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Full text of "Zeitschrift für Bücherfreunde .."

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ZEITSCHRIFT FÜR 
BÜCHERFREUNDE 




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ZEITSCHRIFT FÜR BÜCHERFREUNDE 



* 



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ZEITSCHRIFT 

KÜK 

ÜCHERFREUNDE 

Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen 



Herausgegeben 



FEDOR VON ZOBELTITZ 



Zehnter Jahrgang — 1906/1907 

Erster Band 




Bielefeld und Leipzig 
Verlag von Velhagen & Klasing 




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7-iccy 

UMwnr 

SCHOO. 

Inhaltsverzeichnis. 



X. Jahrgang 1906/1907. — Erster Band. 



Größere Aufsätze. 

Seilt 

Bertram, Fr.: G. W. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffenbach. Mit Porträt 

Leibnizens 195 

von Biedermann, F. Freiherr: Neue Schriftgießerei-Erzeugnisse im sogenannten Empire- 

und Biedermeierstil. Mit 20 Abbildungen 71 

Deibel, Franz: Brentano und die bildende Kunst Mit 5 Abbildungen ........ 29 

Geiger, Ludwig: Borne-Studien. Mit Porträt Börnes 177 

Gerhardt, L.: Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren. Mit 2 Porträts 228 

Gugitz, Gustav: Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstcllerporträts. 

Mit 24 Abbildungen 217 

Hoeber, Fritz: Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeit 

Karls V. von Frankreich. Mit 16 Abbildungen 187 

Houben, Heinrich Hubert: Jungdeutsche Lebenswirren. L Mit 4 Porträts t 

— — IL Mit 5 Abbildungen . 49 

von Kelle, Johann: Bibliotheken und Bücherpreise im deutschen Mittelalter ...... 246 

Kukula, Richard: Die Tychoniana der Prager K. K. Universitäts-Bibliothek. Mit 4 hand- 
schriftlichen Faksimiles 17 

Lüdtke, W. : Bücherauktionen im päpstlichen Rom 120 

Minde-Pouet, Georg: Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists. Mit einem Einschaltblatt 70 

Müller, Emst: Aus dem Stammbuch von Schillers Sohn Karl. Mit 2 Faksimiles ... 67 

Müller, Paul: Bücherfunde. Mit 7 Faksimiles 241 

Pellnitz, Max: Die Internationale Buchbindekunst-Ausstellung zu Frankfurt a. M 12 1 

— — Neue Bucheinbände von Paul Kersten. Mit 12 Abbildungen 250 

Pollard, Alfred W.: Zur Theorie der Bücherpreise. Deutsch von F. J. Kleemeier . . . 207 

von Schleinitz, Otto: Die Bibliophilen. Sir Robert Peel. Mit 2 Exlibris und 2 Porträts 36 



G o C 8 7 3 



VI 



Inhaltsverzeichnis. 



r, Anton: Aus den Mannesjahren Friedrich Halms. Reisebriefe aus des Dichters 

ungedrucktem Nachlaß. Mit 10 Abbildungen und 3 Faksimiles 89 

Schmidkunz, Hans: Pädagogisches Buchwesen IX 4 

Schreiber, W. L.: Unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins. Mit 5 Abbildungen .... 26 
Tille, Alexander: Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillerthaler 

Doktor-Faustus-Spiel. Mit 2 Beilagen '30 

Vielhaber, Gottfr.: Einiges über die „Sieben Schwaben". Mit 2 Abbildungen 200 

Wilke, Karl: Johann Jakob Weber der Jüngere. Mit Porträt Webers . 202 

Zaretzlri, Otto: Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz 

zu Helman und Quentel. Mit 3 Faksimiles *°i 



Chronik. 



Anderson und Stiert: Die Architektur von 
Griechenland und Rom. Übersetzt von Konrad 
Barger. (— *.) 214 

Beardsley. Aubrey: Unter dem Hügel. Deutsch von 

R. A. Schröder, (-m.) 48 

Ble, Oskar: Der Tant. (Karl Fr. Nowak) .... 86 
Die Frau No. I: Vom entnüchtemden Zauber der 
Krau. Von Erich Felder. No. 2! Marquise von 
Pompadour. Von Carry Brachvogel. ( — m.) . 215 
„Die Frucbischale." Adalbert Stifter. Eine Selbst- 
Charakteristik des Menschen und Künstlers. 
Von P. J. Harmuth. — Wickrams „Goldfaden". — 
Walt Whitmans Prosaschriften. Obersetit von 
O. E. Lessing. — Jakob Böhme, Schriften. — 
Aphorismen und Anekdoten von Nicolas Cham- 
fort Obersetit von Hermann Eliwein. — 
Liebesgedichte aus der Griechischen Anthologie. 
Ausgewählt von Otto Kiefer, (-m.) .... 176 
Herausgegeben von Cornelius Gurlitt 
VI: Von amoureusen Frauen von Frans 
Bd. VII: Erziehung zur Körperschönheit 

von Marg. N. Zepler. (— m.) 214 

Die Kant. Herausgegeben von Richard Muther. 
(Felicien Rops von Frans Blei; Donatello von 
Willy Pastor; Priraffaelismus von Jarno Jessen.) 

(— m-) 214 

Die Literatur. Herausgegeben von Georg Brandes. 
(Konrad Ferd. Meyer von Otto Stoeßl ; Maurice 
Maeterlinck von Johannes Schlaf; Diderot von 
Rud. Kaßner.) (— m.) 214 

Ein Jahrhundert dentteber Knut. Herausgegeben 
vom Vorstand der deutschen Jahrhundertaus. 

Stellung. Bd. I. (Ernst Schur) 253 

EudyralonScrles: Gedichte von Alfred Tennyson. 

Mit Illustrationen von EleanorF. Brickdale. (G. B.) 88 
Ettbladalryck fran femtonde irhundradet. Heraus- 
gegeben vom Schwedischen Buchgewerbeverein. 

(B) 4« 

Flugschriften aus den ersten Jahren der Refonnalioa. 

Herausgegeben von Otto Clemen 216 

Fachs. Eduard : Die Frau in der Karikatur. Heft 1—7. 

(-»•) »8 

Führer tar Kunst. Band IV : Die italienische Bildnis- 
malerei der Renaissance von Karl Wocrmann. 

(R-) 

Geschichte der Familie Amman» von Zirica. Heraus- 
gegeben von August F. Ammann. (K. E. Graf 

-Westerburg) 255 



1 amtliche Werke. Cottasche Jubiläums-Aus- 

XIV. (-m.) »16 

— Werke. Herausgegeben von Karl Heinemann. 

Band XX und XXVII. (-m.) 2l6 

Grimm. Brüder: Das Walthari-Lied , der arme 
Heinrich und die Lieder der alten Edda. Buch- 
schmuck von Ernst Liebermann. (— m.) . . . 255 
HaalataeafU Maler-Klasalker. Bandl: Die Meister- 
werke der Kgl. älteren Pinakothek zu München. 

(R) 

Heltnolts Weltgeschichte. Band V: Südosteuropa 

und Osteuropa. (W.) 2 $4 

Kelleraiaan, Carl Alfr. : Braut- und Ehejahre einer 

Weimarmnerin aus Ilm - Athens klassischen 

Tagen. (— g.) 2 S* 

Kertten, Paul : Moderne Entwürfe für Bucheinbände, 

Band II: Gantleinenbände. (— m.) 128 

Keysser, Adolf: Die öffentlichen Bibliotheken und 

die schöne Literatur. Mit besonderer Beziehung 

auf die Cölner Stadtbibliothek. (Paul Seliger) 87 
Klassiker der Kunst la uesamtausfabea. Band III: 

Tizian. Band IV: Dürer. (R.) *«4 

Kliaiscaa Jahrbach. Sechster Band, 1905. (-m.) 85 
Körners Werke. Großherzog Wilhelm Emst-Ausgabe. 

Geordnet von Werner Dcetjen. (— m.) ... 255 

Liebhaber- Bibliothek alter nnd selteaer Drucke in Fak- 
simile-Nachbildung. Herausgegeben von Rieh. 
Zoozmann. Erster Band. Die Passion Geiler 

von Kaisersbergs. (— bl— ) 175 

Lindoer. Theodor: Weltgeschichte seit der Völker- 
wanderung. Band IV. (W.) »54 

r, Felix : Loy Hering. Ein Beitrag zur Geschichte 
der deutschen Plastik des XVI. Jahrhunderts . 215 
Meyer. Richard M.: Die deutsche Literatur des neun- 
xehnten Jahrhunderts. Dritte umgearbeitete 

Auflage. (Ludwig Frankel) 46 

Moderae Illustratoren: Text von G. Eßwein. Band V: 
Oberländer. Band VI: Neumann. Band VII: 

Münch. (Emst Schur) 4 6 

Mörlke, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. 

Inselverlag in Leipzig, (-m.) 17° 

Mppold. Friedrich: Das deutsche Christuslied des 

neunzehnten Jahrhunderts. (Paul Seliger) . . 256 

Petrarca, Francesco: Sonette und Kanzonen. Aus- 
gewählt und übersetst von Bettina Jacobson. 

<— •> " 6 



Inhalttverzeichnia. 



VII 



Pochbammer , Paul: Ein Dante-Krans aas hundert 
Blattern. Mit hundert Federzeichnungen von 
Frant Staaten. Lieferung i. (— bl— ) .... 

..Probt Iah rteo." Herausgegeben von Professor Kötter. 
Band VI: Ahasverdichtungen seit Goethe. Von 
Albert Soergel. — Band VII: Die Imxenierung 
de* deutschen Dramas an der Wende des XVI. 
und XVIL Jahrhunderts. Ynn C Hrrm. KautfuE- 
Diesch. — Band VIII: Di« Quellen tu Hauffs 
„Lichtenstein 14 . Von Max Drescher. (— bl — ) 

Reuten 'Werke, Friu. Herausgegeben von Karl 
Theodor Gaedertx, (A) 

— — Grobe Ausgabe. Herausgegeben von 
Wilh. Seelmann. Band VI— VII. (-m.) . . 

Kodlo. Walter: Held und Holdin. (G. B.) . . . . 

Salome«, Ludwig: Geschichte des deutschen Zeitungs- 
wesens. Band TU. (— ts.) 

Schaukai, Richard: Großmutter, ein Buch von Tod 
und Leben. Gespräche mit einer Verstorbenen. 
(G- B.) 

Schopenhauers SämtlicheWerke. Großherzog Wilhelm 
Ernst-Ausgabe. Band I— TL Herausgegeben von 
Eduard Grisebach. ( — m.) 

Schur, Ernst: Betrachtungen über die deutsche Kunst 
und Kultur der Gegenwart. Erster Teil. Der 
Fan Meier Gräfe. (— m.) 



Seil« 



17 



356 

uS 
II 

Iii 
tt 

m 
356 



' Stiw 

Schur, Ernst: Die steinerne Sladt (— m.) . . . . ; 7. 
Scbwelttcr, Hermann: Geschichte der deutschen 

Kunst. (R) 313 

Seltene Drache In NacbMMaagea. Band XIV. Der 

Laurin. Eingeleitet von Karl Schorbach. ( -bl— i 17c, 

Slater. J. Herbert: Handbuch für Büchersammler 

und Bacherliebhaber. (A) 137 

Saorre Sturlais3n: Königssagas. Nationalausgabe. 

(G. B.) SÄ 

Sprue hwjrterbech. Herausgegeben von Frans Frhr. 

von I-ipperbeide. (— bl— ) an 

S Iraner, Carlot: HochzeittspieL (G. B.) . . . . Sä 

Slrindberg, Aug.: Antibarbarus. (G. Bargum) . . »53 

Wesper, Will : Der Segen. Buchschmuck von Käte 

Waentig. (G. B.) 82 

Wilde, Oskar: Das. Gespenst von Canterville und 
andere Erzählungen. Obersetzt von Franz Blei. 
Insel verlag, Leipzig. ( — m.) 176 

Zar VerlagsieschlcMe: Die Firma F. A Brockhaus 
von der Begründung bU zum hundertjährigen 
Jubiläum. (— bl— ) utii 

— — 150 Jahre einer Leipziger Buchdruckerei 
und Buchhandlung (Dünsche Buchhandlung}. 
(K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg) .... n6 



v. Brug, Oberst: Spezialb&cherei für Luftschiffahrt 

(L F.) LlS 

Ein Bucheinband Tycho Brahes. Mit 3 Beilagen in 

Faksimiledruck. (— W— ) 42 

Ein Gelegenheitsgedicht des Barden Sined (Otmar 

Schissel von Fieschenberg) 83 

Ein italienischer Bibliophile des siebzehnten Jahr- 
hunderts. (Karl Schneider) 43. 

Ein kleines deutsches Volkslied aus alter Zeit. 

(Dr. Wichmann) 43 

Eine unbekannte Goethe- Ausgabe. (Mas Harrwitz) 46 



Exlibri» Sammlung August von Eisenhart. (I- F.) U& 

Ergänzungen zum Goedeke. (Max Harrwitz) ... Sa 

Goethe and das Duell. (Dr. Ernst Magnus) ... 84 

Neue Exlibris. (— m.) Mit 3 Abbildungen . . . 211 

Shakespeareiana. (Otto von Schleinitz) ...... 8] 

Sonst Gedicht von Josef von Elchendorff. (Dr. Kon- 
rad Weichberger.) Mit 1 Abbildung .... 21 ; 

Über Tycho Brahes Buchdruck und Bacheinbände. 

(G. Bargum) 134 

Zu E. Magnus, Goethe und das Duell 132 

Zur Geschichte des Zeitungswesens. ( — tz.) . . . m 



Beilagen. 

. Aus der Metaphysik des Aristoteles. Brüssel, Cod. 9*05/6, p. 3 v. („Drolerie" am unteren Rande) . . (S. 190 — 191) 

VAas Hieronymus Loscbeakskis SUbaaetteatabrik. Tafel I (S. 224-2*5 > 

/ — — Tafel n (S. 334-235) 

Pakslmllleruni des einzig erhaltenen Exemplars des „Ernten Lieds" von Doktor Kaust (S. 153—153) 

Fskslmlllerunr. des elniig erhaltenen Exemplsrs des tschechischen Ftuitlledes (S. 153— I *j] 

fron llspl 1 einer zweiten CMtas Del Karls V. Brüssel, Cod. 9507 (S. 192—193) 

Halm. Friedrich. 1858. Nach einer Lithographie von Kriehuber (S. 92— 931 

. ♦.alenderselte aas den Pctltes Heiires du Duc de Berry (spätere Fassung ca. 1385). Brüssel, Cod. 9634/ 5 (S. 190—191) 

. <on Kleist, Joachim Friedrich, der Vster von Heinrich von Kleist (S. 70— 7 1 1 

Mündt, Theodor. Nach einer Lithographie von Schertie (S. 16— 17) 

. Leichenzug. Ctvltas Del Aagaatlal. Paris, Fr. 33913, Seite 41 v (S. 190—191) 

%/Neue Bucheinbände voa Paal Kenten (S. 350—351) 

Neue Scbrtflglesscrcl-Erieagalsse In sogenannten Empire- aad Biedermeierstil. Abbildung 3 — 6 . . . (S. 73— 

V — — Abbildung 14 (S. 76 — 77) 

v — — Abbildung 19 ■ (S. 80— 81) 

Kettich. Julie. 1858. Nach einer Lithographie von Kriehuber (S. 96— 97) 

»Stieglitz. Charlotte. Nach einer Lithographie von Beck (S. 4— g] 

. Super-Exlibris Tycho Brahes. Vorderseite des Einbands (S. 43— 43] 

v /— — Rückseite des Einband« (S. 43— 43J 



vm 



Inhaltsverieichnis. 



Beiblatt 



Mitteilungen der Gesellschaft der Bibliophilen 1,1; III, ■; 
IV, L 

Randfragen I, aj VI. 1. 

Rundschau der Presse 1,3; II, i; III. i i IV, t ; V, t ; 
VI, t. 



Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen- 

Lexikon IL 6; ni. ^ IV. 6; V. 5; VI, 
Von den Auktionen 1. 6; Itt, j± IV, 2J V, j. 
Kleine Mitteilungen L. 2i IH» Ii IV, 9_i VT, & 
Kataloge L, 1 1 ; U, o_j III, oj IV, io; V, o. 



Anzeigen L ><>; U, 8j HI, oj IV, II; V, & VL 8* 




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Schlagwort-Register 



zur 



Zeitschrift für Bücherfreunde 

X Jahrgang 1906/ 1907 
Band L 



Di« kursiv gedruckten Zahlen verwetten auf das Beiblatt. 



Abalard. Peter 116, 
Ablaßhandel iy>. 
Ackermann. Wilhelm Sit. 
Adreßbucher ///, 
Ahasvrr 171 
Ahle». J."XTj* 
Aichenstem. J. A. -er. i^u, 
Allde. Edward r. &_ 
Allgemeine deutsche Bibliothek" 

(Zeitschrift) »IQ. 
Almquist «5*,, 
von AlteafTRh t«. sS. ■'. 
Alainget, I. B. udtn. 
Ammann. Familie 155. 
Andersen. W. J. »14. 
Andre«. Richard 141. 
AagVTSteia, J. J. Tb. 
Anker. Hau iL 
Aaker-Sene 76. 12» J*, 8l» 
Anonymeii-Leiikon «Iii. ///■ 4i 

6; V. 3; ;v. S . 
Auttbarbarus jm. 
Archimedcs 33. 
Aristoteles lön/iai, los, toi. 
tob Arnim, Achim 11, n. ^ 
von Arnim, Bettiaa 17;. 
Aaccsj r.oe ua, 
Auffeabcrg. Baron gj. 06. 
Augiburger PappentpieJ i 
Auktion eo ^ 4i ///, 71 "7P. 7_i 

V. Zi VI. t. 
Aums.tr», t. III. 
Aurpacher. Ludwig «00. 
Ausstellungen tu Ii; ///, i. 
Ausma-Scnnft 7«. 
Autographen i^iff. 
Ayre», Jacob "17c. 



Üschcrl jo. 
Hahrdt iE 
Baiau t<8rT. 



Basaler, Joh, v 
Barrum. G. 1*5 
Bailoaiua, Gsorg SO 



Kartelt. Adolf «. 
Bartholome. L Ü. 11 v 
Barach. Hofrat ity 
Bauerle 31g 

lUuertche Giefterei to, fcyrJt, 
Bausc, L F. 107. 
Hiardsley. ATsT 
Beck !i 
B'ckerTA». H. 
Beeger. Julius Iis. 
Beethoven IV, j. 
Hehren». Li Iii itx. 
Behren., P. ZI,. ZZ. Zi »iL 
Br-.lel, Carl 121. 
Bellet, Jos. 40. 
Beivrc. G. 70- 
Beaary. A. ^ 
Bcnedicti. LaurenDas n#. 
von Berreaaan, Emst n-. 
Bergmann, Gustav 1»7, 
Berlin uJL 

..Berliner Figaro" <6. ;8. 
Berliner SudtbibUoihekl-Y, 6. 
Bembniaa, Carl 00. 
de Berry, Duc ifiC loa igt. 
Berthold. iL 76 ff 
Bemara, Fr. 1056'. 
Bemich, F. J. »jcj. 
von Heyrae 6j_ 
Bibel «2s 10t ff. ' 
V.it hotliekiweien "7. «t«l*> los ff. 
»46 ff 



von Bibra. Freiherr oft. 
Bic. Oskar fifj. 

von Biedermann, F. Frhr. 71 ff. 

Biedermeier»!]] 7t ff. 

1 iget, Emmen ch ioa, 

Bilderfibel tot ff. 

von Bilsen, Herbert ton. 

von Biader-Kn egelstein. Graf 1*3. 

BUcu. W. J. »». 

Blake. W. 

Blei. Frau 176. m 
Bliimauer, A. .4 .iy 

Bocklin 2 

Böhme. Jakob 176, 
Böhmer, Johannes je. 
Boldnai-Schrift n 
Borchhng, C. t.gf 
von Born, J , ,n ir.. 
Borne, Ludwig ji, 177 ff. 
Boerner, C. G. T^S, 
B 'llichrr. Gregor 4». 
Bouvet, P. 107 , 
Brachvogel. Carry stf. 
Brahe. Tycho t;ff. 4»r£ IM*- 
Brandes. Emst 11g 
Brandes, Georg »14. 
Braun, Kaipar ^5. 
Breidenbach. Georg 111, 
Brentano, Bettina so, «. 
Brentano. CL soff, 17». sju, 
Brentaso, Frau j'. 
BrethoU. Berth i< i. 
Brickdale. E F. Ii. 
Brockhaus. F. A. ; . .■- 
Brockhaus. Hrch. Kd. ua. 
„Broedcrs van de penne" »49. 
Brooks, Ii 41 
„Bruche für Heimat" 101. 
Bruckner. Prot it\, 
von Brug, Oberst ui. 



von Brügge. Johann 10s. 
Buchbinderei itijl 
Buchdruck 114 ff. 
Bucheinband« 41 ff, 1*4 ff, 150 ff. 
Bucherauktionen 1 so ff. 
Bucherfuade «41 ff. 
Bucherfcallea £ uv 
Bucherpreiae »07 ff, «46 ff. 
Buchgewerbe muscum ///, 8. 
BuchhV.lt, A. V/, 6. 
Buchwesen. Padagogischea 114 CT. 
Buhnenweten i«. 
Burbsge, Richard aj. 
Bürck ■ ' 
Burgi 1 ■ 

Bums. Roh. f. SV 
Bynrtenuan, Henry l', B. 

Byron lt. 



Ciamr, J. G. rv 
Campe. Friedricn tSj. lüc 
CaBape. Julius 177 ff. 
Canape, G. tri. 
Cantor Li. 
Carlo Dole« 1". 
Carltheater, Wien xon. 
Casanova fua. utV. 
Casciaai »».t. 
CaateUi 

Cecchi. G. IM. 
Ccllanu*. CnTT tty. 
Chamfort. Nicolas i;6. 
v. Chasnitso. A. «44. lü. 
Chodo wieck 1 s\i. 
Chnstns ><6. 
Cim. A. aT 



II 



Schlagwort-Register. X. Tahrg. Bd. I. 



Cum i», m, 

LS. L 121. 

Cl euren, H. »j,»T~ 



Clxessens 



Giemen, Otto ti6. 
Cnobloch 4 
Collijn. I. 481 IV, j. 
Colltn. W. tu. 
Colwell. Thomas V, 8. 
Comemui ni,. 
Cometnus-Stiftung tu. 
Conrady. Pro/. /?/,1r 
Conring . Henau» 198. 



Cosimo III,, Henof st. 
Cotta. J. G. 6*. *0 . 17»- 
*ob Cotta. Gg. FrEr. ^i, J*. 



Cratander, A. ii 
Cremery, B. D. A tu/m- 
Cnükshanks, G. ///7~£ 
Cum«. L. 7. 
». Cxerriin. Crxf 25. 



1) 



Dämmert 1B1 
Dante 4% qa. 
David, ST in. 
Dcctjea. Werner «5. 
Deibel. Franz la fT. 
Deinhardtteia, K. L 08. 
Dcinhardt, J. IL 114. 
Delisle. I» IQt. 
Deuhxm, Henry V, 8. 
Den». J. N. C. M. «j. 
Deaii, M. Qj/BSj 
,D«r Freimütige" 11a 
Deutschet Schultnuseura uJL 
Deuwel, Fratu ux. 
von Deyn <«. 
Diderot att- 
Didot 2J; 
Dietterweg ne. 

Dietrichslein. Graf Moria 9J. ■>]. 
„Die Waafe" iÜl 
Doktor Kauirui- Spiel 1*9 ff. 
Doaatello 11«,. 
Domemann & Co. tat. 
Drescher, Karl /, 1. 
Drescher. Max 176. 
Dreyer aAV 

Duellwesen flj. Sj. 117. 
Datier. Eduär? rj<. 
DSrbig. ' 
Durer , 

Dam. Chambolla tat. 
Durrsche Buchhandluna; ltft. 
Durst. Johann aaa. 
»oa Dusch ü 



r, r-auara 

g. A. C. 69. 

10, tm~n/. 9. 

Chambolla tat. 



Ebertberger, Thea a. 
Eben. Karl Egon iL 
Kccard. Jon. Georg 100. 
Edda »<■ 

Edelmann. Alex. t>7. 

F<der. Joseph 21 1 

von EflotTstanTFrau xjo. 

Ehmka tax. 

Ehrhardt, Jacob na. 

von Eicheodorff. Josef, 2ti. 

Eichtudt. C A. >ji_ 

t. Eisenhart, August taj 

v. Ekhel. J. iL iia/aa«. 

Elberfeld in. 

Elkan. Johanna 6- 

voa Eeaich, Costa r & 

tmenench. Katharina ty 

Empirestil 71 IC 

Kaders, E. A. lax 

Endymion-Senes &A. 

K.njjh.nii . Christiane uns, 

Englertt, F. 69, 

Kok J2, 97. 

Enk von der Barg, M. 30. 

Konen ttst. 

Ensuni. Michele ju 

Emst August, Kurfürst to<. 

F.mvt. Paul 176. 

Erach sto ff. 

EOwcin, G. 11. 

EAweia. Hermann 1 70. 

Ellrich 310 

Exlibris 80. uL 

IV. Ks. 



F. 



Faust uo ff. 

Faustk oowdienballede 1196" 

Felder, Erich alt. 

Feller, J F. tcxT - 

FeOler. J. A. iT 

Feverabend. Sig. l8j /'*, 10. 

Fiebig, Elina 117. 

Fiuardi. A. I I- 

Fischel. Oskar 214. 

Fleralose, Peder ist. 

Flinsch, Schjifta;ieC,erei 72. 2*iZk 

23t IL - 
Fluf sthriften 3 in. 
Fogel 158, 
Förster, Nie 107. 
d« la Poye u\. 
Franckh o-, oq. 
Frankel, Laidsr. 47. 
Frankfurt a. M. 111 ff. 
Freiligrath. Ferd . oj. >a. 98. tA 
Freoeh. E. D. /f~ in. 
Friedel, Johann jiK 
Friedrich der GroLVa t 1. Ja. 
Friedrich Wilhelm IV. 177. 
Frus. F. R. 1^ 
Frobcn in. 
F romahold //* 10. 

Frovc Ii au er. Chr. -± 
Fruchtschale. Die 176. 
Fuchs. Eduard 1 1. 
Fust tso. 



Caederu, K. Th. u6. 
Gebetbücher lbo. 
Geiger, L. £77, it.. 
Geiler von Kallenberg 17s. 
Gelliut Sasceridet 1«, 
v. Gcmmitujen, Aug. oo. 
von GemtninxTea, O. ixT ait/tte. 
Gent sc h & Heyse 7' 71. 75. 79. 
■la 

Georg der Bärtige /f, j\ 
Gerhardt. L. j_J. 
Gerlach, Georg tot ff. 
Gesellschaft der Bibliophilen /, n 

///, tj /*». ta 

Geaellschaft für Typenknode 

/K. o. 
Gigas. F.. 1 jt. 
Gladstone 40. 
Glatbreoncr, A. 8t. 
Gleim üj. 
Goedeke da. 
Gadel. V. 4». 
Goeking ^ j 
Gonor üS. »" 
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Gosche! i*. ja. 
Goschen, "G. J. jjS. 
Goethe t. tt. 



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A. ajo, ijo 
Goetx. Nicola US tot ff. 
Graba« ija. aan. 
Grabisch. Joseph t-o. 
Grafen» ilnh 00. 
GratTer 317. 
G reger. loh. $1. 
Greifswrald 119. 
Greis, Joaetph tu. 
Griechische Anthologie 170. 
Griesbach an. 
Grtllparter *a. 
Grixnald, Abt 246, ai7. 
Grimm. L. E. w. 
Grimm, 1 .ouu -., ; . 
Grimm. VVilhelrn \ \, \ t. 
Grimm, Bruder 200, stc. 
Grisebach, Ed. x s 1 1 7Ti 1 /C, I. 
Grolier-aub l'/T^T 
Gronau. Wilhelm rj^ no- 
Groote, Gerhard 
Grunewald, Matthias j 1. 
Gschwind, O. 60. 
Gugttx. Gnu 21; IT 
Gunrauer 19g. 
Cuixot tj. 

Guldenicnaitf. Johann hj. 
t. Günderode, Karoliae Ii'. 9. 

Gurlitt. C. ata. 
Calenberg tio. 
Guuko« jCfeL na. 



Hahn, Ulrich to. 
Haizinger. AtnaTte 1/9. 
Halle Mir. 
Halm. Fr. 89 ff. 
Hampe, Theodor rot. 
Harmuth, P. J. 170^ 
Hairwitr. Max -iCjj: 
Hartmuot, Abt »46. 
Haachka, L. L. M 1 i'i»j. 
Hatselquitt. A 27 
Hatilerui. CUra tj». 
Hauff 1 7 j 

Hawthorne, N. I'l. 7. 
Hebbel. Friedrich 22, irm, 
Hedberg. Gustav m. 
Hedm. Sven ///. ST" 
Hegel j, j7j 59, 60, 
Hegrxd, F. sti.'ia «. 
Heilmann. GebruJer mn. 
Hein, Wilhelm m. 
Heine. Amalie i.j. 146. 
Hein«. Ii. ^ ^ t tjTauJi, t;7. 
MS. 

HfTiRmaiin .-tri. 
Heinrich. Der arme as^- 
Heinrich JuliuavoaBrauaachwaig, 

Heriog it6, 
von HelldorTWoir 6L 
Heilmann. Henriette nl. 
Helm an, Jon. icu ff- 
H elmolt isi. 
Herder tST~ 
Härder, Coltfried 211. 
Hering. Loy aty 
Heun. C G. STii7. jji. 
Herl. Hofratin • 1 
Hiersemann, K W ///, IL 
von Hippel, Th. G. j. L 3, in, 
Hispania-Schnfi 76 ;;. 
Hitxig 24c, 
Hoeber^EriD 187 ff. 
Hocadaax 12 t. 
Hochschulpädagogik 119. 
Hidegeuk 114. 

HoIbibliothekTk. k. in Wien Sj. 

Hoff mann, E. T. A. jo, 15. 

Haffmana, I. 12 1. 

Hoffmanti Ac Campe ivra. 

v. Hofmaan.WeIlenhor.~P. nt. 

Hol- und Siaaisdruckerei, k. k. 

4." 

Holbeio. Hans aotf. 
Holxschnitte 26 ff. 
Homer »a«.. 
Horn, Frans 6. 
Hosenbecker. Leonhard 105. 
Hotfao. H. G. 64. 
Houben, IL iL iX 41 ff. 
House. P. G. IV, UV. 
Hulbe, Georg m. 
Ilupfuff. Matthias 175. 
Hutteldorf 99. 
Uveen ttlff. 



Illuitratoran 44. 
Indes librorum prohibitorum 
v. Ingersleben, Ch_ VI, L. 
Inkunabeln IV, 9, 
Irisnbert. Abt a». 
Uhaaa. Charles-lA L 
Israel, Obarschulrat tiA. 



ackson, Hugh V. 8. 
acob L, Konig tj. 
acobi. J. C. »2t. 21^22«. 
acobson, Bettina 176. 



akubec tts- 
ean Paultan. 
ellmek, A. L. L aä //.Ii 
LI IV. u f. ti KT, 1. 
«na iaifft VI, 6. 
ent2en uo. 
eaaen. Jarno 2t«, 
ohana II., Konig von Navarra 
tSL 

iohaan Friadrich, Her zog 19^. 
ohanna von Burgund :M. 



Joseph II. 
ugcndstil 71 ff. 
ungdeutsche Lebenswirren 1 ff. 
Juagdeuuchlaad i^lf. 



R. 

Kslenfarien t»J, 190/191. 

Karaiaa 90, 92. 

Karen. H. ia». 

Karikaturen ü. 1 *a 

Karl V . von Frankreich 182 ff. 

Karl August, Heraog 229. 

KaSner, Rud ata. 

Kataloge 120; 77~L //.9: ///, I 

/'■. uu f. 91 ''/rsri. 

KauifuU-Diesch, C. IL t_L^ 
Keil, Robert 242, 
von Kelle, Johann 2461T. 
Keiler, Chr. Gg 201. 
Kellertnann, C. A. 203. 
Kepler, ti. 

Kersten, Paul 122, uj. ajoff. 
Key -er. Ad. ti, 
Kiefer, Otto 1:0. 



Kiefer, Ren* 12t. 
Kleemeyer, F. J. x 
Kleia. /. L «. 6, 7. 58, «9. 
von Klent, Henrich li^ 70 R. 1 



25«. »LI- 

ei«, I, Fr, 70tt 
Klimschs Jahrbuch tu 
Khngspor, Gebr. 21s 2^ 
Kl.r.khardt, Julius Iii 2±x 7äi 
Kii-i'..« L ii IV. 7_^ 
von KnebelTK, Ü «2. 
Kneblouch, J. 3$. 
Knoth«, E- <>' 
Knox. John V. 8. 
v, Kebell, Luit« jjt, 
Koberger ist. 
K hl, Friedrich 127. 
Kolbe. Karl WilSTjj, 
Koelhoff, Johann 104. xeK- 
Kola 87, tot ff. 
Kulniache Zeitung in. 
Konsuntinopel ttt. 
Koperntkua 21. 24- 
v. Korffand, T! te. 
Korner. C G 2jo. 
Korner, Th. at«. 
Koster, Alb. 171. 
voa Kotrebue, A. ijo, 2 ,1. 11], 
Koscl. Hans 79. 
Kraük Iii. 

Kraut, l inst 142. 1 so 
Krause. U W.jjg. 
Krebs Nach!.. B~~-|, 79, la. 
Kreurigung 189. 
Knehuber 92/9J, T6.97 . 
Krimu öo. 
Kiohg. C. 88. 
Kroker. Elast laä. 
Kniger 60. 
Krupp L. tu. 
Kühne 2. t. 61. 
Kukula. lGeuri-"t 
Kunstgewerbe • \ 
deutscher tax. 
Kunstlerkarteo ///. L 



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Karl ta. 
Kuranda, J. J. 91- 



Ladewig, Paa! L to, 
Lamennaia t-o. 
Landauer, Luise 67. 
Latu, Anna 6;. 

voa La RocKe - Sophie 241, 242. 
Laube. H. H, 90^ 177. 
Laurin 175. 
de Lavagna, Pb. \y. 
Lavater xao, 

Lawrence. Thomas j6j l^j. Ii. 
Lebenswirren, JnngdeuntKe £jff. 
Lehmann, JnL 5,0. 
Lehmatin. Martiä 1 >i- 
von Letbciit, G. W. jjttff. 
Letningen-Weslerburg Graf ru 

tili 15Ü /''. tot Vi. j. 
Leiptig tte. 
Lempertl. IL UU. 
Lenin. N. 90. oa. ot. 
von Leon, G. xta/aat. 
Liako», N.S. IV. o. 
Lessiog. 0. E, t7Q. 



Schtagwort.Re K i»t<-r. X. Jahrg. Bd. I. 



III 



Le»y. Joseph 6. 

von Lebenau. Th. 155. 

Lacbertnann, Emst 2«v 

Liepmannsohn, L. l)l, 8. 

Lxavea, Fürstin 37. 

Lighton. I. it|. 

Luadner, Theo lor 254. 

von Lippcrhaidc, h ri Frhr- 113. 

Literatur- Zeiruag, Allg 2*4 ff. 

Liieratur-Zeitung, Neue 12g ff. 

Lithographie 74. 

Locher. Kail F. 69. 



«75- 

131. 
» /f. 10. 
v. Loesch 104. 
LoKbeakoM. H. »7«. 
Louvre 1I7. 
»00 Lude. J. H 176. 
Lttdtke. VV. 1*1 ff, 
Ludwig. F. im. 
Ludwig A Mayer 79, 
Lufuch.ffihn ij». 
Lu.hr. Marie 12 .' 
Luther 26, ij.ff. t /»'. 7 t I*. 7. 
Lütter tri 15. 

eon Luxemburg, Hering 143 
Lyt«. H. M. 85. 



II 

Hader. Felix im. 
Madsen. Victor IV, 9, 
Mager. Karl 114. 
Magliabechi. A 41. 
Magnus. Em« 8v. 11». 
Mimiir Paaltcrium IV. 9. 
Manafeld. Graf a L 
Maasfeld, I. G. 46. 
Marlowe. Christoph« 131 ff. 
Marly 7». 
Marx. AT; 1 . 
Maaialier, C 214/125. 
Maeterlinck, Maurice Iii,. 
Mai.rgka, Heinrich 17. 
Matthias, Tbeod* 2x6. 
May. Maler 14t. 
Mayer. J. C. »4.223. 
Mtcrnate, R. im. 
»00 Mcckeoem, I. 13. 
Meg.&hard, H.scnof 247. 



«7J 



I4v*avi atj$ a 

Maiiner. Altred I«. 
MeiCoer. A. G. 224. 
Meister mit den Pilgt 
Melk 89. 97. 
Meie». Ida 256. 
Mendelssohn Mose* J". 9. 
Menget. C. G. «14. 
Mcphistophetes U4C 
Merelli, F.iigemo 90. 
Merkel. Garlieb n| 
„Merkur" 21t. 
tob Metternich. Für« jj, 
de Meun. lehau «c, 
Meumer. Chariea 111 
Meyer. Kr. *•. St. 
Meyer, Konrad Ferdinand 215. 
Meyer. Rieh. M. 46 

Mignon Zierat 72. 73. 73, 81. 
Miküwicr, Wind. 254. 
Millöcker. Karl aot. 
Mitkde-Pouet, Gg. 70. 
Miniaturen 187 ff 
Molioicr. A. 193, 
Molanua von Loccum 198. 
Moniteur des dato* = S. 
von Moaaing. A. I. Coolen tlo. 
M.-nke. F.. 11, ,79 
Morung. F_ 0. 

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i>5, 

Meer Kolo HJ. 
Moesüin 123. 
Mneller. Eckard 143. 
Müller. Kra.t 67 ff. 
Müller. Josefinc 24J. 
Maller. Paul 241«°. 
von Müller. Johannes 236. 
Müllner, Adolph 246. 



chVlImgh. 



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Mündt, Theodor t IT, 49 C 
Murnh«. G. HL 
Mute. Die VI. t. 
Murtier. Rieh. 21«. 
wo Muticnberger, Frhr. K. V. 8. 



N. 

Napoleon L 1**1 VI, 7. 
Sannaus. Abt »30. 
Netto. H. 142. 
Neutnann. Ernst 44 
Neureutber S2. 
von NeuS, Heinrich 104. 

Nicoiii Michuie* Ä/Croofür»! 

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Nieber. H. 113. 
Nieusche, Fr. <- 
Nippold. Friedrich i<6 
Nasche, Juliut ?> 
Norwegen ti. 
Novelle Co. 
Nowak. Karl Fr. 87. 
Numnch 4 Co. ; 1. 



Oehbecke 12*. 
Oberländer 44, 
Oberpollinger III. 
ObsJelder. Wilhelm 08. 
Oehreaan. H. 123. 
de Ohr. Phil.p*,.5. 
Olbnch t 

Oitaaiatucbe Druckkunll ///. ». 

Otierriclh, A. 123. 

Otloh 24;. 

Oettuig er, E M. 3t. 



P. 



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ZeairalbibUothek 

von Paanwitr, . 
Papierpreise 
Pasaionsbililer 175. 
Pastnr, Willy 215. 
Pauli. Karl IJ». 



iaaa Ulrike 71. 

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eel ^Arthur Wellexley 41 
Peel. Sir Robert jtt 
Pellruu. Max Iii ff. 130C 
Perl, Max /. I»i 17, 9. 
Pemellc. Maximiliane 3«. 
Perry, Maraden J. IV, 9. 
Pcstatoxii 118. 
Petrarca, Francesco 
Pein, Adam 26, 27. 
Pelri, Andreas 
Petrus. Pater < 



Pfunsuel' 1 



224/223. 
121. 



176. 



Ptuer. Paul 93. 9,. 
Philipp der Kühne lüg. 
Philipp VL voa Valuis t 
Pierson, Edaar . 
Pirkheimer, W. ///, 9, 
Plan, Siebold 19. 
Pocci. Graf 31. 
Pochhamnker, Paul 47. 
Pohl! 1(3. 
Pokorny, Fraau 99. 
Pollard. A. W. 207. 



Porträts ny ffi /<*, 9. 

de*Predis". Ambrugio in, 
de Pres) es. Raoul 1S9, 190, 
Pneger. E- 17, J. 
Probefahnen 175. 
Proctor, R 102. 
Proelü. Johannes 3, 61. 
Pro«, Johann 175 
Prvuik, B. in. 

Psali'erium /, o.' 
Psaltenuni. Mainiar IV. 9. 
Psychometer 35. 
Ptoletaaeus 24. 
Purfoote, Thomas t \ ft. 
Püterich. Jakob n«. 



115. 



.»uanich. 
(Juente:. | 



Heinr. toi ff. 



Rabelais /. 9. 
KadlWufer. Max 100, 
Rsrl , t 30. 

von Kai», Karel II', 9. 
Ramagr. Jüha 1/3 
Kanlian, Graf Heinrich l.'V 
Raischsy, I F. 1I412J5. 
Rauch. Wi!h. 111. 



A b. Joh. 2.4,223. 

KecamieT ; >. »ol 
Regin. G 2<<- 
Kegiomontanus ui, 
Regis. Gottlob /, 9. 
Regulae Indicia 120. 
Reichardt 31 
von Reinbeck. Georg 94. 
Retnh'jid. Justus 127. 
von Reischach. Caroline 61. 
Rellatab, L. 10, 83. 
Renard. Joh. 4b. 
Kettich. lulie 90 «. 



voa Retler. J Ua/la» 

KeuD j. L . rir.t,,,,:, Craf 69. 

Reuter. Fnu 1.*. 156. 

Kidinger. J. L. 71. ;s. 

Kiiigraann Plulesius 38. 

Riviere 8t üoo 123. 

Robinson. L, G. 37. 

Rocke 117. 

Rodle. Walter t-i. 

Rom Hoff, 

Koos & Junge 79 

Kops, Fel.cien jts 

Roaenhe.m VI. 7. 

K<4enthal, Lad«. «1. 

Rousseau-Schrift 711,77. 

Rouveyre 12:. 

komm. K. 143. 

Kubens 3 . 

Kutkcrt, Fr. s8. 66. 

Rüge, A. 83. 

Kundfragen 17, 1. 

Rundschau der Presse //, 1 ; ///. 1 1 

IV. u V. ■■ VI, 1. 
Runge, O. Ph 30, 33. 35. 
von Rulland. Harrog 83. 
Kyckers, G. 113. 



s. 



■.i^ Hans too, 
von Sachsen. Her«, ig Fr.Wilh. 113. 
Sackeville 176 
le Sage. Charles 191. 



J. M. 201. 
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Salonv. III, Bischof 244. 
Salomon, Ludwig au. 
Salrmana, M. 79. 
Sangorski & Sutcltffe tlj. 
Saphir, M. G. 99, 1011. 
Sattler, Josef 241. 
Sautter. Hana 101. 
de Sauty. A. 113. 
von Sayn-Wittgensiem. Für« 53. 
von Scala. Rudolf 134. 

S^haukVR'chard M. 



Scbeidler Herrn. 52. 5 j. 
Schcild, L. 69. 
Schesta, A. 197. 
Schalhorn. J. G. 196. 
SchelmurTsky 34. 
Schelter & Giesecke 76 77. 
Scharer, V 114, 
Scheitle 16/17. 

• nieder. E. i>8- 
sr. Fr. 121. 230. 231. 237. 
240. 

von Schiller. Frhr. Karl 6; ff. 
Strunk. F. 227. 



Schlaf, Johannes nt. 
Schlegel. Wilhelm 29. 
Schleiermachar 33. 
v. Schleiaiu. O. 30 ff. 841 ///. 8, 

v. Schlem.tr. Werner Frhr. I,t. 

Schlemmer, W. 122. 

ScMoKsr, Anton Hoff. 

voa Schl.i-rug. Sophie 90. 

S< hlotthauer 11. 

S hm.dkuoi. Haas tun. 

Schmidt, Erich , 14, 110, 

Sch .rTee. loh 38. 
Schonbartbiiih /. 1. 
von Schonleid. Emst 70. 
Schoensperger 24. 
Schopenhauer 253. 
Schoppmeyer. A. 75. 
Schorbach. Karl 1 ; \. 
Schott 6. t,8. 59. 175. 
Schnauben »■:. 
Schnenlcr, Karl 44. 
Schreiber. W. L »6 (f. 
Schrihgie^erei'ErxetigTusse. Neste 
71 ff. 

S- lir "ler. R A. j». 
Scliuddtiopf. Carl 1271 ///. 1 , 

/*'. L 

Schulmuseum. Deutsches 118. 
Schnitte. Carl 112. 
Schul,. J. Cbr Kr. 46. 
Schulte, lieh- Rat 56. 
S, hulir. Johanne. 58. 
Schur. Ernst t i.. .54. 256. 
Schuster. David 134. 
Schutt, llofrai 8v 
Sckuu. Cb G. 119 ff. 
Schwein.. F'td bj. 
SchweiUer, Herrn 213. 
Schwei« is c. 

Schwenk« P. /. IV, ,. 
Schwiegerlir.g 141. 
von Bchwiad, Morm 201. 
Scott, Walter }J . 17. ,7«. 
Scr.,... Thomas il 
Sebbers < 7 . 
von Seckendorf. Leo 66. 
Seelmann. Wilhelm 128. 
Seliger. Paul 117. 2^6. 
Shakespeare 83. * ti IV. 9. 
Sidnry. Philip 81. 
..Sieben Schwaben" 200 rt 
Siecke. M. 251. 
von Sienea iftj. 
Silhouetten 217 ff. 
Simoneta i». 
Sinxnsen. P. /. 9. 
Ssmrock. Karl /, 10. 
Sined 83. 

Sjögren, A. 48. 253. 

Slater. J. Herben 117. 

Slaviiche Komanbiblioibek IV, 9. 

Saorrc Sturlatson 88. 

Sommer 131. 

von SoanenMls, Jos. 117. 

Soergel. Alben 175. 

Soiheby ///. 7. 

von Southamptoa. Graf 84. 

Spaxier. Karl »33. 

Spee 3). 

Speyrer, J. H. 69. 
Spiere, R. Ph. 214. 
SpieH 131fr 
Spilckvr 198. 
von Sponeck, t.raf 69. 
Spott, J. Hl. 
voa Slae", Frau 131} 
von Stagemann. Aug, 66, 
Stammbücher 67 ffi /, 9. 
SlanU, Wilhelm 127. 
Staaaan, Frani 47. 
Steffens, Henrik 5. 9, 14. 
Steffens. Heinrich 58. 60. 
von Stege. Erwin 107. 
Sieig 3t. 
Steiner. E 113. 

, IB. 



Stephan?.' Heinrich 84. 
Stempel, D. 72/-1. 79. 
Stevenaon. W. H. tj. 
Stieglill, Charlotte 1 ff. 49 ff. 
Stiegliu. Hrch. 1 ff, at) ff. 
v. Suegliu. Baron Ludwig 3. 
Stifter, Adalbert 176. 
Stnber. Frani 34. 
Storm. Gusuv 88. 
Sioel.1, Olio 213. 
Strasburg t;j. 

rr, Carlo« T" 



83. Slrindberg, August 153 

Fletchenberg. O. 6j. Studmcka. F. J. 17IT. t 



125. 



IV 



Schlagwort-Register. X. Jahrg. Bei. !. 



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Sikttflia, U i». 

Swoboda, F. 123. 

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Taax. Der 86. 
Taooton-Tidwortb. E. uy 
Teaaywa, Alfred 88. 
Teufel 129 ft 
Thaolow 114. 

Thiele. Martin 211, 214. 215. 

Thomatiu* 119. 

Tieck. L 30. 

Tiemann. Watter 79. 176. 

Tille. Alexander 119 fr. 

Tlichbein 133. 

Titel.au HO, 



. G. Fr. 9|. 
Treveru, Peter 40. 
Tnanoa-Schnlt 75, 80, toßi. 
von Trier. Peter 40. 
v. Tnmbetg. Hugo 14t. 
Trockcadorfer 223. 
Tromnudorff. Paul //. 61 ///. 51 

IV. 6(Ti V, sffi VI. 5. 
Trohlir. f. 21. 
Tninun, Edwin ///. 7. 
Ttchechiachei Fauitspicl 142. 
von Tichudi, Hujo 251. 
Tycho Bralie 17 B. 42 fr. 124 ff. 
1 Di« i;«. 



U. 

von Uffenbach 105 ff. 

»on Unckel. Blrtholcmaot 101. 
109. 

Urdemann 107. 

V. 

Vahle. H. 122. 

Valjgnanus 136. 

Vallgrcn. Ma'dame UJ. 

Van de Velde 11 j. 

de Vindebar, Jean 1«. 

Varehagca erat Kaie 3, 13. 52. 

Vectel. A. 2 ä?'iia. 

Veit. Moria 5. o, tj. 53. 58, J9- 

Vcrlagigetchichie 1.6. 

di Verona, Pietro 189. 

Vielhaber. Gottfried 200 IT. 

Vtgano 219. 

Vogeler. H. 77, 7«. »o. 8*, 176. 

Vogeler-Zierat 79. 

Vogelin. S. .6. 

Vogt. G. 116. 

VoiflUnder. R VI, 7. 

Volkslieder 4t. 

Voll. Karl 214. 



w. 

Wacaitin. I. 1-5. 
Wagner, K. \iy 
Wafdburfe» 25.5. 



Wale». John I \ 8. 

Waliace. C. W. 84. 

Wal»«. Karl 8;. 

Waller Nacht, E. 122. 

Walthari-Lied 255. 

Waltt. Andre 20. 

Waeatuj. Kit« 87. 

Waiterteithea 103, 

Weber, Georg Herrn. 202. 

Weber. Johann Jakob d. J. tot ff. 

Weber, Kart ton. 

Weber, Paul, VI. 6. 

Wechtlin. J. 38. 

Weichberger, Koarad 213. 

Wcidenbich 117. 

Weigand. Wilh. /, 9. 

We.gel. Olw.ld /. I 

WeU. D. 46, 

W.u., Adam 33. 

Weiß*. Chr. Herrn. 4. j, 6. 

von der Wentnu 124. 

Welcher, K. Th. 95, 96. 

Werder, Karl 6. 

Werenakjold. E. Ha. 

Werthen Leiden 2tt. 

Werth«. F A. Ct. »24. 227. 

Wciper. Will 87. 

WeCmer. Hrch. 17J. 

von Weuenholr l'jo. 

Wetlesea. V. SS. 

Wen. Wilhelm 7. 

Wettet, K. V. G. 243. 

Whiiman. Wall 176. 

Wichmann 43. 

Wickram 34. 176, 

Widraann. H. 157 B. 

Wieland 136, 24t. 

Wien 21; ff 

Wiener Werkltatte 123. 
W.eynk. H. So. 
Wilde. Oikar i;<i IV. 10. 
"arl im ff. 



Wiltner, L. uj 
von Windiich. K. G. 227. 
Winten, Koarad iov 
Wmgeniteia. Furit <t. 
W.mch, Ludw. Wilh. 34. 
Wimen. Paul 21. 
Wohl. Jeanette 178. 
Wolf. Ferdinand 90. 
Wolff. Thomaa jo. 
Woellmer. Wilhelm 73. 79. 
Woermaan, Karl 214. 
von W6Ö. Anna 93. 
Wnghi. W. H. K. 41. 
ron WultTen, K. U 7t. 
Wurtbach 223. 
Wurfburg 119. 



nb 228. 
Zainer, Gunther 37. 
Zareukjr. Otto 101 ff. 
Zarotut 39. 



3 Ji- 

Zeimng»»e»en 111, utff. 
Zell.TJlnch 105. 
Zemur t2i, 181. 
Zeplcr. M. N. 215. 
Zigcnfufi. S. 68. 
Zjlerthal vmB. 

Zillenhaler Doklor-Fatutui-Spiet 

„•»* 
Zimmer 32, 

Zimmerer, Heinrich 254. 

Zimmermann, Eva 08. 

Zingerte 143. 

Zippe, Aug. 227. 

von Zobelutr. Kedor 34. 

Zooimaan. Rieb. 173. 




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ZEITSCHRIFT 



FÜR 



BUCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. 
Herausgegeben von Feder von Zobeltitz. 
10. Jahrgang 1906/1907. Heft 1 : April 1906. 



Jungdeutsche Lebenswirren. 

Von 

Dr. Heinrich Hubert Houben in Berlin. 



I. 



Ein Hcrlincr FnunJcskrtis. 




harlotte Stieglitz, Heinrich Stieb- 
itz und Theodor Mündt — 
diese Namen bezeichnen vollauf 



den Kreis, in den diese Mit- 
teilungen fuhren sollen. Anfang 
der dreißiger Jahre hatte er sich 
zu Berlin im Zeichen der Literatur zusammen- 
gefunden und wurde schon Weihnachten 1834 
auseinandergesprengt durch den Selbstmord 
der jungen Dichtersfrau Charlotte Stieglitz, 
der dann Theodor Mündt das Denkmal „Char- 
lotte" setzte, das schönste Buch, das er ge- 
schrieben hat Es ist nicht meine Absicht, 
dieses so viel erörterte tragische Ereignis bis 
auf die feinsten Wurzeln hin klarzulegen oder 
gar eine neue „Wahrheit über Charlotte 
Stieglitz" pomphaft anzukündigen. Vielleicht 
entschließt sich einmal ein Literarhistoriker 
von der medizinischen Fakultät, die ja neuer- 
dings in solchen Fragen bereitwilligst ihre 
Vota abzugeben pflegt, auch diesen Fall unter 
die Lupe zu nehmen, was in der Tat wünschens- 
wert wäre, und für eine solche Untersuchung 
dürften die hier zu veröffentlichenden Briefe 
brauchbare Gesichtspunkte abgeben. Denn 
ein Grundsatz, scheint mir. muß eine solche 
Z. f. B. 1906/1907. 



Untersuchung beherrschen; die vielfachen Äuße- 
rungen und Urteile, die nach jenem Ereignis 
über seine Motive von Freund und Feind zu- 
tage kamen, besitzen nur einen höchst sekun- 
dären Wert Daß in der schon aufs äußerste 
gereizten Zeitstimmung, die dem Ausbruch des 
Jahres 1835 zusteuerte, die Philister in ihren 
moralischen Sonntagsrockchen den Fall weid- 
lich ausnutzten, um mit seiner Kennzeichnung 
die ganze anspruchsvoll auftretende Empfin- 
dungsweise jener Epoche an den Pranger zu 
stellen, bedarf kaum eines historischen Nach- 
weises. Das Zeugnis derer aber, die an Char- 
lottens Tode schmerzhaft beteiligt waren, ist 
auch nur wertvoll zur Bestätigung der Sym- 
ptome, die sich unabhängig davon nachweisen 
lassen; ein so erschütterndes Ereignis pflegt 
bei den Nahestehenden eine solche Steigerung 
des Empfmdungslebens hervorzurufen, daß die 
ganze Farbenskala der Gefühle wie unter einem 
ätzenden Firnis zu einer Intensität und Glut 
emporflammt, die der einzelnen Farbe zuzu- 
schreiben durchaus eine Fälschung wäre. Wir 
pflegen wohl im gewohnlichen Leben zu sagen, 
daß solch ein Ereignis „wie ein Blitz" die wahre 
Situation beleuchtete, und vergessen dabei, daß 



.V : /: . 



I>cl>cn$wirrcn. 



»*•»•"** * 

l':iamh ; &i&nV 'zufällige und vielleicht 
völlig harmlose Pantomime in ganz unnatür- 
lichem Lichte erschien. 

Deshalb sind auch die Geständnisse, die 
Theodor Mündt kurz nach dem Tode Char- 
lottens in vertrauten Briefen seinem Freunde 
Gustav Kühne machte, nicht in diesem Grade 
wörtlich zu nehmen, daü damit — und womit 
sonst? — Adolf Bartels die Beschuldigung 
begründen könnte, Mündt habe der Gattin 
seines Freundes „zurückgewiesene Liebes- 
anträge" gemacht. In der Phantasie eines poe- 
tisch empfindenden Kopfes fließen eben Dich- 
tung und Wahrheit allenthalben zu eng neben- 
einander, um nicht Gefahr zu laufen, auch schon 
bei einer kleineren Flut sich zu mischen, und 
wenn man den, Mündt in der Tat nicht fremden 
Charakterzug männlicher Eitelkeit berücksich- 
tigt, läßt sich schon nach den bisher vorhan- 
denen Zeugnissen für den unbefangenen Willen 
sein ganzes Verhältnis zu Charlotte auf die 
richtige Basis zurückschrauben. Mit denen na- 
türlich, die jede Beziehung zu einer verheira- 
teten Frau kurzweg verdammen, ist hier nicht 
zu rechten. 

In späteren Briefen an denselben Gustav 
Kühne hat Mündt dann den schmerzlichen 
Aufschrei der ersten Stunde abzuschwächen 
versucht, ohne jedoch, in die Enge getrieben 
durch die brutalen Angriffe in der Öffentlich- 
keit, in einer Art von eitlem Trotz, dem Freunde 
eine nüchtern klare Darlegung zu geben. Viel- 
mehr drängt er ihn selbst auf die psycho- 
logische und poetische Analyse des Falles hin 
und übersendet ihm dazu seine an Heinrich 
und Charlotte Stieglitz gesandten Briefe, die 
sich in der Toten Nachlaß aufgefunden hatten. 
Leider ermöglicht das konfuse Buch von Edgar 
Pierson über Gustav Kühne (1889) nur eine 
ganz flüchtige Datierung seines mannigfach wich- 
tigen Materials, und es ist daher leider auch 
nicht möglich, festzustellen, unter der Wirkung 
welcher öffentlichen Urteile leidenschaftlicher 
und rücksichtsloser Gegner die Briefe Theodor 
Mündts geschrieben wurden. 

Die Briefe Charlottens an Theodor Mündt 
sind in dem schon genannten „Denkmal" aus- 
zugsweise mitgeteilt und vage Vermutungen 
sind dadurch nicht abgeschnitten. Der größte 

• Numeriert man die Briefe des „Denkmals" nach 
6—10, ia, 13, 16 und 17. 



Teil des Briefwechsels aber hat sich im Origi- 
nal erhalten, sowohl die Briefe Chariottens an 
Mündt als auch die Mündts an Heinrich und 
Charlotte Stieglitz. Die in München lebende 
Tochter Mündts, Frau Thea Ebtrsberger, hatte 
die große Liebenswürdigkeit, mir diese Korre- 
spondenzen zur Verfügung zu stellen und mir 
auch die illustrative Mitteilung eines unbekannten 
Reliefbildes ihres Vaters zu ermöglichen. 

In dem 1835 anonym erschienenen Buche 
„Charlotte Stieglitz, ein Denkmal" (Berlin, bei 
Veit & Comp.) hat Theodor Mündt im ganzen 
17 Briefe seiner Freundin abgedruckt Nur 7 
haben sich davon in seinem Nachlaß erhalten, 
aber die umfang- und inhaltreichsten; die zehn 
kürzeren sind verloren gegangen oder verschenkt 
worden; auf diesem letzteren Wege ist z. B. 
eines der fehlenden Originale (vom 24. Februar 
1834) in Varnhagens Nachlaß gekommen. Ich 
konnte also im ganzen 8 der Originale mit dem 
Druck vergleichen; das Resultat ist, daß die 
mannigfachen Auslassungen und kleinen Re- 
tuschen Mündts in den mitgeteilten Briefen 
lediglich mit Rücksicht auf dritte noch lebende 
Personen erfolgten, alles aber, was das Ver- 
hältnis der beiden Korrespondenten betrifft 
durchaus vollständig wiedergegeben, jedes 
Schnüffeln also nach einem sonstigen Inhalt 
völlig ergebnislos ist. Was von den unter- 
drückten Tatsachen und Urteilen interessieren 
dürfte, füge ich an geeigneter Stelle ein. Von 
den übrigen 9 1 nicht kontrollierbaren Briefen 
charakterisieren sich mehrere ihrer äußern Ge- 
stalt nach als vollständig abgedruckt, so z. B. 
der letzte vom 26. Dezember 1834. Der ganze 
Zusammenhang der Briefe schließt ferner die 
Möglichkeit eines etwa sonst noch gepflogenen 
Briefwechsels aus. Wir dürfen also mit der 
Tatsache rechnen, daß wir alles, was zwischen 
Mündt und Charlotte Stieglitz brieflich verhan- 
delt wurde, im wesentlichen vor uns haben. 

Die Briefe Theodor Mündts selbst die Kühne 
1835 vorlagen und von denen bisher nichts 
veröffentlicht wurde, bestätigen das durchaus. 
Sie ergänzen sich inhaltlich mit denen der 
Freundin, erklären sie und geben uns vor allem 
ein Bild des jungdeutschen Schriftstellers aus 
einer Zeit, über die bisher noch nicht viel 
Autentisches feststand. Selbst Johannes Proelss 

ihrer Reihenfolge, so sind die nicht kontrollierten Nummern 



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Houben, JaoRdeutsche Lebenswirren. 



3 



hatte für die ganze jugendliche Entwicklung 
Mündts, die von persönlichem und allgemeinem 
Interesse ist, keine weitern Unterlagen als seine 
selbständig erschienenen Schriften; und das Ist 
nicht viel bei der umfangreichen journalistischen 
Tätigkeit, die Mündt bereits seit 1826 ausübte. 
Auch gehen die Briefe nicht über die Jahre 
1833 und 1834 hinaus, und auf diesen Zeitraum 
muß sich daher auch die nachfolgende Mittei- 
lung beschränken. 

Theodor Mündt hat vorwiegend in Berlin 
gelebt. In Potsdam geboren, hat er seine 
Schul- und Universitätsbildung, zum Teil ge- 
meinsam mit seinem Freunde Gustav Kühne, 
in der preußischen Hauptstadt erhalten, und 
auch später Ist er nur vorübergehend in Leipzig 
und Breslau ansässig gewesen. Schon früh 
als Student besaß er journalistische Verbin- 
dungen und fand unter den angeseheneren 
Persönlichkeiten Berlins Freunde und Gönner, 
so den Staatskanzlcr von Beyme, den Minister 
von Altenstein und den Legationsrat Varn- 
hagen von Ense. Durch Vermittelung des 
letzteren wurde er 1833 Mitarbeiter an den 
.Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", die 
von einer „Sozietät" bedeutender Gelehrter 
herausgegeben und besonders von Varnhagen 
redigiert wurden. Zwischen den Namen Steffens, 
Zumpt, Rückert, Hotho, Leo, Rühle von Lilien- 
stern, Förster, Rumohr, Encke, Nees von Esen- 
beck, Weiße, Gabler und vielen anderen den 
Namen des kaum 25 jährigen Theodor Mündt und 
— wohl auch durch Varnhagcns Initiative — den 
seines Freundes Kühne zu finden, konnte eine 
eventuelle wissenschaftliche Laufbahn der beiden 
nur im günstigsten Sinne beeinflussen, und einer 
solchen strebte auch Mündt zu, konnte aber 
erst 1842 die Widerstände beseitigen, die sich 
einer akademischen Karriere für ihn in den 
Weg stellten. Als Belletrist war Mündt 1831 
mit einer Novelle „Das Duett" aufgetreten; 
ihr folgten 1832 „Madeion oder die Roman- 
tiker in Paris" und 1833 „Der Basilisk", Proben 
eines nicht starken, aber zierlichen Talentes, 
dem die kritische Tätigkeit zweifellos besser 
stand als die produktive. Am Schlüsse des 
Jahres 1832 hatte er ferner eine Auswahl seiner 
kritischen Arbeiten gesan.mclt, die im folgenden 
Jahre unter dem altbewährten Titel „Kritische 
Wälder" erschienen. Von Leipzig, wohin er 
im Sommer 1832 als Redakteur des Brockhaus- 



schen Konversationslexikons und der „Blätter für 
literarische Unterhaltung" im gleichen Verlag 
berufen worden, war er bald wieder nach Berlin 
zurückgekehrt, um seinen eigenen Arbeiten un- 
beschränkter leben zu können, und hatte zu- 
nächst an dem „Magazin für die Literatur des 
Auslandes", das seit 1832 von der „Redaktion 
der Allgemeinen preußischen Staatszeitung" 
herausgegeben wurde, literarische Brotarbeit 
gefunden. In diese Zeit, wo der „Perspektiven" 
für seine Zukunft also noch manche offen stan- 
den, führen uns die Briefe Mündts an die „beiden 
Stieglitze" trefflich ein, und gleich der erste 
gibt uns eine Schilderung des ganzen Kreises, 
in dem er und seine Freunde sich bewegten. 

Stieglitz hatte im Mai 1 833 mit seiner Frau 
eine Reise nach Rußland unternommen. In 
Petersburg wohnte sein reicher Oheim, der 
spätere Baron Ludwig von Stieglitz, „jener 
Matador des Besitzes mit der von Geldrost 
freigebliebenen Menschenseele", wie Stieglitz 
ihn in seiner Selbstbiographie (Gotha, 1865) 
voll Dankbarkeit nennt. Denn alle die Pläne, 
die er mit seiner Charlotte über eine unab- 
hängig zu gestaltende Zukunft in verzweifelten 
Stunden hegte, bedurften der tatkräftigen Zu- 
stimmung des Petersburger Mäcens, und seit 
dieser durch seinen Besuch 1832 in Berlin dem 
jungen Dichterehepaare sein Interesse bewiesen 
hatte, galt es diese Teilnahme auf das liebe- 
vollste zu pflegen. In diesem Sommer 1 833 
erschien auch der Schlußband der „Bilder des 
Orients" von Stieglitz, lyrische, epische und 
dramatische Dichtungen aus der Sphäre des 
„Westöstlichen Divans", die von einer ziem- 
lichen Phantasie und einem gründlichen Stu- 
dium, aber einer dürftigen Gestaltungskraft 
Zeugnis geben; nur mit Rücksicht auf den 
Stoff ist es verständlich, daß sich Goethe noch 
über den Anfang dieser Bilder, die sich der 
Dichter im Schweiße des Angesichts abge- 
rungen, günstig äußern konnte. Mündt las in 
Abwesenheit des Freundes die Korrektur und 
indem er deren Abschluß anzeigte, schilderte 
er den fernen Gatten in dem ersten der nach- 
folgenden Briefe sich und das daheimgebliebene 
Berlin, soweit es sich in ihrem gemeinsamen 
Freundeskreise ausdrückte: 

Berlin, den 14. August 1833. 

Zuvörderst, neben meinem innigsten Gruß an Sie 
und die Ihrige, zugleich meinen lebhaftesten Dank für 



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A 



Ifouben, Jiragdentiche I^bentwirren. 



den herrlichen Brief vom 17. u. 18. v. M. durch den 
Sie mich und Alle, denen ich ihn nach Ihrer ErlaubniC 
mitthcilen durfte, wahrhaft erfreut haben. Mit südlicher 
Gluth, theuerster Freund, scheint Ihre Wandcrschau 
im Norden Sie erfüllt zu haben, und ein Aufzug aus 
Ihrer brieflichen Schilderung des Wassersturzes von 
Iinatra und der anderen Gegenstände, der nächstens 
in unserm Magazin erscheinen wird, wird Ihren Freunden 
beweisen, dass selbst Rußland Sie und Ihre Anschauung 
nicht zu erkälten vermag. Wenn Sic mir in Finnland 
bei jenem Wassersturze, den ich wohl etwas mehr in der 
Nahe haben möchte, wie ein in Begeisterung verzückter 
Scher erscheinen, so wurde ich Ihnen dagegen wie ein 
wahrer Finne oder Lappländer vorkommen, wenn ich 
Ihnen von dem Wasserfall unserer hiesigen Berliner 
Lebensprosa, wie er sich seitdem ergossen und um wie 
viel Grad er gestiegen, jetzt viel erzählen wollte. Nein, 
lieber Stieglitz, ich darf Ihnen und Ihrer trauten Muse 
Charlotte das Wiederkommen nicht verleiden, und da 
letzteres ter quaterque optatum est, so sollen Sie aus 
meinem Brief von Berlin auch garnichts erfahren. Ob 
an mir selbst mehr daran ist, als an Berlin, weiß ich 
nicht; und so hätte ich fast Lust, Ihnen auch von mir 
nichts Sonderliches zu erzählen, um so mehr, da sich 
in der letzten Zeit eben nichts Sonderliches mit mir 
zugetragen. Ich bin in den letzten Monaten sehr, fast 
zu sehr beschäftigt gewesen, vornehmlich durch die 
Staatszcitung und andere durch Verpflichtungen ein- 
gegangene Arbeiten, sodaß ich zu meinem Lieblings- 
Thun und Treiben auch nur wenig gekommen bin. 
Mitunter scheint einem die viclgcschäftigc Zeit über 
den Kopf zu wachsen; die Hand ist fast bis zur Ver- 
zweiflung thätig, aber das innere Leben stockt oder 
verzerrt sich untcrdcD zu einer ironischen Grimasse, 
die laut auflachen möchte über all diearmselige Lebens- 
geschäftigkeit. Indeß man schlägt sich durch, und an 
einiger neuen Novellcnblülhc, die einmal das Kraut zu 
meinem Bräutigamskranz in diesem Leben ist, hat es 
mir auch nicht ganz gefehlt. Im Morgenblatt können 
Sie einen „Bibeldieb" von mir lesen, und eine zweite 
Novelle, die sich der junge Cotta für sein Blatt von 
mir erbeten, ist schon wieder bis zur Hälfte gediehen 
und ich denke sie, so Gott will, ganz durchzubringen. 
Unter „Durchbringen" verstehe ich immer, wenn ich 
etwas mit wirklich aushakender Musenstimmung zu 
Ende schreiben kann; denn unser gemeinsamer Vater 
Apollo soll mir die Hand abschlagen, wenn ich je eine 
Novelle anders als aus eigenen innere Intentionen ge- 
schrieben habe oder schreibe. Sie werden das rührend 
finden, und es ist auch wirklich so. Iniwischen liegt 
mein „Basilisk", das giftige Thier in einem eleganten 
Umschlag geheftet, schon seit Monaten da, und möchte 
gern mit Ihnen liebäugeln; auch die „Kritischen 
Wälder" sind zum Aerger der Hegelianer, die der 
Kampf der Grazien jetzt erst verdrießt, nicht grau, 
sondern sie sind griin — brochirt; versteht sich, grün 
brochirt wollte ich nur sagen, wie Sie selbst, theuerer 
Freund, an dem Ihrer verehrten Frau bestimmten 
Exemplar ersehen werden. Beide Sachen habe ich 
Ihnen durch den sogenannten Lenz nicht geschickt, 
weil ich besagten nicht auftreiben konnte. Wenn Sie 



wieder kommen und mir noch gut sind, schicke ich 
Ihnen alles durch die Stadtpost nach dem Schiffbauer- 
Damm hin. 

Von Ihrem vierten Bande des Orients habe ich 
dagegen jetzt erst — Jo Triumphe! — den letzten 
Druckbogen, der mir in dieser Woche zugekommen, 
an Cnobloch zurückgesandt, und ihm dabei zugleich 
ein Briefchen mitgegeben, worin ich in Ihrem Namen 
gebeten, daß C. doch nun wenigstens das Ausgeben 
des Buches rasch betreiben möchte, damit Sic noch 
während Ihrer Sejourin Petersburg Exemplare erhalten. 
Die Sache scheint etwas confuse betrieben zu sein; 
auch fehlt hinten der Confudse, den Sic uns noch ver- 
sprochen hatten, aber hoffentlich doch nicht auch aus 
Confusion? — Obwohl es mich Anfangs confuse 
machte, da ich von Ihnen etwas Bestimmtes über einen 
angehängten Confucius gehört zu haben glaubte. Sonst 
ist Alles, Titelblatt, Dedication pp. richtig besorgt; und 
freue ich mich nun darauf, das Ganze noch einmal in 
seiner nunmehr abgeschlossenen Gestalt zu über- 
schauen und zu überdenken. 

Sic Bruder von Osten, Sie haben Recht, daß Sie 
Ihre Anschauungen des Orients nicht durch jetzige 
nachfolgende Autopsie für unwandelbar halten mögen 
und können. Ich glaube auch, lieber Mann aus 
Nischny Nowgorod und Kasan, daß Alles, was Sic nun 
dort sehen werden, oder in dem Augenblick, wo Sie 
mein Geschreibsel lesen, schon gesehen haben, Ihr 
geistiges Bild wenigstens gewiß nicht bereichern kann; 
eher möchte ich mir denken, vermag das Bedingte 
der wirklichen Erscheinung das frühere nur geistige 
Schauen zu beschränken, zu begränzen, nach einigen 
Seiten vielleicht auch zu lähmen, nach andern dagegen 
mit Farbenreiz zu erfrischen. Bei Ihrem Versprechen, 
uns mit Reiseskizzen zu beschenken, halte ich Sie fest; 
dagegen wünschte ich, daß Sie selbst das Copiren der 
gesehenen Gegenstände nicht für etwas zu Gewöhnliches 
oder von Ihnen nicht zu Fordern des ansehen mögen. 
Copiren Sie immerhin; Sie »erden doch immer 
poetisch copiren. Sie müssen uns recht viel copiren, 
da nach den Gegenden die Sie durchwandern, das 
Schicksal vielleicht nicht so bald wieder einen be- 
schaulichen deutschen Poeten hinsendet. Diese Ge- 
genden, Städte, Völker und Gebäude haben wohl längst 
auf einen Dichter gewartet. 

Es freut mich, daß Sie auch von doit an unsern 
hiesigen literarischen und journalistischen Kreisen theil 
nehmen. Was Sie indeß zum Lobe des Weiße schen 
Aufsatzes über Heine in den Jahrbüchern sagen, ist 
nicht die allgemeine Stimme über diese Recension. 
Viele meinen, W. sei gar zu schulmeisterlich und 
kleinlich hier mit einem Humoristen , gegen den man 
wenigstens auf andere Weise polemisiren müsse, ver- 
fahren. Meines Erachtens, der ich den Aufsatz nur 
halb (bei Stehely) gelesen, hat er ihn gar au gründlich 
bcurthcilt, und gegen eine Natur, wie Heine ist man 
im Nachtheil, wenn man nch zu gründlich mit ihr ein- 
läßt. Uebrigens irren Sie, wenn Sie zu glauben scheinen, 
ich sei ein Gegner Weiße's; ich habe ihm vor einiger 
Zeit anonym in den Blättern f. L U. eine sehr lebhafte 
Auseinandersetzung zu Theil werden lassen. Sic selbst 



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Charlott« Slicgliti- 
Nach einet Lithographie «oa fleck. 



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5 



aber kennen Weißt nicht, oder wenigstens nicht seine 
neueren Schriften, wenn .Sie meinen , er sei ein An- 
hänger der Hegel sehen Philosophie, gegen die er ja 
so scharfsinnig zu Felde gezogen ist, troi/dem, daß er 
sich im Formellen der Methode dieser Philosophie an- 
schlieOt. 

Ihre Gruße an hiesige Freunde sind mcistenthcils 
bestellt und herzlich erwidert. Der wackere Schott 
hat Ihren Aufforderungen schon früher entsprochen; 
ich wünsche recht von Herzen, daß sich für ihn etwas 
dunstiges gestalten möge, so sehr es auch zu bedauern 
wäre, ihn hier zu verlieren. Jetzt hat er seinen Bruder 
wieder, der zurückgekehrt ist, was dem Einsamen 
wohl thun wird. Klein hat mi' h in der letzten Zeit 
öfter besucht; er ist bei Weitem besser, als mir Kühne 
eingeredet hatte; es ist ein eminentes Talent in diesem 
jungen Menschen, das bei weniger Leichtsinn in der 
eigenen F.nt\w< kclung , nothwemlig herrliche Fruchte 
tragen muß. Lehmann ist jetzt in Wien; mochte ihn 
diese Reise erheitern und starken, er sah in den letzten 
Tagen fast bis zum Erschrecken angegriffen aus. 
Nichts aber ubertrifft an Behaglichkeit unsern Dr. Veit; 
seine Bräutigam-Saison in Weimar hat ihn uns nur 
noch runder und fetter wieder zurück gebracht; an 
wackrer und tüchtige! Gesinnung ist er der Alte. Auch 
Referendar D. empfiehlt sich Ihnen, er ist mein 
I (oratio, wenn ich Hamlet wäre. Zu Horns komme 
ich jetzt nicht; ich bin mir immer bei dem Manne wie 
ein Wolf im Schafskleide vorgekommen, da mir bei 
seinen weichlichen Gebcrdcn im Geheimen immer die 
schändlichsten Wit/e als naturlicher Gegensatz ein- 
fielen; Gegensätze rufen sich ja durch sich selbst her- 
vor. Ich mag das aber nicht mehr, und so halte ich 
mir jetzt entschieden alle Verhältnisse vom Leibe, in 
denen ich mich und meine, doch nun einmal mensch- 
lich gemischte, Natur verstellen muß. 

t"nd nun noch die angelegentlichsten und herz- 
lichsten druLie an Ihre liebe Frau, die ihre Stroh- 
witwenschaft, wahrend der Andere der beiden In- 
separabeln gen Osten entflogen ist, gewiß sinnig dazu 
benutzt haben wird, nun das hausliche und gesellige 
Leben in Petersburg recht aus dem Grunde kennen zu 
lernen. Ich freue mich auf den Schatz feiner Be- 
obachtungen, der sich als Gewinn künftiger Unter- 
haltungen für uns daheim sitzen gebliebene Berliner 
verspricht. Gott mit uns' 

Ihr aufrichtiger treuer 

Th. Mündt. 

Eine unbefangene Freundschaft zweier jungen, 
im Alter nicht sehr verschiedenen Autoren 
spricht aus diesem ersten Briefe, und die Gattin 
des einen ist die fröhliche Teilnehmerin dieses 
Bundes. Der Brief schildert uns ferner Mündt 
in seiner Tätigkeit, die einstweilen noch mit 
Vorliebe der Novelle zugewandt war. Den 
von ihm erwähnten „Bibeldieb" hatte kurz vor- 
her das Stuttgarter „Morgenblatt" gebracht 
(Nr. 131 bis 144 vom l. bis 17. Juni 1833. 



Aufgenommen in Mündts „Charaktere und Situa- 
tionen", 1837, l. Teil). Eine zweite Novelle 
aus diesem Jahr hat sich jedoch nicht fest- 
stellen lassen. Der „Kampf eines Hegelianers 
mit den Grazien" ist eine „philosophische Hu- 
moreske"; sie war schon vorher in einer Zeit- 
schrift erschienen und stand nun an zweiter 
Stelle in den „Kritischen Wäldern", die „der 
Frau l>oktorin Charlotte Stieglitz in inniger 
Verehrung gewidmet" waren. Mündt selbst 
hatte, wie alle Jungdeutschen, die Schule Hegels 
durchgemacht, und wenn er auch bald den 
l< »gischen Zwang dieses philosophischen Systems 
abzuwerfen strebte, wie er ja überhaupt die 
fuhrenden Geister jener Epoche, unter anderen 
auch Steffens und Heine, mit etwas übermü- 
tigem Stolz zu „uberwinden" liebte: das Rüst- 
zeug und die Formeln dieser Schule hat er 
trotzdem, wie das ganze junge Deutschland, 
nie ganz verlaugnen können. Zur Geschichte 
der Philosophie Hegels gehört diese ungeheuer 
tiefe Wirkung auf das ganze zeitgenossische 
geistige Leben und besonders auf die Literatur, 
eine Wirkung, die vielleicht nur der Friedrich 
Nietzsches gleichk« mimt. Der schweren geistigen 
Arbeit aber, die Hegels System voraussetzte, 
waren die wenigsten gewachsen, und so lenkten 
sie denn nach einer Strecke Weges ab, um 
dadurch nun erst recht in eine philosophische 
Wildnis hineinzugeraten, aus der sie sich dann 
durch die Hilfe der Grazien herauszufinden 
hofften. Die Gemeinde Hegels war damals 
noch, kurz nach seinem plötzlichen Tode, in 
den wissenschaftlichen Kreisen Berlins sehr be- 
deutend, und Mündts kecke und pikante Satire 
gegen das unpoetischc, geradezu alle Poesie 
abweisende Element in Hegels Philosophie 
konnte jetzt, wo sie in dem ersten kritischen 
Buche eines schon bekannten jungen Autors 
erschien, nicht ohne Rüge bleiben. Die „Jahr- 
bücher für wissenschaftliche Kritik", die treff- 
lich redigiert wurden und nur eine Abhängig- 
keit, die von einem stupiden Zensor, kannten, 
schützten ihren Mitarbeiter Mündt nicht vor 
einer derben Abfertigung, die seinen „Kritischen 
Waldern" in diesem Monat August 1833 wurde. 
Der A. B. unterzeichnete, wohl von dem Gym- 
nasialprofessor Agathon Bcnary verfaßte Auf- 
satz in Nr. 38 der .Jahrbücher" läuft auf das 
Urteil hinaus, daß Mündt zu den Geistern ge- 
höre, die die „Lückenhaftigkeit ihres Denkens 



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Hoiiben, Jungdentsche I.«benswiiTeu. 



durch eine Weichlichkeit der Empfindung aus- 
zufüllen" suchen, wenigstens in der Philosophie; 
aber auch in den anderen Disziplinen, in denen 
Mündt wie seine jungdeutschen Kollegen einige 
Universalitat erstrebte, geht der Kritiker ihm 
scharf zu Leibe. Auf diese Abfertigung be- 
zieht sich die obige briefliche Äußerung Mündts 
von dem plötzlichen Verdruß der Hegelianer. 

Eine noch viel schärfere, ja maßlose Ab- 
weisung hatte sich in denselben .Jahrbüchern" 
kurz vorher ein intimer Freund des Redakteurs 
Varnhagen, Heinrich Heine, gefallen lassen 
müssen. Gegen Heines jüngstes Buch „Zur 
Geschichte der neuern schonen Literatur in 
Deutschland" hatte im Mai 1 833 der Leipziger 
Philosoph Christian Hermann Weiße in unge- 
wöhnlich heftiger Weise die Anklage der Fri- 
volität erhoben, die nur auf Verkleinerung des 
Großen und Verunglimpfung des Edlen in der 
vaterländischen Literatur ausgehe, um die Eitel- 
keit der „grande nation" zu kitzeln, und be- 
sonders seinem „Ekel" gegen Heines Äußerung 
über Goethe kräftig Ausdruck gegeben; in einem 
mit Pathos und Satire wohl gespickten Thesen- 
stil zieh er den jungen Fant des Neides, des 
Hochmutes und der Frechheit gegenüber dem 
Olympier, und dieses Urteil an solcher Stelle 
konnte nicht ohne Aufsehen bleiben. Das 
spiegelt sich denn auch in dem obigen Briefe 
wieder, der die Kritik Weißes nur als „zu 
gründlich" bezeichnet, ihrer Tendenz aber im 
wesentlichen zustimmt, denn Mündt pflegte 
mit Nachdruck seine Geringschätzung Heines 
zu äußern. 

Neben Mündt sehen wir in dem obigen 
Briefe auch den jüngeren Freundeskreis des 
Ehepaares Stieglitz vorbeipassieren. Wilhelm 
Schott war ein junger Philologe der chinesischen 
Sprache, der wohl auch der akademischen Kar- 
riere zusteuerte. Auch er war Mitarbeiter des 
„Magazins", und Lehmann ist kein anderer 
als der erste Redakteur dieser Zeitschrift, Julius 
Lehmann. Franz Horn, ein wässriger Nieder- 
schlag der Romantik, ist genugsam bekannt, 
und das Verhältnis des Jüngern zu dem Ver- 
treter der alten Schule ist recht charakteristisch. 
Für den Referendar D. fehlt mir jede Inter- 
pretation. Dr. Veit ist der Verleger Moritz 
Veit, der erst seit einem halben Jahr die lite- 
rarische Laufbahn mit der aussichtsvolleren 
eines Verlegers vertauscht hatte. Als Lyriker 



nicht unbegabt, hatte er mit Stieglitz und Karl 
Werder 1830 den „Berliner Musenalmanach" 
herausgegeben, hatte in Jena studiert und sich 
den philosophischen Doktorgrad erworben, auch 
ein Buch über den Saint-Simonismus veröffent- 
licht, das beim jungen Deutschland nicht ohne 
Einfluß blieb, aber dann mit dem Buchhändler 
Joseph Levy (später Lehfeldt) ein Verlagsgc- 
schäft übernommen, dessen Hauptartikel in dem 
„Berliner Wohnungsanzeiger" bestand. Seine 
Finna verlegte auch das Denkmal „Charlotte 
Stieglitz", und Veits Biograph in der Allge- 
meinen Deutschen Biographie schreibt ihm 
sogar eine Teilnahme an der Redaktion dieses 
Buches zu, ohne indes anzugeben, worauf sich 
diese Angabe gründet Im Juni 1834 hatte 
Veit seine Ehe mit Johanna Elkan aus Weimar 
geschlossen. 

Am interessantesten aber ist Mündts Mit- 
teilung über Klein, den späteren Verfasser der 
vielbändigen „Geschichte des Dramas", die 
leider nicht bis zum deutschen Drama vorge- 
drungen ist Zur Zeit des Mundtschcn Briefes 
war Klein etwa 25 Jahre alt; genaueres 
wird wohl noch einmal festgestellt werden, 
wenn die Literaturforschung sich seiner an- 
nimmt was kaum zu vermeiden ist Er durfte 
damals schon als Phänomen an Gelehrsamkeit 
gelten; als Fünfzehnjähriger hatte er die Wiener 
Universität besucht, hatte bereits den philoso- 
phischen und juristischen Doktorgrad erworben, 
war in fast einem Dutzend Sprachen so zu 
Hause, daß er sie sogar in Versen beherrschte, 
und war in diesem Sommer 1834 eben beschäf- 
tigt, sich auf der Berliner Universität den me- 
dizinischen Doktorhut zu holen. Am 15. Oktober 
1834 promovierte er hier. Seine Opponenten 
waren drei Mediziner, die Doktoren Boeckh, 
Ketteier und Reichenau. Seine Dissertation 
„De pertussi" (Der Keuchhusten), die auf der 
Königlichen Bibliothek in Berlin zu finden und 
der ihr anhängenden Selbstbiographie wegen 
zu beachten ist, trägt die Widmung: „Amico 
candido, s|>ectatissimo, humano, Henrico Stieglitz, 
Doctori philosophiae, poetae insigni, humile hoc 
inaugurale speeimen amantissima mente devo- 
vet Auetor." Diese und weitere Mitteilungen 
Mündts über Klein sind deshalb besonders 
wichtig, weil grade die dreißiger Jahre in Kleins 
Leben noch sehr im Dunklen liegen und grade 
hier sich seine erste engere Beziehung zur 



7 



modernen Literatur, der er als Kritiker und auch 
als dramatischer Dichter angehören sollte, an- 
knüpft 1901 veröffentlichte Professor Wilhelm 
Wetz in der Sonntagsbeilage zur „Vossischen 
Zeitung" einen umfangreichen Aufsatz: r J. L. 
Klein als Berliner Journalist", und auch hier 
waren diese dreißiger Jahre aus Mangel an 
Material nur ganz flüchtig und unsicher be- 
handelt. Allerdings hatte schon Stieglitz in 
seiner Selbstbiographie einige Mitteilungen iiber 
Klein in diesen Jahren gemacht, die dem Ver- 
fasser jener inhaltreichen Studie entgangen sind. 

Soviel über die Persönlichkeiten der in 
Mündts Brief genannten Freunde, die uns noch 
häufiger begegnen werden. Die Reiseskizzen 
aber, die Stieglitz dem Berliner Bekannten- 
kreise versprochen hatte, blieben aus und be- 
schränkten sich auf den von Mündt erwähnten 
Brief vom 17. und 18. Juli. Er ist im „Maga- 
zin für die Literatur des Auslandes" (Nr. 96 
vom 12. August) abgedruckt und schildert den 
Wassersturz von Imatra, ein Fest in Peterhof 
und eine Begegnung mit Ignaz Aurelius Feßler 
in Petersburg. Ein von Stieglitz abgeschlos- 
senes Manuskript „Drei Jahre auf Reisen und 
in der Heimat", von dem er in seiner Selbst- 
biographie mehrfach spricht, scheint sich in 
seinem Nachlaß nicht mehr gefunden zu haben; 
der Herausgeber seiner Briefe, sein Neffe L. 
Curtze, sagt weiter nichts darüber. 

Eine diesem fragmentarischen Reisebrief zu- 
gefügte redaktionelle Notiz, die von M. V. (also 
Moritz Veit) unterzeichnet ist, teilte mit, daß 
Stieglitz jetzt auf einer Reise nach Nischni- 
Nowgorod und Kasan begriffen sei; Charlotte 
blieb unterdessen bei den Petersburger Ver- 
wandten. Damit findet auch die obige Rede- 
wendung in Mündts Brief ihre Erklärung. 

II. 

Hippels tiatürliclter Sohn. 

Der Glanzpunkt in Mündts Essaisammlung 
„Kritische Wälder" ist unstreitig sein umfang- 
reicher Aufsatz über Hippel. Als „biographische 
Andeutung" hatte er bereits 1832 in der Brock- 
hausschen Sammlung „Zeitgenossen" 1 gestanden 
und bereits zwei Jahre früher hatte Mündt im 
Anschluß an die Rcimersche Ausgabe der 

« Zeitgenossen. Ein biographische« Magazin für die 
Ausgegeben am I. Joni 1832. 



Schriften Hippels in den „Blättern für litera- 
rische Unterhaltung" (1830 Nr. 323) diesem 
seinem literarischen Lieblingshelden eine Vor- 
studie gewidmet Was ihn an diesem Cha- 
rakter reizte, ist nicht nur für das Zeitalter der 
„Zerrissenen", für das junge Deutschland cha- 
rakteristisch; die Vorliebe für solche zwiespäl- 
tigen Charaktere ist eine Begleiterscheinung 
aller literarischen Revolutionen. „Mit tiefstem 
Anteil," erklärt Mündt, „gehe ich an die Lebens- 
entwickelung dieses Charakters, der mir, ich 
gestehe es, eben deshalb so anziehend ist, weil 
ihn die Welt, nämlich das, was man im ge- 
meinen Sprachgebrauch Welt nennt, so ab- 
stoßend findet und finden muß. Nicht als ob 
ich ihn als einen durch seine unmittelbare Per- 
sönlichkeit anziehenden Mann hinstellen wollte; 
denn in dieser Hinsicht war er es nicht; sondern 
vielmehr in der Ansicht, daß ein Charakter, in 
welchem das Göttliche und Irdische abwechselnd 
und gewaltsam um die Oberhand ringt, und der 
in diesem Ringen seiner Natur nach oben und 
unten einen wahrhaft menschlichen Kampf 
durchgekämpft, von dem er vielleicht der Welt 
um ihn meistenteils nur das schroffe Schwerter- 
geklirr seines innern Widerstreites zu hören 
gegeben haben mag, aus dem sich aber nach 
der verborgenen Innenseite seines Wesens zu ein 
höheres, blütenvolles Leben entwickelte, das er in 
heimlichen Mußestunden seinen Schriften, deren 
äußern Ruhm er gern andern überließ, einpflanzte 
- daß ein solcher Charakter im tiefern Sinne 
anziehender erscheinen muß, als jene glatten 
Persönlichkeiten, welche, weil sie wegen ihrer 
Stofflosigkeit weder mit sich selbst noch mit 
der Welt je in Widerspruch geraten können, 
nie abstoßend gefunden werden und daher, 
durch ihre leichte Beweglichkeit überall Glück 
machen, vorzugsweise als anziehende Naturen 
zu gelten pflegen." Mit feinstem psycholo- 
gischen Zartgefühl verfolgt dann Mündt das 
gemeinsame Wirken von Dichtung und Wahr- 
heit in Hippels Schriften und lieben und be- 
sonders in seiner Selbstbiographie, die von 
Gegnern als herausfordernde Fälschung be- 
zeichnet worden war. „Th. G. von Hippels 
Lebenslauf nach aufsteigender I inie", so nannte 
Mündt seine Untersuchung und deutete damit 
auch das Ziel derselben an, das er zudem 

Geschichte unserer Zeit Vierten Bandes I. und 2. Heft. 



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8 





Nach etaer Lithographie ton Ax. Becker. 



gleich am Anfang klar und deuttich bezeichnet: 
„Hippel war nicht nur der selbstbewußteste Be- 
obachter seiner eigenen Lebenslinie, sondern 
er arbeitete auch mit planmäßiger Anstrengung 
daran, ihr durch ein genau berechnetes Getriebe 
die Richtung zu geben, welche sie in den Ver- 
hältnissen von Zeit und Welt nehmen sollte 
und nahm. Sein Lebenslauf erscheint aber 
demgemäß in einer fortwährend aufsteigenden 
Linie; denn während er, den Kant einen Zen- 
tralmenschen nannte, als Schriftsteller im I )enken, 
Dichten und Forschen die geistige Höhe seines 
Jahrhunderts erstiegen hatte, sich jedoch wunder- 
bar genug auf diesem Gipfel seiner innerlichen 



Größe vor seinen Zeitgenossen verbarg und in 
Anonymität einhüllte, rang er dagegen zu gleicher 
Zeit mit rasüoser Geschäftigkeit darnach, auch 
die weltlichen I löhemesser seines I^ebcns immer 
weiter hinaufzuschrauben und den möglichst 
glanzenden Besitz äußern Ansehens durch Staats- 
ämter und Reichtum sich anzueignen." Unter 
diesem fest eingehaltenen Gesichtspunkt schildert 
Mündt, wie Hippel als Dichter in seinen „Lebens- 
läufen" seine eigene Biographie sich vorge- 
zeichnet hatte, als Mensch mit Aufbietung aller 
Kraft und mit glänzendem äußeren Erfolge 
ihr nachlebte und in seiner Selbstbiographie 
sie nachphantasierte, und kommt auf diesem 



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9 



überraschend sicheren Wege zu einer schönen 
und herzlichen Würdigung dieses Mannes, 
„welcher durch sein stillstandsloses Streben zur 
1 lohe in inneren und äußeren Dingen und durch 
den daraus notwendig hervorgegangenen un- 
vereinbaren Widerspruch dieser beiden Seiten 
seiner Natur sich in der schönsten Fülle seiner 
Kräfte doch nur selbst verzehrte". 

Ob die Richtung, die Mündt selbst spater 
seiner Laufbahn geben sollte, einer Wesens- 
verwandtschaft mit Hippel zuzuschreiben ist, 
ob dieses Streben, dem innern Reichtum auch 
eine würdige äußere Gestalt zu erringen, nicht 
allein ein Kennzeichen Hippels oder des ganzen 
jungen Deutschlands, sondern vielmehr ein all- 
gemein modernes Symptom ist, kann hier nicht 
weiter erörtert werden. Für sich selbst we- 
nigstens gab Mündt eine solche innere Ver- 
wandtschaft mit dem Dichter der „Lebensläufe", 
dessen beide Vornamen er führte, mit einiger 
Koketterie zu, ja er verstieg sich im Eifer des 
Gefechts so weit, sich „Hippels natürlichen 
Sohn" zu nennen. Dies geschah in seinen wei- 
tern Briefen an das Ehepaar Stieglitz, bei dem 
die zugestandene „problematische Ähnlichkeit" 
Mündts mit Hippel voll angstlichen Mißtrauens 
aufgenommen wurde. 

