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Full text of "Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur"

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Beiträge  zur 
Geschichte  der 
deutschen 
Sprache  und 
Literatur 


Wilhelm  Braune, 
Eduard  Sievers 


o ,  ^  00E8  «OT  aüüUUk 


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BEITRAGE 


ZUR 


GESCHK  HTK  T»FR  ItFCTSCHKN  SPRACHK 

r\I>  LITERATUR 


UKTER    MITWIRKUKU  VON 


HERXAXX  PAUL  TN!)  WILHELM  BKA  IM. 


HKRArsQBGBBEN 


VOK 


XWIfl.  Tl\M».    1.  HFFT. 


HALLE  A.  S. 
MAX  NIEMEYER 

77  78  GR.  8TE1N8TRA8SE 
19(13 


Die  herren  mitarbciter  werden  gebeten,  zu  ihren  niaiiuseripten 
nur  lose  quartblUtter  zu  verwenden,  nur  eine  seile  zu  l)e- 
schreiben  und  einen  lireiten  raud  freiznlaRscn. 


INHALT. 


Tne  miindarf  Von  Pemegrg  in  Kiirnten.    Von  I*.  LessiaK 

Dialog  von  Luther  nnd  der  bot«chaft  au«  der  hölle.  Von  A.  Guet  z« 

Kine  Vadianisohe  tlugschrift.    Von  demselben.    .    .  . 

Zur  relativen  chronoloKie  urffemianisrher  lautgesetze.    Von  N. 
van  Wijk 

Zur  fioheidung  der  kurscen     laute  iui  niittelluM  bdeuttichen.  Von 
'V  K.  Karsten 

MitleUiorhdeutArh  MAem«#t.    \  ou  Mever- 
Nachtrair  (zu  Beitr.  27, 565  ff.).   Von  W.Braune 
Zur  althoolid.  interlinearversion  der  rantira;  suueitia  { lteitr.27,.")<^4 
Von  ,1.  H.Gallee  . 

Zum  Beownlf  (v.  48(.).   Von  ü.  .Sievers  .  . 


1 


HA 
271 


Zur  iiaelirii'ht ! 

Es  wird  jErebeteiu  alle  auf  die  rnlaction  der  'Beiträge'  bezüg*| 
liehen  Zuschriften  und  Sendungen  an  Professor  Dr  V  "^'ievers 
in  Leipzig-Gohlis  (Pölitzstruss«'       zu  richten. 


B£iTKÄGE 

HIB 

GJjiäOiliCÜTE  DER  BEUXbUüM  SPKAGüii; 

UND  LlTfiRATÜK 

UNTER   MITWIttKUNO  VON 
HERMANN  PAUL  UND  WILHELM  BRAUNE 

IIEUAU8G£G£BEN 
▼OK 

EDUARD  SIETEBS. 


HALLE  A.  & 
MAX  NxsMi;yx& 

77/7S  OR.  STEINSnUaSB 

1903 


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INHALT. 


Die  mnndart  von  Pernefirsr  in  KRrnten.   Von  P.  Lessiak  ...  1 

PialoiT  von  Luther  und  der  botschaft  aus»  der  hülle.  Von  A.  Goetze  228 

Eine  Vadianuche  flogachrift.  Von  demselben  236 

Zur  lebtiTeii  dmiiologie  mgemuuilscber  hxLtgemtsB.  Ton  K 

▼anWijk  243 

Znr  Mbeidnng  der  knneu  e-lante  in  mittelhoehdentadien.  Von 

T.E.  Karsten  254 

Mittelhochdeutsch  scīwen.   VonE.  8ie?er8   260 

Kachtrag  (saBeitr.  27,065  ff.)-  Von  W.  Braune   264 

Zur  althoehd.  mterliaearreision  der  Cantica;  mueiffa  (Beitr.27}504}. 

Von  J.H,  GalUe     265 

Znm  Beownlf  (▼.481).  VonE.  Sievera   271 

Die  spräche  des  jungen  Schiller  in  ihrem  verhälmiä  zur  nhd. 

Schriftsprache.  Von  W.  Pf  leider  er   273 

Zorn  reiugebranoh  BudoUs  Ton  Erna.  Von  £.  Zwierxina   .  .  425 

Das  Iweinfragnent  C.  Von  W.  Niemeyer  454 

Die  rhytlunik  des  Hans  Sache.  Von  Chr.  A.  Mayer  457 

Gramniatisches.    Von  W.  vau  Helten  497 

(LH  Z  u  dt-r  auf  schleif-  hez.  stosstoiiiger  ausspräche  der  end- 
silU  ii  li  i-siertcn  auslauttheorie,  s.  497.  —  MII.  Zur  westgerm. 
ap«>-  lii'Z.  ^^akoiie  von  kurzem  vocal  der  eudsiliic,  8.522.  — 
LFV.  Zur  westgerm.  dehnung  von  euusouant  und  halbvocal  ii 


vor  f.  s.  530.  —  LV.  Zur  behandlunir  von  -r  und  im  wfv?t- 
ijernianiscbt'n,  s.  5.'}4.  —  LVI.  Noch  einmal  zur  frui^e  'irab  en 
wcstgeru).  rctlese  von  got.  -ans,  -his,  -uns  des  acc.  p\.  f  \  s.  5^Jn. 
—  LYQ.  Zu  den  altgerm.  endnngen  des  gen.  und  dat  sg.  der 

So 


nraiLT« 


8«tU 


md  «-iMiiuiw  and  ▼erwaatei,  i.  688.  —  LVIIL  Zw  uor 

logischen  apokope  der  endang  im  dat.  sg.  mascnliner  imd 
neutraler  «ubstautiva,  s.  542.  —  LIX.  Zum  westgenn.  -i,  -e 
der  2. 8g.  praet.  ind.,  s.  545.  LX.  Zu  goi.  -au,  -jau,  au.  -a 
eic.  für  die  1.  sjj;.  praes.  und  praet.  upt,  s. 5i<i.  —  liXl.  Zum 
prutolyp  von  t^ut.  -»/u/  tief  1.  pl.  praes.  und  praet.  upt.  und 
verwantes,  8.548.  —  LXTI.  Zum  got,  imperat.  Kwi-dau  ntiau, 
s.  551.  —  LXUL  Zur  entwickdnag  einiger  aitgerm.  Partikeln, 
8.552) 

Znr  althodi deutschen  Utemtur:  1*  Otfrid  «d  Lodowican.  Von 
O.  Ebrismann  570 


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DIE  MUNDART  VON  PERNEGG 
IN  KÄRNTEN.  0 


Die  mondart,  welche  dieser  abhandlnng  zu  gfnmde  liegte 
ist  die  des  sogenaimteii  ^Elotzenwinkels'  {kMgatsnwwkM)  sftd- 
wesUich  von  Feldkirehen  in  EäTnten,  d.  h.  des  dorfes  Pemegg 
und  der  ftbrigen  am  nordabhang  des  vom  Klammbach  (einem 
Zuflüsse  der  Glan)  dnrchflossenen  tales  gelegenen  Ortschaften 
Dolientschig,  Leiten,  Adriach  nnd  St.  Nikolai.  Sie  bilden  nebst 
ein  paar  andern  weilern  die  pfarr-  und  schulgemeinde  St.  Nikolai 
ob  Pernegg  und  sind  mit  den  kirchspielen  Osüiach  und  Glan- 
hofen zu  der  politischen  gemeinde  Ossiach  vereinigt.  Nennens- 
werte untei>.(  liiede  zwisclien  den  mundarten  der  drei  pfarreien 
sind  nicht  vorlianden,  nur  ist  in  den  beiden  letzteren  der  fremde 
eiufluss  in  erheblich  stärkerem  masse  fühlbar.  Der  Verkehrs- 

0  Verzeicliuis  der  wirliti<;stf  n  benutzten  Schriften:  A.  Hauffen, 
Die  deutsche  Sprachinsel  GottäcLee  (i^uelleu  und  foiächuugeu  zur  geäcLicht/e, 
Hterator  und  spräche  OesteEreichs  und  seiner  krotü&nder  3).  Gras  1896.  — 
A.Heii8ler,  Der  alemamüsclie  eonsoDMitismiu  in  der  mnndart  von  Basel* 
Stadt  Stiaisblirg  1888.  ^  Ft.  Kauf  f mann,  Geschichte  der  schwfth.  mnndart 
im  mittelalter  und  in  der  neuzeit.  Strassburg  1890.  —  Job.  Krassnig,  Ver- 
snch  einer  lantlehre  des  oberkärntiscben  dialektes.   Erste  jahresschrift  des 
k.  k.  untcrrealjiniTnTiftsiums  zu  Villach  für  das  Schuljahr  1869/70.  Villach 
187u.  —  J.W.Na},'!.  GrammatischR  analyse  des  niedeWisterreichi^chen  dia- 
lekte»  im  anseliluss  an  den  als  probestück  der  üUersetzniiu^  a])t,'edruckten 
6. gtiüaiig  deä  Koauad.  Wien  188(i.  —  Derselbe,  Das  hohe  A  iu  der  bair.- 
Mtonr.  mnndart  1^  der  sanunlnngr:  I>er  vocaUarnns  der  bair.-tetexr.  maa. 
Uatsfisch  belenchtet  1.  cap,  Wien  1895.  —  J.  Schata,  Die  mnndart  von 
1^  8liasilraigl807.  —  J.Schiepek,  Der  sataban  der  E^erlBnder  mnnd- 
art 1.  Prag  1899.  —  J.  A.  Sch melier,  Die  mundarten  Raiems,  grammatisch 
^•igesteUt.  München  1821.  —  E.Sievers,  Grundzüge  der  phonetik.'  Leipzig 
1901.  —  n.  Stickelbergcr,  Die  deminntiva  in  der  Bemer  ma.  (I'hilo- 
logi-^ohe  Htudien,  festgabe  für  E.Sievers)  181)6.  —  K. Weinhold,  Bairische 

Botnge  tur  gcschkhtc  der  deuttclm  ipracbe.   XXV  Iii.  \ 


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2 


LBBSIAlt 


mittelpunkt  der  ganzen  ungebinig  ist  der  markt  Feldkirchen, 
dessen  idiom,  eine  durch  die  mnndarten  der  nmgegend  etwas 
modiflderte  abart  des  gemelnkümtniscben  stadtdialekls  (ygl. 
dazn  den  anhang),  ^®  banemdialekte  der  nacfabarscliaft  immer 
mehr  zurftekdrängt 

Die  muiidarten  der  im  talboden  zumal  in  unmittelbarer 
nähe  des  iiiaiktes  gfelegenen  orte  baben  schon  ziemlich  viel 
von  ihrer  urspriinglichkeit  eingebtisst,  aber  auch  in  den  berg*- 
diirfcrn  macht  sich  unter  der  jugend  in  immer  höherem  masse 
das  bestreben  geltend.  Aöp.sV  zu  spiechen  ('höfisch'  =  *feiii, 
städtisch,  herrisch',  im  c^egensatze  zu  pmr^§  'bäurisch').  Die 
Pernegfger  selbst  fühlen  sich  bereits  erhaben  über  dsis  j) Inf. it  Ji 
oder  groppirgards,  die  urwüchsigere  ausdrucksweise  der  phifr^ 
d.  h.  der  gcbirpfsbauern  von  der  Görlitzen  oder  aus  der  'l'eichen, 
denen  mau  nachsagt^  dass  sie  mehr  kh^lbrnp  ('bellen')  als  rödnt. 

Im  ganzen  and  grossen  bildet  die  Feldkirchner  gegend 
mit  dem  obersten  Glantal  nnd  der  Östlichen  hälfte  des  Ossiaeber 
seebeckens  bis  znr  bezirksgrenze  ein  ziemlich  einheiUiches 
dialektgebiet^  nur  unbedentend  sind  die  lautlichen  abweichnngmt, 
auch  im  wertschätz  sind  die  nnterschiede  nicht  allzu  gross; 
etwas  stArker  treten  die  Verschiedenheiten  des  tonisehen  accents 
zu  tage.  Im  osten  yerbindet  das  Gbintal  das  Feldkirchner 


grauuuatik.  Üerlin  1867.  —  Derselbe,  Mittüllioclideutücbe  grammatik.' 
Pidarboni  1688.  —  J.  Win teler,  Sie  Kereuer  anuidart  des  eaatoni  Ofauroi 
in  ilma  gnmditlg«!!  dargestellt  Leipng  und  Heidelberg  1876. 

Wörterbücher:  0.  Uutsmanu,  Deutsch- windisches  würterbucb  mit 
einer  «eimnlnng  der  Terdentechtes  windiieken  itemmwOrter.  KlagenAirt  1789. 
•~  Fr.Klnge,  S^ologiachee  wSrterbnch  der  dentMben  ipraehe.*  Stimm' 

bürg  1899.  —  M.  Lexer,  K&mtisches  Wörterbuch.  Liii)rigl8ß2.  —  J.  A. 
Schmeller,  Baierisches  Wörterbuch,"  bearb.  von  G.  K.  Fronimann.  München 
1872— 1S77.  —  Desselben  sogff'nanntes  rimbriwhes  Wörterbuch,  das  ist 
deutsches  idiotilion  der  VII  und  Xlil  coinniuni  in  den  renetianischen  Alpen. 
Herg.  von  J.  Bergmann.  "Wien  1855.  —  Schweizerisches  idiotikon. 
Worterbuch  der  sehweiserdeutschen  spräche.  Herg.  Ton  Fr.  Staub,  L.  Tobler 
ete.  Franenfeld  1881 S,  —  Ant.  Ueberf  eider,  KBntneriiehoe  Idiotikon, 
herg.T0n8.1LHajer.  Elagenfnrtl862. 

Arbeiten,  denen  ich  einzelheiten  entnommen  habe,  sind  an  der  betr. 
gtelle  aageflUirt  Die  benntinng  der  gewObnlicben  germaniiiftiwJien  Ulli- 
mittelf  wie  der  giinunatiken  Ton  Panl,  Bmnne^  WUmanne,  aetie  ich  etUl> 
Bohweigend  Torans. 


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MiniDABT  von  PERNBOO. 


mit  dem  St.  Veiter  liecken,  es  feblt  daher  nach  dieser  ricbtung 
eine  natürliche  gi'enze,  wie  denn  auch  eine  schroffe  dialekt- 
scfaeide.  Im  sfidosten  bilden  etwa  die  pfarren  Badweg  und 
Klein-St  Veit  die  grenze  gegen  die  von  der  Klagenfurter  Stadt- 
Sprache  ungemein  stark  beeinflussten  dialekte  des  WOUnltz- 
tales.  Mne  scharfe  grenzlinie  besteht  eigentlich  nnr  im  norden 
(nordosten,  nordwesten)  gegen  die  mundarten  des  oberen  Gurk- 
tales (a/ga-Mnie,  von  der  Gnesau  westlich  zugleich  ö;V;-linie, 
vgl.  dazu  die  i;§  58.  71).  Sie  fällt  mit  der  Wasserscheide  zwischen 
der  Gurk  und  Glan  zusammen.  Die  grenzgemeinden  sind  Steuer- 
berg und  llimmelberg.  Die  westgrenze  bilden  die  nordöstlichen 
auslaufe!-  der  Görlitzen  bis  zu  ihrem  gipfel,  von  da  etwa  die 
bezilk^liaup^iilannschaftsgTenze  bis  zui*  spraciigieuze  (grenz- 
gemeinden  Steindori  und  Ossiacb;  im  untern  teile  äu/äu^-liniey 
vgl.    ♦iS.  anm.). 

Im  Süden  liegt  slowenisches  bez.  gemischtsprachiges  ge- 
biet. Die  utraquistischen  grenzgemeinden  sind  Köstenberg  und 
Techelsbeig.  Der  ^Klotzenwinkel'  liegt  demnach  unmittelbar 
an  der  Sprachgrenze  (über  deren  verlauf  gibt  ziemlich  richtige 
auskunft  Leser,  einl.  zum  Kämt  wb.  s.  zvi).  Das  nächstliegende 
windisdie  dorf  Laas  ist  nnr  dne  starke  halbe  stunde  von  Per- 
negg  entfernt.  Doch  ist  der  verkehr  nach  dieser  seite  hin  wenig 
rege.  Die  zahl  der  diesseits  der  Sprachgrenze  ansässigen  Slo- 
wenen ist  äusserst  gering.  Zweisprachigkeit  ist  anf  deutscher 
Seite  verhältnismässig  sehr  selten,  scheint  aber  frflher,  so  lange 
noch  der  sog.  Wechsel,  d.h.  der  gegenseitige  anstausch  deutscher 
nnd  windischer  kinder  bestand,  häuiiger  gewesen  zu  sein.  Dass 
wir  uns  in  unserer  gegend  auf  ursprünglich  fremdsprachigem 
boden  befinden,  daran  erinnern  uns  zahlreiche  orts-  und  flur- 
nameu,  sowie  eine  anzahl  haus-  und  iamilieDnaraen  slawischen 
Ursprungs.  Vgl,  die  Ortsnamen  Pemegg,  m&.pemc,  ui  kundüch 
(1290)  PArnik,  wind,  pgrnitse  (zu  pomo  offen,  frei  gelegen); 
Dülientschig,  ma.  dol4antäe  {ddlqtintse'),  wind.  doli9nts9täe:  Del- 
lach, nia.  ikohx,  wind,  dudle  (bez.  loc.  *dol('x,\  beide  zu  dol  tal; 
flumamen,  z.  b.  kuDinutfs,  Äarwt'fen;  hausTK^men,  wie  fwi{d)lits, 
irrüne,  pnicdsnr  (ne  =  *nil')  U.a.m.  Es  iüt  mir  bisher  nicht 
gelungen,  auch  nur  den  geringsten  anhaltspunkt  zu  gewinnen, 
um  bestimmen  zu  können,  wann  der  germanisierungsprocess  in 
unserer  gegend  seinen  abschlnss  errdchte.  £8  ist  dies  äber- 

1* 


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4 


haapt  €SBe  leiir  sdivim^  asi^mbe  iwiam.  «k  vir,  vie  ms 
crtsnaan  «ad  m^ndtn  SrlufB.  in  KircL»  fir  die  mt  Tom 
8.  jfa,  angefufn  nd  —  mm  Idl  vaiigsia»  —  woA  bis  spit 
ins  aittdiher  kinem  can  noaukanigts  dwclii  fiaadgi  ufobnen 
der  beiden  ToIksstiBUDe.  sovol  fir  den  dettscten  als  vndiMlie» 
laadestefl.  aamebmen  liaben.  aatiriitk  Bit  proeentmässig 
j'tärkerer  bez.  sch^ä/^Lrrrr  vcnnriniiir  de?  einen  <.>c-v  and^rt'ü 
volkstams.  E;>;  Lii^L:-Di  d:^  miDdcrLt-ii  ^ci^ri^r.ü^  äüig-c-Mgt^n 
war,  kann  voa  eiLrr  it-rtt-n  sj^m.ligneiiz«'  die  rede  sein:  eine 
eigentliche  Verschiebung  dersMrlbca  hki  ifi  grüeserera  massstabe 
kaum  stattgefondeiL 

Leider  ist  e?^  mir  vorläon^  nicht  möglich  gewesen,  die 
uikund»  p.  des  ehemaligen  kio^ierg  Ossia^h,  die  einzis^n  schrift- 
lichcQ  altertämer  aas  «nserer  gegoid  (das  Frldkirchner 
nrkimdeimiaterial  ist  tot  ein  paar  jähren  aal  ritaeUiafte  weise 
TerschwoDden)  dner  genaaerai  prifan;  za  nntenidien.  leb 
babe  dagt^gen  m  besununang  der  ai^vlngücben  aasspraeb- 
verbXltiiiSBe  binfig  die  laatsabstitation  in  kbnwfirtem  beran- 
gezogen  and  mass  daber  einige  daraaf  beziglidie  beaieriningen 
yoraasscbickea. 

Die  berObning  der  beidai  töQew  konnte  natürlidi  nicbt 
ohne  einfluss  auf  ihre  spräche  bleiben.  Eine  ansserordentlich 
starke  cmwirkuiii:  von  seiten  de^  vit-nt-^rhen  erfuhr  das  win- 
dische (ich  r+^brauclie  dieseu  au^di  n  k  ioviau  der  kürze  halber 
für  die  skv\\yin- -lien  mnndarten  Kärntt  ns,  obwol  er  ja  eigent- 
lich •-luWcnLch*  iiü  allgemt-ineii  bt-zeiciin^T .  im  <rtigensatz  zu 
slowenisch,  worunter  ich  sj.r.  it  II  die  krainistlie  Schriftsprache 
verstehe)  vor  allem  in  bezug  auf  den  wertschätz,  aber  auch 
die  Syntax  and  laatent\^ickluug.  Es  ist  durchaus  nicht  über- 
trieben, wenn  man  behauptet,  dass  sich  im  windischen  fast 
ganze  salze  aus  deutschen  fiemdwörterD  bilden  lassen  (ein 
cbaiakteristiscbes  beispiel  für  die  starke  spracbmiscbniig  ist 
anter  anderem  die  naehbUdnng  der  tieanbaren  yerbalcomposita» 
entweder  mit  unmittelbarer  entlehnang  oder  wenigstens  ge- 
nauer fibersetznng  der  parttkeL  Vgl  am-,  hok-,  nOx-,  isu»-,  Ukff- 
jfiÜ  an-,  weg-,  nach-,  zu-,  losgehen;  i§i  iotj  an,  nOx  er  gieng 
nicht  an,  nach  u.s.w.). 

Was  die  zeit  der  eutlehuimg  aus  dem  deutschen  anbetrifft, 
so  lassen  sich  etwa  zwei  hauptperioden  unterscheiden:  dei*  einen 


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MUHDAST  VON  PEBNEOO. 


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grossen  gruppe  von  fremdwörtern  liegt  der  nilul.  lautstand 
zu  gnmde.  die  zweite  spiegelt  im  all^eiiieiiieii  die  modernen 
lautverlialtiiisse  der  deutschen  grenzmundarten  wider.  Icli  stelle 
sie  als  'ältere'  und  'jüngere'  einander  gegenüber.  (-Jelegent- 
lirh  wird  es  notwendig  sein,  eine  zwiscliengnippe  einzuschieben 
('entlehnungen  der  Übergangsperiode'),  zumal  mit  rücksicht  auf 
die  entwicklnng  der  diphthonge. 

Umgekehrt  ist  der  einüuss  des  windischen  auf  das  deutsche, 
Tor  allem  was  den  eigentlichen  Sprachschatz  anbelangt,  ein 
auffallend  geringer.  Eine  entschftdignng  fflr  diesen  'mangeP 
bieten  die  zahlreichen  Ortsnamen  slowenischer  herkonft:  frei- 
lich nicht  die  beste,  denn  nicht  in  allen  f ftUen  lässt  sich  die 
gnmdform  mit  bestimmtheit  feststellen.  Ich  habe,  nm  sicher 
zn  fahren,  Tor  allem  nur  solche  Ortsnamen  zum  yergleiche 
herangezogen,  deren  windische  form  bei  den  angrenzenden 
Slowenen  noch  in  Verwendung  steht,  oder  sich  ziiin  mindesten 
mit  einiger  gewisheit  aus  der  älteren  gestalt  in  den  Urkunden 
erschli^^.-ei)  lässt.  In  einzelnen  fällen  \m\  i<  h,  um  die  zahl 
der  beispiele  zu  vtriurlnen.  Uber  das  beschränkte  ^ebiei  meiner 
mnndart  hinausgegangen,  es  gelten  ja  doch  im  wesentlichen 
auch  tür  die  nachbarmundarten  dieselben  substitutionserschei- 
nungen.  Auch  die  deutschen  ortsbezeichnungen  im  slowenischen 
grenzgebiet  habe  ich  hier  und  da  herangezogen,  vor  allem 
deshalb,  weil  sie  in  folge  ihrer  teilweise  erst  später  erfblgten 
dndentschnng  gewissermassen  als  Vertreter  einer  moderneren 
gruppe  von  entlehnnngen  dienen  kdnnen.  Zn  meinem  bedanem 
mnss  ich  übrigens  gestehen,  dass  es  mit  einer  anf  wissenschaft- 
licher gmndlage  beruhenden  ortsnamenforschnng  in  Kärnten 
recht  schlecht  bestellt  ist,  deren  ergebnisse  ich  im  weiteren 
umfange  hätte  benützen  können.  Amtliche  Verzeichnisse  wie 
da.s  ortsrepertorium  und  die  älteren  aullagen  des  diücesan- 
schematismus  mussten  wegen  ihrer  zahlreichen  irrtünier  und 
rrei  adezu  ix-wussten  fälschungen  (falscher  reconstructionen  von 
üitsnamen  slow,  ui-spruiigs)  beiseiit-  «gelassen  werden.  Ich  be- 
schränkte mich  daher,  so  weit  es  angieng,  auf  selbstgehörte 
namensformen:  das  nämliche  gilt  übrigens  in  bezng  auf  das 
windische  wortmaterial.  Wo  schriftliche  quellen  benutzt 
worden,  ist  dies  stets  ausdrücklich  bemerkt. 

Bei  den  übrigen,  speciell  romanischen,  fremdwörtern  kommt 


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6 


LESSIAK 


ausser  der  zeitlichen  Unterscheidung  noch  der  nnterschied 
zw'ischen  mittelbarer  und  uinn ittelbarer  entlehnung  in  be- 
tr;i(]it  Unter  'unmittelbaren'  entlehnungen  verstehe  ich 
solche,  die  nicht  auf  dem  umweire  durch  die  schrift-  (gelehrten-) 
spräche  oder  fernstehende  dialekie  in  unsere  nia.  gediuiigen 
sind,  sondern  direct,  durch  mündlichen  verkehr,  aus  dem  be- 
nachbarten italienischen  (friaulischen)  übernommen  wurden 
(znm  teil  natürlich  durch  vermittlang  der  engyerwanteu  grenz- 
mimdarten). 

Anm.  Einen  kleinen  brachteil  des  wortBchaties  hat  die  mn.  der 
spncbe  der  sogenannten  Hirtslr  (m  mhd.  gt^sen  noiheieehweif en),  dner  in 
aoMterben  begriffenes,  modernen  iilmrt  «ler  niitteklterlidien  l»ftMiMif,  a]>- 

geborgt.  Diese  leute  ^»hnt  (wandern)  fast  während  <\es  ganzen  jalircs  im 
lande  hemm  niitsammt  ihren  mühi  (weibern)  und  sratsn  (kindcni).  indem 
sie  klempuerarbeiton  be»orq:en.  mit  ripmenzeug  handeln  (nwi/i/rn),  sich 
nebenbei  über  auch  aufs  dr/m  (heliclu)  uud  gelegentlich  sogar  aufs  mifn^ 
itlwrn  oder  füHn  (»tibitzeu)  verlegen.  Ea  ist  zu  bemerken,  dass  es  fast 
dorehweg  eiiiheiniNbe  familien  lind;  ihr  rotwdeeb  zeigt  kintneriedi« 
UmtgelHing. 

Die  muiidarten  des  herzogtums  Kärnten  gehören  sämmt- 
lich  der  bair.-österi-eichischen  dialektgrnppe  an.  Das  cliarak- 
teristische  merkmal,  das  die  mehrzahl  dei*selben  unter  einander 
zu  einer  grösseren  einheit  verbindet,  besteht  darin,  da^s  alle 
ursprünglichen  fortes  von  sonorconsonanten  und  reibeiauten  in- 
lautend zwischen  sonoren  mit  einfachen  knes  zusammengefallen 
sind.  Ausgenommen  sind  davon  nur  einzelne  dialekte  des  Ober- 
landes und  randdialekte,  zumal  das  lesachtalerische,  das  auch 
sonst  eine  weit  grössere  fibereinstinimnng  ndt  dem  osttiroU- 
sdien  aufweist^  als  mit  der  hanptmasse  der  übrigen  Eftmtner 
mnndarten. 

Im  allgemeinen  steht  das  k&rntnerische  den  mnndArten 
Tirols  nfther  als  denen  Althaiems  nnd  der  nördlichen  kron- 

länder  (Salzburg,  Oesterreich  ob  und  nid  der  Enns).   Man  wird 

übrigens  gut  daran  tun.  das  bair.-österr.  dialektgebiet  über- 
haupt in  zwei  hauptgiuppen,  etwa  'nord-'  und  'südbajuwarisch' 
zu  trennen.  Auf  dies«  weise  würden  sich  die  zahlreichen 
misversläuduisse.  die  auf  verallgemeiuerung  nordbajuwarischer 
eigeutttmlichkeiien  beinlien,  bald  klären.  Eine  genauere  ab- 
greuzung  besondei*s  mit  rücksicht  auf  die  steirischen  mnnd- 
arten ist  mir  vorderhand  nicht  möglich.  Ich  möchte  zur  recht- 


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MÜNDABT  VON  FEiiNBOG. 


1 


lertignng  des  gesagten  nur  auf  emige  der  mehtigsten  imteiN 
schiede  anfinerksam  machen: 

1)  Der  Süden  hat  im  gegensatz  zum  norden  altes  4  und  ö 
diphthougieri  (^üdl.  ca,  pa,  nördl.  c,  p). 

2)  l  und  r  bleiben  dort  im  allgemeinen  unverändert,  in 
den  meisten  nördlichen  mundarten  d anregen  hat  sich  l  nach 
vocalen  zu  einem  vocalischen,  j(-ähnlichen  laut  entwickelt  (vgl 
Nagls  ü,  l  als  yocalfärber,  Eoanad,  einL  §  29  f.),  während  r 
poatvocaliscli  vor  consonanten  und  im  wortanslaut  fast  durch- 
gehends  zu  9  geworden  ist  (daher  konnte  ach  hier  r  als  ^hiatus* 
trenner*  entwickeln^  TgL  Boanad  y.  77,  a  73  f.). 

3)  (West-)germ.  und  k,  soweit  dieses  nicht  zur  spirans 
Terschoben  wurde,  erscheint  im  sfidbajuwarischea  in  aJIen 
Stellungen  als  affiicata  bez.  aspirata,  in  den  nordbajnwarischen 
ma.  ist  es  nur  anlautend  yor  yocalen  als  lih  'erhalten'. 

4)  t  (=  germ.  ist  im  Süden  fast  durchgehends  von  d 
(==  germ.  ]>)  unterschieden,  im  norden  ist  es  im  aniaui  und  nach 
länge  ziemlich  allgemein  mit  diesem  zusammengefallen. 

5)  Der  norden  scli«  idet  (zum  teil?)  im  anlaut  b  und  p  (vgl, 
Nagl  bruadä  bruder,  hua  bub  —  pröuw  probe,  pedä  Peter),  der 
Süden  kennt  hier  nur  p. 

6)  Den  südlichen  ma.  fehlen  vor  allem  die  sogenannten 
'enderweichungen'  bez,  * -Verstärkungen',  ^vie  sie  das  nordbaju- 
warische  aufweist  (z.  b.  sg.  hdug,  pL  beik  bock  —  böcke^  ygl 
Boanad,  gramm.  §  11  It,  s.  442), 

Irgendwelche  abhandlung  Aber  die  Pemegger  mundart  ist 
bisher  nicht  erschienen.  Der  Wortschatz  der  Feldkirchner 
gegend  liegt  teilweise  zu  gründe  dem  Eftmtnerischen  idiotikott 

von  A.  Ueberfelder,  Klagenfurt  1862.  Einzelne,  aber  vielfach 
unrichtige  angaben  über  die  Glantaler  dialekte  finden  sich  in 
M.  Lexers  Kärntischem  wb.  Der  kurze  anfsatz  J.  Krassnigs : 
Versuch  einer  lautlehre  des  ob(  i  kämtisi  h«  n  dialektes.  Yillach 
1870  Cenrmnasialprogramm),  enthalt  einzige  zusammen- 
hängeiKif'  l)earbeitung  eines  Kärntner  dialektes. 

Hinsichtlich  der  transscription  habe  ich  mich  im  all- 
gemeinen an  J.  Schatz  (Die  mundart  von  Imst,  Strassburg  1897) 
aiigeschlcsaen,^  dem  ich  überhaupt  in  der  anordnung  des  Stoffes 

ÜJU  Mtae  iflh  aus  t^ypogn^hiacheu  gründeu  v  und  «  f&r  q  and 


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s 


LESSIAK 


§1 


etc.  vielfädi  gefolgt  bin.  Auf  den  bftofigen  parallelismns  ein- 
zelner lauterscheinungen  der  Perneofger  und  Imster  ma.  ver- 
weise icli  gleicli  an  dieiser  stelle,  um  mir  die  beständigen  hin- 
weise zu  ersparen. 

Zu  wärmstem  danke  fühle  ich  mich  den  herren  liofrat  i>rof. 
dr.  Ixicliard  Heinzel  und  prof.  dr.  C.  Kraus  verpflichtet,  die  die 
anregung  zu  dieser  arbeit  gegeben  haben  und  durch  deren 
befürwortuiig  mir  von  Seiten  des  hohen  k.  k.  ministeriums  für 
cultus  und  Unterricht  die  zu  einer  ausbildung  auf  dem  gebiete 
der  phonetik  nötige  Unterstützung  zu  teil  \\iirde,  sowie  herm 
prof.  dr.  Eduard  Sievers,  der  mit  liebevoller  teilnähme  während 
der  zwei  semester  meines  Leipziger  aufenthaltes  die  arbeit 
f örderte,  dem  ich  anfschlflsse  Uber  eine  reibe  wichtiger  fragen, 
wertvolle  winke  und  die  ansbfldimg  meines  Wissens  in  pbonettcis 
verdanke.  Aach  den  herren  professoren  M.  H.  Jellinek  and 
B,  Mncb  sei  bier  fttr  die  viel^  anskünfte,  die  sie  mir  erteilt 
haben,  der  berzUcbste  dank  ausgesprochen. 

Lautlehre, 

1.  Teil: 

Lautphysiologisches. 

A.  AUgemeinOB. 

§  1- 

Beim  gewöhnlichen,  ruhigen  atmen  liegt  der  Vorderteil  der 
zunge  in  ziemlich  wagrechter  läge  eingebettet  zwischen  den 
zahnen  des  Unterkiefers,  an  den  seitenrändem  gegen  diese  hin 
etwas  abgewdlbt  Die  hauptmasse  der  zunge  concentriert  sich, 
mehr  nach  hinten,  die  Zungenspitze  berührt  noch  den  unteren 
rand  der  unteren  yorderzähne.  Das  gaumensegel  hftngt  Schlatt 
herab,  die  bdden  zahureihen,  sowie  die  Uppen  sind  einander 
bis  auf  einen  geringen  spalt  genähert.  Die  articulation  der 
zunge  sowol  wie  des  kehlkopfs  kann  man  nicht  als  besonders 
kräfiig  bezeichnen.  In  dieser  hinsieht  wie  besonders  in  be/Aig- 
auf  die  fast  passive  lii)pentäti^keit  steht  unsere  mundart  in 
starkem  gegensatze  zu  der  enerLn'sclieren  ;u  licuhitionsweise  der 
windisclien  nachbardialpkte.  die  >idi  auch  diin  li  eiiirii  höheren 
kehlkopfätand  und  durch  einen  heileren,  mehr  palataien  laut- 


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§8 


HUNDABT  VON  PERNEGO. 


9 


Charakter  von  ihr  unterscheiden.!)  Die  nasalieriiiip:  ist  sehr 
schwach  (vgl.  §  22).   Das  Sprechtempo  ist  laugsam,  bedächtig. 

B.  Die  einsellante. 

§  2.  Einlache  vocale. 
a)  Vordere: 

Die  zungenmssse  wird  nach  yome  geschoben.  Das 

zungeiiblatt  stemmt  sich  gegen  die  unteren  Schneidezähne,  der 
rücken  articulieit  «reßren  den  vorderen  harten  gaumen.  Die 
spannunjfr  erreicht  eine  mittlere  iutensität.  Die  Unterlippe  wird 
etwiiö  gesenkt  und  ein  wenig  gegen  die  unlerzähne  hinjrezogen, 
die  mnnth\  iiikel  offnen  sich  «■■ur/.  oline  sich  indes  seitwärts  zu 
bewegen.   Der  kieferwinkel  ist  liier  am  kleini^ten. 

^  erhalten  wir,  wenn  wir  die  zunge  von  der  Stellung 
ein  wenig  nach  unten  und  rückwärts  bewegen.  Die  lippen 
articolieren  in  der  vorhin  angedeuteten  richtung.  Die  Span- 
nung der  articulationsorgane  ist  äusserst  schwach.  Die  klang- 
farbe  ist  die  eines  sehr  geschlossenen  e  (e*  kommt  nur  in  neben- 
toniger sUhe  als  Vertreter  eines  urspr.  t  vor). 

ö.  Der  kieferwinkel  ist  grösser  als  beim  e,  die  Spannung 
der  znno'e  sehr  intensiv.  Die  numdTsnnkel  siiul  halb  g:esclilossen, 
die  lippen oü'uung  nimmt  eine  etwas  ovale  gestalt  an,  wir  haben 
ei»  mit  sthwadien  ansätzen  zur  rundung  zu  tnn.  [In  der  ge- 
bildeten Umgangssprache  Kärntens  und  wol  auch  darüber  hinaus 
ist  es  der  regelmässige  substitutionslant  für  schnMeutsches 
(bühnendeuts(  hes)  ö,  mit  dem  es  aber  keüieswegs  verwechselt 
werden  darf.] 

€•  Die  läge  der  zunge  ist  tiefer  als  beim  ö,  die  Spannung 
geringer.  Die  Unterlippe  nimmt  fast  dieselbe  Stellung  ein  wie 
beim  i,  nur  fehlt  hier  die'  bewegung  gegen  die  unterzähne. 

"Während  beim  i  und  ö  ein  merkbarer  unterschied  zwischen 
küi"ze  und  länge  nicht  besteht,  ist  er  hier  deutlich  lalilbar. 
Die  länge  t  nähert  sich  der  klangfarbe  nach  einem  mittleren  e, 

I)  Trotxden  encbeint  die  deutsche  Sprechweise  viel  'hirter',  'kräf- 
tiger*. Dies  bemkt  aber  auf  dem  gewaltigen  gegensats  in  der  accentuierang. 
Daa  windische  bat  kemea  aiugeprigten  dynamischen  wort*  ond  satsaccenty 
wol  aller  einen  stark  entwickelten  mnsikaliseiien  accent;  es  'singt',  wie  man 
XII  sagen  pAegL 


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10 


liBflfllAK 


§3 


die  weniger  gespannte  kürze  hat  einen  ziemlich  ansgeprftgt 
offenen  Charakter. 

b)  Hintere: 

a  entspricht  dem  hellen  italienischen  a.  Die  grtae  der 
Hppenöffnnng  nnd  des  kieferwinkels  ist  hier  am  hedentendsten. 
Die  vorderzfthne  stehen  dnrchschnittlich  etwas  fiher  1  cnt  von 
einander  entfernt  Die  zunge  bildet  eine  kanm  merkbare  Wöl- 
bung nach  dem  weichen  gaumen  hin. 

steht  seiner  klaiigfarbe  nach  dem  o  näher  als  dem  a 
(mittleres  o).  Die  zunge  Adrd  stark  zurückgezogen,  ihre  wr>l- 
buug  ist  intensiver  als  beim  a.  Die  Öffnung  der  lippen  hat 
ungefähr  dieselbe  form  wie  beim  ö,  ist  aber  bedeutend  kleiner. 

Om  Die  znnge  articnliert  so  ziemlich  gegen  denselben  teil 
des  yelnms  wie  beim  g,  nur  ist  die  engenbildnng  eine  stärkere. 
Die  Spannung  ist  grösser  als  bei  irgend  einem  anderen  TOcaL 
Die  lippenöffnnng  ist  geringer  als  beim  g,  man  merkt  im  ver- 
lauf der  articnlation  eine  leise  bewegung  der  lippen  nach  vom. 
Das  0  hat  einen  sehr  {geschlossenen  Charakter. 

tu  Beim  ühergang  von  o  zu  «  bewegt  sich  die  zunge 
nach  üben  und  zugleich  etwas  nach  vorwärts.  Die  lippen- 
öffnung  ist  ausserordentlich  klein,  aber  im  gegensatz  zu  o 
nicht  oval,  sondern  mehr  spaltförmig;  sie  hat  eine  grosse  ähn- 
lichkeit  mit  der  des  w  (s.  unten).  Vorstülpung  kommt  nicht 
vor.  In  folge  der  schwachen  beteiligang  der  lippen  hat  das  u 
trotz  der  betrachtlichen  spannnng  der  znnge  einen  mehr 
offenen  klang. 

Eflrzen  nnd  längen  unterscheide  sich  bd  den  letzt- 
genannten vocalen  nicht 

9»  Yocal  der  indifferenzlage.  Vor  h  (x)  nnd  »  nähert  es 
sich  stark  dem  o. 

§  3.  Diphthonge, 
a)  Sog.  vneclitek 
i^M  i  unterscheidet  sich  hier  nicht  vom  isolierten  i  Die 
zunge  bewegt  sich  allmählich  nach  unten  und  rftckwärts  bis 

fast  in  die  ruhelage.  Die  Unterlippe  vollführt  dabei  eine  mini- 
male üeiikuiig. 

ea,  q  hat  die  klang-farbe  eines  sehr  offenen  c  (d),  die 
muudoiiuung  erreicht  beinahe  dieselbe  grosse  wie  beim  o.  Die 


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lfüHDA£T  VON  PEBNSGQ. 


11 


Mdeii  coBponentai  stehen  einander  nemlidi  nahe.  Im  Ter- 

lanf  der  bewegnng  werden  die  mnndwinkel  etwas  sdtwftrts 

grezoiren,  die  zunge  senkt  sich,  erreicht  jedoch  nicht  die  a-stel- 
luüg.    Zu  t  >  v£rl.  24. 

1  Vr  tiiphihong  setzt  mit  eiDeiii  sehr  oueiieii  ein,  das 
sich  von  dem  fresoblosseneren  o  in  isolierter  Stellung  beträcht- 
ii<  h  uiitei-scheidet.  Die  Senkung  des  zungenkörpei"S  ist  grösser, 
die  lippenöffnong  hält  so  ziemlich  die  mitte  zwischen  der  des 

0  und  e.  Gegen  das  ende  hin  vergrösseit  sie  sich  sowol  in 
Terticaler  als  in  seitlicher  richtun<r.  Die  snnge  wird  über  die 
o-steUnng  hinaus  nach  vom  geschoben  und  gesenkt 

IM»  Der  gnd  der  spannnng  ist  etwas  geringer  als  beim 
isolierten  u.  Die  znnge  bewegt  sich  in  der  beim  ga  angedeu- 
teten richtnng,  bleibt  jedoch  In  höherer  läge  und  gelangt 
welter  nach  vorwirts.  Die  tippen  machen  dabei  eine  schwache 
bewegnng  nach  unten. 

b)  Sog.  echte  dipbtlionge. 

€tL  Der  erste  component  ist  ein  überoffenes  ä,  die  hori- 
zontallage  der  znnge  ist  höher  als  beim  o,  die  lippenöffnung 
gning^.  Vom  ä  gleitet  die  znnge  in  die  «^Stellung  hinüber; 
die  richtige  transacription  wftre  demnach  <Be,  aus  praktischen 
gründen  habe  ich  aber  daron  abgesehen,  mich  von  dem  her« 
gebrachten  worthlld  allzn  weit  zu  entfernen. 

atim  Das  a  wird  etwas  weiter  rückwärts  gebildet,  die 
lippenöffnung  Ist  kleiner.  D»  i  Klangfarbe  nach  neigt  es  gaii/. 
wenig  nach  ä  hin.  I  >en  eudpunkt  der  bewegung  bildet  ein 
sehr  weites  m,  mit  der  tür  (isoL)  u  charakteristischen  lippen- 
Stellung. 

ai  geschlossenem  o  -f  /.  Das  o  wird  unter  besonders 
staiker  Spannung  der  lippen  p-^bildet.  Ihre  offnung  gleicht 
der  beim  «.  Die  klaniri  ube  schwankt  ein  klein  wenig  nach 
M  hin.    Die  zungenarticulation  entspricht  der  des  isol.  o.  Das 

1  wird  weiter  rückwärts  gebildet  als  sonst  und  ist  etwas  ge- 
spannter. Da  sich  die  lippenstellung  w&hrend  des  Verlaufs  nur 
sehr  wenig  ändert,  bekommt  es  eine  etwas  //>fthnliche  f&rbnng. 

ui  kommt  nur  in  ein  paar  interjectionen  vor,  z.  b.  pfui, 
im,  hui.  Die  mndnng  des  ti  ist  hier  st&rker,  das  t  entspricht 
80  ziemlich  dem  isol.  t. 


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12 


LE68IAK 


§4 


§  4.  i>onorcoQsouaQteiL 
a)  HalbTocftle. 

i.  Ich  fasse  unter  diesem  zeichen  die  pftlatalvocale  in 

unsilbischer  function  zusammen.  Die  klan^arbe  schwankt  un- 
gefähr zwischen  halboffenem  /  und  i^esclilossiiiem  e.  Vor  u 
neigt  sie  gegen  (ii^injh.i  jniitr),  vor  den  übrigen  velaiTocalen 
klingt  der  halbvoi  al  w'w  ü  {nokhl  Jakob),  vor  ö  wie  weites  i 
ijö^^f^  Jesus).  v(»r  /  wie  mittlrre-«  i  (ijmjr  jünger),  vor  e  etwa 
wie  e  (Vgl.  <;(f/r  Jäger,  als  sehieibname). 

^  kommt  nur  im  anlaut  nebentoniger  silben  vor  als  zweiter 
component  eines  urspr.  zwielauta,  z.  b.  mä  ur  maaer.  Die 
klangfarbe  ist  offener  als  die  des  ii,  die  lippenöffnung  weiter, 
die  zongenarticulation  weniger  energisch  (über  den  ftbeigang 
ZQ  IT  in  den  angrenzenden  ma.  Tgl.  §  68,  anm.). 

ti*  hat  ganz  die  von  Schatz  (Imster  ma^  §  10)  beschriebene 
articttlation.  Die  einheitliche  oder  doppelseitige  bildnngsweise 

hängt  von  der  beschaff enbeit  der  lippenbildnng  der  einzelnen 
pei"sonen  ab,  d.  h.  von  der  mein*  oder  minder  convexeu  form 
der  Oberlippe  (vgl.  8ievers,  J  huuetik^  §^24).  Ein  reibungs- 
geräusch  fehlt,  daher  der  sonore  Charakter. 

b)  Liquida«. 

I  ist  alveolar.  Die  znnge  wird  ziemlidi  stark  znrftck- 
gezogen,  daher  der  etwas  gnttnrale  klang  des  /,  besonders  in 
der  nachbarschaft  dunkler  Tocale.  Nach  l;  g  findet  zongen- 
verschlnss  am  harten  gaumen  statt,  nach  f,  a  ist  I  postde&taL 
Neben  doppelseitigen  hitrt  man  nicht  selten  einseitig  gebildete  l 

r.  Der  r-laut  ist  (wenigstens  bei  einem  teil  der  älteren 
scliielit  der  bevölkerung)  vor  labialen  und  irutiuialen  ungerollter 
znn<rpnlant.  Der  znngtiii  iu  keii  wird  eelniben,  dei-  vonlere  teil 
8iark  löftelartig  ausgebreitet.  Der  zuimt  usanm  wird  von  unten 
seliwaeh  an  die  (i])rrpn  baekeiiz^hne  angedrückt.  Die  spitze 
ist  aufgebogen  und  articuliert  gegen  die  alveolen.  Dadurch, 
dass  sie  häufig  recht  nahe  an  diese  herangebracht  wird  und 
der  vei-scbluss  an  den  backenzähnen  weniger  energisch  erfolgt, 
bekommt  «las  /  leicht  eine  ^artige  förbong  (im  nördlichen  teil 
der  Feldkirchner  gegend,  wo  das  zungen-r  unter  den  erwähnten 
bedingnngen  noch  ziemlich  allgemein  verbreitet  ist,  hdrte  ich 


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§5 


KDHDABT  YOH  PBBNBGO. 


13 


kinder  bisweflen  in  der  tat  reines  I  dafür  sprechen).  In  anderen 
ftUen,  von  der  jngend  zumeist  ancb  vor  labialen  nnd  gattu- 
raJen,  wird  Uat  dnrchgebends  ungeroUtes  zftpfchen-r  gesprochen 
(ganz  ansnafamsweise  bedienen  sich  manche  individnen  nur  des 

zungen-r).   Das  Zäpfchen -r  hat  stark  kratzenden  Charakter, 

so  dass  es  oft  einem  sehr  iialie  kommt,  ziiiiial  iu  der  Ver- 
bindung -erer  {hmtri!:  bez.  hudtors  für  hu  ttrr  'liiiterer',  d.i.  hut- 
inacher).  Tcli  untersclieide  die  beiden  (iiialitäteii  graphisch 
durch  (zungeii-/)  und  r  (zäpfchen-r).  Kelilkoi)f-r  hört  man 
üft^r  nach  dunklen  vocalen  vor  /,  z.h.  kh^ii  Karl,  auslautend 
und  silbenbildend  in  der  endung  -er,  z.  b.  f<}tf  vater.  Ist  das 
knan-geräusch  sehr  schwach,  so  nähern  sich  diese  auslautenden 
r  stark  einem  a(9)-ähnlichen  yocal,  ohne  jedorh  ihren  selbstän- 
digen, von  diesem  verschiedenen  Charakter  aufzugeben. 

c)  Nasftle. 

ni  ist  bilabial,  n  schwankt  zwischen  postdentaler  und 
alveolarer  articulation,  die  letztere  herscht  stets  vor  und  nach 
l  (in  der  auslautenden  Verbindung  In  hört  man  nicht  selten 
einen  schwachen  d-ähnlichen  übergangslaut  Idn.  Dies  erklärt 
sich  daraus,  dass  die  nasenklappe  erst  geöffnet  wird,  nachdem 
der  seitliche  zungenverschluss  bereits  vollzogen  ist.  Das  n 
ist  hier  von  sehr  kurzer  daner).  In  Verbindung  mit  f  «st  der 
mnndverschluss  ein  doppelter:  zum  verschluss  durch  die  zunge 
kommt  die  anpressung  der  Unterlippe  an  den  rand  der  ober- 
zähne  (es  entsteht  so  ein  dentilabialer  nasal,  in  ermangelung 
eines  passenden  buchstaben  schreibe  ich  durchweg  n). 

§  5.  Lippenlaute. 

Yerschlusslaute  sind  (fortis)  p  nnd  (stimmlose  lenis)  bj 
beide  werden  bilabial  gebildet.  Der  reibelaut  /  sehwankt 
zwischen  bilabialer  und  dentilabiolabialer  articulation,  d.h. 
die  reibeenge  wird  entweder  durch  die  lippen  allein  hergestellt, 
oder  die  Unterlippe  berührt  (wenigstens  zum  teil)  auch  die  obere 
zahnreihe.  Dies  ist  der  fall  vor  e  und  bei  deren  bildnng  sich 
die  lippen  seitwärts  öffnen  bez.  nach  innen  bewegen,  ferner 
iu  der  Umgebung  von  dentalen,  jenes  besonders  vor  vucaleu 
mit  rundöffnun^r.  Bilabial  ist  /  auch  in  der  affricata  pf.  Die 
Unterlippe  wird  dabei  in  der  regel  etwas  hinaufgezogen,  die 


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u 


UfiSSIAK 


$6.  7 


Oberlippe  mSssig  vorgestfllpt  Der  so  entstandene  kefiselfSrnuge 
ranm  vor  den  oberen  Schneidezähnen  dient  znr  yerstärknng' 
des  blasegeränsches. 

Aqui.  b  kommt  als  historisch  entwickelter  lant  iii  der  uiuiiclart  nicht 
Tor,  sondmi  ist  das  ergebnls  einer  teilweiaen  asBimilation  des  u;  an  folgende 
eonwmaiiteii  (vgl.  §  28,  a).  Stimmhaftes  b  hOrt  maa  in  der  gemiacbt- 
qizadügen  nachbaiachaft  für  dentMshes  10  nicht  selten. 

§  6.  Zahnlaute. 

Die  yerschlosslante  (fortis)  t  und  (stimmlose  lenis)  d  werden 
häufig  interdental,  daneben  postdental  gebildet  In  der  nachbar- 

Schaft  eines  s,  l  sind  t,  d  alveolar,  vor  n  herscht  faucale,  vor 
l  seitliche  explosion. 

Der  reibelaut  s  ist  interdental.  Die  reibeenge  liecrt  zwisclieii 
dem  zungenblatt  und  den  oberen  Schneidezähnen.  Die  lippeu 
bleiben  dabei  in  der  mhelaga  Lispelnde  $  (vgl  Sievera,  Phon.* 
§  8:^5)  sind  nicht  selten.  Irgendwelche  aasgeprägte  rinnen- 
büdang  habe  ich  beim  s  nicht  beobachtet. 

Beim  8  wird  der  zungenkörper  nach  rftckwärts  bewegt 
nnd  gehoben.  Die  Zungenspitze  ist  etwa  1 — IVi  cm.  vom  rande 
der  Schneidezähne  entfernt  nnd  mässig  in  der  richtung  gegen 
die  alveolen  gehoben.  Die  lippenspalte  ist  etwas  breiter  als 
beim  s,  die  entfemuug  der  Unterlippe  von  den  unteren  Schneide- 
zähnen eine  grössere. 

8  7.  Kehllaute. 

Die  articulation  der  verschluss] aute  (fortis)  k,  stimmlo.^e 
(lenis)  g  ist  je  nach  der  vocalischen  Umgebung  eine  verschiedene. 
Vor  und  nach  palatalen  vocalen  erfolgt  der  verschluss  am  mitt* 
leren  harten  gaumen,  sonst  am  weichen,  nahe  der  Übergangs- 
stelle von  palatnm  nnd  velnm.  Der  kehlkopf  ist  offen;  nnr  bei 
starker  steigerong  des  dmckes  tritt  unter  umständen  kehlkopf- 
verschlnss  ein.  Dies  gUt  ftbrigens  für  sämmüiche  yerschluss- 
fertes  (vgl.  etwa  das  energische,  ärgerliche,  dabei  etwas  ge^ 
murmelte  oder  geflüsterte  du  ]^ist  a  tokkr  a  Ummr  du  bist  ein 
tölpel,  ein  dummer.  Häufig  bei  kai^  hässlich,  in  der  kinder- 
sprache). 

Das  unaspirierte  k  wird  mit  (^^eringerer  spanumig-  gebildet 
als  die  reine  teuois  etwa  des  slowenischen.  Die  lösung  des 


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§  a  9 


MUNDAKT  YON  TKÜNKUG. 


15 


Yerscbliisses  ist  weniger  enei^giscli,  erfolgt  aber  deshalb  nicht 
bei  geringerem  expirätfoßsdmck.  £s  nimmt  daher  nnser  h 

eine  mittelstellung  zwischen  eigentlichem  sprenglaut  und 
lösungslant  ein  (vgl.  Sievers,  Phon.'^  §  370).  Dieselbe  doppel- 
heit  wie  bei  /.-,  g  herscht  bei  der  hikhiiig  des  stimniloseii  Spi- 
ranten X.  Dofli  erfolgt  die  encrenhilduiio^  des  r'  w^Mter  i  iü  k- 
wärts  als  bei  den  entsprechenden  verschliisslHUttMi.  nahe  der 
gamnenscheide  (es  unterscheidet  sich  daher  nueii  immer  ganz 
wesentlich  von  einem  palatalen  norddeutschen  x).  Dasselbe 
Verhältnis  gilt  von  x\  In  der  affricata  kx  steht  das  x  dem 
näher  als  dem  x^  (zum  nnterschied  von  den  Tiroler  ma.). 

§8. 

Daran  schliesse  ich  den  hanchhint  h.  Er  unterscheidet 
sich  im  wortanlant  nicht  vom  gemeindeutschen  h.  Bei  der  bil- 
dnng  des  Inlautenden  h  wird  der  kehlkopf  ganz  schwach  nach 
unten  bewegt,  die  znnge  ein  klein  wenig  zoräckgezogen« 
Zwisohenvocalisch,  zumal  bei  tieferer  Stimmlage,  ist  es  häufig 
stiniijiliait.  Dazu  kommen  die  aspiraten  kh  und  k'.  die  erstere 
mit  stärkerer,  die  letztere  mit  etwas  schwächerer  aspiration 
ist  der  auslautende  Vertreter  für  inlautendeti  uuaspiiiertes  k, 
vgl  §  116, 3). 

C.  Zur  azticmlationflstarke  deat  oonaonaiiteii. 

§  9. 

Ein  kennzeichen  fast  sämmtlicher  oberdeutscher  mundarten 
ist  bekanntlich  der  mangel  an  stimmhaften  verschluss-  und 
reibelanten.  Damit  steht  teilweise  im  Zusammenhang  die 
ontencheidung  bestimmter  (in  d«r  regel  geschichtlich  ver- 
sehiedener)  lautgruppen  allein  auf  grund  der  ezspirationsstärke. 
Bekanntermassen  bezdchnet  man  den  mit  grösserer  energie  des 
«Qsatmnngsdruekes,  stärkerer  muskelspannung,  energischerem 
verschluss  bez.  engenbildung  articuUerten  laut  als  fortis,  die 
schwächere  parallele  als  lenis.  Selbstverständlich  kann  es 
dabei  zahlreiche  abstnfungen  geben.  Mit  riicksiclit  auf  die 
vei  lialtnisse  in  unserer  nia.  möchte  ich  etwa  deren  vier  uuh  r- 
scheiden:  fortes'  —  fortes^  —  halbfortes  (neutrale)  —  it-nes. 

Fortes'  rd.h.  fortes  im  eiß:entli('hen  sinne,  wie  sie  ?.  h.  die 
benachbarten  slawischen  dialekte  besitzen)  kennt  die  ma.  nur 


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16 


LBB8IAK 


im  aiüaut  und  auch  hier  nur  ausnahmsweise,  d.  h.  uui'  in  der 
emphase  (ich  bezeichne  sie  durch  doppdschreibung  der  betref- 
fenden consonanten).  Vgl.  etwa  das  ironisch -TerftchtliGhe  d»8 
ppi9wle  ilQ  das  b  üb  lein  dal,  das  in  aafreg:nng  gesprochene 
so  o  t^äe  so  ein  stierl  (bez.  ssü  a  iüle  so  ein  stier)  oder  §sau 
dost  ausnkhimst  schau,  dass  da  hinaaskommst!,  ffgli  mr  nit  win 
fällt  mir  gar  nicht  ein!,  Up  g^ast  her  da  gehst  da  herl,  na 
tta  pisi  htU  nein,  da  bist  schald,  (ftrgerlich)  gehl,  a.8.w^ 
vobei,  wie  die  letzteren  Beispiele  zeigen,  anch  lenes  zu  der« 
selben  stärke  gesteigert  werden  kOnnen  wie  fortes  (der  mangel 
an  historisch  entwickelten  fortes,  wie  sie  in  vielen  obd.  dia* 
lekten  im  anlant  dnrch  assimilienmg  der  partikel  ge-  nnd  des 
artikels  die  hervorgegangen  sind,  erklärt  sich  aus  dem  unter* 
bleiben  derselben  in  unserer  ma.).  Wenn  ich  in  dieser  ab- 
handlung  ohne  weitere  benieikun«^^  von  *fortes'  rede,  so  sind 
dui  unter  allemal  "fürteji-',  d.  h.  laute  von  uiclit  bedeuteud,  aber 
doch  merklich  geringerer  intensität  als  die  oben  erwähnten  zu 
vp^^?telu'u.  Zwischen  diesen  und  den  eigentlichen  lenes  halten 
die  halbiurtes  ungefähr  die  neutrale  mitte. 

§  10.  Sünorconsonanten. 

a)  Im  eiugang  sowol  der  stark-  als  der  nebentonigen 
Silben  sind  die  liquiden  und  nasale  (m  zum  teil  ausgenommen, 
8.  unten)  lenes.  Dies  gilt  nicht  nur  für  den  reinen  anlaut  wie 
in  m^s  mass,  l^dn  laden,  nps  nass,  ri^d  rad,  bez.  fi-le  \iele, 
fwe'  vier,  h4hna  henne,  sondern  auch  für  die  anlautenden 
consonantengruppen  wie  in  plage,  pröt  brett,  frii  frisch, 
äl^  schlag,  bez.  w^gla  mdglich,  ilä-fre  schläfrig.  Ebenso  im 
wortauslaut:  fifl  voll,  m^r  mOrbe,       mann,  u.&w. 

b)  Halbfortes  sind  sie  im  auslaut  starktoniger  silben  vor 
spirantischen  und  sonoren  consonanten  und  t:  pem-sl  pinsel, 
i^so  also,  hhir'f9i  kirchfahrt,  Aam-{a  heimlich,  Awm-re  hungrig, 
wm-fr  Winter,  wgr-tn  warten.  Desgleichen  im  wortausgang 
vor  reibelauten,  vor  y  und  sonoren:  g^ns  gans,  h(^ls  hals,  marä 
marsch,  w(rx  werg;  —  pt^lg  balg,  hglw  halb,  g^rv  gam,  hhorl 
Karl,  fgln  fallen.  Ferner  r  und  l  in  den  Verbindungen  -Ihm, 
-rhm.  Doch  ist  in  der  stell untc  vor  //  und  sonoren  die  intensität 
etwas  geringer  als  vor  reibelauten,  zumal  beim  r. 

c)  Fortischarakter  haben  die  sonore  inlautend  vor  p,  h: 


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§  U.  12 


MUNDAUT  VON  PE&NEOa. 


17 


hmpm  Inrapen,  l'helpr  halsband,  muri»  gurke;  aaslautend  vor 
allen  verschlussfurtes  (ihre  dauer  ist  in  diesem  falle  sehr  kurzj: 
lh{i)Hjj  kämm,  ent  ende,  m^ykx  markt,  gelt  geld  (verhaliiiismä^sig 
am  schwächsten  ist  r  vor  t:  wirt  wirt).  Feniei-  m  sowol  in- 
als  auslauieud  narb  o,  o.  u  fvq:l.  §  14)  und  auslautend,  wenn 
gleich  *  (nörn  nelimen^,  ebenso  -w,  wenn  aus  *-»gw  (si» 
singen). 

§  11.  Die  reibelaute  s,  s,  fi 

a)  Sie  sind  lenes  im  sUbenanlaat:  fiß  Ml,  sün  söhn,  iaw 
whnb,  khö'fir  k&fer,  w^sr  wasaer,  prff-i»  groschen. 

b)  Halbfortes  vor  folgendem  verschlusslaut:  oft  oft,  gst  ast, 
dra'isk'  dreissig,  hößn  heften,  möstn  mästen,  hpspl  haspel.  Im 
auslaut  nach  sonoren ;  hgns  Hans,  hf/h  hals,  hir^  hirsch;  glQs 
glas,  gtvis  gewis,  söf  schaff.  Nach  (langen)  vocalen  sind  sie 
zwar  ein  wenig  schwächer  als  nach  liqniden  und  nasalen,  aber 
von  merklich  grösserer  energie  und  dauer  als  inlautend,  z.  b. 
glö-sr  gläser,  äö-fr  schäifer. 

c)  Fortes  nadi  Terschlnsslortes,  also  in  den  verbindongen 
Pff     M        ^>  ^* 

§  12.   h,  X. 

Im  anschluss  daran  möchte  ich  die  Verhältnisse  bei  h  und  x 
erörtern.  Anlautend  und  inlautend  zwischen  sonoren  fehlt  der 
ma.  der  reibelaat  x.  Alle  ursprünglicben  ch  sind  in  dieser 
Stellung  zu  h  geworden  (vgl.  Krassnig  s.  35).  Es  heisst  also 
pfim  backen,  ri^hn  riechen,  pähle  bächlein.  x  findet  sich  nur 
Tor  gerftnscblanten  und  im  auslant:  w^tn  'wachten',  wachen, 
rext  recht,  m^xst  machst^  nfu^r  nachbar,  bach,  mgjrx  mark, 
imd  zwar  ist  x  durchweg  lenis,  nur  in  der  auslautenden  affricata 
ix  bat  es  etwa  den  Charakter  einer  halbfortis. 

Eine  gewisse  parallele  zur  behandlung  der  Spiranten  s,  s 
und  f  ergibt  sich  auch  hier,  wenn  wir  das  x  dem  blossen  hauch 
sozusagen  als  fort ishauch  gef^enüber  stellen:  wo  6^,  /' als  lenes 
auftreten,  erscheint  sonst  x.  Was  die  Verbindung  Ich  an- 
belangt, so  ist  zu  bemerken,  dass  die  asi)iration  am  sclnväclisten 
L^t  im  anlaut  vor  vocalen:  khint  kiud,  Ihö/ni  kochen;  starker 
vor  /,  n,  r:  khlpfj  klage,  Ihnext  knecht,  hlirotm  kratzen,  und 
inlauteud  in  der  gemination:  wökhn  wecken;  hier  kann  mau 
zweifeln,  ob  man  kh  noch  als  aspirata  oder  schon  als  affricata 

B«Mm  fur  RteUchl*  dar  dtwwhwt  tprftch«,  XXVllL  O 


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18 


§  13.  U 


anxiueben  liat  Eme  gewisse  engenbüdnng  ist  «atechiedea 
noch  Torliandeit 

§  18.  YerschliiBsUttte. 

h,  d,  g  sind  durchweg  lenes.   Zu  bemerken  ist  jedoch,  dass 

d  auslautend  nach  .sonorcou.s.  und  m  der  Stellung  zwischen 
zwei  n  stets  zui' fortis  wird,  vgl.  AA^/ii  kind,  schuld,  yjpurt 
geburt,  aber  khindr  kinder,  ävlde  schuldig,  g^pirde  gebürtig. 
Ebenso  fintn  finden,  dag.  finde  findig  {\^\.  $  105,2).  Zur 
assimilation  in  der  umgebuno'  von  verschlus>l  ]  i<%s  und  reibe- 
lauten  vgl  §  27  ff.  t,  k  siud  in  allen  steil uügeu  forte». 
Nur  anlautendes  k  vor  sonorconsonanten,  z.  b.  km9k%  ist  halb- 
forüfi;  es  hält  ungefähr  die  mitte  zwischen  g  und  k 

§  14.  Gemination. 

Tch  mnss  hier  aus  praktischen  gründen  ein  capitel  vor^^eg 
nehmen,  das  eigentlich  zur  lehre  von  der  Silbentrennung  ge- 
hört, die  geniination.  Die  ma.  kennt  nur  geminata  von  ver- 
schlusslauten und  m.  Alle  urspr.  geminierten  dauerlaute,  m  zum 
teil  ausgenommen,  sind  vereinfacht  worden.  Es  fehlen  also  die 
geminaten  von  /)  s,  x,  l,  r,  ».  Zugleich  ist  auch  der  fortis- 
charakter  derselben  verloren  gegangen,  sie  sind  unter  allen 
umständen  mit  urspr.  lenes  zusammengefallen  und  werden  ganz 
so  behandelt  wie  diese.  Es  heisst  also  Mtna  sonne,  ple*  aJle^ 
nifrBi  (mhd.  narrehfif  pösr  besser,  i^fn  schaffen  (mpkn  machen)^ 
waschen.  Dasselbe  gilt  ffir  die  oomposition  und  zum  teil 
auch  fttr  das  zusammentreffen  im  satze:  pnmpgl  bmnnennagel, 
Stflamp9le  stalUfimpchen,  Imisushn  läuse  suchen,  aufpsn  'auf- 
fassen*, aufladen. 

Dagegen  sind  geminiert  die  fortes  p,  k  sowol  allein  als  in 
den  Verbindungen  pf,  ps,  Ich,  ks  nach  kurzem  vocal  vor  folgendem 
sonor  (  ausgenommen  un  anlaut  starktoniger  silben.  denen  eine 
schwache  vorausgeht,  z.  b.  h^tkhan  hat  keinen,  aber  h^kkhan 
hat  keinen,  niklp  Nic4>lai,  aber  wiW  *  Nickel',  Nicolaus).  Bei- 
spiele für  die  G:eniination:  h/ioj>pm  kappe,  si'jjijfjl  stufe.  t!tiapjtöln 
schnaps  trinkt  11,  ^/^  r/A-w  mücke.  Ao/.A7/7i  hack<*n,  fr;'/  /,,v;j  waclisen. 
Nach  diidiihüjig  oder  vocal  -f  sonorconsonant  uuterbleibt  hauhg 
die  gemiuation,  vgl.  dazu  den  folgenden  §. 

t  ist  stets  geminiert  nach  t  und  u:  5wt7^r  schmtter,  puttr, 
und  in  der  Verbindung  ts  unter  den  )m  p,  k  ang^ebenen  be* 


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MUKDAET  XOS  PEKHBQOw 


19 


dingnng'en:  haitsnheheUj  initisJn  sclm'nzflu.  >im>i  nngemiiüert: 
(>/  /V  artig,  muntr  munter,  holir  'halter*,  hiite,  t  otn  reiten,  sötn 
schatten^  lätr  leiter,  st^furu  stadtturm,  poirrnra  bett  tragen. 

m  ist  doppellaiit  nach  drii  vucalen  q,  o,  u.  /«/«iwr  hammer, 
iomnm  Thomas,  sninwr  soniintT,  f<ommi}hn  rasammen  machen; 
in  allen  anderf»!!  fällen  einfach:  i^r/w<<'w  stemmen.  srlilimme, 
pümi^s  baiuniiijos.  drhnr  trümTrer.  Mf'mösn  slämme  me>.>en. 

Die  verschiedene  behandlnner  der  beiden  consonanten  steht 
offenbar  im  zusammenhange  mit  der  articulationsweise  der 
vorausgehenden  vocale.  Von  g,  o,  m,  wo  die  lippenöffnnn^  am 
geringsten  ist.  beanspnicht  der  Übergang  zu  m  mit  völligem 
Uppen verschloss  weniger  zeit  und  arbeit  als  von  einem  anderen 
Tocal.  Die  Verbindung  der  beiden  laute  kann  sich  bei  der 
teilweisen  articidationsTerwaiilfichaft  viel  inniger  gestalte  als 
sonst^  eine  etwaige  yerschiebiuig  der  sUbengrenaEe  zu  gnnsten 
des  folgenden  consonantisclien  teües  ist  hier  leichter  mOglick 
Ganz  ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  beim  t  %  und  u  haben 
unter  allen  vocalen  den  kleinsten  IdeferwinkeL  Der  fibergang 
Kom  i-Terschliiss  Iftsst  sich  in  diesem  falle  am  schnellsten  nnd 
leichtesten  bewerkstelligen.  Dazn  kommt  noch  die  neigung 
des  t  nnd  i«  zur  kfirae  (vgl.  §  36). 

§  15. 

Hinter  den  echten  fortisgeminaten,  wie  sie  etwa  das 
italienische  kennt,  stehen  die  unsrigen  an  ener^e  zurück. 
Auch  Heiisler.  Ma.  von  Baselstadt  §  3.").  macht  auf  das  relativ 
schwächere  Gepräge  der  geminaten  seine"«^  dialekt*  aufmerksam. 
]Mu  der  genng-eren  intensität.  mit  der  einsatz  und  lösun?  d  s 
verschlusses  erfolgt,  häno-t  zusammen,  dass  bei  den  momentan- 
lauten  die  pause  weniger  ins  ohr  fällt,  auch  die  schneidung 
des  vorausgehenden  vocals  ist  bei  unseren  geminaten  eine  ver- 
hältnismässig schwächere.  Relativ  am  wenigrsten  entwickelt 
ist  die  geminatioD  des  hh,  jedesfalls  ist  sie  erheblich  schwächer 
als  die  des  unaspirierten  k.  Bei  vorausgehendem  diphthong 
bez.  vocal  +  liquida  oder  nasal  ist  es  oft  schwer  zu  entscheiden, 
ob  es  sich  noch  um  eine  schwache  geminata  handelt,  oder  ob 
wir  es  bereits  mit  einem  Anfachen  laute  zn  tun  haben.  Ziem- 
lich dentlieh  ist  der  doppeUant  noch  hOrbar  nach  gleichartigem 
sonor,  z.  bi  Hm^ppl  Stempel,  weM»t  verbogen.  In  den  übrigen 


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20  LB8SUK  §  16.  17 

fftUen  unrd  der  yerschliiBBlaiit  meist  zur  folgenden  sUbe  gezogen: 

ri9'pl  rttpel,  tol-M  'dalket*,  töricht»  besonders  nach  r:  har-pfn 

harfe,  nv^-ihn  merken.  Bei  starker  nebentonigkeit  eines  wertes 

wird  die  gemination  aalgegeben,  z.  b.  mitmöxt  mitternachts 

neben  miUr  mittler^  prukkw  brncke,  aber  holi^pmkw,  mt  ikm^ 

pruk»  holsbrücke,  nicht  steinbrttdce.  Genauere  grenzlini^ 

lassen  sich  schwer  abstecken.   Die  Klagenfurter  stadtsprache 

und  die  von  ihr  beeinflussten  dialekte  sind  im  aufgeben  der 

gemination  uii>t  r<  i  ma.  weit  voraus.  Silbentrennung  V{\^^rü-kw 

(^ru-khu),  ta-mr  (duninier)  ist  hier  ganz  gewöhnlich. 

Zur  transscription  möchte  ich  bemerken,  dass  ich  den 

doppellaut  nur  bei  einfacher  consunanz  nach  kurzem  vocal 

schreibe.  «        c,^,  m^v 

§  18.  Schwächnng. 

Schwächung  erfahren  a)  die  an-  und  auslautenden  sonore, 
indem  sie  zum  teil  ihren  siiniinton  einbüssen.  Jiu  aiilaut  setzt 
er  erst  im  laute  des  Übergangs  zum  vocal  ein,  im  auslaut  geht 
er  gegen  das  ende  hin  verloren.  Was  für  den  reinen  anlaut 
gilt,  gilt  auch  für  die  Verbindung  von  stimmlosem  consonant 
-\-  N  nor.  z.  b.  gl^s,  slos. 

h)  Die  anlautenden  Spiranten,  indem  hier  das  reibungs- 
gerftnsch  stark  vermindert  wird.  Tkn  dem  unbetonten  sinf  sind, 
s^)l:lr  'sagt  er',  tritt  in  schneller  rede  unter  umständen  völlige 
reduction  des  $  ein.  Man  hört  statt  dessen  einen  etwas  modih- 
eierten  hauch  hn^  hgkr, 

§  17.  Rednction. 

Redndert  erscheinen:  a)  die  anslantenden  stimmlosen  lenes 
d,  g  (r^d  rad,  %  tag),  indem  die  unmittelbare  lösung  des 

verschlusses  unterbleibt.  Die  zunge  senkt  sich  in  der  regel 
erst  nach  längerem  verweilen  in  der  vcrsclilussstellung  und 
ganz  allmählich  in  die  ruhelage  zurück  (in  anderen  muudarten 
ist  in  solchen  fällen  zuweilen  völliger  Schwund  eingetreten, 
vgl.  Nagl,  Roanad,  einl.  ^  M  ) : 

b)  die  h,d,  g  in  den  ;i u-lautenden  consonantenverbindungen 
hm,  (In,  gv.  Die  zunge  geht  von  iler  artieulationsstellung  des 
voraul gehenden  sonors  zwar  in  die  verschlusssiellung  über, 
verbleibt  aber  in  derselben.  GleiHizeitig  damit  eifolgt  die 
Öffnung  der  nasenklappe.  Der  unterschied  zwischen  derartigen 
Torbindungen  und  directem  Übergang  von  vocal  +  nasal  wird 


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MUNDABT  VON  P£BN£QQ. 


21 


besonders  dadurch  fühlbar,  dass  dort  die  nasalierung  des  vocals 
unterbleibt.  Dazn  kommt,  dass  im  ersteren  falle  der  nasal 
silbenbildend  auftritt.  Während  hvA  der  directen  Verbindung 
die  druckstärke  \um  >ilbengipfd  angefanjren  gleichmässi^r  ab- 
8ch\^'illt,  haben  wir  hier  ein  decrescendo  des  vocals  und  ein 
crescendo -decrescendo  des  nasalj?.  Allerdings  ist  der  zweite 
Silbengipfel  dem  ersten  so  selir  untergeordnet,  dass  man  fast 
den  eindruck  der  einsUbigkeit  erhält  Ich  bezeichne  diese 
reduetion,  wo  es  notwendig  ist,  durch  ein  a  :  rödn,  spgn 
(TgL  dazu  Nagly  Boanad,  eiol.  §  32). 

Anm.  In  einigen  fSllen,  wie  ätmi  7  (neben  leltenerem  ako9ne), 
timtmn  17,  «mtoft  70,  pmp  abend,  in  fptBtn^mp  guten  «bend,  Ifamumg 
Liemberg  (oTtni.  nrk.  ü&m^erefc),  ist  directer  flbergwig  snm  nual  nnd 

damit  nasalierniig  des  vocals  eingetreten.   Piep  ist  stets  der  fall  bei  aus- 
lautendcTTi  -<jv  in  nebensilbon:  hctiliv  heiligen  (vgl.  hailihkUfd  aus  hmliv'  > 
K(»tHeiligeii8tatt;  oit,  fälschlich 'Heiliges  gestade'  geoaimt),  tMcti»  züchtigen. 

§  18.   Secundäre  stärkeunterschiede. 

Die  relativ  stärkere  oder  schnväehere  schneidmig  eines 
flonanten  steht,  wie  §  36  ff.  zeigt,  in  regelm&ssigem  Zusammen- 
hang mit  der  stärke  des  folgenden  consonanten:  alle  einem 
stark  geschnitten  sonanten  folgenden,  derselben  dmcksUbe  an- 
gehörigen  consonanten  sind  fortes  nnd  mngekehrt  Im  einzelne 
laUe  wird  es  sich  oft  kanm  entscheiden  lassen,  was  das  primäre 
ist,  ob  z.b.  in  einem  worte  wie  h^nt  hand,  die  starke  sehnei- 
dnng  des  sonanten  das  ursprüngliche  ist,  also  sie  den  fortis- 
charakter  des  folgenden  n  bedingt  oder,  ob  man  diesen  als 
aus^angspuiikt  für  jene  zu  betrachten  hat,  was  mii-  übrigens 
das  wahrscheinlichere  zu  sein  scheint. 

Eine  erscheinung  zweifellos  secundärer  art  ist  die,  dass 
in  un.^erer  ma.  alle  dem  sonanten  einer  stark  geschnittenen 
FÜbe  unmittelbar  vorausgehenden  einfachen  consonanten,  ein- 
schliesslich der  Verbindung  verschlusslaut  -}-  Spirans,  eine  leise 
yerst&rkimg  erfahren.  Die  p  in  pii  bitte,  p^t  band,  sind 
etwas  kräftiger  als  das  in  pfna  biUme.  Ebenso  verhält  sich 
etwa  iupp^  :  fusl,  suppm  :  aUna,  s^ip  :  §^dn,  fipprn  :  flle, 

pfi^kkr  :  pfof.  tsökkr  :  tsöhn,  nom  :  tipr,  dihx  :  diu,  gimpl  :  gln9n. 
Auf  die  ersten  componenten  der  Verbindungen  von  geräusch- 
laut  -f  nasal  oder  liquida»  oder  Spirans  +  yerschlusslaat  erstreckt 


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22 


I.B8SUK 


819 


sich  diese  verniehrung  d^?  Intensität  jedoch  nicht:  p  in  prdSm 
oder  S  in  iptffo  fühle  ich  nicht  verschieden  ron  dem  in 
4^  0.8. w. 

Anm.  Zur  fortis  k  wild,  w«im  die  in  g  116^  4  «ogefOhrton,  etymo- 
logisch leider  ileiiilieh  dmdüen  belspiele  nicht  trtigen,  doa  p  im  anlant 
einer  staik  geschDittcncn  silbe,  wenn  dem  unmittelbar  sich  anschlieBsenden 

pcnnnten  die  fortis  (treminata)  Z;  bez.  k'  folt't-  Auch  in  dt-r  anlautenden 
gnippc  p ^'i''*^  dieff'in  falie  (im  f:t  ^,  ns;i(z  zum  oben 

bemerkten)  verstärkt,  doch  nicht  zur  vull»  n  forti«».  Icii  schreilie  indes  auch 
hier  k,  Tgl.  §  13.  Mir  int  kein  einziges  mundartliches  wort  bekannt,  das 
Tor  tSQtoejUabiieheai  k  {V)  mit  wirklidier  lenie  g  anUntete. 

Hier  haben  wir  ce  neben  der  bloaien  eteigening  der  inteiudtit  wd 
bereits  mit  einer  art  assimilation  in  ton.  Eiuigerma«<f  ii  aufTellend  bt  es, 
dass  dieeelbe  erscheinung  nicht  auch  vor  kr  eintritt:  gg^kx  gantr  hvi  itere 
bi'ijjpiele  stehen  mir  tibricen?  nicht  zu  c"<^hnfp).  Oh  rtwa  eine  h  !  In  Ver- 
stärkung unter  plcicb«'»  veiliiiltniss»  n  aui  h  t-in  d  vur  folj^t  ndcm  tt  crtahren 
würde,  ist  fiaglicUi  ich  linde  in  der  ma.  kein  einziges  sicheres  beispiel, 
das  diesen  bedingnngen  entspräche. 

D.  LautTorblndiuigeii. 

§  19.   Ein-  und  absatz. 

Die  ma.  kennt  für  icrewdhnlich  nur  den  leisen  ein-  und 
absatz.  Festen  einsät;:  hört  man  zuweilen  in  der  emphase 
*auf  auf!,  Vir  g^imr  herunter  gehst  du  mir!,  'ans-i^gn  eins 
ist  es  schon!  Fester  absatz  ist  nicht  selten  in  vocaUscb  aus- 
lautenden einsilbigen  Wörtern  wie  j^*  %  np'  na,  im*  schaul, 
und  dient  zum  ansdmck  des  zweifds  oder  ärgers.  Begel  Ist 
er  in  der  kurzform  der  negation  Jia'  nein  (auch  na*d  oder  nd*ii^ 
dag.  nü  mit  länge. 

Gehauchter  einsatz  (vom  historisch  entwickelten,  anlauten- 
den h  abgesehen)  steht  bei  (urspr.)  vocalischem  anlaut  in  hi9tsa 
jetzt  (mhd.  ieeno),  hulawr  ulan,  heUmmi  element  <)  Alt  ist  er 
in  Julfmjiän  elfenbein.  Gehauchter  absatz  kommt  vor  in  der 
inteijecliuii  wüh  puh,  brr,  neben  wr  (mit  lippen-r),  und  oh  ah 
(neben  (>),  zuweilen  auch  bei  energischereui  n{^h  lia!  \  t-i  buidung 
von  festem  und  gehauchtem  einsatz  findet  sicli  in  der  inter- 
jection  V,  V,  auch  "a',  V,  T  =  merkwiiidi^r,  s»'lisj(!n;  daneben 
*e''  U.S.W,  das  mag  ich  nicht.  Die  ve^schiedell^len  conibina- 
tioneu  sind  möglich  bei  hm  (vgl.  Sievern,  Phon.^§3Ü7;,  das 

')  Vgl.  auch  halödre  Spitzbube,  einer  der  'allotria'  treibt. 


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XUHDABT  VOM  FXRNBGO. 


23 


unter  umständen  einen  ganzen  satz  vertreten  kann,  vgl  z.  b. 

'm  *m  *m  *m  *m,  hq  l^mrs  gu9t  min  oa  laasen  wir's  gat  sem; 
'm'm  'm'm  armefl  kind  dnl  il8.w. 

§  20.  Berflhrang  Ton  Tocalen. 

Die  ma.  kennt  nur  den  directen  flbergang.  Bei  verwanten 
Tocalqnalit&ten  ist  der  gleitlant  kaum  hörbar.  Etwas  stärker 
ausgeprägt  ist  er  bei  Verbindungen  wie  d9l(jif)ä  dn  anch,  du(u)evgl 
dn  engel,  wo  die  beid^  lante  einander  femer  stehen.  Wenn 
ein  wort  mit  t  sehliesst  oder  das  folgende  mit  t  beginnt,  stellt 
sich  gern  ein  {  als  übergangslaut  ein.  vgl.  flQwr  ich  aber,  g^a 
du  |/frn'  geh  du  hinüber.  Ueber  einige  weiUie  erscheinungen 
beim  zusammentreffen  von  vocalen  vgl.  §  94. 

Sonstigre  übergangslaute,  wie  z.  b.  r  in  den  nordbajiuvari- 
sehen  dialekteu  oder  n  im  scliwäbischen,  sind  in  unserer  ma. 
nicht  vorhanden  (die  angäbe  Tjexers,  KWb.  einl.  s.  xn  nnter  R 
ist  falsch;  ein  tu^ri,  un9ri  tue  ich,  wie  ich,  ist  in  ganz  Kärnten 
unerhörtY 

In  tällen,  wo  ein  consonant  im  reinen  auslaut  geschwunden 
ist,  inlautend  vor  vocal  dagegen  sich  erhalten  hat,  wo  also  ein 
regelmässiger  formen  Wechsel  besteht,  wie  z.  h.  in  flmse  fleissig, 
flect.  fUmsige,  suttte  sonntag,  pl.  suniiyr,  ß  vieh.  pl.  ßhr,  kann 
sich  der  oonsonant  bei  vocalisdiem  anlaut  des  folgenden  wortes 
zwar  einsteUen,  mnss  es  aber  nicht  Das  letztere  ist  sogar 
weit  hftnfiger,  Tg^  a/n  tunH-ga  am  sonntag  aach,  ficmi-gU 
lleiaBig  ist»  s  fi-Us  das  vieh  ist,  gewöhnlicher  mMnk,  fimse4s, 
fi-ia.  —  Zn  «  TgL  §  112,  a 

§  21.  Berührung  von  vocal  +  consonant. 

a)  lieber  den  einflnss  benachbarter  vocale  aof  die  eonso- 
nantenardcolation  ist  schon  bei  der  besprechnng  der  einzellante 
das  wichtigste  gesagt  worden.  Iigend  welche  ansgesprochene 
form  der  palatallsierong  oder  nmdung  kennt  die  ma.  nicht, 
die  ftbergänge  von  nnd  zu  palatalen  bez.  labialen  lauten  er* 
folgen  dnrdiweg  durch  gleitbewegungen  (vgl.  Sievers,  Phon.^ 
§  469  fL\ 

b)  Umgekehrt  werden  auch  vocale  durch  ihre  consonan- 
tische  umgebniig  niodificiert.  Consonanteu,  bei  deren  bildung 
der  znngenrücken  gehoben,  ihre  masse  mehr  nach  vorn  ge- 


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24 


LBB8IAK 


§89 


schoben,  der  resonanzraam  also  verkleinert  wird,  begünstigen 
eine  hellere  (geschlossenere),  dagegen  solche,  bei  denen  die 
znnge  znrttckgezogen  oder  gesenkt  wird,  eine  dunklere  (offenere) 
fftrbnng  des  vocals.  Da  mit  dem  Torwärtsschieben  der  znnge 
zugleich  eine  kleine  hebung  des  kehlkopfs  verbunden  ist,  wird 
auch  die  läge  der  tonhöhe  etwas  verändert:  der  helleren  voeal* 
fftrbung  entspricht  die  höhere  tonlage  und  umgekehrt  Zünden 
lauten  der  ersten  jarruppe  gehören  vor  allem  unsere  dentale, 
ferner  y\  k\  zur  zweiten  besonders  r,  h.  Consonauten  mit 
neutraler  zungenlap:«  wie  die  labialen  zeigen  eine  verschiedene 
wirkunir.  Palatale  vocale  werden  in  der  regel  etwas  herab- 
gedrückt,  umgekelnt  velait*  v{\\:\>  s^ehoben.  Vocale  im  reinen 
anlaut  haben  (bin  gleiclil)]eilu  ndtan  folgenden  consonanteii) 
immer  einen  gescblosseneren  eiiarakter  als  nacb  consonanten 
der  zweiten  kategorie.  In  der  folgenden  auordnung  der  bei- 
spiele  gehen  die  mit  hellerer  vocalfärbung  voran:  üna — pina 

—  Ima  —  Hna;  sifnt  —  w^t  —  h^^nt  —  Igni  —  rgnt;  iüdUt 

—  fidln  ^  ridln;  engl  —  pe»gl;  pffdn  —  ^tn  —  lptn\  &sh 

—  öfn  ^  67;  f^fn  —  ^fe*.  Besonders  deutliche  gegensfttze  er- 
geben sich  natiirlich,  wenn  sich  die  beeinflussenden  factoren 
verstärken,  vgl.  sist :  rixt.  Auch  wenn  die  consonanten  ge* 
schwnnden  sind,  zeigen  sich  unter  umständen  noch  unterschiede^ 
vgl.  gegrafi  geograpbie  :  fl  Vieh,  9ndr^a  Andrä  :  reh.  Der 
znsammenhang  mit  dem  Wechsel  der  tonlage  erschwert  vielfach 
eine  genauere  Unterscheidung  (^vgl.  dazu  Sievers,  Phon.''  g  478 
und  665). 

§  22.  Nasalierung, 

Sie  ist  in  der  ni;i  M'hr  schwach  entwickelt.  Nasalvocale 
kommen  .^selbständig  nicht  vor,  sondern  nur  in  der  Umgebung 
eines  nasalen  consonanten.  In  den  wenigen  fallen,  wo  der 
nasal  geschwunden  ist,  ist  die  nasalierung  aufgegeben  worden, 
z.  b.  dfeif  sm,  a,  kha  (vgl.  dazu  §112, 3).  Die  nasalierung  ist 
sowol  regressiv  als  progressiv:  päm  bäum,  stan  stein,  nis  nass, 
fil^a  niss  (dass  die  letztere  nicht  alt  sein  kann,  beweist  der 
umstand,  dass  sie  im  gegensatz  zur  regressiven  keinerlei  wesent- 
liche Veränderung  der  vocalqualität  bewirkt  hat).  In  beiden 
fällen  ist  der  nasale  Charakter  des  vocals  wenig  ausgeprägt, 
denn  noch  während  seiner  articulation  schliesst  sich  die  gaumen- 
klappe bez.  sie  öffnet  sich  erst  während  derselben.  Es  bleibt 


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MUNDART  VON  PEANEGO. 


25 


daher  der  ausgang  bez.  der  eingang  des  vocaJs  mmasaliert. 
Stärker  entwickelt  ist  er,  wenn  der  vocal  zwischen  zwei  nasalen 
steht.  Hier  bleibt  das  gaumensegel  wälirend  der  ganzen 
articulationsdaner  offen:  nö^m  name.  Im  all^'^emeinen  lässt  sich 
sagen,  dass  der  nasalierte  vocal  einen  etwas  offeneren  klang 
besitzt  als  der  niclit  nasalierte.  Da  die  nasalierunj^:  in  der 
Umgebung  von  nasalen  unter  allen  nniständen  eintritt,  lasse 
ich  sie  in  der  regel  unbezeichnet.  Zu  den  wenigen  fällen  der 
nasaliemng  vor  urspr.  -bm,  -gn  vgl.  §  17,  anm.  Metathese  hat 
stattgefimden  bei  luvgr  (neben  lugm)  lügner,  räitgon  (neben 
rögw9n)  regnen.  Nasalentwieklong  findet  sich  in  pavg^nH  ba- 
jonett,  mangüre  meinetwegen  (nach  Lexer  za  ital.  macoH, 
majori).  Die  fragende  interjection  M?  scheint  wol  ans  Im 
hervorgegangen  zn  sein. 

§  23.  Vocal  +  r.  'Brechung.* 

Beim  Übergang  von  vocal  zu  (Zäpfchen-)  r  (ar  ausgenommen) 
macht  sich  ein  ganz  leiser  vocalischer  tibergaiigslaut  bemerkbar, 
wodurch  der  vocal  etwas  diphthongiert  (gebrochen)  erscheint: 
mVr  wAv.  fVrst  i\\Y<\.  uö'r  narr,  ri*r  uhr.  Poch  sind  diese  pseudo- 
zAvieiaute  so  sein  vn  m  hii  den  von  den  eigentlichen  diphthongen 
ifi,  on,  1(1,  die  üherganj^siaute  so  schwach  (individuell  oft  gar 
nicht  entwickelt),  dass  ich  es  vorgezogen  habe,  sie  in  der 
transscription  anbezeichnet  zu  lassen,  um  so  mehr,  da  ich  die 
beiden  r-laute  orthographisch  scheide.  Anch  die  ursprünglichen 
i9,  u9  (fa,  pa)  sind  vor  r  zu  i^,  ^,  f  geworden  und  so  mit 
einfachem  u,  e,  ^  zosammengdallen  (vgl.  §  57. 64. 65. 76.  77. 
78).  Ob  die  diphthongiemng  in  einer  früheren  sprachpeiiode 
stirker  ausgeprägt  war,  ob  es  sich  also  hier  nm  eine  rück- 
Iftofige  bewegung  handelt  (vgl.  unten  tther  die  brechong  vor  h\ 
lässt  sich  schwer  entscheiden.  Der  zusammenfall  yon  einfachem 
laut  und  diphthong  vor  r  reicht  auf  bairischem  boden  bekannt- 
lich schon  in  die  mhd.  zeit  zurück  (Paul,  Mlid.  gr.  §  113). 

Anm.  Nur  in  nnbotontcr  Stellung:  vor  starktonigor,  consonantisch 
anlantendtr  folgf.fiilho,  z.  b.  <i  j'fjdr  vüv  ein  paar  schuhe,  kommt  iu  folge  der 
§^  }iv\  iichf  reu  articulatioii  des  r  unil  der  tomimstellung  (vgl.  §  94)  daa  Toca- 
lischf  nbtrir«inin'i'lcmeüt  stärker  zur  geltiiny. 

Vor  (Zungen-)  r  ist  ein  solcher  iibergangslaut  nicht  vor- 
handen. Dagegen  findet  liier  eine  eigentümliche  articulations- 


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26 


LS88UK 


§2i.a5 


jnlacbimg  statt:  die  f-stellimg  der  sunge  wird  (wenigstens  zum 
teil)  sclion  w&hrend  der  büdnng  des  vocals  yoran^geiioiiiineiL 
Die  dadurch  herbeigeffibrte  yerftndernng  des  resonanzranins 
ist  Ton  nicht  geringem  emflass  anf  die  klangfarbe  des  yocals: 
i  bekommt  einen  etwas  palatoyelaren  Charakter,  d.  h.  die  engen- 
bildnng  erfolgt  weiter  rfickwftrts.  Umgekehrt  wird  das  « 
weiter  vorn  gebildet,  die  folge  ist  natürlich  auch  hier  eine 
schwache  mixed-färbuiif;:.  c  verhält  sich  noch  am  passivsten. 
Die  velarvocale  a,  9  {0  vor  /  fehlt)  werden  gehoben.  Die  znnge 
nimmt  eine  höhere  läge  ein  als  sonst,  a  erhält  einen  etwas  ä"-, 
einen  d-ähnlichen  klang.  Dasselbe  o'ilt  für  liistorisch  vorans- 
znsptzendes  t>=V.  Es  erreicht  fast  die  khiii^'  tai  eines  offenen  i. 
Der  ausatz  znr  nindimg  fehlt  hier,  die  lii>pt'ii  \^  erden  eher  etwas 
«nseinandergezogen  (ich  umschreibe  diesen  laut  durch  i,  YgL 
dazu  §  bQf  2). 

§  24.  c  ((>)  vor  h. 

Eine  ähnliche  brechnngserscheiniing  wie  vor  r  ULsst  sich 
auch  bei  *ii  vor  h  beobachten;  z.  b.  se9hn,  Uedhn  il&w.  (vgL 
§  57,  de).  Doch  herscht  daneben  in  allen  fällen  die  ausspräche 
mit  unmittelbarem  Übergang:  «eA»,  üM».  Aach  liier  sind 
nrspr.  S  und  e  zosammengefallen,  ygl  t»e»hni  nnd  iB^i  zehe. 
In  wOrtem  wie  himext  knecht,  rtai  recht,  wo  der  yocal  kurz, 
das  A  >  geschärft  erscheint,  hOrt  man  die  brecinmg  sehr  selten 
(formen  wie  khne9xi,  re9xt  werden  als  *pirg9r9i^  angesehen).  Zu- 
weilen findet  sie  sich  auch  bei  p:  tif9xir  neben  t^tr  tochter, 
(/^/»r  neben  pkr  ahher. 

Anm.  Brechung  des  g  sdieint  einmAl  auch  vor  l  bestanden  xn  haben, 
dM  unterblaben  der  dipMhongierang  des  4  («)  Uaat  darauf  aeUieMi. 
Tdrainielt  kommt  sie  tot  bd  f«i  dnait  (ichwIUe)  neben  tH  (Leier,  KWK 
B.  56  stellt  Ua  zu  abd.  twelan),  dabx  neben  dd9X  Delladi  (erlin.;  t»,  *<r)i 
mihe9l  neben  mtftd  MichaeL 

Berflhrnng  von  consonanten. 

1)  Entwicklung  Ton  ttbergangilanten. 

§  25.   Verb i ihl u Ilgen  von  sonoren  untereinander. 

a)  -nl  >  -ndL  Beispiele:  andhfe  II  (mhd. etw/«/),  andlötse 
einzeln  (mh&.  einluixec),  wgräatindla  wahrscheinlich,  Spendliw 
gelbe  pflaume,  Spilling  (mhd.  spenlinc)^  rmndUw  reindling, 
kochen  (za  r<Bina  reine,  eine  art  backmodel,  schfissel),  kh^ndl 


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MUNDART  VON  PERNEGO. 


27 


kanne  (mhd.  kannele),  mandl  männldo,  prindl  brttimlem.  Indem 
der  scUiiBS  der  ganmenklappe  dw  Öffnung  de&  sdtMclien  znngen- 

verschlnsses  vorauseilt,  der  mnndraam  also  ftkr  einen  angfenblick 

völlig  abgesperrt  wird,  wird  beim  Übergang  zu  /  in  folge  der 
explosiou  dti  iiizw  ischen  angesammelten  luft  ein  ganz  kurzer, 
schwacher  verschlusslaut  hörbar,  g  {\ir  d  erscheint  in  ismtxjl 
(fsfcwfjliu)  Zwilling,  mhd.  zwincl{-inc).  Die  gemischtsprachiire 
nachbarschaft  bietet  noch  andere  fälle,  z.  b.  khi^mjl,  romjiiu. 
Voraussetzung  ist  eine  angleicbuiig  des  n  'm\  dasgntturahi  />». 

b)  -nr  >  -mh;  Beispiele:  tgndr  duiiuer.  .sTwefr  seiine  (mhd. 
senncprc);  regelmässig  in  den  plnralen  auf  -r:  mandr  miinner, 
pandr  *beine',  knochen,  r^andr  raine  u.s.w.  In  der  adjectiv- 
flezion  ist  der  übergangslaut  fast  überall  analogisch  beseitigt 
worden.  Man  hört  noch  hie  imd  da  khlandr  kleiner,  s^ndr 
schöner,  h&nfiger  andr  einer,  nuBindr  meiner,  satindr  seiner 
(neben  khUtnr,  anr  n.8.w.)y  dagegen  nnr  dmnr  deiner,  wol  wegen 
des  anUnta. 

c)  -2r  >  -Mr.  Beispiele:  hOdm  (*hiarm)  hohl  hallen,  fildm 
1)  ToUstopfen,  zn  'toIP,  2)  fOllen  werfen,  iröldm  schüttehi, 
benteln  (intrana,  ygl.  Lexer,  KWb.  s.  66  trgUn  poltern),  poldm 
poltern  (mhd.  hoUem)j  pröldm  (=  iröldm)  zu  ^prallen',  Mr9x 
Ulrich,  gldrh^it  allerhand.  Bei  der  ableitangSBÜbe  -r  (m^lr 
aaler),  in  der  dexion  nnd  in  (jüngeren)  Zusammensetzungen 
unterbleibt  der  übergangslaut,  z.  b.  niilr^d  mühlrad.  Das  letz- 
tere gilt  übrigens  auch  für  nl,  nr:  w(einlögy  weiuleger,  i^nrext 
anrecht. 

Für  die  fälle  b)  und  c)  muss  die  ausspräche  des  r  als 
Zungen -r  vorausgesetzt  werden,  ndr  erklärt  sich  aus  dem 
schlu^s  der  s^aumeuklappe  vor  bisuiig  des  vorderen  verschlusses 
derzuii;:>%  Idr  ans  YorzeiUL^-iii  scbluss  ihrer  seitlieben  Öffnung. 

(l)  -ml  wird  zu  -mhl^  dodi  nur  dann,  wenn  beide  consonanteu 
derselben  silbe  angehören.  Z.b.  himhl  himmel  Cln-ml  bez.  him-mJ\ 
ebenso  Ümhl  schimmel  (pferd),  sQtnhfn  sammeln,  mumhln  mum- 
meln, m^mhl  mnhme  (mhd.  müemUn\  sembl  semmel.  drembl 
prfigel  (mhd.  dremel).  Vergleiche  dagegen  him-loisn  wetter- 
leuchten (mhd.  himelliUen),  ^ta/m-U  st&mmlein,  nam-la  'nämlich', 
sehr,  kam-kk  heimlich.  Wenn  es  hingegen  anch  itaml,  pami 
hfiisst,  so  liegt  natürlich  analogie  nach  den  rolleren  deminutiT- 
formen  vor,  nmgekehrt  stdit  r^uMa  'schwarze  knh*  nnter  dem 


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28 


LB88IAK 


§26 


einfluss  von  r^mhl  'schwarzer  stier*  (auch  'schmiitzfink*).  Aach 
hier  ist  der  voreilige  schluss  des  ganmeiisegpels  vor  Iteong  des 
lippenTmchliisses  die  Ursache. 

e)  Die  anslaotenden  Terbiodiiiige&  -Im,  -rm  werden  am 
-f  ^  (die  gaunenUappe  wird  erst  nach  vollzogenem 

lippenverschlnss  geöffnet  Z.b.  iöUm  'schelm',  dieb,  heBmhf^ 
wükfUbm  Wilhelm  (mhd.  Wilkkahn),  wurim  wmrm,  c%5m  dann, 

furlm  form. 

Dieses  -Ihm,  -fhui  fällt  lautlich  mit  dem  aus  *-lbcH  {-lH  cn\ 
-rhen  (-men)  entwickelten  zusammen.  Daraus  erklären  Mch 
formen  wie  tcilhnhrin  {-halwin)  die  Wilbelmin  (d.  h.  das  weib 
des  \  n\fro  H'dNoIhni),  /'(>rM;a  farnpilanze  (sinp^.  neiibildung  zu  dem 
als  pl.  gefiililten  forhm  -~  mhd.  mm  farnki  ;i iit). 

Dagegen  inlautend  ^bei  Verteilung  der  ijoiü  iv  auf  zwei 
Silben)  f  irmr  würmer,  'irmr  ärmer,  hglmox  stoppeiklee  (eig. 
coUectivum  zu  h^dlm  halm).  Wird  das  r  als  Zäpfchen -r  ge- 
sprochen, 80  unterbleibt  der  ubergangslaat,  Tgl.  dorm,  wurm 
n.  s.  w. 

A  nm.  AnfTallen<l  f^ind  polbm  ball,  und  khftlhm  bellen,  für  tu  erwartende» 
pobh  kh  ln  (inlid.  l>(iUr,  kailm).  Im  erst«'ii  fülle  lÄast  sich  m  für  n  dunh 
ai»üiiiiil<iti<)ii  au  dm  aulautcnde  p  erklären,  bei  A/tp/frm  dürfte  formübertr^igimg 
Torlie^eu  (etwa  3.  pl.  kh^lbmp  für  kh^nt  nach  analogie  Ton  tcöümp  sie 
wOlbon). 

f)  Umgekehrt  wird  durch  vorzeitiges  Offnen  der  Uppen 
der  verschlusslaut  getilgt  in  der  Verbindung  mbr:  Jäwiemr 

quatember,  setmr  {^^eptcni))  September,  detsimr  december, 
u{>fmr  november,  numrel  (num^rel)  regenschirm  (ital.  omhrello), 
i^mrda  Ambros. 

§  26.  Sonor  +  reibelant 

>  ntSx  menii  mensch,  wunü  wünsch,  winiin  wünschen, 
fimtän  herabhängendes  stttck  fleisch  einer  wunde  (zu  mhd. 

vlansch?). 

Dagegen  bleiben  ms,  ns  unverftndert:  pemsl  pinsel,  plgamsu^x 

Miluiuensuche'.  pemeiiideweidp.  ggns  gans,  hanse  Hans;  ebenso 
h.  Is:  holsn  halsen.  h^tUlu  hülse.  Doch  stehen  nebeneinander 
{l'»(s,i  und  ßinsn  ohrfeige,  tainlsln  md  ti^imln  empündlich  tun 
(mhd.  jsiniclcn). 

Vereinzelt  firxh  i  sich  einsehiebung  eines  /  zwischen  Spirant 
•f  Ii  iipfU  tüpiel  (dem.  zu  tuj^f;  dazu  tijpftln  tifteln),  peritli» 


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§  27 


MUNPABT  VON  FEüNEGQ. 


29 


iMtncli  (mhd.  hersidi,  *ber8Unc\  icaaün  wedeln,  mit  ebem  tndie 
zuwinken  (mhd.  wecheln,  vgl.  dazu  KWb.  s.  248),  Saxä  wftldeben 

(drin,  y.n  luhd.  schache).   Vgl.  auch ^akhtl  mhtnpakhl  ^dem.  zu 


Au  m.  Zur  STftrabliakübüdaug  in  der  Terbmdujig  ^  +       rgL  §  115|3|aaB. 

2)  Assimilationen. 

§  27.  Vollständige  assimilation. 

a)  Iiilaateikd*Fegressiy: 

n'^m>m (mm):  Hämöta  steuunetz,  seJr^mös  sedemnesBe. 
w-^-  p  I  lappüsn  (auch  Upitihi^  lanbbiischen, 

t+p      >pp{p)'  \  stgpplgtz  stadtplatz, 
d  -\-  p  \  s  rQprixt  das  rad  bricht. 

d     t>  t{ti):  l^lruyu  ladtruhe. 
^  ~f-      I  I  pratd'hQstn  bi  aiu  kästen, 


Vereinzelt  h{x) f>  f:  hgafri  lioffart,  kkirfat  kirchlahrt 
(wallfahrt),  raufym  ranchfaiig. 

h(x)  +  i>i:  pu9S(0tf  bnchstabe  (neben pukSt(fw},  pu9Mn 
Bncbseheiden  (ortsn^  vgl.  noch  §  115, 4b). 

8  +  f>f\  irp/rofufr  was  fOr  einer  (doch  Tgl.  Beitr. 20, 2201). 
b)  Inlautend-progressiv : 

i-^  d>  i ()>t):  prätrukhn  breit  drücken. 


Anm.  Gegenseitige  assimiUtion  liegt  vor  in  Sppr  etwa  (*efirarX  öfp9t 
etww  (Tgl.  dagegen  vilwa  witwe,  gUweUi  *altweltig\  alteitOnlieb  n.a.ir.). 

c)  Anslantend-progressiT: 
-mn  >  m:       zusammen,  ngm  name  (*ngmf^\  nöm  nehmen. 

iJaneben  jedoch  n^mtnan,  nönwn  u.s.  w, 

-hij  >  w:  rhj  ring,  Asj^z?  ge&ang.  iuliiutend  dagegen  rinyl 
ringlein,  smgr  *singer',  Sänger. 

agv  >  »:  sinjreTi.  ^}>n,j  springen  (neben  swgBn  etc.j. 
Das  V  hat  hier  eine  längere  dauer  als  oben. 

-ht  [  ivt)  über  pt>p:  löp  lebt,  sehreibt,  ^j^c^^p  speit 
(iuL  ipmbtn). 


p{tl.i  pack). 


h+9 


I  ^Ä:ö(7»  entgegen,  9»  do  Hokk^n  in 
>/i;(/;):     die  Stadt  gehn,  priBik^  brftntigam, 
I  Ukkem  liegt  gem. 


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30 


LB88IAK 


'dt  >  t:  rat  redet 

-gt  über  kt  >  k':  lök'  legt,  ^riwk'  springt,  ^^ä'  jagd,  jagt. 

Anm.  Diese  eigeutlich  nur  im  reinf^n  an'<1ant  berecbtigte  assimila- 
ilou  von  'ht,  -gi  bleibt  dnrcbwp^  fest,  auch  vor  lolgeudem  sonor  (oder  <): 
(ft^^än  gibt  einen,  sgkkr  sagt  er,  ^^Aü  jagt  auch;  Tgl.  bes.  §  160. 

§  28.    Teilweise  assimilatioii. 

a)  Inlautend-regressiv: 

w>h  (fast  halbfortis)  yor  i,  hf,s,i,  z.b.  Srmb0fl  Bchreib- 
tafel,  rttaiMM  rftbenkessd,  li^b^  liebschaft»  rmbspnt  reib- 
sand,  gbfrösn  abfressen« 

n>m  Tor  p,  w:  glgmpgx  Glanbadi,  khramperg  Erainberge 
(Karawanken),  gnmarwdn  anwärmen,  prunm^sr  bnumenwasser 
(vor  w  jedoch  auch  nu  -.  {)nuar)}(m  u.s.  w.). 

n  >  «  vor  g,  k:  guglmhn  angleichen,  ähnlich  sein,  wceiuUidr 
weinkHller. 

s  i-  s  >  ^:  glgsidl  gla.sschiissel. 

(1  >  f  vor  s,  äi  rgtsu9  radschuiii  käieilsmn  {kiosid-scßin)  ge- 
scheit sein. 

g>k  vor  p,  t,  f,  s,  s  (k  ist  hier  etwa  halbfortis):  slgkpgr 
schlagbar,  khlgkiQg  klagtag,  rinkfiwgr  ringfinger,  ifmksi  angst» 
B^kiatn  Sägespäne. 

Zuweilen  hört  man  aaeh  ks,MiXix  kxs,  kxi,  z.b.  wokiaugit 
fttr  wökxSaugw  wegschanen. 

if  ist  zn  pf  geworden  in  kgmpfl  bandvoll  (sonst  rogelrnftssig: 
plu9tfii»8 1>lntfii8S*,  ein  gespenst,  gotfgtr  gott  yater;  ebenso  vor  m: 
mautmU  mantmfihle). 

b)  Inlautend-progressiv: 

d>  iiaA\ip,k:  tgp  tg  tappe  da,  er  sgl-tr  er  sagt  dir. 

g  >  /:  nach  p:  pgp  köhm  pappe  geben  (auch  hier  erreichen 
t,  k  nicht  die  volle  fortisstärke). 

i>  8  Yor  s  ($  ist  ein  zwischen  s  und  ä  die  mitte  haltender 
compromisslaut;  die  zunge  wird  weiter  nach  vom  geschoben 
und  nimmt  eine  tiefere  läge  ein  als  beim  i;  die  hebnng  der 
Zungenspitze  ist  ganz  minimal).  Z.b.  fUmsuppm  lletschsuppe. 
Doch  kommt  daneben  auch  gleitbewegung  vor. 

c)  Auslauteud-progressiv: 

•Jm,  •im  >  -hm:  löhm  leben,  inmbm  schneien. 


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MUNDART  VON  PERNEOa 


31 


'Pi»>-^:  trpgv  tragen. 
-Im  >  'tv  :  prukJm  brücke. 

-mt  über  -mpt  >  -mj):  gmp  amt,  ^^p/«^)  zusammt,  n^amp  nie- 
mand, spmp  schände  (mhd.  schumede);  ebenso  -hnt  {-wni)  >  l^mp: 
Urmbmp  (sie)  treiben,  nhmp  abend. 

>  -giik:  lidjnk  jugend,  §JorfvJc  (sie)  sclilagen. 

-rw  >  -r»:  frlüju  verloren.  p'^rn  (doch  hört  man  da- 
neben auch  gern  u.s.w.;  es  hängt  dies  mit  der  melir  oder  minder 
spirantischen  ausspräche  des  r  zusammen,  vgl.  §  4b). 

Anm.  lulautenil  sind  <\\v  a^^imÜRtionen  ^m,  pm,  qv,  kv  niclit  häufig, 
f&si  durchweg  siud  sie  als  Übertragungen  ans  den  anslatitenden  formen  auf- 
«nfftssen,  z.  b.  obma  ebene,  kilogor  geschlagener  (doch  auch  Hl^ffnr),  ktubtn^n 
secimdärer  yi.  zu  slubm  stube.  Selten  hört  mau  w^gur,  grübmr  für  w^ir, 
fräwMT  wagQcr,  grftlmer  (gialteniDaieher).  AiilAiiteiid  heisat  «  «teto  gnihii 
gjUMmif  fftiifd  gnade  q.i.w.  AUerdings  haben  dieie  «  eine  tob  dem  ge- 
wifluilieben  n  etwas  Tenchiedene  klangftrbe,  indem  beim  {g)n  der  anngen- 
rtcken  eine  höhere  läge  einnimmt  ala  aonit,  bei  die  Uspen  mehr  ge* 
■chloaaen  bleiben. 

£.  Die  präüxe  ge-  und  &e-J) 

S  29.  ^e*. 

sre*  Terliert  sein  Tocaliacbes  dement  niur  tot  dauerlaaten. 

a)  Vor  sonoren  (ausser  r):  ^pto^  geatmet,  göhkst  geeggt^ 
yÖÄn  gegessen ;  ^*d"fe^  gejätet,  giäd  (mhd.  gejeide);  gwild  wild  n. 
(nihd.  gcuiUlc),  iugu'üd  eiiigeweide:  ulohn  gelacht,  glisxi  licht 
adj.  (*geli€hte);  gmösn  gemessen,  yn/n)i  gemeine,  ß^emein;  gnom 
genommen,  gn^at  arbeitshäufung  {^ytna  te).  Aut^iiahmen:  gmü9 
genug,  gvuiu  genau;  zu  Itvi  i^gtlich)  vgl.  §  115,  4  b,  anm.  1. 

b)  Vor  den  Spiranten  /)  s,  ä  wird  g  zu  h:  kfr»-  gefahr, 
lifuntn  getunden,  Z-^f^n  gesehen,  ^-^rT^geschichte,  Ä\s^7j<  gesrhaue. 
Ebenso  vor  h:  kh^^t  gehabt,  khßru  gehören,  kholln  behalten  (mhd. 
g<:hnUcn)y  khütr  heiter  (*geheiter)y  khceinm  StOSSen,  sich  kümmern 
(mhd.  gehöuweti?  vgl.  KWb.  s.  137). 

c)  Zn  kJi  wird  g(e)-  auch  vor  r  (vgl.  Krassnig  s.  36.  Wein- 
boldy  Bair.  gr.  §  172).  Beispiele:  khröt  geredet»  kltriUn  gehtteu, 

*)  E»  wären  an  dieser  stelle  eigentlich  nur  die  asi^nuilationen  zn  be- 
iprechen,  die  in  folge  der  synkope  eintreten,  ich  benutze  jedoch  die  gelegeu- 
beit  SB  elittr  ftbeniclitiiclien  dantellnng  der  behandlong  der  bddeii  Tor- 
rilban. 


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32 


LE88UK 


§  29 


hkraft  gerauft,  khrptn  geraten  (iaf,  und  part.),  l-hrextn  in  Ord- 
nung bringen  (^gerehtm),  khrist  gerOst»  ^rixt  gericht^  hhratmp 
geretmty  passend,  li^inmi  Kreuth  (häufiger  ortsname,  mhd. 
geriuie). 

Die  erscheinung  lässt  sich  folgendermassen  erklären:  in 
einem  grossen  teile  Oberkämtens  wd  im  wortanlaut  noch 
zungen-r  gesprochen  und  zwar  mit  einem  ähnlichen  einsatz, 
also  hfifs  ross^  hrödn  reden,  hfi»  ring.  Desgleichen  in  der  Zu- 
sammensetzung, z.  b.  hceihröhn  heurechen  (vgl.  KWb.  s.  xsv 
unter  Ch.  Weinhold,  Bair.  gr.  §  160). ')  Wir  müssen  annehmen, 
dass  diese  ausspräche  des  aiiL  r,  so  lang-e  es  noch  zuiigen-r  war, 
auch  für  unsere  nia.  p^egolten  hat  Danu  wäre  die  assimilalion 
einfacli  wie  olien:  (j{  < )  +  h  >  kh. 

Dass  die  ausspiaehe  hr  eigentlich  iiui  liir  den  anlaut  g-alt, 
dass  also  ein  nebeneinander  von  anlautenden  und  nicht  an- 
lautenden formen  bestehen  nuissie,  damit  diese  assimilation 
eintreten  konnte,  beweist  das  unterbleiben  dei-selben  in  grQla 
^koraUe',  perle,  griiä^x  Gritschach  (slow,  gontk). 

An m.  Unter  dem  ebfluss  der  itadtBpzmche  (i.  anhug)  bei.  der  enalogie 
hOrt  nuui  hie  und  da  whoa  fonneii  wie  groß,  grittn  ili.w. 

d)  Vor  verschlusslauten  bleibt  dagegen  der  vocal  erhalten: 
g9pphn  gebacken,  y^poBi  gebäude,  ydpax  gebäck,  gstalt  geteilt, 
g9Hi9  getue,  betragen,  y9i^as  getose,  yadrät  gedreht,  g9drew  ge- 
dränge,  ydkhert  gekehrt,  yMaft  gekauft,  yjyosn  gegossen,  g9glUr 
gitter  (coli,  zu  fjötr)  u.s.w. 

Ansn;i  lirin  u  sind  /;y/(/ gelreide,  pWa^  neben  ^.?j;n*9/ gebrüt, 
piryr  !^<'\)\viiAk\\\vv  (nt'beii  fj^pirtf  «relnig-e),  }iriur  baiier  (noxpr 
nachbar).  Fenier  die  part.  praet.  yöbm  gegeben,  ^{>»  gegangen, 
l'hrhU  gekiiegt  (=  bekommen ;  dagegen  yakJirhk*  gescholten). 
[khönmi  gekommen,  pr^t  gebracht  nebst  trpr»  geworden,  sind 
alte  präfixlose  participia.  T?efreliiiflssig  sind  auch  ylap  geglaubt 
und  plUm  geblieben,  zu  mhd.  gelouhen,  hcUhcii].  Neben  y^i^n 
getan,  steht  sötin  (mhd.  sdgetdn)  solch.  Auffallend  ist  das 
unterbleiben  irgendwelcher  Verstärkung  des  anlautenden  g  bei 
göbm,  gum:  man  wfirde  k  erwarten  (vgl.  dazu  Schatz  §  153). 

*)  Wie  mir  berr  k.  k.  landesgerichtflnt  Joh.  Steiner  piimtim  mittdlte, 
wird  aucU  in  einieelneii  notdaogarifldieii  spinchinBeln  (Enniiills)  im  aidaat 
Ar  f&r  r  geaproehen. 


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MUNDAKT  VON  PERNEOO. 


Ich  bin  der  ansieht,  die  synkope  sei  vor  rerschliisdaiiten 
in  der  ma.  gesetaanftssig  onterbtiebeit  £hie  so  weitgehende 
restitntlon  wäre  (znmal  bei  coUectivbildungen)  wol  kaum  mög- 

licli  gewesen.  In  anderen  muudarten  des  herzogt iimSj  vor  allem 
Obt  rkärnten>,  ist  das  vocalische  element  in  noch  viel  aus- 
gr'lrliiiii^-i tui  liiax-^e  erhalten  geblieben.  So  heisst  e^  im  oberen 
(rurktal  (Keicheuau)  bei  anlautendem  r  des  gruüdworts  stets 
g^uau^n  gereut  (ahd.  ^irüuan),  (/traft  gerauft.  Das  Lesachtal 
mit  dem  angrenzenden  Osttirol  und  den  Sprachinseln  in  Krain 
und  Oberitalien  kennt  fast  nirgends  einen  ausfall  des  vocals; 
YgL  lesachtalensch  giktltce  (mhd.  gehüwe),  gili^xU  licht,  gilaixe 
gleich,  U.S.W.  (die  paar  ausnahmen  wie  gnuäe  gnade.  gWm 
glauben,  kfifUr  gevatter,  ksel  geselle,  sind  wol  als  enüehniingen 
anzusehen;  fraglicher  ist  dies  bei  irkd,  paur).  Die  mOglichkeit, 
dass  nnter  nmstfinden  wirklich  synkope  eintrat,  ist  ja  nicht 
ausgeschlossen.  Bei  söHn,  ngrpr  war  wol  der  accent  von 
einflnss.  In  einzelnen  fftllen  mag  auch  das  grundwort  mass* 
gebend  gewesen  sein,  v  gl  pirgr  neben  pergrpm.  hhri9gv  (und 
damit  auch  seine  flexion)  scheint  trotz  seiner  gegenwärtigen 
Verbreitung  importint  /u  sein.  Die  alten  sagen  dafür  fast 
durchweg  pokhömn  bekommen. 

§  30.  le-. 

Bei  hc'  tritt  sj'nkope  nur  ein  vor  a,  s,  h.  Z.  b.  p.säd  be- 
scheid,  psitsn  besitzen,  pstindr  besonder,  'bestand',  pacht. 

j>  +  Ä  geht  mpfüher.pßoin  behüten, ^j/t-w/  {pfenie)  behende. 

Dagegen  (wol  unter  fremden  einfluss)  pohöhm  beheben,  pahQmlln 

bebandeln,/i0A(itipto  behaupten ;  vgl  anch|»9tom(2a)  heimlich  (adv.). 

AniiL  Zur  behuiditmg  uiueres  +  r  bieten  eine  parallele  die  bei 
Wetnbold,  Bair.  gr.  §  121  angeflUizten  j»/V«Miv  |i/M,p/Hiei^  {pfrm*li{€Yhity^ 

Vor  sonoren  nnd  auffallenderweise  auch  vor  f  bleibt  der  • 
Yocal  erhalten:  pdtnpkn 'bemachen', umbringen,  p9niant  Hbemeint*, 
zugedacht,  2)9nön9n  benennen,  p9rödn  bereden,  pdlögv  belegen, 
p9icceisn  beweisen;  vgl.  auch  pdlgnhsi^m  *be-IangSRm',  nach  und 
nach,  gemächlich  (adv.);  pdflwisn  befleissen,  poßsn  be- 

fasjsen,  u.s.w.  —  Ausnahmen; plwibm  bleiben,  merkwürdig prceits 
bereits,  mit  der  bed.  'beinahe',  weil  sicher  entlehnt  {a}i  —  *ei). 
—  P♦-'^glei(•hen  vor  verschlu.^slauten:  jw^rta^w  betrügen,  jpi>A/t/(>^tf 
beklagen,  pdgr^bm  begraben. 

Bciirife  sur  gtichicluc  dar  dmtMdiCD  qtndic.  XXVIII.  ^ 


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§  31.  32 


F.  Besondefe  endheimiiigen. 

1)  Feruassimilation  und  -dissimiiation. 

§  31.  Assimilation. 

a)  VoUstftndig«:  hkris^  klystieren,  luogl  lauge  (ahd. 
lungun),  f^fi,  f<  n,if  fenchel  (•{  wurde  als  ableitongssübe  ge- 

fasst  und  etwa  nach  analogie  des  formenwechsels  bei  deminntiv- 
bilduiigeii  fallen  gfelassen;  vgl.  dazu  gmmds  amsel,  in  anderen 
ma.  Qmsl;  doch  sind  beide  werter  masculina).  fcJfr  weide  (mhd. 
vvlwtr),  kruökl  knoiiit'lige  speiseiiberreste  (mlat.  a  u^luh;  im 
nachbarlichen  Sleindort  hörte  ich  mit  secuud.  dissim.  truskl-^ 
die  Stadtsprache  hat  gruspT). 

b)  Teilweise:  sp^wdt  (neben  spmjdt)  s[)agat,  ptnisl  pinsel 
{jß^i<l,  penseJ),  pumddste  gummi  elastic(iini ).  Vielleicht  gehört 
auch  w^atgm  schmerz,  hierher,  wenn  aus  ^w^aiijhm  (mhd.  witage, 
doch  Tgl.  anch  mhd.  wikum). 

§  32.  Dissimilation. 

a)  Vollständige:  motr  mörser,  fsdm  foi'dern,  fifdr  yorder, 
kkedr  köder  (ahd.  querdar^  mpdr  marder  (vgl.  §  Iii),  iUmwcrg 
Steuerberg  (besser  Steierberg),  niaSirv  marschieren,  khwaiir 
quartier,  Jchaprpl  korporal  (wenn  es  nicht  direct  auf  das  franz. 

caporal  zurückzuführen  ist),  Ä;//(>d^?  spülicht  {mM.  kar$puole)j 
(>;/*/»Ji[/)if/i/ Ameisbichl  (ortsn.,  urk.  Älmanspuhii)^  Ihätcdsr  k&se- 
wasser,  molken  (anders  I^eliasrliel-Horn.  Beitr.22,22üt.),  ua  iraux 
Weihrauch,  wwimrtn  w^^^hIl.llllten  (dagegen  wwixprnn  weih- 
brunn,  traijwgsr  weihwajjser),  wa^ispilt  <  w(fipspilt  Weibsbild, 
trosokx  <  trgksghx  tragsack,  sjysfalhl  spektakel.  prüshoft  l)rest- 
hatL  Vielleicht  auch  pua  buhe,  knabe,  hhirfot  kirchfahrt  (vgl. 
dagegen  hffafrt  hoftart),  hirwd  <  lüfwig  <  lierberg  herbeige, 
fngjrgH  ^largaretli. 

b)  Teilweise:  glmr  schrank  (lat.  armarium\  pQlwirv  bar- 
bieren, fraklale  kleines  schnapsgläschen  (bair.  flacksl,  nach 
Schmeiler,  Bair.  wb.  1,  786  aus  franz.  flacan),  kknaul  kn&nel 
{*ltlt^wd^  kknöfl^x  knoblauch  (vgl  dagegen  wind,  köt^f^äx  mit 
kO'  <  ^^'X  tesnter  desertenr,  §l%ggwit$  sliwowitz  (pflaumen* 

')  Eine  andere  meinung  Tertritt  in  heeag  auf  di^  fremdwOrter  Hon, 
Zs.  L  hd.  ma.  1, 27»  doch  vgL  nuu  mmi  manch,  Mtoaiifrf  quartaL 


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§33.  34 


MUNOAET  VON  P£&N£GG. 


05 


schnaps),  pßulstc  <  donnerstag  fmlid.  pftnztac),  humr'e 

<  humbrig  <  hungrig  hungrig  (darnacli  htunmr  hiinerer).  feldn 
Velden  (ortsn.  *felhm,  zn  mhd.  rcJue:  vs:l.  sluw.  Vrha  weide). 
trähfuie  (daneben  tramic)  <  ^fr  igrudg  trächtig.  Vielleicht  auch 
khfT'lu  I  kalb  für  *JJialwl  (da[i:e<cea  kiiölwl  als  hausnameX  smwliw 
8älblin<:  loin  lisch)  BWb. 2, 263. 

c)  Mehrfache  mngestaltimg  erfahr  warwl  marmor:  manrnr 
>  marml  >  maftp?  >  wafwl  (den  flbergang  von  rml  >  nc? 
zeigt  auch  ftrmel,  *tf ml  bez.  irm&l  Es  unterblieb  die 
Öffnung  der  ganmenklappe).  Aehnlich  matrsi^f  Mattersdorf, 
nrk.  Mertemsdoi  f  (Martinsdorf). 

Assimilation  oder  dissimilation  kann  man  annehmen  in 
terpmükhl  perpendikd  (pendel). 

2)  Unorganische  f. 

§  33. 

a)  Nach  Spiranten:  khist  (neben  khis)  kissen  (mhd.  küsse^ 
artst  erz,  fmrät  bnrschey  pwit  birschy  pulst  pnls^  last  t  geleise 
(mhd.  leis)y  sist  sonst  (mhd.  sus),  pgpst  papst»  ifw98t  obst,  ifndrät 
anders,  »nd^iilkst  ohne  Überlegung  (mhd.  Undankes),  Ußixt  teieh, 
sQft  saft» 

b)  Nach  n,  r:  töhnt  tlion  (*tdhcn),  tsc.fhnt  zehe.  töhut  de- 
chant,  nohtit  nahe  fmhd.  nähen),  n^fimji  niemand.  :n)L<Hiuh  i^ent- 
gegent)  entgegen,  nuirt  {indrst)  irgendwo  (inlid.  icmler,  inäer). 

c)  Inlautend  in  Zusammensetzungen:  dösttvögw,  wöstwögw 

de»-,  weswegen,  maint-,  deeint-,  scBinticögt)  meinet-  U.S.W.  wegen, 

demiwögv  deshalb,  tmr/am^r  immer  einmal',  zuweilen,  ^hcrthnlw 

oberhalb,  ffndrthotw  anderthalb. 

Abih.  Dagegen  iit  %  abgeMlen  in  m^lcx  markt,  spsib;  sankt,  nem- 
/roa  laofroat,  ffaM  p&imknelieii  (mhd.  pfwut&U)f  P(%)r(Kr  Adellrrecht 
^hannumia). 

Eine  erklftrnng  dieser  erschdnnng  gibt  Bremer,  Deutsche 
Phonetik  §  56,  anm. 

3)  Sandhierscheinnngen. 

§84. 

Der  unbestimmte  artikel  'ein'  lautet  yor  consonantisch 
anlautenden  Wörtern  a,  vor  vocalisck  anlautenden  an.  Wort^ 

9^ 


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36 


LBSSUK 


anlanteodeB  »  konnte  daher  leicht  als  zum  artikel  gehörig 
aofgefasst  werden.  So  erklären  sich  fälle  wie  n&tter, 
schlänge  überhaupt  (an-otr  t&r  a-n^tr),  u9i  rinne  (mhd.  »«offcftX 
ahm  f.  nabenstoek  (eig.  pl.  zu  *nabe'),  arhm  klammer  (rahd. 

närivc),  na  hode  (ahd.  niero  in  derselben  bedeutung;  für  *niere' 
wird  das  comp,  rukkira  'riickenuiere'  verwendet).  Häufig  hört 
man  auch  Mhdle  enkel.  für  ntMole  (mit  vei-scliiebung  des 
accents  und  abfall  des  anlautenden  e  aus  aiid.  tninchilt).  Aehn- 
lich  verhalten  sich  ädlip  Nadling  (aus  Bn-ddlw  in  Xadling; 
die  Nadünger  selbst  sagen  nädlin,  auch  urk.  Nedlich);  okx  für 
Kock,  häufiger  bergname  im  benachbarten  Nockgebiet,  aus  afn- 
okx  auf  dem  Nock;  dagegen  nokhn  kloss.  Vgl.  auch  Öhni  neben, 
dies  selbst  \\ider  aus  en-ehm.  Gerade  nmgekehrt  verhält  es 
sich  bei  n%gl  igel,  nifla  ahle,  nunmcl  schirm  (itaL  miltretlo\ 
nüufsx  verkehrt  (ans  ^en^'cA).  Anch  nufpr  hdrt  man  zu- 
weilen neben  ufpr  znchteber  (^ur-her,  zn  tcr-  Tgl.  mhd.  urgvd, 
'SiU  und  Elnge^  Wb.  unter  auerhahn)» 

In  dam  f.  holzgestell  an  der  kflchendecke  zum  scheiter- 
trocknen  (mhd.  äse)  wurde  da«  d-  des  artikels  zum  stamme 
gezogen.  Der  fall  ist  insofern  interessant,  als  die  ma.  heute 
eine  unsilbische  kurzform  des  artikels  'die'  nicht  mehr  kennt, 
ausser  etwa  in  der  redensart  ti/AuV  y^an  neben  9n  dö  fjmi  g. 
fortwandem  {ijo  i  =  gau).  Vielleicht  gehört  auch  i.si^jLil  scli  i <  ]itel 
hierher  (*(r.sv-t70-  rnijrekt  lu  t  wui  ie  das  mM.  dwehele,  (n  t  h(  l(^ 
\iht^  d'wehele  zw  h  I  1.  kleineres  tisch iiuh.  i^fro^'/än  Dieirich- 
stein,  lässt  sich  niuglichorweise  über  "^d'inirasfnfir  die  Dietrich- 
steiner, erklären.  U^ildrax  hat  sein  t  aus  dem  compositum 
haisgldrdx  für  *heid-scliahach  hülsen  des  buch  Weizens  {fiädn). 
Dagegen  scheint  sich  in  tweu  Tweng  (ortsname,  urk.  in  Wengin) 
das  t  phonetisch  wie  etwa  in  nwintwögn  meinetwegen,  ent- 
wickelt zu  haben. 

Das  gemeinkämtnische  d^s  (für  *Ö8)  ihr,  dflifte  seinen 
dentalen  anlaut  der  personalendung  zu  verdanken  haben: 
*habet-ies  für  habet-es,  d  f ttr  <  steht  unter  dem  einfluss  von 
du  du.  Dem  entsprechend  haben  auch  die  4hr-dialekte*  (Lesach- 
tal, Osttirol,  Sprachinseln)  der,  dr  Är  ir  (vgl  Lexer,  KWb.  &  58 
unter  dess). 

In  einigen  fällen  gab  die  präp.  is{d)  zu  (mhd.  zc).  aiilass 
zu  einem  mis Verständnis:  der  ortsname  yrmbia  Greilitz,  lautet 


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MÜNDAKT  VON  FERNEGG. 


37 


im  wind,  shitd  (als  gnmdfonn  für  das  deutsche  ist  das  demin. 
'^^anlitse  vorauszusetzen);  nacli  §  109, 1  musste  anl.  slow,  s  zu 
ts  werden:  ^tshfüits,  was  man  zu  ts-kriliU  umdeutete.  Die 
beispiele  sind  nicht  selten:  vgl.  göldstgl  Qottestal  (nrk.  Scosidol, 
GoUsidül,  mit  volksetjm.  Umgestaltung  aus  slow.  SkoOäoT), 
raeix  Rajach  (wind.  sröie\  tentsdx  Tentschach  (slow.  ^stcniUe) 
U.S.W.  Umgrekelirt  lieisst  es  gewöhnlich  tsw^an  Wien  {pn,  af 
tsu'^an  in,  nach  ^^'ien).') 

Die  redensart  mi(i)  Jchceit  I()sn  neben  m  l-hmt  l.  in  nihe 
lassen,  beruht  auf  fals^cher  auffassuüL'  lifs  jh  als  präp.  m  l'hfpif 
geht  auf  ^utKyhÖHU'ff  (  hiet?)  zurück  uud  jrehört  zum  verb. 
kha^'iMn  stossen,  kümmern  (vgl.  KWb.  s.  137  giheicn).  Ihfrit 
wurde  als  subst.  betrachtet  unter  dem  einfluss  von  9u  (mit) 
ru^  I^n  in  (mit)  ruhe  lassen. 

Der  regelmässige  Wechsel:  «  vor  vocalischem  aniaut,  fehlen 
desselben  vor  consonantischem  bei  'von'  (s.  §  112^3),  z.  b.  ß 
<ftr  von  dir.  aber  fan-^am  (eig.  ß-n^am)  von  ihm,  ist  analogisch 
auch  auf  die  vocalisch  auslautenden  Präpositionen  'zu'  und 
*bei'  übertragen  worden:  p9  sön  bei  ihnen,  ts9  dir  za  dir,  da- 
gegen p9n-ir»  bei  ihr,  ts^n-evlkx  zu  euch.  Unterstfttzend  wirkten 
hierbei  die  formen  p9n,  ts^n  bdm,  zum.  Die  pr&p.  'gegen', 
'zwischen*  erscheinen  in  der  form  gögv,  tswiin  und  tswiS, 
Massgebend  ffir  den  Schwund  des  i»  werden  vielleicht  fälle 
gewesen  sein  wie  wögv  fptr  wegen  'dem'  vater  (aus  wögn  ^ 
ßtr)f  kwiin  pergv  zwischen  den  bergen  (aus  tswii»  n  pergv). 

Die  form  um-  fOr  (negierendes)  'un-',  z.b.  «iiH»He  unartig, 

umsauior  unsauber,  umlchraui  unkrant,  nm^ne  unsinnig,  umrext 

unrecht,  ist  übertragren  aus  fällen  >vie  umpor  unpaar,  ummlgla 

unmöglich,  etc.,  w  o  n  in  tulge  uft^iuiilauun  zu  ni  werden  musste. 

Anm.  Ich  fm»e  hier  eiuige  fülle  znsammen,  die  sich  uuter  keine  der 
besprochenen  lanterscheinungeu  bringen  lassen,  -tn  -ku  in  ßivku  flinte 
(▼ieUddit  aalehniing  an  ftHftf  flink),  imIIii  melde  (Bair.wb.  1, 1595  molfn); 
bei  imk»  wire  diwiimilation  mOglieh  (gnui^onn  tmeta}.  k  ist  eingesdiobeii 
in  kipevkst  gespenst  (vielleicht  dtsHimilation  ftber  kipenttt%  yXIpplir  neben 
^spgUr  espe  (mhd.  aspe,  zur  ableituug  vgl.  Kluge,  Wb.  unter  mnnsholder), 
|)?i>«/i/  /'V  Ufiien  ph'ntkitu  blindsclileirhe.  Anlautendes  g  erscheint  in  galaun 
alaun.  ijrn-  iVir  iiri-  hat  gramxhi  kamilie  (vgl.  auch  den  Ortsnamen  grannbx 
Gramiliach  zu  slow,  gomäo).   tQfnt  taiTet,  hat  sein  n  iutsnt  dutzend,  tamixt 

1)  Auf  diese  für  die  ortenuneolbnchiing  wichtige  encheinang  niaehte 
adioB  J.W.IVagl  (das  hohe      b.86|  anntl)  aufmerluam. 


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38 


LB88IAX 


§  SS.  M 


tHUf>en(l,  etc.,  uvtir  oder,  fein  w  dem  correlativ  et^tuodr  zu  verdanken.  Die 
meisten  hierher  gehörigen  fiUIe  benüieii  ftof  volksetymologischer  umgestal- 
tmtgi  s.  b.  pergmtir  liaroineter  (pergunmitX  t$imHrl  sn  ebener  erde  (Eiimner), 
ytöfrfii  kerbelknot  (l^t  eertfoUtm ;  kifer,  fiUleX  ramaug»  rbeinanke  (ftogen), 
supraStent  Superintendent  (assistent?),  lukol'x  liebstOckel  (ital.  luvitUeo; 
stock),  to'm  neben  Item  ichleie  (Mbleim),  frtsinU  vasierend  (Ter). 

4)  Üeste  des  mhd.  auslaatgesetzes. 

§85. 

Der  QTSpr.  Wechsel:  ulantend  Terscbliuslems,  anslaiitend 

verschlussfortis  ist  fast  überall  zu  gnnsten  der  formen  des  inl. 

consonauten  aufgegeben  worden:  eine  ausnähme  bildet  d  nach 

sonoren  (s.  §  13.  §  105, 2).    Im  übrigen  haben  sich  folgende 

erstarrte  anslautfornien  gehalten:  *h — p:  ln^lp  axtstiel  (mlid. 

lialp,  -bes);  {>1})  'alj)'.  pespeiist.  «redacht  als  feuriger,  fliegender 

strohschaub,  vk^m'I,  rap  (neben  rutr)  raub  V(tt!  bieinMi.    *g  —  Ar: 

für  das  baii  .-österr.  ist  der  weclisid  <f  —  kx  \  oi  aiisziiselzen.  Ein 

li'bt'Tider  beweis  dafür  sind  die  ma.,  welche  das  mhd.  anslant- 

^eseiz  fast  noch  in  vollt-ni  umfange  bewahrt  haben,  wie  die 

des  Lesaditals  mit  den  oben  erwähnten  spracliinseln.  Vfjl.  die 

zarzerlschen  formen  uäkx  weg  —  dat.  sg.  und  nom.  acc  pL 

wäige;  tykx  tag  —  i^yc  tage:  parhx  (parlx)  berg  —  pcrge 

berge  u.  s.  w.   Die  ma.  bietet  folgende  f&Ue:  riwkx  leicht  (mhd. 

rinc'y  daneben  riu),  Igvlx  lang  (vom  räume,  dagegen  lg»  von  der 

zeit,  mhd.  adv.  lau(/e)y  IgvkxwidH  langwiede;  iuvkx  jung;  g^nkx 

gang  (als  r&iimlichkeit;  dagegen  ggw  =  reise),  iwuwkx  schwmig, 

riitkxmaur  ringmaner,  pefkxwefx  bergwerk  (auch  ortsn.),  icökx 

weg  (adv.),  iaukx  sttdwind  (slow.  jOff),  Vgl.  auch  die  in  §  116, 3 

angeffthrten  wOrter  mit  auslantendem  hx  ffir  1^, 

Anm.  1.  Wlbiend  rivhr,  l^ix  anch  in  den  fleetlerten  foraen  kx 
haben,  heilst  ea  gewOhnlieh  j^uojfi  junge,  iwjpr  jünger  n.s.w. 

Anm.  2.  Aeltere  lehnwVrter  dea  windiachen  seigen  andantendea  k 

in  noch  viel  weiterem  umfange;  vgl.  rdufink  rancbfang,  plWrk  Bleibmg, 
r'mk  ring,  iifitk  schlag,  tiid9k  neidig,  iäbk  selig,  n.  a.  Vgl.  auch  tUdp,  dö*g^ 
dieb,  korb. 

G.  Vooalquantität  und  aUbentreimung. 

§  86. 

Hinsichtlich  der  Tocal-  (bez.  Silben  )  quantitftt  zeigt  die 
ma.  starke  ausgleichungen,  die  in  innigem  Zusammenhang  mit 


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§86 


HUNDABT  VOK  PEBNEQG. 


39 


der  Silbentrennung  stehen,  weshalb  ich  beides  gemeinsam  be- 
handle. Zusammen  f. issond  lässt  sich  saj^en :  die  ur.sjiiüDglichen 
fhistonsclien)  untersrliitde  zwisclien  kürze  und  läntre  haben 
fint-m  völlig  neiif^ü.  i>houetiüelieii  i)riiK'ii)  weiclieu  iiiiissen. 
Wenn  ich  im  allj^eiuciiieu  von  'kürze'  und  'länge'  rede,  so  sind 
danmtei'  nicht  irgend  welche  absoluten  grossen  zu  verstehen, 
denn  1)  sind  die  einzelnen  vocale  der  ma.  an  und  für  sich 
nicht  alle  \on  derselben  dauer.  Insbesondere  beansprucht  a 
durchschnittlich  eine  längere  zeit  zu  seiner  articulation  als 
die  übrigen  vocale  unter  gleichen  umständen.  I  m  9g,  it^l  stall, 
ist  das  p  merklich  kürzer  als  das  a  im  pl.  stal,  ebenso  verhält 
sich  8g,  ngxt  zu  pL  nuxt.  lianges  a  neigt  durchweg  zur  iiber- 
dehnimg»  in  den  taldialekten  ist  dies  noch  mehr  ausgeprägt 
als  in  unserer  ma.  Belativ  am  kürzesten  sind  i  und  u,  die 
fibrigen  Yocale  halten  so  ziemlich  die  mitte.  Diese  'absolute' 
Tocalqnantitftt  steht  beiläufig  in  geradem  Verhältnis  zur  grOsse 
des  kieferwinkelSi  welche  die  articulation  der  einzelnen  vocale 
beansprucht  und  damit  natürlich  zu  der  zeit  und  arbeit^  die  die 
Senkung  und  hebung  des  Unterkiefers  erfordert  [dazu  scheint 
eine  erscheinung  in  der  Zarzer  ma.  zu  stimmen:  t  und  ti  sind 
hier  stets  kurz,  während  alle  andern  vocale  in  gewissen  fäUen 
gelängt  bez.  diphthongiert  sein  können]. 

Ii)  Kommt  die  anzahl  der  silben  eines  Sprechtaktes  in  be- 
tiaciiL  Sie  steht  in  umgekehrtem  Verhältnis  zur  silbt^nlänge 
(vgl.  Sievers,  Phon.''  §  tiPt  ff.).  So  untersclieideii  sich  die  kür- 
zeren a,  i  in  stak,  tsi/qAi^l  deutlich  von  denen  in  stal,  isifr 
u.  s.  w. 

3)  Was  speciell  die  'kürzen'  anbelangt,  so  ist  zwischen 
Silben  mit  stark  (stärker)  und  schwach  (schwäclier)  geschnit- 
tenem accent  zu  unterscheiden:  je  stärker  der  folgende  con- 
sonant  bez.  je  stärker  die  schneid ung,  desto  geringer  ist  die 
dauer  des  vocals  und  umgekehrt.  So  ist  das  q  in  gst  merklich 
länger  als  in  A^/.  Jenes  wäre  etwa  als  *nnterkflrze'  zu  be- 
zeichnen. 

4)  Schliesslich  sind  natürlich  auch  die  verschiedenen  stim- 
mungsverhältnisse  zu  beachten.  Die  eindringlich  belehrende, 
ermahnende  und  klagende  rede  liebt  die  ftberdehnung  der 
vocale,  umgekehrt  werden  sie  beim  sprechen  in  erregter  stim* 
mung  Uber  das  normalmass  hinaus  verkürzt,  vgl.  dazu  §  50. 


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40 


LESSIAK 


§  37.  8a  89 


1.  Starktonige  silben  in  nicht  oxytonierten  Wörtern. 

§  37. 

Wir  kQnnen  zwei  hanptregeln  anfsteUen:  1)  in  heate  offener 
Silbe  sind  nrspr.  knrze  Tocale  regelmSssig  gedehnt^  nrspr.  längen 
haben  ihre  quantit&t  bewahrt  —  2)  In  heute  geschlossener 
Silbe  bleibt  die  quantitftt  nrspr.  knrzer  vocale  erhalten,  urspr. 
längen  werden  gekürzt 

§  38.  Offene  silben. 

a)  Sind  die  sonanten  zweier  silben  durch  eintaehe  consouanz 
getrennt,  so  wird  diese  in  jedem  falle  zur  zweiten  silbe  gezogen. 

Anra.  Wenn  ich  von  'einfacher"  consonanz  spreche,  so  stehe  ich 
natürlich  auf  dem  staudpuukt  der  hentigeu  verhältui^äe  in  der  ma.;  TgL 
hierzu  §  14. 

Beispiele  für  die  dehnung  von  einfacher  consouanz: 

o)  vor  r,  l,  n.  Urspr.  einf.  lenis:  sjrdr  Spieler,  pira  bime; 
urspr.  geminata:  hila  hfüle,  säle  schftlchen,  pfina  pfanne. 

ß)  Vor  Spiranten  nnd  h.  Urspr.  lenis:  0/H  ofen,  itphl  stahL 
Urspr.  fortis:  äQfn  schaffen,  gf^  gasse,  sibr  sicher,  wQin  waschen. 

7)  Vor  verschlnsslenis:  Spdn  schaden,  Ugv  liegen. 

b)  Bestellt  die  trennende  consonanz  aus  verschlnsslenis  oder 
reibelaut  (und  h)  +  sunorconsonant,  so  fällt  die  silbengrenze  vor 
dieselbe:  pt-bnmi  beben,  la-dlc  lädchen,  mi-gla  möglich,  hi^  fnr 
hafner,  w^snr  mesner,  stri-hle  strichlein. 

Anm.  Bei  verbindniig  TOn  spirans  +Mllorcons.  hört  man  daneben  auch 
die  sUbentieiiiiiing  hhj-nr,  mds-nr.  In  diesem  falle  i£t  die  silbe  natürlich 
geschlossen,  der  Tocal  kürzer. 

§  39.  Geschlossene  silben. 
Steht  zwischen  den  silbeuträgern  eine  geminata  oder  eine 
andere  lautverbindung  als  die  oben  unter  b)  erwähnten,  so 
fällt  die  silbengrenze  stets  in  die  consonantengruppe.  Die  silbe 
ist  geschlossen,  der  vocal  knrz.  Nur  Verbindungen  mit  t  als 
erstem  componenten  bilden  zum  teil  eine  ausnähme;  isoliert 
steht  ajir  aper,  schneefrei 

a)  Bei  geminaten  als  silbentrennender  consonanz  sind  die 
gilben  stets  stark  geschnitten: 

«)  m      *^yP-J^^         ^^^'J^t^  ^^PH  hop-jjm  hopsen,  rok-ku 


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§38 


HUNDABT  TON  PBBNBGO. 


41 


roggen,  noh-lcM  nackt»  wek-JaHn  wechseln.  Ursprüngliche  länge 
gekürzt  in  khrgp-pfn  krapfen,  älap^fn  stangenscblitten  (mhd. 
sleipfen)  1La.nL 

mm.  Urspi.  iunr.  hltlgm  ma  W'AWWW  (iiilid.  A/«///;)/r),  prum- 
uun  brummen  (dagegeu  hhU-mm  klemmen,  i-ni,  UiiuiL-r,  onfri-rnjn 
bestellen,  zu  mhd.  vrümmeH).  Urspr.  m  uarh  kuizciii  vocal: 
hm-mr  liamiupr.  som-mon  sch?^men,  sum-mr  sominer  (dagegen 
ha-mnj  liämmeni.  lisä-md  •geschämig',  schamhaft,  hc-mot  herad). 
Kürzung  urspr.  länge:  j^m-mr  jammer  (mhd.  ^dmer),  khrgm-mr 
krimer  (mhcL  krdmmre;  zu  mm  und  tt  vgl.  §  14). 

/)  tt  ürspr.  U:  ämit-tn  schmiede,  hH4n  hfttte,  tui-ta  bnist* 
warae  (mhd.  iuUe;  dagegen  l^ia  latte,  mö-tn  mette).  Urspr.  i: 
Üii'tn  Schlitten,  isit-tr  zithei*,  pttt-tn  bfltte»  khut-trv  kichern  (mhd. 
iuteren)j  iut-tr  dotter  (dagegen  sp-tn  schatten,  wö-tr  wetter,  fö-tr 
TCtter,  hhrö-ta  kröte).  Affricata:  lihrgt-tsn  kratzen,  soi-tsn  setzen, 
fo^-f^e  rotzig;  p(>t-tsn  Ulzschuhe,  rut-tsn  riitsclien,  plot-tsn  grosses 
pflanzenblatt  Kürzung  urspr.  länge:  pat-tsu  beizen,  wai-ia^n 
{mhd.  u  tizin). 

Eine  ausiiahiae  liüden  einige  der  stadtsprache  eiulelmleu 
Wörter  und  fremde  eigeiiuamen:  Sirhtse  (neb.  sfriMsf)  st  romer, 
nä't^p  lfrimz.  (jra-tsc  Vnukraz;  A7?(7>/ä-^6^e'spitzbube,  scheint  eine 
art  koseform  zu  'canaüle'  zu  sein;  vgl.  auch  auslautend  marits 
Iforitz  (hausname). 

Die  Verbindung  t  +  nasal  oder  liquida  (in  der  Stellung 
nach  i,  u  natürlich  ansgenomm^)  wird  genan  so  behandelt 
wie  d  +  nasal  oder  Hqaidaw  Es  heisst  also  prö-irBx  coUectiv 
zu  brett,  Sta-fle  städtlein,  ksä'tne  gesottene. 

Nebeneinander  hört  man  pet-tln  ualpe-Ün  betteln;  pet-Ür 
hat  regelmässig  kürze.  Fremdwort  ist  lu-ir  Luther. 

b)  Vor  Spirans  oder  sonorconsonant  als  erstem  bestandteil 
einer  doppelconsonanz  ist  die  silbe  schwach  geschnitten: 

a)  Spirans  +  verschlussfortis:  höf-tn  heften,  wgx-tr  Wächter, 
ßi-pr  vesper,  Mf^-tn  kästen,  kui-kr  eldechse.  Beispiele  für 
die  kfiming  urspr.  länge:  kMgf-fr  klafter,  kaf-te  (mhd.  heiftee), 

fi)  Sonorcons.  +  verschlusslenis  oder  t,  Spirans  oder  sonor* 
cons.:  ta-gl  engel,  u  un-dr  w'under.  j^il-dr  bilder,  h{>l-(n  halten, 
föl-sn  felsen,  fin-fv  fünf,  Uif-ms  stürmisch,  Icr  nm  lernen,  pam-le 
bäumchen. 


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4     i  l 


1*  nm  "<iil  jtaä- 


.  ...  —  ^rr>       x:^^.  7      "znÄta.*:.  —  ^>p«« 

X,. ^  ^  '  *      X.-  :.  —  ■* .  j  ?  _r^*.  'r  f  irx:  — 

^   '       ..  "  -^'T!':  inniger  i'ir':  L-  t  .-jt!- v  i  i.  «. 

4  I»;  i  '  -  •  -T"*^  ^  -  i*.' Heimln,  frum 
**  4*.  .-:tii  >"  n  L— — lill-  r^^'lmiiieiL 

>  .!u  '/-'^••t.-af.z  ZQ  4rr  vor  inlaateBdem  t  c)  jmI  bitte, 
.■,M/^M.i.k't-  tr.f  unr.  ^ef,^rliuu(miia«ÄikgesdimttaiemaccöitX 

A.i.-i.;.liiiM';  )'tark  h^,t.ont>%-  nU  (aach  iilto)  nicht  ^)  ^sod 
(m.ImI  .h/,.       vuUa  (lübd. /-utj,  mt  Stadt,       blatt,  goit, 

IO.m..llM,|,  citt»nlillkts-  »'.'/..  Hillwutv.nnnngsgesetz^  wie  sie 
*ll      füllt«  V..II  v«K-«l  I  KOBürcousonanl  bestehen,  gelten  auch 


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§  42.  48 


KUHDABT  YOH  PBRinSOG, 


43 


für  die  diphthonge:  der  iinsflbische  bestandteil  fungiert  genan 
80  wie  eine  liqnida  oder  ein  nasal.  Es  heisst  also  fihjf  fener, 
7(0-jtr  leier,  is-yf  'schauer*,  hagel;  —  fr(Bj^  frei,  payt  bau,  n^rj 
neu,  mit  debnung  des  ersten  componenten,  dagegen  mit  kftnse 
desselben  n^-in  reiten,  la^-ir  lauter,  khr<^9n  gereuen,  paux 
baucb,  neeid  neid.  Ebenso  verhalten  sich  ffl9  frflh,  schnee, 
ürpa  strob,  aber  H»-hm  schieben,  Ufo-Zn  nötigen,  igat  tot  u.8.w. 

Nachtrag.  Vor  der  auslautenden  Verbindung  -/»  ist  der 
sonant  sehr  schwach  geschnitten.  Die  quantität  hält  so  ziem- 
lich die  mitte  zwischen  länge  und  kürze:  pQru  bohren,  ^tr»  gern, 
daneben  zweisilbig  piru,  ger^. 

3)  C^uaniität  in  nebentonigen  silben. 

§  42. 

In  nnterstarken  oder  unbetonten  silben  (vg^.  §441)  ist 
der  Yoeai  stets  kuns,  der  accent  schwach  geschnitten,  z.  b. 
khränateöi  (mhd.  kranemte),  .^pinawöta  Spinnengewebe,  wefkU^ 
Werkstatt,  tsglp^  zahlbar,  Urorin  lehrerin  u.8.w.  Allerdings 
sind  je  nach  der  stärke  des  nebentons  unterschiede  bemerkbar; 
so  ist  das  a  in  dem  zweisilbigen  pi/pam  bimbaum,  entschieden 
kurzer  als  in  dem  dreisilbigen  öpflpam  apfelbaum;  fast  zur 
halblange  wird  es  in  dem  pl.  öpfljnimr.  Eventuell  lang  sind 
*  mittelstarke'  nebensilben.  Die  vocalquantität  ist  nur  um 
weniß^es  geringer  als  in  der  entsprechenden  Starktonsilbe :  prun- 
ti  üij  Vtrunntrojr,  w^srso;/  wassersage,  h'opihßdr  sclireibfeder.  Doch 
beschräiikr  .sich  die  läntr«^  nur  auf  die  stelhmg  in  pausa,  bez. 
am  salzende.  Im  satziniiri  ii  wird  zugleich  mit  dem  nachdruck 
auch  die  quantität  vermindert,  z.b.  dr  ptunirö-gis  firte  der 
brunntroo'  ist  fertig. 

Was  für  die  ableitungssilben  und  schwachtonigen  compo- 
sitionsglieder  gilt,  gilt  im  allgemeinen  auch  fiii'  die  neben- 
tonigen bez.  unbetonten  Wörter  im  satze.  Vgl.  df^  iCü'Si  niks 
da  weiss  ich  nichts  (betont  dp,  was,  i);  wgnr  itpftr  wp-si^ 
tat  wenn  er  dann  (et)wa8  sagen  wflrde  (t&te;  betont 

n^,  «9(19,  uuy. 

§  4:5.    Nacht  rage. 
Da  gewisse  Wortklassen  ({»artikeln.  Präpositionen,  zum  teil 
auch  die  verba)  im  satze  regelmässig  einen  schwächeren  accent 


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44 


LB88IAK 


§43 


tragen  und  demnach  statt  der  eventaellen  l&nge  kurzen  vocal 
liesiUsen,  ist  es  begreiflich,  dass  dieser  zuweilen  auch  auf  die 
Stellung  der  betreffenden  Wörter  in  pansa  übertragen  wird. 
So  bort  man  häufig  t  ^w,  i  s^,  i  röä  fttr  i  0w,  spg  n.a.w. 
Hier  kommt  noch  der  elnflnss  der  fibrigen  flexionsformen  hinzu, 
die  in  fblge  des  antritts  von  consonanten  regelmftssig  kurzen 
Tocal  haben  (vgl.  du  agkst,  er  sgk,  wir  spgmr  U.8.W.).  Stets 
kurz  sind  2.  b.  wog,  iswis,  gög,  ^oei,  af  wegen,  zwischen,  gegen, 
bei,  auf,  wol,  wolwöl,  in  Kfimten  allgemein  flbliche  beteuernngs- 
partikel  *ja*  (dagegen  wi^  wol,  adv.  zu  ^gut'),  auch  wenn  sie 
mit  besonderem  nachdrnck  versehen  sind.  In  energischem, 
gebieterischem  ton  gesprochene  silben  bez.  Wörter  werden 
häufig  vcrkiii/t:  stil  still!  dp  dal  so  so!  Durcliwe^  kurzen 
vocal  haben  die  wirklich  befehlenden  imperative  l{fs  la^se!,  nini 
niiiiTu!,  mu  schau!  Dagegen  mehr  bittend  als  befehlend  7^.^, 
nun  U.S. w.  Andere  aiisualmien  sind  durchaus  aiialogiseher 
natur.  So  hei^j^t  das  neutrmu  zu  jyrät  breit,  khrpd  gerade,  n  tf 
lebhaft,  nicht  jmKs  n  s.w.,  sondeni  präts,  Ichr^ttf^,  n  tfs.  ^^an 
\\\\v\  neben  einander  Idppüsn  and  idpüsn  (läw  +  pUsn),  glf^itaus 
und  gipshaus  glashaus. 

Je  älter  und  fester  die  composition,  bez.  je  isolierter  die 
form,  desto  mehr  machen  sich  die  allgemeinen  regeln  geltend; 
vgl  gäX8  jähes,  aber  gäks  plötelich  (mhd.  gähes), 

.\uin.  1.  In  der  älteren  g^ruppe  deutscher  lehinvörter  im  windischen 
ppiegelu  sich  (Wc  nrsprünf^lirhpn  qnantitJitsverliältniF««^  »nit  ziemlicher  con- 
sequeuz  v  iilt  r.  Der  quantitativen  Verschiedenheit  im  liout^i  lieii  ctitspricht 
eine  verschietienheit  der  musikalischen  accentuierung  im  windischeu:  zwei- 
nnd  mehirilbige  wttrter  mit  nnpr.  konem  stamm  vocal  sind  musikalisdi 
oxytoniert,  d.h.  sie  haben  den  hochton  O  anf  der  letiten  dlbe;  umgekehrt 
haben  solche  mit  nnpr.  langem  BtammToeal  den  hocfaton  anf  der  Stammsilbe. 
Einsilbige  Wörter  mit  urspr.  kurzem  rocal  siud  kurz  mit  fallendem  0)  Acerat, 
zuweilen  auch  lang  mit  steigendem  acceut  ('),  solche  mit  tirspr.  langem 
vofal  sind  lang  mit  e^iertpui  ton  (*).  Ich  stelle  dif  wind,  und  rahd.  formen 
neben  einander:  a)  hi^mtr  —  j^ihistir,  irimf'ft  —  samäi.  Imbjx  -  Jiahfch, 
hiimr  —  /uimcr,  basato  —  vazzcn,  miaü  —  .stAa//t«,  ^o.sia:  —  tztidi,  kr^iä 
'-kH$9e,  hOia-^hSAte,  hnal^  —  «mne».  Dagegen  mänat»  —  «idle»i>  päpal 
~  hdbe9,  tslla  —  stSh,  hlUaU  —  ilen,  «i^tol  —  *iteeteidh  rpla  —  röse,  m4ta 
—  müte;  —  b)  hri§a  ~-  gnmt,  ht^k  —  vUc,  imax  tmaehf  Vtäf—  sehaf. 
Dagegen  rät  —  rät,  nid  —  tut,  h-öt  —  schröt,  rüt  —  *rüt  (gereut).  Die 
nnsnnhmen  1h -schränken  sirh  so  ziemlich  auf  diesteliODg  wspr.  fcOnen  Tor 
l,  r,  h  and  deren  Verbindungen. 


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§  44.  45 


MUNDABT  TON  PEBRBGO, 


45 


Amu.  2.  Zur  silbentrennimg  wiüre  noch  nachEntragen,  dass  dieselben 
regeln,  wie  sie  für  den  wortinlaut  festgestellt  wnrden,  auch  für  den  satz- 

znsammenhang;  gelten.  Die  sätze  'v>ff  ö^tt  t'<f  n  phl  an  ritrast  ä  gust  zum 
essen  ist  ein  bischen  fein)  ob«t  auch  gut,  i  pü  in  nü  ich  bitte  ihn  nicht, 
vöLt:  w  f  weg  ist  er.  werden  demnach  folgendermassen  gesprochen:  f*>  — 
nö  —     —  lu  —  sa  —  pis  —  la  —  »lö  —  tciü  —  tä  —  guA,    i — pit  —  ti  —  tiit, 

SehUeMt  ein  woit  mit  BiHnseliem  nasal  oder  l,  so  wird  dieser  bei 
▼oealiediem  anlant  des  folgendoi  wertes  in  swei  teile,  dnen  süblschai 

and  einen  nnsUbischeu  an^gdtet,  z.  b.  n(k^  —  Us  nadel  ist,  petti  —  ntint 
beten  und,  n.  s.  w.  Bei  r  dagegen  wird  der  silbische  teil  gewöhnlich  durch 
9  eiseut:  /jf^r«  aber  fgiM-A  vater  auch,  seltener  fiftf-rä, 

H.  Zar  kenntnis  des  sooents. 

1)  Dynamischer  accent. 
§44 

Ueber  den  dynamisclien  sUbenaccent  habe  ich  bereits  ge- 
legentlich der  besprechimg  der  stärkererhftltntsse  der  conso- 

iiantenarticulation  und  der  Silbentrennung  die  notwendigsten 
aufschlüsse  gegeben.  Ich  wende  mich  daiitr  zum  dynamischen 
\vort accent.  Es  würde  mich  zu  weit  führeu,  auf  eine  er- 
schöpf^-nde  behandhmg  desselben  einzugehen.  Die  folgenden 
angaben  bf^srliränken  sich  auf  das  allerwichtigste. 

Die  huujitregel  ist:  die  Stammsilben  tragen  den  hanpt- 
accent,  die  nebensilben  sind  verhältnismässig  schwächer.  Es 
lassen  sich  im  allgemeinen  etwa  vier  stärkesti^en  unterscheiden, 
die  natürlich  selbst  wider  Schwankungen  unterworfen  sind. 
Ich  bezeichne  sie  mit  stark-  oder  hanpttonig  (1),  mittelstark 
(2)y  nnterstark  (3),  schwach  oder  nnaccentuiert  (4).  Unter 
'nebentonig'  fasse  ich  die  stnfen  2  nnd  3  zusammen.  Gelegent- 
lich Terbinde  ich  die  Zahlzeichen  mit  den  exponenten  a  und  b, 
um  die  grossere  oder  geringere  stftrke  der  einzelnen  stufen 
ausdrOcken  zu  können. 

§45. 

Von  dnfluss  auf  das  relative  st&rkeTerh&ltnis  der  Stamm- 
silbe zn  den  nebensilben  ist: 

a)  Die  schueiduug  der  btanimsilbe.  Je  schwächer  diese 
geschnitten  wird,  bez.  je  grösser  die  dauer  ihres  sonanten  und 
je  geringer  die  Intensität  des  (der)  anlautenden  consouanten 


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^ddlHT.  1^  Ott« 


—  j_  tr**"-^.:*' -T^n  "V  ^•.*"'^n  inü  b»*t  nn- 

:!i7'-iJi-i>*aHa  iH'itfa*  a*  u.  ti~  isr  T  jü^joii  erhAitcn 

iizi  ii*  ZI  J  nll  lajL  x:«r  ^: gfagte. 
^'-l:  :^  :-r  zr^-i'^i  -ä:.*! -f^. -ÄR*  Dd 

i.'.f.L      :ri^  i:-^.  wtZji  i:-  ir.t'e  eii  -f.     <Micr  xliwiclh' 

k/^'in  {ly.*^  L-t  er  hi»e-r  m-frkli-.'h  $4:hwiciL.rr  ak>  in  dt-m  ent- 
jt^^ff/.ii^'.udku  zweisilbige  wüi^e.  In  fiLU<üEi  wie  ^amxj^jrt  UtU 


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§46 


MUNDAET  VON  PEENEOG. 


47 


braticlibare  leute,  werden  die  beiden  nebensilben  zwar  ziemlich 
.^lark  herabgedrückt,  aber  die  erste  bewahrt  stets  die  über- 
legenlieit  über  die  zweite.  Dnssi  lbe  p:ilt  z.  b.  aucli  nocli  in 
li^ihsoftn  fniosn  liebschaften  vergessen,  trotz  des  rliythniisclien 
nebeniuris  auf  der  dritten.  Das  Verhältnis  ist  etwa  1  •  :U)  :  4  a 
:4:1b:  4.  Steht  eine  der  erwähnten  schweren  nebensilben 
an  dritter  stelle,  so  ist  ihr  die  zweite  silbe  immer  unter- 
geordnet: prauxpgrkhceit  (1  :  4a  :  3)  brauchbarkeit.  In  fällen 
wie  firtige  ferti^re.  j'irMDne  birkene,  gceistlone  geistliche,  wir- 
Umn  Wirtinnen,  Uwksgmr  langsamer,  haben  die  beiden  neben- 
sflben  nngeffthr  dieselbe  silbenst&rke*  Folgt  noch  eine  dritte 
nebensilbe,  so  wird  die  erste  schwachtonig,  die  zweite  trfigt 
den  nebenaccent;  z.  b.  ApfMe]  firügi-  p9iköm{9n)  habe  sie]  fertig 
(als  fertige)  bekommen,  etwa  la  :  4 :  Sb :  4  :  Ib :  (4).  In  dem 
vientlbigeii  hamUkkatiin  hdmlichkeiten,  ngxprSgftn  nachbar- 
Bchaften,  ist  die  dritte  silbe  kräftiger  als  in  dem  dreisilbigen 
hamlUchceit,  ngxpr^gft. 

§  46.  Composita. 

a)  Das  Verhältnis  1  : 3  bez.  1:4:3a,  welches  für  die 
schweren  ableitungssilben  gilt,  herscht  auch  in  solchen  Zu- 
sammensetzungen, a)  in  denen  der  zweite  bestandteil  seine 
Selbständigkeit  verloren  hat,  d.  h.  als  simplex  nicht  mehr  vor- 
kommt, aber  doch  seinen  voUvocal  erhalten  hat.  Hierher 
gehören  z.  b.  die  composita  mit  -mgl:  ngximgl  nachtmahl, 
mi^ginQl  mittagmahl;  -S^wi  ggriUgw  (mbd.  gartstap)  Stachel- 
stodc  znm  treiben,  k^tUStifw  handstab  bei  der  drischel;  -wefx: 
i^itkfferx  handwerk,  t^ffw^x  tagewerk,  desgleichen  in  den 
binfigen  collectlybildangen  wie  iumeerx  menge  von  schaben, 
fki^äwq'x  gerede,  khmdrwerx  'kinder\  rumplwerx  gerOmpel, 
1L8.  w. 

Anm.  lu  Wörtern  wie  Idtalt  lebzelt,  hrius^H  (\u\id.  Ihusät),  ruttpr  enl- 
(rot-)  betre  u.s.  w.,  in  deneu  völlige  Schwächung  des  gruiidworteü  ein- 
getreten ist,  sind  natttrlidi  die  neb^uUben  durchweg  unaccentoiert  Drei- 
iUMfe  wie  wtiiuxtn  Weihnachten,  MUbe»«*  'UaewMaer*,  entapiedien  so 
>wiiilieh  den  oben  erwilinten  firtigif  haml»ni, 

ß)  In  welchen  das  grnndwort  nicht  mehr  in  seiner  eigent- 
lichen bedeutun^  gebrancht  wiid  oder  doch  in  einer  anderen 
tte  das  Simplex.  So  die  composita  mit      (=  Stätte):  pri^nUtgt 


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48 


hoi:  -  - IvA^^T  r  t^i^kaecht  1:2;  dagegen  dökitrkhne^ti 

dr&KickigcäL  beia  ^^litck»  Tenraideles  gesteUe,  nptrkhnexi 
beftkisEen  der  nitUfiiuieii.  mit  1:4: 3mX  TgL  noch  d^mtpol 
dienstbotc;  iUiimM  fioLtmes  t  dagegen  /Vkmr^  frBhmcsse  1 :  2X 
ir<r«jpnui  wdhbnmn  (=  vasEeri  fmrf/mp  feierabend,  l^wksacmä 
laagireae.  Feintf  girbC^ren  UeriMr: 

'/}  Häi!  :_'  e^branchte  zitsammeasetzangen,  die  zu  einer 
gre«'i^^^•Il  t-ii.h' vcr?cLi:.  ".zeü  sind,  i^o  dif  zii^amineu^jetzüiisren 
mit  'j'^Dti  bäum;  ptrpam,  kherspam^  nusjuim,  trispantf  aupntn 
bim-.  ki!>rh-.  nu>>--.  wir.-^-.  eichbaiim;  -h'ut  leiite:  hmisla^it, 
prautlait,  Kantet la  t  hau>-.  braut-,  weiberleute;  -haus:  mar- 
fmus,  urirfshaus,  su9l}i'Ai'->  m^-ier-.  wiilü-.  schul  haus ;  -siiihi)i  stube; 
pofstubni,  marUulmj  rauxstubm,  prchUtulm  bad-,  meier-,  raucb-, 
brechelstube;  -seäni  m9nis(Bm,nceisceiH  mond-,  neoscbein  (—  nea- 
mond);  furniQH,  tbimrm^n  fuhr-,  zimmeimann.  Vgl.  femer 
iisplgt  IL  tiscbplatte,  heryot  hengott»  imtäigtU,  rusignt  Deatscb- 
land,  Rnssland,  peiSnur  betschnnr. 

6)  Moderne^  der  Schriftsprache  entlehnte  bezeichnungen  wie 
wffrtsiß  Wartesaal,  fyrplan  fabxplan,  ineUsug  schnellziig,  JeÄ^epuaj 
lesebach. 

i)  In  Übertragener  bedentung  gebrauchte  w(irter  imd 

schelten:  6-ttiPiw*'/(>/ =  nnsauberkeit  (1:3;  dagegen  = 'schwein- 
stair  mit  1  :  2),  holtswög  'holzweg'  (=  iri'tum;  dagegen  U^icög 
triebwep).  saupio  saukerl,  rofspu,),  saumijuu,  sauparil  u.a. 

b)  Dagegen  ruht  in  zusaiiiineiist  tzungen,  in  denen  eine 
solche  Verschmelzung  der  beiden  begniie  nicht  stattgefunden 
hat^  das  grnndwort  nicht  wie  in  den  obigen  beispieleu  zu  einem 
weniger  bedeutungsvollen  bestandteü  herabgesunken  ist,  auf 
diesem  ein  starker  nebenton.  Das  Verhältnis  des  hauptaccents 
xnm  nebenaccent  ist  ungefähr  das  von  1 :  2  (^nüttelstm-ke 
Silben').  Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  die  mehrsUbigkeit 
des  gmndworts  dabei  eine  rolle  spielt:  zwei-  oder  mehrsilbige 
grnndwiSrter,  zumal  solche  mit  Unger  Stammsilbe,  verlieren 
nur  selten  ihren  starken  nebenaccent  (vgl.  dazu  die  angaben 
über  qnantität  and  tonhAhe  §  42.  52). 

Heisv>iele:  j>rixi/rj(/ brotteii:.  >j'j/>irift>(/ Spazierweg,  saudirv, 
kkUdit  w  sdU'j  kuhiuagdj  s^ti^Hhivu  sU'ohdach,  Aiim/^^tö/  kindstaofe, 


i 


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MOHBABT  TON  FEBNEUG. 


49 


perkOokx  bergstock,  wösrs^g  wassersäge,  mislnSpfs  reistent^piess^ 
iw^Umnöst  Schwalbennest,  khkaprohn  kleebrache,  tnmpfnadl 
dainpinuilL'l,  hQr{n)m<}nBt  hunmionat  (februar),  Ihh  uLhö fr  Imsdi- 
käfer,  sp^  nfakhljüuges  ferkel,  isQntlukM  zahnlückig,  sirnrfmugDt 
schwarzäugig,  hmvmösl  taiibnessel,  födrmösr  federmesser,  pau- 
ii^iü^nii'>it  bauchentzundung,  u.s.w. 

Die  erwähnte  betonungsweise  lierscht  nur  im  satzaiisgang 
odt  r  in  pausa,  im  satzinnern  verliert  das  grundwort  bedeutend 
an  stärke,  vgL  9n  dr  gastrwöhn  4:4:1:1:2:4,  dagegen  sn 
dr  gasfrwohn-nisr  khöm9n  4:4:1:4:3:4:  4a  :4:lb:4  in 
der  osterwoche  ist  er  gekommen. 

c)  In  compositis  mit  mehr  als  zwei  gliedern  von  der  ari 
(a  +  b)  +  c  verliert  das  zweite  glied  an  nachdrnck,  das  dritte 
kommt  dem  ersten  an  stftrke  nahezu  völlig  gleich:  tshUhölisl 
1:2:4,  dagegen  tsinihöUsUaxisle  'zttndh&bschen-schächtelein* 
1 :  B :  4  :  Ib  :  4  :  3b;  pamprfix  beinbrucb  1 : 2,  dagegen  i^awt- 
praxr^asU  'beinbmcbrOslein',  gänseblfimchen  1 :  3b :  Ib :  4a; 
ähnlich  aufrjrt  auffahrt  (d.  i.  himmelfalirt)  1  :  3,  aitfjrtstog  1 
:4a.  2.  In  zii>ariimensetzuiigi n  von  der  art  a  H  (b  }-  c)  tritt 
aus  rhytlimisclieii  grüiuleii  häufig  accent Verschiebung  ein: 
ptraiijlöyu  (1:3:2)  bierauflagen,  Ib.rfontstnhi  lidit  anziniden, 
Jt^ntpri^ßr^gr  landbrief träger,  fätnuirsäl  feUlmarschall.  Doch 
vgl. p^tsirl'shahpmon  Cneben  potsiyhshdapm(^n  bezirksliauptmann, 
fr^ntsprgntivcein  frauzbranntwein,  peUskheräpam  pelzkirsch- 
baum,  ähnlich  erispisof  erzbischof. 

d)  Ungefähr  gleich  stark  betont  sind  die  compositions- 
glieder  in  Zusammensetzungen  mit  ün-,  irU-,  haup-,  nmrts-y  rtsn-, 
perw-^  ents-  {^nmU-\  wenn  diese  nnr  zur  verstftrknng  des  be- 
gzilfs  dienen,  z.b.  unUnfi  unten^  »n/«9dr  riesenfnder,  irtarauwr 
enorftaber,  triBlm^  erzlnmp,  m«fisii^mj){mord8held,  hauplugwr, 
haupSölbm  banptlüguer,  -dieb,  r^snUtkld,  pervlakkl  ein  riesen- 
haft, bftrenmfissig  gi-ossar  mensch,  entsdrwn  riesenstttck  (enta 
=  'endes').  Mit  gewöhnlicher  betonung  dagegen  etwa  fixsi^ierl 
'viehskerr,  durchtriebener  kerl,  drökxnuindl,  ioillisjniandl  dreck-, 
teofelsniHiiiiIcin. 

S<'hwebt'ii(le  betonung  hersclit  aucli  bei  ailjrctiveu  wie 
Vhä'ipJdx  käsebleich,  <jr<)«ir<'a.n  gra.sgrlm,  Intfran,  luttdhin  ganz 
fremd,  ganz  allein,  poitsnfol  voll  wie  ein  blutegel  (poitsd),  fut- 
ngkiai  ganz  nackt,  mirglt  meeralt,  siolixtmis^  -windos  stock- 

PciWlte  tiir  gruhichm  <lcr  «IcuImImii  sprach«.  XXVUL  4 


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50 


LmUK 


§47 


deutsch,  -kindisch,  tici<?7trdr  nndelweicb.  Oft  wird  der  accent 
gendeza  auf  dtf  zweite  giied  Terschoben:  ihkxwMfi,  In 
der  flexion  dagegen  ist  dieses  nebentonig:  o  lAnHisprafr  menti 
(1 : 2 :  4X  iniawmsi  h^,  a  iUakxfauU  Ivfdr  ein  kreuzbraver 
menscby  scbneeweisse  baare,  ein  stinkfanles  Inder. 

§  47.  Uauptaccent  auf  nebensilben. 
Accentamslellnng. 

a)  Die  hanptmasse  der  bierber  geb&rigen  beispiele  bilden 
fremdwOrter  bez.  w5rter  mit  fremder  ableitnngBsilbe:  Uuär 
lineal,  2)^2Jir  papier,  IhamSde  komfidie,  matire  'materie*,  eiter, 
nuUr^afm  'matnresderen*,  eitern,  fawrikxhhvik,  lit^wH  litaneiy 
9raiw9riki  scbreiberei,  sinirw  sinnieren.  Dagegen  mit  znrttdi- 
ziebnng  des  accents  snht  salat,  spftgdt  spagat,  ntm  anis.  Zabl- 
reiclie  beispiele  liefern  hiefür  die  Ortsnamen  slow,  herkunft, 
z.  b.  tr^afn  Treffen  (wind.  trchincX  fiUx  Villach  (wind,  bläk, 
*bt'lak\  pöhnits  Polenitz  (wind,  polanitsa). 

Fremde  eigennameii  haben  als  Ortsnamen  in  der  Verbindung 
mit  'sanrt'  fast  rhirrhwecr  den  nrsprinm-lichen  arcent  bewahrt. 
Verl,  s^ukx  mihtdl,  u/  uon,  Jndr(;a,  m'ji  ijrqutn,  ininiU^an,  fdippm, 
St.  MiVhael.  Frban.  AndrM.  Margaretlien.  Magdalena, 
Fililipen,  Jüluiua  (doch  stets  snukr  inirtu  St.  Martin).  Diese 
betuuungsweise  liegt  auch  den  meisten  volkstümlichen  kose- 
formen  zu  gninde:  Up,  l^ana,  n^sa,  hios  Philipp,  Magdalena, 
Agnes,  Jfatthias,  u.s.w.  Als  vornamen  verwendet  kaben  sie 
den  accent  auf  der  ersten  sübe:  iöhan,  f  ih'p,  nnhl,  urwan,  ^ddm 
(Adam).  Es  scheinen  hier  rhythmische  gründe  ausschlaggebend 
gewesen  zn  sein,  vgl  s^wkx  mih^l,  aber  ^Michael  Kdfler'. 

b)  Offenbar  der  Schriftsprache  entlehnt  sind  lawmde  leben* 
dig  (neben  echt  mundartlichem  lSbmie\  freln  forelle  (in  nachbar- 
dialekten  findet  sich  noch  fgyhn  =  mhd.  varhen),  faidintsn 
fanlenzen.  Etymologisch  dniücel  itrawäntm  hemnischlendemy 

Slawdwkr  weiberrock. 

Von  Zusammensetzungen  mit  acccut  auf  dem  zweiten 
bestandteil  wären  zu  erwähnen  die  urspr.  adjectivischen  Ver- 
bindungen mji<^y  mittag,  viitnigxi  luilternacht,  saur^mpfr  Sauer- 
ampfer; zeitbestimmung-en  wie  Qasfmiönte  Ostermontag,  kh^r- 
frobite  karlK  itac:,  {»ithspfhjkste  griindonnerstag  (mhd,  *anildjs- 
pfhiziac)y  kiujhmynte  montag  nach  dem  kirchtag. 


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§47 


KDITDART  YOV  PHBHEQQ. 


51 


Ferner  /tr^/i^o/*ffii8tbi8chof,  ertshirtsog  enhenogf  rauwr- 
Ikatqmi^  rftnberhauptmajin,  pgkiäiri  (neben  p^Hre)  naseweis 
Chäg-sdUree  streit-,  praUsüclitigX  gr^asmext^,  ln^ngmixU  gross-, 
Uogmlchtig. 

Composita  mit  negierendem  un-  (ma.  um-)  haben  durchweg 

den  ton  anf  diesem:  4immgla  nnmöglich,  ümfrd^ant  unverdient, 

ümorfe  unartig.  Eine  ausnähme  bilden  ^nd^nJcst  (mlid. Undankes, 
8.^  12^1)  )  iiTid  3nkh(pit  (s.  §  34). 

Bei  Zahlwörtern  von  20 — 100  liört  man  neben  der  reg-el- 
iiiäs.sio^en  betonuug  Isivtid^xisJc  82  n.s.  w.  zuweilen  aucli  t.sira- 
di^tsl:,  doch  nur  ^unt  ansnahmsweii>e.  J-Jei  zusammen?ptzunf>-en 
mit  'hundrt  und  -iausnt  wechselt  der  acccnt  je  nach  ihrer 
svntaktischen  Verwendung.  Es  heisst  gewölmlich  fswahthi  h  f, 
tsicatdumt,  dagegen  in  attributiver  stellang  tsweUiündri^  Uwd- 
täusnt  guldn  200,  2000  gülden. 

Zu  yerbindnngen  wie  mar-grögr  Meier-Gregor,  vgL  §  122  c»a. 

c)  Eine  ausnabmestellnng  nehmen  znm  teil  die  zosammen- 
gesetzten  Ortsnamen  ein: 

a)  Den  accent  auf  dem  bestimmungswort  haben  stets  die 
composita  mit  -berg,  -lach,  -dorf,  -fehl,  -hof]  -ueg:  himUwerg 
l[!:i;i!ielberg,  A-Äo67«i^itf^  Köstenberg,  üidrpcrg  Vwi^vh^r^,  ösox- 
i  /  (Ifisiachberg:  —  tcdtismpnx  Weissenbach;  —  sntndtjrf^^iii^w- 
üm.  pfof ndoi'fVi'AiUmVwi,  //<i/iW(>//Micheldtirf;  —  ohmfvlt  Eben- 
feld. sld'ihnftU  Schleiclienteld,  wceitnsfeU  Weitenasfeld ;  —  S{inthof 
Sandhof;  —  rämög  Rennweg.  Ebenso  die  mit  -hvrri  zusammen- 
gesetzten: möswufg  Moosburg,  plcbiwurg  Bleiburg  (die  einzige 
mh"  bekannte  ausnähme  ist  Jchamipurg  Kamburg  [*]i'aranta- 
burc]).  Ferner  solche  auf  -hühel,  -graben,  'irattcn,  -boden: 
^mmspihl  Ameisbichl,  grütsgrgbm  Grilzgraben,  mceitr^tn  Mai- 
tratten, Sdumpodn  Schanmboden;  vgl.  anch  pu9äadn  Buch- 
scheiden,  pdirg^m  Patergassen.  Desgleichen  die  zusammen- 
setzongen  mit  ober-  und  unter-,  z.b.  öwriSem,  ünirtäem  (-Tschem). 

Dagegen  niht  der  accent  in  Ortsnamen  auf  -eck,  -stein,  -tat, 
•tum;  —  -hofen,  -kireke»,  -hausen,  -statten,  -eben,  -wässern, 
•hfud^en  stets  anf  dem  gmndwort  (die  meisten  sind  urspr. 
genetiv-  oder  adjectivverbindungen).  Vgl.  {duühx  Albeck,  h^a- 
itökx  Hochegg;  —  utraslan  Dietrichstein,  t^rUtun  Arnoldstein, 
iifüln.si(ui  Rotten-  (besser  Roten-)  stein;  —  mi/^/ Ehrenilial; 

—  rt/uiniüm  Roteuturn,  fmlmium  Freienturn;  —  siglhofn 

4* 


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1  .^r-^L  ~  1  •^'^  ir-I-a  -r' -rnn^  Ikt  ^jxämm  ab* 
T"-:*  ^.ZLr«:]!  ä:.»?  j  Ii  t  rl-T*.;^.!  i  ).  uft       ia  aIl2S  enger 

I  n  br>.  Iir  L.^r^  ]ni,:h  in  di^esen  Msf&hmgCB  danaf,  die 
ricLtaüj^  (i»:r  u^&bewcftmg  ini  iHgememen  anndeBten.  liegend* 
we  lche  ab^/Inten  angaben  über  toohOhen  a  aaches,  bin  ich 
in  folge  mangelhafter  rnnsikaliseher  TorbÜdmig  nidit  In  der 
läge.  Eine  genauere  darstellang  einielner  tatsachen,  wie  die 
Umlage  einzelner  worüdaasen,  easna  n.8.  w*  behalte  ich  mir  für 
•pAter  Tor,  da  Bie  bei  den  rerwickelten  TO'bftltnisBen  der  nuL 
tOnffthroDg  einen  besonders  Bchwierii^en  geg^enstand  der  unter- 
ittfllmPif  bilden  nnd  vor  allem  einen  läiigeieu  auicuiliait  in  der 
hdnat  erfordern. 


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XÜHDABT  yOV  FEBNBQO. 


58 


§  50.  Satzaccent 

Ich  beginne  mit  dem  satsaccent  Die  ma.  kennt  zwei 
arten  der  'intonation*J)  Ich  will  sie  als  lallende  (I)  nnd 
steigende  (II)  einander  gegenftber  stellen.  Fflr  die  erste  ist 
es  charakteristiseh,  dass  im  gewöhnlichen  anssagesatz  alle 

starken  silben  zugleich  hochtonig,  alle  schwachen  tieftoiüg 
sind.  Die  zweite  steht  dazu  in  j^erade  umgekehrtem  Ver- 
hältnis: die  starken  sill)en  sind  tief,  die  schwachen  hoch. 

Die  angaben  bthiepeks  (Der  satzbau  der  Egerländer  ma. 
§  4  ff.)  über  die  musikalische  betoiiung  seiuer  uu».  lassen,  wenn 
ich  mirh  nicht  tjiiische,  auf  eine  ähnliche  doppelheit  der  ton- 
bevvegung  srlilios^pu.  Jedenfalls  diUite  sie  weit  über  unsere 
ma.  grenzen  hinausreicheu.  Die  Verteilung  der  beidui  systeme 
beruht  auf  dem  geftthlscliar akter  des  gesagten  bez.  der  ver- 
schiedenen gemiitsstimmung  des  sprechenden. 

Intonation  I,  durchweg  die  gewöhnlichere  ^  herscht  sowol 
in  der  rahigen  affectlosen  mitteiinng,  als  aneh  beim  beridite 
interessanter  begebenheiten,  im  befehl,  in  energischer  selbst- 
bewusster  rede^  nnd  dient  femer  zum  aosdmck  einer  besonders 
frendigen  oder  ftigerlichen  ttberraschnng  (yerwundernng). 

Intonation  II  (verhältnismässig  seltener)  wird  gebraucht 
Mim  ausdi'uck  der  gleicligiltigkeit,  resignatiun,  Verzweiflung, 
des  klagens,  bedaiiems,  des  wolmeinenden  väterlichen  rates, 
milden  tadels  und  massiger  Verwunderung.  Sie  wird  weiter 
häufig  angewendet  in  der  objectiven  erzählung  (märchen,  sage), 
bei  gleichgiltiger  widerholuns'  der  rede  eines  dritten,  in  pathe- 
tisch gefärbter,  würdevoller  rede  (feierlicher  anspräche),  in 
der  zuiücklmltenden  redeweisu  mit  höher  stehenden  pei-sonen. 

Das  temi  o  ist  hier  weniger  rasch,  die  Intervalle  kleiner, 
die  gesammttonlage  tiefer. 

Im  allgemeinen  lässt  sich  sagen:  je  subjectiver  die  rede, 
desto  mehr  wird  die  erste  art  der  intonation  bevorzugt,  je 
objectiver,  desto  mehr  neigt  man  zur  zweiten.  Es  ist  klar, 
dass  sich  öfter  kreuzongen  ergeben,  dass  man  während  eines 
gesprächs  plötzlich  umspringt  n.s.w.  Die  Vorliebe  für  die 
mehr  oder  minder  häufige  Verwendung  der  einen  oder  andern 

■)  Tgl.  E.  Sievers,  Ueber  spraebmeloditches  in  der  devtsehen  dichtong. 
Ldgnga  rector»tirede  1901. 


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54  LESSIAK  §  50 

art  hftngt  vielfach  you  der  persönliclieii  yeranlagong  (dem 
temperamenf )  der  indiyidneii  ab.  Weiber  bedienen  sich  der 
Intonation  n  dnrchsdinittHch  wol  h&nfiger  als  männer,  und 

ausserhalb  der  ma.  wird  sie  in  der  etwas  abgetönten  con- 

versationsspraclie  besserer  kreise  in  sehr  ausgedehntem  mai«e 
angewendet.  Bei  sinnsreinässem  nicht  pointierten  vorlesen  habe 
ich  sie  in  unseren  gegendeu  lecht  häufig  beobachten  können. 

Das  gesagte  mögen  die  folgenden  beispiele  verdeutlichen 
(die  hochtonstelle  ist  mit  hochgestelltem ,  die  tieftonstelle  mit 
tiefgestelltem  pnnkt  vor  dem  betr.  wort  bezeichnet). 

1  -aas  )iit  tronr  tvet  khömi/m)  \.  Entschieden  und  be- 
stimmt: *i('h  weiss  nicht,  wann  er  kommen  wird'.  Dag-e^en 
i  .mis  n'it  unur  irrt  /.hiiniim)  y,  unsicher,  zweifelhaft,  etwa 
'ich  weiss  iiiclits  bestimmtes,  wann  er  wol  kommen  wird',  oder 
mit  dem  nebengedanken  '  wie  soll  ich  es  denn  wissen,  was  geht 
das  mich  an?'  Auf  die  fra<re  'was  liast  du  gemacht?'  erfolgt 
entweder  die  bestimmte  antwort  mit  hochtoniger  starktonsübe, 
z.  b.  'pamlan  hgn  i  (piulsöfst  \  *bäumchen  hab'  ich  ein- 
gesetzt' oder  die  mehr  indifferente  .pamlan  hgn  i  mwksöist  / . 
etwa  'nnn,  was  soll  ich  denn  gemacht  haben,  bäumchen  hab' 
ich  halt  eingesetzt*. 

tuo  nr  'du  plaibiii  /\  bleibe  nur  hier',  gewöhnliche  aut- 
forderung;  tiiJ  nr  .(/(>  plwtbnt  \j,  sanft,  liebevoll  ermahnend, 
bittend.  be<Jäiifti<;end.  Bai-scli.  gereizt  liei.Nst  es  /  'harn 
9n  ifjnian  "hinji  l<i  i  'S2nln  y,  dt^s  'mgg  i  nit  ,  'ich  g'ehe 
heim,  den  ganzen  abend  bloss  spielen,  das  mag  ich  nicht\ 
Da^'egen  misgelaunt,  Yerdriesslich  i  ,ham  9n  ffonisn 
^bmp  Iwi  Jjnln  /\,  dgs  ,m^g  i  nÜ 

\. 

Den  plötzlichen  ftbergang  ans  der  einen  tonfUhnuig  in  die 
andere  zeigt  folgendes  beispiel:  is  i$  wol  'rixte  a  khrwits  af  dr 
weit  —  m9n  was  sgn  •n^amr,  mm  SaU  '^^ibm:  mä^ns- 
poin  sint  glw€Bilw^niyr,  s  ,trad  h^khan  wert  mfr  —  jjp  woMn 
wenir  den  'Ichöm  9n  goisn^  mitr  wwil?  'es  ist  wol  wirklich 
ein  kreuz  anf  der  weit,  man  weiss  schon  nimmer,  was  man 
anfangen  sollte:  dienstbuten  sind  alleweil  weniger,  das  ge- 
treidc  hat  keinen  wert  mehr,  ja  wohin  werden  wii'  um  gottes 
willen  mit  der  zeit  kommen?' 


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§50 


XUNOABT  YOK  PBBMBQO. 


55 


Die  tonbewegong  der  sechs  Sätze  ist  folgende: 


1.  2.  3  und  6  haben  fallende,  4  und  5  steigende  tonbewegnng. 
In  jenen  kommt  die  snbjective  erregung  (ärger)  zum  ansdruck, 
diese  bilden  sozusagen  eine  art  parenthese,  eine  einfache  liin- 
dentoog  auf  eine  feststehende  tatsache.  Die  Sprechweise  ist 
hier  verhältnismässig  langsamer. 

Die  umkehrung  stimmt  ziemlich  ^enau  bis  auf  den  völligen 
scliluss  eines  satzes  bez.  zusammenhängenden  .Satzgefüges.  Hier 
kennt  die  ma.  von  der  letzten  Starktonsilbe  ab  in  der  regel 
nur  fallenden  accent 

Die  gviVsse  des  intervalls  hängt  al»  vom  affect  der  rede. 
Je  stärker  der  exspiratorische  aceent  der  einzelnen  silbe,  desto 
mehr  untersebeidet  sie  sich  in  der  tonlage  von  der  Umgebung. 
Vgl.  das  aufgeregt  gesprocliene  g^ts  'harn,  dö  'khu9  ts  hin  wgrv 

/  \  Dagegen  einfach  aussagend  dö  'kha9  is  mr  hin  wpr» 


/  .  *geht  heim,  die  kuh  ist  verendet!'  —  Die  kuh  ist 
mir  verendet' 

Fragesätze  haben  im  allgemeinen  dieselbe  Hchtnng  der 
tonbewegnng  wie  aussagesätze,  sie  anterscheiden  sich  von 
Urnen  nur  durch  die  Verschiedenheit  der  Intervalle. 

Im  fragesatz  oliiie  fragewort  wird  die  mit  nachdruck  ver- 
selü'iK-  silbe  stark  in  die  höbe  getrieben  (was  ich  durch  hoch- 
gestelltes "  hezeielme),  die  vorausgehenden  silben  (Wörter) 
habeu  eine  relati\  etwas  tiefere  tonlage  als  im  aussagesatz, 
die  nachfolgenden  eine  relativ  höhere.  Beim  fragesatz  mit 
fragewort  ist,  vorausgesetzt  dass  dieses  selbst  unbetont  bleibt, 
die  tonlage  dei*  Starktonsilbe  uui*  w  enig  höher  als  im  aussage- 
^tze.  In  ungefähr  demselben  Verhältnis  werden  die  voraus- 
gehenden und  nachfolgenden  silben  gehoben.  Die  Intervalle 
sind  also  hier  verhältnismässig  am  kleinsten;  z.  b.  er  gfat  'furt 
er  geht  fort;  g^air  "furi  geht  er  fort?  icer  g§atn  'furt  wer 
geht  denn  fort?  'wer  g^t  furt  wer  geht  fort?  er  wet  'harn- 
99»!  er  wird  heimgehn;  weir"hamgfan  wird  er  heimgehn? 
««r  wetn  'kamgfon  wer  wird  denn  heimgelin?  'wer  wet  kam- 
wer  wird  beüngehn?  Der  znletzt  angeführte  fall  (frage- 


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56 


LE&SIAE 


Satz  mit  betontem  fra^ewort)  unterscheidet  sich  frar  nicht  von 
einem  gewöliiiliclieii  aiissageijatze  mit  betonter  silbe  an  ent- 
sprechender i^tt'Ue.  Vit'  autwort  'n^amp  wet  hamgqan  'niemand 
wird  heims^elin',  hat  nicht  nur  dieselbe  richtnngr  der  t^mbewe- 
giing,  soinb  rii  auch  die  tonlagen  der  einzelnen  silben  entsprechen 
Bich  YollkoniiiU'n. 

Tiitoiiation  U  ist  in  fra^esätzeii  ihrem  Charakter  em.-pre- 
chend.  da  sie  ja  das  siibjective  intere5:<?e  besonders  in  ansinuch 
nehmen,  recht  selten.    In  einer  lede,  die  im  allgemeinen  mit 
steigender  tonbewegung  gesprochen  wird,  springen  die  fr:ige- 
sätze  regelmässig  um.  Doch  veiigleiche  etwa  das  gedehnte  bieder- 
männisch-gemütliche      wh  .geats      'na,  wie  geht's? V  neb^ 
dem  gewöhnlichen,  in  fröhlicher  lanne  mit  einer  gewissen  Zu- 
versicht auf  eine  bejahende  antwort  gesprochenen  np  tcis  'g^ats 
X,  da«  bittende,  fast  betrttbt  klingende  g^ast  öppr  ign  .kam 
'gebst  da  etwa  schon  beim?  (ach  bleibe  noch  ein  wenig, 
t  ^    es  ist  ja  noch  zeit  11.8.  w.)*  bez.  toerst  ofipr  *hämgean 
V  mit  steigendem  wortaccent  in  hamg^,  vgl.  dazu  unten. 

Es  ist  natürlich  eine  ausserordentlich  schwierige  sache, 
die  Stimmungsverhältnisse,  welche  die  einzelnen  formen  der 
tonischen  accentuierungsweise  bedingen,  dureh  blosse  Schlag- 
wörter richtig  zu  beleuchten.  Eine  häufung:  isolierter  l)eispiele 
würde  die  Verhältnisse  wol  kaum  vei-stÄndlieher  machen.  Am 
besten  wäre  es  vielleicht,  sie  an  einem  län<^eien  zwiegesprärli, 
das  iniT  einer  reihe  von  glussen  und  hiiiszeiclien  versehen  werden 
miis^te,  näher  zu  erörtern,  was  jedoch  über  den  rahmen  dieses 
auf^atzes  liinausgieuge. 

8  51.   Tonischer  wort-  und  silbenaccent 

Tm  isolierten  wort  fallen  unter  normalen  bedinjrungen 
stark-  und  hochton,  neben-  (schwach-)  und  tieft on  ziisannnen. 
Also  mle  schälchen,  mit  hochton  auf  der  ersten,  tief  ton  auf 
der  zweiten  silbe.  Die  tonhöhe  der  nebensilben  richtet  sich 
nach  dem  gewicht  der  einzelnen  silbe.  Je  grösser  ihre  dyna- 
mische stärke,  desto  höher  die  tonlage.  In  göta  patin,  ist  das 
intervall  zwischen  den  tonhöhen  der  beiden  silben  bedeutend 
grösser  als  etwa  in  saudirv  saumagd:  hier  ist  die  zweite  silbe 
nicht  nnr  exspiratorisch,  sondern  auch  musikalisch  nur  wenig 
Yon  der  ersten  verschieden.  In  nebensilben,  die  ich  als  'mittel- 


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HÜITDABT  yOK  PBBKBQG. 


57 


Stark'  bezeichnet  habe,  tritt  unter  den  obgenannteu  umständen 
regelmässig  tonumstelluno:  ein;  z.  b.  teer  is  drausn?  antwort: 
(dö)  saudirw  y^,  (dr)  pri9firpgr  mit  tiefton  auf  sau-,  pri0f- 
und  bochton  auf  -Am;  -tr^.  Der  sinn  ist  etwa:  'wer  sollte 
es  anders  sein! ,  was  fragst  da  denn?*  (vgl.  auch  das  obige 
hämgfon  y).  Dagegen  herscht  bei  einfacher  angäbe,  ohne 
irgendwelchen  nebengedanken  fallender  accent  Bei  Wörtern 
mit  schwächeren  nebensflben  kommt  eine  solche  umlegung  in 
der  regel  nicht  vor.  Auf  dieselbe  frage  antwortet  man  unter 
glei(  hen  bedingungen  etwa:  dr  f^tr  mit  fallendem  wortaccent. 
Allerdings  besteht  diu  Ii  hier  ein  nnterschird  von  der  gewöhn- 
Uchen  aussage:  die  ge.^aiumttonlage  ist  liölier,  die  erste  silbe 
wird  etwas  überdehnt,  das  intervall  ist  geringer. 

Nur  rufe  bilden  zum  teil  eine  ausnähme,  vgl.  ßtr  (fotr) 
/  vater!  neben  ßtr  oder  das  drohende  ncrg  j  (Nero,  hunde- 
nameX  mit  grösserem  intervall.  In  diesen  fällen  tritt  zuweilen 
ancb  Verschiebung  des  dynamischen  accents  ein. 

Die  einsilbigen  fragen,  z.  b.  tc^s?  was,  ä^TF  wie,  was,  äü? 
du,  ^?  so,  g^ast?  gehst  du,  haben  steigend-foUenden  ton  mit 

äusserst  geringem  intervall;  sie  unterscheiden  sich  nui-  durch 
eine  liöhere  tonlage  von  dem  sonst  gleichartigen  aussagenden 
Ja,  sö,  nä.  Die  beiden  letzten  wei  den  daneben  aber  auch 
mit  bloss  steigendem  accent  gesprochen. 

Zweigipfligkeit  verbunden  mit  doppeltonigkeit  dient  zum 
aasdruck  versclnedener  affectc.  Häufig  hört  man  doppelt  fallen- 
den ton  zur  bezeichnung  der  Ungeduld  oder  —  bei  grosserem 
intervall  —  der  starken  freudigen  Überraschung,  z.b.  wi^s 
d{»  X..  Doppelt  steigend  ist  das  Verwunderung  und  neugier 
ausdrückende  wps  so  ^<  Fallend -steigend  das  elegische 
i(»  y,  steigend-fallend  (mit  grossem  intervall)  das  ärgerliche  i(i 
sds  antwort  auf  lästiges  drängen  und  betteln. 

Anm.  Auf  die  toucrhOLung  bedingt  dozch rein mech&niadie  tUBachen 
Uabe  ich  bereit«  in  §  21  b  hingewiesen. 


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2.  Tdl: 

6etefcieltliche  evtwiekcIsM  icr  laitt. 


X.  Der  MM  iliMiia  f  rfc^ionlggr  «llhen. 

A.  Mhd. 

§  ^  Mhd.  «  nd  «  >  f. 
a  >  ^:  w'^«f  m£>t«      sehiuz,  jm#z  ainnL  hand  (mlid. 
IfToch.y,  f9nca  garbe,  thr^m  kTU|tf  (nbd.  Atom),  dipdülii  danken, 
itf/uga  Stange. 

ß)  a  >  (»:  schwaU,  i^^kl?  sUdd,  /{im  (ftssen,  ^(>r  gax, 
u^lr  weis  (mhd.  ipii2fr).  />><l  bl  rasse.  sucht  (mhd.  tasel)^  ögu 
flacliSFfirea  fmhd.  agenei  ^jona  spanne. 

Y)  d>ö:  som  same.  tohf  d(x;ht  (uibd.  ^i/Wi.  ;)(>;^5^  papst, 
kUropjn  kiapfen,  t^nipr  \vm-\\\ku\  ti      (\\\^r'\yAWi-\\  i  nihd. /n?;//). 

()}  d  >  ö:  woä  m:\h].  "  "/  walir.  //'^^.n  ma>>.  jtfofc  ]4:m,  ph/tr 
b!att<'r.  Ma-»-.  mo*/  f.  iiarln.^  ( iiilnl. ^^/W«  »'C'^?*' 
üioljfi  Muh  I,  ro/«  rade  (Dihd.  rdie).  ^p^n  fpahn. 

Kirie  aiLsiiahme  bilden  ■•^öf  m.  ?chaf.  nne  ohne  (letzteres 
wo!  der  «cbriftsprache  entlehnt),  tcö  wo  (oüid.  trö).  VgL  auch 
tcolfyrt  wallfahrt  (anlehnmig  an  'wol'?). 

An  III.  Im  gegensatz  zur  Schriftsprache  sind  ninlantslos:  ögbst  r  elsxer 
fmh«l.  ntjrl^i,  ,  ),  orii  3 sn  (irh9.Q  (n\\iA.  area  eiz),  ijoU  gelt  (mM.  galt),  icödl  wedel 
(nihil,  trathl)^  iiitnin  rn  «^f  hnmeii  (m]u\.  schatncn).  Mm';?  «rheiticl  (mh<\. schamel), 
(umjln  (h'ij^fcln.  iilnuj-i,  '^\]\x\zca\,  utön  mähne  ^mli'l.  jKditf,  ukui).  und  die 
uaihtni  iiblcitungfU  auf  -a  re,  z.  b.  icoxtr  Wächter,  khr^mmr  kraiucr. 

8  53. 

I)<n- wand*  !  do  a  zu  t  iuem  dumpfern  r^-laut,  der  >u  \\  mit 
}lll^llalnlu'  der  dialiiktc  (Wv  sju achiiiseln  an  der  tiroliscii-itaiie- 
nischeii  grenze  heute  über  das  ganze  bair.-österr.  Sprachgebiet 
ersi reckt,  Andel  seinen  reflex  in  der  behandluug  der  fremd- 
wiirt4^r.  Wir  unterscheiden,  je  nachdem  das  fi-emde  a  als  ^ 
oder  a  erscheint,  zwei  schichten:  die  erste  ist  aufgenommen, 
als  das  einheimische  a  noch  den  ursprünglichen  oder  wenig- 
stens einen  diesem  nahe  stehenden  lantwert  besass.  Der  fremde 
laut  flel  also  mit  dem  deutschen  zusammen  und  wurde  wie 
dieser  zu  (>  weiter  entwickelt.  Die  zweite  gruppe  ist  jüngeren 
datums.  Das  *tt  war  inzwischen  zu  g,  das  *ä  zu  reinem  a 


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MUNDAUT  VON  PERNEÖG. 


59 


geworden.  Es  ist  nim  selbstTerstilndlidi,  dass  man  jetzt  den 
diesem  qnalitatiT  gleichwertigen  lant  ohne  weiteres  Mbehielt. 

Es  dürfte  nicht  nnangebraolit  erscheinen,  eine  grössere  anzahl 
Ton  beispielen  iin  beide  fiille  ah/unüiien. 

a)  Fremd  a  >  g:  Qltör  altar,  oths  atlas  (seidensioftj,  gmpJ 
ampel,  öhfynt  elefant,  fudtrol  fiitteral,  gr{da  koralle,  grQtn  kleiner 
wagen  (mhd.  gratte\  gQria  karren,  kgltriQs  kalmus,  kpfr  kampfer, 
khgmr  beinhaus  (mhd.  l  arner\  JÜMplpn  kaplan,  khrQwQt  Kroate, 
hkifintsl  kanzel  /  /  /ör  klar,  khQppm  kappe^  khaprpl  korporal, 
Jgmpm  lampe,  iQrfn  larve,  mätrgntsn  monstranz,  ntf^H  mantel, 
pr^im  hranke  (rom.  hreum),  pgp  Ueister,  pgppl  pappel,  p9lQst 
paiast^  Pifpp9gm  papagei,  plptn  platte»  prellt  prftlati  p^  pass, 
pgr^ni  barchent,  sphi  salat,  s^jpgdt  (sp^wjt)  spagat^  ignts  schanze 
(glücksworf),  sgfrgn  safran,  tpfntr  taffetapfel,  Uhhptn  dncaten. 
Eigennamen:  pdam  Ad&m,  fr^ts  Frwaz,  iohgns  JohaxmeB,  i^kkoj) 
(jjoÄ*)  Jakob,  kgsjir  Kaspar,  ^^^^^-^e  Blasins,  tdmps  Tliomas,  tcglt- 
hausr  (tcgUdsr)  Baltbasar,  urwQn  Urban,  fgU(an)  Valentin. 

ß)  Fremd  ^  >  a:  äm9n  amen,  arnihha  arnica,  alht  aet 
Uschriftstück),  äre  arip,  cniskin  enzian,  frakx  frack,  fgtifgräf 
photogiapb,  /l/A/mw/Än  'vacanzen',  terien,  gendtäl  general,  hilänr 
nlaOy  husdr  husar,  intrdsant  interessant,  kspäs  spass^  khanäre 
kanarienTOgel,  khanal  kanal,  khläs  klasse,  khapsl  kapsei,  khasa 
kasse^  Jehrawatl  kravatte,  hliatar  katarrh,  kkrim9nül  criminaly 
khebräwtt  kohlrabi,  lakx  lack,  mari^n  marke,  mäsa  masse, 
mus9kkant  mnsikant,  mari  mai'sch,  misarawl  miserabel,  okhtäf 
octave,  prüf  brav,  patr  pater,  ^)aüA\r  {wavU)  wechselbank, 
päs  t  lauer,  päsn  passen,  hglpart  halbpart,  plan  plan,  pasta 
pasta,  prakht9ä  praktisch,  branche,  rantse' T&nzig,  rcirül 

retii'ade  (abort),  rätn  rate,  raiviäi  rabiat,  remätds  rheumatisch, 
snnkhtxis  sanctus,  ml  shawl,  sjudarm  gendarm,  tatsn  ta^sj-e', 
Untersatz  (it.  iaz^a),  taks  taxe,  is,(l:k(i  tschako,  tant  tante,  töatr 
theater.  unl  ball  (tanz),  n-atida  lK\in1e.  naJnu  Vf^'ächtl.  weib 
(wind.  baha).  Hierlier  gehören  IViner  alle  siibi>t.  auf  -ftf/e: 
prdä^  bagage  (gesindelj,  karas  roiiiage.  }nmü8  menage,  tnanfus 
maiiage  (spiel),  ftohä^  fourage  (mit  anlehnung  au  'futter'). 
Eigennamen:  nätie  Anna,  maks  Max,  marks  Marcus,  warwa 
Barbara  u.8.w. 

AnoL  Wenn  auch  in  einigen  slcberjüng.  len  fremdwürtem  wie  £.b. 
khf/lfs^dUr  k«]&kter,  l^ng/ni  lentenant,  f  erscheint,  so  ist  dies  wol  darauf 


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60 


LBBSIAK 


zurückzuführen,  dass  leute  aus  liöherpu  gesellschafti^kreipeii.  also  die  cig^ent- 
licbeu  Vermittler  dieses  freimleii  Wortschatzes,  die  mit  nia.  niclit  völlig 
vertraut  siud,  analogisck  auch  da»  a  der  fremdwörter  vielfach  ah  d  sprechen, 
wenn  Bie  Bich  der  ma.  ra  liedienen  Bnchen  {auch  der  eisfloBB  der  Bchiift  iBt 
hierbei  nicht  sn  ttberBehen).  So  erklärt  Bich  e.  b.  der  gegeoBats  iwiBchen 
Btfldüsch  tfw^  tabak,  und  ma.  lawakx.  Die  o-fotm  iat  entachieden  die  lltere. 

Eine  ftluliche  doppelheit  zeigen  die  lehnwörter  im  unnd. 
in  der  behandlung  des  deutschen  ä.  Die  Altere  gruppe  hat 
dnrcligehends  reines  a.  Die  beispiele  sind  sehr  zahlreich,  vgl. 
etwa  krahn  'kragen*,  hals,  ^;^ar  bader,  ätauä  stall,  arfmt 

arzt,  sparat^  simcw.  tmhaij  z&gen;  —  prtra  bahre,  j[>n1/fl  braten, 
hnada  gnade,  (soiuieii-)  iinter<Zciiif>-,  r«/a^  raten.  Die  jüngeren 
haben  z.h.jiöna  baliii,  A/ö/ glattweg,  6pWa/j  warten  (pflegen), 
igrf  scharf.  Da  die  Slowenen  offenes  g  besassen  (vgl.  mhd.  ö 
>  wind  ^7.  §64,  aiim.  2),  so  wäre  es  nicht  eiklärlicli,  wie  sie 
dazu  kauitii.  a  zu  substituieren,  wenu  der  ilmtM-lie  laut  zur 
zeit  der  eutlpliuuug  der  ersten  Schicht  dem  remeu  a  nicht  sehr 
nahe  gestanden  wäre. 

§  r.J.    Mild,  (obd.)  rt  und  cv  >  ^7. 

1)  Der  secundäre  umlaut  des  kurzen  a  ej scheint:  a)  vor 
germ.  h  cons.  (hh,ht,hs):  /K7/<niechel,  wf^r^nnäcliten  (gestern 
abend},  prcu  hi  grosssprechen  (mhd.  hrähtcn),  ytmixt  n.  gemächt 
(glied),  pslaxt  n.  beschlag,  pfiwtn  eine  stute  probieren  (mhd. 
p fällten),  haksn  {haks)  m.  bein  (mhd.  hä'hsvX  aks  achse  (mhd. 
ähse),  i)raAÄ  m.  brasse  (ahd.  hmhmi,  hrahsina),  täsn  fuf  hen 
iaksn)  pl.  nadelholzäste  (mhd.  dähsen),  dazu  godaks  buschwerk, 
i€Qi  (neben  wakSf  mhd.  mhse)  schneidig.  Etymologisch  dunkel 
sind  praksn  1  Ideinere  hacke,  auch  gewehr  (vgl.  BWb.  1,344, 
vielleicht  zu  ^brechen*),  l^ralesn  f.  gestell  zum  tragen  auf  dem 
rücken,  hosenträger  (mhd.  hrähst\  dazu  wol  hhraksln  klettern. 

In  den  folgenden  fftUen  kann  secnndftrer  nmlant  anch  ans 
anderen  gründen  eingetreten  sein  (vgl.  dazu  nnten):  g9pax  ge* 
bäck,  gmax  sdtlechte  oder  nnnfttze  arbeit  Cgamähhi),  glaxtr  ge- 
1  ächter,  gtcahs  gewftchs;  HmOA«^  schmackhaft  (mhd.  *gemäcliic\ 
iwniaxtc  übernä(hti<r,  uijl^ilnxte  ungeschlacht,  ignärslaxte  vom 
blitze  getroffen,  [ihr'utraxtc  gleiche  tracht  habend,  gdkslte  in 
liemdärmeln  oder  mit  umgehängtem  rocke,  'geachseltig',  slaxtin 
schlachten  (mhd.  sJrhfifjoi),  p  uhähla  allmählich  (^benmchlich), 
waxtl  m.  wedel,  wcixtln  fächeln  (vgl.  BWb.  2^  833),  naxt  nächte, 


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SM 


MUNDART  VON  PEBNEOO. 


61 


fktkm  pL  zn  figks  techse,  das  Kluge  fälschlieh  als  fremdwort 
erklärt  (lat.  flexus),  vgl.  DWb.  unter  *flachsader*. 

Auiu.  rriinären  urolant  haben  höxt  hocht,  Hwöhii  schwäche,  hwöhr 
idiwiclier,  ebeow)  Tor  einfachem  h:  Skr  Slure  (daneben  anffaUend  eftrX  toÄM 
tisehtiieh  (aM.  <}tirdAäa).  Merkwürdig  ist  Wild  drekbaier  tllnrtegel,  neben 
VUnOd  TieradirOtiger  menieh  (mlid.  jUecAe^  läadid\  Tgl.  BWb.  1, 1328).  Zn 
«rifexl  pocke,  e.  §  75}  aam.  2. 

b)  Vor  f  +  consonant:  A^iftra  herbe,  arlm  klammer  zum 
befestigen  des  bogeuscblosses  (mbd.  *närtves  vgl  BWb.  1, 1756), 
traf  man  wftrmen  (dag.  u^pmm  wärme,  tvirmr  wärmer),  swarmm 
schwärmen,  pamon  in  der  Scheune  die  garben  aufschichten  (zu 
p^rv  banse,  mhd.  hani),  ^;/a7-5x  pferch  ( inlid.  pferrii-Ji),  drhäru 
aushalten  (vgl.  BW  b.  1, 1147  harren,  harren),  ^lar  starr  (BWb. 
2,775,  mhd.  stärre\  tsäru  zerren,  dar^fuhm  dfii-rstabe  (dac.  r?7n; 
dürren,  mhd.  derren\  horpfn  harie.  staiigcnliiitte  auf  teldern 
zum  aufhängen  von  garbcn,  l/iarpfn  karpfen  (BW  b.  1, 1205  kdrjif, 
also  auch  umlaut),  hartn  kumnier,  wehmut  (dag.  hirin  härte, 
vgl.  auch  hgrt,  comp,  hartr  schwierig,  dag.  hirt  hart,  mhd. 
herte),  drwarin  reflexiv  schmerzen  bekommen,  besonders  vom 
Seitenstechen  (ahd.  irwcrten),  parts»  sich  recken  (BWb.  1, 284; 
^XBip9rU9x  jnngholz).  Femer  nani  närrisch,  tsarM  'zärtisch', 
zimperlich,  IcSofw  n.  aus  blättchenweise  geschnittenem,  ge- 
kochtem obst  bestehendes  fntter  (zn  mhd.  8(^arben\  farwln 
färbein  (dag.  ftfbm  färben),  äwartliv  das  erste  oder  letzte  vom 
stamme  gesägte,  auf  der  einen  seite  mit  rinde  versehene  brett 
(zn  'schwarte'),  arliv  pflugschar  (zu  grl  ein  leichterer  pflüg 
besonderer  artj.  (jarliu  karren  r-  (jq))).  Die  letzterwähnten 
lai>sen  sich  ebensogut  unter  die  folgenden  abschnitte  einreihen. 

c)  Vor  l  +  consonant:  wäbs  wälscli  (mhd.  wälhisch),  hals 
hälse,  palg  bälge,  untrlialtla  unterhaltend  (das  oben  gesagte 
gilt  anch  von  diesen  beispielen). 

d)  Wenn  das  i  der  dritten  silbe  angehdrte:  artst  erz  (ahd. 
onuMX  ißgr  jäger,  khränawöt  wachholder  (ahd.  kranamtu;  dag. 
iArpmpir  wachholderbeere,  mhd.  *kraneber),  isähr  m.  zähre 
(mbLsäker;  der  nmlant  stammt  ans  dem  pl);  vielleicht  gehört 
hierher  andi  hägr  (neben  hagrla)  hager  (ja-stamm?)>) 

0  Nach  Klüge,  Wb.  wäre  du  wort  nd  ,  « s  ist  aber  (TgLBWb.  1, 1068. 
KWh.  130)  in  den  bair.-ttoterr.  ma.  mit  verschiedenen  ableitungen  stark  yer- 
breitet,  während  es  das  < höfische'  nicht  kennt 


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iV2  uaux  %u 

ej  in  L-itrÄlcii  Mi.  H-rcr'^tL-iim^t'n  aar  fpgair  gitter, 
/Ar  ;;'  'S-::'  -rs  leog  izi  TÄÜea'it  iUix  'gehäck',  häcksel, 
y^drä*  gc$i:]ivitz  «zu  'drcsdie&'k  ^mIx  g^nkk  (zn  'iiackenTy 
y»trai4  grplaodtr  iza  troiimy  §Mräi  'gewtebe*,  patschwetter, 
k^U  ansefa^iL  bewertang  in  ^sdiitna*). 

f)  In  einigen  «bleimngen  auf  -i^z  «8le  schattig,  ^tOfli« 

schlammi?.  ;     /      bC(«1iafL  samtMlt  «Naomselig,  gä/<?'  ästigf, 

f/ijlhäir*:'  zn'lrir.^-lich  ^"anoti cUi^,  zu  "Lu^ben*),  ö//-'  eiterig  (zu 
^/^  mlid- -rv'  eiitri.  r' *-i^.liig*  i  Jr/F»";"ti/*<'"  lircifacli  iL  s.w.), 
/iy/^/«r/*/ tni  /iiiig  » "^z 'r/r/jJw*.    Vgl.  aiLiiii  a^lsiiu  ängstigen; 

auf  *-'<  /<:  mit  Ix-^nderem,  aber  ansprechendem  be- 

nehmen (mh'J.  fj</'//i''7f  I.  !^ititla  schändlich,  nnndn  (adv.J  in  Uer 
tat,  sehr  (mhd.  nämdi<h  \,  tcerxdiyla  werktägig; 

anf  'isch:  tapji^s  täppisch,  glkf'atr^s  altväterisch  {^aUtfeva- 
terisdi); 

auf  *-in  :  stokUn  st&hlern  ijuM.  stäh€Un\  häwr9n  hahem 
(mhd.  häb€rin)\ 

im  masc  anf  -ingi  dralim  klotz  (zu  dr^  drallX  ämrUw  ammer 

(vogel); 

in  einigen  masc.  anf  -l  (*-t7?):  haikkl  haken,  pargl  ferkel 
(mhd.  bare),  tampfl  sanerteig  (za  'dampf'),  hawl  henkel  (zn 
mhd.  habe),  hhratsl  reisigb&ndel  znm  abkratzen,  tFääl  (stroh)- 

büschel  zum  abwasclien,  shffM  schlingel.  hhampl  kämm,  auch 
starker,  pfiffiger  bui-sche  (vgl.BW  b.  1, 1251),  lakkl  grosser,  etwas 
plumper  mensch; 

in  einigen  fem.  auf  -in:  nrtst'm  ärztiii.  Ispun'ni  geuoi»sin 
(zu  Ispün.  mM.  '!<  span),  öit  uijytu  {swägarm)  schVf'dgeriUf  kfäUnu 
gevatterin,  naxjhnin  nachbarin; 

in  den  zahlreiclien  demin.  auf  -Ic,  -1:  rjhisle  gläslein,  harmble 
wiesei  (mhd.  hcnndni),  nwjDlc  nelke,  'nägelein',  tnandlc  männ- 
lein,  täle  tälcben,  forfjle  mehlklösschen  (zu  mhd.  varvel),  tsawgl 
kleine  zange,  (jwantl  kleidchen  u.s.w.; 

in  einer  reihe  verbaler  ahli  itungen  auf  -h  /an(//n  tändeln, 
pantln  'bändeln*,  sich  mit  kleinigkeiten  beschäftigen,  mit  jem. 
'anbinden*,  mMn  zu  'machen*,  pastin  za  'hast',  beides  in  der 
bedeutung:  wertlose  arbeit  verrichten,  garün  im  garten  arbeiten, 
Uartln  zärtlich  tun,  pranün  nach  brand  riechen,  radln  Muren, 
iafin  täfeb,  aeinsalchln  einheimsen  (zn  'sack'),  gwkliraglH  ab- 
stechen (zu  'kragen'),  säfjln  sägen,  sna2)$ln  gerne  schnaps  trinken, 


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MUNDART  VON  PEBNEGG. 


63 


piäifn  bl&ttero,  tantsln  tADzeln,  wanün  in  die  wand  kegeb, 
päkln  wftnnen  (zn  pöhn),  fädln  Mein  n.  a.  m. 

g)  In  fällen,  wo  sich  ein  *i  erst  secundär  aus  anderen 
vocalen  entwickelte:  r/^ ni.  oemse  yaimi^).  näwitx  \ev~ 
kehlig  im  liandunidrehen  (alid.  A«»-7,t  habiclit  {d\\{\..1iabuh}, 
Äa«^^' bitter  iianiarj),  {(uitn  ente,  ahd.  «»»0.  anir^x  mio.' 
rieh  (alid.  antrehiio,  anirahho),  anirn  nachäfh-n  (ahd.  aw^aron), 
häsu  g^latt  (ahd.  hasan),  uUn  m.  alant  (ein  fisch;  ahd.  alanf, 
alunt,  y^\.  BWb.  1,  72),  Iharnfn  Kärnten  (urk.  Carantanum^ 
später  Carintania;  es  ist  kein  zweifei,  dass  die  zweite  silbe 
nrspr.  ein  a  oder  o  hatte,  vgl.  wind.  kQrgskg,  das  zweite  g  --  *ön. 
Vielleicht  gehört  auch  pfantsl  eine  art  kuchen  (mhd.  pfamelU, 
mn^filnUui)  hierher.  Ein  derartiger  second&rer wandel  neben- 
toniger Tocale  zu  %  wm  jedesfalls  vorgekommen  sein.  yü% 
w&re  anders  tßt  nmlaiit  in  sehriftd.  'körper'  und  ma.  h&nä 
honig)  m  erklären? 

h)  In  folgenden  Yerben:  iaUn  sehfttzen,  gntsapfn  anzapfen, 
gaisn  ätzen,  SUädn  mit  beissem  stahl  erwärmen,  httäm  hadern, 
zanken,  wasnt  wässern,  hämm  hämmern,  äfln  eitern  (vgl.  oben), 
gräwnQH  giäben  auswerfen,  tratsn  necken  (nilid.  irätzen),  happnj 
hapern,  gampiu  lieruinhüpfen  (zu  mhd.  f/anipcu),  sfajvpnj  herum- 
trete!) (v£(].  *stampfeij';,  khränun  liernniklettern,  -stöbern  (vgl. 
mhd.  krainmcn),  plaisn  weinen,  schluchzen  (zu  'platzen'?). 

i)  In  vielen  Hillen  ist  es  schwer  zn  entscheiden,  warum 
secnndärer  nmlant  eingetreten  ist;  z.  b.  fratn  Waldlichtung  (vgl. 
mild,  vreie,  vrate  vnmde,  ital.  fratta  'hecke*,  wol  zum  adj.  vrat 
angerieben,  bloss,  dag.  fröin  sich  plagen),  iakhn  Strohmatte 
(mhd.  täcke),  hantS  handschnh  (vgL  Schatz  s.  44),  prama  bremse 
(fliege;  mhd.  hrenie)^  prantsa  angebrannte  speise,  grantnr  unter- 
hige  für  fässer  (zn  mhd.  grant),  rappm  räude  (mhd.  rappe). 
Etymologiscfa  dunkel  sind  Slais  m.  schlämm,  gnraln  anschreien, 
pünt  m.  Unwille  (dazu  granü  verdriesslich),  plakhn9n  stinken 
(vgl.  Schweiz. /)/fl(7c»  modern,  mhd.j)/7ac,  -^esaas),  m-om/n  tüchtig, 
fäsn,  stäsn  stehlen  (beide  seheiueu  der  gaunersprache  zu  ent- 
stammen), hasr  'armer  teufel'  (vielleicht  zu  mhd.  heschm 
schluchzen;,  grauta  preisselbeere. 

k)  6'-Umlaut  scheint  vorzuliegen  in  ma^n  masche,  am  asche 
(isehe,  ein  fisch);  jedodi       i^,  fi^n  asche,  tasche,  flasche 


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64 


LBflaiAK 


§55 


ILB.W.;  —  et-nmlaat  in  ffonsir»  Bclinelle  bewegangen  machen 
(mild,  ffaneistem  funken  sprtthen). 

1)  a  als  nmlaatsTocal  erscheint  in  einer  ^ssen  anzahl 
analogisefaer  pluralbüdongen:  plats  plätze,  oXAr  ftcker,  tädl  pl. 

zn  i^l  *tader,  gebrechen,  almir  abende  n.8.w.  (vgl.  §  12  3  )Y.). 

2)  Der  uuilaut  de.s  langen  ä  (cc)  erscheint  durchweg  als  a: 
käse,  sdia  schere,  i/rä(a  gräte,  lin  d  krähe.  .sV///>-  schächer, 

hflrih  liärinsr.  inriin  jähriges  tier,  rafsl  rätsel,  ralJx  reitig  {luhd. 
rc'dcJ,).  U  li 'In  f.  Schneeverwehung  (vgl.  ahd.  giwäida),  kfräs 
schlechtes  essen  (mhd.  geviwze),  k.samh^r  gosmw. 

gär  jäh.  hir  leer,  strär  srliwer,  häl  glatt  (mhd.  Ii(ele),  tsdj 
zähe,  fjlagu  ansteigend  (zu  ahd.  Idgi  steil,  vgl.  Schatz  s.  45), 
^tai  ruhig,  drdt  schnell,  gut  (mhd.  drwteX  iähon  tönern  (ahd. 
*tähin)f  träga  träge,  räx  ranzig,  auch  i'ihoi*salzen  (mhd.  rwlie), 
grüw  grau  (*grwwe\  täse  sich  ruhig  verhaltend  (mhd.  (iresic)^ 
kfaru  gefährlich  (mlid.  f;rr(rric\  rätla  mässig  (bedächtig  ab- 
gemessen), luiapp  (mhd.  *r(vüi€h%  guhhaU  lästig,  zudringlich 
i^angermke)f  woUätewoltAüg,  npür/^'nachl&ssig,  ^»Ale  gnftdig, 
pare'  trächtig  (von  Stuten,  mhd.  hmee),  itrafla  schlecht  (eig. 
'sträflich^,  itö/r«  schläfrig,  fonofts^  zunächst,  /r^^auw* freigebig. 

8an9n  säen,  nänan  nähen,  manm  mähen,  mar»  schwätzen 
(mhd.  nMet'm)f  dazu  marl  bes.  gwigrtmrl  'geigermärlein',  erlogene 
erzählung,  hänt  haare  ausraufen  (fahren  lassen^  iträln  kämmen 
(mhd.  sirwUn),  iamru  jammern,  draksln  drechseln,  piiain  be- 
stätigen, frSmahn  verschmähen. 

Ssse,  frgas{9t)  vergässe,  tat  täte,  praat  brächte  u.s.  w. 

l'hil.uü  (lurt'h  -ai  (mhd. -u')  erscheini  m  nianJra'i  messerei', 
das  messen,  samjyai  Sämerei  (vgl.  auch  pmidrcH  bäuerei). 

Interessant  ist  yräfnd{*rf  Grateudorf  (urk.  Gravin-,  Greven- 
dora 

Als  analogiebiUlllll^t'ü  sind  zn  l)^^tl•achten  plinv  (wasch-) 
bläue  (auttaliend  ph  a-.de  blannieise,  \\t\m\  plöicdkjy  ^pütr  &pä,tQr 
(zu  äpQt  spät),  nühm  (uebeu  näima)  nähe. 

55. 

Als  Vorstufe  des  heutigen  ma.  a  isi  uberoffeues  ä  anzu- 
nehmen, wie  es  noch  die  ma.  einiger  spraclnnseln  (so  Zarz  in 
Oberkrain,  Bladen  und  die  Zahre  in  Friaul,  die  *8iben  Kamaün' 
und  die  angrenzenden  sädtirolischen  Sprachinseln)  kennen. 


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§55 


MUNDART  VON  PEßNEGO. 


65 


Emige  alte  wind.  lehnwOrter  haben  den  offenen  e-lant 

noch  erhalten;  z.  b.  pr^ht'^k  prahlerisch  (ma.  praxie),  är^ta 
schusterdraiit,  /7fM  j?efälli^^  lustig  (mlid.  vlwtcc),  p^tr  (ma.  g^- 
jHitr  oberes  sluckwerk  in  dor  sclH^uiie;  woher?),  iehr  neben  jähr 
jager  (vieileieht  auch  ulohintsa  slws  *''/riirnfni,'>a  Maria  verkiin- 
digung,  zu  mhd.  ebmmhtc'^).  In  der  ?>telluiig  vor  r  und  l  er- 
scheint jedoch  schon  in  den  ältesten  eniiehnungen  a,  z.  b. 
§kdr%e  schere  (pl.),  mär  beachtenswert  (mhd.  m<jere\  zdbk  selig 
O.8.W.  Der  gmnd  dürfte  in  den  lantverhältnissen  des  windi- 
schen zu  suchen  sein,  das  einen  entsprechenden  offenen  e*laat 
(ans  *en)  in  dieser  Stellung  wahrscheinlich  nicht  besass. 

Umgekehrt  findet  sich  in  Ortsnamen  slow,  herknnft  a  als 
Vertreter  des  *  wind.  z.  b.  tswistndorf  Zwattendorf  (zu  Sf^ 
heQigX  Mhynäswög  Enasweg  (für  ^kn^effike  zn  knpt  fttrst;  vgl. 
auch  das  stelr.  Gnasbach,  nrk.  knesaha),  Utdiv  Lading  (aus 
^l^ina),  auch  walmdwf  Wakendorf  (slow.  VeiSna  ves,  ortsrep.) 
dftrfte  hierher  gehören.  Vgl.  noch  ma.  iiatS  tand,  wind.  iä0a 
puppe  (zarz.  t^äfse  mädel).  Diese  Verhältnisse  sind  wol  ein 
sicherer  beweis  für  die  obige  annähme.  Wann  allerdings  der 
Übergang  des  ä  zu  a  erfolgte,  lässt  sich  nicht  nachweisen:  aus 
den  nikundeu  lässt  sich  gar  niclits  erschliessen.  Schon  in  sehr 
alten  stehen  ff,  e  und  a  nebten  finander,  und  dieser  Wirrwarr 
dauert  zum  teil  noch  bis  ins  1«.  jh.  hinein  fort.  Wenn  wir 
fär  unsere  mundarten  eine  ausspräche  voraussetzen,  wie  sie 
mir  z.b.  ans  der  Sprachinsel  Zarz  bekannt  ist  (ein  überoffenes  ä, 
das  nnr  ganz  wenig  weiter  vorn  articuliert  wird  als  das  reine  a), 
wenn  wir  femer  bedenken,  dass  das  nicht  nmgelantete  a  seinem 
orqir.  lantwert  zum  mindesten  noch  sehr  nahe  stand^  so  Ifisst 
sieh  die  Unsicherheit  der  älteren  Schreiber  leicht  begreifen.  In 
jüngeren  zeitr&umen  spielt  natürlich  die  traditionelle  Schreibung 
eine  rolle  Ohne  zweifei  trug  auch  die  Verschiedenheit  der  aus- 
spräche des  lat.-rom.  nnd  des  einheim.  a  viel  zur  Verwirrung  bei. 

Wähl  end  ein  wind,  a,  das  nicht  vor  palatalen  consonanten 
bez.  einem  /  der  folgenden  sübe  stand,  regelmässig  zu  (>  wird 
(vgl.  Ortsnamen  wie  l^.s  Laas  [wind,  wö^-e  für  Vage],  Id{mts  Glanz 
[wind.  *Ä-?«w/s  bez.  llanets\,  strQn  Stron  [wind.  *.s7raw],  j^^^s  Plasö 
[wind,  ^plaz],  sak.ipor  [wind.  shopär\  glpn  Glan  [wind,  hudna 
für  *glana:  kelt.  urspr.]  u.s.  w.),  bleibt  es,  wenn  die  obigen  be- 
dingungen  vorhanden  sind,  erhalten;  z.b.  rädwög Usidvieg  (wind. 

Boivic»  Mr  gwwhicbM  4kr  dmiiKlNB  ipradM.  XXVUI.  5 


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*jr  mMte\  präk 

zun  ^-  r".'ji«!^-rT,  L.-«^  n  rv-:  n  i^^^-  HTTi.t     tfö^trt-ten  ist. 

Z-te  !e:r-.-r*  rir  lUti  '^n  ^laisüs^  alt«  freadwörtern, 
H.r  tirfr  r.  .  tmih^Ki      bes.  jü<triet«  (nüat 

am-'Uc^Htm  «  i;:?  i/f-;^'«  ri  i<£r*' .  /rijija«  gm»  (slaw.^ra- 

▼•Ji'i«=i  >  -»t'-a .  w^soR  im  i^riemg,  rgL  Sckils 

i  K\  JIjss^  "ci*-r  ä'vj^.  Ttryr  nantd  tmbd,  munmet),  oflr 

'•irifT*.  iacil'u*if  n  iiea  V^er  jiH2t«Rn  vgl  §  ^A.g);  aidi 
•nj.*^  Hiir'-r  '.i".  Uff*— i«^«i.t»  ilrft«  \:<iar&«r  fidlikviL  Stennd 

z^u^z  irn  ^  .  -•  tzrrrLir'rü  -tnger^n  trvmd Wörtern 
air  -Mie  xi»!  ^riir  n  ^t-Zra.  wi<?  nvxn  dies  g^wöhn- 

1:  i  r:        T"^"-^-        iut^-irl:  >:'h  Mer  nicht  um  unmittelbare 
:i  i-s  zt-til  lt:!.  i  itzrh  '  -i«  ri«i»^ri!     liesrt  eine  }>^'rio(ie 
drs  i::Z_^.-->  i »-^^ :  vrl  — r      iiiü-irx  urn  funnea  telier, 
greme;  ein::?         =      fiz^-n,  d'-j.s  =  nia.  iats. 

Anr  M::  rL*^--i:~r  2  ii<  !~r  ?«:hTin*{rai''_-  habrn  wir  m  tun, 
wu  ^  »tatt  ir:*  Zi  ■rr»ArtcE.'iea  a  umidu'^  ers  heiiiT  A^i  ^  hexe,  fiwxf/ 
Oo.i' hti 2".  f  'v.-  V  j  r.t  i'::''!^.  f'^/'  j-  ii<:LKh.  /'A«  i^lüg,  ytrbm  gerheu  (da|re|!«ii 
slow  f^-ir', /•  u  ."vli;::^.  -ir  n^iiiL'/n:  'irr  nämliche,  lej-bm,  lerm  l&nn,  gtrinr 
gärtuer,  Ü<;f  i^rr?<:lüit  iDeb«B  «cht  m».  kiaß  eifer,  lia/U  geschäftig),  2^Am 
Iftrcbe  (wol  alle  lMÜr.-üst«rr.  nw.  haben  hier  suAdleiiderweifle  e,  «och  du  a 
hei  Schate  §  97  kannte  auf  f  sorttckfeRlhrt  weidenX  MfU  hilfte  (ma. 
ion't;  hdfli  wird  meist  adJt-ctiTisch  yerwendet).  dr  sHigi  der  selige,  iSäHSt 
$Oli(je  fräu  Crolk.ssage).  Besgleicben  die  plnrale  mit  e  als  umlailtfvocal : 
pi-hr  n<  brTi  pähr  bäche,  otrhs  ablä.sse,  irehlr  w.-ildcr  (irnlt  ist  der  ma.  eiiT'  nt- 
lich  frerml :  Hltere  l^^nt*»  ^.''^branrhfn  nicht,  »latür  wiixi  ailgemein  perg 
*berg'  gesagt.  Auch  wind.  It^rd  hat  diese  doj^^HjibedeutUDg).  Vgl.  §127,3. 

B.  Mhd.  €,  t 
§  56.  Mhd.  e: 

Mhd.  <'  (primärem  umlaut  des  ä)  entspriclit  in  der  nia.r 
l)  n  in  allen  frtlh'ii  aii>N»'r  vor  r  und  ii;i<;il<  n   imOnt  litl/fii. 
pl.  Ux*b^r.  (i/i/l  upfel  (der  umlaut  st4iiiuut  aus  dem  pL)» 


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§56 


MUMDAUT  VON  FEKNBQG. 


67 


höfn  hafen  (mhd.  heven,  ahd.  *hevm\  khröfln  kraft,  Mröw  streu 
(mhd.  stieive)y  rödn  reden,  mötn  mette,  isötn  verstreuen  (mhd. 
jge'tten),  flöts  boden  (mhd.  tietzeX  löts  schlecht  (mhd.  letze),  als 
snbst.tVui.  abschied,  mösr  messer,  wasche,  sröo  schräg,  pökx 
bäcker,  becken  (mhd.  m.  n.).  hi'xß  in.  stit  i  k;dl)  (zu  mhd. 
hayen),  nögl  m^e\.  ö/r/.  w  egrgen,  khl ÖlL- n  ^^emiixi'u  {mhd.  kle'cken), 
öhnt  elend,  tswölfzviöM,  ö^nelle;  —  vor  U  oder  l  +  consonant: 
iöln  schälen,  wöln  wollen  (mhd.  wellen),  khöln  kelle,  swöl  f. 
Vorrichtung  zum  eindämmen  des  wassers  (mhd.  swellc),  gtvölte 
im  Stande  {iaM,gewelt€c),  öltn  alter  (mhd.  e'Ue),  ämöUmBchmsAzeii 
(mhd.  trans.  sme'lgen),  möksn  mftken,  pöltm  pGlzen,  unterstützen 
(zn  pQÜa  stütze,  vgl  mhd.  pfahten  und  lat.  palUium),  wölgn, 
wölffrif  wiUzen  (zn  wglgn  sich  w&lzen,  mhd.  1001^),  pö^r»  das 
getreide  von  hülsen  reinigen  (zn  'balg'),  göhn  sdhreien  (mhd. 
gtisen),  gwölw  gewölbe,  laden,  öhoUm  £lb]ing  (ortsname,  zn 
90m  albe). 

2)  f  (t)  vor  r.  Die  älteren  leute,  die  das  r  vor  g^iittural 
und  labial  noch  als  zungen-y  spreciieii,  uulersclieiden  vor  di*  sem 
den  aus  e  entstandenen  Maut  (V)  durch  offenere  ausspräche  von 
dem  i  =  *t  oder  ü  (vgl.  dazu  §  23;  ein  ähnliches  nebeneinander 
bei  Krassnig  s.  24).  Beispiele:  unrv  wehren,  -ptr  beere,  Irl  erle, 
hhirtm  kerze,  tsirn  zehren  (mhd.  zern),  spirv  sperren,  firtn  (kfirtn) 
flhrte,  kirt  hart  (mhd.  herte)^  firte  fertig,  wiri  Wörth  (ortsname, 
mhd.  fceW),  girtn  gerte,  mirin  Martin  (dag.  mäirStgrf,  vgl.  §  32,  c; 
die  nrsache  dieser  differenziemng  liegt  wol  darin,  dass  im 
zweiten  folle  die  accentyerschiebnng  erst  später  erfolgte),  irte 
dienstag,  'erchtag\  irts-  erz-  (dag.  der  Schriftsprache  entlehnt 
ertS'hertsog,  -pisoß,  Atr^smifjf HOrzendorf  (urk.  Herjtogindorf 
*  Herzogsdorf '),  irtsn9n  arzt  sein  (mhd.  erzenen),  mirts  mftrz  (mhd. 
merze),  i^iX^n  vagabundieren  (mhd.  6'/tVrc/i);  —  Ät>7r95/ herbst, 
iftcl  ärmel,  irw  erbe  (dag.  auffallend  anul{trf  Anidorf,  urk. 
Arhin-f  Erhendorf,  Is^tHenditas),  /ir/V/^w  verderben,  tVwr  ärmer, 
strfn  schärfen,  irg  arg  (mhd.eVf/c),  /).vV/-^«verklagtMi  (zu  'scherge'), 
stMhn  stärken,  lirg9f  lärchenpech  (BWb.  1, 1501;  vgl.  mlat.  lar- 
gaium),  khifkhr  kerker.  Auch  in  mir  (neben  mir)  meer,  wird 
nodk  zongen-r  gesprochen.  Isoliert  steht  ö  in  gwär  gewehr. 

Abbl  SchriftBpitcliliclie  entlehnnDgen  sind  s.  b.  merthmrdi  m«rk- 
wllrdig  (neben  mifOm  merken),  tOrv  nlliren,  J^iwar  landwehr.  AnfikUend 
pcHÜw  bencb,  Tgl.  mbd,  birtiek. 


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IT  U2ä4j£L     m§rm  «H|icB  trms.),  lewpni  limmer 

-«am?.  T^axöa.  ^bm  te-  nertroi  entwöhnen 

jü^L  ^-«fe-i .  i^vÄ^i»  iiiiLii.  vic  kni».  jMiylii  sich  ab- 

näJtSL  HJiL  :-»,4»:"i  .  ^»piMiS  liulBnifBHi  (wM.£enger). 

A  Ii  -t^-iitin^:  i*iv'T:rrm         ausser  vor  l  r  und 

I  /  >  £^i«&.         edkvrfel,       met»  iväiA  zn- 

siai3fcfE>:*:2R»  niii.  ;Tar  fedcr,  wöm  weaen,  Btft» 

iu^l^sr  sci-w^es«.  Ai«  seseL         pflege,  tr^  weg  (siibstX 

„  T:r  r^-\5ÄlT::     ^'i  <*  ^'r  >cii.  stmhl  s^^mmel.  fenstr  t'enster, 
cn  s«4h5e,  ^  «*r«  cÄiUü^nL  ^efkf»  sen^  ^mit  Teriust  des  g). 

Amau  A3b  «  «idie-t  e$  di^^^gcft.  wen  «  tk  liag«  swischflii  M 

<.>irr  K^isil  4»  bmaI  «te^t:  iÜK'M«  kommen,  möjnm  nehmen.   Unter  den- 

seiWn  beür;rns:reE  i*t  f  m  0  ^^ewordcn;  hh^w-j*»  'kemeuute',  kamnier. 
1:A'.'»:.>M  kennen.  nennen.   Femer  in  ciorj  dem.  den.  u  vn  wfTii?.  wen 

(^weiu).  m^a  gnuMi  dieier  düf^rtuierug  vermag  ich  nicht  anzugeben. 

3)  Als  e  ersebeiiit  es  auch  Tor  ^  r  und  genn.  A;  in  dies^ 
feUe  ist  also  der  imterscbied  zwischen  den  beiden  e-lanten  be- 
wahrt geblieben  (vgl.  dazu  Zwierzina,  Z&  fda.  44, 249  ff.  Maora; 

Ma.  a.  d.  Ilz  s.  12.  Krassnig  s.  28): 

a)  mel  melil,  gel  gelb,  '  'n  stelileii  (dag.  Höln  stallen), 
mal  schiipll  (dag.  smln  schuelieu),  hhdr  keller,  hvlfn  helfen, 
iclftr  länglicher  Splitter  (vgl.  mhd.  schtlfe  und  'schiif'),  se^/in 
selchen,  ^eKgeld,  McUsa  stelze,  .^/)c7/a  Spaltholz  für  zäune  (mhd. 
Spate),  eUn  traubeakirache  (vgl  lüuge  unter  erk;  nach  au^ 
weis  unserer  ma.  ist  *€  anznaehmen). 

b)  wer  wer,  khen  kehren  =  wenden  (dag.  mrw  [aos-] 
kehren),  lvrn9n  lernen,  lehren,  geritn  gerate,  iterbm  sterben, 

,  germ,  liefe  (mhd.  <ivrn  i%  hherl  kerl,  Steirts  sten  (kamt 
ufttioualspeise  aus  biu  Uweizeii,  zu  mhd.  sierßen  steif  empo1^ 
ragen;  zur  bedputun^st  utwiekUuig  vgl.  strauhm  strauben,  zu 
m^strübenj^  sahn  springen,  wild  herumlaufen  (bes.  vom  vieh; 


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MUKDAET  VOM  PBRNBOG. 


69 


wihiLs^k^ren),  sert8(t)  aiuidmeidestack  eines  laibes  (mhd,sdber«f«), 
fertn  voriges  jähr  (mhd.  vert),  -werts  -wÄrts. 

c)  Tor  *h  tritt  häiifip:-  'bi*echun^'  des  c  >  ed  ein  (vgl.  dazu 
§24):  stJiüi,  s^hn  sehen,  /.>V,>/<w,  A^j^tVtw  ^t^^<  lit  hnii,  HpctJin,  spvhn 
spähen.  Fast  durchgehende  unterbleibt  die  brechung  in  khnext 
knecbt.  n.d  recht,  slcxt  schlecht,  stet^  in  fextn  'fechten',  nur 
in  der  bedeutung  'betteln',  ivch<!l  Wechsel.  Die  beiden  letztem 
scheinen  'höfische'  lehn  Wörter  zu  sein.  Etymologisch  dunkel 
ist  f€9ks,  feks  trotte!,  fi»km,  feksn  fechsen  (mhd.  vehsm), 

4)  Ein  eige&tttnüicliea  schwanken  besteht  Tor  gattnralen 
(vgl  Schatz  a  50.  Maurer  s.  9.  Krassnig  s.  23).  Es  heisst  einer- 
seits ibftöJbrkeck,  dlrdA»r  dreck,  ^jpöA:^  speck,  toöAsc  zweck  n.8.w., 
aber  IMn  schaden  (eig.  'nss*,  vgl.  BWb.  1, 1433)»  Ichdtsn  lechzen, 
isrUken^n  in  folge  trockenwerdens  den  festen  verschlnss  ver- 
lieren, SlMn  schlecken,  Ukx  jl  leckfatter,  Idilm  lecken,  foe^n 
zecke,  pekhn  stechen,  mit  dem  schnabel  darauf  loshauen,  sekhat 
scheckig,  prehln  flachs  brechen,  AVi^A' Schnecke,  rekkl  syrenkel 
(mhd.  Spreckel),  tselkjfsn  zappeln,  scherzen  (mhd.  secken),  regln 
qnacken  (dazu  klir>  <iiii  tia  ^ycreyeln  plaudern,  viell.  zu  'regen'), 
(g)lcgr  lager  (mhl.  !>vn-).  Ferner  haben  t:  fetsn  fetzen,  plets 
tSL  kleine  wunde,  pldsn  anhauen  (dazu  pldsr  kleine  hacke; 
mhd.  bleheti),  pretsln  prasseln,  letn  schlämm  (nihd.  Uitv),  pcfn 
beten,  pclhi  ipetthi)  betteln,  snepf  schnepfe,  ^rrfl  kleinholz 
(vgl.  mhd.  srhrrrcn),  ivcdl  widder  (vgl.  BWb.  2,  88»)  unter  'well' 
zu  tc'epi').  Dunkler  herkunft  sind  teftn  aus  der  fassung  bringen, 
tep  dummkopf,  leÜJt  weich,  schlaff,  tei§n  ohrfeige,  fes  schmuck, 
VL  a.  Häufig  findet  sich  e  in  lautmalenden  Wörtern,  z.  b.  täeppru 
rasseln,  kM^^pn  klappern,  jp^^M^  (pi^pm)  plappern,  mM^tsn 
meckern. 

Aam.  1.  t-unlaiit  dm  I  iit  aiuraiielimai  in  pHUB  (mhd.  ftcOir,  mkt 
pdUeia},  fdlm  fiolwn  (ahd.  fdu},  OUn  Utb  (mhd.  eUea,  m9%  g&ttä  wehfl 
(ÖMg,  texUm  16»  texidt  60),  tedM  lehn  (vgl.  Paul,  Mhd.  gr.*  §  43»  «am.  8). 

Ann.  2.  Oeg«ifib«r  adiriftsiimdilidiem  »  haben  den  e^lant  Idjfidiiff 
(daneben  inf),  l^öm-  (in  snaammensetanngen  mit  "gutgtU,  -pfUi  tanfkleid, 
•hemd,  ahd.  crtsamo  chrisam),  ftit/Hiegel  (ahd.  iigal)^  ieybm  schirm,  kheri» 
klrsche,  irfnir  oit«  rhläscheti  ('iiiIkI.  u  ntnncr),  tofm ocfaflenrnt«  (Tgl. Kloge nnter 
gtemer).  YgL  Braune,  Ahd.  gr.  §  31,  anm.  2. 

B)  Lehnwörter.  Den  Übergang  von  e  >  o  Tor  geränsch- 
lauten,  eine  eigentttmlichkeit  der  meisten  bair.*66terr.  ma.,  haben 


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70 


LE88IAK 


aucli  die  älteren  lehnwörter  mitgemacht.  Vgl.  pöx  pech,  töJmit 
derhant,  pöhrhec]m ,  sl>j  fr  serliter,  j>/  o{ie  prediprt,  prlfsyi  jiresstu, 
w/o^ messe,  f.s'Vt// zettel  (  luhd. -retie/e}.  föks  A]cx,  .^/o/,  5'/ o'// Stefan, 
gpotökkv  apotheke,  o/'nyui  (-.js)  evane^^liuiii,  (eva  11  freiisch),  ßspr 
Vesper,  trompütn  trompeie,  (jrögr  Grugur,  ßstr  Silvester. 

Jüiigeie  tivind\V''»rt*'r  daprofren  bewahren  ihr  r:  n\v<  rest, 
rcgl  regel,  tA,v^ra  extra,  /i^  fett,  frfx  frech,  w^'^  nett,  act  echt, 
.vpe<6e''spezi\  busenfreund,  /<'A7m  theke,  planet  planet,  sep  Josef 
(vgl  sgttkxiösep  mhew  iöseß.  Auffallend  ist  ontrösn  'interesaen', 
Zinsen,  beachtenswert  älöppm  schleppen,  aber  äkp  schleppe. 

§  58. 

Die  mehrzahl  der  Kärntner  dialekte  stimmt  in  der  hehand- 
Inng  des  e  mit  unserer  ma.  ftberein.  Doch  haben  die  mnndarten 
nördlich  und  nordwestlich  von  nnserem  dialektgebiet  (grenz- 
angäbe  s.  einleitnng),  d.  L  das  obere  Gurktal  (Gnesan,  Reichenau), 
Kleinkirchheim,  Badentein,  Feld,  den  alten  unterschied  zwischen 
den  beiden  e*lauten  bewahrt;  desgleichen  das  Lesachtal  mit  dem 
angrenzenden  Osttirol  und  die  krainisch-italien.  Sprachinseln. 

Es  heisst  im  oberen  Gurktal  also  leim  leben,  Mr  leder, 
wettr  Wetter,  rrg»  regen,  sMm  stechen,  Cbn  essen,  dreSn  dr^chen 
U.S.W.  Ausnahmen  mit  ö'  stai!  c  sind  ausser  den  auf  8.69, 
anm.  1  angeführten  Wörtern:  öim  eben,  Jö'duj  ledig.  pr(''(I>(j 
predigt;  —  snö*sir  Schwester,  (jü'slni  gestern,  prü'sh{ift  brest- 
haft (dag.  mst  nest).  fsivö'spa  zwetschke,  pt*spr  vesper.  ferner 
jprü'Y  brett,  pilo'y  ittle^e.  tiegel,  (i'ppji>  etwa.s,  vhiu  o'dr  ent- 
weder, prö*sn  pressen.  tiii?s  messe.  p'ö*hr  btn-lier,  s^ö^xtr  sechler. 
tö'h  nit  dechant.  Vor  kx  herscht  mei kwiudigerweise  aucli  hier 
ein  ähnliches  schwanken  wie  in  unserer  ma.;  vgl.  hhö'h.>\  (lrö*kx, 
aber  äpekx,  (mvcIx,  Mx  u.s.w.,  ebenso  wö'kx  adv.  weg,  dag.  weg 
subst.  weg  (dementsprechend  gottscheerisch  bekx  —  bakx,  mit 
a  aus 

Aiini.  r>ie  ursprilugliclie  diff(MPeil2i<  runir  spiegelt  Ii  nocli  in  df-n 
Sltereo  windischen  lehnwOrteni  wider.  Vgl.  blek  fleck,  tttiick  zweok,  drhk 
dreck.  fS^'^/r  kafrr.  fcrr^A  kre««p.  nu'-a  messe.  Iftlr  Ip^pt.  mit  offenfm  e, 
wähi*'n<l  iimlaut«-''  f.tst  ansnalinislos  alat  o  er«^*heint,  z.  b.  li/itruf'»  •läst'-rn', 
öiiträh  eatrich,  jösi/»  essig  u.s.w.   Doch  ifi'tää  wette',  Steuer,  für  *j|«(;a- 

§  59.  Mhd.  i, 
Mhd.  i>  ^a:     ehe,  khl^a  klee,      m.  weh,  ^fa  schnee. 


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MUNDART  VON  FSRNEOO. 


71 


sfa  See,  aneh  Interj.  (— m1id.5e),  ^tre'ewig,  67(^t96*  kränklich 

(mhd.  sl^mc),  gr^n  holzschicht  (mhd.  grede\  st^n^n  stehen, 
g^an^ii  gehen,  iveane  wenig,  p^ade  beide. 

Vor  r,  1,  k  fällt  es  mit  e  in  e  (e9)  zn«?ammen  (vgl.  §23. 24): 
ler  lehre,  mer  mehr,  eher  (mhd.  ber),  erst  erst,  rtY»  weinen 
(mhd.  rcren);  —  sei  seele;  —  Ueslmt,  tseimt  zehe,  se^xtn,  sexin 
laogwäsche,  verb.  se(9)xtnm  aoslaiigen,  se{9)x&n  gerne  saufen 
(BWb.  2, 218;  zu  *8eihen'). 

^  für  lat  ;  steht  in  margr^atn  Margareten,  Peter, 
madl^n,  Ifona  Magdalena^  9när^  Andrä,  hkr^andl  hammer 
zum  schärfen  der  mfthlsteine  (za  lat  erena  kerhe);  —  desgl. 
für  slaw.  i  in  ir^n  Treffen  (ortsn.,  wind,  ir^ne,  st  Mh-  roden), 
fr^asn  Fressen  (za  Mea  birkeX  lAir^  kren  (zu  xrinti\  l^ahn 
sftereihe  (zu  I£ri). 

G.  Mhd.  i,  I.  . 

§  60.  Mhd.  f. 

Mhd.  f  bleibt  in  seiner  qnalit&t  erhalten:  /tdhf  entblättern, 
abblättern  (mhd.  viäem  zn  'feder'),  p^bm9n  beben  (mhd.  htbenm)^ 
«rtdn  Strang  ans  zweigen  (mhd.  t^),  ligu  liegen,  «frill  drischel, 
<3ipi97  gabelförmiger  ast  (mhd.  eunsel),  frgixt  n.  gicht,  pr^mn 
(intr.)  brennen,  ^rin^  'gähnen',  keuchen  (mhd.  r/mn/),  sHngl 
Stengel  (mhd.  siingel),  Sirwdle  lämpchen  (zu  'scherbe'),  k^lr  ge- 
schirr,  plra  bime,  Jchirhn  kirche. 

Auffällig  ist  i^  in  sri9t  schritt,  eam,  *ietn  ihm,  neben  in. 

§  61.  Mhd.  i. 
Mhd.  t  >  ^Pi  (eig.  ose):  mtl  'eitel',  unwol,  leer,  gcBit  geiz, 
frddiihof  friedhof  (mhd.  vrithof),  tstBihn  zeihen,  pcBia  biene  (mhd. 
We),  faeifgltr  (auch  mit  nebenformen  wie^i)<Ff7/p/^r  u.ä.)  Schmetter- 
ling (mhd.  vtvaUer\  Jueint  heute  (urspr.  heute  abends;  mhd.  hint), 
VwBistn  stöhnen  (mhd.  hristm),  lasUn  leite,  halde  (mhd.  Ute), 
fwiän  biegmig,  Serpentine  (zn  voM^Häen),  {ptvirsplitter  (mhd*i^O. 

Alte  ablautsfoimen  sind  dr^r — drstBiär  seither  (mhd.  iKar- 

sidr):  Htrit—  strmit  streit;  drlfuos  dreifuss  —  dr^i  drei;  nwceisn 
reibeisen.  r/V^/sd^/V  'reibzeit'.  Strichzeit  der  fische  —  rceibm  reiben. 

Dieselbe  diphthougierung  ertiihr  *  in  fremdwörtem:  fyln- 
iwm  Valentin^  mgtißis  Matthias,  Jshatrmin  Katharina,  mrmn 


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72 


LBMUX 


Marein  (ortsn.,  eig.  gen.  3farten),  prmims  Primns.  Häufig  in 
Ortsnamen,  z.  b.  toeihn  Tenchen  (besser  Teichen,  slow.  *<ixa 
'stille^X  pscBv»  Psdn  (ftlr  *jMfiie  'Hnndsdorf)  etc. 

Die  entwicklong  des  I  fiber  ei>  m  kennen  wir  mit  hilf e 
der  lehnwOrter  im  wind,  verfolgen:  a)  Erste  schiebt  (mhd.  i=^i\ 
2.  b.  in  in  iHla  seile,  hU89k  flelssig,  ntd  neid,  inidar  Schneider, 
tSfha  gefiüignis  (mhd.  Aieft«,  mti,1chmhn),  /%/*Lakanf,  hUx  gleich, 
fibafy  reiben,  Wiat9  leihen,  iribai9  achreiben,  jtitse  fegefener 
(mhd.  wUe,  vgl.  BWb.  2, 1059).  Die  beispiele  ^d  sehr  zahl- 
reich. —  b)  Zweite  schiebt  (mhd.  I  =  dt  bez.  o):  röitr  reiter 
(=  sieb),  ilofatd  schleifen,  tsuhözn  draht^  'zugeisen',  isöla  keil, 
rV//i^/öi  salbei,  u.a.  —  c)  Dritte  schiebt  (mhd.  i  =  hdj^t9$n 
geizig  (ma.  (jcrif^s).  hdisaU  weiss  tünchen,  hldxm  knapp  (ma. 
gkdim,  mhd.  yelimejf  u.8.w. 

D.  Mhd,  ö,     and  deren  umlaut. 

§  62.  Mhd.  0. 

Es  erscheint  1)  als  geschlossenes  0  ansser  vor  nasalen 
und  r:  XArjfto  krdte,  ^jfie^  grob,  höfn  hoffen,  20dfi  loden,  rsl 
rost  (mhd.  ro<),  rote  rotz,  glösn  glimmen  (mhd.  ghsm),  Ufm 
losen,  horchen,  lötr  ul  starker  mensch,  bnrsche  (mhd.  loier\ 
pöi9x  unterer  teil  des  mmpfes,  taille  (mSiLhotech\  itotsn  niederes, 
weites  schaff  (mhd.  stoUe),  khlopfn  klopfen,  poppm  puppe  (mhd. 

2)  Als  offenes  u  vor  nR.<!alpii  und  r  (h): 

a)  hhgmnidt  kummet  (mhd.  körnet),  Ipnr  lünse  (vgl.  Kluge, 
Wb.  unter  lünse),  iQndr  donner  (daneben  als  schelte  tundr\  mhd. 
Umer,  iuner).  Desgleichen  in  den  fremdwörtern  tQn  ton,  p  n-spn 
person,  patr^  patrone,  pasj^  psssion,  kkan^  kanone^  AAoi(M 
knjon.  Eine  ausnähme  bilden  gnom  genommen  (^temzwang) 
nnd  die  fremdwOrter  iammk  Thomas^  ferne*  Anton,  ^v^' Hiero- 
nymus (vgl.  BWb.  1, 1000),  ifne'  ohne  (dazu  Lit*bL  1804,  s.  77). 

b)  fyrxt  furcht  (mhd.  vorhU),  UtQrhm  gestorben,  dgj  f  dor^ 
tsgrTt  zom,  tQr  tor  n.,        bohren.  Dagegen  mit  Verlust  des  r 

födrn  fordern,  födre  vordere  (vgl.  §  114).  Geschlossenes  o  haben 
die  fremdwürter  flörc  Florian,  pöre  'iiorruni*.  lauch. 

c)  Vor  *Ä  nur  in  tgxtr,  tgdxtr  toehter.  Ilap-e«,'-cü  ols  oelitj, 
no(Ä)  noch  (vgl  dazu  Maurer  s.3If.).  Zu  kfioxtn  vgl.  §  171b. 


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f  68  mniDABT  TOM  PERNBOG.  73 

Aura.  1.  In  einigen  rom.  fremdwört^rn  erscheint  n  für  o:  khupfr 
koffer  {})f  wol  in  anlehnung  an  'kupfer'),  pumratdM  pomeraiize  (it. />owu- 
ranri(t\  num{^)ril,  it.  ombreUo;  feraer  furhm  (furm)  iorm,  turin  toTte.  Die 
beiden  letzteren  stammen  wahrscheinlicli  ans  der  Stadtsprache,  die  o  vor  r 
Rgelinissig  zu  «9  entwickelt  hat,  z.b.  U9rt  ort,  /WuMUTerloien;  vgl.  auch 
mmrtB'  (klMItdi  mwrU-)  moids*,  in  snsanunensetBiingett  wie  mur^äßiUhm 
mordsdieb.  Dagegen  idieint  furt  eine  alte  iiebenform  sn  *fort*  sa  sein 
[Tgl.  zanserisch  vurt.  Auch  Schmeller,  BWb.  1,  762  führt  nur  furf  an]. 
Dnaeelbe  gilt  von  furw^rt  'bes.  wichtiges  wort',  neben  fpr  vor,  ilt<rt{a)  dort. 

Anm.  2.  Nehentonig^s  o  in  fremdwörtem  wie  A-äj/o  kilo,  /%;*,  (rPmo 
furcht,  prrtiro  htit  offene  annpiache  und  geht  snweüen  iu  a  Uber:  khila, 
fUffO,  Üakka  techako. 

§  68.  Mhd.  ö. 

Mhd.  ö  >  ma.  5,  ausgenommen  vor  r.  Es  ist  also  in  den 
meisten  fällen  mit  mhd.  e  züsamTnengefallen, 

1)  öl  öl,  tsöpfn  Zöpfe  flecliten.  iwr/Jn  bügein,  pödn  pl.  zu 
boden,  pökx  böcke,  ksröf  felsen  (coli,  zu  mhd.  schrore,  daneben 
Jeärif  tär  *(jcschrüve\  /b7e*' völlig',  beinahe,  5t>/?/r  soviel,  khlökhht 
fleclitoD,  klöppeln  (zu  mhd.  klocken),  töim  f.  dunst,  dampf  (vgl. 
Schweiz,  top  feacht),  grösiv  junger  bäum  {tccnndxtgrösiv  eine 
art  cbmtbaiim,  mhd.  gröginnc%  känöpf  gesteht  (verächtlich;  zu 
'schnnpfen',  TgL  Schmeller  unter  8dinopfen\  m{lglich  wäre  es 
ancby  es  zu  *schnabel'  zu  steHen,  TgL  Eloge  unter  sehnabetj. 

Anm.  L  ö  eneheint  tneh  b&nflg  als  Tertreter  von  dow.  o  vor  pala- 

tAlen,  cb.  pöh'ü  Pölling  (für  *pofane),  glö(ä}tt9t8  Glödnits  (für  *glodn^a) 
«.  B.w.  —  AnffilUigee  e  bat  das  fiemdw.  It^w  'schOps*  (schelteX  %m»n  ichOpeeni. 

2)  Vor  A  ist  es  zu  e  geworden:  ertr  Qrter  (orte),  wertr  worte^ 
äerfir  dörfer,  ^er  rauh,  schwierig  (mhd.  jp^e),  merJ^flierliii  mOhre; 
vgl  auch  mÄJr  mörser.  Ausnahmen:  neben  herw  hi^rt  man  sehr 
hänflg  harv  pl.  zu  m.  hom,  desgl.  Miiärfo?^  Ichmrtsl  neben 
liAnei^^  knirps  (zu  wMJMorre),  Jenes  ist  wol  analogiebildung, 
▼erl*  ^  schlag,  pl.  dieses  dflrfte  eine  compromissform 
sein  (*inurgü  —  knorzil). 

Vor  h  erscheint  e  (e9)  für  ö  nur  in  iextr,  teaxtr  t<)chter. 

Anm.  2.  Dem  umlaut  des  (urnpr.  geschlossenen)  slow.  6  vor  r  ent- 
spricht derselbe  laut,  der  für  mhd.  e  vor  r  auftritt,  nämlich  i  bez.  t;  z.  b. 
piHto*  PSrtediacb  (wind.  loe.  p<^r<^tiax  Ar  *^orftiax),  girti»x  GOrtscbach 
{*gctiAax\  girU  G9n  (^goritsa),  sirg  SOrg  (*gorike)  n.a.ni.  Das  denteche 
d  bez.  0  mttst  demnadi  vor  r  offenbar  h  >  lir  f  iili  eine  offene  ausspräche 
gehabt  haben,  tonst  wSie  die  Tetscbiedenibit  der  bebandlnng  nicht  an  ei^ 
klinn. 


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'riiL  I  '        ;r''»L  f-r  <L  f-«»r  «5  kli»e  *mh*i.  kl^  i  /?<>a  floh, 

•  r  n.       "  «L  tT'tu  fc.m  -"«fi:«!;  r  jac'.  bisae.  verschluss 
jluLh*'^^  '»tL*        futem  iiera.i«r-«^iiiafi^n  (mhd.  ^ore^X 
nm*fti.t  itfitüL  nmftK*   JUBTinifw  isi 'liM  r-!~rrte  bine  (nüid. 

T:r  «^'ärcL:  i>  '  >«  .:4r,  ff<^i«ir,  ^ffprlorbeer, 
«üVc  fiflvtrrsf  £11  sJiL  «>>  BP.^t. 

-  «,  «  r  I.  V  ZiLii*f  <r.MMim.  fTtfr-rr  e-Mvnicr  «iii^.  frysi  glMi;  f9r 
^'i:  Ulk  '.^  .  •/!  jit.  jiittmr*  -iAs  tustäaii  mät  mitiamg  9m  posn  m, 
!<•      :  j-i-  1  ri_;  *>  Iii»!'! .        ».'r-Ä*».  »  fr/LiI-:  LaMn  ($tatt  des 

L.->r  T  ..-1 -rj   -,   ,  •  _r  raootru^.  /'p.'^ii»**^"-^  fr^hn- 

•  Z-i»i  X"  L-  -Linrj:  et- r.  ■  g^nwr^t  dmg.  Uu'phh 
'L'  .>ht.  I  it  j  >"t-:»r3>  ^•i"7.tii>:ftr  sxekm  lr>^a«(  —  troü  trogt, 
f '^«r  «itLi'i«.  ijf  5«        ^cCTKä'»«:  —  jr^  Int.  lAr  tIliA  kt  awli  die 

Ais,  1  :*je>w:c«rfm«UlwfaiiflrlMlte«i«ikaidtp: 

$  Mkd. 

ITlI    >  f-j  .r«  fH'J:  iI»  Biä  ^  ikudmh):  /ffom  fltaen 

r::e!  tris^  krirtlett .  «^•;  "'j'schLC4e\«iaMliiilidi,  jiftwbö^ 

r  kz::  f  z::  >    r^'-,    x*?  "^OTinikopf  (zu  *tosen*).  sl^frv 

\v-.v      a:i.v-;  llci*       r.hi-  .v*     s^^hlammi.  rfr  l^iige  teufel  (zu 

\v  ivc:].  aLi.  ;  I  .  h-rinm  böhnen,  htriilcü,  ifan  schön, 
l^nu'Un  mit  b:hnrn  si  ^Vl^n. 

Vor  r  r:r><:lieint  e^  äi>  <":  /*>  r«  h«>rrn,  l  fi>.>  u  sich  o;efrieren 
itiaus.  "'ij-  fr-treni,  /«r  imempüiidlkh  ^mhd.  *^<rrej,  taub 
(mhd.  t'H  '.^di). 

Vor  /  als  c^<^^>x,  d^Ur  DeUach  (slow.  Dök),  il;^  (nie 
mit  ei»;  kohl  (mhd.  kaU). 

E.  Mhd.  Ii,  M  und  deren  nmlaut 

§  66.  Mhd.  iL 
Mhd.  II  >  IT:  ij^prOr  sprach,  iM6m  stöbe,  hüf  hfifte  (mhd. 

^/«/"Schlupfwinkel  (n^id.  sluf),  smuts  scXmviXz,  itJf  schuld, 
iruta  trotz  (mhd.  irute\  prunst  feuersbrunst,  tukx  m.  tücke  (mhd. 


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KÜVDART  VON  FKRNEGO. 


75 


tue),  tmtta  alp  (gespenst,  mhd.  tfuU)y  hmgil  lange  (mhd.  lungel^ 
fufz  furche,  ätujrbm  stvam,  sün  söhn,  nflita  nonne  (mhd.  nunne), 
9Uma  sonne,  summr  sommer,  kiwummon  geschwommen,  g9prün9H 
gebrannt  (mhd.  gebrunnm%  gUM^n  gOnnen. 

§  67.  Mhd.  M*. 

Ifhd.  ü>t:  khnHcl  m,  knoten  (mhd.  ibiu^Q,  sife  sOMg, 
üwrp  das  hea  in  hAnfehen  (söwrlan)  bringen  (zn  'schober'), 
Mffl  sonst  (mhd.9i«9Q,  ^^kissen,  /r^n^  n.  altes,  verrostetes  zeug 
(zu  mhd.  rol  rost),  sprisl  sprosse  (mhd.  Bprueeel),  tsigl  zügel,  rasse 
(mhd.iTfV^^eO,  /ft^aflüj?el  (mbd. AAln^m  können,  Mine  könig, 
{»if  'rtni^n  bestellten  (luhd.tTMfwmew),  milnr  müller  (mhd.  miilncere\ 
piln  brüllen  (mhd.  bülUn).  fir  für,  ilr  tür,  stiru  stöbern  (mhd. 
^töm),  irlc  tihrlein,  rüuln  wiebern  (mhd.  rühden). 

Vor  pf,  pp,  kk,  kh,  ts,  Id,  U,  n  und  r  -\-  consouant  ist  der 
umlaul  in  vielen  fällen  unterblieben:  shipfn  ^clilüpfen,  stupfn 
(mhd.  stf(pfrn)y  Hrupfn  zwischen  den  finfrti-n  dnrchziehen  (mhd. 
strupfeti).  hupfn  hüpfen,  iapfn  tnpfeii.  supfn  sehupfen,  stossen, 
fsupfn  zupfen  (bes.  haare,  zu  'zopf —  stuppm  f.  pulver,  staub 
(mhd.  sU(ppe\  khluppm  kluppe;  —  mücke,  n/Hw  ri\cken, 

pnikkv  brücke;  —  stukjc  stück,  pnstukhn  anstückeln,  lukha  lücke, 
tSH>*lukhn  verschliessen  (zu  mhd.  lachen),  rukhn  riuken,  stnukhn 
schmiegen  (mhd.  smüdcn),  pukhn  bücken,  j^hn  jucken,  tukkn 
ducken  (mhd.  <m7.7^0?  drukhn  drücken;  —  nuts  nütze,  nutsn 
nfttzen;  —  guldmgoHea,  Mitoistthse,  iiiUe  schuldig.  Tgl.  auch 
w9l9n  aus  wolle;  —  p9duifkkn  bedfinken;  — purgr  bfirger,  pum 
bOrde^  purisln  purzebi,  ygL  auch  purmn  aufheben  (mhd.  häm). 
—  Dazu  kommen  jiii^«  btitte,  iuHln  saugen  (mhd.  UiUeln),  rutin 
nttscben,  kkM  kflehe,  lag  t  lüge,  lugu  lügen. 

Dagegen  ist  unter  Ähnlichen  bedingungen  der  umlaut  ein- 
getreten z.  b.  in  gUkx  glück  (vgl.  audi  zaizeriseh  gaUkxc  glück, 
I^Ucklicb),  trikhna  trockenheit,  trikhn^n  trocknen,  fiklwä  tückisch, 
khripfn  hüsteln  (zu  'kröpf'),  tippl  döbel  (mhd.  tübeJ),  isippl 
büschel  von  heu.  haaren  etc.  (lulid.  dcA//6t/j;  —  ^pritsn  spritzen, 
piUn  lache,  feuchte  stelle  (mhd.  hütze\  riise  mit  'rotz'  (pferde- 
krankheit)  behaftet.  §ifs  schütze.  p.^its)i  beschützen;  —  hillsm 
hölzern  ;  —  wivf  ^u  w  ii  nx  Ik  n,  Um  in  zünden,  tinstn  dünsten, 
pivkl  m.  g-e.schwulst,  bündel  mi  mhd, p unken);  —  M-'/r/y»  würgen, 
iUrts^n  Stürzen,  /i/-^}»  getreide  säubern  (mhd.  vürhm\  kirt  Hirt 


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76 


8  68 


(ortsn.,  Ork.  Murdi  'hürdt'),  (^iri^'darstig  (dag.  dmstnBn  dürstea) 
0.  ähnl. 

Zu  den  umlantlosfMi  formen  des  conj.  praet.  wie  Uu9U9t 
zündete^  su9g9i  sänge,  ilüs^t  schlCflse,  ikif^t  schlöffe  u.8.w^  ygl. 


A  n  m.  In  Alteren  wind,  lebnwürtern  erscheint  it  als  gnbstitntjoiiilant 
für  deutsches  ft,  z.  b.  hdla  füUsel  (ma.  fUa),  kuM  kttsaen,  kMtä  htttle,  yOn- 
lirt^  wüiuchen,  htoU  katltteL 


Mhd.  u  >  au:  kauwa  haabe,  ^HZtuPtt  bauen^  raudn  l  äude 
(mhd.  rtk^e),  ^o^f^f'*"  sauber,  gaudn  prahlen  (mhd.  güdcn),  snaudn 
scbnanfen  (mhd.  snüden),  mir  euter  (mhd.  üier),  khlausn  klaose, 
iautsn  jauchzen  {mhd.juweMc»\  pfrauma  pflanmey  daum  danmen, 
tsaun  zäun,  ilaunm  schlummern  (za  mhd.  slA»  ==  slür  mflssig- 
gang;  die  nördl.  ma.  haben  Slaunan  in  der  bedentnng  'von 
statten  gehen',  mhd.  Mnm}.  Anifallend  ist  gtaum  neben  gJmm 
(mhd.  gelime),  —  maurf  maarer,  traute  traurig,  hagel 
(mhd.  sMr)f  sO^f  sauer. 

Anm.  Die  silbentrenniuifi:  vor  lilbilchm  r  ist  pa-^  bez.  pä-u^r, 
vgl.  §  41. 

In  den  dunlekten  westlich  von  Ossiuh  und  im  'ünteran  Dr»iit«l*  ist 
dM    in  diesem  falle  xn  w  geworden:  päwr,  khor,  mäwr  baner,  schauar, 

nmner  et< ..  <kj?-o£!:en  nicht  vor  f.   lu  un«<erpr  raa.  »chw^ankt  man  in  der 


Dieselbe  diphthongiening  erfuhr  n  in  fremdwörteni :  jausn 
jause  (slow.  jü£ina)j  iaukxBMmal  {füow,  jag)^  toanAf»  Zaudien 
(ortso.,  windL  aühd),  iaum9n  rauschen  (b€äm  herannahen  eines 
gewittere;  slow.  iumeH). 

Auch  hier  lassen  sich  an  der  band  der  deutschen  lehnw(Srter 
im  wind,  die  drei  stufen  der  entwit^ung  4>  au>  au  Ter- 
folgen:  a)  Erste  schiebt  ü:  nMi  m&ut,  m4rar  maurer,  p4^^ 
bauen,  küma  kaum,  t4pai  taubenschlag  (mhd.  Ui^üs%  rüt  (ma. 
raut)  rodung  (mhd.  *rüt)^  iübjia  schaufei  a.s.w.  (eine  nodi 
ältere  stufe  liegt  Tor  in  mir  mauer,  ifiä  ffir  *xtfia  haus,  mit 
*y  als  Substitution  für  «)•  —  b)  Zweite  Schicht:  för  ou  (g^eschl. 
0  -f-  u)  sind  mir  nur  die  beiden  beispiele  fsuöuj:  {iiir  *foglouz) 
Vogelhaus,  und  faroui  pfaiiiiaus,  bekannt.  Bei  0.  Gutsmann 
(Deutsch- wind,  wb.j  finden  sich  noch  stros  strauss,  tror  trauer- 


§  170, 1 


§  08.    Mhd.  4. 


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§e9L70 


MUHDABT  TOV  PEBNBOO. 


77 


ilor  (mit  0  für  *<m?).  —  c)  Dritte  achicbt:  idiubm  sauber,  Muba 
sdumabe^  il8,w. 

§  69.   Umlaut  des  mhd.  ü. 

Der  Umlaut  des  ü  (mhd.  tu)  ersi^heint  wie  urspr.  i  als  ceii 
Jchroeiis  kreuz,  «»7«  eule,  khcei§  schwach,  gebrechlich  (mhd. 
kiusche)y  kitrcpis  'gesträuss',  gesti  äucli,  keitr»  läutern,  pmÜ 
beutet  {ahd.pütil,  ygl.  mn^.pütla,  püiW),  jfMi^f  gem&uer,  dceihn 
dünken,  dänchten,  a»fntkBin9n  auftanen  (mhd.  eniUunm),  Da- 
gegen unterbleibt  der  umlaut  vor  m:  raun»n  räumen,  frsauman 
Tersftnnien. 

F.  Die  mhd.  diphthonge  ei,  ou,  tu, 

§  70.    Mhd.  ei. 

Mhd.  e»  >  a  (es  fällt  also  mit  a  ~  mlid.  ä,  w  zusaiiinien): 
ira  schrei,  läw  laib,  Slapfn  Schlittenkufen,  pautottel  (mhd.  sleipfe)^ 
^?/v7/' schweif,  säfrti  geifern,  lan^am  riimen  (mhd.  si'ifcrn\  hafte 
erbittert  (mhd.  heiftic\  sätn  holzspäne  (mhd.  scheite),  pfät  f. 
hemd  (mhd.  pfeit\  fast  feist^  0$  geschwür  (mhd.  eiz\  §äs  (mhd. 
scheiz)j  ^äsn  reihe  (mhd.  sneise),  mäs  maische,  fräs  t  freisen, 
räU  drehstange  (mhd.  rei7e/),  näg  neige,  simy  ^Schwaig',  sennerei, 
ItrOae  streich,  furtlahnm  fortlocken  (mhd.  leichm),  pän  bein  = 
knochen,  lan^n  lehnen  (mhd.  leinen)^  läm  lehm  (mhd.  Urne), 
film  feim,  p9kam  geheim,  mal  fleck,  muttennal  (mhd.  maO, 
fiü  feil,  vO/r  meier. 

Für  contraction  ans  -c^',  -egi-i  trad  getreide,  sifld  jagd 
(mhd.  g^eide\  masir  meister,  ädn  egge  (mhd.  eide  ans  *eged€). 
Vielleicht  g^Ort  auch  nawr  bohrer  (mhd.  nageber  <  naheger) 
hierher,  modl  mftdel,  scheint  dem  'höfischen*  entlehnt  zu  sein. 

Anm.  Die  ndrdl.  (MiHlialekte  (Gorktal  etc.)  ttnterecbeideu  ir^ad,  gx^ad, 
«ipMir  («HS  *affi)  und  ädn  (ans  *e(fi). 

Für  fremdes  oi  steht  ä  m  iinatsn  gabeldeichsel  (wind. 
uöintse  für  *ojuicr),  .slär  schJeier  (mhd.  öluwr);  tür  fr«Mndes 
a  +  t  0^^^-  palatal)  in  khrän  (nüidl  khroan)  Kraiu  (slow,  kiäil). 

Hagegen  erbcheiut  (^i  (vgl.  ^^fhatz  s.  in  gfptst  preist, 
yaisila  geistlich,  hailf'  heilig  (dag.  hal  hfil),  jlcfi  lleiscli.  nrin 
rein,  khwtsr  kaiser  (aber  khäffrpira  kaij<erbinifc5j,  poglwHn  be- 
gleit<'Ti  fdag.  lütn  leiten),  hceid  heide  m.  neben  hiiän  m.  heide- 
korn,  t.  heide,  mvkla  eigentlich  (dag.  üg»  eigen),  dr  tmante 


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78 


LBSÜAK 


§71 


der  zweite  (dag.  tswä  2),  prcsits  'bereits',  fast,  poHmdm  be- 
leidigen (dag.  lad  leid),  gmmnde  gemeinde  (neben  gmän  gemein, 
Umgegend,  gemeinweide).  Alle  diese  m  sind  aul  fremden  ein- 
flnss  zorttckznf filuren.  Zu  -hwH,  -hmt  *heit»  «keit  s.  §  75, 2,  anm. 
Eine  besondere  bewantnis  hat  es  mit  dem  m  in  0i  ei,  pL 
nnd  11101  mai,  sdiftlen  (von  jnngen.  frischen  zweigen 

die  rinde  ablltsen;  auch  sich  sch&len),  m9j^  f.,  mceipam  mai- 
baoHL  Hier  hat  sich  das  nrspr.  geminierte  i  ebenso  regelrecht 
erhalten  wie  das  )i  in  a«  =  mhd.  tmuiji),  Mhd.  et  hfttte 
eigentlich  zu  a  werden  müssen,  aber  im  pl.  mlid.  ei-ler  musste 
das  i  erhalten  bleiben  («-ir):  durch  ausgleiihung  ist  es  aus 
den  flectierten  foi  luen  auch  auf  den  nom.  acc.  sing,  übertragen 
woiden  (vgl.  die  zarzerischen  formen  oäie  ei,  m^Aj^  iiiaibaum, 
gegen  sonstif^^es  oa,  z.  b.  khgdiar  kaiser). 