Diese weitern Briefe führen uns bereits in 
den Beginn des verhängnisvollen Jahres 1834. 
Heinrich Stieglitz war nach Berlin zurückge- 
kehrt und hatte sich wieder auf einige Zeit 
in die ihm verhaßten Geschäfte eines Biblio- 
thekars der Berliner Königlichen Bibliothek ge- 
funden; in seiner Selbstbiographie bezeichnet 
er diesen Winter 1833/34 als eine der „schönsten 
Perioden unseres Doppellebens". Reicher ge- 
selliger Verkehr wechselte mit ergiebigen Dichter- 
stunden, und es hatte den Anschein, als ob die 
sommerliche Reiseerfrischung auf lange Zeit 
vorhalten werde. Stieglitz bereitete die zweite 
Auflage seiner „Stimmen der Zeit" vor; zu dem 
schmalen Bändchen von Gegenwartsgedichten, 
das 1832 erschienen war, hatten sich weitere Bei- 
träge gefunden. Ehe die neue Sammlung zum 
Drucker wanderte, wurde sie Mündt zur Durch- 
sicht anvertraut Von den beiden in seinem 
Brief erwähnten hinzugekommenen Liedern ist 
das eine, mit dem Lutherwort „Der Geist aber 
machet ein lustig und frei Herz" betitelte im 
Morgenblatt (1834. Nr. 163 vom 9. Juli) ab- 
gedruckt; das andre „Hellas Wiedergeburt" 

Z. f. B. 1905/1906. 



verdankt einer abendlichen Kontroverse mit 
Henrik Steffens seine Entstehung; ich werde 
darauf noch zurückkommen. 

Der vertraute personliche Verkehr in diesem 
Winter, der „jour fixe" im Stieglitz sehen Hause, 
die gemeinsamen Besuche von Konzerten und 
Theatervorstellungen waren naturlich einem 
ausgedehnteren Briefwechsel nicht günstig, und 
dieser mußte sich daher leicht auf gelegent- 
liche Notizen vorwiegend literarischer Art be- 
schranken oder da wieder aufgenommen werden, 
wo eine momentane Spannung die briefliche 
Äußerung der mundlichen vorzog. Bis zu diesem 
Januar 1834 klafft daher in dem Briefwechsel 
der Freunde eine Lücke, die nur durch drei, im 
„Denkmal" mitgeteilte Briefe Charlottens ausge- 
füllt ist Die beiden ersten vom 7. und 8. Novem- 
ber 1833 betreffen Mündts „KritischeWaldcr" und 
Einzelheiten darin, der dritte vom 7. Januar 1834 
Charlottens Verhältnis zu Rahel. Dem zweiten 
Brief, dessen letzter Absatz handschriftlich 
„den 8ten November Nachmittags" datiert ist, 
folgt im Original noch eine spätere Nachschrift: 

Mittwochs den ijten. 
Ich sende Ihnen mit einem herzlichen Guten 
Morgen die wenigen unbefangenen Zeilen, die ich noch 
an jenem Nachmittage niederschrieb, um Ihnen 
wenigstens meinen guten Willen zu zeigen. Seit Ihrem 

herrlichen Briefe bin ich verstummt warum? 

Scheint« manchmal doch, als wenn mit zunehmender 
Klarheit auch zunehmende Rathsei in uns aufsteigen. 
Ihre Sie innigst hochschätzende 

Charlotte Stieglitr. 
Von den Briefen Mündts scheinen also doch 
etliche nicht erhalten zu sein, da die Fortsetzung 
des Briefwechsels auch erst Ende Januar 1834 
wieder einsetzt. Eine absichtliche Vernichtung 
aber scheint mir unwahrscheinlich, da diese 
wohl ebenso die nächsten Briefe betroffen 
hätte, deren Tonart, unter dem Druck einer 
augenblicklichen Verstimmung wieder empor- 
schnellend, in schöner, wenn auch vielleicht 
etwas überschwenglicher und daher gefahrlicher 
Weise alles das sagt, was über die innige 
Freundschaft der drei gesagt werden konnte. 
Für Theodor Mündts Charakteristik sind diese 
beiden nächsten, unmittelbar aufeinander folgen- 
den Briefe von ungemeiner Wichtigkeit: 
Mündt an Heinrich Stieglitt. 
Ich sende Ihnen hier, theuerster Freund, Ihre 
„Summen der Zeit" mit herzlichem Dank wieder, weil 
ich Dienstag Abend verhindert bin, sie selbst zu über- 
bringen. Die hinzugekommenen neuen sind von der 

2 



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IO Hoaben, JungrleuUche Lebcnswirren. 



Art, daß ihnen durch mich keine Verzögerung in der 
Abscndung zugefügt »erden darf. Ich wünsche ihnen 
also nur noch Glück auf den Weg, das ihnen werden 
wird, da der Gott mit ihnen ist. „Hellas Wiedergeburt" 
ist geworden, was es werden musste. „Der Geist aber 
machet ein lustig und frei Herz" ist eines Ihrer schönsten 
Gedichte. Unter den alten, aber neu gelesenen haben 
mich „Unsere Zeit" und „Rechenschaft*' wieder be- 
sonders erquickt Näheres mündlich, da ich in diesem 
Augenblick zum Schreiben zu unruhig bin, wie Sie 
auch schon meiner Handschrift ansehen werden. 

Sollten Sie Herrn Ries und Quartett-Comp. sehen, 
und ihm vielleicht das Blatt der Staats Zeitg. entgangen 
sein, worin ich sein Konzert erwähnt, so bitte ich, ihm 
das Beiliegende miuutheilen. Ich konnte und durfte 
es freilich nur mit dürren Worten thun. Auch pfusche 
ich ja nur so in die musikalische Kritik hinein, da ich 
doch eigentlich nichts von Musik verstehe. 

Was den Camoens betrifft, so ersuche ich Sie, den 
selben möglichst allein auszulesen, und ihn mir 
spätestens bis Donnerstag Mittag zurückzuschicken, 
wo ich ihn abgeben muß. 

Ihre Frau Gemahlin bitteich, meine problematischen 
Aehnlichkeiten mit Hippel doch ja nicht zu „ignoriren"! 
Ich will keinen Pardonl Ignoriren sieht doch immer 
wie Pardon aus, den kein wackerer Kämpe annimmt. 
Bin ich ein ebensolcher Taugenichts, wie Hippel (der 
meine baden Vornamen sogar fuhrt: Theodor Gottlieb) 
so will ich auch wie Hippel verdammt sein. Ich hatte 
mir freilich nie träumen lassen, dali diese Achnlichkcit, 
die ich selbst zuerst in aller Unschuld ausgesprochen 
hatte, je zu Consequenzen auf meinen Charakter be- 
nutzt werden könnte, und deshalb gestehe ich Ihnen, 
dali eine diesfallsige Bemerkung an jenem Quartett- 
abend mich tief erschreckt hat. Vor einem weiteren 
Ausspintisiren jener Consequenzen kann ich noch in 
diesem Augenblick zusammenschaudern, da ich mir 
hier auch das Weiteste, par conscqucncc als möglich 
gefallen lassen müsste. 

Ich kann mich nicht als angegriffen cingestehn, 
deshalb kein Wort zu meiner Rechtfertigung. Nur was 
meinen mir oft zu Gcmüth geführten Charakterfehler 
der sogenannten Verschlossenheit anbeträfe, bemerke 
ich Ihnen, aus wahrer inniger Freundschaft, folgendes: 
In meinen Augen ist wirkliche Verschlossenheit ein häß- 
licher, gelber Gifttropfe auf dem reinen Krystallspiegel 
eines freundschaftlichen Umgangs! Im Anfang unserer 
Bekanntschaft, wo wir noch keinen eigentlichen tieferen 
Freundes-Umgang unter uns entwickelt hatten, mag 
ich gegen Sie verschlossen gewesen sein, weil ich 
schwer, aber dann um so fester vertraue ; haben Sie 
mir doch selbst gestanden, dali auch Sie im Anfang 
Rückhalte gegen mich gehabt Aber seit einer gewissen 
Zeit, und namentlich seit dem letzten ganzen Jahre bin 
ich mir keiner Verschlossenheit, keiner Rück- noch 
Hinterhalte gegen Sic bewußt; mein Verhältnis zu 
Ihnen beiden war vielmehr in der letzten Zeit mein 
einziges, in dem ich mich offen, gern und mit Lust 
mittheilcn mochte und konnte, und worin ich mich 
selbst mit meinen mannigfachen thörichten literarischen 
Planen, die ich bloßgab, gehen licli. Bei Verschlossen- 



heit ist kein wahrer Umgang möglich! kein Zusammcn- 
w eiterleben denkbar I Und mir müßte fortan jedes 
Wort im Halse ersterben, das ich zu den Andern 
sagte, wenn ich immer denken mußte, man vermuthe 
doch eigentlich etwas Anderes versteckt in meiner 
verschlossenen Seele! Ich wiederhole es Ihnen, es 
ist nichts Feindliches in mir, das ich nicht auch den 
Muth haben sollte, Ihnen herauszusagen! Glauben Sie 
mir, es fehlt mir nicht an Muth! Ich stehe sehr un- 
abhängig im Leben da, weil ich wenig bedarf, und 
habe mir diese Unabhängigkeit immer erhalten, um 
ganz und in allen Verhaltnissen wahr sein zu können ! 
Was sollte ich für Gewinn an Ihnen durch Unwahrheit 
machen? Ich bin streng und gewissenhaft in einem 
freundschaftlichen Umgang, den ich wirklich von 
Herzen ergriffen hatte. Ich mag sonst ein schlimmer 
Gesell sein, aber an eiserner Gewissenhaftigkeit soll 
mich Niemand übertreffen. Aber ich muß ein unglück- 
seliges Etwas in meiner Art und Weise an mir haben, 
das mir den Anschein von Verschlossenheit und Zurück- 
haltung bei Ihnen noch immer geben konnte. Zugleich 
kommt es mit daher, daß ich sehr wenig Werth auf 
alles das lege, was mich selbst betrifft, und oft garnicht 
einmal vorauszusetzen wage, daß es Andere intcressiren 
könnte | daher ich oft meine Personalitäten nicht vor- 
zubringen wage und mich nachher verwundere, w enn 
ich höre, daß die Leute grade gewünscht, ja als schick- 
lich erwartet hatten, daß ich ihnen etwas darüber sagte. 
Dann schmerzt es mich. Aber man habe nur Geduld 
mit mir, man sei tolerant! Habe ich Ihnen auch nur 
ein einziges Mal Charaktervorwürfe gemacht? Unter 
den höchst wenigen guten F.igcnschaften, die ich be- 
sitze, muß ich mir jedoch auch die Toleranx zurechnen. 
Hr. Reilstab hat Recht, darin bin ich Optimist! Ich 
weiß jeden Charakter auch noch in einem erträglich 
hellen Lichte zu sehen, ein Charakter (wenn er fertig 
ist) ist eine organisch gegliederte Pflanze, was kann 
die Pflanze dafür, wenn sie stinkende Blatter mit in 
ihrem Kelche hat, die Sonne Gottes scheint doch 
über sie, Licht, Farbe und Luft haben sich auch an 
ihrem Organismus bethäligt. Ich liebe auch die Pflanzen, 
an denen ein schleichender Wurm nagt, ich fühle mit 
ihnen, ich kann mit ihnen denken und weinen, ja ich 
kann sie verherrlichen. Und so sah ich Hippel! 

Doch — es ist vielleicht eine Schwäche von mir, 
daß ich über diesen Gegenstand so außer mir gcrathe; 
die Bemerkung Ihrer verehrten Frau war nicht einmal 
so scharf gemeint — aber es ist wenigstens menschlich 
und natürlich, daß man sich da am meisten verletzt 
fühlt, wo man am meisten geliebt hat 

Aufrichtig bedauernd, aus der Haut nicht heraus- 
zukönnen, in der ich nun einmal (leider!) stecke, und 
zugleich heilig versichernd, daß ich mir gem die idealste 
Menschheit zulegen möchte, wenn ich sie nur irgend 
wo für Geld oder gute Worte auftreiben könnte (an 
dem Quartett-Abend lief ich nachher noch wie rasend 
auf der Straße danach umher), Alles dies also ver- 
sichernd, bin ich in unveränderter treuer Freundschaft 

Ihr 

Theodor Gotüieb Mündt, 
Berlin, 13. Januar 183.1. Hippels natürlicher Sohn. 



II 



Diese herbe, anklagende und zugleich heraus- 
fordernde Selbstverteidigung konnte auf Char- 
lotte den schmerzlichsten Eindruck nicht ver- 
fehlen und einige Bricfzcilen, die nicht erhalten 
sind, gaben dem auch Worte. Sie enüockten 
dem „natürlichen Sohne Hippels" ein weiteres, 
von idealster Auffassung getragenes, poesie- 
volles Geständnis: 

Mündt an Charlotte Stieglitz. 

Aus innigster Seele verehrte Freundin! Der Lebens- 
wirren ist einmal kein Ende; die sich am beuten ver- 
stehen, mißverstehen sich, und so mußte ich sogar Sie, 
die heiligste Gestalt meines Leben«, verletzen, weil ich 
um Alles nur von Ihnen nicht hatte verkannt sein 
wollen. Ich darf, so tiefbewegt und unfähig ich auch 
in diesem Augenblick bin, Ihre heutigen Zeilen nicht 
ohne Entgegnung lassen. Könnte ich Thranen zu 
Worten machen, so wäre schon ein ganzes Buch für 
Sie geschrieben voll von den geheimen Dämonen 
menschlicher Sümmungen, die uns immer treiben, an 
dem zu zweifeln, was wir doch, wäre selbst der Zw eifel 
wahr, nie aulhören könnten zu verehren. Der Zweifel, 
der nur ein Milchbruder der Sehnsucht ist, ist aber 
eben der schönste Bürge unseres ewigen Zusammen- 
hanges mit dem Gegenstande, an dem wir zweifeln. 
Damm dürfen wir oft selbst an Gottes Dasein zweifeln 
— wir zweifeln an Gott, weil wir ohne einen Gott nicht 
leben können. 

Wollen, werden Sie mir verzeihn? — Und ich habe 
nicht einmal so an Ihnen gezweifelt. Beim Himmel, 
ich beschwöre Sie, mir zu glauben, daß ich Ihr gütiges, 
mild tiefsinniges Wesen nie, auch nur ein i n Augenblick 
verkannt So thöricht konnte ich selbst in meiner 
kranken Schwermuth nicht sein, mir dies Bild, unver- 
gänglich in meinen Gedanken zu zerstören, das für 
mich eine solche aufrecht erhaltende Lebensbedeutung 
erlangt hatte. Mein Brief war keine Anklage, sollte es 
nicht sein. Ich wollte Sie bitten, mit mir Geduld zu 
haben, wenn ich Ihnen nicht genügte. Und nicht bloß 
meine Hypochondrie sagte mir wie ungenügend ich 
Ihnen eigentlich sein müsse; Ihre Bemerkungen hatten 
nur zu gut den wurden Fleck meines Wesens getroffen. 
Aber ich war mir zugleich bewußt, Ihnen gegenüber 
alle meine Kräfte aufgeboten zu haben, um Ihre 
Freundschaft zu verdienen, und wie man angstlich, ja 
mit kranker Sorge über dem Gegenstand wacht, dessen 
man zumeist versichert sein möchte, so verwirrte sich 
mir an jenem Abend, wo ich (sogar unwohl) auf den 
Scherz Ihrer Worte nicht einzugehen vermochte, mein 
Sinn. Als ich von Ihnen schied, kaum fluchtig Ihre 
Hand berührend, fühlte ich mir aus dem Grund meines 
Herzens eine dunkle Käserei heraufstürzen, sie spielte 
auf mir in Beethovens kurz zuvor gehörten Tönen 
(dessen Musik mich jedesmal krankhaft aufregt \ und 
ich zehrte mich noch den ganzen folgenden Tag mit 
dem fürchterlichen Gedanken ab, daß Sie, mich ver- 
kennend, in meinem Verhältnis zu Ihnen nur ein ganz 
gewöhnliches sähen, und nur aus reiner Bonhommic 



meine negativen Seiten „ignoriren" wollten, während 
ich mich doch schon berechtigt glaubte, für Das, was 
an mir schadhaft, Ihre Heilung, Ihre Rettung, Ihren 
Trost in Anspruch zu nehmen. So kann sich auch 
Dessen, der sich des besten Strebens bewußt ist, eine 
rathsclhaftc Verfinsterung bemächtigen. 

Bei jedem Andern würde ich in diesem Falle ge- 
schwiegen und ewig geschwiegen haben. Ihnen mußte 
ich es sagen. Durch jenen unseligen Brief w ollte ich 
das einmal zur Sprache gebracht und auseinanderge 
setzt wissen, was uns wirklich noch an mir für das 
schönste Zusammenleben, dessen wir vielleicht werth 
sind, stören möchte. In meiner verwirrten, wilden 
Stimmung muß aus dem Brief, wie ich jetzt nach den 
Folgen urtheile, etwas Anderes geworden sein, als ich 
selbst gedacht. Ich bin nur zu bitter für diesen Brief 
bestraft, denn ich habe Sie dadurch betrübt 

Sie zu betrüben? Mein Gott, das ist etwas Neues 
für mich. Ich darf Ihnen wohl nicht erst sagen, daß 
Ihr allererstes Sehen sogleich das tiefste Verstehen 
und geistige Ansehließen geworden. Ich habe Sie 
keineswegs und durchaus nicht erst „später" erkannt, 
nein 1 nein ! Aber das ist richtig, daß ich erst allmählig 
zu Worten kam. Wir stehen ja alle drei drüber über 
den gewöhnlichen Conventionellen Verhältnissen, und 
im Reich des Geistes darf ich Ihnen wohl gestehn, w ie, 
wie sehr ich Sic verehre. Und da, w o mir jeder Zug 
ein Gott ist, muß ich betrübt und verletzt haben» 

Doch man kann und muß ja so viel im Leben ver- 
gessen! Wagen Sie es nur wieder mit mir! Wie 
mochten Sie aber glauben, daß Ihre anmuthigen Zeilen 
vom Morgen jenes Tages mich auch nur im Entfern- 
testen verstimmen konnten? Schon das Erblicken 
Ihrer Handschrift bei solchen Billets ist mir ja immer 
eine Seelenhcitcrung. 

Die Flügelchen richten sich Ihnen gewiß wieder 
auf. Es sind ja Musenflüge], die Sie haben, und die 
bleiben nie lange hängen. Unscrm Duell schenke der 
Himmel seinen Frieden. Ich ergebe mich Ihnen. Wir 
mußten uns auch einmal ducllirt haben. 

Am Ende muß ich selbst die ganze Schuld auf den 
Dämon meines Wirrwarrs schieben, an dem ich noch 
immer arbeite, und der sich nun an mir armem 
Studenten rächt. 

Noch einmal, verzeihen, vergessen Sie! davon 
lebe ich. 

Berün, d. 15. Januar 1834. Abends. 

Theodor Mündt 

Die Versöhnung ließ denn auch nicht lange 
auf sich warten. Chariotte experimentierte 
augenscheinlich gern mit ihren und fremden 
Empfindungen. Unter dem Eindruck Beetho- 
venscher Musik hatten sich die Freunde er- 
zürnt; zwölf Tage später übersendet sie Mündt 
wieder „eine so gefahrliche Waffe", nämlich 
ein Billett zu einer Beethovenschen Symphonie, 
mit den Zeilen, die in dem „Denkmal" unterm 
24. Januar 1834 abgedruckt sind. 



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12 



OL 

Eine Novelle Theodor Mündts. 

Am Schlüsse seines Briefes vom 15. Januar 
1834 schiebt Mündt scherzend die Schuld an 
dem kleinen Zerwürfnis mit dem Hause Stieg- 
litz dem „Dämon seines Wirrwarrs" zu, an dem 
er noch immer arbeite, und auch Charlotte 
knüpft ihr Billett vom 24. Januar an diesen 
Ausdruck an, was schon wahrscheinlich macht, 
daß dies die ersten Zeilen waren, die dem 
Freunde auf sein Geständnis vom 15. Januar 
hin von Charlotte zukamen. Theodor Mündts 
neue Novelle „Moderne Lebenswirren", die im 
Sommer 1834 erschien, ist damit gemeint, und 
dieses Büchlein, an dem Mündt zur Zeit der im 
vorigen Abschnitt mitgeteilten Briefe arbeitete, 
das auch Charlotte in dem Billett vom 2 5. Februar 
1834 (vergleiche Denkmal Seite 264) erwähnt, 
das für ihr Freundschaftsverhältnis voll Be- 
ziehungen ist und in den weiteren Briefen uns 
oft begegnet, bedarf hier einer Charakteristik. 
Von diesem Werkchen, das für Theodor Mündt 
im Mittelpunkt der hier behandelten Zeit steht, 
ist auch der Titel unserer ganzen Untersuchung 
genommen. 

„Moderne Lebenswirren. Briefe und Zeit- 
abenteuer eines Salzschreibers. Herausgegeben 
von D. Theodor Mündt" (Leipzig, bei Gebr. 
Reichenbach. 1834) lautet der vollständige 
Titel dieser Novelle. In der vom Pfingstsonn- 
tag 1834 datierten Vorrede bezeichnet der 
Herausgeber die Briefe als wirklich von einem 
Dritten geschrieben und versucht auch den 
Charakter der Redaktion gelegendich zu wahren. 
Dies Versteckspiel war ein Gebot der Zeitver- 
hältnisse, ebenso wie das Unentschiedene und 
Ungewisse des ganzen Inhalts der Briefe; aus 
der Not war allerdings schon bald eine Mode 
geworden; Gutzkows „Narrenbriefe", Laubes 
„Politische Briefe" und seine vorwiegend in 
Briefen abgefaßte dreibändige Novelle „Das 
junge Europa" waren für Mündt naheliegende 
Vorbilder gewesen. Daß das Buch gar keine 
Resultate habe, sondern nur dazu reize, solche 
zu suchen, hebt er vorsichtig schon in der Vor- 
rede heraus; es wende sich nur an „Sinnende", 
die es verstanden, selbst Resultate zu erzeugen. 

Ein Salzschreiber ist der Verfasser dieser 
Briefe, ein junger Mann, der früher als Student 
in der Hauptstadt gewohnt, mit seinen Studien 



und seinem Dichten Schiffbruch gelitten und 
sich nach „Kleinweltwinkel" zurückgezogen hat, 
um in der eintönigen Tagesfron eines Schreibers 
auf dem Salinenamt alle ehrgeizigen Regungen 
zu ersticken. Ganz aber will sich sein Inneres 
nicht beruhigen; er leidet nämlich am „Zeit- 
polyp" (Seite Ii), und auch die Lektüre der 
geliebten Schriften Goethes vermag es nicht 
mehr, ihn wieder „in die gute, goldene, alt- 
väterische Ruhe eines literarischen Deutschlands 
einzuwiegen und einzulullen" (Seite 126); so muß 
er wehrlos jedem Reiz verfallen und da dieser 
auch nicht ausbleibt, macht er die wunder- 
barsten Motionen durch. Darüber schreibt er 
dann langatmige, mit Einlagen und Episoden 
gespickte Berichte an ein geliebtes Mädchen, 
bei dessen Mutter er als mittelloser Student die 
Miete schuldig geblieben ist Das Mädchen 
ist unterdes Lehrerin geworden. 

Eines Tages taucht nun in Kleinweltwinkel 
ein Herr von Zodiacus auf, begleitet von einer 
geheimnisvollen Großmutter und einer durch 
melancholische Schönheit auffallenden Dienst- 
magd. Man erkennt in diesem sich sehr hoch- 
mütig gebärdenden unheimlichen Fremden bald 
den Mentor des Dr. Faust In dem Werke 
des jungdeutschen Schriftstellers entpuppt er 
sich schließlich als der Parteiteufel; er hat sich 
in dem politischen Tumult seit 1830 heiser ge- 
schrien, und zieht sich eine Weile zur Erholung 
aufs Land zurück. Hier läßt er nun sein Teufels- 
mütchen an dem sich im Innern unsicher füh- 
lenden Salzschreiber aus, um ihm den Zeitpolyp 
zu kurieren, und treibt ihn auf teilweise recht 
humoristische Art durch die verschiedenen 
Lager der damaligen politischen Parteien. Auf 
einem romantischen Nachtspaziergang begeistert 
er ihn für den Liberalismus; bei einem schlemmer- 
haften Frühstück vereidigt er ihn auf das monar- 
chische Prinzip und den Absolutismus in jeder 
Lebensäußerung; nach einem heftigen Wort- 
gefecht jagt er ihn dann in die nüchterne 
Ruhe des juste milieu, bis schließlich doch das 
bessere Selbst des früheren Dichters alle diese 
Schlangenhäute abstreift und der Salzschreiber 
mit der Losung „Forschung, Freiheit Zukunft" 
in die Arme seiner Geliebten zurückkehrt, die 
ihm an ihrer Schule eine Lehrerstelle ver- 
schafft hat 

Poetisch sind Mündts „Lebenswirren" nicht 
hervorragend. Für Naturschilderungen fehlt 



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'3 



ihm jede Neigung. An Varnhagen schrieb 
Mündt einmal, daß die Natur ihn auf die Dauer 
schläfrig mache, er war eben ein moderner 
Stadtbewohner, und wenn er auch in seiner 
Satire gegen Hegel dem Philosophen aus einem 
ahnlichen Verhältnis zur Natur einen Strick 
gedreht hatte, so hat er selbst doch spater 
in seiner „Madonna" die Mißachtung der Natur 
geradezu zum Programm der neuen Literatur 
erhoben. In der Sommernacht auf dem bluhen- 
den Apfelbaum sitzend, treibt der 
Salzschreiber Politik und Philo- 
sophie. Das kleinstädtische 
Milieu, sollte man glauben, 
gäbe Mündt die beste 
Gelegenheit, seinen 
Sinn für das Zier- 
liche in der künst- 
lerischen Wieder- 
gabe kleiner Ver- 
hältnisse und 
Existenzen zu 
entfalten. Von 
den Einwohnern 
Kleinweltwinkels 
scheinen ihm aber 
nur zwei begegnet 
zu sein, die er der 
Beachtung wurdiyt, 
sein Kollege, der 
Kopist Mundus, und 
ein verbummelter Kan- 
didat, der, noch be- 
rauscht von Hambacher 
Begeisterung, als verkrachter 
Theologe zu seinem Vater 
zurückkehrt. Der Kopist Mundus 
sollte wohl eine verkörperte Paro- 
die auf Hcgelsche Philosophie 
darstellen; er leugnet alle Begebenheiten und 
erkennt nur die Gedanken an, mit denen die 
allgemeine Ruhe in die Welt einkehre. Daher 
ist ihm die Kaltblütigkeit das höchste Prinzip 
(Seite 56). Dieser Mann des Begriffs kommt 
aber bei Gelegenheit eines Schützenfestes in 
sehr verhängnisvollen Konflikt mit der von ihm 
geleugneten Begebenheit. Infolge einer Mei- 
nungsverschiedenheit muß er sich mit dem Kan- 
didaten Flitzbogen duellieren, zwar mit unge- 
ladenen Flinten; aber der Parteiteufel Zodiacus 
lädt die Waffen heimlich und so fällt Mundus 




Morttl 



als ein „Opfer der Reflexion" (Seite 54), wah- 
rend der Kandidat Flitzbogen um ein Bein 
verkürzt wird. Dieser heiratet zur Sühne die 
Tochter des von ihm Getöteten und tritt auch 
dessen erledigtes Amt an. Die Brautwerbung, 
deren Zeuge der Salzschreiber Ist, entwickelt 
sich in seiner Schilderung zu einer selbständigen 
Szene (Seite 168 ff), die zwar etwas an Heine 
erinnert und an den Stil, den die Licbeseplso- 
den des „Buches Le Grand" tragen, aber doch 
recht hübsch ist und neben der 
zweiten Episode mit der schonen 
I Kenstmagd Olympia den 
geringen poetischen Fond 
des Buches ausmacht. 
Sind schon sämtliche 
i uftretendenPersonen 
dieser Geschichte 
Personifikationen 
von Begriffen, so 
macht Mündt mit 
dieser Olympia 
den Versuch, die- 
ses Versteckspiel 
zu einer poeti- 
schen Symbolik 
zu vertiefen. Die 
schone Dienst- 
magd ist die ge- 
stürzte Aristokra- 
tie, die, von ihrem 
1 lerrn geknechtet, nur 
zur Nachtzeit wagt, 
sich mit dem glänzen- 
den Flitter der Vergangen- 
heit EU schmücken und wie 
eine Irre klagend über Ruinen 
v.it wandelt Man möchte bei dieser 

Erscheinung an Mörikes Peregrina 
denken, von der Mündt leicht die Anregung 
zu der poetisch anmutenden Gestalt geschöpft 
haben dürfte. 

Für Mündts Biograplüe enthält dieses Büch- 
lein mancherlei beachtenswerte Notizen. Er 
versichert in der Vorrede, daß außer dem 
Schreiber dieser Briefe auch die darin auftre- 
tenden Personen gelebt hätten, vor allem die 
Empfängerin Esperance, den wahren Namen 
der letzteren deutet er durch Sternchen an, 
deren Zahl sich mit der Buchstabenzahl des 
Namens Charlotte deckt Wie die späteren 



'4 



„Unterhaltungen mit einer Heiligen", so sind 
also auch diese Briefe des Salzschreibers im 
Geiste an Charlotte Stieglitz gerichtet. Sogar 
der Geburtstag Mündts, dessen Jahreszahl noch 
nicht aktenmäßig feststeht, läßt sich diesem 
Buche entnehmen ; der Salzschreiber bezeichnet 
einmal den 19. September 1833 (Seite 204) als 
den Tag, an dem er mehr als ein Vierteljahr- 
hundert, also 26 Jahre, alt geworden sei. Auch 
Mündt ist am 19. September geboren und als 
sein Geburtsjahr wäre demnach 1807 festzu- 
setzen. 

Natürlich wimmelt das Buch von aktuellen 
Bezügen und Persönlichkeiten, die fast alle mit 
Namen genannt sind. Am wichtigsten darunter 
sind die Äußerungen über Henrik Steffens, 
dessen Schüler Mündt gewesen war und zu 
dem er in wirklicher Verehrung aufgeblickt 
hatte. Er hat in den „Kritischen Waldern" 
versucht, die schwankende Persönlichkeit dieses 
Philosophen zu erklären und damit zu verteidi- 
gen, wie er ja schon gelegentlich Hippels die 
Berechtigung jedes in sich geschlossenen Cha- 
rakters behauptet hatte. Steffens hat seinem 
ehemaligen Schüler dieses Bemühen sehr übel 
genommen. Dies ergibt sich zunächst aus der 
Darstellung in den „Lebenswirren". Theodor 
Mündt führt sich hier (Seite 110) selbst in seine 
Novelle ein unter dem Namen eines Theodor 
Üst (os-t = Mund-t),' der einmal über Steffens 
geschrieben und „die Einheit und Reinheit des 
Steffens sehen Charakters aus allen Widersprü- 
chen heraus, die sich darin kristallisieren mögen, 
doch zu retten und mit Liebe zu rechtfertigen" 
gesucht habe. Steffens sei darüber sehr unge- 
halten gewesen, weil jener Theodor „den großen 
Steffens besser habe verstehen wollen, als der 
große Steffens sich selber verstanden hat", die 
faktische Äußerung eines Kritikers über Theo- 
dor Mündts Aufsatz, die auch der nächste Brief 
an Charlotte Stieglitz zitiert Bestätigt wird 
dieser Bruch mit Steffens auch durch eine 
unterdrückte Stelle in Charlottens Billett vom 
8. November 1833, das Mündts Aufsatz zum 
Gegenstand hat Statt „usw. usw." heißt es im 
Original: „Dem Schlüsse nach begreife ich, 
warum sich Steffens vielleicht nicht so gefreut 
hat, wie er es cigenüich hätte tun müssen, 

< Diesen Namen benutzte Mündt auch ab Pseudonym I 
u. a. ist eine ausführliche Kritik über die ersten Bande von 
unteneichnet. 



nachdem ihn ein tiefes Herz, das notwendig 
dazu gehörte, erfaßt und gleichsam herausge- 
kehrt, weil das sich versenkende Eingehen in 
seine Natur ein Drüberhinausgehen wurde." 

Die sich daraus ergebende Gereiztheit zwi- 
schen Mündt und Steffens führte zur Zeichnung 
des letzteren in den „Lebenswirren", wo er die 
„vieldeutig schillerndste Persönlichkeit ihrer Zeit 
und das Überhaupt der Aristokratie der Geist- 
reichen" genannt wird, die Steffens selbst ein- 
mal treffend gekennzeichnet habe (Seite 108 ff.). 
Für diese Charakteristik revanchierte sich dann 
Steffens ein Jahr später, indem auf seine An- 
geberei hin dem schon zugelassenen Privatdozen- 
ten Mündt die angesetzte Probevorlesung an 
der Berliner Universität im letzten Augenblick 
untersagt wurde, ein Vorgehen, zu dem die 
„Posthornsymphonie" der „Madonna" wahrlich 
keine ausreichende Veranlassung bot. 

Auch Heinrich Stieglitz, der keineswegs 
sonderlich revolutionäre Anwandlungen hatte 
und mit Steffens häufig in Gesellschaft zu- 
sammentraf, hatte Mühe, mit dem von ihm 
hochgeschätzten Philosophen, der immer mehr 
einem Hofprediger-Pietismus sich näherte, auf 
die Dauer freundschaftlich auszukommen, und 
einem abendlichen Streit über Goethes Religio- 
sität verdankt das Stieglitzsche Gedicht „Hellas 
Wiedergeburt", wie schon früher erwähnt, seine 
Entstehung; Stieglitz schildert das ausfuhrlich 
in seiner Selbstbiographie (Seite 152 ff.). 

Neben seiner neuen Novelle befaßte sich 
Mündt im Frühjahr 1834 noch mit Zeitschriften- 
plänen. Unter dem Titel „Perspektiven für 
Literatur und Zeit" gedachte er vom Juli 1834 
ab ein Blatt herauszugeben, das aber von der 
sächsischen Zensur nicht zugelassen wurde; der 
Verleger Reichenbach wohnte in Leipzig. Für 
dieses Blatt hatte Mündt schon eine Reihe von 
Beitragen gesammelt; Varnhagens Vermittelung 
hatte ihm auch ein Manuskript des Fürsten 
Puckler, der damals auf dem Höhepunkte seines 
literarischen Ruhmes stand, verschafft. In ande- 
rer Form als „Schriften in bunter Reihe, zur 
Anregung und Unterhaltung" kam diese Samm- 
lung von Journalaufsätzen dennoch im Herbst 
1834 heraus. Dem ersten Heft, auf dessen 
Titelblatt auch Stieglitz als Mitarbeiter genannt 

är mancherlei Aufsitze in der Zeitschrift „Oer Krcimüthige"; 
Stieglitz* „Bilder des Orients", (1831, No. 5&f.) mit Dr. Ost 



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Hoabcn, Jungdeulschc I x Ii cns» irren. IJ 



ist, ohne daß sich ein Beitrag von ihm findet, 
folgte aber keine Fortsetzung; denn Mündt hatte 
schließlich in Verbindung mit seinem Verleger 
die Bedenken des Zensors zerstreut und die 
geplante Zeitschrift erschien vom Januar 1835 
ab unter dem Titel „Literarischer Zodiacus" 
Hier taucht also wieder jener Name aus den 
„Lebenswirren" auf, und diesem Büchlein ist 
denn auch die Erklärung dieses nicht unge- 
schickten Zeitschriftentitels zu entnehmen. „Ich 
bin der Zodiacus", erklärt dort der Parteiteufel 
(Seite 248), „der Tierkreis der Zeit, und die 
Sonne der Wahrheit muß bekanntlich durch 
die Zeichen des Tierkreises laufen, wenn sie 
ihre Bahn vollenden will." 

Diese beiden Interessen, das der Novelle 
und das der Zeitschrift, walten in den nächsten 
Briefen Mündts an Charlotte vor und wir er- 
fahren mancherlei Neues über die Geschichte 
der beiden Unternehmungen, von denen die 
eine wider Erwarten ihres Autors vorerst hinaus- 
geschoben werden mußte. Diese nächsten 
Briefe mit ihrem liebenswürdigen Humor sind 
sehr sympathisch und zeigen, daß einstweilen 
das tragische Element der Lebenswirren über- 
wunden oder wenigstens verdrängt war durch 
vielseitigste Tätigkeit und die innere Befriedi- 
gung des produzierenden Schriftstellers: 

An Frau Doktorin Charlotte Stieglitz. 

Von Ihrem Ausflug nach Potsdam, der Ihnen mehr 
Freude gewährt haben möge, als mir der ich bloß dort 
geweint habe (nämlich als ich geboren wurde), von 
Ihrem Ausflug also nach Potsdam, Verehrte, Sic wieder 
zurückdenkend, bin ich so frei, Ihre lieben Zeilen, die 
Sie mir zu hinterlassen die Güte gehabt, noch nach- 
träglich zu beantworten. Ich wäre gewiß der darin 
gegebenen freundlichen Andeutung, Sie in der Stadt, 
in der ich geweint habe, aufzusuchen, gefolgt, wenn 
mir nicht Ihr Briefchen allzu spät in die Hände ge- 
kommen wäre. Schuld der wiederholten Verzögerung 
war und ist, daß Sie durchaus jetzt der Meinung sein 
wollen, ich wohne um ein Haus weiter von Ihnen ab, 
als ich doch wirklich wohne und wohnen möchte, näm- 
lich in Nr. 12, während ich wirklich in Nr. 11 bin. Ich 
möchte um Alles in der Welt gern um ein Haus näher 
zu Ihnen wohnen bleiben! Warum, warum wollen Sic 
mich durchaus um ein Haus weiter von sich abrücken ? 
Ich bitte, ich beschwöre Sie, lassen Sie mich in Nr. 11 
wohnen! Was habe ich Ihnen gethan? Wie, beim 
Himmel, habe ich das um Sie verdient? Bin ich un- 
artig, unausstehlich in der letzten Zeit gewesen? Be- 
denken Sie, wie eisern die Zuchtruthe der Censur in 
diesen Wochen auf mir gelastet, welche peinlichen 
Kriege ich mit der Wülkür und der Dummheit zu 



führen gehabt, und wie man mir jetzt sogar noch das 
Letzte, um das ich gerungen, nämlich die Ccnsurstrichc. 
genommen hat, so daß nun zwar endlich Frieden, aber 
ein Frieden der Ermattung, da ist. Bedenken Sie dies 
alles und sagen Sie. ob dann nicht Einer recht hat, ein- 
mal unausstehlich zu sein ? Ich bin unglücklich, w enn 
Sie zu strenge mit mir sind! 

Diese „Lebenswirren" sollen Sie übrigens nun bald 
lesen. Was ich selbst durch die Censur in der letzten 
Zeit vielleicht an Umgänglichkeit verloren, hat diese 
Kreatur (mein Buch) durch dieselbe gerade gewonnen; 
sie ist umgänglicher, unschuldiger, tugendhafter ge- 
worden, und nur den weltverlachenden Zug um den 
Mund, das verborgene schwermüthige Herz tiefin- 
wendig, haben sie ihr nicht nehmen können. Gern 
hätte ich Ihnen schon das Manuskript mitgetheilt, aber 
ich hatte eine eigene geheime Scheu dabei, die ich 
mir selbst nicht ganz zu erklären weiß. Und solchen 
Instinkten pflegeich zu folgen. Aber sobald es gedruckt 
ist, gehurt es nur Ihnen. Ich bin auch jetzt mit der 
Anlage eines neuen größeren Werkes beschäftigt, in 
dem ich mit reinem, reflektirendem Gedankenemst 
das darstellen will, was in den „Lebenswirren" lustig 
und humoristisch umschrieben ist, nämlich die Lebens- 
fragen dieser Zeit 

Herzlichen Gruß an den trefflichen Heinrich Stieg- 
litz, und die Bitte, seine Theeniederlage mir ja nicht 
zu verzögern. Bis zum 15. Mai muß ich sie haben, 
sonst kann ich sie erst im rtveittn Heft der Perspectiven 
drucken lassen. Im zweiten Heft wird's zwar auch 
hübsch sein, aber im ersten noch hübscher, denn da 
erscheint ein Aufsatz: „Jugend Wanderungen, vom 
Verfasser der Briefe eines Verstorbenen," der, ein 
fürstlicher Gast, bereits geruht hat, hier auf meinem 
bürgerlichen Privatgelehrten-Tisch Platz zu nehmen. 
Der obrigkeitlichen Erlaubniß zur Herausgabe einer 
Zeitschrift darf ich nämlich jetzt mit ziemlicher Gewiß- 
heit entgegensehen. Die Sächsische Regierung, die 
mich nach meinen „Lebenswirren" für einen Dema- 
gogen gehalten, hat sich nämlich bei dem hiesigen 
Ministerium des Innern (Denken Sie Sich!)* orncicll 
über mich, meinen Charakter und meinen Ruf er- 
kundigen lassen, ehe sie mir die Concession zu einer 
in Sachsen erscheinenden Zeitschrift ort heilen will. 
Die hiesige Behörde hält mich jedoch für keinen 
Dcmagogrn. weil ich, (dies Alles voraussehend) einmal 
so klug w ar. in der Staalszeitung eine Hof Recension 
zu liefern, und so kann man nur ein günsüges Zeugnis 
ertheilen. Nötigenfalls appellire ich an den hiesigen 
Kronprinzen oder lade den König selbst und das ganze 
Hohenzollern'sche Haus zur Subskription auf mein 
revoluüonäres Journal ein. 

Sagen Sie auch gefälligst an Heinrich Stieglitz, 
daß ich über mein Vcrhältniß zu Steffens, dessen er in 
seinem letzten Billet an mich erwähnt, klar und fest 
bin. Ohne Ihnen Ihren Umgang mit diesem Heros, 
den ich noch immer zu achten weiß (ein Recensent 
sagte sogar einmal ich kenne Steffens besser als er sich 
selbst) trüben zu wollen, muß ich doch sagen, daß mir 
seine ganze Atmosphäre jetzt unheimlich und Eckend 
ist, und ich mir gern sein Bild immer mehr ! . 



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i6 



Honben, Jungdeutsche Lehenswirren. 



in die Ferne rucke, weil ich es dann sogar noch lieben 
kann. Daß ich die Aufführung des Manschen Novellen- 
conzerts (besonders dabei Sie und Ihre Stimme,] da- 
durch entbehre, thut mir allerdings sehr leid, um so 
mehr, da ich über die eigenthümliche Manier jener 
Composiüon, mit Hinbück auf das Verhältniß der 
Malerei zur Musik, einen eigenen Aufsatz für die Per- 
spektiven zu schreiben im Sinne hatte. Dies muß nun 
unterbleiben, da ich nach der flüchtigen Art. wie ich 
bis jetzt diese Musik gehört, mein Unheil noch nicht 
abzuschließen wage. Indeß ist dies gut zum Frommen 
meiner übrigen Arbeiten, und die Welt verliert auch 
nichts daran, wenn sie einen Aufsatz von mir weniger 
hat. Ich küsse Ihre strengwaltcnde Hand. — Ich habe 
wieder einmal mit Ihnen sprechen dürfen, und bin deß 
fröhlich. Eben geht die Nachmittagssonne noch auf, 
sie besinnt sich, daß Frühling ist, ich besinne mich, 
daß ich zu viel geschwatzt habe und schließe. 

Seien Sie nicht zu streng mit Ihrem wärmsten Ver 

Theodor Mündt. 

Dieser wohnt: Nr. // in der Neuen Schönhauser- 
Straße. 

P. S. Wollen Sie denn, gedankenreiche Frau, gar- 
nichts für die Perspektiven schreiben ? 

D. Ked. 

Dieser Brief bedarf nur noch einer kurzen 
Erklärung bezüglich des Marxschen Novellcn- 
konzerts. Der Komponist A. B. Marx, auch 
einer der Freunde dieses Berliner Kreises, hatte 
aus den „Bildern des Orients" von Stieglitz das 
Stück „Nahtd und Omar" in Musik gesetzt und, 
wie er in seinen Erinnerungen berichtet, daraus 
eine „musikalische Novelle" gebildet, „einen 
dramatischen Vorgang, nicht zu bühnenhafter 
Darstellung bestimmt, sondern nur in den lyri- 
schen Hauptmomenten erfaßt, die zu einander 
in innere Beziehung treten und so ein zusammen- 
hängendes Ganzes bilden". Um eine häusliche 
Probe dieser musikalischen Novelle handelt es 
sich also, an der auch Charlotte, eine stimm- 
begabte Sängerin, beteiligt war. Der Brief Ist 
undatiert, muß aber Anfang Mai geschrieben 
sein, über die im Eingang erwähnte Tour nach 
Potsdam gibt das „Denkmal" (Seite 174 und 186) 
sachlichen und zeidichen Aufschluß. 

Auf dieses Schreiben Mündts folgen zeitlich 
die beiden im „Denkmal" abgedruckten Briefe 
Charlottens vom 15. und 28. Mai. Der erste, 
der Stieglitz betrifft, läßt in seinem Eingang 
vermuten, daß Charlotte der Aufforderung 
Mündts, für die geplante Zeitschrift selbst einen 
Beitrag zu liefern nachgekommen ist, ohne daß 
sich Näheres feststellen laßt; vielleicht handelt 



es sich aber auch um die Beiträge ihres Gatten 
die sie kopiert hatte, die aber erst im späteren 
„Literarischen Zodiacus" erschienen. Zu dem 
zweiten Brief Charlottens vom 28. Mai, der die 
Kritik eines nicht genannten Romans enthält, 
gibt nun die sogleich erfolgende Antwort Mündts 
die stoffliche Erklärung: 

Mündt an Charlotte Stieglitt. 

Ihre lieben schönen Zeilen von gestern, innig Ver- 
ehrte! kommen erst heut früh in meine Hände, wes 
halb ich sie erst jetzt dankend beantworten und Ihnen 
damit zugleich das gewünschte Büchlein übersenden 
kann. 

Bei Rcllstabs 1812 meldet sich jetzt Ihr scharfes, 
tief gebildetes Urtheil, zu dem ich schon immer hatte 
sagen wollen: „Brutus erwache I Brutus, sprich, schlage, 
stelle wieder her!" Doch wußte ich zu gut, daß Sie 
Sich durch die leichte Gesellschafts-Manier dieses 
Romans, die weder auf das hohe Meer des Lebens, 
noch der Geschichte hinauszuführen vermag, und sich 
gewissermaßen mit der Historie nur bekomplimentirt, 
nicht lange einnehmen lassen würden; und ich hatte 
mir daher vorgenommen, erst nach Beendigung des 
Ganzen mit Ihnen zu rechten. Es ist doch eine gar 
zu arge Versumpfung in Privatinteressen, während die 
Größe des geschichtlichen Stoffes dem Verfasser alle 
Augenblicke über die Schulter sieht und ihn fragt, ob 
er sich nicht doch wenigstens die Mühe geben wollte, 
nur die Thür ein wenig weiter aufzumachen, um ihn 
hineinzulassen. 

Der Kriegeszug der großen Armee hätte meines 
Erachtens auch ganz anders dargestellt »erden können ! 
Wo bleiben hier Napoleons Marschälle und weltbe- 
rühmte Generäle, ein Ney, Davoust, Eckmühl u. s. w. 
u. s. w. Wo bleibt Napoleon selbst? Statt dessen hat 
sich unser Salons Erzähler überall nur an dem Privat- 
jammer dieses Feldzuges zu begeistern vermocht, und 
bei seinen romanhaften V erkletterungen und Ge- 
schichtsklitterungen, wie der ehrenhafte Spaßvogel 
Fischart sagt, wird in des Lesers Gemüth selbst 
ein wahrer Katzenjammer daraus ! Und dennoch laßt 
man sich im Augenblick des Lesens noch betrügen, 
schämt sich aber nachher ordentlich. Mit Recht, 
Freundini konnte Ihnen da der ewige Friede ein- 
fallen. In meinen „Lebenswirren", die doch hoffent- 
lich nun in einigen Wochen fertig gedruckt sind, werden 
Sie einige Abschnitte unter dem Titel „ Weibliche An- 
sichten der Zeir finden, in denen auch, von einem ge- 
wissen Gesichtspunct auf den ewigen Frieden gedeutet 
wird. Doch haben auch diese Partien, wie so manche 
andere, stark von der Censur gelitten sodaß an einigen 
Stellen meine Intentionen fast verwischt sind. 

Die beifolgenden „Deutschen Briefe", in denen 
Sie besonders die zwischen der Huber und der Wolt- 
mann gewechselten lesen sollten, kann ich Ihnen leider 
nur spätestens bis morgen Abend überlassen; auch 
darf ich sie oben nicht aufschneiden. 



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1 

I 




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Kukula, Die Tychoniana der Präger K. K. Universitits-Bibliothek. 



«7 



Für den Sonnabend möchte ich Ihnen eben Aus- 
flug nach Schöneberg vorschlagen ; ich habe dort 
neulich ein stilles Plätzchen gefunden, wo wir vielleicht 
etwas lesen könnten. 

Mit der Lektüre des R^ellstabjschen Romans eilen 
Sie doch ja nicht zu sehr; Sie werden von keiner Seite 
her dazu gedrängt. 

Was sagen Sie zu meiner Recension der „Stimmen 
der Zeit' ? Ich habe sie so charakterisirt, wie ich sie 
sehe; also gewiß mit Interesse. 

Mit treuer unvergänglicher Freundschaft in alle 
Ewigkeit 

der Ihrige 

29, $. 34. Theodor M. 



Die „weiblichen Ansichten der Zeit" finden 
sich in den „Lebenswirren" (Seite 84 ff.) als 
Abschnitt aus einer Antwort Esperancos, und 
über die beiden von Mündt und Charlotte er- 
wähnten Bücher, Ludwig Rellstabs „18 12" und 
die „Deutschen Briefe" der Karoline von VVolt- 
mann, wären noch die Kritiken heranzuziehen, 
die Mündt gleichzeitig darüber niederschrieb 
für das literarische Feuilleton seiner „Perspek- 
tiven"; sie finden sich ebenfalls in den „Schrif- 
ten in bunter Reihe" (Seite 124 ff. und 139 ff.) 
unter der Überschrift: „Proben eines zu Grunde 
gegangenen Literaturblattes." <&•«•« /«*».> 



Die Tychoniana der Prager K. K. Universitäts-Bibliothek. 



Von 



Dr. Richard Kukula in Prag. 




Im 24. Oktober 1901 wurde an vielen 
I Ortendie dreihundertste Wiederkehrdes 
| Sterbetages des berühmtesten Vorläu- 
fers der modernen Astronomie, des Dänen Tycixt 
Brahe, gefeiert. Selbstverständlich fiel diese 
Gedenkfeier in der Heimat des Gelehrten, na- 
mentlich in Kopenhagen und auf der Insel 
Hven, auf der Tycho Brahe mehr als zwanzig 
Jahre in seiner berühmten Sternwarte Ura- 
nienburg gehaust hatte, und dann in Prag, der 
Begräbnisstadt Tychos, am glänzendsten aus. 
In Prag wurde damals auch das Grab des Ge- 
lehrten in der herrlichen Teinkirche geöffnet, 
um sicherzustellen, ob Tychos Leichnam über- 
haupt noch in demselben ruhe. Es waren 
nämlich, wie auch der diesfalls erstattete amt- 
liche Bericht des Professors Dr. Heinrich Ma- 
tiegka 1 hervorhebt, von mancher Seite nicht 
unbegründete Zweifel erhoben worden, ob dies 
der Fall sei, „da bekannt ist, daß bei der Gegen- 
reformation nach der Schlacht am Weißen Berge 
im Jahre 1620 die Leichen der Nichtkatholikcn 
aus dieser Kirche entfernt wurden". Freilich war 
Tycho Brahe nirgends unter jenen Personen er- 
wähnt worden, deren sterbliche Überreste damals 
dem religiösen Übereifer zum Opfer gefallen 
waren. Die Autopsie der in der stark 1 



und teilweise verschütteten Gruft unter dem er- 
haltenen prächtigen Grabsteine aufgefundenen 
Überreste zweier dort bestatteter Personen, na- 
mentlich einzelner, noch erhaltener Gesichtspar- 
tien legte zweifellos dar, daß man tatsächlich 
die Uberreste Brahes und seiner drei Jahre nach 
seinem Tode in derselben Gruft bestatteten 
Gattin aufgefunden hatte. Die feierliche Wieder- 
bestattung der Leichenreste und einige Fest- 
versammlungen bildeten im Vereine mit der Pub- 
lizierung mehrfacher Festschriften die Haupt- 
momente der Prager Gedenkfeier. 

Unter diesen Festschriften ragen namentlich 
mehrere Veröffentlichungen des seither leider ver- 
storbenen Mathematikers, des Prager Universitäts- 
professors Dr. Franz J. Studnicka hervor. Dieser 
vielseitig gebildete und außerordentlich fleißige 
Gelehrte hatte sich seit langem für Tycho Brahe 
und die Erinnerungen interessiert die sich 
an Tychos Aufenthalt in Prag (1599 — 1601) 
knüpfen. Allzuviel konnte Studniäka allerdings 
nicht mehr eruieren. Das Curtiussche Haus 
auf dem Hradschin, in welchem Tycho als 
Hofastronom Kaiser Rudolfs II. arbeitete, ist 
längst verschwunden und an seiner Stelle erhebt 
sich jetzt das Gräflich Czerninschc Palais. Noch 
im Jahre 1804 wurde dort ein runder Turm 



> Matiegka, Bericht aber die Untersuchung der Gebeine Tycho Brahes. Vorgelegt am 11. Oktober 1901 in der 
Sitzung der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag, Kommissionsverlag Fr. ftivnac 190t. 

Z. f. B. 1906,1907 3 



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18 



Die TychoniM» der Präger K. K. Univeisitiu-Bibliothek. 



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Tyeho Brabei üi 



gezeigt, in dem Brahe seine Sternbeobach- 
tungen gemacht hat; allein auch dieser ist 
längst niedergerissen. In dem prachtvollen 
Prager kaiserlichen Lustschlosse Belvedere, in 
dem Brahes wertvolle Instrumente untergebracht 
waren, findet sich hiervon keine Spur mehr. 
Nur zwei Sextanten sind von diesem großen 
Instrumentenschatze anscheinend erhalten ge- 
blieben; sie werden in der Prager K. K. Stern- 
warte pietätvoll aufbewahrt. Doch darf hier 
nicht verschwiegen werden, daß die Zugehörig- 
keit dieser beiden alten Sextanten zu Tychos 

« Vgl. Dreyer, Tycho Brahe, 



Instrumenten von manchen Seiten bestritten 
wird-* 

Um so fleißiger spürte aber Studniüka den 
Resten nach, die sich von der einst zweifel- 
los sehr bedeutenden Bibliothek Brahes in Prag 
erhalten haben könnten. Und bei dieser Suche 
hatte der findige Gelehrte mehr Glück. Stud- 
niexa erlebte noch die Freude, im Gedenkjahre 
1901 ein hübsches, reich illustriertes Heft: 
„Prager Tychoniana" (Prag, Verlag der königL 
böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften) ver- 
öffentlichen zu können, in dem er als noch 

1 894* S. 386. 



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Kdnita, Die TychonUn» der Prager K. K. Universitits-Bibliothck. 



»9 



vorhandene „Prager Tychoniana" neben dem 
kaiserlichen Lustschlosse Belvedere, den erwähn- 
ten Sextanten und dem marmornen Grabsteine in 
der Teinkirche, der die ganze Gestalt Brahes, 
allerdings in wenig künstlerischer Weise, wieder- 
gibt, noch vier Handschriften und sechs Druck- 
schriften vorführte. Von diesen in dem Hefte 
ausfuhrlich beschriebenen Resten der Tycho- 
schen Bibliothek besitzt die Prager K. K. öffent- 
liche und Universitätsbibliothek den größten Teil: 
zwei Handschriften und fünf Druckwerke. Es 
sind aber gerade diese zwei Handschriften und 
fünf Druckwerke auch die eigentlicJien Reste 
der Tychoschen Bibliothek, denn die übrigen 
von Studnicka besprochenen zwei Handschriften 
und das Druckwerk, die sich in zwei Prager 
Büchersammlungen außerhalb der Universitäts- 
bibliothek vorfinden, sind lediglich Dedikations- 
werke, die Brahe anderen Personen widmete, 
nicht eigentliche Handschriften Brahes oder Teile 
seiner Bibliothek. So vor allem das berühmte 
„Stammbuch", das Brahe 1598 zu Wittenberg 
seinem erstgeborenen Sohne schenkte und das 
sich derzeit in der Bibliothek des chemischen 
Landesmuseums in Prag befindet In diesem 
herrlich eingebundenen, mit dem in Farben aus- 
geführten Brustbilde, dem Wappen und der 
nach Studniökas Ausführungen zweifellos eigen- 
händig geschriebenen Zueignung des großen 
Astronomen gezierten Stammbuche, das zahl- 
reiche Eintragungen berühmter Männer enthält, 
ist selbstverständlich die von Tycho Brahe 
herrührende Eintragung besonders wertvoll. 
Diese Eintragung, die wir anbei reprodu- 
zieren, zeigt die charakteristischen, auf vielen 
Tychonischen Büchern und in den Handschrif- 
ten wiederkehrenden Schriftzüge und vor allem 
die arabischen Ziffern, die wir in ihrer un- 
gemein ausgeprägten Eigenart (besonders in 
den Ziffern 2 und 5) in allen Handschriften 
Brahes wiederfinden. 

Auch die Handschrift der Strahover Stifts- 
bibliothek, die Studni£ka anfuhrt, ist ähn- 
lichen Charakters. Es ist dies ein Stammbuch 
des Siebold Plan, in welchem sich gleichfalls 
eine Eintragung Brahes, diesmal aus dem Jahre 
1 591 , vorfindet Auch hier hat der Gelehrte 
in seiner gewohnten Weise eine kernige Sentenz 
eingetragen; auch hier zeigt die Eintragung 
dieselben Schriftzüge und dieselbe charakteristi- 
sche Gestalt der arabischen Ziffern, wie die 




Eumjpmg Treho Br.He» m d» SummL.u.h d«l Si«bold PI«. 

Zueignung in dem Stammbuche des böhmischen 
Landesmuseums. 

Das Druckwerk, das Studnidka aus der 
Strahover Stiftsbibliothek als Tychonianum für 
seine Arbeit herangezogen hat, ist wieder nur 
ein mit Brahes Brustbild und Wappen ge- 
ziertes Dedikationsexcmplar seiner „Astronomiae 
instauratae mechanica", das er nach der von 
ihm ebenfalls eigenhändig geschriebenen Wid- 
mung dem Baron Johann von Hasenburg zu- 
sendete. 

So haben wir denn gerade in den Tycho- 
nischen Handschriften und Druckschriften, welche 
die Prager Universitätsbibliotkek verwahrt, und 
die einerseits tatsächlich Handschriften Brahes 
und andererseits Bücher aus seiner Bibliothek 
sind, die noch erhaltenen Reste der Prager 
Bibliothek Brahes vor uns. Dieser Schatz, 
der jetzt insgesamt vier Handschriften und 
50 Druckschriften umfaßt, wurde zum größten 
Teile erst bei der seit dem Jahre 1898 im Zuge 
befindlichen Neukatalogisierung der Universi- 
tätsbibliothek eruiert Die Bücher, die zum 
Teile schon äußerlich durch den mit den ein- 
gepreßten Buchstaben T. B. O. (Tycho Brahe 
Ottonensis) versehenen Original-Ledereinband 
als Tychonisches Eigentum kenntlich sind, wur- 
den von den Jesuiten, in deren Besitz 
sie wohl bald nach dem Tode des großen 
Astronomen übergegangen waren, überdies 
zum großen Teile durch den Vermerk „T. B." 
oder „Ex bibliotheca Tychoniana" auf den Titel- 
blättern als Tychonisch gekennzeichnet Die 
kostbaren Ledereinbände sind überdies zum 
Teil mit dem goldgepreßten Brustbilde und 
Wappen des ehemaligen Besitzers versehen. 
Diese kostbare Ausstattung der Einbände ist 



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20 



Kukula, Die Tychonian» der Pttger K. K. UnivewitlttBiblioÜiek. 



übrigens ein Beweis dafür, daß die betreffenden 
Bücher erst in den letzten Lebensjahren in 
Brahes Eigentum übergingen, da Brahe jeden- 
falls erst zu dieser Zeit, nach Besserung und 
Sicherung seiner materiellen Verhältnisse, für 
seine Bücher derartig luxuriöse Einbände an- 
fertigen lassen konnte. 

Die Tychonischcn Bücher sind, wie bereits 
erwähnt, größtenteils erst in jüngster Zeit an- 
läßlich einer Neuinventarisierung der Prager 
Universitätsbibliothek eruiert worden und so 
konnte bereits am Ende des Jahres 1901 der 
Beamte dieser kostbaren Büchersammlung, Dr. 
Bofivoj Pni5ik ein ausführliches Verzeichnis von 
vier tychonischen Handschriften und 16 Druck- 
werken im 5. Jahrgange der „Mitteilungen des 
österreichischen Vereins für Bibliothekswesen" 
veröffentlichen. Freilich sagen diese Ziffern nicht 
genug; die Zahl dieser Tychonischen Druck- 
werke Ist eigentlich weit größer, da Brahe, wie 
man aus den erhaltenen Originalbänden ersieht, 
die Gewohnheit hatte, mehrere Schriften in 
Sammclbänden vereinigt binden zu lassen. Einer- 
seits mag der Wunsch, die Einbandkosten 
herabzudrücken, der Grund dieser Gewohnheit 
des Astronomen gewesen sein, teilweise mögen 
aber wohl auch pädagogische Gründe hierbei 
mitgewirkt haben, da in den augenscheinlich 
für den Gebrauch seiner zahlreichen Assistenten 
und Schüler bestimmten Mischbänden immer 
klugerweise inhaltlich zusammengehörige Werke 
vereinigt erscheinen. So konnte denn Dr. 
Prustk glücklicherweise in seinem Verzeichnisse 
eigentlich vier Handschriften und 28 Druck- 
schriften anführen und da seither im Verlaufe 
der Neukatalogisierung der Prager Bibliothek 
noch 22 Druckwerke, in 7 Mischbänden ver- 



einigt, aufgefunden worden sind, können wir 
jetzt mit der stattlichen Anzahl von fünf Tycho- 
nischen Handschriften und 50 Druckwerken in 
28 Mischbänden rechnen. Wenn wir noch bei- 
fugen, daß manche der erhaltenen Druckwerke, 
wie gleich näher ausgeführt werden soll, noch 
zahlreiche, sehr wertvolle Eintragungen von 
Sprüchen, Gedichten, Glossen und kleineren Ex- 
kursen von der Hand Brahes enthalten, so kann 
man das nunmehr in einer kleinen Sonder- 
abteilung in der Prager K. K. Universitätsbiblio- 
thek vereinigte Corpus der erhaltenen Reste 
der Prager Tychonischen Bibliothek mit Fug 
und Recht als immerhin bedeutend und sehr 
wertvoll bezeichnen. Auf eine weitere Ver- 
mehrung dieses Corpus ist freilich leider kaum 
mehr zu rechnen, da die Prager Neukatalogi- 
sierungsarbeit ihrem Ende zuneigt und eine 
flüchtige Durchsicht der noch der Bearbeitung 
harrenden Bücherbestände nach dieser Richtung 
hin keinerlei Resultat geliefert hat 

Von den Handschriften ist das kleine geo- 
metrische Handbüchlein 1 besonders hervorzu- 
heben, welches Tycho Brahe im Jahre 1591 
wohl als Hilfsmittel für die astronomischen 
Studien seiner Schüler verfaßte und dem er 
vier Jahre später nach seiner Gewohnheit ein 
lateinisches Distichon vorsetzte. Die Schrift- 
züge der 20 Quartblätter umfassenden Papier- 
Handschrift sind die uns bereits bekannten 
Tychonischen. 

Das von Studnicka im Jahre 1886 in getreuer 
photolithographischer Reproduktion im Verlage 
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften 
in Prag herausgegebene Manuskript führt den 
Titel: „Triangulorum planorum et sphaeri- 
corum praxis arithmetica" und zerfällt in zwei 
Abschnitte: „De triangulis planis" 
und „De triangulis sphaericis". 
Die Handschrift wurde früher, 
namentlich von dem Biographen 
Brahes Dreyer, dem Astronomen 
abgesprochen , doch ist man 
heute nach der Beweisführung 
Studnidkas in seiner oben zitierten 
Schrift „Prager Tychoniana" in 
Fachkreisen allgemein der Uber- 
zeugung, daß das Manuskript von 

« Vgl. Bormans, La Trigonometrie 
de Tycho-Brahe. Rewe des qnestions 
scicntifiqoe*. Louvain 1901, Octobre. 



Ca* 4--w A ü 



21 




Brahes eigener Hand herrührt. Cantor nimmt 
dasselbe im zweiten Bande seiner ausgezeich- 
neten „Geschichte der Mathematik" (Seite 556) 
ohne weiteres für Tycho Brahe in Anspruch 
und reiht den Astronomen auf Grund derselben 
unter die hervorragenderen trigonometrischen 
Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts ein; der 
Autor habe in dem Hefte „die wichtigsten 
Satze der ebenen und der sphärischen Trigono- 
metrie zusammengestellt". 

Bedeutend früher, bereits wahrend Brahes 
Aufenthalt auf der Insel Hven, entstand ein 
zweites Manuskript Brahes, eine korrigierte Ab- 
schrift der Sinustafeln des Kopcrnikus. Die 
Handschrift besteht aus 18 abgenützten und 
die Spuren allzuhaufigen Gebrauches tragenden 
Pergamentblattern. Auf dem braunledernen 
reichverzierten Einbände steht in Golddruck: 
T. B. O. 
Tabulae sinuum 
1582 

T. B. O. bedeutet wieder 
„Tychonis Brahe Ottonidis"; so 
pflegte sich Brahe unter Bei- 
fügung des Vaternamens gewöhn- 
lich selbst zu unterschreiben. Daß 
auch sachliche Gründe, vor allem 
die ungemein charakteristische 
Form der arabischen Ziffern der 
Sinustafeln, für Brahe selbst als 
den Verfertiger der überdies auf 
der ersten Seite mit der Be- 
merkung: „Ex bibliotheca Tycho- 
niana 1642" versehenen Hand- 
schrift sprechen, das hat schon 
Studnicka in seiner bereits mehr- 
fach angezogenen Schrift über die 
Prager Tychoniana überzeugend 
nachgewiesen. Sonderbar mutet 
allerdings die Tatsache an, daß 
man auf dem Titelblattc des Manu- 
skriptes weder eine spezielle Auf- 
schrift, noch das gewohnte lateini- 
sche Distichon, sondern lediglich 
unten rechts am Rande des 
Blattes die Worte: „oloreov Kai 
feXmordov" vorfindet Auch diese 
Worte zeigen die charakteristischen 
Tychonischen Schriftzüge, und 
Stodnicka meint, aus der Bei- 
fügung dieser mit anderer Tinte 



geschriebenen und wohl erst längere Zeit nach 
Herstellung der Abschrift beigesetzten Worte 
schließen zu dürfen, daß Brahe diese Worte bei 
seinem bitter empfundenen Abschiede von 
seinem Heimatslande, bei der Musterung seiner 
Bibliothek und Ausscheidung der minder wich- 
tigeren Bestände derselben, niedergeschrieben 
habe. 

Cantor stellt auf Seite 589 des zweiten Ban- 
des seiner Geschichte der Mathematik fest, daß 
einer der tüchtigsten Schüler Tycho Brahes 
und einer seiner Mitarbeiter bei den astrono- 
mischen Arbeiten, welche in der Uranienburg 
auf der Insel Hven geleistet wurden, Paul 
Wittich, der Erfinder des sogenannten prostha- 
phäretischen Multiplikationsverfahrens gewesen 
ist, eines eigentümlichen, vor Erfindung der 
Logarithmen häufig angewendeten Verfahrens, 
bei welchem man die Multiplikationen durch 
Additionen und Subtraktionen zu ersetzen suchte. 
Dieser Wittich erfand sein Verfahren auf 



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22 



KukuU, Die Tychonitn» der Trager K. K. Universität»- Bibliothek. 



Hven und nach Cantors Annahme vielleicht 
gemeinsam mit Tycho Brahe. Wittich teilte 
die Methode ohne den für dieselbe von ihm 
selbst und vielleicht mit Tycho gemeinsam er- 
sonnenen Beweis an den berühmten Mathema- 
tiker Burin mit, der dann einen neuen Beweis 
ersann und die Methode, für deren Anwendung 
er schließlich genauere Sinustabellen berechnete, 
als seine eigene Erfindung ausgab. Nun er- 
sehen wir aus dem Prager Tychonischen Manu- 
skripte von Sinustafeln, daß Brahe selbst für 
die Arbeiten an seiner Sternwarte ebenfalls 
eigene Sinustabellen berechnete, wobei er seiner 
Arbeit die von zahlreichen störenden Druck- 
fehlern entstellten Sinustafeln aus dem 1 541 ge- 
druckten „Canon semissium subtensarum recta- 
rum linearum in circulo" des Kopernikus zu- 
grunde legte. Inwieweit Brahe die Arbeit des 
Kopernikus in seinen, offenbar nur für den 
eigenen und den Gebrauch seiner Assistenten 
und Schüler angefertigten Sinustafeln verbesserte, 
das kann hier füglich übergangen werden. Es 
genügt wohl, wenn auf die bezüglichen Aus- 
führungen Studnickas in seiner eben zitierten 
Schrift „Prager Tychoniana" und in dem Berichte 
hingewiesen wird, welchen derselbe Gelehrte 
über diese Sinustafeln in den Sitzungsberichten 
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften 
(Jahrgang 1899) erstattet hat 

Die beiden bisher besprochenen Prager Ty- 
chonischen Handschriften sind schon seit längerer 
Zeit bekannt gewesen, die übrigen zwei noch bis- 
her ermittelten derartigen Handschriften jedoch 
sind erst bei der bereits eingangs dieser Zeilen 
erwähnten Neukatalogisierung der Prager Uni- 
versitätsbibliothek aufgefunden worden. Über 
eine von diesen Handschriften hat bereits Stud- 
nicka im Anhange zu seiner noch 1901 er- 
schienenen Schrift: „Bericht über die astrolo- 
gischen Studien des Reformators der beobach- 
tenden Astronomie Tycho Brahe" gehandelt 
Auf sechs, einem Sammelbande entnommenen 
Folioblättern sind fünf, von Brahes eigener Hand 
aufgezeichnete Kapitel irgend eines geomet- 
rischen Handbuches, das nach Studnickas An- 
nahme der Verfasser vielleicht niemals vollendet 
hat erhalten. Studnicka hat das Fragment im 
Jahre 1903 unter dem Titel: „Brevissimum pla- 
nimetriae compendium" (Prag, Gregr) zum 
erstenmal herausgegeben. Eine weitere Hand- 
schrift enthält eine eigenhändige Tychonische 



Abschrift des bekannten Werkes „Sphaera Jo- 
hannis de Sacrobusto in compendium digesta". 
Diese Abschrift war ursprünglich einem Sammel- 
bande der Prager Bibliothek vorgebunden, in 
dem Brahe eine Anzahl von astrologischen 
Schriften vereinigt hatte. Interessant ist die 
Fundgeschichte dieses Manuskriptes. Neben 
der Neukatalogisierung des gesamten Bestandes 
der Prager Universitätsbibliothek an Druck- 
schriften geht die Ausarbeitung und Publizie- 
rung eines Handschriftenkataloges dieser An- 
stalt einher. Bei dieser letzteren Arbeit stieß 
der Kustos der Anstalt Josef Truhlär, dem 
die Handschriftenkatalogisierung übertragen 
ist, auf das Tychonische Manuskript, das 
bei irgend einer früheren Revision der Hand- 
schriften dem oben erwähnten Sammelbande 
entnommen, besonders gebunden und in die 
Handschriftensammlung der Bibliothek einge- 
reiht worden war. Die Initialen T. B. und 
verschiedene Anmerkungen von Brahes Hand 
auf dem Vorsteckblatte der Handschrift 
machten dem Katalogisator die Bestimmung 
der Person des Abschreibers leicht Auf der 
zweiten Seite dieses Vorsteckblattes fand sich 
nun ein Verzeichnis von Titeln mehrerer Schriften 
mit den Ankaufspreisen derselben, das eben- 
falls von Brahes Hand geschrieben war. Der 
genannte Beamte kam nun bald darauf, daß 
diese von Brahe in seinem Manuskripte ver- 
zeichneten Schriften, zu einem Sammclbande 
vereinigt, in der Bibliothek vorhanden seien. 
Als der Band geholt wurde, sah man sofort, 
daß man den Sammelband selbst vor sich 
hatte, aus welchem die Handschrift ehemals 
herausgenommen worden war. Man sieht noch 
heute die Spuren dieser Revisionsarbeit an dem 
Bande. Alle in diesem Sammclbande enthaltenen 
und in Brahes Verzeichnisse genannten Schriften 
zeigten zahlreiche Anmerkungen und Zusätze 
von Brahes Hand; überdies fand sich auf dem 
Vorderdeckel des Einbandes dieses Sammel- 
bandes die handschriftliche Notiz „constat 5 
15", welche Angabe genau mit der Gesamt- 
summe der in dem oben erwähnten Verzeich- 
nisse enthaltenen Liste der Anschaffungskosten 
der im Sammelbande vereinigten Schriften über- 
einstimmt Das ganze Tychonische Bücher- 
verzeichnis ist selbstverständlich, namentlich für 
die damaligen Preise der Bücher und der Buch- 
binderarbeiten, interessant genug, so daß es 



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Kukul», Die TychonUn» der Präger K. K. Universitatt-Bibliothek. 



23 



gewiß auch hier eine Reproduktion verdient 
Die 50 in 28 Mischbänden der Prager Uni- 
versitätsbibliothek vereinigten Druckwerke aus 
Brahes Präger Bibliothek sind, soweit dieselben 
bis 1901 bekannt worden sind, von Studnicka 
in verschiedenen Einzelschriften und von Prusik 
in dem zitierten Gesamtverzeichnisse der Tycho- 
niana der Prager Universitätsbibliothek (Mit- 
teilungen des österreichischen Vereines für 
Bibliothekswesen, Jahrgang V) verzeichnet und 
besprochen worden. Unter diesen sind vor allem 
jene Druckwerke, sieben an der Zahl 1 , hervorzu- 
heben, die Brahes Interesse für die Astrologie 
beweisen. Es soll von diesen sieben Bänden 
nur jener oben erwähnte Mischband erwähnt 
werden, an dessen Spitze ursprünglich die be- 
sprochene Abschrift der „Sphaera Johannis de 
Sacrobusto" von Brahes Hand gesetzt war. 
Die in diesem Mischbande vereinigten Druck- 
werke: I. Gauricus, Tractatus astrologiae judi- 
ciariae de nativitatibus virorum et mulierum, 
2) Albubatris Uber genethliaeus sive de nativi- 
tatibus und 3) Hieronymi Cardani libelli duo 
sind, wie bereits erwähnt, von zahlreichen eigen- 
händigen Anmerkungen und Berechnungen 
Brahes begleitet, welche zeigen, wie fleißig sich 
der Astronom in seiner Jugend mit Astrologie 
und Nativitätsberechnungen beschäftigte. Es 
darf uns füglich nicht allzusehr wundern, daß 
sich Brahe ebenso, wie Kepler, so intensiv mit 
astrologischen Studien beschäftigte. Das war 
im Zeitalter Kaiser Rudolfs H. nicht anders und 
Studniika hat gewiß recht, wenn er in seinem 
Berichte über die astrologischen Studien Brahes 
(Seite 13 und 14) behauptet, daß dem hochver- 
dienten Astronomen Brahe nicht eine so glän- 
zende Aufnahme in Prag und am Hofe Rudolfs IL 
beschieden gewesen wäre, wenn er nicht zu- 
gleich der eifrige Astrologe Brahe gewesen 
wäre. 

Sehr interessant ist ein in weißes Leder 
gebundener Band, der die „Tabulae Pruteni- 
cae autore Reinholdo" (Tubingae 1551) enthält 
Der Band ist ein Dedikationsexemplar Brahes 
an die Mansfelder Grafen Johann Georg und 
Johann Albert mit einer lateinischen Widmung, 
die nach einer eigenhändigen Bemerkung 
Brahes (est manus Reinholdi) vom Verfasser 
selbst beigesetzt wurde. Aus einer weiteren 
« Pruifk «. ». O. No. a, 3, 9. II- — ■ Tycho Brahe 



Bemerkung Brahes (emi pragae anno 1601 
mense Junio) ist zu ersehen, daß der Band 
wohl eines der letzten von Brahe selbst* noch 
gekauften Bücher darstellt Noch wichtiger ist 
jedoch, daß auf dem Vorsteckblatte des Exem- 
plars zwei Konzepte von Brahes Hand er- 
halten sind, von denen das eine zu unserem 
Ergötzen zeigt wie schwer dem armen Astro- 
nomen das Dichten geworden ist. Es ist schon 
mehrfach in diesem Aufsatze erwähnt worden, 
daß Brahe die Gewohnheit hatte, seinen Hand- 
schriften und Büchern lateinische Disticha voran- 
zusetzen. Ein solches Distichon schrieb er nun 
auch in das Dedikationsexemplar an die „Mans- 
felder"; allein er muß mit dem Distichon sehr 
unzufrieden gewesen sein, da er in demselben 
mehrere Worte und einen ganzen Vers strich 
und beides durch andere Worte und einen an- 
deren Vers ersetzte. Schließlich gefiel ihm das 
Distichon augenscheinlich auch in der verbes- 
serten Fassung nicht; er strich es also 
vollständig und schrieb es mit dem vor- 
gesetzten Worte „Alfter" in namentlich hin- 
sichtlich der Schlußverse ganz geänderter Fas- 
sung neuerlich nieder. In Studniikas „Bericht 
über die astrologischen Studien Brahes" ist auf 
Seite 44 eine Reproduktion dieses schwierigen 
Distichonkonzeptes des armen gelehrten Dichters 
enthalten. 

Ebenso interessant wie dieses Dedikations- 
buch ist ein Sammelband, in dem die Basler 
Ausgabe einer lateinischen Übersetzung der 
Opera omnia des Archimedes aus dem Jahre 
1 548 an erster Stelle steht Brahe hat sowohl 
dieses, als die angebundenen Werke, die 
sämtlich mathematischen Inhalts sind, mit sehr 
zahlreichen Anmerkungen versehen, welche 
zeigen, mit welchem großartigen Fleiße Brahe 
in seinen jüngeren Jahren mathematische Studien 
betrieb. J Das erste der Archimedes -Ausgabe 
beigebundene Werk ist übrigens das Original 
der Sinustafeln von 1 541 , das Brahe später 
nach sorgfaltiger Korrektur der zahlreichen 
Druckfehler in seiner oben besprochenen Hand- 
schrift von Sinustafeln verwendete. 

Als eine besonders günstige Fügung des 
Schicksals können wir es bezeichnen, daß uns 
in der Sammlung von Tychonischen Druckwerken 
der Prager Universitätsbibliothek auch die Aus- 
ist »m 24. Oktober 1601 gestorben. 
Studien Brahe», S. 49 und SO. 



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2 4 



KniuU, Die Tychcniin» der Präger K. K- Universitiu-Bibliothek. 



gaben zweier der hervorragendsten Klassiker 
der astronomischen Literatur erhalten sind und 
daß die betreffenden beiden Exemplare zahl- 
reiche eigenhändige Bemerkungen Brahes auf- 
weisen. Das eine Buch, eine Basler Ausgabe 
einer lateinischen Ubersetzung aller Schriften 
des Ptolemaeus mit Ausnahme der Geographie 
aus dem Jahre 1551, ist von höchster Bedeu- 
tung für Brahes Lebensgang geworden. Nach 
einer handschriftlichen Bemerkung (emptus 
Haffniae 2 Joachimicis 1560 ultimo Novcmbris) 
hat Brahe das Buch als I4jähriger Student in 
Kopenhagen für zwei Joachimstaler gekauft. 
Am 21. August 1560 fand eine Sonnenfinsternis 
statt, die ganz nach den Vorherberechnungen 
der Astronomen verlief. Der junge Kopen- 
hagener Student empfing von dem genauen 
Eintreffen dieser Vorherberechnungen einen so 
gewaltigen Eindruck, daß er gegen den Willen 
seines energischen Vaters seine behufs Ergreifen 
des diplomatischen Berufes bis dahin eifrig be- 
triebenen Studien plötzlich aufgab und sich 
mathematischen und astronomischen Arbeiten 
widmete. Und da ist nun die glücklicherweise 
erhaltene Ptolemäusausgabe wohl eines der 
ersten Werke gewesen, das er sich für sein 
neucrwähltcs Studium erstand. Und in dieses 
Buch trug nun der frischgebackene Astronom 
zahlreiche Glossen in lateinischer und griechi- 
scher Sprache, außerdem allerlei Hülfsrech- 
nungen ein, die noch heute das größte Interesse 
erregen. Daß die Anmerkungen von Brahes 
Hand sind, das hat schon ein Jesuite im Jahre 
1642 auf dem Titelblatte des Exemplares ver- 
merkt (..Marginalem notae sunt Tichonis Brahe").' 

Das zweite Standard work der Astronomie 
aus Brahes Besitz besitzen wir in dem erhalte- 
nen Exemplare von Kopemikus' hochwichtiger 
Schrift: „De revolutionibus orbium coelestium 
libri VL" (Basileae 1566). Auch dieses Buch ist 
mit unendlich zahlreichen Anmerkungen, Zeich- 
nungen und Rechnungen von Brahes Hand 
geschmückt und diese Glossierung, die ein 
bereits nicht unbekannter Astronom einem Meister 
der Astronomie zuteil werden ließ, sollte eigent- 
lich von einem Fachmanne zum Gegenstande 
eines besonderen Studiums gemacht werden. 
Für die astronomische Lebensarbeit der beiden 
Astronomen Brahe und Kopemikus wären aus 

" VjjL Dreyer, Tycho Brahe , l beisetzt von Bruhn«, 
S. 14 und l S . 



einem näheren Studium des Prager Tychonischen 
Exemplares der Basier Kopernikusausgabe ge- 
wiß sehr wichtige Resultate zu erlangen. Viel- 
leicht regen diese Zeilen einen Fachmann an, 
die angedeutete, zweifellos wichtige Unter- 
suchung vorzunehmen, um deren Zustande- 
kommen sich schon Professor Studnicka, der 
sich als Mathematiker selbst an diese Arbeit 
nicht heranwagte, während seiner letzten Lebens- 
jahre vergeblich bemüht hat 

Die übrigen, bis zum Ende des Jahres 1901 
bekannt gewordenen Prager Tychonischen Druck- 
werke bedürfen keiner besonderen Würdigung; 
es genüge hier ein Hinweis auf das bereits 
mehrfach zitierte Verzeichnis Prusiks. Ledig- 
lich das Dedikationsexemplar von Joseph Sca- 
ligers „Cyclometrica elementa duo" vom Jahre 
1594, das dieser berühmte Chronologe nach 
der eigenhändigen Widmung: „Domino Tychoni 
Brahe, domino in Knudstrup et Uraniburgo" 
schenkte, verdient noch eine Erwähnung. 

Seit 1902 sind jedoch, wie gesagt, 
noch 22 in 7 Mischbänden erhaltene Tycho- 
nische Druckwerke in der Präger Universitäts- 
bibliothek neu aufgefunden worden. Es ist 
nun vor dem Abschlüsse der vorliegenden Ab- 
handlung noch unsere Aufgabe, derselben ein 
kurzes mit den notwendigsten Anmerkungen 
begleitetes Verzeichnis dieser Druckwerke als 
Ergänzung zu dem schon mehrfach zitierten 
Verzeichnisse Prusiks anzuschließen. Es sei 
nur bemerkt, daß die ersten vier Mischbände 
die Zahl der bereits bekannten braunen Origi- 
nal-Lederbände Brahes mit den vorgedruckten 
Initialen T. B. O. vermehren und daß die übrigen 
drei Bände hinsichtlich des Einbandes keinerlei 
speziellen Charakter an sich tragen. 

L Signatur: XVI J 38. Titel: a) De re 
metalli|ca . . . libri ID. Autore | Christophoro 
Encelio SalueldensiJ Franc 1557. — b) De 
iridibus | doctrina | Aristotelis et | Vitellionis . . . 
explicata . . a Johanne Flcischero Vratislaniense. 
Witcbcrgae 1571. — c) De meteoris | libri duo 
. . A. M. Michaele Stanhufio. Vitebergae 1 562. 
— d) Antonii | Galatei Licien | sis . . Liber de 
| situ elemen | torum. Basileae 1558. — Auf 
dem Vorderdeckel des Einbandes steht ein- 
gepreßt: T. B. O. 1576. Diese und die fol- 
genden drei Mischbände ließ also Brahe als 
3ojähriger Mann, jedenfalls kurz nach der Auf- 
nahme seiner Beobachtungen auf der Insel 



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Knkul«, Din TychonUn» der Prager K. K. Universität*- Bibliothek. 



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Hven, herstellen. Auf dem Titelblatte steht 
handschriftlich: Collegij Caesarei Soctis. Jesu 
Pragae. 1642. Ex bibliotheca Tychoniana. 

II. Signatur: VJ 103. Titel: a) AjtokX(jo|viou 

Too Po6iou | Apyovauujaov ßißXot item| 

Apollonii Rhodii Ar | gonauticorum, Carmine 
HeroicotranslajtiperValentinumRotlmarum .... 
libri im. Basileae 1572. b) Apollo|nü Rhodii 
Ar gonauticorum, Carmine | Heroico translati per 
Valenti num Rotmarum .... libri IUI. Basileae 
157a — Auf dem Vorderdeckel des Einbände* 
steht wie bei Nr. I: T. B. O. 1 576, auf dem Titel- 
blatte handschriftlich: D. Gabriel Crusius 5. Au- 
gusti A. Dnj. 1654. 

III. Signatur: V G 92. Titel: a) Synesii! . . . 
Ptolemaidis Cyrenaicae, Epistolae . . . Grece 
ac La tine editae. | Thoma Naogeorgo, . . inter- 
prete. Basileae 1558. — b) Synesij Cyre|naei, 
Aegyptii, seu|de Providentia | disputatio: 
conversa in latinum ser|monem . . Elaborata . . 
ab Esromo Ru dingero. . . Basileae 1557. — 

c) Synesii Cyrenaei oratio | ad Arcadium . . 
de regno . . . conversa in latinum | sermonem 
. . . a Joachimo Camerario. Lipsiae 1555. — 

d) Suveöiou i>ntp toö 6tüpou, .ipö; Ilcuövtov 
. . . interprete | Gulielmo Can|tero. Basileae 
1567. — Auf dem Einbände wie oben: T. B. O- 
1 576. Auf dem Titelblatte der an erster Stelle 
stehenden Schrift handschriftlich: Nobilis ac Doc- 
tissimus Dns. Gabriel Crusius 1673. 

IV. Signatur: V J 2. Titel: Prodi de sphae|ra 
Über. Cleomedis de mundo . . . Arati . . Phae|no- 
mena . . . Dionysii Afri Dcscri|ptio orbis habita- 
bilis. Basileae 1547. — b) Primarum | de coelo 
et terra | institutionum | . . . libri tres . . . Va- 
lentino Naiboda | authore. Venetiis 1573. — 
Auf dem Einbände: T. B. O. 1576; auf dem 
Titel- und dem ersten Textblatte der an erster 
Stelle stehenden Schrift handschriftlich: T. B. 

V. Signatur: XTV F 8. Titel: a) Contenta 
in hoc libello. | Arithmetica communis. | Propor- 



tiones breues. | De latitudinibus formarum. | Al- 
gorithmus. M. Georgij Peurbachij in integris.| 
Algorithmus Magistrii Joannis de Gmunden | de 
minueijs phisicis (Defekt). — b) Strabi fuldensis 
MonachL | Ad Gr>'maldum Abbate | hortulus. 
Norinberge 15 12. — c) Sacratissime Astrono- 
mie Ptholemei liber diuersarü rerum . . . Uene- 
tijs 1509. — d) Meteorologia Aristotelis. | Ja- 
cobi Fabri. - paraphrasi explanata. Norinber- 
gac 1 5 1 2. — Auf dem Titelblatte der an erster 
Stelle stehenden Schrift steht handschriftlich: 
T. B. 

VL Signatur: XIV A 63. Titel: a) Calenda- 
rium | Romanum Ma|gnum .. D.Joanne | Stoeff- 
ler .. . authore. Tubingac 15 18. — b) Tabu- 
lae Eclypsiü Magistri | Georgij Peurbachij . . . 
Viennae 15 14. — c) Pronunciata cenjtum . . . 
super instrumento nouo Primi Mobiiis, recens 
iam a Petro | Apiano cöposita . . Norinbergae 
1541. — d) Introductorium astronomicum . . . 
Parisiis 15 17. — Auf dem Titelblatte der 
an erster Stelle stehenden Schrift steht hand- 
schriftlich: T. B. 

Der siebente neugefundene Mischband (Sig- 
natur: XIV J 199), welcher auf dem Titelblatte 
der an erster Stelle stehenden Schrift die hand- 
schriftliche Notiz : „Ex bibliotheca Tychoniana" 
trägt, enthält: a) Joannis Keppleril ... De | Stella 
novajin pede serpentarii . . . Pragae 1606 und b) 
Joannis Kepleri| ... De | Jesu Christi | servatoris 
nostri vero anno | natalitio. Francofurt 1606. — 
Die beiden in dem Bande enthaltenen Schriften 
Keplers sind erst fünf Jahre nach Brahes Tod 
erschienen. Es ist dies wohl ein Beweis dafür, 
daß die Tychonische Bibliothek auch nach des 
Meisters Tode und sogar nach dem Tode der 
Witwe desselben, der im Jahre 1604 erfolgte, 
von seiner Familie und seinem Genossen Kepler 
noch einige Zeit hindurch beisammen gehalten 
und aller Wahrscheinlichkeit nach zweckent- 
sprechend vermehrt wurde. 




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Fünf unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins. 



Von 

Professor W. L. Schreiber in Potsdam. 



Inter den Orten, in denen man Luthers 
Schriften besonders eifrig nachdruckte, 
| nahm Basel von vornherein einen der 
ersten Plätze ein. Zwar zog sich Froben, der 
vornehmste und wohlhabendste der dortigen 
Typographen, der sogar mit dem Reformator 
im Briefwechsel stand, auf Betreiben des Erasmus 
schon im Jahre 1520 zurück; fast alle übrigen 
Drucker stellten aberihre Pressen in den Dienst der 
lutherischen Lehre oder der noch schärfer pro- 
testierenden Richtungen, bis der Rat, der schon 
vorher mehrere von ihnen mit Geld- oder Ge- 
fängnisstrafen belegt hatte, infolge der damals 
ausbrechenden Bauemunruhen am 12. Dezember 
1524 das Verbot erließ, daß die Drucker „hinfür 
weder lateinische, hebräische, griechische noch 
deutsche Schriften druckten oder in Druck 
geben sollten vor deren Besichtigung durch die 
jeweils Verordneten". 

Ganz besonders sind als Verbreiter von 
Luthers Schriften aber die Baseler Drucker 
Adam Petri und Thomas WolfT zu nennen, die 
sich auch beeilten, Luthers Bibelübersetzung, 
so wie sie stückweise in Wittenberg erschien, 
nachzudrucken. Da die Originalausgaben mit 
Holzschnitten versehen waren, so glaubten auch 
sie, des Bilderschmuckes nicht entbehren zu 
können und wandten sich beide an Holbein. 
Ein ausführliches Verzeichnis der bisher bekannt 
gewordenen, von ihnen gedruckten Bibelaus- 
gaben hat Salomon Vogelin im Repcrtorium 
für Kunstwissenschaft Band IL Seite 162 — 190 als 
Ergänzung zu Woltmanns grundlegendem Werk 
über Hans Holbcin geliefert. Da Muther in 
seiner „Deutschen Bücherillustration" und Lützow 
in seiner „Geschichte des deutschen Kupferstichs 
und Holzschnitts" ausführlich darauf Bezug ge- 
nommen haben, so kann ich mich kurz fassen. 

Für WolfT hat Holbein 21 apokalyptische 
Darstellungen (Woltmann 150— 1 70) und 11 
Zeichnungen zu den fünf Büchern Mose ge- 
liefert; beide Gruppen schließen sich eng an 
die Wittenberger Vorbilder an. Für Petris 
Neues Testament entwarf Holbein 8 Bilder 
(Woltmann 184 — 191), und unter den vielen 
Illustrationen seiner Folioausgabe des Alten 



Testaments befinden sich 5 von der Hand des 
großen Meisters (Woltmann 171 — 175). Die 
letzteren sind den Holzschnitten der 1487 von 
Schoensperger in Augsburg gedruckten Bibel 
(Hain 3139) nachgebildet, während die ersteren 
mit einer einzigen Ausnahme frei von Holbein 
erfunden sind 

Zu diesen vier Bilderfolgen gesellt sich aber 
noch eine fünfte, die den bisherigen Forschungen 
entgangen ist Petri hat nämlich den ersten 
Teil des Alten Testaments nicht nur in Folio, 
sondern auch in Oktavformat nachgedruckt 
und hierfür hat Holbein ebenfalls fünf Holz- 
schnitte entworfen, die im Format genau mit 
den neutestamentlichen (Woltmann 184 — 191) 
übereinstimmen und, wie jene, des Meisters 
eigene Erfindung sind. Von dieser Oktav- 
ausgabc sind mir zwei Auflagen bekannt ge- 
worden: die eine stammt aus dem Jahre 1524, 
die andre von 1526. 

Die erstere besitzt die Stadtbibliothek von 
Colmar (Elsaß), und ich kann Dank der Liebens- 
würdigkeit des Bibliothekars Herrn Andre - Waltz 
das dortige Exemplar meiner Beschreibung zu- 
grunde legen. Der Titel lautet: Das Alte Tel 




Abb. 1 (irr,.,,, -BMJ. 



Schreiber, Fflaf onbekwinte Holzichnitte H»nt Holbeins. 



27 



stammt deutsch, Der vr-/spriinglichen Hebrei- 
schen warheyt '/ nach, auffs traulichst verdeutscht./ 
\'nd yetzmals in disem truck, durch/ den toi- 
metschen erleuchtet mitt tt'l-/ hübschen der Ge- 
sunder scltweren ort-/ten auslegungen vnd erkle-/ 
rung, Die keyn ander/ drück haben. — Zu 
Basel, bey Adam Pe-/tri, im jar M. D. xxiiij. 
Er ist von einer Bordüre umrahmt, die in ihrem 
untern Teil drei Szenen aus dem Leben Mosis 
darstellt und von Passavant Band III, Seite 41 1 
Nr. 115 unter den pseudoholbeinischen Werken, 
von Nagler in seinen Monogrammisten Band III, 
Seite 914 Nr. 11 aber unter den Arbeiten des 
Meisters I. F. beschrieben ist 

Der Inhalt des Buches, das jedoch nicht 
das ganze Alte Testament, sondern nur den 
Pentateuch enthält, ist ein wortgetreuer Nach- 
druck der Originalausgabe. Auf der Rückseite 
des Titels steht ein Verzeichnis sämüicher Bücher 
des Alten Testaments, dann folgt auf 1 1 Blättern 
die Vorrede; der eigentliche Text füllt CCCXI 
bezeichnete Blätter und schließt mit den Worten: 
„Das ende der bücher/Mose". Das letzte Blatt 
Ist leer. Fortgelassen ist nur das der Witten- 
berger Ausgabe angehängte Fehlerverzeichnis; 
die Verbesserungen sind zum Teil im Text 
berücksichtigt, teilweise aber auch unbeachtet 
geblieben. 

Die elf großen Holzschnitte der Original- 
ausgabe, die Holbein bereits für Wölfls Nach- 




Abb. 2. E.odut-Bild. 




Abb. Leriticu.-Bild. 



druck kopiert hatte, blieben fort, hingegen 
zeichnete er für den Anfang eines jeden der 
fünf Bücher Mose, die in der Wittenberger 
Ausgabe mit unbedeutenden Initialen begannen, 
ein Bild von eigener Erfindung etwa 80 :66 mm 
groß. 

1. Das Paradies mit der Erschaffung Evas. 

2. Der Auszug der Kinder Israel und der 
Untergang der Ägypter im Roten Meer. 

3. Gottesdienst durch den Hohenpriester. 

4. Moses mit dem Gesetz und das Bild der 
ehernen Schlange. 

5. Moses liest dem Volke das Gesetz vor. 
Die beigefugten Abbildungen entheben mich 

einer ausführlicheren Beschreibung. Ebenso 
bedarf es wohl keiner weiteren Begründung, 
daß die Zeichnungen von Holbein herrühren; 
am deutlichsten tritt die Eigenart des Meisters 
in dem prächtigen dritten Bilde hervor (leider 
ist in dem Kolmarer Exemplar gerade dieser 
Stock nicht sonderlich scharf abgedruckt), am 
wenigsten in dem ersten. Verwunderung muß 
es nur erregen, daß Petri nicht auch die Titel- 
umrahmung von Holbein anfertigen ließ, son- 
dern sich an einen Stümper wandte, der seine 
Aufgabe nicht anders zu lösen vermochte, als 
daß er vier der holbeinischen Bilder roh 
verkleinerte und nur die Szene mit dem 
Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer 
abänderte. 



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Schreiber, Fünf unbekannte Hollschnitte Hans Holbeins. 





Abb. Numeri- Bild. 



Abb. 5. Dtultronomioa-Bild 



Die zweite Auflage besitzt die Königl. Biblio- 
thek zu Berlin, doch ist auch ein Exemplar in 
Freiburg i. Br. vorhanden (Weller 3986). Der 
Titel ist in folgender Weise abgeändert: Das 
Alt Testa/ment Deutsch./ Der vr sprunglichen 
Hebrei-f sehen warheit nach auffs treüwliclistl ver- 
deutscht. Vnd durch den Dol/metschen, mit 
vilen der be-/sondern schweren ört-jtern auß- 
legungen,/ erleuchtet. — Gedruckt zu Basel 
bey/Adam I etri, im Äugst,/ des iars.j M. D. XXI V. 
Die Bordüre, die Anordnung des Textes und 
die Zahl der Blätter stimmen völlig mit der 
ersten Auflage überein, nur ist auf dem Schluß- 
blatt das große Signet Petris mit dem auf einem 
Löwen reitenden Knaben hinzugefügt, der eine 
Fahne mit den Buchstaben IHS AD P- hält 
(Hcitz-Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 68). 
Ein für uns jedoch sehr wichtiger Unterschied 
besteht darin, daß sich zu Anfang der 



nicht der Holbein-Holzschnitt befindet, sondern 
ein andres Bild (59:86 mm), das ebenfalls die 
Schöpfung darstellt Da dieses auch in der 
von Andreas Cratander in demselben Jahre 
gedruckten Vulgata -Ausgabe enthalten ist, so 
scheint der Stock mit dem Holbeinbilde in- 
zwischen verloren oder unbrauchbar geworden 
zu sein, so daß Petri gezwungen war, den 
anderen als Ersatz dafür von seinem Kollegen 
zu entieihen. 

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in dem 
1527 von Christoffcl Froschauer in Zürich ge- 
druckten Alten Testament Kopien der Holbein- 
holzschnitte 3, 4 und 5, aber in Verbindung 
mit Initialen, vorkommen. Eine derselben, der 
Buchstabe D mit dem Deuteronomionbilde, ist 
in Butschs „Bücherornamentik" Band I, Taf. 66 
in der zweiten Reihe links abgebildet, wo man 
ihn vergleichen kann. 




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Brentano und die bildende Kunst. 



Von 

Dr. Franz Deibel in Friedenau. 



8 



Jie Betrachtung der illustrativen Aus- 
stattung früherer Literaturerzeugnisse 
| Lst lange so vernachlässigt worden, 
daß nicht einmal einzelnen Werken gewidmete 
ausführliche Monographien auf Titelkupfer und 
Bildbeigaben eingehen und Neudrucke selbst 
Stiche von eigenem künsüerischem Wert nur selten 
wiederholen. Und doch sollte dieser Buchschmuck 
dem Forscher so wichtig sein wie dem Biblio- 
philen: oft ist er bezeichnend für die Kultur 
des literarischen Publikums und des Verlegers, 
und wenn die Wald des Stechers oder 
der dargestellten Szenen auf den Autor 
selbst zurückzufuhren ist, gibt er Auf- 
schlüsse über dessen künsderischen Ge- 
schmack. 

Auf dem Gebiet der künstlerischen 
Ausstattung literarischer Werke hat die 
Romantik manches Verdienst Im „Athe- 
näum" hatte Wilhelm Schlegel in einem 
Aufsatz „über Zeichnungen zu Gedichten 
und John Flaxmans Umrisse" die jammer- 
lichen Durchschnittsillustrationen auf das 
schärfste kritisiert und eine dem Text 
ebenbürtige Buchausstattung gefordert, die 
nach einem Wort seiner spateren Berliner 
Vorlesungen mehr eine „pittoreske Be- 
gleitung der Poesie" sein sollte. Von den 
jüngeren Romantikem trat dann besonders 
Clemens Brentano für eine intime Durch- 
dringung und Wechselbeziehung der 
zeichnerisch- illustrativen und der Dicht- 
kunst ein. Brentano hat immer ein starkes 
persönliches Verhältnis zur Malerei und 
den zeichnenden Künsten gehabt Als 
Dichter hat er sich von der bildenden 
Kunst anregen lassen und ihr auch reiche 
Anregungen zurückgegeben. Als emsiger 
Sammler hat er ein von Natur aus feines 
Organ für die Reize älterer Kunst mehr 
und mehr geschärft Endlich besaß er 
gleich seiner Schwester Bettine, gleich 
E. T. A. Hoffmann eigenes zeichnerisches 
Talent und wie «der mit der Gewandtheit 
eines Taschenspielers in 

Dilettierende manche 



wundervollen Lieder in selbsterfundenen Melo- 
dien zur Gitarre sang, so hat er auch für einige 
Werke die Kupfer selbst entworfen. 



Wie weit der Schlegelsche Kreis in Jena 
für die Kunstanschauungen des jungen Brentano 
maligebend gewesen Lst laßt sich kaum genau 
feststellen. Jedenfalls zeigen die Kunstgesprache 
in seinem „verwilderten", aber an Schönheiten 
SO reichen Jugendroman „Godwi" die Anregungen 




3° 



Deibel, Brentano und die bildende Kunst. 



des Athenäums, und allgemein romantischem 
Brauche folgt er, wenn er dort Bilder in Worten 
zu malen und in dichterische Form zu bannen 
sucht. Einen lauten unmittelbaren Widerhall 
aber weckten Schöpfungen der bildenden Kunst 
in ihm erst, als bei seinem Aufenthalt in Düssel- 
dorf, Ende 1802, Anfang 1803, die dortige 
Galerie, die damals noch alle die später nach 
München gekommenen Schätze barg, ihm die 
lebendige Anschauung großerWerke der Malerei 
gab. Sein Verhältnis zu den dort gesehenen 
Bildern ist nicht das eines kritisch und geschult 
Sehenden, eines mit sicherem 
Geschmack und scharfem 
Auge Begabten, sondern das 
des unbekümmert schwärmen- 
den Liebhabers. Raffael und 
Rubens stellt er neben den 
süßlich- glatten Carlo Dolce 
und den geleckten van der 
WerfT, der zahlreich in Düssel- 
dorf vertreten war; er erzählt 
seiner Schwägerin Antonie 
begeistert von den „himmli- 
schen Bildern" und früh regt 
sich neben dem Liebhaber 
auch schon der Sammler: 
„Die schönsten Bilder der 
Galerie hängen in Kupfern in 
meiner Stube".' 

Seine tiefste Verehrung 
wendet sich der älteren 
deutschen Kunst zu, den alt- 
kölnischen Meistern, Dürer 
und dem großen Matthias 
Grünewald. Schnell erwirbt 
er ausgebreitete Detailkenntnisse, die besonders 
durch seine eigenen reichhaltigen Sammlungen 
gefördert werden. 

Wie er alte Volkslieder und alte deutsche 
Literatur sammelt, so kauft er alte Bilder, Stiche, 
ja ganze Altartüren und kann manches Wert- 
volle vor dem drohenden Untergang retten. 
Sein Sammeln wurde dem Beruflosen mehr und 
mehr zur unwiderstehlichen Leidenschaft und 
mit welcher ergötzlichen Rücksichtslosigkeit er 
es betrieb, zeigt ein Schreiben seines Freundes 
Görres:' „Wenn Brentano zurückkommt, dann 
empfehle ich euch eine Sache, daß ihr nämlich 

» Gesammelte Schriften VTÜ, 114. 
» Gurre«, Gesaramelte Briefe I, 495- 




Abb. 1. 

Tilalkvpfcr rar „Truti-Nachiig-al 



auf keine Weise ihm sagt, wo die Madonna ist, 
die ich kaufen will. Den Namen des Ortes hat 
er mir abgefragt, die Person weiß er aber nicht. 
Er hat mir zwar versprochen, das Bild nicht 
zu kaufen, indessen ist er schrecklich auf den 
Bilderhandel versessen und in dergleichen Fällen 
weiß er ganz gemach die Leute auf die Seite 
zu schicken, daß sie das leere Nachsehen haben." 

Von Künstlern seiner Zeit schätzte Brentano 
über alles den romantischen Maler Otto Philipp 
Runge, dessen tiefsinnige vier Radierungen „Die 
Tageszeiten" er dem Freunde Gorres bald nach 
ihrem Erscheinen (1807) be- 
geistert und „von Liebe für 
dieses Werk durchglüht" ge- 
bracht hatte. 

Runges Kunst war der voll- 
endete schöpferische Aus- 
druck romantischer Anschau- 
ungen; in seinen Hieroglyphen 
und Arabesken schien auf 
dem Grunde romantischer 
Religion und Naturphilosophie 
etwas völlig Neues zu er- 
wachsen; seine zierlichen Ge- 
winde von Blumen, aus denen 

liebliche Kindergcstalten 
emporrankten, sprachen die 
gleiche geheime Sprache wie 
die Dichtungen Tiecks und 
anderer Romantiker. Von ihm 
wollte Brentano das Werk mit 
Randzeichnungen versehen 
lassen, das bei Vollendung 
sein bedeutendstes geworden 
wäre: die Romanzen vom 
Rosenkranz. Als das große Vorbild, auf das 
er den Maler in einem ausführlichen Bekenntnis- 
brief aus dem Jahre 18 10 hinwies, erschienen 
ihm Dürers Zeichnungen zu Kaiser Maximilians 
Gebetbuch, jene lang versteckten Kunstwerke, 
die dann im XIX. Jahrhundert der Ausgang einer 
ganzen Künstlerschule werden sollten: „Mein 
Wunsch nun war, diese Lieder, die ich mit 
Begeisterung und Ernst geschrieben, möchten 
Ihnen so Wohlgefallen, daß Siegern jede Romanze 
mit einer Randzeichnung, so wie die Dürerschen 
im Steindruck vorhandenen des Münchner Gebet- 
buchs, abbildend und in die Verzierung über- 
phantasierend, umgeben". 

Vielleicht waren Brentano nie Gestalten und 



31 



Situationen einer Dichtung intensiver und plasti- 
scher in Erscheinung getreten, als die des grollen 
faustischen Liedes der Romantik. „Konnte ich 
zeichnen, ich wurde es nie gedichtet haben," 
gestand er, „aber ich konnte sie nicht zeichnen, 
ich mußte sie singen mit gebrochener Stimme." 

Ein romantisches Gesamtkunstwerk schwebte 
ihm vor, das der Vereinigung von Poesie und 
Malerei entspringen sollte, ein Dokument roman- 
tischer Einheits- und Allkunst, aber des feinen 
Zeichners früher Tod machte den Plan zunichte. 
In Kleists „Berliner Abendblättern" widmete ihm 
Brentano einen schönen Nachruf. 

Es war nicht das einzige Mal, daß der 
Dichter in Fragen der Kunst das Wort 
ergriff. Gelegentlich der Berliner Kunst- 
ausstellung von 1810 veröffentlichte er, 
gleichfalls in Kleists Zeitschrift, 1 einen 
sehr witzigen Aufsatz „Verschiedene 
Empfindungen vor einer Seelandschaft 
von Friedrich, worauf ein Kapuziner"; 
im Anschluß an das Bild des ausgezeich- 
neten romantischen Landschafters, für 
das er auch treffliche ernste Worte 
findet, verhöhnt er hier mit beißender 
Ironie den typischen stumpfen Aus- 
stcllungsbcsuchcr. Noch in der Zeit da 
dem zum Glauben der Kinderjahre Zurück- 
gekehrten längst die „geschminkten, 
duftenden Toilettensünden" seiner dich- 
terischen Jugend entfremdet waren, be- 
zeugte er sein unvermindertes Interesse 
für bildende Kunst in einem Artikel 
„Über populäre geistliche Kunst", in dem 
er auf die Veredelung der verbreiteten 
in Holz geschnitzten Kreuzbilder als eine 
künstlerische und nationale Notwendigkeit 
hinweist. 

Der Münchener Kreis, in dem Brentano von 
1833 ab dauernd lebte, war ganz dazu angetan, 
seine Kunstinteressen zu beleben und aufrecht 
zu erhalten. Von fromm -katholischem Stand- 
punkt aus beurteilt er natürlich alle Kunst nur 
noch nach dem religiösen Gehalt und verwahrt 
sich öfter gegen das Sündhafte der bloß welt- 
lichen. Als Mitglied der Kunstlcrgescllschaft 
zu den drei Schilden, deren Hauptzweck die 
Hebung mittelalterlich-deutscher Kunst bildete, 




kommt er mit dem Dichter und Maler Graf 
Pocci, mit Schwanthaler, dem archaisierenden 
Ballenberger und Schlotthauer, bei dem er ja lange 
wohnte, in Berührung. Den frommen Overbeck 
schätzte er, zu Cornelius, Hess, Deger u. a. ent- 
wickelten sich Beziehungen, besonders innig aber 
wurde das Freundschaftsverhältnis zu dem jungen 
Stcinle. Ihn suchte Brentano im persönlichen 
Verkehr und spater in Briefen in einer glaubens- 
treuen frommen Kunst zu bestärken und zu 
fordern. Dennoch hat alle Frömmigkeit die 
Sinne des früheren Kenners nicht so abge- 
stumpft, daß er dem jungen Künstler nicht 
auch nutzlichere Katschlage zu geben wußte, 
wenn er ihn etwa mahnt, auf ein „Mini- 
mum Anmut und ruhrende Graziiitat 
mehr in den Formen" zu achten. Des 
Dichters sinkende Schopfungskraft wurde 
von Zeichnungen Steinles neu befruchtet: 
er dankt ihm die Anregung zur „Be- 
kehrung der heiligen Maria von Ägypten" 
und vor allem zu seiner letzten Dichtung, 
der „Legende von der heiligen Marina". 

Andrerseits wußte kein Maler, Stein- 
hausen vielleicht ausgenommen, Bren- 
tanos Werke so fein und liebenswürdig 
zu fassen, wie der dem Dichter nahe- 
stehende Steinle; das beweisen einige 
seiner schönsten Arbeiten, Bilder zu den 
Rheinmärchen, den Romanzen und der 
Chronika eines fahrenden Schulers. 



Abb. j. Dm 

Breticlknibe auf d«ra 
Tilel d«f „Kindrr- 

lieder" in „ l) « * 
ItlkH Wunder- 
hora". 



Brentano hat selbst als Zeichner 
dilettiert Im Hinwerfen von Porträt- 
umrissen muß er gerade wie seine 
Schwester Bettina eine leichte glückliche 
Hand gehabt haben; darüber gibt einer seiner 
Briefe an Arnim (20. April 1803) Aufschluß: 
„Wie ich König Friedrich den einzigen mit 
ein paar Linien immer zu zeichnen fähig bin, 
so kann sie (Bettinc) nicht die Feder pro- 
bieren, ohne dich mit ähnlichen Linien zu 
zeichnen; ich kann es nicht so gut wie sie, 
oder ich liebe dich nicht so sehr, aber gieb 
acht, welches das ähnlichste sein wird" — und 
hier finden sich nach Steigs Angabc * im Original 
die leider nicht reproduzierten Profilumrisse 



> Der Aufsatz in ursprünglicher Fassung Gesammelte Schriften IV, 424 -29. Arnim hatte daran Anteil; Kleist hat 
ihn für die Abendblattet einer verkürzenden Umarbeitung unterzogen. Vgl. Steig, Kleists Berliner Kämpfe S. 265. 
• Steig, Achim von Arnim und Clemens Brentano, S. 70. 



Friedrichs des Großen und Achims von Arnim. 
Die Absicht, seinen Arbeiten selbstgezeichnete 
Bilder beizugeben, taucht bei Brentano zuerst 
im Zusammenhang mit seinen Märchenplänen 
auf. Schon 1805 teilt er dem Freunde Arnim 
mit: „Ich denke auf Michaelis, wenn's zuschlägt, 
die italienischen Kindermärchen für deutsche 
Kinder zu bearbeiten; Mohr (und Zimmer, Ver- 
leger in Heidelberg) will's nehmen, ich will 
womöglich die kleinen Bilderchen selbst dazu 
kritzeln." Die Ausgabe der Märchen kam nicht 
zustande, aber bei dem Wunderhom, der ge- 
meinsamen Arbeit der romantischen Freunde, 
hatte Brentano Gelegenheit, zu dem illustrativen 
Schmuck persönlich beizutragen. 

Der Ende 1805 erschienene erste Band des 
Wunderhorns enthält nur das kleine Kupfer des 
reitenden Knaben mit dem Horn, als dessen 
Radierer in Brentanos Briefen an den Verleger 
Zimmer ein gewisser Kunz oder Kunze genannt 



wird Vielleicht ist es der seit 1805 als Hofmaler 
in Karlsruhe ansässige Maler und Stecher Karl 
Kuntz, dessen Spezialität Tierdarstellungen 
waren. 1 Brentano war mit der Arbeit recht 
zufrieden und rühmte die „große Zierlichkeit" 
des Stiches, weniger dagegen Arnim. Das Er- 
scheinen des zweiten und dritten Bandes ver- 
zögerte sich bis zum Jahre 1808. „Auf das 
Titelblatt des zweiten Teils", schrieb Arnim 
1807 an Zimmer, „können wir das alte Horn, 
das in Schleswig gefunden, abbilden lassen, um 
zu charakterisieren, wie das reine alte Lied 
immer hervortritt, nachdem der Knabe ge- 
blasen". Der geistige Urheber der aus zwei 
älteren Blättern entstandenen Zeichnung zum 
Titelkupfcr des U. Bandes ist Brentano; er 
meldet selbst an Zimmer: „Es hat sie ein guter 
Freund von mir hier nach meiner Angabe mit 
großer Mühe gezeichnet" Wie aus seinem 
Brief an die Brüder Grimm vom 3. Mai 1808 



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33 



hervorgeht, 1 ist dieser gute Freund 
Wilhelm Grimm selbst 

Die im Durchblick gegebene An- 
sicht von Stadt und Schloß Heidel- 
berg ist einem Buche Zincgrefs 
entnommen, wahrend das Trinkhorn, 
wie Steig angibt, einer Abbildung 
in I lamelmanns Oldenburgischem 
Chronikonfl 59X)S.20| nachgezeichnet 
ist Mit der Ausfuhrung des Stechers 
Adam Welse 1 war Brentano unzu- 
frieden, er klagte, daß er Wilhelms 
„mühsame Zeichnung verhunzt und 
besonders steif und plump das um- 
gebende Laub gestochen habe." 

Diese Erfahrung scheint die 
Freunde bewogen zu haben, bei dem 
Kupfer des dritten Bandes einen 
Versuch mit dem damals erst sieb- 
zehnjährigen Ludwig Emil Grimm zu 
wagen, dem jüngeren Bruder Jakobs 
und Wilhelms. Nicht ohne Geschick 
stach der junge Künstler, der bis 
dahin keinerlei Unterricht genossen 
hatte, ihnen das Titelkupfer nach 
einer Vorlage Israels von Mcckenem.' 

Das zierlichste Kupfer im ganzen 
Wunderhorn aber, das echt roman- 
tische zu den im Anhang gegebenen 
Kiiiderliedern ist ein Werk Brentanos, 
Bei Arnim hatte erst die Absicht 
bestanden, zu den Kinderliedern eine 
Zeichnung der Brüder Riepenhausen 
zu geben, 4 die aber von ihren Um- 
rissen zu Tiecks Genoveva her nicht 
gerade in Brentanos Gunst standen. So machte 
sich der Dichter mit Ludwig Grimm zusammen 
selbst an die Arbeit und konnte Arnim bald 
aus Kassel melden:' „Mit nächstem Postwagen 
erhältst du den ganzen Rest des Manuskripts 
vom Wunderhorn und die Kinderlieder, zu 
denen ich einen Titel komponiert, der allen 
Leuten gefällt Zwei Kinder machen Musik 
bei einer Kapelle, in der die heilige Familie — 
du kennst die alte Abbildung von einer Gemme" 
Und Arnim bestätigte ihm: „Deine Zeichnung 




Abb. ). tlluitraüonibUtt »uf „Gockil Hiskcl, G«ckcU)«'\ 

zu den Kinderliedern ist eine gar hübsche re- 
ligiöse Idylle, und Grimm hat es geschickt 
ausgerührt" Das Kupfer (Abb. i) bekundet 
deutlich die hohe Schätzung, in der Runge 
bei Brentano stand: Motive aus den Jahres- 
zeiten sind verwendet, die beiden sitzenden 
und musizierenden Knaben sind getreue Wieder- 
holungen aus der Rungeschen Darstellung des 
Morgens. Die Idee des wohlgelungenen Bild- 
chens benutzte der Dichter noch einmal 1817 
für seine Ausgabe von Spees Trutz Nachtigal, 



1 Steig, Goethe and die Brüder Grimm S. 20/21. 

' Dr. Adam Weise, 1776 in Weimar geboren, der seil 1806 in Heldelberg lebte and 1808 eine Folge von Blättern 
bei Mohr und Zimmer, den Verlegern des Wanderborna, erscheinen ließ. Vgl. N agier, Könstler l^xikon 21, 244. 

1 Goldschmied and Kupferstecher des XV. Jahrhunderts. Vgl Allg. Künstler- Lexikon, hrsg. von Singer IT, 236. 

♦ J. G. Zimmer and die Romantiker S. 146. — S Steig, Arnim and Brentano S. 232, 

7,. f. h. 1906,1907. 5 



34 



Deibel, Brentano and die bildende Kunst. 



unter Umbildung vieler Einzelheiten, wobei be- 
sonders bezeichnend ist, daß die beiden nackten 
Knaben sich in vorsichtiger Anpassung an seine 
veränderten Anschauungen in verhüllte Engel 
verwandeln mußten. (Abb. 2.) 

Endlich stammt auch das Titelblatt mit der 
Aufschrift „Kinderlieder" im Wunderhorn von 
Brentano selbst:» „Von dem Titel zu den Kinder- 
liedern habe ich mit Louis Grimms Hilfe die 
Zeichnung vollendet, er arbeitet jetzt die Platte. 
Die Idee ist folgende. In vielen Gegenden ver- 
künden die Kinder den Sommer mit einer Bretzel 
an einer Stange. Die Bretzel aber ist nach der 
Meinung einiger Schulantiquaren ein Backwerk, 
welches den Kindern am Gregoriusfest als Be- 
lohnung gegeben ward, als .kleiner Preis', pre- 
tiolum, daher Bretzel. Ihre Gestalt aber hat sie, 
weil in dieser alle Buchstaben des A-b-c liegen. 
Daher habe ich den Titel mit dem Bretzel-A-b-c 
geschrieben." (Abb. 3.) 

Der junge Grimm hatte sich bewährt und 
wurde nun auch zur Mitarbeit an der Einsiedler- 
zeitung und zur Ausstattung des von Brentano 
1808 neu herausgegebenen Wickramschen 
Romans „Der Goldfaden" herangezogen. Cle- 
mens aber, an dessen zeichnerischem Geschick 
sich Arnim erfreut hatte, wurde von diesem 
aufgefordert, Illustrationen zu dem von den 
Freunden vielgepriesenen Schelmuffsky anzu- 
fertigen, an dessen Ausgabe er damals, 1808, 
ernstlich dachte.* Die Ausgabe kam aber 
ebensowenig zustande als die Zeichnungen. 

Es wäre verwunderlich, wenn Brentano, 
dieser bizarrste aller Romantiker, mit seinem 
frechen „splendid -grotesken" Witz und seiner 
kaustischen Spottsucht, nicht eine Neigung 
zur zeichnerischen Karikatur gehabt hätte. In 
Heidelberg scheint er damit manch drolliges 
Spiel getrieben zu haben; schreibt ihm doch 
Arnim einmal 1808: 1 „Schwarz beklagt sich, 
daß du alle Bekannte als Karikatur gezeichnet." 
Als er sich im Herbst 1809 in Halle und 
Giebichenstein bei dem Musiker und Schrift- 
steller Reichardt aufhielt, belustigte er sich 



mit Wilhelm Grimm zusammen mit dem Ab- 
konterfeien ihnen nahestehender Persönlich- 
keiten. Aus Einzelbildern komponierten sie 
dann ein „großes Familienepos", eine Bleistift- 
zeichnung, die sich im Grimmschen Nachlaß 
vorgefunden hat In der Mitte sieht man nach 
Steigs Angabe* Goethe, der auf einer Trompete 
den Ton angibt; rings um ihn bilden Reichardts, 
Lafontaine, Arnim, Bettina, Clemens, Wilhelm 
Grimm u. a. das Orchester. Publiziert ist diese 
Zeichnung nicht Aber in der 181 1 erschienenen 
glänzend witzigen Abhandlung Brentanos „Der 
Philister vor, in und nach der Geschichte"* 
finden wir als Beilage eine Tafel mit eigenen 
satirischen Zeichnungen des Dichters, die an 
tollen, komischen und verblüffenden Kombina- 
tionen dem Wort- und Bilderwitz des Aufsatzes 
wenig nachgeben. (Abb. 4.) 

In seiner Berliner Zeit im Laufe des Jahres 
1 8 1 1 kam Brentano wieder auf die früher schon 
Zimmer angebotenen Kindermärchen zurück. 
Auf der ergreifenden Suche nach einem festen 
Halt wurde der immer Schwankende und 
Beruflose damals für kurze Zeit ein begeisterter 
Schüler Schinkels. 6 Unter Leitung des be- 
deutenden Architekten wollte er Baukunde 
studieren, um damit, „wenn's anhält", fügte 
Wilhelm Grimm der Nachricht gleich hinzu, 
sein Brot zu verdienen. In diesem Zusammen- 
hang bekam sein Zeichentalent für ihn eine 
neue Bedeutung und der frühere Illustrations- 
plan begann ihn wieder zu locken, so daß er 
dem Verleger schrieb: 7 „Die Kupfer kann 
ich Ihnen sehr wohlfeil und ausgezeichnet gut 
liefern, da ich sie selbst unter Schinkels Direktion 
unentgeltlich zeichnen werde, und sie in einer 
sehr leichten und wohlfeilen Manier, hier von 
meinem Freunde Wittig* könnte radieren lassen." 
Wieder aber kamen seine Absichten nicht zur 
Ausführung. 

Dagegen enthält das in den folgenden Jahren 
in Prag und auf dem Familiengut Bukowan 
entstandene rätsei-, aber auch poesiereiche 
romantische Drama „Die Gründung Prags", das 

S. 257. 



« Steig, Arnim und BrenUno S. 243. — » Steig, Arnim an 

3 Steig, Arnim und Brentano S. 236, 245. 

4 Steig, Arnim und BrenUno S. 284. 

5 Jetxt wieder leicht zugänglich als Nr. 7 der von Fedor von Zabeltitz herausgegebenen „Literarhistorischen 
Seltenheiten". Vgl. dort Brentanos Erklärung der Zeichnung. 

6 VgU Gesammelte Schriften IV, -»34- — 7 J. G. Zimmer und die Romantiker S. 188. 

• Wohl der 1832 in Berlin verstorbene, mit Schinkel bekannte Radierer Ludwig Wilhelm Wittich, Vgl. Nagle« 
KOnstlerlexikon 22, 7. 



35 



im Herbst 1814 in Pest erschien, ein außer- 
ordentlich feines, sehr wohlgelungenes Titel- 
kupfer, dessen Erfindung aufHrcntano zurück- 
geht Er selbst teilte Arnim mit, daß dieses, 
dem mystischen Charakter der Dichtung sorg- 
sam angepaßte Kupfer nach seiner eignen Skizze 
gezeichnet ist Zum Gelingen des Titels trug 
auch die Wahl des Stechers bei, die allerdings 
nicht Brentano, sondern dem Verlage anzurechnen 
ist: es war der aus vielen Almanachsradierungcn 
der ersten Hälfte des XlX.Jahrhunderts vorteil- 
haft bekannte, damals noch sehr junge Franz 
Stober. ' 

Ob Brentano zu dem Kupfer in Tuschmanier, 
das dem 1817 in Berlin erschienenen Festspiel 
„Viktoria und ihre Geschwister" vorgesetzt ist 
eigene Entwürfe gemacht hat, war nicht fest- 
zustellen. Die sehr maßige Ausführung rührt 
von dem Berliner Karl Wilhelm Kolbe her, 
wohl demselben, der mit einem Gemälde 
E. T. A. Hoffmanns Novelle „Doge und Do- 
garesse" angeregt hat 

Brentanos Poesie sollte, nachdem sie über 
den religiösen Kämpfen der nächsten Jahre 
und den personlichen und literarischen Be- 
mühungen um die Dulmener Nonne Katharina 
Emmerich längst eingeschlafen war, noch eine 
kurze Nachblütc erleben, und das Werk, mit 
dem sie verknüpft ist forderte auch noch ein- 
mal des Dichters Zeichcnlust heraus. Der 
unermüdliche Freund Johannes Böhmer, der 
Brentanos Manuskripte sammelte und treu be- 
wahrte, suchte ihn zur Vollendung des Wich- 
tigsten, vor allem der Märchen anzutreiben und 
schließlich gelang es ihm auch, die Herausgabe 



des umgearbeiteten und erweiterten Gockel- 
märchens durchzusetzen. Nachdem manche 
Schwierigkeiten überwunden waren und Brentano 
mehrfach jede Lust zur Weiterarbeit verloren 
hatte, erschien das Buch endlich 1838 bei 
Schmcrber in Frankfurt a. M. mit 15 Bildern, 
die des Dichters „eigene muhselige Erfindungen' 
sind.* 

Wieder hat der von Brentano so verehrte 
Runge Motive hergeben müssen, was besonders 
bei dem hier wiedergegebenen Blatte auffallt 
(Abb. 5.) Es ist eine deutliche Anlehnung an 
Runges wundervolle Zeichnung „Die Nacht", 
nicht nur durch die gleiche Tendenz, Unaus- 
sprechliches in Linien und Symbolen festzu- 
halten, sondern vor allem in den Einzelheiten 
der arabeskenhaften zarten Verschlingung von 
Blumen und Kindern. 

Auch der Steinzeichner dieser Blätter darf 
ein besonderes Interesse beanspruchen. Die 
Ausfuhrung bereitete dem Dichter zunächst 
manchen Verdruß, da die Steinzeichnerin der 
ersten Bilder, Maximiliane Pernelle, vor Voll- 
endung der andern starb. Endlich aber fand 
Brentano in dem jungen Kasper Braun, > 
dem verdienstvollen späteren Mitbegründer 
der „Fliegenden Blatter", der dem Kreise des 
Dichters schon durch die Zeichnungen für 
Graf Poccis und Guido Gorres' Festkalender 
bekannt war, den trefflichsten Ersatz. Durch 
feinfühlige Übertragung der Brentanoschen Ent- 
würfe auf den Stein half Braun dem Märchen- 
buch jene köstliche Einheit geben, in der es 
als letztes Dokument der Zusammenarbeit des 
Dichters und des „Zeichners" Brentano vorliegt 4 



■ 1795 — 185$. Der erste, der «ich in Wien mit dem Stahlstich befaßte. Suche in Hormayrs Taschenbuch und sehr 
1 Kupfer in Castellis Alm »nach „Selam", Wien 1812 — 17. VgL den ausführlichen Artikel in Naglcr» Künstlerlexikon. 
* Vgl. du kurze Nachwort tu dem im Insel-Verlag erschienenen Neudruck, der auch die 1 5 Uriginalillustrationcn enthält 
J Schriftliche Abmachungen zwischen Brentano und dem jungen Künsüer existieren, wie mir die Familie Braun in 
•eundlichst mitteilte, nicht 

4 In der kulturhistorisch und familiengeschichüich sehr wertvollen Publikation: Das Geschlecht Latteroth. Zusammen- 
stellung von Mathilde Lutteroth zu Hamburg. Als Manuskript in 200 Exemplaren gedruckt, bei C. Griese, Hamburg 1902, 
findet sich S. 292/293 eine hübsche Zeichnung, nicht ohne Rungischen Einfluß, die fünf Töchter des Gottfried Augnst 
Lotteroth darstellend. Die Heransgeberin hat sie mit der handschriftlichen Bemerkung versehen: „Zeichnung 1831, von 
Brentano-. (Vgl. das Exemplar der Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke.) Meines Erachtens röhrt sie, schon 
wegen der zu grollen technischen Vollkommenheit, nicht von Gemens Brentano, sondern dem ihm verwandten Maler 
Franz Brentano her. Wie Herr Assessor Dr. A. Lutteroth in Hamburg mir freundlichst mitteilte, ist die Familie selbst 



Die Bibliophilen. 



Sir Robert Peel. 

Von 

Otto von Schleinitz in London. 



lir Robert Peel, den die englische Nation 
I ganz unabhängig vom politischen Stand- 
punkte aus den „groben Peel" nennt, 
I wurde am 5. Januar 1788 als der Sohn 
eines von Pitt zum Baronet erhobenen reichen 
Baumwollenfabrikanten und Parlamentsmitgliedes 
geboren. Wie schwer es oft selbst bei den be- 
deutendsten Männern hält, 
bestimmte Daten in ihrem 
Lebenslauf festzustellen, be- 
weist auch hier der Um- 
stand, daß der Geburtsort 
Peels nicht mit absoluter 
Gewiliheit angegeben wer- 
den kann. Die einen sagen, 
er sei in der Grafschaft 
Staribrd, die andern, er sei 
in Lancashire geboren. Auf 
der Schule in Harrow war 
er mit Byron befreundet 
In den „Fragmenten aus 
Byrons Journal", das in 
der Bücherauktion Peel mit 
650 Mark bezahlt wurde, 
findet sich ein Passus, in 
dem der Autor diesem seine 
Grübe als Staatsmann und 
Redner voraussagt 

1809 sehen wir Peel 
bereits im Parlament, und 
nach dem Urteil aller zeit- 
genössischen Staatsmänner 
galt seine erste Rede im 
Unterhause als die beste 
nächst der von Pitt Schon 
181 2 erhielt er den Posten 
als Staatssekretär für bland, 
und 181 9 erlangte die von 
ihm ausgearbeitete Vorlage über die Geldzirkulation 
und Münzprägung Gesetzeskraft. Als Kuriosum 
erwähne ich, dal- Peel, da bekanntlich zu jener 
Zeit in England das Duell mit dem Tode durch 
Hängen bestraft wurde, nach Ostende fuhr, um 
mit dem Agitator O'Connel einen Zweikampf aus- 
zufechten. Trotzdem verhinderte diese mißliche 
Angelegenheit nicht seine Ernennung zum Minister 
des Innern. 

Im Jahre 1820 verheiratete sich Peel mit einer 
Tochter des Generals Sir John Floyd und beab- 
sichtigte nunmehr, sich ein eignes Heim zu er- 
richten. Am 7. Juli 1824 schrieb er an Walter 
Scott: „Ich baue ein neues Haus und darin eine 
Galerie für Bilder. Vor allem wünsche ich ein 




F.ilibri« des Sir Roben Peel. 



Porträt von Ihnen, aber nur ein solches von 
Lawrence würde mir genügen. Er malt jetzt für 
mich sein eignes Porträt, das von Davy und vom 
Herzog von Wellington . . ." 

Wir lernen damit Peel nicht nur als Staats- 
mann, sondern auch als Kunsdiebhabcr kennen. 
Außer seinen politischen Obliegenheiten beschäf- 
tigte er sich vornehmlich 
mit Kunst, Literatur und 
BUcherliebhabereL Zwei 
Personen sind es in dieser 

Beziehung , deren Rat 
wesentlichen Einfluß auf ihn 
ausübte: der bereits ge- 
nannte Sir Thomas Law- 
rence und der bedeutende 
Finanzmann Johann Julius 
Angerstein. Letzterer steht 
insofern in enger Verbin- 
dung mit der Errichtung 
einer nationalen Gemälde- 
galerie, als 38 Bilder seiner 
Sammlung zum Preise von 
1 200000 Mark vom Staate 
angekauft wurden, um den 
Grundstock für ein zu 
errichtendes Museum zu 
bilden. Bis die National 
Gallery in Trafalgarsquare 
fertig erbaut war, befand 
sich die nationale Samm- 
lung, die am 10. Mai 1824 
erutinet wurde, in dem 
Hause Angersteins in Pall 
MalL 

Da Sir Robert Peel in 
ununterbrochenem Verkehr 
mit Lawrence verblieb, so 
erscheint es angezeigt, auch über diesen einige 
Worte zu sagen, wenngleich er als der Wiener Kon- 
greß-Maler nicht unbekannt sein dürfte. Niemand 
hat soviel dazu beigetragen, den Künstler zur 
Geltung zu bringen als Peel. Lawrence erhielt nach 
Reynolds Tode 1792 das Amt eines Hofmalers. 
Ursprünglich nahm er sich seinen Vorgänger auch 
als Vorbild und unter seinem Einfluß wandelte 
er längere Zeit in dessen Bahnen. 1820 wurde 
er zum Präsidenten der Königlichen Akademie 
erwählt. Das erste hier wiedergegebene Porträt 
Peels von der Hand des Meisters zeigt uns den 
Staatsmann im jugendlichen Alter als Minister 
des Innern. Außer mehreren Bildnissen von 
Mitgliedern der Familie Peel gehören zu seinen 



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von Schleinltr, Sir Robert Peel. 



37 



hervorragendsten Werken : Gentz, Julius Angerstein, 
Walter Scott, Konig Wilhelm IV. von England, 
George Canning, Georg IV., Castlereagh, Fürst 
Metternich, Graf Nesselrode, Fürst Schwarzenberg, 
Hardenberg, Capo d'Istria, Kaiser Alexander I, 
Kaiser Franz IL, Erzherzog Karl, Friedrich Wil- 
helm III., Fürst Blücher, General Tschernischoff, 
Papst Pius VII. und Kardinal Gonsalvi. Berühmt 
ist ferner von ihm das Porträt der großen Tra- 
gödin Sarah Siddons und ihres Bruders, des Schau- 
spielers Kemble. 

Als nach der kurzen Zwischenperiode des Mini- 
steriums Canning die Tories im Januar 1818 ins 
Amt zurückkehlten, übernahm Robert Peel aber- 
mals das Ministerium des Innern. Wenngleich 
während dieser ganzen Zeit 
mit den Tories eng ver- 
flochten, bereitete er jetzt 
zum ersten Male seinen 
Parteigenossen eine jener 
Enttäuschungen, die ihm 
vom Fraktionsgeist als Ab- 
fall gedeutet wurden, ob- 
wohl sie nur das Ergebnis 
verständiger staatsmanni- 
scher Einsicht und patrio- 
tischer Selbstverläugnung 
waren. Im Gegensatz zu 
der starren, jeder Reform 
abgeneigtem Masse der 
Tories, erklärte er sich 
für die Notwendigkeit der 

Katholikenemanzipation 
und führte 1818 und 1829 
trotz der heftigsten An- 
feindungen seiner Partei 
diese inhaltschwere Ver- 
änderung durch. Guizot, 
mit dem Peel befreundet 
war, bemerkt in Rücksicht 
auf die merkwürdige Doppel- 
stellung des englischen 
Staatsmanns: , Kr ist der 
liberalste der Konservativen , der konservativste 
der Liberalen und der fähigste Mann in beiden 
Parteien!" 

Sowohl in politischer als in literarischer Be- 
ziehung besaßen Peel und Guizot ein Bindeglied 
in ihrer gemeinsamen Freundin, der Fürstin Lieven, 
geborenen von Benckendorff, deren Gatte 1814 bis 
1834 als russischer Gesandter in London weilte. 
Die genannte Dame, 1784 geboren und 1857 
in Paris gestorben, woselbst sie ihre letzten 
Lebensjahre verbrachte, hieii zu jener Zeit in der 
Londoner Gesellschaft die „diplomatische Sybille 
Europas". Sie besaß die heute so ziemlich ver- 
loren gegangene Kunst, einen interessanten und 
gern besuchten Salon mit Geist und Anmut zu 
leiten. Außer Guizot gehörten in Paris zu ihrem 
näheren Umgangskreise Mole, Thiers und Monta- 
lembert 




ARTHUR WE ILESLE v 

VISCOUNT PEEL 



Eilibrit Sir Roberl Peel» de! Jüngeren. 



Die Korrespondenz der Fürstin Lieven war 
eine ebenso umfangreiche als vielseitige; sie kul- 
tivierte besonders eine abhanden gekommene Spe- 
zialität: den „schönen", den „literarischen" Brief, 
d. h. die schriftliche Mitteilung nicht etwa nur 
um ihres dürren Inhalts willen, sondern um sich 
selbst, dem Empfänger und dem Kenner literari- 
scher Feinheiten einen Genuß zu bereiten. Die 
Franzosen sagen daher von dieser „grande Dame", 
sie vereinigte in sich „la Raison de la Roche- 
foucauld avec les manieres de Madame de SevignrJ". 
Ihre gesammelten Briefe sind vor einigen Jahren 
unter dem Titel „Letters of Dorothea Princess 
Lieven during her Rcsidence in London, 18 u — 
1834" von L. G. Robinson, London, Longman's, 
herausgegeben worden. 
Auch von ihr hat I^awTence 
(ebenso wie der verstorbene 
Watts) ein gutes Porträt 
angefertigt. 

In dem hier wieder- 
gegebenen zweiten Bildnis 
von Sir Thomas Lawrence 
wird uns Peel im besten 
Mannesalter zu einer Epoche 
veranschaulicht, in der ihn 
neben der Politik nament- 
lich die Bücherliebhaberei 
beschäftigte. Von den be- 
deutenderen schriftstelleri- 
schen Zeitgenossen fehlte 
kein Werk in seiner Biblio- 
thek, indessen zog ihn Wal- 
ter Scott vornehmlich an 
und selbst dessen schwächste 
Arbeit „Das Leben Napo- 
leons" war in mehreren 
Exemplaren vorhanden. 

Eine gewisse Anzahl 
der von Sir Robert Peel ge- 
sammelten und nicht zum 
Majoratsvermögen gehören- 
den Bücher ist teils bei 
seinen Lebzeiten durch Eintausch wertvollerer 
Objekte in andere Hände Ubergegangen, teils 
haben seine Nachfolger und Erben eine beträcht- 
liche Menge von Werken freihändig veräußert In 
diese Kategorie gehören unter andern nachstehende 
seltene Drucke: 

„Speculum . . . Incipit speculum sanetae Marie 
virginis . . . Das erst capitel von lucifers val", 
Kleinfolio mit 19a Holzschnitten, das erste illu- 
strierte Buch von Günther Zainer und um 1470 
in Augsburg gedruckt, verfaßt von Johann dem 
Mönch für Johann den Abt von S. Ulrich und 
Afra in Augsburg. Johannes Chrysostomus „De 
dignitati sacerdocii", Cöln, Ulrich Zell, ca. 1470. 
„Die sieben weisen Meister, Hienach volget ein 
gar schöne Cronik und Hystori ausz den Geschichten 
der Römern". Colophon: „Also hat die Histori 
von den syben Meystern ein End", gedruckt von 



3S 



von Schleinitz, Sir Robert Teel. 




Sir Robert Peel. 
Nach dem Porrru von Sir Thonii L*wr«nc«. 

Johannes Bimler 1473 in Augsburg. Voragine, 
„Aurea Legenda", ca. 1474 von Michael Wensler 
in Basel gedruckt „Comestor", etwa 1475 — 1476 
in Köln gedruckt; Hain und Brunet weisen das 
Buch Ulrich Zell zu, allein Bernhard Quaritch, der 
den Druck erworben hatte, sprach mir gelegent- 
lich seine Ansicht dahin aus, daß das Werk 
nur aus der Offizin Conrad Winters von Hom- 
borch stammen könne. „Boetius und Cato, Im- 
pressc anno salutis 1479 p. Henricum Quentell 
in Colonia". „Hugonis de Prato Florido Ser- 
mones de Sanctis", 1485, das erste in Heidel- 
berg gedruckte Buch. Die Nürnberger Chronik 
„Registrum huiu.s operis libh cronicarum cum 
nguris et ymagibus ab inicio mundi", Folio, mit 
den interessanten Colophon-Sätzen : „Completo 
in famosissima Nurembergensi urbe . . . auxilio 
doctoris Hartmanni Schedel 1493" un< * »»hunc li- 
brum dominus Anthonius K oberger Nuremberge 
impressit", mit den Holzschnitten von Wohlgemut 
und Pleydenwurfll 

Von deutschen Drucken aus dem XVI. Jahr- 



hundert waren folgende die bedeutend- 
sten in der Sammlung Peels: Matthäus 
Ringmann „Der Text des Passions 
oder Leydens Christi aus den vier 
evangelisten zusammen in ein sinn 
bracht mit schönen figuren. Regier dein 
hertz." Colophon : „hie endet sich der 
Passion . . ." Gedruckt von Johannes 
Knoblouch in Straszburg 1507, mit 
24 Holzschnitten von Urs Graf, während 
die fünf und zwanzigste Illustration den 
seltenen Holzschnitt der Auferstehung 
von J. Wechtlin darstellt. Der Text 
ist die Arbeit von Ringmann Philesius, 
dessen Name „Ringmannus" ein Akro- 
stichon der zehn ersten Verslinien auf 
dem Titelblatt bildet. Es sind zwei 
Ausgaben, eine lateinische und eine 
deutsche, vorhanden und in beiden 
stellt der Autor sein Licht durch ein 
Colophon unter den ScheffeL Er be- 
hauptet nämlich in der deutschen Aus- 
gabe: aus dem Lateinischen und in 
dieser aus dem Deutschen tibersetzt 
zu haben, während nach neueren eng- 
lischen Forschungen beide Werke selb- 
ständige Arbeiten seiner Feder sind. 
Umgekehrt rtihrt die in der Bibliothek 
befindliche Übersetzung des „Julius 
Caesar" von Ringmann her, da er eine 
frühere Ausgabe bereits 1507 von Straß- 
burg aus dem Kaiser Maximilian ge- 
widmet hatte. Das erstgenannte mit 
1 1 6 I Iolzschnitten versehene Exemplar 
besitzt das Colophon: „Getruckt zu 
Meyntz durch Johannem Schöffer im 
Jahr 1530". Paul Hector Mair, „Bericht 
und antzaigen der loblichen Statt Augs- 
purg, aller Herrn Geschlecht, so Tor 
fünfhundert und mehr Jaren, weder Jemandt wilien 
oder erfaren kann", Augsburg 1550 mit 157 Illu- 
strationen von Rittern und deren Wappen, zum Teil 
koloriert. Einige der Holzschnitte tragen die Sig- 
natur des Stechers „C. W.", dessen Name wohl 
noch nicht Uber alle Zweifel aufgeklärt erscheint 
Die Holzstöcke kamen später in den Besitz von 
Sigismund Feyrabend, der sie benutzte, um unter 
Hinzufügung eines neu gezeichneten Titelblattes 
einen Nachdruck vorzunehmen. Letzteres ist von 
Jost Amman entworfen, indessen werden in Eng- 
land diese Reproduktionen als viel weniger ge- 
lungen angesehen, so daß Sammler für das Original- 
werk durchschnittlich etwa aoo Mark und für den 
Nachdruck nur die Hälfte anlegen. Luthers Bibel, 
„das ist die gantze Heylige Schrifft Teutschi, 
D. Mart. Luth. 1561", Folio, Frankfurt a. M. mit 
zahlreichen Holzschnitten des Meisters „V. S. M . 
Die seltene Themas a Kempis - Ausgabe „De 
Imitatione Christi libri quatuor, Coloniae, typis 
B. Edmond, 1594" mit dem Titelkupferstich 
und der Inschrift „Mors ultima linea rerum 



Ton Schleimt r, Sir Robert Peel. 



Anno 1594", gebunden von 
Padeloup. 

Besonders hervorzuhebende 
und namentlich auch durch 
den Einband wertvolle Werke 
des XVII. und XVIII. Jahr 
hunderts sind die nachstehen- 
den: „Achilles Tatii, De Clito- 
phontis et Leucippes amoribus. 
De Daphnidiset Chloes amori- 
bus", griechisch und lateinisch, 
Heidelberg 1606, von Eve ge- 
bunden. Das seltene und schön 
illustrierte, 17 11 in Augsburg 
erschienene Werk P. Deckers 
„Fürstlicher Baumeister, oder 
Architektura Civilis, wie großer 
Herrn Palläste . . . nach heu- 
tiger Art auszuzieren". „Le 
Triomphe de l'Empereur Maxi- 
milian I, en une suite de cent 
trente cinq planches, gravees 
en bois d'apres les desseins de 
Hans Burgmair, ä son secretaire 
Marc Treitzsaurwein", Folio, 
Extra-Papier, mit 135 vollseiti- 
gen Holzschnitten, Text deutsch 
und französisch, Wien 1796. 
Die Namen der 17 Stecher, 
unter denen sich Resch, Jost 
Negker und Hans Scheufelein 
befinden, sind bekannt, indessen 
erscheint die Bemerkung am 
Platz, daß die englische Dürer- 
Gesellschaft abweichend von 
Nagler der Ansicht ist, Burg- 
mair habe ohne Dürers Hülfe 
aller Wahrscheinlichkeit nach 
die Zeichnungen selbst entworfen. 

Auffallend reichhaltig vertreten war Peels Biblio- 
thek durch Werke, die italienische Städte als 
Erscheinungsort nennen, aber von deutschen 
Druckern herrühren, so u. a.: Rodericus Zamo- 
rensis „Incipit compendiosa historia hispanica' 1 , 
in Rom von Ulrich Hahn im Jahre 1 469 gedruckt. 
Auf der letzten Seite geschieht Erwähnung des 
1468 und 1469 stattgehabten Besuches Kaiser 
Friedrichs III. in Rom. „Cicero", 1472 in Mai- 
land aus der Offizin von Zarotus hergestellt. Das 
älteste mit Namen und Datum von ihm gedruckte 
Werk ist der Virgil von 1472. Ob Zarotus in Mai- 
land zuerst mit dem Druck von Büchern begonnen 
hat, ist nicht absolut sicher zu beweisen, wenn- 
gleich es sehr wahrscheinlich sein dürfte. Vor 
1472 waren bereits in Mailand vier Bücher ohne 
jede nähere Bezeichnung herausgekommen, die 
aber zweifellos aus derselben Offizin stammen, da 
die Übereinstimmung der Typen augenscheinlich 
zu erkennen ist Es liegt nahe, anzunehmen, daß 
im Anfange der Tätigkeit des Zarotus andere Per- 
sonen die Mittel für den Druck der Werke lieferten 



I 



Sir Kobert Peal. 
Gcnalc «on Sir Tboroai Lawrence, geuochen vo« H. RobiatOQ- 

und daß in dieser Beziehung eine Verbindung 
zwischen ihm und Philipp de Lavagna stattgefunden 
hat Jedenfalls unterstützte Lavagna die Bestreb- 
ungen der Drucker, um die Erfindung Gutenbergs 
möglichst zu verbreiten und auch für sich selbst 
auszunützen. In einem 1473 gedruckten Werk 
(wie man vermutet von Christoph Valdarfer) findet 
sich das Colophon „Per Philippum de Lavagnia, 
hujus artis stampandi in hac urbe primum latorem 
atque inventorum". Da indessen Lavagna nicht 
selbst Drucker war, so sind die vorstehenden 
Worte nicht im buchstäblichen Sinne zu deuten, 
sondern es soll hiermit nur gesagt sein, daß er der 
erste war, der die Buchdruckerkunst in Mailand 
einführte und beschützte. Damit stimmt auch die 
Tatsache Uberein, daß sich in dieser Stadt eine 
Gesellschaft gebildet hatte, auf deren Kosten Zarotus 
von 147 1 — 1497 druckte. Die Statuten jener 
ersten bekannten Buchdruckerassoziation sind noch 
erhalten und gewähren einen interessanten Einblick 
in den damaligen Geschäftsverkehr. Außer seinen 
Drucken der Klassiker ist Zarotus hauptsächlich 
berühmt durch den im British-Museum aufbewahrten 



40 



von Schleinitz, Sir Robert PecL 



Prachtband der Geschichte des Hauses Sforza, der 
von Arabrogio de Predis illuminiert, von Simoneta 
verfallt und durch Landino Ubersetzt wurde. 
Übrigens wird der Drucker verschiedentlich Zaro- 
tus, Zorota, Zaroti, Zarotta und dergleichen mehr 
genannt 

Fernere aus dem XV. Jahrhundert herrührende 
Drucke der ehemaligen Sammlung Peels sind: 
„Seneca", 1475, Rom, aus Pannartz* Offizin. 
„Manfredi, Libro del Perche", Neapel, 1478 von 
Sixtus Riessinger hergestellt „Biblia" mit dem 
Colophon: „impressa Venetiis per Franciscum 
Renner de Hailbrun, 1483". Dante, „Proemio 
comento di Christophoro Landino", Venedig 1491, 
gedruckt von liernardino Benali und Matthio di 
Parma. Savonarola, „Predica del arte del bene- 
morire", Florenz 1496 — 1497. „Boccaccio", Klein- 
quart mit dem Colophon: „Impresso in Vinegia 
per Gregorio de Gregori 1516". 

Von den vielen Werken des XVI. Jahrhunderts 
erwähne ich in aller Kürze nur: „Ex Plaut i Comoe- 
diis", 1522, mit dem Colophon: „Venetiis in 
aedibus Aldi et Andreae Asulani soceri"; ferner 
Ovids Metamorphosen, 1522 in Florenz von den 
Erben Philipp Juntas gedruckt, und „Petrarcha", 
1532, Venedig, aus der Offizin von Bernardino 
de Vidali. 

Einzelne der Exemplare aus der französischen 
Abteilung weisen mehrfach Abweichungen gegen 
die betreffende Gesamtausgabe desselben Werkes 
auf. So u. a. „Le Roman de la Rose ou lart 
damours est toute enclose", von Maistre Jehan de 
Meun, in Paris gegen 1490 von Verard gedruckt 
und mit 88 Holzschnitten versehen. Diese sind 
Reproduktionen nach den bereits in Lyon be- 
nutzten Vorlagen, aber einige der früheren Illu- 
strationen wurden hier fortgelassen, dagegen zum 
Schluß eine neue Abbildung gegeben. In der Auk- 
tion wurde ein Exemplar mit 1000 Mark bezahlt 
„Les neuf Preux, imprime a Paris 1 507 par Michel 
le noir", ein Buch, das in der Didot-Auktion 1600 
Franken erzielte. „Heures de Paris", 1527, mit den 
Umrissen für 13 von G. Tory entworfenen Holz- 
schnitten; in den Bordüren sind die Wappen von 
Franz L, Henri d' Albret und Marguerite von Valois 
angebracht „Les amours libres des deux freres, 
histoire galante", Köln 1709, von Derome le jeune 
gebunden. C. J. Dorat, „Les Baisers, precldes du 
Mois de Mai, poeme. A la Haye, et se trouve 
ä Paris, chez Lambert et Delalain" mit den schönen 
Illustrationen von Eisen, 1770. Von den bekannten 
beiden Oktavausgaben war die hier in Frage kom- 
mende auf feinem holländischen Papier gedruckt 
Während der Durchschnittspreis in London fllr die 
auf gewöhnlichem Papier hergestellte Ausgabe 
300 Mark beträgt, wird für die letztere 500 Mark 
bezahlt Der höchste Preis für ein von Derome 
gebundenes und dekoriertes Exemplar betrug in 
der Auktion Sieurin 4500 Franken. 

Der gröbere Teil der englischen Bücher Sir 
Robert Peels wurde im Wege der Auktion ver- 



äußert, von der am Schluß die Rede sein solL 
Ich nenne deshalb an dieser Stelle nur die be- 
deutenderen, nicht durch öffentlichen Verkauf in 
andere Hände Ubergegangenen Werke. So nament- 
lich: Arnolds „Chronicle", wichtig für die Geschichte 
der Stadt London, hier in der zweiten Auflage 
aus dem Jahre 1521 vorhanden und von Peter 
Treveris gedruckt. Der Name Peter von Trier 
kommt in der Schrift nicht vor, indessen sein „sh" 
ist ein so charakteristisches im Druck, daß kein 
Zweifel Uber den obigen Punkt obwaltet Letztere 
Ausgabe ist besser als die 1503 in Antwerpen 
gedruckte. „Missale ad usum ecclesie Sarisburien- 
sis (Salisburyi, 1555, Londini impressum per Jo- 
hannem Kyngston et Henricon Sutton typographos". 
„Joannis Chrysostomi opera graece, edidit Henri- 
cus Savilius. Etonae, in Collegio Regali, Joannes 
Norton, 161 2." Cervantes erste Ausgabe von 
Sheltons Übersetzung „TheHistory of Don Quichote", 
Edward Blount, 1620. Der vollständige Titel ist 
gestochen. Zum Schluß sollen Dibdins „Biblio- 
theca Spenceriana" sowie die „Bibliographical, 
Antiquarian and Picturesque Tour in France and 
Germany" nicht unerwähnt bleiben. 

Das hier wiedergegebene Ex-libris Peels 
bildet gleichzeitig das Fatnilienwappen, dessen von 
einem Löwen überragtes Schild eine Biene und 
unter dieser drei Bündel von drei sich durch- 
kreuzenden Pfeilen zeigt. Der Wahlspruch lautet 
„Industria". 

Wenn schon Peel sich als Premierminister 
nur von 1834 — 1835 zu halten vermochte, so 
stürzte er doch endlich nach langem Kampfe im 
Herbst 1841 das Whigministerium und bildete nun 
mit Wellington, Lyndhurst, Aberdeen, Graham und 
Stanley ein neues Ministerium, das sich bis zum 
Sommer 1846 behauptete und eine der denk- 
würdigsten Epochen der neueren britischen Ge- 
schichte bezeichnet Hinsichtlich des zwischen Peel 
und Russell stattgehabten Kampfes sagt Gladstone : 
„Da beide ernste und starke Männer, so war dies 
die beste parlamentarische Periode, die ich kennen 
gelernt habe." Die Korrespondenz Beaconsfields 
mit seiner Schwester gibt uns interessante Auf- 
schlüsse über das Verhältnis Peels zu ihm selbst 
und zu Gladstone. 

Nachdem Peel angesichts der wachsenden Not 
der arbeitenden Klassen das herrschende Schutz- 
zollwesen zu reformieren begonnen hatte, brach er 
endlich vollständig mit dem alten System. Unter 
den tiefgreifenden Reformen sind vor allem die 
Gesetze Uber das Erziehungs- und Kirchenwesen, 
die Aufhebung der Schutzzölle sowie namentlich 
der Kornzölle zu verzeichnen. 

In der gefahrvollen Zeit von 1847 — 1848 ward 
Peel eine der wesentlichsten Stützen des Whig- 
ministeriums, das, wie er, die Freihandelsgrundsätze 
adoptiert hatte. Am 29. Juni 1850 verunglückte 
er bei einem Spazierritte so gefährlich, daß er 
bereits wenige Tage darauf, am 2. Juli, ver- 
starb. 



»oo Schleinitx, Sir Robe« Peel. 



4« 



Schon zu Lebzeiten des Sohnes vollzog 
sich auch hier der Kreislauf alles Irdischen: Sir 
Robert, der dritte Baronet seines Namens, ver- 
kaufte 1871 an die Nationalgalerie ftlr den Preis 
von 1 400 000 Mark die prachtvolle von seinem 
Vater angelegte Gemäldesammlung, soweit sie 
nicht zur Majoratsstiftung gehörte. Der jüngste 
Sohn des großen Peel, Arthur Wellesley, der mehr- 
fach Ministerposten bekleidete und 1884 zum 
Sprecher des Unterhauses gewählt und zur Würde 
eines Viscount erhoben wurde, begründete eine 
frische Zweiglinie. Das hier wiedergegebene neue 
Wappen und Exlibris weist einige Unterschiede 
gegen das alte Bibliothekszeichen auf. 

Der Enkel des Staatsmanns, der vierte Baronet 
Robert Peel, der das Familienbesitztum Schloß 
Drayton bewohnte, befand sich in so mililichen 
Vermögensverhältnissen, daß auf seinen Antrag die 
zuständigen Behörden die Genehmigung zum Ver- 
kauf des alten berühmten Silberschaues und des 
sehr erheblichen Restes der noch vorhandenen 
anderen Kunstsammlungen bewilligte. 

Selbst die zum Majoratsverroögen der Familie 
gehörende Bibliothek vermochte ihrem Schicksal 
der Auflösung nicht zu entgehen. Auch diese 
wurde endlich auf Antrag Sir Robert Peels durch 
einen besonderen Gerichtsbeschluß zur Auktion 
gestellt, die am ia. Juni und den darauffolgenden 
Tagen im Jahre 1900 bei Robinson & Fisher in 
London unter großer Beteiligung des interessierten 
Publikums stattfand. Die hervorragendsten Objekte 
und die dafür gezahlten Preise waren folgende: 

Eine Sammhing von 3300 Karikaturen, poli- 
tische Persönlichkeiten und Sujets betreffend, chrono- 
logisch geordnet von 1642—1830, umfassend die 
ganze Epoche von Cromwell bis Georg IV., viele 
der Blätter koloriert; diese bedeutendste Spezial- 
sammlung ihrer Art war durch H. Brooke an- 
gelegt worden und ist in 11 Bänden, Atlas- 
Folioformat, gebunden sowie mit seinem Exlibris 
versehen: 10000 Mk. (Sotheran). Eine Kollektion 
von 320 Stichen nach Zeichnungen von H. W. 
Bunbury, darunter „Erste Zusammenkunft zwischen 
Werther und Lotte", gebunden in zwei Atlas- 
Foliobänden: 3000 Mk. „Biblia Graeca", editio 
prineeps, Venetiis Aldus, datiert 1518, gebunden 
von Bozerian le Jeune: 800 Mk. St Augustinus, 
„De civitate Dei", 147 s von Jenson gedruckt, 
gebunden von Roger Payne, gotische Buchstaben, 
illuminiert: 800 Mk. „Apuleü Opera", editio prin- 
eeps 1469, Romae: 640 Mk. „Anthologia Graeca", 
Florentiae 1494, L. F. de Alopa, bei 7 Blättern 
der Rand defekt: 420 Mk. „Aesopi vita et labulae", 



Venedig 1505, Aldus: 320 Mk. Eine Sammlung 
von 185 auf die französische Revolution bezüg- 
lichen Karikaturen und Drucken : 600 Mk. „Homeri 
Opera", Graece, editio prineeps, 1488, Florentiae, 
in zwei Foliobänden: 400 Mk. „Homeri Ilias et 
Odyssea" mit Inschrift „To the Rt. Hon. William 
Pitt frotn the University of Glasgow", 1756, Folio- 
ausgabe, gebunden von Mackenzie: 940 Mk. „Ga- 
lerie du Palais Royal", 1786— 1808, Paris: 920 Mk. 
„Histoire de la Maison de Bourbon", Paris 1772, 
Desormeaux: 700 Mk. Cicero, „Epistolae Fami- 
liäres", großes Exemplar, 1470, Vindelin de Spira: 
600 Mk. „Ciceronis Opera", 4 Bände, Victorius- 
Ausgabe, Venetiis L A. Juntae, 1537, schöner Ein- 
band von Bozerian le Jeune ( siehe Dibdins Classics 
4. Ausgabe S. 394, und „Tour in France and 
Germany", Vol. II, S. 317): 600 Mk. Sir Williams 
Dugdales „Monasticon Anglicum", 1817 — 1830, 
mit Stichen: 600 Mk. „The Houghton Gallery", 
Folio, 1788, mit Stichen von Valentin Green: 
600 Mk. Diodorus Siculus, „Bibliothecae Histo- 
ricae Libri Quindecim de Quadriganta, Grece", 
Stephai 1 et Fugger, 1559, erste vollständige Aus- 
gabe, gebunden von Derome Jeune: 600 Mk. 
„Ciceronis Opera", 1684, großes Exemplar der 
Graevius- Ausgabe, Amsterdam, auf Velin, 21 Bände: 
300 Mk. John Evelyn, „Silva", 1786, mit Inschrift 
„To Brinsley Sheridan frora Georgina Russell, 
1800": 300 Mk. Janscha et Ziegler, „Collection 
de Cinquante Vues du Rhin", 1798: 420 Mk. 
John Nichols „History and Antiquities of the County 
of Leicester", 1795 — 1811: 3300- Mk. Nicholson 
& Burns „History of Antiquities of Westmoreland 
and Cumberland", 1777: 3300 Mk. Rev. Leysons 
„Environs of London", Folio, illustriert mit 1600 
Porträts, Kupferstiche und Zeichnungen, Leysons 
eignes Exemplar: 7000 Mk. (Bain). T. Pennants 
„London and Westminster", 1793, & Bände mit 
970 Stichen: 4300 Mk. „Skizzenbuch" mit 
133 Porträts bedeutender Schauspieler: 3200 Mk. 
„Napoleon Bonaparte" mit 99 farbigen Karika- 
turen Cruikshanks, 1713 — 1816, chronologisch ge- 
ordnet, 940 Mk. „Poliphili Hypnerotomachia", 
1499, Venetiis Aldus: 1700 Mk. Kip & Kniffs 
„Nouveau Theatre de la Grande Bretagne", Folio, 
schöne Stiche, 1723 — 1728: 1300 Mk. „Psalterium 
Graecum", editio prineeps, 1481, Mediolani: 460 Mk. 
Das Gesamtresultat der Auktion betrug in runder 
Summe 120000 Mk. — Die hier zur Blustration 
gelangten Abbildungen entstammen der Sammlung 
des Mr. W. H. K. Wright, Ehrensekretärs der Lon- 
doner Exlibris-Gesellschaft, der in liebensv 
Weise die Vorlagen zur Verfügung stellte. 




Z. f. B. 1906/1907. 



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Chronik. 




Ein Bucheinband Tycho Brahes. 

Der Freundlichkeit des Herrn Ludwig Rosenthal 
in München verdanken wir die Zusendung eines 
prächtigen Einbandes, die uns die Möglichkeit gibt, 
die beiden schönen Super -Exlibris desselben hier 
reproduzieren zu können, die zugleich auch eine 
anschauliche Ergänzung zu dem Artikel über die 
Tychoniana der Prager Universitätsbibliothek von 
Dr. R. Kukula in diesem Hefte bilden. 

Der Einband umschließt das 1587 in Basel 
gedruckte Werk „Theatri Humanae Vitae Volumen 
Decimum-octauum" , einen mächtigen Folianten 
von gegen 5000 Seiten. Eine handschriftliche 
Notiz im inneren Buchdeckel spricht von einem 
„Schtväur Ledereinband mit Blinddruck und Gold- 
medaillons". In der Tat läßt sich annehmen, daß 
der Einband in Basel gefertigt worden ist und 
zwar direkt für den berühmten Mann, dessen Por- 
trätexlibris und Wappen Vorder- und Rückendeckel 
des Werkes schmücken: für den Astronomen Tycho 
Brahe (oder, wie man ihn in der Fremde fälsch- 
lich zu nennen pflegte, Tycho de Brahe). 

Brahes Ruhm erfüllte bereits Europa, als er 
seine erste große Reise nach der Schweiz unter- 
nahm. Es ist bekannt, daß er die Absicht hatte, 
sich gänzlich in dem ihm lieben Basel niederzu- 
lassen und daß er sich hier auch noch längere Zeit 
aufhielt, nachdem König Friedrich IL von Dänemark 
ihn mit der (heute schwedischen) Insel Hven im 
Sund belehnt und daselbst die prachtvolle „Ura- 
nienburg" hatte erbauen lassen. Brahe stand mit 
der Typographie in enger Verbindung. Der be- 
rühmte Begründer der Blaeuschen Offizin, Willem 
Janszoon Blaeu in Amsterdam, war einer seiner 
intimsten Freunde und besuchte den großen Astro- 
nomen noch kurz vor dessen Tode in Prag; mit 
den meisten bedeutenderen Drucker- Verlegern stand 
er in reger Korrespondenz; 1596 hatte er in seinem 
Schlosse zu Hven sogar eine eigene Druckerei 
begründet, die allerdings nicht zur Entfaltung kam, 
da die gegen ihn gerichteten Hofintrigen unter 
Christian IV. ihm den Aufenthalt in der Heimat 
so verleideten, daß er mit seiner Familie schon 
1597 das Vaterland verließ, um in die Dienste 
Kaiser Rudolfs II. zu treten. 

Tycho Brahe war ein wohlhabender Mann und 
konnte daher sorgenlos seinen gelehrten Neigungen 
leben. Er besaß eine umfangreiche Bibliothek, 
die von seiner klugen Schwester und Mitarbeiterin 
Sophie in musterhafter Ordnung gehalten wurde 
und die fortlaufend durch Ankäufe, wie durch die 
zahlreich einlaufenden Dedikationsexemplare er- 



gänzt wurde. Wie prächtig seine Bücher gebunden 
waren, davon liefert der hier reproduzierte Einband 
ein Beispiel. Der riesige Foliant liegt zwischen 
Holzdeckeln, die mit braunem, von der Zeit dun- 
kel gebeiztem Leder Uberzogen sind und die durch 
zwei zierlich ziselierte Messingbänder zusammen- 
gehalten werden. Die Bänder sind am Rücken- 
deckel an Lederstücke befestigt und greifen am 
Vordeckel in ebenfalls messingene Schrägen ein. 
Der Buchrücken hat sieben sehr kräftige Bünde, 
die von blind gedruckten Linien eingefaßt sind. 
Das Leder beider Deckel ist mit reicher Orna- 
mentik in Blindpressung geschmückt Drei Rahmen 
umschließen die beiden Goldmedaillons der Mittel- 
felder. Die beiden äußeren Rahmen zeigen einen 
üppigen Rankenschmuck, der innere dazu noch 
vierzehn Miniaturporträts berühmter Gelehrter in 
Medaillonform. In dem durch vier goldene 
Rosetten abgegrenzten Mittelfeld des Vorderdeckels 
befindet sich das Porträt Tycho Brahes in Gold- 
druck mit einer lateinischen Umschrift, die seinen 
Namen nennt: HJC PATET EXTERIOR TYCHO- 
NJS FORMA BRAHEI PVLCHRIVS ENJTEAT 
QVAE LATET JNTERIOR. Das Porträt ist das 
von ihm bekannteste und zeigt den charakteri- 
stischen kurzgeschorenen Kopf von dem großen 
steifen Kragen des Oberrocks umgeben, der darunter 
das gestickte Wams mit der Ehrenkette und dem 
Elefantenorden sehen läßt; die linke Hand umfaßt 
den Schwertknauf. 

Das entsprechende Mittelfeld - Medaillon des 
Rückendeckels zeigt das Wappenbild in Gold mit 
der Umschrift: ARMA GENVS FVNDI PERE- 
VNT DVRABJLE VJRTVS ET DOCTRJNA 
DECVS NOBJLJTATJS HABENT. 

Daß es sich in der Tat um das Brahesche 
Wappen handelt, ergibt die genaue Übereinstim- 
mung mit der Beschreibung in Rietstaps Armorial: 
das Schild trägt im schwarzen Felde einen silber- 
nen Pfahl, der Helm eine aufrechtstehende Pfauen- 
feder in natürlichen Farben zwischen zwei schwarz- 
silbern-schwarz quergeteilten Büffelhörnern, die mit 
je drei Pfauenfedern (je eine in den Mündungen 
der Hörner) besteckt sind. 

Die Brahes, der Tycho erwiesenermaßen ent- 
stammte, sind ein altes schwedisch-dänisches Adels- 
geschlecht Die schwedische Familie ging mütter- 
licherseits aus dem dänischen Geschlechte dieses 
Namens hervor und stieg durch ihre Verbindung 
mit dem Hause Wasa auch zu politischer Höhe: 
Joachim Brahe (gefallen 1520 im Stockholmer 
Blutbad) war mit der Schwester Gustav Wasas 
verheiratet 



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Chronik. 



43 



Der Einband ist im ganzen recht gut, die gol- 
denen Medaülonbilder sind tadellos erhalten und 
noch heute von erstaunlicher Frische. — bl — 



Ein kleines deutsches Volkslied aus alter Zeit. 

Im Jahre 1 583 erschien bei Andreas Pctri zu Eis- 
leben ein kleiner Druck, betitelt: Zwty Schon* Welt- 
lich* LUdtr. Das Erste / Von dem Alten Hilde- 
brandt/ etc. Das Ander/ Ein truncken Man der fürt 
ein Marterersieben. Das Titelblatt zeigt unter diesen 
Worten einen Holzschnitt: einen Kitter zu Pferde, der 
offenbar den alten Hildebrandt darstellen soll. 

Dieser Druck des jüngeren Hildebrandlliedes ist 
von Steinmeyer in MüllenhotT und Scherers Denkmalern 

nach ziemlich selten sein. Er zeigt kleine Varianten 
gegenüber allen anderen Ausgaben, bietet aber sonst 
nichts neues, das einen Wiederabdruck rechtfertigte. 

Das zweite kurze und inhaltlich recht interessante 
Liedchen habe ich nirgends gedruckt gefunden. Ich 
setze es deshalb wörtlich hierher, nur teile ich die 
Verszeilen in der uns geläufigen Weise ab. 
[1.] Ein truncken Man/ 
ohn abelan/ 

der fürt eines Marterers leben/ 

Er hat kein ruh/ 

weder spat noch fru/ 

nach vnfal thut er streben/ 

Er saunt in sich/ 

gantz geitziglich/ 

das Bier vnd auch den Weine/ 

Den wird er vol/ 

thumb taub vä thol/ 

Recht wie ein wildes Schweine. 

[2.] Ein grosse plag/ 
on wider sag/ 

das einer sich nicht kan füllen/ 

Eins Ochssen Bauch/ 

eins Esels Schlauch/ 

kan man mit Wasser stillen/ 

Ein raucher Beer/ 

der trinckt nicht mehr/ 

denn das jm zugehöret/ 

Ein truncken Man 

nicht ab wil lan/ 

Er sey denn gar bethöret. 

[3.] Er kan nicht gehn/ 

auff fussen Stenn/ 

sein Sinn sein ihm geschwechet/ 

Es geht alles vmb/ 

Er stehet krumb/ 

Wann er zu viel hat gezechet/ 

feld offt zur Erdt 

der Krieger werdt/ 

thut sich mit Kott beschmieren/ 

Recht wie ein Schwein 

solchs Straff sol sein/ 

Die Wein vnnd Bier gem thun schlingen. 
Göttingen. Dr. Wichmann. 



Ein italienischer Bibliophile des siebzehnten 
Jahrhunderts. 

Über einen der eigenartigsten Bucherliebhaber, die 
jemals gelebt haben, Antonio Magliabechi { 1633— 1714) 
von Florenz, teilt im lernen Novemberheft der Pariser 
,, Revue" der bekannte Forscher auf dem Gebiet des 
Bücherwesens A. Cim eine Reihe interessanter bio- 
graphischer Daten mit. Aus der untersten Klasse der 
Bevölkerung stammend, hatte Magliabechi als Gehilfe 
bei einer Obst und Gemusehändlerin seine Erwerbs- 
arbeit begonnen. Obwohl er noch nicht lesen konnte, 
hielt ihm doch eine Art Instinkt immer die Augen auf 
die Makulatur und die Blatter aus alten Büchern ge- 
bannt, in die er die verkaufte Ware einwickeln mußte. 
Ein Buchhändler aus der Nachbarschaft, der diese 
Liebhaberei des Knaben bemerkt hatte, forderte ihn 
auf, in seinen Dienst zu treten und konnte schon nach 
wenigen Tagen merken, welchen glucklichen Griff er mit 
der Einstellung Magliabechis in seinen Dienst getan 
hatte; denn der junge Lehrling war vermöge seines 
erstaunlichen Gedächtnisses schon nach ganz kurzer 
Zeit imstande, die gesuchten Bucher schneller als sein 
Dienstherr selbst ausfindig zu machen. Er lernte nun 
rasch lesen und schreiben und machte auch bald die 
Bekanntschaft von M ichele Ermini, dem Bibliothekar des 
Kardinals von Mediä, der ihm mit Rat und Unter- 
weisungen zur Hand ging. Unter der Leitung dieses 
Mannes machte Magliabechi so erstaunliche Fort- 
schritte, daß er bald „das Orakel der Gelehrten" ge- 
nannt wurde ; mit erstaunlicher Genauigkeit wußte er 
den Verfasser, die Ausgabe, ja häufig selbst die Seite 
eines Werkes anzugeben, auf der gerade die Antwort 
auf eine Streitfrage zu finden war. So las denn auch 
der gelehrte Pater Angelo Finardi damals schon mit 
etwas freundlicher Nachhilfe aus dem Namen Antonius 
Magliabechius das Anagranun heraus.- „ls unus bibüo- 
theca magna" — „der ist für sich allein eine große 
Bibliothek". 

Inzwischen hatte auch der Herzog Cosimo III. von 
den seltenen Gaben des jungen Mannes vernommen; 

und ermächtigte ihn gleichzeitig, die Manuskripte der 
Lauren tiana abdrucken zu lassen, deren weitere Ver- 
breitung er für nützlich halten sollte. Jetzt war Maglia- 
bechi in seinem Element; aber die ungeheure Menge 
Bücher, von denen er umgeben war, genügte seiner 
unersättlichen Wissensgier noch lange nicht. Er hatte 
nicht nur den Standort jedes der Bücher dieser beiden 
großen Bibliotheken so gut im Gedächtais, daß er es 
zur Not selbst mit verbundenen Augen hätte finden 
können, sondern er wollte sich auch in den anderen 
großen Bibliotheken Europas ebenso heimisch machen. 
Obwohl er Florenz nie verlassen hatte, kannte er doch 
infolge seines unablässigen Studiums der gedruckten 
und ungedruckten Kataloge, durch schriftliche Anfragen 
und Unterhaltungen die großen Bibliotheken des Aus 
landes so gut oder gar besser als irgend jemand außer 
ihm. Man erzählt sich, daß Magliabechi eines Tages, 
als Herzog Cosimo ihn um ein außerordentlich seltenes 
Buch ersucht hatte, diesem antworten konnte: „Gnä- 



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44 



diger Herr, ich kann Ihnen das Buch nicht verschaffen; 
es gibt auf der ganzen Welt nur ein Exemplar davon, 
und das befindet sich in Konstantinopel in der Biblio- 
thek des Großtürken; es ist der siebente Band im 
Schrank rechts vom Eingang." Eine für Magliabechis 
Eigenart jedenfalls sehr charakterische kleine Schnurre. 

Magliabechi hatte eine eigentümliche Art, die 
Bücher zu lesen oder vielmehr zu verschlingen. Wenn 
ihm ein neues Buch in die Hand fiel, las er den Titel, 
dann die letzte Seite, flog die Vorrede, Widmung und 
Tafeln durch, warf einen Blick auf die Haupteintei- 
lungen und Kapitel und hatte dann genug gesehen, 
um nicht nur über den Inhalt des Buches, sondern 
auch über die Quellen, aus denen der Verfasser ge- 
schöpft hatte, Bescheid geben zu können. 

Nachdem er Bibliothekar des Herzogs geworden 
war, änderte Magliabechi seine frühere einfache Lebens- 
weise nicht; er war immer nachlässig in seiner Klei- 
dung und hatte als einziges Mobiliar ein Bett, auf dem 
er die wenigen Stunden Schlaf zubrachte, die er seinen 
Büchern entziehen mußte. Häufig schlief er auch ganz 
angekleidet auf den Büchern und Broschüren, mit 
denen sein Bett immer bedeckt war; er verließ sein 
Zimmer nur, um sich zur Bibliothek zu begeben und 
schloß sich dann sofort in seine Bücher ein. Florenz 
verließ er überhaupt nur zweimal in seinem Leben; 
das eine Mal besuchte er das ganz nahe gelegene Fie- 
sole, das andere Mal machte er auf Befehl des Herzogs 
eine Reise, die ihn zehn Stunden von Florenz wegführte. 
Der Papst und der Kaiser versuchten mehrfach, ihn 
für ihre Dienste zu gewinnen, aber Magliabechi blieb 
allen Angeboten von auswärts gegenüber unzugänglich 
und bestand darauf, seine Vaterstadt niemals tu ver- 
lassen. 

Seine Nahrung war außerordentlich einfach ; einige 
Eier, etwas Brot und Wasser bildeten seine tägliche 
Mahlzeit Seine Kleidung stand damit in wohltuender 
Übereinstimmung; sie bestand aus einem braunen 
Rock, der ihm auf die Knie herabfiel, ein Paar Panta- 
Ions, einem schwarzen vielgeflickten Mantel, einem 
breitkrämpigen, durchlöcherten und ganz aus der Form 
gekommenen Hut einer mit Schnupftabak bedeckten 
Kravatte und einem schmutzigen Hemd, das er nie 
auszog, solange es noch hielt, und das durch die zer- 
rissenen Ellenbogen des Rocks sah. Außer den Büchern 
bildete noch eine sonst nicht sehr beliebte Sorte von 
Lebewesen, nämlich die Spinnen, von denen es in 
seiner Behausung wimmelte, den Gegenstand seiner 
liebevollen Fürsorge. Er hatte für diese ein solches 
Interesse, daß er manchmal Besuchern, die ihm auf 
diese lieben Tiere nicht genügend Rücksicht zu nehmen 
schienen, zurief: „Tun Sie meinen Spinnen nicht 
weh!" 

Der Herzog, der das Wissen und den Eifer Maglia- 
bechis sehr hoch schätzte, erwies ihm trotz seiner 
Sonderbarkeiten große Aufmerksamkeit und hatte ihm 
sogar, als er älter wurde, ein Zimmer in seinem eigenen 
Schlosse anweisen lassen, damit er besser seine Be- 
quemlichkeit habe; aber Magliabechi gab dieses bald 
unter einem Vorwand wieder auf und kehrte in seine 
alte Stube, wo er sich ungezwungener bewegen konnte, 



zurück. Infolge seines nächtlichen Übereifers entstan- 
den übrigens unter den bei ihm angehäuften Papier- 
und Bücherschätzen mehrfach Brände und einmal wäre 
ohne schleunigst gebrachte Hilfe unfehlbar das Haus, 
in dem er wohnte, abgebrannt 

Der merkwürdige Mann, dessen Neigungen und 
Gewohnheiten entschieden einen etwas abnormen Zug 
trugen, wurde im Januar 1714 beim Verlassen seines 
Hauses von einem heftigen Zittern und großer Schwäche 
befallen; von diesem Augenblick an siechte er dahin 
und starb am 2. Juni desselben Jahres im Alter von 
81 Jahren. In seinem Testament vermachte er seiner 
Vaterstadt seine aus 30000 Bänden bestehende Bücherei 
mit einer Jahresrente zu ihrer Unterhaltung; diese 
inzwischen stark angewachsene Bibliothek ist heute die 
bedeutendste von Florenz und hält durch den Namen 
„Bibliotheca Magliabecchiana" den Namen ihres Grün- 
ders lebendig. 

München. Karl Schneider. 



Moderne Illustratoren. 

Moderne Illustratoren. Text von G. Efiwein. 
Band V. Oberländer. Band VI. Neumann. Band VII. 
Münch. Jeder Band 3 M. Bei R. Piper & Co., München. 

Münch ist ein Künsüer, dem die Menge respektvoll 
und höhnisch fernbleibt Instinktiv wittert sie das 
Problematische. Selten wird über ihn geschrieben. 
Umsomehr interessiert jede Publikation über ihn. Eß- 
wein faßt den norwegischen Maler und Zeichner als eine 
typische Kulturerscheinung auf. Münch gehört zu den 
Künstlern, die mehr ahnen als gestalten, die ihr Leben 
erleiden. Das Chaotische ihrer Welt teilen sie den 
Dingen mit, die sie zur Darstellung reizen. Sie ver- 
schmähen alle überkommene Form. Und Münch 
weist der Verfasser darin eine besondere Rolle zu. Er 
prägt ihn als Zerschmettcrer alter Formen. Der Kampf 
gegen diese aber gilt nicht den Formen allein, sondern 
der Kunsttrieb wittert hinter ihnen ein Mysterium, tu 
dem er gelangen möchte. 

In Münchs Schaffen unterscheidet der Verfasser 
drei Etappen oder vielmehr drei Gruppen von Werken. 
Die erste Gruppe umfaßt die Werke, die als „realistisch" 
anzusprechen sind. Dahin gehören vor allem die 
kräftigen, eindringlichen Porträts. Die zweite Gruppe 
bilden die Schöpfungen, bei denen das Persönliche der 
Auffassung überwiegt. Die Dinge der Außenwelt er- 
fahren eine Umbildung. Die Wirklichkeit erscheint wie 
hinter einem Schleier. Und wir bemerken in Linie und 
Farbe einen Künstler, der eine eigene Schrift schreibt, 
der eigen sieht, eigen gestaltet. Die dritte Gruppe um- 
faßt die Arbeiten, in denen diese eigene Phantasie sich 
zügellos austobt Sie herrscht; sie knechtet die Dinge. 
Gerade diese letzte Gruppe ist besonders wertvoll Sie 
liefert psychologisch und zeitkünstlerisch die interessan- 
testen Belege. Und manche Erklärung wird hier ge- 
geben. Diese Gruppe aber tut der Verfasser kurz ab 
und begnügt sich damit, daß hier nicht der Künstler, 
sondern nur die eigenwillige Persönlichkeit inter- 
essiere. 



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45 



Aus dci »weiten Gruppe sind die Milieudar- 
stellungen hervorzuheben, die sich den genannten kraft- 
vollen Porträts, die oft wie plötzliche Erscheinungen 
suggestiv hintreten, voll plastischem Leben und voll 
geheimnisvoller Beziehungen, gleichwertig anreihen. 
Hier zollt Münch der sogenannten Armeleutemalerei 
seinen Tribut auf seine charakteristische Weise. Jede 
Linie ist hier momentan und gewaltsam und zuckt voller 
Leben und doch frappiert die künstlerische, schlaf- 
wandelnde Sicherheit der Behandlung. Münch be- 
lauscht in visionären Sterbeszenen den Gang des Todes 
und schildert das Entsetzen in machtvollen schwarz 
gegen weiß gesetzten Flächen und wie willenlos sich 
schlängelnden Linien. Daran schließen sich erotische 
Darstellungen. Auch hier eine Färbung stark symbo- 
listischer Art, doch immer überwiegt das Künstlerische, 
die Umsetzung in Linie und Flächengegensätze. Sein 
Schwarz- Weiß spricht eine eigene Sprache, nervös, ab- 
gerissen und doch elementar. 

An diese Gruppe reiht der Verfasser abschließend 
die Landschaften ein. Das Eigentümlich-Großzügige, 
Wilde, Elementare kommt hier besonders zum Aus- 
druck; wir sehen nordisch ungestüme Kraft umgewertet 
zu dekorativgroßartigen Szenerien, in denen ein leiden- 
schaftliches Naturempfinden eine bezwingende Größe 
aus der Natur hervorholt Das kindliche, das primitive 
und das kulturell gebändigte Entsetzen vor der Natur 
kommt hier zum elementaren Ausdruck. Und wie ein 
leiser Abklang menschlichen Empfindens, etwa wie ein 
zarter Schlußakkord nach wilden Descandostürmen 
wirkt das Interieurbild mit dem blassen Kind im 
Krankenstuhl, das vor sich hinsinnt. Die Mutter sitzt 
daneben, ein hartknochiges Gesicht, und beobachtet die 
Kranke. Es ist stille Luft im Zimmer. Draußen aber 
ist Frühling; man sieht es an dem hellen Licht, das 
sonnig hereinnutet durch die Gardinen, zwischen den 
erglühenden Blumentöpfen hindurch. So ruhig und 
behutsam steht alles im Raum und alle Flächen 
leuchten in dem wunderbaren, neuen Glanz der Stille. 

So konzentriert sich naturgemäß das Hauptinteresse 
auf den Band Münch. — Bei Oberländer hätte die 
Auswahl der Bilder charakteristischer sein können und 
die Darstellung ruhiger, gesammelter. Man meint 
Oberländer zu kennen und kennt ihn doch meist nur 
recht einseitig. Mannigfache Ausstellungen der letzten 
Jahre zeigten gerade die Tiefe und Vielseitigkeit, das 
echte Können dieses Künstlers. 

Daß Ernst Neumann in diese illustre Serie auf- 
genommen wurde, ist wohl nur zu erklären durch 
freundschaftliche Verbindung und lokalpatriotische 
Regung. Durch diese Bemerkung soll übrigens das 
Verdienst des Graphikers Neumann nicht geschmälert 
werden. Er ist für München von Bedeutung, da er 
hauptsächlich für den Originalholzschnitt tätig war. 
Nach ihm arbeiteten viele wieder in dieser Technik und 
seitdem begegnet man solchen Einzelblättern ständig 
in den Ausstellungen, die alle aus derselben Schule 
zu stammen scheuen. Das aber genügt nicht, um unter 
die ..Zwölf gerechnet zu werden, deren kulturhistorisch 
wie künstlerisch bedeutendes Schaffen in diesen Bänden 
gesammelt wird. 



Ich kann mir wohl denken, was dem Autor als 
Ganzes vorgeschwebt hat Er wollte das Dozierende, 
Trockene, Fachwissenschaftliche vermeiden. Aber diese 
Vorstellung ist nicht Tat geworden. Es ist alles in den 
Anfängen stecken geblieben. Das Momentan-Feuillcto- 
nistische herrscht vor. Das Psychologische mangelt, 
das Technisch-Künstlerische ebenfalls. Und zu alldem 
doziert der Verfasser dennoch oft in unerträglicher 
Weise. Er versäumt darüber manche wichtige Er- 
örterung. 

Es ist in den genannten Büchern, die doch von 
Kunst handeln, zu sehr von Gefühlen und Gefühls- 
werten die Rede und das Inhaltliche wird zu sehr be- 
tont. Darum entgleist die Darstellung an einigen 
Stellen und es kommt zu Ausführungen, die in unreifer 
Übertreibungssucht und Pose gehalten sind. Sie 
schaden dem Ganzen. Was soll man z. B. sagen, wenn 
der Autor bei Gelegenheit einer Lithographie, die eine 
Sterbeszene darstellt, dringend bittet, „dieses Blatt nicht 
des Nachts allein zu betrachten". Überhaupt hört der 
Autor eigentlich da auf, wo er beginnen müßte. Er 
gibt kulturhistorische Einleitungen. Das Künstlerische 
kommt stiefmütterlich weg. Heutzutage genügen jedoch 
solche mit großer Geberde vorgetragenen Kultur- 
expektorationen nicht mehr. Die Kunst ist ein Glied 
der Kultur. Aber abgesehen davon ist sie etwas für 
sich, eine Anschauung und vor allem eine Technik. 
Es gibt verschiedene Arten, über Kunst und Künstler 
zu reden. Man kann das Werk von innen sehen, es 
gleichermaßen als wachsend und werdend hinstellen. 
Dies Organische wirkt ruhig und groß. Dann kann 
man die Übersicht über die Werke in den Vorder- 
grund stellen , kann vergleichen , urteilen , Schlüsse 
ziehen. Beides tut der Autor nicht Er bleibt eigent- 
lich ganz draußen, außerhalb des Kunstlerischen. Was 
er aber sonst noch gibt, ist zu allgemein, ab daß es an 
sich Wert besäße. Wir stehen unserer Zeit zu nahe, 
als daß wir selbst schon über sie richten, sie werten 
könnten. Gott sei Dank! Denn sonst ginge alle Kraft 
und Freude zum Teufel. So aber bleibt dem Autor 
nur eine Häufung von Phrasen und Bildem, die nicht 
erläutern, nicht erfreuen, sondern nur unbewiesene 
Behauptungen sind. Man muß — schreibt man so wie 
der Autor — säuberlich trennen. Man muß dem Künstler 
geben, was des Künstlers ist, und der Kultur lassen, was 
ihr Zeichen sein mag. Und auch das eigene Ich muß 
bescheidener — oder ausschließlicher auftreten. Sonst 
gibt es ein Gemengsei. Und ein Gemengsei ist immer 
unerfreulich. Dennoch — und darum gehe ich auf die 
Textfassung ein — lese ich den Text mit Interesse. 
Denn ich glaube, daß in dieser Auflassung Möglich- 
keiten liegen, die sich aber erst noch mehr klären 
müssen, um für strenge Kritik Brauchbares, Erfreuliches 
zu liefern. Mit sicherem Instinkt hält sich der Autor 
an das Kulturniveau und an das Allgemeine. Er fühlt 
sich da selbstproduktiv; er schildert nicht, er gestaltet. 
Damit hängen auch die gerügten Fehler zusammen. 
Der Kreis ist zu eng, die Auffassung noch zu unent- 
wickelt Manche Schiefseiten kommen dadurch in die 
Darstellung, und das Wahre liegt neben der Über- 
treibung und dem Lächerlichen. Der Autor kennt 



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46 



Chronik. 



seine Zeit, aber er überschaut sie noch nicht So 
nimmt er vieles allzuwichtig und läßt es an dem Distanz- 
gefühl fehlen. Er bleibt in einer Periode der eigenen 
Entwicklung stecken, über die er hinauswachsen 
muß, um das Wertvolle des Materials ausmerzen zu 
können. 

Das Illustrationsmaterial dieser Publikation ist 
sorgfaltig gewählt und erhebt sie über das sonstige 
Niveau. Die Reproduktionen stehen meist auf eigenem 
Blatt Nicht das Allgemeinübliche wird berücksichtigt 
sondern das Besondere, Interessante tritt in den Vorder- 
grund. Da das Werk, sobald es abgeschlossen vor- 
liegt, ein wertvolles Zeitdokument darstellen wird, so 
ist zu wünschen, daß der materielle Erfolg den Wage- 
mut der Inangriffnahme belohnt Wir haben nicht 
viel Werke, die so sicher einem Ziel zustreben, das für 
die meisten noch problematisch ist. 

Charlottenburg. Ernst Schur. 



Eine unbekannte Goethe -Ausgabe. 