Wenn  es  dagegen  nie  (demin.),  arkhlgr  (eierklar,  ei  weiss) 
heisst,  80  erklärt  sich  dies  daraus,  dass  vor  folgendem  con- 
sonanten  die  gemination  ausgegeben  werden  musste  (vgl.  unten 
§  73»  2  khral). 

§  71. 

Das  a,  welches  unsere  ma.  im  gegensatz  zum  ^  der 
meisten  flbrigen  bair.-Osterr.  ma.  als  Vertreter  des  mhd.  et  be- 
sitzt, erstreckt  sich  auf  einen  grossen  teil  der  kAratmschen 
dialekte.  Wenn  wir  etwa  durch  die  mitte  des  deutschsprechen- 
den gebiets  eine  mit  der  Sprachgrenze  parallel  laufende  linie 
ziehen,  so  entspricht  diese  ungefähr  der  grenze  zwischen  den 
o-  und  (»o^alekten.  Die  s&dliche  hälfte  (das  Gailtal  mit  ein- 
begriffen) spricht  a,  die  nOrdliche  (»a.  Auch  das  einst  kärnt- 
nische, jetzt  tirolische  Pustertal  und  die  friaulischen  Sprach- 
inseln schliessen  sich  dem  a-gebiet  an.  Zarz-Deutschrut  dagegen 
hat  QU,  das  Gottscheerländchen  neben  einander  gi,  {Kti,  ga. 
Die  in  der  einleitung  bescliriebene  nordgrenze  des  Feldkirchner 
dialektgebiets  bildet  zugleich  einen  teil  der  a  M-linie. 

Ich  kann  Schatz  nui  beipflichten,  wenn  er  die  meinung 
Nagls,  das  a  sei  kein  einheimisches,  sondern  ein  durch  cultur- 
übertragung  eingeschmuggeltes  fremdes  element^  für  unhaltbar 
erklärt.  Es  müssten  sich  unter  dieser  Voraussetzung  denn 
doch  irgend  welche  reste  mit  altem  ga  vorfinden:  so  durch- 


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MUNDART  VON  P£RN£GG. 


79 


greifend  kann  diese  bewegung  wol  nicht  gewesen  sein,  dass 
sie  jede  spui*  eines  iirspr.  ga  getilgt  hätte.') 

Es  scheint  vielmehr  eine  im  Verhältnis  zu  den  (>a-ma. 
ß■e^^  i>sri  !iia«;sen  conservativere  eni  wii  klunjEif  des  diphthongs  zu 
dem  heute  vorliegenden  ergebiii^  geführt  zu  haben.  Wie 
mhd.  *  in  unserer  ma.  nicht  zu  ai  mit  hellem  a  (vgl.  Scliatz 
8.  h)  geworden  ist,  sondern  bei  cpi  (eigentlich  cee)  stehen  blieb, 
80,  meine  ich,  hat  sich  dem  parallel  auch  in  e»  der  erste  com- 
ponent  nicht  über  a  hinaus  Ter&ndert^  sondern  es  ist  als  letzte 
Yorstofe  der  gegenwärtigen  entsprechung  ai  bez.  ae  anzunehmen, 
dessen  zweiter  bestandteil  sich  allm&hlieh  dem  ersten  anglich, 
während  wir  für  die  übrigen  bair.-Merr.  dialekte  wol  eine 
weiterentwiddnng  etwa  ot  (oe)  >  doe  (poe)  >  voranszn- 
setzen  haben. 

IHe  drei  entwieklnngsstnfen  e»  —  ai  {ae)  —  a  finden  wir 

in  den  lehnwörtem  des  wind,  wider:  a)  Erste  schiebt  öi  (ö): 
Uitra  leiter  (ma.  lätr\  hmöitn  froh  (mhd.  gemeit\  höxda  heide- 
kom.  hdjtr  eiter  (ma.  dtr),  iöfa  seife  (ma.  säfn),  ploha  bleiche 
(m&.  plahn),  handkorb   (m\\^.  zcine,  ma.  tsrnin)  u.a.m. 

(wenn  sirh  dagegen  in  olitrki  ainischeu  dialekten  formen  mit 
gi  tiudeü,  z.  b.  lottra,  so  sind  sie  natürlich  den  '{>r/-dialekten' 
der  ehemals  zahlreichen  deutschen  siedelungen  in  Oberkrain 
entlehnt,  als  deren  letzten  rest  wir  die  siirachinsel  Zarz  zu 
betrachten  haben).  —  b)  Zweite  schiebt  ai:  hmdina  wald  (eig. 
gemeinbesitzX  raitaia,  raitingd  (mhd.  reiten,  reihmge;  ma.  räln, 
ratwX  häiiua  geiasel  (ma.  gSsf),  raßd  reise  (ma.  ras)j  räi  tanz 
(mhd^  meX  mäidr  meier  (ma.  mar),  —  c)  Dritte  schiebt:  tsäki 
zdcben  (ma.  tsäkn%  Hdmta  'Steinmetz*,  manrer,  idl  teil  n.s.w. 

§  72.   Umlaut  des  et. 

Zorn  a<*ei  gibt  es  auch  einen  nmlant  «a;  vgl  w^n 
Weichheit,  weiche  (als  kOrperteil),  pruUn  (seltener  prA^»)  breite, 
m^l  dem.  zn  müsa  meise,  Sw^f  pl.  zu  Swaf  schweif,  itr^f 
pL  zn  iträf  streifen,  Jckr^  zn  hhrüs  kreis,  m^l  zn  rnüsl  meissel 
wögkasi  zu  'last  t  geleise.  Nebeneinander  stehen  gas  und  gfosr 
gaissen,  rOn  und  r^ndr  raine.  Wfats  pl.  zn  wats  hat  die  be- 
deutung  '  weizensorten,  -felder'. 

*)  Paindorf,  ma.  pgand^fff»  bildet  keine  annudune.  Der  oame  lautet 
«fk.  Btmäorf  ^BohnendorT. 


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80 


Ferner  die  comparative  khl^r  kleiner,  pl§ahr  bleicher, 
pr^air  breiter,  h^asr  beisser,  weicher  (daneben  auch  häar, 
wahr)  zu  JMan,  plOx  etc.;  analogfisch  j>r^/r  neben  präfr  braver. 

Es  ist  XU  bemerken,  daw  die  plorale  der  neatra,  Tgi 
seUe,  mai{r)  male,  niemals  omlant  haben,  nnd  dass  ausser  prüf 
kein  einsiger  ML  von  flbertragnng  desselben  auf  ein  anderes  a 
als  das  ans  ei  entwickelte  vorkommt  (etwa  a  =  *ä  oder  ou}, 

Schatz  8. 62  erklärt  dieses  ^  als  analogiebildong  nach  dem 
Umlaut  des  ga  (mhd.  ö).  Ffir  ihn  lag  dies  auf  der  hand^  da  in 
Semem  dialekte  mhd.  ei  und  6  in  {>a  zusammengefallen  sind- 
Aehnlich  deutet  es  Nagl  (lioanad,  einl.  §  16).  In  seiner  ma. 
sind  zwar  *J  nnd  *et  ge-schieden,  dagegen  iist  sowol  *or  a,h  *ei 
zu  ga  geworden.  Nach  dem  muster  pa  *or  >  ^  *är  sei  auch 
*ei  «mfrelautet  worden. 

indes  für  unsere  ma,  i^t  ^lue  analogiehilduiig  völlig  aus- 
gtüschlossen.  Wir  werden  in  difsfm  ^  kaum  etwas  anderes 
sehen  dürfen,  als  wirklich  eine  art  umlaut  des  ei;  denn  es 
wäre  wol  sehr  gewagt,  anzunehmen,  die  nördlichen  oa-dialekt« 
h&tten  das  vorbüd  abgegeben.  Dagegen  würden  ^rechen  fälle 
wie  Ufat.s  (ahd.  weigt),  gmän  (ahd.  gimeini),  isnva  (got.  tainjö\ 
paisn  (alid.  leiMeen,  für  *haitjan)^  raisn  (ahd.  reis!zen\  hUÜm 
entflsten  (mhd.  sneitm,  für  *miiiäian\  Mn  {^JM^liQn)  u.  &. 

Ich  habe  mir  folgende  erklftrung  zurechtgelegt:  eine  be- 
einflufisung  des  ei  durch  einen  folgenden  palatal  konnte  sich 
erst  geltend  machen,  als  ahd.  ei,  das  doch  wol  ans  geschlossenem 
(nmlauts-)  e  +  %  bestanden  haben  dürfte,  im  bsjnwarischen 

wider  in  cei,  ae  überzugehen  begann.    Denn  et  als  solches 

konnte  duicli  einen  folj^enden  palatal  wol  nicht  sonderlich 
modiUciert  werden.  Wir  müssen  nun  aiüa^imen,  dass  in  die.ser 
zeit  (12.  jh.)  die  palatalität  der  consonanten  in  ijokhen  fällen, 
wo  ein  fol<rendes  i  gescliwuaden  od<^r  zu  e  geschwächt  war, 
schon  auf<^eeehen  worden  war,  wiilirend  z.  b.  in  den  fem. 
abstractbilduiigen  auf  und  in  den  deminutiven,  wo  das  % 
sich  erhallen  hatte,  vor  diesem  der  palatale  Charakter  des 
consonanten  gewählt  blieb,  der  den  diphthongen  an  seiner 
Weiterentwicklung  zu  *ae  hinderte.')   Während  also  das  ei 

0  Trat  doch  arich  der  umlaut  des  e  nur  dft  ein,  wo  das  t  der  folg6» 
silbe  sich  länger  erhielt     57,    anm.  1). 


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MtnrDABT  VON  PSBNB06. 


81 


in  breit  zu  *a€  wurde,  blieb  es  in  breiti  unverändert.  Aus 
einem  solchen  nebeneinander  wie  braei  —  breiti  musste  Bich  — 
nach  dem  Vorbild  von  röt^rcBti  a.s.w.  —  för  das  spraeh- 
geffthl  natürlich  nnbewnsst  der  gegensatz  von  nicht  nmgelan- 
tetem  und  nmgelantetem  ae  herausbilden,  der  dann  analogisch 
aach  anf  die  pluralbildnng  übertragen  wurde.  Was  die  steige- 
mng  anbelangt^  so  kann  er  sich  hier  wol  auch  anf  lautgesetz- 
lichem wege  entwickelt  haben,  denn  es  ist  nicht  sehr  unwahr- 
scheinlicb,  dass  sich  hier  —  zumal  im  Superlativ  —  das  neben- 
tonige «  länger  erhielt  als  unter  ähnlichen  bedingungen  in 
anderen  nebensilben. 

Dieses  'umgelautete'  fi  ist  in  der  fulge  —  wol  über  (^e  — 
zu  ge\vord<'ii  und  mit  dem  aus  mlid.  e  entstandenen  diphthong 
zusaunneiin^efarn'ii. 

In  pt^dc  (^neben  seltenerem  pääe)  beide,  w^am  geht  das 
fa  höchstwahrscheinlich  auf  e  zurück  (zu  jenem  vgl  Sievers, 
Beitr.  10, 495|  anm.). 

§  73.  Mhd.  ou, 

Mhd.  ou  wurde  vor  gutturalen  und  *u  zu  au,  sonst  zu  a. 

1)  on  >  a  :  (jlahm  glauben,  släw  staub,  law  laub,  iäw  schaub 
(auch  *geld'),  fsäu  rv  zaubern,  lähm  vorhaus  (mhd.  loube);  traf 
m.  traufe,  /ä/"  taufe,  (/ö/w  räum,  gebildet  durch  die  aneinander 
gelegten  hohlen  bände  (mhd.  ff<vif<  ),  räfn  raufen,  läfn  laufen, 
Hräfn  streifen  (mhd.  stroufm:  *ou  nach  ausweis  der  pa-ma.), 
kknafin  knöpfen  (zu  mhd.  knouß;  gäm  gaumen,  tsäm  zaum, 
tarn  dunst  (mhd.  toum),  iräm  träum,  säm  saum,  räm  rahm 
(mhd.  räum). 

Die  ausnahmen  urlauw  Urlaub,  neben  drläbm  erlauben, 
Jtkauf  kauf,  neben  Jihafn  kaufen,  rmbm,  rauwr  rauben,  räuber, 
neben  räw  raub  von  bleuen  (daher  rappmia  raubbiene),  haup- 
»HMi,  -s^n  hauptmann,  hauptsache,  neben  hupid  krautkopf, 
stück  woUvieh,  happ9tn  pl.  köpfende  {Vtoubefbeiie^  sind  dcher 
auf  fremden  einflnss  znr&ckzuführen. 

2)  ou  >  an:  aufja  auge,  laugum  leugnen,  taiuju  taugen, 
lau^  lauge,  raax  rauch,  spaukhn  herumschleichen,  trans.  ver- 
jagen fvirl.  Kluire.  Wb.  unter  spuk,  *s2)auJc-),  kauJcln  allerlei 
beweguiigeu  macheu,  'gaukeln'  (vgl.  §  117,  l,c).  —  fräu  frau, 
äu  au,  g^Hüu  genau,  tau  tau  m.,  luiun  ni  hauen,  kangn  schauen, 

Bettrag*  wm  fMCkiclu*  d«f  dwoaclwa  vgnsiU,  XXVUi.  ^ 


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82 


LES8UK 


§74 


duive  (auw4^)  acli  (mhd.  oi(fre).  Die  ausnahmen  auch,  lax- 
grean  (w— )  uiueii,  lauciigi  uii',  ivolfa  Wolfau  (uik.  Wolfowe\ 
yn^asa  Gnesau  (urk.  Gncsowe),  erklären  sich  aus  der  neben- 
tonigkeit, bei  (i  ist  die  schwaclitoiii^^e  fonn  verallgemeinert 
wnrdi'H.  ^7/v/  (ii(^l>en  sfröw)  streu,  tsy-,  fr^trauju  zer-,  ver- 
sü  tueii  (indx'ii  on^trohm  austn'iuMi),  gelien  auf  die  mbd.  kni'Z- 
formen  strou,  sitoun  zurück,  ebenso  khrnl  kräuel  (für  ^hronwel, 
gen.  ""krouks  U.&W.).  Auch  Uin  lawine,  scheiiit  hierher  za 
gehören. 

Dass  sich  oit  über  au  zu  ä  entwickelte,  können  wir  aus 
den  lehn  Wörtern  im  wind,  ersehen:  a)  £rste  schiebt:  die  ältesten 
entlehnnogen  haben  sehr  geschlossenes  o.  Es  ist  wol  ans  öu 
hervorgegangen,  wie  denn  im  wind,  auch  sonst  öu  vor  labialen 
in  9  ftbergeht:  r6p  raub,  schanb,  ^dpa  4anbe\  vorhaUe, 
tsöprat»  zaubern;  daneben  steht  ü  in  pum  weberbaiun,  jfux 
(fOr  *lag)  lange.  —  b)  Zweite  schiebt:  ä^aufaü  (=m9k,  itrafn\ 
tsaumär  brantfahrer  (ma.  tsämr,  fßatUounuBre),  driatibatA  (=  ma. 
drlähm),  —  c)  Dritte  schiebt:  pam  banm,  #amaV  (ma.  sämr, 
mhd.  saunuBre)  vl  a. 

§  74.  Umlant  des  ou. 

Als  Umlaut  des  ou  erscheint  (ei  in  folgenden  fällen:  1)  h^i 
heu,  hoeiyv  heu  machen,  gm  gau  (frewiilinlich  nur  im  pl.  ge- 
braucht; im  sg.  ist  es  weiblich,  wol  na*  h  aualogie  des  pl.), 
frwid  freude,  hfrmnon  (ge-)freuen:  —  2)  aiglc  änglein,  frceU» 
f,  fräulein;       :i)  p.>tit  ilnu  betäuben,  ftUiwifr  Verkäufer. 

Veri^leidie  dagegen 7^'/ v/'^/"' 'beilanfig,  (nf(S-)p<ini  ni  {  hnutnin), 
pamh  bäuuilein  ( punu-  b;iunie),  und  die  oben  erwähnten  gläbm 
^galanbjan),  shäfn  (  straupjan).  au  (*awjo)  n.s.  w. 

Wenn  wir  alle  diese  fälle  überblicken,  j^o  können  wir  woi 
mit  Sicherheit  annehmen,  dass  wir  es  nirgends  mit  einer  laut- 
gesetzlichen  entsprecliung  des  ou-umlauts  in  unserer  ma.  zu 
tnn  haben.  Die  anter  ponkt  2  erwähnten  fälle  sind  einfach 
analogiebildungen  nach  dem  nmlaut  des  au  ans  '^ti  {fmiln  ist 
übrigens  der  entlehnung  sehr  verdächtig),  p^imhm,  frkhmfr 
entstammen  höchstwahrscheinlich  der  Schriftsprache.  Die  nnter 
ponkt  1  genannten  Wörter  sind  als  compromissformen  zu  be- 
trachten, bedingt  durch  das  nebeneinander  von  nrspr.  nrngetan- 
teten  und  nicht  nmgelauteten  formen  desselben  wertes. 


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§75 


MUHDABT  VON  PEBNEGO. 


88 


§  75.  Mhd.  tu. 

Mbd.  tu  (=^erm.  cm)  >  ma.  oi,  cet).  1)  oi:  nrspr.  iuw  ent- 
spricht es  in  Idü  oindn  gereuen,  ploinsn  bläuen  {mini,  bHutceji), 
khoimn  kauen  (mhd. kiutven;  dazu  Llwia  kiunlade,  maul,  khoipöT. 
kaupech),  mo/i*-^«  stampfen  {m\\A.  nmu  i n).  Es  erscheint  ferner 
in  ßif  feuer  (selten  /ttöj,  uoisln  wehklagen,  winnnern  (wol 
zu  'weh':  *tvitr-  als  Schwundstufe  zu  ^tcaitc-).  hstoahhm  (ge- 
rinnen, stocken  (vgLNagl,  Roanad  v.  177  g/inihi;  indog.  wz.  sleu- 
[dh-\  s.  Beitr.  2r>  109);  khrois  krebs  (mhd.  kriujB,  krews;  Nagl, 
Festschr.  f.  P.  H.  Mareta,  erklärt  das  *eu  aus  ew  <  eb);  trS^m 
trieb-,  viehweg  (in  Pernegg  fast  unbekannt^  bes.  in  den  ober- 
känit.  ma.  heimiseh;  vgl  KWb.  s.  72.  Schatz  s.  65  >)). 

Nebeneinander  stehen  toifl—üeifl  teofel^  img — Umigtmg 
(werkzengy  Stoff),  nöi  ^  n(Bi  neu,  üHf  —  i(Bir  teuer,  hifif  —  hmif 
hener.  Selten  ist  trffi  neben  triBi  tren,  und  ämi  (drei  nhr, 
mhd.  driu)  neben  äiriH,  Die  ^'-formen  sind  gegenwärtig  die 
häufigeren. 

oi  erscheint  ferner  für  wind,  in  in  poiisa  blute^el  (wind. 
puäiitaa),  für  wind,  u  mit  vorausgehendem  palatal  in  luibl  Loibl 
(slow.  Lrjtihcfj:  eiof.  hthel).  lochm  Leoben  (Kärnten  und  Steier- 
mark; Ul  k.  Liubinu  für  HnJthuL  lnhjana\  ort-snameu  mit  oi  sind 
nicht  gerade  selten,  doch  sieht  mir  keine  sichere  erklärung 
derselben  zu  geböte):  für  fremdes  cu  in  hol^  Matthäus,  für  oi 
in  lois  Alois,  Uöjfi  h&her,  Uoiga  verdorbener  maiskolben  (wind. 

SBjft)  XL  a. 

Anm.  Auffallend  ist  das  ä  in  läu>9x  Laibach  (slow.  Ljubljana  für 
*&i^fma);  die  nftrdl.  ma.,  ebenao  Zan  haben  ga,  Gottschee  p»  »  *ei). 

2)  für  ttt  erscheint,  wenn  diesem  ein  i  oder  j  folgte, 
d.  h.  wenn  lunlant  eintrat  (r  und  w  wirkten  nmlanthindemd, 
Tgl  oben  HA',  tr(H,  Wir):  tmiti  deutsch,  Icnt  leate  (dem.  lasitl 
kommt  auch  im  sg.  vor),  dceitn  deuten,  sprmtsn  spreizen  s^jrtti^ 
jan).  nmme'  neun  (mhd.  niuniu),  fceixtn  flehte  (vgl.  Kluge,  Wb. 
unter  fichfe),  Ifeixtn  leuchten,  grceipa  griebe  {*griuljön),  Iceisn 
leuchse,  §(eix  scheu,  sceihn  feldscheuche,  scheuen,  h  scheint  also 
in  unserer  ma.  nicht  umlauthemmend  gewiesen  zu  sein. 

Als  'höfische'  lelmwörter  sind  zu  betrachten  frmnt  ver- 

')  Zuletzt  hat  dieses  wort  be8j)ruchen  V.  Hintner,  Zs.  f.  d.  wortforschang 
1902,  s.  12ö.   Er  erklärt  es  aus  triwcg  —  ■<  iribing  —  triebweg. 

6* 


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84 


LBflSIAK 


wallt  er,  freund  (vfifl.  Schatz  s.  66  f'ruJfX  /vf/v^zeusre  (die  neben- 
fonu  /5(P7'(/e  weist  direct  auf  eiillehuung),  .v/</'//  Steuer  (die  n  i  dl 
uia.  hahen  noeli  >7f'/;  );  jiriPfm  brSnen.  ist  seliou  an  seiner 
endung  als  frenidwort  ei  kennbar;  es  müsMe  nia.  zum  mindesten 
prwhuni  lauten;  dasselbe  gilt  von  rcepn  mm\  (neben  l-hrofn:>n). 
plwi'f  Idätiel.  ist  vielleicht  auf  *hlüwil  zurückzuführen-  Bei 
pminln  (vgl.  Kluge,  Wb.  unter  beunde)  liegt  wol  die  iormbiwendc 
zu  gründe,  während  für  die  ma.  mit  01,  ui  (vgl.  Schatz  puH) 
hiwende  mt  t  als  grundform  anzunehmen  ist 

Das  urspr.  Verhältnis:  oi  als  Vertreter  des  nicht  nm- 
gelauteten,  mäes  nmgelanteten  diphthongs  tu,  ist,  wie  ans  den 
angeführten  beispielen  hervorgeht,  ziemlich  stark  getr&bt 
worden  durch  die  grosse  beeinflnssnng,  die  die  ma.  in  jfiogster 
zeit  von  Seiten  der  stadtsprache  erf&hrt  Doch  schon  der  am* 
stand,  dass  mi  nur  in  den  Wörtern  auftritt,  die  auch  das 
'höfische*  kennt,  dagegen  nicht  in  den  ihm  fremden  wie  notti^M« 
phin9n,  kJtrois  Q.s.w^  beweist  zur  genüge,  dass  wir  es  hier 
mit  entlelmungen  zu  tun  haben,  die  die  echten  formen  zum 
teil  schon  verdrängt  haben,  in  anderen  fällen  sie  zu  ver- 
di'äni^^en  suchen. 

\\  as  die  flexiun  der  starken  Zeitwörter  der  zweiten  klas.se 
anbelangt,  su  i.st  im  j^^anzen  jaäseus  verallgemeinert  worden, 
^lan  Hectiert  also  durcligehends  i  mw,  du  Mdlst,  er  u.s.  w., 
imp.  >v 

Entsprechend  der  urk.  Schreibung  des  diphthongs  (m  —  en) 
erscheint  in  älteren  fremd  Wörtern  des  windischen  teils  in:  rUm 
trUbsal,  unglückliches  weibsbild  (mhd.  riuwe),  hHiiato  (für 
*gr  '\uati)  gereuen  (vgl.  auch  slow.  Hibra  Steuer,  mit  *v  >  d), 
teils  üu:  ts'üuh  zeug,  döup  dieb. 

Metathese  von  /m  zu  ui,  wie  Schatz  s.  66  meint,  ist  kaum 

anzunelunen.  Die  entwicklung  dürfte  wahrscheinlich  folgender- 

massen  gewesen  sein:  iu  >  €U>  äü,  dieses  mit  dissimilation 

zn  oä  und  weiterhin  zu  01  bez.  w,  w&hrend  das  nmgelautete 

III  ftber  iä  zu  ä  und  weiterhin  zu  m  wurde. 

Anm.  Bemerkeiwwwt  «nd  die  tormea  dö  die,  nom.  acc.  pL  und  nom. 
acc  fem.  8g,  *diu,  $ö  eie,  nom.  acc.  pl.  *»iu,  firawö  warum  (fttr  *fiir  [«tu?] 

tciu,  vgl.  KWb.  SSB  MWöf  twoi).  Das  d  wird  siob  kaum  anders  ab  aus 
*tu  erklären  lasHen,  und  zwar  dürfte  es  aus  *öü,  also  einer  Vorstufe  des 
heutigen  oi,  henorcreirauffe!»  sein.  Der  g^rund,  warum  die  iu  in  diesen 
wurtlbrmeu  iu  der  eutwickiung  Linter  deu  übrigen  zurückgeblieben  sind, 


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ICUKDAllT  VON  FERNEGQ. 


85 


■ü  ikt»  evcBtodle  nebentciiigkeit  UrsprttngUeh  roOsaen  dd  (nebentonig) 
—  doi  (surktoaig)  n.i.w.  nebeneinander  gestanden  baben.  Diese  wniden 
■llaihltfh  Terdriagt,  indem  man  die  nebentoni£r''n  formen  ▼emllgemeinerte. 

In  fifiqtf.  fioffff  der  adjeotivischen    citt'rljildnn?  zn  *diH,  ist  die 

(l-'^Iielhrit  üoeh  erhalten  (<lie  aii-i<  l)t  L«'xers,_K\Vb.  8.  doige  in  d^igt 
'da-ige  aufenlösen,  ist  eutiichietieu  irrigj. 

Aehnlirhe  fSlle  findeu  sich  anch  son.st,  Uit;  beweiatu,  das^  *Uv  «HphthoD^c 
unter  'stitrketem'  uebenton  (d.h.  so  weit  sie  nicht  völlig  abgeschwächt 
wvden),  eine  im  Teiliftitids  Vk  den  ataifctouiilben  rtclnübidigeK  entwldi- 
luag  nalunett.  Wibrend  *et  in  stamnullben  aber  <re,  oe  in  o  wwde,  er- 
•ebeint  es  in  der  ableitnngseilbe  -heit,  -kei't  als  mi  («e):  fpbifurit  falsch- 
beit.  itMÜkent  dommhcitf  ksunthwit  gesundheit,  riukhanl,  Icth  tiklm  it  \eichtig- 
keit,  emrthhfrit  ewigkeit,  sttuwrlhn  it  «anberkeit  (  nebeneinnmlt  r  >-f<  licri  kroith-- 
hfri*  niid  khr(ml'h:tt  kmnkln'it:  «^tetr*  li<'i>iät  es  uor/i^t  walirlicit ).  Ks  ist  nicht 
^üzaut-liiueu.  hier  etwa  6chri(t»i)rachlichcr  einflusR  vorlitge.  Aulialleiid 
ist  es  nur,  dass  in  zweisilbigen  Wörtern  sich  daneben  abgeschwiU-hte  formcu 
Toiftndeni  doch  mfissen  wir  bier  iramerbin  mit  auHgleichungen  reebnen. 
Vgl.  aoelk  tetlro^Ieikaiif  (mbd.  Ulkouf)  mit  o  fttr  statt  des  sa  erwarten- 
den a  (iihulich  ursh  i  knfapocken,  mhd.  ursleht,  mit  e  fftr  a).  Wahrtcbein- 
lieb  ist  ancb  die  deniinati?e&dnng  -l«  i*-U)  ans  -lei  bervorgegangeni  s.  §  89. 

G.  Mhd.  ie,  uo,  üe. 

§  76.    Mhd.  ie. 

Mhd.  ie  >  io,  vor  r  >  f,  vor  nasal  >  1)  diow  dieb, 
U9W  lieb,  tiof  tief,  khliohm  kiieben,  fli.^ya  Wiege.  ^w/M</wsHiniiej^en, 
sijx  hässlich.  dazu  si^hn  sich  scheuen  (mhd.  sdnach,  schivhen)^ 
9i^hn  krankheit  (zu  *8iech'),  lucke  zum  verscliliessen  (zu 
fsMAiechen  schlie.«isen),  /2ta/i»  fliehen; — pattn  bieten,  nidtn  niete, 
gfi9$  grieSy  sand,  pi9st  biest.  moos  (mlid. »;/c.s),  tsi9ir  deicbsel 
fBr  ein  odisengespaim  (mbd.  meier)^  frliom  verlieren,  trial  m. 
lippe  (mhd.  trU^,  —  TJrspr.  geschlossenes  ^  liegt  zu  gründe  in 
fncr  fieber,  ziegel,  Spi9gl  Spiegel,  priif  brief.  Vgl.  anch 
tri»  wie,  Ai^^sa  jetzt^  im't9dr  ein  jeder,  ni?  nie. 

2)  Vor  r:  ,^rtr  stier,  tir  tier,  (ifrw  magd  (mhd.  dierne\  Mir 
geschwtir,  bubo  (mhd.  sJier). 

3)  Vor  w.  «  :  rcöw/  neiueu,  pfrpow  pfricin,  kkneu^i  ni  knict-n, 
d^an  n  dienen;  ferner  x^mw  strienie,  Ui^an  kien,  nqamr  nimmer, 
n^amp  niemand.  Ebensu  in  dem  fremdwort  dAqantse' {dol^antsc) 
DoUentschig  {*doliontMke).  }lxi  ausfali  des  b\  l^amwerg  Liem* 
berg  (ork.  lÄebinherch), 

t  fOr  19  erscheint  {ym  schon  im  mhd.)  in  imr  immer,  m^lr/ 


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86 


LESSIAK 


§  77.  78 


(indrst),  nindrt  {nin(lr$()  ii^nd,  nirgends  (mbd.  indert,  ninderf). 
Hf  schief,  ist  entlehnt  fom  ihm,  setzt  ein  mhd.  *iem  Yoraos. 

§  77.  Mhd.  uo, 

Mhd.  uo>  U9,V0T  r>  ii,  vor  nasal  >  ga,  vor  t  +  cona.  >  o: 
1)  rü»  rohe,  plü»  t  bl&t«  (mhd.  dtio),  ruHva  rübe  (mhd.  mo^), 
mti9<r  matter,  /i/^/r  fntter,  /ii^dr  fader,  pru9in  brfiten,  fru9t  m. 
artigkeit,  Sauberkeit  (mhd.  vruct);  daza  ^^119^^  von  bl&hendem 
anssehen),  jmsm  bösen,  mtt9t  gemttti  wu^st  wnst,  AA^u»^  'klug', 
sparsam,  karg,  2^^*^^^  buche,  sit9hn  suchen,  snbst.  fem,  furche 
(ahd.  suoha),  slurrfn  s<-hlucht  (zu  mhd.  duoche  giabeii;  vgl.  da- 
gegen Kluge,  \\  lt.  unter  schluckt),  spusla  spule,  wuoln  wühlen. 
Etymologisch  duukel  ist  k.snujpr  saiilu  r,  hübsch. 

2)  ßr  fahre,  falugelegenheit^  hür  liure. 

3)  gr^mmi  grünen,  grgamH  gnimmet  (mhd.  grmfmäi\ 
plgama  'blame'  (als  kahname),  tgan  tun  (daneben  Ufn  beson- 
ders in  den  talma.). 

4)  oMfM?  Ulrich,  irolmaiismaalwurf  (mhd.'^imioftNtt^X  ^uillr 
längliche  holzschttssel  (mhd.mti0/^;  in  den  nordwesllkhen  ma., 

z.  b.  Radenthein,  geht  uo  auch  vor  einfachem  l  ia  0  Aber:  SUA 

stuhl,  söl  schule,  dag.  sti9b  stühlchen). 

§  78.  Mhd.  üe, 

UM.  ü€  >  it,  vor  r  >  i,  vor  nasal  >  fa.   Es  fällt  also 

durchweg  mit  *ie  zusammen: 

1)  mu  mühe,  j>rt5  brühe,  <r«i??<;  trüb,  ri^tre  ruhig  (mhd. 
rüetcec),  riafn  rufen,  mi^dr  mieder.  UthäJ  n.  Webstuhl  (zu  mhd. 
sluodel),  pliotn  bluten,  rissl  rüssel,  idksn  achselhöhle  (mhd.  üe}isc\ 
iidhji}  f  mhd.  iiicchin),  widha  geil,  fett  (vgl.  Schatz  s.  IOC),  ni9ln 
aushöhlen  (zu  mhd.*it«^'e^  nuthobel),  Ü9ln  Vertiefung  (mhd.  UUU). 

2)  Hm  rfihren,  /fr»  führen,  ufira  rinnsal  mit  dämm  zum 
ableiten  des  wassers  (mhlwöere). 

;^i)  nicfDxa  tante,  muhme  (dem.  »i^ami;/;  aus  prm- 
mjin  gruiiaueien,  gri^an  grün,  h^andl  hühncheii,  jdnui^n  bliilieu, 
fllcfinfi'  glühend  {m\\(i.  filümdir),  prmmn  ])riiheu,  ])Jt)i['n}Vi  l)t'- 
inuln.-n,  Ifianm  brüllen  (lului.  l/iijoi^  hän),  kh^anfsl  k]k'\\e  {y^\. 
ßWb.  l,  Ji)7  mW i^r  kifrniel.  DWb. 5, 2746),  kh^n  dat.pl.  kühen 
neben  analogischem  khi^). 


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§  TBL  80 


MUNDART  VON  PBBNBGG. 


87 


Anm.  In  wtndischen  lehnwörtern  findet  sich  zTiwcilen  m  als  Vertreter 
des  mhd,  üe,  z.  b.  muia  {mu9ia)  mühe,  pru^ink  (ma.  priiiw)  irischliiig^  (sa 

§  79. 

Uebersicht  der  entsprechungen  der  ma.  Tocale 
nBd  dipbthonge  im  mhd. 

(Von  dnigen  ftonuluiien  habe  icb  in  dieser  siuttaiiiiaisteUiuig  abgeaehen.) 

ma.  a  =  mhd.  ä\  fr.  ei,  ou  vor  labialen. 

ma.  ü  =  mhd.  t  (ausser  vor  nasalen  und  r);  e  (ausser  vor 
nasalen,  r,  l,  /*);  ö  (ausser  vor  r). 

ma.  ~  nilul.  e  und  e  vor  nasalen;  e  und  e  vor  r,  h 
(vor  Ä  auch        ö  vor  r;  ö?  vor  r,  /. 

ma,  •  =  mhd.  i,  ä;  e  vor  r  (hier  auch  V);  ie,  üe  vor  r. 

ma.  0  ==  mhd.  o  (ausser  vor  nasalen  und  r);  uo  yor  l + cons. 

ma.  p  =  mhd.     ^;  o  vor  naBalen  nnd  r;  ^  vor  r. 

ma.  «  =  mhd.  «;      vor  r. 

ma.  m  —  mhd.   tw  (==  ü,  d.  h.  umlaut  des  ü  und  tu),  [^}. 
ma.  a«     mhd.  il;  au  vor  gottnralen  nnd  t<^. 
ma.  oi  =  mhd.  nicht  nmgelaatetem  tu. 
ma.  ^  —  mhd.  i  (ausser  vor  r,  Ifh);  m  (ausser  vor  l)\ 
nmgelantetem  et;  te  nnd  iU  vor  nasalen. 

ma.  i>  =  mhd.  te  nnd  «{e  (ausser  vor  nasal  nnd  r). 
ma.  ija  =  mhd.  d  (ausser  vor  r);  ti9  vor  nasalen, 
ma.  w  =^  mhd.     (ausser  vor  nasal,     l  +  cons.). 

IL  Der  vocalismus  nebentoniger  süben. 

A.  Auslautende  vocale. 

§  80. 

Mhd.  '€  (ahd.  e,  i,  o,  u)  ist  durchweg  geschwunden  in 
folgenden  fällen: 

1)  Im  noBL  sg.  der  schwachen  masc.,  soweit  sie  lebende 
wesen  bezeichnen,  d.h.  das  flexions-n  nicht  auch  in  den  nom. 

gedrungen  ist:  pöt  hole,  Äa-herr,  äjäiV gehilf e,  /i^hase,  p/'affe, 
pfpf  pfaffe,  ksöl  geselle,  tirk'  Türke.  pr(ms  Preusse. 

2)  In  den  starken  masc.  auf  -e  (ahd.  -t,  -w):  khas  käse,  n  afs 
Welzen  (ahd.  tceizzi),  hin  m.  hirse  (ahd.  hirsi);  —  tnöt  met  (ahd. 
melu). 


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88 


LEflSUK 


§81 


3)  In  den  starken  nentriF  nnf  c.  pöt  bett,  §tnJ;x  stuck, 
tnt  ende,  nöts  netz,  fiU  bild,  kkrmts  kreuz,  iktr»  'iiim\  stirae. 

4)  In  den  neutralen  coUectiTbildnngen  avf  -e:  gwtlkx  ge- 
w51k,  gehilase,  Aftrrr^  gericht^  ^mi^l  gemftt,  gweiU  'ge* 
wände*,  leisen. 

5)  lu  den  zweisilbigen  ableitungen  auf  (mhd.)  -nussc,  -f«(we), 
'Unge,  -(Bre,  -octe  u.  ä. 

6)  Im  sing,  der  starkt'ü  f^-ni.  (t'i-ded.):  reise.  .si/i?Z schule, 
spr^  spräche,  fr(uj  frage,  nun  neige,  siunt  stunde,  sint  Sünde. 

7)  In  der  flezion:  a)  im  dat  i^.  der  starken  niasc.  nnd 
neutra;  —  b)  im  nom.  acc  pL  der  starken  mafic  nnd  der  fem. 
der  s-decl.;  —  c)  in  der  l.p.  ind.  nnd  3.  p.  oonj.  prae&  aller  verba, 
im  imp.  sing,  der  schwachen  verba^  ferner  in  der  1.  nnd  3.  conj. 
praet  nnd  in  der  participialendnng  -ende  (&  llezionslehre). 

§  81. 

Dagegen  hat  sich  der  anslantende  yocal  erhalten: 

1)  als  a: 

a)  Im  sing,  einer  giossen  anzahl  schwacher  bez.  schwach 
gewordener  fem.:  iola  schale,  hllu  hülle,  pira  birne,  pfrauma 
pflaume,  sma  schiene,  hjica  laues  wasser,  ggrica  garbe,  tswöSpa 
Zwetschke,  iaufa  daabe,  häua  haue,  karst,  grata  grftte,  n^asa 
rose,  blnme,  imrtsa  warze,  äUtiga  hfthnersteigt .  fliga  fidgel, 
zange,  hgkha  hacke,  irnelha  schmiele.  Indes  werden 
diese  formen  auf  -a  immer  mehr  durch  die  im  'höfischen'  ge- 
bräuchlichen n-formen  verdrängt^  deren  sich  die  jfingere  gene- 
ration  mit  besonderer  Vorliebe  bedient  Man  hört  also  daneben 
sehr  häufig  S^n,  garlm,  warim  u.s.w.,  zumal  bei  dingbezeich- 
nnngen. 

Festes  a  haben  fast  alle  Wörter,  die  ein  lebendes  wesen 
bezeichnen,  z.  b.  hena  henne,  hefa  ziege  (vgl.  BWb.  1, 1188), 

k^a  mutterschaf,  pc^ia  bieue,  wihvosa  wespe,  uuhha  grosse  kröte 
(vgl  nihd.  üche,  oult),  (pUü  eule,  ))rama  bremse,  anta  ente;  — 
M;/7/ra  witwe,  [infa  jjatin,  juina  uunnc,  niuhme.  —  Ferner 

schfeUcn  und  iibernaiiien:  tsma,  trnlrt^  itrajxi,  )iin,,t,  Uinna  nn- 
geschicktc,  blöde  ixMsun,  /itü^/a 'ainie  liaui "  (inasc.  A^/v/y).  poiisa 
feistes  weib  (eig.  ■blutegeD  u.s.w.;  —  lautnaiiien:  ixoiisa,  anfsa 
Marie,  n^a  Agnes,  si'/a  Josefa  etc.;  —  eigennamen  der  tiere: 


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MDITDABT  VON  PEBNBGO. 


89 


kidmamen  vie  Spi^gla,  $kma  mit  einem  weissen  fleck  ('spiegele 
Stern*)  an  der  stime,  isikha  die  weissgestreifte  (zu  'zacken*), 
nkla  mit  weissem  streifen  längs  des  rückens,  äprekla  die  ge- 
sprenkelte, scmhla  die  semmelfaibi^i:e.  mi^ra  'mohrin',  helma 
die  behelmte  (weissköpfige),  mausa  (zu  mauset  ins  graue  spie- 
lend i,  ndsa  die  missbranne,  rgnima  die  schwarze,  hirsn  'hirsch- 
kuh',  igfsa  'schätz";  ütutennamen:  prauna  die  hrauue,  khöla, 
stcgrtsa  die  schwarze,  sekhu  die  srheckige  n.  s.  w.  fdie  zu- 
gehöiigen  raasc.  sind  in  der  regel  endungslos^  z.  b.  tsikx,  semhl, 
rikkl,  mgris,  praun).  Ferner  einzelne  blamennamen :  än^aklokka 
Schneeglöckchen  (dag.  klokkw  glocke),  sunawen(a  'sonnwend- 
blame*y  orakelblnme  (dag.  sünateent  Sonnenwende). 

Fast  dnrchweg  haben  nur  die  o-form  auch  solcbeVdrter, 
welche  in  der  stadtsprache  entweder  gar  nicht  oder  doch  in 
einer  abweichenden  gestalt  vorkommen  (znmal  wenn  sie  im 
'höfischen*  im  sing,  nicht  auf  n  auslauten):  n^la  ahle,  höiva 
henkel  (mhd.  habe),  t^ana  korb,  ilnra  abgedoi  rter  stamm,  plim 
bannma*lel,  fehlen  der  stadtsprache.  sara  schere,  MiCra  land- 
furche  (/u  ' kehren'),  fQlaiaWv,  Un  nfa  kriMe,  /r^^/Aa  wt  ilit^  f-act). 
s  öla  Obstschale,  fQla  falte,  lauten  im  höf.  §är,  klu  r,  fol,  khröt, 
wwixj  sölr  m.,  fyltn.  Hierlier  gehören  femer  die  subst^  deren 
stamm  auf  -n  endigt:  j)f?^^f^  pfanne,  sana  sonne,  rina  rinne 
0.8.  w.  Nur  selten  hört  man  daneben  das  höfische  pfifn,  sun,  H». 

Jm  ganzen  und  grossen  lässt  sich  sagen,  dass  (abgesehen 
Ton  den  eben  angeführten  kategorien)  bei  bezeichnnngen  von 
kleineren  gegenständen,  Werkzeugen,  pflanzen,  frfichten  n.dgl. 
die  a-formen  bevorzugt  werden.  Dagegen  haben  Wörter  mit 
abstracterer  bedeutung,  ausdrücke  für  räum  und  zeit  durchweg 
die  endun^  z.  b.  s^hn  Sache,  uöhn  woche,  sceitn  seile,  ^try^n 
Strasse,  </osn  ^asse,  tw?!  wiese,  leite,  halde.  / // kirche, 
j)r«/.7.«  bi'iicke,  hittn  hülle,  ^»w  st  ul)e.  sutiftn  schmiede.  r(Bidn 
wegbiegung  (aber  khöslrceida  drelistange,  woran  der  kessel 
hängt);  die  weiteren  beispiele  s.  §  141. 

Die  Ursache  dieser  differenzierung  ist  mir  nicht  ganz  klar, 
£s  mag  sein,  dass  die  zahlreichen  abstracta  auf  -n  die  anregnng 
rar  Verallgemeinerung  der  ti-form  gegeben  haben. 

Ursprünglich  drei-  und  mehrsilbige  fem.  n-stämme  mit 
suffixalem  sonorconsonanten  (ahd.  -ala,  -ara  u.s.w.)  sind  in  die 
gemischte*  decl.  übergetreten,  d.  h.  sie  haben  ihren  auslautenden 


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90 


§  82.  88 


Tocal  verloren;  vgl  ptr  natter,  blatter,  dr^oM  droeseL 
Eine  aoBDahnie  Inlden  die  etymologiscli  dimUen  ^dra  schmii- 
tslges  Wasser  (KW1).&171;  in  fthnficher  bedeatuiif  paUidra, 
yieOeidit  zn  it  pciudt),  tiödra  art  matiDsenpfeife,  'mimd*  (vgl 
dam  K  Wbw  s.  215. 33dX  Üuttra  scfanapeflaschep  Umifpra  yoIt« 
(KWh.  s.  227),  plfodra  planderin.  Fremdwort  Ist  numra  nmn- 
mer(o).  Vgl  dazu  noch  §  85, 1,  c. 

§  B2. 

b)  Im  >in2".  (IfT  srliwarlieii  natura:  [>ra  obr.  ang>t  aii.et/. 
Sie  werdeu  wegen  ihrer  einhiug  auch  häulig  als  ft-iii.  ofebraucht 
(dö  nutjOy  dö  öra).  Nur  tem.  ist  ict^nga  wanjre  (eine  ausnähme 
bil  U'T  herts  herz,  das  zum  teil  schon  im  mhd.  nach  der  ^<HiecL 
Üectit  rt  wird,  vgl  Paal,  Mhd.  gr.  §  131). 

Dazu  kommen  eine  reihe  neutraler  ableitungen  anf  ?da\ 
ttakh9fla  eingeweichtes  fntter  (zu  ivaklm  einweichenX  imöU»da 
art  eierschmarm  (zu  Smoltm  schmelzen^  frwais9da  zerlassenes 
Schweinefett  (zn  frumsn  'verweissen',  abschmalzea;  ent^. 
slow,  jea-heliti),  im^t89da  zerlassenes  schmalz,  i^'fwm(fh9da 
'abgemachter^  d.  h.  zubereiteter  salat,  frhQkhsda  kldngehadctes 
Schweinefett  sohda  hamlache  (zu  Müm  harnen,  mhd.  «eidb^n), 
khö}mla  etwas  gekoi  htes,  tuukh^da  wo  man  liiiieintunkt^  tunke, 
iempßda  g'ediinsietes.  'gedämpile*'  fleisch,  mts9da  gemisch, 
nts^dii  g^n\vug>A  (KWb.  fJ.  209.  vgl.  BWb.  2. 191). 

In  tttljrenden  beispielt-n  iiberwiegeu  bereite  die  hoii.^Lheu 
kurzformeü  aut  -Jt:  n-iiJ:h  >i.  sin>'df^yt,  fnrn^i.t^t,  frhgkhMj  tentpfst, 
rits^i  (letzteres  masc.  und  in  etwas  moditicierter  bedentnng: 
gericht  aus  gei-ste  und  bohnen).  Es  ist  bezeichnend,  dass  sie 
in  den  übrigen  f&llen  nicht  vorkommen,  da  diese  der  stadt- 
spracbe  anbekannt  sind. 

§83. 

c)  Als  -a  erscheint  der  anslaatende  vocal  femer  in  folgenden 
adjectivischen  ja-stftmmen:  gawa  fett,  ausgiebig  (mhd.  goebc\ 
harwa  zu  viel  gesalzen,  'herbe',  khilica  bewölkt  (zu  lAUw  ge- 

wölk.  mhd.  r/r/ii7ire).  f'^f/<7  «resehmacklos.  leer  (mhd,  in  ähn- 
lirhi'r  bedt'Utuii^^/>/^ti</'/.  m][(\.ldirdfi\  prt^adn  gebretUliLh.  .spröde 
(mhd.  hr(tdt)y  daneben  auch  .^})fnuhi  (anlehmiiijr  an  die  schrift- 
deutäche  form?),  wilda  wild,  linda  zu  wenig  gesalzen,  auch 


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MUHDAST  VON  PBBHBGG. 


91 


Unsa  (vgl.  KWh.  s.  180;  schwäb.  lins),  lenda  weich,  nicht  durch- 
gelirateii,  siech  (vgl  dazn  Ifon  weich,  von  eiern),  knsa  leise,  i) 
lüsa  Ussig,  träge  (mhd.  e),  khiBiia  schwach,  zart^  gebrech- 
lich (mhd.  husche),  fl^isa  flach,  seicht  (vom  geschirr;  vgl.  ahd. 
fla^  flach;  fordert  ein  nrspr.  i  oder  o?),  gaha  jäh  (mhd.  gcehe), 
siaha  schiech,  garstig  (mhd.  schicke),  tsaha  zähe,  icidha  geil,  fett 
(vgl.  K^MJ.  s.  2G0.  Schatz  s.  106,  cimbr.  liif/c  mit  7  iraya 
träge.  («^«  enge,  stille,  hhmla  kiilil  (neben  /7</j/j,  tera 

unempfindlich,  taub,  verstuekt  (mlul.  ^Urre^.  Die  (z-formen  sind 
bozusacren  ein  curiosnm  der  alten  ieute.  Die  jugend  gebraucht 
mit  Vorliebe  die  endungBlu.*<en  formen  ^ul,  sn^ad,  ^iox,  harte  u.s.  w. 

Die  übrigen  adj.  dieser  klasse,  wie  hal  schlüpfrig  (mhd. 
lär  (mhd.  Icsre),  stät  ruhig  (mhd.  sÜBte),  föst  (mhd.  vestey,  i^n 
(mhd.  «cAimeX  ^  (mbd-dfi^nne)  u.&w.,  haben  den  anslantenden 
vocal  verloren. 

Anin.  Dm  adr.  alid.  mhd.  dar-inne  encheiiit  als  <frffMi  md  dHi». 

2)  l  Tspr.  auslautendem  vocal  (bez,  diphthong)  entspricht 
•e(-e)  in  folgenden  fällen: 


a)  In  deminutiven  auf  -le:  —  b)  in  kosefornien  auf  '«^\  — 
c)  in  ein i 2^*  11  fem.  abstr.  (ich  behandle  diese  drei  grui)peu  der 
übemcht  halber  in  besonderen  paragr.,  s.  u.);  —  d)  im  noni. 
acc  sg.  fem.  und  nom.  acc  pl.  aller  geschlechter  der  starken, 
im  nom.  sg.  masc.  und  nom.  acc.  sg.  fem.  and  nentr.  der  schwachen 
adjectivflexion  (s.  flexionslehre,  §  143  ff.);  —  e)  in  zahlwdrtem 
von  3  bis  (einschl.)  19,  wenn  sie  nicht  attributiv  verwendet 
werden:  drceieS,  Are 4,  fmfeh,  andl»ft  li^  smisnUXl  (dag. 
f^r  itökx,  UfiBtian,  güsr  vier  stficke,  wiesen,  gläser);  —  f)  femer 
vertritt  es  fremdes  -t:  a)  lat  gen.  von  Personennamen:  t$n 
flippe,  iosefe,  marilne,  geörge  zu(m)  IMiilippi.  Joseidii  u.s. w., 
analogisch  mUale,  iohanc  Mic]iaeli(s).  Jolianni(s);  -  -  masc, 
lat.  Iiis:  Speise  'spezi',  busentreund  {'spcc/usi  )ia(se  Ignatius, 
ißne  juni,  j^äle  juli  (daneben  auch      —  y)  fem.,  lat.-«a,  -ium: 

')  In  welcher  beziehuiiy  (liebe  ihrer  bedeutnng  nach  so  nahe  vcru  anteu 
Wörter  zu  einander  stehen,  ist  mir  nicht  völlig  klar.  Vielleicht  sind  ver- 
fddedene  wnnehi  durcheinander  getaten.  Vgl.  Kluge,  Wb.  unter  linde  und 
Ime.  Auch  lende  (weiehe!)  nnd  mhd.  hteme  matt,  mUde,  kennen  snm  ver- 
fläch  herangeiofen  weiden. 


§84. 


92 


LE8SIAK 


famiU  familie,  matcre  'materie',  eiter,  Wiamöde  komödie,  stüde 
Studium,  gande  gaudium,  studure  stübchen  {studoritnn).  [Vgl. 
auch  mödc  mode,  brauch,  paräde  parade,  saflädc  (safaläde) 
cervelatwurst,  bmpne  Wmone,  citrone,  mit  -e  =  nhd.  e.] 

§  85.  Die  deminutiva. 

Es  wären  in  diesem  Zusammenhang  eigentlich  nur  die  -/e, 
-?-demin.  und  die  koseformen  zu  behandeln;  ich  benutze  jedoch 
die  gelegenheit  zu  einer  übersichtlichen  darstellung  der  demi- 
nutivbildung  überliaupt. 

Deminutive  sind  in  der  ma.  ungemein  beliebt. 

1)  /-suffix. 

a)  Am  gebräuclilichsten  sind  die  fonuen  auf  de,  -jU,  tlec- 
tiert  (gen.  dat.  sg.  und  im  ganzen  pl.)  dan,  -dlan :  ßksle  f üchslein, 
l'hirhle  kirchlein,  pcrgic  berglein,  jmle  sträusschen  (zu  pRsn 
strauss),  riugle  ringlein,  dirndle  {diondh)  'dirnlein',  mädchon, 
r^asle  röslein,  blümchen,  iäslc  täschchen,  laldde  (zu  h^Jihn  lache), 
tccencle  weiblein,  güslc  gässchen,  ceitrlc  (zu  autr  euter),  pilfrk 
pülverchen,  tsikkrle  *  zuckerchen',  bonbon  u.s.w. 

Subst.  auf  (mhd.)  -cl  bilden  ihr  deminutiv  regelmässig  auf 
'Olc  (die  erklärung  hierfür  gibt  Schatz  s.  71):  fög3le  vögelein, 
iäf9le  täfeichen,  nägile  kleiner  nagel,  nelke,  awpde  lämpchen 
(zu  Qmjd),  gäw.de  kleine  gabel,  limplan  (pl.  e.  speise;  zu  htugl 
hinge).  Dagegen  ist  bei  einsilbigen  auf  -/  duixhweg  synkope 
eingetreten:  ^i?c  tälchen,  teilchen  (mhii.  täkri[)i].  tcddi[n]\  siäk 
kleiner  stall,  sfde  schälchen,  gi  fdc  betschnurkügelchen  (zu  gr(da\ 
fdc  füllen  (zu  pl),  smde  kleine  schnalle,  hhmtde  (zu  hhnaid 
knäuel),  grdc  kleine  gi'ille.  Inconsequent  ist  die  behandlung 
der  subst.  mit  suffixalem  -m,  vgl.  wägdle  kleiner  wagen, 
höfdh  tüpfchen  (zu  höfn\  wäfjlc  (mhd.  *mifenli[n],  zu  ic{)fa  rüb- 
hacke),  podole  neben  pödn(d)le  kleiner  boden;  nur  öfndle  kl. 
ofen,  pösndlc  kl.  besen.  Nach  analogie  der  übrigen  fem.  khötl(e) 
kl.  kette. 

-die  wird  ferner  gebraucht,  um  den  begriff  der  kleinheit 
zu  verstärken  oder  zum  ausdruck  der  Zärtlichkeit:  pioicoU 
'liebes  büblein',  fi^isole  feines,  zartes  füsschen,  sivahcdlc  kosend 
Mas  liebe  schwälbchen',  a  lldawintsiks  garMe  ein  kleinwinziges 
gärtchen,  neben  gewöhnlichem  pioivle,  fi^sle  u.s.w.   Stets  er- 


MTOTDABT  VON  PBRNBQG. 


93 


scheint  es  bei  eigennamen:  namU  Anna,  8^p9le  (za  Josef), 
his9te  (za  his  Alois)  n.8.w. 

Es  scheint  in  diesen  &llen  doppelte  demination  vorzaliegen. 
Als  ansgangsponkt  sind  die  dem.  korzformen  fi9$l,  hansl  n.8.w. 
m  betrachten.  Wie  üsl  schflssel,  ttber  M$lle  za  ii89le,  so  hansl 
Hänschen,  über  hanslle  zu  hansale. 


Anm.  Besonders  beliebt  ist  -^le  iu  der  kindersprache.  Hier  werden 
die  deminutiva  iibrigens  c:^ewP!inlich  umlautslos  gebildet,  so  z.h.  pii^wjJe 
st.  pi»icle,  fu98Jle  st.  fi98te,  huni.ilf  st.  hinüe  hündchen,  hmUh  {hantele)  st. 
/«n(f/f  Händchen,  u.  s.  w.  Umlautüloüe  fornipn  wie  ^'f)/«;'/^  ?»^»(>*/^  Hohätzchen, 
uiauuelien,  von  erwachseneu  angewendet,  drücken  den  höchsten  grad  der 
traolichkeit  und  Zärtlichkeit  aus. 

b)  (bleibt  im  sg.  unverändert;  der  pl  lautet  entweder 
-|fi  od^  gewöhnlicher  -lan  wie  bei  der  ersten  grnppe):  prinäl 
quelle  (za j>r8i» bnumen),  präU  (mprptnhmiea)y  j^an^^bfiak- 
chen,  iincl  stftbcheni  gratl  (zu  grptn  art  wagen),  pramdl  (za 
pnum  braunes  pferd),  f»ösl  kleineres  moos,  khrapfl  kräpflein, 
SiriiM  (zu  itruts  wecken),  paJchl  packet  (zu  jwlx  pack)  u.s.w. 
Was  die  verteiiuiig  der  beiden  sufttxfoi'inen  anbelangt,  so  ist 
zu  !  ♦  merken,  dass  gewisse  Wörter,  ziiiiuil  inulimtsfähige.  die 
kurziürm  bevoivjigeii.  während  iiiclit  iimlaui>ialiige  ihr  demi- 
nntivum  fast  durchweg  auf  -k  bilden.  IJa*  letztere  ist  stets 
der  fall  bei  mehrsilbigen  Wörtern;  formen  wie  fcnstrl,  söksrl, 
tcäsrl  sind  in  der  echten  ma.  unerhört,  dafür  nur  fenatrle, 
soksrk,  wäsrle  u.s.w. 

In  vielen  fällen  haben  die  bildungen  auf  -l  ihren  eigent» 
lieh  deminutivischen  Charakter  verloren  and  dienen  häufig  nur 
zur  begriffHcben  onterscheidung.  So  bezeichnet  toAl  nicht  ein 
'kleines  tuch'  an  und  für  sich,  sondern  speciell  das  sack-  oder 
kopftucb;  bei  Hrl  denkt  man  an  eine  ofen-  oder  schranktüre, 
bei  rädl  au  ein  uhrrad,  mßsl  bezeiclinet  ein  be:5tiiiaiiU:>  iiia.ss 
oder  messprefäss  (mau  spricht  wol  von  einer  mos  )N<Jjr,  sagt 
aber  stets  a  hta.d  hpier)  u.$.w.  In  fällen,  wo  das  gruudwort 
verloren  gegangen  ist,  wie  hoftl  häckchen,  marl  erzähl uiig, 
märchen,  ua-d  waise,  raftl  ranft  (eines  laibes)  u.  a.,  kann  natür- 
lich von  einer  dem.-bedeutung  schon  gar  nicht  die  rede  sein. 
Häufig  stehen  auch  grundwort  und  4-deminutiv  ohne  irgend- 
welchen  bedeutungsonterschied  nebeneinander,  Yg\.pQiStQt  and 
pötHail  scUafetätte,  irinkhglps  und  trivkftgläsl  trinkglas,  a.s.w. 


94 


§85 


A  n  m.  Die  abweichende  form  frceün  fräulein,  ist  wol  entlehnt  '  Kleine 
frau'  heisst  fräu^le. 

da*»  gesclilecht  der  v^^fkl^ineningswörti^r  auf  -If.  -7 
anbetrifft,  so  sind  sie  in  der  regel  neutra.  Nur  eigeiiiiaim-ii 
bilden  zum  teil  eine  ausnähme.  Stets  männlich  bez.  weiblich 
werden  gebraucht  die  personenaamen  auf  4,  wie  (liJJiil,  franUl, 
i^U'l  Benedict^  Fnuiz,  Jacob;  —  mitsl^  sandl,  ursl  Mizi,  Susanna^ 
Ursula.  Dagegen  sagt  man  fast  nur  s  tomlt,  s  fgltdU,  s  andrle 
das  Antonchen,  ValentiiiGheD»  Andreaschen,  il&w.  Als  vulgär* 
namen  sind  jedoch  aach  die  demiiL  auf  -Je  regelmftssig  masc: 
dr  siäfile,  dr  m^iak,  dr  Ufwale  (in  diesem  falle  wird  anch  der 
acc  auf  -lan  gebildet,  z.b.  t  hffn  9n  m^lan  ich  habe 
den  vnlgo  m^k  gesehen). 

c)  Die  den  deminutivbildungen  auf  -k  bei  männlichen 
eisrennanien  entsprechenden  weiblichen  deniinutiva  h;)l>»^Ti  eine 
bciioudere  form  -la,  z.b.  ääla  grossnmtter  (fiir  ^imiui  :  ■  a\H)dhi 
mit  Schwund  des  nasals;  dass  iiichl  mhd.  ade  zu  gi'unde  liegt, 
beweisen  die  pa-ma.,  falls  sie  das  wort  nicht  etwa  selbst  wider 
ans  den  ö-dialekten  entlehnt  haben;  die  nördl.  ma.  hab«  n  da- 
neben aul'ola);  mi^dlaUeLrie  (neben  müdl;  vielleicht  für  *menki^ 
mit  ansfall  des  r  nach  Übergang  des  e'  >  t  und  entwicklung 
des  ftbergangslantes),  sandla  (neben  sandl,  s.  oben),  hauÜa  neben 
htmta  (s,  §  81).  Euhnamen:  r^aüa  {*r6iüa)  die  rote,  tsU^la 
neben  tsä^ha  vl  a.,  heila  neben  heta  ziege. 

2)  Gtttturalsuffiz. 

a)  -»khk,  -kh9le  nur  in  götaikhU  patenkind  {^goti[ti\kU)  und 
in)inkh9U  enkel  (vgl.  KWb.  s.  85  unter  onikt).  Beide  sind  neutra 

und  flectieren  wie  die  dem.  auf  -le. 

b)  -A'<?'(masc.),  -^•a(fem.):  mit  -Ir  erweitert  -IcdJe:  evh'^xo^^- 
vater,  awA-«  grossnuitter  (letzteres  mehr  in  den  uördl.  ma.  ver- 
breitet), saxika  (zu  sau  'sau \  dazu  smik.dr  ferkelchen),  iarkole 
junge  henne,  die  bald  legen  wird  (wol  zu  'jähr';  vgl.  KWh. 
8.150  mter järetele),  »«(^»Ä^^ ma»A^/r  männl ein  u.a.  (vgl.  auch 
pitskv  tj  zu  putsn  apfelbutzen,  und  h{>lski§  f.  hülse).  Die  formen 
auf  -ke)  "ha  haben  mehr  den  Charakter  von  kosewörtem  als 
von  eigentlichen  deminutiven.  Hierher  dürften  auch  gehören 
euphemistische  bildungen  wie  Snakke  (zu  'schnaps'X  wdä^  (m 
'bestie*),  vielleicht  auch  ioüc98,  Umkas  (zu  'teuf er). 


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KOHBART  VOH  FBBNBGG. 


95 


3)  'ts-,  -^^-snffix. 

tump3tsa  mutterschaf  (dazu7awy>j/67t),  larlatsle  (zu  obigem 
iiifi-^Je:  v^l.  auch  mveiUkBU  neben  mauhale  Stachelbeere,  wenn 
aus  *niuxitS'). 

Anna.  Lexer,  KWlv  lint  iiorli  Wbnze  (— /.-/('i^r^^sr)  kalltiii,  UnvjiüTn, 
lampizn  weibl.  schaf.  In  Klagenlurr  sind  initer  der  jugentl  niännl.  kose- 
formen  anf  -tse  sehr  beliebt,  z.  b.  ymf  iU<  uniikäfer,  Mtse  schnldiener,  he». 
bei  «igennameu;  « (wnte«  Weinländer,  ««i  nifsc  Meingaat,  it£Pni<5«;  Weiainger, 
ktnitie  Sefaeiiiigg,  etc. 

-9ts  haben  poppats  knospe  (neben  poppf),  Mtflifs.  l-lffUsle 
schlechter  hat  (ne])en  Idifale).  Formen  wie  trut^;)h  iiebling, 
icaufrnufsjJc  wauwauche]!,  nmnt'ble  ^manschen'  (zu  nilid.  mnchcn), 
gehören  der  kindersprache  an.  (Die  Stadtsprache  kennt  dieses 
Suffix  aach  bei  Personennamen,  z.  b.  wüUe  Wilhelm). 

4)  Koseformen  auf 

gSte  pate  (fem.  göta),  Icöppe  (ygl.  ahd.  chappo\  k^e  halui, 
IMe  rappe  (zu  kköl  iL  kohle),  Wiedehopf  täte  (ate)  vater, 
m/Ble  manltier,  MM  kackuck.  Ausserordentlich  hänfigr  Bind 

bildungen  auf  -e  bei  männl.  personennamen:  franise  (zu  fronts 
Franz),  hansc  {/ai  hgm  >ians),  m^te  Matthäus,  lutte  Ludwig, 
prime  Primus,  rujpe  Ruppreclit  (neben  rmp\  khf}rv  Karl  (vgl. 
Schweiz.  Umri;  das  l  in  kh^r/  wird  als  demin.  suffix  gefasst). 
—  Hausnamen:  w^ltse  CWaltlier  ).  unidc  ('Wido'),  fi^rhe.  — 
Uebemamen:  tuppe,  fsore,  isitjke,  tsme-hanc,  maukke,lQle  (sämmtr 
lieh  in  der  bedeutung  'dummkopf,  cretin'). 

Selten  ist  -e  bd  weibL  eigennamen:  nüne  Anna,  IMire 
CäaiHy  mirwe  Barbara. 

Wie  ans  dieser  Zusammenstellung  heryorgeht,  verwendet 
misere  ma.  fast  dieselben  Suffixe  zur  bildung  von  deminutiven 

imd  kübeformen,  wie  sie  auch  im  sclnx'eizerischen  gebräuchlich 
sind.  Ich  verweise  da  besonders  auf  den  aufsatz  von  H.Stickel- 
berger,  Die  deminutiva  in  der  Berner  ma.  (Phil.  Studien,  festg. 
für  E.  Sie  vers  1896,  s.  :n  Off.).  Für  das  unter  2,  b  erwähnte 
^-suffix  weiss  ich  keine  erkläruug-.  Auch  das  gottscheerische 
kennt  ähnliche  bildungen,  zumal  bei  eigennamen,  vgL  Jonkc, 
üanake,  Frinskele.  Mit  ableitungen  auf  -9tsa  können  wol  ahd. 
formen  wie  Hiehta  etc.  verglichen  werden,  freilich  konnte  das 
suffix  aach  aus  dem  slawischen  stammen  (slow.  -tV»).  Beson- 


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LB88IAK 


§86.  «7 


ders  nahe  liegt  die  aiiiiahiiie  einer  entlehn mig  bei  -^/d'  (slow. 
'iö,  wiud.  -9ts),  doch  vgl  schweizerisch  -UL  Za  -k,  -l,    &  §  89. 

ß  86.    Die  weiblichen  adjectivabötracta. 
Sie  erscheinen  in  vierfacher  gestalt: 

1)  ohne  endnng:  le»  länge,         gi^tese,       höhe^  (li^w 

liebe),  prmm  bränne,  plöw  bläue; 

2)  auf  -n  (weitaus  die  meisten):  ö7/n  alter  (mhd.  ^'/M,  fhfn 
tiefe,  reatn  itite.  stiirtdu  schwäi  ze,  gli3xtn  helli^keit.  < mju  enire. 
hirln  härte,  khliogv  Sparsamkeit  (zu  khlu^gjy  si^^n  sUss^igkeit, 
dikhn  dicke,  imöln  sckmalheit,  gentsn,  ggntsn  ganze,  Jiantn 
bitterkeit  (zu  hanU  bitter),  u'(eUn  weite»  Mtrkhn  stärke  (dag. 
sHfkx  Stärkemehl),  pr^n  breite,  n.  a»; 

3)  auf  -e:  säure,  fmleMie  (in  munt,  Sirglfmle  mund-, 
strahlkule),  mevgk  menge,  Swöhe  (neben  äwöhn)  schwäche, 

(neben  nösn)  nässe; 

4)  auf  -er:  öhma  ebene,  finnini  tinsit'rui>,  lin^tt  ic.  •^/ikhla 
Steilheit  (zu  stikhl,  mhd.  stichel  steil),  trikhna  irockenheit  (ahd. 
tmcchani),  nähna,  nöhna  nähe  (zu  mhd.  adv.  nähen,  ma.  n^hnt), 
wifma  wärme,  (Icßitra  abfalle  beim  zerlassen  von  fett;  zu  ^laater*). 

§  87.  Die  Yocalischen  auslantverhältnisse 
in  benachbarten  dialekten. 

Mit  dem  ^emeinhair.-österr.  stinnnt  unsere  ma.  und  mit 
ihr  die  mehrzahl  der  ubrigen  Kärntner  dialekte  vrdlisr  üheiein 
in  der  apokope  des  mhd.  -e  in  den  unter  §  8U  augetührten 
fällen.  Doch  steht  sie  liierin  im  gegensatz  zu  der  gmppe 
von  dialekten,  die  ich  schon  öfter  im  zusammenhange  genannt 
habe  und  die  ich  der  kürze  halber  unter  der  bezeichnung  ^ihr- 
dialekte*  (s.  g  34)  zusammenfassen  mochte:  ich  meine  das 
Lesaehtal  mit  dem  angrenzenden  Osttirol,  die  beiden  krainischen 
Sprachinseln  (Gottschee»  Zarz-Dentschmt)  und  die  friauliachen 
Sprachinseln  (Bladen,  Zahre.  Tischelwang  schliesse  icb  ans, 
da  ich  mit  der  ma.  dieser  enclave  nicht  hinreichend  vertraut 
bin).  Diese  dialekte  haben  das  auslautende  -c  fast  durchweg 
erhalten.  Nur  im  dat.  sg.  niasc  und  ntr.  herschen  z.  t.  Schwan- 
kungen (so  erscheint  im  zarzerisclieu  die  endiing  fast  nur  nach 
sonorconsonant  und  verschlusslenis),  desgl.  iu  der  verbalilexion 


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§87 


(Lesaehtal,  Z&n,  Gottscbee  stunmen  in  diesem  ponkte  nihem 
TdlUg  mit  ODserer  ma.  fiberein,  wftbreiid  die  ftbrigmi  adi  viel 
OiOBenratiYer  yeriialten). 

Was  die  endung  der  schwachen  fem.  und  neatra  anbelangt, 
80  erscheiül  in  den  ihr-ma.  durcbgehends  -e  (bez.  -d  mit  einer 
dem  ('  ähnlichen  klangfarbe)  wie  in  den  übris^en  fällen.  Der 
gauze  sili!/.  lih  uiiflectiert,  es  besteht  deniriach  in  der  flüxion 
der  fem.  kf  in  unterscliitd  zwischen  den  a-  und  n-<\.  Tn  allen 
Kärntner  dialekten  (mit  ausnähme  des  Lesacht^)  sind  die 
-a-fem.  endungslos.  Bei  den  -n- Stämmen  ist  in  den  meisten 
ma.  (auch  in  der  stadtsprache)  das  flezions-fi  im  ganzen  para- 
dlgma  Terallgemeinert  worden,  eine  eracheinmis^,  die  wol  als 
gondnlMtjnwarisch  bezeichnet  werden  darf  (nnr  eigennamen 
nehmen  vielfach  eine  sonderatellnng  ein).  Dagegen  hat  das 
obere  Gnrktal  nnd  das  Oailtal  hier  z.  t  TocaJischen  aoslant 
ine  Pemeg^  nnd  die  ftbrigen  ma.  der  Feldkirchner  gegend, 
»weit  sie  von  dem  nniformierenden  einfluss  der  stadtsprache 

mthr  verschont  geblieben  sind.  Im  oberen  Guikial  er- 
scheint der  auslautende  vocal  als  a  ziemlich  in  denselben 
fällen  wie  in  unserer  ma.  Im  Hiiiltalerisclien  siml  die  li-lormeu 
sellener.  Die  Qualität  des  endungsvocals  ist  hier  zwiefach: 
die  gewöhnlichen  fem.  haben  {slüw9,  khirit^,  sütiQ^  ejäd  u.s.w.), 
weibliche  eigennamen  dagegen  -a  (mit so.  desgl.  gota  patin,  nüna 
Srossmutter).  Als  -9  erscheint  im  Gailtal  femer  die  endung 
der  schwachen  nentra  (aitff»,  (»r»),  der  abstracta  (trikhn»,  foBil» 
IL8.W.)  nnd  der  ^'o-adjectiTa,  soweit  sie  hier  erhalten  ist  Das 
letztere  gilt  anch  fflrs  obere  Gnrktal  («od»,  pl^ad»  Die 
ToUform  des  de^L-^6affixe8  (ma.  -U)  lantet  im  oberen  Gnrktal 
•b,  in  den  übrigen  Kärntner  ma.  nnd  in  den  ihr*dialekten  -le 
(indes  kennen  einzelne  ma.  des  kronlandes  nur  die  kurzform  -l). 
Denn  ma.  -c  m  koseformen  wie  (/ö(e  etc.  entspricht  im  oberen 
Gurktal  und  Gailtal  -i  (göti,  tati^  uAi  Ulrich).  Einigeu  Kärntner 
ma.  fehlen  diese  formen  übrisrens  ganz. 

In  der  adjectivflexiou  stimmen  dip  meisten  Kärntner  ma. 
mit  Pemegg  überein,  so  wol  was  die  häufigkeit  der  endung  als 
was  die  qnalität  des  endungsvocals  anbelangt.  Ob.  Gurktal 
hat  auch  hier  -i  ffir  ma.  Abweichend  verhält  sich  das  gaü- 
talerische  mit  seinem  -9  (sowol  in  der  starken  als  sdiwachen 
M.).  In  den  ihr-dialekten  erscheint  im  nom.  aca  sg.  fem.  nnd 


98 


LKS81AK 


pl.  ntr.  (also  mit  einer  aasnahme  entsprechend  dem  mhd.  -iu)  -a 
(Gottschee  -ai),  sonst  -e  (das  Lesachtal  und  die  frianl.  Sprach- 
inseln haben  das  -a  auch  auf  den  nom.  acc.  pl.  raasc.  und  fem. 
der  starken  flexion  ausgedehnt). 

Die  endung  der  Zahlwörter  ist  recht  verschieden,  je  nach- 
dem die  mhd.  -im-  oder  -e-formen  verallgemeinert  wurden.  Ob. 
(lurktal  hat  -t. 

Ich  habe  diese  Zusammenstellung,  die  keineswegs  anspruch 
auf  Vollständigkeit  erheben  darf,  gemacht,  erstens  um  einmal 
darzutun,  dass  die  südlichen  randdialekte  von  der  starken 
apokopierung,  wie  sie  im  gemeinbajuwarischen  schon  verhältnis- 
mässig früh  eingetreten  ist,  mehr  oder  weniger  verschont  ge- 
blieben sind,  femer  um  zu  zeigen,  wie  verschiedenartig  die 
auslautenden  nebentonigen  vocale  in  dialekten  eines  verhältnis- 
mässig nicht  allzu  ausgedehnten  Sprachgebiets  behandelt  werden 
konnten,  und  wie  schwierig  es  für  den  dialektforscher  ist,  bei 
einer  solchen  inconsequenz  der  entwicklung  (die  z.  t.  wol  auf 
dialektmischung  beruhen  dürfte),  sichere  aufschlösse  zu  geben. 

§  88. 

Ich  will  nun,  so  gut  es  eben  geht,  die  einzelnen  fälle  zu 
erläuteiTi  suchen. 

Ein  nebeneinander  von  a  und  -n  im  sing,  der  schwachen 
fem.  findet  sich  auch  in  anderen  bair.-österr.  ma..  zumal  in 
solchen,  wo  für  die  urspr.  auslautende  Verbindung  von  langem 
vocal  -f  n  blosser  nasalvocal  erscheint.  Doch  sind  die  Verhält- 
nisse in  diesen  dialekten  von  den  unsrigen  grundverschieden: 

a  tritt  da  auch  für  auslautendes  n  der  schwachen  masc., 
des  inf.  u.s.w.  ein,  und  es  ist  diese  vocalisierung  des  n  von 
bestimmten  vorausgehenden  cousonanten  abhängig  (vgl.  Roanad, 
V.  200,  s.  164  f.).  In  unserer  uia.  (und  es  gilt  dies  für  fast  alle 
kärntnischen  dialekte,  sowie  auch  für  die  ihr-dialekte:  was  zu 
beachten  ist)  beschränkt  sich  der  schwund  des  auslautenden 
nasals  ganz  und  gar  auf  die  wenigen  in  §  112  angeführten  fälle. 

Es  wäre  ganz  unverständlich,  warum  sich  denn  just  im 
sing,  der  schwachen  fem.  das  -n  anders  entwickelt  haben  sollte 
als  sonst.  Allerdings  heisst  es  auch  prgasa  (pl.  proasn  bro- 
samen),  fQfwa  (pl.  f^r^m  farren),  linsa  (pl.  linsn  linse)  zu  ahd. 
brösma,  varm,  hnsi{n).   Doch  haben  wir  es  hier  nicht  etwa 


MUNDABT  VON  PKRNEQG. 


Biit  emem  directen  ftbergaag  des  -n  (-m)  in  a  za  ton,  Bondern 
68  nnd  dies  einlach  analogische  neubüdimgen  nach  dem  pl.  (zu 
fonea  8.  §  25,  e).  Bezeichnender  weise  sind  es  gerade  wOrter, 
fast  immer  im  pl.  gebraucht  werden.  Die  übrigen  bei- 
spiele  mit  urspr.  -m,  wie  hhütn  kette,  Ichöstn  kastanie,  öln  eile, 
puitn  bütte,  kltinun  i.  kiimmel,  mütn  matte,  loiin  'leude',  der 
untere  teil  des  rückens,  arschba<*.keTi,  haben  durchweg  festes  -w. 
Doi:h  hört  man  zuweilen  foröa  ferse,  neben  fersn  (ahd.  fersana). 
[TgL  die  wind.  It'huwörter  tsöUna  {•ketma)^  ts9fn9nd  (*krmina)j 
möhnd,  k^hinä  (für  *kuxina)  küche,  dag.  iöfa  seife,  p^ßhd  blähe 

O.  SL  W.j. 

Es  ist  auch  ganz  unmöglich,  das  -a  der  oben  angeführten 
adjectiya  etwa  anf  die  adverhialendnng  -en  zmückzuführen. 
Dagegen  spricht  schon  der  eine  umstand,  dass  es  lauter  ja» 
stimme  süid.  Man  würde  doch  bei  anderen  adrerbien  wie 
mucfti  (mhd.  fioft^en),  rnfff^  moi^gen,  ferln  Toriges  jähr,  eine 
parallele  entwicUnng  erwartea  Auch  das  adj.  hasn  glatt 
(ahd.  Aofon),  mOsste  dann  als  *toa  erseheinen  (was  das  anf* 
treten  eines  n  in  der  flexion  dieser  adj.  anbelangt,  so  verweise 
ich  auf  die  ausführungen  in  §  147), 

Wenn  wir  also  die  müj^lichkeit  einer  entst^liung  des  -a 
aus  silbischem  n  bestreiten,  so  bleibt  uns  natürlich  nichts 
ubhg,  als  erhaltuug  des  urspr.  anslautt  nden  vocals  anzuuehmeii. 

])ie  ungleiche  entwicklung  der  temininenduug  fschwund 
des  auslautenden  vocals  bei  den  o-stämmen,  bewahrung  des- 
selben bei  den  n- Stämmen),  l&sst  sich  nur  unter  der  Voraus- 
setzung begreifen,  dass  der  endungsvocai  in  beiden  f&Uen 
ursprünglich  quantitativ  verschieden  war.  Anf  eine  solche 
diflerenzierung  Ifisst  auch  das  cimbrische  (die  ma.  der  Sette 
oomuni)  schHessen.  Vergleiche  einerseits  sünU,  hUfe,  würbe, 
miste  messe,  aegense  sense,  tntge  tmhe,  varte  forch^  sdumie 
schände,  fräwede  frende,  güte  gäbe,  hak  hut,  vorgthimge,  sehe- 
gonge,  paine  pein,  pridege  predigt,  andrerseits  nasa,  henna, 
MHMia,  herm  warze^  niflda  nichte,  ne^^ela  nessel,  n.&w.  (die 
beispiele  sind  dem  Cimbr.wb.  von  Schmeller-Bergmann,  Wien 
1855,  entnommen). 

Dasselbe  gilt  natürlich  auch  in  bezug  auf  die  endunc-  der 
fichwaclieii  iiputra  (das  cimbr.  hat  hier  im  g:e[r<  iisatz  zu  uiisri  t  r 
ma.  'C,  wol  unter  emüuss  der  zahlieiclieu  neutralen  jo-stämme). 

7* 


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100 


§88 


Ich  wage  also  za  behaupten ,  daas  das  anslaotende  -a  im 
DOnL  8g.  der  schwachen  fem.  und  nom.  acc.  sg.  der  schwachen 
nentra  wenigstens  fttr  einen  teil  der  alttiajnwarischai  dialekte 
als  lang  angesehen  werden  muss. 

Nach  der  form  des  nom.  worden  dann  die  ttbrigen  casus 
(beim  fem.  wol  nerat  der  acc)  nniformiert 

Die  ««formen  der  fem.  beruhen  natürlich  anf  dem  nm- 
gekehrten  rorgang.  Warmn  in  dem  einen  falle  dieser,  im 
anderen  jeuer  process  statlfaud,  ist,  wie  schon  bemerkt,  schwer 
zu  entscheiden.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  die  häufige  ver- 
\sciidiin^(  der  Wörter  dvi  letzteren  grnppe  in  gewisj^en  festen 
dativisclien  [iräijOpitioiial Verbindungen  ausschlaggebend  war 
füi*  die  verallgemeiueriuig  der  «-formen  fz. b.  m  dr  hhirhn, 
siübm;  af  är  strpsti;  af,  9n  dr  ern  in  der  kirche,  stube;  auf  der 
Strasse;  auf,  in  der  erde,  etc.).  Begreiflich  ist  es,  weshalb  die 
fremdwörter  tot  durchw^  der  »i-gimppe  angehören,  wie  z.b. 
kh^ppm  kappe,  iopjMW  Joppe^  silbm  sübe^  tiwk»  tinte,  tekhn  theke, 
marJchn  marke^  Pippin  pip^  faashahn,  0.8»  w.  Hier  sind  einlach 
die  'hdfisdien'  formen  beibehalten  worden. 

Was  die  endnng  der  adj.  ia-stfimme  anbelangt,  so  wiie 
man  geneigt  anzunehmen,  dass  dieselben  factoren  die  erhaltnng 
des  anslantenden  vocals  in  nnserer  ma.  begünstigt  haben,  die 
Wilmanns  (Gramm.  1^,  §  280, 3  f.)  für  die  bewahmng  des  -e  im 
nhd.  verantwortlich  macht  (Wechsel  von  stimmliaften  und  stimm- 
losen consonanten  bez.  von  lenis  und  foHis).  Die  mehrzahl 
dei'  fälle  würde  wui  (iazu  stimmen.  Doch  wie  verhält  e«  sich 
mit  lasa,  hkwtia,  ihulsa,  slila,  kku&lu,  lira?  Hier  iiiusste  dei* 
con8..  ob  in-  oder  auslautend,  sich  docli  immer  gleich  bleiben. 
Sehr  merkwürdig  ist  der  gegensatz  von  khuala  und  khi^l. 
Jenes  würde  dem  adv.  (ahd.  At/o/o,  mhd.ib<o^),  dieses  dem  adj. 
(ahd.  kuoli,  mhd.  küele)  entsprechen.  Es  ist  nicht  onmöglich, 
dass  wir  es  hier  zum  teil  wirklich  mit  adverbialformen  zu  tun 
haben.  Freilich  sind  die  meisten  dieser  adj.  nmgelaatet»  doch 
es  mag  wol  Mh  eine  vermischong  der  beiden  formen  statt- 
gefunden haben  (die  a-formen  beschränken  sich  auf  die  prfidi- 
cative  und  adverbielle  Verwendung  der  wdrter,  z.  b.  HUa  p»n 
ösn,  hmiapmpitn  still  beim  essen,  leise  beim  beten,  äö  9uppm 
is  p^ada  die  suppe  ist  fad). 

Mit  den  von  verben  abgeleiteten  ueutreu  aiii  -sdu  lassen 


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MÜNDART  VON  PEBKEGO. 


101 


ddi  am  ehesten  noch  nhd.  bildnngeii  wie  ffehräude,  gdtäude, 
gmalde  yergleichen.  Ob  wir  unser  -oda  anf  mhd.  -ede  (ahd. 
-idi)  smUckftthren  dürfen,  Ist  fraglich.  Anffiülend  ist  die  con- 
creto bedentung  dieser  Wörter.  Vgl.  dagegen  mit  Schwund  des 
an>l;iuitiultii  vocals  ht  nut  (mhd.  hcmede,  nicht  bes.  gebräuchlich, 
datUr  pfftt).  (jicui  {w\\\([.  gejcide\  träd  (rahd.  geireide),  Jc§wistrdt 
n.  iirs(  ln\  i<t<^r  (in  der  comp.  Jr^wistra-,  auch  käwistrarakhint 
<^ebciiwisterkiüd ).  stimmt  wol  eher  zu  mhd,  geswisiergii,  als  ge- 
swisterdc  (vgl.  dazu  BWb.  2,  651). 

Nach  ausweis  der  übrigen  ma.  (s.  §  87)  liegen  unserem  -a 
wahrachemlich  zwei  nrspr.  verschiedene  vocalqnalitäten  (d  und  a) 
la  gninde.  Wie  es  mit  der  Verteilung  dieser  beiden  beschaffen 
war,  lässt  sich  natürlich  mit  Sicherheit  nicht  mehr  feststellen, 
zumal  da  die  anderen  dialekte  in  dieser  hindcht  selbst  von 
einander  abweichen. 

§  89.  -e. 

Wenn  wir  die  einzelnen  in  §  84  angeführten  fälle  über- 
blicken, so  ergibt  sich  daraus,  dass  wir  in  ma.  -e  (-e)  den  laut- 
gesetzlicheu  Vertreter  eines  urspr.  auslautenden  -/  bez.  -in  vor 
uns  haben.  Urspr.  -i  entspricht  es  in  de»  ersten  drei  fällen, 
urspr.  -IM  in  den  beiden  lolgenden. 

-e  —  *iu  war  in  der  adjectivdeclination  von  iiaus  aus  natür- 
lich auf  den  nom.  fem.  sg-.  und  nom.  acr.  ntr.  pl.  der  starken 
flexion  beschränkt.  Von  da  ist  es  in  unserer  ma.  (und  damit 
stimmt  ein  grosser  teil  der  bair.-östen*.  dialekte  ttberein)  auf 
alle  casus  ausgedehnt  worden,  die  im  mhd.  anf  -e  anogiengen, 
wo  also  lantgesetzlich  schwund  des  flexionsvocals  hAtte  ein- 
treten  mttasen  (s.  flexionslehre).  Das  der  zahlwdrter  ent- 
^richt  genau  der  nhd.  nentralendnng  (vierw,  fin/iu  etc.). 
Wihrend  andantendes  -ti«  nnabhAngig  von  der  sUbenzahl,  also 
dnrchgehendSy  als  bewahrt  ist^  scheint  sich  nrspr.  4  nnr  in 
nrspr.  dreisilbigen  Wörtern  lantgesetzlich  als  erhalten  zn 
haben:  in  zweisilbigen  dagegen  ist  es  offenbar  schon  sehr  früh 
\ri  kürzt  worden,  und  musste  daher  abfallen.  Dafür  spriclit 
der  umstand,  dass  in  urspr.  zweisilbigen  Substantiven  auf  4 
durcliweor  <rhwuad  des  vocals  eingetreten  ist.  Vgl.  feniiuiua 
T\ie  niuhle  (ahd.  n/nII).  )>/i)  miilie  (ahd.  muot\  unsicher  sind 
täf  taufe  [ahd.  toufi  und  toufa\  und  lag  lüge,  letzteres  wegen 


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102 


des  unterbleibeiis  des  nmlaiits),  oder  (nnfir.)  nentra  wie  Isto^ 
khUt  OL  IdsBen  (ahd.  dmssi),  fü  fBDen  (ahd.  fuli\  hkiis  kitie 
(ahd.  duja^  pohc  m.  becken  (ahd.  h^edfy  Dagegen  würden 
allerdings  die  zweisilbigen  kosefbrmen  sprechen:  sie  entsprechen 

genau  ahd.  foniieu  wie  Bodi,  Tati,  Gunzi  (vgl.  Z^.  i\la.  43,  40), 
deren  -i  sicherlich  als  lang  anzusetzen  ist. 

Doch  WH  liiiissen  hier  in  hc  Tracht  ziehen,  dass  wir  es  mit 
einer  selbständigen  abieitungK^ill  f-  zu  tun  haben,  wodurch  sich 
diese  ausnahmsstellung  wol  begründen  lässt.  Dasselbe  gilt 
von  den  (zweisilbigen)  demmati?ea  anf  le  (ahd.  -Ii,  flect^  -lin). 
Indes  schon  das  nebeneinniid^  der  beiden  formen  -U  mid  -1 
lässt  anf  eine  nispr.  verschiedene  Terteilnng  derselben  schliessen. 
4e  scheint  eigentlich  nnr  bei  zwdsübigem  gmndworte  berech- 
tigt zn  sein,  wfthrend  bei  eiamlblgem  durchweg  -|  an  erwarten 
wftre.  Das  nrspriingllche  yerhftltnis  ist  noch  insofern  a.  t  ge- 
wahrt, als  zweisilbige  gmndwMer  die  knraform  des  snfilzes 
durchaus  meiden. 

Grössere  Schwierigkeiten  bietet  die  erkläi  iiug  der  ver- 
scliiedenen  formen  der  abstracta.  Das  nebeneinander  \m  <jrens 
und  dikhn  deutet  darauf  hin,  das8  doppelformeu  bestamLn 
haben  müssen,  wie  sie  ja  im  ahd.  tatsachlich  vorkommen.  Dem 
gr*:as  würde  ein  ahd.  grö^t  dem  dikhn  ein  dicdiin  entspreche 
Allerdings  sollte  man  im  asweiten  falle  -9»  (*dikh9n)  erwarten. 
Tgl.  §  90, 2,  b.  Indes  die  uniformiening  nach  den  übrigen  fem. 
anf  -n  liegt  anf  der  hand.  In  den  paar  abstracten  anf  ist 
das  ahd.  anslantende  -I  erhalten  geblieben.  Das  'wamm*  iSast 
sidi  natürlich  schwer  beantworten.  Schriftsiffachliche  ent- 
lehnnng  ist  kaum  anzunehmen,  dagegen  sprechen  die  Ubrigen 
bair.-österr.  dialekte,  die  solche  formen  mit  auslautendem  vocal 
(in  der  regel  -t)  in  noch  weit  ausgedehnterem  masse  bewahrt 
haben  als  unsere  ma.  Was  endlich  die  beispiele  mit  -a  an- 
belangt, ist  es  immerhin  auffallend,  das>  ihnen  fast  durch- 
gehend« zweisilbige  adjectivfurnien  zu  gründe  liegen.  Indes 
es  wird  sich  hier  doch  kaum  um  etwas  anderes  handeln  als 
um  einfache  analogie  nach  der  grossen  anzahl  der  übrigen 
feminina  auf  -a.  Eäne  sonderentwicklung  des  -t  würde  sich 
durch  nichts  begründen  lassen.  Die  stadtsprache  mit  ihrem  -e 
(fin&tre,  inkhne)  scheint  hier  das  ursprüngliche  gewahrt  zu 
haben  (eine  drei&che  form  der  abstracta:  endungslose,  solche 


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MUHDABT  VOH  TWSEQQ, 


103 


Mif  -n  und  aoiclie  auf  -i,  kennt  auch  Nagl,  Roanad,  s.  411,  a.  8). 
Hinaditlicli  der  qnalität  des  ancHaatenden  -e  lat  m  bemerken, 
daas  es  sich  In  der  demlnatiyendiing  4e  yon  den  Übrigen  fftlloi 
dmtli  grossere  Offenheit  unterscheidet  Es  dflrfte  hier  das 
vorausgehende  /  den  dumpferen  cliarakter  verursacht  haben, 
ein  unterschied  in  der  entwicklung  des  vocals  selbst  ist  kaum 
anzunehmen.  [Auffallend  ist  es,  dass  in  wind,  lehn  Wörtern 
die  endung  der  kosefonnen  als  oder  ü  erscheint  (z.  b.  afö|, 
fraatsoj^  hez.  uiii  u.s.w.  =  ma.  nie.  frantse),  während  dem  ma. 
'le  durcbgehends  -h  entspricht,  das  auf  -U  zurückgeführt  werden 
innss  (z.  b.  hanz^ls,  nuhaU  ma.  hansoU,  nutple).  Das  ober- 
gurktalerische  -lo  ist  wol  durch  ausgleichaog  nach  den  flee- 
tierten  formen  (-/^/i)  entstanden.] 

Als  Vorstufe  des  heutigen  -e  ist  wol  «ef  bez.  -e^  anzunehmen, 
▼1^  dazu  §  75,  anm. 

Zn  beachten  ist^  dass  in  den  ihr-dialekten  (anch  das  gaU- 
talerische  stimmt  da  zu  dieser  gmppe)  das  -iu  eine  von  4  ver- 
aduedene  entwicklong  erfähren  hat. 

B.  Inlautende  vocale. 
§  90.  Lebendige  bildungssuffixe. 

1)  KnrivoGalige. 

d)  \  oiivü(  al  hat  sich  erhalten  in 

a)  -i»,  -liu  (ahd.  -rng,  -linf/):  pffnin  pfennig,  (jrösw  junger 
waldbauni  (mhd.  grögginc),  arUn  pflugeisen  (zu  grl,  mhd.  arZ), 
mit»  ahn  (zu  'eule');  —  sertclw  ein  dahinsiechender  (zu  serbm, 
mhd.  serwen),  ipitslw  spitzapfel,  fifftrUn  'flatterling\  schmettere 
ling,  miüm  {mittrlin)  verbindungsstange  zwischen  dem  Torder- 
und  hinterteü  des  wagens,  ifwlh  ftrmel,  U.S.W.;  nrspr.  -ang 
entspiicht  es  in  fi^  &sching  (mhd.  vaaehanc).  Zu  -iw  =  urspr. 
-ik  nach  {  und  r  vgl.  §  117, 2  anm. 

ß)  -im  im  fem.  (ahd.  -unga,  vgl.  Kauf&nann,  Gramm,  der 
Schwab,  ma.  §  109):  j^riafiu  prttiung,  firmiif  firmung,  mäni»  mei- 
nung,  imiti»  Zeitung,  nitiu  rechnung. 

y)  -in  (alid.  -in,  -inna):  fiksin  füchsin  (dag.  fnksin  'hm 
Fuchs*),  podn  botin.  juptrin  bänriii,  </illj>rähin  (die  vnlgo  (jdlpröx\ 
grälin  (die  vulgu  yrQl\  dag.  dtr  hclirittsprache  entlelmt  grefin 
gr&fin),  nQt^rin  nähterin,  pu9s9rin  büsserin^  iu»st9rin  schusterin. 


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104 


§90 


d)  -«II«  (ahd.  -HMMi):  ttamfUtfgeheüiuuuB»  ^pmittSiigenitt^ 
^limnitM  glddmisy  (siVftgiiitf  xeugnis,  /iiuimii«  flnstarnis.  Dod 
werden  diese  formen  nor  yon  der  Sltesten  scbicht  der  bevülke- 

ruDg  gebrancht;  die  jüngeren  lente  bedienen  sich  der  ab- 
geschwächten fuMu  nds  (khantujs  u,s.\v.).  Nur  ■n3s  liörte  ich 
bei  u'ihhijs  wildniö  (eine  art  ausschlag),  und  wQynJs  wagnis. 
Lautgesetzlich  werden  wol  beide  formen  berechtigt  sdn:  -mu 
in  dreisilbigen,  -ms  in  zweisilbigen  Wörtern. 

*)  'i,  flect  -ig-  (ahd.  -ag,  -ug,  -ig,  -ig):  hcmle  heilig,  söte  SAtt, 
jirpni» Inmidig,  hwiftiMxi&g,  Aapfdkrftnklich (mhd.«MMteX 
zornig  (für  *deXfäk<f^  zn  sMuhen\  iniUt  schneidend,  sMktU  me- 
dend.  Snbstantiva:  hhinek'Cmg^  A^honig,  n.a.  (vgl.  §116,2, b). 

Q  Ferner  in  -ä^/V,  -h^ß,  -fyx,  -sgm  -Schaft,  -haft,  -iacb,  -i^am 
(vgl  §  44,  c). 

b)  Ur8pr..YoUyoeal  erscbeint  zu  a  geschwächt  in 

a)  -9$  (ahd.  mi9g  stftdtisdi  (ancfa  mkm9S),  pmM 
bäurisch,  tmS  schwerhörig,  tanb  (mhd.  tortseft),  ki9df9§  ver- 
dammt, verflixt  (zu  ?t45dr  luder),  Zw^r^^  lutherisch  (vgl.  auch 

f^bs  falsch). 

ß)  -jst  (superlativsnfftx):  s(:atmt-  schönst^  gositnässt-  geizigst» 

fploi9st'  lalschest  (s.  flexionslehre). 

Anm.  Auch  die  fremde  endnng  -itsa  ist  in  sweisUbigen  wortfonnei 
zu  -3(9  sreschwAcht  worden,  vgl.  fanstraU,  fUUmais  ^  dow.  bülnea,  Mafcwcia. 
Aber  dreiailbig  pnhnits,  k^rhmts  etc. 

/)  -dx  (ahd.  -a^f;  -ach):  dikhax  {g9dikk9x)  diddcht^  pifih^x 
(mM.hirkaeh)f  Haud9x  (niM.siüdaeh)jpr^m9x  brombeergesMach, 
hp$l9x  haselgebttsch,  hw^lifam9x  henblnmen,  hhW9x  kehridit» 
khrmtbx  'kräntlich',  grflnzeug,  fets9x  coli  fetxen,  ghmpox  eolL 

lumpen,  ywgmpox,  frgtssx  (coli.  ZU  tci^mpm,  frpts  range),  ps9X 
geschirr  {ashd,assadi)y  ip(eiw9x  Speichel  (zu  ^speien'),  gwmiwrsx 

Weibervolk,  gdpumpvBx  beständiges  pumpern.  u.s.w. 

ö)  -dt  (ahd.  -aht,  -oht,  -cht):  pciiih^t  bauchig,  flöfchif  fieckig, 
isöM  zottig,  mtsdt  vermischt,  pgtsdt  patzig,  spidght  mit  einem 
Spiegel  versehen,  Hgmpot  schlampig,  hauhat  gebückt,  alters- 
schwach (zu  mhd.  hüchcn  kauern),  su^rts-,  rin-aug^t  schwarz-, 
triefäugig,  äasimUt  nmd,scheibenf5mug  (mhd,S€Mbdohi)fpi^wM 
blänlich,  w(Bi99l9t  weisdicb,  mcsiUfUt  schlecht  aussehend  (nach 
tlberstandener  kraakheit;  an  ahd.  mAj;g:dn?),  as^w. 


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MÜHDABT  TOM  FnUVaCIG. 


105 


{)  '9t9n  (abd.  -azMeitt  -eufen):  tropßtsn  tröpfeln,  pök9ts» 
pocheik  (Tom  polsX  sclmaiifeii,  gitmftmgftoßa  (vgl  ixri>\,if9am9tm 
und  BhL  ifeMn\  toijptm  schwach  regnen,  pUmtsn  {pUaimisn) 
UiDidii  (vgl  KWb.  s.  80),  ^f9tni  ginen  (mhd.  ^urrenC^  UhsUn 
lechsen,  uopfjtsm  «mnickeii,  sitsend  schlammeni  (vgl  mhd.  naftm 
etCw),  frisipfjtsn  kleinweis  verschwmden  (zu  mhd.  zipftn\  Stuk- 
k9im  rülpsen,  and  zahlreiche  andere.  —  Dagegen  ist  der  yocal 
geschwunden  in  huntsn  beschimpfen  (zu  'hund'),  rauntsn  weiner- 
lich tim  (von  kindern;  zu  'raunen'),  iaulsn  jauchzen  (neben 
Xiüt^isn,xurUtm),pmntsnhr\Uiz&a,  säfrtsn^ckj&ni  (zu  m]i±seifer), 

2)  Langvocalige. 

a)  Der  vollvocal  hat  sich  erhalten  in 

a)  'la  (ahd.  -lih):  hanila  heimlich,  wifkhla  wirklich,  rätla 
seltsam,  rätselhaft,  adv.  knapp  bemessen  (mhd.  "rcetlich),  untr- 
Mdla  QBterBchiedlich,  wgodla  fett,  ekel  erregend  (vgl.  schwmz. 
geil),  gms&a  geistlich,  äila  eUich. 

Die  meisteii  büdnngeii  auf  -la  kdnnen  nur  prttdicativ  oder 
adverbial  gebraacht  werden,  so  frmla  freflicfa,  maatla  'meist- 
üdi*,  meistenteils^  namla  'nAmlich*,  freilich,  ganz  besonders  (z.  b. 
if9  ia  namla  gu»i  das  ist  in  der  tat  gut),  erla  'ehrlich  ge- 
sprochen', wahrscheinlich,  beinahe,  n^aila  heikel,  wählerisch 
(mhd-  n€etl%cih\  (f^prauxla  gebräuchlich,  fttintla  'feindlich*,  sehr 
(z.  b.  i  hgu  se  fceintla  (jen)  ick  h^ibe  sie  sehr  j^ern).  Für  den 
attributiven  grebrauch  bedient  man  sich  anderer  formen  oder 
nm^rlu  (  ibungen.  Man  sagt  zwar  (ji^a  drätla  geh  sclinell,  aber 
a  d>(it>  g^nän  ein  flinkes  gehen  {mhd.  dnete);  d^^a  is  nnmla 
'reimlich',  passend,  Srökhla  schrecklich,  hfarla  gefährlich,  aber 
(I  hhroeimps  dimdU  ein  passendes  (liebes)  mädchen,  a  srökhpgre, 
kftrige  sQhn  eine  schreckliche,  gofälnliche  Sache.  Zuweilen 
werden  in  diesem  falle  anch  *  höfische'  formen  auf  -Ux  zum 
enatze  heiangezogen.  Es  heisst  ägs  is  ummigla  nnmOglich,  pm^to 
ordentlich,  graut^  granslich,  aber  an  wmmögUhe  küxt  eine  on- 
aOgliehe  geschichte,  an  ^müixß,  grausUxs  äsn  ein  ordentliches, 
gransiichee  essen.  Es  ist  wol  nicht  aozonehmen,  dass  die  ver* 
sehiedene  entwicklang  des  Suffixes  lantgesetzlich  begründet  sei. 
Entlehnt  sind  auch  gwendhx  gewöhnlich,  (tUrtimbx  altertflm- 
lieh,  enbx  (enlix)  ähnlich,  natirbx  natürlich. 

Begehnässig  bilden  zweisilbige  adjectiva  auf  -l  solche 


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106 


LB88IAK 


§90 


adTerbialformen  auf  -2a:  mtl  'eitel',  leer,  nnwol  —  (eitla;  rüg! 
locker,  lose  (mhd.  roycX)  —  rögla  (adv.  aueh  behateam);  HäM 

Zur  flezion  dieser  und  der  adj.  auf  -la  vgl.  §  147;  Aber 
den  Schwund  des  anslantenden  ^  §  115, 4,  b.  Auffallend  ist  es, 

dass  -f  sich  hier  zu  -a  entwickelt  hat.  Die  Urkunden  haben 
fast  durchweg  -kick.  Es  mag  sein,  daüs  das  folgende 
-ch  von  irgend  welchem  einüuss  auf  die  gestaltung  des  voraus- 
gehenden vo<  h1s  gewesen  ist.  Andere  ma,  haben  zum  teil  b. 
Es  ist  daher  nicht  aii>,ir<  >chlü.sseu,  dass  auch  hier  «  in  wandel 
von  (ausl.)  -d  zu  -a  vorliegt  [die  stadtspraciie  kenni  nur  die  form 
hamlix,  hakhlix,  röglix;  doch  fmüig  neben  frmUx\, 

ß}  'pifr  (nbd.  »bar):  deiMpgr  denkbar,  duMpin'  dankbar, 
U^fp^  zablbar;  doch  efwr  (ady.  cfMrla)  zimperlich,  gallig  (mkd. 

b)  Der  langvocal  ist  zu  a  geschwächt  worden  iu  -^i  (ahd. 
-iti):  hilts.fn  h'>]/eni  (mhd.hnlnn),  thlun  iwch  (mhä.  tüechtn), 
gamshtcitm  gemsledeiTi  (-häuten),  mpfm  aus  rup/w  (gröbere 
Sorte  werg),  guldm  golden  (d^,  guldn  gülden),  J(Btfian  leineo, 
ntispärn^n  aus  nussbaumliohs,  plölun  (neben  plöhrm)  blechem, 
silwrdn  (neben  siltcrv)  silbern.  Während  "^  en  zu  -n  geworden 
ist  (z.  b.  puahi^  backe,  rokkm  roggen),  bleibt  hier  der  yocal  er- 
halten (daher  i>ii9A9fi  ans  bnchenholz,  rokl»n  ans  roggen).  Dies 
Ifisst  darauf  schliessen,  dass  sich  die  länge  des  vocaJs  geraume 
zeit  gehalten  haben  mnss.  Die  urL  Schreibung  -ein  beweist 
dbrigens,  dass  in  der  alteren  spräche  hier  diphthongiening  ein* 
trat.  Wenn  dagegen  die  'scliwerere'  nebensilbe  *-Un  (s.  §  85) 
als  -lau  erscheint,  so  handelt  es  i<ich  natürlich  nur  um  einen 
giaduellen  unterschied,  denn  auch  da.s  -</  in  -on  hat  eine  stark 
o-ähnliche  färbung. 

c)  Völliger  schwnnd  des  iangvocals  liegt  vor  im  mSSsL  -r 
(ahd.-4rt):  fr(Kdr  wftchter,  tr^  trftger,  iiwgr  Sänger,  Aialr  sdiüler, 
h^r  bmstiieck  (*hanffme\  'kalter*,  hirte,  XiM^Miälter, 
tumr  türmer,  hfmdlr  händler,  nunUnr  mantner,  fgrHur  Erster, 
m(Mir  mähder.  —  Mit  doppeltem  snffix:  glQsrr  glaser,  htuftq^ 
*huterer',  hutmacher,  kidgmpfrr  klempner  (mhd.  läampfer).  — 
Vgl.  auch  irQxtr  trichter,  khgrnr  beinhaus  (lat.  cuniarium)^  mesr 
mörser. 


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MÜIÜBAIIT  VON  PBamSGO. 


107 


Den  unterschied  zwischen  urspr.  -er  und  -cere  haben  noch 
die  lehnwörter  im  wind,  bewahrt:  vgl  kffäiar  glaser,  iribar 
schreibe,  iaiforhär  tagelöhner  (ma.  tpgicerhr),  pkUär  binder, 
miSituir  metaißr,  pröd^här  prediger,  irähtdr  trichter,  maffiär 
mOraer,  dag.  pü^  batter,  poi^fr  polster,  hjsagir  pflaster» 

mMf  miister,  mtia^  rantter,  etc.;  auch  iahf  jftger  (ma.  jja^ 
mit  mnlattt:  es  scheint  dies  darauf  hinzuweisen,  dass  der  nm- 
laut  nnr  dann  eintrat»  wenn  die  Inirzform  des  snttxee  vor- 
handen war). 

Aum.  Das  suftix  -r  ist  nugemem  fruchtbar.  Fiust  von  jt  (l»  \u  vrrbum 
der  bewegung  kann  ein  fiiuiunl.)  Substantiv  abj^eleitet  werden,  dun  » iue  ein- 
maligei  momentane  tutigkcit  bezeichuet:  vgl.  pa-ith;  tsukJu-f  rukhr,  sitsr, 
n^^ttr,  hMaiar,  MdUater,  pfukkdUr,  wgklr,  rumplr,  prünir,  gürx,  iflftsitr 
!Lt.w.  em  eümaliges,  rasdies  beatdu»  lacken,  rttd^en,  nch-setieD,  ein* 
■M^Ctt,  wetteilaMshteti,  nMekem,  TorbeUniadieii,  WMhdiii  nimpehii  bmintiMii, 
giim,  JftQdiiea  (Tgi  Seliati  §  106^  «um.). 

3)  PiphchougUche. 
Zn  'keit,  -keit  vgl.  §  75, 2,  anm. 

Urspr.  'tuam  erscheint  dorchw^  als  -tum,  z.  b.  pMm  bis* 
taniy  fwixiwn  reichtnm,  hhrisinhm  Christentum.  Es  ist  mög- 
licherweise der  Schriftsprache  entlehnt 

Sonst  sind  kurze  vocale  in  nicht  haupttoniger  silbe  meist 
gesch\\uiiJen.  In  einigen  fällen  jedoch  hat  sich  der  vocal  als 
9  erhalten,  zumal  in  der  Stellung  zwischen  sonorcons.  (auch  w) 
oder  reibelaut  folg.  reibelaut,  versohl usslaut  |  Vgl  mit 
urspr.  -a-:  rfw^f^t  oh^t,  fifjbstr  ehter  (mhd.  (ujlas  frr).  h{tn9fhmfy 
sen9f  senf.  khQbx  kalk  (ahd.  chalah)\  —  mit  urspr.  -1-:  pihx 
bilch  (ahd.  hiUh\  tsicihx  zwilch,  hhöbx  kelch.  näwox  verkehrt 
(mhd.  ähich),  häwdx  habicht  (mhd.  häbich),  khirwds  kürbis,  ös9x 
essig,  liirwdst  herbst^  ratdx  rettich  (mhd.  ro^^ieA).  Vgl  auch 
hem»t  hemdy  inshi  unschlitt  (mhd.  tnsUi)]  —  mit  urspr.  -ti-: 
miiUx  milch,  hk^ma  kappes,  Irout  (ahd.  hibu^\  n^lshst  nackt 
VgL  ferner  hsrhia  hotnisse  (s.  Kluge,  Wb.  unter  horlUMm\ 
wäwna  wespe^  UwHa  lefze,  lippe. 

Dagegen  ist  der  vocal  geschwunden  in  ermt  emX,  hmhH 
hengst,  gvkst  angst,  fausnt  tausend,  artst  erz,  tügvk  tugend, 
ahrv  eichhorn  (mhd.  eicliorn). 


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106  umuM  §98 

Fast  i—g  tritt  qrakope  du  bei  der  fremden  endnng  -es, 
Htf  WMk  MMraHu  ioft^  JohaaiMBr  pnvuM  Prinma  VgL 
da^egca  immprt  ^tnp«\  nüa^  rj^am  'nims*,  nbenyieli^  keri, 

<3cdt:i.kic  län^t  hat  sich  iä^i  durchweg  al:«  -9-  erhalten: 
Uih^nt  decham  (ahd.  dechdnX  sgmm^i  samint,  fnr,njt  monat  nnd 
ni'jnd.  «in^f  rin-Me.  h^m^t  hrimat.  t.<unji  zinmiet,  khioun  kiinimel 
(ahd. '"'n,  anis  onmis),  ärj^n  >i»ei8ereste,  verh. 
Wösten  {Vgl.  gißL  lurta,  ne.  or/[jj]).  Der  v<M\iO  i<t  L^et^thwiinden 
in  dfeuui  dienst  (aM.di<MMMlX  (ahd.arira^;  wind,  ärtsdt). 

Als  -a-  enchemt  auch  nnpr.  -a-  in  ^fwsa  erbee  (mhd. 
anrdf),  ^mm^sa  uneise^  (fiP9<  arbeit  Geschwundeii  ist  es  in 
gamsifw  bin-  imd  herfabren  (mlid.  ^tmeisfem),  Vnpr.  -wh  ist 
erbalten  in  ^ntm^t  armal  (vgl.  aadi  d^amml,  ämmt  demat). 

§  92.  Abscbwiehnng  Ton  Tocalen  in  nebentonigen 

compositiottsgliedern. 

1)  Schwätliiinsr  zu  9. 

a)  Kurze  vocale:  -tag  %v^\i^'\\\\  in  zweiter  silbe  als  'te'\ 
als  xwiscbeustufe  ist  -iig  anzunehmen:  khirxte  kirchtag,  lohte 
lebtagy  mgnte  montag,  a.&w.;  analogisch  mitte  mittwoch  (der 
pL  lantet  -ffV/r:  hhirxtigr,  mgntiyr  etc.);  —  -^(^(J  J^ls  -we  in  ^tiw^ 
allweg.  —  Vgl  femer  toi2ax  leintach  (mhd.  Ulad)^  anird»  ante- 
rieb  (mbd.  an/reefte),  wmimxiH  Weihnachten,  opp9$  etwas,  öhmt 
elend  (öl9nte  elendig^  tt$idl9f  elf  (mhd.  eiM^t/). 

b)  Lange  vocale:  <jr^amJtgrummei{mM.gruonmdi)y  Iceinsit 
leiusaiiieu(/ä/.s>/0,  /(*<//i^Heinwand(^mM'a/),  iuBtryt  heirat,  h(jaxtsjt 
hoclizeit.  onths-  (mhd.  autld^  in  gniUspfiuksUi  grUiidounerstag, 
^HÜdSülc  üiiterei). 

c)  Diphthonge:  khnöfbx  kuoblauch  (stadtspr.  khnöfl),  iniil^x 
Schnittlauch,  h^nt9x  bandtucb,  firt9x  ^fartuch',  sdifürze. 

2)  völliger  Schwund  des  vocals  ist  eingetreten  bei  folgen- 
dem sonorconsonanten:  öppr  etwa  {*etetcär),  paugrt  (mhd.  boum- 
garte),  fgltr  'falltttr',  gatter,  p^tMrt  banker^  wmmpr  Weinbeere, 

vQapr  'rot-',  erdbeere.  nQxpr  nachbar,  fwr  immer,  t^lwris  tal- 
wärts (dag.  auf-,  aus-,  hamwerts  auf-,  aus-,  lieiniwärts),  phr,  aufr 
U.S.W.  *abher',  'auflier':  —  ehl  jenseits  (mhd.  efihalp),  söfl  so- 
viel ^auch  u'hß  neben  ui^ftl  wieviel),  liimpfl  handvoll,  i^wl  zu- 


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S98LM 


MiniDAKT  TOM  pssnoa. 


100 


weilen  {*ietcil),  ivolfl  wolfeil,  fh  il  vioiely  fgrtl  vorteil,  urtl  urteil, 
in^  Bchwelle  (mbd.  <irtMMeO;  —  mfn,  aUm  etc.  'auf-, 
alh,  einhin'.  iSrbalteii  igt  der  vocal  in  aoim  (8oti9n,  8öxl9n) 
flolehy  derartig  (mhd.  »6ffetdn\  voU9»  in  der  tat,  eel^  (mhd. 
woigMmy  Hier  echeiiit  anlehiniiig  an  die  adj.  anf  4»  statt- 
gefamden  zn  haben. 

§  93.  Nebentonige  vocale  vor  der  starktoneilbe 

erfahren  häutig  >!  lns  arhnng^  z.  b.  m^tög  mittag,  p9n(indr  bei- 
einaiider.  fjkhantsn  vacanzen,  feilen ,  m^stronfsn  (mit  aasfall 
des  ti\  niiiiistranz,  nudr^tlsn  matratze,  spdtöl  spital,  u.s.w.;  — 
geschwunden  ist  der  vocal  in  frm  voran,  frans  'vorans',  beson- 
ders, fra  'för-ein'y  drum  darum,  drhintr  dahinter,  drflr  dafür, 
a.a.  m. 

Dunkle  yocale  (p,  o)  werden  (zomal  vor  nasalen)  gern  zu  a, 
d.b.  sie  werden  dem  Yocal  der  mhelage  (9)  zwar  genfthert, 
aber  ohne  Ydllig  in  jhn  flberzngehen,  z.  b.  prat8&  prooess^  pro- 
/^ftr  Professor,  AAam^e  komOdie,  iton/btnM  begleiten  (gew.  nur 
aum  h  hinanswerfen;  za  franz.  eanvot),  prawüru  probieren,  ra- 
Mie*  rosoglio,  glanhöfn  Glanhofeu,  glandkx  Glanegg  (dag.  glgn 
Glan),  hkapl^  kaplan  (beaehte  das  p  der  zweiten  sllbe).  Doch 
auch  Jmcende  lebendig,  lanlrn  linieren. 

Eine  art  vocalharnionie  zeigt  sich  jiei  p^li^tika^fm,  pahamla 

(neben  j^sl^wksom,  p^iitamla  vgl.  §  30). 

.\um.  Zuwi  ilf  n  ist  auch  <l*'r  v.h:«!  in  der  coiupositionsfuge  erbalteu 
geblieben,  Tgl.  &'ü»airrnf  sonneuwemU  {inM.  $nnnewende),  khränawöi^&ch' 
bolder  (mhd.  kraMmie)^  ipinawöta  spmuengewebe,  spinne  (mhd.  spinneicet), 
pmoemta  liogntniliui  sa  beiden  aeiten  eines  ackeit  (wo  der  pflng  gewendet 
iriid;  mbd.  aMewende)f  hdkpr^  'hOUebnnd*  (eine  pflanie)  [Tgl.  auch  dJSe- 
pof»  eUbogen]. 

§  94.  Vocalismus  mindertoaiger  Wörter. 

In  wOrtem,  die  im  Satzzusammenhang  in  der  regel  neben- 
tonig gebraucht  werden,  erfahren  die  yocale  bez.  diphthonge 
nicht  nur  die  in  §  42  besprochene  qoantitätsTermindennig, 
sondern  es  sind  hier  weitere  abschwftchongen;  mitunter  auch 
völliger  schwand  möglich. 

Die  sog.  unechten  diphthonge  büssen  zuweilen  ihren  zweiten 
bestandteil  ein,  vgl.  gehe!,  aber  g^  h^  geh  her!;  ^{an  schön, 
aber  p4lsm,  jtikk^rsen  'bitte  schön,  *  bitte  gar  schön'  (in  formel- 


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110 


LBMIAK 


bafter  yerwe&dimg  neben  piti^an  a.8.w.;  ancb  d^Mm  danke 
scbOn,  neben  dMcHan)\  i^n  scbon,  neben  Sgan  (selten,  auch 
emphatiscb  in  der  r^el  nnr  8^)\  <ip*tnel  aber  oft  Ut-nUM 
tne  nicht  (al-)so;  ng  wih^stm  na,  wie  hast  da  denn,  fOr  «9 
m»  ...  etc. 

Dieser  ^  ei  lu^,i  tritt  besondei-s  dann  ein,  wenn  das  folg'ende 
betonte  wort  mit  einem  vocal,  zumal  einem  solchen  dunkler 
qualität)  anlautet;  z.  b.  fruäuf  {=  fruo-auf)  irüli  auf,  is  dö  khuä 
hin  (khu9-ä)  ist  die  kuh  auch  hin  (totj?,  is  ni-dns  (ni^-atis) 
ist  nie  aus,  isdr  sn^hrkfgln  ißn^^r)  ist  der  sdmee  herab- 
gefallen? 

Bei  besonderer  emphase  des  betonten  Wortes  kann  in 

nebentoniger  silbe  unter  bestimmten  bedingungen  sogar  a^icent- 

verschiebung  eintreten.  Vor  aliem  sind  folgende  zwei  fälle 
zu  erwähnen: 

1)  Lautet  die  Starktonsilbe  mit  einem  vocal  an,  so  lehnt 
sich  der  auslautende  Yocal  der  voraufgehenden  nebentonigen 
Silbe  (a  ausgenommen)  unter  yerlust  seines  Charakters  als 
sübentrftger  an  diesen  an;  z.  b.  (diHi)  da  aach?,  ^ 
mi  (dg  s^in  mt Q  da  gehe  ich  anch  mit,  hgi  s^aaum  kimksn . . . 
hat  sie  hinaas  geworfen  (dass  sie  nnr  so  geflogen  sind).  Sogar 
das  obige  beispiel  Ichud  kann  zu  khyLd  (einsilbig)  werden^  wenn 
das  a  den  n((tigen  nachdmck  erhalt 

2)  ^Unechte'  fallende  diphthonge  werden  in  der  Stellung 
vor  der  starktonsiibe  leicht  zu  steigenden,  d.  Ii.  der  accent  rückt 
auf  den  zweiten  bestandteil  (dies  gilt  zum  teil  anch  von  Ver- 
bindungen von  vocal  +  r;  das  r  verschwindet  in  diesem  falle 
fast  ganz  und  do!  gleitlaut  übernimmt  die  rolle  des  silben- 
trftgers);  z.  b.  kgstsmr  nja  ks^  (=  ni9  k)  hast  es  mir  nie  ge* 
sagt,  iff  nfiamp0  (—  fifonip  dp)  ist  niemand  da?,  wo  weis  dr 
Pffa  himäm  (=p09  h,)  wo  wird  es  der  junge  hernehmen?, 
a  kinmiprs  dimdle  ein  schmuckes  (khmprs)  m&del,  a  §6» 
ein  paar  (jp^r)  schuhe,  a  drm  /Ja"  Jehr<ibitsr  'ein'  (artikel)  drei 
vier  kreuzer  (ßr)y  fq^*"  khrixt  vor  (fQr)  gericht,  hea*"  pfgrr 
herr  {her)  pfarrer.  Vgl.  auch  i  iuaso  niks  (=  i  Uo  asü  niks) 
ich  mache  sowieso  nichts,  a  soa  pn^  dg  a  so  a  pu<>  dg 
(ein)  so  ein  'schwacher  kerT  da.  Bei  vorausgehender  stark- 
touäilbe:  rötsp^  (=  rotspü»)  emph.  ^rotzbub'. 


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HUVDAJtT  VOM  PEBNKOa. 


111 


Bei  eimdiieii  Partikeln,  f&rwörtem  tmd  bil&Terben  haben 
sidi  besondere  schwacbtonige  formen  entwickelt,  die  ich  hier 
flberrichtlieh  zimmmenstelle.  Vorans  stehen  die  entsprechen- 
den starktonfbnnen.  In  dnzelnmi  föUen  sind  diese  yerloren 

gegangen  ond  durch  schwache  ersetzt  worden  (seltene  formen 
stehen  in  luiidtr,  secondäre  starkfoi  meu  iu  eckiger  klammer). 


ich 

i 

f,  « 

mick 

ine,  mf 

dich 

di 

de,  df 

sich 

{Ax  entlehnt  ?) 

sc  ,  s/ 

de  (fem.  sg.) 

«m*  M 

se,  8/ 

ne  (pL) 

te 

die  (fan.  i^.  und  pl.) 

da 

da 

du,  i-t9), 

zn  (wM.ge) 

{in»  nur  adv.) 

(89,  tS 

bei 

er 

9r 

er,  r,  -r- 

der 

der  [</r  1 

df,  dr- 

mir 

dir 

dtr 

4r 

wir 

wir 

nur 

Ar 

fif,  fr,  ff^ 

vor 

fOff  ft 

ihm 

eam  [Ia] 

in,  m,  n 

ihn 

in 

den 

dön 

(»n),  ytx,  ^ 

in 

In 

(m),  a«,  « 

Ul 

mta,  m$ 

(^) 

men 

fUdt 

«MV  IN»  (ttedtqpr.  mg*) 

und 

iml 

sind 

«tili  (Meinl) 

8»nt,  8^t,  hpt 

habe  (mhd.  hän) 

von 

(pm  adv.) 

anf 

(auf  ad?.) 

aus 

am 

(m)  * 

ea 

fehlt 

98,  8 

des 

dge 

d98,  98,  8 

ihr  (iiilid.1^} 

dö$ 

dÖ8,  {9S),  8 

weU 

wml 

(wat) 

tnt 

ttut 

(t9t) 

nicht 

(nixt)  [ntt] 

nit,  (fid<V  9^ 

wird 

wert 

>)  Vgl  »ökHitxUk  secbsaudMchAiigj  —  hmawidr  hin  und  her  ('wider'). 


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112 


LB88IAK 


§86.96 


HL  Der  ooBBonantlmiuL 
A.  Lippenlaate. 

§  95.  Germ.  p. 

1)  1»  >  Pf'  Im  anlaut:  pfiög  pflege,  pflu9g  pflüg,  pfrevgr 
Zwinger  (zu  mhdi.  pfrengen,  got  praggan),  pfaxtn  prüfen  (mhd. 
pfdiim\pf^^i9Xi^pfii^te^^!iaX^  pfendx  pfenich 
(lat  pantettifi),  pfinaunta  pflaimiey  pflU  hemd  (mhd.  pfeit},  pfimdt 
finnig  (vom  fleisch;  mYiLphmäie,  Tgl  Kluge^  Wb.  anter  /iime^). 

—  b)  In  der  verbindmig  mpx  tQmpf  damp^  ^^pf  tfimpel 
(vgl.  mhd.  iümpfeJ),  rimpfn  rOmpfen,  nmzeliiy  gUmpfh  folgsam, 
rührig  (inhd.  gelimpf)^  Strümp fn  strampfen,  die  füsse  unruhig 
hin  und  her  bewegen  (vgl.  nd.  strampeln),  plumpfn  plumpsen. 

—  Aus  mf  hat  es  sich  entwickelt  in  trumpf  trumpf,  khi^ipfr 
kämpfen  ist  dem  höfischen  entlehnt  (echt  ma.  lofr).  —  c)  In 
der  geminaiioii  /};>:  tsopf  zopf,  l-kropfkvoyf.  tupf  pniikt,  tupfu 
mit  etwas  spitzigem  berühren,  coire,  eintauchen  (die  letztere 
bedeutung  lässt  auf  verwantscliaft  mit  *tief'  schliessen,  vgl. 
Klage,  Wb.  unter  tüpfd,  KWh.  &  77  unter  Tupf,  ein  'badeort'  im 
Lesachtale),  ilupfn  schlüpfen,  mpfl  wipfel,  Ichrgpfn  krapfen, 
it^fl  stnfe  (mhd.  stapft,  tsipf  fipM^  iopfn  qaark  (mhd.  iopfe\ 
khipfm,  ränge  (Tgl.  Elage,  Wb.  anter  hipfd,  hJLeippus);  —  ürpß 
zuspitzen  (mhd.  sekärpfen,  dag.  sirfn  anMtzen,  schfirfenX  harpfk 
harfe,  hharpfn  karpfen. 

2)  Sonst  p  >  f  (inl.  *H):  sofn  schaffen,  anordnen,  sl^fn 
schlafen,  lihajn  kaufen,  saufn  saufen,  rnf  reif  (band),  mvüf 
schweif,  tidf  tief;  —  d^f  dorf,  sgrf  schall,  uurf  wurf,  terfn  (s. 
Klage,  Wb.  anter  dürfen,  bei  Schatz  iarff^)^  hdfn  helfen. 

§  96.  Germ.  b. 

\)  h>  p,  a)  Im  anlant:  pam  baom,  prüx  brach,  pnfmgm 
'prangen',  an  der  frohnleichnamsprocession  teilnehmen,  j^üta 
bOhne,  p^rin  heil,  harte. 

b)  In  dei"  Verbindung:  mh:  l;}iQi)ij>  kämm  (des  hahns,  ge- 
birgres).  Ihampl  haaikaium,  Io})iii  laiiiiii.  Innip  lump,  hode  beim 
stiel  (  mild,  (umhc),  KQnfjmi  baueli  {\i\\i<\.  uumbt),  snmpr»  brummen 
(daneben  sempru  fortwährend  jammern,  keifen;  za  mhd.  sumber 


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§96 


IIS 


trommel,  korb;  dazu  wol  auch  sempr  dickbanch.  wanst).  tamprw 
kloirfen  (za  nüid.  iamer  linBy  temerm  acfaiagea,  klopfoi;  dam 
vielleicht  {m(einpn»  anschoppeiiX 

YergleiGlie  das  nebeneiiiaiider  in  ikrump  kmmm,  hkrgmpm 

krampe,  Spitzhacke,  I^emplknJiie  imd  ihr^pf  knmpf^  neben 

khr^  (dazu  Wir^we* krämpfig);  Ürewpfl  und  i/rem^/ pflock  (zu 
obi<rem  str<^miifn,  mhd.  strpftfpfel);  khl^ni  r  klammer.  Ihlgmpfr» 
klHiiiiiern,  dazu  U'hmpih  liernmtasten.  klimpern;  sfairrt,i 
herumslampfen,  -treten,  stamiirle  kleines  konisches  ^la>clien. 
iiumpl  Stummel,  stQmpfn  stampfen,  abstosfjen.  stumpf  8tunii>t' : 
pmprti  anschoppen,  klopfen  (in  letzterer  bed.  auch  pumpray^ 
pgmpf  dicke  breiartige  masse,  pifmpfn  (sieh)  anfallen;  pimpln 
baumeln  {pimpele  penis),  phti(p)f  lapp,  dummkopf;  ianqm 
rausch,  t^ni^f  dampf»  rausch  (dazu  wol  teman  dunstig,  schwäl 
mn,  «aw^  schwtt). 

Ferner  ^Qmpa  schlampe  (zn  mhd.  sUmp  träge),  gam^ßm 
hüpfen  (mhd.  gampelen;  dazn  (jimpl  gimpel),  ir^pl  schelte: 
*dummkopf'  (zu  mhd.  trampelen),  tsrlemprn  zu  gründe  richten, 
(>  lernpr!  o  jammer!  (vgl.  uhd.  gelämmtrf,  BW  b.  1,  1474  lämp 
fetzen).  }>lempm  grosses  volles  bierglas  (wol  zu  ol)i^^em  jj^Mm;;/'w, 
vgl.  zarzeriM  Ii  pliumpf  tümpel),  gramp^U  graupe  (vgl  BWb. 
1,995  gramd). 

m  für  ahd.  mb  erscheint  in  um  um,  tum  dumm  (neben 
iump9t  stumpf  iumpl  kleiner  mensch),  tmmr  zimmer  (wol  ent- 
lehnt, dafür  gew.  ii^bm,  vgl.  wind.  t^hii)>r  bauholz,  isunprmdn, 
jsou  Uelmrm^  zimmermannX  Üli^m  schlimm  (ist  ebenfalls  der 
entlehnnng  sehr  verdächtig^  ünibl  (vgl  §  25,  d)  Schimmel  (pf erd), 
dag.  Sin^l  Schimmel  (pilz).  Nebeneinander  stehen  mr  'eimer* 
als  flüssigkeitsmass,  empr  dmer  als  gefäss. 

Das  nebeneinander  von  formen  mit  oder  ohne  p  (bez.  p 
und  pf)  vor  /  uiui  /  lässt  sieh  wol  daraus  erklaieii,  dass  sich 
schon  im  voi'alul.  (vorgerm.?)  formen  mit  mhr  (mhl)  und  mr  (mf) 
jEre?r'-iiiiber  standen,  je  nachdern  die  beiden  souorconsonanten 
in  unmittelbare  bfrührung  kam*  ii  oder  nicht,  bez.  je  nachdem 
die  Silbentrennung  beschaffen  war  (vgl.  dazu  die  heutigen 
Verhältnisse  in  der  ma.  §  28,  and  Streitberg,  Urgerm.  gramm. 
§  130, 2). 

c)  In  der  gemination  hb:  MfH^p  knappe,  khrippm  wagen- 
korb (krippe;  Kluge  stellt  es  mit  recht  za  mhd.  krebe  korb), 

B«Ki|*  m  |«MliiclM      dMiNlmi  •prad»  XXVUL  8 


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114 


LESSIAK 


rappm  rftnde  (mhd.  nipjpe),  Huppm  arzneipiilyer,  blüteimtaiib 

(mhd.  stüppe\  sappm  am  nnsehiildigenkiiidertage  mit  ntten 

schlagen  (wol  zu  saw  scliaub,  'rutenbiinder?),  siöppm  steppen. 
.^oppm  Schoppen  (dazu  t6Q2)pl  üV6\)se\? ,  vgl.  auch  fA^orwjj^^ stmppig. 
uiederßesclila^en,  BWb.  2,  436  schaupm,  sdiaupccht),  s^tpm 
blättchtiiweise  schiieideii  (mhd.  srharhen),  s'opm  schuppe  (vgl 
Schatz  s.  77),  yrwipa  griebe  {^yriahj6n\  lappm  f.  Überbleibsel 
(vgl.  mhd.  leihe\  trgppm  traben,  khnoppr  f.  aus  wuchs,  knopper 
(vgl.  nd.  knuhbe)y  Igppe,  iQppoM  lau  (ahd.  lap  brühe;  dazu  wol 
Iqp  lapp,  tdlpel,  mhd.  lappe\  wöpp9t$n  sclinell  Torbeihiischeii 
(neben  wopfitm;  vgl  Kluge,  Wb.  unter  w^en,  ms.  wib);  — 
vor  {:  Uppl  beule  (tipp^sdn  'ddbelboden*,  Zimmerdecke^  tippln 
mit  fingern  fntter  bineinstopfen,  zu  mhd.  tüM  bolznagel),  ngppl 
nabel,  rippin  fest  abreiben  (mbd.  rt^elnX  nush&ppl  m.  wm- 
schale  (wol  zu  haben  =  'halten',  s.  BWb.  1, 1036  unt^r  hobd^ 
[ffgpplm  liei  lUiiiasten,  -kriechen  (zu  graben,  vgl.  Schatz  s.  77), 
nöppln  rauchen  (mehr  'höfisch',  zu  nebel). 

2)  In-  und  auslautend  zu  ?r;  zu  b  (b)  in  den  in  §  28,  a,  c 
angefahrten  fällen.  Beispiele:  pw  ab,  l-holw  kalb,  frinv  trüb, 
pwr  aber,  hglwr  halber,  wöwr  weber,  stvöwl  schwefel  (mhd. 
swebel)f  äöwr  Schober,  li>bm  leben,  ku^m  habe,  w&m  üben. 

Nach  sonoren  erscheint  anch  das  anlautende  *b  des  «weiten 
gliedes  alter  fester  composita  (wenn  dieses  in  seiner  eigent- 
lichen bedentung  nicht  mehr  empfunden  wird)  als  w  (vgl.  dazu 
Weinhold,  Bair.  gr.  §  136);  M>*«7e  herberge,  e/'W^r  empfindlich, 
gallig  (mhd.  Crha^rc),  Igrivr  lorbeer.  Zahlreiche  bei.spiele  bieten 
die  Ortsnamen:  himblwerg  Himmelberg,  äfdwerg  Eichelberg, 
wermwe/y  AVeruberg,  plmhvttrg  Bleiburg,  h^amwcrq  Liemberg, 
umwerg  ümberg,  l'hräurrg  Krall berg,  skviwcrg  Steuer-  (rich- 
tiger öteier-)  berg,  moswerg  {-wufg)  Moosburg  (urk.  Mo^ahurch). 
Wo  dagegen  die  bedentung  des  zweiten  compositionsteils  noch 
gefühlt  wii'd,  erscheint  stets  p.  Dies  tritt  besonders  beim  ge- 
brauch der  Präpositionen  deutlich  zu  tage.  Man  sagt  afn  khöskn- 
perg,  wOsmperg  etc.  'auf  dem'  Eöstenberg,  Wadisenborg  (obwol 
bcdde  Ortsnamen),  dagegen  9n  oder  ta  Jckrüwerg  in,  zu  Erahbefg. 

Geschwunden  ist  *5  in  UisU  lebzelt,  Aü'httbsch*,  ziemlich, 
i^hr,  ghn  'abher*,  'abMn',  gkJara  abkehr  (wegrinne),  auslautend 
in  edhl  (ehl)  drüben  (mhd.  cnlmlp).  Zu  pn3,  uwispiU  vgl.  §  '62,  a, 
zu       (habe)  §  176.  S.  ferner  §  17,  amn. 


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§  97.  98 


MUNDABT  TON  PEENEGG. 


115 


§  97.  Germ,  f, 

Germ,  f  erscheint  normalerweise  als  fällt  also  nach  §  14 
mit  *ff  zusammen:  füm  feim.  fios  fuss,  /m  friscli:  —  öfn  ofen, 
kkofr  käfer,  höfn  hafen  (topf),  khnößox  knoblaueh  (ahd.  Movo- 
huh)j  sauft  schaufei  (vielleicht  auch  sraufa  schraube,  vgl.  Kluge, 
Wb.  unter  schraube),  andhfe  el^  iswöljfe  zwölf,  Höf  hof, 
grafy  w^f  sensensüel  (mhd.  maf,  warp;  die  westL  nachbanna. 
haben  zum  teil  w^). 

Anlaatendeg  ß  erscheint  9\spfh  iapfluUSn  niesen  (zn  ahd. 
fnasiutMäm,  fnea^Besamn},  —  xtfbrft  haben  fuxtsen,  fuxi^  (nach 
Kanffmann,  Beitr.  12, 512,  fdssn.  Streitberg,  Urgerm.  gr.  §  117,4 
wäre  das  x  schon  nigerm.;  vielleicht  liegt  aber  doch  nnr  eine 
art  dissimilation  Tor;  andere  ma.  haben  fuflsen,  fuftsk)» 

§  98.  Germ.  w. 

Germ,  w  (u)  >  u?;  >  b  unter  denselben  bedinsriuißffn  wie  '^b 
(es  sind  demnach  urspr.  b  und  w  im  in-  und  auslaut  völlig  zu- 
sammengefallen): wais  weiss,  tvelt  weit,  wurtsa  wurzeJ,  su  är 
schwer,  iwiU  schweiss,  §w^l  schwall,  tswikhn  zwicken,  tswä 
2weL  —  Inlautend  sivglwa  schwalbe,  änceibm  schneien,  spceibm 
speien,  ströw  streu  (mhd.  strewe\  riswe  ruhig  (mhd.  rüewie)^ 
i/^u7r/ kränklich  (mh^sUwic)^  §aweewigy  low  löwe,  gräw  gran, 
pligw  blao,  Miw  laOy  Idiüto  gewOlk  {oM^^tMlwe^  imirbm  schmieren 
(kmfw  t  'schmiere*,  salbe),  urvma  erbse,  serhm  dahinsiechen, 
Serben,  fyn»  färbe,  Aofwa  herbe,  ar6m  klammer  (mhd.  *iiärwe). 

Geachwonden  ist  *w  durchweg  in  den  anlautenden  yer- 
buidangen  wr  (wie  bereits  im  ahd.).  —  *qu  erscheint  als 
Ith  in  hliokx  keck,  (khökxsilwr  quecksilber),  khömm  kommen  (ahd. 
(junnan;  die  stadtspr.  hat  JJinmjn\  kfmirködev  uuhd.  gucVder), ') 
kl,il  kitt,  l'hittn  quitte,  kh^tm  knirschen,  knarren  (mhd.  kerren, 
ahd.  queran),  kkir  kirre  (got.  qairrus).  Ferner  im  frenidwort 
khatetnr  (doch  daneben  khtcafmr)  quatember;  —  als  khw  in 
khuldn  f.  weichteil,  lende  (zu  goi.  qipus;  dazu  wol  [sich]  frkhutsn 
im  Schlünde  stecken  bleiben,  khuttrv  kichern,  lachen,  dass  man 
sich  schüttelt  [mhd.  kuttern],  khuttlflökx  kuttelfleck,  s.  Kluge, 
Wb.  unter  hUUln\  khwQl  qual  (khwöln  quälen).  Vgl.  auch  das 
wind,  lehnwort      kot  (ahd.  qudt;  das  in  der  ma.  höchst  selten 

0  Yai*  ilow.  kvtiro  schiüilftppeD;  mhd.  querder  hat  dieselbe  bedAntong. 

8* 


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116 


LB88UK 


§99 


vorkommende  khöt  ist  entlehnt).  Fremdwörter  sind  khicii  quitt, 
khunnin  pl.  grillen  (franz.  quinte^  hhnoffdr  qnader,  frkkwmisH  rer- 
sdiachem  (dg.  quentchenweise  verkanfen),  %ftwa Ar  quartier  na. 

Inlautend  ist  w  geschwunden  in  phin^n  blänen,  Ukrom^n 
gereuen,  Jckoinsn  kauen,  hauwm  hauen,  paunm  bauen,  /Afiatoi 
*  tauen',  schwach  regnen.  —  Auslautend  in  gd  gelb  (dag.  gil- 
wobt  gelblich),  mel  mehl,  m^r  mürbe  (mhd.  mar,  -tccs),  hpr  m. 
haar  (—  flaclis.  mM.har,  -tvcs)^  rüd  rulie,  sm  see,  A7i/fa  klee.  I:hni3 
knie,  mi  neu,  luei  lieu,  göH  gau,  pJä'i  blei  (j)JcBi3n  bleittrii). 
gopm  gebäude  (vgL  auch  fräu,  iäu  U.S.W.,  khlQa  klaue,  sir^ 
Stroh,  /rpo  froh). 

Es  ist  zu  g  geworden  in  h<Bign  heuen,  saugv  schauen,  noig- 
neu  (flect.  z.  b.  itot^e;  nmge  im  neue  schuhe),  Mf^-  wehtnend 
(flect  z.b.  a  w^gr  fimgr  ein  kranker  finger,  za  mhd.  adv.  wi\ 
es  ist  wol  kaum  anzunehmen,  dass  eine  abldtung  auf  -ig, 
*u'e[w\ig,  zu  gründe  liegt),  tri^g  Dran  (fluss;  wind,  drü^d^  lat 
Drams,  mlat  Traha,  doch  tr^tol  Drautal,  tr^wurg  Draubnrg). ') 
Vgl.  Schatz  s.  80  und  die  dortigen  angaben. 

Zu  fdfr  felber  s.     31,  a,  zu  r^ax,  Joax  s.  §  118,3. 

Ich  bin  nicht  der  ansieht,  dass  wir  als  voi-stufe  unseres 
gegenwärtigen  u*-lauts  stimmhaftes  w  zu  betrachten  liaben. 
Für  iv  =-  %  wäre  eine  solclie  annähme  wol  sehr  bt^deiiklich. 
Aber  auch  die  entwickhmg  des  *u  zu  heutigem  w  lässt  sich 
leicht  ohne  eine  solche  Zwischenstufe  verstehen  (vgl.  auch 
Schatz  s.  82). 

§  99.  (rerm. 

Germ,  m  =  m:  nn^n  machen,  m^sr  messer,  nufs  sumpf  (mhd. 

mos\  nömn  nehmen,  rcsim^n  *reimen',  passen,  sich  fügen,  ätfm 
stimme,  su^jm  schwamm,  Iräm  träum,  lüm  lehm,  uujhm  wuiiü, 
Qf'btH  arm. 

In  nebentoniger  silbe  ist  es  auslautend  zu  }i  geworden: 
2)ödn  büden,  [jmJn  gelreidekasten,  schrank,  khrösn  (-gell  sjjende 
des  taufpaten),  {»tn  atem,  piijsn  busen,  pösn  besen  (zu  mhd. 
bodem,  gadent,  kresem  u.s.  w.).  Vgl.  auch  prgasa  f.  (dem.  jireas^U 
brOselein;  aus  mhd.  brdsme  über  ptgam,  vgl.  dazu  §  88.  Ueber 
den  dat.  sg.  der  pron.  und  adj.  s.  §  143.  §  152  iL). 

In  tum  türm,  ist  das  «  wol  ursprOnglich  (ygL  Eluge^  Wh. 

')  Vgl.  gottscheeriacb  iäg»  Sah     dow.  ;8Sinni>. 


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§100 


miHDABT  YOV  FBSRBGO.  117 


unter  titrm%  kh^  kahn  (sdion  mlid.  iäm,  kdn}.  Fraglich  ist 
es^  ob  man  fanke^  zn  mlid.  ifUim  stellen  darL  Geschwnnden 
ist  m  in  p^lpü^n  palmbnsch  (am  pabnsonntag  geweihtes  bflsehel 
von  Weidenruten);  zu  pfri9dl  vgl.  §  112,2. 

Aum-  Als  p  erscheint  impr.  m  m  jircnUn  uächtliche  litbesbeguche 
ibftatten,  zn  dem  in  der  ma.  ausgestorbenen  brentf  yesperbrot  (BWb.s.361) 
US  it  merenda.  Das  prenßn  iit,  somd  wenn  mehieie  bnnehflii  gemeimam 
unrielieD,  bftuflg  auch  mit  eineir  ^bewirtniig'  ▼erbnnden. 

Entsprechungen  fremder  labiala 

§100.  Behandlung  der  labiale  in  tremdwürtern  der  ma. 

a)  Li  lehnwörteni,  die  vor  der  lautverschiebnug  auf* 

genommen  wurden,  hat  es  dieselbe  entwicWung  mitgemacht, 

wie  germ.  p:  z.h.  pfmfn  pfeife,  pfofr  ])feffer,  khupi/  kupfer 
(doch  vofl.  die  beiden  ersten  unter  c  angeführten  beispiele). 

bj  Als  p  erscheint  es  im  aulaut  später  entlehnter  Wörter 
(es  Mt  also  hier  mit  germ.  b  zusammen):  pira  bime,  pölts 
pelz,  pöx  pech,  ptgl  gallert  aus  gesottenen  knochen  {it  pegola, 
lat*pieula\  pl^gm  plagen,  pelisn  beizen,  prom  pressen, 
paar,  pUsv^  'pfütze',  nitssender  ackergrund  (ahd.  htuea,  pugn, 
TgL  itpoizo),  pli^ts  platz.  —  Iii  der  regel  anch  im  inlant:  l^ppl 
Kappel  (häufiger  Ortsname,  lat  eapelta),  p^pl  pappel  {saupopp l 
malre).  pippm  fasshahn  (it.  pipa)j  popjmt  puppe  (mhd,  hoppe, 
vgl  Kluge  im  Et.  wb.). 

c)  Als  tv  (bez.  h)  erscheint  es  inlautend  in  kh^wos  kraut 
(vgl.  Kluge,  Wb,  unter  kappes),  Imosn  huflattich  (*labaza,  m 
htlapatium^)),  töw^x  teppich  im\\6..  te'hech\  glbm  (dem.  o/irf) 
alpe,  ahn  (mhd.  fühc)^  Imwn^ts  Leibnitz  (slow,  lipnica),  lö{b)m»x 
Lebmach  (ark.Xe6ef»ta^  zu  slaw.Iepai-  dunkel^  preAMbpfnPreggam 
(^pfdskobm  bez. "Wen,  9km,^prekopa\  dazu  prdch^  [hausname]). 
Die  beispiele  Hessen  sieh  vermehren,  doch  sind  sie  etymologien 
vielfach  unsicher. 

2)  h. 

9.)  b>p  (nur  im  anlaui):  purst  bursche,  pirstn  birM-li^-n. 
pukspam  buchsbaum,  pri^f  brief,  prefa  L,  dem.  j/ref^U  numU-x 

<)  l^w»sn  gehört  mehr  der  oberiiirat  bul  an.  Ii  iiiiaer«r  jf<^etMl  mict 
na  diftr  Heber  lap^ika  {iOmL  lapallkay 


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118 


§100 


(zu  lat.  hreve),  pröfsn  t  bretiel,  puür  butter,  präfhnYf  prmia 
kftbel  (it  wind,  brmia), 

h)  b>  f:  a)  wind. lehnwOrter, anlautend:  fm8ir9isF&sbn\z 
(slow.  BiaMca),  flak$9i8  Flattnits  {EkOmca),  fimtis  FfimiU 

(Bmca),  fiUx  Viilacb  (Beljak),  fr^asn  Fressen  (*6re«i),  ferj9x 

Ferlach  (Borovlje),  f^abx  Vellach  (*belax\  flai§9x  Fiatschach 
(Blace),  fniits  \'eniitz  (zu  slow,  6rrfo),  folkhrm^rLi  Völkeriiiai  kt 
(vfind.  hlköu  'fs.  ^holikouMs;  die  slow,  bezeichnung  VcUliovec  be- 
ruht auf  fabcber  etyinolu^ie,  vgl.  urk.  Volk  in-,  Volke-,  Volehen- 
ntarrli\(  t]  ),  n.s.w,  —  Inlautend  tn^afn  'I'ivtlen  (wind,  tnbnlt  ), 
rmfmis  Keifiiitz  (lUbnua).  .'^äfu.ft^  Sailuitz  (iabnice),  grtfn 
Griffen  (Grehinj\  tifn  Tiffen  (wiud.i»p^m  *pod  iib4n[em]\ 
Qfr9t8  Afritz  (wind.  top6risa),  etCi 

Abib.  W6BB  jedoch  dem  b  viipr.  ein  j  oder  r  fel|^  oder  ein  m 
ronmgieügt  ao  ist,  soweit  idi  die  Terbiltnine  Ineber  ttberblkken  kann, 

das  b  'erhalten'  geblieben  und  den  lantgesetxen  der  ma.  gemäss  weiter 
entwickelt  worden.   Vgl.  loihm  Leoben  {*lubjina),  töwnx  Döbriach  (*(fo- 

hrijn  r),  i^rntrr  Pcbar  (wind,  na  debre)^  d(nnra  Pombra  (*d5^mhm^n,  abnlg. 
dahrum).  Glantachnrh  (nrk.  Glo}ib!tag<,  Glohzach,  Ghin<(tr}i,  zu 

^gWttnboko,  abulg.  giq.boko),  Uwith  Tobitscb  (*ddtfnin(^«,  xa  dqh^  eielie). 

Romanische  lehnwörter:  taferu  gasthaus  (it.  tahefnaj^ 
fyltsn  balzen  {itbaUfareX  fgstii^  {^em.fostl)  Sebastian,  M^/9(r)g€t 
Malborghet  (it  Malbarghetto),  Auch  bei  istcifi  zwiebel,  scheint 
eine  roman.  fonn  mit    za  gnmde  za  liegen  (vgl.  wind. 
fttr  *tiib6l  und  Kluge,  Wh.  unter  jtrtedeQ. 

c)  b  >  w:  wfil  ball  (it.  ballo\  wanda  (musik) bände  (it 
banda),  waw/rrzwry^«  banknoten,  tt'os/?  Sebastian,  /rartr«  Barbara, 
tvcske  *bestie',  kerl,  wglthäusr,  wgltdsr  Baithaiiar  (volksetym. 
'Wald hauser'),  uu  nvdikht  Benedikt^  wifU9hem  Bethlehem,  warn- 
^n98  babylonisch  (in  oberkämt  ma.  auch  watvilpmis),  warr,n 
baroD,  wiüm  weib  (verächtlich;  wind,  babd)^  üwdts  Tiebitsch 
(wind.  iib9iSe},  tmoin^  Trabenig  (wind.  irabintSe;  beide  Ort- 
schaften liegen  jenseits  der  Sprachgrenze). 


erscheint  (von  uralten  lehnwGrtem,  wie  «mw»  wein,  etc.,  natfir- 

licb  abgesehen)  in  der  regel  als  f:  fceit  Veit,  föspr  vesper, 
fendr»  schachern  (nihd.  vervendcrn,  zu  lat.  voKh'rc)^  finodt' 
Venedig,  pulfr  pulver,  sglß  salbei  (lat  salvia),  salfn  kurieien 


3)  Bom.  V 


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II« 


mJHJDABT  TOH  PBBHBQO. 


119 


(auch  äbertragen  'züchtigen';  lat.  salivare  durch  speichelfluss 
kurieren,  YgL  £Wb.  2, 271  unter  salfem  schnell,  unverständlichi 
mit  ausspritzen  des  speicheis  sprechen;  wahrscheinlich  gehOrt 
«ich  nhd.  salbadern  hierher),  iaufa  daiibe  (rom.  dffva,  vgl.  Kluge, 
Et  wb.);  —  noftmr  noyember,  fift  viTat^  tifidim  dividier^ 
fUte         fa^um  yadium,  il8.w. 

tc  haben  tcila  villa,  awisQ  aviso,  alaivanie  schnell  vorwärts 
(it.  allo  avantijy  vwiwä  (it.  €vviva)y  yawlir  cavalier,  präwg  brayo. 

Anm.  Wind.  «  ist  aBimahmrtog  dmch  w  (bei.  h)  Teitreten. 

§  101.  Behandlung  deutscher  labiale  in  fremd- 
wOrtern  des  windischen. 

1)  pf  wird  anlautend  stets  durch  f  ersetzt»  das  vor  in 
h{*x)  übeigeht  (uralte,  gemeinslaw.  lehnwörter  wie  ponisa 
planne,  p^neg  'plennig',  geld,  a8.w.  kommen  dabei  nicht  in 
betracht):  ßrd  pfarre,  ßnt  pfund,  frengdr  (=  ma.  pfreugr), 
h^dntsa  pflanze,  huäit'r  \)\\?i&i^v. 

In-  und  auslautend  erscheint  in  älteren  lelmwörtern  in 
jüngeren  f:  süpd  schuppen  (ms..  §upf  n  f.,  nüid.  schupfe),  stäple 
pl.  stufen  (ma.  stgpfl),  tsdp  zipfel  (ma.  tsipf),  Iräp  krapfen;  — 
ihifat^  schimpfen,  Am/T-  knpfer,  kngf  knöpf,  krgf  kröpf.  Auf- 
fallend ist  wind,  binlastä  (pL)  pfingsten.  Das  wort  ist  zweifel- 
los ans  dem  deutschen  entlehnt,  und  zwar  setzt  es  eine  form 
mit  anlautendem  v  (fftr  pf)  voraus,  die  yielleicht  durch  an- 
lehnung  an  ein  einheimisches  wort  entstanden  sein  mag.  Vgl. 
Notkers  a  finfchusHn, 

2)  Germ.  b.  Es  erseheint  in  den  fällen,  wo  es  in  der 
nia.  durch  p  vertreten  ist  (im  anlaut,  in  der  Verbindung  mb 
mid  in  der  gemination)  stets  als  p  (hör  Speckseite,  ma.  poJm, 
mM.  lache,  ist  wol  nicht  entlehnt,  sondern  urverwant:  w  z.hhöy?). 
Inlautend  hat  eine  sehr  alte  schiebt  von  lehnwörtern  i>,  eine 
zweite,  jüngere  b.  Beispiele:  uöpa  (*Iöpa)  'laube',  vorhalie  in 
der  kirche,  sköpa  schaub,  tsöprats  zaubern,  röpatd  rauben,  her- 
prie  pl.  herberge  (ma.  hu  we%  kdpds  kraut  (ma.  Ich^w9s\  päpaä 
papst  (mhd.  habes),  i^tgpü  schw^el  i^t^/tepel^  ma.  äwöu  l),  sipa 
(Gutsm.)  Scheibe;  —  Mbai9  schreiben,  rihai»  reiben,  pUbrk  Blei- 
bürg  (mtL  pllmi$vurg\  hMx  habicht,  idf^  salbe,  u.8.w. 

Auslautend  wird  es  durch    vertreten  in  den  in  §  35,  annL2 


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120 


LBSSIAK 


anprefnhrteii  \vi>i  teiii.  Sonst  erscheint  h,  z.  \>,pu9h  *bube',  knabe, 
üriäuh  Urlaub. 

rl)  *ff'—  germ.  p  oder  assiniiiatiuiisproduct  erscheint  durch- 
weg alü  f:  §trdfato  strafen,  ^iifatd  scliaffen,  öß  offen,  hutfntj 
'  klaffen  \  unsittlich  reden,  Skäf  schaff»  tsirfdt  wallfahrt  (ma. 
khirfdt\  öfart  hoffart,  etc. 

Altes  (germ.)  f  erscheint  dagegen  in  der  regel  als  b.  Nor 
verhältnismftssig  späte  enüehimiigeii  haben  durchweg  fi  a)  hlrl^z 
*fartiich\  schürze,  hUk  fleck»  bfs  floss»  bilOa  fttUe»  iM$9k  fleisalg» 
hihai9  (*holyati)  folgen,  gehorchen»  Mux  (ma.  fpbx,  s.  §  115,3), 
bäud  falte,  b(rfnat9  firmen,  g-härai»  erfahren  (secondftr  darans 
gefolgert:  ftdrato  fragen),  ferömin  fromm;  —  täebr  khier,  häbndr 
liafiier,  ^Ibra  Splitter,  glassclieibe  (nilnl.  schiver\  tnhös  dreifuss 
{m3i.di  ifuys),  Schaufel,  hnihstun  ( irafenstein.  pulh'r,  purbl 

pulver,  u.a.iii.  —  b)  fdlrats  feiern,  fiüyrdt  niigerhut,  jd  dr  fiirtpr, 
iöjl  tafel  (=  gastmahl»  dag.  Uib\^  schreibtaiel),  prüfihga  pra- 
fung,  U.8.W. 

Auslautendes  f  erscheint  als  b  nur  in  prhb  brief.  papier, 
sonst  stets  als  f:  britof  friedhof,  farof  (Gutsm.)  pfarrhof,  stä^f 
(ortsn.)  StaUhofen.  Junge  entlehnnngen  sind  höf,  hr^f  ho^  graf 
(denn  wftren  sie  alt^  so  m&ssten  sie  *higf,  *hrdfhez,  *hgb,  *kräb 
lauten). 

4)  Deutschem  w  entspricht  in  Uteren  lehnwörtem  durch- 
weg u,  in  jüngeren  b:  a)  nihatd  weichen,  uamp  bauch  (mbd. 

u'ambe)j  utihta  wacht,  uiJu  \\'ieii,  uäraü  sc  sich  liüu-u  i^inhd. 
tvarn\  uentat'^  anwenden  (gegen),  uiza  weise,  uitse  pl.  fegfeuer 
(mhd.  witsCy  vgl.  BWb.  2.  1059  ?rf?>),  t^uH'  zweck  (holzuairpl), 
/ffffsatj  schwitzen,  hdnm  färbe,  taudrx  tagewerk,  hauiuarx 
bandwerk,  lu^uart  Hochwart,  Von  löwe.  —  b)  hand  wanne, 
hdjj}9t8a  weiblein,  bandratj  wandeni,  b^müm^d  Wandlung,  bök 
weg  (ma.  wökx),  Sbak  ewig,  frböidr  yerweser,  firbdr  f&rber, 
u.s.w. 

§  102. 

Wenn  wir  alle  diese  Verhältnisse  im  zosammenhang  über- 
blicken, so  gelangen  wir  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  folgenden 
Schlüssen. 

1)  Genn.  b  muss  im  altbajuwarischen  ein  stimmloser 
bilabialer  vei^schlusslaut  gewesen  sein,  wie  dies  ja  schon  aus 
der  orthogiaphie  der  ältesten  denkiuäler  hervorgeht:  sonst 


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{102 


MUNDART  VON  PEBMBGO. 


121 


wftre  €8  unerklärlich,  wie  die  Slowenen,  die  ein  sUmmliaftes  b 
besassen,  dazn  gekommen'wären,  es  dnrch  p  zu  ersetzen,  nnd 
ungekehrt  die  Deutschen,  für  fremdes  stimmhattes  h  einen 
anderen  lant  {*v)  zn  sabstitnieren.  Die  yersehiedene  entspre- 

chiing  in  der  heutigen  ma.  (aulaiiteiid  2h  inlautend  tv)  beruht, 
wie  dies  bereits  Schatz,  Imster  ma.  s.83  gezeigt  hat,  auf  jünfrerer 
eut Wicklung-;  nur  so  ist  es  zu  verstehen,  wie  das  anlautende  b 
des  zweiten  teües  fester  composita  fs.  ß  90,2)  dieselbe  behand- 
lung  erfahren  konnte  wie  die  übrigen  inlautenden  h.  Einen 
sicheren  beweis  für  die  richtigkeit  dieser  annähme  liefern  auch 
die  fremdwörter,  deren  inlautendes  p  za  w  geworden  ist 
(s.  §  100, 1  b).  Hier  scheint  das  p  im  gegensatz  zu  den  fällen, 
wo  es  hente  als  p  (pp)  erscheint  (z.  b.  p^ppT),  nicht  als  gemi<> 
nata  übernommen  worden  zn  sein.  Die  beispiele  sind  cbarak- 
teristisdi:  ^eapuHum,  U^ätium,  *tap^um,  *lepi»jax  haben  den 
aecent  auf  der  folgesilbe.  In  *prikopa  gehört  das  p  einer 
nebentonigen  silbe  an.  In  *Iipnitsa  steht  es  nach  länge  und 
vor  folgendem  consouanten  (vgl.  auch  ahd.  häbes,  hitpäpa  mit 
langem  ä).  Bei  '^alp-  geht  ein  consonant  voraus. ')  Die  er- 
weichunty-  zu  ?r  muss  bereits  ziemlich  früh  stattgefunden  haben, 
jedesfalLs  schon  zu  einer  zeit,  wo  das  ma.  *i  noch  annähernd 
den  lautwert  eines  langen  i  hatte,  vgl.  wind,  sribaf.),  ribatj. 
Das  allmähliche  aufgeben  der  Schreibung  p  für  inl.  *b  in  bair. 
Sprachdenkmälern  vom  U.  jh.  ab  entspricht  demnach  in  der 
tat  einem  wandel  in  der  ausspräche. 

2)  An-  nnd  inlautendes  altes  f  war  in  einer  filteren  periode 
imserer  ma.  stimmhafte  (wahrscheinlich  labiodentale)  lenis.  Als 
solche  erscheint  es  noch  hente  in  den  ma.  von  €U>ttschee,  Zarz- 
Deutschrut  und  der  Sprachinseln  in  Friaul  und  an  der  tirolisch- 
italienischen  gfrenze.  Unsere  ma.  hat  den  urspr.  unterschied 
von  fortis  niul  lenis  bei  dauerlauten  aufgegeben;  dadurch  ist 
natürlich  mirli  *ff  mit  *f  zusammengefallen.  Dass  es  sich 
hierbei  um  eine  verhältnismässig  junge  erscheinung  handelt, 
ist  schon  an  und  für  sich  sehr  wahrscheinlich,  denn  soweit 

•)  Vielleicht  ist  aucli  nrndorf  Arndorf,  für  *arhM'  (ärivcn-),  wind. 
U<irjjüut»€  Cur  'urpo^ike  hierherzustellcu ,  falls  hier  uicht  entlehnnng  aiia 
dem  dent^chen  vorliegt  (es  ist  nicht  mit  dem  in  ^  bü,  2  erwähnten  Arn- 
dorf, lAt.  Hereditas,  identtach;  dieses  bellst  wfaid.  nach  dem  ortsropertoriiuii 


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122 


ich  die  bair.-ösleiT.  dialekte  keiiii(\  scheiden  im  inlaut  alle 
streng  zwischen  fortis  ff  (=  germ.  p)  und  lenis  /'  (=  germ.  /"), 
Das  Vorhandensein  einer  ursprängUclien  differenzienmg  be- 
stätigt ohne  weiteres  die  verschiedene  entsprechnng  der  beiden 
laute  in  älteren  dentschen  lehnwOrtem  des  wind.  Ohne  zweifei 
war  anch  in  nnfierer  ma.  germ.  f  (im  gegensatz  znm  verscho- 
benen)  lenis,  fragüch  ist  es  nnr,  ob  wir  für  dasselbe  stimm« 
hafte  ausspräche  voranasetsen  dMen«  Abgesehen  da?on,  dass 
sich  eine  ausgesprochene  lenis  stimmlosen  Charakters  am  be-sten 
als  reductionsproduct  eines  ui'Sprünglichen  stimiithiUtt  n  lauies 
auffassen  lässt,  scheinen  mir  die  substitutiuusveibaltnisse  mit 
grosser  wahrscheiiilichkeit  für  ehemalige  stinunliaftijrkeit  zu 
sprcLlitn.  Ich  niuss  dai  ;m  eriuii*  r]i.  dass  dem  slow,  du-  labiale 
Spirans  von  haus  aus  iehlt  Mit  ausnähme  einiger  unomato- 
poetischer  büdongen  sind  die  heute  allerdings  sehi*  zahlreichen 
Wörter,  in  welchen  ein  f  erscheint,  durchweg  fremden  nrsprnnga 
Eine  gewisse  abneigong  gegen  das  fremde  f  mfissen  wir  daher 
für  das  slow,  wenigstens  anfänglich  sicher  voraussetzen,  und 
diese  äussert  sich  ja  in  der  tat  in  der  eigentümlichen  bdiand- 
long  des  deutsdien  pfi  inlautend,  wo  es  stark  geminiert  ge- 
sprochen wurde  (scJmp-pfe),  wo  also  der  versehlusslaut  gewisser- 
massen  über  den  folgenden  Spiranten  überwog,  und  im  auslaut, 
wo  das  f  leicht  reduciert  werden  konnte,  haben  die  älteren 
lehnwörter  bezeichnender  weise  in  der  regel  p,  anlautend  da- 
avLreu,  wo  elier  der  vei'scli hisslaut  eine  gewisse  Schwächung 
ei*£ahren  konnte,  erscheint  immer  f. 

Aber  auch  unter  voller  berücksichtigung  der  tiagweite 
dieses  umstandes  wäre  es  kaum  möglich  gewesen,  dass  die 
Slowenen  (germ.)  f  anders  behandelt  hätten  als  ff,  wenn  es 
sich  bloss  um  den  unterschied  von  lenis  und  fortis  gehandelt 
hätte  (dass  sie  sich  auch  heute  nicht  scheuen,  deutsche  lenis 
als  zu  übernehmen,  kann  allerdings  nicht  als  beweismittel 
in  ansprach  genommen  werden,  denn  heute  hat  sich  f  im  slow, 
ja  volles  heimatsrecht  erworben).  Unter  dieser  Voraussetzung 
würde  es  auch  ganz  seltsam  erscheinen,  warum  man  deutscher- 
seits beim  versuclie,  den  fi'emden  stimmhaften  versehlusslaut 
zu  ersetzen,  der  stimmlosen  parallele  mit  solcher  conseijuenz 
aus  dem  wege  gieng,  die  meines  erachteiis  jenem  immer  noch 
naher  liegt  als  /  (auch  wenn  dieses  bilabial  articuiiert  wird). 


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123 


w  kommt  in  dieser  periode  natörlieh  ausser  betradtt  (mimten). 
Dagegen  lassen  sich  alle  schmerigfceiten  mit  emem  schlage 

heseitigeu,  wenn  wir  annehmiai,  dass  germ.  f  zur  zeit  der 
entlehnnDgr  der  betreffenden  wOrter  üb  an-  md  inlant 

stimmhaft  gesprochen  wm-deJ)  Dann  erscheint  die  ^llb^«titution 
V  für  h,  bez.  b  für  v  ganz  na ui  lieh.  Die  walii-scheinlichkeit 
dieser  annähme  vrird  um  so  grrisser.  wenn  wir  die  Verhältnisse 
in  den  genannten  spracliinsein  benirk^ichtioren.  T>as  v  ist 
hier  sicherlich  nicht  als  secundäre  enivvirklung  zu  betrachten. 
£8  wäre  doch  höchst  merkwürdig,  wie  in  &U  diesen  mit 
einander  in  gar  keiner  berühnmg  stehenden  mnndarten  sich 
derselbe  process  ToHzcgen  haben  sollte.  Es  hegt  doch  ent- 
schieden nfther,  gemeinsame  bewahrong  der  nrspriinglichen 
Verhältnisse  anzondimen.  Anch  die  nuL  nordnngarischer 
q»radiinseln  zeigen  Tielfaeh  dieselbe  entsprechnng.^) 

Im  anshint  war,  solange  in  der  ma.  noch  das  mhd.  ans- 
laatgesetz  (inlautend  lenis,  auslautend  fortis)  herschte,  altes  f 
jedesfalls  .stimmlos.  Doch  es  scheint  da  (znmal  nach  länpre) 
zienili  h  iiuh  ausgleichung  nach  den  inlautenden  liiuKii  ^uut- 
gefimden  zu  haben  (s.  §  III.  118,3,  b;  vgl  auch  wind,  nid  neid), 
so  dass  also  auch  auslautendes  f  zum  mindesten  mit  stimm- 
haftem einsatz  gesprochen  wurde.  Dazu  würde  wind.  pn9b 
hnetj  stimmen.  3) 

Dass  slow,  b  nach  m  und  vor  j,  r  nicht  dieselbe  entwick- 
lasg  Difchm  wie  sonst,  wird  uns  nicht  befremden,  wenn  wir  in 

■)  Ein  beispiei  für  das  wideraufgeben  der  f^timmhaftfn  ausspräche  de« 
(?r-nD.)  /  bietet  die  ßpmchmsel  Gottsched,  wo  in  der  Stadt  und  der  nSi'hjiten 
ujü^cbuiig  (wol  nnter  fremdem  emiloss)  altts  /  vielfach  schon  btimmluii  ge- 
sprodiia  wird  (fanür  featterX  wihiend  Mmt  aoeh  ttbenU  das  r  bewalut 
ift  (mmMr).  D«nelbe  gogeuati  iwiachen  itUtiMhem  f  und  UnriMbem  v 
liencht  in  der  noidiingaritelieii  ipnddiiiel  Knmnlts. 

^  AUddiag»  konnten  bier  anch  satiphonetitcbe  formen  Ton  einflnss 
gewesen  aen.  Sicher  hegt  eine  solche  dem  sweifellofl  alten  fUin  (mhd. 
rUrUc)  zu  gründe.  Vgl.  die  verhältnisae  im  zarzerischen:  dr  viogr  der 
finger.  mit  stimmhaftem  r,  anlantf^rii  fvivgr  mit  stimmlosen  eingang, 
init  fiogr  da  .«lud  finie'Pr,  mit  stimm I  r-'  u  f  nach  stimmlosem  consonanti'u: 
i*  ','//"  wolf.  dagr'gen  icolviiekke  Wolfstck.  9n  tcolr  etii  (j  iinihn  den  woll  habe 
ich  gebehen  (silbentrennong  wol-veni).  Was  den  auslaut  anbelangt,  so  ist 
ra  bemerhan,  daai  daa  aanariadie  zu  den  ma.  gehdrt,  die  das  mhd.  aus- 
]aiitg«aeto  noch  fuX  in  ToUam  umfange  bewabrt  lu^um. 


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124 


LB88IAK 


§  108 


beldracht  ziehen,  dass  es  gerade  diesslben  bedingnngen  amd^ 
unter  denen  auch  germ.  b  hente  als  p  (pp)  erscheint.  Hier  trat 
eine  geinsse  verschftrfong  ein,  die  snbetitntion  erfolgte  dnreh 
den  stimmlosen  (nicht  geminierten!)  yerschlnsslaat  (vgl  die  ork. 
schrdbong  Liupina  Leoben  904),  der  sich  dann  regelmässig  zn 
w  bez.  b  weiter  entwickelta  Zur  gemination  kam  es  allerdings 
nicht:  die  periode  der  westgerm.  eonsonantendebnnng  war  ja 
schon  vorüber,  und  ausserdem  wai*  das  fienide  b  stinuiihaft 

Die  Qualität  des  v  scheint  labiodental  gewesen  zu  sein,  wie 
sie  es  noch  heute  in  den  oben  ritierten  Sprachinseln  ist  (vgL 
Braune,  Alid.  er.'  ^  1:'.7 V  Die  in  k.  Schreibung  vünve,  chunftich 
(13.  jh.)  scheint  dies  zu  bcstäugeu. 

8)  w,  Germ,  w  wurde  bis  ins  13.  jh.  hinein  als  nnsilbi- 
scbes  )«  gesprochen. 

Eine  snbstitation  war  hier  yon  selten  des  wmdiscben 
nicht  nötig,  da  dieses  qualitativ  denselben  lant  besass  (noch 
heutzutage  erscheint  ja  slaw.  v  im  windischen  als  i«).  Die 
heutige  ausspräche  ffir  die  ältere  periode  anzunehmen,  ist 
ganz  unmOglielL  Unter  dieser  Toraussetzung  wftre  ohne  zwdfel 
im  deutschen  w  für  das  fremde  6,  im  \sind.  umgekehrt  b  für 
deutsches  w  substituiert  worden,  wie  dies  ja  gegeuwai  tig  tat- 
sächlich geschieht. 

Zu  ende  des  13.  Jh.'s  scheint  germ.  fr  schon  die  heutige 
ausspräche  geliabt  zu  haben.  Um  diese  zeit  begiimi  es  in  den 
Urkunden  mit  inlautendem  h  (das,  wie  ans  ävn  oben  anji^efiihrten 
beispielen  wie  sribaU  etc.  hervorgeht,  schon  etwa  anderthalb 
Jahrhunderte  zuvor  den  gegenwärtigen  lautwert  bekommen 
hatte)  verwechselt  zu  werden.  Vgl.  Weinhold,  Bair.  gr.  §  124 
und  §  136.  Belege  aus  Eftrutner  Urkunden:  ebichleich  1291, 
piäertve  1299,  Siubenwerek  (Stubenberg),  Judenwurkd^  (Jaden- 
burg) 1351. 

Sogar  im  anlaut  wird  von  diesem  jh.  an  df ter  6  für  tr 
geschrieben.  Daraus  geht  nicht  etwa  hervor,  dass  dieser  fr 

geschriebene  laut  als  stimmhafter  verschlusslaut  g^prochen 

wurde,  sondem  den  sdireibern  stamlen  eben  zwei  gleichwertige 
zeichen  für  ein-  und  denselben  1  ua  (ma.  tc)  zur  Verfügung. 
Daher  nebeneinander  ueiwer  und  Jmbty.  Dass  6  für  w  im 
anlaut  verhRltnismässig'  seiteuer  erscheint  als  im  Inlaut,  ist 
naturlich  dem  umstände  zuzuschreiben,  dass  die^^er  buchstabe 


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1 1(B  MUNDART  TON  PEBNBGG.  125 

—  sieherlich  nach  nach  fremdem  (schwftb.  md.)  rnnster  —  auch 
für  anlautendes  tiajuw.  p  (=  *h)  gebraucht  wurde.  Dass  dieses 
zeichen  aber  dennodi,  ohne  daas  man  sich  deshalb  gerade  viel 
acmpel  machte,  ffir  anL  w  verwendet  werden  konnte,  ist  vor 
allem  dem  einflnss  der  Orthographie  und  ausspräche  des  lateins 
zuziLsclireiben.  Das  lat.  anlautende  h  (und  selbstverständlich 
auch  das  inlautende)  wurde  auf  bair.-österr.  sprac  hboden,  seit- 
dem liier  ein  w  iiberliau|>t  existierte,  vor  voculen  ohne  zweifei 
als  IC  gesprochen.  Dies  beweist  vor  allem  die  (wo!  über  das 
gesammte  bair.-österr.  Sprachgebiet  verbreitete)  ausspräche  des 
6  als  tr  in  lat  personennamen  wie  wenedikht  Benedikt,  war- 
icara  Barbara»  seuastian  Sebastian,  etc.  An  eine  directe  sab- 
stitütion  für  rom.  6  ist  in  solchen  fällen  natürlich  nicht  zn 
denken.  Diese  Wörter  entstammen  ja  alle  der  lat  gelehrten- 
Sprache.  In  K&mten  wird  von  einheimischen  lateinsprechem 
(zumal  der  ftlteren  geistlichkeit)  noch  heute  ziemlich  regel- 
mässig frfir(>  (hibo\  Utci  (uhi),  w€ne(hme\  fiw  (ibi)  u.s.w.  ge- 
sprochen.') Vor  consouanten  dagegen  erscheint  im  anlaut  j): 
pnu  is  (ljrems)j  planditsia  {blundilia).  Daher  auch  z.  b.  ma. 
pl^e  Blasius.  ^) 

Die  frage,  wie  sich  hier  im  Süden,  bei  den  steten  be- 
aehongen  zu  Italien,  diese  ausspräche  überhaupt  festsetzen 
konnte^  ist  nicht  schwer  zu  beantworten,  w  ist  ja  der  natttr- 
liebste  ersatzlaut  fOr  fremdes  b,  den  unsere  mundarten  besitzen. 
Em  panus  (—  hanus)  wfirde  sich  im  veiigleich  zur  ausspräche 
der  Italiener  seltsam  genug  ausgenommen  haben,  und  dass  die 
grosse  masse  der  deutschen  lateinsprecher  wirklich  stimm- 
haftes h  gesprochen  haben  soll,  ist  wol  so  ziemlich  aiib- 
geschlossen.  Anlautendes  wl,  wr  war  dagegen  eine  der  ma. 
nicht  geläufige  comsunantenverbindung. 

Die  beispiele,  in  denen  gegenwärtig  f  ffir  fremdes  b  er- 


^)  Vgl.  dazu  die  latinisierende  scbreibong  des  ort.«namens  'Beneäiniits*, 
ma.  tcfane  sirMts,  d.  i.  Wenig-Sirnitz.  'Wenig'  Imt  liier  die  beflentimir  von 
'klein',  wie  denn  z.  b.  auch  das  heiiti^^e  ^Klein'- St.  Veit  Ork. 'Wenig-'  ge- 
nannt wird.  vgl.  besonder  BWb.  2,  922. 

*)  In  den  nach l^url andern  scheint  heute  vvul  überall  das  lat.  b  auch 
vor  Tocalen  und  im  Inlaut  als  stimmloser  verschlusälaut  gesprochen  zu 
werden;  nur  DeaUch-SOdtinkl  aoU,  wie  mir  milgeteUt  wiude,  mit  Kttrnten 
toereiiMtiiBioeii. 


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126 


LBB8IAK 


fiehemt,  rnttssen  natfirlich  sSnuntUch  m  einer  zeit  eatiehnt 
worden  sein,  d&  (  noch  als  TerscUiiflslaiit  f^rochen  wurde 
and  ehiheunisches  stminüiaftes  v  ab  nftchstliegender  sabetitii- 
tlonslaiit  erscliien.  Wenn  namen  solcher  orte,  die  in  heute 

wind.  Sprachgebiete  liegen,  zum  teil  w  (geschrieben  />)  für 
slüw,  b  haben,  so  eiklait  sich  dies  jedesfalls  daraus,  da.ss  sie 
entweder  erst  später  eine  deutsche  inj m  erhielten  oder  dass 
diH  slowenische  nauiensform  immer  tMiieii  gewissermaiiseii  •••»rri- 
gierenden  einfluss  ausübte,  bez.  die  alte  deutsche  bezeichnuug 
ganz  verdrängte.') 

Was  die  Wörter  mit  anlautendem  p  für  fremdes  b  anbelangt, 
80  sind  sie,  soweit  sie  nicht  schon  in  Torahd«  zeit  entlehnt  worden, 
als  'mittelbare*  entlehnnngen  zn  betrachten  (&  einleitong). 

Der  natflrliche  sobstitationslant  für  fremdes  v  ist  heute  w 
(vgl  aXawaniey  Wenn  es  nun  auch  Uf9dir»,  fliämn  xl%w, 
heisst,  so  handelt  es  sich  hier  nicht  um  directen  ersats.  Diese 
zweifellos  jungen  lehnwörter  entstammen  offenbar  der  spräche 
der  gebildeten,  in  welcher  für  lat.  t'  friiher  allgemein  die 
'traditionelle'  (besser:  'historisch  entwickelt«')  ausspräche  f 
üblich  wai\  Anders  verhält  es  sich  hingegen  mit  dem  r  älterer 
lehnwörter.  Dieses  hat  sich  natüi'lich  wie  heimisches  *i;  ganz 
lautgesetzlich  zu  f  entwickelt 

B,  Zahnlaute. 

§  103.  Germ,  t 

1)  f  >  (  in  den  Verbindungen  tr,  ft,  st,  ht:  fr->i)f  treten, 
ätr  eiter,  lauir  lauter,  pittr  bitter,  iaiitrw  zittern;  —  hößn  heften, 
möstn  mästen,  lisxi  licht 

2)  (9:  a)  im anlaut:  ismU zeit,  taau» zäun,  i3mdm zeihen, 
t8wä  zwei,  tsunrif  zwini,  tsuf^lzwiead  (gabelförmiger  ast),  isteokx 
zweck,  tswUiM  zwickel;  —  b)  inlautend  nach  n,  l,  r:  pflgnba 
pflanze,  pßfrmints  pfeffermünze,  ^r^is  kränz,  sglts  salz,  hoUs 

holz,  smöltsn  schmelzen,  heris  herz,  ^iv^rts  schwaiz,  furts  furz, 
Sertsn  'scherzen',  springen,  reiiiien;  —  c)  in  der  geminalion: 
ä^is  schätz,  rgts  m.  ratte,  löts  schlecht  (mhd.  let^e),  fiöts  m. 

>)  Die  heutige  deutsche  uamensform  für  wind.  Buhla  lAi  (^um  ei&  bei- 
fpid  hiefür  imofttiiren)  TTudbeK.  Urknndlicli  hdsst  der  ort  aber  FmM, 
Vtmdkd,       Uml^VBetiUeh  ein  modemes  /Mf  entspräche. 


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MÜNDART  VON  PERNEQG. 


127 


boden  (nüid.  vleiMe),  itots  niederes,  seichtes  schaff  (za  'sintzen*), 
isuis  sanglappen  (mhd.  jnttjsel,  vgl.  'zitze'X  iiruta  wecken  (zu 

ahd.  stredan  aufwallen,  vgl.  auch  *strotzen',  *  Strudel'),  snits  m, 

spalte.  Wallach  (zu  'schiieideir).  trutsn  hartnäckig  begehren 
(mhd.  fnttzcH),  ylU6n  gVdUzen  [nihd.  glitzcn),  hatsfi  heizen,  wötsn 
wetzen,  iiifm  reizen,  frmitsn  vermissen  V mitjan),  pitsti,  j)?7.9?n 
stechen,  priek»  In  (zu  'beissen',  dazu  pitse,  pitMe  jähzornig, 
rasch  auffahrend). 

S)  t>s  (für  *8s)  nach  vocalen:  m^s  mass,  süs  schuss,  gas 
geiss,  ha$  heiss^  SnOs  knallfaden  bei  der  peitsche  (za  Smceisn 
scfamelssen,  werfen),  ^P*^^  leitersprosse  (mhd.  ^ßrüMjfel)^  iirpm 
Strasse,  tr^  wasser,  ri9$l  rOssel  (mhd.  rüege^.  Nebeneinander 
stehen,  mit  etwas  differenzierter  bedentung,  pom  und  pcOsn 
beizen  (dazn  päs,  paU  beize). 

Ausgefallen  ist  das  s  in  einigen  flexionsfonnen  von  miosn 
münaeUf  l^sn  lassen,  s.  §  175.  177,5. 

§  104.  Germ.  dL 

Germ,  d  >  t  bez.  U  (vgl.  §  14):  anlautend:  t^y  tag,  tost  tor, 
tMpel  (vgl.  Kluge.  Wh.  unter  thor^).  Im  gegensatz  zur  schrift- 
si  ra-  he  haben  aniauteiiih's  t  wie  im  mbd.:  tiinst  dunst,  t{>mpf 
dampf,  tgm  dämm,  tnm  dumm,  fuft  duft.  fovrfJn  dengeln,  (nnl-hl 
dunkel,  tphn  dohle  (mhd.  fc'ihe),  tuttr  dotter  (gew.  tuttdräle,  ahd. 
tutaret),  iüsl  'dusel',  eine  art  fieber,  schwinde!.  —  Inlautend, 
anslaotend:  puttn  bütte,  Stritte  strittig,  gritta  der  von  beiden 
beinen  gebildete  winkel,  grittr  m.  kreuzgestell  (zu  mhd.  griten 
grfttschen),  äiUtn  schütten,  gwittr  gewitter,  tr^tn  'tratte*,  vieh- 
trift  (mhcL  tnUe),  t$i9tr  zieter,  deichsei,  kslfin  gesotten,  geUn 
gelten,  girU  gQrtel,  pröt  brett,  prät  breit,  pöt  böte,  f^t  fahrt, 
kk^  ksXt  —  ürspr.  geminata:  mittr  mittler,  hitin  hütte,  kUUi 
bmstwarze  (mhd.  iuite),  wdin  wetten,  tsötn  yerstrenen  (mhd. 
§dten),  rötn  retten,  sötn  quark  (mhd.  schotte). 

Mit  *d(l  ist  *])])  zusammengefallen:  smittn  schmiede  (mhd. 
smiiie)y  lytn  latte,  ^pöln  spotten  (s.  Kluge,  Wb.). 

Eine  gewisse  Schwierigkeit  bietet  die  gruppe  *nd  (für 
ahd.  nf).  Ks  entspricht  ihr  heute  in  den  meisten  fällen  nt,  in 
einigen  ml  niieselbe  doppelheit  herscht  auch  in  der  Tmster 
ma.,  vgl.  Schatz  s.  87  f.).  Wie  bereits  oben  §  13  bemerkt  wurde, 
erscheint  im  aoalaat  nach  n  und  in  der  Stellung  zwischen  m  -f  » 


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128 


S104 


die  dentale  verschlosslenis  stets  als  £orti&  Demnach  sind  fälle 
yneplint  blind,  s^i  «and,  ksvnt  gesund;  tnt^n  unten,  hintn  hinten, 
Onin  schinden,  tsitU»  zflnden,  Irnin  linde,  von  einer  vergleichen- 
den znsanunenstellnng  als  sdhetveistftndlich  ansznsdiliessen. 

1)  nd  erschemt  vor  vocal  oder  liqoida  in  wi^iußn  wandeln 
(bei  der  messe);  tändln  ^tftndeln*,  trödeln  (dasn  kmeUr  trödler), 
handln  handeln  (vgl.  dag.  wind,  häntöu  handel ),  frtsandln  (stadt- 
spr.  fykindln)  verunstalten  (zu  \sclmiide'),  sindl  m.  schale,  rinde 
(zu  schmdtn),  auch  schiiidel  tyCtudula]  letzteres  beisst  in 
der  starltspr.  ^nitl),  uundr  wunder  {hea.  liäufig  in  zusauuüen- 
setzuii<ieü  [wie  wundr-seltn,  -limy  -khlpr  u.s.  w.  wunderseilen, 
•lieb,  -klar),  plundr  habseligkeiten,  plunder  (dazu  plindrtt  über- 
siedeln), psundr  besonder,  hundrt  hundert,  l^ndr9§  ländlich, 
UßitSlmdr  Dentschländer,  wQnärv  wandern,  friwendr  Verschwen- 
der (dag.  äwentr  roder),  sindr  sQnder,  sindiv  sündigen,  käimdr 
Ständer,  pSiende  beständig,  Standet  stftnde  (dag.  Stanirk  Ständ- 
chen), dnismdiw  entzflndung,  n^at-,  aus-,  mnwmde  not-,  ans-, 
inwendig,  aned^xtsh  einundachtzig,  umadum  umundnm  (hOfisch 
nimtüm).  —  Neben  kluimtnr  (Kärntner)  hört  man  zuweilen 
auch  Jcharnr  mit  Schwund  des  vorauszusetzenden  (/  (vgl.  mini. 
Kärndencsre,  Kärndcrre).  —  In  iruid^s  windisch,  düifte  das  d 
woi  auf  *p  zurückgehen  (vgl.  ahd.  If'm/^/a  pl.). 

2)  nt  haben  alle  übrigen  falle:  plintr  blinder,  plinte 
büüde,  ksintr  gesünder.  Isint^ste  gesündeste,  l^hntr  lachend, 
rmmtr  reissend,  ^ir  ehe  (analogiebiidung  nach  erstarrten  par- 
ticipialformen  auf  -r  oder  secundärer  comparativ);i>et2fr  bänder, 
Imir  länder,  prentr  brände;  pmir  binder,  iintr  sdunder;  hantle 
händchen,  hintle  hOndchen;  wanUn  'wändein*,  in  die  wand 
k^eln,  tsmün  'zflndehi',  mit  feuer  spielen,  gppnmür  'abbränd- 
1er*,  ein  durch  brand  geschädigter,  pran^le  'brandvogel',  rot- 
kelchen;  hantlip  handhabe  beim  pflüg;  /»awfc  bitter  (ahd.  hanta^; 
dazu  hani  in.,  hauht  f.  bitterkeit,  groll),  yrantc  verdriesslich 
(grant  m.  uiiwüle.  vgl.  BWb.  1, 10U3),  «pw^^** sandig,  «7im/«' windig, 
frceintla  freundlich,  iantla  schändlich,  .sauU  yit.)t  mit  schwach 
entWK  kell  t  m  liinterteil  (Icntn),  pmli»  bändigen.  Ferner  uritr 
unter,  /liw^^  hinter  (zurück),  twt/wfr  munter,  w^mfr  winter.  tsuntr 
Zunder;  fremd  Wörter:  mgntl  mantel,  kuntr  etwas  böswilliges 
(mhd.  hindcr\  lantrle  Wandschrank  (vgl.  §  117,  l,a).  Vgl  noch 
iwinil  Schwindel,  taumel,  dag.  iwindl  betrug. 


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MÜNDABT  TON  VESSEQQ, 


129 


Die  grase  maase  der  beispiele  mit  nt  scheint  wol  d«fflr 
zo  sprechen,  dass  wir  tU  im  allgemeinen  als  die  laatgesetzliche 
entsprechimg  des  germ.  nd  in  unserer  ma.  zn  betrachten  haben. 
Es  ist  indes  m  beachten,  dass  die  ftberwiegende  mehrzahl  der 

ftlle  mit  nd  an  und  für  sich  oder  wen  intens  der  bedeutung 
luu  h  isoliert  ist,  während  den  mit  )i!  fast  aiisnalimslos  aus- 
l.iuu  nde  formen  oder  formen  auf  -Htr/  zur  seite  stehen.  Es 
"ivürde  daher  nahe  liegen  anzunehmen,  die  fortis  sei  von  diesen 
auf  die  inlautenden  formen  überti'agen  worden.  Wie  kommt 
es  aber.  da.^s  dieselbe  Verallgemeinerung  sich  nicht  auch  bei 
nd  aus  *np  vollzogen  hat?  (vgl.  dazu  den  folgenden  paragi.). 
Andererseits  ist  es  wider  kaum  möglich,  das  d  in  allen  fällen 
aof  fremden  einfluss  zurückzuführen.  Wir  werden  wol  damit 
reclmen  müssen,  dass  ahd.  fU  sich  wenigstens  facnltativ  zu  nd 
entwickeln  konnte,  znmal  vor  r  nnd  l  tcintr,  munter  haben 
onprOngliche  geminata.  Aach  für  tsuntr  (ygl  ahd.  jmntra\ 
wUr,  hitUr  könnte  man  sie  erentnell  annehmen.  Bei  den  beiden 
letzteren  könnte  sie  sich  in  den  flectierten  nnd  abgeleiteten 
formen  entwickelt  haben.  0 

§  105.  Germ,  p, 

1)  t>  d.  Anlautend:  der  der,  drai  drei,  d^^kx  dank, 
drum  tnunm,  stftck,  di»  ding,  din  dflnn,  dränsn  drehen,  dremhl 
stück  holz  (ahd.  drmff^  —  In-  nnd  auslautend:  bohle, 
laden,  i^n  schaden,  fOdr  nieder,  fu9dr  fnder,  mpdr  mfthder, 

södr  Schotter  (vgl.  Schatz  §  69,  anm.),  itpdl  stadel,  fl^dn  fladen, 
odl  edel,  Smüdln  herumschmieren,  beschnuitzen  (zu  'schmutz*, 
WZ.  *smüp-;  dazu  ksnmudhx  unreinliche  Speiseüberreste),  flödr 
fiiigel  eiues  mühlrads  (vgl.  mhd.  vloder  gerinne),  (^ndr  ander; 
vgl.  auch  voll  tinnen  {wAxA..  phindec  neben  pßnnec),  winde 

wütend,  toll  (mhd.  windcc  neben  winnec);  —  liad  lied,  ppd  bad, 
rad,  k^c^id  gescheit  (mhd.  gesch%de\  schäd  scheide,  igd  n. 
lade,  tfud  tod  (aber  tgat  tot)  u.s.w. 

2)  p>  i.  Wortanlautendes  t  erscheint  für  zn  erwarten- 
des  d  in  tifxt  docht,  i^flmi  ton,  iausnt  tausend,  tantä  deutsch, 
igndr  donner,  kinkhn  tunken,  irmiwa  traube  (sftmmtliche  schon 
mhd.  mit  0;       distel,  t(iasn  tosen  getttse),  tarn  pL 

>)  Nebeu  dem  hlnligai  ortnuuiien  hgrt  Hart  (wald)  steht  anfliUlAiidef 
kardökx  Hardegg. 

P<img<  nr  fCtckklM«  der  dcuudbea  «prache.  XXVIU.  ^ 


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130 


LE6BIAK. 


nadelholzzweige  (mhd.dehsen;  dag.  godaJcs  n.  dickiclit.  gestrüpp), 
terfn  dürfen,  täse  fügsam,  nihig  (mhd.  dcesec;  hieher  gehört 
auch  das  etymologisch  dunkle  fristn  holzschicht,  etc;  die  mehr- 
zahl  der  übrigen  ma.  hat  d  im  anlaiit.  virl.  KWh.  s.  71.  BWb. 
1,676).  Fremdwörter:  iuts  abgäbe  {it.  äajsio),  iäurv  dauern 
(durare),  tuufa  daube,  tgxü  dachtel,  töhant  dechant,  tixin 
^dichten',  ausdenken,  tösn  dose,  topplt  doppelt,  tutstit  datzend, 
tadln  dudeln,  (iüdls^kx  dttdelsack),  Whnt  lederbett  (dech. 
du<!hm)f  tfilM  pL  eine  speise  (art  grütze,  teclt  vdolek;  vgl. 
BWb.  1, 505),  t9j(hpin  (neben  ^kkptu)  didcaten,  tiSp^Ur»  dis- 
putieren, ti&B9rifi9  discnrieren,  temUfr  desertenr. 

Dagegen  dQleJcht  dialekt,  dikhHrv  dictieren;  äat9m  (datum) 
datum,  dekha  deka,  dcisümr  december,  dokhtr  doctor,  di?mant 
diamant,  druisln  eine  weiche  masse  hin  und  herrollen,  ihr  eine 
WUi'stälinliche  gestalt  geben  (it.  drnzzolare,  Körting  uo.  9020), 
düniel  Daniel,  u.a.  Die  Ortsnamen  wind,  herkimft  haben  ihr 
anlautendes  d  in  der  regel  bewahrt:  dcjbx  Dellach,  d^awr 
Debar,  dsl^antse  Dolientschig,  u,  s.  w.  Doch  vgl.  tösliv  Tösch- 
ling  (wind.  domtU),  trpg  Drau,  tpntsjx  Damtschach  (wind. 
ägmaüajfo),  töimx  Döbriach  (*dobr^ax).  Wenn  vir  die  er- 
klftrcmg  von  Behaghel  und  Schatz  (Imst^  ma.  s.  90)  fOr  unsere 
ma.  brauchbar  machen  wollen,  so  mOssen  wir  annehmen,  dass 
auch  hier  einmal  das  gesetz  von  der  satzanlautenden  fortis 
gegolten  habe. 

Fortis  t'i'sclieint  ferner  im  auslaut  nach  sonorconsonanten 
und  in  der  Stellung  /wischen  n  -f  n:  §uU  schuld  —  sukie 
schuldig  (der  pl.  sultn  neben  ^uldn  ist  analogisch):  icilf  wild 
—  ui'Idc  wikb',  (joU  gold  —  gülden  golden,  frgoldn  vergolden; 
püt  bild  —  pddr  bilder  {auspildn  ausbilden);  rint  rind  —  pL 
rtftdr;  hhint  kind  —  pl.  khindr;  tsgnt  zahn  (aM,£a$id)  — 
tsandle  zähnlein;  kiwint  geschwind  —  kswindr  geschwinder; 
frkhifUn  verkünden  —  frkhindi»  verkündigen;  fimi  fand,  finM 
finden  —  finde  findig,  findWant  flndelkind;  Imin  mehl  rOsten 
(der  äierts  wird  glunin),  zu  hnt  bez.  hnda  'linde*,  ungesalzen; 
wert  wert  wert  adj.  (nur  prädicativ);  hert  herd;  furi  fort; 
g9purt  geburt  —  g9pirde  gebürtig  (vgl.  got.  gahaur])s).  Vgl. 
auch  sceit  (ahd.  sid\  dagegen  drsidr,  drsmdr  seither,  ^^*ir 
haben  es  hier  wie  etwa  bei  wökx  weg,  mit  einei  erstanten 
auslautätuim  zu  tuu). 


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MUNDART  VOM  PEENEGO. 


131 


AttVL  fMU  g«dnM  (tbd.  40,  dasn  g9d¥ldn  gedulden,  g9äMi  g»> 
dflJdjgy  Ift  lielMr  entleliiit  Bbeoio  wird  gM-  gelder,  der  pL  sa  gdi  (ahd. 
fttX  Mhiiftdentediem  einflua  nuniehreibeii  Min.  Anflillend  ist  der  weeheel 

TOD  (  und  d  in  fcn't  Veit  —  s^vkx  fctidr  StVeiter»  faiidl  (eig.  dem.  zu 
Veit,  abtt  in  der  bedeutang  'schlechtes  taschenmeeeer';  Tgl. BWb.  1, 692). 

Zu  lortb  wird  die  leiuB  schliesslich  im  anslant  schwach- 
toniger  albeii:  hemd,  mifn9t  monat  {ahä.män6ä,  vgl  zarz. 
m^tmade).  Das  <  ist  hier  fest  geworden:  pl.  hemir,  mpnatr. 
Hierher  geh^hren  auch  die  höfschen  knrzfomieii  auf  -»t  neben 

altem  -Ä?a,  s.  §  82.  Vgl.  ferner  die  Ortsnamen  pu^grat  Pur- 
grad (wind.  jnl)hi  ad)f  pregrat  Prägrad  {wuid.  pr6hrad)^) 

3j  uescliwunden  ist  *^  nach  r  in  pürv  bürde,  Cnj  erde, 

(merkwürdig  eri'öjifl  erdapfel,  kartoffel),  u  trw  werden  (in  allen 

formen:  i  wer  ich  werde,  toikrdt  'wüi-de-te',  worv  ge- worden). 

VgL  auch  das  lehnwort  ^min  Ordnung,  {grntla  ordentlich). 

Nach  l  in  flßa,  fgln  falte  (*J>  wie  in  got  faipan\  pvhstr  in 

Müde,  eig.  gen.  zn  pglt  bald  (zu  -ir  ygL  §  143,  anm.).  Nach 

m  in  firm  fremd.  Der  Schwund  kam  ursprflnglich  wol  nur  den 

hdantenden  formen  zn,  von  diesen  scheint  er  auch  auf  den 

aoslaat  übertragen  worden  zu  sein. 

Aam.  In  ftUen,  wo  das  r  ?or  d  dizdb  distimUation  beseitigt  wnide, 
irt  das  d  geUieben.  Die  beiepiele  e.  §  83,  a. 

Anlautendes  ist  zu  tsw  geworden:  tsxverx-  zwerch-, 
tsuiugu  zwingen.  Zu  wühl  (alid.  dwehila)  vgl.  34.  Ebenso 
dw:  fsicergl  zwerg.  Slow,  du  erscheint  als  isw  in  tM-^risn 
Tbch Warzen  (ortsn.,  *dj^rtse  iioflein). 

§  106.   Germ,  s  (ss). 

1)  s>  8:  smi  sie,  s^t  satt^  «agen,  sfi  saal;  —  m» 
eisen,  rasn  reisen,  Icsisa  leise,  grausn  grausen,  Itii^a  linse,  friam 
frieren,  frlmn  verlieren,  lösn  losen,  horchen,  wpsn  wasen,  rasen; 
—  gr^si^nB,  Imslm^  mism^  gi^ns  gans,  hgla  hals;  —  8$>a: 
mös  messe,  gwis  gewiss,  res  ross^  khrös  kresse,  püsn,  püsln 
*bu88en*,  kttesen,  mösin  messing. 

2)  s  >  ä:  &)  anlautend  vor  consonanten:  sliasn  schliessen, 


*)  Das  a  scheint  hier  uicht  durch  ahschw&chung  aus  *g  eutstandeu 
n  Mia,  «•  wild  yiebnelir  anJaitt  vorliegen.  Die  wind.  Ortsnamen  sbd  in 
dsr  isgel  in  der  loeattTfoim  ttbenommen  worden.  Whid.  loe.  « pre-, 
pmkrüde,  *pfS(i-,  podgrtlii» 

9* 


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132 


LE88IAK 


§  106 


imfi  schmal,  inaid  t  Bchiieidey  mot^  äwQgr  Schwager^  stög  sieg, 
ippi  8pät^  .<krnui8  HL  düt«  (it  scamufMo),  Skap9Ur  scapnlier. 

b)  Inlautend  in  der  Verbindung  sp  und  sk:  Mpr»  lispeln, 
lhno§pa  knospe,  ht^spl  haspel,  raspln  raspeln,  Ihri^ppu  die  wasche 
beim  auÄ.i>ch\\  «'minen  auf  steine  schlagen  (zu  mhd.  Iri.y  >  n  kräu- 
seln?), tcispam  heubauui  (mhd.  tcishourn).  rrif>pl-}>f  re^]  t  t,  eU- 
pbtstrn  expiicieren^  IhgUperg  Kal.sberg  (  Kalbsberg,  urk, 
Chalbcrsherg),  drörflspcrg  Drageisberg,  it\ihlspcr>j  Techeisberg 
(s  <  s  <  ts,  wind.  tMUsa)^  praunsperg  Braunsberg;  —  mtiski 
muskel,  krxäkl  (s.  §  31,  a),  pi^kötn  biscuit  {}Lb%8coUo,  TgLKloge^ 
Wb.  unter  hiskuU),  mishJanis  misculanz. 

Vor  t  dagegen  erschemt  inlaatend  s:  l^i  laat»  gktstn  ge- 
lösten, hu9stn  hnsten,  r^tn  rasten.  Nnr  wenn  in  folge  der 
sUbentrennnng  inL  «<  in  den  anUnt  einer  hanpttonigen  oder 
mit  starkem  nebenton  versehenen  sUbe  zu  stehen  konunty  wird 
es  zn  ii:  ltka§lraun  kastrann  (kha-itraun),  khriätdf  Christoph 
(dag.  khrisü  Christian),  mStr^ian  monstranze;  —  rtHratsi^  re- 
stauration  (restaurant),  hhgnstantinopl  Konstantinopel  (dagegen 
hln  istna\i\)'S,\\^T%iiy  jiistoln  pistole,  pcLs/ä// basLard,  dodi  uistjdnt 
iuhlitut,  I «*7ram<?«/ instrument);')  —  ^fPfw^fo^/Leinsdui  l  \l(Pin- 
stf>rf\  ?w^/s/(>r/' Ingelsdoi'f,  f)rM//6V<v7  BrietelMlnrf.  pödnstijyf 
Bodeiisdorf.  r()hinsti^rf  \\i\\m\s([ovi.  Fremdwörter  Mud  mani^tra, 
malcsira  etwas  breiartiges,  mischmasch  (iL minestra),  woäte'ioipel 
(eig.  'Sebastian',  wind,  böstii). 

c)  Nach  r:  pfiriix  pfirsich,  ferSa  ferse^  Atri  hirse  (gleich* 
lautend  mit  hiri  hirsch,  mit  orspr.  rt),  firH  fOrst,  eril  ersti 
durü  dnrsty  geriin  gerste,  Apr^  harsch,  gefrorene*  Schnee  (zn 
mhd.  horsten  hart  werden),  (mdrft  änderst^  kintria  zurück  (mhd. 
hinder  sich),  iwria  anfw&rts,  drüber  hin  (mhd.  über  sich),  urSa, 
urM  Ursula. 

Dagegen  nicht  in  der  flexion:  an  {mdrs  ein  anderes,  tvys 
psundrs  was  besonderes,  tsuntrst,  tsöwrsi  zu  unterst,  zu  oberst, 
({frst  fährst,  vgl  auch  frlurst  verlost,  hfrurst  das  geMeren, 

Die  Stadtsprache  hat  einerseits  initanis,  ttiitrukhtr,  iniU'nkht,  kJy^H- 
MoNi,  k}iQtfHmi9m,  reMMstjpn»  <ttitan(9,  tvblia/iU$,  auguitin,  andererseits 
tuttUmt,  tRMMSffVMt,  potUfm,  l^aHritm,  »itU^m,  j^usM»,  prointatii,  ab' 
tlrM$,  a&sfmenetlr»  IA4uiroln  (ktitral,  fauBerole)»  Dttims  geht  horor, 
das.«!  bei  Jflogeren  lat.  fremd wSrten  dii  Ii  im  •llgiWMiytwi*  «of  den  aaUvt 
des  stammwoftee  beeohrttnkt  ist 


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1107.106 


MDÜDA&T  VON  PERNEGa. 


133 


frostbeiilr.  mit  secimdärem  r  nach  anal^^ie  der  veibalformen. 
fenl  ?er^  lai  tremdwort  Zu  mesr  möräer,  s.  §  114. 

§  107.  s  aus  germ.  sk  iL  a. 

Germ,  sk  >  ^{)hm  schaben,  Srokx  schrecken,  tl^  tisch, 
fHä  frisch,  asche,  flQsn  flasche,  insn  \nschen  (dazu  dn^^iän, 
dnMn  erwischeD),  drioil  drossel  (vgl.  ahd.  drdsea),  fioin  flösse, 
llfkgel  (TgLBWb.1,798;  zu  BM^penmlaa,  /to$<w»,A]id.gL 1,347,46, 
fkumn  2,302,69,  wenn  hier  dem  se  g^genflber  dem  gd&ufigen 
a  der  glosse  eine  bedentung  zukommt). 

Während  sich  hs  sonst  regelmäSijig  zu  ks  entwickelte  (vgl. 
§  118. 2>,  ist  es  in  folgenden  fällen  wol  durch  metathese  über 
sk  zu  Ä  geworden:  Iwi.sit  Iriichse  (iiihd.  Uaiise  vgl.  Kluge,  Wb. 
nnter  kuclise),  Kä§  wacker,  scharf  (a  wäsr  ments  ein  tüchtiger, 
schneidiger  mensch;  in  anderen  ma,  kommt  auch  waks  vor.  vgl. 
KWb.  s.  248;  es  entspricht  mhd.  uaA^,  wehse  zu  'wachsen',») 
das  frflbzeitig  mit  wass,  wesse  zu  'wetzen*  vermischt  worden 
zu  sein  scheint  Vgl.  dazu  den  Ortsnamen  ma.  wampefg 
Waehsenberg,  ark.  Wessenbereh),  draälpi^  (ortsn.)  DrascheU 
bach  (nrk.  Drehn^xiek), 

ürspr.  stj  wurde  miin  rceiin  reuse  (*rüsjön';  s.  Kluge,  Wb. 

unter  reuse ,  Schatz  s.  108).  Dazu  vgl.  bei  Iü*ai>snig  s.  27  giä 
wolkenbruch  (mhd.  güssc  tdi  *gus[slja), 

§  108.  t.s. 

In  diesem  ziuiammenhange  will  ich  auch  die  oft  schwer 
deutbaren  fälle  anführen,  in  welchen  die  affricata  ti  erscheint. 

1)  Anlautendes  ti  haben  Uapf  schöpf,  dachvorspmng,  täippl 
büsdtel  (vgl.  dag.  nS.  Sippl),  tS^ln  bei  den  haaren  packen, 
zapf en,  stdpsel  (vglmhd..8eAop),  ^«pm  niedergeschlagen, 
kränklich  sein,  tiaup9t  mit  winrem  haar,  kränklich  aussehend 
(vgl  EWb.  Uchaup  dichter  bftechel  von  haaren,  federn),  Uaitm 
sicfa  vor  lachen  schfktteln,  U^Ura  bauchige  schnapsflasche,'  tMaile 
kleines  kind,  tsödra,  tsedra  kleine  hölzerne  tabakspfeife  mit  nie- 
derem bauchigem  köpf  und  engem  röhrchen,  auch  verächtlich  für 
'mund',  i^oär  wiires  haar,  iäoppl  tölpel,  ts^b  n  prai>seln,  brodeln, 

>)  Nach  Siefen  ist  wamsen  eine  -<A;o-ableitiing  ta  toacKen,  gnmdf. 
^'waksko-.  Die  bedentung  'waeker*  wtlide  wol  dein  ttmunen. 


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1S4 


9  106 


tiVrri7«  tumieliL  iSTiu\  istmh^'.  ft-m.  t<affla  dämme  j'fr>j'i!,  ^<iukln 
liiün^liid  rinbarelieiL  tÄi^ini  klirreii  (^zii*sthelle"  i,  istppra  rasseln 
^BWk  2. 364  »Ad<m,  ssch^eppem  i.  ikAprv  schallen,  klappern  {za 
Büid.  scJt.iP.'Tn  Iaoi  äcfadkad«'),  Iftiirfr»  küngen,  klirren  (interj. 
tOm-tsini.  t^rfm  kkp|ieni  fron  schlecht  angebrachten  schallen), 
(fcy^tdaecktcri^lh  iBWk2.4d4#dber^X  Uandrv,  frtkmdrw 

mA  dsTfw  ■afhfi,  iMj^  ti^jir  tSIpd,  lireirya  selittlw  (interj. 
liräi'.  van  etwas  Imnmtar&Dt  ud  Mrinkht,  vgL  «ach  wind. 
l&T'j'wa  »elMtlieX  iü^rm  «idi  langsaai  iMraabewegen,  Mre;  ts^re, 
foL       UffMdie  pmoB,  timpa  ^ahra  (ia  denelbeB  bedaitang 

i'^myra.  vpL  BWb.  2.  42^*  ^kumwteh  schumpel,  mhd.  schutnpfe 
biiiutiin.  Kluge,  W  <'.  u.i:iri  iüampf  u  iiofittl  rockzi^jitl,  etwas 
weg^telircdes  iBWT).  2. '»18  seMafittirh  für  ^schhmpttich). 

In  euiirliirii  lallrii  wird  ^^ich  da>  r  wul  duieli  saiidlii  er- 
klärey^.  z.  b.  iu  ^J  >  i'u -r-f.^rWrw.  oder  i-Sumpra  die  > 

/j>'Min/>rci.  Zum  teil  >ind  e*  lauimalt-nde  bildungen.  Auffallend 
i«t  es»  daiis  eine  ganze  Wortsippe  mit  ts  anlautet  Die  ersten 
fünf  bei<:piele  geboren  jedesfalls  ein  und  derselben  wurzel  an. 
Die  folgenden  beispiele  Ton  Üutiru  bis  einschliesslich  tswerUm 
mi  inaafeni  bemerkensw»!,  als  sie  dne  anfOUige  berfthniDg 
mit  Wörtern  seigen,  die  oiit  ik  bez.  kw  anlaatea.  Neben  auOrm 
steht  khtärw  'sich  den  banch  yoU  lachen'  (Schmeller  hat  d^ 
aeben  hidsm,  aoeh  in  der  bedentang  ^baaschen*).  Ich  habe 
dieses  oben  §  98  zn  got  qitia  gestellt,  welches  nrspr.  wol 
'Schlund',  Öffnung  überhaapt'  bezeichnet  haben  wird.  In  der 
l)edeutung  'innerer  leil  des  Schlundes'  begegnet  es  im  eng- 
lischen: lie.  c,(d,  quid  ag^j,  cudu,  Vgl.  Kluge,  \Vb.*  unter  köder; 
air.  bei  <  iadog.  (fttlo-  heisst  'miind.  lippe'  (Streitberg,  Ur- 
germ.  gr.  §  125,  4,  a):  dazu  gol.  qtpan  'den  mund  aiiftim\ 
sprechen;  v^l  auch  nhd.  maulen.^}  t^ödra  mund  (KWb.  s.  215 
tscheadrweit  ganz  offen j  und  tsuttra  bauchige  flasche,^) 
würden  der  bedeutung  nach  wol  dazu  stimmen.  Auch  tiidiU 
liesse  sich  damit  vereinigen.  Zur  bedentnngsentwicklnng  vgl 

*>  Dazu  sind  jedenfalls  zn  stellen  ahd.  quiti  vulva,  quoden  femina: 
nhd  ^*or/<"r  unferkinn.  kmpf.  lufffh^  answoitlen.  fufhitcn  riilvn.  Sehr  wahr- 
Hcheinlich  gehört  auch  kot,  ahfl.  fpint  •excromenta'  hierher.  Ma.  khiciän 
•chamleiste,  leude,  Hiebt  der  bedentang  vnlva'  recht  nahe. 

*)  Doch  Tgl.  bIow.  ^Uaro,  iotam  (wind.  (Mira)  MdÜMohe. 


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MUNDART  VON  rtlüNEGO. 


ma.  w^mpm  (mhd.  wamhe)  bauch,  veriUditL  kind.  Ha.  IMr 
entspricht  im  slowemschen  entlehntes  k&der,  dazn  scUes.  hideim 

verworrene  haare  (eig.  gt^därme?).  Neben  O^p/'l  stf'ht  h«. lischt 
khtc^ppl.  Als  entsprefhnngr  zu  nn.«r!vm  tstcerUn,  Uottn  hat 
das  DAAT>.  7  "  /  /' //^ '/ /ft>  ».  Zu  ts(tnp  vgl.  nhd.  kauitt  fedei  - 
büiichel  i  KliiL'r'  üiiiei  köpf  ).  Ks  läge  aucli  nahe.  Ihopf  koi>t 
und  fcöp/  schöpf,  oberes  ende  (auch  kopt  b.  i  zusammen- 
zusteUen,  wenn  jenes  nicht  lehiiwort  wäre.  Sollte  dem  ti{w) 
ein  indog.  sg'  zu  gründe  liegen  oder  amd  dies  (was  mich  wenig 
wahrschdnlich  dünkt)  nur  anif&Uige  berühmngeD?  Vgl  übri- 
gens anch  den  Wechsel  yon  iw  —  kw  {swdde  ^  quMe). 

In  fremdwöriieni  erscheint  anlantendes  U  für  fremdes  9,  is 
vor  consonanten  nnd  (v),  ti,  z.b.  Umerkl  schmntz  (wind.  smrU 
rotz),  Üm^aka  weiche,  halbgedrückte  bime  (wind.tem^A'M^<  weiche 
masse.  kot.  isöia  häher  (wind.^Vi),  fAent^  langweilig  schwätzen 
(it,  cianciare  schwätzen,  schei^zen),  u.  a.  m. 

2)  In-  und  auslautend  ts.  Nach  A\  üiielers  regel  ilWitr. 
14,  455  U.)  aus  guttural  +  /v  (durch  uni.sielhinir  >  >  tsk 
bez.  ts)  lässt  sich  fs  erklären  in  rutsn  ruii»chen  (^^^  ^ruckezzm), 
raUn  plaudern  (zu  ahd.  raskezzan,  vgl  auch  nia.  regln  schwä- 
tzen), tatMn  mit  der  flachen  hand  widerholt  sanft  schlagen, 
tetän  ohrfeige,  iets  m.  beschädigung  (vgl.  ohtakkln  prügeln,  iattx 
interj.  des  Schlages,  bes.  einer  ohrfeige;  KWb.&49  ^pcA»  knallen), 
fraiHu  hftnfig  fragen  (mdst  außfratiln  neugierige  fragen  «teilen), 
graün  knirschen  (vgl  nuagrag^  nnsshäher,  KWb.  s.  120  graggem 
ein  geschrei  erheben),  grantH  knistern,  knirschen  (KWh.  s.  121 
grgngge  dürrer  ast),  haün  knieweich  einhergehen  Chtekesm, 
d.i.  mit  hakenföimig  gekriiinuiten  fiis.>t'n  gehen),  ha f sin  hätscheln, 
zärteln  (zu  'hegen'),  turtsn  zusammenstossen  (zu  iiilid.  turr. 
schwaukende  beweguug),  icatsa  maiilschelle  (zu  mhd.  ^r'nj< 
Hia.  ic^kkln  wackeln),  poUe  saubär  (BWb.  1,312,  hoischl  bock, 
Schweiz,  hotsch  widder,  zu  mhd.  bockezen),  pQti  flacltsklopfer, 
filzscbuh,  pptö  interj.  des  klatschens,  plumpsens.  potsn  kiat<chen 
(vgL  KWb.  j?^^  loiicken,  zerdrücken),  pritm  hölzerne  schlaf- 
stfttte,  sehmatziges  wasser,  priii  tdlpel,  priUn,  pritMn  plätschern 
(za  mhd.  hruge,  vlhiLprügd),  fliü»  an^gehissenes  mädel  (zn  fiuggn, 
SL  KWb.  s,  99),  le(i9t  kniewdch,  schlotternd  (ygL  lamlfkk^t  weich 
wie  Idim),  MUin  schaukeln  (*hMkegm,  eig.  sich  durch  auf-  nnd 
niederhodLsn  in  bewegong  versetzen),  pfitüm  eine  schnelle  be- 


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136 


TiTCSRIAK 


wegung  machen  (iiiterj.  faU^  pfuU\  in  derselben  bedeutung 
pftMdfsn,  fulchotsn  (auch  'kichern';  dazu  pfiU  ein  unkraut, 
ftsdU  lilechtes  mädchen,  fiisepfa'il  pfeil),  pgnUn  pantschen 
(zu  dem  ma.  weit  verbreiteten  stamme  pank-,  pjoik-  stossen, 
schlagen,  krachen  lassen;  die  bedeiitune-sentwickhuig  wäre  dann 
wie  bei  pritsln,  das  auch  die  bedeutung  'durcheinandergiessen' 
hat),  wanfs  stattlich,  beleibt  (KWb.  s.  250  aufgedunsen;  wol  zu 
'wange').  Der  gattorai  hat  sich  noch  erhalten  in  pfnatsht 
liehen  pftuUin  niesen  (zu  ahd.  fnascajssen)^  putän,  dem.  piiSMt 
kleines  banchiges  fässchen  (zu  'biegen*;  doch  ygl.  anch  §  85, 2), 
mmtShh  dem.  zn  mauhalU  Stachelbeere,  lans  (s.  §  85, 3;  za  mhd. 
inßuskm  yerstecken). 

In  anderen  fällen  ist  die  erklärung  unsicher,  plotsa  grosses, 
breites  pflanzeublatt  (vgl.  Kauf f mann  §  153, 4,  c),  pflotsat  auf- 
gedunsen, aufgetrieben,  hiisn  mädel  (meist  verächtlich.  Im 
Lesachtal  ist  giise  die  gewöhnliche  bezeichnung  für  mädel, 
vgl.  DWb.  5,  869.  Schweiz,  id.  2,  578),  frkiim  yerschacheni, 
hatäapati  hagebutte  (stadtspr.  hetiapetiX  i^Ua  kotfiaden,  un- 
reine wnnde,  flacher  runder  hnt  (zu  mhd.  terfedbe  kleiner 
Schild?  TgL  BWb.  1,539  ddrkeln  schmi^renX  pfi^tin  schlecht 
knallen,  platzen,  tiuriin  m.  maiskolben,  fmchtzapfen  der  wald- 
bäume, flentin  läppen,  wunde,  Terb.  weinen  (vgl.  mhd.  vUmg, 
vlansch,  KWb.  s.  97  ftonJce  grosses  stück  von  einem  dinge), 
trgni6  m.  weinerliche  person  (feni.  iy{aH(6a  mit  ts)j  tr^anim 
weinen,  sich  besudeln  (vgl.  trinsn  speichel  rinnen  lassen), 
prontm  neben  prantsa  was  sich  beim  anbrennen  der  speise  in 
der  pfanne  ansetzt,  mais  matt  (BWT).  1, 1Ü99).  —  Fremd w(>rtt^r 
sind  faisn  windel  (it.  fasda),  kut^n  kutsche,  muisk9t  muskat, 
mgtsne  brei,  gemengsei  (wind.  mQtinak  mehlbrei,  sterz^  feUiispe 
velociped  u.  a. 

Ueber  -ti  als  deminutivsnfilz  vgl.  §  85, 3. 

Entsprechungen  fremder  s-  und  /-laute, 

§  109.  Behandlung  wind.  Zischlaute. 

1)  Wind,  s:  a)  anlautend  $>  ta:  isauhn  Zäuchen  (stätdi, 
iswaind^f  Zwattendorf  (zu  su^t  heilig),  tswanmts  Zweinitz 

{*fiim%itsa).  Zum  bX.  sedlo  (siedelung)  gehören  fe^i/ne  Zedelnig 
(^iiauMi.,  wind,  sedhi^k)^   tscdUtsdgif  Zedlitzdorf,   femer  die 


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MUNDART  TOH  P£BMBGO. 


137 


schriftnanien  Zedl,  Zelsach,  Zeltschach  (vürk.Zedelsach).  —  Ztnuln, 
Zlnpp,  Zlaii,  Zlatting  beruhen  auf  slow.  *smolno,  *shp,  *.v/«nö, 
*>h((iiia.  Vgl.  auch  die  namen  der  beiden  Sprachinseln  t6äre 
Zarz  (slow.  *s<^ä)f  tsüre  Zahre  (iu  bez.  furlanisch  Sauris).^) 

Anm.  Ortsnamen  in  wind,  gegend  bOden  snm  teil  eine  amnalime, 
jgl  SekSm  (wind.  t9t^m;  ygh  ilow.  tekira  azt). 

b)  Inlauteiid  s>  s  (^$s):  ss9x  Ossiach  (wind. loc  ^aiax), 
Iii  vrlnmdeii  wird  vom  9. — 14.  jh.  in  der  regel  zz,  z  (sz)  daütar 
geschrieben,  nur  für  slow,  st  ersclieiut  häufig  sl;  z.  b.  Osze- 
uach,  Ozziach,  Oziach  (vom  beginn  des  15. jh.  an  regelmässig 
Ossiach),  Wztrü(c),  Fiustri::  (nia.  fmstrdts  Feistritz,  *byairUsa)\ 
Oztema,  Osterwiz  (Osler witz,  ""oslrouUsa). 

2)  Wind,  s  sowol  an-  als  inlautend  >  sauntdn  (slow. 
turnet f\  vgl.  §  68),  j)rä«e  Praschig  {*prasilc€)j  firc/Ä-n  Tschröschen 
(zu  slow,  ireinja  kirsche,  nrk.  Cherghatm),  Nur  in  der  yer- 
bindnng  it  ist  S  za  s  geworden:  gpsarest  Gassarest  (*koMariite, 
nrk.  Cosarisi),  grüdes  Grades  (mit  abfall  des  I  ffir  *gradiSt£, 
u*L  Graämüt,  Gradesfy   Vgl  dazu  nbd.  hatum  aus  mhd. 

3)  Wind,  z  >  s,  anlautend  vor  <  ons.  >  s:  fr^sn  fressen 
{%reza\     Laas  (wiud. i<Äjc)  U.S.W.;  su  i^tmm  JSchwanein  (wind, 

4)  Wind.  z>  s  (anl.  vor  cons.  >  i):  sitte  Sittich  (wind. 
£9t9täS)f  aim9ts  Simitz  (wind.  zir9nisd),  safmts  Saifnitz  (wind. 
i^tse\  «tfli»ft(jSelprit8ch  (wind.ii^ra/^e)y  mppnäQiAvm^  wind. 

drlüiw  Drasing  (wind,  drail«),  paam^ts  Pnsamitz 
{*poiam^s<i^  r^fsokx  Rosegg  (wind.  rpü^X  (bansn.,  wind, 
i/of);  vgl.  noch  Zedra$  (^rinä,  sodraiauä).  Mies  (wind.  iMifo). 

Anm.  JQngrere  denteche  formen  Ton  orUmamen  in  wind,  gegend 
bAbeu  zuweilen  d  für  blow.  i, 

§  110.  Dentscbe  s-  und  i?-laute  im  windischen. 

1)  Mhd.  1"  (aus  *t)  ist  durchweg  durch  s  vertreten:  basaü 
fassen^  po-bllsats  befleissen,  pu98a  bnsse,  iösdh  essig,  häsa  gasse, 
hrü3s  grwBf  hH»8  grieSy  ampds  ambos^  flofis,  pös'misd  besser 
(mit  slow.  comparatiTSiiffix),  äU9sa  scUiesse,  pdiaU»  beissen. 


0  FcfDer  ZuMc^  Zerhtt  in  MitteldeiitMlilaiid. 


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138 


LBSaiAK 


tixiisntj  i'eissen,  ßs(  (ma.  ßd)  fässchen.  Die  letzten  yier  bei- 
spiele  sind  sicher  juiij^e  entlehnnn^en. 

2)  Wild,  s:  a)  iu  iiniffebiinj^  von  soiiui  t  n  >  f:  niiaib 
sinnen,  ii^ii- sicher,  zemua  >enimel,  iehlAi  {mni.  acxtn)  laugwäsche, 
zida  seide,  ihut  krieg  (mhd.  solt  sold).  iduha  salbe,  iuäk  schlag, 
sudhta  verwantschaft  (mhd.«2a7</«),  iixc/x  geschmack  (mhd.6^iiiadt), 
imauts  schmäh,  iMbon  'schnabel\  lippe,  hiHä^öh  schnittlaucli, 
iut^a^  schwitzen;  —  Mi/a  weise,  ^atiii^  taosend,  ür/oj:  Ursache^ 
iiejfüx  katarrh  {mM.kd8uki)f  rj^a  *nm\  blnme,  mörndr  mesner; 
—  hffäi  glas,  paradU  paradieSi  ßrduä  pfarrbans,  hdnai  anis^ 
idni  JohanneB,  ptimai  (-oi)  Primiis  (doch  ißiifg,  ma.  ß99s  Jma, 
hiiit^i  Cfaristtis  [ma.  I^ri8i9s,  -w],  marUä  Harens). 

b)  >  iin  der  gemination  und  in  der  nmgebung  von  stimm- 
losen  eonsonanteii:  a)  *a8:  h^tiSn6  gewiss,  krM  kresse,  messe, 
prcsä  presse,  Jcusntj  küssen,  slow,  vanjkus  polster  (nilid.  u  nnge- 
hisse).  —  (i)  sp,  st:  sp.)!  spiel,  pti^pdn  bnchsbaimi,  strihat^ 
streichen^  pujstab  buchstabe,  kernst  kunst^  tdm^t  dunst.  kö^tatS 
kosten  (—  prüfen),  m.^hi  lustig,  kupstr  kloster,  poitati  poLster, 
tr^t  trost,  fsl^fa  kiste.  niusfl-  muster,  u.s.w. 

c)  In  jüngeren  fremd  Wörtern  wird  es  vertreten:  a)  in  voca- 
lischer  Umgebung  durch  z:  tits  sitz,  züd  sattel,  zoUi  saal,  z^fi 
saft,  hdizl  abort  (ma.  hceisl  ^bänschen'),  m^zl  mal,  narbe  (ma. 
mi^sl)^  hänzij^  Hans  (ma.  AomaO}  ^  (^9^^^)^  hiris- 
hdut  wirtshans;  —  ß)  anlantend  vor  consonanten  durch  i:  Mr 
Schleier,  in^  schuüle,  inUrha  (ma.  imrw)  schmiere,  infÜ 
sclmabel,  ibpU  Schwager;  —  7)  inlaatend  vor  t  und  in  dw 
gemination  durch  a:  instar  schuster,  häxsi  geist  (flflssigkieitX 
iü9m<uir  Schulmeister  (dag.  tfd^mol^  'zechmeister*,  kircben- 
kämmerer),  hisstatd  wüsten;  —  päsata  passen,  äpds,  ipas^k  spass, 
spassig,  trös  zins  {uvd.  ontrösn  " Interessen'). 

Anm.  Iii  moderneu  lehnwörtern  erecheiut  auch  in  vrxali.ccher  nach- 
barschaft  znweileii  8:  lusepü^x  lesebuch,  tsäusat^  zaaseu,  [ras  {msL.  frm), 
freisen,  (ma.  ^pais)  speifleksmmer,  «limir  debener,  samrfrü  sommer- 
fruefae,  idndla  (ma.  wmdla)  Summe. 

Bei  roman.  fremdwörteiB  wie  s^tßtd  mlat,  satramenAö  sackennent! 
tfrta  loite,  iflt  wol  diiecte  entlebnimg  ans  dem  it.  ansnnehnien;  vgl.  zcütm- 
ment  Sakrament,  mit  £,  weil  dem  dentscben  absi^borgt  AnflftlUg  iai  Ml 
(alow.  ient)  aanct,  ans  abd.  mhd.  amte. 

3)  Ahd.  ^  erscheint  in  einige  alten  lehnwörtern  noch 
als  ik:  Scdrjfi  pl.  schere,  ^/'bischo^  ikäfatlbB,%  Skdpa  schaub. 


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(lü 


MUNDABT  VON  PBBNlfiGO. 


Vgl  noch  slow.  iJcrat  waldgeist  (mhd.  schrat\  skiin  Schilling, 
skhidra  rubenschale  (ma.  äindl),  iklliti  srbielen.  [sk^dd  schade, 
ist  wegen  des  (>,  vgl.  §  53,  jedesfalls  vorahd.  gemeinslaw.  ent- 
tehnimg;  sonst  haben  lehnwdrter  ans  dem  germ.  allerdings  sin 
TgL  dow.  dmt  schoss,  sanni,  skedenj  (wind,  ak^din,  *shiidiH) 
Kbenne,  ahd.  seitgin]. 

In  einer  jüngeren  grappe  wird  es  dnreh  i  vertreten:  iipa 
aeheibe»  hibai»  schreiben,  Smd  maske,  sehleehter  hat  (mhd. 
Mfteme)  eto.  Für  erhaltenes  inlautendes  $k  bez.  ^  fehlt  es  an 
bdegoLi) 

§  in. 

Aus  dipsfii  vei  lialtiiissen  {reht  mit  siclierheit  das  eine 
li'  r\i:r,  üass  dif'  Ix  ideii  N-l:iut('  iu  eilier  früheren  sprach|  er iode 
feiüe  vei>c]iiedt'iie  qualitiit  belassen,  nnd  zwar  muss  diLS  alte 
s  eine  weiter  hinten  liegende,  i- ähnliche  articulation  gehabt 
haben  (etwa  die  des  iriaoL  s%  während  g  wol  coronal  gebildet 
^m^e,  wie  das  s  unserer  heutigen  ma.  oder  des  windischen 
(TgL  Braone,  Beitr.  1, 528  ff.  Ahd.  gr.^  §  168).  Seit  dem  ansgang 
des  14.  jlL's  wird  in  den  orkunden  siemlich  regebnftssig  sa  ($) 
flr  mhd.  ^  (s)  geedirieben.  Um  diese  zeit  also  dürfte  germ.  9 
m  vocaliacher  nachbarschaft  seinen  j-fthnlichen  Charakter  be- 
leits  Terloren  haben,  d.  h.  an  derselben  stelle  articnliert  worden 
sein  wie  bez.  modem-ma.  s.  Vor  i  ma^  sich  die  uraprftng- 
Üche  qualität  des  s  vielleicht  längt  i  gehalten  haben.  Die 
hentig'e  grenze  zwischen  dem  A^/67-frebiet  j^eht  quer  durch 
Obeik  n  Ilten.  Ein  teil  der  westlichsten  imuidarteu  spricht  noch 
$1  bez.  '^t  (mit  .v  bezeichne  ich  den  schon  oben  §  28  b  erwähnten 
zwisclien  6  und  s  in  der  mitte  liegenden  Zischlaut).  Im  Gailtal 
nird  strichweise  weit  herunter  bis  nahe  an  die  slow.  Sprach- 
grenze M  gesprochen.  Ich  bin  vorderhand  nicht  in  der  läge, 
die  grenzlinie  genauer  zu  bestimmen. 

In  ToUem  mnfang  haben  den  nnterschied  in  der  articnlation 
der  beiden  5*lante  die  krain.  und  norditaL  Sprachinseln  bewahrt 
Gottschee  nnd  Zarz  haben  für  altes  «  in  der  nmgebnng  von 
sonoren  /,  anslantend  nnd  in  der  nachbarschaft  stimmloser 
consonauteu  6.   Die  friauL  enclaven  haben  dem  entsprechend 


')  Slow,  ik  hat  aich  im  deutücheu  zu  k  entwickelt  iu  ht^ßiu  ftchiefliiigi 
wind.  MUi9f^tie  {Hko^fiki  sn  ikof  biseliof). 


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140 


§  Iii 


z  —  n  bez,  / — I.  l^-tzteres  vor  consonanten  und  nacli  r.')  Mhd,^ 
en-rh^inr  lji»-r  <lnrrhg-ehf-n'ls  als      bez.  s. 

Ohne  zweirVl  verhielt  sich  nihd.  ^ s  (aii--^i  \(^x  -Timm- 
\i)<^'\\  ronsonaüieii)  wie  fortis  :  lenis.  l)a  in  der  ma.  lieiite 
s{>irant.  fortes  durchweg  mit  entsprechenden  ienes  zusammen* 
l^eiallen  sind,  so  auch  dieser  anterschied  zwischen  ^  und  s 
(auscrf-nommen  da,  wo  sich  dieses  zu  s  entwickelt  hat)  auf- 
gehoben, wfthrend  ihn  die  übrigen  bair.-deterr.  dialekte  wol 
ohne  ansnahme  aufrecht  erhalten  haben. 

Dass  der  snsammenfiill  der  beiden  lante  jimg  ist,  geht 
ohne  weiteres  ans  dem  lehnmaterial  im  wind,  herror.  Einzelne 
dieser  fremdwOrter  haben  ein  so  modernes  geprage,  dass  man 
wol  annehmen  darf,  noch  vor  ein  paar  mensehenaltem  werde 
irgendwelcher  untersdiied  bestanden  haben.  Einigermassen 
auffallend  ist  die  weite  verbivituiifr  dieser  erschein uiig.  Die 
mittelkärnt.  dialekte,  mit  denen  it  h  am  besten  vertraut  bin, 
stimmen  liieiin  w<d  alle  mit  uns>erer  ma.  Uberein. 

^\  ie  altes  /,  se.  iiu  iue  ich,  ist  auch  s  in  der  nachbarschaft 
von  si Mioren  früher  stimmhaft  gesprochen  worden,  wie  noch 
heute  in  den  Sprachinseln,  aber  auch  in  anderen  mundarten,  so 
2.b.  im  Postertal  [pustertalerisch  gm^n  gewesen,  aber  m^s^i 
messen,  dem  entsprechend  natürlich  auch  ^»f?«  bez.  vinre  fünf, 
dag.  i^ffn  schaffen].  Die  stimmhaftigkeit  mag  vielleicht  sehr 
gering  gewesen  sein,  wie  sie  es  anch  hente  in  all  diesen  mond- 
arten  ist^  welche  stimmhafte  Spiranten  noch  besitzen.  Im  ver- 
gleich zu  slow.  #,  /  und  it  v  erscheinen  diese  deutschen  i, 

wie  lenes  gegenüber  fortes. 

Dafür,  dass  sich  der  stimmhafte  Charakter  des  s  in  unserer 
ma.  erst  in  jüngster  zeit  verloren  haben  nuiss.  scheint  mii  das 
verhalten  dei  trenidw.trter  im  wind,  mit  giösster  Wahrschein- 
lichkeit zu  sprechen.  l>ie  oben  §  110.  2.  anm.  angeführten  bei- 
spiele  mit  slow.  für  dentsehes  die  sich  leicht  vermehren 
]n<sen,  repräsentieren  i»flenbai-  die  aliermüdernsteu  entlehnungen 
und  zeigen,  dass  dei*  gegenwärtige  snbstitutionslaut  tür  den 
deutschen  stimmlosen  Spiranten  ^  i^t.  £s  wäre  seltsam  genug, 
wenn  er  es  nicht  auch  früher  gewesen  sein  sollte,  hätten  sich 
inzwischen  die  bedingnngen  nicht  Ter&ndert. 

')  Wfts  tlio  Vteihgiing  des  stimmten»  Änlohrngt,  ^^Iten  hier  im  all- 
g«iueineu  dioselboi  TerhültnitM  wi«  beiiu  r,  &  §  102^  2,  fnssnute. 


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§  m 


MUNDART  VON  PEBHBOG. 


Ul 


Für  altes  f  haben  wir  wol  eine  parallele  entwickliuig 
annmeliinen.  Die  grosse  anzahl  wind.  fremdwOrter  mit  f  statt 
des  zu  erwartenden  h  ist  einigermassen  auffallend.  Doch 
müssen  wir  hier  immer  mit  dem  umstand  rechnen,  dass  das 

slow,  stimmhaftes  v  gar  nicht  kennt,  während  f,  wie  bereits 

bemerkt  wurde,  in  folge  der  zaklreichen  entlelmungen  all- 
mählich ein  der  spräche  geläufiger  laut  i^* w  urden  sein  muss, 
sodass  man  ihn  später  aucli  als  Substitut  i(»n>Iaut  füi' deutsches 
itiioimhaftes  v  verwendete,  weü  er  diesem  oüenbar  näher  i>taüd 
als  h. 

Im  anlaut  vor  sonorconsonanten  wird  das  Sy  das  sich  hier 
schliesslich  zu  i  entwickelt  hat,  wol  früher  stimmlos  geworden 
sein  als  vor  vocalen.  Darin,  dass  es  die  Hl^^^'enen  in  späteren 
fremdwGrtem  nicht  durch  i  ersetzten,  obschon  es  hier  gewis 
immer  lenis  war,  glaube  ich  eben  weiteren  beweis  fflr  meine 
annähme  zu  finden,  dass  der  stimmhafte  substitutionslaut  des 
wind,  einen  stimmhaften  laut  im  deutschen  voraussetzt.  Die 
tatsache,  dass  auch  auslautendes  deutsches  s  im  wind,  fast 
ausnahmslos  als  i  erscheint,  bestärkt  mich  sehr  in  der  ansieht, 
die  ich  schon  oben  g  102, 2  ausgesprochen  habe,  dass  bei  aus- 
lautenden geräuschlauteu  sehr  früh  ausgleichungen  nach  den 
inlautenden  iormen  stattgefunden  haben,  so  dass  auch  aus- 
lautendes i-  (partiell  wenigstens)  stimmhaft  ges[)rociieii  wurde, 
vorau>gesetzt  natürlich,  dass  in  unserer  ma.  das  luhd.  aus- 
lau tsgesetz  überhaupt  je  auch  fiu*  inlautende  geräuschlenes 
geltung  hatte. 

Eines  ist  sicher  ausgeschlossen,  nämlich  dass  anslautendes 
germ.  s  zur  zeit  der  entlehnung  als  stimmlose  fortis  gesprochen 
wurde  (wie  z.b.  im  zarzerischen  glgi  glas).  In  diesem  falle 
hätten  die  Slowenen  offenbar  i  substituiert 

Wenn  im  anlaut  die  affricata  U  für  wind,  s  mcheint» 
BD  erklärt  sich  dies  sehr  einfach  aus  dem  mangel  einer  an- 
lautenden stimmlosen  fortis  im  deutschen.  Dem  entsprechend 
ist  ja  auch  slow,  anlautendes  *x  im  deutschen  zu  *hx  ge- 
worden (vgl.  §  115,  4  b,  aum.  2),  und  sicherlich  wäre  auch  ein 
anlautendes  slow,  f  deutscherseits  durch  pf  substituiert  worden, 
wriiii  ts  im  siftw.  vorhanden  gewesen  wäre  und  sich  eine  ge- 
legenheit  zur  Substitution  ergeben  hätte. 


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142 


LESSIAK 


§  112.  Germ.  n. 

Es  ist  fast  überall  erhalten.  Die  geminata  ist  darchweg 
veremfacht  worden:  näst  nest,  npgl  nagel,  prin3n  brennen^ 
nön9n  nennen,  Igan  lohn,  tga»  ton,  flin  m.  falme,  dfm(a)  darin, 
loirHn  wirtin. 

Geschwanden  ist  es  mit  verlast  der  Toranszosetzenden 
nasaMening  des  voranfgehenden  yoeals: 

1)  Reg^elmässig  vor  germ.  h:  mhr  herein  {*inher%  ceihn 
hinein  {*inhin),  ühl  (edhl)  jenseits,  drüben  (mhd.  erilmlj)),  ledhrt 
Lienhart  (Leonhard),  dext^  dexfr  dennoch  (*defihi  <  dennoht 
mit  secundärem  f,  vgl.  D"\^^).  2, 935:  die  nebenform  auf  r  ist 
zu  erklären  wie  ppbstr  n.s.w.,  vgl.  §  143,  anm.;  d^t  ist  mehr 
in  den  nördl.  und  nordwestl.  ma.  üblich.  In  Peniegg  sagt 
man  lieber  denä).  Zu  fmisen  16,  fuxtsk  50,  s.  §  97  (wäre  d^ 
ans^all  des  n  alt,  so  wfirde  hier  sicherlieh  diphthoogienung 
eingetreten  sein).  In  znsammensetznngeii  wie  prmMUa  brenn- 
holz,  Hanh^t  steinhart^  hat  sich  das  n  natftrlich  unter  dem 
einflnss  der  simplieia  gehalten,  desgL  in  ^amihmi  Schönheit 

2)  Vereinzelt  in  raftl  abschnitt  von  einem  laibe,  ranft 
üdla  gi'ossmutter  (vgl.  §  85,  c),  s^adrv  (in  nachbarma.  sendre) 
zudringlich  um  etwas  bitten  (*scnren,  zu  mhd.  scnai),  .stappihl 
Steinbichl  (ortsn.),  l<Bil9x  leilach,  leintuch  (mhd.  Un-f  Ulach), 
vielleicht  anch  in  wista,  wistih^r)  Minks'  (zumf  an  Zugtiere)^ 
wenn  zu  mhd.  winster.  Urspr.  m  ist  über  n  geschwunden  in 
pfrüdl  fliete  (eig.  demin.  za  'pfriem*;  andere  ma.  haben  pfrimn^ 
Die  nebensUbe  -tn^  ist  zn  -e  (*-t^)  geworden  in  IMnä  kOnig, 
vgl  dagegen  isauM^nrngU  zannkOnig,  auch  JtkimmgJShi^s  ka- 
ninchen  (mhd.  ibii^fiiX^in).  Das  zarzerische  hat  kkmSmVk  könlg. 

3)  Auslautend  vor  consonantisch  anlautendem  folgendem 
Worte  in  den  fürwörtern  mm,  dcei,  s(m,  a,  kha  mein,  dein,  sein, 
ein,  kein,  wenn  sie  attributiv  gebraurlit  werden:  tuwi  f^tr 
mein  vater,  soei  wceiw  sein  weib,  a  röd  eine  rede  (dag.  ma^n- 
glie  meine  alte,  dcBin-äm  dein  essen,  khan-au^a  kein  auge; 
dps'is  mwin,  dcein,  scem  das  ist  mein,  dein,  sein,  akln  allein). 
Unter  denselben  bedingnngen  in  den  endnngdosen  f ormen  des 
nom.  acc  nentr.  einiger  adjectiva  (vgl.  §  143). 

Femer  in  der  präp.  ß  von,  und  in  schon:  dir  yqh 
dir  (dag.  /an-m/b;  von  enchX  ^  ^9        ist  schon  da, 

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liUVDART  VON  PERKEQO. 


143 


aehoii  fort  (dag.  ign-aus  schon  am).  Nebeneinander  stehen 
m9n  'man'  vor  consonanten,  vor  vocalen  heisst  es  stets 

m»H,   Vgl.  aucli  (ptöl,  y^pcry  zuial,  zubeig  Tf/tn-  gegen). 

Ton  liaus  aus  war  der  Schwund  des  -n  jedesfalls  nur  bei 
neben-  (schwach-)  toiiifrkpit  der  worter  bereclitiert.  Wenn  es 
nun  auch  mwi  ßtr  mein  vater,  Ihd  prgai  kein  brut.  heisst,  so 
ist  dies  natürlich  übertragen.  JÜie  negation  na  nein,  erscheint 
stets  ohne  das  auslautende  n. 

Andere  hierher  gehörige  fiUle  sind  bereits  oben  in  den 
S§  81. 34  besprodien  worden. 

Anm.  Formen  wie  aufif  üwi,  tsvatcd,  (tini,  ame,  umnU  hinauf, 
hiMb,  Ulm,  Idneb,  biosiUy  lünflber  (imüim),  eig.  auf-,  ab-  etc.  hin,  die 
jitit  die  echt  mondaitlichen  ontfn,  flm,  iwahm,  mkn,  ausn,  umm9n  xq  Ter- 
diliigm  begiimeiif  entsteimneD  dem  hSflMbeiL 

AnffaUendes  n  hat  oHmsx  estrich. 


Bb  18t  fast  ausnahniislüs  bewahrt  (zur  Vereinfachung  der 
geniinata  vgl.  §  U):  luodr  luder  (sclielte).  lösr  leser,  labmagen, 
helfn  hellen,  jwlstr  polster.  pobt  .saiüengehäuse  (nihd.  holle)^ 
föla  falle,  hol  hölle.  Ausgefallen  ist  es  in  as  als,  asö  so,  der- 
art (mhd.  (ilsö),  är  setvige  (häufiger  dr  sege)  derselbige,  jener, 
iäm  damala  {''selben).  Zu  khmwl,  MBiwliw  Tgl.  §  32,  b. 


£6  wird  Tor  gattnialen  nnd  labialen  vielfach  noch  als 
nrngen-r,  sonst  in  der  regel  als  zftpfchen-r  gesprochen:  raristn 
reiste,  fir»  führen,  hart,  tri  erle,  difrf  dor^  perg  bei^, 
mir  mehr.  Mit  vrspr.  geminata:  dura  dürrer  ast,  banm,  gfim 
kanrn  Iii  Am  wOrtem  fvfi  fort,  her  her,  mir  meer,  jny  bär, 
wird  häufig  zungen-r  gesprochen  im  gegensatz  zur  obigen  regel. 
Die  beiden  ersten  fälle  lassen  sich  wol  aus  der  hftnfigen  vei- 
bmduüg  mit  nean  erklären  {fufh^an,  h(/g^an),  im  die  übrigen 
vermaof  ii  Ii  kt  iri<Mi  f^rund  anzugeben.  Dass  einmal  durch- 
gehends  zungvii-r  Kti-sprochen  wurde,  geht  aus  den  in  §§  25  c 
29  c  besj)rochenen  ei*8cheinungen  hervor.  Auch  die  erhöhung 
des  mbd.  e  zu  t  lässt  sich  wol  nur  unter  dieser  vorausaetzung 
begreifen  (s.  §  56, 2). 

Geschwunden  ist  auslautendes  r  in  dp  da,  w(f  wo,  ^  ehe 


§  118.  Germ,  l 


§  114.   üerm.  r. 


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144 


LBB8UK 


(Mfa  Ar  *dem  fy  In  nnbetonter  sflbe  dagegen  erschemt  mhd. 
dar,  ufor  als  df,  «f :  drßr  dayor,  dranasen,  drpiH  dabei,  drhOm 
daheim,  dnpfdr  dawider,  drhiiUr  dahinter,  etö,  glster  anderswo 
(mhd.  alswä  bez.  ^otn^drX  öppr  etwa  (^edrilr).  <{05m,  «ftmlit 

droben,  drunten  (neben  dröbm,  druntn)  scheinen  spätere  zu- 

saimuem-ückiui^tii  von  d()-obm,  do-untn  zu  sein. 

Inlautendes  r  wird  häufig  uiiieKlnickt  in  dijudle  'dii  iilein', 
mädel  (doch  sagen  die  alten  fast  durchweg  dundU),  ferner  in 
pün  neben  ptUir  (stets  im  pl.  gebraucht)  kiefer  (mhd.  bilei-fi). 

Die  beispiele  mit  schwand  in  folge  dissimilation  habe  ich 
in  §  82,  a  angeführt  Die  erscheionng  ist  jedesfalls  sehr  alt: 
in  fifdr  'vorder*,  moss  das  r  schon  ausgefallen  sein,  bevor  or 
>  pr  wnrde  (die  formen  fpdr,  fyadr,  welche  daneben  vor- 
kommen, stehen  sicherlich  unter  dem  einflnss  des  höüschen 
f^rdr,  f^dr).  Ih  mesr  *mOT8er*,  fand  der  Schwund  des  r  zwar 
später  statt  als  der  Übergang  von  är  zu  er,  doch  früher  als 
die  entwicklung  des  r's  zu  rS. 

Neben  farle  ferkel  (dem.  zu  alid.  varh)  steht  fädle.  Im 
Lavanttal  (spr.  Läfanttal,  ma.  iQfntQj)  ist  der  Übergang  des  r 
vor  /,  n  zu  d  sehr  verbreitet  (§tedn  stern,  khedl  kerl),  auch 
im  Unteren  Drautal  hört  man  zuweilen  dn  für  m  {fednd^f 
Femdorf).  Vgl  auch  SchaU  §  72. 

C.  Gaumenlaute. 

§  115.   Germ.  h. 

l)  h>  kh  bez.  kkh,  kjt  (vgl.  die  §§  12.  14. 15):  a)  Im  anlaut: 
khQts  katze,  khiu  kuh,  khlän  klein,  khl^a  klee,  kidüw  m.  das 
klieben,  spalt,  khlauhm  klauben,  khri9g  krieg,  khropf  krop^ 
khrceistn  kreisen  (=  stöhnen,  mhd.  kristen)^  khrQgu  krageOi 
hals,  khtu^  knöchel,  AAnol»  kndle,  khnafi  knöpf  (dem.  au 
'knanf*). 

b)  Li  der  Verbindung  nk:  dgwkx  dank,  srgvkx  querhdlier 
bei  der  säge  (mM.  sehmnc),  hhr^nikx  krank,  schwach  (a  Ksftrpvjfcftr 

sttul  ein  schwaclier  stuhl),  §ivkhn  Schenkel,  suvkhn  Schinken, 
äiviuk/d  dreschflesfel  (zu  mhd.  swinken,  vgl.  Kluge,  Wb.  unter 
schwingen),  pdduuklm  bedünken,  khl^mkx  schlinge  (mhd.  UanCy 
-kcs;  dazu  kldeakhn  mit  einer  kleinen  glocke  läuten,  auch 
khlevkhln),  SUttkhn  stinken,  dazu  äUwkhn  reizen,  aufstacUeiu. 


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MülTDABT  YOK  PBBKBGO. 


145 


c)  In  der  gemlnation  (hk):  SpSkx  speck,  Skäm  stück,  Mkx 
riss,  spmiig,  inklm  beraten  (jsiliiLseknc,  sekrkkenjf  t$ikx  leichter 
schlag  (nihd.jnc),  ib'AAii  acblncken  (mhd.5(iei^),  füökhn  wecken, 
praJäm  ptflcken  (zn  'brechen'),  wäkkn  dnweichen,  eintnnken 

(*tcaikjan)j  Qkhr  acker,  Igkhn  lache  (ahd.  laccha%  tokhn,  dem. 
tökhle  rechteckiger  klotz  (bei  der  presse),  docke  (5 — 10  garben; 
mhd.töcke),  hhlokhn  klopfen  {inM. llocJcen),  khrökhn  nässe  knacken 
(eig.  'kracken  machen*,  mlul.  krcdcen),  IhVö'khn  ausreiclien  (mhd. 
kleckefi),  tswikhn  zwicken,  luJchdt  lückenhaft,  rokhl  spinnrocken- 
stab,  isel'hn  zecke,  gnalx  genick.  nacken,  nokhn  fdem.  nökhlr) 
kloss,  lokim  'locken'  d.  h.  ein  kind  ^auf  dem  arme  tragen' 
(der  nrspr.  sinn  war  wol  'den  arm  biegen',  vgl.  Eloge,  Wb. 
nnter  locke  =  ^gebogenes*;  anch  nhd.  locken  dürfte  von  haus 
am  nichts  anderes  bedeutet  haben  als  'den  finger  bez.  die  band 
krfimmen'  zum  zeichen  des  heranwinkens),  tsm^sikn  anstacheln, 
stechen  (Tgl.  BWb.  %  1137  jrinkm  stechen,  reizen,  zn  mhd.  ninke 
spitze,  mit  aosfall  des  nasals  nnd  dehnnng  des  t),  imkhn  jagen, 
forttreiben  (KWb.  s.  151  jaukn,  vgl.  mhd,  jm^ßim  jagen,  trei- 
ben, dazu  'jucken'?),  i>t^M  kleben  (trans.  nnd  intr.,  zn  'pech*). 
Interessant  ist  das  nebeneinander  von  öpakhl  und  spähl  rad- 
speiche. 

2)  k  >  h  inlautend  nach  vocalen,  auslautend  x:  sphn  sache, 
pQhn  backen  (mhd.  backen),  puohn  buche,  tsi9ha  zieche,  k^m^hn 
geschmack,  .s/^Än  krankheit  (zu  'siech'),  pröhn  brechen,  khphl 
kachel,  khahl  küche,  moM  hinterlistiger  mensch  (znnihdumiuchel-), 
wox  weich,  tepx  wach,  pUfx  block,  ä89x  essig,  U(9')r9x  wider- 
gek&ntes  fntter,  zn  Ur9hn  widerkänen  (ahd.  Uruehan),  <) 

3)  Germ.  Ik,  rk  erscheint  teils  als  Ih,  rh,  teils  als  Ikh,  rkh: 

a)  (urspr.)  Spirans  haben  mehhnf  melhn  melken,  welox  welk, 
tc^lox  f.  Walkmühle,  hludox  kalk,  ßhx  falber  ochse,  fem.  fi^lha, 
mQrhn  ojc^nze  {morxstän  markstein).  wcrx  werk,  werg  {werx 
—  wt  ik,  kommt  nur  noch  in  zu^aiiimüiist  t/iiiigen  vor,  vgl. 
§46a,  a;  iu  der  bedeutiino'  'gutes  werk'  hei^t  es  weylix  nnd 
ist  wol  der  schriftspracrht^  entlehnt;  anch  wrrkhl  leierkasten, 
tcerkhln  werkeln,  dürften  kaum  bodenständig  sein),  irx  weiss- 
gegerbtes  leder  (mhd.  irch^  zu  lat  hircus?),  än^hn  schnarchen; 

b)  (nrapr.)  affricata:  p^Wtn  balken,  wolkhn  wölke,  gwilkz 

')  Oavon  ist  zu  trennen  Uruj.r  gift,  vidi,  schwumlatufe  zu  *eiter*. 

Beiu«ge  zur  geccbicht«  d«r  d«uuchen  sprach«.  XXV lU.  IQ 


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146 


giew5lk<  folkx  volk,  st^lx  stark.  Hirkx  stärke.  §ffrl'hn  st&rkeo, 
^ifüm  birke.  mifüm  Berken,  tcifkhn  weben,  'nirken*. 

FraBdwfirter  siiid  pHmrhx  bezirk,  tsirhkl  zirkel,  khJrlhr 
keiker,  mgrix  maAL  Auch  üflfv  storch,  ist  sieber  entlehn^ 
es  mtate  soBst  zum  wildesten  üfr^  lauten  (slow,  üarl^ 
storch,  leigt,  daas  mspr.  dk  h-tam  yertireitet  war). 

Wenn  irir  ndtScfaats8L991  annehmen,  die  q^irans  sei  die 
regelmlssige  entsprechimg  des  vi^.  dnfachen  h,  dagegen 
(kh)  die  de«  gmiinierteD.  so  wiMen  nnr  ^fpfftsr,  folkx  üs  ao8- 
uahmeii  zu  t>t-tracliteii  st'in.  dt-nn  für  alle  anderen  fälle  mit 
affric<i:a  (aspiraia)  dürfen  bez.  müssen  wir  g-emination  voi  au>- 
setzt-n.  foILc  könnte  man  schliesslich  uo«  h  al<  sdiriftdeutscli^ 
leliiiwon  betrachten,  dag^en  kann  st^kx  dodi  uimiuglich  ent- 
lehnt sein. 

Die  einzelnen  dialekte  weichen  in  diesem  punkte  übrigens 
nemlich  stark  von  einander  ab.  So  hat,  nm  ein  beispiel  heraus- 
sugreifen,  das  zaraensche  unserer  oul  entsprechend  stgrkx, 
wolkxe,  ^möfkt  (g^narfamg),  dagegen  abweichend  von  ihr 
mSrhm  (merken),  ic^^  phr^  vqUok  falbe  knh  (yg^  zn  dieaem 
Worte  Beitr.lS,180midZs.lda.40^295fL>  Lezer,  KWb.  &  259 
fahrt  ffiwukke  neben  gitcülke  an.  Dieses  nebeneinander  scheint 
dafür  m  sprechen,  dass  es  im  gründe  nicht  anf  den  nntersdiied 
von  geminierteu  und  nicht  ^eminierten  formen  ankommt.  Sehr 
ansprechend  ist  die  ansichi  Kuuiniuiüiis  (Gesch.  d.  schwäb.  ma. 
§  176),  der  den  Wechsel  von  x  und  auf  formen  mit  luid 
ohne  svarabhakti  zurückführt  (die  je  nach  dem  rllytllmu^  bez. 
der  silbenzahl  in  ein  und  demselben  paradigraa  einander  gegen- 
über gestanden  haben  mochten).  Analogisch  wäre  dann  die 
eine  oder  andere  form  verallgemeinert  worden.  Nach  secnnd&r- 
Tocalen  h&tte  sich  das  k  ebenso  regelmässig  zur  Spirans  ent- 
wickelt wie  etwa  in  mMbx  milch,  khöbx  kelch,  UwÜ9x  zwilch, 
Jejrx  lerche  (für  *U'Wrakha,  s.  Eloge),  Idnrkm  kirche,  wo  der 
zwischenvocal  orsprüoglich  ist 

Eine  foim  wie  imsterisch,  zarz.|>fnBe  (bez^pifhe)  setzt  nn* 
bedingt  srambhaktibOdnng  voraas  (*birkjön  mnsste  ja  west- 
germ.  zu  hirkkj-  werden).  An  ein  nebeneinander  von  gemi- 
nierteu und  ungeminierten  türmen  ist  hier  nicht  zu  deuktru 
da  j  durch  das  ganze  pnradigma  hindurch  geht,  und  doch 
kann  äick  x  nur  aus  einlachem  k  entwickelt  haben.  Durch 


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XDITDABT  TOV  FBBHSftO. 


147 


die  entfaltmig  eines  flecnndfirvocals  (^htrü^)  kam  die  geminata 
iwiaehen  zwei  nebentonige  sonanten  zn  stehen  und  der  anlass 
nr  Terelnfachmig  derselben  liegt  unter  diesen  umständen  sehr 
nahe  (ygL  die  schwiehung  des  M  >    in  ahd.  weltkSr,  soHh^). 

Anm.  Einen  wechstl  vuu  f  lüiien  mit  und  oliue  zwischeuvocal,  wie 
ihn  dAs  ahü.  zum  teil  aufweist,  keuni  uudi  die  gegenwärtige  ma.  bei 
<  +  x(A>.  £f  lieiflst  iwtr  wiÜM,  wthx,  kh^x,  aber  bei  antritt  einer 
weHorea  tilbe  wüOti  mikhigf  wdhi  welke,  kaUdg.  Wenn  ee  neben 
wußm  melken,  m/eBmt  tie  melken,  uteQm  welken,  auch  miäahi^  miäalkKi, 
imM»  hei&st,  80  haben  wir  es  natfirlich  mit  einer  ttbertragung  des  9  ans 
fpnnen  wie  i  miUx  ich  melke,  wdixt  welkt,  n.a.w,  zu  tun.  Das  part.  praet. 
TOD  'melken '  lautet  bezeichnender  wei^e  nur  ffinoUm  (vgL  anch  9Ü»hn  §  118). 

Es  ist  fraglich,  ob  es  sich  in  diesen  fällen  um  eine  moderne  svara^ 
bhaktibildung  handelt  oder  ah  bewahrnng  äcs  alten  zwifichenvocals  vorliegt, 
leb  möchte  mich  für  das  It  t^.tcre  entscheiden  (Tgl.  §  91). 

4)  Gesdiwnnden  ist  *x:  a)  iniantend  in  wök,  dr  i»&k 
welcher,  sMr,  aßir  solcher  (vgl  Bianne,  Ahd.  gr.  §  145,  anm.  7). 
Doch  hört  man  daneben  hinflg  auch  soJhit^  wöVir  (wol  unter 
fremdem  einfloss).  —  Einige  andere  fälle  habe  ich  bereits  in 
§  27,  a  angeführt;  —  b)  auslautend  in  f  ich,  mi  mich,  dl  dich, 
finirSa  (mhd.  unier  sich),  iwrSa  {0her  sieh),  kintrsa  (hinter  sich\ 
firhj^a  vorwärts  (''vürhin  sich),  ä  aacli,  gUdi  sogleich  (dag. 
gUeix  gleit- Ii). 

Anm.  1.  Hierher  g^ehort  auch  da<?  in  wendnn^n  wie  kharntnr  hri-!^', 
kti  l^sn  pprirliwr.rtlirh  gewordene  gemeinkämtni^olio.  aber  auch  iu  einem 
teile  Osttirols  übliche  1<H.  Es  ist  eine  flillpartiktl  und  hat  etwa  die  be« 
dentung  nur,  eben  '.  Häutig  wird  es  durch  hylt  halt,  uur,  wol  wol,  Ter- 
sUikt;  s.  k.  Ihm  nr  loi  Um  es  but  bldben,  is  /ifft  Ist  a  ifcHneiif  {t^} 
ist  halt  eben  ehi  kieni,  fan  ml  nnr  das  nicht  Daiansy  dass  aaeb  gfai 
nweileB  in  dersellMn  Meatnny  verwendet  wird,  gebt  hervor,  dass  es  damit 
idtttlMh  md  ans  mhd.  gelich  entstanden  ist.  Dafttr  sprechen  auch  Zu- 
sammensetzungen wie  lantcol  'gleichwol*,  endlich  {l(eiwol  am^  endlich  ein- 
mal),  Ifrift^nnr  cbensowol  (won  i^n  gls  hin  is,  lans»nir  n  nox  wenn  schon 
alles  verloren  i>r  nun  so  soll  denn  das  auch  noch  in  i  Es  ist  auf  *^g/»cÄ 
80  marc  zunickzufuliren  (vj^M.  BWh.  1, 1428  <ilii.-<o)ti(u,  KW  h.  s.  1S<.;  leisimar). 
Der  Schwund  des  aulauteudeu  g  erklärt  sich  auü  der  uebeutuuigkeit  dieser 
wSiter.  Die  uspr.  kedentnng  liest  sUk  noeh  ans  einselnen  Wendungen 
criieuu»,  I.  b.  lai  fttgi  'in  derMlben  weise,  gans  so  fort,  se.  wie  bisher*, 
danras  'n«r  so  fort*. 

Femer  in  den  adjectiven  auf  *'lUsk  (ma.  -la)^  (s.  §  90, 2,  a,  a). 

Sonst  ist  auslautendes  x  übt i all  geblieben;  vgl.röfex  rettich, 
hawdx  iiabiclit,  pöi^x  unterer  teil  des  rumpfes  (mhd.  botech). 

IQ* 


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U8  tBBnAK  §  115 

Auch  in  personennamen  auf  *-ncÄ  (urk.  -reich):  oldr9x  Ulrich, 
di9ir9x  dietrich  (nur  in  der  bedeutung  'nachschldssel').  In 
den  züsammensetzimgen  Mr98peT9  lIMclisbei*^,  i^iraUam  Diet- 
richstein,  liegt  assmiüation  vor,  wie  in  den  in  §27ya  an- 
gefahrten ffiUea 

Aus  den  obigen  beispielen  geht  klar  hervor,  wie  die  ver- 
schiedene behandluiig  des  anslHutenden  -.r  zu  erklärtii  i&t.  In 
isolierten  wortformen  musste  es  schwinden,  wälireud  es  ia 
fällen,  wo  fomen  mit  inlautendem  x  daneben  standen,  er- 
halten blieb. 

Die  erstgenannten  beispiele  bedürfen  keiner  weiteren  er> 
örtemng,  nnr  zu  glm  wftre  vieUeicht  zn  bemerken,  dass  die 
adTerbialendnng  bei  der  facnltativen  nebentonigkeit  des  wertes 
früh  geschwanden  sein  dftrfte.    Die  nomina  anf  -lfdk  (nrk. 

-leich)  waren,  wie  aus  den  ausfuhrungen  in  §  90, 2  hervorgeht, 
in  der  ma,  von  haus  aus  adverbia  bez.  nur  prädicativ  gebrauchte 
adjectiva.  Wenn  sie  heute  zum  teil  auch  attributiv  vei  wendet 
werden,  so  ist  dies  ohne  zweifei  etwas  secuiuläres.  DafUi^ 
sprirlit  deutlich  die  eigentümlirhe  flexionsweise  (s.  §  147).  Auch 
hier  mag  die  apokope  des  ui'sprünglich  auslautenden  vocals, 
der  in  folge  der  absteigenden  accentuierung  dieser  Wörter 
(heimüche)  eines  nebenaccents  völlig  entbehrte  und  daher 
einer  abschwächnng  besonders  ausgesetzt  war,  schon  sehr  früh 
erfolgt  sdn. 

Zn  den  formen  sür,  se,  -sa  sieb,  ygl.  §  151. 

Anm.  2.  Slow.  *x  erscheint  anlautend  als  z.  b.  iüu^lkix  Kaltsckacli 
(wind./(0]ff«e),  kliceiV^x  Eeutschach  (wind. Xac^hodiiax fQr  *xQdüax >  deuts<^ 
*hcM^\  9  wurde  dunli  41  aabstitiiiflrt,  da  die  ma.  keinen  Ungen  ge> 
edÜMsenea  o*]ant  bensB),  khr^  Xnn  (*a;ni«t),  Jfcftripw9liiEn>batlMa  («rtB.^ 
Muf^m^  Kioate  (wiml  Arif^).  JUrpoii  kfen,  meenettidi  (wind.  hrUm  vm 
*xrenü),  Inlantind  ist  es  wie  deutachee  *x  m  h  geworden,  vgl. 
Teichen  (*tLva).  Auslautend  erscheint  es  als  x.  Zahlreiche  belege  bieten 
die  Ortsnamen  auf  -ach  (ma.  -^r),  wie  ädnx  Adriuch,  otir9x  Ostriach,  ramix 
Baonach,  etc.,  eig.  locative  pl.  auf  *-ca^u),  -(7,r(ii). 

Die  Substitution  des  anlautenden  slow,  .r  durch  kh  siiricht  mit  gro&sti 
wulirscheinlichkeit  dafür,  dass  unser  (stark  aspiriertes)  Ut  ursprünglich  kx^ 
d.  b.  echte  afbicata  war,  wie  etwa  die  Tiroler  ma.  sie  besitzen.  Die  ent^ 
wicUong  sQ  Ith  lehelnt  der  des  inlautenden  x  mh  parallel  gegangen  sa 
sein.  Hitte  man  snr  seit  der  ttbenahme  im  anlant  IA  gesproeben  wie 
heute,  80  wäre  dieitt'  enats  nieht  recht  begreiflich,  man  wtlide  da  wc4 
eher  sa  einfMihem  h  gegrilFen  haben,  f  flr  die  riehtiiglieit  dieser  annibme 


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1 116  xmusr  TOT  nmoe.  149 

kann  ein  Heweis  dnrc^  SK^detike  ffib^tirctiL-ii  nKr^  fr>'?»da  vadea.  4a  4it 

•low.  iD^  KÄrotecs  anlaBt*©^»  r  rd:b!  iLcij  t«ös:mT- 

§  im  Gen.  f. 

1)  Germ,  g  er^cheini  in  den  melsien  idUvu  öL-  .-'..mmlc-s-r 
lenis  g:  golmi  geben,  oorsie  ZKT^he,  gäl  'gefl'.  erdebig^.  fy[):-rt 
gicht.  f?/ö.w  glimmt- n  qJostiw.  (ji^i  "glaii".  ErlaTtwt-g-.  diircli- 
wes".  ghjyü^n  glänzen,  grOw  stlK  grünt  smnd.  ut';"jr  mager, 
uQgy  wegfn.  wägen,  pögv  hvgtü.  fi»gr  üDger,  iuvgl  lange. 
tsuwga  zuDge,  ^gl  angeL  Stachel,  s^g  säge,  tcög  weg.  slög  schlag. 

Anm.   A«5Ünüatirn?erscheinimgen     >  i)  s.  §.  27  29    AbäI.  p>-tr 

*.  ^  35.  */7  erscheint  an*lauten<!  al?  r  in  wyr  Tnark  (abd.  «ar^V  i-hiiix 
aBWiil.  krüuklich  ( m\i<\.  biücy  -gts),   Eiat  erklänm^  hierfür  gibt  SciiatE  s.  1<  4 

2)  Geschwunden  ist  g:  a)  anlautend  über  j  in  irgv  (>t.) 
Oeorgen,  ürgl  Jörg,  iT^w  (St)  Aegiden  (zn  gninde  liegt  der  lat 
penoiMiiiiaiiie  Aeffüma);  —  b)  iolaiitend  in  der  grnppe  -agi-, 
-egi;  &  1 70;  —  c)  «aslantend  in  der  Terbindmig  mg  QMom 
klang),  8.  §  27,  in  ^ft»  goniig  (TieUdcht  liegt  hier  dissomi- 
latüm  Yor).  B^gebnSssig  in  mibetontor  sflbe:  tAiiicrkOiiig,  hmU 
bonig,  mule  Sonntag,  m(mfe*  montags  sgmste'  flunwtag,  ttefxte 
Werktag  (s.  §  92),  gkee  illweg,  immer,  hirwe  berberge,  prodö 
predigt  (neben  jöngerem  prödikf)',  ~  dirl^*  durstig,  pmti 
*  bandig',  parire  'parierig'  (beide  in  der  bed.  gehorsam'),  nwtle 
schimmelig  (zu  'nioder'.  vgl.  mhd.  mot),  ime  schwill  izu  tem,^n 
srhwül  sein,  wol  zu  •dampf  ),  prunt^e,  pruni.sn'  pissbedürftig, 
st'itr'  stättig,  nicht  von  der  sttlle  gehend,  u.s.w.  In  der  flexion 
konniii  das  y  wider  zum  vorschem,  vgl.  Ä-Ätni (/r  konicre.  fro  iHqr 
frtdtage,  dir^figc  durstige.  —  Unter  derselben  bt-dingung  ist 
auch  das  auslautende  k  in  fremdwörtern  gescliwunden  (vgl. 
§  117, 2),  desgl.  kx  in  fru9ste  frühstück  (frw^tin  frühstücken). 
Dagegen  ist  bei  aiisfall  des  voeals  das  -g  als  k'  erhalten  in 
den  zahlwürtem  aof  -igt  iswanisf^,  drasia¥,  firtsk*  etc. 

3)  In  der  gemination  (westgerm.  gg)  ist  es  inlautend  doreh 
h  (bes.  ibX;)  yertreten:  ökkn  eggen,  0  ecke,  hakkl  hacken  (ahd. 

hdcko,  häggo),  hakkl  heikel,  lökkv  holzschicht  (mhd.  lecke,  zu 
'legen'),  snokko  f.  eiseuspahn.,  -abfall,  snakk^h  rülps  (wol  zu 
nhd.  scfmake,  vgl  Kluge,  Et  wb.  und  BWb.  2,  üüö  f.),  prukku 

*)  Das  'laiid',  d.  h.  die  talma.,  haben  ögi)  (eggen). 


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150 


§116 


brücke,  rukktt  rücken,  sprekkl  Sommersprosse  (mhd.  sprechet), 
fyrekkln  sprenkeln,  ldkU  ungeschickter  mensch  (vgl.  Schatz 
s.  105),  dazu  lamlQkk9t  schlapp,  knie  weich  (zu  Wck^i  vgl.  BWb. 
1, 1432  Idck  laOy  matt),  rdbÜft  neben  regln  quacken,  plftudem, 
hosmdM  (hsmiL,  &  BWb.  1, 1721X  nnible  gabeking  am  q^iimrad, 
wöMm  wecken,  piäM  bnckel,  hWäBrle  henli&iifcheii  (vgl  Elage^ 
Wb.  unter  häcker\  mukkit  mftcke,  w^Mn  wackebi,  isgikr  zwei- 
rftdriger  karren  mit  (ans  mten  geflochtener)  krippe,  dazn  tsokkr 
tragkorb  (vgl.  an.  iäg  weidenzweig),  mauk»  nach  eingesperrter 
Infi  riechen,  mauht  übelriechendes  geschwür  am  hnfe,  manke 
(vgl.  BWb.  1, 1505.  zu  'meu('lier).  dazu  muvla  heimlich  tun, 
liebeln  (auch  hnihkln,  inuukjtsnj^  tniuhle  peiiis,  brotrestchen, 
r^kkl  ästige  stange  zum  aufhängen  ^  on  klee,  getreide  etc.  (zu 
mhd.  ra^e,  nia.  rä/d  stange),  rakkru  sich  abplagen  (zu  Tegon"), 
Ui'il  Jn  sclueleu  (mhd.  schiec  schief),  huaku  f.  gabelziuke,  hu^kat 
spitzig:,  mit  zinken  versehen  (ablautsform  zu  obigem  hakkl 
haken),  plevikl  m.  prügel,  plevklpir  tropf bier  (zu  mhd.  blenken 
Bich  hin-  und  herbewegen,  KWb.  &  30  plengT)^  puwkn  fisten, 
pinkl  beule,  biindel  (adj.j?/i>Ä<>f;  germ.  WZ.  hing-  stossen,  schlagen; 
vgl  Kluge,  Wb.  unter  bmgel,  badUmng^,  BWh.  1, 394  i  Schweiz, 
id.  4, 1377  ff.),  ilevkrw  dahinbaumehiy  ilawHn  henunschweifeQ, 
Hankl  Schlingel  (mhd.  slenkeren  za  'schlingen*),  waihf  t  krfim- 
mnng,  ansbiegong  am  blecbgeschirr,  wewhi  verbogen,  Terzogen 
(zn ' Wange  ),  tsinJ»le  fetttropfen  (ahd.ciMeo,mhd.jvtiiJke'albngo')» 
fuwim  einheizen,  coire  (Schweiz,  fungge,  vgl  auch  EWb.  a  105 
funggn  pedere,  funkeln,  und  Kluge,  Wb.  unter  funke).  Etymo- 
logisch dunkel  sind  tokkr  tölpel  (Schweiz.  toggcJi),  nokkr  in 
derselben  bed.,  ftoaka  liederliches  weibsbild,  Mukkttsn  rülpsen, 
§taukln  herumschlendern,  pfnjckr  hilfloser  mensch,  ferkln,  furkln 
herumarbeiten,  -wälzen,  murku  girren,  rüuyka  eine  in  schmalz 
geröstete  mehlspeise,  rcviuhle  ein  p'ebäck  (wol  zu  'raunen \ 
wegen  des  brodelns  beim  backen),  laukdle  rechteckiger  auf 
pflöcken  ruhender  rahmen  zum  gehenlemen  der  kinder  (zu 
denken',  oder  deminutivbildung  zn  ländn  lehnen?),  gbtakkln 
durchprügeln,  pdUüMn  betrügen,  pdtakklt  berauscht,  plekkstsn 
(neben  pUildi»tm)  blinzeln  (dies  hat  sein  Ick  wol  nach  analogie 
fthnlicher  bildnngen  wie  mtläe9ts»  meckern,  i$ekk9tsn  necken, 
erhalten),  UhUdn  baumeln,  u.a.m.  (vgl.  auch  die  deminutiva 
auf  "h-  §85,2). 


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HONDAVT  YOV  FEBHBOO. 


151 


Auslaatend  wird  *gg  zu  in  fällen,  wo  inlautende  fonnen 
daneben  stellen;  oKf  n.  eck,  zipfel,  m.  edckegel  (pL  okkn,  okkr; 
fem.  okkw  eckeX  ra.  sdinecke  (pL  MklbX  /ftvitf  fink 
(flect.  flMr;  damit  scheint  auch  flamkln,fianhirv  henimschweifen, 
TO^ippt  zo  sein),  ^cnÄf  link  (flect.  tofJbj  linkiscli).  0  — 
In  isolierten  wortformen  dagegen  erscheint  es  als  kx:  glwökx 
Albeck  (Ui  k.  Alhckkc),  ghinükx  Glanegg  (urk.  Glanekke),  tsrukx 
zurück.  —  Dieselben  regeln  gelten  vom  auslautenden  fremden  k, 
s.  unten. 

4)  Anlantendes  k  fiir  g  haben  hvtkkit  gucken,  heM  ein 
traomidmicht  (KWb.  s.  108  gif»gge,  III  gegl,  113  gmgge;  die 
in  den  obd.  ma.  weit  verbreitete  wz.  gi(n)g,  die  in  allen  mOg- 
Bchen  ablantfomen  auftritt,  scheint  die  grondbedentung 
'baumeln'  zn  haben),  krg!f^  pl.  gliedmassen  (dazu  krakka, 
krolka  spinne  mit  lanf,^eu  beinen;  KWb.  s.  120  graggln  mit 
ki  umm  gestellten  beinen  gehen;  Schweiz,  id.  2.  725  grdggen; 
mit  nasalinfix  krtukl  dürrer,  krummer  ast;  dehnstiUe  liegt  vor 
in  kru9U  bein),  krakkotsn  schreien,  krächzen  (dng.  mit  an- 
lautendem g:  misgrägl  nussliäher,  graten  knarren,  knirschen), 
klevkm  sich  hin-  und  herbewegen,  klit/krle  das  sich  bewegende 
resteben  im  glase,  zu  Jdunknt  {mhLglunkem)  baumeln,  kUdc9tm, 
hgiklatsn  stottern. 

Es  handelt  sich  bier  um  eine  art  assimilation  des  an- 
lautenden ^  an  das  folgende  h.  Tgl.  §  18,  anm.  Dieselbe  er- 
scheinnng  findet  sich  in  dnzdnen  Schwehsenna.,  man  Ter- 
gleiche  die  bei  Winteler,  Kerenzer  ma.  s.  57  fl  angeführten 
beispiela 

AnL  k  für  fremdes  g  ersclieint  in  kolas,  aucli  khölas,  gulasch 
fma?r}^  gitigas),  halimpcrg  Golinberg  (wind,  h^litnic  aus  '^golimje)^ 
k'tiftsn  galosclien,  knJo/)  e^alopp,  kilar  (auch  khitär)  guitarre. 
"Hie  Verstärkung  sf  ht  int  in  diesen  fällen  von  der  betonung 
abzuhängen,  denn  mit  ausnähme  des  ersten  beispiels  haben 
sanuntliche  den  hauptaccent  auf  der  zweiten  silbe.  Vgl.  auch 
kakmdr  meist  in  der  Terbindung  öfwkalandr  'ofengeländer', 
aparrwerk  um  den  ofen.  Sehr  auffällig  ist  hier  die  erhaltung 
des  zwischenTocals. 


1)  Dm  Uli  lu«r  in  der  rcgel  aehwleher  aspirieit  als  soiut,  docb  hencht 
iadiTidndl  •ebwraken.  Unter  imurtiaden  bekommt  man  sogar  affiieata  (fikx). 


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152 


§  117.  Fremdes  k 

FremdeB  t  cnehant  1)  ab  ft:  a)  anlantend  in  hiUr  decke 

(franz.  coultreX  l^fr  kampfer  (mhd.  gaffer,  it  cafura,  vgl.  Kluge, 
Kt.  wK),  i^arjfr^^  steUage  in  der  stnbenecke  (TvWb.  s.  103 
gat\ti^rh.  S: h weiz.  i-l  2.  380  /^riw^ir?!  schrank:  es  scheint  lat. 
cünfh^nu<  zu  grimde  zu  liegen,  doch  vgl.  auch  Kliiire.  Wb.  unter 
länsterkifi  i.  /.''/wr>>  kalmus,  htfsr  kntscher  (zu  uiagy.  kocsf)^ 
k^hl  Schafgarbe  (T^A\"b.  gauckkeil,  gachtil.  ghocheil  etc.;  ich 
Stelle  es  zu  lat.  caucalis,  gr.  xttvxaXi^  haftdolde,  doldentragende 
pflanze  ib^rkaiqit;  lat.  cacalia  kann  wegen  der  bedeutungs- 
yerBchiedenhdt  nicht  in  betracht  kommen)^  kupf  rundliche 
eriiebniig,  iupßi  über  den  rand  toU  Qat  cuppa),  kötr  (daneben 
Uair)  stau  (slaw.  hoim-  htirdeX  hmSm  keusche,  kleines  baiieni- 
hans,  h&Qseben,  wo  die  'ansz&gl^*,  d.L  die  yom  ansgedinge 
lebenden  alten,  wohnen  (vgLBWb.&952  ^eHMAe»;  wol  sp&te 
entlehnnng  aas  synonymen  wind.  Miza,  das  selbst  wider  auf 
deutsches  hh(pis  freliäuse.  zuiuekzugehen  scheint;  dazu  die 
meikwüidig-e  ableitung-  hmslöhkr  keuschler).  koppjt  voll,  in 
ähnlicher  bed.  me  kupfn  (rom.  co^^a,  wind,  ko^asi),  k^rüs, 
kuKu  courage. 

ku2>f  und  kphl  sind  sehr  merkwürdig,  da  der  inlautende 
conjionant  verschoben  ist.  Krassnig  s.  22  hat  auch  ggumpf 
(==  kumpf)  wasserhom,  in  Pem^  lautet  dies  wort  kkumpf 
(Kluge  stellt  es  zu  mlat  oimMa). 

Slow,  k  in  eigennamen  erseheint  meist  als  k:  läsq?er$ 
GCseberg  (*ko^e  bez.  loa  koi^ax,  nrk.  Ofetod^  'Ziegenort*),  hfrl 
Karl  (ortsn.,  wind,  karbu),  kgür  (hansn.,  *koilar  'kesselflicker*) 
n.s.w.  Doch  wird  daneben  da,  wo  amtlieh  k  gesehrieben  wird, 
auch  kh  gesprochen:  kh^l,  khnästcög  (s.  §  55)  u.s.w.')  Die 
nördlichen  ma.  haben  im  aiilaut  in  der  regel  (/  für  slow,  it, 
z.  b.  yrga  Grai  (*kraj  ort  ),  (/urk))  (lUi'k  (slow.  /;>  /a). 

Unsicher  ist  die  etymologie  folgender  Wörter:  hrifu  liiiiidin, 
kiib-n  niädel  (nieist  verächtlich,  vgl.  l)Wb.  5,  809.  Schweiz,  id. 
2, 578),  itvd  ompr,  uuikompr^s  nicht  passend,  nicht  geschickt  zu 
etwas  (mau  wäre  geneigt,  es  zn  lat  comfMir  zu  stellen,  doch 

')  Der  einflnss  der  schrift-  nnd  schnlanssprache  macht  sich  »ach  in 
anderen  fällen  g^dtond.   80  wird  ein  fremder  selteu  die  nnheimischfl  foni 
perm  (^emeggj  höreu.  Man  sa^  ihm  gegenüber  pernökx. 


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§  U7 


MUEDAXT  TOB  FKBXBOO. 