In Band IV von Goedekes Grundriß zur Geschichte 
der deutschen Dichtung (Dresden 1891) findet sich auf 
Seite 624 ein Nachdruck von Goethes Neuen .Schriften 
„Neue Auflage, Mannheim 1 801 "(allerdings unrichtig als 
achtbändig) verzeichnet Leider vermißt man auch in 
der neuen Ausgabe des Grundrisses die Angabe von 
Kupfertafeln und Vignetten. Die soeben angeführte Nach- 
drucksausgabe ist illustriert und verdient wegen ihrer 
für die damalige Buchausstattung in deutschen Landen 
splendid zu nennende Art der Drucklegung (gesperrter 
Satz, starkes Papier usw.) Beachtung. Jeder Band enthält 
ein anderes Frontispiz und eine andere Titelvignette. 
Das ganze Titelblatt ist in Kupfer gestochen und trägt 
zumeist am unteren Rande die Bezeichnung „(Joh.) 
Renard scrips(it)". Das Frontispiz ist signiert „(D.) 
Weis fec", von weichem auch die Titelvignetten her- 
rühren. Es existiert zu dieser Ausgabe der „Neuen 
Schriften" eine ebenso geartete Nachdrucksausgabe 
der Schriften und zwar mit gleichem Druckort und 
Jahr (Mannheim 1801) und ebenso wie oben ohne 
Nennung einer Finna. Dieser Nachdruck in acht 
Bänden in Oktav fehlt bei Goedeke auf Seite 622—23, 
wo andere Nachdrucksausgaben verzeichnet sind. Auch 
von ihm gilt das von der Mannheimer Ausgabe der Neuen 
Schriften oben Gesagte; sie ist splendid und auf gutem 
Papier gedruckt und schön illustriert Die Titelblatter 
sind ganz in Kupfer gestochen, am unteren Rande 
„Renard scripsit", und mit acht verschiedenen Titel- 
vignetten verziert. Jeder Band enthält ein hübsches 
Frontispiz, /. G. Mamfeld sc(ulpsit) resp. fcc(it), nur 
in Band V trägt dasselbe die Bezeichnung: Angel. 
Kaufm(ann) del. Es ist merkwürdig, wie selten diese 
Mannheimer Nachdrucke sind, zumal sie doch um- 
fangreiche Werke repräsentieren. Ist es schon auf- 
fallend, daß die Schriften in acht Bänden von Goedeke 
nicht zitiert werden, so muß man zugleich konstatieren, 
daß sie in allen großen öffentlichen Bibliotheken fehlen 
und auch in Biedermanns großer Goethe-Sammlung 
nicht vorhanden waren. Heut w <> die geringsten 
Goethe-Nachdrucke zur Vervollständigung von Goethe- 



Bibliotheken willkommen sind, verdient diese alte und 
würdige Ausgabe ganz besondere Beachtung. Es sei 
noch erwähnt, daß die Neuen Schriften in Band IV— VII 
Wilhelm Meisters Lehrjahre enthalten und daß diese 
vier Bände außer mit den Kustoden: Goethes neue 
Werke Band I V— VII auchapartmit dem Titel: Wilhelm 
Meisters Lehrjahre . . . und den Kustoden: Goeth. 
Wilh. Meisters I.— IV. Band, erschienen (Goedeke IV, 
680,10). 

Was nun die am Anfang meiner Ausfuhrungen 
erwähnten „Neuen Schriften" betrifft, so wiederhole 
ich, daß Goedeke sie auf S. 624 als achtbändiges 
Werk anführt; aber vor mir liegt außer diesen acht 
noch ein „Neunter" und „Zehnter Band", die ebenfalls: 
Neue Auflage. Mannheim 1801 bezeichnet sind und die 
gleiche Ausstattung zeigen, wie sie oben bereits be- 
schrieben wurde. Band IX (Kustoden: „Goethes neue 
W. 9. B.") enthält die „Lieder" und ist 240 Seiten stark. 
Angefugt ist dem Bande eine Pränumerations-Anzeige 
auf die Ausgabe sämtlicher Werke von Friedrich Schul*. 
Dieser zweiseitige Prospekt verrät uns allerdings eben- 
falls nicht den Namen des Nachdruckers, aber er ist in- 
haltlich nicht ohne Interesse. Der Wortlaut beginnt 
„Ich glaube bey Fortsetzung des Druckes deutscher 
Klassiker keinen Mißgriff zu machen, wenn ich itzt 
diese Werke in der Reihe folgen lasse. Nur der 
kleinere Theil derselben ist hier etwas bekannt und 
auch geschätzt, indessen der größere, der gewiß eben 
diese Auszeichnung verdient, nur in den Händen 
weniger seiner Freunde ist Alle Werke dieses für die 
deutsche Litteratur zu früh verstorbenen Schriftstellers 
nehmen durch den korrekten, ungekünstelten und doch 
lebhaften Styl jeden Leser gleich ein; sein Vortrag fällt 
nie ins Gezierte oder Gesuchte, aber dabey ist er gleich- 
wohl elegant Selbst die strengere Kritik hat ihm 
diese Vorzüge eingestanden." Es folgen dann die 
Titel der Werke dieses „Klassikers", Preis usw. Schließ- 
lich heißt es: „Die Auflage wird in Druckpapier und 
Kupfern ganz der von Meißners und Göthes Werken 
ähnlich." Der erwähnte Nachdruck von Aug. G. 
Meißner in 14 Bänden findet sich bei Goedeke IV, 
S. 219 unter Nr. 7 als im Jahre 1800 erschienen, 
notiert, während von J. Chr. Fr. Schulz ebenda 
S. 354 nur zwei Bände davon unter Nr. 6 und Nr. 16 
(Mannheim 1801) verzeichnet sind. In den regulären 
Buchhandel sind die Verlagswerke dieses unbekannten 
Nachdruckers kaum gekommen und da sie alle aus den 
Jahren i8oo bis 1801 summen, scheint auch der Erfolg 
dieser Tätigkeit kein großer gewesen zu sein. 

Berlin. Max Harrwits. 



Verschiedenes. 

Die deutsche Literatur des neunsehnten Jahr- 
hunderts. Von Richard M. Meyer. Dritte umgearbeitete 
Auflage. Zehntes bis dreizehntes Tausend. Berlin, 
Georg Bondi 1906. Gr. 8°. XVIII und 926 Seiten. 
Pr.: 10 M. ; gebd. 12.50 M. 

Als ein Akt selbstentäußernder Nachgiebigkeit 
müssen wir es bezeichnen, daß der Verfasser dieses 



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47 



ersten moderngeistigen Kompendiums für die deutsche 
„Schönwissenschaft" des XIX. (und des anhebenden 
XX.) Jahrhunderts sich dem fast einhelligen Wunsche 
seiner Richter und Benutzer gefügt hat, indem jetzt 
eine Darstellung nach Richtungen, nach innerlich zu- 
sammengehörigen Gruppen die kuriose bisherige nach 
Dezennien, gleichsam nach Jahresringen, ersetzt Dies 
ist das Hauptmerkmal der Neuauflage des gewiß 
vielfaltig verdienstvollen Meyerschen Handbuchs, das 
im übrigen die mannigfachen sachlichen Angriffe im 
Bewußtsein der starken selbstgefertigten Ausrüstung 
sowie der angebrochenen zweiten Zehntausend-Reihe 
gelassen ertragen mag. Freilich hätte ja in allerlei 
Einzelheiten auf Grund neuerer Forschungen und Fest- 
stellungen gebessert (so etwa bei dem Paar Fanny 
Lewald - Adolf Stahr nebst ihrem Freunde Max Wal- 
dau - Hauenschild nach L. Geigers Veröffentlichungen, 
bei Bodenstedt nach meinen Materialien in der „Allg. 
Deutschen Biographie", um nur zufallige Stichproben 
zu berücksichtigen), insbesondere vereinfacht werden 
können. Letzteres ist zwar schon im Gesamtumfang 
geschehen, der trotz des Einschubs zahlreicher frischer 
Erscheinungen (auch G. Frenssen, Herrn. Hesse, 
Thomas Mann u. a. figurieren jetzt bei Meyer neben 
andern mit Recht auf dem Parnaß der Gegenwart) 
um 34 Seiten dünner geworden, weniger aber durch 
einen Zusammenschluß versprengter Erwähnungen des- 
selben Mannes an gar zu verschiedenen Orten. Da 
hier kein Anlaß ist, die außerordentliche Herrschaft 
über den weitschichtigen Stoff, dazu die erstaunliche 
Verfügbarkeit über Seitenstücke, Gegensätze, Lese- 
früchte, die Fülle blendender, öfters freüich ablenken- 
der Lichter näher hervorzuheben, betone ich lediglich 
die Erweiterung nach Seiten der schweizerischen Dia- 
lektliteratur und der spezifisch ,, katholischen" Belle- 
tristik der jüngsten Vergangenheit, welche beide dem 
Bearbeiter wirksame Verbindungen „erst eigentlich 
zugänglich gemacht" haben. Das neue ausführliche 
Inhaltsverzeichnis der 24 jetzigen Kapitel bietet eine 
klare und trotz der — wie so häufig bei R. M. Meyer 
— etwas manirierten Einkleidung eine sehr deutliche 
Übersicht und ermöglicht Hand in Hand mit den an- 
gehängten „Angaben" (die er seinem Lehrer Wilh. 
Scherer abgelernt hat) und dem genauen Register (die 
Haupterledigung daselbst stets in Fettdruck) den Nach- 
schlagern aus dem Interessenkreise der „Zeitschrift für 
Bücherfreunde", für welche natürlich die nunmehr ge- 
wählte landesübliche Gliederung weit brauchbarer er- 
scheint, sich rasch und sicher über Bücher, deren 
Väter und Zusammenhänge aufzuklären. Wer über 
das Bibliographische der Literaten und ihrer Erzeug- 
nisse weitere Auskunft benötigt, der greife von diesem 
belegfreien Handbuche in seine Vorratskammer hin- 
über, den fast durchgängig verläßlichen, an Quellen 
und Unterlagen überraschend reichen „Grundriß zur 
Geschichte der deutschen Literatur im XIX. Jahr- 
hundert" (190a), den hoffentlich ebenfalls bald eine 
Neuausgabe auf dem Laufenden erhält 

München. Ludwig Franktl. 



Ein Dantekrans aus hundtrt Blattern von Paul 
Pockkammtr. Mit hundert Fedtrttüknungtnvon Frans 
Stassen. Lieferung 1. Berlin 1005. G. Grotesche Ver- 
lagsbuchhandlung. Vollständig in drei Lieferungen. 
Preis jeder Lieferung 4 M. 

Das Werk ist der Fürstin von Bülow „in dank- 
barer Erinnerung an den Empfang des Dante Rhapsoden 
im Palazzo Caffarelli zu Rom am 18. Juni 189s" ge- 
widmet; an sie richtet sich wohl auch das Zueignungs- 
gedicht, das eigentlich hinter dem Widmungstext stehen 
müßte, obwohl es dadurch auch nicht viel klarer würde. 
Im Vorwort entwickelt der Autor des „Kranzes" seine 
Theorien von der Abhängigkeit der Kunstwirkung 
einer Dichtung vom betreffenden Klima; die meisten 
von uns werden wohl auf dem entgegengesetzten 
Standpunkt stehen und erwarten, daß des Dichters 
Wort dem Leser das Land seiner Träume vorgaukelt 
und daß nicht die Geistesgroßen nach Breitengrad 
und Landschaftscharakter „umgedichtet" zu werden 
brauchen, um uns verständlich zu werden. Auch den 
weiteren Ausführungen der „Einführung" werden sie 
nicht beipflichten. Fast jeder Absatz fordert eine 
Widerlegung heraus, und für die Tendenz, aus dem 
göttlichen Dante eine Art Traktätlein für christliche 
Erbauungsstunden: Wie soll ich Frieden erlangen? 
zu prägen, wird in der Welt der Dantefreunde — und 
sie ist weit größer, als Herr Oberstleutnant z. D. Poch- 
hammer annimmt — wohl wenig Sympathie sein. Wo 
kommen wir hin, wenn wir die Monuraentalschöpfungen 
der Weltliteratur zu Bonbon verschen kondensieren und 
in hundert Strophen zum Nutz und Frommen der wenig 
Denkeifrigen das Nibelungenlied und die Odyssee, die 
Rigveda und die Lehren des Confutse einpöckeln 
wollten! Es sind schon vielfach Versuche gemacht 
worden, den Genuß an Dante zu erleichtern durch 
Fortlassung des Unwesentlichen, aber so zur nackten 
Jahrmarktsmoritat hat noch niemand ihn hinabex- 
trahiert Abgesehen von der Pietät für den Dichter 
ist dieser Dantekranz ohne Kenntnis der wirklichen 
„Divina Commedia" einfach unverständlich. Ich setze 
hier nur ein einziges Beispiel her; ich denke es wird 
genügen. Das fünfte Blümchen des Kranzes behandelt 
die herrliche Francesca-Episodc. Hören wir den neu- 
deutschen Nachdichter: 

„Der Höllenrichter Minos wahrt die Pforte, 
Wo(?) jetzt zum zweiten Kreis wir abwärts gehn. 
Und am orkandurchbrausten Schreckensorte, 
Der Sinnenlust bestraft mit Sturmeswehn, 
Vernahm gerührt (!) ich weiche Liebesworte 
Und durfte Riminis Franziska sehn. 
Die stolz und minniglich(f) ihr Leid mir klagte, 
Bis schmerzgelähmt der Pulsschlag mir versagte." 
An jenem Abend las ich nicht weiter in Herrn Paul 
Pochhammmers Dantekranz 1 — 

Kraftvoll sticht von dem Gesäusel Franz Stassens 
Büdschmuck ab. Gerade zu den Francesca- Versen hat 
er eine prächtige Gruppe gegeben, die sturmgepeitscht 
durch die schwarze Nacht dahinsaust. Die Kentauren, 
der feiste Schlemmer im ewigen Regen, der wütende 
Charon: das sind echt danteske Visionen, denen bei 
aller grausigen Größe doch auch ein gewisser Humor 



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4 8 



nicht fehlt Nur der allzu gemütliche grimme Drache 
erinnert stark an die lustigen Fafher-Gewürme unserer 
Opernbühnen. Ausgezeichnete Typen geben den 
Versen eine Deutlichkeit, die einer besseren, einer 
besten Sache würdig wäre. — bl — 



Der Inselverlag hat wieder einmal eines seiner 
Schmuckbändchen erscheinen lassen. In ihrem zart 
grauen, schwach gewaffelten Umschlag mit dem dis- 
kreten braungoldnen Titelschildchen hegt uns Nummer 
421 der 500 Exemplare von Aubrey Beardsleys roman- 
tischer Novelle „Unter dem Hiigtt" vor. Die Ver- 
deutschung besorgte R. A. Schröder aufs Sorgsamste. 
Die Novelle ist Fragment geblieben. Dafür hat ihr 
Verfasser ihr eine ausgewachsene, in ihrer gewollten 
Demut sonderbar eitle Widmung an den Kardinal 
Giulio Poldo Pezzoli vorangestellt, aus der ich nur zwei 
Sätze erwähnen möchte. Der erste knüpft an die Ent- 
schuldigung an, daß die Widmung nicht lateinisch ab- 
gefaßt wurde, und lautet: „Nicht um die Welt möchte 
ich Ihr delikates südliches Ohr durch einen barba- 
rischen Ansturm rauher und gotischer Worte beleidigen: 
nur scheint mir keine Sprache rauh oder roh zu sein, 
die sich gewandter und höflicher(l?) Schriftsteller 
rühmen kann; und nicht wenige dieser Art haben 
früher in meinem Vaterlande geblüht und die Um- 
gangssprache bei uns zu hoher Vollendung gebracht. 
In der gegenwärtigen Zeit, ach, mißbrauchen un 
gebildete Autoren und unmanierliche Kritiker bei uns 
die Feder, Leute, die eher einen formlosen 1 laufen als 
ein Gebäude, eine Wildnis als einen Garten zustande 
bringen." Im zweiten Satz heißt es: „Ach, auch das 
Werk, das ich Ihnen hier dediziere, ist nur gering; doch 
wenn Sie es einmal durchblättern und es dann eines 
Platzes in dem verstecktesten Winkel Ihrer fürstlichen 
Bibliothek für wert halten, so würde das Gefühl, daß 
es dort stehe, eine reiche Belohnung der Mühe und 
eine Krone des Vergnügens sein, die ich beim 
Schreiben dieses unbedeutenden Büchleins hatte." 

Diese Sätze passen gut zu dem süßlich gesuchten 
Sri! Beardsleys, zu den vielen französischen Floskeln 
und dem Anhäufen wohllautender Worte ohne bedeut- 
samen Inhalt, zu dem immerwährenden Zitieren von 
Kunstwerken und Bildern, die der breiteren Schicht 
der Leser wenig geläufig sein dürften. Annuzio hat 
zuweilen diesen hyperfeinen Ästhetenton, Huysmans 
hat ihn pikant verwertet Schon der Buchkünstler 
Beardsley findet bei uns nur eine kleine Gruppe von 
Freunden; der Novellist verstärkt sie nicht 

Aber noch eine dritte Kunstseite seines Schaffens 
muß ich beleuchten : seine Balladen, von denen zwei 
dem Bändchen angehängt sind: „Die Ballade eines 
Barbiers" und „Die drei Musikanten". Der grelle 
Wiu, der in ihnen wetterleuchtet, das souveräne 



Spiel mit der Klanglinie, wie sein Stift mit der 
Strichlinie spielt, das innerlich Moderne seiner Stoffe, 
stellen diese Arbeiten in die vorderste Reihe des 
Interesses. Wer Wildes wilden Humor liebt, dem wird 
auch dieser schwächere willkommen sein. Eine freie 
Übertragung einer freien Übertragung von Catulls 
„Ave atque vale" leitet den Band ein. — m. 



Nicht allein durch musterhafte Ausstattung, auch 
durch fachlichen Inhalt seiner Jahresveröffentlichungen 
für die Mitglieder sucht der Schwedische Buchgewerbe 
verein (Stockholm, Jakobsgatan 28) Verständnis für 
Buchherstellung und Kenntnisse über deren geschieht 
liehe Entwicklung zu verbreiten. So gab er 1903 eine 
Arbeit von Dr. V. Gödel „Wie man im Mittelalter ein 
Buch machte" heraus, 1904 ein anschauliches Werk 
seines Sekretärs A. Hasselquist über die Geschichte 
der Typenschnitte und vor kurzem für 1905 Beiträge 
zur Geschichte des ältesten (und zwar fast ausschließ- 
lich deutschen) Buchdrucks. Letztere bestehen aus 
sieben Abhandlungen des Bibliothekars Dr. J. Collijn, 
unter dem Gesamttitel „Ettbladstryck frtot femionde 
hrhundrader (VI, 96 S., 4 0 ) und beschäftigen sich mit 
Emblattdrucken, die Collijn an Inkunabelbänden der 
Universitätsbibliothek zu Upsala entdeckt und nun, 
da sie zumeist undatiert, zu bestimmen und zu da- 
tieren mit Erfolg sich bemüht hat Die besprochenen 
12 Blätter sind in Lichtdruck in einer besonderen Folio- 
Mappe wiedergegeben. Ihr Gegenstand gibt vielfach 
zu interessanten kulturgeschichtlichen Abschweifungen 
Anlaß; sind ja doch darunter eine niederdeutsche 
Buchhändleranzeige des XV. Jahrhunderts, Kalender 
für 1493 und 1497; die hier (S. 429 IX. Jahrg.) schon 
erwähnten „Articuli abbreviati"; zwei Ablaßbriefe, ein 
„Pestblatt", von Gregor Bötticher 1494 in Leipzig ge- 
druckt, und zwei Kupferstiche des „Meisters mit den 
Bandrollen". Ein paar Buchstaben aus dem diesem 
letzteren zugeschriebenen grotesken Alphabet von 1464 
mit menschlichen Gestalten sind ab Initialen in dem 
genannten Aufsatz verwendet Den Text druckte die 
Firma Almquist & Wickseil in Upsala, die durch Über- 
nahme des von der schwedischen Akademie der 
Wissenschaften verpachteten Almanachmonopols jetzt 
eine Druckerei ersten Ranges geworden ist; die Über- 
schriften und teilweise die Initialen in Rot, Kopfleisten 
und Schlußstücke hat der Buchkünstler Arthur Sjögren 
gezeichnet (dem auch die von der neuen Firma hübsch 
ausgestatteten schwedischen Almanache ihren Um- 
schlagschmuck verdanken), und zwar nach Motiven in 
den Blindstempeln der Bände, in denen diese Blätter 
als Vorsätze verwendet klebten: breite Leisten mit 
tiefschwarzem Rankenwerk, Rosetten, Doppeladler 
oder Greifen. B. 



Nachdruck verbeten. — Alle Rechte vorbehalten. 
Für die Redaktion verantwortlich: Fcdor von Zobeltitz in Berlin W. 15. 

«tur >n d«n«n Adretie erbeten. 



«>o W. Drogulio im Leiptic Hl Vellingen & Kltt.ng u> Bielefeld und teipng , 

I.E. 



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ZEITSCHRIFT 

fCr 



BUCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. 
Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz. 

10. Jahrgang 1906/1907. Heft 2: Mai 1906. 



Jungdcutsche Lebenswirren. 

Von 

Dr. Heinricli Hubert Huubcn in Berlin. 



IV. 



Theodor Mündt als Kritiker. 



las sagen Sie zu meiner Rezension der 
1 Stimmen der Zeit?" lautete die Schluß- 
J frage in Theodor Mündts letztem 
Brief an Charlotte vom 29. Mai, und um eine 
Antwort zu ermöglichen, hatte er das Manu- 
skript dieser für die ,Jahrbücher für wissen- 
schaftliche Kritik" bestimmten Rezension dem 
Briefe beigelegt. Am selben Tage 
noch ward ihm eine Antwort 
aus dem Hause Stieglitz, die 
nicht erhalten ist, und zwar 
von Charlotte selbst, die 
augenscheinlich über 
diese Beurteilung der 
poetischen Fähigkeit 
ihres Gatten durch den 
Freund außer sich war. 
Stieglitz war an dem 
Morgen , da Mündts 
Sendung eintraf, bereits 
zur Bibliothek gegangen ; 
in diesem Monat hatte sich 
sein krankhafter Zustand wie 
der bedenklich verschlimmert 
und es war nur natürlich, dal* 
Charlotte eilte, jeder ihm drohen- 
z, f. B. 1906/1907. 




ThfoJor Mündt. iKjt. 
Nach «inem Relief yoo Jo». BrlltL 



den neuen Aufregung vorzubeugen. Wie schmerz- 
lich sie durch Mündts Kritik berührt war und 
wie energisch sie dem Freunde gegenüber die 
Partei ihres Gatten ergriff, zeigt Mündts Ant- 
wort vom selben Tage, die aber auch für ihn 
selbst ein sehr günstiges Zeugnis bedeutet. 
Freund und Kritiker zugleich zu sein, Ist wohl 
unter Literaten die schwerste 
Lebenssituation , und einem 
Manne wie Stieglitz gegen- 
über, dessen Empfindsam- 
keit durch körperliche 
Kränklichkeit und durch 
einen krankhaften Poe- 
tenehrgeiz aufs äußer- 
ste gereizt war, gehörte 
schon eine Dosis Unbe- 
fangenheit dazu, über- 
haupt zu einem solchen 
kritischen Freundschafts 
dienst willig zu sein. Die- 
ser Konflikt spielt im ganzen 
jungen Deutschland eine leider 
sehr grolle Rolle, und das Hin und 
Hertlackern zwischen Freund- 
schaft und Feindschaft unter 
7 



iiouocn, jungucuucnc Ltocns» irren. 



den Jungdeutschen und ihren journalistischen 
Lanzknechten wurde durch solche kritischen 
Winde und Gegenwinde ein dauernder Zustand, 
in dem sich ein großer Teil ihrer besten Kraft 
nutzlos verzehrte. Man soll aber deshalb nicht 
sagen, daß es eine alberne Empfindlichkeit 
gewesen, die alle diese Schriftsteller wie eine 
Zeitkrankheit erfaßt habe und die ihnen ein 
stilles in sich freudiges Schaffen nur selten ge- 
stattete. Eine Zeitkrankheit war es gewiß, aber 
sie hatte doch eine tiefere Quelle; in der all- 
gemeinen Aufgeregtheit der Epoche durfte 
man das behagliche Poetentum alten Stils, „die 
gute, goldene, altvaterische Ruhe eines litera- 
rischen Deutschlands", wie es in Mündts „Le- 
benswirren" heißt, einstweilen für überwunden 
und unmöglich halten, und jenes Büchlein ent- 
hält auch ein Wort über die Aufgabe des mo- 
dernen Literaten, das in diesem Sinne zu be- 
achten ist: „Der heutigen Schriftsteller-Genera- 
tion muß es das höchste Ziel sein, Pfeile des 
Geistes in ihre Zeit hinauszuschicken, um das 
Volk der Deutschen aufzuregen und aufzuschüt- 
teln. Eines Buches Geist muß in das Volk 
übergehen, und dann als Buch aufgehört haben 
zu leben. Es muß wirken und in der Wirkung 
seinen Geist ausatmen. Die Bücherliche wird 
in den Literarhistorien feierlich begraben."' 
Wie der vorsichtige Kaufmann in unruhigen 
Zeiten an keine weitsichtigen Geschäfte sich 
wagt, sondern auf kurze Abschlüsse drängt so 
war auch der Literatur jener Zeit die Ruhe 
weitsichtiger Spekulation abhanden gekommen; 
dadurch wurde das Fragment das literarische 
Symbol jener Epoche, und daß man sich nun 
in dieser schnellen, kurzatmigen Wirkung, die 
ein allgemeines Bedürfnis war, noch durch tau- 
send Persönlichkeiten gegenseitig beeinträchtigte, 
veranlaßte die zahlreichen literarischen Guerilla- 
kriege, die einen nicht unbeträchtlichen Ab- 
schnitt in der Geschichte des jungen Deutsch- 
lands einnehmen. 

Solche programmatischen Äußerungen wie 
Theodor Mündts nächster Brief an Charlotte 
haben daher einen prinzipiellen Wert, und in 
diesem Fall für Mündt besonders, da er sich 
der geliebten Freundin und dem kränklichen 
Freunde gegenüber gewiß zu den äußersten 
Konzessionen bereit erklärt hätte, die nur irgend- 
wie mit seinen kritischen Grundsätzen vereinbar 
waren. Daß es in der Rucksicht auf den Freund 



eine Grenze für ihn gab und zwar eine sehr 
bald erreichte, zeigt nun die ausfuhrliche Recht- 
fertigung, die er gegen Charlottens Beschwerde 
erließ: 

Die Depeschen drängen sich, der Eifer der Unter- 
handlungen nimmt zu, und die Gefahr wachst mit der 
Hitze des Gefechtes. 

Warum nehmen Sie doch meine Kccension strenger 
und ernster, als sie in der That ist ? Wozu wollen wir 
uns wieder unnöthige Sorge machen? Ich werde den 
Aufsatz umarbeiten, weil er der Freundin so nicht 
gefällt. 

Nur einige Gegenbemerkungen, bei denen wir je- 
tloch keinen Advokaten anzunehmen nöthig haben 
werden: 

I. Bei der flüchtigen Durchsicht, die Sie wohl nur 
dem Aufsatz gewidmet haben mögen, und bei dem 
(wie ich daraus mit Bedauern ersehe) fortdauernden 
getrübten Zustand, in dem ihn Stieglitz selbst gelesen 
haben mag. und wovon die Eindrücke auch auf Sic 
übergegangen, konnte es wohl nur möglich sein, daß 
Sie mich so gränzcnlos mißverstanden, als hatte ich 
(der ich aus dem reinsten freundschaftlichen Wohl- 
wollen für Stieglitz mir diese Recension bei der Societät 
auswirkt*) dadurch auf den Verfasser den „Schein 
einer Flauheit der Gesinnung" (!) verbreiten wollen. 
Ich bin allerdings der Meinung, daß in diesen „Summen 
der Zeit" annoch eine bestimmte und festumgränzte 
Zeitansicht nicht vorliegt. Dies deutete ich leise an, 
aber zugleich auch, daß die Keime zu einer künftigen 
Bildung derselben im Dichter bereits sichtbar werden. 
Für den fremden Leser der Recension konnte hier kaum 
der Schatten eines Vorwurfs, am wenigsten aber eine 
solche, der auf die Gesinnung geht, bemerklich sein ; 
sie war nur für den Verfasser der Gedichte selbst 
schonend unter dem grünen Blätterwerk sonstiger An- 
erkennung versteckt. Und unsere neuliche Unter- 
haltung im Thiergarten (zum Accompagnement der 
Bärenmusik) überzeugte mich noch, daß St. zuweilen 
und in mancher Hinsicht noch völlig unzeitgemäße An- 
flüge hat, wie z. B. sein Royalwmus, was Sie selbst 
durch ein Gleichniß eines Ihrer abgelegten Kleider 
trefflich hervorhoben. Dennoch ist es wider meine 
Art, dem Freunde öffentlich und auf dem Markte vor 
allen Leuten zu sagen, daß er ein Loch im Acrmcl 
hat; und so habe ich in der That in dieser zum öffent- 
lichen Abdruck bestimmten Recension fast garnichls 
Nachtheiliges davon gesagt, es im Gcgcnthcil so ge- 
stellt, daß es in den Jahrbüchern gedruckt werden darf, 
und dem Büchlein hiesigen Orts Freunde erwirbt Ich 
verkannte und verkenne daher die Stärke der Gesinnung, 
die in Stieglitz überhaupt ist, keineswegs, aber ich 
deutete an und mußte andeuten, daß seine Zeit an sich 
diesen Gedichten nach zu urthcilen, im Werden und 
Entfalten ist, und daß mir daher diese „Stimmen der 
Zeit" mehr nur wie Vorklänge zu einer künftigen Zeit- 
ansicht des Dichters erscheinen. Deshalb nehmen sie 
sich auch nur wie vereinzelte, und aus verschiedenen 
Stimmungen gezeugte Tonweisen aus. Ich sage dies 
ganz abgesehen von dem poetischen Werth dieser 



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tloulien. Jungi 



Gedichte, den ich überall anerkenne Stelle ich aber 
dennoch diese Gedichte (an denen Sie vielleicht 
nicht gern etwas abgemarkt wissen möchten) Ihrem 
Ermessen narh auf eine tu geringe Stufe in Sticglitzcns 
Dichter leben (aus dein, beim Himmel, doih noch viel 
Herrlicheres und Saftigeres erblühen wird so kann 
ich nur sagen: „Gott helle mir! Amen! Ich kann nicht 
anders"' 

a. Die allgemeine Bemerkung der Reccnsion. daß 
die Deutschen, wenn sie satirisch werden, doch immer 
noch zu gutmuthig bleiben, und an Weib und Kind, 
Onkel und Vellern denken, haben Sie vielleicht zu 
emst persönlich genommen, obwohl allerdings eine 
persönliche Heriehung, doch anders, als Sic im Augen- 
blick verstehen wollten, darin lag. Da ich weiß, daß 
Einer Ihrer oft unter uns genannten achtbaren Ver- 
wandten die Ideen in St.'s zu erwartender Keiscbe- 
Schreibung gern beaufsichtigen möchte, da mir ferner 
St. sagte, daß er meine Reccnsion über seine „Stimmen 
der Zeit" zu seiner Satisfaction an diesen Verwandten 
schicken wollte, so nahm ich mir vor, diesem a< ht- 
baren Petersburger, mir ihn schon als Leser meiner 
Reccnsion denkend, darin etwas zu verstehen zu geben, 
und ihm anzudeuten, daß der Deutsche, w enn er etwas 
Tüchtiges sagen wolle, frei gelassen werden mu-.se von 
allen Rucksichten auf < »nki Ischafts- und Hasenschafts 
Banden. So entstand diese Stelle, die Sie gerade um- 
gekehrt verstanden haben, indem Sic mir, mit einigem 
Anflug von Bitterkeit, zu Gcmuthc fuhren, dal> dies 
„ein rechter Lump" sein müsse, der solche Kucksichten 
nähme. Nun, verehrte Freundin, da könnte ich Ihnen 
eine ganze Literaturgeschichte voll solcher ehren- 
werthen Lumpen anfuhren, denn es ist dem deutschen 
Geist zu eigentümlich, daß indem er sich kühn zum 
Allgemeinen erhebt und in die < »effentlichkeit hinaus- 
wagt, er nur zu leicht durch den angeborenen Zug zu 
gemüthlichen Familienrücksichten sich darin gehemmt 
fühlt. Daher ist es rührend, wenn selbst Böm* einmal 
ausruft, er sei froh, daß er weder Weib, noch Kind, 
noch Verwandte habe, um sich ganz der Sache, die er 
verficht, hingeben zu können; und dies spricht sehr 
schlagend für Das, was ich Ihnen sage. Also fühlte 
doch auch Er, daß er enger von menschlichen und von 
deutschen Banden umstrickt, sich selbst und seiner 
Börnitat hätte untreu werden können. Auch ich, 
Theuerste! bin schon hin und wieder einmal ein 
solcher rührender Lump gewesen, indem ich in 
Rccensionen über den einen oder den anderen Freund 
meine Ansichten nie so scharf ausgedrückt habe, als 
ich gegen den Fremden thun würde; um der puren 
lieben Freundschaft willen I Auch habe ich ja in der 
Recension nicht gesagt, daß St. selbst bereits solche 
Rücksichten genommen ; und ich strich sogar einige 
darauf folgende Zeilen weg, weil sie vielleicht für St, 
in dieser Beziehung hätten nachtheilig gedeutet werden 
können. Nur einmal ist mir als Thatsachc bekannt, 
daß Stieglitz in dem Gedicht: „Hellas Wiedergeburt" 
den Vers: „Wenn Eure Ottonen geruhen zu ruhen" 
änderte, auf Ihre billige Bemerkung: daß der Onkel in 
Petersburg damit unzufrieden sein könne. Sie sehen 
also, wir leiden Alle samt und sonders daran, und wir 



LebcBfwtrrem. 5 1 



müssen uns nun schon damit zufrieden geben. Reichen 
Sie mir die Hand, wir wollen Freunde bleiben! 

3. Wenn Sic bemerken, daß meine Ansicht über 
Stieglitz sich dadurch nuancirt und getrübt habe, weil 
ich ilin in der letzten Zeit beständig in einem hcrab- 
gesümmten Zustande gesehen, so thun Sic mir damit 
so großes Unrecht, daß Sic, wenn Sic hier in mich 
hineinblicken könnten, selbst davor erschrecken wurden. 
Ein so schwachsinniger Kritiker bin ich nicht daß ich 
jemals von der Sinkt abstrahirt hätte. Diese mache 
ich mir nach allen Seiten hin klar, und was in dieser 
gut und trefflich ist, verliert nicht an Werth bei mir, 
und wenn ich den Urheber derselben wer weiß in 
welchem Zustande je erblickt hätte. Das Spruchwort 
sagt zwar: Für den Kammerdiener giebt es keinen 
Helden' (weil dieser den großen Mann auch in seiner 
menschlichen und häuslichen Notbdurft sieht), aber 
solche Kammerdienergesinnung habe ich nicht. Also 
ohne Furcht! Vor mir, bei Gott, braucht sich kein 
Freund in seinem leidenden und schwachen Zustande 
zu verbergen. Etwas humane Toleranz habe ich doch 
wenigstens in mir ausgebildet; ich gehe gern mit dem 
leidenden Freunde um, widme ihm nur um so leb- 
haftere Liebe, und bin weit entfernt davon mir sein 
ganzes Bild dadurch verrücken zu lassen. 

— Doch, wie gesagt, ich werde die fragliche Re- 
cension, mit Ausscheidung der bedenklich gewordenen 
Stellen, umarbeiten, und sie Ihnen dann noch einmal 
zuschicken. Diese kleine Differenz hat gamichts auf 
sich, obwohl sie mich Anfangs in dem schon öfter in 
mir rege gewordenen Vorsatz, das Kritisiren ganz auf- 
zugeben, bestarken wollte, da es doch in der That ein 
penibles und undankbares Geschäft ist. 

Das Büchlein, das ich Ihnen heut ubersandt, werden 
Sie morgen vielleicht schon gelesen haben, und da 
würden Sie mich zu großem Dank verpflichten, wenn 
Sie es mir morgen {Freilag gegen Abend wieder zu 
ruckzuschicken die Güte hatten. Ich war anfangs selbst 
gewillt, es mir von Ihnen abzuholen, aber ich werde 
nun den morgenden Abend lieber auf die Umarbeitung 
jener Recension verwenden, da ich bei Tage sehr über- 
häuft bin. Ich wünsche, daß Sie in den „Deutschen 
Briefen" wenigstens Einiges mit Interesse gelesen 
haben möchten; es ist Schade, daß ich sie so schnell 
wieder abliefern muß. 

In inniger Verehrung Ihr 

aufrichtiger treuer Freund 
Donnerstag, Abend Theodor M. 

29- 5 34- 

Charlottcns Antwort vom 30. Mai 1834 ist 
im Denkmal abgedruckt; man verstandigte sich 
noch am selben Tage mündlich über eine neue 
Redaktion der Kritik, wozu Mündt auch bereit 
war, um jede direkte Krankung des Dichter- 
ehepaares zu vermeiden. Vermutlich hielt sich 
aber Mündt an Charlottens Bitte in einem am 
nächsten Tage folgenden Billett vom 1. Juni 
(vergl. „Denkmal" Seite 271 IT.), aulier einigen 



52 



Houl*n, Jungdeutsche Lebenswirren. 



Zeilen keine Veränderung vorzunehmen. Ver- 
mutlich, sage ich, da natürlich der ursprüng- 
liche Text der Kritik nicht mehr vorliegt und 
wir für die gedruckte Form derselben auch nur 
auf Grund dieser Briefe den Autor feststellen 
können. Denn er zog nunmehr seinen Namen 
davon zurück, was er allerdings vielleicht auch 
ohnedem, da seine persönliche Freundschaft mit 
Stieglitz bekannt war, getan hätte, und die 
Rezension erschien anonym in den „Jahrbuchern 
für wissenschaftliche Kritik", die sich nur auf 
die Ritte ihres jungen Mitarbeiters* hin dazu 
verstanden hatten, über das nur neu aufgelegte 
und vermehrte, nicht sehr bedeutende Buch- 
lein von Stieglitz überhaupt eine Besprechung 
zu bringen, hatte doch Mündt nicht viel spater 
selbst Grund zur Klage, daß man seine eigenen 
Bücher dort ignoriere. Die Kritik erschien im 
Juli 1834 (Nr. 4). Ihr Gedankengang läßt, nach 
Kenntnisnahme des voraufgegangenen Brief- 
wechsels, mit Sicherheit auf Mündts Verfasser- 
schaft schließen. Er bestreitet den „Stimmen 
der Zeit in Liedern" jede entschiedene Tonart, 
vermißt darin „scharf getroffene Abdrucke der 
Gegenwart" und zählt sie zu den „vermitteln- 
den Stimmen und Tendenzen der Zeit", ein 
deutlicher Tadel in einer Zeit, die auf „Ge- 
sinnung" oft den einzigen Wert legte, und er 
milderte sein Urteil dadurch nicht sonderlich, 
daß er den Inhalt des Buches „das vernunf- 
tigste Justemilieu" nannte, „mit dem man sich 
nur befreunden könne". So stellte er also, da- 
mals wenigstens, auch unter dem Schutze der 
Anonymität die Pflicht des Kritikers über die 
Rücksicht auf den Freund und seine Gattin. 



Rücksichten und Aussichten. 
Der Sommer 1834 trennte Theodor Mündt 
und das Stieglitzsche Ehepaar auf Monate von- 
einander. Wahrscheinlich Ende Juni reiste 



Mündt nach Jena, um dort den Nachlaß Karl 
Ludwig von Knebels, der auf Wunsch des 
Ministers von Altenstein herausgegeben werden 
sollte, für die Veröffentlichung zu ordnen. Varn- 
hagen von Ense war wohl ursprünglich mit 
dieser Aufgabe betraut worden, aber er lieh 
nur seinen Namen dazu und wälzte die eigent- 
liche Arbeit auf die jüngere und beweglichere 
Kraft des junjjdeutschen Schriftstellers ab, dem 
er seit einem Jahre in persönlicher Freundschaft 
und aus literarischem Interesse näher getreten 
war. Vom 6. August 1834 liegt ein kurzes 
Billett Mündts an Varnhagen vor, das aus Wien 
datiert ist, wo auch Varnhagen bis Anfang 
August geweilt und eine für das junge Deutsch- 
land wichtige Konferenz mit dem Fürsten von 
Metternich gehabt hatte. Das Billett betrifft 
einen Brief des Professors Hermann Scheidler 
in Jena an Varnhagen, den Mündt abzugeben 
vergessen; Varnhagens Empfehlung hatte ihn 
mit dem Jenenser Professor in Verbindung ge- 
bracht 

Schon am 5. Marz 1835 hatte Varnhagen 
diesem geschrieben: „Ich hoffe, Dr. Mündt wird 
sich noch zurecht finden; jetzt ist er auf großen 
Abwegen; er ist aber rastlos fleißig, und meint 
es redlich. Die Herausgabe der Knebeischen 
Schriften besorgt er ganz allein; ich habe weder 
Zeit, noch Kräfte, noch Lust; bin aber durch 
manche Verdrießlichkeiten schon vielfaltig be- 
straft, gutmütig und leichtsinnig meinen Namen 
mit hingestellt zu haben, wo ich nicht mittätig 
sein will noch kann." 1 

In der Zwischenzeit hatte Mündt eine som- 
merliche Erholungsreise gemacht, auf der er 
Dresden, Teplitz nebst Umgebung und die 
böhmische Hauptstadt Prag als schriftstellern- 
der Wanderer abstreifte und seine „Madonna" 
erlebte, worauf ich im nächsten Schlußkapitcl 
zurückkommen werde. Er führte gleich von 
vornherein ein Reisetagebuch, dessen fertige 

> Mündts Beitrüge zu den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", wenigstens die mit seinem Namen unter- 
zeichneten, sind im übrigen in diesen Jahren 1833 und 1834 folgende: 

1833 : Mai. Ho. 86 f.: v. Thümmcls Sämtliche Werke. — Juli. No. 16 f.: Pyrkers Sämtliche Werke. — August. No. 31 : 
K. Buchner und Fr. Herrmann, Handbuch der neuem französischen Sprache und Literatur — Oktober. No. 71—74: Kahel. — 
November. No. 88: V. A. Huber, Skizzen aus Spanien, T. 2 u. 3. — Dezember. No. 109: Franz Xaver Bronner, 
Lustfahrten ins Idyllenland. 

1834: Februar. No. 31 : Briefwechsel zwischen Heinrich Voß und Jean PauL — März. No. 56 f.: Ludwig Ticck, 
Novellenkranz (Her Tod des Dichters]. — April. No. 7*: Goethes Faust. Übersetzt von A. Hayward Esqu. — Mai. 
No. 82: V. A. Huber, Die romantische Poesie in Frankreich. — Juli. No. 17: Leopold Schefcr, 
Oktober. No. 79: Eduard von Bülow, Novcllenbuch. — November. No. 86: Ludwig kellstab, 1812. 

' Original im 



Houben, Jungdeotsche Lebenswirren. 



53 



Blätter er zum Teil auch Charlotte Stieglitz 
übersandt hatte. Dies erhellt aus dem im 
„Denkmal" mitgeteilten Brief Charlottens vom 
12. August 1834, einer Zeit, in der Mündt wohl 
wieder in Berlin angelangt und eine kurze Be- 
gegnung mit den bald darauf abreisenden 
Freunden erfolgt war. 

Heinrich und Charlotte Stieglitz reisten nach 
Kissingen, von wo man fvir den körperlich und 
geistig kranken Dichter Heilung erhoffte; die 
Fahrt dorthin ging über dieselben Stationen, 
die auch Mündt auf seiner Tour berührt hatte, 
Dresden, Teplitz und Prag, und hatte daher 
zum brieflichen Austausch reichen Stoff ge- 
boten , besonders da Charlotten die Reiseein- 
drücke des Freundes zum Teil schon bekannt 
waren. Dennoch schlief der Briefwechsel in 
diesen Monaten fast ganz ein und beschränkte 
sich auf den umfangreichen „Brunnenbrief" 
Charlottens vom 7. bis 16. September, auf den 
Mündt erst im Oktober antwortete. Weitere 
Korrespondenzen aus dieser Zeit sind ausge- 
schlossen, das besagen diese wenigen Zeugnisse 
deutlich und besonders auch der nächste Brief 
Mündts; nur ein nicht erhaltenes Schreiben des 
letzteren an Stieglitz selbst unterbrach das Still- 
schweigen; Charlotte dankt dafür unter dem 
9. September (vergl. „Denkmal" Seite 258, Zeile 3 
von oben und Zeile 1 von unten), und in Be- 
antwortung jenes Schreibens beginnt im Origi- 
nal der Briefabsatz Charlottens vom 9. Septem- 
ber „Nachmittags" mit folgenden Worten: 

„So lieb und interessant mir auch jede Mittheilunj; 
immer seyn wird, die Sie mir über Ihr früheres I.cbcn 
geben, glauben Sie ja nie, es bedürft dieses Schlüssels 
um Sie nicht zu verkennen. Sie wurden mir in Ihrem 
eigensten Wesen lieb; ich glaube, Sie brauchten sich 
in unserer Nähe niemals einen Zwang anzuthun, und 
ich denke das zeigt zuerst, daß man zueinander ge- 
hört Am meisten kränkt mich daher Empfindlichkeit 
vom Freunde, und bringt mich allerdings in eine Art 
Leidenschaft, weil ich darin das Mistrauen gegen das 
Allgemeine plötzlich auch ganz eben so gegen mich 
gekehrt sehe. Zwischen uns aber mögen andere Kämpfe 
vorfallen, ich bins zufrieden, die mit der Welt dürfen 
in unserer Gegenseitigkeit gamicht aufkommen ge- 
schweige denn irgend wie sich einnisten." 

Im übrigen wäre aus diesem umfangreichen 
Brief Charlottens hier nur das flüchtige Urteil 
über Karl Egon Ebert nachzutragen, den Mündt 
auf seiner Reise vermieden hatte, den Stieglitz 
und Frau aber besuchten: 



„Ebert scheint mir, je liebenswürdiger und ge- 
muthlichcr sein Mensch, als Poet ziemlich fertig zu 
seyn; er erinnerte mich in seiner Behaglichkeit an 
unsern V." 

Mit dieser Abkürzung kann, wie aus Mündts 
früheren und weiteren Briefen hervorgeht, nur 
Moritz Veit gemeint sein. Außerdem kommt 
hier als Überleitung zum nächsten Briefe Mündts 
nur der Schluß des „Brunnenbriefs" unterm 
16. September (Seite 280, „Denkmal", letzter 
Absatz „Nun adio!" usw.) in Betracht, der im 
Original selber so lautet: 

„Wollen Sie uns Theurcr wieder einmal (wenn Ihre 
Zeit auch nur wenige Zeilen erlaubt) bald erfreuen, so 
brauchen Sie nur an Schott etwa den 27ten September 
es abzugeben. Den hat nehmlich Stieglitz gebeten, 
das was für uns etwa angekommen den 28sten des 
Morgens nach Arolsen zu senden, wo wir im Anfang 
Oktober sind. An Schott habe ich nur ein paar Zeilen 
schreiben können, meiner Reizbarkeit wegen, ich 
möchte nicht, daß er wußte, wie lang ich mich mit 
Ihnen unterhalten. Die möglichste Schonung haben 
wir uns immer gegen ihn zur Pflicht gemacht, Sie 
kennen ihn und wissen darum, zu einer innern 
harmonischen Ausgleichung kommt er nie, daher muß 
ich recht gesund seyn, um « ohlthätig auf ihn wirken 
zu können. Die Hauptsache fehlt uns, nehmlich Ge- 
genseitigkeit; doch das haben Sie sich selbst Alles 
längst gesagt. 

Nun Adio! schonen Sie ja Ihre Gesundheit, und 
vergeuden Sic nicht Ihre Reisefrische zu sehr in Stu- 
benluft I 

Wenn Sie einmal Lust hätten, der Hofräthin Herz, 
(ein würdiges Berliner Haupt — - freilich jetzt schon 
sehr alt — ) von unserm Befinden welches St. ihr beim 
Abschied sogar versprochen hatte (nehmlich durch 
einen Freund, an den er schriebe) Nachricht zu geben 
und unsere wärmsten Grüße zu bringen, so wird sie 
sich sehr mit Ihnen freuen. Sie finden sie entweder 
schon in der Stadt, Kronenstraße Nr. 57, oder Charlotten- 
burg im Anfang der Orangenstraße links. Sie können 
aber sagen, St. sey auf dem Wege wenigstens der 
Besserung und der Arzt gäbe viel auf eine Wieder- 
holung der Kur für nächstes Jahr. Ich hoffe, es wird 
Sie nicht gereuen, sie hat einen Schatz yon ausge- 
zeichneten Bekanntschaften, Schleiermacher war ihr 
bester Freund, es giebt also viel Berührungspunkte mit 
ihr, und sie ist wirklich Hers. 

Mündts Antwort erfolgte erst am 26. Ok- 
tober. Sie ist für die Biographie ihres Ver- 
fassers höchst wichtig und auch für das Freund- 
schaftsverhältnis der drei das schönste Denk- 
mal. Frei von kleinlichen Philisterrücksichten 
fühlte man sich beiderseits, und das ungezwun- 
gene Bestreben, ihr Bündnis auf eine ideale 
Höhe zu erheben und poetisch zu verklären, 



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54 



lloubcn, Jungdeutsche l^bcmwirren. 



kann, besonders in Mündts graziöser Art sich 
zu geben, auch heute noch nur die tiefste Sym- 
pathie erwecken: 

Mündt an Charlotte Stieglitz. 

Berlin, d. 36. Oktober 1834. 

Meine theure Freundin! Die Freude, wieder einige 
Zeilen an Sie richten zu können. is>t ebenso groß, als 
das Stillschweigen, welches so lange zwischen uns ob- 
gewaltet, mich gedrückt hat. Warum hatten Sie mir 
nicht genauer Ihre Adressen angegeben, wo und auf 
welcher Station Ihres Rcisclcbcns Sic jedes Mal zu 
treffen waren? Ins Ungewisse hinaus, für die Auf- 
bewahrung in Briefkästen, kann ich nie schreiben, ein 
Brief ist mir eine Anrede an Ohr und Auge, und daher 
muß ich schlechterdings immer wissen, wo der oder 
lieber die sitzt, zu der ich mit meinen ungeduldigen 
Schriftzügen rede, um ihr dabei auch recht fest in das 
geliebte Auge schauen zu können. Daher die lange 
Unterbrechung wenigstens des schriftlichen Zwie 
gesprachs unserer Geister. Das inwendig zw ischen uns 
Fortplauderndc hat hoffentlich bei Ihnen nie ganz ge- 
stockt; bei mir hat es ganze Reden und ganze l'fingst- 
predigten gehalten. Denn auch das war nichts, einen Brief 
an Schott zu geben. Einmal war die dafür angegebene 
Frist zu kurz für einen überhäuften deutschen Schrift- 
steller, und dann hätte der närrische Kauz wohl nicht ein- 
mal wissen sollen, daß ich an Sie schriebe?? Weites do:h 
Stieglitz, der es aus großartigem Gesichtspunkt anzusehen 
versteht! Nein, nein, ich will kein abgestohlnes Glück, 
ich bin zu stolz dazu ! Ich bin aus tiefstem Herzen Ihr 
Freund und das hat eine unvergängliche und weit- 
greifende Bedeutung für mein Leben und mein Dichten 
gewonnen! Was soll ich mich dabei noch gegen einen 
närrischen Kauz geniren? Gott sei Dank, daß ich die 
Welt jetzt mit freieren und keckeren Blicken betrachte, 
als jemals! ich glaube, Freundin, man darf nicht zu 
viele Rücksichten nehmen, alle unsere Verhältnisse 
wären sonst am Ende matt, fahl und aschgrau darüber 
und verlieren ihre blühenden Farbcnunterschicdc. Das 
Leben ist schrecklich kurz und schrecklich arm an 
w ahren Verhältnissen, und doch sind die Kraftanstren- 
gungen, die sich die Menschen kosten lassen, um ihre 
halben Verhältnisse in einer erträglich langweiligen 
Mitte aufrecht zu erhalten, bei weitem größer und un- 
geheurer, als die sie anwenden, um ihre wahren Ver- 
hältnisse zur schönsten Blüthe zu bringen. Dies hat 
seinen guten, achtbaren, acht menschlichen und ächt 
tragischen Grund, wenn nur nicht auch die besten 
Stunden des Lebens oft darüber verloren gingen! Da- 
zu kommt der Mangel an aller Großartigkeit der Ge- 
sinnung, welcher die armen Teufel zu dem feigsten 
Justemilieu verdammt Sie verdienen nichts Besseres. 
Wir Drei, o Theuerste, verdienen etwas Besseres, ich 
nehme mir die Freiheit, es mir vom Schicksal gTade- 
wegs abzubitten. Ihr herrlicher Geist ist der Welt ge- 
genüber zu sehr auf Adel und Großartigkeit angelegt 
und begründet, als daß Sie auch nur ein einziges Ihrer 
Verhältnisse vor derselben zu verstecken nöthig hätten. 



Fangen Sic doch einmal an, ganz Ihrer freien gött- 
lichen Laune zu folgen, und weniger der Reflexion! 
Ich behaupte, daß Sic in Ihrer Laune (weil Ihre Natur 
unmittelbar darin) nie mehr irren können, als in Ihrer 
Reflexion! Dieser gute Rath, wenn es einer sein sollte, 
ist wenigstens eine mit Blut errungene Erfahrung. Ver- 
kennen Sic ihn nicht, und mich darin nicht! Ich denke 
immer, Sie sind zu gut, und besitzen nicht Bosheit ge- 
nug, um der Reflexion, die Sie zuweilen etwas zu 
ängstlich im Handeln macht, auch einmal die weißen 
Zahnchen zu zeigen. 

Doch handeln Sie nur, w ie Sie wollen ! Sie w erden 
es nie ganz schlecht machen. Aber ich mußte Ihnen 
dies sagen und schreiben, ich seltsamer Gesell, ich 
weiß bei Gott selbst nicht, warum? Und nun seien Sie 
mir noch einmal viel tausendmal gegrüßt und zu Ihrer 
baldigen Rückkehr (das ist herrlich!) bewillkommtl 
Einen Brief haben Sie mir aus Kissingen geschrieben, 
durch den der ganze dortige Badeort für mich 
klassisch geworden ist! Und ich habe Ihnen noch nicht 
einmal dafür gedankt! So geht es wieder, daß man 
erst so viel mit den halben Verhältnissen kramt, und 
dann nachher nur noch zwei Briefseiten, wie ich, für 
die wahren übrig behält. Und dennoch bin ich kein 
Undankbarer ! Ich, der ich selbst Jean I'auls Flegcl- 
jahrc (mir das Liebste von ihm) nur Einmal lese, habe 
Ihren theuren, prächtigen Brief nun wohl schon zehn- 
mal in mich eingeimpft, und ich glaube, es müssen 
Blumen danach in mir gewachsen sein. Doch dies ist 
kein Ruhm, es ist nur Dank! Dank! 

Liebe, holde Dichterfrau, seien Sic mir gut! Seien 
Sic froh, lustig! Ich bin es. Sie haben den kranken 
Dichtergatten treu und herzlich gepflegt, ich höre da- 
von mit gerührter Freude. Sie haben auch zuweilen 
schön gesungen auf Ihrem Wanderleben , schreibt 
Stieglitz, und man hat hier nichts davon abbekommen. 
Wie konnten Sie aber nur so lange fortbleiben? Durch 
die lange Feme sind Sic mir ordentlich ehrwürdig ge- 
worden, wie eine zu Himmclsweiten entrückte und 
doch unsichtbar nahe Göttin. Ich möchte zu Ihnen 
beten. Ich könnte in diesem Brief fast nicht bloß: 
Charlotte! zu Ihnen sagen, noch weniger aber: Frau 
Doctorin! Und von Berlin konnten Sie so lange fort- 
bleiben, von Berlin, wo doch immer „ein Wcltauge" 
ist, wie Sie sich ausdrücken? Hören Sie, Charlotte, 
wenn Berlin jetzt auch nur noch ein einziges Wcltauge 
hat, so bin ich auf meinen beiden kurzsichtigen vollends 
blind geworden. Ich sehe jetzt nichts als retrograde 
Bewegungen« Berlin. Ein abgelegener halbverfluchtcr 
Winkel der Weltgeschichte. Sie werden es spüren, 
wenn Sie wieder bichcr kommen, die Luft wird es 
Ihnen sagen, nachdem von der Reise alle Ihre Organe 
stärker und lebensbegehrlicher geworden. Doch dar- 
um keine Feindschaft! Übrigens bleibe ich hier, so- 
lange Sie hier sind. Ich wäre mein Seel' auch zu 
Ihnen nach Kissingen gekommen, und da mit Ihnen 
geblieben, hatte ich es zur rechten Zeit gewußt Denn 
mich binden jetzt vorläufig keine Geschäfte, auch die 
Staats-Zeitung habe ich völlig aufgegeben (in dieser 
Hinsicht darf keiner von mir Treue erwarten, denn 
ich laufe überall davon) und so lebe ich vogclfrci wie 



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Houben, Jtragdcotschc Lebens »irren. 



55 



ein Vogel. Meine immer rüstige Feder ist der grüne 
Zweig, auf dem ich mich wiege und nähre. Doch 
haben mir Geh. Rath Schulze und sogar Minister v. 
Altenstein gedroht , mich nächstens einzufangen in 
einen Käfig für ein paar Hundert Thaler. Es wäre 
wirklich Schade um mein junges Blut. Einen solchen 
Menschen, der ganz und gar Literatur ist, wie ich, 
würde die deutsche Literatur nicht so bald wiederbe- 
kommen. 

Wollen Sie nicht bald wieder etwas von mir lesen? 
Ich frage, wie ein Jude: Haben Sie nichts zu schachern? 
Denn ich weit, daß ich immer für mich profitire, wenn 
Sie etwas von mir lesen, Sie Königin nicht nur der 
Leserinnen, sondern auch der Leser! Ich schreibe an 
einem Buch unter dem Titel: „Madonna. Unter- 
haltungen mit einer Heiligen", das in einzelnen Skizzen, 
Humoresken und Phantasieslücken, durch welche je- 
doch alle nach meiner Art ein gemeinsamer rother 
Faden geht, Resultate und Bilder von meiner Reise 
durch das katholische Süddeutschland darstellt. Es 
handelt sich darin fast immer um den Katholizismus, 
berührt viele in die Zeit wichtig eingreifende Fragen, 
und wimmelt von bekannten und lebenden Figuren, 
Persönlichkeiten u. dgl. Vor Manchem darin werden 
Sie erschrecken, aber nichtsdestoweniger wahr finden 
(ich nehme jetzt keine Rücksichten mehr!!), Manches 
wird Ihnen gute und schlechte Seiten meiner Seele 
enthüllen und das Ganze bin ich, Ihr Freund I Außer- 
dem lassen Sie Sich doch durch Stieglitz meine 
„Schriften in bunter Reihe", deren erstes Heft schon 
lange heraus ist, verschärfen! Was ich darin aus dem 
Knebel'schen Nachlaß zur Probe mitgcthcilt habe, hat 
Aufsehen gemacht, und wird auch Sie vielleicht 
interessiren. 

Jetzt ist ein Mann hier, der einen Psychomettr er- 
funden hat. Die Maschine ist gespenstisch aber durch- 
aus wahrhaft. Sie zeigt Ihnen mit unerbittlicher 
Strenge alle moralischen und gemüthlichen Eigen- 
schaften an, die in Ihnen vorhanden oder nicht vorhanden 
sind. Sie besteht aus einem Kästchen mit einer darin 
stehenden Säule und einer beweglichen Feder. Auf 
einem Fachwerk sind in 150 Rubriken ebenso viele 
menschliche Eigenschaften verzeichnet. Man erhitzt 
durch Reiben mit seiner Hand einen halb aus Glas, 
halb aus Metall bestehenden Stab, und läßt diesen 
dann auf die Rubrik fallen, deren Eigenschaft man 
prüfen will. Dann nimmt man einen Magnet und hält 
ihn horizontal gegen die Säule. Hat man die Eigen- 
schaft, so bewegt sich die Feder, hat man sie nicht in 
sich, so bleibt sie unbeweglich. Die Maschine kannte 
alle meine Eigenschaften so genau, daß ich mich da- 
vor entsetzte. Hier ist durchaus keine Charlatanc-rie. 
Die Maschine ist meines Erachtens auf die Wirkungen 
des thierischen Magnetismus mit großer Einsicht be- 
rechnet. Es kann lächerlich klingen, aber es ist wahr. 
Die Maschine kennt auch die verborgensten Eigen- 
schaften in Ihnen. Ich halte es für eine unendlich 
wichtige anthropologische Entdeckung und werde 
öffentlich darüber sprechen, kann Ihnen aber jetzt 
meine Gedanken nicht auseinandersetzen. Genug, es 



Die Maschine sprach mir auch Aufrichtigkeit zu. 
Mit Gott also, Ihr aufrichtiger treuer Freund 

Th. Mündt. 



Für das Ehepaar Stieglitz war die Haupt- 
sorge dieses Sommers, den Krankheitsurlaub 
des Gatten auf eine möglichst weite Zeit zu 
verlangern, und besonders Charlotte war, nach 
Mündts Zeugnis (vergl. „Denkmal" Seite 207), 
unermüdlich in Anknüpfung der Beziehungen 
und Korrespondenzen, die allein zur Erreichung 
dieses Zieles fuhren konnten. Auch der an- 
regende Verkehr im Kreise der Kissinger Bade- 
gaste vermittelte eine Bekanntschaft, deren Einfluß 
für das weitere Schicksal des sich kaum merk- 
lich bessernden Stieglitz von entscheidender 
Bedeutung sein konnte. In dem „Brunnenbrief" 
Charlottens heißt es unterm 16. September: 
„Des Mittags sitze ich gewöhnlich bei * " ", 
der hier einen seltnen Humor zum besten gibt." 
Im Original lautet die Stelle so: „Standesunter- 
schiede kennt man gar nicht, des Mittags sitze 
ich gewöhnlich beim Fürsten Wittgenstein, der 
hier einen Humor zum besten gibt, an dem 
das belebende Gas schuld sein muH. Man 
möchte sich oft krank lachen". Es handelt sich 
naturlich um niemand anders als um den Minister 
Friedrich Wilhelms des Zweiten, den Fürsten 
Wilhelm Ludwig Georg von Sayn -Wittgenstein, 
der auch unter den folgenden Königen noch 
bis zu seinem späten Tode 1851 einen inoffi- 
ziellen, aber um so mächtigeren Einfluli am 
Berliner Hofe und im preußischen Staatsbetriebe 
ausübte; er war einer der unerbittlichsten, mo- 
narchisch - reaktionären Persönlichkeiten jener 
Zeit, und um so gefahrlicher, als er nicht ohne 
Geist war. Varnhagcn ist in seinen „Blättern 
aus der preußischen Geschichte" und deren 
Fortsetzung, seinen „Tagebüchern", unerschöpf- 
lich in der Charakteristik dieses meist durch 
dritte Hand wirkenden Mannes. 

Auf ihn bezieht sich wohl auch die Ge- 
sprächsnotiz im „Denkmal" (Seite 223), die die 
Aussicht auf eine Protektion seitens des Fürsten 
eröffnet. Die andere Abkürzung des „Denk- 
mals" an denselben Stellen, „v. D.", ist mit „von 
Dusch" zu ergänzen. Die Bekanntschaft mit 
Professor Scheidlcr aus Jena muß auch die 
Frage einer Übersiedelung des Ehepaares nach 
jener Universitätsstadt aufgebracht haben; Seite 



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Houlxn, Jungdeulsche I.cbenswirren. 




Nach einem Porträt aut den vierjigcr J.ihrm 



280 dos „Denkmals" ist „Sch." mit Scheidler 
und „J." mit Jena aufzulösen. 

Eine Entscheidung hing aber zunächst allein 
von den amüichen Instanzen des Bibliothekars 
Stieglitz ab, und diese auszukundschaften über- 
nahm auch Mündt auf Bitten des Freundes, 
eine Mission, über deren gunstigen Erfolg er 
bereits am 2S. Oktober berichtete: 

Mündt an Heinrick Slitgiitx. 

Berlin, d. 28. Oktober 1834. 

Dein Brief vom 18. d., theurer Stieglitz, der mich 
des darin herrschenden klaren Friedens wegen erfreut 
und Deinethalben beruhigt hat, würde schon beant- 
wortet worden sein, wäre er nicht, wie alle Deine Briefe, 
wieder mindestens acht Tage unterwegs gewesen. 
Zähle mir daher nicht Saumseligkeit in Krfullung 
Deiner Aufträge bei, denn heut früh konnte ich erst 
von dein Geh. R. Schulze Auskunft über Deine An- 
gelegenheit erhallen, und ich will Dir lieber noch heut, 
wo die Post nach Hannover geht, wenn auch nur 
flüchtig und zerstreut, schreiben, als Dich noch länger 
in Ungewißheit zu lassen. Folgendes wörtlich, wie mir 
der Geh. K. Schulze es gesagt hat: „Guten Tag, liebes 
Kind' Sie wollen heut schon Antwort über Stieglitz? 
Ms soll nächstens darüber verfugt werden. Schreiben 
Sie ihm nur, daß er bald eine Verfügung erhalten soll. 
Wenn ich nur wußte, was er wollte, aber er weiß es 
selbst nicht Er will von seinem Amt entlassen sein, 
doch von diesem Amt einen Theil des Gehalts beziehen, 



und dabei zugleich in den allgemeinen Verhältnissen 
eines Staatsdieners bleiben. Auf das letztere hat jeder 
gebildete Mann Anspruch. Lauter Widersprüche, die 
sich nicht vereinigen lassen. Die Sache ist ungemein 
schwierig. Es ist gar keine Form, unter die ich es 
bringen kann. Doch will ich die Sache selbst be- 
arbeiten; da mir das kein Anderer zu Danke macht. 
Schreiben Sie nur Stieglitz, er soll ganz ruhig sein. 
Sehen Sic, lieber Mündt, er kann nur ebenso eine 
provisorische Entscheidung erhalten, als sein Antrag 
selbst provisorisch ist. Sagen Sie ihm nur, wir wollen 
ihn vorläufig auf nu ei Jahre von seinem Amt entbinden 
und ihm ungefähr 200 Thlr. lassen. Vor Wilken braucht 
er gamicht angst zu sein. Die Leute bekümmern sich 
doch nicht um ihn, und thun nichts für ihn. Ich werde 
schon sehn, auf welchem Bolzen ich das schiebe. Ich 
weiß schon, was er wUL Er will Zeit gewinnen und 
sich dabei doch nicht ganz aufs Bloße setzen. Sagen 
Sie ihm, daß ich dies sein Interesse wahren wilL Ich 

habe ihn lieb, und seine Frau" 

So sprach er, und er scheint wirklich ein wohl- 
wollender human gesinnter Mann zu sein. Ich habe 
selbst in letzter Zeit überraschende Proben davon an 
mir. Nach meinen literarischen Arbeiten ist nämlich 
jetzt plötzlich viel Nachfrage im Publikum entstanden. 
Akenstein, der mir sehr wohl will, hat davon gehört, 
und will, daß meine Kräfte lieber für den Staatsdienst 

verwendet würden. Das Tollste aber ist, daß im 

Figaro eine wirklich merkwürdige Rezension meiner 
„Lebenswirren" gestanden hat. Der Rezensent, den 
ich bis heut noch nicht habe auskundschaften können, 
nennt mich darin lächerlicher Weise einen großen 
gleichgültigen speculativen Geist, mit kalter, Göthescher 
Kühe und Kunst, der seine Zeit verachtet Und denke 
Dir, der Minister liest den FigaroO) nat diese 
Rccension, die ihn in Erstaunen über mich gesetzt hat, 
dem Geh. Rath Schulze Wort für Wort vorgelesen. 
Schulze hat es mir ordentlich triumphierend erzählt. 
Ich hörte es wirklich mit Kälte und Kuhe an. Dem 
Minister habe ich aber das Buch schicken müssen. 
Der will nun, wie es scheint, damit ich in meiner 
Seeligkcitcn Zeitverzweiflung nicht zu Grunde gehe, 
etwas für mich thun. Und so ist es möglich, Freund, 
daß, während Du aus dem Staatsdienst scheidest, ich 
am Ende in denselben eintreten muß, wie die beiden 
Freunde zum Schluß meines Duetts. Habt aber keine 
Sorge um mich, Freund und Freundin!, denn Ihr wißt 
ja von Alters her, wie wenig ich mich durch irgend 
Etwas, sei es, was es sei, in meinem Eigensten binden 
lasse, wie ich vielmehr überall wieder davon laufe! 
Es scheint aber, daß ich auf der einen Seite an der 
Universität, vielleicht vorläufig als Privatdozent, lesen, 
zugleich jedoch in das Altenstein'sche Ministerium als 
Expedient mit einem erträglichen Gehalt eintreten soll, 
in welcher letzteren Beziehung ich dann vielleicht be- 
sonders Carriere machen kann. Doch ist noch Alles 
so nebelhaft, daß ich bei mir selbst fast gamicht daran 
denke, und auch zu Niemanden davon spreche. Vor 
dem Geh. R. Schulze aber fürchte ich mich jetzt heim- 
lich. Denn der ist unermüdlich und fängt mich am 
Ende doch noch in den Käfig ein. — 



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S7 



U«(<L 

GcouUl und lithographiert toa Setbert. 



Jetzt «ratulirc ich Dir förmlich, lieber Stieglitz, daß 
Du von der Bibliothek Dich gerettet hast Du hast 
mir immer leid gethan, es war gar keine passende 
Nachbarschaft für Dich da oben. Schreibe, dichte und 
trachte jetzt ungebunden fort, Du gutes, wackeres 
Poetenhaupt! Erscheint denn der Berliner Kalender 
gar nicht mit Deinen schönen Gedichten? Und höre, 
liefere mir doch einen Beitrag für meine „Schriften in 
bunter Reihe". Es kann Alles darin stehen. Das erste 

2m f. B. I905/I906. 



Heft (10 Druckbogen stark) ist schon lange heraus, 
und der Buchhändler ist so sehr mit dem Verkauf zu- 
frieden, daß er alle zwei Monate wahrscheinlich ein 
solches Heft liefern wird. Diese Hefte sollen so die 
Stelle unserer Zeitschrift vertreten, und werden Bei- 
träge von den berühmtesten Schriftstellern Deutsch- 
lands enthalten. Bringe mir nur schon für das 2te 
etwas mit Ich habe aber in diesem Augenblick kein 
einziges Exemplar mehr, das ich Dir schicken könnte. 

8 



58 



I Ionben, Jongdcutsche Lebens wirren. 



Laß es Dir dort in einer dortigen Buchhandlung zeigen, 
um Dir die Sache vorlaufig anzusehen. 

Klein ist in der vorigen Woche nach Griechenland 
abgereist und grübt Dich herzlich. Kr hat mich in der 
letzten Zeit noch recht oft besucht und wir sind bei 
einer friedlichen Tasse Thee auf No. 1 1 gut mit ein- 
ander gewesen. Er hat Dir seine Doktor-Dissertation: 
de pertussi, dedizirt, auf die er hier noch promovirt 
worden ist, und ich bewahre sie für Dich auf. Es hat 
mir doch sehr leid gethan, und ihm auch, daß wir ihn 
auf mehrere Jahre verlieren werden. Wir schieden 
sehr bewegt Du weißt, daß ich weich bin, ungeachtet 
meiner philosophischen Kühe. Er schrieb eine treff- 
liche Keccnsion über meine „Lebenswirren" für die 
Jahrbücher, und seltsam, kurz nachdem er sie einge- 
schickt hatte, erschien die geistreiche Beurtheilung 
von Güschel über mich, mit der dieser mein neuer 
Freund und Gönner mich überrascht hat. Du wirst 
sie wohl gelesen haben. Ich bedaure aber doch, dab 
der treffliche Aufsatz von Klein, schon um seinetselbst 
willen, nun ungedruckt bleiben muß. 

Göschcl wird Beitrage für die „Schriften in bunter 
Reihe" liefern. Eine glanzende Acquisitionl 

Höre, jetzt sind die gesammelten Gedichte von 
Rücktrl, schön gedruckt (Erlangen, bei Hcyder, nicht 
bei Veit) heraus. Die mußt Du für Lottchen kaufen. 
Ich habe kein Lottchen, und kaufe sie doch. Ich lasse 
jetzt überflüssig viel Geld drauf gehen, ich lebe dürftiger 
als sonst 

Über Schott hast Du dich in Deinem Brief wohl 
etwas zu stark ausgesprochen. Er scheint mir zu un- 
bedeutend dazu. Ich habe ihn immer nur für einen 
ganz gewöhnlichen deutschen Gelehrten gehalten. So 
sind sie ja alle ebenso unglücklich und ebenso un- 
behilflich. Ich sehe nichts Originelles dabei. 

Veit habe ich einmal in seiner neuen jungen Haus 
lichkeit besucht. Er kommt mir jetzt grade wie alter 
Kase vor. Er ist immer noch fetter und umrindeter 
geworden. Fi doncl Aber verzeih! — Dagegen ist 
Lehmann consequentcr und ehrenwerther .... Er hat 
Dir auch geschrieben ; ich lege seinen Brief unter die 
anderen an Dich eingegangenen bei. Aber das ist die 
liebe Berliner Geselligkeit I Gott sei Dank, daß ich 
einen lachenden Satyr in mir habe, den die Andern 
mir nicht anmerken, und der mich doch zuweilen auf 
tausend spaßhafte Gedanken über das Volk bringt! 

Was sagst denn Du zu der medizinisch wohnungs- 
anzeigerischen Tendenz der Veifschen Buchhandlung? 
Auch wieder Kasckram! 

Kommt Ihr beide nur bald wieder! Euch ist treu, 
aufrichtig und herzlich gesinnt Euer 

stets anhänglicher Th. Mündt 

Hast Du noch etwas zu besorgen vor Deiner An- 
kunft, so bin ich zu pünktlicher Vollziehung Wer 
erbötig. 

Wie die beiden vorigen Briefe Mündts 
besagen, hatten seine Aussichten auf eine 
Karriere und zwar in amtlicher Linie, in diesem 



Jahre 1834 sich überraschend günstig gestaltet. 
Minister sind stets unberechenbare Leute und 
die Tatsache, daß der Minister von Altenstein 
aus einem obskuren Berliner Winkelblatt sich 
seine Anregungen holte, findet ja zu allen Zeiten 
ihre Parallele. Der „Berliner Kigaro" erschien 
von 1831 ab, verlegt und redigiert von L. W. 
Krause. 1834 übernahm Eduard Maria Öttinger 
die Redaktion, ein sattsam bekannter, skandal- 
lusterner Vielschreiber, soweit seine journalisti- 
sche und belletristische Tätigkeit in Betracht 
kommt. Später hat er sich bekanntlich durch 
ein bibliographisches Werk tatsächliche Ver- 
dienste erworben, durch Herausgabe des „Moni- 
teur des dates", das noch heute unentbehrlich 
ist und wohl verdiente, in gröberem Stile und 
mit manchen Systemänderungen neu bearbeitet 
zu werden. Damals war er noch ein .sensations- 
hungriger, aber betriebsamer Journalist, der mit 
dem jungen Deutschland höchstens in zufällige 
Berührung kam, und von der Bedeutung seines 
Blattes zeugt der Umstand, daß mir von den 
zwanzig Jahrgangen desselben ( 1 83 1 — 1851) 
trotz vieler Anfragen auf Bibliotheken nicht 
einer vor Augen kommen wollte. 

Eine Kritik der „Lebenswirren" Theodor 
Mündts, die sich in diesem Blatte befand, hatte 
das Interesse Altensteins für den jungen Schrift- 
steller, der sich ihm schon durch die Heraus- 
gabe des Kncbelschcn Nachlasses empfohlen 
hatte — auch die Verlagsübernahme seitens 
der Gebrüder Reichenbach in Leipzig und die 
kostspielige Abfindung der Knebeischen Erben 
hatte Mündt vermitteln müssen — ungewöhn- 
lich geweckt, und der vortragende Ministerial- 
rat Johannes Schulze, ein Freund Varnhagens, 
war ein viel zu humaner Mensch, um nicht 
einen solchen Funken zu einem wohltätigen 
Flämmchcn aufzuschüren. Ob Akten über diese 
Vorgänge existieren, bleibt abzuwarten. Nach 
diesen Briefen Mündts ist einstweilen festzustellen, 
daß die Anregung zu seinem Eintritt in den 
Staatsdienst ihm so von entscheidender Seite 
nahe gelegt wurde, was zu beachten ist für die 
Beurteilung der Vorgänge im nächsten Jahr, wo 
dem angehenden Privatdozenten die Tur der 
akademischen Aula vor der Nase zugemacht 
wurde. Allerdings hatte Steffens dies eigen- 
mächtig getan, unter Mißbilligung seitens des 
Ministers Altenstein; aber eine ministerielle Hand 
war auch hier im Spiele gewesen und zwar die 



Houben, Jungdetit*chc Libenz wirren« 



59 



des Professors Goschcl, der zu jener Zeit als 
Hilfsarbeiter in das Justizministerium eingetreten 
war. Ihn hat wenigstens Mündt spater öffent- 
lich als die eigentliche Triebfeder seiner Ver- 
bannung angeklagt Es ist derselbe Goschcl, 
den die obigen Briefe Mündts als den Verfasser 
einer schmeichelhaften Kritik der „Lebenswirren" 
und als voraussichtlichen Mitarbeiter der „Schrif- 
ten in bunter Reihe" „eine glänzende Acqui- 
sition" nennen. Die Jahrbücher für wissenschaft- 
liche Kritik" hatten im Oktober 1834 (No. 73) 
soeben diese Rezension Göscheis über Mündts 
Büchlein gebracht; sie erklärte das Werk für 
geist- und inhaltsreich, setzte sich mit dem Ver- 
fasser über den Begriff Wahrheit in freund- 
schaftlichster Weise auseinander und sprach 
besonders das entscheidende Wort: „Niemand 
wird die einseitigen Urteile des Salzschreibers, 
der mit dem Monde seine Phasen wechselt, und 
die Berichte über namhafte Personen dem Heraus- 
geber als feste Resultate beimessen wollen", es 
solle ja eben die Einseitigkeit der verschiedenen 
Parteien dadurch geschildert werden. Und 
kaum ein halbes Jahr später mußten dieselben 
.Jahrbücher" eine Kritik Göscheis über Mündts 
„Madonna" zurückweisen, ihrer lärmenden Hef- 
tigkeit wegen, die sich dann an einem würdi- 
gen Orte, in Hengstenbergs „Kirchenzeitung" 
austoben durfte. 

Neben den beachtenswerten Resultaten für 
Mündts Biographie und sein schönes Verhält- 
nis zu Charlotte, gewinnen wir schließlich aus 
diesen Briefen auch einige Details über die 
Persönlichkeiten des Freundeskreises, den ich 
im ersten Kapitel umschrieben habe. Wie in 
Voraussicht einer nahen Katastrophe scheint 
er bereits gelockert. Schott und Veit gegen- 
über ist die Freundschaft bereits der Kritik 
gewichen, und I. L. Klein, der am meisten 
interessiert, scheidet aus Berlin, um auf mehrere 
Jahre nach Griechenland überzusiedeln, wohl in 
eine Hofmeisterstelle. Zu dem in der Selbst- 
biographie von Stieglitz über Klein gefällten 
Urteil ist zuletzt hier noch eines von Charlotte 
nachzutragen, das im „Denkmal" (Seite 239) 
abgedruckt ist, ohne jedoch den Namen ganz 
zu nennen. Was Charlotte hier über diesen 
,J. L. K" (das ist zweifellos Klein) sagt, trifft 
in der Tat den Nagel auf den Kopf: „Er ist 
keine gekünstelte Natur — er hat ursprüng- 
liche Begeisterung — er hat idealen Sinn bei 



lebendigem Geist Dennoch kann er aber nur 
Geistreiches heraufschleudern." Womit eine bei 
Klein zweifellos vorhanden gewesene elemen- 
tare Kraft sehr gut bezeichnet ist. 

VI. 

Madonna. 

Der Leser moderner Literatur, dem Theo- 
dor Mündts Buch „Madonna. Unterhaltungen 
mit einer Heiligen" (Leipzig, Gebr. Reichenbach. 
1835) einmal vor Augen kommt und genug 
Neugierde erweckt es durchzulesen, wird baß 
erstaunen, nebenbei zu erfahren, daß dieses 
Werk einstmals zu den verpönten Büchern des 
jungen Deutschlands gehörte, gegen die eine 
ganze deutsche Bundesversammlung ins Ge- 
schirr ging. So harmlos mutet das Ganze an, 
und vielfach kaum noch verständlich in seiner 
vorsichtigen Schüchternheit Wie konnten diese 
brieflichen Ergüsse novellistischen Genres, geist- 
reicher Schwärmerei und dialektischen Spiels 
mit den Begriffen „Katholizismus, Legitimität 
und Wiedereinsetzung des Fleisches" jemals das 
Gleichgewicht der deutschen Bundesstaaten er- 
schüttern und Ausnahmegesetze veranlassen, 
die eine hereinbrechende Anarchie befürchten 
ließen? Wir müssen also doch seit jenen Tagen 
ein gut Stück weiter gekommen sein in der 
Möglichkeit öffentlicher Aussprache, und auch 
die Furcht vor der Öffentlichkeit in stofflicher 
Beziehung ist zweifellos einem gesunden Frei- 
mut gewichen, der heute wohl kaum mehr die 
öffentliche Behandlung irgend eines Themas 
ganz unmöglich macht. Was aber hatten jene 
Jungdeutschen damals zu sagen, was so staats- 
gefährlich und gesellschaftszerrüttend gewesen 
wäre ? 

Sie sagten nicht mehr, als ihnen die Stimme 
der Zeit diktierte, aber sie riefen es deutlich 
hinaus mit praktischen Beispielen, verstandlich 
und vernehmlich für jedermann. Hegel war in 
politischer und religiöser Beziehung gewiß viel 
radikaler, aber den las das große Publikum 
nicht; die Philosophen sind dem Volk der 
Dichter und Denker noch nie gefahrlich 
geworden. Diese Jungdeutschen legten es aber 
mit allen Mitteln darauf an, gelesen zu wer- 
den, und waren daher für die Kolportage un- 
bequemer Ideen viel wichtigere Faktoren. In 
den „Lebenswirren" hatte Mündt grade deshalb 



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6o 



Hooben, Jungdeutsche Lebcoswirren. 







r 



r 



Henrich Steffens. 
Gereiche« von Krüf er, liüiO(T»phiett von Jcnnt». 



die Novelle als die zeitgemäße moderne Kunst- 
form bezeichnet, weil sie biegsamer und unbe- 
grenzter sei und mit einer grollen Keckheit der 
Darstellung in alle Gebiete des inneren und 
äußeren Lebens übergreifen könne. „Die No- 
velle," spottete er, „nistet sich noch am meisten 
in Stuben und Familien ein, sitzt mit zu Tische 
und belauscht das Abendgespräch, und man 
kann da dem Herrn Papa zur guten Stunde 
etwas unter die Nachtmutze schieben oder dem 
Herrn Sohn bei gemächlicher Pfeife eine Rich- 
tung einflüstern, die vielleicht einmal für die 
ganze Nation Folgen haben mag. Die Novelle 
ist ein herrliches Ährenfeld für die politische 



Allegorie . . . man muß große Lcbensgebilde 
erträumen und sie in Novcllenform den Deut- 
schen aufs Zimmer schicken. Die Novelle steht 
sich mit der Polizei besser, und sie flüchtet sich 
auf die Stube, wo es keine Gendarmerie gibt. 
In seiner Stube ist der Deutsche auch ein ganz 
anderer Mensch, da kann man mit ihm reden. 
Hier sitzt er still und läßt sich gern für alles 
begeistern, er glaubt an die Freiheit, und 
schwort auf ein höheres Nationalleben. Er 
sieht ein, wo ihm Unrecht geschieht und Recht 
widerfahren muß ... In dieser seiner glück- 
lichen Stimmung muß ihn die Novelle zu Haus 
zu treffen suchen . . . Mitten in der Trägheit 



Digitizec 



HouhetJ, JungdeuUche I^heaswiiren. 



der Novellcnlcscrei, wo er recht zu faulenzen 
glaubt, muH sie ihm einen Floh ins Ohr setzen, 
und muß ihn allmählich durch Gebilde eines 
glückseligeren, kraftigeren, hochherzigeren Le- 
bens überraschen, daß er vor Ungeduld und 
Sehnsucht ganz unbändig wird So fasse ich 
die Novelle als deutsches Haustier auf und als 
solches ist sie mir jetzt die berufenste Kunst- 
form, das Höchste darzustellen." 

Dieses Programm, das eine allgemeine Gültig- 
keit hatte, zeigt, daß man im jungen Deutsch- 
land nach einer künstlerischen Form suchte, 
die es ermöglichte, die Stoffe der Gegenwart 
zu fassen, daß man den Trieb fühlte, den form- 
losen Fragmenten, die von der Romantik uber- 
kommen waren, zu entfliehen. Heine war noch 
durchaus Fragmentendichter gewesen, soweit 
er Prosa schrieb. Die Briefform beherrschte 
alles; die drängende Beweglichkeit der Zeit 
stürzte sich mit I last auf den Reisebrief. Auch 
die Jun^dcutschcn hatten sich auf diesem Felde 
getummelt, nachdem sie die kurze Epoche der 
Nachahmung alter poetischer Muster uberwun- 
den hatten und ihnen neue Stoffe in die Augen 
fielen, die für die Literatur zu gewinnen waren. 
Aber diese Stoffe gaben sich nicht so leicht, 
es gehörte größere Glut dazu, sie poetisch ein- 
zuschmelzen. Gutzkow tadelt in seinen Briefen 
an Varnhagen aus dem Jahre 1835 die „er- 
schreckenmachende Formlosigkeit" seiner Kol- 
legen, bei denen alles „scherbenartig aufgelesen" 
sei, und versichert, daß er für musikalische und 
plastische Schönheit ein ihn immer leitendes 
Gefühl habe; es komme ihm auf „künstlerische 
Konkretionen" an, das „ganze lustige Schiboleth 
der Mundtschen Bewegung 4 ' diene höchstens 
dazu, eine Weltanschauung zu verschaffen; er 
aber wolle, wenn man von Geschichte spreche, 
mit der Poesie antworten; er möchte „den Zeit- 
genossen etwas in die Hand geben, was in sich 
abgerundet dasteht und doch den ganzen Him- 
mel unsrer modernen Hoffnungen aus einem 
seelenvollen Auge strahlen lasse". So hölzern 
und nüchtern das Produkt dieser Bestrebung, 
Gutzkows „Wally" auch ist, ein Suchen nach 
einheitlicher Kunstform ist darin nicht zu ver- 
kennen. Auch Mündt sah den Vorteil straffer 
Komposition und rein poetischer Darstellung 
sehr gut ein, wie die obige Äußerung der „Le- 
benswirren" zeigt. In der „Madonna" allerdings 
überläßt er sich noch ganz seiner Fragmenten- 



61 



lust „Es ist einmal ein zerstückeltes Leben in 
dieser Zeit," meint er (Seite 342), „und das 
Herz hangt sich mit seinen Sympathien an 
diese Zeit. Darum ist es auch zerstückelt 
Mein Herz freut sich seiner Fragmente, und 
erschrickt ordentlich vor der Harmonie, als 
wäre der Welt Ende da. Was soll ich auch 
mit der Harmonie! Ich bin nicht für sie ge- 
boren." Aber der Kern des Buches, der auch 
die regellosen Reisebriefe verbindet, ist ein 
novellistischer, wenn auch die Novelle selbst 
wieder in brieflicher Einkleidung auftritt. „The- 
tisch, künstlerisch, plastisch, ohne Scheu und 
Hehl, keck, kurz und gut die Fragen hinzu- 
stellen", hatte Gutzkow geraten und in der 
„Wally" versucht. Laubes „Junges Europa" ist 
noch zu Zwcidrittel Briefnovelle, eine Form, die 
in der Ausdehnung ermüdend wirken muß; ebenso 
die Novelle „Liebesbriefe" (1835); die einge- 
streuten Novellenkerne der „Reisenovellen" und 
der zweite Teil des .Junten Europa", „Die 
Krieger", zeigen den allmählichen Fortschritt 
vom brieflichen Bericht zur selbständigen Form 
der Novelle, die er schon 1836 mit der „Schau- 
spielerin" und „Glück" anbaute. 

Die Novelle seiner „Madonna" hatte Mündt 
im Sommer 1834 vermuüich selbst erlebt Ge- 
nauere Nachrichten darüber fehlen; den Schluß 
der Novelle unter der Überschrift „Madonna 
schreibt" bezeichnet er zwar als „Bruchstücke 
aus einem Originalbriefe", aber da er auf dem 
Titelblatt und in einem „Nachwort zu dem 
ganzen Buche" sich selbst nur als den Heraus- 
geber der Briefe bekennt, so wie in den „Le- 
benswirren", laßt sich die Grenze zwischen 
Dichtung und Wahrheit um so schwerer ziehen. 
Die Novelle selbst aber macht den Eindruck 
tatsächlicher Begebenheit und könnte, von dem 
unbefriedigenden Schlüsse abgesehen, sehr wohl 
für sich bestehen. Es ist die Lebcnsgcschichte 
eines jungen Madchens, das als Tochter eines 
böhmischen Dorfschulmeisters geboren, aus 
den armlichen und lieblosen Verhaltnissen 
seines Elternhauses plötzlich in das große Leben 
der sächsischen Hauptstadt versetzt wird, zu 
einer Tante, die aber eine Kupplerin ist und 
in ihrem Hause zu Dresden mit reichstem Raffi- 
nement und körperlicher wie geistiger Erziehung 
die Opfer für die Gelüste eines reichen Wollüst- 
lings heranbildet, der in einem jungdeutschen 
Buche natürlich ein Graf ist. Der nach der 



62 



Hoolxu, Jungdeuuche 1 .eben* wirren. 



Buntheit des Lebens von jeher verlangende 
Sinn des Madchens kommt dieser Bestimmung 
entgegen, aber eine unbewußt keimende Liebe 
zu einem jungen Theologen, der ihr Unterricht 
erteilt, wappnet sie gegen die glänzende Ver- 
suchung. Als der Tag des Opfers herange- 
kommen ist, weiß sie sich loszureißen, und 
flüchtet zu ihrem Geliebten, dem sie sich in 
einem Rausch von Liebe und Angst hingibt 
Mellenberg, so heißt der Theologe, kann aber 
seinen Fall nicht uberleben, er stürzt sich in 
die Elbe, und nun kehrt Maria in ihr I leimats- 
dorf zurück, wo sich ihre ganze Existenz er- 
schöpft in der Pflege ihres kranken, mürrischen, 
bigotten Vaters. In einer dumpfen Verzweif- 
lung lebt sie dahin, bis ihr eines Tages ein 
deutscher Schriftsteller begegnet, dem sie als 
Teilnehmerin einer Marienprozession zum Kloster 
Neu-Osseg bei Teplitz aufgefallen war und der 
sie im Hause des Schulmeisters, wo er zufallig 
einkehrt, entdeckt. Die Begegnung beschrankt 
sich auf eine Abendunterhaltung, erweckt aber 
soviel Vertrauen, daß Maria dem neuen 
Freunde brieflich ihre Lebensgeschichte mit- 
teilt und dieser ihr seine Reiseeindrücke sendet. 
Einen weitern Einfluß als den einer nachwirken- 
den Ermutigung hat die Begegnung nicht. Das 
lieben Mariens nimmt erst den ersehnten freu- 
digen Aufschwung, als nach einiger Zeit der 
Vater stirbt, sie zu liebenswürdigen Verwandten 
nach München übersiedelt und, um die düstre 
Vergangenheit völlig abzustreifen, vom KaÜio- 
lizismus zum Protestantismus übertritt. 

Der innerliche Kampf, den Maria wahrend 
ihres Dresdener Aufenthaltes durchmacht, ist 
mit feiner Psychologie geschildert, und man muß 
dem Urteile Gutzkows zustimmen, daß Mündts 
„Madonna" „einige Herzen gewinnen" könne, 
ohne jedoch auch wie Gutzkow sagen zu müssen, 
daß „hunderte sie nicht begreifen lernen". 
Wenigstens kann sich das letztere nicht auf die 
skizzierte Novelle beziehen, die in einer Mündt 
sehr gut stehenden graziösen Einfachheit ge- 
schrieben ist Anders mag es sich mit dem 
übrigen Inhalt des Buches verhalten. Es ist 
die Einleitung bis zu dem Punkte, wo die No- 
velle einsetzt, und das Konvolut von Rcisebriefen, 
die der Freund Mariens an seine „Wcltheilige" 
richtet, weitaus der größte Teil des Buches. 
Poetisch sehr ansprechend, die Überleitung in 
die Novelle vermittelnd, ist die Schilderung des 



alten gichtkranken, in einem blöden Aberglau- 
ben völlig verstumpften Dorfschulmeisters, des 
Vaters Mariens. Als der Fremde in seine Hütte 
getreten und von dem mürrischen, kaum ein 
Wort herauspolternden Alten eine Erfrischung 
ertrotzt hat, hält er ihm zum Lohne eine geist- 
reiche Vorlesung über Casanova, der im nahen 
Orte Dux gelebt hat Der Schulmeister hat 
natürlich diesen Namen nie gehört, aber die reiche 
Flucht von ungeahnten Geistesbildern, die der 
Fremde da vor ihm aufsteigen läßt, macht auf 
ihn einen fast überirdischen Eindruck, und bis 
zu seinem nahen Tode wird er die Gedanken 
an diese Stunde nicht los, er, der pietistische 
Katholik, phantasiert Tag und Nacht von Casa- 
nova und hofft bis zuletzt, daß der Fremdling 
noch einmal Abends in sein Haus treten werde, 
um ihm die Fragen zu beantworten, die ihn 
seit jener weltlichen Vision ängstigen. 