153 


Tgl.  mhd  •"T.qampcr  steif),  klönais  trielrweg,  {tuJccuisn  'an^Üiizen', 
anschneidtD  (vieiL  aas  *an-entg€nzen),  h(>ra  mutterschaf,  kcrl 
Widder,  kumröbm  gondelrebe  (vgL  wind.  künrödü\  klifale,  kUßti 
achlechter  knt.  -  '~^r  wamme  (in  nachbarma.  kommen  formen 
okiie  I  TOT,  Tgl  KWb.  &  117  gu/fe,  güffi  TerftchÜidi  fflr  *hiit' 
and  'fco]i{\  U7  gauär  die  fleischige  haut  unten  am  kinn;  es 
Bclieiaqi  indes  in  beiden  fiUlen  je  zwei  Terachiedene  Wörter  ni 
gmde  SB  liegen;  zn  jenem  TgL  BWb.  1, 1325  klufm,  ghifen, 
gufen  'kopfiiadel*  nnd  it  cufißa  liaabe,  KWb.  s.  116  glüfe  Steck- 
nadel, zn  diesem  DWb.  5^  1221  nnd  1569.  Wir  haben  es  hier 
sicher  mit  eontaminationsformen  zn  tun). 

b)  Inlautend  in  tmkkr  zncker,  t.sohld  liolzscliuh  (it.  ::(>(  (  olo\ 
(mkka  t5chako.  murki)  gurke  (vgl.  Kluge,  \\'b.  unter  gurkc%  iiuku 
Tinte  {\2it.tincta),  arAr  *erker',  dachlncke.  .^pekk^llrn  speculiercn, 
^p^tokku  apuibeke,  fr^aku  herumscliueiden,  unnütze  arbeit  ver- 
richten (nacli  Lexer,  KWb.  s.  102  zu  it.  frcgare,  lat.  fricarcY)^ 
frcJik-^h  (?.  §32,  b),  sakr^s  (sikivs)  *  verflucht',  zu  ."iakra,  sikm 
sackermentl,  i^vkr  rock,  jacke  (BWb.  1, 12U8.  Schweis,  id.  3, 40), 
itr^ka  bohnenschote,  demin.  Hravkdle  (wind.  strQk  mit  ^  für  *ö«), 
stmk9le  au^festellte  flachs-,  buchweizengarbe  (dem.  zu  gl«'i<  !i- 
bedeatendem  wind,  siof^,  ^$tajfika\  mkkl  Nikolans»  itokkl^U 
Stogglitz  (ortsn.,  wind.  stoiäit9se\  ts^Iatsn  Zirkitzen  (wind,  isir* 
houisd  fttr  *t8irhfi^i9a  kirchlein),  IMe  Lucas»  parokkv  perUcke, 
maik»,  ma0»ra  maske,  maskerade,  n.  a.  ra.  Donkel  ist  hnälM 
kahn»  shwäukr  jacke  mit  längeren  schössen. 

c)  In-  nnd  anlautend  zugleich  in  kokk»  m.  kern  einer  eitern- 
den geschwulst  (lat.  coccvm  kern,  beere;  Schweiz.  1, 178 
gogge"),  kaukkln  'gaukeln',  unruhig  sein,  allerlei  gebärden  machen, 
kfiukkJle  unruhiges  kind  (zn  caKvula,  gr.  jf«»"xr(  schah-.;  vgl. 
Du  Gange  2,250a  Cauculaions,  cmicltarii,  cockarii  . . .  qui  am- 
culis  $€u  poculis  amatoriis  ita  numtes  quorutidam  inficinnt, 
ui  in  insaniam  versi  a  pkrisque  iudicmtur;  dazu  wol  der 
scherzhafte  Zauberspruch  k^glQritm,  auch  kgkkglQrc  gemüt- 
licher trop^  nnd  mit  formeller  aalehnai^  an  dieses  wort  ki^kkg- 
Igte  aogenglfiser,  lat.  <>eiitlana\  kakka  mphn  (caccare%  klokk» 
glocke  (mlat  doeeajy  krväkl  knorpel  (mlat  emstula;  nachbarma. 
haben  trvSkl,  gruipT),  kuäkr  m.  grfine  eidechse  (wind.  kuitSär). 
kauwk»  hatte,  'keusche*,  ist  der  spräche  der  iürtslr  (s.  s.  6,  anm.) 
entlehnt. 


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154 


LB88IAK 


§117 


Im  aaslaut  »tarktoniger  silben  erscheint  fienides  k  als  U 
unter  denselben  bedingungen  wie  germ.  gg,  z.  b.  tirU  Türke 
(pl.  iirkv\  tirkv  m.  bedeutet  raais),  iQk'  Jakob  (dem.  i^kkt), 
Ü^waM  Slowake  ijfL  Ü^waklm).  Isolierte  formeii  haben  Ar: 
ItoOt»  Golk  (slow.  *Ao2jt-),  l^ht  Lang  (am  slow,  lißsa  mit  p  ffir 

beides  ortsn.). 

2)  Fremdes  A*  erscheint  anlautend  als  7  in  gr^la  'koralle', 
perle,  kügelchen,  grptn  leiterwagen  (mbd.  nrattc,  kratte,  lat. 
cratis),  (jgru,  gar i(uka.i'ren  (lat. cor ni.s),  f/ram«/«  kaiiiille  (s.  §  34, 
anm.l  (jawuhr  cavalier.  Das  g  dürfte  hier  schon  ziemlich  alt 
sein;  vgl.  wind,  hraltsa,  hrotc,  häre,  hablir,  während  ma.  k  als 
k  erscheint:  koutr  (ma.  Ä'ui^r),  käfra  (ma.  k^fr),  kdlmaz  (ma. 
kolnas)  etc.  H&oflg  hört  man  auch  gmshatsn  tfa  kriashcUsn 
sonnwendfeaer  abbrennen  (wind.  M9s  ans  *kri$  Sonnenwende; 
die  form  mit  g  beruht  auf  Volksetymologie:  man  bringt  das 
wort  mit  gr^s  'grflase\  wanschsprüchlein,  in  rerbindnng,  die 
beim  sonnwendfener  gesprochen  werden). 

In  nnbetonter,  der  starktonsflbe  folgender  silbe  ist  fremdes 
h  zu  r/  gesehwftcht  worden  und  muss  im  auslaut  lautgesetzlich 
schwinden  (vgl.  §  116,  2,  c):  Ortsnamen:  perne  Pernegg  CP'^f- 
nike\  sitte  Sittich  {*iitike\  mmislte  Meiselding  (urk.  Miji£iltich\ 
tnaltie  Maltschach  (urk.  Mrlschik),  (bl^anW  Dolientschig  (*(fo- 
lisntsikc);^)  hausnamen:  .^/f(j;^;?j(?' Stupnig,  W  ip]>enig 

(*§tupnik  etc.).  Inlautend  bleibt  das  g:  pernigr  Pernegger. 
sittigr  Öitticher,  maUiigr  Maltächachery  siujafpnigss  stupnigisch, 
n.  S.  w. 

Anm.  Auslautendes  g  {*k)  ist  erhalten  in  fällen  wie  räthvög'RaÄwes; 
('*'rado^ike),  plswög  Pisweg  (*p'imm'ke)]  slow,  -uik  ist  hier  zu  wög  weg, 
uni?<!dentet  worden.  —  Nach  l  und  r  erscheint  slow.  *'ik(e)  als  -n>,  t.  b. 
tignv  Tigring  (urk.  T^grkh,  wind,  tihrlh'),  adliu  (urk.  Xfllich.  s.  :U>, 
unter  dem  einfluss  deutscher  Ortsnamen  auf  -Iw,  -rw  w  io  Elbliiij,',  iiÄclie- 
riog  n.  a.  Diese  Übertragung  findet  sich  auch  sonst,  vgl.  ßUm  TAKhling 
(^doJimke),  h'9ßip8elatimag(^m9ßke),  pöU»  Polling  i*polana,  vak.  Mam), 

3)  Als  kh  (kx)  erscheint  iremdes  k:  a)  laut  gesetzlich  ent- 
wickelt im  anlaut  solcher  Wörter,  die  vor  der  lautverschiebung 

Ich  habe  abncbtlich  diese  ffinf  beispiele  gewUdt,  um  dnicli  die 
nebeneinaiidentellimff  der  miindutlicheii  und  sehriftoiiraeUichen  foinMii 

die  groHse  inconseqnenz  der  modernen  amtlichen  Schreibung  der  Ortsnamen 
zu  belenchteiL  Es  liegt  natttrlicb  in  allen  flUlen  dasselbe  slow,  sottx 
{-ike)  Tor. 


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XHNDAIIT  rOK  PEBHBOG. 


155 


adlKeiiommen  wurden/  wie  khupfr  kapfer,  khöhn  kochen;  — 
b)  in  Wörtern,  die  durch  Termittlnng  höherer  gesellschafts- 
kreise  in  die  ma.  gedmogen  sind:  khgmmr  kammer,  khöm9^n 
gemaeh  (mhd.  kemmäU),  hkrdndn  kreide,  kkapeln  kapelle^ 
Mt^mr  bejnlraiis  (mhd.  hamer,  lat  cturnarnm),  kh^id  kaazel, 
ViaUM  katholisch,  kh^^ppm  kappe,  Icharfjß  karfiol,  (a)jü^ 
accnrat^  hhaperäokfm  überdecke  (it  eoperid^  klaeee, 
$Mk^  'sekten',  lannen,  äokhtr  doctor,  (ffre^lr  {äirefchfr)  di- 
rector,  pl^lchn  planke,  plankx  blank,  pnkhl  grossvater  (die 
bedeutungsent  Wicklung  scheint  duicU  da;^  nia.  grossvater, 
beeinflusst  worden  zu  sein;  der  begriff  'onkel'  wird  durch  fötr 
*yetter'  widergegeben). 

Anm.  Die  stadUpracbe  hftt  tmn<^piriprtr'9  in  <!pn  Tiif^istf^n  fällen 
dnrch  kh  ersetzt:  k/ifrßm  (mh.kcdün),  kh{>lmu.s  {uiA.k<^lmjs),  khitknaklt  kuckuck 
(ma.  kukk€)f  oki^t  (ma.  vkkH),  mukhn  (ma.  mukku),  u.  s.  w.  £ä  ist  dies  wol 
auf  gelehrten  einflnas  snrttckxuführen.  Das  k  wird  als  'windisch'  em- 

In  welchem  umfange  die  naclibarnia.  das  anlautende  fremde 
k  als  solches  bewahrt  haben,  weiss  ich  vorläufig  nicht  be- 
stimmt anzngebeii.  Das  untere  Gailtal  und  die  besagten 
Sprachinseln  stimmeu  zu  unserer  ma.  In  den  übrigen  bair.- 
österr.  ma.  scheint  es  (wenn  man  sich  auf  die  Wörterbücher 
verlassen  darf),  soweit  es  nicht  als  Ih  ei^scheint,  wol  überall 
mit  g  zusammengefallen  zu  sein  (vgl  auch  vSchatz  §  75).  Sollte 
deDn  bei  uns  und  in  den  genannten  dialekten  die  stete  berüh- 
nmg  mit  dem  fremden  Volkstum  von  einfluss  auf  die  erhaltang 
gewesen  sein? 

§  118.    Germ.  x. 

1)  Oerm.  X  ist  sowol  anlautend  (ausser  vor  consonanien) 
ais  auch  inlautend  regelmässig  als  h,  vor  t  als  x  erhalten:  h^s 
hase,  hunt  hund,  h^ne  iiahn,  pihl  bühel,  rähl  bohnenstange 
(mhd.  rohe),  sphr  sumpf  gras,  schilf  (mhd.  saher)  ^  M^hl  stahl, 
i^lhU  ton  (mhd.  tdhe)^  tsöhne  zehn,  tphn  doUe  (mhd.  tähe),  t8e9hni 
aehe,  pl^  blähe,  isahr  zfthre,  ßÄr  (ökr)  fthre,  nahe, 
Uu9ie9hn  znlehen,  tsi9hn  ziehen,  fli^hn  fliehen,  auch  fliegen, 
««ftfi  sehen,  ki^  gesdiehen,  t8C»ihn  beschuldigen,  zeihen,  ItBihn 
leihen,  smihn  seflien,  imelha  Schmiele  (mhd.  srneVie),  HUm  schielen 
(mhd.  farhn  föhre  (mhd.  vorhe),  mirhn  mfthre,  dhme; 

Mc^t  wacht,  $lea:t  schlecht,  rixtn  richten.  Nebeneinander  stehen 


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156  - 


LBMIAK 


(118 


formen  mii  und  ohne  zwischenvocal  bei  s/^^hi,  seJhn  selchen, 
räuchern  (aber  stets  selhr  selcber).  Urspr.  hh  h&bea  UcheD, 
tsökn  EecheiL 

2)  Zu  k  ist  es  geworden  in  der  yerbindung  hs:  ok$  ochae^ 
i9km  achselhöhle  (mhd.  Mise),  gksl  achsel,  fiika  fochs»  h^aksU 
höchste,  itdk^«»']iädi8te.  In  der  yerhalflexion  steht  «iM  neben 
9ix9t,  sonst  herschen  durchweg  die  analogiefoimen  Ifocsi  lachst^ 
wmxsi  weihst,  a.B.w. 

3)  Geschwunden  ist  h:  a)  inlaatend  in  hQafrt  hoffsrt  (& 
§  27,  a),  wam9xiH  Weihnachten,  wmranx  weihranch  (s.  §  32,  a), 
w(WMf«-i/fK?  nachmittag,  iasn  nadelholzzweige  (mhd.  dehsen,  vgl. 
g  51.  Ii.  i^)fmi  sich  durch  zahlen  von  getränk  loskauft n  (für 
*X{iJi{miin  zu  'Johannes':  diese  eigenartige  sitte  wird  von  Lexer, 
KWb.  s.  unter  h<,msn  beschrieben).  —  Nach  rnnsi-uanten: 
farlc  {fdtiit  i  ierkel  (dem.  zu  ahd.  farh%  mfrl,  merltv  m.  möhre 
(mlvd.  ^nii>rlul,  -inr),  tcäl^s  v^äheh  (mhA.tcälhisch),  ^''erchtag', 
dienstag,  unmir  umher,  timm^ti 'umhin',  hinüber,  aufr  'aufher', 
aufn  'aufhin',  ausr  'aosher',  aum  'ausbin'.  VgL  hierzu  die 
'höfischen'  formen  <ficr,  mne  etc.  §112,3,  anm.  —  Vor  t  in 
unbetonter  silbe,  so  in  dem  adjectivsufflx  mhd.  -eht,  -oht:  pohh^i 
bockig,  iprekkl9t  gesprenkelt  (mhd.  spreekMU},  pl^amUt  ge- 
blttmty  n.&w.  Bei  n%  nito  nichts  ist  die  schwachtonige  form 
verallgemeinert  worden  {tUxt  ist  selten  und  wol  neu  entlehnt; 
doch  vgl.  tmixt,  fmixt  *zn,  für  nicht*,  nichtswürdig,  schlecht; 
tsnisti  wird  anch  attributiv  verwendet;  'nichts*  Ist  über  mixs 
zu  niks  geworden).  Ferner  Qnip  amt  (ahd.  an%bahi\  hmni  heute 
(alul.  Iihidhi).  iü  hiilten  ist  U  in  nopr^xt  Kui»reclit,  und  bei 
abfall  des  t  in  odlprör  Ad  elbrecht  (ahd.  Adalpcrahf). 

h)  Auslautend  in  fioa  tidh  (id.//r(?;  dag.  (r?rs//oa//n  aupflöhen), 
^lU  schuh  (dem.  shblej^  f\  vieh  (pl  fthr),  hm  ludie.  .^Ira  .schiebe, 
räi  reihe.  Nebeneinander  stehen  r^,  r^ux  reh,  [l{ta,  hur  lohe]. 
'Noch'  lautet  vor  consonanten  in  der  regel  n^,  vor  vocalen  und 
im  reinen  auslaut  wird  daneben  nöx  gesprochen. 

Dagegen  hat  sich  das  auslautende  x  erhalten  in  wgsrwceix 
wasserweihe  (neben  W4siha  weihe,  icunkn  weihen),  kgax  hoch, 
roMx  rauh,  rpox  roh  (flect  h^foike,  rmhe,  rpoAe),  gi9x  unschön 
(neben  ii»ha\  gäx  jäh  (neben  gOhd)^  tsOx  zähe  (neben  isäka), 
ioiix  (neben  Ufiaika,  vgl.  §  83);  i  älx  ich  sehe,  tsi9x  ziehe,  sax 
sähe,  hiax  geschähe,  n.&w.  Es  ist  ohne  weiteres  Uar,  dass 


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§118 


157 


wir  es  In  diesen  fiUIen  mit  ansgleicbnngen  nach  den  inlanten- 
den  formen  zu  tnn  haben,  die  in  der  adjectav-  und  verbalflexion 
ja  ganz  bedeutend  überwi^^en. 

Es  ist  femer  regelmässig  bewahrt  in  unbetonter  sQbe. 
Hierber  gehören  die  collectivbildungen  auf  -9x  (ahd.  -a/«,  mhd. 
■ach):  sniti9x  häcksel,  JchräS9x  reisig  (zu  mhd.  rcB^e),  gratsox 
knirschleder  (zu  graisn  knirscheu),  rwtdx  eine  pflanze  (mhd, 
riet4xch)^  U.S.W.;  seUx  schief  (flect.  ^elhe\  ahd.  scelah),  sühx 
Sallach  (ort  ob  Tiffen;  zu  ahd.  salaha  salweide:  es  ist  i. m.: 
af  dr  spl9x;  dies  beweist)  dass  das  wort  deutäciien  ui'spruugs 
ist;  w&re  es  slawisch,  so  stünde  die  pr&p.  9n  oder  ts  'in',  'zu* 
ohne  artikel,  z.b.  9n,  ts  ädr9x,  ff$9x  in,  zu  Adriaeb,  Ossiach, 
a&w.),  fi^r^  furche  (ahd.  furuh\  es  ist  heute  zwar  einsilbig, 
doch  wird  in  einer  früheren  periode  der  zwiscbenvocal  yor- 
handen  gewesen  sein). 

Einigermassen  auffallend  ist  die  bewahmug  des  -x  in 
nach,  durx  dureii.  Doch  mttssen  wir  bedenken,  dass  die  beiden 
Wörter  sowol  in  präpositionaler  als  adverbialer  Verwendung- 
liiuitig  in  den  iiilaut  zu  stehen  kommen:  du/ hm  durch  ilin, 
ri(j/tm  ppx  ^nach  dem  baclie'.  länofs  des  haches,  durh-,  n{)ldhsn 
durch-,  nachlesen,  -ökhn  -eofgeu,  etc.  Zwisclienvocal  kann  even- 
tuell auch  für  durx  vorausgesetzt  werden.  In  prokli tischer 
Stellung  als  untrennbares  verbalsuffix  ist  durch  zu  dr  geworden: 
drt^an  es  fertig  bringen,  dtr^^  zu  ende  sagen,  drisgln  völlig 
besaUen,  dtp^^m^n  erbarmen,  u.s.w.  {dr-  hat  er  völlig  yer- 
dringt). 

Trotz  der  zahlreichen  ausnahmen  werden  wir  den  schwand 
des  auslautenden  h  in  haupttoniger  silbe  als  das  laulgesetz- 
liebe  zu  betrachten  haben.  Da  auslautendes  x  {=  *k)  unter 

denselben  hedingungen,  d.  Ii.  bei  einem  nebeneinander  von 
aus-  üiid  inlautenden  formen  niemals  schwindet,  liurfen  wir 
mit  Sicherheit  annehmen,  dass  es,  ehe  die  scliwadiimg  im  in- 
lant  eintrat.  so\\(jl  in-  als  auslautend  eine  vom  alten  h  ver- 
schiedene qualilüt  besass  und  dass  dieses  im  auslaut  keinerlei 
Verstärkung  erfuhr,  bez.  dass  die  qualität  des  inlautenden  h 
frühzeitig  auf  den  auslaut  übertragen  wurde.  Dies  würde 
Yolbtftndig  zu  der  in  §§  102,2.  III  ausgesprochenen  ansieht 
ftber  das  verhalten  auslautender,  spirantischer  lenes  in  unserer 
ma.  stimmen.  Die  formen  r^,  Igax  sind  wol  den  nOrdlidien 


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158 


IiMUK 


111^190 


dialekten  abgeborgt,  die  im  gegensatz  zu  unserer  ma.  das  aus- 
lautende h  fast  dnrchwegs  als  x  bewahrt  haben  (^49x,  fix  etc.). 
Für  die  bewahrung  des  auslautenden  h  in  schwachtoniger  silbe 
weiss  icli  keine  erklämng.  Die  erscheinimg  ist  einigennaaseii 
Mremdend,  wenn  man  die  yerh&ltnisse  Mm  anslantenden  x 
in  nicht  hanpttoniger  sübe  vergleldit  (§  115,  i,  b).  Sollte  denn 
die  qoantitftt  des  vocals  der  nebensflbe  vom  einflass  gewesen 
sein?  UnmIJglicli  wftre  es  gerade  nicht,  dass  in  dm  ableitongen 
auf  -Itch  der  schwächer  geschnittene  accent  des  suffixes  mit 
zur  rediictioii  des  Spiranten  beitrug  (vgl  imsterisch  stai-ktA)iiig 
nu,  .schwaclitonig  mi(j  'mich*  Schatz  s.  102). 

Anm.  ro<t.r,  ],,a.r  hnhfii  secnndärcs  *h:  vj^l.  die  ausfühmng'eii  bei 
Schatz  s.  8U.  Iva  kann  ohne  \veiter(ia  zu  mini,  lö  jrestollt  werden;  eine 
swiscbenstnfe  *lpah  ist  indes  nicht  TöUig  aosgeschlotifi^u,  vgl.  l^ithn  ioheu 
(ftrben). 

§  119.  Germ,  j, 

Germ.j  ist  anlautend  durch  i  vei  ti-eten:  i(>Z:' ja^d,  j^Vi/  jahr, 
j(üx  juch,  xötn  jiiteii,  wmmr  jamnier.  Zu  üd^  e^thl  (mlid.  enhalp) 
vgl.  Sievers.  Heitr.  18.  4(i7  f.  Gesclnvuuden  ist  j  inlautend  zwi- 
schen vocalen  in  verbeu  wie  samn  säen,  nän9n  nähen,  dran^n 
drehen,  pl^andn  blühen,  u.s.  w.  {ahiLsätan,  bluaian  et&,  &  §  103), 
ferner  in  Hin  lilie.  Es  ist  zu  g  geworden  in  sirgn  verklagen 
(zn  mhd.  sckerge,  sche'rje),  fndgr  fr&her,  fijBigl  neben  foBU  Veil- 
chen (mhd.  viel  bez.  ^^v^el)^  Hgu  {*gmen  zu  lat  Aejßüms,  & 
§llÖ,2,a). 

niklpgr  Nikolaier  (zu  niklp  Nikolai),  ist  wol  nur  analogie» 
bildung  etwa  nach  dem  muster  von  jpemigr  Pemegger,  zu  pem^ 
Pemegg. 

§120. 

Zur  beleuchtuug  der  relativen  clironologie  der  lautentwick- 
lung  durcli  die  lehnwörter  im  windischen  fülae  ich  die  folgen- 
den charakteni>ti;5chen  beispiele  au'): 

Germ,  b],  inl.  p  >  w:  -{-        Scheibe,  x  rlhai^  reiben. 

Germ.  /*],  v  >  f:  ts9hlsLis  zu  fleiss,  +  sraxkla  schraube 
(ma.MNi/a),  +  birOx  'fttrtuch'  (beispiele  mit  6  +  p  =  *a  fehlen). 

*)  Ein  -f  vor  dem  worte  Boll  ansdrücken,  dass  es  zur  bestirannnisr  der 
oberen  L'-ifiize  dts  alttn,  ein  x,  jener  des  neuen  lautwert'"»  dienen  solL 
Die  zeichen  für  die  laute,  auf  die  es  beim  Tcrgleich  ankommt,  sind  in 
antiqua  gesetzt 


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§121 


XmiDABT  TOV  FEBMIBOO. 


159 


Germ.  j*  >  xb&m  wanne,  x  frböiar  yerwflser 
(beispieie  mit  fi  +  9  =  %  4-  oi  s=  *l  fehlen). 

Germ.  «],  ^  >  5:  +  fri^äar,  4-  iftii^  sauber,  +  raj/a 
reise,  +  /bitfi^  gerflst,  +  kqit  getreidekasten,  +  r&xil  kurze 
Stange,  stab  (zn  mhd.fi9). 

Germ.  ^A:j,  sk  >  s:  x^po,  xiu^  8chaufeL 

Flexionslehre. 

A.  Das  Substantiv. 
1)  Das  geiras, 

§  121. 

Bevor  ich  zur  besprechung  der  einzelnen  casus  übergehe, 
gebe  i^li  eine  zusammenstelhingf  der  Wörter,  welche  in  der  ma. 
ein  vom  nhd.  bez.  mhd.  verschiedenes  geschlecht  haben. 

1)  Männlich  gebraucht  werden:  a)  die  schriftsprachlichen 
neutra  ceis       äöf  scbaf,       rohr,  hlA$  (khist)  kissen,  pokx 
becken,  hcrv  hörn,  Atr»  'bim',  sUnie^  dnm  tnimm,  stftck  (mhd. 
limiii  n.),  fiöta  boden  (mhd,  vhUe  n.).  Femer  had9x  heidekrant, 
n9t9x  ein  nnkrant  (mhd.  *heidaeh,  rietaek  n.),  tau  tau,  fgtrünsr 
▼atemnser.  Wie  im  mhd.  sind  masc  ohm  dchhom,  weh, 
schmere,  polsir  polster,  mies  moos  (mhd.  mies).  Gegen  das  mhd. 
gpdn  getreidekasten  (mhd.  gadem  n.).  —  b)  Die  schriftsprach- 
lichen femin ina  tscohni  zehe  (nach  fiimi  r),  ^pit'^  spitze,  nüdl 
nudel.  haks{'ti)  hächse,  bein  (nach  tus^  ).  oitr,  ehr  iilire  (mhd. 
eher  uX  Iminsdt  'leinsaat',  leinsamen  fnacl!  letzterem),  frnunft 
Vernunft  (nach  'verstand'),  c^in^tm  eiijualime,  pral^s  brasse, 
furhm  ifurm)  form,  rno  ruhe;  dr(;asl  drossel,  Qmnm  amsel,  hrx 
lerche,  pgbstr,  auch  Qglöstr  elster  (sammtliche  nach  'vogel'), 
wumbl  hununel,  äintpfn  straple,  strippe  (aus  lat.  siruppus)^ 
präm  *brame',  einfassung,  wffmpm  'wamme',  bauch  (nach  diesem). 
Ferner  Mapf  schleifbaum,  pantoffel  (mhd.  skipfe  t),  iQhnt  thon 
(mhd.  iäke  t).  Wie  im  mhd.  kkrös  kresse  (ahd.  kresso)^  hut 
*hut\  yerlangen,  Utft  hsft,  Um»  schleie  (ahd.  slh%  üsü  distel, 
gams  gemse  (mhd.  ^om^),  i»i  tenne,  rpfo  ratte  (ahd.  raUo\ 
jfM^/ Schnepfe  (8M,snepfo),  /^ufiihne,  ^r^i/'traole  (mhd.  <rou/), 
puUr  bntter,  flm  flamme  (mhd.  1  m.;  es  wird  auch  in  der  bed. 
•weichtdle'  gebraucht),  tswift  zwiebel,  list  list,  tsähr  z&hre, 
hirä  hirse,  Snek^  Schnecke,  nt^n  mäkue  (mhd.  tnan  m.),  möim 


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1«0 


Mete  (abil  mSuoX  TgL  anch  ib^r  spnr  (mhd.  p«stN»r  it), 
Pfairtß  petorsOie  (ahd.  piUnü  sl). 

2)  Sächlich  gebnuieht  w^en:  a)  höf  hof,  fr cei tho f  fneä- 
hof  (d'>eh  zuweilen  auch  m.i,  /«/r  teller.  Wie  im  lulid.  hviw 
honig'.  /.>'7i/  c"esang.  irtjukx  tiank,  ätr  eiter.  Gegen  das  mhd. 
hjtsU  lebielt,  /v/h  fohlen.  J:h>UN<fwöt  wachholder  (mhd.  krane- 
u  <t^.  m.).  —  /^'Made.  (7^</ eichel  ^im  karteiispiel).  tispl^tiisc)!' 
plätte  (wol  aogelehnt  an  pl^t  blatt).  Wie  im  mlid.  khöl  kohle, 
wtQd  mahd. 

3)  Weibliclies  geschtoclit  haben:  a)  hu9stn  hosten,  ircBm 
Schrein  (ahd.  9enm  m.  n^  vgl  wind.  sMiä  f.),  ^hr»  ahorn,  pM 
puls  (nadi  'ader*)»         Uee  (mdst  nor  im  pl.  gebnacbt), 

g':>tr  <ratter,  zauntor  (nach  *tar').   Ferner  hceisrökx  heuschrecke 

^mlKi.  ;a. ).  Wie  mhd.  sgas  sclioss,  iiqtjn  schuppen,  rgmma  rahmen. 
—  b)  (jm  'm\\'  (meist  pL),  fetn  fett,  Sra  Öhr  (mhd.  u.). 
Ferner  u  nfa  riihli;^  ke  (nilid.  tt'a/ew),  <rö7  wett^  u  t/uya  wange 
(meist  aiu  h  aü^m  au^e,  ohr;  vgl  §  82 j.  Wie  im  nihd.»^ 
mafiSy  üifl  Stiftung. 

4)  Doppeltes  geschlecht  haben  gli^r  n.  m.  altar,  ifil  n., 
selten  m.  tefl,  mui9s  m.  n.  mnss,  isMn    selten  isekx  m.  leeke, 

üs  n.  f.  ass  (im  kartenspiel,  f.  nach  *sau'),  söf,  §if  n.  m.  scbifi 
toi  n.,  WUi  t  tal,  stöfin  m.,  Höff^  f.  stift,  holznagel,  sceiü  n., 
selten  m.  seideL  Diflerenziert  sind  der  bedeutnng  nach  fmtü 
ni.  ÄenseDgriff,  n.  mittel;  mcnU  m.  mensch,  n.  weibsbild;  »i(JiP^ 
m.  mond,  n.  monat;  multr,  moltr  m.  backtrog",  molfr  f.  länd- 
lich e  holzschüssel;  i^i  m.  n.  ort,  nur  n.  ende;  nokhn  m.  kloss. 
f.  fade  Weibsperson;  okkn  f.  ecke,  öik'  n.  zipfel,  berg  (in  sa- 
sammensetznngen)^      m.  eckkegel. 

Anm.  Bei  AM  honig,  /j</c;  ^lol  wird  snweüen  adum  du  selvift' 
dentflche  geaddecht  angewendet 

5)  Fremdwörter  haben  nicht  selten  ein  von  dem  in  d^r 
Ursprache  abweu  hendt^-?  j^enus:  z.  b.  numrcl  n.  regenschirm 
(it.  omhrcllo).  wwiH  n.  leitseil  (wind,  näidt  f.),  IhaiKsl  n.  kapsei. 
reträt  m.  retirade,  abort,  dalum  m.  datuin,  peryanu  tr  m,  bar. - 
meter,  prefa  f.  amulet  (lat.  hreve%  dekha  t  deka»  IhUa  t.  (n.) 
kilOy  iäakka  f.  tschako,  gas  f.  gas,  s^/a  f.  sota,  mag^fsin  t  ma- 
gttfin,  paprikJta  t  paprika,  tefpmtilM  UL  perpendikel^  sp^täkkl 
in.  Qiektakely  fourfioÄft}  nt  tabemakel,  M/i/K  /f/e'm.  endiyie. 


MUNDART  VON  PERNEGG. 


IUI 


a)  Die  casus. 
§  122. 

a)  Aceasatiy.  Eine  besondere  vom  nom.  verachiedene 

acc-form  ist  nur  noch  bei  den  schwachen  masc.  (s.  §  129)  und 

den  männlichen  deminuiiwii  anf  -Ic  (s.  §  137)  erhalten. 

1»)  (Tenetiv.  Eine  noch  grüsserf^  einbusse  als  in  der  Imster 
ma.  (Schatz  s.  119)  hat  der  gen.  in  uuserem  diaiekte  erfaliren. 
Der  gen.  pl.  ist  fast  völlig  verschwunden,  auch  im  sg.  haben 
Bich  nnr  einige  kümmerliche  reste  davon  erhalten  (vgl.  Nagl, 
Boanad  v.9a  v.4ai,A). 

a)  Feststehende  ^taktische  verbindimgen,  adverbiale 
Wendungen:  9n  ^ts  ngm  in  gottes  namen,  «m  gots  (khriste) 
wün  nni  gottes  (Christi)  willen,  um  gots  Atm&fo  wiln  um  gottes 
himmeis  willen,  är  wml  h^bm  'der  weile\  zeit  haben,  4s  nit 
dr  rödj  dr  mi9  wert  ist  nicht  der  rede,  der  mühe  wert,  hMglt 
är  sphn  'gestalt  der  sache',  je  nachdem,  ffrQltraisiviiiji)  vor 
alters-zeit(en'),  />  rcwts  ?(öf/ij  von  rechts  wessen,  fuisinntshohvr 
anstaiidj^halber.  diyhs,  Ls(vi/:s  als  aiishilfswörter  tur  einen  augen- 
blicklich nicht  einfallenden  begriff  (z.  b.  dr  dinks  dg,  wgs  is  den 
fra  tsmb>  imi^ndr;  noch  häutiger  wild  der  acc.  diu,  tsmig 
80  verwendet),  tummr  woeis  dummer  weise,  ertrwms  'örter- 
weise',  da  und  dort^  siölntcceis  stellenweisOy  gaks  idötzlich  (mhd. 
gähe9),  flnks  finge,  iuks  mit  öinem  Stesse  (vgl  BWb.  2, 369 
sekuekm  mit  kurzem  schwänge  in  bewegung  setzen),  iwröks 
quer  dnrch  (^über  ediea),  untrwißcs  unterwegs,  h^oks  halb- 
wegs, hini^ruks  hinterrücks,  iwrhaps  oberflächlich,  ohne  ins 
detail  zu  gehen  {^Uberhmhtes),  9nd^kst  ohne  Überlegung  (mhd. 
Undankes),  wceiirs  weiters,  immdrs  besonders,  iwrivks  übrigens, 
§rems  quer,  schief  (zu  'schreiiinien'.  vgl.  DWb.  9, 162(3.  1734. 
BWb.  2, 601).  indrH  irgendwo  (*mders),  -werts  -wärts  {iwr-, 
auf-,  siT-ii-  etc.  -leerU).  Zeitbestimmungen:  untr  tgks  unter- 
tags, gbnüs  abends  (selten),  suntiks,  mgntiks,  werxtiks  u.s.w., 
fgrtgks  vor  tagev^anbruch;  tsnigi-gnstr  des  morgens,  tsghmstr 
des  abends,  öbmstr  'ebens',  unterdessen,  pnhstr  in  bälde  (mhd. 
hdSdesi  mr  endong  -tr  vgl.  §  143,  anm.).  Auffallend  ist  föstaics 
festtags,  mit  nmlant  (wol  anter  dem  einflösse  des  pl.  ßstag), 
YgL  noch  ^Hdrhifnt  allerhand,  (/!ldrla,  tsw(t9rla  allerlei,  zweier- 
lei, etc.  —  Entlehnt  ist  höksins  höchstens  (vgl.  h^dkste  höchste). 

Bwfclt»  wm  fttcUckü  dw  dtuttclm  ipnebe.  XXVUL  11 


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162 


Htanden  in  denuUgen  adTcrtiialai  mlotaqgai  wnfHag* 
lieh  zwei  flectierte  genetire  nebendiiaiider«  m  »t  Mb  xwcitai 
die  endongr  fallen  gelaeeen  worden:  kmmüktipf  ^heitigeB  toges', 
bentzQtAgp,  hglhmua  ^lialbenteü»',  ziir  Ulfle;  mßshM  Miste»- 

telli*,  anstal  einesteils,  gr^asinHÜ  giteteiiteils. 

l^rf  tiabeusdorf,  oldnaperg  ülricb&berg.  wMtrügrf  Mattendof:^ 
n.  w. 

Aiini.  Doch  int  anch  in  ortenamen  die  genetirendimg  ikkt  »elten 
iji'urliwunilon,  %.  b.  fntUär  Friedläth  (iirk  VriJ'-fü^^irhr.  oft  btkgt)»  P^^^^^fff 
l'itrhftldorf  {i*uchokt§äorf)i  püofperg  Bitcäo&berg,  a. «.  a. 

^)  Genetiv  bei  penOnlichen  sntetantiyen.  Beste  einer  freien 
nynUktiNchen  Verwendung  des  genetivs  finden  ach  bei  eggen- 
niini«*n  und  swar  Hi)eciell  bei  männlichen  vnigamamen.  Eine 
flexlonMendung  herscht  nnr  bei  ^schwach'  llectierenden  vnlgar- 

tiAniiMi  (oh  n\n(\  dies  fast  durchweg  ^nsilbige  bez.  oxytonierte 

{Hivr  f«»li*lio  mit  starkem  nebenton  auf  der  letzten  silbe)  und  bei 

vnb'jM  iiauH'n  auf  le  (s.  §85,  bj,  z. b.  s  tsentsn,  s  grOfn,  s  hintr- 

n        H  tuarn  «hhr  (\m  tsfnfft,  ffrfif,  hintrf(  {t(/,  mar  (iiieier) 

H('k<»r ;  .V  m\>t.tl(in.  >  sfof>hin  klno  des  viilj^u  niotile,  i^töftk  knh. 

Aiini.  Kn  Int  KU  iM'iiH'rkfii,  <lass  derben,  nur  dann  anc-'wendpt  wird. 
«KiHi  ili<r  vtilifHnintiH'  ««o^nfnjff'n  als  sHnuficIhpjrriif  fuiig'iert.  d.  Ii  wvnn  die 
rtiU*'ii*>nKU«<ii  *<iii(  t4  (il>iiH't.H  ^ur  ^aiut  ii  iiau»geQ08senfi€hftft,  niclit  aber  zur 
^tnm  den  b<>iiiU<<iH  HUHK(><lrUckt  werden  loLL  Haa  sa^  zwar  8  mar»»  dimdlc, 
khnrjri,  m,  Urtm^t,  pt-m  des  vulgo  m9r  midel,  knecbt,  ross,  Idawuid,  wald, 
rtr..  «Wr  nlfht  t  WKim  roiLr,  pfarifn,       des  m.  lock,  pfeife,  bert^  etc. 

NauK'n  mit  scli wacht oniger  nebensilbe  flectierten  ursprüng- 
lich Htnik  (v^l. '^<'hatz  a.a.O.).  Sie  entbehren  heute  jeglicher 
fh'xiniis»Mi(lun>r,  /.  b.  .s-  nisl,  s  tcwide,  s  drakslr,  s pifgr,  s  Jmnsl 
iusn  dit»  wirMO  drs  vul^o  nisl,  ivcuidu'  etc. 

I'uv  d»'n  H.liwund  drs  -s  werden  wol  mehrire  factoren  magsg-e^eii  l 
niMii ,  dit  HM'li  ifi'^fiMiHoiti^  f<irdt'Jten.  Die  euduüg  konnte  eimnai 
mit  deuinelheu  ' inuktincben'  gruudo  aufLrt't,'ebeii  werden,  wie  oben  bei 
maMnint  9if.:  der  «fo.  den  «itikeli  bringt  ja  die  ebliftiigigkeit  dee  snb- 
fitinilvii  vom  beatfbttiiKvwort  obnebin  dentliob  genug  mm  anadradc  und 
manbi  cinf  w<>U»n«  radnng  entbebrlicb.  In  einiehieii  fUlen,  wenn  der 
■tnmm  nnf  Miirn  /.ist  blaut  <>ndlgte.  nuiaste  nach  sjnkope  des  Tocab  der 
ut  liuund  liuit>;ese(zli('b  eintreten;  die8  konnte  zu  einer  verallgemeinenUBg' 
fnbren.  Nrbliexvlich  darf  doch  auch  die  diuimilation  nicht  gans  ausser  be- 
traeht  kuniiueii. 


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XUHDART  VOR  PBRNSOG. 


163 


Häufig  wird  der  gen,  durch  das  poesessivpronomen  'aein' 
T«rstftrkt^  X.  b.  «  iriahr  sm  hoUs,  {$)  mir  saH  Wffff»,  s  m^fikm 

Mitimter  hört  man  anch  fftgnngen  wie  dr  gr^fn  Iwmt,  är 
mam  pkkr,  do  tsmtsn  Wim,  wo  also  der  gen.  zwischen  dem 
zum  beziehangsworte  gehörigen  arükel  nnd  diesem  selbst  steht; 
sie  beschränken  sich  natürlich  auf  die  flexionsfähigen  namen. 

Si  bt  sww  wabndidiilich,  da»  wir  m  htor  mit  liew«liniag  alter 
ferhiltniflN  m  ton  liAbeii,  doch  win  seeimdSn  entwicklimg  nicht  gerade 
miifigUeh,  etwa  Dach  analogie  tob  b  mam  r9»,  wo  das  s  aowol  xom  gen. 
wie  auch  nm  besiehiiiigawort  gOMgen  werden  kann. 

Anm.  Ein  aiatarrtor  gen.  ag.  m.  bei.  n.  des  artikela  hat  dch  erhalten 
hei  den pri^oiitionen  'wegen',  'neben',  ma.  wö0(9)f  d6M»  die  mit  dem  dat 
dea  rahstanÜTa  Terbonden  werden.  Neben  toogv^n  gelt  we^en  des  geldea^ 

öbm^n  ppT  neben  dem  bache.  !ir)rt  mau  häufiger  tcögnstn  oder  wöffm-'n  ffrH, 
öhmstn  oder  öbrns-m  pn.r  An*  h  hei  feiuininis:  >ro<fnsir  ytw^ifr  wegen  der 
mntter,  ohmsir  ins)i  neben  iler  wiese.  Fast  immer  werden  die  «-formen 
gebraucht,  wenn  dem  'wegen'  ein  halber*  folgt,  z.  b.  icögns{t)Hpwbm  hgkm' 
de«  knaben  halber. 

d)  Der  gen.  pl.  findet  sich  ab  luul  zu  in  Wendungen  wie 
dr  Iwii  sönr  röti/rm  der  leute  (ihr)  gerede,  dr  l-hindr  sünr 
froeid  der  kiuder  (ihre)  freude.  dr  wceUvr  sönr  Jcseff  der  weiber 
(ihr)  geschäft.  Das  bezieiiungswort  inus.s  ein  pd  suuliches  Sub- 
stantiv sein.   Das  posses.sivpronomen  ist  unentbehrlich. 

I)enirtige  fügungeu  kuiuinen  hesunders  in  der  H^tadtspr-n  )h>  vor.  w*-r<V"7i 
aber  in  der  ma.  recht  selten  und  nur  von  den  jüngeren  gebraiu  iit.  I>eshaib  ist 
hier  eine  (mittelbare)  entlehunug  uus  der  Schriftsprache  sehr  wahrscheinlich. 

Anm.  Hierher  gehören  auch  fügun^en  wie  (dö)  pcruitfr  jncthm^ti 
(die)  Pemegger  burscfaen,  {dö)  Hfnr  dimdian  (die;  1  inner  madehi,  h  glan- 
hofnr  glctii  das  Olanho&er  geläute,  etc. 

c)  Genetiversatz.  In  den  besprochen iii  talieu  kann,  in 
allen  anderen  muss  der  gen.  umschrieben  werden.  Die  haupt- 
möglichkeiten  sind  folgende: 

a)  Dm  abhängige  Substantiv  wird  unflectiert  zwischen 
artikel  und  beziehungswort  gestellt;  der  starkton  ruht  auf  dem 
regierenden  snbstantiT;  z.b.  dr  wirt  s^n  des  vulgo  wirt  söhn, 
dr  htmlpamr  Stpdl  der  stadel  des  Yulgo  hamlpOftr,  do  graise 
$p4sn  die  wiese  des  rulgo  grätse,  dö  mar  sifa  die  der  hans- 
genossenschaft  des  vnlgo  nus/r  angehörige  Josefa,  etc. 

Ohne  aweifel  haben  wir  es  hier  einüsch  mit  nnflectierten  genetiven 
n  tna»  daiauf  weist  vor  allem  die  art  nnd  weise  der  betonuig;  sie  ist 
genan  dieselbe  wie  etwa  oben  bei  t  mam  j»^^  bes.  dr  mam  ^khr.  Die 

11* 


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164 


LB88IAK 


eutwn  kitjug  i&l,  wtüii  wir  «lie  ob»  n  unter  h<»*pr»jcheueü  falle  äWrMirkeu, 
leicht  veretflndlich,  vgl.  die  beideu  leutgruaiiuten  beispiele,  and  weudangen 
wie  f  §rfß  /ett  'J9iF«l*  feia. 

ß)  Das  attribüiive  Substantiv  steht  im  dat.  voi-  dem  mit 
d«'m  itosHessivpronorneii  vt^rbuudeiien  beziehungswoi  t :  m  töne 
Ulli  liN.ff  'dem  Anton  <^nn  hut',  d.i.  Autoua  liut.  ^u^str  siei 
pfW9t  *dt'Ui  Schuster  heine  arbeit ilr  su  ösfr  ir  tnon  'der  Schwester 
ihr  mann\  dr  khgts  ir  sts9ie  'der  katze  ihr  schösselcäeü',  9n 

Umtn  sönre  rödn  'den  leuten  ihre  reden',  etc. 

M"  unH^-angr^'p^nkt  f1\r  die  entwicklnng  dieser  art  von  ersatz  ist  die 
fiil^uii^:  gen.  possessivprou.  asu  betrachten  (s  khrüHr  <ai  (jortn  ^dei»  vulgo 
Kraiüer  ütiu  garten").  Die  vermittlang  boten  die  femmma:  in  fällen  wie 
är  tnu^ftr  ir  frcnnih^fi  'der  muUer  ihre  Temaiithchaft"  wurde  der  gca.  dr 
«iMaff  miireiitftndlxch  ala  dat  gefiwt,  dem  er  ja  formell  gleidüaiitet  Dies 
wnrde  analogisch  anek  auf  die  maie.  und  nentia  flbettiagen.  Fftidend 
wirkten  hierl»ei  in  enter  Unle  sTnIaktieche  folgen  wie  «  hgm  m  fptr  Mtmi 
hu  pnu  i  ich  habe  dem  vater  seine  schuhe  gelwacht,  etc.  Der  dat  kann 
«elbst  wider  dorch  die  prftp.  'in'  mit  dem  acc  nmsdirieben  weiden,  i.  unten. 

y)  Ks  kann  die  vertretnog  durcli  die  pr&p.  'von*  {fin^  fk, 
fi)  mit  dem  dat  erfolgen:  s  w^sr  fm  'das  wasser  yom 
bache*,  dr  roikx  fn  fptr  Mer  rode  vom  yater',  dö  isagr  f9  är 
«r  'die  zeigt  r  von  der  iihr\  etc. 

6)  Durch  ad jectiva  auf  -^s:  w<?r>sV /ö6  das  ross  des  \TÜgo 
Mar.  dö  ffröffsr  (lim  die  iiiagd  des  viil;i:o  Graf. 

Aiini,  l'ir  uuler  «)  und  »i)  angeführten  unischreibuugeu  werden  fmt 
niiMnalinjHlos  nur  hA  vnlgamameii,  die  unter /V)  behandelt,  in  der  reg.  1  mir 
bei  perH(">uliehen  HuhHtautiveu,  selten  bei  bezeichnongeu  anderer  lebewesen 
angewendet. 

d)  Dativ.  Vom  noni.  verschieden  ist  der  dat.  sg.  in  der 
flexion  der  scIi wachen  ma.se..  vom  noiii.  und  acc.  bei  den  .säch- 
lichen verklfincriüigswörtern  auf  -U  (vgl  die  folgenden  paragr.). 
Im  gegensaU  zu  den  meisten  bair.-österr.  dialekten  liat  sich 
in  dat.  pl.  die  tiexionsendung  -n  durchweg  erhalten.  I)ie  kärnt- 
nische xotn'i,  das  'höfische',  kennt  sie  nicht;  eine  beeiuäussung 
von  dieser  seite  ist  also  ausgeschlossen. 

Neben  dem  einfachen  dat.  besitzt  die  ma.  eine  mit  der  präp. 
in*  umschjiebene  form  im  dat.  fem.  sg.  und  dat.  pl.  aller  ge- 
Bchlechter.  Für  dr  mu9trf  dr  kkü»  der  mutter.  der  kuh,  kann 
man  auch  sagen  9n  dr  nmir,  m  dr  khm*  Fttr  9n  IwUn,  m 
fthrw  den  leuten,  den  tieren  (viebem),  auch  en  dö  hiBit(n),  m 
äö  fihr{n). 


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MUND ABT  VON  PERNEGG. 


165 


Diese  muachreibiuig  beruht  auf  einer  ▼erweebslmig  der  abgesehwächten 
form  des  artikeb  'dem*,  *den*  mit  'in'  bez.  'im',  in'n'  (in  den),  die  in  der 
ma  ulle  in  >»r,  n  zU8ammenc:cfall»^ii  ^ind.  Vgl.  »n  fTitr  dorn  vater,  mlötru 
den  biirscheu  (Intr).  r^n  träur  in  trauer,  gröbm  im  graben.  reandm  in 
den  niiiien.  Der  artikel  iu  fgtr,  jn  lotrt/  kauu  demuach  um  Ii  in  in 
dem',  *in  den  aufgelöst  werden.  Diese  auffassung  wurde  auch  auf  da^  fem, 
öbertragen.  Wenn  es  im  pl.  neben  9n  wcdwrv  den  weibem,  auch  9n  dö 
wtiur  (aoc.)  hdaBt,  bo  erUSrt  sieb  dies  daraus,  dass  die  präp.  'in*  im  pl. 
andi  mit  dem  aoc  Terbnnden  werden  kann.  Vgl.  9n  itöln  und  9n  dö  it&t 
in  den  stidtra.  Daneben  nistiert  die  mlscbl^dnng  9»  dö  Hötn. 

Anm.  Diese  diei&ebe  mOgliehkeii,  den  dat.  pl.  an  bilden,  besteht  bei 
allen  piftposltieiieni  die  den  dat.  regieren  bez.  regieren  kSnnen:  ^tf^*fh 

ßMj  p<pi  (p9)t  mit,  n^x,  Haut,  fin  (fj)^  tsj,  One,  tsomp  (zusammt,  sammt); 
—  nf.  hhdr.  (in),  öhm  (neben),  owr  (oberhalb,  Uber),  nnfr,  fnr,  t8in6(n) 
(die  letzten  acht  können  anf  die  frage  wohin?  nur  mit  dem  acc.  verbunden 
werden).  ^) 

Es  i.««t  zu  bemerken.  das<j  der  umsflirirbene  dat.  im  all- 
gemeinen seltener  angewendet  wird  als  der  einfache.  Seine 
venvendung  beschränkt  sich  im  allgememen  auf  die  Substantiv- 
flexion  (vgl.  dagegen  Schatz  §  144). 

Yi^eicbt  worde  er  gar  nicht  in  der  ma.  selbst  anspfebildet,  sondern 
aus  der  stadtspraohe  enüehnti  die  im  dat.  pL  nnr  die  nmechriebenen  formen 
kennt,  im  daL  sg.  fem.  sie  wenigstens  beTorsngt. 

8)  Fleaaonakiassen.  PluralbUdang. 
a)  Männliche  hanptwOrter. 

§  123. 

Eine  einteilnng  nach  historischem  gesichtspunkt  wäre  in 
anbetracht  der  grossen  Verschiebungen  unangebracht.  Im  all- 
gemeinen Iftsst  sich  ttber  das  Verhältnis  der  gegenwärtigen 
gmppiening  mr  ursprünglichen  folgendes  sagen: 

Die  nicht  unüaatsfähigen  t-stämme  sind  mit  den  o-stämmen 
zosammengefallen.  Die  umlantsfähigen  0- Stämme  sind  mit 
wenigen  ausnahmen  (§  125, 1,  b)  zu  den  V-stämmen  übergetreten. 

Von  den  jo-stämmen  sind /i//i>'hirse,  Ä/ui^ka^e,  ita/o  weizen 

*)  Die  präp.  'an'  kennt  die  ma.  nicht.  Der  lautliche  snsammenflall 
mit  'in*  (9m)  nag  ihre  beseitigang  veranlasst  haben.  In  der  regel  whrd  sie 
durch  af  und  jMn  ersetzt,  s.  b.  af  dr  tog^U  an  der  wand,  af  gut  globm  an 

gott  glauben,  a/*  dr  tad^  oder  p9  dr  smtn  au  der  seite.  —  iwr  (über)  re- 
giert stets  den  acc.  E?  wird  nnr  in  der  lied.  Mrttberhiu'  i,a'hraucht;  z.  b. 
twTH      ^fliiiff9H  über  den  bach  springen  i  sonst  wird  immer  owr  verwendet 


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166 


LMIAK 


§  m 


und  die  ableitungen  auf  "nussi  (soweit  m.)  stai^  geblieben. 
tffoftjb'Wecken,  und  mJUb  rücken,  flind  schwacb  geworden  (doch 
pL  rikhw),  'Hirt*  fehlt  der  ma,  daf&r  M'r. 

Die  f(^o«8tanime  sind  mit  aoanahme  des  schwachen  sQtn 
schatten,  zn  den  o-  beas.  t- Stämmen  übergegangen,  deggL  die 
kurzsilbigen  M-stftmme.  Die  drn  yerwantschaftsnamen  anf  -r: 
fgtt,pt  u9dr,^fr(>gr  bilden  iln  en      mit  \im\sini  fdtr,pn9drfSuäyt'. 

Eine  auz  ilil  iii  si>i.  btaikei  matjc.  hat  im  pl.  die  schwache 
enduiig  angeiioiimieii.  Fast  durchweg  sind  es  zweisilbige  Wörter 
aui  -l,  r  (  s.  131.  132  anm.).  Desgleichen  sind  ein  paar  lu- 
sj>rtin}.H.  w-btiiinme  stark  geworden  (§  127,  anrn ).  Von  prak- 
tischem Standpunkt  aus  muss  den  zweilbigeu  starken  masc.  auf 
-n  (*-n  oder  -m)  die  zweite  gi'uppe  der  schwach  ti  rtiVi-enden 
(§  1  rtO)  völlig  gleichgestellt  werden.  In  diesem  falle  habe  ich 
jedoch  den  historischen  Zusammenhang  gewahrt  und  sie  in  ver- 
schiedenen abschnitten  behandelt. 

tt)  Stark  flectierende  mascnlina. 
§  124. 

Hierher  gehören  die  alten  o-,  i-,  jo-,  wo-  und  ii-stftmme, 
soweit  sie  stark  gebliebra  sind,  nnd  einige  nrspr.  »-stftrome. 

Flexion:  sg.  nom.  acc.  dat.  endungslos:  ÄMa^  hut,  khnext  kriecht, 
imm  bäum;  —  pl.  nom.  acc.  hüt,  khntjct,  jfämr;  —  dat.  hi^tn, 
khnvxtn,  j  ämru. 

Pliira lltilduog.  Praktisch  k  >imen  wii-  iiuters( lit-wli'U :  je 
nach  dt'r  (Mulimg-:  1)  eiuliiri- -luse  piurale;  —  2)  pluraie  aui  -r; 
je  iiacl)  (irr  l)(*scliat'f»*iiiicit  des  wnrzelvocals:  1)  umlautsfähige; 
—  2)  nicht  unilautstähige.  Jene  lassen  sich,  jenachdem  der 
unilaut  eintritt  oder  unterbleibt,  wider  in  1)  umgelantete,  — 
2)  riirlit  umgelantete  einteilen. 

Zur  Qualität  des  umlauts  wäre  zu  bemerken,  dass  der 
primftre  nmlant  des  ä  ^6'*)  bei  masc  verhAltnismisag  selten 
anzutreffen  ist  Kur  vor  nasalen  erscheint  er  ziemlich  häufig 
als  e.  Die  grosse  messe  der  Wörter  mit  urspr.  Ü  als  sonant^ 
der  Stammsilbe  hat  a  als  nmlautsyocal  (vgl.  Sehatz  §  93).  In 
einigen  fllllen  ist  der  schriftsprachliche  umlaut  e  eingedrungen. 
Der  umlaut  des  a  =  *ei  ist  m  (vgl.  §  72).  a  =  *ou  betracht^i 
ich  nicht  als  umlautüfahig  (  vgl.  §  74). 

Anvct.  Die  nomina  a^eutis  auf  *'cir<  entbehreu  regelmtUkiig  des  umUiitt. 


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§125 


167 


§  125.  Plarale  ohne  endnng. 

1)  ümlantsfäbige.  a)  U mg e lautete:  a)  Mit  g  —  ö: 

gost  gast  —  göst;  sgkx  sack  —  sökr;  spts  (der  gesprochene) 
Satz  —  söts:  §löfj  schlag,  (hieb)  —  Mög  (dag.  sots  spi  img  — 
safs:  slfH/  lio]/s<'lilao:  —  släg):  not/I  iiat^el  —  nögl.  In  öpfl 
(j)Lunveräii(lert)  apfel,  ist  die  pluraUonn  veiallgemeinert  worden. 

ß)  Mit  o  -  r  :  hhrom,  hhr^tpf  krampf  —  khr&n,  khrempf; 
tsgnt  zahn  —  lsmt\  äl^u  stamm  —  stm;  lehl^u  klang  —  liMe»; 
khr^nis  kränz  —  Mrenfs;  igmpf  daiii]»f  —  iempf;  Swam  schwamm 

—  Swem'y  JchlguJcx  schlinge  —  khlei^;  t^^ts  tanz  —  tenta;  dag. 
Umis  mnständlidie  bewegnngen, 

/)  Mit  {>  —  a:  igxt  docht  —  faxt  ;  rot  rat  —  rat  ;  gn}t  grat 

—  f*'Qs  frass  —  fras\  spon  span  —  Span;  trgm  trambaum 

—  träm-j  sh}f  sclilätV  —  Mäf;  wpr/*  seiiseiistiel  (mhd.  warf)  — 
war/*;  sworhm  schwärm  -  3n(ubm:  niodx  markt  —  markx; 
pari  hart  —  j)Qri\  ^rs  arsch  —  ar,s';  pi^ly  bal^r  —  paln:  h^ls 
halü  —  hals\  hglbrn  halm  —  halbm\  -^wöl  starker  liiliziig  — 
§fr^l:  s'M?  stall  —  stäl:  o'iufol  einfall  —  (finfal:  h(d  hall  — 
hal:  s^l  saal  —  säl;  pfpd  ptad  —  pfäd;  niQn  mähne  —  man\ 
Hrgw  Strang  —  Uran;  Upi^n  gespann,  vertrauter  —  h^an\ 
gf»kx  gang  —  ganha:\  firh^u  Vorhang  ~  firhau;  fpn  fahne  — 
ßn;  $gts  schätz  —  iais;  plgts  platz  —  plai8\  subst  auf  -f, 
U^fi  stufe     itapfi\  n^l  nabel  —  nappl;  w^l  wedel  —  wääl; 

fitadel  —  üadl;  iifhl  stahl  —  ifnM  Schnabel  — 

huuol]  iQtM  Bchemel  —  iambl;  s^U  sattel  —  saü]  'tadel*, 
gebrechen  —  iadl;  pfl  eiter  (mhd.  afel)  ~  afl;  (/ugl  stachel  — 
avgl\  hgndl  handel  —  hanM\  fichr  acker  —  akhr;  hgmmr  hammer 

—  hämr;  iommr  janimer  —  iämr\  sQhr  sumpfgras,  Schilf  — 
sähr:  (r»gr  anger  —  avgr;  fi{tmjr  brnsttleck  —  hauyr;  sporur 
Sperber  —  spaj  u  r;  fsoLl  r  eine  art  kairen  —  tsakkr  :  Imr  achs- 
nagel,  lünse  —  lanr  (mit  urspr.  o);  uo[/tj  wagen  —  wägit-j  y^tän 
schrank,  'gaden'  —  ycidn;  fQdn  faden  —  fädn. 

ö)  Hit  0  —  ö:  pohc  bock  —  pökx\  tsopf  zopf  -  ^s'>pf\ 
iftnopf  knöpf  —  khnöpf;  Uopf  mhopt  —  Uöpf;  iokx  schock-- 
iokx;  Jchöxkoeh —  khöx;  fröi  trmch  —  frö§;  trög  trog  —  ifög\ 
Wölf  wolf  —  wolf\  zweisilbige:  fifi  TOgel  —  ßgl\  khögl  kegel- 
fönniges  gezimmer  über  dem  offenen  herd  znm  aoffangen  des 
ranehes,  kegelförmige  erhebung  flberhaupt  (vahLhogel)  —  Ithögl; 


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und  die  ableitungen  a 
tvdUhi.wecken,  and  rt 
^IrikkM).   -Hirt'  feli 

Die  «M-sUmme 
schatten,  zu  den  <h 
kninsilbigen  «-stftmir 
f^,prMMir,hr^  bil 

Eine  anzahl  ur^ 
endiBg  angenommen. 

iprii^  M-sttmme  s 
ÜKhem  Standpunkt  i 
Hl  oder  -m)  die 
(§  laO)  TQlüg  glocb 
jeiodi  den  historiscl 
sckiedenen  abschnitt 

c)  Si 


flS  WrSDART  TOS  rSBXB&G.  167 

§  125.   Plarale  ohie  esdmnf. 

1)  rmlautsfähige,  at  Um^t-liiiTeie:  M:;  o  — J: 
IP»/ ^«t  —  ^^<f:  fokr  SMtk  —  f  -kri  .c€r  r«SfrocbcDr  i 
satz  —  ^öt*:  ifei  schlau.  <lik*b»  —  <r  -n»  dAS".  *  »t*  s^ranr  — 
m/5:  slög  holzschhig  —  >^457»:    i»-'.;7  —  m-:-:!.    la  •? 

(pLanverändert)  apfeL     die  j  ^nrLf      Trr&lIi^rErirrrrt  worden. 

^)  Mit  o  —  e:  khri-m^  Z.vr^'.^j  kruL;f  —  ilr/^,  tÄ'^^i  fi 
imizsihii  —  t<eHf:  ^/f/iw  stanun  —  iUmz  ü.'  ^  klai:^  —  IV/v: 
tkrf/nts  kränz  —  kkrenf?:  fümffdAmi  i  —  ^"^if-  ^tr-^-m  schwamm 

-  irrftw:  khloukz  schlinge  —  LU^^tii  UmU  t^nz  —  t^si  dae. 
\a%ts  omständliche  bewronn^ieiL 

j)  Mit  o  —  a:  U*it  docht  —  foji':  rf  /  rat  —  rüii  ^rr-i  grai 

-  grät:  frös  frass  —  fräs:  spi/n  sptan  —  fj^än:  tr^m  irunt»aixm 

-  /raifi:  ^'f'/"  schlafe  —  slaf\  Korf  ^ez^ScLftfrl  -ZllL  irarfi  — 
irar/^:   stcorbm  schwärm  —  itcarbm:   th-yrrjr  markt  —  marKS-. 
yort  hart  —  pari\  frr>'  arsch  —  ar^i  po-^g  half  —  yaigi  hAs 
haLs  —  hals-,  holbm  halm  —  haJbm:  stcT-i  starker  luiiznz  — 
käl;  stöl  Stall  —  stäh  (Pinff^l  einfaU  —  <p»*n-'j/:  A'.f  hall  — 
Aä/:       saal  —  mi/:  /)/"^(/  pfad  —  pfäd:  m'/n  ilILd^  —  mäni 
sir^  Strang  —  s/ra«;  ksim  gespann.  Tertrasier  —  Isj-'ih; 
g^akx  gang  —  gauhc;  fifho»  Vorhang  —  prhüm:  fön  fahne  — 
/a»;  ipte  schätz  —  sats\  pl^ts  platz  -  p/lai:^  «nlft  auf  -r 
stgpfl  stufe  —  stapfl:  n^ppl        —  nappl;  tc^.U  we«iel  —  *cn.ih 
M  Stadel  —  städh  stphl  stahl  —  stahl;  sn^-icl  Schnabel  — 
hätcl,,  sQwhl  Schemel  —  mmh\\  sö/|  sattel  —         /''"^^  'lader, 
gebrechen  —  tädl\  ofl  eiter  (mlul.  «/e/)  _  ^^f.  ,^»,.7/  siachel  — 
a»gl',  hgndl  handel  —  handl:  gkhr  acker  -  akhr-  iommr  hammer 

-  hamn  iom»'»'  Jammer  -  ,0»,,.  sumpfgra^.  " 
sähr;  (^ugr  auger  —  awt/r;  hi^^yr  brustfleck  —  hayjri  sf^^J^'^ 
Sperber  —  ^pafur;  tsgklr  eine  art  kauen  —  tsakkri  U^nr  achs- 
nagel,  lüuse  —  lanr  (mit  urspr.o);  irp^«  wagen  —  tcägy.  g'^^^ 
schrank,  'gaden'  —  gadn\  f^dn  faden  -  fadn. 

6)  Mit  0  -  ü:  pokx  bock  -  pöi^.  ^    .  20t.f  —  ^'^^/J 
Ä7moi)/' knöpf  —  A7mo>/;  /sop/  schöpf     ^oId/--         s^ihock - 
§ökx;  khox  koch— khöx;  /Vöä  frosch  - />^^.  trog 
tfoVwolf  —  trö7/-  zweisilbige:  /"öy/ vogel  -  /^J/-  khögl  keg^^' 
förmiges  gezimmer  über  dem  offenen  herd  zum  auffangen 
rauches,  kegelförmj^re  erhebung  überhaupt  (mhd  ko^^l)  —  ' 


168 


LBflSUK 


khöfl  bergspitze,  felswand  —  IhöfJ:  polstr  polster  —  pölstr; 
iöwr  Schober  —  sötcr;  k(h}ölr  abgeplankter  teil  im  staUOi 
hnnd estall  —  l'{h)öfr;  lötr  erwachsener  borsclie,  starker  mamii 
geliebter  (zuweilen  im  verächtL  sinne,  mhd.  hier)  —  lötr; 
pödn  boden  ^  pQäm\  (ffk  olen  —  öfn, 

t)  Hit  ga  —  ^i  it^  8t068  —  St^;  fl^  üoh  —  fl^a;  Igan 
lohn  —  ^^n;  tr^ast  trost  —  tr^ast  (trostworte),  desgl.  —  er 
in  rpr  i  uhi  —  rtV;  kh^fw  korb  —  Ute/  w.  Vgl.  noch  fortl  vor- 
teil —  fcrtl 

^)  Mit  u  —  i:  Slnf  versteck  —  sl\f\  süw  Schub  —  sitc; 
stumpf  strumpf  —  stimpf  ;  tumpf  tümpel  —  iin^f;  kkumpf 
knmpf  —  khimpf;  paf  stoss  —  plf\  fiüs  Üoss  —  flis;  gSLs 
goas  —  «an  söhn  —  hunt  band  —  kint\  gruni 
gnmä  —  ffrini;  umntä  wimsch  —  wintä;  iunst  dunst  —  Unst; 
fyrmt  spnmg  ^  ipriw\  tum  türm  —  fivim  form  — 
/ifftn»;  tcwr/*  wnrf  —  wirf;  P^  bruch  —  pnx\  Hox  stich 

—  8&x\  tsüg  srag  —  tsi^;  hUex  tftcke      ^tXsii;;  /ii^  fadis 

—  fiks;  iswts  zolp  —  tnia;  zweisilbige:  summr  sommer  — 
Amr;  huUr  kolter,  decke  —  kätr;  pul  fr  polver  —  pUfr;  tsüwr 
zuber  —  tsiwr. 

rf)  Mit  U9  —  19:  sliui  Niiihl  —  Midi,  hmt  hut  —  hi<ft\ 
grti.fs  gruss  —  griifs;  fu9s  £u88  —  fi98\  hhru^g  krug  —  Mridy; 
pfiu^g  pflüg  — 

^)  Mit  Ott  —  <Bt:  tooim  zäun  —  isasm\  prangn  braon  — 
prmm\  raui  rausch  —  rmi;  khaStrawn  hammel  —  kkaürmm; 
praux  brauch  —  pranx\  &mix  schlauch  —  iliBix\  auk-  euter 

—  mir, 

i)  Mit  (i  -  ^:  Swaf  schweif  —  swt^af;  straf  streifen  — 
^ir§af\   Ihras  kreis  —  Jchtu^as;    wats  weizen  —  w^ts. 

b)  Nicht  umgelautete:  li^pQr  spur,  §öf  schaff  (jöt  gott, 
§äs  schuss,  ^ud  schuh,  ^ra  s*  lirci,  sträx  streich,  last  leisten, 
räf  reif(en),  law  laib;  hoUr  holundr,  wels>  phitsr  Wärm- 
flasche, fehler,  kuHcr  eidechse,  pu^sn  busen,  akrw  eichhorn. 
Hierher  gehören  s&mmtliche  nomina  agentls  auf  -r,  ahd.  -ärii 
wgxtr  Wächter,  hf^h  bAndler,  pQdr  bader,  Ipdr  einlader, 
Zahler,  gjrw^tr  arbeiter,  maier,  etc.;  Tgl.  auch  suppmfyifgr 
'suppenfänger^  schOpflOffel,  latfgwgr  'leitfilnger'  (ein  bestand* 
teil  des  Pferdegeschirrs).  Femer  die  nomina  actionis  auf 


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§1» 


innrDAiiT  von  fbbnbog. 


169 


wie  lifkr^  l&trgtarf  Jtfmpir,  hnpfir,  tupfr  ein  momentanes  (pl5tz-> 
liches)  auflachen,  kratzen,  knallen,  hfli^en,  tnpfen,  a.s.w.  (vgl 

§  90, 2,  c). 

2)  Nicht  iniilautsfähige:  hanls  hm&sclinli,  khanälhiudl 
(daneben  khanclr),  Ml  shawl,  säw  schaub,  sflm  säum,  fynm 
traum,  traf  traute,  ten  tenne,  fiöLc  Heck,  perg  bei  g,  .sni  see, 
tc0  schmerz,  triw  trieb,  ^trikr  strick.  fi.9t  fist,  spits  spitze, 
Kirf  wirt,  scein  schein  (heiligenschein),  kh(BU  keil,  sridt  schritt^ 
khriag  krieg,  frceint  freund,  fceint  feind;  khlähl  plumper  menfich, 
arJcr  'erker',  dachlacke,  arlh  pflugschar,  isähr  zähre,  näwr 
bohrer,  gröaim  junger  waldbaum,  pfenin  pfennig,  settkhlachwengel, 
groeser  bauch,  kröpf,  sempr  grosser  banch,  pfrengr  zwinger, 
H^l  sUSssel,  eine  falkenart,  är^aSL  drossel,  t8e9lmi  zehe,  drüpl 
schwelle,  lehniwl  knoten,  Ai/l(r)  ästige  stange  (zu  huf  hftfte), 
rrgl  riegel,  wegsteile,  tsigl  zügel,  rasse,  ^t^^^  dJstel,  piM  beule, 
biindel^  fivgr  finger,  §tviukhl  flegel  bei  der  th'ischel,  ridsl  rüssel, 
pwUl  beute],  toifl  teofel,  gö^r  geier,  u.a.m. 

§  m  Plurale  auf  -r. 

Nebet  einigen  einsilbigen  gehören  hieher  fast  sämmtliche 
zweisilbigen  Wörter  mit  ausnähme  derer  die  auf  liqnida  oder 
nasal  auslauten. 

1)  T^mlautsfähige.  a)  rni^^  t  lautete:  s^ft  saft  —  saflr* 
mpn  mann  —  nmndr;  prgnt  brand  —  prentr;  amtiert  'aus- 
wart', frühling  —  auawartr;  pbmp  abend  —  iümitr\  kh^mmat 
((»=£*o)  kummet  —  khämatr;  plöx  block  —  plöhr\  drum 
groBSes  stück  —  drui»r.  —  b)  Nicht  umgelautete:  ^paa 
ainbos  —  pmfMMr;  a^t  salat  —  af(9tr\  ippgat  spagat  —  ipp- 
g9ir'j  pöt9x  unterer  teil  des  rumpfes  —  psi^kr;  sunt^mmtÄg 
—  mmtigr;  mgnt^  montag  —  in(m%r;  s^mst^  samstag  — 
sgmstigr  (ebenso  bilden  ihren  pL  die  namen  der  übrigen  Wochen- 
tage: irU  dienstag,  mitte  mittwoch,  pfiakste  donnerstag,  frmtd 
freitag). 

2)  Nicht  umiautsfähige:  pam  bäum  —  pamr-  khls 
kissen  —  kkisr;  ült  schild  —  siltr^  sildr\  mm  moos  -  mi9sr; 
ge^'si  geist  —  gmistr;  Umw  leib  —  lmivr\  rütdx  rettich  — 
rät^hr;  häw9x  habicht  —  hOwBhr;  dütum  (datom)  datum  — 
datumr\  pfirfy»  pfirsich  ^  pfiri9hr;  pifyx  bilch  —  pUshr; 


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170 


8197 


kkirms  kfirbis  —  khirwssr;  Ihine  könig  —  Jchlnigr;  Jäfwst 
herbst  —  Jvirw9str;  fi9t9x  (mild,  rwiach)  ~  mi^Ar. 

Ton  den  ableitiuigen  auf  Ai»  gehören  hieher  ijpttelt»  spitz- 
apfel  —  äpitslivgr;  ipemUi»  Spilling  —  ipmdUifgr,  Plmle 
tantam  ist  Standlivr  gestell  zom  steineftthren.  Der  stirzler- 

(gaiiner-)  spräche  geliören  an  sitsliu  bank  —  sitsliu(gr):  trötliu 
*tretlmg',  schuli  —  tröiliij{yt };  rilliu  fuss  —  rillw{yr),  u.  a.  Die 
übrigen  subst.  anf  -liu  bilden  ihi-en  pl.  ohne  endnng:  incliu 
ärmcl,  merlißj  luuhie,  plinUklw  (plint^iliu)  blindsH^hleiche,  swirlm 
Säuerling,  U.8.W. 

8  127.  Doppelformen. 

1)  Endungsloser  pl  steht  neben  solchem  anf  -r  bei  wufhm 

wurm  —  wirhm,  wipur;  pridf  brief  —  pridf)  priofr;  präm 
einfaS8Uiig,  braue  —  prani.  prdmr;  ^st  ast  —  äst,  östr:  sl</Ht 
stand  —  stantj  staut >■  {.^tent  in  übertragener  bed.  •stände'); 
sfän  stein  —  stan,  standr;  ran  rain  —  ran,  f^andr;  lufl 
luit  —  lift,  liflr;  u9s  rinne,  rinnsal  mit  holzbekleidung  (mhd. 
nuosch)  —        i^sr:    stmg  steig      stnig^  shi'Kjr;   pöx  barh 

—  pär,  pühr.  Zuweilen  hört  man  aucli  tf^fndr  neben  tscnt 
Zähne,  pmhr  neben  pte/^  bäuche.  Sehr  selten  ist  pOm  bäume, 
Ittr  pamr,  p^pp9gmi  papageien,  für  p^p9gitir, 

2)  Verschiedenen  nmlaat  können  haben  Apl|»  axtstiel  — 
hölp,  halp  \  iusw  Stab  (nur  in  zosammensetningw  wie  k^niSi^ 
handstab  bei  der  drischel  gi^rtsigw  staehelstock)  —  üt&wr,  Oäwr; 
iUQvgl  raangel  —  mavgl,  mcugl;   hört),  h^rw  hom  —  hör»,  her», 

auch  herndr.  Vgl.  noch  oben  ran  —  reandr.  raut  rodung.  hat 
im  pl.  raut,  selten  nrit:  o<ß>sir  elster  —  öghstr  oder  ägbsfr. 

—  Von  den  witrtern  mit  als  stammvocal  haben  folgende  den 
schriftspiaclilichen  umlantsvnral  e  neben  heimischem  a:  pgkx 
pack  —  /»^//  /,  ]n-/ix;  p{)l<i  balg  — -  palg,  pflg;  pp,r  bach  — 
pax,pähr  und.  peu:,  pehr;  fptr  vater  —  fäir,  fctr.  Nur  e  haben 
^Iqs  ablass  —  givUs;  pgpst  papst  —  pepst  tgg  tag,  als  zeit- 
mass  bleibt  im  pl.  in  der  regel  unverändert,  z.  b.  firts^tifg  vier- 
zehn tage,  drceisk  tpg  dreissig  tage,  daneben  hört  man,  wenn- 
gleich selten,  schon  das  höisdie  Hg.  In  der  bedentong  'zeiten* 
lantet  der  pl.  tag,  z.  b.  htsHge'  tag  Instige  tage* 

8)  Schriftsprachliche  plnralendung  findet  sich  bei  ftrmn 
Terem  —  formind,  selten  farcein;  icein  schein  (zettel)  —  iceine ; 


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§  138.129 


MUNDART  VOV  PBBlTBOe. 


171 


vo§  weg,  in  der  bed.  'gang  zur  behdrde*  —  wöge,  Botst  wog; 
^Htmr  otfzier  —  iffifi^e.  Vgl.  anch  die  nentra  Ufa  loos  (schein) 
—  Ufg^  neben  Ufa;  katüs  gesetz  —  ksoü,  ksöts^;  höfl  heft  — 

höflr,  höfle, 

Anm.  Von  arspr.  n-etftmmeii  siiid  stark  geworden  raif  reif,  i>*u?l  änne!» 
Iftrr  halber,  kf^tr  gevatter,  pavgrt  bainngaiten;  pl.  rm'f,  ifwl,  (selten 
IhivrX  t/Ülr  (lelteii,  meiit  ft^{lir(s]l(nQ,  pavgriri  jua;  (»pHl  mai, 
■its,  april,  kommen  uur  im  ag.  tot.  —  Vgl.  femer  folgende  Wörter  mit 
etammanslaiite&dem  nasal:  |)pro  banse  (ahd.  bartio),  fon  fahne  (ahd. /anoX 
pn7>i  bmnnen.  gäm  gaomeii,  IKtfrv  Stern,  ik/»m;  kern,  pl.  parv,  ßn,  pifii, 
ffäiHf  Üerv,  kherv. 

ß)  Schwach  flectiereude  masculina. 

§  128. 

Wir  kttimen  vier  grappen  unterscheiden:  1)  snbstantiva, 
die  nur  im  nom.  sg.  endimgsloB  sind,  in  allen  übrigen  casus  auf 
Hl  auslauten;  —  2)  solche,  die  die  flezionsendnng  über  alle 
casus  ausgeddint  zeigen;  —  3)  solche  die  im  ganzen  sg.  unflec- 
tiert  bleiben  und  nur  im  pl.  die  endong  n  annehmen;  —  4)  die 
hausuameu. 

§  129.   Erste  gruppe. 
Hierhergehören  fast  sämmtliche  masc.  -n-stämme,  welche 
lebende  wesen  bezeichnen.  Weitaus  die  meisten  sind  einsilbig. 
Flenon:  nom.  og.  p9t,  dat  acc  sg.  und  der  ganze  pl.  böte. 

Beispiele:  beck,  b&cker,  j>rmi9  prinz,  päur\im%Y^  pfof 
pfaffe,  di9w  dieb,  frgts  fratz  (unartiges  kind),  firit  fftrst,  grpf 
gj  cii  AÄi7/* gehilf e,  ä"5ö7  geselle,  Ä^rherr,  />«f  erbe,  twe«/^  mensch, 

na  11,  ns  riese,  ^ts  schütze,  ^ülbm  ^schelm',  dieb  ( flect.  sölnian), 
tep,  f 05/ dummkopf,  trotte],  tsm'gzens^e.  —  Vulkeruamen :  prceis 
P^eu^se,  /  ns  ]h\<^e,  t tri:' Türke,  //7/;^^r»,s' Franzose,  ptw  Böhme, 
Tscheche  i^doch  liört  man  hier  neben  tii  i  iierien  auch  unflec- 
tierte  formen).  polaU  Polake.  posniak'  Bosnier,  Bosnjake,  khrfncöt 
Kroate.  ^i«ijude,  äHt^m' Schwabe.  —  Fremdwörter:  «(»/r?^/ soldat, 
fcUöt  schlechter  kerl,  spitzbnbe  (franz. /i/o«?),  husär  husar,  regrüt 
reknit,  iöauwU  Jesuit^  mttsakhant  musikanti  u.s.w. 

Anm.  Die  wSrter  auf  -or,  ma.  -r,  wie  pntf^,  inipekhtr  professor, 
imq^ector,  etc..  bleiben  durch  das  ganze  paradigma  nnveräudert.   Nur  dokhtr 

doctor.  bildet  deu  pl.  zuweilen  auf  -tt.  inf[r  Baier,  pl.  pniri;  ist  jnn^e  ent- 
lehnung  aus  der  »"  hriftsprache  (^v^^l  /)r!/7/(M/ Baierdorf),  im  gegeOMtz  zum 
fthd.  haben  -r:  khui^i  Chinese,  hui<inr  olau,  feiranr  veterau. 


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172 


LSniAK 


§180 


Tiemamen:  äffe,  spgts  spatz,  finkx  finke,  hase,  hirs 
hirsch,  2erj;  lerche,  okB  ochse,  p/i^ia  pfaii,  prpkx  brack^  praks 
brasse^  rp^'  fAtte,  rf't^  rabe,  ^^M|p/*  Bchnepfe,  intk*  schneek«. 

§  130.  Zweite  grnppe. 

Die  zweite  gn^ppe  umfasst  fost  alle  nnpersSnUchen  »-stftiDme. 
Der  ilexion  nach  nnterscheiden  sie  sich  in  nichts  von  den  auf 
•n  auslautenden  starken  masc  wie  sog»  segen,  w^gw  wagen, 
röj^  regen,  |)öinboden  (phsöyn,  tvagu,  rögu,  pödn)\  wie  diese 
lanten  sie  (soweit  sie  nmlantsifähig  sind)  im  pl.  meistens  unL 

a)  Uiiilautstiihige.  Umiorelautete:  jp()7A*7m  balken  — 
palkhn  (neben  p^lkhn);  proln  braten  präfn:  pohn  .Speck- 
seite —  pähn\  pgtsn  batzen  —  )»(fsn  (neben  potsn)\  gjd^tukhn 
gedankeu  —  g,7daukhn;  flgdn  liaden  —  flädn:  g(}rin  garten 

—  gartn;  grQbm  graben  -  grähm;  (johjn  galgen  —  goigv; 
grQtn  karren  —  gratn  \  hgick»  hflJcen  —  hakkM\  khrpg»  kragen  — 
khrägu  (auch  khregv) ;  khrgmpm  m.  krampe — khrampm;  kh^tn 
kästen  —  kkasin,  meist  Afte«/t»;  laden,  bohle  —  lädn; 
magen,  mohn  —  mOgtf;  Srpg»  schrägen  —  irag»;  iQän  schaden 
Sadn;  älgnqm  schlampige  person  —  Slampm  (auch  i/(>pm9»); 
wpsn  rasen  —  wäsn;  tcgmpm  wampe^  banch  —  w<mpm\  pog» 
bogen  —  pög»\  rokku  roggen  —  r^äc»  (roggensorten,  -felder); 
prokhn  brocken  —  prökhn  neben  prokhn;  pftän  'buscb',  straoss 
(vgl.  mbd.  bosche  >\\m.)  —  pwn\   rukka  rücken  (urspr.  stark) 

—  rikkw,  haufn  baufe  —  hceifn.  —  Xicbt  umgelautete 
(pl.  -  -s^.):  ronfm  rnnzen.  poJn  ballen  (schwiele),  polhm  ball; 
trop/n  tropfen,  Dtolhm  kidhen,  kiilübm  kloben.  posn  muiwillig:er 
streic'b,  sokhn  socken,  pfostn  pfosten.  sfotsn  seichtes  schaff,  nokhn 
kloss,  khnoln  knollen,  Holn  stollen,  bufeisenhaken,  hopfn  hopfen, 
po^fn  posten;  strupfn  stnppe,  siutsn  stutzen,  siwkhn  Schinken, 
t^urib-n  maiskolben.  putm  butzen,  hädn  *  beiden',  bnchweizen 
(TgL  Schatz  §  105). 

b)  Nicht  nmlaatsf&hige:  iwkhn  schenke!,  fetsn  fetzen, 
itiMn  stecken,  etc.  Vgl  anch  kharpfn  karpfen  (neben  hharpfy. 
Es  ist  dies  einer  der  wenigen  tiemamen,  in  welchen  die  flexions- 
endung  über  das  ganze  paradigma  ausgedehnt  worden  ist;  als 
analoge  fälle  sind  mir  ans  der  ma.  nnr  noch  hwhn  hnchen,  nnd 
Mcein  scbleihe  (ahd.  sUo)  bekannt  (der  pl.  lautet  in  beiden  fällen 
wie  der  sg.J. 


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I  m.ia2 


mTMDABT  VON  FBBinEOG. 


173 


Anm.  Bei  einzelnen  wertem  dieser  grnppe  wird  im  pl.,  wenn  er 
nicht  umgelantet  ist,  ein  weitere«  -n  angehfingt,  so  dass  iler  pl.  »»ijsfentlich 
mit  doppelter  eudung  erscheint,  z.  h.  pglbnmt  balle,  kholbm^n  ko\heii,  fetsmn 
fetsen,  ppdMnan  neben  pgBm  etc.  yeroinselt  findet  sieb  diese  endieiniing 
•ach  bei  wDrtem  der  eisten  gmppe.  Hiofig  bOrt  mtokpmbmin  bnben,  bor- 
icbcB  (9g.pa9,  fleet.jMi9Ai(»).  Zuweilen  sueh  |NirilNMi  bnnchen  (vgl.  dam 
I  Uff^  akmi9m  ocbsen. 

§  131.   Dritte  gruppe. 

Zm  dritteu  gruppe  gehören  von  urspr.  schwachen  nur  fötr 
*Tetter',  onkel  —  ßtrv  (neben  ßir);  khöfr  k&fer  —  hhöfi-y 
(neben  khöfr)\  smerts  schmerz  —  §meri8n\  pudHgw,  pu{d)kU^ 
bnclistabe  —  pu9itpbm  etc.;  Mrös  kresse  (ahd.  kresso)  —  khrösn* 
Ferner  einige  deren  stamm  anf  einen  nasal  endigt:  dmm  dan- 
men  —  daumsn;  flgm  flamme^  weichteüe  bei  tieren  —  /Ipmmdn; 
«011  name  —  nffman;  A{m  bahn  (selten»  dafür  köppe) 

Hier  wire  eigentlich  auch  im  pl.  flezioosloeigkeit  an  erwarten,  da 
ftn  sich  f^gelmlssig  in  »  assimiliert  bes.  vereinfacht  wird,  Mfom  es  niclit 
dorch  systemzwang  dann  gehindert  wird.    Die  oben  §  197«  8f  anm.  an> 
geführten  beispieie  Temnscbaulichen  also  die  eigentlich  regebnüssige  ent- 
wickinng. 

rfom  riemen»  bat  im  pl.  meist  r^am,  sebr  selten  r^ani9n. 

Hierber  geboren  nocb  das  nrspr.  fem.  AaJE»  'bftcbse^  beln 

—  hakm;  hrtaU  in  ders.  bed.  —  hruaihi\  pQvikkrt  bankert  — 
p^mJshrin ;  popp^tä  knospe  —  popp9tin.  Bei  den  ersten  drei 
wertem  hat  man  mitunter  auch  im  dat.  acc.  sg.  die  n-formen. 

Das  hauptcontingent  stelleu  einige  urspr.  siaikti  iiiasc.  auf 
•/,  h(^spl  hai>pel  —  hgspln:  nüdl  nudel  —  nüdltt.  Ebenso 
irnmhl  hnmmel.  khr^andl  mühlsteinhammer,  rokhl  Spindel,  yt  ifl 
griffel.  .^Jisl  Schlüssel,  rätl  drehstange  (mhd.  reitet),  rudl  quirl, 
lopjn-  unartiges  kind,  foHrtfilpel.  Tn  einigen  fällen  hersclit 
.«ichwanken.  So  stehen  nebeneinander  püdl  —  püdln  pudel, 
ufulr  —  wtdrn  Widder,  |7M//r  —  ^^M^^r«  butter  (striezel),  tsukkrw 

—  tsakkr,  sg.  Ugkkr  zweirädriger  karren  mit  korb,  n.a. 

§  132. 

Eine  sonderstellnng  nehmen  die  ^schwach'  flectierten  haus- 
namen  etn:  nom.acc.dat.  t$eni8,grpf,  mar  etc.,  aber  gen.  a  ismtm, 
gr^fn,  marv  (s.  §  122,  b,  /).  Doch  hört  man  auch  im  dat  acc. 
formen  anf  -n.  Als  standesbezeichnnng  dagegen  flectieren  gr^f 


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174 


MHHffAK 


graf,  tnär  meier,  grossknecht^  ganz  regelmässig:  dat  acc  mtum, 
ebenso  im  pL  (mar  war  nrspr.  stark,  vgl.  ahd.  meior), 

Anm.  Ausser  den  oben  genannten  Wörtern  sind  toh  urspr.  starken 
nocb  Mhwtch  geworden:  p9t  SMiUr  (nndi  aaalogie  Ton  p»  nmuX  ortä 
int  (doch  pl.  inweaen  arUt);  Hir  stier,  flectiert  nur  im  sg.  regeliniwjg 
sehwacb,  im  pl.  ist  es  gewfOinlicli  endnngslos.  Femer  ijMii  setotten  — 
&ätn;  r%tkkv  zttcken  —  rßckv;  nuisn  nntm  (pl.  fehlt);  föhn  felsen  (pl 
gleich  dem  sg.)-  dachs,  flectiert  im  ag.  meist  schwach,  der  pl.  lautet 
dgkt»,  selten  daks;   dgm  dorn,  hat  im  pl.  d^rmti  neben  d^mr. 

khrist  Christ,  hceid  beide,  .^ind  in  die  schwache  declination  überi^etreteil 
wie  im  nhd.  —  pf/p$t  papst,  ist  im  sg.  schwach;  aom  pL  ji^pst  vgl,  §  1^,2. 

b)  S&chliclie  bauptwörter. 

a)  Starke  flezion. 
§  138. 

In  folge  des  abfolls  des  endyocals  sind  die  bdden  klassen 

der  starken  neutra  ziisaramengefallen.  Die  flexion  ist  dieselbe 
wie  beim  starken  masc;  eine  besondere  casusendung  bat  wie 
dort  nur  der  dat.  pl. 

Plnralbildang.  Der  pl.  wird  in  den  meisten  fällen  auf 
-r  gebildet,  damit  ist  bei  nmlantsfähigen  der  eintritt  des  lun- 
lauts  verbanden.  Seltener  ist  die  endungslose  ploralfonn.  Was 
die  qnalit&t  des  nmlaats  anbelangt,  so  ist  zu  bemerken,  dass 
der  secondftre  nmlant  des  ä  fost  gänzlich  fehlt  a  =  nr^r.  ei 
lautet  bei  neutreu  nie  um. 

§  134.   Plurale  ohne  endung:. 

Hierher  gehören  hvcein  Schwein  (auch  f.).,  reh,  rös  ross 
(höfisch  rösr),  tir  tier  (selten),  söf\  sif  schiff,  h^r  haar,  lät  leit- 
seil, J:hr(rits  kreuz,  rceis  reis  (ahd.  hns\  gwör  gewehr,  khnu 
knie;  Ohl  eichel  (im  kartenspid),  UpI  ftbd,  mitil  mittel,  unmär 
wunder,  ialr  teller,  ff9gair  gitter,  fl^  feuer,  coisn  eisen,  itäk» 
zeichen,  triukhn  trank  (sabstantinerter  inf.).  Vgl  auch  folm 
fohlen  (urspr.  masc.). 

Umlaut  haben  tör  tor  —  tcr\    wi^sr  wasser  —  wäsr;  höf 
hof  —  Jwj,  selten  höf;  khloaMt  kioster  —  khl^tr;  fiodr  fiider 
—  fi^dr  neben  f)t:yh-.    ksm.}  g-psang  —  ksav;   i^r  jähr  — 
bei  Zahlenangaben  durchweg      {fswa      zwei  jähre). 


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§185 


XUHDAST  voir  FEBUBGO. 


175 


§  135.  Plnrale  auf  -r. 

s)  ümgelautete:  a)  q  —  ö:  sQf  schaff  —  §öfr\  ppd  bad 

—  pödr;  rad  —  rödr;  löd  lade  —  lödr\  dQx  dach  • —  döhr\ 
gips  glas  —  g^sr;  grQs  gras  —  grösr\  fjröw  grab  —  gröwr; 
pl^t  blatt  —  2)lotr;  hhglw  kalb  —  khölicr;  t^l  tal  —  tölr 
(töldr);  sp^föl  s|>ital  —  spjtölr  fnf^ljen  schriftspr.  ^p9tdr)\  m^nl 
mahd  —  mödr  (mhd.  ma/,  vgl.  Schatz  §  121).  —  ^)  p  —  e:  Igmp 
lamm  —  lemg^\  ^mp  amt  —  em(|>)<r;  pfgnt  pfaiid  —  pfentr; 
P9nt  band  —  ijan^;        laud  —  Untr*  —  /)  p  —  ai  fass 

—  /to"  neben  ßsr  and  /issr.  —  d)  o  —  ö:  m^s  moos  (sumpf) 
ittoar;  UU»  schloss  —  ifcll^;       loch  ~  föAr;  i^gi;  joch 

—  M<9  holz  —  hm»,  foUsx  Tolk  —  /ottAr.  —  e)  ^ 

—  «r:  pf^ort  —  «rlr;  d^füori  —  derfr.  —  f)  «  — «,  ita  —  »: 
liiibr  deckel  —  Wehr  neben  2uX:ftr;  guH  gut  —  ^ia^r;  jpM^ri;  baeb 

—  pi9hr;   tit^x  tucb  —  ti9hr\   h^ndr  hühner,  kommt  nur  im 

pl.  vor.  —   tj)  au  —  (ti:  hnus  liaik»  —  A<e«^r;   maul  maul  — 

mmlr]   khraut  kiaut  —  khr(eitr. 

Aura.  Von  nralantfäliigen  sind  nicht  umg-elautet  mpt-x  mark,  hirn  — 
vunhr:  mnMt  mou&t  —  tnyrntr-f  (hölzernes)  geschirr  —  (^^ir;  khläd 
kleid  —  khlädr. 

b)  Nicht  umlantfahige:         kiud  —  khlndr-,  rinf  nnd 

—  rindr;  wo^w  weib  —  n'(mwr\  mcnts  n.  weil)sper^^o^.  dirne, 
magd  —  mentsr;  fü  füllen  —  ßdr\  fi  vieli  —  fihr\  kJiits 
Zicklein  —  Mtitsr;  püt  bild  —  pildr;  fcK  feld  —  feldr;  (Si 
ei  —  (ij^.  Ebenso  gehen  gUd  glied,  li9d  lied^  ioBit  scheit,  pöt 
bett^  nöU  netz,  brett^  Km;^  licht,  gebet^  ge- 
wölbe,  gndkx  genick  (pl.piMi^),  ft^wcg^^,  hfris  verftchtl.  gesiebt, 
ffufixt  gewicht,  j^Am^gericht»  n.a.  (A^fgestttt,  j^r^  gebirg, 
1c8$ts  gesetz,  bilden  den  pl.  ohne  snffix).  —  Zweisilbige:  higmt 
hemd  —  hem9ir\  A^e'honig  —  hönigr;  ßrt9x  'fArtnch'^  schfirze 

—  firi^hr:  Iceibx  leintnch  —  IceiUhr.  —  Audi  die  neutra  auf 
•yi^s  (bez.  -nus)  gehören  hierher:  hfevfjnds  gefängnis  —  ^/i'»^- 
'it^fsr:  khamnds  geheimnis  (aucli  ni.)  —  khanin3sr\  tsceign^s 
Zeugnis  —  tmigmsr.  —  Ferner  eine  it^ihe  von  fremdwörterTi : 
sakhrament  (als  schelte  auch  salament,  sapramcnt)  sacrament 

—  mkhramefiir;  inUrdmeni  Instrument  —  mätrdmentr\  hele- 
ment  ^dement'  (in  mehreren  redensarten  und  vergleichen)  — 
kelemenir;  teaiment  testament  —  iesismentr;  khompUment 
eompliment  —  Jihm^hmmtiir'^  Imw  lineal  —  lain^\  praM 


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176 


TilWftTAK 


913a.  137 


armband  —  prasiHr;  imr^^  porMt  —  purirer\  parpli  pant- 
pluie  —  parptif  (-fif);  paris(A  paraaol  —  paiHsök',  Vu 

c)  Doppelformell:  stukx  gtftek  —  StUkx,  iHkkr  (einzeliie 
stücke);  pfunt  pfond  —  pfunt,  pfundr  (gewichte);  äm  ding 

—  din,  divgr  (einzelne  dinge);  uqH  wort  —  (werte), 
tvertr  (wörter);   fyän  'bein',  knochen  —  pän,  pandr;   sal  seil 

—  säl,  sälr;  mui  mal  ,  fleck,  nai  be  (mhd.  meiT)  —  mal,  niälr^ 
Neben  ertr  örter,  orte,  hört  man  zuweilen  auch  ^t. 

^)  SchwAclie  flexion. 
§  136. 

Von  urspr.  n-stämmen  gehören  hierher:  ati^aauge,  ^ru  obr. 
Im  sg.  ist  die  nom.  acc.-fonn  vci  all'remeinert  worden.  Der  pl. 
lautet  augy,  Qrtj.  Das  ^esclilecht  der  beiden  Wörter  .x  iiwaukt 
zwischen  utr.  und  lern,  wgvga  (mhd.  wange  u.)  ist  nur  fem« 
(vgl-  §  82). 

Dies  scheint  daranf  hinzuweisen,  das8  wir  das  weibliche  geschleoht 
anch  bei  augn.  nm  ah  dns  eigentlich  bodenständige  anznsefaen  haben;  das 
sachliche  dürfte  unter  uhd.  einflnss  stehen. 

heris  herz,  liat  im  noni.  arc.  den  auslautenden  vocal  ver- 
loren. Der  dat.  lautet  gewöhnlich  hertsn,  selten  herts^  der  pl. 
hertsn.  In  der  bed.  Mebzeltherz'  kommt  ein  pl.  hertsr  vor.  Die 
*  herzen*  im  kartenepiel  beissen  herts,  herts  als  fem.  bedeutet 
'herzkarte'. 

Von  nrapr.  staiicen  nentren  bilden  einen  schwachen  pl. 

ent  ende  —  entn;  arist  erz  —  arisin.  Ferner  folgende  auf  -/•: 
luädi  lud  er  (schelte)  —  Itiodru  ,  «^f/.v;- messer — mö^t  ü;  Igsir 
laster  —  l{ts(ru.  fcnstr  fenster,  hat  im  pl.  meist  die  starke  form 
fcnstr,  seltener  fenstrv. 

Dieser  gruppe  gehön  n  auch  ^äninii liehe  deminutiva  auf  -l 
an:  gläsl  gläschen  —  gläsln\  fäsl  fässchen  —  füsln\  wüsl  weise 

—  wäsln  etc.  (vgl  §  85, 1,  b).  Doch  geht  der  pl.  auch  auf  -lan 
ans  (&  0.),  zumal  wenn  diese  bildungen  noch  als  eigentliche 
Terkleinenmgen  gefi&hlt  werden. 

§  137.  Flexion  der  deminutiva  auf  4e. 

Nom.  acc.  sg.  -h,  (gen.)  dat.  sg.  und  der  ganze  pl.  -Um;  z.  b. 

pähle  bäclilein:  dsit  pOlilan,  &cc,pahle,  ]^\.pahlan. 


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mniDABT  VON  ratinsQG. 


177 


Anm.  1.  Die  masc.  bilden  (nach  analogie  der  persönlichen  «-»tÄmme, 
wie  pokx  backei  —  accpoUrn)  auclx  den  acc.  auf -2an;  z.h.  m^Uk  Matele 
(mlgarname),  gen.  d«t.  see.  «ifM^fon. 

Anm.  2.  Die  Hexion  dieser  ableitimgeu  entapricht,  Tom  geu.  sg.  ab- 
gviefaeii,  wo  wir  entweder  «lulogie  nach  dem  dat  aasiuiebmeii  haben,  oder 
wo  daa  f  nach  denaelben  prindp  schwinden  mnaste  wie  bei  den  übrigen 
ilaik  lleetieienden  masc.  (▼nigamamen  b.  §  122yb,y)t  genan  'der  aiid.  obd. 
dedinationsweise,  sg.n.Vk.  pahhilt,  [g.pahhütnetil^pahkillnei  pl.n.a.|MM^ 
V(n).  g.pahhüino,  d.  pahhdkmm.  Der  dat.  sg.  and  gen.  pl.  mnssten  nadi 
abfali  der  endvocale  mit  dem  nom.  acc.  pl.,  für  den  wir  die  )j-fonn  Toraus- 
zn^et^en  haben,  «mammeiifaUen.  Der  dat.  pi  ut  Uber  -nityn  sa  -n  verein- 
facht worden. 

Bei  den  oben  erwähnten,  mit  der  knrzform  des  -/-suffixe?  irebildeten 
demiiiutiven  ist  der  duL  äg.  dem  nam.  acc.  augeglichen  wurdeu.  Der  pl. 
hat  daa    lan^geietdieh  bewahrt        dam  die  amfUhningen  in  §  89. 

c)  Weibliclie  hanptwdrter. 
Wir  können  drei  gruppen  imteischeiden: 

L  grnppe. 
S  138. 

Die  hierher  gehörigen  wOrter  bleiben  im  ganzen  8g.  und 
nom.  aec.  pl  nnilectiert;  der  dat  pL  endigt  auf  -n.  Der  pL 
Ist  mit  wenigen  ausnahmen  nmgelantet  Beispiele:  sg.  maus 
maus,  Khra  krfthe;  nom.  acc.  pL  nums,  Uhrä;  dat  pl  nueim,  khrän* 

1)  Umgelantete.  Diese  abteilung  umfasst:  a)  die  meisten 
unil autfähigen  i-^stamme,  tenier  die  u-  und  consonantischen 
stamme,  die  bereits  im  mlul.  in  die  i-decl.  übergetreteu  sind 
(hcöstr  Schwester,  gehört  zur  zweiten  gruppe,  pL  ^wösirv):  itpt 
Stadt  —  iiöt;  n^t  nacht  —  naxi;  npt  naht  —  noi;  ggna 
gans  —  gm$\  ftiw^hand  —  kmi;  p^kxbahk  —  pewkx;  wuni 
wand  —  wmi\  n^at  not  —  n^o^;  tg9xtr  tochter  —  ie9xtr\ 
j9rumt  bnmst  —  prmsi;  prust  bmst  ^  prisi;  fufx  fnrehe 
—  firx\        fracht  (selten)  —         AnfhOfte  ^  M/;  hhnrnst 
kunst  ~  Jthmst\  hMuft  Mnft  —  khlift;  suxt  sucht  (krank- 
heit)  —  sixt;   umrH  wurst  —  w%rSt\   fattst  faust  —  fcnst; 
yraut  braut,  grobes  gespinnst  —  pra-it-^   haut  haut  —  hceit; 
laus  laus  —  lms\  plü9  blüte  —  plu;  hhuj  kuh  —  Jchi3;  mtofr 
matter  —  mi^tr.   Die  umgelauteten  formen  des  gen.  dat.  der 
t-st&rame  sind  überall  durch  die  umlautslosen  des  nom.  acc. 
Yerdr&agt  worden.  Die  subst.  mit  nicht  umlautbarem  stamm- 
Biiftirii  !■  III       '1  'iinr    n  r  i  xxvm.  12 


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178 


LSSglAS 


Yocal»  aber  aneh  einige  mit  nmlaatffthigein  iiectiereii  nach  der 
zweiten  bez.  dritten  gruppe. 

b)  Von  urspr.  a-stämmen  gehören  hierher  sgas  schoss  (ahd. 
scö^a)  —  s^as;  khim  klaue  (ahd.  kldwa,  chloa)  —  khJPa:  h^U 
'halt',  Weideplatz  (mhd.  halle)  —  halt]  spy  säge  —  sag;  last 
geleise  (ahd.  toa,  mhd.  leise,  doch  auch  leis)  —  l^t  (das  t 
ist  imorgaiuficli);  rnüf^f  mauer  —  (ahd.  mura,  muri). 

Ferner  das  nrspr.  masc.  gatter,  zauntor  —  gätr.  hglftr 
halfter,  pdr  ader,  i/hnr  almer,  schrank,  khlQßr  klafter,  haben 
im  pl.  doppelformen:  hälflr  —  h^flrw;  ädr  —  pdm;  olnir  — 
pimn»;  —  Mdifflim  (bei  zahlaogaben  WQflr), 

Von  schwachen  frän.  sdüiessen  sich  in  folge  ihres  um- 
geläuteten  pl  dieser  gmppe  an:  albe,  alm  —  alhm;  m^dm 
made  —  madn;  putin  hauchiges  fässchen  —  pitsn,  sngkJat 
eisenspahn,  hat  im  pl.  suakko  und  snQkk». 

2)  Nicht  umgelautete  bez.  nicht  umlautbare  die  urspr. 
cons.  Stämme:  säu  saa  —  säu  (selten  sC^\  gas  geiss  —  gäs, 
daneben  g^aar, 

Anm.  Plmle  an!  -r  hftbeii  toh  fBm.  noch  irgxi  tracht  —  froxfr-; 
bAlne  —  pAtS  Mwu»  hebasime  —  Mwm^  neben  hAidigenm  AdtoMifMi. 

Femer  die  d-stftmme  Jchra  (ahd.  kräja,  s.  o.),  (7{>fiij]fadoni- 
scblehe  (ahd.  sleha\  hoUslög  holzlege,  sint  Sünde  (pl.  sint  neben 
«iw/ft),  ^mrfZ  Schindel,  schale  (von  gurken,  i  üben  etc.).  Ferner 
der  «-stamm  -nöd  nei^sel  (prenösl  brenne^ssel,  höwrnösl  'haber-', 
taubiiess'pl),  uiiii  tiäninitliclie  mit  -pir,  beere  (ahd.  hen  n.) 
componierte  Wörter,  z.  b.  päslpir  berberitze,  khrrinapir  wach- 
holderbeere,  rgapr  erdbeere,  ^wi^rtspr  heidelbeere,  etc.  Tgl. 
auch  dtrv  ^dime\  magd,  sreem  schrein  (pL  dXrw,  irmn)  mit 
stammaoslaatendem  «. 

IL  gmppe. 
§  139. 

Flexion:  der  sg.  ist  endungslos,  der  pl.  lautet  auf  n  aus; 
z.  b,  sg.  strpf  strafe,  pl.  strnfn.  Der  pl.  wird  durchgehends  ohne 
Umlaut  gebildet.  Dieser  gruppe  gehören  an: 

a)  Die  meisten  nispr.  d-  nndi^-stämme,  zumal  solche  mit 
mehr  abstracter  bedeatong:  r(w<  rast^  hku^  qnal,  wpl  wähl, 
tifi  zabl,       wache,  w{fxi  wacht,  S^rpf  strafe^      läge,  iprpt^ 


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MUKDART  VON  PSBNEGG. 


Sprache,  Ips  Überlassung,  niessbrauch,  hßr  gefahr,  wpg  wage, 
lihl^g  kla^e.  frr><j  frage,  fgric  färbe,  s(>rg  sorge,  trög  tracht, 
goiv  g'dht,  gnvd  gnade,  folg  folge,  sudl  schule,  pu<)s  busse,  für 
führe,  Munt  stunde,  §idt  schuld,  ääd  scheide,  wäd  weide,  räs 
reise,  iwog  Schwaig,  sennerei,  mos  nieische,  pos,  pats  beize^ 
wpsrUU  irasserleitung,  maut  maut,  tsceil  zeile,  ^pceis  Speise- 
kammer, firüs  fraisen  (mhd.  vreise)^  swöl  ^schwelle',  Vorrichtung 
nmi  stauen  des  wa^sers^  8^  seele^  nwU  meile,  hüf  hilfc^  jnt 
Mite,  pfloff  pflege^  loi  USsehe^     erdanfBchttttmig,  erdwall,  imtfw 
schmiere,  2ö<9  abschied  (-schlag),  l»  lehre,  A-  ehre,  höts  'hetze', 
vergnügen,  ofo  achse^  mSs  messe,  wcmf  weise,  ^d/"  taufe;  rBd 
rede,  Äd7  hölle.  —  Ableitungen  auf  -i»  (ahd.  -ungf^ungä):  stiftiv 
Stiftung,  pstätw  bestattung,  begräbnis,  pridfin  prüfung,  fnniw 
fimiung,  Igasit)  'losnug',  erlös,  mäniv  meinung,  etc.  —  Weiter- 
hin  die  fem.  aut      's   (  nus):  fmstrnus  finsternis,  hmtrnus 
hindernis,  piftrnus  bitternis;  —  auf  -in:  kfat{9)rin  gevatterin, 
curisUn  ärztin,  lerQrin  lehrerin,  u.s.w.;  —  auf  -J,  -r  (ahd.  -ala, 
HMray  -ila  etc.,  gleichgiltig  ob  urspr.  ä-  oder  dn-stämme):  wqzÜ 
Wachtel,  gksl  achsel,  fghhl  fackel,  gmpl  ampel,  m{>sl  'raaser', 
narbe  (za  mhd.  mä^        nadel,  psl  assel,  ti^fi  tafel,  g^l 
gabel,         kachd,  Ugs^  schachte!,  i^xd  dachtel,  l^ngndi 
kanne^  pgppl  pappel,  Jeh/gnUl  kanzel,  9rgl  orgel,  luvgl  looge, 
lihM  kfiche,  hkagl  kugel,  Saafi  schanfel,  gssl  geisel,  peitsche, 
sM  Sichel,  ttmksl  ddchs^  tri  erle,  JmU  hechel,  Hsl  Schüssel, 
spindl  .'jpindel,  drUl  drischel ;  Dir  'natter',  schlänge,  plgtr  blatter, 
blase,  moltr  (s.  §121,4),  M/pw^v//-  (A7/^(>wjjr)  klammer,  hüdr 
fetzen,  Jnir  leiter,  ßdr  feder.  lütvr  leber.  —  F'erner  gehört 
hierher  eine  reihe  von  fremdwurtern:  iahs  taxe,  proi  brosche, 
sgnU  schanze,  pröw  probe,  khläs  klasse,  post  post,  tant  taute, 
pavikx  bauk,  pranii  brauche,  pJ(ig  plage,  pulst  puls,  ür  uhr, 
airea  adresse,  m9§in  maschine,  fi^i  visite,  palrnl  patrouille, 
soBse,  fawrikx  fabrik,  npralür  reparatnr,  trafikz  trafik, 
pr&mUa  prhnlz,  cJiikfaf  octave  (messet  ihasem  kaseme,  pn^ 
person,  iKMi^n  passion,  pgri^^  portion,  fot9graft  Photographie 
(pL  fot9grafl9n)f  jfc^^M  kanzlei  (pL  hh^Ulc^i^n)^  lU9niSi 
Utanei,  tShtidBi  dechanteL    Ebenso  gehen  n^tmi  narretei, 
luinpsröti  lumperei,  rafdrcH  rauferei,  ätr<mt9riSi  Streiterei,  etc. 

Anm.  t.   Die  fremdwörtcr  auf  -e  wie  khnvuxU  'koraödie',  lärm,  durch- 
eiBAJider,  Uikiwri  cichohe,  mHt  mode,  a.8.w.  bieii>eu  im  pl.  un?eräiidert. 


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180 


hBBSUK 


§  140 


Aum.  2.  Von  tt-stämmen  sind  in  diese  gTQpp«  fibergetreten r  kh^t« 
katze  (mM.  J:ahr  sw.  f.),  früu  frau,  hftr  hure,  foU  thIt»,  maol  (mlkd.  faUt 
BW.  f.;  vgl.  dag.  fotsn  ohrfeige),  gallc. 

b)  Die  nicht  nmlautfäbigen  i-stämme:  Iwix  leiche,  begn'äbnis^ 
tsmit  zeit,  hgaxts9t  hochzeit^  ptsüct  beichte,  Srift  schrift,  Isixt 
geschichte»  itx^  schichte,  mf  gericht  (tod  spefsen),  pflixiyl^t, 
mU  weit;  —  die  ableitnngen  auf  -hmi  (-AaQ,  -iJmt  und  -i^ftt 
MMT^Jehst  krankheit,  S^fiihmi  BchÖnheit,  frdri9$hxhkafU  ver* 
driesslichkeit,  werUgft  werkschaft,  liahigft  liebechaft  jl  a. 

Von  umlautbaren  gehören  hierher  spt  saat,  igk'  jagd  (pl. 
igkkv  und  igkin),  gdpurt  geburt,  gywdt  arbeit,  ghot  glut,  grt 
art,  iug^¥  tilgend  (pl.  tügntn)^  Igst  last,  fgrt  fahrt,  tQt  tat^ 
il^xt  Schlacht. 

Die  drei  letzten  Wörter  werden  nicht  haiitii^  trebrancbt.  PIurÄle  von 
(flu^t  und  prf,  das  (von  der  rcdeusart  af  dO  i>rt  auf  die  art,  abgegeben;,  last 
nur  in  der  bedeutung  'betragen'  vorkommt,  b6rt  man  sehr  selten.  Igst  wird 
stets  in  ttbertngenem  sinne:  'bescliweide,  Steuer*  venrendet  Es  Ist  wtl 
bOcIist  wahischeinlidi,  dsss  es  sich  hier  nun  teil  um  entlehnungen  hsndelt 
und  dass  die  pluralbildong  der  meisten  dieser  wilrter  unter  nhd.  einlln« 
steht,  pvktt  angst,  hat  im  pL  -n  trots  des  umlauti:  enfesf»  (vgl.  Sdurtu 
§U7). 

Ht  gruppe. 

§  140. 

Flexion:  der  sg.  endigt  auf  -a  oder  -n,  der  pL  auf  -n  oder 
-mn,  z.  b.  sg.  pcsia  biene,  tQsn  tasche,  pl.  j^^^m,  sg.  iiübm 
Stube,  pl.  Siübmsn. 

Zur  enduDg  des  sg.  vgl.  §  81  und  88.  Zar  pluralbildong 
ist  zu  bemerkea,  dass  einige  Wörter  einen  erweiterten  plnral 
bilden,  d.  h.  an  die  vorhandene  endnng  -n  noch  ein  -an  aatreten 
lassen.  In  der  regel  sind  dies  solche  substantiTS,  deren  stamm 
auf  einen  labial  oder  guttural  auslautet,  bei  denen  sich  also 
das  auslautende  n  zu  m  bez. «  assimilieren  muss:  Soahm  Scheibe 
—  Stmbm9n\  grwa^  grübe  —  grushmn-,  khgppm  kappe  — 
khQppnu>n;  sli^gv  stiege  —  sti9gmn\  pmkku  brücke —  pnik- 
hmi,  etc.  Doch  koiiimeu  daneben  auch  dem  sg.  gleichlautende 
pluraiiormen  vor.   Uahm  hat  regelmässifr  .^(nbmjn. 

Die  Ursache  ist  klar:  als  eij^eutlicbe  i.lujakii(lun>j  betrachtet  man  -»i. 
di4>ty:en  werden  m  und  a  als  abweichend  empfunden.  Diese  Unregelmässig- 
keit sucht  man  in  beseitigen,  indem  man  an  die  form  des  sg.,  die  gewimr- 
massen  als  grundform  angesehen  wiid,  nach  analcgie  der  snbit  der  nraitCB 
gnppe,  die  regelmissige  euduug  anhingt 


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MUNDART  VON  FEKNEGO, 


IBl 


Indes  ist  nicht  bei  aOen  wOrtern  dieser  art  diese  doppel- 
Mldimg  in  demselben  grade  beliebt.  Insbesondere  verhalten 
sich  subst.,  die  im  sg.  häufiger  die  a-fonu  haben,  dagegen  sehr 
ablehnend.  Vgl.  sptva  schabe,  pl.  ööhm,  nicht  s{>hmon;  g^wa 
gerbe,  pl.  gprbm,  nicht  ggrhndn.  Desgl.  haben  ftidga  fliej^e, 
pfia  flu^el,  .s((pi</a  steige,  im  pl.  nur  ßh/y,  §t(eigi).  Wenn 

dii  >f  abweichentle  bildung  des  pl.  zuweilen  aucli  bei  Wörtern 
mii  anderem  stanimauslaut  auftritt,  so  ist  dies  natürlich  über- 
tragen. Vgl  fi^n  flasche  —  flQänBn;  öin  esche  —  ö^ndu; 
gasse  —  gpsn9n;  wisn  wiese  —  uisn$n;  Ihirtm  kerze  — 
kkirtsn^n;  khistn  kiste  —  khisitmi;  piritn  bürste  —  pir§in9n\ 
platte — plQin9n\  ra;id»  wegbiegong  —  netditd»;  Staudn 
Stande  —  ^auämim.  Daneben  gilt  überall  anch  die  einfache 
plnralform  (vgL  daza  g  130,  b,  anm.  nnd  Schatz  §  III  fl). 

§  Ul. 

Die  dritte  gruppe  nmfasst  fast  s&mmtlicbe  an-  und  jan* 
stimme  nnd  einige  stimme.  Eine  strenge  scheidnng  nadi 
der  stamraeszogefaOrigkeit  lAsst  sich  nicht  in  allen  fällen  durch- 
führraiy  da  schon  im  ahd.  vielfach  schwanken  zwischen  starker 
nnd  schwacher  flexion  besteht. 

a)  Von  ui'spr.  starken  seien  angeführt:  m^ha  (-u)  *inark', 
grenze,  sära  schere,  fliga  flügel,  stmga  hühnersteip^e,  ivunta 
wunde,  rinia  i  iiide,  nmca  riibe,  gnohm  grübe,  trn  (selten  crd) 
erde,  strosn  Strasse,  iuiiln  beide,  jn  ukku  brücke,  Hppm  rippe. 
.^fi  Sache,  hiitn  liütte,  s^lbfii  salbe,  standn  (selten  ätatuia) 
Staude,  khisin  kiste,  fü9gn  fuge,  kklamn  'klaose',  eogpass. 

b)  Eine  grossere  anzahl  schwacher  feminina  habe  ich  be* 
reits  in  §  81  angeführt;  es  w&ren  noch  folgende  zu  erwähnen 
^  gruppiere  sie  nach  der  hänfigkeit  der  singolarformen; 
selbstTerständlich  kann  es  sich  dabei  nm  kdne  feste  grenz* 
bestiromnng  handeln:  das  Verhältnis  ist  ja  bei  den  einzelnen 
alters-  und  Standesschichten  der  bevülkeriuig  recht  schwankend): 

Gewöhnlich  haben  die  sing^ularendung  -ü:  spuola  spule. 
n^la  ahle.  fw'da  feile,  rola  mangel,  glättrolle,  stöla  stell.ijre, 
möJa  schmolle,  das  weiche  im  brote,  unra  dämm  zum  ableiten 
des  Wassers,  miira  brombeere,  plra  birne,  Jmra  leier  (neben 
l(fir\  rcoua  Avanne,  tsäna  (buckel-)korb,  pina  bühne,  rQna 
rande,  rote  rübe^  ä^ana  rotlauf  (za  ^schön'),  khr^na  kröne. 


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182 


§143 


kJd^mma  klamm,  hg^mma  liamiiie,  hoica  'habe',  heiikel,  swglwa 
schwalbe,  ru9wa  rübe,  tswöspa  zwetschke,  grmpa  griebe.  isr^apa 
Scherbe,  khlgatsa  gedörrte  bime,  ßla  (pult-)  decke!,  ffriUa  bdn- 
Winkel,  grätsche,  strgvka  bohnenschote,  fmga  feige. 

Häufiger  •»  als  -a  babea  ptt^Ia perle,  sdtasohle,  sela scheUe, 
inpUt  schnalle,  wffZa  wolle,  UaHa  yertiefong  (^nML  uide%  kUmppa 
klappe,  iraufa  schraabe,  iUmga  schlinge,  ihUnga  klinge,  kkrukha 
krflcke,  Spelia  geklobenes  zannbrett  (mhd.  8pdte\  p^rta  hacke, 
harte,  wtato  niete,  graia  gräte,  l^ta  latte,  pflgnisa  pflanze, 
Ishrötsa  krfttze,  wgntsa  wanze,  Umum  tanbe. 

Sehr  selten  h<irt  man  die  a-formen  bei  piidhn  buche,  fmixtn 
flehte,  pirkhn  birke,  Icihn  lärche,  suppm  suppe,  puru  buide, 
siulin  erdriuue,  furche,  Ihglbm  kalbiii  (inhd.  l'albe)^  stu^tn  State, 
ftiijhn  mähre,  gÜra  gurre  (synonym  mit  dem  vorigen). 

Durchwegf  -n  haben  f!(hi  egge  (pl.  auch  aihun  neben  ädn), 

khrippm  wagenkorb,  krippe,  n-oUsn  walze,  spritsn  spritze,  sensu 

sense,  widgv  wiege,  paukhn  pauke,  §w^tn  schwarte,  pintn  binde, 

npm  nase,  ^Sn  asche,  li^Sn  lasche,  girin  gerte,  sa^ilm  scheibe, 

gr^n  holzdriste  (mhd.  grede)y  iUtpptn  blütenstaab,  pulver, 

IMn  schaden,  läbm  'lanbe*,  vorhaos,  iupß  schappen,  Idtaihn 

gelängnis  (mhd.  kkike),  iU9gw  stiege^  krixin  kleiner  wandkanün, 

öffrtn  bradie  (nihd.  egerie\  firäin  waldblOsse  (mhd.  vrate\  tun 

runse  zur  holzbefdrderang,  prQhn  hradie,  iLa.nL  Dasselbe  gilt 

von  den  meisten  modernen  fremdwdrtenii  z.  b.  tsigam  cigure^ 

polein  boUette,  aprikhom  aprikose,  äatuln  schatnlle,  tatm  ^tasse*, 

Untersatz,  präsent ierleller  (it.^a^*«),  partsein  parzelle,  Ihapuisn 

kapuze,  mafkhn  marke.   Doch  vgl.  mäsa  masse,  tcäia  watte; 

hier  hat  auch  die  stadtsprache  -a.    liei  khüsa  ka&ae  (('as.sa), 

wlla  villa,  pulkha  polka,  ist  das  -a  natürlich  direct  entlelmt. 

Anm.  1.  Im  iiUgenif^inpii  gilt  bei  der  übcniahrae  fremder  iu  der  sclinit 
spräche  auf  -c  e-ndi^niuder  ^vort€r  die  re|L,ad,  du&s  coucreta  nach  dem  musier 
der  schwachen  lern,  flectiert  werden,  sd^o  die  n-formen  erhalten,  während 
bei  wOrtem  mit  mehr  abstracter  bedentnng  das  aaslautende  -e  im  sg.  ab- 
gestoBsen  wird,  d.  h.  sie  werden  der  gmppe  n  angereiht  (vgl.  etwa  Monfrol 
ooBtnld,  fOs  [rach  rata]  nise,  Hrapatt  itnpue,  und  die  bereiti  in  %  139 
erwUmten  UU»,  jiroto  etc.). 

§  142. 

Von  nrspr.  t-stftmmen  sind  folgende  zur  sdiwachen  decli* 
nation  übergegangen:  ania  ente,  grw9sa  erbse,  lOsa  niss^  musa 


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%  148  MCHDABT  TOH  PSSHBOG.  188 

niiss.  wurisa  würz,  wurzel,  ähn  eiche,  tr^tn  tratte,  Viehtrift 
(mbd.  trat),  ätustn  State,  kkröftn  kraft^  ygL  auch  Aur^^^a  hornis. 
smüH  8&Qle,  hat  im      die  nebenform  senk 

hk  den  ndsCen  fallen  dfiiffcoi  die  flectierten  formen  des  gen.  dat.  die 
vcnalMSDiig  mm  llbertritt  gegeben  haben;  sicher  ist  dies  bei  kkröftn,  sonbi 
(die  nachbarma.  kennen  znm  teil  noch  die  alte  licin.-Me.*foi]n  sanU,  nhd. 
itf),  wahncheinhch  auch  bei  anta  der  fall. 

Die  fem.  abstracta  auf  -n  (s.  §  86)  bleiben  im  Bg.  und  pL 
myerftndert.  Sie  sind  also  völlig  mit  den  an-stämmen  zusammen* 
gefallen.  Uebrigens  kommen  plnrale  nur  bei  wcsUn  weite,  nnd 
ii9/n  tiefe,  yor.  Die  endangslosen  bleiben  im  sg.  nnflectiert 
Einen  pL  bildet  gr^as grOsse  gr^am.  Die  fibrigen  abstracta 
werden  nur  Im  sg.  gebraneht  Alle  casus  lauten  gleichmfissig 
auf  -e*  bez.  -a  ans. 

Anm.  VüQ  <leü  Wörtern  mit  n  in  der  ableitnngssübe  (abd.  -ana,  -ina 
etc.)  bildet  Ukdfn  kette,  den  pl.  regatmlssig  auf  -Mit  MI^mh.  imttn  biltte» 
bat  jwMmm  neben  jmtlii.  Bei  den  ttbiigen  fem.  dieser  art  lantet  der  pl. 
gläeh  dem  wg,  (die  beispiele  s.  §  88). 


B.  Das  adjactiv. 

I)  starke  flezioiL 
§  US. 

Daä  adjectiv  flectiert  ohne  artikel  folgendermassen: 

sg.  masc.            nentr.  fem. 

nom.  (jiotr  gu9t8  {khlä)  gioU 

dat.  <j\i3in  gustn  ijuntr 

acc.  (fiotn  (jujts  {IJiUii  guAi 

pL  aller  geschlechter  :  nom.  gu^U 

dat.  gmtn 
acc.  gmU. 

In  yerbindnng  mit  dem  anbestimmten  artikel  flec  tiei  t  da« 
a^.  im  sg.  in  der  oben  angegebenen  weise  bis  aaf  den  dat. 
fem.:  4mär  gv»H  einer  gaten. 

Die  takn  des  sg.  nasc.  nnd  nentr.  entspricht  genau  der  des  mbd. 

Das  -m  des  dat.  mnsste,  weil  im  anslant  einer  sehwachtoui^en  gilbe 
stehend,  zu  -»»  werden  (vgl.  §  99).  —  Diia  -e  des  nom.  sg.  fem.  int  die  regel- 

mäss-ig-e  entsprechnng  des  mhfl.  -in  (vgl.  §  Der  acc,  der  eigentlich  ohne 
^■ndnng  er??cheinen  »ollte,  ist  dem  nuni.  angeglichen  wonlen.  —  Iiu  dat.  sg. 
f.  m.  herseht  nach  «lern  unbestimmten  artikel  die  schwache  flexion;  die  auch 
im  mltii.  neben  der  starken  gilt.   —  Ob  wir  auch  für  den  dat.  muäc.  uu«l 


I 


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184 


TiIHWUK 


nratr.  in  dioem  fklle  ichwache  foimen  TonkOfziuetMii  haben,  lisst  lich  tod 
rein  lautliehem  Standpunkt  ans  nicht  mehr  entichelta,  da  hier  die  etaike 
md  aehwaehe  fonn  neammenfefUlen  nnd.  —  Im  nem.  aee.  pL  mude  die 
neatnlendnng  Teraligemilnert 

Im  dal  pL  hat  das  attrilmtlye  adj.  nach  präpodtionen 

in  der  regel  die  nom.-acc-endmig  -e'  statt  -n,  z.  b.  mU  plpase 

fi^sn  mit  blossen  füssen,  pcm  merb  grtn  an  mehreren  orten,  fgr 

aniye  6tuutn  vor  einigen  stunden,  selten  mit  2)Igasn  fijsn,  etc. 

Es  ist  daran  zu  erinnern,  daüs  die  präpositionen ,  welche  im  sg.  den 
dat.  regieren,  im  pl.,  wenn  auch  nicht  gerade  be&oudera  häufig,  .so  doch  ab 
nnd  n  mit  dem  ac&  Toliiindmi  werden.  Man  kann  auch  sagen  mü  pl^sd 
fitt,  pm  wiitri  prt,  n.8.w.  Die  obfenannten  fiOle  nnd  also  wol  ak  eine  ait 
eompffomiMbildnng  an  hetrachten. 

Die  80g:.  'nnfleetierte  form'  hat  sidi  im  nentr.  (nom.  nnd 

acc )  einiger  adjectivä,  die  in  pausa  auf  -n  auslauten,  erhalten, 
und  zwai  mir  in  Verbindung  mit  Substantiven,  die  consoiüin- 
tisrh  anlauten.  Es  sind  dies  die  adjectivä  §^n  schön,  Bihoi 
klein,  und  die  mit  dem  sulüx  bi  gebildeten.  Das  auslautende 
-w  ist  iii^diesemjalle  geschwunden  (vgl.  §  112,3);  z.  b.  ifa  wötr 
scliim  wetter,  a  ä^a  dirndle  ein  schönes  mädel,  a  Jchla  piotcle 
ein  kleines  bäblein,  a  khla  (s^)  Iw^sle  ein  kleines  (schönes) 
häuschen,  äwmna  flaiä  schweinemee  fleisch,  hawrapr{it  'haber- 
nes'  brot^  n.  a. 

Der  gebrauch  des  adjectivs  ohne  artikel  ist  im  Qg.  siem> 
lich  beschränkt  (vgl  Schatz  s.  146).  Er  findet  sich  1)  in  der 
anrede:  du  tummr  dn  dammer  {du  Unnmr  du,  du  iep  du 
tummr),  Uotcr  f^tr,  ItHoe  mutUr,  UalÖB  S^Me  lieber  Tater,  liebe 
mntter,  liebes  schätzelein,  wind»Sr  windischer  qnerkopf, 
tJcäMr  hhatslmQhr  hukku  wftlscher  katzenmacher  kucku!  (spott- 
ruf an  die  Italiener);  —  2)  in  redeusarten  wie  gudtr  rQt  is 
Im  seltn  guter  rat  ist  nur  selten,  etc.;  in  kinderreimen,  z.  b. 
grgase  wäbm,  yrgase  i'^ent,  Jchindr  tson  tsonvisyi;  —  3)  in  Ver- 
bindung mit  gewissen  sul )>iantiv«  ii :  khrguötdse  Immot  kroa- 
tische leinwand,  slcxis  uutr  schlerhtes  wetter,  s'osc  miUx 
süsse  milch,  saurj-  ram  saurer  rahm,  fceine'f  guQte  wpr  feine 
gute  waare,  tifh^ne  pdUntn  maispolenta.  wmisr  wmin  (is  posr 
wi9  rgatr  oder  dr  rifoie)  weisser  wein  (ist  besser  als  roter), 
saiwrs  Jthraui  sanres  kraut,  frisss  fUmi  frisches  fleisch;  mU  gr^fosr 
mi9  mit  grosser  mfihe,  mit  kalr  haut  mit  heiler  hant,  p9  hsuntn 
first^tt  bei  gesundem  verstand,  mit  r^r  tiutit,  fgfw  mit  roter 


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MÜVDABT  TOH  nOOnSOG, 


185 


tinte,  färbe,  n^,  fyr  l^ngr  tswit  nach,  vor  langer  zeit,  sottnnr 
0iiw  yon  solcher  gattong,  9n  grgasr  ngat  in  grosser  not,  n.a.m. 

In  adverbialer  Verwendung  kommt  die  erstarrte  form  des 
nom.  sg.  maa&  vor,  z.  b.  tQatr  1i{fKi^t)8e  in  kfimin  sie  haben  ihn 
tot  gefunden,  wan9nir  iae  fufk^  wdnend  ist  sie  fortgegangen, 
pUntr  kh^{m)r  se  fgugm  blind  kann  man  sie  fangen,  er  i$ 
ärküHr  iawögw  IcWm  unt  hgts  plr  khgUr  gPtruMm  er  ist  er- 
hitzt daher  gekommen  und  hat  das  hier  kalt  (als  ein  kaltes) 
geti  linken,  er  hgts  gl^niigr  gagognfn  er  liat  es  als  ein  glühen- 
des angegriffen. 

Anm.  Von  participialiormeu  wie  UfutUr  Qi^aMnir)  stehend,  l^ntr 
Uchend,  sitsntr  sitzend,  Mpfntr  schlafend,  be«.  frprentr,  drtsaustr  in  ver- 
branntem, Eerzaustem  zustaude,  etc,  wurde  das  -r  bez.  -tr  als  Belbständiges 
bOdnngwiifb  «MnUart  ud  raf  iHiUifiko  adT.  (bobmI  «itante  genetiTe) 
tttertngNi;  Tgl.  pndrUr  andent,  p^kstr  (mlid.  httlde$),  UO^m$k  (n)  abendi, 
idßir  woiM,  iiMr  icniat  (mbeii        ils.w.  (vgl.  §  1^2,  b). 


2)  S^diwaoli*  Iteadoii. 
§144. 

In  Verbindung  mit  dem  bestimmten  artikel  flectiert  das 
adj.  im  sg.  in  folgender  weise:  bdsp.  dr  gu^te'  der  gute. 

masc.  nentr.  fem. 

nom.  dr  guati  8  gmU  dö  gmU 

dftt  9n  puln  9n  guiin  dr  gtitim 

•oe.  9H  guftH  t  äö  gutiU. 

Im  pl.  hat  das  adj.,  sowol  wenn  es  mit  dem  bestimmten 
als  mit  dem  uubeäiiiiimten  artikel  verbunden  ist,  durchweg  die 
endung  -n, 

nom.  acc.  do  (ane)  gwtn 

dat  9n  (an  bez.  ani)  gwtn. 

Ihn  mhd.  verb&ltmssen  eut«<i)rechen  eigentlich  nur  ilh-  m  f  -nnen.  In 
den  übrigen  fällen  wäre  mit  ausnähme  des  acc.  fem.  sg.  eiiduiigälQsigkeit 
zu  erwarten  (vgl.  Schatz  §  12d).  Als  ansgangspnnkt  für  die  verallgemeine- 
rang  des  *i  mftuen  wir  den  nom.  (und  acc)  des  starken  fem.  betrachten. 
Sidrarlich  haA  eine  «n^dclNiiig  inetit  beim  weiblichen  geechlecfat  itott; 
vm  hier  wnide  das  auch  auf  da>  maec  und  neutr.  ttbertragen.  Es  iit 
kanm  anzunehmen,  dass  die  tohiiftapiaehe  irgendwelchen  einflnm  auf  die 
ansgesialtnng  der  Terhältnisse  genommen  hat,  wiewol  ja  die  anffallende 
ttbereinstinimnng  mit  der  nh<]  flexionsweise  dir-r  TArmntmig  sehr  mhe 
legt.  Dagegen  spricht  vor  allem  die  weite  vf  i  hreitung  dieser  erscheiuuiig, 
die  unter  der  erwähnten  ToraoBsetaang  kaum  begreiflich  wäre;  denn  von 


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ISO 


145.146 


einer  eiu\sukuug  seitens  der  schnfi^i^racbe  kann  doch  erst  in  alkrjünjsfster 
zeit  die  rede  Min.  Mit  dem  Pemeggerischen  sümmen  in  dieser  hinzieht 
nittht  nur  die  neuten  kiiBtniachen  aooden  tndi  du  bedeutente  tdl 
der  llbrifui  bdr.-ltatefr.  dialckto  flbereia,  nnr  btt  die  mditialil  -i  flr  uuer 
Ich  Tenreite  da  besonders  auf  dea  mhafM  fm  H.H.  JeUiaek,  Ein  capit«! 
AUS  (lor  geschieh te  der  dentachen  gmnmatik  (Abb.  war  gem.  pbilologie, 
Iwtfabe  m  R.  Heinxel,  a.81  ff.). 

Aam.  In  der  Püttner  ma.  (Nagl,  Boanad,  \.  184,  s.  150)  stdien  beide 
formen,  die  auf  -i  niid  die  regfelmSssig  ent^-ickeltp  (mit  apokoj)!-  '!<  end^ 
vocali  and  Tenchirfong  des  aoalautendea  consonaaten)  nebeneinander. 

§  145.   Abweichungen  in  df*r  flexion. 

1)  Bei  einigen  adj.  (pronominaladj.X  deren  stamm  aof  -n 
auslaatet,  schiebt  sich  vor  der  endung  -r  ein  als  abergan^- 
Uttt  ein.  Die  beispiele  sind  unter  25,  b  angeführt;  ygL  auch 
tMr  aolcher,  ^Idrh^tU  allerhand;  sonst  ist  bei  -Ir  der  flbergangs- 
lant  meist  anlgegeben;  doch  ntweilen  toldr  toller,  foU^  voUer. 

2)  Bei  adj.  anf  -n  verschmilzt  das  -n  der  flexionsendung 

Yulli^^  luit  tlt'm  staumiaoslaut.  Es  heisst  also  s^n,  khlän,  dm 
für  >V<iii(j)n,  khlän{9)nf  dln{j)n  schönen,  kleinen,  dünnen,  etc. 
Nur  HU  pl.  hArt  man  hie  und  da  die  nach  aiialoprie  der  übrigen 
iidj.  •rt'coü.sii  lüfi  teil  zweibilbigeu  formen.  Ütei^  sairt  man 
cmpn,  IgugiH  engen,  langen  (zeitl.),  nicht       ei  (vgl  dagegen 

8)  Adj.  auf  'S,  'ts,  und  -Ix  wie  ^pos  gross,  loU  schlecht, 
frii  friscl),  si^isx  stark,  bilden  den  nom.  acc.  nentr.  sg.  regel- 
mtesig  auf  -m:  gr^oM,  löi89s,  frtä»s,  ii^hlm*  Dasselhe  gilt 
vielfach  auch  von  adj.  auf  -xi  rosOas,  wahs  neben  rmixs, 
waxB  reiches,  weiches.  Selten  hOrt  man  zweisilbige  formen 
bei  adj.  auf  Unm,  grötM,  gewöhnlicher  Uohs,  ffrifba  liehes, 
grobes. 

Der  gnmd,  wtnun  hier  der  zwischenvocal  erscheint,  liegt  im  Charakter 
d«r  amlantaadfla  oouMnuntea.  In  enten  fdle  mMe  die  endong  tebwiadeii, 
im  iweiten  mfliite  6m»  ^kx  m  k  weidtti,  wodurch  eine  düRveni  cwiidieii 
dieier  mi  den  ttbrigen  fonoeii  entttOiide;  ihnlich  siad  die  ttbrign  fUle 
m  benrteOen.  «s  iit  eine  nngewShnUcbe  Teiblndnng. 

§  146. 

Von  der  flexion  des  gewöhnlichen  attributiven  adj.  unter- 
scheidet sich  die  der  pron.  a(n)  ein,  kha(n)  kein,  und  aller 
Possessivpronomina  (vgl.  §  152)  dadurch,  dass  diese  im  nom. 


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MUHDABT  VOM  fSSHKGO. 


187 


^.  aller  geschlechter  und  im  acc.  Bg.  neatr.  und  fem.  nnflectiert 
bleiben  (analautendea  -»  Wlt  hier  nach  g  112,8  Tor  oonsonan- 
üsdiem  anknt  ab).  Beispiele:  ^n)  ein  (als  artikel  kurz,  als 
lahlwort  lang),  tr  ihr,  unsr  nnser. 

nom.  maae.  und  nom.  «cc.  fem.  nentr.  ä  (du),  Ir,  Mwr* 
dftl  aoe.  miie.  und  dat  neiitr.  ffn,  Ym,  wum. 
dat  fem.  Ant  (omlr),  Irf  ,  Mwai'i'. 

In  nicht  attributiver  Stellung,  im  pl.  auch  in  attributiver, 
llectieren  sie  wie  gewohnliclie  starke  adj.   In  Verbindung  mit 
dem  bestimmten  artikel  stimmt  ihre  flexion  völlig  mit  der  des 
schwarlien  adj.  fiberein  [^ünn,  *mmnn  einen  (einem),  meinen 
(meinem ),  erscheint  nach  obiger  regel  stets  als  än,  mmn  etc.]. 
Im  dat.  pl.  wird  nach  präpositionen  gewöhnlich  die  acc.-form 
des  attribntiven  pronominaladjectivs  angewendet  (vgl.  §  148); 
z.b.  mU  ane  (manne)  khindrv  mit  'einen'  (meinen)  kindern, 
statt  mit  an  (nunn)  khindr».  Dagegen  heisst  es  stets  »MBtn 
ümdnß  meinen  kindern,  fln  mmn  J^undm  allen  meinen  m 
un  Ikmdm  'den  einen*,  d.b.  jenen  k.  Die  nrnschiiebcoiea 
formen  lauten  9»  masin^  (oder  mmin)  Kfunäm  bez.  9n  nurinä 
I^hmär;  9n  ^U'meeine  (oder  oln  mcein)  Mindrv  bez.  9n  ple  mosinS 
Ihindr;  dn  dö  an  klnnäi  {u)  (hier  ist  äne  uumöglich,  weil  ja 
der  bestimmte  artikel  vorausgeht). 

§  U7. 

Eine  besondere  declinationsweise  haben  die  adj.  auf  -la 
(*-li€h).  Sie  flectieren,  als  ob  die  pausaform  auf  -lan  ausgienge. 
Beispiel  hamla  heimlich:  hanUanr  heimlicher,  hamJavr'  heim- 
liche, hamlans  heimlidieSy  kamhn  heimlichen  (heimlichem).  Vgl. 
noch  iKr  gwMomä  bez.  gasUÜ9nt  der  geistliche  (der  snffizvocal 
schwankt  in  der  flexion  zwischen  a  und  9). 

Zn  enratten  wiro  eSgentiidi  hamlahr,  hamlaki  etc.  Da  aber,  wie  ich 
•diOD  oben  in  §  116^  4^  b  amflUirte,  diese  Wörter  orsprOoglieli  nur  adverbial 
verwendet  worden  zn  sein  scheinen  und  das  auslautende  -  /-  in  isolierter 

-tellnng  überall  rtHfie),  musste,  weil  eben  formen  mit  inlaiUeuden  fehlten, 
das  bewnsstsein  für  diesen  laut  schwinden,  nachdem  er  einmal  nicht  mehr 
vorhanden  war.  JedesfaJIs  haben  wir  von  der  form  hamla  auszugehen. 
Die  TenJlgemeinerang-  des  n  dürfte  von  den  casus  auf  -n  (hamla-n  heim- 
Jüciiezi)  ausgegangen  sein.  Wie  ^fan  'schün'  oder  'schönen'  heissen  kann, 
m  kaoa  andi  hamiUm  als  hamkhn  oder  kamlaiiirn  an^efant  weiden,  d.h. 
■m  fcaim  aaek  dieser  aaalogie  das  n  aneh  als  nm  stamme  gehOHg  ^ 
trachten.  Uebrigens  ist  es  auch  m<i^Udi,  dass  man  sieb  ein^li  die  flexien 


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188 


§148 


der  Pronomina  a,  kha  vir.  zum  vorbild  nahm,  wo  ja  ebenfalls  in  demselben 
paradigma  formen  mit  und  ohne  n  nebeneinander  stehen.  Vgl.  auch  a  HUa 
yi^i  neben  (t  khlatis  pUl  ein  kleines  bisschen,  u  iil  u!.') 

Die  adj.  anf  -I  biideu  ihr  adv.  auf  ■{l)a  (vgl.  §  90,2,  a,a): 
rö[fl  —  rö(fhi  locker,  äfikhl  —  ^'iikhln  steil,  (Hfl  —  ceitfn  leer, 
fad.  Die  liexion  kann  entweder  von  der  einen  oder  der  anderen 
form  ihren  ausgang  nehmen.  So  gelten  nebeneinander  a  stikhU 
Imtn  und  a  Hikhlme  l,  eine  steile  halde,  a  rifglr  und  a 
rögUnr  t  ein  lockerer  zahn,  an  mUs  (aniUs)  ^  und  an  ninU^ns 
ä.  ein  &des  essen,  ete. 

Diese  doppelheit  gab  die  yeranlassnng,  dass  anch  die  adj. 

auf  -a  (vgl.  §  83)  öfter  so  flectiert  werden,  als  ob  die  grund- 
fonii  *{YuIan,  *pl^dan  etc.  lautete.  Neben  an  ^ad^,  a  pl^ads 
ein  ^ödeäs',  ein  'blödes',  a  lasr  ein  nachlässiger,  hört  man  auch 
an  {'(idans,  a  pl^adans,  a  lässnr  U.8.W.  Nur  die  n-fonnen  hat 
da-^  fremd  wort  chtra  extra:  au  ckstranr  mvnt^  ein  besoTidei  er 
menscli,  an  ek^iraths  ösn  ein  extrafeines  essen.  Auch  natcl 
nobel,  khlöjPT  knapp,  schwach,  tiectieren,  obwol  es  dazu  keine 
adverbien  ^nöwla^  *khlöwra  gibt,  gewöhnlich  in  dieser  weise: 
a  nfiwbnr  her  ein  nobler  heiT,  neben  nmclr\  a  khl^wristjne  Munt 
eine  schwache  stunde,  neben  khlötvre.  Wir  haben  es  also  hier 
mit  ans&tzen  zur  entwicklang  einer  neuen  flexionsweise  der 
adj.  zn  tnn. 

Anm.  Die  ll«xioii  der  part  pnes.  und  praet,  der  comparative  wid 
ntperlatlve  deokt  lich  voUatlodig  ndt  der  dei  geirtflinlidien  a^i.  Der 
raperlatiT  erscheint  ateta  In  verbindang  mit  dem  bestinunten  artlkeL  Daa 
part  piaee.  wird  annaroideiitlidi  aelten  attributiv  verwendet 

Stelgemmg  des  adjeotivi. 

§  148. 

Der  comparativ  wird  mittels  des  snffixes  -sr,  -r  gebildet: 
wanif  weiter  (a  wanirf  ein  weiterer,  der  wcntre  der  weitere, 


*)  Bieae  fleiioBswetae  der  ad|.  auf  4a  findet  tieh  in  aUen  mir  be- 
kannten Kärntner  ma.  Ich  kfnoe  sie  anrh  ans  Zarz  und  ans  GottMhee. 
Im  Gottscheeischen  ist  das  ti  ancli  in  die  adverbialform  eingedrungen: 

hnrlam  (bez.  warlain)  wahrlich,  raintlain  mn.  fwinfla)  'feindlieh',  sehr, 
ungemein,  etr  ,  so  daas,  wns  den  auisgang  anbelangrt,  das  suflix  -lich  mit 
'in  Ensanimeiiliel  (vgl.  guidain  golden,  hlhrat'n  silbern,  u.s.w.).  Die  Ver- 
mutung, e«  seien  nrspr.,  dem  mhd.  -liehe  und  -liehen  entsprechend!  formen 


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§  148  MUNDART  VON  PBBKBa0.  189 

a  wmtrs  ein  weiteres,  etcX  l^kanf  kleiner  (a  khkan9rr  ein 
kleinerer,  dr  Md^amre  der  kleinere^  a  hk^anfs  ein  kleineres» 
0it  hhl^anrn  einen  kleineren). 

Ob  das  Suffix  in  der  flexion  als  -r-  oder  >9r-  erscheint» 

hiiü^i  vom  Charakter  des  (stamm-) auslautenden  consonanten 
ab.  Man  sagt  in  der  regel  -trc,  -dre,  -fre,  -sre)  -gre]  aber  Mvrej 
-p^e'y  -l-^re,  -ts9re',  -hdre,  Ixhore,  -m^re,  'n9re,  'i9f}ore\  -hre,  'r9re; 
z.  b.  sjiötre  spätere,  kswidre  gesclieitere,  wifre  lebliaftere.  pösre 
bessere,  irgre  ärgere  (doch  auch  äpöUre  etc.),  aber  lidmre  liebere, 
r€Bih9re  reichere,  u,s.w. 

Im  comp,  zweisilbiger  adj.  auf  -/  wird  das  r  des  suffixes 
bei  antritt  der  flexionsendungen  -s  mi  -n  zn  £  vocalisiert;  z.  b. 
mägrr  magerer:  a  mögns  ein  magereres,  an  fnögr9n  einen  mage- 
reren. Der  stark  flectiertenonLSg.nia8c.heis8tm^p9f7  magererer. 

Znweilen  wird  der  comp,  mit  doppelter  endung  gebildet: 

S^MTf,  khl^wrr  statt  i^awr,  khl^anr  schöner,  kleiner.  Gew5hn» 

lieh  ist  dies  dann  der  fall,  weim  der  comp,  neben  einem  mit  der 
flexionsend ung  -r  versehenen  positiv  steht.  A  sagt  z.  b.  dgs 
is  a  sqanr  das  ist  ein  schuner,  B:  der  is  (mct  nox  ieandrjr  der 
ist  aber  nocli  sclKtnerfer);  hier  wird  also  von  der  flectierten 
form  als  grundform  des  positivs  ausgegangen.  Die  adj.  auf 
'la  bilden  den  comp,  auf  -lar  oder  -lanr  (-hnr);  z.  b.  drätla 
schnell,  dratlar  oder  drätlanr  (dräti9nr)  schneller,  nöwl  nobel, 
lein,  hat  nöwlr  und  nöwhnr;  letzteres  ist  eine  eompromissform 
ans  ^nifwlmr  (vgl  oben)  and  n(fwlr. 

Dem  Superlativ  kommt  das  snffiz  -98$,  -st  zn;  z.  b.  dr 
(dö,  $)  wmtnte,  Unrnte,  s^taste  der  (die,  das)  weiteste,  liebste, 
schönste;  adv.  9nw(mt9sin,  li9mstn  etc.  am  weitesten,  liebsten. 

Die  kurzform  des  siiffixes  herscht  bei  adj.  auf  -bar,  sam, 
z.  b.  UoditiksU  zeitigste  (reifste),  hixilikste  heiligste,  dgukxpgrste 
dankbarste,  Spgrsgmste  sparsamste,  und  einigen  isolierten  Super- 
lativen: erste  (jrste,2)c/6'^e' beste,  lotste  (löste)  letzte,  Nuköte  nächste; 
ferner  bei  gr(^mie  grösste,  h^akste  höchste  (neben  hi'dmie),  leakaie 
längste,  khl^anste  kleinste  (neben  khl^amste),  raixste  reichste 
(neben  rmhdste).  Selten  öwrste  oberste,  untrste  unterste,  hin- 
irste  hinterste,  fifdr$te  vorderste,  für  (hor98U  etc.  (individnell 

mf  4a  und  4an  nebeneinander  gestanden,  mnss  fallen  gelassen  weidoi, 
dinii  *4ikkm  hätte  uck  doeh  unmöglich  la  -Um  entwickeln  können. 


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190 


§  149 


mag  sie  unter  dem  einflass  der  stadtepradie  auch  liei  dnigen 

anderen  adj.  zur  yerwendnng  kommen).  Bei  zweisilbigen  adj. 

an!  -r,  'l  ond  solchen  auf  -»t  (mbd.  -M,  -ohi),  kommen  beide 

formen  vor,  z.b.  tsiMrsie,  tttMnHe  'zuwiderste*,  lästigste^ 

thMtMe,  UMkU  dunkelste,  ilgmpdt^ste,  Slgmpdtstä  schlampigste. 

Sonst  wird  in  der  regel  nur  -9st  gebraucht,  audi  bd  adJ.  auf 

-9s('isch),  z.b.  f^i^Äte* Hörischeste',  taubste,  g(eit9S9st€  geizigste 

(j^witJs  ff üiz'ig),  nlkfatnssste  'alt(ge) väterischeste',  altertümlichste. 

An  in.  Die  a^j-  auf  -In  bilden  den  snp.  (dem  comp.  £ut<»prechend)  auf 
-last  oder  -laMi  {-hnst^  z.  h.  an  drätlashij  m  dräÜ9nttn  am  ödineUstea. 

§  149. 

Die  umlautfähisfen  adj.  lauten  im  comp,  und  sup.  meistens 
um.   Ich  gruppiere  sie  nach  den  stammvocalen. 

a)  Q  —  ö  (t):  qU  alt,  öUr,  ölt9st'\  §möl  schmal,  ämölr,  Smöl^st-; 
JcHqU  kalt)  kköltr,  khöltsst-;  sw^  schwach,  äwohr^  Swöhsst-;  grhm 
(ifm)  arm,  irmr,  ^^rmst-;  igrf  schaii^  ürfir»  iirf^\  üf^ib; stark, 
iUfläw,  mrkh9st-\  äwprts  sdiwarz,  MrUr,  iwMs98i-;  mager, 
mägrf,  mögr9si';  —  p  —  ai  'hart*  (in  Ikbertragener  bed. 
schwierig,  drückend;  hart  in  eigentl.  sinne  heist  kirt  =  mhd. 
Aerie),  hartr,  hart9s^;  —  g  —  e:  Ipw  lang  (zeitl.),  levgr,  lewiksi; 
Mit  ausnähme  von  pU  und  Ip»  werden  daneben  fiberall  aach 
die  nicht  umgelauteten  formen  gebraucht,  doch  seltener,  z.b. 
SmQlr,  sm^bst-;  ^t(>t'khr,  ät^khast-  etc.  n^s  nass,  khiQukj:  schwach, 
Ihrnd  gerade,  werden  in  der  regel  nicht  umgelautet.  Selten 
hört  man  nösr,  khuMkr,  khrödr  etc.  Igwlix  lang  (vom  räum) 
bildet  den  comp.  (bez.  sup.)  in  dreifacher  weise:  hugr,  h  hLJ>r, 
lonhhr,  m^t  matt  (selten),  s^t  satt,  ftrjx  flach,  ffl^t  glatt  (selten), 
niQr  mürbe,  fsort  zart,  föb§  falsch,  icQkhr  wacker,  l'hgntrol'ht 
contract,  slQvhx  schlank  (selten),  bleiben  in  der  Steigerung 
stets  unumgelautet.  Analogisch  haben  den  umlaut  die  beiden 
adverbien  sp^t  spät  (mhd.  sp&te\  §pötr,  spöt^st,  und  n^hnt  nahe 
(mhd.  ndAen),  t^ihnir  und  nohnr,  daneben  mit  schriftsprachlichem 
umL  nehnr,  sup.  noXv^.  kann  in  allen  fonnen,  nphmi  nnr 
im  comp,  nnd  sup.  adjectiTisch  verwendet  werden.  Ein  adj. 
'nahe*  kennt  die  nuu  nicht  blau,  lau,  iiUpr  klar, 
nehmen  im  comp,  nnd  sup.  keinen  umlaut  an. 

b)  0  —  öl  ffA  yoU,  grm  grob,  UA  'toll',  stark,  tltehtig, 
haben  doppelformen  mit  und  ohne  nmlant:  g^hor,  grifwr;  jfr^vasl-. 


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1150 


MUNDABT  VOh  PEKNEGO. 


191 


gröw99t-  ete.  miA  weich,  M  hohl,  iicUs  stobs,  nowl  nobel,  JAomltt 
bequem,  werden  nidit  nmgelaatet 

c)  ga  —  ^.  Stets  nmlant  haboi  hfax  hoch,  A^Ar, 
(]bfa^^5^);  groas  gros«,  gr^iasr,  gr^asi-.   Doppelformen:  rgat  rot, 

rpoj:  roll,  «()a^  nötig  (uur  prüdicativ  gel^i  aiicht,  vgl.  Schatz 
s.  152).  Keinen  unilaut  hat  frQa  froh.  j;/(ja^  bloss,  tgat  tot, 
kommen  nur  im  positiv  vor. 

d)  u — t,  — i9.  Stets  ttmgelaatet  sind  Mur^  kurz,  A/i/r/^r, 
kktri^si- ;  j|Niiibr  jung,  i?  »(i^r,  (iMr;  %ing9st-,  ihkst-  (selten  iivhh^str), 
Doppelfomen  haben  ksunt  gesund,  ksindr,  ksundt  etc.;  khrump 
krumm,  lahm,  trukhn  trocken,  hhlwg  'klo^',  spanuun,  kaig. 
Der  nmlant  tritt  nicht  ein  bei  tum  dnmm,  firum  fromm,  runi 
rond  (nmdr)  etc.;  nuts  nfltze,  branchbar,  moraliach  gnt  (z.b. 
a  nutir  mewti). 

e)  au  —  m:  /a«?faul,  /)raMW  braun,  sauer,  »7u<j;rauh, 
öüiiu  f  i^auber,  bilden  meist  umlautlose  comp,  und  sup.;  selten 
hört  man  rmihr,  smiwrr  für  rauhr,  sauwrr  etc.  laut  laut,  und 
das  freiiid\r(>rt  s7äw  schlau  (selten),  bleiben  unumgelautet. 

i)  a  (—  *ei)  —  ^:  prät  breit,  pr^tr,  pr^i9st-;  pl&r  bleich, 
pJ^r,  pl^hsst';  A«5  heiss,  h^a$r,  hfas9st-;  A7iian  klein,  Ichl^anr, 
lM^aM(^)8i'\  wäx  weich,  wfoAr,  uffohdst-  (vgl  dazu  §  72X  Da- 
neben kommen  anch  formen  ohne  nmlant  vor:  pratr,  pnü9si- 
n.s.w^  selten  hört  man  Iklanr,  WamiM^,  fitst  feist^  hat  nur 
fMTffMs^-.  M  heil,  kommt  nnr  im  positiv  vor.  hakkl,hakkla 
heikel,  hat  halAk  nnd  haManr  etc.  (ygL  §  148).  —  Nie  tritt 
der  nmlant  mn  beim  part  praet,  z.  b.  firnMi  yerrttckt,  frrukhtr, 
frrMi99i'\  paikh^i  bekannt,  p9hh^ntr,  pdJchQntfst-,  Desgleichen 
bei  abgeleiteten  oder  zusammengesetzten  adj.,  z.b.  ZaftfMTIaunig', 
verdriesslich,  schmollend,  launigr,  launikst--,  halsgm  heilsam, 
halsgmrf  halspmst-:  douJcxpgr  dankbar,  doyk^porr,  di^tjkjrporst- 
etc.  Ausnahmen  sind  IpvksQm  langsam,  Uvl  s^mr^  leuks^mst- 
neben  Igukso/nr,  l{njksQmst-\  woljl  ^volfeil.  irölflrf  wölfl(^)st- 
(selttjü  tvolßr  etc.);  JüiurisvocBÜe  kurzweilig,  kim  tswceiligr,  khirts- 

%  150.  Abweichende  comparatiy-  nnd  anperlatir- 

bildnngen. 

Zu  gu9t  gut,  lautet  der  comp,  pösr,  ppsr,  der  sup.  pöst-. 
In  der  bed.  ^schmackhafter'  wud  uui*  püsr  gebraucht,  sonst 


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192 


fiMHi4ir 


kann  immer  j>(ur  (=  mhd.  bog  mit  secondärem  comparativ- 
Buffix)  daneben  verwendet  werden,  auch  atthbutiv.  Als  ady. 
hat  p{f3r  den  TOimg,  icb.  s^p^  geh  besser,  schneller  (selten 
^  paar).  In  y erbindangen  wie  tsu^hn,  firhn,  müm  ist 
nur  die  nnnmgelaatete  fom  ftblich.  Die  bedeatnng  ist  hier 
'weiter*:  'weiter  hinza*,  'TOrwftrta*»  'hinein*,  etc.  Das  Aiwf«i>v 
pQs  hftrt  man  ah  imd  za  in  der  wendnng  /V  ppt  filrhass  (ge- 
wöhnlich fir  p^ary, 

fU  viel,  hat  den  comp,  mer  (merr),  der  aap.  lautet  moii* 
oder  menst*. 

Isoliert  steht  9(nymind9st»  am  mindfisteii,  an  w^oiie*  wenig 
{w^aniyr,  weanikst-). 

Der  comp,  toh  fruif,  fm  früh,  lautet  /Hr  oder  fri^gr,  da- 
neben steht  fonlr  (zn  ahd.  mU,  Ahl  gr.  §  266,  anm.  3). 

lots  schlecht,  hat  einen  zwiefachen  sap.:  lötsist-  nnd  lötsU. 
Die  kurzfoiin  hat  die  abweichende  bedeutung  'letzt'  (die  foim 
löst,  mhd.  lestf  gehört  mehr  den  nördlichen  ma.  an). 

C.  Das  pronomen. 
1)  Uageaohlool&tig«  fOrwörter, 
§151. 

Die  schwachtonii^en  formen  stehen  in  runder  klammer. 

1.  pers.:  i  {e)\  mwindr,  i)minr\  mir  (mr);  ml  {me);  pi  wir 
(mr);  utisr,  [insr];  dat.  und  acc.  uns,  [ins]y  {9ns). 

2.  pers. :  du  (ß»,  i)\  dwinr;  dir  (dr);  eil  (de);  pL  däs  («); 
eMr;  dat  nnd  acc  ewiao, 

Beflexiv:  — ;  srnndr,  srnnr;  [dat.]  und  acc.  aür  {ti,  se). 

Zu  i,  im,  di  s.  §  115,  4,  b:  zu  dos  (mhd.  bair.  e^)  s.  §  34. 

Die  eigentliclie  pluralform  der  2.  persoii,  nilid.  ir  etc.,  fehlt 
der  ma.  vollständig,  eukhr,  cukx  sind  alte  duale  mit  plui*al- 
function  (mhd.  bair.  enker,  imk). 

uf%r  wir,  wird  in  der  verbalenklise  zn  mr. 

Das  m  beruht  nd  TenwhmelfQDg  des  anslantenden  n  der  verbalendung 
mit  doin  anlautenden  7C  des  pronomens,  vgl.  hhmr  für  lachen  icir.  In  den 
meisten  bair.-öiterr.  ma.,  auch  in  der  Kärntner  ftn  Ucprache,  hat  die  enkli- 
tische form  das  u  ir  vüllii?  verdrängt.  Es  heisst  muiidaitlich  tr^r  swimr  iclr 
wir  sind  wir,  höfiscii  dng.  mtr  sceimr  mir  (vgl.  ikhats  §  13ö.  Nagl,  Koanad 
▼.16S). 


8151 


MÜNDAttT  VOir  ntBHBGO. 


m 


Die  regelmässige  form  des  gen.  dat  acc.  der  1.  pers.  ist 
wm,  wn$.  insr,  ins  hdrt  man  selir  selten,  sie  sind  mehr  im 
nördlichen  teile  des  Feldkirchner  besnrks  heimisch. 

Es  ist  niclit  notwendig,  die  nicht  nmgelaateten  formen  etwa  als  ent- 
lehnt zn  betrachten,  wenn  auch  die  meisten  bair.-österr.  ma.  &8t  anssdiliesfl- 

Ucb  nur  ins  (imr)  kennen  (der  nmlaut  konnte  sich  ja  nur  im  acc  laut- 
gesetzlich entwickeln,  ahd.  umih).  Sie  scheinen  vielmehr  die  antochthonen 
zn  &eiu,  während  die  nmgelaateten  ans  den  nördlichen  ma.  eingeschleppt 
worden  sein  dürften. 

T>ie  errn.  m(pindr  etc.  (im  Sj?.  dnrch  analogisches  -r  er- 
weitert) werden  gebraurlit  wie  im  nlirl,  Tiacli  den  präp.  stgt^ 
wögi  ü)  (die  bei  subst.  den  dat.  regieren),  terner  statt  des  nhd. 
daU  nach  unir,  owr,  hintr,  fgr^  ngz,  öh(m),  (öhms,  öbs  neben), 
U^p  (sammt),  statt  des  nhd.  acc  nach  gög{ii\  one;  z,  b.  wög 
mmndr  wegen  meiner,  riQX  äcemr  nach  dir,  fgr  smindr  vor  sich 
(oder  'vor  ihm'),  one  manndr  ohne  mich.  Im  pL  kann  neben 
dem  gen.  auch  der  dat  verwendet  werden:  fyr  unsr  und  /pr 
UH8  etc.;  stets  untr  uns  (=  engl  among  us). 

Anm.  af,  m  (m),  mit,  pigi(p9),  is9,  fi{n)  haben  immer  den  dat  bei 
■ich.  auB  und  <Mmi(ft)  k5nneii  «unBahmiweiBe  auch  ndt  dem  gen.  Ter- 
bnnden  werden. 

Anffallenderweise  hat  sich  im  gegensatz  za  %  na,  du  das 
aoslantende  x  erhalten  bei  &x  sich.  Es  wird  fast  nur  in  Ver- 
bindung mit  präp.  gebrauchti  die  den  aca  regieren,  z.b.  fir 
süx,  seltener  vertritt  es  den  dat  p9  siUß,  mit  m  etc.  Dafür 
wird  lieber  in  alter  weise  das  geschlechtliche  pronomen  ver- 
wendet; p9n  ^am,  pm  irti  u.s.w.  Aui  h  im  acc.  wird  das  reflexiv 
öfter  mit  in  bez.  in  selwr  etc.  umschrieben,  z.  b.  er  h^ts  fir  in 
.^fhrr  gdkhaft  neben  fir  sir\  dies  gilt  jedoch  nur  für  die  Stellung 
nach  präp.,  wälirend  der  dat.  auch  sonst  gewöhnlich  durch  das 
geschlechtige  fürwort  vertreten  wird;  z.b.  st  hpt  irv  ane  firf^hr 
gykiiuft  sie  hat  sich  (eine  gewisse  anzahl  von)  schürzen  gekauft, 
neben  si  hgt  se  (si)  etc. 

In  den  übrigen  fällen  wird  in  der  regel  nur  die  schwacli- 
tonige  form  se^  si  (verstärkt  durch  selwr  oder  alan)  verwendet 

Als  entlehnniTg'  werden  wir  die  form  sir  (st'jc)  wol  kaum  botrachten 
<iürun.  TicUeif  ht  waren  die  ai  >  «  Dt vt  ilKiltnisfe  von  beistimmendem  einüusa 
aaf  die  erhaltuug  den  .<■.  Eine  sichere  erkliirun^-  vermiip:  ich  nicht  zn  bieten 
(Tgl.  imsterisch  aig).  In  den  erstarrten  Wendungen  lunlitia  aiuück,  inntcr 
üchf  fiduna  Torw&rta,  wUrla  nach  unten,  abwSiti,  ivria  aaeh  oben,  aof- 
wlrte  <nhd.  hiMer  sidi,  *«firMfi  «tdky  tmfer  tUsh,  Über  aioh)  ist  «icft  an  -ni 

Bttittic»  nr  gricMclm  dar  dottKlMB  «pfBclMk  XXVIU.  18 


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194 


LB88IAK 


S  168 


(•la)  gewovdeu.  Das  a  scheint  hier  ein  urspr.  »  zu  vertreten.  Die  ent- 
iricidiing  wtre  dann  TieUddit  dicMlIie  wie  bd  HSa,  laita  ete.»  die  wol 
«u         Im»  heerorgegtiDgtm  aeia  dllifteiL  Gegen  die  emialuiie,  $kk  eci 

in  diesem  fallt'     «lehnt  worden  nnd  hätte  sich  ebenso  regebnlssig  sn  Mi 

pntwickrlt  wio  -h'<h  zu  -7«,  sprit^lit  mit  ents<  hie<l<Miheit  die  af^contnirrnng; 
denn  seit  jolxT  lax:  ilcr  starkton  a\if  dem  Vorworte,  und  Unter  dex  neben- 
tonigrkeit  wiire  eine  läniruii«:  cauz  un\ crstiiiKllieh. 

Zu  den  srhwarbtoiii^^eii  fnrmen  ist  folfrendes  zu  bemerken: 
neben  den  oben  angeführten  me,  de  hört  man  zuweilen  au<;h 
«II,  di.  —  e  (ich),  hat  geschlossenen  Charakter,  während  die  e 
in  me,  de,  se  eine  mehr  offene  ausspräche  besitzen.  —  da,  wir, 
mUr,  dös  können  natürlich  auch  als  kürzen  auftreten:  du,  mr 
etc.  du  ist  proklitisch,  z.  b.  du  pist,  d»  enklitisch,  z.  b.  vcgnd^ 
wM  wenn  du  willst  (daneben  auch  w^ndu  w,).  In  der  Stel- 
lung nach  dem  verbum  'schwindet*  unbetontes  du,  z.b.  pUmM 
bleibst  dn?  Doch  ist  die  articnlaiion  des  auslautenden  st 
enei^gisclier,  die  silbe  ist  Ton  gitamr  daner  als  in  (ifti)  jitoti«! 
Anch  unterbleibt  in  der  regel  die  assiniilation,  z,h.  du  pU- 
hhrumkx,  aber  pist  fArnwkx?  Daneben  allerdings  auch  pis 
kkr^via,  aber  mit  deutlich  merkbarer  pmm  zwischen  dem  s 
und  h  Neben  wi9  d»  (du),  d»,  wö  d»,  wokm  d9,  wer  d9 
(wöH  dsi),  ow  d9,  wml  d»  steht  wiast,  wgnst,  wosi,  wokmst, 
wersi,  ohst,  wwüst;^)  z.b.  w(^t  fgUt  wennduf&Ust»  wiastpist 
wie  da  bist,  etc.  Es  erscheint  hier  also  ein  s  emgeschoben. 
Bas  aasL  i  kann  auch  fehlen:  w^  fylst  etc. 

Entweder  bnbea  wir  es  hier  mit  Übertragung  der  flesionsendnng  auf 
dae  bindewort  n  ton  oder  es  liegt  uulogiebildnng  nnch  fiUlen  wie  «»{»st 
was  du,  pist  du,  dast  dass  du,  vor.  Möglich  ist  auch  noch  eine  dritte 
erkläruii^'.  r>ie  als  coujnnctionen  fnnctioiiieretiden  fragewRrter  frf>,  trvm, 
wo,  icohtn,  trcr  kiiiinen  auch  mit  •«las»',  ma.  das,  as,  verbunden  werden; 
g.  b.  I  was  tt4t,  uyH  (ias  {as)  r  khinip,  tcü  da6  r  pk^/H  is,  uo  das  r  ummo- 
ngndr  gfat  ich  weiss  nicht,  wann  er  kommt,  wie  er  beschaffen  ist,  wo  er 
hemm  geht,  ete.  wpnti  ihim$t  könnte  lich  ehw  eTentoell  andi  ans  tppN 
(a)st  jfcMswt  n.8.w.  entwickelt  haben;  üw  nnd  wwU  bitten  sich  dann  diesoi 
f&llen  analogisch  angesehlosien. 

2)  GesohlQohtige  fürwörter. 

§  152.  Geschlechtiges  pronomen  der  3.  pers. 

Sg.  masc.  nom.  er  (f);  geu.  [«atiMlr|;  dat  fom,  fn  {»n,  n); 
acc.  in  {9n,  n). 

Die  stadtspr.  macht  Ten  diesen  formen  viel  hinüger  gebiaoeh  als  die  ma. 


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$  153  MDHDABT  TOV  TBBHBOO.  195 

N0atr.  nom.  acc  (95,  s),  gen.  dat.  wie  beim  masc. 
Fem.  nom.  acc*  siBi,     (ae),  gen.  tr<lr,  ütv  dat  ihr. 
PL  aller  geschlechter:  nom.  acc  ^  ($0,  se)^  gen.  sBnr,  dat  «äi 

Dm  im  bdr.-Sitefr.  weit  wMteta  fam  entaprieht  dam  aehon  im 
mhd.  MftretflBden  «NM  (vgl  WainboUl,  HU.  gr.  §         I»  konnte  rieh 

BOT  nnter  dem  schwachton  aus  mhd.  ime  entwickeln;  hente  wird  es  neben 
fom  anch  in  der  emphase  gfebrancht.   Ab  und  zn  h6rt  man  ancli  die  form 

trn.  Ob  sie  Altes  ime  fortaetzt  oder  durch  fam  {dfm,  rrrhyt)  bf^einflusst  ist, 
oder  üb  sie  aus  der  Schriftsprache  stammt,  lä&st  yifh  schwer  in  Scheiden, 
fam  wird  zuwt'ilen  auch  im  acc.  verwendet,  zumal  lu  verbmduug  mit  /tr: 
fir  fom  fUtt  ßr  mttafka. 

«e»  benibt  anf  mhd.  $i,  es  wird  hinilg  sabitaatiTieit:  dö  mbi  die  bans- 
liMif  blnerin.  tH  geht  nvf  die  mhd.  konfonn  «1  murttclL  Der  gen.  irdr, 
(■nalogiebildaag  nach  mamdr  etc.)  ist  selten.  In  der  legel  aagt  man  wüg» 
{icögni)  Irv,  itpt  irv,  ngx  im  etc  Formell  kann  das  irv  hier  sowol  als 
gen.  wie  als  dat.  gefasst  werden.  Das  -n  in  «r»  (mhd.  tr)  stammt  ans  der 
schwachen  a^jectivflexion,  rg].  Schatz  §  1!}!). 

Der  pl.  entspriclit  dem  mhd.  s/w,  s.  §7n,2,  i\nm.  so»  ist  eine  iieu- 
bildnng'  rura  nom.  acc,  die  das  urspr.  *in  volii>^  verdnlnErt«.  Auf  dieser 
secundäreu  dativforiu  basiert  der  gen.  sönr,  gebildet  nach  dem  moster  von 
tMM— «m^,  evkx—tMt,  Diese  nenschSpfnngen  bilden  ein  eharakteristieiim 
almmtiiehär  kimtnisehon  mn-r  aneh  die  stadtspiaehe  kennt  im  eigentliehen 
pl.  nur  diese  formen  (vgl.  KWh.  s.  288.  Der  leaaditalerische  gen.  sdr  Tcrrftt 
noch  deutlich  den  einfloas  des  *tr). 

In  der  ehrenden  anspräche  gebraucht  man  in  der  regel 
die  2.per8.  pL  äioa,  enkx  etc.  Nach  dem  yorbüd  der  Stadtsprache 
wird  in  gewissen  fiUlen  anch  die  3.  pers.  pL  angewendet:  nom. 
acc  so,  gen.  Inr,  dat  %n9n. 

Die  ganze  gebranchsweise  ist  entlehnt  nnd  damit  anch  die  formen  des 
gen.  dat,  vgl.  dazu  bes.  §  160,  anm.  3.  Während  also  im  nhd.  das  fem.  sg« 
und  dpr  pl  der  3.  pers.  sowol  in  eijc:t!ntlicher  als  anch  in  übertrag-ener  bed. 
bis  aul  »Irn  dat.  &g.  fem.  g^l eichlauten,  werden  sie  in  der  ma.  in  allen  casus 
streng'  ausemander  gehalten;  nur  $6  bedeutet  sowol  'sie'  (li)  als  'äie',  nie 
dagegen  wird  es  für  'sie'  (ca)  Torwendet. 

Anm.  In  der  anrede  wird  statt  des  relleiivurns  durchweg  das  ge- 
scUechtige  pronomen  gesetat»  n.  h.  Ipmmsn  uns»  schioien  Sie  rieh,  kh^lim 
dpa  j»sn  inaii  behalten  Sie  daa  bri  ach. 

Possessiva^ 

Zur  ilexion  der  possessiva  incrX»)  mein,  4lc9»(it)  dein,  sm^n) 
sein,  ir  ihr  (sg.),  utur  [nur]  nnser,  enibftr  ener,  sönr  ihr  (pL), 
mr  Ihr,  8.  §  146.  Sie  werden  attribntlT  nie  mit  dem  artikel 


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196 


LBSfilAK 


verbunden  (vgl.  dag.  Schatz  §  142).  Die  Weiterbildungen  auf 

•ig-:  dr  mmn\ge\  deeinige,  sainige]  unsrigc,  eukhngr  (selten 
sönriyc,  inri(it')  tiectieroTi  wi»-  gewöhnliche  schwache  adj.  Sie 
werden  auch  iu  Verbindung  mit  dem  unbestimmten  artikel 
gebraucht. 

§  ISa  Mhd.  der,  daf,  diu. 

Sg.  maM!.  liom.  d^r,  dat.  dihn,  dön,  acc.  don. 

Neutr.  nom.  acc.  dl^s,  dat.  =  masc. 

Fem.  nom.  acc  dS,  datw  dir,  [derr], 
PI.  aller  geecblechter:  nom.  acc  do,  dat  dSn,  dSitm,  [gen.  d»% 

Schwacbtonig  als  artikel  wd  der  >  dr;  Sm,  dän  >9n,n; 
dö  >  dö,  df,  dd]  dQs>  dos,  9s,  $,  *Zu  der'  lantet  ts»  dr  oder 
isr  ('anr'). 

In  den  meisten  bair.-f^sterr.  nia.  lautet  der  nom.  acc.  neutr. 
dös,  die  Kamnier  iiia.  kruneii  nur  f/f>.s\  Zu  bemerken  ist,  dass 
die  eoujuuctiiui  'dass'  stets  mit  lielU'in  a  ei x  lu  iut :  (hls  l»ez.  äs. 
I)ies  erklärt  sich  aus  der  starken  nebentonigkeit  dieses  wört- 
chens (s.  §  93). 

Der  dat.  döm  wird  nur  in  der  eniphase  gebraucht  neben  dön* 

dö  geht  auf  mhd.  diu  zuriii  k  (ij  75. 2,  anm.).  Berechtig-t  ist  es  von 
haun  aus  natürlich  im  nom.  ag.  fem.  und  iiom.  acc  pl.  nt  ntr.  Die  übrigen 
fälle  bernheil  auf  Übertragung  («Utöt^lbe  gilt  im  pl.  tou  so). 

Die  scbwachtomge  form  d/  (mit  offenem  t)  entspricht  wol  mhd.  die. 
Wfthrend  bei  'aio'  dilfeieiisiening  eintnit,  geltea  hier  fDr  du  fem.  und  dm 
fL  die  nimlichen  formell. 

Der  dat  8g.  fem.  lantet  in  der  regel  der  {derf  lat  nicht 
h&ufig).  Beide  formen  können  sowol  attribntiTisch  als  auch 
snbstiuitiTisch  verwendet  werden:  gibs  der  {derf)  gib  es  dieser, 
gihs  der  {derf)  fräu  gib  es  dieser  frau  {derf  ist  erweitert  durch 
-r,  die  endung  der  starken  flexiou,  wol  in  anlehuuug  au  änr, 
mosinr  einer,  meiner,  etc.). 

Zum  gen.  sg.  masc.  des  artikels  ä  vgl.  §  122,  b,  —  Der 
gen.  pl.  ist  wenig  üblich  (vgl.  §  122,  b,  6)  und  erscheint  stets  in 
Verbindung  mit  dem  possessiv,  z.  b.  det-  säur  n  {njy  der  wagen 
derer.  —  Genetive  sind  ferner  bewalirt  in  dösttcögu  {döstwijg»\ 
deru  öqu  i(}crii>'ijH,  dtru  inju)  deshalb.  dn  uMiu  (nur  mit  dieser 
belonuügj  bedeutet  auch  'trotzd*iu'.  iiiin  erweiterter  gen. 
findet  sich  in  derntwög»  deswegen. 


§15i 


MUNDABT  VON  PEBXEQG. 


197 


Anm.  üfr  gen.  9g.  des  demonstratiri  wird  mit  dem  dat  +  poflseBÖT 
der  der  prip.  'Ton^  nmechriebeiiy  i.b.  dfi»  tm  hwf  dee  hftm  dieeee,  der 

ir  havbm  die  haube  dieser  (der  ir  kann  fovmell  ifttttrlieb  raeh  als  gen. 

gefae-^t  werden),  (hs  pelt  ß  dön,  pt  d^r  ilas  geld  dieaes,  dieser.  Auch  im 
pl.  gn'ilt  man  in  der  regel  zur  umsohreibimg:  dön  sönr  frtnnqv  das  ver- 
m&geü  derer  (selten  lUr  sönr  f.).  iJie  ytadtsprache  wendet  die  Umschreibung 
aach  beim  dat.  au:  in  dön  dem,  in  der  der,  in  dönsn  denen,  z.  b.  s^^ks  in 
d9m  sag  es  dem»  ttt  dön  itei  hau8  dessen  haus.  la  der  ma.  sind  diese  con> 
ilnietioiieii  swar  niefat  gerade  nnerliM,  aber  doch  TerhUtniamlMig  leiten 
(UL  fit  eneliemt  in  der  ma.  ato  m»). 


Mhd.  dirre  (diser)  und  jener  fehlen  der  ma.  Von  diesem 
findet  sich  ein  rest  in  e^hl  (chl)  jenseits,  z.  b.  ehl  s{a  jenseits 
des  sees,  ehl  Qhn  auf  der  anderen  seite  hinab.  Es  ist  das  mhd. 
enhaip.  Das  selten  gebrauchte  iämg'  (in  dr-,  di-,  ägs-lönigh 
der-,  die-,  dasjenige)  ist  ohne  zweifei  ans  der  stadtsprache 
entlehnt 

'Dieser*  wird  ersetzt:  1)  durch  der  {dö,  dgs)  d^  der  da^ 
z.  b.  der  (dr)  p99  der  knabe  da.  d^  kann  auch  yerdoppelt 
werden:  d£rd9äQ,  dSd^dg,  d^i9dQ,  sogar  yerdreifodit:  d^sMg  d^ 
(neben  d^$i9dQ  hOrt  man  auch  d^t9da}.  Diese  erweiterten 
formen  werden  nur  substantivisch  verwendet;  —  2)  durch  dr 
(df,  s)  döge,  doige.  döge  (doige)  flectiert  wie  ein  schwaches 
adj.  Entstanden  ist  es  ans  dä-ig,  äoi-ig  (mhd.  *diu'ic)f  vgl 
§  75,  2,  anm. 

Der  begi'iff  'jener'  ^^^rd  ausgedrückt:  1)  durch  dr  (di,  djs) 
scge  bez.  svwigc.  Es  ist  auf  *selbig  zurückzutuliien.  l  i^t  aus- 
gefallen wie  in  s^hn  selben',  damals.   Die  contrahierte  form 
segi'  liyt  weitaus  die  gewöhnlichere.   In  dem  erstarrten  selwr 
selber,  ist  das  ?  bewahrt.   In  der  bedeutung  'selber'  kann 
auch  alän  allein,  gebraucht  werden,  z.  b.  $i  hgts  aUin  gwoxt 
sie  hat  es  selbst  gemacht,  i  war  alan  durt  ich  war  selbst 
dort.    Hier  liegt  jedesfalls  slaw.  einfluss  vor  (im  wind,  existiert 
für  'selbst'  und  'allein'  nur  ein  wort:  sdm);  —  2)  durch  dr 
(dö,  s)  äni  'der  (die  das)  eine;  z.  b.  af»  än  perg  auf  jenem 
berget  stkH  ai»  an  ftfgl  durt  döbm  siehst  du  jenen  vogel  dort 
oben?,  p9  dr  an  hiUn  bei  jener  htttte.  Zar  erkllrung  der  be^ 
deatnngsversdiiebung  werden  wir  wo!  von  der  correlation  dr 
ftne  —  dr  äni  der  eine  —  der  'eine*,  andere»  auszugehen  haben 
dr  äne  tudt  d^s,  dr  änb  (^ndn)  dQs.  Indem  man  das  erste 


198 


LB88UK 


glied  durch  andm  d«noiiBtratiYa  ersetzt  (z.b.  der  hi9t  ßtn, 
dr  äne  irwihm  der  liest  —  der  eine  [andere]  schreibt)  he«. 
imaiisgeBprochen  sein  lässt  (x.  b.  s  iMmgl  letsthin,  [das  andere 
mal,  im  gegensatz  zu  heute],  afn  än  suni^  am  'yeigangenen* 
Sonntag  [d.h.  Torletzten  sonntag,  im  gegensatz  zun  letzten 
Sonntag  der  sunte]),  wird  dr  äni  gewissennassen  isoliert  and 
kann,  wenn  das  correspondierende  vorderglied  völlig  in  den 
iiiiitiTgrmid  tritt,  schliesslich  in  die  bed.  'jener'  übergehen. 

*Solch\  *8o  beschaffen'  heisst:  1)  solh-r,  e,  -^s,  pl. 
solhe.  Daneben  finden  sich  auch  formen  mit  ausfall  des  h: 
soldr  {sölr)j  söle,  söl{3)s  (vgl.  §  115,4).  Das  erweiterte  a  sol- 
wigr  (pL  aoltvige)  verdankt  sein  to  wol  der  analogie  zu  selwigr, 

2)  8öU9n  (8öt»)f  säaßt9H;  z.  b.  a  sSti9ns  gw^tU  ein  solches 

gewand,  söU^ne  sphm  eolche  Sachen. 

§Mm  (die  ieltenere  fom)  dSifte  eineiii  mhd.  §lfidtgetän  enlsprachn 
(der  fdnnnid  dm  I  üiidel  idne  pwattele  in  dem  oben  enriUmtea  HwjyX 
titUan  ist  wol  nar  eine  nebenform  zu  söxUn.  *-A^9)l*  ist  (ttber  Atl)  ciser 

seitB  zn  .rt,  andrerseits  zu  tt  assimiliert  worden.  Es  aüs  *.<Ö(jitnn  ku  er- 
klären,  scheint  mir  sehr  bedenklich,  vp-l  icoJt^n  'sflir'  (nihd.  tcolgrffimX 
ohne  Umlaut.  Die  bewahmnsr  »ler  geminiition  in  sötUn  spricht  dafür,  dms 
die  assiniilarion  hit  r  jimgereu  datums  ist  (doch hOrt  man  daneben  ancb söUn). 

3)  So  a  sn  ein.   "Rs  wird  im  sg.  in  der  regel  mit  dem 

^unbestimmten  artikei"  verbunden:  a  so  a  rnents  (neb^n  ^^o  n 

m.)  80  ein  mensch.  Flectiert  wird  das  erste  a  gewöhnlich  nur 

im  dat  acc  masc  and  dat.  neutr.:  an  w  an  mentän  eben 

solchen  menschen,  an  so  an  khint  einem  solchen  kinde;  £s 

kann  jedoch  auch  ^nnflectiert'  bleiben:  a-so  an  mentSn  etc  Der 

dat  fem.  lautet  in  der  regd  a-so  tmr  (selten  anr  mo  anr). 

Dieiee  achwenken  deutet  dmuf  hm,  daie  wir  es  hier  mit  einen  näh 
▼entSadnis  zu  tun  haben.  'So^  encheint  in  der  ma.  in  doppelter  gestah: 
8ö  und  asö  (mhd.  also).   Dieses  nebeneinander  führte  tu  einer  falschen 
aufTH«snTi£^  des  n^ü  a  all  a  iO  a  'ein  ao  ein';  gefördert  wurde  sie  dorck  • 
lormen  wie  a  ioihr  etc. 

§  155.  Frageproüomina. 
1)  wer  wer,  wQs  was;  dat  wöm,  tcön;  acc.  masc  wöh.  j 
Der  instr.  ist  erhalten  in  der  yerbindang  ßrawö  wozu  Cßf  i 
eil»  [?j  f^itt). 

toöm  ist  auf  den  dat  beschrftnkt  Die  schwachtonig«i 
formen  sind  wer,  wifs  eta  mit  kurzem  TocaL 


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1166 


MÜHBABT  TOH  F8RNXQO. 


190 


2^  wolh-r,  -e,  -os  bez.  u  öl-r,  -e,  -{3)s  welcher,  welche,  welches. 
In  Verbindung  mit  dem  bestimmten  artikel:  är  (dö,  s)  u  ölhe, 
wöle  (vgl.  Schatz  §  146).  tcölhr  {wölr)  kann  sowol  substan- 
tivisch als  attributivisch  verwendet  werden,  dr  wöU  in  der 
regel  nur  sabstantiviseh.  Zum  schwnnd  des  h  vgl.  §  115,4. 

Anna.  1.  'Welcher'  fungiert  in  der  ma.  niemals  als  relatiTnm.  Dafür 
gebraucht  man  entweder  der,  dö,  d{>s  oder  weit  häufiger  das  nnflectierte 
m$.  sei  m  allein  oder  in  der  verbindiiug  mit  dem  demonstrativ;  z.  b.  dr 
mvn  u-^s  oder  der  irps  der  mann,  welcher;  dö  tcäbm  w^ts  oder  do  wgs  die 
Weibsperson,  welche ;  «  khint  tcgs  (selten  d^s  «?p8)  das  kind,  welches.  Neben 
tppf  hOrt  man  ab  und  ra  such  wo:  der  wo,  dö  wo  dttr,  welcher,  die,  welche, 

0.1.  w. 

3)  wiffrandr,  icgfrane,  tcgfram  was  für  einer,  eine,  einea 
Attributiv  wgfra,  Z.  b.  ugfranär  ia  tigs  was  fOr  einer  ist  das? 
tcp/ra  Wim  was  für  eine  wiese?  Zur  assimilation  des  a  vgl. 

§  27,  a.  Sind  die  beiden  teile  getrennt,  so  erscheint  natürlich 

wps:  wgs  is  dgs  fra  mentä  was  ist  das  für  ein  mensch? 

Anm.  2.  Das  wind,  kaj^  zadn  (für  ka^  sa  adn)  ist  eine  getreue  copie 
dee  deutichen  'wm  fttr  daer'. 

3}  IndefLuita, 
§  156. 

1)  'Jemand'  wird  ansgedrückt:  a)  dnrcb  ^mp  (selten), 
negiert  n^amp.  Im  dat  nnd  acc  hdrt  man  znweilen  llectierte 

formen:  (<jampm),  n^mpm;  —  b)  dnrch  wer,  wgs  oder  au-er, 
airps;  z.  b.  iu9t  wer  (awer)  wgrtn  es  wartet  jemand,  wgn  awer 
{wer)  nu()s  (wgs)  sgk'  wenn  jemand  etwas  sagt, 
ti'starrt  ist  öppjs  etwas. 

hmtsiver,  hmtawer;  hceitswQS,  hceiimvgs  Ijedeuten  'oft  je- 
mand', 'oft  etwas";  z.  b.  ?>  Im  hmiswer  (JuvUswos)  Ichrgukx  es 
ist  nicht  selten,  es  ereignet  sich  bald  einmal,  dass  jemand 
(etwas)  krank  ist. 

Anm.  mk§  bedeutet  aowol  'nichta'  als  'nicht',  daher  auch  mk$  «yi 

«=  nichts. 

2)  'Irgend  ein'  (adj.  und  subst.)  wird  widergegeben  durch 
andr  einer,  oder  indrt  {indr§t)  andir  (entlehnt  ist  das  seltene 
irgnt'anr)\  negiert  khandr  keiner.  —  Z.  b.  w  andr  ä/rausn  es 
ist  jemand  dranssen;  mdirtanär  firtsöUs  asö  irgend  einer  erzählt 
es  so;  nD^nsi  (tftdrQ  an  drui^  Umat  wenn  dn  (iigend)  einen  er- 


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200 


liEflSXAK 


wischest  ;  d{»  is  Jchandr  da  ist  keiner.  —  Mit  Vorliebe  ver^  eiulet 
mau  das  neutrale  ans,  khans  für  ' jemand \  'niemand':  ans  s</}is 
asö,  s  gndre  asö  irgend  einer  sagt  es  so,  jemand  anderer  so; 
Ishans  was  niks  niemand  weiss  etwas.  —  Attributiv  fungiert  a 
als  unbestimmter  artikel,  auch  im  pL:  döhm  sint  noh-ane  fisoh 
droben  sind  noch  'welche'  fisolen;  dg  ligvk  ane  fetsnan  da  liegen 
'welehe'  fetzen;  smi  anb  sgldiftn  Mim  es  sind  'welche*  Soldaten 
gekommen,  etc. 

Anm.  L  In  verlüiidiiiig  mit  adveriiieii  viid  'iigend*  MUgwIrtcikt 
1)  durch  a-i  ow^  awO^  auH»  irgend -wann»  wo,  wie;  —  2)  durch  «!»•: 

nf8«'(>n,  atswü,  atsuA»-,  —  8)  durch  hrils-,  hmta-:  hfeitste^n,  hmtawpn; 
hceiiswis,  h(eitawid  \  hmtmoo,  heäiaioo  *  nicht  selten  einmal',  4eicht  iigcnd- 
wie',  'bald  irg'endwo'. 

Anra.  2.  Da«?  a-  in  nir^'r.  mr^in  etr  rli^rfte  mhd.  te-  eiit«pr»^f^}'en.  da* 
sich  unter  dem  nebentou  abweichend  entwickelte.  —  hceii-  wird  wt>l  aul 
mhd.  it,  eine  nebenform  zu  iht,  zurückgeführt  werden  müssen;  das  anlau- 
tende h  ist  secondlr  wie  in  hittsa  jetzt  VgL  KWb.  a.  81  ekhÜ  (=  aixtt) 
eine  knne  seit  ■.  141  haiü  in  knnnr  seit,  bald  (Lexer  itellt  «i 

ftlBcUidb  CQ  hoM  »  ndid.  Alnl).  —  hmt»  iat  der  gen.,  mhd.  tJUe»;  ftttmea 
wie  hieitawer  Bind  aus  hmt  -f  aw^r  zusammengeaetst.  —  at$  (in  aiii09  etc.) 
ist  entweder  nur  eine  schwachtonige  nebenform  zu  (h)ceiU  eder,  was  mich 
wahrscheinlicher  dUnkt,  es  liegt  mhd.  eUs-  zu  gründe. 

3)  'Man*  lautet  vor  yocalischem  anlaat  stets  m9n,  Tor 
consonantischem  man  und  m»;  die  höfische  form  ist  für;  z.  h. 
ma.       non  {m)  Kf$  was  man  hat^  höf.  vgs  mr  hfi, 

4)  Der  begriff  'mancher'  wird  ausgedrttckt  durch  'immer, 

oft  +  ein':  imrandr  (tmfrandr)^  oftandr  etc.  Vgl.  imrtcm^l, 
imramQl  luanchmal.  Mhd.  ntancc  ist  erhalten  m  tii^tmkamgl 
manchmal. 

5)  'Jeder'  erscheint  stets  mit  dem  unbestimmten  artikel 
verbunden:  aniddr,  anidde,  anisds  (anidts).  Es  Üectiert  durch- 
weg stark:  aniddr  dim  einer  jeden  magd  (sehr  selten  hört  man 
anr-%9dM),  Der  artikel  ist  also  völlig  erstarrt.  Neuerdings 
beginnt  es  durch  schriftdeutsches  j^,  a-ißdr  verdr&ngt  lo 
werdea 

6)  Zu  erwähnen  sind  femer  öUane  (pl.)  etliche;  —  mUge 
einige;  —  ötwödr  jeder  von  beiden  (mhd.  ietweder),  mit  d»- 

Aveichendem  vocalismus.  —  Selten  ist  antivödr  einer  von  beiden, 
mlid.  ci}ittieder.  Dag.  meist  6ntwödr  (entwödr)  —  wodr  entweder 
oder,  Ötwödr,  antwödr  flectieren  wie  nhd.  jedweder.  ' 


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HÜHDAET  VON  PBBlIBaO. 


201 


D.  Das  Zahlwort 

§  157.  Grandzahlen. 

Zar  flexion  des  Zahlworts  äns  eins,  vgl.  §  146.  —  tma 
zwei,  ratSEkrieht  dem  mhd.  neatr.  gwei  (masc.  *tsw^,  fem. 
*t9wpa  sind  yerloren  gegangen).  Absolut  wird  es  ün  dat  stets 
iiectiert:  i  iswan  göhm  ich  habe  es  zweien  gegeben; 
attribatiT  ist  die  tmflectierte  form  gewöhnlicher:  an  tswa  tQgv, 
daneben  9n  tsway^  t^gv  in  zwei  tagea  —  Vgl.  das  alte  com- 
positum tswaiilchtrhn  Zweikirchen.  —  driSi  drei,  flectiert  wie 
tMcä.  Die  neutr.  form  dröi  drei  iilir  (mhd.  drin)  ist  fast  ganz 
ausgestorben.  —  Die  Zahlwörter  von  3 — 19  lauten  in  nicht 
attributiver  Stellung  durchweg  auf  -e  aus:  (Jnvii',  für,  finfe] 
sökse'f  slme  (siwane),  ^xte,  nceine,  (söhne,  andhfe,  tsivi'dfe^ 
drmts9ne,  firts^fie,  fuxts9ne,  sexts9ne,  simtsmc,  {Kvts.me,  najiut- 
i^^nt.  -e  entspricht  der  mhd.  neutralendung  -in  (bei  dt-mje  ist 
es  natürlich  analogisch).  Die  'unflectierten'  formen  der  zahlen 
von  13  aufwärts  zeigen  'offenes'  e  im  zweiten  bestandteil: 
drmitsm,  firUm  etc.  Daneben  hört  man,  allerdings  ziemlich 
selten,  die  volleren  formen  drmts^hn,  firisdhn  jls.w.  Neben 
i^kn,  tsithne  wird  mitmkter  höfisches  isSn,  t»önS  gebraucht^ 
ebenso  ist  neben  muO^fi  das  sdirift-  (Stadt-)  sprachliche  elß 
sdion  stark  yerbreitet 

Die  zahlen  von  4—12  werden  im  dat  zuweilen  flectiert: 
fim,  finfn,  söJcsn,  ^mon,  gxtn,  nceindn,  tsÖhn9n,  andl9fn,  tswölfn, 
doch  nnr  wenn  sie  substantivisch  verwendet  werden. 

Die  zetmzahlen  lauten  tswantsk,  drodisk,  firisk,  fuxtsk,  sext^k, 
simtsk,  oxisk,  nceintsk. 

In  Zusammensetzungen  mit  einem  verflüchtigt  sich  'und' 
>»is  auf  ein  c:  dnin-ji  rfsk  !  >,  j'ri  r  ntTintsk  94;  nur  vor  anlauten- 
dem vocal  in  Qxt^k  hat  es  sich  als  -ed  erhalten:  anedgxtsk  81. 
Nach  tstcä  schwindet  es  ganz:  Uicasextsk  62.  Zuweilen  er- 
>(  heint  'und'  auch  als  n{d):  gxtntswantsk  28,  söksndgxtsk  86, 
doch  nie  vor  oder  nach  nasalen;  also  nur  finnmntsk  94,  sime- 
drceisk  37,  nmnetswantsk  29.  Der  abMl  des  d  bleibt  ohne 
einfloss  auf  den  folgenden  eonsonanten,  vgl.  ^tesextsk  68,  nicht 

Von  100  (Atmdri)  an  werden  die  niedrigeren  zahlen  mit 
t^(m()  verbunden:  hmiärti^Ums  101,  kundrttitfinf  lObj  hunärt' 


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802 


8  m 


fti^txt  108.    I)ass  'UTid'  hier  als  nt  erscheint,  beweist,  dass  wir 
es  mit  jiinjreren  zusamniensetzunj^en  zu  tun  haben  (vgL  ancd- 
'  Qxtsk).    Seltener  ist  die  vei  knüi>fung  ohne  'und':  hundrtsökse. 
Dasselbe  irilt  für  die  zahlen  von  iausnt  1000  aufwärts. 

T)i\>  -c  kann  hier  in  nicht  attributiver  Verwendung  auch 
fehlen:  hundrt-  (tausni)'  nt  söks  neben  -söksc  106  bez.  lUOd. 


Die  Ordnungszahlen  dr  <rs(t',  isuurite,  dritte',  firte,  fmfte  ... 
nceinte  . . .  drmtsente  etc.  tlectieren  wie  gewöhnliche  adjectiya. 
Sie  können  auch  mit  dem  unbestimmten  artikel  verbimdeii 
werden:  a  ßrtr  U.8.W.  —  iswnU  ist  directe  enUehnnng  ans 
dem  schriftdeutschen.  Ab  und  zu  wird  auch  noch  dr  i/ndri 
in  der  bedeutung  'der  zweite'  verwendet  In  gewissen  Wen- 
dungen ,  zumal  in  Verbindung  mit  zeitbestimmmigen,  bedient 
man  sich  der  form  dr  ffndrii;  z.  b.  an  ^ndrt»  0g,  iuntt  am  (den) 
folgenden  tag»  sonntag,  ete. 

Von  20  an  werden  die  ordinalia  dnrcli  anfOgimg  yon  -sl 
an  die  nicht  synkopierte  fonn  der  grandzahl  gebildet:  dr 
tnMmtaiksU,  drmisikgU,  fir^fuxtsikali  etc.  Der  100.,  1000. 
lanten:  dr  kundrtsU,  tamtUtU» 

Artzahlen  existieren  Ton  2  anfwArts:  Uwäfla  sweieilel, 
finfrlQ  Kknferlei,  etc.,  werden  jedoch  Aber  10  hinaus  sehr  selten 
angewendet 

Die  yeryielfältigungszahlen  sind  mit  -f^  zusammen- 
gesetzt: anfi^,  tawafgx  (selten,  dafOr  topplt\  drceifgx  etc:  Von 
3  an  wird  Heber  -fühi  {*-fädiig)  verwendet:  drmfühe,  ftrßht, 
ßnfähe  u.s.w.  (-fallig  nur  in  winfglte,  auch  ceinfölU,  einfältig, 
albern). 

Widerholungszahlen  werden  gegenwärtig  mit  -mgl 
gebildet:  amol,  tswämol  etc.  Die  alte  bil  iui  L^sweise  scheint 
indes  die  mit  rart  (rärte)  gewesen  zu  sein.  \n  einigen  Kärntner 
nia.  sind  noch  reste  davon  vorhanden,  in  den  krain.-friaul. 
&])i'achinseln  herscht  äie  durchaus;  vgl  zarzerisch  i/un  v^t  ein- 
mal, drae  värtc  dreimal,  n.s.w. 

Anm.  Tm  wind,  liat  das  entlehnte  -}>nrf  da«  einheinusche  *'krat  völlig 
Terdräugt:  uMift  (*an-6a?f)  oiiunal,  fr?-ftrt/-/.>  dreimal,  >//<-»-?»fTr^3  hundertmal. 

Eigentliche  distributiva  fehlen.  Einen  ersatz  dafür  bieten 
fttgungen  wie  iswa  im^  iswü^  drwi  utU  df#>  etc.  —  andlötgt 


§  158.   Andere  zahlarten. 


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f  m.m 


MÜNDABT  TON  PEBNEOG. 


203 


(mild.  eihläUcc)  bedeutet  'veit'iuzelt'  (n  ist  unter  dem  nebenton 
zu  ö  geworden,  wie  das  *i  in  khranawöt,  mhd.  *krätmcite). 

E.  Das  Zeitwort 
§  159. 

Von  den  eingehen  seiteE  und  modi  hat  die  ma.  bewahrt 
den  mdicatiT,  imperatiT  nnd  zum  teil  auch  den  oonjnnctiy  des 
praesens,  ferner  den  conjnnctiy  des  prseterituns;  von  den 
Bominalformen  den  infnitiy  praesentis  nnd  das  particip  des 
praesens  nnd  praeteritmns. 

1)  Bas  praesens. 

§  160.   Indicativ  und  imperativ. 

Die  starken  und  schwachen  verba  fleotieren  im  praesens 
vdllig  gleich.  Eine  endiing  -n  in  der  1.  pprs.  find.)  schwacher 
yerba  (ygl  Schatz  §  161.  Nagl,  Roanad  y.377,i)  kennt  die  ma. 
nicht  (ansgenonunen  habe). 

Beispiele:  fgln  ftdlen,  machen. 

Ind.  8g.  1.  t  /■(>/,  mi^x 

2.  du  fylst,  mfxst 
8»  «r  (etc.)  fylt,  mgxt. 

2.  dö$  fgUi,  «fixte 

3.  so  f<;iJnt,  m^mt 

Lnp.  sg.  2.  fol,  ttiQx 
pL2.  f<i^lts,  mpxf«. 

In  der  1.  pers.  sg.  ind.  und  im  imp.  sg.  schwacher  verba 
ist  lantgesetzlich  apokope  des  auslautenden  vocals  eingetreten. 
—  In  der  2.  nnd  3.  Bg.  nnd  2.  pL  tritt  die  synkope  nicht  ein 
nach  p,  in  der  r^l  anch  nicht  nach  d;  z.  b.  tgpp9st, 
t^^t,  tfpp9ta  zn  ifppm  tappen;  wgrtist,  ufgrf9$,  w^t9ta  zn 
w^rin  warten;  ofäuMi,  okht,  okk9ts  zu  oklm  eggen;  lQd9st, 
l^t,  I^d9t8  zn  Ipdn  laden.  Nnr  bei  rädn  reden,  änaeidn 
schneiden,  wird  der  zwischenvocal  fast  durchweg  ansgestossen: 
rüist,  röt,  röts;  snasitst,  snceit,  Snce^its.  s^dn  schaden,  hat  s(^tM, 
s^ty  S'/ts  neben  häufigerem  sodjst,  .^{Mbt,  svibts.  Nach  s,  s  wird 
stets  Miikopiertr  rast,  rast,  rasts  zu  räsn  reisen;  w^t,  w^M, 
tr^sts  zu  ii{*6n  \va^clleu;  gewuijiilicli  auch  nach  ts,  ts:  sii.'>tf 
süst,  sits  zu  sitsn  sitzen;  ratit,  rätst,  rats  zu  ratm  ratschen; 


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204 


LBSflUK 


(lucli  hol  t  iiuiri  in  der  2.  [sg.imd]  pl.  auch  sitsast,  ^U^^ts  {sits'tsy, 

rai^ost,  ratsM  (rats'ts). 

Zur  assimilation  von  auslautendem  -ht  (-u  f)  zu  p,  (jt  zu  // 

vgl.  §27,  c.   Diese  assimilation  ist  fest,  d.li.  sie  bleibt  auch 

vor  (anlautendem)  sonor  bez.  reibelaut:  gijßj^  gibt  er,  ^ps 

gibt  es,  gippawps  gibt  etwas;  löldsr  legt  er,  s^kse  sagt  de, 

sgkkandr  sagt  einer. 

Anm.  AvalMitendeB  4cht  bldbt  miTirtadert:  hfiüU  liackt,  MiM 
steckti  ete. 

Die  1.  pl.  ersdieint  In  bauptsätzen  r^gehnftssig  in  verliln- 
dang  mit  dem  enklitischen  pron.  -mr  (s.  §  151):  wir  sggmr  wir 
8agen,  wir  grw9tmr  wir  arbeiten,  U.8.W.  In  nebensätzen  ist 
dagegen  die  enklise  nicht  fiblich;  z,  b.  wtr  g^amr,  wokimr  wd'l» 

wir  gehen,  wohin  vnr  wollen;  wön  pükhlmrtsten,  tcgs  mr  mptm 

wen  (be)kiiramert  es  denn,  was  wir  machen;  u{jnir  s^n  sivgdn, 
wert  uns  kha  mcnts  niks  {wps)  s^gu  weiiu  wir  schön  singen, 
wird  uns  kein  mensch  etwas  sagen. 

Die  enklise  beschränkte  sich  nrspriingiich  natürlich  auf 
die  inversion:  g^amr  aufn  fi^ehen  wir  hinauf?  bez.  lasset  uns 
hinauf  gehen,  irmkhmr  ans  tiinken  wir  etwas  (?),  i\miswr  an 
tanzen  wir  'einen  tanz'  (?).  u.s.w.  Liegt  auf  dem  pronomen 
ein  nachdruck,  so  wird  es  in  der  vollfonn  widerholt;  khermr 
wir  ä  drtsaa  gehören  wir  auch  dazu?  lafinr  wir  umi 
laufen  wir  da  hinüber  1 

Solche  lUle  gaben  wol  den  anlass  zur  abstraction  der  suffigierten 
formen;  -mr  erschien  dem  q»nch^efflhl  gendeiii  als  flexionseadnng,  nnd 
mnn  hängte  es  dem  ▼erbnm  auch  da  an,  wo  es  ym  haut  aoa  nicht  hin- 

gehörte. 

Auch  doppelte  enklise  ist  nicht  selten:  hhermrmr  (khermMm) 
aufn?  gehören  wir  hinauf?  Sogar  dreimal  kann  das  pron.  ge- 
setzt werden:  khermmr  wir  a  o»fn? 

Anm.  1,  In  nebensätsen  wiid  das  -mr  an  di«  ooi^imction  angehiagt: 
un9mr,  n^smr,  dasmr  etc.  wpÄ«  wie  wir,  was  wir,  das»  wir  machen.  Widef« 

holnng  ist  anch  hier  nicht  ausgeschlossen:  ivi^mrmr  (wieiMmr)  icOIh  bez. 

trhmr  (iri?7nrmr)  tcir  tcöh.  Olpp^enthch  hört  rann  siiTz»^  wie  tc^m^mr  mhr 
vir  klunnr  wenn  (wir,  wirj  diiim  wir  kommen  (wir),  al^o  mit  viermaligem 
'wh  ",  iüil» au  auch  noch  das  verhorn  tiu  -mr  angehängt  bekommt. 

Die  2.  pl.  kommt  nur  in  Verbindung  mit  dem  enklitisolieu 
■s  vor.  Formen  wie  *dös  göbt  sind  unerhört.  Vom  ind. 
wurde  das  -s  auch  auf  den  imp.  Übertragen.  Dies  konnte  um 


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XDHDABT  TOV  PXBinBQO. 


205 


80  leichter  vor  sich  gehen,  als  auch  im  imp.  nicht  selten  das 

pron.  gesetzt  wird;  Ygl, pUBip(ß)s  drausn  oder plmp(i)$  dösdraum 

bleibt  draiissen! 

Attm.  2.  In  nebensätzea  wiid  •«  an  die  ooqjiaetion  lagelelint, 
wfm  (bes.  tcftudöt)  häm  khömU  mum  ihr  heimkommt 

In  der  3.  pL  hat  ddi  das  anslaatende  erbalten.  Die 
bewahmng  der  nrspr.  endnng  ist,  soviel  ich  weiss,  gemein* 

kärntnisch:  auch  die  Stadtsprache  hat  ösnt,  nörnunt  (sie)  essen, 
nehmen,  etc.  Zur  assimilation  von  "^-hnt  {-u  nt)  zu  -hmp,  *-gnt 
zn  -fjvV  s.  §  28,  c;  z.  b.  löhmp  (mhd.  lebeni),  sQyuk'  { mhd.  sayent). 
Ks  gelten  hier  dieselben  rei^eln  wie  für  *-bt,  *-gt,  vgl.  irwibmpä, 
trQ(jyha  treiben  auch,  tragen  aiioh.  Nur  vor  folgendem  enkli- 
tischen se  (sie),  erscheint  fast  immer  die  nicht  assimilierte  form 
d{t  göb(m)ntse,  Jög(v)nfse  da  geben  sie,  legen  sie,  etc.  Eine 
Verallgemeinerung  bez.  Übertragung  von  formen  mit  enklitischem 
pron.  hat  in  der  3.  pl.  nicht  stattgefunden.  £s  heisst  durchweg 
sö  l^i  sie  lassen,  nicht  etwa  sö  iQsntse. 

Anm.  8.  Daneben  gibt  es  eine  enüelmte  fem  der  8.  pL  ohne  dai 
suslaiitende  t  Sie  kommt  nur  in  der  uuede  m  Tenrendnng:  ^gn» 
tö  rädn  Sie  sagen,  Sie  reden,  oder  mit  anfttgnng  des  enklitischen  8  (sie): 
«ö  spgns,  Hö  röihti^.  Baas  diese  art  der  anspräche  nicht  nur  in  syntaktischer, 
sondern  nnrh  iu  formeller  hinsieht  entlehnt  ist,  habe  ich  bercita  oben  in 
§  152     1<  ::entlich  der  bcpprechunß'  der  jiroii.  ivr,  itm}  erwähnt. 

Anm.  4.  Oanz  vereinzelt  tinden  sicli  seounflärformen  mit  enklitischem 
pronomen  in  der  l.person:  i  pitte,  i  vuuie  ich  bitte,  ich  meine,  für  i\pit, 
i  man  (-e  ist  die  schwachtonige  form  des  pron.  'ich';  püte,  mäni  'bitt'  ich', 
'mdn'  ich',  kommen  hinfig  in  der  parentbese  tot). 

§  16L  Conjunetiv. 

Eine  besondere  vom  iml.  verschiedene  form  des  conj.  praes. 
hat  sich  nur  in  der  3.  sg.  und  pl.  erhalten.  Sie  ist  aui  gewisse 
redewenduugen  beschränkt;  vgl.  foimeln  wie  gop-pdw(>r  gott 
bewahre!,  got  drl^as  in  goti  erlöse  ilni,  got  tr^ast  in  g.  tröste 
ihn,  got  ströf  in  g.  strafe  ihn,  got  §its  in  g.  schütze  ihn,  got 
frismhmr  g.  verzeih  mir,  got  Igs  se  rudn  g.  lasse  sie  ruhen, 
ffot  sögns  g.  segne  es,  got  frgelts,  (frgelts  got)  g.  vergelte  es, 
gri9s  göt  grüss  g^  pßflöt  (pfidte  göt)  'behüte  (dich)  g.',  adieu!, 
h^f  got  helf  g.  (wunschformel  beim  niesen),  hols  dr  kukhe{t<nfii 
holB  der  kuckuck  (teufel),  VL  a.  Femer  m^r,  $(^,  rödr,  ht9r 
ete^  V99r  (wm)  wU  maäie  er,  sage  er,  röde  er,  tne  er  etc., 


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206 


§  168Ll6ft 


was  (wie)  er  will,  sUsr,  plmtvr,  wo9r  wü  sitze  er,  bleibe  er, 
wo  er  will,  wgnrs  nit  tvil,  Josrs  §t^n  wenn  er  es  nicht  will, 
lasse  er  es  stehn,  u.  ä.  In  der  3.  pl.  wird  in  derartigen  Wen- 
dungen gewöhnlich  die  form  des  ind.  verwendet:  rödiUse^  w»  se 
loölnt  sie  mOgen  reden,  wie  sie  wollen,  seltener  f^dme  eta 

Anm.  Bei  yerbett  der  8.,  4.  und  &  kL,  die  hn  sg.  %  im  pl.  e  (d)  baben, 
wird  in  soldieii  filllen  der  eoqj.  r^gelmlaBig  durch  den  imp.  vertreten:  gmitf 
iar,  m'mr,  wpsr  teil  gebe  er,  eoe  er,  nehme  er,  was  er  will.  Vgl.  auch  fokläw 

gott  ^obe  (neben  gokköbs  gott  gel>e  es),  got  frrfnrum  j^ott  verg:ebe  nns  (ent- 
sprechendes findet  sich  im  egerläudiäclieti,  Tgl.  Scbiepek,  Der  satxbaa  der 
egerl  mo.  §  lb8, 3). 

§  162.  Vocalismns  der  starken  praesentia. 

Zur  praei?ensbildnng  speciell  der  starken  verba  ist  zu 
bemerken,  dass  fast  sämmtiiciie  verba  der  3.  \.  und  ablants- 
reihe  mit  dem  stammvocal  e  (ö)  im  inf.  in  allen  personeu  des 
ind.  und  im  imp.  sg.  i  zeigen.  Die  mhd.  Verhältnisse  sind  also 
hier  bewahrt:  i  hilf,  du  hilfst,  er  hilft,  imp.  hilf  zu  helfn  helfen; 
ebenso  t  nim  ich  nehme,  i  giw  ich  gebe,  etc.  Die  wenigen  aus- 
nahmen  s.  unter  den  betreffenden  ablautsreihen. 

Bei  allen  verben  der  zweiten  reihe  ist  das  »9  des  pl.  im 
ganzen  praes.  verallgemeinert  worden:  i  ßjg,  du  flickst,  er  ft»U, 
imp.  fi9s.  Formen  mit  ot  im  sg.  fehlen  gSnzUclLl 

Ein  nmlaat  kommt  in  der  2.  nnd  3.  praes.  nirgends  mehr 
vor.  Es  heist  also  U^Jf  schl&gst,  schlägt;  ir^kst,  tr^ü 

trägst,  trägt;  fgrst,  fgrt  fährst,  fthrt;  fgUt,  fgU  fällst,  ftllt; 
hQlt9st,  hgm  hältst»  hält,  etc 

§  163.  Nominalformen  des  praesens. 

a)  Der  infinitiv.  Die  gewöhnliche  endung  ist  -J»:  iSsn 
lesen,  tsgln  zahlen,  rQtn  raten,  ppdn  baden.  Nach  labialen 
erscheint  -m:  plu'ihm  bleiben,  stöppm  steppen;  narh  g^utturalen 
(und  meist  auch  nacli  /)  lög»  legen,  inurku  girren,  sa'urrti 
{smwrn)  säubern.  Endigt  der  stamm  auf  nasal  oder  ug,  so 
erscheint  vor  dem  n  ein  zwischenvocal :  A7/öw<?n  kommen,  nönun 
nehmen,  iosinan  scheinen,  groeindu  'greinen',  schelten,  län^n 
lehnen,  sivg9n  singen,  pringan  bringen.  Die  knrzformen  (mit 
assimilierung  bez.  Vereinfachung  des  mn  mm,  nn  m  n,  wg9 
zn  »  &  §  27,  c)  hkäm,  nim,  iwm,  sw  etc.  werden  in  der  regd 
mir  dann  gelnrancht,  wenn  das  verb  schwächer  betont  ist. 


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^  168  MOHDABT  TOV  VEmm,  207 

Dies  gilt  besonders  von  sasammensetztiDg-en  mit  trennbarem 
adverb:  tcökamäm  wegrnehmen»  kerlAäm  herkommen,  ummrUtn 
(-km)  hemmlelmen,  fifrsm  Toningen. 

Bei  Terben,  deren  'stamm*  anl  einen  Tocal  aosgefat,  ist 
offenbar  sdion  sehr  frtth  sgrnkope  des  endnngsvocals  ein- 
getreten; TgL  mhd.  formen  wie  dr^  etc.  In  folge  ihrer 
einsilbigkeit  nahmen  solche  formen  eine  art  sondersteUnng  ein. 
Biese  Ungleichheit  wnrde  beseitigt,  indem  man  eine  zweite 
infinitivendnngr  anfügte;  z.  b.  plänan  blähen,  Wtran9n  krähen, 
dm)h7n  drehen,  mätun  mähen,  nändn  nähen,  jxnh^n  bähen, 
sän9n  säen,  pr^nan  brühen,  plvan^n  blühen,  ihmit^anju  bemülien, 
l^an9n  brüllen  (  mlid.  liicjcn),  khin  'inm  knien,  srceimn  schreien, 
xmhhceinm  unisti  sst-ii,  hhtvhun  kümmern  (vgl.  lesachtalerisch 
giitain  und  1U\  b.  1, 1025;  ist  es  vielleicht  zn  *hauen'  zu  stellen?). 
Hierher  gehören  auch  verba  wie  ploimn  bläueu.  hhro  'nmi  ge- 
reuen, noinon  stampfen  (mhd.  niuwen\  paundn  bauen,  haunsn 
hauen,  siränan  streuen,  die  ihr  stammauslautendes  w  verloren 
haben;  femer  die  athematischen  verba  igan9n  tun,  g^mn  gehn, 
it^m9n  stehn,  swinm  sein.  Daneben  kommen  jedoch  auch  die 
einfachen  infinitivfonnen  vor,  seltener  bei  pläu{9n)f  nän(9n)^ 
phm(9n)  etc^  hftnfiger  bei  den  verben  der  letzten  gmppe.  Sie 
werden  so  ziemlich  nnter  denselben  bedingnngen  angewendet 
wie  die  knrzfonnen  kkam  etc.  Sonst  ist  doppelte  infinitiv- 
endong  selten:  glö8tt9n  neben  glöm  glimmen  (mhd.  plosa»), 
frmHsn9n  neben  frmim  Termissen,  Qntn9n  nnbehagUch  vor- 
kommen (ahd.  antön)j  hausnon  neben  hausn  schelten,  l-sfoidnon 
gerinnen  (vgl  §  75),  ^;?(>-«^«  heben  (iiilid.  hiän),  fi/bmjn  neben 
fifi/m  reinigen  (mhd.  värben),  furilahtuu  fortlocken. 

I)as  n  des  Inf.  ist  zum  teil  auch  in  die  flectierten  formen 
eingedrungen.  Es  heisst  zwar  reerelm  tssig  drä,  drast,  drät, 
drats,  (jddrät  drehe,  drehst,  dreht,  drehet,  gedreht;  plöi,  ploi^t, 
ploitj ploita,  (jjploit  schlage  etc.,  aber  in  der  1.  und  3.  pl.  drcm^n, 
dran9nt\  ir<mn9nj  srceimnt;  ploiti^Uf  ploindnt  n.s^.w.  (mit  enkli- 
tischem -mr  jedoch  drämr,  irccimr,ploi$nr,  nicht  *dran9mr  etc.). 
Von  yerben  der  letztgenannten  gmppe  haben  diejenigen,  bei 
denen  einfacher  ini  neben  doppeltem  fiblich  ist,  auch  in  der 
1,  und  db  pL  doppelformen:  fifbm,  fifbrnp  neben  firbn»»,  fifbmmt 
Ausnahmsweise  heisst  es  auch  im  part  praet  firmitnU  neben 
fimiiBt  venntet»  MumatU  neben  ühaMt  gescholten. 


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206 


S  164.165 


Pas  praet.  wird  bei  diesen  verben  in  der  regel  nmschrieben; 
docli  hört  uian  ziiweileu  drängt  für  drä9i,  j^loin^t  für  ]^löi»t  ick 
wilrde  drehen,  schlagen. 

mirUmdn  brünstig  sein  (von  katzen;  zu  ^märz'X  oksn^n 
dasselbe  (von  der  kuh),  mudtnon  (mhd.  muoten)  nach  dem 
hengste,  pohhnan  nach  dem  bocke  verlangen,  isrkksMn  in  folge 
Mtze  den  festen  yerschlnss  verlieren,  *leck  werden*,  haben  in 
allen  formen  festes  n\  3.  sg.  praes.  nmti^^  3.  pL  miatmni\  3.  sg. 
praet  (conj.)  mu9in»t,  pari,  praet  ^mu9U/vi  n.s.w.  (regeUnflssig 
ist  fnhimn  beben,  pibmp  bebt^  g^ptbmp  gebebt,  Ml  dt&uton; 
Usn^n  lauschen,  lamt  lauscht,  gUatU  gelauscht,  mhd.  Uismmt 
eb^o  T€Bihsn9n  ringen,  raufen,  mhd.  Hchsmen\ 

b)  Das  particip.  Seine  endung  ist  -ni:  Uhnt  lachend, 
sitsnt  sitzend,  l'ujnlc  lieg-end.  ra^isnt  reisseud,  rernt,  picrnt,  tcä- 
nmi  weinend,  siiuUnit  stinkend,  u.  a.  Es  hat  sich  nnr  bei  einer 
beschränkten  anzahl  von  verben  erhalten;  sehr  selten  wird  es 
attributiv  verwendet  Zur  flexion  vgl  §  147,  amu. 

2)  Deb  praetentum. 

§  164.  Indieativ  praeteriti 

Der  Ind.  praet  ist  verloren  gegangen.  Die  indicativform 

wgry  die  man  ab  und  zn  von  'gebildeteren'  hört,  stammt  aus 

dem  höfischen.   Die  echt  ma.  entsprecliung  des  nhd.  war  ist 

war:  i  war  d\t  icli  war  da,  er  war  dn  dr  st(if  er  war  in  der  Stadt 

l)ioK  irnr  kann  nur  aus  *icitre  hervorj^oirangeü  sein:  der  eonj.  wird 
also  hier  iudioitiviäcli  verweudut.  Solche  Übertragungen  conjnnctivischer 
formen  starker  verba  auf  den  ind.  (die  Bich  daraus  erklären,  dass  im  com*, 
pnet  der  starken  flexion  der  nmlant  hftnSg  unterblieb  [vgl.  Paul,  Mhd.  gr.* 
§  40,  anm.5]  bes.  nicht  eintrete  konnte,  und  dass  bei  sehwieben  verben 
ind.  und  conj.  formell  snsammenfiel),  scheinen  in  einer  frOberen  sprach- 
Periode  häufiger  gewesen  zu  sein.  Die  so  entstandene  verwirrang  war  wol 
hanpt.süchlii  li  die  Ursache,  dafH  man  tla.s  einfache  praet.  zu  gunst^n  dt  #  tim- 
schriilieuen  fallen  liess  ivgl.  dazu  bes.  Scliiepek  a.a.O.  §§  167. 166,  and^agl, 
Boauad  v.a77,  s.30Ut.). 

§  165.   Conjunctiv  praeteriti  schwacher  verba. 

Der  einfache  conj.  praet.  blieb  hingegen  erhalten.  Er  wird 
bei  schwachen  verben  auf  -ot  gebildet:  s(jg9t  SB.ii;\.e,  f rpgst  frtigte^ 
petdt  betete,  m^M  machte,  lögdi  legte,  fädbt  fädelte,  irtsn^t 
heilte  (mhd.  ^iimmy  Za  gnmde  liegen  die  endongen  d^ 


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MUHOABV  VON  P8BKBGO. 


209 


und  -oM-verba  (ahd.  -eü,  -öH),  die  analogisch  auch  auf  die  der 
1.  klasse  übertragen  worden  (vgl  Schatz  §  ld2).  Die  flexion 
to  schwaclieii  oonj.  ist  folgende: 

Bespiel:  MlQg»  klagen. 

Sg.  1.  khl^t 

2.  JM^g^ts 

3.  khJpgstn. 

Beachtenswert  rnnd  die  formen  der  2.  Qg.  nnd  pL:  ^g99t 
sagtest»  m^st  machtest»  s^ts  sagtet»  machtet»  q.s.w^ 
für  spg9isi  bez.  etc.  Ln  sg.  ist  fo<  za  diBsimiliert 

worden»  im  pl.  ist  der  zwischenvocal  der  sjnkope  anheim- 
gefallen. 

Die  1.  pL  OTcheint  hier  im  gegensatz  zum  praes.  in  der 
regel  ohne  das  enklitische  pron.  -mr.  Die  2.  pl.  dagegen  kommt 
wie  dort  nui  m  Verbindung  iiuL  -s  vor.  Die  3.  pl.  endigt  auf 
'3tn\  es  hat  sich  also  hier  die  regelmässige  conjunctivendimg 
ohne  das  aoslantende  t  erhalten  (ahd.  Uagötin), 

§  16(3.  Conjunctiv  praeteriti  starker  verba. 
Die  urspr.  conjunctivformen  starker  verba  wie  IcMm  käme, 
Häx  geschähe,  pilw  bliebe,  etc.  sind  beinahe  ausgestorben. 
Nor  von  der  älteren  generation  kann  man  sie  noch  ab  nnd  zu 
hISren.  In  der  regel  wird  überall  die  endong  des  schwachen 
praet  -^i  an  den  abgeläuteten  stamm  angehängt:  IcJiämt,  kSah9t, 
plUMt  n.8.w.  Aber  anch  diese  mischformen  beginnen  dnrch 
Tellig  schwache  büdnngen  Terdrftngt  za  werden.  Bei  der  mehr* 
zahl  der  starken  verba  bevorzugt  die  jüngere  generation  be- 
reits die  nicht  abgeläuteten  praetaitalfonnen;  z.  b.  götß9t, 
pfcmfri  fttr  gämi,  pfifdt  gäbe,  pfiffe. 

Nicht  üblich  ist  dagegen  die  anfügung  eines  -dt  bei  den 
praet.  von  'sein'  und  *tun':  wätf  tat  (bez.  war,  tat).  Sie  mögen 
bXs  Paradigmen  füi*  die  flexion  des  starken  conj.  praet  dienen: 

Sg.1,3.  u-är,  tät 

2.  warst,  fast  ita[t]9St). 
Fl.  1.  uärv  (icannr),  tätn  (tatmr) 
2.  warU,  tats  {iätsts) 

Brf»%»  m  iMcMchM  der  teidk«  agiMlM.  XXVUL  U 


210 


m 


Von  den  einzelnen  endungen  gilt  ira  wesentlichen  dasselbe, 
was  oben  bei  der  conjugation  des  schwachen  praet.  gesagt 
wurde.  'Tätest',  Häte*  erscheinen  in  der  regel  als  fast,  tats. 
tat9st,  tät9ts  sind  ebenso  zu  beurteilen,  wie  etwa  rmM,  rcHUis 
reitet)  reitet  (pL).  In  der  d.  pL  erscheiBt  auch  -ni,  nach  ana- 
logie  des  praes.:  Itkum^nt,  nammt  neben  hhamnf  nani»n, 

Einigermassen  auffallend  ist  es,  dass  das  gedeckte  t  der 
conjunctivenduugen  völlig  geschwunden  ist,  während  es  sich 
sonst  in  der  regel  als  9  ia)  erhalten  hat.  Es  dürfte  sich  hier 
jedoch  wol  nur  um  eine  augieichuug  an  die  flexion  des  prae& 
handeln. 

Beachtenswert  ist  bei  einigen  verben  dw  3^  4.  und  5.  reihe 
die  fibertragong  des  wechs^  von  f  —  e  (6)  im  praes.  auf  den 

eonj.  praet.,  2.  b.  sg.  1. 3.  iiifmi  stürbe,  2.  Hirwdsty  pl  1. 8. 
iterw9tn,  2.  Sterw9i8\  ebenso  hflUe  —  helfdtn;  frdirw9i 
verdilibe  —  frdefW9tn\  SHht  stähle  —  $tifhtn;  frspHhai  vei^ 
spräche  —  frsprohotn;  Infdt  träfe  —  trößhi;  frglsdt  vergasse 
—  frgösotn.  Bei  anderen  verben  dieser  art  hört  man  solche 
analogiebildungen  seltener.  L)aneben  gebraucht  man  natürlich 
auch  formen  wie  sterw^t,  heißt,  trößt  u.s.w. 

Vereinzelt  finden  sich  auch  beispiele,  wo  der  ablantTocal 
des  part.  praet  auf  den  conj.  praet.  übertragen  wurde:  golLH 
gülte  (neben  geltot,  giltot\  drSrokk9t  erschräke  (neben  dririM^t, 
dririkkBi)^  iU^t  stähle  (&  o.). 

§  167.  Participiam  praeteritL 

Das  part  praet  der  starken  yerba  endet  auf  •»  (  an),  das 
der  schwachen  auf  -t,  -H,  HinsichtUch  der  synkope  und  assi- 
milation  gelten  dieselben  regeln  wie  für  den  iiüf.  bez.  die  3.  peia 

sg.  praes.;  vgl.  gdtrötn  getreten,  gdtribm  getrieben,  glögv  ge- 
legen, gdprünm  gebiaunt  (bez.  y^prUn),  gnommdn  genommen 
(bez.  gnom),  Jcsuayctn  gesungen  (bez.  kstw);  —  glöp  gelebt,  Isolc' 
gesagt  (k^gkkis  gesagt  ist),  (föJcJcdt  geeggt,  HnQppat  geschnai»]'!, 
g9pi(t9t  gebeten,  ffapQdat  gebadet  (aber  khröt  geredet,  kiiökki 
gesteckt). 

Zur  Vorsilbe  ge-  Tgl.  §  29.  Prftfizlos  sind  wie  im  mhd. 
khömon  gekommen,  geworden,  prgxt  gebracht  (dagegen 
stets  kfufttn  gefanden,         getrolfen);  ferner  ^^ng^ben» 


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|i68.ied 


211 


gfimg9n  gegangen,  khri9if  bekommen  (dag.  gdikkmU  gescholten» 
ni  mhd.  kriegen^  s.    a.  0. 

Mit  untrennbarer  partikel  zusammengesetzte  verba  ent- 
behren des  präfixes:  glap  (^eglanbt  (mhd.  gei&ubet),  pUhm  ge- 
blieben (mhd.  beliben).  Ausnahmen:  g^gwetU  gewOhnt^  g9khrQtn 
getaten  (=  gediehen),  ga^ckroii  gerent»  gMert  gehört  (za  'ge- 
hftrenTy  gMuiin  neben  ife&pUfi  behalten,  (göm  gegessen,  ent- 

8)  IMe  ablaatareihttt  der  atarkeii  veiba. 

§  168. 

Die  6.  reihe  ist  in  der  ma.  yollständig  mit  der  7.  znsammen- 
getallen,  die  übrigen  lassen  sich  noch  dentMch  onteneheiden. 
Vom  praet  f&hre  ich  nvr  die  ablautenden  fomen  an,  soweit 
sie  überhaupt  vorkommen,  dagegen  nicht  die  schwadi  gebil- 
deten, die  Ja  kein  besonderes  interesse  bieten  und  sich  leicht 
eonatmieren  lassen.  Ebenso  flbeigehe  ich  formen  wie  fir^»r^t 
etc.  (vgl  oben). 

§  169.  Erste  klasse. 

1.  klasse:  mhd.  sHgen,  siige;  {sieic)^  siige\  gestigen.  Hierher 
gehören: 

IKEnm  beiflsen,  fU9t,  gspim 

ff^dmhn  gedeiheo,  — ,  g9düm 
p^fkeim  befleissen,  p9ß89t,  psßit» 

grorifn  i'-reifen,   grlfat,  (pgrlfn 
pUfibm  bleiben ,  pUw,  plncA,  ptibm 
hvihn  leihen,   hhat,  glüm 
pfceifn  pfeifen,  pfißt,  g^pßfn 

ntim  rfissen,  rissi,  khrtm 

sauhn  seihen,   siJtJt,  Islhn 
slrr-ihn  schleichen,   .«Wwf.  kiWm 
bla^ifn  schleifen,    ^hßt,  kMifn 
IdaeÜH  schleis^eii,   — ,  kilinti 

hutUnn  BdnMittii  htUoHp  kinibtn 

ipceibm  speien,   ipHiat,  tip^bm 
Hasigt}  steigen,   iflg9t,  kSdgv 
ibrmtn  MMtea,  Hnttgt,  üMrittH 


*)  Di«  framdwQrtar  «at  4tfm  bilden  ihr  ptvt  in  te  regel  ohn«  ge^ 


212 


Tifmiiir 


Hrtgütn  streichen,  Urüaty  kitnhn 
ktin^n  scheinen,  Hmtf  liHn9» 
keim  lelieiiieii,  tmt,  Um 
IfdeAm  selmibeii,  kiwai,  Htihm 

trceibm  treiben,   triw9t,  g9tnbm 

fcmlin  weichen,  tnh^t,  gwühn 
Uaikn  zeiheu,   tnh^t,  gitsütn. 

Der  granunatiBebe  weduel  bat  dch  erhalteD  in 

imeMi»  tchneidai»  invT,  IMln. 

Ein  r  schiebt  deb  ein  in  iratm^  scbreien,  ir^t,  jUHr» 
(mbd.  sekrir,  ffestknm},  —  Bewahrt  ist  das  part  praet  von 
mbd.  nerlä^bm:  frklMm  yerkttmmert,  im  wachfitiim  nirftck* 
geblieben.  —  Wol  der  Schriftsprache  entlehnt  Ist  Mä»  schei- 
den (von  der  ehe),  part  ItSidn,  vgl  andi  frü/äi^  Terschieden. 
—  ämibm  'Scheiben*,  kegeln,  hat  das  part  ^<9&m  (nach  analogie 
von  §i9bm  schieben).  —  Neben  hSUnun  geschienen,  hört  man 
auch  kmtwn  und  kkmnt 

In  die  schwache  c^iijugation  ^Än^  übergetreten  pmiin  borgen 
(mhd.  hit€n\  grceimn  schelten  (mhd.  grbmi)^  nmidn  meiden, 
noeidn  neiden,  ncdiyu  neigen,  rmdn  drehen  (selten).  Nur  transitiv 
gebraucht  wird  Sww.inv  schwei^^en. 

Der  ma.  fehb  ii  vrn  ht  kannten  verben  bleichen  {=mhäu 
tlUehen)j  srhx  den,  gkiSSCii,  glni^'n.  rrnrHsm. 

Folpt  iuli'  urspr.  schwache  Zeitwörter  sind  zu  den  starken 
tibergegangen:  ^mprausn  anpreisen,  pai't  g»prisn\  glceihn 
gleichen j  glih^t,  g9gl\hn\  nimhn  weihen,  gicihn  (da^^.  (jicwia:ts 
geweihtes  osterfleisch),  womn  tünchen  (weissigen)  und  weisen, 

§  170.  Zweite  klasse. 
IL  klasse:  mhd.  biegen,  biuge;  (bouc)^  buge  (obd.  conj.);  ge- 
lagm  Vgl  dazn  §  162.  Hierher  gehören: 

p99g»  biegen,  pügtt,  gtpog» 

pütn  bieten,  — ,  fMüNMn 
frdri98n  verdrieesen,   — ,  frdr^lm 
flhgv^)  fliegen,  fUBgai,  kfiögp 

fliihn  Üiehen,   — ,  Äi/IoAn 

fli9m  fliessen  (selten),  — ,  kflom 


0  /Ii^iit  nicht  sehr  gebriaddicli;  mdit  wfid /UiJki  In  d«  bedmitong 
'ilkgen'  Tonrendet:  dir  fifß  flüsBl,  ü  I/Wbfi. 


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MUNDABT  VON  PEKNEGQ. 


213 


ginn  giefflen»  pB»^  g^gosn 
khi*9bm  klieben,  — ,  g^kKUshm 
Ihriihn  kriechen.   —  ,  gilchmkn 
lugv  lugeu,    l^g^t,  iß^>gv 
ri9hn  necbeu,   — ,  Utröhn 
mfn  scUiefen,  mfdi,  kUofn 
IUmh  MdilicaMii,  BHait,  Htöm 
hHtgp  (wische  a»i-)Mluniegeiif  ~y  ÜmOgv 
V9bm  adiieben,  Mkcot,  Höbm 
iasn  schieflsen.    —  ,  käöm 
p9tri9go  betrügen,   — ,  p9trö<ju. 
Ferner     mufn  sanfen  (anußt,  muft),  aüf^t,  k.söfn, 

Grammatisciier  Wechsel  iai  bewahrt  bei 

fri98n  frieren,   frUnt,  kfrö^ru 
frU99n  verlieren,  frlunt,  frlöftv 
fst^An  ndMn,  ttagit,  g^tsögv  (gstsohn). 

»Schwach  preworden  sind  nijsti  niesen  (part.  (juhst^  daneben 
gni^sn  ),  plom  ni  bläuen,  A/ir(>i>iat»  gereaen,  kiMimn  kauen,  noitmt 
stampfen  (nilul.  niHuen). 

Der  nia.  fehlen  nhd.  genicssm,  sjiriessen,  stieben,  triefen^ 
saugen.  —  j^ütj^  brauen,  ist  entlelmt. 

§  171.   Dritte  klasse. 

Iii.  klasse:  a)  Mhd.  simjm^  sinye;  {sanc)j  sioige:  (jcsungeti. 
Im  conj.  praet.  ei*scheint  zum  teil  a  {*w,  ä),  vp'l.  dazu  die  atts- 
läbrangen  bei  Schatz  §  156.  Dieser  grüppe  gehören  an: 

phif»  hinipn.  parUy  g»puntn 
pniun  brennen  (intr.),   — ,  {Pprürnn 
drivg9n  dringen,   — ,  g^dru»g»n 
finln  finden,  fantt  kfun^ 

l^€)I«B9wi  geUagen,  g(fi}kmgM 
ri9g9%  lingOBt  —  i  MrMiijpoii 

r\Mn  rinnen,   rnn,  l-hrfln^n 

siuff.yu  sint'en,    magH,  ksuvgm 

swkhu  sinken,   — ,  ksuvkhn 

»iiwn  »innen,  — ,  k^mn  (häufiger  ksint) 

iliuym  schlingen   — ,  kSluvgm 

ilMHae]ai]ig«n(]iibd.slMMiefi),  Mhmtn 

ipiMn  spinnen,   — ,  kipüton 

fyrivg^n  springen,  ipruogdt,  ipraoigst),  kipnuffffn 

MivJchfi  «tinken,   Muvkh^t,  k^hujkhn 

kwinwii  tjcliwinunen,  — ,  khmmmfn 


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214 


8  m 


frhriutn  vt-r»<  hwinden,   — ,  friiwmUH 
tewnttiM  IHbIemi.  kiMUfli.  hnt^kx^  atimtiMtH 

mM»  wiiken,  — ,  pwiirtfcii 

tcrtn^  winden,  — ,  gmuntn 
Uma^  swiogeB,  g8tmmtg$m. 


b)  lOid. geUm,  giUe;  (gaU),  guUe;  geg&Um.  Hierher  gehOren: 


drein  draKhen,  droht,  ^mMm 

hOfn  belüm,  Mdy» 

au«f^^  ansIöHclieii  (tnuiSi  nid  ui1r.X  — »  oMiglUN 

wi-U.i)Jin  melken,  — ,  gmolhn 

schmelzen,  — ,  khnoUm 
ihrbm  sterben,  Hartnt,  kU^bm 
ItUn  schelten,  — ,  k^oltn 

werhm  weita  (p$w9rhm  *adk%  fMoblllkig 
Man),  — ,  ffttgrbm  (ptw^r^) 
wir»  werden,  wflivt,  «diiffv. 


mcUhn  und  ^eWn  haben       wecbsel  von  i  —  c  im  praes. 

aul^egeben  (<  mdox,  Seit  U.S.W.),  desgleichen  wen»:  i  wt^r,  du 
iittst,  tr  uert  Danebeil  kumiueii  (mit  ausnähme  der  l.pers.) 
pdnvnrlitoiiige  fuiuien  ohne  r  vor:  west,  wct,  u  emr,  wets,  tcent. 
Mei  k\\  iiidipr  ist  der  sg*.  i'i-aet.  mr9t  (mmst)  at^ben  würdt  Ent- 
wed'  1  liat  die  übertra^ing  des  praeseiisvocals  bereits  zu  einer 
zeit  stiiltgefuiideii,-^«^  «!^r  weclisel  im  i«raesens  noch  erlmlteu 
war.  oder  die  furni  ist  einfach  analogielnldune:  nach  Iulf^ft  etc. 
Zum  sfliwund  des  (/  vgl.  §105, 3.  —  /r(^o////Merderbeu,  swöln 
scliwellen,  haben  umlauts-^'  und  flectieren  reo-elmässig  schwach. 
\oü  der  starken  flexion  haben  sich  nur  die  part.  erhalten: 
(räigfbm,  kiwoln.  —  psfein  befehlen,  pari,  psfoln  ist  entlehnt; 
es  wird  tkbrigens  selten  gebraucht,  dafüi'  igfn  oder  kam. 

Folgende  urspr.  verba  der  dritten  klasse  flectieren  in  der 
ma.  schwach:  peln  bellen  (selten,  dafür  kkglbm),  imertm  sdimer- 
zen  (daneben  imrisn  fOr  *anar^an}j  fextn  betteln,  fiexfn  flechten 
(daf&r  lieber  wmtn,  pmin,  isopfn;  die  wenig  gebrauchten  starken 
part.  kfoxtn,  kfloxtn  sind  ohne  zweifei  der  schrift^rache  ab- 
geborgt),  kiitkhn  hinken.  Der  ma.  fehlen  unter  anderen  nhd. 
sduXkn,  bergen,  b$rsim,  beginnem,  gUmmm,  kUtimun.  Von  iir* 


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i  171178 


HÜHDABT  YOir  FBBlffiaO. 


215 


8pr.  flchwachen  haben  sich  dieser  klasse  angeschlossen  tsinin 
sflnden,  tsunidi,  gdtsuntn;  Imtn  *8terz  linden*,  mebl  durch  nm- 
rtthren  in  einer  pfanne  rOsten,  — ,  ghmtn;  ^nünin  antreiben, 
hetzen  {wM.  9ekiaUm)f  hmt^i,  khintn;  unniin  wttnschen,  , 

§  172.    Vierte  klasse. 

TT.  klasse:  mhd.  nenien,  nime\  (nam),  nome\  genomen. 
Hierher  gehören: 

präim  farechtn»  prox,  prähsft,  gipifHm 

nöffun  nebmcn,    näm,   nämit,  gnomm^n 

/rS|>röÄH')  versprechen,  frspräx  {•iprlAat)^  friprohn 

Möhn  stechen,   — ,   k stöhn 

stein  stehlen,  htäi,   iiol*t,  kkoln 

drirMn  tmktmSkmn,  drirokh^t,  dfMAn 

tröfm  tr^iBiif  Mtßjft^  g9tfVfit. 

Von  liilid.  lern  hat  sich  nur  das  ])art  gdpörv  geboren, 
erhalten,  von  inlid.  {he)semen  die  3.  sg.  in  der  redensait  ägs 
j)j(6tniptse  {nit)  das  geziemt  sich  fiiicht).  —  khönun  kommen, 
ist  schon  im  alid.  zur  5.  reihe  iilü  i  ee^angeii:  liham{Jt),  hJiüm,)n 
(praes.  sg.  IJam  eio.).  Die  Stadtiiprache  hat  im  praes.  und  part.  u: 
khüm,  khümjji.  —  Schwach  flectiert  sern  scheeren  (part  käert, 
seltener  kifrv),  —  Nhd.  itehkn  und  rächen  fehlen. 

§  173.   Fünfte  klasse. 

Y.  klasse:  mhd.  geben,  gibe;  (gap),  gäbe,  gegeben.  Diese 
reihe  nmfaest  folgende  verba: 

äiii  mat^  ät,  (-90^  göm  _ 

göbm  gobeil,  gäie,  (-»t),  göbm 

frgösn  vergessen,  frgät,  (-9t),  frgöm 

khnötn  kneten,   — ,  g:)kJmötn 

loSH  lesen,    — ,  glosn 

mösn  messen,   mäSf  gmösn 

«Am  (ßeahn)  Mhea,  aag»t,  sOA»^  kühn 

lefcftii  (MeaAn)  gMdMfaai,  kiax,  jUtfb^  ttdhn 

Ir^i»  tretin,  tritt,  g»lrm 

icötH  eiigochen,  -qpuuien,  — ,  gwötn 

jntfn  bitten,  pät,  gipötH  (meiBt  g9piU9() 

Ikju  liegen,   lägst,  gldgo 

attm  sitzen,  säSt  (-91),  ksom. 


Das  einfache  ipröhn  suchen,  wird  selten  gebnmcbt. 


216 


§174.175 


Grammatischer  Wechsel  hat  sich  erhalten  in  fcär  wäre 
(war)  —  gwösn  gewesen  (nie  gwöst\  und  selm  —  sägst.  In 
der  Stadtsprache  ist  bei  ^sehen',  'geschehen*  die  form  des  part 
aueh  aal  das  praes.  abertragen  worden:  s€gv  sehen,  ge- 
sehen; hie^  geschehen  (zwischenTOCalisches  *h  bleibt  sonst  im 
höfischea  ate  h  erhalten,  vgL  wcBüm  weihen,  ImQm  leihen,  it^ 
stahl,  etc.).  —  wös^  wftgen,  ist  in  die  4  reihe  fthergetreten: 
pait.  gwfSfff»  neben  schwachem  swol(\  stets  firwösw  verwegen. 
Dieses  yerbnm,  femer  kImoH,  nootn  haben  den  Wechsel  von 
i  _  e  im  praesens  aufgegeben.  —  Zn  JämBin  kann  anch  ein 
schwarJies  part  g9hknot9t  gebUdet  werden.  —  Völlig  schwach 
geworden  sind  iötn  jäten,  pßyu  pflegen.  —  Es  fehlen  der  ma. 
nhd.  weben  (dafOr  icirfchn\  gmetm, 

§  174.  Sechste  klasse. 

VI.  klasse:  mhd.  tragen,  trage;  (truoc),  tn'iege;  getragen. 
Von  starken  practcritnl formen  haben  sicli  nur  zwei  erhalten: 
sliäy^t  schlüge,  zu  MQgv:  trijfßt  trügi'.  zu  tii^iju.  Part.  H^^f/w, 
gdtr^gu.  Von  starken  part.  sind  uoch  folgende  bewalui: 
gsji^hn  gebacken,  kforu  gefahit-ii,  gdgrobm  jrefrraben.  (flodn 
(ein-  lind  auf-)  greladen,  [ih~>hn  <2felacht,  ytu^Au  gt-niablen,  auch 
gemalt,  U^btn  gesclialit.  k>-'>t'n  g( -chaffeu  (ueben /.s'p/y,  inf.  i(>/>i), 
gu-^tn  gewatet  (neben  (jicot.U),  (/icokfm  prewarlisen,  gicQsn  ge- 
waschen; femer  Lstonfn  gestanden  (inf.  st^aji),  khvir»  ge- 
schworen (häufi^^er  schrift.sprachliche.s  liwöru).  Schwache  i>art. 
bilden  Itobm  heben  {khöp,  das  seltene  khöbm  ist  jedesfalls  entr 
lehnt),  nQgw  nagen. 

§  175.   ^siebente  klasse. 

VII.  klasse:  ursprünglich  reduplicierende  verba. 

Von  starken  praet.  sind  vorhanden  liasatUesa^  g^itwg^t 
gienge  (vgl.  §  178, 3),  alle  übrigen  sind  verloren  gegangen.  — 
Von  part.  anf  -n  haben  sich  erhalten  g^plfsn  geblasen,  g^prpin 
gebraten,  kfgwgdn  gefangen  (ini  /b»^;  fnfyitff9n  anfangen, 
bildet  das  part  stets  schwach:  gnkfffiBlf^  hfifU  gefallen,  Jdh^lsn 
(zu  hfim  halsen),  läigUn  gehalten,  hhnn^g^n  (zn  A^p»»  hangen), 
hhrifin  (zn  r^in  raten;  daneben  hkr^in  geraten,  ent- 

raten,  hat  nur  starkes  part:  gMrptn,  seltener  khrptn),  ks^Um 
gesalzen,  kil^fn  geschlafen,  kim^iUan  gesebmaken,  k^iiyUn  ge- 


§176 


MÜHDABT  VOH  PBBIIBG«. 


217 


Spalten,  gwQlgn  (zu  wQlgv  sich  wälzen;  auch  trans.  wälzen; 
inlid.  tfo^m),  pogfhn  (zu  togOm  walken);  hham  gehelseen, 
ItStgami  gestoesen  (üif.  HQoan,  Ugast  stOest);  zu  ^(ni^  gegangen, 
Tgl.  §  178, 8;  l(f8n  lassen,  pait  g^sn,  hat  in  der  3.  sg.  nnd  2.  pl 
ind.  praes.  IqI,  Ifis  (mlid.  lät,  neben  F^^elmässigem  Ifst, 
IgsU.  Von  2ei/f»  laufen,  lantet  das  part  pfo>/ii  (schon  mhd. 
gdoffe»),  —  Schwaehe  part  werden  gebildet  zu  Sppnan 
spannen^  P^n9n  bannen,  fgltn  falten,  fmgU»  verwalten,  Mn 
scheiden  (mhd.  sekeiden),  swafn  gam  aufwinden  (mhd.  8weifm\ 
Uäan  anseinanderkratzen,  (zer)zaa8en  (mhd.  «tttmX  haim9n 
hanen,  J^autj  paun9n  banen,  gapaut,  riofn  rufen  (ndid.  rüefen 
St.  und  Bchw.). 

4)  Zum  iflirwmdheii  ▼«rbmn. 

§  176.  Flexion. 

Was  die  flexion  anbelangt^  sind,  wie  ich  bereite  oben  be- 
merkte» die  drei  klassen  der  schwadien  Terba  yoUstSndig  zn- 
sammengefallen. 

Von  sog.  rficknmgelaQteten  part  sind  erhalten  fncgnt  ver- 
want,  p9khQni  bekannt;  beide  kommen  nur  in  adjectivischer 
Verwendung  vor.    Sonst  ist  der  'rückumlaut'  überall  durch 

analugieformeü  verdräng't  worden:  rpdcMt  g-edacht,  gjprent 
gebrannt  (trans.),  gdTchötU  gekannt,  ynöni  geuaimt,  khretU  ge- 
rannt, gtcmUt  gewendet 

Zu  privqm  bringen,  lautet  das  part.  der  conj,  praet 
praxt\  die  iiebeiiform  prähdt  stellt  unter  dem  einfluss  der 
schwachen  praeteritalendung.  Das  praes.  dmhn  *  dünken' 
(stets  reflexiv  verwendet:  se  dmhn  sich  gross  dünken,  prahle* 
risch  auftreten),  ist  neubildung  zum  praet.  mhd.  diuhte;  p9- 
duttkhn  erscheint  substantiviert  in  der  redensart  n(?x  p^duvkhn 
nach  n^iit  dünken,  belieben.  —  firxtn  fürchten,  bildet  ein  starkes 
part  kfufxtn  (vgL  ahd.  gifwrhHt  nnd  mhd.  gewhkny 

kfbm  haben  (==  besitzen  nnd  als  hil&zeitwort)  zeigt  im 
ind.  praes.  zusammengezogene  formen:  sg.  1  li^n  (mhd. 

2.  hgst  (mhd.  h&st\  3.  l^t  (mhd.  A40;  pl.  1  A(Mfi,  hgmmr  (mhd. 
AaM»  han  wir\  das  m  der  ersten  form  ist  dnrch  die  zweite  be- 
einflnsst;  daneben  nncontrahiert  hQlm\  2.  ^ts  (auch  hQpts\ 

3.  Apmp  (aus  Vigbmp,  mhd.  habetU),  Imp.  und  'd,  conj.  ist  regel- 


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218 


unuAK 


§177 


mässig  hpw.  Der  conj.  praet  lautet  hi9t  (mhd.  hiete);  höt  (mh<L 
heie)  ist  höfisch.  Part  lAift  (mhd.  gehät;  die  stadtsprache  hat 

Li  der  bed.  *(f6st-)halte&'  flectiert  hpbm  durchwegs  regel- 
mäSRig:  •  k(fw  ich  halte,  er  et  hftlt,  ]0w9t  hielte,  Ith^ 
gehalten. 

AnnL  In  der  spräche  der  itirtslr  (s.  8. 6,  anm.)  wird  'haben'  im  praesem 
folgeadennaaseiifleetiert:  «.tSAdlf,  pl.l.MAjfc»,  2. Mft« (IbdftfsX 

a.  ftdiUbiKl).  Eb  Buid  dies  alte  ooi^imetiTfonnen,  vgL  ndid.  Mc^. 

6)  Unregelmfiaslge. 

§  177.  Praeteritopraesentia. 

1)  Wim  wissen:  sg.  1.  3.  wäs,  2.  wast\  pl.  1.  u?ls»,  tcfsmr, 

2.  wists,  3.  «r7v?«(f);  3.  conj.  praes.  fehlt  (wie  bei  allen  verben 
dieser  art);  conj.  praet.  wisi,  i(  is9t\  part.  (jwlsf. 

Die  forni-'Ti  •^irifl  r»  frflmässiy;  entwickelt  mit  atumahine  der  3.  pl.,  die 
nach  dem  muster  der  übrigen  verba  meist  auf  endigt.  Diese  übertra^nng 
findet  sich  bei  allen  praet. -praes.  wist  entspricht  der  mhd.  secondirform 
leiste.   tcU9t  ist  analogische  nenbildnng. 

2)  hMmn  küiuieii:  sg.  1.  3.  2.  hh^nst:  pl.  1.  Uunm, 
khimr,  2.  khinls,  6.  khtn9n{t);  conj.  praeU  kJmnt  (^selten),  kJtitU 
khlndt;  pari.  gdJchint. 

khlmn  entspricht  v\hA  künnen;  khunt,  mhd.  kttnde;  khint  ist  wol  nicht 
auf  mhd.  kutide  znriKk/ululireTi,  c-^  .scheint  vielmehr  nenbildnng  zum  intxn 
sein,  ebenso  wie  khiti^t  und  ijjkhuii  (die  höfische  form  ist  khümn). 

3)  ^oZ»  sollen:  ^.  l.^.söl,  2.§oht\  p\A.soln,solmr,2,  Solls, 

3.  ioln{t);  conj.  praet.  soll,  Sölat;  part  kSoU. 

Das  0  des  sg.  ist  Uber  alle  formen  ausgedehnt  worden*  iolst  ist  natttr» 

lieh  analogiehihlnnj^  (mhd.  srJwlt).  Die  formen  mit  .s  (nnrpr.  sk)  haben  ?irh 
auch  in  einigen  bteir.  im.  f-rhalten  (SchmeUer,  l>  44)2  führt  scäoü  als 
oberpfälziäch  au;  vgl.  auch  ^ehiepek,  Egeri.  ma.  §  150|7>.  Ab  and  SU  hOtt 
man  aiTch  ^chon  die  höfische  form  aöl. 

4)  tHÖ(jn  mbgm:  s^.  1.  3.  m?^,  2. /^^^^/üv^secundäre  bildung;; 
pl.  1.  ntög)),  mögmr,  2.  mök(t)s,  3.  möif»{k);  COnj.  praet  möxi, 
mög9t;  part  ymöxt,  gmök\ 

mögv  entspricht  mhd.  megm  mit  mnlants-e .  möxt  kann  nur  auf  mhd. 

möhte  zurückgehen,  denn  mhd.  mehf^'  (mähte)  würde  *ina  n  entsprechen. 
Dieser  form  bedient  man  .<ich  nur  zur  Umschreibung  des  conj.  i»raet..  ?on<t 
gilt  die  analogieform  vuxpi.  gmoxi  ist  nach  dem  praet.,  gmok'  nach  dem 
praes.  gebildet,  mogu  wird  uuch  häutig  in  der  urspr.  bedeutuug  'können' 
gebraucht. 


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§178 


219 


5)  mhfsn  müssen:  sg.  1. 3.  muas,  2.mu^fit:  pl.  1,  mtdsn,  mi^smr, 

2.  midsts,  mi9ts,  3.  mi9sn(t);  coig.  praeL  fm9S9t;  pari. 

l'^PT  srhwnnd  de«  «  in  der  2.  pl.  dürfte  von  Tpf,'?  lasset,  KeeuifloiBt sein. 
Yoa  da  wäre  er  dann  auch  auf  das  i)art.  übertragen  worden. 

mt>«n  hat  neben  der  bed.  'mUsseu'  auch  noch  die  alte  'gelegenheit 
haben';  z. b.  i  Äpn  gmi98t  Wr»  ich  hatte  geleo:enheit  En  hören. 

6)  tcf  fn  dürfen,  ist  nur  noch  an  (k  i  3.  sg.  terf  als  ui*spr. 
praet.-praes.  erkennbar.  Sonst  tiectiert  es  ganz  wie  ein  schwaches 

verbiim:  ciaij.  praet.  terßi  (nie  terft):  ])art.  'pterft 

S<'h;Uz  \\  ill  das  e  auf  *<■  zurückführen  und  setzt  ein  verbum  dcrfan  (?) 
an,  das  früh  das  praet. -praes.  verdriingt  haben  soll  (I.  ma.  §  165).  Es  ist  aber 
doch  auch  möglich,  daiis  dem  e  ein  zu  gründe  li^^  das  Yom  coiy.  praet. 
sag  auf  die  flbiigen  foimen  übertragen  wordea  wlie  (dafttr  wttrda  rach  die 
bivfige  edmibiiiig  dikrffim  in  Utena  qv^en  qpvedien,  TgL  BWb.  1,588}^ 
Lniteriieh  fary*  widerspricht  dieser  amiahme  dnrchaos  nicht  deurffb  d0if> 
lein,  hrarh  kürhe  (I.  ma.  §  46),  sind  m.  e.  nicht  analogiebildnngen,  sondern 
kurz  gebliebenes  *u  bat  sich  in  der  Imster  ma.  toi  r  ebenso  regebnftssig 
xn  a  entwickelt  wie  *i. 

7)  Völlig  schwach  fiectieren  wie  im  uhd.  t4mgit  taugen» 
{fr)gnn9n  (ver)gönneiL 

§  178.  Urspr.  verba  auf  -mi. 

1)  MMM,  acein  sein:  sg.  1.  pin,  2.  pist,  3.  ««;  pLl.  sosin^ 
UBimr,  simr,  2.  sceits,  3.  mW  (schwachtonig  auch  s&nt,  sf^,  hn(); 

3.  eonj.  s(et,  pL  smin.  Der  imp.  stimmt  zum  nhd.:  8g.  pL  srnta. 
Die  3.  pL  Umtet  im  höfischen  nach  analogie  der  übrigen  plnral« 
fonnen  smni,  in  Pemegg  hdrt  man  diese  fonn  selten,  wd  aber 
wird  die  1.  pL  häufig  nach  der  3.  gebildet:  ämr  für 
Praet  und  part  werden  von  der  wz.  wes  ergänzt:  war  wäre, 
und  war,  gwlim  gewesen. 

2)  t^n(9n\  t^n,  täni^n)  Inn:  sg.  1.  fm,  2.  tu9st,  3.  tu9t; 
pl.  1.  (l(^n\  tiiamr  {ti^mr),  2.  tiots^  tijpts,  '■].  tramp,  t^amp 
(schwachtonig  t^mp).  Daneben  pl.  1.  hun  [tu3mr\  2.  tud{p)ts, 
3.  tu9mp\  imp.  sg.  und  3.  conj.  ^Mc^,  imp.  pl.  tij{p)ts,  tusts:  praet. 
tät  (mild,  toite;  iöi  ist  höfisch,  es  entüpnciit  dem  nihd.  UiU)\ 
paii.  y<ftQn. 

Die  Lsg.  ist  natürlich  aualogisch.  Der  pl.  praes.  zeigt  umlaut  wie 
die  vehnahl  der  praet.-praes.  (vgl.  auch  Schatz  §  168),  doch  überwiegt  in 
der  apl.  die  nnüralloie  fonn.  Immt  <mit  w  für  f a)  ist  m  iü{p)U  be- 
einflnat  —  Die  «»-fennen  dee  pl.  entstamnen  der  8t»dtepitche.  —  fäyto 


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220 


LB88IAK 


§  i7ai80 


(Mdh  U9p8)f  tfampf  tgamp  berahen  auf  dner  formttbertragiing  (wahnchein- 
lich  Int  der  pL  pnci.  tob  'haben'  ta  aolMi  bienni  gegeben;  vgl.  ftbrigew 
aveh  §  25,  e,  mud.).  —  Die  Utere  genention  bedient  sieh  nur  der  reg«l- 
miaeig  entwickelten  inf.-form  Ujan(m).  tän(9n)  dringt  Ton  den  taldialektfln 
am  Tor  (lein  a  für     eteht  YieUeieht  onter  diem  einlliuB  des  praet  iäfy 

3)  g§amn,  g^m  gehn:  gg.  1.  g^  2.  g^ast^  3.  g^\  pL  L 
g^n,  g^amr^  2.  g^aU,  3.  imp.  eg.  3.  conj.  g^  imp.  pL 

g^ais,  —  Genau  so  wie  ^^fi(9n)  flectiert  auch  jj^oiiaiiy 
stehn.  —  Die  part  praes.  g^ndnt{r\  it^anan^r)  sind  nen- 
bildnngen  zum  inflnitiv  (vgl  aneh  Schatz  §  169);  g^nt(r\ 
st^nt(r)  sind  minder  üblich.  —  Die  jiraeteri talformen  werden 
von  den  Stämmen  [/am,  stund  gebildet:  ytiaugätf  gau  {gaugH) 
gienge;  Mundil,  it^uyat,  ^tunt  (ätandat)  stünde;  part  g^gsn 
(gQy)i  kstgnin. 

g^avq-yt  entsiirif  lit,  abg-eeehen  von  der  secundüren  endung,  dem  luhd. 
gienge;  ^itcaug.it  ist  natürlich  eine  analogieform.  Auffallig  ist  MuHil?t  mit  u 
statt  des  zu  erwartenden  (>a  (luhd.  obd.  *stuotuk)\  es  handelt  sich  hier  wol 
nm  anlehnnng  an  die  praet  der  drittes  ablantsreihe,  wie  suvgH  ii.8.w.  -> 
Die  formen  ga»(g9t),  itant  (KoiMfoQ  aind  gegenwSrtig  die  gebdaeliUehstoB; 
aie  scbeinen  der  Btadtapzaehe  entlehnt  an  aein.  Ohne  sweiftl  atehen  ne 
unter  dem  einfluss  der  sahireichen  praet  mit  a  ala  nmlantarocal. 

Nelien  H^vgdt  hört  man  zuweilen  auch  it^n^t  (neubildung 
zum  inl  nach  dem  moster  der  schwachen  Terba).  Praesens- 
formen  von  den  stftmmen  gang^  skmd  kennt  die  ma.  nicht 

§  179.  WoUm, 

wöln  wollen:  sg.  1.  3.  wil,  2.  wilsi;  pl.  1.  tvöln,  icölmr, 
2.  tvölts,  3.  tDöln{t)\  coni-  praet.  woltf  wöloi  (auch  tt?öZ9/);  part^ 
givoU.  —  ö  ist  primärer  umlaut  des  ä, 

6}  Umaohiiebene  formen. 
§  180. 

Das  praes.  wird  häufig  mit  iQan{9n)  tun,  umschrieben:  i  ha 
lüsn,  khohn,  onvdin  ich  lese,  koche,  arbeite  [die  zusammen- 
gesetzte form  drückt  in  der  recrel  eine  länger  andauernde 
(oder  widerholte)  tätigkeit  aus;  z.  b.  er  ^privlf  er  bpringt  (ein- 
mal, slow.  sho6t)j  er  tu^t  Sprivgm  (^^^derholl,  slow,  skace)];  der 
conj.  praet.  mit  tat  oder  möxt  (nie  inn-^t):  i  tat  lösn,  i  möxi 
lösn  ich  würde  lesen;  tvamtr  rejct  tcgtir  tat  {möxt)  khöm^n  es 
wäre  mir  rechte  wenn  er  käme  (daneben  natürlich  auch  kkämi) 


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MDNDABT  VOK  FBBHSOO. 


221 


Zur  nmsclireibiiiig  dea  ind.  praet.  dient  wie  im  nhd.  ^sein'  und 
'haben':  •  pin  gßff»,  haöm  ich  bin  (habe)  gel^n,  gesessen 
(ygL  auch  t  pin  vKärglög»,  -ksösn  ich  habe  mich  niedeigel^ 
-gesetztX  i  ApM  (pm)  Ul^fn  ich  habe  geschlafen. 

Als  conj.  der  yergangenheit  fungiert  der  canj.  des  plus- 
quamperfectoms:  •  war  aufhitgnin  ich  wftre  anljgeetanden, 
t  hi9ts  gmQxt  ich  hätte  es  gemacht  (war  nnd  Juat  können  in 
diesem  falle  nicht  umschrieben  werden). 

Das  plnsquamperfectum  wird  ab  und  zu  durch  die  Um- 
schreibung mit  ^bin  gewesen',  *habe  gehabt'  ausgedrückt: 
I  han  S()  (joöH  kh{it,  wü-r  is  khöm  ich  hatte  schon  gegessen, 
als  er  kam;  wi)  r  ig  u-n'it  is  fifkfgrv  yu->'>sn  . . .  als  er  schon 
weit  vorgefahren  war  doch  kommt  es  hier  mehr  auf  den 
zustand  an. 

Das  futurum  wd  mit  ^werden'  gebildet:  der  wert  ifwram 
der  wird  abreisen  (sterben). 

Zur  Umschreibung  des  passivs  verwendet  man  'werden* 
und  'kommen',  letzteres  fast  avschliesslich  nur  hn  praes.:  ägs 
wmri  (wei)  oößt  IMmp  isütn  das  wird  gesotten,  difs  Jdnn^ 
(we()  asif  hMm  das  wird  so  geschrieben  (die  omsdireibQng 
mit  ^kmnmen*  kennt  andi  das  it  und  wind.).  —  Conj.  praet: 
i  W9r9$  dtHssn  ich  wflrde  erschossen  (werden),  dgs  wQr9t  (selten 
tkäm9t)  gMoset  das  wflrde  gekocht  (werden).  —  Ind.  praet: 
is  g^tsglt  tcgrv  es  ist  gezahlt  worden  (selten  is  gdtsglt  khöm^n). 
—  Ein  eigentliches  pluMiuamperfectum  passivi  fehlt.  Die  Um- 
schreibung mit  war  oder  is  gtvösn  drückt  den  zustand  in  der 
Vergangenheit  aus:  dos  ivar  gMoxt,  dgs  is  gdhhoxt  gwösn  be- 
deutet *  das  war  gekocht  (^ar)'.  —  Der  conj.  plusqu.  lautet  wie 
im  nhd,;  war  kitoln  ivgrv  es  w  iire  «^'•estolilen  worden.  —  Ebenso 
das  futurum  dps  werf  g^triwkhn  wer»  das  wird  getrunken 
werden  (doch  wird  dafür  lieber  das  einfache  praes.  verwendet). 


Anhang. 

Idi  stelle  hier  die  wichtigsten  (zum  teil  schon  erwfthnten) 
fiüle  zusammen,  in  denen  unsere  mnndart  von  der  sie  beeinflna- 
senden  Stadtsprache  (dem  hOilscheny  s.  &  2)  abwdcht 


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1.  Lautlehrei 

Das  höfische  hat:  offeneres  A  fflr  ma.  geschlosseneres  p;  durch- 
weg (kehlkopf-)  r  für  ma.  r  und  r  (zuugen-f,  vgl.  §4,  b).  — 
Es  fehlen  ihm  eine  reihe  von  assimilationen  und  übergangs- 
lauten: höf.  plmpt,  sgJä,  ma.  pla*ip,  sgk'\  höf.  h^rntj  lög{u)nt, 
uia.  h{m2/,  lutpjk':  h^f.pänr,  stanr;  holr;  hlml,  seml,  ms.,  pnndr, 
^tandr;  holdr;  himbl,  setnbl;  höf.  äölm,  wtorm,  ma.  sölbm,  trdi  inn; 
höf.  gr  (—  *ge  +  grUn,  grgst^t),  ma.  l-hr-  (khntfn.  kUrgstM). 
Vgl.  dazu  §  25  ff.  —  ^^'as  die  vocalquantität  anbelangt,  so  kennt 
die  Stadtsprache  viel  mehr  dehnungen.  In  der  regel  entspricht 
schwach  geschnittenem  vocal  der  ma.  langer  yocal  im  hdfiächen. 
Die  ma.  regel,  dass  t  {u)  vor  t  und  g,  o,  u  vor  m  immer  kurz 
sind,  ist  dem  hofischen  fremd;  z.  b.  grUn,  gUtn,  pitn,  ptUr,  {Ufr, 
jTÜtr,  t&U»;  ferner  i(^m9n,  prltmm,  Umr,  tmr  (immer).  — 
Die  geminaten  sind  aullgegeben:  h^-hkn,  po-pm,  ma.  k^kkn, 
pop^'j  vgl  §  14. 15. 

2.  Lautgeschichte. 

a)  Vocalismos  starktoniger  Silben:  das  höfische  hat:  e  für 
ma.  ^  (:=  *l  and  m):  h^L  kkk,  itm,  ma.  iüU%,  Ü^(^)\  hei 
hohe,  /I?  fiiOhe,  n€ln  nötigen,  ited  stOesei,  iBm  lOeen,  ma. 
Afhi»  /I^  etc.  (s.  §  59. 65).  —  er  für  ma.  («*^:  hol  üM^  f0l^ 
Aap,  a9tm,  SUfsn,  ma.  itrtKi,  <pa#  U.8.W.  Der  gegensatz  in  der 
behandlmig  des  nrspr.  ö  (>  gesehloesenem  9)  nnd  €b  (>  effa^ 
nerem  ^)  ist  sehr  auffallend  (s.  §  64.  Nagl,  Boanad  s.  17,  anm.). 

—  t/ar  für  ma.  pr  ör):  sudrg,  mudrpj,  kätu9rbm,  n9rt 
ortj  laa.  5(>r^,  ^n^rg^h  ^Wfhm,  ^yt;  höf.  «^r  ohr,  ma.  ^ra.  — 
ior  für  ma.  er  {*ör):  widrtr  Wörter,  t^rir  örter  (doch  auch  e9rtr)f 
vgl.  §  G2.  63  ( Anm.  Die  diphthongierung  des  i,  u,  auch  e  vor  r 
ist  im  höf.  stärker  ausgeprägt).  —  a  für  ma.  au  (=  *«)  vor  m: 
frsäm^n,  ränion,  khäm,  ma.  frsatimdn.  raufndn,  khaum  (s.  §  68. 69). 

—  cei  für  ma.  oi:  fceidr,  Uepr,  twifl,  ma.  ßir,  tö^r,  ioift  (s.  §  75). 

—  19  für  ma.  ^  *te^  Me)  vor  nasalen:  di9nm,  Jehi9n,  trwfi 
Wien,  Af>)2rhüliner,  pltQn,  ma.(2fan9n,  X^^^n,  {ts)w^,  h^andr, 
pkof^n  (&  §  76.  78).  Za  beachten  ist  hOl  IMawr,  nuL  ibjU((Mr 
kleiner.  —  für  ma.  (>a  (=  *mo)  vor  nasalen:  gru^mtf  tu^, 
nuL  grffom^t,  (9011(911)  (§  77).  ~  Zuweilen  o«  für  ma.  a  (^  *im): 
iemf  taufe»  itawMr  staub,  immwm  aaubera;  doch  aach 

lafn,  rafn  U.8.W.  (§  73). 


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MDBDABT  YOK  Willi  100. 


b)  VoeallflBiis  nebentoniger  alben.  Die  sUdtsprache  bat 
dnrdiweg  hi  ffir  na.  -a  der  sdiw.  tm.  (§81).  —  Es  fehlen 
flir  adj.  aal  lOLUmi,  karw,  mtLÜnda^karuw  (§83).  —  Im 
hSt  eneheiBt  -mi  fir  ma.  -t»  (abd.  -m^a):  firwm»,  ma.  firmim; 

—  -IM»  fllr  na.  -mmi  (-tm);  tc^  f&r  ma.  -e'i  fi^rtig,  ma.  /iri^ 

(fertig);  —  h<  für  ma.  iämii,  ma.  Meta^;  —  -Itr  fftr  ma. 
-la:  hamlix,  röglix,  ma.  hamia,  r5gla.  —  Zuweilen  -ix  für  ma. 
•ax  (alid. -a/<i'):  khr(FitIix,  msL.  khrceitüj:  vgl.  auch  (  milcli). 
ösix,  rätiXf  ma.  mihx,  ös^x^  räUx.  —  h^l\  hi-^bstf  ma.  hQmf, 
kift€9si  etc. 

c)  C('n>''n;iiubaiQS.  Häufig  anl.  kh  (^sr^lteii  für  ma.  k: 
hh^lnus,  khcBisn,  ma.  koJm^s,  kmsn;  —  inl.  ^tet.-  kli:  slunkhl, 
rcBivkhjJe,  tokhr,  mukhn,  ma.  Slavkh  nriyhiJe,  fokkr,  mukkt)  (die 

a^iration  des  ibA  ist  im  höL  im  allgemeinea  schwächer  als  in 
der  ma.). 

3.  Flexionslehre. 

Der  gen.  felilt  der  Stadtsprache  in  freier  syntaktischer 
yerwendnng  voUstftndig  (fiUle  wie  ma.  s  pirgr,  s  marw  etc. 
§  122yb,gr  sind  im  hSl  unerbOrt);  ebenso  der  dat  pL  (g  122,  d). 

—  Statt  des  ma.  a  bat  die  Stadtsprache  e  als  nmlautsvocal 
des  pL  «Q  s.  b.  %  tage,  iwe^rm  schwftrme,  Mr  ftcker,  ßdn 
fiden,  tcegv  wagen,  khestm  basten,  megv  magen,  khrcgu  kragen, 
iM  niebta  —  Nicht  selten  wird  der  pL  in  scbriftdentscber 
weise  mit  -e  gebildet:  pele  bälle,  plene  pläne,  tidre  tiere,  iL  s.w. 
{-e  ist  voUtönendeSj  mittleres  e,  nicht  ein  «^-ähnlicher  vocal). 

Abgeläutete  conj.  praet.  sind  in  der  stadtsprache  fast  ganz 
verschwunden.  Beinalie  alle  starken  verba  bilden  den  conj. 
nach  art  der  schwachen:  rwimt  hebe,  Ii9g9t  löge,  privgdi 
brächte,  a.8.w. 

B. 

Es  dürfte  nicht  unangebracht  sein,  einiges  über  die  laut- 
Terhältnisse  des  wind,  nachbardialektes  zu  sagen,  soweit  ihre 
kenntnis  für  die  erklärung  der  snbstitntionserseheinmigett  in 
fiemdwOrtem  von  belang  ist 

ürspr.  i  nnd  gelängtes  e,  o  sind  in  gewissen  fällen  (znmsl 
unter  dem  boditon)  Aber  mUtU»  geworden;  es  war 

also  mSglielv  die  deutschen  ie,  uo  dnrcb  entsprecbende  diphthonge 
m  ecsetsen.  —  Urspr.  ^  (f ),  o^  (9)  sind  dnrcb  offenes  p  ver^ 
treten.  —  Urspr.  ji  (t;)  ist  als  rdnes,  unsilbisdies  erhalten. 


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224 


—  f  erscheint  nur  in  fremdwörtorn.  —  S  sind  fortes;  6,  d 
stimmhafte  versohl usslaute.  —  Stimmhafte  consonanten  bleiben 
siuch  im  auslaiu  unverändert.  —  Urspr.  Spirans  x  ist  an-  und 
inlautend  zu  reinem  liauchlaut  h  geworden;  damit  ist  urspr.  g 
(über  s)  zusamiiienirefallen.  —  Urspr.  nicht  palatale  g,  k,  x 
sind  vor  hellen  vucaieu  iu^  (urspr./),  ts,  s  übergegangen.  —  Für 
die  zeit  der  entlehnanj?  der  Ortsnamen  Ist  in  allen  diesen  fällen 
noch  der  luispr.  (bez.  ein  diesem  noch  sehr  nalu^  Mrli^nder) 
laut  wert  vorauszUi>etzen-  —  Die  palatalität  ist  nur  bei  n  t-r- 
halten.  —  */  ist  zu  f,  *l  vor  dunklen  vocalen  zu  u  geworden 
(also  mit  urspr.  zusammengefallen).')  —  Zur  zeit,  als  die 
Ortsnamen  übeinomiueu  wurden,  waren  die  j^aUtalen  conso- 
nanten noch  vorhanden,  ebenso  i  vor  velaren. 


§2.  ShilAche  voede,  1.9.  —  §8.  Diphthonge,  s.  10.  — 
§  4.  Sonorcousonftiiteii,  s.  12.  —  §  5.  Lippenlaute,  1. 18. 
—  §  6.  Zahnlftate,  s.  14.  —  §  7.  KehUante,  b.  14.  — 

§  a  Ä,  s.  15. 

C.  7a\t  articulationsstftrke  der  consonanten  (§  9—18)    .   .  15 

§  1^—13.  Fortes  und  lene«,  8. 15.  —  i;  14.  15.  (ieiniuation, 
R.  IR.  §  Iß.  17.  SchwMchnn^:  rcduction,  a.  20.  —  g  la 
Stcuudare  .stürkeimterHcliiede,  s.  21. 

D.  LautTerbiü<luiiu:.<n     lü— 28)  22 

§  19.  Ein-  und  ab^uu,  s.  22.  —  §  20.  Berührung  voa 
vocalen,  s.28i  —  g  21.  Toa  vocal  +  consonant,  s.  23.  — 
1 28.  Niialittniiig,  i.  81.  —  §  88.  Yocal  r.  Bieeliiing, 
1.85.  %2L  ^  (p)  h,  8.88.  —  Bcrtthruig  von eon^ 
•ouanten :  1)  §  25. 26.  Entwidduiig  von  ttbeigugilantaii, 

1.88.  —  §87.  8&  A-imiUrin«^,  1.29. 


')  Vgl.  die  venchiedene  behandlung  des  deutschen  l  in  büla  fülle,  und 
lM»Ka  ichiile.  Jenes  wurde  alt  *buia,  dieeei  alt  *lo^  ttbeniomiimn. 


Ill]|ftlt8lhb6T8l€bt 


Einleitung  

Laatlebre  

1.  teil:  Latttybjriolegiediee  . 

A.  AUgemeinee  ($1)  .  . 

B.  Die  einiellaiiU  (§  2—8) 


Ball» 

1 
8 
8 
8 
9 


« 

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VDHDAST  TOH  FBBNBOG.  225 

Seit« 

E.  Die  prüfixe  qe-  iiml  be-  (§  29.  30)   31 

F  T!' M  ii  lt-re  erschtiiiungea  (§  31— 35)  84 

1)  l'emaäi»iinil<itii>n  und  -dissimilation:  §31.  Assimila- 
tion, 8. 34.  —  §  32.  Dissimilation,  8. 34.  —  2)  Unorga- 


nische t  (§  33),  8. 35.  —  ^  Sandfaiendieinimgcu  34), 
8. 85.  —  4)  Rette  des  mlid.  «nalratigeeetsefl  (§  35),  b.  38. 
G)  Vocilquaiititit  nad  sUbentreimung  (§  36—48) ....  38 
§  36.  AUgemeinee,  e.  38.  •  1)  Stuktonige  eilben  in  niciht 

Oiytonierteii  wortern  t  §  37,  s.  40.  —  §  38.  Offene  silben, 
9.40.  —  i;  Geschlossene  n]h<m,  s.  40.  -  2)  Stnrk- 
touige  Silben  in  osytouis,  bez.  eiusilbijjff'  würtor:  §  40. 
41,  s.  42.  —  3)  Quanütüt  in  nebentonigen  silben:  §42, 
s.  43.  —  §  43.  Nachträge,  s.  43. 

H.  Zur  kenntnis  des  accents  (§  44—51)  45 

1)  Dynamuclier  aeeeiit:  §44.46^  1.45.  —  §46.  Compo- 
ilta,,  S.47.  ~  §47.HaiiptMceiitaiif  nebentUben.  Aeoeiit> 
iimstelliiiig,  8.50.  —  §48.  Satzaccent,e.52.  —  2)  Toni- 
scher accent:  §49,  8.52.  —  §  50.  Satzaccent,  8.58.  — 


§  61.  Tonischer  woit-  ond  sübenaccent,  s.  56. 

2.  teil:  Qescbiehtliclie  entwicUnng  der  Imto  68 

L  Der  Tocelisrnns  Bterktoniger  gilben  (§  52—79) ....  58 

A.  Mhd.  a,  ä,  ä,  ü':  §  52.  53.  Mhd.  a  und  a  d«,  s.  58. 
—  §54.  55.  Mhd.  (obJ.)  ä  xiw\ce>ä,  8.60.  —  B.  Mhd. 

^,  f,  f :  §  5*i.  -Mhd.  c\  8.  CA',.  —  §  57.  58.  Mhd.  e,  n.  m.  — 


§59.  Mhd.  >',  S.TO.  —  C.  Mhd.  f:  §60.  Mhd.  r,  s.  71. 
•—  §  61.  Mhd.  i,  8. 71.  —  D.  Mhd.  o,  0  und  deren  omlaut: 
§  62.  Mhd.  0, 8.72.  —  §  63.  Mhd.  ö,  s.  7a  —  §  64.  Mhd.  6, 
8.74.  —  §  65.  Mhd.  es,  8.74.  —  E.  Mhd.  v,  ü  und  deren 
nnüant:  §66.  Mhd.ii,  8.74.  —  §67.  Mhd.  ft»  s.75.  — 
§  ea  Mhd.  li,  8.  76.  —  §  69.  Cnilant  des  mhd.  ß,  8. 77. 

F.  Die  mhd.  diphthonge  ci,  ou,  in:  §  70.  71.  Mhd.  ei,  s.  77. 
§  72.  Umlaut  des  ei,  s.  79.  —  §  73.  Mhd.  ou,  a.  81.  — 
§  74.  Umlaut  des  ou,  s.  82.  —  §  75.  Mhd.  hi,  s.  83.  — 

G.  Mhd.  ie,  uo,  üe:  §  76.  Mhd.  i^,  s.  85.  —  §  77.  Mhd.  uo, 
8.86.  —  §  7a  Mhd.  fitf,  8.86.  —  §  79.  üebezeicht  der 
entspreehnngen  der  na.  toeale  und  der  Tocale  im  mhd., 
8.87. 

n.  Der  Tocalismna  nebentoniger  silben  (§  80—94)    ...  87 

A.  Auslautende  vocale  67 

§  80.  Schwund  von  mhd.  -e,  8. 87.  —  §  81  ff.  Erhaltung 
desselben,  8.  88.  —  §  85.  Deminiitiva,  a.  92.  —  §  86. 
Die  weiblicheu  adjectivabstracta,  8.  96.  —  §  87.  Die 
Yocalischeu  auslautsyerhältnisse  in  benachbarten  di»- 
lekten,  8.96.  —  §  88.  89.  Zur  erläuterong,  8.9a 
Bdiiigs  flv  g«8cbicbfee  dv  dMticlMD  ipndM.  XXVUL  15 


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226 


LESSIAK 


Seite 


B.  Inlautende  rocale 


lOS 


§  90.  Lebendige  bildanesfnffixe,  s.  103.  —  §  91.  Son- 
stiger vcH^alschwnnd  in  nicht  hanpttonigen  silben. 
s.  107.  —  §  ^^2  Absehwächnng  von  vocaleu  in  neben- 
tonigen com|>u3iUuuägliederu,  ä.  108.  —  §  itä.  Neben- 
tonige Toetle  Tor  im  ftuktoDBÜbe,  b-IOO.  —  §  94. 
YoetUnrai  aiiteloBigw  wSiter,  s.  109. 


§  d5.  Germ,  s.  112.  —  §  96.  G«ni.  d,  §.112.  — 
§97.  Oem.  f,  •.IIb.  —  §9&  Genn.  w,  a.115.  — 
§  90.  Genn.  m,  a.  118.  —  Bntepieelmngen  ftemder 
Inhiale:  §100.  Behandlung  der  labiale  in  frenul- 
wOrtem  der  ma.,  s.  117.  —  §  101.  Beliandlung  deut- 
scher  labiale  in  fremdwörtem  des  wind.,  1. 119.  — 
§  102.  Zur  erl&atemngi  s.  120. 
B.  Zahnlaute  126 

§  103.  Germ,  t,  s.  126.  —  §  104.  Genn.  d,  s.  127.  — 
§  105.  Germ./),  s.  129.  —  §  lOT».  (^erra.  8  (ss),  s.  131. 
§  107.  5  aus  genn.  sk  u.  a.,  s.  133.  —  §  108.  ttf,  s.  133. 

—  Entsprechungen  fremder  s-  nnd  laute:  §  109. 
Behnndlung  windlidier  iSaddante,  s.  186.  —  §  llOi 
DentMhe  und  l-lrate  im  wind.,  s.  187.  —  §  III. 
Zar  erläutenmg,  s.  189.  —  §  112.  Genn.  s.  142.  — 
§113.  Genn.  l,  8.148.  —  §114.  Genn.  r,  1.148. 

0.  Gftunenlnnte  144 

§  115.  Genn.  k,  s.  144.  §  116.  Qeim.  g,  a.  149.  — 
§  117.  Fremdes  k,  8. 152.  —  §  Ua  Germ,  x,  s.  155. 

—  §119.  Germ.  ./.  8.  i,-»8.  —  §  120.  Zur  relativen 
Chronologie  der  laatentwicklnng,  8.158. 

Flexionalehre  tSB 

A.  Das  BulMtantiv  (§  121-142)  159 

1)  Du  genna  (§  121),  8. 159.  -  2)  Die  casus  (§  122),  s.  161. 

—  3)  Flexionsklassen.  Plnralbildnng:  a)  Männliche  haupt- 

wf.rter:  ^  123.  Allgemeines,  s.  165.  —  t?  124—127.  Stark 
tlectioreiKlc  masculina,  8.  UrG.  -  §  128—132.  Schwach  tlec- 
tiereude  ma.sculina,  s.  171.  —  b)  Sächliche  hauptwörter: 
§  133—135.  Starke  flexion,  8. 174.  —  §  136.  Schwache 
flexion,  8. 176.  —  §  137.  Flexion  der  demlnntiTa  anf  4e, 
8. 176.  —  c)  Weibliche  hauptwOrter  (§  188—142),  8. 177. 

B.  Das  a^ectiv  (§  143—150)  188 

§  143—147.  Flexion,  s.  183.  —  §  148-150.  Steigerung, 

8.t8a 


m.  Der 
Ä. 


(§96-iai9 


112 
112 


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MUNDABT  TON  PSRNEGO. 


227 


C.  Das  pronomen  (§  151— 15ß) 


192 


§  151.  Fnfi'f'sohlechtijüfe  furwörter,  8.  192  —  5;  152  —  155. 
Geschleciitii;-  lurwürter.     19-4.  —  §  150.  iudeliuita,  s.  199 


1)  Das  praesens:  §  lÜO— 163.  Flexion,  8.203.  —  §  1Ü3. 
Nominalfonnen,  8.206.  -  2)  Das  praeteritum:  §  165.  166. 
Flexion,  g.  20a  —  §  167.  Particip,  s.  210.  —  3)  Die  ab- 
lanterothen  4«r  atarken  Teiba  (%  168— 175X  b.211.  — 
4)  Zum  achwacIwB  TeAnm  (§  —  5)  Unfegel- 

mässige  (praeteritopraesentia,  verba  auf  -mi\  §  177 — 179}, 
•.21a  —  6)  UniKikiiebeiM  fom«ii  <§  läO),  8.220. 


D.  Das  zahl  U  ni  t  (§157—158) 

E.  Das  Zeitwort  (tj  159— l.s<)) 


201 
208 


Anhang 


A.  Die  stadtsprache 

B.  Dm  windisdie  . 


221 
228 


WIEN. 


PRIMUS  LESSIAK. 


18» 


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DlALOa  VON  LUTHER  UND  DER  BOTSCHAFT 

AUS  DER  HÖLLE. 


Der  Dialogns  von  Lother  nnd  der  gesdiickten  Iwtscfaaft 
ans  der  hölle  (1528)  verdankt  es  nicht  dem  bertthmten  namen 
seinee  verbMen,  dasB  er  in  die  Branne'schen  Nendrocke  auf- 
genommen worden  ist,  denn  er  ist  namenlos  Überliefert  nnd 
anch  sein  herausgeber  Lndwig  Enders  behandelt  ihn  als  anonym, 
er  dankt  es  allein  seinem  interessanten  Inhalt  nnd  seiner  an- 
mntigen  darstellnng.  Der  böte  des  tenfels,  der  von  Lnther 
dnrch  die  erste  hftlfte  des  gesprächs  für  einen  päpstlichen 
gesanten  gehalten  wird,  weil  er  die  päpstliche  sache  zur  seinen 
macht,  der  refüiniator,  der  den  gegner  mit  g-ottes  wort  schlägt 
und  gegen  seine  glänzenden  Versprechungen  unbestechlich 
bleibt,  sie  sind  mit  wenig  zügen  und  uliue  viel  dialektische 
kunst  so  sicher  und  liebevoll  gezeichnet,  dass  man  in  dem 
schriftcheu  nicht  das  vereinzelt  gebliebene  werk  eines  un- 
bekannten sehen  niitchte.  ausdruck  und  stil  des  Dialogus  sind 
So  unmittelbar  und  kraftvoll,  dass  man  ^t  iiitMi  Verfasser,  wenn 
er  no(  Ii  andere  werke  verfasst  hat,  darm  unscliwei-  widerzu- 
finden  hoffen  dürfte.') 

Den  plan,  Luther  dem  teufel  gegenüberzustellen,  wie  einst 
der  heiland  ihm  gegenüber  gestanden  hatte,  und  ihn  aus  dieser 
Versuchung  siegreich  hervorgehen  zu  lassen,  konnte  nur  ein 
getreuer  anhänger  des  reformators  entwerfen  und  ausführen. 
Wer  es  tat,  musste  zudem  wissen,  dass  Luther  von  solchen 
teuflischen  anfechtnngen  heimgesucht  wurde.  Darüber  bleibt 

')  Irn  text  des  lu'iidrTtck.s  lies  ■i,f)  khpfift,  fi,  3  du  gttugsatn,  Ä)  Phn- 
raonis,  21  yrit^/s  i^tatt  (jrwi/s,  7,0  vmer  ftiftHH  vngnediger,  10,22  dkvrh, 
12,10  merloi  statt  vicndtlin,  18,2  serer  statt  seer,  21,21  seifjcfi,  2ß  ich 
im,  25, 5  dycy&UidiCH,  28, 4  grölUdter  itatt  glöblicher,  29, 1  IM. 


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DIILOG  TOH  LÜTHKB  OND  DBB  BOTSCHAPT  ADS  DBB  HÖLLB.  229 


s-ar  kein  zweifei,  <la<5S  der  Verfasser  Luthers  sdiriften  ^enau 
kennt,  einzelne  führt  er  ausdrücklich  an,  wie  s.  24  den  8ermon 
vom  ablass,  g.  13  das  Büchlein  von  weltlicher  oberkeit;  er  nennt 
Eck  und  Emser  Geck  nnd  bock  Etnser,  i^richt  tob  papstesel 
und  plattentrftgem,  bannmeister  und  Sophisten  ganz  wie  Luther. 
Er  spielt  mit  dem  gedanken,  dass  sich  Luther  mit  dem  papste 
aassöhnen  und  einen  cardinalshut  annehmen  sollte,  wie  Luther 
WeinL  ansg.  8, 692. 695,  er  verteidigt  Luther  gegen  den  Torwuif 
der  Streitsucht  vie  dieser  sich  seihst,  Weim.  ausg.  8, 705;  fast 
mit  Luthers  Worten  (Antwort  deutsch.  1522.  FSb)  sagt  Dia* 
logns  4:  kh  siU  äüUe  vnnd  heiiMe  mkk,  das  aU  Teaiammi, 
weMts  jr  geysUidtm  ein  verf&rung  heyfst,  dm  armen  Leyen 
rollend  eu  teütschen.  Aber  die  bekanntschaft  mit  Luther  ist 
nicht  bloss  literarisch ;  Jas  lässt  sich  füi'  den,  der  die  Witten- 
ber^er  lüft  nicht  spürt,  die  durch  den  Dialoarus  weht,  aus 
einzelheiten  beNvei^en.  "Per  hcsin  h  des  teiifels  tintlet  statt  wäh- 
rend Luther  an  der  Übersetzung  des  Alten  testaments  arbeitet: 
der  Verfasser  musste  also  T\isseu.  dass  Luiiier  1528  dieses 
tibersetzte,  vielleicht  auch,  das*»  er  bei  der  übr  rs  tzniii^sarbeit 
besonders  unter  teuflischen  aufechtungen  litt.  Luther  trägt 
nach  Dial.  18  eine  kutte:  auch  in  diesem  keineswegs  selbst- 
verständlichen znge  zeigt  sich  der  Dialogus  gut  unterrichtet 
Fasst  man  die  zeit  ins  äuge,  in  der  der  Dialogus  Terfssst  ist, 
so  ergeben  sieh  neue  intime  beziehungen  zu  Luthers  Witten« 
beiger  kreise.  An&ng  mftrz  1523  erschien  Luthers  schrift 
Vom  m5nchskalb  zu  Freiburg,  darin  kommt  das  kalb  von  Lands- 
bni*g  vor  (Weim.  ausg.  11,380),  das  auchDiaL9  erwähnt  wird; 
am  5.  juni  1528  beendigte  Jörg  Gastel  in  Zwickau  einen  nach- 
druck  des  Dialogus.  0  Innerhalb  der  damit  abgegrenzten  zeit 
lässt  sich  die  entstehuug  des  Dialogus  durch  eine  beuierkung 
auf  s.  13  näher  festlegen:  du  hast  yctzund  in  eytiem  buchlui 
die  oberkeit  gar  versprochen,  würst  dir  die  fürst  fcyn  vff  den 
hai/s  laden,  es  geet  bereit  crucifige  über  dich.  Luthers  Büchlein 

')  Ein^'Ti  auderoii  nachdrnck  wol  Angsburger  herknnft  ,  dessen  titel 
Goedeke  (Grtinilriss2S  269,  uo.  22a)  abdruckt,  besitzt  die  uuiveriit&tsbiblio- 
thek  zu  Heidelberg.  SinnesTarianten:  3, 19  antzaigung  bryngt,  4, 22  wdllent, 
5t  15  hobst,  17  tciü,  9, 8  ffersUmd,  20  LanUburg  ein  wemg  geschlagen, 
^  gegftm,  10»81  slifdfceN»  14,4  mA  af»p2^  16,88  ««cAOmA,  18»12i0e- 
rett,  22f81  cenp»#,  26|23  antreijif^,  27Hi4f(l^  wkngU 


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230 


OOBTZB 


von  weltlicher  oberkeit  ist  vor  dorn  21.  nm!z  1o2r>  ersclu«  inn, 
an  diesem  ta{2:e  beschwerte  sieh  herzog  (ie<»rg  bei  Friedrich 
dem  weisen  über  fliegen  neuen  anirriff  nnd  bat  f(egen  Verfasser 
und  driicker  vorzngelien  (l^uther  Weim.  auspr.  11.  230).  Das  ist 
unverkennbar  das  rrurififfr,  das  über  Lnthev  ausgeht:  in  den 
tagen  nach  dem  21.  märz,  noch  ehe  man  in  Lutliers  kreise  die 
bedeutnngslosigkeit  der  neuen  bedix)hung  erkannt  hatte,  werden 
die  Worte  des  Dialogus  geschrieben  sein.  Ist  diese  datierung 
richtig:,  so  kann  der  Verfasser  des  Dialogus  den  unterschied 
zwiBcIien  dem  glauben  Ton  gott  und  dem  glaaben  in  gott,  den 
er  s.  15  übereinstimmend  mit  Luther  Weim.  ausg.  11,453  auf- 
stellt, nicht  aus  Luthers  Sendbrief  an  die  böhmischen  brMer 
gelernt  haben,  denn  dieser  wurde  erst  ende  april  1523  gedruckt, 
sondern  nnr  ans  Luthers  munde.  Aus  dem  mngang  mit  Luther 
wird  er  auch  eine  reihe  von  dessen  lieblingsausdrildcen  kennen 
gelernt  haben,  durch  die  er  seinem  schriftohen  den  hauch  der 
echtheit  gab,  die  aber  literarisch  von  Luther  erst  in  sp&terer 
zeit  oder  nur  in  briefen  verwendet  wurden  (vgl.  die  nachweise 
bei  Ph.Dietz,  Wörterbuch  zu  Luthers  deutschen  Schriften): 
Ey,  fart  tdum,  herr  damwe  Dialogus  9,  ein  war  erUMMis 
in  Christo  Jesu  4,  trte  fMOfi  mir  g&  Wurmbs  dennoekt  anm&im 
dorfft  8. 

Gehört  demnach  der  Verfasser  unverkennbar  in  Lulhei-s 
W'itteuberger  kreis,  so  ist  uline  weiteres  wahrscheinlich,  dass 
es  ein  theolog  ist.  Einzelne  zöge  des  dialugs  bestätigen  die 
aiiiiahme.  Der  Verfasser  kennt  das  Alte  testament  und  führt 
es  an,  ehe  T>utliers  Übersetzung  gedruckt  erseliien:  er  übersetzt 
sieh  die  stelh^i.  die  er  braucht,  selbständifr  aus  der  Vulgata 
uihl  lol{i:t  nicht  den  vorlutherischen  übersetzung-en:  o.3ii>s.2(\36 
übersetzt  Dial.  10:  furcht  sich  vor  tynem  rauacitmden  hlat,  die 
Anf]^sbnrger  bil»el  von  1477:  Der  dann  des  flierjendt  u  lauhs  wirt 
sy  erschrf  h'in,^)  Daniel  8,25:  On  handt  wtri  er  (/ar  zerstört 
werden,  die  Augsbiuger  bibel:  vnd  wirf  rerhiischet  on  Itand. 
Der  text  der  Vulgata  blickt  durch  in  den  Wendungen:  Solch 
schrecknAfs  gibt  die  sckrifft  jren  feynden:  wdan,  tßas  sol  tc^ 

')  Dagegeu  z.  h.  iu  den  '  F^ertzelien  schöner  christUcher  predig  Doctor 
Mjurtlii  Lathen,  newUch  des  jara  Cliriiti  JLDjlxU«  ift  Wittesberg  geprediget  * 
A4b  n.  S.:  doi  auh  säuor  vor  emm  ramthendm  Itatt  fordU,  das  füreht 
eich  vor  aUen  teBfdm  nä. 


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DIALOG  TOM  LCTOEB  UNO  DER  BOTbCUAFr  AUS  DER  UÜLLE.  231 

viel  da  von  sagen?  Es  tcirt  bald  scyn:  expirauit  (Matth.  27, 50) 
Dialugus  10,  und  das  eben  erwähnte  crucifige  (Marc.  15, 14  f.) 
Dialo^us  13.  Kin  latinismns  sind  die  werte  s.  wir  solU  n 
uns  Christo  zu  eigen  geheti  'mit  der  lith  vnd  uoJtltuHng  vusvnn 
tuLh^fcn']  theologisches  Interesse  verrät  der  verfa.s*§er  auch, 
wenn  er  auf  den  Jezeihaudel  anspielt,  indem  er  den  teufel 
fj.  18f.  sagen  lässt:  Weystu  ruf,  das  uir  zi(  dtii  Matuinn  des 
(prcdiger-)  ordcns  wallen  gegangen  seyndj  vnser  JwgndicJtc  rcr- 
reierey  durch  sie  zu  wegeti  bracht,  als  Bern,  wie  andersiro 
mer.  Auch  die  schulausdriicke  der  1«  L^k  weiss  er  zu  ge- 
brauclien:  Das  han  mir  ein  Sophistisch  argumcnf  seyn,  in  dcih 
du  schtdmeister  bist  s.  26,  sihe,  hye  distinguiret  Christus,  darumh 
distinguier  ich  auch.  Aber  deine  schuler  vnd  schttUcynder,  die 
Sophisten^  wöllen  nit  distingmrefi,  da  die  geschrifft  dtstingmert, 
da  aber  die  schrifft  nit  distinguiert^  da  wöllen  sie  disHnguiren 
8. 27.  Wenn  es  schliesslich  kein  zufall  ist,  da^  der  böte  des 
teufels  Agaros  heisst  wie  der  könig  det*  Skythen  bei  Diodoms 
Siculns  20)24,3,  so  wäre  darin  eine  spur  klassischer  bildang 
zn  sehen. 

Weist  so  der  inhalt  nnsrer  schrift  auf  einen  federgewanten, 
für  Luther  begeisterten  theologen  des  Wittenbetger  kreises,  so 
weist  ihre  sprachform  auf  einen  rheinMnkischen  verfamr. 
Die  einleitenden  verse  s.  3  schliessen: 

All  tus  Vartiniii  aniejg  gnüg  brengt. 
Ewer  wh^pien  iit  c&m  TeAfel  gwendt 

Das  damit  gesicherte  e  in  hrmgen,  die  r^e  iMst :  w^,  tanät : 
g^fandi,  GoU :  haii  s.  3  und  der  ansdmck  mit  voUen  geyffeln 
=  *h&nden'  ad  (ostmd.  fehlt  dieses  wort,  obd.  hat  es  keinen 
nmlant)  weisen  Obereinstimmend  darauf  hin.  Unter  Luthers 
Schülern  und  freunden  vom  beginn  der  zwanziger  jähre,  die 
aus  Kheinfranken  stammten,  ist  al)er  nur  einer,  der  so  viel 
formtalent  bewiesen  hat  wi^  der  ^er^^usser  des  Dialogus,  der 
zudem  wie  dieser  mit  der  feder  uir  seineu  meister  eingetreten 
ist  und  sich  nicht  auf  gelehrt  theologische  schrift  stellerei  be- 
schränkt hat:  der  fabeldichter  Erasmus  Alberus.  Und  auf 
diesen  wei>f  mit  voller  bestimmtheit  und  unmittelbar  ein  aus- 
dnuk  am  ende  des  Dialogus:  irle  iji  feli  dir  die  kreyden,  du 
argl's/njtr  tcafelY  Das  seltene  \\oit  Iretde  ans  it.  nrida  = 
'losung'  wird  in  dieser  veibiudun^  vom  DWb.  um*  augefuhrt 


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232 


GOETZE 


aus  Albers  schrift  wider  Witzel  K7a,  aber  hier  stiiuiut  der 
auüdruck  wörtlich  zu  uuserer  stelle:  ewer  gebet  ist  erhört, 
Wittel  ist  hf  l-rrt,  wip  ne feilt  euch  die  Jcreid?  Es  ist  gewagt, 
Alberuij  ein  \iviw.>  werk  zuzuschreiben,  nachdem  Franz  Schnorr 
TOn  Carolsft'ld  in  seinem  buche  über  Alberus  so  sorgfältig 
echtes  von  unechtem  f^e>»  hieden  und  seitdem  Michels'  urteil 
über  dieses  buch  (Anz.  fda.  2^.  174)  zu  recht  bestanden  hat: 
es  wird  nicht  so  leicht  gelin*ren,  zu  dem  mit  emsigem  tleiss 
in  jahrelanger  arbeit  zusammen e^f'tragenen  material  noch  irgend 
ein  neues  batisteinchen  hinznzutuu.  Ks  ist  also  pflicht,  unsere 
amiahme  durch  vergleichuBg  des  dialogs  mit  Albers  Schriften 
eingehend  zu  begründen. 

Allgemeine  grttnde  spredien  nicht  gegen  die  annähme. 
Alber  ist,  wie  Schnorr  a.2  annimmt,  eher  vor  als  nach  1500 
in  der  Wetteran  geboren,  bezog  im  jnni  1520  die  Universität 
Wittenberg  nnd  wurde  hier,  nachdem  er  einige  zeit  in  Carl- 
stadts  banne  geart^nden  hatte^  der  nnbedingte  anhänger  Luthers, 
der  er  zeitlebens  geblieben  ist  Zar  verteidigong  Lttthers 
schrieb  er  ende  1523  sein  Jadidnm  de  spongia  Erasmi  Rotero- 
dami,  das  bisher  für  seinen  ersten  schriftstellerisdien  versnch 
galt;  als  Lnther  starb,  widmete  er  seinem  andenken  ein  grosses 
lied  (Wackemagel  no.  1052);  eine  geschichte  des  schmalkal- 
dischen  krieges,  die  er  1548  zu  schreiben  nntemahm  (Strobel, 
Beyträge  1,  205  H),  wurde  unter  seiner  band  zu  einer  auf* 
Zählung  der  Lntherschen  kriegsprophezeiungen  nnd  -drohungen, 
und  am  ende  seines  letzten  bnches  *Wider  die  verkehrte  lehre 
der  Carlstader'  (Xenbrandenburg  15*.»  1)  widmete  Alberus  einen 
längeren  abschnitt,  den  wärmsten  des  ganzen  buches.  der  per- 
sönlichkeit des  verehrten  meisti^rs.  Fast  mochte  man  sagen, 
es  wäre  seltsam,  wenn  an  der  schwelle  dieses  schriftsteller- 
lebens  ein  werk  stünde,  das  einen  andern  gegenständ  hätte  als 
Lnther.  Der  ^'undgedanke  des  Dialof^us,  dass  dem  tfMifel  in 
der  hülle  bang-  wird  vor  dem  neuen  gfeg^ner,  der  ihm  die  N«-elen 
abspenstig  macht  und  sie  in  schaaren  zn  gott  führt,  so  dass 
der  teufel  auf  abhilte  sinnen  mnss.  kein  t  in  Albers  schritten 
oft  genug  wider,  z.  b.  im  Untei-scheid  der  evangelischen  und 
papistischen  messe  B4a:  ich  wcifs  secr  uol,  tca  es  dem  teufel 
ligt,  darwnb  er  sauil  schwermer  anrieht:  er  füll  tcol  was  jm 
für  ein  atibrwih  an  sem  reich  geschieht  äur  J)*  M,  Luih.  leer, 


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DIALOG  VON  IiüTHBB  UNO  DER  BOTSCHAFT  Aü8  DER  HÖLLK»  283 


und  namcntlirli  Wider  die  Carlstader  Aaöb:  Trh  lans  zwar 
dem  Teufel  nicht  verämrlwn,  das  er  D.  Mnrtinum  mit  solchen 
gifftigen  Worten  angreifft  Denn  D.  Martinus  istjm  mit  Heeres 
Itrafft  in  sein  Iirich  gefallen,  dasselbe  g^lündert,  md  vns  den 
verstandt  vnd  frucht  der  M,8aerameiU  wider  her  für  hradd, 
md  viel  hundert  tausent  seeHen  ans  seinem  hellischen  Rachen 
gerissen  hat  . . .  Drumb  (sage  ich)  J:an  ich  jumsker  Satanam 
nicht  vcrdvnclen,  das  er  so  tobet  Auch  den  yorwnrf,  der  im 
Dialogus  Lather  vor  allem  gemacht  wird,  kennt  die  schrift 
Wider  die  Garistader:  Vnd  D.  Mart.  Lutk  hat  auih  offt  mAssen 
hören,  er  theU  jhm  mu  viel,  were  stoUM,  vnd  aüsu  heftig,  woU 
niemand  weieken,  ete,  Soldies  sagt  vnd  Jdagi  der  Tenffel  durdi 
seine  Werdumge,  die  w/IUen  jr  ding  vngesirafß  hnäben  Ria» 
und:  {Aüumam^  Ward  derhatben  haHstarriehi,  vnd  Fhäonicus 
{feie  2),  MarHnMs)  gesMUen,  der  aUen  der  Kirchen  frieden 
hindert . . .  Eben  diso  gleng  es  aneh  D,  Martino,  Denn  die 
Weltweisen  vnd  Bauehhieehte  sagten,  Es  were  ein  geringes, 
darun^  er  mit  dem  Zwingel  e&nekte  R4a. 

Das»  sich  Albems  viel  mit  dem  tenfel  beschäftig  hat, 
wäre,  wenn  es  bei  einem  theolog^en  des  1(5.  jh.'s  des  beweises 
hierfür  bedürfte,  leicht  zu  beweisen.  Sein  teiifelsfrlaube  war 
auch  concret  ^enug,  um  sich  zui  ili  ciiiiatischeii  einluln  iinor  des 
ftlr.< fliehen  Solaiius  aufs  der  ] feile  (Dialog  18)  verdichten  zu 
kininen.  Den  besten  beleg  dafür  bietet  eine  eingäbe  Albers 
vom  4.  sept.  loria.  die  Schnorr  s.  liiS  mitteilt:  Wicuol  ich  durch 
ördenlicJicn  htni/f  trwelt  hin  Gottes  uort  hie  vnd  zu  G'otzen- 
hain  zu  predigen,  so  hat  doch  der  Satan  auch  ein  Cappelan 
nehm  mir  au/f gestellt,  der  prediget  den  hawern  hei  dem  \\\in, 
nemlich  den  Schultheißen  . . .  Wann  ich  predige,  so  sitzt  diefser 
des  Teuffels  cappelan  lieber  hei  dem  wein,  vnd  der  hillch  als 
ein  betagter  vnd  darzu  ein  Schultlieis,  dem  volck  soll  gut  exempel 
gdten,  ergert  dasselb  mit  Verachtung  des  Euangelij.  Auch  an 
der  stelle,  wo  man  es  am  wenigsten  erwarten  sollte,  in  Albers 
Dictionarium,  erkennt  man  oft,  wie  viel  ihm  der  t«ufel  zu 
schaffen  gab:  hier  scliliesst  die  beschreibung  der  römischen 
Floralia:  solche  spil  vnd  dergleidien  vngehlieh  ding,  hat  der  Satan 
mit  den  Heyden  getridten  zz3a^  femer:  trotten  aceipitur  etiam 
in  bonam  partem,  als  gegen  dem  teuffei  vnd  seinem  anhang 
troteen  EElb,  Episcopus  dieitur  inspeäor,  speevXaiter,  dafs 


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2U 


QOETZE 


er  tcid  zHsihcn  und  ivacJ^vr  sein  soL  damit  er  vom  teußel  nit 
übereilt  werde  Tt4  b.  Dabei  ist  sein  teiifel  nicht  das  isriinscTule 
srheiisal.  '^ie  es  Luther  auf  der  AVartbiirp:  erscheint  und  wie 
J>iiier  es  malt,  sondern  er  ist  leidlicli  ("ultiviert,  treibt  politik 
nnd  ninunt  an  theolivi-i  ben  stn  iti-kr'itpii  der  zeit  mit 
dem  int«^re^5^e  daa  nächstbeteilifjten  teil,  liest  die  Streitschriften 
namentlich  der  gegner  l.uthers  und  sucht  sie  zu  inspirieren. 
}\'te  (ji'fdt  dir  der  hochgelerte  JJoctor  Ttuß'd?  Ist  er  niciit  ein 
feiner  Theologns?  Wo  mnrj  er  doch  ivol  promouierl  sein  (Wider 
die  Carlstader  Ff 8b).  Diese  frage  kann  man  auch  an  den 
teufel  des  Dialogus  st^  llfn  der  sich  als  fürstlichen  notarius 
vorstellt,  mit  der  kutte  des  dominicaners  sich  auch  dessen 
theologische  bildong  zugelegt  hat,  Emser  nnd  Eck,  die  Leip- 
/ipT^r  disputation  und  den  reichsts^  von  Womis  kennt,  die 
bibel  und  Luthers  Schriften  anfahrt 

Die  fiberemstimmiug  zwischen  Dialogns  nnd  Albers 
Schriften  erstreckt  sich  auch  anf  einzelne  Sätze  nnd  ansdrflcke. 
BapH  Mi  erU  nii,  heisst  es  Dialogos  13,  HmUgkeit  erU  nidU 
Wider  die  Garlstader  Ada.   Dialogos  24  wird  Christus  der 

Christliche  gütte  ablafs  genannt  im  gegensatz  zu  dem  falschen, 

päpstlichen,  ebenso  Unterscheid  der  evang.  und  papist,  messe 
A2a:  (  Lulher  predigt)  das  wir  alki)i  durch  den  namcn  Chriatif 
so  wir  an  jhn  (jlaubcn,  sdig  werden  m/tstcti:  das  sey  der  rechte 
aplafs.  Emser  wird  Diulugus  7  hock  Emser  genannt,  dazu  vgl. 
bei  Alber  Fabeln  8,88  Bocks  Emser  lichcy  Dominej  Wider  die 
r'arljjfader  Nn?.  h  Hox  Emser.  Der  srlieltname  iiapst^sel  findet 
si»  h  auch  in  xVlbeis  Fabel  33,  in  seinem  Te  deum  bei  Schade, 
Satiren  und  pasqnille  1.46,»)  sowie  in  seiner  Predigt  vom  ehe- 
st and  {TA(\.  H3b  und  E3a.  Der  Dialopfus  schliesst  auffällig 
genutr  für  eine  protestantische  Streitschrift  mit  einer  'Sequentia 
in  laudem  resur^rentis  Christi  per  Lutheranos';  Unterscheid 
Cla  empfiehlt  Alberos:  da  i8ts  fein,  das  man  die  güU  Latei- 

')  8.  hnorr  8.  47  nimmt  nnr  di»  sts  i^tWck  der  'Newen  zeittung  von  "Rom, 
Woher  da«  MurdbrenTien  kome'  für  Albcrus  in  anspruch,  doch  dürften  anrli 
die  beiden  auderu  stücke  (Schade,  Satireu  1,  211— 214)  ihm  gehöreu,  darauf 
weist  der  hasa  gegen  WiUel,  das  abemaUge  Torkommen  des  papstesels  s.  214 
nnd  daselbst  der  bttbsdke  ansdmck:  Derh(Mm  mö^tt  kiekt  genMen,  da» 
etwa  em  «leieer  Herr  Oeorg  wm  Fhm^erg  gegm  Born  kome,  tnd  Beft^ 
Udher  HnU^BeU  von  Utfiidsdber  Nation  wgm  die  /Vsse  kSt»»eU* 


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DULOa  VOR  LDTHBR  UHD  DBE  BOTSCHAFT  AUS  DER  HÖLLE.  235 

nisehe  gesctig  hehdt,  fif<!  die  gtVen  Inttoiius,  Kyrie  rlrison, 
Alleluia,  die  schöne  ( lirisllidw  Sequentz,  Pafrem,  Sanctus, 
Afjnns  dci.  etc.  ^l'it  dem  aiisdruck:  rnscr  hcrfzcn  sf  t/nd  <jar 
lang  mit  VnpsÜichcn  cof/t/fffen  pfcylcn  durchschossen  gewe/sl 
(Dialogusl2)  vergleicht  sich:  so  ist  der  Teüffel  so  eornig  worden, 
das  er  vfidcr  vns  seyne  gifftige  fewrpfeil  scheüfst  Unterscheid 
Alb,  Des  teufels  mutter  spielt  ihre  rolle  Unterscheid  l)3a. 
Alcoran  80.  81.  Wider  die  Carlstader  H  1  T  2  a  wie  Dialogus  6, 

Endlich  stimmen  Albenis  und  der  Dialogus  im  gebrauch 
einzelner  worte  und  wortfonnen  überein.  Nach  K.  Fundingers 
dissertation,  Die  darstellnng  der  spräche  des  Erasmns  Alberus, 
Freibarg  1899,  8. 71 1,  kennt  Alberus  rttckumlaut  hauptsächlich 
bei  den  yerben  mit  Wechsel  von  e  und  a;  dazu  stimmt  der 
reim  ianäi :  gepfanäi  Dialogus  8;  nach  Fnndinger  s.  75  ist  bei 
Alberus  die  form  gewesen  ganz  vereinzelt  neben  gewest,  das- 
sdbe  verhftltnis  herscht  im  Dialogus.  Die  stimme  der  elster 
heisst  Dialogus  7  ge^en,  ebenso  in  Albers  Fabeln  5, 50  die  der 
trOscbe.  Das  im  10.  jh.  sonst  nicht  häufige  yerbum  orgeln 
braucht  Dialogus  12. 17  wie  Alberus  Unterscheid  B3b  (fitnf- 
mal).  B4a  n.ö.  Wider  die  Carlstader  T 7a.  Die  auch  Luther* 
sehe  Wendung  es  thui  mir  sanft  steht  Dialogus  21  wie  Unter- 
scheid D2a.  Alcoran  118b.  Wider  die  Carlstader  05  a.  Sophist 
braucht  Alberus  als  Scheltwort  für  die  päpstlichen  gegner  in 
dem  liede  bei  Lilieucioii  1,51t  ganz  wie  Dialogus  .j.  2().  27. 
p]bensö  sind  liebliugsausdrücke  Albers  und  des  Dialogus  störrig 
Zs.  fdp]i.21,452.  Eyn  gut  buch  von  der  Ehe  Gib.  Wider  die 
Carktader  Nn5a.  Dialogus  lo;  übergehen  =  'verlassen'  (Zs. 
fdw.2,77)  Fabeln  21,  57.  20.68.  27,53.  Unterscheid  C  4  b.  Al- 
coran 52  b.  Dict.  B2a.  rr2b.  Kyn  gut  buch  von  der  Ehe  C4a. 
F2b.  G-ta.  .Schnorr  1«)};.  181.  189.  ])ialogus25:  (oJt  und  thöricht 
Fabeln  23, 12y.  30,  lüG.  49,(37.  Dict.  Oo2b.  xxlb.  W  ider  die 
Carlstader  F4a.  Gib.  M8a.  Zlb.  Kk8a.  MmOa.  Dialogus  29; 
wallen  laufen  oder  gehen  für  einfaches  'wallen'  Alcoran  1  b. 
6b.  15b.  45b.  Oöb.  87b.  Dialogus  17.  19.  24;  Wust  Dict.  AA2a. 
Eyn  gut  buch  von  der  Ehe  F2a.  Dialogus  3. 

Darf  man  nach  aUedem  den  Dialogus  mit  bestimmtheit 
i^asmus  Alberus  zuschreibeD»  so  gewinnt  man  damit  zweierlei: 
einmal  wird  der  Dialogus  ans  dem  unabsehbaren  meer  der 
flugschriften  jener  tage  gerettet  und  erhält  seine  Stellung  als 


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236 


pfstling^weik  t*ines  evano'plisrlipn  tlipologeu,  der  noch  oft  mit 
filriclier  treue  und  gleicliem  gesclnck  für  Luther  emtreten 
soiiie.  Wichtijrer  i««!  die  andere  j^eite:  man  erhält  einen  festen 
ai!«2r?inirspttnkt  für  die  lebensarbeit  eines  tlieologisrh  und  lite- 
rariM*h  bedeutenden  ref •  »rmators  in  einem  schriftchen,  das 
beiden  Wirkungskreisen  dieses  mannes  gleichmässig  angehört 
ond  in  jeder  beziehung  höchst  charakteristisch  and  erfi*eulich 
i^t:  in  der  nnbeding^ten  hingäbe  an  den  grossen  meister,  dem 
schoniiDgsloeen  kämpfe  gegen  die  gegner,  der  klarheit  des 
planes,  der  anmtit  und  heiterkeit  der  darsteUong. 

FßEIBUliO  i.  Br.  ALFRED  GOETZE. 


EINE  VADIANISCHE  FLUGSCHRIFT. 

Anfang  1523  ist,  nach  ausweis  der  typen  bei  Adam  Petri 
in  l>;isel.  eine  reforma torische  flngschrift  erschienen  unter  dem 
litel:  Der  schliissel  Dauid.  |  Ich  schleüfs  auff  die  fiiisternifs 
Effvpt  I  TrAst  meine  freündt,  nach  dem  sichs  begibt  ^  Zu  den 
die  Sonne  ir  kratii  mag  han  |  Mit  Pharaon  änderst  vmb  gan  | 
Tin  sein  narren  kolben  zeyjren  I  Docli.  die  fiöscli  mag  nyemant 
gei'i'liweii:.'!).  Am  endt^;  .M  .I>  xxiij.  iar  des  dritten  ta^rs  .Taunarij. 
!  J  N  I  (lelh'ilif^et  werd  dein  nam.  |  zukump  vns  dein  r^^ich.  | 
Amen  |  ;>  bogen  4»  Ks  ist  eine  trostschrift  au  die  brüder  in 
hoeh-  nnd  niederdeut^schem  lande,  die  um  des  evangeliums  willen 
verfolgt  werden.  Das  evangelium  wird  unterdrückt,  weil  gott 
die  torheit  der  weit  deutlich  zeigen  will,  wie  einst  an  der  Ver- 
stocktheit Pharaos.  Papst  und  kaiser  gehen  in  der  Verblendung 
voran,  sie  verfolgen  die  frommen  Untertanen  als  rebellen. 
Durch  Verfolgung  wird  gottes  wort  stark.  In  der  hölle  werden 
einst  die  gewaltigen  büsseu,  darum  ist  auf  erden  kein  stand 
gefährlicher  als  die  Obrigkeit.  Sie  steht  nicht  Uber,  sondern 
unter  dem  göttlichen  rechte,  das  viel  besser  ist  als  das  kaiser- 
lidie  oder  gar  das  geistliche  recht  ist  Nach  ihm  haben  David 


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SDIB  YADIANlflCHB  FL17O80HBIFT. 


237 


0.  a.  grosse  rdehe  regiert,  wenn  w  nnser  recht  seitot  machen 
wollen,  80  Ist  das  yennessenheit  nnd  der  nrspmng  aller  flostemis. 
Wir  wollen  der  Verfolgung  mit  gott  entgegengehen:  was  ist 
stärker  als  seine  Wahrheit?  sie  ist  die  feners&nle  zwischen 
Israel  nnd  Pharao.  Geht  getrost  In  den  hittem  kämpf,  den 
ench  gott  zu  enenn  heile  auflegt,  er  ist  nOtig  nnd  siegreich. 

Ans  einigen  werten  nnd  wendongen  der  flngschrift  ergibt 
sidi  die  wahrschelnliehkeit^  dass  nicht  nnr  ihr  dmcker,  sondern 
anch  ihr  Verfasser  der  Schweiz  angehört,  vgl  Vm  hapst  vnd 
ke^er  steigt  die  finstemis  in  alle  stend  nid  sich  A4a;  domit 
oberkeit  vnd  vnderthonen  zCi  hellen  nid  sich  farcn  B3b;  so  ein 
solcher  schicartzer  nchcl  vnd  flnstcrnifs  vom  hymd  ahaich  steigt 
A4a,  femer  die  worte  gelangen  *zii  teil  werden'  B3a,  über- 
lengen  'übertreffen'  B4a.  b,  vngehorsami  C  la.  Die  verbiudung 
sa^  vnd  seilt  'alles  zusammen'  A3b  belejrt  das  DWb.  aus 
Schweizer  antoren;  der  aiMruck:  esbraucld  aber  ril  schnü/jens 
C2b  findet  sich  wider  bei  Maaler  359c;  ein  arbeitsamer  und 
müysäliger  handcl,  der  vil  schnaiiffens  braucht. 

Der  Inhalt  der  flugschrift  ergibt  für  die  feststellung  ihres 
verfassen?  wenig.  Das  quaken  der  frösihe  wird  Clh  als 
Apollo,  Ajwllo  gedeutet  und  den  f röschen  die  hauptleute  Rode- 
lardus  and  Croactis  gegeben:  das  deutet  auf  humanistische 
büdung  des  Verfassers.  In  der  einleitong  wird  die  weit  in 
einem  ausgeführten  bilde  mit  dem  meere  verglichen ,  weil  sie 
die  gläubigen  auswirft  wie  das  meer  die  toten,  das  gemilb 
nnd  die  abreiss  der  bäume.  Wahl  und  ausführong  des  bildes 
verraten  des  Verfassers  naturwissenschaftliches  interesse.  Wenig 
treten  trotz  dem  geistlichen  Charakter  der  flngschrift  theolo- 
gische kenntnisse  des  Verfassers  hervor,  man  mfisste  denn 
hierher  ziehen,  dass  die  bibel  oft  nnd  sadigemäss  citiert,  der 
heilige  Bernhard  genannt  nnd  Angnstins  lehre  von  der  gnaden- 
wahl,  sowie  sein  determinismns  vertreten  wird.  Unverkennbar 
dagegen  nnd  für  den  anf ang  der  refbrmattonszeit  sehr  anfEallend 
Ist  das  streben  des  Verfassers,  aus  der  bibel  profangeschicht- 
liche kenntnisse  zu  gewinnen:  die  beiden  haben  die  Weisheit 
hei  Salome  gesncht^  also  werden  die  gesetzestafeln  der  beiden 
von  den  mosaischen  beeinflosst  sein;  David  u.  a.  haben  nach 
göttlichem  rechte  regiert,  und  zwar  nicht  über  ein  dorf  oder 
städtlein,  sondern  über  grosse  reiche,  Uber  hunderttausende  von 


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238 


OORSB 


Untertanen:  warum  soll  es  jetzt  unmöglich  sein,  nach  göttlichem 
rechte  zu  regieren? 

Ergibt  sich  uns  so  als  yerfasser  ein  Schweizer  hnmanist 
mit  vielseitip:er  bildung  und  mehr  historischem  und  natur- 
wissenschaftlichem als  theologischem  interesse,  so  ist  die  frage 
berechtigti  ob  das  J.N.  am  ende  der  flngschrift  in  Jodas 
Kasareiy  das  ist  nach  Ednard  Eficks  ttberzengender  beweis- 
fUinmg  Joachim  Yadian,  an^Ost  werden  dar!  TatsSchlicli 
ergeben  sich,  wenn  man  die  anonyme  flngschiift  mit  Vadians 
dentschen  historischen  Schriften  vergleicht,  die  Emst  GOtzinger 
in  drei  hftnden  1875—79  herausgegeben  hat,  mancherlei  an- 
kl&nga  Vadian  liebt  das  wort  'r&nhe',  es  steht  Histsdiriften 
1,543:  1km  wie  er  in  den  wald  Hft,  also  enäspra^  er  im: 
Ünd  dk  er  mit  rücke  an  unser  ntu^ijmren  v<m  AppeneeÜ  ee 
eeteen  underMnd  und  ei  eise  j4  paeMen  vermamt,  Mtrstiefe 
er  die  sHmen  an  inen,  ferner  reudie  2, 183,  mt^  vil  rOthinen 
2,288,  rüche  3,31,  rüchi  3,403,  ebenso  Schlüssel  Davids  C3a 
wo  euch  ftir  ander  menschen  ruchi  vnd  hcrtihcit  diß  Ichens, 
sampt  (jrcufdlicher  Verfolgung,  vnd  wütercy  2ii  Jtaufs  kompL 
Sehr  gern  gebrauclit  Vadian  das  zu  seiner  zeit  nicht  liäufige 
wort  rodel  *.schrif trolle,  uikunde',  und  zwar  als  luascnlinum 
wie  die  Schweizer  auch  büiist,  s.  H ist.  Schriften  l,2t}L  388.  439. 
488.  509.  548  u.ö.,  ferner  closterrödel  1,271.  284,  afhLsrmieln 
1,276,  Zeitrödel  1,439.  Gleichfalls  als  ma.sciilinum  steht  das 
wort  im  Schlüssel  Davids  04 a  iu  emer  stelle,  die  deu  deter- 
minismus  ihres  Verfassers  sehr  glücklich  zum  ausdruck  brin^ : 
Oder  sind  ir  künstricher  vnd  krefftiger  dann  Christus,  das  ir 
die  weit  mögen  vfstilgen,  vnd  yederman  bekeren,  da^  yederman 
selig  werd?  Nein,  der  rodel  ist  gemacht,  das  register  ist  he- 
schlossefi  mit  aüen  den  so  selig  werden  von  anbegfin  der  weU, 
Wir  werden  nicht  aufsuischcn,  so  werden  wir  nicht  einschreiben 
in  das  hüch  der  lebendigen»  Das  aus  Maaler.  (lengenbach  u.s.w. 
belegte  verbnm  sdiwäclusm  findet  sich  im  Schlüssel  Davids  B4b 
fmser  eigner  will  würd  geschwcchert;  Hist.  Schriften  2,245  steht 
das  davon  abgeleitete  sabstantivom  Uf  weUdts  unser  herm 
die  antwort  gehend  und  vermoMend,  dafs  es  om  mlwerung 
wer  und  dem  lurgredU  so  si  nut  eiUdun  gotehusUUen  hettend, 
sä  sdneeeherung  raidien  weU,  Zweimal,  A2b  and  A4a,  steht 
im  Schlflssd  Davids  TauhswM  fOr  'raserei,  tobsndit*;  Vadian 


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EINE  YADUKISCBB  FLUGSCHRIFT. 


239 


hat  1,217  tauben  fflr  'wflten*  nnd  3, 147  iaulfseh  für  «wahnsiimig'. 
Ueber  gleichheit  des  wortgebrauelis  hinaus  findet  sich  mehr- 
fach Übereinstimmimg  des  gedankens  oder  des  gedankenanf- 

baus.  Vadiaii  sagt  1, 187  Aufs  welchem  darnach  mit  under- 
lafs  der  schulen  und  der  gemeinen  suchtregeln  aufs  getreuwen, 
gelerten  vättem  und  ä'bten  herrm,  aufs  hcrren  praelaten,  anfs 
praelateti  fürsten  worden  sind;  der  Schlüssel  Davids  A4a  so 
die  sicey  obersten  hanpter  hlind  sind,  so  steigt  die  finsiernifs 
voti  jnen  in  die  fiirsten,  von  den  fUrsten  (geistlich  rnd  weltlich) 
in  die  grafen,  prelatenj  von  den  prelaten  vnd  grafen,  in  die 
freyen,  iMmherren,  von  den  freyen  vnd  thumhcrren  in  die  edel 
leiU,  genwin  pfaffen.  Viel  beschäftigt  hat  sich  Vadian  mit 
dem  gedanken  des  göttlichen  rechts,  der  ja  durch  seinen  freund 
Sdiappeler  nnd  dessen  jflnger  im  banemkrieg  am  schAr&ten 
aosgeprftgt  wurde;  swei  ganz  llbereinstimmende  äusserangen 
dam  finden  sich  Hist  Schriften  3, 380:  Nun  Iii  aber  am  tag, 
gOmÜgen  herm,  dafs  di  obgemeU  taten  ufs  grmdUdten 
unaehen  und  ä^or  mit  götUdtem  renkte»,  das  bUlidi  aUen 
rediien  bi  denen,  die  sieh  Christen  rüemend,  vorgiechen  soü, 
ffhandtet  und  vohogen  sin,  und  Schlüssel  Davids  B4a:  ich  sag, 
das  kein  dapfj'erer,  verstendiger,  auffrichtiger  recht  gefunden 
mag  werden,  denn  das  guftlich  recht,  so  in  der  hibel  hegri/fcn 
ist,  gang  hdpstlich  vnd  keyserlich  redit  neben  sich,  wie  wol 
keyscrlicii  recht  weit  in  qute  das  bäpstlich  übcrlengt, 

(ielegentlit  Ii  koniint  der  etwa  l'/2  jähr  vor  dem  iSclüiissel 
Davids  erschienene  W  olfsgesang,  der  ja  wie  die  sohrift  Votu 
alten  und  neuen  gott  Vadian  znzusclireiben  ist,  der  anonymen 
flugschrift  im  ausdnick  nälier  als  die  viel  später  liegenden 
historischen  Schriften.   Der  Schlüssel  Davids  C  4  a  citiert  1.  Cor. 
4. 9:  traf»  wir  seind  wie  ein  spilfogel  der  weit  worden,  ebenso 
Wolfegesang  (Satiren  und  pasquille  aus  der  reformationszeit, 
hg.  Yon  Sdiade  3^  29:  wann  wir  sind  worden  als  ein  gemein 
jeetdbm  oder  spilvogel  der  weU,  dagegen  Hist  Schriften  8^  187 
mit  anderer  wenduog  des  yon  der  jsgd  entnommenen  bfldes: 
Wie  wol  der  Titrgkensug  bim  hapst,  Fransosen  umd  Kaiser  der 
seiimvogd  was,  etwas  bi  amer  Aidgnosehafl  sü  erwerben. 
Andere  fibereinstmimungen  verbinden  den  Schlüssel  Davids 
mit  den  Hist.  Schriften  wie  mit  dem  W'olfsgesang;  so  Schlüssel 
X>avicb  Cl  a:  weist  (du)  auch  nit  das  zwey  schwer  dt  sind  in  der 


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240 


GK>BTZE 


Chfistenkai?  ia  es  sind  mey  sdncerd,  md  on  sdl  s(iiwerdt, 
do  ein  yeglidu  in  seinen  kosten  sdmidi  was  es  an  hm^t, 
sthneiden  so  seharpff,  das  nienumt  vor  jn  gesidneri  i^  der 
niiki  verwtmdt  werdt^  teann  stf  s&cken  nit  das  CkrisU  iH,  «ol 
was  m  der  hosten,  wie  Wolf^esang  11:  uf  äafs  wir  erlemen 
mögen,  wo  hin  es  lend,       Christo  oder  listen,  das  ist  dem 
sedcel,  uuti,  ft-eilich  ohne  das  Wortspiel,  Hist.  schrüteii  1,  512: 
Dafs  der  ablafs  niint  anders  si,  dan  ain  listiger  betrug  (k^ 
gitz  der  römt.svhoi  listen.   Andere  eigentümlichkeiten  teilt  der 
Schlii^-^t  l  Davids  mir  mit  dem  Wolfsg:esan2-;  so  steht  A\'olfs- 
gesaugü  die  seltene  nebeuforni  gehördc  für  •^reluji  '  wie  bciüuisel 
Davids  A 2b  gehördi.    Audi  an  das  thema  des  Wolfsgesangs 
spielt  der  Schlüssel  Davids  an  in  der  glosse  zu  Alb:  Eigen- 
schafft id  der  schaff  Christi  das  sy  offl  angerend  werden  wm 
den  wolffen,  und  B2a:  das  hiefs  ein  gesang  von  den  meer- 
ihieren.  Die  Übereinstimmungen  hAufen  sich,  wenn  man  end- 
lich zun  yeigleich  Yadians  reichste  nnd  geLongenste  flngschrift 
heranzieht^  die  vom  alten  nnd  nenen  gott,  glauben  nnd  lehre. 
Die  seltene  entsteUmig  des  wertes  richUtm  za  rischtung  Alter 
glanbe  16  nnd  20  kehrt  wider  Schlüssel  Davids  B2b;  der 
lügung:  Ist  das  nit  seltsam  ding,  lieber?  durch  wo  probierm 
sgfs  AG 05  entspricht:  Mit  wo  wolt  gott  sein  hgmeUs^  acigs 
reich  besetzen,  so  er  nit  streitter  hett  in  seinem  namen?  Schlfifisel 
Davids  Blb;  (jrmt  Jb  steht  AG-J  und  33  tiii   iiurat'  wie  yemilb 
Schlüssel  Davidij  Alb;  an  AG  20:  (die  papste)  lernet en  die  hvff 
der  keyser  zä  begrüssen,  wicklet cn  sich  in  ir  s<"h>i),  erinnert 
Schlüssel  Davids  A2a:  beklagend  die  [irrinmen  kmd  des  waten- 
den meres,  das  es  mit  deti  seinen  so  ganiz  verwicklet  hleihi  in 
seiner  eggen  wryfslieyt  vnnd  kWgheyt.    Die  Wendung  einem 
seinen  (narren-)  kolben  zeigen  steht  AG  66  wie  im  titel  unserer 
flugsclirift;  wie  diese  mit  einem  vom  meere  genommenen  bilde 
anhebt,  so  vergleicht  AG 52  und  64  die  guten  nnd  schlechten 
Christen  mit  ftsche,  nass  nnd  schleie  des  Bodenseee.  Beide 
flngschriften  vergleichen  die  selbstsflchtigen,  schmarotzenden 
geistlichen  mit  der  Aber  Kgypt^  verhängten  insectenplsige^ 
AG  2:  die  madcen  vnd  hewsekredeen  vfs  Eggpten  besoldet  ntit 
denen  schatsen  werden,  wie  Schlfissel  Davids  B4a:  wü  ge- 
stiweigen  die  sHnckenden  glosen  der  mudten  egypti,  die  aU 
oberkeit  besndkn.  Schliesslich  erinnert  an  AG  87:  Meinest  das 


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Kim  VADIAHIBQHB  FLU08GHR1IT. 


241 


darumb  Chrisiiis  eyn  keteer  sij  gewesen,  Ilieremias,  Esaias,  die 
apostel  aU,  darumh  so  vil  tefnpeUmecht  mit  iren  nüwen  gSttern 
wider  sy  gewiM  hant?  Nein,  tcarheit  ist  warheit,  vnd  wirdt 
wafMt  ewig  Uiben,  Schlfissel  Davids  C2^;  Ist  dann  der  herr 
Qtrtshu  ein  Uigner  hewisen  von  den  Christen  prieHem  vnd 
regiment  e&  Jherusalem  . . .  oder  ist  die  warheit  muh  mit  wen 
gestorben  f 

Bedenkt  muL  noch,  dass  der  Schlttasel  Davids  von  ^dam 
Petri  in  Basel  gedruckt  ist,  der  gleichfons,  ohne  sich  zu  nennen, 

die  beiden  mit  Judas  Nazarei  gezeichneten  flngschriften  ge- 
druckt hat,  Sü  bleibt  kaum  ein  zweifei  darüber,  dass  auch 
unsere  schrift  von  Judas  Nazaiei,  das  ist  Vadiau,  stammt. 
WicliTier  ist  sie  als  zeuguis  für  Vadian  aus  einer  zeit,  aus  der 
so]i5>i  verhiiltnismä.ssiof  wenig  von  ihm  bekannt  ist^  sie  zeigt 
ihn  zum  ei>len  male  als  Seelsorger  und  tröstenden  berater 
einer  grossen  p'empiiiflf^.    An  gedankenreichtum  und  Sauberkeit 
der  ausarbeitung  kann  sie  sich  mit  dem  Alten  glauben  nicht 
messen  —  sie  ist  ein  schnell  entworfene^  sendbrief,  der  wol 
an  dem  3.  jannar  1523,  von  dem  sein  ende  datiert  ist,  auch 
erst  begonnen  wurde  — :  aber  durch  kraft  der  gesinnung  und 
würde  des  tons  ist  die  sdirift  des  mannes  wert^  der  sie  schrieb. 
Es  ist  Yadians  auseinandersetirang  mit  der  dem  evangeliom 
widerstrebenden  Obrigkeit,  entsprungen  aus  den  kftmpfen,  die 
er  im  grossen  rate  zu  St  Gallen  mit  dem  der  'alten  lehre'  zu- 
getanen kleinen  rate  zu  bestehen  hatte.  Dieser  kämpf  er- 
weitert sich  ihm  sogleich  zur  auseinandersetzung  mit  papst 
and  kaiser;  mit  einer  in  diesen  frühen  jähren  nur  in  der 
Schweiz  erhörten  entsclüedenheit  äussert  er  sich  gegen  diese 
obersten  gewalten:  der  heiser  hat  einen  mderwilkn  gegen  dem 
marti)i  Luther,  so  mfifs  auch  all  sein  herschafft  im  ivilforen, 
vnd  auch  dtn  Luther  hassen,  der  keyser  i,st  dem  Ijuther  fcind, 
so  mufs  all  sein  Jand,  stett  vnd  imvoner  auch  feindtschafft  jsüm 
Jjut/i^r  tragen,  jn  hassen  vnd  verfolgen,  vnangesehen,  ob  der 
heiser  gnügsam  verstanta  hob  der  sach  oder  nit . . .  Dem  Luther 
mag  nit  gemeine  Ordnung  heiserUcher  reckt  vergündt  werden, 
das  doch  eim  mörder  sü  gelassen  ist,  und  weiter:  der  kegser 
hat  sein  vnderrichtung  vom  bapst,  als  von  seim  oberherm  der 
hran  halb,  dammb  mAfs  gnAg  sein  das  der  bapst  vnd  die  hisäioff 
wamig  ^ber  den  Lniker  sind,  der  kegser  darff  niM  weiter 

Biitt«0t  «» IwcUehM      dMlMbMi  «ndM.  XXVUL  IS 


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242 


QOMtEM,  MtMR  TAOIASISCHB  FLÜQ8GHBIIT. 


frogem  i'BSa).  Wie  rlücklich  Vadian  auch  in  dieser  fluo^chrift 
allremriner?  ffedanken  auf  elDeo  kurzen  au.>drih  k  zn  bringen 
wriss.  rrsnbi  sich  schein  ans  maneiieii  der  bisher  iiiitg^-t eilten 
pnrben:  das  besre  beispie!  i5ft  B3b:  (unsere  bischöfe  siu  l  i  qu<i- 
mm  kietd  rnd  wM^ck  im  werck,  sy  sein  xc eltlich  färsten: 
mm  kam  ein  ttfU  die  amder  ßh  der  weU  meiem,  eo  die  Mi 
keikttem  ictitiü^  üt! 

So  miet  sich  neben  dem  bilde  Vadians  des  uztes,  des 
fltufiHunes  mid  kistorikers  das  des  reformators  inunerflcMiwr 
ab;  der  rekhen  penOatichkielt  des  St  Galler  bftrgariiiiisten 
iMM  ack  iwMr  Mse  ilge  ToDer  nii  ond  kraft  akgewimwa. 

FEEIBUBG  L  Br.  ALFBED  (iOETZE. 


ZUR 

EELA TIVEN  CHRONOLOGIE  URGERMANISCHER 

LAUTGESETZE. 

Die  sämmtliclien  ei*scheinungen  des  generellen  laut- 
wandels  kann  man  im  anschluss  an  W.  Wundt^  Völkerpsycho- 
logie 1, 1, 388  ff.  in  zwei  gruppen  einteilen:  die  erste,  welche 
Wundt  alBdie  des  regulären  stetigen  lautwandels  b^eichnet^ 
bildet  das  gebiet  der  sogenannten  lautgesetze,  die  zweite 
nmfasst  die  associativen  contact-  nnd  femwirkangen  der  laute. 
Aber  wenn  auch  die  erscheinungen  der  ersten  klasse  denen 
der  zweiten  gegenüber  eine  einheitliche  gmppe  büden,  so  sind 
sie  doeh  unter  einander  von  sehr  veisehiedener  natur.  Ausser 
denjenigen  fautgesetzen,  durch  welche  ein  einzelner  laut  ent- 
weder in  allen  iUlen  oder  nur  unter  gewissen  bedingongen 
eine  Veränderung  erf ährt,  gibt  es  aueh  solche^  von  denen  eine 
ganze  kategorie  von  lauten  betroffen  wird,  und  zwar  in  der 
weise,  dass  alle  diese  laute  nach  derselben  richtung  hin  eine 
Teränderuttg  erleiden,  so  dsss  die  resultierenden  laute  unter 
einander  wider  eine  kategorie  bilden.  In  diesem  fslle  hat  man 
es  eigentlich  nicht  mit  6inem  gesetze,  sondern  mit  einer  anzahl 
paralleler  gesetze  zu  tun,  die  sämmtUch  auf  einer  und  der- 
selben Ursache  beruhen.  Zu  der  ersten  klasse  Ton  erscheinungen 
gehört  z.  b.  der  tibergang  von  o  zn  a  im  germ.  und  lit.,  zu 
der  zweiten  der  wandel  der  labialisierteu  velare  in  reine  velare 
in  einigen  ladug.  sprachen  nnd  in  labiale  in  anderen,  die  Ver- 
wandlung der  niediae  aspiralae  in  Spiranten  im  ui'germ.,  der 
Übergang  der  tenues  in  Spiranten  und  der  der  mediae  in  tenues, 
ebenfalls  im  uigerm.,  0  die  Verkürzung  auslautender  geätossener 
längen  im  lit,  u.s.w. 

')  Wnndt  hat  a.a.O.  s.iOöfi.  den  gnind  s&nuntliclier  ertoheinimgea 

16» 


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244  TAM  WUK 

In  •üesrm  i^imsau  wrin>  ich  einige  proce^  zu  bes^nechen, 
dk  ^Idifalls  in  dieser  rweiten  kliaee  ikren  platz  haben,  deren 
mgtlbän^kat  im  dcndben  aber  }^Aet  nicht  anf  genügende 
wriie  ajirrloBBt  wvrde.  Ditse  proceäBe  aiiid:  1)  die  diasiiiii- 
latün.  dor^  «ilche  die  langea  rocmle  i,  8  il8.w^  mit  anderen 
vortn  die  entern  koken  male  der  tabeße  bei  Sieyen,  Gnmdz. 
der  phonedk*  n  den  diplitliQiigen  ei,  ou  n.&w.  werden; 
'  2i  die  ngnmjt  imfaillatkm,  dnrdi  wddie  nmgekehit  ei, 
om  n  i.  <  m.&w.  werden.  Eine  nntersnchnng  solcher 

gffnthtm^  «o  diese  lantibergänge  vorkommen,  berechtigt  zu 
d^  asistellnig  folgender  gesetxe: 

1»  Wenn  in  irgend  t^iner  spräche  ein  enger  hoher 
vocai  in  der  weiser  dii»bthon£riert  wird,  dat^s  der  erste 
teil  desselben  ailmählich  zu  einem  weiten  niedrigen 
vöcal  herabsinkt,  j^o  bewegen  sich  zu  gleicher  zeit 
alie^>  in  dieser  spräche  bestehenden  derartigen  Tocale 
in  derselben  richtnng. 

2)  Wenn  in  irgend  einer  spräche  £in  diphthong, 
der  ans  einem  weiten  niedrigen  yocal  und  dem  ent- 
sprechenden engen  hohen  Tocal  besteht,  in  der  weise 
sieh  Terindert,  dass  der  erste  component  sich  all- 
mählich dem  zweiten  assimiliert,  so  bewegen  sich  zu 
eU  ichei  ii  alle  in  dieser  spräche  bestehenden  der- 
artigen vocale  in  derselben  richtung. 

Die  beispiele  für  die  erste  rege!  werden  am  besten  den 
germ.  sprachen  entnommen: 

In  denjenigen  gegenden  des  deutschen  Sprachgebietes, 
wo  i,  ü  und  ä  sich  zu  diphthongen  entwickelten,  fand  dieser 


der  Mg.  gem.  latitfeneki«biiiig  hi  einer  aUrnfthlichen  heflchleimigit&g  des 
tempw  der  rede  gesucht  Wenngleich  «liei^c  dentnng  alles  weniger  als 
ttbeneogend  ist,  so  ist  doch  priii*  ipiell  iler  Wuudtsche  Standpunkt  wo!  in- 
gofem  richtig,  als  er  sämiTitliche  hierher  gehörige  processe  für  bedingte 
hält.  Wt  im  E.  b.  der  über^ng  von  indog.  b,  d,  g  in  Ererm.  p,  t,  k  ein 
spontaner  verschiebnngsact  wäre  (ygl.  Sievers,  Grundzüge  der  phonetik* 
s.  275,  §  743),  wie  könnte  man  dann  den  paraUelinavs  swuchen  den  ftber- 
gttngen  b  —  p,  d-^t  vdA  g^h  erUlna? 

>)  In  den  meisten  spndiai  begegnen  nur  i  b«i.  «i  mid  H  bis.  em^  im 
«fadgea  «merdem  ü  und  dS.  Mach  der  tabeUe  bei  Sieren  n.  a.e.  Uaaea 
fhMKiliaeh  noch  dni  andere  paate  ToAommen. 


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XDB  CHRONOLOGIE  UBOlfiBMAKISCHBR  LAUTOBSETaSB.  245 

Vorgang  bei  den  drei  Tocalen  zu  gleicher  zeit  statt,  und  zwar 
nicht  nur  in  den  mundarten,  wo  die  diphthongierung  in  allen 
fällen,  sondern  auch  da,  wo  sie  nur  vor  vocal  eintrat,  vgl. 
Behaghel,  Pauls  Gnmdr.  1^  701 1,  wo  die  drei  lautilbeigänge 
als  ein  einheitlicher  process  besprochen  werden. 

FQr  diejenigen  niederlAndtschen  mundarten,  welche  ftber- 
haupt  die  diphthongierung  kennen,  gilt  dasselbe,  Tgl.  Te  Winkel, 
Pauls  Gnmdr.  1\  823  und  825.  ou  begegnet  nur  selten,  weil  in 
den  meisten  l&llen,  bevor  die  diphthongierung  eintrat»  0  bereits 
zu  a  geworden  war,  woraus  sich  nun  weiter  oü  entwickelte. 
Wie  im  deutsdien,  so  fand  auch  auf  nl.  boden  die  diphthon- 
gierung am  frühesten  vor  vocal  und  im  auslaut  (\g\.  darttber 
Behaghel,  Pauls  Grondr.  1^,  701)  statt;  in  dieser  Stellung  ist  sie 
alter  als  der  ftbergang  von  9  in  ü.  Man  vergleiche  einerseits 
höü3  (geschrieben  huis)  <  *hii.s  <  *hils',  iöün  (geschr.  tuin)  < 
*ti(n  <  *tün,  andrerseits  houwen  (as.  ahd.  hnan),  nou.  In  bezug 
auf  das  zuletzt  geiiannte  woil  bemerke  ich,  da.ss  nuiu  auch  die 
ausspräche  nii  hört;  die  volkstiiniliche  aussiirache  in  Holland 
ist  aber  nou]  erstere  form  ist  urspr.  in  den  dialekten  zn  hausn, 
dii'  keine  diphthongierung  kennen,  u.  a.  im  flämisciien.  Man 
sclueibt  nu. 

Für  das  englische  vgl.  Kluge,  Pauls  Gruudr.  1-,  1032. 
Kaliiza,  Hist  «rramm.  der  engl,  sji räche  2, 200  f  223.  234.  Die 
Vermutung"  KluL'^es  a.a.O..  dass  im  engl,  im  gegensatz  zum 
deutschen  die  diphthongierunjren  chronoloofisch  getrennte  pro- 
cesse  sein  dürften,  wird  durcli  niclits  gereclitfertigt.  Die 
Divergenz  der  /-  und  «-diphthongierung  in  geographischer 
beziehung',  welche  den  einzigen  grund  ffir  diese  hypothese 
bildet^  kann  aus  der  gegenseitigen  beeinflussnng  der  mundarten 
oder  daraus,  dass  das  lautgesetz  von  anderen  umständen  ge* 
kreuzt  wurde,  erklärt  w^en. 

Auch  in  einigen  mundarten  des  friesischen  tritt  im  aus* 
laut  des  Wortes  und  im  sübenauslaut  vor  vocal  diphthongierung 
sowol  von  I  wie  von  u  ein,  vgl  Siebs»  Pauls  Gnindr.  1^  1220 
und  1225. 

Es  folgen  jetzt  einige  beispiele  für  die  zweite  regel 
Von  den  griechischen  dialekten  citiere  ich  bloss  die- 
jenigen, welche  Brugmann,  sowol  wo  er  den  laut  ei,  wie  wo 
er  Ott  bespricht  (Griech.  gramm.'  &  46 1  bez.  51 1),  in  betracht 


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WMM  «OK 


/,\f\tt.  Im  K/n.'Arr.  fl^ruffm  h#»irtft  im  >.  Jl  ml  ücä.  >z.  t 
}5n  ^^itwirlc^ln,  im  komth.  fiimt  ter  jiftirh»  -maiäiri  iciiüii  »äii 
<»<{''r  /wH  jh.>  Ir^hfir  fiutr^  öft  kypr.  tewainm  m  wtL'm  üre 

fm  lnUJ  fii^r.lieA  ^n^^n^n  am  2110  t  (Tfen  «t  iii  9m 

n,  HU  I,  ttfMl  ii2  f. 

fWfA'f|phthfifi|rl«t;  an  w«(kfccr  »h  die»  gn^aä»  Bnc  9di  Iib^ 

Iif^  KrriMifi  ttWfthwtimQf  in  4er  MMOmf  te*  dl- 
tfliftifyfiKu  H,  Mi  fl.  ff«    in  Mm  n  Mndtt  koHwate  wfßaAm. 

^n^ltui  g^H  fim  dtff  bdUMriDm^  der  Bmoilltag»  s 
N  ik.  w.  tilirMtlitffrt  m  d«r  uwnhm,  da»  Am  cnAenBCOt 
Hilf  KlfiKr  tifi4  dAfMtlbMi  muMlie  berBkca^  da»  at  die  Ihr- 
riiMirffi  fitid  disMiftlbm  fenetm  nd,  cbMigtt  «i»  &  1l 
ftur  llhr(({Hn|/  vfffi  fM,  ffk  in  B,  <f,  <r  ni  nf«rm.  odo*  der 
Vfin  f»,  /,  /.  j»  nftrh  lirr  nn<prünirlichen  wortbctonim^  ba.  in 
/.  /  mnl  ^,  ♦•ln'JifallM  im  üu^trm.  Sieyers  hat  wol  recht. 
W(»  M  (ni  iindz.  Mi  r  |»lion,''  h.  282  §  700)  die  gemeinhäjiic:  arsacäe 
il^r  iiM>tMi|i)i(lii>ti^)<M iiti(/('ri,  rim  welche  m  ^rh  hier  handelt,  in 

(jiiiHillil  <lnn  »(illu  iiJH  ri-nf«  Mndit.  (renati  zu  b*»f«t!mmen, 
wiilrlin  nrfit|ih|i)Mlil Iii  iN'n  vvanth'l  fuTvorzuruteü  |*äegt.  ist  bei 
«loi  MhImt  diijliij'rii  kriintiiis  (l<^r  alk'eTnein^ten  b4?tonang^- 
j/»'t3rl/««  w  ol  luiiiiii  luti^licli.    Mit  ii'  kLii  wie  'ein-,  zwei- 

IjljiMif;,  .ihi ;  ;f .-II,  li |r}ft (»II wf'lcli»-  (iun  iiaiis  iiicht  ansiTiVhen, 
Ilm  rli*iMik(ri  d«'t  lii-iniMin^  in  einer  spräche  <r*»nau  zu 
)>rR*'lii(dlMMi.  «Ini'f  iiuui  si«  Ii  »•!M»nHOWonij(  be^^niigen,  wenn  man 
jIi'ii  Ol  II  n  um«,  i1«mi  {\umw  rliarakter  auf  de«  lautbestand  einer 
h(iMii'liM  iit^\h\  hat.  /u  tM'Ntinunon  wünscht.  Es  genfigt  aber 
viti  UinftH.  XU  cüiiiitiititn'fii,  dann  wir  es  hier  mit  unter  einander 
¥(11  WAiiUMt  pKHTNVfn  /n  tttti  haben.  Wenn  auch  die  unmittel- 
liüin  mniu^hr  dtir  monophlbongienuigen  noch  im  dunkeln  liegt» 

•)  nn  lliant  «Ich  knuiii  b(«MtimiueQ,  welchen  wert  man  den  schrift- 
»t^li  Immi,  itli*  In  ilrtj  i!rfikm!l!rriJ  »'ln»'r  no  altrn  spr«''h«>  '.v}ftrotovi.  hoi^ulegen 
linl  hl»^«rr  lutmliititt  tniulit  Huch  dl«  featstrlliin-  der  Chronologie  »ehr 
t«t|)wioiltf.  .Sinti  ü(»t  daa  Ürui^iuauu  a.a.O.  uud  andere  forscher  ak  eine 
•wiiobauitQfe  In  d«r  eaiwloklung  von  ci  ■«  i  (b«s.  mm  ei,  vgl  Holt- 
hMi«ii,  AagUft,  Am.  8|  ISQ)  MMtM,  ninnt  ma&  wol  borar  ^  in. 


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ZUü  CUEOMOLOOIE  DJiG£RMANI8CU£B  LAUTQESETZE.  247 


SO  berechtigt  doch  die  Übereinstimmung  in  allen  in  betracht 
kommtuden  sprachen  zu  der  aiifstelliiDg  des  ge^etzes,  dass, 
wenn  in  einer  spräche,  welclie  sowol  ei  wie  ou  besitzt,  einer 
dieser  laute  monophlhongieri  \vird,  der  andere  sich  zu  gleicher 
zeit  auf  entsprechende  weise  verändern  muss. 

Oben  wurde  gezeigt,  dass  in  melirereii  indoj(.  sprachen 
die  aus  der  grnndsprache  ererbten  laute  und  ou  zu  ?  bez.  n 
wurden.  Wie  ist  es  mm  im  germanischen?  Auch  hier  ent- 
stand aus  et  ein  i,  der  parallele  Vorgang  1äs«t  sich  aber  nicht 
nachweisen.  Wenn  zu  der  zeit,  wo  aus  ei  ein  *  entstand,  der 
diphthong  ou  im  germ.  vorhanden  gewesen  wäre,  so  hätte  er 
sich  unzweifelhaft  zu  u  entwickelt.  Es  liegt  aber  nicht  n 
vor,  sondern  au.  Daraus  dürfen  wir  schliessen,  dass  der  Über- 
gang von  ou  isk  au  ftlter  ist  als  der  von  ei  in  f,  oder  (denn 
der  Wandel  von  mi  in  ew  ist  ein  specieller  fall  des  o-o-wandels)^ 
dass  der  Übergang  von  o  zn  a*)  &Uer  ist  als  der  von 
ei  zu  i.*) 

Vielleidit  mitchte  jemand  einwenden,  dass  die  gemL  mono- 
phthongiening  von  ei  ein  besonderer  faU  des  i-omlauts  von  e 
sei,  und  dass  daber  bier  ein  ganz  anderer  process  vorliege  als 
in  den  ftbiigen  angefttbrten  spracben. 

Es  ist  niebt  zu  leugnen,  dass  die  assimilation  von  e  an 

heterosyllabisches  t  nnd  die  monophthongierung  von  et,  nLa.w. 

die  assimilation  von  e  an  tÄUtosyllabisches  *,  verwante  pro- 
cesse  sind.  Ob  wir  es  im  vorliegenden  falle  auch  mit  chrono- 
logisch gleichen  Vorgängen  zu  tun  haben,  entscheide  ich  nicht. 
Sollte  dem  wirklich  so  sein,  so  kann  doch  dieser  umstand  nicht 
als  ein  einwand  gegen  die  von  mir  verfochtene  Chronologie 
geltend  gemacht  werden;  vielmehr  führt  die  heranziehung  des 
t-omlauts  zu  einer  allgemeineren  fassunp:  des  obigen  satzes: 

In  all  den  fällen,  wo  im  urgerm.  e  in  i  Uber- 


1)  In  olnie^ü  füllen  o&terbliel)  der  o— -o-waiidel  in  nichthaapttonigen 
aUben.   I>arüber  8.  u. 

')  Im  lit.  tritt  für  iudog.  et  Imld  et  bald  e  {*  mit  Uüclifulgeudem  e) 
vdt  Ar  indiig.  ou  «mchHawlich  oh.  Dtnvs  dttrfen  wir  wol  tcUietMii, 
dMi  der  ]it.  waadel  von  0«  tu  o«  alter  ist  als  der  von  «i  am  i,  tmut  wir« 
neben  am  auch  A  (11  mit  nachfolg.  0)  m  erwarten.  Aach  ans  einem  anderen 
gmnde  iii  fttr  den  ttbergang  von  0  in  a  eine  alte  periode,  nnd  swar  die 
nMlodaviMlie,  aamnelunen;  s.  n. 


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248 


TIS  WIIK 


gegangen  ist.  ist  dieser  ftbergang  jünger  als 
der  Wandel  Ton  o  in  a. 

Dies«"  satz  ist  die  conseqoenz  eines  j^esetzes,  das  ich 
folgend riHici^^rü  furaulieren  möchte:  Wenn  iu  einer  spräche 
zn  gleicher  zeit  ein  palataler  und  der  entsprechende 
(d.h.  eleioh  hohe  und  gleich  geschlos>ene  bez.  offene)  gerun- 
dete gutturale  vocal  vorhanden  sind,  so  bleibt  trotz 
aller  Veränderungen  dieser  laute  das  gegenseitige 
Yerhältnis  derselben  constant,  so  lange  nur  der  eine 
Tocal  palatal  und  der  andere  guttural  gerundet 
bleibt,  nLa.w.  wenn  in  einer  solchen  spräche  einer  dieser 
Yocale  entweder  in  yerücaler  ricbtiuig  verschoben  wird  oder 
sich  ZQ  einem  ebeneren  oder  geschlossenmn  lant  entwickelt» 
80  erfthrt  der  andere  die  entsprechende  yer&ndening.  Ich  gebe 
einige  beispide,  die  ich  haaptsftchlich  den  germ.  Sjpacfaen 
entnehme: 

Ln  ?i' tischen  giengen  germ.  c  und  o  in  i  bez.  u  über, 
ausser  vor  r  und  /<,  wo  e  (sowol  das  indop.  c  wie  das  durch 
a-umlaut  aus  /  entstandene)  und  t  als  e  (gesclirieben  «0  itnd  o 
(aus  u  durch  a-umlaut)  und  h  als  o  (geschr.  aw)  auftreten. 

Im  urnordischen  entstanden  aus  ?  und  «  bez.  t  und  o 
vor  einem  durch  assimilation  geschwundenen  nasal  und  yor 
hetero^Uabischem  ii,  bez.  i  und  6  vor  einem  mit  ersatzdehnong 
geschwundenen  nasal  oder  \  sowie  yor  tautosyllabischem  ' 
(Noreen,  Panls  Grandr.  1^  555 1);  i  und  ii  wurden  yor  ik  zu  # 
bez.  9  (a.a.O.  8.5561). 

Im  englischen  fanden  vor  nä  folgende  flbergange  statt: 

I  —  I  —  eV  —  a  '\,  z.  b.  hind,  gespr.  haind, 
K  —  n  —  OK  —  au,  z.  b.  hound,  gespr.  haund. 

In  derselben  spräche  wurden  im  15.  jh.  geschloss.  c  und  ö 
zu  I  bez.  ü  gehoben,  vgl  Kluge,  Pauls  Gruudr.  1^,  1040  und  1044. 

Im  althochdeutschen  wurden  geschloss.  e  und  9  mk 
und  «0,  und  in  mehreren  dialekten  entwickelten  sich  daraus 
die  monophthonge  i  und  ii.  'Im  mittelniederdeutschen  wurde 
%  in  offener  sflbe  zu  e  gewandelt,  ebenso  in  dnem  teile  des 
mitteldeutschen.  Auch  in  geschlossener  silbe  neigt  sich  auf 
diesen  gebieten  ...  das  t  dem  e  zu*  (Behaghel,  Pauls  Gnmdr. 
1*,      §  47).      imd  ü  sind  in  offener  silbe  im  mnd.  in  o  und  a 


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SOS  GHBONOLOOIB  ÜBOBSHANIBCHBB  LAirrOBSmB.  249 

Übergegangen,  teilweise  auch  auf  mitteldeutschem  gebiet.  Auch 
in  geschlossener  silbe  findet  sich  auf  diesen  gebieten  die  neigong 
des  «  gegen  o'  (a.a.O.  §  49). 

Im  niederländischen  werden  nigerm.  t  (t^  and  u 
bez.  durch  die  zeidien  i  und  o  dargestellt.  Ersteres  bezeichnet 
einen  zwischen  t*  nnd  gelegenen  lant»  letztere»  liegt  zwischen 
nnd  o\  Te  Winkel  setzt  Panls  Gmndr.  1^  810  nl.  o  <  « 
dem  Sieyers'schen  gleich.  Der  nL  lant  liegt  aber  wol 
etwas  hoher. 

Im  ioniseh-attischen,  im  nordwestgriechischen  nnd 

in  den  sog.  milderen  dorischen  mundarten  müssen  sowol  e 
wie  0  zu  geschlossenen  lauten  geworden  sein,  bevor  die  ersatz- 
dehnung  und  die  contrahierung  eintraten,  die  in  {^t/^-,  (Jorg, 
^tXilte,  Ltiotioviitv  vorliegen. 

Im  assyrischen  pritwi(  k«  Itt  ii  sich  e  <  ai  und  ö  <  au  zu 
t  und  u,  z.  b.  hUu  ( :  hebr.  bajit,  stat.  const.  hPt)  'haus',  süm 
( :  bebr.  sör)  'stier';  vgL  Zimmern,  Vergl.  gramm.  der  semit. 
sprachen  s.  52. 

Bei  der  besprechnng  der  urgermanischen  vocale  t,  u, 
e,  o  werde  ich  einige  male  das  lateinische  nnd  das  keltische 
znr  vergleichnng  heranziehen,  welche  sprachen  in  mehreren 
pnnkten  denselben  weg  wie  das  gemt  gegangen  sind.  Nebenbei 
bemerke  ich,  dass  dieser  nmstand  eine  starke  st&tze  für  die 
vermntnng  bildet,  dass  die  erschdnnngen,  von  denen  hier  die 
rede  ist,  hanptsächlich  anf  der  betonnng  beruhen.  Dass  die 
drei  westliehen  sprachgruppen  des  indog.  in  bezng  anf  die  be- 
tonnng unter  einander  ähnlichkeit  haben,  ist  allgemein  bekannt. 
VgL  darüber  Hirt,  IF.  9, 290  ff. 

Im  urgerni.  wurden  vor  a  und  o  der  tulgenden  silbe  i 
und  u  zu.  e  und  o  umgelautet,  ausser  wenn  ein  gedeckter  nasal, 
ein  j  oder  u;*)  dazwischen  stand.  Ein  ähnlicher  ö-inii1fiiit 
Im  >trht  im  irischen:  sowol  ir. /er  wie  sm.verr,  ahd.  ?r(v  gtken 
aut  indog.  *u  iros  zurück,  ebenso  ir.  honn  und  ahd.  hodam  auf 
indog.  *hhudhno;  *bhudhmO'  (über  das  Verhältnis  der  ni-  zu  den 

')  Bnig^inann,  (rniiidr.  P,  f.  109  f.  spricht  nur  von  i-  Zwar  laasen 
«'ich  für  den  eiiitlusä  von  w  keine  beiüpiele  anführen;  die  häufigste  w-ytr- 
biiidui^  nw  gieng  urgerm.  in  nn  Uber  und  steht  daher  mit  nasal  +  cons. 
ia.  einer  Urne.  Ideell  iet  aber  vma  der  wirJning  von  j  anoh  die  Ten  w 


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250 


VAS  WUK 


n-foruien  vgl.  Uldenbtick,  Et.  wb.  der  altind.  spräche,  unter 
budhnäs). 

e  vor  iia^al  -f-  com.  wird  zu  t.  Man  ver^rleiche  den  öber- 
p^ane-  von  e  in  >.  der  im  lat.  vor  einigen  H-verbüiduiigen  statt- 
liadet.  in  diei>er  spräche  gebt  vor  jenen  selben  verbind  uneben 
anch  0  in  u  über.  Vgl.  Sommer,  Handb.  der  lat.  laut-  und 
formenlehre  s.  72  f.  79  f.  Wenn  im  germ.  in  der  periode, 
wo  dieses  lautgesetz  wirkte,  der  vocal  o  bestanden  hätte,  so 
würde  wol  auch  in  dieser  spräche  dei"selbe  wandel  in  u  nach« 
xuweisen  sein.  Conserrierend  wirkten  die  nasalverbindungen 
sowol  auf  u  wie  auf  t.  Sollte  etwa  die  entstehung  des  secan* 
dSren  germ.  o  aus  m  ält€r  sein  als  die  entstehung  von  i  yor 
gedecktem  nasal  (in  eine  ziemlich  junge  periode  wird  dieser 
e^-wandel  von  Helm,  Beitr.  23,5^  Terlegt),  so  ist  in  der 
tat  im  nrgerm.  in  dieser  steUuDg  u  kvls  o  entstanden.  Jeden- 
falls aber  ist  der  ftbergaog  des  indog.  o  m  a  älter  als  der 
e— «-wandel  vor  gedecktem  nasal 

Hanpttoniges  e  wurde  durch  den  einflnss  eines  i  der 
nlcbsten  sUbe  in  «  gehoben.  Gibt  es  nnn  innerbalb  der 
gmppe  der  o—n^vocale  einen  process,  der  der  hebnng  von  e 
sn  t  entsprechen  wQrde?  Gewis,  nnd  dieser  parallele  process 
ist  die  hebung  von  o  m  u  durch  folgendes  «i.  Ebenso  wie 
die  menophthongiening  von  et  za  %  m.  a.  w.  die  angleichimg 
eines  e  an  tantosyllabisehes  mit  der  entwicUnng  von  auzaUj 
d.h.  mit  der  angleichung  eines  o  an  tantosyllabisehes  u,  in 
einer  linie  steht,  so  sind  auch  die  hebung  von  e  zu  i  durch 
heterosyl labisches  t  und  die  von  o  zu  u  durch  heterosyllabisches 
u  \Ki\ii\W\e  Vorgänge.  Kommt  in  einer  spräche  einer  vor,  so 
musä  auch  der  andere  vorkommen.     Es  ist  jedoch  schwierig, 

>)  SiM  ichelabwe  wmuJum  tob  diMer  Ng«l  UeCet  du  sUvisch«. 
Hier  wvid«  duck  «ainittellNur  fblgendci  j  t  mi  ningelMitet»  Tgl.  alralg. 

:  lit»  «L  96jfämi,  ftlmlg.  gottlge  :  iL  o^n^ycM.  Man  würde  nan 
erwÄTteii,  dam  auch  o-w  n  u-w  geworden  wäre;  tatsächlich  liegt  aber 

nr  xoT,  T  h.  TX\99  z6v  —  n\.  havat,  abolg.  zortj  (urbaltoslav.  ans  *m'-  ent- 
Htauilon):  ai.  harate,  nveüt.  ^araiti,  abnigf.  sifnwe  =  ai.  sutuaas.  Aus 
diesem  Utbe^tautle  schlie^^e  ich,  dass  t»la?.  d  aas  einem  älteren  a  eutstaudeu 
ifit,  ia  welchen  laut  in  der  orbaitoalaT.  periode  indog.  ä  und  ö  snsammen- 
geüalleii  Wim.  Ebeneo  wie  «le  beltoelAT.  s  in  der  toaderantwiiUiuig  dee 
Ut  9  entrtaadfln  itt,  waide  im  luiltT.  im  9.  Zu  der  leit»  wo  ^  ol  0 
waide^  wer  •  noch  TeihiadeiL 


SDB  GHEONOLOaiB  CBGBftHAinBCHBK  LAOTOBSBIZB.  251 

beispiele  ans  den  iin^rL".  sprachen  zn  g:ebpn,  wfil  diese  sprachen 
mir  sehr  wenige  Wörter  besitzen,  in  denen  auf  eine  silbe  mit  o 
eine  solche  mit  u  folgt.  Ein  solches  wort  ist  indog.  *moghus 
^knabe',  das  im  ir.  mug  und  im  got  fnagus,  an.  mpgr,  as.  magu 
fortlebt.  Dieses  beL«5piel  zeigt,  dass  im  ir.  ebenso  wie  e  dnrch  i 
za  i  (z.  b.  Ug0  ^lager'  <  *kgiO')  aach  o  durch  «  zu  u  um- 
gelautet  wurde. 

Auch  im  lat.  findet  in  gewissen  fällen  (nach  Sommer,  IF. 
11,827  ^wenn  ein  stimmhafter  consonant  oder  der  haachlaat  k 
daswischen  steht')  umlantnng  von  e  durch  i  statt  Wenn  zn 
der  seit»  wo  dieses  lantgesetz  wirkte,  das  lat  Wertformen  be- 
sessen hätte,  in  denen  einer  Mibe  eine  iHsilbe  tolgt^  so  wäre 
«.imilant  einnfetreten.  Das  lat  besass  aber,  soviel  ich  weiss, 
derartige  formen  nicht;  damus  flectiert  im  älteren  lat  als  ein 
o>stamm;  später  zeigt  es  nehenformen  nach  der  u-declination; 
probiM  war,  andi  wenn  es  im  gnmde  mit  »LpratM-  identisch 
sein  sollte,  bereits  im  nrit  ein  o*stamm,  vgl  osk.  amprufid, 
nmbr.  jpni/e.  <)  iän  wort  gibt  es  im  lat,  wo  vor  «  der 
folgenden  silbe  u  auftritt,  während  in  einem  verwanten 
wort  ohne  M-suffix  o  steht,  nämlich  nurus  <  *sntisus  gegen- 
über 7iora.  Hier  ist  das  u  ursprünglich;  wenn  aber  von  dem 
folgenden  u  nicht  eine  conser vierende  Wirkung  ausgegangen 
wäre,  so  wäre  es  vor  r  <  s  in  o  übei  gegangen  (vgl.  Sommer, 
IF.  11,326).  Sollte  dieser  «— o-wandel  älter  sein  als  die  um- 
lautung  von  e  durch  i,  so  ist  in  nurus  in  der  tat  ein  beispiel 
fiii'  den  M-unilaut  vorbainlen.  nurm  ist  von  haus  aus  kein 
w-stamm,  sondern  entweder  —  wie  mir  am  wahrscheinlichsten 
scheint  —  ein  o-stamm  (vgl.  Pedersen,  Bezz.  beitr.  19,  293  ff.), 
oder  wie  Bartholnraae,  Studien 2, 31.  .T.Schmidt,  Pluralbildungen 
8.74.  Brugmann,  Grundr.  12, 104-  annehmen,  ein  rT-stamui.  Schon 
früh  aber  ist  es  im  lat  durch  den  einfluss  von  socrus  (indog. 
*sw^rü-)  in  die  u-declination  herübergetreten. 

Im  nigerm.  hatte  sich  das  indog.  wort  *moghus  erhalten. 


•)  Lat.  u  <  0  in  nichthaupttonigen  silben  t-ntatand  in  einer  jüngeren 
Periode  als  i  <i  e  durch  f-nmlant.  Im  ]*'t/tpren  falle  langen  sich  die  nicht 
üm gel anteten  formen  nicht  mehr  nachweisen.  I'ie  uiulautuug  von  o  durch 
w  uoss  iü  dieselbe  periode  als  diu  vou  e  darch  t  gestellt  werden,  also  in 
etiM  Periode,  wo  aichflieiipttoniges  o  aocb  o  w«r  und  keinen  «t-ninlMil 
bewirken  konnte. 


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252 


VAN  WIJK 


Wenn  nun  der  i-umlaut  von  c  älter  wäre  als  der  wandel  von 
0  in  a,  so  müsste  auch  o  durch  u  umgelautet  worden  sein,  und 
statt  des  got.  magtis  wäre  *mugus  zu  erwarten.  Das  Vor- 
handensein der  form  magus  berechtigt  zu  dem  Schlüsse,  dass 
der  Übergang  von  o  zu  a  der  ältere  ist. 

Bisher  war  nur  von  haupttonigem  o  die  rede.  Das  nicht - 
haupttonige  bewahrte  länger  seinen  lautwert  (vgl.  Streitberg, 
Urgerm.  gramm.  s.  46  f.),  gieng  aber  schliesslich  in  den  meisten 
fällen  in  a  über.  In  welchen  Stellungen  dieser  wandel  unter- 
blieben ist,  darüber  sind  die  forscher  nicht  einig.  Jedenfalls 
hat  einfluss  von  labialen  ge\sirkt,  vgl.  u.  a.  Brugmann,  Gnindr. 
V,  248  f.  Ich  gehe  an  dieser  stelle  nicht  näher  auf  die  frage 
ein,  ich  bemerke  bloss,  dass  man  in  den  fällen,  wo  gewöhnlich 
bewahrt  gebliebenes  o  angenommen  wird,  wol  besser  aus  o 
entstandenes  u  ansetzt.  Die  in  betracht  kommenden  formen, 
z.  b.  an.  dggom,  -um,  ags.  da^um,  ahd.  tagum;  an.  fQllotn,  -um, 
ahd.  fallumes]  ahd.  gomun,  as.  gumun,  gestatten  ebensogut  die 
annähme  eines  vorhistorischen  m  Tsie  die  eines  o,  und  flu-  die 
umfärbung  des  o  zu  u  spricht  der  parallele  Übergang  des  nicht - 
haupttonigen  e  zu  i. 

Aus  von  Tacitus  überlieferten  germ.  eigennamen,  wie  Se- 
gim&rus  (vgl.  Streitberg,  Urgerm.  gramm.  s.55)  geht  hervor,  dass 
der  Übergang  von  e  in  i  in  nichthaupttonigen  silben,  und  daher 
auch  der  entsprechende  Übergang  von  o  in  u  einer  älteren 
periode  angehört  als  der  i-umlaut  von  e. 

Im  got.  tritt  auch  in  nichthaupttonigen  silben  für  indog.  o 
ausnahmslos  a  auf.  Der  grund  dafür  liegt  wol  darin,  dass  im 
ostgerm.  entweder  der  o—a- wandel  früher,  oder  der  e — »- wandel 
später  voUzogen  wuide  als  im  west-  und  nordgerm.,  so  dass, 
als  nebentoniges  e  im  ostgerm.  zu  t  wurde,  in  dieser  spräche 
kein  einziges  o  vorhanden  war,  das  auf  entsprechende  weise 
zu  f(  gehoben  werden  konnte. 

Zum  Schlüsse  fasse  ich  die  für  die  relative  Chronologie  der 
von  mir  besprochenen  lautübergänge  gewonnenen  ergebnisse 
kurz  zusammen: 

Periode  I.   Haupttoniges  o  >  a. 

Periode  n.   Nichthauptt.  o  >  a  ausser  in  einigen  wenigen 

fäUen. 


ZUR  CHÄONOLOQIE  ÜRGEHMANISCHER  LAUTGESETZE.  253 


(Niehihanpttoniges  e  >  i. 
Nichthauptt.  o  >  u  in  den  fällen,  wu  o  in 
Periode  II  seinen  laiitwert  bewaJirt  hatte. 
I  Hauptt.  e  >  /  vor  nas.  4-  com. 
Periode  IV.  |  Hauptt.  e  >  i  vor  i  odei*  J  der  folg.  sübe. 
I  Hauptt  e»  >  I. 

Die  überlieferten  fonnen  stimmen  richtig  zu  diesen  liaupt- 
sftchlich  auf  theoretischer  gnmdlage  aulgebauten  regeln.  Das 
aus  dem  germ.  entlehnte  finnische  wort  rengas  (an.  hringr,  ahd. 
as.  hring)  zeigt,  dass  der  Übergang  von  0  zu  t  vor  nasal  +  cons. 
jünger  ist  als  der  wandel  von  0  in  a  in  nichthaupttonigen 
Silben.  Dass  auch  der  /-umlaut  ein  ziemlich  junger  process 
ist,  geht  aiis  fimi.  teljo  (an.  pUja)  und  aus  den  taciteischen 
formen  Scgimerus  u.f.w.  hervor.  Die  auch  von  Tacitus  er- 
walnitHTi  namen  Segesies  und  Vcnedi  weisen  sogar  auf  eine 
peiiude  hin,  bevor  nirhthaupttouiges  e  zu  i  wurde.  Für  den 
wandel  des  haupttonigen  o  in  a  darf  man  eine  ziemlich  frühe 
Periode  annehmen.  Sämmtliche  hei  lateinischen  Schriftstellern 
Torkommeude  eigeunamen  weisen  bereits  a  auf.  Dass  kelt 
Wörter  wie  Mosa,  die  Streitbeig,  Urgerm.  gramm.  s.  45  ver- 
anlassten, für  den  Übergang  von  0  in  a  eine  verhältnismässig 
junge  periode  anzunehmen,  für  die  bestimmung  der  Chronologie 
keinen  wert  haben,  hat  Hirt,  Beitr.2d,dl7f.  dargetan. 

LEIPZIG,  im  november  1902.  N.  VAN  WUK 


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ZUR  SCHEIDUNG  DER  KURZEN  ^-LAÜTE  BI 
MITTELHOCHDEUTSCHEN. 

Bekanntlich  gibt  es  im  mhd.  eine  anzahl  Wörter  mit  ge- 
schlossenem e-laut,  obwol  man  ihrer  etjTnolog^ie  nach  e  zu 
erwarten  hätte.  Dieser  widersprach  beruht  auf  secund&rer 
laatentwicklung,  deren  bedingnngen  man  in  mehreren  fällen 
schon  erkannt  hat  Es  bleiben  aber  immer  noch  manr-lu'  mhd. 
Wörter  übrig,  deren  e-qoalit&t  zweifelhaft  ist,  namentlich  fälle, 
in  denen  die  neueren  mundarten  nicht  übereinstmunen  (y|^ 
H.  Paul,  Mhd.  gramm.^  §  48,  anm.  3). 

Ein  mhd.  wort,  dessen  stammsilben-e  seiner  qnalität  nach 
noch  nicht  festgestellt  worden  ist,  ist  9mm  'sehnen*.  Bei 
Graff  6, 239  and  Mttller-Zarncke,  Mhd.  wb.  %  250  wird  altematiT 
ahd.  zmivk  oder  ^mm  angesetzt  Kluge  Iflsst  noch  Wb.*  die 
betreffende  e-qnalität  unbezeichnet,  entschliesst  sich  aber  in 
Wb.«  für  die  lesung  sencn  (mit  geschlossenem  e).  Bei  H.  Paul, 
Mhd.  gramm.^  und  V.  Michels,  Alhd.  elementarbuch  findet  mau 
dagegen  unser  wort  als  smm  aufgefasst.  Diese  Unsicherheit 
in  der  beurt^eilung  des  stammvocals  inixTes  wortes  rührt  wol 
wesentlich  daher,  dass  es  diesen  autoreu  seiner  et^inologie 
nach  unklar  gewesen  ist.  Als  et5Tnologisch  dunkel  wird  das 
wort  in  der  tat  noch  im  DWb.  sowie  bei  Kluge,  Wb/  be- 
zeichnet In  meinen  Beiträge  zur  germanischen  wortknnde 
(M6moires  de  la  soc.  n6o-phü.  ä  Helsingfors  3,  Helsingl  1902) 
erörtere  ich  einige  frühere  verfehlte  deatnngsvorschläge  und 
mache  einen  neuen  rersuch  zur  erklänmg  des  wertes.  Ich 
bin  dabei  Ton  seiner  in  zahlreichen  mhd.  belegen  deutlich  zn 
erkennenden  gnmdbedeutung,  etwa  'seelensdimerz  leiden  (lidi 
grftmen,  hArmen,  bekümmert  sein)*  ausgegangen;  TgL  die  gloase 
wne  *marceo,  langaeo'  Ahd.  gl.  3, 417, 27.  Schon  im  mhd.  wird 


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LAUTE  IM  MHD. 


255 


das  wort  auf  die  pein  nnd  das  verlangen  der  liebe  besogen  und 
mit  seiner  dppe  in  der  minnepoesie  last  bis  zur  abmitKimg 
gebraneht  Die  iltere  bedentnng  'sdunerz  empfinden,  bekttm- 
mert  sein*  ist  im  nhd.  nntergegangen,  lebt  aber  noeb  fort  bei 
Luther.  Noch  CSampe  in  seinem  Wb.  y.  j.  1807  betont  ans* 
drilddich,  dass  sidi  unser  verbnra  dnrch  die  oft  hinzutretende 
Vorstellung  des  schmerzlichen  von  Wörtern  wie  verlangen, 
begehren  unterscheide  (vgl.  DWb.  10,  151).  Dieselbe  grund- 
bedeutung  blickt  auch  durch  in  den  westgerm.  parallelen  mud. 
seneniliken  'auf  sehnsüchtige  weise,  voll  Sehnsucht  und  schmerz', 
OS t flies.  (Doornkaat-Koolman  3, 174)  senen,  myien  ^sehnen,  ein 
starkes  oder  schmerzliches  und  fast  kiankhaftes  verlangen 
habfii,  sein-  verlangend  sein  etc'  TUe  Urbedeutung  dieser 
Sippe  scheint  indessen  eine  sinnliche  g^ewpsen  zu  sein.  Nach 
einer  wol  bekannten  art  der  bedeutungsentwicklung  werden 
bezeichnungen  für  rein  sinnliche  begriffe  in  vielen  fällen  auf 
das  Seelenleben  ül)ertraoeM,  Als  beispiel  von  diesem  Vorgang 
nenne  ich  hier  nui'  das  mit  sehnen  synonyme  awn.  preyia,  Prä 
'sich  sehnen',  aschw.j^a  'verlangen',  nschw.  irdna  'von  sorgen 
versehrt  werden'»  irdmä  'Sehnsucht,  sorge,  leiden  (vor  unglück- 
licher liebe'):  awn.  Uk-prär  'aossätzig';  vgl  das  hiermit  aach 
etymologisch  verwante  gr.  T^«a^a(  'sich  aus  Sehnsucht  ver- 
zehren' :  tifvx»9  TffWB  'reibe  auf,  versebre»  entkräfte'  (näheres 
Uber  diese  sippe  in  meinen  Beitr.  zur  germ.  wortk.  s.  3  ff.).  In 
rein  sinnlieben  bedentnngannanoen  lebt  das  fragliche  verbmn» 
mhd.  senen  etc,  nach  meiner  meinnng  noch  fort  im  nord- 
gennanischen.  Ich  verbinde  nftmlich  hiennit  nnorw.  (Aasen^ 
Boss)  ma  1)  'eintrocknen,  mitrftchtig»  gOste  werden  (von 
ktthen)',  2)  'Terschlmmelny  modern,  saner  werden  und  hin- 
schwinden  (yon  Usch,  fleisch  etc.)*,  3)  'hinschwinden  durch 
brand  (von  getreide)',  nschw.  ma  1)  'zu  milchen  anfhOren 
(Ton  kfth^)',  2)  mnndartL  (Biets,  DiaL-lex.  s.  566)  'ans- 
trocknen',  trans.  (von  der  sonne)  und  intrans.:  TOn  einer  quelle 
u.  a.  (auch  in  der  schriftspr.),  3)  'zu  fliessen  aufhören',  z.  b. 
von  einer  Hasche  (dial),  säna  vb.  tr.  und  intr.  (dial.)  =  sina; 
vgl.  noch  das  nschw.  subst.  sin  :  stä.  rara  i  s,  :  von  einer  kuh, 
die  keine  milch  gibt ,  sowie  das  dial.  adj.  sän  (=  sänt,  part.) 
'keine  milch  gebend  (von  einer  kuh)'.  Kin  paralleles  subst 
ist  belegt  schon  aus  altn.  zeit:  awn.  sina,  f.  (mit  den  neuuord. 


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266 


KAsmar 


entoprecliuiigeii  nnor^-.  sina,  sena,  nsdiw.  mm)  ^aites  ver* 

welktes  gra«,  das  über  den  winter  anf  (irr  wnrzel  stehen  ge- 
blieben; vgl.  ausserdem  da«;  nnorw.  (Bon)  adj.  daud-sen  'niedar- 
gascblagen'  (ftbertr.).  Die  genannte  nord.  anbatantiYlnldang 
U<gt  weatgerm.  vielleiclit  Tor  in  mhd.  sm,  M.  (?)  'senecio*, 
am-wwM  'aeneciOy  erigeran';  fOr  diese  naamnienatellang  spridit 
einigemaasen  die  senasiologisclie  analogie  mit  diem  entspre- 
chenden gr.  pfianzennamen  eri^enm  =  agr.  ^gi-yi^feaip  'früh 
oder  im  frflbling  greisend)  ein  krant,  das  im  trttUing  eine 
grane  samenkrone  bekommt'  (Passow,  Wb.  d.  gr.  spr.  a.  1359j; 
Tgl.  lat  senecio  (ans  senex)  'die  auch  gmmUa  mid  erigenm 
genannte  pflanze,  die  krenzwnrz*  (Georges,  Lat-d.  wb.  &  1564), 
sowie  nhd.  haldgreis  'senecio,  die  krenzwurz*  (DWb.),  wol  nnr 
gelehrte  nachbildungen  des  gr.  Wortes.  Das  fragliche  verbum 
mhd.  si-'nen,  iioid.  sina,  säna  (aus  *sU\ön,  ^scnon,  vgl.  a^\^l. 
(litina,  flKtHii  'erschlaffen'  :  ags.  duinan  'schwinden'.  awiL 
sunni.  snr)ui  'scliu iiulcn"  ;  iiuorvv.  swtfid,  alid.  suinan  id.)  ist 
uiushiiigenu.  erhalttiu  in  aind.  ksinfifi  (k^inoti)  ^vernichtet,  lässt 
verstehen',  ^r.ifOlrvi  1)  intr. 'ai)nehnien,  dahinschwinden,  ver- 
gehen, sterben',  2)  trans.  'vernichten',  vgl.  ausserdem  av.  a%ö 
Mt's  liiiischwindcns.  cleiidi^',  aiiid.  hfipate  'schwindet  hin*,  Hitip 
Mas  V('r«;rlicn,  Untergang',  gr.  g:^loiq  'das  schwinden,  die  aus- 
fuhr uug',  lat.  sitüi  'dOiTe,  trockenheit^  darst,  üeibtiliimger,  hef- 
tigeö  vei'langen'  etc. 

Xacli  dieser  etymologie  wäre  das  betreffende  verbnm  sa- 
nftchst  mit  offenem  stammTOcal,  als  senen,  anzusetzen.  Gegen 
meinen  deatnngsvorschlag  erheben  sich  jedoch  einige  einwände, 
die  ich  bei  der  abiassnng  meiner  genannten  Schrift,  Beiträge 
snr  germ«  wortk^  nicht  zn  berttcksichtigen  wusste.  Erstens 
scheint  mein  ergebnis  mit  einigen  mhd.  reimbindnngen  in 
widersprach  zu  stehen.  So  reimt  unser  verbnm  z.  b.  bei 
Wolfram  v.  K  immer  nnr  mit  wftrtem,  die  ^  haben. 

Ks  gehören  hierlier  nach  Schulz.  Keimregister  8.38  folgende  belege: 
faM  (:  jene)  'Wh.  408,  —  imt  {  :  ycwent)  P.  443, 15;  ( :  vetwent)  F. 
291,80.  —  tmte  (:mmU)  P.  SaiO.  Wh.  800^28;  (iwcnte)  Wh.  287,2a 
—  getmU  ( :  «Uwenl)  'Wh.  248, 22 ;  {-.geweiU)  P.188,12.  248,16.  WIlSO^^ 
196,80.  —  MrMfii(:ywcwiii)P.266|2a 

Wie  man  sieht,  enthalten  diese  reimwQrter  (äene  za 
Man,  menen,  ifimm,  mt-,  ge-,  ver-)  sftmmtUch  gesdüoesene 


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^-LADTB  Df  MHD. 


257 


e-qnalitat,  und  hieraus  ergihi  sicli  die  z.  b.  bei  Kluge,  \Vb.* 
angesetzte  lautform  dem  anscheine  naeb  als  die  richtig 
sofern  unter  e  hier  das  gewöhnliche  umlauts-e  ans  a  verstanden 
woden  solL  Bei  n&herer  prQfong  wird  sich  diese  annähme 
nichtsdestoweniger  als  falsch  erweisen.  Als  s^ten  (ans  *sa»^an) 
an^fosst,  st&nde  nnser  wort  —  scheint  es  —  ganz  isoUeri 
wfthrend  es  als  s^nm  sich  an  eine  weit  verbreitete  germ.  and 
niehtgeruL»  anch  begrifflich  sehr  nahe  verwante  mrtsippe 
anschliesst  Aach  die  zahlreichen  mhd.  belege  unseres  verbnms 
sprechen  in  der  tat  a  priori  (wenn  man  die  reime  anberack* 
sichtigt  Ifisst)  ffir  die  form  s&ten.  W&hrend  verba  der  ersten 
schw.  klasse  wie  d^t^m,  m^nen,  wmen,  geTn,  wein,  sein  n.  a. 
mit  nebenformen  wie  bez.  dehnen,  tennen,  männen,  wennen, 
Zellen,  wellen,  seilen  nebst  praeteriten  wie  dante  :  denete, 
mante  :  me'ncic,  mcntv,  zalte  :  -eltc,  walte  :  we'lte,  salk  :  seile 
auftreten,  felilt  es  dem  verbum  smcn  au  jeglicher  spur  einer 
gruiuhunri  *sanjin)J)  Die  der  vorgetragenen  etymologie  wider- 
sprechenden reimbelege  mit  </ erheischen  daher  meines  erachtens 
ihre  besondere  erklärung.  Da  Wolframs  t- reime  sich  sonst 
dui'ch  strenge  genauigkeit  auszeichnen  (s.  Zwierzina,  Zs.  fda. 
44,249—  316),  scheiiu  jede  rede  von  'ausnahmen'  ausgeiichiüssen 
zn  sein.  Am  näclisten  liegt  vielleicht  dann  die  vermutnng, 
da,^s  die  c-qualität  in  senen  durch  die  ein  Wirkung  der  folgen- 
den ua&alis  modificiert  worden  wäre.  In  den  meisten  nhd. 
(fränk.,  alem.  und  bair.-österr.)  mundarten  sind  die  e-laute  in 
der  Stellung  vor  nasalen  wie  bekannt  in  6inen  laut  zusammen- 
gefallen. Die  wichtige  frage ,  wie  weit  eine  derartige  nasal- 
afficierung  sich  schon  im  mhd.  geltend  gemacht  hat,  ist  lange 
völlig  unberttcksichügt  gewesen.  Erst  bei  Zwiendna  a.a.O. 
wird  sie  einer  prflfnng  unterzogen,  die  sich  jedoch  ans  mangel 
an  genügendem  matenal  leider  auf  blosse  andentungen  be- 
schränken mnsste.  Wenn  Zwierzina  hier,  anf  gmnd  der  frag- 


[*)  Diese  ugnmeiitAtioii  sefaeint  mir  nicht  guis  nEatredbii.  Bei  «olles, 

Balte  handelt  es  sich  ja  um  alte  weetgerm.  biMimgen  ohne  mittelvocal  (as. 
talda,  ags.  tealde  etc.),  vrfihrend  entsprechende  alte  formen  bei  verbip  mit 
-n-  trar  nicht  heleg;!  sind.  Auch  mhd.  herschen  ja  (lei}(*;)ie,  menU)te  so  uii- 
bediiitrt  vir,  dags  die  paar  gpäteii  belege  für  dante,  mante  sicher  auf  das 
conto  junger  analogiewirknng  zu  setzen  sind  (nach  dem  muster  von  para- 
digmen  wie  hnmm    dräute  mit  geuL  «n).  B.  8.] 

Bdulf»  Bv  fMchiGlM  d«  dnndMB  ipnd«.  XXVUL  17 


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258 


KABSTOr 


Hellen  e-reime  bd  Wolfram^  constatieren  zu  kfinneii  geübte, 
dMS  i  und  4  vor  nasalen  (vor  einfachem  wie  vor  gedecktem) 
in  der  spräche  dieses  dichters  noch  auseinander  gehalten 
wurden,  so  ist  diese  annähme  insofern  nodi  nicht  g^ttgend 
motiviert»  eis  er  fftr  wnm,  wie  es  scheint,  ohne  Jeden  versadi 
znr  etymologischen  begrOndmig  seiner  melnnng,  geschlossene 
e-qnalität  voraussetzt  Da  Wolframs  ausspräche  der  «-lante 
eine  fränk.  gewesen  zu  sein  selidnt  (Zw^nina  a»a.o.)  nnd 
die  &  and  a^iualitäten  heute  in  den  mosten  frtnk.  mnndarten 
in  einem  geschlossenen  laut  zusammengefallen  sind  (Zwierzina 
a.a.O.  s. 314),  könnte  diese  ausgleichunj?  an  und  für  sich  schon 
für  W.  vor a US t^e setzt  werden,  und  zwar  um  so  lieber,  als  ein 
analoger  zu.«>aiiimenfall  der  c-laute  für  einige  andere,  wenn 
anch  si>ätere  mhd.  dichter  durch  Zwierzinas  erörterungen  a.a.O. 
(ö.  31öf.)  wahrscheinlirh  gemacht  wonien  ist. 

Hiermit  sind  jedoch  nicht  alle  Schwierigkeiten,  die  sich 
in  den  weir  meiner  etymolo£rie  stellen,  erledigt.  Wie  mir  herr 
l>roIe.st»or  K.  bievers  brietii^  h  gütigst  mitgeteilt  hat.  gilt  im  gut- 
deutschen da  wo  gedehntes  r  und  e  noch  geschieden  werden, 
ausdrücklich  v  »'  ??  nnd  lonrn  mit  geschlossenem  e  (wie  jcyier, 
dehuf  u  etc.  gegenüber  unm  ti,  dem,  diu  etc.).  Auch  dieser  Wider- 
spruch ist,  wie  ich  glaube,  jedoch  nur  scheinbar.  Mhd.  senen 
flectierte  im  ahd.  wahrscheinlich  nach  der  e-conjugatiou:  *sehen, 
wie  einige  andere  ahd.  e-verba,  die  aus  der  vorgerm.  ttes-klasse 
herftbeiigekommen  waren  (z.b.  ahd.  hlinen,  ngsMinian,  hleonian: 
gr.  xU'VOff  lat  de  eU  näre,  vgl  mhd.  scnen  :  aind.  A-^O-nn),  wo- 
rüber s.  meine  Beiträge  zui-  geschichte  der  altgenn.  f-verha 
B.  44  ff.  Bekanntlich  berfiUtren  sich  aber  die  prim&rra  altgeim. 
e-verba  in  vielen  fallen  mit  den  verben  der^-klasse.  Der  fttr 
das  urgerm.  voransznsetzende  Wechsel  zwischen  9-  nnd /-formen 
bei  den  e^verben  wurde  in  den  einzelsprachen  wie  bekannt  in 
verschiedener  weise  ansgeglichen.  Im  ahd.  kam  die  ir-form 
fast  vollständig  znr  herschaft;  nor  einige  wenige  reste  nnd 
verallgemeinemngen  der  /-form  sind  erhalten  geblieben.  Ton 
dem  oben  angeführten  ahd.  hlinen  weisen  sftmmtficfae  belege 
nur  den  stammvocal  t  anf,  der  eigentlich  nur  den  alten  ^-formen 
gebührt  In  dem  urgerm.  paradigma  müssen  lantgesetzlich  in- 
dessen auch  formen  mit  e-vocal  bestanden  haben,  von  denen 
das  mhd.  in  seinem  lenen  (neben  linen)  in  der  tat  einen  reflex 


^- LAUTE  IM  MHD. 


259 


bewahrt  Wie  aber  ahd.  hUnin  durch  contamination  von 
'^hl^tm  (=  mhd.  Igb«t»)  und  *hlinjan  «otstanden  sein  mnss»  sind 

andrerseits  auch  compromissformen  wie  z.  b.  2.  und  3.  pers.  sg. 
*hleni$,  *hlehit  denkbar.  In  derartigen  ahd.  neubildungen  mit 
i  in  der  endung  miiss  das  ui-sprünglich  offene  e  der  Stamm- 
silbe durch  eine  art  von  iimlant  in  ein  geschlossenes  verwandelt 
werden.  Dieser  <resiciitNpiiHkt  ist  sclion  früher  zur  erklärung 
einiger  scheinbaren  ausnahmen  in  den  heun!j:*M  mundartrii  vor- 
wendet worden;  vgl.  z.  b.  'dM.  felis  'fels'  und  'd\vr\.  fiall:  gegen 
diese  identificieioing  spricht  scheinbar  der  umstand,  dass  nhd. 
fels  in  denjenigen  muadarten,  die  offenes  und  geschlossenes  e 
nnterscheiden,  gescbloesenes  hat:  iasst  man  aber  ahd.  felis  als 
eine  compromissform  ans  urgenn.  fdus- :  fiUs-  au^  so  wird  alles 
klar  (s.  Paul,  Beitr.  12, 548 1  imd  Mhd.  gramm>  §  48,  anm.  8. 
Kaoffmann,  Beitr.  13,8981).  Durch  eine  analoge  erklänmg 
seheint  mir  der  fragliche  Widerspruch  in  dem  nhd.  stken  (wie 
in  täten)  seine  einfochste  lOsnng  za  gewinnen.  Die  Toransza- 
setzende  mhd.  analogiebildung  senm  (tOr  smen)  dient  dann 
andi  zur  anfklftrung  der  oben  er5rterten  Wolframschen  rdm- 
bindungen.  Diese  reimbelege  sind  sonach  nicht  als  beweis- 
mittel  für  die  oben  vermutete  lautausgleichung  bei  W'oliiaui 
zu  verwerten. 

HELSINGFOBS.  T.  K  KAfiST£N. 


17* 


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MITTELHuCHDEUTStll  SCHEMEN. 


In  anknüpfong  an  die  vorsteheEdeu  erorterungen  über 
nihd.  sch'  h  mit  e  als  resiiltat  eines  «eoundarumlauts  von  e 
ni«'£ren  hier  nocb  ein  i-aar  bemerk ungeii  über  die  anrh  schon 
von  Zwierziiia.  Zs.  fda.  44, 312  ang:ere|rte  frage  nach  dem  nr- 
spnmg  des  e  in  mlid.  schemeti  angefügt  werden.  Bei  diesem 
wort  kann  man,  wie  mir  sdiemt»  gar  nicht  um  die  mmahme 
eines  secnndirnmlauts  hemmkommen.  Die  ganze  aippe  von 
ahd.  seama,  scamen  hat  ja  in  allen  altgerm.  sprachen  ein- 
schliesslich  des  ahd.  nur  o,  nnd  erst  mhd.  treten  die  neben- 
formen  mit  e  daneben  ant  Demnach  halte  ich  es  fftr  aus- 
geschlossen,  dass  mhd.  sdumm  altes  S  habe:  yiebnehr  moss 
das  e  irgendwie  anf  nmlaut  benihen.  Primftnimlant  h&tte 
dann  zn  mhd.  ^sdiemm  geffihrt,  das  denn  auch  nach  Zwiendna 
a.a.O.  wenigstens  fär  gewisse  bair.-dsterr.  dichter  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  anzusetzen  ist  Umgekehrt  hätte  secnndftr- 
imilaut  ein  mhd.  *schämen,  geschrieben  Schemen  ergeben,  das 
ausserhalb  des  bair.-österr.  mit  altem  e  reimen  konnte,  genau 
^\  le  A\'olfram  lat.^ächlich  reimt.  Dies  *  schämen  ist  aber  nicht 
nur  imaginär  uder  aus  den  reimen  erschlossen,  sondern  direct 
auch  aus  den  mundarten  zu  belegen.  In  diesem  sinne  hat  AAi 
bereits  Z'wierzina  auf  das  bair.-österr.  sdnhm  mit  *  hellem  <V 
berufen.  Ausserdem  ist  *schämcti  aber  auch  für  das  aleuL 
gebiet  zu  erweisen,  wenigstens  für  die  mundarten,  welche  nach 
den  darlegungen  von  A.  Hensler,  Germ,  34, 117  ff.  primäres 
nmlants-e  und  secnndäres  umlauts-ä  vor  nasalen  nicht  ni* 
sanunenfallen  lassen.  Dahin  gehdren  (nach  Hensler)  das  Toggen- 
bnrgische  (Wintelers  T)  nnd  Appen^erische.  Beispielsweise 
nnterscheidet  T  die  beiden  lante  noch  als  e  nnd  m.  Für  a 
als  secnndänunlant  sind  z.  b.  ans  Wintelers  material  sicher  in 
anspmch  zn  nehmen  brmxta  sprechen  s.  49,  pcstks  'patschen'. 


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261 


klatschen  49  (dazu  pmtiUs  Beitr.  14, 463),  xmtn  (K  gatsiv)  57, 
hmrU  kerl  81,  ifmhmm  einfftdeln  117,  flcedce  pl.  zu  fladm  fladen 
171,  g(x^mi9r  pl.  msaäfB  gadem  74. 171;  mit  dehnimg  ywr  gar 
79,  IBfh9im  arbeiten  80,  ^OBrm  sparen  78.  157,  iceg  pl.  zu  tag 
ta^  (dat.  pl.  /^^rr)  83,  hc^rg  pl.  zu  6ör^  schweiii.  Andrerseits 
erscheint  e  für  iiihd.  e  vor  nasal  in  xlnnw  kleiiinien,  kcemcB 
.schwemmen,  ßrgremw  (uilid.  ergremen)  67;  gremplce,  -dr  (zu 
mhd.  grempcn)  58;  f^twence  ('entwöhnen'),  aufziehen,  hcence 
gewöhnen  67  (vgl.  pl.  zähne  72;,  menm  (mhd.  imncn)  67; 
h<jc€n(e  kennen,  ä^<p  henne,  ^/»^w^b  spannen  (mhd.  spennen  — 
Spante)  67,  tcnn  tenne  68  70.  ;>re«/  gebrannt  136;  swenäm 
schwenden  63;  hevkxm  henken,  jh  akxfv  (mhä. klenken),  swenkiyr 
schwenken  61  (vgl.  §Jct)hr  {VI),  tcukxm  denken  149,  mennbpfalt 
blättermagen  7-1.  DaLn^gen  steht  rr  wider  in  zwei  siclieren 
fällen  des  secundiiruniiauts,  in  dem  gedehnten  hcvni  fasshahnöO, 
und  in  t-scenw  weinen  {mhd.  mannen,  ahd,  mnmn  GraffÖ,  673); 
als  drittes  beispiel  darf  wol  xrcentsod  tragkorb,  angezogen 
werden,  angesichts  der  Kerenzer  form  xrcetsce  175  u.  ä.  (wei- 
teres &  im  Schweiz,  id.  3, 924  ü,  si>eciell  926);  dann  braucht 
aach  wol  der  bergname  Sn'mfiss,  Scentiss  138  keine  ausnähme 
zn  sein.')  Schwierigkeiten  bereitet  dagegen  irodindl  66  = 
fmmmdl  K,  wenn  dies  wirklich  direct  =  ahd.  dremil,  mhd. 
dr4m^  ist  (oatttrlich  nicht  dremd,  wie  im  Mhd.  wb.  nnd  bei 
Lexer  angesetzt  wird);  nach  mhd.  drdm,  iram  halte  ich  aber 
eine  alte  dnblette  *dramü—*drämil  nicht  für  ansgeschlossetf; 
ich  bin  also  geneigt»  jenes  trmml  vielmehr  gleich  nrspr.  *drdniü 
zn  setzen.*) 


*)  Uelnigeiui  wird  doch  wol  raeh  T  ehie  form  wie  tsamai  'lasamnien' 
lial»6ii,  nicht  *<mims;  aber  so  viel  ich  aehe,  fthrt  Winteler  die  foim  nieht 
fpedell  f1\r  T  an. 

*»  Für  f]:is  bair.  scheint  allerdiu^^s  .^chniellcr.  BWb.  l,662f.  nur  die 
form  trcmei,  nicht  *tramf\  zn  kennen  (das  eine  trumd  aus  dem  ('gm.  270 
beweist  nicht  viel).  Aber  genule  bei  2-ableituugeu  Huden  sich  auch  soust 
tiuiUdie  quaatitttHMliwaiikiingcn,  so  bei  »aäd — Määd  utd  dem  fraeden 
tOvmd-tMmd,  MtUlenboff-Schenri  I)6iikm.SP,ieo.  44S  (sa  der  entdtierteii 
vtelle  bemerke  ich  flbrigens,  deas  lengvocaligw  *«09mA-  durch  Bonh. 
fötscdbnd  [mit  er  als  regnlärem  nmlant  von  ü  ans  ä  vor  nasal]  L  erwiesen 
wird;  daneben  wider  seltener  \f6t]scemel  aas  *iiramil,  anch  olme  nmlant 
einmal  -scdnol  L,  ebenso  sa^nud,  -el  R').  —  An  sich  könnte  mau  sonst 
auch  hei  tremd  —  trämd  an  eiuen  auf  »ufliiablaut  beruhenden  secundär- 


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262 


Immerhiu  überwiegen  die  bespiele  für  die  regel  so  sehr, 
dass  man  die  form  ^cetme,  die  auch  T  nach  Winteler  s.  157 
aufweist^  als  sicheren  beleg  für  secundärumlaut  aoffassen  darf, 
und  zwar  um  so  sicherer,  als  das  verbum  in  T  noch  dem  alten 
typos  der  e^yerba  folgt  (3.^.  ieBm9i,  zweisilbig:  Winteler  a.a.a), 
und  weil  anch  andere  alte  ^-yerba  in  T  denselben  secnndär- 
timlant  zeigen,  nftmlicb  ibiBra  sparen  78  (3.  gg.  ^HBr9t  157)  — 
ahd.  spariti  niid  das  ebenfalls  bereits  erwUmte  tsmw  =  ahd. 
0emnin,  Diesen  stellt  sieb  dann  noch  das  doch  wol  gemein* 
Schweiz,  saga  sagen  »  ahd.  sagen  znr  seile ,  ferner  dialek- 
tisches haha  neben  heba  (mit  primftnunlant)  'halten*  =  ahd. 
habin  (so  z.b.  in  Kerenzen,  3.  sg.  hah9t,  Winteler  s.148;  ygL 
femer  das  Schweiz,  id.  2, 870  ff.,  speciell  889  ff.);  endlich  anch 
noch  das  zur  schwachen  flezion  übergetretene  triBga  tragen 
(Winteler  s.  165). 

Der  »ecundäriuiilaut  ist  hiernach  bei  alten  ^'-verlns  dialek- 
tisch so  häufig  belegt,  dass  man  ilui  an  betreiiender  stelle 
geradezu  für  eine  normalerscheinung-  erklären  inuss.  Gaben 
einei-seits  formen  wie  ahd.  *sccniif  (vg-1.  Jidif,  lihif)  die  giiind- 
lagre  ab  fiir  das  bair.-österr.  Schemen  (oben  s.  201),  so  konnte 
andrerseits  aus  der  parallele  scamet  —  scetnit  ein  neues  *scamit 
ei*wachsen,  das  dann  secundär  zu  *  schämet  umgelautet  wurde 
und  so  die  grundlage  für  .das  mit  e  reimende  mhd.  Schemen 
lieferte.  Aehnlich  anch  bei  den  übrigen  verbis,  welche  ent- 
sprechenden Tocalismos  aufweisen.  Uebrigens  liefert  auch  hier 
das  ags.  wider  genaue  parallelen  bei  der  flexion  der  primftren 
«^yerba»  yor  allem  bei  secgan  sagen,  wo  altwestsftehs.  primär- 
nnd  secnndftmmlant  noch  im  paradigma  nach  fester  rege! 
wechseln:  1.  sg.  secge,  2. 3.  sg.  sagst,  sagd  gegen  angl.  sagast, 
sagaö  (Aga  gr.  §  416);  denn  diese  sagst,  sagd  gehen  nach  mass- 
gabe  der  parallele  westsftchs.  1.  sg.  hffcge,  2. 3.  sg.  hyg{(^^, 
hys{6)Ö :  angL  hogast,  hogad  doch  wol  auf  secondftr  umlautendes 
*sag%s,  *8agip,  d.  h.  eine  mischbildung  zu  *segts,  -ip  und  sagas, 
■ap,  nicht  etwa  direct  auf  urags.  '^sages,  -ep  zurftck.  Einer 
solchen  annähme  bereiten  aber  die  Schweiz,  formen  wie  3.  sg. 


Umlaut  einer  auspleii  lisiuim  spätahd.  trnmil  (Tnisichunj,^  aus  traniai  —  tremil) 
deukeu.  Solche  aubgltiickhfonnen  weist  aamentlich  das  a^6.  auf,  a.  T«rf., 
Zun  agB.  ▼ocilunnu,  Leipzig  1900,  s.  21  ff. 


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HHD.  aCMBMBS. 


263 


3.  sg.  scemol,  sbcerdt  T  (Winteler  U8. 157)  durch  ihre 
zweisUbigkeit  ein  lündernis  (Winteler  157);  man  wird  also  ent- 
weder ernente  anlehnang  an  das  endongssystem  der  glatten 
e-flexion  annehmen,  oder  doch  an  eine  reine  proportionalbildiin^ 
wie  *scemU  +  scamct  *.scäm<H  denken  müssen.')  Jedenfalls 
ist  aber  diese  Schwierigkeit  nicht  so  gross,  dass  man  deshalb 
die  gesammthypothese  vom  auftreten  von  secnndämmlanten  bei 
^rerbis  an^ben  mfisste. 

Allerdings  kann  es  auffällig  erscheinen,  dass  dieser 
secnndftmmlant  gerade  nor  bei  dem  dnen  Terbnm  seamin 

sieh  so  früh  und  weit  verbreitet  hat,  dass  er  sogar  literatur- 
fähig geworden  ist,  während  die  übrigen  verba,  al)geseheii 
von  einzeldialektischeii  schwankungeii,  sonst  bei  unuiiigelau- 
tetem  a  verblieben  sind;  auch  dass  zu  dem  siibst.  ahd.  scama, 
mhd.  scham{e)  die  form  schem(e)  hinzugebildet  ist,  kann  auf 
den  ersten  blick  beüemden.  Immerhin  lässt  sich  sagen,  dass 
wenn  einmal  das  verbum  Schemen  iigeiidwo  die  überliand  ge- 
wonnen hatte,  das  nachriK  kt^ii  meines  vt  i  lialsubstantiMuns  nicht 
unbegreiflich  ist.  Vielleicht  bietet  aber  gerade  diese  numinal- 
forui  noeli  einen  weiteren  anhaltspunkt  für  das  Verständnis 
auch  der  weiten  Verbreitung  des  iinigelauteten  verbums.  Denn 
gerade  auf  nominalem  gebiete  war  bei  der  Wortsippe  von 
schämen  sehr  oft  anlass  zum  eintritt  von  secundärumlaut  ge- 
geben. So  steht  schon  ahd.  (Graff  6, 492  ff.)  neben  altem  scamag 
sp&tahd.  scamig  (neben  seameg)  bei  Notker,  ferner  adj.  scamiUn 
neben  «comallf»,  scamUih  neben  seamalth,  daher  dann  mhd.  neben 
sekamee,  schamelich  auch  schemeCf  schemelich  (vgl.  auch  sdiamede 
und  8diemede\  und  zwar  die  letztem  auch  bei  dichtem  n.s.w., 
die  sonst  nur  nmlautsloses  sch(m(e)f  schämen  gebrauchen.  Hier 
treten  denn  die  secundftmmlaute  auch  handschriftlich  bezeugt 
auf:  sehämee,  sehämelkh,  schämde  U.S.W.  Ich  halte  es  danach 
auch  nicht  für  unmöglich,  dass  aus  einem  spätahd.  scami-Hh 
unter  der  einwirknng  des  verbums  direct  ein  abstractum 
*8eam  (fOr  *9eam(}  abstrahiert  wurde,  welches  dann  mhd. 
*sdiäm,  «eftei?t(e)  ergab.  Warum  freilich  8€hem{e)  und  Schemen 


*)  Gegen  solche  proportionalbildunifeii  »pricht  sich  2war  Heusler, 
Germ.  S4, 113  sehr  eutecbiedeu  ans:  mau  wird  aber  doch  nicht  gaax  um 
sie  hernnkomiiieit.  Vgl.  cb.  Holtliaitfea,  Sowter  moiidait  g  69. 


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264     mvmn,  mhd.  ncmEMtM.  —  BRimra,  vachteag. 

(soweit  das  material  der  Wörterbücher  hier  dnen  einblick  er- 
laubt) in  älterer  seit  nicht  auch  gäegentlich  mit  ä  gesdurieben 
werden,  wie  sMmäUi^  bleibt  noch  sm  nntersnchen:  wahr- 
schdnlich  wird  aber  diese  Verschiedenheit  der  Orthographie 
doch  mit  der  verschiedenhdt  der  yerbreitiingsgebiete  der 
beMen  typen  zusammenhängeiL 

LEIPZIG,  3.  janoar  im  £.  SIEVEBa 


Zu  uniiinandc  i>t  die  aiim.  auf  s.  568  dahin  zu  ergänzen, 
da.sö  ich  «r-st  nachträglich  dmch  Leitzmanns  citAt  (Wolfram 
1.  xvi)  auf  T.arlimann,  Kl.  sehr.  1.  175  aufmerksam  srewonlen 
bin.  Daraus  geht  hervor,  dass  iu  der  tat  Ijaclimann  ungenande 
zn  gtnettdoi  gezogen  hat.  Ist  somit  Lachuianns  lesung  im 
Parzival  begreiflich,  so  ijst  es  desto  schwerer  zu  verstehen, 
wie  seine  nachfolger  —  trotz  richtigeren  Verständnisses  von 
dag  Mngenante  im  Wh.  —  für  die  ParziTalstellen  bei  Lach- 
manns  lesnng  bleiben  konnten.  —  Einen  nachtrag  zn  *Das 
Ungenannt*  gibt  Höfler,  Zs.  des  Vereins  t  Volkskunde  12,  225. 

Zn  huare  weist  mich  J.  Meier  freundlichst  hin  auf  eine 
von  mir  übersehene  bemerknng  von  S.  Singer,  Die  mhd.  Schrift- 
sprache s.  4.  Daselbst  wird  die  Wolframstelle  in  gleichem  sinne 
verstanden  nnd  noch  ein  weiterer  beleg  vom  ende  des  Id.  jh.'s 
ans  Ottokar  (11439  ff.)  besprochen,  der  ebenfalls  das  wort  kuore 
als  literarisch  unmöglich  em'eist,  da  Ottokar  es  auch  nur  ver- 
steckt (als  Palindrom  von  rcuh  *rauheit')  anzuwenden  wagt. 


NACHl^RAG 

(zu  Beiträge  27, 565  tt,). 


HKIDFiTiBEBG,  5.  dea  1902. 


W.  BBAÜN£. 


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ZÜK  ALTHOCHD.  INTERLINEARVERSION  DER 

CANTICA;  8ÜUEIGA. 

(Beitr.  27, 504w> 

Mit  lebhaftem  Interesse  habe  ich  die  yorzilgliche  ausgäbe 
und  die  abh&ndlimg  fiber  die  laatlehre,  datiemng  und  locali- 
siening  der  Pariser  fragmente  yon  L  J.  Steppat  gelesen.  Ich 
freue  mich  sehr,  dass  der  verf.  als  resaltat  seiner  von  meiner 
abhandbing,  wie  er  mitteilt»  nnabhängigen  fbrschong,  wie  ich, 
Tijdscbr.  Toor  nederL  t  en  1. 5, 274,  die  annähme  Hnets  abweist, 
dass  diese  fragmente  zur  psalmenttbersetzung  ^connue  soos  le 
noui  de  Psauraes  de  Wachtendonk'  gehören  sollten. 

Alis  den  glossen  des  Lipsius  geht  hervor,  dass  in  dieser 
saiiiDiliing  auch  die  Cantica  gewesen  sind,  'conformemeut  aux 
habuii'lt  s  du  nioyen-Ag^e\  wie  Huet  schrieb.    Deshalb,  und  da 
man  nach  mitteilungen  in  einer  niederl.  Wochenschrift  meinte, 
dafs  ein  teil  der  sog.  Altnl.  psalmübereetzung  widerg-efimdpii 
worden  sei,  wählte  ich  als  titel  'Fragmente  einer  psalniüber- 
aetzmig^   Ich  wollte  nicht  einen  neuen  abdruck  der  hs.  geben, 
sondern  zeigen,  dass  die  spraclie  nicht  nfrk.  ist,  sondern  süd- 
mfrk.  oder  wenigstens  ans  der  Moselg^end  stammend.  Steppat 
meint  (s.  536)  'eine  genaue  localisimng  des  denkmals  ist  nicht 
möglich.   Die  consonanten  weisen  es  dem  rheinfrk.  m  und 
zwar  nach  sflden,  wo  sich  obd.  einflüsse  geltend  machen.*  Das 
werde  ich  ihm  gerne  zngeben;  s.  284  hatte  ich  schon  daran! 
hingewiesen,  dass  pp,  pb  dem  rheinfrk.  nnd  sttdfrlL  eigen  smd; 
die  nd.  wortformen  hielten  mich  aber  znrfl<±,  das  denkmal 
weiter  nach  dem  sftden  zu  verlegen.  Ich  glaube  Übrigens  nicht, 
dass  Steppat  dem  was  er  s.  538  geschrieben  hat.  eine  ent- 
scheidende bedeutung  zumisst;  es  könnte  aber  sein,  dass  andere 
gewicht  hierauf  legten;  ich  will  deshalb  kurz  die  Unrichtigkeit 


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266 


seinei-  behauptuüg  nachweisen.  S.  schreibt:  'Sonderbar  ist  es, 
(lass  sowol  die  Gl.  Lips.  wie  unser  denkmal  zu  Abacuc  3,  17 
das  wort  suuciga  für  armentum  bieten.  Dieses  wort  gehört 
speciell  dem  alem.  nnd  bair.  an,  wo  es  heute  uocli  als  die 
sdiwaig  erhalten  ist.  Notker  hat  (50,21)  rinäer  fone  dero 
sueigo  (Graff  6, 862)  und  die  gL  Pntd.  liaben  eineiL  aoc  pl 

WaB  S.  hier  iiber  sweiga  schreibt,  ist  oberflächlich  und 
imgenAn;  das  DWb.  9, 2422  hätte  ihn  eines  bessern  belehren 
kdnneiL  Sweiga  kommt  nicht  bloss  im  sfiddeutschen  vor. 
Ausser  in  den  Pmdentinsglossen  findet  es  sich  in  den  Pariser 
Yergüglossen,  Ahd.gl.  2, 714, 28,  welche  sicher  nicht  sttddeatach 
sind,  in  den  Ahd.  gL  4, 174  ^7  soege  Tacearicia,  in  den  Trierer 
glossen,  Ahd.gL4^106,7  «ni^a (mit «  ttber eX  Ahd. gl 4, 246^ 34 
meiga,^)  im  Cod«  trad.  Westl  5, 185,  St  Oeorgs  commende  in 

')  Mehrcro  ;;loff«^n.  weli-lie  flein  olxl.  nn<l  lid.  aiigclioron.  seien  hier 
verzeichnet  nach  dem  lat.  worte.  (Ih,«*  sie  Ubereetxen  sollea.  Ob  di^e 
luaterialsamiulimg  volktüiidig  iit,  wui&ä  ick  nicht;  sicher  ist,  dass  ich  der 
freundlichen  mitteilung  von  Sievers  mehrere  verdanke,  welche  ich  nicht 
Teneicluiet  hfttte.  Wie  man  boi  Dn  Gange  nachMhltgen  kum,  iit  am^iiUma 
mmetAfm  und  «neb  s  tiafnthim,  oder  frtteemo.  VaoeaHa  und  vaeeanüa 
sind  gleidibedentend  mit  Imotiia,  nach  Du  Gange  =  ager  vel  praedtum 
raccarum  numero  aUndo  idotieum;  also  dasselbe  wie  franz.  vachtrie,  hd. 
setmerei.  —  armentum:  Abd.  gl.  1,()2Ü,  14  xtntfi/iono  annentaniTu;  2,689,3 
aueiga  ;  H,  444.  14  sicaige,  stetige;  448,31  suciga,  4öÜ,  43  svaiga  ;  669,66 
suaigCf  670,37  aueivrider  (L  e.  stteicrinder),  —  armentarta:  Ahd.gl. 
3,669,66  mnge.  —  armentaltv  imiglik  hia  2,495,37.  —  9iabmlMmi 
Ahd.8^2,559,16  fMio.  —  huculai  Ahd.  gl  2,397,60.  517,12.  579,20 
»ueiga.  —  hueerna:  Ahd.  gl  8, 448, 81  660, 66  fnot^c:  —  vaeearia 

▼el  vaceariiia  .  Ahd.  gl.  2, 352, 37  sueigen;  3,78,10  t/beiga,  suflga,  sueigo, 
sireig^  8ihtinge\  2()1.9  suci'ga;  264.4  sceiga:  3.56,11  arffge;  3Cu,bl  jtm'ga 
(A.Huriga):  442.3  24  nutiga.  suueign.  sircig:  44ä.  43.  448,31.  449,21  sueigo: 
■ibO,4'ii  amiga  ;  (i48, 2  riiuitr^acauk  (a.  1.  rindersicaige);  669,  CG  suaige, 
70  «uai'cÄ;  4, 105, 48  suueiga,  sweiga,  aveiga,  sicaige;  52  sueichlitts,  sttueichus, 
iweehm,  «tptfcdbvi«  twoek¥$;  172,64  neige,  54  tuceftiit,  174,47  mrege^  ~ 
armentariuMi  Ahd. gl.  1,671, 16  S¥eikaH,  8,467,61  dero  nteigaro  anneii- 
taliom;  257,67  tuvetgarif  nooigßire;  261,29  aueigeri,  808,47  aueigmit 
3, 138, 9  «t?«yare,  sueigare,  aueigari,  meigare;  ISb,  29  suegare,  stteigtre, 
426,35  magert]  442,1  sveigarl-  ''444,15  hiriere,  hirtnrr)  4.M,29  suaigerii 
n,  670.  R  fiuafger,  4.  36,  .5  .suHtiffuri,  stcegari,  sircigarc,  schtcaiger,  — 
bubulcus:  Ahd.  gl.  2,  449, 18  tsueigarif  3,  225, 16  stceinero  (1-  sweigero); 
8,442, 1.  4, 168, 14  meigcari.  Meist  wird  bubuUui  mit  «Muin  glossiert, 
•.  Ahd.  gl.  St,  187, 67;  9,185,24.  287,6.  812,  L  486,2.  448»  aa  460,22  (vgl* 


ZÜR  AHO.  I»TEUUitAUVi.i<ÜION  ÜEU  CAKliCA. 


2G7 


]fOi»ter,  (feff  ^rat^M  m>0  up  dm  swege\  in  den  glossen  ans 
St  Feter  85d  suclycri;  in  Heinr.  Snnun.  Ahd.  gl.  3, 185, 29  sue- 
gare,  4, 36, 5  sweyar,  und  in  der  FreckenL  heberolle587  tuegeron, 

im  Liber  privil  Werdin.  maior  f. 60a  Sueclo;  in  dem  alten  register 
der  Werdener  probstei  23  b  sncgkcsc.   Die  stelle  lautet:  Ipse 
villicus  däbit  de  selilande  turtis  IUI  hrac.  siliginis  . . .  LX 
ca.si'os  tdb's  qualvs  sunt  sueghcse  et  amphorulam  hufiri.  Es 
liaudelt  sich  liier  um  eine  abgäbe  ans  der  Betuwe,  wo  friilier 
wie  jetzt  ein  gxiter  viebstand  war;  es  sind  hier  also  wol  riiuler- 
käse  genieint:       Mhd.wb.  1,791.  Lexer  2, 1353  swaifjkmc,  und 
Cod.  trad.  W'estf.  4, 138.  140.  148.  150  I  suegeram,  tres  stiegere 
in  derselben  bedeatong.  Auch  in  den  Ahd.  gl.  4, 105, 52.  172, 54 
Gloss.  Salom.  suechus  vaccaricia.  Westlich  von  Utrecht  (CartnL 
y.  Utrecht  ed.  S.  Haller,  1802,  s  39)  Suegon  (fOr  Swehsnon,  den 
gebnrtsort  Lndgers,  findet  sich  hier  auch  Swegton,  Swegmon 
nnd  Swegsna),  Andi  in  Friedand,  wo  ot  in  zweisilbigen  j^stäm- 
men  nnd  vor  gnttnralem  Spiranten  zn  d  und  ed  wird,*)  findet 
sich  das  wort;  so  in  Brom,  Bnllar.  Trajectin.  2, 303  a.  1245  su/age, 
bei  F.  Bnitenmst  fiettema»  Friese  plaatsnamen  a.  1545  Bexters 
Bwaege  (Scbwartzenberg,  Charterb.  2, 19),  a.  1505  Bans  gwaeghe 
(ib.  2,  26),  nnd  a.  1444  zuaech  (ib.  1, 526).  Meist  hat  es  die  be- 
deutuiig    kuhweide';  Job.  Winkler,  Fries,  wb.  s.  375:  'sivcach, 
zwaag,  eene  krite  \an  weiland,  met  gebucht  waar  bijzonderlijk 
de  zuivelbereiding  beoefend  wordt';  also  ungefähr  eine 'sennerei'. 
Auch  in  Nordholland  ist  zwaag  bekannt  in  compositis  in  Orts- 
namen. 

Von  der  Nordsee  bis  an  die  Alpen  findet  sich  also  der 
wortetamm  suaig;  die  bedeutung  in  älterer  und  in  späterer 
zeit  war:  'der  besitz  an  vieh,  die  Inrde',  und  die  stelle,  wo 
die  herde  sich  aufhielt,  'das  Weideland',  die  'kuhweide'  [vgl. 
Ahd.  gL  S,  648, 2  r%nder8u:mde  (a.  r%nder8fioaige)\  und  *der  knh- 
stall',  schliesslich  'das  yiehgehOft*. 

Da  das  wort  etymologisdi  unerklärt  ist,  erlaube  ich  mir 


rimmrhirte  8,  e70,81,  hMftmtt 8,686, 90,  oudmäe 8, 716, nnd  io  stehen 
8,285,16  zu  'bnbnleitf*  twtmero  und  ohsinare. 

Anch  in  älteren  hd.  Ortsnamen  findet  sweig  sich,  z.  b.  Sweig  im  Elsasa, 
Stceigt  Oesterr.,  Schwai'fj  bei  Nttmberg-,  Swet'ohofen,  Stoetkhoven  (*.  1476) 
bei  Bergzabern,  vgl.  Oesterley.  Ilistür.-geogr.  wb.  1883. 

>)  VgL  van  Helten,  IF.  7, 340. 


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268 


oii#i«te 


hier  eine  erkläning  Torzuschlag^en;  man  kann  dagegen  zwar 
anfflhren,  dass  das  wort  sieb  in  keiner  anderen  Sprache  findet, 
aber  es  spricht  doch  anch  m.  e.  etwas  dafOr. 

Die  wortform  stomf-  kann  auf  indog.  nrotgr-  zmückgehen; 
es  kann  nftmfich  entstanden  sein  dnrch  anfOgong  eines  q^Mt- 
fixes  an  twoi,  welche  wortfonn  sich  yergleichen  Iftsst  mit  gr. 

ayest  hae-,  inschr.  von  Behistan  woaipofiffam  (eigentnm); 
sind,  myom  würde  in  der  hedentnng  mit  lat  mmmi  flberein- 
kommen.  Ein  analogen  meine  ich  zn  sehen  in  sind,  aoakaa  m. 
der  seinige,  ein  angehöriger,  9vakam  n.  eigen,  eigentnm,  z.b. 
Ind.spracbe  ed.6öhüingk3641  lUMljakejanapaäe  waham  hkoffoti 
kasjfoeU  'in  einem  lande  ohne  fftrst  besteht  kein  eigentnm*;  es 
kommt  zwar  in  vedischen  texten  nicht  vor,  aber  hier  finden 
sich  Unliebe  Wörter,  welche  von  proiiominibus  gebildete  adj. 
sind,  so  mdmnla  mein,  z.b.  Kgveda  l-ol,  11  pitür  ...  mdma- 
liiLsya,  1,  31,0  mamakaya  smdve\  tävakd  dein  (Rgveda  1.04. 11 
tämkehhyo  rdihchhyah),  im  saiijjki  it  itmmakds  und  tflrahds,  und 
auch  andere  wui  ler  wie  avikd  (ovis),  in  germ.  s|nri(hen  ag-s. 
twig,  ahd.  zwig  und  an.  laug  (mit  primärsoffix),  vgl.  Brugmann, 
Grundr.  2, 240.  242.') 

Die  gnmdbedeatong  von  swaiga  würde  dann  sein  ^das 
eigen*,  'das  eigen  an  yieh',  'die  herde'  n.s.w.  Nicht  analog 
hiermit  ist  die  bedeutungsent\^icklung  von  /iäm,  got.  fMu,  Für 
,erbe'  bat  Sieveis.  Beitr.  12, 176  nachgewiesen,  dass  es  'in 
germanischer  zeit  nicht  gmndbesitz,  sondern  bewegliches  eigen- 
tnm bedeutet  haben  mnss'.  Grundeigentum  wird  es  nrsprOng- 
lieh  bei  den  Germanen  wol  nicht  gegeben  haben,  und  der 
hanptbesits  war  fahrendes  eigen,  wie  die  Fliesen  sagten  iH- 
vcLnda  and  dreganäa  (A8egab.278,  n.a.).') 

Auch  Tacitus,  G^in.5  sagt  deutlich,  dass  das  eigentliche 
besitztnm  das  vieh  war:  peeorum  feeunda  . . .  mmero  gaudmi, 
eaeque  solae  ei  graiissmae  opes  sunt,  und  c  26  »ee  mim  . . . 


Die  ind.  wortformen  tumäkairny,  ifuthmika^m)  wage  ich  nicht  in 
betncht  n  stehen  wegeo  der  langeii  aeeeBtaierteD  nlben  tot  dem  k;  Tgl. 
hierttber  Brngnuum,  KZ.  27, 400  und  401,  anm.  3. 

*)  Beminiscenzen  bieran  iripiiie  ich  noch  zu  sehen  atisser  in  den  Ton 
Sievers  1.  c  p' ürumteu  Wörtern  in  HeliaTid  'S'MV  thes  u-i  t'fjan  endi  erbt  aü 
forh'etun,  hobus  endi  hhriski  (mnl.  him^  "  /<■  hoß,  und  Otirid2, 2,21  er 
quam  so  er  skolta  tpi  eiyan  loh  in  erbt,  vg;l.  aschw.  arf  ok  urf. 


ZUR  AHD.  INTBBLINEABVERBION  DEB  CANTICA.  269 

eotUendmi  ut  pomana  ctmsermU  et  praia  separmt  et  hortoe 
rigent 

Die  begriffe  von  beätz  und  Tieh  gehen  ineinander  Aber, 

wie  ans  fihu  und  erbt  und  ancb  ans  gern,  ekatt-  (geld),  aslov. 
sJiotü  (vieh)  erhellt,  ohne  dass  man  bei  erdi  noch  so  weit  zu 
gehen  braucht,  *erbe  urbi^riaiglich  =  vieh'  zu  stellen  (Beitr. 
12, 176). 

Wenn  meine  annähme  richtig  ist,  hat  mau  in  .swaiffa  einen 
dnitfeu  Ih'weis  für  die  von  Sievers  1.  c.  nachgewiesene  enge 
Verbindung  der  begriffe  'besitztum'  und  'vieh'  im  germ.  und 
ein  beispiel  eines  adj.-subst.,  das  durch  go-suffix  aus  einer 
pronominalform  gebildet  ist. 

Steppat  meint  s.  539,  dass  ^uuerhon  »cardines«  in  dieser  be- 
dentmig  sonst  nicht  belegt  ist'.  Er  ist  im  irrtum;  in  den  Strass- 
bnrger  glossen  13,  c.  1, 8  hätte  er  das  wort  finden  kdnnen: 
uu4ruon  m  ^sis:  zuvor  ist  das  wort  genannt,  nämMch  cor- 
dmee  rnmü.  uuertan  steht  zwar  nicht  in  Heynes  glossar^  aber 
in  Wadsteins  glossar  hfttte  Steppat  es  finden  können  und  in 
allen  texten. 

Wenn  Steppat  s.  505  f.  mir  vorwirft,  dass  ich  die  Ortho- 
graphie des  Originals  willkürlich  verändert  habe,  da  ich  w 
stau  des  überlieferten  uu  geschrieben  und  eircumüexe  gesetzt 
hätte,  die  die  bs  nicht  bot  ...  uud  conjecturen  eingeschoben 
hätte,  ohne  sie  als  s  olche  zu  bezeichnen,  so  will  ich  am  liebsten 
annehmen,  dass  er  mein<'  liemerkung  s.  277  oberflächlich  gelesen 
hat:  'De  gecursiveerde  leiters  zijn  door  mij  aangiMild.  Zij 
ontbreken  in  het  origineel.'  Wie  man  noch  genauer  bezeichnen 
soll,  was  man  als  conjectur  eingefügt  hat,  weiss  ich  wirklich 
nicht.  Dass  i(  Ii  uu  in  w  veränderte  und  längezeichen  setzte, 
geschah,  weil  es  damals  vor  17  jähren  gebräuchlich  war  und 
selbst  von  der  Historisch  genootschap  für  erwünscht  erklärt 
war,  während  es  in  den  von  der  Maatschappij  van  ned.  lettwk. 
herausgegebenen  texten  allgemein  fiblidi  war,  was  das  w  fOr 
uu  betrifft  S,  möge  auch  bedenken,  dass  es  sich  nicht  um 
einen  neuen  abdmck  der  hs.  handelte,  sondern  um  einen  ab- 
druck,  welcher  meinen  lesem  zeigen  sollte,  dass  keine  neuen 
fragmente  der  Nd.  psalmversion  in  Paris  gefunden  worden 
waren,  sondern  fragmente,  die  vom  Mittelrhein  herstammten. 

Dass  meine  arbeit  felüerüei  ist,  will  ich  nicht  behaupteu^ 


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270     GALL^  ZÖR  AHD.  IRTERLINBABVSBgtOR  DBB  CANTIOA. 


aber  die  tob  S.  angeflttirten  febler  stehen  nicht  in  meinem 
texte.  Wo  sie  im  alphabetischen  Wörterverzeichnis  vorkommen, 
mnsste  schon  das  einsehen  des  teztes  nnd  anderer  stellen  ans- 
reichen  zu  zeigen,  dass  es  sich  hier  um  dmckfeUer  handle. 
Hddendemo  statt  Baldendemo  s.  276  ist  dmckfehler,  s.  278  nnd 
287  steht  es  richtii?;  die  lesungen  begün  statt  hegten,  mih  statt 
mich  U.S.  w.  liabe  ich  erst  später  seheu  können.  Damals,  wo  ■ 
ich  mich  aut  Hiiet  verlassen  mnsste,  könnt«  ich  keinen  anderen 
text  geben.  Ich  habe  selbst  einige  von  seinen  lesungen  an- 
gezweifelt, ebenso  die  datierung  der  hs.  ins  0.  jh.,  -wie  ich  Tijd- 
schr.  s.  277  mitgeteilt  habe.  Hnet  hatte  mir  s.  z.  ein  facsimile  * 
freschiokt  iiiul  näliere  Auskunft  gegeben,  was  mich  veranlasste, 
meine  memung  autzugeben  und  mich  der  ansieht  Huets,  der 
archiviste-palaeographe  ist,  anzoschliessen.  Der  text,  wie  ihn 
Steppat  jetzt  gibt,  scheint  mir  richtig;  das  e  von  uuesta  für 
uuosta  sdiien  mir  bedenklich,  0  aber  auch  H.  Omont  schrieb  mir, 
dass  er  es  in  der  hs.  ganz  deutlich  sehen  könne.  Da  die  form 
drohHn  als  dat  sg.  nur  im  jähre  1885  nidit  richtig  vorkam, 
habe  ich  s.  286  als  dat  sg.  bloss  drohHne  von  2'  verzeichnet 
Hätte  ich  nicht  selber  gesehen,  dass  die  bs.  aphuam  hat,  so 
wfirde  ich  fragen,  ob  nicht  vielleicht  aphil  on  augun  (urspr. 
aphil  an  augun)  in  der  hs.  stehe,  vgl.  Alfreds  Boethios  de  eon* 
sei.  phil.  ed.  Fox  228, 18  awd  $wä  man  dep  Öone  aepl  on  kis 
easan,  wofür  sonst  meist  ea^oeppel,  wie  ahd.  ougaphil  st^ht 

[0  Dm  e  u  meMa  ist  «och  auf  der  TOn  mir  eingefehttieii  pliotographift 
ToUkommen  dentlioh  sn  Lesen.  E.  6.] 

UTEECHT,  20.  dec  1902.  J.  H.  GALLEE. 


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ZUM  BEOWULF. 

V.  48  f.  ist  der  überlieferte  text,  leton  holm  heran,  geafon 
on  gdrscr^y  stilistisch  ganz  in  ordnnng,  denn  hier  wird  eine 
zweigliedrige  formel  nach  ihren  beiden  teilen,  dem  noiniii  ilen 
und  dem  verbalen,  variiert,  und  das  ist  stilistisch  gut.  Dagegen 
wird  der  nominale  teil  unnötig  und  iiich  unschön  belastet, 
wenn  man  das  verbale  ,^cafoH  in  ein  uomen  ändert.  Das  trifft 
sowol  Greins  ^cafol  (das  übrigens  auch  der  bedeutung  nach 
nicht  einmal  passt)  wie,  und  zwar  in  noch  höherem  masse, 
Traatmanns  geofon,  das  gar  den  6men  gmndbegriff  'meer\ 
der  hier  doch  ohne  besonderen  malerischen  zweck  lediglich 
die  lichtung  angibt,  so  ziemlich  taatologiscb  dreimal  neben 
einander  zwängt 

Trautmann  scheint  diese  tantologie  selbst  empfanden  zu 
haben,  und  so  versncht  er,  sie  hinwegzuexperimentieren,  indem 
er  (Bonner  beitr.  zur  angUstik  2, 127)  behauptet^  holm  bedeute 
sowol  'meer*  als  auch  bloss  'flut*,  und  dasselbe  gelte  Ton  geofon. 
Er  ttberoetst  demnach  'sie  Hessen  [es]  die  flnt  tragen,  die 
wogen  aofs  meer*.  Dabei  misachtet  er  aber  den  herschenden 
Sprachgebrauch.  Wer  nur  einen  blick  In  Greins  Sprachsch. 
2, 94  tut,  wird  sich  fiberzengen  kdnnen,  dass  hjüm  in  der  poede 
nnr  im  plnral  mit  der  bedentnng  'hochgehende  meerwogen' 
auftritt,  nicht  aber  auch  im  sing.  Und  fthnlich  liegt  die 
Sache  auch  bei  s^ofon.  Seine  normalbedeutung  ist  schlechtweg 
*meer,  see',  wenn  auch  oft  mit  dem  nebenbegriffe  des  erregten; 
scofon  ist  also  stets  etwas  ganzes,  nicht  teil  eines  grösseren 
ganzen,  wie  es  hier  der  fall  sein  mtisste,  wenn  ^cofon  die 
(richtungsgebenden!)  wogen  des  meeres  andeuten  soll.  Vgl. 
hierzu  aus  dem  as,  hei  twi  . . .  ganyan  tc  (Iii,  otar  theson  gebanes 
ström,  drucno  obar  diop  uuater  Hei.  2936,  und  namentlich 
uuirkit  thie  gebanes  ström  eguon  mid  is  üÜiiun  Bei  4315. 


^  kj  .1^ uy  Google 


aber  di- 
t«xte. 
mosste 
reichen 

287  st- 
mkh  i 
ich 
text  : 

gOKW* 

Bchr.  - 

g«8eli 

mein« 

»rehi 

Step' 

dass 
droh 
habe 
Hät^ 
wtti 

80l. 


• 

2^ 


▼Ol 


272 


filJBVKRS,  ZUM  BBOWULF. 


Das  ags.  hat  geofones  sUbÖ  Ex.  580.  El  227,  (he)sans  Phön.  118. 
B.  362,  Hr4am  Andr.  854.  EL  1201,  srund  1394^  dazu  die  com- 
pOBita  ^eofmftöd  Az.  125  und  geofanhüs  'selul!*  Gen.  1321.  Vgl. 
ferner  Sat  10.  Andr. 498.  Ga.  Ez.  52  (L  geprin^eä  statt  s^Mn^eä). 
Rftts.  3, 3.  Ih  der  Ex.  447  beseiclmet  geofan  da«  meer,  dae  die 
Egypter  ertränkt,  im  B.  1690  die  sflndflut  {syööan  flöd  ofsloh, 
gifen  gioienäe  si^anta  cyn\  und  so  ähnlich  auch  Andr.  1533. 
1617.  1626  den  vernicliteiiden  wasserschwall,  den  das  macht- 
wort  des  Andreas  hervorbreclien  lässt.  Die  volle  Identität 
von  ^eofon  nnd  ,sursecs  aber  ergeben  die  beiden  parallelen 
glidon  ofer  .sdrsec;^ :  ^eofon  yÖum  weol  B.  515  (wovon  Tr. 
nur  die  zweite  liältie  eiiiert)  und  ,sdrscc^  hlimnieÖ,  geofon 
gioiende  Andr.  392  f.  Nach  allem  dem  aber  ist  ein  ,^i'ofon 
mit  dem  postulierten  sinne  für  unsere  Beowulfstelle  ganz  un- 
denlLbar. 


LEIPZIG -GOHLIS,  januar  1903.         E.  SIEVERS. 


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Verlag  von  Max  Niemeyer  in  UaUe  a.  8. 


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Ein  Beitrag  zur  Tergleichendeo  Märohenforschmig 

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X 


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BEITRÄGE 


ZUR 


GESCHICHTE  DEK  I>EUTSCHEN  SFllACHE 

UND  LITERATUR 


rNTKH    MITWIKKINO  VON' 


IIKUMANX  FALL  UND  WILIIKLM  liKAl  .M: 


IIEKAUSOEGEBEN 


VON 


EDUARD  SIKVEKS. 


XXYUl.  BAND.   2.  HEFT. 


HALLE  A.  S. 

MAX  NISMEYER 

77/78  OR.  STE1N8TRA88E 
1903 


Die  herren  mitarbeiter  weiden  gebeten,  zu  ibren  nianuHcripten 
nur  lose  quartblUtter  zu  verwenden,  nur  eine  seite  zu  be- 


I  H  H  A  L  T. 


Die  spräche  des  jnnsren  Schiller  in  threni  verhAltois  zur  nhd. 

srhriftsprache.    Von  AV.  Pfleiilcrer   273 

Zum  reiinyclu.iiuh  Ilndolls  von  Yaw^.    Von  K.  Zwierzina    .   .  425 

Da*»  Iweiufiagiueut  (.".    Vou  W.  Nie  nieder   454 


Zur  nacfaricbt! 

Es  wird  cob^^teii.  alle  auf  die  r<^da<*tioii  der  'Beiträge*  bezfig:- 

lirhfii  znsrln  in,  ii  mnl  s<'ii(iuiii:*'n  an  l^i  olcssöi- l)r.  E.  Sie  vurs 
in  LL-ipzig-Guhlis  (^rr»litzsiias.s(j  2üj  zu  licliteii. 


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DIE  SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER 
IN  IHREM  VERHÄLTNIS  ZUR  NHD.  SOHRIFT- 

SIKACHE. 

Verseichnia  toh  Abkfinnngoik. 
Aielnng:  VeniMli  «inet  mlliffiidigai  gnsmiftt-kiit  wSrterlnifihet 
d«r  hochtmlselieii  mnndart,  Laipslg  1774—1788.  —  A.  1  lit.-gescb.: 
AfdiiT  Ar  literaturgeflchiehte»  hg,  von  Schnorr  t.  Oarolafeld.  —  Bahder: 

Orandlagen  de«  nhd.  laotsystems,  von  Karl  Bahder,  SteaBsburg  1890.  — 
Boho  •  K  Bobnenberger,  Zur  peachichte  der  «rhwähiochen  mnmlart  im  15.  jh., 
allgemeines  und  vocale  d«;r  Stammsilben,  Tübnij^'t  ii  18*J2.  —  Bojunga:  Kl. 
Bojunga,  Die  entwicklong  der  ubd.  »ubatantivHexion,  Lei|>zig  1890.  —  Br.: 
Schillers  briefe,  lig.  von  Fr.  Jctnas,  krit  gesammtanig.  —  Ergözlichk.: 
Gdebrte  ergnilidik<ito&  und  nMbikliteii,  Stattgart  1774  (B.  Hang).  — 
F  ia  eher,  Gaogr. :  H.  Fiacber,Q«ographi8  dar  aehwiblaehflii  mmdart^  Ttlbiiigaii 
1895.  —  Gay  1er:  Die  dantiche  declination  mit  besonderer  rückzieht  anf  dan 
schwäbischen  dialekt,  von  prof.  Gayler,  archidiac.  sn  Beatlingrn,  Keutlingen, 
in  der  B.  G.  Kurtesohpn  verlagshandlung  1835.  —  GR:  Gnindregeln  Apt 
tentschen  spräche,  vua  F.  0.  Fulda,  Stutgart  1778,  bei  J.  B.  Älezler  (soiider- 
abdmck).  —  Haug,  Z.:  Zustand  der  wisseuscbafteu  und  künste  in  Schwaben, 
AngshniglTSl— 82  (B^Haug).  —  Heyae-Lyon:  Danteche  achnJgtamaatlk, 
TW  K.W.L.He7Be,  26.aiiil.  baaib.  ven  Otto  Lyon,  HaoBorar  und  Laipiig 
1900.  —  Jonas,  Erl&uter.:  Erläuterungen  der  jiigendgedichte  Schillers, 
von  Fritz  Jonas,  Berlin  1900.  —  Käslin,  Haller:  H. Käslin,  A.  v.  Hallera 
Sprache  in  ihrer  entwicklung  dargestellt.  Bnigg  18i)2.  —  Kauffmann: 
Fr.Kauffmann,  (teschichte  der  schwäh. muiKhiri;,  8tra.H.sburg  181X).  —  Kehrein, 
15. — 17.  Jh.:  J.  Kehrein,  Grammatik  der  deutächeu  spräche  des  15. — IT.jh.'s, 
Leipzig  1854.  —  Kahrein,  Nhd.gr.:  J.Kahiein,  Grammatik  der  nhd. 
apiäeha,  L^iig 1862. — KUga,  St  wl».:  Klnga,  Et  wSrtarbneh  dar  dentaehan 
spräche,*  Strassburg  1899.  —  Längin,  Herder:  Th.  Längin,  Die  spräche 
des  jungen  Herder,  1891.  —  Minor,  Schiller:  Schiller,  sein  leben  und  seine 
werke,  dari^estellt  von  J.  Minor,  Berlin  1890.  S. :  Schillers  sämmtliche 
Schriften,  hist.-krit.  ansg.  von  K.  Güdekc,  Stuttgart  1871.  —  Sander^»: 
Wörterbuch  der  deutschen  spräche,  von  D.  Sanders,  18G0— Gö.  —  Schw.  m.: 
SehwiUaehaa  magaiin  van  galafarten  aaehan,  Stnttgart,  mit  EihaidMen 
aahiiften  (1776—1780;  B.Haiig).  —  80.:  Schnbart,  Slnmtlifiha  gadichte 
StDttgart  178&.  —  Si.:  Siagwart,  eine  Uoataigaaefaichte,  Fiaaktert  und 

Bdtrifc*  nr  fMdrfdM  dv  daunebN  ipncte.  XXVm.  lg 


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274 


PFLBIDSEBR 


Leipzig  1777  (Miller);  l.ii]id2.teiL  SO.:  Sdmbftrt»  OrigimlieD,  Augsburg 
1780.  —  Spr.:  Der  teHtache  apmolifoneher,  StntgvC,  b»  J.B.]feiler;  Lteil 

1777,  2. teil  1778.  —  ST.:  Schubart, Tode^^rtnge,  Ulm  1767.  —  Weltrich: 
Friedrich  Schiller,  Geschichte  sfiiics  lebens  und  Charakteristik  seiner  werke, 
von  Rieh.  Weltrirh,  Stuttgart  1899.  —  Wilmanns,  Gr  :  Dentsche  gramma- 
tik,"  StraRsburi,'  1H!)9,  —  (Wllrtt.)  St.-auzeiger:  Literarische  beilage  des 
Staat»anzeiget-s  für  Württemberg,  1898,  s.  22öff. 

An  der  entwicktniig  der  dentscheii  Uteratnr  von  der  sutte 

des  17.  bis  in  die  erste  hältte  des  18.  jh.*8  hat  Sdiwaben  fast 
keinen  anteil. ')  Im  herzogtum  Württemberg,  wo  das  geistige 
leben  liauptsächlicli  mit  er  dein  (Inick  der  politischen  Verhält- 
nisse sehr  darnieder  l.ig.  und  wo,  wol  im  zu.sammenhan^  damit, 
die  neue  kirchliche  rirlitiin^.  der  pietismus,  schnell  starke 
wurzeln  schlagen  konnte,  war  das  kirchenlied  die  einzige 
poetische  gattung,  die  boden  und  nahrung  fand.  Und  noch 
zu  einer  zeit,  w^o  in  andern  teilen  Deutschlands  der  pietismus 
sich  sch(  ii  iilx'rlebt  hatte,  stand  er  in  "WürttemljHnj  in  M  lmnster 
Wüte,  bo  habfn  wir  denn  auch  aus  dieser  zeit  t  ine  menge 
pietistischer  liedf-idichter  aufzuweisen.  Aber  nui'  in  diesen 
geistlichen  liedern  und  in  etwas  geleß^pnhpitsvei*smacherei  be- 
wec^te  sich  die  poesie  in  Scliwaben,  und  auch  als  in  norden 
und  Süden  sich  das  geistige  leben  regte  und  männer  wie 
Gottsched,  Klopstock  a.8.w.  die  literatur  in  neue  bahnen 
lenkten,  kümmerte  man  sich  in  Schwaben  wenig  nm  diese 
dinge,  sondern  begnügte  sich  im  allgemeinen  mit  stiller  be- 
schäftigoDg  mit  sich  selber. 

Mit  der  zeit  mnsste  man  aber  doch  merken,  welche  Stellung 
man  einnahm  in  Deutschland,  und  als  nnn  yollends  Adelimg 
in  seinen  Schriften  von  1774  an  die  vorherschaft  Obersaehsens 
in  Sachen  deutscher  grammatik  and  spradie  verkfindigte  nnd 
die  berficksichtigong  Oberdentschlands  in  spradilichen  dingen 
wegen  der  dort  znrflckgebliebenen  entwieklnng  des  sprach- 
gefOhls  und  des  geschmacks  zurddcwies,  regte  es  sich  in 
Schwaben  allenthalben.  Und  wie  nun  die  gelster  erwachten, 
so  musste  anierst  das  gefOhl  der  Inf eriorit&t  und  der  Uterarischen 
minderwertigkeit  gegenUbw  dem  norden  entstehen,  und  m- 

^)  Zvr  euilntnig  vgL  B.Ksrai,  Sehwib.  litentmgcioliidite,  1887.  ^ 
J.  Lautenbacher,  Der  anttil  Wttittembeigt  ui  dar  MhSiMa  Utmtar 
lS.jh.'i,  im 


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8PBACHB  DB8  JXmm  SCHILLBB. 


275 


gleich  ärgerte  man  sich  über  die  absprechenden  urteile  des 
Hördens.  Yorlftnfig  aber  war  Schwabens  zeit  noch  nicht  ge- 
koBimen.  Was  an  grossen  Schriftstellern  auftrat^  verliess  das 
enge  lieimatland  und  gieog  nach  norden  —  wie  Abbt,  Wie- 
land, Schiller  — ,  oder  aber,  wenn  sie  im  lande  blieben  und 
ihren  Ideen  fir^n  lauf  Uess^,  btlssten  sie  diese  keckheit  mit 
dem  yerlnst  ihrer  freiheit  —  wie  Moser  und  Sdinbart 

Ans  dem  gefflhle  der  Inferiorität  gieng  nun  abei*  doch  ein 
anlschwnng  herror.  Zunftchst  theoretisch:  man  bestrebte  sich, 
seinen  landslenten  nachzuweisen,  dass  die  Schwaben  dem 
norden  gar  nicht  nachstehen  müssen;  man  erklärte  sich  das 
bisherige  schweigen  au.s  dtm  schwäbischen  volkscharakter. 
Um  zu  zeij^eu,  dass  Schwaben  auch  wirklich  etwas  leisten 
könne  und  o-eleistet  habe,  stellte  man  lange  listen  von  schwä- 
bischen gelehrten,  dichtem  u.s.w.  auf,  so  z.  b.  in  sämmtiicheu 
Jahrgängen  des  Schwäb.  magazins  von  1775 — 1780  (vs^l.  das 
register  am  schluss  jedes  einzelnen  bandes);  andere  berief eu 
sich  auf  die  veidienste  der  Schwaben  um  die  spräche  in 
früheren  Zeiten:  'Wir  Schwaben  selbst  mttsen  aus  unserm 
schlaf  aufwachen,  und  die  unsrer  provinz  angebome  Vorzüge  und 
schäze  erkennen  und  geltend  machen.  Von  der  minnesinger  zeit 
kein  wort  zu  gedenken,  welche  proTinzen  Teutschlands  haben 
sich  vor  Lutbem  und  bis  in  die  mitte  des  sechzehnten  jar» 
hunderte  um  die  spräche  am  verdientesten  gemacht?  Sinds 
nicht  die  sfldlichen  Tefitschen?*  Spr.  1,  vorrede  s.  11. 

Neben  der  abweisung  des  sächsischen  Sprachdespotismus 
gieng  nun  das  bestreben  her,  die  eigene  mundart  zu  ansehen 
und  geltung  zu  bringen.  Die  schwäbischen  grammatiker  Fulda 
und  Xast  schreiben  grammatische  abhandlungeu,  worin  sie  die 
berechtigung  schwäbischer  dialekteigentümlichkeiten  in  der 
deutschen  Schriftsprache  nachweisen  wollen.  '  Wir  haben  auch 
unsere  feler,  aber  es  sind  mehr  nachlässigkeiten  und  ar- 
chaismen,  als  wirkliche  gi-ammatische  uniichtigkeitt-n'  Schw.  m. 
1775,  286.  Anstatt  sich  weiter  von  den  'Sachsen'  imponieren 
zu  lassen,  verwirft  man  deren  lehren  (vgl.  Spr.  2,  40:  *Wir 
wollen  keine  autorität,  besonders  keine  Gottschedische'),  ja 
man  erklärt  das  schwäbische  für  das  rechte  hochdeutsch:  Mie 
schwäbische  spräche,  welche  (und  warum  soll  man  es  nicht 
öffentlich  sagen  dOrfen?)  welche  die  rechte  hochteutsche 

18* 


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276  mEmasMat 

spräche,  welche  die  reg-elniäfsifrste,  welche  dem  hochteutschen 
geniiis  oder  der  iiatur  der  hiilieni  teutschen  ispraclie  die  an- 
gemessenste ist,  welche  aus  giünden  spricht ^  die  den  neue- 
mngen.  ausnahmen,  abweichimgen,  die  sich  täglich  häufen, 
und  die  muter  beflecken,  widersprechen,  öffentlich  widersprechen 
darf  und  soll'  Ergözl.  (1774)  2, 77.  Schliesslich  rät  man  sogar 
den  Sachsen,  bei  den  Schwaben  in  die  schule  za  gehm:  'gat 
wAre  es,  wenn  man  daselbst  (d.  L  in  Leipzig)  einmal  begreifien 
möchte,  dats  man  von  denen,  die  sie  ans  eigendOnkel  Ober« 
tefttsche  nranen,  noch  manches  ...  in  der  qtracfae  zu  lernen 
habe'  Spr.  1, 36.  Kurz  man  will,  wie  Nast  in  seiner  Selbst- 
biographie >)  zusanunenfossend  sagt,  'an  der  ehre  der  yenroU- 
kommnung  unserer  spräche  theil  nehmen'. 

So  geht  nun  fecliwaben  seine  eigenen  wege;  es  entsteht 
ein  reges  geistiges  leben,  aber  vorläurig  schreibt  man  immer 
noch  meist  für  Schwaben;  die  bücher,  die  geschrieben  werden, 
sind  noch  auf  'auf  Wirtemberg^  eing-escln  äukt',  und  iio( di  1782, 
als  Schiller  für  das  ^ rosse  Deutschland  schon  bekannt  wai", 
sagt  er  im  vorbericht  zum  Wirtemberg.  repetitf  lium,  dieses 
werk  sei  für  das  land  Wirtemberg  'augelegt'  vgl  8. 2, 339. 

Das  war  der  stand  der  literatur  und  der  literarischen  be- 
wegnng  in  Schwaben  beim  ersten  auftreten  Schillers.  Daher 
zeigt  seine  spradie  einmal  yiel  altertümliches.  Denn  ein  enger 
Zusammenhang  der  schwäbischen  literatursprache  mit  der 
spräche  der  Bibel  und  Luthers  war  gegeben  durch  die  gi  osse 
bedeutung,  die  die  geistliche  poesie  in  Sehwaben  hatte,*) 
ausserdem  teilweise  durch  den  altertfimlichen  Charakter  der 
scliwäb.  mundart  gegenüber  der  uhd.  Schriftsprache,  da  'ausser 
dem  alemannischen  kein  anderer  deutscher  dialekt  der  alten 
deutschen  spräche  noch  so  nahe  staht  wie  das  schwäbische '.3) 
Und  dann  ist  es  in  einer  zeit,  ^vo  die  füiirendtjn  geister  in 
Schwaben  die  bestimmte  tendenz  haben,  dem  mundartlichen 


Kurzgeiasster  lebeaaUof  des  jubel-greiseo,  von  ihm  selbst  aol^eUst, 

8. 73  (Stuttgart  1800). 

*)  Ueber  das  Yerh&ltms  von  Schillen  spräche  2ur  spräche  der  Bibel 
J.  Schloriek,  SchiUer  und  die  Bibel,  Leipzigs  1885.  Boxberger,  Die 

apndie  der  Bibel  hi  ScUUeis  Btobem,  Erfturt  1867. 

*)  H.  Fischer,  lieber  den  schwäb.  dialekt  und  die  schwKb.  dlilekt» 

dMhttUf ,  Wflnt  Tierte^elinhefte  fSr  Undeigeich.  188ft,  a.  185. 


PI 

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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER. 


277 


das  bfirgerrecht  in  der  sduiftspradie  m  versehalfeii,  nicht  m 
▼erwnndenif  dass  viele  dialekteigentfimlichkeiten  in  seiner 
spradie  zum  Yorsdiein  kommoi,  sowol  im  lantUcheB  nnd  for- 
mellen»  als  anch  im  Wortschatz.  Directe  beeinflassnng  Schillers 
durch  die  schwftb.  grammatiker,  etwa  durch  deutschen  Unter- 
richt u.  (Igl,  ist  freilich  auszuschliessen,  da  einmal  weder  Fulda 
noch  Nast  zu  Schillers  lehreni  p^ehcirten  —  Fulda  war  pfarrer 
auf  dem  lande,  der  grammatiker  Na^t  war  der  vater  von 
Schiliers  lehi  ei  Nast,  vgl.  Weltrich  1, 547  —  und  dann  in  der 
Karlsschule  das  deutsche  in  den  lelirplan  nicht  aufgenommen 
war,  wie  die  nnton  ichtspläne  der  Karlsschule ')  zeigen;  eigent- 
licher deutscher  Unterricht  wurde  erst  nach  Schillers  abgang 
von  der  Karlsschule  erteilt.  ^)  Jedenfalls  aber  kannte  Schiller 
die  reformbestrebungen  von  Nast  und  Fulda,  was  schon  aus 
orthographischen  eigentikmlichkeiten  ersichtlich  ist  Qanz  ab- 
gesehen aber  von  der  frage  seiner  abbSngigkeit  von  den  beiden 
ist  die  spräche  des  jungen  Schiller  in  diiecten  zosammenbani; 
mit  den  grammatischen  arbeiten  nnd  den  sprachlichen  ansichten 
Nasts  nnd  Fnldas  insofern  za  bringen,  als  die  arbeiten  der  letz- 
teren als  codifiderongen  des  Sprachgebrauchs  des  literarischen 
Schwabens  gelten  kl^mien,  Schiller  aber  einmal  ihre  arbeiten 
sehr  wol  gelesen  haben  kann,  jedenfalls  aber  Schwabe  ist,  fiir 
Schwaben  schreibt  (vgl.  s.  276j  und  daher  sich  der  spräche 
bedient,  die  in  Schwaben  als  Schriftsprache  gilt. 

Eine  ^renaue  zeitliche  abgrenzuug  der  spraclitt  des  jungen 
Scliiller  könnte  als  siniilus  ereclieinen.  Es  ist  klar,  dass  die 
specifischen  eifj^enTiimlichkeiten  der  spräche  seiner  jugendwerke 
auch  in  spätt m  werken  mehr  oder  weniger  häufig  wider  be- 
gegnen: —  das  werden  die  anm.  illustrieren;  aus  ihnen  wird 
ganz  besonders  ersichtlich  sein,  dass  die  spräche  der  werke  in 
S.  3  (Fiesko,  Kabale  und  liebe)  grammatikalisch  noch  vielfach 
denselben  Charakter  haben  wie  die  ans  Schillers  schw&bischer 
zeit  Trotzdem  ist  es  fOr  die  vorliegende  nntersnchnng  nötig 
gewesen,  die  spradie  des  jungen  Schiller  zeitlich  genau  abzu- 
grenzen als  die  spradie  seiner  schw&btBchen  periode,  d.  h.  aller 

•)  Vgl.  Hauber,  Lehrpläne  und  lehrfächer  an  der  Karlgschnle,  programm, 
8ttitti;art  1898,  und  J.  Klaiber,  Der  ontemcht  an  der  ehem.  höheren  lüurlft- 
•chule  in  Stutterart,  1873. 

*}  Vgl.  J.iü&iber  a.a.O.  8.37- 


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278 


FVLBIDmE 


seiner  Schriften,  die  fertig  vorlagen  bis  zu  dem  moment,  wo 
er  Schwaben  verlassen  hat,  sept.  1782  (also  Fiesko  nicht  mehr). 
Durch  die  flacht  ans  Schwab^  wird  Schiller  ans  seiner  schwft- 
bischen  rnngebmig  heraiu^geriiseii  und  tritt  Dun  in  ganz  andre 
rerhftltni^ise  und  in  eine  ganz  andre  Umgebung  ein,  und  das 
ist  natärlich  auch  von  einflnss  auf  die  spräche  der  nach  diesem 
zettpnnkt  geschriebenen  —  oder  auch  nur  ToUendeten  —  weiice. 

Die  folgende  darsteUnng  der  'spräche  des  jungen  SdiiDer 
in  ihrem  verh&ltms  znr  nhd.  Schriftsprache'  beschrftnkt  sieb 
aal  rein  grammatikslisches;  eine  nateisachnng  des  stOs,  der 
poetischen  spräche  Schiliers  ist  anterblieben;  syntaktische 
merkwftrdigkeiten  wnrden,  soweit  sie  nicht  als  eigentAmlieh- 
keiten  des  schw&bischen  notwendig  in  den  rahmen  der  arbeit 
gehörten,  nor  dann  and  wann  anmerkungsweise  erwflhnt 

L  Zur  orthogrspUe. 

Obgleich  Gottsched  in  seiner  Deutschen  spraehkonst  1748 

angefangen  hatte,  die  deutsche  Orthographie  zu  regeln  und  zu 
veiciiifacheii,  dauert  die  willküiiicbkeit  und  regellosigkeit  auf 
diesem  gebiet  doch  noch  lange  weiter.  Muss  doch  noch  im 
19.  jh.  Grimm  darüber  klagen,  wie  sehr  es  ihn  schmerze,  *ge- 
tuiult^u  zu  habiii,  dass  kein  volk  heute  seine  spräche  so  bar- 
barisch schreibt,  wie  das  deutsche'  (Kl.  sehr.  1,  348).  Wie 
lniip:sani  es  gieng,  bis  eine  eiuigerma-ssen  gleichmässige  ortho- 
papliie  für  Deutschland  liaffen  wurde,  zt  i^t  Wilmanns  in 
der  eiuleitung  seines  Kommentars  zur  preuiss.  ächulorthograpkie 
(1880). 

Die  oben  genannten  schwäb.  grammatiker  rnactien  auch 
auf  dem  gebiet  der  rechtschreibung  reformvorschläge  und 
gehen  selbst  in  ihren  Schriften  mit  gutem  beispiel  voran. 
Was  sie  damit  wagen,  sagt  Nast:  ^Nirgends  erhebt  man  ein 
gröseres  geschrei  und  lermen  als  wenn  man  in  der  Ortho- 
graphie reformiren  ...  will.  Ist  es  doch  nicht  änderst,  als 
wenn  man  kindern  ihr  spilwerk  . . .  nemmen  wollte*  Spr.2^vorr. 
s.  9.  Und  dass  diese  behauptung  nicht  ohne  gnind  war,  seig:t 
ein  eintrag  eines  Schwaben  im  Scbw.  m.  1777, 939,  der  sagt, 
man  könne  niemand  znmnten  ein  s,  f  etc.  za  setz^  warn  er 
zwei  spreche,  'sonst  mfttsten  sie  änderst  reden  and  änderst 
schreiben,  and  das  scheint  ebenso  ach&ndlich  an  sein,  als  änderst 


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8PBACHK  DBS  JUBQBV  8CHILLER. 


279 


reden  und  änderst  denken;  das  kann  nor  ein  Franzos  und  kein 
ächter  Teutscher.'  —  Die  bemühungen  der  sprachreformer  in 
Schwaben  waren  jedenfalls  nicht  ohne  erfolg;  dafür  ist  Schüler 
ein  bewei&  Wenn  auch  in  seiner  Orthographie  viele  Schwan- 
kungen Torkommen,  90  ist  doch  ein  bewusstes  streben  nach 
einbeitlicher  schreibnng  nicht  zu  verkennen,  und  vielleicht 
noch  etwas  mehr,  als  man  bisher  glaubte  (Gödeke,  S.  1, 382 
legt  das  schwanken  zwischen  k  und  ck,  m  und  U  noch  Schiller 
ZOT  last;  Tgl  dazu  a  289;  die  vieUachen  Schreibungen  fremder 
namen  mit  bnchstaben  des  dentschen  alphabets  erklftrt  Welt- 
rieh  s.  547  für  yersiiche  Schillers;  ygL  dazn  a293). 

üm  Schillers  orthogi  apliie  festznsetzen^  ist  es  nötig,  die 
einzelnen  werke  und  Schriftstücke  uacli  der  art,  wie  sie  uns 
überliefert  sind,  zusammenzustellen  und  dann  gesondert  zu 
untersuchen. 

Directe  widergaben  von  Schillers  handschrift  haben 
wir  sehr  wenige:  bei  Gödeke  nur  S.  1,46 — 49,  die  beiden  ge- 
dichte  *Yon  der  akademie'  und  'Von  der  ecole  des  demoiselles' 
(in  der  Schreibung  von  A;  vgl.  A.v.  Keller,  Heiträge  zur  Schiller- 
literatur, 1859,  s.  21:  *von  Schillers  liand  fresrhricbeu',  s.  25: 
•nach  dfin  nrif^nar);  bei  Jonas  ebenfalls  niu*  einen  teil  der 
briefe:  brief  1  ist  facsimile;  handschriftlich  liegen  vm]-  brief 
4 — 26  und  28^ — 32.  Das  ist  alles,  was  für  die  festsetzung  von 
Schillers  eigentlicher  Orthographie  benutzt  werden  kann.  Und 
auch  hier  sind  wir  nicht  immer  ganz  sicher  über  die  echtheit 
der  Orthographie^  s.  Br.  1,  455:  'ich  habe  oft  die  originale  im 
flöge  eopimo  mttssen  und  bei  der  con  ectnr  habe  ich  sie  nicht 
zur  band';  vgl.  dazu  AVel trieb  1^801,  der  den  tezt  bei  Jonas 
'ungenau  und  fehlerhalt'  nennt  und  einige  besserungen  angibt. 

Nicht  za  verwenden  ist  der  bericht  'über  mitschiÜerV 
S.  18  ff^  der  allerdings  auf  dem  originalmannscript  von 
Schiller  beruht^  Tgl.  Hoffmeister,  Nachlese  zu  Schillers  werken 
(1841),  4^  26:  *die  veralteten  formen,  wo  es  nötig  war,  ab* 
geftndert*. 

Nicht  von  Schillers  band  geschrieben  (teilweise 
allerdings  abschriften  von  autographen  Schillers)  sind  folgende 
Stücke: 

8. 1, 81 C  Bad«  ftbtt  frenndschAft  (?gl.  Kclkr  in  a  1,  S6:  'Ob  die 
nde  ?on  Seh^s  dgviiir  Inad  gvehitebai  vorlifgt^  igt  mir  nieht  m»  lidier'). 


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280 


PFI.EIDERER 


—  S.  1, 61  ff.  Rede  über  gtite  und  tngend  (abechrift,  vgl.  S.  1, 70).  —  S.  1,  95  ff 
Rede  über  die  folgen  der  tagend  (in  S.  mit  änderung  der  Orthographie  ge- 
drückt, vgl.  S.  1, 102).  —  S.  1, 74  ff.  Philosophie  der  physiologie  (vgl.  S.  1,94: 
'nicht  einmal  eine  entfernte  ähnlichkeit  mit  der  Sch.'en  band').  —  Ab- 
»ichriften  (von  unbekannter  band)  sind  die  briefe  Br.  no.  2.  3.  27  und  33.  — 
Württ.  Staatsanzeiger,  beilage  zum  8.  nov.  1898,  8. 225 ff.:  Aufsatz  über  den 
einfluss  de«  weibs  auf  die  tugend  des  mannes ;  *)  abechrift,  1800  geschrieben, 
vgl.  ebda.  s.  266). 

Auf  die  Schreibung  dieser  Schriftstücke  werde  ich  nicht 
eingehen.    Im  Mannheimer  theatermanuscript  der  Räuber, 
fassung  M  in  S.  2, 207  ff.  sind  *  höchstens  zwei  oder  drei  kleine 
correcturen  von  Schillers  eigener  band'.   Die  bezeichnung 
wird  sich  im  folgenden  stets  auf  dieses  manuscript  beziehen. 

Die  drucke. 

Stuttgart,  Cotta,  hof-  und  kanzlei-buchdruker :  Die  diesertation  über 
den  Zusammenhang  etc.,  S.  1, 137  ff. 

Stuttgart,  mit  Erhardischen  Schriften:  Der  abend,  S.  1,27 ff.;  Er- 
oberer, S.  1,40  ff.;  Auf  die  ankunft  v.  Falkenstein,  S.  1,50  ff.;  Sturm  auf 
dem  tyrrh.  meer,  S.  1, 120  ff.,  sÄmmtlich  zuerst  im  Schw,  m.  (bei  Erhard) 
erschienen ;  Todtenfeyer  am  grabe  Riegers,  originaldmck  im  Archiv  f.  lit- 
gesch.  10, 359. 

Stuttgart,  Metz  1er:  S.  2, 1  ff.,  Die  räuber,  1781.  Dazu  der  bogen  in 
Schnorrs  Archiv  f.  lit.-gesch.  9  (1880),  8.281.  —  S.  1,186  ff.,  Venuswagen 
(vgl.  Hoffmeister,  Nachlese  1,39:  'zuerst  bei  Metzler  in  Stuttg.  gedruckt'). 

—  S.  1, 197  ff.,  Anthologie  (vgl.  S.  1, 198:  bei  Metzler).  -  S.  2,338 ff.,  Wir- 
temb.  repertorium  (nach  Heyd,  Bibliographie  1,302  bei  Metzler  gedruckt). 

Stuttgart,  Mäntler:  S.  1, 178ff.,  Elegie  auf  den  tod  NVeckherlins.  — 
S.  1, 185,  Ode  auf  die  Wiederkunft  unsers  . . .  fürsten. 

Mannheim,  in  der  Schwanischen  buchhandlung:  S.  2,  207  ff.,  Die 
räuber,  1782. 

Frankfurt  und  Leipzig,  bei  Tob.  Löffler:  S.  2, 1  ff.,  'B',  Die  rauber, 
2.  aufläge. 

Augsburg,  S tage :  Recension  von  Stäudlin,  in  Haugs  Zustand  der  Wissen- 
schaften, 1781,  s.  455  ff.») 

Tübingen,  Cotta:  S.  1,223 ff..  Die  sceligen  augenblicke  an  Laura. 
Letztere  drei  d nicke  lasse  ich  bei  der  behandlung  der 
Orthographie  ausser  bet rächt;  ich  führe  sie  hier  nui*  der  Voll- 
ständigkeit wegen  an. 

')  Von  Pressel,  ebda.  s.  265  ff.,  sowie  von  Weltrich  1, 790  ff.  Schiller  zu- 
geschrieben. 

■)  Ist  Schiller  zugesprochen;  vgl.  Weltrich  s.  496. 


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SPRACHE  DBS  JÜKOEM  BCHILUUL 


281 


Orlhographi«  d%r  voeale. 

Vocaldehnung:  Dehnung  der  vocale  durch  -h-  wird  von 

1  ulda  verworfen:  'der  rechtschreibung  ekelt  daran ^  GR.  37; 

ebenso  von  Nast:  'ein  unschiklicher  und  unnötiger  behelf* 

Schw.  m.  1775,  549.  'Vor  dem  end  l  darf  man  es  schon  keklich 

wep^lassen;  vor  wenigen  m  und  n  ist  man  schüchterner:  Muhm, 

Sohn,  und  noch  mehr  vor  r:  mehr'  Fulda,  GR.  37. 

Schiller  schreibt :  o:  meiat  NahtM  Br.  21.  83.  S.  1, 46, 10,  mahlen  Br.28» 
aber  niemdU  Br.  13.  17,  Stml  1,  47;  —  ("r  Gemälde  Br.  43.  48,  Gemähläe 
Br.  50:  —  e:  nehmltch  Br.  53-  —  o:  verluhren  Br.  12,  verloren  Br.  12.  13, 
gebohren  Br.  15,  geboni  Br.  12,  4.  Entsjjrechend  der  schwftb.  kürze  meist 
tcol  Br.  16. 87.  46,  daneben  wohl  Br.30;  —  ü:  ßde  Br.52,  fühlen  Br.  13, 
OefiM  Br.14.  8.1,46,4.48.  —  Dehnung  des  ▼owls  dnfeh  Terdopplnng 
d€i8e2beii  wild  nieh  Fulda,  Spr.  1, 265  und  QJL  88  nur  noch  in  7  wflrteni 
angewendet  (Beer,  Heer,  Meer,  Speer,  Teer,  her.  Med).  Bei  Schüler  iit  mir 
kein  fall  von  aa  aufgrefallen ;  dagegen  ee  in  Weeg  Br,  19.  23.  30.  43,  seeget^ 
roH  R.  1,47,  seelig  S.  1,49;  e  in  Weten  Br.86»  iehwer  Br.16,18»  ereehwert 
Br.  37;  oo  in  Schoo fs  Br.4a 

te  ist  fttr  Fulda  nnr  ein  doppeUanter;  ie  als  gedehntes  i 
18t  *miakennmig  des  doppellanten'  GR  38,  nach  Nast  'gramma- 
tischer wost'  Spr.  2, 56. 

Sdiiller  hat  entsprechend  der  schwlb.  (hilbmnndartUcfaen)  kürze  gibt 
Br.12.  6&  aa  ai,47;  Ugt  Br.60  neben  Uegt  Br.l9,ia;  für  die  endmig 
-leren  Terlangt  Fnlda  conseqnent  -um  GB.  50;  Schüler  hat  meist  -kreni 
goutieren,  cv^oniom  Br.68,  ttMUeren  Br.65.86  etc.  neben  edtrm  Br.dS^ 
abetrahiren  Br.  37. 

Die  schrei bungf  von  M  (S. 2)  ist  ebeniaUs  sehr  onr^lmässig: 
Schicksaal  8.2,  223.  238.  -ml  225,27,  Name  211,7,  Stral  307.  24^.  Wr,j 
215.  327.  826,  Weeg  227,  meist  Seegen  322,  armseelig  322,  giehi  271,  H.  liajt 
333, 22,  meist  -»rm,  verloren  225.  267,  verlohrn  263.  327.  244,  meist  fuhk. 
Mit  der  schreibang  von  M  stimmt  die  des  drucks  bei  Schwan  so  ziemlich 
ttbenin. 

Cotta,  Dissert:  Name  S.  t,  145, 20,  Strahl  151, 32.  153, 16,  Maase  148. 
149,20.  157,29,  GMtteeKgkeit  142,  Weg  153,  edwehr  176,  nnr  -trvn,  gOft 
156,81,  Ugt  148,  verUthren  144,  verhren,  148,  OeßM  148,96  und  senst  — 
Erhard  sehe  drucke:  Nähme  40,11,  ^ai»«i  120,19,  pralen  123,92,  Ehren- 
dettkmal  (Rieger,  Archiv  f.  lit-gesch.),  seelig,  seegnend  (Rieger,  Archiv), 
h'qt  28, 27,  wiederholt  28, 49,  Schonß  2«,  24,  Gefiih!  27, 14.  —  Metzler:  meist 
ynnu-  8. 1, 105.  226.  S.  2. 17.  366,  daneheu  Nähme  2. 17,  Strale  1,209.  244. 
366,  strahle  1,214,  f/f»»!«//  2,344,  nuihlt  1,192,  (itamlde  2,341.3511.  f?ra6- 
«Müer  2,  386, 23,  Glückseligkeit  2,341,  hc&eebgen  1,203,  jseciif/  1,215,  /loW- 
leel»?  1,218,  sf^}i£2,389,  se£^^2,20,  fTe^  2, 394,  W^e^  2, 21,  Mll0er  2, 364, 


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2tö  mamnmt 

-iren  nnd  -ierm  gleichmäfijjifi:  nfi)en  eiunuder,  liegt  Ii,  .I'k?.  7»>6f2,  381,  gibt 
2,393,  «cü/  2,376.  14,  wohl  2,14,  ^oh«  1,  lb7,  Soime  1.202,  /«Afc  1,187. 
218,  hiden  1,211,  MUe»  1,217.  —  Mlotier:  8tni  1,182,  Men  1,178, 
B0knl,m,  Jtarwli/k  1,180^  owila^  1,181, 1Fo«fm  1,119.  Biiftfel,18t 

Hier  herseht  also  sowol  bei  Schüler  als  bei  den  dmeken 

Ungleichheit  in  der  Schreibung.   Am  conseqnentesteti  ist  die 

Schreibung'  der  dissertation,  d.li.  de^  Cott«schen  druckes. 

Zu  -ey:  Fulda  erklärt  y  für  unnötig  GR.  46;  Nast  führt  y 
unter  den  buchstaben  an,  die  in  keinem  ursprünglich  deutschen 
Worte  sich  finden;  *in  grichischen  und  andera  fremden  Wörtern 
nag  y  bleiben'  Siur.2»37.  107  ondSchw.DL  1777,16& 

Bei  Schiller  er<4cheint  -rv  noch  liinig:  seyn  (inf.)  mcirt,  9ejfm:mt- 
weihn  S.  1, 47, 42,  befreyfit  Br.  45,  4,  metfyrst  Br.  59,  30,  2,  frfy  Br.  39.  bty 
Br.  47.  ffffifihen  Br.  Bl,  Poli:ey  Br.  47,  diuieben  -w  aVW«  Br.  44,  rirci  Br.  27 
etc.:  übrit'ens  int  dai»  y  im  inf.  sn/n  oft  von  Jonas  eingesetzt:  vi^l.  Br.  1,465. 

—  M  und  Schwans  druck  sckreibeu  meut  ey:  »ey  :ii,24t/,  14.  290,20,  »eyd 
2, 209, la  248,10,  i2M«r«ym  2,210,  daaebea  II  Jrai2,2fa  —  Cotta:  mg 
1,142,10.  169,2,  MyMl,142,ia  150,19,  GesdWvy  1,  U8, 28,  Anneym 
1,162,25;  ionst  stet«  n-.  . i^eierlet  1, 145, 28,  ÄcAifwr  1,1(J9,82,  Beitrag 
1,143  etc.  —  ErhardiHche  drucke:  seijn  1,41,80.  42,58,  feyren  1,44,107, 
beym  (Rie^'  r  Archiv),  daneben  sein  f^erbnm)  1,27, 14.  frei  (Bieger,  Archiv), 
doch  Uberwiegt  <y.  —  Metzler:  Srhelmcrnj  1,202,  Ihuielei  1,223,77  etc.: 
ei  and  ey  durcheinander.  —  Mäntler:  sei/n  1, 180,  feyem  1, 180,  sey  —  I'itan- 
taaey  1, 182:  meist  ey. 

e — ä:  Fnlda  wünscht  c  in  allen  fällen,  wo  die  etjTnolo- 

gische  zusamiiiengehörigkeit  mit  einem  wort  mit  a  nicht  zu 

offenkundig:  ist  (GK.44),  so  in  Grenze,  efzelen. 

Von  S(  hillerti  band  findet  sich  nur  Gehehrdr  l'r  ?7, 26,  Erzulumj  Br. 
33,22,  acht  Br.  .3.-K27,  AVioi^m/i  Br.  37.  (iram  n  lir  42,  nehmlirh  Br.  10. 1. 

—  M  nnd  Schwans  druck  {\j  schreiben  fast  durchweg  Grihize,  daneben  Lerm 
2, 227, 10  und  iurmeii  2, 255, 9,  erzählen  2, 256, 17,  A  dazu  Sd^del  2,  226, 28 
neben  8Md>A  2,226,20,  M  tdmmimd  2,247.  —  Cotta:  MMlieft  1,147. 
172,  JTaifiCm/»  1,155, 20  radJTdiMlNet  1,147,1,  nur  <?r«nM  1, 169^  11. 15i  4^ 
Zikm  1, 170, 19  (von  Fulda,  GR.  43  verlangt  zur  unteacheidung  von  zehen 
=  10;  Zähe  finde  ich  noch  S.  13,  28.  SO.  13).  —  Metzler:  nur  Gränzr  ] ,  LW,  30. 
2,2«.  5.  147,12  etc,  Meze  1,343,77.  2,51.6  neben  Jlfäire  2, 199,  a  1,187  40 
Schedei  2, 178, 16.  35, 22  neben  Schädel  2, 35, 19.  351, 10,  Helfle  2, 102,  H 
neben  Hälfte  2, 344, 27. 19,  meiat  lernen,  hefslich  2, 53, 3.  117, 5  neben  Häfa- 
UtJUkeit  2, 850, 10,  vorerzehtm  2, 82, 2,  Zähen  1, 253, 69  (vgl.  oben  bd  Cotta), 
EmdU  2,04,9  und  AmdU  2,28,8,  KwiOadie  1,282,80»  geflämt  2,29,5, 
<7€5Me»2,84A,  aAf^c/dlr  1, 193,  Mn^/iSAr  2,940,8.  —  Miattor:  kein« 
bilege.  —  Brhard:  nv  uihwänU  1,29. 


SPRACHE  DBB  JWOnr  8CHILLSB. 


283 


ai^H:  Die  ans  dem  altbairisehen  stonuBMidei)  scbrei* 
Imn^  a>  fOr  mhd.  ei  zum  nntenchied  Yon  m  ^  mlid.  I  ^nbrd 
Ton  den  echwäb.  grammatikeni  mcht  gerade  Terlangt;  aber 
doch  h&tten  de  geni  eine  onteraeheidiuig  der  lieiden  ober- 
dentsch  geschiedenen  lante  gewUnscht,  TgL  0R  46.  Fulda 
sagt  GR  47:  'Nicht  dalf  man  vom  schraibgebranch  abgehen, 
nnd,  Akiie,  Aimer  —  schreiben  sollte.  Doch  mns  es  erlaubt 
sein,  wo  man  die  ausspräche  des  eigentlichen  begriffunter- 
schiedes  bemerken  mus,  es  mit  o*  zu  thnn,  als  in  . . .  Laib, 
Rain'  etc.  —  Aehnlich  Schw.  m.  1777, 160:  'Das  ei  hat  eben- 
falls eine  gedoppelte  ausspräche,  einmal  mit  dem  ton  auf  dem  e, 
z.  e.  Streich^  hernacli  mit  dem  ton  auf  dem  /,  streichen.  In 
Schwaben,  und  fermutlich  aucli  in  den  übrigen  landschaften 
Teutschlands,  hat  et  eineilei  ausspräche  mit  ai,  und  aus  diesem 
gYüüd  ist  sehr  anzuraten^  an  die  stelle  dieses  tii  überall  ai  zn 
setzen.'  —  Wie  Schiller  hier  schrieb,  lässt  sich  auf  grund  des 
vorhandenen  materials  nicht  mehr  leststellen.  da  von  den  frag:- 
lichen  Wörtern  nur  traidcn  Br.  58, 22  vorkommt.  Doch  ist  auch 
hierin  der  einiluss  der  s<  hwäb.  ^2:rammatiker  unverkennbar, 
da  man  als  indirecte  beweismiMcl  ans  späteren  autographen 
Schillers  folgende  Schreibungen  anführen  kann:  verwaigem 
Br.  70,  KraiB  Br.  124,  waiden  Br.  227,  faig  Br.  220,  Maisei 
Br.  300. 

M  and  A  (Schwan)  keimt  ausser  in  Hmjn  2, 225  nur  die  Schreibungen 
mit  —  Cotta  ebenso  nur  ei:  Krri^  1.  Uf),  2.  IcjO,  29.  177,3.  —  Erhard- 
sche  drucke:  Haide  1, 28, aWr  Jiei/n  1,  öl,  47.  —  Metzler:  Krei.< 2, 344, 27. 
362,  Krais  1, 223.  285.  294,  fety  2, 356, 2ö,  fatg  1, 233.  279, 7,  Saife  2, 377, 4, 
taifen  1, 254.  255,  Saü  1, 213, 29,  Waide  1, 188,  laiden  (=  zu  leide  tun)  1, 327, 
JfaN/CN  1,341,  i^ai/ 2, 93, 13,  Schlaife  1,227.907,*)  ZTayiKil  1,106,5,  Of 
faftw  2,18,3,  Mroul0  2,116»^  wifden  2,114,21,  Sla^  2,187,11,  «ooMlen 
2,353,7.  1,890,507.250,8,  fMftileit2,70;  Tgl.S.1,888.  -  MliitlAr:  k«uie 
belege.^ 


Vgl.  Kluge,  Von  Luther  bis  Lessing  s.  131;  Kluge  spricht  hier  haupt- 
sftrhlich  von  drucken:  ai  ist  ilhrierens  "in  denkmälern  schwäb.  herkuuft  con- 
stant'  als  Schreibung;  vgl.  Kauömauu  s.  88,  anm.  1  und  2. 

*)  Ich  fttkre  Sdüaife,  AeaKta.  at  nmlavt  von  au  ist  (vgl  schwibiscb 
9aeß  laßt  nur  im  gegenaati  snr  moderneii  icMlniiig  mit  ei  an. 

*)  <M  Ündet  Bich,  abgesehen  Ton  den  oben  m, 'fluteten  briefen  «d- 
geftthrten  wörtem,  bei  Schiller  noch  in  faig  8.3, 509.  4,73.  .'),27.  3ß.  71, 
Fmgheit  S.3,517,  Xra»>  mei'^tPns  in  8.3,  waidm  8. 8»  581.  b,19S^  Saü  S. 
4,74,  Mmsa  8.3,579,8»  fdUai^en  ä.5»4& 


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284 


PFLEIDKRER 


e  —  ö,  i  —  üf  ei  —  eru  Die  hierher  gehörigen  Wörter 
könnten  auch  bei  der  lautlehre  behandelt  werden;  aber  bei 
einem  Schwaben  sind  diese  Schwankungen  in  der  Schreibung 
rein  orthographischer  natur,  da  die  lautwerte  von  e  und  ö, 
i  und  üj  ei  und  eti  in  6,  i,  ei  zusammengefallen  sind. 

Schwanken  zwischen  e  und  ö.  Bei  ergötzen,  löschen,  schwören 
etc.  finden  sich  in  Schillers  schwäb.  periode  keine  Schwankungen; 
drucke  und  handschriften  weisen  die  moderne  Schreibung  auf. 

ergözen  1, 96, 29,  rrschöpffen  1, 100, 14,  löschen  Br.  49, 1  etc. ;  ergeUm 
findet  sich  2,  271, 15  erst  in  der  ansgabe  von  1802.*)  Anch  das  nhd.  öfters 
mit  blöketi  in  der  schreibnng  verwechselte  blecken  (mhd.  blecken  =  blicken 
lassen)  wird  nur  mit  e  geschrieben:  blekt  S.  2, 166, 22.  306,21. 

Zu  schrecken:  Zum  subst.  schreck,  -en  bemerkt  das  DWb. 
9, 1660,  Schiller  habe  *in  jüngeren  jähren'  wie  Goethe  Schröck, 
Schocken  geschrieben.  Das  trifft  auf  seine  schwäb.  periode 
nicht  zu,  2)  vielmehr  wird  überall  e  geschrieben. 

Schreken  S.  1, 164, 14.  167, 19,  Schrecken  1, 330,  506.  2, 293, 6,  Schreck 
2, 239, 19  n.  a.  Das  verbnm  und  die  verschiedenen  adj.  haben  in  hss.  nnd 
drucken  überwiegend  ö:  schröcken  1,109,28.  115,26.  2,7,3.  25,15.  355,26 
etc.,  schröckhch  Br.  20.  25.  27.  S.  1, 167, 17.  III,  2.  301, 7.  2, 68, 14.  183, 22, 
schröcklich  1, 374, 17.  2, 248, 3.  388, 24,  erschröcklich  2, 389, 32,  schröckhaft 
2,293,1,  daneben  schrecken  1,163,5,  schrecklich  1,161,30,  schreckhaft  2, 
363,26,  schrecklich  2,312,2.') 

Die  Schreibung  der  übrigen  Schwaben :  Fulda,  GR.  76, 104  und  sonst^ 
und  Nast,  Spr.  1,52  schreiben  subst.  und  verb.  mit  e;  im  Schw.  m.  findet 
weh  ö:  «cÄröcWicÄ  1775,  35,  sehr öcketid  171^,331,  schrecklich  1176,332.  Bei 
Si.  ist  e  vorhersehend.  —  Adelung  kennt  nur  e.  —  Das  ö  wird  sonst  durch 
anlehniing  an  Schröck  erklärt  (DWb.);  wenn  Schiller  nie  bei  subst,  wol  aber 
beim  verb.  schröcken  schreibt,  so  darf  man  wol  auch  an  einwirkung  von 
erschrocken  denken ;  vgl.  löschen  —  erlosch,  geicöhnen  —  gewohnt,  Bahder 
8. 177.  Das  einfachste  ist,  ö  als  blosse  Schreibung  für  (  zu  erklären  (wie 
in  verdörben  a.  a.). 


')  In  späteren  werken  z.  b.  noch  ergetzen  S.  5, 2, 315. 

')  Auch  sonst  ist  mir  aus  den  Schriften  der 'jüngeren  Jahre*,  abgesehen 
von  dem  im  DWb.  angeführten  Schröck  S.  3, 117,22,  nur  noch  Schröcken 
S.  4, 80, 2  aufgefallen. 

')  Schon  im  dritten  band  der  Schillerschen  werke  nimmt  die  schreibang 
mit  ö  merklich  ab.  So  Diderot-Thalia  stets  scÄrccAren ;  ausnahmen:  erschröckt 
8. 3, 557, 15.  558, 27,  Don  Carlos  in  S.  5,  l.teil  hat  stets  e,  ausser  in  schröck- 
lich S.  5, 16, 280,  erschröcken  5, 28.  110.  171,  schrökken  5, 163.  Im  4.-7.  band 
der  Br.  findet  sich  kein  ö  mehr. 

% 

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8PSACBB  DX8  JUMOSN  BCfflTiTiinL 


285 


i  und  M.  Die  nhd.  Schriftsprache  schwankt  zwischen  hilfe 
und  hülfe. 

Schiller  schreibt  Äi7/'/o8  Br  U,  29;>)  M  meiftens  //j7/e  S.  2  247,10. 
227,2t.  239,22.  315,25,  daneben //uZ/c  2, 240, 8,  während  A  (Schwaus  druck) 
stet«  Ihtije  an  den  betreffenden  stellen  und  sonst.  Cotta  nnr  U:  Beihulfe 
S.  1,143, 15,  Hülfabedürftig  1,170,8.  —  Metaler:  Hiüfe  2,355,20.  356,34, 
GM(e%m,2it  toiut  TonHegeiid  «:  EO^e  2,67,21.  98,1.  183,28  etc.  — 
FtddA,  GB.  45  hill  Hülfe  fftr  elgrmologueli  lidit^.  ^  firlnid  und  Mlntler: 
keine  belege.  —  Bei  Miller  kaim  ich  mir  HUfe  8L  47  und  180  beUgen. 

'  Die  schiifteprache  hat  sich  fttr  t  entschieden  in  teirhen, 
langwierig,  gMtge,  findig^  adnwimg,  spritBen,  Die  betreffenden 
fonnen  mit  ü,  die  sehr  lange  in  der  Schriftsprache  eingang  ge- 
fanden haben»  sind  ans  dem  schweizensehen  und  einigen  mittel- 
dentschen  dialekten  zu  erklären,  in  denen  besonders  wi :  wä 
sich  entwickelt  hat  (vgl  Bahder  &  180):  würlem  (bei  dem  noch 
in  betracbt  kommt,  dass  anch  schon  mhd.  neben  wirken  ein 
würken  existiert,  zurückgehend  auf  ahd.  Wftrchen)  schmirigf 
langtaurig-y  nach-  anderen  labialen  consonanten  gebürge,  fündig, 
SprüUen  ist  die  regelrechte  fortsetzung  des  mlid.  spräUen.^) 

Schiller  schreibt  wirklich  £r.  48, 2.  58, 13,  wirkten  Br.  24, 8,  daneben 
i0irimBr.  64,10.  20,1.  —  M  meiet  t:  «wrtKdt  S.  2, 267, 16;  A  (Sehwau 
draek)  «oOf^  2,216,16,  wfiriUeft  2,256,16,  «nr«idk  2,215.  260.  28&  291. 

—  Gott»  nur  t:  wirkend  1,146,2,  wirkm  1,150,81.  160,88.  144,18,  wrh- 
Utk  1, 142, 27.  —  Metzler:  würkm%  4,  wiraiA%  4. 14,  aumüricen  1 . 200, 25. 
v-irMich  2,346,14.  ^rirlni  2,341.25-  355,15.  —  Erhard  und  Mäntler:  keine 
belege.  —  Schiibart  und  Mü^^r  meist  u:  Türken  Si.  159.  216.  ST.  87, 11, 
tcitrklich  Si.  339,  wirken  ÖU.  loÜ. 

Schiller  schreibt  epitzfundig  Br.  49, 3 ;  M  und  A  ausfindig')  S.  2, 244, 4. 

—  Cotta  •:  spitzfindig  1, 161, 27,  Spizfindigkeiten  1, 164, 18;  bei  den  flbiigen 
ftBden  deh  keine  belege.  Die  andern  hieilier  geUilgen  wQrter  neigen  nnr 
die  lehzeibnng  der  dmeke  bes.  ftender  ■dndber:  eteta  tdumStrig  1,80,84 


*)  In  Br.  1  finde  ich  3  Hüft  (Br.  72. 835  nnd  hüßot  Br.  67)  gegen  1  Hidfe 
(Br.  226). 

>)  Die  aiuudune  T.BaUen  (a.  181 1),  data  der  wandel  tob  wi  :  «A 
gemeindentteh  geweaen  nnd  anch  im  aehwtbiaehen  tot  sich  gegangen  sei, 

dürfte  wol  unrichtig  sein;  die  beiB]iiele,  die  er  angibt,  sind  nicht  bewcia- 
kräftig,  da  die  entmndnng  von  <<  zu  t  im  schwäbischen  dem  13.  jh.  anzn> 
gehören  scheint  (Tgl.  Kauffraann  «.  170  und  172)  nnd  von  den  l^eiden  von 
V.  Bahder  zum  beweis  citierten  autoren  H.  von  Sachsenheim  cr^t  in  der  mitte 
des  15.,  die  Hätalerin  erst  am  ende  des  15. jh.'»  gesH^hriebeu  bat,  zu  einer 
seit,  wo  A  nnr  noeii  aehieibnng  war  fllr  einen  •-laat 

i)  Nadi  \nimaaoi,  Gr.  §  847  gMt  ftbrigena  «P«i/M^  IQ  mhd. 
QMtiMig  som  Ilteren  nhd.  aabat  Ait^M. 


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PKIrKIPlRKB 


2»857.11;  aar  M  Cotta  MwienfM  1, 152,  2;  —  Jangumhrig  1,163, 2i 
(Ootta);  —  0§bir99  Im  M  imd  A  nw  in  MArye  2»aG8;7;  M  Metsler 
tnndü:  (?e&«r^<;  2,  77, 11.  179,25.  1,21^2,  Gtbürge  1,2U,  13.  231,  U 
195.  280.  2, 128, 14.  92, 13:  -  sprizen  2, 143, 7  5?,  6.  -  Bei  Schabart  finde 
ich  Gebürgt  ST.  20, 1.  28,8.  SO.  193,  Gebirge  SO.  192,  ^^rüUm  80.2,186, 
ausfindig  \m  Miller.  Si.  335.') 

Die  schriftäpracäe  schreibt  mit  aulehnung  an  die  subst. 
Lüge,  Trug,  Ijuder,  —  Uigen,  trügen,  und  öfters  lüderlich  an> 
statt  des  historisch  richtigen  ie.  Die  Schreibung  liegen  kommt 
für  unsere  zeit  nicht  mehr  in  betracht,  da  Uigm  sich  seit  der 
iweiten  h&lfte  des  17.jh.'s  festgesetzt  hatte. 

Dagegen  achreiht  Schiller  noch  bt  tn'eyen  Br.  24,  IG  (auch  Nast,  Spr.  1,45 
•chreibt  Betrieqer).  L>ie  stellen  in  8.  1.2  haben  stets  «:  betrügen  1,195. 
2,343,17  U.S.W.  Bei  Miller  liuiiet  sich  betn'egen  Si.  2,  88  neben  Betrüger 
Si.  2, 140.  —  Für  liederlidt  bieten  sich  uur  belege  bei  M  und  deu  Metslei^ 
■eli«ii  dnuikai  dar:  I«MMmIUM(«i  8, 214^411  and  A;  -  Meteler:  UldmUek 

2,854,17.824,12.  XAMMUMCm  2,854,21,  LiedeiUdiksitm  «ar^ 

lüderiicfU  1, 269, 12.  —  Bei  Miller  finde  ich  nur  die  schreibang  mit  lie:  Ued^^ 
Uch  Si.  78.  145.  169.  —  Auch  bei  terdriefslich  wird  im  18.  jh.  noch  oft  mit 
anlehnung  an  Vrrdmfs  ü  geschrieben,  entgegen  dem  mhd. trcrdnV Sc  hiller 
uur  ü:  verdriifslich  Br.  52,24,1.  56, 28, 14.  63, 5.  62, 5  n. ;  ebenso  MiUer, 
Si.  122  uad  Si.2,38.*) 

Dagegen  findet  sich  entsprechend  der  modernen  Schreibweise 
nur  ü  in  würdig  (2.312,21)  und  güUtg  1,164,24,  gleichgültig 
1,78,5.  115,17.  Ebenso  MiUer  gleichgültig  ^imj) 

Dia  MMbangea  lehwanken  ineh  in  den  tpitaren  werken  SchiUaia. 
Doch  1lberwi«gt  MhUeiBlidi  wirie».  So  a. b.  8.6  in  den  briafen  Über  Don 
Carloi  iiwkeH  bat  aonulunslos.  Aas  Schillers  briefen  flUure  ich  an:  wirüich 
Br.  1, 24.  79.  94  gegen  toürken  Br.  1, 79.   Äut/indig  Br.  1, 96.  m,  auaßndig 

Br.  1,324.  2,79;  amßndig  meist  in  S.3  (51. 218. 244.  519.  542);  ausßndig  meist 
in  S.  4  (167.  322.  325),  nur  ausfindig  z.  b.  8. 6  in  den  briefen  über  Don  Carlos. 

—  Schtcürig  stets  in  S.  3  (2lG.  543.  öiil).  S.  4  (244. 324),  ebeuso  noch  Schwürig- 
keä  in  Br.  ^  237  und  im  handschriftL  nachlass  S.  15',  823,  dagegen  Sdwnerig' 
ktU  a.  b.  Br.  1, 176.  —  Lamgwühng  In  Schillers  antograph  Br.  4, 455,  Jmg- 
wierig  8. 4, 107.  —  GttStrgt  8. 8,872,1.  4»  91, 10,  Mirge  8. 4, 107  and  eouBt. 

—  Nor  iprützen  in  der  unmittelbar  nachfolgenden  periode :  Sprüse  S.  8, 14G,  1, 
tprSneyi  S.  3,  75.  259.  893.  34.  S.  4, 4, 85,  and  so  noch  S  11, 311  und  S.  14, 17. 

*)  8.2,244  hat  öetrtegen  in  d(!r  ausgaVip  vc  ii  1802.  —  Betrieqm  noch 
S.  4, 277.  275;  Schiller  selbst  schreibt  später  bttrugtn,  z.b.  Br.  91.  -—  Luder' 
Och  noch  S.  4, 67, 26  und  von  Schillers  h&nd  Br.  3, 105.  —  Verdrufdich  auch 
ipiler,  B.b.Br.8,96.  4,72.  5,51,  cenM/U Br.4,414)  MrGlri^/hBr.4,401;  dia 
drocka:  «erMt/Weft  8. 0,28. 106. 178L  810.889  ete.  4,884»  «enirftr/llii*as,lfia 

•)  6^1^8.3,371,18,  gfadb^rt»Wa4»28a  Br.l,10i.  iiaidya.a^ 
^Lriekgmg  Br.l,6& 


2a7 


Württemberg  IsLUieie  im  IS.flLgewbhxiMdiWirfemberg.  Erst 
ein  regieniTigsdecret  von  1802  bat  die  sein  «ibiing  Würtinnherg 
eingebüigei  t  (vgl.  Weiland,  Wb.).  Tin  Reliw.  m.  1775,  78>J  ^^  ird 
das  wort,  offenbar  in  folge  einer  herschendeii  Unsicherheit  in 
der  Schreibung,  historisch  untersncht;  der  betr.  Verfasser  ent- 
scheidet für  Wirienherg  oder  Wirtemberg.  So  sclireiben  auch 
Schiller  und  seine  drucke  stets  Br.37.  ä  1,69, 26.  ^339, 32  etc.  0 

FMem  ist  noch  im  18.  jk  die  fthliche  sehreibiing;  sie  ist 

wol  auch  iOr  den  jungen  SchiUer  Toransziisetzen. 

Seine  dnuke  wenigttent  halMii  «vaaer  in  SAamemaikIgeflSMer  1, 217,8i 
ttete     /lMteni8.1,a84, 19.  222,47.  2,9,24.  287,2.  333;  ebenso  aehie  idiwlli. 

leitgenossen:  fliBtem  SO.  243.  446.  2,15.  397.  ST.  16, 7.  48,9  (nor  SL829 
fjff^tprii)^)   Die  »rhreihiing^  mit  ü  \9t  im  18- jb.  ans  dem  niedfirdeaticben 

in  die  Schriftsprache  eingedrungen  (Kluge,  Et.  wb.). 

Widergabe  des  schwäb.  t- lautes  statt  des  schriftsprach- 
lichen (historisch  richtigen)  ü  liegt  vor  in 

umgestilpet  S.  1, 212, 10,  scMirrfen  2, 285, 8  M  (A  ü),  schlirß  1, 182, 131 
(im  Mäntlerschen  drack  und  in  der  AnthologieX  «benso  scMirfm  S6. 2, 6S,  7. 

Die  form  Küssen  =  mhd.  Missen,  ahd.  hussin  wird  im 

18.  jh.  noch  als  *  mustergültig'  betrachtet  (Paul,  Wb.).  Im 

19.  jh.  hat  sich  durch  den  einfloss  ober-  und  mitteldentscher 
dialekte  die  Ibnn  mit  i  in  dei;  sehriftspraehe  festgesetzt  Das 
wort  kommt  in  den  werken  des  jungm  Schiller  nur  in  den 
Bftubem  vor  und  wird  sowoi  von  M  als  von  den  drucken  von 
1781  und  1782  ohne  regel  mit  i  und  u  geschriehen. 

l»0«m  2,217  Mund  A  2,288.1  ]I(Aft).  2,246,8  A.  2,49,17.  75,25, 
JQtoMN  9,0^16.  18^4  210^8  M.  189,1  A.  JßtaMfft  belage  leb  neeh  ane 
Bohw.  n.  76k 81&  80.2,288,  Kmm  ana  «.2,86.  i6a  Si.  1, 176. 81&«) 

Nhd.  msdn,  mhd.  JtiUfeln  und  JMm^  schreibt  Schfller  mit  f . 

Kiseln  Br.  61,82;  M  und  A  schreiben  i«:  küzdt  2,278,19;  MeUler  % 
and  t:  I«feft2^  128,2,  UM» 2, 115, 27,  £u»l 2, 22, 2.  141,4  (1,90,26  Inder 
PUIoa.  der  phyäiol).  —  Bei  Sebnbart  nur  «:  hSMn  80.123. 12i.  18a  176^ 
mrfkbMdt  SO.  7.  Die  schreibang  mit  ö  iat  bd  Schwaben  bei.  erkUiiieb,  da 
daa  wort  aehwftbiaoh  kkäitb  Untet«) 


1)  Wurtemberg  scbon  Br.  1, 1S8;  w6ii1emberg%t€h fir.  1, 164»  *^Wii!bini  noch 
Wtriembt  r>i  Br.  1, 172. 104. 

*)  Fitstem  noch  in  S.  3,213,30.  215,9,  dann  aber  nnr  ü:  flwfUm  8. 
8,49,14.  4,214,10.  246.  5S12.  162.  173.  5*,  277.  8,325  a.8.w. 

<)  JCaaMH  Boeb  a8,888,6.  6,404,  Kium  S^Oa  12»664. 

•)  Yoi  8eUU«i  band8iidetii<h«Mbipltir  sv  die  aehNibn«  AMi 


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PFLKIDMEEA 


ei  —  eu.  In  Heiter,'^)  dreist  und  heiraten,  die  etymologüicb 
e«  erfordern,  schreibt  das  18.  jh.  sehr  oft  ea. 

SchilU'r  \}ni\  s^inp  dnicke  kennt  n  nin  lO-ufrr:  Br.  21,7,3.  22, 8,i>. 
ä.  1,  2,  U 1 ,  idi.  i>7,  ti.  26Ö,  5  M  uud  A.  2til,  2  M  und  A.  2, 312, 8  U.S. 

Jl0iifiM«cAI2,128,9.  BeieiGliBeiidiit,daMimWlrti«pert8.M88di«Mluci- 
bimg  fWKtm  im  *  Brief  tasm  sdiwlbiiclien  paten'  Torkommt,  wo  Schiller 
dch  bemflht,  aOgUcfaft  Tiele  gramm&tilnliMhe  idiiiitier  und  tebieibfehlor 
anznhäafen,  nm  den  pater  als  ungebildet  eracheinen  zu  la^sscn.  —  Ebenao 
nnr  drensi  Br.  58. 1.  61, 10.  S.  1, 155, 6,  Dreustigkett  Br.  60. 34,  4.  Dagegen 
nur  hiiraicn  2,  3'>1,  18.  ~  Bei  den  Schwaben  finde  ich  Heuler  ST.  8R,  10. 
SO.  212.  Si.  2, 103  neben  UeilknedU  8i.  2()i,  1ieiraia%  80.  H.  3ö  uud  steta  in 
St.  —  Fnlda,  GK.  45  verlangt  BeiUr  nnd  hmraten.^ 

Neben  gescheit,  mhd.  geschide  schreibt  man  öfters  gescheut 
mit  aiilelinun^  an  sdmien. 

In  den  drucken  Schiller»  findet  sich  hoides;  gescheut  8. 2, 177. 27.  310,2. 
gtucheid  (das  -<2  ist  im  18.  jh.  noch  sehr  üblich,  vgl.  Paul,  Wb.)  2,  231,  b^. 
25, 20.  57, 16.  Hang,  Z.  467.  Durch  vernÜBchong  der  lautlich  nnd  begriff- 
lidi  UmlieheB  wOrter  Keil  imd  JEewb  itellt  sich  ein  plar.  Dimnerket^tn 
1, 896  «in.  —  XlsMie  wideigabe  dM  icbwftb.  lautes  iit  soMMIdeni  2, 882;  15  M 
(AseMMem). 

Eine  besondere  Schreibung  ist  M  eigen:  Aeüf«  2, 223, 8,  Teufel,  Neüe$, 
Deutschland  etc.,  eitrh,  geleuchtet  2,247,  Waist-  2,270,8,  Häinc  2,227,17; 
ausnahTüSwpiBC  im  Metzlerschen  druck  der  Räubtr  stäuben  2,  44,  22  (Snüle 
2,189,2).  Die  schreibuu^^  von  euch  etc.,  äiauhen  M^nUcwi  beAfbtnii<;:  li-  nn 
auch  iät  ein«  utueruug  der  schwäbischeu  gttimmatikcr,  vgl.  zu  eu: 
*Deijeuige  fehler  ist  allgemein,  da&  man  ihn  durchgängig  fidscih  iohreilit, 
nehmlidi  euer,  Feuer.  Man  hSrt  ja  kein  u,  sond«rn  ein  ft'  Sciiw.  m.  1770^ 
560.  Zn  aü  bez.  äü:  'ans  6»  kommt  aü,  z.  b.  Baüche.  Die  richtige  ans- 
spräche  zeiget,  dafs  das  a  unverändert  bleibt  nnd  nur  das  ti  in  ü  sich  ver- 
ändert. Aus  aü  entsteht  «ft,  da  beide  vokale  gebogen  oder  verändert 
werden'  Schw.  m.  1770, 5ö*J.  Demnach  iät  gtäülten  unrichtig,  da  68  ZU  tiäub 
gehört;  ganz  zu  geschweigen  von  Waise  etc. 

£r.  1, 129.  4, 398  u.  a.  Die  spätureu  drucke  kiUeln  S.  3, 507, 3.  4, 70, 33.  5, 40 
ete.,  jtMn  8.8,482.  152,8.  198,2. 

*)  Bei  Beuier  ist  dies  insofern  nniichtig,  als  frtthnhd.  Jlsuter,  nLm^ 
aus  rupt(u)arii  (vgl.  Kluge,  Et.  wb.  8. 316)  re^lrecht  eu  hat;  allein  bei  einem 
Schwaben  dürfte  das  doch  bloss  Schreibung  sein  für  reifer,  da  ein  bedeutungs- 
nnterschied  zwischen  reifer  nnd  reuter  bei  ihnen  tatsächlich  nicht  existiert. 

»)  Dreusttgkeü  Br.  1, 66.  3, 102,  drcust  S.  3, 124.  130,  Dret^Ugkett  S. 
4,85,14.266,11.  5»,  284,  drcw«  S.3,253.  ÖS55,  trdretslmS.b',  129;  später  ist 
mir  kein  dreutt  mehr  aufgefallen.  —  BsHter  8. 4, 82, 26,  üenCem  8. 5*,  80. 

Schiller  mair  ^1  Aeuratts»  gesebiieben  haben,  denn  in  Br.  1  ündeftsidi 
nnr  hemeOtm  (Br.  1, 164. 174.  dSO),  Vefhewraühmg  Br.  1, 174.  Die  spitenn 
drucke  schwanken,  Tgl.  S.5  in  OMekes  glossar  nntar  hemolOmk, 


8FBACSE  Htt  JültOSlt  SCHILLBB. 


289 


Orthographie  iler  eonstnaiiUik 

Ueber  b — p,  <i — t  vgl.  8.317. 

In  bezug  auf  die  Schreibung  des  f-lautes  in  sdnwert,  tödtm 
a.&w.  l&sst  sich  nur  sagen,  daas  hier  allgemeine  verwildenmg 
herscht;  es  lohnt  sich  nichts  darauf  näher  einzngeheiL 

k  statt  nhd.  cfc^  «  statt  nhd.  Ut  schreibt  Schiller  offenbar 
meistens;  wenigstens  ist  anzunehmen,  dass  Jonas  nicht  ohne 
grund  statt  ck,  z  statt  tz  überall  ein<^esetzt'  liat  (vgl.  Br. 
1,  455);  ch  linde  ich  noch  in  schicken  Br.  29,  Stuck  Br.  4.3.  — 
Hierin  ist  Schiller  jedenfalls  beeinflusst  von  den  schwäb.  gram- 
matikern,  die  U  und  ck  in  wort  und  tat  verwerfen;  in  der  tat: 
ihre  artikel  im  Schw.  ni.,  s(ns  ie  der  i  eütsche  sprachfurticher 
haben  diese  neuerung  consequent  dnrchgefühil;  in  worteu: 
Schw.  m.  1775, 557  int  ganz  eutbehriicli';  ^man  hat  k^^iii  tz 
nötig'  Spr.  2, 109;  ^z  ist  schon  ein  ts,  es  braucht  kein  neues  t. 
Es  scliärft  schon  als  doi  ijelter  buchstab,  und  bedarf  nirp-end 
keiner  Verdopplung'  Fulda,  GK.  58.  Spr.  2, 35  'Diejenige,  weiciie 
tz  oder  gar  zz  schreiben,  z.  ex,  Sdmiz,  wizzig,  geben  nicht  auf 
die  zusamensezung  des  z  acht.  Dann  was  ist  Schutz  anders, 
als  Schutts,  und  wizztg  anders,  als:  witstsig.  Das  leztere  ist 
offenbar  nnteütsch,  und  das  erstere,  Schutts,  kau  zwar  wol  als 
genitiv  von  Schutt  gelten,  aber  als  nominativus  kan  es  nur 
Sckuz  (Schuts)  heiffen,  weil  vor  dem  s  zwei  t  aasznflprechen 
anmöglich  ist . . .  Es  ist  also  das  tz  ein  unnötiger,  nnd  jv  gar 
ein  sinnloser  hachstab.*  Schw. m. 1777, 159:  'tz  ist  one  sinn,  dann 
#  ist  oder  äs,  also  U  vbX  ita  oder  id8'\  einfaches  k  ist  schon 
'zeidien  der  geschürften  silbe*  Fnlda^  GR.  54;  ebenso  Spr.  1, 164. 
—  Ans  den  Schriften  anderer  Schwaben  führe  ich  an,  dafls  z.  h. 
Schabart  in  den  Todecigesängen  (ST.)  regelmässig  di  and  tf 
achreibt 

M  uBd  A  Bchreibeii  regelmässig  ck,  weniger  oft  ür;  M  hat  anneidem 
noch  die  idureibiiiig  mzx  terpioMim  2,258^18,  wlwtzm  8,837,4. 
Cotta:  stets  k  nnd  z.  Ebento  Erhard. 

Metzler:  hier  herscht  grosse  "tmrpfrelmässigkeit:  zwar  ttfaerwic^  die 
ichreibnnc-  mit  z,  aber  neben  k  findet  sich  g^leich  oft  ck. 
Mäütler:  z\  meist  k',  ck  in  zurück  und  Gluck  1,  186. 

t — th»  Fulda  spricht  über  th  'urteil  und  recht'  Spr.  1, 170: 
'Als  minister  mag  es  sterben:  Qihä^k., .  Man  schreibe  onsert- 

Bdalg«  nr  g«MliickM  der  dMMKfaia  ipnch«.  XXVm»  19 


^  kj  .1^ uy  Google 


290  PFLKnmkä 

wegen:  Ter,  Tor,  Tnrc\  Träne-,  auch  so  gar  —  TrorC\  GR.  58: 
ist  der  angezischte  stärkste  hauch:  /Ann,  Thier\  auser  diesem 
kan  es  gemächlich  nnterbleibeii'. 

In  SehiUeiB  Iniefen  llsst  neh  Üvr  bei.  <r  niebt  belegen  (anner  in  UMfa- 
schwftb.  zeit:  Trofie  Br.  1,  77,  brief  TOm  6.  nov.  1782);  andere  beispiele: 
unterthänig  stets,  nohrrndiff  Br.  42,  werth  Br.  43.  45,  Orthographie  Br.  44> 
Voriheil  Br.  45.  Bath  Hr.  57  etc.;  ih  ist  also  nicht  gölten.  In  S.  1  Tratte 
46,17,  trovrf  47,  :iö.  Thaten  47,39,  t/M?««r  48,48.  J'rdnen  48,  (Ä  49.72.  — 
M  und  A  sclirt'ibeii  oft  ///:  Thrmmi  2,209. 17.  SIT),  anbeihen  2,236  M  (A  aw- 
beteii),  Thüre  2,  259, 17,  Thurm  2,  259, 11,  Thrnntug  2, 200,  12  u.  a.  —  Cotta 
schreibt  ih:  theOen  1, 145,  UucrM  1, 146. 148,  mutfug  1, 168,  Nothwendig- 
keitUt4B,  2%ef71,U7,  tpOIAeml  1,167,  22^ieMftifm  1, 146,  ^6ailA<iierl,lM, 
Thier  1, 146.  —  Srhord:  Thron  Bieger,  AnduT;  1, 51,  Tron  1 , 48,  «ftronee  1, 121, 
gethürmet  1, 121,  Tränen  Bieger,  Archiv,  tcerth  Bieger,  AtcMt.  —  Metzler: 
Träne  2, 15,  TJträne  1, 222.  2, 16.  341,  TJtron  1,239.  Tron  1, 186  etc.,  Hüthe 
2,349,  AbenOteuer  2,365.  —  Mttntler:  IVon  1,185,  tränen  1,186,  ZIkairM 
1,178,  Thäkr  1,185. 

Ueber  die  scbreibimg  der  ir-laute  Iftsst  sich  auch  nicht 
annähernd  etwas  bestimmtes  aufstellen;  sowol  bei  Schiller  als 
bei  seinen  dmcken  herscht  hier  grosse  Verwirrung. 

/* — ff,  Fulda  verlaiifrt  nach  langem  vocal  f.  nach 
kurzem  ff.  —  ff'  narh  hiii livrn  vocal,  nach  r,  l  etc.  schilt  er 
GR. 37  'warum  wollen  wir  Wörter  überfüllen?  Opffer,  Karpff  ?  — 
Opfer,  Karpf  —  thun  eben  diese  dinste'.  Ebenso  Ergöziichk. 
1774»  2, 79. 

Sebiller  hat  bis  1780  in  den  briefeo  und  den  gedickten  in  S.  1  noch 
maMenhKft  ^:  <ra^m  1,46»7,  J)flf#^  1,47,21,  «0*1^  1,47,82.  48,80, 

Br.  5  Vorwürffe,  offt,  vortheühafft,  schmeichelhafft,  Strümpffe  (neben  Kräfte, 
bescMftigt):  Br.  6fif  entwerß'en,  häuffig,  Vorwurff  etc.  neben  Opfer,  schürße, 
Versiceifluiig.  Von  1780  an  ist  diis  einfache  /"  das  regelmässige:  schmeichel- 
haft Br.  30.  !tchfiipfn'g  Br.  36,  Kräfte  Br.  37,  oft  Br.  42,  Lekkmclmften  Br.51, 
diinei«  u  lUK'h  huuffle  Br.  51,  ircrffen  Br.  61.  —  M  hat  noch  einige  male  ff 
nach  langem  vocal :  crsäußtn  2,222, 16,  sc/i^a/^cn  2,269, 19.  322, 11  (A  schlafen), 
auffmianden  %  828, 4 ;  &onst  meist  einüMbee  /*  bei  A  nnd  M :  ersdwpft  2, 239, 
LÜ/l  2,217,  £raft  2, 225,  enlteu/bi  2, 211, 2  n.s.w.  —  Cotta:  ffyeMtDUt- 
mlssig  oft:  ergreiffen  1, 162, 2,  schöpfen  1, 160, 15,  amsehweiffen  1, 175^  6e- 
greiffe  1, 144,  zuu  ührlautfcn  1, 174,  bedürffc  1, 172;  /'  in  vencorfen  1, 142, 19, 
Kräfte  1, 144,  Schöpfung  1, 144,  Begrif  1, 151,  Kunstgnf  1, 166,  Stof  1, 157. 
—  Bei  Erhard  ist  mir  kein  //"aufgefallen.  —  Metzler:  ff  sehr  üblich:  pfeiffm 
2,340,  lauffen  2.  :U1,  huKßcn  2.342  (A'm/i  2,358,  werfen  2,341),  atumpffi 
1,  IS*;.  6't//"t  1,167,  /tt///t7i  l.li<2,  o/f<  1,192  (.Kraft  1,200.  Ao;»/"  1, 213), 
U  m r/ye^  1,232,  rauffcn  1,245,  sdutrffer  2,5,  aUidffen  2,6,  cnilaufftit  2,17 
et&     Häniier:  kein  |f :  seftliir^  1, 182. 


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SPRACH«  DtiS  JUlXQtS  SCHäiLBlL 


29i 


Za  1^  m  ist  mir  bei  Schiller  nichts  aufgefallen;  er- 
wähnenswert ist,  dass  er  stets  &rinnem^)  schreibt,  Br.  85. 55. 57. 

Zu  n  in  der  isiibstantivenduDg  -in  vgl.  Fulda,  GR.  61 
Mieses  -in  braucht  bei  weiterer  abändeninß:  keine  Verdopplung 
seines  n\  Nast.  Spr.  1,06  nennt  -inn  beuu  Substantiv  *gänz- 
lieh  unteütsch';  älmlich  8pr.  1,185. 

Schiller:  froUinn  1, 47, 3():  in  den  hriefen  kommt  kein  g\ibst.  auf  -in  vor 
(nur  au.s  siiiiterer  zeit  FrexituHn  Br.  1.  —  TJur'f  schreibt  er  t/armn Br.tS 
und  (Ifirin  Br.  4.").  öO  (  vgl.  durinn  Br.  1,87,  dann  13r.  1,128).  Zu  Schrei- 
bungen wie  AroM  vgl.  8.305.*)  —  M  schreibt  'inderregel'  (vgl.  S.  2, 241, 17, 
uim.)  errmnert;  •iwt«wielf«cA2,271,5  M  und  A,  un^jestümm  2,270,15  M  und  A. 
818, 22,  ver^mi  %  222, 17,  aber  Triamerm  2, 218, 6  A  und  H.  —  Cotta:  tm 
diniSk  1,142,  stets  donnti,  toorm«.  —  Erhard:  BeA«mcAa'  1,121,120,  tni^ 
^esticmm  1,122, 60.  123,83,  JT^ön^m  1, 28, 84.  —  Metsler:  (?öNifif»  1, 210^  21, 
Königmn  1,219,36,  Tjfranm'nn  2,  IG,  14,  Träumerhm  2,50, 17,  ÄMi$mpn  2, 90,7, 
Verrätheriun  '2,  ?f'  10,  —  Fehvlin  1, 194,  Fürstin  1,209.  240:  meist  f//<rmn.  — 
««^f  v7Mwm  2,121,4.  ir»0,21,  «/arrrfc  1, 225, 50,  Mw/erirrd/sc/»  1, 201, 1.  2,Ö7,a 
lü(J,20.  lf)7,  8.  340,21.  —  Mäütlw:  unge9tümm  1,181,92. 

J>ie  Schreibung  »  für  modernes  -ihs-  findet  sich  in  JKaurel 
1,280,18.  307,1,  räeelhaft  1,317,22,  enirägeU  1,279,2. 

V  hat  sich  ])es()iiders  fest  erhalten  iu  vest. 

8u  in  /'^r(  sf 2.  22.  11.  214.4,  vtstKnrj  2.  3'?,  10,  huiuh  eni  2.  3<S2, 22, 
reM  1.  r'.4S.  13,  daneben  uü(  h  in  (iniv  1.34<i,  41,  dagegen  neben  dem  üblichea 
Ntn-  ;iu<  h  Kerfen  1, 189,  7U.  IUI,  145. 

Fulda,  GR.  52  führt  fest  nicht  unter  den  Wörtern  an,  die 
'noch  mit  v  geschriben  übrig'  sind;  von  auslautendem  sagt 
er:  *drat;,  ist  das  einzige  teutsche  wort,  das  binden  so  ge^ 
schriben  wird';  'brauchten  wir  die  pardkeln,  ver-,  vor  und  von 
nicht  80  oft,  so  wftre  das  v  bald  abgethan*.  Auch  Nast,  Spr. 
2,107  wttnscht,  dass  man  einmal  dem  v  'den  abschid'  gebe^ 
da  er  es  fttr  einen  'feler  unsers  teütschen  alpbabeths*  hält^ 
'daijB  wir  zu  einerlei  ton  zweierlei  zeichen  branehen*  Spr.  2, 36; 
wflrde  man  fiberall  statt  v  ein  f  setzen,  'wie  vil  gründlicher 
wtii'de  unsre  teütsche  Orthographie  alsdann  werden!'  Spr.  2, 37. 


>)  Vgl.  dagegen  die  schxeiVimg  von  H  oben  i.  10  t,  sowie  die  bemer- 
liiuigen  s.  294  oben. 

*)  Zn  >tmiTgLiC^jr<miSG.217,  TäftfcrMMiSL2,210,  6a<(iNiftSQ.215, 
Zengkm  SG.213. 


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2d2 


FFLWDBRTO 


Orthographie  der  fremdwSrter. 

Die  sciiwäb.  grammatiker  siud  der  ansieht,  dass  bei  fremd- 
worteni  deren  ursprünerliche  Schreibung:  beibehalten  werden  soll. 
Sie  sprechen  das  zwar  nirgends  direct  aus,  aber  es  lässt  sich 
doch  aus  folgenden  bemerkungen  schliessen:  Schw.  m.  1777, 158: 
*Das  y,  ph  etc.  sind  aus  der  lat  und  grich.  gramnuttik  gekommen^ 
wir  mttasen  sie  aber  gleichwol  zu  Wörtern  aus  der  grich. 
und  lat  spräche  beibehalten.*  Fulda,  GR.  52:  ^ph  ist  kein 
teutscher  bnchstab.  Aber  man  soll  ihn  dämm  dra  fremden 
Wörtern  im  tentschen  nicht  entziehen.'  GR.  58:  *x  bleibt  fremd. 
Der  Tentsehe  schreibts  nur  in  fremden  wörtan:  Texi.^  Spr.2,107: 
'Die  buchstaben  c,  qu,  ph,  th,  v,  y,  finden  ideh  in  keinem  ur- 
sprünglich teütschen  wort,  man  braucht  sie  also  nur  in  Wörtern 
aus  fi'emden  sprachen.'  bpr.  2, 37:  giicli.  und  aiKh  i  u 
fremden  W(»rtern  ma<^  y  bleiben.'  Spr.  2, 38r  Das  c  'kau  sich 
nirgends  al^  m  fremden  Wörtern  erhalten.'') 

Aus  {\rm  \vt  ingen,  was  wir  in  Schillers  autograph  erlialten 
haben,  glaube  ich  doch  schliessen  zu  können,  dass  er  im  all- 
gemeinen die  fremdartige  Orthographie  bei  fremdwörteni  bei- 
behält. Fremde  namen  kommen  zwar  kaum  vor,  nur  Mac- 
leth  Br.64;  falls  Üe  rede  über  die  *tugend  in  ihren  folgen' 
(S.  1,95—102)  wirklich  ein  'wortgetreuer  abdruck'  (S.  1,102) 
ist,  so  lassen  sich  aus  ihr  noch  folgende  namen  anffihren: 

VoUaire  99, 8»  Seneea  101, 10,  Cä$an  101, 9,  DomtUane  101, 19,  Lykurg 
96(32,  die  die  framden  buchstaben  genau  beibelulteB.  Fremdwörter: 

MliaiwMie  Br.28, 12.  19,18,  Sympathii'  Br.  11.  Secne  Br.  43,20.  60 
u.a.,  contrastiemi  Hl .  42, 22,  Philosophie  Rt.  b2,  Sophistisch  BT.h2,  Journal 
Br.  57,  fjonfierc}i  Br.  »i2.  Siivph'n'täf  Br.  4H.  (liirurrfie  Br.  48,  Piei^rn  Br.  T)!, 
•mcttiphi/sisf  h  Br.  4i<,  jt/i(/sisch  Br.  '.U,  Miicji/nfsil:  IW.  IS.  Kitlhou.'^Ktsniwi 
Br.  61,  llypothuHdriHt  Br.  31,  militdiriavU  Br.  (i<),  Milft((irst(uul  Br.  53,  Chatse^ 
praecise,  accordirt  Br.  5U,  Academie,  Vocation,  practicieren  Br.  62,  Censur, 
Legitimatiim  Br.  46,  Sucee$8  Br  47,  eorrigieren,  Orihographk  Br.  44,  Süma- 
ffonai  Br.54,  Imdiaeniiim  Bi.  ^  IVopotilioiieii  Br.S8  ii.s.ir.  Draebea 
stehen  allerdingi  iStfli/bfite  Br.44,a2,  DdKloleflce  Br.^22,  Hitotmirmä 
Br.42,  traJuiertn  Br.^  £olortl  Br.49;  allein  das  sind  TerhiltniamMg 
lehr  wenige. 

')  L*ariu  >ieheu  die  schwäh  t:t auiniatiker  übrigeui  gauz  im  einklansr 
mit  Guttschod,  Deutsolie  spracJikuast  f.  >>.  Freiiulo  naroen  nnd  wiirter  hreibt 
luau  am  liebbteu  luit  <leuh«lbt:u  oder  gauz  gleicligulligeu  oder  docli  aiiulickeu 
bnchttaben,  damit  ihr  Uang  beybehalten  Udbe.* 


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SPRACHE  DES  JCNOEN  SCHILLER. 


293 


M:  muMt  Sämt;  EritleH%2ßif2i,  £7wctMM-&»iai2,274,ll,  Harpim 
2,331,29,  XolOMia  2,888,26  (AundK),  Kartoudte  %2i%e  (AnndH), 
KamOier  2, 242, 8  (A  nnd  ÄT),  Zeremonien  2. 25R,  22  (A  Cer.)  n.  s  w. :  dauebea 
Phrt/ne  2, 211,  27  (A  und  M),  Triumph  2, 240, 9.  242. 2  (A  und  M),  Orpheus 
2, 2:33,  y  (A  und  M).  Succeßion  2,233,3  (A  und  M).  —  Cotta:  Phüosophefi 
1,142.143,  Phänomen  1,145,11,  physiscJi  1,145,  System  1,142,  Succeßton 
1,144,  Kato\,\A2,  Senecal,U2,  Epiktti  142,  KonHumiion  1,  lU, 
Karakter  1, 145,  Kollision  1, 156,  Kafsim  1, 161,  per  Kofmemum  1, 162,21, 
mehmkoUtdk  1, 167, 10,  KohAmw  1, 168, 9,  SUHsismitt  1, 148.  AbojaA  md  y 
nnd  bewalirt,  e  oft  in  verwandelt  (lieii.  «>.  —  Metikr:  hier  sind  die 
fremden  nunen  sehr  willkOrlieli  behendelt,  teilweise  mit  eritaltnng  der 
ursprünglichen  buckstaben,  teilweise  sind  diese  ersetzt  durch  solche  des 
deutschen  alphabets;  wenige  beispiele  mögen  gentigen:  Or^Aews  1, 224, 
Orfefts  1,241,  Sfäre  1,2:14,  Sphäre  1,210.215,  SophokU»  2, 4,  Schak^f^pear 
2, 4.  DelphoB  2, 341, 7,  Delfox  1, 189.  SuktPi^mon  2,  345. 18,  Fantanie  2, 367,  ö 
und  oft,  Tradizion  2,341,  Uddamnzion  2,387,  14,  Filo.sofen  1,180.1),  Phi- 
Uüophie  2, 351, 28,  Zcrmnies  2,  'M),  KuniciUe  2, 343, Kntsoe  2,  358.  23, 
JZSpml,  187,  Kupido  1, 18G,  10,  Kozytus  1,207,  lioufseau  l,220,.FöÄ«s  1,234, 44. 
—  Erhard:  behandelt  die  fremdwOrter  pietätvoll:  Sphäre  1,80,  Smijpkim  1,48, 
89,  auruhm  1,48;  aber  £9Mt«m  1,2Q,41.  —  Mftntler:  fAanfoMy  1,182, 129. 

Wenn  man  ans  dem  in  SchiDeni  briefen  Torhand^en 

material  schliessen  darf,  so  sind  besonders  die  freien  schi-ei- 
bungen  der  Metzlei-schen  gruppe  iiidit  als  'versuche  Schillers* 
(Weltrich  1, 547)  anzusehen,  sondern  küinmen  auf  rechnung  des 
di  uckers  oder  setzers. 

Die  gesonderte  betrachtung  der  Orthographie  Schillers  und 
seiner  drucke  bez.  Schreiber  ergibt»  dass  die  ansserordentliche 
Unregelmässigkeit  der  Orthographie  der  werke  des  jungen 
Sehiller,  wie  sie  sich  dem  leser  von  S.  1  und  2  darbietet,  zum 
geringsten  teil  Schiller  selbst  zuzuschreiben  ist  Nicht  zwar 
in  der  Schreibung  der  vocale,  wol  aber  in  der  der  consonanten 
Iftsst  sich  constatieren,  dass  er  jedenfalls  in  den  späteren 
jähren  seiner  schwäbischen  zeit  bemüht  war,  das  auf  Ver- 
einfachung der  Schreibung  abzielende  orthographische 
System  der  scliwäbisclien  grammatiker  sich  /ai  eigen 
zu  machen.  Und  das  zei^t  nicht  nur  seine  eigene  Schreibung; 
wii'  wisspTi  üutalli^  mch,  dass  er  die  ortlioLnaj'liiH  von  M  für 
*nncorreci'  hält;  denn  bei  der  absendung  des  tlieaierinaiiuscripts 
an  Dalberg  bittet  er  diesen  im  brief  vom  (>.  aug.  1781  (Hr.  1,44), 
das  uncorrecte  der  Schreibung  zu  entschuldigen:  'mein  kopist 
haty  nach  gewohnheit  aller  befser  wissen  wollender  Schreiber  die 
Orthographie  oft  erbärmlich  mUshandelt';  und  die  eigentümlich- 


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294 


PFLEIDSRBR 


keiten  der  schmbung  von  M:  ck  und  tM  &  289,  &  290  (viel- 
lach ff  nach  ISage  &  290)  —  die  miglelehe  sdireibnng  der  fremd- 
wörter  ist  vielleicht  auch  hieherzuziehen  —  sind  gerade  die- 
jenigen^  gegen  die  jene  grammatiker  besonders  ankämpfen  und 
die  Schiller  sichtlidi  zu  vermeiden  sucht  —  Femer  hat  die 
Untersuchung  gezeigt,  wie  wenig  die  Orthographie  des  origmaLs 
von  den  druckern  bez.  Setzern  berücksichtigt  wurde.  —  Zur 
illustration  dieses  verfahrene  der  drucker  und  setzer,  das  teil- 
weise auch  von  den  herausgebern  beobachtet  wird,  dient  eine 
aumerkung  im  Sclnv.  m.  1770,  590:  'Man  hat  dem  Verfasser  seine 
Orthographie  gelassen,  und  nur  da  geändert,  wo'  etc.;  denn 
hier  findet  der  betreffende  es  offenbar  angemessen  zu  bemerken, 
dass  die  Orthographie  nicht  —  wie  gewöhnlich  —  dem  eigenen 
System  angeiiasst  worden  ist^) 

Ueber  den  gebrauch  von  majnskel  und  minuskel  ist 

wenig  zu  sagen.  Auffallend  ist  abgesehen  von  Schnitzern  wie 
das  ffeburtsfcst  Br.  53, 1,  des  Verlornen  EdeJn  Br.  17  und  sonst 
noch  öfters,  die  anwenduner  der  minuskel  in  fällen  wie  in  Zu- 
kunft Br.  37,  It),  iiort  halten  Br.  U,  19,3,  zu  hefehl  S.  2. 1:^4.9. 
ganz  cifcr  2.  2  t  1.12  M,  Inpen  strafen  1.60.21.  Das  wird  von 
Fulda  anerkannt:  (411,  59  'ein  liauptname,  der  mit  einem  an- 
dern, dem  er  dient,  zusamenhängt,  verliert  seinen  grosen  buch- 
staben:  £fu  ende  hringen\ 

Bez&glieh  der  adjectiva  ist  eine  häufige  ersdieinnng, 
dass  die  majuskel  verwendet  wird 

1)  bei  adj..  die  von  eig'ennamen,  völkernamen  etc  abgeleitet  sind :  das 
Römische  Volk  1,  r>:5,  t-t.  der  Frnn:öf'i!<rh''  daulder  1,87,6,  die  Anfi.<cJie  Flotte 
1,120,9,  /m  Xonlischen  Klima  2, 377,  Ä),  einf  Wirftmhrrrjisrhe  Bhtmenlese 
2,376,9.  nu^'  Haliniiiichp  Tphifjnua  2,'M2,2{'),  tbc  Buhmisthen  irt^/Jtr2,2ö2,16. 
355,3.  ;M),23;  —  2>  bei  zusammengesetzten  adj.,  deren  erstes  glied  ein  snbst. 
ist:  HeldeHkühn  1, 242, 169,  Leü^etwoU  2, 52, 23,  Kinderios  %  21, 9,  Eiskalt 
2»217,20,  SKromioeM  1,180, 72,  BotMiroA  1,320,205;  F^Mteft2,21,20,  Oütt- 
Zidi  1,77,10,  ro(if«tiUMeft2,16,ll,  Tugendtam  1,47,49;  danebeii  fmMU§- 
voU  1,357,21,  fiammenroth  1,358,40^  tUmdenweä2,9it  teM^dvoll  1, 181, 96, 
kbetwoü  1, 76, 21  (LebeiwoU  1, 7^  24). 

•)  Dieses  erpebnis  lef^t  die  vennntunßr  nahe,  dass  auch  viele.«:,  was  in 
der  laut-  und  funaeulehre  zur  spräche  koiumeu  wird,  auf  die  reclmung  von 
diucker  und  letser  in  sduelben  Bein  wüd.  Inwieweit  dies  der  üdi  «ein 
mftg,  liBit  sieb  jedoch  nicht  mehr  eniieren.  Wae  am  dem  theateimuiiiBcript 
ansnführen  sein  wild,  wird  ab«  jedenfaUs  SehilleiB  spräche  ngeh^ren,  da 
der  schielber  von  H  wel  geBohiieben  hat»  was  ihm  dietiert  wurde. 


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SPBACHB  DBS  JUHOBN  BGHILLEB. 


295 


n.  Zur  laatlehre. 

A.  Vocalismus  der  tonsilben. 
Umlaut 

Im  obd.  uiterbleibt  der  nmlant  von  mhd.  u  vor  cJc,  pf]  /j, 
vgl.  Paul,  Mhd.  gx-  §  40^  anm.  5.  In  folge  des  einflusses  der  md. 
literatursprache  mid  zwar  auch  in  die  oberdeutsche  Schrift- 
sprache viele  uragelautete  formen  eingedrungen;  aber  daneben 
erscheinen  im  18.  jh.  noch  oft  die  specifi^^cli  obd.  ohne  nmlant. 
So  hat  auc-h  Schiller  lu  lirn  ilen  unumgelauteten  iormen  stets 
die  schriftsprachlichen  urngeiauieten. 

n  vor  ek  (Schiller  k\  vgL  Kaaffmami  &  149. 151. 

itfudtoi  2,259,16  M;  im  raun  2, 154»  16;  Jfi»db»2,95,&  1,202,25; 

vgl.  Spr.  1 ,  V,'}  Miu'le,  Mucke.  —  rukw&ri»  1, 172, 8  im  originaldnick,  ebenso 
1,172,15  Etdsirht.^)  Die  beiden  formen  scheinen  von  Gödeke  als  druck- 
f»'bler  aufgpfaj<s»t  zu  sein;  das  sind  sie  aber  wol  nicht;  denn  sie  sind  bei 
schwäbibclieu  »chriftstelleru  zu  beleihen:  /tf/A,s/W/' Spr.  1,207. 'iSO.  ruckcnfrt'i 
80.209;  —  rMn«.A//t 6t;tw/ S.  2, 32ä,  7  aullageu  A  und  B,  von  (u  mI,  ke  ebeufiills 
als  druckfehler  betrachtet,  hinterndH  2, 79, 15,  hinierrücks  2,  277,28.  189, 15. 
292, 24.  —  druOcm  (=  drücken)  2, 287, 22  M.  215, 21 M,  zudrud^n  2, 321, 18  M, 
emgedruki  1, 206, 78»  snitammendrudeen  %  78, 5,  amdruken  1, 158i  29  im 
originaldrack;  —  daneben  drüken  1,76,90  etc.;  —  bei  andem  Schwaben: 
drucken  Si.  154,  drul.  nhf  Schw.  m.  1778,  975,  ausgedruckt  8chw.  m.  1776, 
850.  1779,  593,  ausdrucken  Schw.  m.  1780,  iHi,  unterdrücken  Schw.  m.  1780, 
537,  verdruckt  Schw.  m.  1775,  555,  ausdri^en  Schw.  m.  177").  443.  der 
iien  Sahrl  Tttk-te  2, 172,  2.  2,  312,  9  A  nnd  M,  die  Achsel  zucken  2,  i;3:  in 
letzterem  fall  hat  aneh  die  nenhochdentsche  whriftflprftcbe  die  uinlaHtl(»se, 
dh.  oberdeutsche  form  für  das  trunsitive  verbum  augeuommeu,  währeud  8ie 

dieee  sonst  «nf  die  intnumitiven  Terwendnngfen  des  verbe  bcschrttnkt  und 
für  die  tnuuitiTe  die  md.  fonn  giieken  angenommen  hat.  Bei  drkeken 
bat  die  sdiriflspiache  die  nmlanttoee  fonn  anf  eine  besondere  axt  des 
dittckens  eingeschränkt,  die  von  Oberdeutschland  ausgieng.')  Zu  euckm 
vgl.  der  gezttckte  Dolch  Schw.  m.  1779, 457.  —  Schw.  m.  177G,  172:  'man  weifs, 
dafs  Nordtentsoliland  in  g^r  vielen  Wörtern  aus  der  Südtentsrhen  tt  ein  ü 
macht;  JHucken,  Mucke,  Brücke,  Stuck,  Lücke,  ikucknn  heilst  bei  ihnen 


>)  Di^&i  aus  MitteldeuUichlaiid  importierte  wurl  hat  ^ich  albo  dem  obd. 
lantstand  anbequemt. 

«)  Ans  spftteror  seit:  twruck  S.  8, 311, 15,  geeudtU  SdiwerUr  a?,  175, 18, 
nicfte<ia«SdteMr<ai8,279  (J.T.OrL),  «NcftedMl>oleAS.13,m  8.15*,807, 
euckU  dm  Dolch  S.  13, 344  (Tnr.),  —  tudOfi  das  Sehuiert  8. 6, 133.  354.  13, 43, 
Finger,  welche  drucken  8.  <i,  30, 79.  Ein  intrans.  ziicken  findet  sich  bei 
Schnbort:  gr€Uf  da,  wo  die  Wünschelruths  jnidu  SO.  20. 


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296 


PFLBIDBIEK 


Fückni.  Mnckf,  Brücke  etc.'  —  Dagegen  hat  JScUiller  nur  Lücke  2,233,3, 
Jiuekefi  ii.s.w. 

Dagegen  finden  rieb  einige  in  der  heutigen  flchrifdpradie  nicht  am* 
gelantete  formen  bei  Schilkr  mit  nmlant:  jükm  und  spükm.  Yen  die§en 
htjüken  eine  bei  Lnther  übliche  form;  Schiller  kann  sie  alw  daher  ent- 
lehnt haben,  oder  ist  sie  einfach  durch  den  einflnsB  der  echriftspntche  sn 
erklären,  da  sie  bei  BchriftateUora  des  ld.jh/s  noch  Öfters  vorkommt  (ygL 
Panl,Wb.);  flacrepen  ist  das  nn?»  dem  niederdentscheu  mit  in«'«I*^n1piitc(»h»iTn 
lautstaiid  (A-  statt  lul.  cfi)  »'ntldmte  spolr»)  ponst  wenig-er  häutip  mit  uralaut 
im  18.  jh.  uud  hat  jetzt  deu  nmlant  ^auz  uut^rdruckt  (v^'l.  Heyne,  \Vb.)j 
spukte  1,207,37,  wo's  Ihro  Gvadcn  spuke  1, 251, 26,  jäXi  1,256,140. 

u  vor  iz  (2\  vgl.  Kauffmann  s.  149. 

Die  umlantlose  form  mcren  ist  beim  jungen  Schiller  die  regelmässige: 
benuzen  Br.  48, 14,  benuzte  2,  [i^)b.  18.  359,23,  benuzt  2,8,4,  etirm^  fuctu  = 
ausnützen  Br.  61, 9.  S.  2,  92,  16.  268,  ü;  daneben  etttn^  nftsm  —  aufsuuLzen  Br. 
36, 3. ')  —  Ebenso  bei  den  Schwaben:  bemuen  SO.  Dö  u.a.,  Benmuntf  SO.  176, 
nuten  trau.  Si.  125. 

M  vor  pf. 

Schiller  iiat  meist  die  umgelanteten  formen:  überhüpft  2,  Ab4,\2t 
tdiiüpft  2, 364, 15,  geschlüpft  1, 107, 33,  hüpft  1, 107, 35.  2. 2W,  1.  1, 46, 16, 
dunÜ»pfU  2,297, 1,  aber  auch  Überhupft  2,233,2  M,  hupt  (ichrdbfohler 
fflr         2»a47,4aiim. M. 

Die  nhd.  sebiiftsprache  hat  dnrchgehends  die  rmumgelan- 

teten  formen  augeiiommen  vor  Id  und  It  (vgl.  Paul,  Mhd.  gl*. 
§  40,  aum.  5.  Bahder  s.  11)9);  z.  b.  scJiulduj.  Schwankend  ist  ihr 
verhalten  bei  der  Stellung  des  u  vor  nasal  -j-  cons.,  wo  im 
ebd.  das  felilen  des  urnlauts  wenigstens  das  ivgelmäs.siee  ist. 
Liitlier  hat  oft  die  umlantformen,  wo  wir  sie  nicht  mehr  liabeii 
(vgl  Bahder  s.  20Ö),  und  so  sind  wol  folgende  formen  bei  Schiller 
(bez.  M)  auf  den  einfluss  der  bibelsprache  zurückzuführen: 

unschSOdig 2,  228, 8  M,  hS^g  %  258, 27  M  (A  hungrig),  taumulpßindig 
2,324,7  A  nnd  M,  neben  inuftrmJpfinuJi'fj  1,  m  5f).  vergüldet^)  1,215,23  h 
(nach  einer  hand.srhrift  von  Schillers  Schwester  t'hristopbin»^'),  lh»lhn>i}<h  ncrz 
1,255,145.  Noch  Adelung,'  führt  gülden  als  hc«0)  ItK  -  wort  ueiM  n  gnlden 
an,  doch  mit  der  bemerkung,  ea  sei  *imr  tine  veränderte  ausspräche  von 
guUUn\  —  Veryulden  ST.  26.  SG.2,281.  Schw.  m.  1776, 432.  Die  form  rer- 
giiläet  1,28,29,  die  nur  in  dem  starken  einfln«  von  Halter  verratenden 
gedieht  *I>er  abend*  (vgl.  Minor,  Schiller  •.  148.  Boxberger,  SehiUer  nnd 

')  Auch  später  ist  /iM/.vjMla-i  regelmässipret  henuf-en  S.  577.25. 
4,80,5.  ß,  .^3.32.  L'.VJ.  *27.  7,5,12.  33,6,  stet«  in  S.  a  Br.  1,78.  370  u.  a., 
etwas  nutzen  zu  8.»;,  47,  Hl.  53,28.  9,401,3.  mitrm  S.  7, 17,2.  8,231,  hat 
mir  genuzt  Br.  1, 14t>,  2,      kann  nutzen  wenn  Br.  1,273. 

•)  Zum  a4j.  gülden  —  gülden. 


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SPBACHB  DBS  JDHOISR  8CBILLEB. 


297 


Aller  1.4)  Torkommt,  ist  dinct  am  Hallen  ipracfae  entnommen,  der  dieses 
ö  in  seinen  gedlchten  bis  nur  ausgäbe  von  1751  stehen  hat  (vgl.  Käslin, 

Hr^llf^r  s.  29  innl  H  ),  es  aber  später  in  i't  umändert  Die  jetzt  üblichen 
formen  golden,  vergolden  sind  im  18.  jh.  in  aiilehnniij^  an  dius  subst  Gold 
nengebildet  worden,  während  die  lautgesetzlichen  formen  gülden  bez. 
gülden  sind.  >) 

Der  umlallt  von  nihd.  ü.  uo,  ou  wird  obd.  durch  folgenden 

labialen  consonaiiten  verhindert  (vgl  Paul.  Mhd.gr.  §  40,  anin.6). 

Daher  bei  Scliiller  die  formen  T^ithc  2, 155, 10  (in  allen  ausgaben  bis 
1799),  betäubt  2.  324. 16  M,  rflaiibfff  2,  G3, 17.  '2\X  23  A,  Utyjlauhifje  1, 108, 13, 
leichtgläubig  2,  291,  29  M  und  A,  Ja  fehtfflntihiqkrtt  2,  H)S,2  in  den  an<»sj5^bf'U 
von  1772—1787;  daneben  auch  dip  oiis  Luthtrs  spräche  und  dei  kircUicheu 
spräche  überhaupt  in  Schwaben  Lalbmuudartlich  ebenso  üblich  gewordene 
foim  gläubig  2, 243, 23  M,  Leichfgläubigheii  2, 1(>3, 2.  Fulda  lübrt  OB.  8t 
ghnAig  unter  den  a^j.  anf  -«^  an,  die  'ordentlklier  wetw*  ihren  vocal 
nieht  Indem.  Ana  Sdinbart  nnd  MiUer  Uast  aieb  anch  jede  der  bdden 
formen  belegen,  doch  ist  die  umlautlose  häufiger:  glaubig  SG.  60.  ST.  5.1,  fi, 
rechtgläubig  S>\.b2,  hirh(<ßatU»ig  SLl&e.  80.98;  ungldtt^i^  Si.  2. 217,  LeidUr 
glätUng  80.34.  si.  271.«) 

In  einigen  iftUen,  in  denen  im  mhd.  formen  mit  und  ohne 
nmlaat  vorlagen,  hat  die  Schriftsprache  durch  dialektische  ein* 
fliisse  sich  für  die  mnlantlosen  entschieden,  so  dass  die  um- 
gelanteten  mundartlichen  heigeschmack  haben. 

SdkoaiBen  (mhd.  meetten  und  twaUen)  ist  jetzt  die  schriftspracblicbe 
form,  daneben  »diwäUm  nnr  noch  dialektisch,  a.  b.  echwilbifch  (vgl.  Kanff- 
mann  s.  148).  Schiller:  aeftwd«  dath  2, 90, 21,  vemhwägt  %  851, 26,  tehwä^ 
Ar  2, 146, 12,  guehwäst  2, 78, 5.  251, 28  A  nnd  H,  beschu  äcm  2, 123, 15.  Von 
andern  schwäbischen  antoren  brauche  ich  hier  wol  keine  belege  beizu- 
brinpren,  da  sehtcätzen  gAnz  allgemein  gebraucht  wird.'')  —  Ah-<ipfn\  in  ab- 
gezapfet  1,2.^1,19;  vgl.  mhd.  sepfen  neben  sapfeti,  das  die  grundlage  für 
nhd.  zapfen  bildet. 

Bemerkenswert  ist  auch  der  umlaut  in  Kamträdinnen  2,344,25,  da 
in  der  Schriftsprache  das  wort  ohne  umlaut  ebenso  gut  möglich  ist,  während 

«)  PI.  Gulden  S.  6, 290, 21,  gUUen  S.  13.165  (Wall.),  guhhn  S.  12, 17. 

>)  In  späterer  zeit:  Ungläubige  S.  3,272,11.  4,163,2.  7,29,25  u.a., 
leicht fffäubiff  S.  4, 132, 13;  —  Ungläubige  S.  4, 2ö9,  anm.,  tfn^tidi^  S.  9, 396, 2. 
15',  139,  glaubig  S.U,  294.  51 .  3S4, 65. 

')  Tn  den  belegen  von  ^( /j /rä><»n  ans  den  luiubern  1781  ( Metzler)  bleibt 
die  form  mii  a  gewölinlich  in  allen  ausgaben  biä  1812.  Sonst  iind  die 
belege  fttr  ä  hi  spftterer  seit  spixlich:  sdwägt  S.  3, 152, 9,  beidmägen  8. 
8,91,101  98,2;  gegen  diese  3  fiUle  mit  ä  habe  ich  mir  ans  S. 8  mit  a  14  fiUle 
notiert;  geetkiMut  s.b.  anch  Br.  1,861;  spltter  erscheinen  dann  nnr  noch 
d  - formen:  tdiwabsen  8,  12,528,  betdwataen  8.  12,527,  vertdutoatien  8. 
6,130  etc. 


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296 


PFLEIDERBR 


«mere  BiiBd&rt  es  nur  mit  rnulant  kennt  —  Neben  dem  jetzt  üblichen 
duften  ist  noch  im  iltora  nhd.  Mftem  nkht  ungewöhnlich;  Uz,  Wiel&nd, 

Klei«ät  n.  a,  (T^Wli.)  rerwenden  e*!  auch  anssterhalb  des  rpims.  Schiller  hat 
neben  dufteten  2.  21*;i.  22  -  duft^i  1.241.  VM\.  2*M,Hi,  an  letzterer  stelle  im 
reim:  er  mafi^  die  form  wol  aiin  Avt  lectüre  von  Tz,  Wieland  und  Kleist 
keuiicu,  die  er  sehr  hoch  schäUt*;  (vgl.  S.  2,  386, 5')  V  Düften  Endet  sich 
übrigens  auch  sonst  bei  Schwaben:  duftete  Si.  2,357.  1, 15. 104.  SG.  2,107, 
dAflem  Si.246,  düftend  SO.2»U0.  Schw. m.  1779, 383,  nabea  d^ßm  81133 
Q.  ft.  —  Im  mhd.  tUmden  tufUn  nnd  iAßm  aeböi  diiaiider.*) 

Im  obd.  fehlt  der  vmlaat  bd  Gtquake,  Schiller  bat  Froschgequäke 
2,377,27,  OeqMe  belegt  dae  DWb.  «lush  bei  Wietand  und  Schlegel. 

Den  aehwXbieebeii  mnlavt  in  ünhm  A.  f.  lit-getch.  d,  283  Abrt  Kanff- 
mann  a.  148  aaf  ehemalige  kceeform  mit  dem  demianttT  -i  nrttek;  die  form 
iat,  wie  daa  auslautende    aeigt,  alemanniaeh. 

Gt'^renüber  den  schriftdeutschen  Wörtern  mit  umlaut  fiuden 
sich  bei  Schiller  dann  noch  iiinlaiulos: 

PadUer  2.  22s  M  anm.,  H(u  2,95,  U.  «0,  lU;  Ik  i  beiiieu  is*t  die  form 
mit  umlaut  die  jui%are.  die  die  Ältere  jetzt  unter<lrii(  kt  hat;  hatz  iät  aU 
oberdeutsch  noch  be^oudeisi  j^rkeunztichnel  durch  dtu  ablall  des  -e  in  hatze, 
Adelung  nennt  haU  oberdentach.  —  Sonatige  belege  dnd  für  Padder  SO. 
231.  181.  Schw.m.  1780, 402;  steta  bei  Haller,  Tgl.  Klalin  a.53;  anch  Tom 
jungen  Qoethe  verwendet  s.  ebenda;  für  Hom  Spr.  1,64.  80.73.") 

5ieft  idtamen  2, 144, 8  A  iat  wol  drackfefaler;  die  omlaatlose  ft>im  iat 
apedilaeh  alemanniaeh.*) 

Dunten  1,228,75  kann  anch  dmckfehler  lein;  doch  kommt  die  fonn 
anch  lonst  im  Utero  nhd.  (mhd.  dmtlm  nnd  dünim)  noch  vor;  ao  bei 
Goethe  (DWb.).  Adelung  hält  dursten  für  'weniger  angemeeeen  der  htfbero 

Bchreibart'  als  dürsten.*) 

Hier  iSeat  eich  vielleicht  frohnen  noch  behandeln.  Frohnen,  mhd. 
rrdnen  und  mruen,  ist  in  der  modernen  spräche  nehen  frühmn  otv\'as 
znrilckjrptreteu,  ist  nber  die  schwäb.  fonn  de«  Wortes.  Schiller  hat  nur 
frohnni  ].  2<'7.  81.  27s.  2:?.  298,  9(;.  314, 3().  2,349.  J^l.  Fulda,  GR,  96  spricht 
zwar  nur  von  (rontn;  aber  auch  in  der  übrigen  s^hwSb.  üteratnr  der  zeit 
finde  id*  meist  frohnen,  z.  b.  ST.  90,3.  Schw.  m.  1770,  710.  1779,466. 

*)  ZxL  Schillers  Verhältnis  zu  Wieland  vgl.  noch  speciell  Minor,  BehiUw 
a.  169,  fnwie  S.  1.243,  19  kotnin  linker  tnnun!  ich  küsse  dich! 

*)  Spater  bef^e^rnet  noch  duftet  S.  6, 30, 59,  verduftet  S.  11,376,22. 

')  ,  iioch8.6,291.9.  Br.  1,294.  8.11,19,15.  14,147,3,  PocÄimii 

Br.  1, 127,         S.  3, 144, 5,  Lon  tiha^  8.  3. 394. 2. 

*)  Auch  unterüianig  Br.  1,  31,  18  it^t  jedeufallä  Schreibfehler.  Das  wort 
koDunt  in  den  bfiefen  an  Dalbeig  a.a.  siemlich  oft  vor,  lautet  aber  sonst 
ateta  tmAerihämg,  TgL  Br.  1, 81. 87  n.a. 

*)  Ohne  nmlant  finde  ich  apSter  nur  noch  dmntmd  S.  18, 261. 


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SPRACHE  DBS  JÜBOEN  8CHILLEB. 


299 


U  —  0, 

Neben  TroU  (iros  %  242, 16,  lUeseiOrot  2»  183, 17)  flndet  sich  Tmi 
Schiller  die  auf  mbd.  ttvU  beniheiide,  renk  den  diebtern  Us  in  die  neneite 
leit  herein  gebranchte  form  TVdtv  2, 50, 24,  f rtur  2, 43, 2.  62,6.  183,12;  Tgl. 
truUen  Scbw.  m.  1775, 432.  1775,710,  Truiz  Schw.  m.  1780, 42a 

In  JuJcer  2, 144. 15  haben  wir  wol  eine  contaminiition  des  erst  nhrf.  anf- 
tr  t<  Tiden  lofker  nn  1  des  dasselbe  ersetzenden  oberdeatBcben  itid;^  luck  (Tgl« 
Kauliiuann  s.  149).   Ebenso  lurkrr  SO.  131. 

Schmarosm  2,351.24  weiöt  erst  in  späteren  aotlagen  (von  1812  an) 
schmarucen  auf,  fällt  dulipr  ausser  betiacht. ') 

Grosse  Verwirrung  hersclit  bei  ohn.  Oliuf/efähr  ist  zu- 
sammentue wachsen  aus  mild,  ane  yev(rrc\  Olmmadd  ist  ent- 
standen aus  mhd.  ämcüd  mit  secundärer  anlehnung  an  ohnc\ 
durch  anlehnung  an  ohne  sind  auch  schi'eibungen  wie  ohn- 
möglich,  ohnstreitig  n.s.w.  zu  erklären,  was  bei  Schwaben  be^ 
sonders  entschuldbar  ist,  da  die  laute  un  nnd  on  schwäb.  zu- 
sammengefallen sind,  Tgl.  s.  303, 3. 

Bei  Schiller  bes.  aeinen  drucken  iat  in  aUen  f&llen  bald  oh»-,  bald 
«»-  geechrieben:  okngefähr  1,87,3. 168, 19. 146. 2,364, 13,  ohngefdur  1,198,198. 

2,3,20,  — iwv«/fl/ir2,135,21,  «M^/e/VÄr  2,287,21  A  nnd M,  von  tiw^e/VÄr 2,96^23. 
259,23:  OÄwma^/  2, 310, 21.  1, 170, 17,  -  rnwarM  %\70,7,  ohnmnrhU'q 
2. 332,  7.  308, 25.  315, 17,  —  unmnchtüj  2, 168, 6.  177.  ••);  umiuifjUch  1.  171.  :n. 
Br.63,  Unmöfilichkeit  1,170, 'SA,  —  o!i n möglich  ÜAUgt  Z. -kiXii  oJmerachUi 
2,375,14.  ohnstreitig  1,113,33.  Br.54,2U.  25,21. 

Formen  von  dürfen. 

Die  schwäb.  form  dieses  verbs  ist  d^rf9  (vgl.  Kauftniann 
s.  148).  Die  form  wird  von  den  Scliwaben  oft  mit  därfm 
transcribiert,  so  Fulda,  Spi .  1, 188  und  meistens;  auch  Antesperg 
(Socin  s.  433)  hatte  i.  j.  1747  du  darfst  in  seine  grammatik  auf- 
genommen. Schüler  verwendet  nie  ä,  aber  neben  dem  der 
Schriftsprache  durch  Luthers  Vorbild  eigen  gewordenen  dürfen 
schreibt  er  meist  dörfen.  Diese  form  ist  in  der  scbwftb.  Ute- 
ratur  jener  zeit  die  regelnuisslge;  vgl.  Fulda,  GR.  93  wir  dörfen, 
imp,  durfte,  conj.  ich  dörfc,  imp.  ich  dürfte,  dörfte;  dürfen,  ge- 
dörfi.  —  Spr.  1, 108  'Einige  sagen  dürfen,  ...  dürfte.'' 

Schiller:  dorfen  Br.  39,  o.  4S,  4.  S.  I,a57, 10.  2, 139, 11.  94  etc.,  dorjjeH 
2,155,11.  1,166,27.  139,7,  e/or/k  1, 91.  167.  172.  2,274.  Br.37, 14etc., 
ddr/fte  1,114, 27,  där/'««»2,371,24.  1,270,83.  Hang,  Z.  467,  dtir/fc  1, 112, 27, 


>)  Aunerdem  noch  schmaruUen  S.  2,851,24  in  K  (1812),  k  (1819), 
T  (1636)  nnd  q  (1840);  MOfit  nnr  in  SdimmUer  S.12,71.  16',264. 


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300 


FFLBIDEBER 


ihr  dörfi  2, 15,24;  —  dürfen  2, 43»  8,  dArfU  1,109, 13,  hedürffen  1, 172,27. 
—  In  der  (lissertatTon  stehen  6  formen  mit  ö  gegen  3  mit  ü  {durfte  1, 152). 
Die  briefe  an  Palberi^  haben  3  dörfni  (Br.  39.  45.  65)  «nd  3  dürfte  (Br.37. 
37.  43),  dagegen  kein  ü.  Ueber  das  verh^iltni^^  dieser  formen  zum  schrift- 
spraclilichen  grebrauch  vgl.  Adelun^r.  Wb,:  den  meisjeu  dberdentst'hen 
gegenden  —  dürfen  etc.  ...  £m  stiltuamer  eiuiuli  war  es  wohl,  als  sich 
jenuund  einfallen  lieDs,  diese  abwandelung  auch  in  das  bochdeitadie  emm- 
fUurea.* 

Zu  den  reimen. 

Wie  die  spräche  des  jongen  bchiller  überhaupt  nach  ge- 
siehtspunkten  der  schwäb.  grammatik  beurteilt  werden  muss, 
80  besonders  in  bezog  an!  seine  reime.  Gddeke  hat  S. 1,384  ff. 
ein  grosses  Sündenregister  yon  'unreinen  rennen'  anlgesteUt; 
anch  anderwärts  hat  Schiller  sich  noch  viel  wegen  dieser 
'nnregehnässigkeiten'  gefallen  lassen  mikssen  (vgl.  Belling,  Die 
metrik  SchiUers  1883»  s.  30  ff.).  Wdtrich  1, 551  IL  behandelt 
die  reime  eingehender  nnd  weist  darauf  hin,  wie  anch  andere 
dichter,  'deren  laiitsimi  oder  iioetisclies  gehör  die  empfindlichst« 
besaitung  zeigt',  nicht  immer  ganz  rein  reimen,  andererseits 
Schillers  reimbehandliuig  vom  Standpunkt  des  schwäb.  aus  be- 
urteilt werden  mnss.  i) 

Tun  var  das  (und  das  müssen  wir,  wie  diese  ganze  ab- 
handluug  zeigen  will),  so  bleibt  von  Gödekes  silndenregister 
nicht  mehr  viel  ttbrig.^) 

Die  Qualität  der  vocale. 

Schwäbisch  rein  sind sämmtliche reime  von  ö:e,  äii^  da 
ö  nnd  ü  im  schwäbischen  durchaus  zu  e  und  i  entmndet  sind 
(ö :  e  Tgl.  Bohn.  §  52;  ü  :  i  vgl.  Bohn.  §  68).  Also  sind  die  fäUe 
von  e :  ö,  i :  tß,  i :  ä,  i :  ä  S.l,^t  schwäbisch  correct»  ebenso 
y  :  i,  y  :  ü  (über  einige  nnreine  reime  e :  ö  vgl.  s.  305).  Hierher 
gehört  auch  die  Schreibung  adie  2, 244, 9  M.  Abgesehen  von 
diesen  finden  sich  die  meisten  'unreinen  reime'  in  der  Stellung 
der  vocale  vor  nasal.  Besonders  diese  reime  pfiegen  falsch 

*)  Dasselbe  gilt  anch  noch  von  MSrikes  reimen;  man  vergleiche  darüber 
Ed.  Mürike,  sein  leben  nnd  dichten,  von  Hany  Maync,  Stuttgart  nnd  Berlin 
1902,  S.254,  wo  nachgewiesen  wird,  dass  reime  wie  verzeihe :  IVeiie,  B&rde 
:  Pforte,  Felsen  :  walten  'in  «emlicher  menge'  bei  Mörike  sich  finden. 