Die Nennung Casanovas ist, wie eine Reichs- 
tagssitzung gelehrt hat, noch heute gefahrlich, 
und der Hymnus auf diesen Lebenskünstler in 
dem jungdeutschen Buche mag allein schon 
manchem Geheimrat die schämliche Röte in 
die Wangen getrieben haben. Das also war 
einer der I leiden des jungen Schriftstellers — 
— da mußte mehr dahinter stecken ! Und nun 
schwollen die flüchtigen geschlechtlichen An- 
deutungen in dem Buche zu einer Flut an, die 
es verderben mußten. Denn mehr wie An- 
deutungen sind es nicht, die sich in dieser Be- 
ziehung in Mündts Buche finden, wenn auch 
von einer nüchternen Selbstverständlichkeit, die 
gegenüber den üblichen traditionellen Verschleie- 
rungen auffiel. In dieser Beziehung haben die 
Jungdeutschen in der Tat mit einer Tradition 
gebrochen, wenn auch diese Anfänge so schüch- 
tern waren, daß sie heute erröten müßten., 
Aber Mündt war leichtsinnig genug gewesen 
herausfordernd drei Kapitel seines Buches zu 
überschreiben: „Katholizismus, Legitimität^ 
Wiedereinsetzung des Fleisches". Dieses letz- 
tere Stichwort den Gegnern hinzuwerfen, war 
um so leichtsinniger, als der Ausdruck in dem 
Texte selbst gar nicht gebraucht und auch in 
dem einfachen, das sechste Gebot bekämpfen- 
den Sinne gar nicht gemeint war. Vielmehr 
heißt es hier durchweg die „Wiedereinsetzung 
des Bildes", worunter ganz allgemein die Re- 
alität des Lebens gemeint ist Mündt predigt 
eine Bejahung des Lebens, die viele moderne 



63 



Anklänge* aufweist. „Christus schreitet als 
der Geist der Fortentwicklung durch die Ge- 
schichte, und die Religion bildet sich im Geist 
und in der Wahrheit in die Welt hinein." Mündt 
schwärmt von einer Einheit des Diesseits mit 
dem Jenseits, die in der Weltgeschichte in die 
Erscheinung tritt. Das Weltliche Ist ihm daher 
das eigentlich Heilige, und deshalb nennt er 
auch seine Madonna die „Weltheilige": „Du 
kannst keine größere Heilige auf Erden sein, 
als wenn Du eine Weltliche bist!" ruft er Marien 
zu, denn heilig ist es, wenn „Gottes ganze Welt 
in Blüte steht und sich entwickelt". Mit der 
„Wiedereinsetzung des Fleisches" oder vielmehr 
des „Bildes" glaubt Mündt diese harmonische 
Entwicklung am besten bezeichnet zu haben, 
und in diesem Sinne gab er seinem Werke in 
dem Nachwort den gefahrlichen Titel „ein Buch 
der Bewegung", ein Ausdruck, der politischer 
Auslegung fähig war, denn die süddeutsche 
Demokratenpartei nannte sich schon 1832 die 
„Partei der Bewegung", und daher allein hin- 
reichte, „allgemeines Schrecken" zu verbreiten, 
wie der Staatsminister von Hcyme sofort war- 
nend hervorhob. 

Jene Trilogie „Katholizismus, Legitimität, 
Wiedereinsetzung des Fleisches" bildet für Mündt 
insofern eine Einheit, als die beiden ersten 
Begriffe die Widerstände bedeuten, die der im 
dritten ruhenden Entwicklung, der Bewegung 
entgegenstehen, denn den Katholizismus be- 
zeichnet er als die „Religion der Legitimität", 
weil sie beide auf der Tradition basieren und 
sich gegenseitig stützen, da die Tradition jeder 
Entwicklung feindlich ist Aus dem religiösen 
Milieu heraus erwächst überhaupt die ganze 
breit dargelegte Weltanschauung, wie ja auch 
Mündt an Charlotte geschrieben hatte: „Es 
handelt sich darin fast immer um den Katho- 
lizismus". Von religiösen Meisterwerken Ra- 
faels und Tizians sind auch die meisten poe- 
tischen Bilder genommen und aus religiös-histo- 
rischen Untersuchungen ergeben sich alle Ge- 
dankengänge; die Örtlichkeit, das katholische 
Böhmen, forderte das heraus, und eine Fülle 
sehr feiner sinniger Beobachtungen und Be- 
merkungen ist das Resultat Daß es Mündt 
um eine tendenziöse Darstellung zu tun war, 
ergab sich schon aus dem Schluß der im Mittel- 
punkt stehenden Novelle, und wenn man ein- 
mal den Ruf „Los von Rom" in der Literatur 



verfolgen wollte, durfte man an diesem Buche 
Mündts nicht vorübergehen. Die freiere Kirche 
war für ihn zunächst der Protestantismus; daß 
aber auch hier nicht das Ideal zu finden, zeigt 
wieder in der Novelle die Gestalt des Theologen, 
der nicht fallig ist, das Leben in seiner Welt- 
lichkeit zu tragen. 

Wir finden also in Mündts „Madonna" eine 
Weltanschauung, die im wesenüichen auf den 
I lellenismus Heines hinauslief und auf die son- 
nigen Evangelien der Saint -Simonisten, deren 
er mehrfach, aber nicht ohne Kritik, Erwäh- 
nung tut; daß Mündt aber grade durch eine 
philosophische Erörterung religiöser Begriffe 
und Momente und mit dem sich daraus erge- 
benden dialektischen Apparat zu seinen welt- 
lichen Resultaten kam, mögen ihm die Ortho- 
doxen in beiden lagern am meisten übel- 
genommen haben. Denn auch bei Gutzkows 
„Wally" sprach die Orthodoxie das heftigste 
Bannwort. Politisch jedenfalls war diese „Ma- 
donna" trotz gelegentlicher Ausfalle auf die 
Legitimität äußerst harmlos und auch im übrigen 
keineswegs kritiklos in radikalem Eifer. So 
gibt z. B. Mündt der sich stets mit dem Frauen- 
problem in der Geschichte viel beschäftigt 
hatte und darin durch sein Verhältnis zu Char- 
lotte Stieglitz besonders angeregt sein mochte, 
in Form einer Geschichte des böhmischen 
Magdekrieges eine Entwicklung der Frauen- 
emanzipation, die in Hippel gipfelt; indem er 
diesen Abschnitt aber„Bohemiconymphomachia" 
uberschreibt, hält er eine Kritik in der Reserve. 
Auch von diesem Buche muß gelten, was 
Göschel von den „Lebenswirren" urteilte, daß 
in dieser brieflichen Debatte die eigenüiche 
Meinung des Autors zum Teil mit Fleiß ver- 
steckt und nur angedeutet ist 

Es liegt nun nahe, bei dieser „Madonna" 
an eine Verwandtschaft mit Charlotte Stieglitz 
zu denken, der Mündt am 26. Oktober zuruft: 
„ich mochte zu Ihnen beten", und auch nach 
ihrem Tode fand er in seinen Geständnissen 
an Kühne über sie nur das gleiche Bild: „Sie 
war mir eine Heilige"; er fugte dann hinzu: „ich 
habe niemals einen unreinen Gedanken zu ihr 
gefaßt; aber an Keckheit dessen, was ich ihr 
von meinen Gefühlen sagen und bekennen 
durfte, hat es vielleicht niemals ein großar- 
tigeres und geistigeres Verhältnis gegeben". 
Daß Madonnas Schicksal mit dem Charlottens 



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64 



keine Ähnlichkeit hat, geht aus der obigen 
Skizze hervor; es sind zwei ganz verschiedene 
Welten. Eine Wirkung, wie sie Charlottens 
Tod auf Gutzkows „Wally" ausübte, ahnlich 
der des Selbstmordes Jerusalems auf Goethes 
„Werther", liegt bei Mündts Buch schon des- 
halb nicht vor, weil es bereits vollendet, viel- 
leicht schon fertig gedruckt war, als die Kata- 
strophe hereinbrach. Das erste und zweite 
I left der von Mündt endlich durchgesetzten 
neuen Zeitschrift „Literarischer Zodiacus" brach- 
ten bereits Proben des neuen Büches, zuerst 
den Abschnitt mit der poetisch ausgeschmück- 
ten Darstellung des böhmischen Mägdekrieges, 
die „Bohcmiconymphomachia", die in der Buch- 
ausgabe die Seiten 293 bis 343 einnimmt, und 
dann im Februarheft 
das einleitende Ka- 
pitel, die „Posthom- 
symphonie", die aus 
der beginnenden, et- 
was lärmend unter- 
nommenen Reise 
das verfängliche Mo- 
tiv der „Bewegung" 
gleichsam musika- 
lisch entwickeln 
sollte. Im April er- 
schien 1835 das fer- 
tige Buch, war aber 
jedenfalls schon eine 
Zeit vorher in be- 
freundeten und feindlichen Händen, namentlich 
in den Händen der Zensur. Eine genauere 
Datierung, die für die ganze Entwicklung dieser 
Begebenheiten von Wichtigkeit ist, gewinnen 
wir zum erstenmal durch Mündts nächsten 
Mrief an Heinrich Stieglitz drei Tage nach der 
Rückkehr des Ehepaares von ihrer durch 
Aufenthalt in Arolsen und Hannover bis in den 
Spätherbst (21. Nov.) ausgedehnten Reise: 

Ich mache von Deiner Güte, theurer Freund, Ge- 
brauch, und übersende Dir hier mehrere Ankündigungen 
unserer blutjungen Zeitschrift. Willst Du Deinem Hrn. 
Onkel in Hannover und Andern, wo es fordern könnte, 
davon Mittheilung machen, so nimm im Voraus meinen 
Dank! 

Lotlchtn wieder gesehen zu haben, hat auf mich 
den heilsamsten Eindruck gemacht. Sage ihr dies 
recht ausführlich' Gleich heut' habe ich in den letzten 
Hogen meiner „Madonna" mehrere Verandeningen 
gemacht, auf die ich bloß durch die Stimmung ihrer 



Am 29. dieses Abends endete Charlotte 
Stieglitz, geb. WUlhfifft, an einem Hcrzr 
krnmpf ihr unvergefslichcs Leben. Dies 
de» theilnehmenden Freunden. 



f>«lnv 3t- pfcrmbrr 1834. 



Todciaiueige iter Charlotte Stieglitz. 



befreundeten Nähe gekommen bin. Da diese Nahe 
auch auf Dich oft gewiß so gewirkt hat, so ist kein 
Zweifel, daß sie einmal in der Literaturgeschichte ge- 
nannt werden muß' Sie ist mein schönerer Genius! 
Ich kann nichts lagen als: Dank! Dankt 

Willst Du einmal in Kuckerls Gedichten lesen, so 
standen sie Dir auf einige Tage zu Gebote. Es Ist viel 
Schönes und manehes Neue darin, obwohl die Samm- 
lung an sich nicht nach meinem Sinn gemacht ist. 

Ich möchte Euch Heiden nächstens einen Aufsatz 
vorlesen, der zur Vervollständigung unserer neueren 
gegenseitigen Bekenntnisse über die Bewegungen der 
Zeit und Literatur dienen konnte. 

Von ganzem Herzen Euer 
24. II. 34. Iii. Mündt. 

Mündts „Madonna" war also schon im No- 
vember vollendet, und nur die Möglichkeit 
einiger Änderungen im Manuskript oder in den 

Korrekturbogen lag 
noch vor. Es läüt 
sich also, so hübsch 
es auch klingen mag, 
nicht mehr mitjoh. 
Prölß sagen (vgl. des- 
sen „Junges Deutsch- 
land", Seite 526): 
„Der Selbstmord der 
Stieglitz überraschte 
ihn entsetzensvoll 
bei der Arbeit. Sollte 
der Dolch, der die 
geliebte Frau vom 
Leben löste, nicht 
auch die Fäden zer- 
rechten Schluß zu 
Vielmehr fällt das 



X>r. HEnTBlCB STIEGLITZ. 



schnitten haben, die den 
Ende weben sollten?" 
Abgerissene des Schlusses ganz dem doch 
wohl uberlegten Willen des Verfassers der 
„Madonna" zu. Aber der obige Brief verrät 
uns zugleich dennoch die Art der mitarbei- 
tenden Teilnahme Charlottens, und der An- 
regungen, wie sie von dem ersten Wiedersehen 
nach ihrer Reise auf das schon abgeschlossene 
Werk des Freundes ausgingen, werden im ein- 
zelnen noch viele sein, die natürlich der Reihe 
nach nicht zu fixieren sind. Gewiß ist, daü 
die Adressatin der in der „Madonna" enthal- 
tenen Reisebriefe für deren Schreiber oft genug 
die Züge Charlottcns angenommen haben mag; 
auch mit Rücksicht auf den Schluß der No- 
velle, der alle innigeren Beziehungen zwischen 
der glücklich gewordnen „Weltheiligen" und 
ihrem Freunde abschneidet, lassen sich manche 



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Ilouben, Jun^lcut 

Stellen der Briefe nur in diesem Sinne deuten. 
Bei einem Kapitelschluli wie dem folgenden 
(S. 379): „Bleibe Du mir nur gut, o Heilige! 
— Und Du! Du! an die ich immer denke! 

Du! Du! — Du weißt doch — " fallt es 

schwer, nicht an eine solche Zweieinigkeit der 
Briefadressatin , der Heiligen und Charlottens, 
zu denken, und deutlicher noch spricht eine 
andre Stelle (S. 174): „Die liebe Seele, die 
mein gehört, ist aber weit von mir entrückt, 
nicht bloß durch ortliche Kernen, sondern 
durch Lebensfernen. Nicht durch Raum, nicht 
durch Zeit, nicht durch Gluck, sondern durch 
das Verhältnis. Nicht durch Sinn, nicht durch 
Geist, sonden» durch die Form. Nicht durch 
das Herz, nicht durch das Auge, sondern durch 
die I Iand. Nicht durch den Gedanken, sondern 
durch die Regel. Nicht durch das Verständnis, 
sondern durch das Bekenntnis. Nicht durch 
Nein, sondern durch das Ja. Nicht für die Ewig- 
keit , aber für das Ixben." Ist also auch die 
Heilige eine ganz andre als Charlotte Stieglitz: 
das, was für ihre Freundschaft zu Mündt cha- 
rakteristisch war, wie Mündt an Kühne schrieb, 
dali an „Keckheit dessen, w as er ihr von seinen 
Gefühlen (die ich im allgemeinsten Sinne nehme, 
so wie sie sich in der „Madonna" auf die viel- 
faltigsten Dinge erstrecken) sagen und beken- 
nen durfte, es vielleicht niemals ein großar- 
tigeres und geistigeres Verhältnis gegeben 

habe" dieses Motiv einer ungewöhnlichen 

geistigen Vertrautheit stammte von Charlotte 
und wurde der novellistischen Heiligen zuge- 
dichtet, die ja auch (vgl. S. 147) eine solche 
unbeschränkte Offenheit der Bekenntnisse for- 
dert Ob darin nicht der Abletter einer un- 
gestandenen Liebe zu liegen pflegt, sei dahin- 
gestellt; auch eine starke gegenseitige Empfind- 
lichkeit, das häufige Vorkommen von Mißver- 
ständnissen spricht dafür, und mit solchen Dis- 
harmonien klingt auch der Briefwechsel der 
Freunde aus, soweit er aus dieser Zeit unmittel- 
bar vor Charlottens Tode erhalten ist. 

Schon der im „Denkmal" gedruckte Brief 
Charlottens vom 15. Dezember, der auch ver- 
muten läßt, daß die Freundin den Inhalt des 
„Buches der Bewegung" damals schon völlig 
kannte, deutet derlei an. Das Original enthält 
noch eine Stelle, die nicht unterdrückt werden 
soll, da sie zeigt, daß auch in der Empfindung 
der beiden manche Kluft bestanden hat, die 
Z. f. B. 1906,1907. 



Lcben*»irren. 65 



zur trennenden Grenze wurde: „Bei dem Ver- 
tiefen in Ihre Arbeit (gleichsam ein freund- 
liches Ahnden) kam wenig darauf an, ob sie zu- 
stande kam «der nicht, und welch ein andres 
Motiv als Furcht bloß verkannt zu werden be- 
wegte mich überhaupt zu den Zeilen. Wir 
vergessen oft, daß wir es mit einem Manne zu 
tun haben und wenn es der edelste ist — in 
unsern zartesten Motiven versteht uns doch 
nur eine Frau ; es ist auch ganz unnötig, der 
Mann hat dafür ganz andre Eigenschaften." 
(Einzufügen S. 285 des „Denkmals" am Schluß 
des ersten Absatzes.) Zuletzt bittet sie dann 
noch Mündt, wenn er sie beide wieder eines 
Abends abhole, weitere Prospekte seiner neuen 
Zeitschrift, des „Literarischen Zodiacus", mitzu- 
bringen. 

Diesem Brief Charlottens vom 15. Dezember 
1834 muß ein Brief des Freundes vorange- 
gangen sein, der nicht erhalten ist. Wohl aber 
fand sich Mündts Antwort darauf, die an 
Heinrich Stieglitz gerichtet und etwa vom 16. 
oder 17. Dezember zu datieren ist: 

Theucrster Freund! Da erneuertes Zahn- und 
Wangenreißen mich sehr ungesellig macht in diesen 
Tagen und Ahendcn, sende ich statt zu bringen, hier 
noch einige Prospekte, welche Du wieder die Güte 
haben willst, an Deine Verbindungen zu befördern. 

In einer der letzten Nummern des Morgenblaues 
steht Dein „Gruß". Es ist ein recht voller erquick- 
licher Laut, und ich erinnerte mich mit Vergnügen, 
daß Du mir dies Gedicht schon früher einmal vor- 
gelesen. 

Ajs den heutigen Zeitungen wirst Du ersehen haben, 
daß ein großer Brand in Odessa auch die Magazine 
des Handlungshauses Stieglitz ergriffen und vernichtet 
hat; der Verlust soll sehr bedeutend sein. Doch wird 
sich der Jupiter der Russischen Kaufmannswelt wohl 
schwerlich dadurch erschüttert fühlen, und auch Du 
kannst Dich also trösten. 

Viele und herzliche Grüße an Dein 1 .ottchen. Sic 
hat mir einen Brief voller Ironie geschrieben, und die 
steht ihr gut. Ich kann Ironie ertragen und liebe sie. 
Aber meinen betreffenden Brief hat sie entsetzlich 
mißverstanden, und jede Zeile darin wie unter einem 
dicken Nebel gesehen. Nun, dadrum keine Feindschaft 
nicht! Sie bedankt sich bei mir, wie bei einem Unter- 
officier, der sie zum Militärdienst hätte einexerziren 
wollen. Das wollte und konnte ich nicht. Ich kenne 
den weiblichen Standpunkt und verkenne ihn nicht. 
Genug, mein Brief war mißverstanden, und meine 
reinste und beste Absicht verfehlt. Aber was liegt an 
einem einzelnen Brief, was liegt an einem einzelnen 
Mißverständnis? Das Leben ist lang und groß, und 
wir werden uns noch Alle eben so oft verstehen, als 
wir uns mißverstehen. Also Hoffnung und Geduld I 

9 



Ilnuhen, Jungilcutche I_ehen*tt irren. 



66 



Sage ihr, dab ich ein ihr unveränderlich ergebenes 
Her/ habe! Ich habe es doch nun einmal! 

Dein redlich treuer Th. Mündt. 

Das hier erwähnte Gedicht von Stieglitz 
findet sich im „Morgenblatt" vom 1 1. Dezember 
1834 (Nr. 296) und ist ein Dithyrambus auf 
die poetischen Entdecker des Orients, Herder, 
Jussuf (Pseudonym für Leo von Seckendorf), 
Freimund Keimar (d. i. Rückert), Erdmann und 
Goethe. 

Weitere Briefe Mündts an Charlotte haben 
sich nicht mehr gefunden. Nur noch ein Brief 
an Heinrich Stieglitz ist übrig, der hier den 
Abschluß bilden soll. Er zeigt, daß der letzte 
Mißklang noch nicht verstummt ist. Die übrigen 
darin behandelten Dinge gehören zur Redak- 
tionsgeschichte des „Literarischen Zodiacus". 
Das Gedicht „Dem deutschen Dichter August 
von Stagemann zu seinem Amtsjubiläum" von 
Stieglitz wurde im Kebruarheft dieser Monats- 
schrift abgedruckt. Über die Entstehung des 
Hegeischen Gedichtes gibt uns die Selbstbio- 
graphie von Stieglitz Auskunft. Der Dichter hatte 
den Philosophen dringend gebeten, die Heraus- 
gabc seiner wichtigsten Werke, der „Geschichte 
der Philosophie" und der „Philosophie der Ge- 
schichte" ja selbst noch ZU betreiben und dies 
nicht seinen Schülern späterhin nach seinem 
Tode zu überlassen, damit nicht der falschen 
und schiefen Urteile über ihn noch mehr 
würden. Er hatte ihm dann einen „Mitternachts- 
gruli an Hegel" gesandt mit derselben Mah- 
nung. Der Philosoph hatte sich darauf eben- 
falls auf den Pegasus geschwungen und in 
burlesk-hölzernen Versen, die in den Anmer- 
kungen zu jener Selbstbiographie (S.432 f.) nebst 
dem Gruße von Stieglitz abgedruckt sind, auf 
den Zuruf des poetischen Jungers und freundes 
geantwortet. Es zeugt nur von Mündts gutem 
Geschmack, wenn er diesen Verswechsel für seine 
Zeitschrift zurückwies und von der Veröffent- 
lichung abriet. So schrieb er denn an Stieglitz: 

Vielen und herzlichen Dank für Deine Mittheilungen 
vom 19. d. DasGcdicht an Stagemann hat mich durch- 
gängig erfreut; Vers und Ausdruck stürzen so stark und 
mächtig wie ein Bergquell, und man sieht es dem Ge- 
dicht ordentlich an, wie sich der Dichter, nach lange 
verhaltenem Musenathem, einmal wieder darin I.uft 
macht, und nun um so gewaltiger und zugleich um so 



' d. i. Professor H. C. Ilotl.o, ein Hegelianer. 



selbstgenicllender, tönt Das Gedicht wird, an Ort und 
Stelle, vorgelesen, gewib einen groben Eindruck 
machen ; das Persönliche des Gelegenheitsgedichtes 
ist durch die dabei mitgenommenen historischen Er- 
innerungen sehr wirksam, und doch ganz unabsichtlich, 
auf einen allgemeinen Hintergrund gestellt. Man er- 
halt zugleich eine sehr lebhafte Anschauung von dem 
Inhalt des Stägemann'schen Dichtens selbst, und bei 
der Polcnsache, wo die volle Brust Deiner Muse sich 
fast gegen den eigenen Gegenstand ihres Lobes em- 
pören möchte, macht sie uns wenigstens »ohlthätigc 
Gedankenstriche! Das nenne ich mir ein Gelegenheits- 
gedicht!! 

Was das Gedicht von Hegel anbetrifft (ich kann 
mich kaum uberwinden, es ein Gedicht zu nennen), so 
möchte ich jetzt, nachdem ich es kenne, dessen Ver- 
öffentlichung widerrathen! Dem „Fürsten der absoluten 
Normen" steht sein Vers gar zu possirlich. Dein eigenes 
t iedicht vom J. 1831 habe ich mit grober Verwunderung 
gelesen und mit grober Vcr wunderung wieder gelesen. 
Sollte aber diese ganze seltsame ( beschichte, die etwas 
Burleskes hat. in dem Poet und Philosoph über das 
Elend der Schulein Versen mit einander correspondiren, 
wirklich gedruckt werden, so will ich Dir den Eindruck 
davon sagen : Die Freunde Hegels «erden sich argem, 
und den Ftinthn Hegels wird ein neuer Stoff zum 
Spott damit dargeboten werden! Keinem geschieht 
also ein Dienst damit, außer etwa den letzteren. 
Wenigstens in einem Journal, wo die Sache ganz zu- 
sammenhangslos auftritt, dies Gedicht mitzutheilen, 
möchte selbst ich dem Andenken Hegels nicht zu 
Leide thun; in H.'s Vermischten Schriften wäre es 
immer noch etwas Anderes. Doch wurde ich es auch 
hier nur thun, wenn mehrercs dieser Art aus H.'s 
Papieren da wäre, unter das man es mischte; allein 
stehend wurde es sich zu fremde ausnehmen. Du hast 
Recht, Freund, zu sagen, dali Du Dich vor der ganzen 
Welt nicht scheust; aber vor Etwas muli sich doch 
ein öffentlicher Charakter (und das ist ein Schrift- 
steller!) scheuen, nämlich davor: nicht lachrrlnh zu 
werden. Gicb also lieber Deinen guten Dichtemamen 
zu Allem, «as das Elend der Schule anbetrifft, nicht 
her! Wer steht Dir z. B. dafür, dali man in Suddeutsch- 
land, wo man Dich weniger kennt. Dich mit dem 
Dichter des Don Ramiro* auf eine Stufe stellt? — 

Der Faustische Feenabend war schön; nur that es 
mir im tiefsten Innern wehe, zu sehen, wie I.otUhen, 
leidend und wie eine Mimose berührt, das Mißver- 
standniß meines Briefes noch immer in sich nach- 
wirkend zu empfinden schien. Ein Frauenherz ist ein 
gar zartes Saitenspiel, man glaubt es zu stimmen, und 
man verstimmt es. So soll es denn auch wirklich das 
allerletzte Mal gewesen sein, daß ich irgend Jemandem 
auf dieser Welt einen guten Rath gegeben habe. 
Auch was ich Dir jetzt über das HegtTschc Gedicht 
und das Deine dazu gesagt, sieh nur als meine 
Meinung an, und thue, was Dir selbst gut scheint! 
Wer vermag das Unglück, die Verfeindung und dcrgl. 
alles M ermessen, was durch einen leidigen guten 
Rath entstehen kann. In meinem Leben soll kein 



üigitized oy VjC 



Müller, An «lein Stammbuch von Schillers Sohn Kail. 



67 



guter Rath, kein Eingreifen wollen in die Individualität 
eines Anderen, mehr aus mir herauskommen! Ich 
resignire gern auf alle Geltung meiner Ansichten, wie 
als Schriftsteller, so als Freund! 

Aber aufrichtig »erde und muli irh dennoch sein! 
Und weifct Du, wie mir Hegel in »einem Gedicht vor- 
kommt? - grade wie ein brummiger Tanzh ir mit 
Musik ' 

70. 12. 34. Abends spät: Dein Th. M. 

Am selben Tage noch beantwortete Char- 
lotte diesen Brief mit der einem testamenta- 



rischen Wunsche ähnelnden Bitte, alle ihre 
Briefe aus diesem letzten Sommer zu vernichten, 
ihrer krankhaften Aufgeregtheit halber. Auch 
ein Billett vom 26. Dezember nach gemeinsam 
verbrachtem Weihnachtsfest liegt noch vor 
(vgl. Denkmal S. 287). Vicrundzwanzi^ Stunden 
spater schon war sie ihrem Verhängnis erlegen, 
und ihr Gatte mulite den Freunden die Mittei- 
lung ihres Todes machen, der alle Welt tief 
erschütterte. 



Aus dem Stammbuch von Schillers Sohn Karl. 



Von 



Professor Dr. Ernst Muller in Stuttgart. 




Im Nachlaß tles Frciherrn Karl von 
Schiller (geboren 1 793 in Ludwigsburg, 
_| gestorben 1857 als Oberförster a. D. 
in Stuttgart) befindet sich ein Stammbuch mit 
etwa 125 Eintrügen auf einzelnen losen Blattern, 
unter denen einige illustrierte sich befinden. 
Dieses Album ist jetzt im Besitz der Frau 
Anna Lanz in Mannheim, der Nichte von 
Schillers Schwiegertochter, Frau Oberförster 
Freifrau von Schiller. Für die Überlassung des 
Stammbuchs zur Veröffentlichung sei dieser 
Dame auch hier der gebührende Dank aus- 
gesprochen. 

Das Album enthalt hauptsaclilich Eintrage 



aus der Heidelberger Studentenzeit Karl von 
Schiller-» vom Jahre 1810 an. Demgemali stam- 
men auch die meisten derselben von Studenten 
her; doch sind auch manche von anderen Per- 
sonen vorhanden, darunter von verschiedenen 
Damen. Mit ihren Einträgen sei der Anfang ge- 
macht. Von dem Ursprung aller dieser poetischen 
Leistungen sehen wir ab. Manche trifft man auch 
in anderen Stammbuchern. Eine Stuttgarter 
Freundin Luise Landauer schreibt Tiedges Verse: 

Sei hoch beseligt oder leide; 
Das Herz bedarf ein zweites Her/. 
Geteilte Freud' ist doppelte Freude, 
Geteilter Schmerz ist halber Schmerz. 




d<+^ -is&^P 



Eintragung des Pfarren Kmuckh. Sth.lkn Stli»*ger. in da* ! 



Kail von Svh.lkn. 



68 



Müller, Au* -Irm Stammbuch von Schillers Sohn Karl. 



c/ftre+yftt in t/t jvh SW. 

/t yjftar/tf«/ / tmftterfa/t fV 



auf 



J. G. Com» in dji 

Auch deren Schwester Lida hat sich ein- 
getragen. Albertine Cotta aus Stuttgart schrieb 
„zur Erinnerung": 

Wer edel denkt, hat nie den Zweck verloren, 
Beglückt und tugendhaft zu sein. 

Caroline von Reischach aus Eßlingen ver- 
ewigte sich mit dem Verse: 

Vielen teile Deine Freuden, 
Allen Munterkeit und Scherz, 
Wenig Edlen deine I-eidcn, 
AuserwähJten nur Dein Herz. 

Zwei Bonner Schwestern, Josephinc und 
Elisa Mehlem, ließen sich also hören: 

Viel Glück, Heil und Segen 
Begleite Sie auf allen Wegen I 
und: Genießen Sie das Leben mit heiterem Gesicht 
Und trifft mitunter Sie ein Leiden, 
So sei es kurz wie dies Gedicht 




Eine Eva Zimmermann aus Ruhla notierte 
die Verse von Karls Vater, dessen Dichtungen 
überhaupt manche Verse entnommen sind: 

Es prüfe, wer sich ewig bindet 

Ob sich das Herz zum Herzen findet! 

Zwei Schwestern, Henriette und Karolinc 
Viktoria Hellmann, bemühen sich in folgendem 
eifrig um die Freundschaft Karl von Schillers: 

Ihrer Freundschaft wert zu sein 
Sei stete ein Wunsch für mich! 

Sodann : 

Einen Kranz für Sie zu winden 

Wünsch' ich mir Vergißmeinnicht, 

M flehten Sie mit mir empfinden, 

Was der Wunsch der Freundschaft spricht 



Wer konnte dann auf dieser Erden 
Glücklicher als ich je werden? 

Sind diese Einträge von aller Zimperlich- 
keit und Geziertheit weit entfernt, so ist dies 
noch viel mehr bei den studentischen der Fall. 
Manche derselben sind ziemlich gepfeffert, zu- 
mal soweit sie auf das weibliche Geschlecht 
Bezug nehmen. Ein Wolf von Helldorf schreibt: 

Wer nie ein Madchen lieb gehabt, 

Der ist kein braver Mann, 
Wer nie an Freundes Brust sich labt, 

Ist wahrlich übel dran, 
Wer stets nur jagt nach Ehr und Ruhm, 

Riskiert sein Kapitolium. 

Ein anderer Eintrag lautet: 

Wer Apfel schält und sie nicht ißt, 
Bei den Mädchen sitzt und sie nicht küßt, 
Die Flasche hält und schenkt nicht ein. 
Das muß ein dummer Teufel sein. 

Der „wahre Freund" Wilh. Obstfeldcr gibt 
folgende Mahnung: 

Ein Mädchen und ein Gläschen Wein 
Verscheuchen alle Not, 
Und wer nicht küßt und wer nicht trinkt 
Der ist so gut wie tot. 
Ein Freiherr von Bibra hat folgenden Wunsch: 

Dir wünsch ich ein Pfeifchen, 
N' schön Mädel darzu. 
Brav Wein und genieß dann 
Dein Sächlcin in Ruh. 

Ähnlich sagt S. Zigcnfuß aus Bruchsal: 

Ein Plätzchen am Abend im schwellenden Moose, 
Ein Pfeifchen Kanaster, ein Mädchen im Schöße, 
Frohsinn im Herzen und Tugend im Sinn, 
Dies, Freund, dies sei Deiner Arbeit Gewinn ! 



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fic, 



Von F. Englertt aus Eschweiler lesen wir 

folgenden Eintrag: 

Gott im Hcncn, ein Mädchen im Arm. 

Das eine macht selig, das andere macht warm. 

L. Scheild aus Frankenhausen versteigt sich 
zu folgendem Produkt: 

Es schenke Sie der Himmel 
Vier muntere rasche Schimmel 
Ein Mädchen von 18 Jahren 
So können Sie reiten und fahren. 

Der stud. jur. August von Gemmingen aus 
Stuttgart äußert sich also: 

Es grüne die Laube, 
Die Küsse verschließt, 
Es wachse die Traube, 
Der Nektar entfließt! 

Es blühe der Rasen, 
Wo Liebende geh'n, 
Wo Tanten und Basen 
Die Küsse nicht seh'n! 

Eine große Anzahl der Stammbuchversc 
beschäftigt sich mit der Freundschaft. Ernst 
und Scherz kommt dabei in gleicher Weise 
zum Ausdruck. 

Der „dicke Gemmingen" schrieb: 

Wer Freunde sucht, ist sie zu finden wert; 
Wer keinen hat, hat keinen noch begehrt. 
Ein Kurländer Studiosus Fr. v. Korffand: 

Wenn Teufel beten, Engel fluchen, 
Wenn Katz und Mäuse sich besuchen, 
Wenn jedes Mädchen keusch und rein, 
Dann hör ich auf Dein Freund ru »ein. 

Ein Forststudent O. Gschwind gibt die Ver- 
sicherung: 

Ich soll mich in Dein Stammbuch schreiben, 
Ich weiß nicht was; 
Wir wollen immer Freunde bleiben, 
Gefallt Dir das? 

Auch an anderen humoristischen, zum Teil 
derben Einträgen fehlt es nicht Es seien nur 
folgende zwei erwähnt 

Der „Freund und akademische Bruder" 
J. H. Speyrer sagt: 

Hirsche, Hasen und Studenten 
Leiden gleiches Ungemach, 
Jenen stellen Jäger, Hunde, 
Diesen die Philister nach. 

Der zweite von Krinitz lautet: 

Lustig gelebt und selig gestorben. 

Da» heißt dem Teufel die Rechnung verdorben! 



Auch zwei Lehrer sind in dem Album ver- 
treten: Der eine, der Oberfurstrat Professor Dr. 
Graf von Sponeck schrieb: „Sich in der Jugend 
Kenntnisse sammeln, welch ein Gewinn für das 
Alter!" Der Eintrag des anderen lautet: „Zum 
Andenken Ihres Freundes Ferdinand Schweins 
Professor." Schweins war Mathematiker, bei 
dem Karl von Schiller unter anderm Trigono- 
metrie hörte. 

Interessant ist ein französischer Eintrag von 
J. G. Cotta, datiert Tübingen 6. Okt l8lO: 

Incertain de son sort, l'homme avec defiance 
Interrogc l'e'tcrnitc': 
11 desire, il espere; ... et c'est ä IcspeVance 
Oü appartient l'immortalitc. 

Zwei Juristen, J. G. Camerer und A. C. 
Durbig, bekannten sich zu folgendem Eintrag: 

Nur der Mann mit edler Seele ist ein Gott auf dieser 

Welt, 

Sei er König oder zahl - er sein erbettelt Kupfcrgcld. 

Auch zwei Grafen Reuß, Heinrich LXIX. 
und LXX. jüngere Linie, zählten zu Karl von 
Schillers Freunden. Sie schrieben: 

Der Schurke weicht; der brave Mann 
Tritt nie aus seinem Gleise, 
Stößt mit dem Tode selber an 
Und trinkt — Glück auf die Heise. 

Und (aus Schillers „Votiftafcln") : 

Wirke Gutes, Du nährst der Menschheit göttliche 

Pflanze, 

Bilde Schönes, Du streuet Keime der göttlichen aus. 

Schließlich sind noch drei Einträge von 
Verwandten hervorzuheben. Magister Franckh, 
Stadtpfarrer in Möckmühl, Gemahl von Luise 
Schiller, also Schwager des Dichters, „empfahl 
sich" am 3. September 1822 „seinem HE| -= Herrn | 
Neveu" mit folgendem Verse: 

Der beste Gottesdienst ist uns ins Herz geschrieben. 
Ein Wort, doch recht gebraucht, und dieses heißet 

Lieben. 

Ein Nachkomme von diesem, J. G. Franckh, 
ein Vetter Karl von Schillers, schrieb „zum An- 
denken" die Verse: 

Schön blühend sei die Rose Ihres Glucks, 
Nie treffe Sie der Stachel des Geschicks! 
Stets heiter muß die Sonne Ihnen scheinen 
Und alles sich zu Ihrem Glück vereinen. 

Der dritte Eintrag endlich stammt von Carl 
F. Locher, stud med., datiert Reichenberg 
9. Oktober 1828. Es ist dies wohl ein Schwager 
Karl von Schülers, der ihn in Reichenberg 



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7 o 



besuchte. Karl von Schiller hatte nämlich im 
Februar 1825 Luise Locher, eine Tochter des 
Oberamtsarztes Dr. Locher in Galldorf, ge- 
heiratet Karl F. Locher schrieb mit Rücksicht 
auf Schillers Braut die bekannten Verse, die 
auch andere gewählt hatten: 

Wohl dem, selij; muU ich ihn preisen. 
Der in der stillen ländlichen Flur, 
Fern von des Lebens verworrenen Kreisen 
Kindlich liegt an der Brust der Natur. 

Außerdem erwähnen wir noch eine Anzahl 
Namen der „akademischen Bruder" Schülers, 
die sich im Stammbuch finden. Darunter sind 



viele bekannte, meist adelige Namen, da Schiller 
offenbar einer vornehmen Studentenverbindung 
angehorte: L. von Both, L. von Boyneburg, Hei. 
von Biilow, L. T. von Buttlar, Ph. C. Gr. Fugger- 
Hoheneck, B. von Gerstdorf, Gr. von Giech, F. 
von I laseler, M. von I leeremann, B. von Knie- 
stedt, L. von Konig, L. von Korff, W. von 
Mandelsloh, von Manteuffel, Martens, Fr. Merkel, 
A. von Üsten-Sacken, C. und M. von der Recke, 
A. von Sandt, W. von Schweinitz, J. G. Schröder, 
C. Steinheil, E. und L. von Sternenfels, E. von 
Steuben, J. E. von Stockhorn, F. von Waldungen, 
Frhr. von Witzleben. 



Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists. 



Von 



Dr. Georg Minde-Fouet in Bromberg. 



leber Heinrich von Kleists Familie sind 
wir nur dürftig unterrichtet. Rastlose 
Forschung lalit uns wohl heute dieses 
I selten stark verzweigte Geschlecht klar 
überschauen und hat uns auch die wichtigsten 
Daten aus dem Leben der Eltern, Geschwister 
und zahlreichen Vettern und Basen des Dichters 
zugeführt. Aber von ihnen selbst wissen wir 
nicht mehr, als was Kleist in seinen Briefen ge- 
legentlich über sie sagt Nur der Schwester Ulrike 
Bild tritt aus diesen Briefen in fest umrissenen 
Zügen heraus; der anderen Geschwister gedenkt 
Kleist immer in grolier Liebe, aber doch nur 
selten; von dem schon 1788 gestorbenen Vater 
spricht er niemals, von der 1793 ihm entrissenen 
Mutter nur zweimal in den rührendsten Worten; 
von den zahlreichen Verwandten erfahren wir 
durch ihn selbst kaum mehr als die Namen. Jede 
neue Kunde über Kleists Familie muh daher will- 



Einen nach dieser Richtung wichtigen Fund 
haben bereits meine Nachforschungen nach neuem 
Material für die nun abgeschlossene grolle Aus- 
gabe der Werke und Briefe des Dichters ans 
Licht gebracht: mehrere Stammbücher von Mit- 
gliedern der drei eng verschwägerten Familien 
von Kleist — von Schönfeld — von Pannwitz 
im Besitze des Oberleutnants Ernst von Schönfeld 
in Bremen, reich an Einträgen von Kleists nächsten 
Verwandten, auch einige Zeilen von der Hand 
des Dichters selbst und sogar seiner Mutter ent- 
haltend. Sie sind von mir in der „National- 
Zeirung" vom 24. Februar 1905 veröffentlicht 
worden. 



Und nun vermag ich einen neuen Fund be- 
kannt zu geben: ein Jugendbild von Kleists Vater. 
In der Familie der Nachkommen von Heinrichs 
jüngerem Bruder Leopold, der als Major a. D. 
und Postmeister in Stolp in Pommern 1837 starb, 
in der Familie, in der mir auch die Wiederauf- 
findung des lange spurlos verschollenen einzigen 
Originalbildes des Dichters glückte, wird es auf- 
bewahrt, ein prächtig erhaltenes, 0,265 m hohes, 
0,21 nt breites Ölbild. 

Joachim Friedrich von Kleist, dem von seinem 
Vater Bemd Christian abstammenden Schmenziner 
Seitenzweige angehörend, wurde am 9. (nach 
anderen Quellen am 13. oder 30.) Oktober 1728 
als ältester von drei Söhnen und fünf Töchtern 
in Schmenzin in Pommern geboren, studierte zu- 
nächst zwei Jahre in Frankfurt a. O., wo er am 
18. November 1748 immatrikuliert wurde, erwählte 
aber dann die Militär-Laufbahn. Er trat in das 
Infanterie-Regiment (Alt-Schwerin) Nr. 24 in Frank- 
furt a. O. ein, war dort am 2 3. Mai 1 7 5 1 Fähnrich, 
wurde am 1. Juli 1756 Leutnant, machte mit dem 
Regiment den siebenjährigen Krieg mit, wurde 
bei Kunersdorf am 12. August 1759 verwundet 
und avancierte am 13. September desselben 
Jahres zum Premierleutnant, am 1. Januar 1762 
zum Stabskapitän. Nach dem Friedensschlüsse 
kehrte er mit dem Regiment, dessen Chef nach 
dem Tode Schwerins bei l*rag der Oberst von 
Diringshofen geworden war, nach Frankfurt zu- 
rück und wurde hier am 12. Juni 1770 zum 
Kompagniechef, am 3. April 1780 zum Major 
befördert. Er starb am 18. Juni 1788. Er 
heiratete am 29-September 1769 Karoline Luise von 



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ZtilttSrijt Jur ßmehfrfrnnitf X 



Zu Minnr-Ptvrt. £in ft'rlr.it Jrt Vattn llrinricli vi Ktriitt. 



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von Uiedennann, Neue SchrifljjicDcrei Kricu^isse im 



Empire- md BtedcnpcteritÜ. 



7' 



Wulffen, die Tochter des Hauptmanns von Wulften, 
Erbherrn auf Steinhöfel und Kersdorf bei Fürsten- 
walde, die ihm zwei Tochter, Wilhelmine und 
Ulrike, schenkte. Bei der Geburt Ulrikens am 
26. April 1774 starb die Mutter, und Joachim 
Friedrich von Kleist vermählte sich zum zweiten 
Male im Januar 1775 mit der am 22. März 1746 
geborenen Juliane Ulrike von Pannwitz, Tochter 
des Erbherrn auf Müschen, Babow und Gulbcn, 
Otto Heinrich von Pannwitz. Aus dieser Ehe 



gingen drei Töchter, Friederike, Auguste, Juliane, 
und die beiden Sühne Heinrich und Leopold 
hervor. Die Mutter überlebte den Vater um fünf 
Jahre; sie starb am 3. Februar 1793. 

Die Kleistforschung erhält keine wesentliche 
Forderung durch die Auffindung dieses Bildes. 
Aber die Teilnahme, die wir dem Vater Heinrich 
von Kleists entgegenbringen, wird die Veröffent- 
lichung gerechtfertigt erscheinen lassen und ihr 
Interesse entgegenbringen. 



Neue Schriftgießerei -Erzeugnisse 
im sogenannten Empire- und Biedermeierstil. 



Von 



F. Frhr. von Biedermann in Steglitz- Herlin. 



jer Beginn des XX. Jahrhunderts be- 
1 zeichnet den Hochstand der Bewegung 
Jnach einem neuen Stil in der orna- 
mentalen Kunst. Wohinaus es damit sollte, 
wußte man zwar nicht: man verlangte zunächst 
Freiheit für den Kunstler, der nicht mehr an 
die Kegeln zunftmaliig ausgebildeter Stilformen 
gebunden sein sollte, von dem man hingegen 
die, leider zu oft vernachlässigte Ehrlichkeit in 
der Behandlung des Materials und der Be- 
kennung des Zweckes forderte. 

Aus dem Sturm und Drang, der uns die 
unbestimmbaren Sezessions- und Jugendstile 
bescherte, ist man seitdem in ein langsameres 
Tempo ubergegangen und hat sich wieder Zeit 
genommen, nach rückwärts zu schauen. Dabei 
beginnt man nun w ahrzunehmen, da» das XIX. 
Jahrhundert, dessen künstlerische Qualitäten 
man recht gering eingeschätzt hatte, doch nicht 
so ganz ohne Ausdruck seines Zeitcharakters 
gewesen ist und Eigenheiten zeigt, an die man 
heute wieder anknüpfen kann, indem man sich 
anschickt, verlorene Faden der Tradition neu 
aufzunehmen. Über die Zeit, in welche dieser 
Anknüpfungspunkt zu verlegen sei, ist keine 
ganz ubereinstimmende Meinung herbeigeführt, 
denn die einen bauen auf der Grundlage des 
Barock, andere finden im Empire ihr I feil, diese 
scheinen aber nicht ganz klar darüber zu sein, 
ob sie nicht lieber bis zu dem unbestimmbaren 
Biedermeierstil vordringen sollen; vielleicht 



kommt auch bald die Zeit, da man noch in 
den sechziger Jahren des XIX. Jahrhunderts 
kunstleri>che Keime entdecken wird, die weiterer 
Entwickelung würdig sind. 

S.. bietet das erste Lustrum des neuen 



1906 



Karl Damel 

Fabrik fämtlicher 
photographilcher 
Apparate und ein- 
fchlägiger Artikel 
Bingen am Rhein 



Preis -Lifte 



m 



iU, SttmCtcirCerei (lebr. Kling.por m i 



72 



von Biclcrmann, Neue Sclirift^icDrrci -EreeaglliM« im hc^cnannlcn Empire* uml Bi« .irrmcicrstil. 




St 



ncjros 



her 



,(>>////</ af 15. SncjuJ 1906. 



Abb. ., Schnf. M.ily mit 

Säkulum ein etwas verworrenes Bild wider- 
streitender Meinungen und Strömungen, aus 
denen wir einen Stil der Zukunft noch nicht 
aufsteigen sehen. Sehen wir nun zu, wie sich 
in diesem Labyrinth unsere Schriftgießereien 
zurecht gefunden haben. Die Schrecken von 
„Sezession" und „Jugendstil" haben wir da in 
vollem Matte ausgekostet; kein Zweig des Kunst- 
gewerbes konnte entsetzlicher darunter gelitten 
haben. Einige im allgemeinen und dunkel emp- 
fundene Wahrheiten wurden zwar von kräftigen 
Künstlernaturen zu einleuchtender Krscheinung 
gebracht, so daß z. B. das System der gemalten 
Schriften eine ziemliche Ausbildung erfahren 
hat, aber im großen ganzen sehen wir auch 
hier ein unsicheres Vorwärtstappen, das mehr 
auf die Launen der Mode als auf die großen 
Prinzipien des Fortschritts zu achten scheint. 

Demzufolge ist denn auch „Empire und 
Biedermeier" heute die Losung in den Werk- 
stätten der Typographie. Ks ist so recht be- 
zeichnend für die Stilverwirrung der Zeit, daß 
man zwei auf entgegengesetzten Empfindungen 



Klimch w Frankfurt a. M. 

beruhende Kunstweisen zusammenwirft und 
nebeneinander gebraucht, kaum der grundsatz- 
lichen Verschiedenheiten bewußt. 

Das Empire, hervorgegangen aus der strengen 
Beobachtung altklassischer Kunst, die in der 
Literatur der Zeit eine Parallele fand, entwickelt 
durch das an römisches Wesen anklingende 
republikanische Gebahren der Franzosen, w ollte 
casarischen Pomp mit schlichter Wurde ver- 
einen, während die Biedermeierzeit, um diese 
wenig geschmackvolle, nun aber einmal üblich 
gewordene Bezeichnung zu gebrauchen, nach 
den Stürmen der napoleonischen Zeit sich von 
dem Pathos des Kaisertums abwendet, halb 
gezwungen durch wirtschaftliche Note der 
Zeit, halb in einer Reaktionsstimmung, die den 
stillen Frieden nach langen Kriegsstürmen mit 
Behagen genießen wollte. Diese Zeit, welche 
zugleich die Keime der bald üppig entwickelten 
Gotik enthält, die Blutezeit der Romantik, steht 
mit der kurz vorangegangenen Kpoche in einem 
prinzipiellen Gegensatz, der heute gar nicht 
empfunden zu werden scheint. . . Das Stilgefühl 



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Abb. j. Sihrif: Marly mit Bicdcrmtict-Oniaflicntcn der Schriftgießerei r'liasch in Frankfurt a. M. 



Z«t,<k,i/t für BH.br/mM* X. 



Zh fiw &r,ttrmMM. Xrut StAri/t^iftttrri-Krttnptine ttc. 



n 



3>o<# saust ein Gestoßer 
9n £üfien so u>i/d; 
Wo affes erstarret, 
Genieße das Qifi)/ 
Qeyrüße die Qi/der; 
(Sie fingen voran. 
Und andere ßfqen. 
So firt und ßrtanf 



=9(0) 



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unsere jugend 

HJon Ofans ^eyer 



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5jruaf u/id Urrfoß Bon GfrinndS Üalleniei 
Qtrhtl und Swtyarl j 



Abb. 4 ScKillci - Schmuck inu Mir.» Vtiia.ncilc • Schrift der Schriftgießerei ü. Stempel V-G. in rraftkfurl a. M. 




ber Slofenjett 

Öcfammclte lieber »on 

ySlavtln Jpartmann 





Abb. 5 Mignou- Zier»! und Alle Fraktur 





Anna Maria 
Uenzen 



erlaubt sich 
ihre glückliche Ankunft 
bei den hocherfreuten 
Eltern bekannt 
zu geben 

TO 

Landsberg in "Bayern, 
den 28. Februar 190b 




LS 




der Sirmf: S icCexei (itniuh & He) *e tu 



Abb. 6. Minien -Zierat und Grafel - Curur 



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. Neue SchriftgieAmi 



Empire- 



73 





scheint ganz abhanden ge- 
kommen zu sein, ebenso 
wie jeder eigentliche Stil, der 
nur aus einem einheitlichen 

Zeitempfinden entstehen 
kann. Eine Übereinstimmung 
beider Richtungen mag man 
darin gefunden haben, daß 
man beiden eine gewisse 
Schlichtheit entnahm, die auf 
der einen Seite ins Strenge 
und Monumentale geht, auf 
der anderen mehr gemüt- 
liche Tone anschlagt. 

Die Schriftgießerei hat 
nun für zweierlei Dinge zu 
sorgen; für Schriften und 
für Ornamente. In beiden 
Hinsichten war deren An- 
schluß an diese Moderichtungen nicht ohne 
weiteres gegeben, denn an und für sich bietet 
jene Zeit herzlich wenig Ausbeute dafür und 
kann mit den reichen Produktionen des Mittel- 
alters und der Renaissance keinen Vergleich 
aushalten. 

Die Schriftproduktion war um die Wende 
des XVIII. und XIX. Jahrhunderts in enge 
Grenzen gebannt Man findet an der Fraktur- 
schrift vielfach kein Gefallen mehr und strebt, 
den klassischen Neigungen entsprechend, zur 
Antiqua, die Didot damals in neuen Schnitten 
auch nach Deutschland brachte; einschneidende 
Andeningen wurden aber nicht herbeigeführt 
Die Romantik erfand allerdings gotische 
Schriften, aber diese kommen für die jetzigen 
Bestrebungen nicht in Frage. Soweit man 
für den Biedermeierstil Schriften aus jener Zeit 
wieder aufnimmt, geben Frakturen, deren 



Landschafts 'Gärtnerei 
Treibhaus-Erzeugnisse 

Moritz Hildebrand 



Grosslichterfelde bei Berlin 



m 



Trio.Oniatfieiite und Colonialcuruv- Schrift der 
Wilhelm Woellmer in R«rU. 



Schnitt tief ins XVIII. Jahrhundert zurückgeht, 
den Ausschlag, w ie sie schon seit den achtziger 
Jahren des XIX. Jahrhunderts vereinzelt dann 
und wann auftauchten. 

Daran anschließend wäre noch einiger Neu- 
schnitte zu gedenken, auf die wir bei anderer 
Gelegenheit naher eingehen wollen, da die 
Reform der Frakturschriften zum größten Teil 
ganz anderen Motiven zu verdanken ist, als 
hier zur Besprechung kommen sollen. Fine 
wesentliche Änderung und Verbesserung wurde 
jedoch auf dem Gebiete der sogenannten 
Schreibschriften in engem Zusammenhang mit 
der Stilwandlung herbeigeführt 

Bei der Beschäftigung mit dem Schrift- 
gießereiwesen müssen wir uns an eine sonder- 
bare Nomenklatur gewöhnen; so darf uns auch 
die Tautologie des Wortes Schreibschrift nicht 
befremden, ja, der Buchdrucker w urde es auch 



3 



d 



Abb. 8. Lmpire-Katetleo und Schrift Boldnni der SchnftcieCerei Wilhelm Waeliroer in Berlin. 

Z. i. Ii. 1906,1907 



IO 



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74 



von Biedermann, Neue Schriftßie&erei-Erzeugnisse im sogenannten Empire- tro<l Biedermeierstil. 





VEREIN AIRION 

EINTRITTSKARTE ZUM 
VORTRAG AIBER NEUE 
ERSCHE1NI T NGEN< AM 
DIENSTAG, DEN 6. JULI 
PUNKT 8 UI IR ABENDS 
IM HOTEL ZUM KAISER 

GASTE KÖNNEN EINOKKUHRT WERDEN 





Abb. n. 

verstehen, wenn w ir von Schreib- Schreibschriften 
etwas zu sagen hatten. Im Grunde ist ja jede 
Schrift „geschrieben". Der Sprachgebrauch ist 
über die Etymologie aber hinweggegangen 
und versteht unter Schrift die Lautbilder, unter 
„schreiben" nur die Art, mit der Feder Schrift 
zu erzeugen. Unsere Druckschreibschriften sind 
nun solche, die die Federzüge der Handschrift 
und zwar der Kurrentschrift nachahmen. 

Hier handelt es sich nun besonders um das, 
was wir in der Schule lateinische Schrift nennen, 
denn die deutsche Schrift ist nur in geringem 
Umfange für Druckarbeiten zur Anwendung 
gekommen. Die Lateinschrift, wie sie die Schreib- 
lehrer uns beizubringen suchten, hat aber auch als 
Grundlage der neueren Druck-Schreibschriften 
gedient Die Lithographie hat sich das zweifel- 
hafte Verdienst erworben, sie auf die jetzige 
Höhe gebracht zu haben. Des Lithographen 
„Englische Schrift" ist die langweiligste Aus- 
geburt der Schreibkunst die je erdacht worden: 
charakterlos, schmächtig und schulmeisterlich. 
Trotzdem fand sie bei unseren kleinen Druck- 
sachen, besonders auch für den privaten Bedarf, 
ausgiebigste Verwendung. 

Für Visitenkarten, Einladungen, Familien- 
anzeigen hatte die englische Schrift nahezu 
Monopol und hat die beste Gelegenheit gehabt, 
zur Verflachung des allgemeinen Geschmackes 



Juliu« KÜDkhirdt ia 

beizutragen. Noch bis in die jüngsten Tage haben 
sich die Schriftgießereien in der Erzeugung 
solcher Lithographenschriften in immer zarterer 
Linienführung und schöneren Schwingungen zu 
überbieten gesucht und es war höchste Zeit 
hier Einhalt zu tun. Anderer kunstvoll ver- 
zierter Merkantil-, Akzidenz- und Zirkular- 
schriften nicht zu gedenken. 

Diejenigen, welche diese Übelstände er- 
kannten, mußten sich nach älteren Mustern 
umsehen, die Anhalt für eine Verbesserung 
der Schreibschriften bieten konnten. Es werden 
wohl zuerst alte Kupferstiche auf brauchbare 
Formen hingelenkt haben, dann alte Schreib- 
bücher und sonstiges Material, das aber in 
seinem Ursprung weit hinter der Zeit zurück- 
liegt, an die wir hier denken. Eine dieser 
neuen Schreibschriften führt den Namen Kidinger- 
Schrift (Abb. 2i), nach dem Kupferstecher 
Johann Elias Ridinger, der von 1695 bis 1767 
lebte und bekannt ist durch seine Tier- und 
Jagdstücke, denen längere Unterschriften über 
die Lebensweise und Jagdbarkeit der Tiere bei- 
gefügt sind. Da es sich hierbei nicht um einzelne 
Titelzeilen, sondern um ganze, teils viele Zeilen 
füllende Sätze handelt, so mußte die Schrift 
durchdacht und sorgfältig ausgeführt sein. 

Die Schriftgießerei Benjamin Krebs Nachf 
in Frankfurt a. M. hat nach diesen Vorlagen 



von Riedermann, Neue Schnftgie&erei-Krieugnissc im 



Empira- und Biederaetentil. 



75 



eine typographische Schrift von angenehmer 
Erscheinung schneiden lassen. Ridinger war 
dabei ja auch nicht ganz Original, sondern 
arbeitete nach der Weise alterer Meister, und 
so finden wir diese und ahnliche charakteristi- 
schen Schreibschriftformen schon in den bis ins 
XVI. Jahrhundert zurückliegenden Schreib- 
buchern und bei Anwendungen mancherlei Art. 

Auf die weiteren Vorbilder dieser Schriften 
soll hier nicht eingegangen werden, nur im 
allgemeinen sei noch bemerkt, daß man an 
eine unmittelbare Übertragung der alten Schreib- 
und Kupferstichschriften nicht denken darf. 

Jene vorbildlichen Schriften sind doch immer 
mit einer gewissen Freiheit behandelt, die dem 
strengen typographischen System, den gestei- 
gerten Anforderungen unserer Zeit an stilisti- 
scher Einheit nicht entspricht. Aus verschie- 
denen Unterlagen war das für den Zweck 
geeignete herauszuholen und einer gründlichen 
Durcharbeitung zu unterziehen. Dabei haben 
die Schriften allerdings meist etwas von dem 
leichten federmäßigen Charakter verloren und 
sich den auf ähnlichen Prinzipien erwachsenen 
Kursivschriften genähert, namentlich dadurch, 
daß die verbindenden Anstriche bei den Ge- 
meinen weggelassen wurden. 

Hat man die Schreibschriften sonst nur für 
offenen Satz zu kleineren Akzidenzen und wohl 
selten zu geschlossenen Kolumnen verwendet, 
so eignen sich die meisten der neuen Schriften 
sehr wohl dazu, in geeigneten Fällen zu größeren 
Satzflächen zusammengebaut zu werden. Wir 
kennen ja aus jenen alten Zeiten auch manche 
Stucke, die diese Schriften in größerer Räche 
aufweisen. Ein wie schönes Satzbild dabei 
entsteht, dafür ist ein Beispiel der Text zu dem 
bei Wasmuth erschienenen Werke „Architektur 



MODERNE 
GEDICHTE 




Abb. 10. Biedermeier- Schmuck und Ausfria - Schrift 
»ob Juliui KhnUiardi, Schnftn.eCerei in Lciptif. 



1750—1850" von Lambert und Stahl, den 
Ansgar Schoppmeyer im Kupferstichstil ge- 
schrieben hat, wonach er zinkographisch re- 
produziert wurde. 

An der Herstellung typographischer Schriften 
dieser Manier sind die meisten unserer größeren 
Gießereien beteiligt Es sind in der alphabeti- 
schen Reihe der Firmen, denen in Klammer 
die Namen der Schriften beigefügt sind, die 
folgenden: Bauersche Gießerei, Frankfurt a. M. 
(Trianon), H. Berthold, Berlin (Romana), Flinsch, 
Frankfurt a. M. (Franzosische Schreibschrift und 
Marly), W. Gronau, Berlin (Regina), B. Krebs 




wo Genf ich & Hey.e. Schriftjie&erei In 



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7 6 



von Bicderm*nn. Neue Schriftgießerei' Erzeugnisse im sogenannten Empire- und Biedermeierstil. 



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Parfumerie und Drogen 

Alexander Schönthan 

Hildburghausen 

Alexanderstrasse Nr. 5ß 



Biedermeiern«»! von Juliui K Unk ha r dl , 
S^hnfuieOerci m Uipii» 



Nachf., Frankfurt a. M. (Ridinger, und daraus 
entwickelt eine fette Reklameschrift „Bieder- 
meier"), Ludwig & Mayer, Frankfurt a. M. 
(Manola und Elfe), Roos & Junge, Offenbach 
(Rococo), Scheiter & Giesecke, Leipzig (His- 
pania und Rousseau), D. Stempel, Frankfurt a. M. 
(Maria Antoinette), W. VVoellmer, Berlin (Bol- 
drini, fast identisch mit Roos & Junges Rococo, 
beide wohl aus Amerika bezogen). 

Vergleicht man diese Schriften, von denen 
die meisten in den hier beigegebenen Beispielen 
gezeigt werden, nebeneinander, so empfängt man 
keineswegs den Eindruck, als ob sie aus ein- 
heitlichem Stilgefühl entstanden seien. Wenn 
sie auch in ihren Grundformen alle auf verwandte 
Quellen zurückgehen, so sind sie doch ver- 
schieden in der Benutzung und in der Abhängig- 
keit von den englischen Schreibschriften, deren 
Schule sie teilweise noch nicht verleugnen können. 
Man sieht es manchen dieser Schriften noch an, 
wie die Aufgabe nur zögernd erfaßt wurde und 
die ersten Versuche mehr auf die veränderten 
Schnörkel als auf die solidere Gesamterschei- 
nung der Schrift achteten. Viel war schon ge- 
wonnen, wenn ruhige und klare Grundformen an 
Stelle etwas gesuchter Bildungen traten, bis dann 



Erzeugnisse, die auf eingehendem 
Studium und feinem Verständnis der 
alten Art beruhen, von schreibgewand- 
ten Kunstlern mit eigenem Empfinden 
durchtränkt und mit gutem Geschmack 
ausgeführt, zu einer durchaus befrie- 
digenden Losung gelangen. 

Ohne das Verdienstliche dieser Lei- 
stungen zu verkennen, das in der takt- 
vollen Wahl der Vorbilder, in ihrer rich- 
tigen Bewertung und der fachgemäßen 
Umbildung für moderne Augen und typo- 
graphisch technische Anforderungen 
beruht, lag die Behandlung des Zieren- 
materials doch weit schwieriger. 

Die Änderungen, welche an den 
Schriftformen vor sich gehen, sind im 
allgemeinen nicht von so einschneiden- 
der Natur, daß dadurch der Charakter 
kürzerer Zeitepochen zu schärferem 
Ausdruck käme. Anders in der de- 
'£,.4 korativen Kunst, die in wenigen Jahren 
grundlegende Wandlungen zeigt. 

So ist es gerade mit den beiden 
Stilrichtungen, die den neuen Gießcrei- 
erzeugnissen die Namen gegeben haben. I lierfur 
war das Charakteristische herauszuholen, wobei 
die Anlehnung an Vorhandenes aber wegen 
des begrenzten Vorrates an Vorbildern weniger 
in Betracht gezogen werden konnte, diese auch 
wegen der technischen Verhältnisse eine weit 
umständlichere Umwandlung erfahren mußten. 
Erleichternd hingegen ist in Betracht zu ziehen, 
daß sich für beide Stilrichtungen verwandte 
Neigungen in der Kunstweise unserer Zeit bereits 
vorfanden, die nur einer stärkeren Betonung 
bedurften. 



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H. BÜRGER 






KLINGENTHAL 






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Anker-Serie der Swhr.figietere. H. Brrthold A -G. 
ui Berlin. 



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77 



In der Typographie machte sich seit einigen 
Jahren das Itcstreben nach strengeren Formen 
geltend. Die von den Setzern so genannte 
„Freie Richtung", ein den üblen lithographischen 
Merkantilarbeiten nachgeahmtes Dekorations- 
system, wurde verlassen und ein dem eigent- 
lichen System der Satzkunst mehr entsprechen- 
des rechtwinkliges Schema empfohlen, woraus 
sich Ernst und Steifheit auch für die dekora- 
tiven Elemente ergaben. 

Man brauchte nur der dabei eingeführten 
Einförmigkeit einige belebende Dekorationen 
beizufügen oder geeignete altere Motive in 
strengerem Sinne zu verarbeiten, um etwas 
im Geiste des Empire Verwandtes zutage zu 
fordern. 

Man muß es den Zeichnern, die sich hier- 
bei zu betätigen hatten, zum Ruhme nach- 
sagen, daß sie sich nicht mit der Kopie von 
Motiven aus der alten Zeit begnügten, sondern 
teils durch Umwandlungen, teils durch Ein- 
fuhrung neuer Ideen, etwas Eigenartiges ge- 
schaffen haben. Das so entstandene Neue 
hat mit dem Empirestil schließlich nur noch 
Anklänge gemein und kann nicht als eine 
Aufwärmung alter Formen angesehen werden. 

Wenn man früher auf peinliche Stilreinheit 
ein großes Gewicht legte, so kommt diese jetzt 
hierbei gar nicht mehr in Fra^e, weil es sich 
schließlich doch um etwas Neues handelt, das 
mit dem Empire kaum so viel Beruhrung hat 
als dieses mit der Antike. 

Was jetzt alles unter der Flagge des „Empire" 
segelt, ist untereinander aber auch so verschieden, 
daß man eine Grenzlinie zu dem, was sich 
„Biedermeier" nennt, nicht mehr finden kann, 
so daß diese Bezeichnungen aus mehreren 
Gründen ungerechtfertigt erscheinen; denn beide 
künstlerischen Ausdrucksweisen wurzeln in Be- 
dürfnissen und Empfindungen unserer Zeit; die 
Namen verfuhren manche Zeichner nur dazu, 
an Stelle der Selbstschöpfung die Nachahmung 
zu setzen und lassen hinter der ganzen Er- 
scheinung etwas Fremdes vermuten. 

Es ist aber gut für alle Teile, sich bewußt 
zu werden, daß wir es nicht mit einer bloßen 
Aufnahme großvaterlicher Allüren zu tun haben, 
sondern mit dem Ausdruck in gewissen KunsÜer- 
seelen vorherrschender, aus den Zeitverhältnissen 
erwachsener Stimmung. Ich brauche nur die 
Namen Heinrich Vogeler- Worpswede und 




RICHARD HflRDEN 

BRANDENBURG 



JANUAR 

31 Tage 

Der Winter ist ein rechter Mann, 
Kernfest und auf die Dauer. 




Sonntag . . 




7 


14 


21 


28 


Montag . . 


1 


8 


15 


22 


29 


Dienstag. . 


2 


9 


16 




30 


Mittwoch. . 


3 


10 


17 


24 




Donnerstag 


1 


II 


18 


25 




Freitag. . . 


5 


12 


19 


26 




Sonnabend 


6 


13 


20 


27 




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Anker Stne de, S,.hr,fi 8 .«C«r« H. Henhold A -G. 
in B«hn. 



Peter Behrens zu nennen. Sie bezeichnen die 
beiden entgegengesetzten Pole des künstlerischen 
Gepräges unserer Zeit. Hier waltet ein von dem 
wissenschaftlichen und technischen Geiste des 
Jahrhunderts geschulter strenger Verstand, dort 
ein von dem Stadt- und Großbetriebe abge- 
stoßenes Gemüt, das sich ganz auf sich selbst 
zurückzieht und in lieblichem Spiel seine Phan- 
tasie walten läßt. Beide Künstler haben sich 
vielfach auf graphischem Gebiete betätigt und 
ehe sie noch daran dachten, sich in den Dienst 
der typographischen Kegeln zu begeben — 
abgesehen von der Behrensschrift, die in den 



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7» 




MENÜ 




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— □ — 



Indische Vogel nestersuppe 



Lachsforelle mit Musternsauce 

I89i Bcrncastler Doclor 



Rehrücken auf schwedische Art 



Cötelettes von Haselhühnern 



Schaum-Eis von Walderdbeeren 

1860. Tokayer-Essem 



Früchte, Nachtisch 

Chartreuse 



Die Tafel Weine sind von der 
Wein Großhandlung Gebrüder 
Traube in Küdesheim geliefert 
und werden auf Verlangen »udi 
nadi dem Fest Essen serviert 



Mir 



Abb. >6. Anker- Ser.e der Sthr.ftjie&tre. H. Herthold. A.-G. 

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Zusammenhang dieser Betrachtung nicht ge- 
hört — einen bestimmenden Einfluß auf die 
Produkte der Schriftgießereien gewonnen. 

Vogelers im Inselverlag erschienene Gedicht- 
sammlung „Dir", seine reizenden Leistchen zu 
Schröders im selben Verlag erschienenen 
„Sprüche in Reimen", der von Behrens aus- 
gestattete, in der Rcichsdruckerei hergestellte 
Katalog der Weltausstellung St. Louis 1904, 
sind markante Zeugnisse ihrer Kunstweise, die 
zugleich als Repräsentanten der in den Schrift- 
gießereien unter dem Namen „Empire" und 
„Biedermeier" gepflegten Stilarten gelten mögen. 



Unter den vielen Spielarten von Zierat, die 
in letzter Zeit aus den deutschen Schriftgieße- 
reien hervorgegangen sind und mit mehr oder 
weniger Recht zu diesen Kategorien gerechnet 
werden können, sind nicht alle repräsentabel. 
Die Güte der Erzeugnisse hält leider mit ihrer 
Menge nicht gleichen Schritt Gehört schon 
große Aufmerksamkeit dazu, über die Schrift- 
Produktion ständig orientiert zu bleiben, so ist 
es fast eine Unmöglichkeit, sich über all den 
Wust unterrichtet zu halten, der auf dem Ge- 
biete des typographischen Zierwerks zutage 
gefördert wird Man muß staunend fragen, 
woher das Bedürfnis zu solcher Mannigfaltig- 
keit kommt. Wenn alles gut wäre, dürfte man 
ja nichts dagegen sagen ; leider wird aber eine 
Masse geradezu unerträglicher Dinge auf den 
Markt gebracht und leider wird gerade das 
Schlechteste am meisten gekauft und verwendet. 

Neuerdings haben allerdings die besseren 
Gießereien angefangen, tüchtige Künstler mit 
Entwürfen zu betrauen; oft hört man aber 
die Klage, daß die Künstler den praktischen 
Anforderungen der Technik und des Marktes 
nicht immer gerecht zu werden verstünden, und 
andererseits verdrießt es die Künstler, wenn ihre 
besten Ideen von dem Techniker nicht ver- 
standen und mit ungeschickten Änderungen 
reproduziert werden. 

Freilich, die Jagd nach dem neuesten Ge- 
schmack verdirbt auch viel auf beiden Seiten. 
Es wird immer noch zu wenig auf den Stil 
des Künsüers geachtet und zu oft verlangt, 
daß der Kunstler in der Manier irgend einer gut 
eingeschlagenen Neuheit arbeite, um den Kon- 
kurrenten den Boden wieder streitig zu machen. 

Was in Begleitung dieser Zeilen hier vor- 
geführt wird, ist nur zum geringsten Teil durch 
die Namen von Künstlern gedeckt: es ist eine 
Auswahl aus der Fülle der neueren Erzeugnisse, 
die, wenn sie auch nicht alle auf der ersten 
Stufe der Vollendung stehen, doch den besseren 
Teil ty pographischen Geschmackes unserer Zeit 
vertreten. 

Da ist als der abstrakteste unserer Künstler 
mit den Behrens- IJnien (Gebr. Klingspor, früher 
Rudhardsche Gießerei, Offenbach), deren Geist 
schon charakterisiert wurde (Abb. 1 ). Es ist dies 
ein architektonischer Aufbau in Linien, die in ihrer 
strengen Bewegung an moderne Eisenkonstruk- 
tionen erinnern. Die Schiller Einfassung der 



von hiedermann, Neue SchriftgieCcrei 



im so^e 



Empire- und Biedenneierslil. 



79 



Schriftgießerei Flinsch in Krankfurt a. M. 
entspricht ahnlichen Motiven, ihre leich- 
teren Formen klingen mitunter an go- 
tische Ideen an. In die Bahnen alt- 
klassischer Formen lenken die Selrwarc- 
weiß- Ornamente der Rertholdschen 
GieUerei und auch die Woellmer- 
schen Trio- Ornamente lassen sich zu 
ahnlichen Wirkungen zusammenbauen 
(Abb. 7), wahrend die Empire- Kassetten 
(Abb. 8) derselben Gießer« sich 
weiter von dem Ziel entfernen, das 
ihr Name andeutet. Auch die Empire- 
Einfassung von Koos & Junge in 
Ottenbach, die mit ihren pflanzlichen 
Motiven zu einer ganz anderen 
Richtung überleitet, erinnert kaum 
an das, was wir aus der Zeit vor 
hundert Jahren kennen; eher trifft 
der Schiller- Sehmuck (Abb. 4) der 
Schriftgießerei D. Stempel in Frank- 
furt a. M. diesen Ton, der noch leb- 
hafter in den von Hans Kozel ge- 
zeichneten modernen Empire - Motiven 
der Leipziger Gießerei Julius Klink- 
hardt (Abb. 9) angeschlagen wird. 
Bei letzterer ist mit dem leichten 
Linien- und Kankenwerk auch allerlei 
direkt an jene Tage anknüpfender figür- 
licher Schmuck verbunden. Hier ist 
nun der Übergang geschaffen zu einer 
Gruppe von Erzeugnissen, welche diese 
Motive in einmütiger Weise behandeln, so daß 
sich in ihnen ein bestimmter einheiüicher Stil 
ausgebildet zeigt. 

Es sind da zu nennen: der mit wenig 
Motiven ausgestattete Girlandenschmuck von 
Gentzsch & Hcyse in Hamburg dann die 
mannigfaltigen Empire - Einfassungen der 
Firmen: Ludwig & Mayer und Benjamin Krebs 
(Abb. 20) in Frankfurt a. M. und A. 
Numrich & Co. in Leipzig (Abb. 17), ferner 
die als Recamier bezeichnete Ornamenten-Serie 
aus Wilhelm Gronaus Schriftgießerei in Berlin- 
Schöneberg (Abb. 18). 

Unter dem Namen „Biedermeier" schließen 
sich Erzeugnisse der Firma Wocllmcr an, die in 
Verbindung mit strengerem Linienwerk wieder 
mehr an klassische Motive erinnern, femer der von 
Julius Nitsche gezeichnete Buchschmuck und 
Zierat der Klinkhardtschen Offizin (Abb. 12) 




ßiebesrmtfcf) 

©ebidjtfammlung 




Abb. 17. Emp.rt 



vo« A. Numrich * Co.. 
in Leipiig. 



und der Zierat, den Schelter & Giesecke in 
Leipzig nach Zeichnungen von G. Belwe, M. Salz- 
mann, W. Tiemann (Abb. 14) und andere her- 
ausgegeben haben. 

An das Ende dieserGruppe von anerkennens- 
wert ausgeführten Schmuckserien stellen wir 
zwei großzügige Publikationen von Gießereien 
des Maingaues. 

Der Vogeler- Zierat, den die Rudhardsche 
Gießerei (Gebr. Klinkspor) in Offenbach heraus- 
gegeben hat, ist eine Kunsterscheinung von 
epochaler Bedeutung, die eigenüich in ein 
Schema nicht hineinpaßt. Vogeler ist ein 
Künstler voller Originalität und voller Einfälle, 
womit er sich seinen persönlichen Stil schafft, 
der nichts an Eigenart verliert, wenn er auch 
Anklänge an schon Dagewesenes, seinem Wesen 
Homogenes nicht vermeidet. Hier bietet er nun 
eine Fülle von Ornamenten für Einfassungen, 



SO 



von Biedermann, Neue Schriftgießerei-Erzeugnisse im sogenannten Empire- und Biedermeierstil. 



Leisten, Vignetten, Initialen, sodaß man nieint, 
ein ganzes Zeitalter damit versorgen zu können. 
Eine harmonische Künstlernatur streut da das 
ganze Füllhorn ihres Reichtums aus und viele 
werden davon satt werden. 

Für die Typographie des taglichen Lebens 
ist aber doch Voyeler, dessen typographisches 
Material bereits in einem früheren Hefte der 
Zeitschrift für Bücherfreunde vorgeführt wurde, 
etwas zu eigen-persönlich. Während es natür- 
lich zu wünschen ist, dali Drucksachen, die von 
Künstlern ausgestattet werden, durchaus deren 
Art zur Schau tragen, soll das für die typo- 
graphische generelle Benutzung bestimmte Werk 
zwar nicht den Charakter verleugnen, aber ihn 
doch in gewisser Weise einschränken und es 
mag sich auf einem allgemeinen Niveau bewegen. 
Denn der Künstler kann die einzelnen Anwen- 
dungen seiner Schöpfung in der Praxis nicht 
überwachen und die Mißgriffe, die da unaus- 
bleiblich sind, werden bei allzu starkem persön- 
lichen Gepräge der Schmuckteile auffallender 
und schlimmer sein. Zu seiner vortrefflichen 
Trianonschrift hat Heinrich Wieynk für die 
Bauerschc Gießerei in Frankfurt a. M. auch 
passenden Schmuck (Abb. 19) gezeichnet, der 
in einem stattlichen Hefte mit vielen Anwen- 
dungen vorliegt. Wie die Schrift die richtigen 



Wege gefunden hat, aus dem Werke der Alten 
ohne Schönheitsvcrlust etwas Neues unserer 
Zeit Gemäßes zu gestalten, so bilden auch 
diese vielerlei Schmuckstücke ein annehmbares 
Kompromiß, um uns den Geist der Urgroß- 
väter erstehen zu lassen, ohne daß er sich 
wie in toten Schemen zwischen die modernen 
Erscheinungen hineindrängt. Viele Anregungen 
und Motive hat der Kunstler aus den Werken 
des Barock, des Empire und der Frühzeit des 
XLX. Jahrhunderts entnommen, aber alle sind 
sie wieder in dem Sinne verarbeitet, wie ihn 
die moderne Satz- und Drucktechnik verlangt. 
Damals herrschte der Kupferstich für die Buch- 
ornamente vor, dessen Finessen in den typo- 
graphischen Stil nicht hineinpassen wollen. Wo 
Holzschnitt angewandt wurde, war die Zeich- 
nung wieder zu derb. Selbst bei engem An- 
schluß an die Vorbilder hätte also eine voll- 
ständige Umwertung stattfinden müssen. 

Doch der Anwendungskreis drucktechnischer 
Ornamentik ist heute ein ganz anderer, viel- 
seitiger und weitgehender, so daß dafür auch 
andere Grundsätze zur Anwendung kommen 
müssen. Vor allem war natürlich auch der, 
seit hundert Jahren veränderten Anschauungs- 
weise gerecht zu werden, die im Strich, in der 
Linienführung, der Anwendung der Ornamente, 




Wilhelm Gronau's Schriftgießerei 

Berlin-Schöneberg führt eine für den Buchdrucker sehr 
wertvolle, vom Bücherfreunde geschätzte typographische 
Neuheit Klassischer Ornamente unter der Bezeichnung 



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III 



RECAMI 




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von der Musterblätter auf Verlangen zu Diensten stehen. 



Abb it. 



Schmuck .i,t Wilhelm Gr 



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f I\ fe am (Wege bauen, woffen gefeßen und beachtet werden. 
oL-S fflffein der 'Wege find gar viefe, durch die fich der nie 
ver/iegende (JRenfoßenßrom ergießt, und fo iß die JCunfl derer, 
die das (Bedürfnis empfinden, nicht nur von Vielen, fondern 
von fflffen gefeßen und beacßtetzu werden, den (JRenfchenßrom 
fo zu feiten, daß er den (Weg finde, an dem fie gebaut. <S> 
(Das (JRittef dazu iß die 'Reklame. IRit der aber iß es ein eigen 
(Ding. (Da affenthafben das (Bedürfnis, fich die f es (fllittefs zu 
bedienen, empfunden wird.fo iß nur die1tek~fame wirk ) r am, die 
fich aus der gewößnficßen tfrt abßebt, die aus ißr fo äugen* 
fäffig ßeraustriit, daß fie vor jeder andern gefeßen und beachtet 
wird. Gs iß diejenige (ReMame, deren fuggeßive (Wirkung wir 
äffe an uns fetbfl waßrneßmen und der darum der (Rame der 
.modernen (Rek~fame € gebührt, weif unter den ficß drängenden 
Grfcheinungen immer diejenige die augenf affig fle fein wird, die 
zugfeioß auch die modernße iß. &> 
(7s iß für die Aufgaben des fjfandefs und der ündußrie auch 
in der (Richtung des (Rek~famewefens eine Sflrbeitsfeifung not* 
wendig geworden, die fich, wie auf äffen gebieten, fo auch hier 
auf das Befle bewäßrt hat. (Der 'ReMamechef kann von deiner 
(}irma mehr entbeßrt werden, die ißre (Rechnung nur durch ein 
Arbeiten im großen cftne zu finden vermag. (Dahin wird aber 
Qhfießfich ein jedes Q/nfemeßmen durch den (Wettbewerb, den 




/ 1 V f V 



Abb. i . Tr.jnon- Schrift uru! Z.trit Jtt Uuemhtn <.i«Cerei in triaWurt 4L M. 



ZfiluAri/t /mr hickt'frtumäl X. 



2» :vn BitJirmann, St*t .<ckrijtcitiitrt:-rr:in[niiit fle. 

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7er (Cod ßudwig Wutjcßeffers. des Vorkämpfers für den Sflfpi' 
\*Ls nismus, des geißvoffen Scßifderers der SHocßafpenweft, ßat in 
den fKreifen affer ßerg* und Naturfreunde eine tiefe ^Grauer wacß* 
gerufen. VZun rußt er aus von feinen Wanderungen, der nimmer* 
müde Torfcßer — doch~ feine Scßriften, in denen er den großen Scßatf 
feiner Grfebniffe und Grfaßrungen niedergefegt, find uns geblieben, 
feine entzückenden Schi {der ungen erfüffen nacß wie vor jeden Tlatur- 
freund mit der Seßnfucßt nacß der fjfocßafpenweft, nach~ Tlebefgrau 
und ffllattengrün, nacß förnengfanz und Qfetfcßerfufl. Wie fetfte 
fiierarifcße fflrbeii des ßervorragenden Weiß er s warderSfluffaij: ,/Die 
Wanderziefe und ffiaßßaften in den deutfcßen Sflfpen", docß war es 
ißm nicßt vergönnt, denfefben zu voflenden. *Durcß das ßiebfings* 
gebiet des weitgereißen fflfpenfaßrers, wefcßes zu fcßifdern ißm vor- 
entßaften bfieb, durcß das k feine, docß an Tlaturfcßönßeiten überreicße 
Safzburger ßand, foff der ßefer nunmeßr gefüßrt werden. Odyffifcß 
gefegene Orte, faufcßige Seen, ßarre fKafkwifdniffe, blinkende färn* 
ketten vereinigen ficß ßier zu einem föifde von ßarmonifcßer 
Viefgeflaftigkeii; für 'Bergwanderer jeder {Kategorie 
finden ficß foßnende Ziefe und freundficße 
fßufentßaftsorte. Qiefem fcßfießt ficß 
im Safzacßtaf der Giswaff der 
ßoßen dauern an. 





Speisen-Folge 

zur Feier der Vermählung 

des Herrn Paul Hofmann 

mit Fräulein Totti LteberS 



Schildkrötensuppe 
Rheinlachs mit Butter und Kartoffeln 
Rinderfilet ä la Westmoreland mit Gemüse 
Gemüse mit Beilage 
Getrüffelte Gänseleberpastete 
Butter und diverse Käse 
ruading 



t, fovit Clwbürpv df <Bauffc6tn g : tßt't< in frarf^'t am 'TKam 



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Trianon, ofcßriß und ofcßmucü nacß Zeichnungen von Qeinricß <Wieyn/e 




Zum gefdffigen föefucß 
ißres neu eingerichteten 
ofafons für Damenmode 
ladet ganz ergeben fl ein 
TRarry ^Pfannfcßmidt 
{Hamburg 

'Reefendammbrüdie 28 





Kl-«' * , r , 




Gintrittsfcarie 
zum 

efßen offjfiungsfefie 

des ^Turnvereins „^Jahn" 
am ofonntag, den 7. IKai 
in den gefamten Räumen 
des „3föte(<Bü6fer" 
zu Wandsbek 

& 



£Henry ßongfeffow 



<Rottingßam 



TKanufacfurer of Wrinting 
and J2>ifh~ograpßing 3nks 

279 Victoria cftreet 



<2> Qlauerßie ffießerei in ^ranicfurt am fllain und ^Barcelona <2> 



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Neue SchriftyieOerei 



Knij.ire- und BieJermciersiil. 



81 





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Abb. >o. Enp.rc 



der Wahl der ornamentalen Motive zum Aus- 
druck kommt. 

Allen diesen Forderungen hat der Trianon- 
Künstler wohl zu entsprechen vermocht, wobei er 
durch die ausführende Firma eine verständnis- 
volle Unterstützung gefunden hat. 

Ahnliches sehr brauchbares Schmuckmate- 
rial bietet die Schriftgießerei Flinsch in Frank- 
furt a. M., das in mehreren angenehmen An- 
wendungen hier sich zeigt (Abb. 2 und 3). 

Wie sich aber aus diesem Schwärm für 
Urväterart weiter etwas Eigenartiges entwickelt 
und gestaltet, das zeigen uns zwei Produkte 
Norddeutscher Gießereien: Die Anker- Serie 
(Abb. 13, 15, 16) der Firma A. Berthold A.-G. 
Berlin und der Mignon-Zierat (Abb. 5, 6 und II) 
von Genzsch & Hey sc in Hamburg. 

Die erstere, von dem auf graphischem Ge- 
biete schon vielfach bewährtem Hans Anker 
gezeichnet, wirkt vorteilhaft durch klare Zeich- 
nung, durch frische selbständige Auffassung 
und anmutige Gestaltung. Dabei ist den Er- 
fordernissen des typographischen Stils, der 
Technik und Praxis verständnisvoll Rechnung 
getragen, so daß ihre vielseitige Verwendung 
zu ernsten und heiteren Dingen ins Auge ge- 
faßt werden kann. Es sind verhältnismäßig 



Henjamm Kit!.t Nacbf. in Frankfurt ». M. 



wenig Figuren, aber diese sind mit gutem Be- 
dacht gewählt 

Der Zeichner der Mignon-Serie, von der mir 
vorläufige Proben vorliegen, ist nicht genannt. 
Sie hat manches Verwandte mit der vorigen 
Serie, ist mit besonderen Einfallen gemischt und 
mit einem eigenartigen leichten Strich ausge- 
führt, der zur Anker- Serie wieder einen origi- 
nellen Gegensatz bildet. In den Anwendungen 
wirken auch diese Stucke sehr reizvoll und ver- 
dienen viel benützt und beachtet zu werden. 

Aus diesen Beispielen wird man ersehen, 
daß wir nicht Gefahr laufen, in der Stilmacherei 
zu versumpfen. Eine Übersicht wie diese wird 
überzeugen, daß wir heute den Kunstweisen 
vergangener Zeit nicht mehr als sklavische 
Nachahmer gegenüberstehen, sondern daß wir 
uns kräftig von ihnen zu neuer Schöpfung an- 
regen lassen. Wenn auch der eigentümliche 
Reiz der Altv aterkunst mitunter verleitet, etwas 
tiefer sich in ihrer Formcnwclt zu verlieren, 
und im Bestreben, diese Reize auch anderen 
mitzuteilen, mehr davon zu übernehmen, als 
die Bedurfnisse unserer Zeit erheischen, so 
dürfen wir doch im ganzen gestehen, daß die 
gewonnene Ausbeute auf eine fruchtbare Ent- 
wickelung hindeutet. 



Z. f. B. 1906,1907. 



• 1 



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Chronik. 



Ergänzungen zum Goedeke. 

Ein Stück Romantik aus der Bibliographie der 
deutschen Romantik. Wirr im Kopf wird dem Ärmsten, 
der heutzutage esunternimmt,ein vollständigcsExemplar 
der Werke des gclcscnstcn unter den Romantikern, 
Achim von Arnims, zusammenzustellen. Zunächst 
versucht eres mit der crsUn Ausgabe als der begehrens- 
werteren. Aber bald belehrt ihn Goedeke (zweite Auf- 
lage Band VI S. 77 Nr. 61}, daß von dieser Berlin 
i839f (und folgende) erschienenen Ausgabe nur Band I 
bis III und V bis VIII existieren sollen. Diese Angabc 
ist, obwohl aus der alten Auflage wieder abgedruckt, 
nicht richtig. Tatsachlich sind viel mehr Bände in 
dieser ersten Ausgabe erschienen; es existieren Bände 
mindestens bis Bandzahl 19. Immerhin gibt die Zu- 
sammenstellung aller Bande dieser ersten Ausgabe der 
Werke keine vollständige Sammlung, da wenigstens 
Band IV (Die Kronenwächter Band II) fehlt. Somit 
muß man sich an die zweite von Goedeke richtig ver- 
zeichnete Ausgabe in 22 Bänden halten; dieselbe ist 
datiert Berlin 1853 — 56. Da vollständige Exemplare 
der samtlichen Werke Achim von Arnims fast gar nicht 
mehr im Handel vorkommen, muß man die einzelnen 
Bände mit Eifer und Geduld nach und nach zusammen- 
tragen, und es ist nicht so schlimm, wenn dabei einige 
Bände aus der ersten Ausgabe mit den Jahreszahlen 
1839, 1840 usw. dazwischcngcratcn. Denn die An- 
ordnung des Textes, Format, Bandzahl usw. decken 
sich; es wirken keine besonderen Verschiedenheiten 
störend im Ensemble. 

Hingegen muß ein Warnungsmf erschallen, wenn 
sich Bände aus einer dritten, unserem Pfad weiser 
Goedeke ganz unbekannten „Neuen Ausgabe", die in nur 
21 Bänden vollständig ist, hinein verirren, welche durch- 
weg die Bezeichnung „Berlin, von Arnims Verlag" und 
die Jahreszahl 1857 trägt. Nicht deshalb sei gewarnt, 
weil diese dritte Ausgabe etwa minderwertig wäre; denn 
sie hat vielmehr Vorzüge vor den früheren und die 
Korrektheit des Textes ist die gleiche wie die der 
anderen, da es sich bei allen drei Ausgaben um den- 
selben Druck handelt. In hohem Grade unangenehm 
ist es aber, daß diese dritte Ausgabe der sämtlichen 
Werke eine an sich sachgemäße Umstellung der 
Bände mit neugedruckten Doppeltiteln aufw eist, so daß 
Band I-V die Novellen, Band VI-X die Schaubühne, 
Band XI— XIV des Knaben Wunderhora, Band XV— 
XVI die Kronen Wächter, Band XVII— XVIII Gräfin 
Dolores, Band XIX— XXI Landhauslebcn, Fäpstin 
Johanna und Gedichte enthält 

Enttäuschung erlebt also der glückliche Käufer von 
Band IV, wenn solcher die Jahreszahl 1857 aufw eist, denn 
die Kustode sagt ihm, daß er Band X der älteren Aus- 
gabe in Händen hat und das Titelblatt und Inhalts- 
verzeichnis recht haben, wenn sie den Inhalt mit Novellen 
Teil 4 angeben. 

Dagegen hat es der Bibliophile entschieden besser, 
der nur diese „neue" Ausgabe (für Goedeke neu im 
wahren Sinne des Wortes) „sammelt"; denn neben 



dem Vorzuge, daß Zusammengehöriges sich anschließt, 
bedenke man, daß der neben Band IV ebenfalls recht 
schwer erhältliche Band XXII gar keine Kopfschmerzen 
verursacht, weil er gar nicht existiert! Und doch ist diese 
seltsame und seltene Ausgabe ganz vollständig. Die 
Auflösung dieses Rätsels enthüllt uns Band V der 
neuen Ausgabe (1857); er umfaßt nämlich die Bände XI 
und XII der älteren Ausgaben, d. i. Wintergarten Teil I 
und II als einen Band, was ganz vernünftig ist, da diese 
Bände ziemlich dünn sind. 

Es ist also die neue (dritte) Ausgabe der sämtlichen 
Werke eine vollständige, aber zugleich vollständig um- 
geordnete Titel • Auflage, d. h. mit unverändertem 
Text oder richtiger w ieder benutztem Druck der älteren 
Ausgaben, so daß man sich bei einer Zusammenstellung 
der Werke A. v. Arnims, wenn man alle drei Ausgaben 
hierzu verwendet , nicht nach der Bandzahl des Titels, 
sondern nach dem Inhalt der Bände oder einfacher 
nach der Bandzahl der Kustoden am unteren Rande 
der ersten Seite jedes Bogens richten muß. 

Die falsche Angabe Goedekes ist um so seltsamer, 
w eil auf den Umschlagen der späteren Bände, die nicht 
so selten sind und ihm dennoch entgingen, gedruckt 
steht, welche Bande bereits erschienen sind. So enthält 
beispielsweise der mir vorliegende, im Jahre 1846 er- 
schienene Band XVI auf der letzten Umschlagseitc die 
Notiz „bis jetzt erschienen: Bd. I— III, V— XVI", die 
obendrein mit Titelangabc einzeln aufgeführt sind; femer 
„In Kurzem erscheint : Des Knaben Wunderhom 1 1 1. Bd." 
Übrigens findet sichbeiGoedekeanandet er Stelle(Bd.VI 
S. 73 No. 12 unter Wunderhom) die richtige Angabe 
bezüglich der Bande XIII, XIV, XVII und ihrem Er- 
scheinungsjahre (1845 und 46). — 

Schließlich sei im Heine-Gedenkjahr noch einer 
vergessenen Heine - Ausgabe gedacht, die ebenso 
hübsch wie selten ist. Eigentlich sind es deren zwei 
sogar, aber die eine ist offenbar aus der anderen ent- 
standen. Es sind 22 reizende Bändchen in Duodez, 
nämlich Teil 1 — 18, Neue Folge Band 1— III und ein 
Bändchen; Heinrich Heine, Erinnerungen von Alfred 
Meißner, die samtlich in grünen ornamentierten Um- 
schlägen in Amsterdam bei M. H. Binger & Söhne in 
den Jahren 1854—56 erschienen sind. In Meyers 
Heine- Bibliothek findet sich dieses Schlußbändchen 
mit der Bezeichnung „Nachdruck" auf S. 97 angeführt, 
aber die vorangehenden 21 Bände sind ihm entgangen. 
Anscheinend hat ein Verleger H. Nijgh in Rotterdam 
eine Titel Auflage in gleicher Ausstattung im Jahre 
1860 veranstaltet, wenn es sich nicht um eben neuen 
Nachdruck handelt. Auch diese Rotterdamcr Ausgabe 
fehlt bei Meyer. 

Daß auch die Literatur über Heinrich Heine sich 
in der genannten Bibliographie bedeutend vermehren 
läßt, sei nebenbei erwähnt. Es fehlen interessante 
Bücher wie z. B. der Illustrierte Volkskalcndcr für 1853, 
herausgegeben von Hoffmann, Stuttgart bei Hallbergcr, 
der zwei Radierungen von Neureuther zu Heine ent- 
hält. Unter 1845 vermisse ich die Abhandlung von 



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«3 



A. Rüge über die neueste deutsche Poesie Heine usw.\ 
die im Telegraph 1845 Nr. 4 enthalten ist. L'ntcr 1844 
fehlt Lud. KehSiabs „Paris im Frühjahr 1843", in 
drei Banden, Leipzig 1844; hier wird im 33. Brief ein 
Zusammentreffen mit Heine geschildert. Auch der 
Telegraph von 1844 bringt in Nr. 1 einen Aufsatz von 

G. S. (Schirges): Heine in Hamburg, 

Die bei Meyer Seite 77 aufgeführte Ausgabe der 
neuen Gedichte, zweite Auflage, Hamburg und Paris 
1844, ist zwar korrekt angegeben, aber der Zusatz: 
„Exemplare mit dem Vorwort geboren zu den größten 
Seltenheiten" etwas stark ubertrieben; der Zusatz ,, ziem- 
lich selten" wäre das Höchste, was man bewilligen kann. 