Bezüglich  der  schwäbischen  reime  Schillers  in  »einer  uachschwft- 
biflchen  seit  Terweise  ich  auf  den  'Anhang'  am  schluflse  der  Untlehre. 


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SPBACHB  VBB  JüHQWSt  8CHII1LBB. 


301 


beurteilt  zu  werden;  man  hat  ihnen  sogar  den  Charakter  von 
reimen  schon  abgesprochen  und  sie  als  assonanzen  erklären 
irollen  (vgl.  Bellings  Metrik  Schillers  s.  35,  anm.). 

Es  sind  dreierlei  Iftlle  zu  unterscheiden: 

1)  Die  ausspräche  f  (und  zwar  in  allen  fällen  geschlossen, 
da  es  im  schwäbischen  vor  iias;ilen  nur  geschlossene  e-laute 
gibt)  HPi^t  iii;iss  tlen  lautirest-tzt  u  des  schwäbischen  zu  gründe 
in  folgenden  hd.  iautgrui)pen  (näheres  darüber  s.  in  den  in 
klammem  beigefügten  §§  aus  Bohnenbergers  behandlung  des 
schwäb.  voealismns):  ä"-  =  ^  (§  28),  <  =  ^  (§  24),  i""-  =  i 
(§  36),  ie^  =  ^  (§  84),  •  =  f  (§  52  und 24),  Ä»*^  =  «  (§  68 
und  86),  üe"^  =  f  (§  lOi). 

Darnach  sind  hinsichtlich  der  qualit&t  der  vocale  schwäbisch 
rein  folgende  reime: 

än :  en:  Gängeln  :  Engeln  1, 228.  —  än :  ün:  Gräme :  Münte  1,84S, 
TMne  :  JS0Aii«4,2S7.  —  äniinx  geritigeiGtiängeU^,  Springer iSäiiger 
1, 216^  bimten :  »^arwänten  1, 188,  kmken :  Sämten  1,256  ete.,  Tgl.  S.  1, 887 

nnter  in  :  än.  —  än  :  ien:  Miene  :  Thräne  1,  l^'C  '^Gödeke  citiert  noch  zwei 
beispiele  ans  Stäodlins  Hasenalm.)»  —  äm  :  im:  schimmert :  dämmert  1,28, 
iHmmert :  dämmert  1, 295.  —  an  :  ön:  Thräne  :  Söhne  1,222|  Thräne  :  Ger 
tone  1,46,  Thränen  :  Timm  1,262. 

Dazu  beiftpiele  aus  ScLubart  u.  a. rin  :  in:  nhcru  inden:  Händen 
»S  r.  .11^).  9,  empfinden  :  Händen  Sü,  283,  ylünyn  :  I'rorhucn  SG.  2, 227, 
hämft  :  rin<ii  ST.  34,  Todesängsten  :  Geringsten  a'l.  125, 10,  Sänger  : 
Fitiger  SG.  2, 113.  206,  Sänger  :  VoUbringerSchw.  m.  1777,56,  finden  i 
Mänden  Schw.  m.  1775r  711,  ven^winden :  Händen  Schw.  m.  1779, 455. 
—  än :  ien:  Mienen :  Thränen  i  ümen  ST.  57, 4,  Mienen  i  Thränen 
Schw.  m.  1779,  45a  —  an  :  ön:  Thränen  :  Sdtänen  SQ.  226.  419, 
Thräne :  Töne  SG.  2,284^  Sohne :  TA«^  SO.  29B,  König :  «Mfarfftan^ 
Schw.  m.  1776, 336. 

en:ün:  Men<rhen  :  Wünschen  1,107,  Äcene :  B&hne  1,2.tO.  298  (Gödeke 
dazu:  Schw.  m.  17HÜ,  :}r)7).  :  »m:  Diademen  :  rühmen  1,341,  ndm^n  : 

rühmen  1,213.  —  ein  -.om:  srUiremmt  :  strömt  1,50,  Si/stemfn  :  ^{rUmen 
1,285.  —  en  :  ön:  Scene  :  Sdionv  1.  308,  ^/^-/ni  :  sihon  1,271,  Smie  :  6oAmc 
1,  51,  wenig  :  König  1, 207.  —  en  :  in:  Kind  ;  brennt  1,  259,  i>i»<i  :  liegiment 
1,354,  >r»W  ;  6retmt  1,224,  finden  :  wenden  1,305  etc.;  vgl  S.  1,387  unter 
m :  en.  —  im  int  Fürstin  :  dOrsten  1, 2S9,  Gföftm :  hätten  1, 246,  Am  : 
Senfgergen  1, 29S.  294.  —  tn :  «n:  Königüi :  ji«An  1,219. 

Belling,  Metrik  8.36  sagt,  derartige  'fehlerhafte'  reimb  komnitti 
weniger  bei  Schubart  vor.  Daher  füge  ich  bei  den  meisten  erscheinungen 
boi.tpifle  aus  Scliubart  biuzu,  nin  zu  zeigen,  dass  tatsächlich  di^r,  der 
bedeutendste  dichter  in  Schwaben  neben  Schiller,  ebenso  reimte. 


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S02 


pfleedbbür 


Beippiolo  ans  Schnbart  n.  a.:  en:  fiti:  kühn  :  Lyhien  ST.  62,  -1, 
Sccnr  :  Bdhrn  oft  im  Schw.  m.,  nennl :  anfjezündt  Schw.  m.  1775, 709.  — 
en  :  in:  drintjt  :  vermengt  ST.  34. 5,  schmktn  :  iiitücen  ST.  22,7,  : 
brenni  ^sT.  104, 7,  $ind  :  nennt  6T.  13ö,  5,  verschwindet :  blendet  Schw. 
m.  1779, 453,  cMrei» :  trer^'njEren  Sehw.m.  1775, 707,  frlmiitfezverseiftaoüufet 
Schw.  m.  1775, 709,  hntmt :  9md  Sehw.m.  1777,55,  denkt  i  itrwkt  Schw. 
m.  1780^  867. 

in  tön:  empfinden :  körmUn  1,48>  ikra^^^umn :  Jünc/*  1, 359,  —  in :  ii  »i , 
im  :  fim,  tn  :  ühn  falleu  ausserdem  uuter  /  :  ö;  TgL  B.  900.  —  ien  :  öit: 
3f(ene  :  Schöne,  Mienen  :  iScAdnen  1,  249.  —  im  :  dm:  ao)lMotmM«fi  : 
«trömen  1,29. 

Beispiele  ans  ?5rhnbart  ii.  a. :  ?  t?  :  » :  Minen  :  remnhven  ST.  38, 2, 
rcrdir)it  :  versöhnt  iSG.  lliT.  ^  ■>hne  :  f//r>(r  Schw.  m.  1775,  889,  föne«  : 
KaflitirinenSchw.m.  1777,55;  weiterebt'ispiele  inS.  1,387  unter  ienioen. 

Vgl.  dazu  Nast,  Spr.  2, 47:  ^meiiie  landsleüte  sprechen'  i 
^vor  dem  m  und  i»  zu  uaclüäsig  aus,  so  das  es  mar  emem  e  ftls  « 
gleicht:  schtcmmen,  sinnen,  singen  wie  schwemmen,  rennen, 
sengen.^  Schillers  mutter  schreibt  in  briefen  nach  dem  frehör: 
ich  ben  (==  hin,  vgl.  S.  1, 382)  und  Fene  (=  Christophine,  vgl  Welt- 
lich 1, 555).  Nast  verlangt  Spr.  1, 43  die  schreibimgen  Pensei 
und  Lämmel  'alii  IdimmeV  entsprechend  den  schwäh.  lauten. 

Von  Schiller  hes.  seinen  dracken  and  sehieibeni  gehSren  hierher  die 
schreibangen:  Erennye  1, 222, 54  im  originaldrack,  gegen  EnnmjfB  1, 227, 99, 

liubins  1,35,2  =  Rubens,  2.  pl.  irap.  nimmt  2,  144,  15.  177,  15.  203,6,') 
sdwinlU  2, 268, 18  M  (A  schwenkt),  Moor  in  den  Anblick  rer.scfriotiiiint  2,116,1» 

gegen  verschwemmt  2,272,  .S7ä///.v7Y7/r/<  2. '226, 6  M,  Stihkcret/nt  A,  rennt 
2,  231,  13  M,  rinnt  A.  o  da/s  sie  vtrblendeien,  diese  Augen  2,  295.  26  M, 
rerhlindeten  A.  Ebuu&o  /(  //  rerseuk'  intx.  SG.  221,  Mennesinger  in  Haus- 
leutuers  ScLvviib.  archiv  17t)3,  250. 

Dass  diese  aussi)iache  e  der  g^enannten  gi^uppen  auch  in 
der  halbmundart  gebildeter  Schwaben  nichts  ungewohntes  ist, 
hat  Weltrich  1, 555  mit  einem  beispiel  aus  seiner  eigenen  er- 
fahmng  illustriert.  X^l  ausserdem  Vischer^):  'für  richtige 
ausspräche  gilt  die  regel,  der  Versuchung  zum  näseln  zu  wider- 
stehen bei  den  yocalen  i  und  «;  der  Schwabe  aber  widersteht 
ihr  nicht  und  so  spricht  er  (eben  also  aach^  wo  er  hoehdeutseh 
sprechen  will)  ben  für  5tn'  etc. 

>)  Damit  trifft  er  softUig  die  elgrmelogisch  richtige  form,  TgL  mhd. 

pemel,  bensei  aus  penictUus. 

")  V^l.  ilazti  ,1.  Meyer,  Neue  beitrag^e  zur  feststelloog,  l^besserong 
und  vermeiirung-  des  SchiUerbdioii  textcs,  18«)0,  s.  lOf. 

Fr.Th.  Vischer,  Nicht  la,  anm.  sor  spräche  a.  95. 


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6FRAGBB  DBS  JONOKir  8CBILLV1I. 


303 


2)  Die  ausspräche  nr  liegt  zu  grnnde  in  folgenden  laut- 
grnppen:  ai»",  (BohiL§40;  m""-  entwickelt  sich  in  der 
mimdart  zo  df,  §  76,  geht  aber  in  der  halbmnndart  mit  ei"^ 
ZQflamnien),  tu,  ä«"^  (Bohn.  g  96). 

Also  sind  schwäbisch  reine  reime: 

Ol»  :  ein:  Haine  :  kUine  1,294,  Hainen  :  scheinen  1,106.  —  ein  :  eun: 
weint :  Frmnd  1,50.  346,  kleine  :  Iveune  1,244.  —  dum  :  eim:  Schäume  : 
Keime  1,297»  Träume :  Kerne  1,  226,  träumen :  rcMien  1, 182,  träumet  i 
reuMt  1,821. 

So  in  Schnlmrt:  Freund :  geweint  SG.2,218,  Freund i  Feind SGt,40t 
Harn :  drem  SG.  28  et». 

Diese  reime  sind  bezüglich  des  lants  selbst  fßr  gramma- 

tiker  in  Schwaben  rein,  vgl,  Schw.  m.  1777, 577 :  ^Wcint :  Freund 
reimt  wohl  im  oiir,  aber  sonst  nicht' 

3)  Eine  weitere  dem  schw&b.  eigentümliche  Wirkung  des 
nasals  ist  der  wandel  von  tt»"-  zu  o  (Bohn.  §  60).  So  wird 
im  scbw&b.  schon  seit  alters  gereimt,  vgl.  Bohn.  §  69  und  62. 
Ebenso  wird  mbd.  uo^-  (nhd.  Ii)  im  scbw&b.  S  gesprochen. 
Daher  sind  schwftb.  correct  die  reime: 

Olli :  umi  Strom :  Ehfsium  1, 28. 255,  kommen :  ^flim«>i  1, 270,  Fan- 
iomen :  Blumen  1,259,  komm :  Herum  1, 358.  —  on :  un:  Ton :  nun  1,217, 
davon  :  nun  1, 257,  Mond :  rund  1, 353,  Monde  t  Sdiunde  1, 225,  Monde  : 
Bund«  1, 181,  unutonst  :  Brunst  1, 278,  Lohn  :  nun  1, 180,  Willkomm  : 
herum  1,353. 

Beispiele  ans  sehwüb.  antoren  der  xeit  8.  8.  1,388;  dam  noch  um- 
•Mist :  Dunst  Schw.  m.  1775)  79a 

Ausserhalb  der  Stellung  vor  nasalen  reimen  im 
Schwab.  ei(a{)  :  eu  (au)  in  folgenden  fällen:  nhd.  ei  leu,  om  r= 
mhd.  1 : «»,  da  mbd.  I  nnd  tu  im  schwäb.  zusammenfallen  (Bohn. 

§  72)  in  ferner  nhd.  ei{ai)  :  eu  —  mhd.  ei :  öu,  da  mhd.  ei 
imd  öu  {ui  folge  der  entrundung,  wie  bei  i  und  iu)  im  scLwub. 
zusammenfallen  (Bohn.  §  96)  in  ae. 

Abgesehen  von  fällen  wie  Gemäuer  :  Geheuer  1, 222,  deren 
aufnähme  in  Gödekes  liste  unreiner  reime  jeglichen  grundes 
entbehrt^  sind  daher  schw&b.  correcte  reime: 

Beiehen i  Seudten  1,221  (mlid.  t  :  tu);  Leier :  Feuer  1,246,  Buhte- 

reien  :  getreuen  1,278,  verzweifeln  :  beteuf  (In  1,270,  sieijft  :  fleugt  1,179, 
ithweigen  :  zeugen  1,  48,  schweigen  :  beugen  \,lilH  etc.:  vg:l.  8.  l,  BSG  oben. 
—  St  rail :  Heil  1,188,  Waise  :  Meise  1,131  und  it1iTilir!i.>  reiinen  selbst ver- 
stllQdUcli,  da  mhd  es  :  eü  —  W<iide :  Freude  1, 4  (miid.  et :  öu),  Kleid  i 


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S04 


mKIDKBBR 


iftreut  \,^,  Klef  de  :  Freude  1. 180,  Zäraichkeiten  :  Freude»  1,262.  264, 
gdeite  :  Freude  1, 182,  Eingeweide  :  Freude  1, 278. 

Dazn  ans  Schiibart:  Pfeil  :  Gfheid8G.2B,  greift  :  rr^idup  8(t.20. 
steigt :  beugt  SG.  208  u.  a.;  —  streift :  betrauft  Sü.  51,  Saite  :  Freude 
SG.  %  199,  läuft :  s/rei/lE  ST.  27, 3,  f¥eui  i  mwmktü  86. 51;  Woidm : 
i^eiMlan  Schw.  m.  1778, 544,  FrewAm :  SaiUm  8ehw.  m.  1775^  714  iL  a. 

Der  reim  w/r :  daher  1,  218  ist  falsch. 

In  bezug"  auf  die  «iiialität  der  vo<'ale  sind  scliwäbiscli 

unreine  reime  ei  {ai)  :  t  uiäu),  wenn  gleich  mhd.  ei  :  au  oder 

mild.  I :  öu,  also  in  folgenden  fällen: 

=  nihd.  .  /  u :  7w «/sc :  .Vä/w  1, 223,  Seimeidkkm : Heusern  1,308^ 
ryci/«e? :  Gtsausel  l,  237,  f^eivf :  /ZeM/.s(  1, 182.  -  =  mhd. » :  öm:  Schreiber  : 
BätUfer  1, 208,  (re»&e» :  stäuben  1, 183,  ne/(/e/i  :  Freiulen  1, 304. 

Als  beispiele  aus  andern  schwäb.  dichtern  mOgen  die  in 
S.   386 1  angefahrten  genOgen. 

Femer  sind  schwäbisch  unrein  die  reime  von  ai :  ei,  wenn 
mhd.  ei :  i,  wie  SaUen  :  Zeiten  1, 283,  aber  ebenso  sftmmtliche 
von  ei  :  ei,  wenn  =  mhd.  ei  :  i,  nnd  au  :  au,  wenn  =  mhd.  ou  :  ü; 

diese  fälle  fulirt  Güdeke  ^^ar  nicht  an. 

Beispiele:  mhd.  ei :  t:  May  :  herhey  l.:{ui»,  lö.  Uaifen :  greifen  1.341,13, 
Hülfe n  :  heyreifen  1, 2öö,  130,  Kaiffer  :  weiser  1,  206,  theilet :  eilet  1, 2Ö,  frm*  : 
reißt  1,209,  Xö^tem^'t :  Aetil  1,211  ii.b.w.  —  nihd.ou:6:  Lauf  .auf 
t,  191. 236. 284,  ^un :  5atm  1, 222,  Augen :  saugen  1, 260. 286. 224  u.  a. 

Bezüglich  der  reinheit  der  reime  von  c  :  e,  ä,  ö  ist  es 
nötig,  die  natur  des  e-lautes  genau  zu  untersuchen.  1)  e(ä) 
hat  im  .schwäb.  den  lautwert  von  f,  wenn  es  älterer  umlaut 
von  a  ist,  s.  Bohn.  §  16.  —  2)  c  hat  den  lautwert  von  e:  ai  weTin 
es  jüngerer  umlaut  von  a  ist  (abgej^ehen  stets  von  der  Stellung 
vor  nasalen),  s.  Bohn.  §  20;  —  b)  wenn  es  =  germ,  e  ist,  s. 
Bohn.  §  24  (vgl  Paul,  Mhd.  gr.  §  42  und  43);  davon  sind  einige 
fälle  auszunehmen,  wie  fels,  pelz  etc.  (vgl  Bohn.  §  24.  Paul,  Mhd. 
gr.  §  43,  anm.S).  —  3)  e  hat  den  lautwert  von  wenn  =  nihd.  te, 
&  Bohn.  §  28. 

Demnach  sind  von  den  'unreinen*  reimen  GK^ekes  weiter 
auszunehmen  die  fälle,  wo 

1)  ü,  e  alter  umlaut  ist,  also  ==  und  daher  mit  ü  —  p 
reimen  kann: 

Beispiele:  e,  <i  :  n:  (rnnilze  :  Geliöhe  1.24'J  (da  (JetväL  von  mhd.  ahd. 
wehen  üb^^ek'iu-t  ist),  hallen  :  Gottin  1, '24(!  (  vgl.  mhd.  Jn'ttt  ),  Erretter  : 
iiuUer  1, 127  (ahd.  reiUtif  gern.  got.  *hra(j{jan  Kluge,  1:^1.  wb.),  Ütelie  :  H<^ 


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%pRkCkE  Dito  StJttGXtl  SCHILLBiL 


306 


1,227  (zu  mhd  stai  oder  ahd.  stfUan).  reden  :  nöthrn  1,226  (ahd.  rfdoti, 
zn  crot.  raybjüj,  Schwelle  :  //oWc  1,283  (ahd.  .sm  c///).  H><^f  :  Spröde  1,352 
(ahd.  tcftti,  vgl.  got.  wculi),  nährt  :  gehfirt  1,  289  (zu  ii^rjan,  vgl.  iSuhntng). 
—  Dazu  noch  ä  :  e  in  wäUeit :  Felsen,  =  f  :  f  (zu  /W«  vgl.  Bohn.  §  24). 

II)  ä\  e  =  ^erm.  e,  also  =    kann  demnach  reimen  mit  ä, 

wenn  dieses  später  umlaut  ist. 

Beispiele:  Feldern  :  Mltldern  1.219  (ahd.  fehl),  Wdier :  VätUr  (mlid. 
iceter,  ahd.  urUa-),  Gebete  :  Totleite  1,  234  (uihd.  öete«  SU  bäten)^  schwärzt  : 
herzt  1, 228  (mhd.  Iterze,  ahd.  /«rca,  got.  lukirto). 

III)  ä,  e  =  mhd. «,  also  f. 

Beispiele:  lalre  :  iJÄr«  1,51  (mhd.  wäre,  zu  J?Ärf,  mhd.  ere,  das  im 
Protest.  Schwaben  aber  trotzdem  flen  laut  ^  aufweist^  8.  Fischer,  Germ.  36, 
416;  daher  reimt  anch  Altüren  ehren  1,329. 

Dagegen  bleiben  unrein:  Heer  :  Bär  1,246,  IB  (ahd.  hiri  -.  bero\ 
Presser  :  Schlösser  1,  344  (,lrz.  presse  mit  f),  ^ue//«  :  Holle  1,  228.  283 
(QueOe  SU  qttellm),  wert :  on^eftdri  1, 255  (mhd.  wert,  got.  wairps\  höher  i 
Seher  1,  W  (mhd.  sSben),  «pöMe :  Jfor^Mirdifte  1, 262  (mhd.  qiAeis  Tgl.  kt 
qiee-  in  ijpeeiiliim),  ulher :  £7«iPdl&«r  1,843  (mhd.  tüp,  got  «IM)»  leerer  : 
Zerstöhrer  1,  ^1  (mhd.  /«re),  Höhen  :  i^ei^  1, 219, 31  (mhd.  wc^en),  Seele  : 
Hole  1, 182, 112  (schwäb.  sfl,  vgl.  Fischer,  Germania  36, 416),  fäUt :  TFe/t 
1,270  =  f  :  f  (da  /"«Y/^  schwäb.  feit  lautet,  s.  Kauflfmann  §  65, 1,  weit  aber 
germ.  e  hat.  also  schwäh  Tr*'/Q,  Schätze  :  A^et^e  1,359  (mhd.  nftre,  got. 
ä  in  Schätze  dagegen  junger  umlaut),  Veste :  Faläste  1, 295,  getehöpfet  : 
gezäpfet  1,251  u.a. 

Quantität  der  vocale. 

Auch  in  beziig:  auf  die  Quantität  der  vocale  lassen  sich  von 
Gödekes  ^unreinen'  reimen  einige  als  schwäbisch  rein  aus- 
scheiden. Im  übrigen  gilt  auch  hier,  was  Welthch  1, 555  sagt» 
vgl  oben  s.  300. 

Bein  sind  :  ZoAi»  1, 207,  hin  :  ziehn  1, 207,  da  die  be- 
t<Hiten  formen  von  an  und  km  nnd  tthnliehen  im  schwäb.  halb- 
djalekt  Iftngen  {fin,  Af»,  AÄi)  anfweisen.  Im  dialekt  schwindet 
hier  das  anslantende  n,  dafttr  aber  tritt  nasalierong  nnd  deh- 
nnng  des  vocals  ein  (s.  Kanffmann  §  59, 4). 

Daher  sind  aa<^  reime  wie  man :  Kahn  1, 206  eatwbiddbar,  wenn  lie 
auch  in  der  halhmnndart  nicht  rein  sind.  Hieiher  gehört  die  Schreibung 
▼on  hm  S.8g.  praes.,  die  gewUhnliche  Schreibart  bei  M  (Tgl.  8.  2, 218, 19, 
anm.:  kan  M,  'und  so  fortO>  die  anch  sonst  vorkommt:  kan  1,51,25. 
2, 101, 29.  Br.  17, 19,  sorBckgehend  auf  schwäb.  kä  (vgl.  KaufiTmann  §  133, 3); 
diese  Schreibung  wird  von  den  graramatikem  verlanjc^t:  Fulda,  GR.  93  ich 
kan,  du  kanst,  er  kan;  ebenso  Nast,  Spr.  1, 108  (mit  der  anmerkung:  Wer 
scharf  spricht,  schreibt  kann'):  ebenso  /rauptman  2, 236, 19  M  und  'so  in 

B«ttrftf«  rar  fc^chiclite  der  deuticbco  sprach«.   XXVUl.  20 


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306 


der  regel'  (vg-!.  Gödekes  anm.)-  Andere  fälle  von  länjL,'e  vor  nasal  sind  die 
imperf.  der  starken  verba  der  8.  und  4.  ablautsreihe:  srhuaniui  :  Srhaain 
1,249,  fand  :  maliut  1,344,  schtvavien  :  kamen  1,218,20,  sowie  fichreibungen 
wie  sckwamm  1, 218, 20,  rtmtn  1, 358, 58;  ihnen  sollten  lieh  den  regeln  ier 
schwftb.  gxanunatiker  gemlas  sämmfüche  impeif.  fonnen  der  «tuken  Teil» 
ansdilieHen;  Tgl.  JvUm,  OB.  98»  der  8agt|  deis  die  imperi  der  etuken 
verba  durchaus  gedehnt  seien,  nnd  dann  iortfäbrt:  'und  wenn  die  hächs. 
imperf.,  litt,  ritt,  schnitt,  —  spann,  sann  —  erscholl . . .  ganz  Tentechland  über- 
schwemmten,  so  gäben  sie  blos  ein  beispil,  wie  spiai  hwidripkeiten  sich 
verbreiten,  und  die  oberUaud  gewinnen  können'.  .A^  hiili  h  Nast,  Sjtr.  1,193 
und  19^J.  Demg^emä««  ist  etwa  der  reim  :  1,  lsö,.')'2  (nfs  :  stiefs 
1,300,  19),  sowie  die  scbreibung'  tjn'ef  2,  21  k  1:>,  -t/r/.s  2,  7Ü,  1  zu  bourteilen. 

Schwäb.  läugeu  können  ferner  zu  gründe  liegen  bei 

dem  reim 

Mutter  :  Bruder  1,  178  =  Schwab,  imudr  :  hrtodr,  jedenlVüls  bei  4er 
Schreibung  Muter  l.tJ¥),  (!9  (vi^l.  dazu  unten  bei  Votier),  sdinndem  2.156. 
3ÜÜ,  getcis  1,77,25,  2,2G5,  ÜM.  1,88,30.  82,20  (schwäb.  Am  is  ;  vyi.  Kaiilf- 
mann  §  74, 2.  Schw.  m.  1776, 177:  'Der  Schwab  eehzeibt  gexcis Zu  mfiMcti, 
das  im  sebwib.  den  diphthongen  beibehalten  hat»  bemerkt  Naati  Spr.  1, 106: 
'M  iiiMa,  mMl,  mut,  mütm  etc.  mvtte,  wMe,  ifemusU  Wer  achaif  spricht, 
verdoppelt  das  s.*  Fulda,  GB.  98  erwihnt  die  formen  mit  doppeltem  « 
gar  nicht. 

So  haben  wir  auf  grund  der  schwäb.  länge:  fn«s2, 38, 10.  1,70.8. 
77,16.  89.27.  84,16.  160,11.  2,38,10.  81,16.  129,22.  w  u.sf  2. 293, 9  M. 
185,10.  28.11.  1,78.32.  müsfe  ich  m,  U.  90,7.  wnrs^/f/  '2,  213,  12  M, 
müsten  1,87,18.  84,9-  Daneben  oft  die  formen  mit  fs:  muß  1,85,2. 
77,20  etc. 

Wenn  neben  tmamen  2, 41, 4  ein  reim  smammm :  Bdtkimammm 
1,50^4  Torkommt,  so  ist  das  beidee  wol  als  fehlerhaft  sa  betraehten;  doch 
^um  daran  erinnert  werden,  dam  eisteres  in  der  dialektfonn  bei  ver- 
ändertem vocal  länge  aufweist:  ts^^  (vgl.  dazu  noch  das  citat  Spr.  2, 101 

anf  dieser  seite),  bei  Xavicn  aber  kilrze  vorkommt  (vgl.  KaufFmann  §58.2: 
'hei  fol^rndem  nasal  entsteht  kmiier  nasal  vocal :  nü)ii,)'),  wenn  anob  jf^flen- 
fallti  nicht  in  Schillers  heiniat;  auch  die  schwäb.  grammatiker  sprechen  uur 
von  langem  vocal  bei  Name. 

Erhaltung  von  mhd.  kürze  findet  im  stliwab.  hauptsäch- 
lich vor  t  statt  fv^yl.  Bahder  s.  88.  Fischer.  Geogr.  s.  13).  Die 
Schwaben  versuchen  zur  bezeiciinung  dieser  küi'zen  die  Schrei- 
bung ti  in  den  betreffenden  fällen  einzuführen. 

Einzelne  beispiele  davon  tinden  sich  bei  Schiller-  trf'ffrf  2<3, 
Bf>(1e  2,7S,  Bott«cÄa/7  2, 1G8,  IG.  308,25,  l  aHer  1, 179,  48:  schwab.  r^^ine 
reime  sind  daher  Höüenrott :  Flügelbot  1, 256, 150,  Vätter  :  Wetter  1, 179, 46, 
GtbdeiTometU  1,234. 

Vgl.  dazu  Spr.  2, 101:  *So  dent  Sachsen  die  Wörter:  Vater, 
treten,  beten,  nemen,  samt  noch  gar  viieu  aiideru;  6cliwdbtü  Imi- 


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8PEACHE  D£S  JUNGEN  SCHILLER. 


307 


g^gell  ficb&ift  de:  VaUer,  irHtm,  heUm,  Hingegen 
sehftrft  Sachsen:  MuUer,  Busse,  müssen,  kann,  ßusammien  etc. 
in  Schwallen  aber  werden  sie  gedent:  Muter,  Buse,  müsen,  hon, 

zusamen.  Wer  hat  recht?  Alle  beide,  dann  alle  beide  folgen 
der  tonregel,  aber  jedes  nach  seiner  ausspräche . . .  Das  ganze 
altertnm  sagt  z.  ex.  Fader Moder,  Muter . . .  mit  deni  gedenten 
ton.  Disemnach  solten  die  Schwaben  mit  den  Sachsen  Vattr, 
und  dise  mit  jenen  Muter  schreiben.'  Ebenso  Schw.  m.  1777, 
176.  —  Schw.  m.  1777, 158  will  ein  scbwäb.  purist  sogar  Fütter 
geschrieben  wissen. 

Auch  der  reim  Gewinnst :  Dienst  1, 103  ist  in  der  haib- 
mnndart  rein,  ygl.  Spr.  1, 290:  *LiM  nnd  JDmst  der  herren- 
sprache  folgen  der  regel . . .  znaamenkommeDder  endconsonantoD, 
welche  schftifen.  Der  schwäb.  p5bel  spricht . . .  Dknst.^ 

Zv  Shiff'e  1«  297,46T.  S,  aOS,  17  A  and  H  ygl.  8. 1,402  unter  Siuffe: 
'Du  Schw.  m.  1777, 167  nntencheidet  Stufe  flcrobs,  Stuffe  gndns.  Schiller 
benatzt  nur  das  letetere  wort  nnd  aduieb  wold  immer  Stuffe.*  Shifm 
findet  sich  1,287,46  (originaldruck).  392.  2,161.>) 

Von  der  form  Senne  mgt  Adehing,  sie  komme  nur  in  einigen  ge- 
meinen ninmlRrten  vor  In  der  hteratnrsprRche  des  18.  und  19.  jh.'s  ist 
Senne  hauiig  bezeugt  (^UW  b.),  der  neuere  siraelnjebrauch  bat  für  St /tue 
entschieden.  Bei  Schiller:  .St« u  l,  249, 27,  ^Vnm«  1,210,29.  179,42.  2,306,1. 
322, 10  anm.  M,  Sehne  1, 299, 6 ;  so  auch  Sehnen  SO.  99.') 

B.  Voealismus  der  nebentHben. 

Es  handelt  sich  hier  liauptsächlich  um  die  behandlung  des  c 
der  nebensilbeu  beim  subst.,  adj.  und  adv.,  und  beim  verbum. 
lieber  die  vorgeschiclite  desselben  hauptsäclilicli  in  ( >beideutsch- 
land  vgl.  Kluge,  Vou  Luther  bis  Lessing  (insbes.  cap.  9:  Ober- 
deutscbland  und  die  katholiken),  und  Jelliuek,  Ein  capitel  aus 
der  geschichte  der  deutschen  grammatik,  Abhandlungen  zur 
germ.  pbüoL  1898.  Ich  gehe  gleich  zum  verhalten  Nasts  nnd 
Fuldas  zum  'lutherischen  e'  (vgl.  Kluge  a.a.O.  8.144). 

Nast  verwirft  das  nicht  fleuvische  e  hei  allen  masc.  und 
netttr.  Das  ^s&chsische  e*  nennt  er  eigenmAchtig  und  wülkttr* 
lieh;  von  den  neutris  mit  ge-,  yemäld,  getreid  etc.  sagt  er  Spr. 


^)  SUt^lB  ihidet  sidi  necli  8.4»  23, 11.  5*,  53. 82  und  yon  SduUen  band 
Br.5,&18i. 

*)  Die  Seutie  det  Bogms  S.  11, 88, 128;  Same  S.  13, 38  (Macb.)y  Kmugi 
&12,M<WaU.kger>. 


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308 


1,28:  *Allen  diesen  neutris  gehört  am  ende  kein  e.'  Spr.  1,56 
heisst  er  das  e  in  äffe,  knabe  ein  in  Sachsen  'wider  die  n&tur 
der  spräche'  angeflicktes  weibliches  e;  'dies  Ist  eine  von  den 
bOsen  gewonheiten  eines  landes,  das  uns  je  nnd  je  mit  der- 
gleichen neflernngen  beschenkt'  In  den  Terzeichnissen  der 
snhst  sind  alle  masc.  und  nentr.  ohne  -e  angesetzt  'Erlaubt 
man  . . .  dem  nördlichen  Tefttschen  eine  apocope,  wenn  er  sagt: 
der  Gedanke . . . ,  so  mns  es  anch  dem  sfldlichen  Tedtschen  er- 
laubt sein,  die  apocope  noch  weiter  zu  treiben  nnd  Geäannh  . . . 
zu  sagen'  Spr.  1,  40. 

Die  fem.  zerfallen  in  drei  gruppeu:  in  solche  die  1)  von 
beiwörtem.  2)  von  Zeitwörtern  abgeleitet  sind;  bei  diesen  darf 
das  -e  nicht  weggelassen  werden,  *unß"eachtet  difs  in  Süd- 
teütschland  häufig  geschiht.  Dise  gränze  mögen  auch  unsere 
sächsische  herren  sprachmeister  merken,  die  uns  one  unterschid 
wegen  des  ausgelassenen  e  tadeln,  one  in  manchem  fall  zu 
wissen,  ob  sie  mit  recht  tadeln  oder  nicht'  Spr.  1,73.  Die 
dritte  gmppe  bilden  fem.,  'die  das  weibliche  e  angenommen 
haben';  sie  können  es  apokopieren;  Aue,  Baee  sind  erlaubt, 
aber  Au,  Bas  soll  niemand  als  Sprachfehler  angerechnet  werden, 
Spr.  1, 66. 

Das  flenvische  e  im  gen.  dat  ist  blosses  e  enphonicom, 
'und  bat  nur  im  rednerstyl  plaz,  oder  es  ist  der  willkflkr  der 
dichter  überlassen'  Spr.  1. 15. 

Das  -e  der  unllectierten  adj.  ist  ein  'sprachfeler'  der  Nord- 
deutschen; *es  ist  zum  lachen,  wenn  man  in  sächs.  sprachlehi^en 
list,  wie  sie  sich  mühe  geben,  disem  bastart,  der  sich  unter 
keiiiH  rege!  beugen  ^nll  pihrem  Weichling'  Schw.m.  1775,382], 
regeln  vorzusclireiben'  Spr.  i,  8*J. 

Im  verbum  gestattet  Nast  geh  und  gehe  im  imp.;  die  praes.- 
formen:  du  lohest,  er  lohet  sind  'nur  in  seltnem  fällen  dem 
redner  und  dichter  erlaubt'  Spr.  1,106;  für  das  praet.  gibt  er 
lohte  and  lohete,  part.  gelohet  nnd  geloht  an  Spr.  1, 107. 

Der  tolerantere  Fnlda  sagt  GR.  78,  auch  einige  weibliche 
wnrzelwörter,  wie  Ende,  Thäre,  branchen  das  e.  Bei  den 
obL  casus  des  masc  nnd  fem.  ist  e  'keine  notwendigkeiti  son- 
dern eine  erlanbnis  für  den  floff  der  rede*,  ebenso  bd  andern 
'weiblichen  wnrze! Wörtern'  Im  nom.  acc.  sg.  Andi  das  -e  der 
unflectierten  adj.  wird  erlaubt,  GR.  84.  Ueber  das  -e  im  verbum 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER. 


309 


äussert,  er  sich  nicht.  Zu  fällen  wie  cki^  GcsdiUclite  vgl.  noch 
Fulda  iii  Hangs  Ergozlichk.  1774,  2,79:  'Die  Schwaben  wissen 
unter  ihren  \m  iblichen  end  e  und  dem  sächs.  und  bramlen- 
bm'gischen  weichen  welclies  durcliaus  keine  regel  leidet: 
Gewichte,  Geschleckte,  Sachse,  den  mit ci  schied  sehr  wohl.  Und 
sie  sind  nicht  eigensinnig,  allenthalben  auch  das  lezie  anzu- 
nehmen, wo  ihnen  der  fluTs  der  rede  gebietet;  aber  weiter  nicht* 

Schillers  verhalten  zum  -e  ist  in  seiner  prosa  im 
allgemeinen  das  der  modernen  sdiriftsprache. 

Das  auslautende  e  der  subst.:  am  ehesten  fällt  das 
flexivische  e  nach  nebenton  aus. 

In  den  briefen  no.  17—19  habe  ich  6  formen  ?om  tyj^w  Eigensinn  im 
dat.  sg.  gegen  0  Bigattiime  geftmden,  in  &  1, 142—147  ebenso  8  gegen  0; 
in  &2, 4— 7  und  14—19  gegen  1  MaMphn  6  nach  dem  typos  SdimipUUt, 
a2yl01>-104  0  Qüht^nge  gegen  6  GünsOmg.*) 

Für  die  folgenden  anfetellnngen  habe  ich  natttrlieh  nnr 
die  formen  in  betracht  gezogen,  die  für  das  nhd.  von  Interesse 

sind  (also  nicht  her^,  lehrers  etc.) 

Für  Schillers  verhalten  sprechen  am  besten  zahlen;  die 
folgende  Statistik  ist  entnommen:  I)  aus  brief  no.  17 — 19  (Br. 
1,  36—44):  —  II)  aus  S.  1, 142—147;  —  III)  aus  S.  2,  4—7 
und  S.  2, 14—19;  —  JY)  aus  S.  2, 101—104  und  S.  2.  IRJ^— 184. 

Die  zahlen  zeigen  ziemliche  Übereinstimmung  mit  dem  jetzt 
herschenden  gebrauch;  nur  der  dat  sg.  m.  n.  lässt  das  üexi- 
Tische  e  yerh&ltnismftssig  oft  fallen. 


kein  -e 

Typus 

I 

n 

m 

IV 

I 

n 

m 

IV 

nom.  ina«o.  nam  —  uame 
-\-  neiui.  auff  —  auge 

)  0 

0 

0 

0 

2 

0 

5 

7 

fem.  8g.  seel  —  seele 

0 

0 

1 

0 

30 

25 

38 

20 

datb  1^.  m.  n.  tag  —  tage 

(aug  —  auge) 

]- 

8 

12 

8 

1 

i 

12 

8 

n.  acc  pl.  fretmd — freunde 

0 

0 

0 

0 

9 

15 

11 

10 

Das  ist  der  zustand  in  der  prosa.  In  den  gedichten 
treibt  die  versnot  der  dichter  oft  dazn,  sich  der  mundartlichen 

apükupitrten  formen  zu  bedienen,  die  die  grammatiker  anch 
gestatten. 


Die  hetielliBndeii  aeiten  smd  gans  beliebig  anigewililt. 


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SlO 


'  PFLEIDWB 


Hier  finden  sicL  sehr  häufig  formen  wie  Erd  1, 2-18, 14,  Tränk  1,  245,  in, 
Fried  und  Buh  1,220 A,  pl.  tef/ni  1,  224, 26,  iVVo/i  1,  2,V^.  174,  Bccht 
1,257,83,  pl.  SpriicÄ  1,  257, 207,  AdkrgedünJ:  \,  282,82;  daneben  auch 
formen  mit  -e,  die  im  modernen  spracbg^ebranch  kein  e  haben:  das  Geheule, 
(reaucAe  1,349,26,  au/s  FmfeÜ»;  1,282,82,  das  GOneU  l,2S2,fa,  Chwülc 
1,286,4,  .B«lle  1,825,348,  (?«i«Aiodre  1,  352,45,  (7eidkoMe  1, 239, 87.  In 
der  prosa  finden  rieh  fomen  wie  £Mfe  aec.  wg,  Br.  1, 16  hOcifait  aelten; 
dagegen  siemlich  häufig  apokopierte  formen:  nach  Maasgah  2,374, 16,  dm 
Amj  2, 353, 6,  die  Ursach  1, 168, 26,  tm  CMeA  1, 165, 81,  der  81dao  2, 892, 33, 
«ku  Triwnphgetön  2,3^14. 

Hier  iit  der  ort,  um  auch  die  schon  viel  besprochene  stelle  auf  Vor- 
mof^ns  Fumpfe  springt  der  Hintermann  zu  behandeln.  Gödeke,  A.  f.  lit  - 
gesch.  8, 109  fasst  die  form  als  acc.  pl.  auf,  wobei  er  genötigt  ist,  Vortnrmn 
collectiv  zu  »ipliiLit-n;  Düntzer')  al?  dat.  sg.,  ebenso  Meyer,  Beitr&ge  18Ö8,  lu 
und  Weltncix  1,550;  Jonas,  Erläuterungen  s.  77  wünscht  annehmen  zn 
können,  daes  SehÜler  n^n  der  Mtmpf  aneh  eine  fonn  die  Rumpfe  oder 
dm  Bumpfe  gekannt  habe.  Letsteres  ist  nicht  der  fall;  dagegen  lanteC 
der  Ton  Bumpf  stets  BSm^e  (Tgl.  Fulda,  GR.  67.  8pr.  1,18^  lUbmpfe 
8i.  88;  Tgl.  Strümpfe  S.  2, 241, 28).  Die  tom  ist  gaas  einiaeh  ein  falscher 
acc.  sg.  Schiller  braucht  für  den  betreffenden  vers  noch  doM  sUbe;  in  der 
tnnndart  kennt  er  fast  keine  subst.  auf  -e,  daher  fllgt  er  im  notfal!  ein  -r 
au,  wo  er  es  braucht,  und  so  irut  er  es  wagen  kann,  das  Vcrdckr  1.2n2,  ki>. 
die  Froiäe  2,  19,  5  (so  noch  S.  S,  28.5.  10,  197,0,  ebenso  noch  Er.  5,60  die  Me- 
forme),  der  Christe  2, 13!),  12,  in  Ällurtnc  kommen  1, 206, 19  «u  bilden,  eb^so 
bildet  er  der  Rumpfe,  wenn  der  vers  es  verlangt.") 

Das  nicht  auslautende  flexions-c  des  pfeii.  sg.  iinteilit^ 
auch  heute  noch  keiner  bestimmten  regel.  Schillers  verhalten 
(I  =  S.  1, 137-172;  n  Br.  86-52;  III  =  S.  2,4:-7  und  14 
—19;  IV  =  2, 101—104.  188—184): 

kein  -e  »e 

I  u  m  IV    I  n  m  rv 

nach  liochton:^laNS— jrfancf  80  12  4  1  12  0  2  1 
nach  nebenton:  sc^ibaals  —  <^sa2n   7563  0000 

Im  ganzen  Überwiegen  also  die  formen  mit  83nikopienin9  des  -e. 

Ein  besonderer  fall  ist  der  pl.  von  snbst,  die  auf  -te 
endijren.  Fulda,  S|>r.  1. 287  erklärt  einen  ploral  wie  Kmee  für 
'unzuiaäig'  und  verlangt  Knie. 


')  Düntzer,  Schiller  als  lyrischer  dichter,  1864,  1—2,  fl.  77. 
')  Vgl.  dazu  das  biblische  eitat:  tnoj  lA'ide  um  2,76,2;  femer  den 
acc  8g.  Lohm  iu:  Idebdicn  tiidU  um  Qoidcs  Itohne,  W.  üttUer. 


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SPRACBB  DBS  JUNGBN  8CHILLEB. 


311 


SdliUar  liUdel  im  rm,  wem  «  nStijr  ist,  Harmonieen  1, 216, 15, 
«onit  alMr  die  FMoMfhim  1,14%  18»  die  Knie  2,200,7.  881,15,  JOio^ 
Ibraaien  1,160,17,  MdankoUen  1,168,29,  Earmomen  1,160,28. 

Im  wortiimeni  stOsst  der  moderne  spnushgebrandi  ein  e 
nach  hoehton  vor  tiefton  meist  ans;  nnr  tot  r  bleibt  es  ge- 
w<(]in1ich.  Dieselben  Verhältnisse  zeig:t  Schiller. 

In  der  proaa  hat  er  stets  Versieglung G2, 7,  Entwt'kJHng  ^,\44:.  löO  u.  a., 
Veraoeiflung  1, 161. 167.  Br.  51,  Vervollkommnung  1,  DG,  35  (daneben  freilich 
die  imgewOhnliclien  Or&bdung  i,  109, 26,  Beugung  Br.  10, 23),  VenM- 
hmg2t 22;  Verbeeaermg  1, 142,  Verfitutenrng  1, 167, 21,  Aufimmienmg  Br.87, 
VerbeetererBr*  43,  BereiÄenmg  1, 158,  TM-diuienM^  Br.47.  Im  Ten  kommt 
erlialtmig  des  e  woh  vor  (  vor:  Verewe^dmig  1,229,80.0 

Das  unflectierte  adj.  und  das  ady.  wird  meist  ohne  e 

gebildet,  entsprechend  der  mimdart 

Einzelne  f^We,  in  denen  e  hinzngefilgi  sind  im  vers  oder  reim: 
hahle  1, 268, 26,  alleü^  2, 256, 8,  geringe  1, 28, 17,  Uei  auf  lamjv  2,  292,  U 
i0t  wo!  an  ellipie  tob  miI  ni  denken,  oder  ist  lange  adv.?  Iii  proaa  ist 
mir  nnr  noch  nSlte  anfgefallen  2, 29, 15,  das  ttbrigene  lehon  duieh  den  nm- 
lant  gegenttber  obeidenteeh  mi»  ak  fremdwort  aaa  dem  mÜteUentMJien 
gekennteiobnet  iat 

HAnüger  ist  die  erhaltong  des  adTerbieUen       maUs  1,86,7,  sfi/te 

1,226,7,  80 /an^«  2,290,3  M  {klang),  /an^e  2, 221, 4  M  (AloM^X  ferne 

2,  302  M.  355, 21,  neben  fern  1, 28, 36.  2, 389, 21.  26.  1, 66, 9,  rorn  1. 29^.  7, 
heinah  nnd  betnahe  mm\  trleich  üblich,  e)iff  1,  l.'R.  in  etc.,  eh  \  ,fH]/24.  ir.().25. 
l.")8,  4,  neben  ehe  1,  144.  ir>8. Besonders  fest  ist  e  in  /««fe  8tehn2,  183.11. 
1^,*)  u.a.,  stille  steht  2,  12J),2()  (SO.  8^>),  stiUe,  stille!  2,51,  «a'ü«,  o  stüie! 
2,20  («eMi  iit/Zi  2,  (!1).  —  Zurüek;  mhd.  i^criic^e,  nimmt  das  e  gern  dem  vers 
solieb  an:  zuräckt  1,52,59.  280,  J2.  308,36.  187,31;  in  prosa  nnr  2, 332, 29 
IL')  —  Ohne,  das  in  der  mundart  merkwfirdigerwcjse  sein  ^  stets  bekllt, 
kommt  in  proea  nnd  im  ven  anch  synko^ert  Tor:  ohn  1,251,24,  okn  Br- 
harnen  2,168,21. 

Für  aü  und  nunuh  bestimmt  Nast,  Spr.  1, 99  (nnd  Schw.  m.  1775»  886): 
'  oRer  vor*  dem  pron.  pers. '  and  mancher  Tor  einem  andern  bei  wort . . .  leid^ 
bede  eine  apoeope.'  Schiller  apokopiert  jedenfalls  auinilMgr  häufig:  aü  unsere 

Vorstellungen  1,76,33,  (M  meine  SddöHser  2,111,4,  bei  aü  ihren  G rettein 
2,11,12,  iiU  unsere  Thiltitfkeit,  tili  unser  Vcrgninjen  1,32,15,  in  all  ihre 
innerste  St  itrn  1.34, 1;  ohne  iiroii.  pers.:  all  äit  Jlt  nker  2.:>[l2,  all  du  ccr- 
tcorrtwn  Schauer  2,  9. 11;  in  jiradicativer  Stellung;  der  [Vtin  ist  2,  115,3, 
daneben  aller  ihrer  Uandlutujen  1, 23, 9,  über  alle  üire  Begriffe  1, 168, 12, 
aäe  meine  Ideen  1, 78, 13,  atte  dieee  1, 79, 5;  -  numA  gutu  Uebee  2, 174,6. 


')  Ebenso  ist  dem  vers  zulieb  gebildet  Ludeteig  1,187,48. 
Später  ist  eurücke  auch  in  prosa  ziemlich  häufig;  so  begegnet  ee 
sehr  oft  in  a4|  dann  in  8. 6, 304, 11.  9, 234, 21.  Br.  1, 447. 


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312 


Im  ümern  des  worts  erhftlt  Schüler  das  e  meist  nach  da 
hochton;  so 

eigener  1,66,7,  lauberisdt  1,100,  in  8.1,95—108  finde  ich  H  flUe 
nit  erbAltmig  des  e  gegen  0  ohne  e;  8. 1, 151—161  find«  ich:  awjwiiowiiqK» 

151,  offene  158»  gewagterer  155,  ^oMmm  157,  gegen  dmüäe  159. 161;  m 
Br.  44—48  nnr  worte  mit  e:  renftümmele  Br.ii,  verlorenen  45,  mwngc^ 
getroffenen  47,  cwu^oren«!!  48,    riilmcA  48. 

Wenn  ani  dieses  Monere*  e  ein  r  +  nicht  ausiantendem 
flexions-e  io]gij  so  sind  drei  fftUe  möglich:  z.  b.  oiMier^,  oMdrei 
nnd  anderes,  SchiUer  stOsst  meistens  das  flexions-«  ans. 

So  kommen  %.  b.  8. 1, 151—161  nnf  9  fernen  Tom  typos  anden  («man 
151,  oMcler«  151,  be$aem  168,  9ortreffU€her$  153,  wiMm  156,  /Mneni  15$, 
oiMlem  167,  €r$lem  158;  letitem  158)  8  vom  tiypni  andere»  (ütOfcnereii  157, 
grösseren  188,  kageret  161)  nnd  2  too  tjpni  andlrM  (eerloniai  161, 

eMrfreti  161). 

Auffallend  ist  die  erhaltnnc*  dos  im  fmjchscli  2,  .'Ul,29  in  pnei» 
während,  wie  erwähnt,  Verzwetjeiung  nur  im  vers  vorkommt.') 

Der  Superlativ  der  adj.  wird  nhdJ^  durch  st  gebildet, 
nnr  nach  dentalen  durch  -est  Ebenso  bei  Schiller. 

Anninhmen  lind  nnr:  hdietU  1, 150»  8,  «oOeste  1, 158, 6,*)  tieOeete 

2, 228, 8  anm.  M,  »iumpfeMe  2, 341, 5,  {zartßMaideae  8,858^  12)»  Aaml» 
Br.  12, 4, 2.  55, 24,  tlieuHsU  Br.  1, 1. 13.   Der  snp.  yon  groß,  mhd.  greeeetU 

neben  rjraste,  weißt  schon  im  16.  ih  iibcrwießf«:'nd  die  znsmmmeng^zogene 
form  grost  auf.  Auel»  »lie  schwiib.  unuiiinfttiker  halten  sie  für  richtiger* 
Schw.  m.  1779,  :  es  ibt  zu  sclireibfii  f!or  ifrofsste  (und  nicht  gröfs'^fey, 
'denn  da  ist  die  auswerffang  des  e  nun  gewöhnlicher,  aU grofsestie'  Schiller 
hat  wol  ttherwiegend  gröste  1, 68,  15.  97, 13.  161, 3.  163, 4.  164, 5  etc^ 
aber  daneben  noch  aehroft  gröfseate  (grösseHte,  gröseste)  1,824,28.  Br.48,5. 
2,857,ia  868,81.  845,8a  846,6  n.a. 

ßei  den  verbalformen  kommen  für  das  auslautende  e 

in  betracht  die  Lsg.  praei?.,  I.;*.  .»^g.  praet.  der  schwachen,  1.3.sg. 

conj.  |)raef?.  nnd  praet.,  und  die  2.  sg.  inip.  der  fcIiw.   Für  die 

i)raes.  isi  zu  ?^ageu,  dass  die  fuiiaen  nüt  synkope  des  e 

hauptsächlich  vorkommen,  wenn  das  pron.  nachgesetzt 

Imfs  idh,  hab  ich.^)   Doch  kommen  gerade  so  gut  habe  ich, 

werde  ich  vor  wie  andererseits  ich  hab,  ich  werd.  Die  nicht 

synkofderten  formen  überwiegen  zwar,  wie  die  zahlen  nnten 

>)  T)a^  kann  kein  dnnkfehler  oder  vergehen  sein:  denn  (eu/iBtocA  kommt 
in  prcMia  noch  vor  S.  3, 115, 13.  7, 74, 19.  10, 211, 24. 
>)  voUesU  noch  S.  4, 265.  6, 50.  79, 29. 

*)  Von  üm  15  fttlea  von  qrnkope  In  den  IMbeigielien  liifaiBn  ibd 
18  Tom        hob  td^ 


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SPBACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER. 


313 


zeigen  werden;  aber  sie  smd  doch  sicherlidi  in  manchen  f&llen 
nor  ein  mittel  der  feinem  ansdmcksweise.  Es  ist  x.b.  gewis 
nicht  znfall,  dass  immer  im  schlnsssatz  der  briefe  an  Dalberg, 

wo  die  ungezwungene  Schreibweise  der  melir  förmliclien  weichen 
muss,  die  nicht  synkopierten  formen  allein  ziir  Verwendung 
kommen. 

Brief  no.  17  verharre  ich,  ii«.  iS  irints^'hr  ic/i,  m.  19  empfehle  ich,  no.  20 
utiienrrrfe  ich  etc.,  niid  während  z.  h  Unef  no.  22  noch  im  vorletzten  sat* 
fiml  ich  vorkommt,  heilet  e«  im  letzten  habe  ich  die  Efire.  Im  Brief  uo.  23 
zeigt  Br. 52»  zeUe9  Mr  und  leile  16  dank  ich,  dagegen  hu  achliunatK 
habe  idk  die  Ekte. 

Auch  im  praet.  der  schwachen  verbii  linden  sich  die  syn- 
kopierten formen  besonders,  wenn  das  pron,  der  l.pers.  nach- 
gestellt ist:  tvollt  ich. 

Bei  der  znPamTTienstellnn,L':  der  zahleiiverhältnisse  nehme 
ich  die  praes.  formen  des  ind.  und  conj.  einerseits,  und  anderer- 
seits die  praet.  beider  modi  zusammen  (I  =  S.  2, 4—7  und  14 
19;  n  ^  S.  2, 101—104  und  183—184;  IH  ^  sämmtliche  briefe 
an  Dalbei^). 


ohne  e 


1 

n 

lU 

I 

n 

lU 

1. 8g.  praes.  ind.  -t- 1. 8.  sg.  inraes.  eoqj. 

3 

2 

10 

9 

10 

100 

1. 8.  praet.  lud.  and  coi\j.  (sagt  —  sagte) 

4 

0 

6 

25 

12 

74 

2. 8g.  imp.  der  adiw.  (tag  —  sage) 

2 

1 

1 

2 

mit  e 


Andere  beispiele:  ich  iia<ht,  es  2,322,13,  sagt  ich  2,249,15,  könnt 
ich  1, 86, 11,  entbrannt  er  1, 124, 108,  sagt  er  2, 37, 6.  2, 86, 25,  umfaßt  ük 
2, 309, 5,  sdimmert  dieee  herßr  und  verltikndele  1, 214, 10,  gäbe  ein  Freesen, 
da$  währt  hie  2,88,7,  geboren  umrd  Br.2,2,9. 

Für  nicht  auslautendes  e  beim  verb  kommen  in  be- 
tracht  die  2.  3.  sg.  praes.,  2.  pl.  praes.  ind.  und  imp.,  und  das  part. 
praet.  der  schw.  (I  =  S.  2, 4—7  und  14—19;  H  =  S.  2, 101—104 
und  183—184;  HI  =  S.  1, 137—172). 

nit  €  (-et) 


2. 8. 8g.  praes.  {lobet  —  lobt) 

2.  pL  pftM.  ind.  und  imp.  (Jkibet — lobt) 

put  pnet  d«r  schw.  (gelobet  >  gelobt) 


1 

6 
2 
0 


n 

1 

2 
0 


m 


\ 


19 


ohne  e  (-£) 

I  n  m 


34 
21 
16 


43 

18 


98 


42 


314  PFLSmiBBE 

In  den  briefen  an  Dalberg  kuiünit  keiu  einziges  pari,  praet  auf  Ht 
vor  ((fenöiiget  Br.  53, 13  h^t  in  einem  brief  an  Schwan). 

Beispiele  von  -et  aus  andern  partien:  erßüet  2, 301, 23  M,  erstarret 
1,346,49,  abgezäpfet  1,251^19,  »emrt  2, 198, 22,  acÄm'«  1, 245, 18,  ras  t 
1, 847, 74  ti.  ft. 

Pnet  auf  -cle  konunen  00  setten  Tor,  dass  ich  sie  lücht  in  die  itatiilik 
anfnehmen  konnte.  Beispiele:  hhete  2;  174,7}  wäknetie  2,202,10,  «xMwie 
2, 144» 22,  veiiAn9eU%t4S,ie,  «MriMlt  1,249,25,  WM«  2,98, U.  892,9. 

Ebenso  verhält  es  sieb  mit  den  formen  der  2.  ng.  poraet.  der  starken  verba. 
Bei^^piele:  gabeit  1,27,19,  enchimeMt  1,21^,^  vntenchiedui  1,61,1,  baM 
1, 59,  4. 

£m  besonderer  fall  von  synkope  ist  eine  eigentOinlichkeit 
der  mnndart,  die  in  der  Schriftsprache  nicht  anerkannt  worden 
ist:  die  Synkope  des  e  in  der  8.  sg.  praes.  ind.  nnd  dem  part 
praet  der  schw.  verba»  deren  stamm  auf  d  oder  t  ausgeht 

Bei  SekiUer  finden  wir:  8.  sg.  praee.  redt  1, 35, 24.  854, 87.  2, 95, 23; 
purt.  verabredt  8,82,19,  angetfmdt  2,96,8,  kmgmofdt  1,200,88,  ßmgeirüM 
1,191,158,  autgmdUUSS^S,  wr^olitte  1, 284, 144.  VieUddit gehSrt  hieher 
anch  Ar  mödu  1, 203, 2,  falls  das  nicht  fUBohe  schreibuu;:;  für  mögt  ist, 

sowie  wart!  1,345,26,  das  dem  Zusammenhang  nach  (ihr  Schurken  tearif) 
2.  pl.  imp.  ist.  Anch  Goethe  hat  üch  t  h  im  GMz  von  Berlirhingen  ^^fters 
dieser  synkopierten  formen  bedient;  iialier  hat  sie  in  der  autlage  von  1748 
aus  seinen  gediciiten  geptricheu  (vgl.  Kä^lin,  Ilaller  s.  M).  Bei  den  Schwaben 
fjiden  sich  viele  belege  füjr  diese  erscheinung:  er  redte  SG.  2, 357,  getrost 
SO. 96  (im  reim),  er  Bchneidt  SO. 83. 105,  gdäeidt  ST. 82, 8  (im  reim);  3.  ng. 
beämt  SO.  5. 185,  verwundi  ST.  21,  er  mäst  ST.  82, 7  (hn  reim);  fan  Sehw.  m. 
gegründt  1775,706,  oM^eiHficIe,  Überredt,  findt  1775,706,  e«^«Hft  1775, 470^ 
bimlt  1775, 888,  findt  1775, 206  n.  a.  In  apAteren  aeiten  legt  Schiller  dieae 
synkopierten  formen  besondere  lenten  ana  dem  volk  in  den  mmd,  ao  in 
Wallensteins  lager.*) 

Bezüglich  der  verba  anf  -er»  nnd  -dn  sei  bemerkt,  daas 
sie  behandelt  sind  wie  in  der  modernen  spräche,  falls  ihnen 
nicht  ein  vocal  (mhd.  i,  4»  tu)  vorangeht  (fiber  letztere  s.  s.  816). 

ymicAm  Br.42,  mintMm  Br.57,  MMIdtm  Br.62,  bemmdemdfk 
li  148,  domtem  1,210, 19,  modernd  1,295,  verfeinem  2,9,  veflängem  8,20 
Q.  s.  w. ;  —  vntrxdn  Br.  42,  entwtkdn  1, 152, 15,  läMnd  1, 124, 129,  fancfaiw 
1.  248.  vtmammein  1,222,65,  Sammeln  1,154,7  (ein  citat  aus  Garve,  wo 

bei  diesem  im  original  Sammlen  steht),  rüitdn  1.2!^,  mtndrln  2, 12,  rer- 
2u:eiff''h}  2,73  etc.  Nur  der  schreilwr  vim  M  liat  die  ciiTfenlieit ,  da*«*^  er 
fast  regelmässig  (vgl.  S.  2, 222, 1,  amu.>  ätatt  des  muüerueu  -ein  bei  verbeu 

>)  Dn^  furcht  nich  S.  12,21,  hin  vcrpjltrht  S.  12.27.  ihr  redt  S.  12,41, 
fiitdt  S.  12, 120.  14,333,  part.  beredt  8.12,287,  OefreutkiU  8.11,240,19,  die 
fiberfMm  Zkmm  8. 6»  368, 624  (im  Ter«). 


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8PBACHK  DBS  JUVQBII  BCaiLLEE. 


315 


wie  bei  aubst,  -kn  schreibt,  d.h.  da^s  er,  wie  die  raundart,  nicht  das 
endimgs-«,  sondern  das  stanimhafte  e  anmittelbar  nach  dem  hochton  syn- 
kopiert: läcMen  2, 224, 15  M.  235, 8  M,  tcirblen  2,  267,  22  M,  verztceifim 
2,259,5  M  und  JTK^foii  2, 248, 7  M.  277,22  M,  loamibii  2,298,24  H, 
«rdro/Um  2,287,13  M;  dal  pL  .^i^lm  2, 325, 1  M ,  prfi^  2,278,18  M; 
eboiao  8.4g.  boäet  2,222,1  M,  Spi^iUn  2,2I0,5M;  —  mit  «dnltmig 
«iimeieE*  «:  JVonmOe»  2^231,2811. 

Die  Vorsilbe  ge-» 

Im  Bchwftb.  fndet  in  den  Vorsilben  ge-,  he-,  durchaus 
Synkope  statt;  vgl  Eanffmann  §  120.  SchiÜer  macht  nur  bei 
ge-  gebrauch  von  dieser  dialektischen  eigenheit,  und  anch  da 
nicht  besonders  häufig,  sondern  nur  dann  und  wann,  wenn  ihm 

die  bequemlichkeit  es  rät.  Bei  den  adj.,  die  hieher  geboren, 
ist  es  freilich  nicht  sicher,  ob  Schiller  .selbst  udt  r  sein  copist' 
sich  ilirer  in  der  dialektisch  pfekürzten  form  bediente,  da  sie 
(ausser  arad  1,353,2  im  verisj  nur  im  theatermanuscript  der 
Käuber  vorkommen: 

ffrade  Fiutjer  2,'>2('..  1'.  M.  fjnurj  2,2^2,7  M.  231,2  M,  ffrinf^er  Sold 
2.  2^i2- 10  anm.  M;  A  schrnlit  in  ;i11fTi  (iicj^n  füllen  (jr-.  Altertümliob  bez. 
aus  versnot  eatstajiden  ist  die  lorm  ijinadc  dich  1,187,40.')  Durrh  den 
rhjthmuB  genötigt,  hat  Schiller  folgende  schwüb.  formen  verwendet:  G  nik- 
fang  1,202,23,  '«  ffwiUeH  1,349,6,  tudij schlagen  1,  243  im  'gespräch', 
hodk^tltMdieri  1,261,35,2,  ein  wort,  bei  dem  amaerdem  aoeh  in  betneht 
kommt,  dam  wie  im  mhd.  (vgl.  Panl,  Hhd.  gr.  §  308X  >o  im  ichwab.  sock 
beute  da«  part  praet  auch  der  fremdwSrter  mit  unbetonter  erster  nlbe 
mit  pe-  gebildet  wird.*) 

Die  Partikel  pe-  fftUt  im  schwäb.  ganz,  wenn  in  folge  der 
qrnkopifinuig  des  vocals  ^  vor  einem  folgenden  explosivlant 
zu  stehen  kommt 

Die  darauf  lurttekfllbrenden  formen  finden  >idi  teils  in  versen:  part. 
ämdütowmm  1,  270,  104,  part.  ^berUieben  1, 220^  7  (so  noch  3,  268,  5. 
7,260^  81),  teils  im  brief  an  Scharf  enstein:  part.  ^ß^idüummm  S.  1, 60, 8, 
zuruckbliibtn  M  66, 35,  hin  Uiehm  66, 20;  nur  das  part  ieommtn,  das  schon 
mhd.  ohne  ge-  erscheint  und  in  der  literatursprache  nicht  ungewrihnlich 
war  findet  ^irh  ancli  sonst:  2,90,22.  154,18.  159,1.  191. 2(5.  249,20.  256,22. 
^1.20;  nnd  noch  öfter  worden,  ebenfalls  schon  mhd.  ohne  n»'-  üblich:  hin 
das  Jiüujji  tcorden  2, 326, 7,  wach  worden  2, 3X0^11  {ü  gewurden),  ähnliche 


>)  So  noch  genad  uns  GoU  8. 18, 47,  gnd  S.  12, 580,  gmig  8. 12, 117- 

13L  197.  476.  47P  «  13,22.88. 

*)  Die  form      ht  iu  dem  pcdicht:  Der  eiuliiltii^e  baner,  \vu  du-  vcr- 
Weiiduü^  dci  dmici^Uächeu  furm  dciu  ckorakUir  deü  gtidichtdüe&H  eutä|)ruch. 


316 


PFLEIDEREB 


falle  1,56,19.  58,19.  151,21.  2,36,6.  23,6.  m  214,25.  227,6.  288.24. 
160,22.  288,24  392.24.  .334,0  u.a.  -  fumieif  2,75,21,  das  uur  in  einem 
teil  des  schwäbischen  fionJni  lautet,  ist  citat  aus  der  Bibel. 

Fulda,  GR.  93  verlangt  übrigens  für  das  part.  von  tcerden  =  fieri  ge- 
worden. Bäne  freiheit»  die  aioh  Schiller  genommen  hat  und  die  nicht  snf 
diftlektdgentllaüidikeit  nurllckgeht,  itt  di«  weglaanuig  tob  ge-  in  riftne 
SaUen  1, 190, 132  (im  Ten;  dun  führt  BeHcmuim  in  seiner  SeliiUenuiBgnbe 
9|86  von  Goethe  flohene  freuden  an). 

Hier  mögen  noch  'tiawt  1,264,102,  Wm  1,255.120,  Vau«  1,345,25 
ihre  stelle  finden,  da  auch  sie  ßpecifi!«ch  sohwäb.  gind,  insofern  da.**  schweb, 
in  (Ipii  ü^u.taranieiifro^ptzten  prSpogitionaladv.  hinab,  hinauf  etc.  stets  syn- 
kopierniii;  (Ut  v  i -übe  eintreten  lässt  (ygl.  Eauffmann  §  120, 2).  Fonnen 
wie  rfnuf/  2, 2iü,  14,  tlmn  2,225,20  etc.,  die  ebenfalls  auf  schw&b.  syn- 
kopiemngen  surttckmiführen  wären,  brauche  ich  nicht  zu  nennen,  da  sie 
in  der  echrifiipiadie  Iftngst  gang  und  gäbe  liiuL 

Svarabhakti-«. 

Bei  dei  di]>lithongierung  von  mhd.  ti,  t,  iu  hat  sich  im 
iilid.  vor  r  in  folge  der  halbvocalischen  iiatui-  dieses  laut^  ein 
furtiver  vocal  entwickelt.  In  die  schrift  findet  dieser  vocal 
erst  spät  eiiigang.  So  schreibt  Kaller  imcli  Saur,  Fear,  pL 
Bauren  (vgl.  Käslin,  Haller  s.  57).  Auch  die  schwäb.  gramma- 
tiker  verwerfen  die  einfühning  des  furtiven  vocals  in  die  schrift; 
vgL  Schw.  ra.  177d,35:  ^Des  Bauers  ist  ein  saxonismus,  der  wider 
die  regeln  der  spräche  anstölst,'  und  Schw.  m.  1775,  319:  'Aus 
nnkande  der  wurzeln  entstehen  auch  feler,  in  den  inl  dauern, 
irttuem, ...  in  den  pL,  Mauern,  Steuern  etc.  anstatt  dauren, 
etc.;  dann  die  wnrzeln  sind:  dur,  irur  etc.*;  —  ebenda  s.  318: 
'Die  Sachsen  wollen:  des  Bauern, He  Bauern,  Wir  aber 
dec^mreik:  des,  dem.,.  Bauren.,,  Wer  hat  redit?  Eannman 
zweifeln,  ob  wir  recht  haben?  Sollen  wir  nachbetten  rm  mit 
den  Sachsen  zu  feien?'  —  Schiller  hat  jedenfaUs  so  geschrieben, 
wie  die  Sch\saben  es  veiiangen. 

In  dem  handschriltlich  von  ihm  vorhandenen  kommt  zufällig  kein 
beispiel  (für  oder  wider)  vor;  dagegen  in  den  drucken:  die  dissertation 
(Cotta,  in  S.  1)  hat  irauren  1,  IGü,  ö,  dauren  171, 22,  allerdings  daneben 
dauernd  171, 9.  174, 38;  in  den  Erhardeohen  schiiften:  iranri  1, 42,  feyrm 
1, 44,  üfaiirm  1, 128, 78,  traurenden  Arch.  t  lit-geaeh.  (8. 1, 869, 88  tnuun- 
dm)i  Mlntleradie  drucke:  atisdaureft  1, 179, 25,  iSt««r  1, 179, 47,  neben 
dauert  1, 183.  feyem  1, 180,65:  MrtzJrr:  h,',hiuren  2,6.  50,  Bauren  2,25,21, 
?auren  2,93,7.  112,2,  Mnurm  2,li6/2ö.  132,21),  rf^tom  1,  210, 16,  lauren 
1,31»>.  »^7,  —  mauren  1,250,48,  T/icurcn  :  feyrcn  1,352,62,  Ltfjr  1,261,45, 
Fea  r  :  Utewr  1, 253, 83i  —  daneben  ächauem  l,  214,  ungeheuem  1, 215, 13, 


J 


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fiPRACHB  DI8  JOHOBW  8CBILLBB. 


317 


steuern  \ ,  201 ,  schauernd  t ,  trnuenid  \  ,^t\;  die  bühnenbearbeitnng  der 
Räuber:  bedauren  %  217,  23  A  nnd  M  /?<  bedauresi  2,  217,  24  A  imd  M, 
laurend  2,  258,  25  A  und  M.  Mauren  2,  270,  25.  330,  22  A  und  M,  /(iw/  en 
2,  271,  4  A  und  M,  »S/«(^(»/i«um/ 2,227,23  A,  At  m/y/tf/rm 2.262, 12  A,  Maurrti 
2,285,  14  A,  während  H  in  den  3  letztea  stetö  -ein  hat;  /au^m  2, 297,  Ii  A, 
lomrei»  ILO 

C  ContOBantUmus. 

Im  schwäb.  haben  wir  ftplranten  und  explosivlaute  nur  in 
stimmloser  form;  ausserdem  existiert  bei  h  und  p,  d  und  i  kein 
imterschied  von  fortis  und  lenis;  daher  haben  b  und  p,  d  und  t 

denselben  lautwert  (vgl.  Fischer,  Geogr.  §  51  iL;  von  fällen  wie 
beh'  :  bh  etc.  und  p  in  frcmdwörtern  ist  abgesehen). 

Die  schwäb.  grammatiker  bemühen  sich  vergeblich,  zur 
Unterscheidung  von  h  mdp,  d  und  /  schrciVn  e^reln  aufzustellen, 
l^iilda  sagt  schliesslich  GR.  (5G  iibt  r  d  und  t  bez.  ebenda)  s.  51 
über  b  und  j):  'Uebrigens  ist  weiter  nichts  zu  thun,  als  dail  man 
das  umständliche  b'  ...  vor  andern  consonanten  mit  demjenigen 
blaslaut  fortschreibe^  den  die  gewonheit  einmal  festgesezet  hat, 
denn  kein  innerlicher  Charakter  ist  nicht  da,  warum  man  bald  b, 
bald  jp  achreibt  in  blanh  plaudern*  Als  beispiele  dafür,  dass 
man  ^sogar  vor  vokalen*  ohne  allen  gmnd  bald  fortis,  bald  lenis 
schreibe,  fOhrt  er  &  56  toü,  Lokh,  Tod,  Doie,  imkm,  dünkm 
an.   Ebenso  sagt  Nast,  Spr.  2, 64:  Önoch,  Qlage,  Bsahn,  Bfund 
etc.:  *  Wäre  der  gebrauch  nicht  wider  dise  Schreibart,  so  würde 
ich  sie  allemal  vorziehen,  weil  sie  vt  rnünftiger  und  \v<irer  ist,  als 
das  gewönliche  Plaudern,  etc.'  Und  ebenda  s.  C5:  M^anz  Teutsch- 
land schreibt:  Tag  . . .  und  in  q:anz  Scliwaben,  wie  auch  in 
der  Pfalz  . . . ,  spricht  man  alh-  dise  \v<»i  ter  mit  d.    Ist  die  aus- 
spräche richtig,  ...  so  mus  die  Schreibart  geändert  werden,  so 
änderst  die  etymologie  nichts  darwider  einzuwenden  hat'  Diese 
bemerkungen  zeigen  uns,  dass  selbst  die  gebildeten  des  dama- 
ligen Schwabens  auch  in  der  gesprochenen  Schriftsprache  keinen 
unterschied  von  b  und  ji,  d  und  t  kennen.  Die  untmcheidnng 
in  der  sehrift  ist  für  sie  ohne  'innerlichen  Charakter*. 

Daher  sind  die  massenhaften  reime  von  d  und  t,  z.  b. 
badm :  braten  S.  1, 270,  Pfaden :  Thaten  1, 47  etc.  (vgl.  S.  1, 385) 


>)  Von  SduUm  haad  Sadet  neb  noch  daurm  Br.6»81Cs  <3faMrai  Br. 
5, 351,  dauren  Br.  6, 253.  Ana  den  dnieken  nUm  ieh  noeh  an  M<mrm  9, 
U|16y  tottTMMlS.  14,106. 


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818 


PFLBIDEBEB 


für  das  schwäb.  ohr  durchaus  rein,  und  das  waren  sie  vor 
120  jähren  offenbar,  selbst  wenn  der  leser  sich  bemflhte,  'hoch* 
deutsch*,  d.  h.  dem  schriftbfld  gem&ss  zn  lesen. 

AnB  Schnbart  fllbre  ich  nnr  eine  aiiswihl  ron  beupielea  mi  Xofty* 
rmfftm :  findenST.e,^  WeHeiKkide  ST.  14,8,  «riUai :  Fm<len ST.  115^  10^ 
Boden  :  Todlen  SG.  135.  22,  Propheten :  Beden  SG.  2, 114,  Wunder :  lientnUr 
SG.190,  weidet :  SG.2,22,  breitet :  gekleidet  SG.2,58;  aus  dem  Schw. 
m.:  Wunder  :  Itertmter  1775, 473,  unten  :  H'^w/j^/eri  1775, 713,  körten  :  Heerden 
1776,332.  Für  h — p  ist  znfiiliig  aus  Schiller  kein  reim  belebt  ;  aus  Schn- 
bart z.  b.:  Pompe  :  Katakombe  l)ie.se  art  des  'uiirtinen'  reims 
ist  (oebeu  solcheu  tou  t :  ü,  ei :  eu)  diejenige,  die  iu  deu  späteren  dichtangen 
SdiiUen  am  hSnfigsten  TorkonuDt. 

Aus  dem  diaraktei-  dieser  explosivlaute  im  schwäb.  er- 
klären sich  auch  folgende  unterschiedliche  Schreibungen: 

llaxthi  1,87,1.  83,22,  Haupt  1,103,3  u.  sonst,  2iM<i«/ 2,85,8  in  der 
aufläge  von  1781  g-og'enüber  Pudel  der  ftbrif!;'en  aiiflag-en,  v«rl  7^"/<^' SO.  34 ; 
Pursche  2,32,  10  «■ej,'en  JJurscfte  2,78,15,  vi^l  Pnrsche  Si.  U  ti  KrgözHchk. 
1774,  l,38i^,  i'Nr.sr// Schw.  m.  177.1,  5(j0,  fs^C'^ca  Lurschr,  die  staudiire  Schrei- 
bung von  Fulda  und  Mast  (vgl.  ausserdem  Ii  aUder  s.  23G),  prüUen  2,  Zjö,  7 
ftrOOe»  1, 131, 87  Q.  a.;  Ttmmheit  1, 146, 25,  Dummkopf  2, 175  (JMjfiwftc^ 
EigOilidik.  1774,  1,834),  Lunden  2,02,1.  842,19.  257,28  A,  Lunten 
28  H;  6Mn<i2,171,6.  311,21  M,  »iml  1,217, 23.  2,811,21  A;  Bonim 2,91,12. 
81,17.  86,13,  gegen  Borten  in  spätem  anflagen;  gescheid  2,281,9  iL  a.^ 
gescheuter  >)  2, 177, 27  u.  a. ;  sichende  2, 320, 18  M,  siebenter  2,  328, 1 ;  gennilteri 
2,  308,  10  M,  mildern  1.  211,  41 ;  Tinte  2,  28,  7,  Vinte  t,  208,  67  245.  5, 
2,224,15  aum.  384,10;  i///</eciw/f/(/ 2,374,8,  GcdWi  2,301,1,  umchuidtg  2,21^,3. 
—  lieber  das  verhalten  der  Wörterbücher  bis  ins  18.  jb.  hinein  vgl.  Bahdex 
cap.  11  und  12/^) 

Tcuisch  ist  die  durchgehende  Schreibung  der  schwäb. 
g^ammatiker  im  Spr.,  GR.  und  Schw.  m.;  sie  verlangen  dies« 
Schreibung  ausdrücklich  Schw.  m.  1775,  780.  Ergözlichk.  1774, 
1,348.  GR.  56;  verdeutschen  lässt  Fulda  gelten,  aber  nur  weil 
es  bedeute  deutlich  machen  dagegen  Heutsch  von  Tuisco,  und 
TeuUmes!  Sicherlich  hat  der  junge  Schiller  nur  teutsck  und 
Teuischkmd  geschrieben. 


t)  Bei  letaterem  kommt  alleidhign  noch  in  betracht,  daat  man  daa 
wort  all  part.  piaat  getekeut  an  sdieum  anfiasste;  Tgl.  8.28& 

*)  Von  aplteien  achreibnngMi  erahne  ich:  ^iberhatUit  Br.  1,88L  101. 

117,  6cÄaM*f«iBr.  1,129,  äau^>teacÄ€Br.  1,147,  PurscA  S.  11,314,  purschiköt 
S.  12, 33,  Jägerpursch  S.  4,  05, 31  (vgl.  auch  unbäfslich  4, 150),  T)inte  Br.  1,97. 
S  12, 158,  damend  Br.  1, 410.  Im  ttbngen  ▼erweiae  ich  auf  (Kidekai  gioanr 
in  S.  5. 


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DeutBchland  kommt  vor  2,  248. 17  A  und  M.  Br.  05,  28,  deutsrh  2,280.5. 
231,12.  155,12;  die  stelle  Br.  ^l".  28  ist  einem  briet"  entnommen,  bei  dem 
nicht  die  Schillereche  handschntt  dem  druck  als  vorlagpe  diente,  will  also 
nicht  viel  sagen.  Alle  übrig'eu  stellen  in  haiidschriften  und  drucken 
haben  t:  teutsch  Br.57,10.  50,16.  S.  1,248,10.  208,55.  353,56.  2,344,12. 
872,7.  390,21.  Hang,  Z. 465 etc.,  TevüMmdBr.^lS.  S.  1,202, 22.  106,11. 
51,81  8,8,20,  889,20.  288,1811.  224, 12  M.  etc>) 

Nach  dem  oben  über  t  —  d  gesagten  reimt  auch  z  und  ds 

ebenso  gut  wie  ^  und  /6';  so  betrachten  auch  die  grainmatiker 

den  .Sachverhalt;  Schw.  ni.  1777, 1.59:     ist  ts  oder  ds';  bpr.2,8ü: 

*if  gilt  izo  für  die  zwen  buchstaben  ds  und  ts' 

Keime:  Ütolz  :  Golds  1, 185,  Tanz  :  Lands  1,  208  {herz :  wärts  1, 46. 
128.  231).   Ueber  die  Schreibung  s  fdr  tu  s.  ».291. 

g  und  k  kommen  für  uns  hier  nur  an-  and  auslautend  in 
betracht  Inlautend  fallen  sie  lautlich  zusammen,  da  im  inlaut 
k  als  lenis  erscheint  und  also  mit  (dem  stimmlosen,  vgl.  s.  817) 
g  gleichwertig^  ist  (vgl  Fischer,  Geogr.  §  58);  tritt  dag^n  g 
in  den  auslaute  so  erhält  es  aspiration  und  f&llt  lautlich  mit  h 
msammen  (rgL  Kauifmann  §  156,3;  ausnähme:  -ig,  s.  sofort 
nachher). 

So  erklärt  sich  die  scbieilnuig  weggaugelst  2, 277, 20  M  neben  goMkdst 
1,278,5  lt.».  ana  dem  lantweit  dei  mlavtenden  k.  Folgende  reime  ehid 
dkber  ran  Ar  den  Schwaben:  Werke :  Zwerge  1,221,  Jhrgen :  Werken  1, 179^ 
lügt :  rückt  1, 181  (abgesehen  tou  der  qnantitftt  des  Tocals);  weg :  kek  1, 352, 
ioegiSpik  1,212,  %e:iidb  1,178;  Ygl  ZweAiweg  8Gt.S»t  deckt-,  frägt 
Schw.  m.  1775, 708  XL  a. 

g  wird  auslautend  zu  palataler  Spirans  in  der  sUbe  -ig,  ein 
Wandel,  der  nicht  genuinschwftb.  ist,  sondern  aus  dem  fränk. 
herflbergekommen  zu  sein  scheint^^)  trotzdem  aber  in  einem 

*)  Ich  weiss  nicht,  wie  Minor  (Zeitschrift  für  die  Österreich,  gymnasien 
1888,  8. 1065)  dazu  kommt,  zu  sagen:  'Schiller  blieb  trotz  aller  Propaganda 
(ITang^  Sehw.  m.  1774  und  1776)  meistens  bei  dfidach.''  Vielmehr  schreibt 
er  nachweislich  stet«  /etti^cA  bis  17S4:  fti((»t/t  Br.  L  TR  1R.  108,  IH.  13H.  162 
nuten.  204.  Deutaeh  ist  widerom  nur  in  briefen  aus  dieser  zeit  zu  tinden, 
die  nicht  im  original  dem  druck  bei  Jonas  alä  vorläge  dienten:  deutsch 
Br.  1,170.  187.  65.  206  (sämmtUch  nicht  handschriftlich!).  Das  erste 
de^Uth  hl  einem  Originalbrief  flnde  ich  Br.  1, 223, 8,  hrief  Tom  7.  dec  1784, 
dann  DeuCsdUatMl  handschriftlich  Br.  1,904.  860;  darunter  hinein  auch  wider 
iemUch  Br.  1, 319, 4.  405;  spSter  dann  nur  noch  deutidb,  i.  b.  Br.  2, 80.  4, 428. 

[*)  Fftr  echt  sehwftb.  abkunft  des  wandele  spricht  aber  der  analoge 
Übergang  von  unbetontem  -tft  In  4ih  in  wiSrtem  wie  ekromk,  rnueä; 
etc.  £.aj 


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320  mtmmm 

grossen  teil  des  scliwäh.  statt  hat.  Da  -ifj  besonders  gern 
adj.-enduiig  ist,  denkt  man  auch  an  ein^virkung  der  adj.  auf 
'licJi  (vgl.  Fischer,  Geogr.  §  54.  Fischer,  Germ.  36, 428.  Fischer, 
WOrtt  Tierte]jahi«hefte  1884,  s.  133). 

Semer  ausspräche  gemlfaw  schreibt  daher  Schiller  -icJt  statt  -ig  in 
gesprächich  1,  Iii,  10  (mhd.  gt^tngdtec),  mannkhfalHg  Br.  11, 19,  Mammek- 

/af//V/Äy/f  Hang,  Z.  458  Ti«^l)»'n  viannirf-  1,172,2  (niliJ.  wmnff),  auf  der  andern 
»eite  abnr  auch  4ig  statt  urspr.  //c/f  in  nllmahliy  1,225,41.  ät.-anxe]£;er 229 
(mhd.  almechlich):  v«;].  8c.hubart:  sehabic/t  SG.  2,310. 

Nast,  Spr.  2,  62  nennt  -ich  fehlerhaft:  'Arn  ende  einiger 
Wörter  sprechen  ...  die  Schwaben,  wenn  sie  nachl&sig  reden, 
ein  ich  aus:  traurich  . . .  statt  iraurig. . .  Allein  dise  ausspräche 
ist  tadelhaft.'  Fulda,  GR.  83  scheidet  genau  zwischen  -Ug  und 
-Itcft:  'Gehört  das  I  zur  wnrzel,  so  schreibt  man  das  beiwort 
mit  -ig, . .  Also  SUg,  umsäUg, . .  Gehört  das  l  nicht  zur  wnrzel, 
so  ists  die  eigene  partikel  -Kcft»  firoUeh,  . . .  aUmäkUdi.*^)  — 
Ans  dieser  ausspräche  Ton  -i^  als  -kh  erklärt  sicIl  aach  die 
Schreibung  -igt  neben  in  den  betreffenden  adj.  und  sahst 
(vgl.  darüber  unten  'Wortbildung  A'). 

Vielleicht  gehört  hieher  auch  die  Schreibung  Siegbett  2, 307.  27  A 
(M  SiedibeU).^)  Dagegen  ist  mögte,  die  charakteristische  Schreibung  dtis 
eopistea  toq  H  (vgl.  2, 215, 4,  anm.  tdu  QMeke),  wol  nk  etjinologiflelie  ui* 
snsehen  (dieselbe  schreibuig  Sndet  sieh  q^ter  tob  SebiUers  band:  imögU 
Br.6,844.  7,164;  dasa  mogte  8.9,142). 

Es  lelint  -ig  auf  -tcft  nur  in  iMCkwig :  dkh  1, 187. 

Anlautend  g  —  gegenüber  nhd.  j  —  hat  dasschwäb.  in 

yäh  erhalten  aus  mhd.  ga^hc.  Die  nhd.  form  jähe  ist  durch 
dialektische  einflüsse  zu  erklären  (vgl  Wilmauns,  Gr.  2,  §  318, 7). 

Bei  Schiller  findet  sich  einmal  Jach  1,342,33,  das  er  wol  aus  der 
spräche  der  Bibel  herüber^euonimen  hat  (8pr.  Sal.  21, 5.  Sirach  28.  13k  »owX 
gähe  1,  170, 24.  260,  34.  283, 122.  2,  346,  7.  346,  21,  gählings  1,  33ä,  G4y. 
2,136.  389,20  (ebenso  gähe  ST.76,2).>) 


>)  -idk  fOr  -t^  auch  später  noch  oft:  yesprdcMtib  8. 4, 316, 8,  mamHiek 
faUig  8. 8, 019, 23  v.  a.,  MtmiUdtfamgkeä  Br.  1, 107  n.  a.,  voUtäKUek  8.9, 98, 1% 
uniaddith  8. 8, 296,  IS,  adelich  (historisch  richtig,  da  mhd.  adeüicfi)  S.  3, 987. 
4, 101.  Br.  1, 383  (ebenso  Si.  21 H.  22f>),  umgekehrt  ailmähiig  8.6,42^1.  7»26a 
9,87.  112.  12,549.  13,174.  14,  7ü  etc. 

')  Ist  wol  eher  einfach  als  zufälliger  Schreibfehler  zu  beurteilen. 

»)  Später  noch  gähe  ^. -3,  m,H.  5',  31.  5M  58.  0,367,643.  11,85,51 
(Spaziergang).  11, 222, 64  (Taucher),  ^a^i/i/u/^  S.  5',  14, 225.  11,84,32.  14,374 
(TeU),  gähstotjtig  S.  Ii,  372,  daaeben  jäh  S.  6, 82,  jählings  S.  6, 407  n.  a. 


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SPBACHB  DSS  JUMOBÜ  iCHILUUt. 


321 


Alllautend  g,  geg;enUber  älterem  j,  zeigt  das  nhd.  in  Gauner 
Das  wort  stammt  ans  dem  hebr.  na;  und  begegmet  in  der  jetzigen 
form  und  bedentnog  zaent  bei  Lessiiig  1753  und  dann  in  den 
Rftnbem;  das  anlantende  g  bat  noch  kerne  erklftrnng  gefnndenJ) 

Schiller  hat  entsprechend  der  schwäb.  mnndart  meist  Jauner  1,200,86. 
2,44,  15  M,  -Ttnoierhorden  2,  B58,26;  dazu  Jauner  2,  ^,12  in  den  ausjeraben 
von  1782—99:  ebenso  SO.  181;  daneben  in  den  BKabern  Oamer  2t^ia. 

231,  17  A  \w\  M  'i33,  17  A.  40.  101.') 

Da  es  im  obd.,  wie  erwähnt  (vgl.  ausserdem  Paul,  Mhd. 
gr»  §  95),  überhaupt  keine  stimmhaften  consonanten  gibt,  so  iat 
aach  an  einem  reim  wie  Sklavm :  scidufen  1, 341  nichts  aus- 
zusetzen, ebensowenig  am  reim  s :  ss  (falls  es  mit  dar  Tocal- 
qnantität  seine  riehtigkeit  hat): 

Böse  :  S«koof99  1, 190.  228^  Boae  :  achlofse  1, 29»  Guämd :  Geißel 
1, 287,  Eisen  :  entreifsen  1, 127,  (Rosen  :  gegofsen  1, 28). 

Audi  FeJsen  \  u  ähen  1,217  ist  zu  entschuMiVpn ,  fla  sich  zwiMhea 
deotalfn  coüsoiiaut€u  {l  —  s)  gern  ein  überifangrslaut  d  entwickelt. 

Dass  ks,  ehs  mit  r  prleidihedeiitpnd  ist,  erhellt  ans  s.  319; 
es  reiuit  daher  schwäbisch  rein:  Wüchse  :  Siyxe  1, 208,  Büdm  : 
Crucifixe  1, 192. 

Vom  mhd.  zum  nhd.  hat  sich  8  vor  l,  m,  n,wzasch  ent- 
wickelt Ein  anlautendes  nd.  sw-  wird  daher  im  mund  eines 
Schwallen  leicht  za  sdiw-;  so  macht  z.h.  Schiller  aus  einem 
Swamfnerdam  einen  Sehwammerdam  1, 157,  Id  (vgl.  Weltlich 
1,557).  Die  alem.  mnndarten  haben  diese  entwicMung  des 
Alants  weitergefflhrt  nnd  st,  sp  im  anlant  ansnahmslos  zn  St, 
§p  verschoben;  auch  im  in-  und  auslau*  beherscht  diese  Ver- 
schiebung dais  ganze  gebiet  der  schwäb.  mundart  (vgl.  ir  ischer, 
Geogr.  s.  61).    Daher  reimt:  ist :  entwischt  1.  179  schwäbisch 
rein.    Vgl.  dazu  Fulda  in  Hangs  Ergozlichk.  1774.  2,  69  ff.: 
*Entweder  nius  der  Kochleulsche  ul)erhau]>t  wieder  aufhören: 
schleim  ...  zu  sch]  t'iben  und  zu  reden,  oder  er  mus  den  Schwa- 
ben entschuldigen,  wenn  er  fast  allein  noch  fortfährt:  schpecht, 
selUolM,  und  folglich  auch  am  ende  ktMsehp,  und  für  jedes  st, 
wenn  es  änderst  nicht  aus  -sei  zusammen  gezogen  ist ... ,  ein 
seht  {du  bisM,  er  ücht)  zu  sprechen.  Denn  der  grond  von 
beiden  ist  yOÜig  einerley.  Und  es  bleibt  gewaltsamkeit  und 
partheyisches  unrecht^  dem  p  und  i  zu  versagen,  und  vormals 

>)  Vgl.  Kluge,  Et  wb.  WUmanns,  Gr.  2%  §  226. 
»)  Jauner  noch  S.  3, 194, 16.  211, 15. 
B«iirig«  mr  g«cbkhtt  d«r  dMtacbca  ipn^  XXVUI.  21 


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322 


vmugt  n  kiba.  was  dai  mUn  «Oen  baUg  iiad  recht  gt- 

Ahm  A  ist  ia  ndml  ni  grtslM  teil  dm  M&wftb.  gebieU 
techns  iwitlitiMitoi  (t|^  ir— itmmi  §  158, 3.  Fischa*. 
G«ogT.  s,  62  ). 

Hierber  »iic  »i^iiicitia;^  y/i*ci»i  l.2il>4. 12.  231.  302  u.a.  ^egt;iiiiber 
dem  jetzt  akUchen  ;;/mA<m  gexo^n  werden,  iosofem  das  nhd.  secondfire  k 
tjfMmt  tm  mM.  gh*fjfn)  im  «kvik  hier  dttwlbe  tdii^nl  «tteidflt  wie 
alte  A:  hna  mmt  tprmkm :  Imc«»  1,96^  Fee  ilMe  1, 189,  V9- 
M  MIkk  minllif  IflM  kt  AekaUchtvaitSekalMtt:  ITcAr 
:  rrmr  SO.  2.5a 

AnsIaetendeB  OUt  in  schwih.  neist  wegen  der  daneben 
stehenden  foimen  mit  uünntendem  k  Bleibt  ee  erhniten  ^ 
90  in  Süden  nnd  esten  der  mindert  — ,  so  wird  es  za  (vgl 

Fischer.  Geogr.  s.  62). 

^<iiiUcr  iiiAt  neben  /ttWi  2,49.5.  \,^2  anch  1,3.")1.2S.  tnuh  -n 

uuhe  tn  2,  41,  9:  letiterea  findet  sich  aui  b  U  i  Halltr.  vgl.  Käülin  s.  14  '» 

Für  da^i  au.^lauiende  tc  gibt  es  im  ^-  hwab.  kern  lauiL^.  -riz 
(Vgl.  Fi^bex',  Geogr.  s.  40);  soweit  tts^  erhalten  ist,  ersclieiut 
es  ab  b. 

Hierher  gehört  nur  !(i{l>  \.'2s.'Xl  da.-?  auch  vou  (ioethe  rttt»^r8  vr-r- 
wi  nilft  wird:  Schiller  kium  es  übrigt  iis  hik  h  au^  Haller  überuoinmou  haht-ii, 
tla  lias  vvart  nur  im  gedieht  Der  abend  vuiluriimt  und  falb  ein  Heblings> 
wort  Hftller»  war  (Tgl.  Jonas,  Erlänter.  9.  5). 

.\  11  ^lautend es  m  des  mhd.  ist  nhd.  -w  ia  ßoäm\  die  alle 
form  findet  sieb  nocb  in  Bodem  2, 258, 8  M. 

Aushmti'inl  -M  irf'srenflher  nli<l.  üblichem  -m  zeipt  Johcsuti  1.  303,8^ 
einf  form,  die  auch  sonst  in  dichterischpr  «prache  i:»^rn  verwendet  wird.  — 
und  7  /<uri/ 2. 254. 19  anm..  Ptdverthurn  2,93,22  (-thurm  hier  erst  vou  1H!2 
;in).  .v/«juu-/«((/v/  2.  4<>.  17  iii  den  ausgaben  C  1782  und  Ch  1782,  F^dnerihurn 
'1,  IUI,  17  aUÄgabe  F.  Uie  übrigen  stellen  haben  -wi:  Thurm  2,88,  lö.  9Ö,  Ü. 
259,  UO  A  und  M.  354, 19  H,  PKlvertAifnN  2, 259, 3  A  und  M,  Sdiiidd!lki»rm% 
231, 21  A  und  M.  Die  form  auf  -n  ist  die  oberdentecb  mnndurtliehe»  die  auf 
•m  heneht  in  Thdriaisen  und  Obemebeen  (Tgl.  Xhige,  ISt  wb.).  Luther  bat 
Inn»  imd  iHm;  liei  Goethe  wird  •»  au  Gte  BerLY:  Qßfi^im  mn  IW« 
angeführt. 

Entgepren  dem  nhd.  üblichen  laut«tand  hat  Schiller  /^at^c  2,  (»1. 17. 
242,  1  (neben  Entie  2. 157.  13)  und  l'ilavm  <  -  Flanin  «  'J  238.  2.  49.5.  i^«/-'' 
ist  die  obd.  form')  mit  regelrechter  lautverschiebuug,  während  die  schrift- 

rauch  tindet  sich  bei  Schüler  nur  noch  S.  15>,8a7, 10  (im  Demetrins) 
in  ebier  lentens,  wo  da»  wort  an  me^  anklingen  mus. 

*)  Neben  der  auch  im  oberdentechen  mmidartlichen  form  Ban. 


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SFB  ACHS  DB9  JUNGEN  SCHILXiSS. 


323 


•pnchliche  form  ans  dem  nd.  ntamint;  Pflaum,  ahd.  pfluma,  mhd.  pKlAme 
zeigt  ebenfalls  die  in  der  schwäb.  mnndart  im  anlant  durcbgehende  Ter- 
Schiebung  von  germ.  p:pf  (vgrl.  Fischer.  Gerra.  3t),  430).  Batze  kann  ich 
aus  Spr.  1. 59  ('Ratt  Baz,  sächsisch  die  HaUe')^  FfUmm  aus  Fulda,  aB.00 
und  Spr.  1,23  belegen.») 

Nach  ^'lauten  entstellt  oft  ein  sog.  parasiUsches  t,  das  be- 
sonders in  den  mundarten  wuchert 

Aiuser  den  yon  der  scfariftopraehe  angenommenen  sonst 
etc.  fahre  ich  ans  Sebiller  an: 

atidersi  Adv.  2, 123,  10.  278, 27  A  (M  anders),  anderstwo  2, 256, 18  M 
(A  «mdenwo),  mdUs  änderst  2»  287, 18  M;  die  foim  liasee  südi  sw  der  gleich* 
aeitigea  aehwftb.  liteistar  loaUilige  mal  belegen;  ich  ftthie  unr  an  SG.  2, 
T0IT.6.  Sehw.  m.  1775^  4.  444.  561.  Fnlda,  OB.  92.  Fnlda  aagt  OB,  87  f.: 
'Deiaiii  {ae.  ana  adv.  anf  -en«)  ist,  um  einen  unterschid  Tom  beiwort  zu 
machen,  eine  eigene  nebenwortliche  endung  in  -st  entstanden,  einst,  änderst, 
mitteht.  Ob  man  wol  so  recht  thut,  dafs  man  sie  wieder  abgehen  Ihssoii 
wiliy  Und  derseüje  in  Huugs  Ergüxlichk.  1774.  2.  74  bemerkt,  es  stehe 
noch  *2n  fürchten  oder  zu  hoffen,  ob'  das  Schwab,  adv.  (ouJerst  erhalten 
bleiben  oder  von  dem  gebrauch  vertilgt  werden  werde.  —  Ferner  hat 
SdiÜler  JS^«l»£n2,46,ö  Aneben.&v2|285,5  Anndlf.  —  Ämkrst  und 
Era  finden  sich  anch  bei  Haller,  Tgl.  Kftdin,  Halier  i.58. 

Der  in  d^  sehriftsprache  llblicfae  flbergangslant  fthlt  in  emamala  2»  172, 1. 
812,8;  dagegen  findet  er  rieh  entgegen  dem  achriftgehrancfa  in  G^eimde 
Bath  (das  d  zu  erklären  aus  der  atisammengeEogenen  form  Odteimra^) 
Br.  1, 89, 9.  auch  bei  Malier  belegt,  8.  Klalin,  Haller  s.  58;  writer  in  ver- 
worrendste  2,  337,21.«) 

Ueber  das  Verhältnis  von  ahnden  zu  o^eii  scheint  man 
noch  nicht  ganz  klar  zu  sein.  Die  form  ahnen  erscheint  erst 
sp&t  mhd.;  Eloge,  Et  wb.  erklärt  es  als  ableitung  von  der  prft* 
Position  an;  die  ableitmig  von  ahnden  (so  in  den  wörterbftchem 
von  Paol  und  Heyne)  als  nenbildung  zu  der  3.  sg.  mir  ant  ist 
aber  fast  einlenchtender.  Die  classiker  des  18.  jL's  haben  in 
ihren  älteren  scliiiiteii  immer  ahnden. 

So  auch  Schiller:  ahnden  1,179,34  2.  17  II.  221,5.  394.11  u.s.w.; 
ebenso  stets  in  den  briefen:  -<1Aw</mw^  1,  lo7,2.  2,14,18  etc.;  Ahnung 
1, 294, 34  ist  wol  anf  rechnuug  dei  letaeit  so  ichidben;  es  ist  die  emsige 
■teile  beim  jungen  Sebiller,  die  den  ani&ll  doa  d  aofweiat  Auch  Schabart 


*)  BaiK  findet  alch  nie  mehr  uk  Schiller;  dagegen  Pfkmn  in  pflaumen- 
wek^  8.  18,56  (Haebeth). 

»)  Änderst  begegnet  nie  mehr  bei  Schiller;  dagegen  Erzt  S.  6, 190. 
200.215.  7,241,32.  11,296,125,  err<fc««cÄ/aiffn  8.6,870,668  M;  einemaU  igl 
Gfidekea  fflocaar  S.5;  CMteimderäthe  S.  7,98,11. 

21^ 


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324 


PFLSIDUBE 


imd  Miller-i>iegwait  haben  steta  ahnden. ')  Ahtiden  —  strafen  in  2»  271.  lU 

112,  la*) 

r. 

Während  Schiller  nur  fördern  (2,44,5)  imd  befördern  (1,157, 3U) 
ächreiht,  hat  er  iii  seiner  jugeudperiode  fa«t  ansschliesslich  die  form  fodem 
Br.  43, 14.  58t  91.  a  1, 76, 14.  147, 1.  2, 185,3.  380,2  a.a. ;  duieben  guu  T«^ 
eiaielt  fordern  Hangs  Z.  457.  &  1,216,6,  erfordern  Br.  87,21,  Fordtnm§ 
2, 4, 6.  Schiller  hat  leitlebens  die  form  ohne  r  TOigengen.  IQUer-Siegwut 
hat  nur  fodem,  Schnbart,  SG.  und  SO.  Torwiegend  fodem.  Die  form  foderm 
dir  ans  fordern  dnrch  dissimilation  entstanden  ist  (vgl.  Behaghel,  Gena. 
23.32),  gehört  der  literatiirsprache  de^  15i  jh.*«  an  (  Kauffraann,  Dentscb^ 
gr.  §45,2),  kommt  aber  an>  b  schuu  früher  vor.  so  bei  Luther.  Ueber  die 
verwendnngr  Heider  formon  hei  .leu  Sohlesitru.  Haller,  Kloi)>tock,  Lessing, 
Herdtr.  Kant  u.a.  virl.  die  zusamnienstelliing:  bei  Käslin.  Haller  21.') 

In  der  ('(nnpositioii  von  imd  da  bleibt  (ia>  M»n>t  nach 
dem  langen  vocal  der  einsübiireu  wdrter  fallende  >  erhalten, 
wenn  ein  vocal  folj^t.  Das  lautlich  correcte  hie  galt  bis  an- 
fang  des  IS.jh.s  allgemein,  wurde  dann  aber  von  seinen  Ver- 
bindungen AieniMi  etc.  ans  durch  hier  ersetzt. 

Schiller  bedient  iiieh  im  reim  der  formen  je  nach  bedMue:  hier 

l.er.YlH  hie  L27o,3a  In  prosa  L^t  her  das  übliche:  2.217.2-  222,16. 
1.174,11;  ebenso  ^onst  ausserhalb  de#  reims  1.  oll.  12.  15;  dane>>en  an^h 
Äiirl,  174, 5.  DA^ejren  stets  h>>  tofd  da  2.  37n.  2.').  SSI.  15.  2ö.  385.29. 
Hanir.  Z.  ¥tO.  Br.  4t)  u.  a.  Die  comiK.>^itioueu  »iud  regelrecht  fnt  f>fi  1. 131,1. 
2.376,      382,25.  1,  145. 2»v  28a  5*>.  fudur  2,249,20,  husu  2.  35,\  13  etc. 

Aus  den  Verbindungen  Ucu^utH,  wQrtmf  et4X  ist  dann  das  r 

0  Das  ante  haodscdiriftUche  Akmmg  linde  ich  Br.  3»  117;  daMhM 
abervider^rftiN^  Br.äl38  vnd  spiter;  dar  haadKhriMkha  nacUaai  in 
S.  15*  hat  noch  meirt  Ohmden  «nd  Ahnd¥m§,  In  den  dncfc»  lade  ich 
■am  anten  mal  ahnen  S,  9.  38&  13:  in  S.  0  s<>n3t  stets  akmdem',  8. 10  hat 

wider  nur  ahnden  y^.  10,  70.  223.  533.  Ahndun§  S.  10, 27).  dagegen  S.  11 
hat  ahnden  nur  in  ^11.176.  ^  n-t  stets  oKmenx  in  S.12  begegnet  heia 
ahnden  mehr  {nhnen  S.  12.  l.Vl.  l>4.  11^7). 

')  Düntxer.  .S'hii]«*r  lvri«scber  dichter  1.2.  4o  bciüerkl:  .Üindett  und 
ahnen  braucht  ^«.Uilier  lu  <lrr  bed- utnng  von  dmnJtel  toreotpfimien,  nm 
letartereB  ab  ttntfen.'  Die  bemarinmg  ist  anikhtig. 

*)  Ans  der  nachechwib.  leit  habe  ich  in  Br.  I.haai  nir  16  fodem 
gegen  12  f*>rdem  notiert.  Das  kann  anfiül  aein;  jedenUi  M  die  di«^ 
>l^^^ter  stets  mehr  lur  die  formen  ohne  r:  a.  h.  S.  7.  s.  1—900  finde  ich  20 
/'"iVr«  eejren  11  foni^m:  S.  12  Maiia  Stnart  bat  17  fodem  imd  3  fordern: 
Wallenstein  U>  '«-iVr«.  2  fi-niem.  In  '*»nem  teil  de«  handscIiritilKhen  nach- 
lasses  in  15^  dc-u  ich  genauer  ant  unsere  formen  hin  durvh^re^ehen  LaI-c 
stehen  Luuuer  n^<h  18  /W<m»  g«g«»  4  fvrdem  :  ebenso  2. 15*  in  ifenieuinä 
iS  /V-itTH,  2  fordern. 


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SPRACHE  DES  JVHQSII  SCHILLER. 


325 


auch  in  solche  mit  conaonantisch  anlautenden  ady.  ttbertrag^n 
mrordeo,  so  dass,  besonders  im  älteren  nhd.  bis  ins  18.  jL,  viel* 
fadi  formen  wie  wardurd^  entstehen.  Die  formen  sind  beson- 
ders bei  Schwaben  leicht  begreiflich,  da  im  schwäb.  formen  mit 
r  sehr  flblieh  sind:  drdür,  drn^ha,  vgl.  Kanffmann  §  120, 2e. 
Fulda  äussert  sich  fol^endermassen  zu  diesen  formen  GR.  89: 
*Da,  IVO  und  hw  iiemmeii,  wolklaiigs  halber  ein  /•  zwischen  sich, 
wenn  zwen  vokale  zusamenkämen.  Aber  sonst  nicht.  Ausser 
wo  man  aleichsani  deutet,  und  man  dieses  r  für  ein  ver- 
schluktes,  her,  ansehen  kau,  wo  und  wohin  zu  bezeichnen,  dar- 
durch  (duherdurch),  ivorfiir  {tcolierfiir),  hicruchcn  (hiehernehcn)  — .* 

Dieser  erklärungsversuc  h  ist  uatiii  lich  nur  ein  uotbehelf  gegen- 
über dmi  vielfach  auftretenden  formen  mit  r. 

Bei  Schüler  sind  die  mit  r  sehr  hänfi^:  darzit  2, 243, 22.  363,2.  259,23. 
129,11.  95,16.  99,7.  63,16.  1,51,33.  148,36,  dardurch  Br.  1  AI-  15.  S.  2,27,9. 
1, 153,  S.*^  (im  oritriiial  1>ei  Garve  dadurch),*)  darzwiarhev  2,  332,  1.  i1anr!rd>-r 
Br.  1.2(t.  5.  ironiiinh  1,157,1.  154,22  (im  original  bei  (iarve  ebenfalls  tr<^^ 
durch)J)  irornftr/i  \  .3öl,2i],  daneben  bfi  allen  diesen  Wörtern  formen  ohne  r: 
dazu  2,27,20.  263,14,  dadurcii  2,310,  11,  danadi  1,115,29.  Br.  1,27,  wozu 
2, 226, 3.  Der  copist  von  M  hat  auffallendcrweise  eine  teudenz  zu  furmcu 
ohne  r,  wAhiend  A  dann  meiit  die  nit  r  eingesetst  hat:  (l(iM2y315,20M, 
wot»  2, 236, SM.  —  Auch  das  yeialtete  isolierte  dar  ▼enrendet  SchiUer 
noch  ia  aufwuek  dar  2, 34>  U.  —  Die  Schwab.  sdiriftiteUer  der  adt  ichreibeii 
gerne  darm  hw.  m.  1175.  7.  902.  d4wtwüchcn  Schw.  m.  1775,  446,  dardurth 
8chw.  m.  1776,  96,  darhinter  Si.  175,  wordurch  Schw.  m.  1775,  148,  worzu 
Schw.  m.  1775, 446  n.  a.  Auch  für  dar  finde  ich  belege:  A*er  und  dar  ST. 
10,14,  von  dar  Si.2, 137.«) 

Wie  in  wo,  da  das  alte  r  ge^schwunden  ist,  so  entstand 
ans  ahd.  er  mhd.  e.»  Für  e  ist  md.  elie  eingetreten;  die  obd. 
form  lautet  ek.  Ans  Mitteldentschland  kommt  dann  auch  die 
vom  adjectivischen  comparativ  ahd.  iriro,  mhd.  irer,  erre 
herttbergenommene  form  des  adv.  eher  in  die  Schriftsprache, 
die  jetzt  das  alte  ehe  in  gewissen  fnnctionen  ganz  yerdrängt 
hat  Eh  als  adv.  =  früher,  vorher,  ^eher^  findet  sich  im  18.  jh. 
noch  häufig,  selbst  bei  Klopstock,  haiii)tsächlich  aber  bei  den 
Oberdeutschen.  So  bei  Haller,  vgl.  Käslin,  Kaller  s.  67.  Der 

Garre,  Anmeikiiiigra  sa  Feigvions  Horalphiloeophie,  Leipsig  1772, 

•.SlOiT. 

*)  Ebenda  1.821. 

3)  Die  formen  wor-,  dar-  etc.  werden  epftter  selten;  einielne  be* 
lege  8.  in  GOdefces  glonar  S.  & 


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326 


PFLEIOEBSB 


junge  Schiller  verwendet  für  die  bedeutung  vou  (rUiher  elc 
nur  die  oberdeutsche  form: 

eh  soU  —  bis  2,  311,  25,  ehr  hntf  er  geftehrieben  2,  221,  1&  55,  U, 
ich  habe  wolä  elie  —  weggeschossen  2,99,21»  eh  nanntest  du  tmeh  $o 
1,317,109,  eh  —  als  1,152,20.0 

Anhang. 

Die  iehwibUchen  reime  Schillers  in  aacliBchwftbisclier  leit 

(Bdnie  wie  itü,  ei:  eu  ete.  huw  idi  auMcr  betmeht,  da  wldie  nch 
wol  bei  jedem  dentKben  diehter  finden  weiden.) 

e:ö  —  cif:  Omer  t  Better  S.  4,29,63,  ^egdmU :  bremU  S.  4^  29,57, 

Höfm  :  stehn  S,  6, 387,  Höhn  :  Seen  S.  6,  397,  Sarazenen  :  Söhnen  S.  6^  5, 
gehen '.Höhen  S.  11, 402,  See:  Höh  8.11,220^9,  Mrt:  g^ärt  a.tif2a^4&, 
gewehrt :  eerstört  8.  6, 349. 

dfi:ffi:  Futger:  SOtiger  8.  4,17,10^  hängiieuringt  &  4,181. 
än :  du:  mOerihämg :  Känig  S.  11,290,6  (Bing  des  Polykratoe). 
eu  :  im  enden :  echwiMdeH  S.  4»  13}  190,  Ferdimsf :  kernet  8. 4»  181,  S& 
en :  ün:  Memthen :  FttowcAen  S.  4»20^  1. 

Zq  »:d  iitsnbemei]un,dMt8ehmereelbetS.6,826|25MäJlii:M*«« 
einen  nnechten  reim  nennt.  —  Bei  den  naealTocelen  (än :  m»  äniön,  ei»:M, 
en :  ün)  habe  ich  mich  bemttht^  ydlständig  zn  sein;  es  gelang  mir  aber  nielii, 

mehr  belege  zu  finden.  Der  von  Gddeke  in  S.  1.3S4  unter  äniün  an- 
gefiihrtt  rpim  hfivfiiqen  :  sündigen  S.  4,  23,  8  ist  zu  streichen.  Die  beiden 
verse  luiis.Heu  nicht  reimeu,  deui  Zusammenhang^  nach. 

a  n  :  ahn:  Wahn :  OM  8.  4, 26, 76,  -bahn  ;  an  S.  4, 28, 27,  Unterlhem : 
voran  8  6,269. 161. 

d:  t:  voryelnd'  it  .  tntratfiai  S.  4,25,  atu^mt  :  Panthern  8.  (i,  5,  st/lftr  : 
Oelde  S.  6,  7,  5,  Moden  :  geboten  S.  G,  28,  Frtadui  :  neeiten  8.  6,  177,  em- 
gekleidet :  verbreitet  S.  6, 190,  Bod^i :  Todtcn  S.  11,  3D1, 22,  Zauberworten  : 
M<»rde»  8.  13, 98,  Pfaden :  entramen  8.  14, 55,  befeinden :  tdctten  8. 14, 22; 
ITeml :Jkeftrf  8.6,892,209,  lAed : /iMfti 8. 11, 894,  IÄeä,0kt8,%X  Wwrii 
Mord  8.  18»  6^  Boot  i  Tod  8.  14, 106. 

•h- 1  — :  enlMMye :  Reite  8.  11,56,52. 

Weitere  oonionintiaeh  unreine  reime  finde  ich  nicht  Auf  eine  in- 
nnunensteUnng  der  leime,  die  hiniichtlieh  der  qnantitftt  der  voeale  nniein 
sind,  bebe  ich  verzichtet  —  Olüge  »amminng  neigt,  wie  rasch  Schiller  von 
seinen  schwäbischen  -Untugenden'  gelassen  hat,  und  wie  bald  er  sieb  den 

nndwwo  geltenden  ansiihten  über  reinlieit  des  reims  anzupassen  wnsst?. 
wenn  ihm  anrh  nntfinter  noch  spät  ein  reim  wie  Kimig  i  uiUerthämig 
(8. 11, 230, 6)  6Dt«chlüpfte. 


0  Sp&ter  noch  e/i  sum  Tod!  S.  5',  57, 1223;  ähnlich  in  S.  3,  359,  19. 
12,506.  13,7a 


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8PEACHE  DMB  JÖHOBir  8CBILLBB. 


327 


III.  Zur  formenlehre. 
A.  Zur  flexioM  des  iubtiaiitivs.0 

Umlaut. 

lu  folge  der  Vermischung  der  declinationsklassen  finden  sich 
schon  in  mhd.  zeit  umlautformen  bei  pluralen,  die  ursprünglich 
kein  i,  also  kein  umlaut  bewirkendes  element  im  pluralsuffix 
hatten.  Die  neuen  fonnen  mit.nmlant  erkliürea  sich  ans  dem 
bedflrfnis  der  differenztemng  der  sg.-  nnd  pl.-formen.  Das  ist 
besonders  der  fall  bei  snbet,  die  in  folge  des  nhd.  anslant- 
gesetzes  das  kennzeichen  des  pl^  das  auslautende  -e  verloren 
haben,  wie  woffen.  —  Noch  jetzt  herscht  im  nhd.  sehwanken 
bezüglich  des  nmlants  in  wagen  —  wägen,  laden  —  läden,  graben 
—  graben  u.a.,  Wörtern,  bei  denen  der  umlaut  in  der  feder  eines 
Schwaben  der  eigentlich  volkstümlichen  form  angehört,  das 
fehlen  des  umlauts  mehr  die  gewählte ,  aichaische  form 
charakterisiert. 

Schiller  benntzt  in  unserer  periwle  nnr  tlen  pl.  Wagni  2, 1()4, 10.  da- 
gegen nur  Fäde»  2.  31,  die  Lebemfnden  2,  iÄ)3, 19,  Gräben  2,18,11; 
T.wm  üg.  Hauff  bez.  Ii(iu{en  findet  sich  pl.  die  Steitihaufen  Jhms:,  Z.  458;  der 
j>l.  Boijen  ihl  da«  übliche;  daneben  aber  auch  Bügen  nnd  zwar  in  fällen, 
in  denen  dn  nhlwort  Tortngeliti  was  doch  §on8t  meiet  beyorzagung  der  8g.- 
foim  (oder  ag.-Mhnlichca  form)  snr  folge  hat:  4  Bögen  Papier  Br.  47, 1, 
18  Bögen  Papier  2, 886^  27. 

Nwh  Fnldftf  GB.74  haben  Faden,  Graben,  Bogen,  Lad^n,  Wagen  um- 
lant;  anch  S€hw.m.l775»814  verlangt  Wägen.  Nait  atimint  damit  nicht  gans 
flbenin;  8pr.  1, 47  f.  führt  er  unter  denen  mit  nmlant  Faden,  Graben,  Laden, 

Bogen  arcns  an;  mit  und  ohne  umlaut:  Wagens  ohne  umlaut:  Bogen  Papirs, 
Häuften.  Auch  bei  Sc  hnb^rt  i^t  mir  aof gfdEallen,  daas  er  nnr  den  pl.  1f a^en 
hat,  £.b.  ST.  llü,6.  SG.  2U().*j 

BezÜgliili  des  umlauts  geht  die  mundart  noch  weiter:  die 
obd.  mundarten  haben  sänimtliche  ungedeckte  -e  verloren, 
daher  dehnt  sich  das  bedürfnis  nach  differenziemng  der  nnmeri 
noch  über  die  erw&bnten  fülle  aas;  vgl  Gayler  &  51:  'Der  um- 
laut ist  für  den  Schwaben  die  einzige  ploraibezeichnung,  welche 

')  Vgl.  Gnmdr.  1,7581t  CBojanga,  Die  entwicklnngder  nhd.  miWtantiT- 

8Axion.  \m. 

*)  In  Klöstern  2, 270, M  sind  die  striche  über  dem  o  mit  rotstift 
getil^rt.  vjrl.  Glkleke«  anra.;  der  id.  Khster  ist  aofnUlig,  da  l«ast,  äpr.  1, 53 
und  i;  uida,  GR.  75  den  umlaut  verlangen. 


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328 


PFLEIDBBBS 


er  aber  auch  sorgfältig  beobachtet  und  weiter  als  da£  hoch- 
deutsche  ausdehnt/ 

Der  pL  von  Tag  hat  im  alero.  stets  umlant   Fulda,  GR.  67  gibt  nur 

die  forr!i  Tage  an,  während  Xast,  Spr.  1, 19  bez.  21  sche'ulot zwischen  distributiv 
(rüge)  und  collectiv  (Tage).  Schiller  hat  mi  i-t  'Jage  2,U'),i%  tl8,6  etc.; 
aber  nmh  Jiecht(<tage  2,b8,7.  2,254,11,  üommertäge  2,201,19;  vgl  Schtt- 
b&rt;  Gulatug  SO.  23. ») 

Pafl  schon  in  mhd.  zeit  aus  dem  frauzös.  eiitU^hute.  nach  art  der 
*^btämme  {Lac)  liectierte  l'ian  zeigt  bei  .Schiller  noch  keiueu  uuilaui;  Plane 
a.  Me.  pl.  1, 101, 12.  2, 35, 21.  226, 87  etc.,  gen.  pl.  Plant  2, 107, 5.  162, 3  etc., 
dai  pl.  PlofieM  2^  20^  1.  Anch  Fulda,  GR.  6S  nnd  Nast,  Spr.  1 , 20  kennt  hier 
keinen  nnlant  (dagegen  Gayler  [1886]  ft.56:  'PUbi^  aneh  JPIaiM*).*) 

GmctoI  bildet  den  pl.  okne  nmlaat:  GeiMrole  1, 157|23.  Andi  Ade- 
Inng  kennt  in  eeiiiein  wOrterlmck  nur  dieee  fnnn.*) 

Endungen  des  mlMtuitivs. 

Ueber  die  apokopierung  der  anslautenden  -e  vgl.  &  807  iL 
Eine  mitndartliehe  eigentttmlichkelt,  die  das  schwftb.  mit  dem 

alem.,  rheinfränk.,  liess.  und  teilweise  dem  mittelfräiik.  teilt 
(vgl.  Pauls  Grundr.  1,  758),  ist  der  Verlust  einer  beisonderen 
form  füi"  den  dat.  pl.;  in  all  diesen  mundarten  ist  er  dem 
noui.  acc.  pl.  angeglichen  worden. 

Einzelne  fonuen  bei  Schiller  lassf-n  sich  so  orklären:  zu  Trümmer 
werfen  1,298,*J2;  unbedingt  ^'^ehiirl  hierher  mit  Juhci  1.222,43,  da  im  fol- 
genden rel.-satze  das  sich  auf  Jubd  beziehende  verb  iui  pl.  steht.')  Ancii 
die  form  Füsse  in  zu  Füsse  fallen  2, 225, 6  M  könnte  als  schwäb.  dat.  pl. 
aofgefittst  werden,  in  dem  beliebig  angefügt  wfire,  alleidinge  fUicUich, 
—  aber  ancb  nicht  mehr  falsch,  als  im  aoe.  8g,  JUmpfe,  TgL  a.  810.  NatOr* 
lich  kann  Fs^tt  aueb  echieibfelüer  von  M  lein. 

Zweierlei  anffassungen  Iftsst  sa  die  stelle  heidm  Faust 
und  Bedien  1,248,19;  Fänst  kann  auf  obige  weise  erklärt 


»)  PI.  Wagtn  8.  (i.24.  92.  7, 118, 11,  Bögen  Papier  nur  noch  S.  3,390,2, 
sonst  stets  Bogen.  3  Bogen  Br.  1,273.318.  S.  3,533  etc.;  —  Tage  Br. 
1,  96,  9,  Qtbmiitäge  S.  3, 184,  5,  NameMtäg$  &  8, 184,  5,  LamUäge  & 
15«,888»88. 

*)  Der  omlant  bei  Pläne  findet  rieh  in  simmtlieben  echriften  Sehillei* 

zweimal:  Plänen  Br.  4,358  und  6, 283;  —  letztere  stelle  ist  wider  in  einem 
hrief,  der  uns  nicht  im  original  überliefert  ist. 

*)  Generale  lierscbt  bei  Schiller  mx&  vor:  S.  4. 109.  7.  (14.  156.  8,  73.  90. 
12,  48  1 1 0,  Generäle  zuerst  8. 1, 2, 16.  Gajler  s.  60  gibt  Generale  als  regel  an 
und  lUMt  -ale  in  klannnern  bei. 

*)  Im  Schw.  m.  1775,706  Hude  ich  noch:  VursL  tuuJi  Uuter, 


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SPRACHE  DES  JÜNOBM  SCHILLER. 


329 


werden,  indem  der  rhytbmus  den  dichter  Yenmlasste,  sich  der 
mimdaitlichen  form  des  dat.  pl  za  bedienen.  Eher  aber  ist 
Fättsi  und  Baüm  als  znsammengebftriger  ausdmck  zn  nehmen, 
in  dem  dnreh  die  enge  Verbindung  der  beiden  begriffe  die 
flezionsfähigkeit  des  ersten  glieds  beeinträchtigt  worde  (ygl 
Wilmanns.  Gr.  2.  §  394,  anm.  Paul,  Prinzipien  s.  807  f.). 

Fxir  letztere  sprachliche  erscheinung  «ind  weitere  beispiele:  mit  Leib- 
und  Lebensgefahr  2, 223  M  anm.,  von  grofa  und  läeinen  2|  232, 15  A  and  M; 
ebenso  bei  Scbnbart:  mit  ei^enm  KuUdt'  und  Pferden  SO.  162  f. 

In  andern  fällen  fiel  der  mundartliche  Verlust  des  dat.  pl. 
foimell  zusainiTien  mit  einer  allgemein  deutschen  erscheinung, 
der  erhaltung  alter  pl. -formen  bei  der  Verbindung  mit  zahlen 
(vgl  Gniiiflr.  1.  764)  in  allen  casus.  Vgl.  Fulda,  (41?.  86:  '.\uch 
declinirt  man  die  namea  der  mase,  fus,  grad,  mann,  mas,  . . . 
stund  . . .  nicht' 

Beispiele:  //<  acht  Stund  2, 32, 8,  drei  Monath  drauf  2,79, 10,  ÜJ  JaJir 
o//Br.  14.  IS.  JdJir  hnifi  2.  ;  letztere  drei  formen  krmiirn  freilieh  anch 
pl.  ^eiu  mit  schwäb.  apokopiertem  -e.   Daneben      Stunden  2,309,13,  m 

ö  Tagen  2,  127,  7. ') 

Hinsichtlich  der  flexionsweise  herscht  bei  Schiller  und 
seiner  Umgebung  bei  vielen  Wörtern  grosse  Unregelmässigkeit 
Der  Schwab,  dialekt,  oft  auch  die  Schwab.  Uteraturspraehe, 
bedient  sich  eben  vielfach  noch  der  alten  formen;  die  vorher- 
schaft  der  md.  Schriftsprache  bringt  aber  anch  in  Schwabens 
Schriftsprache  eine  menge  neuer,  nicht  mundartlicher  formen 
herein,  die  mit  der  zeit  die  ftlteren  verdrängen.  In  anderen 
fällen  ist  auch  die  Schriftsprache  conservativ,  w&hrend  die 
mundart  neue  formen  geschaffen  hat,  die  nun  auch  eingang 
in  die  Schriftsprache  suchen.  Ich  behandle  im  folgenden  die 
verschiedenen  erscheinungeii  nach  den  geschlecht«m  getrennt; 
nur  die  pL  auf  -6^  werde  ich  besonders  zusammennehmen. 

Masculina. 

Hier  handelt  es  sich  hauptsächlich  um  die  Vermischung 
der  st  und  schw.  declination. 

Spftter  80  aoeb:  dk  TkUtr  in  Trümmer  dat.  pl.  S.  3, 56,20,  dat.  ver- 
schiedenefi  Theater  Br.  1,369,4,  dat.  unttr  Kugel  S.  3,500,25;  -  rtuige 
J<m  Stutxd  weit  Br.  1,01,14,  4  JahrBr  :kV2I>.  dreisiundiamg  8.8,68,13, 
fmfttkn  Jukr  S.  8,144,20,  Tag  md  Nachten  S.  13|30. 


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330 


PFLBIDSBBE 


Die  mhd.  schw.  .^ubsl.  auf  -e  konnten  zweierlei  wege  ein- 
schlagen: entweder  sie  verlieren  im  nom.  s^.  das  -c  und  fallen 
damit  in  der  form  des  nom.  ss:.  mit  dem  uom.  der  a-decl.  zu- 
sammen, oder  sie  bilden  nach  ana]^>^iie  der  übrigen  casus  den 
nom.  auf  -en.  Die  mehrzahl  von  ihnen  hat  sich  so  entwickelt, 
dass  sie  in  der  nhd.  Schriftsprache  das  -ti  im  nom.  angenommen 
haben  (vgl.  Paul,  Mhd.  gr.  §  130,  anm.  2)  und  zusammen  mit  den 
•no-fit&mmeiL  (wagen)  eine  neue  klasse  mit  st  gen.  bilden. 

Ton  den  bei  Panl  a.a.O.  genannten mibst  ist  nnn  in  den 
werken  des  jungen  Schüler  -n  noch  nicht  in  den  nom.  ein- 
gedrungen bei  folgendem: 

Ga Minen:  ds.  seinem  Gaurn  2,341,  14,  dem  Gaume  1,  2b4,  138  im 
reim,  Gaumen  1, 208, 71  iit  dp.  —  2>a«mef»:  m.  Daum  1, 209, 8i  im  reim. 
—  Knoeh  2, 32, 8.  -'Tropfen:  neben  Mi  Tropfen  (Wassers)  1,207»  106. 
2,281,125.  40,9  itoht  jeder  IVapfe  Zeil  2,858,27,  dkr  mMmTntpft  thamt 
1,295,6;  üffBrUdi  wie  nhd.  Tropf-,  müfste  ein  Tropf  sein  2,  Wd^fSf  dummer 
TVojp/*  1,252,29.  —  Von  Fleck  kann  ich  singnlare  formen  erst  ans  späterer 
zeit  belegen:  der  jil.  kommt  mir  «chw.  vor:  Flecken  2,7,14.  104,9.  — 
Andere,  wie  Galgen,  Magen,  Kolben  zeigen  die  moderne  form. 

Zu  diesen  Wörtern  sagt  Nast,  Spr.  1,39:  *In  Schwaben  ... 
beiist  man  fast  allen  wdrtem  diser  deklination,  die  auf  en 
ausgehen,  dise  silbe  ab,  und  macht  das  wort  einsilbig . . .  Mir 
deucht,  wenn  der  Schwab . . .  sagt:  der  Baum,  Gaurn,  des 
Daumen,  Gaumen . . .;  so  sei  nichts  darwider  einzuwenden/  Er 
stellt  sodann  ebda,  s.56^)  der  Daum,  des  Daumen,  dem  Daumen 
als  Paradigma  auf,  aber  abgesehen  vom  nom.  sg.  gehen  alle 
formen  auf  -en  au-s;  Nast  kennt  also  keine  st,  decl.  dieser  Wörter. 
Ferner  setzt  er  Spr.  1,57  ein  Verzeichnis  der  subst.  aul,  die 
'besser'  wie  .4/?' gehen,  d.h.  im  nom. sg.  einsilbig  sind,  sonst 
aber  scliwach  Üeclieren.  l'iiter  ihnen  sind  Daum,  Gaurn,  Kuorh, 
Tropf.  Ebenso  I'ulda,  Kjli.  77  nui*  mit  dem  unterschied,  dass. 
er  ^  Tropf  an  gutta'  wünscht. 

Beispiele  für  die  8t.  fie&ion  Yon  Gaurn  gibt  Kehrein,  Nhd.  gr.  1,95: 
auch  in  der  schwiih.  mundart  kommt  nt.  t!exi<»n  von  Gnnm  vor  ')  Dagegen 
U\  der  a«f.  Daum  bei  Schiller  wol  nur  aus  reiiimuT  entstanden.  --  Trf*pfc 
hude  ich  noch  SG.  2,  421.  Uebereioütimmend  mit  Falda  und  Nast  t^au  den 
obigen  stellen)  lautet  der  ns.  Lerm  2,91,22;  oblique  casus  kommen  toh 
dieaem  wort  in  unserer  periode  nicht  vor ;  dagegen  der  Stumpen  1, 208, 77, 


*)  Ebenio  im  Mw.  m.  1775»  878  ff. 

^  VgL  Mfih  QmmbmMßb  Schw.  m.  1776^  56a 


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BPBACHB  B88  SÜHBES  8GHILLBB. 


831 


während  Fulda.  GR.  Tfl  und  Nast,  Spr  1,  50  Stump  für  correctnr  an^ebon 
Ferner  setzen  sie  Scfuift  an;  aus  Sohiliers  jangen  jähren  liissr  sich  nur 
Schatten  1,  229, 90.  2,  293, 4  belegen;  dagegen  hat  er  später  noch  einige  male 
SchatU.^) 

Bei  einigren  subst.,  die  im  nhö.  in  die  neue  na-klabJ>e  über- 
getreten sind,  darunter  der  alle  ;?-stamm  Friede,  ist  heute  der 
kaitipf  zwischen  -c  und  -en  noch  nicht  zu  ende  getührt  (s.  Bn- 
junga  Sb  70):  Jfnede,  JSame,  Scimde,  Funke,  Glaube,  Same,  Wille, 

Vim  diesen  lassen  sich  beim  jungen  Schiller  keine  formen  belegen 
von  Same,  Schade,  Glnuhe.'*)  Fri^dr  findet  sich  als  Fried  1,220,4, 
i'V/rf/p  2.  2*2:1  12  anm.    Da.'is  bloss  als  /-'«/lAv,;  2,  123, 23.  279,13 

erscheint,  i.-^i  wol  zufall;  deim  in  gpätereu  jähren  verwendet  Schiller  beide 
formen,  und  wie  Funken  Si.bA,  so  kommt  Funke  ST.  117, 2  bei  Schwaben 
Tor  (Tgl.  ausserdem  die  bemerkongen  Nastt  und  Fuldas  unten).  Name 
ist  die  regelmässige  fonn;  daneben  Nam  1,256,174,  Aamen  Br.  SS,  26. 
S.  1,124,112.  Wille  2,244,12.  1,162,&  15a  29;  WiBen  vemag  ich  nicht 
sa  belegen  (ebeniowenig  GÖdeke  im  gleeear,  8.5).*) 

Hiorher  nehme  ich  nodi  du  nnprUngUdi  etttke  enfaet.  Oedanke, 

das  ebenfalls  anf  dem  wege  ist,  sich  mit  der  »ut-klasse  zu  vermischen.  Der 
jnnge  Schiller  hat  nur  Gedanke  1,322,267.  62,4.  96,116.  101,22.  2,270,5, 
gen.  Qedankene  2,385,15.') 

Die  stellimg  der  schwäb.  grammatiker  zu  diesen  formen: 
Schw.m.  1775»  878  yerlangt  Funk,  Gedank,  Glaub,  Nam,  WiU, 
ebenso  Frid  1775, 316;  Fnlda,  GR.  74, 11:  Fride,  Glaube,  Name, 

Sanie,  Wille  und  s.  77  Funk,  Schaden  s.  74, 10,  Gedank  8.  76; 
dagegen  zieht  Nast  die  formen  mit  -en  vor:  Spr.  1,48:  Friäcn, 
Gedanken,  Glanhtn,  Namen,  Samen,  Willen,  'doch  leiden  vile 
unter  ihnen  im  nominal iv  der  einlieit  die  sächs.  und  ^Jcliwäb. 
apocope'i  lerner  Funken  und  FunJc  s.49,  ScJuUtefh  und  Schott 


')  Dain  belege  aus  späteren  werken:  ein  Tropfe  Haß  S.  13,260-,  — 
iw  flnmmrothen  Fleck  S.  3,  llH),  10.  9.  IM,  acr.  ?lf>ck  7,47,5.  12,240, 
dm  Jirandflerkcn  8.3,3^4.22.  diesen  Fkeken  S. 'd.  SH,  iii.  1.1.182:  —  T^erm 
ist  später  -st.  und  schw.  flectiert.  z.  b.  dm  Lermen  S.  .5',  171.  Ijtrmni  xcfdagen 
3.3,320,2»).  137,11,  i^erm  acfiiagen  ti.  8,97,14.  Schubart  hat  meist  8chw. 
Lernen  Uomm  SO.  98,  —  adilagen  SO.  115,  im  HodaeiOemen  SQ.  2, 127. 
-  Selka««»  8.  6,25.  15',347,lö5,  SduUU  S.  12,20a  10,404,15.  18,140. 

*)  Saamtn  8.  4,52.  14,93;  —  der  Sdnade  8.  9,6,4^  abeneo  Schw.  m. 
1777,044;  —  Glaube  S.  4,30,  Glauben  S.  5<,a'),13:  auSUlig  ist  der  alte 
0Bn.  nach  der  schw.  declination  in  des  Aherglnnhen  Schw.  m.  1775, 489. 

>)  FHede  S.  3,  19.  90.  372  u.  a..  Frieden  S.  11,36.  14,50;  —  FmU  S. 
3,538.  6..')a. 1H  119.  Fioih-n  S.  7,271,4. 

*)  Ns.  (Ji^danken  äude  ich  nur  Br.  1,152,2^  (sept  1783;. 


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332 


FFLBIJ>18BE 


s.  51.  Interessant  ist  die  sclüussbemerkung  Nasts  s.  52:  *Es 
steht  nun  zu  erwarten,  was  Teutschland  über  dise  worte  aus- 
sprechen wird.'  Betreffs  der  beiden  letzteren  formen  nimmt 
er  selbst  dann  noch  eine  kleine  abänderung  vor,  indem  er  sie 
unter  denjenigen  snbst  auffuhrt^  die  nach  seinem  ohr  und  der 
gewohnheit  seiner  'provinz'  in  der  einsilbigen  gestalt  besser 
seien,  Spr.  1, 57. 

Du  nüid.  iehw.  fleetierte  m\mL  Mchreeke  hat  rieh  im  lihd.  in  xwd 
foimen  ge.spftlten,  schreck  imd  schrecken,  Schiller  hat  beide  neben* 
einander  ohne  bedentongiunterechied:  nom.  der  Sikreck  2^298, 10.  258;  €^ 

>Jrr  ScJnrch;,  1,163,24,  cm  Schrecken  1,122,70.  233,65,  Schrecken  und 
Furcht  1,170,15;  im  dat.  vor  Schreck  2,80,13,  mit  dem  leeren  Schrecken 
2,182,20.  Fnl(!ri,  GR.  77  stellt  schrecken  als  die  be.«(sere  form  hin,  ohne 
entscheiden  zu  wollen:  das  Schw.  m.  1775,  378  läsist  es  ebenfalls  unent- 
schieden, führt  aber  1775,  Schreck  unter  denen  an,  die  in  der  einsilbigen 
gestalt  besser  zu  sein  scheinen,  ebenso  Nast,  6\n  .  1 ,  »2.  Ö7. ') 

Hhd.  smerwe  hat  rieh  der  neuen  no-klaaBe  angesdhloasen  nnd  nnttchit 
den  gen.  auf  -eM  gebildet  S|Ater  iet  es  dann  im  sg.  gani  aar  st  deeli- 
nation  ttbeigegangen.  Natt,  Spr.  1, 48  gibt  der  Sdimersen,  des  »efi«  an, 
Fnlda,  GR.  74  S^mert,  Sehmrzens.  Von  einem  gen.  Sdmerzes  wisseu  (de 
also  noch  ri'-ltt.'::  ebensowenig  Schiller:  Schwterzcns  174^  14.  148|24.  Br. 
P.  4.  2. 123. 15.  270.  .1  u.  a.;  der  nom.  nnd  nee.  ist  nur  einsilbig:  S'rhmnr: 
nom.  2.  22;  acc  1,164, 26.  174,18.  148.10  2,  217.  H:  ebenso  SfJ.  145:  dat.  isi 
8chw.  und  St.:  von  Sehnt erz  1,152,7,  mii  Svhmerz  2,272,20,  vou  tiem 
»S'cÄm^Zf «  2, 380, 2,  mH  Schmerzen  (pl-  ')  2,131,21,  am  Steinschmerzen 
1,148,9.  Bei  Schabart  n.a.  ist  mir  keine  schw.  form  aufgefallen:  vom 
Sdmen  Si.  2, 49,  mm  Sämerse  ST.  20^  midk  dem  Stkmerae  ST.  40,  den 
Sd^mere  ST.  28.*) 

Herz  wird  llectiert  wie  in  der  modernen  spräche;  einen  dat  dem 
Herz,  wie  ihn  Schubart,  SO.  42  vemrendet,  kennt  Schiller  nicht. 

Das  im  nhd.  meist  schw.  flectiprtf  snbst.  Ifaufegehi  zurück  auf  mhd. 
Jtüfe,  schw  ,  iicbrii  drni  h>*f  s{  «fand.  Scliiner  hat  norh  die  st.  formen  •  tu 
//ott/"  1,  182.  137,  tiut  hellem  i/««/  1,  345  Iii,  daneben  auf  einen  Haufen 
2,24,21,  ühern  Haufen  Br.  42, 'K).  FuJda,  <iR.  65  verlaugt  starke  tloxion, 
nnd  awar  ftihrt  er  Häuf  nicht  unter  den  subst.  au,  die  st  oder  tichw.  sein 

ktaeii. 


<)  ZnMreek(S.8,295,6. 117)  nnd  5dlreeftai  maec  (8. 3, 294, 9.  117,2. 
5V  6|  2S)  kommt  epftter  noeh  dae  nentr.  Sthredten  (8. 4, 218  nnd  eehr  htoing 

im  Dreissigjähr.  krieg). 

')  Ein  ns.  St^mergen  Sndet  sich  nicht  in  S.  1  nnd  2  (Tgl.  GMeke« 
notiz  1,400  unter  Schmerlen).  Spätrr  i^t  das  %vort  stets  stark  flectiert, 
Hoviel  ich  bemerkte:  dat.  .Sr/jwrr.:  S.  5^  2üü,  ^'cÄmer^e  löS  482,  gen.  ScÄmer- 
zetxs  S.  3,570.  5»,  25.  10,7.  gen.  Schmerzes  S.  5M24,2612.  5",  418,  15S371 
(ebenso  Schmerzes  Si.  113;;  ns.  der  Schmerzen  nur  Br.  2, 120. 


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8FBACHB  DBS  JUMOBIf  8CBILLES. 


Erw'OinpTiewert  ist  auch  der  dat.  dem  Bappen  2,2(5.  acr.  den  Rdpp^n 
2, 2.5ß  fv  /nui  uüiu.  der  Eapp  1, 258y63;  —  ebenso  der  ^eu.  dts  TrüUngs- 
drachen  1,223,73. 

Geck,  im  mhd.  Ht  und  .^ohw.,  ist  bei  Schiller  nur  »chw.;  den  (hrkoi 
ödmiitn  2,290.18.  do  Uli  km  1.2()a  3:  ehenio  bei  Nast.  Spr.  1..58.  Fulda, 
Q£L7t>.  In  der  modenieu  Spruche  wird  es  jedeafalU  im  8g.  aucli  buIiw. 
ileotiert.  Auch  die  schon  mbd,  onüeliiiteii  und  lebw.  flfiduiteii  frandiHIrtar 
Tyrann  und  Planti  weisen  bei  Schiller  nur  tchw.  formen  «of:  dn  Ty- 
rwmm  2» 99;  dem,  den  Tyrmmen%VSI^  188;  —  dm  PUmden  1,149,4;  — 
ebenso  den  KMoilm  2,824,13. 

Neben  dem  ntsprfinglich  snbstsndviirteii  inf.  Mitleiden  1, 75^  28 
findet  sich  aneh  das  eist  in  17.  jh.  neben  jenes  getretene  kttuere  MtOgid 
2,200,21. 

Mhd.  nnd  nbd.  ist  schw.:  Loire.  SchiÜor  hat  im  ver»  1,228, '»2  fcfi^t 
Ijötr'  und  Tiger  milden  kann,  also  f»ino  st.  forin  Die  wörterbiirlu  r  rr,. 1,^11 
hiezu  keine  belege:  «luch  Adelung  kennt  es  nur  schw.  Srhiüpr  verwendet 
später  mir  die  schw.  lonueu:  die  Löwen  S.  8,  Ö9, 22,  dein  J.virtn  Picc.  1,2; 
aber  neben  Mnsdten  den  Löwen  trnd  den  Leun  (im  Handschub)  sagt  er  (in 
der  Glocke  374)  :  gefährUdk  itf$,  den  Leu  eu  wecken. 

Schon  mbd.  schwankt  «wischen  beiden  flexionsweiseni  wie  auch  nhd., 
Jfachbnr.  Schiller  hat  staike  sg.  fonnen:  det  Naehban  2, 108, 14.  960, 29, 
den  Nadibar  3,181,15;  dagegen  im  pL  die  Nadibam  2, 376,  IL  Die  be- 
treffenden formen  von  Bauer  (an  ihxn  sich  Nadibar  angelelint  hat),  lassen 
sich  nicht  belegen.  Fulda,  GR.  76  bringt  offenbar  etwas  nenes,  wenn  er 
sagt:  'Baur  ...die  Banren,  nnd  hievon  die  Namborn,  also  auch  dee 
Nachbarn,'^) 

l)üs  ebenso  in  lubd.  zeit  schwankende  Mond  raenpis  zeigt  beiderlei 
formen:  acc  drei  Mauden  2, 167, 17,  vg-1.  lü  Monden  lang  Sü.  2, 74  (Ahaj<ver), 
nnd  Monde  2, 107, 3.  Nast.  Spr.  \  ,'){)  und  Fulda,  GR.  76  verlangen,  offenbar 
zum  unterschied  von  Mond  huui,  die  schw,  flexion. 

Besondei^  ^ii  beuchten  sind  einige  subst,  die  mhd.  nur 
schwach  flectieit  werden: 

Sternen  in  Siemen  an  1, 41, 43  dürfte  schw.  pi-form  sein,  wie  Gödeke 
annimmt.  Die  schw.  form  ist  be.aonders  bei  Luther  noch  httufig",  rg^l.  Kehrein, 
15.— 17.  jh.  1 ,  192.  Auch  Haller  hat  noch  die  schw.,  vgl.  Käslin,  Haller  s.  30. 
Stern  wird  übrigens  von  Fulda,  GK.  (>,^  in  «lie  st.  klasse  verwiesen  und  aus 
der  gleichzeitigen  schwäb.  literatur  kann  u-h  keinen  beleg  fttr  die  schw. 
(onn  finden.  Auch  Schiller  hat  sonst  nur  die  st.  form:  gp.  Sterne  1, 229, 93; 
GOdekes  bemeiknng  S.  1, 41, 93  anm.,  die  schw.  foim  komme  anch  sonst  bei 
SehiUer  Tor,  kann  sich  nnr  auf  eompos.  wie  SUmmmeer  ii.s.w.  beneben; 
ich  habe  auch  spKter  nie  schw.  foraen  geftuiden. 

Pf  an  Üeetiert  schw.:  Tp.  Pfauen  1, 818, 11  <np.  Pfauen  Br.  2, 69),  wie 
ahd.,  mhd.,  und  wie  aneh  Fnlda,  GB.76  nnd  Nast,  Spr.  1,59  veriangea, 


>)  Gp.  der  Nadtbar  Br.  1,118;  ds.  Naebbar  B,  7,231,22.  8^12,17. 


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S34 


PFLBIDIBIB 


währeufl  es  sumi  im  nhd.  nicht  selten  st.  gebraucht  wird  (DWb.  belegt 
st.  ionnen  an«  (ioethc,  Wieland,  Lessing  u.  a.). 

Schelm  wird  bei  Schiller  nocli  wie  im  schuai).  fast  ansschlieaalich 
schw.  tiectiert:  gs.  Schelmen  1,228,62;  ds.  Schelmen  2, 162.5;  HAp.  ScJtelmen 
2,171.  311,21;  gp.  5Gfte{m«n  2t  101.  201.  159.  802,4;  tTtr  Sehdmen 
2»100^14;  8t  fonrnn  mir:  as.  StMm  2,901,1.  38h,  14  M;  gp.  SehOme 
2, 802, 4  m  ('das  -n  mit  tinte  getilgt*,  vgl.  »nin.  Ton  QOd«ke).  —  Adfilniig 
bemerkt  zu  diesem  wort:  gen.  -es,  pl.  -e.  *Die  abftndemng  des  Scfi^'htien  ist 
in  der  oberdeutschen  mnndart  Üblicher,  als  in  der  hochdeutschen.'  Fulda, 
(i£.  76  und  Nast,  Spr.  1,59  verlangen  noch  beide  schw.  flexion.*) 

Graf,  Fürst  und  Fr  im  werden  stets  schw.  gebildet:  des  Heich^ 
(jrafen  2,  2()4,  l'J,  as.  dew  Grafn^  2  276,  IH.  32Ü,  12:  a<  c.  denFrimen\.'Sl.:jS: 
iicc.  den  Fürsten  1.34.  12:  gen.  des  Fürsteti  1,31,11.  Einen  gen.  auf  -enn, 
wie  ihn  Gottsched  xu  lügeu  hat  (Deut.<iche  Sprachkunst  8.234;  kennt  Schiller 
nicht.  Die  schw.  acc.-formen  sind  besonders  erwähnenswert,  weil  Schiller 
telM;  spiter  st.  sg.  bildet:  den  IVmf  9. 15^.881,6,  demF»rt*8. 15*  494.^ 

Unter t hau  ist  seinei"  natur  nach  ursprünglich  .^^clnvach; 
in  der  iieueren  spräche  liaben  auch  st.  formen  eingang  ge- 
funden. l)ie  .'•icliwäb.  Grammatiker  sprechen  nur  von  schw. 
formen:  Fulda.  GK.  77.  Na«t,  Spr.  1, 60;  —  Schw.  DL  1775,  47 
zeigt  den  acc.  sg.  i'nferthanen. 

Auch  der  junge  Schiller  kennt  nur  die  schw.  formen:  eines  l'nter- 
thanen  Br.  fi8.  3.">,  1:  np.  rnlrrthnncv  1.36,4.   Später  zieht  er  die  «t.  vur.*) 

Orei  -  luhd.  (jrisr  schw.,  das  ursprünglich  substantiviertes  a^j.  war, 
kommt  nur  schw.  vor:  Gm'Hnt  1, 123. 102:  ds.  Greisen  1, 357, 23.  2,  392, 15: 
aa.  Greiisen  1,  lül,  141.  2,320,21.  Damit  befindet  sich  Schiller  in  grusaeui 
gegensats  zo  seiner  späteren  Bpnchitt  aber  in  fibadmthiimiuig  odt  MiMn 
la&dalenten:  Greitm  Eigteliebk.  1774, 1,SI0,  eme$  CMten  ST.  14»  6,  dem 
Oreitm  ST.  27, 6.  86. 2,819,  det  Oreiam  ST.  28^  7.  Di«  sebwib.  gnm- 
matiker  scbreiben  durchweg  schw.  flexion  vor:  GR.  76.  Schw.  ro.  1776,92. 
^.1,58,  und  Gajler  hält  noch  1835  schwäbisch  des  Greisen  für  das  rieh- 
ti£>:e,  da  es  ursprünglich  a^.  sei  und  nur  'durch  die  hochdeutscbe  decUn»* 
tion  seinem  stamm  entfremdet  wurde'  (s.  III).') 


')  Ebenso  später  meist  schw. :  a».  Schelmen  S.  3, 4dl,  9.  121, 14.  298, 22. 
14,239;  ds.  SMmm  S.  3,374,23.  11,100,20;  uap.  SMmm  S.  3,30.  Br. 
1,224.  S.  7,840,17.  12,40.  287;  —  staifce  fonnen:  «i.  S<Mm  8. 12,40;  da. 
Sdtehn  8.  8»84e,ia 

*)  Dtgegttn  dem  Grafen  8.  8, 196, 20,  MC  ifeit  Grafen  8.  8, 201, 17, 
dtm  Prinzen  S.  4, 204, 9. 

*)  Schw.  norh  in  dem  Unterthaueti  S.  14,18;  st.  r/^.s  Vnferthnns  S. 
4  11^  29.  7, 174, 18,  dent  Unterfhan  S.  7, 174, 22.  176, 7.  191, 1»'  202.  2:  acc 
ä4fti  Cnterthan  S.  7,274/2;  ütet«  nt.  in  S-  13  (20,3.  115,33.  4s,  14  ete.>. 

*)  Einen  st.  gen.  finde  ich  später  nur  in  Greises  8.  ö-,  178;  sonst  wird 
der  gen.,  wol  aus  euphonischen  gründen,  stets  schw.  gebildet:  des  Oreitm 


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tPBACHB  Ott  JüHOBV  8CHILLBB. 


335 


Aus  mhd.  östen,  norden  etc.,  ebenfalls  ui'sprflnglieh  sab- 
Ktantiyiertfin  adj^  sind  im  nhd.  gektlnste  fonnen  Ost,  Nord 

'  etc.  neben  Osten  etc.  hervornfegangen.  Die  gekfirzten  fbmen 
werden  als  namen  der  winde  benfltzt;  nur  die  dichterische 

'  spräche  vermengt  die  beseichnnngen  und  damit  die  flexionsarten. 

Schiller  sagt:  m  Osten  und  Westeti  2,227,  13,  aber  ebenso  auch:  in 
O&twtdm  Wett  1, 156, 18,  ond  im  nom.:  der  OH,  der  Weit  1, 156, 18  Ar 
die  weltgeg;end«D.  So  bei  SehnlMurt:  der  Kord  ST.  11,4;  ebenso  bei  Klo]^ 
.  stoek  und  Goethe  (Paul,  Wt.y) 

Erwlhnemwert  ift  tmssk  der  pl.  Leoparde%Mt^  AvaAlL  2^46,6 
.  (in  aUeii  Mi^KibeD,  ausgenommen  der  yon  1860).  Im  mhd.  schwankt  das 
wort;  jetzt  ist  wo!  die  schw.  form  die  übliche,  die  auch  Schiller  qiftter 
▼«rwendet  (so  im  Handsohoh:  swei  Leoparden), 

Von  wdrtem,  die  im  mhd.  stark  flectiert  wurden  nnd  im 
nhd.  änderungen  erlitten  haben,  kommen  in  betracht  (abgesehen 

von  Gedanke,  Friede,  Schatten  s.oben)  einmal  solche,  die  im  uhd. 
jetzt  schw a eil  geworden  sind. 

Jleld  findet  sich  st  und  schw  (2,211,22.  1,27,1);  auffällig  sind  nur 
die  st.  formen;  mandten  Jleld  1,344,3,  einen  würdigen  JltUl  Hang,  Z.  4G5; 
Ton  den  beiden  stellen  befindet  sich  die  erste  im  reim,  die  zweite  in  prosa. 
IMe  Bchwib.  grammatiker  freilich  verlangen  schw.  llexion,  ygl  Fulda,  OB. 76. 
Nast»  Spr.  1, 68;  allein  die  st  fonnen  sind  nicht  aUeinstehend.  Bei  Schnbart 
finde  ich  aoc.  Beld  ST,  12, 8.  Schiller  gebtancht  die  it  form  auch  qi&ter 
uoch  und  zwar  auch  in  prosa.  Ans  den  TOrh^gehenden  jh.'ea  bringt  Kebrein, 
l&'-n.jh,  8.194  belege.«) 

Der  aoc.  Hirt  1,28,46  st^ht  im  reim.  Da^  betreffende  gedieht  (Der 
abend)  ist  zncrat  im  Schw.  m.  1776,  715— 11<  Hli^edruclvt,  und  dort  heisst  es: 
/ffrf(ef>).  Diese  schulmeisteriscbe  correitur  Htaiunit  vom  heraup<;eher  her 
(wie  l>ei  schlosif),  s,  l)eini  paratr.  '  I.  dessen  gewohnheit  war.  •Sprachfehler' 
zu  verbessern,  vpl.  Schw,  ni.  1770,  U7.  anni.  Nicht  nur  der  heramigeber  des 
Schw.  lu..  lliiug,  t»ouderu  auch  die  auderu  grammatikt^r  halten  die  form  für 
fSdseh:  Fulda,  OB.  76.  Nast,  Spr.  1,  sa  Im  nhd.  ist  die  st  form  slletdings 
^so  gut  wie  ausgestorben'  (DWb.);  Kehrein,  15.— 17.  jh.  hat  s.  194  nur  einen 
beleg  ftr  st.  fom;  aber  in  der  schwKb.  mundart  ist  sie  nodi  tiblieh,  und 


S.  fi«,10,144.  40,845.  5*,  109, 2.  6,397,371.  8,75,23.  12,586,  ds.  Greiee»  S. 
6,178;  —  st  formen:  ds.  Grete  S.  6,ia  214.  4,284,28;  acc.  6ms  8. 6, 157. 
972.  7,284, 10;  np.  Oreue  S.  6, 12;  acc  S.  5*,  172;  gp.  Oreiae  S.  6, 16Q,  19. 

0  Mocsb  Weei  S.  11, 46, 4,  die  von  dem  fHeretiden  Nord  Mngen  den 
Benmtem  S.11,46. 

*>  Ace.  Held  Br. 5^120  (piosa).  ai5S37  (rai).  10,688,4  ^rosa);  dat 
Meld  8. 365, 26  (piosa).  Vgl.  dazu  noch  Uhland,  Talllefer:  von  Rciand  eang 
er  und  manchem  firommen  Held, 


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3S6 


PFLBIDKESR 


Schiller  verBeudet  hie  auch  später  noch  einmal :  den  Sauhirt  S.  \{\  445, 13 
in  prost.  Adelung  kennt  nur  die  schw.  formen. 

Von  Fels  sind  die  st.  formen  jetzt  utir  ncn-ii  im  huheru  ^til  üblicli. 
Schüler  hat  meist  die  aehw.:  du  Fdun  2,180,6.  317,5.  1,121,26;  ace. 
Fcben  1,41, 81;  dat.  1,28, 44.  121,2a  2,886,25;  daneben  de»  Feb  1,273, 13; 
und  nom.  iSer  Zadeenfüt  1, 278,2.  Die  gnunmatiker  wollen  F^—Fdum 

wie  Vaum  —  Daumen  etc.  behandelt  wissen  (Spr.  1,49  etc.).  Bei  Schubart 
sin«!  die  st.  formen  aber  ganz  gewöhnlich :  den  Feh  hinan  8T.  47, 2,  dem 
FeU  Sü.  170,  ron  Fels  zu  FeU  Sf;.  2, 73,  vom  Feis  SG.2, 85;  daneben  acMMt 
Fehen  SG.2, 70,  deti  Grab f eisen  SG.449.') 

Baif  (2,93.13)  bildet  eine  schw.  gp.  Haifen  1,341,13,  wa.s  im  nbd. 
Sften  Torkommt  (Paul,  Wb.).  f  uida,  UK.  6ö  rechnet  das  wurt  ca  den 
St.  maac. 

Andere  subst.,  dit  inhd.  stark  waren  und  im  nhd.  teilweise 
schwach  gew  rdeii  bind,  sind  Halm,  Thron,  Sinn.  Diese  drei 
werden  im  älteren  nhd.  öfters  schwach  flectiert  (bei^pieie  zu 
Malm  und  Thron  s.  Kein  ein,  Nhd.  gr.  s.  74,  zu  ^iti»  &  Kekrein, 
15.— 17.  jh.  s.  Id2  und  Längin,  Herder  s.  36). 

Schiller  hat  st.  und  schw.  formen  nebeneinander;  .fiii/iNeii  ap.  1,312.  22 
33L  53Ü;  vgl.  //«/»u-n  SO.  IRS  liehen  ILthne  SG.120,  —  alle  Thronen  1,215,  35 
nebpii  Throne  ap.  1,239,77;  ni).  1,  101.  19.  296,31;  vgl.  ThronenST.  124  4. 
Königsthronen  ST.  {0],b.  —  aiie  mein^  Sinnen2,2SlÖ,\b-  1,332,573,  ö  :StniHn 
2,  274,  26  neben  gp.  Sinne  2,  284,  1.  168,  13;  ap.  Sinne  2,  118,  20,  ebenso 
ö  Smnen  Si.  S28.  Das  verhalten  der  grammatiker  ist  verschieden  bei  den 
drei  snbat:  Fulda,  OB.  78  verlangt  ^timcfi  und  TAroiie»»,  fügt  aber  hinsn: 
'doch  aneh  diae  entliehen  sich  hie  nnd  da  berdts  nnd  gehen  nach  der 
1.  dekl.';  (parad.  Weg  —  Wege);  für  Halm  verlaagt  Fnlda,  GB.64  st  flezion. 
Vgl.  noch  Schw.m.  1776,26:  'in  gans  Schwaben  sagt  man :  die  Sinnen*;  ebenso 
ÜAat,  Spr.  1,79.  -  Thronen  nnd  Sinnen  hei  Kaller,  vgl.  Käslin,  Hallers.  58; 
Thronen  auch  hei  (ioethe,  vtfl.  Bojunga  s.  131 ;  Halmen  bei  Sander';  VCh. 
oft  belef^t.  .\(leluni^  gibt  für  Thron  mir  den  pl.  -en  an;  von  Sinnen  sa^ 
er:  'bei  eiuigeu  Sinnen,  besonders  in  den  tigürhckeu  bedeutungeu;  im  hoch- 
deutschen ist  diese  form  veraltet,  aufser  dafs  die  dichter  sie  um  der  be- 
«fnemUehkeit  des  reims  willen  snweüen  beibehalten.'  Der  pI.  HethneH  kommt 
nadi  Adelung  'dem  gemdnen  leben,  nicht  aber  der  ansttndlgMi  Sprech- 
art'  2U.>) 

Specifisoh  oberdeutsch  ist  die  schw.  sg.-form  (vgl.  Paul,  ^y\).:  'ober- 
deutsch auch  schw.*)  toe  Fuche  in:  den  Sehweiefit^een  acc.  2, 146»  4»  Auch 


')  den  Fels  S.  11, 279, 183,  wm  Feit  S,Qf2oijU.  6, 892, 221.  14, 4a 

von  Fei«  eu  Feh  14,391. 

•)  die  Halmen  S.  6,295,21.  11,. '^,52  (im  reim):  —  nom.  Thronen  S. 
5*,  5, 11.  9,9ü,  19;  gp.  Throfien  b'/dl.  15»,  450;  pl.  JAron«  S.  7,84,a  13,191. 
8,55  u.a.;  -  ßnf  Sinnen  S.  11, 387, 15,  deine  Sinnen  15»,  12, 201;  vgl.  Sinnen- 
orgtm  Br.  5, 352,  Simienglück  S.  11, 54, 8. 


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SPSACHB  Dm  JüNGEli  SCteXBB. 


33? 


Adelung  erklärt  das  für  obd.  Fulda,  OB.  76  rerlaugt  achw.  fleuon  b«i 

Fwchs,  Fferd. 

St.  und  !*cliw.  fonueu  benutzt  Schiller  Hei  Zwenj  (nihil.  8t  nentr.): 
Zum  Zwerge  1,259,4  (reim);  np.  Zfwerge  1,221,7;  dagegen  Zwergen  Vi t\t- 
rifib  1,385  (Hangs  Z.).  Fulda,  GR.  65  tritt  für  die  at  flexion  ein.  Die 
Bchw.  fonnen  aind  Sdnibart  das  legelmSMige:  die  Zwergen  SO.  126;  up. 
Modeewergen  SO.  16;  YgL  Zwergen-geetdU  SO.  126.  Adelnii^  kennt  nur 
die  st.  formen. 

Fi  lz,  bei  Lexer  nur  als  st  masc.  belebt,  ist  auck  im  nhd.  meist  stark. 
Fulda,  GR.  64  und  Adelnng^  kennen  nur  die  st.  formen.  Orimm.  DWb.  hat 
at.  formen  von  Luther,  Weckherlin  u.a.  Schiller  hat:  den  cUten  Filzen 
2, 83, 14.  225, 15  A  nehen  fhn  alten  Filz  2.  225. 15  M.  Das  scheint  eine 
eigentümlichkeit  Schiller»  zu  »cm.  i>ie  whh.  (^Griium,  .Sanders,  Heyne,  Paul) 
belegen  wenigatens  die  achw.  formen  nur  aus  Schiller. 

Der  pL  äie  Stücken  hat  nck  (naek  Heyne,  Wb.)  nunentliek  ein- 
geetellt»  wenn  der  begrilF  des  serbieehens  kerrortritt;  es  wKre  also  vielleicht 
eine  Teibindnng  wie  in  Stücken  reißm  lu  erklären:  etwas  so  serreissen, 
dass  es  in  stücken  ist  Von  da  ans  müsste  sich  die  form  dann  verbreitet 
haben.  Auch  Adelung  kennt  den  schw.  pl.,  verwirft  ihn  aber  als  'provin- 
ziell'. Nast,  Spr.  1, 35  erklärt  Stucken  für  falsch  und  für  einen  pl.  der 
Sachsen.  Schiller  hat:  in  Stücken  remen  2,172,19.  312,26.  Später  macht 
er  von  diesem  falschen  pl.  in  ausgedehnterer  wtsm  gebrauch,  wenn  auch 
nur  spärlich.^) 

Ds.  Vätern  Zeu»  1, 252, 56:  ein  da.  nach  der  ii^eclination  kommt  bei 
vater  sehen  im  ahd.  tot  (vgl.  Braune  §  286^  anm.  8);  fllr  daa  alemannisehe 
belegt  Weinhold,  Alem.  gr.  s.  446  ein  «olem  in  mhd.  seit;  im  nhd.  sind 
nur  noch  kflmmerliehe  reste  dieser  bildnng  ftbrig  geblieben  (TgL  BcifmigA 
0.28-25). 

Die  form  BösewidUer  werde  ich  bei  den  nentris  behandeliL 
—  hk  SU  standen  hringen  1^  50, 2  hat  sich  wol  das  schw&b. 
Yerbma  siumäen  an  stelle  des  sahst  eingeschlichen. 

Neatra» 

Der  pl.  auf  -er,  dem  im  mhd.  nur  eine  geringe  anzahl 
von  neutris  regelmässig  uiiierlag  (vgl.  Paul,  yihd.  gr.  §  123), 
gewinnt  im  verlauf  des  mhd.  und  besoiideijs  im  nhd.  sehr  an 
boden.  In  der  nhd.  sein  ittsi  rat  lu'  ist  das  sduvanken  zwisclieu 
alter  und  neuer  pluralbildung  bei  den  meisten  wörteru  zu 
gunsten  von  -er  beseitigt  ((irundr.  1, 764).  Die  mundarten 
gehen  in  bildung  von  «r-pluralen  vielfach  noch  weiter  als  die 

»>  m  Stucken  reißen  S.  3, 195, 11.  4,  52, 10,  G,  414,  in  Stücken  zerren 
S.  3, 16, 12,  in  Stücken  mit  —  /  S  H,  227  1.  in  St>d-m  mit  —l  in  (au««Md 
Stvtk  den  —!  S.  58,7,  die  zwei  (m'l'.in  i-^tuckcn  Br. ö, 435. 

B«itri(c  lur  gcAchidit«  di  Ucuucbco  »pracb«.  XXVUI« 


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838  m8il>natB 

Bchriftsprache,  besondets  die  oberdeutschen,  ^die  st&tte  der 
ftppigstea  Terbreitiuig  der  ««plunle'  (Bojanga  &  144).  Dss 
ohnehin  w^n  aein^  dentUchkeit  lebenskräftige  md&n  er  war 
ein  wiUkosimenes  mittel  der  nnmeraldiffereiiaeinuig. 

Von  deiartigeu,  besonders  mundartlichen  plur.  auf  -t  r,  die 
die  schiiftsprache  nicht  angenommen  hat,  benutzt  Schiller 
folgende: 

6V7rn/^fr  1,  343.  68  (reim,  =;pätf^r  nuch  ausserlmlh  tle'^  Tpim«) :  H^-nnler 
Br.  t>u,  2  iu  einem  brief  an  seineu  treuud  Hoven ;  Menbvhtr  2.,b^,  12,  eWu*> 
Si.  2, 106,  ala  pl.  zu  dem  hauptsächlich  in  Oberdeutschland  als  Schimpfwort 
ablichen  ntntr.  da»  JUSmtcA.  —  Fulda,  GR.  70  führt  diese  drei  snbet.  unter 
deiuenigeii  an,  die  im  pi  nur  -er  haben,  gemlM  der  niuidait,  ebow 
Na^  S]ir.l»M:  ^QewSfb,  Htmd,  Memdk  von  weibdeaten  gebnadit'.O  — 
Andeie  pL  »vf  -a*  ibd:  Qe^pmtler  2, 169;  ebne  nebenfom  auf  >«:  htmi» 
voetttr  2, 157, 17;  von  Schwert  lautet  der  pl.  tteta  Stkwerd{fyer,  wihreni 
z.  b.  Goethe  auch  Sehwei  te  bildet.  --  Zweierlei  pl..  von  denen  die  biHnngr 
auf  -er  (!iV  piircTitlirU  lebendige  und  volkätiimliche  ist,  die  anf  daee^eii 
MTühÄischen  ciiaiaktrr  an  sich  trägt  (Onmdr.  1 . 764),  treten  auf  in:  Lomirr 
—  Lande,  letztere  form  nur  iu:  deiner  Mutier  Lande  1,  220, 2  im  reim,  und 
die  Lande  1,  155, 12,  aus  fernen  Landen  2,  296, 25.  Die  foim  findet  sidi 
später  haupteftehlieh  binüg  in  der  Gescb.  des  abfiüla  der  Niederlande  imd 
der  Qeseb.  dee  dteissigjibr.  kriegea.  XHe  detUtdten  Lande  bd  Scbnbart,  80. 
2, 226;  —  Thäler  1, 185, ö.  2»  118, 7.  274, 11,  —  Thtde  1,818,7.  Letxtere  fona 
findet  sich  in  den  älteren  an^ben  der  Bibel  öfters,  worauf  Jonas,  Eriivter. 
8.  .52  hinwei.«;t :  sie  könnte  also  ans  der  spräche  der  Bibel  hertibergrenommen 
sein;  Sfhnl.arf.  die  Thak  SG.  2,  104.  Fulda,  (iR.70.  Nast,  Spr.  1.34  f.  fuhrrn 
die  beiden  würter  unter  denen  aul,  die  im  pl.  nur  -ff  hal>en.  —  Mitie  — 
Maler:  an  M aalen  —  mahlzeiten  (das  simplex  ist  jetzt  veraltet)  2,56,5. 
222, 6,  Grabmähler  1, 69, 25.  2, 377, 11.  386, 23  ;  Fulda  scheidet  GB.  69  Male 
epnlae  und  Jfdler  itigniata;  Nast,  Spr.  1, 28  gibt  einteeh  an  Mak  nnd 
Jfäler;  1,34  verlangt  er  aber  Orabmäler;  Adelung:  *da»  MM,  die  JOUbtoi 
im  oberdeutschen  und  in  dar  böhecn  Schreibart  der  heciideatflcben  die  MaMe, 
Grabmale,  im  gemeinen  leben  "makr.'  Ebenso  5;agt  Oayler  s.52:  *in  der 
bedentnng  das  essen  ist  die  endnng -e  huohdeutMch,  -rr  in  den  dialekten. '  — 
Orte  —  Ork r,  Worte — Worter,  Gesichte  —  Gesichter  sind  beiiandelt  wie  iu 
der  modernen  spräche.  Fulda  scheidet  sie  fulgendemiassen  (iK.70:  'I'ie 
von  der  ersten  decl.  [paiad.  Wey  —  H'e^e]  werden  für  die  sache,  die  haudluug 
nnd  eoUeelive  genommen,  die  won.  der  cweiteu  deeL  [Feld  —  JbUar]  werden 
ffir  werkienge,  daa  getbane,  und  diatribntiTe  gebnocbt' 

Hier  füge  ich  noch  bei  das  masc  BömoM,  Schiller  hat  BötwiehUr 
1,8842.  76,82,  BtfMi0«dk<er  2,5, 27.  1,862,24.  Br.  9,9.  Die  lebwib.  gna- 


')  Anch  später  noch  Gewölber  S.  3,  288,  7  nicht  im  reim,  S.  4,  2öH  in 
prosa;  daneben  in  den  Lauhyetcolben  S.  4,337;  —  Memder  £r.  1, 153,l<)y 
Memdencatfchen  S.  4,  lö,  3ti  j  Hemden  Br.  ti,  251. 


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8PB1CHE  DBB  JÜHOBR  SCHILLER. 


339 


inatiker  wehen  den  pl.  auf  -«  Tor:  Schw.  m.  1775,374.  Fulda,  GB.  71  ('Man 
sollte  dieee  dasse  [d.  h.  die  nentr.  aof  -^J,  besonders  die  mlnnUchai . . .  mdit 
Tcrmehren,  mit  ...  BöswkhV.).  Nast,  Spr.  1,35  ('Einige  provinxen  ziehen 
noch  hieher  [pl.  auf  -er\  :  Böswichi  ...  Sie  ^[ehen  aber  besser  nach  der 
l.decl.').  Hinsichtlich  de«  Gebrauchs  der  formen  widersprechen  sie  sich: 
Nast,  Spr.  1, 37:  4u  Sachsen  spricLt  niati  . . .  Böswidder,  ...  in  SttdteUtsch- 
huid  kehrt  mana  um,  und  sagt  . . .  BösmchU. '  Dagegen  heitst  es  Schw.  m. 
1776,  d&t  *ia.  Schwahen  ipiidit  man  Bömeieht  und  im  pl.  BömoidUer.*  — 
Vieilflieht  gehört  hierher  anelk  der  pL  Orenadierer  2»  876, 22,  talla  er  nicht 
n  einem  ig.  Qrmiadienr  gehOrt>) 

FeminiDa. 

Von  tsssL,  die  mbcL  sehwadi  waren  and  nhd.  im  sg.  stark 
geworden  sind,  sind  bei  Schiller  noch  vereinzelte  formen  nach 
der  alten  im  fibrigen  mnndariUcb  noch  flblichen  dedinations^ 

weise  erhalten: 

Sonne:  der  tioniien  Fracht  1,  2ü<i,  38,  vun  der  Sonnen  Strahle  1, 218, 8 
sind  wol  sg.  Auffallenderweise  steht  über  der  Sonnen  2, 74, 6  von  ausgäbe 
C  1782  an  (bla  1799).  Ans  den  belegen  bei  Eehrein,  15.— 17.jh.  8.199  ist 
enichtÜclt,  dam  tehon  im  16.  und  17.  jh.  die  schw.  formen  dee  Qg.  in  der 
aehriftqiraehe  selten  sind.*) 

Scheibe,  mbd.  acftlbe  schw.:  naeh  der  Seheiben  1, 225, 124;  bei  Sehn* 

hart  nur  st.  (an  deiner  Sdieibe  SG.  2, 101.  104);  aber  vgl.  Hanslentners  Sdiw. 
Archiv  1793,  Idiotikon  der  Baar,  s.  251 :  Scheibe  =  Schlba  (d.  h.  inbs,  was 
einem  nhd.  f^rhfihen  entspricht).  Kchrein,  15. — 17.  jh,  s.  liU)  fllhrt  ein  bei- 
spiel  aus  H.SachB  an:  auff  der  Scheihen\  Kehrein,  i^hd.  gr.  s.  96  noch  eine« 
von  Opitz. 

Erde  war  mhd.  sL  und  schw.  Schiller  hat:  zwtschen  llimmd  und 
Erden  2,19,9,  mr  Erden  1,215,17.  Bei  den  Scbwa))en  findet  sich  öftere 
noch  schw.  tlexion :  zur  Erdm  Si.  2, 8G.  ST.  35.  20, 5 ;  gs.  der  Erden  ST.  j^,  5. 
49, 1.  Sdkw.m.  1776, 719.  In  eltertOailieher  weise  verwende  SeUHer  sie  andi 
■paier  noch.*)  Frnheie  belege  bei  Keiirein,  1&— 17.  jh.  s.  200.  Kebrein,  Nhd. 
gr.  a  96  ans  Goethe. 

»)  Lande  S.  6, 179.  8,  43.  56.  TG.  20  n.  a.  —  die  Gastmahle  S.  7, 186, 10. 
15»,  ;m,  Gastmähler  S.  7, 199, 20.  2a».  ~  Böswichter  noch  in  S.  3,  442.  8  in 
prosa.  —  Ans  späterer  zeit  fnbro  irh  noch  eiiiitre  -^•r-bildnntrt'n  an,  (Wf  zu- 
fällig nicht  in  den  jngeii'U\  s  rki  n  .SciuJlers  vork*<iuioen :  Ft  ucrhrduder  um 
reim)  S.  6, 370,  iV<*«e«(^r  S.  3, 3oy,  17,  //o»pi<a/er  S.  4,  Gl,  5,  Diebeaklufter, 
Stender  8. 12, 35  (in  der  Kapuineipredigt),  Gewänder  S.  14, 9  neben  Gevande 
S.  10, 268, 25.  14,92. 

^  bei  der  Sotmen  (im  reim)  8. 18, 887,  tmfer  der  Simum  0m  rmm)  8. 
14y51.  15',  413,  in  der  Sonuen  S.  12,18;  andere  fUle  sind  zweifelhaft  (im 
Giemt  der  Soimen  J.  v.  Orl.,  Kinder  unsrer  Sonnen  Er.  v.  Mess.). 

a)!!««*  <ier£him(reim)S.8,173,12,  OMf  der  Erden  8.12, 167.  14»  25; 

22* 


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340 


P9L8IDBRBE 


Mitte  nnd  Ferne  kommen  scTiw.  vor  in:  in  der  Mitten  2,325.  1')  M, 
in  der  Fernen  2, 268,  5  A  (M  fphlt  hiprV  Zu  letzterem  Aveis-s  ich  keine  be- 
lege. Mitte  wird  auch  sonst  zuweiieu  bei  dichtem  schw.  flectiert,  wol 
unter  einfluss  von  mitlen  (nach  Paul,  Wh.);  vgl.  Kehieiii,  15.— IT.jh.  d.201- 
Kehrein,  Nhd.  gr.  s.97  mit  beispieleu  ausBUckert;  sonst  2.b.  in  Mörike,  Gebet 

Doppelte  fleiion  zeigt  bei  SehiUer  die  Beehit,  Heute  gilt  ab  ngd: 
mit  artikel:  mw  Reektm  Gattes,  okne  eitikel:  m  Gattea  BethU,  mit  äat' 
gereichter  Rechte.  Doch  findet  sich  auch  Bcbwanken.  Klopstock  Imt  (nedi 
Sanders,  Wb.)  vorwiegend  die  .st  formen  im  Bg.  Schiller:  bei  dieaar  mätm 
liehen  Hechte  2,237,21  A.  48,  18  (in  allen  auflagen),  von  deiner  geiraltitjm 
Hechte  1,123,78.  Dauehen  bei  difser  meiner  Hechten  2,237,21  M.  Autii 
Schubart  hat  mit  Vorliebe  die  st.  torra:  Hechte  SQ.  1, 90.  20. 102.  2,68.  Da- 
neben finde  ich  einmal  die  schw.:  Hechten  8G.2, 134. ') 

Soweit  die  schwäb.  grammatiker  diese  fem.  zur  rede  brmgeii, 
verlangen  sie,  wie  die  moderne  spraclie,  im  sg.  st,  im  pL  scJiw. 
formen;  Fulda,  GR.  78.  Nast,  Öpr.  1,  Ö8  ff. 

Tinte,  schon  in  ahd.  zeit  entlehnt,  weist  bei  Schiller  st  und  schw. 
formen  auf:  mit  ihrer  Dinte  2,tiH4A0  und  ?5fters;  daneben  nach  1) inten 
1.2f)8, 67;  die  schw.  form  iät  altertUmlidi  und  kommt  iu  der  biblisd^en 
spräche  öfters  vor. 

Den  pl.  vüle  Heise  Br.  37, 24  möchte  ich  nicht  für  einen  Schreibfehler 
erklären.  Die  form  findet  eich  im  1.  brief  an  Dtdberg,  wo  Schiller  nock 
eelir  Amlicli  mit  Dalberg  Terkefaitf  da  er  rieh  bei  diesem  eist  einsvAlucB 
hat|  und  wo  Sduller  ausserdem  allen  grund  hatte,  coneet  in  schreibeB. 
Zwar  kommt  das  subst.  mhd.  reise  st.  im  nhd.  nur  noch  qiSrlicli  st.  flectittt 
vor;  Kehrein,  15.— 17  jh.  s.  1(58  belegt  aus  Luther:  dreier  tagereise  tceit 
1.  Mos.  30,  3f) ;  aber  als  alterttluiliche  form  kennt  Schiller  sie  vielleicht  doch 
noch.  Als  analügon  möchte  ich  anführen,  das»  jM iiier  sag^t:  tauaend  Frend'- 
Si.  91,  nlMi  iiich  noch  die  mhd.  8t.  form  verwendet,  falls  hier  nicht  das 
2uiüwuri  emwirivtc,  so  dasä  Freude  einfach  sg.  wäre. 

Eher  mochte  ich  die  pl.  -ung  fUr  Schreibfehler  halten.  Die  fem.  auf 
-mg  sind  mhd.  stark,  und  noch  im  1&  und  16.  jh.  finden  rieh  st  pl.  (vgl. 
Kehrein,  15.— 17.  jh.  s.  lf^t\  SehiUer  sehzribt:  tdun  entgegengeaeiete  £b> 
jp/iiMiuffi^  Br.  8, 8»  11,  meine  ÜberMeuffimg  «md  wmöOUg  Br.9,20;  «meiidem 
gp.  Minweglammg  Hang,  Z.  460.*) 

Bei  den  grammatikem  bilden  Meite  und  die  subst  auf  "mg  ihre  pL 
schwach,  vgl.  Nast,  Spr.  1, 70. 66. 

vgl.  ansserdem  oiis  semsr  fossei»  8.  12, 26,  auf  der  Meuen  8.  12, 19. 
Den  sehwib.  grammatikem  irt  ftbrigens,  wie  es  scheint,  die  schw.  Iladon 
des  sg.  bri  Erde  fremd;  denn  Schw.  m.  1775, 822  wird  auf  Srden  mit  'in 
tenis'  übersetzt. 

Spiterdat  der  JSseMe  8.8,175, 2.  478,9.  6,188,  derBeehUmB.e,d60 

und  oft 

''J  Jedentall;-  -md  lie  ?p!iteren  pl. -ui«;^  nachlässigkeiten:  1(>'><)  Knipfch- 
lung  Br.  1, 79, 9,  meine  VorUmng  np.  Br.2,425,  einige  Zetdmutig  «intiBr. 3, 12&i. 


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8PRACHB  DBS  JUNOBN  8CHILLBR. 


341 


Piarai  auf  -s. 

lieber  den  pL  auf  -s,  der  schon  im  mnd.  im  15.  jb.  ziem- 
lich verbreitet  war  und  ans  dem  franz.,  yidleicht  durch  ver- 
nittlnng  des  nL  herflbergekommen  war^O  haben  die  sehwftb. 

grammatiker  keine  benierkung;  nur  einmal  wird  er  von  Nast, 
Spr.  1,  ;J9  bei  gelegenheit  des  \A,  von  Ktd  gestreift:  'das  fran- 
zösische die  Kerls  wird  hoffentlicii  ki  in  Teiiischer  verteidigen 
wollen.'  In  der  scliwäb.  literatnr  jener  zeit  liabe  ich  auch 
merkwürdig  wenig  beispiele  von  s-\)].  finden  können  (abgesehen 
von  Schiller);  beides  spricht  dafiu-,  dass  dieses  mittel  der  plural- 
bildung  in  Schwabens  literatnrsprache  noch  nicht  sehr  nm  sich 
gegriffen  hatte. 

Das  plnral-«  verwendet  Schiller:  1)  bei  eigennamen  zum 
zweck  der  verallgemeinernng: 

die  Harves,  Menddsohns,  Swiffts  1, 92, 35,  die  Sidlys  2,  SC,  die  Tartüffea 
2,841, 16.  vuie  Don  i^uixote»  2,  341, 15,')  vgl.  die  beiäm  SiegwmU  8195; 

2)  bei  fremd  \\  tern,  wo  es  anch  in  der  heutigen  spräche 
noch  öfters  angewendet  wird,  wenn  der  pl.  nach  anderer  weise 
sich  schlecht  bilden  lassen  würde  (vgl.  Grundr.  1,  758): 

die  Dokters  2.30.8.  42,18,  die  Doktors  2,227,8,  Pass/f^^^rs-  2  «7  2.^ 
254, 3,  Subels  1,  203, 3;  ebenso  andere  Schwaben:  die  Offizier»  Si.  183  (Schiller 
in  S.  3,  3<S8.  Br.  1,  419),  die  Kon^^uL  SO.  109,  die  Professors  Si.  2, 1.51  fScisiller 
in  Br.  3,  lOG),  Scru^thims  uml  C7t«r(i6/m«  SO.  12,  wäbreud  öddllcr  sagt:  die 
Serafitn  1,216, 18  und  an  SerapMtien  1,359,85; 

3)  bei  deutschen  Wörtern: 

die  Juntjem  1,246,53,  Frätdeim  2,270,7.  111,2.  3födeh  2.  rW.  Uhnn 
2,  lf>7, 10  neben  ühue  2,  307, 10-  Bei  den  andern  Schwaben  finde  icii;  Models 
81 169.  SQ.  2, 123;  dagegen  die  Schuld  SG.  2, 124.>) 

Vgl.  WdM,  ünsere.  muttetspraehe  b.  172.  Gnuidr.  1, 758. 
^  Freilich  bildet  er  solche  verallgemeinemnsren  ebenso  nach  der  (/-klasse : 
die  Casare  1, 101, 9,  die  Faüsiaffe  2, 341,  17,  Xeue  Sohne,  Thüone  1, 99, 24 ; 
nie  aher  nach  der  n^klaasei  während  s.b.  Ii^aat,  Spr.  1,  Sit  CkeroHCH 

verlaugt. 

')  Die  s-pl.  bei  eigennamen  sind  allem  anscheiu  na(  h  s]i;iter  nicht  mehr 
80  häufig;  eä  hei^t  z.  b.  bloäs  die  Alba  S.  5^  30. 108  u.  a.,  die  Doria  S.  3, 57, 7 
a.  a.,  «to  Stolberge  Br.  4, 327.  —  Dagegen  fremdwOrter:  JSmam^  Br.  5, 75, 
FtWbii^  8.4^844,12,  Ao/fers  S. 4, 160, 2,  Q^lScMff  S.  8, 888, a  &.1,419. 
8.8,8^  XMoii9a4,99,8,  Qenerah S.t%m,  iCaea«€iv& 4» 270,16,  Pomo- 
giers  S.8»2&5,21.  4,333,4.  —  Dentache  Wörter:  Jungens  Br.5,11.  7,147, 
Frätdeins  Br.7,176,  MdtUI»  8.1^  25,  IfoUem«  Br.l,841|  «nur»  JfVtiiMM 
£r.  ^80, 


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342 


PFLBmBBEB 


Kerl,  dieses  lieblingswort  der  stürm-  und  draugperiode, 
bietet  dreierlei  pL  bei  Schiller: 

die  Kerl  2,91,24,  Kerls  2, 30, 21.  33, 1.  222, 13.  223, 1.  m,  15.  81, 6.  9 
etc.,  Kerles,  ein  Corps  KerJrs  2,  78, 14  *)  (der  weitere  pl.  Kerle  kommt  erat 
in  Schillers  nachlass  vor,  S.  15^530»  Vgl.  Fulda,  GR.  71:  'man  darf  also 
im  plural  nicht  sagen:  die  Kerle,  . . .  Hoiulpm  dte  Kerl ... ebenäu  Spr.  1,39 
(ygl.  ausserdem  Nasts  bemerkung  s.  341,  z.  5). 

Flexion  der  fremdwörter. 

In  der  behandlnng  eines  teils  der  fremdwörter  zeigt  sidi 
noch  der  altertümliche  Charakter«  der,  wie  bemerkt»  der  schw&b. 
literator  der  zweiten  hftlfte  des  18.jb*'8  anhaltet 

In  der  zeit  des  hnmanismns  war  es  fiblich  nnd  ein  zeichen 
der  bildnng,  dass  man  die  fremden  wOrter  nach  den  declinations- 
gesetzen  der  fremden  sprachen  behandelte,  eine  sitte,  die  sich 
bis  ins  vorige  jli.  erhalten  hat  (vgl.  Weise,  Unsere  mnttei'sprache 
s.  183  ff.).  Zur  zeit,  da  Schiller  anfieng  zu  schreiben,  war  diese 
siK  !it  im  allgemeinen  vorüber.  Zwar  Lessing  hi  liaudelt  seine 
fi'emdworter  noch  geine  so,  wie  seine  ganze  spräche  für  uns 
überhaupt  'geradezu  veraltet'  ist.^)  Aber  man  vergleiche  z.  b. 
die  art,  wie  der  junge  Herder  die  fremdwörter  behandelt;  er 
ist  zwar  noch  nicht  ganz  so  frei  ihnen  gegenüber  wie  die 
Sprache  des  19.  jh.'s,  aber  'er  wendet  gern  die  deutsche  flexion 
an»  besonders  bei  fremd  Wörtern,  die  er  h&udger  gebrancht' 
(Lilngin,  Herder  s.  42).  Zn  dieser  freiheit  den  fremden  ele- 
menten  gegenüber  hat  sich  Schiller  erst  sp&ter  dorchgernngen, 
und  Wörter  wie  DespoHsm,  IdeaHsm,  die  beim  jnngen  Herder 
sehr  üblich  zn  sein  scheinen,  gebraucht  Schiller  erst,  wie  er 
ans  dem  engen  Schwaben  dranssen  ist.  In  seiner  jugend- 
periode  dagegen  wimmelt  es  von  fremdwia  tern,  die  noch  nicht 
in  deutscher  nationaltracht  erscheinen  und  deshalb  auch  ausser- 
halb des  gebiets  der  deutschen  declination  liegen. 

Beibehaltaug  fremder  endang  (ich  sehe  ab  von  f&Uen 


')  Kerles  ist  im  pl.  unveränderte  sg.-fonn ;  vgl.  dazu  TT.  Fischer  zu 
G.  P.  Weckherlins  Gedichten  (Tübingen  1894-95),  2,499,  no.  326:  'KerU* 
noch  jetzt  schwäbisch  üblich  ('Kerles')  8]«  komische  bezeichniuig;  dieeadOf: 
ist  wohl  nichts  als  komi.sche  Verwendung  dea  lat.  -us.' 

Vgl.  die  ausftthrungen  von  Behaghel,  Sprachgehrauch  nnd  sprach 
richtigkei^  im  C.  Beiheft  der  Zu.  d.  allg.  deutücii.  spraciivueius  s.  26 1 


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SFBACHB  DK8  JDMCMIll  80B1LLBB. 


348 


wie  Krisis  1, 168, 9,  Meehanimus  1, 168,  Orsammm  1, 167,32, 
FiMkwm  Br.  85, 21  ete.): 

Bequhitum  2, 4, 4^  Äpplausm  2, 7, 11,  JToiiMiifM«  1, 166, 17,  Extremum 

1, 142,  27,  ^ArfM«  2,27, 13,  iToZ/tf^ra  2, 252,  22,  recta  vom  Gniffen  2, 90,  Gethi» 
2,37,19,  Juniu9  Br.?7.  Konnlfum  2,82,16,  JiMitctMfii  2,82,6,  IVuietiMtm 
1, 145, 19  u.  a.  (vgl.  Weltrich  1, 550). 

Beibehaltung  der  fremden  casnsendnngen: 

die  Organismi  1,145,5,  zum  Hauptsiuäio  1,28,17,  zum  Principio  1,90,15, 
zur  Exstftsi  hinaufsteigt  1, 163, 12,  die  Herrn  vom  KoUegio  2,32,  5,  zu  Ex- 
<r<w*i*1,16().21.  (It'H  Stotum  (hier,  im  gediclit,  mit  komisclipr  absieht)  1,193,202, 
aus  meiner  Frojci  2,81.  l»l  den  Gradton  cinfs  Doklura  Hi  nf'  '28,  10,  von 
meinen  otiis  poeticis  Br.  3,  Doktores  2,  32,  U».  deti  JJt  um  ex  madtina 
1, 80, 15,  in  einen  gewissen  Nisum  1, 145, 21,  I'hrases  2,  29, 3. ') 

Aehiiliete  fUle  hA  indem  Sdnmboi:  Smpam  SO.  94,  dwrcft  Praxin 
80.177,  itte  JZnMiSL^TO^  di«tm  AMMmim  Sebw.  bl  1776, 91,  <^ 
ifei  MpiZtyH  Scbw.m.  1780^800  «te.;  tos  den  gnmnat  riihiiiidlmigea  der 
Sehwaben  Ueeieii  ikh  noch  viele  beiipiele  aaftUinii. 

Kancbmal  begegnen  auch  fehlerhafte  endnngen: 

wm  üj^unm  1, 317, 103,  die  Weiber  Epidaufum  1, 337, 737,  von 
r%Ofi  1,241, 124,  in  Efyeen  1,217,40  (wol  des  reune  wegen,  statt  -den). 

All  fremdw()rterii,  die  in  deutscht^iu  8:ewand  erscheinen  und 
nach  deutscher  art  flectiert  werden,  weist  Schiller  eine 
anzahl  au^  die  von  der  jetzt  üblichen  Üexionsweise  abweichen. 


Bursche,  das  bis  ins  17.  jh.  als  collectives  fem.  fungierende 
hurschc  wurde  im  17.  jh.  als  pl.  aufgefasst;  dasselbe  wort  wurde 
aber  daneben  auch  für  einen  sg.- begriff  ~  iihd.  Bursche  be- 
nützt, und  zu  diesem  nun  ein  neuer  sciiw.  pl.  gebildet.  In 
uasrer  mundart  herschi  der  st.  pl.  noch  durchweg. 

So  auch  Schiller:  pl.  7i»m7(/' 2,78.15.  /r/V  Pi/r.st7ic2,32, 10;  vgl.  Pwse*« 
Si.2,  lOT»,  Fulda,  GR.  04  und  Nast.  Spr.  1,20  vi  rlaTigoii  die  st  flexion.  — 
Aach  (rnellir  hat  noch  die  st.  formen,  vgfl.  Bojuuga  s.  ()4.') 

Ganz  vereinzelt  dürfte  der  pl.  die  Frofessore  2, 4, 28 
dastehen. 

Die  wOrteibttcher  erwllmen  ihn  aidit  Er  bt  fehlerhaft^  aber  TieUeieht 


Wenn  in  qifttern  perioden  gelegentlich  derartige  foimeu  noch  vor- 
wie  bei  unterm  Camtiwreiofir.  5,225,  so  ist  daa  wol  beahaichtigt 

altertümelnd. 

*)  pl.  Bursciie  noch  üt,  1, 420, 7,  eüi€he  Bur9ch  S.  3, 383, 13,  ap.  Burtehe 
S.  14, 195.  Br.2,31. 


HatcnHDa. 


ä44  FFLBIDBBBR 

nnr  bezfli^lirh  des  -<?.  Professore  kann  erklärt  w<»rflen  al«?  die  8chwibi«<»b*» 
pl.  form  J^rofciiser  +  angebfin^^tem  e  als  plur.il zeichen  (ich  verweise  auf 
die  übrigen  incorrecten  verwendune^en  dieses  dem  ^  liwaben  fremden  amlaut* 
-e  8. 318  und  später  beim  parug.  -e).  Für  diese  auäassuüg  spricht  eine  aniuer- 
kmig  NaitB  im  Spr.  1, 55,  wo  er  IProfetfor  mit  wSrteni  wie  St^wetter,  MiUer, 
Holländer,  Apottd  naammenoimmt»  welcke»  'dft*  de  dea  ton  iiielit  auf  to 
endtilbe  haben,  im  pl.  dieselbe  form  haben  wie  im  sg.:  die  MBttet',  alao 
verlangt  er  auch  die  Ftofeaaor,  In  der  folgenden  anmerkung  verhöhnt  er 
dann  die  pl.-formea  eben  dieser  werter  auf  -m:  'vUe  maohea  4ea  phnal: 
die  Saiem,*,* 

Sehwache  formen  entgegen  dem  hentigen  gebrauch 
finden  sich  hei*): 

Nerv.  Bchw.  sg.  den  Nerven  1,U5,16.  81,1,  tm  Neroen  1,80,4.  25, 
dee  Nerven  1, 80, 3.')  Auch  Adelnng  verlangt  aehw.  fg.;  ebenso  beim  gg.: 
den  Brillanten  %  Wd,  9  (aber  den  Demant  2, 10);  Sandern  dtiert  nodi 
einen  8chw.  6g*  BriUanien  von  Schiller  (daneben  dieten  MrUktnt  vom  einer 
Frau  8.6,90,83). 

Zum  nom.  der  Dialoge  Br-^^n  wird  der  dat.  im  Dialogen  Br.  52, 3 
gebildet  (Sanders:  schw.  noch  bei  Tieck),  ebenso  in  emeok Monologen  2,dß3,Xi 
(Sandeis:  CKiethe,  Qntskow  n.a.).') 

Nur  schw.  plnralformen  sind  zu  belegen  bei: 

Boman,  das  im  17.  jh.  ans  dem  franaOs.  entlehnt,  im  dentsehen  niient 
den  pl.  anf     dann  anf  -en,  and  erst  im  spätem  18.  jh.  anf  «e  bildet  (Heijae, 

Wb.).  Schiller:  np.  JRoman^u  2, 3.  Adelnng  verlangt  JBomoNe;  GayUr 
B.  110  sagt  noch:  'hochdentach  pl.  Romane,  bei  nns  die  Bümanen.'  Vgl. 
Ergözlichk.  1774,  2,13  Bomanen:  ebenso  SO.  105.  119.  184;  die  On'gi'tml- 
romanen  S<  lnv.  m.  1775,  31 ;  vgl.  liomanenJieldin  80.16,  Jiumanenschrci^-rr 
SO.  104,  rumatienhnft  80.  122.  —  Im  sg.  sagt  ächiller  den  Moman  2, 379,  lö, 
ebenso  Schubart  ciiien  liomnn  SO,  116.*) 

Spion,  ebenfalls  im  17.  jh.  aus  dem  französ.  übernommen  und  bi«;  in> 
ende  des  18.jb.'8  hinein  schw.  flectiert.  Der  junge  Schüler  hat  nur  den 
schw.  pl.:  Spionen  1, 207, 29.  2, 91, 9.  155, 4.  Die  schw.  formen  belegt  Sau- 
den noch  ans  Wieland.  Adelnng  Terlangt  ftr  den  gs.  -s^  für  den  pl.  -e.^ 


*)  Da  diese  fremdwfirter,  so  viel  ich  sehe,  noch  nirgends  eine  susanunen- 
hflngende  behandlnng  erfsliren  haben,  so  bin  ich  genötigt,  stets  auf  die 
worterblicher  an  Terweisen. 

*)  Einen  schw.  sg.  linde  ich  nnr  noch  im  sg.      Nerven  8.  8»  143»  4. 
*)  Später:  m  Dialogen  Br.  2, 77;  pL  Dialogen  S.  11, 112. 116u  Br.  4»  34. 
6^  178;  —  pl.  Monologen  S.  11,  lOß,  66;  vgL  dann  den  apw  ^toHogen,  Epilogen 

Br.  1, 1 16, 66 ;  gs.  des  CataJogen  Br.  3, 166. 

«)  ap  Vomanen  S.  10^  478, 25;  TgL  dam  RomameMsmire  Br.  4, 340, 
Bxmancnhdd  8. 15',  254. 

*)  pl.  Ä>>(men  S.  3, 79.  212. 429.  4, 106. 106;  S^iOM  ö.  4, 166|  6. 


k 


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8PBACHB  DBS  JUNGEN  8CHTLLBB. 


845 


Baronen,  np.  1 , 388, 18.  Die  ichw.  fonn  ttberwiegt  bei  Schiller  leit- 

lebens.    Adelung  sag:t  Barone.^) 

Affrl-ten  1.175,18  neben  Affekte  1,235,37.  Auch  Tlerder  bedient 
sich  der  schw.  türm,  ?gl.  Länpn,  Herder  s. 43.  Adelung:  Affekten.'^) 

Die  Atomen  1,286,23,  zum  ns.  der  Atome  2, 349, 31.  Sanders  führt 
iehw.  femen  ans  ^elaad  und  Fonter  an.*) 

Kolof*  im  18.  jb.  entiehntf  iat  im  pL  iteti  at:  K6hf$e  2,80,17. 
2^  18  A  und  tf ;  ent  «uagEbeii  nieh  1799  liringen  die  tdiw.  formeii  (ebeiuo 
«p.  Koht9m  a  4,  III,  82). 

Femiuiiia. 

Perücke  zeigt  8chw.  sg.  im  dat.  Periicken  1,  364,  43  im  reim;  daneben 
Bt.  dat.  Ferucke  1,251,23;  obige  stelle  mit  schw.  form  ist  die  einzige,  die 
des  DWli.  uunfllhren  won.  Sie  iet  im  echwib.  nicht  nngewShnlich. 

Fiber  (die  mmkelfaser)  tritt  nach  den  belegen  im  DWb.  und  Senden 
im  pl.  aomt  nur  in  ichw.  fonn  auf;  Schiller  hat  beiderlu  formen:  np.  Fibem 
1,88,26.  28,33.  86,28;  gp.  Fibern  1,  m,20:  np.  Fiber  1,89,11. 

Die  Hüft  1,345,20  kann,  wie  Gödeke  im  glossar  S.  1, 394  meint,  pl.- 
form  sein,  da  im  schwSb.  der  sg.  Hüft  noch  üblich  ist;  doch  kein 
zwingender  ^rund  yorlianden,  die  form  pluialiflcb  anfgwfawten  {*dte  MaU- 
Unger  gürteten  die  UufV). 

Silhouette  bildet  auffallend  »t.  pl.:  SiOtouetU  1,243,19.  Im  DWb. 
ist  das  wffirt  nicht  Teneichnet;  Sandm  flUirt  nur  die  schw.  pL^fonnen  an. 

Pistole,  fem.,  dae  Mher  auch  im  ag.  adiwachformig  war  (DWb.), 
weist  bei  Schiller  beiderlei  fernen  im  9g.  anf:  er  aeUie  die  Pfetoten  (flg.)  an 
%  162.  303  in  den  meisten  ansgaben.   Adelung  will  nur  im  pl.  schw.  form. 

Ueberein.stinimend  mit  dem  üblichen  gebrauch  ist  np.  Getcissens^nartem 
101, 12,  wübreud  Schiller  später  aoch  ap.  (Jee  ifaTaricr  S.  4, 2il,  8  bildet  (doch 
wider  Martern  S.  10, 36, 27). 

Neutra. 

Fafierre  findet  lieh  im  gen.  ondediniert:  <les  PwrUrre  Br.  wie 
Sehiller  später  nndmit  ihm  das  la  jh.  oft  des  InteresM  (s.  b.  8. 10,211,27)  sagt 

Schwache  plnralf  ormen,  teilweise  neben  den  jetzt  üb- 
lichen starken,  finden  sich  in 

Fantomen  ap.  2,392,2  neben  P^niome  1,77,7;  ebenso  P^anfotnen 
SO.  35;  ebenso  bei  Wieland  und  Zacharift  (DWb.  Sanders)  und  bei  Schiller 
in  sp&tem  werken.*) 

Epigrammen  np.  2,378,1  neben  %tjframme  Br. 46» 21, 8;  schwadke 


*)  dm  BuiMaron  S.  C,  30, 59;  pl.  Boitime  S.  8»  144.  18, 25;  dagegen  pl. 
Bartynrn  a7,180,ia  ^82,4.  79,34.  9,234,ai4.  286,81. 
«)  gp.  AffekU  a4,61,15. 

*)  auf  jedem  Atomen  S,  2, 868, 81  in  den  anigaben  von  1812  nnd  1819} 
pL  Atomen  S.  3, 531, 25. 

0  pL  FmUomen  &3»a0»a  5Sm  6', 261. 


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946 


PFLSIimBR 


fimnen  sind  belegt  ani  Lessiii^  und  Widaad  (Sauden)*,  AMuig  v«r« 
langt         Vgl.  np.  Idealen  SO.  3a 

Produkten  1,156,1  neben  Produkte         ib.   AMmg.  Pro<hiki<. 
Neben  der  nhd.  gewöhnlichen  form  Insekten  (^.)  1,  läö,  24,  die  auch  Ade- 
hing'  verlangt,  erscheint  Insekte  np.  2,353,24.   Sandt  r^  bietet  för 
foiiü  keine  beleg-e.    Nast,  Spr.  1, 78  sagt:  Insekt  —  Itu-^r-kim.  TiasLis^J.t 
geht  auch  richtig  nach  der  1.  decUnation'  {wege).  Fulda  iuhrt  uur  deu  jtL 
Insekte  an  GR.  64. 

Das  direct  aus  deu  lat.  enÜebute  Exemplar  bildet  Exemplare  Bl 
84, 7,  und  danaboi  in  fc^lalmiwig  m  die  lat  pl.-fom  auf  -te:  Sreiiiplaritii 
2|20ö|2.  Die  beiden  fomeD  gehen  bei  Sebiller  auch  eptter  stell  n^bes' 
efnander  her. 

Der  pL  Ton  Möbel  sehwankt  im  18 Jh.  noch.  Adelmig  hat  JimMei 
nad  MevMeH,  ebenio  Goethe  (Tgl.  Heyne,  Wh.^  Beim  jungen  Schiller  keaatt 
das  woit  nnr  einmal  Tor:  2,d78|28.  SpKter  verwendet  er  aiuh  die  Um 
an(  •en,') 

Uecliuation  der  eigeuuamcii. 

Die  eigfennamen  werden  vor  eiidp  des  18.  jh.'s  meist  nocl 
flectiert.  Spuren  von  unflectierten  iiamen  finden  sich  aclm 
werden  aber  von  den  Schwaben  energisch  getadelt 

üeber  das  verhalten  g^egeEftber  eigennamen  geben  d» 
schwäb.  grammatiker  ausführliche  regeln.  Voransznachicke 
ist, '  dass  sie  die  aEwendnng  des  artikds  vor  elgeimaiiieii  iu 
ganz  selbstverständlich  ansehen  (wie  noch  heute  in  der  aelKw& 
mundart  der  artikel  nie  fehlte  und  denmaeh  bei  ihren  reg^ 
stets  unterscheiden  zwischen  fSllen  mit  und  solchen  oh 
artikel,  ohne  indessen  darüber  etwas  vorzuschreiben,  in  w 
eben  fällen  der  artikel  zn  setzen  ist  und  in  welchen  niclit;  i 
ist  der  willktir  überlasi^en;  denigegeiiübei-  liaUen  die  ^rf 
nuuiker  des  nordens  den  artikel  bei  allen  deutschen  nai 
verboten  und  bei  fremden  namen  nur  srestattet,  wenn  sie  kc 
flexion  annehmen,  also  der  deiitli«  iikeii  liaiber. 

Fulda,  GR.  79  fasst  ^vwuj  regeln  kurz:  ^Eigenen  iia 
wird  der  artikel  binden  augefügt.  Die  declination  ist  con 
mit  dem  s  im  gen.  Der  ordentliche  gen.  ist  also  -ms:  Wolfen 
Nur  die  in  -el,  -er,  und  die  den  accent  nicht  auf  der  l€ 
Silbe  haben,  besonders  fremde  ontentsche  endnngeii,  im^ 


')  pl.  Epigrammm  Br.4,406  neben  Epigramme  Br.  4,  41S;  ^g:) 
li€he  pl.-formeu:  ap.  Symbolen  S.  3, 16.  522.  5',  97;  Symptomen  S-  15' 
*)  MettbU»  noch  JUtubkn  ap.  8.4,218,27.  Br.  2,  2^ 


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SPRACHE  DBS  JUMOBBT  8CHILLBR 


847 


yomameiif  h^ben  ein  bloses  Selbst  die  weiblichen  kdnnen 
das  '8  und  ms  nicht  entberen:  . . .  LouigensJ 

Ausführlicher  ist  Nast»  Spr.  1, 82  iL:  er  weist  seiner  3.  dect 
(parad.:  Äpfd,  Bruder)  alle  dgennamen  anf  -d,  nnd 
8. 55  dazu  noch  die  anf  -w  zu.  In  praxi  fleetiert  er  ancfa 
jrorl  so,  s.  86.  Damach  sagt  er  s.  85:  mit  artikel  <fer  Bmgel, 
des  Benkels,  dem,  den  Bengel,  ohne  artikel  Bengel,  Bengels, 
t      Bengeln,  Bengeln. 

'*  Dieser  regel  entspricht  im  allgemeinen  der  gebrauch  bei  Schüler :  gen. 

iß  meifies  Karls  2,74,20.  65,19  u.8,w.,  des  geopferten  Roüers  2,199,10,  des 
Sem  Sehilkrt  2, 374, 14,  de$  Prof.  Äbdi  Br.  89, 24,  det  HoAAi«  2, 122, 25 ; 

^      det  Eleven  von  Hovena  Br.  29, 25,  ide$  Hmmibai82t  29,2;  beiNast  t.  86  Mieh 

It  hieher  guogenX  Herrn  eofiBbtters  1,89, 27  etc.  —  dftt.£arin  2,20,201 
66,28. 213, 18 u.a.,  ron^mom 1,851, 35;  mit  artikel :  sffWm  A^rir/ 2,217,20.  — 
acc  Karin  1 ,  fiP  *2*2  2, 20, 2  etc.,  Moom  den  Räuber  1 , 302, 56,  ApoUn  1 , 252, 56, 
Scfnoeisem  2.:UH,20,  Bollern  2,23(),24;  mit  artikel:  dienen  Karl  2, 21b,  2^ 
(vgl.  dat.  Xava-H  Si.  l()8,  acc.  Xapem  8i.  110,  Lut/tem  SU.  2, 116;  gem.  eines 

^    Bürgers  SO.  IGO  etc.). 

^  Ferner  sagt  Nast,  Spr.  1,82,  in  bezielinng  auf  die  Übrigen 
^     bestehe  in  Deutschland  nnsicherheit,  da  Norddentschland  noch 

viele  namen,  die  in  Süddeutschland  (schwach)  fleetiert  werden» 
' J-,  nach  der  ersten  d.h.  gar  nicht  ausser  im  gen.  sg.  flectiere. 

Er  rflgt  darauf  den  gen.  seines  eigenen  namens  in  der  form 
'^^^t:  Nasts:  'Das  ist  nach  der  gewonheit  meines  landes,  wo  doch 

mein  name  %a  haos  ist,  ein  doppelter  feler.  Dann  mit  dem 
^^^y  artikel  mos  es  heilfen  des  Naaten,  und  ohne  denselben  Nastens.^ 

Er  yerlangt  dann  schwache  flexion  ffir  alle  anf  einen  -»-laut 
^     oder  auf  -st  ausgehenden  namen,  sowie  fftr  ursprüngliche 

appellativa  wie  Wolf,  soweit  sie  nicht  aut  ti-,  d  u.s.w.  eii(Ii<2:en; 

paradigriiia:  mit  artikel  der  Ihms,  des  -cn,  dem  -en,  den  -en; 
,ohne  ai  iikel  Hans,  Jlan^^ais,  lianscn,  Hansen  (s.  87). 
W«^  .Schiller:  meinefi  FmnTnt  2. 321.4  M.  323,9,  (MiUe  den  Auffu^iis  l^r.(i4,;jj; 

dat.  IM  Franzen  2, 9,  Ii,  mä  Godhcn  Br.  ü7,  14  (gehört  nach  Spr.  1,  83, 4  auch 
^^ti-  Weher);  acc  l^Voitw»  2, 370, 20.  73,  a 

•0  ^  Femer  Spr.  1, 83 :  '  Die  meiste  eigne  namen  der  Teütschen 
.(H)  '  gehen  nach  der  1.  derlination.'  Paradigma:  der  Ähniham,  des  -s, 
.  ^^'iem  -  etc.;  ohne  artikel  Abraham,  gen.  -s,  dat.  -en,  acc,  -et*. 
'  Kbensü  sind  auch  die.  so  auf  ein  kurzes  as,  es,  is,  os,  us  aus- 
liehen, . . .  nur  dals  sie  im  gen.  kein  6^  annemmen.' 

.tif  So  hat  Schiller:  eines  Howards  2, 19, 2,  des  Plutos  2,  IK),  7,  der  Speer 
^'Id^  'iduUes  1,123,79,  eines  ücKwammerdamt  l,157jl6,  de*  riutarclu  Br.  22, 


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348 


PPLBn>SKBB 


Kinder  rronictheus  4,    eines  Aurels  1,142,25,    Mnthuis  Sie^tcszug 

2,  248,  20,  Ilionem  Schiff  1. 123, 101,  Uciag  Streiier  1, 123,  95,  Aeolus  Bittg 
1,121,23;  dat.  Klopstocken  Haug,  Z.4d8,  in  Elysm  1,217,40;  acc.  Pam- 
peijen  1, 268. 45  (=  Pompeiam). 

Von  wt-iblichen  eigennamen  koiiimen  bei  Schiller  nur  solche 

vor,  die  auf  einen  vocal  endigen.   Sie  llecUeren  nach  Nast, 

Spr.  1,88  die  Flora^  der  -  etc.;  Flora,  Floras,  Floren,  Floren, 

Ehvn^n  bei  Scbiller:  ^»io^fV/(.s  2,  2^4. 20,  Anadyoiref}pr<^l,MlfS;  ä^t. 
Lauren  1, 282, 87 }  acc.  Amalien  2, 221, 5  U,  Lauren  1, 282, 90;  vgL  ThereMtn 

8i.  1,97.  2, 10. 

Nach  diesen  regeln  sind  alfio  für  die  anscbaauDg  der  da* 
maligen  Schwaben  falsch: 

semes  Franaens  2,50,1.  217,21  M.  370,18,  seines  Fratizes  2, 217, 21 A, 
fies  Fnin^ens  Br.  35,  6.  Fenier  die  unflectiert^n:  zu  Roüer2, 256, 7,  zu  From 
2,324, 31,  an  Goethe  Br.  55,  27, 15,  nach  Klopstock  Hang,  Z.  459:  acc.  Frans 
md  AmcUia  2, 72, 11,  Amalia  2, 352, 7,  von  Amalia  2, 329, 1 H,  den  Schwort 
8,87,6  etc. 

Vgl.  dazu  Spr.  1,83:  des  Herrn  Wolfs  ist  'unschicklich  und 
unerlaubt';  8chw.  m.  1779,607:  'Und  wenn  es  in  noch  so  vii  an- 
dern tirtcln  oder  Überschriften  der  bücher  heifst:  . . .  von  G.Lüdke 
. . .  statt  Lüdken  etc.,  so  sind  das  eben  sovü  Sprachfehler,  die 
sich  blofs  dadurch  entschuldigen  lassen,  weil  diese  leute  fürchten, 
man  möchte  ihren  namen  unrichtig  verstehn.' 

ü«ber  das  genns  der  substantiva. 

Nach  scbwäb.  gebranch  finden  sich  mascnline  formen 
entgegen  der  nhd.  üblichen: 

m  C\o\olade  2, 135, 15.  287, 15;  später  gebraucht  Schiller  dis  wovt 
als  f«m.*)  —  Angel  ala  nu.  iat  fDr  den  np.  <Ue  An^fd  1,106,57  in  sah- 
stitoienn:  Tgl.  Fulda,  GB.  72:  iler^n^el— «itejln^el;  soauchcfer  Jii^S0.51 

(ebenso  Schiller  S.  5*,  81, 80.  12,185.  10,124,5).  Adelung:  *Bei  den  meisten 
Oberdentschen  ist  es  mäunl.  geschlechts.'   Masc.  ist  das  wort  'noch  meist 

im  18.  jh.'  (Taul.  Wb  ).  -  Iii:  1,  88, 15  das  jetzt  meist  durch  die  fem.  iieben- 
form  Hitze  in  der  schrhtHprttche  verdräii(rt  ist.  Es  ißt  als  ma.'*c.  angefühn 
Fulda,  GR.  05  und  Nast,  Spr.  1,23.  —  .S ( /  77 p  2, 349, 13;  auch  von  (ioethe 

verwendet;  nebeuform  zu  fem.  HcMeppe  S  3,  ilfi. 

Andere  nicht  mit  dem  gewöhnlichen  nhd.  genus  überein- 
stimmende Wörter  sind: 

Lahyrinth  ma.sc.  1,89.23:  so  Spr.  1,23  und  Fulda,  Ergözlichk.  1774, 
2,80.  In  Sanders  ist  das  masc.  noch  aus  Wieland  belegt.  —  Tribunal 

>)  fem.  Chokolade  8.3,42.  44. 272 


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8FR4CBB  DIS  JüNOElT  SCHILLER. 


349 


masc.  2,184,3;  so  SO.  HC:  ncntr.  dagegen  Ergßzlichk.  1774, 1, 833  und  bei 
Schiller  später;  ebenso  bei  Adelung-.  Sanden  bat  MiflBer  der  geDennten 
stelle  ans  Schiller  keine  belege  filr  nia<r  ') 

Beim  Lesung  Klojyittocks  1,  'kS,  l(i  ist  ein  versehen,  entstanden  diuch 
cuutamiuatiüu  von  beim  Lesen  und  bei  der  Lenung  (letzteres  ein  im  18.  jh. 
und  bei  Schiller  sehr  beliebtes  siibst.;  ygl.  'Wortbildung',  sahst,  auf  -ung. 

Neatra. 

Das  Kurzweil  2,  d30f  6,  entgegen  dem  nhd.  gebrauch  (Paul,  Wh.: 
'erscheint  zuweilen  anch  als  nentr.:  Schiller').  Das  DWb.  ftthrt  noch  je  f^in 
l»ei.'<piel  ans  Simplic.  und  Goethe  an  für  das  neutr.  —  Aweh  die  bei  Schiller 
vurkuiiimenden  obl.  ca-susua  ni-  n  im  Kurzweil  S.  3,  H8,  5,  Äurztreih  fjeicohtU 
S.  14,358  (Teil)  bind  wol  ueuiial  zu  fassen  (Sanders  idänt  sie  als  maüc). 
Moment  SS  angenbliek  2, 161, 20  gebianebt  ScbiUer  nocli  lange  als  neutr. 
Sonstige  belege  ftnde  ich  keine  für  das  nentr.  in  dieser  bedentnng.  Sanders 
kennt  es  so  nur  als  mase.*)  —  Anker  nentr.  1,275»  SO»  im  BWb.  nur  als 
masc.  verzeichnet;  Sanders  hat  einige  hdege  f&r  neutralen  gebrauch.  — 
Kloak,  im  nhd.  durch  die  dem  lat.  c/oaea  mitsprechende  fem.  form  Kloakt 
ersetzt,  findet  sich  als  neutr.  (masc.?):  im  Kloak  2,98,13.  Die  form  ist 
8ün.Ht  in  den  Wörterbüchern  nicht  belegt;  bei  Schubart  finde  ich  noch:  sum 
Kloak  SO.  98. 

Feminina. 

Ungewöhnlich  Ist  Befour  %  253, 3,  wol  in  erklftren  als  enetanng 
▼on  fiw  JBBdttcftr  durch  das  fremde  wort,  mit  beibebaltnng  des  genns  ^on 

Hasculina  und  leminina. 
Quell  masc.  1,  2SHh89  und  QwXU  fem.  1, 228,75w  283, 108»  wie  nhd. 
—  cier  TTa  t/s  1,42,59  neben  Waise  fem.  2,111,8.  160,12;  das  masc  ist 
jetzt  in  der  Schriftsprache  weniger  üblich  (wird  aber  z.  b.  Tun  Grimm  noch 
gebraucht;  vgl.  Bojunga  8.88):  in  der  schwäb.  mundart  ist  es  ganz  gewöhn- 
lich; die  grammatiker  verlani:  u  masc. :  GK.  7ü.  Spr.  1, 277.  60.  Auch  Luther 
und  Geliert  (nach  Heyne),  ^uwie  Kloi^tock  (Sanders)  verwenden  daa  masc. 
Adelung:  'die  Waiae  oder  der  Waine.'  —  Neben  dem  schriftsprachiich  Ub- 
lidieii  fem.  Friee  2,79, 11.  257,8  A  steht  dis  masc  wm*n  Frite  2,91,5, 
«m'fi  Prife  %  257, 31 X.  Das  masc  ist  schwftb.}  Adelung  kennt  nur  das  fem.; 
Sandern  nnd  das  DWb.  Ähren  keine  masc.  an,  auch  obige  stellen  nicht 

Masculina  und  neutra. 

Zum  masc.  Kerl  exisuert  noch  em  collect,  neutr.  das  ganze  Kerl  2, 78, 9. 
I<Ieutraleä  Kerl  findet  sich  noch  bei  Ayrer  (DWb.  Sanders). 

Zum  masc.  Mensch  bildet  man  fast  in  allen  obd.  dialekten  ein  nentr. 
mit  p^oratiTem  sinn:  1, 349, 1  (hier  nicht  gerade  in  Tertchtliehem  sinn 


>)  Tribmal  neutr.  8.7,47,25.  8»46,81. 

^  nentr.  Moment  =  augenbllck  S.  7,  17,27.  23,21.  179,2a  8,95,8j 
masc.  zuerst  S.S»260^S2  (Tom  jähr  1791  IJb  dann  &  9»  ^0^11  n.a.;  TgL  das 
glossar  in  S.  5. 


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350  mBDBBBB 

gebrancht,  aber  doch  &h  ausdnick  einer  arq-erlif^ben  stimmmig).  üe^j^r  daa 
pl.  Memcher  vgl  8. 838^  da»  Meiuch  aach  in  äO.  84.  Si  %  10. 37.  m 

Feminina  und  nentra. 

Neben  dem  jetst  allein  noch  ttblicben  nentr.  da»  Bttier  9|37S^85  A 
(2|  119, 21  in  den  aoagaben  Ton  1812  an  eingeaetet)  findet  sich  daa  fem.  nach 

in  die  BmVr  2, 275, 25  M.  119,21.  Letztere  form  ist  die  ältere  und  etymo- 
logisch richtige,  da  das  wnrt  aus  dem  frz.  r/>?>rf  stammt;  (lotli  weist  schon 
das  mhd.  neutralen  gebrauch  auf  (vgl.  Lexerh  während  im  bairiscben  «las 
fem.  noch  herscht  (vgl.  Schmeller-Fromujanü,  Bair.  wb.  2,  191).  A  I»  limg 
gibt  das  nentr.  ttu,  (ügt  aber  hinzu:  'in  einigen,  besonders  oUi.  gegeuden 
ist  es  weiblichen  geschlecbts,  weldiea  geechlecht  der  abstammong  freilich 
gemtber  iai'  Die  wSrtetbttdier  geben  uvaer  der  SdüUenefaen  iteUe  keine 
80  apftten  belege  von  to.  mehr  an. 

Wörter  auf  -niss. 

Die  subst.  auf  -nisa  sind  im  verlauf  des  nhd.  meist  neatr. 
geworden.  Bei  einigen,  wo  das  geechlecht  schwankt,  ist  eine 
neigang  vorhanden,  dag  neutr.  far  concreta,  das  fem.  für  ab- 
straeta  zn  verwenden  (vgl  Wümanns,  Gr.  §  272, 3.  Bojanga 
&  163).  In  den  fiülen  hei  Sdhiller  lagst  sich  das  nicht  con- 
statieren: 

em  wmwarUU»  Btgegmi»  ihinr  Bm^hidimgm  2»889»1,  güi  diete  Be^ 
geffnis  deinem  Hen  n  ?  2, 290, 13,  Kar!  im  (frössesien  Bedrängnis  2, 357, 13, 
ilfoor  in  der  entsetzlichsten  Bedrängnis  2, 308, 1 5.  Adelung  erklärt  Begegnm 
und  Bedrängnis  f\\r  fem.,  ohne  bemerkimg:.  In  Übereinstimmung  mit  dem 
modernen  gebrauch  ist  Verdcrhuif't  ftMii.  2,3(51,3*1  und  Beilürfnifs  nentr, 
2,362,13,  während  Ad*  luiiiy  diese  beule  für  neutr.  erklärt  mit  dem  l>e- 
merkeo,  sie  seieu  oberdeutsch  '  weiblichen  geschlechts,  wie  viele  andere  aui 
'ftiß*,  Bd  Naat,  Spr.  1,77  iit  Bedürfnis  aoeh  fem.;  die  übrigen  der  «n- 
gefUhrten  anbat  nennt  er  nicht  ^  Sem  garnui  KemMß  1, 168^  V7  Iii  eiCttt 
ans  Oarre.*) 


')  Später  noch:  Bedra tignifs  neutr.  S.  4, 326, 23.  8,  36, 1.  64, 25.  317, 35, 
7,23,6.  248, 1.  fem.  9,66,23;  —  Verderhnifs  neutr.  S.  6,73,4.  9.91,3.  Br.  1, 125; 
—  Bedürfnis  fem.  Br.  1,  210,  während  in  der  nchwäb.  periode  neutr.  (mit 
nhd.l9.jh.):  das  Bedürfnis  2.  36*2,13:  —  ihr  llnnh  ytuß  Br.  1, 130,  13  (Schw. 
m.  1776, 172);  —  Bedingnifs  neutr.  Br.  i,  2ili.  -  im  folgenden  gebe  ich  eine 
■>mmim»jy  yon  wOrten,  die  in  8chUlen  jugcndaehriften  daa  jetft  ttUkie 
genna  anfvreiaen,  apftter  aber  teil weiae  da?on  abweichen :  Gei/kd  Um,  2^  63|  2. 
77,14.4^268,  maae.  8,682,12;  -  G4y{  nentr.  2,40.  82, la  8,84. 483  elie.. 
Tgl.  Gödekes  glossar  S.  5,  masc.  3,  520.  503.  11, 66»  24;  80  nnch  bei  Hallmv 
Tgl.  Käslin,  Hallers. 59  und  noch  in  Antespergs  grammatik,  vgl  Socin  a.a.O. 
8. 4^,  während  Fulda  und  Nai^t  es  sds  neutr.  behandeln;  —  Locke iem.  2. 171, 
317,3.  3,  lä5,  7,  neutr.  3,71.  256,5;  —  Nerve  masc.  s.  8.344,  fem.  3,502, 
ebenso  ::>0. 149;  —  iichetUl  masc.  2, 119.  4, 215. 229,  fem.  6, 357, 296;  —  Echo 


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ffBACBl  m  JUVQBH  SCHILUBB. 


351 


B.  Zu  den  adjectiven. 
Zur  Üexion  des  adjeotiTS. 

Die  starke  oder  schwache  behandlongsweise  des  adj.  ist 
zwar  ein  capitel,  das  in  die  sjmtax  gehOrt^  allein  da  eben  das 
sehwäb.  in  diesem  punkte  dem  nhd.  sprachgebraneh  entgegen- 
gesetzt yerfthrt  nnd  ein  befolgen  der  für  das  sehwäb.  giltigen 
regeln  eben  dai  Schwaben  kennzeichnet^  so  behandle  ich  diese 
frage  hier  anch. 

Die  alem.  mnndarten  kennen  im  nom.  acc.  pl  eine  schw. 
flexioB  des  mit  artikel  (oder  an  dessen  stelle  mit  adj.  pro- 
nomen)  versehenen  adj.  nicht,  sei  es  nun,  dass  dieses  adj. 
vor  einem  subst.  steht  oder  selbst  substantiviert  ist.  Das 
sehwäb.  hat  in  diesen  fällen  die  fonii  auf  -e,  die  aber  im  m. 
und  f.  nicht  die  fortsetzung  der  nihd.  starken  pl.-endung  ist; 
denn  sämmtliche  ungedeckten  -e  sind  im  sehwäb.  ja  gefallen; 
vielmehr  wird  diese  starke  form  erklärt  als  Übertragung  der 
nentralfonn  mhd.  -iu :  nhd.  -e  anf  sämmtliche  geschlechter;  Tgl. 
Kanffinann  §  107,  anm.  JeUinek  a.a.O.  s.  32. 

Zu  Schillers  zeit  waren  aber  die  schw.  formen  der  adj. 
in  der  sflddentschen  literaturspraehe  schon  die  yorherschenden, 
in  folge  der  herschaft  der  md.  Schriftsprache^  nnd  so  war  der 
kämpf  der  grammatiker,  so  energisch  er  andi  geführt  wurde, 
anch  in  diesem  pnnkte  erfolglos.  Immerhin  mögen  ihre  ans- 
einandersetsnngen  bewirkt  haben,  dass  mancher  zn  jener  zeit 
sich  weniger  davor  hiiteie,  die  sehwäb.  formen  aufs  papier 
zu  bringen. 

Sie  bezeichnen  die  schwachen  formen  als  fehlerhaft:  Fulda, 
GR.  85  'seine  guten  Freunde  ...  ist  also  feierhaft';  Fulda, 
Ergözlichk.  1774,  2,80  'seine  liehen  Freunde  zu  schreiben,  wird 
sich  gewissens  halber  kein  Schwab  entschliessen,  der  die  regel, 
das  gesetz  der  teutschen  spräche  kennt'  Naat,  äpr.  1, 94  ^im 
nördlichen  Teütschland  henkt  man  dem  nom.  und  acc.  der  mer- 
heit  ein  n  an,  wovon  der  gebranch  im  südlichen  Teütechland 
nichts  weist' 

Anf  grond  dieses  sehwäb.  gebranchs,  den  *die  Schwaben 

nentr.  2, 54.  III.  3, 414,  fem.  G.  303, 3.  —  Ich  weise  ausserdem  darauf  hin, 
du»  Fracht  <tets  fem.  ist  (1,28,37.  287.  2,33,3),  während  e«  ün  Spr.  1,05 
Aoch  nuMC  ist  oad  tbeaso.  b«i  SchuUrt  ST.  III  (aebea  fem.  ST.  125> 


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852 


PFLBIDBBBS 


mit  dem  altertum  l»ohaupten'  GR.  83,  stellt  nun  Xast  ein  de- 
clinationssystem  auf,  einmal  für  die  adj.  'mit  dem  vortrett en- 
den artikeP  Spr.  1, 93,  das  im  sg.  sich  nicht  von  dem  Bhd. 
üblichen  unterscheidet,  im  pl.  aber  als  ^schwäb.  form'  den  n. 
ace.  TOC  die  gute  — ,  der  'sächsischen  form'  als  gleichberech- 
tigt g^nüberstellt  Nur  den  substantiTierteii  adj.  Uast  er 
Spr.  1,62  die  'sächsische'  form  die  TeuUdtm  neben  unsere 
TeilUehe.  Diese  Scheidung  wird  aber  in  praxi  nidit  durch* 
geftthrt 

So  hat  Schiller:  die  goldne  Majenjahre  2, 129, 5,  iImm  nnmortKtekt 
Karaktere %  10, 26,  deine  hochfliegende Plmie %^7,  die  BdeidigU  2, 17, 5; 
np.  di^emge  1, 145, 10  (TgL  Nast,  Spr.  1, 96:  ^dtndbe, . . .  defjetdge,  venlehn 
rieh  von  selbBt:  dÄnn  de  haben  ja  den  ardkel  auadrücklieh  vor  ridiT.') 

Es  ist  vielleicht  nicht  znfall,  dass  nach  alle  stets  die 
starke  form  des  adj.  (wie  im  mhd.)  steht,  falls  ich  riditig 
beobachtet  habe: 

alk  scJtwäbische  Scenen  Br.  GO,  31,9,  tilU  andere  munmgfalligt  sinnlithe 
wnd  geistige  vant^lungen  1, 86, 29,  aUe  roihe  Farbe»  1, 88, 16,  alle  erwiesene 
WohUhaien  Br.  1,  äOe  Gefangene  %  187, 14,  vor  aüe  l^endige  Oeediopit 
1,82,27,  oBe  iUeitie  Dienete  1,83,32. 

Sonst  aber  fiberwiegen  trotz  allem  die  schwachen  formen: 

lü  Brief  no.  2— 2o  siud  19  -en  gegen  4  -e.  Die  redeu  von  der  Karl»- 
aektde  —  falls  die  abMshrift^  die  nrsprttnglichen  wortfonra  widergebm 
—  leigen  auffallend  viele  sebwäb.  fonnea:  8.1,81—96  (fiede  Uber  fkmmd- 
aehift)  hat  i  -«n  gegen  6  -e;  S.  1,61—69  (Bede  Aber  gttte  und  togend)  8  -m 
gegen  2  -e;  ähnlich  die  abhandlimg  fiber  Philos.  der  phyriol.  S.  1,  71—96 
7  -en  gegen  8  -e.  Auch  sonst  ist  der  procentaatz  der  st.  formen  kein  kleinS': 
die  Dissertation  S.  1,  139-  177  hat  25  -en  gegen  8  -e,  also  24  proc.  st.  formen. 
Die  Käuber  17^:?.  S  2, '^7  ff.  haben  im  Schwansclicü  druck  (A):  n4j.  vor 
subst.  18  -en  :  14  substantivierte  a^j.:  10  -fu  :  5  -e,  beide  zusdiniuen- 
genommen  2S  -en  gegen  19  -e,  d.  ii.  40VsPi'u<^-  ^it.  formen ;  anders  bei  M: 
a4j.  vor  sabet:  26  -«n  :  4  -e,  snbituitlTierte  a4j.:  12  -en  :  2  aosammen- 
genommen  88  -en  :  6  ^,  d.  h.  nur  13,6  pvoe.  st  formen. 

Die  Bänber  1781  seigen  8. 2,4— 106:  a4j.  Tor  snbst:  18  -«n  :  11  -e^ 
snbetantiTierte  a^j.:  8  -m  :  8  8.  2, 109—204  (dritter  bis  fünfter  act): 
aiiy.  ?or  subst:  19  -en  :  10  -e,  snbsta&tiTierte  a^j.:  12  *0m  :  2  -e^  all«!  w»- 
sammen  also  52  -«n  :  26  -e,  d.  h.  33  proc.  st  formen. 

Änm.  Auch  diese  zahlen  legen  Tielleicht  wider  sengnis  ah 

von  dpTD  freien  verhalten  der  drncker  und  setzer  gegenüber  ihrem 
original:  nimmt  iriftp  an,  ftftw  M  geschrieben  hat,  was  ihm  dictiert 

*)  Auliailige  schw.  formen:  Gelehrt  t  u  : unkten  sidi  i,  2t}^j  2,  blm%de 
Schihm  1, 186,  ö,  (/ur  Koketten  2, 18, 19) ,       fremde  Oeeandten  S.7,S^  2. 


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8PBA(^B  DBS  JUVOBV  SCHILLBB. 


853 


wnrde,  so  stehon  —  abge.selien  von  den  reden  dor  Karlsschule  — 
13,6  proc  von  M  und  17, 4prur  m  dnit  I^riefeii  auf  der  einen  seite. 
dagegren  24  pn  <U  r  Dissertation,  40' ^  proc.  der  Eäaber  A,  B3proc. 
der  Räuber  17sl  nnf  der  andern  seite. 

Die  übrigen  casus  der  adj.  mit  dem  aiükei  bieten  nichts 
auffallendes ; 

denn  folg'ende  formen  sind  wol  für  druck-  bea.  achreil  ^  Iii*  r  anzusehen: 
(tu  dcitum  tcollustheißnii  Muiuh'  1,24,  11,  nn  einem  voUkommcHerem  Öc- 
nm^e  Br.  58, 11,  dieacr  bofireuiler  Spitzt-  2,  o20,  1 1  M. 

Nasts  2. decliuation  'mit  dem  nachtretteuden  artikel', 
Spr.  1,97,  hat  zum  paradigma  aiiser  H>m,  süses  Weins, 
süsem  Wein,  süsen  Wein;  der  pl.  wie  im  nhd.  Im  folgenden 
abschnitt  bespricht  er  die  form  des  gen.  sg.  noch  besonders, 
aber  ohne  zu  entscheiden,  ob  die  st.  oder  schw.  form  vorzn- 
ziehen  ist  Der  moderne  Sprachgebrauch  bedient  sich  der 
schw.  farmen»  während  Goethe  z.b.  noch  oft  bei  masc  nnd 
nentr.  die  starken  anwendet 

SdiiUer  t»gt:  muA  einiget  Verdientts  rühmtn  1, 116,27,  Airänende» 

Augs  2,352,24:  beide  formen  nebeneinander:  ^/osvs  Herzens  und  kleinen 
Herzens  Br.  7, 17,  geradrvirrrfs  %  126, 7.  256,25  M.  2A'A,  17  A.  281,16,  geraden 
Wegs  2,  243,  17  M,  —  yenides  Wrgs  2,  85,5.  !U,  1.  gradesweg  2,  256,25  M, 
eiufMheih  1, 165,  30,  ailntfnlh  Hr.  GO,  2.  S.  2,  281),  16.  einerseits  —  miderfiseiU 
Br.  4^,  23,  stets  mehrenteils  (wie  die  comparative  in  der  alten  spräche  nnr 
schwach  flectiert  werden)  1, 165, 31.  164, 25.  2, 140, 7.  Hang,  Z.  465  (SO.  97. 
SL6.9.18ete.).>) 

Flir  den  gen.  j)!.  verlangt  Nast,  Spr.  1,99  guter  süser  Weine. 

So  aucii  Schüler;  anderer  stockfinsterer  Heyden  2,  17,  18,  toll  iierz- 
litih«r  afttier  Empfindungen  2, 382, 12. 

dat:  Nast,  Spr.  1, 99  gutem  süsem  Wein. 

SdüUer:  uMter  hokem  betlkiUein  Hmmd  1, 62, 12,  mit  aüawm  köi^ 
iMiAm  Wem  2,  16  A,  mit  müdem  fireimdHdtem  BUdte  1,216,41»  auf 
Tdhu  fftuuem  grofsem  Rund  1, 322,266;  daneben  kommt  aber  beim  «weiten 

tkdj.  auch  die  schw.  form  Tor:  in  bangem  süßen  Krais  1,294,31,  mit  süssem 
köstüchcu  Wein  2,49, 16  M,  was  beachtenswert  ist,  da  dies  auch  später  noch 
vorkommt:  mit  srharfeni  jtrufViiden  Blick  S.  7,  843,  5.  mit  stillem  hebenden 
Ton  S.  3,  411.  17,  duf  (fl<  irhnn  [fitten  Fu/s  Br.  2,  .">'>,  viit  mm'm  offtun  lltrzen 
^.  5',  195, 4077  ucbcu  m  äußern  fncdluhtm  Schlummer  S.  3,319,3  n.  a.  — 
Druckfehler  werden  sein:  Keine  Spur  von  ...  korrosinischett  Gift  2,59,20, 
m»  der  Qröie  IMtMAftfetnci»  StoU  Arch.  f.  lit-geeeh.  10, 396. 

^)  Später  starker  gen.  noch  in  gute»  Muts  Br.  6, 210,  untaddiches  Hufs 

8.  15^  448,  reines  Hrr-ens  S.  5',  14,214,  rolles  Herzens  S.  12,103,  solchen 
Prt'ises  u  ert  S.  13.  266,  trut;  alles  Geschwatzes  Br.  5, 112,  geradeswegs  S,  4, 83, 
gerades  Wegs  8.13.135  {geradentcegs  S.  5',  9.  15»,  226.  7,230,2). 
B«ttrife  mr  geschiebte  der  deutschen  sprach«.  XXVIIL.  23 


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üebereinsümmend  mit  dem  nlid.i^  verlangt  Nast  dann  Spr. 
ly  99,  §  44  nach  den  pron.  deia,  maneher,  aller  o.  a.  die  nadi  dem 
artikel  fibliche  flezion,  *  weil  jene  adj.  ...  die  stelle  des  artikels 
yertretten,  der  nicht  zweimal  plaz  haty  wie  es  doch  sein  wttrde^ 
wenn  man  sagen  wollte:  diser  groser  HeU. 

Ebenso  Schüler:  mandiem  läOiQm  Koetgänger  2,  42,  17,  maitekem 
Mten  Bengel  1, 352, 43,  aUer  dekkende»  Nattirm  1, 97, 32,  alter  monOMm 
Handkmgen  1, 96, 15,  einiger  raMUngenden  J^^ottrophen  Bxag,  Z.  400,  tm 
BämmÜkkerHerzogUchWirfembergiedien  QeneruUtät  Arch.  f.  liL-geach.  10,394 ; 
—  daneben  freilich  mancher  niifskatmter  VuU  1,06,18»  aüer  beaserwimn 
woOenth  r  Srhra'her  Er.  44.  28. ') 

Ein  besüiKlerpr  fall  i.^t  wul  aller  a}>'Jrrr  Br.  U5,  17.  8.  1,103,30,  da  nfuhr. 
auch  in  Verbindung  mit  dem  artikel,  ursprünglich  nur  in  st  form  g-ebrAncbl 
wird,  und  so  noch  bis  ins  18.  jh,  (Heyne,  Wb.);  vgl.  alle  andere  1, 65,  lü,  die 
andere  1,88, 17,  keine  andere  1,88,1^. 

l^etreffs  des  neutr.  sg.  nom.  und  acc.  gestattet  Nast,  Spr. 
1,  99  das  niirtectierte  attributive  adj.  ein  f^rhön  Kind,  das  deu 
alemauuischeii  mundarten  unbekannt  ist  (v^^l.  Käslin,  Haller 
s.  37).  Für  8chiller  ist  das  unflectierte  neutr.  ein  stilistisches 
mittel,  wie  folgende  zahlen  zeigen: 


auf 

ohne 

auf 

Olm 

neutr. 

-€8 

-es 

neutr. 

Proia:  Briefe 8— 33 

21 

0 

Gedichte:  Leichenfiuit., 

DiMertation 

13 

1 

S.  1, 106-108 

1 

2 

B&nber  1781 

Eroberer  a  1,40— 41 

1 

1 

S.  %  4—108 

20 

1 

Staim  auf  d.  T^nrh.  meer 

S.  2, 128-204 

26 

4 

8. 1, 120-125 

1 

2 

S.  1, 74-93 

6 

1 

BinberliederS.1, 127^182 

5 

2 

Bftuber  1782 

Melandiol.  8.1, 295—296 

3 

2 

A 

22 

7 

Anthologie  S.  1, 206-2:^3 

8 

5 

M 

22 

ti 

Semele  S.  1, 31^—340 

4 

8 

')  Nach  vieler  etc.  (ii:\>.)  steht  auch  M])iiler  meist  das  stUw.  adj.:  >v 
vielet'  königlichen  Ahnen  iv.  5*,  44,  y43,  mehrerer  europnisdien  2\atiut^H  S. 
4,  95, 26,  einiger  auewärtigen  berühmten  Schriftetdler  S.  3,  592, 15,  vieler 
mühevoÜen  Jahre  8. 7, 60, 10,  vkhr  folgenden  Seenen  Br.  1, 346, 6,  Mdbmrr 
Meinen  ItiaUanen  S.  4^  87, 2^  mehrerer  einsehten  Handhmgen  8.  6, 81, 25, 
einiger  tcenigen  Bürger  8. 7, 246, 16,  so  vieler  widitigen  Menschen  S.  7, 279, 1& 
80  vieler  deutschen  Fürstm  S.  8, 155,21,  einiger  ausvoärtigen  IVimen  S.  8,51,15^ 
mehrerer  protestaiidsrh'  ti  Mitglieder  8.8,45,  10.  so  vieler  rortrtf'h'chen  .  .  . 
Männer  8  9.  79.  9.  einiger  gescht'cklcn  HecliUgekhrUH  Ö.  9, 19, 27i  —  dauebea 
mehrerer  euroj^ainclier  Höfe  S.  8,  ^  1. 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  6CUILLEK. 


355 


Die  unflectierten  neutr.  sind  also  in  den  gedichten  weit 
häufiger  als  in  prosa;  dass  daran  die  versnot  auch  oft  schuld 
war,  ist  ausser  allem  zweifei. 

Ueber  die  unflectierten  formen  yon  all  und  manch  s.  s.  311. 

Steigemng. 

Ueber  die  Steigerung  der  adj.  ist  wenig  zu  sagen.  Im 
ersten  brief  (Br.  1,  zeile  3  und  13)  findet  sich  noch  eine  form 
aof  -ist:  theurist,  die  ganz  zu  dem  altertfimlichen  Charakter 
des  briefes  mit  seinen  vielen  anlehnnngen  an  biblische  ans^ 
drücke  und  seinen  formen  aof  -o  stimmt 

In  Sachen  des  umlants  sind  nnr  zwei  formen  ervi^nenswert: 

groBser  2, 38^,  0 ;  Belieriuauu  lu  seiuer  ScliillerausigaUe  hat  wol  reciii, 
wenn  er  das  für  einen  dnickfeliler  erUftrt;  der  comp.  Ton  groß  haX  eeü 
dem  mhd.  itets  den  nmlant;  Sanders  weiss  nnr  ein  beispiel  ohne  nndant; 
Fulda,  OB.  84  verlangt  den  nmlant,  ebenso  bei  genmd ;  getOuder  Br.  82, 18, 5. 

Die  mandart  setzt  in  diesen  beiden  fällen  nmlant,  während  in  der  Schrift- 
sprache bei  letzterein  der  gebrauch  schwankt  (vgl.  Wilmanns  §  331|  2). 
Ebenso  gesünder  Si.129  und  später  bei  Schiller  (neben  gestmdrr).*) 

Zu  gern  werden  im  nhd.  in  gewählter  spräche  die  steige- 
mngsformen  nicht  mehr  zugelassen;  schon  im  früheren  nhd. 
sind  sie  wenig  gebraucht^  dagegen  existieren  sie  ahd.  und  mhd. 
Die  schw&b.  mnndart  weiss  yon  der  ersetznng  der  betreffenden 
formen  dnrcb  die  von  Heb  nichts. 

Ebenso  SchiUer:  gemer  i,  244, 19.  IIG,  11. 153, 14,  am  gemttm2, 144, 2. 
Später  ist  mir  nnr  noch  ungemer  S.  3, 596, 9  an^^allen;  anch  GOdeke  im 
gloBsar  8. 5  fttbrt  keine  anderen  stellen  mehr  an.  —  Uebrigens  haben  anoh  die 
Schwab,  grammatiker  ein  geftihl  daTon,  dass  die  steigemng  hier  nngewdhn- 
lieh  ist;  TgL  Fnida,  GB.87:  *gmi,  profinxial  genier,  um  gem8ten\ 

Auch  die  steigerongsformen  von  bM  werden  jetzt  yer* 
mieden. 

Nicht  so  bei  Scfailier:  bäider  2,866,80.  206,a  344, a  Der  saperUtiT 

bäldist  ans  späterer  zeil  {bäldest  S.  3, 178)  ist  schon  erwähnt ;  vgl.  dam 
Schmid,  Schwäb.  wörterbnch:  'bälder:  es  ist  kein  gmnd  vorhanden ,  diesen 
richtig  gebildeten  comp,  aofkiigeben  nnd  veralten  sn  lassen.' 

»)  gesünder  Br.  2, 250.  32.5.  3,  150,  gesunder  7, 152,  32.  Br.  3,  415  in 
einem  nicht  handschriftlich  vorliegenden  brief.  —  Als  Superlativ  auf  -ist 
int  qpftter  sehr  flbüeh:  «ü  ifem  (<U(Us«en  Br.  1, 88, 1 102. 117.  847  n.  a.  — 
Spitere  soperlatiTe  mit  anHUlendem  nmlant  sind:  Idäreste  8. 12^  184»  fdrtesfe 
8.9, 128^1fi.  166, la  Br.2,829,  dam  die  compaiatiTe  tehmäkr  a9,lfl8,19, 
mrer  Br.  8, 102.  5, 121.  i8a 

88» 


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m 


PFLBIDBiaBR 


Auch  der  oomp.  gMeher  2, 371, 24  (ebenso  Br.  %  IM.  4, 367)  ist  e^ 

wähnenswert. 

Zum  ahd.  miro  wurde  schon  ahd.  eine  nebenfoim  miriro, 
mMro  geschalEen,  mlid.  merer,  die  noch  im  filteren  nhd.  adjec- 
tiTisch  gebraucht  wird,  jetzt  aber  veraltet  ist 

SehiUer  bedient  eich  dieier  foim  noch  sehr  oft:  nuhreru  jAcht  werffm 
ot^Br.  54,24|  ^emAnnodermmäen  l^^a$inuHgi,8ß,f2,  mdermtdiinrm 
oder  minderen  S^88te!Bung  1,  81, 6,*)  vuite  . . .  und  nwh  mdmre  »  nodi 

mehr  2, 224, 15  anro.,  Begierde  tiach  mehrercm  =  nach  noch  mehr  1, 65, 19^; 
znftlllig:  sind  ans  der  jugendiieriode  Soliillers  mir  diese  paar  stellen  zu  be- 
legen; aua  spätera  perioden  lassen  sich  viele  beisjaolp  finden,  so  noch  zu 
mehrerer  Sicherheit  S.  9,  241, 5,  d^r  mdtrere  Umyang  Br.  6,  12.  Vgl.  der 
melirere  Tal  Schw.  m.  1775, 551 ;  mit  mehrerer  oder  minderer  Eröffnung  ebda. 
445  etc.  Ebenso  Terwendet  er  die  zu  mer  neugebildete,  schon  mhd.  ver^ 
einidt  ale  mint  auftretende  enperL-lbmi  meArsi;  mehret$,  die  die  jetage 
aehriftspreche  wider  üUlen  getanen  hat:  die  mehreskn  2, 877|28b  847, 18^ 
om  mehrsten  1, 142, 21  neben  «teuee2, 385, 17.  ^4  140, 6. >)  —  üeber  die 
anawerfting  des  einen  e  beim  rapeil.  (steäeite  etc.)  s.  a.  818. 

C.  Zu  den  zahlwürtern. 

Die  Scheidung  der  geschlechter  der  cardinalzahl  fwei  weicht 
in  der  Schriftsprache  des  18.  jVs  der  fibertragong  der  nentaralai 
formen  auf  alle  geschlechter.  Wfthrend  Gottsdied  noch  die 
drei  geschlechter  scheidet  (allerdings  schon  mit  dem  bemerken, 

zweeuj  zwo,  zici  ij  könne  vielleicht  mancliem  fremd  vorkommen, 
aber  man  solle  bedenken,  *da.ss  unsere  alten,  und  selbst  die 
deutsche  Bibel  dies  genau  beobachtet  haben  V^)  erklärt  sie  Ade- 
lung für  verwerflich.  Anders  die  Sclnvnben.  In  der  schwäb. 
mundart  ist  die  scheiduug  der  gesciüechter  bis  heute  noch  im 
ganzen  sclnväb.  gebiet  in  der  haupfsache  gewahrt  (näheres  bei 
Fischer,  Geogr.  §  67).  Daher  verlangen  aucli  die  schwäb.  gram- 
matiker  sie  für  die  Schriftsprache.  Fulda,  GR.  86:  ^den  ge- 
geschlechtsunterschied  der  zalen  mm,  0wo,  gwei  wissen  schwä- 

')  Die  beispiele  zeigen  auch  noch  den  jetzt  Teralteten  attributiven  und 
a(^ect.  gebrauch  Ton  minder. 

*)  tu  mekrtrer  Sidterhett  S.  7, 240.  9, 241, 5,  em  mOreree  Br.  4, 279, 
5, 82. 144,  der  mehrere  Umgang  Br.  6, 12  etc.;  —  dc€  mehresUn  Skribemiem  8. 
7,4,6|  die  mduresten  Nationen  S.  7,26,16,  die  mehrestm  GKeder  S.  8,57, 
die  mehresten  Menschen  S.  8,311,83,  die  m.  Schriften  S.  9,401, 13,  in  den 
m.  Fällen  S.  10, 225, 5.  243, 23.  246,  la  607, 9,  diem,IUi9endenQ,  10,262,25^ 
dü  yn.  Stimmen  S.  14,412  u.s.  w. 

(iottsched,  Deutflchespracbk.'  (1762)  8.269. 


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SPRACnS  DBS  JUSOBN  SCHIIjLBR. 


357 


bische  tmnren  besser  als  alle  gelehrten.*  Fulda,  Ergijjsliclik. 
1774,2,80;  'Sachsen  dürfte  sich  nicht  schämen:  ßween,  »wo, 
Mwei  ...  durcliaas  yon  den  Schwaben  anznnemmen.'>) 

Schiller  beobachtet  in  seiner  jugendperiode  meiit  den  gescblechta- 
nntenehied.  Es  konunen  f&Ile  von  ttbertrn^ng  der  neutr.  form  auf  <1ie 
nnrlem  Sfeschlechter  vor:  zu^ei  Stcujutujen  1,  Ol,  19.  zirei  SfanJpunkt^  1.  97, 19, 
ztreij  .^fnnnfr^,  100,  0,  zicei  } fauptkiassen  1, 14Ö,  10,  zurif  Goffhritrv  '2, 149,13, 
zu  cy  Km  chte  2,87,7,  zwey  Sackuhren  2,^,  2{;  die  überwit  l;  ii  le  mehrzahl 
der  fälle  uuterscUeidet  aber.  Xie  dagegen  wird  die  msmc.  türm  auf  ein  fem. 
oder  nentr.,  oder  die  fem.  form  auf  ein  masc.  oder  neutr.  übertragen;  das 
kommt  erst  hi  aachiehwäb.  seit  vor. 

mase.  gweeni  wir  tween  1, 200, 14,  tfon  gwem  Seknm  2,351)14,  von 
twem  TeuU^BH  2,988, 14,  Arer  £ween  2,49,20,  sween  Latte  1, 280,99,  v<m 
gween  Patriofen  1,202,17.  —  fem.  zwo:  ztvo  Stutiden  1,349,2,  von  gwo 
Scetim  1, 313,  2,  nuf  zwo  Seiten  2, 387, 7,  zwo  Suu^kn  2, 186,  8,  zwo  ?lammm 
1,129,36.  —  uentr.  zwei:  zwei  iiysUme  1,145,2,  ^im  .föideH  2, 888, 12  etc. 

Die  declination  des  Zahlworts  in  den  obl.  casus  unterbleibt 

meist;  Tgl.  Fulda,  GR.  86:  ^Man  decliniere  sie  aber  nicht:  9wm 

Herren  dienen       oder  wo  es  sein  mos,  nur:  gweier,  mekn 

durch  alle  geschleehter:  am  swekr  Zeugen,  jsweierFrmten  Mund,' 

Beim  mase.  und  fem.  decliniert  Schiller  nicht,  vgl.  die  obigen  heiBpiele; 
beim  neutr.  selten:  Sattenmstnmente»  1, 165, 10,  tue^  Sdumapiäen 
Br.a8,27. 

In  der  Zusammensetzung  mit  -fach  kommt  neben  dem 
jüngeren  gweifaeh  1, 147, 27  auch  das  ältere  miefaeh  2, 298, 18. 
222,17  (ebenso  noch  S.  4, 68, 10)  vor. 

Das  bis  ins  15.  jh.  als  Ordinalzahl  zu  zwei  allein  übliche 
ander  findet  sich  nur  in  ein  andrer  Orj>liei(s  2, 44, 10.  Im  16., 
hauptsächlich  aber  im  17.  jh.  tritt  an  seine  stelle,  analog  den 
übrigen  Ordinalzahlen  auf  -ie  (superl.-bilduugen),  zweite,  dem 
man  im  18.  jh.  verschiedene  formen  für  die  geschlechter  gab^ 
nach  dem  vorbild  von  gwei;  Fulda,  GR.  86  tadelt  dies:  ^gwe(e, 
mvote  . . .  haben  keinen  grund  und  wollen  erst  werden.' 

Schiller  benntit  nnr  die  neue  fiBm.-lonn:  die  jtwote  VerändervMff  Br, 
49, 17,  w  swolm  Außage  % 206^  1,  hU  mr  zwoUn  Überachwemmung  1,823, 298, 
eiNtf«u'o<e2,205,4,  f n  Jer «ipoeen  1, 79, 24,  die zwote Klafte  1^19,28.  145,25; 
—  zweite  wird  nie  beim  fem.  verwendet,  wol  aber  beim  masc:  noejfUn  jSoAm 
Br.  17, 13,  «to^yten  Gebrauch  2, 106, 17.') 

')  Merkwürdigerweise  spricht  Nast,  der  doch  sonst  noch  mehr  verlangt 
als  Fulda,  Spr.  IjlOOf.  nur  von  der  form  zwei:  zirei  Furhst'  etc. 

')  Falsche  anwendang  des  genus  kommt  ächou  aehr  bald  ?or:  zwo 


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358 


PFLEIDEEBB 


Die  form  hecde  kommt  iiauptsäclilich  in  den  iiuhesten 
denkiiiälern  von  Schiller  vor: 

(lieH  f  bealcn  8. 1, 17,  9,  Beedes  1, 60.  21,  vns  heeden  Br.  11, 6,  von  btdm 
St-auzeiger  181)8,  s.  226.  heede  1,77,21  (von  1770),  später  ntir  noch  herde 
2, 330, 18  A,  wäbreud  M  beyde  schreibt.  Süust  heiäüt  e«  stets  beide.  Fultla, 
GR.  86  tadelt  bede  und  hode  als  'kei&eu  gnind'  htbend. 

Bezüglich  der  zahlen  von  2—20  verlanj^t  Nast,  Spr.  1, 100 
declination  auch  der  obl.  ca.^us;  dreien  lluusem. 

Schiller:  dreym  ...  Schtvesiern  1,  10.5,  1,  ebenso  zu  ihrt/SKjcn  2,08.  10, 
zu  dreißifirn  2,  258, 28,  auf  x^ieren  1,  18s.  71,  mit  alkn  Vieren  2,  7, 5,  dajirejrea 
im  Kreis  seiner  eilfe  2, 75, 16,  entgegen  den  ^'astschen  regeln.  Ebenso  binmn 
drei  Stunden  2,8,8.») 

Formen  einzelner  zahlen. 

fünf  2,  m,  25,  fünfzig  2,98,1,  daneben  fünfzig  2,94,20;  die  umlant- 
lOM  form  ist  Schiller  eipäter  sehr  g-elünfig-  hei  fünfzig  nnd  fünfzehn.*) 

sieben:  siebende  2,320, 18  M,  siebenzitj  2.  m,2\.  26,5,2.5.  sichenzehn- 
hutuhff  103, 1  neben  siebzehn  2,  32, 11.  A<U'!nng  sagt :  'die  heutigen  Ober- 
deutschen sprechen  noch  siebenzitj  und  schi  eibeii  daher  auch  80.'  Schwäbisch 
ist  sieben  auch  in  seinen  zusauime»aetzungeu  stetü  zweisilbig.  Zu  siebende 
ist  zu  bemerken,  dass  die  gekürzte  form  siebte  in  der  literatar  erst  im  19.  jh. 
nachtuweisoi  ist  (DWb.). 

»ehn  %  89, 20.  255, 19  M,  sonst  fltenrfegeiil  Mthen  1, 171, 32.  159, 32. 
2,98,4.  85,17.  216,5.  855,96.  907,16  etc.,  seftefimai  1, 56, 15.  2,961,81 
(ire^iiMa2,54,9),  s«heNte2,85,  JoArireAaui 3,878, 18.  840,10,  tduOeU^S^ 
Das  wort  wild  auch  sonst  im  18.  jh.  oft  noeh  zwei-  (beK.dr«i«)  Mag  go» 
schriebea  (vgl.  Heyne,  Wh.);  doch  hat  z.  b.  Gottsched  nur  zehn,  und  Herder 
'hänfiger'  zehn  (vprl-  LSngin.  Herder  s.  .57).  Schillers  zwf^i^ilbige  schreihnnjcr 
hat  ihren  gmnd  darin,  dass  im  schwäb.  das  wort  stets  zweisilbig  ist.  Auch 
ächmid,  bchwäb.  wb.  gibt  zelien  an  und  nicht  Mehtu 


bd  einem  Mise.  8.8,289,  sogar  die  gen.-fonn  fSlsdiliclierwe&e  Wi  einem 
nentr. :  twoer  Herten  S.  3, 871, 15 ;  sonst  ewo  beim  nentr.  8. 8, 54d,  82.  553,27. 
552,20;  nosew  beim  f^m.:  eteeen  Stunde»  S.  18,68;  det  snpocii  beim  maae.: 
Mwoen  Knechten  im  Gang  znm  eisenhammfV.  —  Im  übrigen  werden  die 
formen  noch  lauge  beibehalten:  noeen  beim  mssc  S.  3, 49. 116. 114. 216.  291. 
461.  4, 112.  5',  23.  30.  63.  5^  153:  zwo  beim  fem.  S.3, 125.  413-  424  .521.  545. 
4, 49.  78.  80.  206.  5',  17.  28.  5^  ÖO,  25.  82, 16.  332.  334.  mi.  388,  zu  oer  Na- 
UonenS.  7,  45,  5,  zwo  HhvIp  noch  vereinzelt  S.  9.3(H"),8,  ziro  Nächte  S.  13, 130: 
—  zwote  beim  fem.:  S.  b,  24a.  ü^ü.  4,  53.  77.  b2.  216.  218.  22y.  230.  b\  32.  4ti- 
50.  8,148,81. 

*)  Später  tmter  sechsen  Br.  1, 339.  193, 3,  unier  dreien  S.  5*,  70, 13,  unser 
Neme  8w4»211,15w 

^  /)tfifs^S.8,883.  4, 809  und  oft;  dann  aber  auch  fm^wANlara  8,70^  4, 
fmiMm  S.  8, 144,20,  fmfisig  8.8, 25.  Br.  t,  168.  a  4»  128, 12. 20a  211. 281. 


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8PBACHK  DBS  JüKOBN  8CBILLEB. 


359 


rilf  ist  die  auöschliesslkbe  form  bei  Scliiller:  ^-/Y/"  2, 62, 12.  242,23. 
2i)4, 2.  3iid,  15,  e<7/(f  2, 75, 16.  Die  form  ist  die  gewübuliclie  in  der  gleich- 
Mltigen  MhwSb.  Uterator;  in  der  deatechen  schrüfteprache  ist  sie,  die  eigent- 
lich boehdentMhe  foim,  ent  am  ende  dee  18.  Jh.*B  dnieh  die  nd.  tif  yeidiiogt 
worden  (Weigand,  Wb.).  Adelnuy  Mgt»  im  gemeinen  leben  weide  Ton  den 
hochdentecheu  elf  gesprochen,  aber  man  schreibe  eüf»  —  Schiller  bedient 
rieh  der  form  tüf  noch  lange.*) 

D.  Zum  pronomen.)) 

Pronomen  personale. 

Im  gen.  sg.  sind  in  frülier  zeit  schon  durch  assoeiation  an 
syntaktisch  damit  verbundene  W(")rter  neben  der  alt«u  form 
neue  fernen  entstanden.  So  bei  Otfrid  mines  selbes.  Neben 
diesem  erscheint  miner  selbes,  vermntlich  zuerst  bei  fem.  ent- 
standen, gest&tzt  durch  die  daneben  stehenden  unser,  iuwir, 
hk  der  modernen  spräche  ist  die  verlängerte  form  der  sg.  die 
übUchere,  die  kfirzere,  mein  eta  'kommt  nur  noch  bei  dichtem 
und  in  einzelnen  herkömmlich  gebliebenen  aosdrficken  vor'. 
Aber  noch  Grimm  sagt  Qr.  1,705:  'neben  mein  n.s.w.,  jedoch 
nnedler,  meiner'. 

Schiller  hat  beide  formen  nebeneinander:  schone  mein  2,248,6  M.  68,17, 
mein  verpesten  1, 227, 34,  —  bedarf  memer  2, 331, 7,  gedadUe  meiner  2, 71, 11, 
260,15,  erbarme  «dkmetfier  1,881,26.  2,815,21,  bedarf  meiner  7,  in 
Aneehung  meiner  Br.47,8;  —  bin  ieh  dein  wert  2,56^7,  denk  tcft  d^ner 
2,390,26,  dein  ists  zu  ersinnen  1, 122, 51 ;  —  ico  wir  sein  bedürfen  1, 172, 26, 
ah  er  sein  harrte  2, 75, 15,  um  sein  Felhtt  müen  1,34,4,  mich  jammerte  sein 
2, 165,17;  —  der  seiner  würdig  ist  2, 13, 1. 

Im  pl.  gilt  noch  jetzt  die  alte  form  als  die  correcte;  vgL 

Heyse^Lyon  s.231:  'Man  verwechsle  nicht  die  gen.  unser,  euer 

der  pers.  fOrwdrter  mr,  ihr  mit  den  gen.  unsrer,  eurer  von  den 

zueignenden  I8rw5rteni  unser,  euer.  Man  sage  also  nicht:  er 

spoüet  unsrer.' 

Die  längere  form  kommt  bei  SchiUer  TerfaUtnimlaflig  schon  sehr  hinUg 
Tor:  «mwr  «md  aehttig  %  97,  unser  ofler  JFVeumltii  1, 69, 10,  unser  funfeig 
2,94,20,  «msereiiis  2,872,  erbarme  sncft  unser  2, 76, 12;  vneertr  acht  und 
eid^emig  2, 78, 12,  irte  vte<  sind  unserer  2, 86»  22,  unserer  viele  2, 224, 15  anm., 
—  tob  scAone  eurer  2, 17,4.  211,5;  —  das  euer  war  2,201,10.*) 


•)  riff  V'  B  M.  4.2(10,4.  6,291,27.  7,28,5.  90,18;  flf  ist  die  all- 
eiuiijre  ff^i  ni  deg  wortö  m  S.  12  und  Br.  ß:  —  eilfte  S.  4, 251.  5»,  130.  Br.  3, 116. 
4, 341.  40G.      —      »)  Vgl.  tiruüdr.  1 ,  775  ß.  Heyse-Lyon  1,230  ff. 

')  Später  nur  noch  unser  und  euer:  schämte  siti^  unser  8. 4, 274,  miier 


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360 


PFIiSIDBBER 


Der  alte  gen.  8g.  des  neutr.  des  geschlecht  igen  pron.,  mhd. 
es,  findet  sich  erhalten  in  seid  ihr^s  zufrieden  2, 48, 25.  237, 25. 
Fttr  den  dat  ^.  des  pron.  refl.  der  B.  person  hat  das  sehwftb. 
noch  die  mhd.  regelmässige  form  des  pron.  pers.  der  3.  person. 
Bei  Schiller  finde  ich  eine  stelle  mit  diesem  pron.:  tl&er  tibi 
=  ftber  sich  2,298,14. 

Pronomen  demonstratiirnm. 

Im  nhd.  sind  die  mhd.  formen  des  gen.  sg.  «le»  m.  n.,  der 
fem.,  und  gen.  pl.  der,  dat  pl.  den  bei  sahst  Verwendung  in 

anlehnung  an  die  nominale  fiexion  zn  dessen,  deren  gelängt 

worden.  Daneben  haben  wir  die  kürzeren  älteren  formen  um 
noch  in  dichterischer  spräche  oder  in  sprich W()rtei-n,  ausserdem 
in  Verbindung  mit  Präpositionen  (indefs  neben  indcssm).  — 
Luther  luit  stein  noch  die  form  des;  vgl.  DWb.  Adelung  gibt 
dessen  als  die  regelmässige  fem  au  und  fügt  des  nur  in 
klammern  bei. 

Schiller:  in  Gegenwart  defs,  der  (im  ver«)  1,330,500,  auch  inird  er 
de/s  Hieht  weiser  (vers)  1,256,180;  ferner  al*s  rel.  verwendet:  ein  Jf<tujirtuf, 
defs  Herz  (prosa)  1, 103, 17,  deß  Lied  (vers)  1,  28, 18,  Styx,  deß  . . .  Marht 
(vers)  1, 338, 744;  daneben  defsen  SeeletUeidm  Br.  13, 25,  dessen  GeisUs  Kraß 
Br.13,1.') 

In  oompodtion:  mdeuen  2»  892, 8^  mcfe/i  1, 86, 14  2,885,^  «Mtenfefw» 
2,800,14«.  8M,a  855,24,  vmUrdef»  2,854,18.  866,26. 

Für  das  adjectivische  pronomen  demonstrativiim 
verwendet  das  nhd.  die  verlängerten  formen  nidit^  da  es  daf&r 

andere  pron.  besitzt  (dieser,  jener).  Die  mundart  kennt  die 
letztern  nicht  und  bedient  sich  daher  des  einfachen  dem.  pron. 
(vgl. DWb.  unter  dieser).  Die  eigentlich  demonstrativen  Charakter 
habenden  vollen  formen  werden  dann  in  der  mundart  snch 
oft  verwendet  in  einer  .Stellung,  wo  .^ie  fast  nui*  den  wen  einesi 
betonten  artikels  haben.  Zu  erwähnen  ist  noch.  daKs  auch  für 
den  dat.  sg.  fem.  eine  volle  form  deren  gebildet  wird.  —  In 
der  schwäb.  literatur  jener  zeit  ist  die  adj.  Verwendung  der 
gelängten  form  nichts  ungewöhnliches. 

Beispiele :  dmm  dtdUneinschiagendm  Wissentt^flen  81. 281,  von  denen 


einer  S.  fi,  170,  er  ist  unser  S.  3, 205, 27.  ich  bm  euer  &  8, 218, 21,  euer  eUer 
Moüen  S  M.  r>>  1,  wartet  euer  S.12, 132. 

I)  Ebenso  äeß  Zeuge  ist  S.  5*,  17, 15i  ähnlich  ö.  7,185,12.  11,251;  proa. 
reL  defs  S.12, 276.  13^72. 


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9PRACHB  DES  JCmOBN  SCfRILLER. 


361 


dahin  gehörig' n  Virhii<  Schw.  m.  1776, 708  n.  s.  w.  Fulda  mag  diesen  gebrauch 
iiicht  leiden;  GH  Hn  orklärt  er  diese  ^Tenniscbmig  des  fttrwortB  mit  dem 
artiker  für  unerträglich. 

Schiller:  fieiien  drei  Letztem  1, 17,24,  denen  Meiniijcn  Rr.  1,  vor  denen 
Augen  1,59,  17,  denemelben  1,  110,  22.  116. 14,  7Ioch'lr}>ni.<ifJhen  Br.  (56,34,4, 
JIöcJistdenenselbenBr.  ^7,\(i,  denen  ä  In  mudt  Kopien  von  Weisse  2,7,17, 
zu  aüen  denen  ahscJieuliciieH  Grundsätzen  2, 3(]2, 12  \  als  rel. :  an  deren  1, 15, 16. 
Auch  später  finden  sidi  dleee  tehwlb.  formen  nodi  dann  und  wenn.*) 

Beim  dem.  dieser  ist  besonders  auffallend  der  snbst.  ge- 
brauch des  gen.;  im  nhd.'^  ist  dieser  im  ^en.  nnr  in  attributiver 
Stellung  vor  einem  snbst..  nicht  in  isolini  tri  >ielluii(x  üblich. 

Schiller:  mit  dieses  Gesinnungen  1,66,0,  steh  dieses  erkuJmen  1,1^^12^ 
der  Materie,  dieser  nenüieh,  deren  1 ,  77. 27. 

Kbenso  bei  j> wer,  einer,  keiner: 

m  die  Anne  jenes  Br.  b(),'20.  zum  Vorthed  jenes  2,345, 10  flmpiabsidU, 
jenes  if^t  die  JiildhnHeiei,  dieses  dit-  Maleret  1, 15,7,  wetm  man  tims  Freutui 
ist  1,57,7,  keines  Aug  1,30,93;  auch  später  üuden  sich  vereinzelt  noch 
belege  Ar  diesen  g^ebraneh.*) 

Als  subst  dem.  benützt  Schiller  noch  sehr  oft  solch  ohne 
anikel,  das  seiner  natnr  nach  (alid.  soUh  ~  *so  beschaffen')  adj. 
ist.  Der  subst.  gebrauch  des  sg.  stammt  au.^  <lt'i  kanzlei- 
sprache;  Adelung  verweist  ihn:  'ein  fehler  des  gemeinen  lebens 
ist  es,  dieses  fürwort  statt  des  persönlichen  er,  sie,  es  zu  setzen.' 

Schiller:  Amalta,  wie  solche ge^^nelt  wird  Br.  52, 4,  wirft  solchen  2,291, 1, 
irrnn  ich  solche  . . .  ansehen  könnte  Br.37,2;  ftbnlich S.  1, 16, &  17,38.  18)2. 
4.  12.  20, 26.  57, 14.  142, 10.  Haug,  Z.  455. 

Aus  der  stiddeatschen  kanzleisprache  stammen  auch  die 
altertttmlichen  formen  dero  und  ihro,  znrttckgehend  auf  ahd. 
dero  und  iro: 

Dero  untertMniger  Diener  1 , 1 18, 34,  Dero  gehorsamster  Sohn  1, 105,84| 
Dero  Geitogenheit  Br.  1, 14,  Ihro  GfMdm  2,29,33;  vgL  Spr.  1, 189:  'Dero, 
Ihro  ist  fosküsserei' ') 

Pronomen  interrogativum. 

Die  ältere  kürzere  form  wts  findet  sich  in 


<)  in  denen  Versammjungen  S.  3, 593, 30,  denen  beste»  Stiften  S.  3, 593, 32, 
auf  denen  Bohnen  8. 8, 594, 33,  denen  swei  MU  Arleitem  Br.  3, 442  im  oon- 
tract  mit  Cotta,  an  denen  OHen,  wo  8.  7,263, 17;  die  epiteete  stelle  ist: 
denen  m  IVankreich  zurüekgebliebmen  S.  9, 381, 19. 

jenes  Trübsinn  S. 6, 288» 23,  jenes  Karakter  8.6,39,1,  jedes  SOaive 
S.  7, 25(3,  4. 

*)  Ihro  Mc^esm  noch  in  S.  13,514. 


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362 


PFLEIDKKBK 


vtfn  int  dm  Bild  2, 131, 26»  *cef$  ist  da*  Gctöße  2, 322, 21 :  ft4j«ctiTisch 
ferweiidet  tu  Wef*  HiMmdw»t$f  2, 206,54,  ^htftX  Mbea  «»Met  Lamä»? 
2,206,510 

Pronomen  relativum. 

Bei  der  sich  so  bebi*  an  das  volkstümliche  lialtendeu 
Schreibart  Schillers  ist  es  kein  wnnder,  da.vs  ziir  bildunjr  des 
reL  das  ursprüngliche  dem.  der  et4:.  viel  hänäger  gebraucht 
wird  als  welcher.  Dagegen  wird  tcekhes  entgegen  dem 
jetzigen  gebranch  stets  Terwendet  als  reL  bezögL  auf  ^en 
ganzen  satz,  wofSr  wir  jetzt  was  setzen. 

8o  in  «eft  $ah  ...  UaPHRa^  weUke$  er  mir  Ikut,  wemm  2,66,24; 
Ihnlicb  1,113,33.  Br.57,2a  37,18.  ai,  169,17  o-a.  —  Im  Brief  im.  10  ist 
das  reL  7  mal  der,  4  mal  trelcher,  and  ron  diesen  4  bezieben  sich  2  tcflch^ 
atif  einen  ganzen  satz;  Brief  no.  22  liat  9  der  nnä  1  irth  Jur:  die  Di«?.  S. 
1,  ir^O  — 177  hat  f¥>  drr.  10  tr-^Hfrr.  un<l  von  «iiesen  3  bez.  aulVineii  fniiiztii 
satz:  dir  Riiuh»/r  1781  Ttirr»  <l<  ii :  27  '/'/".  1  ireh  Jtn-.  in  eiuem  teil  der  Iwiuber 
1781,  (kii  icli  «iurchgeseheu  hü.ht,  üinle  ivh  iii  da  gegen  0  tctlcher,  dabei 
fälle  wie  denj  der  2, 51, 22,  der,  den  2, 26, 9.  —  Ueber  ScbiUers  späteres 
Terhaltea  ni  diesen  w<brtdien,  sowie  thet  das  feihalten  andeicr  sduiftstieller 
sd  deasetben  TgL  Ißiior,  Der  gelmncli  von  der  and  iceZdbsr  in  lelatttiitneB, 
Beitr.l6,477ir« 

AltertQmlicfa  ist  die  Verwendung  von  so  als  reL,  das,  im 
mhd.  erst  in  den  anf&ngen,  im  ftltem  nhd.  sieh  sehr  ausgebreitet 
hat,  aber  in  der  neueren  spräche  dann  wider  seltener  wurde. 

Schiller  hat  es  wol  aus  der  bibelspi ache.  Adelung  verteidigt 
es:  IHeses  relativum  so  hat  in  der  iKueren  zeit  viele  sehr 
harte  feinde  bekoninien.  welclie  es  schiechterdinjrs  au-  ler 
deutschen  spräche  verbannt  wissen  wollen.  Ich  sehe  indessen 
keinen  grund  dRzu.  indem  es  von  allen,  auch  den  besten 
Schriftstellern,  unzählige  male  gebraucht  wird.' 

Bei^^piele :  du;,  so  1,  88, 32,  da$  2keU,  <a  1,  Ö3, 9;  ihnUch  1, 76, 1& 
69,20  u.a.-') 

Von  der  modernen  grammatik  verpönt^  aber  volkstümlich 
ist  der  rel>  gebrauch  der  Verbindungen  von  wo,  da  mit  prä- 
positionalen  adverbien  zum  ersatz  eines  pronominalcasML 
Schiller  und  seinen  landsleuten  ist  das  sehr  geUufig. 

')  Dazu:  Wefa  Tochter  H.d/Äläi  a^j.  vgL  wessen  Stands  er  sein  tnag 
S.  4, 129. 

")  So  noch  Allianzen,  so  3,  290, 26,  das  Groste,  so  S.  3, 1Ü6, 106,  das- 
jenige PotUment,  so  S.  3,  533,  32,  Qettkmk,  so  S.  8,  561,  22,  der  Tag,  so 
8. 5*,  17,S07.  SpIteK  Beispiele  sind  adr  nidit  auf^afaUen. 


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SPRACHE  DBS  JUNGEN  SCBILLEB. 


363 


trorinn  ~  iu  dem  2,  356. 82.  365, 1 1.  366, 13.  .^80,  19.  1 ,  324.330,  wovor 
™»  vor  der  1,234,6,  woraus  ^  aus  dem  1,297,87.  2G7, 7.  150,6,  davon  = 
▼on  der  2, 304, 22.  164»  19.  27, 9,  wonm  >=  an  der  1, 155, 21.  2, 347, 13.  Br. 
57,6,  worum  —  Inder  1,336^877.  31,6.  155,31,  dowKier  1, 114, 7,  dadurdi 
2,27,9,  droH  =  an  dem  2,94,23,  womit  Br. 56, 28^1,  wanuuh  1,327,26» 
WQ  hinein  2, 356, 1,  worauf  1, 112, 22. 

Bei  zeitbestiminiiiigeii  wird  die  relative  beziehnng  in  briefm  nnrh  ena- 
gerückt  durch  als:  in  (Inn  Aurjenhlick,  als  ...  (jefHlten  ist  Br. 44,2}  WOl 
JahrCy  wo  Br.  12, 8;  wenn:  auf  ditsjenige  Zeit,  wenn  Br. 57, 19. 

Ung-eschickte  ansdrtick*?,  teilweise  aus  der  spräche  des  tSpHcben  leheiis 
herTorcf'hnlf,  sind:  dadurch,  wenn  man \,  118,20,  d€rjeni()(,  irntni  er  \.VS,20, 
tHtw  Gilbst,  das  erst  dadurch  entstehen  solltet  davon  es  VoramstLtUHg  ist 
S.  2,  27,  9. 

Zum  artikel. 

Zus^ammenziehimg  des  bestimmten  artikels  mit  präpos  ist 

sehr  häufig.  Diese  aphftresis  ist  mmidartlich  sehr  gewöhnlich 

und  üblich;  in  der  Schriftsprache  wird  sie  jetzt  als  schlecht 

angesehen  in  lallen,  die  gar  zn  gewöhnlich  sind  oder  wegen 

der  dadurch  entstehenden  consonantenh&nfong  ftbel  klingen. 

Adelung  gestattet  ins  und  im,  nicht  aber  t»  Streit  mehen, 

ebenso  übers  und  übern,  aber  ^  überm  beleidigt  das  ohr  zn  sehr, 

als  dafs  es  sich  entschuldigen  liefse.* 

Von  fälleu  wie  gum,  im,  betm,  aufs  (aufs  ausser  sie  2,  '6^,  23)  kauu  icli 
füglich  absehen. 

Volkstflmlich  sind  sasanunenziehuugeu  wie  vorm  Stunne  1, 178,  4, 
utUerm  Boden  2,62,1,  unterm  Monde  1, 188,61,  vorm  Thor  2, 80, 2,  m  Händen 
Aa5m  2,62,25.  243,1,  5te  in  T(Hi  2, 251, 7  A  (H  in  dm),  bi$  in  Himmd 
1, 58,29,  m  Bachen  fUegen  1,201,23;  so  oft  bei  den  Schwaben:  in  Spiegel 
SO.  60,  in  Tag  hinein  80.44,  m  Sadt  tdUe^m  80.12,  m  Oeean  8T.19,1, 
in  Bimmel  Si.  104. 

In  Schwaben  nidit  volkstürahch  und  in  der  Schriftsprache  längst  ver- 
altet (vgl.  Heyne,  Wb.  bei  tu:  '2tm  früher  und  noch  bei  Schiller'):  61.8  zun 
Firnen  2,78,21.  2.53,12,  üUrn  AchcrOH  2,44,5,  iiheni  Haufen  Br.  42,30, 
übern  Nacken  2,  143,7,  über  n  Haufen  2,  64, 1,  unitrn  Fussen  1.  239,80, 
«hA  eof^«  KopfedOogend  2, 35, 22;  10  «lek  Sehubait:  Über»  Kopf  SO.  45.  *) 
Zu  tun  vgL  das  gloeur  in  S.5. 

*n  ist  TolkBtllmliclie  ^»bSiese  des  unbeetimmteii  artikels:  *n  AugenbUek 
1,255, 143,  «m  '«  JVkm  2,91,5^  «m 'nfHy) 2,257,8U;  ßmKarrenhaÜen 
2, 181, 17. 

eiVm  1,  2C2, 11  ist  widergabe  der  schwSb.  halbmnndartlichen  dat.-form 
äitn  (dialektisch  dem,  TgL  Kauf&nann  §  92,2),  wie  ein  die  acc-form  repri^ 


')  in  Oaiifv  Br  .5, 405,  in  (lr,u,>I  qphnhri  S  R,  130,  US,  nbem  Haufen 
3, 15, 9,  über'n  Kekh  S.  12,  lt>(>,  eun  n  aflan  yreiit  S.  15-,  489. 


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364 


FFLBIDBBBR 


sentiert  in  kein  Fußbreit  riiclarfirfft  sotj  er  anh  1,34.'),  U  (vielleicht  f»m<l 
so  auch  zu  erklären  mein  Lebe ns-Tay  2,14:3,9,  mein  Lebtag  2,  dSQ^^,  wobei 
Tag  eolleedT  sn  fiusen  wire).  Vgl.  ibetii  wurmm  Brief  Br.  1, 148 ;  wul  ei$er% 
Fäi»$im  ST.34,9>  mit  eisern  Lippen  ST.  109, 8.*) 

Ueber  die  schwäb.  Verwendung  des  artikels  vor  eigeu- 
namen  s.  s.  346;  beispiele  dafür  s.  847. 

Dazn  noch:  die  Amaita  Br.  45, 19,  an  den  Flutarch  2,  357, 22,  de»  Jnkoh 
Rousseau  2,  'S8B.  22,  vom  Barbarossa  2, 130, 16,  im  Klopstock  kaen  2, 371,30 
{beim  HaUer  Schw.  m.  1780, 655).') 

A  n  m.    Syntaktisch  merkwürdig  sind  dne  UUahl  TOn  flttltti  m 

weglassuug  und  setzung  des  artikels. 

1)  Weg^la!?sung  'Ip"  artikels  bei  vereleichnng'en  mit 
wie  (die  fälle  kommen  r  n  int  ver^  vor):  wie  Mf't^or  1,  10.26,  stark 
wie  Eicht  1,  297, 75,  wie  licersdiaar  1, 122, 58,  wie  SonnenbUck  XAlj'ih, 
Wie  Göttin  unter  Menschen  1,47,30,  frisch  wie  Hofs  1, 179,28,  me 
LiSm»  Kwterfef/  1, 179, 27,  wie  FrOMingstag  1, 107, 48;  beim  Terb. 
BnbB t.:  meine  OUkkseligkeit  iel  Traum  1,77,7,  dasWtntänietSdhmauM 
(▼en,  1,180,71,  die  Erde  tM  Orabemgd  1,215|87,  Sdireekem  Mitten- 
der Welt  zu  sein  1, 41, 40  (vers),  er  war  Kt^nod  de$  Himmels  2, 72, 23;, 
es  ist  Kreis  der  Wirkung  da  1,  loT),  29,  ».sf  Grutidgesez  der  Seele  1, 152, 7. 
hier  trar  Fülle  • . .  rorJianden  2,  8,  \  'S,  wird  ihm  Jubellied,  Stimtne  des 
Vaters  sein  1, 101,  24  f.;  nach  präpositi  onen:  zu  Nachtzeit  1,244, 1^?, 
eil  Hohne  1,  fiöS.  zu  Lefjiiiindtion  Br.  iO,  4,  Grabe  gtlten  2, 
zu  Verfeinerung  unsrer  Empfindungen  1, 1311,  8,  in  Mitte  einer  JugttJ 
1,95,25,  in  »(erblich  Oewand  1,316,72  (=  in  ein?),  gegen  Rieae» 
Rimßea»  1,  221, 17,  gegen  WaiemOiirdeie  1,  222, 70,  /lir  SSremtoeem- 
Amh  1,221,27  (letstere  4  fttUe  im  Yen),  diu  deimm,  Vater  tu  Otaie 
hallt  2, 110, 11,  zertritt  ihn  mitFäfhen  2,216,22  A,  tHHoffmmg  eSmr 
GelegenJicit  Br. 52, 21;  fälle  von  einer  art  personification  dei 
treffenden  subst:  WeUenhrnml  wird  Hochzeitfakel  tcerden,  wenn  mit 
Ewigkeit  die  Zeit  sieh  traut  1,211,04,  Sontie  scheint  lächelnd  ni>^<1er 
1, 124, 128.  Liquisiiin  1, 193,  107;  apposition  ohneartikel:  rtt  dein^'i 
Brüdern  Engeln  1,223,83,  daa  Wesentliche  der  Freundscltaft,  voUis 
Herz  1, 58, 14 ;  andere  fälle :  wo  heifser  Buhmsucht  furditbare  Schranke 
steigt  1, 801, 21,  Körper  via  i»  Körper  ^mtOreen  1, 210, 31,  Oe- 
sOM^voriger Zeiten  1, 69, 1,  tiefere Wwnsd  haben  1,  HO,  17,  Himmd 
donnert  md  Himmd  flammt  t,  122^  67,  €feieterreidi  und  Kihperwdt' 


')  Vielleicht  ist  auch  der  acc.  sei»  Batehlchn  S.  4, 294  so  als  moMC  n 
erklären  (Gödeke  im  glossar  8. 5  nimmt  es  als  nentr.). 

')  Spätere  Verwendung  des  artikels  bei  eigennamen:  die  MiUerin  S. 
3,  467,  l.").  der  Julia  3, 197,  11,  zum  Giamttino  3,  282,  4,  zum  Vernua  3,290,6, 
vom  Kattlimt  3, 1, 11,  der  Bertha  3,  39,  22,  zum  Kulkagno  3.  1 17,  16.  294,  25. 
—  (seit  dem  Januar  3,  414, 10),  von  der  Ang.  Kaufmann  6, 80, 5,  vor  dem 
^dUBet  6»285»22. 


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8PJUCHS  D£S  JCKGEN  8CHILLEB. 


365 


getcühit  1, 285,  4,  so  kann  Wonne  des  Freundes  jauvfuen  1,  D8, 19,  bei 
Vaterlandes  Namm  1,260,50,  Lippen  atAwet^m  und  das  Auge  1, 108,69, 
um  ErdbäBi  SiMUe  1, 106,  79,  MemOm  Göttern  gleich  1, 236, 2, 
tümmm  DidHer  em      «Ue  dichter)  1, 286, 8,  8th&ner  Frtiß  . 

Wender  anflUlig  ist  die  »mUssuiigr  des  dem.-proa.,  des  ein 

Torange^ngenes  rabst.  wider  avlraiiebiiieii  hätte:  die  Klage.  ..  alt 
aXkr  andrer  1, 103, 30,  Wollust  war  wie  dtr  rmU  rlhchen  2, 298, 7,  ein 
Knrachen  wie  des  lebendig  Begrabetien  2, 184, 6,  jeder  andere  als  der 

es  versieht  2, 379, 9. 

2)  Der  best  iinni  te  nrtikel  steht  entgegen  dem  beutigen  ge- 
brauch in:  r«m  Gnnjrh'  It-qev.  hc(jrn  1,  7(5.  7.  87,7.  1fi9,H0.  St.-anzeiger 
1898,228,3  (^t<  GramU  lu;itn  Br.  (»7, 7).  So  noili  in:  gum  Grunde 
liegen  8. 6,  ü4, 6.  7, 73,  23.  Br.  1, 30U.  ö,  13.  Ö.  10, 189.  190  u.a.  —  Zum 
Krevie  kriechen  2, 265, 12.  102, 5,  bleich  wie  die  Leidu  2, 38, 4,  möge 
da8  treffen  wie  der  DannertMig  1,  57, 9.  Der  'demoiistntlTe*  ge- 
bmich  von  ein  finde!  sich  in:  und  da»  apraeh  er  mü  einer  hemmet 
aa,  148,16. 

In  der  erste  beste  und  denrtigen  fflgungen  üahlt  modern  der 

artikel  vor  dem  sweiten  superl.;  im  18.  jh.  hatte  er  noch  lange  statt; 
Lessing  setst  ihn  stets ;  Wieland  bietet  beispiele  mit  und  ohne  artikel ; 

Goethe  nnr  solche  ohne  artikel  fDT\l).).  Beim  jungen  Schiller  steht 
er  Tio(  Ii :  dem  Hiif^h'^tt'u  detn  besten,  2,  347,  4,  dnn  ersten  dem  besten 
Bettler  2,  17, 15  (ebenso  noch:  dem  Ersten  detn  Besten  S.  3, 157, 9. 
3,  341,  20). 

Pronomen  indefinitant 

An  stelle  des  schriftspradilielien  etwas  verwendet  Schiller 

öfters  das  mundartliche  was  und  zwar  hezeichnenderweise 

iiaiiptsächlich  in  den  Räubern,  wo  volkstümliche  aubdiuckij- 
weise  am  platze  war: 

so  trns  2,41,6.  223,8  M.  107,14.  1,58,4,  was  Guies  2,82,19«  was 

Magnetischem  2,  81, 16. 

Iii  em  and  ist  meist  unflectiert; 

nur  dnt  niemanden  Br.  28, 81  (neben  dat  niemand  Br.  28^  17)» 

Anm.  Der  pl.  von  jeder,  der  deb  eigentlich  nicht  mit  dem 
■inn  dee  werte  yertrlgt,  nnd  ench  gegen  den  spradigehmndi  iat| 
tritt  in  der  literBtnrspmche  in  folge  der  bertthnmg  mit  dl  Often 

auf;  so  bei  Schiller:  dat.  pl.  auf  jeden  Atomen  2,353,30;  eb^uo  bei 
Sclmhart:  jede  Schritte  iSG.  243  (und  Schiller  später:  jede  Träume  S. 
3.  im,  .S2.  jede  Strahn  Br.  1, 88).  Aehnlioli  findet  Mch  ein  pl.  von  ein 
in  der  verbindinipr  '''U  und  derselbe,  wobei  die  beiden  ^'lieder  zu- 
zamuien  einen  be^rnit  aufmachen,  der  einen  pl.  zuläaat:  eine  und  die- 
selbe Ideen  Haag,  Z.  467. 


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366 


PFLEIDBBEB 


L  Zur  flexion  des  verbums.') 

Aul  dem  gebiet  der  yerbalflexion  weicht  die  spräche  des 
jnngen  Schiller  in  manchen  punkten  von  dem  modernen  ge- 
brauch ab.  Audi  liier  lässt  sich  viel  aus  eigeiitümlichkeiten 
seines  heimai liehen  dialekts  erklären.  —  lieber  apokope  imd 
Synkope  von  -e  bez.  -e-  vgl  s.312£L 

L  Vocalvörundüruugen  innerhalb  der  starken  fl.e.^on. 

1)  Die  Yocale  der  präteritalformen. 

Das  oberdeutsche  (und  das  iheinfränk)  hat  im  Yerlanf 

der  nlid.  periode  die  form  des  ind.  praet.  eingebüsst.  Weinhold, 
Aleni.  .  §  330,  anm.  setzt  diesen  verlust  in  den  alem.  mund- 
arten  vuni  17.  jh.  an;  die  erscheimiTig  geht  aber  bis  ins  15.  jh. 
zurück  (vgl.  Orundr.  1, 733).  Jedenfalls  aber  kann  mau  diesen 
Verlust  an  formen  mit  dem  auflif^rcn  des  schwäb.  dialekts  als 
literatursprache  in  Zusammenhang  bringen  (vgl.  Socin,  Schrift- 
spräche  und  dialekte  im  deutschen,  1888,  s.321). 

Die  folge  dieser  erscheinung  für  einen  Schwaben  des 
18.  jh.'s  ist  naturgemflsSy  dass  er  die  indicativformen  des  praet 
nur  aus  der  literatursprache  kennt  Da  nun  das  Altere  nhd. 
eben  die  aceit  ist,  in  welcher  auf  dem  gebiet  der  pr&terital* 
förmen  eine  grosse  Wandlung  vor  sich  geht^  indem  die  spräche 
darauf  ausgeht,  zu  vereinfachen  und  den  mhd.  unterschied 
zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Yocal  auszugleichen,  iras 
nicht  ohne  starke  Schwankungen  geschehen  konnte,  so  musste 
es  für  einen  Schwaben  besonders  schwierig  sein,  immer  die 
richtige  form  zu  tielliju;  in  der  Schriftsprache  fand  er,  auch 
noch  in  der  zweiten  hälfte  des  18.  jh.'s.  verschiedene  toi  inen 
vor,  und  an  seiner  mundart  hatte  er  keinen  anhält  So  er- 
klären sich  denn  auch  die  vielen,  nach  dem  standpunki  der 
modernen  spräche  unrichtigen  präteritalformen  bei  iScUiller  im 
grund  eben  daraus,  dass  er  ein  äehwabe  war. 

A.  üebertritt  des  sinpularvocals  in  den  plurLil. 

Es  kommen  hier  nur  die  verba  der  8.  ablautsreihe  iu  be- 
trachte Die  der  4.  und  6.  reihe,  die  im  mhd.  nur  in  der  quast- 

i)  VgLGra]idr.l,733fi. 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER. 


367 


tität  Tencbiedenlieit  der  yocale  aufweisen,  sind  s.  306  schon 
besprochen  worden,  soweit  das  nOtig  war. 

In  der  3.  ablautsreihe  hat  in  den  meisten  fällen  der  vocal 
des  sff.  ]»raet.  im  iihd.  den  sieg  davongetragen  über  den  des 
pl.j  im  15.— 17.  Jh.  kommen  aber  die  alten  vocale  immer  noch 
vor,  wie  andrerüeitü  der  vocal  des  pl.  sich  oft  iu  die  sg.-formen 
eingaug  verschafft  hat. ')   Die  obd.  grammatiker  des  18.  jh.'s 
sind  noch  sehr  unentschieden:  Antesperg^)  (vgl.  Socin  a.a.O. 
S.434)  gibt  nebeneinander  an  klang — klimg,  schwang — schwung, 
sprang  —  sprung,  starb  —  sturb  u.  s.  w.  Et^^•as  bestimmter  sind 
die  Schwaben  der  zeit  Schillers.  Schw.  m.  1775, 214  wird  sank 
etc.  verlangt;  'doch  findet  man  anch  bei  gnten  schriftsteilem 
sprunkt  sehhmg^  sehwund  etc.';  daneben  gibt  aber  derselbe  Ver- 
fasser s.  210  als  einziges  imperf.  zu  schwingen:  sehwung  an,  nnd 
Schw.  m.  1777, 172  wird  als  gleichberechtigt  neben  drang  das 
pnetsthwung  gestellt,  das  durch  seine  l&nge  vom  subst.  Schwung 
genügend  unterschieden  sei  ('da  es  eine  ^cueralregel  giebt, 
dais  alle  imperf.  der  2.  kunjugation  [d.h.  der  starken  verba] 
gedent  sind').   Fulda,  GR.  102  sa^t,  diese  verba  haben  sich  alle 
*zum  a  gestimmt',  au^üer  ^chnjul,  liunh,  hedung,  während  Ade- 
lung nur  schund  ausnimmt  und  die  übrigen  alle  bildet  wie  der 
moderne  gebrauch.  Nast  verlangt  Öpr.  1, 120  klang  etc,  aber 
•Spr.  1, 129  schwang  und  schwung. 

Schiller  hat  im  allgemeinen  die  modernen  formen ;  daneben  finden  sich 
altp  M-fonneu  im  pL:  klungen  1,62,22  H  (abschrift  einer  haiidschrift,  die 
Schiller  seinem  mitacbüler  Boi^'eol  g-e?rhenkt  habr-n  sollte,  v^l.  S.  1,70), 
dazu  der  sg.  l:}nng  1,190,116,^)  stürben  2,  171,8  {starben  erst  in  den  aus- 
gaben von  lbÜ6  an).  2, 311, 2:1  Mj  sonst  starben  1,221,38.  226,15,  starb 
Br.  13,  31. 

Die  «-lonnen  im  fg.,  die  aprachgeschiditlidi  lietnditet  ildit  mdur 
'fdidi*  sind,  als  die  nhd.  ttblidien  «-formen  des  pl.,  finden  sieb  im  leim: 
Vf^UVJ9yBt  neben  tpnmg  1,220,9&  286,9  n.a.;  ansserbalb  desieiras: 
9WHk  1,  d46, 47  (sank  1, 237, 27),  ichwung  1, 346, 42,  ebenso  tehuung  SG.  2,305, 
Schwüngen  SG.  2,52;  sducung  wird  auch  von  Hivller  verwendet,  vgl.  Käslin 
a.  33;  Klopstook  (Lüiigin.  IlenU  r  8.58)  gebraucht  schicung,  sung,  sunk,  Sprung* 
—  Nebeu  begann  1,120,4.  200,12  steht  ht;jn>m  2,  17m,  ir>,  179,20  (o  der 
md.  Vertreter  des  alten  u).  —  Bei  Miller  üude  ich  noch:  «le  trunken  Si. 


')  Vgl  die  belege  bei  Kehrein,  15.-17.  jh.  1,227—236. 
^  deine  granunatik  enehiea  1747. 

^  Später  nur  jUon^m  S.  8»  142, 1,  aber  noch  /oiüfclim^  8. 14, 70  ^nt 

T.MCM.). 


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368 


PFLKIÜKRBR 


2^20^.  —  Id  den  cooj.  formen  de«  praft.  hat  sicli  im  iih»l.  der  alle  vocal  des 
pl.  im  uinlaut  erhalten.  Bei  Schiller  iat  auffallend  nur  gewönne  2,  43, 18 
neben  getcännen  2, 373, 20. 

Das  praet.  von  werden  hat  im  iilid.  dt^n  vocal  des  pL 
auf  den  sjr.  übertragen  und  in  vf  rk* niniiif^  des  auslautenden 
stani:ii]i;itt(  u  dentallauts  die  endung  der  schw.  verba  -c  an- 
gefügt. Fulda  sucht  ward  und  wurde  so  zu  untenicheiden, 
dass  wurde  die  form  des  hilfszeitworts  ist;  ^wenn  es  kein  hilfe* 
Zeitwort  ist,  sondern  fio  heifst:  so  ist  sein  imperfect  ich  leard* 
SB.  93:  eine  regel,  die  Dicht  von  praktischem  belang  iiit. 

ward  aufgeihan  2»  808i  29,  ward  gestoftm  %  300, 8  A,  wmä  er  ge$tofim 

2, 309, 8  H.   Schiller  verwendet  ward  lehr  oft,  haupUächlich  im  gehobenen 

Stil.  In  seinen  briefen  begegnet  kein  trard;  in  der  Di?s.  steht  1  ward 
(1,144,31)  2  wurde  (1.  157.35.  1G6,26)  gegenüber;  die  Käuber  17'^2  zeigen 
folg-Gudes  Verhältnis:  u  ard  :  tvurdc  =  7:1  (bei  Milier  habe  ich  in  1— 
200  ward  69  und  wurde  9  mal  gezählt). 

B.  Der  ▼ocal  des  part  praet 

Dieser  ist  im  nhd.  in  das  praet  gedmngea  in  schwören, 
mhd.  swuor — ffeswam  und  geswom.  Adelung  entscheidet  schon 
für  9ckv>or\  schwur  'im  gemeinen  leben*.  Die  schv&b.  gram* 
matiker  differieren  in  ihren  angaben:  Schw.  m.  1775, 216  gibt 

nur  schuöre  —  schwur  an;  Fulda,  GR.  101  dagegen  schwürcH 
—  schwor,  und  dazu  GR.  102:  ^schwor,  alt  sciiwur  \  Spr.  1, 126 
nur  schwur. 

Der  junge  tJchiller  hat  nur  M-furmen:  schwuresi  2, 199,  6,  schwur»i 
2, 330, 23.  312, 13.  172, 6,  schwixhren  Br.  4, 15,  schwuren  S.  1, 56, 36,  süiwur 
1,179,37,  frcsdbiMir  2, 55, 7.  221,12.  Aneh  bei  MSUer  und  Schnbait  habe 
leh  nur  ii-fonnen  ibiden  kfinuen;  s.  b.  mskumr  SO.  2, 88&.  8L 179,  $dmmU 
SG.2)46  n.a.  —  Dam  der  coi^.  «oiMraii  2,224M  anm.*) 

Für  die  formen  von  pflegen  bieten  sich  keine  belege. 
Fulda,  GR  101  verlangt  praet  pflag. 

C.  Beeinflussung  durch  verba  anderer  reihen. 

heben  bildet  mhd.  huop  —  gehaben.  Letztere  form,  die 
im  18.  jh.  noch  bei  Wieland  vorkommt  und  noch  im  adj.  er*- 

*)  schwur  überwiegt  bei  S  tj iiier  zeitlebens:  schwur  S.  3, 414, 18.  330^23. 
Br.  1,397.  S.  12, 419.  420.  13,121.37.  14,417.  15',  24.  15»,  461,  schtntren  S 
13,314.  14,319.387.408,  oftsrÄtrwr  7, 53, 23,  ftwc/iumr  9, 53, 32.  12,285;  couj 
sditcüren  7,204,26;  —  dagegen  schwor  S.  6, 139  (die  erste  stelle  mit  o). 
besdmor  6, 141.  12, 15,  sdmorcn  8,  243, 15.  —  Ich  habe  di«J8eö  wort  besom- 
den  beebaehtet  und  glaube  richtig  conetatiert  sn  baben. 


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8FBACHE  DBB  JÜVQKB  BCHtLLSR. 


869 


^^abm  erhalten  ist,  wurde  ans  der  schnfteprache  verdrängt 
lurch  eine  schon  im  16.  jL  vorhandene  nebenfoim  gehoben, 
irebfldet  nach  analogie  von  weben,  das  selbst  von  pflegen  und 
tt-rgen  beeinflnsst  war  (vgl  Gnmdr.  1,  736).  Diese  form  mag 
woly  zusammen  mit  dem  md.  wandel  von  uo :  ö  (Paul,  Mhd.  gr. 
$  100),  die  schriftsprachliche  form  Jtoh  herausgebildet  haben 
^iui  17. jh.),  eine  form,  die  im  16. jli.  so  i>elir  für  die  regel- 
mässige gilt,  dass  Adelung  hub  fllr  die  oberdeutsche  d.  h.  fehler- 
liafte  form  erklärt.  Schw.  m.  1775,  215  gibt  hob  als  die  regel- 
rechte form  an;  Spr.  1. 125  hob  und  hub;  Fulda,  GR  101  nur 
hub.   Trotzdem  überwiegt  bei  den  schwäb.  Schriftstellern  hub. 

In  Miller,  Si.  1  finden  dch  13  u-  gegen  3  o-formcn,  in  Si.  2  10  u-formen. 

Bei  Scliill^-r  höh  nur  in  ^Äo6  2,  371, 22,  anAo6  2,  300, 9  A ;  sonst  stets  huh: 
huf)  1,  löy,D9.  2,330,22.  199,5,  hüben  l,23n.  19.  2.260,10.  103,14,  erhub 
1, 121, 22.  R3, 18,  anhub  2,  156, 21.  »X),  1)  M ;  dazu  der  c  onj.  erhübet}  1 ,  m,  Ii. «) 

Ebenso  hat  sich,  wie  man  annimmt,  an  verba  einer  andern 
reihe  angeschlossen  und  von  diesen  einen  neuen  vocal  aa- 
g^enommen:  stehen.  Mhd.  stuont,  stuonden  lehnte  sich  an 
"Wörter  wie  fant  —  funden,  bant  —  bunden  an  nnd  bildete  zu- 
nächst  «teiMl  —  eiunden  und  dann  aasgleichend  9ta$id — sUmden. 
Adelnng  zieht  9kmd  yor  and  weist  shtnd  dem  'gemeine  leben' 
za.  Schw.  DL  1775, 215  stellt  skmä  nnd  ekmd  zur  answahL 
Folda,  GR  100  verlangt  stund,  me  lud,  budt,  da  es  von  standen 
abznleiten  sei  nnd  'niemal  haben  praesens  nnd  Imperfectom 
einerlei  vokal'.   Ebenso  Spr.  1, 130:  K^tund,  nicht  stand'. 

Schiller  hat  iu  seinen  hriefen  nie  stund,  sondern  2  mal  siaml,  2  uiül 
gestand  nnd  1  mal  standeu.  Die  Diss.:  standeti  i,  ItiG,  Eäuber  1782  A 
vndlC  haben  uidit  tUmd  (%2ia  2^9,1.  281.  288,18.  806;29.  809,2),  nie 
shmd,  aber  timdm  (8|880, 22.  816| 22)  und  «landen  2, 219.  Andere  lUle: 
«er<<iMMl  1,68, 18,  «^1,87,34,  «nfafuiul  2, 25, 1.  27,11,  «ftmifeii  2, 179, 16» 
entgegemhmd  2,374,26,  dagegen  •foiul  2^160.  16a  69.  178.  1,12.59.214. 


*)  hub:  im  allgemeinen  überwipg-t  huh  anch  später.  Beispiele:  S.  7: 
hob  13,4,  gegei)  erhuh  12,23.  162,28,  erhüben  (>l.a,  hiib  an  24C,  15.  — 
S.  8:  erhub  17'J,  27,  tr/(«/>( «  223, 24;  somit  aber  stets  o:  erhob  233,  15.  m%  4. 
32ü,28.  353,5.  357.  38C,  hüb  277.  —  S.9:  erhub  278.  5.  GL  1(jO,  hub  cm  3i4, 
gegen  erhob  302.  308.  6.  32,  hob  61.  ~  8.11:  Aii6  an  248.  394.  395,  erhub 
275.  25, 63,  etliMbm  866,  gegen  tfhob  248  im  reim.  —  S.  12:  <rft«5  825| 
erAade208,  gegen  hob  825,  erhob  654,  erhobm  875.  ^  8. 18  meiet  o:  hob 
193,  erhob  201, 303. 130,  hoben  250,  nur  erhub  202,212.-8. 14:  erftn» 
283.  405.  -  8.15*  Demetnni:  hob  899.461.486,  edmb  421.  44L  467, 
M*en  424. 

Bdlilft  nr  fMchidit«  d«r  daalMliM  «pfMha.  XXVHL  24 


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370 


PFUSXDMBXR 


258.  882,  standen  2, 69, 13,  aufstand  2, 86,28,  f/ettand  1, 888, 731.  Die 
modemore  fonn  ttberwiegt  bei  weitom. 

Zn  betonen  ist,  das»  gestuften  nur  die  form  mit  a  zeigt;  in  iSnuBt- 
lichen  werkeu  SciiiUeis  wie  anob  in  BBmmtlkhea  bri«feu  ist  mir  gethmi 

nie  vorgekommen. 

Der  später  bei  Schiller  so  übliche  coaj.  stände  findet  sich  in  den  jiig«nd- 
werken  noch  nicht;  iler  conj.  lautet  stünde  (1, 280, 37  n.  a  ).  Auch  bei  Jfill^ 
überwiegt  atandi  Si- 1, 1—158  hat  17  a-  gegen  7  «-formeü;  Si.  2, 1 — 20o  h^l 
88  a-  gegen  10  «-formen.*) 

Vielleicht  ist  durch  anlehnung  an  saufen  —  gesoffen  die 
form  geloffen  zu  erklären  (Grimdr.  1, 737),  die  sicli  srliuii  mhd. 
findet  und  im  schwäb.  die  allgemein  übliche  i.st.  Für  geloffen, 
das  Adelung  als  den  'niedrigen  sprecharten'  ang-ehfa-ig  tadelt, 
wehren  sich  die  giammatüter  Schwabens  gewaltig.  Im  8chw.  dl 
1775,216  heisst  es  kurz  und  bündig:  ^ geloffen,  nicht  ^«2a«/fef»^ 
Der  Spr.  1, 126  f^agt:  'Man  will  gelogen  verdächtig  machen, 
blos  weil  man  in  Sachsen  gelaufen  nagt,  da  doch  jenes  80 
regelmlLaig  Ist  als  gesoffen,  gesogen/  Ftüda»  GR.  99  stellt  68 
mit  hauen  zusammen,  wiU  also  wol  gdaufen, 

SehiUer:  gäaufen 2,800,19. 157, 11,  geloffen  1, 262, 8 im raim;  1, 276,10 
aoBBerhelb  des  xeünB;  spiter  finde  ich  die  fem  nur  noofa  Br.  1,128»  seile  2 
▼on  unten:  eingdoffm  (22.  mai  1783,  an  Reinwald);  Schubert:  dmrd^gtloffm 
80.226»  gdoffm  SO.  98  im  zeim  einei  geistlieben  lieda. 

2)  VocalYerschiedenheiten  in  den  pr&sensformen. 

Für  die  2. 8.  pers.  ind.  praes.  sg.  gilt  die  nhd.  regel»  das 
nmlaut  eintritt  bei  den  starken  yerben  mit  nmlautfiUugem 
stammyocal)  mit  einigen  wenigen  ausnahmen,  danmter  hrnmen, 
das  ja  ursprünglich  keinen  nmlantfiihigen  vocal  hatte,  wfthreod 

das  schwa<;he  verbrnn  nicht  nmlantet.  Die  mnndarten  sdnunen 

hier  niclii  ganz  mit  der  Schriftsprache  iiberein.  Das  ober- 
deutsche unterlässt  den  mnlaut  vielfacli,  weniger  aus  laut- 
gesetzlichen Gründen,  als  in  folge  vnii  ausgleichung  der  prä.sens- 
foroien  unter  sich.  —  Die  grammatiker  des  nordens,  Gottsched 
und  Adelung,  stehen  im  ganzen  auf  dem  Standpunkt  der  heutigen 

0  Pie  form  stmd  tot  in  S.3nnd4  noch  lebr  häufig;  in  S.  7  k(»Daiett 
auch  noch  stemlicb  viele  «  tot;  in  8. 8  kehi  einiiges;  hi  S.  9  habe  ich  mir 
noch  4  Alle  mit  u  notiert  {titmA  869. 884,  vimdm  876,  Mrsliiiul870);  da- 
gegen iit  mir  in  S.  11.  12.  la  16^  nie  eine  t^-fonn  au^efaUen.  —  Coi\j. 
stände:  S.  3»857,14.  Br.  8,187.  a  8,600.  8,407,21.  256,28.  10,12,ia 
12, 440  IL  a. 


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BFBACHE  DES  JUKQEN  8CHILLEB. 


371 


Schriftsprache,  nicht  so  die  schwäbischen.  Sie  wollen  auch  hier 
teilweise  (nicht  immer;  die  mundart  bildet  z.  b.  ohne  umlaut 
Ipt  =  4ässt',  während  die  ^  ammatiker  nie  das  entsprechende 
lufst  verlangen)  ihren  dialekteigentümlichkeiten  zum  recht  ver- 
helfen. So  führt  vSchw.  m.  1775, 211  zuerst  eine  anzahl  von 
umlautenden  an,  darunter  schlägt,  lädt,  läßt,  gräbt;  dann  wird 
bemerkt:  4n  Saclisen  sezt  man  noch  folgende  hinzu:  bükt, 
schläft,  fängt,  blähst,  hängt,  brät,  räth,  läuft,  säuft,  kömmt,  stöst, 
die  aber  bei  uns  affectirt  klingen.  Zu  geschweigen,  dals  das 
wort  hängi,  wann  es  von  Jumgm  kommt,  hangi  heissen  mus.' 
Der  Spr,  1, 117  oonstatiert  einfach:  in  Schwaben  haben  keinen 
nmlant:  blast,  bratet,  fimßt,  grabt,  hangt,  kommt,  ladet,  lauft, 
ratet,  sauft,  schlaft  Folda,  wie  immer  sehr  gerecht,  sagt 
GR.  98,  das  praes.  biege  die  voeale  a,  o,  u  in  der  2. 9.  pers. 
durchaus;  ^also  ist  die  sächsische  verfeinenmg,  lauft,  kömmt, 
sauft  —  sehr  spracliricliüg',  wobei  jedoch  der  heraus^eher, 
Nast,  nicht  umhin  kann  anzumerken:  'nicht  durchaus',  und  auf 
die  obige  notiz  lui  »spr.  hinzuweisen. 

Schüler  hat  im  alli;» meinen  die  umgelauteten  formen  der  heutigen 
spräche:  rüüi  1,325,34^4,  ,jt/äth  1,  103,  U,  ^ä/kt  2, 212, 7,  schläft  1, 18(),  75, 
untergräbt  1,147,22,  öetfraOt  1,176,18,  sdUagt  2,164,  fängt  an  Br.  U,30. 
1, 187, 8,  stöfst  2, 19a  196»  be$tmft  Aldi.  f.  Ht^gesch.  9, 286,  lädt  2, 163, 18. 
806,21,  6Ia/M  1,287, 00»  tött/12, 286.2.  605,17.  166,1,  MWMferMi^  1, 146, 2, 
Br.27,18;  dandlwD  iteht  aber  eine  nicht  geringe  ansaU  Tim  niekt  um- 
gebuiteten,  d.  h.  schwäb.  formen:  braUt  2, 162, 18.  Hang,  Z.  467.  2, 302, 24  A, 
fangt  2,85,12,  fangt  an  2,144,21,  ladet  ein  1,  170,7,')  lauft  1,335,661, 
lauft  Gefahr  Wttrtt.  sL-ansr.  1H!)S,  227,8,  saufst  2,  101,  S  fzu  jukt—pkt  g. 
8.296);  aus  der  schwäb.  iiteratur  jeuer  zeit  führe  ich  nu*  h  an:  scidaft  >chw. 
m.  1779,690,  fa)i.jf  anSchv,-.  m.  1775,  :m  luuft  Er^^özUchk.  1774,2,21,  datth- 
lauft  i>chw.  m.  i77ö,  707,  lauft  8chw.  in.  1780, 359.  80. 93.  8i.  146,  ladt  Schw. 
m.  1775, 712.  —  Aneh  Haller  weadet  in  de&  frOhemi  anfiagen  leiner  ge- 
dichte  die  unlantlofle  fem  Qften  aa;  qillter  Terbenert  er  an  Un^  etc., 
TgL  Kidin,  HaDer  a.  16.  —  Von  hem^m  bildet  Sdiiller  mcdat  h&ngt  üi 
gehenkt)  2, 157, 18.  300, 25  n.  a.,  aber  daneben  zusammenhtmgt  1, 93, 2,  hangt 
er  2,79,10.  79,13;  —  du  hängst  2,89,10  lautet  in  dem  sonderabdriick  Z 
der  'Gesänge  ans  dem  Schauspiel  Die  räuber'  hängst,  obgleich  Schüler  selbst 
im  correctnrn>>?:ug  die  correcte  form  hängst  corrigiert  hatte,  Tgl.  S.  2, 89, 10, 
anm.  —  Srhuhart-.  er  hnmjt  80.19,  uhlunirjt  SO.  192. 

Die  mi8chwäb.  iurm  kommt  ibt  selii  lutuhg:  Br.  45,22.  8.1,223,  be- 
kömmt 2, 10, 2;  köntmt  ist  die  ngelmissige  form  dee  verlM  bei  M,  vgL  S. 
2,214,26,aiim.  Beiapiele:  8,SI16»15H.  61%8aimi.  2M,16  JL  895,10.  606. 


Bei  ladet  kann  die  alte  eehw.  foim  nodh  hereinipielen. 


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872 


pfludibsb 


Bei  Scbnbart  tind  Miller  ist  sie  selten;  bei  Miller  ist  sie  mir  Si. 9&  168. 338 

und  Si.2,  72  aufgefallen;  bei  Sdmbart  nur  SO  113 

Auf  der  andern  seile  findet  sich  umlaut  auch  bei  dem 
schwachen  verb  fragen,  das  allerdings  nhd.  auch  stark  flec- 
tiert  wird: 

fragt  2,868,2.  872,26»  Tgl.  fräffi  Schw. m.  1776^ 706,  frö^ 86. 2, 206, 

SÖ.83. 0 

Abgesehen  vom  umlaut  kommt  noch  der  Wechsel  zwischen 
e-  nnd  /-formen  im  praes.  in  betracht. 

Bei  Schiller  ist  er  in  einzelnen  fällen  unterblieben:  die  Sonne  lö-tch! 
aus  intr.  1,232,42;  —  dir  sch  wellet  mein  Busen  aj//' 1,  40, 1;  sons^t  stets 
iutr.  schwiüt  1, 315, 47.  260, 57.  311, 11.  27, 9.  2,  81, 15.  301,24;  traiiü.  schwiMt 
kommt  nie  vor,  wie  z.  b.  ST.  92, 4.  104,  7.  —  Bei  schmeUen  ist  oorrect  ge- 
schieden: sdimeLst  trans.  2, 18, 10.  332,  schmilzt  intr.  2, 11, 10,  während  Sehn- 
bart  tekmM  intr.  SO.  178  bildet  und  Schiller  epttter  «cftmtZil  traas.:  dm 
Kummer  ahmOet  ftdn  SeAftnimer  S.6,411»770(Dido).  —  verderbit  tnyuu 
2, 84, 16,  verderbt  tnuu.  1, 18, 11.  2, 224, 11 A,  verdarbst  trans.  2, 100,20;  ver- 
derben und  verdp-ben  werden  Schw.  m.  1775, 448  sogar  im  inf.  auseinander 
balt^n  ;  Na8t,Spr.2,46  sagt,  es  sei  ibra  nnfasslich,  dass  mnnrerdirlen  in  Sachsen 
nicbt  auf  zweierlei  sirtPii  aiissprefbe;  'kaum  liätte  ich  dii's  geglaubt,  wenn 
ich  di.se  unwiüäeuheit  nicht  gedruckt  gelesen  hätte';  in  Schwaben,  fügt  er 
hinzu,  mache  kein  schnlknabe  einen  fehler  bei  verderbst  und  verdirbst.  — 
ficht  1,307,6  in  die  mit  ffm  Fächer  ficht  wird  wol  die  correcte  form  au 
fethim  teiii  und  nicht  facht,  fächert  lauten  vollen  (vgl.  Dttntser,  Schiller 
tb  Ijniacher  dichter  1,2, 102).  In  einigen  Ollen  Utet  Schiller  noch  weeheel 
des  Tocals  eintreten,  in  denen  die  modenie  spiache  es  nnterlfiert:  »erbiretet 
2,352,21  —  dagegen  Fulda,  GR.  98  benUL  —  etikt  2,27, 10  und  12,  tro 
stikst  du?  2,147,9  neben  dem  häufigeren  intr.  stfkt  1,202,3.  2,  165,  la 
285, 18.  133, 5.  Auch  üoethe  bat  noch  ivo  stickst  du?  es,  sie  stickt  Ptc,  vgl 
Weigand,  m.  2',  7a5.  Miller  hat  steckt  intr.  Si.  185.  —  Die  f  »nti  nrhahn 
findet  aich  nie  in  Schillers  werken,  sondern  nur  gebiert  1,  itA),  Iii:  eb«iua*i 
Schw.  m.  1775, 948.  217.  1780, 306.  Fulda,  Gß.  101  verlangt  ^ei/i^r«;  Nast, 
Spr.  1, 133:  'Herr  Hemmer  sest  es  nnter  die,  so  nach  dem  LTorbild  der 
2.co]q.  gehen  [d.h.  gebäri\.  Wir  aber  sageui  dit  gebirst,  »e  gdriirt,  peMr/  — 
Bcheren  Inldet  bei  Hiller  soiU«it  SL49.  206.  231;  bei  SchiUer  sptter  inp. 
fdWer  ifiSA  S.  3,859, 19;  in  nnsrer  ])eriodc  geht  er  noch  weiter  und  bildet 
den  conj.  prae«.  mit  dem  vocal  des  imp.:  schier'  er  sich  1,253, 7G;  tchi&r 
dich  ist  auch  bei  Qoethe  nnd  J.Panl  noch  üblich.*)  —  Der  vocal  der 

*)  Spätere  omUmtlcse  fonnen:  ladet  em  a  8, 279, 8.  7, 188, 24.  10, 15, 9. 
11,252.  Er.  5, 728,  IiMiae  am/' 8.3,531,5.  12,808,  fati^  an  Br.7,221,  «mm 
scMo^  8.8,869,12,  tie  lafwt  Br.7,92,  dmMiMfel  Br.S,e7,l;  —  mit  nm> 
Unt:  kömtni  ist  in  S.  4  und  5  nodi  sehr  häufig,  dann  wird  es  seltener,  be- 
gegnet aber  noch  S.  10,213.  458.  12,  3G.  202.  280;  in  briefen  Br.  8,289; 
—  fragt  Br.  L>  'm.  3, 317.  S.  H.  20,  49.  Br.  5,  238.  3G5.  15».  513,  27. 

•)  Aua  späteren  werken :  das  Gedächtnis  löscht  aus  S.  8,86,21,  die  Lampe 


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373 


3.  »g.  ind.  praes.  ist  in  das  part  praes.  gedrungen  in  quillenä  1,333,592 
Bo  auch  bei  Goethe). 

Im  obd.,  abpreselien  vom  südfränk.,  stellt  der  angebrochene 
vocal  der  e-reihe  auch  noch  in  der  1.  sg.  praes. 

So  bildet  Scimbart  ich  lieB  =  lese  SCi.  2, 360;  Schiller  hat  nur  die 
schriftsprachlichen  formen,  z.  b.  ich  les  2,353.81. 

Der  m\\.  geh!  2,301,22  M  ist  eine  iiiiperativbildung  nach 
dem  muster  der  schw.  verba,  die  halbmundartlich  üblich  ist. 
Fulda  rechnet  mit  diesem  imp.  als  etwas  vorhandenem:  GH.  99: 
^  neben  dem  uralten  einsilbigen  Imperativ  faU,  gib  besteht 
immer  auch  der  zweisilbige  neue,  faUe, . . .  g^ ohne  grad 
der  sabjunetiY  za  sein.*  Dafür  wird  er  aber  in  einer  amner- 
kmig  Yom  heransgeber  Nast  getadelt 

Bei  Schnburt  ist  diese  form  hftitllger:  imp.  lese  80.50,  fat  80.82|  ^ 
SO.  145,  sterbe  80.2,77  (im  Abmr).  Sehitter  bildet  ipUer  den  Imp.  irde 
8.8,819,10. 

Die  yerba  der  zweiten  ablantsreihe  haben  Im  mhd.  in  folge 
der  brechongsgesetze  im  praes.  Wechsel  yon  tu  and  ie:  UuU  — 
bUien,  Die  ans  den  erstem  entstehenden  nhd.  fomen  bmt, 
geusH  etc.  gelten  nur  noch  als  poetisch  ond  altertümlich,  und 

sind  in  der  gewöhnlichen  spräche  durch  solche  ersetzt  worden, 
die  den  übrigen  präsensformen  angeglichen  sind.  Im  18.  jh.  sind 
die  formen  mit  cu  noch  teilweise  üblich,  werden  aber  auch 
schon  als  archaiscli  eiiipfunden.    Wenn  sie  in  der  Schriftsprache 
r  Schwallen  noch  so  vielfach  Verwendung  linden,  so  ist  daran 
schuld  einerseits  der  umstand,  dass  im  schwäb.  der  uxhd.  di- 
phthong  tu  als  ui  weiterlebt  (getrennt  vom  umlaut  tu)  und 
die  alten  iu-f ormen  also  von  den  t€-formen  unterschieden  sind ; 
andererseits  verdanken  sie  ihr  bestehen  namentlich  dem  einfloss 
der  bibelsprache.  Die  schwäb.  grammatiker  nennen  die  eu^formen 
'nach  der  art  der  alten  abgewandelt'  Schw.  m.  1775, 215,  oder 
einen  noch  nicht  abgestorbenen  archaismos  GB.  101 ;  Spr.  1, 121: 
'diae  alte  abwandlongsweise  wird  hent  zu  tage  nnr  noch  den 
dichtem  überlassen.' 

löscht  a  US  S.  3, 328;  8,  wrderhest  uns  S.  12, 178. 262,  verdeiit  traiu.  Br.  2, 105. 
S.  10,252,25,  man  verdirbt  es  Br.8,480,  er  verdirbt  es  mit  S.  15*,  87;  dam 

der  imp.  rerdi'rb  uns  S  n.2f>3,5  (gegen  verderbe  sie  1,340,800);  —  gebiert 
S.6,m  329,23.  U,87,llü.  13,123;  -  ficht  S.  8, 288,  211.  12,  4S,  -  steckt 
im.  S.3,ü9,  20.  12,156.  15',  207.  15*,  875.  Br.5,323i  —  bts  ä^  berttcst  8. 
U,3öö(TeU). 


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PFLBIDSRKB 


Schiller  macht  in  seiner  jugendperiode  amig^ebigen  gebraiicli  von  diesen 
archaischen  formen,  aber  nur  in  der  gehobenen  spräche:  fleußt  1.  182,  133 
(im  reim),  t ,  «f.,  r>,  ergtußt  1, 299,  8,  geufst  1,  210.  2^)  (im  reim),  fleugt  1.2r{l,25. 
17!),  21  (im  reim),  beut  1, 125, 136,  gebeut  Br.  11,  12,  imp.  yebetä!  1,331,545. 
335,  G4!).  r>5o.  171,19.  172,12;  /?«(c/t/  1,  381.  550.  834,618.  271,25.  113,2. 
41,28.  2, 271,25  A,  Are«*:/*/ 1,132,110,  ter^eMd»  1,331,533,  ^oicA 2,200,4.  15- 
—  Audi  bei  Selmbut  und  JGUer  winaMlt  m  von  diesoi  foraMn:  fl<ufit 
SG.90. 164.  m  SpSTl»  satfat  80.288.  2,78»  vendOeu/k  8i,%$0t  betMemfit 
80.296^  flmffi  SG.2,270,  6eirtS0.2,68.  ST.IOS,».  80.194»  Mr&eirt8T.13& 
SG.2, 163,  anbeut  Fi.  2.^3,  r7<^(-<^<  ST.  100,  /IMC*/  8T.117.  80.2,8^,  fiimfit 
ST.  ao.  95,  übergeHßt  Sdiw.  m.  1777, 6a  *) 

Die  form  deuekt,  dauM  ist  entstanden  als  analogiebildnng 
zum  eonj.  praet  deuMe,  dessen  ind.  dmuHUe  dann  nach  dem 
Tocal  der  prftsensformen  in  deuchie  gewandelt  wurde  (Pftol, 
Wb.).  Lnther  verwendet  das  praes.  deudti  schon. 

Schiller  hat  neben  wenigen  dürüct  (2,  357,24)  meist  deudU  i,  142, 16. 
169,21.  2,131,28.  156,10.  299,2a  Bang, Z. 4fi6.  465,  däiidU  Br.  43, 34. 
8.2,310,21.  874,6^  ebei»Q  dewM  8i. 65. 257. 265,  däucht  8i.l08;  Sdutbvt 
dagegen  mdit  dünkt  ST.  25  und  «tetB  in  SO. 

Das  alte  unnmgelantete  praet.  mirdauchte  findet  sich  2,178,4  neben 
^  r /  ft/^2,816,6AnndH;  wgLe8dauckteäm8l2,2i7,  miehdetiehUSQ,21», 
Si.  226.«) 

Anm.  dünken  wird  ursprünglich  mit  dem  acc.  con.stmiert;  da- 
neben erscheint  sehuii  frühe  der  dat.;  bei  Schiller  überwiegrt  der  arr. 
bei  weitem ;  die  praet  formen  daudUe  und  däuchte  haben  auäalleuder- 
weiee  beide  den  dat.  nach  sich,  wKhiend  Bänuntliehe  angefOliiteB 
stellen  der  prlsenaformen  den  aoo.  sdgen. 

Hier  seien  noch  einige  formen  des  in  f.  praes.  erwähnt: 

Der  laut  eu,  üu  findet  sich  altertümlich  noch  iu  drüun  1,190,119. 
das  dem  mhd.  dröuwen  genau  entspricht,  im  nhd.  aber  jetzt  durdi  drohen, 
nach  dem  tnbtt  droihe,  mhd.  drd  gebildet,  yerdilngt  ist  aanar  In  poetiachv 
epiachfr  —  Neben  empfangen  1,257,17.  282,90  steht  im  leim  das  ni^ 
sprttngUche  empfaken  1, 207, 47,  fakn  1, 240,102  (fahenS,  12,866),  mbd.  takem, 
das  bis  Ins  16.  Jh.  allgemein  üblich  war. 

Anm.  Dieumschreibangdespraet  durch  fAät  1,269,58.  347,66. 
257, 198.  226.  243,  thtieten  1,269,61,  entsprechend  mhd.  tete,  bei  Luther 
regelrechtes  praet.  neben  ihat  (ygh  8odn  a.a.O.  s.  206)  ist  bei  Schüler 

Später  ist  besonders  liävüig:  gebeut  Ö.  5',  159.  6,  267.  355.  375  (im 
reim).  11, 122. 249  (im  leim).  12, 124,  betit  8.  lAS  284,  fUugt  S.  6, 374,  was  dm 
fUtijfi  und  kreutM  8. 11,887, 15. 

*)  deuda,  dänekt  sind  stets  sehr  hinflg;  belege  sind  nnnOtlg;  pncL 
mich  däuchte  8.3, 34, 13,  däuchten  ihm  S.  3, 568, 9,  daucht  es  ihn  S.ÖSIOO^ 
mir  däuchte  S.  13,150^  dasn  ein  ini.  ddudUm  8. 14, 849  (TeU)  neben  dAnte 
a8,58S,12. 


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SPfiACH£  DBS  JUKQ£N  8CHILLBB. 


875 


nidit  mandaitliebe  form,  als  wts  lie  Dttntier  8. 125  erklärt,  Müden 
nur  ein  rlietoriBcliee  mittel  wie  wniat  oft  bei  dichtem. 

n.  Ck>zi8onaiitiflohe  einselheiten. 

ESne  8chw&b.  fbmv  die  aach  in  andern  dialekten  gebildet 
wird  (vgl.  Gnindr.  1, 751)  ist  die  8.  qg.  weifit  Die  foim  ist 

in  der  zeit  vom  15.— 17.  jh.  öfters  belegt,  vgl.  Kehrein,  15. — 

17.  jh.  1,283.  Sie  entsteht  durch  aubildung  an  die  3.  sg.  praes. 
iiid.  aller  verben,  die  nicht  praeteritopraesentia  sind.  Fulda, 
Uli.  94  erAvahiit  die  form  ^rv  nicht:  dap^es^en  Spr.  1.  109:  er 
tveis  und  weist.  'Vileu  provinzen  Teut.'^i  lilaiids»  kuuimt  das 
Schwab,  ucist  in  der  dritten  person  ganz  irenid  vor;  wir  ver- 
sichern sie,  dafs  uns  ihr  weis  nicht  weniger  fremd  ist.  Wir 
wollen  aber  auch  hierin  toleranz  gegen  einander  üben.* 

Schiller:  er  weifst  1,240,102.  354,40.  160,16.  139,30.  167,5.  267,15. 
2,146,1.  342,2a  346,15.  363,19.  371,4.  Haug,Z.458,  weist  MW.  16A. 
nV2,  121  noWn  n-  weiß  2,388,9.  1,168,32,  »ms  2, 18, 5.  1,255,120.  In  der 
Fchwiib.  literatur:  weifst  80.2,192.  Öchw.  m.  1777,  158.  4a><  1780.427.  Spr. 
2, 11.  266.  279.  1,36.  1.  Torr.;  weitere  belege  sind  neben  obiger  bemerkimg 
Nasts  nunötig.  *) 

M  hat  die  eigentfindidikeit,  den  er  die  2.  «g.  mifa  bildet:  2, 210, 20 
«nm.  275, 19  M.  812,7  H;  weifs  du  2, 225,  U  M,  wie  er  bei  nachgOBtelltem 
proBomen  der  2. 8g.  in  «itertttmlicher  weise  eehrdbt:  Siehtlu  %  228, 8  M, 
»a9f«u  2,224,15aimi.  218,28H,  btMu  2, 258, 10  anm.  228, 3  M,  hleibtki, 
wärstu  2,228,3  anm.,  träumstu  2,  220,  13  M.  Kehrein,  16.— 17.jh.  1,269, 
§  378  nnd  1,228,  §  841  bringt  auch  für  dieee  sctareibiiiig  eine  aaiaU  ven 
belegen. 

Im  höchsten  pathos,  in  anlehnimg  an  die  bibUsche  spräche^ 
erscheint  noch  die  alte  form  der  2.8g.  du  wiU. 

sei  wie  du  wät,  namenJof^es  Jenseitfi  2, 103, 4  in  allen  auflagen  bis 

180G,  mit  aUHiiahme  von  B  1782  und  D  17S7;  die  form  ist  nicht  etwa  ver- 
sehen; Kehreiu  a.  a  o  1,282  ^^bt  woiiiL'ro  hf  lesre;  aber  Fulda,  (tR.  04  bez.  93 
gibt  du  wilt  und  du  sult  als  archaiM  liu  li»  benform  zu  den  Üblichen  auf  -st 
an,  nnd  Schiller  selbst  schreibt  noch  du  8»IU  S.  12,36. 

nL  BertUumng  swinohen  starker  und  nohwaoher  oonjugatton. 

Vermiscliungen  der  beiden  conjugationen  haben  in  allen 
Perioden  der  spräche  statt {>-efunden,  und  zwar  war  stets  die 
zalü  der  st,  die  in  die  >(  liw.  conjngation  übertraten,  grosser 
als  die  der  schwachen,  die  stark  wurden. 

')  Es  ist  f'i  wälmenswert,  dass  noch  l'hland  in  einem  semer  vaterländ. 
gedichte  üch  m  reim  der  form  weifst  bedient  (no.ll,  Den  landattodenx.16). 


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376 


PFLEIDEKER 


A.  Uebertritt  schwacher  verba  in  die  starke  flezion. 

Schon  in  nhd.  seit  atellten  akh  it  tomeat  neben  die  aUlditii  «bw. 
in  preisen;  die  et  überwiegen  seit  dem  17.jL  Schiller  hat  nur  stuke: 
pries  Br.2»2,e. 

Bei  gleichen  kommen  die  et  nebenfonnen  erst  im  17. jh.  an^  vaä 

sind  dann  im  18.  jh.  durchgedrungen.  Aach  hier  bat  Schiller  nur  st  forsH«: 
glichen  Br.  3,  23,  conj.  glühe  1,  2iV2.  2  (filichen  S.  8, 20, 28).  In  beiden  rerben 
kennen  die  schwäb.  graminatikf  r  nur  die  St  flexion,  vgl.  JFuld«,  GE.100: 
gUicheny  preisen  nach  faUtn,  fui. 

Ans  noch  späterer  zeit  stammen  die  sL  funueu  bei  fragen.  Diese 
dringen  eist  im  18.  jh.  Ten  NiedeideatBchland  her  in  die  acbriftepnehe» 
ohne  indes  die  sehw.  TerdrSngen  sn  kOnnen.  Aneh  hei  Schiller  iladet  «ich  - 
neben  fng^  2,87,8  frug  2,86,22.  Die  starken  formen  sind  spUer  wAx 
hftnfig  bei  ihm.  Auch  Hiller  hat  frug  SL6L  298.  2,286.858.399  neben 
fragte  Si.  312.  314.  304.  2,  20.  126.  155.  Die  schwfth.  grammatiker  haben 
keine  bemerkung  ül)er  das  wort,  offenbar  weil  sie  es  nach  der  sehw.  flpxinn 
ooigugiert  wim.<!chen,  deren  Terba  sie  nicht  besonders  behandeln.  Adelung 
rOgt  die  &t.  tormen. 

Ans  differenziemngsbedürfnis  wurden  schon  im  15.  jh.  yielleicht  nach 
dem  Torbild  von  tteehe,  stach  sn  den  sehw.  formen  sUekU,  gesteckt,  die  sowol 
für  das  trans.  ab  für  das  intr.  stecken  galten  nndnoch  jetzt  gelten,  auch 
st  gebildet,  die  noch  im  18.  jh.  vorkommen.  Die  st  prflsensformen  wurden 
s.  372  schon  erwähnt  Starke  praet  hat  Sehiller  in  stah  2, 87, 15  (so  socft 
S.  4, 74, 15.  Br.  4, 353),  sUüut  ihr  beisammen  2, 135^6.  287, 1  M  (ans  spiteier 
seit  noch  sfalen  S.9,61,8,  stäke  Br.  ö,  422).') 

dtngcn  hrrJitiqen  ist  urspr.  schwach;  seit  dem  17.  jh.  kommen  st;irke 
formen  ?or,  von  denen  sich  das  st.  part.  praet.  erhalten  hat.  Na.st.  Spr  i.  i22 
bemerkt:  ^dingen,  dutuj,  gedungen]  dils  wort  geht  eben  so  gut  nach  der 
1.  [d.  h.  schw.J  coi\jngation.'  Der  junge  Schiller  hat  nur  st  part;  gedungen 
2, 355, 20.  809, 4  M,  wngedungen  2,  361, 33.«) 

lotil/aAre«  wnrde  (naeh  Panl,  Wb.)  sn  einem  gekOrtten  praet.  «sA- 
fahrU,  das  seinerseits  auf  das  snbst  Wiüfahrt  snr&ekgieng,  nengebildet. 
Zn  dieson  verb  geben  die  wbb.  von  Paul,  Heyne  und  Sanders  unr  achw. 
formen  an;  der  junge  Sehiller  bildet  uitlfuhr  1.59,7,  später  allerdings  nnr 
noch  sehw.')  JSast  flectiert  es  sehw.  Spr.  1, 123. 

B.  Uebertritt  von  st.  verben  in  die  .sehw.  flexion. 
Der  jiingfe  Schiller  bildet  eine  aiizalil  von  praet  nach  der 
sehw.  conj.,  die  in  der  scluriftspracke  nur  st  geduldet  werden 

')  Die  Schwab,  grammatiker  übergehen  das  wort;  nur  Fulda,  GH.  104 
scheidet  sUkm  flgeve  und  st/sktn  haerere,  nnd  weist  jenes  der  sekw.,  dieses 
der  st  eoq).  sn. 

«)  Später  meist  st:  eMbeämgm  8.5M68»  hermuMmgm  Br.l,151t 

gedungen  S.  3, 210, 22,  aber  gedimft  in  Tor.,  piast  mtsMiii^ 
•)ioi»/oArl«&4,158,12.  Il,276kl0t 


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VPRMCHS  DBS  JOHOBH  BCHILLEB. 


877 


und  die  sicli  bei  keinem  der  grossen  aatoren  des  18.  jVs  in 
solcher  anzahl  finden  wie  bei  ilim  (abgesehen  von  rufte,  s.  dieses). 

1)  Schwache  praet.,  die  nicht  schriftsprachlich  sind. 

Aus  purer  reimnot  ist  spinntett  ( :  trenntest)  1, 235, 29  entstanden. 
Ebenfalls  dem  reim  zulieb  steht  lügtm  con^.  2, 100,^  —  trhrintcn  1,115,5. 
Br.  27.  3  ist  fftr  einen  Scbwabon  kein  fehler,  da  in  der  inundart  wie  auch 
anderswo,  z.  b.  in  Heidelberg, von  scheinen  nach  analogie  andeni  praet. 
auf  -eint,  wie  geweint,  gemeint  etc.  ein  schw.  praet.  ^f«c/R7ni  gebildet  wird. 
All  beiflpiel  dafür  ni^  dioieii  daa  Tolkslied  'Zu  dir  aieht'a  mi  hin',  wo  es 
heiart:  *«  Aot  der  M<mä  »o  tehön  gst^enit, 

«mfU  2,  ei,  9  wird  anch  sonit  schw.  flectiert,  Tgl.  DWb. ;  mi/MeriäMiftt 
eoiy.  1,115,20. 

Neben  rief  1, 348, 1.  Br.  42, 3  findet  sich  rufte  288, 27,  ruftest  2, 52|  13. 
219,20.  Die  jetzige  schrift.'^praobe  kennt  dies  praet.  jetzt  nicbt  mehr;  c« 
existierte  schon  rahd.  und  i.st  noch  im  IH.jh.  bei  Klopstock  häufig,  verein- 
zelt bei  Goethe,  Voss  u.  a.  zu  linden  (Faul,  VVb.).  Auch  Schiller  gebraucht 
die  form  später  noch  öfters.*)  Bei  einem  Schwaben  wird  die  form  dadurch 
ge^iützt,  dass  die  mundart  ein  part.  gri^ft^)  bildet.  Nast,  Spr.  1, 128  hält 
offenbar  rufle  fOr  die  ftltera  form:  *fief—rufU  kommt  ab.*  Bei  Schwaben 
finde  ich  ru/Ke  8T.45»a  SG.236.  SO.  174  Si.2,91. 

Das  part  eingesaugt  i,  161, 82  (neben  eingesogen  1, 82, 2)  kommt  'selbst 
bei  anseni  besten  schiiflsteUeni*  vor  (Heyne,  Wb.);  TgL  dasa  die  massen- 
haften belege  bei  Sanders,  Wb.  Die  form  ist  bei  uns  gang  und  gäbe. 
Schiller  bat  die  form  auch  spftter.*)  Vgl.  noch  Scheffel  im  Ferkeolied: 
kkmg's  nungemugl  und  leer. 

durchhauten  2, 224, 4  A  und  M ;  diese.s  praet  ist  der  Schriftsprache  nicht 
mehr  fremd  (später  niederhieben  S.  8, 182, 24). 

bratete  1, 155, 22  hat  sich  in  der  Schriftsprache  nicht  gehalten.  Sanders 
bringt  je  einen  beleg  aus  Forster  und  Stilling  bei.  Von  gUUen  bildet 
Schiller  ffieäete Br.  12,8  nnd  dahin^itten  1, 155, 32;  die  schw.  form  ist  aneh 
bei  Goethe  nicbt  selten  (Panl,  Wb.).  Zn  glmmm  bat  Schiller  nur  schw. 
formen:  ooiq.  ^mmU  2, 224, 14  {verglimmU  8.9,281,19). 

Die  scbwftb.  grammatiker  verlangen  bei  allen  diesen  verben 

die  nhd.  üblichen  formen.  Schw.  m.  1775,  210  ff.  Spr.  1, 122. 
126  ff.  und  GR.  99  ff.  verlangen  spann,  schien,  Io(/,  soff  (GR.  101 
sof),  lief,  rief,  sog,  fiel  (vgl.  Spr.  1, 115:  'Äauet*  ist  das  einzige 


*)  Vgl.  Osthoff,  Schriftsprache  und  volksmundart,  iu  der  Sammlung 
gemeinverständlicher  vortrage  (Virchow  und  Holtzendorfl)  28.  serie  (Berlin 
1888)  8.22. 

•)  ruffe  (ind.  nnd  coiQ.)  8.8,195,16.  16,18.  555,19.  4,74,  hgrbekruf^ 
8.7,828,11,  fM/r  8.12,440,980  (H.Staart). 
*)  Vgl.  mhd.  rilefen,  riiefte. 

*)  $aiigU  ad',  15.  ^,176»a  1^70;  anob p/ln/le  findet  sieb  8. 4» 68, 12* 


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verbiini,  so  dem  imp.  das  b  auhenkt;  hieb')f  briet,  glit  (Falda, 
GK.  100:  gUei),  glom. 

2)  Verba,  die  frtlher  nur  itark,  jetxt  teilweise  ichwaeli  Bind, 

Nor  Bt  formen  Huden  sich  wie  meist  nhd.  bä  btnfenzgdwnlm 
3,258»3.  92,9;  dagegen  liat  Schnbart  henUU  (im  Ahasrer). 

erscholl  2. 178,14,  schotten  1,351,15,  ebenso  tehoU  80.76.  86.2,106. 
SG.  91 ;  Schiller  noch  S.  12,4^;  die  formen  gehCren  ursprünglich  zum  Terbnni 
scheüen,  das  nhd.  dnrch  srhaUrn  (vom  nn\}f>t.  schaU)  und  dessen  »chw.  praet. 
schaüte  cr«f  t7t  wird.  Letztere  form  rtndct  sich  bei  Schiller  erst  in  späterer 
zeit:  sc// mV S.  9,375,22,  erschiUlle  Ü.7,Wb,2C).  Fulda  verlangt  schoü 
CtR.  101,  ebenso  Schw.  m.  1775, 215 j  dag^en  Nast,  Spr.  1, 122:  crsdtaüen  — 
enuM,  ent^eXlm  increbeseere.  Hemn^  sagt:  difs  wiwt  ktane  aach  aadi 
der  eisten  conjngation  geben.  Die  anmerimag  ist  richtig:  aber  nnr  aJsdenn, 
wenn  es  penonare  heifst  SchaUen  ist  allein  l.eoiJ.*  (d.lL  schw.). 

rächen  ist  nhd.  meist  8diw.t  selbst  im  part.  praet.  Schiller  hat  nur 
gerochen  2,70^11.  24i^2b»  migerochm  1,358,44,  ebenso  8G.  2,65.^)  Die 
schwäb.  grammatiker  erwähnen  das  wort  nicht. 

Bei  rerhelUen  ist  die  st.  form  nnr  mu  h  im  part.  ]>rBPt,  und  hauptsäch- 
lich als  adj.  üblich.  Schiller:  luist  mir  rirlf  idt  Ür.  4,  27,  li'c  r>  r/m/th-u^te 
i^tUe  1,  172,31,  der  verhohlenste  Wuikci  i,  lo7, 13;  die  grammatiker  aber 
verlangen  durchweg  starke  llexion:  Schw.  m.  1775, 215,  Fulda,  GR.  101:  cer- 
hohl — verhohlen. 

Auch  für  veneirrm  ▼erlangt  Fnlda  noch  st  formen  OR.101;  Naat, 

Spr.  1, 131  sagt:  ^verwirren,  vencor,  venoorrtn,  Ist  besser  nach  der  ernten 
[schw.]  coivjngatiQii.'  Schiller  hat  im  praet  part.  noch  beide  formen  neben 
einander:  ein  verwirrtes  Getöae  2,322, 14,  rmpom^ute  Inirigue»  2,841,^ 
aüzu  rertporren  1.162,1,  rprworrcn  l.lTr». '28. 

weben  ist  jetzt  mei.'^t  s  -liwarl!;  die  starken  ursprünglichen  forjut  u  sind 
hauptsächlich  noch  in  hüherem  stil  üblich.  Spr.  1, 135:  ^wob,  gcwohen.  In 
einigen  landschaften  geht  dil's  wort  nach  der  ersten  coujug.'  Fulda  ver- 
langt iwar  GB.  101  genoobei^  gibt  aber  OB.  106  anch  gewdft  so.  Schiller 
hat  st.  nnd  schw.  formen:  imii^gewiXtm  1,820,205»  ^ilUlgtwtibt  1,226^13. 
816, 84;  aus  Thon  gewoben  1, 814»  19.  In  der  idtgenOsiischen  schwib. 
literatur  finde  ich  nur  schw.  formen:  durchwebte  Zeuge  SO.  dO,  gewAi 
SO.  85.  SG.  2, 53.  Schw.  m.  1775, 447.  SG.  2, 134,  webten  Si.  2, 226.») 

faltm  und  spalten  haben  in  der  modernen  spräche  nur  noch  im  praet. 
part.  ihre  ursprünglichen  st.  formen  erhalten,  neben  welchen  aber  auch 
schw.  part.  verwendet  werden.  Ebenso  bei  Schiller:  gefcdttn%  19. 23.  823. 1. 
gefaltet  1, 122,71,  entfaltet  2,359,9;  von  spulten  lääst  sich  nur  das  praeL 
epoHetett  2,312,8  belegen.  Schnbart:  gefallen  8G.2,290l  880  (Schiller  a 

M     rochen  S.4,174.  3,325,7.  6,08.27.  412,  uiw^crocÄeil  &$,i^2i, 

doch  daneben  .später  auch  gerächt  S.  G,  374,  803.  t5\  56 

«)  icub  S.  11,315.  12,414,  webte  8.0,251,15,  vencebt  S.  4,39, 13;  — 
während  iiljri^'ens  Schiller  mit  der  nlid  Schriftsprache  gehoben  S.  5'|89 
bildet,  äa^i  ächuUait  mit  dem  schwäh.  aujydicOt  ST.  42, 7. 


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8PBACHB  IM»  JXmOBM  SCHILLSB. 


879 


13, 176  weitgefdliet).  Fulda,  (iR.  nnd  Nast,  Spr.  1,  100  i^^hm  nii:  gefrtlUt 
und  gefaxt  f>t ;  Spr.  1, 110:  'dns  mittnlwort  (fcspaUf-n  ist  aiirh  nicht  verwerflich.' 

Zu  Oockcn  verlangen  die  schwäb.  graiiiniatikcr  durchweg  «t.  flexion: 
Fulda,  GR.  100.  Nast,  Spr.  1, 120.  Schw.  m.  1775, 212.  Schiller  hat  gebacken 
2, 24, 22  (aber  backte  S.  3, 471, 23). 

Vemischung  von  st.  und  schw.  flexioiisweise  findet  sich 
besonders  in  .solchen  fallen,  in  denen  st.  und  scliw.  verba  des- 
selben Stamms,  nur  mit  bedentnnj^sverschiedenheit  neben- 
einander standen.  Derartige  fälle  begegnen  in  der  modernen 
Sprache  wol  so  häufig  als  vor  hundert  jähren. 

9chwdkn :  schwoU  JBr.  2, 2, 13.  8. 1, 351, 13t  dagegen  welche  tmachweUten 
8.9, 310, 20. 

schmdzen  ist  urspr.  als  iutr.  stark,  als  trans.  schw.  Im  praes.  hält 
der  junge  Schiller  die  beiden  geneni  genan  ausefaumder,  s.  >*372;  praet: 
M^Mcbte  hinweg  tnm.  2,880,5;  dM  part.  praet  gea^mM  ist  schon  im  18.  jh. 
in  den  meiiten  fUlen  durch  gesehmoigm  enetit  worden:  Jlal  getthmoken 

trans.  1,  163,  27,  geschtnokrn  zu  irerdm  2,350,^  die  umgeschmolzcnm 
üäuber  Br.  41, 19, 2,  Amalta  müßte  umgeschmohen  werden  Br.  48, 31. 

Bei  verderben  herscht  grosse  confiision.  lieber  die  präsensforraen  vgl. 
8.372;  praet-  verdarben  sein  Her::  Br.  .')0  unten,  hat  verdarben  1,149,21, 
2,30,15.  110,8.  269,7,  er  ist  verdorben  durch  den  DichUr  2,370^12,  lias 
Merz  kann  gmtulverderbt  werden  2, 362, 24. ') 

In  Mm  wurden  sehon  nhd*  swd  vendikdene  verba  vereinigt,  ahd. 
hkuUm  et  =  'eine  lait  laden',  ahd.  lodoM  'einladen',  nnd  schon  nhd.  worden 
de  ohne  imtetBchied  at  und  adiw.  fleotiert;  jetst  iat  die  at  flexion  durch- 
gedrungen  ausser  im  praea.,  wo  wir  noch  beides  bilden,  vgl.  s.  371.  Bd 
Schiller  begegnet  das  praet  nur  einmal,  aber  zufälligerweise  ist  das  gerade 
ein  beispiel  für  den  fiberprifiT  der  st.  flexion:  lüden  nUeh  sum  Feste if2iX,  149 
(Tgl.  dazn  dahin  lud  sie  die  beiden  S.  3,  543, 23). 

drinqen  —  drängen.  Eine  nnterseheidung  dieser  vi-orte  ist  für  den 
Schwaben  aas  lautlichen  gründen  beHouders  schwierig,  vgl.  s.  301.  Dazu 
kommt  noch,  dasa  die  intr.  bedentnng  von  dringen  erat  im  nhd.  geschaifen 
worden  iat,  indem  daa  trana.  mhd.  dringen  durah  drängen  eraetat  wurde. 
Bdege  laaaen  aich  nicht  vide  geben:  der  ihn  meang  tmd  drang  1, 64, 16 
(wobei  wd  anch  an  lautliche  einwirkung  von  mang  zu  denken  ist),  ist 
verdrungen  worden  1, 17, 18.  58, 28^  ineinandergedrungene  l^eo^f^Cdton  2,8,18» 
wo  der  sinn  passiv  ist  (jemand  etwas  aufdringen  2, 290  '2r>,  dag-ecj'en  correct: 
fiirh  aufdränge*}  1,  108, 15>.  Aus  der  schwäb.  literatni  ler  zeit  führe  ich  au: 
dringen  sieh  h''rhr>/  Eri^felichk.  1774,  1, 323,  dringen  sieh  SO.  18.  Si.  298. 
Si.  2, 160,  verdräng  trans.  Si.  77  (einem  etwas  aufdringm  äi.  341),  die  Unruhe 
verdräng  das  Büd  Si.  2, 128.  *) 

*)  verdarb  mir  allen  Gemtfe  Br.  1,145.  146,  verdarb  trans.  sonst  uoch 
S  7,88,19.  182,9.  8,237,  hat  etwas  verdorben  Br.  1,328.  2,68. 337.  8, 19& 
311.  S.  7, 133, 26,  verdorben  pass.  S  f;,  2%l  4 

^  verdnmgen  von  atner  Nebenbuhlerin  ä.  5',  51|  11,  drang  sich  in  S. 


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380 


PFLBIDBBBB 


hartfien,  hängni,  hf)d-fn.  Bpi  \hnm  herscht  im  18.  jh.  noch  grössere 
Verwirrung  als  heutzutage.  Schiller  hat,  wie  die  moderne  Sprache,  hangen 
nndÄräJY/enMdeintr.:  Äa>i//m  1, 123,  87.  170.30.  2,2tl,^.  346,16.  324.24 
27ü,  2b  etc.,  hangen  2, 162, 14.  b(J2,2i  A  (M  hmajen  i,  häntjen  bleibe  2,24, 13; 
beiipiele  fVv  das  mir.  hämgt  %.  s.  871|  abkamgeH  1, 24, 28,  mieimimäierhamgmi 
1,141»  22,  Jl€rAaM9«n2»77,0,  liMfcsAaN9MMleMafe2,179,21;  — ewM^ 
wMyinffm  1,90,24;  iinet  hieng  intr.:  we  hmgm  2,98,10,  Mm^  — mmI 
1,111,5,  aber  auch  häni/gU  intr.:  Aclii^te— nocA  1, 112,4,  oorrect  tnm: 
^in^te  mtcA  an  2, 84, 8;  ^eftan^m  intr. :  seidan  mir  gehangen  trana. 
(bez.  pass.):  werden  aufgehangen  1,203,2,  Boller  ist  fjeh(tn{jm  —  (jcftriJ:^ 
2,88,4,  wird  gehangen  werden  2,100,3;  neben  hängen  ~-  hrfiken:  henk''H 
keinen  2,89,16,  sieh  erhenken  i,  241  ^  15.  Ebenso  bei  ISt  Lubart  und  Miller; 
hat  etwas  fjc/iangen  SO.  24,  aufgcJiangen  SO.  211  {eifier  Saclie  nachgelmugen 
Si.  15),  hieng  sie  auf  Si.  2, 121,  hieng  M  of»  81 2, 9. 79.  *) 

Die  Stellung  der  schwäb.  grammatiker  zu  den  letztem 
Verben:  Fulda,  GR.  103  ff.  scheidet  bei  all  diesen  verben  genau 
die  activa  verderhen  perdere,  henken  hängen,  drenrjen,  schmehtn 
liquefacere,  die  nach  der  scliw.  conj.  gehen,  von  den  'ueutris' 
verderben  perdi,  hangen,  dringen,  schmelzen  liquefieri,  die  nach 
der  starken  gehen.  Schw.m.  1775^  448  hält  sogar  die  inf.-formen 
verderben  xm^  verdarben  auseinander;  Fulda)GB.105  sagt: 
perdarb  ihm  das  SpiL  Es  verdirbt  die  Sittm  ...  —  sind  sehr  ge- 
meine feler,  welche  an  den  besten  schriftsteUern  nicht  zn  ent- 
schuldigen sind.*  Nast  behandelt  eines  nach  dem  andern: 
s^meUten  Spr,  1, 134:  'Das  acÜTum  schmeUen,  liquefBoere»  wel- 
ches das  hohe  e  hat^  geht  nach  der  ersten  conjugation  (=8c]iw.). 
Man  mus  also  nicht  sagen:  tcft  habe  das  Blei  gesehmolsen . . . ,  son- 
dern: ich  habe  geschmelzt,  —  ist  geschmelzt  worden.'  —  verderben 
Spr.  1, 135:  Verderben  (mit  dem  hohen  e),  zu  gnmd  richten,  geht 

7,923,8.  9,168,2,  hatte  »ieh  eingednmgen  8.  8,81,15.  99,2I>  venkmmgm 
werden  Br.  2, 12a  8. 5*,  151. 127,  dringen  trass.  S.  4, 345, 28,  die  Poet  drim^ 
mkh  Br.  5, 37  (jemand  etwas  aufdringen  S.  3, 533, 5.  Br.  1, 299,  die  sich  emf- 
drattfjen  S.  3, 262, 10,  der  at'rh  aufdraiici  ^.  A,  266,11,  hat  sirh  aufgedrungen 
S.  3, 510, 2.  6,18,19,  dem  er  sie/»  aufdrtngt  S.  6,34,2.  Br.3,268;  —  drängt 
sieh  gun'ßrhen  S.  6, 41, 4,  hat  verdrängt  S.  4, 287,  verdrängt  wird  S.  4, 305^  1^ 
ich  drängte  mich  8. 4, 349, 20). 

»)  Ebenso  später:  ich  hange  an  S.  6, 301, 25;  —  ich  hänge  8,3^2X7,25», 
herunterhängen  an  8. 4, 293, 5,  muammenhangen  8. 4, 332, 3,  an  dmeH  eem 
HerM gehangen 8, l,2!(^Bi  —  elwaewirdtimgAangenS,e,dS0,961,  hehtm^em 
mü  8.4,203,16.  6,371,  woran  Zeua  denlUng  aiafgthemgen  8.11,65,6,  dcM 
er  mufgduangen  8. 13, 184,  wurden  aufgehangen  S.  7, 259, 5,  em  Ze  ichen  ist 
nmgehangen  S.  13,206,  den  Hut  aufj^efton^  8. 14, 866;  —  omhämgen  & 
3, 445, 16,  ay4  henken  S.  8, 147, 20. 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHIIXEB. 


381 


nach  der  ersten  conjogatioiL  JSne  witdorbene  und  veräerbU 
8adte  drückt  also  zweierlei  begriffe  ans,  die  man  in  Sachsen 
selten  richtig  unterscheidet.'  —  dringen  Spr.  1, 122:  *Drmgm, 

drung  und  drang,  gedrungeyi.  Drängm  oder  drengm,  premere, 
ist  der  ersten  conjugation.'  —  hangen  Spr.  1,125:  ^IIieng,geitangen 
sein,  pendere.  Das  activum  henfcen,  siispendere,  welches  in 
Sachsen  hangen  keilst,  ist  l.conj.  Das  lu  iUrum  hangen  braucht 
man  in  Sachsen  als  ein  activum,  eben  so  falsch  wie  faren.^ 
Die  gi  amniatiker  sind  also  viel  correcter  als  der  tatsächliche 
^rachgebrauch. 

wieffm^wägeiL  Die  beiden  verben  und  entetanden  vom  mlid.  wegm, 
dessen  prXsensfonnen  nach  den  farechungsgesetzen  yerschiedenen  ?ocal  hatten; 
später  wnrde  entweder  i  oder  I  dorch  alle  fonnen  dnrchgefübrt,  and  das 
ergab  die  Spaltung  von  wiegen  und  wägen.  Schiller  hat  ä  .statt  /:  r/ner, 
der  Räuber  niederwägt  2,368,19,  Manschen  icngen  auf  deixem  Dolch  keine 
Jjuftblase  anf2, 101,  6.  Die  »chwäb.  gmmmatik  wendete  dagegen  nichts  ein; 
denn  Nast  sagt  Spr.  1, 13ö:  'Mir  deucht,  die  subtilen  unterschide,  die  man 
bei  disem  wort  in  ansehung  der  Schreibart  und  der  coiyug.  macht,  seien 
vnnQtig;  in  Schwaben  sind  sie*s  wenigstens.  Ist  di&  wert  ein  neatram,  nnd 
heilkt:  auf  der  wage  sehwer  sein,  so  ooi^ngirt  man  es  in  Sachsen:  Icft  wige, 
du  wigH  . . .  etc.  Heifst  es,  auf  der  wage  nntevsnchen,  wie  sdiwer  etwas 
sei,  nnd  ist  mithin  ein  activum,  so  coigugirt  man  es,  tieft  wäge,  du  wägst . . . 
Pie  wahre  und  kurze  lehre  difs  Wortes  ist  die:  wegen,  es  sei  actlTum  oder 
neutnim,  wird  nur  ...  ahsTHwandelt:  Ich  wege  (nicht  irt'gc  oder  wiege),  du 
vyigM  . . .  Das  siicli.sische  Wigen,  oder  gar  Wiegen,  wie  sie  es  schreiben,  be- 
leidig unsre  ehren,  und  ist  um  obendrein  unTerständlich.' 

C.  Das  'paragogische'  e. 

Eine  weitere  beeinflnssang  der  st.  verba  durch  die  schw. 
findet  schon  in  mhd.  zeit  zuweilen  statt  (ygL  Panl,  Mhd,  gr. 
§  155,  anm.  6),  die  ttbemahme  des  pr&teritalen  -e  der  schw.  in 
der  1.  nnd  3.  sg.  praet  Das  nhd.  hat  dies  -e,  das  frfiher  fftlsch- 
licherweise  sehr  oft  angefügt  wurde,  beibehalten  allein  bei 
wurde  (dagegen  nur  ward).  Die  beifügung  dieses  -e  an  formen, 
denen  es  nicht  zukam,  ssai  am  ehesten  möglich  in  den  teUen 
Deutschlands,  wo  die  auslautenden  -e  alle  gefallen  waren  und 
somit  Unsicherheit  lierschte  darüber,  an  welchen  stellen  man 
in  der  .««chnft  ein  -e  anzubringen  hatte.  Ausserdem  kommt 
für  die  nachiutherische  literatur  in  betracht,  dass  Luther  diese 
-c  auch  anwendet,  und  er  ist  für  die  spätere  Schriftsprache, 
insbesondere  die  schwäbische  (vgL  die  einleitoug)^  hanptquelle. 


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d82 


PFLBIDESSB 


Aach  Gottsebed  hat  noch  liegen  dieses  -e  anznkftmpfen  in  seiner 
Grammatik;  Adelung  gibt  in  seinem  ^^  b.  z.  b.  als  praet.  tod 
sehen  noch  sähe,  ohne  nebenform.  an;  in  seiner  8piaclilthre 
geht  er  auf  die  erscheinung  niclit  ein.  Wie  die  beispiele  aus 
Schiller  und  andern  .Scliwaben  zeigen  werden,  hatten  auch  die 
schwäb.  giammatiker  grund^  sich  über  diese  -e  aaszalassen. 
Fulda,  GR.  98  sagt,  ick  gäbe,  sähe  sei  wider  die  natur,  und 
Gß.d2:'Sdmizer8iiid:...t(Aiffafv../  Nast» Spr.  1, 115:  'eslst 
also  ein  feler,  wenn  msB  ein  e  aahenkt:  bäte,  lUeae  etc'  Im 
Schw.  m.  1775, 946  vollends  heisst  es  von  denen,  die  wäre,  harne 
für  recht  halten:  sie  'verstehen  ihre  mnttersprache  so  gar  mchi\ 
Aber  trotzdem  konnte  Schw.  m.  1779, 596  ein  Nichtschwabe  es 
noch  wagen,  hielf  er  zu  verlangen;  *denn  in  der  ersten  ver- 
gangenen zeit  der  bindeweise  der  nngleichÜiesüendeu  Zeitwörter 
muss  das  e  nie  weirgeworffen  weiden.' 

Die  fälle  bei  Schiller  sind,  soweit  sie  nicht  im  vers  oder 
gar  im  reim  stehen,  meist  durch  ein  gewisses  pathos  der  rede 
hervorgerufen. 

£r  hat  gebare  1,222,56  (reim),  schlose  1, 29» 57  (im  reim;  der  heran»» 
geber  des  Schw.  m.,  in  dem  dos  betreffende  gedieht  erschien,  lässt,  um  etwas 
grammatikalisch  correcter  zu  sein,  die  form  schlos  in  klammem  beidmclienl), 
hkW'  1,  190,  III  (im  vers).  2,299,  21  A,  flöhe  2, 178,  21,  gediehe  2,  391, 17, 
ich  sa/te  1, 57,  4.  1 10, 19.  Br.  19,  26,  verlk^te  1,  3C,  18,  lüde  68,  23  (ein  cital 
aus  Denis,  Ossiau,  W  ien  1768,  wo  es  im  original  1, 14,  -k  lud  hei^t),  n^' 
1, 281, 46,  schmiss  1, 34^),  29,  dazu  noch  verspräche  WOrtt  repert  132  im 
brief  des  paten.  Das  paragogiMhe'  «  findet  iidi  dami  auch  nodi  Im  tat^ 
seye  i,  173, 23  (wie  noch  s et»  8. 15*,  568, 22  in  prosa).  —  Bei  andern  SdiwmbeB: 
soAe  8T.4e  (veiaX  affdUsMe  80.61,  fose  Sehw.m.  1777,589,  fUAe  8ehw.iii.l77$k 
706,  erMäU  Schw.m.  1775, 84^  hteUe  Schw.  m.  1777, 445,  thmde  Schw.  m.  1776; 
881,  stand'  und  sah'  Sa.  2,112,  schoW  8Q.  2,111,  $a»u7' SQ.  2, 111.  6a 
Schiller  ist  später  hauptsächlich  eahe  noch  sehr  üblich.^) 

IV.  Der  rückuinlaut. 

Die  laügsübigen  verba  der  1.  schw.  klasse  haben  im  prae& 
formen  mit  omgelaatetem  vocal,  im  praet  solche  ohne  umlaat; 

»)  ^a/ie  S.3,310,18f.  173,113.  164,28.  560,12.  4,95.  35,11.  219,7. 
95,24.  5S  389.  6,111,10.  7,145,18.  168,24.  327,12.  67,24.  73,25.  115,9. 
130,2.  210,15.  136,9.  222,17.  8,115,31.  145,18.  168,24.  232,5.  12. 
9,340,28l  12,180.  14,7a  Br.8,86.  4»ia  5,273,  Mette  Br.  1,201, 23,  ge- 
scftaAe  8.7,154,11,  es  eirme  Br.  1,116,11,  /loAe  8.  Q,401,7.  5MS4,2a05. 
6*,  247.  7, 96»  21,  snidlftede  8. 10, 416, 10  (kfinnte  auch  eoig.  sein),  dam  modk 
AmC  2»218,14  msgahe  toh  1802. 


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8FKACHE  DES  JUHOEN  SCHILLEE.  383 

Im  pari,  praet  steht  in  der  ganz  alten  Bpracbe  die  nnflectierte 

torm  mit  umlaut  neben  der  flectierten  ohne  nmlant  Die 
Schriftsprache  hat  in  folge  des  einflusses  der  ausgleichendeu 
iiiuudarten  einige  beispiele  des  alten  wechseis  beibehalten, 
während  sie  in  andern  fällen  beide  formen  neben  einander 
duldet.  Während  im  18.  jh.,  wie  in  den  YorLergeheiiilm  (vgl 
Ivehrein,  15. — 17.  jh.  1, 279)  allgemein  noch  doppelfonnen  vor- 
kommen, steht  der  junge  iSchiller  ganz  auf  dem  modernen 
Standpunkt^  und  zwar  hat  er  die  formen,  die  von  den  schw&b. 
graaunatikem  vorgezogen  werden  (s.  nnten). 

Er  aehnibt  dromife  2»  297, 6.  246, 21^  wrbramUe  Br.  88,27,  namUe 

1,160,24,  sonrffe  1, 319, 178,  wandte  2,  Sil,  2.  87,16.  1,122,53,  verkannt  Br. 
10, 10,  gekannt  1, 166, 24,  entwandt  2, 101, 15,  gewmdt  2, 101, 15  ;  daneben 
das  atich  jetzt  übliche  angewendet  1, 25, 19,  Kleider  getrnpfJt  '2.  349, 13,  ab- 
gewandt hr  9,  2H,  gesandt  2, 268,  22.  .Sehr  merkwürdig  ist,  damit  verglichen, 
dass  Schiller,  sobald  er  Schwaben  verlassen  hat,  die  formen  anwendet,  die 
die  schrifteprache  nicht  beibehalten  hat,  zumal  da  das  schwäb.  {ge)brennt  etc. 
sagt:  6rcitn<e  S.  3, 321, 2,  6er«»n<«  S.  8, 332, 27,  newiK«  S.  4, 96, 6.  115,20 
nebeii  wumte  4, 96  etc.,  dasn  die  umgelaiiteteii  fomeii  toh  wnäm :  ^efendet 
as*,iao^ia  6,18f,40ai  t»ges$ndaetm,90i.  7,172,6,  wrsendelBr.  1,280,8 
neben  $andte9t  fl.  5*,  160,  Bandten  6, 13.  Scbnbart,  der  volkidichter,  hat :  ver- 
hrennt  S0.115>  ^etMnfil8G.2,80;  MiUer:  io«fNleteSi.2^2O9.76iiebeiii0aiMtt< 
31.2,11. 

Die  grammatiker  Sdiwabens  gestatten  beiderlei  formen, 
da  in  der  mnndart  der  nmgelantete  vocal  verallgemeinert  ist 
(vgl.  Onmdr.  1, 740),  aber  sie  ziehen  doch  die  nnnmgelaateten 
formen  vor.  Fulda,  GR.  105  erklärt  die  Verschiedenheit  des 

vocals  im  praet.  ans  der  mischung  der  st.  und  schw.  conj.:  'Ur- 
alt sind  sehon  die  imperfecte,  die  aus  beiden  conjugationen  zu- 
sanimengesezt  worden  sind,  in  nachstehenden  Zeitwörtern:  hrcti- 
neu,  brennete  und  hran,  aus  beiden  hrannte'  so  neyinen,  kennen 
etc.,  doch  zieht  er  otleiiliar  die  unumgelauteten  formen  vor,  da 
er  bei  den  übrigen  nm*  noch  senden  —  sandte,  wenden  —  wandte 
angibt.  Schw.  m.  1775, 209:  brennen  —  brannte  —  gehrannt  etc.: 
'doch  sagt  man  auch:  kennete,  sendete,  gesendet'  Ebenso  Spr. 
1,108:  'doch  kann  man  für  brannte — mmdie,  auch  sagen: 
brennt — wendete,  nnd  für  gebrannt ...  anch  g^ennet'  — 
Man  sieht,  dass  sie  die  formen  ohne  nmlant  bevorzugen,  wie 
die  moderne  Schriftsprache. 


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884 

V.  Bildung  des  part.  praet.  durch  die  -vorsilbe  ge^* 

Vgl.  darüber  s.  315  f.  Tcli  führe  hiei'  iiui-  iiuch  eiiiiiTf:' ^iüe 
an,  in  denen  iScliiller  entgegen  dem  jetzigen  Sprachgebrauch 
ge-  noch  setzt;  der  beispiele  sind  sehr  wenige.  £s  handelt  sich 
um  büdung  des  part  praet  nach  art  trennbarer  oder  nntrenn» 
barer  composita. 

ScfaiUer  whieibt:  wU  HotewaOi  imrtkgtwobm  1, 820, 206^  mmgeteg^ 
2,808»8M;  doch  ist  in  letsterom  foll  das  ^  in  d^  haadsehiift  nit  nt 

Stift  gestrichen,  entweder  von  Schiller  oder  von  einem  regiBsenr  in  Xau- 
heha;  fsrner  Uebgekofst  1, 312, 31,  das  auch  von  Widandr  Goethe  n.  a.  in 
dieser  weise  g-ebildet  wird,  jetzt  aber  wie  eine  ableitnng  ans  einer  snbstaD- 
tiviscben  zusammensetsong  behandelt  wiid,  so  von  ächiUer  später:  geUdh 
koßt  S.  15«,  371. 

Es  sei  mir  gestattet,  hier  noch  einige  infinitivbildungen 
Ton  yerben  mit  nntrennbarem  prftfix  beizaffigen,  die  Schiller 
teilweise  behandelt  wie  solche  mit  trennbarem: 

AircAsHlcM^en  1, 14, 24  in  einem  &U,  wo  wir  Jetst  da«  nntrambaie 
{m  durohiaufm)  setzen  würden:  die  Bahn  der  Tugend  dwduvXaufen,  dem 
Abgrund  durekemdwim  1, 183»  ISO,  ebenso  Uebinkasen  1, 298, 14.  ^) 

F.  Zu  den  flexionslosen  wortarton. 

Formen  und  Verwendung.') 
jetät 

I  ür  diiij  muderne  jetzt  weist  Schiller  fünferlei  furmen  auf. 
Zweisilbig  sind  izo  und  jetzund.  Davon  geht  das  ei*stere  zurück 
auf  mhd.  iezuo  (mhd.  Ic  f-  der  betonten  form  2uo)\  die  form  je£o 
kommt  beim  jungen  Schiller  nicht  vor;  jetzund  (mhd.  iczuni) 
scheint  noch  keine  genügende  erklärung  gefunden  zu  haben. 
Die  formen  iU,  iet,jeUfi  gehen  zurück  aof  die  zosammenrückung 
Yon  mhd.  te  und  der  unbetonten  form  9e\  U»  wird  zu  itH  durch 
die  nach  «-lauten  öfters  flbliche  anfügung  dos  parasitischen  1 
Durch  yerschiebung  des  sübenaccents  entstehen  die  formen  mit 
je-f  wie  mhd.  te  zu  nhd.  je  wird. 

>)  Später  noch:  imlerpeMfto&m  8. 8, 850»  18.  4» 287.  8,257,17,  dmA- 
geumndert  8.6VM,  ÜOS,  tsf  ins  BngUtdhe  0>ergetiragtn'Bt,^2ld\  —  hm/nd- 
zuhaben  Tor.  28,  überzutragen  8. 8,261,82;  dagegen  habe  durchlesen  Br.  5^2981 

(),  323,  m'ch     einfinden  Br.6, 208j  gegenüber  Schubartschem:  mifsgehandeh 
ST. ÖS,  3  sagt  Schiller:  gemifshandelt  8.8, 180, 1,  gnni fsbraucht  S.  7.259.  6^ 
*)  In  diesem  capitel  weide  ich  auch  syntaktisches  beiliehen  rnttseen. 


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885 


Schiller  verwendet  am  häufigsten  diV  form  izt,  die,  nächst  <>,  dem 
schwäb.  fte  (alem.  /fj)  am  nächsten  steht.  iSie  ist  auch  in  der  gleich- 
zeitigen Bchwäb.  literatur  noch  die  häufijrate.  Auch  jezt  i«t  nicht  selten, 
aber  wie  dies  gesprochen  wurde,  ob  nicht  ebenfallä  wie  üt^  ist  mir  zweifel- 
haft; bei  Schiller  kommt  jetet  nie  im  reime  vor;  aber  die  einzige  stelle,  wo 
jeUt  bei  Sdnibart  (der  sehr  oft  jeUt  ichreibt)  im  idme  itefal^  ift  im  reim 
jem  (80  geediriebeii) :  erhiM  ST.58|6. 

Die  nflduth&iiilge  form  ist  «lo;  dagegen  lehelnt  er  jdto  ttberbaupt 
nicht  zn  kennen  (oder  ist  das  fehlen  der  schreibnngieiro  anch  ein  indirectes 
beweismittel  fttr  die  anssprache  Ton  ^egt  als  Mt?).  So  ist  auffallend,  dass 
er  bei  einem  citat  aus  Gfirve  für  dessen  jetzo  sein  iro  S.  1, 154, 43  einsetzt. 
jetzo  erscheint  zuerst  S.  3,  529,4.  —  iL-  findet  sich  nur  2, 244, 13  M;  es  ist 
Boufit  ans  dem  18.  jb.  im  DWb.  nur  bei  Wielaud  belegt  —  JeUtund  1, 26, 2. 
ie,28  ist  altertümlich. 

In  den  Räubern  1782  A  und  M  (.S.  2,  209— 330)  kommt  izt  ^8  mal,  jczt 
iJeUt)  7  mal  und  üz  1  mal  vor.  Einige  stellen  für  t^o:  1, 103, 18.  113, 24. 
176,L  261,72.  2, 10, 1&  184,4.  aSO,L 

Mit  der  fom  iM  sind  die  Sehwaben  etwas  hinten  dran,  verglichen 
mit  der  sonst  ftblichen  dentschen  redeweise.  Halter  and  Lessing  haben 
meist  ÜH  neben  den  andern  formen.  Dagegen  hat  der  junge  Herder  *meist 
JeUt,  seltener  jtftfo'  (Längin,  Herder  b.  100).  Klopstock  hat  in  den  spätem 
ausgaben,  wo  ihn  nicht  die  verstechnik  zur  beibehaltung  b^timmte,  sein 
früheres  itzt  stet.s  durch  jetzt  ersetzt.  Adelung  sriü-t,  es  seien  ira  hoch- 
«lent^rlien  noch  jetzf,  jetzo,  itzo,  ifzf,  jetztmd  g'au^^bar,  'obgleich  jfirl  bei 
(Ifii  meisten  und  besten  schrifT^teilern  den  Vorzug  hat'.  Schiller  selbst 
iiudert  sich  in  der  folijezeit  sehr  rasch  in  diesem  punkt:  im  Fiesko  ist  izt 
noch  sehr  häufig;  iu  ivahale  und  liebe  dagegen  habe  ich  kein  einziges  izt 
mehr  geftinden,  sondern  nor  jetei.  In  S.  4  steht  iet  nur  s.  94, 5,  sonst  stets 
jeUsi  oder  i€gt\  ebenso  S.  5*  stets  die  letatefen;  ansnahme  trt  aö',  113, 2337  i 
in  den  spfttem  werken  koount  %H  s.  b.  S.  18, 294  yor,  aber  es  ist  dem  land- 
mann  Bertrand  in  den  mnnd  gelegt 

Ady.  auf  •«»  and  ihre  Tarianten. 

Die  Meher  gehörigen  formen  sind  für  uns  sämmtlich  ver- 
altet^ und  waren  ts  auch  schon  vor  hundert  jähren,  selbst  iu 
Schwaben,  vgl.  Fulda,  GR.  87:  'unser  reichsstil  sezt  noch  einen 
archaismus  aus  der  mitllern  zeit  lort,*  wobei  er  allerdings  nur 
von  -en  bei  adv.  zu  adj.  auf  -lieh  spricht;  aber  Ergözlichk. 
1774^2,201  nennt  er  die  -en  überhaupt:  ^-en  des  reichsstils'. 

Diefbimen  sind  veiscfaieden  in  erklären:  in  -malen  haben  wir  nrspr. 

gen.pl.  von  mal  eu  sehen:  mehrmalen  1,168,26,  eine  furm,  die  im  18.  jh. 
noch  öfters  Torkommt  (bei  Schiller  auch  später  nodi:  Br.  1, 305.  S.  7, 260, 17. 
8,182,23),  niemalen  1,47,14.  Br.64,15.  S.  1,148, 10.  152,18.  Br.37,21.  S.  1, 
16,32.  17,4;  neben  ihm  sieht  das  auch  bei  Goethe  häuhge  niemal  1, 15,31. 
171,19.  119,5.  2,287,23.  Br.  19,9,  wol  als  verkürzter  geii.pl.  aufsufassen, 

Beiträge  tur  f  csduchtc  der  deuucben  ipncb»   XXV  Iii.  26 


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386 


PFLBiDfiSSR 


niemal  anch  Spr.  2, 268.  Srlnv  m.  1775, 20(i,  m'emnlen  Sclnv.m.  1778,  971 :  der- 
kommt  vi'^t  später  vor  (8.4,312,28.  12,09):  au  seiner  stelle  wendet 
der  junge  ächiUer  dcrmnieinfi  S.  2,181,20  &D|  sowie  dereinst  2,185,3,  4» 
seit  dem  18.  jh.  für  dennaleins  anftritt. ») 

In  folgeudea  formen  auf  -en  erblickt  mau  eine  durch  misTerstaiidiiij 
entstandene  Tenchmelcnng  mit  der  Temeinangspartikel  mbd.  en  (Pao),  Wh.); 
dorten,  seit  iten  16.  jh.  existierend i  von  dichtem  gerne  Terwendet,  bei 
SehiUer  nnr  im  vem:  194,287.  SSO,  dS.  94.  214,1;  in  Schvbiiti  lieden 
eebr  hlMg:  80t.  217.  ST.  27, 6.  SO,  9.  70, 8  n.  a.  —  $onsten:  dieee  aehr  w 
altete  form  kommt  nur  im  'Bericht  über  die  mitschUor'  Tor:  S.ltlS,20L 
15,18.  17,16.  20,21.  21,22,  dann  noch  2,376,10.  -  einsten  1,211,61t 
107,53  neben  dem  dantns  entstandenen  emstens  1»296,7,  Tgl.  denm$tm 
ST.  44, 10.») 

Die  formen  von  hinnen  1,  178, 13,  von  wannen  1, 131,98.  2,  \60,  von 
dannen  1,123,82.  124,120,  die  anch  schon  veraltet  waren,  sind  wr.I  aui 
der  spräche  der  Bibel  genommen.  Vgl.  Adelung:  'nur  noch  am  Lautig^-ten 
im  oberdeutschen  und  in  der  dichterischen  Schreibart  der  HochdeutÄcheu 

9elb$ten  ist  wol  nrsprünglich  eine  cafl.-oU.*fi)iin  nach  dem  mnstcr 
Ton  tt^ben,  indem  -et  als  snperL  gefnsst  wurde,  was  J.  Grimm  in  der  tst 
getan  hat;  es  ist  im  17.  nnd  18.  jh.  sehr  üblich,  so  bei  Goethe  n.  s.  im  DWk 
belegt.  Schiller:  von  sel&rteii  Br.  48, Sl»  ssMeii  Br.  46, 6.  65»  87.  4i8^8t 
S.  1,144,9.  81,1.  78,  G.  79,1.  216,44.  112,  &  Bbenao  SO.  17a  Spr.  2;  w 
rede  s.  6.  Schw.  m.  1777, 437  u.  a.') 

gJeichhald  1,17,8  'sofort,  jj'leidizt  itig')  hat  ein  fjl^ckbaidm 
1, 208, 57  neben  sieb.  Das  wort  ist  nicht  in  den  wörterbtichem. 

yer8cliiedeiie& 

Die  meisten  dieser  -e«- formen  dürften  aus  der  kaiiziei- 
sprache,  die  derartige  lange  formen  gern  festhält,  in  die  Schrift- 
sprache herübergekommen  sein,  wie  jedenfalls  die  nach  dem 
mnster  von  dero,  ihro  gebildeten: 

nmmehro  Br.  1, 1.  88, 1.  S.  1, 169^  1,  sevtAero  Br.  1,  MMro  Br.85,17, 

vorhero  S.  1, 109, 25.  Hang,  Z.  465.  Vgl.  mmmdtro  Scbw.  m.  1775, 888,  daher« 
Schw. m.  1776, 96;  Spr.  1, 188:  'Wir  soUten  endlich  des  ...  hmßkro,  Mber«^ 
jtgo  . . .  nicht  mehr  gedenken  dftrfen.' ') 


»)niemo/enBr.  1,105, 11. 174. 192,  niemalS:,i,  22,112.136. 204.317.  Br.l. 
112.  248,  dazu  mehrmal  Br.  1, 112.  248.  S.  4,250.  Br.  7,39,  demahkm  8. 3,416. 
5S21.  ekt  dereinit  8. 5*,  22,  spftter  auch  noch  damakn  8. 12,09.  dammU 
anf  etwas  anhOnftiges  belogen,  findet  sich  in  damal$  wem  sie  . . .  tmter 
grabm  8.1f  166,88;  das  DWb.  kennt  diese  yerwendnng  nicht;  Hegne,  WK 
fuhrt  nur  diese  steUe  an. 

»)  dorten  S.  6,372,717.  11,80,98  (beide  im  vers).  11,373.  880.  261. 
12,20.  365. 14,69;  —  sonstmS.b\m.  12,125.  14,86,  alle  drei  stellen  iai 

»)  ich  Selbsten  Br.  1,95, 12,  sdbsten  noch  S.  12,49,860  im  Tera. 

«>  ntmmehro  Br.l, 272, 7,  vorhero  Br.l,2ti7,8. 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLEB. 


387 


Schwanken  des  vocals  findet  sich  bei  dann  —  denn 
und  wann  —  wenn.  Bei  ersterem  werden  die  beiden  formen 
bis  in  den  anfang  des  18.  jh.'s  von  dtn  Schriftstellern  ohne  unter- 
schied gebraucht  (Paul,  Wb.),  erst  im  lauf  des  18.  jh.'s  verteilen 
sich  die  formen  in  der  heutigen  weise  auf  verschiedene  func- 
tionen.  Auch  Haller  macht  noch  keinen  unterschied,  vgLKäslin, 
Haller  s.  23.  Dagegen  scheidet  Fulda  die  beiden  genau  nach 
den  bedentungen  GK»  90:  ^wmn,  denn,  (des  beweggmnds,  der 
Ursache,  bedingang),  wann,  dann,  (der  zeit).'  Aber  in  praxi 
werden  auch  von  den  schwäb.  grammatikem  beide  gleich  ge- 
braucht: dann  =  *nam*  Schw.m.  1775,  211.  443.  Spr.2, 70,  sie 
müfste  dann  Schw.  m.  1775,  7;  andererseits  alsdenn  Schw.  m. 
1775,  552  u.  a. 

"Rp!  Sohill»^r  ist  dann  uud  uann  die  regelmäääigc  form  im  Bericht 
über  die  miUcbüler  S.  1.  13—26  {dann  17,25,  dann  wann  =  'denn  wenn', 
nam8i25,21.  m^o^jn  condicioual  S.  1,13,30.  42,2.  19,15.  14,23.  19,82.  20,20. 
21, 17).  Später  wird  dmiu  hauptsächlich  noch  gebraucht  in  der  frage:  rtdet 
. . .  datm?  S.  2,  327, 4  M.  168, 11.  110, 12.  98, 7,  was  dann?  2,  ÖÖ,  3,  wofür 
dmmf  2, 191, 11 ;  oder  cohortatiT:  mm  datm ...!  % 890, 11,  . . .  dami 
2, 829, 9  A.  197,1  (andere  beispide  für  dann  »  «denn'  1,805,6.  182,184. 
51, 62.  75^  18.  154, 19  [hier  im  originil  bei  Oarve  detm}.  A.  t  lit-geaeh.  9, 286). 
Femer  in  compoe.:  dannodk  « 'dennoch*  1, 77, 80.  78»  20l  82, 2L  84^  6  neben 
ßodenn  =  'sodann'  2,355,22. 

Aus  der  schwäb.  literatur  der  zeit  erwähne  ich  wich:  dann  = 'denn' 
Si.  97.  110.  SO.  25,7.  47,  so  höre  . . .  dann!  ST.  54,6.  77,  (J,  stirbt  man  dann  ...? 
JST.2;  iihnlicb  ST.  104,11,  nun  dann!  ST.  51,5,  dannoch  =  'dennoch'  ST. 
11, 1.  IH,  5.  49,  3,  sodenn  Schw.  m.  1777,  156,  alsdenn  Schw.  m.  1775,  552, 
Veraltet  hi  denn  uach  einem  compar.,  wol  gemäss  der  spräche  der  Bibel: 
gruf&cr  . . .  denn  2,4, 17.  1,  200,  lö,  mehr  dann  2,  81,  7.        21  M.») 

Altertümlich  sind  die  verstärkuiigeii  einiger  adv.: 

a)  durch  composition  mit  a/-:  aUhier2, 16  2:^:  alldort  2,  3ö5, 21,  allwo 
2,  129,20,  allda  1,  121,24  (ebenso  1, 800,  2  bei  llaii-i,  also  =  *so'  1,59,11. 
121.39.  158,29.  172, 15  u.a.,  wol  anlehiiuug  an  die  bibelsprache,  da  Luther 
iili^o  iJücb  ganz  im  sinne  des  einfachen  so  gebraucht;  —  b)  durch  andere 
Partikeln:  umweh  —  'bisher'  2,183,11,  wol  aus  der  kauzleisprache ;  vgl. 
cmheut  ST.  51, 6,  anjetst  ST.  67, 8,  jedennödi  2, 361, 15  (uud  noeh  12,  220), 
im  17.  und  18.  jh.  gebitnchlieh.  Nach  Adelung  wird  dies  'beeonden  in  der 
langweiligen  IraosleyBprKbe*  gebnraeiit. 

Aus  der  bibeLsprache  wil  d  das  coudicionale  s  o  ätammeu,  in 


>)  dann  ttr  dmn  kommt  noch  in  den  spätesten  werken  ScblUen  Ter: 
mm  dam  —  /  S.  12,458.  13, 236,  daimodi  8.9,884,81;  aMmm  ünde  ich 
nur  noch  8.4,141,84. 156, 2& 

26« 


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SO  wir  glauben  1, 77, 1;  ebenso  w  o  ^  *wenn'  1, 19, 33.  In  pleo- 
nastischer  weise  nimmt  so  ein  beliebiges,  den  satz  eröibieiidfiB 
glied  noch  einmal  auf  in  mälick  so  hmmt  %  87^5,  ein  gebraach, 
der  ahd.  mhd.  sehr  allgemein  ist^  im  nhd.  aber  immer  seltener 
wird.  —  ^  als  synonymen  Ton  dssto  (entwickelt  ans  fHn  «o  viel) 
und  je  findet  sich  in  so  —  so  S.  2, 5, 17;  das  einfache  so  anstatt 
des  vei'stärkten  sowohl  in  so  —  als  1, 159, 16. 

dass. 

iat9  wird  noch  oft  terwondet  in  einer  webe,  die  m»  altartttmlki 
anmutet:  währmd  daß,  entstanden  ans  während  dm  daf$  (S.  3, 484>S& 
7,177,a2X  aafirt  Schüler  aettlebena:  3, 128, 17.  281|  28.  17, 15;  aeaacli  SL  1,77 
nnd  Si.2,177;  mUerdessmdaf»  2,70,13»  «lamm  daß  er  mkk  UeM  1^27,18 
(wie  in  Iftttheis  apiaehe  bAnflg),^) 

da. 

Zur  conjnnction  da  iit  au  bemprlrrn,  'laps  sie,  wie  noch  oft  im  IS.jlu 
den  gegeiisatz  ausdrückt,  au  stelle  des  müdenieu  währet  <!  (dip^e  function 
von  da  ist  iU)oli  erhalten  in  da  doch),  besonders  crem  in  ilcr  vtiuiudan^ 
da  im  Gcgeuleä,  da  tndessen  1,17,34.  22,3.  2o,  2o.  34,25.  57,  i3.  106,16. 
103,32.  2,15,12.  210,5.  299,7  {da  indessen  Si.ll8  und  oft).«) 

als. 

lam  äU  einer  dem  amdem  «tAft  2,78, 16  (ebeneo  nur  noch  8»  359,81 

857, 11.  358, 9)  ist  als  =  mhd.  attet,  hcc.  sg.  neutr.  erhalten  im  obd.  üd 
westlichen  md.;  'in  der  literatnr  eracheint  es  seit  dem  18. Jh.  nnr  bei  ah' 
sichtlicher  nathahmnn^:  der  Volkssprache'  (Paul,  Wb.). 

als  bei  der  vergleichung,  statt  des  modr-rTicn  an  seine  stelle  g'e treten «n 
wie,  ündet  sich  noch  in  wo  fiättest  du  einet/  fuukyi  könyieri  ah  d*"'nen  S  -h. 
1,  56,  10  (ähnlich  als  von  ohngefähr  3,432.  16),  als  wenn  -=  nie  wrüu. 
aiü  ob'  2,27,11.  Auf  der  aiuleru  seile  findet  sich  auch  das  von  der  uonM 
Umgangssprache  ausgegangene,  durch  Kio|)stock  in  die  schriftepracbe  eio- 
gefOhrte  wU  atatt  ob  nach  einem  eomparatlT:  mSdder  me  1, 225, 33,  so  in 
MlUer:  «leAr  pdfr  iom  SL40. 

Eine  specifladi  sehwlb.  Terwoidnng  Ton  ob  begegnet  in  das  wmt  ele 
hetU  2, 257, 9,  wo  ob  die  seitbestimmnng  heiU  aom  redenden  in  haalehnng 
setst,  um  einem  misrerstindnis  Torrabeiigen.  Vgl.  dam  Fischer,  Sdiwik 
wb.  1901, 1, 160:  *Wenn  die  angäbe  einer  nach  seit,  ort,  penon  ümadm 
rede  auf  aeit»  ort,  person  des  redenden  besogen  weiden  aoU,  so  geeehaabl 
dies  durch  den  vonata  ob.* 


«)  während  daß  S.  3, 173.  349.  450. 676.  4, 158. 172.  270  etc.  6»  1Ü& 
Br.  1, 264.  8. 7, 12.  17. 177,  in  S.  8  unzählige  male,  S.  13,303  u.a.;  *->  mtUrn^ 
deseen  da/s  S.  3,  426.  573,  umsonst  dafs  S.  7, 57, 11. 

*)  daim  üegenteü  ü.  7, 148,11.  ^,2.  9,346,23,  du  hmyegeti6. 10,211,2. 


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SF£ACH£;  DES  JUNG£2i  SCUILLBB. 


889 


Präpositionen. 

vor  und  für.  Die  beiden  hatten  ursprünglich  die  gleiche 
locale  bedeutmig,  nur  mit  dem  nnterscbied,  daaa  für  die  rieh* 
tong  bezeichnete  imd  den  aec  nach  sich  hatte,  vor  die  rohe- 
läge  bezeichnete  und  den  dat  regierte.  Im  nd.  und  einem  teil 
des  md.  fielen  beide  präp.  zosammen  in  der  form  twr,  nnd  da 
diese  erscheinung  natürlich  auch  in  der  Schriftsprache  eingang 
fand,  so  ergab  sich  im  altern  nhd.  grosse  Unsicherheit  im  ge- 
brauch der  beiden,  eine  Unsicherheit,  die  erst  Adelung  durch 
seine  regeln  heseitigte.  Die  Schwankungen  waren  im  18.  jh. 
noch  stark,  und  noch  in  der  ciassischen  periode  der  literatur 
finden  sich  vielfache  anwendungen,  die  für  unser  ohr  falsch 
sind.  Die  schw&b.  grammaüker  nnterscheiden,  obgleich  das 
schw&b.  noch  hente  wie  die  alte  spräche  vor  and  ßr  scheidet^ 
in  der  modernen  weise:  für  hat  stets  acc,  vor  regiert  dat 
oder  acc.  'nach  yerschiedenheit  der  frage,  wo  nnd  wohin?' 
GR. 88;  *ror,  ante,  coram,  prae.  für,  pro'  GR.  88. 

SchiUer  zeigt  zeitlebens  grosse  Unsicherheit.  Das  alte  für  statt  des 
modernen  vor  hat  er  c^rrecterweise  in  eiwwi  (Urs  Haus  legm  1,  252,  56, 
fiJirt  tTim  etwas  für  Augen  1, 14, 16,  stelle  mir  ,,.  fSar  ^«^ra»  1, 24, 21 ;  in 
compos.:  fmrtffUdk  16,1.  20,17.  21, Br.48,27.  50,23.  S.2, 

288, 5.  880, 81;  daneben  vortrtflieh  Br.  50, 15.  55, 4;  fBmidm  S.  1, 262, 18. 
276,7.  2,144,14,  JlBiwtf  1,24,26,  Aer/fir  1,214, la 264,6.  2fi7,a  2,806,711, 
ArateftI  2,806,5.  841,8;  vw  Ist,  wol  zufällig,  historisch  richtig  in  Tag  vor 
Tag  1, 116, 22  ;  vermengung  von  vor  und  für  liegt  vor  in  für  FurctU  %  163, 18. 
303,22,  /ur -Kniseteen  2, 357,  9,  /tir  wjf>  seÄen  1,26,3,  /ur  iw«  2,  394, 2, 
für  fictnen  Blicken  Württ.  st.-anz.  1898,  228,  43,  hielten  mich  vor  Br.  10,  7, 
danken  vor  1, 26, 23.  25,  (.H'üM  vor  1, 32, 24.  36, 6,  davor  =  '  dafür'  1 ,  22. 19. 
209, 87,  dnfür  =  'davor'  1,  24o,  2<>,  FwrbHd  1, 216, 41,  ßrkommen  Br.  45, 11 
neben  vorkommen  Br.  45,  22. 

Aus  der  t»chwäb.  literatur  jeuer  zeit  liesseu  sich  für  diese  Unsicherheit 
maueahafte  belege  beibringen:  Dank  vor  Sebw.  n.  1777, 184;  vor  etmos 
hattm  1777,440^  fiir  Angst  SO.  100,  sorgm  vor  8i.296,  em  BUd  vor  mkh 
8T.26,  vor  8Mer  8T.  84,  vortMt  8156,124,  vofjett  Si.  2,89,  «prÄcll«  dir 
fSir  SO.  148,  /iBr  Wmmt  SO.2,195  0.8. w.>) 

^)  Noch  in  seineu  spätesten  werken  ist  Schiller  nicht  imnu  i-  ^anz 
Bu  her  im  gebrauch  von  vor  und  für\  es  genügt  dalier  wol.  aus  den  siiätesten 
werken  beispiele  auzniübren,  um  Scliillers  verhalten  ?a\  d«  n  beiden  formen 
in  uachschwäbischer  zeit  zu  illustrieren:  S.  12,  Wall.:  für  Ihuujtr  14,  /ür- 
nehm  15,  für  Ungeduld  26,  für  Kummer  31,  da  sei  Gott  für  125,  grau  für 
JUer  217,  ßr&effüdi  248;  H.Stnart  8.12:  ßr  EnUamm  458,  für  Zorn 
502|  ßtr  8dir€(im  513,  für  Entamen  521,  «lerdemi  ßr  SdMom  528; 


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39Q 


PFLBEDBSBR 


ausser  wird  in  der  ältern  spräche  auch  local  verwendet, 
=  modern  ausserhalb.  So  bei  Luther:  aufser  dem  Lager  sem 
3.  Mos.  13, 46;  nach  Adelung,  Wb.  ist  diese  Verwendung  noch 
ganz  gewOhnUch. 

Sehiller:  mrf  emm  BS^  amter  dem  KMhof  %  387,2a*) 
dureh  wird  jetzt  nlmnlich  nicht  mehr  in  so  ausgedehnter 

weise  gebi  amla  wie  iiüher  (Luther:  durch  den  Wey  —  'über 
den  weg  hiir). 

Schiller  8agt  im  vers:  Sympathie  waitet  durch  des  Übels  Radhe  1,211,45 
—  'durchhin,  in  den  reichen'. 

gegen  rt  g^ierte  ehedem  und  so  noch  im  17.  jh.  in  der 
Schriftsprache  den  dat.;  auch  bei  Lessing,  und  bei  Goethe  im 
Götz  V.  Berl.  3.  act  {jhr  werdet  gegen  der  Menge  wenig  sem)') 
kommen  noch  vereinzelte  fälle  mit  dat  vor;  das  schwftb.  hat 
den  dat  noch,  und  Fulda  nennt  gegen  unter  den  prftp^  die 
nach  Verschiedenheit  der  frage  wo  und  wohin?  dat  oder  acc 
regieren,  GB.  88.  Adelung:  'Im  oberdeutschen  fast  jederzeit 
mit  der  3.  endnng.  Doch  nun  mehr  ist  es  wohl  entschieden, 
dafs  dieses  Vorwort  im  hochdeutschen  die  vierte  endiing  erfordert." 

Schiller:  gegen  meinem  Degen  2,166,22;  die  ...  That  hat  .  Werlh 
gegen  derjemgen  i,  65, 14.  Ebenso  gegen  mit  dat  80. 22.  80.  %  274.  Spr.  1, 159. 

hinein,  als  nachgestellte  präp.  mit  dem  acc: 

(las  Jiallende  G(hir;i  hinet)i  verschollen  lf21Bj2;  gebildet  wie  fltn 
herauf  i,  3^,  ö  und  ähnhi  he.  Die  Wörterbücher  verzeicbaeu  keine  tlerarUgs 
Verwendung  von  hinciu  :  vgl.  iritnuirlts  den  Hof  herein  S.  3, 224, 17. 

jenseits,  m\i^.jemit  mit  gen.,  später  auch  mit  dat.  {Jen- 

seit  dein  Jordan  1.  Mos.  50, 10,  jenseit  dem  Grabe  Lessing,  Dram.1). 

Schiller:  jemeits  dem  Kozghia  1, 259|  16.  Addmig  hclast  den  gel. 
einen  fehler. 

Bei  den  pr&p.,  die  in  der  Schriftsprache  gen.  r^eren,  kann 
es  einem  Schwaben  leicht  passieren,  dass  er  einen  nidit  der 


8. 18:  ßr  Sdkum  409,  für  St^mere  verg^en  444. 458,  ßr  Thrikien  4SL 
fkr  Ungeduld  476;  8. 14:  rasend  ßr  Zorn  160,  herßrbnu^  874,  herfUrtiAe» 
827,  /ur  .FVird^  375,  ßr  Marler  iol  888,  /Ür  Mii0ela»417,  wir  Men  mt 
unser  Land  829;  S.  15':  ßr  Wut  80,  ßr  Zorn  ^86,1,  herfllnog^äß.  - 
Diese  Sammlung  zeigt,  dos;;  viel  häufiger  für  statt  des  modemen  vor 
gewendet  wird  als  umgekehrt.  Nur  in  vor  jeUi  ist  dies  falsche  vor  sehr 
häufig  verwendet:  Br.  5, 99.  6, 20  u.  a. 

»)  So  noch  local  =  'aiif-'^fTlmlh'  in  S.  3,578,25.  7,240,  -2^9  Rr.  3,3t 
*)  Andere  beispiele,  auä  Uueüie,  vgl  im  glossar  S.5  unter  gegen. 


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8FBACHB  DBS  JÜHQKN  SCHIUJSB. 


891 


sclftriftspradilicheii  norm  eDtsprech^den  casus  wfthlt,  da  das 
schw&b.  ja  (abgesehen  vom  satist  in  der  stellnng  yor  einem 
BS  regierenden  snbst.)  keinen  gen.  mehr  hat  Daher  regieren 
jene  pr&p.  jenmis,  iroig,  skUi,  wahrend,  wegm  im  schwäb. 
den  dat 

Für  nächst  an  mit  dat  S. 2, 9, 24  setzt  Schüler  später  iru- 
nächst  an  S.  3, 578, 11. 

o  b  mit  dat  ist  in  Alterer  spräche  häufiger  als  in  nenerer; 
jetst  wird  es  meist  nnr  noch  in  gehobener  rede  verwendet 

SehiUer:  o6  dem  IVeod  wm  1, 190^  11;  €b  dem  Beim  erCflRpm  2,187,21, 
hämgi  ab  de»  Thorm  l,285^fi& 

statt  hat  sieh  erst  seit  dem  18.  jh.  an  stelle  von  an  statt 
verbreitet 

Wie  auch  bei  Lessiiig,  Goethe  u.  a.  steht  der  dat  in  stall  rußisüten 
EubeU  1,203,3;  —  gen.  staU  seiner  Br.  14, 17.') 

trots  regiert  urspr.  den  dat,  später  auch  den  gen.;  Ade- 
lung hat  beides  neben  einander. 

SchiUer:  troz  deni  Teufel  2,  242, 16,  frur  dem  Teufel  2, 62, 5,  /rr/r  Stwrm 
und  Wind  2,43,2;  vgl.  trotz  detn  Wetter  i5i.2,370;  ähnlich  SO.  lK2.^> 

Bei  um  —  willen  Iftsst  Schüler  gern  das  zweite  glied, 
wüten,  lallen: 

wieUeh  idi  didi  um  dieter  unendiüUerlichm  Ttem  2,58,26.  220,21, 
inh  hohe  üm  «m  oJfes  ^ebelen  MteU  jm  ...  Br.30^19. 

Übet  mit  dat  zor  hezeidmnng  einer  tfttigkeit^  verbanden 
mit  der  Vorstellung  eines  cansalen  Verhältnisses,  wird  In  der 
älteren  spraehe  verwendet  wie  ehx 

ciruüien  über  der  Jiositeil  2,  126,  3,  einen  zu  Rathe  zicJien  über  dem 
was  2, 20,.6,  wir  etUietten  w»  über  de»  .,.8cphi»mm  2,363,6;  vgl.  die  Haare 
tieften  mu  Berg  Ader  der  Vergleichung  S.  8, 442, 19,  wenn  wir  über  dem 
wcBtie  twrwggMawtjwt  8.8,867,1a 

unter  snr  bezeichnung  der  hegleitenden  umstände: 

mOer  dem  Traum  1, 161, 33,  whUt  dm  Sddaf  1, 175, 30,  mter  goUhtem 
NiAtandknm  fUtka  der  CKMer  Tage  1,288,68. 

während,  als  präp.  zuerst  von  Adelung  erwähnt,  wird  in 
Süddeutsclilaud  mit  dem  dat.  verbunden  (so  auch  bei  Goethe). 

*)  Distt  spitort  MiIhmmndinQem$HmB.b\m,  eMUkdmlhdtr' 
«eMi8.6,8»8a 

^Imr  alleiiTei^eln8.d,20^6,  Irote  mit  dat  8.4»102.  5', 71  6,868. 
10^18^20.  U|800^2a  1S^888,6. 15Sm  Br.2^m 


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392 


PFLEIBERER 


Schiller:  toahrend  den  Prüfungen  1, 187, 9,  während  dm  Ge^hdfin 
1,163,32,  daneben  gen.:  während  des  Durcheinemders  2,01,  11;  vgl.  tcch- 
rmd  dem  Esmi  Si.  45.  Si  2,121,  tcährmd  dem  Tanten  si.  2tKS.  Adelung 
sagt,  fehlerhaft  sei  die  Terbiudang  mit  dem  dat.,  weiche  im  oberdentKita 
häufig  sei. 

wegen,  ebenfaUs  in  Süddeutschlaud  mit  dem  dat  ver- 
bunden, was  Adelung  wider  tadelt  wegen  mit  dat  konuK 
auch  bei  Qoethe  vor,  vgL  Heyne,  Wb. 

SchUler:  urf/en  dm  Carmen  ß,  wegen  dem  Göz  Br.  56^S7|ii 

und  oft  später.')  Vgl.  Kegen  dem  Beimen  Schw.m.  1777,677,  wgmMUt» 
mit  dat.  in  Si  15.  2a  98.     255.  Si.  2, 41.  50.  95,  wegen  Theresen  Si.  2, 55iite. 

Eine  ungenaue  Verwendung  findet  sich  bei  gwisehen  in 

twisdu'ii  meine  Hoffnung  Br.  52,  24,  t,  zicischen  mein  Vatertand  1,26,25; 
vgl.  ticischen  jede  Wirkung  wird  sich  eimdneben  8.  4, 299, 1,  und  «tVM 
aaden:  Abend»  »wischen  LüM  S.  3, 473, 2. 

SU  ist  mundartliche  eigentttmlichkeit  in 

MtFaterfM2,213,16(nnd  noch  8.8,888.  Br.  8, 356.  S.  13, 186),  Üet- 

haher  zu  dem  Stück  2,205,2;  Ähnliche  Tenvendnngen:  Sucht  zum  grofsoi 
Mann  2,  278, 19,  die  Losung  zur  Freiheü  2,  93, 12,  gleiches  Fe  cht  *n» 
Gröntm  und  KhinMen  2,25,7,  Hoffnung  r?fr  Wiedergenesung  Br.  20,')  miß- 
mutig zu  aiiem  Br.  22;  dngcßren  würden  wir  heute  au  erwarten  in  jmim 

verhäUnisse  mit  ihm  Kr.  ;i8,  12. 

Andere  auffällige  Verwendungen  von  präp.: 

Aussicht  in  rlw.  1,05,15,  auf  welcher  Wallung  muf/f  ich  Ihnen  l< 
g>  <l»rn?2,2ü!')A4,  J^flicJUen  sind  gegen  fh'r  Demut  hesrJnmrrn  norden  1,21.19.'' 
GtmnHutyjen  von  (roft  1,23,8,  vortciüiafie  JJenkungaart  von  Jd.  (ss  ök^t 
1, 23, 9,  Gesinnungen  liegen  von  jd.  1, 19, 25. 0 

I)  wegen  mit  dat.  Br.  1,  lOi.  116.  188.  150.  160.  8, 112.  177. 219.  m 
8,80.43.57  ete.  8. 8» 287, a  4,158,17.  161,iai80.  Dum  idteii,  aber  wek 

wegen  leidenschaftlidtem  rastlosem  Wesen  S.  15',  390, 19. 

-)  Vgl.  Hoffnung  dazu  S.  7, 223,33.  8, 149, 12,  ein  lakni  su  der  Jnj^^ 
S.  4, 43, 26,  Fertigkeit  SU  Etnpfänifma  8,  ^  öbfi^  Hoffmmg  euememPmiiß 
8.4, 82, 27. 

*)  Aehnlich  das  Merz  erküMem',  . . .  gegen  wen  eoOlU  «ch  das  tk» 
Br.  12,  4.  4. 

*)  Hierher  stelle  ich  noch  eine  anzahl  von  verben,  die,  verglichen 
der  modernen  spräche,  teils  dieselbe  präp.,  aber  mit  anderem  ca»iu  re- 
gieren, tä\a  täsue  andere  prSp.  eingesetit  haben:  äie  W(M  wirft  Ar  BU 
m  dir  8ede  «urOcft  1, 83, 13,  jem*  <m  Stoffen  KUppen  spie/een  1, 120^  1(. 
verweHen  Über  einen  grofsen  Cfedanken  2, 826, 11,  Bewundenmg  au  pA 
eiehen  1, 16, 12,  etwas  aiudegen  /ür  <»  ^ato')  1,202,28,  etwae  ßtremOl^ 
schäzen  Br.  39, 2,  ich  rechne  es  ßr  einen  Verlust  1, 196, 14,  mi/attmmmui 
2,364,10  (vgl.  absteclien  mit  SO.  94),  sie  vrr:rhrt-  mit  dem  Abtrag  2, 
auf  mehr  raffmert  dein  GOnim  nüM  2, 39, 7,  Uebäugeln  mu  jd^  1, 21il7i 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLEK. 


393 


ohne  findet  sich  adverbiell  grebrauclit  in 

nachlässig  ohne  leichtsinnig  Br.  44, 20  (in  den  Wörterbüchern  ist  der- 

Anhang. 

lieber  Wortbildung  nnd  wortscbati« 

Im  füllenden  ist,  abgesehen  vom  capitel  über  suevismen. 
keine  Vollständigkeit  beabsi(  htigt.  Die  zusanuaeiisiellung  will 
hauptsächlich  einen  überblick  über  Schillers  Sprachmaterial 
bieten,  indem  sie  einmal  zeigt,  welcher  mittel  sich  der  jnnge 
Schüler,  oder  aUgemeiner  ein  dichter  der  zweiten  hälfte  des 
18.  jli.*s,  bediente,  am  seinen  Sprachschatz  zn  bereichern  und 
seine  spräche  poetischer,  oft  anch  origineller  zn  gestalten,  — 
nnd  dann  dasjenige  in  seinem  wertschätz  hervorbebt,  was 
Schiller  als  Schwaben  chaiakierisiert. 

IL  Bildung  von  Wörtern  durch  ableitung. 
Ableitnng  von  nominibiia  ans-  verbis  und  nominibos« 

Substan  tivnm. 

8ubstautiva  auf  -er.  Wählend  in  früheren  sprach- 
perioden  ableitungen  mit  diesem  snffix,  got  »arm,  ahd.  -äri, 
mbd.  -cere  und  -er,  wie  es  scheint,  nnr  von  snbst  gebildet 
wurden  (vgl  Wilmanns,  Gr.  2,  §  222  ft%  trat  mit  dem  mbd. 
eine  ändemng  ein,  indem  nun  die  verbalen  ableitungen  das 
Übergewicht  bekamen.  Besonders  im  nhd.  treten  die  nominalen 
ableitungen  ganz  ziuuck;  desto  häufiger  werden  aber  aomina 
actoiis  mit  -er  gebildet. 

Auflaurcr  2,  m,  5  (DWb.:  Fichte  u.  a.),  Anflauadicr  2,  294, 10  (DWh. 
nur  Tieck),  Bankeroiinr  2, 2n,  17,  Barhirrer  2,  32. 12,  der  ältere  ausdruck 
für  Barbier  2,31,6  (nach  DWb.),  Bcgimicr  (Sünders:  Voss),  Ender  (schon 
in  Stieler)  1, 301, 0,  lkhorcher%  343, 29  (Sanders:  Lessinp),  Beller  t.  240,  1 16 
(DWT).:  Logan,  Voss),  £cM<W«fÄneiW€r  2,  355, 27  (DWb.:  Gryphius,  Weckher- 
lin,  Wieland  n.a.),  Deijjl«r2,372,23,  Ka/WenAcr  2, 372, 24  (nicht  in  Sanders; 
BWb.:  Fichte),  DMtMfcledfcer  %  224  anm.  H  (Stieler),  D<mNcr«r  1,  315, 42 
(DWb.:  KlopBtock,  Goethe,  Stollierg),  Epoämather  2, 378t  16»  EräemMt' 
tmr%  340, 27  (Sanders:  VosbX  Fkmmeiw^iteiid^rer  1, 815, 43  (nicht m  DWIk 
und  SftndeiB),  Grenadiertr  2, 376,22  (Hüls  dies  nicht  eine  pl.-form  ist,  ygL 


ich  that  Wünsche  an  Gott  1,  55,  24,  ich  nehme  etw.  über  mich  2,39,16. 
290^31  (ebenso       14^  ihrm  SpaU  tntbtm  am  jem.  %m,i6. 


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394 


PFLEU)£BEB 


8.339),  LacÄ^r  t,  167,7  (seit  dem  16.  jh.  belegt),  Mordbrenner  2,  {k 
Stieler;  DWb.:  Lemiog,  Voss),  OhrenMäger  1,117,31  (seit  15.  jL),  StMskk 
häMdler  des  Oeethmaeks  %  344, 3  (bei  Adelnog  ^«nefohiiet ;  figürlidi  nv  bei 
Schüler,  nach  dem  DWb.),  TodKer  tNui  Lober  2, 875, 22  (Stieler),  Citfter 
lodtt^  2,2iS  (Sauden:  nur  in  ScfaiUerX  Verbetienr  Br.4S  (Adelung:  im 
selten),  FerJte»wfcr  1, 185, 11  (DWb  :  Zwingli,  Voss),  Virr/MTcr  2,  358, 11 
(Stieler;  sonst  nichts  im  DWb.)t  VoUcbefwrrscher  t.tf^ßi  (nicht  in  den  wU».X 
WaUer  (in  8and(  ri=i  nicht  vor  Cliamisso;  Adelung:  'von  einigen  neueren  oljne 
noth  gewagtes  wort'),  WeaetUenker  i,2Sb,l,  Wiederg^  UiBb,^  {vifk. 
in  den  wbb.). 

Dem  Suffix  -er  kann  noch  eine  andere  ableitnngsalbe 

vorausgehen: 

-)ier  in  Mcnschenbildner  1,99,26  (schon  rahd.  hädewErCt  vgl.  der  Büäm 
S.  9, 87, 124.  269,10,  Bildnergeist  S.  12,418.  während  Schubart  sagt  AfemcÄ^n- 
bader  Sd.  2, 273),  -Icr  iu  StädUer  1,34^30.  346,59  ohne  verächüichen  sIbb. 

Zu  den  ableitongen  anf  -er  werden  nun  anch  feminint 
gebildet: 

BuJderin  %7ABt  19,  EhMdfcerai  2,848,8,  BSmim  1, 100, 9,  Berner- 

ßifterin  1, 226, 8,  Gelegenheitsmaehen'n  2, 343. 14  pWh.:  Borne  und  Weber). 
Nachahmerin  1,62,24  ('tugend  \^  n  ").  Schöpferinnen,  Erhalterinnen  md 
Beförderimten  Württ.  st.-anz.  1898,  2'28,  14,  Hchwäzer  und  Sehtrarm'nnm 
2,386, 12,  Sfinnpcnn  2,  66.  7  (nii  ht  in  den  wbb.),  Wcfftrei.xerin  1,64,  26  (8«fi- 
deis:  noch  iu  iMeuddäsohn),  Mükkrin  2,351,23  (DWb.:  nor  Schiller). 

Femininbildungen  auf  -in  allein: 

Buli)t  —  angesicht  1,  i;!4  2:!8  (für  BufUin  seltene  beispiele  in  Samler« 
und  DWb),  iMsiUngi»  1,194,230  (nicht  in  den  wbb.),  Ttfrmmm  1,91,20 
(Wieland). 

Diese  bildung  ist  im  18.  jh.  wie  noch  heute  im  schwih 
g&ng  und  g&be  bei  fem.  von  bürgerlichen  eigenntunen: 

die  Frau  Bamlerin  1, 244, 21, 1,  JVati  Bai^^tmann  Vischerin  Br450,8(H3, 

sogar  Frau  VUdonin  1.257,206;  ebenso  bei  titeln:  die  Frau  Amimännin 
1»  193,208;       d;izu  Jungfer  Fischerin  Si.2,2U0,  die  KomfekUn  Si.  2.  m  '\ 

Ein  sehr  beliebtes  mittel  der  ableitung  ist  im  18.  jh«  das 


*)  Spl&teie  fem.  anf  -mi  Bäbm  S.  8, 578,  Bewahrerm  a  10, 127,81, 

Nathahmerin  S.  10, 231 , 5,  BuMerin  S.  8»  20, 24,  Herzenfefslerin  S.  6, 81,  Em- 
pfindkrin  S.  3, 20,  Beterm  8. 8, 201, 20  etc.  Die  bezeichnung  des  weiblichei 

ercst  hlcchts  bei  eigennameu  kommt  bei  Schiller  noch  spät  dann  und  wann 
in  liriefoii  vor:  liehe  Knnzin  '.  Br.  1,283,  (t'c  Humboldtm  J^T-hAAl  fhrief  a: 
(ioethe;,  die  ^chirenkin  Br.  (j,  115.  —  T)i\s  anheben  dieser  bilduugen  in  der 
Schriftsprache  will  den  Schwaben  offenbar  noch  im  19.  jh.  nicht  'hinuntei , 
vgl.  Gajler,  «.75  (geschrieben  I^nJö):  'Die  nom.  propr.  können  auch  so  ge- 
bildet werden:  Jungfer  SSdiwarzinnj  wiewohl  man  augefangen  hat,  diese 
bexeichnung  an  onterlaasea.* 


1 


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8PBAGHB  DBS  JDVeBN  BCHIIiLBB. 


895 


f  emininsnffix  -ung.  Die  so  gebildeten  fem.  sind  Überwiegend 
verbaiabstracta.  Ich  fOhre  von  Schiller  nur  die  etwas  nn- 
geinröbnlicben  bildtmgeii  an: 

Anwerbung  ums  Früukin  2,  24;j,  11.  63, 5  (DWb.;  Lessing;  bei  Adelung 
Terzeidmet),  Abstechung  1,84,33  (Lessing,  Kant;  nach  Adelung  nur  im 
eig:cntlieh  truis.  aiim  erteiiM),  hedamutufswürdig  St-m.  1808»  2S7, 31  (nidit 
im  DWb.;  Adfllmg:  *dM  hftQptwort  JBcflaiinfMir  ist  im  bockdeutacheii  nicht 
■ehr  gewShnUdi*)»  Emredmgm  1, 112»  U  (Lohenitein;  Addniig),  EnMmg 
2»  288,20.  1,16,9.  24,29  (KlopitoGk,  Goethe  a.a.X  Mhrgkfmmgi^^apM'), 
Hang,  7. 4r>6  (S.  7, 57, 15,  LeMing,  Goethe,  Herder),  enkumungsvoU  1,68,91 
(Lessiiig.  Klin^^er),  Fäulunfj  2,182,26  (S.  3,576,  Lessing;  Adehing:;  *Ton 
eiuig-en  für  fäulnifs  gebraucht"),  Fühlungen  1,168, 14.  149,17.  148,30.  149,10 
(nifJit  hol  Adelung,  DWb.,  Herder,  Goethe  n.  a.),  Hnirhehmc}  Br.  10.  23  (Ade- 
luu^:  * ungewf^hnlicir :  )>pi  Steiiibrtch  erwähnt;  bei  Sanders  und  DWb.  keine 
bf>lo£:eV  Grubchniiß  t  li  U*.  2(>  (nicht  in  den  wbb.),  die  tierische  Ifansholtung, 
jtxochung  und  Svlictdunif  2.  ;i()2, 7  {Kochung  in  dieser  bedeutuug  ist  .sonst  im 
PWb.  nicht  belei,^),  LesutKj  1.  58,  16  (Lcssincr.  Wieland,  Herder,  Goethe, 
Kliiiger  u.a.),  limulung  =  'runde,  gegen»!  2,  .)2,  9  (S.  3, 91, 15;  das  DWT). 
bat  aus  der  gesammten  literatnr  noch  zwei  belege  für  diese  bedentnng), 
SeheidmgetiX,  ie0jd2,  Seg^nutigcn  \,  lS2,m,  Trö$hmgi,m,%  TeOttOimuiKj 
2, 21.  1, 99,84  (am  ende  dee  la  jh.'8  sehr  ttblich,  Tgl.  DWb.;  Addnng  kennt 
kein  Teilnahme,  sondern  nur  Teihdmung),  Vergl^ung  1, 25, 5. 101, 21,  üeber- 
scAauMM^  1, 75, 84.  76, 8  (nicht  in  den  wbb.,  ausser  in  Adelung),  Venieiihmg 
1,62,7  (nicht  in  den  wbb.),  Verblümung  2,872,1  (DWb.  nur  in  Schiller), 
Uebemehmung  St-mE.  1  SDR.  227,27  (in  Adelung),  FafcUsoftimp  — 'venrrung' 
2.  11,8  (bei  Stieler;  DWb.:  Kant^  Schiller),  Verfassungen,  ökonomische,  = 
'Verhältnisse' Br.  87,  23  (ähnlich  oft  am  ende  des  IRjh.'s,  v^;!.  DWb.),  Zci- 
iigung  Br.  37, 17.  Zfri  iuig  Br.  44  (nicht  in  Adelung;  Sanders  hat  einen  l)eleg 
für  das  wort),  1  lytatralisierung  Br.  38,  SkekUsinmg  1, 161|  19,  ViehmasJdnmg 
1, 188, 73. ») 

Die  fem  i  Iii  na  auf  -keit  gehen  zurück  auf  bildungen  vou 
adj.  auf  -ee  mit  -heit,  das  finiher  selbst äiuligfes  sabst.,  in  den  west- 
genn.  ^racben  zu  einem  mittel  der  abstractbildnng  geworden  ist. 


*)  Die  Munmiimg  YOtt  fouL  «nf  -NN^  Hesse  sich  besonden  ans  der  nichst» 
folgenden  seit  noch  sehr  TeigrOssem;  i.  b.  Anhörung  8. 4, 48,  Anfkuttehung 

S.  3, 180, 20,  Entwiaikimg  8. 4, 75,  Erbietung  S.  3, 56,  Erblassung  S.  3, 497, 
ErbUckung  S.  4, 52,  Bedaurung  S.  4,  68,  Jieschliefsung  Br.  1,  205,  Vcrschwin' 
dung  S.  4, 244,  Zielung  S.  3, 579,  Teilnehmung  S.  6, 18.  Br.  1, 162.  S.  4, 328 
u,  a.;  besonders  ist  zu  erwKhnen  Lesung  S.  5*,  4, 13  18.23.  Br.  1,  .346. 
4, 12:>.  5  187.  7,72,  Durchhsung  Br.  6, 271;  aus  si)iiierer  zeit  etwa  noch 
Annehmuug  S.  8,  148,  5.  llisitznehmung  8.  7.  83.  11»,  I >urcheinanäciicerfung 
Br.  5, 188,  Erblickung  Br.  6,  38,  Entschlic/^Hng  Br.  8,  .')0,  8,  Ergicßnnq  Br. 
2,223.  Hinderung  Br.  7, 92.  2,^  Vebergtbung  S.  7,203,8,  TeümUmung  8. 
8,5,2.  Br.  5,       u.s.  w. 


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I 


996  PFLglDKBBE 

UebUgkeit  1, 113, 19.  112, 2  (in  den  wbb.,  sowie  bei  Addong  nii  VAdr 
keit),  ParteüicMciten  2, 202, 14  (Stieler;  Goethe,  Widand,  Lewing,  Klop^oAl 
Buhtnredigkcit  2,  386,2  (S.  7,86;  DWb.  hat  noch  einen  beleg  aas  Kirchhof), 

m»n,  U.A. 

Feminina  auf  -et  =  frs.  -t^  mhiL  -fe: 

Bimieddei%9iB,70  (ent  im  lajh.  anliKekomiiMii;  DWIk:  QmAi, 

J.Paul),  Gaukeleien  2, 104, 17  (in  den  wbb.  seit  17. 18. jh.),  Lopptnfm 
2, 122, 12  (schon  bei  Stieler  im  sinn  von  'nichtswürdige  kleinigkeiten'),  L/rfrfv 
2,77,18,  jetzt  dnrch  /iVrec  verdrangt,  Jahrmarlisdudelei  1,223,1$  (m<i\ 
im  DWb  ),  Phantasey  1, 182,  20  im  reim,  2, 16.%  1  und  l,  57.  in  prosA  (4» 
19.  jh.  sagt  Phantaai'e  mit  erueuter  entlehnung  des  frz  piiffi\»  le),  SchtMnn 
2, 369, 9.  Hang,  Z.  4oC  neben  dem  jetzt  üblichen  Sv/ukkrung  2,  235,  2.5  i-n 
im  17.  nnd  18.  jh.  sehi-  häufig),  Völlerei  1,201,  i>ü/i£Mta:otere»  Arch.  f.  lit-gt^ 
9,  286. ») 

-niss. 

Die  eigentlidie  oberdentsche  fömi  di6M$  tnfllxeB,  Hunts,  findet  MM 
Schiller  nw  sweimal,  in  poeiie,  d«von  einmal  im  reim:  da$  VeMagmift 
1, 122, 75,  aiuwerhalb  des  reimes:  Finstemufs  1, 217, 21;  wfihiend  bei  HaUs 
bis  1748  -nuss  das  gewöhnliche  ist  (vgl.  Käslin,  Haller  i.80),  Verzeichne 
finde  ich  noch  Schw.  m.  1775, 317.  1776, 34,  beidemal  in  prosa.  Die  schwü 
grammatiker  verzichten  nach  längerm  überlegen  auf  das  schwäb.  -mis^  n 
gnnsten  von  -h'««.  Sd  berirbtet  Naat  im  Schw. m.  1776,  171,  dass  ersieh 
fjedanken  iiher  <lie  beiden  eudungen  jfemacht  und  sich  für  -lu/.s-.s  eiit>?chied«a 
habe,  weil  (lies  das  ältere  sei  nnd  diu*  ib^rdfl.  -nina  nur  unigelautetes  -mff 
sei;  aber  er  füge  sich  seiuem  freunde  luida^  der  'für  Nordteutschland  den 
•wnpmdi*  tne  (s.  172)  und  der  ebenda  s.  175  scbieibt:  *ms  hat  den  vonng 
Ter  uneerm  gemeinen  mie*.  Snbet.  anf  -nw  Tgi.  t.  SSO;  daan  noch  Beäamarmit 
2,37<H38(S.6,112,17;  DWb.:  Goethe,  Mneftne^ScUllerX  JBmpfinan»t9e%S^ii 
(DWb.:  Nicolai  ii.a.X 

Auch  das  romanische  snf f ix  -ist  md  im  18.  jh.  gern  n 

Wortbildungen  verwendet. 

So  hat  Schiller:  Hifpochondmt  Bi.  26.  27,  ^«<Äo%wt2,384,10.  385, Ä 
Kartkaturitt  2, 361, 12,  Bexometrist  Hang,  Z.  459. 

'ifit  ist  yerschiedeuen  Ursprungs  in  Käfigt,  Dickigt  oii«! 

Gest'liicisirujt. 

Katuß  1, 213, 32.  44,  daneben  KefxcJU  2,  237, 6.  48, 6,  aus  nihd,  i<T/. 
lat.  cacea\  mit  wandel  von  j  :  g  wird  daraus  Kefig  und  aus  diesem,  ntcb 
Verschiebung  von  -ig  zu  -u/t  (vgl.  s.  319)  mit  secuudärem  ti  Käßchi,  wh 
Käfigt  geschrieben  (wie  die  folgenden  -igt  auch  nur  schreibangen  für  -icht  aaS^ 
Die  form  KäfU^  wiid  aneh  von  Goethe  nnd  Wieland  gebraucht.  Didki^ 
2, 263|  16  H  (and  &  4, 74  4)  iet  mit  dem  hochdentaoh  sehr  prodnetiYeii  iottx 


')  Vgl.  dazu  .^(Ä/frfcrn  Scbw.m.  1780,082,  Hmeniäuscherei  SQ,%tß^ 
ZwejfdeuUlqf  &  5SS26,  Feerty  S.  4,18^  Pedankrtg  Br.  1,856. 6,88.  a  9,89(^i 


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SP&ACHE  Dm  JÜNOSR  SCHILLER. 


897 


•ofti*)  mit  an^fUgftem  secund&rem  I  gebüdet.  Getehteistrigt  Br.2,2,  nur  im 

«nten  erh&ltenen  brief  Schillera  begegfnend,  ist  die  Bchwäb.  form,  entstanden 
ans  geschwistrigä  <  mhd.  geswiaiergiti  Tgl.  DWlk  und  Kanffmann  s.  IIL 

Ungewöhnliche  adjeetiTabstracta  auf  -i,  in  der  mo- 
dernen spräche  meist  durch  andere  ableitnngen  yerdrängt»  sind: 

die  WiUe  2,164,8,  die  Sehäne  1,218,4.  298,114  851,1<H  die  Grime 
1,215,23  (Sanders:  Goethe,  Hölderlin  u.  a.),  die  Fimtere  2,80, 11  (nicht  be- 
legt ans  dem  18. 19.  jh.),  die  Festen  des  Karakters  2, 58, 7,  die  ItSmde  1, 171, 26 
(HaUer,  Herder,  Goethe,  Voss),  die  Mund  2, 96, 14. 

Von  der  diminntivbildung  mit  -lein  and  -eh^n  kann 
ich  fttglich  absehen.  , 

Dm  m  -el  apokopicirte  oberdenliebe  dinün.-iQfllz  -iU,  ^  m  den 
bair.  mnndarten  harftbeigenommen  int,  nweit  es  in  der  aduiftaprache  auf- 
tritt, SndetaiGliia  Mädel$%9i,6, 17,11,  Xtelell,851,9^  i>Hy€ll,862,4L 
44,  JMMeI2,8Ql,8M. 

Sehr  oft  findet  sich  die  md.  schreibnng  -gen  für  das  (nnprOnglkb  md.) 
snffix  -ch^i,  aber  nie  Ton  Schülers  eigener  hand  geschrieben;  M  hat  es  einige 
male:  Lüffgen  2,  ;307,  9  M,  Mädgen  2,  277,21;  meistens  aber  schreibt  auch 
M  -chm,  während  A  -gen  schreibt:  Madgen  2,241,9  A,  -chen  M,  Thieryen 
2,259,27  A,  -chen  M,  Bisgen  2,  231, 15  A,  -chen  M,  Mutteryen  2,  259, 16  A, 
•eh&n  M;  die  übrifr^^n  fälle  von  -gen  stehen  »ammtlich  in  Metzlerschen 
liimken:  H'urlgen  ^,ö6G,'d,  6/*pen  2,  144, 15.  40,12,  Mädgen  2,  l-iii,  ii.  üO,20. 
65, 21  etc.,  Fläschgen  2, 28, 19.  107, 18,  Thiergen  2, 80, 11.  96, 4,  Gesichtgen 
1,315^21.  907,26.  809,42,  IV^e/^en  2, 19, 18,  Hät(«^efi  2, 144,  9,  IHnUmr 
fäßgen  1, 207, 89,  Seitfzergen  1, 298, 15*  27,  Püivergen  2, 44, 4  elc  Anfttgnng 
des  dimin.Hnittxe8  an  einen  -er-plnnd  hat  atatt^refnnden  in  Bädenhen  pl. 
2, 8^9,  wie  diea  im  nhd. nieht selten iat,  vgL  Wilmanna, Gr. 2,  §248,  anm. 2. 

AdjectivnnL 

Adjeetiva  anf  -  ig.  Ueber  die  Schreibungen  -ig  nnd  -fdb 
Tgl.  8.320;  über  nmlant  bez.  fehlen  desselben  in  der  Stamm- 
silbe vgl.  s.  296  f.  iBi  lülgenden  gebe  ich  eine  anzahl  vun  adj. 
auf       die  im  nhd.  nicht  zu  häufig  sind. 

diimmfrig  2,352,29  (DWb.:  Goetbe,  Klinger;  Sanders  dazu:  Auerbach 
lind  <i]iiitere),  dumpßg  1,358^41.  los,  t  fi  (nwb.:  Wieland,  Goethe  n.  a.), 
ciMmj>/»^t#e/ 1,284, 3  (nicht  im  DWb.),  äurdigaiujig%^2tlb.  347,32.  253, 3  A 


0  YgL  Klage,  Nom.  atammbildungslehre  §  67. 

*)  SnlMtantivierte  nentm  lind  nieht  lehr  hinilg,  abgesehen  Ton  gann 
gewghnlichm  wie  das  Gute  ete.;  nennenswert  sind  da»  «kueigemde  Leere 
S.  2, 208, 14  (ent  m  der  aweiten  bftlfte  des  18.  jh/s  wider  in  hlnfigeier  Ter- 
wendong  gelangt;  vgl  fthnlich  bei  Killer:  et»  gewieee»  Leere  8i  1,  HB), 
m  dem  Einsamen  S.  1, 219, 42,  Kalt  und  Graufs  i,  850, 35,  das  Gelb  1, 27, 26, 
dos  g^ekne  Math      'daageld')  1,296,44,  ein  venMmU»  Math  l,iSB,7%. 


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398 


FFLEIDEHER 


(feit  anftng  des  18.  jh/s),  eiffmUAig  2, 876»  18  (DWb.:  Fichte,  Kant  nl 

spätere),  goldig  2»  144, 14.  1,200,28  neben  dem  häufigeren  ^oltieN  1,107.29 
180, 54.  209, 9  n.  a.,  feuchtohrig  2, 29, 3  (nur  bei  Schiller  belegt,  nach  im. 
nud  Sanders),  (jlaubirj  (=  'glaubhaft',  in  glaubig  machen)  1,62,17  (ein  bei- 
spiel  iu  Lexer;  nielit  in  Sauders.  Heyne),  lausig  2,  iJU,  12,  ebenso  Ss.  *>/!, 
Fulda,  GR.  81  (PWb.:  Luther,  H.Sachs  u.a.),  mihüfichtia  2,  40.28  (Friy:: 
DWb.:  Wieland,  Geliert  u.a.),  HeharfsichtHie  FurcJU  2,  döti,  2Ü  (ntxb  nuul 
iu  Adelung;  DWb.:  Wieland,  Kant;  Samlers:  Goethe),  schtcarzUhny  2,liS>.^ 
(DW^b.  und  Sanders:  nur  Schiller),  aiedigheifs  2, 14:3,'d,  taiii^j  2, 147, 18,  tcütht^ 
2, 34, 17  (SL 4B.  S.  14, 340):  die  beiden  aiiid  im  achwKb.  dialeltt  sehr  geUofig; 
in  der  scbriftspnche  werden  lie  metst  dnrcli  die  part  praes.  der  entspieehn* 
den  Terba  ersetst,  wie  aiedetidwarm  2)258,1;  Adelnng  icfaoa  kennt  Uw 
tiedend  heifs;  $üdig  belegt  Sanders  noch  ans  Anerbach;  ttörrig  2, 77, Ii 
1,302,42  (Sandera:  Lnther  und  Goethe),  vorig  m.d.Si.  11.17.  S.  1,69,1 
(Goethe,  Herder),  vorgängig  (=  'vorhergehend')  1,168,29.  147,10  (Goeibf 
u.a.:  Adelung  kennt  das  wort  nur  in  der  befleutung  'vorläufig'  undwei?! 
auch  die.seu  gebrauch  den  'Oberdeutschen'  und  den  'hochdeutschen  k>i::t- 
leyeu '  zu),  sc/iirun'g  (=  Minznfriedeu,  widersti  <  bend'.  die  gewfShulich« 
deutnng  im  altern  nhd.)  2,  ihu,  U  (in  eine  scJiii  tuiijt:  li-nulr ,  AdLluag:  sfAir. 
=  ' uiizutxiedeu  mit  etwa«;  ^für  achwer  ist  es  lui  hochdeutschen  Ofi- 
gewObnlich').«) 

Adj.  auf  -isch.  Das  snffix  bezeichnete  ttrsprünglicb  mvi 
allgemeiu  die  zugeliöi  i^kt  it,  speciell  lierkuiift  und  ahstaiiiiuu%' 
von  etwas.  In  der  Jüngern  spräche  wird  aber  die  eudiuig  -isck 
besonders  gern  solchen  adj.  gegeben,  <iie  moralische  eigen* 
Schäften,  und  zwar  schlechte  bezeichnen  sollen. 

So  bat  SehiUer:  flHiiTXr«»p/lM%  2,847,7,  ibeAt^eutM  2, 12, 8»  Mem- 
meiiUntd^  1,285,2  neu  geschaffen  (wenigstens  geben  die  wbb.  keine  belegt 
aus  andern  antoren  bis  tief  ins  19.  jh.  hinein),  einhildisch  2,111,19.  270,21 
ist  im  DWb.  auch  bei  Wieland  und  Goethe  (W.  Meisters  lehijahre)  belegt 
Aus  dem  franz.  »tanimt  die  bedeutung  von  gothisch  in  goOmch  %md  bwkt^ 
2,379,21.*)  'Die  Frauzusen  brauchten  gothiquf  im  17.  jh.  im  sinn  ^.^ 
mittelalterlichen  mit  dem  beisinu  des  barbarischen,  rohen,  geswbraacklu-'-- 
was  bei  den  Deutscheu  des  18.  Jh.'s  nachahmnng  fand'  (Heyne,  Wb.).  6aiHicr> 
führt  stellen  aus  Babener,  Wieland  au. 


')  schwürig  hat  diese  bedeutung  noch  lange:  maciUefi  den  Fapsi  scAii^ 
riger,  et  annmOmtm  S.  7, 149, 18,  die  Drufpen  imd  tdMrig  8.  7, 180,23. 
idnukrig  wegen  8.8,372,24.  9,327,12»  ttkufirige  Armee  a8^818,7,  «umMt 
die  OeHMer  sekumrig  8.0,804)24»  aUe  Stättde  tdMrig  8.12,80^824. 

*)  So  nocb:  ^offttacfte  VemUeehuny  von  Jtoimeth  «mf  iragieeh  Br.  1, 10?- 
iMehaett  äae  JUkfterb'cfte  mcM  eu  gaUhied^  mit  dem  SMnnden  und  Sdlrei- 
Iteften  oA  8.  8, 686, 6,  dat  Selmere  md  OoMcfte  «lärm  tw^üi^icienm  fr* 
1,414,  eine  so  scJiwimkende,  unhiegsame,  breite,  g^Ütieehe,  rankktingmk 
brodle  8. 6, 846, 6. 


i 


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fiPBACHE  DES  JUNOBN  SOHILLKB. 


399 


Ohne  pejorativen  sinn  sind: 

ffkhtrisch,  gi4AteH9th2, 58, 3.  1, 162, 32.  208, 80.  899,6  (erst  mScbmer 
bel^)k«)  MmänmsOi  %9^1B  (Tgl.  mdnmM  S.  18, 18  im  Macbeth;  Suiden 
belegt  es  nur  ane  SehiUer;  es  Ist  eine  Mldmig,  wie  Fulda,  ErgOsliehk.  1774, 

1,28t  herrisch  und  fein  als  gegensatz  zu  häurisch  und  ranA  bildet),  lau- 
nisch =^  'lauuig'  2,385, 11;  so  bei  Lessing,  Wielaad,  Goethe;  noch  Gayler 
183.J  (h.  97)  erklärt  die  differenzierung  von  launig  nnd  launisch  für  'nur 
TipnerTi  spmrhwehraucir,')  englisdi  =  •  eogelgleich '  2,71,12  (DWb.:  Kant, 
Goethe  und  frühere;  jetzt  yermeidet  man  die?  wort). 

Folgende  und  ähnliche^  dem  18.  jh.  eigentiUnlichey  im  19. 
veraltete  büdnngen  wendet  Schiller  zeitlebens  an: 

metsornieft  1, 221, 27,  wunorÜMk  1, 221, 29,  spcMolHMcft  Br.  49, 2, 
onoi^tadk  2,881,17,  M»ssaliscA  2,872,80^  ideoiüch  1,142,29.  2,888,10 
ita.,  9akmnmiiaK8ih  2,98,8,  monoloiitseft  2,847,12. 

-t«d^  wird  besonders  yerwendet»  nm  adj.  zu  namen  zn  bilden: 

zu  Ortsnamen:  mannheimisch  Br.  37,26  (ländemamen:  unschwäbisch 
2,877, 15);  zu  eigennamen:  Shakespearisd^  ^360,8,  Newt€ni$^  UVSSfb, 
Jfoorwefte  2^  48, 10.  14,4,  isopueft  2,58»3,  SekimmiBdie  Budthanähmg 
2,207,10,  MaxmOiamsdi  Br,  4S,2&,  iSIdwBtmfch  2, 878, 18,  Garrikiadi 

2,  842,  22. 

Die  moderne  spräche  weicht  hierin  insofern  ab,  als  sie  seibat  bei 

harten  fX)nflonant€nverbindnngen  den  snffixvocal  8ynkoi)iert  bei  allen  von 
modernen  eigennamen  abgeleiteten  adj.  Bei  Scliiller  kommen  derartitre 
synkopierte  formen  sehr  8elt«n  vor:  m nscÄ^n  Br.  46, 21, 7,  im  vprs  (v  ltr- 
rontsc?i€  FliUl,^,3C);  vielmehr  schreibt  er  noch  in  S.  10, 470,  4  Jiaiknsch, 
10,  237,  33  MaUhisonisch,  10, 257, 5  Hirschfeldisch.^)  Fnlda,  (iK.  ^  äussert 
sich  folgendenuassen :  '  In  Sachi^n  erlaubt  man  sich  hier  eine  harte  elision : 
WejfgauMPmM  Ban^ng,  statt  Weygandite^  etc.  dieier  psoviniiaUsmQS 
des  sSehsischen  pttbels  soUte  nicht  achriftmisig  werden.* 

Eine  menge  von  adj.,  die  im  nhd.  auf  -ly  lauten ,  bildet 
Scliiller  seiner  mundart  gemäss  auf  -icht,  teilweise  -icft  ge- 
sclirieben,  mhd.  -eJit  (das  i  des  nhd.  -icht  ist  durch  eiiiwirkung 
des  suffixYocals  der  adj.  auf  -ig  zu  erklären),  geschwäclite  form 
von  '07it,  ahd.  -oht  (vgl  lüoge^  NouL  Stammbildungslehre  §  218). 
Das  Suffix  verband  sich  nrspriinglicli  nnr  mit  snbst,  während 
-ig  mit  allen  Wortarten;  femer  wurde  vonngsweise  ab- 
stracten,  -hi  nnr  concreten  angefOgt  Es  bezeichnet  das  yer- 
selieiisein  mit  etwas,  weiterhin  anch  eine  flbereinstinimnng  in 

>)  pieMflrM  nech  in  8. 8,88» 86.  886,4. 

*)  Tgl.  dasn  kMiiOie      'kindliche*)  Ufudndd  S.  10,444,10. 

Im  groäsen  und  ganzen  Usst  sich  sagen,  dass  Schiller  von  Br.  5  an, 
also  Ton  1796,  1797  an  die  Ucasen  ^scAe  hiofiger  anwendet  als  -ucAe* 


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400 


PFUQDKBBK 


einer  wesentlichen  eigenschaft  (vgl  Wilmanns,  Gr.  2,  §  353,3). 
W&hrend  diese  adj.  auf  -kht  im  18.  jh.  schriftsprachlich  nock 
anerkannt  warnen,  hat  die  jetasige  Schriftsprache  nnr  noch  ge- 
ringe reste  Ton  ihnen  beibehalten,  wie  töricht 

Es  ist  erwähnenswert,  dass  von  den  folgenden,  bei  ScbiDcr 
vorkommenden  Wörtern  nnr  eines  nicht  mit  einem  concretom 
zusammengesetzt  ist:  launicht. 

blumigt  i,29ß,oO.  2,371,28.    buHnhtcht  2,  286,7  M,  hmdu^ 

2, 286,  7  A,  dreyheimgi  2,  4;<,  ly.  2;i2,  25  M,  -icht  2,  2;i2,  25  A,  e^Wc/ii  2,52," 
/oi*^ 2,351,6,  regenbogenfarbigt  1,297,62,  flokigt  1,350,504,  grtiaigi  2,129^8, 
ibioti'^  1,251, 23,  hrampfigt  1,208,78,  krampfxcht  1,175,32,  toümdU  1,171.83. 
liMifweAl  1,267,24,  iwftMeA«  1, 166,  la  216,  ICk  275, 15,  ro«^«  1, 190^127. 
107,84»  roiMcA^oMm  1, 219, 87,  rotttoan^^  2i 848, 9,  fumOkkt  2,%!, 
141, 6,  sandigt  2, 150,28.  359, 15,  fichhimida  1, 164, 9,  stauin'gt  2, 151.2. 
mmp füllt  1, 166, 11,  Umendrachigt  1,222,67,  tausendrörigt  1,280.42,  tcaid*^ 
11,  iveißlockigt  1,  lAöS).  2,04,19,  weicharmigt  i,S30,S^,  vogichi 
1, 120, 10.  125, 140,  wässencht  1, 164, 9,  womcht  1,313, 1%  wolkigt  1, 107,  Ü 
301,9.  232, 32.  43.  «1.  zackicht  2, 77, 13,  zoUt'gt  2,  81, 1 

Aus  den  werken  der  Schwaben  jeuer  zeit  lies.seu  i^ich  uucii  eine  grosse 
menge  ähnlicher  adj.  zusaumienstelleu,  z.  b.  lockigt  ÜT.  02,  rtynidU  üi.  2i*, 
lausu^t  Si.  217,  scftaUicht  Si.  86,  kömicht  SO.  109,  wamtigt  SO.  26,  etb^ 
80.188,  sonmVjre  SO.  192,  «wfitefce  80.27,  drolUgt  80.126,  äkMeihigt  SO.  IS 

U.  8»  W. 

Die  schw&b.  grammatiker  halten  die  adj.  auf  4g  and  -iAi 
noch  sehr  genau  auseinander;  Fulda,  GR. 83:  ^-icht  und  -lidu... 

dienen  nui  du,  wo  eine  Verminderung  oder  kleine  änlichkeit 

angedeutet  wird,   ölig,  was  öl  ist,  ölicht,  was  dem  ö\  gleicht 

oder  von  öl  beschmiizi  i>t ."    Auch  die  nordd.  grammatiker 

suchen  noch  zu  unterscheiden;  nach  Adelung  bezeichnet  -icht 

die  ähnlichkeit,  -ig  den  besitz;  doch  will  er  daran  nicht  faffr 

halten.  Uebrigens  hatte  scbon  Frisch  die  vermengong  w 

-iM  nnd  4g  beklagt 

SchiUer  imteneheidet  noch  genau.  Dai  leigt  sich  deutlich  in  der 
Terwendnng  Ton  rotig  und  rosidii;  man  Tergleiofae  n.b.  1,214,7  (An  die 

Bonne):  h'ebevoU  stiegst  du  aus  dem  rosigoi  Schoose  deiner  WaUten  empor, 
mit  1, 190, 27 :  fliehet  vor  der  rondUen  Vharybde',  der  bedeatnngaimteEidiiM 

der  beiden  fällt  in  die  angen. 

£in  fthnlicbes  Schicksal  wie  die  adj.  auf  4M  hatten  in 
19.  jh.  die  auf  -lieht  Die  endnng  4idU  wird  Yon  aufsog  ai 
anch  an  adj^  nicht  nur  snbst,  angefügt  nnd  diese  ableltnngfs 
bezeichnen  eine  fthnliehkeit  in  gestalt,  farbe^  gesebmack.  In 

19.  jh.  sind  diese  adj.  aui  -licht  zu  -lidi  geworden,  wahi^enii 


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SPRACHE  DES  JUNGEN  SCHILLER. 


401 


eolclie,  bei  denen  das  l  von  -licht  zum  yoransgehenden  snbst. 

-ehörte,  wie  runzel-icht,  den  übrigen  von  subst.  abgeleiteten 
iolgten  und  aunahmen. 

Beim  jungen  Schiller  kommen  nur  rrtißh'rht  1,227,22  nnd  gelblicht 
1, 53,  7.  14.  25  vor;  dazu  bei  Scbulmrt :  gnntl.  h*      2,  :U7.  hhtulicht  SG.2,7.') 

Die  adjectiybildangen  mit  -icht  und  -lidU  verwendet  Schiller 
sein  leben  lang.^)  Dass  er  in  den  spätem  ausgaben  seiner 
jugendgedichte  diese  endnngen  in  Ag  bez.  -Uck  abgeändert  habe 
(vgl.  Lftngin,  Herder  s.  96)  ist  unrichtig.  Alle  oben  erwähnten 
Mle  bleiben  vielmehr  in  allen  ausgaben  bis  1805  (gedicht- 
und  iheaterausgabeii);  erst  nach  dieser  zeit  werden  sie  ver- 
ändert; nur  weifslicht  1,227,22  w^irde  schon  1803  in  weifslicJ^ 
geändert;  aber  das  ist  ohne  zweüel  zuiail. 

Ableitung  der  verba. 

Einfache  neubildnng  von  schwachen  yerben  ans  sabst, 
ohne  weitere  ableitnngssQbe,  ist  im  18.  jh.  sehr  häufig.  Aach 
Schiller  hat  einige  nenbildnngen: 

tnayen  s  'maiig  machen'  1, 295, 12,  ebenso  lichten,  golden  1, 295, 14. 16 
(Uehim  m>  noch  8.11, 311, 194),  mcft  ttcAlm  im  BrnmOtiimen^aHe  1,223,2 
(im  Standliniflchen  Muenalmsiiach,  wo  das  gedieht  aneh  enchieii,  enetst 
durch  $idi  somm)^  waiim  in  waMeiufe  Äonen  1,51,46  (das  wort  Ist  nicht 
in  den  wbbu;  es  ist  Übrigens  meht  von  SchiUer  nen  gesdinffen;  es  fhidet 


»)  Dazu  bei  Schiller  spÄter:  laulicht  S.  6,49,30.  Br.  6,133.  röMitM 
S.  11, 83. 17,  grünlicht  11, 84, 33,  bläulicht  11, 87, 102,  schwärzlicht  11,240.340^ 
grmüicht  IL 240,  h'imjh'cht  \),43,2(\,  snßUcht  14,239,  röthlicht  Br.7,26. 

*)  Da  es  zu  weit  führen  würde,  wenn  ich  aus  säiuTutliVlifu  werken 
Schillers  beispiele  für  -icht  geben  wollte,  fo  werde  ich  zur  illustration  des 
^^esagteu  nur  die  belei,^e  aus  einieren  der  späteren  bände  anführen.  S.  9: 
8andigib,2ß,  srh,dtHjt  20'3,  Bchwindlnfit  mi2D.  Machlicht  331,33;  —  S.  11: 
modrigt  68, 11,  icolkiyt  GU,  32,  uchwindlicht  72. 397.  399,  nebligt  72,  laubigt  84, 
fdaigt  85,  fiervigt  87,  rosigt  174.  223,  schaudrigt  193,  engluUsigt  190,  6^«- 
itii^  193,  tkuMid^^,  h>€kigi2ßdj  schuppidU^ldt  stadidieht^^JG,  neUtcU 
3S7,  wäfsHgt  109. 146,  fd9(gt  2S4;  dssa  noch  obige  6  beispiele  fOr  4UM 
(Tgl.  anm.  1),  gibt  wsmmenfllr  diesen  band  28  belege;  8.12:  der^489, 
Miifii^a4,  atdithtSdr  modrigiS&(thfir^2B&);  —  8.13:  mikhUbrigiUR, 
•cU^mgt  101,  rosigt  335,  felsigt  344,  stacheUgt  {mrigt  87.  352.  404. 

—  S.  14:  süßlicht  239,  scfdangenhaarigt  2t,  samt  igt  hofUäugigt  62  {thö- 
fiV<348.69.93);  —  S.  15»: /auniV/<299,  felsigt  137,  kiizlichtldO  (thörigt235)] 

—  Br.  5:  foHfigt  65.  tcirbdigt  94,  heiMiiß  207,  rosicht  233,  fieckigt  267 
{iihorifß  4(>6);  —  Br.6:  heiHicht^m^  bösU(M^  ßweiadtenkUchimf  gi€iek- 
namigt  384;  —  Br.7:  wirblicht  Ib. 

Mirig»  tur  gwchkhtB  dtr  dcuucboi  ipndit.  JUIVUL  26 


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402 


sieh  flchon  Schw.  m.  1775, 469:  der  stiUe  Wuns<^  ßeht  waifsenä  um  umGlfti, 

tief  sinnend  2,239, 19  (DWb.:  Schiller,  Goethe,  Kliuger);  vgl.  noch  Ml^n  =- 
<hell  machen,  beleuchten'  SG.  43;  —  die  Gesetze  (aoc.)  fiaad¥MBmem%^ii, 
TgL  Falschmünzer  der  WahrheU  2, 104, 14. 

Auffallende  büdungen  mit  dem  soffix  -ein  sind  etwa: 

bübdn  1,  344, 105  'sich  bUbi.soh  benehiucir;  DWb.:  Loi^an,  Bür^fr. 
dudehi  t,2GS,  40.  X^n,  44),  einen  hudehi  2,  29,  23.  1,850,43  (Lessiurr,  WieUni 
Goethe),  wurzeln  1, 224.  2,  125.  280.  12.  21H).  323.  ammrzeln  2, 149,  11  (Haller, 
Klopstock,  Herder,  (ioethe  u.a.),  brettein  (=  'brett  spiclf^ir)  2,  22  (njrbt 
im  DWb.;  Sanders  und  ifeyiie  citieren  nur  diese  steile  Scluliersj,  dn/iet» 
1, 50.  343  (8.  bei  den  suevismen  s.  418). 

Solche  auf  -ern: 

srhoUrrn  1,  108.78  (DWb.  hat  je  noch  einen  beleg  aus  (toethe.  lTeir\ 
Immenn  Ulli  Tieck),  trüminem  S.  1, 210|  18.  (4,28,44;  die  wbb.  geben  kcuie 
belege  vui  5chiller). 

Sehr  fruchtbar  ist  iiii  nhd.  das  aus  dem  französ.  (aus  der 
inl-form)  entnommene  sufiix  -ieren;  besonders  fremdwörUi 
werden  gerne  damit  gebildet; 

s.b.  traktieren  Br.dS,  ctmiratHeren  |)radtieiSermBr.62,  aeeor 

diren  Br.69,  ediren  Br.38»  aM'aMrei»  Br.  87,  gauHerem,  et^emeren'Bt.A 

räsannieren  Br.  42,  dediziren  1,200,  extdiren  1,147,11,  farmiren  1.1.51.14 
determiniren  1,151,20,  obaorpiren  1,161,32,  amaZ^mtreii  2,860,4  371.4 

urgieren  2,381.23,  tmirpieren  2,  3G2, 11,  rrf  frieren  2,847,2  u.a. ;  besonders 
erwähTir'riswfrt  sind:  pnrffripicren  =^  'ein  part.  setzen'  nanir,  '/-■  4'''<V  ckvo- 
dronmen  ^=  htriniistr*  u  In  n'  2  f>7.  201  (DWb.  hat  noch  eine  spaie  «teil« 
aus  Goethe  und  Bluin  uur),  ///uwa/6a,></V/r>i  2,  36,3  (einziger  beleg;  imDWl») 
hasselieren  =  .barm  machen'  2, 80,  8  (schwäbisch ,  vgi.  Schmid,  Schwib.  wh. 
8.264);  -ieren  an  einen  dentachen  stamm  antretend:  prwMmtn  1,244,  IT- 
186)  16  (DWb.  hat  nur  diese  beiden  helege). 

Nur  aus  Schiller  belegt  ist  die  Verwendung  des  suffixe^ 
'igen  iii  narrenthcidigen  1,259,9. 

Ein  beliebtes  stilistisches  mittel,  um  in  der  spräche  möf- 
liehst  anschaulich  zu  sein,  ist  im  18.  jh.  die  ersetzung  der 
Suffixe  -em,  -eli»,  -igen,  -ieren  n.8.w.  darch  die  einfachei 
bildnngen  mit  -en.  Diese  einfachen  bildoogen  sind  meiste 
widerbelebuugeu  der  alten  verba  ohne  snfflx. 

So  hat  Schiller  -en  sUtt  -em:  flimmen  1,223,3.  2,352,19.  1,282,9!5> 
ebfloiso  Sehnbart  (SG.2,  209),  Bürger,  Goethe,  KatthSaoa  ii.a.;  wnnMfii 
2, 235, 11.  46, 11  (Smdeni:  Hoecheroedh,  SehiUer,  BllckertX  müdem  1, 121. ^ 
228,62.  240,119  (8.3,16^  14a  6,7,13;  'm  der  neneten  spräche  diehtonek 
nicht  selten  wider  erscheinend  hei  Goethe  und  SchlUer*  DWb.)  neben  ed- 
dern  1,211,41,  verfeinen  1,85,14  (DWb.:  Wieland,  sirh  verfefnen  Goetk, 
Wieland)  neben  hänfigerem  verfeinem  1,98^11.  144»  5.  166,17  etc,  siA 


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SPRACHE  DES  JtJMOBK  BCHILLSIt. 


403 


tenMnen  2, 297,3  (DWb.:  KlopBtock,  Cktethe»  Wieland        neben  ver- 
Mhänem  1, 170,  a  2, 180. 

-en  statt  mod.  -dn:  bimsen  1,188,49.  29fi,38  (SG.  2,30. 106;  DWb.: 
Klopstock.  Wieland,  Goethe,  Vo^s),  -uhlinscn  2,  h2,  12.  89,9.  255,7.  219,20; 
<li<'s»'<  -CM  statt  -ehi  ist  uicht  altertiliiieliul  oder  ucuernd,  sondern  ist  im 
Ib.  jh.  noch  das  übliche;  hlifi^fln  ist  erst  später  ent^itauden. 

-eti  statt  -it/en:  nnffehiindd  2,  äOd,  2.  80.82  (Klopstock,  Goethe  u.a.) 
rcrkiDidcu  1,214,11  (vj^l.  dazu  die  comp. -form  kiuulcr  1,280,18),  verköf^tm 
2, 21)1,  Ü  (das  DWb.  hat  keiue  beleihe  aus  Schillers  zeit,  sondern  nur  aus 
dem  17.  jh.  und  aus  Gotthelf),  sich  befleißen  1,  18,  20  (Wieland,  Goethe, 
Bürger  u.  a.);  sid^  tmiedem  1, 150, 5  (Klopstock,  ZachariB,  Goethe),  vgl  der 
SUutbemiedrer  Schw.  m.  1777,  fiO;  ftdenmuAtet  1, 120, 6  (Senden  belegt  eine 
stelle  m  TsehodiX  fUfien  1, 215»  IB  (in  der  schiiilspreehe  seit  dem  17.  jh. 
anegeetOTben,  aber  noeb  Mfawftbiseb,  TgL  Schmid,  Schwilb.  wb.  oer» 
unremm  %  266, 26.  Vgl.  dazu  nooh  Sead^ömmg  SO.  191,  sieh  vereinm  SL  ifl* 

-ei»  statt  'itren:  durchbalsamet  1,316,82  (Wieland,  Yoes),  iriumpffen 
1,186,12.  189,103  (Sanders:  Voss,  Goethe). 

Aehnlieh  nocb  Beformant  1,222, 63  {Befomator  gieng  nicht  in  den  veis). 

B«  Bildung  von  wSrtern  darch  composition. 

SubstantivunL 

Ungewöhuliclie  zusammeusetzongen  voa  subst  mit  prä- 
figierten  partikela  sind: 

Auferßidttuiff  1,17,9  (DWb.:  SimpL,  Weise,  Sabener),  Bervorhmß 
1,214|  UUaidit  In  den  wbb.X  BSeherhmß  Br.  60,  31, 2  (nicht  im  DWb.; 
Sanders:  Schiller,  Schlegel),  ifinre/se  ^  Br.  68,328  (DWb.:  Simpl.),  Dahin- 
reise  Br.  53,11  (nicht  im  DWb.  und  Sanders;  ähnlich  blldei  Lohenstein 
Dahinktmß)f  Vbersdiwung  1,210,38  (Sanders:  Mendels^^ohn  a.a.  spätere); 
Tgl.  Zurückhmß  SilOO.  Si.2,14a,  üaehhamektmft  Si.2,22.0 

Durch  nachstelUng  der  präpos.  entstehen  ady.  wie: 

MmmehiM  1,107,42,  Ammelaii  1, 27, 13.  ^62.  46,S.  258,76  (himmd' 
ioäris  1,46,18),  kimm^trfidtimmenid  1, 215,35,  Stern«!  an  1, 41, 43  (ihnlich 
hoekan  1,230,111). 

AnuL  Simplex  statt  d^  modernen  compos.  findet  iick  In 
Mier  «  «idtalter'  Br.  48»22.  S.  1, 64, a  157, 2  (so  noch  8. 5*,  151. 
7,43,19.  11,329,2),  Bnder  =  «beendiger,  voUender*  1,301,6  (^luli- 
gung  8.4,215),  Fitrat^mg  »  «eifonchnng*  1,75^84.  76,8,  SdmUe 
madm  «=  'fortsehiitte  m.*  1,19,84.  22,21.  172,27.  —  AehnUch  bei 
adv.:  fi^SMiiB*Torllber  sein'  1,244, 14,  rük  =  'zurück'  1,283, 110^ 
riil^esiidbm  1,106, 15,  rei^<nitt2,109,7.  1,128, 80  (iMlrfilyrefteiufar 


>)  Später  sind  derartipre  bildungen  noch  häufig:  Wiederhtnft  S.  7, 92, 15, 
Überkunft  S.  7,242,  4.  114,8  und  öfters,  Zurnkkuaft  Br.  i/Ä^jG  u.a.,  üieher- 
kmiß  Br.2,a82,  Mietierreise  Br.3,72,  MinuiUersturz  8.3,80,8  u.a. 


I 


404  FFLBIDBBBR 

Post  Br.  1,307.  2,83. 130  ii.a*>.  —  Dagegen  Bestreben  nach  Tugad 

=  'fitrelMin'  1,33,34. 

An  neutralen  yerbalsubstantiven  mit  der  partikel 
ge-  sind  erwähnenswert: 

dai  Gesdmanke  1, 108, 66  (DWb.  bat  nvat  diese  atelle)»  CMete  1,261,35^2 
(im  lajh.  noch  üblich  för  <lectüre\  so  bei  Wieland);  »  das  DWb.  fthit 

keine  sonstigen  belege  an  für  Geschäime  1. 297,  62,  FroschgequCde  2. 377,27. 
Tausendgeblize  1,122,67,  Harfengezitter  1,312,21,  Kuf/fijepßiffe  2, 69. 2:» 
—  nicht  im  DWb.  und  bei  Sauders:  Gcuäke  1,  240,  23,  Gekrähc  2,  258. 27  >l. 
helhesgrhüudc  (—  'leibeshau vcrl  bei  ^'crreiuichäude  \\\\X^\\)\  —  (jelrack 
2,  93,  9.  258.  27  A  iHt  auch  .sonst  bide^t;  —  GezeUcr  2, 80, 17.  96,  bei  Sander? 
nicht  vor  Schiller  bclpo^t.  Kcrvenfjehthulr  WS  (Lc-ssing;  diese  Verwendung 
von  gt'bäude  von  uatiiidiugeu,  die  man  als  bauwerk  betrachtet,  kennt  das 
18. jh.  noch;  vgl.  Adelung:  Qeb&wUi  'in  weiterer  bedentiing  führt  di«Mi 
namen  jeder  kürzer  in  anBehnng  der  yerbinduig  oder  ancb  dee  TeibSltauKS 
seiner  teile'). 

Dasn  noeb  ableitnngen  ¥<m  snbst:  Chüä^  eoU.  1,215,23,  aas  der 
biblischen  spräche  (Tgl.  Jonas,  Erlftaternngen  s.  46, 23),  Gezeugt  2, 178, 231. 
816, 17  (S.  3,359,7,  wol  ebenfalls  ans  der  bibelspracbe,  YgL  Heyne,  Wb.> 

Composition  von  aabstanti?  mit  Substantiv. 

£ine  ausgedehntere  anwendung  dieser  composition  findet 
erst  seit  dem  18.  jh.  statt  Haller,  Elopstock,  Herder  etc.  haben 
hier  grosses  geleistet  In  ihren  spnren  wandeln  dann  die 
Originalgenies,  unter  ihnen  Schiller.  Er  hat  nie  mehr  so  Tide 

compositionen  gebildet  wie  in  seiner  Jugendzeit  In  seinen 
jugendwerken  wimmelt  es  von  ihnen;  besonders  beliebt  sind 
die  Zusammensetzungen  mit  JSiWer-,  Bienen-,  Götter-,  Himmel-, 
Hosen-,  Purpur-,  Schauer-,  Erden-,  Liehf'fs)-^  iSclimcrz{eHy, 
iSonnen-,  Wollust-,  Toten-.  Ich  werde  im  lolgenden  nur  die- 
jenigen composita  in  betracht  ziehen,  die  grammatisch  inter- 
essant sind.O 

Man  unterscheidet  die  eigentlichen  and  aneigentlichen 
compontionen;  erstere  verlangen  das  nomen  des  ersten  glieds 
in  reiner  Stammform;  letztere  yerlangen  für  das  erste  glkd 
die  form,  welche  seinem  syntaktischen  yerhftltnis  znm  zweiten 

glied  entspricht.  Eigentliche  compositionen  werden  höchii 
selten  noch  gebildet,  höchstens  noch  in  analogie  zu  schon  vor- 
handenen; wol  aber  konnten  sich  die  uneigent liehen  in  folge 
der  gegenseitigen  beeinflnssung  der  beiden  gruppen  und  der 

')  Vgl  zum  folgenden  Wilmanns,  Gramm.  2,  §  888  SL 


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405 


p^erin^en  widei'standsfäliigkeit  der  mittelvocale  von  ihrem  ur- 
spriiii<r  lösen  und  formen  annehmen,  die  denen  der  eigentlichen 
selir  ähnlich  waren.  Die  form  eigentlicher  composiia 
haben  bei  Schüler  einige  Wörter  im  vers  erhalten: 

Nervgeicehe  1,216,5,  Ohrgebmmmd  1,213,34,  Freudfjdage  1,207,35; 
sie   sind  anderweitig  nicht  l»eleijrtj   andere  beispiele:  Todbeit  2, 278,  12 
(LiUther,  L«S8ing,  Klinger),  Aughrauen  1,  81, 22  (neben  Augenbrauen  2, 133,9. 
286,  7),  Sonn€-Unterf)anfj  2, 335, 17  anm.  M.  Grabgedankr  1  1  SO,  <;()  (S  T.  22,  fi), 
Grabnacht  1,106,18.  299,4,  Grabgefährten  1,226,4,  Stunn;)cheul  1,40,10, 
ITimmelhild  1,47,:^  (nicht  im  DWb.),  Ä'ircMo/Wmrc  1,  108,  5<"  Stunnralrr- 
1(1  Hfl  (-=  '  V.  der  stürme')  1, 217, 34,  Engelharfe  1, 30, 97  (DWb.  nur  Matliusou;, 
If/inniebnaienglanz  1,223,7,  KrokodHijeheide  1,222,50,  Adelbruf  %2A\,Tl , 
Meergrund  1,123,88  (im  vers),  Brälantring  2, 298,  4  A,  Adlerfiug  2,iiOj\b, 
AcUerflügel  1, 21 1, 51,  Himmdstrich  2, 389, 21,  LidUgewamd  1, 820, 21  (Herder, 
SchlilMirt,  Klinger). 

Diese  formen  haben  besonders  nrsprnn|»liche  a<  r  -rmiiposita 
Tv^l.  Wilmaiins  2,  §  393, 2)j  in  denen  das  Verhältnis  des  e  isten 
zum  zweiten  glied  dasselbe  ist  wie  das  des  objects  zum  regie- 
renden verbom,  da  ein  solches  dem  zweiten  glied  der  betreffen- 
den vOrter  zn  gmnde  liegt: 

.ßnlericMlertr  1,124»116,  FottMerradb«rl,188»61  iT^,Meerb^em(her 

(im  DWb.  nur  bei  C^totter),  Schtnerzempßndung  1, 161, 6.  162, 19,  Schmerg* 
gefühl  1, 167, 14.  229,78,  Grofs-Mam^-aueht  2,203,22  (vieUeieht  gehdrtdAher 
Meh  OrabgtdoMke),  Schmerßmimtnmg  2,  Ii,  12. 

Von  den  ^en-compositis  kann  ich  solche  wie  Sonnen- 

höhe  1,  259,  6,  überhaupt  alle  Sonnen-,  Tuden-,  Maien-  etc.  aus.ser 
aclit  lassen;  sie  sind  ^rebildet  wie  heutzutage.  Auffallend  sind 
einige  gen.-compos.,  die  heute  pL-compos.  sind,  wie: 

Otterbrut  2,230.11  (DWb.:  nur  Schiller),  Pathin- SteUe  Br.  1,  l*istol- 
^chufs  2, 169, 19.  310, 6.  300, 27  (neb< n  Pistolenschüße  2.  ?>'22  'J\)),  Uhrwerk 
1,189,87.  210,17  (8.4,30.  vd.  f'hrtasche  S.  4,204):  <lazu  duwjfersehaft 
2, 42  (Logau,  Wielaud);  einige  zeigen  im  er?t»'n  l'UpiI  noch  eine  ältere  form 
des  8g.  gen.:  Erdenscholle  1,181.108  (nicht  im  i»\Vb.),  Kidenrnnd  1,275,1 
(Wieland,  Gotter),  Erdensohn  1, 239.  78  (Wieland,  Goethe  u.  a.)  ^j:egenüber 
JSrdfcaö  1, 108, 79  (Wieland,  Goethe  u.  a.) ;  MondenlicJU  1, 241, 147  (Goethe, 
Schüler  jl  a»),  Mondenstral  1,  288, 16  pWb.  nicht  vor  Uhland  belegt), 
JCMhaMtoTM  Wlirtt.  repert.  1, 133  (nicht  im  DWb.;  vgl.  dasn  Mönchm' 
üUer  8ehw.m.l777, 158|  einem  M9nehm  SG.2,12,  de$  Mihmhen  SO. 2, 48); 
•ndere  gen.-compoBita  mit  anfhUender  form  des  ersten  glieds  sind:  daa 
Mittag8^m$en  Br.  21, 7,  Prälats-Bmuh  2, 81, 15,  Narrentpoiten  1, 214, 64 
(S.  3, 431, 12.  12,94,  ebenso  Leasing,  Goethe,  Lens),  Wastemuah  1,206,18 
H  aodem  wtMtmoti  wir  vtndimatkten  m  vmtemoty,  dagegen  eraeheiBea 


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I 


406  FFLEIDEREH 

in  der  foim  eigentlicher  comiMwitioBeB  nilNit  auf  -er:  A^l^mmm  1,166» 8, 
Bauerweiber  2, 2^11,  iii:  ersteres  ist  mir  ebenso  noch  8.11,68  begcgiet; 
letiteres  scheint  bei  Schiller  stets  die  regelmässige  form  zu  sein  (vgl.  Bauer- 
karren  S.  7. 42, 19,  Bauertracht  13, 344,  Bauergesindel  15*  408,  Bamköft 
15*, 469,  Bauei'stube  4,296,6);  ebenso  Miller:  Bauerkerl  SL2,1. 

Auffallende  pluralcomposita  sind 
Jagdenfeu^r  1, 68  (im  TeiB),  Qemeei^affdm  2,223 U. 

Eb  bleibt  noch  fibrig,  Qber  das  8  der  compositionsfnge 
bei  fem.  etwas  zu  bemerken.*)  Beim  jungen  Sdüller  finden 
sich  aber  zu  wenig  beispiele  derart,  al8  dass  sich  viel  daitber 

sagen  liesse. 

£s  lässt  sich  nur  constatieren,  dass  Schiller  MUUmaditsscJiaucr  1, 122,66 
nehen  Sdkauemachtgeffüiler  t,  217, 34  bildet,  Uebesirmlken  1, 325, 53  nebs 
iM&certmjbm  1,294,88,  aber  nnr  fodkcetimiMA  2, 829, 20,  Hot^eeHfadd 
1,211,68  (Tgl.  Wihnanne,  Gr.  2,  §  806,4a:  «noch  im  lajh.  BoehgeOfeäy^ 
Ans  Schnbart  ist  mir  nnr  Weihtuuk^  SG.  129  anliB;elUlen. 

Ffir  composition  von  snbstantiyis  mit  adjectivis  als 

erstem  glied  sind  nur  drei  Wörter  interessant:  Bösmichi, 

]3ra7ulwein  und  Lau  geweil. 

Bösewicht  weist  zweierlei  fonneu  aiifj  in  beiden  ist  die  eretAme 
flectierte  form  des  a^.  fest  mit  dem  subst.  verwachsen,  nur  diese  form  ds« 
eine  mal  mit  oberdentschem  abfall  des  -c,  das  amlere  iiuil  uicht:  Bösntifhi 
2, 102,5.  1,32, 12.  76, 32,  BösewidU  1, 167, 17.  2,5,27.  265,12.  In  den  beidei 
andern  Wörtern  iBt  die  a^j.-form  noch  nicht  gans  eretairt  nnd  wdit  dikr  ' 
teilweiw  noch  die  endnng  des  flectiertea  a^j.  anf :  aoe.  §g»  Braniihmtm 
2,90, 17. 19. 24.1256, 17  A;  daneben  BroMdnptfm  2, 266, 17  H,  Broiute»  I 
flasdte  2, 262, 17  amn.  M;  gen.  sg.  der  Langemeeüe  1,208, 10;  daaebea  ror 
XoM^eMwife  1,256, 120. 

Adjectiva. 
ZnsammensetKnngen  von  adjectivis: 


' )  Vgl.  Wilmanns,  Gr.  2,  § 396 ;  femer  die  abhandlungcn  über  den  '«-nnfttf' 
in  den  beiheften  der  Zs.  d.  allg.  deutsch,  sprachyereins  Ton  Trautmaiui,  Tobkr. 

SchelTler. 

*)  Dagegen  lässt  sich  aus  den  beispieh  ii  der  späteren  werke  b^statigti^ 
was  Trautwciii  a.  a.o.  und  nach  ihm  Weise,  rnsre  muttersprache  s>.  iTü 
aufgestellt  haben,  dass  uiiiiilich  die  oberdcntsclien  schriftsteiler  sich  voa 
's-seuche'  verhältnismiissi^  frei  g:elialten  huWn:  JJockzcitycdiJd  S.  3, 163- i 
Hochzeitgruf»  Ö.  3, 163,  7,  Iludi^cägeläute  S.  3, 331 ,  3;  ebenso  -fackd  S.6, 1* 
12,448,  -»cNMJdb  S.8,881, 11,  -ftftt  8. 6, 133, 317,  -gcsiuig  S.6,205,  -retg» 
8.6,206,  ;;aAr Br.8,99,  •/'e8«S.6,2Q7.  15*,686»  -9escfteNJk8.14,147,  OfsdU» 
schreiber  8.7, 118,9,  GeecMdiifßtA  Br.2,190,  Lamdedutflmaier  S,  UV2B&I. 
yo0maGM6f^f  S.4,27,18,  GeseBschafUaal  8.10,224,4;  dagegen  tXUtüt^ 
HewQlhßproMette  8.8,228,18,  Bmredhtpnuem  8.8»58^21. 


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mkCBB  DIS  JVNaBN  8CHILLBK. 


407 


mit  snbst:  8pkgdkdtl,2S,U,w<mneirunkenitbi,i0i roMii/rttMl,  186,5, 

woUusttntnkm  1, 27^^,0,  sorgenschwer  1,287,  liehetinrm  1,294,  heldenlühn 
1,842,  läagenreich  1, 242,  iodenstiU  1, 106>  tüberheU  1, 217,  ^aherldar  1, 295, 
sdberfarb  1,304,  schmerzenfrei  1,169);  —  mit  adj.:  rosichigolden  1,219, 
födlirhJirhIirh  1,228,  ikt9u2t8cA8<o2^  1, 343,  ArofÄiV^Hö/s  1,  350,  freudigmutig 
1,285,  lunkelndlkht  l,2tfi.  neidt'schbleich  1,280,  du m pfigtief  l,28i,  klein- 
meiatcriscJi  1,285,  juyt'mil  ich  schön  1,304,  kindischkletn  1,358,  hocherhnhen 
1,29.  Sie  bieten  prramniatisch  iiicbts  interessante«*;  nnr  dass  sich  uuter 
den  adj.  anf  -roW  {kmmelvoü  1,47.321,  wonnevoU  1,31,  seelenvoll  1,216, 
jubeltoll  1,359,  IcfbeervoU  1,358,  gnadenvoü  1,49,  /fMm^oö  1, 49,  lebenvoü 
1,76,  /raMeneoS  1, 219,  ^e/u/i/voff  2, 385,  proiienvolll,  288)  auch  einig« 
feminin-f  finden:  wuehuldsvoü  1,289,41,  boaheüwoü  1,181,96,  demutsvoü 
1, 328, 450,  ersiatmtmgsvoa  1, 68, 81  (vgl.  heneidungtw^rdig  S.  9, 186, 20).  *) 

Adj.,  bei  denen  das  zweite  glied  siiffix  gewordeu  ibU 
Hieher  gehören  die  adj.  auf  -bar,  -haft,  -savi,  -lieh. 

ZusamiüeüHetziiu^^t  n  mit  -bar,  dem  ursprünglichen  verbaladjectiv  zu 
heran,  trafen:  heTnprkmswt  rt  sind  nur:  MWMvW/j^nr  1,  203, 15  (Goethe,  Wie- 
laud,  Hebel  u.a.),  uiudiM'hbar\^2\b,^  neb<»n  f/><(/?>s^7</'V7i  1, 231, 5,  rttchthar 
2,  355, 25  (S.  13, 132  in  Macbeth,  mit  dem  in  aulebimiig  an  Wörter  wie  Ge- 
rucliiy  berüchtigt  eingeführten  (.  Die  form  mit  L  üudet  sich  bei  Luther, 
KlopBtock,  Goethe,  Widand). 

*haft,  altes  part.,  entaprechend  Ut  eaptus;  die  ansahl  der  nhd.  «di- 
anf  -hafi  itt  riemlich  beaditinkt  Mevfta/1 1, 202, 18  (DWb.:  Ajrar,  Legan, 
Kant),  iaddkaß  1,69,1  (Sanden:  Goethe,  HagedomX  adiHiMaß  2,298,1. 
968>26  (Adelnng:  'wenig  gelnancht  nnd  nnr  in  einigen  gemeinen  sproch- 
arten  gehört';  in  der  neueren  literatnr  wird  es  Öfter  verwendet,  Tgl.  DWb.; 
Schiller  gebraucht  es  mit  Vorliebe«)),  leibhaft  1. 70. 4  (S.  3,491,2.  Br.  5. 300) 
neben  dem  jeUt  häufigeren  leibhaßig  2,90,11. 142,13.  39,  wa$dihaft2, 351,23 
(Herder.  Schiller.  T.esfing,  Wieland),  schmerzhaft  1. 147. 23,  mm\nhaft%  52,6. 

-»nm  (vpl.  C'ot  ^ff?rF?7,  nhrl  ainirt  pron  nnd  sama  adv.): ^eHwr/sam  1,285,1. 
2,  392,2  (Frisch;  il.  ^ach(<.  Kliug»  r,  I!.  1!.  rim  im  DWb.),  empfindsame  Witte- 
rung 2,376,8  (1768  von  Lf  ««ini(  gtiaa^t),  lobesan  1,303,8,  vgl.  s. 322. 

•  lieh.  Die«e  adj.  mi<i  uii^prünglicb  entweder  mit  dem  subst.  got.  Icfk, 
abd.  Uh,  oder  mit  einem  neben  diesem  subst.  existierenden  gleicblauteuden 
ttanun  mit  der  bedentuog  gleiA  luaammengeeetit  (vgL  Wilmanns,  Or.  2, 
§  861, 1).  Die  Gompoeitionen  der  art  aind  sehr  lahlräich  nnd  wurden  be- 
■ondeia  eine  seit  lang  gern  nnr  büdnng  von  adr.  yerwendet,  waannsjetat 
etwas  alterttlmlicb  anmutet  —  AdjeetiTa:ie(lermamiftj^2,S66»9  (DWb.: 
meist  nnr  in  der  liieren  spraehe),  j^flkk  1,97,6.  100,15  etc.  (bei  Lnther 
noch  sehr  hinfig;  Jetat  nnr  noch  in  der  gehobenen  epraehe),  bebrügfiAe 


*)  Dagegen  später  ent^ep^en  dem  medenien  gebrauch:  ^chmerzenvoU 
12,547  fthiuhoireich  4  2Vf'^l6^  obmMoB  10, 2aOtS^  gkmbmwoä  12,^ 
(grofsmuiJtsvoU  4,24.  6,222). 

')  schrökhafi  8.  3, 828.  150,  schreckhaft  6.  6, 126.  42.  8, 219.  326. 
10,137,  1^272. 


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408  PFLEIDEREB 

SUme  2, 358, 16,  Lotto  %  358, 26  (Ln<]iflr,  Lmaagj  Goethe  iL  a.;  bei  Ale- 
Iniig  noch  gans  gewöhnlich),  verdamnUich  2,21,9  (Luther,  Goethe,  ScbÜler 
u.a.;  Addlnng:  nur  noch  in  der  biblischen  spreche;  Schiller  hat  das  won 
stet«  gern  verwendet')),  särüiche  Empfindungen  2,378,<)  (vi^I.  ZdrtUdiktit 
umrcr  Sitten  2,         zärtlich  =  'zart'  auch  noch  S.  3, 444, 22),  traulich'^v 
11,22,  €rsäiH//«  A  2,  213,27  (DWb.:  Weise,  Wieland,  Winkelmann),  sn-hthnr- 
lieh  1, 327,  407  (so  noch  des  llimmeU  siddburlicJte  Fügung  S.  12,  81 ;  ist  na.  Ii 
Adelung  veraltet),  unverbesserlich  2,375,4  =  'nntibertrefflich'  oder  naii 
Adelungs  erklärung:  'so  gut,  dafs  es  nicht  besser  gemacht  werden  kann', 
also  noch  ohne  tadelnden  beigesehmack,  tei^kh  1, 191, 152  (die  einzige  stdk 
für  a4jectlTiBche  yerwendiing  im  DWb.),  partetfUeh  2,25,2  im  ainnevn 
parUütd^  (Br.  66, 1);  eo  noch  bei  Lewing  und  Wieland.*)  —  AdTerbi«: 
leiiMieh  1, 81, 2  (DWb.:  hSnflg  namentlich  im  16. 17. jh^  wUuend  ea ia 
«weiten  hälfte  des  18.jh.'8  seltener  zu  werden  beginnt),  getreuh'ch2,34ßA. 
schwciniglkh  1, 269, 71  (nur  diese  stelle  im  DWb.),  fesiiglidi  1, 258, 32  (irther 
häufig;  DWTt.  hat  noch  je  ein  beispiel  ans  Wiel^inl  und  Kant),  fjetntini^tk 
1,R4,  14  und  öfter»  (ist  bei  Adeluni;;  noch  selir  iiltlu  h).  mrisft-rh'rh  2. 233.^. 
sunäKjlich  1,269,69  (Sanders:  noch  in  Goethe  und  Xieck;,  kot'hJich  Br. 44.^ 
(oft  in  Wieland,  Goethe  u.  a.),  wunxUrbarli/'h  2. 310, 1  (oft  in  der  bibel.«prache; 
Adelung  ueuut  es  oberdeutsch  und  'eine  unnütze  Verlängerung'),  ctidlid 
=  'achliewlieh,  am  ende'  2, 41, 4,  Mnlük  «  'in  kuiem'  2, 38, 9  (Adelung: 
*in  welcher  bedeatong  es  im  hochdentachen  Teraltet  ist'),  gdeg^MÜkk 
2,369,5.  876,27  (8.6,68,  Wieland  n.a.). 

Dagegen  ledig  em  3Vatim2, 176, 6>  wofftr  wir  heate  4uh  sagen  wttite: 
DWb.  nnd  Senden  führen  fttr  das  adT.  kdig  noch  beispide  ans  Leasingaii 

VerbalcompositioiL  ' 

Composition  von  verbum  mit  subst  oder  adj.  findet 
meist  nur  beim  part  statt.  Schüler  hat  yereinzelte  derartige  , 
compositioneii  auch  im  ind.  praes.: 

Oott,  derfmerfiammi 8, 170^28.  311, 18,  die MbenmdU  1,826, 12  (» 
nicht  im  DWb.).  Diese  oompositionen  sind  herrorgegangen  ans  der  lertn» 
dnng  Ton  Terbeu  mit  dem  aco.  des  innem  oloects^  wie  auch  folgende  put: 
»egfrolUoekend  1,332,560,  siegjauchzend  1,329, 404.  hunffcrgWtend  1, 222. 
verderhcngfifemd  1,222,53,  thotetUethund  1,302,02,  ttraiaiqmlkd 
1,333»  592.*) 


»)  rrrdammh'rh  S.  3.  258,  IH.  4,267,4.  ö^llü,ia  6,55,82.  7,230,1.  15«.oK 
")  pfirffUidi  ijab  sie  S.b",  181,771.  —  Statt  -lirh  setzen  wir  heute  -if 
bei  den  <ulj.  hedaehUich  S.  3, 26.  37.  208.  441.  7,100,22,  seiUidi  nachHoMst 
gellen  S.  3, 53G,  29. 

*)  Solche  Terwendungen  änden  sich  ausserhalb  der  composition  fttfm 
FkHoiophk  dmkm  1, 22, 19,  Genesung  lügen  1, 169,8,  shi  Q^M  empfiidm  , 
1,26,9,  die  Freude  weinen  1,50,21,  Bidm  dfirsten  1,42,55,  €Niei»  Nemm  i 
«dbofien  1, 40, 10,  Saehe  hmeinwirken  1, 43»  86,  Jaueheen  den  Tag  1, 44,  lOS^ 
ZdrOidikeiten girren  i,2ß2,li,  ZermdOungstiffinen  1,218,9^  Tirmmffm 


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SPRACHB  OBS  JUNGEN  SCHILLER. 


409 


Von  andern  compositis  führe  ich  an: 

part  pnei.  mit  sabtt:  öhrgerfetend  1,  203, 14,  LänderbeßcHaUend 
U  219, 26,  hrnmOmnmd  1, 222, 66,  woHMtodlweBeiMl  1,  S31, 552,  wettun»- 
wandektd  1, 219, 40,  haJebreehmd  2, 39, 13; 

part  praes.  mit  a4j.  und  adv.:  weUmmfa8aeiidi,6it2^  neuauflebenid 
tf  87, 32,  mäehUgw£rke$id  1, 157, 12,  üoUlragaid  1, 21$,  19,  «foteanfSAdfiiMiMl 
1,  295,21,  traungmahnend  1,  282,99,  schröcklichmaJitietid  1, 227, 44,  himmel- 
aufa^tnmernd  i,2\r>,lSöi  schaamroVnnaeitend  1^^9,5^  tiefdenkend,  Uef- 
empfindend  1,1(K),  16,  tiefsinnend  2,59; 

part.  praet.  mit  snbst.:  sonnrerbrnnnt  2,  11^2,  snnngcpfhu^fcrt  1.2^2,5, 
<70f#^e6oÄrenl,33fi,  700,  (jriim<}efirhmü}:rn  1.10(),21,  gramcnthunden  1,108,63, 
/frheidergoßcn  l,  I.S2,  134,  3facA^«m;)rt»-frn,  188,62,  err»o?j;ja»ucrt  1, 222,70, 
kraft (jt  rüstet  1, 179, 2(i,  thurmumrammeU  1,  222, 71,  yoUigewebt  1, 226, 13. 
316,  84,  qiuütrprefst  1. 2R4,  4  etc. ; 

part.  praet.  mit  a^j.  und  adv.:  stummgctragen  1,106, 18,  ticfdurchdruiigen 
1,140,9,  höfhetemammengcsetzi  1,159,23,  schar fg<ja(it\,  2\^,2ß,  spi^geöhrt 
1,350,8,  weichgeichaffen,  MMßempöH  1,288,  hadmUlM  1,182,131,  Aodk» 
veram  1,178,14,  hochgefmt  1,358,17  11.».*) 


1,249,36,  Smmerpradit  sirakn  1,211,44,  Lehen  fädiOn  1,224,20,  Arien 
edwfkren  1,234^28,  Xie5eMfi^  1,241, 128,  €tiiefi1Ffr5cl/lte^  1,248»  128, 
Adlerpfade  fliegen  1,259,18,  Hehnreden  1,296,47,  X^e5e«im>ta  1,260, 29, 
QoU  argdm  1,273, 11,  &den  Itoiwmii  m  ehe.  1, 288,88,  MnmOieder  fütien 
1,277,11,  Sf^dieft  einen  Schlummer  2.05,14;  dazu  folgende  Verwendungen 
der  figura  etymologica:  fluchen  den  Fluch  1,40,3,  den  Ganq  ijehen  1,40,5, 
den  Gedanken  denken  1,95,20  (3,192,5),  Thaten  thun  1,149,14,  fhuf  dm 
Sietje^fhffj  '2.  CO,  10,  ein  Leben  leben  1,  HR,  dein  Knabenleben  leben  2, 129,  10, 
Sturm  stürmen  machen  1, 42,  70  (vijl.  ein  Lehen  lebt  1,  20. 81.  Schauer  schauern 
1, 106,20.  2,  74,9,  wie  nälur  mufsten  wir  uns  nahern  Br.  1,  11,  It!);  dazu  noch 
einige  verwendtingen  Ton  intr.  verbis  mit  dem  aco.  der  persoii:  sich  müde 
stehen  1,203, 11,  sich  ins  mend  strudeln  1, 190, 113,  ich  denke  dich  1,273,6, 
hinweggeschaui  1,41,36. 

*)  Zum  part.  überhaupt:  Einzelne  part.  praes.  sind  bemerkenswert, 
fUr  die  wir  heute  adj.  setzen:  tiefsinnend  2,59,  anschauend  Br.  46, 6,  a«*- 
sdUiefsend  2,389,9.  Haug,  Z.458.  SO. 232;  so  später  noch:  nachdenkende 
Sieihmg  S.  5S 170,  tiefeimtend  noch  sein  oh;  der  morgende  Tag  S.  3, 544. 
4, 34,  noMenkende  Pouae  1, 261, 29,  Verrina  ist  noMenkend  8, 261, 29,  vgl. 
unedMdend  SO.  118,  unennüdei  Si.  198  (memüdet  S.  7,  Ifö,  18);  a&dore  nnd 
aoAdlend  in  itaet  aetiveii  form,  wAhrand  lie  panive  bedentnng  haben:  hei 
meinem  unier  handen  habenden  Werk  Br.  1, 58, 18,  mein  vorhabender  AU' 
manach  S.  1,196,5,  so:  vorhabende  Spatierfahrt  S.  4.225,15,  zu  dem  in 
PeUo  habenden  Gedicht  Br.  5, 24,  meinee  vorhabenden  Baues  Br.  5. 203.  442; 
—  vorhabende  Heise  Si.  2,246;  —  dann:  eine  schlecht  schlafende  Nacht 
Br.  6, 2  und  sehr  oft  in  den  bri^^ffn  ans  späterer  zeit;  —  ein  Mittel,  kühn  und 
verzweifelnd  S.  5',  128,6;  Selm  irt:  schr/ftliehc  und  redende  Erklärungen 
SO.Torr.  — .Pie^  partpraes.  smd  im  Xdjh.  noch  häufige  man  denke  nnr 


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410 


PfUBDlBIE 


Ans  der  grossen  menge  der  yerbaleompositionen  mit 
präfixen,  die  für  eine  ontersachung  der  poeÜBchen  simdie 

des  jungen  Schiller  stoff  genug  bieten  würden,  gieife  ich  nar 
die  mit  mit  renn  baren  prä  fixen  heraus.  Die  bildnirsren 
mit  bc;  er-,  cnt-,  zei  -f  ver-  bind  im  18.  jh.  ganz  besoudei's  beliebt 

be-:  befasfien  (den  Z%t»ammenhnnfj  —  'be^^reifen *)  2.  »>,  H  (I>\Vb.  hat 
ähnliche  hpifpich'  aus  Kant  uml  . F.  Paul),  hcfnuien  'Huden"  1.20,R  U- 
lebeHiJ/ijcft  1.  rö.  L'9  (PWb. :  Ahele;  nicht  in  Sanders),  hcridpcn  1.212,  f»  (aicht 
in  den  wbb  ),  Insrhiifcn  1,121.42.  Inxlunlxn  1,311,8  (lUVh.:  A yrt^r  tind 
Schiller),  bc schwimmen  1,28,30  (DWb.  nur:  (lopthe),  bcsrufjrcn  1.2nX1.\ 
btstauHcn  1,286,27.  320,187  (DWb.:  Schiller),  bcötrumcn  1,304,  u  ü 
KlopstockX  beUufdn  1,270, 106  (nicht  im  DWb.  und  Sanders),  bcwehen  1,  29, 
SG.56  (Often  bei  Klop«t4)€kj  ') 

er-;  erborgen  1, 191,  84  (DWb. :  Lessüig);  erdichteti  1,92,5,  ««:/*  erhärln 
Ji»2rd55,18,  erftoacAen  2, 123, 19,  erjÜNnmeii  1,341, 1,  erhuanrm  1,3C^.25 
(DWb.:  SchillerX  tmauiehdn  1, 189,84  (niobt  in  wbb.),  erschaff emt 
Gedanke  1, 02,  A,  tnehwingeii  1, 281>  60,  amme/iaffim  1, 9!,  IS»  ervterloi 
1, 106p  4.  97,34.  96,15  (6,284,26),  cnmclsen  2,19.3,  efir.  «riMMm  1,296,101 
(in  Elopatock  Iiftufig),  etw.  erwimmem  2, 38, 18  (DWb.:  ScbtUerX  eraiammmt 
wrih  2,360,21  (DWb.:  Schüler),  TgL  eriusttgen  80.196.«) 

ent'i  aiiatt«m  1,39,58 (DWb,:  Billiger, (ioetbe,VoBBX<Nl/^^ 
entgeistem  1,216,2  (oft  bei  Wicland),  entglühm  1,234,8  (hiiiiisr  beiKiiiv- 

ßtock),  enflörpem  1,216,3  (oft  bei  Wieland),  entleidcn  1,326,  etitnadtU» 
1,  12.M42  (keine  helc^^e  im  DWh  ),  s,ch  mtnngen  1.204.16  (DWb.  nnr: 
Matthisou),  entsinken  i,  \^,bd.  190,105,  <'/ir*;j>rMÄc«  l,107.;iS  i  DWli. :  Tbi» 
mr],  S'rhiller,  Vosf).  sich  nit^tetüeti  1.101.20  (Spee.  Bür^^er.  Herder),  ent- 
rinmn  1.  217, 10,  ciüwudicn  1, 179,49,  entziUem  1,  29,68  (nur  Jüopttod 
TOr  Schiller). 

crr- :  ^f  t  fasem  1,  173.  30  (--  '  in  fasern  zerlej^en'),  i:ir,<chrrb( n  1,  214.  ^ 
(Samh  rs:  H.Kleist,  Vcj^s,  Herder),  :trnichten  \  ,  U\0,^.  163,  (i.  2.22.24  .  25.y- 
107,16.  300,22  n.s.  w.  (auch  später  noch  in  S.  7,9:),  17.  8,  S.  8.  100,25. 
9,385,24);  auch  Haller  schreibt  grem  i;enttrhten;  besonders  aber  ist  es 
üblich  bei  den  originalgenies,  da  je/-  kräftiger  als  ver-  lauteL 

A  n  m.  Da  im  schwfib.  kein  ter-  mehr  eustiert,  sondern  ntir  rrr-, 
80  wendet  Schiller  gelegentlich  rrr-  auch  m  in  verschteden:  zerschSeden 
2, 205, 10.  Br.  43, 17.  Br.  1, 107, 62, 9;  ebenso  andere  Sohwaben  ecbi» 


an  die  rorhabetuie  Reise  in  Goethes  Werther.   Andere  beispiele  s.  in  Gödekd 

plossar  S.  5.  —  Anf  der  andern  seite  kommen  auch  pait.  jiraet.  mit  actif» 
sinn  vor:  mein  vergeasm  1,227,34,  der  iündUdtkeü  vergessen  1,225,34. 

1)  Dazu  später:  beblümen  S.6,217,  befeuern  S.  7,17,6.  9,384,81,  be- 
krönen S.  13,27,  bepurpurn  S.  13,49,  beherefi  3,  198,  12. 

rrtinfhf'hi  S      U'i.  80(53,  ersierftn  oft  in  S.  6,  errufen  S.  4, 278,  cr- 
säUiyan  ö.  3«  -kl.  Z47|  erbUrbm  ö.  6«  264, 26,  ermangeiH  S.  ^  387. 


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SPBACBE  DBB  JXJNOSir  SCHILLER. 


411 


Tpr  SchiUer:  Schw.  m.  1775, 66a  1777, 543  (rgl  BehAghti^  Schrift- 
ipnche  imd  mnodart,  1896,  s.  15:  'Der  Scliwabe  entbehrt  der  vortObe 
zer-,  bei  ihm  werden  die  kl(  ider  vem'ssefu  Dadurch  ist  kein  geringner 
als  der  junge  Schiller  verführt  worden,  von  iertehiedmen  aoenfln, 
senduedenm  eigenachaften  an  apiechen.'). 

ver-:  verblenden  1,63,9  s=  •blenden',  verhüpfm  1, 107,51  =  *w«g- 

hfipfen'  (Heinsins,  J.  Paul,  Gügkingk,  Schiller),  verseufzt  thr  Leben  2, 126, 16, 
es  verioknt  sich  die  Mühe  1,34,16,  nclten  lohnt  atcft  der  ISIuhr  2,95,22 
(so:  cfi  rerloJüit  sich  ein  Gang  8  3,  4')!),  sich  verirauen  mit  1,31,2.')  ^  'sidl 
einem  anvertrauen*,  irr^^tattin  1,24,17  Br.  54,  R,  ren  fffftf 1,  \3%  \3  = 
'übervorteilen'  (vgl.  Adelung::  rerrorth.,  'welches  nur  im  L'i  ineinen  leben 
einiger  gegt^udeu  für  das  auätäudige  bevortheilen  üblich  ii^i  )  ) 

Wie  Schiller  zum  schmuck  seiner  spräche  gern  die  ein- 
fachen Verben  den  abgeleiteten  auf  -em,  -igen  etc.  vorzog,  vgl. 
s.  402,  wie  er  ferner  anch  beim  snbst  manchmal  das  simplez 
dem  compos.  vorzog,  vgl.  s.  403,  so  ist  es  auch  bei  den  verben 
ein  cbarakteristicnm  seiner  jugendspracbe,  dass  er  die  ein- 
facheu  verben  gerne  an  stelle  der  jetzt  übliclieii,  mit 
präfix  zusamiiu'ng"esetzten  gebraucht,  besonders  in  poesie. 
Pieser  zug  iseiner  sjiraclie  mag  w«»l  auf  das  stiidmm  i\iopstocks 
zurückzuführen  sein;  denn  gerade  Kiopstock  macht  von  diesem 
Stilmittel  ausgedehnten  gebrauch.^) 

So  sagt  Schiller:  bergen  (=  Ter-)  Br.  0, 27,  5laMfn  (er-)  1, 42, 52,  bfiUen 

(ans-)  1,221,28,  einem  Feuer  blauen  (ein-)  1,221. 18,  dorren  (rer-)  1, 189,77, 
doppeln  (ver-)  1, 158,14.  164,27  (SlbS  gedoppelt  lieb),  denken  (nach  )  1 .118,27. 
90,  r,.  Br.38,2,  ^eW<c&en(znrnrk-)  1,233,  71,  (/awirm  (aus-)  1,  131.  90.  210,16, 
jd.  fachen  in  (anfachen  zu)  2,  101.  3.  1, 220, 79,  fördern  (he  )  2, 189, 18,  füllen 
(er-)  1,47,27,  (jiefsen  (ver-)  1.4S.  r>8.  gurien  (nm-)  1,34,').  20,  fjriuuh'n  (bc-) 
Br.  48.  1  (^i  2.  Mi  ungegrüfuh  t),  hasch  »  ^er->  2.  ll.'n  24.  ijrwohneti  (an-) 
1. 15(3.  14,  jorschcn  (er-)  1,2.'S.  14,  v^l  Forschung  s.403,  löschen  (ver-)  1,296,39, 
hrfcrn  (ein-)  2,204,4,  wohlkommni  {he-)%2mA2.  1.39,22.  107,19,  merken 
(be-)  1 ,  329, 483.  Br.  38, 10.  iiaug,  Z.  4()4.  Br.  85,8,  mummen  m  (ein-)  1, 186, 18, 
niedem  (er-)  1, 239, 78,  nuzen,  nüzen  (aus  )  Br.  36, 3.  61, 9.  S.  2, 92, 15,  reichen 
(er-)  1,  301,  26,  nOtett  auf  (be-)  1, 173, 12.  90,  33,  rcifsen  (zer  )  1,  2:U,  4. 
849,  la  190,232.  194,284,  (fort-)  1, 233, 65,  reuen  (be  )  1, 44, 95» 

rufem  (be^)  1, 84, 12,  rmfen  (an-)  1, 802, 88,  tdOingen  (Ter*)  1, 301, 11.  284, 184. 
227,38  (SO.2,68)^  MftwetpMi  (Ter-)  1, 321, 22&  229.  854,43,  i|ȊAeR  (ei^) 
1,282,91,  sdteineH  (er-)  1,82,2,  te^  mit  einem  a^J.  (ana-)  1»161,15. 8,246,14. 


»)  «rrta«^«  S.  3, 566, 5.  4,196,11.  Br.  1,  194.  3,332.  S.  7,  248.  74. 
S  R  254.  10,276.  vrrrorthdU  n  Br.5,374,  —  6eror</iei7<;n  S.  4, 160,  verblauem 
=  'erblassen"  S..",',  H)l.  14,341,  verstarren  S.  5',  134, 2800. 

^)  Vgl.  Fr.  IN  tri,  Kritische  beiträge  aar  gegchichte  der  dichteraprache 
Klofstocks.  Greifswald  1894,  &. 9—12. 


412 


PFLEIDSREB 


134,7.  14,  ß.  «5,2«.  Si.2,134,  sorgen  (he  )  2,':^ AI,  n^Äm^n  (ein-)  1 , 227, 24, 
schreken  (er-)  Kr.  27, 25,  Icerkem  (ein-)  1, 121, 123,  mir  gefafUn  durch  dax 
Laos  (zu-)  1,124,123,  strllen  (dar-)  2.4,14,  greifen  (er-)  2,142,1,  sonnen 
(durcli-)  1,240,109,  spomm  (an-)  1,1(>4,31.  191,14«,  ^r;»//jew  (auf-)  2, 99, 1, 
süssen  (ver-)  1,263,35,  starren  (er-)  1.210,40.  scJimnqjfcn  (pinsehnini|ifen 
machen)  1,180,101  (vgl.  etwM  zusammenschrumpfen  2,150,  sonst  iüt  adir. 
trans.  nur  noch  bei  Voss  belegt  im  DWb.),  splittern  (zer-)  1,208,65,  schlagen 
(zu-)  1 , 225, 53,  sith  sdmingen  (auf-)  1, 281,45.  30,95,  stumpfen  (ab-)  1, 186, 10, 
steigen  (auf-,  er-)  1,43,92,  i^aum  (hin*)  1,^,64,  sdiMtm  (ver-)  1,40,19^ 
fttcftM  (Mf-)  2,46,7.  1,235,7,  titörmci»  (auf-)  1,297,82.  ST.82. 120,  ieJn 
(Ter>)  1,27,20,  ieOm  (ler-)  1,29,76,  «aicwfteM (Ter-)  1, 181, 107,  wemenabt-) 
1,210,20.  284,141,  wehten  mich  (um-)  1,218,18,  ivandeln  (ver  )  1,323,301. 
2, 12, 20.  6, 21,  weichen  (er-)  1, 125, 139,  weisen  (unter-)  2, 47, 18,  wettdm 
(vpr  )  1,16,14.  l.M(5,  (nach-)  1,278,  21,  rfwi/en  (be-)  1, 57, 34,  zeugen 

(er-)  1,156,4,  «aWe#»  (bc-)  1,253,61,  ziehen  (aus-)  1,345,32.  Dazu  noch: 
mifskennen  (misver-)  Haug,  Z.  465.  S.  1, 68,  auf  legen  (aufer-)  1,25  19.  «frA 
vertrauen  (an ver-)  1 . 31 , 25  (vgl.  gegenirozend  =  entgegentr.  1, 67, 1 ),  erstanden 
=  auferstanden  2, 328, 4.>) 

C.  Wortschatz. 

£fi  ist  nicht  zu  verwundem,  wenn  in  einer  spräche,  die 
in  formen  und  lauten  so  viel  altertümliches  nnd  dialektisch« 
aufweist  wie  die  spräche  des  jungen  Schiller,  auch  besflglich 
des  Wortschatzes  eine  menge  archaismen  und  Provinzialismen 
zu  finden  ist  Aber  gegenüber  öier  spräche  eines  Herder,  Elop- 
stock  u.  a.,  die  auch  viele  altertttmlichkeiten  und  mundartliche 
ausdnirke  aufweist,  ist  zu  betonen,  dass  bei  diesen  die  be- 
wussie  absieht  voi'handen  war,  ihren  Sprachschatz  durch  wider- 
aufnalinie  von  material  zu  bereichern,  das  iu  der  schriftspi  ache 
ausser  gebrauch  ^ekonimeu  war.  Nicht  so  bei  Schiller:  in  der 
einleitung  habe  ich  versucht,  aus  dem  Charakter  der  scbw&bi 
literatursprache  des  17.  und  18.  jh.'s  erklärlich  zu  machen,  daas 
vom  Standpunkt  der  nhd.  Schriftsprache  des  18.  nnd  19.  jh-'s  aas 
die  Schriftsprache  eines  Schwaben  jener  zeit  vieles  aitertta- 
liche  an  sich  haben  mnss,  anch  ohne  alle  darauf  gerichtete 


*)  bkMen  (=  erU.)  S.  6, 374, 7T7.  11, 209, 43,  doppeln  (verd.)  S.  4.  m. 
144.  7,180.289.  8,175,  feklm(veit)S.b\9U  iiierA«ii(beiii.)6,29,  sidkfimdm 
(bef.)  8,888»  <tdk  nehmen  (ben.)  5S101,  ddten  (vtasä.)  4,29,61,  engen  (hbt.) 
4, 21, 10,  fetidOm  (bef.)  6, 8, 33,  reifsen  («err.)  3, 321, 3,  reuen  (ber.)  15",  122, 
jd.  etwas  vertrauen  (anv.)  6^  186,  tragen  zu  (beitr.)  4,  55,  zeichnen  (bex.) 
(!,  Xf2,  ziehen  zu  (erz.) ^;r,.  zeugen  (bez.)  14, 278,  endigenO»^)  3,518^  4,281« 
wandeln  (verw.)  11,232,  tkArmen  (auft)  11,308. 


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SPRACHE  DES  JUNOKN  8CHILLEB. 


413 


absieht  seitens  des  betr.  schriftstellersL  Was  das  dialektische 
betrifft,  bat  sich  ausserdem  noch  gezeigt,  dass  in  Schwaben 
noch  mehr  als  bei  den  oben  genannten  eine  tendenz  vorhanden 
war,  dem  dialektischen  das  bttrgerrecht  in  der  Schriftsprache 

zu  verschaffen. 

So  lässt  sich  denn  auch  aus  den  werken  des  jungen  Schiller 
eine  menge  von  archaismen  tmd  Provinzialismen  zusammenstellen. 

Archaismen. 

Eitervater  1,317.118  {Älterrater  b\G8),  —  ^oiir  = 'wald' 2, 97, 6  (so 
noch  im  Gang  nach  dem  eisenbammer),  —  l^nraih  =  'unglück'  1.115,28 
{mhd.  unrdt  'not'),  —  Prim  =  ' lande&lierr "  1,50,22.  52,56,  —  'J'n'^b  = 
'schar'  1,346,48.  2,78,7,  tbeuHo  Schw.  m.  1775, 471,  —  einen  einer  Sache 
achelteti  =  'zeihen'  1,280,33,  das  Schelteti  des  Ewigen  1,216,43  (biblisch), 

wmtem  'wiator  eein'  1, 858, 5  (mhd.  elienso,  vgl.  14, 396  im  Teil), 
üUteHetf  1, 247  (mlid.  Me  *9it%  ebenso  iOterUi  Br.  1, 116, 66, 7.  S.  8, 176  anm.)» 
— '  imdm  » 'sn  leid  tun*  1,827|  430  (ahd.  mhL%  —  du  spatkrest  2, 849,22, 
ebenso  80.19.  8.8,401,21  (Adelmv:  'am  hftnflgaten  brancht  man  es  mit 
dem  «eitwort  ^cÄen'),  —  Hamen  2,84,5  (öfters  in  der  Bibel;  auch  hei 
Haller,  Eäsiin  s.  62),  —  die  Mark  aem^  Bestimmung  2, 115, 15  (die  Mark 
der  Tugend  S.  3,  80,  8;  Adelung:  'ein  sohr  altes  und  weit  aiisgehreitetes 
wort*),  —  jfVWo/i/Wj  1,  51,  48.  7V«/fwf>(  Hang,  Z.  457,  —  noch  kurz  kurz 
vorher,  kürzlich'  1,  22!).  98  (Ziiik^^ref,  Klopstock),  —  kurzweilen  'ii 
(DWb.:  'ein  seit  ilcni  IS  jh.  abgekommenes  schüneü  wort').  —  schmälen 
aufl,  247, 4.  Si.  59.  Öi.  2,  2ii, —  Seiger  des  Geiiissens  1,  iiU,  130.  ST.  94, 14 
(mhd.;  DWb.:  lebendig  erhalten  hauptsächlich  md.),  —  Mausm€Hm  —  *h«aa- 
TAter*  2,26,15,  —  anmahnen  Br.62, 15  (Adelung:  'bereits  yenltet*),  — 
geilen  1,221,28.  S.8,S0,2&,  —  das  Geedwüter  1,284,17,  ebenso  Schw.  m. 
1775, 81)3,  Tgl.  Spr.  1, 81:  'einige  sagen  im  «g.  das  Qes^msier^  (weiteie  bei- 
spiele  für  die  sg.  Verwendung  s.  Jonas,  Erlänter.  s.  81),  —  deutet  ihr  EseU" 
ohrm  2,79,14  (Adelung  orklfat  es  für  im  bd.  veraltet,  im  oberdeuUchen 
gang  und  gäbe),  —  sichs  versehen  =  'es  nicht  merken'  2,34,7  (Adelung: 
'für  übersehen,  eine  bedetitiiTip,  welche  sparsamer  vorkommt  als  die  tthrigen'; 
dir  moderne  bedeutung  in  eh  sie  sichs  rtrsuhen  1,207,45).  —  beide  Liebe 
und  Verlust  2,390,17,  so  bei  Miller  8i.  98  (seit  dem  17.  jb.  wird  beide,  so- 
weit es  noch  verwendet  winl,  durch  beides  ersetzt),')  —  raunen  2,169,5. 
809,17  (Adelung:  'leise  reden,  meiüt  veraltet";  schon  Leibuitz  bezeichnet 
es  als  *Terblieben'),  >)  —  mit  Ihr  Oetk-eng  1, 252, 37,  —  Puhferwedce  1, 282, 81 
(a  «das  anfwecken  doicb  gesehttladonner*,  einziger  beleg  im  DWb.,  wol 
gebildet  wie  mbd.  iagewedce,  Lezer2, 1894)^  —  EüdenShaJltn  begthen  1,19,14 


0  tdmäkn  8. 8, 118. 290. 868.  4, 89.  Br.  6, 400. 
•)  Vgrl.  dazn  -^n  —  80=s  *je  —  desto'  S.  2, 6, 17;  noch — nocfc  =  'weder 
noch'  S.5S142.  9,339. 

*)  m      (Mren  raunen  S.13, 135»2971. 


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414 


ppleidbbbb 


(Adelung:  'ehedem  wurde  dieses  zeitwort  auch  in  gutem  verstand  gebraucht; 
im  oberdeutschen  M  dieser  im  hd.  veraltete  gebrauch  noch  hin  und  wiedtf 
ttblich,  weil  man  daselbst  auch  herrliche  thaten  begehet'),  —  stäuben  ™  *ra 
staub  werden'  1, 183, 142  (mhd.  stäuben:  in  Adrlnnfr  nicht  mehr  verzeichuni, 

—  ihnimn  =  'weinen'  1,284,10.  277,24  (Adelung  kennt  nur  noch  dm 
thnniriide  AiKje),  —  Nerven  meines  G eisten  1,139,25  (DWh.:  'wobei  ßtxli 
oft  die  iiltere  vorstelluug  [=  'sehne 'J  zu  gründe  liegt,  bei  Schiller'),  —  wr- 
hoffentlich  2, 384, 14  (mhd.  nicht  nachgewieseu,  im  frühesten  uhd.  Torhaado^ 
Adelung:  'der  edleren  Schreibart  fremd'),  —  auftoamen  intr.  1, 191,15$ 
(im  DWb.  noch  ein  beiipiel  ms  Wieland),  —  Wüg  »  <TenteBd'  2»805k30 
(Puil,  Wb.:  *\Sm  im  lajh.  ist  die  alte  bedentnnff  nioht  Teigeawn*),  —  fahA 
=  'heimtfickisch*  1, 16,  24  (Adelung:  'im  hd.  unbekannter  gebrauch,  der 
indessen  doch  oft  in  der  deutschen  bibel  vorkommt"),  —  Haar  krätütm 
2,312,28  (DWb.:  'ein  rest  des  sinnlichen  krftnkens;  das  hat  >ich  nur  fr- 
halten,  weil  die  ganze  redensart  uns  nur  ein  fahles  bild  ist  für  das  kränkeL 
des  manues  selber  in  uuserm  sinn'),  —  Augenblick  =  'blick  der  augeo' 
1, 59, 16  (so  noch  bei  Luther),  -  Sympathie  =  'harmonie'  1,  lt)(>.  21).  165, 17, 

—  vorsteüen  =  'darstellen'  2,887,3,  —  eine  Straft  jukUn  =  'erleiden* 
1,26,16  (vgl.  wer  nicht  hören  wiU,  viuss  füJden),  —  vergeben  =  'falsch 
geben'  2, 135, 15,  —  wem'»  gtXHOu'  1,220, 11  «  'wer  dürfe*,  —  AmidA^ 
'nuMieht*  1,218,15  (Fiiaeh:  <]it  nicht  gebrtncliUeh*;  Adelung:  *sieBliA 
ungewfthnlioh*;  dae  wort  igt  im  16. Jb.  wider  ftofgekonmienX  —  Bamffi» 
Vwaäa  1,160,83,  I)amj>^  devTTcMM  2,88>20,  «ey2aiu{2,26,  —  «dUf 
1,124,109,  —  alsohaJä  1,121»  119,  —  vemeinai  'versagen'  1,284,13^ 
277, 19, 9.  298, 103  (Stieler:  verneinte  GeredUigkeit  =  'just.  denegaU'; 
DWb.  führt  noch  eine  stelle  ans  Goethe  an),  —  ßrhafs  1,269.58,  —  bajh 
=  'besser-  1,359,39,40  (12,32),  —  ferner  'weiter'  1,64, 12.  2,  31, 12,  - 
schwank  1,181,88.  186,11.  —  ffeirohncn  ^  'gewohnt  werden'  1,244." 
(S.  13,21),  eben.so  Schw.  in.  1776, 161,  —  laern  —  'ferieii  machen'  1,  l>sO,bö, 

—  fehlen  =  'felüer  machen'  1, 55, 15,  —  weben  =  'leben'  1, 21^  84.  168,  Ift 

—  Born  1, 208, 66,  —  Auszug  =  'das  ausgezogene'  2,  liu,  25,  —  ticr  ^TocA- 
fo/k  =  <d«e  nacUasaen'  1,172,9,21.  175,2.  176,5,  —  Fersto/»  « <te 
yentoesene*  1, 901, 8,  —  Vafolg  der  GtidUcMe  2, 9, 21,  —  BOndf  2, 382, 2& 
860^2,  ^  ünirund^  'nnbegrfkndetlieit*  1,89,19  (12,430)^  -  lUesat^^mm 
1,190,109,  "  harren  1,225,48  nnd  Öfters,  —  fte&eiwi0dnt^puBiT  1,81,33^ 
103, 15,  —  empfindlich  pass.  (der  Vorwurf  ist  mir  empfindlicJt)  1, 117, 25,  — 
Jer/jm/er  1,  96, 16.  Br.  49, 10.  S.  1,76,29.  311,3.  256,165  (Adelnog:  'eis 
altes  beiwort,  in  der  edleren  und  höheren  sprechart  seltener'),  —  jegUd 
1,97,5.  100,15  und  oft  in  M,  -  einig  =  'einzig'  Br.  49,14.  S.  1,55,ÄV 
56,12.  95,2(3.  2,203, 18  u.a.  (ahd.  einag;  häufig  in  der  Bibel,  und  noch  im 
18.  jh.  nicht  ganz  selten),  —  man  hesorgtr  für  sein  Leben  2,390,  18 
besorgt,  idi  werde  ...  3, 279,  20),  —  minnen  1,  308,  29,  —  der  Arge  2,  174,  \'\ 

—  reimen  =  'in  einklang  bringen,  zusammenreimen'  2, 187, 19  (4,256),  — 
«ite&t  asarfen  =  'nicht  bianehen*  1, 55, 7.  2, 10, 12,  -  /ecMen  «  'Unpte' 

—  UrtUm  =  'wetteifern'  1, 51,55,  —  nutdOe  <fennoehte 
1,120,9. 12  (Pud:  <im  16. 17.  jb.  noch  gnns  flblicb*),  —  Ungefähr  =  '»> 
feU*  l,iS0,iht4ßtam.{9,m,2S^  —  kh¥mräeffetpreii0t%$S^ 


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SPRACHE  DES  JUKOEK  &CÜILLEU. 


415 


*ilter  in  bmg  auflebende  weeen*;  ebeneo  Im  Kampf  mit  dem  diaehen  Ul: 
4m  Pferd  auf  dm  Dnuhm  lot$prmtgm;  so  nodi  eebwSb.  allgemein  flUieh: 
das  Pfgrd  mitprmtgen\  —  mdur  td§  «orM^  b  <T0t4em'  1, 115, 11  (Lntlier, 

Haller),  —  verbunden  1,281,49.  2,295,26  (Adelung;  'wofllr  doch  erhUndm 
ttblicher  ist*;  mhd.  verbunden,  Stärkung  des  einfachen  blinden),  —  äufBem 

—  'nach  aussen  zeigen'  1, 17.4.  23,31.  24,2  (Adelung:  'gröfstenteil?»  nur  hn 
g-emeinen  leben  und  in  den  kanzleyeu').  —  erschröc}:J>ch^,^Hd,^2.  80.120. 
ßi.  2H<;  (S.  10.  212,31),  —  Ihitf^fl  2,W  {b\m).  —  dnttheilen  2,3-\2,2b 
(DWb.  und  Heyne  haben  nur  dits  liri.spiel),  —  Vierteil  2,  3b2, 17.  —  n^rier- 
theüt  2, 97  (Adelung  hat  nur  JJntu/,  Vierthel,  '  von  einigen  y'icrUti  ge- 
schrieben'), —  lie:^eigen,  Bezeugen  =  'benehmen*  1,21,  IG.  22,15  (7, 1G2. 
163.  10,06.  15',  558),  —  drob  =  'darüber'  1, 124.  108,  —  weil  =  'dieweil, 
eo  lange'  2, 31, 15,  —  fromrnen  1, 257, 209  (12, 84),  —  einem  hart  anüegen 
in«  2, 62, 16,  —  wem§  mdd  an  «fem  »  *eo  ist*  1,55,26  (7,168.  10,14. 
Br.8,ld9),  TgL  tae  €i  doe  «  <«o*  2,15,14,  —  kimdig  einer  SaOie  »  'der 
um  etw.  weias*  Br.  68,  IS,  —  Unierri^  a  <einaelne  nnterweisnng*  Br.  61, 19 
(Tgi  emem  Unttrrü^gOteit  9cn  f=  *nadiridit*  8^  188, 28X  —  diee  aoB  meinem 
Bruder  =  ' ist  bestimmt  für'  2, 250, 2.  70, 22  (sott  dem  Toük&hneH  4, 81»  28), 

—  sUh!  'bleib  Stehen'  2,306»1.  275,25  (13,138),  —  ^ehi  Geist  verzog,  zu... 
2,  72, 11  (bibl  ),  —  eine  Urkwtd  von  sich  geben  2, 177, 14.  315, 19,  —  Schande 
'Schändlichkeit'  1,  (4, 22,  —  Entzücken  =  'Verzückung'  1, 288, 23,  —  funkend 
1, 217, 21,  —  wähnen  zu  1, 161, 22.  2, 202.  298, 27,  —  zuvörderst  Haug,  Z.  456, 

—  vf^rzüglich  —  'in  erster  linie'  Haug,  Z.  465.  Br.  62, 19,  —  wirkten  in 
ihm  die  Melanclwlie  1, 112,  25;  ähnlich  1, 162,  (H.  197:  im  mhd.  wird  wirken 
auf  jedes  beliebige  erzeugnis  bezogen),  —  vergnügt  mit  =  ^sich  begnügend' 
1,  10,15.  23,31  u.a. 

Dahin  gehüren  auch  folgende  rectionen  von  verben:  verben  mit 
dem  gen.,  die  jetzt  eine  präp.  nach  sich  haben:  rfr^/essru  1,  332,  384 
und  oft,  —  lachen  2, 298, 15,  —  warten  1,  IGD,  14,  —  spotten  2, 104, 23,  — 
harren  2,75.  Yerba  mit  gen.,  die  heute  den  ace.  regieren:  hrauthi 
keiner  Hexereien  2, 82, 5,  ~  tdumen  2, 6a  17. 289,17  (acc.  2, 136),  —  brauehen 
2,68,26.  244^2,  —  pflegeH%4B,16.  217,18»  -  einer «Sdcfte los seNi  1,169,6 
(Br.  5,40a  6,20).  Yerba  mit  dat:  etnem  mkosen  1,298, 14  (noch  bei 
WielaadX  —  schmeiiMn  2, 164. 106. 104  (6,88. 167),  —  e$  einem  enigeUen 
lasse» 2, 248, 8  M,  —  wurmt  ihm  1, 345, 26,  —  etnem  heruntermachen  2, 3C5, 29, 

—  einem  aufbieten  ^969fid  (im  nhd.  19.  jh.  nur  noch  bei  allem  aufbieten 
ac3.  2,91,16),  -  korrespimdiere»  1,144,  IQ,  —  nac^men  1, 68,  a  80.2,9 
(80  noch  S.  10, 135, 24). 

Im  18.  jh.  noch  üblich,  jetxt  aber  veraltet^  sind: 

8eMm  =<sdinrke'  1,228,62.  2,302,4  (8,840,17.  12,264X  —  tekwä^ 
friMe lV(»PNisefi  *daa  Bchwäbiiche laad'  1,60,28  (8ohw.m.l776,474X  — 
äugehi     'blicken*  1, 238,60,  —  den  Äueiprud^  ihum  »  'endgütig  ent* 

acheiden' 1,61,22.  Schw.m.  1776,172,  —  j)a/iw>ren für  = 'gelten für' 2,10,17, 

—  sieh  herauslassen  über  =  'gis\,h&ii'  i^mj  {Q,m,b.  12,131.  Br.6,50), 

—  6er7rft/Wt  = 'umfassen '  1,145,25,  —  be^immen=  'eine  bestimmte  rich- 
tung  geben'  1, 21, 9  (£r.  1, 216),  —  in  ÄbeüM  auf  Br.  44, 11.  S.  1, 174,  la 


416 


PVLBIDKBBB 


Br.52,2  etc.  Si.  96.  3/^1        erwamm  1,210,89  (3,282  n  a  ),  —  erfakm 
=  'beobaf  hteu'  1,81.24.  82,8,  —  genaue  Sympaihit  l,m,U.  .7^00^* 
Band  1,109,17,  —  genauer  Zummmenhanq  1.143,5.  145.29  etc.  ygonm 
Freimdschaft  Br.  1,431,  yenauer  Zusammenlnm  i  S.  7,214, 15),  —  eifu  Freund-  < 
schuft  errichten  1,56,5,  —  in  BiicJcsicht  auf  iix.  37.15-  47,^.1  (noch  S. 
7,22U.  10,4^2),  —  zwei  Tage  vorlier  ehe  1,  115,24  (S.  ü,  191.  1ÖS353),  - 
iwüjr  = 'gegen'  2,59,5.  Br.46,21,6.  S.  2, 235, 19.  236,3  etc.  —  ik¥k 
fÜrdiestkwenUerietme'Bt.Blbtd  (bdAdehmgiiochaelirttbliebX  —  hMier 
a=  «hdBer*  1,282,55.  ST.58»1,  —  «MtdMto»  «  'dediderai*  1^1»,  - 
Zmdmß  «  «dedication'  Br.d6, 17,8.  88» 6,  —  der  Vertpmih  »  «das 
■precfaen'  1,18,19.  48,87.  Br.61,20,  Tgl.  der  Verderb  SO.  170,  ~  rfir  Fw- 
«towd«m«M'or/fsBr.43,ll.  S.  1,79, 19.  171,16.  Br.9,31.  S.1,ßl,ll.  SO. 43 
u.  a.  (so  nocli  9, 169, 16.  10, 23, 20),  —  Zeitung  =  «nachrichf  2, 15, 1.  67, 19. 
2, 145, 14  n.8.  w.  {Zeitung  modern  2,78,18;  dafür  öffentliche  Briefe  2, 2^^3.9 Mk') 
—  Menf^ehheit  =  'menschlicbkeit  *  2,293,11.  48,9.  1,149,11;  so  Ixi  Halltr, 
vgl.  Kttölin,  Haller  b.  62  (S.  9, 374.  28),  —  Furth ie  =^  'partei":  steh  auf  ^it 
parüne  scJüagen  von  jd.  2,358,10  (sü  bei  Wieland;  Adehmg":  '■Partey  üV  ] 
lieber"),-)  —  Malerei  =  'gemälde'  2,246,12  (öfters  im  Fiesko),  —  Ay»/r 
juuges  middieii*  1,248,9.  270,93,  —  tdm^g  Tgl.  b.398,  —  gotJmA  , 

vgL  1. 89a  ' 

Noch  sehr  fiblich  ist  im  18.  jh.  eine  Terbindnng  wie  gehfs  Mädekm 
wmr  vorüber  1,  267,  11,  ßoh  Am  vorüber  1, 107,  49;  Tgl.  ging  der  luguA 
Sieige  vorbei  SG.  886,  ole  er  die  Kir^  vorbeikam  Si.  2, 257,  oem  Barn  1 
vorbeiff^  8i.5.<) 

Diese  Sammlung  zei^.  was  Behaghel,  Sprachgebrauch  nnd  ' 
öpiachrichtigkeit  s.  25  bemerkt;  'Der  lauf  eines  jahriiuiuieMj 
ist  lauge  genug,  um  in  der  spräche  reckt  erhebliche  verände-  | 
ruugeiL  hervorzunifeiL' 

I 

Suevismen, 

Zu  dem  bereits  Ober  dieses  capitel  gesagtem  füge  ich  nock 
folgende  äassenmgen  Fuldas  hinzu:  'Es  ist  kein  schw&bisehflB  , 
wort  in  dem  munde  des  obersten  landmanns  so  yenserrt  tnd  1 

rauh,  welches  nicht  eines  hochteutschen  feinen  anzugs  fkkig  i 


»)  Zeitung  =  'uachricUt'  noch  S,  5»,  175.  4,  2o2,23.  7,188,21.  8, 167,33. 
191,15.  9,61,34.  12,194. 

*)  So  noch:  an  der  SpiUe  einer  parfhi«  pnmffU  S.4|  281, 19,  »d^  bebe 
•eMM  Faeihie  gegen  . . .  genommen  Br.  1, 99, 88»  Berder  hat  meine  IMUr  ; 
jreiioiiMiefiBr.1,88^20,  ihnUcb  ia  S. 7,62,4,  iPorlMe  nehmen  8.  9,88^10 
und  efters.  I 

')  Vgl.  ich  fliege  etw.  vorüber  S.  3,104,40,  dich  geht  wum  rorülxr 
S.  11  ,102,  8,  ging  den  Nachbar  vorUber  S.  7,  29,  12,  die  er  vorn  bergt»'} 
$.7,320,15,  eriparl>.vordei8.8,123,10,  die IneUme vorbeigehen 8. iO,l(]ld^ 


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SPBACHB  DBS  JUNGEN  SCHILLER. 


417 


Wäre ...  Ist  es  an  sich  edel,  das  ist»  anpassend,  krftftigi  ron 
wichtiger  nötiger  hedeatnng:  was  sollte  hindern,  dasselhe  des 
anzQgs  und  der  weit  zu  würdigen?  . . .  Dann  das  provinciale 
an  sich  ist  noch  nicht  das  pöbelhafte  . . .  Wir  wollen  in  ge- 
meinschaft  die  hochteutsche  oder  schriftmäsige  spräche  be- 
reicliern'  Ergözüchk.  1774^  2, 81  £ 

Zu  den  Provinzialismen  gehört  einmal  der  häufige  gehrauch 
des  Terhums  thun. 

Die  verwendiing  Ton  thun  ist  dialektisch  eine  viel  häufigere  and  weitere 
als  in  der  modernen  Schriftsprache;  Schiller  Bag:t:  Widerstand  thun  2, 218, 19. 
r>l,6,  einen  Schwur  thun  2.  332,25,  einen  2*istolschufs  thun  2, 169,  la  310,5, 
Wunderkuren  thun  1, 1G8,  10,  Wümche  an  Gott  thun  1.55,24,  einm  Fang 
thun  2,155,  einen  Tanz  thun  2,'M3,\3,  Thuien  fhvn  "2. eine  WaUfahrt 
thun  2,19,9,  eine  Heise  thun  1, 261,  Üö|4,  VorsdUaye  thun  Br.39,  Meldung 
Umn  Br.  49,  97. ') 

Auf  dem  gehiet  des  Wortschatzes  sind  speciflsch  schwä- 
bisch: nimmer  —  'nicht  mehr*  S.  1,  260,  40.  281,56.  341/28 
2,55,2.  221,7.  321,15;  so  im  Schw.  m.  1780,  536.  Spr.  2,  37. 
ST.  17.  83.  SG.  25, 14;))  Ökm  2, 143, 4  (mhd.  em;  Paul,  Wh.: 
'sfidwestdeutsch  mundartlich*);  —  MistpoMtseher  2, 6, 8;  —  ge- 
panisdU  1, 345, 22  (vgl.  Sdimid,  Schwäh.  wh.  s.  41:  batUachen  = 
*8chlag:eir);  —  einem  abkappen  2, 145, 19  (vgl.  Schmid  s.  302. 
Fischer,  Schwiib.  wb.  1,33);  —  iSchmaz  1,352,54  ^Kluge:  'über- 
deutsch'; Schmid  470:  — -  ^derber  kuss*);  —  sirampfen  1,  233,  CO. 
305, 23.  253, 63  (Paul,  Wb.:  *auch  noch  bei  neueren  süddeutschen 
Schriftstellern';  Schmid  512);3)  —  mast  1, 130,60  (Schuiid  376); 
—  pompen  1,  341,  4  (Schmid  85:  'mit  zitterndem  lautem  ge- 
räusch  fallen');  —  schellen  2, 134, 9  (Adelung:  'im  oberdeutschen 
braucht  man  es  auch  Ton  kleinen  glocken');«)  —  besprengen 
2,80,15  (Schmid  504);  —  5cA2amp  2, 6, 31.  30, 4  (DWb.: 'in 

Widerstand  thun  S.  0,  303,  470.  8,  104. 14,  Ehrerbietung  thun  4, 275,  9, 
Seereisen  thun  4, 23ö,  10,  etne  Meise  ttmn  6,  113, 28.  7,  122, 4.  Br.  1, 70,  3, 
VorateUtmgen  thun  4, 327, 19,  einen  Antraf]  thnn  4.  97.  30,  einen  Wurf  thun 
S.  3,  158.  VorMifie  thun  4,V^.  Si.2,154.  AacA/ra^c S.  4. 213,  Meldut%g 
thun  4,29.  Br.  1, 145,  eimn  Gang  Umn  S.  3, 24.  207,  ein  Gestumlnis  (Atm 
S.  3, 405,  eine  Frage  thun  4, 215,  3,  Vereicht  thun  6,  82, 8,  Anzeige  ihm 
Br.  5, 8ö,  EtOiMtdigung  ihm  Br.  1, 106,  emm  Vorst^ungen  Üim  8. 7, 159. 
362,  VoTBdiiag  ihm  Br.4456,  Anträge  ihm  Br.6,Sa. 

•>  tmmiMr  =  «oidit aehr'  Br.i,190»5.        222,50.  Br.8,i75. 

>)  ttrampfen  nur  nooh  S.  3, 85, 1. 

«)  «eMe»  noch  im  Gang  som  eiienhuiimer  S.lif208. 

BMIS«  MT  gweUehM  dv dMtkbraipfMlM.  XXVm.  27 


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418 


Württemberg  ist  der  Schi  die  weite  schleppe  des  frauenroclre; 
Schmid  464);  —  platschnafs  1,  B40. 8  (im  DWb.  das  einzige  bei- 
spiel;  das  eigentliche  schwäb.  wort  lautet  pfl-  an;  Schmid  62); 

—  heran slangen  (etwas  aus  der  tasche)  2^4,21;  —  lern  mUk 
die  Pfiffe  2,84,24  (Schmid  354:  'lertien,  lehren*); 0  —  hebe»^ 
»halten*  2, 84, 6  (Schmid  267;  ygL  Spr.  1, 125:  'das  schwäb.  pro- 
Tumalwort  hdten  heisst  =  halten,  festhalten*);  —  hAm  = 
'anshalten,  langen*  2, 84, 24 ;  —  wenn  Aa2< . . .  1, 244, 14  (Schniid 
256);  ^  seid  halt.,.  2, 144;  —  so  haben  wir  halt  2, 154;»)  - 
Uochzcikr  1, 188,  G.  2,  318, 22  .AI;  —  Tcaudem  1,  213,  54  (Schmid 
307);  —  verwctiem  2, 142,  25  (Sclimid  524);  —  hhclm  1,349,2 
(Schmid  317);  —  heuer  1, 306, 33  (Paul,  Wb.:  *  Süd  dein  sei  i  volks- 
tümlich, sonst  veraltet^);  —  erscJtlappen  2, 162,24  (iu  Schwaben 
mundartliche,  für  -schlaffen  eingedrungene  form);')  —  atisreuUn 
Haag,Z.4Cl  (Paul,  Wb.: 'süddeutsch');  — jSptimeirejie f.  1,234, 2a 
2, 341, 22.  SG.  2, 235;  —  Spiwnw^  2, 183;  »  angehm  =  ^an- 
brennen* 2, 96,3  (Fischer,  Schw.  wb.  1,204);  —  der  Gehst  1,251,1 
187, 35.  SL  2, 98.  GSL  67 ; ')  —  uns&iUig  2, 379, 12  =  'imstrat«'. 
Schw.  m.  1775, 380.  1776,705.  1777,541.  1778,976;»)  —  mu- 
spreiten  2,6,31.  36,15.  227,15.  286.  133,9  (Schniid  504);  - 
spreifst  1,354,38  (Sclmiui  504);  —  ein  Eimer  zfcnnsig  Wen 
2, 144, 11;  vgl.  so  ein  drei  WocJien  Si.  238;-)       di/seln  1,58,3:3: 

—  düfseln  2,32,10.  1,343,70  (Schmid  122);  —  rerträtschtn 
2,261,5  M.  97,7.  —  Perh  äfseht  2,261,5  A  (Schnüd  421);*)  - 
ririrhdn  1,213,29  (Paul,  Wb.:  *  Süd  westdeutsch';  Kluge,  Etwb.: 
'fränlL-elsass.');  —  WeidensioMen  2, 82, 8  (Schmid  512;  SchiUef 
hat  das  wort  von  1782  an  in  -Skm^en  geftndert);  —  glotU» 
2,62,28.  1,284,131  (Schniid  234);  —  /lodern  1, 230,  III  (Schmii 
196);  —  greinen  2, 199, 8  (Schmid:  =  ^verdrOllBlich  weiBeD*; 

>)  einen  ehe.  Umen  Br.  2, 267. 
«)  Aai<  S.  3, 147, 16. 862. 364. 

«)  Breehkifipmg8.B,b7Ste,  8MvpheÜBT.i,m,^  8,81»  TgLidU« 

SO.  99. 

«)  der  Qdiut    3, 20. 31. 89. 389. 5ti6w  5S  9, 88»  «tos  OclSttew  a.  S.& i> 

glossar. 

»)  strittifj  S.  a,  379.  Br.  2. 187,  4,70. 
•)  spreitni  S. '.].  11.  2«il.  ötii). 

'')  ein  zwamiy  l'funä  S.  11,19,19,  ein  6  Tage  Br.  7,39,  cm  J4  1*1/ 
Br.5,ao9,  ein  $0  Louie  8.  3,553,  ein  4  oder  BWoehen  Br.  7,93. 
•)  Geträteeh  8.8,866,8,  geMMd  8.18,424  (Tor.). 


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fiPBACBB  DtS  JÜNOEir  8CHILLSBL  4li 

Frisch:  ^wird  in  Oberdentschland^  sonderlich  im  alem.  dialekt^ 
vom  weinen  der  weiher  nnd  kinder  gebraucht*);  —  grieadn 
2, 298,  ei  (Schmid  241);  —  laufm  =  'gehen'  2, 166, 1.  805, 17. 
Si.  166.  2,13;  —  «prtni^e«  = 'Isafen*  2, 180, 15.  143,4;  — 

schmollen  = 'UdmV  2 A29, 11.  284,21  anm.  M.  32,7.  1,284,145. 
240,112  (ScliDÜd  472).  Schw.  m.  1775,  20(>;')  —  wirklich  = 
'gegenwäi'tisr'  2, 391, 15.  41, 7.  1, 21, 30.  Br.  58, 13.  SO.  201 ;  ^ 
—  Narr,  etnvn  *S;w/>  2,118,16.  79,18  (vgl.  Birlinger,  So  sprechen 
die  Schwaben  s.  97:  Ulu  Narr!  in  der  rede  nicht  beleidigend; 
Narr  wird  als  partikel  betrachtet');  —  auf  des  alten  Herrn 
Sekweisfuehsm  2, 144^  8  (eigentlich  schwäbisch  w&re: 
auf  dem  . . .  Herrn  seinem  S^w.);  Tgl.  des  Latemere  seines  Spr, 
2,279;  derWeU  ihr  Bruder  Schw.  m.  1775, 711 ;3)  —  einen  ah- 
Äun  2, 94, 6  (Adelung:  'oberdeutsch';  vgl.  Fischer,  Schwäb.  wb. 
1,80);  —  mmol  =  'gleichzeitig'  1, 124,130.  144,30.  159,24. 
2,92.  184.  03.  243,30.  257, 22;^);  —  Trillen,  Triller  1,21:1  ff. 
351  (Schmid  140);  —  sich  brennen  2, 155  (Schmid  96);  —  da- 
zumal 2,  812. 10;  —  in  Grunds-Boden  gpffchlar/cn  2, 142.  24;^)  — 
in  aller  Jost  2,126,3  (Schmid  296);  —  hasselieren  2,80  (bei  Haus- 
leutner,  Schwäb.  archiy  1790  im  Schwäb.  idiotikon  s.  330  ver- 
zeichnet);  —  durchwamsen  =  ^prügeln'  1,  251,  5  (ebenso  als 
schwäb.  angeführt  ebda.  s.  888);  Kunkel  2, 155, 18  (vgl  Br. 
2, 66:  'wie  der  Schwabe  sagt,  an  der  Kunkel  Iwien');  —  pfkimpf 
2, 34, 3  (Schmid  m)\  —  das  Stkiefsen  su  Homberg  2,  32, 15; 
^  ich  hin  ^standen  1, 200, 17.  2, 66, 9.  247, 4  M;«)  —  hrmen 
2,150,2:5  in  Ii  und  C  (Schmid  95);  —  sclwitdn  Hang,  Z.  458 
(Scliinid  476);  —  Aufstreich,  Aufstrich  2,241,27.  30,1.  44,14 
(vgl.  i  i scher,  Schw.  wb.  1, 426);  —  Vrehni  Arch.  f.  lit.-?resch. 
9,282  (Scliniid  23);7)  —  Hindeln  1,255,122  (Schmid  552);  — 
gündei  hielter  2,190,7  (Paul,  Wb.:  'oberdeutsch';  Schmid  552); 

»)  schmollen  ri.3,84, 17. 106.  28.J.  IH.  7. 183,7  (vom  Jahr  178^. 

»)  wirklich  =  'gegeuwärlig'  S.3,75,3.  Br.3,4;{2.  7,97. 

•)  hinter  des  ChincBen  seinem  BaiaonnemerU  Br.  5,323,  auf  der  Fortuna 
^urern  Sdäff  8. 12, 31,  des  TVi^eb  cem  ^m^'cM  S.  12,  an  dt»  Wo  wmem 
iSteMS.  12,16a. 

«)  JMMol  S.8, 199,18.  127»9.  Br.  1,831,8. 

*)  m  Gtund$'Boden  schlagen  Br.  4, 427. 

*)  ich  bin  gestanden  8. 9, 191.  10, 12, 18  (aber  hatte  gestanden  ichon  ia 
8.8,641,25). 

')£%MtS.  14,370  (TeU). 

2a* 


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420 


PFLBIDBBEE 


—  Ffmm»g  2, 17, 44  in  den  auflagen  yon  1782—1799;  FftM- 
rnng  bei  Fulda,  GR.66;i)  —  Bube  =  <knabe':  daicknotkm 
Bube  war  2, 272, 19  \  3^20^  2,284,19;  Biiftefi  1,  269, 74; 

Bub  1,299,65,1;  Bubentage  1,353,13  (Schniidl03);»)  -  ai^, 
dbe!  2, 144, 22;  vgl.  Spr.  2, 236,  aiuii.  2:  ^komm  ahCf  sagea  unsere 
baui-en,  für:  komm  herab*. 

Hieher  gehört  auch  das  fremdwort  exponieren  2, 29, 4,  das 
der  württembergischen  schiilsprache  augehört;  vgl.  daraber 
Kfischer,  Sprachliche  ein/elheiten  zu  Schülers  dramen,  Viertel- 
jabnschrift  fOr  Ut-geech.  1893,  a.  306. 


Ich  bin  am  ende  meiner  ansfObmngen.  Dass  das  them 
nicht  nach  allen  selten  erschöpfend  behandelt  ist^  ist  mir  ird 
bewosst  Aber  da,  wo  mir  am  meisten  zu  mai^n  schollt, 
dfirfte  am  ehesten  eine  besondere  arbeit  die  lücke  ansfOUes; 

eine  eingehende  Untersuchung  der  Schriftsprache  in  Schwabea 
um  1780,  vielleicht  bis  lang  nach  1800  (vgl.  die  citate  aii^ 
Gaylei-s  Deutscher  declination,  von  1835).  Das  Studium  der 
spräche  des  jungen  Schillei-  und  der  gleiclizeitigen  literarisrhen 
bewegung  in  Schwaben  hat  uns  gezeigt,  dass  die  deutscht 
gemeinsprache  in  Schwaben  vorlAufig  norh  weit  entfernt  war. 
die  hersehende  literärspracbe  zu  sein.  Wie  sehr  dies  der  fall 
war,  das  wird  erst  die  sprachliche  nntersnchong  von  mOglicbst 
vielen  schw&bischen  Schriften  jener  zeit  ans  allen  mOgUcheD 
gebieten  des  geisteslebens  lehren.  Wie  lang  es  noch  dauerte 
bis  zum  vollständigen  ^sprachlichen  anschluss  des  Südens  «n 
tita  norden', 5)  darüber  gibt  die  vorstehende  abhandlung  noch 
keinen  anfschluss.  —  lieber  die  Provinzialismen  in  Schilltrs 
späteren  werken  gaben  die  anm.  aiideiitungen,  aber  nur  wenig'?; 
denn  aus  der  menge  der  suevismen,  die  in  Schillers  späterer 
Sprache  begegnen,  kamen  für  uns  nur  diejenigen  in  betmebt, 
die  srlion  in  S.  1  und  2  vorkommen. 

E»  erftbrigt  noch  auf  eine  abhandlung  hinzuweisen,  tob 
der  ich  erst  durch  die  redaction  der  Beitrage  erfuhr,  als  meine 

*)  Pfemmg  S.  7,6,6.  9,41,1.  Br.  5,439,  NoOpfeiming  8.  3,188,1^ 

Oeusenpfenning  S.  7,  201, 20.  210, 6. 

«)  Bube  ^-  'kuabe'  S.  12,21.  13,312. 

*)  Vgl.  Kluge,  Von  Luther  bii  Leasing  s.  144. 


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SPUACU£  DES  JUNGEN  SCHILLER 


421 


ai'beit  bis  auf  den  schluss  fertig  gedruckt  war.        ist  die 
in  den  Jahrei^beiichten  für  neuere  deutsche  literaturgeschiclite 
0,1,6  angezeigte  dissertation  von  F.  M.  E.  Kasch,  Mundart- 
liches in  der  spräche  des  jungen  Schiller,  Greifswald 
iixjo  (78  8.).  Es  ist  klar,  dass  die  beiden  jetzt  vorliegenden 
bearbeitnngeii  der  Schillerschen  spräche  sich  in  vielem  be- 
rühren: das  konnte  nicht  anders  sein.  Aber  sie  dedLen  sich 
nicht  Easch  hat  das  material  für  seine  darstellnng  den  fünf 
ersten  bänden  der  GMekeschen  ausgäbe  entnommen,  sowie 
den  vollständigen  ersten  band  der  kritischen  briefausgabe; 
seine  arbeit  umfasst  also  einen  viel  grösseren  Zeitraum  als  die 
meinij^e.   Deniiiarli  ist  auch  der  Inhalt  der  uiit(  isiichnngen 
ein  verschiedener.  Kasch  zeigt,  dass  Schiller  mundartliches 
in  seiner  spräche  benützt  hat,  nnd  was  an  mundartlichem 
bei  ilim  zn  eruieren  ist;  was  er  ans  andern  schw&bischen 
diditem  —  Weckherlin,  Schnbarti  Hang,  Uhland,  also  dichtem 
verschiedener  Zeiten  —  beigezogen  hat,  sollte,  wie  er  selbst 
sagt,  seinen  blick  'für  alles,  was  in  betracht  kam,  schärfen', 
d.  h.  wol,  davon  überzeugen,  dass  die  betreffenden  formen  und 
ausdrücke  mundartliche  eigeiitüoili«'likpiten  sind.    Ich  liatte 
nicht  bloss  auf  das  mundartliche  zu  achten,  sondern  hatte  den- 
selben nachdmck  auf  andere  eigentümlichkeiten  von  Schillers 
spräche  zu  legen,  wie  archaiamen,  diarakteristica  der  spräche 
des  anziehenden  18.jh.*s  n.a.  Bezüglich  des  mundartlichen 
wollte  ich  zeigen,  das»  Schiller  nicht  etwa  mnndarttiches  ^be- 
n&tzt*  hat,  sondern  dass  er  als  Schwabe  in  seiner  zeit  nicht 
anders  schreiben  konnte  als  er  tat,  da^s  er,  so  lange  er  in 
Schwaben  lebte  und  schrieb,  nicht  der  deutschen  gemein- 
sprache,   sondern  einer  ganz  specifisch   schwfi laschen 
Schriftsprache  sich  bediente  (vgl.  8.277).   Für  mich  kam 
Schiller  meistens  weniger  als  selbständiger  schriftsteiler,  denn 
als  reprftsentant  der  damaligen  schwäbischen  Schriftsprache  in 
betracht  Deshalb  habe  ich  auch  in  den  belegen,  abgesehen 
von  kleinigkeiten,  nur  gleichzeitige  Schwaben  dtiert:  Schubart, 
Hang,  HQler,  Nast,  Fulda,  sowie  die  verschiedenen  vttlasser 
von  arükeln  in  Haugs  Schw.  m. 

Es  ist  hier  nicht  der  ort,  Kasch\s  arbeit  eingeliender  zu 
besprechen.  Ich  möchte  nur  noch  auf  einzelne  ]anikte  lun- 
weiseu,  in  denen  unsere  resoltate  differieren.  Kasch  teilt  ein 


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422 


PFLEiDEBER 


in  wortgeiHraiich,  laute,  formen.  Dem  mnndaTtliclieii  wori- 
gebranch  sind  volle  81  selten  gewidmet.  Das  rahrt  einmal 

daher,  dass  aus  S.  3  fl  noch  sehr  viel  entnommen  werden 
konnte,  wol  besonders  ans  Kabale  und  liebe.  Dann  aber  hat 
Kasch  zu  viel  Wörter  als  'mundartlichen  woi-tfrebrauch'  an- 
geführt. Ich  setze  voraus,  dass  'mundarilich'  beim  jungen 
Schiller  mit  ^schwäbisch'  zu  identificieren  ist,  abgesehen  von 
einzelnen  fällen,  in  denen  Kasch  selbst  die  attribute  ^sächsische' 
1L&W.  mmidart  teiffigt  Er  bringt  sehr  viele  diäte  aus  &  1 
nnd  2,  die  in  meiner  wLirnninng  Ton  snevismen  nicht  za  lesen 
sind.  Kasch  hat  nun  ja  wol  recht,  wenn  er  in  den  Vor- 
bemerkungen sagt,  dass  ein  Norddeutscher  viel  nnbefuigener 
der  spräche  und  dem  wortgebrauch  Schillers  gegenüber  stehe 
als  ein  Schwabe,  und  zwar  wol  ganz  besonders  liinsichtliLh 
des  wortg^brauchs.  Nicht  vieU'  Awrden  sich  ganz  genau 
darüber  recheuschaft  geben  können,  was  in  ihrem  Wortschatz 
dialektisch  ist,  nicht  dem  wertschätz  der  Schriftsprache  an- 
gehört. Zur  feststellung  des  mundartlichen  d.  h.  schwäbischeo 
materials  hat  Kasch  die  verschiedenen  idiotica  Oberdeutsch- 
lands  benutzt  (schwäbisch,  schweizerisch,  elsässisch,  bairisch)^ 
nnd  dann  offenbar  angenommen,  dass,  was  in  einem  dieser 
wdrterbficher  für  das  betreffende  Sprachgebiet  als  mnndartKdi 
aufgezeichnet  war,  auch  für  Schwaben  mundartlich  sei.  Diese 
methode  ist  nicht  zu  billigen,  und  Jvasch  führt  daher  auch 
manches  unter  obiger  rubrik  an,  was  SchiUei-  nicht  aus  seiner 
niundart  kannte.  Ich  habe  die  bei  Kasch  verzeichneten  citate 
aus  S.lund2,  die  ich  nicht  angeführt  habe  unter  den  *suevismen. 
nach  dem  bis  jetzt  vorliegenden  teil  von  H.  Fischers  Schwä- 
bischem Wörterbuch  (5  liefemngen,  von  A  bis  Bein)  nadi- 
geprUft;  darnach  ist  mir  entgangen  ausgemergelt  S.  2, 166. 306 
(bäumen  S.  1, 41.  200),  hehulf  2, 369.  382;  dagegen  sind  bd 
Fischer  teilweise  ttberhanpt  nicht  angeführt,  teilweise  als 
'nicht  populär'  n.  &  bezeichnet  (vgl.  die  betr.  dtate  bei  Kasch 
S.3— 7):  abiidvift.  all  (der  Wein  i^t  all  2,115,  was  bei  FLschtr 
ausdnicklicli  nuiddeutsche  ausdrucks weise'  genannt  wirdX 
angaffen,  anrufen,  Anucrbany,  Auf  tau  scher,  aus  {^'^jnjft  trttbtM 
aus),  uusrcichen  ~  'zureichen',  ausjv tischen,  aufsen  (ihr  dort 
aufsen;  vgl  Fischer:  'modern  nur  noch  von  der  aussenseite 
eines  dinges;  fOr  etwas  ausserhalb  [getrennt  davon]  befind- 


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iPBACHB  D8B  JUHOIN  SGBUiLIB. 


423 


liches  vielmehr  . . .  daus^en]  und  iMussen')^  Balg,  begaffen.  — 
Ferner  hat  Kascli  manches  unter  der  rubrik  'wortgebrauch', 
was  ich  bei  der  lautlehre,  formenlehre,  archaisiiieii  iLfi.w. 
bringe  za  mlisseii  glaübie'.  (z.b.  dar,  ek,  als,  holder ,  gemer; 
heede,  Mwem,  mwo,  Biesel;  deim — dann,  rauch  etc.;  sahst  Ton 
auffallendem  genus,  wie  Änkery  Angel,  Chokolade,  Giß  u.  a.). 

Zum  capitel  'laute'  Hesse  sich  im  einzelnen  mam  hes 
sagen,  wo  dem  verfa^er  eben  die  !2:ni;uipn»  kenntnis  der  ge- 
sprochenen mundart  nicht  zur  Verfügung  stand.  Bei  6 — p, 
d  —  t  nimmt  er  a.  51—53  (wol  nach  dem  Vorgang  von  Wagner 
XL  a.)  einen  unterschied  in  'st&rke  und  daner  der  rerschluss- 
bildnng*  an;  das  ist  xorflckziiweisen;  vgl.  8.317.  Anl  die 
«-laate,  in  bezng  auf  die  ich  mich  mit  einer  kurzen  bemerknng 
s.  290  begnügt  habe,  bat  sieb  Rasch  s.  53  in  dankenswerter 
weise  etwas  nälier  eingelassen;  Ordnung  bringt  man  übrigens 
auch  auf  dem  m n  ilim  eingeschlagenen  weg  nicht  in  die 
bfhieibung  der  *-lauiti;  doch  hai  er,  was  ich  (ausser  s.  Hl 7) 
ausdrücklich  zu  bemerken  versäumt  habe,  deutlich  darauf 
hingewiesen,  dass  diese  Verwirrung  davon  herrührt,  dass  wir 
Süddeutsche  nur  stimmlosen  «-lant  kennen.  —  Ueber  das 
svarabhakti-e  (s.  316),  sowie  Aber  manches  andere  ans  der 
laut-  und  form^ebre  ist  E.  stillschweigend  weggegangen;  und 
doch  sind  diese  dinge  wichtig  för  die  geschlcbte  unserer 
scln'ütsprache.  Bezüglich  der  attributiven  adj.  oline  flexion 
(Kasch  s.  67)  und  des  rückumlauts  (Kasch  s.  69)  verweise  ich 
auf  meine  briiu  iküiigea  s.  354  und  382  f..  in  denen  ich  zu 
zeigen  suchte,  dass  Schillers  Sprachgebrauch  in  diesen  punkten 
auffaUenderweise  tatsächlich  gerade  den  mundartlichen  formen 
entgegengesetzt  ist.  Beim  verbum  tun  führt  £.  sowol  Ver- 
wendungen wie  jener  Ütäi  haben  etc.  als  auch  die  häufige  ver« 
bindung  von  tun  mit  einem  subst.  zur  Umschreibung  eines 
verbalbegriff s  als  mundartlich  an  s.  27  und  anm.;  das  letztere 
ist  richtig,  vgl.  s.  117,  allein  das  andere  ist  nur  ein  archaismus, 
vgl  s.  375,  absolut  kein  suevismus,  da  wir  ja  gar  kein  praet 
in  der  mundart  haben. 

TÜBINGEN.  W.  Pi?  LEIDJaitm 


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424 


FFLEIDEKEK,  SFBACU£  DES  JDNQEN  SCHILLEB. 


EinleitTiner  274 

I.  Zur  Orthographie  278 

Orthographie  dervocale  s.  281:  —  der  consonanten  s.  289; 
—  der  fremd  Wörter  s.  292j  —  reeultat  8.283;  —  über 
majoskel  und  minoskei  8.294 
IL  Zur  lautiehre  295 

A.  Vocalismu»  der  toiisilben  295 

Umlaut  8. 295;  —  t* — o  8.299;  —  dürfen  6.299;  —  äu 

de&  nimflii  8.800;  —  qoalittt  doTToeale  8.300;  — 
qiuuititSt  der  Toeäle  s.  805 

B.  Vocalismiu  der  nebenmlben  307 

Ihm  -«  der  nachtonaflbeii  8.807;  —  Torsübe  ff§-  8.815; 

8varabhakti-e  8.816 

G.  Coimuntismus  317 

Anbanqr:  Die  achw&bb  reime  in  nachachw&b.  seit.  .  .  28ü 
in.  Zur  formeiilehre    327 

A.  Zur  tiexiüü  des  subst  327 

Umlaut  §.327;  —  endnngen  der  mhni.  8.328;  —  dat. 

plur.  u.  32^;  —  masic.  8.329;  —  neutr.  8.337;  — 
fem.  8.339;  —  plur.  auf  -8  8.341;  —  flexion  der 
fiemdw5rter  8.842;  —  dedinatien  der  eigcnnmmen 
8.846;     geiL  der  subet  8.848 

B.  Zu  den  Ä^ectiTea  3&1 

Zur  flexion  des  a^j.  8,851;  ~  steigemng  8.355 

C.  Zu  den  lahlwGrtem  356 

I>.  Zum  pronomen  359 

£.  Zur  Üexion  d^«  vrrlmTTis   366 

L  Vocalver8iideruni;i II  innerhalb  der  8t.  flexion  ...  966 

1.  Vocale  der  pratentalformen  366 

2.  Vocalverschiedenheiten  in  deu  präsenafonneii .   .  370 
II.  Consonantische  einselheiten  375 

m.  Berihrung  zwischen  etatker  und  echwecher  coi^.  .  375 

IV.  BftcknnüMit  3tt 

Y.  Bfldnng  dee  purt  praet.  dnrch  die  Toitilbe  ^e-  .  .  384 

F.  Zn  den  flexieneloeen  werterten  3tt 

Prl^itionen  389 

Anhang:  Ueber  Wortbildung  und  Wortschatz  393 

A.  Bildung-  von  wi'rteru  dnrch  ableitunp  39Ö 

B.  Bildung  Ton  Wörtern  durch  compoAition  408 

C.  Wortschatz  412 

Archaismen  b.413;  —  sneTismeu  8.416. 


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ZUM  REIMGEBRAUCH  RUDOLFS  VON  EMS 


V.  Junk  bat  in  diesen  Beitr.  27, 446—508  'Untersachnngen 
zum  reimgebraneh  BadoUs  Ton  Ems'  vorgelegt»  an  deren  fiUi- 
mng  and  an  deren  ergebnisse  ich  einige  bemerkungen  an- 

schliessen  will.  Die  arbeit  Junks  bant  sich  anf  ein  yollständiges 
reim  Wörterbuch  des  gGerh.  und  des  Barl,  auf  in  richtiger 
erkenntnis,  dass  die  Untersuchung  nur  so  im  stände  ist,  sowol 
ihr  Uiema  auszust  liüpieu,  als  auch  reimmöglichkeii  und  sprach- 
möglichkeit  gegeneinander  abwägend  und  aneinander  beleuch- 
tend resultate  zu  gewinnen,  die  nach  dem  grade  ihrer  Sicher- 
heit oder  Wahrscheinlichkeit  genau  umgrenzt  sind  und  vor  aller 
misachtnng  oder  nichtbeachtung  geschätzt  bleiben.  Man  kann 
nun  solche  Untersuchungen  fiber  spräche  und  technik  mhd. 
dichter  am  vollständigen  reimmaterial  nach  zwei  richtungen 
hin  vornehmen.  Entweder  man  untersucht  einzelne  erscheinungen 
an  einer  möglichst  grossen  reihe  oder  einer  organisch  begrenzten 
gnippe  von  autoren,  wie  z.  b.  nieiue  Mhd.  Studien  (Zs.  fda  44 
uiid  4ö)  dies  getan  haben.  Oder  aber  man  untersucht  die 
sprach-  und  reimeifjentümlichkeiten  eines  einzelnen  aiitors.  Tn 
diesem  letzten  falle  aber  moss  man  m.  e.  die  eigentünüichkeiten 
des  ^inen  autors,  anf  den  man  sich  beschränkt,  soweit  sie  eben 
ans  den  reimen  erkennbar  sind,  vollständig  alle  d^  material 
abzuringen  trachten.  Und  dann  dürfen  in  der  Untersuchung 
auch  niemals  die  so  wichtigen  Schlüsse  ex  absentia  fehlen:  denn 
nicht  nur  was  der  dichter  reimt  ist  sprachlich  bemerkenswert, 
noch  viel  mehr  interessiert  oft  was  er  nicht  reimt,  was  aber 
andere  Zeitgenossen  oder  landsleute  zu  reimen  nicht  ver- 
schmähen. Geht  man  bei  einer  arbeit  Uber  spräche  und  reim- 
technik  eines  einzelnen  dichters  nicht  auf  möglichst  genaue 
Vollständigkeit  wenigstens  der  grammatischen  ergebnisse  aus, 
80  hat  man  eigentlich  die  grosse  arbeit  des  reimwdrt^buchs 


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42ß 


ZTO5BZINA 


umsonst  auf  sich  genommen  and  legt  schliesslich  ein  dorßbBa 
lückenhaftes  bild  von  des  behandelten  dichten  spräche  m. 
Das  haben  so  viele  einleitnngen  zu  nacfalachmannischen  mbd. 
aasgaben  in  ihren  sprachlich-metriscben  partien,  so  nnglaublieh 

oberflächlich  diese  auch  oft  waren,  am  ende  auch  noch  zu  wege 
gebracht.  Gerade  Juuk  sagt  uns  an  der  spitze  seines  auf- 
satzes,  dass  er  durch  seine  arbeit  den  künftig*  n  herausgebem 
der  noch  unedierten  werke  Rudolfs  die  sprachliche  grundlage 
für  die  textkritik  schaffen  woUe.  Da  er  aber  nun  die  dm 
reimwb.  zu  entnehmenden  Spracheigentümlichkeiten  des  gGeiL 
und  des  Barl  auch  nicht  annILhemd  erschöpft,  so  muss  ein 
zukünftiger  herausgeber  Budolflscher  werke»  fikUs  seine  grBnd* 
lichkeit  ihm  derlei  überhaupt  gebietet,  spräche  und  reime  and 
dieser  älteren  gediehte  doch  noch  einmal  untersuchen;  und  da 
auch  die  von  .Tunk  unterlasseneu  beobachtungen  nur  am  ge- 
sammten  reiiuiiiaterial  zn  machen  sind,  sich  auch  für  dies« 
gediehte  wider  ein  reimwb.  anlegen  und  so  eigentlich  die 
ganze  arbeit  von  neuem  machen.  Junk  jedoch  hatte  bei 
genauerer  erwäguug  alles  dessen,  was  not  tut,  und  weiserer 
ausnützung  des  raumes  mit  durchaus  gleichem  und  nidit 
grösserem  arbeitsaufwand  auf  gleichem  räum  abschliessendes 
bieten  können. 

Weite  des  gesichtsfelds  der  beobachtung  ist  aber  nidU 
das  einzige,  was  ich  an  Jnnks  arbeit  yermisse.  Da  man  nsn 
erwarten  darf,  dass  dieser  arbeit  andere  ähnlicher  richtun^ 
folgen  werden,  so  sei  es  mir  erlaubt,  die  methodischen  an- 
fordcrnngen,  die  ich  an  solche  reimuntei  siu  hungeu  über  die 
Sprache  eines  einzt^lneii  mhd.  dichters  stellen  möcht-e,  hier  u 
specificieren.  Ich  werde  diese  auf  orderungen  dabei  exempliü- 
cieren  an  Kud.  v.  Ems  und  Junks  Untersuchung.  Die  letztere 
wird  dadurch  in  eine  ungünstige  position  gedrängt.  Deshalb 
erkläre  ich  hier  ausdrücklich,  dass  ich  den  grossen  fleiss,  die 
trefflichen  einzelerwägungen,  das  ehrliche  streben,  die  relative 
Zuverlässigkeit  der  angaben  Jnnks  wol  zu  sdiätzen  weiss  und 
vor  allem  zu  schätzen  weiss  die  tatsache,  dass  Junk  hier  sa- 
erst  die  Untersuchung  von  spräche  und  reim  eines  einzelneu 
hd.  dichters  des  13.  jh.'s  wider  auf  jene  wege  leitet  ,  auf  die 
uns  zuerst  Steinmeyers  Pleierreceusionen  (GCfA.  1887.  21. 
1893, 3),  ferner  Steinmejers  rectoratsrede  über  die  mhd.  epi- 


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ZUM  BEIMtiEBRAUCH  RUDOLFS  VON  EMS. 


427 


tlieta  yom  jähre  1889  und  sein  knrsser  anlsatz  Zs.  fda.  34, 282  f.^ 

dann  aber  auch  —  nicht  zu  vergessen  —  Fischers  Tübinp^er 
universitätsprogramni  Zur  geschichte  des  nilid.  vom  jalire  1889 
gewiesen  haben,  wege,  die  Kraus  und  ich  dann  gegangen  sind. 
Z.  t.  waren  das  aucli  die  bahnen  Lachmanns  und  Haupts,  denen 
unter  ihren  schülern  eigentlich  nur  Sommer  gefolgt  ist.  Aber 
für  Lachmann  und  Haupt  begrenzte  sich  dialektisches  und 
schriftsprachliches,  sprachliches  und  technisches  doch  vielfach 
anders  als  heute  für  uns. 