Sodann sei noch für das Jahr 1843 auf die fehlenden 
„Briefe eines Deutschen aus dem Exil" Wintcrthur 1843, 
aufmerksam gemacht, die eine Notiz über Heine ent 
halten, sowie für 1834 die dort fehlenden Koman/en 
und Balladen, welche Kaßmann in Quedlinburg 1834 
[Literaturkatalog 10t von Max Harrwit/ Berlin Nr. 896] 
erscheinen ließ und die zwei Gedichte von Heine 
enthalten. 

Besonders interessant ist aber die Rezension der 
Tragödien, welche im Jahre 1823 in Nr. 51 auf 
Seite 401 — 4 des litcraris« hen Wochenblattes ,,Hckatc" 
erschien und Fr. Meyer entging. Auch für das Jahr 
1837 kann das Taschenbuch für ernste und heitere 
Poesie, Auswahl deutscher Gedichte, herausgegeben 
von Ad. Glaßbrenner, sechs Teile, Berlin 1837, heran- 
gezogen werden, da es Beitrage von Heine enthalt. 
Unter 18; 1 fehlt die Zeitschrift „Der Sammler", ein 
L'ntcrhaltungsblatt, das im Jahrgang XIII. Wien 
1821 in Nr. 95 Byrons Manfred, nachgedichtet von 

H. Heine und in Nr. 125 „Der Herbst" von Heine ent- 
halt. Schließlich ist noch für 1838 das seltene Taschen- 
buch „Ich gedachte Dein", zu erwähnen, das Joh. 
Greger in Walterhof im Fichtelgebirge 1838 heraus- 
gebracht hat (vgl. meinen Literaturkatalog 101 Nr. 1261), 
in dem sich „Das Herzweh oder die Wallfahrt zu 
Maria, eine Legende" verändert wieder findet 

Derartige Ergänzungen werden sich leicht ver- 
mehren lassen und es wäre wünschenswert, wenn neu- 
gefundene Nachträge allgemein bekannt würden. 

Berlin. Mar Harrwit:. 



Ein Gelegenheitsgedicht des Barden Sined. Zu 
Gocdckes „Grundriß zur Geschichte der deutschen 
Dichtung" (2. Aull) $ 218, 1 1 — 4, icxjf. Unter den 
bardischen Gclegenheitsdichtungcn des Wiener Barden 
Sined. d. i. Joh. Nepomuk Cosmas Michael Denis, 
befindet sich auch ein Hochzeitsgedicht auf die Ver- 
mählung eines einstigen Schülers, das in der Sammel- 
ausgabe „Ossians und Sineds Lieder", Wien 1784, 
V, 157 ff. abgedruckt ist. Doch existiert auch ein Einzel- 
druck des Gedichtes, auf den P. v. Hofmann Wcllcnhof 
in seiner Monographie „Michael Denis. Ein Beitrag 
zur deutsch-österreichischen Literaturgeschichte des 
XVIII. Jahrhunderts", Innsbruck 1881. auf Seite 199, 
Anm. 5 hinweist. Obwohl nun von Gocdeke diese 
monographische Arbeit bereits herangezogen worden 
ist, entging ihm doch die Notiz, aus der sich der voll- 



standige Titel des seltenen Einzeldruckes übrigens 
nie ht entnehmen labt. 

Em Exemplar dieses verschollenen Druckes wird 
in der Fcrdinandrums Bibliothek zu Innsbruck auf- 
bewahrt; es trägt die Signatur F. B. 3093(7) und fuhrt 
den Titel. 

T>cr / StumenßraitJ , / am / pcnflerifcritouffniit- 
tifcfjcn ymutluijc / gefunden / doh / Sineo oem Uar- 
oett, / imo ron 21. p. / einem Dercb.rer / ocs / neu- 
perlobten paares, / jum Drude befördert. / tt^flT, 
/ georueft bey 3c.bami Ibomas €Meu o. Craltnent, 
/ K. K iMbudiörucfent uni> yu+fjäiiolern. / [77 
4°. 4 131- 

DerTexideszuölfstrophigenGedichtes — die Strophe 
zu sechs Versen — lauft von Blatt 2»— 4»; zu Beginn auf 
Blatt 2» ist die Cbcrschrift „Lied" und unter Blatt 3» 
die Blattzahlung 3* angebracht. Das Gedicht ist auch 
im Leipziger Muscn-Almanach für 1777, S. 207 ff. ab- 
gedruckt. 

Graz. Otmar Si hissel von Fiehnenberg. 




Shakespeares Spuren lassen sich wohl von seiner 
Wiege bis zum Grabe verfolgen, aber im ganzen ist 
das Licht spärlich, das uns seinen Lebensweg erhellt. 
Die Hoffnung ist dennoch niemals aufgegeben worden, 
daß eine gründlichere Durchforschung öffentlicher und 
privater Urkunden manche Aufklarung zutage fordern 
wurde. Eine solche gelang Sir Henry Maxwell Lyte, 
dem stellvertretenden Direktor des Staatsarchivs, der 
durch einen Fund den Vorhang abermals gelüftet und 
einen Mosaikstein Dl dem Lcbensbilde des großen 
Dichters hinzugefügt hat. Diese Entdeckung besitzt 
jedenfalls den Wert, daß nach peinlichster Prüfung an 
ihrer Echtheit von keiner Seite gezweifelt wird. 

Sir Maxwell Lyte und der als historischer Forscher 
bekannte Mr. W. U. Stevenson, hatten den Auftrag er- 
halten, das Hausarchiv des Herzogs von Kutland in 
Belvoir Castle durchzusehen, und bei genauer Durch- 
arbeitung dcrHaushaltungsbucher dcrFamilic während 
des XVI. und XVII. Jahrhunderts fanden sich auch in 
einem Bande die Rechnungen des sechsten Grafen von 
Kutland, beginnend mit dem August 1612 und endend 
mit dem August 1613. Der wörtliche Inhalt der zur 
Sache gehurigen Stelle lautet: 

„Item, 3t Martii 1613. to Mr. Shakspearc in gold 
about my Lorde s impreso, Xliiijs; to Richard Bur- 
bagc for paynting and making it, in gold X 1 i i i j s." 
Der Buchfuhrer hieb Thomas Scrcvin und der Posten 
war angesetzt unter der Generalüberschrift „Paymentcs 
for houshold stuff, plate, armour, hammers, anvyles and 
repai acions". 

Um die Angelegenheit verstehen zu können, wird 
es nötig sein, über die damaligen Sitten des Adels einige 
Worte zu sagen. Des Poeten naher Freund und pro 
fessioneller Kollege Burbage war der Teilhaber des 
ihm von dem Grafen von Rutland gewordenen Mode- 
auftrags, und es muß hierbei in Erinnerung gebracht 
werden, daß Burbage ebenso als Zeichner und Maler 
wie als Schauspieler von seinen Zeitgenossen anerkannt 



8 4 



Chronik. 



wurde. Ohne weiteres vermag ferner das Wort „Im- 
presso" oder damals korrekter geschrieben „Imprcsa" 
nicht verstanden zu werden. Vielfach bezeichnet es ein 
heraldisches, mitunter aber auch nicht streng heral- 
disches Wappen mit Wahlspruch, Motto oder Devise. 
Zur fraglichen Zeit bedeutete es in der Kitterwelt in- 
dessen hauptsächlich eine en miniature gehaltene de- 
korative Verschönerung des Schildes, der Waffe und 
Rüstung nebst einem klassischen und oft in irgend 
einer Beziehung zu dem Besitzer stehenden Zitat aus 
alten oder modernen Dichtem. Sir Philip Sidncys 
„Impresa" hatte z. B. den Wortlaut „Sine refluxu". 
Das Game wurde in seiner dekorativen Ausstattung 
als ein moderner Sport behandelt. 

Shakespeare erwähnt ein „lmprese" in „König 
Richard II." und zwar heißt die betreffende Stelle 
(Act III, Sc i, 1. 25): „Whilst you have fed upon 
my signories, Dispark'd my paiks and felld my 
forest-woods, From my own Windows tom my house, 
hold coat, Raz'd out my impress, leaving me no sign, 
Savc mcn's opinions and my living blood, to show the 
world I am a gentlcman." 

In der SchlcgelTieckschcn Übersetzung findet sich 
der obige Passus in der Milte der zweiten Szene wie 
folgt wiedergegeben 1 

„Indessen ihr geschwelgt auf meinen Gutern, mir die 
Geheg' entfegt, gefallt die Forste, Mein Wappen von 
den Fenstern mir gerissen, den Wahlspruch mir ver- 
löscht, kein Zeichen lassend, Als Anderer Meinung und 
mein lebend Blut." 

Im Jahre 1613 am Lady Day (25. März) erschien 
der Graf von Kutland in einem Turnierfest vor dem 
Königjacobl.mit seinem neuen,,/»///-««" und wird hier 
der Name des sechsten Grafen von Rutland zum ersten 
Male mit Shakespeare in Verbindung gebracht. Sein 
Onkel stand in nahen Beziehungen zu dem Grafen von 
Southampton, bekannt als Shakespeares Gönner, und 
seine Tante war die einzige Tochter von Sir Philip 
Sidney. 

Ein interessanter, auf den sozialen Unterschied 
zwischen Shakespeare und Burbage hinweisender Um- 
stand wird durch die in Frage kommende Eintragung 
sehr deutlich veranschaulicht; Der erstcre wird Mr. 
Shakespeare genannt, weil er 1 599 von dem Herolds- 
amt die Berechtigung erhalten hatte, ein Wappen 
zu führen und den Titel „Gentleman" beanspruchen 
konnte. Im übrigen wurde die Honorierung für beide 
in gleicher Höhe bewertet, d. h. jeder erhielt 44 
Schilling in Gold, vielleicht in der sogenannten „Angcls" 
ä It Schilling oder in Doppelkronen. Es bleibt zu 
bedauern, daß die Entdecker des Fundes, da ihnen 
das herzogliche Schloß und die Archive zu Gebot stan- 
den, nicht methodischer vorgegangen sind und zu 
ermitteln suchten, welchen Wahlspruch der Dichterfürst 
dem Hause Kutland damals gegeben hatte Hierdurch 
wäre der Schatz erst vollständig gehoben worden; 
jedenfalls aber hätte man das Eingeständnis erwarten 
können, daU trotz aller aufgewandten Muhen und allen 
Nachsuchens auf allen Wappen, Schildern, in Turnier- 
büchem und Chroniken nichts Bezügliches zu identi 
fizicren gewesen sei. 



In denselben Rechnungen, drei Jahre später in- 
dessen, kommt wiederum eine Eintragung für Burbage 
vor hinsichtlich eines ,. Impresa", honoriert mit 4 C St. 
18 Schilling zu einem Turnier, in welchem der Graf 
diesmal am 25. März 1616 vor Jakob I. kämpfte. Leider 
nur aus zu triftigen Grüuden konnte sich Shakespeare 
an der Ausfuhrung dieses „Impresa" nicht beteiligen, 
denn er lag um diese Zeit auf seinem Sterbebette. 

Einen ferneren Beitrag zur Shakespeare-Forschung 
lieferte Mr. C. W. Wallace, ein amerikanischer Professor, 
der in dem Archiv der Stadt London unter den alten 
Prozeßakten eine Klage von „William Shakespeare, 
gentlcman" an das Tageslicht hervorzog. Das Klage^ 
objekt bildete ein Haus in der Nähe von Blackfriars 
in London. 

London. Otto von Schleinitz. 



Goethe und das Duell. 

Der Zufall spielte mir jüngst ein Buch „Uber die 
Abschaffung der Duelle auf unseren Universitäten" in 
die Hand, das nach verschiedenen Richtungen hin In- 
teresse erwecken dürfte. Der Titel lautet: 

Wie die Duelle, diese Schande unseres Zeitalters, 
auf unsern Unh'ersitiiten so leicht wieder abgeschafft 
werden tonnten , nachgewiesen von Dr. Heinrich 
Stephan! , k. bair. Kirrhenrathe, Dekane und Ehren- 
ritter des k Hausritterordens vom h Michael. Leipzig 
1828, F. A. Brockhaus. 

Zuvörderst dürfte das Buch für die Bibliographie in- 
sofern in Betracht kommen, als auf Seite 131 ein ürief 
Goethes vom 5. Januar 1792 mitgeteilt wird, der zwar 
bereits in der Weimarer Sophien Ausgabe 4. Abteilung, 
9. Band, Seite 293 abgedruckt ist, ohne jedoch den 
Adressaten namhaft zu machen. Der Brief hat folgen- 
den Wortlaut: 

„Den mir von Ew. Hochwohlgcbl. zugesandten 
Entwurf eines Planes zur Abschaffung der Duelle 
habe mit Vergnügen gelesen und mich über den 
Gesichtspunkt gefreut, aus dem so viele hoffnungs- 
volle junge Leute diesen Gegenstand ansehn. Ich 
werde nicht verfehlen, Serenissimo sogleich das ein- 
gereichte Schreiben mit den Beilagen vorzulegen 
und wünsche mir Einfluss genug, diese gute Sache 
befördern zu helfen, und dabei das schmeichelhafte 
Zutrauen zu verdienen, womit mich ein so schätz- 
barer Theil unsrer akademischen Bürger beehrt hat. 
Weimar, den 5. Jan. 1792. 

/. W. Goethe. 

Wie sich aus dem Buch von Stephani ergibt, ist 
der Brief an einen Herrn von Deyn gerichtet, einen 
der Deputierten der zur Abschaffung der Duelle ver- 
bundenen Landsmannschaften. 

Was die Anteilnahme Goethes an diesen Bestre- 
bungen anlangt, so ergeben die in der Stcphani.schen 
Schrift mitgeteilten Aktenstücke, daß sich Deputierte 
eines großen Teiles in Jena Studierender in einer Ein- 
gabe, de dato Jena den 19. November 1791, an den 
Grothcrzog von Weimar gewandt haben mit dem Pe- 
titum: „dass sich alle Rechtschaffen denkende unter 
den Studirenden zu dem Zwecke vereinigen möchten. 



Chronik. 



85 



unter dem gnädigsten Guthcisscn Ew. Herzog!. Durchl. 
ein Paktum zu errichten, wodurch jeder dem Zwei- 
kampfe entsagte ; zu gleicher Zeit solche Bestimmungen 
zu verabreden, welche die Khrc eines jeden ge^en alle 
Beleidigungen in Schutz nehmen, und die wir zu seiner 
Zeit iur gnadigsten Bestätigung und Approbation vor 
zulegen nicht ermangeln werden." Sie bitten ferner 
„um Ernennung einiger Comissarien, unter deren Auf- 
sicht und Leitung sie diesen wohltätigen l'lan aus- 
führen können. Wurden dabei Ew. Herzog). Durch- 
laucht auf den Geheimenrath Goethe, und unter ihren 
hiesigen Lehrern auf die Hofrathe Schnauben und 
Schutz gnadige Rücksicht nehmen, so wurden sie sich 
eine desto glücklichere Vollendung versprechen, je all 
gemeiner und grosser das Vertrauen der hiesigen 
Studircnden zu diesen vortrefflichen Mannern ist." 

Die erbetenen Kommissarien wurden auch vom 
GroUherzog bewilligt und unter deren Leitung, vermut- 
lich mithin unter Mitwirkung von Goethe, ein Plan zur 
Abschaffung der Duelle ausgearbeitet, der zuvorderst 
den respektiven Landsmannschaften zur Begutachtung 
unterbreitet, sodann in einer Eingabe vom 3. Januar 
1792 an „die Durchlauchtigsten Erhalter der Gesammt- 
Akademie Jena zur hohen Einsicht und gnadigsten 
Ausfuhrung" vorgelegt wurde. Diese Eingabe enthalt 
den l'lan, den Goethe in seinem an den Deputierten 
von Dcyn gerichteten Schreiben vom 5. Januar erwähnt. 
Diesem Plane ist auch der Entwurf von „Gesetzen" 
beigefügt, der in der Stephanischen Schrift S. 120 ff. 
abgedruckt ist. Er zerfallt in allgemeine Gesetze und 
spezielle Gesetz«. Die allgemeinen Gesetze enthalten 
nichts Bemerkenswertes. Nummer 1 erklärt: „Jeder 
Student hat nach dem Ausspruche der gesetzgebenden 
Vernunft mit dem andern gleiche Rechte." 

Nummer y. „Wer von dem andern in seinen Rech- 
ten gekränkt wird, darf sich weder durch Zweikampf 
noch andere Mittet Selbstgenugthuung verschaffen; 
sondern muss sich darum an das akademische Gericht 

Hingegen enthalten die spericllen Gesetze einige 
merkwürdige, kulturhistorisch nicht ganz uninteressante 
Bestimmungen. Schon Nr. 1 mutet merkwürdig an: 
„Da die Rechte unter den Studirenden gleich sind, so 
ist jeder gehalten, dem andern die Hälfte auf der 
Strasse, oder wo sie sich sonst begegnen, auszuweichen." 

Nr. 4 lautet: „Wer den andern schimpft und ihm 
der Ehre nachtheilige Dinge entweder ins Gesicht oder 
hinter dem Rücken sagt, muss im überwiesenen Falle 
vor dem akademischen Gerichte dem beleidigten Theil 
in Gegenwart mehrerer Freunde, die dieser mitzu- 
bringen das Recht hat, öffentlich Abbitte thun, auch in 
sehr gravirten Fällen sogar eine schriftliche Ehren- 
erklärung ausstellen. Pasquillanten werden mit acht- 
tägigem Carcer bestraft." 

Die Nummern 6 und 8 regeln im folgenden das 
Schlagen mit der Hand: 

„Jeder einfache Schlag mit der Hand wird mit 
zweitägigem Carcer bestraft, es mag der Schlagende 
von dem andern geschimpft worden sein oder nicht." 

„Mehrere Schläge mit der Hand werden mit acht 
und mehrtägigem Carcer bestraft." 



„Damit die Carcerstrafe gehöriges Gewicht erlange, 
so wird aj Niemand anders als dem Wächter oder 
einem Atzte erlaubt, zu dem Gefangenen zu gehen, 
b) Darf ihm des Morgens nichts als eine Portion Kaffee, 
des Mittags Suppe, Gcmuss und Fleisch, des Abends 
eine Portion Braten, und als Getränke nicht mehr ab 
zwei Maas Bier, Wasser aber in beliebiger Menge ge- 
geben werden." 

Nummer 1 1 setzt strenge Bestimmungen für Aus- 
übung des eigenen Hausrechts wie folgt fest: 

„Wer in seinem Zimmer den andern auf eine grobe 
Art, ohne vorhergegangene Beleidigung, oder ohne 
vorhergegangenes höfliches Ersuchen, ihn allein zu 
lassen, oder sonstige vorhergegangene Erklärung, dass 
er sich dessen Besuche verbittet, zur Thure hinaus 
weist, oder gar hinauswirft, wird im ersten Falle mit 
eintägigem, im zweiten mit zweitägigem Carcer be- 
straft." 

Am eigentümlichsten berührt Nr. 12, die einen 
wunderbaren Einblick in die damaligen unter den 
Studenten und zwar wahrscheinlich nicht nur unter den 
Jenenser Studenten augenscheinlich herrschenden Ge- 
brauche gewahrt, 

„Das Begiesscn mit dem Nachttopfe ohne vorher- 
gegangenes dreimaliges Kopfwegrufen wird das erste 
Mal mit dreitägigem Carcer, das zweite Mal, wenn es 
in einer Frist von sechs Monaten geschieht, mit acht 
Tage Carcerstrafe belegt. Ausserdem muss er die be- 
schädigten Kleidungsstücke bezahlen" 

Scharfe Bestimmungen enthalten die Nummern 14 
und 15s 

„Wer sich wirklich schlägt, wird cum infamia rele- 
girt und zugleich sein Vaterland davon benachrichtigt." 

„Wer einem Zweikampfe beiwohnet, wird als Theil- 
nehmer einer solchen entehrenden Thorheit gleichfalls 
relegirt." 

Irgend etwas darüber, was weiter aus der Eingabe 
beziehungsweise aus dem ganzen Plan geworden ist, 
ist aktcnmaüig nicht bekannt. Stephani erwähnt (S. 97). 
da& ein hierüber gepflogenes Gespräch mit Goethe 
nicht viel Gutes ahnen lasse, 

„denn dieser Hess die Worte fallen, dass man die 
Eingabe nur für das Werk einiger bessern Köpfe hielt, 
dasselbe dem noch rohen Geiste des grossen Haufens 
aber nicht entspräche; und es sei eine Maxime der 
Rcgicrungsklugheit: ,Die Menschen nicht so zu be- 
handeln, wie sie sein sollten, sondern wie sie wirklich 
sind'." 

Die Eingabe scheint einfach ad acta gelegt worden 
zu sein. 

Berlin. Dr. Ernst Magnus. 



Verschiedenes. 



Der VI. Band von KUmschs Jahrbuch (1903) mit 
seinen vielen technischen Abhandlungen und Berichten 
über Neuheiten aus dem Gesamtgebiete der graphi- 
schen Künste enthält wieder mehrere für unsere Leser 
ganz besonders interessante Artikel. Friedrich Bauer 
erörtert den modernen Buchiiiel. Bauer beginnt mit 



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86 



Chronik. 



einer Geschichte des Titelsatzes; es ist unsern Lcsem 
ja bekannt, daß die ersten Hucher, auch die gedruckten, 
noch keinen Titel führten, sondern mit einer vollen 
Seite, meist einem schongezierten Initial unter den 
Einleitungsworten: „Hier beginnt das Buch" anhoben. 
Erst allmählich loste sich die Überschrift vom Texte 
und nahm langsam die ganze erste Seite in Besitz. 
Bauer erwähnt lobend die lapidare Kürte der ältesten 
Titel und bringt in seinen, dem Text eingestreuten Ab- 
bildungen ein paar Beispiele aus den verschiedenen 
Jahrhunderten, mit dem Teuerdank von 1517 begin- 
nend. Der Begriff eines „modernen" Buchtitels, meint 
Bauer, sei sehr unbestimmt und bestünde oft nur darin, 
daß der sogenannte Titel an seinem Platze über- 
raschend eigenartig oder auch absonderlich wilkc, so 
dali mancher alte Titel unter die Rubrik „modern" in 
diesem Sinne fallen dürfte. Zweiunddreißig wirkliche 
Buchtitel in verkleinertem Maßstabe dienen dem Artikel 
als Anschauungsmaterial. Der Verfasser bestimmt zu- 
erst die Teile des Titels und stellt dann allgemeine 
buchasthetische Sätze auf, wie sie xum Teil an dieser 
Stelle schon vielfach ausgesprochen worden sind, zum 
Teil mir aber auch zu rigoros erscheinen. So heißt 
Satz 2: Der Titel soll so wenig als möglich verschie- 
dene Schriftgrößen aufweisen. Da auf einem Titel nur 
Notwendiges stehen soll, so habe es keinen Sinn, einen 
Teil des Wortlauts durch übermäßige Kleinheit vor 
dem übrigen zurücktusetzen. Hier entscheidet meines 
Erachtens die Augenfälligkeit allein. Die übrigen For- 
derungen des Autors sind so berechtigt, daß manches 
als selbstverständlich erscheint, gegen das doch viel 
verstoßen wird, wie gegen Satz acht, der lautet: 
Zierat auf dem Buchtitel ist auf das äußerste zu be- 
schränken! Die Zeit der goldüberklcxstcn Pracht- 
ausgaben ist ja glucklich überwunden, aber es gibt 
unechte „I.icbhabcrbändchen", die eben so schlimm 
sind wie jene und ganz besonders wird auf der er- 
giebigen Flache der Dcdikationsexemplare gesündigt, 
so daß sie bisweilen reliefierlen Landkarten gleichen. 

Mit einigen Worten über den Charakter des 
Rcklametitcls, der ja dem Buchumschlag und lnncn- 
titcl nahe verwandt ist, endet der Aufsatz. Ihm 
schließen sich zwei Artikel von Wilhelm Hellwig an: 
„Neubuchstaben für den Sprachschatz" und „Die Sats- 
technik des Auslandes" . Erstcrcr ist auf sprachver- 
gleichcndcr Grundlage aufgebaut und behandelt, nach 
Ländern geordnet, Versuche auf dem Gebiet der Neu- 
schaffung und interessiert mehr den Neuphilologen; 
letzterer beschäftigt sich ebenfalls mit Vergleichen, die 
sich aber auf das Handwerksmäßige, sozusagen auf 
das eigentliche Typenbild beziehen. 

Aus der großen Reihe weiterer wertvoller Beiträge 
erwäline ich noch : Die Reproduktion von Karten und 
Planen von Friedrich Hesse — Die Spielkartenfabrika- 
tion von August Weichelt — Über den Lichtdruck in 
den Tropen von A. Saal — Papiergefuge und Bedruck- 
barkeit von Dr. Paul Klemm. 

Besonders letzterer Artikel verdient die Beachtung 
unserer Leser. Man weiß oft nicht, an welcher Tücke 
eine sorgsamst vorbereitete Reproduktion scheitert, 
eine gepflegte Type ihre Schärfe verliert. Über die 



verschiedenen Strukturen im Papier und ihre Ver- 
wendbarkeit, über die Ungccignetheit spaterer Nach- 
glättung der Oberfläche, über die Art, die Struktur 
eines Papiers beurteilen zu lernen, gibt Dr. Klemm 
wichtige Fingerzeige, 

Der in graues Englischleinen mit grau-goldner 
Titelpressung gekleidete Band entspricht natürlich in 
seiner sorgsamen Einfachheit den ästhetischen Grund- 
sätzen seiner Mitarbeiter. Das graublaue, leicht ge- 
musterte Vorsatzpapier, der scharfe einheitliche Druck 
auf schön gerieftem Material, die tadellos ausgeführten, 
auf farbigem Karton aufgezogenen Buntdruckbcilagcn 
respektive die Heliogravüren auf Kupferdruckpapier 
bilden ein harmonisches Ganze. -m. 



Oskar Bie: „Der Tans". Verlag von Bard, Mar- 
quardt & Co., Berlin 1906. 

Ein ästhetischer Univcrsalismus, der Bie „die Zeit, 
alle Zeit in beweglichen Dingen" rhytmisieren heißt, 
gibt seinem Buch — ganz abgesehen von der virtuosen 
Sprachtechnik, plastischen Deutlichkeit und schließlich 
fast dichterischen Gestaltung des Stoffes — vor allem 
jenen weiteren Horizont, den wohl alle Werke über 
das gleiche Thema vor Bie pedantisch-einseitig ver- 
missen üeßen. Noch vor den Rhytmen des Tanzes 
lauscht Bie den Khytmcn des freieren Sturmes, der 
über die Steppen wandert, dem wechselnden Liede 
der Ströme und Meere, dem Rhytmus der zeitlichen 
Wolken, die über den Berghang tanzen. Rhytmus 
ist alles: „Der gesellschaftliche Verkehr", „Das Fest 
der Elemente" — zwei geistreiche Kapitel aus dem 
Bicschcn Buche, die die Entstehung des „Tanzes als 
Kunstwerk" einleitend illustrieren, bis es dann „Die 
Musik" vollenden hilft, die sich als abstrakte Kunst 
übrigens von rein physischen Rhytmen langst befreit 
hat. Indes spricht Bie nicht allein als Ästhet, er will 
zeitweilig auch Gelehrter sein, der aus Quellen erhärtet, 
wie er zu Prinzip und Anschauung kam. Uns mag 
seine Vielseitigkeit um so erw ünschter sein, als er auf 
seinem Marsch durch Kunst und Natur häufig genug 
Gebiete aufdeckt, die nur selten beschritten oder 
besser: heute schon wieder vergessen sind. Bie spricht 
vom Rhytmus des Feuers, den prunkliebendc Höfe 
zu festlichem Schauspiel in ihre Dienste stellten : dabei 
gibt er die wichtigsten Bibliographien verschollener 
Feuerliteratur. Er gibt die Entwicklung des „Gesell 
schaftstanzes" von der Renaissance, die ihn erst schuf, 
bis herauf ins XIX. Jahrhundert: dabei vergißt er nicht, 
die wichtigste Tanzliteratur zu zitieren. Arbeau in 
Frankreich, die Italiener Caroso und Ncgri, die spateren 
Franzosen Feuillet, Rameau, Noyerre— Noycrrc fuhrt 
das große Wort namentlich in Bies entzückendem 
,. Ballet" — , selbst Tauberts dicker und langweiliger, 
aber doch „Rechtschaffener Tanzmeister" von 1717, 
dann um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts 
Cellarius" Tanzlehrbuch defilieren an der Seite weniger 
berühmter Kollegen vorbei. Einer der glücklichsten 
Essays, „Der Tanz im Dienst", stellt Kulturelles aus 
jüngster und älterer Zeit hart nebeneinander, aber man 
wird die historischen Ausführungen über den sich 



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Chronik. 



87 



mählich entwickelnden und ästhetisch ebenso oft wie 
kriegerisch verwerteten Rhytmus des Soldatcntums 
mit nicht geringerem Vergnügen lesen, als etwa Bics 
Skizzen über Geschichte und Wesen des Sports. 

Im übrigen: ein bibliophiler Band, dem die ganze 
Sorgfalt unserer Zeit die geschmackvollste Ausstattung 
lieh. Auf weiches rotes Leder ist in Gold eine Tänzerin 
eingepreßt, die sich graziös auf blutenbestreuter Wiese 
dreht. Hinter ihr, gleichfalls in Gold, beschnittene 
Taxushecken. Dann grun weißes Vorsatzpapier mit 
Blumenmotiven und einfacher Lyra in jeder Ecke. 
Unter den Kunstbeilagen — es sind ihrer im ganzen 
gerade hundert — muH man kaum eine besonders 
hervorheben; die Illustrationen zu Bies Text sind den 
Werken der besten Meister aller Volker entnommen. 
Die Art, wie sie den Text des liui hes unterbrechen, 
zeugt übrigens von raffiniertem Geschmack. Zwischen 
weitem, schönleitrigcm Büttenpapier tragen unaufdring- 
liche, schwere grau-braune Sonderblätter die Repro- 
duktionen. Watteaus farbige „Gesellschaft im Freien" 
ruht als Titelbild auf schwarzem Hintergrund. Von 
Karl Walser — auch die Tänzerin in Gold ist sein 
eigen, die dann als eine der Hauptvignetten immer 
wiederkehrt — rührt der Buchschmuck her. Bie hat 
die graphische Darstellung der Courantc und des 
Menuetts in sein Werk nicht mit aufnehmen wollen, 
um, wie er selbst sagt, „die tänzerische Linie Walsers" 
nicht zu unterbrechen. Das ist zugleich auch Walsers 
beste Kritik. 

Berlin. A'<?r/ Fr. Nowak. 



Die öffentlichen Biblivthektn und die tthone Lite 
ratur. Mit besonderer Beziehung auf die Colncr Stadt- 
bibliothek von Dr. Adolf Keysser. Com 1903. Verlag 
der Du Mont-Schaubergschen Buchhandlung. — Ver- 
öffentlichungen der Stadt-Bibliothek in Cln. Beiheft 5. 
VIII u. 26 S. 

Die bemerkenswerte kleine Schrift tritt in warmen 
Worten für eine Reform unserer öffentlichen Biblio- 
theken nach der Richtung hin ein, daß sie nicht nur, 
wie dies gegenwärtig meistens der Fall ist, rein wissen- 
schaftlichen Zwecken dienen, sondern auch dem Unter 
haltungsbedürfnis entgegenkommen sollen. Für die 
richtige Schätzung der poetischen Literatur wäre die 
Erkenntnis von hohem Werte, daß sie, sofern die Be- 
nutzung der Bibliotheken jedermann gestattet und von 
keinerlei Zwang oder Vorurteil eingeschnürt wäre, ein 
vortreffliches Mittel sein würde, die ästhetische und 
damit auch die ethische Bildung weiterer Volkskreise 
zu fördern und das Problem einer einheitlichen Volks- 
bildung seiner Lösung näherzubringen. Die praktischen 
Vorschläge des Verfassers laufen darauf hinaus, daß er 
den Bibliotheken eine Vermehrung ihres Besitzstandes 
an Werken heimischer Dichter, sodann aber auch an 
literargeschichtlichcn Werken, Reden, Briefen und Bild- 
nissen von Dichtern, an guten Übersetzungen fremd- 
sprachlicher Werke und nicht zuletzt auch an Romanen 
empfiehlt. Keysser beklagt es, daß die Sammelarbcit 
unserer Bibliotheken auf dem Gebiete der poetischen 
Literatur noch nicht allgemein geregelt ist. „Haben 



wir erst ein großes deutsches Bildungsanit, es wird 
auch hier ein weites Feld für regulierende Tätigkeit 
voi finden." Von den wissenschaftlichen Bibliotheken 
erstreben einige große Zentralen annähernde Voll 
standig keit; anderen, auf die Provinzen verteilten An- 
stalten -- man hat sie unter dem Namen ,, Territorial- 
bibliothekcn" genannt — , fallt dann die Aufgabe zu, 
zunächst in größerer Auswahl das anerkannt Beste aller 
Zeilen und Volker zusammenzustellen, hierauf aber die 
ganze pocti>chc Literatur desjenigen räumlichen Ge- 
bietes, für das sie zunächst wirken sollen, vollständig 
zu vereinigen und damit an ihrem Teile zur Pflege und 
Erhaltung eines blühenden Zweites der „Heimalkunst" 
beizutragen. Die Colncr Stadtbiblioihek hat sich seit 
einigen Jahrzehnten zu einer bevorzugten Stelle für die 
Ansammlung und das Studium der gesamten Literatur 
zur Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz 
entwickelt, und Dr. Keysser legt am Schluß seiner 
Ausfuhrungen das Programm dieser Bibliothek, deren 
Direktor er ist, naher dar. Bei der Sammlung der 
poetischen Literatur werden zwei verschiedene Rich- 
tungen eingehalten. Es handelt sich zunächst um die 
Werke derjenigen Dichter, die nach Geburt oder 
wegen langjährigen Aufenthalls als Rheinländer zu be- 
trachten sind, dann aber auch ohne Rucksicht auf die 
Herkunft oder den Wohnort des Verfassers um alle 
diejenigen Dichtungen oder Sammlungen von solchen, 
deren Gegenstand dem Rhcinlande, seiner Natur, Ge- 
schichte oder Sage entnommen wurde. Eine Kritik 
dem dichterischen Werte nach wird bei der Aufnahme 
ebensow enig geübt w ie nach Konfession oder politischer 
Stellung der Autoren. Das liier aufgestellte Programm 
ist im höchsten Grade nachahmenswert, und es bleibt 
nur zu wünschen, daß sich recht viele Städte im deut- 
schen Vatcrlande finden möchten, die Colns Beispiele 
folgten. 

Leipzig Gautzsch. Paul Seliger. 



Ein paar hübsche Buchausstattungen verdienen er- 
wähnt zu werden. 

Der Segen, Dichtungen von Will Wesper ist in 
der C, H. Beckschen Buchandlung in München (1905) 
zum Preise von M. 2.40 erschienen. Der Buchschmuck 
von Kate Waentig zeichnet sich durch entschiedene 
Originalität aus. Er begleitet in Form von Kopf- und 
Fußleisten den in schönen großen lateinischen Typen 
gedruckten Text und ist in seiner Anordnung so eigen- 
artig, daß man ihn nirgends einzureihen weiß. Bald 
scheint es, als habe der Panzer eines Schalticrs das 
Grundmotiv abgegeben, bald sind es pflanzliche Formen, 
die variiert erscheinen. Der Umschlag besteht aus 
einer Art bräunlicher Büttenpappe, von der ein dem 
Prinzip der hängenden Fuchsien etwa allgelauschtes 
Muster, auf tiefgrauem Grunde mit blauen Samen- 
stcmpcln, sich vornehm abhebt Ein ausgespartes 
rechteckiges Feld trägt den Titel. Die Rückseite trägt 
rechts oben ein Signet: die Buchstaben C. H. B. 
in einem von blauen Früchtchen erfüllten Ring. Das 
gleiche hübsche Signet wiederholt sich auf dem 
schmalen, glanzfascrigen Falz, der an Stelle des üblichen 



88 Chronik. 



Schmuzblattes steht. Unter dem Text des Titelblattes 
befindet sich ein Rechteck, das mit assyrisch wirken- 
dem Linienschmuck ausgefüllt ist. 

Held und Holdin. eine Improvisation von Waller 
Rodlo, gehört zu den Neuerscheinungen des Modernen 
Verlagsbureaus (Curt Wigand, 1905, Berlin -Leipzig). 
Der Buchschmuck beschränkt sich hier auf schmale, 
zierliche Bcerenlcistchen in Corinthrot und ebensolche 
Initialen, auf zwei Masken hinter dem Innentitel, und 
einen Ritter als Cul-de lampe. Dieselben Masken bil- 
in Goldpressung den einzigen Schmuck des ge- 
corinthbräunlichen Deckels. Ganz reizendes 
Vorsatzpapier, corinthfarbene Ritterspornblüten mit 
feinem grünen Stielgewirr und mattgelblichen Zwischen- 
feldern, ist zur Auskleidung verwendet worden. 

Aus dem Verlag von A. Francke in Bern (1906) 
rührt ein Band „Hochseitsspiel" von Carlot Sf rasser 
her, der auf hervorragend schönem gerissenem l'apier 
gedruckt ist und ebenfalls sehr niedlichen Vorsatz — 
weiße Beeren an grünen Stengeln auf sanftgrünem 
Grund — hat. Gegen den imitiert-pergamentnen Um- 
schlag mit seinem vielen Gold und dem wahrscheinlich 
heliogravürten Bachushaupt in Dunkelrot, ist allerdings 
vom buchästhetischen Standpunkt sehr viel einzu- 
wenden. 

Unter den letzten Veröffentlichungen der Deut- 
schen Verlagsanstalt in Stuttgart befindet sich u. a. 
„Großmutter, ein Buch von Tod und Leben. Gespräche 
mit einer Verstorbenen." Herausgegeben von Richard 
Schaukai. Der graue halbrauhc Einband zeigt eine 
feine Ziervignette in dunkelblauen Linien von Heinrnh 
Vogeler, in deren Mittelschild der Titel in dunklem 
Braun gedruckt ist. Die Vignette wiederholt sich ein- 
farbig auf dem Schutzumschlag. Als Vorsatz wurde 
ein geometrisches Muster in Gelb und Graugrün ge- 
wählt Von vornehmer Wirkung ist der Innentitel, 
dessen schwarze schlanke Typen nur durch zwei grau- 
blaue Striche und ein winziges Kränzlein gehoben 
werden. 

Einesder neuesten Druckwerke aus den „Endymion- 
Series" von George Bell & Sons in London ist der 
Gedichtband von Alfred Tennyson. Die Illustrationen 
stammen von Eleanor F. Brickdale und sind in der 
bekannten etwas süßlichen englischen Manier gehalten: 
sehr viel Figürliches und meist das Stoffliche des Ge- 
dichtes zur Darstellung verwendet. Keiner Buch- 
schmuck ist wenig vorhanden, doch findet sich grade 
unter den stilisierten Blumenrahmen der Vollbilder 
manche feine und zierliche Leiste, so unter anderem 
die Schneeglöckchen zu „St. Agnes Eve" oder der 
Rittersporn zur ,,Princess". Besonders hübsch gelungen 
ist die Schluüvignette : Efeublätter um eine der Sonne 
zujubelnde Lerche. Hier fallt auch der Hang zum 
Kleinlichen weg, der englischen Durchschnittsillu- 
strationen so oft anhaftet. — m. 



Ein uraltes Volksbuch der Norweger, Snorre 
Sturtassöns Königssagas (nach den Anfangsworten des 
ersten Kapitels lange „Heimskringla" = die runde 
Scheibe der Welt, bezeichnet), die das Leben der 
norwegischen Könige bis 1 177 lebendig und volks- 
tümlich schildern, ist in neuer, sehr wohlfeiler „National- 
ausgabe" erschienen, die dadurch ermöglicht ist, daß 
das norwegische Storthing, übrigens schon 1900, also 
nicht erst unter dem Einfluß der gegenwärtigen natio- 
nalen Bewegung im Lande, 20000 Kr. dazu bewilligte. 
Bücherfreunde werden naturlich dieser billigen Oktav- 
ausgabe die ursprüngliche in Quart von 1899 vor- 
ziehen, die erste und bisher vorzüglichste Leistung 
neuer norwegischer Buchkunst. Dem Verlag, J. M. 
Stencrsen & Co. in Kristiania, gelang es, zu der sehr 
reichen Illustricrung so hervorragende Künstler wie 
die Maler C. Krohg, Gerhard Munthc, E. Werenskjold, 
V. Wetlesen und andere zu gewinnen. Ihre Bilder 
entsprechen dem altnordischen Geist des Werkes 
meistens gut in ihrer alten Holzschnitt-Strichzeichnung; 
namentlich Munthc, der auch ein Inilialalphabet und 
zu jeder Seite oft abwechselnde Kopfleisten lieferte, ge- 
bietet über eine echt nordische Phantasiekunst ; sein 
Vermögen, auf kleinstem Raum eine Kreis- oder 
Vicrccksform, die als Zwischenstück zu zwei nebenein- 
anderstehenden Versstrophen dient, mit phantastischen 
Tieren, Windungen, Gewächsen oder Skizzen aus dem 
Hcldenzeitalter zu füllen, ist einzigartig. Die möglichst 
wortgetreue Übersetzung in modernes Norwegisch be- 
sorgte eine Autorität Professor Gustav Storm. Seine 
Darstellung von Snorres Leben und Schriften, An- 
merkungen, Namenregister, Kartenskizzen und Ab- 
handlung über die vorhandenen Handschriften und 
verschiedenen Ausgaben verleiht dem Buche Be- 
deutung auch für die Wissenschaft Dazu kommt ein 
photochcmigraphischcs Faksimile des einzigen er- 
haltenen Blattes der ältesten bekannten H andschrift, die 
um 1260, 20 Jahre nach Snorres Tod, auf Island ge- 
schrieben wurde und 1728 mit der Kopenhagener Uni- 
versitätsbibliothek verbrannte. Für den Bibliophilen 
sind weiter von Interesse das charakteristische Porträt, 
das Krohg von Snorre gibt, die Reproduktion von 
W. G. Collingwood» Gemälde der Landschaft Snorra- 
laug bei Reykjaholt und besonders die Faksimilia der 
ersten Seite in 10 verschiedenen Ausgaben dieser Sagas, 
von Mathis Störsöns Auszug Kopenhagen 1594 an bis 
zu St Schjötts Übertragung in norwegisches Lands- 
maal und Finnur Jonssons philologisch-kritischer Aus- 
gabe; ferner schmücken Bildnisse Storms und der 
Illustratoren sowie der früheren Übersetzer das Werk. 
Sein Inhalt selber gewinnt aktuelle Bedeutung heute, 
wo Norw egens ruhmvolles Königtum erneuert ist, dessen 
alten Träger schon so oft die Namen Haakon und 
Olav führten. G. B. 



Xaehdruek veri-eten. — Alle Rechte is'rbehatfen. 
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zobcllltl in Berlin W. 1$. 

All« Sendungen redaktioneller Natur an denen Adrette erbeten. 



Gedruckt Ton W. Ürngulin in UlptJf fi.r Velhagen « Klat.ng h Bielefeld und l.eipng auf Papier der Neuen Papier - Manufaktur 

ut Strasburg .. K. 



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ZEITSCHRIFT 



FÜR 



BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. 

Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz. 

10. Jahrgang 1906/ 1907. Heft 3: Juni 1906. 



Aus den Mannesjahren Friedrich Halms. 

Reisehrit-fe aus des Dichters un^edrucktem Nachlaß, 



mitgeteilt von 
Dr. Anton Schlossar in Graz. 



Inter den österreichischen dramatischen 
Dichtern der Grillparzerzeit nimmt der 
Freiherr Eligius von Munch-Belling- 
hausen, rühmlich bekannt unter seinem Poeten- 
namen Friedrich I lalm, nach dem Großmeister 
der österreichischen Poeten unbedingt die erste 
Stelle ein. Man nag im einzelnen an seinen 
recht viel bewunderten und in ganz Deutschland 
begeistert aufgenommenen I lauptdramen: Grisel- 
dis, Ein Sohn der Wildnis, Der Fechter von 
Ravenna, Wildfeucr heutzutage man 
ches ausstellen und einen scharfen 
ästhetisch-kritischen Malist, il > 
berechtigt finden, muli aber 
jetzt wie früher anerkennen, 
daß I lalm dramatische 
Kunstwerke reich an ech- 
ter Poesie geschaffen hat, 
die zum I Ierzen sprechen, 
daß er eine dramatische 
Technik besaß, die alle 
Mittel ins Treffen zu führen 
und vorzüglich zu verwen- 
den wußte, daß er selbst den 
scheinbar spröden Stoff auf die 
gewandteste Art wirksam zu formen 
verstand. Daneben hat Fried- 
rieh Halm auch als Lyriker **> k. k Hoib.biio 

2» f. B 1906,11907. 



Beachtenswertes und als Novellist Weniges, 
aber Ausgezeichnetes geboten. Aus dem Leben 
Halms sind nur vereinzelte Mitteilungen bekannt 
geworden, bis der Verfasser dieser Zeilen ver- 
sucht hat, anlaßlich «1er I lerausgabe von „Halms 
Ausgewählten Werken" in vier Bänden (Leipzig, 
Max Hesse, 1904) eine zusammenhängende, 
möglichst ausfuhrliche Darstellung vom Leben 
und Wirken des am 22. Mai 1871 im 65. Jahre 
seines Alters verstorbenen Dichters als Ein- 
— _ _ leitung jener Ausgabe abzufassen. 

Mannigfaches ungedrucktes Ma- 
terial hat dabei zu Gebote 
gestanden und ermöglichte 
es, den Menschen und 
Dichter zu schildern und 
verschiedene irrige An- 
schauungen zu berich- 
tigen, die lange Zeit hin- 
durch über ihn sich als 
eine Art Tradition fest- 
gesetzt erhielten. Früh- 
zeitig einer liebenden Mutter 
beraubt, wurde der junge 
Freiherr zumeist außerhalb des 
Hauses erzogen. Eine Zeitlang 
war dies in dem Stifte Melk 

il Xnnchl 

ihek in »'im um in*» an der Donau der Fall, wo der 

■a 




9o 



Schlossar, Ans den Mannesjahren Friedrich Halms. 



Geistliche Michael Enk von der Burg sein 
Lehrer wurde, derselbe Enk, der später die 
hervorragende Begabung Halms als Dichter 
erkannte und ihm beim poetischen Schaffen 
beratend und helfend zur Seite stand. Enk 
ist selbst eine charakteristisch hervortretende 
Gestalt im literarischen Leben Altösterreichs. 
Seine Dichtungen und seine ästhetisch-kritischen 
Arbeiten erweisen ihn als scharfen Denker und 
geistvollen Poeten. Leider war das Leben, das 
er im Stifte Melk als Konventuale geführt, kein 
glückliches; er fühlte sich nicht wohl im geist- 
lichen Stande und dies führte schließlich dahin, 
daß er am II. Juni 1843 ein selbstgcwähltcs 
Ende in den Wellen der Donau fand. Sein 
Schüler Halm hat dem älteren Freunde und 
Berater stets ein pietätvolles Andenken bewahrt 
und ihm auch in Grafenwörth a. d. Donau ein 
Steinmonument setzen lassen. 

Münch-Halm war, abgesehen van seinem seit 
der Aufführung der „Griseldis" (1835) ihn immer 
mehr der Höhe des Ruhmes zuführenden poeti- 
schen Schaffen, auf der österreichischen bureau- 
kratischen Laufbahn rasch vorwärts gekommen. 
Als Verwaltungsbcamter bekleidete er schon 
1844 den Rang eines wirklichen Rc^icrungs- 
rates. In dem genannten Jahre aber wurde er 
zum Kustos und Vorstande der kaiserlichen 
Hofbibliothek in Wien und damit auch zum 
Hofrat ernannt, mit Hintansetzung Grillparzcrs, 
der sich um dieselbe Stelle beworben hatte 
und seinen Mißmut über deren Nichterlangen 
nie verwinden konnte. So hatte Baron Münch 
eine glänzende Stellung erreicht; später, im 
Jahre 1867, gelangte er zu einer der höchsten 
und einflußreichsten Stellungen überhaupt, da 
er zum Generalintendanten der k. k. Hoftheater 
und zum I Iofbibliothekspräfekten ernannt worden 
war. Aber Halm war dennoch stets eine ver- 
schlossene, niemals zufriedene Natur, die der 
Welt mehr oder weniger verbittert gegenüber- 
stand. Der Grund hierfür ist wohl in seinem 
Familienleben und in den Kränkungen zu suchen, 
die ihm auf literarischem Gebiete zugefügt 
wurden. Er hatte schon mit 20 Jahren Sophie, 
die Tochter des Freiherrn von Schlössnig, des 
Besitzers der Herrschaft Ebergassing nahe der 
Donau, geheiratet. Aber die geliebte Gemahlin 
erkrankte nach einigen Jahren der glücklichen 
Ehe und ein vieljähriges Leiden fesselte sie fast 
ununterbrochen an das Haus, in dem der Gatte 



deshalb nur Kummer und Sorge finden sollte. 
Was die erwähnten Kränkungen auf literari- 
schem Gebiete betrifft, so hatten Böswillige das 
Gerücht verbreitet, I lalms Dramen seien eigent- 
lich von Enk verfaßt, und es bedurfte des 
energisch verteidigenden Auftretens hervor- 
ragender ernster Schriftsteller, wie z. B. H. 
Laubes, um diesen Klatsch als halüos dar- 
zustellen, bis er nach Enks Tod sich als 
völlig nichtig erwies. Wie noch viel später 
Halm als Verfasser des „Fechter von Ravenna" 
des Plagiats an dem albernen Schulmeister 
Bacherl beschuldigt wurde, ist eine literar- 
geschichtlich bekannte lächerliche Tatsache, 
die aber des Betroffenen Kränkung neu und 
heftiger aufleben ließ. Aus diesen Gründen 
lebte auch Münch ganz zurückgezogen. Er 
hatte als jüngerer Mann mit Lonau, mit dem 
Historiker und Germanisten Karajan, dem 
späteren Präsidenten der Wiener kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften, mit dem Roma- 
nisten Ferdinand Wolf, der ihn im Jahre 1838 
mit Unland in Wien bekannt machte, und mit 
einigen anderen geistvollen Männern heiter ver- 
kehrt, suchte aber später selten Gesellschaften auf 
und Wenige nur konnten sich seines freund- 
schaftlichen Vertrauens rühmen. 

Zu diesen Wenigen gehörte vor allem das 
Künstlerpaar Julie und Karl Rettich, beide am 
Wiener Burgtheater engagiert Seitdem Julie 
Rettich 1835 in Halms „Griseldis" durch ihre 
glänzende Darstellung der Titelrolle der Dich- 
tung doppelten Glanz verliehen, betrachtete 
I lalm sie als die Förderin seines dramatischen 
Wirkens, als seine Muse, an die er bei nahe- 
zu allen später entstandenen seiner Dramen 
dachte und für die er stets eine passende Rolle 
in diesen schuf. Das Ehepaar Rettich war 
ihm ein Paar von Freunden, wie er keine 
anderen kannte, denen er mehr herzliches Ver- 
trauen geschenkt hätte; dem Urteile Juliens 
unterwarf er jede seiner Arbeiten bedingungs- 
los und außer seiner eigenen Familie stand ihm 
in Freude und Ix-id niemand näher als dies 
Ehepaar und deren Tochter Emilie (Mite), 
die später in Italien zur Sängerin ausgebildet 
wurde und sich mit Eugcnio Merelli, einem 
Italiener, vermählte. 

Rettichs hatten zu Anfang der vierziger 
Jahre ein Landhaus in dem damals noch 
sehr idyllisch gelegenen Hütteldorf bei Wien 



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Schlo»Mr, Au« den Maxraesjahren Friedrich Halms, 



91 



gekauft, wo sie mit ihrer Tochter im Sommer 
lebten. Dort suchte Münch das Freundespaar 
oft auf, dort hatte er sogar eigene Zimmer 
zur Verfügung, in denen er, wenn es ihm seine 
Amtsgeschäfte in der Stadt erlaubten, gern 
zurückgezogen lebte und dichtete. Ks war dies 
namentlich dann der Fall, wenn das Ehepaar 
Rettich auf Gastspielreisen abwesend war, 
während welcher Zeit er zugleich die Aufsicht 
über Haus und Garten führte. Dort sind viele der 
dramatischen und andere Dichtungen Halms 
entstanden. In spateren Jahren beaufsichtigte 
er auch die beiden Enkelkinder des Rettichschen 
I'aares, welche, da deren Eltern häufig ebenfalls 
auf Kunstlerreisen abwesend waren, den Groß- 
eltern zur Erziehung anvertraut wurden. 

Mitunter unternahm Baron Münch auch mit 
Rettichs kleinere Reisen in die nahen Alpen- 
gegenden. Zu einer größeren Reise nach Sud- 
deutschland entschloß er sich erst im Sommer 
des Jahres 1842, nachdem im Januar desselben 
Jahres sein zweites Hauptdrama „Der Sohn der 
Wildnis" mit Julie Rettich als Parthenia einen 
neuerlich unerhörten Erfolg errungen und über 
die deutschen Buhnen rasch seinen Lauf an- 
getreten, wahrend eine Reihe dramatischer 
Schöpfungen Halms nach der „Griseldis" weniger 
Aufmerksamkeit gefunden hatte. 

Aus dieser Zeit rühren die bemerkens- 
wertesten der nachfolgenden Briefe an Karl 
oder Emilie Rettich her, die uns mit dem 
Reiseleben des Dichters, aber auch mit einer 
großen Sehnsucht nach seinem verlassenen 
stillen Heim bekannt machen. Vorher gehen 
einige Schreiben, die Halms Fahrt nach dem 
Stifte Melk betreffen, wo er den getreuen, 
damals noch lebenden Enk gern zu besuchen 
pflegte und literarische Dinge mit dem geist- 
vollen Manne besprach. 

Rettichs befanden sich damals auf einer 
Gastspieltour in Pest Einige weitere Briefe an 
das viel auf Gastspielreisen weilende Kunstler- 
paar aus späterer Zeit seien diesen Briefen noch 
angefügt; sie machen uns mit dem stillen Leben 
und Treiben des Dichters in Wien und Hüttel- 
dorf bekannt, liefern manchen interessanten 
Zug zu seiner Charakteristik und werfen 
auch manches Streiflicht auf das Wiener 
Theaterlebcn jener Zeit Ein paar kurze Be- 
merkungen am Schlüsse der Schreiben sollen 
das eine oder andere in den Briefen erläutern. 



Melk, den 1. Juli 1841. 

Liebe Fteunde! Da ich den Einen von Ihnen vor 
meiner Abreise nicht mehr sehen konnte, so müssen 
Sie sich wohl das I'ostgcld gefallen lassen, das Sic 
111 entrichten haben, um nachträglich meine besten 
Wunsche für Ihr \\ ohler K ehcn in Pest zu empfaogen. 
Was meine Reise betrifft, so war sie langweilig genug. 
In der Frühe, als das Dampfboot abfuhr, und von 
allen Seiten mit den Tüchern geschwenkt und geweint 
und AbschiedsKruDc gewechselt wurden, ward mir ganz 
sonderbar zu Muthe, und mir war, bis ich an Sie dachte, 
ich wäre so verlassen und vereinzelt, wie ich mich da- 
mahls fühlte, immer gewesen und wurde es immer 
sein. Dazu musizierte die 10000 mahl verwünschte 
Musikbande die lustigsten Walzer, bis endlich ein 
kleiner Regen eintrat, und darauf die gr.iülichstc 
Sonnenhitze; diese und die unter dem Zelte dicht- 
gediangte Versammlung der Passagiere machten mich 
so unwirsch, dab ich, nachdem ich einen Rekannten 
kurz abgefertigt, mich in die Cajüte begab und dort 
halb träumend, halb schlafend, halb lesend die Zeit bis 
zum E-.scn verbrachte. An der table d hc'.tc speiste 
ich nicht, sondern in der Cajute des zweiten Platzes 
zwischen zwei Redienten und einigen Stubenmädchen 
und Schilfleuten. Nach dem Essen wurde ich, durch 
Langweile und Hitze etwas mürber und zahmer ge- 
worden, von einem gclangweiltcn Hofrai fürchterlich 
gelangweilt, bis ein dreimal wiederkehrendes Donner- 
rollen eintrat. Im Gcdrang, der zur Cajute hinab 
steigenden Passagiere, brach mir eine alte Obrist- 
leutnantswittwe meine Lorgnette, Gott verdamme sie 
dafür; aber was noch schlimmer, die Cajute war so voll 
näselnder, ((nickender, pustender Weiber, und quacken 
der Kinder, und für ihre Gesundheit besoigter alter 
Herren, daO ich mich genötigt sah, um nicht grob zu 
werden, mich wieder aufs Verdeck zu begeben, wo ich 
dreimahl naC wurde und dreimahl trocknete. Plötzlich 
bey Durrnstein hörte ich neben mir englisch sprechen, 
versagte mich nicht den an mich gerichteten Fragen, 
und fand zwey äuUersl gebildete junge Leute, mit denen 
ich mich nicht ohne Interesse über englische Literatur 
unterhielt, obwohl sie über die deutsche Literatur und 
namentlich über die Griseldis sich sehr ungünstig aus- 
sprachen. Um 8 t'hr endlich hatte das Wetter jeder- 
mann vom Verdecke verscheucht; ich allein hielt aus, 
meinen Gedanken, meiner üblen Laune, meinen Er- 
innerungen mich hingebend. Um Mitternacht kam ich 
endlich von Fieberfrost geschüttelt in Melk an, ohne 
daCi ich übrigens gegen die Dampfschiffahrt etwas ein- 
zuwenden hätte, als die Unannehmlichkeit der Gesellig- 
keit, die sie mit sich bringt 

In Melk geht es besser, als ich erwartete. Enk ist 
billiger und umgänglicher als sonst; vor Allem entzückt 
ist er über mein Aussehen und meine Haltung und 
häuft Hypothese auf Hypothese, um die Ursache zu 
ergründen, welche mich seit einem Jahre so auffallend 
ernster und männlicher gemacht habe. Wie lange ich 
bleibe, weit ich nicht. Wollte nur Gott, ich wäre wieder 
in Hüttcldorf. Daß wir schlechtes Wetter haben ent- 
zückt mich, dagegen bin ich in Verzweiflung, daß ich 
ein Diner mitmachen und bei diesem Wetter über die 



9 2 



Donau setzen muß; indeß, wenn Sie nur volle Mauser 
haben, das andere laßt sich ertragen. Schreiben Sic 
bald, nicht viel, nicht lang, aber schreiben Sic, und ge- 
denken Sic in Liebe Ihres treuen Freundes 

Münch. 

(Wien), den 8. Juli 1841. 
Lieber Freund I Ich weiß nicht, ob Sic meinen 
Brief von Melk erhalten haben; ich will Sic auch gar 
nicht mit diesem Brief iu irgend einer Antwort drangen, 
SO erwünscht mir auch Nachrichten von Pest wären, 
aber ich fühle ein so dringendes Bedürfhiß, mir die 
Seele mit Erinnerungen an 
meine fernen Freunde auf- 
zufrischen, daß ich Ihnen 
diese Zeilen nicht ersparen 
kann; vielleicht weht mit 
diesem Blatt auch ein 
Hauch frischer Hüttel- 
dorfer Luft in Ihre Ge- 
schaftsschwüle und so wer- 
den Sie es vielleicht will- 
kommen nennen. 

Ich bin gestern von 
Melk angekommen. Mein 
dortiger Aufenthalt war 
von fortwährenden Regen- 
güssen begleitet. Was 
den Enk betrifft, so ist er 
noch ganz von dem alten 
Tic Ihrer Liebenswürdig- 
keit eingenommen (ein 
Vorurteil, das ich vorlängst 
abgelegt habe), obwohl er 
diesmal zu meinem unaus- 
sprechlichen Erstaunen 
geneigt schien auch Julie 
volle Gerechtigkeit wider- 
fahren zu lassen. Er stirbt 
vor Neugierde nach mei- 
nem Stücke und ließ nicht 
ab, mich um die Mit- 
theilung des Stoßes zu 
plagen, eine Zumuthung, 
die ich jedoch auf das Ent- 
schiedenste zurückwies. Was unsere Verhandlungen 
betrifft, so waren sie diesmal friedlicher, unter seinen 
Kathschlägen fand ich des Auszuscheidenden weniger 
als sonst und dagegen Vieles, was ich mir tief ins Herz 
zu schließen vorgenommen habe. Er hat mich außer- 
ordentlich verändert gefunden, viel emster und männ- 
licher, was wohl heißen soll, bejahrter und erwartet 
Wunderbares von einem entschiedenen Umschwung, 
der in meinem Charakter eingetreten sein soll!? Ich 
weiß nichts davon, ist Ihnen vielleicht Etwas bekannt? 
Nach Wien zurückgekommen, fand ich meine Frau 
kränklich wie immer, das Haus mehr denn je voll von 
Jammer und still hinbrütender Verzweiflung. Samstag 
geht es nach Ebergassing; vor Anfangs August ist, da 
mein Urlaub bis 1$. dauert, gar keine Hoffnung Sie zu 




sehen, und doch ist es mir, als setzte jede Stunde, hier 
verlebt meiner Seele ein Paar neue Flügel der Sehn- 
sucht an, die mich zu Ihnen tragen wollen und ich 
glaube, ich wurde Alles bei Seite werfen, wenn nicht 
Dante und mein Stück wäre. Den Erstem habe ich 
heute begonnen, er verläugnet sich auch hier nicht 
und das Paradiso wird Ihnen nicht weniger Freude 
machen als das Purgatorio. Gestern wollte ich nach 
Huttcldorf, aber die Verzweiflung Karajans, dem ein 
Kind im Sterben liegt, bewog mich, ihn in Döbling zu 
besuchen. 

An Neuigkeiten weiß ich Ihnen nichts zu berichten 
als daß die Regierung statt einen zwei neue Regierungs- 

räthe erhalten hat, und 
daß in Schönbrunn noch 
immer Komödie gespielt 
wird, heute z. B. Der Puls 
(Hr. Andorrals Liebhaber) 
und der Vetter aus Bre- 
men; daß das Haus Gey- 
mullcr mehr als je wackelt 
und andere uninteressante 
Dinge mehr. 

lassen Sie mich denn 
nun auch bald unmittelbar 
hören, wie Ihre Stimmung, 
Juliens Gesundheit und 
die Laune des Kindes be- 
schaffen sind. Gedenken 
Sie indeß meiner, der 
immer und aller Orten in 
Liebe und Sehnsucht Ihrer 
gedenkt Münch. 



Nicotaus Lenau am 1614. 



Wie aus den Ein- 
führungsworten hervor- 
geht, ist Ebergassing 
die Besitzung von 
Münchs Schwieger- 
vater, des Freiherrn 
v. Schlössnig. Zu jener 
Zeit beschäftigte sich 
Halm, was wenig be- 
kannt ist, mit einer Übersetzung des Dante, 
von der sich im Nachlasse noch einiges erhalten 
hat. — Das Hankhaus Geymüller war zu jener 
Zeit eines der angesehensten in Wien. 



München, 2. Juni 1842. 
Als Georg mir vor meiner Abreise die Nachricht 
brachte, meine lieben theuersten Freunde, daß Julie 
Kopfwehs wegen jenen Tag im Bette zubringen mußte, 
warf ich mir vor, den Umstand, daß Ihr jenen Tag 
nicht zur Stadt kamt, als eine Erklärung angenom- 
men zu haben, daß Ihr nicht weiter Abschied zu nehmen 
gedächtet, und ich rechnete es mir als ein schlimmes 



Friclrich Halm, iftjfl 
Nn.li einer tjtbogNpbäft v<m Krietiuber. 



Zrittchrijt f*r f*ttchf rfrtun.it A- Zu SeM<*t$*r t Ahm Jt* Xfximnttfahrt* fr^'^ffffifeGd 6y CjOO^IC 



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93 



Wahrzeichen für meine Reise .in, daß ich nicht meinem 
Sinne gefolgt und wie ich es ursprünglich beschlossen, 
Freilag Abends noch eine Stunde bey Euch zu- 
gebracht hatte. Julien-. Kopfueh wird nun mit (iottes 
Hülfe wohl vorüber styn, dagegen hatte sich schon ein 
anderes schlimmeres Wahrzeichen vorbereitet, und 
wenn es ein solches ist, so gebe mir Gott, daß ich 
allein alles, und war' es das Schlimmste, ausbade. 
Hören Sie denn, der Tag meiner Ankunft in Melk war 
der Hcgrabnistag des W>iß, der am Frohnlcichnamstag 
beim Baden ertrunken war, und dessen Mutter mich 
wie immer beherbergte. Sie beschönigte am Abend 
meiner Ankunft unter verschiedenen Ausfluchten die 
Abwesenheit des Sohnes, um, wie sie sagte, nicht meine 
Nacht um Schlaf zu bcstehlen, erst morgens entdeckte 
sie mir alles und weinte, 
daß es einen Stein in der 
Erde hätte erbarmen mi .- 
gen. Ich weinte mit und 
war so ergriffen, so be- 
täubt, daß ich von all dein, 
was Enk mit mir sprach, 
der die Sache ganz leicht 
zu nehmen schien, kaum 
etwas Weniges behalten 
habe und kaum weiß, wie 
ich nach l.inz gekommen 
bin. Einstweilen nur soviel, 
daß die Mama mich über- 
aus freundlich empfing, 
mit Thec bewirtete und 
daß sie Sie tausend und 
wider tausend Mahle aufs 
herzlichste grüßen läßt. Es 
w'ar wirklich rührend zu 
schen.wie die kleine Prem- , 
die mich erst mit unge- 
heurem Gebell empfangen 
hatte, beim Klange meiner 
Stimme wedelnd und heu- 
lend an mir hinaufsprang. 
Was meine Stimmung be- 
trifft, so bin ich keineswegs 
unempfindlich gegen die 
Fülle von Schönem und Merkwürdigem, das sich mir 
allerorten darbietet; ich habe Juliens vor den Bildern 
Murillos und in der Aukirche lebhaft gedacht: aber 
das Mißbehagen, mit dem ich die Reise antrat, zehrt 
und nagt noch immer an mir. Überdies ist das Fahren 
im Eilwagen wenig geeignet, eine Stimmung der 
Sammlung und des Friedens zu erzeugen, denn das 
unaufhörliche, sinn- und geistlose Geschwätz der Nach- 
barn, an dem man, man mag nun wollen oder nicht, 
gewissermaßen teilnehmen muß, versplittert und ver- 
geudet die besten Gedanken. Ich habe mir noch 
während meines Aufenthaltes in München die Güte 
angethan und keinen meiner beiden Empfehlungsbriefe 
abgegeben. Ohne irgend einen Führer als mein Reise- 
buch besehe ich mir alles, habe meine eigenen Gedan- 
ken über alles und genieße, wenn es genießen heißen 
kann, gewissermaßen wider Willen genießen. Bei all 




Paul Pfuer um i-;n. 



dem habe ich der Liebe Himmelfahrt auf Cornelius' 
Gemälde doch einige Mühe gehabt zu entdecken, und 
mir bangt, wie ich morgen Königsbau und Pinakothek 
bestreiten will, die mir noch zu sehen übrig sind. 
Denkt ihr denn auch an mich? (.che ich Euch doch 
ein wenig ab, hier und dort? Ach nein! Ich mag 
wohl Niemand auf Erden abgehen; ja mir selbst, ver- 
löre ich mich jemahls, ging mein wunderliches, lau- 
nige.'., verdrießliches, hin- und herschwebendes Wesen 
wenig ab, und alles wohlerwogen ist es recht traurig 
zu wissen, daß die Freude Aller, die an mir thcil- 
nchmen zusammengenommen bei meiner /urückkunft 
narh Wien vielleicht weder so ächt noch so groß seyn 
wird, als die der kleinen Pretty. Dies geht auch nicht 
an: auch rechne ich nicht nach, mit Euch habe ich 

michallesNach/.ihlensund 
Bilanceziehens begeben, 
l'nd so gute Nacht! und 
schreibt nach Karlsruhe 
poste re>tante, denn Lenau 
und Stuttgart sollen mich 
nicht lange haben, dafür 
stehe ich. Gute, gute 
Nacht! Münch. 

Der Mila auch tausend 
Kusse und dem Schwarz 
plattet und meinem Zim- 
mer, meinem Balkon, allem 
meinem ganzen lieben 
1'aradies tausend, tausend 
Grubse. 



Münch war als Stu- 
dent in Melk bei der 
Vcrwaltersgattin Anna 
von Woü in Kost und 
Wohnung und kehrte, 
wenn er spater Melk 
besuchte, stets daselbst 
ein. Der Sohn Kduard 
von Woß, von dessen 



tragischem Tode der Eingang dieses Briefes 
berichtet, war Amtspraktikant bei einer Guts- 
verwaltung. 

Stuttgart, 7. Juni 184z. 
Sic werden, meine lieben, lieben Freunde, meinen 
letzten Brief etwas stark sentimental gefunden haben; 
aber Heimweh, Sehnsucht und Schwermuth uberkamen 
mich in München dermaßen, daß es mich daraus wie 
mit Flammenschwertern fontrieb. Jetzt fühle ich mich 
kräftiger und gefaßter, obwohl nicht eben viel heiterer. 
Bei all dem hat mir Württemberg und Stuttgart, das 
ich noch heute verlasse, unendlich gefallen. Am inter- 
essantesten war mir die Ständeversammlung, die aber 
nach der Meinung Sachkundiger eben auch nur 
Spiegelfechterei sein soll. Der deutsche Bund ist hier 
ebenso gefürchtet — als gehaßt, was ich für meine 



94 



Schlotsar, An» den M»rra«ijahrcn Friedrich Hilms. 



Person jedoch nicht entgelten mußte. Ich bin in den 
zwei einzigen Häusern, die ich besuchte, Reinbeck und 
Pfit/cr, sehr gut aufgenommen worden. Auch Baron 
Cotta lernte ich kennen und wurde von ihm dringend 
um meine Gedichte und um den Verlag meiner der 
einstigen sämtlichen Werke angesprochen. Man scheint 
hier zu meinem eigenen Erstaunen etwas auf mich zu 
halten, denn mir kommt ja, wie Sie wissen, fast immer 
vor, als hielten nur Sic und Julie etwas auf mich. Was 
mich aber noch mehr erstaunen macht, ist, daß man 
von Österreich, seinen Kräften und seinen Staats- 
männern Bedeutendes erwartet und sich unumwunden 
dahin ausspricht, es wirke in seinem stummen mit- 
thcilungstosen Absolutismus und leiste mehr als alle 
Sundcvcrsammlungsstaatcn. Da Nicmbsch mich nicht 
begleiten konnte und da ich nicht erwarten kann, end- 
lich nach Frankfurt zu kommen, umso mehr da mir 
noch der Aufenthalt in Karlsruhe bevorsteht und ein 
viertel Monat schon vorüber ist, so kam ich weder 
nach Tübingen zu Unland noch nach Weinsberg zu 
Kerncr. Ich weili nicht, ob ich Ihnen geschrieben, daß 
ich in München das Theater nicht besuchte, weil sie 
Egmont ohne Margarethen gaben; hier war ich im 
Theater und sah Kurandas Letzte weiße Kose. Sie 
wissen schon, daß das Sturk in Wien gegeben wird, 
obwohl es nicht eben vortrefflich ist. Es enthält eine 
hübsche Tantenrollc für Julie, und eine — wie mir 
scheint, denn im vierten Akt ging ich — eine sehr an- 
sprechende Kollc Tür Rettich; ist übrigens nicht censur- 
widrig und wird gut gespielt wohl einige Wirkung 
machen. 

Bis jetzt habe ich noch nirgends von Empfehlungs 
briefen Gebrauch gemacht; vielleicht mache ich es 
mir auch in Karlsruhe leicht, um früher nach Frank- 
furt zu kommen, lange aufhalten lasse ich mich wenig- 
stens gewiß nicht. Was sagen Sie dazu, daß Sophie 
nach Karlsbad giht? Gott gebe Gedeihn! Mir wenig 
stens ist es viel lieber sie dort zu wissen als zu Hause 
im Bette. Wird Treitschke genesen? Was macht 




Halm an fallt Rtllich. 



Mile? Was macht mein liebes kleines Haus, die Lin- 
den, die Rosen? Ich denke tausendmal nach Hüttel- 
dorf zurück. 

Leben Sie jetzt wohl, lassen Sic sich das Postgcld 
für die paar Zeilen nicht leid sein, es thut mir so wohl, 
die Minuten, die mir übrig bleiben, mich mit Ihnen zu 
beschäftigen, an die einzigen Menschen zurückzu- 
denken, bei denen mein Haus und meine Heimat ist. 

Ihr treuergebenster Münch. 



Im Hause des Hofrates und Schriftstellers 
Georg von Keinbeck (1766 — 1849) zu Stuttgart 
herrschte berühmte Gastfreundschaft; fast alle 
bemerkenswerten Schriftsteller, die Stuttgart 
berührten, fanden daselbst gastliche Aufnahme. 
Lenau, der Freund des Hauses, und besonders 
auch der kunstbegeisterten Gattin Reinbecks, 
Emilie, wohnte wahrend seines jeweiligen Stuttgar- 
ter Aufenthaltes stets daselbst — Paul Pfizer, der 
Bruder des Dichters Gustav Pfizer, ein hoch- 
begabter Politiker (f 1867), versammelte eben- 
falls gern Schriftsteller und Künstler in seinen 
gastlichen Räumen. 

Dali Halm mit Unland schon früher in 
Wien personlich zusammengetroffen, wurde in 
den einleitenden Sätzen bemerkL J. J. Kurandas 
Trauerspiel „Die letzte weiße Rose" wurde erst 
im November 1 844 im Wiener Purgtheater zur 
Aufführung gebracht. — Über das Leiden 
von Münchs Gattin, Sophie, wurde früher schon 
Mitteilung gemacht. — Der Dichter und frühere 
Theaterökonom G. Fr. Treitschke, dessen Halm 
erwähnt (geb. 1776), war einige Tage vor Ab- 
fassung dieses Schreibens, 4. Juni 1842, gestorben 



Karlsruhe, 8. Juni 1842. 
Da sitze ich schon wieder und schreibe, obwohl 
der Brief, das Porto zu sparen, erst in Heidelberg oder 
Frankfurt, wenn das Blatt voll ist, fort soll. Da sitze 
ich schon wieder und schreibe, ja der Himmel scheint 
es bei dieser meiner Reise ganz eigentlich darauf an- 
gelegt zu haben, mich durch Erfahrung lernen zu 
lassen, daß Briefe schreiben ein großer Trost, Briefe 
empfangen eine große Freude sein könne; und noch 
eins scheint mir der H immel einprägen zu wollen, daß 
Kinder nicht ohne große Leute auf Reisen gehen sollen, 
weil sie ungeduldig und unartig werden, und Gott weiß: 
ich bin beides im höchsten Grade. Ohne Scherz, mir 
geht es hier noch viel schlimmer als in München. 
Stuttgart war erträglich, da war doch der Nicmbsch 
und obwohl wir beide eben nicht sehr sprechselig 
w aren, so gingen wir doch zusammen in die Anlagen 
und hörten die Nachügallen schlagen; über eine Stunde 



Schlossar, Aus den Mannesjahren Friedrich Halm». 



95 



saßen wir dort und sprachen keine Sterbenssilbe, aber 
ich denke, gedacht haben wir beide genug; lassen 
Sie's aber um Gottes« illen nicht unter die Leute 
kommen, dali wir die Nachtigallen schlagen horten; 
der Niemhsch könnte es ubcl nehmen. Stuttgart war 
also ertraglich; hier aber ists furchtbar heiß und öde 
und keine Sterbensseelc kenne ich. Was meines 
Onkels Wunsch betrifft: ich soll mich durch den Gräfes 
U garte dem Großherzog vorstellen lassen, so lieb ich 
das bei Wegs; ich will ihm sagen, es sei nicht an- 
gegangen, weil der Großherzog übermorgen nach 
Baden geht; um doch etwas zu thun, habe ich dem 
Auffenberg ein Exemplar meiner Werke für den Groß 
herzog eingehändigt, und mögen sie's nun sieden oder 
braten. Welcker, den ich besuchen wollte, ist ab- 
wesend, die Stadt habe ich gesehen, so fahre ich denn 
Gott sei dank übermorgen ab. Und so sitze ich denn 
jeut gani allein in meinem Stubchen ; draußen ist ein 
herrlicher Abend, aber soll ich denn wie ein Narr mir 
die Beine ablaufen um Berge wie die Hutteldorfcr, 
Alleen wie die Hadersdorfer und Hiergarten wie die 
Weidlingauer anzuschauen. Wissen Sic aber, was mir 
diese Heise recht ernsthaft und wichtig macht, ist die 
feste Überzeugung, daß lange von Ihnen fern tu 
bleiben mir so unmöglich ist, dali ich weiß Gott, käme 
es jemals dazu darauf oder mit ginge. Aber ich will 
meiner dummen Reise nicht mehr gram sein; Leipzig 
soll Alles ausgleichen und gut machen. Wenn nur zu 
meiner jetzigen üblen Laune nicht auch noch emstliche 
Besorgnisse um Sophien kämen! Genug für heule. 
Der erste Tag in Karlsruhe wäre überst 
noch einen und dann nach Frankfurt! 



Frankfurt, 12. Juni. 
Noch immer keine Nachricht von Ihnen. Ich 
fange an in allem Emst besorgt zu werden, schreiben 
Sie doch! Gestern kam ich in Darmstadt an, wo ich 
Freiligrath suchte, aber nicht fand, und so brachte ich 
den Abend mit Kduard Duller hin. Ein Mensch, der 
fertig geworden ist und es zu nichts mehr bringt, daher 
Gelbsucht und Bitterkeit, übrigens freundliche Auf- 
nahme! Der Sohn der Wildniß geht mir uberall wie 
ein Herold voraus und erhöht meine Wcrthschatzung. 
denn zwischen Griscldis und Sohn der Wildnili liegt 
bei den Leuten nur die Wüste, kaum dali Duller 
einige Male vom Adepten zu sprechen anfing. Heule 
brachte ich den Tag bei meinem Vetter Joseph hin. 
Abends kam ich in Frankfurt an, wo ich von dem 
Onkel auf das freundlichste und zwar so freundlich 
empfangen wurde, dali es mir beinahe lieber wäre, er 
hätte mich weniger freundlich empfangen. Er will 
mich nämlich durchaus nach London oder Paris spe- 
diren, und da mir die beiden Nester so gleichgiltig 
sind als Penzing und Hitzing, so fühle ich mich ganz 
unglücklich über diese verfluchte Idee, der ich jeden 
falls bien ou mal entzogen bin und sein werde, so lange 
ich athme. Es soll mir auch nicht darauf ankommen, ihn 

- alt meine Freiheit, meine 



lenn es 



böse zu machen, 
goldene Freiheit. Thcucrstc Freunde, leben Sie jetzt 
wohl, recht vom Herzen wohl und gedenken Sie meiner 
in Liebe bis auf baldiges, baldiges Wiedersehen. 

Ihr Münch. 



Heidelberg, 10. Juni. 
Eben komme ich vom Schlot herunter. Sie können 
sich gar nicht vorstellen Julie, welchen Ein- 
druck diese Ruine, diese Aussicht auf mich 
machte. Ich wollte gar nicht herunter und 
sab auf der Terasse bis der Mond herauf 
kam und Alles, Trümmer, Berg, Stadl und 
Strom in noch schönerer, zugleich milderer 
und ernsterer Beleuchtung zeigte. Dort oben 
ist es mir recht klar geworden, dali am 
Leben eben gar nichts wäre, wenn wir in uns 
nicht ein Unzerstörbares, Unverwüstliches 
zu tragen im Stande wären. Empfindungen, 
Ansichten, Ideen, die so lange sind als wir 
und immer dieselben wie hier die Trümmer 
des alten Schlosses, mag die Zeit sie noch 
so sehr erbröckeln, immer rother Sandstein 
bleiben; und so mögen dem Menschen die 
Haare ausgehen, und seine Slime mag sich 
furchen, aber das Auge muß er hell behalten 
können und das Herz roth und warm bis ans 
Ende und übers Ende hinaus. Jetzt schöne 
süße gute Nacht! Die Studenten sind hier 
ganz zahm und langweilig geworden. Herzlich, 
herzlich gute Nacht vom schönen Heidelberg. 



Anläßlich der Erwähnung von Halms Onkel 
(in Frankfurt a. M.) sei bemerkt, daß dies der 
Staatsmann Graf Joachim Eduard von Münch- 
Bcllinghauscn ist (1786—1866), der damals 
die Stelle des österreichischen Ministers und 



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Hain an Juli« Reitich 



96 



Schlnssar, Ans den Mtnnesjnhren Friedrich Halms. 




.■Mutigart um da» Jahr i«vi 



Präsidial -Gesandten beim deutschen Hunde 
bekleidete. Josef Graf Ugartc war zu jener 
Zeit österreichischer außerordentlicher Gesandter 
am württembergischen Hofe, und Baron All Heri- 
bert Hofintendant für Musik und Theater in 
Karlsruhe. Der ruhmlichst bekannte Staats- 
rechtslehrcr Karl Theodor Wclcker ( i "90— 1 869) 
Professor in Freiburg, lebte damals in Karlsruhe. 

Der Dichter Ferdinand Freiligrath (1810 bis 
1876) wohnte mit seiner jungen Frau von 1841 
bis 1846 in Darmstadt. Eduard Duller, der 
1809 zu Wien geboren (j 1853), hatte der 
Zensur wegen seine österreichische Heimat 
verlassen und war 1836 ebenfalls nach Darm- 
stadt übergesiedelt. 

Es wurde schon erwähnt, daß „Der Sohn 
der Wildnis", Halms später überall gegebenes 
Drama, in demselben Jahre 1842 zuerst auf- 
geführt wurde. Die erste Vorstellung des 
Stückes „Der Adept" fand 1836 statt; es errang 
aber bei weitem nicht die Beachtung wie sie 
der Dichter selbst erwartet hatte. 



Wien. 9. April 1845. 

Ich hätte nie geglaubt, liebe Julie, in die traurige 
Lage kommen zu können, Ihnen iur Feier Ihres 
Geburtstages meine Wünsche schriftlich darbringen 
zu müssen. Es ist nun dach so gekommen. Was 
würde aus der Welt und den Menschen, wenn sie so 
wenig auf sich selbst rechnen dürften als auf die Um- 
stände? Was Ihren Geburtstag betrifft, so wissen Sic, 
was ich Ihnen wünsche; alles Heil der Erde, Gesund- 
heit, langes Leben, Freude an der Mile u. s. w. Das 
alles wünsche ich Ihnen aber zugleich für mich selbst, 
denn was könnte Sie, Rettich und Mile berühren und 
spurlos an mir vorübergehen. Sie werden auf der 
Reise viel Kälte ausgestanden haben, die Nächte 
waren sehr kühl und ich kann nicht ohne Unmut an 
die Art und Weise denken, wie Sie dieselben des 
Kindes wegen zugebracht haben werden. Heute, 
mögen Sie von Frag abreisen oder nicht, werden Sic 
doch jedenfalls bequem sitzen. Haben Sie schlechte 
Wege gehabt, der Überschwemmung wegen Umwege 
machen müssen? wie gehts Ihrem Kopf? Über alle 
diese Fragen bitte ich um eine kurze, aber baldige 
Antwort. Was meine Stimmung betrifft, so war ich 
nie übellauniger als jetzt, nie verdrießlicher und auch 
nie geplagter, die Sophie ist schlechter als je; mein 
Sohn hat sich den Tag nach ihrer Abreise wegen 
Fieber zu Bett gelegt und liegt noch und ich sitze bei 
der Elektra, die langsam, langsam weiterrückt. Ich 




Julie Reuich, 1855. 
Much einer Lithographie MM KrirhuW. 



Ztittcht '<il für Dä.krtJ'tHMjt X. 



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Scblossar, Au« den Mannesjahren Friedrich Halms. 



97 




Beneiliktineritift Melk in Niedcroiicrrcich um daa Jahr 1*40. 



muß dabei sehr viel an Enk denken. Habe ich doch 
das letztemahl, daß Sie mich hier allein zurückließen, 
während der Lemberger Reise, soviel an ihn und sein 
trauriges Schicksal, das ihn kaum hingerafft hatte, in 
meiner Einsamkeit denken müssen und nun kehrt mir 
mit derselben Situation auch dieselbe Gedankenreihe 
wieder. Für die andern ist er begraben und vergessen, 
nur in mir klingt die gesprungene Saite noch immer 
nach. Ich habe immer wenig Vertrauen zu mir selbst 
gehabt und mit ihm ist der größte Teil davon zu Grabe 
gegangen; der größte Thcil sage ich, nicht alles; den 
Rest unterstützen und halten Sie, und Sie sind nun 
auch fort) Zum Glück liegt mir an meinen Arbeiten 
nicht mehr soviel als vor Jahren ; ich bin zur Einsicht 
gekommen, daß vom Leben noch andere Dinge zu 
fordern, zu erwarten und zu erringen sind als literarische 
Erfolge, und was mich noch ängstigt und stachelt, ist 
die Sorge, auf eine ehrenvolle und rühmliche Weise 
von einer Bahn zu scheiden; auf der von mir in meiner 
jetzigen Geistesstimmung wenig mehr zu holen seyn 
dürfte. Sie sehen, daß es mit Ihrer Abreise bei mir 
Abend geworden ist, von allen Ecken und Enden 
kriecht die Melancholie herein und ich werde ihrer 
nicht los werden, bis Sie wiederkommen; dabei bin 
ich aber so fleißig als sie nur wünschen können, ich 
feiere nie, bin täglich bis n Uhr an der Elektra, dann 
schreibe ich in Voraus Zettel für Mile. 

Theuerster Freundl Das Leben hier ist unaus- 
Z. f. B. 1906/1907. 



stehlich und ich seufze täglich zehn und zwanzigmahl 
so tief und unmuthig, daß Sie selbst es nicht besser 
machen könnten. Was Ihnen dort an Lärm, Bewe- 
gung, Gedränge zuviel seyn wird, wird mir hier bey- 
nahe zu wenig werden. Es ist angenehmer allein sein 
als bei Fremden, aber es macht sehr traurig. Ich 
hoffe, Sie bedauern mich. 

Theuerste Julie ! Auch Sophie und Albertine bitten 
Sie Ihre besten Wünsche zu empfangen! Leben Sie 
wohl, gedenkt meiner in Liebe, der in Gedanken immer 
bei Euch ist, und gerne ein paar Jahre seines Lebens 
hingäbe, immer und auch jetzt bei Euch sein zu können. 

Münch. 



Der vorstehende, des Verfassers Gemüts- 
stimmung beleuchtende Brief ist an das auf 
einer Berliner Gastspielreise befindliche Ehe- 
paar Rettich nach Prag gerichtet Die er- 
wähnte „Elektra" wurde erst im Jahre 1856 von 
I Ialm vollendet und unter dem Titel „Iphigenie 
in Delphi" aufgeführt und veröffentlicht Die 
Rolle der „Elektra" in dem Stucke spielte Julie 
Rettich meisterhaft. Dennoch hatte die Auf- 
fuhrung der Dichtung keinen so großen Erfolg 
aufzuweisen als andere Dramen Halms. 

13 



9 s 



Schlossar, Au» dm Manne*j»hren Friedrich H»lms. 




I 

lieorg i ihr ron Cotta. i- , 

Wien, 13. April 1845. 

Liebste Freunde! Ich habe noch gar keine Nach- 
richten von Euch, aber ich tröste mich damit, daC ich 
noch keine haben kann, es wäre denn, daß Rettich 
schon in l'rag geschrieben hätte. Die Gesundheits- 
zustände meines Hauses haben sich zwar gebessert, 
aber mir ist es nie so schlecht gegangen als jetzt. In 
die liibliothek, zu Hause und nicht mehr fort, das ist 
mein taglicher Lebenslauf. Gestern war ich zwar in 
Muttcldorf, die Luft war gut, aber vergnügt war ich 
nicht ein bischen. Ich mache schon insgeheime l'läne 
und Anstalten für Ihre Kuckkehr und Sic sind viel 
leicht noch nicht einmal in Strclitz angekommen, aber 
was wollte ich in meiner Einöde anfangen, wenn ich 
bei der Gegenwart stehen bleiben und nie eine bessere 
Zukunft antieipando durchleben wollte. Ich weift nicht 
einmahl, wie das Stuck Dcinhardsteins ausgefallen; ich 
weiß nur, da Ii der .... Sie zum erstenmahl, seit das 
Hur^theater besteht, auf dem Zettel als mit Urlaub 
abwesend angegeben hat und daß Gf Dictrichstcin 
wüthend darüber ist, daß die Haizinger nun vier Gast- 
rollen spielen darf. Das ist Alles, was ich an Neuig- 
keiten zu berichten weiß. Und Sie, liebe Julie, denken 
Sic denn gar nicht an mich, kommt Ihr Geist nie mich 
zu besuchen und der armen Elektra fort zu helfen, der 
es schlecht genug geht, so schlecht, daß meine immer 
steigende Liebe zu dem Stoffe dazu gehört, um mein 
Unternehmen nicht ganz aufzugeben. Schreiben Sic 
mir, Schreiben Sie bald. Strengen Sie sich nicht zu 
sehr an, werden Sie nicht krank und bleiben Sic nicht 
zu lange in Berlin, die drei Dinge fürchte ich. Hüttcl- 
dorf grüßt Sie; es sieht ganz öde, unwohnlich aus mit 



seinen leeren Wanden I Ach, wollte Gott, es käme die 
Zeit, daß wir es nie mehr verlassen dürften. 

Leben Sie jetzt recht wohl! Gedenken Sie meiner, 
lieber Rettich, und meiner stillen Bedrängniß in Ihrer 
lauten; ich konnte niemals Jahre lang mit Vergnügen 
allein leben und kann es jetzt nicht mehr acht Tage 
lang. Schreiben Sie, schreiben Sie und vergessen Sic 
nie und nimmer Ihres treuen Münch. 

Wahrend der Gastspielreise des Rettich- 
sche» Paares hatte Münch in Hütteldorf die 
Üb erwachun<r der Arbeiten in Rettichs neu 
auszustattenden Landhausc übernommen. Julie 
Rettich besuchte anlablich dieser Reise über 
Strclitz ihre noch lebende Mutter in Retzien. 
Das erwähnte Stuck des früheren Vizedirektors 
des liurgtheaters und dramatischen Schrift- 
stellers K. L. Deinhardstein war das am 
12. April 1845 aufgeführte Lustspiel „Zwei 
Tage aus dem Leben eines Fürsten". — „Graf 
Moritz Dietrichstein (1775 — 1864), der „Theater- 
graf", hatte früher selbst die Ixitung des Rurg- 
Üieaters inne und noch grollen Kinfluli auf die 
inneren Angelegenheiten desselben. Diesem 




Ferdinand Freiligritth. rs M 



99 



kunstfreudigen und -ver- 
ständigen Kavalier hatte 
die erwähnte Huhne viel 
zu verdanken. — Kurze 
Zeit darauf, im Mai 1S45, 
erhielt Graf Dietrichstetn 
als überstkamnierer nach 
dem im folgenden Briefe 
gemeldeten Tode des 
Grafen Joh. Rud. v. Czer- 
nin wieder die oberste 
Theatcrleitung und führte 
sie eine Zeitlang fort. — 
Die treffliche Künstlerin 
Amalie I laizingcr wurde 
nicht lange nach ihrem 
erwähnten Gastspiele am 
Burgtheater engagiert und 
war viele Jahre hindurch 
eine Zierde der Bühne und 
ein Iiebluig Wiener 

Publikums. 




Wien. 14. April 1845. 
Liebster Rettich! Der Graf Czerain ist heute 
Nacht gestorben; Gott gebe, daß ti»j Besseres nach- 
komme. Ferner hat heute um 12 Uhr Mittags Pokomy 
das Theater an der Wien um 19900 r). C. M. an sich 
gebracht; vielleicht übernimmt nun Carl das Rurg- 
theatcr; bey Gott ist Alles möglich und bei unsern 
Ministern auch. Spartacus war dea 2ten Tag leer; der 
Applaus war bloß veranstaltet; auf diese Weise geht 
Theater und Kunst und alles mm Teufel. Zwei Tage 
darauf mußte die Enghaus als Jungfrau auftreten; also 
nachdem das Stück zwei Jahre nicht war, der Augen- 
blick abgepaßt, um es zu geben, wo niemand als die 
Enghaus die Rolle geben konnte. Saphir hat über 
Spartacus gewüthei Doch genug und mehr als genug, 
nur noch dies Eine, kommen Sie ja pünktlich zurück. 
Jetzt meinen herzlichsten Dank für Ihr baldiges und 
freundliches Schreiben. Schreiben Sic mir zuverlässig, 
wann Sie einzutreffen gedenken, ob über Prag oder 
mit dem Dampfschiff, damit ich den Wagen bereit 
halten kann. 



Villa Rettich. Halm« Summ «r» iti n Huiteldorfbei Wie«. 



wieder an zu heben; Sie kommen bald wieder; ja, ich 
glaube sogar, dies ist der letzte Brief, den ich Ihnen 
schreibe. Sorgen Sie nur, daß mir Rettich genau Tag 
und Stunde Ihrer Ankunft meldet. Ich freue mich, ich 
freue mich! Nie habe ich schwieriger, nie mühseliger 
gearbeitet als an der Elektra; der Stoff interessiert 
mich lebhaft und wenn ich ihn herausbringe wie ich 
mir ihn denke, so würde er gewiß allen Gebildeten 
entsprechen. Aber meine Kräfte haben nachgelassen, 
was mir sonst im Schlafe gelungen, gelingt jetzt nicht 
und wird kaum mit den unerhörtesten Anstrengungen 
fertig gemacht, alle Wendungen sind erborgt und un- 
durchsichtig, kurz, alle Tage habe ich die gTÖßtc Muhe 
und nur die Furcht vor Ihnen halt mich ab, nicht die 
ganze Arbeit übers Licht zu halten. Auch von der 
Vollendung des Aktes ist noch nicht mit Gewißheit zu 
reden, obwohl ichs an Fleiß nicht fehlen lasse. Sie 
werden mir die Wahrheit sagen, wenn Sie zurück- 
kommen, ohne Vorliebe für mich, sondern rein wie 
Sie's empfinden; besser die Arbeit aufgeben, als mit 
einer mißlungenen hervortreten, wo eine so gluvcndc 
Vorarbeit zur Seite liegt. Und nun leben Sie wohl. 

Euer Münch. 



Liebste Julie! Sie haben mir nie mehr Freude 
gemacht als mit Ihrem letzten Briefe ! Sic haben Recht, 
halten Sic aus, auch das wird vorüber gehen und Sie 
kommen wieder nach 1 1 utteldorf ins grüne Nest. Nie 
war es schöner als heuer; der ganze Garten voll 
Veilchen, kaum über die Wiese zu gehn, ohne welche 
niederzutreten. Ich schicke Ihnen welche, für Sie ge- 
pflückt und noch blühend und duftend nach Wien ge- 
bracht; mögen sie Sie so lebhaft an mich erinnern als 
ich Ihrer dabei dachte. Meine Laune fängt sich jetzt 



Der frühere Direktor des Theaters in der 
Josq)hstadt in Wien Franz Pokorny (7 1850) 
hatte nach dem erwähnten Ankaufe des Theaters 
der Wien dieser Buhne seine besondere 



an 



Aufmerksamkeit zugewendet und sie in der 
Tat auf eine besondere I lohe gebracht, nament- 
lich auch durch Auffuhrung von Opern, die 
früher daselbst nicht üblich waren. Direktor 
Carl (eigentlich Carl Bernbrunn [f 1854J), von 



IOO 



Halm in Juli« Rettich. 

dem Pokorny das Theater an der Wien ge- 
kauft hatte, erbaute einige Jahre nach diesem 
Verkaufe in der Leopoldstadt das 1847 er- 
öffnete, heute noch nach ihm benannte Carl- 
theater. 