Vollstflndige  Sammlung  des  ganzen  reimmaterials  also  ist 
natürlich  Vorbedingung  einer  Untersuchung,  wie  Jnnk  sie  an- 
stellt; und  auf  grund  dieses  Überblicks  über  das  gesammte  mate- 
rial  ilit  sorgfältige  abwägiinji  dc^  üir  den  dichter  überhaupt 
reiml  an  n.  des  leicht  oder  um*  schwer  oder  gar  nicht  im  reim 
verwertbaien.  Diese  Vorbedingungen  hat  Junks  auisatz 
erfüllt. 

Dann  aber  müssen  erstens  sämmtliche  grammatisch  inter- 
essanten bindungen  verzeichnet  und  verwertet  werden.  Junk 
hat  eigentlich  nichts  getan,  als  die  von  Kraus  und  mir  in 
nnsem  beitrftgen  zur  Heinzeifestschrift  1898  angeschnittenen 
fragen  auch  für  Bud.  zu  beantworten  yersucht  Hätte  Junk 
nur  dies  als  ziel  seiner  arbeit  angegeben,  so  hätte  man  diese 
enge  begreuzung  der  ausuützun«;  eines  reichen  niaterials  be- 
dauern, aber  hätte  sie  nocli  liinnehnien  können.  Aber  die 
*  sprachliche  grundlage'  für  die  kritische  herstellung  Rudol- 
fischer texte  wird  so  nicht  geboten  und  von  einem  'gramma- 
tischen compeudium  zu  Rudolfs  Sprachgebrauch^  darf  man  mit 
bezugnahme  auf  solche  forschung  nicht  sprechen,  denn  Kraus 
und  ich  haben  in  den  beiden  oben  genannten  aufsätzen  unser 
material  nur  zur  belenchtung  der  fragen  nach  der  autorschaft 
des  2.Bflchleins  und  nach  der  existenz  einer  mhd.  dichtersprache 
verwertet  Um  nun  die  fordemng  nach  Vollständigkeit  der 
beobachtung  zu  erfüllen,  ist  zunächst  notwendig  eine  genaue 
kenntnis  der  details  der  mhd.  grammatik:  wofür  existieren 
doppelfornien,  wufUr  nicht?  üeberall  dort,  wo  die  reimform 
nicht  fürs  gesammte  mhd.  feststeht,  ist  das  verhalten  des  be- 
handelten autors,  also  sagen  wir  immer  Rudolfs,  festzustellen. 

Wir  Wimen  %,b,  also,  da«  $eho£  'iacnlnm*  nnd  $Iom  'dautnuii, 
caiteUnm*  unmhd.  bald  mitkurfem,  bald  mit  laageju  o  gehrandit  weidai. 


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426  ZWIERZINA 

nmsoiiBt  auf  sich  genommen  und  legl^  schliesslicfa  ein  dmrliH 

lÄckenliaftes  bild  von  des  behandelten  dichtere  sprad»  to. 

Das  haben  so  viele  einleitnngen  zu  nachlaclimannischen  idki 
ausgaben  in  üiren  sprachlich-metrischen  partien,  so  ungkii'üi'b 
()V>»-rt\iichlich  die,se  auch  oft  waren,  am  ende  auch  noch,  zu 
gebracht.    Gerade  Tunk  sagt  uns  an  der   spitze  seines  am- 
satzes,  dass  er  durch  seine  arbeit  den  k&nfti^en  heraosgf^ 
der  noch  unedierten  werke  Rudolfs  die  Bprachliche  grundhre 
für  die  textkritik  schaffen  wolle.  Da  er  aber  nun  die  dm 
relmwb.  zn  entnehmenden  spracheigentllmlichkeiteii  des  gGeii 
und  des  BarL  aach  nicht  annfthemd  erschöpft,  so  mnsscii 
znkOnftiger  herausgeber  Kudolfischer  werke,  falls  seine  grfini- 
lichkeil  Www  derhd  ii\)erhaupt  gebietet,  sprai^he  und  reime  tioii 
dieser  ällcivn  gedichte  doch  noch  einmal  untersucht-n;  und  üi 
auch  die  von  .Tunk  unterlassenen  beobachlungen   nur  am 
sanunten  reimmaterial  zu  machen  sind,  sich  auch  für  die^ 
gedickte  wider  ein  reimwb.  anlegen  nnd  so  eigCTtlich  die 
ganze  arbeit  von  nenem  machen.    Jnnk  jedoch   hätte  bei 
genauerer  erwägung  allee  dessen,  was  not  tut,  und  w&sem 
ausnützung  des  ranmes  mit  durchaus  glmchem  und  mdit 
grösserem  arbeitsaufwand  auf  gleichem  räum  abschliesseiMiff 
bieten  können. 

Weite  des  gesiciit^lelds  der  beobachtung  ist  abei  mhi 
das  cinxige,  was  ich  an  Junks  arbeit  vermisse.   Da  man  nim 
erwarten  darf,  dass  dieser  arbeit  andere  ähnlicher  rieht««! 
folgen  werden,  so  sei  es  mir  erlaubt,  die  methodischen  an- 
forderungen,  die  ich  an  solche  reimontersnchnngen  über  dk 
spräche  eines  einzelnen  mhd.  dichters  stellen  möchte,  hier  a 
speciftcieren.   Ich  werde  diese  antorderunin  u  dabei  exempltf* 
eieren  an  Bnd.  v.  Kms  und  .lunks  untersu*:huu^.   Die  let/iert 
wild  dadurch  in  eme  unglinstige  positiun  gedrängt.  DesWf' 
erklare  ich  hier  ausdrücklich,  dass  ich  den  grossen  fleiss,  dir 
treüLichen  einzelerw&gungen,  das  ehrliche  streben,  die  reUtir^ 
zuverltoigkeit  der  angaben  Junks  wol  zu  schätzen  weiss  usA 
vor  allem  zu  scMtzen  weiss  die  tatsache,  dass  Junk  hier  » 
erst  die  Untersuchung  von  spräche  und  reim  eines  eimelB« 
)vd.  Achters  des  13.  jh.'s  wider  auf  jene  wege  leitet,  auf  die 
zuerst   Steinum  y(  r>   iUeieiTecensionen   (GGA.  21 
1893>  3),  ttruer  iStduuicyers  rectoratsrede  über  die  uüii  epi- 


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theta  vom 
dann  aber  anc^  — 
universitatsprog 
gewiesen  haben. 
Z.  t.  waren  das 
unter  ihren  schnfen 
für  Lachmann 
schriftsp 
anders  als 

VullstiBi«ie 
natürlich  r 
stellt;  and  auf 
rial  die 
reimbaren,  des 
verwertbaroL 
erfüllt 

Dann 
essanten  bin 
hat  eigentikk 
nnsem 
fragen 
nur  dies  ak 
enge 

dauern,  aber 
'sprachliche 
fi^scher  texk: 
tischen 
bezugnahme 
und  ich  hnimi 
material 
des  2.Bb 
verwertet, 
beo 

kenntnih 
dop 
niehü 

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I. 

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It 
z. 

ren 

(lass 
2759. 
nur  zu 
ol97  u.ü. 


af  die  tlexioo 
er  bleiben  wir 
ii  wort  über  das 
id.  verliert.  Rud. 
tr  geri  gGerh.  1427, 
t  nicht  tr  tuont  (etwa 
\  5591.  6899  u.  ö.,  tuot, 
hdnt  und  kein  tr  shU, 


428 


ZWIBBZIHA 


srhoz  und  eIoz  sind  nnn  sehr  leicht  reimbar,  sei  es  auf  die  noTnina  hJd:, 
gröZj  ffenü2f  stöz,  döz,  schöe  'greminm',  sei  ea  auf  die  praeterita  rfö:,  rf«:, 
scfioe,  sAöz,  gendz  u.s.w.  Das:egen  lindet  man  für  sloz  kaum  ein  anderes 
reim  wort  als  schoz  und  für  achoz  kanm  ein  anderes  als  sloz.  Verwendet  also 
ein  dichter  z.  b.  das  wort  sloz,  setzt  es  aber  immer  ins  zeileninnere,  &u  h&t 
er  wahrscheinlich  slöz  gesprochen,  für  das  sich  schwer  der  reim  feuid,  risd 
nicht  $1^,  das  er  so  beqmem  Itttte  Maden  kQnnAii.  So  w$jt  sRXt  «lao  etm 
Hartm.'s  form,  eben  weil  bei  ibm  kein  beweieender  reim  Ar  Mm  Torinndci 
lit  (i.  Lechmann  in  Iw.  606  nnd  dann  Iw.  606. 6646).  Noch  sicherer  dQifet 
wir  acUieasen  bei  dichtem,  die  weder  sehoz  noch  sloz  je  auf  bequemes  4r 
reimen,  wol  aber  scJioz  und  thg  selbst  miteinander  binden.  Zu  diesa 
dichtem  gehört  Eudolf,  der  Barl.  2, 25  Bin  tcort  ist  aüer  dinge  »los  reimt 
zu  hlicschoz  und  sonst  kein  sloz  oder  scäo^^  je  zu  groz,  hluz  n.s.w.  Pfeiffer 
druckt  üloz  :  hlicschoz  mit  läTis^ezpiohen,  was  also  fal«ob  i«st.  Der  citierte 
reim  war  daher  zu  vt^rzei»  luieii.  Aehiilich  hatte  schon  Haupt  für  K<^Tirad 
v.Wilrzh.  fifpschlosscn  zu  En;j:elh.475:  'sloz  habe  ich  ohne  circumflex  ir^^las^ta, 
weil  ich  bei  Xour.  dieses  wort  nur  auf  schoz  (iaculum)  gereimt  ünde,  1  rujkr. 
38649  (8.femerPnrton.  1653),  beide  werte  aber  nicht  anf  ein  entaehiedeMs 
'09*.  Anch  fttr  WoUr.  venrnnte  ich  Irones  o  in  diesen  Worten.  Nor  cinMl 
reimt  WoUr.  slo«  'danstmm*  Pars.  440, 16  nnd  da  lum  anbei  olo^,  dv 
ja  anch  ebensognt  o  als  d  haben  kann.  Und  dieaes  eiof  reimt  aonat  wa 
einmal  in  zweisilbigem  casus  vloze  zn  ffudtote  (dat)  Wh.  431,9.  Dem 
widenpricht  freilich  die  bindnng  dieses  getthoM  *iacnlnm*  mit  gröz  Wh. 
1^24, 8.  Aber  ich  meine,  dass  wir  nach  der  sachlap;^  in  dem  letzten  faß 
einen  der  bei  Woifr.  ausser  vor  t  (und  rt)  auch  vor  ch  nicht  seltenen  on- 
reiuen  reime  von  o  zu  o  anzunehmen  haben  und  qeschoz  mit  kürze  anii>- 
setzen  ist.  Bei  Rud.  und  Hartm.  hat  freilich  subot.  vlöz  langen  voc&i  <«. 
die  belege  im  Mhd.  vvb.  3, 349  b)  im  gegensatz  zu  sloz  (und  schoz).  Vw 
auch  klöz  sagt  End.,  nicht  kloz,  wie  die  bindung  göz :  em  erde  Idöz  beweist; 
denn  so  ist  BarL821, 82  sn  lesen  nnd  Pfeüte  em  erde  bUt  iat  wtü  sir 
ein  ans  KQpkes  ausgäbe  (819,  flbemommener  dndddiler.  Anf  kviei 
-Off  Ittsst  anch  für  ülr.  Zatsikh.  die  bindnng  «cUtemAoB :  gebae  'e^lag' 
Laus.  1488  als  die  eimdge  ihrer  art  scbliessen,  s.  Lachmann  tn  Nib.  1883,2. 
sloz  und  schoz  in  der  Mart.  107, 91.  158, 23.  205, 25;  dagegen  sloz  bei  Wiimt 
288, 30.  So  oder  so  jedoch,  ein  im  reim  stehendes  Um  oder  elös,  echas  oder 
achdz  ist  stets  zu  veneeichnen. 

Da  die  dichter  zant  zemle,  zun  zcnde  oder  zene  reimen,  so  ist  « 
constatieren,  dass  Rud.  nur  ran  (Baxl.  32, 15)  ^e>i€  (Barl.  88, 33)  reimt;  aacs 
nicht  ^än/",  sondern  zenc. 

Ferner  gehört  liud.  zu  den  Alemaunen  des  13.  jh.'s,  denen,  wie  l'lr.  r. 
Zatcikh.,  inlautend  i  nnd  ft  nach  knnem  Toeal  luanmenfaikB:  Bnd.  rast 
eiMitiieii:silm  BarL68,27.  840,5,  spoMe : pole  Bart  184»  18.  206» 81  n.d. 
tipoUm :  pofefi  247,81  n.  9.  Das  ist  dnrdians  nicht  allgemeiner  gefanaeh. 
nicht  einmal  der  gebrauch  aller  Alemannen;  eine  solche  bindnng  wir«  bä 
Hartm.,  Gottfr.,  Ulr.v.TtlrhnKonr.  v.Würzb.  unerhört,  8.Z8.fda.4o.4*i.anm-2. 
III,  anm. 2.  Die  bindungen  von  hiim  sind  für  Bud.  indifferent,  Uartm.  and 
Qottfr.  sagen  nur  öiteH^  Ulr.T.Tttrh.  widemm  auch  6fttM.  £ein  wunder  anSi 


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ZDH  BBDCOSBRAÜCR  SDDOLF»  VOV  SMS.  42d 


lass  Rad.  auch  ge^prei^f,  praet.  :  rjereite,  adv.  q^fJerb.  4933,  rrrhifte,  praet.  : 
%rheitt,  m\mX.  Barl.  227,  9  reimt  und  auch  uwrh  länge  tt  von  f  nicht  scheidet, 
was  Stxicker,  Wolfr.  und  Reinbot  entschieden  tun,  s.  Zs.  fda.  45,  HO,  anm. 

Für  sohh  .  u  ohlc  Rudolfs  statt  der  ausschliesslich  gereimteu  solte.  irolte 
iiitlerer,  e.  b.  Fleck»,  werden  von  .Tunk  s.  482  die  beweisenden  biudungeu 
z,\isa.miuengefitellt  Ebenso  interessant  ist  aber  auch  Kudulfs  die  schilde 
:  gevilde  gGerh.  5927.  Denn  die  reimform  schüde  kennen  dichter,  die  nicht, 
trie  etwa  ülr.  Zttdkh.,  ftUgemeSn  erweichmig  jedes  i  nadi  liquida  be> 
le^en,  also  auch  müde  (s.  müU :  hemHU,  piaei  Bart  12, 25,  vüUn,  piaet  ra 
fnUen  :  qMttai»  praet  Barl.  78,21;  aber  natttrUch  JMe :  iMlile  Bart  54»  18 
ii.fl.w.),  AaMen,  mtmitnaide,  der  atäe,  gen.  pt  jfetdde,  van  arde,  er  (ferde 
a,  dg\.  m.  reimen,  in  der  regel  nJdit.  So  ngt  Hartm.,  denen  spräche  mit 
der  Bndolft,  wie  Jnnk  freilich  nur  etwas  zu  stark  betont,  so  manche  be- 
rfUmingspankte  aufweist,  nur  schüte  sowie  milte  und  reimt  beide  getrennt 
Yon  wilde,  bilde,  gevilde  :  dagegen  durchaus  duiden  (s.  Anx.  fda.  22. 1K7,  anm.), 
sowie  auch  Rud.  (s.  Har!  H8,25.  218,1.  275,23.  382,27)  Noch  Konr.  v.  Würzb., 
ja  noch  dem  Verfasser  des  Reinfr.  bleibt  sr/ulde  oder  milde  ganz  frtiiul. 

Sehr  /u  l(  ht-n  ist  es,  das.s  Juuk  iu  eiuer  besonderen  folge  von  §§  die 
l»raeteritijpia.e.>cutia  und  athematischen  verba  der  reihe  nach  bespricht. 
Aber  auch  hier  sind  doch  nämmtliche  sprachlich  iutercüsanteu  foruieu,  die 
der  reim  festlegt,  vomflkhreii.  Also  andi  4m  mohi  Barl.  18,3.  Bekamt- 
licsk  hat  Laehmaan  ti.  a.  auch  wegen  ^nes  stachen  dm  wuJU  im  reim  das 
lied  Wolfram  s.  zii,  YOir.  dem  dichter  abgesprochen,  Behaghel,  Germ.  84, 489 
aber  dagegen  remonstriert  und  darauf  hingewiesen,  dass  du  «oM  i.  b.  aoch 
in  Hartm.'s  reimen  fehle,  dabei  aber  den  beleg  1.  BQcht  676  ttheisehen. 

weellen  fehlt  bei  Juuk  ganz,  nnd  doch  war  nicht  nur  daranl  hinin- 
weisen,  dtss  Bnd.  m  wdlem  die  2.  pt  als  ir  weit  reimt  (gGerh.  1393.  Bart 
69,23),  nicht  aber  steh  neben  steüeti  Betet  oder  sUH  neben  stillen  u.dgl.m., 
sondern  vor  allem  auch  darauf,  da«:?  Rud.  die  2.  sg.  constant  nh  'Iu  iiilt 
reimt  (gGerh.  1509.  2781.  <"255  Hnrl.  233,23.  247,5).  sowie  WoUr.  (s.  l'arz. 
304,  29  Wh.  149,25),  nicht  etu  u  als  du  wil,  sowie  z.  b.  Wirut  (s.  Wig.  liböü. 
i02:M)),  und  auch  nicht  iril  (IMirUi.  45. 1173)  neben  wilt  (Er.  7182.  8812)  setzt, 
wie  Hartm.,  ftlr  den  es  duiin  charakteristisch  ist,  da.>^8  er  die  fonu,  deieu 
'richtige'  reiuigestalt  ihm  schwaukt,  seit  dem  Greg,  zu  reimen  meidet. 

Und  wamm  erwihnt  Jnnk  im  anschlnm  an  s.  484  f.  nichts  darAber,  dass 
Rod.  iwar  den  intlän  (prägnantes  l&foi,  inf.  oderpart,  s.b.  gOerh.27ö9. 
8669.  6885,  coi\|.  Uiee  Bart  127, 17)  an  ^  nnd  tt&n  steUt,  aber  nnr  an 
eisterem  ein  part  ptaet  eHdn,  veHan  (s.  a.  b.  gOerh.  4851.  5829.  6197  n.5. 
Bart  2, 15.  9,8.  101,7  n.0.)  bildet  nnd  kein  gegän  oder  geHäm? 

Ueber  nodi  viel  erheblichere  anslllle  hier  nnd  in  beang  auf  die  flexion 
de.^  verbum  snbst  werden  wir  noch  an  spvedien  haben.  Aber  bleiben  wir 
bei  der  flexion,  so  ist  nicht  abzusehen,  warum  Jnnk  kein  wort  über  da.** 
vorkommen  der2.pl.  praes.  auf  -f-nf  (!)ez. -ttf)  bei  Rud.  verliert.  Kud. 
belegt  tr  je/ient  gGerh.  31,  ir  sigent  ii  irl  22*'»  :^  neben  ir  ffert  gGerh.  1427, 
$(tget,  imp.  aVivrh,  13.')9.  52l»9  u.dgl.  n».  .Aber  er  belegt  uicht  ir  tuotd  (etwa 
I  im  reim  zu  s(uu/,t},  sondern  nur  ir  (uot  gGerh.  2122.  5591- 6899  u.  ö.,  tuot, 
ifflp.  3819,  es  liudet  sicii  auch  keiu  *r  gätU,  atäfU,  häni  und  kein  tr  8int, 


A 


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ZWIBRZINA 


auch  nur  ir  weit  (s.  oben).  Bad«  verliält  sich  alflo  fthnlicli  wie  HartOL,  a. 
Lacbni.  'in  Iw.  836. 

Dann,  vielleicht  im  anschlnss  an  gesät  —  geseUet,  wäre  zu  be«prech« 
gewesen,  dass  Ku«i.  zwar  das  part.  bcdaht  des  öfteren  reimt  tg^^^rk  18li 
50i5.  BMi.48,15.  54,29.  75,35.  91,19.  210,7.  311,33.  391,3),  aber  keuMS 
beweiiende])  reim  flr  Mähte  a.ä.  (:  ahie,  ifahUvL,B,w^  «IriMe :  nftle, fMAfr 
fi.8.w.)  anfweiit,  sondem  nur  die  indiffeieiiteii  entÄraele  :  erumete  BtiL 
204^9  bindet,  nun  wider  im  gegenmti  so  Hartan.  (s.  Au.  fila.  22»  187> 
Das  part  gegast  gQerh.5741  an  Inf.  geeien  Barl  217, 5  ist  ebenfirili 
intereaaant. 

Das  nebeneinander  der  praet.  sate  Barl.  41,11.  352,35,  bluote  65,1a 
auch  des  conj.  praet.  sate  1('»'2,  VA  und  andrerseits  de«  iiid.  praet.  erghtfif 
Barl.  215.  25.  ;{(X),  1!^  hX  mehr  ulün  interesf?e.  mnott  n  :  iuoten  l>arl.H78,2:^ 
bleibt  indiftereut.  Im  pai  t.  hief«s  e»  wol  gedrcet  i  genoft  BarL  1Ü3, 17,  nickt 
wie  Pfeiffer  druckt,  ytdml :  yrnuit. 

Auch  2um  capitel  über  die  declinatiou  wäre  manches  nacbzntragen 
ni  miUee  taget  eekhi  (dat.)  :  da»  UNnM^  Baii  278,5,  der  ahgot  (gen.pl) 
:  gebot  (acc.8g.)  BarLdi2,5  ii.dgl.m.  boten  bei  einem  diehtert  der  mdit 
apokopiert,  immerliin  bemerkenswerteSb  EbeoBO  der  flectierte  pL  gmeat 
gGerb.5711.  Barl.  200, 18  neben  ältem  jpen&r.  Ueberbanpt  wlre  bei  jed« 
dichter  die  dnrch  den  raim  bezeugte  flezion  Yon  tn«n,  im  geg^ebenen  faC 
auch  vriunt,  vater  u.s.w.,  femer  von  fuos  (zefuoz,  fnoze  fuese),  sie  «/k- 
hüs  (zehüs),  sUe  Uc  }>pifhr  s/O,  nhe  wi<,  filahte  sffxht  u.s.w.  stets  fe>trn- 
legen,  femer  auskuutt  zu  gehen  iibor  sf^uv.  oder  st.  tlcxion  von  erdr  (iirt 
st.  bei  Rud.),  bare  und  ähnlichen  femininen.  Anrh  'wö.  wie  Rud.  fürdis 
femininnm  des  nuroeralo  auH«)clilie?slich  Ha^-^t  iin  l  reimt  (gGerh.  2665.  2ßTi< 
8937.  Barl.  U9, 21),  ißt  im  mhtl.  nicht  aliemg altige  iorm,  andere  'gute' 
dichter  reimen  ewd  (s.  b.  Stricker)  oder  ettmo  (z.  b.  Wolfram,  Ulr.  t.  TfiiL^ 

Wenn  ein  dichter  den  dat  pl.  des  pienomens  der  awdten  penon  in 
reim  belegt,  wie  Bnd.  {an  tu  :  m  driu  Bari.  232i85),  so  Ist  Mieh  di« 
nicht  in  ttbenehen.  Denn  es  ist  gar  nidit  so  aiu^gemadite  aache»  dmm  da 
Scheidung  von  tu  und  «Mcft  in  der  ersten  hälfte  des  13.jh.*8  noch  allgemai 
war.  Ich  kenne  hd.  hss.  aus  dem  anfang  des  jh.'s,  die  auch  für  den  dit 
nur  luch  schreiben.  Freilich  lässt  sich  ein  twcAy  sei  es  dat.,  sei  es  aec. 
dnrch  reime  nicht  leicht  feststellen. 

Sind  Kchliefslich  bindungen  wie  atnt<^ambet  :  samt  <^  snfnrt  Bit' 
386,3.19  nicht  sprachlich  hedeutungsvoU?   ztoi'r,  nicht  swirmt,  ist 
reim  belegt  gGerh.  IWl.  ;iö33  und  sä  reimt  unzählige  male,  steht  »nrh  <-r 
genug  im  versinnem  so  überliefert  (und  nicht  nur  in  sa  zehant  uua 
seeturU),  niemals  aber  reimt  «du  nnd  niemals  auch  teeä,  so  dasa  aick  Bii 
da  thnlich  wie  Hartm.,  gans  anders  als  Wolfr.  einerMitB,  GoUfr.  und  etm 
Stricker  andrerseits  Torfailt. 

Zweitens  sind  aber  nun  auch  Schlüsse  ex  absentia  nie 

zu  vci.ib.^auiiien.  Darin  ruht  ja  haupt^ftchlich  der  grrosse  vor- 
teil des  vollständigen  reinnvb.,  dnss-  wir  aus  ihm  jeden  aug^ü- 
blick  iiiit  Sicherheit  con^tatiereii  köimen,  was  beim  dichter 


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CUM  SBmOBBBAVCQ  RÜDOLfS  VON  EHB, 


431 


mbd.  fbmen  nicht  yorkommt,  aber  nach  den  Verhältnissen 
des  Wortschatzes,  des  Inhalts,  der  syntax  ond  der  relmharkeit 
eigentlich  zu  erwarten  wäre.  Die  hlosse  durchsieht  des  textes 

lehrt  uns  hingegen  auch  bei  geschärfter  aufmerksamkeit  doch 
lun,  was  vorkommt.  Hier  kann  freilich  vollst audigkeit  nicht 
angeistrebt  werden  und  die  auswahl  des  anzufülireuden  bleibt 
dem  philologischen  und  grammati^c]l(  n  blick  (U^s  sammelnden 
überlassen.  Denn  es  hätte  natürlich  gar  keinen  sinn,  darzu- 
legen dass  Rudolf  die  reim  formen  Veldekes  oder  Herborts  oder 
Heinrichs  v,  Türlein  nicht  kennt.  Aber  wenn  z.  b.  anch  Junk 
auf  die  ähnlichkeiten  und  ttbereinstimmangen  der  spräche 
Riid.'8  ond  Hartni.*8  insistiert,  warum  hat  er  nicht  wenigstens 
die  discrepanzen  zwischen  diesen  beiden  alle  hervorgehoben, 
anch  wo  für  Rud.  nnr  die  negiemng  dw  Hartm.*8ehen  form 
zu  nennen  war. 

Wo  sind  die  ho  {hoch  gGerb.  2645  n.  ö.)  und  lul  {nahen  und  näeh 
bftafig)  bei  Bnd.?  Wo  ein  reim  von  aiulmt  e :  cA,  wo  ein  mmegSn,  wo 
die  MMite  nnd  mutotte,  wo  die  mege  und  mahle,  wo  Mm,  hegarm,  genarm, 
wo  die  knnai  harn  nnd  hast,  n.s.w.  noch  vieles?  Und  mh  eonst  sollte 
dn  immer  naheliegendes  ins  enge  gefasst  werden*  Bs  gibt  nns  eine  ge- 
wiise  berahignng  Uber  die  grfindlichkeit  nnd  nnlmeflEsaBikeit  des  Teifuseie, 
dessen  nnteisnchnn^  wir  uns  anvertrauen,  wenn  wir  nicht  nnr  ans  der 
nichtanfUhmn^  der  beispiele  entnehmen  (da  könnte  ja  ein  ijIt^Tscheu  statt 
gehabt  haben),  sondern  desstiu  auch  ausdrUcklicli  vpr>'i(;hert  werden,  dass 
so  weit  verbreitete  fornn'Ti ,  wie  es  die  nvo  dm>  iwhau  nu  nu,  dn  du,  die 
8U071  neben  mti  etwa  Konr.  s  v.  iieiniesf.  (der  ferner  liegenden  ^^'ulir.  und 
Nib.  g&uz  üu  gesell weigen)  sind,  bei  Rud.  fehlen,  oder  die  duo  Guttfr.'s 
neben  dd,  oder  die  gemäht  neben  gemathet,  die  ai&n  nnd  niet  Ulr.'sv.Zatsikh. 
neben  den  tiahen  nnd  ntftl.  Und  rdmt  nüU  wiAUcb  mit  hit?  Ist  nicht 
BOT  der  indifferente  reim  geancht  an  täU  {»et)  <  sihet,  geseiht  (geidnet) 
geKikdui,  weil  der  dichter  sich  nicht  entscheiden  wollte,  aondem  sind 
wirklich  und  in  welchem  bänflgkeitsyerhältnis  vorhanden  bindungen  von 
nüit  (Partikel  oder  noch  prägnantes  subst  ?)  mit  den  snbst.  <ic^iht,  geschikt, 
pMOit  n.8.w.?  8.  Barl,  niht :  stm^erpMiM  266, 25,  .  geaehMl^l^  v^.^hm^ 
berihte.  pmet.  :  von  nt'hte  51, 12. 

Hartm.,  (^ottfr.  und  Wolfr.  verhalten  Bich  verscliieden  in  bezug  auf 
die  bildung^  des  nomeus  gcbdr,  yebitre,  yebardc  (syiiniivniou:  gdäz,  tjelaze): 
es  ist  bemerkenswert,  dass  Rud.  keine»  von  diesen  reimt,  sondern  nur  den 
substantivierten  iuf.  daz  gebären  gOerh.  G071.  Barl.  360,7. 

Aber  Jnnk  teheint  anf  derartige  sehlttsse  ex  absoitia  Uberbanpt  nicht 
viel  sn  geben.  8. 486  wagt  er  ans  dem  feUen  einer  prftteritalform  von 
wiaen  im  reim  nicht  einmal  mit  mir  (s.  Heinaelfestschr.  b.444.  44&  Zs.fda. 
45y95f')  die  folgening  in  aiehen,  dass  nnr  lottoe  oder  m$8e,  aicher  nicht 
^gUU  aijBt  wste,  Bndoük  form  ist  Aber  wenn  wir  die  hKnfigkeit  nnd 


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! 


432  zwnsRziRA 

mannigfaltigkeit  der  reimtypen  -e8te(n)  (:  ge8te(n\  hesieOi),  veste(n).  cfrvn*- 
vesU  8.  gGerh.  G59.  1441.  3421.  4979.  5759.   Barl.  18.31.  R1.7.  101,JI. 
114,  9.  ir,2, 35.  217, 5.  244,17.  372,27)  und  -Mh)  (-.  krisUn,  It.^troi).  m*f^»i» 
8.  Barl.  r0.15.  202,1.  215,13.  218,15.  223,25.  24ä,3.  274,3.  278.  11»  Au<- 
seits  und  die  unentbehrlichkeit  der  iu  frag-e  stehenden  wortform  autlrt-rjci;* 
in  betracht  ziehen,  so  niüäseu  wir  den  »cliluää  ex  absentia  auf  wisse  oder 
Wesse  ab  iwingoid  eriramitti.       hat.  fibeiliefem  aolehe  wesee  wmk  flbi 
Teninnere,  8.b.  Barl.  280, 18  ilS.  und  an  der  bekaimteii  literariadien  Helle 
des  Wilh.  reimt  toeeee :  meieter  Heese  HH8.  i,  869.  Wer  ferner  wesee  (wisse)ui 
nicht  die  jttngen  form  wesU  (tmUe)  ipraeiii  dffir  q»radl  wol  auch  noch  wmtm, 
nicht  muoste.  Hier  sind  ja  beide  formen  &at  gleich  schwer  zu  binden.  Aber 
Ulr.  V.  Zatzikh.,  dem  wiste  und  weile  neben  Messe  gemlss  ist  (8.  Zs.fdt.44, 
107,  aum.),  reimt  aucL  ntuoste^i  :  rencnosten,  praet.  Lanz.  74(>9.    Bei  Rai 
fehlt  das  praet.  von  müezm  im  reim,  selbst  den  leichter  reimbaren  conj 
mü€fii€{n)  (bez.  inüe>>e)  scheint  er  nicht  reimen  zu  kOnnen.    Wenn  wir  be- 
denken, diu^.s  der  gebrauch  vun  icueste,  adj.  und  .subst.,  gerade  Vi)ui  inlult 
des  Barl,  oft  gefordert  wird  und  diene  beiden  wurte  im  inneru  der  leüe 
auch  nicht  selten  sind  (s.  Röpkes  Glossar  s.  t.  und  das  Mhd.  wb.  s.  v.),  » 
wm  nns  «mos^  mAew  als  Kiid.'s  einiige  form  wahrseheinlicli  iivite- 
Vgl.  dagegen  wider  aifieste :  isfieste  Lans.  2009,  Hsmer  mfleste  :  wiesle  m 
Greg.  2586.  2787.  S049  bei  Hartm.,  dem  widemm  aneh  wetU  gmMs  'm. 
Wolfr.  sagt  nnr  tpesse  (s.  Heinxcdfestachr.  s.  444).  Er  reimt  «nch  keii 
müeste(n)j  obwol  anch  er  da.s  a4j.  wüeste  und  das  Terbum  icüesten  im  Wort- 
schatz führt  Merkwürdig  bleibt  mir  die  bindung  muosUn  auf  ein  singulirfs 
Witt  bäsiinen  buosten  Parz.  137  10    Martins  commeutar  s.  137  vermutet  ii 
buoste  ein  zu  hiiczen  *  ausbessern,  tiicken'  gehöriges  subst.    Also  eine  dental- 
ableituug  zix  buoz-,  wie  mnot^tje  eine  solche  zu  mno--  ist.    ^olite  es  \ix  mM 
besser  WMOÄcn  :  buosen  heissen?    s.  einbiwsdn  bei  S(  hmeller  1-,  29t>T  der  a\\  i 
ttul  duH  etymologisch  schwierige  {wiht  ginates  nohj  yibotfotes  'incoudutiib 
Otfr.  4, 28, 7  verweist  Freilich  bleibt  der  schluss  ai^  imtose  ans  der  ra» 
absenn  Ton  mucste  lange  nicht  so  sicher  wie  der  anf  weese  {wiege)  sm  4tr 
reimabsena  ?on  weife  {wisuy, 

Anch  dass  die  in  den  meisten  Schweiler  gegenden  ttbliehtten  coi\}vaeiir' 
fonnen  mhd.  gonget  eUmäe  neben  ste,  ge  bei  Rud.,  wie  bei  Hartm.  nud  Dr. 
T.Zataifch.  (im  gegeusatz  zu  Fleck  und  l'Ir.  v.  Tiirh.),  fehlen,  war  im  an 
schluss  an  s.  485,  die  die  gän  —  ^en-formen  behandelt,  wol  ausdrückbd 
herrorzuheVien.  Warum  Übrigens  a.  a.o.  die  fonnen  von  sf««  —  sten  tkvsr: 
discu.ssicui  i^cstfllt  blieben,  begreife  ich  nicht.  Daxlnrch  lassen  .Innks  n- 
sammenstelhingen  z.  b.  den  mit  hinsieht  auf  Kraus'  eiu.schlägige  aa.-^fiihnmffi 
iu  der  Hein/elft  stschr.  s.  XiyAi  wichtigen  beleg  für  -an  in  der  1.  sg.  pne^ 
ind.  vermissen:  ich  verstau  Buii.  21 1,  IJ. 

Die  blü.ss  tlieoretische  detailkeimtnis  der  mhd.  grammatik 
wird  uns  n11^  eiuzellieiien,  auf  die  es  ankommt,  bei  d€»r  arbrir 
nuu  kaum  gegenwärtig  lialten,  wenn  wir  nicht  den  gebrau^'L 
des  in  Untersuchung  stehenden  dichters  mit  dem  gebraoii 
anderer  dichter  praktisch  yergleichen.   Hier  ist  nat&iütl 


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ZDM  RBlMa£BSAUCH  AÜÜOtiFS  VON  EMS,  433 


eine  answahl  aus  der  mlul.  literatur  nicht  mir  gestattet,  son- 
dern auch  j^eboten.   Die  leimgewoliiiiieiteii  der  hauptklassiker: 
llartni.'s,  W  olfr.'s,  Gottfr.'s,  allenfalls  noch  der  Nib.  und  Waltli/s 
werden  aber  immer,  mehr  zu  eigener  information  als  zur  be- 
lehning;  des  pablicnms,  vom  Verfasser  in  vergleich  gessogen 
werden  müssen.  Dann  aber  jedesfalls  aach  die  reime  der  nn* 
gel&hr  gleichzeitigen  antoren  benachbarter  gegend,  ffir  Rad. 
also  etwa  Ulr.  y.  Zatzikh.'s,  Flecks,  des  Tflrheimers  (Trist.),  der 
^Fran,  der  Schweizer  minnesinger  (ed.  Bartsch).  Diese  heran- 
zielmng  des  gebraiicbs  verwanter  autoren  aber  wird  besonders 
wichtig  eben  zur  schärfung  des  blirks  für  Schlüsse  aus  dem 
fehlen  oder  der  selteiilieit  gewisser  bindungen  und  zur  illustra- 
tioii  der  negativen  resultateJ)   Dass  dabei  immer  die  erwägung 
im  auge  behalten  werden  muss,  dass  dieses  fehlen  von  wort- 
formen und  Worten  im  reim  hie  und  da  gründe  haben  kann, 
die  mit  technik  nnd  spräche  nichts  zn  tnn  haben,  liegt  an! 
der  band.  Worte,  die  am  Inhalt  des  gedichtes  haften,  sind 
nicht  in  eins  zu  werfen  mit  solchen  allgemeiner  Verwendbar- 
keit; dem  im  reim  scheinbar  gemiedenen  wort  kann  in  der 
Sprache  des  diclitei\s  eben  nur  sein  kuppehvurt  fehlen,  mit  dem 
es  andere  stets  binden:  wie  selten  wird  nam  in  den  reimen 
des  Iw.,  nicht  weil  IJartni.  nicht  melir  nam,  sondern  weil  er 
nicht  mehr  l-am  zulässt!    Der  gebraucli  der  epiker  und  dei- 
l^Tiker  ist  schon  an  und  für  sich  gegenseitig  abgegrenzt,  u.dgl.m. 
Weitere  beispiele  hier  zu  geben,  ist  kaum  nötig.  Junk  kam 
nicht  in  die  lage^  hier  zu  fehlen. 

Drittens  nun  darf  man  das  Verhältnis  der  heutigen  ma. 

zur  spräche  des  dichters  nicht  ausser  acht  lassen.  Bei  Junk 
finden  wir  darüber  kein  sterbensw  üilchen.  Es  wäre  ja  gut, 
wenn  der  bearbeiter  von  eines  dichters  spräche  aiicli  ein 
Icenner  der  in  der  lieiniat  seine^i  autors  heute  gesprochenen 
nia.  wäre.  Doch  gienge  eine  dahinzielende  forderung  viel  zu 
^eit  Schon  deshalb,  weil  wir  ja  über  die  engere  begrenzong 

')  Die  hier  geforderte  arbeitsleistung  ist  so  ^oss  nicht.  Für  Wolfr., 
Nib.,  Wiilth.  g'iht  es  reiinwl)h.  Die  reimver7PichiHs.se  für  Hartm.  inid  Gottfr. 
hat  uus  Vos  versproclieii  und  sie  werden  ht>fl'»Mit)it'h  nicht  mehr  allzulaoge 
Ulf  sich  warteu  hissen.  Für  die  aiideru  wird  uiiiinirksanje.  lectüre  g:enttgeii, 
k^enu  man  sich  einmal  mit  dem  vom  behandelten  aulor  gebotenen  reim- 
BiatnrUJ  Tertrant  geniMbt  luit 

nrtrigc  tm  f«MlNCibto  6ur  dwtMbm  ipnchc.  XXVDL  28 


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434 


ZWIERZlKA 


der  heimat  der  mhd.  aatoren  nur  selten  genau  nuterriclitet 
sind.  Aber  einer  allgemeinen  kenntnisnahme  heutiger  alen. 
bez.  bair.-österr.,  ostfränk.  n.8.w.  Sprachbesonderheit  wird  ach 

der  Verfasser  einer  reimimtersuchuii^  lieute  nicht  mehr  ent- 
ziehen dürfen,  weder  der,  der  den  dialekt  eines  dichters  erst 
besüüiiiien  will,  noch  dei,  dt^r  ulit  r  den  reimgebrauoh  eines  in 
weiterem  bezirk  schon  locaiisierteü  dichters,  wie  Kud.  es  isi 
zu  handeln  unter niumit. 

Hätte  Junk  z.  b.  bedacht,  dass  die  form  des  part.  pnet.  von  sin  (ha 
wesen)  heute  in  weiten  bezirken  alf^m.  irebiets  auf  mhd.  ^r.<?r«.  nicht 
mhd.  gewesen  zurückg^'ht,  hätte  er  bedacht,  da.s^  eine  der  wichtigsien 
sprach  irren  z«m .  die  alem.  gebiet  durchfurchen,  die  zwischen  ff{e  ^^Kr,)  ■^iiti 
g{e)ice>t\H)  ist  (.s.  z.  b.  Fischers  Sprathatlas  der  srlivviib.  maa.  karte  24'  ? 
hätte  er  es  wol  nicht  verabsäumt,  im  anschluss  au  sein  capitel  ütitr  d)- 
formen  der  praeteritopraesentia  bei  Rad.  uns  auch  mitzuteilea,  dass  dieie 
dichter  pevdi  neben  gewesen  reimt,  und  swbt  beide  nngeftbr  gitadi  hiifr 
geehi  gderh.  4073.  BftrL  158»  13.  163, 1.  290^  35.  287, 33,  gew€9m  gOeriL368^ 
Barl.  34, 11.  157, 33.  311, 9.  815, 7.  357, 5.  Im  t«im<7intt  ^Um  eivdieiiU  ki 
ihm  89  mal  der  inf.  wesrn  («irtweve»),  nnr  6  mal  das  part  geweten.  Vt.r. 
Zatzikh.  nun  reimt  so  gut  wie  aus-schliesslich  gesin  als  part.,  und  zwir 
reimt  er  es  Lans.  1825.  2789.  4807.  4925.  5791.  6821;  nur  Lanz.  9155  foL^: 
(lie^ien  fjefitn  ein  vereinzelte«  gewesen.   Der  inf.  wesen  steht  auch  bei  ibü 
häutig  im  reim:  Lanz.  1047.  2167.  2225.  3311.  4019.  67«3.  TlSl.  7!?ni.Wil 
Merkwiirdiir  iit  nun,  dass  Hartm..  der  ra.  e.  sicher  nicht   aus  i\-:m  v 
Schwab.  yt<w.'?t'H-gebiet  staiunit,  kein  r/f  s/u  reimt.    Merkwiinlii^  ist  .ibt  raD. 
die  Verteilung  seiner  getrcsen.    iin  Büchl.  reimt  keinem,  iiu  Kr.  nur  iwä. 
und  zwar  das  erste  Er.  5358,  das  sweite  6558.  Diesen  2  gewesen  stebei  ii 
BOchl.  nnd  Er.  fidliob  anch  nur  6  inf.  wesm  {eMweeen)  gegeaftber.  Ak^ 
im  Greg*  nnd  aH.  ist  gewesen  noch  selten,  es  reimt  nnr  Greg.  145  einL  läft 
aH.1213,  Tiel  seltener  als  wesen  inf.,  das  im  Greg,  nnd  aH.  mommm» 
14  mal  reimt  Oans  anders  yerhttlt  sieb  der  Iw.  Hier  erscheint  das  ^ 
gewesen  8  mal  zu  lesen  oder  genesen  gebunden:  Iw. 58.  997.  1951.  19*>9  -'4*  , 
3485.  4351.  5177,  fast  ebenso  häufig  als  der  inf.  wesen  (8:10)     lo  den 
8000  verteil  fl^s  Iw.  er^f  heint  gewesen  also  fast  doppelt  so  oft  im  rein:  4-" 
in  den  ra.  ISihmi  v«  r-en  der  iibriiren  werke  Hartra.'s.    Hat  Hartm.  seine furn, 
gesin,        dialektisrli  tr''n»ieden  und  sich  au  ein  literarisches  gewesen 
später  gewöhnt?    Es  drüngt  sich  die  frage  auf,  ob  auch  die  (/^»n-Äfn  Kü- 
literarische  reime  sciu  niilsseu.   Die  notwendigkeit  dieser  annähme  [Hi'^ 
deren  müglichkeit)  leugne  ich.  Dem  wenn  Biid.'s  heimat  auch  in  eetf 
gegend  ist,  die  bente  nnr  das  correlat  sn  mhd.  ge^  spricht,  ao  mag  ^ 
mala  noch  gewesen  neben  gesfn  gestanden  haben,  wie  ja  atefaer  der 
wesen,  der  bente  im  simples  wie  in  der  schiiftspraehe  so  anch  ia  ^'-f 
Schweizer  ma.  aufgegeben  ist^  auch  bei  Bad.  nnd  Üb*.,  wie  bei  Hartni  3:i 
iu  mhd.  zeit  all^'euu  in  in  unbestrittenem  gebrauch  neben  »in  steht  ^ 
Ulr.T.TOrh.*«  Triftt.  widemm  reimt  ein  ^es£M  560^15,  wihrend  AigM 

,1 

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ZUM  REnfOEBRAÜCU  BÜDOLFS  VON  EMS.  435 


heute  mm  ffewesm  (geioetf^  «gebiet  gebOrt  Hier  bat  also  aneh  ent  sptter 

die  audere  der  beiden  deppelfoimen  gesiegt. 

Ein  reim  toh  acht  anf  $t,  der  die  heutige  alem.  am^pnuihe  Ton  in- 
laut,  st  ak  seht  schon  fürs  13.  jh.  ftstlejrt,  darf  nicht  überg^ng^en  werden, 
Rud.  reiTnt  rrfaurfite,  praet.  :  tilastc,  subst.  Bari.  -'^2!1.  25,  sowie  schon  Uartm. 
ntlit  enlasdite  Mit  sincm  lichten  r]la.<tc  zu  aufan^  d' >  Brec,  v.  1780.  Dir.  v. 
Zatzikh.  hat  viel  mehr  (lero;leichpn,  aber  alle  st-iiie  bindnneren  von  acht  :  st 
in  V.  lüOÜ — 4000  des  Lhhz.;  vleischt^  :  volleiste  1173,  bimchte  :  viuste  1927, 
fuder  tasthU :  vaste  1931,  wuschte  :  gelüste  2207,  tvün8cfite(n) :  kümten  3151, 
:  hrtiiMt»  8697.  Ulr.  t.  Tttrb.  mudUm :  hutien  Trist  536, 35;  daneben  aber 
anoh  WM :  gast  Trist  505|  17*  621, 88,  :  «eftrosC^Bennew.  Adelungs  Uagai« 
2, 1, 57.  Haben  wir  es  da  mit  einem  analogiscfa  sn  ist  gebildeten  wut  (bes. 
woMfti)  sn  ton?  Bern,  die  is  nnd  iseh  neben  isdit,  Fiseheis  Sprachatlas, 
karte  20. 

Auf  8. 481  stellt  Junk  die  reime  zusammen,  die  beweisen,  dass  Bnd., 
sowie  ja  doch  fa.st  alle  mhd.  dichter  des  13.  jh.'s,  reizen  mit  spirans  sprach, 
wflbrend  wir  die  fürm  mit  affricata  lieute  in  der  8chriftsi)rache  fülireii. 
Le^^er  belegt  n  itzcn  fürs  13.  jh.  nur  ans  T'lr.  v.  Liehtenstein.  Ich  habe 
natttrlich  durclmus  nichtn  dagegen,  dass  man  bei  einer  Rprachlichen  nnter- 
Buchuug  eines  autors  für  ihn  die  form  reizen,  mit  spirans  oder  affricata, 
immer  fieslsteUe.  Ist  doeh  rtHsm  für  Inf.,  ind.  praes.  1.  ag,  und  1.— 3.  pl., 
omvj.  praes.  die  llltere  form,  die  in  mhd.  seit  neben  rsism  immer  einher- 
laufen  mnmte,  wo  sie  in  nhd.  seit  wider  aoftancfat  Aber  wanuu  cou- 
atatiert  dann  Jnnk  nieht  anoh  die  spirans  fOr  düssen  nnd  grüessn  bei 
Rud.,  in  welchen  Worten  viele  gcgenden  der  Schweiz  nnd  namentlich  der 
Ostschweiz  teils  ausschliesslich ,  teils  neben  der  spirans  heute  ebenfalls  die 
aflFricata  sprechen  (s.  Idiotikon  2,  812.  4, 2032),  während  allerdings  unsere 
Schriftsprache  hier  zum  'mhd.'  stimmt.  Znm  mindesten  ebenso  erwiihnens- 
■\vert  wie  das  feststehen  der  sjärans  in  rr/c<7i  sind  für  des  Alemannen  Ku- 
doil  spräche  die  bindnn^en  von  {fft  ihite^en  :  unt  -rn,  adj.  güerh.  501.  6731. 
Barl  17, 15.  348, 33  u.  ö.,  (jruczcn  :  tiue::cn  g(.ierh.  741.  5679.  Bindungen 
wie  büezen  :  grüezen  £arl.  274, 15.  2%,  7  sind  indifferent.  Auch  der  reim 
beisä  *beist*  :  heisst  'heisst*  Barl.  255, 35  dürfte  in  diesem  msammenhaiig 
intereasiereo.  Hat  flberhanpt  ein  alem.  dichter  des  18.  jh.*8  hüeUen  nnd 
grüetsm  gesprochen?  Ich  glaube  Ulr.  t.  Zatsikh.»  dessen  spräche  wir  ja 
jetst  schon  Alfter  als  der  heutigen  ma.  zunächst  stehend  erkannten.  Ulr. 
reimt  nämlich  büezen  oder  grüezen  nie  mit  süezen  oder  müezen,  sondern 
nur  einmal,  und  zwar  das  part.  gebüezet :  gegrih-<  t,  in  sich  (Lanz.  8581). 
Da  es  positiv  beweisende  reime  fllr  -netzen  nicht  gibt,  so  ni<'in*'  ich.  dass 
Ulr.  zum  !tti;i(iesten  die  praevfi'tia  hut  -cn  nnd  gniezen  mit  altrir  il;»  sprach. 
Lexer  belegt  butzen  erst  aus  des  Teuf^^!s  netz  und  Nachtr.  s.  103  buctzende 
aus  Waith,  v.  Rheinau  (Marienl.  14,  42  ini  lunern  des  verses).  Auch  die  snhst. 
mhd.  buoz,  gruoz,  biz  erscheinen  heute  in  der  Schweiz  als  biuLs,  gruetz, 
hiU.  Aach  die  qualität  des  s  dieser  substantlTa  ist  fttr  Schweiler  dichter 
mild,  seit  also  unter  umständen  interessant  Hier  belegt  freilich  Ulr.  so 
^t  wie  Bud.  die  spirans.  weise  'weisen*  hat  auch  in  nhd.  scfaiiftsprache 
affricata.  Air»  bat  spirans  bei  Bud.  (s.  Barl.  256, 19,  vgl.  etwa  Atirtf  bei  Konr. 

28» 


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436 


y.  Würzb.  Troj.  10797.  gScIniL  136^  dagegen  widenaiM  Me§,U  (t.  fi«L 
lOA»  28). 

S.  468  «teilt  Junk  Rtid.'s  biudungfen  in  den  reimtypen  -ege{n)  und  -eg^^n) 
zUBammen.  Pass  der  Alenmune  die  beiden  e  auch  iu  der  Stellung  t  r  tts!::* 
aoßeiiiaudtrliält,  ist  selbstverständlich  (s.  Zs.  fda.  44,  249  ff.).  Aber  nei  -j. 
Junk  nicht  auf,  dass  der  tyi)us  -ege{n)  bei  Rud.  so  exorbitant  selten  irt* 
Nur  ein  beispiel,  wegen  'agitare'  :  regen  *  engere'  Barl.  240,19  in  ca.  25^)00 
▼eisen!  Der  typua  gehSrt  ja  nicht  zu  den  dem  mhd.  dichter  aieli  leidt 
und  hftnfig  anMetenden,  wie  ich  a.ft.0.  i.  2M  ansgeführt  halie.  Aber  Halte, 
selgt  ibn  in  seinen  ca.  96,000  Tenen  dodi  10  mal,  Wolllr.  in  aeinen  €a.99yOOO 
▼eisen  12  mal,  Dir.  ▼.ZataiUi.  in  seinen  ca.  9000  ▼eisen  TmaL  Dass  kcovl» 
dass  die  beiden  in  dem  einsigen  bei  End.  erscheinenden  reimpaar  gebandcaa 
Worte  in  -€^en  (wegen  und  ngm)  nicht  zu  den  bftafigeien  ihres  typvs  ge- 
hören, tnege  und  megen  kommen  für  Bud.,  der  nur  müge  und  mügen  co- 
lässt,  allerdinjcrs  nicht  in  betrarlit;  aber  ^egdn),  (en)gegen  und  legHn)  mWX^ 
wir  doch  auch  bei  ihm  eher  erwarten  als  wegen  mv\  r^gen.  sirqetu)  zi 
reiuieii  liutteu  auch  die  friedlichen  le^^eudeu  aulass  gegeben,  reimt  der  i^- 
dac  doch  häufig'  genug,  s.  Barl.  :n,m.  84,17.  188,27.  213, a5.  381.3  u.V. 
Aber  fehlte  zu  skge{H)  etwa  die  bequeme  bindung,  d.  h.  konnte  Kud.  etwa 
{cn)gtgen  und  leg€{n)  nicht  sn  »kge(n)  reimen?  Bas  ad^.  gegen«  liOBBts 
er  etwft  nur  dreisilbig  gesprochen  haben.  Ich  halte  das  «her  nicht  flr 
wahrscheinlich,  denn  die  gleichseitigen  Alemannen  reimen  swdsiUiiiei 
gtgm  (s.  s.b.  ülr. ▼. Zatiikh.  Laus. 2518.  8051  n.a.m.>  und  Bnd.  sett« 
rdmtftMlermidwMfer(gGerb  0589.  Barl.  880, 23  u.s.  f.).  Zs.  fda.  44, 902.  d6a 
45, 401  habe  ich  nun  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  viele  mild,  dichter, 
darunter  in  Übereinstimmung  mit  der  heutigen  raa.  auch  Alemannen,  nur 
gägen(e)  und  nicht  gegen(e)  oder  gägefi(e)  neben  gegen(f)  HrftUf  hf'n  Kü'L, 
dem  e  noch  ein  einfach  offener  laut  ist  und  nicht  mit  überottenem  a  la- 
sanimenfällt,  hätte  ein  gägen(e)  nicht  reimen  können.  Ulr.  y.  Zatxikh 
spricht  gegcuc,  aber  liartm.'a  form,  in  <leRäen  reimen  ein  gegen^e)  wie  in 
denen  Kud.'s  fehlt,  war  vielleicht  auch  gägen(e).  Nun  aber  lege(M)l  laL 
und  1. 8g.  dieses  ▼erbnms  erscheinen  naturgemSss  am  allereisten  mter  des 
ku|vpelworten  des  reimbands  -ege^n),  s.  Er.  874. 888  (BeckX  Iw.  1687.  Fwl 
111,25.  124^7.  674,11.  m.  187,  IL  246,85.  896,15.  427,97.  LaBn.85ft. 
6063.  7015.  Sie  fehlen  bei  Bnd.  Auf  hoehalem.  Sprachgebiet  heiast  es  nm 
heute  so  gut  wie  durchaus  nur  legge{n).  Die  form  mit  geminata  moss  n 
ahd.  zeit  zurückreichen  und  ist  auch  fürs  mhd.  des  öfteren  belegt,  die  mit 
einfachem  g  ist  jüngere  analogiebildnng.  War  Rud.'s  spräche  nur  l€gpe{n\ 
nicht  lege(n)  gemiiss,  wührcnd  Hartm,  z.  b.  zwi^rheii  h'ffqeifi)  und  legeiti> 
seiner  heimatlichen  im.  wählend  dem  weiter  verbreiteten  und  leicht« 
rt'imbaren  lege(n)  den  Vorzug  gab;*  Ich  verhehle  mir  nicht,  dass  ein  dahis- 
zitlender  absenzschluss  auf  der  schwachen  basis  weniger  präseuj^laue  ha 
andern  dichtem  aufgebaut  wäre.  Ich  fasse  meine  antwort  also  ▼«rakhtiif 
hypothetisch:  w&ol,  sowie  im  gOerh.  und  Barl.,  auch  in  den  ttbrigai  weriESS 
Biid.%  in  Alex.,  Wilb.  und  Weltchr.,  also  in  nusammen  fast  OObOOO  ▼cm 
dieses  dichtem  kein  teff€(n)  gebunden  wird,  dann  ist  die  gfteste  wahnchmi- 
üchkeit  dalOc  ▼orhaaden,  dass  Rud.  bloss  das  alte,  spMer  auf  hd.  gdbMt 


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ZUM  KEIMGEBEAÜCH  RUDOLFS  VON  EMS.  437 

luniptalelilich  aleman.  UggK^)  spnch.  Per  gttnstigBte  &U  wire  es,  wenn 
neben  der  alieeiu  tob  legd(n)  Mi  in  Bod/s  oiigedradrteB  werken  aUenftUs 

ein  leggen  :  eggen  aufspüren  liesse.  Den  ältesten  reimbeleg  für  mhd.  Uggm 
bringt  Lexer,  Hwb.  1, 1857  ans  dem  nach  rührenden  und  florierten  reimen 
fahndenden  jTit.  bei  und  fiann  Naohtr.  2'M  für  alem.  gegend  aus  Reinfr. 
V.  BrauuBchw.  20757.  Es  wir  l  auf  legen  im  reim  also  wenigstens  bei  alem. 
dichtem  immer  zu  achten  sein,  ligen,  wofür  Schweiz,  ebenfalls  ligg^n) 
erscheint,  reirat  Rnd.  nnn  freilich  nngeschent:  Barl.  117, 21.  226, 3. 7.  2^15. 
229, 87.  242,  37.  2öO,  23.  ;i3.  35.  288, 1.  304, 27.  Aber  auch  der  dichter 
des  Beinfr.  reimt  Ugenj  obwol  er  doch  sicher  Uggm  sprach. 

Auf         spricht  Jimk  Uber  die  genaue  eeheidiing  Ton  langen 
nnd  knrnen  Tocalen  m  den  reimen  Bndolft.  Aber  er  maeht  dabei  den- 
eelben  grandfehler,  der  allen  fthnlichen  aneammenitellniigeB  ilterer  arbeiten 
tkber  den  spraohgebraneh  einzelner  dichter,  sotwie  den  einschlftgigen  eapiteln 
unserer  mhd.  gmmraatiken  anhaftet.  £r  sieht  nftmlich  nicht  in  erwägung, 
dass  das  fehlen  der  bindungen  ungleicher  quantitäten  im  stumpfem  reim 
für  einen  dichter  weder  vo«  vornherein  eine  besonderp  feinliörigkeit  für 
den  nntor>-(  hied  von  lang  und  kurz  noch  dip  -'tricte  erhaltiiiii^^  .dter  kürze 
p:eir('iiut)er  ti]täterer  längung  eo  ipg«  erweisen  muss.   Tu  vielen  gegenden 
waren  g:ewis?<e  quantitativ  verschiedene  vocale  auch  qualitativ  verschieden. 
Mit  dieser  muglichkeit,  dass  die  genaue  Scheidung  quantitativ  verschiedener 
lante  im  reim  nnter  nmatSnden  ngleich  oder  Torwiegend  oder  vieUdoht 
aneb  anMeblienlieh  icheidiuig  qnalitatiY  TerMhiedener  lante  sein  kann,  mnss 
•teti  gerechnet  werden.  Wae  beweist  es  also  für  die  erhaltnng  mhd. 
kllnen  bei  einem  dichter,  dass  er  o  nie  mit  d  bindet,  wenn  in  seiner  ma. 
andi  heute  das  gelängte  a  nicht  mit  ä  zosammenfUllt?  Anf  weiten  ge- 
bieten der  Ostschweiz  geht  mhd.  ä  und  gelängtes  mhd.  a  ganz  getrennte 
wege;  jenes  gibt  heute  etwa  p,  dieses  ä;  mhd.  gän  gibt  also  etwa  ^p,  mhd. 
kan  aber  chä,  mhd.  stM  'steht'  gibt  ^töt,  mhd.  rat  'rad'  aber  räd.  Wenn 
also  Rud.  oder  ein  anderer  Schweizer  a  mit  n  ni(>ht  bindet,  so  bedeutet 
das  für  ihn  in  allererster  linie  die  unter-^clK-idung  zweier  qnalitiiten,  die 
von  einander  mindestens  so  verschieden  wartu  als  etwa  die  beiden  kurzen 
e,  e  und  e.   Ich  habe  die  Wichtigkeit  solcher  erwägungeu  in  meinen  Mhd. 
stndieD  pessim  betimt  nnd  verweise  hier  aneh  energisch  auf  B(^enbevgai 
anftats  Beitr.20,685  ff.  Anch  gelängtes  t  nnd  mhd.  1^  gelSngtes  «  (A)  nnd 
mild.  A  (tii)  fsUen  in  den  meisten  Schweiaer  maa.  nicht  in  eins:  jene  er^ 
fleheinen  ds  offene,  diese  als  geschlossene  längen  nnd  anch  diese  nnter- 
scheidung  spiegelt  sich  im  gebrauch  alter  alem.  dichter,  s.  etwa  S.Singer, 
£  hd.  ma.  2, 9>  H.  Haldimann,  ebda.  3, 286.   Kein  wunder,  dass  auch  hier 
die  quantitÄten  von  Rud.  geschieden  werden.    Aber  kein  wunder  auch, 
daas  diese  lant^-.  vor  allem  i  und  i,  von  Rud.  und  iindem  alem.  dif-ht^  rn 
der  mhd.  zeit  nicht  mehr  so  genau  geschieden  werden,  als  n  und  leu 
qualitäten  eben  noch  viel  stärker  differieren.    Ihtss  bei  iiltern  AI«  in.uiijen 
sich  zun8<*h8t  reime  von  -t/t  auf  -in  eher  fimlon,  aKs  solche  von  -an  auf -tin 
liabe  ich  Zs.  fda.  44, 10  ff  ausgeführt.   Flecks  einschlägige  bindungen  (Flore 
189.  319,  also  nnr  sn  aufang  des  gedichtes!)  sind  dort  TerNhentlich  ttbw* 
gangen  worden.  Anch  IQr  Bad.  wuden  a.n.0.  iwei  reime  Ton  -m  :  «Iw 


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438  ZWIBBSINA 

beigebmcllt,  hin  :  srhin  gGerh.  493t  lind  Jceiserin  :  wider  in  gOerli.  161.  Dn 
letzteren  reihte  ich  hier  ein,  weil  die  feminina  auf  -hi  von  Rud.  sonrt 
eben  constant  mit  länge  gebnndon  wurden  (s.  Zs.  fda.  45.  72  f )  nnd  Itni 
sich  durch  eine  gewisse  Stetigkeit  seiner  reimfnrnien  auszeichnet,  wie  «acb 
Juuk  öfters  hervorhebt.   .Tunk  plaidiert  aber  nun  s.  449  und  475  dafSr,  im 
gGerh.  161  Icisenn  mit  kürze  anzusetzen.    Während  er  j^ucL  seinem 
keiserin  kein  paralleles  -in  hei  Rud.  an  die  seite  stellen  kann  (denn  Lacb- 
manns  besserung  von  gOerh.  5107  ist  zweifell<»  und  wird  auch  to&  Juik 
ohne  rficUiAlt  acoeptiertX  konnte  ich  die  hindnng  von  heiterin :  m  im  g;G«k 
161  eben  an  dae  Ahi  :  mAIm  y.496i  dewelben  gediehti  anknttpfen.  Die  vage  ra- 
mntang  Haupts,  die  4981  die  eUniniening  der  ramnngenanigkeit  besweekte 
nnd  die  Juuk  nun  wider  an&iimmt,  kann  man  anf  rieh  henüien  lassen.  ') 
Aber  ich  bin  heute  selbst  der  anücht,  daas  an  der  angegebenen  stelle  Rui 
aus  ganz  bestimmten  rttcksichten  von  seiner  sprachform  keiserin  abgewichen 
ist:  er  sivht  nflnilieli  gGerh.  IRt  eine  art  gframmatischen  rcims,  den  er«*" 
sehr  lieht,  und  diesem  zuliebe  reimt  er  dies  eine  mal  ktiserin  :  ui  und  läf«*: 
dem  jiaar  das  jiaar  minm  :  keisenune  fidgen.  —  Dagegen  beweist  für  Rod 
die  strenge  Scheidung  von  e  nnd  e  (-ertt  und  -erte  u.dgl.)  und  o  und  ö  (-o: 
und  '6t,  -on  und  -ön  u.  dgl.)  noch  am  ehesten  Scheidung  nach  blosser  qnas- 
tität  und  erhaltnng  alter  kfirae.  Nor  einmal  bindet  er  horten :  warten  BaiL 
253,17,  waa  mit  Zs.  fda.  44, 292  nnd  Jnnk  s.451f.  darauf  an  deuten  kL 
dass  die  dehnnng  der  kttne  vidfiMh  vor  r  +  eona.  einsetite.*) 

Im  allgemeinen  möchte  ich  behaupten,  daas  bei  den  mhd.  dichten, 
die  ungleiche  guantitSten  nicht  bindoi,  die  ungleiche  qualitftt  dieaer  la- 

•)  Jxmkü  einwurf   iüt  für  Rud.  wirklich  (wenn  auch  nur  in  s^eintn; 
erfcüing8werk)  ungenaue  Quantität  des  voeals  im  reim  zulässig,  so  iM  m^"^' 
einzusehen,  warum  er  bei  einem  so  reichen  reimtypus  . . .  nicht  öfter  kuii' 
mit  länge  bindet'  zeigt,  dafis  Junk  die  Sachlage  nicht  richtig  auffasst 
Erstens  sind  die  sicheren  -in :  -{n  bei  Fleck  u.  a.  ebenso  selten  wie  die  hi 
Rud.  Zweitens:  waren  dem  dichter  «  und  i  sprachlich 
gefallen,  so  mttssten  wir  allerdings  häufigere  bindungen  von  -«n  : 
warten.  Das  aber  ist  ja  grade  das  charakteristische  merkmal  daAr, 
wir  sprachlichen  zusammenfall  oder  unreine  bindung  sweier  etymologiwl 
verschiedener  laute  für  einen  dichter  vorauszusetzen  haben,  daBs  wir  ia 
einem  fall  vfdlkomniene  Vermischung  der  typen,  im  andern  im  allgemeine: 
festirilialtene     hfiduuL'^  derselben  neben  .•«iHiradisclior  unterraischung  beo't>- 
achten.    Es  gelten  dafür  die  Zs.  fda.  44, 10  f.  20  f.  2»jÜ.  2Ö3.  285  t  28&.2i£^> 
4U4,  anm.  2  vordre tra treuen  methodischen  erwäirunt''t'n. 

*)  Daää  iu  Kud.  s  spräche,  des  dichters  fcinliuiigkeit  iu  bezug  aaf  quair 
titfit  Torausgesetst,  die  heutigen  dehnungen  seiner  ma.  noch  nicht  hervor* 
getreten  waren,  seigt  besser  als  die  absens  der  bindung  von  a  :  d  n.  % 
bei  ihm  die  prttseni  der  bindungen  yon  -at  (•adC')  :  -a<  (-aCe-),  -oc 
:  -ac  ('ockt').  Also  rdme  wie  phat :  stai  Barl.  78, 15.  139,83,  mmmt  :  tm 
238,  27,  erschrac  :  tac  384,21  u.  dgl.  m.  S.  auch  vlec  :  wec  suhst.  70,  5  n.  i 
Denn  hi*  r  dehnt  die  ma.  auf  der  ünen  seite  nnd  auf  der  andern  dehat 
sie  nickt. 


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ZÜM  REIHOBBBADOH  EUD0LF8  TON  EMS.  439 


gleirhen  (jiiaiititäten  iiieist  f-hir  grössere  rolle  mul  meiHt  eher  fiiie  rolle 
spielte  als  der  qnantitütsunt«  rs('hietl  an  sich.  Irh  srliliesge  da«  daraiiK,  dass 
in  gegeudeu,  wo  hentc  z.  b.  gelän^es  a  uud  inbd.  d  oder  gfelängrtes  e  und 
mhd.  e  (bez.  ob)  gebietaweise  zusammenfallen,  auch  die  mhd.  dichter,  die 
Mnst  TocaUBch  gtoBXL  mmen  und  ni  den  bMten  ihrer  guten  leit  gehSren, 
leime  von  a  auf  ä,  yon  i  auf  ^  ii.dgLm.  solaasen.  Zunächst  in  hestimmten 
steUimgen,  tot  allem  vor  n  und  r.  Es  sind  das  die  Baiern,  Oesterreicher 
nnd  Ostfranken,  die  dichter  der  Nib^  der  Qndr.,  Wolfr.,  Wimt  u.  a.  m. 
Und  dieselben  dichter  trennen  nnn  t  und  t  (u  und  ü,  ü  und  t«)  noeh  Tiel 
genauer  als  die  Alemannen,  weil  in  ihrem  dialekt  heute  eben  gelängtes  i 
nm\  mild.  />■  ei  einander  ganz  fem  stehen  und  fich  schon  im  13.  jh.  quali» 
tati?  stark  unterschieden  halien  müssen.  Das  wird  jL^elejiieiitlich  auch  um- 
g^ekehrt  fWr  die  heimiitsbestinnmin;^'  wichtig-  sein,  ßeiuboti»  heimat  z.h., 
der  filr  den  bairisclien  herzog  diclitet,  in  seinem  werk  des  öftern  hairischea 
local  erwähnt  und  dessen  reime  die  bairische  gnnierung  des  ü  erweisen, 
\verden  wir  geneigt  sein,  zunächst  in  Baiern  zu  soeben.  Wir  mfisstM  nns 
da  aber  nm  eine  solche  gegend  Baiems  nmsehen,  die  geUngtes  a  nnd  mhd.  d 
heute  qoalitatiT  scheidet,  denn  Beinb^  reimt  nie  a :  d;  sie  mOssen  Ton  ihm 
nicht  nnr  mit  verBcfaiedener  qnantitSt,  sondern  anch  mit  verschiedener  qnar 
litit  gesprochen  worden  sein.  Denn  wie  hätte  dieser  sp&tling,  dessen  mnster, 
Wolfr.,  a  und  a  gana  nnteischiedslos  bindet,  sonst  diese  beiden  lante  so 
streng  geschieden? 

Auch  die  reime  von  anslaut.  g  zu  auslaut.  ck  raüsfen  bei  einem 
Alemannen  stets  beachtet  werden.  Also  bindnuiren  Avio  sntrfc,  >iac,  erscJtrac 
zu  tac,  pMac.  mac  u.a. f.;  tltc  zu  uec;  {gc)daitc,  kraue,  wanc  zu  Jane,  tiranc, 
sprnnc,  nttfranc  n.s.f. ;  starr  zu  karr,  hnrc  u.s.f.;  werc  :  berc  u.s.  f.  Dass 
die  altern  dichter,  auch  Kud.,  fa^t  alle  die  beiden  laute  reimen,  wissen  wir 
ja  ans  Lachmanns  anm.  cor  Klage  941.  Aber  bei  den  spfttern  atem.  diditem 
mhd.  seit  ist  das  nicht  mehr  der  ÜXL  Nnr  beobachtnng  in  einaelnnter- 
aochnngen  wird  nns  lehren,  wann  die  nene,  inr  hentigen  ma.  stimmende 
llbnng  einsetit  Wichtige  fragen  spielen  hier  ein;  wie  die,  ob  der  ttbetsang 
der  ausl.  media  zur  tennis  (bez.  affricata  oder  spirans)  nnd  ihr  snsammen- 
fall  mit  aus],  etymologischer  tennis  bei  den  alem.  dichten  aus  der  blütezeit 
literarischer  reim  ist.  oder  ob  die  nnterscheidunsf  von  ansl.  g  und  k,  d  und  t 
erst  später  wider  ans  den  flectierten  formen,  in  denen  g  und  d  im  inlaut 
Stauden,  in  die  ma.  getragen  wurde. 

Viertens  ist  ferner  auch  der  Wortschatz  des  reimvorrats 
in  betracht  za  ziehen.  Die  Auswahl,  die  der  dichter  hier  aus 
den  zum  reim  geeigneten  synonymen  des  mhd.  Wörterbuchs 
oder  ans  den  verschieden  gebildeten  werten  gleichen  Stammes 
trifft,  wird  anch  da  h&ufig  genug  widemm  an!  mundartliche 
differenz  zurückweisen.  Hie  und  da  werden  aber  wol  auch 
technik  und  tradition  dabei  in  liage  kommen. 

"Reimt  Kud.  subst.  .s/<  r/r  (Barl.  37,  27)  oder  an(  h  stitye^  nwhnt.  tr  er  de 
(Barl.  26, 11  u.s.t)  oder  auch  wirde,  sahst  ^er  (Barl.  21, 37  u.ü.)  oder  auch 


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440 


ZWIERZINA 


gir  (Barl.  43, 23  u.  ö.)?  Ist  ihm  gewalt  nur  masc.  oder  beweisen  reime  aaf 
den  dat.  gmeaU  auch  filr  ihn,  wie  fttr  Hartnu,  das  fem.  neben  dem  wm,t 
XL  dgl.  m. 

Fünftens  ist  besonders  sorgsam  darauf  za  achten,  ob  ädi 
ein  Wechsel  im  reimgebranch  des  dichters  im  verlauf  ein«  und 
desselben  Werkes  oder  beim  Übergang  von  einem  werk  nm 
andern  bemerkbar  macht  Jnnk  weist  nur  dreimal  auf  sokbe 

Wandlungen  der  technik  hin,  immer  nnr  meinen  andeutmigen 
folgend:  für  häte  hoste  s.  488  ('s.  Zs.  fda.  44, 10),  für  vienc  vii 
s.  484  (s.  Zs.  fda.  45,  50),  für  die  >)iiidini^  vou  rnom  :  -non  s.  479 
(s.  Zs.  fda.  45, 72,  anm.).  Anderes,  das  meine  Mhd.  Studien  bereit? 
beobachtet  hatten,  leugnet  Junk  (wir  werden  sehen  zu  uurechtl 
wie  meine  auf  Eud.'8  rührende  reime  bezüglichen  feststelluoga 
(s.  s.  470),  oder  er  ignoriert  es.  Dennoch  war  auch  hier  m 
dem  Yollständigen  reimwb.  wol  mehr  heransznholeit  Solche 
beobachtnngen  werden  nnter  umständen  wichtig  für  die  fngi 
nach  sprachlicher  oder  literarischer  Wertung  der  reimfom 
meist  entscheidend  für  die  frage  nach  der  Chronologie  der 
einzelnen  gedieh te.  Und  da  diese  Chronologie  für  Kudolfs 
\\'ilh.  und  Alex,  durchans  noch  nicht  feststeht,  so  muss  gerade 
bei  Eud.  auf  Veränderungen  im  reimgebraucii  trühzeitig  geachtet 
werden. 

Um  auch  hier  nicht  ohne  belege  zu  sprechen,  weise  ich  noch  dAr&Fi 
hin,  dass  im  L'-'^erli.  das  part.  gedran  rdmt  (^^745).  sowie  im  Er.  und  örw 
im  Lanz.  und  andern  :\lom.  gedichttn  (s.  Pfeiffer  zur  Miunelehre  664).  IVt 
Barl,  aber  reimt  nur  das  j)art.  gedroht  (163, 17).  Oder  iimTi  wird  finden 
daj*s  (itie  wnnc,  einer  der  bösesten  behelfe.  den  reim  zu  tli  ü.  im  pO^rk 
sehr  Läufig  vorkommt,  während  liud.  sich  im  Barl,  bemüht,  mu^iich&t  ülm 
denselben  ftimrakoinnien. 

Sechstens  dürfen  nicht  alle  auf  die  technik  und  nicht  direot 
auf  die  spräche  blickenden  beobachtungen  unterlassen  werdes. 
Man  kann  sich  ja  hier  sein  arbeitsfeld  einengen  und  nur  die 
sprachliche  ausbeute  des  reimmaterials  einheimsea  Aber  ohne  ab- 
grenzung  zwischen  technik  und  ma.,  tradition  und  neuem  erwerii^ 
literarischem  und  sprachlichem  reim  wird  man  auch  das  auf  d«i 
Sprachgebrauch  eingeschränkte  thema  nidit  auszuschöpfen  to^ 
mögt'u.  Ausserdem  werden  dem,  der  das  ganze  reimmaterial 
ohnedies  dnrchaibeiteu  mnss.  die  beobachtungen  fast  von  seR»?' 
herausspriugen  über  den  rührenden  reim  (Rud.  meidet  ihn  in 
seinen  zwei  jugendwerken  so  gut  wie  ganz^  s.  Zs.£da.45^294j^  dei 


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SDll  BKIMGBBRAÜCH  BITOOLI«  VON  BMB, 


441 


grammatischen  reim  (Rnd.  liebt  ihn  immer  mehr  von  werk  zu 
werk),  den  vierreim  (auch  dieser  wird  von  End.  in  bewosster 
gtilahsicht  verwendet),  den  erweiterten  reim,  Uber  die  enklise 
(Bad.,  der  Beine  reime  gern  entlastet,  meidet  sie  bis  auf  wenige 
&Ue  traditionellBter  art:  mter :  bat  er  Barl.  28, 27.  87, 15,  hirM 
:  ir  €£  256, 20),  über  das  häufigkeitsverhältnis  der  klingenden 
zu  den  stumpfen  reimen,  über  die  auswahl  der  reimworte  je 
nach  den  wortklasßen  (snbst.,  adj..  rerb.,  adv.,  pron..  aiixil.  u.s.w.), 
über  flickreiiiie.  Wand  Inn  {tpti  des  reim^ebrau(  Iis  werden  sich 
gerade  in  technischen  dingen  eher  zeigen  als  in  sprachlichen, 
dahinzielende  Observationen  also  ganz  besonders  für  chrono- 
logische fragen  wichtig  werden.  Dass  man  die  reimsammlnng 
auch  nur  als  Sprungbrett  bentttzen  kann,  um  von  da  aus  in 
die  tiefe  literarischen  Schaffens  zu  tauchen,  dass  uns  die 
Schwankungen  der  technik  den  dichter  vielfach  gleichsam  an 
seinem  arbeitstisch  beobachten  helfen,  dass  man  vom  reim 
aufwärts  klimmend  zu  einer  beschreibung  des  nilid.  verses  nach 
rhythmus,  teclmik,  Stil  und  syntax  anfst^^ig^en  könnte,  das  habe 
ich  in  den  Verhandlungen  der  44.  Versammlung  deutscher  phi- 
Inltmeii  zu  Dresden,  1897,  s.  124  ausgeführt.  Aber  das  sind 
schwierige  aufgaben,  die  man  andern  nicht  stellen  darf,  ehe 
man  selbst  eine  von  ihnen  gelöst 

Siebentens  noch  eine  äusserlichkeit  Eine  Untersuchung, 
wie  Junk  sie  vorlegt,  wird  notwendig  eine  reihe  von  Zählungen 
bringen  und  eine  masse  von  citatenreihen.  Hau  darf  da  wol 
die  f orderung  stellen,  dass  diese  Zählungen  richtig,  die  citate 
auffindbar  sind.  Nun  ist's  ja  im  alltjemeinen  oft  recht  gleich- 
giltig,  üb  irgend  eine  form  50  mal  oder  51  mal  durch  den  reim 
gesichert  wird,  wenn  nur  von  den  beisjiielen,  die  der  regrel 
entgegenstehen,  keines  vergessen  ist.  Man  führt  zum  belege 
beim  dichter  immer  wideikehreuder  reimformen  die  hohe 
summe  der  beispiele  doch  nur  an,  um  die  absolute  häufigkeit 
gleichsam  ad  oculos  zu  demonstrieren,  drastisch  vorzuführen, 
oder  um  die  relation  zur  Seltenheit  zahlenmässig  aufteilen 
zu  kdnnen.  In  beiden  fällen  kommt  es  auf  ein,  zwd  beispiele 
mehr  oder  weniger  gar  nicht  an.  Aber  man  darf  wol  fordein: 
wenn  schon  zahlen,  dann  die  richtigen.  Leider  wird  es,  sowie 
es  keinen  menschen  gibt,  der  sich  noch  nie  verzählt  hat, 
auch  keinen  germanisteu  geben,  dem  bei  statistischen  reim- 


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442 


ZWIEB0IVA 


Untersuchungen  nicht  ein  oder  das  andere  beispiel  unter 
Schreibtisch  iftllt   So  hat  Jnnk  auch  meinen  Mhd.  stodn 
zwei  solche  Omissionen  von  mit  vielen  andern  beispidai  die 
regel  belegenden  fftllen  nachge\viesen:  s.  482,  anm.  2  ein  reüb» 

:  nahen  g(ierh.  4071  und  s.  47P.  aiim.  ein  rtwfn  :  crzchi^hm 
pGerh.  173.  Dass  dort,  wo.liiiik  zwi>rh«'U  seiner  Zahlung  nie 
(\vv  meiner  Mlid.  hluiiien  eine  grössere  differenz  coustatiert> 
woraus  er  dann  s.  4t')7,  *da  es  hierin  sehr  auf  das  numeiiscV 
Verhältnis  ankommt',  für  sich  die  berechtigung  ableitet,  meint: 
ei^bnisse  'etwas  übersichtlicher'  zu  'gruppieren',  dass  gende 
dort  gar  keine  ditf erenz  existiert,  sondern  Jnnk  nur  knnterbmt 
z&blt,  wo  ich  reinlich  schied,  werden  wir  unten  noch  aeheo.'} 
Junks  flbersichtiichere  Gruppierung  bedarf  sechs  seit^  daa. 
wofür  meine  Studien  -l  /eilen  benötigten  (^Zs.  fda.  45,  8-4  und  02): 
*das  ergebnis  ist  dasselbe'. 

.Tunks  eigene  Zählungen  sind  ziemlich  zuverlässig,  seiiK 
citate  ziemlich  genau.  A\  enn  ich  im  folgenden  einige  oo^e^ 
turen  mitteile,  so  tue  ich  das  nicht,  um  etwa  die  nngenaiiif' 
keiten  aufzuzeigen,  sondern  weil  ich  gerade  an  der  arbeit  Üb 
und  einem  andern  diese  correctnren  vielleicht  nicht  so  leiebt 
fielen  wie  inii .  Ich  weiss  wol  am  besten,  wie  leicht  ein  falsch» 
citat  sich  ein^rhleiclit,  wo  man  hundert<^  und  tausende  mitzu- 
leilen  hat.  .hink  selbst  weist  mir  s.  489,  anm.  drei  zalilenfeliler 
nach,  die  sich  bei  mir  in  einer  langen  reihe  von  ciiateu  rinden. 
Und  er  corrigiert:  Mn  den  citaten  Zwierzinas  muss  es  heiser 
. . .  331, 48  statt . . .  331, 48'.  331, 18  muss  es  heissen;  hoffest* 
lieh  wird's  jetzt  nicht  wider  verdruckt. 

0  Ebenio  habe  ich  Zb.  fda.  40»  45  den  reim  anf  geuUet  gGerh.  4051  nickt 
Qbenehen,  wie  Jank  s.  481,  anm.  1  meint;  wndeni  habe  ihn  nicht  angefftkrt 
Denn  nur  gesät  war  a.a.O.  von  mir  Tollsttodig  in  belegen;  für  das  vor- 
kommen  des  allen  dichtem  genehmen  geaeUei  genügte  6in  beleg.  Cnd  dn 
habe  ich  gegeben. 

Ein  ganzer  scliwarm  falscher  citate  hat  ßich  in  meine  .in«;nihmn^ii 
Uher  Wolfr/«  rülirende  reime  Zs.  fda.  4ö  ein^'eni^'tct.  h  h  ergreife  die  ge- 
le^^enheii  iiinl  l)ittr  zu  bessern:  s.  200  z.  8  aheii  r.TO.  Iii  ü\r  (hO,  29;  s.231 
z.  13  o.  4.:iO,.>  fnr  ävjU,5;  z.  21  o.  Parz.  284,11.  AVh.421.7  fi\r  Parz.  11- 
421.7;  Z.2  wnten  532,27  für  522,27:  8.292  z.  i  u.  Glki,  13  für  U0Ü,3;  s.2?ö 
o.  tit  l  iiii8  iiietufe  :  bcgiemje  Parz.  447,  17  und  ein  verweis  auf  die  la.  vou 
(rg  dazu.  [Der  oben  gerügte  zahlenfehler  fäUt  mir  als  revisor  der  druck- 
bogen  zur  last:  der  Terf.  hatte  richtig  corrigiert  £.  S.] 


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ZUM  JUBDCOBBRAUCH  BUDOLl«  TON  BH8.  443 


Junk  zählt  alsi»  s.  47S  hei  Rud.  Iß4  (jeaett,  es  sind,  mau  kann  sich 
darauf  TPrlassen,  167.  Elteoda  zählt  er  72  iniL  es  sind  deren  75.')  In 
den  belrgeu  zn  diesem  §  7  fehlt  ferner  s.  477,  auin.  l  ein  er  >/ v7,  iiämli(  h 
jfGerh.  ()19;  8.478,  anm.  1  der  reim  Miyete  :  behagete  Barl.  204,  7;  aum.  4  der 
reim  bdiaget  i  wmerxaget  gGerh.8()l.  Ferner  ist  sn  bessern  8.479  g€>iigi 
iwigt  gG6rb.6689  fttr  6609;  s.481  ^enal :dat Barl 939, 5 lUr 389, 15;  8.486 
fehlt  kumt  i  vrumt  Barl.  185, 81 ;  8. 487 1.  kam :  stam  Barl  353, 11  fUr  253, 11. 
Endlich  hat  sich  unter  die  beispiele  fttr  mere  (:  sere)  anf  8.495  das  citat 
Barl.  254, 9  eingeschlichen,  das  nicht  mSre,  sondern  unere  ht\tgt. 

Ausserdem  bieten  sich  der  abfassung  einer  reimimtersachangr 
noch  eine  anzahl  technischer  behelfe  an,  knnstmtttel,  die  die 

be^veisführung  klarer  machen  uini  uns  aucli  lauin  sparen,  die 
aber  nicht  in  kategorieii  zu  biiiifreii  siml  und  sehr  oft  an  die 
besonderlieit  des  uns  v(^ni  dichter  gebotenen  niattMials  gebunden 
bleiben.  Kinij2:es  davon  möge  besprochen  werden,  wenn  wii' 
nun  Junks  ai  beit  im  einzelnen  kritisch  begleiten. 

§  1.  Es  ist  dnrchans  nicht  notwendiflf,  mit  den  belegen 
für  die  bindnng  cUu :  wag :  bog:  sag  il&w.  eine  halbe  seile  zn 
fflUen  (s.  Jnnk  s.  448).  Dass  die  zahl  der  reime  in  -ae  legion, 
die  der  reime  in  -dz  nur  klein  ist,  weiss  jeder.   Es  hätte  also 

jedL'>iall>  genügt,  die  im  typus  -f/^  vorkommenden  reinuvurte 
aufzuzahlen  und  die  suuune  der  reimbänder  dieses  typus  zu 
nennen.  Das  praet.  az  belegt  Rud.  ausserdem  nocli  Wehr.  Germ. 
30,180, 19.  —  Dass  quantitüts-  und  qualitätsunterschied  bei  be- 
sprechung  der  bindmigen  von  a  :  a,  i :  i  u.s.f.  gegeneinander 
abzuwägen  wäre,  wurde  schon  oben  s.437  hervorgehoben. 

§  2.  In  einem  capitel  über  die  von  einem  bestimmten 
dichter  durchgeführte  Scheidung  von  e  und  e  sind  nach  den 

ausiuhi  ungen  meiner  Mhd.  Studien  no.  8  im  tyyms  -ehe-,  -c//c-, 
-eic-  nur  die  belege  für  die  selteneren  typen  mit  umlauts-c  zu 
geben,  die  belege  für  -ehe,  -lyc-,  -efe-  kann  man  sich  sparen; 
höchstens  dort,  wo  c  and  e  in  diesen  stellimgen  gemischt 
werden,  die  einzelnen  reimworte  der  typen  -ebe-  u.s.w.  und 
die  totiilsumme  der  belege  in  relation  stellen.  Doch  ist  dabei 
darauf,  ob  and  wie  eOvn  (adv.  oder  adj.)  gebunden  wird,  stets 
zu  achten.  Dass  Rud.  eben  gar  nicht  bindet,  weist  eher  nach 

')  Ich  vermute,  Junk  hat  hier  und  dort  di»*  drei  bindungen  ron  trct't 
:  (;rse/<  Barl.  79, 37.  80.19.  24^.31  Tiirht  r.n  den  für  beweisenden  reimen 
gerechnet.  Aber  *er  iregi  :  gesagt  reimt  doch  ebensowenig  wie  *geUgii 
:  gaagU 


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444 


cbeti  als  nach  eben  (ebene?).  Ferner  kann  man  es  sicli  ad 
sparen,  sämmtliche  belege  für  die  scheidimg  des  e  und  e  vor 
r  und  l  zu  bringen  bei  einem  dichter,  der  die  beiden  laute 
überhaupt  nie  bindet  Höchstens  die  Torkommenden  reimwoite 
der  typen  (ohne  citate)  wären  anzufUimL  Anders,  wenn  is 
gewissen  Stellungen  e  mit  e  in  eins  fiele  oder  wenn  sog.  ^mt- 
reine'  bindungen  vorkämen.  Hier  wäre  dann  die  antwort  auf 
die  iiiige,  ob  wir  es  wirklich  mit  unreinen  i  tunen  oder  mit 
sprachlichem  zusammenfall  zu  tun  haben,  nur  aus  der  keuninis 
der  gesamnitzablen  und  der  einzelverhältnissse  zu  entnehmen. 
—  IScheiduug  oder  meiiguiig  der  beiden  c  vor  nasal  bez.  nasal 
+  cons.  ist  stets  festzustellen;  ebenso,  wie  dies  Junk  s.  456.  4o7 
auch  tuty  die  Qualität  des  e  in  j€ne(r)  und  die  behandlang  && 
reimendmi  -er  in  fremden  namen.  —  Dass  Bud.  ä  und  e  noch 
nicht  bindet  (s.  Jnnk  s.  455),  ist  nicht  nur  ans  dem  fehlen  eina 
rdms  Ton  geslakte :  -ehU  (rehte,  knehte)  für  ihn  zn  entnehmeiL 
Abgesehen  davon,  dass  diesem  fehlen  in  andern  werken  positir 
bindungen  gegenüberstellen,  wie  geslähte  :  ähte  (octo)  Wehr.  Zs. 
fdph.  21.  -7u.  137,  liätte  sich  Rud.  auch  leicht  icäldc  :  velde  ge- 
boten, da  wald  und  wildnis  in  l\ud.s  Barl,  oft  und  oft  genannt 
wird  und  auch  der  pl.  wälde  im  versinnem  (z.  b.  Barl.  255, 15 
u.  ö.)  vorkommt  Auch  einen  pl  trähen  (:  sehen,  jehm)  könnten 
wir  vielleicht  erwarten  oder  einen  inf.  gewähen  <  gewakenen, 
denn  praet  gewuoe  reimt  oft.  Jedenfalls  werden  erst  die  reime 
d^  kriegerischen  epen  Bnd.'s,  Alex,  nnd  Wilh.,  lehren,  dass  Bai 
auch  phärt :  w&i  und  gert,  pharde :  &rdt  und  wMe  nicht  n 
reünen  vermag. 

§  3.  Ich  glaube,  dass  auch  hier  bei  der  behandlung  der 
tra{?e  nacli  dem  um  laut  des  u  in  der  Vorführung  des  ge- 
sai  II  III  teil  iiiaterials  viel  zu  viel  getan  ist.  Kraus  musste  in 
semei  behandlung  dt  r  einschlägigen  veriiäluusse  bei  HartnL, 
Wolfr.  und  Gotttr.  (Heinzelfestschr.  s.  1 12  ff.)  zu  am^f ührlichen 
darlegungen  aasholen,  um  die  Wichtigkeit  seines  argnmentt 
für  die  frage  der  autorsehaft  des  2.  Büchleins  ins  licht  zn  setm 
und  die  Stetigkeit  im  verhalten  des  einzelnen  dichters  einer- 
seitSy  die  nnterschiede  im  verhalten  verschiedener  dichter  ander- 
seits hier  klar  zu  legen.  Aber  durch  Kraus  sind  die  grund- 
linien  der  argnmentation  jetzt  gezogen  und  wir  dürfen  uns 
von  nun  an  kürzer  fai>sen.  —  Wunderlicii  bleibt  mir,  da^i 


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tau  BBDfOBBRAtlCB  ftUIlOLFS  TOV  UIS.  445 


Junk,  der  die  einschlägigen  reime  in  diesem  §  s.  465  zusammen- 
stellt, dabei  nicht  aufgefallen  ist,  dass  Rod.  noch  nach  alter 
weise  auf  der  einen  seite  ebenso  constant  sigenunfl  als  anf  der 
andern  tfemunsi  sagt  nnd  bindet  —  Einige  Sonderbarkeiten 

dieses  §  in  beziig  auf  die  auffassuiig  des  grauiniatiscbeii  materials 
werden  die  leser  wul  alle  mit  mir  stillschweigend  richtig  stelleiL 
§  4  btspiicht  u.a.  Rud.'s  reim  gebrauch  der  adj.  auf  -lieh 
und  der  adv.  auf  -liehe.   Auf  &  470  fällt  die  bemerkuDg: 
'zu  den  fällen  für  das  adv.  kommen  dann  noch  die  &  469,  anm.  1 
Terzeicbneten  9  fälle  (8  in     1  in  B.)  indifferenter  (I)  bindnng 
von  -Uehe  anf  -liehe.  Wenn  Zwierzina  bemerkt:  im  Barl,  fehlen 
dieae  röhrenden  reime,  so  ist  dies  also,  wie  Barl.  121, 21  ge- 
tvaltecUche :  geliche  (!)  zeigt,  nicht  richtig.   Es  kommt  dies 
daher,  dass  Zwierzina  die  gelich  an  anderer  stelle,  nämlich 
unter  den  adj.  (8.84 f.)  abtut,  dann  aber  auf  die  adv  ydiche 
nicht  mehr  zu  sprechen  kommt,  wie  denn  überhaupt  die  tren- 
nun^  der  beobachtungen  für  adj.  und  adv.  der  Übersichtlichkeit 
sehr  ein  trag  tut*.   Ich  mnsste  lächeln.  Denn  die  sache  liegt 
so:  man  hat  bei  behandlnng  der  frage  nach  der  reimform  der 
ad),  anf  4Uk  stets  von  Tomherein  yon  diesen  die  gdUsk  wol 
zu  untersdieiden.  Dass  die  adjectiYableitung  -/tdk  mit  dem 
Vollwort  gelich   etymologisch  verwant  ist,   wusste  damals 
ebensowenig:  jemand,  wie  sich  heute  der  sprechende  der  zu- 
sammengehürigkeit  von  *gleich'  und  der  bildungssilbe  von  z.  b. 
*  oberflächlich'  bewnsst  ist.    Ich  habe  das  Zs.  fda.  45,  291  ff. 
auseinandergesetzt  und  fürs  mhd.  direct  bewiesen.  Man  hat 
also  für  Bnd.  etwa  zn  sagen:  gelich  reimt  immer  nnr  zn  Hck^ 
hatte  also  constante  länge.  Die  adjectivableitung  -Mtk  aber 
reimt  weder  zn  ^Itd^  noch  zu  rfd^,  sondern  in  so  nnd  so  vielen 
fällen  stets  zn  «tdk,  dick,  midk  n.s.1,  hatte  also  constante 
kürze.    Lud  man  darf  nicht  den  bindungen  von  -lieh :  -ich 
unterschiedslos  die  bindungen  von  -lieh  :  -idi  tolgen  lassen,  um 
daiui  die  übenaschendt^  entdeikung  zu  machen,  dass  hier  -lieh 
immer  gelich  ist,  dort  •licii  immer  die  ableitungssilbe.  Dass 
^Uch  nnd  -lieh  im  mhd.  des  13.  jh.'s  bereits  vielfach  getrennte 
Wege  gehen  nnd  die  reimgewohnheit  eines  dichtere  m  bezog 
anf  das  eine  nichts  wie  das  bislang  meist  üblich  war,  mit  der 
reimgewohnheit  in  bezng  auf  das  andere  alle  angenblicke  oon- 
fondiert  werden  dar^  sollte  durch  meine  ausführungen  Zs.  fda. 


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446 


SSWIERSIKA 


45, 81  £L  hauptsächlich  erwiesen  werden  und  ist,  hoffe  ich,  dordi 
sie  auch  erwiesen  worden.  No.  12  d«r  Mhd.  Stadien,  a.a.a 
s.  291  ff.,  Btfttzte  dann  dieses  resnltat  auch  noch  von  anderer 
Seite  durch  die  beobachtnng:,  dass  g(e)ltdi(e)  z  -lldi(e)  Tideo 
autoren  gar  nicht  mehr  als  rührender  reim  gilt.  Von  der 
adjectivableiuiug  auf  -lieh  oder  -lieh  ist  nun  aber  auch  wol 
zu  scheiden  die  zusammensetzüns"  eines  substantivischen  (i^tjlkk 
mit  dem  gen.  eiius  iiumens,  als  »  männeglich,  jiJ^regUch,  f^'fhff- 
glich,  tägcUch  u.  dgl.  m.  Schon  deshalb  sind  diese  von  jenen  m 
scheiden,  weil  die  composita  mit  gdich  bei  mhd.  dichtem  des 
13.jlL's  hie  und  da  noch  mit  gdichy  nicht  mit  -licJi  in  der 
Quantität  ihres  t  zusammengehen;  z.  b.  bei  Ulr.  ?.  Zatzikh.  (&. 
Zs.  fda.  45, 85),  der  zwar  die  adj.  auf  -Iteft  stets  kurz  reimt,  die 
componierten  tägdkh,  maimeglkh  a.aw.  aber  bald  kurz  bsM 
lan^,  d.  h.  lang  wie  das  stammhafte  geUeh,  ünd  ans  fthnlichei 
rücksichten  ist  ferner  abzutrennen  icslich  und  icglich,  diese  wide- 
nira  u.a.  schon  deshalb,  weil  die  meisten  autoren  nicht  it\slt(k 
kglivh,  wie  vriuntlich  U.S.W.,  accentuierten.  sondern  i>^''>rk 
ieglich,  die  reimsilbe  hier  also  liaupttonig  blieb,  s.  Zs.  fda.  44. 
45,  anm.  1.  Und  so  habe  ich  in  meinen  zusammensteUangen 
über  die  reimformen  von  -Uch  nicht  nur  geUch  immer  von  da 
mit  'lüA  abgeleiteten  adj.  ordnungsgemäss  auseinandergelialtcs, 
sondern  auch  mänfuglkh  U.&W.,  ieglkh  u.b.w.  von  dieeen  ge- 
trennt behandelt  Junk  hat  das  gar  nicht  bemerkt  Er  gibt 
uns  auf  s.  468  eine  kunterbunte  reihe  aller  bindnngen  von  4iA 
:  -ichj  erhält  so  deren  29  für  den  gGerh.  und  69  für  den  Barl, 
und  cxjnstatiert  dann  zweimal  mit  hoher  befritdigun^.  da.<s  ich 
deren  nur  28  im  gGei'h.  und  68  im  Barl,  zusammeufrebraclr 
hätte.  Dann  auf  der  folgenden  st  ire  4(39  stellt  er  selbst  die 
jcereglich  und  iägeltch  heraus.  Ich  aber  hatte  a.a.O.  s,  84  con- 
statiert  'Rud.  v.  Ems  reimt  die  adjectivableitung  (also  dock 
nicht  tagelich  und  jasreglich?)  nur  kurz,  und  zwar  ohne  an- 
nähme 28  mal  im  gGerh.  und  63  mal  im  Barl'  Und  ganze  dro 
Zeilen  später  heisst  es  dann  bei  mur:  ^tägeUch  vaidjwretUch  stdh 
Rud.  zu  'lichf  nicht  zu  gdieh,  Sie  reimen  nur  kurz:  gGerh.  137L 
Barl.  127,27.  338, 39.  341, 21.  344,23.  386,21.  ünflectiert€8 
iegelich  kouimi  im  reim  nicht  vor.'  Da  hätte  Juuk  also  schon 
das  beispiel  ans  dem  ^erh.  und  5  von  den  6  des  Karl.,  die 
bei  mir  fehlen  sollen,  aufUeiben  können.  Die  differenz  vuu 


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SüM  RttlMGttBRAtJCtl  ttUDÖLFS  VOH  BUS. 


IIÜI 


447 


68  'Udi  bei  mir  und  69  bd  Jank,  die  nim  noch  bleibt,  kann 
ich  zum  überflnss  auch  noch  anfklftren.  Jimk  rechnet  die 
bindung  zweier  -lit^f  die  in  dem  siebenreiin  am  schloss  des 

Barl,  vorkommen,  als  zwei  beweisende  reime  für  -lieh;  ich,  da 
beide  -lieh  in  6inem  reimbauil  .stelin.  anch  nur  als  einen  beleg 
für  kürze  des  i.  Ich  glaube,  meine  art  zu  zälilen  ist  auch 
hier  richtiger.  Doch  gebe  ich  zu,  dass  sich  hier  streiten  lirs>e. 
—  Von  den  unflectierten  adjectiven  auf  -lieh  wideruui  streng 
getrennt  sind  dann  die  reimformen  der  adv.  und  obliquen  casus 
der  {tfift-ableitnngen  znsammenzosteUen.  Dabei  ist  abermals 
das  adv.  von  gelU^  und  das  adv.  der  adj.  aof  -lieh  genau 
auseinanderzuhalten.  Denn  es  gibt  in  der  poetischen  literatur 
des  13.jh.'s  erstens  zwar  ein  adj.  geUcke  neben  geUeh,  aber 
nicht  ein  flexionsloses  adj.  auf  -liehe  —  was  Junk,  wie  seine 
bemerkuner  auf  s.  471,  alinea  2  zeit^t,  ausser  acht  lässt  —  und 
zweitens  zwar  adv.  auf  -Uchen  und  -licht  n  neben  adv.  auf  -liehe 
und  -Ifchr,  aber  nur  ein  adv.  (jelkhc,  kein  adv.  fjrJu-hpn.  Junk 
ist  wider  anderer  ansieht  und  rechnet  die  bmduugen  von  ge- 
liehe :  -Uche  für  in  bezug  auf  den  reimgebrauch  -Uehe  oder  -Uclien 
indifferente,  sowol  s.  469,  anm.  1  als  an  der  oben  ausgehobenen 
stelle  aof  s.470.  Aber  er  möge  uns  erst  in  der  poetischen  lite- 
ratur des  13.  jh.*8  ein  adv.  gelidien  nachweisen!  Bindungen  von 
peZIcfte  zu  -Ikhe  sind  also  nicht  indifferente,  sondern  fttr  4tche 
gegen  -liehen  beweisende;  als  solche  wurden  sie  von  mir  auch 
Zs.  fda.  45, 92  aufgeführt.  So  steht  lt34  beweisenden  reimen 
des  adv.  -Uche  und  5  indifferenten  in  sich  gebundenen  -Uche 
(diese  nur  im  g(4erh..  wie  ich  .Tunk  lux'lniials  versichern  will) 
ein  einziges  mmneciichcn  gin  rh.  318y  gegenüber.  Aber  anch 
dieses  nur  scheinbar.  Denn  dieses  minn€cUehe{n)  reimt  a.a.O. 
auf  attributiv  und  fälschlich  flectiert  nachgestelltes  {noeh  Up 
sd)  swldenriehen.  Dass  hier  statt  minnediehen  :  nach  Up  9Ö 
saldenrichen  zu  lesen  ist  nUnnedidie  :  noeh  Up  sö  saidenridiey 
darüber  kann  nach  der  eben  angegebenen  Sachlage  und  in 
anbetracht  des  umstandes,  dass  Rud.*s  reimformen,  wie  Jnnk 
selbst  passim  hervorhebt,  höchst  constante  sind,  kein  zweifei 
sein.  Das  ist  keine  bloss  wahrscheinliche  conjectur,  das  ist 
einfach  eine  notwendige  correctur  der  schreibergrammaiik. 
Junk  ist  anderer  ansieht  und  er  bemiiht  sich  in  seiner  anm. 
zu  &  471  für  Ettd.  schüchtern  die  regel  zu  begründen,  dass 


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2W1BR2I9A 


das  mit  sö  oder  vü  verstärkte  attribut  von  diesem  dichter  m 
flectiert  nachgestellt  werde.  Er  sammelt  die  einschlägigeii 
beispiele  ans  dem  gGerh.  und  er  findet  3  solche  flectierle 
attrlbate  und  1  nnflectiertes  mit  oM.  Von  den  3  za  aemo' 
'reger  stimmenden  belspielen  Ist  eines  za  streicht:  gGerh. 906 
an  mich  vil  armen,  denn  das  vil  tut  hier  nichts  zur  sacbe. 
an  mich  arm  w.ire  nicht  deutsch.  Zwei  mit  sö  bez.  vü  ver- 
stärkten nachfifestcllten  und  flectierten  attribut en  stellt  im  g<>il,. 
also  ein  unfl«  rtiertes  gegenüber,  das  Junk  nicht  hätte  hiiiaus- 
zuinterpretieieu  versuchen  sollen,  schon  weil  ihm  ein  zweit« 
ganz  gleichartiges  beispiel  im  gGerh.  zur  seite  steht,  das  Junk 
mit  andern  ähnlichen  fibersehen  hat:  gGerh.  4627  nach  dem 
gruoge  wart  tr  huni  van  liehe  ein  jämer  dUö  ^rög.  Ans  dem 
Barl,  kann  ich  Jank  folgende  fälle  dnrch  vH  verstärkter  ond 
dennoch  nnilectiert  nachgestellter  attribnte  zur  yerfügim^ 
stellen:  10,31.  63,17.  73,11.  126,35.  172,19.  286,33.  299,1. 
310,29.  315,39,  ferner  noch  gGerh.  5941  mit  werden  nttern 
vil  gemeit.  —  Was  schlie.sslich  Junks  bemerk iiiiu  an^^ehu  da.^ 
mein  hinweis  auf  das  fehlen  der  rührenden  reime  von  -Ikh 
•.-liehe  im  Barl,  nicht  richtig  sei,  weil  Barl.  121,21  gewalkt 
Uche  auf  gelicJie  mmt,  so  ist  sie  dnrch  das  bisher  gesagte 
anch  schon  erledigt  Hier  reimt  geltehe  auf  -liehe  und  nnr 
Jnnky  der  jr^^ie^e  nnd  -llcAe  in  6inem  topf  kocht,  ist  diese 
bindnng  den  reimen  7on  -Ut^e  auf  -Uche  im  gGerh.,  von  denen 
bei  mir  allein  die  rede  ist,  gleichartig.  Ich  habe  doch  selbst 
anf  das  beispiel  von  -Uehe :  gelidie  im  Barl  neun  seilen  tot 
meinem  von  Junk  gertig^ten  hinweis  aufmerksam  gemacht  uui 
in  no.  12  meiner  Studicü  über  den  rührenden  reim,  in  der  ich 
auf  die  Sache  zurückkam,  Zs.  fda.  45,  309  nochmals  hervor- 
gehoben 'Ivud.  V.Ems  bindet  -lulw  in  sich  nur  im  gGerh.  ... 
im  Barl,  fehlen  diese  reime'  und  hier  hab  ich  nun  hinzugesetzt 
^geliche  bindet  er  aber  natürlich  auch  dort  mit  -liehe  s.  oben 
s.  294'.  Auch  diese  no.  meiner  Stadien  war  wol  l&ngst  er- 
schienen (jnli  1901),  als  Junk  seinen  anfsata  zum  druck  be- 
förderte. 

Ich  erwähne  femer,  dass  in  einem  §,  der  der  frage  nad 
kurz  oder  laug-t  in  den  reimformen  eines  dichters  nachgebt 

auch  immer  den  drin  oder  drin  (num.),  den  in  oder  in 
nachzutorschen  ist  Junk  konnte  das  ja  foitlassen,  da  m.  10 


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ZUU  AEIlfOBfiRACCtl  RÜl>ÖLF8  TON  EMS.  iii 


meiner  Stadien  anch  diese  frage  schon  l)eantwortet  hatte. 
Freilich  war  er  sonst  nicht  so  enthaltsam  nnd  gruppiert,  an* 

statt  neues  zu  bringren,  dessen  so  vieles  noch  zu  beobachten 
war,  meine  ergebnisse  an  allen  ecken  und  enden,  ohne  irgendwo 
einen  hahnenschritt  über  mich  hinausziik(nnmen. 

§  5  würde  ich  das  d  (nicht  a')  im  U  mmÜYeu  v er s mähen 
(neben  adj.  smwhe,  conj.  praet.  ste/je  u.s.f.)  nicht  so  erklären 
wie  Jiink.  Nicht  das  h  hat  hier  den  nmlaat  des  ä  gehindert^ 
sondern  das  ä  des  intransittven  Terbs  ver.wiähen  wirkte  aaa- 
logisch,  sowie  es  hente  etwa  mngekehrt  ein  intrans.  brennen 
gibt  neben  ftlterm  brinnen,  trans.  brennen.  —  Dass  Rnd.  neben 
dem  im  reim  allein  belegten  Mrre  wol  anch  das  schwer  reim- 
bare h^e  sprach,  scheint  auch  mir  wahrscheinlich,  freilich 
nicht  aus  dem  von  .Tunk  aiigtiiihrten  grmide.  Ich  habe  Zs.  fda, 
45, 26  f.  meinen  Standpunkt  in  dieser  frage  ja  bereits  fest- 
gesetzt. —  S.  47i  wird  von  .Tunk  gut  hervorgt^lioben,  da^s  die 
bindung  von  niemen  zu  iemm  gGerh.  531B  für  Bud.  die 
Schwächung  der  schhisssilbe  dieses  Wortes  neben  nieman,  ieman 
(:  Oft)  erweist.  Nicht  alle  dichter  kennen  diese  schwftchong. 
Beweisende  reime  sind  ansser  reimen  Ton  niemen :  iemen  in 
sich  anch  die  beliebten  bindnngen  von  iemen  (niemen)  mit 
(seOnUyiemen,  die  Bad.'s  legenden  freilich  fernliegen  mUssen. 
Dagegen  kennt  wideram  k.  b.  der  Stricker  kein  ntemon  oder 
ieman.  Aber  so  interessant  das  vorkommen  von  7ikrncn  (iemefi) 
ist,  ebenso  interessant  ist  das  fehlen  der  bindung  von  niemer 
:  icmer.  Hier  war  also  die  zweite  silbe  noch  nicht  zum  ton- 
losen e  abg-eschwächt.  Darauf  weist  auch  die  Schreibung  in 
hss.  des  13.  jh.'8,  wovon  ich  an  anderer  stelle  zu  sj)rechen  haben 
werda  nie  :  ie  reimt  oft  (Barl.  1, 13.  121, 13.  308, 89.  318, 25. 
d48y  37  0.8.  w.),  ebenso  iender :  nienäer  gGerh.  5615.  Daneben 
mnss  das  fehlen  von  niemer  :  imer  anff aDen.  Anch  Wolir* 
setzt  kein  niemer :  iemer  neben  sein  (freilich  seltenes,  vielleicht 
als  eine  art  identischen  reüns  gemiedenes)  nie :  ie  Wh.  3, 29. 
20,  5.  140, 29  und  niemen  :  riemen  Parz.  37, 1. 

§  6  handelt  über  die  contractionen  von  -eget  zu  -eit 
U.8.W.  Eine  benicrkung  über  die  reiraformeu  von  reden  dürfte 
in  einem  solchen  ^  nicht  fehlen.  Es  ist  bemerkenswert,  dai<s 
Und.  (sowie  Hartm.)  weder  reite  —  gereit  noch  rette  ( :  bette, 
enweUe  oder  anch  pl  siete,  da  Bod.  ^  mit  ^  bindet)  reimt^ 

Pflkrig*  nr  gMchiclM*  ^  dwitichaii  «prach«.  XXVUI.  29 


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450 


ZWIBBZn^A 


also  wol  nnr  redete  —  geredet  sa^.  —  Ich  habe  Zs.  ida.44^S46 
hexTorgehobeii,  dass  alle  Alemannen  nnr  Jeit,  leiet,  Uiie,  ^ 
nur  treit,  freist  sagen,  Ihrem  dialekt  gemflss,  der  hier  and 
nur  die  eontrahierten  formen  mehr  spricht,  aber  stets  «Kk 

saget,  sagest,  sagctc,  gesagt  l  neben  seit  n.s.w.    Die  Sache  hat 
principielle  Wichtigkeit.    Denn  die  ma.  in  couLraMerenden 
gebenden  kennt  auch  für  2.  3.  sg.  ind.  praes.  und  fürs  praet. 
von  sagen  (bez.  s^gge**  mit  offenem  c)  nur  die  ei -formen.  Es 
müssen  also  die  von  sagen  (nicht  seggen)  gebildeten  ionm 
neben  den  et-formen  frUher  in  diesen  gegenden  sesshaft 
weeen  sein  and  erst  später  per  analogiam  zn  (kggen)  leii  iL&i, 
das  natürlich  keine  jr-f ormen  zor  seite  haben  kann  nnd  aiicb 
in  alem.  mhd.  zeit  nicht  znr  seite  hat»  verdrängt  worden  bob. 
Jnnk  meinte  dass  Rnd.  zwar  sagete  nnd  gesaget  neben  Mtfemid 
geseit  sprach  und  im  richtigen  Verhältnis  znr  reimbarkeit  dff 
formen  beides  reimt,  aber  nur  er  ^cit,  nicht  er  saget  gebnim  h' 
Und  er  weist  nach,  dass  er  saget  im  gGerh.  und  Barl,  tatsäclüiüi 
nie  im  reim  ersclieiüt.    Nun,  sagete  nnd  gesaget  könnte  mir }» 
genügen.   Aber  dürfen  wir  aus  dem  fehlen  von  er  saget  im  rt-mi 
anf  ein  fehlen  von  er  saget  in  ßnd.'s  formenschatz  schliessen, 
da  er  doch  stigete  nnd  gesaget  kennt?  Ich  glanbe  nicht  Die 
Proportion  der  zahlen  wird  dies  sofort  deutlich  machen,  geseit 
reimt  167  mal  bei  End.  (s.  oben  &  442),  gesaget,  weil  es 
schwerer  zn  binden  ist»  nnr  16  mal.  Es  kommt  also  9xdwk 
als  10  geseit  bloss  ^in  gesaget.   In  denselben  gedieh ten  belegt 
Rud.  15  er  seit  (.s.  iiie  belege  bei  Juuk  s.  477,  anm.  und  obtn 
s.  448).    Neben  15  er  seit  sollten  wir  also  wenigstens  ein  a 
saget  finden.    Dieses  eine  er  saget  fehlt.    Auf  das  tebleD  de> 
einen  beispiels  wird  niemand  eine  regel  gründen  wollen.  Zö 
allem  überfluss  verweise  ich  auf  er  saget  im  reim  Wehr. 
fda.  33, 387, 26.  Zs.  fdph.  21, 271, 165.  WUh.  H.  Germ.  10, 110. 

£in  eigenes  alinea  widme  ich  folgender  bemerkung.  Jo&k 
weist  zn  anfang  seiner  ansfühmngen  über  das  contractioiis-o 
bei  Bttd.  auf  no.9  meiner  Mhd.  Studien  hin.  Wer  hier  aber 
literatnr  angibt,  mnss  H.  Fischers  Schrift  vor  jeder  andoi 
citieren.  Es  wäre  undankbar,  wollten  wir  nun  des  glänzend« 
universitätsprogramm.^  von  H.  Fischer,  Znr  geschichte  de,s  isM^ 
Tübingen  1889,  ni^lit  mehr  gedenken,  das  uns  hier  zuerst^ 
w^e  gewiesen  und  die  grundlinieu  gezogen  hat. 


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ZUM  REIUaEB&AUCU  RUDOLFS  VON  EMS.  451 

In  §  8,  der  u.a.  die  Bindungen  von  tu  :  n  bespricht,  bemerke 
ich  im  gegensatz  zu  .Tunk,  da^s  man  die  reime  von  -am  :  -an 
«lienso,  d.h.  ans  der  spräche,  nicht  aus  der  techuik  zu  erklmen 
hat,  wie  die  von  -uom  :  -uon  uad  -eitn  :  -ein.  Wir  werden  die 
reime  von  kam,  nam  :  man,  an,  gewan  0.8.  L  bei  Waith.,  K.  Y. 
Fossesbr.  und  in  den  Nib.  doch  nicht  als  sprachlich  unreine 
reime  fassen,  ebensowenig  wie  die  gleichen  reime  im  Lanz.,  in 
der  Urst,  Minnelehre  n.a.m.,  &  Zs.  fda.  45, 7^  anm.  —  Die  form 
weU  für  werU  reimt  im  18.  jh.  hauptsächlich  bei  Ostalemannen; 
ausser  bei  Hud.  etwa  auch  bei  Ulr.  v.  Zatzikh.  und  Ulr.  v.  Türh. 
\ui  iiartm.  kennt  sie  noch  nicht.  Der  flectierte  gen.  und  dat 
heisst  meist  tcclfe,  nicht  weide. 

Zu  §  10  kann  ich  nui'  betonen,  dass  icli  bei  meiner  auf- 
fassung-  des  vereinzelten  verrät  in  Kudolfs  werken  verbleibe. 
Junk  hat  meine  argumentaüon  hier,  wie  auch  sonst  so  oft, 
nicht  verstanden.  Ich  vermisse  durchaus  kein  vervähet,  eher 
schon  ein  vervdhen.  Und  ich  orgiere  Zs.  fda.  45, 49,  anm.  die 
Seltenheit  des  wertes  vervän  nur  um  einem  einwurf  vorzu- 
beugen, der  sich  in  ganz  anderer  richtung  bewegt  als  die  aus- 
ffthmngen  Junks.  Man  könnte  nftmlieh  sagen:  dass  vähen  und 
cnphähen  bei  Kud.  selten  reimen  und  vdhd  und  cnphähet  sogar 
nie,  das  wird  durch  die  sck Gierigkeit  der  bindung  vollauf  er- 
klärt.   Hat  aber  Kud.  nicht  veriäJ^n,  vervähet,  sondern  nur 
vcrvän,  verrät  gesa<j:t  (wofür  ich  a.  a.  o.  plaidiere).  warum  reimt 
er  es  nur  einmal,  da  für  rervän,  vervät  sich  doch  hundert 
reimmöglichkeiten  bieten?  Darauf  antwortete  ich:  das  wort 
vervan  ist  bei  Kud.  überhaupt  selten,  auch  vervie  reimt  nur 
zweimal.  Junk  verstand  die  antwort  nicht,  weil  er  nicht 
gefragt  hat  Er  verweist  auf  die  hsLliche  Schreibung  vervähen 
im  versinnem  des  Barl.  Wie  die  hss.  im  versinnem  schreiben, 
ist,  wo  des  dichters  reimgebraucli  entgegensteht,  von  geringem 
gewicht,  d.  h.  eher  für  die  grammatik  des  Schreibers,  als  für  die 
des  dichters  von  wert. 

§  11 — 18  sind  dann,  sagen  wir,  den  anomalen  Zeit- 
wörtern gewidmet  Diese  Zusammenstellungen  sollten  nur  etwas 
vollständiger  sein  (s.  s.  429.  432.  4^).  Die  formen  von  ^n, 
Idn,  stän,  gän,  van,  im»  (nicht  nur  conj.  ich  tuot  auch  er  tuo 
z.  also  nidit  er  UUje,  ist  interessant),  sämmtiicher  praeterito- 
praesentia^  femer  weUm  und  Hn  und  einiger  anderer  einzelner 

29* 


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452 


verba  (kmiem,  heginnm  IL8.W.)  sollten  hier  immer  voDiüi&dk 

beiirebracht  werden.  Die  häufig  und  ausschliesslich  ^ebraochtn 
foniKMi  bloss  mit  der  summenzahl  der  belege  und  ihivn  \al- 
dungswurten,  <li«'  sj-ltpneren  oder  wecliseludeii  foi  m^^n  mi  dei 
cilaten.  —  Icii  habe  Zs.  Ida.  45.  SO  darauf  hiiige\ue>en.  4a«* 
Bad.  be^nders  h&ufig  und  gerne  began  reimt,  vor  dem  bi- 
gunde  fast  ganz  zurücktritt.  Dann  fahre  ich  fort:  ^d€n  ctt- 
sprechend  Anden  wir  bei  Rad.  aach  began  Im  yeraiiuieni  (tv 
dem  Inf.!)  genaa  so  hänfig  wie  begunde  ...  (folgen  dtate)  ii 
den  hss.  überliefert  im  stricten  gegensaU  zu  Hartm.  and  Gc^. 
(s.  nur  Trist.  2:W5)  und  den  Nib.'  Dem  entsprechend  also,  das^ 
Riid.  diu  Ii  im  reim  hcfjan  häufiger  neben  hr(/ufiiie  setzt  als 
audere  dichter,  findt^t  sich  bei  ihm  brfitm  so^av  im  versinneTi 
und  vor  dem  int.,  und  zwar  fast  so  häufig  wie  befinde,  wä- 
ches  begunde  die  andern  dichter,  wenn  sie  aach  began 
in  diesier  stellang  bekanntlich  so  gut  wie  ausnahmslos  zu 
pflegen.  Dieses  aoftällige  began  war  sa  belegen  and  wank 
durch  meine  citate  a.a.O.  anch  belegt  Das  ist  doch  klarr 
Aber  Jonk  versteht  mich  nnn  wider  gar  nicht  Er  sagt: 
*\Vie  Zwierziua  a.a.O.  diesem  gebrauche  entsprechend  l*fmH 
im  versinnern  L^enau  so  häufig  wie  beifumie  finden  kann.  i-i 
mir  aus  seinen  eitattMi  nirbt  klar.  Alle  von  ihm  angetülirT^^Ti  fal  r 
bringen  h((j(in,  kein  einziger  begunde.^  Ja  glaubte  denn  .Junk 
wirklich,  da.«s  ich  belegen  woUte,  was  keines  beleges  bedaii 
nämlich  begunde  f&rs  versinnere?  Davor  hätte  ihn,  wenn  sehoa 
nicht  die  kenntnis  mhd.  sprachgebranchs,  so  doch  wenigstens 
mein  binweis  aaf  Hartm.,  Gottfr.  and  die  Xib.  bewahren  fioUea. 

§  14  behandelt  als  einzige  eigen tflmlicbkeit  von  Knd*« 
declination  (Ut  subst.  die  frage,  ob  die  feminina  der  /-decii- 
natiou  ilnen  und  dat.  j^?:.  mit  flexion^-f  und  umlant  odrr 
unflectiert  bilden.  Junk  lehnt  .^icb  (bibei  an  meine  dariegiuigeu 
in  der  Heinzelf estschrift  s.  480  ff.  an.  Aber  auch  hiezu  bemerke 
ich,  wie  oben  s.444  zu  Janks  ausführungen  über  den  umlant 
des  u,  dass  man  bente,  seitdem  einmal  die  anfmerksamkeit  ad 
die  differenzen  im  einschlägigen  gebrauch  der  verschiedflnea 
dichter  gelenkt  ist,  nicht  mehr  so  nmständlich  vorzngehea 
braucht,  wie  ich  a.a.O.  vorgegangen  bin  nnd  Junk  es  mir 
nachmacht.  Interessant  ist  es  immerbin,  dass  Kud.  die  zwei* 
^bi^^en  lormeu  im  gen.  und  dat  dieser  lemiiuna  so  gut  wie 


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ZUM  REIM6EBRAUCU  VON  EMS. 


453 


gar  aicht  reimt  (es  findet  sich  eigentlich  nur  einmal  der  dat. 
arhätc  gGerh.  2733  und  zweimal  diete  Barl.  95,  25.  278,  2:^, 
(lanu  aber  als  dat.  zu  nom.  hhwt  (Barl.  310, 27,  s.  acc.  bluot 
gGerh.  6327  und  nom.  —  doch  wol  pL?  —  Oltiefe  Barl.  20, 20) 
nur  zweisilbiges  hlüete  bildet^  das  nun  9  mal  reimt,  ohne  dass 
diesem  hlüete  ein  dat.  bluot  gegenüberstünde.  Dat  heimüete 
fiarilOQ,  17  neben  heimuoi  stelle  ich  lieber  zu  einem  mmL 
hämuete,  der  ans  falscher  analogie  zu  nonu  acc  dimäete  (BarL 
273, 29  VL  ö.)  neben  nom.  acc  diemuot  (BarL  46, 29  u.  5.)  heryar- 
gieng.  Mit  seiner  Sparsamkeit  in  der  yerwendnng  dieser  zwei- 
silbigen formen  tritt  Rud.  wider  ganz  nahe  an  Hartm.  heran 
und  stellt  i<ich  in  gegensatz  zu  Gottfr.  und  T^lr.  v.  Zaf/.ikh. 

§  15  behandelt  das  vorkommeu  v^n  unflectiertem  here 
neben  h/r.  Warum  nicht  auch  von  ncÄt^  neben  Wc;/*  u.  dgl.m.? 
Freilich  hatte  Kraus  damals  erst  auf  herc  hingewiesen  (Heinzel- 
festschr.  s.  129  f.),  s.  jetzt  aber  auch  Zs.  fda.  45, 93,  anra.  1.  — 
Ueber  die  declination  der  pronomina  (sie  si,  tu  iuch,  diser  dirre, 
dia  diUse  a.s.w.)  erfahren  wir  gar  nichts. 

Jnnk  bringt  die  dem  reimmaterial  entnommenen  sprach- 
lichen beobachtungen  unter  das  Schema  der  mhd.  grammatik. 
Diese  form  der  darlegung,  welche  auch  H.  Haldimanns  nnter- 
suchung  über  die  spräche  ivudolf  Manuels  Zs,  f.  hd.  ma.  3,  285  ff. 
wählte,  möchte  ich  allen  derartigen  Untersuchungen  auf  das 
dringendste  empfehlen.  Und  so  schliesse  ich  denn,  indem  ich 
nochmah?  Jnnks  aufsatz  als  die  erste  einer  hoffentlich  bahl 
recht  langen  reihe  älmUcher  arbeiten  begrüsse,  von  denen  ich 
nur  wünschte,  dass  sie  die  von  mir  oben  gestellten  postulate 
besser  befolgten  als  Junks  aufsatz  dies  getan  hat.  Ich  möchte 
solche  arbeiten  freilich  nicht  gerne  als  bequemen  herausgebem 
eigene  mühe  sparende  Untersuchungen  aufgefasst  wissen,  son- 
dern lieber  als  vorarbeiten  zu  einer  umfassenden  grammatik 
der  mhd.  dichtersprache  des  13.  jh.'s  oder  als  vorarbeiten  zu 
einer  geschichte  der  epischen  technik  der  blüteperiode.  Als 
ergänzend  müssten  für  den  erstirenaiiiitcn  zweck  aber  auch  noch 
arbeiten  über  spräche  und  orlüograpüie  gieiclizeitiger  roman- 
hss.  hinzukommen. 

FBEIBURG,  Schweiz,  dec.  1902. 

KONRAD  ZWIEEZINA. 


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DAS  IWEINFRAGMENT  C 


Im  folgeudeu  bringe  ich  das  I  wein  per  js^amentfrajrment  C 
(Cgm.  191  =  fr.  e'O  zum  abdnick,  das  mir  von  der  verwaltiii;: 
der  k.  bairischen  hol-  und  Staatsbibliothek  gütigst  zur  benatzong 
überlassen  worden  ist.  Lachmann  hat  es  seinerzeit  nach  Be- 
neckes  abschrift  benutzt,  Henrici  es  wol  selbst  collatioBiert 
Vorher  hat  es  Bocen,  Mise.  2, 112  behandelt,  der  aogiU. 
dass  das  fragment  von  einem  bachumschlag  losgelöst  worden 
sei;  Docens  angaben  über  die  lesarten  sind  nicht  ganz  gensu 
Das  fragment  stammt  aas  dem  13.  jh.  Es  besteht  leider  nur 
aus  einem  blatt  (höhe  14,5  cm.,  breite  11,  5  cm.).  Die  rerse  sini 
imabgesetzt  geschrieben  und  durch  punkte  von  eiiiauder  £: - 
trennt,  v.  5891.  5931.  5971  haben  rot  gemalte  inilialeu.  Die 
anfangsbuchstaben  der  verse  58S3.  5884.  5944.  5948.  5949.  5952 
sind  senkrecht  rot  durchstrichen,  v.  5926  ende  bis  28  und  ent- 
sprechend auf  der  andern  seite  v.  5973—5976  sind  teilweise 
durch  ein  anscheinend  von  wdrmem  gefressenes  loch  zerstört 

Ueber  die  Stellung  des  fragments  zu  den  anderen  hss.  liai 
sich  nichts  sicheres  sagen:  es  steht  zu  keiner  andern  hs.  ii 
enger  beziehung  (für  ABßlabcfr  stütze  ich  micll  auf  eigene 
coUationen,  für  Ddlpz  auf  Henricis  angaben). 

Das  fragment  hat  eine  verhältnismässig  grrosse  anzahl 
abweichungen  gegenüber  den  andtni  hss.,  aber  fast  alle  steüea 
sich  als  durch  versehen  entstanden  heraus,  seien  es  we^-  . 
lassungen,  Umstellungen  oder  (selten)  Zusätze.    Oefters  sind  i 
dadurch  die  verse  in  ihrem  rhythmus  gestört.  Schon  Lachmaim 
bemerkt:    ist  fast  so  frei  geschrieben  wie  aus  dem  ged&chtiu&'  , 

obüi  div  gfesagen. 

durh  die  e'  sie  bete  e'Tslagen. 
Si  spa  I  sait  wer  div  si. 
Sie  sp^dien  si  ift  hie  bi. 
5  ein  iTncfrowe  |  heiset  iTnet 
Yfi  Btet  «a  ir  gibet 


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DAS  IWEINFRAOMENT  C. 


in    kapeQe  |  hie. 

ritet  dar  mget  sie. 
■ 

swes  iv  uiiil  gesagen  |  kau. 
90  des  ^erihtet  ivch  hie  nlemaii. 

Do  sie  si  I  vraginde  wart 

ob  sie  weste  sine  vart. 

do  hies  |  ir  ftow  Lmt 

div  gerne  hoveecUohen  tet 
95  ir  I  pfert  gewinnen. 

ai  >p«  ih  wil  mit  iveh  hinnen.  | 

liten  rehte  an  die  etat 

dar     mich  mit  im  riten  |  hat. 

do  er  hie  vur  mich  gistreit. 
5900   vfi  uz  (liBeni  |  lande  reit. 

Schiere  brahte  si  sie  dar. 

si  sp*  frowe  1  iieiuit  war. 

an  (lirre  ■«tat  liez  ih  in. 

war  ah^  atvude  sin  sin. 
5    li*.^  enw'olte  e**  mir  niht  .sagen.  | 

WAii  ein  «liuc  wil  ih  gut^'  clageu. 

e^  Tfi  sin  Lew  |  aint  sere  wnt 

so  dai  er  le  d*^  stvnt 

mohte  I  ge?ani  vene. 
10  got  vnair  berre. 

nor  dem  |  tode  in  hewar. 

et  iat  an  eins  libe  gar. 

daz  I  ein  ritt^  haben  sol. 

ileiswar  ih  gan  iv  beiden  |  wol. 
lÖ   daz  ir  in  gesvnden  vindet. 

wand  ir  den  [  ne  ub"^  windet. 

weizgot  alle  uwer  not. 

entru|wen  trowe  ih  were  tot. 

were  e**  mir  niht  ze  |  ht-itc  kofii. 
2U   aho  wrde  ouch  iv  beuuui. 

alÜT  I  uwer  swere. 

Yß  awas  ich  gttt^  mere. 

Qon  iv  I  yeniim  d*^  froy  ih  mieh. 

hie  mite  eehiedin  sie  |  rieh. 
2&  diT  da  mihte  d*^  was  gach. 

d^  lehten  atrajie  reit  «ie  nach. 

vnz  (od.  biz)  das  de  die  hm  each. 

da  im  michel  gemach. 

nffe  giscehin  was. 
30  wand  e^  da  lac  Tua  e^ genas.  SeiU% 

Soe  reit  sie  vor  |  das  hvrgitor. 
da  mohte  aie  nor. 


EfBBy  DAS  IWSDrFftAGMBNT  C. 

Bon  rittern  Tfi  |  oon  ftowen 

ein  solh  gesinde  scowen. 

35  daz  wol  I  den  wirt  erte, 

36  zu  dem  sie  da  kerte. 

41  wirt  in  |  gegm  ir  g-ie.  I 

42  vil  minnecliche     sie  enpfie.  i 
▼ü  I  bot  sie  die  L'bcrgc  an. 

Sie  sp*  ich  svche  einen  man.  ] 
45  die  wüe  ich  den  xiiht  vmideii  hau. 

■0  tm  ich  I  gnade  ?0  rftwe  laiu 

nah  dem  wart  mir  giseiget  |  her. 

Wie  ist  des  name  sp^  ah^  et* 

Si  spa  ich  bin  nah  |  im  gestat. 
50  Tfi  ist  mir  anders  niht  genant.  | 

wan  I  daz  ein  Lew  mit  im  ist. 

Er  sp«     hat  an  dirre  1  Tiiat. 

uou  vuä  hie  arlop  genofn. 

ine  mohte  |  in  nie  des  ub''  kom. 
bii   deir  hie  iht  lauger  wolle  |  wesin. 

e*^  tB  ein  Lew  aint  wol  gineein. 

die  I  lagen  hie  heide  eere  wnt 

nr  Tarnt  nie  tto  t  t&  gesTnt 

Ttt  wolt  ir  in  iiriten. 
60  ion  snlt  ir  |  niht  biten.  I 

aetzet  iych  nf  eine  ila.  ' 

ger&tet  |  ir  im  rehte  na. 

80  habet  ir  in  schiere  irritf  n  i 

nvn  wart  niht  langer  da  gebileu. 
65   sine  1  muhte  zeltis  niht  gehabin. 

sie  !)t '^^onde  |  scüffen  vfi  traben. 

biz  daz  ni  iu  an  sach. 

ao  I  übe  als  ir  do  ge^cach. 

M  mvie  fsa  allen  noh  |  gisoehin 
70  dai  wir  vna  als  liebe  sehin. 

Si  I  gedahte  in  ir  m?te. 
licher  got  d^  grte. 

nr 

wie  I  sol  e7  mir  erpin. 

n  njitii  wilden  |  han. 

7ü   UV  hau  ich  michel  arbeit 
an  diz  rochen 

LEIPZIG.  WOLFGANG  NI£MEY£R. 


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Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Hall«  a.  d.  S. 


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Ausgegeben  den  27.  Juli  100 


BEITRÄGE 


ZOK 


GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN  SPRACHE 

UND  LITERATUR 


UNTER    MITWIRKUNG  VON 


HKKMANN  PAUL  UND  WILHELM  BRAUNE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


KDI  ARI)  SIEVKHS. 


XXYin.  BAN1>.   3.  HEFT. 


HALLE  A.  S. 

MAX  NIEMEYBR 
77/78  GR.  8TEINBTRA88B 
1903 


Die  lien'en  mit  ter  werden  ji^ebeten,  zu  ihren  niannseripten 
nnr  lose  quartliiiiiter  zu  venvenden,  nur  eine  seite  zu  !>e- 


Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle  a.  d 


BEITRÄGE 


UESCHK UTE  I»EK  Ktl 


"f  r 


UND  LlTEIiLir" 


UNTER  MiTwraoEnva  rtm 


HERMANN  FALL  I» 


EDLAU  ffETERH. 


Die 


I  N  R  A  T>  T. 


Die  rhythmik  des  Hans  Sachs.    Von  Chr.  A.  Mayer 

Graiumatisches.   Von  W.  van  Helten   T 

(LIT.  Zu  der  auf  schleif-  bez.  »tosstoni^er  ausspräche  der  end- 
silben  basierten  auslauttheorie,  s.  497.  —  Uli.  Zur  west^erm. 
apo-  bez.  synkope  von  kurzem  vocal  der  endsilbe,  8.  522.  — 
LIV.  Zur  westgerm.  dehnung  von  consonant  untl  halbvocal  ^ 
vor  i,  8. 530.  —  LV.  Zur  behnndJung  von  -z  und  -s  im  west- 
gerraanischen,  8.534.  —  LVI.  Noch  einmal  zur  frage  'gab  es 
westgerm.  rette:|^e  von  got.  -am,  -ins,  -uns  des  acc.  pl.?\  s.  536. 
—  LVII.  Zu  den  altgemi.  endungen  des  geu.  und  dat.  sg.  der 
<-  und  M- Stämme  und  verwantes,  8.538.  —  LVIII.  Zur  ;h>  ^ 
logischen  apokope  der  enduug  im  dat.  sg.  masculiner  i..,  . 
neutraler  substantiva,  s.  542.  —  LIX.  Zum  we«tgenu.  -i.  -r 
der  2.  sg.  praet.  iud.,  8. 545.  —  LX.  Zu  got.  -a«,  -jau,  an 
etc.  fllr  die  1.  sg.  praes.  und  praet.  opt,  s.  54<i.  —  LXI.  Zum 
prototyp  von  got.  -ma  der  1.  pl.  praes.  uncl  praet.  opt.  und 
verwantes,  8.548.  —  LXll.  Zum  got.  imperat.  auf  -dau,  -ndaii, 
8. 551.  —  LXIII.  Zur  entwickelung  einiger  altgenn.  Partikeln. 
8. 552) 

Zur  althochdeutschen  literatur:  1.  Otfrid  ad  Ludowicuiu.    \  .>n 
Ii.  Ehrismauu  


Znr  iiachriebt! 

Es  wird  gebeten,  alle  auf  die  redaction  der  *  Beiträge'  bi 
lieben  Zuschriften  und  Sendungen  an  Profe.ssor  Dr.  K  Sierers 
in  Leipzig-Gohlis  (Pölitzstrasse  26)  zu  richten. 


DIE  BHYTHMIK  DES  HANS  SACHS. 

§1- 

Die  beflchäfti^ng  mit  der  geschiehte  der  altdentscben 

metrik  hat  sieb  in  den  letzten  jaliren  wider  der  längere  zeit 
beiseite  gelassenen  erforschung  der  verskimst  des  16.  jb.'s  zu- 
gewant.  Das  ist  S(  lirm  darum  erfreulich,  weil  durch  die  be- 
arbeitung  der  hier  noch  der  lösung  harrenden  problerae  zugleich 
neues  licht  auf  das  literarhistorische  biid  dieser  periode  fäUt 
Für  wichtiger  halte  ich,  dass  uns  so  für  die  beurteilnng  der 
späteren  kaust  trotz  Opitz*  reform  neue  gesichtspiiiikte  ge- 
geben werden.  W&ren  wir  uns  nur  erst  über  das  rhythmische 
princip  in  der  metrik  des  16.  jVs  einig!  Es  festzulegen,  wüsste 
ich  keinen  sichereren  weg,  als  zunächst  metrische  beobachtungen 
bei  den  dichtem  anzustellen,  bei  denen  wir  uns  in  der  seltenen 
läge  b*'fiüdeü,  den  reinsten  text  in  der  originalh^.  benutzen  zu 
können.  Bevor  wir  also  das  schwierigere  problem  in  angriff 
nehmen,  aus  den  durch  den  druck  gerade  in  metrischer  hinsieht 
so  entstellten  texten  eines  Brandt,  Murner,  Fisehart  einen 
etnblick  in  die  verskunst  dieser  dichter  zu  tun,  ist  es  gai, 
die  frage  nach  dem  wesen  des  rhythmns  hei  Hans  Sachs  am 
entscheiden,  dessen  kunst  sieh  nach  seinen  originalhss.  sicherer 
beobachten  lässt,  bei  dem  zugleicli  diircli  vergleichung  von 
druck  und  manuscript  ein  einblick  in  die  art  der  Umgestaltung 
der  vorläge  untei  den  banden  der  setzer  niöp^lich  ist,  der  end- 
lich auch  nach  seiner  ganzen  bedeutung  fiir  die  literatur  des 
16.  jh.'s  eine  darstellung  seiner  kunst  wol  verdient  hätte.  Die 
einzige  arbeit  der  art  kann  heutigen  anfordenmgen  nicht  mehr 
genfigen.  Es  wird  also  keine  überflüssige  bemühnng  sein,  die 
frage  wider  aufzunehmen. 

Zwei  ansichten  sind  es,  die  sich  seit  einer  reihe  von  jähren 
bekämpfen,  freilich  mit  verliebe  in  gestalt  von  fussnoten  und 

Beiträge  Sur  geichtchu  der  deuUchen  sprach«.   XXV  III.  30 


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458 


MATEH 


aebenbeinerkiingen.  Seit  E.Hdplners  bekannter  prognum- 
Schrift:  Reformbestrebungen  auf  dem  gebiete  der  dentadia 
dichtung  des  16.  und  17.  jb.*s,  Berlin  1866,  streitet  sich  die  ge- 
lehrte weit,  ob  in  den  dentschen  reimpaaren  des  16.  jL*8  ili- 

(ieuische  reimverse  mit  ihrer  freien  beliaiidlung' vou  auftikl 
und  Senkung  widerzuerkennen  sind,  oder  ob  ihr  rhythmisches 
priucip  die  'arrhythmie'  war,  d.h.  die  reg^ellose  Verletzung 
von  wort-  und  satzaccent,  wenn  nur  ein  scheiabar  iambisckr 
vers  von  8  oder  9  silben  erreicht  war. 

Für  H.S.  hatte  schon  Höpf ner  diese  arrhjthmie  behauptet. 
Dem  indersprach  Goedeke,  Dichtungen  des  Hans  Sachs  r 
(188dX  a  XVI 1  Qt,  gibt  zu,  dass  die  Sächsischen  verse  iimbi' 
sehen  gang,  eine  bestimmte  silbenzahl  nnd  eine  gewisse  nU 
von  hebungen  haben,  aber  ohne  strengen  wedisel  von  he^ 
und  Senkung,  da  die  unbetonten  silben  auch  freiere  steUoif 
haben  könnten,  'nur  daiss  nicht  mehr  als  zwei  betonte  silbea 
und  zwei  unbetonte  unmittelbar  aufeinander  folgen  konnten' 
Und  wenn  noch  1888  .Sie  vers,  Beitr.  13, 134  fn.  G.\s  gi  iiiidefär 
unwiderlegt  erklärt,»)  so  mag  das  verbo  tenus  gefassi  richii| 
sein:  unwiderleglich  sind  sie  keineswegs.  Zudem  hat  G.  selbst 
seine  ansieht  nicht  sonderlich  scharf  gefasst;  Iftsst  doch  seine 
erlüftmng,  ein  Sachsischer  vers  wie 

EulenBpigel 
tnuD  ein  wmel 

habe  nur  scheinbar  trochäischen  gang:,  in  wahrhei: 
iambischen  wegen  der  hebungsfähigkeit  der  tonlosen  eni 
Silben  -el,  -er,  -em,  -en  n.  a.,  sich  doch  nur  dahin  deuten,  da^ 
zu  lesen  sei:  JEulinspig^l  nam  ein  smü.  Also  tatsächlich  die 
verpönte  arrhythmie! 

Den  ersten  versuch  einer  ausführlichen  behaadlung  der 
metrik  des  H.8.  machte  im  sinne  Hdpfiiers  W.Sommer, 
metrik  des  Hans  Sachs,  Halle  1882,  ein  buch,  das  nach  Paul» 
harter  recension,  Lit.-bl.  1883, 165  ff.,  über  gebülo  uubeachtrt 
geblieben  ist  trotz  des  rettungsversuches,  den  der  gel^ti?- 
vater  der  schrift,  R.  Bechstein  ^rt'^cii  Paul  uiiifnialim,  Gtru: 
2b  (1883),  375  ft:  freilich  eine  rettung,  die  selbst  anerksDfiU. 

[^)  Von  der  angeführten  auffusiiaa  bin  ich  sdion  seit  gemaaet 
selbst  sttrückgekommeii.  £.  S.J 


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DIB  RHYTHMIK  DBB  HABS  BACHS. 


459 


dflflB  die  frage  im  piincip  nicht  gelöst  sei;  vgl.  noch  K  Goetze, 
Areh.  1  lit-gesch.  7  (1884),  804  ff.  Keinesfalls  aber  hatte  S.  die 

abfertij^nng  Henslers  verdient,  der  (Zur  gesch.  d.  ad.  verskunst, 
Breslau  1891)  in  seinem  'Excurs  gegen  die  schwebende  betonung' 
S.'s  betoiningen  *  wahre  monstra'  nennt  nnd  es  als  ein  glück 
betrailitHt,  'dass  das  nietrum  des  Hans  Sachs  und  diese  :*metrik 
des  Hans  Sachs«  zwei  sehr  verschiedene  dinge  sind*  (s.  83). 
Beweis:  weil  H.  an  ^die  schwebende  betonang  als  vor-Opitai- 
sches  Phänomen*  nicht  glaubt!  (s.  89). 

S*s  behanptnng  ist  richtig;  freilich  sind  seine  beweise 
nicht  stichhaltig.  S.  begeht  den  gmudfehler,  das  material 
nicht  conseqnent  genug  verarbeitet  za  haben.  Mit  einem 
dntsend  znsammengerattter  belege  fOr  irgend  eine  metrische 
erscheinung  ist  bei  einem  dichter,  dessen  verse  nach  zehn- 
tausenden  zählen,  wenig  erreicht.  Zwe  itens  legt  S.  die  dnick- 
ausgabe  zu  gründe  statt  der  für  beobaclitungen  ftber  apokope, 
Synkope,  Verkürzung,  zerdehnung  der  werte  u.a.  allein  mass- 
gebenden hs.  des  dichters.  Drittens  erschwert  sich  8.  die 
arbeit  dadurch  ^  dass  er  von  vornherein  den  massstab  mhd. 
teehnik  an  die  verse  des  H.  8.  legt^  statt  zanächst  durch  wider- 
legong  der  these  Goedekes  sich  das  feld  für  seine  beobach- 
tongen  über  den  metrischen  gebrauch  der  einzelnen  kategorien 
frei  zu  machen. 

Seitdem  ist  von  verschiedenen  Seiten  versucht  worden, 
durch  ant'ühi  uiig  und  nachweisung  einzelner  punkte  diese  oder 
jene  these  zu  stützen.    Für  arrhythmie  hat  sich  nrtiiieiitlicb 
Drescher  ausges[)rochen.  der  auf  die  wortverkürzungeii ,  die 
endsilbenreime,  die  Veränderungen  des  textps  im  druck  p^ep^en- 
über  der  hs.  hinweist.  (8tud.  zu  H.  S.,  n.f.,  Marburg  1891,  48  f. 
Stiefels  Nürnberger  festschrift  246  ff.  Gemerkbftchlein  d.  H.  S., 
Braunes  Neudrucke  no.  149—152,  s.  vi  f.  Deutsche  lit.*ztg.  1900, 
2597  f.  Zs.  fda.  45  (lOOl),  Anz.  833  ff,).    Gegen  ihn  schrieb 
Michels,  der  in  manchen  versen  des  H.S.  bewosste  tonabstu- 
fong'en  znm  zwecke  der  Versinnbildlichung  des  Inhaltes  wie  in 
mhd.  gedichten  widerfindet  (Zs.  fda.  38  [1892],  Anz.  353  ff.).  Auf 
seiner  seite  stehen  Krenner.  Lit.-bl.  1897,  364  fussn. 2.  Jel- 
linek,  Pauibchede  (Braunes Neudrucke  144-148,  s.lxtv,  fussn.2), 
und  Kauffniann,  Deutsche  metr.  130  ff.,  während  Helm,  Die 
rhjrtbinik  der  kurzen  reimpaare  des  16.jh.'8y  Karlsruhe  1895^ 

80* 


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460 


MATBB 


und  Minor,  Nhd.  metr.<  338-B46.  &d7  nachtrug,  zn  d«n  anhytk- 
misten  halten,  dieser  indessen  in  einer  form,  die  mir  bedenk- 
lich scheint.  M.  gibt  eine  klare  entwieklung  des  pnAte 
erkennt  anch  die  bedeutung  der  argnroente  Dreschers  nd 

Helms  an,  steht  aber  der  möglichkeit,  das  problem  ans  siek 
heraus  zu  lösen,  zu  skeptisch  gegenüber,  und  zwar  auj^  gruntleL 
die  ich  hier  schon  für  unzureichend  erklären  inn^s.  Auf  dir 
einzelheiten  seiner  ausführungeu  wird  die^e  Untersuchung  i& 
den  entsprechenden  stellen  das  rechte  licht  werfen. 

Wie  man  sieht,  ist  eine  einignng  bisher  nicht  enidi 
hoffentlich  kann  diese  arbeit  znr  klärung  der  frage  beitrafa 

Ganz  beiseite  gelassen  habe  ich  bisher  die  dritte  the» 
aber  die  rhythmik  des  H.S.,  die  im  anschlns  an  Minor,  Mii 
metr.i  Rnbensohn,  Griech.  epigramme  n.&w.  Sanas BüiL 
älterer  deutsch.  Übersetzungen  2—5)  s.  cxx  aufstellt,  dsBS  fir 
H.  vS.  der  romanische  reinivers  vorbildlich  gewesen  sei: 
kann  lieute  als  erledigt  ^^elten  nach  den  bemerkungeii  von 
Drescher,  Deutsche  lit.-ztg.l900,2597f.,  und  Minor,  Nhd.metr  = 
340.  K.  verfällt  wider  in  Sommers  fehler,  aus  1026  vere» 
die  metrik  des  dichters  erkennen  zu  woUen. 

§2. 

Zu  welcher  partei  ich  mich  selbst  bekenne,  ist  schon  » 
gedeutet  Ich  halte  Sommers  tbese  für  richtig,  will  jed«ck 
den  beweis  anf  anderem  wege  bringen. 

1)  Als  grundlage  der  Untersuchung  betrachte  ick 

die  originalhs.  des  dichters  und  ziehe  den  druck  nnr^* 
heran,  wo  das  niaterial  der  erreichbaren  hss.  zu  gering  ■-• 
schien,  jedofli  nur  dann,  wenn  schon  aus  der  hs.  ein  beleg  ft^ 
eiue  nietiisclie  erscheinung  gebracht  werden  konnte.  1'^ 
möchte  auf  dieses  material  nicht  verzichten,  weil  es  niti 
darauf  ankommt,  ein  paar  dutzend  stellen  aus  dem  zusammt: 
hang  gerissen  hinzuwerfen,  sondern  ein  bestimmtes  materii* 
yon  mässig  starkem  nmfang  consequent  durchxt- 
arbeiten  und  an  grösseren,  in  sich  abgeschlossesrr 
stflcken  Sachsischer  dichtnng  zu  zeigen,  gegebeseij 
falls  zahlenmässig,  wie  die  Verhältnisse  liegen. 

2)  Ks  ist  genau  zu  scheiden  zwischen  ^prucb-l 
gedichten  und  meistergesäugen.    Da^ss  für  beide  arttf 


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DIB  BHTTHIEIK  DBS  HAM8  8AGH8. 


461 


die  rhythmischen  formen  die  gleichen  seien,  ist  m^lich,  aber 
noch  nicht  erwiesen.  Ich  gehe  von  den  sprnchgedichten 
ans,  weil  hier  klar  ist,  wie  viel  hebnngen  jedem  vers  zu- 
kommen, und  es  sich  nnr  dämm  handelt,  wie  hebung  nnd 
Senkung  im  einzelnen  m  verteilen  sind.  Ffir  die  Mgg.  steht 
die  zahl  der  hebungeii  iiiolit  fest,  sondern  nam  erst  auf  grund 
der  gefundenen  besetze  über  den  metrischen  bau  der  verse 
erschlossen  werden.  Wo  von  diesem  grundsatze  abgewichen 
ist,  ist  es  im  einzelnen  bef^riindet.  Im  verlauf  der  Unter- 
suchung wird  dann  darzulegen  sein,  dass  sprach- 
gedichte  nnd  meisterges&nge  denselben  rhythmischen 
gesetzen  folgen. 

8)  Ich  halte  es  fOr  yerfeblt,  mit  nntersachungen  Aber 

apokope  und  synkope,  Verkürzung  und  zerdehnung  der  worte 
u.a.  zu  beginnen,  weil  schon  Sommers  arbeit  zeigt,  dass 
diese  methode  nicht  zum  ziele  führt.  Was  so  gewonnen  wird, 
hat  erst  wert,  wenn  der  rhythmische  bau  dt^s  spruchverses 
klar  ist.  Es  ergibt  sich  dann  zugleich,  daäs  diesen  ersehet- 
nungen  nnr  eine  untergeordnete  bedeutung  für  die  vers- 
lAnge  zukommt.  Mit  andern  Worten,  ich  suche  zunächst 
die  frage  zn  beantworten,  ob  sich  ans  dem  gegebenen 
material  beweise  daftir  finden  lassen,  dass  H.S.  die 
rhythmische  technik  des  altdeutschen  reimrerses 
nicht  gekannt  haben  kann,  oder  zum  mindesten  bewnsst 
iagegen  Verstössen  haben  würde.  Erst  wenn  sich  ei-geben 
lat,  dass  diese  technik  ihm  fremd  war,  wol  aber  seine  verse 
>ich  dem  von  Michels  spöttisch  so  genannten  klipp -klapp* 
iigen,  kann  aus  der  inneren  stiuctur  des  verses  durch  beob- 
ichtungeu  Uber  die  wechselnde  wortiänge  bei  gleichen  kate- 
forien  der  beweis  für  den  klipp-klapp  gegeben  werden. 

§  3. 

Quellen:  Grundlage  bildet  die  Tragödie  vom  hürnen 
tewfrid  (h.S.),  herauf,  von  Goetze  (=  Braunes  Xendmcke 
0)9  in  zweiter  linie  die  Fastnachtspiele  (Fsp.),  herausg.  von 
^oetze  (=  Braunes  Neudrucke  26  1  811  39  1  42  1  511  601 

3  f.)?  uiid  zwar  besonders  die  der  jähre  1553 — 1560,  Goetzes 
o.  58 — 85,  d.h.  die  nach  der  hs.  gedruikien;  w^eiter  die  nach 
3r   hs,  gedruckten  Fabeln  und  schwänke  (,F6.j,  herausg. 


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462 


XATBB 


von  Ooetze  Braanes NeadrnclLe  110—117.  126—134).  ^• 
lieh  bd.  1— ^  der  toh  Keller  und  Goetxe  raraBStateeta 
groesen  Hans-Saclie-aiisgabe  des  Statigarter  literariMlm 
Yereins  do.  101—105  (W.),  jedocb  mir  fftr  soldie  atftcke,  1« 

denen  eine  Tergleichung  mit  der  noch  vorhandenen  ha. 
dichters  möjrlich  war.  Diese  verprleichung  hat  18P4  Drescher 
vorgenommeü  (Vgl.  Stiefels  Nürnberger  fest^^ciimi  a.a.o.X  <itr 
mir  iii  bereit\nlligi?ter  weise  sein  handexeniplar  von  W.  zwl 
unausgesetzten  gebrauck  uberliess.  Alle  aua  diesen  qnelles 
benutzten  texte  sind  sprnchgedichte  (=8pr.>.  Für  die 
meistergesftnge  (=  mg.)  benutze  ich  Dreschers  alischiift 
von  HG.  be&  na  1—12  (bL  x— 28),  von  mir  nachTeiglicha. 
fftr  geistliche,  FS.  S,  heransg.  von  Goetse  und  Drescher 
Braunes  Neudrucke  1Ö4 — 169)  für  weltliche  lieder.  Citien 
wird  nach  band-,  iseiteu-  uud  verszahl,  bei  MG.  2  nach  de: 
blattziffer. 

An  dieser  stelle  möchte  ich  endlich  herm  ptoL  Drescher 
f  fir  das  anausgesetzte  interesse  danken,  mit  dem  er  dem  werioi 
meiner  arbeit  seit  langem  gefolgt  ist  Wenn  bei  all  den 
lenkongen,  die  das  schulamt  wissenschaftlichen  bestrebonga 

bringt,  die  arbeit  endlich  doch  fertig  geworden  ist,  so  möcht? 

ich  seiner  steten  aufiiiuuu  i  uaji:  und  unterstiiiziui^^  iiüL  rai  lUi- 
tat  das  wesentlichste  verdienst  darau  zuschieibeii. 


n)  Nimmt  man  an,  dass  die  verse  in  den  8pr.  des  H.  S 
nach  den  fttr  die  mhd.  dichtung  geltenden  gesetzen  gebaut  sind, 
so  ist  man  genötigt,  an  bestimmten  stellen  des  verses  unmittel' 
bare  aufeinanderfolge  von  zwei  hebnngen  anzusetzen.  Dai 
trifft  besonders  fftr  das  versende  zu,  und  daher  lesen  aaeb 
Kanffmann,  Michels  u.  a.  den  vers  FS.  1, 441, 1  weil  noch  rntj 
erden  ginfj  Crisiiis  (:  Peirus)  oder  W.  2, 196,  21  mÜ  schröddid 
brausendem  dhfäl  ( :  scJml). 

1)  Sehen  wir  von  worteu  wie  Cristm  als  fremdl&ndiacheB 
eigennamen  ab^  so  handelt  es  sich  in  den  versen,  wo  am  ende 
zwei  hebnngen  ohne  Senkung  anftreten,  sonftdist  um  nominal- 
composita,  seltener  yerbalcomposita  vom  typns  xx- 


I.  Altdeutsche  reimverse? 


§  4. 


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Dm  BHTTBOaK  DES  HAMB  SACHS. 


468 


Meistens  macht  ihre  lesung  keine  scinvierigkeiten  für  die  Ver- 
teilung der  icten;  in  den  Fsp.  58 — 85  begegnen  unter  rund 
10000  Versen  ca.  450  derartige  versschlüsse.  Fast  420  dieser 
verae  lassen  sich  nach  mbd.  technik  glatt  lesen,  z.  b.  Fsp.  5, 
87, 87  md  pfiffen  duf  einer  säekpfeiffm  (lergreiffen),  6, 1, 7  ndek 
kons  der  dewffel  nit  haimfiren  ( :  gepuren\  7, 2, 41  din  idi  mÖeht 
pringen  0v  vrkund  (:  fand). 

Es  lässt  sich  aber  schon  hier  die  beobachtimg  machen, 
dass  oft  der  aiisgang  xx(x)  ®rst  durch  syukope  aus 
XXxCx)  gewonnen  ist 

Welchen  grnnd  sollte  der  dicliter  p^ehabt  haben,  da  den 
betr.  werten  doch  zwei  icten  zukamen,  eine  synkopierung  vor- 
zoneliinen,  die  den  vers  metrisch  nur  schwerer  macht?  Der 
Silbenzahl  im  sinne  Brenners  zu  liebe,  d.  h.  nur  nm  die  von 
der  mode  geforderte  silbenzahl  za  erreichen,  ohne  dass  dadurch 
der  rhythmische  bau  des  yerses  beeinflnsst  wurde,  auf  keinen 
fall:  denn  die  hätte  sich  mit  einer  metrisch  leichteren  apokope 
oder  Synkope  erreichen  lassen,  ohne  dass  damit  zwei  hebnngen 
ohne  Senkung  aufeinander  gefolgt  wären.  Durch  synkoj^e  eines 
-e  hätten  sich  verändern  lassen  5, 101, 63  vnd  ketten  derweil 
ztttH  halsijlirichi:  vnd  hettn  derweil  zum  zum  halsgericht,  5,110,  33 
ich  main,  die  pawren  habn  dbkeri:  ich  main^  die  pawrn  habn 
abgekert,  5, 12,350  des  haushaltens  dich  paff  angnutnen:  des  haus- 
haUns  dich  pas  angenumen;  deogl.  6, 69, 191.  70, 158.  73, 235. 
84,98.  130,279.  151,39.  7,7,183.  12,329.  34,390.  108,210. 
145, 80.  —  Durch  tilgung  eines  flickwortes  oder  einer 
nachsilbe:  5,146,284  hat  8U^  leyekt  pey  vir  woek»  an- 
gnumen:  hat  sichs  pey  vir  woehn  angenumen,  6, 17, 85  dein  mir 
war  erstlich  auch  vnyhraten:  dein  vatr  war  erst  auch  vngerdten, 
6,  133,354  stdit,  wie  heslich  vnd  gar  ungschuffhi:  secht,  wie 
heslich  vnd  untfrscfia/j'm;  dasgl.  6,140,118.  7,91,172.  119,183. 
151,241.  —  Durch  tilgung  oder  anschleif ung  eines 
pronomens:  5, 128, 147  so  went  sie  von  mir  ir  angsicht:  so 
wents  vcn  mir  ir  angesickt,  6, 4, 101  ich  teil  gen  nein,  is  nodi 
vnffschXaekii       gen  nem,  is  noch  vngesehiaM,  6, 32, 137  so 
mu88  er  in  den  pfingstfeirtagen:  so  mus  er  inn  pfmgstfeier- 
faßen;  desgl.  7, 14, 372.  51,45.  114,25.  117,126.  140,448.  Der- 
artige änderungen  widersprächen  nicht  dem  gebrauch  des  H.  S. 
(s.  teil  II).  Der  dichter  haUe  also  bei^uem  mit  waiirung 


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464 


UAXER 


der  Silbenzahl  die  sj^nkope  gerade  an  der  exponierten 
stelle  vor  dem  reim  vermeiden  können,  wenn  er  über- 
haupt wollte.  Dass  er  es  nicht  tat,  beweist  jedenfalls.  da^> 
er  mit  den  geaetzen  des  altdeutschen  reimverses,  wie  ihn  dis 
fortgefichrittenere  kaust  des  ld.jlL*8  baute,  uicht  besondos 
vertraut  war. 

2)  Zum  gleichen  ergebnis  führt  die  betrachtung  der  folgen- 
de yerse  aus  Fsp.: 

5.96.313  es  kümbt  allein  k6in  iugelück  (:  ruek>, 

6, 1, 22      mnes  sie  öft  güet  sträicb  ünimeo.  (:  achemai), 

6, 9»  257  mein  fr&w  wü  morgen  fnfe  AnlBtön  (:  gen), 

6, 18, 876  ein  ni6B,  der  illeigrlbt  stöcknitr  (:  p&rr), 

6«  21, 243  sind  gftet  glitten  Tnd      klndsttter  (:  Vertreter), 

6,30,51  mein  lieber  nächtpawr,  Üel  PfrniDöst  (:  drost), 

6,60,233  erst  m^rck  ich,  pald  g6t  h&nt  dbz^wcht  (:  fl^wcht), 

6,64,347  ersenft  in  wolnest,  geiz,  böffärt  (:  widerpart), 

6,72,187  die  ia;i\h  des  ^iieten  ^lüecks  aüscbütest  (:  wüetest), 

6,95,19  ieh  pin  hewt  län^?  im  wald  fnidreten  (•  petten), 

6,96,32  häl)  mich  ^^U-ich  mued  im  waid  ymbgaiigen  (:  terlangenX 

6, 14C,  21Mi  bäbt  vberu  seuät  cläg  vürpracht  (:  gedacht), 

7, 3, 87  z6hen  schlick  Tnd  auch  neun  maolföl  ( :  wol), 

7, 10, 276  swta  f^B  mit  meinem  kölbn  insgscblagen  ( :  sagen), 

7, 14, 874  Keidbarcs  weib  mnes  dti  f&ä  aiiagiesen  ( :  peeehlieflen), 

7,48,320  mein  w4ib  mir  die  §  pftMi,  ftbeUl  (:  TnftU), 

7,73,4  der  mir  eftnat  dft  die  tbiier  ixdtt&at  (:  moet), 

7.97.314  kumbt  mir  zy  hilff,  den  schalck  aüfhaldt  (:  waldt^ 
7,142,10  in  schimpf  anzeif^t  knn^T  vnd  Weisheit  (:zeit). 

Vgl.  W.  1,  438,  34.  2, 344, 39.  3, 205, 5.  362, 13.  5»  27, 1. 

Ich  will  nicht  behaupten,  dass  jeder  dieser  yerse  mit  fiii 
bez.  sechs  icten  gelesen  werden  müsse. 

Notwendig  ist  das  aber  in  Fsp.: 

6,13,377  so  dülpisch.  trroh,  wild  vnd  vnirfiig  f :  schliii;), 
6,68,75  kewsch,  zuciiiig-,  scbamball  vud  demütig  (:gueüg>, 
6,68,91  in  woUuest,  er,  gewalt,  reich  tum  (:kam), 
6,69,99  in  «milet^  ecbant,  krsnekheit,  ellent  (:  ent), 
6,146,813  iren  trAcs,  stolci,  poeh  Tnd  bofPart  (:  art), 
7,51,83  edel,  pfaff,  betler  vnd  Inneikneeht  (:  racfat). 

Verse  dieser  art  sind  gar  nicht  so  selten,  wie  es  nsdi 

Fsp.  58— 85  scheinen  könnte.   Man  vergleiche  W.  1 — 5: 

1,50,2»;  in  iKfffait,  geicz,  eebrucb,  diebstal  (:zal), 
1,178.23  die  waüser,  bech,  see  ynd  quelbmnneu  (:  besunnen), 
1,420,1  r&nber,  m6rder,  dieb  vnd  schnapphanen  (:  tyrannen), 
V 476, 17  im  sv  sehüics,  hUff,  tieit  vnd  lAilAebt  (ritcbt), 


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DIB  BBTTBUK  DBS  HANS  SAGH& 


465 


3,  20f),  f)  kewsch,  züchtig,  schamhaft  vnd  demütig  ( :  gütig), 
8,393,27  Ing,  vntrew,  vTizAcht  vnd  vnkewsch  (rgereüsch), 
8,543,32  durch  brandt,  mord,  raubunti:  vnd  brandfichetzen  (:8etxe]i)| 
3,566,4  kein  zol,  maut,  zchend  noch  frondienst  (:zinst), 
4, 67, 28  dnich  krieg,  pronst,  thewnwg  Tiid  TBfkll  (:  zal), 
4, 1Q9, 18  Bttchlägi  meiaig,  lÜU  vnd  aenftmtitig  ( :  güetig), 
4,114,26  henekty  kftpifot,  tnncket  ynd  ndbrecht  (iredit), 
4, 116^82  ST  Mfgoi,  angst,  mllb  ybA  arbeyt  (:  geyt). 

Desgl.  2,351,35.  3,503»2&.  4,115,35.  284,17.  340,15.  841,ia  85. 

842. 29.  407, 87.  48«,  1.  5, 46, 18  (bs.).  -  Vgl.  noch  1, 128, 82.  186, 9.  229, 21. 
2,14,9.  17,  la  80,21.  81,7.  8,5,19.  87,13.  153,25.  215,82.  218,25.  280,8a 

288.30.  294,14.  347,19.  358,28.  445,28.  490.12.  583,26.  4,36,23.  43,2a 
24.  90,22.  249, 8a  257,81.  286,17.  803,6.  353,11.5,79,1.12. 125, 16  (druck). 

'Dreihebige  verte.* 
4,419, 10  mftckt,  ipU  vnd  totacbleg  <:  beweg). 
Vgl.  noch  8,277,a  27^1*  279,5.  314,29  (dmek). 

Schon  hier  sei  darauf  hingewiesen,  dass  es  sich  in  den 
angefiihrteii  versen  durchaus  nicht  iuinier  um  Zusammenstellung 
einsilbiger  worte  handelt  (8.  unten  s.  476  f.).  Jedenfalls  ver- 
langt der  satzaccent  5  bez.  4  ict«n  von  jedem  der  verse.  Dabei 
beweist  die  zahl  der  citate,  dass  es  sich  nicht  uro  zufällige 
Unachtsamkeiten  des  dichters  handelt.  Die  angefahrten  stellen 
bilden  so  ein  nnwiderlegliches  argument  gegen  die  annähme, 
dass  H.  S.  seine  verse  nach  mhd.  technik  gebaut  habe.  Sie 
fügen  sich  aber  sämmtlich  dem  berüchtigten  klippklapp. 

§  6. 

3)  Handelte  es  sich  bisher  um  tonversetzungen  und  accent- 
verletzungen  bei  nominal-  und  verbalcomposita  im  reime,  so 
Iftsst  sich  die  gleiche  erscheinung  bei  nomina  mit  ab- 
leitungssilbe  feststellen.  Auch  hier  nötigt  der  reim  dazu, 
fttr  Worte  wie  wei^i,  selig,  schamhaft  u.  dgl,  die  metrisch 
XX  im  reime  ergeben  würden,  y erletzu  n  g  d  er  grammatischen 
betonuug  anzunehmen,  wenn  ausser  dem  reimwort 
noch  drei  oder  mehr  betonte  bei^riffe  vorhanden  sind. 
Daüü  bei;>piele  dieser  art  seltener  sind  als  die  unter  2)  an- 
geführten, ist  kein  grund  zum  anstoss,  weil  worte  dieser  art 
au  sich  schon  nicht  gerade  häufig  sind.  Die  folgenden  belege 
aus  W.  1—5: 

5,70^10  getrtwe  fi«iind,  itUl  und  wiAiSt  (:  gsellsebiftX 
1,828, 17  der  ttöiek,  lAihs,  Yenttads  vnd  w^iahdt  (:  seit), 


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m 


1, 475, 8  dein  Zuflucht,  hilff,  nith  vnd  wpisheit  ( :  gere<  htickeit). 
2,159,17  schand,  schaden,  armnet  vnd  knuickhöjt  (:  widerwertickeyt), 
3,97,2  h6ffart,  g^icz,  fnkewieh  Tnd  tragheit  (:  iiiifliMiriekflit)i 
4|  178,36  plüto,  ttlm  dein  rdchthiimb  (:  anmb)  «IreAeM^. 

YgL  noch  Auf  -haß  2,871,21;  —  -heä  2,290^a  4,80t  18.  121,89;  - 
-ttdb  4,8,6;  -  -Mig  4»286,21;  -  -«a  5^10^38.  168,7.223,10;  ->  4« 
1,434,26.  3,161,ia  206,28.  494^31.  4,161,26;  —  irt  3,196,32  (droek). 

Sollen  den  angeführten  rersen  nur  vier  icten  lu- 
kommen,  so  innss,  da  die  ableitnngssilbe  als  trftgerin 

des  reiines  den  vierten  ictiis  für  sicli  in  ansprach 
nimmt,  eine  der  Stammsilben  tonlos  sein;  sie  muss 
ihren  grammatischen  accent  dem  metrischen  einer 
nehensilbe  unterordnen.  Damit  ist  im  princip  ton- 
verletzung  aus  metrischen  gründen  erwiesen.  Dass 
zudem  die  silbeuz&hl  der  beti*.  verse  sieb  auf  8  bez.  9  fest- 
stellt, mag  ein  neuer  fingerzeig  sein,  in  welcher  richtnng  die 
lösnng  der  Schwierigkeit  zo  Sachen  ist 

§  7. 

4)  Ein  schritt  weiter  auf  derselben  bahn  der  zerstönin^ 
des  natürlichen  rhythmus  ist  es,  wenn  neben  den  ableitnng»- 
Silben  die  endsilben,  flexions-  n.dgl.  sUben,  als  alleinige 
träger  des  reimes  auftreten.    Der  folgenden  zusammeih 

Stellung  ist  MG.  2  zu  gründe  gelegt,  ein  grösstenteils  db- 
p^edruckter  text,  was  sich  jedoch  nicht  vermeiden  lie^ss.  Dit^ 
bisher  ö^edrnckten  möf.  hätten  ein  falsches  bild  erpreben,  da 
sie  meistens  weltliche  mg.  in  der  art  der  fabeln  und  schwanke 
sind;  z.  b.  FS.  3  enthält  endsil benreime  nur  sehr  sparsam  und 
fast  nur  die  häufigeren  auf  -er  und  -en.  Der  grund  dafür  ist 
wol  der,  dass  der  dichter  stoff  und  spraclie  des  schwanke« 
besser  beherscht  als  des  geistlichen  liedes.  In  diesen  sind  die 
tSne  grösser,  die  reimstellungen  kflnstlicher.  Daher  ist  mandies 
lied  in  MG.  2  nichts  weiter  als  der  prosaische  bibeltext  aii 
ein  bestimmtes  sllbenmass  nnd  reimschema  zugeschnitten.  — 
Ich  stelle  die  belege  ans  MG.  2  voran;  zur  er^^änzung  sind  t-int 
auswahl  ans  W.  mitgeteilt,  die  häufigeren  nach  1.— 3.,  die  auf- 
fälligeren  möglichst  sämmtliclL 

1)  Reime  anf  -e. 

wwrme  :  ge  MG.  2. 24,  vüe  :  se  FS.  3,  414, 51  f.  (Drescher).    Die  ia 
begegneadeii  bdego  sind  slmmtUch  imielier.  nym^ :  m«  3, 318, 1,  mm 


I 

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DIB  BHTTHmK  DES  HANS  SACHS.  467 

:8te  3,30n,  tO  4r?2,  39.  6,24,7,  :  er  7,210,  11.  En  handelt  sich  um  fremd- 
Wörter,  dt  1(11  -c  lat. -fle  (pl.)  oder  griech.  -ij  ist.  Drp^chpr  griht  D.  lit.- 
ztg.  iOOO,  2.)!i7  noch  Nohe  (Niobe?)  i  alle.  Weitere  belebe  «iud  nicht  be- 
kannt Es  mnas  eine  besondere  bewautniä  mit  diesen  reimen  haben,  8. 
unten  8.488. 

2)  Reime  auf  -eh 

MG.  2  r.<el :  caintlOQ^  himel :  schnell  66 irmpeJ  :  sul 67,  apostel :  schndl 
10,  enpiUd  .  hdl  123.  engel  :  hcU  105'.  jnhvl  :  hrll  214;  —  W.  enget  :  Ra- 
phael 1, 159,4,  ;  heU  11,  403,14,  maniel  :  seckä  15,178,8,  simbä  :  heU 
19, 557, 19. 

3)  Reime  aof  -er, 
a)  Hhd.  '(Bre, 

Typus  der  betonung  xx- 
Im  reime  auf  selbetändiges  wort. 

HG.  2  murner :  «er  1,  hmMer  :  ler  10'.  11,  :  mer  11',  :  «eer  12,  tn^rder 
:  seilwer  42,  r«>iter :  mer  97',  midianiti^r :  fekwet  100,  gadarener  :  mer  133, 
Heuchler  :  mer  146,  römer  :  «rcr  156,  gleismer  :  er  157',  Schnitter  :  Äer  160, 
richter  :  Mr  175,  sdhöpffer  :  wer  224',  fffcr  :  er  215',  «üMcItfr  :  ter  258;  — 
rattere  :  ^re  176'.  77.  —  W.  Römer :  her  2,319,1. 

Im  reime  auf  mhd.  -<Bre, 

MG.  2  mittler  :  mrsprecher  :  erlösser  28,  scJineider  :  schmeicheler  149', 
—  miUfefV :  9^Ii'«|»f0<Aere  182'.  —  W.  PAoriMer :  ^oiitioeer  1,348, 29,  AU- 
famiiter :  dfrtdier  1, 447, 7,  ü;eif/fer :  wAthertr  8, 488, 18. 

Im  reime  auf  mhd.  -er. 

MG.  2  i^ünder  %  diser  146',  phOisUr :  «cRiocftar  168.  —  W.  Trawrtimr 
i  iotMer  2,248,28. 

Im  reime  auf  selbständiges  wort. 

MG.  2  kaintrer  :  her  26,  Ehret  r  /*er  45',  gartener  :  her  47',  prediger 
:  /er  83,   yariencr  :  hcger  llo,    unLetter:  ler  120;    —  tnarterere '.  here  14', 
garienert :  Acre  101. 102',  kancselere  :  here  136,  phariseere  :  dere  145',  ftame- 
:  Aer»  177.  178',  jrortenere  :  Aere  201'.  202,  leaiäenere  :  sehwere  216', 
arbeitere  :  Aerv  244'.  ~  W.  ethimaeher  :  ^e/er  1, 184,88,  Unterer  :  «wr 
190,82,  Mbaier  :  Aer  1,316, 14,  prediger  :  Aer  1,818,11,  Jdirter  :  i0«r 
819, 25,  wAOmer :  Aer  1, 418, 15,  hemdmereker :  Aer  2, 887, 18,  eA&recAer 
:  her  2, 295, 8,  ^rj t  um  acher  :  scAtrer  2, 208, 7,  :  wer  %  191, 15,  arbeU/er  i  her 
3,  844,40,  handwercker :  ehr  8,473,25. 

Im  reime  auf  mhd.  -cüre. 

MG.  2  pne( maier  :  holcsmesser  126',  peteler  :  handwcrcker  14U-  — 
W.  Viieüter  :  .l^uifi^r  2,312,27. 


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468 


MAYSB 


ß)  Mhd.  -er. 
Typus  ii. 
Im  reime  auf  selbständiges  mit, 

MG.  2  vater  .her  2^  :  «wr  6'.  21.  30',  :  sdiwer  47'.  118,  :  peteer  22»', 
«er  245t  m^Ker :  «er  157',  pr&der :  Äer  SSr  dodUer :  «er  44',  :  Acr  134', 
152'i  €»fier :  er  4,  tottAer  :  mer  V,  opfer :  mer  29',  kinäer :  9iier  32.  2S0, 
:  her  212,  wdiuler :  her  40,  jUitger :  Aar  58',  a&er :  «er  54',  :  her  152,  ibeller 
:  ber  B2f  heuser  :  her  70,  iffa««er :  tierr  71 ',  zeher :  mer  99'.  100,  dieser :  Acr 
121',  «wer :  her  124.  251,  panrzer  :  zer  128',  jvnrjrr  :  »wer  147,  f5/er  :  her  16t 
jünger  :  ä*"/-  161,  tneister  :  her  KSri,  jxhxger  :  her  192',  /inf^er  :  />^r  206,  /fcfflrr 
:  mer  230,  jamer  :  schwer  251',  cept^r  :  achwer  2.53:  —  eiVKre  :  Ä^<r  öl 
opfere  :  Af'rf  :  r^^r^  196,  jihifjerc  :  >t/7'  04,  :  /<ere  140',  :  mere  142'.  11^ 
r»' :  f/fT^  214 ;  —  K  anderen '.  heren  13'.  14.  —  V< .  unser  :  her  l,7s2H, 
iiiu  r  :  f/<r  1, 131,5,  welcher  :  der  1,274, 14,  selber  :  schwer  l,2i>4, 21,  meiftcr 
:  er  2, 322, 9,  töchter  :  er  2, 498, 8,  imer :  sper  3, 9, 35,  treiier  :  ehr  3L,  285, 35. 

Im  reime  auf  mhd.  -wre. 

W.  1, 447, 6  edier :  loMerer. 

Im  reime  auf  mhd.  -er. 

MG.  2  vater  :  hunger  30,  :  aber  132',  dochter  :  mechtiger  00,  Opfer 
:  Wasser  15JV,  :  rafcr  256,  linfAer  :  wehrhrr  UI3.  mefster  :  etlicher  IR^,  :  im^r 
165',  einer :  tnei»ter  175'.  —  W.  aber  :  opfer  1,180,22,  t?ater  ;  acheea^ 
3.499,25. 

Typus  ^cxx. 
Im  reime  auf  selbständiges  wort 

M6.2  äemüHger :  Aer  248'.  —  W.  loeltdber :  10er  2,332, SS. 

Im  reime  auf  nihd.  -er. 

MG.  2  «erecAm'Mener  :  geweUiger  70'.  —  W.  getoeüiger  :  genedigtter 
1,  Idö,  18. 

4)  Reime  auf  -em. 

MG.  2  etnm  :  zem  3',  :  r/^  »»  Rt.       W.  welichem  :  DapÄmeteii»  13,  lä8»{^ 
Xerxem  23, 193, 33,  weUcikem  :  Jerusalem  23, 387, 7. 

5)  Reime  auf  -en. 

Im  reime  auf  selbständiges  wort. 

MG.  2  gerechten  :  wen  6',  wetwcÄen  :  den  13,  Inneren  :  sch^^t  22' 
inselen  :  *jfe>t  39',  anregen  :  ffen  44,  jüngeren  :  ^M•ell  r»4',  i/ffchrihai  :  j>-/ew  ö5' 
zeichen  :  (/rn  69',  zwehdiji.Hini  :  hen{d)  79,  fünffzeJu  iidt  n  :  s^  »*  116.  :  5»^* 
153.  sihenczehenden :  gi  n  130,  hutiderten  :8ten2il',  irrisstn  :  dai  2Xi.  rir^-n- 
zigen  :  nenn  249'.  —  W.  commixmrien  :  gen  2,  4(K'),  5,  sihrndcn  : 
6,379, 18,  schulen  :  t/cn  6,384,21,  Armondien  :  ytn  8,342,4,  gotio.^t  n  :  rf«wi 
10,25, 17,  «inenden :  erivtiii  10, 466, 13,  itreuztyefi :  den  11, 297, 11,  peredMvi 


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DIE  RHYTHMIK  DES  HANS  SACHS, 


469 


:  M€H  18,1S9,80|  maMame»  :  gm  18,850,38»  ms4Im :  sfe»  18,379,20^  hm- 
ckenden  :  sten  18, 151, 1,  8ehreckU<JieH  :  gen  18^  298, 21,  traurigen  :  gm 

19,  29, 37,  ticeinzigisten  :  gen  19,  115, 3,  dreifsigistm  :  tim  19, 147, 3,  vier- 
tzigsten  :  sten  19, 186, 3,  welichen  :  denn  10,  5,  goÜOBm :  «teM  19,  472,7, 
hoffertigm :  «ten  19, 479, 2,  anderm :  «eim  22, 132, 22. 

Im  reime  auf  -en. 

MG.  2  gehenden  :  Cesarkn  72,   drcißiyen  :  psalnien  118,  nceinzigen 
:  jüngerefi  192.    —   W.  goüosen  :  fürsichtigen  18,  74.  8,   lerhcfu  n  :  nechsten 
19,09,32,  myrihen  :  cinancn  19,252,24,  /iMrki<;r.-<^en  :  j/tri/tJiyaf*;«  19,  473, 5, 
j>«aAnen  :  fünfzigsten  19, 557, 5,  leuim  i  erHUm  23, 504, 1,  landm :  stMMieii 
28, 602, 37  (?). 

6)  Reime  auf  -ent 

MO.  2  weident  :  ent  173,  /t?6ent :  üratmt  195,  jugent :  jpekennt  212.  212'. 
—  W.  ei7t<«/  :  I'arenl  2,  130,  5. 

7)  Reime  auf  -et 

MG.  2  laugnei ;  rfet  5.  5  ,  prediget :  stet  17, 72,  :  Nazarel  73,  gefieilliget 
:  s<el  36,  gekretizigei :  re(l  48',  JMmef :  6el  120,  ßnff'zehet :  atet  194,  «tfdUipd 
:  rel  215'.  —  W.  verteret :  Ae<  13, 2, 9,  /eAd :  het  23, 451, 13. 

8)  Reime  auf  -es. 

MG.  2  fehlt  —  W.  Rottes  :  gefäß  1, 226, 37,  «wleAes  :  Pakmedei 
20,283,29. 

9)  Reime  auf  -esL 

XG.2  drAtest :  wrptrffeit  238'.  —  W.  ftlilt 

Diese  liste  wird  Iioffentlich  genügen.  Sie  zeigt  zugleich, 
dass  in  dem  behandelten  falle  mg.  und  spr.  den  gleichen  ge- 
brauch haben.  —  Bei  den  reimen  auf  -er  habe  ich  die  beiden 
betoniingsschemata  xx  und  xxx  geschieden,  um  der  Ver- 
mutung vorzubeugen,  als  ob  reime  wie  prediger  :  ler  — 
mhd.  hredigcere  :  Imre  das  Vorbild  solcher  wie  tochter  :  her 
gewesen  seien.  Unsere  liste  zeigt  für  beide  typen  die  folgen- 
den zahlen:  xx  81  mal,  xxx  1^^ u^^^l  in  Mcl. 2.  Entsprechend 
in  W.l— 2a       ca.  140  mal,  ^xx  ^  a5mal. 

§8. 

Das  angeführte  material  Iftsst  uns  endlich  einen  blick  in 
die  geschichte  der  ganzen  erscheinung  tun.  Es  überwiegen 
durchaus  die  endsilbenreime  auf  -er:  in  MG.  2  ca.  110:41, 

in  W.  1 — 23  ca.  250  :  40.  Man  wird  iiiclit  fehl  gehen,  wenn  mau 
diese  reime  auch  als  ausgangspunkt  der  ganzen  erschei- 


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470 


MATBR 


nong  anffasst.  Darauf  führen  mich  beohachtmigeii,  die  ick  u 
einem  verwanten  gebiete,  den  (Nfhmbeiger)  faatnachtapida 
des  15./16.  jh.*8  ftber  diesen  pnnkt  angestellt  habe.  Ich  teile 
die  resnltate  in  einer  tabelle  mit  Die  fblgende  einteilong  Dad 

V.  Michels,  Stadien  über  die  ältesten  deutschen  fastnachtspiele, 
Strassbuig  1896  (=  QF.  77). 


8« 

8« 

9ß 

BDienplttt 

8 

Nflnb.  i.  hl.  II 

8 

Boeenplllt? 

5 

1 

Oesterreichisehe 

12 

5 

Fols 

8 

Schwtttier 

5 

Nftrnberger 

3 

1 

130 

8 

Nürnberger? 

1 

129 

2 

Nümb.  i.h8. 

1 

Sterzinger 

2 

Die  formen  1.  2.  4—^  fehlen  vollständig.  3  ist  also  der 

ausgangspunkt  der  erscheinung.  Aber  auch  hier  sind  ui:hi 
alle  fälle  gleich  zu  beurteilen.  Es  scheiden  sich  beispiele  ^it 
schmaichler  :  gm?är  und  tochter  :  wer,  d.h.  mhd.  -ffrc  :  -er  imc 
mhd.  -er  :  pt.  Iu  den  (Nürnberger)  fastnachtepielen  zeigt  std 
im  einzelnen  folgender  gebrauch: 


8« 


-er 

-OBre 

Ruseiipliit 

1 

2 

4 

1 

1 

Volz 

5 

3 

Nürnberger 

8 

1 

Nanibeis:6r? 

1 

Ntlrnb.  i.  bs.  GB 

1 

Nttmb.  i.  hs.  M . 

2 

OeBteneieyiche 

10 

5 

Schweitier 

1 

4 

130 

2 

1 

129 

1 

1 

Sterziuger 

31 

13 

1 

1 

3ß 


Es  Iftsst  sich  demnach  etwa  folgendes  über  die  geschi^tr 

der  endsilbenreime  erschliessen:  die  in  der  mhd.  dicbiung^  üb- 
lichen reime  auf  die  schwere  ableitungssilbe  -(Bre  gaben  n 
einer  zeit,  als  sprachlich  -wr  und  -er  zusammeugeiailen  wareL 


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DIE  BBTTBIIIK  D18  HANS  SACHS. 


im 


471 


aber  mhd.  reimteehnik  noch  bekannt  war,  TeranlaBSongf,  reimen 
wie  helfme :  wcsre  solche  wie  tochier :  wer  an  die  Seite  zn  stellen. 
Je  unbekannter  die  alte  technik  wnrde,  desto  eher  gieng  man 
dazu  über,  in  diesen  -er  nur  eine  endung  zu  erblicken,  und 
bald  wurden  offenkundige  flexionssilben  zu  ti  ägeru  des  reimes 
gemacht.  Die  endsilbenreime  siiid  also  an  sich  kein  aus- 
fluss  der  rhythmik  jener  zeit,  sondern  der  reiiiitechnik. 
Dass  aber  bei  H.  Sachs  so  sehr  der  typus  x  x  vorherseht,  zeigt, 
wie  wenig  Verständnis  für  die  technik  der  alten  dichtang  bei 
unserem  dichter  vorhanden  ist  und  wie  sehr  ihm  die  sübe  nur 
als  Silbe  gilt  So  erhält  auch  von  dieser  seite  her  die  an- 
nähme, dass  H.  Sachs  seine  Terse  nicht  sübenmessend  bante» 
eine  nene  stütze. 

b)  1)  Ich  habe  oben  die  belege  ziLsaniHiengestellt  für  ton- 
losigkeit  der  Stammsilbe  unmittelbar  vor  einer  ableitun^silbe. 
Der  ßrleichen  rhythmischen  erscheinung  stellen  wir  gegenüber 
bei  reimworten  vom  typus  x  x  x-  Ein  vers  wie  W.  4,  340,  9 
pfannholcz,  löffle  deller,  küpferling  {.ring)  lässt  sich  nicht  anders 
als  fünfhebig  oder  mit  accentverletzung  lesen.  Ebenso  W.  2, 
359,80.  487,86.  8,8,2.  89,89.  181,14  (dr.). 

§  10. 

2)  Bereitet  schon  in  diesen  yersen  die  yerteilnng  der 
vier  icten  Schwierigkeiten,  so  wird  sie  yollst&ndig  unmög- 
lich in  einer  weit  grösseren  anzahl  von  versen,  die 

füllt,  sechs  und  mehr  coordinierle  Satzglieder  ent- 
halten. Für  die  folgende  ziisinimiensteilung  ist  Fb.  1  und  2. 
Fsp.  1—7.  W.  1—4  zu  gründe  gelegt 

a)  Fttnf  snbstantiya  bilden  den  vera 

Asvndetisch  nebeneinander: 

F8. 1,513, 11  zw  prim.  tercE,  non,  ve.sjier,  conipletten, 

W. 3, 499, 14  im  keller,  gwelb,  kram,  laden,  nmrck, 
3.490, 18  vogt,  amptman,  z61ner,  riciiiti,  scherg, 
Ö,  oVJi,  lü  mit  bong,  saiffn,  wax,  pauiuwull,  gemateu, 
4,325,9  in  ang^t,  not,  kummer,  tröbsal,  laid. 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

FS.  1. 170,  89  schult,  armiU,  krancUieit»  flünd  und  sduuidi 
1,4^,88  wolfi  fach»,  i«i(e)ii,  g«greni  vnd  bmidy 


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472 


M4TBS 


FS.  2, 610, 86  ichafi;  riiider,  pock,  gaii  ml  idiwdiiy 
Ftp.  6, 63, 312  der  krlg,  gfe&clmiki,  mort,  nwb  Tnd  pitat, 

C,  72,  215  lieftti,  tai«g«ii,  nub^  iMid  rnd  hafs, 

6, 79, 443  als  er,  f^ewalt,  gimst,  knnst  vnd  graet^ 

7, 38,  3()   kes,  milch,  pntter,  krawt  vnd  «alat, 

7,51,35    wolf,  fnrh«,  nianler,  kraen  vnd  rahen. 
W.  1, 178,  7    luft,  lewer,  rejj:en,  thaw  vud  sehne*» 

1,239,23  dÄrch  mittel,  weg.  weil»,  mais  viiii  »tatt, 

1,  303,  32  voi  trübäal,  angst,  furcht,  pein  Tud  schrecken, 

1, 323, 1    hoffart,  nachred,  neid,  zom  vnd  hafs. 
Detgl.  1,476|  11— la  2, 64, 12.  238, 17.  3, 97, 10.  96,29.  188,29.  360,1^ 
394»9.  mia.  468,27.90.  544^14  572, a  4,69,17.  115,10.  341,7.  812,1. 
848,4. 

Vgl.  noch  Fa  1,868,92.  2,248,6;  Fip.  1,117,89.  2,109,iaa  114^287- 

3,102,116.  4,85,211.  119,199;  W.  1,153,32.  407,7.  2,178,26.  18^& 
283,21.  292,15.  437,34.  3,  7,  1  MO,  23.  87, 15.  151,  19.  152,14.  386,2.  848^& 
498^38.  499,9.  518»  la  4^121,87.  190^36.  197, 15.  27  (dr.>. 

Das  letzte  glied  dLiiih  uiitr  u.  ä.  angeschlossen: 

W.  4.  21)4,2  rpi(  hthiimh.  ohr,  ^walt,  kunat  oder  giuiüt. 
Vgl.  noch  Fb.  l,aü,32.  «7,11  (dr.). 

Mehrm  glieder  verbandeii: 

W.  2,44, 5    8peif8  vnd  tranck,  kieidung,  ichm&ck  vnd  sier, 
8, 886, 7  gepeyn  vnd  marek,  leel,  hecti  md  gmfit, 
8,576,28  lieb  ynd  neid,  foieht»  pmtick  ynd  renek. 
Vgl.  noch  F8p.2,188,288.  W.8,442,ia  4,79,28  (dr.). 

ß)  Fünf  adjectiva  bilden  den  vera 
Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschloBsen: 

FS.  1, 305, 29  pftcklety  hiiK^et,  lang,  dick  vad  knmht 

1,485,104  10t,  pnum,  grab,  gettfaiiMt  vad  sekecket, 
Ftop.6^126,29  durch  trew,  fnunb,  ittchtig,  kewach  vnd  rnn, 

6,68,68    holawjyiet,  plaicb,  (lüim,  dürr  vnd  mager, 
6, 74, 250   trüczig,  stolcz,  vppig,  achwind  vnd  gech, 
W.  2,  229,  18   venschmacbt,  schwarcjE,  bleich,  dürr  vudc  mager, 
3, 181, la  14  still,  trew,  parmherczig,  railt  vnd  »itsani, 

gbrecht,  warbaft,  gütig,  seuftt  vud  fridaam, 
4,  115,20   fein,  munter,  nttchter,  frisch  vnd  gsund. 
4,  274,  30   »ein  färb  schwarcz,  gel,  braun,  fal  vud  weil», 
4,  442,  30    schön,  wol^-f  arb,  frisch,  jung  vud  gesund. 
Vgl.  uudi  FS.  1,127,50.  2,558,64.  W.  1,428,4.  449,29.   2,  atJO,  11. 
3, 449,  ai.  4, 35, 13.  53, 13.  239, 25.  257. 15  (dr.). 

Melirere  glieder  durcli  vnd  verbunden: 
Fö.  2,370,  üt;  weilH,  gruu  vud  rot,  praun  vud  plitschpiab. 
Vgl.  noch  FS.  1, 127, 49.  W.  4, 52, 21  (dr.). 


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DIB  BBTTHMIK  DBB  HANB  BACHS. 


473 


y)  Füaf  verba  bilden  den  vers. 
Das  letzte  glied  durch  oder  angesehlosflen: 

W.  8, 296, 5  Tenoan,  lehr,  straff,  wätd  oder  treyb  (dr.). 

Mehrere  giieder  verbunden: 
W.  1, 86^  26  aegt,  giempt  vod  frut,  trauert  md  gemert  (dr.). 

ö)  Fünf  (adverbia)  bilden  den  vers. 

Mehrere  giieder  verbunden: 
W.2»2i78^87  wie,  wo  und  wenn,  wer  Tnd  wamm  (dr.). 

e)  Sechs  substautiva  bilden  den  vers. 
Asyndetisch  nebeneinander: 

FS.  1,301,29  warst,  hirs,  kreljs,  bering-,  erbeis,  speck, 
W.  4, 151,9    geicz,  frais,  vnkewscb,  neid,  zoren,  hafs, 
4,  td6, 18  kaiser,  k6iig,  fürat,  giaf^  ritter,  knecht 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

FS.  1, 158, 4i  jung,  alt,  kneeht,  maid,  frawen  vnd  Und, 

"W.  4, 438, 29  von  gwalt,  schön,  sterck,  krafft,  frewd  vnd  mftt. 

Vgl.  noch  FS.  1,22, 48.  W.l,d61,ia  462,1.  8,8,21.  299,84.  886,29. 
495, 7.  4, 120,  aa  377, 20  (dr.). 

ay)  Sechs  adjectiva  bilden  den  vers. 

Asyndetisch  nebeneinander: 
fS.  1,305, 30  m&rret,  moncket,  prait,  plnnUcb,  knrcz,  rumb. 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

W  3,  .503, 28  rechts,  vnrechts,  bftfs,  guts,  grob  Tsd  klein. 
Vgl.  noch  W.  1, 485, 9. 10.  8, 844, 27  (dr.). 

C;)  Sechs  verba  bilden  den  vera 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 
W.  4, 371, 18  sie  kocht,  spült,  keert,  wesoht,  neet  vnd  spinnt  (dr.). 

^)  Sieben  substantiva  bilden  den  vers. 

Asvndetiscli  nebeneinander: 
^.4, 193, 2  wein,  koru,  opH,  salU,  schmaltz,  kraut  (vnd)  rübeu  (dr.). 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

W.  1,371, 10  uiilcb,  woln,  bnut.  fleiscb,  pein,  derm  md  mist, 
8,588^80  leib,  seel,  krafft,  macht,  lob,  ehr  vnd  gut. 

<)  Acht  interjectionen  bilden  den  yers. 

Asyndetisch  nebeneinander: 

W.  2, 391, 14  pull,  platz,  pnfT.  i  lut/.  zinck,  zinck,  puö,  platz. 

B«trtig«  nur  geschichte  der  deuucbeo  •(»raclM.   XXV  III.  81 

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474 


MAYES 


§  11. 

EbeDBo  finden  sich  in  den  'dreihebigen*  versen  Yier»  ftnf 
und  sechs  coordinierte  glieder. 

«)  Vier  snbstaiitiva  bilden  den  vers. 

Asyndetisch  nebeneinander: 
W.Sf  277,1  mort,  krieg,  gwalt,  rawberey  (dr.). 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

W.  1, 409, 10  gnunilheit,  löst,  freud  vnd  mut, 
3, 322, 27  frafs  blat,  flaisch,  bain  vnd  marok, 
3,384,27  an  leib,  seel,  glück  Tnd  gut, 
3, 458,  'M  falsch,  betninr,  \'iyr  ynd  list, 
3,471,0    wurUe,  kraut,  iaub  riid  pjas, 
3,479,4   sein  art,  frÄcht,  Ion  vnd  pewt, 
3,479,30  kraft,  macht,  gwalt  vude  gut, 
4, 174,4  sem  gm&et,  fleiich,  bein  vnd  mank, 
4, 183, 11  des  gwalts,  praehts,  ehr  vnd  gats, 
4»  809, 10  in  sed,  leib,  gmdet  vnd  hab. 

Tgl.  Boeh  F8.2,86fi,6a  W.l,a51,20.  8,lS5,ia  196,81.  213,35. 
278, 810,28.  4,187,a9.  156^10  (dr.). 

jL)  Vier  adjectiva  bilden  den  vers. 

As}Tidetisch  1 1 e lieueinander ; 

W.  3,279,  6   mesäig,  süll,  fridKam,  gütig  (dr.). 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen; 
W.  3, 321, 3  gancz  plaiob,  achwanäc,  dürr  Tud  mager. 
Vgl  noch  W.  8, 194»  19. 21.  4»  187, 7  (dr.). 

/i)  Vier  yerba  bilden  den  vers. 

Asyndetisch  nebeneinander: 
W.  3, 459, 1  schmehen,  kriegu,  hawen,  stechen. 

Das  letzte  glied  durch  vnd  angesclüüSüeii: 
\V.  3, 318, 15  micU  bayl,  salb,  bad  vnd  äterck  (dr.). 

v)  Fünf  verba  bilden  den  yer& 
Das  letzte  glied  durch  vnd  angeschlossen: 

W.  4|  136,80  drtck,  fach,  prew,  awkk  Tnd  dreng  (dr.). 

g)  Sechs  interject ioneii  bilden  den  vers, 
Asyndetiscli  nebeneinander: 
W.  4, 200, 21  linek,  plats,  puff,  sinck,  plats,  puff. 

S  12. 

3)  Das  material  wird  hoffentlich  ansreichen,  mn  endgütig 
die  annähme  von  Guedeke,  Sievers,  Michels  und  Kauff- 


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DIB  RHTTBIOK  DBB  HAUS  8ACB8. 


475 


mann  zu  widerlegen.  Ueberall  zeigt  sich  die  Unmöglichkeit, 
die  altdeutsche  reimverstechnik  im  sprnchyerse  des  H.  Sachs 
wideizofliiden,  dagegen  ist  die  silbenzahl  8,  9  bez.  6, 7  streng 
lestgehalteiL  Die  gegebenen  stellen  lassen  sich  beliebig  ver- 
mehren.  Hier  will  ich  nnr  noch  auf  eine  noch  grossere  zahl 
Ton  yersen  hinweisen,  die  ebenso  sehr  jener  annähme  wider- 
sprechen, aber  widei  um  die  bestimmte  silbenzahl  aui\\  eisen, 
die  verse,  in  denen  eine  anzahl  von  be^ffen,  und  zwar  mehr 
als  vier,  in  anderer  grupiuniiii^  als  oben  auftreten.  Ich  be- 
schränke mich  darauf,  die  belege  aus  FS.  1  und  2  anzuführen. 
Für  Fsp.  und  W.  1—- 4  gebe  ich  nur  die  citate.  Wer  dann  noch 
zweifelt^  mag  sich  selbst  an  der  band  meiner  belege  ein  bild 
von  der  sache  machen. 

(()  Vier  substantiva  und  ein  adjectiv  bilden  den  vers. 

FS.  1, 431^,      in  sorg-,  forclit,  angst  vnd  vnruh  grofs, 
1,461,22  küe,  kelber,  schaff  Tud  schwem,  die  Irecheo. 
Vgl  noch  1,31,81  (dr.). 

ß)  Tier  snbstantiva  and  ein  yerbnm  bilden  den  rers. 

FS.  2,  ü9, 7    litt  darbei  hicz,  frost,  h&ngr  vnd  k&miner, 
2, 418, 74  tlmeti  nUdi,  tebmaks,  ket  vai  vollen  geben. 
Vgl.  noch  2,499,58  (dr  ). 

y)  Vier  adjectiva  und  ein  Substantiv  bilden  den  vers. 
F8.2| 488,66  gtoüi,  sttfck,  gxob  vnd  rAasen  toi  leib. 

ö)  Drei  snbstantiva  und  zwei  adjectiva  bilden  den  vers. 

FS.  1,459, 4(j  storch,  staren,  schnepffen,  gros  vnd  klein. 

Vgl.  noch  1, 125, 100  (dr.). 

£)  Drei  adjectiva  and  zwei  verba  bilden  den  vers. 
PS.  1, 19, 96  xodi,  wilt  vnd  wflat,  seliflt  vnde  flilcht  (dr.). 

jy)  Zwei  snbstantiva  und  drei  adjectiva  bilden  den  vers. 

FS.  1,154, 12  kraut,  pairisch,  gelb  vnd  weilee  rttben, 
1,308,8   kraut,  pairiBch,  gelb  Tud  weiijB«  rübeu. 

Dazu  vgl  aus  Fsp.: 

hs.:  1,148,72.  151,148.  2,32,177.  86,124.  5,132,265.  6  2  34.  23,278. 
61,  252.  153,113.  7,2,27.  51,3t.  52,  a5.  62,111.  122,270;  -  druck.  1,7.28:1 
23,38.  27,169.  82,84a  58,154.  08,494.  93,360.  104,  lü7.  117,85.  2,55,203. 
3,58,77.  119,174.  123,282.299.  132,224.  135,312.  4,6,138.  86,268.  5,28,380. 
5,  6^ 

Bedeutend  grösser  ist  die  zahl  der  belege  au.s  W.  1 — 4: 

31* 


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476 


KATSB 


h8.:  1,20,10.  22,3.  2(5,1.  48,10.  49,9.10.  50,27.  108,11.13.  174,a9. 
198,11.  2aS.23.  437,6.  439,  :K  441.2.  476.1.4.  2,101.32.  156.7.  161.9 
204,  ö.  258,  lö.  342,  7.  385,  4.  402,  27.  3,  lOÜ,  5.  340,  lo.  3t;2,  2ti.  3^3,  m 
401, 1.  434, 12.  468, 16.  503, 12.  24.  520, 12.  559, 25.  569, 25.  4, 61, 15.  64,33. 
66,14.  131,2.  181,20.  214,1.  222,1.  229,3.  290,6.82.  249,32.  275,29. 
276^18.  S41,a  407,31.  413,83;  —  drnek:  1,86,3.  86,22.  111,4.  120,1& 
132,22.  229,16.17.  230,a  249,15.  289,20.  328,2.  325,4.  384,2t  38^2& 
378,2a  381,27.  889,16.  396,16.  427,33.  446,27.  2,4,13.  17,  la  19,38. 
87,26.  175,24.  292,14.  300,4.  3in,  i  :i  7,  35.  58,17.  81.ai.  132,16.  134,7. 
153,3.  213.11.  223,4.  229,26.  247,17.  313,7.  3tP,26.  358.28.  488,3G.  499.8 
580,35.  4,8,  2ü.  37,17.  48,  a  53,31.  79,24.  90,23.  91,20.  160,9.  237,  la 
247,  la  286,  la 

Ich  glaube,  es  ist  zwecklos,  die  sammlimg  noch  weiter 
aussradehneiL  Was  ich  mitgeteilt  habe,  ist  eine  auswähle  die 
sich  reicfalich  yermehFen  Hesse.  Ber&ckstchtigt  man  aber  die 
zahl  der  mitgeteiiten  belege,  so  scheint  es  mir  nicht  ftber^ 
trieben,  wenn  ich  behaupte,  dass  die  zahl  der  Sachsischen 
verse,  die  der  vierhebungstheorie  widersprechen, 
uiclii  nach  hunderten,  souderu  nach  lauseuden  zählt 

§  18. 

Ich  liabe  oben  darauf  hing^ewiesen.  das.s  es  sich  in  dieser 
lisie  nicht  stets  um  einsil1)iiii  ^\()lte  handelt.  Der  nihd. 
reimvers  kennt  ja  auch  derartige  über  das  mass  von  vier 
gliedern  hinausgehende  begriffshäufttngen  in  einem  vers.  Aber 
wie  selten  sind  dergleichen  yerse,  und  stets  sind  es  dort  ein- 
silbige Worte,  die  ihren  satzaccent  zu  gonsten  des  yersaccentes 
verlieren,  und  nie  mehr  als  fünf  begriffe. 

Kauffmann,  D.  luetr.  114  führt  au: 

Freidank  93,  (i  ron,  scliilt,  aper,  hübe  nnde  swert. 
Walther  8,31  velt,  walt,  loup,  rör  imde  gras. 
Tristan  665  gel,  brttn,  röt,  ^üeu  unde  blä. 

Ich  lüge  noch  hinzu: 
Meier  Helmbrecht  (herftUBs:.  von  Piper,  Deutsche  uat.-iit.  4\  2)  408, 201  gei, 

bia,  grüeue,  brüu,  rot. 
Freidank  (herausg.  von  Hildebraud,  ebda.  9)  302, 8  der  Isen,  ros,  man,  bnn: 
und  laut 
334, 13  dan  got,  iTp,  säe  und  6re. 
Winsbecke  (beiaiugg.  von  HUdebiand,  ebda.  9)  171,488  gaot,  mütep  lakt, 
M»  lit  am  aptl  ( :  atui|  awer  da*  hib  wöl  b&ben  wü). 

Weich  anderen  eindruck  machen  dagegen  yerse  des  Hans 

Sachs  wie 


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DIB  BHrrHlItK  DBS  HAR8  8ACHGL 


477 


vAgrt,  amptmann,  rMner.  richter.  »chprcf, 
mit  hbtig:.  «aiffTi,  wax  panmwoll,  (remat«n, 
hoffart,  iiachred,  neid,  zorii  vn  l  ImIs, 
kaiser,  koug,  fürstu,  graf,  rittt  r,  knecht. 
leib,  sei,  kraft,  macht,  lob,  ehr  und  gut. 

U.dgl.  Also  ein-  und  zweisilbij^e  werte  in  buntem  Wechsel. 
Wie  oft  ist  ein  zweisilbiges  wort  durch  apokope  oder  synkope 
kanstlich  einsilbig  gemacht!  Daher  kann  es  kein  wunder 
nehmen,  wenn  bei  H.S.  die  worte  äosserlich  nm  so  kürzer 
werden,  je  mehr  begriffe  den  yers  bilden.  Jedenfalls  aber 
findet  diese  eigenart  des  Sachsischen  Terses  nichts  ihr  ähnliches 
im  altdentschen  reimvers. 

§  14. 

c)  Noch  einen  pnnkt  möchte  ich  hier  kurz  berfihren,  der 
80  recht  geeignet  ist,  za  zeigen,  wie  wenig  unserem  dichter 

der  grammatisch-logische  wert  des  Wortes  galt,  wie 
sehr  ihm  jede  silbe  gleichwertig  war  für  seine  metrik:  das 
enjambenient.  Genaueres  gehört  in  eine  reimtechnik  des 
H. S.  Nur  die  frn^c  sei  aufgeworfen,  ob  jemand  wirklich 
Verständnis  für  natürlichen  rhythmus  hat,  der  sich  folgende 
verse  erlaubt: 

1)  Adjectiv  und  Substantiv  getrennt, 

PS.  1)202,389  ich  sprach,  wo  sind  denn  die  verkortea  (j 
miinch,  pfafltju  vnd  falsche  gelerten. 

1, 216|11   ein  drnnckenpolcz  vnll  aller  f^roben  || 
laster,  das  er  in  iiit  kunl  loben. 

ii271,64   der  sprach,  du  pist  ein  kling  ob  allen  || 
tili  Ten  nnd  thnst  dein  ding  mit  gwalt. 

1, 2^f41   (uichs  phielt)  wie  mocht  den  graben  )| 
rock  ich  denn  phalten  haben. 

t,  816,63   'hIp  dem  gröbsten)  den  plaben  || 
liuet  mocht  zv  drageu  haben. 

1, 4d6,4     durch  den  finstern  vnd  vngehewrn  || 
walt,  der  rechten  lant«trassen  nach. 

1,469,120  vnd  der  gleich  auch  an  allen  frechen  || 
dieren,  so  vns  im  g&nczeu  laut. 

l,51ö|108  sprang  draaff  mit  faes^en  vnd  mit  herben  |1 
Worten  schalt  er  den  wasserkrug. 

1|546»87   (die  fraw  antwort:)  den  alten  |1 
han  wollen  wir  pebaiten. 


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478  KATBB 

FS.  1, 59i|8     er  spracli  du  fragest  mich  eins  schlechten  || 
dinars,  da«  schier  all*»  pawren  wissen. 

1,  Öd2, 48    irn  rat  drat  herfür  ein  vralter  || 

hünd  Vüd  Pprarh.  icli  rat  entlich  das. 

2,  ö9|86    daranff  man  den  heyligen  fnunen  {] 

Lanrencium  g-eprat^n  hat. 

2t40i,52   derhalli  sciu  kacz  wirt  pald  das  pest  () 
fiech  werden  dorch  sein  fOUerey. 

2)  Präposition  und  snbstantiy  getrennt 

PS.1,238)8S  And  »aget  wunder  Ton  |1 
der  kruidüieit  idemon. 

1,406k  170  M  Mgt  man  tAth^  nimuit  knm  von  || 
dem  duMi  eo  gdt»  all  er  dian  ging. 

1,421,60  maint  ein  menieh  iol  «icli  richten  nach  || 
der  weidieit  in  all  seinem  leta. 

1, 5U,  89  der  glaaer  ging,  nam  eein  al  efii  || 
dem  ibebphalter,  hilt  in  ad  haAi. 

1,577,89  kneeht  Haines  aeeMt  eein  memar  on  || 

laib^  wolt  ein  grefr  st&ck  edmeMcn  thon. 

1,579, 154  daa  ich  den  Haineaoi  idireeket  Toa  || 
den  krapffuL?  vnd  Ugt  an  dem  ead. 

2, 61,26    den  daa  rieh  mdO«  legen  ein  )| 
das  grab  sdm  dottea  8tanadio. 

3)  Und  am  ende  des  ersten  verses. 

FS.  1,162, 89  der  pfaff  sich  segnet  vnde  || 
recht  wie  ein  pfeiffer  stunde. 

2,200,63  sein  knust  war  nur  fantasey  ynd  || 
maint  wen  einer  in  offen  stand. 

4)  HilfHverbuiii  und  infinitiv  getrennt. 

FS.  1,293,9    der  schwab  ein  sack  mit  iiiiRsen  wolt  |i 
Stelen,  aber  der  raercker  solt. 

1, 4(iO,  83   durch  sein  anHclilej;,  die  er  verheln  || 
tbut,  maint,  sie  kiini  im  gwiH  nit  fein. 

1,555,109  das  nimant  dnrcb  sein  schimpf  pelnd'^n  II 

werd  mit  schand,  schniach,  nachtaii  rnd  schaden. 

5)  Artikel  und  Substantiv  getrennt 

FS.  1,296^44  das  er  ims  abliawt  da  fleeh  der  i| 

Ümmprolnt,  stieb  etUch  pUd  daraider. 
1,468, 72  ioh  wart  ein  teil,  an  sehen  den  || 
▼rhring,  als  ich  lasacb  dem  k^gdn. 


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Vm  BSCTTBIOK  DBS  HANS  SACHS.  479 

FS.  1,510»  88   sie  stand  da  vnd  sach  gar  wo]  flag  jj 
flaiach  war  hin,  die  sftppen  d  i  si  liwam. 

li 587)  119  dölpet,  vngBchickt,  so  sprii  ht  man  der  1| 
inen^  Ii  ij»t  ein  rechter  Füiisiiig'er 

2,242|14  t^ie  1' h  aich  selb  hnb  pracbt  aoa  dem  tj 
heiligeu  iaiit  Jt  rusalera. 

2,59,89     Als  nnn  der  küni«:  las  au  dem  || 

prief  die  klag  vnd  haimlichen  ding. 

2«  288|  122  da  müst  von  herrzen  lachen  der  || 
Centelon,  Iis  gutwill ii,^  nach. 

W.2,90^7      der  jung  yermaint  nit  au  l  r^t  der  i| 
hirt  «ein  leiblicher  vatpr  wt  i 

2|374, 11   nm  fihenden  tag  sagtena  der  [| 

kranck  kaiser  gar  verschieden  wer. 

8,426|32    ich  sprach,  wen  man  brancht  miUsiE^  den  |t 
wollnnt,  wie  k;ui    r  jiringen  schaden. 

4,201,29   und  ein  scheiiein,  doch  das  || 

eisen  nur  hülcziu  was. 
2,221,7     vnd  aftch  mit  rn«pn\\  ;iss(  r;  das  \\ 

kraut  wüi  li^  im  l  wudle!  also  sehr  (dr). 
4,45,35     bist  stiüj^c  tiwt  i-t  ti !  ueleirliHam  der  {[ 

Hipocrates  dein  meibter  wer. 

6)  Einzelnes. 

P8. 1,408,96  dardurch  er  kreuc^weis  gluer  vnd  nom  1| 
war,  wie  da  in  dem  keller  sein. 

1,429,36   als  der  edelniau  höret,  da»  || 

der  Schneider  ilis-eui  paurenknechL 

2,237,1     im  puch  der  alten  weisen  las  || 
ich,  wie  da:^  ein  ainsidel  was. 

2,201,115  zum  lp<  zteu  schrier  doch  einer  dw  1| 
«ack,  deck  die  paczet  niaunczen  sa. 

2,288,42  als  ich  nlso  von  meiner  schar  II 

schal,  wen  ichs  zehen  jar  ausdril). 

W.  3, 576i  16   auf  den  reichstegn  sucht  ich  des  reichs  |1 
woiiart,  da  fand  ich  vil  ongleichs. 

§  15. 

Ich  fasse  noch  einmal  die  behandelten  punkte  zusammen. 

DasB  H.  8.  die  Terse  seiner  spr.  nach  den  für  mhd.  dichtnng 
geltenden  rhythmischen  gesetzen  gebaut  habe,  ist  unbeweislmr. 
Vielmehr  ist  anzonehmen,  dass  er  diese  techiiik  nicht  kannte. 


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480 


MATSB 


1)  In  Versen  mit  nominal-  oder  verhalrompositura  am  tiid*" 
ist  der  schwere  ausgang  xx  oft  erst  künstlich  aus  xxx  h^r- 
gestellty  der  silbenzahl  wegen,  obwol  diese  auch  auf  anderem 
wege  «reicht  werden  konnte. 

2)  ZaMreiche  verse  enthalten  ausser  der  den  vierten;  den 
reimictns  tragenden  silbe  nach  mhd.  technik  noch  mindestens 

vier  zu  betonende  Stammsilben  coordinierter  begriffe.  Ent- 
sprechend l)ei  'dreihebigen*  versen. 

3)  Öteht  eine  ableitungssilbe  im  reim,  so  begegnen  in 
einer  anzahl  von  versen  mit  dem  ansgang  xx  ausser  der  reim- 
sUbe  noch  vier  betonte  Stammsilben. 

4)  Zahlreich  sind  die  fälle,  in  denen  eine  tonlose  flexioiis- 
silbe  alleinige  trä  gerin  des  reime«  ist 

5)  Aiuii  Worte  mit  ableitiinj^ssilbe  im  versende  vom  t^'^>u^^ 
XXX  bilden  mit  noch  drei  und  mehr  coordinierteu  begiuten 
einen  vers. 

6)  In  zahlreichen  fftllen  wird  ein  vers  gebildet  durch  fftnt 
sechs»  sieben  und  acht  verbnndene  nnd  nnverbnndene  ein-  und 
mehrsilbige  begriffe. 

7)  Noch  häufiger  sind  verse  zu  treffen,  in  denen  fünf, 

seclis  und  mehr  über-  und  untergeorduete  begiiffe  die  vers- 
einheit  bilden. 

8)  Schwere  enjambemeuts,  wii  i  rei^uug  vou  artikel  und 
Substantiv  durch  den  reim  kommen  vor. 

Die  angeführten  pnnkte  lassen  sich  mit  für  mbd. 
rhythmik  geltenden  gesetzen  nicht  vereinigen.  H.S. 
kannte  diese  technik  also  nicht  In  sämmtlichen 
fällen  fügen  sich  aber  die  verse  der  silbenzahl;  also 
war  diese  das  den  vers  beherschende  princip,  und  da 
häufig  der  reim  die  Überordnung  einer  grammatisch 
minder  betonten  oder  gar  unbetonten  silbe  über  eine 
stark  betonte  verlangt,  so  war  die  silbenzahl  mit  der 
accentverletzung  verbunden.  Die  dichtungen  des  H.  S. 
*  bieten  meist  nichts  anderes  als  eine  mit  den  rohesten  gewalt- 
mittein  in  das  metrische  Schema  gezwängte  prosa.  Rücksichtsiot 
zählt  er  seine  vielfach  sprachwidrig  gereckten  und  verstfim- 
melten  silben  in  die  verse  nnd  atrophen  hinein,  nicht  alleia 
unter  vemachlässigiug  der  natürlichen  betonnng,  sondern  andi 


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DIB  RHTTmilK  DE8  RAim  SACHS. 


481 


ohne  alles  geftthl  fOr  harmome  SEwischen  satzban  und  metri- 
scher gliedemng*  (Vogt»  Pauls  Gnindr.  2\ 299X  d.  h.  den  Ters 
des  Hans  Sachs  beherscht  als  rhythmisches  princip 
die  arrhytbmie. 

II.  Die  klippkiapptechnik. 
§  16. 

Welche  mittel  wendet  der  dichter  nim  an,  nm  einen  vers 
von  Torgeschnebener  länge  zn  bilden?  Ich  beschränke  mich 

bei  der  beantwoi  tuiig  der  frage  wider  auf  die  spruch^ed lohte. 
Für  die  meistergesänge  ist  in  manrhon  punkten  wif  nuiiakt, 
si Ibenzahl  u.a.  ohne  kenntuis  dei-  nielddie  keine  sichere  ent- 
scheidung  zu  treffen.  Ich  ziehe  deshalb  die  mg.  nur  bei 
solclieii  ei-scheinungen  heran,  die  sirli  als  grammatische  pro- 
cesse  beurteilen  lassen,  also  besonders  bei  Wortverstümmelungen 
oder  zerdehnnngen.  Eingehendere  Untersuchungen  ftber  den 
hau  der  mg.  stehen  von  anderer  seite  bevor. 

Ks  sei  erlaubt,  das  ergebnis  meiner  Untersuchung  voran- 

zuschicken. 

1)  Die  Silbenzahl  stellt  sich  in  den  spr.  ganz  ftber- 
wiegend  auf  8  fest,  so  dass  iambischen  rhythmus  an- 
zunehmen nahe  liegt  Neunsilbige  verse  mit  klingendem 
ausgang  werden  vom  dichter  sichtlich  gemieden,  und  oft  wird 

der  achtzahl  der  silben  zu  liebe  giammatisch  klingender  aus- 
gang rein  ausserlich  durch  sprachwidrige  synkope  in  stiimpien 
verwandelt.  Verse,  die  das  mass  von  8  silben  nicht  erreichen 
oder  bei  stumpfem  ausgang  über  das  von  8,  bei  kliugend» m 
über  da^  vou  9  hinausgehen,  sind  verschwindend  selten  und 
lassen  sich  stets  gemäss  der  technik  des  dichtere  auf  das 
richtige  mass  bringen. 

2)  Der  dichter  bevorzugt  entschieden  am  anfang 
des  verses  ein  logisch  unbetontes  einsilbiges  wort 
oder  eine  vorsilbe  (iambischer  eingang). 

3)  Für  die  erscheinnngen  der  wortverkürzung  und 
-zerdehnung,  apokope,  synkope,  epithese  lassen  sich 
grammatische  regeln  nicht  aufstellen.  Sie  zeigen  sich 
in  jeder  grammatischen  kategorie  und  jeder  lautlichen  Um- 
gebung und  jeder  metrischen  Stellung. 


4 


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482 


lUTEB 


4)  Kntsprprlieii d  (iipser  Willkür  in  der  wortbehand- 
lung  zeigt  sich  auch  in  der  acceutuierung  der  Silben 
gesetzlosigkeit  Die  aocentverletzungen  treten  bei  jeder 
sUbengattimg  und  an  jeder  yersstelle  aal 

§  17. 

a)  Silbenzahl  in  spr. 

Die  meisten  spr.  haben  für  den  yers  8  silben  bei  stiimpta, 
9  bei  klingendem  ausg  ing.  Gedichte  von  6  bez.  Tsübigen 
versen  sind  selten,  z.  b.  in  FS.  1  nnd  2  nnr  no.  48.  52.  53.  5& 

57.  59.  60.  71.  77.  79.  85.  87.  92.  97.  98.  110.  III.  112,  119. 
120.  125.  126.  156.  303.  343.  38G,  im  ganzen  1914  verse. 
Metrische  oder  stilistische  unterschiede  von  den  andern  sind 
nicht  voili  iiidt  Ti.  —  Die  sübenzalil  8,  9  bez.  6,  7  ist  in  der 
hs.  genau  eingehalten.  Abweichunfjfen  sind  selten.  Im  h.  8. 
sind  auter  1142  versen  17  zu  kurz,  11  zu  lang.  Die  notwendigen 
ändemngen  sind  schon  von  Goetze  getroffen  worden. 

320  hs.  mem  emhoU,  Uuo  pM  oMogeik  :  mem  ertnhoUy  ihwpdld  m- 

sn(jen,  606  hs.  das  wil  ich  wSUg  gern  thon  :  das  wü  ich  toiUig  gertn  Üum» 
648  Iis.  drtimb  fiichtf  sagt  vater  vnd  miUter  mein  :  drAmh  fUchU  sagt  rair 
t'n/f  müet^  mein.  So  noch  80.  114.  231.  482.  511.  580.  655.  760.  766.  79a 
816.  867.  871.  948.  953.  959.  lOOa.  1006.  1026.  1113. 

In  mehreren  versen  würde  ich  anders  als  Goetze  lesen: 

449  hs.  zaig  mir  den  wege  oder  ich  uril,  G.  weg  oder  ,  wahrscheinliebcr 

ist  mir  wcg:rn  des  fpithetischen  e:  wege  odr,  470  hs.  ich  nach  nie  knin 
iichrccklirhf  rii  wurm,  G.  srhrccklichem;  wahrscheinlifber  en^chrecUtchrfu  ^^<^ 
hs.  d<  r  halben  ich  eurh  hicJwr  pracht  hah,  G.  deriuUb  ]  statt  dessen  derhalbn, 
681  lif».  kreftig  cmifect,  damit  thut  aivh  Iahen,  G.  kreftig  confect  mit 
statt  desKcu  kreftg  confect  damit  . . . ,  823  hs.  gegen  r<c«en,  helden  tmä  dem 
wAermen,  G.  (den);  statt  deBR«n  mit  wlu^tiiiig  des  artikelt  gegn. 

Das  sind  aber  belanglose  kleinigkeiten.  Für  den  h.  S. 
zeijrt  ^:i(■ll  jedenfall.^,  dass  gewöhnlich  ein  -e-  oder  -t-  zu  \ie! 
oder  zu  wenig  geschrieben  ist.  Ein  wörtchen  ist  einzusetzea 
in  114  noch,  0^5  hie,  947  er,  1006  dem,  1113  gar. 

In  den  Fsp.  58—85  fallen  anf  ca.  10000  verse  ca.  30  n 
korae,  ca.  200  zu  lange,  also  2, 3  proa  nnyollkonunener  Teraa 
Die  ftndenmgen  ergeben  sich  leicht. 

Zu  kurz  sind  in  der  hs.  2.  b.: 
5, 85, 40    Zern,  Tnd  Hat  ndcb  dHinich  ko^bm  :  seran, 
5, 95, 297  ich  mag  dich  nicht  mer  ameheii  :  aneeehen, 
6,8»233    diesen  heilling,  kreftiag  Mgen  :  hdUigenf 


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DIB  BHYTBlflK  DSB  HAUS  BACHS. 


483 


6, 129,  232  darnach  iglichp  haimlawff  :  haime, 
6,151,48   mit  lanten.  sin^n  vnd  hoffirn  :  singen, 
6,156,199  ich  gluub,  wer  mich  gestochn  het  :  gestochen. 

Zn  lang  z.  b.: 
5,85,25  an  pfarer  von  Rissenpurg  peisfert  :  pfarr, 
5, 8G,  55  80  hab  ich  den  wiutcr  futr  vnd  mal  :  wmtx, 
5, 86, 61  ja,  werUch  es  sint  dem  pader  worn  :  padr, 
5, 86, 63  swo  enta  auf  der  obem  pauk  erfrorn  :  obm, 
5, 86, 71  die  wil  ich  bilb  aiedea  Tod  halb  pMben  :  riedn, 
6»  87, 96  mdn  Ewlenipieg«!,  danw  ich  pin  :  Ewlenspiegi. 

§  18. 
b)  Beimiänge. 

Zum  beweise  meiner  behauptung,  dass  H.  S.  für  die  spr. 
stumpfen  ansgang  entschieden  bevorzii^  gebe  ieh  eine  tabelle 
über  das  zahlenverhältnis  der  yerschiedenen  ansgangsarten 
des  Verses  nach  Fsp.  58 — 85.  Unter  a)  ist  die  zahl  der  in 

Sprache  nnd  schrift  einsilbigen  reime  angegeben  wie  pesiifest; 
unter  b)  solcher  wie  sagn :  tagn,  ti.  h.  in  der  schrift  einsilbig, 
rahd.  zweisilbiger,  stumpfer  reim,  oder  wie  vnJn  :  trenln,  d.h. 
mhd.  zweisilbig  klingender  reim;  unter  c)  solcher  wie  hdbcn 
:  knaben,  d.h.  mhd,  zweisilbiger,  stum[)fer  reim,  oder  wie  winden 
:  binden,  d.  h.  mhd.  zweisilbig  klingender  reim. 


L 


DO. 

▼eimU 

b 

e 

no. 

▼ennU 

a 

b 

c 

58 

362 

228 

2 

128 

72 

400 

260 

140 

59 

366 

218 

4 

144 

73 

399') 

277 

122 

fiO 

336 

222 

114 

74 

414 

298 

2 

114 

61 

386 

290 

4 

92 

75 

492») 

315 

34 

143 

62 

432 

296 

12 

124 

76 

16 

112 

63 

380 

268 

112 

77 

:m 

244 

2 

64 

380 

252 

4 

124 

78 

286 

174 

10 

102 

66 

860 

238 

6 

106 

79 

354 

244 

6 

104 

66 

828 

178 

2 

148 

80 

862 

234 

8 

110 

67 

880 

264 

126 

81 

898 

17D 

228 

68 

456 

880 

126 

82 

324 

220 

104 

6D 

372 

254 

118 

83 

340 

250 

90 

70 

326 

212 

6 

108 

84 

468 

359 

109 

71 

400 

280 

120 

85 

640 

470 

4 

166 

Im  gMiMD  74|  6  pffoe*  einsilbige  reime. 


*)  In  Goetzes  Zählung  scheint  der  dreireim  6, 136, 21.  22.  23  Ubenehen 
n  sein. 

^  Die  beiden  lieder  7, 5, 134—139.  9,219—268  ibgeredinet 


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484 


MAY£R 


Absolute  richtigkeit  der  zahlangaben  wurde  nicht  erstrebt 
aber  es  kann  kein  zweifei  sein,  dass  der  dichter  einsilbigen 
ausganp-  des  verses  wollte,  ><  Ilwt  wenn  auch  nur  äusserlich 
für  das  auge  einsilbigkeit  des  reimes  erzielt  wird. 

Interessant  ist  es,  auf  diesen  pnnkt  hin  hs.  und  druck  a 
T^leichen.  Nach  Dreschers  handexemplur  Yon  W.  1 — 5  ist 
sehr  hftnfig  durch  apokope  oder  synkope  ein  ssweisübiger  reim 
der  hs.  im  dmck  einsilbig  geworden: 

S.  b.  4, 244, 11  dr.  fantasey  :  mekmdtotey,  hs.  fanUa^yt :  mdaikektjleyc; 
4, 442, 85  dr.  /ftneor  :  jar,  hs.  furviart :  jare;  2, 288, 9  UAr  :  für,  fat.  mn 
:  /Sre;  oder  1, 411, 3#aAk :  bMu»  hs.  fale» :  sdbalm;  2, 842, 2ßjam :  erf^ 
hLjarm  :erfaren;  6»296,85MafTii:mrAaffTNy  lia.fNimeii:MrlarTvn;  5^274,8 
erhabn  :  labn,  hü.  erhaben  :  laben ;  3,  ITBtbichaäniladn,  hft.  »(hadmziadm; 
1, 109|  15  jagn :  fragn,  hs.  jagw :  fragen. 

Bedeutend  seltener  entspricht  klingender  reim  im  druck 
stumpfem  der  hs.: 

s.  b.  4, 343, 5  kindel :  winä«^  fai.  kindl :  windi;  4, 233, 25  fewtr  :  f»- 
g^eweff  hs.  fewr :  im^«Äeifr;  4, 100, 26  fraget :  «a</d,  hs.  fragt :  sagt. 

Vgl  lab.  IIa  und  IIb. 


üa. 

Hb.  klingmder  reim  wird  stumpf  in  dr. 


-e 

•el 

-er 

•etn 

•«n 

•es 

•et 

-est 

Sa. 

nach  Tocal 

1 

1 

2 

1.  l 

6 

1 

7 

2 

51 

1 

54 

»  » 

8 

8 

1 

6 

1 

2 
5 

n  f 
n  » 

8 

4 

1 

8 

4 

1 

1 

6 

18 

2 

20 

»  d 

3 

6 

2 

11 

n  9 

1 

14 

8 

1 

24 

m  P 

n  t 

2 

4 

6 

1 

6 

7 

Sa. 

13 

113 

2 

25 

2 

155 

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DIK  BHTTBlflK  DBB  HANS  AACHS. 


485 


Hb. 

Ha.  «tampfer  reim  wird  klingend  in  dr. 


n  l 

18 

•em  -en 
—  4 

•es 

Sa. 

18 
4 

—  22 

4 

26 

n  f 
» 

n  2» 
»  <2 

•  9 

1 

—  1 

—  2 

1 
8 
1 

1 

*" 

1 
1 
8 
1 
2 

1 

—  1 

8 

4 

Sa. 

1 

18 

—  80 

11 

1 

56 

Sichere  ergebnisse  liefert  die  zusammenstt^liung  niclit; 
aber  es  scheint  doch,  liass  der  dichter,  mag  er  nun  für 
den  ersten  band  seiner  gesammelten  werke  die  'correctur'  in 
nuKerem  sinne  gelesen  haben  oder  nicht,  in  seinem  bestreben, 
einsilbigen  versschluss  zu  erreichen,  nachträglich 
tlber  sein  mannscript  hinausgegangen  ist  Das  zeigen 
besonders  die  dieser  marotte  zn  liebe  vorgenommenen  sprach- 
widrigen Synkopen  nach  1,  d,  g,  t,  k,  auch  f,  s,  (c)ä,  dem  gegen- 
über das  entgegengesetzte  bemühen,  im  druck  dem  text  durch 
liiiizufügung  von  -c  ein  mehr  schriftgemässes  aussehen  zu  geben, 
entschieden  zurii(kintt.  Das  ergebnis  bleibt  bestehen,  selbst 
wenn  H.  8.  nicht  der  Urheber  der  änderuugen  ist^  sondern  wenn 
sie  dem  drucker  zufallen. 

§  Id. 

e)  Auftakt 

Im  h.  S.  finde  ich  folgende  Verhältnisse: 
1)  Ein  einsilbiges,  logisch  tonloses  wort  steht  vor 
einem  logisch  betonten  am  versanfang:  ca.650mali  z.b. 


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486 


XATBB 


1,  3         erbern  heim  vnd  xüchiiii<r  fraweu, 

1.4  vn  l  :\\\.      Wullen  li'ni  md  schawen, 

1.5  am  ^\  un  lti \\  irtUge  history, 

1,8  der  kuuii:  ^ieinuud  wart  genaal, 

1, 11  an  siteu,  tu^eüi  vuii  vciiitaut, 

1, 14  in  wildem  wald  ynd  in  yerprennt  «.  a, 

2)  Eine  unbetonte  Vorsilbe  steht  Am  anfang  dei 
yerses:  60  mal;  z.  b. 

1.13   erschln^r  ein  tracheu  mit  der  lienti 
2,34   geladeu  in  den  rosenparton, 

2,  44   erstachen  schlaffeiit  pey  aim  prunnes, 
4, 104  pelMtteu  tH>lu  auf  hundert  mau, 

12, 33B  eretten  sie  VW  den  mieilMB. 

18, 809  geaug  xr  «hu  Tiid  dfineken  piiagm  u»  a. 

3)  Ein  einsilbiges  betontes  wort  steht  am  anfang 
des  Verses  vor  einem  nnbetonten:  ca.  330  mal;  z,  b, 

1, 1   hail  vnd  gl&ck  »e.y  Ion  erenfetten, 

1.6  wul  zu  pehalten  in  memory, 

1, 16  flog  afis  dem  fewer  wie  aiu  |>ach, 
2,53  gut  mir  ein  Bun  pescheret  hat, 
2, 55  der  sich  darzv  nicht  schicket  wel« 
8, 81  «olt  Jr  in  dem  im  folgen  thim  m.  o. 

4)  Ein  zweisilbiges  auf  der  ersten  silbe  betontes 
wort  stellt  am  anfang  des  verses. 

a)  Namen:  15  mal;  z.b. 

%      Dietrich  Ton  Pen  ^^gtüng  Hiet» 

4, 100  Sewfrid,  mein  allerliebster  snn, 

7, 176  SewlUd,  kam  nia,  mein  lieber  kneeht  u.  a, 

ß)  Nominaloomposita:  7  mal;  i.b. 

4,99  emholt,  Sewfriden  priugeu  thw, 

8. 230  koibofllit  leren  mit  aUem  fleili, 

9. 231  gromieelitger  ktatgt  eun  kflnglieh  lioff  ti.  o. 

Stammsilbe  +  nachsilbe:  10  mal;  &b. 

1.  20   kAni^  (4ibich  het  aiu  doehtr  zart, 
'J.  :U2  sitlich,  gau2  huiiich  vud  gemacl^ 
U  1,840  küenheit  Tod  hoohmftt  thnt  in  tnilM»  «.o. 

d)  vn-  unbetont:  3  mal; 

3,  71    vngenietet  vnd  vnerfaron. 

18,  ÖU8  viirwii^r  rnd  munter  f>-eum(ht, 
24,671  YugesBen  pia  an  virden  ta^. 

t)  Stammsilbe  +  (f!exions)silbe:  67  mal;  z.b. 
1,10  wekher  aU  homickAit  yeimelt, 


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DIB  KHTTHXIK  DBB  HABS  SACHS. 


mm 


481 


4, 105   alle  von  ad*»!  wolfi-etan, 

2,46     iren  seliwni^rr  Srwfrid  darnach, 

4, 109    ttiiileru  kuuig  hiui  g-Ieich  vnd  eben. 
11.295   lebent  aecbt  ir  niich  uimer  mer. 
40, 1097  BchaiTet  das  Tnrecht  gros  rad  kldn  «.  a. 

Von  den  1142  vei-sen  de8  h.  S.  haben  ca.  650  -f-  60  =  62,1 
proc.  iam bischen  eingang;  bei  ca.  330  —  28.9  proc.  ist  er  wenig* 
stens  nicht  ausgeschlossen;  nur  16  -f-  7  +  10  +  3  67  = 
veniger  als  9  proc  haben  ihrem  grammatiBcheni  accent  zufolge 
trocbftischen  beginn,  immerhin  eine  so  kleine  zahl,  dass  der 
gedanke  an  absichtliche  h&nfnng  der  verse  mit  iambischem 
eingang  nicht  abroweisen  ist 

§20. 

d)  Apokope. 

Es  beschäftigt  uns  hier  nur  die  frage,  inwieweit  die  apo- 
kope  ein  mittel  zur  versbildung  ist,  d.h.  in  welcher  gestalt 
Worte  der  gleichen  grammatischen  kategorie  mit  nrsprfinglich 
ansUntendem  -e  im  verse  der  spr.  erschemen. 

Ich  beschränke  mich  auf  nachweisongen  ffir  die  1. 3. 9g, 
ind.  conj.  praet.  sw.  y.  nnd  den  nom.  sg.  sw.  adj.  nach  FS.  1, 153 
— 186,  einem  material  von  1122  versen. 

Die  1.  3.  sg.  ind.  conj.  praet  sw.  v.  endigt  stetä  auf  t,  im 
ganzen  ca.  140: 

z.  b.  (ick)  kunt  das  157,7,  (ich)  het  mit  159.53,  drh)  fragt  was  159,68, 
hört  ich  157,12,  {ich)  sagt  im  158,48,  (tch)  dacht  an  100,115;  —  (er)  het 
wider  154,4,  (er)  wolt  der  150,99,  (er)  ßlt  nach  l(il,21,  schickt  er  154,9, 
(er)  ridU  an  155,57,  (er)  zünt  an  155,09.  Wo  die  silbenzabl  zweisilbige 
fonn  TWlaagt,  ist  e  tot  t  gestellt:  (idi)  trMnt  153, 2,  (er)  teeret  155, 74, 
(er)  er^mdia  157, 116,  (er)  droet  157,119,  (er)  nthet  158, 17,  (er)  strmet 
161,28,  («cft)  warnet  162,48,  (er)  idikmet  163,84,  {er)  Modbel  164,3»,  <sr) 
verpranei  164,43,  (kh)  ergrimfi  166,82,  (er)  rtfeKfel  167,72. 

Bei  dem  nom.  sg.  sw.  adj.  schwankt  der  gebranch: 

dieser  karge  alter  164, 41,  der  schtcecJiSte  u  crck^acg  107, 103,  der  drite 
scftsMidb  170, 38,  der  virde  gadmadb  170, 50,  der  fünfte  gsdmadt  170, 64, 
iiß  dMU  ...  heer  158,51;  —  der  stfes  ge$thmadt  169^9,  der  eeM 
fScHsMNst  171,80^  der  gros  kaiser  181,1,  dieweieameit  157,186,  die  stfeft- 
^imler  mdd  157,8,  die  ganU  weU  184,66,  das  firoetig  heer  156,79,  dies 
wüimi  heer  158,51,  das  aU  spiriekwart  186,59. 

Die  erhaltnng  des  -e  ist  nnr  an  die  silbenzahl  gebunden; 
die  lautliche  Umgebung  ist  ohne  Wirkung. 


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m 


MAYER 


Vgl.  nach  h.  S.  vor  vocal:  müde  9fM226,7D4.  Weitere  bd^fe  feÜaa 
in  h.S.,  v^'l.  noch  FS.  2  mueUe  vtid  618,3,  arme  vberaU  607,20,  korhe  vmd 
607,21,  paide  vnd  622,56,  pegirde  vnd  606, 119,  nide  alt  621,28;  —  vor 
Vorsilbe:  seilte  gh'eder  1,17;  vgl.  noch  FS.  2  irolgestalte  glieder  605.^: 
—  vor  ron^onant:  diese  zeü  14,381,  (jrahe  t ragen  Hö,  95.*^  trar^  that 
41,1134,  iiUe  niM  12,340,  schwere  roch  2,40,  seine  hrngst l'Si,  wty<t  rei 
41, 1134,  kur^-e  zeit  13,  3G7,  künicliche  magt  13, 347,  //V//^  dochter  28,  764. 
Vierde  jar  23,  639,  gepirge  hoch  12,  338,  rofff  pfuH  19, 539. 

Ln  ganzen  findet  sich  auslautendem  unbetontes  -e  im  h. 
dazu  in  MG.  2.  bl.  x-~28  und  F8.  2,  r>oi_626  (im  ganzen  iu 
ca,  3350  Versen)  nur  ca.  163  mal  und  zwar  vor  vocal  nach 
kurzer  silbe  3  mal,  vor  yocal  nach  langer  silbe  22  mal,  tot 
cons.  nach  kurzer  silbe  13  mal,  vor  cons.  nach  langer  sflbe 
125  mal,  ein  beweis,  wie  stark  bei  unserem  dichter  die 
neignng  znr  apokopierung  ist 

Noch  stärker  zeigt  sich  die  abneigung  des  dichters  ge^eu 
auslautendes  -e  im  reim.  Ich  habe  sclion  darauf  liin^rewiesen. 
dass  die  endsilbenreinie  auf  une-ederkte  -e  ausserurdenilich 
selten  sind.  iL  S.  meidet  überhaupt  reime  mit  -e  in  den  spruch- 
gedichten:  h.  S.  so  wenig  wie  FS.  1  und  2  haben  irgend  einen 
reim  mit  ausL  ungedecktem  -e,  Stets  wird  apokopiert: 

E.b.  h.S.  2,46  (die)  roch,  4,117  (er)  pelaid,  7,175  (icA)  kab,  7.181 
{dem)  geheum,  8,202  {dem)  eni,  8,219  (der)  ioeis,  iL8.w. 

Ansnabmen  begegnen  in  den  'drnbebigen'  yersen; 

S.b.  FS.  1,  l(;i,2  (dem)  tage,  iGl,26  (er)  irnr,  162,4:»  (die)  stende: 
oft  nur  epithetiach:  161,1  (er)  läge,  161,19  {er)  abschiede,  162,  28  (er) 
läge,  162, 35  (er)  petdutM,  162, 40  (er)  sUmde,  162, 40  (er)  duete,  163, 1  (et) 
watt,  163,5  (er)  hAbt,  163,21  (er)  pnoM,  168,22  (den)  mcme,  16S,85  (er) 
/ttfule«  1^27  (er)  pa<e,  a.s.w.  Es  dnd  in  FS.  1  und  2  no.  58.  68.  79.  ft. 
92.  97.  98.  110.  112.  119.  125.  126.  1  303.  386  un  ganzen  1006  rene.  !■ 
dieMn  stehen  stehen  1^  reime  mit  -e,  dAvon  fiO  mit  epithetischem  -c. 

Wenn  also  die  endsilbenreime  auf  -e  bei  H.  S.  so  selten 
begegnen,  so  ist  daraus  kein  schlnss  auf  die  metrische  kaust 
des  dichters  zu  ziehen,  etwa  dass  ein  richtiges  geffthl  ihn  Tor 
dieser  stärksten  aller  accentverletzungen  gewarnt  habe;  ich 

L^huiijL  eher,  dass  die  apokope  seiner  spräche  gemäss  war. 
D.mn  wären  die  im  verse  und  reime  vorkummenden  als 
<[)itlieii.sch  zu  fassen,  wie  für  den  reim  die  spr.  es  nahe 
legen.  Kutscheiden  lässt  sich  freilich  im  einzelnen  falle  die 
Sache  nicht 


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DIE  BHTTHMIK  DES  HANS  SACHS. 


489 


§21. 
6)  Synkope. 
1)  Am  ende  des  wertes. 

Ich  beliaiiiile  iiier  nur  solche  fälle,  wo  die  sjTikupe  zwischen 
verschlusslaut  oder  spirant  und  l,  r,  m,  n  staitlindet,  also  von 
der  mundartlichen  .teutung  des  Schriftbildes  abj^esehen,  als 
Sprachwidrig  bezeidmet  werden  muss.  Die  folgende  «ammhmg 
nach  Fsp.  58-^. 

a)  Kurze  Stammsilbe  +  synkopierter  nebensilbe 

in  der  hebuug. 

Vor  vocal: 

hom  vnd  6,  IGO,  313,  üehl  erschreckt  5,  93, 24H,  ahr  ein  6, 112, 149,  Stadl 
ah-  6,  59, 101,  fidl  vnd  5, 141,  1:^2,  hedr  vnd  6, 18,  143,  fogl  vnd  7, 124,  310, 
schwigr  euer  6,151,23,  lecfn  ein  7  4,  104,  (jscfjn  euch  7|ll(>|ttöi  erlogn  im 
5,93,232|  vak"  am  6,23,274;  im  ganzen  ca.  60  mal. 

Vor  confionantlsch  beginnender  yorsilbe: 

habn  pegai  5^104,171,  hahn  gdesm  6,47,180,  oBjrvom  0,144, 244; 
im  guuflik  ea.  dOmil. 

Vor  consonantiseli  beginnender  stammsflbe: 

ed  thut  5,147,323,  geUsn  die  6,42,22,  abr  so  5,118,106,  habn  zv 
IS  140^  94,  habns  die  5, 118, 188,  pad^  dem  5, 110, 345,  tragn  so  6, 43, 65, 
geaütn  wU  6,132,821;  im  guuea  ca.  75  mal 

ß)  Kurze  Stammsilbe  +  nebensilbe  in  der  Senkung. 

Vor  Tocal: 

A<i«iiviiii7,9l»2l3,  Aodn  od  6»  127, 188,  o&nvnil  6, 157,228;  imgusen 
ca.  20mal 

Vor  Gonsonantisch  beginnender  Stammsilbe: 

iMlut  7,57,282,  oir mm 7, 120,72,  Aa5ii dritte, 50, 275^  fidlpogen 
5,141,185,  «idr  madten  6,127,185^  r«iRdidk6,2,45,  ^«e^N  litdi  5, 124, 18; 
im  guuen  ca.  80  mal 

7)  Kurze  Stammsilbe  +  nebensilbe  im  auftakt. 

Vor  vocal: 

«6ree  6,81,91,  Aa6t»  06  6, 1,18,  odrtcft  6, 162, 357;  imgusen  ca.  lOmal. 

Vor  consonantisch  beginnoider  Stammsilbe: 

«br  «MT  5, 101, 65,  A<i&fiiMiii7,85,40e,  <Nlr  fRi»  6,145,274. 

d)  Zahlreicher  noch  sind  die  beispiele  für  synkope  nach 
langer  Stammsilbe. 

IWtri^  IB  fMcUdM      dcHtachn  ipnck«.  XXVUL 


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490 


MATCK 


In  der  hebmig: 

löffl  samlt  7,  84,:?01,  pfaffn  lieber  6,89,243,  W*r  was  6,80,65,  ahnt  iwi 
5,146,267,  od^r  (/a/^r  7,  Öö,  338,  dreissg  dtO^  ^Iredssg  dakm 

7,34,375,  ewamtg  dalem  bfSöy^  ewameg  jtaren  7,i4lci,mi  im  gmaan 
ca.  200  mal. 

In  der  Senkung: 

«mreil  aller  6, 105.  819,  eeprechr  vnd  (i,31,91,  pmirÄvi  giHhintip  7, 103,63*, 
EwUnsyigl  lutt  5,  bü,  2o,  Fuimingr  wem  5,  III,  3(J2,  pfaffn  fuUeti  t>,  34, 175; 
im  gaman  ca.  125  maL 

Im  aoftakt: 

aotf  imd7»90^  148,  «OMcferoM»  6, 161,819,  iMrgn  qp/b*  e,89,SlQ,  Ataerf 
Moffen  7,61,1^  wi^  siy  6^10^106,  wer/fi$pi$  5,14$,a89;  un  gaini 
ca.  SOmal. 

e)  Synkopierung  findet  sich  also  in  allen  Stellungen,  nach 
kurzer  und  laiiger  silbe,  vor  vocal  und  consonant,  in  der  hebune, 
Senkung:  und  im  auftakt.  Auffällig"  ist  sie  nach  kurzer  si]l)e 
in  der  hebung.  Wäre  dem  dichter  die  ältere  technik  bekannt 
gewesen,  so  müsste  man  erwarten,  dass  er  von  der  rein  ortho- 
graphischen Verstümmelung  des  wortes  absah  und  sich  die 
verschleifimg  in  der  hebung  erlaubte.  Oder  ist  diese  Ter- 
stfimmelnng  doch  nicht  rein  orthographisch,  sondern  etwa  der 
ausgleich  zwischen  der  dem  dichter  eignen  Sprechweise  solcher 
Worte  wie  hohen,  ledig,  Ugen  und  der  rorbildUchen  Orthographie? 
Möglich  ist  jedenfalls»  dass  derartige  werte  in  der  mundart 
des  dichters  einsilbig  waren,  und  die  in  den  Nürnberger  ftöl- 
uachtspieleii  des  15.  jh.'s  so  häufigen  reime  wie  habttt  :  ladtn, 
gehen  :  dcgm,  .schaden  :  tragen  u.  a.  könnten  darauf  hinweisen. 
Keiaesfalls  aber  waren  in  dieser  art  einsilbig  vvorte  wie 
sauffm,  salczm,  iknchen,  und  wenn  im  vers  so  oft  sauffn, 
salczn,  denchn  begegnet,  so  ist  darin  eine  orthographiscbe 
wiUkiir  ans  metrischen  rücksichten  zu  erblicken. 

Um  so  auffälliger  ist  die  gegenteilige  beobachtong,  das 
werte  wie  haibm,  ledig,  Ugen  auch  als  ganzer  iuss  gemessei 
werden.  Die  folgende  znsanunenstellang  nach  L  S. 

1)  Mhd.  lx  =  ötd.  Ix- 

n.  175  sprecht,  darin  halt  ein  koler  bafti, 
28,757   also  hab  ichs  verloren  paid, 

5,125   was  w61  wir  nemen  vnter  banden, 
24, 656   80  mnstw  nemen  j  e  n  e  h  ^rh  w  ert, 
41,1125  nür  fert  mit  freffel  vnd  gewait, 


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BXB  SHTTHinK  DBS  BAITS  SACHS. 


491 


18,507  der  trach  der  hat  mich  diese  iiadit» 

2,  49  h6ren  ynd  sehen  in  dem  spiel, 
35,958  dem  wil  man  ics  st  grabe  trag;en| 
29, 796  mit  allem  adel  an  dpm  Rein, 

8,       mit  jagen,  heczen  vnd  hoftieren, 
10,  25o  herczlipbHter  herr  vnd  vater  mein. 

Im  ganzen  steht  kurzer  vocal  -f  nachsilbe  alü  ganzer  fuss  bei  -ler  3  m., 
-Zr«  3m.,  -rer  im.,  -ren  2m.,  -rent  1  ra.,  -men  3m.,  -ner  2m.,  -net  2m., 
-mg  3m.,  -nig»  2m.,  -w^m  3m.,  -niyUch  3m.,  -/cZ  Im.,  -se  3m.,  -sd  Im., 
-scr  G  m.,  -sem  5  m.,  -sen  8  m.,  -hei  7  m.,  -hen  3  m.,  -6c  1  m.,  -bei  1  m., 
-6er  6  m.,  -bert  1  m.,  -6en  19  m.,  -6«>t<  2  m.,  -benUg  1  m.,  -Äerw  3  m., 
'M  6m.»  -Meft  4m.,  -AtcAs  In.,  -dsl  3m.,  -der  16m.,  -dlm  3m.,  -d^  3m., 
-p«  2m.,  Im.,  -gm  20m.,  •jreiil  Sm.,  -/jrfst  Im.,  -gel  8nL|  -ter  5m.| 
-fem  Ibl,  •ten  2m. 

2)  Mhd.  Ix  =  nhd.  v:;x. 

13,346  gut,  dir  sey  es  im  himel  dagt, 
1, 11  Ml  siten,  tni^t  Tud  ftrstaat 

Im  ganzen  -mel  1  m.,  -mer  1  m.,  -men  6  m.,  -met  2  m.,  -mfst  2  m.,  -ten  1  m. 

In  allen  anderen  fällen,  wo  mhd.       =  nhd.  ^^z. 

anftritt,  liegt  entweder  tonversetzung  oder  synkope  vor. 

Hierher  gehören  auch  die  zahlreich  begegnenden 
knrzformen      wir,  peger  wir,  hob  wir.  Sind  sie  auch  an 

und  für  sich  ein  rest  älterer  technik,  so  geht  doch  H.  S. 
weit  über  den  mhd.  gebrauch  hinaus,  indem  er  von 
Stämmen  aller  art  solche  verkürzte  formen  bildet. 
Material  Fsp.58— 85. 

Nach  kurzer  silbe: 

sol  tn'r  5,85,23,  peger  icir  7,  19,508,  kttmb  wir  6,34,195,  hob  wir 
6,20,212,  dag  wir  6,145,278;  im  ganzen  30  mal. 

Nach  langer  silbe: 

sey  wir  5, 104, 168,  u  öll  wir  5, 97, 349.  wer  wir  5, 107.  251,  körn  wir 
6, 101,  191,  Mn  wir  6, 61,  260,  hoff  wir  7,  35,  413,  as  tHr  6,58, 172,  sech  wir 
6.  45,  134,  Verderb  wir  ß,  20,  211,  ßnd  wir  0,  102.  232,  trug  wir  7,14,383, 
het  wir  b,  if'J,  11,  drufick  wir  6,57, 124;  im  ganzen  ca.  120  maL 

tji)  Aehnlich  steht  es  nm  die  znsammenziehnng  von 
'igen  zn  -ing,  -liehen  zu  -ling.  Mag  sie  auch  der  mnndart  des 
dichters  eigentümlich  sein,  so  dient  sie  doch  nur  metri- 
schen zwecken.  Material  Fsp.  58^85. 

MI  ttawbing  weter  5, 87, 83,  vom  lawsing  pf äffen  5, 94, 251,  vom  heüUng 
latil  5,126,40,  Tgl.  5^  126, 50.  5,151,429.  6,58,1.  6,88,220,  ä^lmmimg 
Pfaffen  5, 84, 16,  dm  heiÜing  segm  6, 8»  228,  «m  pMcMin^  gang  6, 11, 312, 
Tgl.  6,28,274  24»80S.  162,864.  140^127.  7,114,52. 127,46,  m  derpiiiaiH0 

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492 


XATER 


kranckheit  5, 128, 125,  (he  lawning  pfaffen  5, 118, 188,  iV  poshaftin^  Iterm 
6, 145, 271,  von  heüli'ng  dingen  5, 130, 189,  deti  vnparmhfrrring  ictüten 
5, 134,  .520,  mit  vhring  zechen  6,44,111,  6,161,329.  163,329.  7,37,19. 
105, 139,  (sie)  peining  die  6, 125, 117;  —  lies  BOtenÜmg  knechce  7, 160, 462. 
dem  ding  »tont  6, 13, 380.  6, 119, 360.365.  120,399.  7, 167, 640,  iam  mM- 
2mi^ «Mm 8,86, 244»  ainhauiäiHgtdtaegl,^,  116,  mhamimgretime,€ßtlt 

§  22. 

2)  Am  anfang  des  Wortes. 

Ich  berücksichtige  nur  die  synkopiemag  von  e  in  dei 
Vorsilben  he-  and  ge-,  die  am  bftnfigsten  ist  Die  yon  Minor, 
Nhd.  rnetr.^  s.  173  erwfthnte  Terstllmmelimg  yon  mr-  zn  ist 

mir  aus  handschriftlichen  texten  nicht  bekannt 

a)  Die  Yorsilbe  ist  als  Senkung  erhalten. 

be-:  h.  S.  1, 6  wol ev pehalteti  in memory,  2, 27  den  er petMiMum moilai 

mnl,  2,42  Dietrich  von  Pmi  pegüting  thet,  2,5.3  gut  mir  aitt  sun  pescheret 
hat,  3,  79  ./«,  ufil  Seivfrid  das  thut  pegem,  4, 117  kain  hoff  gesind,  das  m%ck 

pelaid.  —  MG.  2  t/tr  leo  sich  pedaget  X,  die  näch{t)  pedewt  die  siifuir  X', 
drr  leb  den  Bähst  jmicwttc  1,  in  vetterlich  peh^te  2',  da  icwrden  Sit  pe- 
trubet  äl  3',  Johannes  vn.s  peschreiben  dät  5. 

ge-:  h.  S.  1,8  der  kunig  Sigvmnd  wart  genaf<t.  1,2^3  auf  ein  g'rjjirg 
vmntmcldich  hoch,  3,89  das  tcird  im  den  auch  uoigelallen,  3,91  trtrt  dt* 
aüch  ertig  vnd  gcscidadU,  3,92  ala  den  gepürt  ains  küm'gs  $un,  4,  lUö  mit 
van  add  wol  getan,  —  MG.  2  m  tthrift  ingegründe  X',  kein  mensck- 
gewdU  mtndir  nAr  got  i,  er  hat  gikänddt  nSmer  2,  mit  ittiff  gegrünt  % 
vnd  $ein  geMdikiitte  2',  damit  vne  dMit  hAt  geepeiet  8'. 

ß)  Die  Vorsilbe  ist  synkopiert 

he-:  vor  s:  doch  ir  prüder  ans  neid  rnpsiinen  h. 8.  2,  43;  —  vor  st: 
des  i»t  mein  handi  vnpstendig  gancz  FS. 'i.  t>12, 21 :  —  Tor  seh:  die  r'^drr 
mit  schim  isen  bschlageti  h.  S.  5, 127,  zuinh  pschhifs  so  wil  ich  t^ch  rcr- 
monen  h.  S.  40,1109,  das  pscJMut  Mmnos  aunen  vnd  inen  FS.  2,  604, 40:  — 
▼or  hl  foü  phaUen  mich  in  holen  atain  LS.  25,697,  vtid  phdt  ein  gmei 
eieher  geuMsen  SS.%e2^96.  —  In  XG.  2  U.  leUfln  beleg«;  av 
flehen  iteht  reselmlflsig. 

ge-i  vor  w:h.S.  wü  mit  der  kamt  mär gminm gmmg  4^115»  «t^mril 
vnd  künklich  herschaft  seczen  14, 383,  den  kämpf  er  dardurtk  gminen  kern 
34, 936.  —  MG.  2  sprecht,  xcir  wir  gwessen  zb  der  zeit  12',  vofi  tnein  wegen 
eüch  das  vngwittcr  düttc  10;  —  vor  Z:  h.  S.  das  glaid  wol  idr  dir  geben 
narh  4, 122,  Scwfrid,  ich  icil  das  glaid  eucJi  geben  27,  726.  tcir  tcoUen  euch 
das  glaid  naus  geben  3G,  KXKl  -  MG.  2  wee  euch  schriftgUrt  })har>>ccr  11. 
wee  euch  adtriftgUrt  j^harisen  tniwichi  12,  icee  euch  schriftglci  L  phajriȣ*s 
unrein  12';  —  vor  r;  k  eltrcn  so  uin  vnghraten  sun  40,  iiV2j  des^l.  FS. 
2,616,49.7a  620,90.93.  HG.2— ;  —  Tor  m:  h.S,  daniadk didter gmmkd 
«eml2,da6,  deegl.  28,755.  29,799.  32,87a  33,91L  -  MG.  2--;  —  vor  mz 


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DU  BRTTBMK  DBB  BAMB  BACHB. 


493 


b.  S.  u»7  mit  der  hant  mir  gwmm  gnung  4, 11^  de^gl.  6, 161.  —  MG.  2  — ;  — 
vor  f'.  h.  S.  die  von  eim  wurm  hmgf&rt  ist  tcom  28,753,  de8gL81*848.  — 
MG.  2  vftr  fr  rtUhhcser  äntworUn  mit  (fferden,  desgl.  25.  26;  —  Tor  a:  h.  S. 
vater  imd  muter  gsegn  euch  got  11, 293,  desgl. 40, 1107.  —  MG.  2  daa  ir  xrandH 
im  gs^cz pelib  verpflichte  2,  de^cl.  y'.  10'.  12.  19';  —  vor  st  :  h,  S.  die  weil  dw 
hast  des  gutiren  kunst  21,  TiW,  desgl.  FS.  2, 605, 77.  616, 55.  618, 19.  619, 42. 

—  MG.  2  —  ;  —  vor  h:  h.  S.  pein  schtoenczen  übert  mawerghcmgen  17,483.  — 
MG. 2  — ;  —  vor  |)  (=h)i  h.  S.  vnter  dem pirg  in  seim  geJtews  7, 181,  desgL 
16» 401.  22, 61&  623.  24p 668. 064.  HG.2— ;  —  Torp:  h,S.  hob  oUknÜ 
geum  noth  setnmOBm  14,&B6,  deRgl25,681. 27,7^ — HG.2  dam  is  iot  eAch 
tv  dk  sktiU  wirdm gihm  18';  —  Tor  p:  h. S.  — .  —  HG.2  werdi»  verßfffd, 
peinigH,  verhttMt  2,  deü^  11, 19;  —  vor  t:  FS.  hei  aii%  tmtag  «or  fat- 
nachludet  2,615,14.  —  HO. 2  was  ir  hant  than  einem  vnter  7,  desgl.  14'. 
16;  —  Tor  k:  h.S.  got,  dir  sey  es  im  kmü  dagi  18,846»  dMgL  88,1079. 

—  MG.  2  so  wirt  die  stat  imkeret  17. 

Die  liste  zeigt  deutlich,  dass  die  natiir  des  folgenden 
lautes  ohne  einflnss  anf  die  synkopiernng  im  verse 
ist;  diese  regelt  sich  vielmehr  nach  der  silbenzahl. 

§23. 

3)  Anschleif ung  des  pronomens  a.a. 
Material  Fsp.  58— 85. 

die  =  f :  mir  tieict  100, 21,  ir  tnasen  5, 148, 333,  vürt  läcken  6, 15, 49, 
ffir  tfawst  6, 48, 230,  rhrrf  gamiJletf  6,  2.5.  3:35,  mirt  irürcz  1,  63.  ia5 :  im  ganzen 
ca.  50  m;  —  es  =  s:  "  j.s  im  7,51,55,  fhr^  getroffen  7,  IIH,  138,  jnn  ars  dester 
6,72,  196.  dirs  sdbert  6,73,241,  mtrs  tut  6,125,139,  mirs  die  7,51,46;  im 
g-anzen  ca.  30  ra.;  —  sie  ~  s:  ern  zrm  0,50,265,  crs  so  7,105,594,  sams 
ein  6,  20, 193,  mai«  in  7, 8,  227,  recketm  iren  7, 9,  251,  hahem  vns  7, 167, 033; 
im  ganzen  15  m.;  —  das  ^  8i  tn  mawl  7, 149,205;  vben  feit  7,96,295, 
im  haiM  6, 139, 113,  an«  hoidmedi  7,41, 145,  ttw  wMhauM  7, 74, 45,  gehen 
sglaü  7,82,827;  im  gaiufiiildm.;     des  »  s:  mAs  Juden  {kam}  7,9Bt94$'t 

—  tfit  »  I:  wiH  tdso  6,26»867,  101%  vns  6,99,188,  kumbsl  vngestMagm 
6, 10,296,  darfst  den  &, HO, 824,  sagstmem  6, 188, 24;  im guunn  et.  80 m.; 
• —  fV  =  r:  maintr  das  5,104,165;  —  in  =  m:  wiltun  nit  6,43,65,  tri7n 
entpfahen  7,16,425,  dim  in  6,  51.30(^  fttm  au/*  7, 143, 49,  wim  etn'eh'ch 
7,146,120,  dim  ich  7,157.388,  habn  im  5, 107, -257,  solin  dem  5,148,328; 
■ —  zu  =  z:  dürf  zes^ev  5,  99.  11,  h  tat  ig  zessen  7,08,241,  nit  ziccgen  5, 135,369, 
morgen  znacht  0,21.231.  7,20,104.  i t  gfreHsen  bj  iOi,b2  mich  zfriden 
7,  98, 353,  leichter  zhcm  ken  5,  lOü,  49,  crewrzer  zton  5, 103, 140.  —  (Jana 
geläufig  sind  die  leichtesten  verschleifull^,'en  von  (d)em  zu  m,  (d)en  zu  n, 
z.  h.  aim  kind  7, 119, 181,  aim  weih  7, 166,  004,  meim  knecht  7,  99, 383,  zum 
iMseiMng  7, 118, 144,  vorm  ttot  7,41, 139,  aufm  weg  7, 135, 290,  ausm  «diem 
7,77,120;  —  pein  pferden  7,90,147,  zun  fleischpendten  7,102,38,  peyn 
/feMpeiiefteii  7,106,68,  wofai  Aob  7,ia$,804,  dtn»  ftorfr  6,61,818,  9bem 
wM  5> 87,84,  Amlem  staiM7,88,284,  ommi  arngm  6»15»27. 


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494 


IIATXB 


§24. 

f)  Epithese  von  -e. 

£m  letztes  mittel  zur  versbildiing  ist  die  anhängung  des 
imorgaaiBclien  -e  an  das  fertige  wort  Grammatische  unter- 
schiede sind  auch  hier  nicht  vorhanden.  £8  ist  gleich- 
giltig,  ob  das  nftchste  wort  mit  vocal  oder  oonsonant  beginnt; 
der  hiatns  spielt  bei  H.  S.  keine  rolle.  Material  Fsp.  58— 8S. 

{dm)  lohe  jehen  6, 109, 60.  7, 16, 435,  {da»)  weite  metn  6, 29, 20,  {im) 
hawu  mem  6, 81, 7.  85, 135,  {das)  jare  hewer  6, 45, 141,  {das)  lamde  odr 
7452»267,  (die)  Miftfe  «owMl  6, 129, 166,  (dde)  uiU  hob  &,i2ß,Bli,  mdenadä 
6,144,214.  6,74,274,  fmde  det  6,107,7,  kereme  gm  8,106,42,  mekie  Am 
7, 61, 71,  pnnrfe  vns  6, 101, 181,  fesdiaide  nUeh  6, 99, 143.  7, 152, 274^  immb* 
herein  6,92,2LL9. 

§25. 

g)  Die  accentverletzung. 

Ks  erübrigt  nocli,  die  handliabung  der  von  den  ang-etUhrien 
argumenten  erwiesenen  accent Verletzung  zu  zeigen.  Ist  es 
richtig^  dass  die  grammatische  kategorie  für  die  metrische 
behandlang  des  wortes  bedeutungslos  ist,  so  s^teht  zu  er- 
warten,  dass  sich  die  accentverletzung  bei  jeder  end- 
Silbe  nnd  an  jeder  stelle  im  verse  zeigt  Ich  lege  die 
beispiele  ans  h.  S.  vor.  Die  zahlen  1. 2.  a.  4  vor  den  dtata 
bedeuten  die  tonstelle  im  verse. 

1)  Das  zweite  glied  eines compositums  mit  anlangs- 
betonung  hat  den  ictus. 

a)  Namen. 

1)  9,224  Cmiüult,  gutu  holtselii/er  ari,  desgL  2,42.  38,1058.  35.  9r»5. 
7, 126.  15, 420;  im  gaasen  14 mal;  —  2)  2, 41  den  doA  Orimkät  wm 
eret,  desgl.  34, 940.  8,79;  im  ganzen  17 mal;  —  3)  2,83  na^  dem  wart  wem 
Crimhüt,  der  earien,  desgl.  2, 86.  86,972.  2,45;  imgaiueD8nal;  —  4)  1,21 
eo  Wärme  am  Sem,  die  hietOrmhät,  desgL  2,89- 1,9. 15,418;  imgaiiBcnlOML 

Ygl.  noch  32,873  von  Prdbant  den  heridgen  hir;  81,660  90  im  dem 
hirMtg  äüi  Frabamdt  {ihaiU),  desgL 81,869. 

ii)  Substantiva  und  adjectiva. 

1)  {2/MO  (lurchleiicfitüier  kihuffpet^meinr  f  r,  desgl.  4,99.  9.  231.  10,2.t3. 
im  ganzen  6  mal;  —  2)  fj,  145  vtid  m't  farlessig,  noch  fairl  xrin,  de&gl.  29,  79P- 
39, 1080.  12,832;  im  gaüzeii  8 mal;  —  3)  9,227  herolt,  ye  itui  f'rati\cfHzi9ur 
mein,  desgl.  19,620.  82, 873.  41, 1182;  im  gaDMn  ISmal;  —  4)  26, 704  fl«r 
mdede  vnd  groier  omocH  desgl.  3, 82.  13,868.  40^1114;  im  gaaiCB  15aaL 


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DIB  SBTTHMIK  DES  HAK8  SACHS. 


495 


y)  Verbalcomposita  mit  der  betonung  xA 

1)  8,219  wil  mich  abton  meinr  (fr oben  weif^,  desgl.  6,154-  19,537. 
29,786;  im  ganzeu  6  mal;  —  2)  11, 305  aU  f'chs  im  lüft  hm  füren  s<ich;  desgl. 
87»lj029.  41,liaa  1183;  im  gaosen  ISmal;  —  4)  6, 160  wk  w6üwirdiese$ 
knedu  abkimen,  ä»gl  16,489.  19,586.  21,592;  im  ganfen  16iDftL 

^  Andere  composita  mit  anf angsbetonung. 

1)  24|668  dreymal  hasiw  prochen  dein  cid,  desgl.  33,919.  86,998. 
87,1017;  im  gaosoi  12mftLi     2)  83, 907  «Im  tdk  mmd  hmnb  n  wümidm. 

f)  rn-,  vr-. 

I  i  24,671  v)\qf^sm  pis  an  virden  tag,  de^jerl.  18,508;  —  2*^  3.  77  rfns 
si*  VHitrt  rnd  lasier  fliehoi,  desgl.  19,534.  27.746;  —  3)  1,23  nuff  em  tjrjiirg 
tmmenüdäich  hoch,  desgl.  15,404.  24,661.  40,1102;  im  ganzen  6  mal;  — 
4)  14,380  dnmb  mein  Crimhili,  las  dein  vnmAetj  desgl.  2,43,59;  — 
3)  34, 935  tdk  habi  nH  m  wsadb  gdh&n. 

Q  Composita  mit  der  betonimg  xx- 

11,284  dem  tkimUer  aUein  sehäwm  t^,  dfi«gi6»16a  22,604.  25,689; 
im  gviBeii  7  mal. 

2)  Eine  ableitangssilbe  hat  den  ictns. 

1)  31,816  HmMt  md  hüi^müet  And  ^  Mftai;  —  2)  20, 558  <lir 
SV  ewigem  hon  vnd  tpat;  —  8)  10, 276  etSMffidh  dir  f08,  hamie^  md  sper; 

—  4)  21,577  darein  gel  ein  etilen  wofUdi  (.Mcft);  —  Aa/l:  41, 1120  (2);  — 
^  31,846  (1).  90,811  (4);  -  ig:  25,684      20,568,2;  im  gusen5mal; 

40,1104  (3);  im  guuen  12mal;  —  Ung:  9,235  (2).  14,878  <4);  —  isch 
10,276  (3);  im  ganzen  2 mal;  —  lieh  2,28  (1);  im  ganzen  7 mal;  12,326 
(2):  im  ganzen  6 mal;  37,1002  (3);  im  ganzen  9 mal;  21,574  (4);  —  Uch- 
kait:  BJM)  (2).  3,  R5(3):  —  snm:  11.2S5  (3):  im  ganzen  4  mal;  —  arhnft: 
41.114U  {2):  im  ganzen  Ii  mal;  —  tum:  11,296  (3;.  41,1129  (4j;  —  ytOich 
4,103  (2).  27,724  (4);  -  herölt  9,227.  85,951  (1). 

3)  Das  erste  glied  eines  yerbalcompositnms  hat 
den  ictas. 

1)  2S!,622  vnd  enisddeiu  vns  des  pirgeB  pforien,  4mfß.  9,226.  %lh 
36,717.  17,460.  24,666;  im  gumen  12mal;  —  2)  26,715  avth  haH  ir  er- 
löst gleicher  weie,  de«gl.  14,395.  28,769.  40,1110;  im  ganzen  8 mal;  — 
3)  12,818  wert  man  ate  /mdk  vnd  geaAnt  finnen,  dMgl.  5, 147.  84,925. 

4)  Eine  flezionssilbe  hat  den  ietna 

•e:  1)  an  erster  stelle:  4,105  aüe  von  adtl  wol  getane  desgl.  13,364. 
28, 769.  81, 857;  —  2)  an  swdtw  iteUe:  9, 241  daa  mne  alle  gfar  sein  gewagt, 
de^gL  18, 5(^;  —  3)  an  dritter  steUe:  4,123  «dr  da«  kAt^Uehe  hoff  haus, 
deagL2^  770.  —  -el:  ^  i(^2ß&  wie  der  ada  ikunUeren  ikw,  deigL41, 1122; 

—  3)  10,267  ihw  mü  anderm  adü  ikmneren,  desgl.  18,  508.  28,766.  — 
'ilti  8)  2|59  «tafvjt^  iMM  imd Aondeft  9Hf»^.  -  *iti  1)2,54  wM» 


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496 


MATER,  DIE  KHYTUMIK  DBS  BANS  SACHS. 


nadi  mir  regieren  sol,  desgl.  5,130.  131.  133.  139.  6,152.  163;  im  guni^i 
29  mal ;  —  2)  5, 133  mser  pfleget  hat  raus  entpoterij  deagL  5, 140-  149.  9, 247. 
12,3ia  821.  16,458;  im  ganrai  Uval;  —  B)  B,eS  die  M  km  midwikr 
petehmom,  deigl.  10,m  14^887.  15,412. 18,604.  60a  21,690;  In  gann 
16mal.  ~  'im:  1)  4>  109 oiufem Mn^  «4n  jfleidk 

—  2)  8, 88  von  dm  ritem  vnd  edUn  dllen,  desgl.  10, 267.  39, 1072.  40, 1098. 
UOa  —  -ers:  3)  %m  da  er  oM  ndtt  amderß  koffhatUn,  deagL  7, 181. 

—  -em:  3)  8,199  sol  ich  nit  von  ffroßem  glück  sagen,  demgl,  18,515  — 
-en:  1)  eben  f/Ieich  aim  luntfarcr  uan<Ierti,  desf^l.  5, 126.  7,178.  10.26t 
13,356.  14, 'W.  22,603;  im  ganzen  23  mal;  —  2)  4,118  m<'>cht  wol  Btke» 
(Irrii  frauiiij  mon,  desgl.  5,138.  8,220.  9,233.        242.  10,250:  im 

42  mal;  —  3>  3,  69  das  elent  vcrsüecJien  vful  paweti,  desgl.  8,203.  213. 
9,239.  10,258.  13,353.  17,485;  im  ganzen  27  mal  -inti  1)  19,518 
idOagens  peger  te&  «iidkl  van  dir.  ^  -intz  1)  11,295  leftenl  aeeki  w  wdA 
mmer  m»,  deagL  12,824;  —  8)  8,78  <Ke  fremibd  lert  piief  imgmt  vmätäm, 
deagL  85,966.  —  -Hi  1)  40,1097  «lni^«l  da»  nir«edU  prM  «ml  Um;  - 
2)  3, 71  vngenietet  vnd  vnerfaren,  deagL  19,688. 25,693. 700.  35,963.  41,1141; 

—  3)  27,  741  das  sUrenj  das  gaiffet  auf  dich,  desgl.  28,758.  —  -es:  3)  25,675 
vnd  gebt  euch  m  dodea  geftr\  —  -itU  2)  ^ttöja,  du  kumeH  «itr  ndü 
vnd  eben. 

Ich  breche  damit  ab.  Die  ai^gabe  dieses  zweiten  teües 
der  imtersachmig  war  es^  211  zeigen,  wie  die  nrandartlidi  an 
weit  verbreiteten  erseheinangen  der  apokope,  Synkope  and 
epitbese  bei  H.  Sachs  sich  nur  nach  der  silbenzahl  der 
yerse  richten,  wie  in  den  gleidien  grammatischen  kategorieii 
verschiedener  gebrauch  herscht  je  nach  dem  bedürfnis,  die  vc  r- 
geschriebene  silbenzahl  zu  erreichen.  Der  grammat  isciie 
wert  der  er8rlieiiuui![ren,  bes.  der  epithe.se.  ist  eine  frasre.  äk 
nur  im  Zusammenhang  mit  den  uh  idun  ersclieinungen  bei 
Zeitgenossen  unseres  dichter«  auf  gimd  seiner  prosa  richtig 
gewürdigt  werden  kann.  Für  unsere  zwecke  war  die  sonder- 
betrachtung  erlaubt  und  durch  die  fülle  des  materials  geboten, 
hoffentlich  nicht  znm  nachteil  der  beweiskraft  der  fttr  die  liier 
vorgetragene  these  angeführten  momente. 

Nicht  alle  fragen  sind  erledigt,  und  manches  konnte  nnr 
gestreift  werden.  Eine  fortsetznng  dieser  stndien,  die  rein* 
technik  des  Hans  Sachs  in  Zusammenhang  mitderseintr 
Zeitgenossen,  wird  seit  längerem  von  mir  vorbereitet  und  kanfi 
hoffentlich  in  nicht  allzu  femer  zeit  erscheinen. 

OÖLN  a.  Ith.  CHR.  AUG.  MAYER. 


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GRAMMATISCHES. 


LII.  Za  der  auf  schleif-  bez.  stosstoniger  ausspräche  der 
endsilben  basierten  aaslauttheorle«  *) 

A. 

Dass  besagte  theone  ^n  h  der  älteren  auslauttheone  gegen- 
über in  gewissen  hinsichten  empfiehlt,  -wird  von  keinem  un- 
befangenen geleugnet  werden:  sie  lässt  sich  für  das  got  glatt 
durchführen  und  erklärt  auch  manche  westgerm.  und  nord. 
eneheiniing  emfiicher  als  die  alte  fassnng.  Andrerseits  aber 
stellen  sich  einer  annähme  der  jttngeren  hypothese^  wenigstens 
in  ihrer  bisherigen  formnlimmg,  auf  westgerm.  und  nord.  ge- 
biete nicht  zn  unterschätzende  hindemisse  in  den  weg,  die 
hier  ein  skeptisches  und  abwartendes  oder  sogar  ein  ablehnen- 
des verhalten  rechtfertigen  dürften.  Eben  diese  anstösse  ver- 
anlassten mich  vor  einigen  jähren  zu  einer  nenen  prüfung  der 
alten  tlieorie,  d.h.  zu  dem  veiMicli,  ohne  die  annähme  von 
einwirkuiig  der  beiderlei  betonuugen  auf  die  entwickelung 
der  endsilben,  den  auslautgesetzeu  beizukommen  (s.  diese  Beitr. 
21, 480 ff.).  Doch  führte  dieser  versuch,  wie  ich  eingestehen 
mnss,  nicht  zn  einer  in  allen  Stücken  befriedigenden  Idfinng 
der  frage.  Und  so  behielt  ich  in  der  folge  die  schwierige 
controverse  fortwährend  im  auge,  bis  es  mir  schliesslich,  wie 
ich  glaube,  gelang,  mit  dem  problem  ins  reine  zn  kommen, 
indem  es  mir  klar  wurde,  dass  die  alte  theorie  als  nicht  zum 
ziele  tuhi  eiid  aufzugeben  und  die  accenthypothese  zu  acceptieren, 


*)  Die  für  den  sachveretÄndigen  leser  meistens  fiberflüssige  besternte 
bezeichnung  der  angesetzten  formen  ir^t  iu  diesem  und  den  folgenden  artikeln 
nterlMMii,  mit  imnaliiiie  einiger  f&Ue,  wo  aner  möglichen  fUioheii  auf- 
fMnmg  des  gesagten  Tonabeiigen  war. 


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498 


VAS  HELTEN 


jedoch  unter  aufstellung  einer  in  mehreren  ijunkten 
von  der  bis  jetzt  vertretenen  fassung  abweichenden 
formulieriiTig. 

Nach  gedachter  fassung  wären  für  die  deutung  der  wesi- 
germ.  und  nord.  endsilben  zwei  k&rzimgsacte  anzunehmen 
ein  älterer,  der  (nach  dem  verklingen  von  -t,  -d,  ß^)  ta. 
der  nmwandlnng  von  voa  +  nasal  in  nasalierten  laat  mi 
vor  der  Wirkung  der  vocalapokope)  einen  zweimorigcn  (=  ge* 
stossenen)  endungslaut,  ausser  vor  -s  und  -m,  zum  einmotigai 
machte,  einen  dreimorigen  (=  geschleifte),  nicht  vor  oder 
--erstehenden  laut  zum  zweimoripren  kürzte-);  und  ein  jüngerer 
act,  der  die  nach  der  ersten  kiirzimg  noch  vorhandenen  zwei- 
morigen  laute  zu  einmorigen,  die  noch  vorhandenen  dreimorigen 
(also  die  nocli  vor  -s  und  die  einstmals  vor  -z  stehenden)  za 
zweimorigen  werden  liess. 

Hiernach  wäre  also  für  die  d.  sg.  praet.  iud.  nach  schwacher 
flexion  (mit  altem  stosstonigen      bez.  -öp^)  oder  für  wm 

eingetretenem  -er,  vgl.  unten  B  zu  7.  8.  10a;  stofistonige 
länge  bezeichne  ich  mit  dem  läogezeichen,  scbleiftonige  nach 
dem  herschenden  gebrauch  mit')  und  die  3. sg.  praet  ofil 
starker  und  schwacher  conjugation  (mit  altem  oder  nacb 
art  von  -u  der  2.  sg.  durch  eiufluss  der  endung  des  praes.  opu 
vgl.  unten  LV,  umgebildetem  -id)  sowie  für  die  bildaugen  ilu 
alteui  -ön  (des  acc.  sg.  der  ö-stamme,  des  nom.  sg.  der  (7w-stänui^, 
der  Lsg,  des  schwachen  praet.  ind.  etc.)  und  -in  (des  nooi.  sg. 
der  itt-stämme)  bei  regelrechter  ent Wickelung  westgenn.  und 
nord.  schwand  des  endungsvocals  zu  erwarten.  Für  die  dem- 
gemäss  regelwidrige  erhaltung  des  vocals  in  der  3.8g,  des 
schwachen  praet  ind.  (westgerm.  -a,  ^e,  an.  -e  bez.  -t)  wäre  bd 
allerdings  zur  not  mit  Streitbeiig  (Urgerm.  gr.  §  21d,3)  ao  die 
mOglichkeit  eines  systemzwangs  zu  denken,  durch  den  der  form 

0  Oder  von  nicht  verschobenai  -d,  •<  (vgl.  Streitberg,  UigeaB.gr. 
§  129, 7;  doch  wird  in  §  219,  B  dieser  gnnuii.  bei.  -«d  fftr  die  aeg.  pnet 
ind.  des  schwachen  verbs  angesetzt). 

Ob  die  (im  ge^:ensiati  Eur  zweigipfligen  =  g'eschleiften  und  nn- 
eripfliccn  =  gestossenen  ausspräche)  durch  keinerlei  tatsaclu'  zu  becnindtE:-* 
uuiialiiiiB  von  drei-  und  2weimoriger  qnantität  aufrecht  zu  Imlten,  oa^ 
indirect  ans  in  diesem  artikel  ausgeführtem  hemigehen. 

s)  lür  orEprüuglich  ftarktoiüge  endvng  spiieht  dai  te  2.if.  («ai^ 
»98,  -M^  -ot). 


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ORAiaiATiaGBBB. 


Ü6  glfiiche  Silbenzahl  garantiert  ward  wie  bei  den  anderen 
lersonen  des  singnlara.  Fttr  das  westgerm.  -t,  -e  bez.  -i  (in 
isidors  und  Notkers  -dii,  4i)  der  8.  Bg,  des  praet  opt  könnte 
Dan  ebenfalls  zur  not  aaskommen  bei  der  annähme  von  dnrch 

lie  uniformität  der  für  die  1.  und  3.sg.  praes.  opt.  verwanten 
.ndungen  veranlasster  aukltn  ing  der  3.  sg.  des  praet.  an  die 
.  sg.  (das  an.  ninmit  InVr  liekanntlich  eine  neutrale  Stellung 
inX  Misslich  abtri-  .stein  es  bei  besa<]fter  tlicdiie  \m  die  deu- 
UDg  der  entsprechungen  von  -ön  und  -in,  nämlich  ahd.  a& 
kltostnfrk.  an.  -a,  ags.  -e,  aMes.  -e')  und  ahd.  -i  (  f),  as. 
lonfrk.  -e,  an.  -e,  -i,  ags.  -e,  afries.  -e,  denn  die  hypothese, 
lass  hier  durch  nasaliemng  enrirkte  quantit&tssteigemng  des 
rocals  vorliege  (s.  Streitberg,  Urgerm.  gr.  §  152, 6,  anm.)»  m.a.  w. 
lass  aus  durdi  den  ersten  kttrznngsact  entstandenen  -a*,  -t* 
gedehnte  -ar,  -i"  hervorgegangen  seien,  woraus  durch  den 
zweiten  kürzungsact  -a,  -i,  befriedigt  gar  wenig:  erstens  ent- 
wehrt die  these,  dass  sich  aus  endungsvocal  \-  nasal  im  germ. 
nasalierter  laut  hätte  entwickeln  müssen,  eines  jeglichen  an- 
lalts;  und  zweitens  kann  die  postulierte  quantitätssteigerung 
aur  gelten  als  eine  annähme  ad  hoc,  die  ausserdem,  angesichts 
les  Schwunds  von  auf  alte  -on,  -in,  zurückgehenden 
endungen,  die  gleichfalls  nicht  begründete  annähme  nOtig 
machen  dfirfte,  dass  der  von  haus  aus  kurze,  nasalierte  laut 
vor  besagter  quantitätssteigerung  seine  nasale  qualit&t  ein- 
gebüsst  hätte.  Dass  femer  auch  die  von  Walde  (Die  germ. 
auslautsgesetze  28)  vorgebrachten  möglichkeiten,  nämlich  deh- 
nnng  von  nasalierter  kürze  mit  verlust  der  nasalierung  zu  -a^ 
-t,  woraus  überlieferte  -a,  -i,  oder  aber  nichtapukopierung  von 
nasaliertem  vocal,  die  bypothese  von  zunächst  aus  -ön,  -in  ent- 
standenen -a«,  -i*  nicht  zu  retten  vermag,  liegt  auf  der  band. 

Auf  grund  von  Notkers  -d  des  nom.  acc  pl  der  substan- 
tivischen  9-stftmme  und  von  (einmal  belegtem)  fridoo  gen.  sg. 
der  Benedict-regel  setzt  Streitberg  (IF.6,145fO  neben  durch 


0  Di«  «jbtos.  auf  (am  -t,  -ä,  etc.)  lurSckgdiaiide  endon^,  die 
in  dflft  jflngoraii  und  jlbigiten  d«nkiiiilem  als  -9,  nur  fOr  die  Btkitringer 
dimlekte  wegoi  dee  unter  bestimmten  Miaguigeii  (igh  einstweilen  Axd 
Kock  im  Ark.  f.  nord.  filol.  19, 251,  anm.)  daneben  erscheinenden  -»  alB  -e« 
zu  fassen  ist,  beieicbne  ich  hier  und  im  folgenden  ducli  die  Überlieferte 
scbreibnag  -e. 


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500 


TAH  HELTBH 


den  jüngeren  kürzungsact  hervorgerufener  entstehang  einmoriger 
aidmigsyocale  ans  zweimorigen  kflrzimg  zu  zweimorigem  laut 
an  Yon  altem,  nnprOnglidi  vor  -«  stehendem  dreimonga 
endimgslaiit  (-ä  ans  -Oer,  -oo  ans  hOU),  Biesen  -tf  und  -co  ateta 
jedoch  gegenflher  ahd.  -o  des  nom.  (acc)  pL  fem.  nach  prononi- 
naler  dedinationO  (ans  -50)  nnd  ahd.  -t  (bei  Notlcer  -e)  is 
nom.  (acc.)  pl.  nnd  dat.  (^»^eri )  gg.  der  t-stämme  (aus  -u  för 
-iiez  bez.  aus  -7  für  -e(i,  vgl.  unten  LVII,  1.  2),  die  zum  zweiiel 
an  der  riclitigkeit  der  beregten  Schlussfolgerung  berechtigen 
und  zu  (lern  gedanken  an  die  ntOglichlceit  auffordern,  dass  für 
diese  -ä  und  -00  eine  andere  fassung  rreltend  zu  machen  st^i, 
zumal  sich  auch  bei  Notker  und  Isidor  für  die  3.  sg.  praet.  opk 
schwacher  conjngation  ein  4  findet,  das  auf  mit  stosston  an- 
zusetzendes  oder  4^  (vgl  oben  s.  408)  znrftckznflUuren  ist 
M.&W.  es  erhebt  sich  hier  die  frage»  ob  nicht  dem  ehemah 
vor  -jr  stehenden,  schleiftonigen  endongsvocal  ebenso  gat  itk 
dem  ehemaJs  im  absoluten  anslaat  od^  yor  -t,  -d,  p,  -n  stelieB* 
den  in  den  ahd.  quellen  als  norm  kürze  entspricht  nnd  fÖr  die 
Quantität  von  Notkers  -ä  ein  anderer  factor  als  der  alte  schleif- 
ton in  anspruch  zu  uelimen  (wegen  des  -oo  von  fridoo  s.  unten 
8.  514). 

Bei  der  bisherigen  fassung  der  acceuttheorie"^)  bleibt  ausser- 
dem eine  wichtige  tatsache  unerklärt,  d.h.  die  im  westgernL 
zu  beobachtende  verschiedene  qualität  der  aus  ursprOnglkk 
monophthongisdien  -d(-)  nnd  -9-  bez.    nnd  *§-  henrorgegnogenca 

')  JelHnek  hält  hier  -o  für  niügrlich  (s.  Zs.  fda.  Anz.  39.  l-tS,  anm.  und  Zi 
f.  ostr.  {^jmn.  für  19ül,  s.  1083),  weil  die  in  den  eudsilben  dopjiels*  hreibuM 
gewährenden  denkmäler  für  besagte  casus  zwar  nie  -ou,  aber  aucJi  nie  -fta 
haben  und  mit  rUcksicht  auf  -a  als  schreibang  für  -ä  auch  -o  als  schreibong 
fflr  -9  denkbar  wltie.  Doch  mOehte  man  hier  die  frage  iteUeat  ok  ndi 
grade  ans  dem  nnutand,  dass  m  diesen  qneUen  (vgl.  Beitr.  1,43S1  2,  tSSt) 
neben  aonatigen  doppelachrdbongen  für  unsere  casnaendnngen  annnahiMliM 
nnd  -a  begegnen ,  auf  kttrze  der  endnngen  fftr  den  nom.  aoc  pL  foL 
zu  scUleeaen;  dass  Notker  -ä  oder  halblanges  -a  sprach,  kann  eben  schww* 
lieh  c\n  Zeugnis  abgeben  für  auch  in  anderen  ahd.  dialekten  noch  nicht  er- 
folgte raflicalf  Kürzung. 

Den  Beitr.  21 , 482  anf  p-mn»!  von  germ.  abfall  von  -i  =  lit.  -J^  4« 
Dom.  gg.  erhobenen  einwand  möchte  ich  jetzt  nicht  mehr  erbeben,  iia«^hd«Hi 
mir  durch  Hirta  bemerkung  (Beitr.  22, 227)  und  eine  eriuutemde  briefll  i* 
mitteilung  LeskienB  der  diarakter  der  stoM-  und  der  sdileiftonigeii  «o^ 
spraiehe  anoh  sohwSchBt  betonter  (sogen,  tonloaer)  voeale  Uar  geiradM. 


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OBAMMATlSCiaS. 


501 


enduDgslaute:  -o  (ahd.  as.  aunfik  ).  -a  (ags.  afries.)  und  -a  (ahd. 
as.  aonfrk.),  -c  (-öc)  (ags.),  -e  (atries.,  vgl.  oben  s.  499,  anm.), 
z.  b.  in  tago,  d<igo,  dt^sa,  daga  gen.  pl.  neben  gebuy  geha,  ^iefe, 
ieve  acc.  gg^  mmga,  kmga,  iunge,  tunge  nom.  sg.;  ahd.  as.  aonfrk. 
-a  des  dat  9g.  masc.  ntr.  sabetantiviacher  und  adjectivischer 
o-stftmme  (ans  Q  neben  as.  -0  der  3. 8g.  des  schwachen  praet 
ind.  (ans  -if);  weiteres  s.  nnten  B  m  7. 8. 10a  nnd  ß. 

B. 

Alle  die  hier  in  bezog  anf  die  westgerm.  entwickelnng 
hervorgehobenen  anstOase  aber  schwinden  bei  der  annähme 

folgender  für  die  accenttheorie  Torznschlagender  fomralierung, 

die  ich,  wenngleich  selbstverständlich  das  ergebnis  von  deduc- 
tiver  musteiimg  der  einschlägigen  fälle,  der  Übersichtlichkeit 
halber  der  begrhndung  meiner  ia^ung  vorausüciiiciien  möchte. 

1.  Kürzung  (primäre  kürzung)  stosstoniger,  von  haus  aas 
im  absoluten  anslant  stehender  l&ngen  (wobei  ^  zn  •«  wird). 

2.  Gleichzeitig  mit  oder  nach  X  larfolgter  abfall  von  -i, 

S.  Qualitative  Schwächung  von  durch  2  In  den  anslant 

getretenem  -ö  (d.  h.  -ö«)  zu  -ä. 

4.  Kach  Vorgang  2  erfolprter  abiali  von  -z. 

5.  Qualitative  bchwäciiuug  von  durch  4  iu  den  auslaut 
getretenem  -ö  (d.  h.  -ü')  zu  -ä  (der  Vorgang  ist  älteren  datums 
als  der  unter  8  verzeichnete). 

6.  Contraeüon  von  kurzdiphthong,  d.  h.  von  altem  oder  aus 
langdiphthong  gekürztem  bez.  von  durch  relativ  junge  con- 
traction  zweier  endaüben  entstandenem,  also:  von  -ot  zn 
von  (nach  IF.  14, 85  £  durch  analogiebildnng  entstandenen) 
•e*t(-)  KU  -e'(-);  von  (auf  -au  fftr  zurttckgehendem)  -oHi  zu 
-ü";  von  (aus  -al  für  -or,  al,  -01  bez.  aus  o'i-  hervorgegangenen 
bez.  nach  IF.  14,  85  ff.  duich  synaeresis  zweier  längen  ent- 
bundeneüj  -e'l{-)  und  zu  -^(-)  und  -''"(-);  von  (auf  -ohm 
zurückgehendem)  -o**«  zu  -ö"  oder  von  o"«^  zu  -ö^-gr;  (die  con- 
traeüon ist  älteren  datums  als  der  unter  8  verzeichnete  Vorgang; 
einen  termlnns  post  quem  zn  fixieren  vermag  ich  nicht  i)). 

I'if  inschriftlichen  Nehalen{n)ia€  bez.  -e,  Bede,  Fiiv.vuli  nif'  (9  Beitr. 
27,  U-i.  i-kj;  weisen  nicht  unbedingt  auf  gem.  -««  oder  -tr**  des  (Ut.  sg.  fem. 
hin,  es  wäre  auch  lat.  -ae,  -e  als  Substitut  lur  -€»i  denkbar. 


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502 


VAE  WBM/m 


7.  Schwund  der  ^eschleifteu  (zweigipfligen)  betoaangy  die 
durch  die  gestossene  (eiDgipflige)  ersetzt  wird. 

8.  Kürzung  (secnndäre  kürzung)  absolut  aaslautemter 
Iftugen,  cLh.  der  ursprünglich  eiiigipfl^sien,  durch  consooaBt- 
apokope  in  deu  anslaut  getreteneu  sowie  der  durch  7  ein- 
gipflig  gewordenen,  yon  haus  aus  absolut  auslautenden  oder 
durch  consonantabfall  oder  consonantabfall  und  yocalsKsbwvBd 
in  den  auslaut  getretenen;  die  kürzung  erfolgte  s])äter  in  neben- 
toniger als  in  scliwachtoniger  endsilbe,  sodass  in  gewissen 
flexionssystemen  einstweilen  formen  mir  trekürzteni  \u\d  nicht 
gekürzt iMu  eiiiliiiiiislant  neben  einander  herliefen,  von  m 
vereinzelten  iällen  durch  ausgleichung  die  mit  langem  endungs- 
yocal  solche  mit  kurzem  verdrängten;  die  fortsetzong  Ton  &m 
dipbthong  entstandenen  -S  (d.  h.  -e",  und  von  ursprüng- 
lieh  monophthongischem  -e  (d.  h.  erscheint  als  -«  (d.  h. 
die  yon  ursprünglich  monophthongischem  -e  (d.  h,  -^*)  hiogegea 
als  -a  (was  auf  eine  bei  noch  zweigipfliger  ausspräche  statt- 
gefundene  qualitative  Schwächung  des  zu  -tf'  hinweist):  sonst 
erleidet  die  alte  qualität  bei  der  kürzung  keine  änderung 
(also  z.  b.  -0''  aus  -ff*  für  -<J%  -a  aus  -ä,  das  nach  3.  5  aus  -v* 
entstand). 

9.  Kürzung:  (tertiäre  kür/nufr)  von  während  des  vorgrang? 
8  vor  nicht  apokopiertem  bez.  durch  neubildung  (vgl.  unten 
LV)  angetretenem  conson.  erhaltener  länge  (zugleich  mit  der 
hier  nicht  zu  erörternden,  nämlichen  reduction  von  durch  Yocal- 
abfall  in  die  ultima  getretener,  ursprünglich  in  der  paeniiltiitt 
stehender  länge).  Aus  gekürzter  laut  erscheint  als 
nicht  als  -a*-  oder  -a*>  (vgl.  unten  s.  514). 

10.  Durch  qualitative  Schwächung  veranlasster  eintritt  rtm 
ags.  -e  (-fp),  vorfries.  -e"  (woraus  historisches  -e,  vgl.  oben  s.  499. 
anm.)  für  (iui  alid.  as.  aonfrk.  anüi  k.  erscheinendes)  -a  (ans  -i 
bez.  -ä',  vgl.  oben  3.  5.  8);  von  ags.  afries.  -a  für  -o  (d.  h.  -v' 
aus  durch  rontraction  entstandenem  bez.  für  -o"  pinu^.  rrt^tenem 
-ö",  vgl.  oben  6.  7.  8;  die  Schwächung  bildet  eine  parallele  zd 
und  fällt  wol  auch  zeitlich  zusammen  mit  der  entstehung  von 
ags.  'OS,  aofries.  -ar  nom.  acc.  pl.  aus  -os,  -ar,  vgl  unten  &  51& 
agSw  'as(t\  -aä,  afries.  -ast,  -a^A  der  2. 3.  sg.  praea  ind.  ans  -0$, 
-0}  mit  ursprünglich  in  der  paennltama  stehendem  yocal,  der 
durch  den  in  9  beregten  process  aus  alter  länge  entstandoi 


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OBAMIfATISCTnSS.  503 

war);  von  ags.  -e  (in  den  ältesten  quellen  nodi  -t,  ygi  Beitr. 
8, 326  ff.),  afries.  ^  fOr  -t  (ans  dnrcli  consonantapokope  in  den 
auslaut  getretenem  bez.  ftir  -r  eingetretenem  -t,  vgl.  oben  7.  8 
und  beachte  die  i^arallele  entwickelung  in  ags.  -es,  -est,  -eth,  -ed 
etc.,  in  den  ältesten  (juellen  -ith,  -id  etc^  afries.  -est,  -eth,  -ed 
etc.  aus  -is,  -ith,  -id  etc.). 

Zu  1*  Belege  aind  die  durch  Utere  oder  jüngere  yocal- 
apokope  (vgl.  nnten  LÜI)  ihrer  endung  yerlnstig  gewordenen 
bez.  die  nnter  bestimmten  bedingungen  mit  -i  und  -u  (bez.  -o) 
erscheinenden  bildungen: 

die  unten  LXIII 7. 12  zu  deutenden  Partikeln  auf  -n  aus  -ne; 

abd.  -in,  -un,  as.  -tu  des  nom.  sg.  der  ft  minina  anf  -enf,  -uni, 
as.     in  ihiwi  nom.  sg.,  ags.  sü>b,  gierd,  i^oii^' 
altem  -i  (wegen  dieser  auch  für  die  kuizsübigen  formen  an- 
zusetzenden endung  vgl.  Beitr.  21, 474); 

die  anf  Prototypen  mit  -ö  zurückgehenden  formmi  ohne  -ti 
bez.  mit  -«  (-o)  für  den  instr.  sg.  masc.  utr.  des  o- Substantivs 
und  der  pronoiiiirialen  flexion  (ahd.  as.  -u,  -o,  aonfrk.  -u  in  thin, 
so^^^e  -o»),  afries.  thm,  thio,  dio^);  für  den  nom.  acc.  pl.  ntr.  der 
c»-decliuation  fahd.  beim  subst.  und  beim  praedicativ  verwanten 
adj.,  as.  aonfrk.^)  ags.  afries.^))  und  des  schwachen  neutrums 
(abd.  as.  -nn,  -on,  aonfrk.  -ö*«*),  aofnes.  -<m*)  aus  -mö,  vgl.  unten 
8.508);  für  den  nom.8g.  des  ^Substantivs  (aga  ahd.  as.  aofnes.*)) 
und  des  /i^adjectiys  (ahd.  as.  aonfrk.*)  ags.  aofriea^);  für  den 
dat  sg.  des  {^Substantivs  (ahd.  as.  aonfrL^)  und  den  hiemach 
umgebildeten  dat.  sg.  fem.  pronominaler  flexion  (ahd.  as.  -ru,  -ro, 
aonfrk.  -ro^)  mit  altem  -ö  oder  mit  -u  für  den  ultimavocal  von 
den  ags.  -re,  afries.  -re  zu  gründe  liegendem,  für  -ziai  stehen- 
dem 'ZäJ  oder  von  einer  de'^sen  fui  Lst;izuiigeiij;  für  den  dat.  sg. 
masc.  ntr.  pronominaler  tiexiou  (ahd.  imu,  -emu  etc,  as.  imu,  -emu, 


5?  AUostnfrk.  gr.  §  86.  75;. 
*)  S.  V.  Richth.'s  glosa.  1070  b  und  Aofries.  gr.  §  347. 

>)  Aonfrk.  gj.  §  56>'.  85,^. 

•)  Aof]  ies.  gl.  §  156. 157.  233  y  und  (?)  216.  anm.;  wegen  des  wfries.  be- 
achte die  iioiii.  acc.  pl.  di^r,  potui,  riücht  etc. 
»)  Aonfr.  gr.  §  69.  Aofries.  gr.  §  192 
•)  Atmfrk.  gr.  §  75«.  Aofries.  gr.  §  167. 20a 
0  Aonfrk.  gr.  §59/. 
^  Aoiifrk.gr.  §759.  85^* 


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504 


Yäm  HELTDr 


•Mmi-  eU^  aoDfrk.  tmo,  Umia?^)  ond     ikem,  tm,  -um,  -m,-m, 
-0%  aonfrlL -o^Oi  yiTl*  Beitr.  17, 206.  21,462  ond  IF.  14,62); 
fttr  die  1.8g.  praes.  Ind.  (ahl  a&  ags.^));  sowie  die  ak 
noDL  aee.  dual  la  ftamideD 

Die  ausnähme  ahd.  a.s.  aonfrk.*)  -o,  ag^.  aüfries.*)-ate 
iiup.  sg.  2.  schwacher  cuiijiigation  aus  -ö  begreift  sich  als  dw 
folge  von  .\v^teinz\vaiig,  d.h.  erhaltuug  des  m.  al.-^  während  de 
ersten  kürzimg  und  der  qualitativen  schwäciiuDg  von  mg^' 
ligem     zu  «d. 

Zu  2  nd  8.  Die  yerachiedene  behandlmigr  eineraeits 

von  haus  aus  auslautenden  -ö,  andrerseits  des  ursprünglich  for 
P  oder  d  (vgl.  unten  s.  512,  auni.)  stehenden  oder  für  t  a» 
-ep  eiiur^^iretenen  und  des  vor  n  stellenden  o  (apokopien^- 
oder  erhalienes  -u  aus  ersterem  endungsiaut;  erhalirut» 
der  ahd.  as.  aonfik.  8.  sg.  des  schwachen  praet.  ind.  aas  -il 
oder  -0  und  die  zahlreichen,  ebenfalls  niclit  TerklmigeDeD  -i 
ans  -(fH,  y£:L  unten  zu  7. 8. 10a;  aite  bildongen  mit  gab  ^ 
nicht)  steht  offent)ar  in  Zusammenhang  mit  der  einatmaliga 
versdiiedenen  stellnng  des  endungsvocalB.  Die  annähme  tw 
vor  der  kftrznng  des  absolut  anslantenden  vocals  erfdgter 
p'  und  ^-apokoi>e  bez.  nat^alierung  sowie  von  uai  h  solcte 
ktii*zuug  (neben  regelrecht  entwickeltem,  auf  -ö  zuriu  kuebf'ii* 
dem  -ff)  durch  systemzwang  erhaltenem  -a  (aus  -öp  odrv  au^  -^ 
für  -c)  bez.  von  duich  vermittelnde  dehnung  oder  niclitii^iii> 
pierung  nasalierter  kürze  nicht  geschwundenem  -a  (ans  -^i 


»)  Aoufrk.  j^r.  §  26(5.        ■)  Aoiifrk.  gr.  §  7öA 

*)  Daa  für  und  ueben  -m,  -o  erscheinende  ags.  -e  wird  Ton  Slenn 
(Gramm.  §  35." )  wh  eiitlr Innintr  aus  dem  opt.  gi^dentet:  doch  ist  hier  m 
einfaehe  entlehnuDg  kaum  zu  üeiiken,  sondern  vielmehr  folfft'ndpr  vorgMg 
ins  an^t  EU  fassen:  durch  regebrechte  entwickeluüjür,  d.h.  apukupt  d»  *' 
nach  langer  siJbe  und  schwÄchnng  von  -i  zn  -f  bez.  austuU  von  j  (im  *j\>^ 
fielen  in  den  kurzaübigen  verba  (mit  vor  altem  4  gemilderter  consoiMW^ 
die  endungen  dei  Ind.  und  opt  zusammen;  nach  fremme  1.  sg.  praeflb  iai 
md  opt  aber  entitanden  indieaUviiehe  fice,  Mufe  etc.  für  $ieit  (au  iM 
bmdi$  etc.  0le  entstehmig  afrieBiBcher  -e  besagter  peiaon  bt  nicht  sa  tf* 
mittahi:  belege  fttr  die  Leg. pnet. ind.  begegnen  nar  in  den  jangeraava^ 
jflngaten  texten,  wo  <^  (vgl.  oben  e.  499^  anm.)  aowol  alim  hi  all  alten 
(d.h.  entqnitokt 

Wegen  aonfrk.  -on  der  1.  «g.  piaea.  ind.  für  -0  TgL  Gtanm.  §  9ia, 

«)  Aonfrk.  gr.  §  106.  AoMea.  gr.  8  801*. 


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OBAMllATIflCm. 


SOS 


empfiehlt  sich  nicht  (s.  oben  A).  Es  können  demnach  die  ent- 
wickelang von  -II  nnd  die  entstehnng  von  -a  nicht  als  gleich- 
zeittge  eischeinnngen  gelten.  Ansgeschlossen  ist  selbstverständ- 
lich die  annähme  yon  nach  der  entstehnng  des  -u  vor  oder 

nach  der  consonantapokope  aus  eyentnellen  -öp,  -öd  und  aus 
-ön  hervorgegangenen  -op,  -oöy  -on  oder  -o  bez.  von  aus  -ö 
für  -e  (aus  -efi)  entstAndeuem  -o.  denn  im  einen  wie  im  andern 
fall  liätte  der  mit  ursprünglich  kiiizem  -o-  bez.  -o  der  eudung 
zusammengefallene  vocal  durch  die  Wirkung  der  zweiten  vocal- 
apokope  schwinden  müssen  (vgl.  unten  LIÜ,  2).  An  ent- 
stehnng von  -ap,  -än  wäre  hier  ebenso  wenig  zu  denken,  da 
erfahmngsgemäss  anf  langen  endnngsyocal  die  anslantende 
consonanz  qualitativ  conseryierend  einwirkte:  man  beachte 
got.  -iss  der  2.  sg.  praet  ind.  schwacher  conjngation  mit  altem 
stosston  gegenüber  den  -a  dieses  dialekts  ans  von  jeher  an»* 
lautendem  und  ans  dnrch  consonantapokope  in  den  auslaut 
getretenem  -ö  sowie  Notkers  -äy^  der  2.  person  gegenüber  -en, 
-et,  -ent,  -es  aus  -an,  -in,  -un,  -at,  -it,  -ant,  -az  und  vel.  auch 
das  unten  s.  512  nher  die  beliandluiig  von  -ön  und  -ü  Vteme]  kte. 
Es  bleibt  mithin  nur  die  müglichkeit  von  nach  entstehnng  des 
H»  und  (hiermit  gleichzeitiger  oder  derselben  nachfolgender) 
consonantapokope  quantitativ  erhalten  gebliebenem  endnngs- 
Yocal,  ans  dem  weiterhin  dnrch  qualitative  Schwächung  über 
"ü^  historischem  -a  zu  gründe  liegendes  hervoigehen  konnte. 
Dass  aber  dieses  oder  doch  ein  ihm  qualitativ  sehr  nahe 
liegender  laut  zu  anfang  der  zeit  der  beeinflnssung  des  west- 
germ.  Sprachschatzes  durch  das  Vulgärlatein  bereits  in  schwang 
war,  ergibt  sich  aus  der  nahezu  constanten  aiünahuic  von  lat. 
a-nonüna  in  die  westjjenn.  fem.  starke  oder  schwache  flexion 
(vgl.  P>anz.  Die  laieiu.-röni.  elemente  im  ahd.  s.  üU  und  Po- 
gatscher,  QF.  64,  157,  ff.):  ähnlichkeit  der  lat.  -a  und  -am 
(d.  h.  -a  -h  schwach  articuliertem  nasal)  mit  westgerm.  des 
aec  sg.  femininer  starker  und  des  nom.  sg.  femininer  schwacher 
dedination. 

Für  die  Verschiedenheit  der  klangbrbe  von  auf  altes  -9 
und  von  auf  alte  -op  (bez.  -er  far  aus  -ep)^  -öd,  -m  zurftck- 
gehenden  endungslauten  ist  natürlich  der  kllrzung  voran- 
gegangene verdumpfung  von  altem  -ö  (d.  h.  wol  -ö")  zu  -tJ"  oder 
-a  verantwortlicli  zu  machen. 

li«arage  xux  geschidile  der  deuuchea  sprach«.  XXVUJL  SS 


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506 


Ans  der  einstweiligen  qnantitatiyen  erhaltnng  von  ^enab 
vor  consonant  stehendem  endungslaut  ist  die  nftmliche  be- 
bandlung  zn  entnehmen  von  historischen  4,  -e  am  gründe  liegcs- 

den  -i  (aus  in,  -ij)  bez.  -lö?  vgfl.  oben  s.  498),  -c  (aus  -cß),  Aibser- 
dem  beachte  man  die  unten  (s.  509  f.)  zu  besprechende,  teil- 
weise erhaltung  von  auf  -in,  -tp  oder  -iä  zuiückgehenden  i 
bis  in  die  historische  pei  iode. 

Die  für  das  verklingen  von  -j>,  -ä,  n  zu  erschliessende  diro- 
nologie  ist  auch  für  den  abfall  von  -t  (nicht  aber  von  vgl 
unten  zu  4  und  5)  anzusetzen.  Ans  der  tatsacbe,  dass  dieie 
consonantapokope  frflhestens  zur  zeit  der  kfirzung  v(»i  vr- 
sprfinglich  absolut  auslautender  Iftnge,  somit  sicher  erst 
entstehung  der  germanischen  anfangsbetonung,  stattgefondeiL 
ergibt  sich,  dass  -p,  -6  (nicht  deren  prototyp  -0  abgefaU« 
sind.  Ein  zeug:nis  für  durch  apokope  geschwundenes  -t  (aus  -ii 
gewährt  das  aslov.  lehnwort  hxiky  'buchstabe',  *bnche\  insofen 
es  auf  westgerm.  hvhö''  oder  hlikü  hinweist  (vgl.  weg-en  dtr 
starken  form  got.  höht)  mit  aus  media  verschobener  t^^iiiit- 
und  noch  nicht  geküi'zter,  ursprimglich  absolut  aoslaate&der 
nominativendung. 

Fflr  die  annähme  von  der  n- apokope  vorangegangener 
nasalierung  des  endungsvocals  fehlte  wie  schon  oben  in  A 
merkt  wurde,  jeglicher  anhält  Es  spricht  dagegen  viehndir 
die  erwägung:  erstens  dass  aus  dem  ttbergang  von  indop. 
in  -n  (durch  aufhebung  des  mundcanalverschlusses  verantetel 
Schwächung  der  articulierung  dieses  nasalconsonanten  zu  fol- 
gern ist  (die  articulierung  bestand  nur  noch  in  der  erweite- 
rung  der  Öffnung  des  nasencanals);  zweitens  dass  aus  dieser 
reducierung  des  labiallautes  ähnliche  reducierung  l]t^^  dfOtil- 
nasals  zu  folgern  (also  auch  hier  durch  aufhebung  ses  ver- 
schlusses auf  die  vorstülpung  des  velums  beschränkte  energi« 
der  mondcanalorgane);  drittens  dass  nicht  einzusehen  ist.  we^ 
halb  dem  mit  so  schwacher  energie  gesprochenen  nasaUut 
eine  zähere  natur  beizumessen  wäre  als  den  mit  mondcantl- 
verschluss  bez.  bildung  von  reibungsiVfinung  plus  hebung  dtf 
gaumensegels  gesprochenen  4,  -p,  -ö. 

Zn  4  und  5.  Da  aus  dem  unten  LIII,  1  für  die  chroDi^ 
lop^P  von  nach  kurzem  vocal  erfol^^ter  consonauuipukupe  tr- 
Uiitieiien  (-£r  verklingt  später  als  -P,  -Ö,  -n)  auch  für  den 


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GHAMUÄTISCHES. 


507 


TOD  conson.  nach  laugem  laut  auf  die  -p  etc.  fiberdauemdes  -8  zu 
schliessen  ist,  ist  für  die  auf  -öz  (d.  h.  -ff'z)  zor&ckfifelienden  -ff«, 

-Ä  jüngere  entstehung  geltend  zu  machen  als  für  die  -a 
etc.  aus  -ö»,  -öp,  -öÖ  (zur  annähme  der  priorität  von  -ff"  aus 
'ö'js  nötigt  das  oben  über  die  qualitativ  conservierende  irkimg 
von  folgendem  conson.  bemerkte).  Dass  auch  dieser  eiidungs- 
Yocal  sich  zunächst  als  -ä  behauptete  und  zur  zeit  der  zweiten 
Yocalapokope  (vgl  unten  LIU,  2)  Doch  keine  kürzuug  erlitten 
hatte,  ergibt  sich  sowol  aus  der  nichtapokope  der  endung 
(wegen  der  belege  unten  s.  508. 518),  als  aus  der  in  Notkers 
Sprache  geltenden  endung  -a  des  nom.  acc  pL  der  ff-substantive 
(s.  unten  zu  7. 8. 10a  am  schlnss). 

Zu  6.  Zusammenfall  alter  lang-  und  kurzdiphthuiige  in 
toige  von  uralter  kiirznng  ersterer  ist  zu  erschliessen  aus  der 
uniformitst  der  historischen  fortfietzuugeii  beider  kategorien 
(s.  unten  zu  7. 8. 10  a.  ß). 

Zn  7.  8*  10«  a,  Fortsetzungen  Yon  durch  consonantapokope 
in  den  absoluten  auslaut  getretenen  bez.  durch  contraetion  eines 
im  absoluten  auslaut  stehenden  diphth.  entstandenen,  ursprüng- 
lich stosstonigen  längen: 

ahd.  as.  aonfrkJ)  -a,  ags.  -e,  afiies.  -e  der  Lsg.  des  schwachen 
praet.  ind.  aus  -on  (im  Mon.  neben  -a  begegnendes  -e,  S.Schlüters 
Untersuch,  s.  194,  stammt  aus  der  3.  person,  vgl.  unten  zu  as.  -e) 
—  as.  aoufi'k.  -a  des  i)ronominalen  acc.  sg.  masc.  (vgl.  as.  -ana,  -na, 
aonfrk.  ihana^)),  ags.  -e,  afriea.  -e  (in  -ene,  -ne)  und  aofiies.  -e 
des  pronominalen  nom.  acc.  i^.  ntr.  (in  hwete^))  aus  -ön  (vgL 
IF.  14, 82)  —  ahd.  ihha  mit  a  aus  -m  (vgl  iy^v*);  das  «  für  e 
durch  anlehnung  an  die  enklitische  form  mit  unursprflnglichem 
i  vor  h,  ygl.  das  zuvor  citierte  aofries.  hweU  mit  e  durch  an- 
lehnung an  hwet)  —  ahd.  as.  aonfrk.^)  -a,  ags.  -e,  afries.  -e  des 
acc.  sg.  der  ö-stämme,  des  nom.  sg.  der  schwachen  feminina  und 
des  nom.  acc.  sg.  der  schwachen  neutrci  ans  -un  (das  in  den 
zwei  letztgenannten  casus  für  altes,  indog.  -f^  entsprechendes 

1)  Aoiiirk.  gr.  §  iOO«.  101  ß, 
*)  Aoiiirk.gr.  §88. 

«)  Aofries.  gr.  §  252. 

*)  Beachte  hioo^egen  nm.  -ha  (in  hOUkOf  hait^ja  etc.,  8.  Noieen,  Aiil. 
gr.  §  394,  anm.  2)  mit  -a  aiiü  -on  (=  -am  in  aiud.  aham), 
•)  Aonlrk.  gr.  §  ö9d.  75^.  83.  88.  59a.  69. 

88* 

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50B 


VAH  HBLTBH 


-tin  eintrat  durch  einwirkang  des  nam.acc.pL  anf  -mtö,  ik 
avestisdiem  -qn  entspredieiides  -ifn  mit  aus  der  Tocaliscba 
declination  entlehntem  -0  —  das  -a  von  ahd.  tviüa  L  qg^.  isi 
(vgl.  Beitr.  4, 380,  wo  auch  eine  nebenform  mit  -e  ans  <^  hff> 

vorgehoben  wird)  und  vielleicht  das  -e  von  ags.  aofriee.  wSk 
aus  -ön  (vgl.  unten  LX;  für  die  ags.  aofries.  form  wäre  indessen 
im  hinblick  auf  das  -e  der  1.  sg.  praes.  ind.  nurnialer  fleiion 
auch  dui'ch  analogiebildung  für  -u  aus  -lu  eingetretenes  -c  denk- 
bar) —  die  endung  von  ahd.  wela,  uola,  wala,  as.  tcela  ^den 
lat.  palam,  perperam  zu  vergleichendem  fem.  instrimi^  vgl 
wegen  deä  fem.  genus  ahd.  tooia  acc.  pL  fem.)  aus  -ön  (für  -Om, 
beachte  lit.  rankä  mit  -ä  aus  -üm  nach  Brugmanns  Gnmdr. 
2, 630  i)  —  ahd.  as.  aonirk.«)  -a,  ags.  -e,  afries.  -e  des  gen.  ß^. 
der  ^-substantiva  und  der  fem.  starken  adjectivischen  declinatioi 
(in  -ero»  -ere,  -re  eta)  aus  durdi  analogiebildung  fOr  an- 
getretenem 'ifB  (vgl.  unten  s.  518)  —  ahd.  as.  aonfrk.*)  -a,  ags.-< 
(vgl.  Sievers,  Gr.  §  252,  anm.3)  des  noni.  acc,  pl.  der  ö-substautivi 
und  as.  aoiili  k.-)  -a  des  nom.  acc.  pl.  der  fem.  starken  adja^- 
livischen  declination  aus  -öz  des  acc.  (s.  unten  s.  509;  wegen  aii 
aonfrk.  -a  des  noni.  acc.  pl.masc.  vgl.  unten  LVI)  —  ahd.  annfrk.'j 
(nicht  mit  -c  wechselndes)  -a  der  3.sg.  des  schwachen  praet 
ind.  ans  -op  oder  -ö  (durch  das^  eindringen  von  -ö-  oder  -ö  der 
1.  in  die  anderen  singularsuffixe  für  altes  -ep  oder  -e  eingetreteoer 
neubüdnng;  vgL  auch  ahd.  'Cs,  -(^si,  as.  aonfrk.  -os  der  2.%. 
aus  -00  fttr  und  beachte  weiterhin  das  gleich  nuten  ftber 
as.  -e,  -a  der  8.  sg.  zu  bemerkende); 

as.  -e  der  3.  sg.  des  schwachen  praet.  ind.  (woneben  -a.  s. 
S^lllllt^^r  in  dessen  Untersuch,  s.  195  f.  tmd  in  der  T.aut-  und 
tormeuiehre  der  alte^enn.dialekte  s.478  sowie  Holthau.NtüsGi-amiiL 
§  413)  aus  -ej*  (im  Mou.  und  in  den  Oxf.  Vergilgll.  neben  im 
Mon.  constant  begegnendem  und  auf  altes  -es  hinweisendem  -ts 


0  Aonfrk.  gr.  §  60}^.  Ihn- 

Aonfrk.  gr.  §  596.  75«. 
»)  Aonfrk.  gr.  §  100  o.  107^. 

*)  Anf  nrspriinoflirhe  -?>«,  -pp  (Ips  sg.  weisen  an.  -n,  -er  (-ir),  ■«(•«X 
urii.  -5  der  1.,  -c  der  3.  hin  (vgl.  auch  Streitberg,  Urgerui.  gr.  jj  219>.  Dwi 
der  neue  vocal  als  liiiiL^e  in  die  ;{.  eingedrungen,  ergibt  gich  au^  ahd.  -fo. 
-Ost;  ob  aber  die  iieubilduug  vor  oder  nach  der  consonantapokope  sUC- 
gefunden,  ist  nicht  zn  entscheiden. 


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OBAHHATIfiCBBS. 


509 


der  2.  sg.  überwiegendes  -c  neben  -o,  das  hier  offenbar  ans  der 
1.  sg.  herrtthrt,  wie  [vgl  oben  zu  -a  ans  -Gn]  im  Mon.  neben 
regelrechtem  -a  der  1.  sg.  stehendes  -e  ans  der  3.  stammt;  Gött 
und  Tat  haben  neben  -os  der  2.  sg.  fOr  die  3.  normales, 
dem  ahd.  aonfrk.  -a  entsprechendes  -a,  hiemeben  aber  seltneres 
•e  als  residuum  der  ursprünglichen  suffixform;  ans  den  kleineren 
dt  ukmälern  ist  nur  ein  -a  3. sg.  zu  belegen*))  —  ags. -e,  afries.  -e 
der  nämlichen  person  (beachte  ags.  -rs,  -est  der  2.  sg^  wonach 
auch  für  das  vorfiies.  wol  -es  anzusetzen); 

ahd.  as.  -t,  aonfrk.  -t'^),  ags.  -e,  afries.  -e  der  3.  sg.  des 
starken  praet.  opt.  und  die  endung  der  3.  sg.  ahd.  as.  u  iU,  ags. 
wile,  aoMe&  tcüi,  weh  aus  -i^  oder  (vgl,  oben  s.  498)  -iö  (wegen 
der  endung  für  die  3.  sg.  praei  opt  nach  schwacher  conjugation 
8.  weiter  unten)  —  das  sufflx  von  ahd.  as.  mli  2.  pers.,  ahd.  euri 
sowie  ahd.  as.  -t,  aonfrk.  -i*^)^  ags.  der  2.  sg.  praet.  Ind.  und 
ags.  afries.  *-e^)  der  2.  sg.  praet.  opt.  aus  -u  (s.  unten  LV 
und  LTX); 

-c  der  Partikeln  ahd.  Uzze,  üf(f)e,  fonp.  as.  üte  aus  -ai  (s. 
unten  LXIII,  1)  —  der  endungsvocal  von  ags.  hätte  (^^  got. 
VuUtada  mit  -a  aus  -ai,  vgl.  Streitberg,  Urg.  gr.  §  152  B  4  a) 
—  -e  des  ahd.  imp.  sg.  der  3.  schwachen  klasse  und  in  as. 
habe  aus       (vgl  IF.  14, 87); 

-0  inahd.a8.aM,  ags.6o%toy  afries.  ocftto  aus -nie  (für -du). 

Für  zwei  vereinzeile  lalle  ist  hemmung  der  kürzung  zu 
e4)nstatieren:  für  Notkers  -ä  des  nom.  ac^.  pl.  der  ö-substantive 
(die  Beiiedictiuerregel  gewährt  hier  hekauntlich  keine  doppel- 
J^chreibung)  aus  -o::  des  acc.  (  -  lit.  auf  -Os  hinweisendem  -äs 
des  acc.  pl.,  vgl.  Sievers.  Beitr.  17, 274,  anm.  2  und  beachte  das 
unten  LVI  zu  erörternde),  sowie  für  Notkers  und  Isidors  (s. 
Beitr.  2^  139)  •i,  der  3.  sg.  praet  opt  schwacher  flexion  aus 
-ij  oder  (ygi  oben  s.498)  -i^.  Mit  rflcksicht  auf  die  yerschiedene 
betonung  der  endsOboi  der  einschlägigen  flexionsformen  sind 


*)  NSmUch  Greg.  gU.  (Wadit  65, 20).  Am  He  $emUe  (oder  smdti)  fit 
(su  «Hinis  oero  exerdtibiu')  Greg.  gll.  (W.63, 17  f.;  und  teimde  (m,  'com 
. . .  iiigg«reret*)  Lamqir.  gU.  (W.  STi  11)  ist  nicht  ohne  weitem  anf  einea 
i&d.  ftof  -e  m  BchlieBBen. 

>)  Aonfi*.  gr.  §  98. 

•)  Aonfrk.  gr.  §  97  er. 

«)  Aofriet.  gr.  §  283.  287.  W. 


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510 


VAM  HELTEN 


für  eine  gewisse  periode  hrei-  oder  hrainUiiä,  sundia  oder  -f'i 
etc.  neben  fräga,  lugma  etc.,  höridl  oder  -ii,  hangidi  oder  -/* 
etc.  neben  hrohti,  nartdi  oder  -tiy  korödi  oder  -fi  etc.  anziisetz*:n. 
Dass  hier  aber  nicht  der  norm  gemäss  auch  in  der  neben- 
tonigen Silbe  in  der  folge  kurzong  eingetreten,  im  gegeiitäl 
sogar  die  länge  in  die  schwach  betonte  endsilbe  eindrang, 
begreift  sich  beim  subst  als  die  folge  der  neigiing,  die  plimi- 
büdongen  für  den  nom.  acc.  formell  von  den  für  den  nom.  acc 
Bg,  yerwanten  zu  unterBcheiden,  beim  verb  als  das  lesoltat 
der  beeinflnssimg  des  betreffenden  endyocals  durch  das  der 
anderen  bildungen  für  den  opt.  praet. »)  (hingegen  im  ind.  -*» 
der  1.  3.  sg-.,  nicht  -tä,  indem  hier  ein  ähnlich  ein"wirkcuder 
factor  fehlte).  Ob  anderen  ahd.  sowie  as.  mnndarten  solcle 
-ä  und  -ti,  -dl  ebenfalls  oder  nicht  zukamen,  ist  nur  ansnahni>- 
weise  zu  entscheiden:  zu  gunsten  dialektischer  erhaltung  der 
langen  oder  halblangen  quantität  im  as.  nom.  acc  pL  Um. 
spricht  das  fehlen  im  Hon.  von  -e  für  -a  des  nom.  acc  pL 
(mit  ansnabme  des  einmaligen»  wol  als  Schreibfehler  zu  tosen- 
den helUe)  gegenüber  nicht  grade  seltenen  -e  neben  -a  des 
nom.  nnd  acc.  sg.  (s.  Schlüter,  Untersnch.  s.  196—202;  doch  gdn 
kürze  der  plnralendnng  hervor  ans  -e  der  Lamspr.  und  OxL 
gll.,  Wadst.  67, 5.  110, 5.  6.  34.  112,22  etc.);  hingegen  weist  das 
in  der  Benedictinerregel  erscheinende  -a  (nicht  -aa,  vgl.  Beitr. 
1,  484)  auf  kurze  endung^  des  nom.  acc.  pl.  fem.  hin  (v^l.  nixh 
(>ben  s.  500,  auiii.  1);  as.  kürze  des  siit'fixes  fur  die  3.  s^.  dt* 
schwachen  }*raet.  opt.  ist  wahrscheinlich  wegen  yldorsie 
Schlüter  in  Dieters  Laut-  und  formenlehre  s.478;  vgL  aach 
aonfrk.  -de,  -di,  -ti  Gramm.  §  101  107/). 

Wegen  des  durch  -I,  -n  belegten  -i  des  nom.  sg.  schwacher 
dedination  aas  -ff»  (das  mit  rücksicht  anl  ddii  Miro^  elc 
sowie  nach  -(fn  des  nom.  sg.  fem.  schwacher  flenon,  a.  obs 
s.  507,  mit  stosston  anzusetzen  ist)  beachte  Beitr.  2, 187. 
12, 380  ff.;  as.  erscheint  -t  (einmal  -<?  nach  Schlüter  in  Dieters 
Laut-  und  formenlehre  s.  702),  aunfrk.  -t'  (Gramm.  §  60), 

Angesichts  der  nichtapokopieruug  von  auf  gedeckte  lange 

*)  Da«  indessen  fttr  die  flberlieferte  periode  die  «1^  -«i  als  benkfc- 
nnngen  von  helblangem  Toe.  (nicht  TOn  inteeter  liage)  la  gelten  hita. 

durfte  sich  ergeben  9JIS  der  sp&rlichea  Terwendung  des  ciiaunflexoi  ki. 
der  doppeliclimbong  (vgl.  Beitr.  2^  187. 188). 


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511 


znr&ckgehendem  endungslaut  ist  fttr  ahd.  swigar,  -er  socrns  und 

9S[A,qu\rn,  ^^^.cweom  (aind.Anij^,  aslov.Mny)  die  annabme 
von  vor  der  kürzung  des  langen,  ehemals  gedeckten  vocals 
und  vor  der  n-ai^okope  erfolgtem,  durch  die  isolierte  Stellung 
der  beiden  «-stänime  vei  aulassteni  übertritt  in  die  w-declination 
geboten.  [Die  annähme  von  durch  znsammenfall  des  acc. 
swigi'v  (oder  -u)  mit  sutift  (oder  -u)  veranlasstem  metaplasmus 
(IF.5,d81)  ist  unstatthaft:  solcher  zusammenfall  hättf^.  mdem 
die  kürzung  einstmals  gedeckter  länge  nach  oder  frühestens 
gleichzeitig  mit  der  zweiten  (n.  a.  das  -u  tilgenden)  vocal- 
apokope  stattfand  (s,  unten  Lin,  3),  eintritt  yon  swigru  in  die 
flezion  von  sunu  zur  folge  haben  müssen.  Die  lat  übersied- 
long  der  n-stämme  in  die  ti-declination  ist  nicht  mit  der  gem. 
in  eine  linie  zu  stellen,  weil  eben  die  im  lat.  tatigen  factoren 
(s.  Brugmanns  Gruudr.  2, 534)  nicht  für  das  gerni.  geltend  zu 
machen  sind.] 

ß.  Fortsetzungen  der  von  jeher  absolut  auslautenden,  der 
durch  oonsonantapokope  oder  consonantabfail  and  vocaischwond 
in  den  anslant  getretenen  und  der  dorch  contracüon  von  ans* 
lautendem  dipbthong  entstandenen,  ursprünglich  schleif- 
tonigen  längen: 

ahd.  as.  aonfrk.  altwestnfrk.  -t,  ags.  -e  (-/),  afries.  -e  des 
loc.-dat.  sg.  (Beitr.  14, 121.  15,487.  26,559.  27,152.  8, 324  ff. 
Aofries.  gr.  §  152.  anm.)  aus  -»  (vgl.  Streitberg,  ürgerm.  gr. 
§  138.  152  A  6)  —  die  nämliche  in  den  partikeln  aofries.  hwende 
etc..  ahd.  wenni,  ags.  htvrrnm  etc.  erscheinende  endung  (s.  unten 
LXIII,  11)  —  ahd.  ns  aonfrk.  -t*  (s.  Gramm.  §  93)  des  irap.  sg. 
der  langsilber  aus  -%  (für  -t|f  aus  -6|t,  vgl.  got.  döniei)  —  ahd. 
as.  -t,  aonfrk.  -t'^,  ags.  -e  (-i)»  A^nes.  des  dat.  (und  gen.)  sg. 
nom.  (acc)  pl.  der  t*declination  ans  (für  -f|f  ans  -<»if)  bez»  -U 
(ans  -tfM  fttr  -i^)  (vgl.  unten  LVn,  1. 2); 

ahd.  (auch  amfrk.)  as.  aonfrk.  -a  des  dat.  sg.  masc  ntr. 
substantivischer  bez.  adjectivischer  o- Stämme  (Beitr.  14, 109. 
21,488.  Aonfi  k.  gr.  §  75  c).  Altsüdmfrk.  gr.  §  61/)  aus  ablativ- 
sulÜJi^  -M  (schleif ton,  wie  in  -öt,  vgl.  unten;  wegen  der  in  bair. 
quellen  für  diese  casus  begegnenden  -a  vgl.  unten  LVI,  anm.) 
—  die  nämliche,  in  den  partikeln  ahd.  hina,  ags.  hinc  etc^ 

')  Aonir.  gr.  §  62^9. 


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512 


VAH  HELTBir 


ahd.  ufana,  as.  f&rana  etCw,  ahd.  dana,  tana  der  ▼erbindinga 
neo  dana  halt,  ne  tana  mer  erscheinende  endnng  (s.  nnta 
LXin,  8  und  12  am  schlnssj  —  die  nftmliche,  für  das  adT^to 

verwante,  über  -t^",  -S',  -ä  entstandene  endung  ags.  -e,  afim  -f 
(vgl.  das  adverbiale  -o  der  anderen  dialekte  aus  ablat. 

—  das  -m  (aus  -r^n  oder  -rSi)  in  alui.  hera  etc.  und  die  -n.  < 
(ans  oder  -^^)  in  ahd.  as.  danta,  wunia,  hirdudUf  aofries. 
hwande  etc.,  as.  ahd.  thanna  etc.  (s.  unten  LXIil,  10.  11); 

ahd.  as.  aonfi-k.>)  -o,  ags.  afries.  -a  des  schwachen  nom.i|. 
masc.  aus  -ö  (=  lit  -4)-)  —  ahd.  as.  -o  der  1.  3.  sg.  praeaopi 
2.  schwacher  flexion  ans  -Sn,  -ifä  (vgl  IF.  14^85)  —  ahd  ai 
aonfrk.1)  -0,  ags.  afries.  -a  des  gen.  pL  ans  -dit  (IF.  1, 4,2Sdff) 

—  ahd.  as.  aonfrk.0  -o  der  adverbia  ans  altem  ablativsiffx 
-dt  (vgl.  Mahlow,  Die  langen  toc  s.  180  ff.  Streitberg,  Uigm 
gr.  §  152  A 1.  IF.  6,  70)  —  ahd.  as.  aonfrk.  (?^))  -o  aus  -5<  in 
dativsuffix  -mo  (vgl.  ßeitr.  21.  48(3,  anm.  2)  —  ahd.  -o,  m. 
afries.  -a  des  nom.  aec.  pl.  fem.  der  adjectivischen  tlexiou  (ui^ 
endung  drang  m  eiui^^en  ahd.  und  ags.  mundarten,  im  afrie. 
durchaus  in  die  substantivische  flexion  ein,  v^l.  Braune,  Ahd. 
gr.  §  207,  anin.  6.  Sievers.  Ags.  gr.  §  252,  aum.  3.  Aofries.  gr. 
§  166)  ans  -öa  (=  lit.  -ös)  des  nom.  [vgl.  hierneben  die  zqtv 
nnter  a  besprochenen,  aus  »Oer  des  acc  durch  die  mittelsnfe 
-a  stammenden  ahd.  as.  aonfrk.  -a  bez.  -a,  agSL  -e  der  substantir- 
flexion;  yertauschnng  des  -se  mit  -Ar  und  nmgekehrt»  nadi  «t 
des  eintritts  von  -eKr  des  gen.  sg.  fem.  für  -ös  durch  einwirkim; 
von  -ö  und  -ön  oder  -öm  des  nom.  bez.  acc,  vgl.  das  sotort 
unten  zu  erörternde;  die  aub  alid.  -o,  ags.  afiies.  -a  herv(r 


»)  Aonfrk.  gr.  §  2r.y. 

*)  Pass  es  neben  diesem  -0  auch  ein  vorweste>  rm.  -ou        got.  -u- 
gr.  wy)  gegeben,  ist  isu  fulgeru:  ersten»  aus  der  einrfilumg  von  ahd.  uff^ 
ag8.  nefa  (aus  neßd)  und  ahd.  as.  mäxo,  a^.  »lo««,  afries.  möm  (45» 
mä'nöp)  in  die  acbwacbe  dedmatioB  (-0  bei,    »os  -od,  -o/»  konnte  ur«t 
•9  bes.  -II  «HB  -On  niBammenfaUen,  niclit  mit       sweitene  aoi  dernr 
dnreli  die  atmahme  von  fbrmeUer  flberefautimmtmg  der  noinlBetiniffff 
begreUIiclien  berührung  Ton  schwaeben  maflenlinen  nut  echwachen  feminoei 
oder  nentren  (vgl.  z,  b.  as.  surmo  und  -a,  ags.  ^eaätt,  ahd.  poZIa,  ahd.  Mh««^ 
-O,  «cö^o,  -a,  scinrhn,  a,  scoUo,  -a,  ahd.  nioro,  an.  »it/ra  ntr.,  ahd.  «üino.  Ii* 
«fw«i,  as.  Homo,  litt.  /iVwf  n  und  s.  noch  Panls  fimmlr.  1'.  459f.)i  fär  A«* 
nominativendunir  :\ltes  -Ctn  feststeht  (s.  oben  im  text  s.  507). 
Aoulrk.  gr.  §  2tid. 


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GBA1IHATI8GHBB. 


&1S 


drehende  bevorzugiini^  von  -ö  für  die  atijeitiv,  liexion,  gegen- 
über dem  -a  der  substantivischen,  schreibt  sich  her  aus  der 
einwirkuDg  der  pronomiiialen  declination,  wo  in  einer  be* 
stimmten  periode  die  9- form  die  häufigere  war');  im  as.  nnd 
aonfrk.  liess  sich  dem  für  beide  fleziouen  flberlieferten  -a 
(as.  -A?)  gemfiss  diese  einwirkung  nicht  gelten,  es  siegte  hier 
die  ans  dem  aoc  herrtUnende  endnng^)]  —  die  auf  genitiy- 
snffix  •4hl  {—  lit.  -ds)  zurückgehende  endung  von  zu  Substan- 
tiven auf  -ngö  gebildeten  adverbien  as.  fäninyo,  tiissungo, 
darnufKjo,  ags.  deamtw^a,  corningd,  weninj^a  (vgl.  auch  got. 
'wefiigyö  und  beachte  weireü  der  Verwendung  dts  gen.  als 
modalcasus  Delbrück  in  Bnigiiianns  Gmndr.  8,  593)  [lür  die  zum 
paradigma  gehörende  genitivendung  der  subst.,  adject  und 
pronomin.  declination  finden  sich  hingegen  statt  -o  bez.  -a  die 
endongen  ahd.  as.  aonfrk.  -a,  ags.  -e,  afriea.  -«v  die  auf  beim 
subfit.  dnrch  einflnss  yon  -0  und  -(fn  bez.  -dm  des  nom.  und  acc 
sg.  für  -äs  eingetretene^  uralte  neubildung  -exr  hinweisen,  welche 
in  der  folge  (in  der  alten  oder  in  einer  jüngeren  form)  beim 
adject.  und  pron.  durch  analogiebildung  nach  der  substant 
flexion  in  schwang  kam;  einen  rest  des  alten  -öjs  dürtte  mau 
indessen  vielleicht  erblicken  im  ags.  (ws.  luid  kent.)  gen.  sg. 
der  iiul  -ngö  gebiideleu  sultstaniive,  nämlich  leornun^a  etc. 
(vgL  Sievers.  Gramm.  §  255,1),  deren  endung  von  lüer  aus  in 
den  dat.  und  acc  drang]; 

ahd.  as.  -e,  aonfrk.  -e'^)  ags.  -e,  afries.  -e  des  nom.  acc.  pl. 
masc  der  starken  adject  flezion  ans  -ai  (für  -oi;  vgl  IF.  14, 81) 
—  die  endung  der  partikeln  ahd.  as.  mne  etc,  ahd.  as.  hwanne, 
ags.  hwonne  etc  aus  -nf  (fOr  »of,  s.  unten  LXIU,  6. 11)  —  ags.  -e, 
afries.  -e  *)  des  dat  sg.  der  subst,  ad],  nnd  pronom.  ^-Stämme 
ans  -af  (für  -Of  =  lit.  -al,  gr.  -ä)  —  ahd.  as.  -e,  aonfrk. 

*)  D.  h.  pö  ans  orthotoniertem  und  proklitiachem  p8  des  nom.;  » 
oithotuuiertem  fiö,  ßä  ana  proUitiichem  ßo  dea  aec 

*)  Für  die  ags.  und  afries.  neben  -a  im  nom.  acc.  pl.  fem.  der  a^'ectiva 
erscheinenden  -e  ist,  wie  H\t  die  as.  -c  (neben  -n),  ahd.  -f  (neben  -o) 
der  nämlichen  casus,  nafürürh  liceinliussung  des  fem.  durch  das  niaf»c.  in 
iinsclilag  zu  bringen;  als  ülierer,  diese  Termischnng  der  fem.  und  masc. 
formen  unterstützender  factor  wäre  aber  ausserdem  ag^s.  un<l  iries.  analoj^ie- 
bildung^  nach  iu  der  substant.  fem.-declination  unter  sich  wechselnden  alten 
-e  und  nenen  -a  denkbar.        *)  Aonfrk.  gr.  §  75 1. 

«)  Aofries.  andi    (TgL  Oramm.  §  168e.  812  und  oben  i.  499,  aBm.X 


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614 


TAX  ÜELJES 


-c*')  des  dat.  sp.  der  o-substantira  aiis  -al  (für  -öi  =  -m:  nieki- 
deutig  ist  ag&  -e  dieser  casus:  aus  *£'  für  -of  etc.  oder  &^ 
•A^  für     aus  -a;  also  der  oben  herrorgehobenen  abd.  amirt 
as.  aonfrk.  dativendoiig  -a  entsprechend?  fikr  das  afriea  *€  ia 
sogar  die  mOgUchkeit  dreier  prototypen,  auch  eines  mit  locitins 
-t  ans  't,  in  betradit  zn  nehen^))      ahdL  as.  -e,  aontt.-r^i 
aga  -e,  afries.  -e  der  3.  sg.  praes.  opt  nach  starker  und  l.schwaffef 
flexioD  aus  -and)  (für  -oTd.  vgl.  JI\  1,  4  und  Streitberjsr.  l>irenL 
gr.  §  152  xV5)     ahd.  -e  der  l.:3.sp:.  praes.  opt.  nach  3.  iicliWiich^: 
flexion  aus  -e^HiJ)  (für  -^"-m,  -C-läf  vgl.  IF.  14,8dfL. 

ahd.  as.  -o,  ags.  afries.  -a  des  gen.  Qg.  der  ff-st&iniiie  m 
•o*S(j)  Ut  -aii9  aus  -cüs);  der  hier  angesetzten  kfiise  scteiit 
das  einmal  in  der  Bened.*regel  Uberlieferte  fruho  n  wider- 
sprechen, doch  hat  dieses  -oo,  wie  das  -oo  in  cmoo  51, 11  (ti^^ 
auch  Mensel  im  Joum.  of  germ.  philo!.  4, 33)  als  schreibfehir? 
y.n  peltt'M.  «ler  salz:  sclileiftonigtia.  Ul^|n  imprlich  vor 
st<'li('n(l('iii  laut  entspricht  ahd.  iaiipre,  sich  als  unlialfbar  herauf- 
.sU'Ui  obt'u  s.  499  f.)  und  ein  factor,  der  hier  coubei-^ieMC 
eingewirkt  h&tte^  nicht  ersichtlich  ist 

Zu  9.  Die  erhaltnng  von  anteconsonantischem  laag^ 

enduncrsvocal  in  primärer  und  secundÄrer  nltima  ist  bekannt- 
lich für  Nuikti-s  Sprache  nml  die  iiiundai  t  der  Benedict inerrec^ 
durch  zahlreiche,  für  die  in  eiuigen  andeien  tit  iikniaieni  (I>i: 
Bamberger  erlaube  und  beit'lit«\  Vor.  s.  (4alli,  l\b.  etc.)  durch  T«r' 
einleite  Ifiiifrezeichen  bez.  durch  doppelschreibuugen  (s.  B€4tr 
2.  V^S.  139. 141)  gesichert:  für  die  durch  andere  quellen  repn 
sentierten  ahd.  mondarten  sind  solche  längen  allerdings  fz^ 
möglich  TO  halten,  keineswegs  aber  als  feststehend  geltend  r 
machen.  Fttr  das  as.  und  aonfrk.  weisen  anf  kUminc^  d> 

-an,  -ad,  -ai  ans        -^-ii,  -(•d  (s.  Beitr.  21,478.  22, 47: 
510.  516.  Altsüdmittelfrk.  gr.  §  2K)  und  -tm  aus  -ffn  (h.  Ho]*- 
hausens  As.  gr.  §  314.  2.  Beitr.  22.  173.  Alt.^^üdiiiii k.  gi.  ^  llt 
Wegen  der  gekürzten  aonfrk  laute  s.  Gramm,  g  27t. 

Nebenher  erwaimt  seien  hier  noch  as.  -os  (woneben  mmcl 

0  Aonblugr.  §56«. 
Beachte  aofries  (lliistT.)  5^  kam  etc.  ud  vgL  GxtUL  §  I&8  aw 
lud  154.  sowie  •^^'^T!  f.  499,  aam, 
*)  AoBfrk.gr.  gS2a. 


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QIUMMAT1SCUJS& 


515 


jüngeres,  auf  gekiirztes  -o-  hinweisendes  -afi),  a^rs.  -tis  des  mm. 
(acc.)  pl.  der  j^ubst.  o-stämrae  aus  (eig,  (leii  (ixytonierten  formen 
zukommendem  -ös  (die  nicht  im  lit.  oder  griech.  begegnende 
endung  ist  auf  grund  der  contraction  ans  -o  +  als  schleü- 
tonig  anzusetzen)  odor  aus  einer  dem  ved.  -osas  zu  vergleichen- 
den, dnreh  anhttngnng  der  endong  der  anderen  declinationa- 
klassen  entstandenen  nenbildiing  -d^er;  hiemeben  zu  poetn- 
lierendes  (eig.  den  paroxjtonierten  formen  znkommendeB)  -öbu 
ergab  bekiuintlicli  aofriee.  -or. 

C. 

Auch  für  die  nordische  auslautsgeschichte  lassen  sich  die 
i^Ww  in  A  betonten,  der  bisheriiTen  fassun^  der  accenttheorie 
anhaftenden  mängel  heben,  und  zwar  durch  die  annähme  des 
folgenden  (in  einigen  stocken  von  dem  westgerm.  abweichenden) 
entwickelungsgangs. 

1.  K&rznng  (wie  im  westgerm.,  s.  oben  s.  501, 1)  stoss- 
toniger,  von  hans  ans  im  absoluten  anslant  stehender  Iftnge 
(wobei  -9  zu  -u). 

2.  Gleichzeitig  mit  oder  nach  1  erfolgter  abfall  von  -t,  -d, 
-»  (wie  im  westgerm.,  s.  a.  a.  o.  2). 

3.  Contraction  von  gestossenem  und  geschleiftem  diphthong 
(vgl.  oben  a.a.  o.  6). 

4.  Schwund  der  ;je.*^chleiften  (zweigipfligen  )  Ix  tonuug  (vgl. 
a.  a.  0.  7),  ein  vorgaug,  dessen  Chronologie  sich  nui*  insofern 
fixieren  lässt,  dass  er  vor  die  in  5  erwähnte  kürzung  zu  ver- 
legen ißt;  dass  die  im  secundär  absoluten  auslaut  und  vor  con- 
son.  stehenden  alten  längen  (fäUe  mit  primär  absolut  auslauten- 
den -^1  -r,  -ff  fehlen  oder  sind  nicht  gesichert)  in  um.  periode 
quantitatiT  erhalten  geblieben,  unterliegt  keinem  zweifei  (man 
beachte  die  an.  erhaltung  der  betreffenden  endungsvocale  als 
kürzen  gegenüber  dem  durch  secundären  vocalschwund  [s.  unten 
LIII,2]  erwirkten  verlast  von  noch  im  um.  vorhandener  kiirze); 
für  die  annähme  aber  von  in  besagter  zeit  erhaltenem  oder 
Ifeschwundenem  scbleifton  fehlt  jeglicher  anhält. 

.5.  KUi'zung  aller  längen,  auch  der  vor  -r  (=  um.  -B)  (und 
der  in  gedeckter  secondärer  ultima)  stehenden  (ob  die  quan- 
titative reduction  vor  eonsonant,  wie  im  westgerm.,  vgl  a.a.O. 
S  nod  9,  späteren  datums  ist,  lässt  sich  nicht  ennitteln).  Be» 


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516 


VAK  HBI/rBN 


sonders  zu  beachten  ist  liier  die  behandlung  der  ö-lante:  der 
yerschiedenen  westgenu.  eutwickelong  derselben  (vgl.  a.a.O.  3. 
5.  8)  steht  im  nord.  uniforme  entwickelung  gegenüber,  Ik. 
Jedes  bez.  -^'(-)  erscheint  nrn.  als  d.  h.  -öSr)  te. 
-ö*  (?X  an.  als  Ob  dem  westgenD.  ans  entwi<^dUi 
•a  (vgl  a.a.O.  8)  ein  gleiches  -a  entsprach  oder  aber  dieses  4* 
wie  die  ursprünglich  monophthongischen  und  die  -f' 
(ans  diphtbong)  behandelt  war,  ist  kaum  zu  entscheiden:  ii 
den  adverbien  auf  -a  und  in  hedra,  öadra  könnte  .solches  -ü, 
ebensogut  aber  ein  auf  -o  zurückgehendes  vorliegen  (s.  unten 
s.  518  in  und  LXIII,  10);  für  die  eiidmig  des  nom.  sg.  ma^^. 
schwacher  decl.  aber  ist  keinesfalls  -e  (woraus  dann  uhl  -ö) 
anzusetzen,  ei*stens  indem  die  Übersiedlung  von  auf  nefaö,  m&Hä^ 
zurückgehenden  neß,  tna*nö  oder  manö  (woraus  nefe,  -i,  mäntf-i 
8.  unten  zu  2. 3. 4.  da  am  schlnss)  in  die  schwache  dedinato 
auf  altes  -ö  ans  -sn  des  besagten  adkwachen  casus  hinweist» 
zweitens  weil  aus  dem  ftbertritt  ursprünglich  neutraler  achwadier 
nomina  in  die  masc  dedination  (TgL  an.  sime,  -i,  hiarse,  -i,  wmft^ 
'i  neben  sima  ntr.,  aind.  krsan,  ahd.  wanga  ntr.)  auf  mit 
der  ntr.  nominativeudung  übereiüätimmendes  masc  -ö(h)  m 
schliessen  ist. 

Zu  1.  Belege  sind  die  au.  durch  vocalapokope  ihrer  m 
'C,  -l,  -ö  entstandenen  kurzen  endung  verlustig  gewordenen 
formen  (im  urn.  erscheint  noch  das  -u,  um.  formen  mit  •* 
sind  nicht  überliefert): 

die  unten  LXHI,  7  gedeuteten  Partikeln  auf  -n  am  -nf; 

die  Tocalsufflxlosen  nominative  der  Bogen,  und  vielleicht 
auch  der  sogen,  i^t&mme  (heidr  etc.  und  bm  etc.)  mit  altem  -i 
(doch  kannten  hen  etc.  auch  auf  den  got  sihfa  etc.  entsprechende 
Prototypen  zurückgehen  mit  -iö,  woraus  -iu,  woraus  -i,  das  ii 
der  folge  schwand);  der  suffixlose  dat  sg.  der  t-stämme  mil 
altem  -ei  (s.  unteu  LVJI,  1); 

die  (Im  üben  s.  503  zu  1  zusammengestellten  westgerm- 
mit  und  ohue  -n  verwanten  flexionsbildungen  entsprechenden 
formen,  die  den  apokopegesetzen  gemäss  an.  in  der  regel  ohne, 
ausnahmsweise  (in  folge  der  Wirkung  des  einen  oder  des  änderet 
hier  nicht  zu  erörternden  factors)  mit  -o«  auftreten,  m 
noch  das  alte  -»  aufweisen,  also  spgko,  ^pahu,  g^nUo,  ffomk 
etc.  dat.  sg.  ntr.  (eig.  instr.);  hffm,  sumor,  spiik  etc^  hi^rt^ 


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OBAlOfATlSCHB». 


517 


Jmurkt  etc.  nom.  acc  pL  ntr.  der  o-  und  der  schwachen  declination 
(vgl.  auch  unten  LXI);  sog^  herling,  spgk  etc.  nom.  sg.  der  jHitflmme 
(nm.  ^t^,  nUnu  etc.);  sgg,  herlinffu,  kmrlingu  etc.  dat  9g.  des 
d^snhetantivs;  Und,  swef  (mittelstufe  5«^)  etc.  1.  sg.  praee.  ind. 

nach  starker  und  nach  schwacher  |ö-conjugation;  hioöem,  fdrem 
etc.,  hioöe,  fdre  etc.  bez.  biüöim,  forem  etc.,  biüöin,  [onn  etc. 
(vgl.  unten  LXI)  1.  3.  pl.  praes.  und  praet.  opt. 

Auch  hier  l  ildt^t  il  r  sg.  imp.  nach  der  ö-flexion  (safna 
etc.)  eine  ausnähme  (vgl.  oben  s.  504). 

Zu  2.  3.  4. 5.  er.  Fortsetzungen  von  durch  consonantapokope 
in  den  absoluten  aiuslaat  getretenen  bez.  vor  -r  stehenden,  ur- 
sprllnglich  stosstonigen  längen  (vgl.  dazu  die  oben  &  511  iL 
an^fefOhrten  westgerm.  bildnngen): 

nm.  (spätum.  -ä)^  an.  «a  der  1.  sg.  des  sdiwachen  praet 
ind.  —  nm.  im  acc  sg.  masc  mninö  (wegen  der  an.  formen 
auf  -an  s.  unten  LXI)  —  an.  -a  des  acc.  sg.  der  adject.  ^-Stämme 
—  uiu.  -ö,  an.  -a  des  nom.  sg.  der  schwachen  feniinina  ((l()ch 
könnt«  hier  auch  ein  eventuellem  vorgot.  -on  [vgl.  um«  n  I)i  zu 
ver^leiclieudes  prototyp  zu  gründe  liegen)  —  an.  -a  des  iium. 
acc.  sg.  der  schwachen  neutra  —  an.  -«  der  1.  sg.  praet.  (und 
praes.)  opt  (weiteres  s.  unten  LX)  —  an.  -or  (um.  -öM?  & 
Noreen,  Gr.  §  308,  aom.  2)  des  gen.  sg.  der  d-sabstantiva  und 
der  fem.  starken  adjectivischen  declination  (=westgem.-a 
bez.  -e  ans  nengebildetem  -dür?  doch  konnte  die  endnng  hier 
aach  altem  -iSt  entsprechen)  —  an.  «or  des  acc»  pL  der  ff-snb" 
stantiva  (nm.  -öS)  nnd  der  fem.  starken  adjectivischen  decli- 
nation [im  hinblick  auf  die  für  den  westgerm.  und  got.  schwachen 
nom.  sg.  masc.  anzusetzenden  prototypeu  -öh  und  -ö  (s.  oben 
s.  512,  anm.  2  und  unten  D)  wäre  nebeu  dem  oben  s.  516  in  5 
für  diesen  casus  eruierteii  vuniord.  -On  aucli  -ö  dinkljar;  dem 
einen  wie  dem  anderen  i)rototyp  müsste  um.  -ö  bez.  -u  (?) 
entspi'echen  (vgl.  die  fiun.  bei  Tlmmsen,  Einfluss  der  germ. 
sprachen  auf  die  finn.-lapp.  s.  153. 165  erwähnten  lehnw5rter 
nuUo,  ntako)\  demnach  ist  das  statt  dessen  überlieferte  nm.  -a 
als  dnrch  luilehnnng  an  die  endnngen  des  gen.  dat  sg.  -an  ent- 
standene nenbildnng  (also  als  kurzer  yoc.)  zn  fassen;  fOr  das 
an.  -e  (spätnm.  -e?  vgl.  Noreen,  Gr.  §  382,  anm.  1),  -t  aber  (das 
nach  dem  oben  s.  516  erörterten  keinesfalls  auf  -cn  oder  -B 
zurückzuführen)  ergibt  sich  mithin  entstehung  aus  -a,  also  eine 


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518 


entwickelnng,  die  sieb  dem  ags.  imd  vorfries.  -e  (d.  h.  -e*)  ans 
-a  (vgL  oben  &  502  in  10)  vergleicht]; 

urn.      an.  -e,  -t  der  3.  und  an.  -er,  -tr  der  2.  sg.  des 

schwachen  praet.  ind.; 

an.  -e,  -*  und  -er,  -tr  der  3.  und  2.  ag.  des  stärkten  praet 
opt.  (iirii.  -iE  in  -tviliR  2.  ssr.  auf  dem  hobel  von  Vi?):  an.  -c, 
-j  des  nom.  sg.  der  fpm.  adjectivabstracta  (vgl.  oben  s.  510); 

an.  -e,  -i  der  partikel  üte,  -i  (s.  unten  LXIII,  3)  und  de» 
imp.  sg.  (vake,  'i  etc.)  der  sogen.  4.  schwachen  klasse; 

an.  dtta  (=  ahd.  ahto  etc.). 

ß,  Fortsetzungen  von  durch  consonantapokope  in  den 
absoluten  anslaut  getretenen  bez.  vor  -r  stehenden^  nrsprttng- 
lich  schleif  tonigen  Iftngen  (vgl  dazn  die  oben  s.  511  £L  aof- 
geffihrten  westgerm.  bildungen;  formen  mit  altem  -e,  -r  fehlen: 

weisen  eines  möglichen  -ö  des  schwachen  nom.  sg.  masc  & 

übcu  a); 

an.  heÖra,  Öadra  mit  -a  aus  -H  oder  -?n  (?  vgl.  oben  s.  ÖIO); 

an.  -ö  der  1.  si:,  praes.  opt.  der  o-flexiun  (daneben  -f-r,  -»r, 
-e,  -2  der  *J.  3.  durch  analogiebildung  iiarli  der  starken  und  der 
lo-Üexion)  —  urn.  -ö  (?,  vgl.  Noreen,  Gr.  §  308,  amn.  6),  an.  -a  des 
gen.  pl.  —  an.  -a  der  adverbia  (giQrva,  iüa,  die  bildungen  anf 
*Uga  etc.;  doch  könnte  hier  auch  eine  dem  ags.  adv.  -e  ans 
•9t,  VgL  oben  s.  516  und  512,  entsprechende  endung  Torliegmi} 

—  um.  -ö,  an.  -a  des  nom.  sg.  der  schwachen  feminina  (?  TgL 
oben  a)  —  an.  -ar  des  nom.  pl  der  d^substantiva  und  der  fem. 
starken  adjectiviscben  declination  —  an.  -ar  des  gen.  sg.  der 
ö-substaiitiva  etc.  (?  vgl.  oben  «)  —  au.  -ar  des  nom.  pl.  der 
o-substantiva  aus  -5z  (oder  -özejs?  vgl.  oben  s.  519  zu  9); 

urn.  -e,  an.  -e,  -i  der  passiven  1.  s^.  haitf,  Jieite  etc.  (Sw 
Noreen,  Or.  §  469,  anm.2)  aus  -al  für  -ol  (mit  schleifton  anzu- 
setzen mit  rücksicht  auf  die  gebotene  annähme  einer  dordt 
contraction  von  stamm-  und  personalsuffix  entstandenen  endung) 

—  an.  -er,  -ir  mit  angetretenem  -r  (oder  vgl  w^n  un. 
•eB?  Noreen,  Gr.  §  354,  anm.  1)  des  nom.  pl.  masc  der  starlceB 
adj.  flezion  —  die  endung  der  Partikeln  nme,  «t  etc.  (s.  unten 
LXTII,6)  —  an.  -e,  -i  des  dat.  sg.  der  adject,  und  pron.  ff-stinme) 

—  um.  -e,  an.  -e,  -t  des  dat.  sg.  masc.  ntr.  der  o-subetantiva  — 
an.  -er,  -ir,  -e,  -i  der  2.  3.  sg.  praes.  opt.  nach  .starker  und  der 
schwachen  j^-flexion  (das  -a  der  Lsg.  durch  anuiogiebildiuc 


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GRAMMATISCHES. 


510 


nach  der  1.  sg.  praet.  opt.,  vgl  unten  —  an.  -er,  -ir,  -e,  -i 
der  2. 3.  sg.  praes.  opt  nach  der  sogen.  4.  schwachen  flexion 

(vaker,  -e  etc.;  auch  hier  -a  der  1.  sg.  durch  analogiebildung); 
an.  -ar  des  gen.  sg.  der  t<-ätamme. 

D. 

Für  (las  sfot.  ist  die  beliandliingr  lane^er  eudsilbenlaute  durch 
Han^seu  (in  Kuhns  Zs.  27, 612  iL)  und  öievers  (in  Pauls  Unmdr. 
1»,413)  festgestellt: 

erhaltung  der  yon  jeher  absolut  auslautenden  bez.  durch 
consonantapokope  auslautend  gewordenen  geschleiften  sowie 
der  durch  oonson.  geschützten  stosstonigen  und  geschleiften 
länge  (wegen  -at»  -ai-,  -au,  -aus  aus  schleiftonigem  diphthong 
&IF.H67  und85); 

kttrisung  der  yon  haus  aus  absolut  auslautenden  bez.  durch 
consonantapokope  in  den  absoluten  auslaut  getretenen,  ge- 
stossenen  läu^e  (auch  der  duich  contraction  au^  diphthong  ent- 
standenen). 

Als  1  liege  kouuueu  ausser  den  allgemein  bekannten  noch 
in  betracht: 

-öSf  -ö  und  -ais,  -ai  des  praes.  opt.  nach  2.  und  3.  schwacher 
flexion  (vgl.  IF.  14^  85)  —  die  Partikeln  auf  -prö,  -dre  sowie 
^nd€,  vnte  etc.  (s.  untenLXÜIylO.  11)  —  das  Mr  den  schwachen 
nom.  sg.  masc.  neben  -a  (för  -SH  =  -m)  aus  ostgot  nomina 
Banto,  Bnjo,  Biggo,  Taffo  (s.  IF.68,73.  III.  147. 154)  zu 
folgernde  (für  -9  =  Iii  4 ;  vgl.  die  oben  s.  512,  anm.  2  fOr  das 
westgerm.  erschlossenen  zweierlei  prototypen  des  besagten  casus) 
—  vielleicht  auch  als  durch  anlehnung  au  -One^,  -i  etc.,  -inej^, 
-f  etc.  (vgl.  dymvog,  -i  etc.,  oMfroc,  etc.)  für  -ön,  -?n  (vgl. 
dyojp,  Qjdig)  im  noui.  t»^.  fem.  eingetreteue  neulül^luM^^en  -ön, 
-fn,  woraus  -ö,  -ei  (doch  könnten  hier  auch  durch  anlehnung  au 
die  nach  dem  schwund  der  zweigipfligen  betonung  entstandenen 
und  -i-  der  flectierten  casus  nicht  gekürzte  endungen  vor- 
liegen)!); 

dem  -a  yon  ahd.  mla  etc.  (s.  oben  s.  508)  entsprechendes  -a 
von  waila  —  -a  bez.  -tia  der  1.  sg.  praes.  ind.  nach  8.  schwacher 

')  Auf  -&(n)  des  fem.  und  masc.  beruht  die  eDtstehing  von  neben  dem 

protütyp  (Ips  fem.  mnnö  (=  ahd.  as.  aonfrk.  suntut,  ags.  afriea.  mrme,  an* 
Munna)  aufgekommenen  masc  oder  ntr.  form  (Tgl.  sunmn  dat.  sg.). 


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520 


VAH  BELTBH 


flexion  und  der  ii<F-verba  atu  -ni?»  (fflr  -e^m,  ^nö'^,  Tgl 
IF.  14y  85. 88)  —  der  altunaTOcal  von  iupana  etc.  und  Pom 
(in  tana  mais  ete^  &  ontea  LXm,  7. 12)  —  -m«  der  1.  pL  opi 
aus  «iNff  (&  UDten  LXI). 

Als  ausnahmen  sind  zu  erwähnen:  die  auf  anlebnung  be- 
ruhenden -0  und  -ai  des  imp.  sg.  nach  2.  und  3.  klasse  (vgl 
IF.  14^85)  —  auf  anlehnung  an  den  voc.  von  -ös,  -öp  beruhen- 
des -o  der  1.  sg.  praes.  ind.  nach  2.  kla.N.se  (^beaclite  hiergegen- 
über  stelii'iides,  zuvor  beretrte.s  -na  der  wff-verba)  —  dtirc^ 
einwirkuug  von  -ö-  der  endung  -öwö  des  nom.  acc.  pl.  erhalienö? 
-ö  (aus  -ön,  vgl.  wegen  dieses  protot}' ps  oben  s.  507)  des  schwachen 
nom.  acc.  sg.  ntr.  (wegen  durch  uniformität  von  neutraler  OBd 
masculiner  endung  des  nom.  sg.  veranlasster  Übersiedelung  v<m 
neutris  in  die  masc-decl.  beachte  got  hUwma,  hMfCjima,  süfma  mit 
-ma  statt  eines  mit  -//a,  lat.  -man,  aslov.  -mf  —  indog.  «m»  in- 
direct  oorrespondierenden,  über  -mun,  -mifn  entstandenen  -mS». 

Im  gegensatz  zur  westgerm.  und  nord.  behandlung  fand 
hier  also  nur  eine  kürzung  statt  iiinl  zwar  nach  dem  ebeL- 
falls*  nur  einmal  wirkenden  \ oca  Ut bfall  (v^l.  IF.  U, *>  i. 
und  bearbte  auch  unten  LIII,  4)  und  nacii  der  dem  vocalschwuiui 
vorangegangenen  cüusonantapokope. 

Hervorzuheben  ist  es  femer,  dass,  da  bei  der  kürzimg 
bekanntlich  jedes  -e"  (alter  monophthong  sowie  ans  diphthong 
entstandener  laut)  durch  -fi«  zu  -a  geworden,  für  -if  (altes 
monophthongisches  sowie  contrahiertes)  verschiedene  behand- 
lung zu  beobachten  ist: 

entwickelung  zu  «a  des  ur^rttnglich  absolut  auslantoidBS 
im  nom.  sg.  der  ^-stÄmme,  im  nom.  acc.  pl.  der  ntr.  o-st&mna 
in  der  Lsg.  praes.  ind.  starker  und  1.  schwacher  flexion: 

entwickelung  zu  -u  des  durch  ronsonantapokope  auslaui^ud 
gewordenen  in  -ana,  -ata  von  pronominal  flectierten  acc  sg. 
masc.  und  num.  acc.  sg.  ntr.  (-o  aus  -ön,  vgl.  IF.  14,82),  im 
acc.  sg.  der  ö-stämme,  im  nom.  sg.  masc.  schwacher  ^«^»linittiiii^ 
in  der  1.  sg.  des  schwachen  praet.  ind.  und  in  der  1.  s^.  pm 
ind.  nach  2.  schwacher  flexion  auf  -na  (vgl  oben); 

entwickelung  zu  durch  -au  bezetcbnetem  -o«  des  doreh 
consonantapokope  auslautend  gewordenen  in  der  Lsg.  pnei 
opt  {'jau  aus  -iön,  s.  unten  LX)  und  der  3.  sg.  und  pL  imptr. 
{-adau,  -andau  ans  -eäift,  -onööt,  s.  unten  LXII); 


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GBAMUATUMSattl. 


521 


entwickelung  zu  durch  -ow  bezeichnetem  -o'  des  auf  di- 
phthongisches 'Ou  znrückgeheiideii  Untes  in  ahtau  (vgLIF.  14,67). 

Die  discrepanz  begreift  sich  bei  folgender  fassong: 

auis  'ou  (d.  h.  -o^u)  contrahiertes       wird  zu  -o*; 

von  jeher  auslautendes  -O'  wird  durch  -a*  zu  -a; 

nrsprflnglich  vor  consonant  stehender  laut  wird  zu  -o* 
durch  kflrzung  von  -o*,  das  zu  der  zeit,  wo  absolut  auslauten- 
des, monophthongisches  in  -ö"  übergieng,  durch  den  folgenden 
consoii.  vor  dieser  qualitativen  sdnvä(  liui)g  geschUtzl  wurJe '); 

letzteres  -o''  bleibt  zum  teil  erhalten,  wird  jedoch  durch 
ersetzt,  wenn  es  der  beeinflussung  durch  -a  oder  -o-  einer 
oder  mehrerer  flexionsformen  des  paradigmas  oder  sonstiger 
analogisierender  einwirkong  ausgesetzt  ist,  d.h.  in  -ano*  aca 
flg.  masc,  -afoo  nom.  acc  gg.  ntr^  woraus  -ana,  -ata  durdi  an- 
lehnung  an  das  -a  (aus  ^)  yon  -amma  dat  —  in  -o*  aoc  sg. 
fem^  woraus  -a  durch  einwirkung  von  -a  (ans  -ö')  des  nom. 
sg.  ^ —  in  -0"  nom.  sg.  masc.  schwacher  declination,  woraus  -a 
durch  anlehnung  an  -an  des  acc.  sg.  —  in  -o'*  1.  sg.  des 
schwachen  praet.  ind.,  woraus  -a  durcli  einwirkung  von  -a 
(aus  -e")  der  3.  sg.  —  in  -iio"  (aus  -nö''  tür  -wo«»)  l.sg.  praes. 
ind.  der  n^-verba,  woraus  -na  durch  analogiebildung  nach  der 
endung  ffiür  die  1.  sg.  praes.  ind.  starker  und  1.  schwacher 
flexion. 

Dem  erörterten  gemäss  muss  durch  das  -au  von  -aidau, 
-ut£uii,  alndau  des  passiven  opt.  repräsentierter  laut  entweder 
als  -0**  auf  -ou  mit  oder  ohne  conson.  oder  auf  -ö"  mit  conson. 
oder  aber  als  bez.  -o^u  auf  -ou  mit  oder  ohne  conson. 
zurückgehen.  Auf  einen  versuch  zur  Üxierung  des  betreffenden 
Prototyps  mdchte  ich  mich  indessen  einstweilen  nicht  einlassen 
(die  annähme  einiger  forscher,  s.  Bezzenbeiger,  Beitr.  26, 158, 
dieses  -Am  beruhe  auf  anzusetzendem  -iau,  das  sich  dem  aind« 
-to  des  actiyen  imperativs  gegenüber  yerhalte  wie  medio- 
pssslTisdies  -tot  gegenüber  act      ist  zu  problematisch). 


^)  Nach  dieser  fa^Hung  ist  das  IF.  14, 67,  wm.  über  die  behandlung  ?on 
-0«  bemerkte  ku  bericht^fen. 

Bdtlif«  SMT  fMcMchtf  (Ur  dwtt^M  ilWMlM.  XX.VU1.  84 


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522 


VAir  HELTSN 


IiIIL  Zor  westgerm.  spo-  bex.  synkope  Ton  kiineni 

Tocal  der  endsilbe. 

1. 

Auf  gnmd  von  ags.  -aö,  afries.  -ath  X  pl.  praes.  ind.  m 
-OHpi,  von  ags.  -ot  der  nentra  sweofoi,  öeowot,  preowoi  'du 
blinzeln  der  angen'  ans  -uHn  (fOr  ntHm)^  yon  ags.  afries.  -um 
des  dat  pl.  der  o-snbstantiya  ans  'omiß  neben  aga.  dal  9. 
fet,  ted,  m€n{n),  h4e  etc.  ist  fflr  das  von  jeher  absolut  am- 
lautende  -i  Schwund  in  dritter  silbe  vor,  in  zweiter  sübe 
uacii  der  umlautswirkung  zu  fixieren. 

Aus  ahd.  auntrk.  (s.  (Tramm.  §  91)  -is{(),  -it,  as.  -?>.  -id  {-ui 
ags.  und  afries.  wegen  der  umlautuug  des  wurzelsilbenvooils 
bez.  -diphthongfs  auf  -ip  zurttcky^nführenden  -e*^^),  -ed  bez. 
'est,  -eth  d(  r  2.  und  3.  sg.  praea.  ind.  (beachte  übiigens  auch 
die  Beitr.  8, 327  aus  den  ältesten  ags.  quellen  citierten  -üh  der 
8.  ag.)  ans  -eai,  -eäi  bez.  -esi,  -epi  neben  ahd.  -ei  der  2.  pl.  pnei 
ind.  ans  -eäe  ist  der  apokope  des  in  dritter  sübe  stehenden  ^ 
vorangegangene  assimilierende  einwirkong  von  -t  der  vltiitt 
auf  -e«  der  paenultima  sowie  abfall  von  nicht  zn  -t  gewordem 
-6  dritter  silbe  zn  erschliessen  (der  gedanke  an  die  mfiglidi- 
keit  von  nach  der  assimilierung  und  vor  der  vocalapokope 
entstandenem  -cJi  ist  ausgeschlossen  mit  rücksicht  auf  da«  in 
zweiter  silbe,  also  jedenfalls  nicht  vor  abfall  der  auslauteadeü 
kurze  dritter  silbe  verklungene  -e,  worüber  gleich  uiiten). 

In  ahd.  (fränk.)  as.  -e»  und  ahd.  (oberd.  und  MdorischoO 
aonfrk.  (s.  Gramm.  §  68)  -in  des  gen.  und  dat.  9g.  masc  ntr. 
schwacher  flexion  liegen  demnach  teilweise  auf  aiisg:leich!i]ig 
beruhende  endungen  vor:  -in  ans  -eni  kam  eig.  dem  dat,  -et 
ans  -enoB  eig.  dem  gen.  zn.  Fttr  die  zeitliche  fixiening  d« 
«-Schwunds  ist  auf  die  inschriftl  N^len(n)iae,  -e,  2f<ehalen(»)i 
(s.  Beitr.  16, 211  ff.)  zu  achten,  deren  constantes  -e-  auf  im  «a- 
fang  der  römerzeit  noch  nicht  durch  -<(-)  oder  -4'-  der  ulinnj 
hervorgerufene  entwickelung  von  vorangehendem  -c-  zu  -1-. 
alhu  auch  auf  damals  noch  nicht  erfolgte  apokope  von  -1  ic 
dritter  silbe  hinweist.  Aus  der  zwischen  dieser  -/-entwickeln^? 
und  der  apokope  von  -/  liegenden  periode  stammt  der  über- 
lieferte dat.  Uannini  (worttber  Zs.  fdph.  24, 146  fL  und  Beitr. 
27, 144  nachzusehen  ist). 


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QRAXMATOam. 


52d 


Ans  ags.  -an,  aofries.  -a  (für  -an)  des  nom.  (acc)  pL  masc. 
and  fem.  nach  schwacher  flexion  für  -oner  bez.  -dneg  (wegen 
des  schleiftons  der  paenultima  vgl.  oben  &  519)  und  ags.  mdna^, 
aofries.  mOneUh  nom.  (acc)  pl.  neben  ags.  fit,  Wf,  wm(^\  He, 
hrecy  m^s,  etc.,  aofriea  fU,  ie(h,  te»ch  etc.  nom.  (acc.)  pL  und 
ags.  bec,  hyr$,  fyrh  eta  gen.  sg.  ergibt  sich  Priorität  des  ans- 
falls  von  hellem  voc.  in  dritter  silbe  gegenüber  erst  nach  der 
iimlaiitswii  kuiig  eiiolgtem  Schwund  m  zweiter  silbe  von  aus 
-e£  eutstandeneiii  -t. 

Nach  ags.  -an.  aofries.  -a  des  schwaclien  nom.  (acc.)  pl. 
masc.  fem.  und  nacli  ags.  -a^,  afries.  -ath  der  3.  pl.  praes.  ind. 
sind  anch  ags.  -an,  afries.  -a  des  schwachen  gen.  dat.  sg.  masc.  • 
ntr.  und  fem.  als  regelrecht  auf  -oneg,  -am,  -One»,  -äni  zurück- 
gehende endongen  verständlich. 

Dass  der  ansfall  von  heUem  voc.  in  dritter  silbe  dem  ab- 
fall  von  'ß  vorangegangen,  ergibt  sich  ans  den  bekannten  in- 
schriftlichen belegen  für  den  dat.  pl.  Aflims,  WeUwim,  SaU- 
dtamims  mit  -ms  aus  -mig  (nicht  "tnoB,  s.  unten  3). 

Ob  die  apokope  der  anderen  dentale  und  des  nasals  zu 
gleiclier  zeit  nach  kurzem  und  nach  langem  laut  oder  etwa 
früher  nach  langem  als  nach  kurzem  stattfand,  ist  nicht  zu 
ermitteln.  Im  ersteren  fall  hätte  das  oben  s.  504  ff.  anlässlich 
des  -a  aus  -ön  und  -ö/>,  -öö  bemerkte  überhaupt  zu  gelten; 
aber  auch  im  anderen  dürfte  posteriorität  der  apokope  besagter 
consonanten  ausgeschlossen  sein,  da  aus  -a^,  -ath  der  3.,  -et 
der  2.  pL  praes.  ind.  und  -it,  -id,  ^eth  etc.  der  d.8g.  (s.  oben)  zu 
entnehmen  ist^  dass  der  abfall  von  -p,  sp&testens  zngleidi 
mit  dem  schwand  von  -t  und  -e  stattfand,  und  aus  mtofot 
etc.  (s.  oben)  auf  Schwund  von  -n  (aus  -m)  vor  dem  verklingen 
von  -i  dritter  silbe  zu  schliessen.  Für  nach  kurzem  voc.  die 
-p  etc.  überdauerndes  -z  sind  Aflims  etc.  zu  beachten. 

Dass  die  erst  in  der  römerzeit  erfolgte  apukope  von 
hellem  vocal  in  dritter  silbe  jünger  ist  als  die  kürzung  des 
von  haus  aus  im  absoluten  auslaut  stehenden  vocals,  mithin  die 
in  rede  stehende  primäre  vocalapokope  regelrecht  auch  las  aus 
-i  entstandene  -i  dritter  silbe  hätte  treffen  müssen,  lehrt  das 
oben  s.  504  ff.  über  die  Chronologie  dieser  kttrzung  ermittelte 
(dieselbe  erfolgte  sp&testens  zur  zeit  der  apokope  von  eta 
nach  langem  voc,  war  denmach  vor  der  römerzeit,  worin  be- 


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524 


VAS  BBLTBN 


reits  -ä  für  -ö])  etc.  in  scliwaiip:  war.  perlect  geworden).  Doch 
wäre  hier  auch  durch  anlehnung  an  die  zweisilbigen  formefi 
mit  -i  (aus  -i)  des  nom.  ag,  veranlasste  erhaltuug  des  nommatir- 
suffixes  denkbar.  Wegesu  -fi  der  Partikeln  uffm,  innan,  Am» 
4<m  etc.  ans  -ne  für      fl.  unten  LXin,  7. 12. 

Ans  neben  ags.  dat  sg.  fü.  Uff,  men(n)y  hie  eta  aleha- 
den  f6r,  healp,  tdk  etc.  der  8.  sg.  praei  ind.  renütieri,  das 
altes  in  zweiter  sObe  erst  nach  der  nmlantwirknng  schwaadL 
das  -e  zweiter  silbe  aber  nicht  durch  Übergang  zu  -i  mit  diesem 
zusammenfiel,  sondern  vor  der  entwickelung  von  unbetontem 
-e  zu  -i  verklans:;  im  hinblick  auf  das  absolute  fehlen  br- 
treffeuder  praeter italbiidungeu  mit  unigelautetem  wurzellaui 
wäre  ja  Verdrängung  von  aus  fsri  etc.  hervorgegangenen  fär 
etc.  durch  auf  fdra  etc.  zurückgehende  ßr  etc.  kaum  denkbar 
(vgl  Beitr.  5,  120  und  Jellincks  Beitr.  zur  germ.  fler.  &  43).') 
Man  beachte  auch  mit  Walde  (Die  germ.  auslantageaetze  bl  118) 
ag&  mee,  as.  mik,  nicht  wti^  ans  meke  — 

Znsammengefiisst  sind  also  als  fälle  von  primärem  schwund 
des  endungsvocals  festzulegen: 

aosfall  von  (durch  -js)  gedecktem  und  von  ungedecktes 


0  Deomfolge  ist  f&r  die  BoMes.  neben  bon,  gong,  $eonde,  sfon^elt 
stehenden  praeterita  tcan,  bant,  sang  etc.  und  für  das  praeterito-prae-. 
eine  andre  doutung'  ^,^eltentl  zu  maclien  als  di«^  Beitr.  14,  2K1  17.  507  f.  vor- 
geschlagene (MrtH  3.  sg.  au.s  tvaiim',  nttn  Lsg.  diiiLh  anlelmiiiigr  au  die  3.» 
nnd  zwar  zu  erinnern  an  daa  northumbr.,  das  &unst  p  yor  nasalen  dnrch- 
fülirt,  doch  ausnahmslos  band,  dranc,  ^elamp  etc.  gewährt  durch  anlrbaaix 
au  praeterita  wie  halp  etc.  (s.  Sievers,  Aga.  gr.  §  88(j.  auui.  3  und  vgl.  aad 
Franeki  Zi.  üia.  Ans.  28, 51,  lowie,  ndt  berttefalchtigaug  des  gleich  niia 
sn  bemerkenden,  Siebe  in  Pauli  Onmdr.  1*,  1182;  wegen  aofries.  poM  oi 
hiemadi  uuntetcMuder  Mg,  ha^  ete*  vgl  Aofriei.  gr.  §  la;  tia»  ffäA' 
artige  uuJogiebüdimg  beg^et  im  prt  8tar(f)  fftr  regelieciites  M^iß 
[Das  nebeu  normalen  nom,  com  oder  nOm,  cOfn  (vgl.  Aofries.  gr.  §  271 .  ans.!) 
einmal,  in  R*33, 5,  begegnende  nam  wäre  demnach  als  Schreibfehler  n 
fassen  (in  r.  E.'s  Wb.  aus  F.  307, 15  citiertes  nam  ist  lesefehler  für  Irn  Fivrlr 
mü.  stehendes  nom ;  nwfries.  nam  ist  wie  quavi  dieser  dialektgnippe  mMä 
IF.  7, 328  ff.  zu  beurteiieuj;  wegen  der  praeteritalformen  ^ed,  «j>rei;  etc  lai 
n  aii,  tcarth  (das  im  verein  mit  pald  etc.  analogisierend  einwirkte)  8,  Aofrifs 
gr.  §  2  und  L,i.  d  ;  für  die  erhaltung  des  alten  vocals  in  <£uath  t. R.  Recht?- 
qiL2&5k8  iit  die  «IS  qtOd  (s.  Aelries.  gr.  §  15/?)  xd  eneUieasende,  vor 
palataliaiernng  des  folgenden  yoeals  sebfitiende  flmctioB  der  gn-consoinf 
in  amaeUeg  xn  bringen.] 


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ORAMMATIS 


mm 


525 


liellem  vocn\  (auch  von  durch  «-ajK^kope  in  dpn  aiislaut  ge- 
tretenem und  von  aus  alUr  länge  eutstandeaem  kurzen)  in 
dritter  silbe; 

aasfall  von  ongedecktem  -e  (nicht  von  -i,  *e»  bez.  -ur)  in 
zweiter  silbe. 

Die  erscbeinnngen  stimmen  flberein  mit  den  ans  nm. 
gesUtmB,  barumR  dat.  pl^  hatitdlp  3.  sg.,  prawwan,  -hakntkm 
schwaehem  gen.  dat  sg;.  masc.,  Igiw(fn  schwachem  gen.  sg.  fem., 

was,  gaf  3.  sg.  praet.  sowie  aus  an.  imperat.  hitt,  gakh  (vgl. 
Beitr.  5, 120)  für  das  vornord.  zu  folgernden.  Auf  grund  dieser 
übereinstiiuiuung  aber  dürften  für  das  westgerm.  durch  pii- 
märe  apokope  ent'^taiideue  -es  ^-en.  sc:,  (aus  -eso  oder  etwa 
-CÄÄO?0)  und  /«*//>,  was  l.sg.  als  parallelen  zu  ai*u.  -as  gen. 
sg.  (ans  'OSO  oder  etwa  -a««o?0)  and  wmam,  aih^  faiah-^ 
1.  sg.  zu  gelten  haben  (demnach  anch  an  etc.  für  ana  etc^  s^ 
nnten  LXm,  1,  durch  solchen  abfall  entstanden  sein). 

2. 

Dass  im  vorwestgerm.  der  voc.  von  -og  und  das  -o  (ans 
-an)  der  primären  syn-  nnd  apokopewirkong  in  dritter  silbe 
nicht  erlagen,  ergibt  sich  ans  ahd.  hirU,  rkhi,  as.  Mrdi,  riki, 
ags.  ende,  riee  etc.  des  nom.  acc  sg.  mit  *t;  -e  aus  -ioa,  Aon 
(vgl.  anch  die  anf  -of,  -en  znrQckgehenden  -oB,  -a  in  um. 
holtimR,  haitinali  etc.  nom.,  Hahaida  acc).  Da  aber  die 
erhaltung  diems  -o(-),  d.h.  -o"(-),  offenbar  mit  der  dunklen 
färbung  des  vocals  in  Zusammenhang  steht,  ist  auch  für  das 
-w(-)  drittel-  silbe  erhaltuug  in  der  periode  des  primäi'en  vocal- 
schwunds  anzunehmen. 

Es  ist  demnach  der  ausfall  dieser  Tocale  sowie  der  schwnnd 
von  in  zweiter  silbe  stehender  kärze,  mit  ausnähme  des  -e, 
»Is  die  folge  der  Wirkung  eines  jOngeren,  secunditren  anslants- 
gesetzes  geltend  zu  machen. 

^Ve^n  solcher  protoi^rpea  toit  u  hoffe  ich  ipftter  Iwi  uidfiNir  g»> 

legenheit  zu  handeln. 

Der  apokope  toü  ultimavocal  vennntlich  qualitative  Schwächung 
von  -ü"  7.n  -a  voran  (vgl.  das  gleich  im  t«xt  in  2  zum  w^tgerm.  -a  ans 
'OZ,  'OH  zu  bemerkende),  und  es  durfte  die  erhaltung  von  -a^,  -a  dritter 
■Übe  im  lum.  nom.  acc.  sg.  masc.  ntr.  auf  dem  umstand  beruhen,  dass  die 
Tocale  dieser  endmigen  mr  seit  des  piimben  Tocalicbwmidi  ihre  imilde 
qiuditat  aoeh  nicht  eingebtliBt  hatten. 


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526 


YAK  HELTEN 


Aus  der  tatsache,  dass  mitunter  masc.  bez.  ntr.  nach  der 
o-flexion  gehende  lehnwörter  als  entpprechungen  von  lat.  fe- 
mininen auf  -fl  bepregnen  (vgl.  ahd.  zingai,  muntz,  ags.  ^ismii, 
ancor  etc.  niasc,  abd.  eahah  fenstar,  saf\  ags.  mynct  ntr.  an« 
tcguJa,  mofu'fa  etc.)  ist  ferner  zu  entnehmen,  dass  auf  -o^-) 
zurückgehende  enduug  als  -a  verklaiig;  dass  indessen  im  anfang 
der  rOmerseit  noch  gesprochen  wurde,  lehrt  der  uingtand. 
dass  die  überwiegende  mehrzak  der  nach  der  o-flexion  gehenden 
masc.  und  ntr.  lehnwörter  einer  lat  form  anf  -am  des  aoc  1ml 
des  nont  acc  sg.  (mit  schwach  articnliertem  m)  entstammeiLO 

Dem  in  (duK  Ii  »  j  gedeckter,  dritter  silbe  erfolgten  pri- 
mären vocitlstliwiiiid  fremäss  könnte  auch  für  den  jiuiövren 
vocalsrlnvund  nic  litbeschränknn<2:  auf  den  absolut  an8lantendf*!i 
vocal  mitglich  ei-scheinen  (natürlich  mit  ausschluss  von  nicht 
zwischen  zwei  n  stehendem  antenasalischen  vocal,  für  den  nach 
massgabe  des  im  nord.  in  der  stellang  vor  m  und  m  nicht 
synkopierten  vocals  ebenfalls  im  Torwestgerm.  dnrcli  nasal 
erwirkte  erhaltung  zu  erwarten^).  Aus  den  bildungen  ndt 
alten  ^og,  ^  (oder  -i«?^)),  -w,  -n^  ist  für  solche  frage  keia 


*)  Mit  dieser  fulgeruug  bteheu  nicht  iii  widerbpruch  die  von  Breiaer 
(IF.  Ut  365  f.)  nacbgewiflseneii,  frfihxeitig  für  alte»  -o«  eingetreten«!!  4er 
nitleMbe  und  der  compoeitioiieftige  (sn  Bremers  belegen  füge  ich  moA 
binxQ  NehalemMiie  etc.,  p.  Beitr.  16»  211  f.,  mit  -etrt  bes.  -ei^-  als  altens  satfs 
ans  fuhd-):  hier  liegen  eben  niebt  schwächst  betonte,  sondern  nebentmuge» 
mit  stärkerem  oder  schwltdierem  mittelton  gesprochene  Silben  vor. 

*)  Als  die  eutsprechnngen  der  got  dnrch  sjnkope  von  zwiadkea  awei 
M  stehendem  vocal  (ans  •onum  oder  -unuh     '"■ytunz)  entstandenen  -oite,  «SM 

des  schwachen  acc.  pl.  roa^c.  fem.  (Tgl.  IF.  14,  80)  wiren  westgerm.  mii 
iirn.  -wn,  -ffw  m  rnvarten  fan«!  -ummz.  -ümmz  'Onf<nr.  -i^mmT:  schwand 
des  -H-  wol  jL^leiolizeitig  mit  der  apokoix;  vun  -u).  Diest-lbeii  liej.-^t'Q  in  -Ift 
tat  vor  iu  ahd.  -un,  -Un  dieser  casus  und  daran  angelehnter  iioniinAiiv^'r. 
Wegen  für  -un  erscheinender  ahd.  as.  aonfrk.  -on  und  wegen  für  -ün  .^u> 
tretender  ahd.  -on  {-un'^),  as.  -un,  -on,  aoufrk.  -on  8.  JBeitr.  21,  462  ö.  aaJ 
AonA-k.  gr.  §  68  f.  &9e.  Im  ags.  aofries.  heischen  die  ans  dem  nom.  pL  eti- 
gedrungenen  -aM,  -a*  Wegen  der  an.  nenbildongen  -a,  -U,  -or,  -nr  a.  alen 
LXI  am  scblnss. 

*)  Ob  in  anf  -er  snrttckgebender  endang  (des  gen.  sg.  and  mm,  |L 
der  consonantstSmme)  der  ttbergang  sn  t  Tor  oder  eist  nach  dem  abiaU  te 

conson.  stattgefunden,  ist  fraglich,  denn,  wenn  auch  aus  ahd.  -et  der  2.  pL 
praes.  ind.  für  -eöe  und  aus  -en  für  -enez  (s.  oben  8. 522)  erhaltong  der  altM 
qnalität  vor  d,  n  herroigeht,  so  ist  doch  die  miiglicbkeii  ron  tor  •#  «■!• 


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QBAllMATlSCHjGS. 


527 


Kriterium  zu  eiitiielimen.  weil  -r  früher  als  der  vocal  verklungen 
s^tiin  kaini.    Kbensowenig  aber  aus  ahd.  -et,  -ut,  aonfrk.  -ff  {-et, 
vgl.  Gramm.  §  91  f.  93^)  der  2.  pl.  praes.  ind.,  imper.  und  praet. 
Ind.:  auch  das  (-t  nom.  acc  $g.  ntr.  des  starken  adjectivs  für 
urn.  *'at,  -r  nom.  sg.  für  urn.  -iR,  -nE  und  s  gen.  sg.  für  nm. 
-OS  gewährende)  an.  hat  in  diesen  flexionsformen  »€0,  ^id  {-^ 
-tO,  -ad,  -ud  {-oi,  -»Qy  und  zwar  angenscheinlieh  als  die  folge 
des  bestrehens,  der  2.  pL  dieselbe  silbenzahl  zu  erhalten,  die 
der  1.  und  3.  pl.  von  rechtswegen  zukam  (für  das  praesenssuffix 
der  lang-  und  mehrsilbigen  schwachen  verba  1.  klasse  wäre 
möglicherweise  mit  herkunft  aus  dem  got.  -eil  entsprechender 
entlang  zu  rechnen;  hiei  iilit  ?•  jedoch  später  bei  einer  erörterung 
der  Üexionsbüduugeu  1.  schwacher  conjugation:  einstweilen  sei 
nur  hingewiesen  auf  ahd.  as.  -i,  aonfrk.  -i'  des  imper.  sg.  der 
langsilber  =  got  ^ei  als  das  eigentlich  der  conjngation  der 
denominativa  nnd  cansatiya  zukommende,  auf  •%  ans  -e|t  zurück* 
gehende  snffix,  vgl.  oben  &  511).  Als  beweis  aber  gegen  die 
secnnd&re  synkope  von  gedecktem  endyocal  ist  die  genitiy- 
endung  -es  hervorzuheben.   Wegen  der  demnach  als  auf  ana- 
logischem wege  geküi'zte  büdungeu  zu  fassenden  ags.  kUjifst, 


standenem  %  Dicht  ohne  weiteres  in  abrede  zn  stellen  (vgl.  an.  AMr>  immr 
etc.  nom.  pL,  Mtftr  gen.  sg.  mit  -r  ans  -ia.  für  -ez). 

Wegen  des  neben  ahd.  -ei  der  2.  pl.  praes.  ind.  nnd  des  imper.  in  den 
Monseefragmenten  nnd  den  gU.  Ker.  belegten  -it  (s.  Hench,  The  Honsee 
fragments  s.  ^3— 1H5  nnd  Beitr.  1»,  82(1)  imd  wopeu  des  aonfrk.  -it  dieser 
periJon  (s.  fJraiuni.  5;  IM  f  sei  bemerkt,  dass  die  Beitr.  17,  5611  vor- 

geschlagene dentinip  derselben  als  in  folge  von  erüetzaug  eines  isolierten 
firototyjis  -cöi  durch  -iöi  der  3.  sg.  entstandener  nenbildnnf?  mit  rticksicht 
auf  das  nicht  berechtigte  einer  anselzuiij,'  vou  -eöi  (s.  oben  s.  522)  abzu- 
lehnen.  Eher  empfiehlt  sich  Jellineks  fassung  dies^  -ii  (s.  IF.  11, 199)  als 
nnalogiebildung  nach  der  8.  sg-,  und  ewnr  nicht  so  sehr  mit  rttcksieht  nnf 
ItoterrdchisGhea  lAr  fähii  (t.  a^a-oOr  all  wol  un  hinUick  «of  den  nmstend, 
dssB  nicht  nur  in  der  2.  nnd  8.  schwachen  coiQngation  -oi  bes.  sowol  fOr 
die  3. 8g.  als  fttr  die  2.  pL  piaes.  ind.  gelten,  sondern  anch  für  die  1.  schwache 
ÜsiieD  neben  'it  der  3.  sg.  dieses  tempns  altes  -ii  der  2.  pl.  (deren  In  den 
fconsilbigen  stehende  geminata  also  auf  analogiebildiing  beruht)  anzusetzen 
die  uniformitflt  der  beiden  personaUndungen  in  der  ganzen  Bthwachen 
conjn!,'ation  kunnt»'  das  muster  abgeben  fi\r  dii"  enTstehung  vou  -ä  in  der 
starken  flexion  (beachte  das  nnigekebrt  dunh  emwirknnp'  von  -et  der 
ütarkeu  Üexion  für  -ii  der  schvvacheu  eiagetretf^n«-  -et^  das  äich  im  ahd. 
»eben  analogisch  entstandenem  -ot  als  norm  vornüdet). 


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528 


TAN  H£LTBN 


hilpä,  demst,  demdj  fmrst,  fcerÖ,  seW  et<».  (s.  Sievers,  Gr.  §  358. 21 
aofries.  hdlsi,  sterflh,  sext,  iösprekst,  herth  etc.,  vgl  Beitr.  17, 
556  10 

Als  conseqneiuseii  des  in  1  und  2  ermittelten  sind  lenMr 
noch  geltend  zu  machen: 

entwickelung  von  altem  -ejes  des  nom.  pl.  der  /-declination 
über  -iies,  -iz  {mit  zweigipfligem,  durch  die  coiitraetion  hetero- 
syllabischer  laute  entstandenem  voc),  -i  (vgl  oben  s,  ollj  zu 
historischem  -t; 

entwickelung  von  altem  -efie«  des  nom.  pl.  der  u-decli- 
naUon  Uber  -e|tMr,  (t-filrbnng  von  e  durch  in  der  folge- 
sühe  stehendes  tc)  zn  historischem  -t  der  knrzsflbigen,  ahd 
siH,  suni,  as.  sidi,  suni  (abfall  von  -u  durch  secundftren  Toeal- 
Schwund)^); 


0  Abraweisen  ist  Waldes  memmig  (Genn.  anslaiitsges.  s.  125,  fassnote), 
da»  die  kfliseren  fonnen  der  2. 8.  sg.  praes.  ind.  ursprünglich  mir  in 
Stellung  vor  dem  enklitlseh  anteetenden  pfonomeit  bereehligt  aeieii  od 
die  Btynkepe  als  synkope  eines  mitteWocals  begreiflich  sei:  wenn  aadi  wm 
gelegentlich  für  die  2.  sg.  praes.  ind.  neben  c(hnedu,  drunceött  etc.  eiethsi' 
nenden  cömihtf  druncdu  etc.  (s.  Sievers,  Ags.  gr.  §  364,  anm.  1)  zu  entnefaBCL 
(Irtss  bereit«?  znr  zeit  dor  synkope  von  paennltima  da«?  snbjectspronomen  fc- 
klitisch  mit  dem  verbmu  verbniiden  wurde  (und  durch  die  zweit«?  kürxtmg. 
vgl.  tiben  8.-5(13.  8,  entstaudener  endungsvocal,  d.  h.  hier  -i  aus  -i  fiir  -i-, 
unten  LIX.  vurhiindtu  war),  so  fehlte  in  den  verbindungeu  -iatu  (aus  -r«  ^ti\, 
'id/ie  (auä  -id  he)  eine  der  für  die  vocalsynkope  in  vurleUter  silbe  erfurüttr- 
liehen  bedingungen,  nämlieh  die  etAUnng  des  voeals  itt  offener  idlbe. 

Da  die  annähme  der  entstehnng  von  i$  in  üiM,  smM  ete^  t,  i 
(i.  Beitr.  a.a.O.)  absvweisen  (als  ans  e,  i  durch  brechnng  entsUndene  la«it 
wiran  €0,  io  sa  erwarten)  und  ftr  die  brechnng  ein  höheres  alter  ali  fir 
den  i-umlaut  aniuerkennen  ist  (vgl.  Sievers,  Gr  ^  78),  ist  in  diesem  ie  vil 
die  folge  von  8y8t€mzwang  zn  ^blicken  (die  2.  3.  sg.  praes.  ind  mit  n 
dem  wuTzellaut  der  anderen  flexionsbildangen  im  nmlantsretfailtaia  stöhn 
dem  laut,  liier  ie,  ic  zu  ca,  «''^). 

*)  Fiir  die  pluralbildungen  di  r  langailbigen  u-stUmme.  aiid.  $ri!ti\  stt- 
diri  etc.,  as.  h^i,  *!fktldi  (nach  nkildiun)  etc.,  statt  deren  bei  re|relrc«'h?*r 
behandlung  nach  Beitr.  17, 288  ff.  acUUu  etc.  zu  erwarten  wären,  ihi  die 
annähme  von  analogfehUdimg  nach  sAi  etc»  anegeschloswn:  sitt :  «lili^  $mm 
:  sumt  etc.  hätten  kaum  daa  muster  abgeben  kOnnen  fBr  die  neohOdag 
von  an  seiH,  Md  etc.  stehenden  sctU^  *ikildi  etc.  (ahd.  neben  «laiii  be- 
gegnendes stm  ist  hier  selbstredend  nicht  als  futor  in  >»««i»i»g  sn  bringo^ 
Plausibler  wJbre  die  tanng,  dasi  in  der  alten  t-decUnation  m  ffa0^ 


I 

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529 


ent*Jtp]iiine:  von  -m  des  dat.  pl.  aus  auf  -mi>,  nicht  anf  -mo/s 
zurüc](!;^rlieiidem  ni^  (vgl.  übrigens  auch  auf  i  der  ultima  hin- 
weisendes 'Ags.  Scem,  tivcem  datpl.)*); 

entstehung  von  i  der  imperative  alid.  kilf^  sih  etc.,  as.  ^A, 
wis  etc.,  aonfrk  Gramm.  §  113. 116)  farfiki,  gif  etc.  durch 
annlogiebildung  (vgl  Beitr.  17, 567). 

Weiteres  s.  noch  unten  LVIL  Wegen  -Seeg  als  basis  von 
aofries.  -ar  und  -ozez,  -ösest  als  möglicher  prototypen  von  an. 

-ar,  as.  -os,  ags.  -as  s.  oben  s.  515  und  518.  Ob  ahd.  -um,  aonfrk. 
-o"n  (s.  Gramm.  §  91  100^)  der  1.  pl.  praet  ind.  auf  -ime  oder 
'Umo  beruhen,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

Für  die  Chronologie  des  secundären  vocalschwunds  sei  be- 
merkt)  dass  dieser  yoigang  spätestens  zugleich  mit  der  secun- 
dären kürznng  des  endnngslautes  (ygL  oben  s.  508)  erfolgte. 

4 

Den  im  vorangehenden  fftr  das  westgerm.  ermittelten  und 
für  da.s  nord.  beregten  priniHien  vocalscliwund  liat  Sievers, 
Beitr.  5, 120  ff.  als  nrfrermanische  erscheinung  aufgefasst  Hier- 
gegen spricht  iüdeäseu  folgeude^; 

erstens  der  auf  nur  einmaligen  vocalschwund  hinweisende 
got  nom.  pl.  9unju8  (ans  iuneytes  wäre  durch  zweimaligen 
Tocalschwund  sunt  hervoigegangen,  indem  durch  ausfall  yon 


brüd  etc.  stehende  §(^0^  ensti,  brüdi  etc.  die  enetimig  von  m  seilt,  skffd 
etc.,  hatUj  hand  ab  rogelreohten  bildungen  gebdrenden  icUUk,  akUdiU  etc., 
heHUü,  hmdtu  durch  teOti,  *tkildi  etc.,  henü,  hendi  vefanlawt  habe;  vg^. 
aocb  die  «iif  dennelben  entstandenen  aonfrk.  nom.  (aoc)  pl.  /wofi» 
tende,  heinde  (Oramm.  §  64. 66). 

*)  Ob  ixa  agi.  <i<««(Ot  digt,  ^<es(t)  und  ddd,da,gta,  tSxim,  diA,  gefk, 
sUth  iQgelrechte  entsprechnngen  von  dösi  oder  Öösi  etc.  vorliegen  (woneben 
dann  dorn,  do  etc.  der  1.  sg.  und  döö  etc.  des  pl.  ids  neubildungen),  mnis 

unentschieden  bleiben.  Denkbar  wäre  hier  ja  auch:  analogisrli  (nach  dem 
niuster  de»  in  mehrsilbig-en  formen  lautgesetzlich  stattlindender  apukopr) 
erfolgter  -/-abfall  (der  dann  aurh  fiir  die  Lsg;,  und  die  3.  pl.  au  gelten 
hätte,  vgl.  auch  Michels,  Zs.  fdph.  34, 110  und  Franck,  Zs.  fda.  An?;.^,  52; 
trotz  der  überlieferten  -i^e,  -ie  etc.  sind  ja  den  in  den  anderen  west- 
germ. dialekten  begegnenden  flexionsformen,  ahd.  -öm,  -ün,  as.  aonfrk.  -Ott 
infolge  ancb  fttr  das  Torags.  nnd  Torfriei.  Teibalfbfmen  anf  "^m  anm- 
nelunen)  und  analogiache  nenbfldnng  (Tgl.  Sieveni  Beitr.  6^  lOS»  anm.)  Toa 
dM  fite. 


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530 


YAN  HELTEN 


«e*  in  dritter  Silbe  stehendes  u  nacli  Beitr.  15,4551  21,4290. 

22, 223 ff.  hätte  schwinden  müssend); 

zweitens  der  umstand,  dasc  primärer  vocalscbwiiiid  für 
das  west^erni.  in  eine  nach  dem  anfang  der  römerzeit  liecreii- 
den  Periode  zu  verlegen  ist  (s.  oben  s.  528),  also  in  eine  zeit, 
wofür,  wenn  man  überhaupt  zur  annähme  einer  einheitlicben 
nigermanischen  spräche  berechtigt  sein  sollte^  die  existenx  einer 
solchen  einheitüchkeit  doch  gewis  ansgescfalossen  ist 

lilY.  Zur  westgerm.  dehnnng  Ton  eonsonant  und  halb» 

Tocal  j4  vor  i. 

1. 

Beitr.  21,  437  f.  wurde  betont,  dass  die  westgerm  deh- 
nung  von  conson.  vor  palatalem  halbvocal  vor  dem  abfall  voa 
'i  in  zweiter  silbe  und  vor  der  i»-apokope  erlolgte,  mithin 
älteren  datnms  ist  als  der  secnndäre  vocalschwond  (vgL  oben 
LXin,  2  nnd  s.  aneh  jetzt  Bmgmann,  Kurze  vergleich,  gramm. 
der  indog.  spr.  §  81 5\  Der  geminationsproce^s  dürfte  indessen 
noch  weiter  zm  iickzutlatieren  sein,  und  zwar  mit  rücksicht 
auf  das  inschriftlicli  aus  der  i^iui  ^z^'it  überlieferte  NehaJrniiuit 
(vgl.  Beitr.  16,  211  f.)  in  eine  lu  ritKle.  die  w  ciU  r  t  aiwickelunir 
von  -c-  zu  -i-  vor  i  oder  i  der  eudsiibe,  iiccli  auch  den  nach 
dieser  a  ocalaffection  erfolgten  primäi'en  vocalschwimd  (vgl 
oben  LI  II,  1)  kannte.  Für  die  datierung  der  Nehalenmae' 
Inschriften,  somit  auch  für  die  entscheidung,  ob  die  dehnung 
im  anfang  der  rdmerzeit  bereits  oder  noch  nicht  stattgefunden, 
fehlt  uns  jede  angäbe  (dass  ausserdem  das  n  von  vereinzelt 
begegnenden  Nehakniae  nicht  notwendig  einen  vor  i  nodi 
nicht  ged elmten  conson.  repräsentiert,  liegt  auf  der  band:  m 
kann  daiin  eine  dui'ch  den  regelrechtes  n  vor  t  eulhalteadcn 


*)  Zu  der  IF.  14,  60  iii  bezug  aul  gut.  -ä,  -ip  der  2.  3.  prae^. 
iud.  aU  beweise  gegen  die  aunabme  von  vorgot.  zweimaligem  vocalschwoad 
gemaehten  conceaBioii  nritehte  icli  noch  diese  hiiunifttaeii:  deakbar  wii«  m 
znr  not  auch,  dais  in  am  gr^pisi,  -i/n  entotaadenen  ^rifwi,  -ip  dae  -4-  Back 
langer  silbe  erhalten  wXro  dnidi  eininrknng  von  Mrw,  nnd  (iler* 
lieferten  luuvi«,  ^P)  an  gmnde  liegenden  nam,  -ip  mit  regelrechtem,  mmk 
kurzer  silbe  erhaltenem  (vgl.  Beitr.  21, 476  f.,  wo  durch  lapsn»  ein- 
prrsdilicheues  fahs  ans  *ffihis  zu  streichen:  got.  gaßha  'fang'  ist  entweder 
mit  altem  -8  oder  mit  altem  •*§  gebildetee  derlTatum). 


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GRAMMATISCHES, 


^1 


nominativ  Nehalmi  beeinliu^^ste  fom  vorliep:en,  di**  sich  als 
neubildung  der  neben  Nehalmi  begegnenden  Nehaktmi  ver- 
gleicht).   Andrerseits  aber  berechtigen  ahd.  epß,  ecchil,  as. 
mnddi,  agrs.  syU  iL  dgl.  (aus  opto,  acialey  modio,  solio  etc.,  s.  noch 
Beitr.  16^2641  und  Paols  Grondr.  1^426  §  157)  nicht  zu  dem 
schlnss,  dass  diese  w5rter  znnfichst  mit  einfachem  conson.  ent- 
nommen sind  nnd  erst  nachher  dnrch  die  Wirkung  des  west- 
^rm.  gesetzes  ihre  geminata  erhalten  haben:  ist  doch  eben 
die  für  das  junge,  durcli  die  kirchenspraclie  eingefiihrt«  ahd. 
Iv-lmwurt  fill{v)ol  (ans  fdiolo)  unumgängliclie  annalnne.  dass 
lat,  einfacher  consun.      i  auf  dem  wee^e  der  laiitsni)Ntitutiun 
durch  dem  westgerm.  mund  und  ohr  geläufige  gemiuata  -h  i 
ersetzt  wurde,  für  die  in  älterer  zeit  dem  vulgärlat.  entstam- 
menden lehnwdrter  keineswegs  undenkbar  (wegen  ähnlicher 
lantsnbstitQienmg  vgl.  z.b.  die  hi,  ft  für  lat  ct,pi  in  ae.  firM, 
ahd«  HkUf»,  grufl  eta). 

2. 

Mit  lucksicht  auf  die  ahd.  ou\u-  aus  a\uj^  (in  Jwuue,  -gi- 
strouuiy  touuan  etc.,  s.  Beitr.  9, 528  ff.)  und  iu\w  aus  €\ui  bez.  i\ui 
(in  niuuua,  -az.  -en,  diuuua,  chh'nuua,  siunucnt  etc.,  s.  lU^tr. 
9, 5^8  f.)  liegt  tür  das  hd.  die  annähme  von  gleichzeitig  mit 
der  consonant engem ination  erfolgte  dehnung  der  halbvocale 
auf  der  band.  Auf  eine  ganz  andere  behandlang  dieser  laut- 
verbindnngen  im  ags.  nd.  nnd  nfrk.  ist  aber  zn  schMessen  ans 
ags.  ks,  nd.  nfrk.  ö^\i  (worans       in  ag&  hieg  *hen',  ki  'insel*, 
a&  doia»  'sterben',  ^ströian  'streuen högiM  'hens*,  Telgoia, 
aonfrk.  Upgoie,  BredenOia,  mnd.  döien  *  auftauen',  höy,  mnh 
doyen  liquefieri,  döyen  mori,  sfrrhfen  'streuen'  etc.  (s.  Beitr.  16, 
297  ff.),  die  auf  vor  der  dehnung  von  u  \ov  %  duivh  einwirkung 
von  dipiiih'tng  au  aus  n\nl  entstandenes  nn\i  limweisen.  Als 
gegenstück  zu  diesem  au\j^  hätte  man,  wenn  neben  e\ui  zur 
zeit  der  einwirkung  von  diphthong  diphthong  eu  ge- 
standen hätte,  €u\ji  ans       zu  erwarten.  Ans  dem  fehlen 
jedoch  von  auf  m\i  zurückgehenden  ags.  ü\st  nd.  nfrk.  ä|| 
(vgl.  Beitr.  20, 507)  resultiert  das  unzulässige  eventueller  an- 
nähme einer  entstehung  von  au\i  zu  der  zeit,  wo  diphth.  eu 
neben  noch  nicht  durch  nmlautung  von  t-  (zu  i)  der  paenultima 
btrülirtem       hei  vorgieng  (ertolgt  aku  auch  im  iun blick  auf 


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532 


VAN  HELTEN 


das  oben  ansgeführte  nichtentsteliiiiig  dieses  au\i  vor  der  eon- 
sonant^idehnung).  Gegen  die  annähme  yon  naeh  entstehm^ 

von  i\ui  und  tu  entwickeltem  au\i  spricht  die  yerschiedeee 
beliaiidluüg  der  beiden  lautverbinduugiii.  Es  bleibt  somit  m 
die  folgende  möglichkeit:  feiitstelning  von  auH  nacli  der  ent- 
wickelung  von  und  vor  der  eiitwickeluiig  von  iu  (^wegtü 
der  relativ  späten  genesis  von  iu  aus  eu  vgl.  Braunes  Ahd. 
gr.  §  47,  anm.  1  und  Beitr.  25, 297);  darauf  dehn\mg  des  labialen 
halbvocals  vor  i  in  %/  (aus  e\Hi)  sowie  in  altem  i|u^',  also  ent- 
Btehung  von  iu\j^  das  die  überlieferten  l(e)|ip,  id|tt;,  ä|tf7  ergab 
in  ags.  niewe,  fUwe,  niowe  etc^  mnd.  näwe,  aonfrk.  nam, 
iMuuuon,  ihüuue,  -on  (d.  h.  nüwi  etc^  vgl.  Gramm.  §  25),  monfil 
nüwe,  mnl.  nüwe,  lüwe  (s.  Beitr.  20, 507  >) ).  Dass  diese  dehnmi 
von  labialem  halbvocal  vor  i  als  das  resultat  von  analogie 
biUiiiiig  zu  fassen  (niu\uiu  neben  ni\ui,  spiu\uiu  neben  spCws. 

etc.  nach  dem  muster  von  niif\f{tt  bez.  nyt\iiu  neben  »f< ' 
bez.  nii\ii,  i(il\liu  bez.  trJ\Jlu  neben  ta\lis,  -kl  bez.  t€\l'is,  -id  etc/. 
ist  aus  nd.  nfrk.  neben  den  bildungen  mit  ö^^ji  (y>  '/|i)  begpf- 
nenden  formen  mit  keinenfalls  auf  au\i  oder  a\ui  zurückgehen- 
dem ou\w  (mnd.  douwm,  d9ien  'auftauen',  strcuwen,  sMfge» 
'streuen',  mnl.  dauwen,  döye»  'tauen',  vermmucen,  vtnr^ 
'erfreuen'  etc.,  s.  Beitr.  16, 297  ff.)  zn  ersehen:  neben  phonedsck 
entstandenem  sirau\iu  auch  als  nenbildung  strau\^iu  zn  slw^ifi»i 
'id  nach  dem  mnster  yon  i<il\liu  zn  ia\lis,  -id.-) 

Wegen  dei-  afries.  fortsetznugen  von  a\iti  vtrl.  Beitr.  16, 305 f. 
10.878.480  (reflexe  von  /"fii  fehlen).  i>dss  den  alid.  iu^w  ufld 
ou\w  nicht  analogiebildung  zu  gründe  lieoft,  lehrt  nns  frou'T'i 
aus  fra\uiö(n):  analogische  entstehung  von  ou\w  wäre  hier  nui 
denkbar  als  die  folge  von  nachbildung  nach  einstmals  währtad 
der  analogiebildnngsperiode  neben  ursprünglichem  a|ft|  stehen- 
dem auljii  nnd  es  mftsste  so  auffallen,  dass  neben  firauwa  etc 


>)  Die  as.  belege  nntm,  -on  Cott  5536.  5553,  thiuua,  ihimmCifltVÜ' 
SÖST  dnd  nicht  stricte  beweisend,  wett  hier  mr  not  tly  fOr  dwcfa  mMwy  i 
an  altes  t|if«  der  nnflectierten  fenien  entstandenes      vorliegen  kOtaitL 

*>  Die  am  a.a.  0.  voigesdüagene  dentnng  des  ou|to  ans  dnieh  anJetogr 

an  au  «1er  bildungen  mit  regelrechtem  aii|j(  ttt  a|y  eingetretenesi  o*^ 
(sfrnu\uis,  -id  für  stra\\iiSf  -id  durch  einwirknng  von  «fmulfM  etc.)  ist  »b- 
zuweisen :  als  die  folgen  einer  beeinflnssuDjC'  von  seilen  der  sirvNijiO'bildBSf* 
wären  ja  iUrau\iSf  -id,  nicht  <<raMjyw,  -id  au  erwarten. 


I 

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QBA1IMATI8CBB8. 


533 


sich  gar  kein  beleih  mit  auf  altes  a\iil  zurückgehendem  eiv 
vorfindet,  mithin  die  neubildung  die  alte  form  völlig  verdrängt 
hätte,  während  sich  sonst  in  den  Wörtern,  denen  altes  mit  a-^i 
wechselndes  a-ui  zukam,  formen  mit  ew  neben  denen  mit  ouw 
finden  (vgl  Beitr.  9, 528  ft). 

3. 

Sieyers  hat  in  diesen  Beitr.  16, 262  ft  Eauffmanns  theorie, 
da«  die  dehnong  von  consonant  vor  i  nnr  da  eintrat,  wo  in 
einem  forroensystem  wortlormen  mit  •%  und  -i-  abwechselten, 

unter  hinweisung  auf  ahd,  ellan,  as.  ellian,  a^s.  cUm  got. 
aljan)  und  agi>.  smiööej  ahd.  sniiiia  (a\m\s7)uJ/ion)  beanstandet 
und  die  auf  diese  Voraussetzung  gegründete  erklärung  von 
ial\lia  als  contaminationsproduct  aus  ta\li  und  tallia  abgelelint 
(wegen  der  a.  a.  o.  s.  264  f.  hervorgehobenen  lehn  Wörter  epfi, 
mutii  eta  nnd  filleol  vgl.  jetzt  oben  1).  £r  erblickt  ferner  in 
der  dehnong  (täl\Jifl  ans  ta{lia)  die  folge  von  dtvch  quantitäts- 
steigenmg  veranlasster  verschiebang  der  silbengrenze.  Doch 
dürfte  zn  erwägen  sein,  ob  in  dieser  Verschiebung  oder  wol 
besser  in  diesem  übertritt  von  vor  i  stehender  consonanz  in 
die  vorangehende  silbe  nicht  vielmehr  ein  spontaner,  von 
etwaiger  quantitätssteigerung  gänzlich  unabhängiger  act  vor- 
läge: die  dehuung  erfolgte  bekanntlich  auch  in  nebentoniger 
(sonst  der  quantitativen  Steigerung  niclit  austresetztei)  ^ilbe 
und  bei  gedachter  Steigerung  m  starktomger  siibe  müsste  man 
ausserdem  neben  tal\lxa  aus  ta\lxa  auch  tal\li  aus  ta\li  erwarten. 
Bei  besagtem  übertritt  aber  wäre  zweierlei  Vorgang  denkbar: 
der  consonant  verteilte  sich  über  die  beiden  Silben,  was  deh- 
nimg  desselben  involvierte,  oder  er  trat  ganz  ans  der  folge- 
sUbe  in  die  vorsUbe  ein;  letzteres  geschah  im  nord.,  wie  zu 
folgern  aus  an.  nid\jar,  hen\jar,  svef\jom,  svef\ja  etc.  gegenüber 
hiHfar,  -a,  heiäar,  -a,  styrem,  -um,  -a  etc.  (durch  ausfall  von 
tautosyllabisch  zwischen  cons.  und  voc.  stehendem  x  aus  /«>]- 
<5ar  etc.).') 


')  Ob  auch  im  got.  fiasljan,  hnr\jös,  kun\ja  etc.  jaulten  oder  noch  mit 
alter  silbeuverteilaug  Ha\sjan  etc.  gesproclieQ  wurdeu,  iät  uicht  zn  ermitteln, 
weil  tili  mtnjam,  gavjis,  havja,  mai^Ds  u.  dgL  mit  rücksicht  auf  das  üben 
Im  text  In  2  orttrtorte  kein  $\j  etc.  m  enddieisen  ut,  da  hier  die  entitelnmg 
▼OD  mtffunl  einwirknng  von  seitea  der  diphthoiige  beruhen  kOnnte. 


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VAN  HBLXBN 


LT.  Zar  behandlung  ron     und     im  wesi» 

germanisehieii, 

Beitr.  18, 527 1  bat  Hirt  die  vulgatansicht^  dass  Ton 

den  urgerm.  -s  und  -e  im  westgerm.  ersteras  erhalten  V>leil^ 
beanstandet  und  den  versuch  gemacht,  auch  für  -s  die  apokope 
zu  erweisen,  ilr  beirriindet  seine  theorie  durch  hin  weis  aaf 
alid.  Bwö,  dio  (für  ])ö)  sowie  die  2,  ili  ?i  praet  opt.  ags.  fecprf» 
etc.,  alid.  as.  tvili  und  des  praet.  ind.  ahd.  ^gi,  as.  drihi,  ags. 
^tinde  etc.  mit  -t,  -e  aus  -fs  bez.  -es.  Doch  ist  hierzu  zn  be- 
merken: dass  im^e^fj^ff  auf  proklitische  prototjpen  mit  -jb  zorndL* 
gehen  können;  dass  ein  in  der  2.8g.  praet  opt  sich  gana 
gnt  begreift  als  das  product  von  analogiebildnng  (s.  glei^ 
unten);  und  dass  zurilckfttbrung  von  Mugi  etc.  auf  tugis  widi- 
tigen  bedenken  unterliegt  (s.  unten  LIX).  Andrerseits  aber  isl 
der  beweis  für  erhaltenes  -s  unschwer  zu  erbringen  auf  grund 
von  ahd.  -uws  der  1.  pl.  und  westgerm.  -tös,  -dos,  -des  (as.  dagos. 
ags.  (hisos  müssen  als  zweideutige  formen,  s.  oben  s.  514  f..  ans 
dein  spiel  bleiben;  für  die  erhaltung  von  -s  in  ahd.  uirJnui,  aciitu. 
hoj^us,  fizus,  as.  akus  wäre  zur  not  mit  Hirt  die  einwirkun» 
der  obliquen  casus  verantwortlich  zu  macheu).  Für  -nies  beruft 
sich  Hirt  zwar  im  anschluss  an  J.  Schmidt,  Kögel  und  v.  Fier- 
linger  (s.  Kuhns  Zs.  27, 189)  auf  Ted.  -masi,  doch  dürfte  die  für 
den  faU  anzunehmende  f-epenthese  wol  zu  problematischer 
natur  erscheinen,  um  hier  mit  fug  für  die  deutung  der  endmig  in 
betracht  zu  kommen.  Einen  Tersuch,  die  -t&s,  -dos  etc.  der  2.sg. 
des  schw.  pi  aet.  mit  der  hypothese  von  ^-abfall  zn  vereinigen, 
vermisst  maii  ubei  liaupt  in  Hirts  aufsatz.  1  iii  die.  iixiti  uug  des 
alten  accent-s  dieser  enduiig-en  felilt  uns  allerdings  ein  directer 
anhält;  da  aber  deutung  des  -a  derselben  als  parallele  zur 
secundär  auslautenden  si])ilaus  von  dagcs,  hinchs  ausg-psrh lotsen 
i&t  und  der  Schwund  von  bez.  die  gelegentliche  erhaliung 
Ton  daraus  entstandenem  -r  (in  ahd.  wir,  ir,  mir,  dir,  er,  afriea 
-er  nom.  sg,  masc  des  Personalpronomens)  feststeht,  mnss  das  -4 
unserer  gesetze  als  eine  nicht  durch  Vemers  gesetz  getrofleoe 
consonanz  gelten  und  seine  erhaltung  eben  mit  dieser  stimsh 
losen  qualit&t  in  yerbindung  gebracht  werden.  <) 

0  Auf  eine  dentmig  dieses  -mes  mOchte  ieh  midi  euutweilea  akkft 
einliwen.  Zurttekifilinuig  der  endniig  auf  etwaiges,  rfganfliA  der  alte- 


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OBAMMATnCHBS. 


535 


Keine  Schwierigkeit  macht  hierbei  das  in  der  2.  sg.  praet. 
opt.  ahd.  curi,  ahd.  as.  wili,  ags.  bäre,  bunde  etc^  afrie&  *hulpe 
etCw  (die  unbelegte  fomi  ist  aus  -e  der  2.  sg.  praes.  opt  zu  er- 
schliessen)  fehlende  -s,  da  es  gar  leicht  begreiflich  ist,  dass 
die  alte,  anf  gmnd  der  nrsprflDglichen  betonmig  des  modal- 
suffixes  mit  voller  Sicherheit  als  -ies  anzusetzende  praeterital- 
endnng  oder  die  dafür  eingetretene  nenbildung      dnrch  ein- 
wirkung  von  selten  des       der  2.  sg.  praes.  opt.  (vgl.  Beitr. 
17, 555 f.'))  ihr  -.s  mit  -z  vertauschte  (vgl.  auch  got.  wileieu 
Joli.  9, 54  sowie  au.  s^hitcr,  -ir  und  beachte  wegen  der  um- 
gekehrten beeinflussung  einer  anderen  endung  des  praes.  opt. 
durch  die  correspondierende  des  praet.  opt.  unten  LX;  wegen 
der  angelsächsischem  -e  nnd  altfriesischem  -e  [d.  h.  -9]  der  2.  sg. 
praes.  nnd  praet  opt.  gegenüber  stehenden,  durch  nenbildnng 
entstandenen  endnngen  ahd.      -i«,  as.  'Os  amfrk.  -aa 

vgl.  Bdtr.  17, 556). 

Der  ansetzung  von  altem  -s  für  die  endnng  der  2.  sg.  des 
schwachen  praet.  ind.  widerspricht  keineswegs  im  an.  'der,  -dir 
erscheinendes  -r,  das  sich  anstandslos  als  die  aus  den  sonst 
(mit  ausnähme  des  starken  praet.  ind.)  für  die  2.  sg.  verwanteu 
personaiendungen  entlehnte  endungsconsonanz  begi'eift. 

Waldes  ohnehin  in  manchen  stücken  zu  beanstandende 
annähme  (vgl  dessen  German,  auslantsgesetze  s.  130  und  Jelli- 
neks  recension  dieses  bnches  Zs.  t  Gst  gymn.  1901»  s.  1087),  der- 
asnfolge  nach  gestossener  länge  erhalten  geblieben,  nach 
kurzem  oder  geschleiftem  langen  Tocale  geschwunden  wäre, 
fordert  zu  der  kaum  befriedigend  zn  beantwortenden  fiage 


maUaciieü  Üexiuu  zukommendes,  starktouiges  -mes  (vgl.  KuUus  Zs.  27, 189  f.) 
hat  ihren  haken,  insofern  ea  kanm  begreiflich  wttie,  dass  eine  verhftltnu> 
mluig  selten  verwante  endung  sich  Aber  die  ganie  co^jugation  verbreitet 
bitte.  Begraiflieb  wttre  der  einflnes,  den  ein  litanitchem  mSi  'wir*  ent- 
apieehendes  ptonomen  auf  die  endung  -mee  aoegeUbt  hitte;  doch  fehlt  leider 
ein  anhält  fUr  die  annähme  eines  wichen  einatmala  im  germ.  (Torlid.)  ver^ 
Wanten  pronomena. 

Shemalige  eziatens  von  regekecht  auf  -omez  zurückgehendem  -um  Igt 
ahd.  -umc!^  tu  erschlicssen,  dessen  -u-  nnr  als  die  folge  von  anlehnnng 
an  solches  -um  versländlich  ist. 

')  Wo  indessen  die  schwachen  verba  2.  uiul  3.  kliis.>^e  mit  alten  disylla- 
bi^ckn  'ti»\ijt,  -dju,  -fiig  (woraus  4^ Cr  bez.  vgl  IF.  14, 85 1)  Uber* 
sdidu  wurden. 


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536 


VAN  HELTEN 


heraus,  wie  solche  gestossene  qualität  des  langen  vocäIs,  im 
gegensatz  zum  orestossenen  ton  des  kurzen  und  dt: m  schleift on 
des  langen  lautes,  für  die  conservienmg  der  coiiüoiianz  verant- 
wortlich zu  maf'lipu  wäre. 

Ob  in  den  durch  ausfall  von  vocal  vor  -s  in  diitter  sübe 
entstandenen  Verbindungen  -lur,  -»w  (vgl.  oben  8.523.  529)  das  -* 
zn  gleicher  zeit  mit  dem  nach  yoc  stehenden  -e  durch  apokope 
oder  etwa  noch  yor  dieser  apokope  dnrch  assimiliennig  ge- 
schwunden sei  (nach  art  von  nm.  des  gen.  sg.  masc  Iol 
und  des  nom.  pl.  masc.  fem.  schwacher  declinatton  ans  -«# 
oder  -nR  für  -w«er  bez.  von  an.  -tw  des  dat  pL  aas  niiL  hhX 
für  -mxz\  ist  kaum  zu  entscheiden.  Mit  rücksicht  anf  got.  -r* 
des  gen.  s^.  und  nom.  pl.  schwacher  declinatiou  uebeü  dunt 
assimiliei  uMg  entstandenem  -m  des  dat.  pl.  aus  -mz  für  -7)m/ 
wäre  für  das  westirenn.  sogar  noch  ein  drittes  denkbar:  assi- 
milierung in  -mst  abfall  in  -nz, 

LYI*  Noch  eiuniai  zu  der  trage  ^gab  es  westgerni.  reflexe 
von  got.  -an«^  *<fi«^         des  aee.  pUl' 

Diese  bereits  Beitr.  20, 516 1  verneinte  frage  möchte  kfc 
jetzt  nach  nochmaliger  prttfong  noch  entschiedener  yemeiiMip 
und  zwar  anf  gmnd  folgender  erwägung.  Entwickelmig  von 

lanjafem  vocal  aus  vor  nasal  4-  spirans  stehender  kürze  ist 
physiologisch  nur  so  denkbar;  durch  einfluss  des  fricÄtivlaiiTr> 
wurde  der  normale  (mit  verschluss  des  mundcanals  ij^espr^xiifun: 
nasalconsonant  zunächst  zu  nur  mit  vorstttlpung  des  veluius 
gesprochenem  nasalconson.  reduciert;  aus  diesem  entstand  so- 
dann durch  anlass  des  vorangehenden  vocals  nasaliert  gespro- 
chener vocal,  der  durch  contraction  mit  dem  Yorangehendea 
lant  schleiftonig  (zweigipflig)  gesprochenen  nasalvocal  eigebci 
musste,  woraus  in  der  folge  schleiftonige,  unnasalierte  linge 
(vgl.  auch  lit  -I,  urgeruL  oben  s.  512  hervorgehobenes  Ar 
stosstoniges  =  -mp).  Da  nun  eine  vor  der  4r- apokope 
stattgefundene  redncierung  des  nasals  spätestens  (nach  Aflms 
etc.,  vgl.  oben  s.  523)  in  den  anfang  der  römerzeit  zu  verlegen 
wäre,  worin  (vgl.  oben  s.  526)  aus  altem  -on  hervorgegangener 
laut  noch  nicht  zu  -a  ^'•eworden  war,  mithin  auch  vor  tautCf- 
syllabischi  iu  nasal  steiieudes  eudungs-o''  sich  nicht  zu  a  ent- 
wickelt haben  konnte,  wäre  als  durch  nasalschwund  aus 


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0&AMMATISCU£8. 


537 


(=  indofr.  -ons)  über  -ö^z,  -(7*,  hervorj^egfang^ene  eiiduug  ahcL 
as.  aontrk.  -o  (-0")  zu  erwarten  (vgl.  üben  s.  512),  niclit  das 
wirklich  überlieferte,  von  den  Vertretern  der  in  rede  stehenden 
theorie  auf  -atu  zurückgeführte  -a. 

Hieraus  resultiert  also  zunächst  die  notwendigkeit»  ahd. 
aoDfrk.  -a  des  nom.  acc.  pL  der  o-snbstantiTa  nicht  ans  accu- 
satiTsnfflx  herzuleiten.  Eine  entsprechnng  von  yoransznsetzen- 
dem  -önf  (fOr  -fy  ans  -0  +  e»)  des  nom.  kann  in  unserer  endung 
allerdings  ebensowenig  vorliegen;  doch  wftre  auf  analogiebildnng 
beruhende  entstehung  der  endung  ganz  gut  denkbai*:  die  für 
den  nom.  pl.  fem.  vei  wanten  duppelformen  mit  eig.  dem  nom. 
zukommendem  -(7(j)  und  durch  einwirkung  der  accusativeudung 
in  schwang  gekommenem  -ö{z)  (vgl.  oben  s  512)  veranlassten 
für  den  nom.  masc.  zuerst  die  Verwendung  von  'ö(z)  neben 
und  die  so  eingeschleppte  endong  gelangte  in  der  folge 
zur  alleinherschaft  [Die  folge  einer  jüngeren  widerholnng 
solcher  beeinflossnng  des  masc  dnreh  das  fem.  gewährt  das  -a, 
welches  anf  gmnd  der  vereinzelt  hei  Notker  auftretenden  -ä 
des  nom.  acc  pL  masc  (s.  Beitr.  2, 135)  als  gelegentlich  statt  -a 
dieser  casns  verwante  nnd  nach  dem  mnster  der  ehemals  fOr 
den  nom.  acc.  pl.  fem.  (vgl.  oben  s.  509  f.)  verwanten  -ä  und  -a 
in  scljAs;ing  gekommene  endung  geltend  zu  machen  ist;  ob 
auch  in  dem  -a  der  im  Alagna-dialekt  be^-e^-nenden  jduralformen 
toya  'rage',  vatra  'väter'  die  fortsetzung  eines  sul(  licn  -d  steckt, 
ist  fraglich,  weil  nach  Zs.  fda.  21, 28  in  besagter  muudart  -a 
auch  als  entsprechung  von  altem  -a  erscheint] 

Wegen  der  ans  dem  nominativsnffix  stammenden  ahd.  as.  -t, 
aonfrk.  -t*  (s.  Gramm.  §  ags.  -«  (-t),  afries.  -e  des  nom. 
acc  pl  der  t-snhstantiva  nnd  wegen  der  endnng  von  ags.  nom. 
acc.  pl.  smu,  umdu,  dwru,  wmtru,  seuldru,  hrödru  s.  unten 
LYH,  2  nnd  Beitr.  20, 515  f.  In  ahcL  neben  normalem  siH  nnd 
suni  nom.  acc.  pl.  erscheinendem  situ  acc.  pl.  (s.  Braune,  Gramm. 
§  230,  anm.  3)  ist  der  rest  zu  erblicken  von  durch  anlehnuns: 
an  die  langsilbigen  pluralia  auf  regelrechte  -iü  (vgl.  oWn 
S.528,  anm.2)  entstandenem  und  vor  apokope  des  -u  geschütztem 
situ  (Zwischenstufen  sitiü,  sitiu). 

Die  in  den  kleineren  as.  denkm&lem  neben  -os  oder  auch 
aosschliesslich  begegnenden  -a  nnd  -e  des  nom.  acc.  pl.  der 
o-sabstanüva  hegreifen  sich  als  nenbilduagen  nach  analogie 

BMlP  wr  iWchidN»  d«  dwMchM  ipnclM.  XXVUL  05 


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538 


YAK  HELTEN 


einerseits  der  adjectivischen  masc,  andrerseits  der  substan- 
tivischen fem.-decliuation  (vgl  ächliltery  Unters,  s.  102  L  und 
HolthaiiJ^en,  As.  gr.  §  265,  5). 

Für  die  as.  und  aonfrk.  (s.  Gramm.  §  7bi)  des  nom.  acc 
pL  masc  der  starken  adjectiya  ist  anstandslos  entlebnimg  a» 
dem  fem.  geltend  zu  machen. 

Für  das  mitunter  im  ahd.  nom.  aca  pl  masc.  der  adjectiTa 
neben  und  statt  -e  erschdnende  -a  (in  E.  Is.  Tat  und  dnlgen 
bair.  gll..  s.  Braune.  Ahd.  gr.  §  248,  anm.  9  sowie  Beiti'.  15,  415 
und  Zb.  fda.  Anz.  19,  87  ^))  wurde  von  Dietrich,  Hist.  decl.  theot. 
s.  22  und  in  Beitr.  17.274.  anm.  1  beeiuflussung  von  seiten  der 
Substantivflexion  angeiiuuniien;  Jellinek  beanstRiidet  (Zs.  f«!a. 
Anz.  20, 23)  diese  auffassung  mit  der  bemerkuug,  dass  so  nicht 
abzusehen  wäre,  warum  nicht  auch  der  dat.  der  adjectiTai 
dessen  -en  dem  -an  der  snbstantiva  ebenso  ähnlich  war  wie 
-e  dem  -a,  die  endnng  der  substantiTa  angenommen  hätte; 
hierzn  aber  sei  bemerkt^  dass  ans  dem  im  1.  Merseb.  zaabenpr. 
und  im  Tai  fttr  den  nom.  acc  pL  fem.  der  adjectiva  statt  und 
neben  -o  erscheinenden  -a  (oder  -ä?)  beonflnssung  der  adjee- 
tivischen  flexion  durch  die  substantivische  als  tatsache  hervor- 
geht und  demnach  auch  die  möglichkeit  einer  gleichen,  den  nom. 
acc.  pl.  masc.  tretfeudeu  beeinflussuug  nicht  zu  leugnen  ist 

LVii*  Zu  den  altgerni.  endnngen  des  gen.  und  d«t.  sg. 
der     und  ti-stämme  und  verwantes* 

1. 

I  )a  zurückführung  der  altgenn.  endnngen  tür  den  dat  sg. 
der  i'  und  der  u-declination  auf  alte  dativendungen  -«iot  bes. 


1)  Zwar  kannte  in  diwen  bair.  quellen,  die  auch  im  opt.  |ifacB.  vri 
im  impcr.  der  a  schwachen  eonjugation  seltneres  -a  neben  hänfi^rem  •< 

zur  bezeichnnng'  von  ans  -ca  entstandenem,  qualitativ  dem  -n  nahe  Ueg^ 
den  laut  «-ewSUren,  das  -«  der  belege  für  den  ik>iii  rtcr  pl.  zum  xAl  ein^ 
aolclieu  voc.  repräsentieren;  doch  berechtigt  der  uuistanJ,  dass  letztere 
a-belüge  die  mit  -c  bedeutend  überwieii:i-ii,  jsu  dem  schluäs,  da£8  in  der  Bkebr' 
ssahl  dieser  -a  eine  bezeichnnng  für  reines  -a  vorliegt- 

In  diesen  bair.  quellen  auch  für  den  dat  sg.  masc.  ntr.  neben  häuti^^erea 
-«  aaftretendea  -a  ist  selbstredend  mit  d^  <a  des  opt.  und  imper.  I&  mm 
Unie  BQ  steUen,  nicht  als  beseicbnung  von  oben  8.511  hervoigehobcMBi 
reinen  (altes  ablatiTenfSz  reprisentierenden)  -a  in  fusen. 


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aRAKICATISGHBB. 


539 


oder  -jai,  -mi  lantgesetslicher  gründe  wegen  ausgeschlofiaen 
ist,  sind  fttr  die  dentang  der  casnsBuffixe  alte  locatir-  bez.  in- 
stammentalendmigeii  inB  äuge  zn  fasseiL 

Alid.  as.  -2,  aonfrk.  -  f  (s.  Gramm.  §  61*.  (32),  a^.  -c,  afries.  -e 
für  den  dat.  der  t- stamme  wären  an  aich  iormell  mit  altera 
locat.  -ei  zu  vereinbaren:  über  -ei  und  -?  durch  primäre  kürzuiig 
(vgl.  oben  s.  503;  entstandenes  -i  dürfte  sich  bei  den  kurz- 
silbern  als  lautgesetzliche,  bei  den  mehrsübern  als  durch  be- 
einflnssong  von  selten  ersterer  regfei  widrig  erhaltene  endung 
erklären.  Doch  stiesse  man  bei  der  gleichung,  ahd.  -iu  und 
-u  des  locat.  (in  -furUu,  Waldiu,  Feldiu,  -fitriu,  Waldu,  s.  Beitr. 
14, 119 IX  dat-instr.  (Tgl.  die  in  den  Ältesten  quellen 

begegnenden  sunnt,  huyiu,  siyiu,  sitiu,  fridiu,  s.Z8.fda.28,112  f.), 
as.  für  den  dat  yerwante  (ans  -in  entstandene)  -u,  -o  (in  sunu 
Mon.  2815,  suno  Cott.  5946,  freihu  im  Psalmencomm.,  s.  Wad- 
stein, Kl.  denkm.  12, 12;  ob  sunies,  -ie  gen.  dat.  als  neubildungen 
auf  altem  oder  auf  regelrecht  entstandenem  5t/«/,  s. unten, 

beruhen,  ist  nicht  zu  entscheiden)  =  altem  -eu,  auf  nicht  zu 
beseitigende  hindernisse:  -eu  hätte  über  -cu,  -tu  durch  diphthong- 
kürzung  -i  ergeben  müssen ;  und  dass  hier  überhaupt  nicht  von 
diphthong  in  der  endung  die  rede  sein  kann  (mithin  auch  et- 
ii?aige  annähme  von  nicht  gekfirztem  -tu  abzuweisen  ist),  ist  zn 
ersehen:  erstens  ans  den  oben  citierten  (anf  -iu  aus  -fjti)  hin- 
weisenden) -w,  -o;  zweitens  vielleicht  aus  den  anf  W |«,  -iu  hin- 
weisenden as.  analogiebOdungen  -t«,  ^'e»;  drittens  ans  nnr  bei 
annähme  von  -^j/(  begreiflicher,  gelegentlicher  Verwendung  be- 
sagter formen  als  instrumentalcasus  (vgl.  wegen  eines  solchen 
gebrauchs  Zs.  fda.  28, 112f.  und  beachte  auch  as.  /e/jo  Instr. 
Mon.  1847).  Aus  dem  disyllabischem  suffix  nun  ergibt  sich  die 
notwendigkeit  der  ansetzung  von  altem  -iui  (aus  -twi),  woraus 
durch  primären  vocalschwund  (vgl.  oben  LUI,  1)  das  bei 
regelrechter  erhaltung  von  u  (in  dritter  silbe  nach  kurzer  paen- 
ultima  und  langer  antepaennltima,  Tgl.  Beitr.  17, 288  iL)  das  -(|)w 
der  locative  -fuirtiu,  -u  etc.  (s.  oben)  ergab  0;  in  suwm,  hugm  etc. 
aber  (statt  deren  bei  regelrechter  entwickelung  8uni  etc*  zu 


*)  Neben  diesen  -in  uud  -i<  (in  Wahli.  Wehl/,  Furii  s  Heitr.  14, 119  f.) 
erscheinende«  -i  ist  offenbar  die  aus  den  Uk  uii  v  Uildun^^en  von  .  und  o^tänuueu 
{-auuenii,  -bad,  PMi  etc.,  8.  Beitr.  14, 121)  eutlehute  euduug. 

88» 


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540 


VAN  HXLTB9 


erwarten  wären)  liej^t  -in  aus  -/I?/  vor.  das  durch  einwirkuTi^ 
des  -t|»  der  langsilber  (vgl.  die  nach  iiistr.  fuazziu  Murb.  H.  19, 2 
anzusetzenden  instr.-dat  ßgziuj  skäUu,  feldiu,  wirtiu,  trirdm 
etc.)  vor  eintritt  des  secnndären  vocaischwunds  (vgL  oben 
Ln^  2)  ans  -)|u  zn  -tju  wnrde  nnd  so  vor  synkope  der  ultima 
geschntzt  ward  (ob  in  aum  ML  IV,  6  und  Mon.  1998  die  r^gel- 
reehte  f ortsetzung  von  suntu  oder  etwa  nnr  scbreibfehler  vor- 
liegt, möchte  ich  nnentschieden  lassen).  Wenn  aber  für  die 
t<-declination  altes  -eni  feststellt,  so  ist  auch  fui  die  »-klasse 
annähme  von  übereinstimmender  basis,  d.  Ii.  von  -eil,  gt-boten: 
durch  absorptiou  von  vor  i  stehendem  i  zunächst  dann  in 
folgre  von  Umlaut  des  c  der  paeuultima  durch  i  der  ultima  -tjf, 
woraus      woraus  überliefertes      -e  (vgl.  oben  s.  512). ') 

An.  (endungsloser)  dat  sg.  der  i-stämme  wäre  formell  aaf 
altes  instrumentales  -i  oder  anf  -ei  zurückzuführen  (die  lam- 
gesetzliche  f ortsetznng  beider  soMze,  nämlich  -4,  hätte  bekannt^ 
lieh  regelrecht  apokope  erleiden  mttssen);  am.  -m  (in  Kumt- 
muäiu),  an.  -e,  -i  des  dat  sg,  der  »-stänune  könnte  formell 
sowol  auf  altem  -a*  als  anf  altem  -«»t  bemhen;  alte  -efi  und 
-ü  sind  aus  phonetischen  gründen  ausgeschlossen.  Hiernach 
empfiehlt  es  sich,  weil  gleichartigkeit  der  flexioussuftixe  für 
die  beiden  klassen  wahrscheinlich,  vornord.  -i  (aus  -ei)^  -»« 
(aus  -cu)  anzusetzen. 

Wegen  got.  -ai,  -au  des  dat.  sg.  als  für  4,  -tu  eingetretene 
nenbüdungen  s.  IF.  14, 77  f. 

2. 

In  betreff  der  belunilhins'  des  p^en.  ssr.  gehen  im  alid.  und 
as.  die  i-  und  die  t(-kiassf  auseinander;  erhaltung  der  alten 
endung  in  letzterer  (ahd.  frido,  wito,  as.  suno  Cott.  57 88  mit 
'0  aus  •oüe,  vgl.  oben  s.  514;  daneben  auf  analogischem  wege 
entstandene  formen  frides,  sites  etc.*),  die  sich  als  solche  den 

»)  Wc^pn  hierneben  begegnender  ahd.  locative  Bachitf.  Wanr^ht  und 
dativ- instrumentale  falli'u,  lougiu,  8Bw{i)u,  sleght  (zu  durch  anal<'ir»--**:br 
i-api>k()i)e  entstandenem  slag)  sowie  wegen  der  feiu.  dative  uhd.  hnraltrH, 
steteoy  as.  wädiu.  hriidhi.  idisiu  und  wihtiu  ii  1420.  ISIO,  neben  öomi  ilr-n; 
tciiiU  Coii.  1420.  Muu.  Cott.  220.  2U9.  935.  2623.  U'lü)  vgl.  Beitr.  17,  296,  iuai^ 
Durch  iastmineiitalei  heirorgenifeM  mflflxenr^teraiig  liegt  tot  in  tu 
hMgiu,  mägseepm  (TgL  Beitr.  8»  883). 

*)  Sowie  dai  sweimal  (in  Pa.  und  gl  E.,  s.  SSgfü,  Ueber  dfti  Ker.  glm 


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ORAMIIATISCHBB. 


541 


aonfrk.  friihis,  s.  Gramm.  §  66,  Tergleiehen,  sowie  das  as.  ol)en 
in  1  besprochene  mnies),  doch  nenbildimg  in  ersterer  (ahd.  as. 

der  feminina^  nicht  nach  altem  -&ts  sn  erwartendes  -e,  d.h. 
-t**,  vgl.  oben  8.513;  dem  ahd.  as.  -t  entspricht  aonfrk.  vgl. 
Gramm.  §  62 ^i;  für  den  aonfrk.  gen.  der  w-flexion  ist  nur  die 
oben  erwähnte  analogic  bilduncr  belegt).    Diese  verschiedene 
behandlung  kann  nirlit  auf  zuiall  beruhen;  und  es  hält  nicht 
schwer,  den  deiselben  zu  gründe  liegenden  factor  zu  ersehen, 
wenn  man  die  neubildung  in  die  nach  dem  primären  yocal- 
scbwntul  liegende  periode  verlegt,  also  in  die  zeit,  wo  dem 
oben  Lin,  1  ansgefOhrten  gemäss  auch  durch  -t  der  ultima 
erwirkte  -t-entwickelnng  von  -e-  der  paennltima  bereits  erfolgt 
war:  in  besagter  periode  standen  in  der  «-dedlnation  neben 
einander  -afi0  oder  eine  fortset^nng  desselben  für  den  gen.  sg., 
'i\u  (aus  -eui,  s.  oben  1)  für  den  dat  sg.,  -elnz  oder  -c\u  (aus 
-euejUf  vgl.  oben  Lni,  öj  iiir  den  nom.pl.;  in  der  i-flexion  -alz 
oder  eine  fortsetzung  desselben  für  den  gen.  sg.,  -f  (aus  -eii, 
s.  oben  1)  für  den  dat.  sg.,  -7z  oder  -l  (aus  -eiez,  vgl.  oben  LIII,  3) 
für  den  nom.  pL  (sonst  suflixe  mit  -n,  -u-  oder  -j*-  bez.  -i,  -i- 
oder  -i-Yy  während  nun  in  der  i-declination  die  majorität  der 
-!(-)  das  vereinsamte  -afiv  oder  eine  fortsetznng  desselben  er- 
drückte, fehlte  in  der  «-flexion  ein  solcher  majoritätsfoctor. 

Tm  gegensatz  zum  ahd.  und  as.  (vermutlich  auc]i  zum  aonfrk.) 
gewahren  das  ags.  und  afries.  als  regel  unifonnität  der  en- 
dungen  für  den  gen.  dat.  sg.  und  nom.  (acc.)  pl.  sowul  in  der 
ti-declination  (wegen  des  aofries..  wofür  indessen  kein  -o  des 
gen.  8g,  belegt  ist,  s.  Gramm.  §  179'*'.  180;  in  den  awfries.  quellen 
b^egnen  noch  einige  genitive  und  dative  auf  -a,  ferda,  freda, 
watda,  fidda,  s.  v.  Richthofen,  Wb.  i.  v.,  der  pl.  hat  hier  analogie- 
büdnng  -an  bez.  -e»  für  «a)  als  in  der  i-klasse  (man  beachte, 
dass  die  ags.  -e,  afries.  -e  dieser  casus  mit  rficksicht  auf  den 
Beitr.  8,  328  hervorgehobenen  ags.  gen.  uyrdi  und  auf  §  175. 
170  der  Aofries.  gr.  als  fortsetzmigen  von  -i  zu  gelten  haben). 
Entwickeluug  dieser  gleich f ih  n ilukeit  in  der  «-declination  nach 
dem  luubier  von  in  der  i-kla^^e  euibiandeueu  wäre  mit  rück- 


1.164)  belegte  wi^  d.  h.  fmtu  gen.  :  tnh$  nom.  acc  nach  dem  mnater  von 
ftti  die  knneillnge  i-klaue  ale  alte  formen  ansnsetsenden  gw'fo'gen.: 
nom.  IOC. 


542 


TAH  HBfinm 


siclit  auf  das  vorhersrliPTi  von  ursprünglich  nur  dem  eenit 
zakommenden  eudimgälaut  schwerlich  denkbar:  waium  bei 
solcher  nachbildung  eventuell  in  einer  periode,  -aü(jg)  etc^  -ijß 
und  -e|ti(0),  grade  die  erste  endong  die  üb^hand  bekommen 
h&tte,  ist  nieht  eiasnseb^  und  hei  gedachter  analogiebüdnng 
in  einer  periode»  ^0(0)  et<x,  -ijn  und  -f|ti(f)  (ans  -«|«(«),  TgL 
oben  Lni,  3)  hätte  eben  -t l«  obdegen  mtaen.  Es  dürfte  aid 
demnach  eher  die  folgende  annähme  empfdilen:  vor  der  ent- 
Wickelung  von  -i\u  des  pl.  entstand  nach  dem  muster  von  -*(/) 
gen.  sg.  und  -I  dat.  sg.  und  durch  beeinflussung  von  selten  des 
-aa(^)  -oTiJS  bez.  -o^u)  oder  'ö%z)  des  gen.  im  dat.  eine 
neubildung  -aU  (d.  h. -o**!*)  oder  -ö*;  nach  dem  muster  von  lür 
den  dat.  verwanten  doppelformen  -aü  etc.  und  -i\t4  kam  dann 
neben  für  -e\u{s)  des  nom.  pl.  eingetretenem  -i\u  die  nämliche 
doppelform  in  schwang,  die  in  der  folge,  wie  im  dat  gg^  Tor^ 
herschend  wurde,  sodass  im  historischen  aga  nor  noch  aus- 
nahmsweise »-endungen  als  reste  älterer  -tjtf  b^egnen  (*« 
über  -iu  ans  das  hei  den  langsilbem  nach  Beitr.  17»  288  IC 
als  lantgeset^che,  bei  den  knrzBÜbem  als  durch  analogie- 
bildung  für  lautgesetzliches  -«Iii  eingetretene  endong  zu  gelten 
hat):  dat.  sumi,  meodu,  duru  (neben  suna  etc.)'),  nom.  (acc.) 
pl.  wintru,  sculdru,  hröÖru,  smiu,  ictidu.  duru  (vgl.  auch  Beitr. 
20,515;  auf  altes  -i\u  hinweisende  enduugen  fehlen  in  den 
afries.  quellen  gänzlich). 

An.  -or  des  gen.  sg.  der  t-stämme  findet  sich  statt  -er  (ans 
-afir;  wegen  spnren  der  alten  endimg  vgl  Noreen,  AisL  gr. 
§  326, 2)  bei  den  mascnlinen  durch  einwirkong  von  -or  des 
gen.  Qg.  der  w-stämme^  bei  den  femininen  durch  beeinflnssong 
von  Seiten  des  -ar  des  nämlichen  casus  nach  der  i^flexion. 

LVUl.  Zur  analogischeii  npokope  der  endun;^  im  dat.  sg. 
iiiaHculiuer  und  neutraler  8ub8tiuitiTa, 

Beitr.  15, 488  wurden  as.  an  dag,  (an)  tnorgan,  aonfrh. 
an  dag,  an  morgan,  -m,  an  avont,  ag&  to  dcBg,  io  morgm^  to 
mersen,  to  äfen  als  adverbiale,  nach  dem  muster  von  an  nM, 

*)  DaM  hier  im  geg«iiMta  nr  langtlllilgeii  Umw,  die  nur  fdia  «.  dgi 
kennt,  des  •«  erhalten  blieb,  begieüt  aieh  eli  die  feige  einer  beeinllnMai 
duich  dae  h*  dce  nom.  acc.  ig. 


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GaAHMATISGHJBS. 


543 


to  niht  (oder  einer  Vorstufe  dieser  form)  entstaiideiK  ausdrücke 
hervorgehoben.  Hierzu  vergleiche  noch  an.  o  tnergun,  i  dag 
nach  i  ngit  oder  nött. 

Als  gleichartige  bildongen  sind  aach  geltend  za  machen: 

die  mit  localer  präposition  verbundenen  dative  ahd.  iharf 
(dorf),  hos,  hoU  (s.  Braune,  Qtr.  §  193,  anm.  7),  as.  aoMes.  hüs 

(s.  Beitr.  20, 521  bez.  Schlüter  in  der  Laut-  und  formenlehre  der 
agerm.  dial.  s.  695,  und  Aofries.  gr.  §  198)  als  aualogiebiidungen 
nach  dem  dat.  hurg; 

as.  an  {Üuih)  eo,  eu  Mon.  (s.  Beitr.  20,  521  und  Schüller 
a.a.O.  s. 697)  als  analogiebildung  nach  dem  dat.  des  fem.  con- 
sonantstammes  *buc  (vgl  ena  höc,  buok  acc.  sg.  Mon.  Cott.  232  ^)); 

ag&  to  hdm  domum  durch  einwirknng  von  adverbial  ver- 
wantem  acc  kam  domum;  in,  on,  to  dorn  bez.  äiamm  hdm  (zur 
bezeichnung  der  rube),  ojf  ddm  hdm  durch  einwirknng  von  to 
hdm  domnuL 

Herleitung  dieser  suffixlosen  biKiimgen  aus  einem  prototyp 
mit  locativeni  -r  f vorl.  Beitr.  15,  1S7)  ist  wepren  des  oben  in 
T;TT  eriirterten  unzulässig.  Die  deulung  derst^lbeii  aus  iiislru- 
mentalen  grundfomien  mit  -u  aus  -ö  (vgl.  Beitr.  12, 553)  ist 
abzuweisen,  weil  mit  ausnähme  uralter,  pronominaler  partikel- 
formen (&  LXIJJ,  4. 5.  7X  für  das  germ.  nur  temporale  verwen- 


0  Nicht  beweisend  sind  Wk  nom.  pl.  Mon.  630,  das  auch  ntr.  sem 
konnte  (TgL  fhi»  höh  acc  pl.  Hon.  235),  nnd  Am  huok  Cott  235,  an  bu/oik 
Cott  8. 14,  <^-a  hiik  Hon.  3402  acc.  sg.  fem.  oder  pl.  ntr. 

Das  Ton  Schlüter  a.a.O.  als  dat.  citierte  rföcJ.sTu  Gen.  324  ist  arr.:  auf 
eine  kritik  der  vcischiedenen  versuche,  den  lückenhaft  ttberheferten  text  ge- 
dachter stelle  zu  er^^iinzrü  (s.  Zs.  fdpb.  ,'33,  4.'i.51T.),  möchte  ich  mich  hit  r  iii<  lif 
eiiUasffeQ;  nar  sei  bemerkt,  dass  iu  dem  sich  Axd  SodomarüU  bezieheudeu 

nc  St)  hiflndit 
an  düdseu,  so  it  noh  te  daga  stendit 
fluodns  (p'fiflb'f. 

•Iiis  auffallende  bidodit  zu  iieseiti^aMi  und  der  reim  zu  *tJiegan  (für  Uiet/iltir  Iis.) 
ni  (if'nas  (hs.  nigc'nus)  des  voranj,^ehendeu  halbTerses  herzimtellen  ist,  weuu 
mau  da«  zu  nml.  di/yen  'schmekeu'  (—  rnnd.  douiveti,  doieUy  ahd.  douwenj 
d/twia,  -ü  etc.,  an.  dei/ja  liquefieri)  gehörende,  iu  den  (mittelostnfrk.)  Limb, 
teimonen  begegnende  (edoyen  'benetcen'  (s.  HnL  wb.  1,648  nnd  Tgl.  wegen 
des  1^  ans  ai^ü  Ittr  a|«^  Beitr.  16, 297  ff.  nnd  oben  s.  532)  heransiebt  nnd 
bieniach  aa.  hiSoitm  <4bencbwenimen\  'venenken'  anaetit;  hüHOH  ward 
(oder  ioar0)  ofi  <lodse»  'yenenkt  wntde  in  das  tote  meer*. 


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544 


TAH  BSLTBV 


dung  dieses  casus  (vgl  as.  hiudu,  ahd.  hiutu,  hinru)  zu  belegen 
ist  Waldes  annähme  (Die  genn.  auslautsgesetze  s.  7  tL%  das 
unseren  formen  ein  prototyp  mit  locatiyendimg     zu  gnmde 
liege»  steht  auf  sm  sehwachen  fftosen,  geschweige  noch,  daas  bei 
solcher  iassang  die  beschränkung  der  endungslosen  datiTe  anf 
die  erwfthnten  fiUUe  nnanfgeU&rt  bliebe.  Dass  wir  niniMch 
für  die  dentnng  der  an.  (von  Walde  zn  gnnsten  seiner  theorie 
berufenen)  endungslosen  dative,  d.h.  der  zu  ma.'sc.  o-stan:i*^ii 
stellenden  (bei  den  kurzsilbigen,  vgl.  Walde  a.a.o.  s.  4  h..  \  er- 
hältnismässig  überwiegenden),  dei*  zu  masc.  frö-sUiiiiiuen  nebea 
hgrve,     snctfc,  -i  etc.  begegiieiKli'ii        snce  etc.  und  der  inst 
immer  bei  masc.  iö- stammen  erscheinenden  (vgl.  Noreen  in 
Pauls  Grundr.  1^,  609),  der  annähme  von  alter  locativendimg 
entraten  können,  liegt  auf  der  band:  die  t-declination  (der  eb» 
eine  beträchtlicbe  anzahl  Ton  knrzsilbem  angehört)  gab  mit 
ihrem  zum  (masc)  nom.  anf  «r  stehenden,  regelrecht  entwiekdten, 
endungslosen  dativ  (ans  prototyp  mit  -ei,  &  oben  LYII.  1)  das 
mnster  ab,  wonach  sich  in  den  besagten  declinationsklassen 
mit  -r  im  nom.  sg.  ein  dativ  ohne  suffix  bilden  könnt«. 

Mit  rticksicht  auf  den  as.  als  aimplex  verwaiiteu  dat.  hCK 
begi-eifen  sich  auch  hiermit  gebildete  van  l^f'hus,  van  Kidtihas 
Essen,  heb.  (Wadstein  21.3.  16).  to  thcn  rehüs,  to  thcmo  n.^trnm- 
hüSf  van  themo  Bcddcsscouhas,  van  ihcnto  LncJcissconhüs  t'recA. 
heb.  (Wadstein  43,  e  r  L> 4, 16.  27.  28, 8.  34.  23),  wonach  durch 
analogiebüdung  ran  Mottonhem,  ran  Kükonhcni,  ran  SahtinÄtim, 
van  Berghm,  te  Fohshm,  mn  MukkiUnkm  Freck.  heb.  (Wad- 
stein  27, 21.  24. 28.  32.  28, 34. 37.  29, 29.  32, 6.  35, 6).  In 
Sciphurst,  van  Sendinhurst  und  anderen  dei^gleichen  datiTea 
mit  'hurst  Freck.  heb.  (Wadst^in  27,3. 38.  28,8. 15.  36.  29,26i 
30,14.16.36.  31,34.  32,19.20,  84,1.  87,1.10.  41,28.  43.17. 
44,33.  45,1)  liegt  der  consonantischen  declination  nachgebildete, 
suftixlose  dativform  eines  fem.  /-Stammes  vor  (vgl.  Beitr.  l.-»,487. 
20,  522);  ebenso  in  van  Westenvfl',  van  Pänetrik  Freck.  heb. 
(Wadstein  30, 10.  34, 9,  vgl.  Beitr.  15,  487,  anm.  3;  daselbst  für 
möglich  gehalteues  -wik  aus  masc  oder  nentr.  -wiki  for  -ini« 
ist  unzulässig).  Aus  in  lat.  quellen  vorkommenden  in  Wilis- 
hörst,  in  Mikilotüiurst,  in  Herdemsheim,  t»  CUham  (&  Beitr. 
15,487)  ist  nicht  anf  endungslosen  dativ  zu  schliessen:  die 
belege  kdnnen  nominatiye  repräsentieren  und  in  einer  linie 


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OSAiniATIBCRES. 


545 


ehen  mit  den  Beitr.  14»  106  iL  citierteu  m  Würinwam,  in 
warätunpae  etc. 

IjIX.  Zum  westgerm«      -e  der  2.  sg.  priet.  ind. 

Beitr.17,5541  wurde  von  FierUngeni  dentnng  Ton  •#  der 
ve&t  geinL  2.  sg.  piaet  ind.  aus  altem  'es  eines  thematisclieii 
x>riste8  beanstandet  im  hinblick  anf  die  beschränkte  zahl  dieser 

üY)ri52:ens  nur  im  aind.  und  griech.  erscheinenden)  aoriste.  Zu 
liesein  einwand  möchte  ich  jetzt  noch  zwei  andere  hinzufüisren. 
\VeTin   nrsprüntrlich  nnr  in  beschränkter  anzahl  ins  frerm. 
üneingekuiiimene  aoristbildungen,  wie  hiti,  tugi,  hulpi  etc.  (aus 
\^itejs  et<;.X  durch  den  umstand,  dass  solche  2.  sg.  laut- 
lieh  mit  der  2.  sg.  des  praet.  opt.  zusammenfiel,  weitere 
Verbreitung  gefunden  hätten,  d.  h.  sich  zunächst  hei  den  starken 
Verben  1. 2. 3.  klasse  festgesetzt  hätten,  deren  präteritaler,  anf 
der  tiefstufe  stehender  wurzelvocal  mit  dem  wurzellaut  besagter 
aoriste  Übereinstimmte  (und  von  da  ans  in  die  ganze  starke 
conjugation  tiiiigeilnuigen  wären),  so  inüssten  die  gedachten 
aoriste  (und  zwar  nicht  nur  in  der  2.  sg.  ind.)  sich  als  lebende 
t'leHiente  dfi  spräche  in  einer  .sehr  jungen  periode  behauittct 
\\;\l)en,  nämlich  in  der  zeit,  wo  bereits  die  secundäre  kUrzuug 
(vgl.  oben  s.  503)  erfolgt  war,  welche  die  entstehung  von  -i"  aus 
-l  (für  -u)  der  2.  sg.  praet.  opt.  bewirkte;  wäre  es  nun  für 
wahrscheinlich  zu  halten,  einerseits  dass  besagter,  den  völligen 
sieg  des  -t  im  perf.  veranlassender  process  sich  in  relativ  so 
kurzer  zeit  vollzogen  hätte,  andrerseits  dass  ein  so  lange  er- 
halten gebliebenes  aoristtempus,  ausser  der  von  v.  Fierlinger 
angenommenen,  keine  einzige  spur  in  den  überlieferten  alten 
mundarteil  hinterlassen  hätte?    Das  andere  bedenken  aber 
betrilrt  das  unrnr^gliche  einei-  entstehung  von  aoristformen  biti 
etc.,  deren  prototypus  mit  sufhxbetunung  anzusetzen:  ans  -es 
hätte  sich  kein  -t  entwickeln  können  (vgl  oben  LV)  und  ein 
factor,  der  die  ersetzung  von  regelrechtem  -es  durch  -ee  ver- 
anlasst hätte,  wäre  schwerlich  nachweisbar. 

Bezfiglich  der  in  den  Beitr.  a.a.O.  befOrworteten  deutung 
von  -f  des  ind.  praet  als  aus  dem  opt  stammender  endung  (für 
't  substituiertes  -t-,  woraus  -i,  -i)  sei  daselbst  bemerktes  hier 
nochmals  ausdrücklich  betont,  nfimlich  dass  solcliem  Vorgang, 
der  eutlehnung  von  tm-  das  alte  isolierte  suffix  des  iudic.  ein- 


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546 


VAS  HELTEN 


tretender  penonalendnng  deft  opt.  einschliesslich  des  modsl- 
suffixeSi  eine  genaue  parallele  and  gewissermasBaen  to 

unseren  äugen  sich  vollziehender  Vorgang  zur  seile  steht:  die 

entlehnung  von  alul.  -cm,  -on  der  1.  pl.  praes.  opt  in  den  ind. 
in  einer  peiidil^.  worin  die  isolierte  endong  -mcs  (iu  -amcs  etcj 
auf  den  ausstci  beetat  zu  stehen  kam. 

Wegen  der  entwickelung  von  IhUU  (oder  -i  oder  -«)  xa 
Uti  (oder  -l,  -U)  s.  Beitr.  a.a.O. 

LX.  Zu  got.  -<m^  'Jmif  an.  -a  etc.  für  die  !•  sg» 
praes.  and  praet.  opt  und  verwantos. 

Bei  den  versduedeneUf  sich  mit  diesen  endungen  beätfaea- 
den  deutungsversuchen  ist  bis  jetzt  lautliche  entwickelung  des 
prSsentialen  sufAxes,  analogische  entstehnng  von  -em  etc.  des 

praeteritums  geltend  gemacht.  Es  sollte  ersteren  -a«,  -a  eine 
optAtivendung  zu  gründe  liegen,  d.h.  entweder  -oim  (s.  Mah- 
low, Die  langen  voeale  s.  107)  bez.  -oim  (s.  Paul  iu  diesen  Beiir. 
4,378.  Oslhoff,  Morph,  unt.  4.2n„v  Brugmann  in  de^iicu  (  ^rundr. 
2, 1294.  Kluge  in  Pauls  Gruudr.  i\  448)  oder  eine  conjunctiv- 
endung  -öm  (=  am  von  lat  feram,  s.  Hirt»  IF.  1, 206,  6,  5B  fll 
Bojonga,  IF.  2^  180  ff.)  bez.  -c^i  (aus  -em,  a  Chadwick^  IF. 
11, 176).  Bei  der  einen  sowie  bei  der  anderen  tassnng  süM 
man  auf  unüberwindliche  lautliche  bedenken.  Wegen  Mahlovs 
«Olm,  woraus  -öm,  vgl.  JellinekB  Beitr.  zur  erklftmng  der  gen. 
flexion  s.  95.  Fflr  -oim,  woraus  -oium,  woraus  -ot«,  -au  ist 
eine  annähme  ad  hoc  von  synkope  des  intervocalischen  /  er- 
forderlich, also  eine  hj^pothe^^e,  dei  en  berechtigung  durch  kein 
analogon  gestützt  wird,  mit  rücksicht  auf  ags.  seaifi^t,  -*id 
etc.  aber  sogar  recht  fraglich  erscheinen  könnte.  Die  be- 
iiifung  von  fut.  (conjunct.)  feram  mit  feres  etc.  würde  die 
gleichung  bairais  =  feres,  bairai  =  ferct  etc.  bedingen;  dock 
mfissten  alten  bildungen  auf  -es,  -et  etc.  baires,  -a  etc.  mit- 
sprechen, nicht  die  fiberlieferten  formen,  die  auf  optativisehe 
'OU,  -otö  etc.  hinweisen.  C!hadwicks  (und  -je^  des  praet) 
hätte  (nach  IF.  14, 77)  ttber  -eü  (-jeü)  ein  -i«  (-Jä<),  nicht  -a» 
('jau)  ergeben. 

Der  mit  u-affix  operierende  deutungs versuch  entbehrt  eiik-r 
gnindlage.  Kögels  gleichung  (Zs.  f  öst.  gymii.  ;14. -10r>)  hatru^i 
=  9:i(f(o  coujunctiv  lässt  sich  demnach  auch  nicht  durch  die 


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QRAJIMATI8CBE& 


547 


i  Bezz.  Beitr.  25, 152  f.  vorgeschlagene  ansetzung  eines  proto- 
>  ps  bheröu  plausibel  machen. 

Angesichts  der  aus  diesen  vei^eblichen  versuclien  zn  ent- 
nehmenden Wahrscheinlichkeit  des  mialichen  einer  lautlichen 
.eutimg  von  präsenttalen  -au,  -a  mlkshte  man  sich  die  frage 
teilen,  ob  nicht  etwa  anf  anderem  wege,  durch  die  annähme 
^on  lantlich  entwickeltem  -jau,  die  entstehnng  gedachter 
indungeii  klarzulegen  sei.  Dass  hierbei  uicht  von  -i^m  aus- 
:ugeheii,  liegt  auf  der  band:  solcher  prototypns  hätte  got  -ja, 
m,  -t?,  -*  ergeben.  Doch  ist  folgendes  ins  auge  zu  fassen:  nach 
lern  m Ilster  von  für  den  sg.  des  schwachen  praet.  ind.  anzu- 
setzenden 'des,  'dep  2.  3.  neben  -äöm  oder  -Öön  1.  (vgl.  oben 
508,  anm.  4)  konnte  sich  im  praet.  opt.  zu  -d^,  -äie])  ein  für 
'dicm  oder  eintretendes  -ÖUfm  oder  -Öjfin  entwickeln,  das 
wider  die  entstehnng  im  starken  praet  opt  von  -jifm  oder  -j^n 
für  •iem  oder  -jen  neben  -jto,  -iep  hervorrofen  konnte.  Als 
die  re<^elrecbten  fortsetzungen  aber  solcher  -^iöm,  -i^  wären 
güt.  -djau,  -jau  \mii  -aw  —  \^\.  oben  s.  52üj,  an.  -Ju,  -a  zu 
erwarten. 

Mnwükung  dieses  -löm  oder  -jiftn,  dessen  ö-laut  in  der 
weise  charakteristisch  fftr  die  1.  sg.  wurde,  ermöglichte  die  er- 
setznngr  von  oder  -ar-  durch  -d-  (d.  h.  in  der  endnng 
fnr  die  1.  praes.  opt  starker  flezion  und  zwar  in  einer 
Periode,  worin  das  -je-  der  2. 3.  sg.  praet.  opt  noch  nicht  durch 
-i-  verdrängt  war,  denn  neben  -fc,  -tp  (oder  -tjs,  -iff)  stehendes 
'iöni  oder  'Xön  hätte  wol  neben  -aU,  -aiÖ  oder  -oJz,  -oiÖ  [ein 
-mm  bez.  'Xön,  nicht  -ö)h  btz.  -un  (woraus  ^^A.  -üh)  hervor- 
gerufen.') Nach  dem  niuster  der  starken  tl^xion  dranf^  die 
neubildung  auch  (iu  der  alten  oder  einer  jüngeren  form)  in  die 
I.  schwache  und  die  3.  schwache  conjugation  ein.  Ob  in  dem 
an.  -a  des  praes.  opt  gotischem  -au  entsprechende  eudnng  oder 
ein  jüngerer,  in  folge  des  formellen  znsammenfalls  der  anderen 
endnngen  des  praes.  und  des  praet  opt  entstandener  lant  vor- 
liegt, lässt  sich  nicht  entscheiden. 

Die  existenz  von  vorwestgenn.  dem  vorgotischen  -(Rm  oder 


*)  Berti cksiclitigimg  dieses  -ö-chanikteristikons  macht  *'s  ;nirh  ho^Meit- 
Ucb,  A^m  aus  dem  pl.  in  den  ftg.  emdnugeudes  -t-  die  eudiiug  der  1.  in- 
tact  lieäs. 


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548 


VAN  HELTEN 


-ön  entsprechender  neiibildimg  ergibt  sich  iuis  der  ahd.  1.  s^. 
Wille  (vgl.  Beitr.  4,  380  und  IF.  1, 206)  mit  -e  au>  -ja  für  -ion 
(vgl.  oben  s.  507).  Aus  daneben  ersclieiuendem  (im  Tat.  imd  im 
Freis.  Otfr.  überlietertem)  wüla  aber  mit  -a  für  -ja  ist  so^ol 
auf  in  das  praes.  opt.  eingedrungene  neubildung  als  auf  reiaiir 
späten  schwand  von  auf  -iön  und  -ön  zurückgehenden  -ja  und 
•a  zn  scbliessen:  da  erhaltong  der  laut  Verbindung  -ja  nebei 
lautgesetzlicli  entstandenem  -e  nnr  begreiflich  ist  als  die  folge 
der  einwknng  von  neben  solchem  rja  vorhandenem  -a,  nt 
wegen  der  conservierong  von  aus  willja  m  folgernder  l.qg. 
praet  opt.  hundja  notwendig  eine  1.  sg.  praes.  opt  hinda  an- 
zusetzen. (Als  die  endung  der  1.  sg.  des  schwachen  praet.  opL 
ist  dem  oben  s.  oOÜ  f.  ausgeführten  gemäss,  wenigstens  für  die 
Notkerisclie  und  die  Isidorisehe  rnundart.  altes,  dun  h  einflQ>> 
von  -ja  der  starken  flexion  erhaltenps  -ja  bez.  lautgcsetzlifb 
entstandenes  -e  anzunehmen,  wofür  in  der  historischen  periode 
auftretendes,  analogisch  entstandenes  -i.)  Für  die  erbaltun^ 
der  alten  endungen  in  wüla,  -e  (die,  im  verem  mit  den  eben 
erwähnten  -ja  bez.  -ä?  und  -e,  der  ftberlieferoDg  zufolge  ia 
der  normalen  conjugation  in  historischer  periode  durch  ai»- 
gleichung  geschwunden  waren)  ist  natfkrlieh  die  isolierte  Stel- 
lung des  besagten  verbs  verantwortlich  zu  machen  (weg^en 
aofries.  u^illc  oben  s.  508).  Für  die  anderen  westgerni.  di.i- 
lekte  mag  in  erniangeluiig  positiver  beweise  die  für  das  M. 
erwiesene  entwickeluugsgeschichte  wahrscheinlich  ersciiemeiL 

LXL  Zum  Prototyp  von  got.  -tna  der  !.  pl.  praes. 
und  praet.  opt.  und  verwautes. 

Für  got.  -ma  der  1.  pl.  praes.  und  praet  opt  postollert 
Wiedemann  (Ut  handb.  s.  109)  ein  prototjp  -na  aus 
und  -me  zn  erschliessendem  vorUt  -me);  es  könnte  dieses  -m* 
jedoch  ebenso  gut  auf  altes  '•nUf  zurückgehen.  Dass  aber  der 
ansetzung  des  letzteren  der  Vorzug  gebührt,  dürfte  sicli  daraas 
ergeben,  dass  dem  mit  der  got  neubildung  -na  oder  -nö  (für 
-n  aus  der  3.  pl.  opt  in  eine  linie  zu  stellenden  a^chwt^ 
-n  der  3.  pl.  praes.  und  praet.  opt.  eine  voi-stufe  mit  nach 
-mu  (aus  -m(i)  der  1.  pl.  gebildetem  -nu  zu  gründe  zu  legen  i^t 

Das  im  nord.  in  der  vikingerzeit  regulär  verklingende  n 
hat  sich  in  einigen  ausnahmefäUen  behauptet,  und  zwar  all- 


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ORAIOCATISCHEB. 


549 


gemein  oder  nahezu  allgemem  in  formen,  wofür  durch  associa- 
tion  veranlasste  erhaltong  des  nasals  zu  erwarten,  wie  im  nom. 
acc  8g.  der  verbalabstracta  laöan  etc.,  in  den  partikeln  ütan, 
ofan,  vestm  etc.  (a  nnten  LXm,  7  nnd  8),  Im  aea  sg.  masc 
späkan  (dnrch  anlehnnng  an  pronominales  ^tan^),  wie  dem 
nom.  acc.  sg.  ntr.  spaJd  zn  gmnde  liegendes  *spa7cat  dnrch 
anlehnung  an  pat).  Ausserdem  aber  begegnet  erhaltenes  -n 
in  aiiorw.  nom.  acc.  pl.  ntr.  arnjun,  hiorfun,  eyrun,  hiün,  aisl. 
hmn,  kion  {htihnu  Miiorv\\  attgu,  htortu,  oym,  hiü,  aisl.  hiü  und 
dai-t'll )st  durchstehenden  augo,  -u,  hiorto,  -u,  cyro,  -u,  vgl.  Pauls 
Gründl*.  1^,  613)  sowie  in  aschwed.  eghon,  oron  und  hinöhi,  forin 
etc.  3.  pl.  praes.  bez.  praet  opt  (wegen  vereinzeit  in  ostnord. 
quellen  erscheinender  bildnngen  ohne  -n  vgl  Beitr.  15, 244^  die 
Kock  (in  den  Beitr.  a.a.o.fL)  zur  folgerung  von  im  aschwed. 
nach  langer  unbetonter  silbe  nicht  verldungenem  -n  veranlassten, 
schwerlich  aber  durch  solche  annähme  ihre  erklfimng  finden 
dttiften,  erstens  wegen  der  anch  im  anorw.  auftretenden  augvM 
etc.,  zweitens  wegen  der  gemeinnord.  n-losen  bildnngen  für  den 
gen.  dat.  acc  sg.  imd  nom.  acc.  pl.  der  ön-  und  der  In-stämme. 
Dass  femer  auch  Kocks  (a.a.O.  vor2:eschlagene)  annähme  von 
im  aiül.,  im  gegensatz  zur  ;i])nkii]it'  in  auijo,  hioöe,  füre  (der 
3.  pl.),  nach  kurzem  vocal  eriialleriem  -n  (in  spakan,  ütan  etc.) 
nicht  zulässig  ist,  erfolgt  aus  büa  iul,  -a  des  schwachen  gen. 
dat  ßg.  masc.  ntr.  nnd  des  sdiwachen  acc.  masc.;  denn  die 
hjpothese  (s.  Beitr.  a.a.O.  8.246),  dass  das  -ii  der  nord.  sprachen 
in  verschiedenen  Stellungen  wfthrend  sehr  verschiedener  perioden 
eingebttsst  worden  sei,  liesse  sich  schwerlich  begrOnden. 

Die  möglichkeit  aber,  unter  Vermeidung  beregter  oder 
ähnlicher  anstösse  der  entsteliungsgeschichte  der  überlieferten 
formen  mit  und  ohne  -n  beizukomnien,  liegt  m.  e.  nicht  allzu 
fem:  durch  die  annähme  von  vor  oder  während  der  (bekannt- 


Ob  die  (nicht,  wie  auf  dem  stein  von  By  überliefertes  pai,  in  den 
um.  quellen  begegnendo)  form  noch  im  an.  ban  vorliegt ,  ist  zweifelhaft, 
da  dieses  tian  ancli  na<-h  Noioeu  (Gramm.  §  225. 1)  auf  daneljon  stehendes, 
eig.  ortliotoniertt'H  dann  zmiickgehen  könnte,  <lei»j>t;u  -nn  wol  (wit»  in  hann, 
hinn)  auf  (deu  ahd.  accusativen  in-an.  ircn-an  zu  verg'leicheiidt  ui>  durch 
affigieruug  des  accasatiY8uftix.etj  orweitertem  -nan  beruht  (ä^ukupe  von 
flchwaehtouigem  toc.  cwisohen  swei  n,  vgl.  oben  a.  526,  aam.  2;  beachte  auch 
diefe  Beitr.  4, 536,  anm.  1). 


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550 


▼AK  BBLTBV 


lieh  nach  dem  vei'kliDgen  der  anderen  auslautenden  kürzen  er- 
folgten) K-apokope  verklimgeiiein  -n  wird  alles  klar.  Erhalto^ 
von  nasal  in  anorw.  augun  etc,  aschwed,  eghan  etc.  mit  hm, 
-0»  ans  -IM  f&r  -mt«  (ans  -ifnu  fOr  sowie  in  aschwei 
hiuäin,  fdrin  eta  mit  auf  -mi  (für  -fiiO  hinweisender  endim^ 
Die  diesen  augun  etc.  znr  Seite  stehenden  anorw.  augm  ete. 
nnd  die  aisl.  augo  etc.  begreifen  sich  als  analogiebilduni^ 
nach  dem  femin.:  -u  für  -ww  neben  -na,  -um  nach  fem.  -u,  -nx 
-um  oder  -fl  für  -ün  neben  -nö,  -um  nach  fem.  -n,  -nö,  -um. 
Die  aisl.  und  anorw.  n-losen  H  pl.  praes.  und  praet.  opt.  sind 
vei*8täudlich  als  auf  nicht  nacli  dem  muster  der  1.  pl.  erT\'eitenr 
Prototypen  zurückgehende  bildungen.  Für  den  gemeinnori 
schwachen  acc.  sg.  niasc.  nnd  feuL  könnte  man  nach  dem  aaf- 
gestellten  satz  sswar  formen  mit  -n  (ans  -nti  für  -nun)  er- 
warten;  doch  hätte  doreh  einwirknng  Ton  regehrecht  ihres 
yerlnstig  gegangenen  endnngen  des  gen.  nnd  dat.  ag.  est- 
standener  n-loser  acc  gewis  nichts  auffälliges  angesichts  der 
sonstigen  berührung  zwischen  diesen  casus  (man  beachte  d« 
aus  dem  gen.  dat.  staimiiende  -a  des  acc.  sg.  masc,  dem  ei^-eU- 
lich  durcli  -w  für  -uu  der  ultima  hervorgerufenes  -un  zuksm. 
und  das  -u  des  gen.  dat.  fem.  aus  -w  für  -ön,  vgl.  Noreen  in 
Pauls  GiTindr.  P.  ()14.  das  aus  auf -("J/nr, -owtm  zurückgehend eiL 
-Unu  des  acc.  herrührt).  Dass  ferner  der  schwache  acc.  pl 
masr.  nnd  fem.  -a  bez.  -Ü,  -or,  -tir  hat,  ist  beim  masc.  die  ein- 
fache conseqnenz  des  im  nom.  pl.  durch  einfluss  der  starkes 
flezion  für  regelrechtes  -a  (vgl.  Pauls  Gmndr.  1*,  613)  an- 
getretenen -ar,  welches  die  verdr&ngnng  yon  altem  -mn  (a« 
-tinn  für  -unun  aus  -onung)  veranlasste;  heim  femin.  die  be- 
greifliche folge  von  analogiebildung  nach  in  der  (f-dediiiatioi 
herschender  uniformität  der  für  den  nom.  und  acc.  pl.  ver- 
waiiU  ii  Wildlingen  (urn.  bez.  an.  -ar  des  nom.  au>  -CL:  mft 
um.  -oh'  bez.  an.  -ar  des  acc.  aus  -dir,  vo-1.  üben  LUC  zu  2 
4.  5*:  und  fi):  -il  oder  -t*  des  aci.  (in  dem  >ehr  allen  asdiw. 
beleg  -mtiprkit,  vgl.  Noreen,  Gramm.  §  339,  anm.  4)  füi-  -im  oder 
-im  (aus  -ünn  für  -ünun  ans  -önung;  wegen  des  in  dieser  wui 
der  oben  erwähnten  masc  accnsativendong  qmkopierteD  -s- 


>)  In  «iel.  neben  hiü  (ans  Ai-wn)  begeguenden  hifm,  hi6n  ift  dw« 
offenbar  wider  hergeetellt  dnicli  anlehnnng  an  den  gen.  aof  -no. 


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OBAHIIATI8CHEB. 


551 


gl.  oben  s.  526,  anm.  2)  dorcii  entlehnnDg  der  nominativendnng 
ü  oder  -u,  die,  auf  -ifn  ans  -Sneg  znrttckgeliend,  ihren  Tocal 
er  anlehnung  an  das  accusaÜYSiiffiz  yerdankte,  durch  regel- 
echte nasalapokope  aber  ohne  -n  gesprochen  wurde;  an.  -or, 

ur  des  acc.  und  nom.  mit  auf  analo^scliem  wege  affii^iertem  -r. 
Ob  auch  die  und  -n  von  alid.  nemeni,  namim,  iicmcn, 
tiUHtn  etc.,  aonfi'k.  autkennan,  antfanyin,  hehelin  etc.  (s.  Gramm. 
^  \)2(i.  98.  104),  9S.  drihun,  -en,  äritnn  etc.,  a^.  hindetij  imnden 
afries.  helpe,  hnljyc  etc.  (mit  durch  n-abfall  apokopierter 
enduBg)  auf  den  für  das  got  und  nord.  aufgedeckten  proto- 
bypen  entsprechende  yorstolen  zurftckgehen  oder  etwa  einfach 
-m  aus  secnndArem  -mo  oder  -me,  •»  ans  •«j  repräsentieren, 
ist  natOrlich  nicht  zu  ermitteln. 

IiXII.  Zun  got.  Imperat.  auf  -dau,  ^^nämiu 

Für  die  deutunj^  von  got.  atstcigadan  -xaraßdioj,  Imisjadau 
^vCuül/(o,  luKjandau  ya^UjOuTcnoav  ist  von  mehreren  forschem 
(Bopp,  Schleicher,  Scherer,  Joh.  Schmidt,  Paul,  Jellinek,  Hirt, 
Jellinek,  Beiträge  zur  erklär,  der  germ.  llexion  s.  98  f.  und  IF. 
6, 61)  das  -dm  von  aind.  med.  imperat  bharaiam,  -antäm  ange* 
zogen  worden.  Schon  das  von  Bmgmann  (Gmndr.  2, 1328)  hber 
die  Wahrscheinlichkeit  des  einzelsprachlidien  Charakters  dieser 
'{n)iam  h^erkte  stellt  diese  gleichung  in  frage.  Entscheid 
dend  aber  ist  hier  der  umstand,  dass  die  herechtigung  einer 
einreihuiig  dei  got.  formen  in  die  medio-pa^^sive  flexion  gänz- 
lich fehlt:  zu  afsfcl'iiuiau  ist  die  sonstige  active  Verwendung 
des  verbs  zu  beachten;  lliKjandau  übersetzt  ein  giiecli.  activum; 
und  die  fassung  von  lausjadau  als  durch  die  medialform  des 
Originals  veranlasster  falscher  Übersetzung  (vgl.  Jellinek  a.a.O. 
s.  100)  ist  nur  ein  notbehelf.   Andere  forscher,  wie  Mahlow 
(Die  langen  Tocale  &  1071)  und  Osthoff  (Morph,  nnt  4, 256  f.X 
haben  zwar  den  activen  Charakter  der  in  rede  stehenden 
formen  mit  mehr  oder  weniger  entschiedenheit  anerkannt»  die 
endung  jedoch  nicht  befriedigend  gedeutet,  weder  dnrch  die 
fa.ssung  derselben  als  zu  aiiiJ.  -tu  der  8.  sg.  imp.  act.  im  ab- 
lautsverhältnis  stelinider  bildung  (mit  altem  -au  oder  -mi)  noch 
durch  Zerlegung  des  sufßxes  iu  -o  (aus  -öt  =  aind.  -öd  des  act 
imp.)  und  eine  partikel  u. 

Ob  aber  in  der  tat  die  den  beregten  dentungsrersnchen 


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552 


VAS  HELTEN 


ZU  sTunde  liegende  meinuug,  dass  die  eisrentlich  am  uäehsten 
liegend*'  und  ))ereit,s  früh  auf^t'>iellte  gleichuüg  -Jau  —  mvA 
'tad,  gr.  -Td),  lat.  -töd,  -tö  des  Imperativs  ans  lautlichen  ^n  iindeß 
abzuweisen,  noch  aufrecht  zu  halten  sein  durfte?  Ein  directtf 
beweis  fttr  oder  gegen  stosstonige  ausspräche  des  vocals  der 
endong  ist  mir  niclit  ersichtlich.  Bei  der  beachtung  jedoch 
einerseitB  der  verbreitimg  von  altem  "Usd  dee  imperaim 
andrerseits  des  ans  got  -jmi^  der  1.  «g.  praet  opt  =  -ijsm  her- 
Yorgehenden  Schlosses,  dass  durch  consonantapokupe  in  des 
auslant  getretenes  -0  (d.  h.  -ö*),  insofern  kein  assodativer  «u- 
rtu.ss  im  spiel  war,  im  got.  als  -au  (d.  h.  -0")  begegnet  (s.  obc:. 
LUD),  kann  eine  gleichuiig  -dau  —  -ör,{f]  (mit  stosst<migem 
voc),  -ndau  =  'ndö{t)  (wegen  der  basis  vgl.  Hrugmana, 

Grundr.  2, 1326)  nicht  als  willkürliche  annähme  ei-scheineu. 

Nach  dyitm,  agitod  etc.  als  ursprünglicher  stammsof^- 
Tocal  zu  fassendes  -a-  von  -adau  begreift  sich  als  die  folge  vos 
beeinflussimg  durch  das  -a-  (oder  lüteres  -0'-)  der  plurallorD. 

LXIII«  Zur  entwickeluug  einiger  altgerm.  partikela. 

1. 

Mehrere  als  prftpositiou  bez.  als  adyerb  yerwaate  per- 
tikeln  gew&hren  im  germ.  nicht  apokopiertes     (—  indog. 
oder  -a)  bez.  -e  (ags.),  -$  (afries.;  die  -e,  *9  durch  qaalitatiTe 

schwächuijg,  wie  -c,  -i>  für  -a  aus  -ön,  -öp,  -H,  vgl.  oben  s.507  ff.)* 
ahd.  aha^\  aüufrk.  ava,  aofries.  ove  (s.  (Tiamiii.  §  4/),  mnd. 
ave  (vgl.  rr.To,  cüto)  neben  got.  af  {ab  in  ahu^,  ahd.  uh,  as.  a/. 
ags.  afiies.  of,  af  —  got.  ahd.  ana,  as.  ana  i^s.  \\  ad^iein,  Kim 
denkm.  53, 28),  aofries.  oiic  (s.  Gramm.  §  4  /)  (vgl.  dvd,  avesi. 
ana)  neben  ahd.  as.  aonfrk  an,  ags.  afries.  on,  an  —  ahd. 
fana,  fona  neben  ahd.  foyi,  as.  fon,  fan,  aonfrk.  /a%  afris& 
fon,  fem  —  afries.  ande^)  (beachte  got  andor-  und  ygL  ovr«. 

')  Das  hier  nnd  im  folgenden  veraeichnet«  belei:iii;a<Tial  iiudet  «iri 
zum  teil  in  Job.  Schmidtü  abhandluug  Die  frenn.  priiiio»iiiuiien  nnd  tia*  «ul- 
lautägesetz  (Kuhns  Zs.  26, 20  ff.).  Bei  der  aiittubruiig  des  uiuteriaU  h^bc  iii 
eine  (für  unseren  zweck  nicht  notwendige)  Vollständigkeit  nicht  angtsilreli 

*)  Wegen  des  neben  tmie  begegnenileu  anäa  nnd  der  petnUdca  4Him 
a»iMi  (für  nacb  art  Ton  abd.  neben  fana  fon  begegnendem  /bmia  nnd  fva 
WIllinunB  neben  «me  nnd  cm  Btehendem  annm  dnich  eompnmiia  eatetandeMi 
*anne  aus  an  ond  *vme)t  mäa  (fttr  aide,  worUber  tuten  im  texl  «sL 
AoMes.  gr.  §  66. 


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omifiiATiauiiiM, 


553 


lit  ania)  und  got  ags.  afries.  otu?,  as.  ant  —  got  /aum»  ahd. 
as.  forOf  afries.  /bri  (im  diaL  der  HrioBtniigarX  fore,  ags.  fore 
(gnindf onn  altes  jHirar  das  einerseits  nadi  aind.  instr.  jmrä, 
gen.  abl.  puras,  andrerseits  hinsichtlich  der  endong  nach  dem 

neben  jtaQoq,  dat.  xoqgI  stehenden  instr.  xaga  anzusetzen  ist; 

wegen  des  afries.  -?  aus  -e*  für  -o  vgl.  die  in  den  Rüstringer 
quellen  belegten  clagi  gen.  acc.  sg.,  Äm  gen.  sg.,  hini  acc.  sg. 
und  beachte  Arkiv  f.  uord.  filol.  19,251,  anm.)  neben  got.  /awr, 
as.  ags.  afries.  for  —  got.  iupa,  ahd.  üffa  neben  got.  iup,  ahd. 
üf  —  got.  öto,  ags.  ütCy  aofries.  Ute  (wegen  des  mit  -a  =  indog. 
-a  anzusetzenden  prototypus  vgl  die  unten  in  7.  8  erwähnten 
fitana,  utm  etc.  sowie  ahd.  üjsar,  as.  nUar  mit  r-suffiz,  wie  got 
aljar,  jainar,  }ar  etc.;  doch  kann  ags.  -e,  afries.  -e  andi  aof 
dativsnfflx  -ot  zuittclcgehen)  und  got.  as.  afries.  üt,  ahd.  «ir, 
ags.  1«^  —  ahd.  oba  'oberhalb'  (vgl.  ags.  ufeweard  ^aufwärts*) 
Tmd  ahd.  ob,  op  (s.  Graff  1,  78  und  vgl.  auch  of-  in  ofsitiean 
'besitzen',  oflitjcs  'obliegenJieit'  und  ofstuop  'erstieg'  Cott. 985). 
Bei  Verwendung  der  partikel  als  adv.  bez.  als  an  astrophisch 
verwauter  präposiiion  (als  püölpuüierler  pai't.)  musste  aiuik()])e 
des  auslautenden  voc^als  erfolgen;  demnach  kann  das  erhalieiie 
-a  ursprünglich  nur  der  proklitischen  präposition  zugekommen 
sein,  die,  mit  ihrem  nomen  bez.  prouomen  eng  verbunden^  ge- 
Wissermassen  als  compositionselement  behandelt  wurde.  0  Im 
hinblick  auf  diese  westgerm.  -a  li^gt  also  kein  zwingender 

>)  Nach  J.  Schmidt  (a.ft.0.)  wftie  die  der  nominalcomposition  zukom- 
mende intacte  form  verantwortlich  zu  marlu^n  für  analogiache  erhaltung- 
von  ansser  diesor  compositioii  vi-rwaiitt-r  funn  auf  -a.  Doch  staii<!  die  ver- 
weiiduTiir  <ler  jiartikel  alä  büdungseleniHut  solcher  composita,  ircgcuuber  der 
Terweudung  derselben  in  adverbialer  sowie  iu  Qjroklitisicher  und  post monierter) 
präpositionaler  function,  zu  a*ihr  im  hiutergrnnd,  um  den  gedaukcu  au  eiueu 
derartigen  einilm»  plausibel  erscheinen  zu  lassen. 

Die  hier  imd  im  folgenden  Toigeschlagene  dentnng  der  partikelformen 
stimmt  dnrehgeliends  nicht  flberein  mit  den  in  diesen  Beitr.d^SSSf.  470  ff. 
6, 124  ff.  und  m  Bessenbeigers  Beitr.  16,144fll  vorgetregenen.  Hit  rück- 
ncht  auf  die  Teiachiedenheit  der  daselbst  und  in  diesem  artikel  Tertretenen 
fassung  der  aosUratsgesetie  wire  hier  indessen  ehie  polemik  g^gen  Panls 
und  Johanssons  ausftthrungen  zwecklos. 

Die  Beitr.  4,  121  geäusserte  Vermutung,  dass  über  die  kritische  pe- 
Hod»i  der  vocalsynkopiemngrn  hinaus  bewahrte  OTTttJiiioruiig  diu>*  -f  vou 
(^l^a,  ana  etc.  gerettet  hätte,  dUrfte  in  dem  Urheber  derselben  woi  kernen 
anwalt  mehr  finden. 

Beitrage  t\xi  gmchichte  der  dcuuctien  »prach«.   XXVUl.  36 

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554 


Van  nBLTEir 


grnnd  vor,  die  endung  von  gpot  ano,  faura,  üta  nnter  benrfnnf 
von  jiaQcd  (Bezz.  Beitr.  17, 17,  mit  dativsuffix)  auf  -ai  zurück- 
zuführen;  nur  m(>clite  man  wegen  der  neben  ahd.  iiffa,  fona, 
a«.  Uta  begegnenden  alid.  üf{f)e,  föne  (deren  -e  übrigens  in  deii 
aus  jünoferen  (luellen  herrührenden  belet.^en  auf  vgl.  nnten 
6  am  schluss,  zurückgelien  kann),  a^«^.  ute,  ahd.  üg£e,  an.  uf^,  -i 
und  mit  rücksicht  auf  die  doppeldeutigkeit  yon  ags.  ute,  aofnes. 
üU  (s.  oben)  für  got  ntpOf  üta  (wie  für  ags.  uU,  aofries.  fi<f) 
die  mOglicUceit  eines  znsammen&lls  von  alten  eupm^  fUai  und 
eupOf  iito  entsprechenden  formen  anerkennen. 

Bei  einigen  Partikeln  ist  nur  die  apokopierte  form  ertialten 
geblieben:  got.  mip,  ahd.  ntt7,  amfik.  müh,  mU  (Bdtr. 22, 
as.  w??V/,  niid  (a.  Braune,  Gloss.  zu  den  Vat.  frirm.),  met  Cott.  1S.1 
2i58.  2461.  2476.  2797.  2944.  3017  etc.,  med  (wegen  der  letzten 
form  R.  Wad.siein,  Klein,  denkm.  28, 22.  85,38),  aonfrk.  isal- 
frk.  rnith  (Beitr.25,415f.).  ags.  viid,  afries.  mitit^  mit^  met  (Aofries. 
gr.  §  lOf  and  v.  Richtho£e%  Gloss.  s.  930)  (=  fiera,  fiita;  das  t 
für  e  durch  anlehnung  an  ans  den  nnten  in  2  am  erwftlinenden 
nebenformen  zn  erschliessende  alte  midi  and  mijH)  —  bb.  far 
'bei',  'in  gegenwart  yon\  'mit  r&cksicht  auf'  Hei.  Mon.  Id32. 
1802.  1836.  1976.  1977.  2027.  2036.  2049.  2057  eta  und  156L 
1880  jtaQo)  —  got.  uf  (=:  aind.  upa  'unten';  vgl.  auch  sal- 
frk.  of'  in  oßrit  oftheofo,  ofdö,  ofdüpli,  ofgräfio,  ßeitr.  26,  862. 
394.  396.  441.  471)  —  ag.s.  od,  got.  nndj  as.  ujid  {unt)  (vgl 
got.  unpa-).  Im  au.  herscht  übei  haupt  nur  die  gekürzte  foi  ni 
(«/;  d  ^  um.  an,  for,  ut,  of  'über',  meÖ\  was  indessen  mit 
rücksiclit  auf  das  gleich  in  2  zu  besprerheudH  fyri  nicht  zur 
folgerimg  von  nord.  auch  nach  scliwachtoniger  vorsübe  statt- 
gefundener  synkope  berechtigt 

2. 

Wie  das  -a  von  aba  etc.  ist  das  -t  (ags.  -«^  afriesi  -e)  ra 
beurteilen  in:  abd.  as.  wnhi,  ags.  ymbe  (=  aind.  o^H  c^^O 
neben  ags.  ymh  (nicbt  umgelautetes  abd.  as.  u  durch  anlehnung 

an  einstmals  vorhandenes  umh,  zum  teil  aucli  etwa  durch  ein- 
wirknnq:  von  aus  ahd.  uniba  zu  erschliessendem  alten  umha, 
das  sü  Ii  ;i1s  durch  iustrumentalsuffix  -a  gebildete  form  zu  nüt 
locativsuilix  -i  versehenem  umbi  verhält,  wie  aus  fora  t-tc, 
furi  etc,  ande^  ende,  s.  oben  1  und  gleich  unten  in  diesem  ah- 


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GBAMMATISCHES.  555 

sclmitty  zu  folgernde  alte  fura :  furi,  mda :  anäi;  für  afries. 

umbCf  umme,  omme  ist,  da  mit  rücksicht  auf  die  fries.  Zeit- 
folge von  älterem  uinlaut  und  jüngerem  secundären  vocal- 
schwund  die  annähme  von  nn>h  ausgeschlossen,  dem  ahd.  umba 
entsprechendes  in-ototyp  geltend  zu  machen),  an.  (ebenfalls  auf 
unÜM.  zurückzuführendem)  unih,  um  —  aofries.  ende  *an',  *zu' 
(=  dvtl\  vgl.  auch  salfrk.  anthi-,  altbair.  endi-y  Beitr.  25, 332) 
neben  md  mit  gleicher  bedeutung  —  ahd.  ubiri  (aus  altem 
iSeri^  vgl  aind.  ii|9ar^  gr.  vxüq  imd  lat  ^jper,  gr.  vniQ)y 
uhari  (mit  -a-  durch  anlehnnng  an  ubar)  neben  ahd.  vHnr,  ohir 
aonfrk.  mnr  (mit  entlehntem  -ir  fOr  ohar,  *ovar\  an.  yfeVf  -tr 
(nichts^mkope  yon  bei  proklitischer  Verwendung  der  partikel 
nach  schwaclitoniger  silbe  stehendem  vgl.  unda-f  -ir  und 
fyri;  nach  auf  orthotoniertes  oTmr  hinweisendem  ofr  nimis  als 
die  lurtsetzung  von  stai^ktonigem  *M/ir  zu  erwaitendes  ufr 
fehlt)*)  —  ahd.  (bei  K.)  uniiri.  -ari  (vgl.  ahd.  uhiri,  -ari  und 
beachte  avest.  aöairi  sub)  neben  ahd.  unttTj  undir  (nicht  um- 
gelautetes  u  durch  anlehnong  an  unter,  -ar>)X  aonfrk.  undir 
(8.  unten  &  557,  anm.  2). 

In  allen  Stellungen  lantgesetzlich  erhaltenes  -i  gewfthren 
ahd.  as.  aonfrk.  fim  (aus  locativem  ^puri,  vgl.  das  oben  1  zu 
faiura  etc.  bemerkte  und  beadite  Enhns  Z&  26, 80;  anf  ein- 
Wirkung  von  fitri  weisen  hin  ahd.  as.  aonfrk.  für  fQr  for,  s. 
oben  1,  und  ahd.  fori,  aonfrk.  fore,  s.  Aonfrk.  gr.  §  26«)  und 
ahd.  miti,  as.  7)ikli,  salfrk.  mithi  (Beitr.  25,  417.  500),  afries. 
mithi,  mide  (wegen  der  endungen  vgl.  Aofries.  gr.  §  56  und 
Arkiy  t  nord.  filoL  19, 251,  anm.).  An.  für  und  fyri,  -t  reprä- 


')  Daneben  ahd.  uhety  as.  over,  aonfrk.  over  (-e-  =  -e*-,  s.  Gramm.  §  27 y) 
etc.  mit  altem  -er  (—  lat.  grieoh  -er)  und  alirl.  obor,  uhar  (mit  entlehntem 
-ar  für  vher  cxler  -/>),  as.  obar,  uru.  utar  (anf  tlem  stein  von  .1  ürsMlrp  oder 
Vamum),  an,  vfr  (s.  oben  im  text)  mit  durch  eiuwirkung  der  form  auf  -a 
(8.  oben  1)  für  -er  eingetretener  endnng. 

*)  Abd,  unter,  as.  uiuier,  aonfrk.  luider  {-e-  =  -e^-,  s.  üramm.  §  27  j^) 
ete.  mit  altem  -er  (vgl.  lat.  rnfrn  und  inter;  wegen  der  ursprünglich  ?er- 
lehiedeneiii  hn  gem.  «imimmffliggfloMenen  partikelii  indog.  ^idh»  lud  ^ter 
lieachte  ILA.  auch  ai&d.  adhara»  'der  untere'  und  ontor  'swiMben'  und  a. 
Nederl.  wb.  10^  1195  sowie  Behagheia  Heliandajnitax  a.  152),  an.  mder,  4r 
(mit  in  der  proklise  nicht  synkopiwtem  eodongsrocal,  Tgl.  daa  oben  im 
teit  zn  yfer  bemerkte)  und  ahd.  w^Hmr,  aa.  wndar  mit  -or  fttr  -er  nadi 
aoalogie  von  ahd.  obar,  aa.  o6ar. 

86* 


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556 


VAM  HBLTKV 


sentieren  die  regelrechten  fortsetzungen  von  altem  orthotomerien 
bez.  schwach  betoiiu  n  fiiri  (beachte  aucli  die  uebenfnrmen 
furif  compromissbildung  aus  für  und  /}/;/,  und  fi/n  r,  -ir,  fureff 
-ir  mit  aogehäng^m  -r  durcii  analogiebüdimg  nach  e^ier). 

3. 

Das  oben  in  1  Uber  die  stellmig  und  betonnng  der  paiükelii 
bemerkte  macht  die  erhaltang  von  auslaiitendem  oonaon.  be- 
greiflieb in  (griecbiscbem  h  und  lat  m  entsprechendem)  got 

westgerm.  in  (beachte  auch  an.  i  das,  wie  d  =  um.  an,  in  der 
proklise  entstand  und  als  solches  niu  den  präfixen  6-,  »'<-. 
für  tm-,  sin-,  vgl.  Xoreen,  (Tiamm.  §  239,  anm.,  in  eine  linie  zu 
stellen),  got.  as.  salfi-k.  (Beitr.  2n,  310  f.)  an.  at,  ahd.  or,  ags.  (ft 
{=  lat.  ad)  und  hierzu  im  abiaut  stehendem  afries.  eiy  it  (s. 
Aofries.  gr.  §  lOe  und  v.  Richthofen,  Wb.  s.  717),  ahd.  er,  ü. 
nichtapokopiemng  von  -n,  -t  des  orthotonierten  adverbe  oad 
der  ebenisJls  orthotonierten,  anastropbisch  yerwanten  pr&po- 
sition;  desgleichen  erhaltung  des  conson.  in  der  proklitisch  mit 
seinem  nomen  bez.  pronomen  eng  verbundenen  pr&poaltioo. 
Urspr&nglich  auslautender  conson.  konnte  auch  vorliegen  in 
den  oben  in  1  erwähnten  an  etc.  (=  aslov.  für  *<mX  Ä  ett 
(aus  unverschobeuem  *ud,  vgl.  amd.  ud),  mij)  etc.  (-^  avest  mai\ 
far  (  ytaQ),  sodass  diese  formen  mit  an,  Ut,  ini]>,  inid,  für  aib 
instrumentalen  ana,  a(a,  nupii,  vujfa,  fara  zusammen  gefallen 
wären  (vgl.  auch  ahd.  uacli  1  uud  4  auf  tipa  sowie  aoi  if 
zurückgehendes 

4. 

Wie  Uta  ^draussen'  zu  ut  'hinaus',  verhält  sich  got  imm 
'innerhalb*  zu  inn  'hinein'  (differenzierung  zwischen  ans  emoi 
typus  hervorgegangenen  bildungen,  wie  bei  lUa  und  bis- 
gegen  iup  'nach  oben',  doch  iupa  sowol  'nach  oben^  als  'oben^ 
beides  ~  ftlterem  «nno,  dessen  letzte  silbe  zu  dem  'wo'  oder 
'wohin'  bezeichnenden  instrunientalsuffix  von  laUsupcme  'oben*, 
'herauf,  m/erwc  *  unten |>t)n(; 'hinten',  'hinterwärts*  zu  halidi  i 
(wecken  dieser  casusendung  und  wegen  des  instrunientals  'kr 
raumerstreckung  s.Brugmaiin,Gnnidr.2,782.  3,482ff.),  mit  rin  k- 
sicht  auf  seinen  vocal  aber  aut  zu  -ne  im  ablautsverhültnb 
stehendem  -no  znrttckzuführen  ist  (also  prototyp  enMo).  Da 
got  bildungen  entsprechen  ahd.  a&  inna,  ags.  afries. twiie  'imut} 


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OBAMHATISCHESL 


557 


•in'  und  ags,  asJ)  an.  inn  'hinein*  (neben  ahd.  afi'ies.  in  adv. 
begeg-net  keine  Schreibung  imi),  sodass  es  zweifelhaft  sein 
könnte,  ob  in  der  überlieferten  form  die  entsprechung  von  m 
oder  von  enno  vorliegt  oder  etwa  die  fortsetznngen  beider 
Prototypen  durch  in  der  proküsiB  erfolgte  consonimtenkttrziing 
zusammengefloasen  sind;  man  beachte  Indessen  ans  dem  nnten 
6  hervorgehobenen  mm  zn  erschliessendes  mn).  Als  parallelen 
aber  zu  iima,  inn  erscheinen  as.  uppa^  ags.  uppe^  afries.  uppe, 
oppc  und  ags.  an.  app,  as.  up,  afi'ies.  up,  op  (mit  p  für  pp) 
aus  uppo  für  uhho  aus  ubno  fwepren  dieses  ub-  neben  üb,  der 
Vorstufe  von  ahd.  üf  zu  giimde  liegendem  Up,  vgl.  aind.  ud 
neben  germ.  iit  ?7r)  —  got.  fairra  adv.  und  praep.,  ahd,  as.  /'er, 
ags.  feor{r\  afries.  /'»r,  fear  (die  qualitative  änderung  durch 
einwirknng  Ton  im  comparativ  lautgesetzlich  entstandenem  i 
für  e;  wegen  der  vocaldehnnng  ygl.  Aofries.  gr.  §  43),  an.  /iar 
adv.  ans  zu  xiga  'weiter',  aind.i»afas  'fem'  etc.  zu  haltender 
grundform  fernS). 

6. 

Wie  vorgerm.  -no  zu  lat.  -ne  konnte  sich  zu  der  lit.  locativ- 
partikel  ie  'da'  vorgerm.  -po  (-to)  verhalten;  auf  die  möglich- 
keit  von  in  gleicher  function  yerwantem  -pra  {-tra)  weist  das 
bekannte  aind.  -Ira  hin  (mit  »a,  vgl  lat  exirad,  suproä,  äira, 
uUra  etc.  Als  die  entsprechungen  bez.  fortsetznngen  solcher 
bildnngen  erscheinen  in  folge  der  in  1  und  4  erörterten  be- 
liaudlung  von  agerm.  formen  iiiu  und  ohne  -a:  got.  uftUy  aftra 
(vgl.  got.  afar  'nach')  und  an.  apty  ags.  cefty  ahd.  *aft  (beachte 
aftwart  Ahd.  gll.  4, 3, 34),  alid.  aftar,  -er,  -ir  (-a-  als  irrationaler 
vocai,  -6-,  -I-  durch  analogiebildung  nach  aber,  -ir  und  -ar, 
unter,  'ir  und  -ar,  vgl  oben  8,555  und  anm.  1.  2),  as.  aft<ir,  -er, 
aonfrk.  after,  -tr^),  ags.  <ßfler,  nm.  (auf  dem  stein  von  Tone 


*)  Vgl.  inn  WSL  G.  d84a  Oeii.daO;  sonst  begeg^net  nur  m. 

*)  Ans  den  belsgtti  afler,  -ir  nnd  mder,  -er  (bMcbte  auch  im  Aonfrk. 
index  aniSgsf Ohrte  öfter;  wider',  tmtftr-)  wurde  im  §  27/9  der  Aonfrk.  giamm. 
auf  -er,  'ir  als  schreibangen  für  -e*r  geschlossen.  Doch  ist  mit  rücksicht 
auf  ahd.  aflir,  uno'r  (s.  oben  im  tezt  2)  die  mögUchkeit  von  mit  -ir  ge> 
^rochenen  aonfrk.  formen  ins  ange  zu  fassen  (-ir  in  aftir  nach  nndir,  orir). 

Kach  dem  oben  im  tPTt  »erörterten  ist  ferner  die  a,a.o.  befragter  ^ranim. 
begegnende  fassung  des  eudungSTOcals  von  afier  als  nicht  anorganischem 
laut  2a  berichtigen. 


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558 


VA£I  H£LT£N 


stellendes)  aftcr  (mit  -er  für  regelrechtes  -r  durch  einwirkimg 
von  aus  an.  under,  -ir  zu  folgerndem  um.  undcr),  an.  aptr  — 
as.  ag.s.  tft  (afi'ies.  cft  kann  —  e/lf  oder  a/i^  sein;  wegen  der 
formen  mit  t'  vgl.  got.  iftnma,  das  zn  nicht  belegtem  oder 
verloren  gegangenem  ifta  oder  efta  steht  wie  aftuma,  mmma 
zu  a/ifo,  mna),  an.  ept,  e^tetf  -tr  (mit  aus  under,  -ir,  fffer,  ht 
entlelmter  endung  f&r  regelredites  eptr  oder  eflr  oder,  wem 
die  regelwidrige  form  bereits  im  nm.  vorhanden  war,  ans  alten 
efier  als  der  parallele  von  afkr;  in  letzterem  fall  wfiren  für 
die  erhaltung  des  ultimavocals  yfer,  -ir,  under,  «tr,  s.  obca 
6.  555,  zn  vergleichen)  —  ahd.  nida  praep.  Ahd.  glL  2, 300,  S 
(vgl.  auch  aoufrk.  nithc-f  Gramm.  §  29a)  und  nidar,  -ir  (vgl 
oben  aftir),  as.  «f^ar,  nither,  nider  (-er  für  -ar  nach  dem  nmster 
von  under j  -ar,  8.  oben  s.  555,  anm.  2).  ags.  tj/(Jer  (auch  WfJor. 
nioSor  mit  comparativsuffix  für  -tr),  an.  niJr,  beides  zu  ni  ^ 
aind.  m-  'nieder*  —  aofries.  tvithe  v.  Richthofen  152,  7  (auch  in 
withe  driva^  kxmaj  mal'ioj  reha)  und  as.  ags.  toidy  afries.  tciih, 
an.  md,  got.  wtpra  und  ahd.  u^tdor,  -er,  -tr  (vgl  oben  aflmr  etc)^ 
as.  wiihar,  -Öw,  -der  (vgl.  oben  niäar  etc.)^  sgs.  vt^,  afries. 
wi^,  an.  (mit  verben  verbundenes)  vi^r,  das  eine  nnd  dis 
andere  zu  wi  'gegen*,  das  sich  mit  abgeleiteter  bedeatnng  ab 
=  4n  entgegengesetzter  richtnng*,  'auseinander*  etc.  in  mdI 
vi-  findet)  —  ags.  geond  {$ind,  ö^em/)  pti,  g^Ljaind  •dorthin' 
(keine  form  mit  -a  etc.). 

Von  ausscliliesslicli  adverbial  verwanten  Partikeln  erscheint 
nur  die  synkopierte  torm:  as.  afries.  forth,  ags.  forö  iver- 
want  mit  fora  etc.;  protot3^p  furPo)^)  —  got.  hwajß  (mit  ßis- 
hadüh\  aljap,  daluj),  *]mp  (wozu  ßadei  *  wohin')  —  ahd.  keröi, 
daröty  hwwröt,  as.  hcrod,  iharod,  htoarod  mit  altem  -rikf  aus  -ro 
(d.  h.  r  -f-  0  fflr  den  instrumental  der  raumerstredcnng,  vgl  Del- 
brück, Brugmanns  Grundr.  3, 242  ff.)  +  ags.  hider,  Mir, 
hunder. 

6. 

Durch  affigierung  von  locativem  -t  entstanden  gelegeutUck 
neben  in  4  nnd  5  hervorgehobenen  prototypen  auf  -o,  -a  aueb 

solche  mit  -of,  -al,  woraus  (vgl.  oben  s.  513.  518)  westgerm.  < 

>)  Das  in  Klngei  Et  wb.  fngeoA  Tttgliehene  got  fampi»  'ehete' 
gehört  nicht  hierher;  vgl.  ahd.  foredes,  ide$,  unterdes  etc.,  tMdtk,  wda 
donec  (Gramm.  §  m),  die  anf  got  /our  +  gen.  pu  hinweiien. 


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GRAMMATISCHES. 


559 


in.  ahd.  wmef  mdart,  as.  nme,  uppe^  »lAare  Gott  2421 

hieme1>en  nidara  Moil2421  mit  ^  für  -e  nach  dem  mnster 

ler  partikelformeu  mit  wechselndem  -a  uiid  -Cy  wie  inua,  -e, 
ippay  -e  etc.).  an.  inne,  -i,  uj/pe.  -i,  nidrc,  -i.  A^.  afries.  intie^ 
uppe,  ags.  nidrc  sind  zweideutig  (wie  ags.  atries.  atc^  vgl. 
die  oben  in  1  erwähnten  i)i*ototypen  fiiai  und  \da\  weil  ihre 
endung  sowol  auf  als  auf  -a  zurückgehen  kann  (vermutlich 
fielen  hier  die  beiden  formen  znsaimnen). 

Mit  analogiech  entstandenem      erscheinen  ahd.  ntdtr^ 
totultr^  -an  (neben  iMSür,  widir,  -ar  nach  «dtr,  -tri  unUrf  -ar, 
-irif  -ari^  B,  oben  s.  555  nnd  anm.  1. 2)  sowie  (nach  densdben 
mustern)  ugsi  Isid.  5  §  10,  affi,  loni,  inni  (neben  az,  af,  von 
und  altem  mw,  woraus  überliefertes  in),  kayani  (uebeii  kmjau 
*  gegen').')    Aus  auf  tmthiri  zurückjrehendem  aonfrk.  irlfhere 
(s.  Gramm.  §  26^)  ist  auf  die  muäler  uüiri,  undiri  (=  alid,  ubiri, 
unUri)  zu  schlieasen* 

7. 

Als  die  fortsetznng  von  nach  dem  mnster  eines  instm- 
mentalsnlfixes  ans  -ne  (ygL  oben  4)  gebildetem  -fi<r  begegnet 
got.  -na^,  westgerm.  an.  -m  in  den  meistens  'wo',  mitunter 
aach  ^wohin',  seltener  'woher*  bezeichnenden,  zn  oben  in  1. 4 

und  5  aufgeführten  Partikeln  stehenden  adverbien  bez.  Präpo- 
sitionen (das  den  alten  -a,  -ö,  -no,  -to,  -po  an<rehängte  -nd 
diente  aUn  lH(li(i;lich  zur  erweitenin?  der  form:  die  eijsrentlioh 
solchen  bilduiigen  nicht  zukommende  tuneiiun     r  bezeichniuig 
des  'woher'  entwickelte  sich  durch  ein  Wirkung  von  neben  den 
instrumentalformen  stehenden,  ablativischen  bildungen  mit  -fut 
aus  »tat,  YgL  unten  8;  nicht  ohne  einfluss  aber  war  hier  gewis 
auch  der  umstand,  dass  dem  'woher'  das  'wo'  als  anfang  der 
bewegung  gleichgestellt  werden  konnte):  got  iupana,  ütanof 
innana,  aftana,  ahd.  üf(f)an,  ü2{z)any  mnan^  as.  /brau,  ükm, 
hiohan,  innan,  uppan,  ferran,  aftan^  ags.  foran,  ütan,  ufan, 
innan,  uppan,  fcorran,   (fftatij  niodan,  he^eondan  'jenseits', 
afries.  fora,  Uta,  om,  fam  coram  (vgl.  das  oben  in  1  erwähnte 

')  Wegen  ähnJicher  neahildnngen  ueacbte  ausser  dem  oben  im  text 
erwähuten  asi.  nidara  auch  ags.  neben  hidtr,  ofcr  begegueude  hiderCf  ofcre 
(Siiren,  Or.  §  321,  anm.  3)  nach  uppe,  upp,  üte,  üt,  imie,  tfin. 

>)  Vgl  hienu  die  bveito  in  Kiüi]isZ8»27»219  TOigescUageDe  gleiehmig 
114  (in  «ind*  vka)  »  got  -na  (hi  aßana  etc.). 


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TAB  HBLTBt 


as.  far  'in  gegenwart  yoii')>X  ««mm  (woneben  emxeln  aofrioL 
ina    Richthofen  42, 10.  48^  Id.  14.  1^  26  durch  anlebnnng  n 

in\  uppa,  efla,  Mnj^  -näha  (mit  -a  aus  -om,  s.  AoineLp, 
§  107  a),  an.  «fan.  ofan,  intuin,  aptaUj  neöan,  hvaSan,  Mm, 

htöau  (weiteius  zu  die.st^ii  an.  bildungen  unten  in  S).  Beachte 
ausserdem  irot.  hindana,  as.  IDihidtnu  ags,  hmdan  zu  hinda.  dis 
in  ahd.  inntpacho  protergum  Ahd.  gll.  4, 14, 32  und  (mit  suffix 
-r)  iü  gut.  hindaTj  ahd.  hintarj  ags.  hindcr  steckt.  [An.  ufKio« 
steht  als  neabüdoog  zu  tmder,  -tr  nach  dem  moster  von  0/01%  off\ 

Ana  hervorgegangenes  -m  liegt  aach  vor  in  zu  den 
Stämmen  wesUh  (vgl  die  ahd.  sabstantiTa  w€9iy  ^  ncrd,  mmi 
und  die  ags.  adverbial  verwanten  aec  sg.  west,  4as^  nord,  tü 
'nach  Westen*  etc.)  gebildeten  und  häufig  'von . . .  her'  benidh 
nenden  as.  westan^  östun^  ags.  westan^  eastan^  noröan,  siitai 
aiiics.  ästuj  iicöta,  an.  rcstdu,  austau,  )ioy<)an,  sunnan. 

Die  angesetzte  ^-qualität  der  endung  ist  zu  f^r>;p)]lies«-n 
aus  dem  -a(-}  von  -a{n):  prototypeu  mit  -nö  hätleu  we^tgerm. 
und  au.  durch  den  vocal  von  aus  solchem  -nö  entstandenm 
•nu  hervorgerufene  -un^  -mi  ergeben. 


Als  die  fortsetzuDg  eines  nach  dem  musler  eines  nblaÜT- 
sttfiSis  aus  -fie  gebildeten  -nBt  (nnverschoben  -n^,  woraus  -nt, 
erscheint  westgerm.  ^na  bez.  -ne  (wegen  des  vocals  vgL  oben 
8.  512)  in  ahd.  hina,  ags.  hme  hinc,  abd.  dana  illinc^X 

in  den  meistens  ihrer  ursprünglichen  function  gemäss  'woher", 
manchmal  aber  auch  (sowol  durch  einwukung  von  nebenher- 
gehenden Instrument albildungreu  mit  oben  7,  als  durch 
auch  sonst  zu  beobachtende  semantisi-he  entwickeluncr  von 
<wo'  aus  *  woher' ^})  das  'wo'  bezeichnenden  bildungen  ah4 

')  I'ie  i»arnkei  c^nlt  ausserdem  (auch  in  deu  Terbindung-en  nni\  fi^tn- 
positis  a-,  (ti-,  l»:-,  tofttni,  juraiUl,  -hüfd  etc.)  für  räumliche;^  und  zeiliioh'i 
4?or'  und  zwar  durch  ein  Wirkung  von  sowol  *coram'  als  'pro',  'ante  ot- 
zeichnendem  fore. 

')  Die  entstehung  dieses  -na  ans  aUatiTSufflx  wurde  bereite  vor  jahrei 
(Taalkmidige  bgdragen  1, 182  ff.)  von  Kern  betont,  mdem  er  die  apers.  ii 
Behiaton  1,^  und  den  Penepolu-hiachriften  1|20  flberUelerten  tffomä,  oMfMi 
alB  ablatiTe  mit  -na  am  -nAi  iavte. 

>)  Vgl  DdbtUck  in  Brngmannfl  Grondr.  8,  {168  und  beachte  die  Uta 
10  erwihnten  got  afUurO  etc» 


8. 


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OBAmUT] 


561 


tlfana,  üszana,  imiana,  obana,  hintana,  niäana,  ferratm,  westana, 
stana,  nordana,  sundana  (woneben  üzzena,  tijnna,  innena, 
obena,  nidim  durch  anlehnung  an  die  oben  in  6  erwähnten 
formen  üte,  -i,  mne  bez.  dnrch  neabildang  nach  dem  moster 
von  mit  -ana,  «tna  begegnenden  formen),  as.  forana,  ^na, 
obana,  niSana,  östam  (anch  obane,  ösiane,  -ene,  wesUme,  ferrane, 
-ene  Mon.  986.  2131.  4241.  4938.  3752  mit  ans  -a  geschwächtem 
-e),  ags.  ufane,  -ene,  feorrane,  neoÖane,  westane  und  in  nach 
diesen  formen  auf  -ana  aus  kina  etc.  gebildeten  ahd.  as.  hinana, 
ih<ni'infi,  (h)wftnana,  ags.  hconane,  danone,  donone,  hwanone^) 
(also  mit  doppelsuffix;  aus  den  as.  formen  ergibt  sich  die 
frühere  existenz  Ton  as.  *kina  etc.  2);  neben  hinana  erscheinende 
ahd.  hinim^  dmna,  wanna  entstanden  durch  synkope  von  schwach 
tetontem  yoc  zwischen  zwei  n,  vgl  IF.  14, 79).  Anf  die  ehe- 
malige existenz  von  nra.  ablatiybildnng  weist  die  erhaltong 
des  -n  der  oben  in  7  anigefflhrten  bildnngen  «iton,  ofan  etc. 
hin:  dem  an.  inf.  hinda  gemäss  als  fort  Setzung  von  bindan  aus 
hindana  (man  beachte  urn.  -a  aus  -an)  hätte  für  das  urn.  an- 
zusetzendes ütanc  (aus  nfnjir)  durcli  nfun  als  mittelstufe  üta 
er^relien  müssen^);  die  niehiapokopierung  des  n  begreift,  sich 
nur  als  die  folge  der  conservativen  einwirkung  von  zur  zeit 
der  nord.  n^apokope  neben  ans  ütane  entstandenem  utan  noch 
vorhandenem  ütane  (mit     oder       vgl  oben  &  516),  oder 
(wenn  der  schwnnd  des  -n  erst  nach  der  kürznng  von  um. 
langem  endnngsvocal  stattfand)  ütane,  -i  oder  -a  (a  noch  oben 
LXI). 

9. 

Neben  in  8  verzeichneten  ahd.  hina  etc.  und  den  bilduiigen 
mit  -am,  -ena,  -ina,  -na  begegnen  noch  ahd.  hinan,  danan, 
imnffn,  ügenän,  innman,  opamm,  obenan,  hindenan,  nidanan, 
-enan,  -inän,  ferrenän,  n&rdenän,  sundenan,  ki$Man,  dannOn, 
«annsn  (die  Iftnge  ergibt  sich  ans  den  mitunter  erscheinenden 


0  Die  fonnen  mit  -o-  in  der  paeiiidtimft  dwch  anlehnniig  an  domim, 
ikmotif  kmatum  (s.  unten  9). 

I)  Ob  in  den  Weid.  Pnid.-gtt.  (i.  Wadttebi  101, 86)  ttberliefertes  Ukma 
eine  as.  oder  etwa  eüie  abd.  form  repiiaentiert,  ist  natflrUch  nieht  in  ent- 
icheiden. 

*)  DiV  reirelrechten  formen  {utta  etc.)  li^^  in  der  tat  im  aichwed. 
Tor  (Tgl.  Axkiy  n.  L  2|  32,  aum.). 


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562 


▼IN  BBLTBM 


Schreibungen  obenan,  nzenan,  hinndn,  danndn,  tvanndn,  danmmi), 
in  deren  -an  die  contraction  von  -a  und  der  angehängten  ptr* 
tikel  der  ruhe  und  bew^ng  an  zu  erblicken  ist  (vgL  die  agk 
durch  vorgefOgtes  an  erweiterten  adverbien  on  innan,  on  mppM, 
a&  an  innan  sowie  ahd.  onofi  =  an  +  ai>).0  Auch  beadite 
nuin  der  an.  nenbildnng  wndan  (&  oben  7)  za  veiglejchento 
undenan  ( :  undar)  nach  chmän  ( :  obar).  Neben  iUgenän,  fuem 
entstand  zu  *ajsa  (s.  oben  1)  die  form  a^än  (vgL  die  schreibnnf 
U2aan  Beitr.  1,434.  2, 13üj,  die  im  A  eiein  mit  nj-an,  -ana  (s.  oben 
7.  8)  das  alte  nza  verdrängte;  aiii::»  sichts  dieses  ru-än  aber  ist 
trotz  der  fehlenden  belege  mit  -an  oder  'Uan  die  mügliclikeil  voi 
ebenfalls  gelegentlich  verwanten  nßn,  innan  ins  auge  zu  fassea 

Die  n&mliche  f ormerweiterung  liegt  vor  in  9i&,hman,  kwa9%am, 
ihanan,  ags.  heonan,  hucanan,  hwonan,  ^kman,  äanam,  zu  ^hina 
etc.  (=  ahd.  kina  etc^  vgl  oben  8)  und  ags.  ufsnan  (wd  Bit 
ans  -an  gekttrztem  -an)  sowie  in  afries.  Atrano  nnde^  Aana, 
äana  inde  mit  «a  aus  *afi  f&r  -att. 

Eine  andere  fassnng  erfordert  die  endong  yon  ags.  nd» 
heottan  etc.  begegnenden  lieonon,  hwanon,  hwonon,  Öanon,  Öonon: 
dieselbe  entstand  (wie  auch  iu  ujon  neben  ufan)  duich  analogie- 
bildiing  nach  neben  uppan,  üian  (vgl.  oben  7)  stehenden,  nahezu 
aiiMialimslos  das  *wo'  bezeichnenden  und  aus  ujßp,  üt  on  com- 
ponierten  uppon,  üton  (=  an.  uppd,  %Ud),^) 

10. 

Dem  *na,  -ne  ans  -nit  (s.  oben  8)  vergleicht  sich  got  -fri 
(aus  'Pröt  =  lat  -trod  in  extrod,  mprOd,  d.  h.  durch  die  abladv- 
endung  erweitertes  locativsnffiz  "im,  s.  IF.  1,24. 200.  61,681) 
in  htaprö  xoHv,  Jxiprö  ivTeu^-Bv,  jainprii  heel&BV,  mnapro 

tOm&EVf  fairraprö  dxo  fiaxgod^^v,  ülaßrö  e^wß^tv  etc.;  wegen  der 
liehen  ablativischer  functiuii  laitunter  begegnender  bezeichnung 
eines  'wo'  {inpaprö  aimütp  und  apm,  d<ilaj)rn  y.i-ro})  ii^t  d:^^ 

oben  in  8  bemerkte  zu  beachten  und  die  bedeutuug  zu  ver- 


Die  Priorität  dieser  faasung  gebührt  Mahlow  (a.  deflaea  Die  kttgca 

vocale  A  E  0  8. 67,  anm.). 

•)  Mitnnter  für  dsus  -;io/i  von  heonmi,  hwanon,  dunon  eintreteode» 
-nun  beruht  wol  iu  Juonun  auf  aulebnung  des  verUältiiismässi]^'  uit  ab 
seitpartikd  YerwAnten  wertes  an  nu,  in  hwanuHf  Öamm  auf  analu^iebüdiiB^ 
nach  heomm. 


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GBAMBUTlSOBaB. 


568 


gleicbeii  von  ebenfaUs  -ff  ans  ablat  -dl  (s.  IF.  6^  68 1)  gewäh- 
renden got  aflairC  dxl4Sm  (und  6mic&$p),  ufarö  *exl,  ixavm, 
vxeQoim,  undarff  vxoxataK 

Für  -dri  in  got  hidre,  haär€,  jamdre  bernft  Hirt  (TP.  6, 69), 

was  die  consonanz  der  ultima  betrifft,  die  aiud.  orthotonierte 
locativendun^r  -trd.  Nach  Streitberg  (Urgerm.gr.  s<l52A2) 
sollte  dem  eiidiiii^^^vocal  ein  in  betreff  der  function  des  in- 
strumentals  als  cjisus  der  raumersti  ei  kuiiLT,  dem  instrumentaleu 
-ö  von  lat.  citrö,  retro,  intrö  'hierher',  rückwärts',  *  hinein'  etc 
zn  vergleichendes  saffix  zu  grnnde  liegen,  das  durch  indog. 
Verlust  Ton  m  ans  in»tramentaleui  (gestossene  länge  enthalten- 
dem) -a»  als  -i  henrorgogangen  war«  Doch  ist  hierzu  zu  be- 
merken: erstens  dass  zwar  die  entwickelung^  von  -dH  (=  -w» 
des  nom.  sg.  der  n-stänune)  zu  (=  lit  -4  des  nom.  sg.  der 
ft-Btämme)  keinem  zweifei  unterliegt^  ein  solcher  process  aber 
für  altes  -öm  keineswegs  zu  erweisen  ist;  zweitens  dass  die 
entstehung  des  von  Streitberer  postulierten  -tron  kaum  für 
denkbar  zu  gelten  hat,  da  uisu uiiieauiles  -lim  bekanntlich 
nur  für  das  a-substantiv  anzunehmen  ist  und  schwerlich  das 
muster  für  die  bildmig  von  -trem  hat  abgeben  können.  Viel- 
leicht aber  dürften  «uns  hier  das  oben  in  9  beobachtete  (in 
nach  der  entstehung  von  -a  aus  -U  liegender  periode)  einigen 
partikeUormen  angehängte  m  sowie  die  durch  antritt  von  an 
bez.  OB  entstandenen  ahd.  «mmm  donec»  us^ne  ad,  vnMo»  donee 
(mit  ums  =  in  got  mie),  unUu  usque  ad,  tmdoM  donec 
(mit  mt-,  und'  =  got  as.  tin<l)  einen  fingerzeig  gewähren:  mit 
rücksicht  auf  lateinisclien  extrcmus,  posircmus  zu  gründe  liegende 
^extre,  *pöstre  für  das  voreot.  anzusetzendes  -Öre  entwickelte 
sich  vor  der  consonantai)okupe  duicii  atrigierung  von  an  oder 
ai  zu  -drm  oder  -Örel,  woraus  regelrechtes  got.  -ärc.  Diesem 
'dre  könnte  das  -^ra  von  an.  heöra  huc,  öaöra  iiluc  mit  aus 
entstandenem  -a  (vgl  oben  s.  516)  entsprechen;  doch  wäre 
hier  auch  ein  prototjpus  mit  -Öröi  bez.  -^eF»  aus  -Örö  +  ai 
oder  an  denkbar. 

Bei  der  annähme  von  analoger  entstehung  begreifen  sich 
ferner  ahd.  hera  hnc,  daira  illuc,  hwaira  quo  aus  hif9n  oder 
etc.  (wegen  des  -a  aus     für  -Sn  oder  -H  s.  oben  8.512)  mit 
zu  -rö-  von  hcrot,  dnröt  etc.  fs.  oben  in  öj  iw  ablaut  »teLendem 
-re  +  m  oder  at,  woraus  -rm  oder  -rU. 


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564 


▼AH  BXLT8H 


11. 

Ein  gegenstflck  zu  dem  in  10  ausgeführten,  frühzeitigeG 
antritt  Yon  an  oder  at  bieten  die  zeit-  (nnd  cansal-)  partikeli 
got  pande,  ahd.  dania,  wanta,  as.  kwanda,  aonfrk.  wamd^ 
aoMeSw  kwande,  got  unie  (mit  unt-  —  ahd.  umf  donec^  osqve 
ad),  «tfnZ^ 'einst*,  as.  8im(h)ki,  ags.  simle  'immer*  (vgL  lat.  se^hd, 
Sem  per  'in  einem  fort  '  etc.):  da  as.  hwand^  afries.  tcand,  htcani 
auf  die  möglichkeit  hinweisen  eines  zu  lat.  quatulö  zu  halten- 
den, ebenfalls  als  inisu  umeutal  der  zeiterstreckuDg  (vgl.  I^el- 
brück  in  Brugmanns  Orundr.  3,245)  fungierenden  genii.  prutotyps 
hwanöö  oder  (mit  al  lautendem  endungsvocal)  hwande^  lässt 
sich  für  l)ande  etc.  ein  nach  art  von  unsan,  unzaz,  undoM  donee 
(&  oben  10)  ans  -e  nnd  an  oder  at  gebildetes  -fti  oder  an- 
setzen, dem  got  -e,  ahd.  as.  aonfrk.  -a,  ags.  -e,  afries.  eat* 
sprechen  mnssten  (vgl  oben  s.  519. 512;  ans  -9  +  m  oder  at 
wäre  -Öw  oder  hervorgegangen,  das  got  -o,  ahd.  as.  aonfrk. 
-0,  ags.  afries.  -a  ergeben  hatte,  vgl.  oben  a.a.O.;  das  -At  oder 
-H  maclil  Inrcniöc  als  protot^-p  yuü  as.  kwand,  afries.  {h)icaiU 
wahrscheinlicii). 

Auf  neben  diesen  instruinentalformen  stdieude,  alte  locatiT- 
bildungen  mit  -cl  ist  zu  schliesseii  aus  aofwei>.  hvende  quia  (mit 
hwente  als  mischbüdung  aus  hwende  und  durch  vocalapokope 
entstandenem  hwent,  vgl.  hwante  ans  hwande  und  kwant  uad 
8.  Aofries.gr.  §  122 d,  anm.)  und  ans  ags.  Öendm  interea,  qnamdia. 
dum  (fttr  mit  ahd.  une-in  tisqne,  donec  zn  vergleichendes  äendlm 
mit  angehängtem  m;  daneben  auch  gelegentlich  dendem  bez.  -am 
mit  für  -t»  ans  ^^n  substitniertem  -a^n  [-gn],  vgLahd.  wuan  donee). 

Der  nicht  zu  verkennende  znsammenhang  von  ahd. 
Juvanne,  daruu,  dcnnt  etc.,  as.  thanrif  tlainna  etc.,  ags.  donnt 
etc.  mit  Pande  etc.  und  htvand  etc.  vdr^  verständliLh  durch 
die  annähme  von  alten  htcavJ,  Ixnn),  wozu  durch  autiiTt, 
von  oben  in  5  hervorgehobenen  iui^trumentalsufüxeii  -ne  bez, 
-no  entstandene  bilduugen  mit  -nne,  -nno  (wegen  des  schi^iiiids 
von  dental  zwischen  zwei  n  beacht«  Brugmanns  Grundr.  1*  707 
Bezz.  Beitr.  21, 107  fL  Uppsalastudier  s.  04  f.  Kuhns  Zs.  36, 349 
sowie  Beitr.  25, 260. 208.  h\Z\  bez.  dnrch  erweitemng  dieser 
endnngen  vennittelst  des  locativsnfflzes  oder  eines  nach  den 
nraster  von  hwanöH  oder  fttr  -e  snbstitnierten  -H  oder  -Ai 
formen  mit  -finef,  -nnoi,  -nnet  oder  -nnSn:  auf  hwanä,pamd  odff 


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OBAMMATISCHSB. 


565 


hwandj  Jtand  gehen  zorftck  got  han,  fan,  as.  hwan,  ihan,  ags. 
(nur  noch  selten  =  'tum,  tone'  b^egnendes)  dm  (belege  a 
Grein  und  Bosw.-ToUer  s.  1034b),  afries*  ika?  (bez.  mit  in 
orthotonierter  Stellung  gedebntemyocal         dan  (westfries., 
s.     Richthofen,  Wb.  s.  1068),  hwan  Fivelg.  s.  12  (erhaltnng  des 
71  durch  aiiluliiiung  an  alte,  aus  in  der  historischen  periode 
nur  noch  selten  auftretenden  ostfries.  hwanna  Fivelg.  s.  46, 
Avestfries.  danne  S  489,  2,  danna  W  71. 23  zu  erschliessende 
hwannc,  tlmnne),  an.  dä^^)  —  auf  hwanne  oder  -o,  "pmine  oder 
-0,  as.  hwann  (s.  Cott  4289.  4293.  4299.  4307.  4345.  4402  etc.), 
thawn  (8.  Gea  119.  140.  142.  Cott.  283.  453.  944.  1507.  1729. 
4494  etcX  an.  -(ham  in  sUfam  (ygl  onten  &  566,  anm.  3)  — 
auf  hwann%,  fmnt  ahd.  wemi,  denni,  ag&  hwmnne,  öimine, 
aofries.  hweme,  Ihmne  (woneben  auch  kwenna,  ihenna  mit 
nach  dem  muster  von  hwana  unde,  thana  inde,  s.  oben  9,  fQr 
-ne  substituiertem  -w«*))  —  hiii  hu  annat,  pannat  nM.  hwannc, 
tliannc,  danne  (woneben  htcenne,  dennc,  insofern  die  formen 
nicht  in  jüngeren  denkinalei  n  auf  eine  Vorstufe  mit  -i  zurück- 
gehen, durch  coniprosüss  aus  hwenni  und  htcanne  etc.),  as. 
/iM^anne  Cott.  1142,  wanne  Petri-glL  (Wadstein  77, 3)^  thanne 
Gen.  19.  Mon.  3404,  aonfrk.  nohwanne,  ags.  huMmne,  Ihmne 
(fianne,  vgl  Sievers,  Gr.  §  65,  anm.  2),  afries.  hwanna,  äanne, 
äanna  (s.  oben  nnd  vgl  wegen  des  -wa  für  -ne  das  znyor  Uber 
hwenna,  i^na  bemerkte)  —  auf  pannS  aber  as.  ÜMnna  Ess. 
gll.  (Wadst«in  57, 24),  Gen.  184.  204.  209.  213.  215.  221.  233 
etc.,  ahd.  ihanua,  danna  (s.  Grafl     44)  [lür  die  selten  er- 
scheinenden as.  hivanna  Müu.  1142,  nohwanna  Ess.  gll.  (Wad- 
stein 52,  25),  eogawanna  Freis.  pn.  2<X  alui.  suatina  Will.  109,  8 
ist  wol,  insofern  nicht  etwa  Schreibfehler  oder  nach  Braune, 
Ahd  gr.  §  58,  anm.d  zu  beurteilendes  -a  vorliegt,  analogie- 
büdung  nach  ihanna  anzunehmen;  ob  dem  ags.  panne  nicht 
nur  fanwa  sondern  auch  pmnS  za  gründe  liegt^  ist  natflrUch 
nicht  zu  ermitteln]. 


*)  Ftlr  dieta  Uiä,  öä  sind  indenea  noch  iwei  andere  milgliehkeiteiL 
UM  ange  su  bnen:  die  fonncm  ktfnntan  auch  dem  age.  Öä  tm,  ttue  (d.  h. 
an  ^  s  ahd.  duo,  ae.  ffto  ud  aUant  itefaendem  ßa)  entspiechen  oder  bddei, 
Bowol  altes  J)an(d)  als  altes  ßa  refleetiereii. 

*)  Vgl.  Aofries.  gr.  §  5G,  anm.,  wo  jedoch  nnrichtig  Ar  die  nengebüdete 
endong  einwirkang  Ton  tha  angenommen  wnide. 


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566 


VAK  HKLTKN 


12. 

Gegen  die  gleichling  von  in  11  auf  hnoanö,  ßanä  znrick* 
geffthrten  h>m,Pan  etc.  =  lat  quutn,  tum  (s.  Paol,  Beitr.  4, 38ä 
und  Streitbeiig,  Urgerm.  gr.  §  129, 7)  spricht  der  umstand,  das 
sich  hier  (mit  ausnähme  etwa  der  durch  einzelspracliliche  und 

jüngere  apokope  entstandenen  afries.  ihä,  an.  ffä,  vgl.  oben  8.565 
und  anm.  1  daselbst)  nur  formen  mit  -71  lindeu,  im  gegensatz 
zu  den  sonst  (insofern  keine  anlehnung  im  spiel  war'))  als 
entsprechungeu  von  abwecliseliid  mit  starkei-  niid  scliwachrr 
betonung  gesprochenen  monosyüabeu  begeg-iieiiden  dopiitl- 
fonuen.  Die  lierleitung  von  kan,  pan  aus  protot ypen  mit 
instmmentalsuffix  -ne  oder  -w^  (s.  Brogmanns  Gnmdr.  2, 782) 
steht  der  Vereinigung  dieser  han  etc.  mit  htcann,  wenm  etc. 
(&  oben  11)  im  wege.^)  Hingegen  sind  ans  mit  -ne  gebildeten 
prototypns  hervoig^;angene  Partikeln  nicht  zn  yerkennen  in 
den  in  verschiedener  fonction  verwanten  (meistens  mit  etnen 
comparativ  verbundenen)  got.  ßana,  as.  ihan,  ags.  don,  hwm 
{hwan),  aofries.  die  sich  formell  sowie  semantisch  mit  sol- 
chen Jjone,  hwone  vereinigen  lassen  (beachte  auch  JohanssoD, 
Bezz.  Beitr.  1(3, 159). 

Ags.  (fon,  hivon  (Jinan)  in  forÖon,  bid<m,  mfteröon  ete, 
tohwon,  forhwon,  forhwan  etc.  3) 

Ags.  dort,  as.  than  in  ne  Öm  md,  ni  than  wer  ^darom  nicht 
mehr',  Hrots&dem'  (wegen  der  ags.  belege  &  Zs.  fda.  11, 404; 
wegen  des  as.  ^  saidos  MiUtar  com . . .  ^  nü  ni  gisikit  ang 
erh  than  mar  weodes  tcahsan  HeL  2551*),  mit  dem  adverb  m» 


1)  Nftmlich  im  aoc  sg.  masc.  Torhd.  pan  (woraus  ahd.  den)^  as.  ikm 
ithm),  woneben  ehurtmals  nebenfoimen  mit  -«0«  (ans  -m9n)  m.  •ma,  ags.  hm; 
•dfrieB.  -m  (9.  oben  t.  507). 

>)  Als  inttnmieiitil  mit  »Item  -ne  oder  -na  Ist  aber  got.  w  oomp«ntif 

stehendes  kan  'um  wie  Tiel'  v&d  modalei  htm  'wie*  zu  fassen. 

*)  Von  dieeen  am  präpos.  und  instnunental  gebiMeteu  verlüudung^es 
sind  zu  trennen  ags.  fn'oÖöan  (scodöau  etc.,  s.  Sievers,  Gramm.  §  107,  ama-öi 
an.  sidan,  sidan,  ntefian  (mit  <)  für  öd  in  schwachtoniger  silbe,  s.  Noreeo, 
Gramm.  §  186),  «U'rfii  zweiter  teil  mit  rtlcksicht  auf  got.  mifjpan  (nidit 
nuppauu)  als  die  Htaiktoiii^j-c  fmit  adverb  verbundene)  zeitpartikel  Pan  m 
gelten  hat.  Neben  sidan  ijcuclite  auch  in  alten  hss.  begegnendes  stVVun 
(vgl.  Noreen,  üranun.  §  354,  anm.  4)  mit  -dam  «  as.  Üiatm  (s.  oben  11). 

«)  Aue  dieeem  beleg  geht  benror,  dm  die  ber^gtea  aoadzlkke 
auf  die  pxosa  (vgl  Zi.  Ida.  87|28f.)  beeebrSnkt  warcn. 


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OtUMMATIBCaKS. 


567 


cngeselltem  gen.  weoäe$  statt  moä  durch  fiilsche  aBalogiebildimg 
nach  cum  genit  paitit.  constrniertem  sabstaQtiYischeii  m&r). 
Got.  Jxma  'in  hezng  anf  einen  bestimmten  moment'  in  fana 

mais,  pana  sei_ps  fi?jxtTi,  ovxtzi;  as.  than,  ags.  öon  mit  gleicher 
bedeutung  in:  ihat  hie  ni  spräki  thero  wordo  than  mcr  HöL 
974;  nm  Öd  wordlatu  (zijgeruiig  in  ansfiilirung  des  befehls) 
urihte  öon  mdre,  Öcet  ae  stdn  tosän^)]  nähte  ic  Öinre  ncefre  m  'dtse 
öon  mar  an  dearfe\  ömt  we  ...  d  hutan  ende  sculon  ermäu 
dreo^an,  hutan  du  usic  öon  ofostUoar  (frOher,  zuvor),  ^ 
dryJUm,  . . .  hreddan  wille. 

A&  ^utn,  ags.  4an  'in  bezug  auf  eine  bestimmte  person, 
eine  bestimmte  personenzaM»  einen  bestimmten  gegenständ*  in: 
ikar  (in  der  wttste)  m  was  werodes  than  mer,  hakin  ikat  he 
(Jobannes)  fhar  meora  aiowaläon  gode  ihegan  fhimoäa  Hei. 
860;  sia  (die  evaiigelisteu)  tcurdun  r/icorona  te  ihio,  ihat  sie 
.  . .  seoldtiu  an  buok  scridan  . . .  manag  gibod  godes,  hrhKj  hi- 
fnilisc  frord;  sia  ne  muosta  inlitho  than  mCr  ...  frmnmtan, 
neivan  tiiat  si  fiori  te  thio  . . .  gecorayia  wuröun  Hei.  15;  quat 
hie  (der  herr)  am  (zu  den  arbeitern)  ni  habdi  gihetan  than 
mer  werthes  (dass  er  nicht  mehr  lohn  im  vergleich  mit  dem 
gezahlten,  d.h.  als  den  gezahlten  versprochen  hatte)  wid  iro 
f€erke  HeL  3441*);  i$fre  ie  ne  hjräe  Öon  c^mHeor  eM  gehlO' 
dmne;  näfre  man  ecära  Ufigendra  lyfle  wereäe  Öon  wwrölieor 
toigsUf  dUdh, 

Die  nämlichen,  auf  im  voranstehenden  satz  besagtes  hin- 
weisenden Partikeln  m  mit  negation  verbundenen  tJrnn  hald, 
than  mety  Öon  md,  öon  cbr  =  'nicht  eher,  nicht  mehr  iü  bezug 
auf  das  vorher  aresagte',  d.h.  *ebenso  ^venig'.') 

Die  nämlichen,  auf  im  folgenden  (mit  büian  so, botan,newan 


1)  Diese  und  die  fol^renden,  ohne  quelienangabe  citierteu  ags.  bdeg- 
stelleu  bei  Bosw.-Tüll.  103-ib. 

*)  Dass  in  diesen  Terbindongen  Uian  übrigeus  für  das  äprachgefilhl 
bereits  sur  Uoeaen  fonnel  beFabgenukon  war,  ergibt  ucfa  aus  wwen- 
daag  des  wortee  in  Unat  sia  <m  iro  giäUfhk  than  nor  garoes  m  habdin 
nowan  gmtin  bntod  ßpi  HQl.2843. 

■)  Wegen  der  belege  s.  KQgel,  Zs.  fda.  37, 20  ff.  (wo  im  aiuehlius  an 
Riegers,  Greins,  Sievers'  und  Behaghels  hcmerknngeii  an  Ihan  die  erwilmte 
bedeutnng  klargelegt  ist)  sowie  Bosw.-Toller  a.a.O.,  wo  eine  reihe  angel- 
sächsischer, die^^oDteTi  ansdrikke  enthaltender  stellen  ansanuaengestelit^ 
jedoch  unrichtig  gedeutet  sind. 


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568 


VAN  HELTEN 


SO,  ihm,  dko,  ikie  =  'als*  bez.  de,  äonne  » <al8*  elD^efübru^l 
nebensatz  oder  satzteil  gesagtes  hinweisenden  partikdi:  mm 

gio  märt  ni  ward  tJian  tndor  an  thcsaro  ireroldiy  Intan 
willeo  geng  HPl.  ^.'iO;  srij  m  habdun  fhno  nah  hindo  than  t^^^ 
...  hotan  tiiana  Cnna  *  feil.  91;   IIv  ni  habäu  ihar  ins  w.mm 
than  m&r  hotan  is  dohtar  twä  ib.  295;  Ni  sculun  gi  y/tfiÄJ 
ihan  mer  erlös  egan,  newem  so  gi  thcm  anhebbean  HeL  U8| 
m  mag  im  enig  mann  than  swfäor  wero  farwmkm 
Hnan  Um  an  ikinwn  WuoÖar  habas  firmwenk  gifiremid  Ql| 
52;  ni  habda  Uudeo  than  mCr      ie  gisUhan,  aüso  hk imsB 
giOs  HeL  1028;  nü  ni  güns  Üm  üs  seaites  than  mir, 
iÄÄ»  öÖron  duos  Hei.  3438;  ic  todt,  Öu  teilt  ht^ian  Öon  ir,i 
<)u  hinc  ou^sittst;  j;if  hio  heam  x^^triene,  rt(Ehhe  öat  öns  i^-. 
(Jan  nfdrcj  Oc  sio  niodor  (d.h.  hii  liijc);  on  dOnt))»  (vrneOLdn^ 
OüH  md  dura,  dotim  ,sw  ciriee;   ne  eart  öu  öon  leofre. 
se  swearta  hrefn;  ncefre  hltsan  dh  meotud  Öon  maran,  dan 
he  wiÖ  manna  heam  wyrceÖ  toeldiädim;  1L8.W. 

As.  than,  aofries.  tha  als  einen  comparatiyen  nebo» 
einffthrende  Partikeln  (d.  h.  einen  satz»  der  dasjenige  ansdili' 
in  betreff  dessen  der  vorangehende  comparatiT  zu  geltai  b- 

Wegen  des  in  Verbindung  mit  comparativ  verwanta  | 
Strumentals  vgl.  die  von  Delbrück  in  Brugmanns  Grundr.3,  2" 
hervoi^ehobene  function  dieses  falls  als  casus  der  beziehe 

An  stelle  von  zu  erwarteuden  than,  dan,  Öon  erscbf 
als  die  eiiieii  von  comparativ  abhängenden  iiebeiisatz  einfüli 
d»ni  paitikeln  alid.  denne,  danne,  tJianna,  ags.  ÖonfK,  ^ 
(sehr  selten),  die  sich  schwerlich  in  formeller  hinsieht  w 
Uuin,  aofries.  tha  vereinigen  liessen,  vieUnehr  die  \» 
function  indirect  einer  verwechdnng  der  ans  fonf  und  t 
(vgl.  oben  11)  entstandenen  than.  Ihn  verdanken:  da  der 
das  vorhistorische  ahd.  nach  den  anderen  dialekten  anznse* 
den)  zeit  Partikel  ihan  und  öon  {*öan)  als  nebenformen  /• 
(woraus  üborliefertes  dennf),  fhanne,  thanna  bez.  Jo«ne,  t 
zur  Seite  st.iink'u,  kunuteu  diese  auf  analügiiscliem  weg"<*  | 
für  die  den  comparativsatz  einleitende  instrumeutalpa 
eintreten  und  in  der  folge  sogar  dieselbe  gänzlicli  verdj 
Als  spuren  von  so  entstandenen,  unursprünglichen  compa 
Partikeln  begegnen  auch  as.  ihann  Gott  4498,  <tomc  Gott 
thanna  Mon.1728  (neben  normalem  ^Aon).  Auf  coiuer 


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GRAMMATIfiCHEfi, 


569 


eiuwilkung  Sülcher  nebenformen  mit  -nn-  (vgl.  oben  11)  aber 
ist  zu  schliessen  aus  dem  für  tiiiam*  nach  compai'.  verwanten 
aofries.  than  Fivelg.  (s.  Gramm.  §  107^),  awfries.  dun. 

In  dem  semantisch  mit  as,  ni  than  mer,  ags.  ne  öon  md 
*ebenBo wenig'  iibereiustimmeude&  Notkerischen  ne  täna  mer 
sowie  in  dem  mit  as.  than  hahl  ni  zu  verpfleichendem  neo  dana 
halt  des  Hüdebrandsliedes  (vgl.  Zs.  fda.  a?,  22.  24)  liegt  eine 
selbstverständlich  fonnell  nicht  mit  than,  Öon  zn  identifiderende, 
auf  ablatiyisches  zniückgehende  partikel  vor;  wegen  der 
Verwendung  dieses  casos  beim  comjMLrativ  TgL  Delbrück  in 
Bmgmanns  Gnindr.  8, 216  f. 

GRONING£N.  W.  VAN  H£LT£N. 


gndriehM  4«r  dtudiwi  ipn^  XXVUL 


87 


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ZUR  ALTHOCHDEUTSCHEN  LITERATUR 

1.  OtMd  ftd  Lndowifum. 

Zs.  fda.  39, 371— 375  liat  Schönbach  ^ezei^.  in  welcher 
weise  der  inhali  dieses  Sendschreibens  aus  gemeinplärzen  der 
gleichzeitigen  lateinischen  literatur  zusamnieng^esetzt  ist.  Einen 
wesentlichen  einiluss  hat  aber  auch  die  sog.  Lndwigslitanti 
darauf  gehabt,  ja  Otfrid  hat  bei  ausarbeitung'  der  lolotde 
offenbar  diese  bis  zu  einem  gewissen  grade  zum  mnster  g^ 
nammen.  Seine  Widmung  zeiHUlt  deatlich  in  zweierlei  bestand- 
teile,  insofern  in  den  erzfthlenden  stof^  weicher  den  han^Ctail 
ausmacht,  mehrfach  Segenswünsche  eingestreut  sind,  nftndkh 
V.5— 8.  28.  31—36.  74b— 8(>b  (mii  ausschluss  von  78b  — 81b). 
92 — 9ix  Beide  arten  unterscheiden  sich  auch  in  der  darstelluii? 
schon  äusserlich  dadurch,  dass  dort  der  modus  der  einfachen 
nütteilung,  der  iudicativ,  steht,  hier  aber,  als  in  wunftcfas&ua, 
der  Optativ  oder  der  imperativ. 

Jene  heilswünsche  non  sind  der  Ludwigslitanei  entnommen 
(diese  ist  abgedruckt  n.  a.  bei  Goldast,  Berum  AlemaiUL  Script 
2, 136 1,  ftbersetzt  bei  Schubiger,  Die  sängerschnle  St.  Galleus 
s.  29—32).  Die  fftr  den  kaiser  und  sein  haus  ausgesprocheneii 
bitten  lauten  hier  folgendermassen: 

lUndowico  a  iJco  coronato  magno  et  jmcifieo  liegt  vifa  ei 
Victoria,  lUdemptor  mundi  —  Tu  iüum  €u{juva.  Sande  Mickad 
n.8»w.  —  Tu  iUum  actjwHL 

Hemmae  Beginae  noskue  «tto.  Saneta  FüieUas  n.8.w.  ^ 
Tu  ükm  CK^'tMKk 

NchiUsHmae  proU  regali  vHa,  Sanäe  SÜMSier  U.&W.  — 
T»  itlam  adjuva  (die  darauf  folgende  fflrbitte  fflr  die  richter 
und  das  lieer  der  Franken  und  Alemannen  kommt  für  Otfiüda 
Widmung  nicht  iu  betracht). 


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ZUE  ALTHOCHDEUTSCHEM  LITERATUB. 


571 


Feliciter  (drei  mal)  —  Tempora  bona  habe^is  (dwi  mal)  — 
MuUos  coinos  (drei  mal). 

Memor  sit  Dominus  Domini  nostri  Hludetvici. 

Hunc  diam  —  Mnltos  annos  —  Bomnum  Hludomcum 
Hegern  —  Deus  conservet.  Salvator  mundi  —  Tu  illum  cu^uva, 
Sancte  Petre  u.s.w.  —  Tu  iUim  aeijuva, 

Fdieiter  (dreimal)  —  7ef»pora  h&na  habea$  (dreimal)  — 
MuUas  annos. 

Darauf  folgt  die  Oratio  mit  dem  abschluss  Dana  HUs  (L  e. 
Frine^^  nastn)  regnum,  ubi  nee  vita  eonduäitur  nee  hetitia 
tenmnakir. 

Fasst  man  diese  abgerissenen  bittrufe  in  Stichwörter  zu- 
sammen, so  ergeben  sich  für  den  könig  folgende  wünsche: 
1)  viUi  et  vi<:toria;  —  2)  er  lebe  glücklich  (feliciter  —  tempora 
bona  haheat);  —  3)  er  lebe  lange  (multos  annos);  —  4)  gott 
schütze  ihn  (Tu  illum  adjuva  —  memor  sit  Dominus  Domini 
nostri  —  Deus  conservet);  dazu  kommen  dann  noch  die  wünsche 
für  die  königin  (m'to),  für  die  nachkommen  (proli  regaXi  vita\ 
und  im  schlnssgebet  ebensolche  für  das  königliehe  haus  (Dana 
üHs  regmm,  nbi  nee  viia  candudUur  nee  laeHtia  determnakir). 

Auf  dieselben  Tier  pnnkte,  in  welche  sich  die  bitten  der 
litanei  ffir  Lndwig  zosammenfassen  lassen,  sind  ancb  die  in 
den  25  langzeilen  bei  Otfrid  ausgesprochenen  wünsche  ein- 
geschränkt: 

V.  5  Themo  si  tamtr  htili  joh  salida  (/ivic/nt  eüt.spricht 
dem  l'd.{.vita  et  vicforia  (punkt  1),  nur  sind  mit  heil  und  midi' 
die  deutschen  heihufe  an  stelle  der  lateinischen  dem  hofcere- 
moniell  entnommenen  gesetzt. 

V.  6—8  =  er  lebe  glücklich  (punkt  2^  [aUa]  siH  gnato 
ist  wörtlich  =  tentpora  bona. 

V,  28  llbei»  i;|Nxr  er  im  #1 =  2>eH«  CMiwmf  [X«^^ 
gott  schütze  ihn  (ponkt  4). 

V.  81 — 86  oHo  siH  ffuata  so  l^erio  ginmah  —  suas  mo 
sin  lib  al  =  er  Itbe  gliicklich  (punkt  2);  [tnuazi]  wesan  lango 
gisunt  —  lange,  liobv  druhtin  7nin,  laz  imo  thie  daga  sin  = 
er  lebe  lange  (punkt  3);  fon  got  er  mmsi  haben  munt  —  joh 
bimide  io  zala  . . .  =  gott  schütze  ihn  (punkt  4). 

Y.  74b — 78a  aUo  eüi,  thio  the  sin,  krist  loko  mo  iluius  muai 
sm     got  firewe  sefo  sma  =  er  lebe  glücklich  (ponkt  2);  longo 

87* 

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572       KHRI8MANN,  ZÜR  ALTHOCHDEUTSCHEN  LTTBRATUS. 


mag  er  Ubes  —  kmg  sm  daga  sme  ^  er  lebe  lange  (pimkiB)- 
hmtde  ouh  aUo  pina  —  Inmide  ouh  ealono  fal  —  gott  schütze 
ihn  (pimkt4). 

V.  78b — 81b  bilden  ziiN-ischensätze.  in  82— 8G  wird  zunächst 
dem  könig  die  süssigkeit  des  ewigin  lebeiis  erbeten  (^82),  dann 
folgt  die  fürsprache  für  die  königin  und  die  kinder,  die  widenim 
in  dem  wünsche  gipfelt^  sie  möchten  zusammen  mit  Ludwig  das 
himmelreich  erwerben. 

y.92-~96.  Den  abechliiSB  der  ganzen  Widmung  bildet  daiu 
nochmals  die  erflehnng  des  ewigen  gutes  für  den  kftnig,  ans- 
klingend  wie  das  schlnssgebet  der  litanei  nec  ff^a  eimdit- 
äitur  nec  laeHHa  terminatur  in  einen  preis  der  onvergängUehen 
wonne  inliuhte  imo  io  thar,  tcunnay  thiu  etviniga  sunna. 

"Wenn  mau  also  die  einzelnen  begriffiscentren  der  lateinischen 
und  der  in  Otfrids  widmung  ausgesprochenen  bitten  losschält 
und  mit  einander  vergleicht,  so  findet  man.  dass  sich  der  ge- 
sammtinhalt  gerade  deckt  und  dass  üthid  eigentlich  gai*  keine 
neuen  gedanken  hinzugefügt,  sondern  nur  die  gegebenen  variiert 
hat  Die  widerhol  ung  gehört  zum  aufbau  der  litanei,  und  diesen 
gebrauch  hat  Otfrid  nachgeahmt  Wie  dort  an  zwei  stellen 
je  drei  mal  tempara  bona  habeas  QuAeoi^,  so  wird  hier  das  eat* 
sprechende  aUo  nti  guato  mehrfach  gesetzt:  y.  7. 33. 95  (nei- 
leicht ist  die  auifoUende  wendong  eben  als  wörtliche  ftbersetznog 
des  lat  tempora  bona  zu  erklftren);  oder  es  treten  Tsriationai 
ein:  langOf  liobo  druhltn  min,  laz  imo  thie  daga  sin  35  —  Img 
sin  daga  sine  77;  bimide  lo  zala  34  —  himiät  ouch  ealmo 
fal  78  —  bitnick  ouh  allo  pina  76;  joh  frewt  fno  cmmi^en 
tluxz  muat  6  —  er  allo  stunta  frewe  sih  8  —  krist  loko  mo 
ihag  tmuU  «m  75  —  got  frewe  sela  sina  76. 

Zweimal  wd  das  publicum  aufgefordert,  seine  bitten  für 
Ludwig  zu  erheben:  Um  ÜUgffe  ia  moHnoffiUk  v.  8  und  ika 
manmlih  tm  gemo  ginada  skia  fergo  y.  31.  Möglicherweifle 
liegt  hierin  geradezu  eine  hindeutung  aof  die  sitte^  in  der  litanei 
öffentlich  fttr  das  wol  des  königs  Ludwig  zu  beten. 

H£ID£LB££G.  G.  EHBISMANN. 


BiMk  VM  Bfeahaidi  Ehm,  Bfeite  ft.  B. 


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Verlag  von  Ferdinand  Schöniugh  in  Paderborn, 
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