Die am 17. April 1845 zuerst aufgeführte 
Tragödie „Spartakus" von (Karl ?) Weber wurde 
zwar dreimal zur Darstellung gebracht, ist aber 
dann ganzlich der Vergessenheit anheimgefallen. 
Die Erwähnung der schon 1 840 am Burgtheater 
engagierten Frau Christiane Enghaus erinnert 
an die heute noch lebende greise Künstlerin, 
die an der genannten Buhne sich grollen 
Erfolges erfreute, erst 1875 pensioniert wurde, 
und durch ihre Vermahlung mit Friedrich 
Hebbel die Aufmerksamkeit noch besonders 
auf sich gelenkt hatte. Daß Saphir, damals 
Redakteur und Herausgeber des Blattes „Der 
Humorist", in diesem eine besonders scharfe 
Feder führte und auch das Theater rücksichts- 
los in den Kreis seiner Besprechung zog, ist 
sattsam bekannt. 



Wien, 16. Juli 1845. 
Liebster Rettich! Sie haben auf Ihrer Fahrt nach 
Regensburg wahrscheinlich schlechtes Wetter gehabt; 
dafür, holte ich, haben Sie nun auch in Nürnberg kein 
besseres, mögen Ihnen die Regenwolken eintragen 
soviel sie nur können. Dietrichstein fängt an mich 
mit Stücken zu überladen, die ich lesen und dann mit 
ein paar Zeilen hinschreiben muß, was er den Dichtern 
sagen und antworten soll. Ein mißliches, verantwort- 
liches und bei seiner Unverläßlichkeit drei- und vier- 
fach unangenehmes Geschäft, das ich nur aus einem, 
aber einem sehr triftigen Grunde übernahm und das ich 
abschüttle, sobald der Ertrag meinen Erwartungen nicht 
entspricht. Ich habe die Ahnung, es wird uns allen 



diesen Winter in Theaterangelegenheiten vielen Ver- 
druß machen, aber dagegen in Geldsachen sich billig 
finden lassen. Wende Gott alles zum Besten) 

Liebste Julie! Sie haben mich in der letzten Zeit 
Ihres Aufenthaltes in Hütteldorf recht verdrießlich und 
übellaunig gefunden ! Was würden Sic sagen, wenn 
Sie mich jetzt sahen? Nicht nur, daß mich Ihre Ab- 
wesenheit drückt, daß es mich peinigt, von Ihnen so- 
lange nichts zu hören, so kommen noch andere Dinge 
dazu, die Alles noch viel peinlicher und qualvoller 
machen. Sie sind für meine Stimmung beiläufig, was 
der Vollmond fürs Wetter ist; Sic lassen kein Regen- 
wetter aufkommen; die Wetter steigen auf, aber Sie 
zerstreuen sie. Jetzt geht aber alle» drunter und 
drüber. Alles, was mir die Vergangenheit vergällte, 
kehrt mir zurück, herber und bitterer als je; alles, was 
mir die Zukunft trüben könnte, rückt mir näher und 
lebendiger auf den Leib und der Gegenwart entbehre 
ich ohnehin ganz, da Sie fort sind. Was mich aber 
am allermeisten durch und durch foltert und vernichtet, 
ist die Art und Weise meines Arbeitens. Nach zehn- 
tägigem durch fünf Stunden fortgesetzten Arbeiten habe 
ichs auf einige dreißig Verse gebracht und das wollte 
ich noch ertragen und geduldig fortstreben ; aber nun 
thut sich daneben noch ein wechselndes Verzweifeln 
am Stoffe selbst und an der Wirksamkeit desselben 
hervor, die alles übersteigt, was Sie begreifen können. 
Meine ganze Phantasie scheint sich darin zu con- 
zentrieren, mir vorzustellen, es geht nicht. Dazu nun 
die Überzeugung, daß Sie für diesen Winter ein Stück 
brauchen, nothwendig brauchen, dann daß, wenn ich 
noch länger säume, die Enkischc Geschichte wieder 
rege wird, endlich der Wunsch, meine dramaüschc 
Laufbahn noch nicht ganz aufgeben zu müssen oder 
wenigstens auf eine ehrenvolle Weise zu beschließen ! 
Und nirgends Hilfe, nirgends Trost! Eine Unsicher- 
heit, die es mir qualvoll macht, nur von fern an einen 
Stoff zu denken ; eine Unbehülflichkeit, als ob ich noch 
nie einen Vers gemacht hatte. Ist's denn wirklich mit 
mir aus, so ganz aus; vermag ich nichts mehr, und 
kann ich nichts mehr? Weiß Gott, welcher böse Geist 
seine Schwingen über mich breitet, und wolle Gott, ich 
wüßte ihn zu verscheuchen. Was soll ich nun an der 
Königin Mutter fortarbeiten, mit der Überzeugung, 
daß ichs nicht ans Ende bringen, wie an der Elektra, 
mit der Überzeugung, daß ich den Stoff nicht zu be- 
wältigen vermag? oder wieder einen andern suchen 
und wieder und wieder nicht finden. Dabei darf ich 
nicht die Stirne verziehen, sonst schreit es links und 
rechts: Was fehlt Ihnen, Sie sind ja Hofrat geworden! 
So geht es mir aber immer 1 ich scheine alles zu haben 
und habe nichts, hier und dort nichts. Hier Unmög- 
lichkeit und dort Unmöglichkeit. Lauter Anfänge und 
keine Vollendung! Hälfte und kein Ganzes! Leben 
Sie wohl! Ich fühle, daß ich Ihnen heute nicht hätte 
schreiben und Ihnen die trüben Empfindungen er- 
sparen sollen, die mich hin- und herpeitschen. Kommen 
Sie bald wieder, das ist alles, was ich nur noch von 
der Welt und vom Leben verlange. Münch. 



Zaretzky, Die Kölner Bilderlahe! und die Beziehungen de» Druckers Nikolaus r.oetz zu Helman ond Qaentel. IOI 



Dieser letzte der Iiier veröffentlichten Briefe 
Halms erwähnt bei der Stelle mit der „Königin 
Mutter" des neuen Stuckes, das der Dichter 
um jene Zeit in Angriff genommen hatte. Es 
ist dies das Schauspiel „Kinc Konigin" (Maria 
de Molina), das im Jahre 1X47 mit Julie Kettich 
in der Titelrolle zur ersten Auffuhrung in 



Wien gelangte. Allerdings fand auch dieses 
Drama nicht den reichen Beifall, der z. B. später 
Halms „Fechter von Ravenna" zuteil wurde, 
der aber in eine Periode des dichterischen 
Schaffens Halms fallt, die außerhalb des Zeit- 
raums liegt, in den die Abfassung der hier 
wiedergegebenen Briefe zu setzen ist. 




ingen 



Die Kölner Bilderbibel und die Beziehiii 
des Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel. 



Von 



Dr. Otto Zaretzky in Köln. 



gefunden. Ich selbst bin gleichfalls für Goetz 
als Drucker der Bibel eingetreten, zuerst in den 
Kolner Buchermarken, bin dabei aber von 
einem Gesichtspunkte ausgegangen, der mit den 
in Lcmpertz' Jugendarbeit vorgebrachten Gründen 
nichts zu tun hat In Dziatzkos Sammlung biblio- 
thckswissenschaftlicher Arbeiten (Heft 13) hat 
dann Georg Gerlach nochmals die Frage nach 
dem Drucker der Bibel eingehend erörtert und 
glaubt den Nachweis gefuhrt zu haben, dali 
keinesfalls Goetz von Sehlettstadt, sondern ent- 
weder Heinrich Quentel mit den Typen des 
Bartholomäus von Unckel, oder dieser letztere 
— vielleicht im Auftrage und auf Kosten von 
Heinrich Quentel — die Bilderbibel gedruckt 
habe. Der Versuch, dem Bartholomäus von 
Unckel auf Grund der Typengleichheit die Bibel 
zuzuschreiben, Ist nicht neu, 6 Gerlach hat aber 

1 Über die Bibel und ihre 
III Sp. 655 ff., ond Gr r lach, Der ] 
lichcr Arbeiten XIII S. 3Sff. 

' Kautzsch, Die Holzschnitte der Kolner Bibel von 1479: Studien zur deutschen Kunstgeschichte VII. 

i Literarische Nachricht über die erste zu Köln gedruckte niederdeutsche Bibel (Coesfeld 182s) S. 17. 

4 Über die erste zu Köln gedruckte Bibel. Beiblatt vom 10. 24. Januar und 7. Februar. 

5 Beschreibender Katalog des Bibliographischen Museums S. 17 1. 173. 

6 Vgl. Kapp, Geschichte des Deutschen Buchhandels S. 97. 



n der vielumstrittenen Frage, von wem 
die Kolner Bilderbibel, 1 die als die 
| erste durch Typen hergestellte Bibel 
in niederdeutscher Mundart und nicht minder 
wegen der sie zierenden Holzschnitte* unser 
besonderes Interesse beansprucht, gedruckt ist, 
hat sich die Mehrzahl der Bibliographen der 
von NieserO zuerst ausgesprochenen Meinung 
angeschlossen und Heinrich Quentel für den 
Drucker erklärt. H. I-cmpcrtz dagegen hat in 
einem in dem Beiblatte zur Kölnischen Zeitung 
1836 erschienenen Aufsatze, 4 der etwas ver- 
ändert auch in seinen Beitragen zur ältern Ge- 
schichte der Buchdruck- und Holzschneidekunst 
(2. Auflage Köln 1839) wieder abgedruckt ist, zu 
erweisen versucht, daß Nikolaus Goetz von 
Schlettstadt der Drucker gewesen sei und hat 
mit seiner Ansicht bei Klemm* Zustimmung 



Ausgaben vgl. Wallher, Die 

der Kölner Bildcrbibel in: 



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102 Zarelzkv, Die Kölner BilderbiUcI und die BcriehunKen de» Drucker* Nikolaus Goetr tu Helman und Quentel. 



durch eine sorgfaltige Untersuchung den Nach- 
weis gefuhrt, daß die Bibeltype sich in der Tat 
bei Unckel wiederfindet. Da wir nun wissen, 
dali Quentel Nikolaus Goctz für sich beschäf- 
tigt hat, ' so kann auch, folgert Gerlach, Unckel 
in Quentels Auftrage die Bibel gedruckt haben; 
er halt also die Type Unckels und die der 
Bibel nicht nur für gleich, sondern für identisch. 
Die Tatsache, dali wir der Bibeltype aber auch 
in den mit Quentels Namen versehenen Drucken 
bis zum Jahre 1482 begegnen, nötigt Gerlach 
zu der weiteren Annahme, dali Quentel anfang- 
lich eigene Pressen und eigenes Typenmaterial 
gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße 
besessen, fremde Pressen gemietet und mit 
ihnen — vielleicht unter Beihülfe ihres Be- 
sitzers — gedruckt habe. Dadurch findet Ger- 
lach auch eine Erklärung für den Umstand, 
daß Quentel vom Jahre 1482 an die Type der 
Bibel nicht mehr verwendet hat, und daß sich 
von Februar 1482 bis 1484 kein datierter Quen- 
telscher Druck nachweisen laßt, eine Erschei- 
nung, die R. Praetor bekanntlich veranlaßt hat, 
eine first press und second press Quentels zu 
unterscheiden.* Voullieme' hat demgegenüber 
wohl mit Recht darauf hingewiesen, daß wir 
Quentelsche Drucke ohne Namen und Jahr be- 
sitzen, die in die I.uckc eintreten können, und 
daß in dem Ausscheiden der fünf Jahre fleißig 
gebrauchten Type nichts liegt, was Gerlachs 
Hypothesen stützt. Gerlachs Ausführungen 
haben Voullieme auch in seinem Urteil, daß 
das Typenmaterial der Quentelschen Drucke 
bis 1482 einschließlich der deutschen Bibeln 
nicht identisch sei mit demjenigen der Unckel- 
schen Presse, nicht beeinflussen können.« Ich 
stehe hier durchaus auf Seiten Voullicmes und 
will nur in Kürze einige Gründe angeben, die 
meine Auffassung gestützt haben, da Voullieme 
auf Gerlachs Untersuchung nicht naher ein- 
gegangen ist. In 15 von 1479—82 mit den 
Typen der Bibel hergestellten Drucken Quentels 
ist in der Schlußschrift eine Druckadresse ent- 
halten, die sich in der Form nicht von denen 
anderer Drucker unterscheidet und in den 
meisten Fällen so bestimmt lautet, daß gar 



' Vgl. meine Nachrichten in de 
» Index I S. 96. 99. 
i Der Buchdruck Kölns S. XLVIII: 
♦ A. a. O. S. XXXV. 
S Katalog der Inkunabeln in der Stadt 



kein Zweifel darüber bestehen kann, daß Quentel 
sich selbst als Drucker der Werke hat be- 
zeichnen wollen. Wenn nun Gerlach die Be- 
hauptung aufstellt, daß sowohl die mit Quentels 
als die mit Unckels Namen versehenen Drucke, 
die die Bibeltypc zeigen, nur aus einer und 
derselben Druckerei, nämlich der Unckels, her- 
vorgegangen sein können, so läßt er also den 
aufstrebenden und unternehmenden Quentel 
nach dem Mause Unckels wandern, um hier 
seine umfangreichen Werke herzustellen — 
„vielleicht mit Beihulfe des Besitzers der Presse". 
Gerlach ist uns aber die Erklärung schuldig 
geblieben, wie es unter solchen Umstanden 
möglich geworden ist, daß Quentels Drucke 
uns ein anderes Typenbild gewähren, als die- 
jenigen Unckels, so daß sich beide Arten un- 
schwer und mit Sicherheit voneinander unter- 
scheiden lassen. Voullieme hat nicht weniger 
als 28 Unckelsche Drucke ohne Druckadresse 
verzeichnet, aber bei keinem, so viel ich sehe, 
Veranlassung gefunden, den Namen Unckels 
mit einem Fragezeichen zu versehen; Ennen 
hat Quentels älteste Typengattung und die 
Unckels nicht einmal für gleich gehalten. 5 Zu 
dieser Abweichung im Typenbilde kommen 
noch kleinere Verschiedenheiten in der Druck- 
praxis, die kaum zu erklären wären, wenn man 
annehmen müßte, daß Quentel und Unckel in 
derselben Druckerwerkstatt gearbeitet haben. 
So haben sämtliche Quentelschen Drucke von 
1479 an Signaturen, während solche noch bei 
Unckel in dem im Jahre 1480 erschienenen um- 
fangreichen Sachsenspiegel fehlen, und als 
Unckel 1481 Signaturen anwendet, gebraucht 
er andere Zahlen als Quentel. Das alles zwingt 
uns meines Erachtens zu der Annahme, daß 
Quentel und Unckel selbständige Druckereien 
besessen haben, in denen mit einem Typen- 
matcrial gearbeitet wurde, das gleich, aber nicht 
identisch war. Ich halte es für sehr wohl mög- 
lich, daß Quentel gerade durch die Konkurrenz 
des mit gleichen Typen druckenden Unckel 
zum baldigen Wechsel seines Druckapparats 
bewogen worden ist 

Zwischen den Erzeugnissen dieser beiden 



XXIV. 



S. XVII. 
der Gesellschaft Tür 
iu Köln S. XIV. 



Zaretzky, Die Kölner Bitderliiliel und ilie Beziehungen de» Drucker» Nikolaus Goetz zu Hein. in und Quentel. 



I03 



Druckereien steht nun die Bilderbibel. Man 
wird darüber nicht im Zweifel sein können, dali 
man sie, wenn man sich für eine der beiden 
zu entscheiden hat, Quentel zuweisen muü. 
Für Quentel sprechen die Randleisten der Bibel, 
mit denen er mehrere seiner Drucke 1479 u "d 
1480 wieder geschmückt hat, für Quentel spricht 
nicht minder das in der Bibel verwendete Pa- 
pier, das wir in allen seinen frühen Drucken, 
die ein ahnliches Format, wie die Bibel haben, 
wiederfinden.' Ich lege auf den letzteren 
Punkt vor wie nach Gewicht, trotz der Hin- 
wendungen Gerlachs, da ich in keinem der mir 
zur Verfügung stehenden Drucke Unckels das 
Papier der Bibel habe auffinden können. An- 
dererseits aber weisen die Bibel und die Erst- 
lingsdrucke der Quentelschen Oftizin wieder 
Verschiedenheiten auf, die es einigermaßen be- 
denklich erscheinen lassen können, den Bibel- 
druck für Quentels Werk zu erklaren. 

In der Bibel fehlen Datierung und Name 
des Druckers. Dali den Quentelschen datierten 
Drucken aus dem Jahre 1479 undatierte voran- 
gegangen sein müssen, wie Voullieme meint,* 
halte ich nicht für erwiesen. Voullieme hat 
mit dieser Behauptung, wenn ich ihn recht ver- 
stehe, eine Erklärung für die „kolossalen Lei- 
stungen" Quentels aus dem Jahre 1479 geben 
wollen. Undatierte Quentelsche Drucke, die 
wir mit einiger Sicherheit vor das Jahr 1479 
setzen könnten, kennen wir nun aber nicht; 
das einzige Werk, das hier in Frage kommt, 
ist die Bilderbibel und diese war doch sicher- 
lich nicht dazu geeignet, einen ersten selbstän- 



digen Druckversuch eines jungen Druckers ab- 
zugeben. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, 
dali Quentel als Suddeutscher seine si frslandige 
Tätigkeit in Köln mit dem Druck der nieder- 
deutschen Bibel begonnen haben soll, einem 
Werke, das ihm sprachlich und typographisch 
bedeutende Schwierigkeiten bereiten mulite und 
obendrein ein Unternehmen war, dessen günstige 
Aufnahme in den Kreisen der Geistlichkeit mit 
völliger Sicherheit nicht vorausgesetzt werden 
konnte. 

In der Bibel fehlen die Signaturen, während 
alle Drucke Quentels solche haben, und sie ist 
ferner nur mit einer Typenart hergestellt, 
wahrend Quentel bis I4«S2. abgesehen vom 
Fasciculus temporum, neben der Bibeltype noch 
je eine von wenigstens zwei verschiedenen 
Missaletypen verwendet hat.J 

Diese zwischen der Bibel und den ersten 
Drucken Quentels sich findende Verschieden- 
heiten, so gering sie auch auf den ersten Blick 
erscheinen mögen, wird man nicht als Zufällig- 
keiten unbeachtet lassen dürfen. Durch die 
Vergiekhung der Bibel mit den Drucken Quen- 
tels haben sich mir keine sichern Anhaltspunkte 
ergeben, die auf die Entstehung des Bibel- 
druckes Licht werfen konnten. Dagegen habe 
ich bei meinen archivalischen Nachforschungen 
ül>er Goetz und Quentel Nachrichten gefunden, 
die mir wohl der Mitteilung wert erscheinen, 
wenn sie auch noch manche Fragen offen 
lassen. Durch diese Nachrichten wird ein 
Mann in den Vordergrund gerückt, den wir 
schon als ein Mitglied der Firma Quentel durch 



• Ich habe drei Exemplare der Bibel (die beiden Kölner und das Hamburger) auf das Papier hin untersucht und 
als häufigstes Wasserzeichen eine Krone in der Form gefunden, wie sie Heid, I*» filigranes des papiers dans les in. 
cunables Strasbourgeois Taf. VI Nr. 150 und 152, abgebildet hat. Daneben erscheint häufig ein kleiner Ochsenkopf 
mit dem T; Heitz Taf. XXIX Nr. 740. (Die Figur wird auch als Antoniuskreuz erklärt; vgl. Zentralblatt für Bibliotheks- 
wesen XX S. 54; Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel S. 321, hüll sie vielleicht nicht mit Unrecht für ein 
Schlächtcrbeil.) Auch ein Ochsenkopf mit Stab und Stern findet sich, seltener eine Krone; Heitz Taf. VI Nr. 159 u. 164. 
Vereinzelt kommen Bogen vor mit einer Wage, einer kleinen Traube, einem D und dem französischen Wappen. Fast 
alle diese Wasserteichen kehren in den Astesanus- Ausgaben Quentels wieder, vor allem die Krone. Dasselbe Papier 
enthält der Druck von Goetz. Voullieme 760. Den Ochsenkopf mit dem T habe ich in Voullijme 176 a wiedergefunden 
(Exemplar in der Stadtbibliothek zu Köln, von Voullieme nicht beschrieben), desgleichen in Goetz' Fasciculus temporum, 
Voullieme 1029. Der Ochsenkopf mit Stab und Stern ist häufig in Vonlliime 176 und 176 a, in etwas abweichender 
Form erscheint er auch in Voullieme 17S (Exemplar gleichfalls in Köln). Außerdem enthalten die Quentelschen Früh- 
drucke noch einige andere Wasserzeichen, die ich in den drei erwähnten Exemplaren der Bibel nicht gefunden habe, 
so Voullieme 176 häufig einen Anker, Heitz Taf. X Nr. 27S, daneben eine Krone ähnlich Heitz Taf. VI Nr. 16S, die 
uns auch bei Goetz in Voullieme 38 begegnet. In Voullieme 176 und 1029 ist ein V (Heitz, I^es filigranes des papiers 
contenus dans les archives de la ville de Strasbourg Taf. XIV Nr. 154) vertreten, etwas abweichend auch in Voullilme 
178. Dieses Zeichen ist auch in voneinander wenig verschiedenen Formen in den Bibeln des Goetz, Voulliimc 252 und 
253 enthalten. Schließlich haben Voullieme 176 und 176a auch Rosetten in mehreren Größen, 
t A. a. O. S. XXX. — 3 Gerlach a. a. O. S. 31. 



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104 Zaretzky, Die Kölner Bildcrbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel. 



das von mir in den Kolner Büchermarken er- 
wähnte Schriftstück kennen gelernt haben: Jo- 
hannes Helman, der Schwiegervater Heinrich 
Quentels. 

Johannes Helman war Asscymcistcr und 
Schreinschreiber der Stadt Köln und wird in 
der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts sehr 
oft genannt* Aus den stadtkölnischen Brief- 
büchern erfahren wir, daü er häufig Reisen nach 
Frankfurt unternommen hat. Da seine An- 
wesenheit dort auffallend oft in die Zeit der 
Messen fallt,' werden ihn wohl nicht immer 
städtische Aufträge dorthin gefuhrt haben, son- 
dern eigene Handelsgeschäfte. Ein uns erhal- 
tenes Verzeichnis * der Schuldner der Drug- 
warenakzise aus den Jahren 1469 — 1479 
unterrichtet uns nämlich darüber, daß er be- 



deutende Sendungen Papier bezogen hat Im 
Jahre 1477, sabbato conversionis s. Pauli (Ja- 
nuar 26) ist für ihn folgendes Konto angelegt: 
1 pack, 4 ballen papir, 100 rijli. Item 11 ballen 
papir. Item 8 ballen papirs. Item 10 ballen 
pappir. Item 4 ballen pappir. Item 2 stuck. 
Item 12 ballen pappir. Item 13 stuck, 10 ballen 
pappirs, 1 5 ballen papir. Item 5 5 ballen papirs. 
Item 4 ballen papir. Item 19 ballen papir. 
Item 14 ballen pappir. Item 8 ballen papir. 

Die „druge war" (trockene Ware) gehörte 
zu den Kinfuhrartikeln, bei denen die Stadt 
Köln die Stundung der Akzise gewährte.« Den 
Firmen mit dem notigen Geschäftskredit wurde 
die Stundung ohne weiteres zugestanden, bei 
kleineren Kaufleuten und Handwerkern aber 
wurde Sicherheit durch Hinterlegen von Pfändern 



» Der „Asseymeislcr" war der städtische Beamte für die Münzprüfung. Über Johannes Helman vgl. Mitteilungen 
aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 8 S. 8; 21 S. 14; 23 S. 209. Seit .lein Jahre 1470 wird er sehr häufig als Sehrein- 
schreil>er genannt (Schrb. Scahinorum Alhani 1470 Marx 13), am 9. Februar 1508 wurde „Johan Helman der aide 
schrynschriver alders ind swacheit halvcn syns lyfs" durch seinen Sohn Johannes im Amte ersetzt, dem als zweiter 
Schreinschrcibcr Johann Keye von Dinslaken zur Seite tritt (Ratsmcm. IV Bl. 56a). In einer Beurkundung im Schreins- 
buche Hacht Üb. I von 1509 April 26 wird Johann Helman der Alte als verstorben genannt. Sein Sohn begegnet uns 
als Schreinschreiber oft, und dessen gleichnamiger Sohn war wieder Schreinschrcibcr und mag. artium (Ratsmem. IV 
Bl. 157b, 1522 Juni 4 u. ö-; Sehrt». Sevcrini Generalis 15.27 Aug. 9, 1530 Okt. 4; Hacht üb. I 1532 April 17, Juli 26, 
IS37 Okt. 18; Columba Clericorum 1534 Januar 10, 1 541 De/. 4. 1542 Nov. 9). Der Urenkel des Asse) meistere war 
der im Buche Weinsberg (Bd. 3. 4, hrsg. von Friedrich Lau, Register) oft genannte lic. iur., Stadtsckrelir und Altertums- 
sammlcr Johannes Helman, der am 14. Mai 1579, 50 Jahre alt, starb. Er begegnet uns auch als Sachverständiger in 
dem 1574 angestellten Krmittelungsverfahren Ober den Verfasser und Drucker der Koclhoflschcn Chronik, das Höhl- 
baum in den Mitteilungen aus «lern Stadtarchiv von Köln Heft 19 S. 103 ff. veröffentlicht und besprochen hat, und aus 
dem so viel hervorgehen dürfte, daß Voulliemes Behauptung (der Kölner Buchdruck S. LXVI), meine Angaben in den Kölner 
Buchermarken über den Druck der Chronik nnd seine Folgen seien Vermutungen, die jeder historischen Begründung ent- 
behrten, da KoelhofT noch mehrere Jahre „unl>cirrt" weiter gedruckt habe, doch wohl einer wesentlichen Einschränkung 
bedarf. Voulliemr hat auch die interessanten Nachrichten, die wir über die Beziehung Heinrichs von Ncuft zu Koelhoff 
aus dem Aktenstücke entnehmen können, ganz unl>eachtct gelassen, obwohl er uns S. 146 auf Huhlbaums Aufsatz hin- 
weist. Der Sekretär und Archäologe Helman hatte wiederum einen Sohn Johannes, der uns als lic. iur. im Buche 
Weinsherg (HI S. S4) gleichfalls genannt wird. — Der Name Helman war in Köln mehrfach vertreten ; schon 1396 wird 
ein Kölner Kaufmann Heinrich Hellemann erwähnt, der wohl mit dem in einem undatierten Schreiben Kölns aufgeführten 
Heinrich Helman identisch ist (Mitteilungen ans den Stadtarchiv Heft 23 S. 27 t; 26 S. 50). Ob der Asseymeislcr mit dem 
Goldschmiede Jakob Hclmann, der einen am 19. Oktober 1413 ausgestellten Heimatschein aus Orsoy beibrachte (Urkunde 
8256 im Stadtarchiv Köln) oder zu dem in derselben Zeit mehrfach genannten Goldschmiede Arnold Hclmann (vgl. 
meine Nachrichten in den Kölner Büchermarken S. XVIII Anm. 2) verwandt gewesen ist, hat sich durch die Schreins- 
bücher nicht feststellen lassen; es ist aber wahrscheinlich, da Johannes Helman in einem zwischen 147» und 14S0 auf- 
genommenen Verzeichnisse der „Kaufleute zu der Hanse von allen Gaffeln" unter den Goldschmieden genannt ist (Enncn, 
Geschichte der Stadt Köln III S. 721). 

» Um Oitern (6. April) 1477 w « Helman längere Zeit von Köln abwesend. Am 31. März richtete Köln an Mainz 
ein Beglaubigungsschreiben in MQnzsachcn für „unsen diener ind asscymcistcr*'; am 4. April schrieb Köln an Helman 
selbst (Briefbuch 31 Bl. 191. 192. 194). 1477 u|> satersdach uff sent Bartholomen abent (Aug. 23) weilte Helman in 
Krankfurt, wo ihm ein städtischer Auftrag zugeht (Brief buch 31 Bl. 244. Die Frankfurter Herbstmesse währte vom 
15. August bis 8. September, vgl. Hörne, Geschichte von Frankfurt a. M. 2. Aufl. S. 123). 1478. roaendach na dem 
heiligen Palmdage (März 16), finden wir ihn wieder in Frankfurt (Brief buch 32 Bl. 19), auch in den folgenden Jahren 
treffen wir ihn wiederholt dort an. 

J Van druger war anno domini seaagesimo nono, im Stadtarchiv Köln. Es umfaßt die Jahre 14Ö9—M79. einzelne 
Eintrage finden sich aus den Jahren 1468 und 14S1. Ich bin durch Herrn Dr. v. Loesch in Stcphanadorf in Schlesien 
auf da* Verzeichnis aufmerksam gemacht worden. 

4 Knipping. Die Kölner Stadtrechnungcn des Mittelalters I : Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Getchichts- 
kunde XV S. XXIV. LXXIX. 



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Zarelzky, Die Kr.lncr Bildcrbibel un.l die Beziehungen ,1c« Drucken Nikolaus Goclz zu llclman und Quentel. IO5 



verlangt In dem erwähnten Stundung 
registcr sind auch mehrere Kölner 
Buchdrucker aufgeführt. Johann Koel- 
hofif ist in den Jahren 1473 und 1474 
mit zwei Einträgen vertreten,' die in 
der Hauptsache Papiersendungen be- 
treffen; es sind daneben aber auch 
andere Waren gebucht, die uns die 
schon durch Ennens Mitteilungen * be- 
kannte Tatsache bestätigen, daß er 
neben seiner Druckerei noch I landels- 
geschafte betrieben haben muß. Eben- 
falls im Jahre 1473 hat Guldenschaiff 
sich von 24 Kies Papier die Akzise 
stunden lassen. Ohne Jahresangabe 
sind noch Konrad Winters von H0111- 
borch und Ulrich Zell mit kleineren 
Sendungen aufgeführt J Der Kintrag 
in die Stundungsregister erfolgte bei 
Auslieferung der Ware, in Itelmans 
Konto laßt sich mit ziemlicher Sicher- 
heit an mehreren Stellen durch den 
Duktus der Schrift und den Wechsel 
der Tinte eine neue Buchung fest- 
stellen. Alle halbe Jahre, einen Monat 
vor der Frankfurter Messe, mußte der 
AkziscmeLster mit den Schuldnern 
abrechnen, das Konto wurde dann 
gestrichen, bei Helmans Schuld und 
auch sonst hin und wieder ist das 
unterblieben. Die Dnigwarenakzise 
bestand aus dem 100. Pfennig oder l°/„ des 
Umsatzes, nur für kurze Zeit, von Ostern 1474 
bis 20. Marz 1476, war sie auf 2%, erhöht.« 
Die auf Helmans Namen gebuchte Masse 



bjwnen btt ba^eiitelTc wbe mebt cnHlprteit* 
vttbe alfo bc ftuenba bacb quam öo fpwkcn fo 
to famplbnd wpue-f mepke bjmen matt vnbe 
tabe rtagc emt bat [)* bj? legge trat bat cut* 
mtfti tebube • v ii woUu bea m d; t botn Co wi\ 
len wp b p vntx bjmea väbzts \yuy>9 vettbemi 
cf fcc Y) c bbe t g vns b arumm c gdaben tfp tu 
u>er bruyrieft bat $y vns betoucn wölben c . * 
tmbe fe trenebe wbe fpiack tt?o (ämpfön Ma 
gcttbc-btiljatcftmjzt^^cucft my metyieff 
vnbe barüme bat etitractfcl bat bu tmlc* vot« 
kes km beten beuefV voegetaety: cnwoltumy 
tnebt (eggen *vnbp be antwoabs ick en wölbe 
tti)me vaber nod) numet mober nee gefeggeft 
wo macb th bj> bntne bat gefeggen* alte bat 
fc be feucn bagc bet wettft^up vc* eme wen* 
be^T l)o bem leftctt an beme feuenbm bagc to 
Ct md;t äff cn lete bo bebnbebe fje bat cr*rn fe 
febe bar tr;o ber luttie ftunt errn boageten vn 
bc fcbentiSo (ämpfbn bee (euenben bagescer 
b* (unne mber gpttk «trat ie (betet tvett n e bo« 
mcb ♦ mbe wat .0 ftetket wen cen bu wc Dn* 
br bf fpiaek to cn ^ ebbet g>> mdn: geare mpfc 
tttyne kug^cu^bat mit mynet bu(Ft» we J 



des Papiers ist recht bedeutend; sie übertrifft 
die von KoelhofT 1473 und 1474 bezogenen 
Sendungen etwa um das doppelte und repräsen- 
tiert eine ziemliche Summe Geldes.» Da wir 



' Sie lauten: Johan Koilhoff. 1 47 J, sabbato post assensionis domini (Mai 29]. Primo 4 ballen, item S lullen 
papir. Item 1 vass. Item 10 ballen papir. — Johan KoilhofT anno etc. 73 [statt 74] sahato Reraigil [Oktober I]. Ii ballen 
papir. Item 12 ballen papir. Item I pack. Item 206 //. wollen. Item 6 ballen papir, 1 korf. Item 1 kist. Item 1 vass. 
Item S ballen papirs. Item 4 ballen papir. Item 12 ballen papir. Item I vass. Item 2 ballen papir. Item 7 ballen papir. 
Die Jahreszahl 7 j des letzten Kontos beruht offenbar auf einem Schreibfehler, da der Remigius tag 1473 nicht auf einen 
Samstag fiel. — » Kaulog der Inkunabeln S. VIII. 

3 Unter der Oberschrift „Ulrich van Celle" heißt es: Primo eyn groess korf. Item 3 ballen papir«. Da gleich 
darauf folgt: anno etc. 74, 7. maii, 3 sehyven wass, so muC der erstere Eintrag in oder vor das Jahr 1474 fallen. Die 
hier gegebene auffallende Namensform des ersten Kölner Buchdruckers trcfTcn wir auch einmal in einem seiner Drucke, 
den Kommentaren des Gerardus de Harderwyck vom Jahre 1493 *n (Ulricus de Zell), vgl. Mcrlo, Ulrich Zell S. 29, 
Voull. 446. Ich erwähne bei dieser Gelegenheit, daß mir neuerdings ziemlich umfangreiche, im Staatsarehiv zu Wetzlar 
ruhende Akten eines Prozesses bekannt geworden sind, den Leonhard Hoscnbcckcr gegen Ulrich Zell vom Jahre 1506 
an geführt hat Ks geht daraus hervor, daß Zell seinen Leiten iahend in Köln verbracht hat-, er lebte noch am 8. Fcbraar 
1507 und wird am 30. August 1510 als verstorben aufgeführt. Der Klager war 15 10 ebenfalls verstorben, der Prozeß 
wurde von den überleitenden Witwen noch bis zum Jahre 1511 fortgesetzt. — 4 Knipping a. a. O. S. LXXIX. 

5 Über die Papierpreise, die im XV. Jahrhundert in Köln, wo eine Papiermühle nicht nachweisbar ist, gezahlt 
wurden, habe ich nichts Sicheres feststellen können. Das Papier wurde bekanntlich in Hallen oder kleinen Fässern ver- 
und alles über Frankfurt bezogene Papier wurde zu 12 Ries der Ballen gehandelt, nur in No 
Z. f. B. 1906,1907 14 



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106 Zarctzky, Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz zu Heimln und Quentel. 



nun wissen, daß Helman kein Drucker gewesen 
ist — wir kennen nur ein Büchlein aus dem 
Jahre 1505 mit Helmans Namen, das in der 
Quentelschcn Druckerei hergestellt ist und in 
dessen Schlußschrift uns ausdrücklich gesagt 
wird, daß die Bürger Helman es haben drucken 
lassen' — so kann er nur entweder einen 
Handel mit Papier oder Verlagsgeschäfte be- 
trieben haben, oder aber er muß das Papier 
für seinen Schwiegersohn Quentel beschafft 
haben. Auf Grund dieses Sachverhalts gewinnt 
das von Helman und Quentel unterzeichnete 
Schriftstück,' auf das ich in den Kölner Bücher- 
marken Bezug genommen habe, ein erhöhtes 
Interesse. Es handelt sich um eine undatierte 
Rechtfertigungsschrift, die gegen eine von Niko- 
laus Goetz beim Rate der Stadt Köln vorge- 
brachte Beschwerde, deren Wortlaut wir leider 
bis jetzt nicht kennen, gerichtet ist Wir erfahren, 
daß es zwischen Helman, Quentel und Goetz 
nach dem Druck einer lateinischen Bibel,* für 
die die ersteren das Papier geliefert und einen 
Zuschuß in barem Gelde gegeben hatten, zu 
Streitigkeiten gekommen ist. Wir erfahren 
weiter, daß die zwischen den streitenden Par- 
teien bestehende Geschäftsverbindung sich nicht 
auf den Druck dieser lateinischen Bibel allein 
beschränkt hat, sondern daß Helman, Quentel 
und andere dem Goetz „zu tun" gegeben haben, 
da es ihm an eigenem Betriebskapital mangelte. 



Über die Ausdehnung, die diese Geschäftsver- 
bindung gehabt haben muß, gibt uns die Mit- 
teilung einen Anhaltspunkt, daß Goetz die Mög- 
lichkeit hatte, Helman und Quentel um 700 
Gulden zu betrügen, nur dadurch, daß sie „zu- 
gesehen" haben, sind sie vor Schaden bewahrt 
worden. 

Es muß auffallen, daß die Quentelsche 
Druckerei, die mit geradezu erstaunlichen 
Leistungen bald nach ihrer Gründung hervor- 
getreten ist, Goetz beschäftigt hat, zumal wir 
hören, daß seine Druckwerke nicht immer den 
Beifall Helmans und Quentels gefunden haben. 
Für die Handlungsweise der Firma Quentel 
gibt es wohl nur die eine befriedigende Er- 
klärung, daß eine Geschäftsverbindung zwischen 
Helman und Goetz schon bestanden hat, ehe 
Quentel zu Helman in geschäftliche und ver- 
wandtschaftliche Beziehung trat. Wann Quentel 
nach Köln gekommen ist, hat sich bislang nicht 
feststellen lassen; in den Kölner Bürgerlisten 
findet sich sein Name nicht, auch in seiner 
Heimatstadt Straßburg ist nichts über ihn zu 
ermitteln.« Es ist nicht unwahrscheinlich, 
daß Quentels Bekanntschaft mit Helman durch 
seinen I-andsmann Goetz vermittelt worden ist* 
Dieser weilte, soviel wir bis jetzt wissen, seit 
1470 in Köln, und schon 1474 hat er in den 
Meditationes des Ludolphus de Saxonia das- 
selbe Papier, 6 das wir in der Bilderbibel und 



gewöhnlich zu 10 Ries. Es steht nicht fest, wann sich der Unterschied in der Bogenzahl des Ries, Schreib- oder Druck- 
papier (480 bezw. 500) gebildet hat, und ob das Ries bereits zu der Zeit in der man nur geleimtes Papier kannte, auch 
schon nur 480 Bogen enthielt. (Kapp a. a. O. S. 4/6. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels XI S. 30.?). 
Am Ausgange des XV. Jahrhunderts kostete in Basel I Ballen c. S Ii. (Heering a. a. O. S. 476. Vgl. Kapp a. 1. O. S. 229). 
Mitte de« XVI. Jahrhunderts galten in teipzig die doppelten Papierpreise wie in Frankfurt (Archiv für Geschichte des deut- 
schen Buchhandels II S. 62). 1582 zahlte die Quentelsche Druckerei (nach einem Rechnongsbuch im Kölner Domarchiv) 
an Arnold Mylius in Köln für 2'|, Ballen 15 holländische Taler, also für den Ballen 6 Taler. Der holländische Taler 
galt damals 52 Albus. 

* Das Buch ist die Passie Jesu Christi mit der Glosse. Siehe den Anhang II. — * Urkunde im Anhange I. 

" Um welchen Bibeldruck es sich hierbei gehandelt hat, habe ich aus dem Papier der von mir untersuchten 
Exemplare (in Köln and Trier) nicht mit Sicherheit feststellen können. Es scheint einer der Drucke Voullieme 252 oder 
253 in Frage zu kommen. Vgl. Anro. t auf S. 103. 

4 Nach freundlicher Mitteilung der Verwaltung des dortigen Stadtarchivs. 

5 Da das von Helman bezogene Papier, wenigstens zum Teil, uns auf Strasburg hinweist, da ferner Helman mit 
Goetz aus Schlettstadt in Geschäftsverbindung stand und Quentel aus Straßburg sein Schwiegersohn wurde, so kann man 
auf die Vermutung kommen, daß er mit den Brüdern Andreas und Nikolaus Heilmann, die zu Gutenbergs Zeiten vor 
dem Weißenturmtor in Straßburg eine Papiermühle besaßen (Schneegans in Lcmpcrtz' Bilder-Heften zur Geschichte des 
Buchhandels Taf. I ; Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels XI S. 307 ; Schorbach, Die urkundlichen Nachrichten 
über Johann Gutenberg : Mainzer Gutenberg-Festschrift S. 1 74), verwandt gewesen Ist. Die Namensform Heitmann würde 
vielleicht einer solchen Annahme nicht entgegenstehen, wenn sich nachweisen ließe, daß die Straßhurger Familie aus 
dem nördlichen Deutschland nach Süddeutschland gelangt ist, wofür sich jedoch keine Anhaltspunkte haben auffinden 
lassen. Die Straßburger Familie ist seit der Mitte des XIV. Jahrhunderts nachzuweisen. Vgl. Kindler von Knobloch, 
Das goldene Buch von Straßburg S. It4; Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 24 S. 113. 

* Vgl kam. 1 auf S. 103. 



Zaretzky, Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen de» Druckers Nikolaus Goetz zn Helman and Quentel. \OJ 



den ersten datierten Drucken Quentels wieder- 
finden, verwendet, was bei der wenige Jahre 
darauf nachzuweisenden Geschäftsverbindung 
zwischen ihm und Hclman schwerlich ein Zu- 
fall sein wird. Die spater zwischen diesen 
beiden Männern stattfindende schriftliche Aus- 
einandersetzung macht es fast zur Gewißheit, 
daß das „zu tun geben" nur von Hclman aus- 
gegangen sein kann. 

Hclman und Quentel beschuldigen Goetz 
in ihrer Hingabc an den Rat, daß sein Geschäfts- 
gebahren durchaus nicht immer einwandfrei 
gewesen sei und daß er, obwohl er, wie „stat- 
kundich", in schlechten pekuniären Verhaltnissen 
lebte und auf anderer Beihulfe angewiesen war, 
den Junker gespielt habe. Die mannigfachen 
Streitigkeiten, in die er während der letzten 
Jahre seines Kölner Aufenthaltes und spater 
auch noch in seiner Heimatstadt verwickelt war, 
werfen auf ihn gleichfalls kein günstiges Licht. 
Im Mai 1477 führte ihn eine Streitsache vor 
den Amtmann und Schöffen in Heimbach, 1 
und zu dem Konflikt mit Helman und Quentel 
kamen die Auseinandersetzungen mit dem Kölner 
Kate Uber die Beschlagnahme von Urdemanns 
Dialogus super libertate ecclesiastica, für dessen 
Herstellung Goetz seine zweite Fresse dem 
Münzmeister Erwin von Stege geliehen hatte. 1 
Nach dem Bruch mit Helman und Quentel 
muß Goetz' Lage, der schon vorher „nauw 
broit" gehabt hatte, doppelt schwierig geworden 
sein; er hat es deshalb offenbar vorgezogen, 
nach dem Druck seiner vierten lateinischen 
Bibel, die am 9. Mai 1480 vollendet wurde, J 



Köln den Riicken zu kehren. Er wandte sich 
nach Suddeutschland zurück« und versuchte 
nun auf schriftlichem Wege mit seinen For- 
derungen beim Kölner Rate und seinem ein- 
stigen Geschäftsfreunde Helman durchzudringen. 
Der sich über vier Jahre hinziehende Brief- 
wechsel 5 zwischen Goetz und dem Rate be- 
trifft in erster Linie die Entschädigungsanspruche, 
die Goetz aus der Beschlagnahme des mit seinen 
Typen gedruckten Dialogus herleitete. Zugleich 
benutzte er aber auch die Gelegenheit, mit 
Helman abzurechnen. Aus dem Briefe des 
Rates an Goetz vom 9. Mai 1481 erfahren wir, 
daß letzterer seinem Schreiben vom 15. Januar 
eine Anlage beigefügt hatte, die seine vermeint- 
liche Forderung an Helman betraf, und daß 
dessen F-rwiderung der Antwort des Rates 
angeschlossen wurde. Goetz entgegnete am 
14. August und legte wieder einen Brief an 
Helman ein, wie aus der Antwort des Rates 
vom 3. September hervorgeht. leider scheint 
uns keine von diesen Einlagen erhalten ge- 
blieben zu sein. Der Rat erklärt am 3. Sep- 
tember, Goetz auf den Angelachten zedel" 
keinen Bescheid geben zu können, da Helman 
zur Zeit in Frankfurt weile. In dem nächsten 
vom 17. Dezember 1483 datierten Briefe des 
Goetz stoßen wir in einer Nachschrift noch- 
mals auf den Namen Helman. Uber die Streit- 
sache selbst erhalten wir auch hier keine nähere 
Nachricht, erfahren aber, daß Goetz in Graz 
weilte und beabsichtigte, sich nach Speyer zu 
begeben, und die Unterschrift sagt uns, daß er 
legum doctor war. Mit der Antwort ließ der 



' Briefboch 31 Bl. 207 (Stadtarchiv Köln). — » Zarcttky, Der erste Kölner Zensurprozeß S. 25fr. 
i Voullieme S. 29. Vgl. Zaretzky a. a. O. S. 27. 

4 Goetz ist über Mainz nach Köln gekommen. Nach einer Mitteilung Vclkes in der Mainzer Gutenberg- Festschrift 
(S. 343) wird Goetz in den Jahren 1460 und 1461 in Mainz als Goldschmied erwähnt. Kr wird auch in einem zwischen 
1470—80 aufgestellten Verzeichnisse der Kölner Kauflcute aus der Hansa unter den Goldschmieden aufgeführt (Enncn, 
Geschichte der Stadt Köln III S. 721). Velke (a. a. O.) berichtet auf Grund einer Angabe von A. Kämmerer von einem 
handschriftlichen Eintrage in einem in der Kolberger Dombibliothek befindlichen, der Fasciculusausgabe des Goetz 
von 1478 (Ilain * 6922) beigebundenen Druckfragment, wonach Goetz 1478 in Mainz gedruckt haben soll. Der 
Eintrag findet sich am Schlüsse von Arminensis, Tractatns sacrae historiae elucidativus (Hain* 179S) nnd lautet; Im- 
pressum Maguntiae per Nicolaum Goetz de Seitstadt (!). Anno pos« Christum natum MCCCCLXXVHX Er röhrt von 
dem Pfarrer Peter Eddeling in Pasewalk her und ist im Jahre 1556 niedergeschrieben. Wie die Form „Seitstadt" 
schon verrät, hat der Pfarrer den Namen des Druckers, ebenso wie die Jahreszahl, dem Fasciculus entnommen; eine 
alte Tradition von einem Aufenthalte des Goetz in Mainz darf man hiernach, wie Kammerer will, in dem Eintrage 
wohl kaum vermuten. Der Druck Hain* 1798 soll nach Ebert und Brunct in Mainz entstanden sein. Schon Grotcfend (Ver- 
zeichniC der Handschriften und Inkunabeln in der Stadt- Bibliothek tu Hannover 1844 Nr. 209) hat das mit Recht bezweifelt; 
die Typen »eisen uns nach Norddeutachland, nach Lübeck oder Rostock hin. Das Kolberger Exemplar von Hain' 1798 
ist übrigens kein Druckfragment, sondern ein durchaus vollständiges Exemplar, in dem zwischen Bl. I und 2 ein Einblatt- 
druck aus dem XVI. Jahrhundert eingefugt ist. 

5 Gedruckt in meinem Buche: Der erste Kölner Zensurprozeß S. soff. 



108 Zaretzky, Die Kultier RiMrrhilirl unJ ilir Itc/irliunjjcn <lt* Druckers Nikolaus f.octi iu llel'tian und Quentel. 

€)tptiäuiitruba« biaet 
fcmm volummum iunu 
ciuilia lr Öm «Örnwi al= 
pl;abcü a fratrc Äfttjra 
tto pofirc fiuc comptlat* ♦ 

<[^rficJanimacfhiMofifTimu aftejam optW 
fcc cafibuffrfüium attimcfcu confcimae ocetrich 
tbu$:cp öiumisJ et i;umame legibus, m vnam 
fummam octo päbu» fcHtfiwiabi« ämgfäu tibi 
tnnti tncnti-inocboq^anitm mebclam affem« 
ac reete <Siul<r.9 m »aneta ac fbcÜa amtate do 
loma»£ #ufoum et ärcüfpc dum vinjm l)mri * 
cum quenetU - ctufbf m mcolam et auetlt* $ub 
2fano 6öimm*M.»ccfc*!^:i^ * fecunfco IkaUöa» 
fcpbc mbäo pcruigili cum impreflum dftccnö fce 
fpcctahlte et ma^mfici rin # tsifipow rectoris 
a!mcd:mfigmDt>rnuctfitati9<!Iolomcnfis fpca 
Ii mäfcato «mfcagmc matuncei» {ugubraborwq? 
pfpicaä vifum ejammatum^.fjtftum* abnrif* 
fum et afpwbatum: r«iq3 publice vt fuu äff erat 
preftotum m smum tonatum ► ommpotert 
tia ttt laut*m*föcltumq} rxmfaenöarü (hvnato 
ticm et falut*mrfeliat*t ßmt *f* 



Heinrich Quentel. 
Afleuiwi. Summa de callbu» Loiuocnliac. 31. AuguM 1479. 



Rat cs bis zum 12. März 1484 anstehen und 
ersuchte dann Goetz zur endlichen Beilegung 
des Streites über den Dialogus, sich personlich 
in Köln einzufinden, und sicherte ihm Geleit 
für 14 Tage zu; der Name Helman wird nicht 
mehr erwähnt. Über den Ausgang des Streites 
zwischen Goetz und dem Kate einerseits und 
Goetz und Helman andererseits habe in keine 
Nachrichten auffinden können; in beiden Fallen 
scheint Goetz seine Forderungen als aussichtslos 
aufgegeben zu haben.' Mitte der 1480er Jahre 



■ Vgl. Zarctzky a. a. O. S. 29. 



begegnen wir ihm in seiner Heimatstadt Schlett- 
stadt wieder, wo er einen „mutwilligen" Prozeß 
gegen den Rat anstrengte, weil er sich in seinem 
väterlichen Erbe benachteiligt glaubte. In Rom 
hatte er einen Bannbrief gegen Schlettstadt 
ausgewirkt und suchte damit an verschiedenen 
Orten gegen die Stadt Stimmung zu machen, 
unter andern auch 1488 in Zug. Im Jahre 
1498 war der Streit noch im Gange. Goetz 
war es gelungen, den päpstlichen Bann mit 
Aggravation nicht nur über den Rat von 
Schlettstadt, sondern auch über den der Stadt 
Köln und das Domkapitel in Mainz verhängen 



Zarelfky. Die Kölner Bil.IrrhiM un.l <hr Rr/ielnin K rn de« Drucker» Nikol»u* Ooell la Heimln und Quentel. ICK) 



a pecato noß loluit.q* tu m ms pro culpa (u 
mit«t)critaä8 auf* wee atteftante bibinm? 
quta luiie q betritt mtlia talctita heh?bat*cu 
petritentiä agcret^abfolucöiicm bebtti a bno 
accppitrfcb q* amlctuo fuo emtu fibi benari 
00 betend bebt tum non btiwfit.a b oc dViuf 
fit0 ejrigi.qtf et fuca't iam bmtiflum. £t qiri* 
bus vibclitrt bicti0 oftat q* fi boc qtf m nos 
Wmqtu« er. corbe no btmimmf r<i aiiub rur* 
fu0 ettgituc-qtf nobiö iam p er pcmtcnOam 
bimiffum roifle gaufcebamp j| gitur bunt per 
mbuüi temrns fpamim Kort bum tubcp fufti 
net. btim ouerfiottem nofttam is qtri culpa0 
cramrnat «r Ipcctatr <onfl«m? m Ucrimi0 bu 
titiam menU0 formemf mpt»rtnu0 gratiam 
femgmtati0* tft ftbenter btco q uia fälutari 
bofHa po ft mewte m non mbigebim? fi ante 
tn 02 tem beo l;oftia ipfi fiicrimus • : • 

därpltdt übrr quartfbpalocjo;: grcgoitj* 
per m« fcart^Iomcubevndtd«?. 



liirtholomaeas ton Unckel. 

zu lassen. Nähere Nachrichten über die Gründe 
zu diesen weiteren Schritten und über den 
Ausgang des Prozesses fehlen uns. Es ist nur 
bekannt, daß Goetz damals in Freiburg L Rr. 
gefangen gehalten wurde, und daß hier der 
Gesandte von Köln, Dr. Herbert von Bilsen, 
gegen ihn vorging.' Man wird wohl den 
Groll des Goetz gegen Köln mit seinem Streite 
über den beschlagnahmten Dialogus in Ver- 
bindung bringen dürfen. 

Überblicken wir die Nachrichten, die uns 
über die Beziehungen des Goetz zu Helman 
und Qiientel Aufschluß geben, so können wir 
folgendes feststellen. Goetz hat zu Helman 

> G^njr, Die Reichsstadt Schlettsta.lt : Erläuterungen 
I Heft S/6 S. 19. 20. 



hbri IV. c». M *>- 

in Geschäftsverbindung gestanden, die sich in 
der I lauptsachc auf l'apierlicferungen beschrankt 
haben wird. Als dann der wohlhabende Asscy- 
meister seinem Schwiegersohne eine Druckerei 
einrichtete, wurde die Verbindung mit Goetz, 
dem es an dem nötigen Betriebskapital fehlte, 
nicht sofort abgebrochen ; erst nach dem Druck 
einer lateinischen Bibel, für die ihm das Papier 
geliefert und ein Zuschuß in barem Gelde ge- 
geben war, kam es zu Streitigkeiten, die zum 
Bruch führten. Vorher aber müssen Helman 
und Quentel mit Goetz Geschäfte unternommen 
haben, bei denen es sich um beträchtliche 
Summen gehandelt hat. 

und Ergänzungen tu Jarnsens Geschichte de* 



I IO Zaretzky, Die Kölner Rilderbibel und die Beziehungen de» Drucker« Nikolaus Ooetz zu llelman und Quentel. 



Welcher Art können nun diese Geschäfte 
gewesen sein, bei denen Goetz die Möglichkeit 
hatte, llelman und Quentel um 700 Gulden 
(über 5000 Km.)' zu betrugen? Nach dem 
Wortlaut des Schriftstuckes scheint es sich 
nicht um eine reine Geldangelegenheit, um ein 
von Helman und Quentel gegebenes Darlehn 
gehandelt zu haben, da gleich darauf von 
einem solchen die Rede ist, an dem Helman 
offenbar allein beteiligt war. Bei den wieder- 
holten Versicherungen, „dat hey uns zo doin 
ist ind wir yem nyet", wofür glaubwürdige 
Zeugen beigebracht werden können, würde 
auch schwerlich eine so bedeutende, ohne 
Gegenleistung gewährte pekuniäre Unterstützung 
verschwiegen worden sein. Aber Helman und 
Quentel haben dem Goetz „zu tun" gegeben, 
also ihn als Drucker beschäftigt, und dabei 
wird dieser die Gelegenheit zu den Unter- 
schlagungen gehabt haben, von denen die 
Helmanschc Rcchtfcrtigungsschrift berichtet 
Um den Hibcldruck, der die Veranlassung des 
Konflikts wurde, kann es sich hierbei jedoch 
nicht gehandelt haben, da Helman und Quentel 
bezuglich dieses gemeinsamen Unternehmens 
die Erklärung abgeben: „dat wir gerne unse 
papir wedernemen weulden mit unsem uißge- 
lachten gereiden gelde, dat hey untfangen 
hait, künden wir dat krigen." Auch schon 
wegen der I lohe der Summe kann wohl die 
lateinische Bibel nicht in Frage kommen, deren 
Druck Goetz auf seiner Presse besorgt hatte. 
Da dem Goetz für die Bibel das Papier ge- 
liefert und auch ein Zuschuß gewährt war, 
kann das auch bei anderen Goetzschen Drucken 
der Fall gewesen sein. In erster Linie kommt 
hier der Fasciculus von 1478 in Betracht, der 
Heimansches Papier enthält und an den sich 
die Quentelschen Ausgaben in auffallender 
Weise anlehnen. Bei der zwischen Helman 
und Goetz offenbar schon längere Zeit be- 
stehenden Geschäftsverbindung liegt es nun 
außerordentlich nahe anzunehmen, daß Goetz 
auch bei den ersten aus der jungen Quentel- 
schen Offizin hervorgegangenen Drucken zu 
„tun" gehabt hat. Die Drucke des Jahres 1479 



tragen sämtlich Quentels Namen und einen 
einheitlichen Charakter, so daß nicht ersichtlich 
ist, in welcher Weise Goetz an diesen Werken 
beteiligt gewesen sein könnte. Die ein bis zwei 
Jahre früher entstandene deutsche Bibel da- 
gegen, die wir Pur den ältesten Druck der 
Quentelschen Offizin halten müssen, zeigt in 
der Druckpraxis Abweichungen von den ersten 
mit Quentels Namen versehenen Drucken, die 
wir nicht ohne weiteres auf Rechnung des 
Zufalls setzen können, für die wir aber bislang 
keine Erklärung hatten. Diese Abweichungen 
dürfen wir meines Erachtens mit einem hohen 
Grade von Wahrscheinlichkeit auf die Mit- 
wirkung des Goetz bei der Bibel zurückfuhren. 
Datierte Drucke von Goetz aus der Zeit, in 
der die Bibel entstanden sein muß, kennen wir 
nicht, allenfalls kommt der schon genannte 
Fasciculus Hain * 6922 in Betracht der frühestens 
im Laufe des Jahres 1478 gedruckt sein kann. 
In der Mitwirkung des Goetz an der Bilder- 
bibel ist auch eine befriedigende Erklärung 
für das Fehlen der Druckadresse gegeben, die 
schwerlich deshalb weggelassen sein kann, weil 
die Urheber des Druckes ihre Namen nicht 
nennen wollten; der Ursprung eines Werkes 
von der Bedeutung der Bilderbibel ließ sich 
wohl kaum verheimlichen. Den ersten datierten 
und mit Namen versehenen Druck Quentels, 
das umfangreiche Werk Astesanus, Summa 
de casibus conscientiae, kennen wir in vier 
zum Teil erheblich voneinander abweichenden 
Ausgaben, die sämüich das Datum 31. August 
1479 tragen. Dieses in hohem Grade auf- 
fallende Experimentieren möchte ich damit 
erklären, daß wir in dem Astesanus den ersten 
selbständigen Druck Quentels vor uns haben, 
bei dessen Herstellung es ihm nicht an tech- 
nischer Fertigkeit, wohl aber noch an ziel- 
bewußter, konsequenter Durchführung eines so 
umfangreichen Werkes gebrach. 

Das Papier, das Helman seit Januar 1477 
bezogen hat, ist zum Teil für die Bibel ver- 
wendet worden,* und sie ist auf Quentels 
Presse gedruckt; Goetz kann demnach höch- 
stens bei ihrer Ausstattung und ihrem Vertrieb 



« Kruse, Kölnische (tcldgeschichte : Westdeutsche Zeitschrift Erganzungs-Heft 4, S. 120. 

• Rechnet mra die ganze Sendung Papier, die für llelman in dem Drugwareuverzeichniwe eingetragen ist, zu 
etwa 200 Ballen, so würde sie 2400 Ries — 4S000 Buch «- 1 152000 Bogen ausmachen. Für die Bilderbibel sind für 
das Exemplar etwa 270 Bogen erforderlich gewesen, für eine Auflage von 300 Exemplaren demnach 81000, bei 600 Exem- 
plaren (für die beiden Ausgaben) 162000. 



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Zaret/ky, Die Kölner KMeriiihcl und die Beriehun-en des Druckers Nikolaus C,oc:i N Helman 



versucht haben, im Truhen zu fischen. Das 
Schicksal der Holzschnitte der Bibel, die 1483 
bei Koberger in Nürnberg wieder auftauchen," 
legt die Vermutung nahe, daß Goetz bei der 
Ausstattung der Bibel seine Hand irgendwie 
im Spiele gehabt hat. Was kann Helman 
oder Quentel bewogen haben, die Stucke, die 
damals sicherlich eine recht gesuchte Ware 
waren, insbesondere in so vortrefflicher Aus- 
fuhrung, sobald nach Fertigstellung des 1 )ruckes 
zu veräußern? Die Notwendigkeit, das in ihnen 
steckende Kapital flussig zu machen, kann es 
wohl nicht gewesen sein ; wir wissen, daß I Ielman 
ein wohlhabender Mann gewesen sein muß. 
Ganz unwahrscheinlich ist auch Gerlachs An- 
nahme,' daß Quentel sie verkauft haben soll, 
weil er von vornherein an eine neue Ausgabe 
der Bibel nicht mehr gedacht habe. Ein 
solcher Entschluß wäre nur dann zu verstehen, 
wenn Quentel mit der Bibel einen vollständigen 
pekuniären Mißerfolg gehabt hatte, oder wenn 
ihm von Seiten der Geistlichkeit Schwierigkeiten 
bereitet worden waren; für beides haben wir 
nicht den geringsten Anhaltspunkt. Ich bin 
noch immer der Ansicht, daßGoetz für I Ielman 
und Quentel die Stocke beschafft und sie bei 
seinem Weggange von Köln mit oder ohne 
Berechtigung — als Unterpfand für seine ver- 
meintliche Forderung mitgenommen und schließ- 
lich, als er mit dieser bei I Ielman nicht durch- 
drang und auch die von dem Kolner Rate für 
den beschlagnahmten Dialogus beanspruchte 
Entschädigung ausblieb, verkauft hat Ur- 
kundlich steht fest, daß Goetz sich nach Sud- 
dcutschland zurückgewandt hat. Im Dezember 
1483 finden wir ihn in Graz;J auf dem Wege 
dorthin wird er auch Nürnberg berührt und 
hier die Stöcke an Koberger veräußert haben. 
Auch mit den Randleisten der Bibel, die Quentel 
noch einigemal in den Drucken der Jahre 1479 
und 1480 wieder verwendet hat zuletzt in dem 
Destructorium vitiorum,« das wenige Tage 
vor der letzten Bibel des Goetz die Presse 
verlassen hat, scheint es eine besondere Be- 
wandtnis gehabt zu haben. Die einzelne Ixiste 
mit der Anbetung der hl. drei Könige kehrt 



und Quentel. I I I 



noch einmal in dem Fasciculus von 1481 
wieder;» von da an verschwindet dieser Buch- 
schmuck für immer aus den Drucken Quentels. 
Daß Quentel von diesem Zeitpunkte an nicht 
mehr im Besitze der Randleisten gewesen ist, 
darf man wohl daraus schließen, daß er sich 
in den folgenden Jahren mit einem recht be- 
scheidenen Buchschmuck beholfen hat der uns 
noch dazu auch bei einem andern Kolner 
Drucker, Johann Guldenschaiff, begegnet. 6 
Die verhältnismäßig wenig benutzten Leisten 
der Bibel können wohl kaum schon 1481 von 
Quentel als unbrauchbar geworden beiseite 
gelegt sein. 

Es ist nicht ausgeschlossen, daß uns ein 
glücklicher archivalischer Fund noch einmal 
einen volligen Aufschluß über die Beziehungen 
des Druckers Goetz zur Firma Quentel und 
vielleicht auch über das Zustandekommen der 
ersten Quentelschen Drucke bringen wird. Wir 
kennen bis jetzt das w ichtige Schriftstuck nicht, 
das Goetz bei seinem Streite mit Helman und 
Quentel an den Rat der Stadt Köln gerichtet 
hat. Das eine aber durfte wohl heute schon 
feststehen, daß wir Johann Helman, der, wie 
die an ihn gelangten Papiersendungen und sein 
Auftreten in der Streitsache mit Goetz zur 
Genüge beweisen, ein tatiges Mitglied der 
Quentelschen Firma, wenigstens in den ersten 
Jahren ihres Bestehens, gewesen sein muß, als 
den Urheber des großen Quentelschen Bibel- 
druckes zu betrachten haben. Wie weit sich 
sein Einfluß in dem rasch emporbluhenden 
Geschäfte seines Schwiegersohnes in der Folge- 
zeit geltend gemacht hat, wissen wir nicht da 
keiner der zahlreichen Quentelschen Drucke 
seinen Namen kennt. Erst nach dem Tode 
Heinrich Quentels 7 tritt Helman in hohem 
Alter noch einmal in Gemeinschaft mit seinem 
Sohne Johannes mit einem Drucke an die 
Öffentlichkeit, und bezeichnenderweise ist das 
wieder ein illustrierter Dialektdruck: die 1505 
erschienene Passie Jesu Christi, gedruckt in 
„goeden coelschen duytz". 



• Muther, Die ältesten deutschen Bilderbiheln S. 13. Gerlach a. a. O. S. 32. 

■ A. a. 0. & 31. — J Zareuky a. a. 0. S. 56. 

4 Voullieme 367. — S Hain* 69*9- Voullieme 1032. 

« Zeitschrift für Bücherfreunde III S. 131. Voullieme S. LV. 

7 f 1501. HeiU und Zarettky. Die Koloer Buchermmrken S. XVII 



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I 12 Zareüky, Die Kölner UiMerltibcl un.l die Beziehungen tU"s Druckm Nikolaus Gocli zu llclman und Quentel. 



Anhang. 
L 

Urkunde. 

Undatiert, 1478 oder 147g. 

Johannes Heinum und Heinrich Quentel, 
Bürger der Stadt Köln, rechtfertigen sich 
wegen der Anschuldigungen, die der Drucker 
Nikolaus GoetZ gegen sie beim Rate der 
Stadt vorgebracht hat. 
Gnedige lieve herrn. Also Niclais Götz 
uren gnaden over uns ind anderen schryft, SO 
wie wir yeme vurunthalden 2 C latinscher bibelen, 
die hey uns in gudem geloben heym gesant 
hedde, ind wir yem ind hey uns nyet zo doin 
were, ind wir )'n geweltlichen gedrungen scul- 
den hain, syne vursaissonge zo brechen ind 
nuwe saissonge zo machen etc., so wie syne 
verzwivelde vermessen unwaraftige schryft, so 
vill uns dat beruert, vurder uisswyst, sagen wir, 
wer eynen gerne umme dat syne brengen weuld 
ind tgain vrome lüde ind syn eigen hantschryft 
spricht ind schryft, as Niclais deit, dat wir be- 
wysen willen offs noit geburt, der hait sich der 
cren getroist, ind schämet sich nyet, waet hey 
erdenkt, zo schriwen. Sonder gnedige lieve 
herrn, id sali sich in der wairheit ervynden, ind 
willen dat ouch mit vromen luden offs noit ge- 
burt bcwysen ind sunderlingen mit synen eigenen 
hantschryften, dat hey uns zo doin ist, ind wir 
yem nyet, wilchs wir zo beden der frunde gc- 
hat sculden hain up Martini nyestleden, qweme 
hey noch ind geve uns, dat hey uns schuldich 
18 na inhalt synre eigenre hantschriften, wir 
weulden it noch hudestages untfangen ind yem 
wederlevern, wat wir der bibelen, hey gemacht 
hait, hinder uns hedde, die hey also gemacht 
ind gedruckt hait, dat wir gerne unse papir 
wedernemen weulden mit unsem uissgelachtcn 
gereiden gelde, dat hey untfangen hait, künden 
wir dat krigen. Ind as hey vort schryff, wir 
yem zo doin ind hey uns nyet etc., ist stat- 
kundich, dat hey nauw broit gehat hedde, 
hedden andern ind wir yem nyet zo doin ge- 
geven. darup hey junker geweist ist, wilch werk 
hey also gemacht hait, dat hey sich ind an- 
dere verderft hait, dat man spricht, id sy meister 
Niclais werk, ind daromb syn werk nyet ver- 
kouffen ind nauw unse papir weder krigen 
können. Vort as hey schryft van der gcwclt- 
licher dringunge etc. weulden wir dat noede 



denken, wir geswigen zo doin, sonder id sali 
sich ouch an eirberen luden ervynden, dat su- 
lichs unwair is, dan hedden wir nyet zoge- 
seyn, hey seuld uns umme 7' gülden bedrogen 
hain, as ouch mit vill andern luden geschiet 
is. Vort as hey .schryft, daz ich yem up hon- 
dert gülden l6'/j gülden overnomen seuld hain, 
sagen ich, Johannes, dat ich yem sulcher snoder 
visierder reden nyet engestain, ind sich ouch 
in der wairheit nyet ervynden kan. Dan gne- 
dige lieve herrn, up dat ure gnaden uns nyet 
vermirken, laist Niclais uren gnaden vur ougen, 
komen, wir willen yn nyet, so verre hey recht 
hait, besweren, ind hoirt syne reden ind unse 
kontschaft ind syne eigen hantschryft, darinnc 
sich ervynden sali, wie eirlichen hey mit uns 
umme geit ind over uns schryft; wat ure gnaden 
darinnc in dem rechten erkennen sali uns waill 
ind we doin, indem hey uns steetgeit setzt wat 
ure gnaden erkennen, uns dat zo vernoegen, 
willen ure gnaden sich des nyet annemen, 
willen wir yem alles geburlichen rechten bynnen 
Coelne gehoirsam syn, up dat Niclais die also 
yedermanne, dat syn schuldich is ind mit sul- 
cher loisheit bezalen weulde uren gnaden noch 
uns geyne zijch dürfen geven, ind willen ure 
gnaden dese unse schryft in dat best verstain 
ind upnemen, dat wir so groff schriven, want 
wir unse ere deshalven verantworden moissen. 

Johannes Hclman ind Hcynrich 
Qucntell, uren gnaden oitmodige 
burger. 

Stadtarchiv Köln. Original mit der Aufschrift: 
Up Niclais Götzen schrift von wegen Johannes 
Helman ind syns eydoms. 

II. 

Das seltene Buch, die Passie Jesu Christi, 
das „die ehrsamen Johannes Helman, Bürger 
der Stadt Köln," haben drucken lassen und 
das am Pfingstabend (Mai 10) 1505 vollendet 
wurde, gehört wegen des Dialekts und auch 
wegen der Ausstattung zu den bemerkens- 
wertesten Kölner Drucken des ersten Jahrzehntes 
des XVL Jahrhunderts. 

Bl. i" Titel: Z>vt is öie paf'lfie Otts heren 
3bcfu d]rijh mit | I*r alofen &cr beligcr Voc- 
toien bar op fermentu- 1| I Iolzschnitt Christus 
am Kreuz. Bl. 2» m. Sign. 31 2 Z. 1 : 
T l)ye bcaynt &ic paffic puff berö 3^fu 



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Zaretzkjr, Die Kölner Bilderbibel ond die BeiiehnnRen des Druckers Nikolaus Goctz in Heinum tmd Quentel. I I 3 



crjrifti mit | ber glofcn. »an beme oribrage 
our palmbagc an. j bis an bat enbe 1 
Bl. 43 b Z. 4 : Dp bat nur na befem leue mit 
verne mog} emJtliche leue | 31 2TT Ce ZI || 
1 Defc paffte is orbinert, inb in taftfftfH 
ouer | gefat 30 ber ceren gofc inb ZTTarieu 
fijnre Heuer | ITToiber. So wan man bie Hft. 
bat man ban | our bie Selen inb fadtf bar 
man bie ourbege | rebe is. 30 bibbe ben 
alinecbrige" got inb ftjne j lieue ZTlotber. bat 
beme uagegage inb gnoieb | gefebege na bem 
gtibe »illen gofc. (Bebrucft | in <Xoelen in 
goben coelfdien buvfc. bord) ben cerfamen 
3ob,annes ivlman borger ber ftat | Coelue 
Jn be Jaer 0115 b,ere. Dufent Dunfho- | bort 
inb ounff np pvnit 2luent | 
4 0 . 43 Bl. m. Sign., 37—38 Z., Gotische TytK-n 
der Quentelschen Druckerei Nr. 9. 10. 15. (nach 
Proctor). Norrenberg. Kölnisches Literaturleben 
S. 4. Weller, Repertorium typogr. Suppl. [1] 
4072. Proctor Fl. 1 S. 15.55.65. Über die 
Holzschnitte vgl. Zeitschrift für Bücherfreunde 
HI S. 138. Exemplar in der Stadtbibliothek 
Köln. 

Merkwürdigerweise muli die Schiulischrift 
noch wahrend des Druckes abgeändert worden 
sein. Die Stadtbibliodiek Köln besitzt ein 
zweites, zweifellos von demselben Satze her- 
gestelltes Exemplar, das, so viel mir bekannt, 
noch nicht beschrieben ist und folgender- 
maßen schließt: 

I Defe paffie is orbinert, inb in buytfcben 
ouer | gefat mit 2?abe ber mijfe. 30 ber £rcn 
gofc inb | ZTtarien fijnre Heuer iTloiber. 5o 
»an man | bie Hft. bat man ban dut bie 
Selen inb fache | bar man bie our begerebe 
is. 30 bibbe ben ab | med?tige got inb fijne 
Heue 2Tlotber. bat beme | nagegage inb gnoidj 
gefebege na bem guben | roillcn gofe. <ße> 
brueft laiffen in (Toelne in g6c | ben coelfdjen 
buyfc. bord? bie firfamen 3oban | nes fjelman 
borger ber ftat Coelnc 3" &em | 3aer ons 
here. Ihifent Dimfrjöbert inb ounff | up pynjt 
2luent | 

Diese Fassung ist zweifellos die jüngere und 
entspricht den tatsachlichen Verhältnissen besser 



als die erste, da Johannes Helman, Vater so- 
wolü wie Sohn, keine Drucker gewesen sind. 
Schon aus diesem Grunde mußte man die 
zweite Schlußschrift für die jüngere halten, es 
finden sich dafür noch weitere Anhaltspunkte 
in dem Texte selbst Der Setzer hat bei der 
Umänderung den stehenden Satz natürlich 
möglichst zu benutzen gesucht. Nach dem 
Worte gedruckt hat er „laissen" eingeschoben 
und „dorch den" in „dorch die" abgeändert, 
dabei aber versäumt, „borger" durch die ge- 
brauchliche Pluralform „borgere" zu ersetzen. 
Bei dem Worte ^oden hat er offenbar eine 
Korrektur vorgenommen. Im Texte des Buches 
findet sich neben dem häufigeren guden auch 
gueden und goeden, das 5 kommt nur einmal 
vor in dode (Tode), wahrend sonst doide durch- 
aus überwiegt. Der Setzer ist auf die Form 
goden wohl dadurch aufmerksam geworden, 
daß er hinter go die Zeile abbrechen mußte. 
Anstatt nun die Trennungszeichen einzusetzen, 
filmte er ein e ein, vergaß dabei aber o in o 
zu verwandeln, so daß die Form goeden ent- 
standen ist Die sonstigen typographischen 
Änderungen beschranken sich auf das Einsetzen 
von n oder m am Schluß der Worter, so beim 
Zeilenschluß guden statt gude und in dem 
letzten Satze dem statt de. Haben wir nun 
aber die erweiterte Fassung als die jüngere an- 
zusehen, so muß das Büchlein von Vater und 
Sohn Helman herausgegeben sein. Daß hier 
nur der Asseymeister und sein Sohn in Frage 
kommen können, geht daraus hervor, daß die 
Typen und Holzschnitte des Druckes Eigentum 
der Quentelschen Druckerei waren. Die Typen 
9 und 10 finden sich häufig in Quentelschen 
Drucken, die Texttype ist seltener, sie begegnet 
uns u. a. in dem Spiegel der Seelen, gedruckt 
von Peter Quentel 1520. Daß das Büchlein 
mit der Schlußschrift in der verbesserten und 
erweiterten Form verbreitet gewesen ist beweist 
der 1508 bei Heinrich von Neuß erschienene 
Nachdruck, der abgesehen von einigen sprach- 
lichen Änderungen den Text der Ilclmanschen 
Passic wiedergibt und in der Schlußschrift gleich- 
falls die Worte hat: mit dem rade der wijse. 




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Pädagogisches Buchwesen. 

Von 

Dr. Hans Schmidkunz in Berlin -Halcnsce. 



m 



fahrend sonst die BUcherliebhaberei, das 
I Bibliothekswesen und auch die Biblio- 
graphie einen immer größeren Auf- 
schwung nehmen, trifft dies für eines 
der wichtigsten und ausgedehntesten geistigen Ge- 
biete, für die Pädagogik, so gut wie gar nicht zu. 
Wenn die Rede ist von hohen Preisen, die für 
alte Drucke oder für erste Ausgaben gezahlt 
werden, so handelt es sich allermeisten» um 
Literatur engeren Sinnes, also um Belletristik, 
etwa noch Theologie eingeschlossen. Selten hört 
man, daß für irgend einen „ersten" Pestalozzi 
oder dergleichen soviel Interesse und Kosten auf- 
geboten werden, wie etwa für einen ersten 
I-essing. 

Was wir von der Wichtigkeit und Ausgedehnt- 
heit der Pädagogik angedeutet haben, ist sowenig 
ül>ertrieben, daß man sogar gerade für das Buch- 
wesen nach der Pädagogik in allererster Linie 
fragen könnte, noch dazu in Deutschland, dem 
auch pädagogisch weltberühmten Lande. Man 
möchte nun meinen, daß bei uns pädagogische 
Bibliotheken in Fülle und Reichtum vorhanden 
seien und daß die großen wissenschaftlichen 
Kräfte, die für das Bearbeiten von Handschriften 
aufgeboten werden, mit der Pädagogik mindestens 
ebensoviel zu tun bekommen wie etwa mit der 
klassischen Philologie. Tatsächlich ist alles das 
nicht der Fall. Als das sogenannte Stiefkind der 
öffentlichen Meinung erweist sich die Pädagogik 
auch hier. 

Keineswegs fehlt es an zahlreichen Personen, 
die diese Verhältnisse bedauern und mit ihren 
starken Interessen und schwachen Kräften nur 
darauf warten, dali es besser werde. Außen- 
stehende meinen vielleicht, daß all der Enthusias- 
mus und entsagende Opfermut, der der ernsten 
und selbst der spielenden Beschäftigung mit dem 
Buchwesen zugrunde liegt, auf jenem Gebiete 
feiere. Man muß aber nur selber Pädagogiker 
sein, um schwärmen zu können von einem ersten 
Comenius oder auch nur von einem ersten Graser, 
von einer Handschrift eines Vergangenen wie 
Ratichius oder eines Gegenwärtigen wie Wilhelm 
Münch, von einem vollständigen Exemplare der 
„Pädagogischen Revue" Karl Magers (1840 — 1858) 
oder von den Anfängen der pädagogischen Presse; 
gar nicht zu erwähnen das Mittelalter und die 
Renaissance, aus welchen Zeiten meist nur neben- 
bei und mehr ehrenhalber einige Namen genannt 
werden. 

Nach hingen Kämpfen kann man jetzt bei- 
spielsweise von einer Gymnasialpädagogik auch im 
theoretischen Sinne sprechen. Daß in diesem 
die einschlägige Literatur 



als es beim ersten Vermuten scheint, erfährt man 
weit weniger leicht als auf anderen Spezialgebieten. 
Eifrige Leser von Antiquariatskatalogen werden 
sich, wenn sie einmal darauf aufmerksam gemacht 
worden sind, von der Wehmut nicht befreien 
können, die ihnen der Gedanke an das heute 
noch Erreichbare und vielleicht bald nicht mehr 
Erreichbare bereitet. Wenigstens Schreiber dieses 
nimmt die nicht gerade seltenen Antiquariats- 
kataloge für Pädagogik kaum jemals zur Hand 
ohne das beklemmende Gefühl, daß er weiß, was 
da zu tun wäre und daß er als einzelne Person 
nicht eingreifen kann. Wenn es ihm z. B. gelingt, 
etwa das erste eigentliche Werk über Gymnasial- 
pädagogik: ,,Der Gymnasialunterricht" von I. H. 
Deinhardt (Heidelberg 1837), aufzutreiben, und 
wenn er andere spätere Gymnasial-Pädagogiken, 
wie die von Thaulow, derzeit noch mit Be- 
friedigung häufiger verzeichnet findet, so ist es 
schon viel. 

Mögen solche Spezialgebiete für die Öffent- 
lichkeit und für die Welt des Buchamateure weniger 
in Betracht kommen, so gibt es doch wieder 
mancherlei pädagogische Felder, an denen die 
weitesten Kreise beteiligt sind. Hierher gehören 
z. B. die vielerlei Belehrungs-, Erziehungs- und 
ähnliche Bücher für die ältere Jugend. In den 
mittleren Jahrhunderten der Neuzeit haben die 
sogenannten Fiirstenspiegel, die verschiedendichen 
Briefe eines Vaters an seinen Sohn, dann sonstige 
Wegweiser für das junge Volk (Hodegetiken und 
dergleichen) eine gToße Rolle gespielt; und das 
Auf und Ab dieser Bedeutung in den verschiedent- 
lichen Zeiten ist kulturgeschichtlich und nament- 
lich auch buchgeschichdich von großem Interesse. 
Beispielsweise schwillt die hodegetische Literatur, 
also die der Führung und Beratung junger Leute, 
in den letzten zwei Dritteln des XVIII. und dem 
ersten Drittel des XDC. Jahrhunderts beträchtiieh 
an und geht verwunderlicherweise bis fast in unsere 
Zeit hinein zurück. Gerade auf diese Zweige des 
Buchwesens seien Liebhaber gleich hier aufmerk- 
sam gemacht. 

Dazu kommen dann historische Spezialitäten. 
Das Jahr 1848 hat auch in der pädagogischen 
Literatur Wellen geschlagen, deren Formen zu 
konservieren in dem Interesse vieler liegt Zahl- 
reiche seit damals beliebte Reformbestrebungen 
haben in jenem und etwa in dem Folgejahre leb- 
haften literarischen Ausdruck gefunden. 

Nun ist es heute schwer abzusehen, ob selbst 
eine ferne Zukunft die Aufmerksamkeit auf alte 
und ausgezeichnete Erziehungsliteratur so in die 
Höhe treiben wird, wie bisher die Aufmerksamkeit 
für andere Literatur angewachsen ist. Die Schlauen 



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Schmidkanx, Pädagogische* Buchwesen. 



"5 



unter den Sammlern suchen natürlich fortwährend 
nach denjenigen Chancen, bei welchen im Augen- 
blicke billig einzukaufen und künftig teuer zu ver- 
kaufen ist. Unseres Erachtens gilt dies von der 
pädagogischen Literatur und speziell von ein- 
zelnen ihrer Zweige ebenfalls; nur daß derartige 
Preissteigeningen, wie wir sie in der letzten Zeit 
beispielsweise bei den Romantikern erlebt haben, 
hier schwerlich zu erwarten sind. Auf absehbare 
Zeit wird wahrscheinlich die Pädagogik immer 
wieder das wenigstens relativ opfervolLste Treiben 

Unter keinen Umständen aber dürfen wir uns 
besinnen, dem drohenden Verfall älterer Literatur 
durch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf das päda- 
gogische Bibliothekswesen entgegenzutreten. Sollte 
etwa nach einigen Jahrzehnten ein grober finanzieller 
Aufschwung dieses Stückes unserer Kultur kommen, 
so daß es an Geld zum Kaufen alter Schätze nicht 
fehlen könnte: dann würden unsere Nachkommen 
vielleicht recht vorwurfsvoll auf uns zurückblicken, 
die wir oft nicht eine oder die andere Mark übrig 
hatten, um eine erste Auflage von Diesterwegs 
„Wegweiser" oder dergleichen zu kaufen. 

Sprechen wir hier auch nur von dem Interesse des 
Büchermannes engeren Sinnes, so darf doch nicht 
übersehen werden, wie eng dieses Interesse mit 
anderweitigen Interessen zusammenhängt Vor 
allem fehlt es unserer Lehrerwelt in hohem Mab 
an Gelegenheit zu ausreichender Beschäftigung mit 
der pädagogischen Literatur. Arm sind sie ja 
doch, offen gesagt, alle, obwohl sie trotzdem viel- 
leicht die allerbesten Bücherkäufer sind. Allein 
selbst bei viel Opferwilligkeit bleibt es Uberaus 
schwer, in Deutschland ein weitergehendes päda- 
gogisches Literaturinteresse zu befriedigen. 

Vor allem haben unsere grolien öffentlichenBiblio- 
theken für kaum etwas so wenig übrig, als für die 
Pädagogik. Die Klagen darüber sind allgemein. 
Sodann macht sich die knappe Dotierung unseres 
Schulwesens auch in den Lehrerbibliotheken be- 
merkbar. Mögen immerhin einzelne Gymnasien 
prächtige alte Schätze angesammelt haben: die 
Mehrzahl der Lehrer auf allen Schulstufen muß 
doch ohne zureichende fachbibliothekarische Hülfe 
auskommen. Eine Interpellation in einem Land- 
tage, die eine statistische Auskunft über die be- 
stehenden Lehrerbibliotheken verlangte, würde ein 
nationales Verdienst sein. 

Wenn man nun manchmal von reichhaltigen 
Fachbibliotheken hört, oder wenigstens davon, 
dali gröllere Allgemeinbibliotheken irgend eine 
Richtung, wie etwa Bibel werke, besonders pflegen, 
so drängt sich doch die Frage auf, ob wir denn 
nicht ebensolche pädagogische Bibliotheken be- 
sitzen. Es scheint nun sehr, daß uns das Ausland 
darin bald überflügeln kann oder vielleicht schon 
überflügelt hat Wie Schreiber dieser Zeilen vermutet 
ist die bedeutendste pädagogische Fachbibliothek 
der Welt die des „Board of Education" der Ver- 
einigten Staaten von Amerika in Washington, eines 



Institutes, das rein theoretisch arbeitet und für 
uns dringend „zur Nachachtung" empfohlen sei. 
Außerdem wachsen pädagogische Museen, mit 
Bibliothek neben I-ehrmittclsammlungcn und der- 
gleichen, in anderen Städten wenigstens einiger- 
maßen an: so in Paris, in Wien, in Zürich; und 
vielleicht werden wir bald von Japan auch nach 
dieser Seite ebenso bewunderungswürdiges erfahren, 
wie wir es über seine Pädagogik Uberhaupt auf 
der Lütticher Weltausstellung erfahren konnten. 

Und Deutschland? Wahrscheinlich bestehen 
mehr pädagogische Buchsammlungen da und dort, 
als man offenüich wissen kann, bevor die Auf- 
merksamkeit des Publikums nach derartigem ge- 
fragt hat So soll z. B. die Ratsschulbibliothek 
in Zwickau viel wertvolle Schätze enthalten, das 
Städtische Schulmuseum in Breslau einen be- 
achtenswerten Aufschwung nehmen usw. Endlich 
besitzen auch dieStaats- und Universitätsbibliotheken 
der deutschen Lander an älterer pädagogischer 
Literatur mehr, als derjenige vermutet, der sich 
Uber das Fehlen vieler von ihm gesuchter Bücher 
ärgert 

Wahrscheinlich aber weiß die weitere Öffent- 
lichkeit nicht, daß es in Deutschland doch eine 
große pädagogische Fachbibliothek gibt, oder daß 
es immerhin eine solche leicht geben könnte, 
wenn eine bereits bestehende Anstalt entsprechend 
ausgebaut würde. Wir meinen die Pädagogische 
'/.entralbibliolhtk (Comenius -Stiftung) in Leipzig. 
Ihr wenigstens einigermaßen aufblühender gegen- 
wärtiger Zustand, nochmehraber ihre Untersttitzungs- 
bedürftigkeit veranlassen uns, bei diesem Seiten- 
stücke zum Germanischen Nationalmuseum etwas 
länger zu verweilen. 

Die Geschichte der Bibliothek dürfte eines der 
interessantesten Stücke aus dem Ringen des 
deutschen Idealismus gegen die ihm beschiedenen 
Widersprüche sein. Ein Vortrag des Comenius- 
Forschers Julius Beeger in Leipzig am 16. No- 
vember 1871, pointiert durch einen entsprechenden 
Antrag des Vortragenden, bedeutete den ersten 
Keim dieser Sammlung. Der Genannte war dann 
bis zu seinem, 28 Jahre später erfolgten Tode 
die Seele seiner Stiftung. Die Statuten datieren 
vom 8. Februar 1872. Ein Aufruf an Städte zur 
Unterstützung erging 1873. Den Aufenthalt nahm 
die Bibliothek seit 1884 im Leipziger Lehrerhaus 
(Kraiiierstraße). Wer sie dort mit eigenen Augen 
gesehen hat, kann schwerlich ohne Beklemmung 
an diese Enge zurückdenken, ist aber vielleicht 
froh, daß ihn dieser Anblick vor einem un- 
kritischen Überschätzen unserer Kultur bewahrt 
hat 

Dann hatte die Stiftung Schicksale durchzu- 
machen, die sie fast schon an den Rand des Ab- 
grundes brachten; der Verkauf an das Ausland 
drohte bereits als unvermeidlich. Allein der 
Heldenmut ihrer Arbeiter hob sie auch darüber 
hinweg, und endlich wurde sogar ein eigenes An- 
wesen erworben. Die Stadt Leipzig gab einen 



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Sclimidkun«, Pädagogische* Bachwcscn. 



Boden geschenkweise her, der Leipziger Lehrer- 
verein erhöhte als der aufsichtführende Patron der 
Stiftung seine Opfer abermals, von kaiserlicher 
und königlicher Seite kam ein Zuschul'», der Bau 
konnte endlich ausgeführt werden; und nun befindet 
sich die Pädagogische Zentralbibliothek im eigenen 
Hause: Leipzig, Schenkendorfstralie 34. 

Allein noch immer ist die Bibliothek nicht als 
öffentliche Sammlung fundiert, erhält sich vielmehr 
auch jetzt noch nur durch freiwillige Gaben. In 
ihren Jahresberichten, die auf Lehrerversammlungen 
gegeben werden, und die 1897 durch einen Be- 
richt über die ersten 25 Jahre zusammengefaßt 
wurden, sodann in den verschiedenüichen Mit- 
teilungen, die ihr Organ, die „Leipziger I^ehrer- 
zeitung" und andere Blätter veröffentlichen: in 
diesen charakteristischen Angaben ist es ganz be- 
sonders rührend, die einzelnen Posten der Ein- 
nahmen und der Ausgaben zu betrachten. All- 
mählich sind von einigen Ministerien, Städten usw. 
regelmäßige kleine Zuschüsse gekommen; im 
übrigen aber entstammen die Gelder den Spenden 
von Lehrervereinen und von einzelnen Lehrern 
und die Bücher zum überwiegenden Teile privaten 
Geschenken. Das Gehalt der Bibliothekare steht 
auf einer Höhe, die man sich in unserem Kultur- 
lande schon nicht mehr niedriger denken kann. 

Der Umfang der Bibliothek, nach den ein- 
zelnen Nummern (Bandzahlen) genommen, dürfte 
im gegenwärtigen Augenblicke die Zahl von 125000 
vielleicht schon erreicht haben. Höchstens zwanzig 
Jahre, vielleicht nur zehn Jahre wird es dauern, bis 
der zweite Hunderttausender erreicht ist: also eine 
Zahl, auf die selbst geringe Universitätsbibliotheken 
bereits jetzt gekommen sein dürften. Dabei über- 
wiegen, da eben Geschenke die Hauptfalle sind, 
die kleinen Literaturstücke. Für die Übersendung 
der verschiedenüichen Schulprogramme wurde ganz 
besonders gesorgt; sie dürften ein Drittel des ge- 
samten Bestandes ausmachen. Im Jahre 1905 
kam eine besonders wertvolle geschlossene Er- 
werbung hinzu: die Bibliothek des bekannten 
Pestalozzi-Forschers Oberschulrats Israel. Während 
quantitativ genommen die Spezialliteratur vor der 
sozusagen größeren Literatur den Vorrang hat, 
ist qualitativ genommen die Spezialdidaktik der 
einzelnen Fächer weniger und die allgemeinere 
Pädagogik mehr begünstigt 

Dabei ist aber von vornherein der Grundsatz 
aufgestellt und streng durchgeführt worden, nach 
einer größtmöglichen Vollständigkeit zu streben 
und damit die Gleichmäßigkeit der Vertretung 
verschiedener Zweige der Pädagogik zu wahren. 
Das ist eben ein Hauptverdienst dieser Bibliothek, 
daß sie nicht etwa bloß der Volksschule dienen 
will, sondern die gesamte Pädagogik in ihrem 
vollen Umfange zu umfassen strebt. Ihre Aufgabe 
soll hauptsächlich die sein, alle pädagogischen 
Schriften vor dem Untergange zu bewahren. Im 
Anfange wollte sie die praktischtn Interessen der 
Lehrer nicht eigentlich selber befriedigen, sondern 



sie den Lehrervereinen Uberlassen, dagegen haupt- 
sächlich der wissenschaftlichen Forschung dienen. 
Bald aber kam es anders. Wahrscheinlich hat 
nicht nur das tatsächliche Begehren der studier- 
eifrigen Lehrer, sondern auch die noch immer so 
geringe Pflege rein wissenschafdicher Forschungen 
der Pädagogik dazu geführt, daß die Sammlung 
nun auch mehr der Praxis dient Sie scheint vor- 
wiegend mit Lehrern zu tun zu haben, die sich 
auf eine höhere Prüfung vorbereiten, speziell ein 
Thema dafür ausarbeiten und von dort Hülfe 
wünschen. Vermutlich macht sie manche un- 
behagliche Erfahrungen mit Lehrern, die biblio- 
thekarisch nicht gewiegt sind und nun die wohl- 
bekannten unbestimmten Wünsche nach Literatur 
über ein bestimmtes Thema stellen. 

Außerordendich interessant, wenn auch noch 
sehr fragmentarisch, sind ihre Kataloge. Ein 
alphabetischer Autorenkatalog ist in Arbeit Von 
einem Realkataloge sind bisher drei Bände er- 
schienen. Wir dürfen bei ihnen noch etwas ver- 
weilen, zumal sie sehr sachlich gearbeitet sind. 
(Ihr Preis ist außerordenüich gering.) Dabei ist 
es unvermeidlich, auch der systematischen 
Gruppierung der Bibliothek einen Blick zu widmen. 

An der Systematisierung wurde gleich anfangs 
mit besonderer Sorgfalt gearbeitet Zahlreiche 
Fachleute gaben ihre Gutachten und schließ- 
lich schuf Direktor G. Vogt in Kassel die end- 
gültige Systematisierung, an der später nur durch 
einige Zusammenziehungen und Unterteilungen ge- 
ändert wurde. In 52 Abteilungen schichten sich 
die Bestände an einander, beginnend mit „Enzyklo- 
pädien der Pädagogik" und schließend mit 
„Schulamt". Der erste der drei Bände enthält die 
ersten 26 Abteilungen (bis „Allgemeine Unter- 
richtslehre") ; der zweite, derzeit vergriffen, enthält 
vier weitere spezialdidaktische Abteilungen; der 
dritte umfaßt in seinem ersten Hefte die Mathematik, 
in seinem zweiten jüngst erschienenen Hefte die 
„Deutsche Sprache". 

Hier wird natürlich auch literarisches Bedürfnis 
schlechtweg befriedigt. Die Unterabteilungen 
„Literaturgeschichte" und „Deutsche Schriftwerke" 
dürften auch dem Buchliebhaber engeren Sinnes 
etwas bieten. So gibt es z. B. einige alte Al- 
manache und dergleichen, ein Exemplar der „Briefe, 
die neueste Literatur betreffend", weiterhin ein 
hübsches Häuflein von Schriften C. F. Gellerts, 
während Goethe u. a. nicht eben bis auf kostbare 
Editionen zurückgeführt sind. Wohl aber läßt sich 
sehr vermuten, daß manche Stücke aus dieser oder 
einer anderen Gruppe der Sammlung sich schließ- 
lich als wertvolle Spezialitäten herausstellen werden, 
die man nur eben heute nicht als solche er- 
kennt Wahrscheinlich wissen auch ihre Leiter gar 
wohl, welche Spezialitäten sie noch erwerben 
könnten, wenn die vorhandenen Mittel auch nur 
den antiquarischen Angeboten entsprächen. Allein 
hier stellt sich nun einmal das schon eben an- 
gedeutete unerbitüiche Schicksal ein, das dort 



Schmidkum, PhiUßOßische» Buchwewn. 



das Geld versagt, wo mit ihm sehr viel zu er- 
reichen sein würde, wahrend es am ehesten dort, 
wo nichts mehr zu erreichen ist, reichere Mittel 
darbietet 

Der erste Band des Katalogs ist in drei 
Heften erschienen. Lr enthält die mehr allge- 
meinen und historischen Abteilungen. Pädagogische 
Zeitschriften sind in auffallend vielen Sprachen 
vorhanden, auch aus etwas älterer Zeit Den 
Katalogen usw. von anderen, zumal pädagogischen 
Bibliotheken ist eine besondere Aufmerksamkeit 
gewidmet. Philosophie und sonstige Hülfsfächer 
der Pädagogik fehlen natürlich nicht. Wieder in- 
timer pädagogisch Ist die Abteilung der „Quellen- 
schriften zur Geschichte der Pädagogik" usw. 
Hier dürften wohl die ältesten Stücke der Sammlung 
sein; Comenius, Erasmus von Rotterdam und 
Melanchthon fallen besonders auf. 

In der eigentlich historischen Abteilung erfreut 
die Vertretung von überaus viel Iündern. Die 
„Geschichte einzelner Erziehungs- und Unterrichts- 
anstalten" ist infolge des Zuströmens von Pro- 
grammen besonders reichhaltig. Dabei kommt 
auch die Sorgfalt zur Geltung, mit der die 
Verfasser des Katalogcs viele einzelne Stücke in 
verschiedenen Abteilungen aufführen, sodaß durch 
diese „RUckweise" die Auffindung leichter wird. 
In jener Abteilung werden die Programme nur 
nach Ort usw. genannt, während die Titel der 
beigegebenen Abhandlungen in die einzelnen 
Fächer des Realkataloge* verteilt sind. An der 
Stärke der Bibliothek, die eben in jener Klein- 
literatur liegt, nehmen natürlich nicht nur über- 
haupt alle Arten von Anstalten teil, sondern 
speziell auch die Universitäten. 

Noch fehlt die Katalogisierung der letzten 20 
Abteilungen, die hauptsächlich fremde Sprachen, 
technische Fächer, Administration und dergleichen 
betreffen. Begreiflicherweise sind diese Abteilungen 
etwas weniger begehrt und folglich auch weniger 
gefüllt Eine gröbere Füllung ist denjenigen 
Abteilungen mit Absicht zuteil geworden, die 
katalogisiert wurden. Ob es gerade von dem 
Zusammentreffen dieser Momente abhängt, daß 
Unterabteilungen wie die der Fibeln (mit manchem 
älteren) und die der deutschen Sprachlehren für 
Ausländer günstig gestellt sind, lälit sich vorläufig 
schwer erkennen. 



Nach Abschluß obiger Zeilen sind uns noch 
einige Einzelheiten über Bestand und Baulichkeit 
dieser Bibliothek zugekommen, deren Wiedergabe 
am Platze sein dürfte. Im Jahre 1898 hatte 
der Bücherbestand am 31. Dezember die Höhe 
von 86204 erreicht, mit Vermehrung um 4139 
und mit Verleihung von insgesamt 14097 Schriften 
in diesem Jahre. Damals bilanzierten die Einnahmen 
und Ausgaben in der Höhe von rund 8900 M. 
Das Gehalt an die Bibliothekare betrug 1350 M.(!). 
Für BUcherkauf wurden 1266,43 M., fUr Buch- 



binderei 830,22 M. ausgegeben. Während sonst 
eine Bibliothek auf Buchbinderei etwa den vierten 
Teil dessen rechnet was für Bücherkauf ausgegeben 
wird, übersteigen hier die Buchbinderkosten weit- 
aus die Hälfte der Bücherko*ten: was vermutlich 
daraus zu erklaren ist. dal'» zahlreiche Kleinliteratur 
geschenkt wird, die erst von der Bibliothek 
eingebunden werden muli. Sodann waren am 
Schlüsse des Jahres 1904 die Nummern des Be- 
standes auf 116471 gestiegen. Im Jahre 1905 
kamen 5888 Nummern hinzu, sodaß am Schlüsse 
dieses Jahres 122289 Schriften vorhanden waren, 
wovon in diesem Jahre 15538 ausgeliehen wurden. 
Der Schluß des Jahres 1906 wird, nach dem bis- 
herigen Fortschritte zu rechnen, einen Bestand von 
beinahe 130000 Schriften sehen. Das Budget be- 
trug im Vorjahre 11419,51 M. Dabei war der 
Bucherverkauf auf 2050,05 M., die Buchbinderei, 
in ungefähr gleichem Verhältnisse wie früher, auf 
1323,12 M. gestiegen. Das Gehalt an die Biblio- 
thekare (wohl gut ein halb Dutzend Personen) 
war auf die Riesensumme von 2939,17 M.(!) ge- 
stiegen. 

Da.s neue Gebäude wurde am 24. Juni 1905 
eröffnet Einen Bericht darliber brachte die „Leip- 
ziger Lehrerzeitung". Der Architekt war Baurat 
Weidenbach. Er begann den Reigen der Eröffnungs- 
reden und wies u. a. auf die besonderen Schwierig- 
keiten des Baues hin. Bei der gesetzlich beschränkten 
Gebäudehöhe war es notwendig, vier möglichst 
niedrige Büchersäle übereinander, samt einem 
Reserveraum im Dach, anzulegen. Es scheint uns, 
daß «lies auch seine gute Seite hat, weil dadurch 
die Versuchung zu Uberhohen Regalen von vorn- 
herein vermieden war. Elektrische Beleuchtung 
mußte der Sparsamkeit geopfert werden. Die Ge- 
samtkosten betrugen, nach Schenkung des Bodens, 
rund 130000 M. — Weiterhin sprach der Direktor 
Oberlehrer Rocke. Seine Mitteilungen gingen auch 
in interessante Details ein. So wurde z. B. betont, 
daß die, doch vorwiegend für pädagogische Literatur 
angelegte Bibliothek im Laufe der Zeit für Hilfe- 
wissenschaften der Pädagogik noch mehr in Anspruch 
genommen wurde, als für diese selbst: was sich 
aus den Studienbedilrfnissen der I^ehrer erklärt Viel 
Überlegungsmühe scheint der Direktion auch die 
Aufstapelung und etwaige Weggabe wertloserer 
Literatur zu bereiten. Hier möchten wir dringend 
raten, bei dem alten Satze zu bleiben, daß es für 
eine Bibliothek derlei genau genommen nicht geben 
soll, schon weil man nie weiß, welche vorher ver- 
nachlässigte Schriften später in irgend einem Zu- 
sammenhange wertvoll werden. Dazu kommt noch, 
daß gerade die Pädagogische Zentralbibliothek, 
wie auch bei dieser Gelegenheit nachdrücklich be- 
tont wurde, eine Sammelstätte der gesamten Literatur 
werden soll, „soweit sie sich auf das Gebiet der 
Pädagogik vom ersten Lebenstage des Kindes bis 
hinauf zur Hochschule bezieht". Beachtenswert war 
auch die Teilnahme eines Vertreters des Museums 
für Taubstummenbildung. Die Zentralbibliothek hat 



n8 



Schmidkuni, Pädagogische» Buchwesen. 



diesem Museum Gastfreundschaft in einem Ober- 
raume ihres Gebäudes zugesagt 

Schreiber dieses war schließlich noch in der 
angenehmen Lage, das Haus wenigstens flüchtig 
besichtigen zu können. Vor allem fallt die schlichte, 
gut moderne und doch von allen Extravaganzen freie, 
die Umgebung glücklich beherrschende Architektur 
auf. Der Lesesaal scheint für die tatsächlichen 
Ansprüche geräumig genug zu sein. Er enthält 
eine kleine Handbibliothek und eine ziemlich große 
Sammlung von Zeitschriften (ungefähr 150 Nura- 
mern). Unterhalb einer Inschrift: „Juventuti unum 
necessarium est bene educari" führt eine Tür in 
einen anheimelnden Vorraum. Ein Erkerausbau 
läßt auf den grünen Hof des Gebäudes Wirken, 
der für einen etwaigen künftigen Hinterbau bereit- 
steht Ein „Comenius-Fenster" in reizvollen Formen 
und Farben wurde von einem Leipziger Gönner 
gespendet Reliefnguren von Comenius und Pesta- 
lozzi flankieren den Erker. Daß im übrigen das 
Bestmögliche an moderner Bibliothekstechnik ent- 
faltet wurde, bedarf wohl keiner Betonung. Wohl 
aber darf auf die äußerst glückliche und wahrhaft 
liberale Verwaltung des Ganzen, zumal auf die be- 
quemen Ausleihebedingungen, hingewiesen werden 
und schließlich darauf, daß dieser Eifer auch einen 
gleichen Eifer der Öffentlichkeit und der Privaten 
in der Förderung der Bibliothek herausfordert 



Neben dieser wahrhaften Zentralbibliothek der 
Pädagogik dürfen kleinere und speziellere Biblio- 
theken auch in unserem Rahmen, wo es uns nur 
auf einige Hinweise ankommt, nicht Ubersehen 
werden. Vor allem verdient eine Würdigung 
das Deutsche Schulmuseum in Berlin (Blumen- 
straße 63 a). Wie jene Bibliothek dem Leipziger 
Lehrerverein nahesteht, so gehört diese dem Berliner 
Lehrerverein. Nur daß hier die Pädagogik nicht 
vollständig und gleichmäßig umfaßt wurde, sondern 
die Volksschulpädagogik bevorzugt werden sollte 
oder wenigstens durch den Verlauf der Tatsachen 
bevorzugt worden ist Die Gründung geschah 1876. 
Der Gesamtbestand war bereits 1903 auf rund 
30000 Stlicke gestiegen. Die Vermehrung dürfte 
jetzt jährlich rund 3000 Nummern betragen, während 
wir von der Pädagogischen Zentralbibliothck bereits 
einen lahreszuwachs von nicht viel wenieer als 
6000 kennen. Der größte Teil der Bibliothek ist 
verzeichnet in einem Kataloge, dessen zweite Auf- 
lage im August 1903 abgeschlossen worden ist 
Ein umfangreiches Namenverzeichnis und ein knappes 
Sachregister machen den Katalog noch besonders 
wertvoll. 

Auch die besonderen Vorzüge dieser Sammlung 
treten größtenteils schon hier hervor. Einerseits 
wendet das Deutsche Schulmuseum seine Haupt- 
aufmerksamkeit auf die Zusammenstellung der 
Literatur über einzelne pädagogische Probleme, 
wie „Individualität" und dergleichen mehr, sodaß 



namentlich Spezialthemen von Innrem mit dieser 
Hülfe leichter bearbeitet werden können. Anderer- 
seits aber wird mit Eifer die Literatur von und 
Uber die pädagogischen Klassiker gesammelt. 
Weitmehr als ein Dutzend von solchen tritt in je 
einer eigenen Unterabteilung des Kataloges her- 
vor, von Comenius an bis zu des Pestalozzianern 
des XIX. Jahrhunderts. 

Außerdem hat es jenes Schulmuseum bereits 
zu einer Sammlung von Handschriften pädago- 
gischer Klassiker gebracht die an Zahl zwischen 
1000 und 2000 stehen dürfte und den Eindruck 
eines besonders hohen Wertes wohl nur deshalb 
nicht macht, weil man eben derlei noch nicht in 
weiten Kreisen genügend schätzt. 

Die Abteilung „Schule und Erziehungsgeschichte 
einzelner Länder" läßt wiederum eine sehr weite 
Spannung erkennen. Die „Geschichte einzelner 
Unterrichtsanstalten" ist begreiflicherweise mit dem 
Entsprechenden in der Pädagogischen Zentral- 
bibliothek nicht zu vergleichen. Die Abteilungen 
über Erziehung in Rücksicht auf verschiedene Ver- 
hältnisse und auf einzelne Seiten geistiger Aus- 
bildung erfreuen schon durch die feinen Spezia- 
lisierungen. 

Bei der Einweihungsfeier der Pädagogischen 
Zentralbibliothek hatte auch der Vertreter des 
Deutschen Schulmuseums, A. Rebhuhn, Glück- 
wünsche dargebracht allerdings mit einer Andeu- 
tung des Bedauerns, daß seine, wesentlich denselben 
Zielen zustrebende Anstalt bei weitem nicht so ge- 
regelte äußere Verhältnisse habe. Der letzte Jahres- 
bericht des Deutschen Schulmuseums von 1905 
(„Literarische Beilage zur Pädagogischen Zeitung", 
31. Jahrgang, Nr. 2, Februar 1906), teilt mit daß 
der Bestand der Bibliothek Ende 1905 auf mehr 
als 35000 Bände und Hefte angewachsen war, 
ungerechnet die zurückgestellten Dubletten. Gesamt- 
vermehrung im letzten Jahr 3020. Die beachtens- 
werte Sammlung von Handschriften war auf 1338 
Nummern angestiegen; wozu Bildwerke (siehe ebenda 
No. 3, März 1906) und Denkmünzen kommen. 
Dazu macht der Bericht noch auf ein bisher wenig 
beachtetes Sammelgebiet aufmerksam: auf alte Zeug- 
nisse und Berufungsurkunden für I^ehrer, auf Schul- 
berichte und dergleichen; um Überlassung derartiger 
Schriftstücke wird eigens gebeten. Die Gesamt- 
einnahmen betrugen im Berichtsjahr etwas Uber 
5000 M., woran das preußische Unterrichtswesen und 
der Berliner Lehrerverein am meisten beteiligt waren. 
Bei den Ausgaben sind die Bibliothekare gar nur 
mit 500 M.(!) bedacht Der BUcherkauf erforderte 
2351,65 M, die Buchbinderei nur 570,75 M.; was 
also gerade das entgegengesetzte Extrem zu dem 
der Pädagogischen Zentralbibliothek bedeutet und 
sich durch eine umgekehrte Analogie erklären dürfte. 

Während nun hier von der Gleichmäßigkeit 
nach unten zur Bevorzugung der Elementarstufe 
abgewichen ist fehlt eine solche Abweichung nach 
oben, durch Bevorzugung der höchsten Stufen, 
noch ganz. Wir haben eben noch keine Durch- 



Schmidkunz, räJagngi*chei Buch' 



119 



ftihrung einer „Hochschulpädagogik" und darum 
erst recht keine Buchliebhaberei usw. auf diesem 
Spezialgebiete. Materialien dazu finden sich natür- 
lich in den Universitätsbibliotheken wohl allent- 
halben, trotz des Umstandes, dali die Pädagogik 
überhaupt dort wohl noch weniger beachtet wird, 
als auf den Staatsbibliotheken. Jedenfalls aber 
werden sich speziell für eine pädagogisch gedachte 
Literatur der Universitätswelt noch mehr Schatze 
linden, als man heute bei der Mißachtung dieses 
Gebietes ahnen dürfte; namentlich die Universitäts- 
bibliothek Greifswald ist darin besonders reich. 

Gegen die Gefahr, dali Gedrucktes, aber Un- 
veröffentlichtes rasch ganzlich verloren geht, konnte 
bis jetzt kein rechter Schutz aufkommen. Neuer- 
dings hat eine Verfügung des Preußischen Mini- 
steriums hier eingegriffen. Außerdem ist durch die 
Errichtung einer „Akademischen Auskunftsstelle" 
in Herlin, der allmählich andere solche wenigstens 
im Auslande folgen, ein Ansatzpunkt zur besseren 
Bewahrung und Verwertung dieser Privatdrucke 

Alles das aber ersetzt uns nicht die dringend 
notwendige Sammlung der gesamten „hochschul- 
pädagogischen Literatur" schlechtweg. Hier tritt 
noch mehr als sonst die Gefahr auf, dali Wert- 
volles unwiederbringlich verloren geht Noch ist 
Zeit, auf diesem Gebiete mit geringsten Mitteln 
überaus viel zu tun; allein alle Rufe des Ver- 
fassers nach Beachtung dieser Sachlage scheinen 
bisher vergebens zu sein. Natürlich kann, wie 
schon gesagt, ein Privatmann hier am aller- 
wenigsten durch eigene Kraft das ersetzen, was 
stärkere, zumal öffentliche, Kräfte versäumen. 
Der Versuch des Verfassers dieser Zeilen, einst- 
weilen das seinige in privater Weise zu tun, dali 
ein erster Grundstock für eine wirkliche hoch- 
schulpädagogische Bibliothek zustande komme, 
gelangt vorerst nicht über gut gemeinte Anläufe 
hinaus. Was darüber zu berichten ist, wurde dar- 
gelegt in der Abhandlung „Das BUcherwesen der 
Hochschulpädagogik". („Pädagogisches Wochen- 
blatt", XIV. Jahrgang, Nr. 13 bis 17, Leipzig, 1905. 
Dazu sei noch bemerkt, dali die Art und Weise, 
wie auf großen Bibliotheken die Universitäts- 
schriften im Ordnungssystem untergebracht sind, 
immer wieder Anlaß zu wertvollen Erfahrungen 
gibt Beispielsweise fand ich zwar auf der Uni- 
versitätsbibliothek Würzburg diese, namentlich an 
historischer Literatur reiche Abteilung abgesondert 
von der Abteilung für Pädagogik; hingegen ge- 
hört sie auf der Universitätsbibliothek Halle-Saale 
wiederum zur Pädagogik, indem diese in drei 
Unterabteilungen zerfällt: I. Allgemeines. Schulen; 
IL Uni versitäts wesen; III. Schulbücher. Jugend- 
schriften. Jene II. Unterabteilung ist wiederum 
sehr fein gegliedert und enthält noch eine Rubrik 
„Propädeutik, Hodegetik und Methodik des aka- 
demischen Studiums"; hier geht der Bestand ins 
Jahr 1531 zurück. Eine eigene Bemerkung ergeht 
sich in Details Uber die nähere Anordnung und 



über die Scheidung zwischen der pädagogischen 
und der sonstigen wissenschaftlichen Literatur. 
Schließlich sei noch bemerkt, daß die Königliche 
Musikschule in Würzburg über eine Fachbibliothek 
von etwa 15000 Nummern verfügt, die jedoch 
no< h nicht vollständig katalogisiert ist und voraus- 
sichtlich für den Spezialforscher mancherlei Schätze 
verborgen hält) 

Seit jener Veröffentlichung ist diese minimale 
Fachbibliothek nur wenig angestiegen. Sie enthält 
aber doch bereits, wenn kleinste Stücke, die 
natürlich die Majorität des Vorhandenen bilden, 
eigens mitgezählt werden, über 300 Schriften 
fremder Autoren und gegen 300 kleine oder 
kleinste Beiträge zu diesem Gebiete von dem 
Referenten selbst, also insgesamt etwa 600 Nummern. 
In eine tiefe Vergangenheit konnte begreiflicher- 
weise erst recht nicht zurückgegriffen werden; 
weitaus der Hauptteil des Ganzen gehört den 
letzten Jahren an, zumal die Beiträge zur hoch- 
schulpädagogischen Bewegung engeren Sinnes hier 
aus persönlichen Gründen so gut wie vollständig 
beisammen sind. Das älteste Stück der Sammlung 
dürfte nicht nur aus chronologischem Grunde, 
sondern auch durch seinen Inhalt allgemeiner 
interessieren. Es ist dies das Buch von Thomasius, 
ungefähr aus dem Jahre 1701: „Summarischer 
Entwurff Derer Grundlehren/ Die einem Studioso 
Juris zu wissen/ und auff Universitäten zu lernen 
nöthig/ nach welchen D. Christian Thomas, künfftig / 
so Gott will I^ctiones privatissimas zu Halle in vier 
unterschiedenen Collegiis anzustellen gesonnen ist. 
Halle/ zu finden in Rengerischer Buchhandlung." 

Nur kurz sei auch hier hingewiesen auf die 
fünf Hauptgruppen der Sammlung: I. Allgemeines 
. . . (Hochschulpädagogik überhaupt), II. Uni- 
versitäten, III. Besonderes zur Wissenschafts- 
pädagogik, IV. Technische Pädagogik, V. Kunst- 
pädagogik. Natürlich sind diese Abteilungen und 
ihre Unterabteilungen recht ungleichmäßig ge- 
wachsen. Das eigentlichst Pädagogische tritt bei 
der Neuheit des Gebietes und gar des Begriffes 
„Hochschulpädagogik" nicht so hervor wie die 
historischen Spezialitäten, dann die des Hoch- 
schulwesens u. a. Die Anweisungen zum Studium 
einzelner Fächer haben es auf einen relativ großen 
Umfang gebracht; die über den Unttrricht in den 
einzelnen Fächern sind der Sachlage nach, nicht 
der Natur der Sache nach, etwas dürftiger. Die 
Pädagogik der Künste, welche neben der Päda- 
gogik der Wissenschaften die andere, allerdings 
wenigstens quantitativ zurücktretende Hälfte der 
gesamten Hochschulpädagogik ausmacht, ist hier 
umso weniger vernachlässigt, als neuerdings die 
Kunstpädagogik nicht nur in dem unberechtigten 
Wortgebrauch als Kunstbildung auf unteren Schulen, 
sondern auch in dem eigentlichen Sinne der Fach- 
bildung von Künstlern anzuschwellen scheint 

Schon jetzt werden Anzeichen bemerkbar, daß 
sich auch auf diesem Gebiete Liebhaberei lohnt, selbst 
wenn sie sich etwas mehr zuschärft, als es manchem 



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120 



Lädtke, Büchereuktionen im päpstlichen Rom. 



gut scheint. Ein oder das andere Stück, das ich 
beizeiten erwerben konnte oder leider zu erwerben 
versäumte, ist mir seither nicht wieder unterge- 
kommen oder ist trotz aller Nachfrage nicht zu 
bekommen. Das fünfhundertjährige Jubiläum der 
Universität Leipzig, das in drei Jahren, und das 
hundertjährige Jubiläum der Universität Berlin, das 



in vier Jahren bevorsteht, werden manchen 
Schichten dieser Literatur eine erhöhte Aufmerk- 
samkeit verschaffen. Keinesfalls aber sollte auf 
solche Gelegenheiten gewartet werden. Und den 
Verfasser dieser Zeilen würde nicht bald etwas so 
sehr freuen, wie wenn er von einer Fortsetzung 
seiner eigenen Mühen erführe. 



Bücherauktionen im päpstlichen Rom. 



Von 

Dr. W. Lüdtke in Kiel. 



m 



lor längerer Zeit kaufte ich auf dem rö- 
1 mischen Trödelmarkt zwei Auktions- 
I kataloge: Catalogo di una scelta libreria 
\gia apparlmuta ad un letterato defonto, 
Roma 1SJ4 (162 S. 12 0 ) und Catalogo della scelta 
iibreria del dotto awocato Raffaelle Mecenate, 
Roma /SjS (226 S. 12 0 ). In ihnen sind manche 
Nummern mit einem Kreuz bezeichnet; in einer 
Vorbemerkung wird erklärt, dali nur derjenige 
diese Bücher erwerben könne, der die Erlaubnis, 
verbotene Schriften lesen zu dürfen, beibringe: 
nach Erteilung des Zuschlags müsse er über den 
Empfang quittieren. Diese Mallregel ist auf die 
10. der vom Konzil zu Trient aufgestellten Regulae 
Indicis zurückzuführen. Danach sollen die Druckereien 
und Buchhandlungen öfter revidiert werden; die 
Huchhändler sollen ein Verzeichnis ihres Lagers 
führen. Bei Todesfallen sind von den Erben oder 
den Testamentsvollstreckern Listen der hinter- 
lassenen Bücher einzureichen, ehe sie in Gebrauch 
genommen werden dürfen. Prüfen wir nun die 
gekreuzten Nummern der beiden Kataloge näher. 

Natürlich ist in der Mehrzahl der Fälle der 
Index librorum prohibitorum für ihre Auszeichnung 
maßgebend gewesen. Doch haben manche Bücher, 
die im Index aufgeführt sind, kein Kreuz. Der 
Katalog von 1838 scheint in dieser Hinsicht nach- 
lässiger revidiert zu sein, als der andere. Es 
werden z. B. Martin Chemnitz, Examen concilii 
Tridentini; Baeo, Dedignitateetaugmentisscientiarum; 
verschiedene Werke von Salmasius; Grabe, Spici- 
legium sanetorum patrum et haereticorum freigegeben. 
Auffallend könnte es auch erscheinen, dali keine 
der Schriften Lamennais', die damals gerade die 
Geister erregten, ein Kreuz erhalten hat. In eini- 
gen Fallen hat ein verbotenes Buch an der einen 
Stelle des Katalogs das Zeichen; an der andern 
hat man vergessen, es zu setzen. 

Doch es bleibt eine beträchtliche Anzahl von 
Nummern übrig, deren Kreuz nicht auf den Index 



iS2$ erschien «och in 8 

Keusch 2, 1046 zweifelt (C»t*logo 1834, 



zurückzuführen ist Die Beschränkung des Verkaufs 
bei einigen polemischen oder von Protestanten 
verfaÜten theologischen Schriften erklärt sich leicht. 
Für das Kreuz bei Optatus-Du Pin, De schismate 
Donatistarum, Paris 1700, und bei Cassianus, Opera, 
Lipsiae 1733, findet sich schon schwerer ein Grund. 
Verboten ist in den Katalogen auch Vaticinii, ovv. 
profetie de/f Abbate Gioacchino, Venezia 1600 lat- 
ital. und Johann Reiske, De imaginibus Jesu Christi, 
Jenae 16S3. 

Von juristischen Werken finden wir mit Kreuz: 
Henniges, De summa Imperatoris Romani potestate 
circa sacra, Norimbergae 16S6; Lothar de Schrod[t\, 
De jure supremi in civitate imperantis circa sacra, 
Pragae 17S2; Vettel [lies: l'altel]. Le droit des 
gens, Paris /<S>c>. 

Nicht im Index verboten sind folgende histo- 
rische Werke mit Kreuz: Hegewisch, Histoire de 
r empereur Charle-Magne, Paris sSoj; Marmontel, 
Les Incas, Paris 1S21 — steht nach Keusch, Index, 
2, 913 im spanischen Index; Hispaniae domiita- 
tionis arcana, Lugd. Bat. tösj; La storia del Card. 
Alberoni [von Jacques Rousset], Air Haya 1720; 
Uber prodromus Belgicarum rerum 1795; L'espion 
anglais [von Jean-Toussaint Merle] Paris /Sog,- 
Compendio della storia del risorgimento della Grecia 
[von Mario Pieri], Italia /<S>5*. 

Von Löbnitz und Montesquieu sind im Index 
nur einzelne Schriften verboten, in den Katalogen 
haben die Opera, Genevae 176S, beziehungsweise 
Oeuvres, Amsterdam 175S, ein Kreuz; desgleichen 
HetvAtus, Oeuvres, Londres 17S0; Suhm, Corres- 
pondance familicre d amicale de Frtd/ric II, Gencve 
/7S7, wird ebenso ausgezeichnet Die gleiche Be- 
handlung erfahren die Opere Galilei, Bologna /6j6: 
man lese hierzu nach, was Reusch 2, 400 Uber 
die Affäre Settele unter Pius VIL berichtet 

Von den klassischen Schriftstellern wird Petro- 
nius mehrmals verboten; Lucian wird bald ver- 
boten, bald frei gegeben. Ein Kreuz hat Petrettini, 

Übersetzung von JMgnet, Hutoire ,tt la rfvoluäon Jroncaiie, 
30 n. 87) 



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Pellnitz, Die Internationale Bnchbiniiektaut-Aimtellimg ta Frankfurt ». M. 



121 



Opere tcelte di Giuliano Imperatore, Milano iSu. 
Aus moralischen Rücksichten sind vielleicht ver- 
boten: PervigUium l'eneris cor ed. P. Pit'uei, Ilagae 
Comit. 1712; Theod. Prodromi PkilßiapM Kho- 
danthes, Paris t6f$ — siehe Reusch I, 2S3; Ar- 
temidori et Achmetis Oneirocritica, Paris löoj. 
Ferner Poetarum reterum diversorum in P. iusus, 
Patavii {Amsi.) 1664. 

Die Bibliothek Mecenate ist ziemlich reich an 
italienischen Satiren aus dein XVIIL Jahrhundert, 
meist mit dem fingierten Druckort I^ndra. Sie 
bekommen größtenteils ein Kreuz — freilich Men- 
tini wiederum nicht, trotz lern er im Index steht. 
Wir begegnen den Autoren Adimari; Bemi; Car- 
letti, L'incendio di Tordinona, I 'enesia (Koma) 17S1; 
Martelli ; Moneti, La Corona comtrtita, Amtier d. 

Nelli; Sansoidno; So/da ni. Audi U'anton 
[das ist Zaccaria Seriman], Viaggi alle lerre inco- 
gnite Australi, ed ai regni delle Scimie, ßtma /,-'V, 
ist wohl zu dieser Klasse von Schriften zu rechnen. 
Von macaronischer Poesie wird verboten Stopini 
Magistri [das ist Cesare OrsiniJ, Capriccia maca- 
ronica, Florentiae 1S19. Boccaccio wird nur in 
expurgierten Ausgaben allgemein gestattet Auch 
Ariotto, Opere, Venelia 1772 — siehe Reusch 2, 1 22 1 
— wird verl)oten. Ebenso bekommen Sammel- 
werke wie Parnasso, Venezia H&fff, 56 Bände, und 
Novellieri Italiani, Londra (Livorno Masi) i7&>—9 ( ', 
27 Bände, ein Kreuz. Von Alßeri — siehe Reusch 
2, 10 18 — sind zu nennen Prose originali und 
11 Misogallo, von Pellico Prancetca da Rimini. 

Die ausländische Literatur ist in den beiden 
Katalogen gerade nicht glänzend vertreten. Von 
der englischen wird verboten La Spectalrice, ou- 



rrage traduit de rAnglois, A la Haye 1750, und 
Sterne, A sentimental journey — im Index steht 
nur die italienische Übersetzung von Ugo Foscolo, 
Reusch 2, 165 — nebst desselben Verfassers 
Tristram S/iandy. Von den Franzosen führe ich 
Raynouard an, dessen Drama / Templarj, trag, 
trad. da Franca Salfi, Vene:ia iSo6, dem Revisor 
verfallen ist Das — ich glaube einzige — deutsche 
Buch in den beiden Bibliotheken teilt dies Geschick: 
es ist Schiller [so'] Friedr., Don Karlos, Infant 
von Spanien, Icipsig [!] tSoi. Die „Gedanken- 
freiheit" konnte Dicht bewilligt werden. 

Im Catalogo 1838 (222 n. 86) wird auch eine 
chinesische Schrift mit einem Kreuze bezeichnet, 
die das ..heilige F. likt" des Kaisers K'ang hi (siehe 
Grube, Geschichte der chinesischen Literatur 394 f.) 
betrifft Da Reusch (2, 771 f.) in dem Abschnitt über 
die chinesischen und malabarischen Gebräuche 
nichts darüber berichtet, lasse ich den Titel folgen : 

„Codex Sinensis in charta serica impressus 
Pesci'ii anno 1700 sub titulo Brevis Relatio eorum, 
quae spectant ad declarationem Sinarum Iinpera- 
toris Kamni circa Coeli Confucii, et avorum cultum 
datain anno 1700; Accedunt primatum, doctissi- 
morumque virorum et antiquissimae traditionis 
testimonia opera P. P. Societatis Jesu, Pescini pro 
Evangelii propagatione Laborantiuin. Codex raris- 
simus ob suppressionem factum cxemplarium et Iii. 
auibus dedit occtisionem." 

Die Praxis der römischen Zensur, die hier nach 
meinen beiden Katalogen geschildert ist, wurde 
wahrscheinlich schon früher geübt Es wäre wohl 
auch der Mühe wert, zu untersuchen, ob sie außer- 
halb des Kirchenstaates nachzuweisen ist 



Die Internationale Buchbindekunst- Ausstellung zu Frankfurt a. M. 



Von 

Max Tellnitz in Berlin. 




jie Buchbindekunst ist Jahrhunderte alt, 
immer wechselnd in ihren Darstellungen 
und in der Benutzung des Bindematerials, 
1 höher und tiefer eingeschätzt je nach 
dem Sunde der Kultur, im heutigen gepriesenen 
Zeitalter indessen nicht so allgemein gewürdigt 
als früher, wo das Buch an sich schon als Kunst- 
werk galt und wo dieses vom Drucker mit größter 
Sorgfalt hergestellte Geistesprodukt auch äußerlich 
einen Schmuck erhalten mußte, der ebenso wert- 
voll wie zweckmäßig war. Lange Zeit ist uns der 
Sinn für künstlerische Bucheinbände verloren ge- 
wesen, wenn auch Bücherfreunde ihren Wert 
kannten und „gut" gebundene Bücher sammelten 
oder selbst von hervorragenden Buchbindern die 
Z. f. B. 1906/1907. 



Bücher ihrer Lieblingsdichter unter Aufwand er- 
heblicher Kosten binden ließen. 

Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist der 
Sinn und das Interesse für diesen Zweig des 
Kunsthandwerks wieder erwacht und selbst der 
rasch zufriedengestellte Durchschnittsleser kennt 
den Wert des Kunstbandes vor der Dutzendware 
der fabrikmäßigen Herstellung. Ja, auch diese hat 
durch den gesteigerten Einfluß der Bewegung, die 
durch Bücherfreunde zugunsten der Hebung der 
Buchbindetechnik unternommen worden ist, ge- 
wonnen, denn wir sehen heute mehr und mehr 
den gold- und farbenüberladenen schlechten Kaliko- 
band verschwinden und geschmackvolleren Ein- 
bänden Platz machen. 

16 



122 Pellniti, Die Intenution»]e Buchbindelnmit-At»»tellonß in Frankfurt a. M. 



Zeitweilig veranstaltete Ausstellungen haben na- 
türlich das Allgemeininteresse erheblich gefördert 
und so wird auch die vom 19. März bis 29. April 
stattgefundene Internationale Buchbindekunst-Aus- 
stellung in Frankfurt a. ML, die der Mitteldeutsche 
Kunstgewerbe- Verein ins Werk gesetzt hatte, ihren 
Einfluß auf Hebung des Geschmacks für das ge- 
bundene Buch nicht verfehlen. Mehrere Säle des 
Frankfurter Kunstgewerbe-Museums waren für diesen 
Zweck zur Verfügung gestellt worden; die Aus- 
stellung umfalite annähernd 600 Bände, von her- 
vorragenden BuchkUnstlem ausgelegt und seitens 
einiger Bücherfreunde durch wertvolle ältere Buch- 
einbände aus ihrem Besitz ergänzt. Im ganzen 
bot die Veranstaltung ein Bild des gegenwärtigen 
Standes der internationalen Buchbindekunst Her- 
vorragend beteiligt sind England und Frankreich, 
dann kommt Deutschland und Oesterreich, der Rest 
von hier und da. 

Wenn wir vor der Einzelbeschreibung einen 
Gesamtblick Uber die ausgestellten Arbeiten werfen 
wollen, so müssen wir zugestehen, daß die Eng- 
länder in Technik und Entwurf entschieden voran 
sind und die deutschen Buchbinder (allgemein ge- 
sprochen) noch vieles von ihnen lernen können. 
Aber das ist kein Wunder. Jene haben eine lange 
Tradition hervorragender Kunsttechnik hinter sich, 
während bei uns die neuen Bestrebungen, wie schon 
oben gesagt, kaum zwanzig Jahre alt sind. Aber 
wir besitzen heute Künstler von Ruf, die sich jeder- 
zeit mit ihren englischen und französischen Kollegen 
messen können und im Entwurf teilweise ganz 
neue Bahnen wandeln. 

Wenden wir uns nun nach dieser kurzen Ein- 
leitung den einzelnen Ausstellern zu und beginnen 
wir einmal, abweichend von der Gepflogenheit, mit 
den Arbeiten unserer Landsleute. 

Georg Hulbe in Hamburg bot einige täu- 
schend imitierte antike Einbände in Lederschnitt, 
ferner moderne Lederschnittbände, modelliert und 
gebeizt, sowie einen Band in Handvergoldung. 
Technisch ist alles ausgezeichnet Der Band Stefan 
George, mit Umschlagzeichnung von Melchior 
Lechter, ist indessen nicht besonders geschmack- 
voll. 

Martin Lehmann in Bremm hatte 2 Halb- 
franzbände, 1 Intarsiaband, 1 Pergamentband, 
der ausgeschnitten und mit Seide unterlegt ist so- 
wie 4 Ganzlederbände eingesandt. Die Vergoldung 
ist gut jedoch erscheint die Technik des Ein- 
bandes mangelhaft, auch die Entwürfe sind nicht 
hervorragend. 

Die Hofbuchbinderei W. Collin in Berlin war 
außer mit einigen älteren Bänden mit 5 neueren 
vertreten, die nach Entwürfen von L. Sütterlin 
ausgeführt sind und wohl als die besten genannter 
Firma angesehen werden müssen. Die Einband- 
und Vergoldetechnik ist wie immer bei Collin gut 

Auch ein Kaufhaus, ein regelrechtes Kaufhaus, 
Oberpollinger in München hatte Einbände nach Ent- 
würfen von Bürck, Cissarz und Olbrich, ausgeführt 



von E. A. Enders in München, ausgestellt Es 
sind Goldpressungen, keine Hand Vergoldungen; ein 
paar Pergamentbände sind mit Malerei verziert 

Einige in der Einbandtechnik zwar nicht her- 
vorragende, aber in der Vergoldung ansprechende 
Bände bot Georg Breidenbach in Cassel. 

F. Ludwig in Frankfurt a. M. war mit 3 1 Bänden 
verschiedenster Ausführung vertreten. Diese Ar- 
beiten, teilweise älteren Datums, sind sämtlich im 
Besitze Frankfurter Bibliophilen. Wie alles, was 
aus der Werkstatt dieses Buchbindekünstlers her- 
vorgeht, so ist auch hier Einband und Vergolde- 
technik durchweg vortrefflich. 

Durch geschmackvolle Entwürfe sowie gute 
Technik zeichneten sich gleichfalls die Arbeiten 
Carl Schultses in Düsseldorf aus. Die meisten 
Bände sahen wir zwar schon auf verschiedenen 
früheren Ausstellungen; als neu gilt eine Adresse 
in Schweinsleder nach einem Entwurf von Ehmke. 
Ein Band in Intarsia zeigt wenig Geschmack. 

Eine vorzügliche Leistung stellte die von 
W. Schlemmer in Frankfurt a. M. gewidmete 
Bibel in gebeiztem Lederschnitt mit Metallbeschlägen 
dar. Der Lederschnitt ist technisch sehr schwierig, 
aber hier wunderbar schön ausgeführt Die Farben 
wirken vielleicht bei dem Ernst des Buches etwas 
zu lebhaft, indessen — warum denn nicht auch 
einmal hierfür etwas anderes? 

Der Lederschnittkünstler Pfannstiel in Weimar 
hatte mehrere Arbeiten nach Entwürfen van de 
Veldes in seiner Technik in sehr guter Ausführung 
ausgelegt Marie Lühr in Berlin bietet einige 
recht hübsche Ganzlederbände in englischer Manier, 
während ihre Lederschnittarbeiten manches zu 
wünschen übrig lassen. 

Ebenfalls nicht einwandfrei sowohl in der Ein- 
bandtechnik wie in der Vergoldung sind die vier 
Ganzlederbände von Wilh. Rauch in Hamburg, 
ausgeführt nach Entwürfen von O. Schwindrazheim. 

Ganz hervorragend war Paul Kersten in Berlin 
vertreten. Nicht weniger als 41 Bände zeugen 
von seinem Können (wir bringen demnächst eine 
Beschreibung seiner neuesten Arbeiten), die in 
Einbandtechnik, Vergoldung und Farbengeschmack 
gleich mustergültig sind und noch den besonderen 
Vorzug haben, daß sie nach eigenen, künstlerisch 
wertvollen Entwürfen ausgeführt sind. 

Mehr in der Vergoldung gut als in der Ein- 
bandtechnik und im Entwurf sind Arbeiten von 
H. Vahle in Gera, H. Karch in Frankfurt, 
E. Knothe in Görlitt, deren Entwürfe z. B. ganz 
unkonstruktiv wirken. Auch bei E. Walter Nachf. 
in Krefeld kann nur die Vergoldung als gut be- 
zeichnet werden; seine Entwürfe stammen von ver- 
schiedenen Künstlern. 

Die Buchbinderfachklasse der ElberfcUer Hand- 
werker-Schule hat sich ebenfalls an der Ausstellung 
beteiligt und zwar mit einigen Gaiuleinenbänden 
mit daraufgesetzten Lederriicken und heraus- 
geschnittenen Ornamenten, die man nur als künst- 
lerisch wertlose Spielerei bezeichnen kann. Einige 



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Pellaiti, Die Interaatioiule Buchbindelnuut-AuMtellang ta Frankfurt ». M. 



123 



Bände sind in Battik-Technik ausgeführt, zeigen 
indessen recht geschmackJose Farbengebung; auch 
die Vergoldung ist größtenteils noch mangelhaft 

Die Firma A. Oslerrieth in Frankfurt a. M. 
bot neben einigen Einbänden nach Entwürfen 
älteren Stils zwei Bände nach Entwürfen von 
Cissarz, die indessen sehr schwer und Uberladen 
wirken und ebensogut für Pressung hätten ent- 
worfen sein können. Technik und Vergoldung 
sind recht gut gelungen. 

Wenden wir uns nun den Arbeiten der Aus- 
länder zu. /. Spott in Prag brachte ältere Ein- 
bände nach Entwürfen in früheren Stilen in tüch- 
tiger Ausfuhrung; das Tethnologische Gewerbe- 
Museum in Prag Schulerarbeiten der Meister- 
kurse für Buchbinder mit Entwürfen aus den ersten 
Zeiten des sogenannten Jugendstils. Die Vergol- 
dung ist als gut zu bezeichnen, während Technik 
und Entwurf diese Note nicht verdienen. 

Die Wiener Werkstätte, Carl 'Beitel 'und Z. Willner, 
hat eine ganze Anzahl eigenartiger Einbände von 
sehr sauberer Technik und feinem Farbengefühl aus- 
gestellt, die größte Beachtung verdienen. Die Ent- 
würfe stammen von Kolo Moser, J. Hoffmann u. a. 

Casciani-Rom und G. Cecchi- Florenz brachten 
schöne Pergamenteinbände älterer Stilrichtung mit 
Stempel- und Rollenvergoldung. 

Bemerkenswert waren acht Ecrasebände mit 
eingelassenem Rindlederspiegel auf dem Vorder- 
deckel, die von Charles Meunier in Paris 
stammen. Das Rindleder ist modelliert, bemalt 
und gebeizt Besonders die Modellierung ist sehr 
fein. Ein Band mit geöffnetem Deckel zeigt eine 
wunderbar schöne Doublüre- Vergoldung. 

Gute Arbeiten waren die neun Bände der Ma- 
dame Vallgren in Paris, in gebeizter Ledermodel- 
lierung ausgeführt; die Kontur ist nicht ein- 
geschnitten. Ferner die von E. Aumaitre- Paris, der 
Bände in sogenannter Lederbrandtechnik (Pointo- 
gravüre) ausgestellt hatte. Einige seiner Arbeiten 
zeigen mehrfarbige Lederauflage mit Blinddruck- 
Kontur. 

Auch die Bände von Ren/ Kiefer- Paris ver- 
dienen Anerkennung. Sie sind in Maroquin ge- 
arbeitet mit mehrfarbigen Lederauflagen und Kon- 
turblinddruck. Die Entwürfe zeigen stilisierte 
Blumenranken. 

Chambolle Duru-Paris war mit einigen Bänden 
älterer Stilrichtung vertreten, G. Canape- Paris mit 
einem Maroquinband in Lederauflage und Blind- 
konturdruck. 

Eine ganz brillante Arbeit repräsentierte der 
Band von S. David-Paris, dessen offenstehender 
Deckel ein Doublüre in Maroquinleder mit mehr- 
farbiger Lederauflage zeigt 

Die Arbeiten der Brüsseler G. Ryckers et fils, 
sowie L. Ciaessens sind ebenfalls recht anerkennens- 
wert Erstere stellten Einbände mit Lederauflage 
und Handvergoldung, sowie eine Lederbrandarbeit 
aus; der letztere Band mit Hand Vergoldung und 
Blinddruck und einen in Pressendruck. 



Gute Wirkung erzielten die drei Pergament- 
bände mit überlasierter antiker Stempelvergoldung 
und Malerei von F.. Steiner in Basel. 

Wenn wir die Arbeiten der englischen Buch- 
binder vorerst in ihrer Gesamtheit betrachten, so 
müssen wir zugeben, daß sie alle gut, mit Aus- 
nahme derjenigen, die von einigen Damen aus- 
geführt sind, bei denen Technik und Entwurf teil- 
weise noch viel zu wünschen übrig lassen. Die 
Arbeiten zeigen die den englischen Einbänden 
eigentümliche Dekorationsweise mit floreskalen 
Stempeln, wie sie die Gravieranstalt von Dorne- 
mann & Co. in Magdeburg fertigt Nachstehend 
seien die bemerkenswertesten englischen Arbeiten 
genannt 

/. und /. Lighttm-London brachten Bände mit 
Handvergoldung und Blindpressung: E. Taunton- 
Tadworth hatte dieselben Einbände wieder aus- 
gestellt, die schon im vorigen Jahre bei Wert- 
heim-Berlin vorgeführt worden sind. Die 24 Bände 
von Sangorski Suttliffe- London, sämtlich in Maro- 
quinleder verschiedenster Färbung gearbeitet, mit 
Lederauflage und Handvergoldung, sind sehr an- 
erkennenswerte Leistungen, obgleich die Ver- 
goldung nicht Uberall gleich gut ist 

John Ramage-London hat einige Einbände mit 
von der Magdeburger GravieransUlt gefertigten P. 
Kerstenstempeln ausgeführt Daß auch der beste 
englische Binder A. de Sauty- London vertreten war, 
gereicht dem englischen Buchbindegewerbe ent- 
schieden zum Vorteil. Er hatte 1 5 Ganzlederbände 
in verschiedenfarbigem Maroquin mit Lederauflage 
und Hand Vergoldung ausgestellt, die die absolute 
Beherrschung der Technik wie das feine Farben- 
gefühl des Engländers im besten Lichte zeigen. 
Sehr gut sind auch die Einbände, die Rivtire 
cV Son-London gefertigt haben. 

Nicht selbst ausgestellt hatten, aber durch Her- 
gabe aus dem Besitze Frankfurter Bibliophilen ver- 
treten waren Zähnsdorf- London, Anker Kyster sowie 
Flygge- Kopenhagen und die Oxford University 
Press, deren Arbeiten hier nur registriert werden 
sollen. 

Auch eine reiche Ausstellung der verschiedensten 
Buntpapiere bot guten Überblick Uber die auf diesem 
Gebiete erzielten Erfolge. Aus der Fülle des Ge- 
botenen seien erwähnt Japan-Papiere von R. Wagner- 
Berlin , Kleisterpapiere von LÜH Behrens -Düssel- 
dorf und H. Oehmann-Leiptig, lithographierte Vor- 
satzpapiere von Hochdanz-Stuttgart. H. Nieder in 
Regensburg zeigte diverse Marmorpapiere von aus- 
gezeichneter Wirkung, wohl überhaupt das beste, 
was in diesem Genre gezeigt wurde. Interessant 
waren ferner die Marmorpapiere der Wiener Werk- 
stätte, mit floreskalen und animalischen Figuren 
verziert Auch/". Swoboda-Prag brachte bemerkens- 
werte Marmor- und Kleisterpapiere. Erwähnt sei 
schließlich noch die Kollektion, die Hof rat 
Bartsch-Wien, ein eifriger Buntpapiersammler und 
Besitzer einer der grüßten Buntpapiersammlungen, 
zur Verfügung gestellt hatte. 



124 



Chronik. 



Fassen wir unser Urteil kurz zusammen, 
so muß ohne weiteres anerkannt werden, daß 
die Arbeiten der Engländer an erster Stelle 
stehen, die der Franzosen und Belgier indessen 
im allgemeinen wenig hervorragendes bieten und 
dati unsere ersten deutschen Buchbindekünstler die 
letzteren beiden wohl kaum ernstlich zu fürchten 
haben, ja ihnen in einigen Vertretern bereits 
voraus sind. Die Überlegenheit der Engländer be- 
ruht in der Hauptsache in der geschickten Arbeits- 
teilung, was bei dem grüt'ieren Bedarf an guten 
Einbänden in England anders möglich ist als bei 
uns, wo die Zahl der Bücherliebhaber, die Wert 



auf feine, geschmackvolle und solide Einbände 
legen, leider immer noch recht klein ist. Während 
dort unter mehreren geschickten Arbeitern ein jeder 
seine Teilarbeit, auf die er eingerichtet ist und die er 
aufs beste beherrscht, verrichtet, muß der deutsche 
Buchbinder von A bis Z selbst herstellen, und da 
wohl selten ein Mensch in allen Verrichtungen 
gleichmäßig Gutes zu schaffen vermag, so wird 
der Krittler immer einmal hier und da kleine 
Mängel an der Arbeit entdecken. Wir dürfen aber 
mit dem, was unsre deutschen Kunstbuchbinder 
geleistet haben, immerhin recht zufrieden sein und 
können das Beste von der Zukunft hoffen. 




c\ 



ironi 



k. 



Über Tycho Brahes Buchdruck und 
Bucheinbände. 

Wie in Heft i, Seite 42, hier erwähnt wurde, richtete 
sich der grolle dänische Astronom gleich anderen Ge- 
lehrten, so Regiomontanus in Kegensburg und wie 
spater (1590) sein Erzieher Anders Sorcnscn Vcdcl in 
Kibc , eine eigene Druckerei ein. Das geschah indes 
schon spätestens 1584 (nicht erst 1596). Mehrere Gründe 
mochten ihn dazu bestimmen, wie sein Biograph F. R. 
Friis („Tyge Brahe, en historisk Fremstüling". Kopen- 
hagen 1871) ausführt: er schrieb viel, und in seinen 
Schriften kamen zahlreiche Tabellen und Figuren vor, 
deren Satz er so leichter überwachen und korrigieren 
konnte, als wenn er ihn Kopenhagener Buchdruckern, 
wie noch 1573 dem Laurentius Benedicta (für „De nova . . . 
Stella") überließ; auch war es wohl für ihn wichtig, daß 
seine Bucher nicht eher unter das Publikum kamen, als 
er selber es wünschte. Seine Druckerei befand sich in 
einem kleinen Vorbau an der Südecke des viereckigen 
Walles, der seine 1580 vollendete Uranienborg auf 
der Insel Hveen und ihre Gartcnantagcn umgab. Von 
Frakturschrift besaß sie nur eine Sorte für den Text, 
eine etwas größere für Titel und Überschriften ; dagegen 
mehrere lateinische Schrifttypen, auch Kursive, ferner 
Initialen und Vignetten. Gleichsam zur Einweihung 
ließ Tycho seine Presse zuerst einige, zum Teil 
s Gedichte drucken, die < 



wie man in Philandcr von der Weistritz (Pseudonym 
für den nach Kopenhagen ausgewanderten deutschen 
Buchhändler Chr. Gottl. Mengel) Biographie (Kopen- 
hagen und Leipzig bei F. C. Polt, 1756) lesen kann. 
Die erste astronomische Schrift seiner Druckerei ist 
die seines Schülers Elias Olai Morsing (Cimber) „Dia- 
rium astrologicum" (Uraniburgi 1586). Dann wurde 
hier 1588 fertiggestellt Tychos Buch „De mundi aetherei 
recentioribus phaenomenis Uber secundus" (vor dem 
ersten Teil erschienen), das von dem berühmten Kometen 
von 1577 handelt. Der Titel hat nur „Uraniburgi, cum 
privilegio", das .Schlußblatt aber unter einem später 
öfters verwendeten Holzschnitt' das Kolophon: „impri- 
mebat Authoris Typographus Christoph. Weida 1588"; 
in den Handel kam dies Werk erst 1603. Die Ab- 
handlung eines andern Schülers, Peder Flcmlöse, die 
einzige dänische Schrift seiner Druckerei, soviel wir 
wissen, „En elementisch oc jordisch Astrologia om 
Luftcns Forandring", erschien 1591. Erst 1596 verließ 
eine größere Arbeit des Meisters seine Presse: „Episto- 
larum astronomicarum libri" (mit einem Anhang von 
elf Blatt, in dem seine wissenschaftlichen Instrumente 
abgebildet und erklärt sind); auf der letzten Seite wieder 
die obige Schlußvignette und darunter „Uraniburgi 
Ex officina Typographie» Authoris anno domin i 1596". 
Begonnen hat Brahe endlich hier den Druck von 
„Astronomiac instauratac Mcchanica", die Anfang 1598 
in Wandesburg (-Wandsbeck), wohin er sich auf Ein- 



Ein halbnackter, einen I.ofbeerkranz tragender, auf der Erde sitzender Mann halt mit den Händen einen Zirkel- 
Globus, während ein nacktes Knabchen neben ihm ans Angst vor einer ans der Erde hervorkriechenden Schlange 
Reproduziert ist das Schlußblatt in „Bogvennen" (Kopenhagen), Jahrgang 1900, Seite 35. 
Devise: „Suspiciendo despicio". 



Chronik. 



125 



ladung des Grafen Heinrich RanUau begab und seine 
Druckerei mitnahm; vollendet wurde das Werk durch 
den „Chalcographus Hamburgensis*' Philip de Ohr, 
„propria Authoris typographia", wie das Kolophon lehrt 
Ferner druckte Brahe die „Astronomiae instauraiae 
Frogymnasmata. Prima pars", die erst 1602 (einige 
Exemplare: 1603) in Prag vollendet wurde. 

Die auf Uveen gedruckten Bücher zeichnen sich 
im allgemeinen durch ihren für jene Zeit ungewöhnlich 
schönen und reinen Druck aus. Die Abbildungen der 
Instrumente, des Schlosses, seines Bildnisses sind in 
den von Brahe verschenkten Prachtexemplaren der 
„Mechanica", mit denen der von seinem Vaterlandc 
verkannte und in die Verbannung gegangene Mann 
sich neue feste Beziehungen zu deutschen Fürsten, 
Gönnern und Studiengenossen zu gewinnen suchte, 
reich mit Farben und Gold bemalt, ebenso die Rand- 
leisten, Vignetten und Initialen; die Textsciten sind 
von Gold- oder Silberrändern umgeben. Auch sorgte 
Brahe für gutes Papier — er ließ sogar, nachdem ein- 
mal das Ausbleiben von Schiffen mit l'apierballen seinen 
Druck stark verzögert hatte, auf Uveen eine eigene 
Papierfabrik anlegen, von der wir mitsamt dem Schloß 
und Druckerei eine Beschreibung besitzen in dem Reise- 
bericht von 1592 eines gewissen Augustinus Freiherrn 
von Mörfiberg und BefTord, abgedruckt in Martin ZciUer, 
„Neue Beschreibung der Königreiche Dennemark und 
Norwegen" (Ulm 1648). Schließlich erstreckte sich 
seine Sorgfalt auch noch auf die Einbände, sowohl 
seiner Bibliothek als auch namentlich der Exemplare 
seiner Werke, die er mit eigenhändiger Widmung aus- 
sandte. Eine ansehnliche Reihe solcher Bücher, die 
unter seiner Aufsicht und aller Wahrscheinlichkeit nach 
in einer ihm gehörenden Werkstatt gebunden worden sind, 
ist noch heute vorhanden. Sie alle kennzeichnet das Brust- 
bild und Wappen Tychos auf dem vorderen beziehungs- 
weise hinteren Deckel, in M cdaillenform mit U mschriften, 
ganz wie auf den hier in Heft 1 gebrachten Tafeln. 
Diese Dekorationen bilden mithin nicht nur das Exlibris 
seiner eignen Bibliothek, sondern gleichzeitig seine 
Drucker- und Verleger-Marke. Das Material aber ist je 
nach dem Zweck verschieden, bald Lcder, bald weißes 
Pergament, bald— und zwar bei Dedikationsexemplaren 
in der Regel — Stoff: grüner oder hellblauer Adas oder 
Seide, der Rücken zuweilen aus Samt, mit Binde- 
bändern gleicher Farbe; Goldschnitt, mitunter ziseliert. 
Hasselberg (im „Zentralblatt für Bibliothekswesen" 
1904, S. 399) unterscheidet drei Typen, die Brahe für 
seine Einbände benutzt hat: eine elegantere Art in Seide 
oder Samt mit aufgedruckten Goldverzicrungen, z. B. 
zwei weiblichen Figuren, die angeblich die Gerechtig- 
keit und die Religion vorstellen; oder mit der Darstellung 
eines seine Jungen nährenden Pelikans vorn, eines 
einköpfigen Adlers hinten auf dem in einem Rhombus 
stehenden Mittelschild der Deckel, wie auf dem grün- 
seidenen Exemplar der „Mechanica", das Tycho dem 
eifrigen Bibliophilen Herzog Friedrich Wilhelm von 
Sachsen in Dresden persönlich überreichte; oder aber 
mit seinem Porträt und Wappen. Dann eine einfachere 
Einbandstype in Pergament oderLeder, jedoch ebenfalls 
mit seinem Bildnis und Wappen in Gold geziert. 



Die in der Großen Königlichen Bibliothek zu Kopen- 
hagen befindlichen Tycho Brahe-Einbände, 6 Druck- 
werke und 6 Handschriften, hat Dr. E.Gigas beschrieben 
und teil» eise abgebildet in seinem Aufsatz „Noglc Böger 
fraT. Brahes Bogbindcri" in „Bogvenncn" (Kopenhagen), 
Jahrgang 1900, Seite 30—38. Zwei derselben konnte man 
jüngst auf einer hervorragenden historischen Ausstellung 
von Bucheinbänden im Kopenhagencr Kunstindustric- 
muscum bewundern .vergleiche darüber meinen Bericht 
im „Archiv für Buchgewerbe" 1906, Marzheft, wo auch 
die zwei Brahe Bände aus „Bogvcnnen" zur Illustrierung 
herangezogen worden sind). Das Exemplar der „Me- 
chanica" in der Bibliothek der Stockholmer Vctenskaps- 
akademie trugt sogar einen purpurroten Seidencinband 
mit Goldstickerei Die in deutschen öffentlichen Biblio- 
theken vorhandenen Exemplare von Tycho Brahe- 
Banden und damit zugleich ihre Einbände, namentlich 
seiner „Mechanica", sind durch Mitteilungen ver- 
schiedener Bibliothekare im „Zentralblatt für Bibliotheks- 
wesen" (Jahrgang 1903, Seite 56-63 und Seite 279-280 ; 
Jahrgang 1904, Seite 103 - 121 und Seite 396-403) be- 
kannt geworden; u. a. sind 4 in Dresden, 4 in Gotha, 
1 in Rostock, 1 in Breslau, meistens Geschcnkcxemplarc 
von dem beschriebenen Typus. 

Hiernach durfte es wahrscheinlich sein, daß der 
Einband des hier in Heft 1 erwähnten Exemplars von 
„Theatri Humanae Vitae vol. XVIII" (Basel 1587) kein 
schweizer, sondern ebenfalls ein dänischer, unter Tychos 
persönlicher Anleitung hergestellter ist. Zwar kann ich d ie 
Goldmedaillons der 14 Gelehrten auf anderen Banden 
seiner Bibliothek nicht nachweisen, aber die Ausstattung 
mit seinem Porträt und Wappen ist, wie gesagt, die für 
seine Bibliothek gewöhnliche. Sie kehrt z. B. auf den 
von Studnicka (in „Prager Tychoniana", 1901) vor- 
geführten Braheschen Exemplaren von Petrus Ramus 
„Dialectica" und Michael Moestlins Schrift über den 
Gregorianischen Kalender (Tübingen 1586) (mit Clavius' 
Gegenschrift zusammengebunden) wieder; dieselben 
sind sicher wie die obigen eigenen Schriften schon auf 
Hveen eingebunden worden und damit dürfte 
Dr. Kukulas Mutmaßung, daß Tycho Brahe erst in 
seinen letzten Lebensjahren für seine Bücher derartig 
luxuriöse Einbände anfertigen lassen konnte (Zeitschrift 
für Bücherfreunde Band X, Heft 1, Seite 19—20) mit 
der daraus gezogenen Schlußfolgerung hinfällig wer- 
den. Dazu kommt, daß Tycho nicht um diese Zeit 
(1587) in Basel war. Er hat sich dort im Winter 
1568-69 und darauf nur noch einmal 157S kurze Zeit 
aufgehalten. 

Viel wahrscheinlicher ist, daß sein Schüler, der 
dänische Arzt Gellius Sasceridcs, damals noch Brahes 
Freund und zu seinem Schwiegersohn ausersehen, ihm 
das geheftete oder anders gebundene Buch in Basel 
oder auf der Frankfurter Messe besorgt hat Gellius 
trat nämlich im Sommer 1588 mit königlichem Stipen- 
dium, das er auf Brahes Empfehlung erhielt, eine 
Studienreise nach Tübingen, Basel (wo er sich 1593 
die Doktorwürde erwarb) und Bologna an und bekam 
von Brahes im März 1588 fertigen Schrift Widmungs- 
exemplare, u. a. an Rothmann, an Magini und an 
Moestlin. den Tübinger Mathematiker und Uhrer 



126 



Keplers, mit, an letzteren offenbar ab Dank für den 
Empfang von dessen obengenannten Schrift 

Zum Schluß sei noch die naheliegende Vermutung 
ausgesprochen, daß Tycho gerade aus dem Titel dieses 
mächtigen Folianten „Theatrum human ae vitae" wenn 
nicht die Idee, so doch vielleicht den Titel zu seinem 
großen , unausgeführten Plan eines „Theatrum astro- 
nomicum" in 7 Bänden, den er 1588 in einem Brief 
an Casparus Peucer entwickelt, bekommen hat. 
Kopenhagen. G. Bargum. 



Zur Verlagsgeschichte. 

Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung 
bis tum hundertjährigen Jubiläum. 1805 — 1905. Von 
Heinrich Eduard Brockhaus. Mit 16 Tafeln. Leipzig, 
F. A. Brockhaus, 1905. Cr. 8°. 441 S. 

Der Verfasser des vorliegenden Werks hat schon 
einmal ein anziehendes Stück Familiengeschichte ver- 
öffentlicht: das Leben und Wirken seines Großvaters 
Friedrich Arnold Brockhaus, des Gründers der welt- 
berühmten Verlagsfirma. Zu jenem Buche bildet das 
neue gewissermaßen die Fortsetzung. Er schildert die 
Entstehungsgeschichte der Firma von den Amsterdamer 
Zeiten an, die kurze Zwischenzeit in Altenburg und die 
Übersiedlung nach Leipzig, wo Brockhaus anfänglich 
in schwere Kämpfe mit der preußischen Regierung ge- 
riet, die ihm sein mannhaftes Auftreten gegen die Zen- 
sur und für die Preßfreiheit nicht verzeihen konnte. 
Nach seinem Tode (1823) wurde die Firma durch seine 
ältesten Söhne Friedrich und Heinrich und den Pro- 
kuristen Bochmann weitergeführt; 1850 trat Heinrichs 
Sohn Eduard in das Geschäft ein, 1863 auch der zweite 
Sohn Rudolf. Beide schieden erst 1895 zugunsten ihrer 
Söhne Albert und Rudolf junior aus. 

Was diese Männer geschaffen haben, ist wahrhaft 
erstaunlich. Zwischen die biographischen Kapitel der 
Festschrift sind Abschnitte eingefügt, die sich mit der 
Vcrlagstätigkeit beschäfdgen. Das Konversations- 
Lexikon taucht schon in der ersten Periode (1808) auf 
und bildet mit seinen zahlreichen Auflagen gewisser- 
maßen den Mittelpunkt auch der späteren Verlags- 
epochen. Dazu kamen die „Deutschen Blätter", eine 
Masse politischer Broschüren und belletristischer Werke 
und 1810 der erste Jahrgang des Taschenbuchs 
„Urania", in dem 1822 mit der Veröffentlichung der 
Memoiren Casanovas begonnen wurde. Andere be- 
rühmte Verlagswerke jener Jahre waren die Memoiren 
des Hans von Schweinichen, Funcks Kreuzzüge, 
Schopenhauers „Welt als Wille und Vorstellung", 
Müllers Griechenlieder, Schuhes bezauberte Rose, die 
Lyrischen Blätter Platens, Rückens östliche Rosen und 
die ersten Romane von Johanna Schopenhauer und 
Therese Huber. 

1826 wurde das „Literarische Wochenblatt", das 
Brockhaus 1820 den Gebrüdern Hoffmann in Weimar 
abgekauft hatte, in „Blätter für literarische Unter- 
haltung" umgetauft Zu gleicher Zeit hatte Raumer 
seine Geschichte der Hohenstaufen abgeschlossen; 1827 
ließ auch Willibald Alexis sein „Schloß Avalon" unter 



Scotts Namen bei Brockhaus erscheinen. Die Er- 
werbung der Werke Goethes und Schillers wurde ver- 
sucht, die Verhandlungen zerschlugen sich indessen. 

In die dritte Geschäftsperiode fällt der Beginn der 
zeitgeschichtlichen Enzyklopädie „Die Gegenwart" und 
der Riesen-Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste 
von Ersch und Gruber. Dazu treten das „Historische 
Taschenbuch" und der „Neue Pitaval", vor allem aber 
die Begründung der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" 
und als erste illustrierte deutsche Zeitschrift das „Pfennig- 
Magazin". Auf belletristischem Gebiete gesellten sich 
Rehfues, Alexis, Heinrich Koenig, Rcllstab, Schücking, 
Bührlen, Sternberg, Karoline von Wolzogen, Saint- 
Quentin, Fanny Lewald u. a. dem Verlage zu. 1836 
erschienen Eckermanns Gespräche mit Goethe, zur 
selben Zeit wurde auch die „Bibliothek deutscher 
Klassiker" ins Leben gerufen. Von höchstem Interesse 
ist der Schriftwechsel mit Schopenhauer. 

1852 begann Gutzkow die „Unterhaltungen am 
häuslichen Heerd". Die „Gegenwart" erhielt den neuen 
Titel „Unsere Zeit" und wurde zuerst von August 
Kurtzel, dann von Gottschall redigiert Gutzkow trat 
mit seinen Romanen „Ritter vom Geiste" und „Zauberer 
von Rom" auf den Plan; zu den alten Freunden der 
Firma gesellten sich neue wie Robert Giseke, Wolfgang 
Menzel, Avl-Lallement, Franz Carion, Josef Rank, 
Gerstäcker, Waldmüller, Prutz, Ebert. Ludmilla Assing 
gab die Tagebücher von Varnhagcn und Gentz heraus, 
an Briefpublikationen erregten die Goethes und Schillers 
an Knebel, die von Heinrich Stieglitz an Charlotte und 
des Prinzen Louis Ferdinand an Pauline Wiesel das 
meiste Interesse. In den fünfziger Jahren beginnt der 
Verlag sich auch der Reiseliteratur in erhöhtem Maße 
anzunehmen, ein Gebiet, das bis zur Gegenwart fort- 
schreitend ausgebaut wurde. Die Werke von Gregoro- 
vius, Brugsch, Werner, Vambdry, Rohlfs, Schweinfurth, 
später die von Schliemann, Stanley, Nachtigal, Wiß- 
mann, Morgen, Nordenskiöld, Uchtomskij, Nansen, 
Hedin erzielten auch buchhändlerisch glänzende Er- 
folge. Den besten Überblick über die Tätigkeit der 
Firma Brockhaus geben die beiden Verzeichnisse der 
von 1805 bis 1905 bei ihr verlegten Werke; sie führen 
eine trockenere und dennoch beredtere Sprache als die 
Festschrift, sie sind ein Triumphgesang für F. A. Brock- 
haus. — bl— 

Soeben erschien die Geschichte eines alten ge- 
achteten Verlags, die der betreffenden Familie sowie 
dem Verfasser und Herausgeber alle Ehre macht und 
in Buchhändler- und Druckerkreisen rege Beachtung 
und Wertschätzung verdient. 

Das Titelblatt besagt: Jjo Jahre einer Leipziger 
Buchdruckerei und Buchhandlung, die Geschichte der 
Dürrschen Buchhandlung in Leipzig von der Begrün- 
dung ihres Stammhauses i. J. /6j6 bis auj die Gegen- 
wart und die Geschichte der Familie Dürr, heraus- 
gegeben von Johannes Friedrich Dürr (dem Chef der 
Firma), bearbeitet von Emst Kroker (Bibliothekar der 
Leipziger Stadtbibliothek). Leipzig, Dürrsche Buch- 
handlung, 1906; 1 Porträt in Lichtdruck, 97 Textabbil- 
dungen, 4 Beilagen, 251 Seiten. 



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127 



Der [. Teil umfaßt die Zeit von 1656 — 1858, der 
II. die Geschichte der Familie Dürr, der III. die Zeit 
von 1858 bis jetzt. Der Anhang bringt das stattliche 
Verzeichnis der in der Dürrschen Buchhandlung in 
Leipzig seit Eintritt von Johannes Friedrich Dürr vom 
I.Januar 1890 bis Ostern 1906 erschienenen zahlreichen 
Verlagswerke aus folgenden Gebieten: Pädagogik und 
Philosophie, Leseunterricht und Lesebücher, Aufsatz, 
Geschäftsaufsatz, Briefwechsel, Deutsche Literatur und 
Literaturgeschichte, fremdsprachlicher Unterricht, Re- 
ligion, Bibelkunde, Katechismus, Kirchenlied und 
Kirchengeschichte, allgemeine Geschichte, Kulturge- 
schichte, deutsche und brandenburgisch-preußische Ge- 
schichte, Flotte usw., Geographie, Naturwissenschaft, 
Rechnen und Raumlehre, Musik und Gesang, technische 
Fächer, Schulorganisation und Universitätsbildung, 
Realienbücher usw., — ein Feld der Tätigkeit, das ge- 
wiß weit ausgedehnt ist 

Die Abbildungen bringen Alt-Leipziger Stadtbilder 
und solche anderer Orte, Druckereiansichten, solche 
von Häusern und Höfen, Reproduktionen alter Titel- 
blatter, Porträts, Siegel, Wappen, Signete, Autographen, 
Brief- Faksimiles u. a. 

Der reichhaltige Text behandelt sowohl alles müh- 
sam gesichtete Material über die Firma und die Fa 
milie Dürr eingehendst, bringt aber auch vieles, was 
allgemeines Interesse bietet, so manches Uber ältere 
Verlagswerke, Kalender, Gedichte, Auszüge aus Innungs- 
büchern und Druckerlisten. 

Die Vorgeschichte der Dürrschen Buchhandlung 
von 1656 an bis 1771 umfaßt die Namen von Chr. 
Cellarius, Elias Fiebig, dessen Witwe, Justus Rein- 
hold, dessen Witwe und Erben, Friedr. Köhl; 
hierauf wird die Druckerei und Buchhandlung in 
den Händen der aus Marienberg stammenden 
Familie Dürr, 1771— 1841, und die Dürrsche Buch- 
handlung unter Willi. Staritz und Alex. Edelmann, 
1841 — 1858, besprochen, um welche Zeit Otto Friedrich 
Dürr als Teilhaber in die Dürrsche Buchhandlung ein- 
trat Dieser, der vermutlich in keinen verwandtschaft- 
lichen Beziehungen zu den früheren Geschäftsinhabern 
gleichen Namens aus Marienberg stand, entstammt 
einer Familie, die sich 300 Jahre zurück nach Gera im 
reußschen Vogtland verfolgen läßt und die heute in 
neunter Generation blüht. 

Die Personalien und Erlebnisse der einzelnen Fami- 
lienmitglieder und Geschäftsleiter nach dem vor- 
liegenden Werke zu schildern, würde hier zu weit 
führen; es sei nur kurz erwähnt, daß 1903 zur Feier 
des 50jährigen goldenen Geschäfts- Jubiläums des 
kunstsinnigen Stadtrats Alphons Friedrich Dürr diesem 
rührigen Verleger zahlreiche Ehrungen zuteil wurden ; 
aus der Feder des Sohnes, Dr. Alphons Dürr, der 
selbst als Kunsthistoriker tätig war, erschien damals 
auch eine künstlerisch reichausgestattete Festschrift, die 
günstigste Beurteilung fand. 

Von einem berufenen Historiker mit großem Ge- 
schick geschrieben, reich und schön vom Herausgeber 
ausgestattet, ist diese seltene Monographie eine 
interessante Hausgeschichte einerseits wie ein wert- 
1 zur Geschichte der deutschen 



und Leipziger Buchdruck-Kunst und des dortigen Buch- 
handels. Dem Dürrschen Verlage aber rufe ich, als 
warmer Freund solcher pietätvoller Familiengeschichten 
ein herzliches „Ad multos annos!" zu. 
München. 

K. E. Graf tu Leininge« Westerburg. 



Verschiedenes. 



Handbuch für Büchersammler und Bücherlieb- 
haber von /. Herbert Slater. Mit 27 ganzseitigen und 
31 Illustrationen im Text. Jena, H. W. Schmidts Ver- 
lagsbuchhandlung Gustav Tauscher. i9o6.8 0 .XIIu.2i8S. 
M. 6, gebunden M. 7. 

Das Slatersche Buch ist eine interessante Ergänzung 
zum Mühlbrecht und zu dem Handbuch Kleemciers: 
mehr für den gebildeten Laien geschrieben, dem es 
Tür den Ausbau seiner Bibliothek ein kundiger und 
praktischer Führer ist, als für den Fachmann, dem es 
im übrigen als Nachschlagewerk auch gute Dienste zu 
leisten vermag. In zwölf Kapiteln behandelt der Herr 
Verfasser, was Rouveyre auf fast ebensoviel Bände ver- 
teilt. Aber HerrSlatcr versteht anschaulich zu gruppieren 
und das Wissenswerte hervorzuheben. Man braucht nur 
in dem vortrefflich ausgearbeiteten Namens- und 
Sachregister nachzuschlagen, um den Hinweis auf 
die Beantwortung irgend einer bibliophilen, biblio- 
graphischen, büchertechnischen Frage ru finden. 
Slater weiß und sagt alles: wie man Flecke aus Büchern 
entfernt und den Bücherwurm bekämpft, wie man das 
Alter der Manuskripte schätzt, die Wasserzeichen zur 
Ermittlung von Fälschungen benützt, wie die verzwick- 
testen römischen Zahlzeichen zu lesen sind, wie sich die 
Erstdrucke in ihren besonderen Merkmalen präsen- 
tieren, wie sich die berühmtesten Druckereien ent- 
wickelten, wie man Seltenheiten bezahlt und nicht be- 
zahlen soll, wie sich die Bücher selbst bezahlt machen 
— und hunderterlei mehr. Der Inhalt der Kapitel gibt 
den besten Anhalt für die Vielseitigkeit des Buchs: 
Winke für Anfänger, praktische Einzelheiten, Manu- 
skripte, Papier und Wasserzeichen, Titelblatt und 
Kolophon, die ersten Drucker und die Inkunabeln, 
Illustrierte Bücher, Berühmte Druckereien, Der Ein- 
band, Berühmte Sammler, Auktionen und Kataloge, 
Erstausgaben und merkwürdige Bücher. Der Verfasser 
hat sich in seinen Mitteilungen auf die Ergebnisse der 
neuesten Forschung gestützt; Irrtümer sind mir nicht 
aufgefallen. So sei Slatcrs Handbuch unsem Lesern 



Zu den interessanten Ausführungen des Herrn Dr. 
E. Magnus über Goethe und das Duell im letzten Heft 
teilt uns Herr Dr. Carl Schüddekopf in Weimar mit, 
daß er auf Grund eines „Gutachtens" und des Stephani- 
schen Buches im Goethe -Jahrbuch XIX, ao— 34, be- 
richtet habe. Der Brief Goethes an Deyn ist im 30. 
Briefband Seite 258 unter den Nachträgen rektifiziert 
worden. — Zum gleichen Thema erinnert Herr von 
Biedermann daran, daß Goethe als 1 



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mal ein Duell bestanden hat, und zwar mit dem Theo- 
logen Gustav Bergmann, einem der Livländer, die mit 
an dem Schönkopfschen Tische aßen. Goethe, der drei 
Semester voran war, traf Bergmann einst im Schau- 
spielhaus mit anderen jungen Studiengenossen und 
sagte, gegen seine Begleiter sich wendend: „Hier stinkts 
nach Füchsen". Kaum hatte Goethe diese Worte ge- 
sprochen, so gab ihm Bergmann eine Ohrfeige; die 
Folge war ein Zweikampf, bei dem Goethe am Ober- 
arm verwundet wurde. Dieser Gegner Goethes war der 
Großvater des berühmten Berliner Chirurgen Emst von 
Li c m Linn. 



Der am 2t. Dcrember 1903 zu München ver- 
storbene Staatsrat August von Eisenhart (geb. 1827), 
der nicht nur in der innerbayerischen Politik als lang- 
jähriger Kabinettschef König Ludwigs II. eine bedeut- 
same Rolle gespielt, sondern auch durch seine Gattin, 
die bekannte Schriftstellerin Luise (geborene) v. Kobell, 
sowie seine innige bis rum Tode dauernde Freundschaft 
mit J. V. Scheffel zu der zeitgenössischen Literatur in 
engsten Beziehungen gestanden hat, hinterließ eine der 
stärksten Exlibris-Sammlungen, die an seltenen Stücken 
überreich ist (über 10000). Zu diesem schönen Ergeb- 
nisse hatte sie ein jahrelanger Eifer geführt: in den 
letzten Jahren war ihre Obhut und Pflege seine Lieb- 
lingsbeschäftigung und noch wenige Tage vor seinem 
Tode hat er sie mit Hilfe seiner Tochter, der Gattin 
des Münchener Hochschulprofcssors der Mineralogie 
Oebbeke, sondiert. L. F. 



Seine Spexialbückerei für Luftschiffahrt hat der 
um die letztere in Bayern hochverdiente Oberst vonBrug 
in München der Bibliothek des neuen großartigen 
„Deutschen Museums für Naturwissenschaft und Tech- 
nik" daselbst zu überweisen sich bereit erklärt. Die 
Sammlung enthält außerordentlich wertvolle alte und 
neue Bücher, Schriften, Bilder und ähnliches, so daß die 
genannte Bibliothek damit in den Besitz einer Sonder- 
bücherei gelangt, wie sie auf diesem Gebiete in Deutsch- 
land kein zweites Mal vorhanden ist L. F. 



Von dem neuen Karikaturenwerke .,/'.•• Frau in 
der Karikatur" von Eduard Fuchs (Albert Langen, 
München) liegen uns die ersten sieben Hefte vor 
(das Heft M. 1.— ). Unsern Lesern ist der Verfasser 
ein alter Bekannter; sie kennen seine erstaunliche Be- 
herrschung des Stoffgebiets und seine geistvolle Art 
der Schilderung. Die „Frau in der Karikatur" hat uns 
kulturgeschichtlich, völkerpsychologisch und auch kunst- 
geschichtlich Vieles und Wichtiges zu sagen und eine 
ganze Reihe interessanter Anregungen und Aufschlüsse 
zu geben. Diese Tatsache allein hebt das Thema über 
das Niveau des rein Unterhaltenden empor. Aber gott- 



lob verliert der Verfasser sich niemals in das langweilig 
Doktrinäre, und auch das Wissenschaftliche der Arbeit 
raubt den Blättern nichts von ihren amüsanten Reizen. 
Wir behalten uns eine eingehendere Besprechung zu 
dem Zeitpunkte vor, da sich das Werk weiter über- 
blicken läßt, und begnügen uns für heute mit diesem 
vorläufigen Hinweise. Das Ganze wird in 20 Heften 
abgeschlossen und mit 450 Tcxtillustrationcn und 60 
meist doppelseitigen farbigen und schwarzen Beilagen 
geschmückt sein. Schon die bereits erschienenen Hefte 
zeigen, mit welcher Sorgfalt der Verfasser die Auswahl 
des Bildmaterials getroffen hat, unter dem sich wieder 
zahlreiche Drucke von großer Seltenheit befinden. Die 
Reproduktion ist glänzend. — m. 



Herr Paul Kersten läßt nunmehr seinen präch- 
tigen Ganzlcdcrbändcn die zweite Serie folgen: Mo- 
derne Entwürfe für Bucheinbände, Band II: Gant- 
leinenbände. Soeben ist die erste Lieferung des eben- 
falls auf sechs Nummern berechneten Werkes bei 
Wilhelm Knapp in Halle a. S. (1906) erschienen. Sie 
bringt in wahrhaft täuschender Naturtreue auf sieben 
Tafeln braune, rote, graue, graublaue und grüne 
Englischleinenbände, auf denen teils reine Gold- 
pressung, respektive Farbpressung, teils eine geschickte 
Mischung beider Techniken angebracht ist Die Orna- 
mentierung besteht zumeist wieder in mehr oder min- 
der verstärkten Zierlinien, die mit Färb flächen aus- 
gefüllt sind. Man sieht schon aus dieser ersten 
Lieferung, wie reizvoll sich das schlichte Leinen aus- 
gestalten läßt Wir werden nach dem vollständigen 
Erscheinen noch einmal ausführlicher auf das Werk 
zurückkommen. — m. 



Mit den Bänden6 und 7 ist die vom Bibliographischen 
Institut in Leipzig veranstaltete sogenannte Große Aus- 
gabe von Reuters Werken vollständig geworden. Band 6 
enthält „Dörchläuchting", bearbeitet von Dr. Ernst Bran- 
des, und „De Reis' nach Konstantinopel", bearbeitet von 
Dr. C. Borchling. Die Einleitungen der genannten Ge- 
lehrten beschäftigen sich mit der Entstehungsgeschichte 
beider Werke, die an den Schluß des Bandes gestellten 
Anmerkungen mit den Druckvorlagen und den ge- 
schichtlichen und lebenden Vorbildern. Dasselbe ist 
bei Band 7 der Fall, der „Kein Hüsung" und „De 
Urgeschicht von Mecklnborg" (von Ernst Brandes 
revidiert) sowie die „Kleinen Schriften" enthält, die der 
verdienstvolle Herausgeber der Gesamtausgabe, Pro- 
fessor Wilh. Seelmann, bearbeitet hat. Gerade in 
diesen Schlußbänden bieten die erläuternden An- 
merkungen eine Fülle neuer Aufklärungen; beigefügt 
ist zudem eine Chronologie der Schriften Reuters. Auf 
die geschmackvolle Ausstattung und die Billigkeit der 
Ausgabe (M. 2 der in Leinen gebundene Band) haben 
wir schon früher hingewiesen. — m. 



Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbehalten. 
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zoheltitz in Berlin W. 15. 
Alle Sendungen redaktioneller Natur an denen Adrette erbeten. 

Gedruckt van W. Urugulin in Leiurij für Vclhageo & Klatmf in Bielefeld und Lcipiuj auf Papier der Neuen Papier-Manufaktur 

in StraCburr .. K. 



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ZEITSCHRIFT 



FÜR 



BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. 
Herausgegeben von Fedor von Zobcltitz. 
10. Jahrgang 1906/1907. Heft 4: Juli 1906. 



Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade 
und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 

Von 

Dr. Alexander Tille in Saarbrücken. 



Das katholische Fauststück des XVD. und XVIII. Jahrhunderts. 



ler Kirchengläubige des christ- 
1 liehen Mittelalters stand nach 
seiner Weltanschauung in guter 
Hut. Waren auch sein Kirchen- 
gott und dessen Sohn wenig bc- 
I müht um das, was man damals 
die unsterbliche Seele des Menschen nannte, so 
thronte doch neben ihm eine freundliche Erschei- 
nung, sein halb irdisches Weib, dem die Kirche seit 
dem XII. Jahrhundert göttlichen Ursprung zu- 
zuschreiben gesonnen war, wenn sie dies auch 
erst 1439 endgültig tat Als „Mutter Gottes" 
war die Mutter des Jesus von Nazara die 
liebende Hüterin der Mcnschcnseclcn. In ihrem 
Gefolge wirkte eine Schar von Kirchenhciligen. 
War auch ohne die Fürsprache dieser einfluß- 
reichsten Persönlichkeiten an den Stufen des 
Himmelsthrones der Kirche für die kirchen- 
frömmsten Menschenkinder keine außerordent- 
liche Vergünstigung zu erlangen, so war doch 
die Gewinnung dieser Kürsprache schon so 
gut wie die Gewährung auch des abenteuer- 
lichsten Wunsches auf dem Weltanschauungs- 
felde. Mutter Maria und der Chor der Heiligen 
übten auf dem Gefilde der kirchlichen Ein- 
Z, f. B. 19x96/1907. 



bildungskraft eine fast unbegrenzte Wirksam- 
keit aus. Wo eine kirchengläubige Seele in 
Gefahr schien, sich für die entgegengesetzte 
Weltanschauung gewinnen zu lassen und damit 
zum Anhänger und Vasallen des bösen Gottes 
Teufel zu werden, da schritten die Christen - 
hclfer über den Wolken ein und entrissen dem 
Erzfeinde noch in letzter Stunde den lebendigen 
Menschenleib oder doch die gasförmige Seele, 
die nach der Überzeugung der Zeit in ihm lebte 
und webte und seinen Sinn und Verstand, 
sein Fühlen und Glauben ausmachte. So kam 
der böse Gott regelmäßig um seinen Lohn. 
Wie er auch sein Hirn anstrengte, was er auch 
für Listen spann, — der Schar der Kirchen- 
heiligen unter so hervorragender weiblicher 
Führung war er nicht gewachsen. Auch als 
ihm die parodistische Einbildungskraft des 
späteren Mittelalters gleichfalls ein weibliches 
Wesen an die Seite stellte — eine Großmutter, 
wie der Sohn des Kirchengottes eine Mutter 
hatte — auch da änderte sich das Bild nicht. 
Er blieb der dumme Teufel, der geprellte Teufel, 
an dem die Heiligsten selbst ihren Übermut 
auslassen durften, der geplagte Teufel, auf den 

17 



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'3o Tille, Dm katholische Facststück, die FanstkomiidienbaUade und das Zillerthaler DoktorFaustus-SpieL 



nur Mühe und Arbeit fiel, ohne daß diese je 
ein Lohn krönte. So standen die Aussichten 
des bösen Gottes am Ausgang des Mittelalters 
sehr schlecht Seit der gute Gott durch frei- 
willige Opferung seines Sohnes den entschei- 
denden Schlag gegen seinen Mitbewerber im 
Seelenlandc geführt hatte, war es mit dem 
Reiche des Bösen immer rückwärts gegangen. 
Der Kampf, den es galt, war ja doch von je- 
her eine reine Machtfrage gewesen. Gelang es 
dem guten Gotte, mehr Menschenseelen auf 
seine Seite zu ziehen, und hatte er somit den 
größeren Anhang, so war ihm am Ende der 
Tage der Sieg gewiß. Wuchs aber die Zahl 
der bösen Vasallenseelcn stärker, so mußte einst 
am Ende der Tage dem bösen Gotte die Herr- 
schaft über die Seelenwelt gehören. Der kirch- 
liche Ablaß tat dem Reiche des Bösen weiteren 
Eintrag. Je billiger es wurde, sich von den 
Folgen von Taten und Gedanken loszukaufen, 
die gegen die Kirchenmoral verstießen, um 
so weniger hatte der böse Teufel Aussicht 
Seelen zu gewinnen. Kein Wunder, daß die 
Stimmung des bösen Gottes am Eingang des 
XVI. Jahrhunderts eine sehr tief gedrückte war. 

Da kam von Wittenberg eine neue Lehre. 
Ein kräftiges Wort verbannte die Gottesmutter 
und das Heiligenheer in der protestantischen 
Weltanschauung aus dem Kirchenhimmel 
und gab dem Kirchengott und seinem Men- 
schensohne die Alleinherrschaft wieder. Mit 
dem Fallen des Ablaßhandels wurde die ewige 
Seligkeit der Gasseele erheblich teurer. Jetzt 
hing sie von zusammengesetzten Vorstellungen 
im Menschenhirn und von der Fähigkeit ab, 
dieselben mit einem heißen Gefühlsstrom zu 
umschließen. Nur wer sich selbst trotz seiner 
zahlreichen Verstöße gegen die sittlichen Kirchen- 
gebote zum felsenfesten Anhänger des guten 
Gottes und seines Sohnes bekannte, konnte 
darauf rechnen, sein gasförmiges Ich nach seinem 
Tode in den Kirchenhimmel gerettet zu sehen. 
Auch die peinlichste Erfüllung aller Vorschriften 
der Zeitsittlichkeit vermochte dagegen kernen 
Platz in jenen Gefilden der Seligen zu sichern, 
denen die Einbildungskraft Wirklichkeit zu- 
schrieb. 

Welche neue Aussichten für den bösen Gott! 
Hunderttausende, die ihm einst das Einspringen 
der Himmelskönigin und ihrer heiligen Trabanten, 
die ihm einst der Ablaßzettel und die Kirchen- 



buße entzogen hatten, mußten jetzt in seine 
Hände fallen. Denn wo war so plötzlich das 
heiße Gefühl der Anhängerschaft an den guten 
Gott herzubekommen, das der Mönch von Witten- 
berg den rechten Glauben nannte? Aus den 
Landen, in denen die Wittenberger Weltan- 
schauung Fuß faßte, mußten dem Reiche des 
bösen Gottes Teufel die armen Seelen scharen- 
weise zuströmen. Es ward für jeden Menschen, 
und insonderheit für den begabten, ein gefahr- 
liches Spiel, den rechten Weg durchs Leben 
zu finden und in den Kirchenhimmel einzugehen. 
Schon in den zwanziger Jahren des XVI. Jahr- 
hunderts zittert die Ahnung von der neuen Ge- 
fahr durch Norddeutschland. Aber erst um 
1 530 bricht sie mit der Macht einer aufgestauten 
Flutwelle durch. Damit beginnt auf dem Ge- 
samtgebiete der Herrschaft der Wittenberger 
Weltanschauung die heiße, seelenquälende 
Teufelsangst, die ohnmächtig vor den Ver- 
lockungen des schwarzen Reiches die Hände 
ringt und mit heißen Tränen zum gütigen Vater 
betet: „Und erlöse uns von allem Übel!" Der 
Gott der Widerkirchc, der schon aus dem 
Felde geschlagen schien und nach dessen Ver- 
treibung auf der Erde schon ein Leben anzu- 
brechen versprach, in dem sich der Schönheits- 
durst des wilden Menschenherzens Genüge 
trinken sollte, ging wieder herum wie ein brüllen- 
der Löwe und suchte, welchen er verschlingen 
könnte. Daß sich die moralische Didaktik dann 
für jede Sünde einen eigenen Teufel schuf und 
eine ganze Teufelsliteratur auf diesem Boden 
großwuchs, das steht auf einem besonderen 
Blatte geschrieben. In ihrer letzten Wurzel ist 
auch diese Giftblüte aus der Herzensangst des 
protestantischen Kirchengläubigen der dreißiger 
Jahre des XVI. Jahrhunderts hervorgewachsen, 
aber sie fällt nicht mit ihr zusammen. Sie ist 
eine gelehrte, verwässerte, lehrhafte Vergröberung 
derselben. 

Außer wenigen Liedern, die längst der Ver- 
gessenheit anheimgefallen sind, ist die Faust- 
sage die einzige künstierische Frucht dieser 
Angst vor dem bösen Gotte. Wenn sich ihm 
in der Vergangenheit ein Heiliger oder ein Un- 
heiliger verschrieben hatte, verschrieben mit 
Haut und Haaren, und es war zur Todesstunde 
gekommen, dann war unwiderruflich das heilige 
Heer aus dem Kirchenhimmel eingeschritten, 
hatte ihm den Vertrag entrissen und in einer 



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Tille. D.5 katholische F.ustslück, die 



and las 7.tllerlh»ler Dok1or-F«QStu*-Spiel. 131 



Weise, die oft gröblich gegen jedes Rechtsgefühl 
verstieß, das gasförmige Ich des Menschen in 
den Kirchenhimmel gerettet. Davon konnte 
bei einem Faust, den man in die neue protestan- 
tische Welt hineinstellte, keine Rede mehr sein. 
Schloß er einen Vertrag mit dem bösen Gotte, 
so mußte auch seine Gaspcrsönlichkcit nach 
dem Tode diesem gehören. Wenn der Mann, 
der das älteste Faustbuch von 1587 schrieb, von 
Fausts himmelanstrebcndem Wahrheitssuchen 
sprechen will, da kommt ihm nur ein hilfloses 
Stammeln als Ausdruck dieser Gedanken. An 
einer einzigen Stelle findet er soweit Worte für 
seine Vorstellungen, daß er von Faust sagt: 
„Sein Streben stand dahin, das zu lieben, was 
nicht zu lieben war. Dem trachtete er Tag 
und Nacht nach. Er nahm sich Adlersflügel 
und wollte alle Grund am Himmel und auf 
Erden erforschen." Und an einer einzigen an- 
deren vergleicht er Fausts Vermessenheit mit 
den Gefühlen, „wie den Riesen war, davon die 
Poeten dichten, daß sie die Berge zusammen- 
tragen und wider Gott kriegen wollten". Sonst 
fordert er nur Plattheiten zutage. Seine Welt- 
erkenntnisse, von denen er annimmt, daß sie 
Fausts Wissensdurst befriedigen, sind ein elendes 
Sammelsurium, zusammengetragen aus allerhand 
sich teilweise widersprechenden Nachschlage- 
büchern, deren Inhalt ein Hohn auf das war, 
was der Gebildete am Ausgang des XVI. Jahr- 
hunderts über das Stemendascin der Erde und 
über die einfachsten Naturerscheinungen auf 
ihr wußte. Aber wie ändert sich das Bild, wenn 
es gilt, Fausts Seelenqualen zu malen oder 
wenn Funkenstrahlcn von Reue und Scligkeits- 
sehnsucht selbst aus dem Innern des neutralen 
Geistes brechen, der unter dem Namen Me- 
phistophclcs dem Forscher dient! Hier ist es, als 
finde Luthers klagende Donnerstimme ihren 
machtvollen Nachklang selbst in einem eng- 
beschränkten Menschenkopfe. Als der böse 
Gott von dem guten seiner Überhebung wegen 
„aus der Wohnung des Himmels vertilgt wurde, 
da ward er von seinem Sitz gestoßen in einen 
Feuerstein, der ewig nicht erlischt, sondern 
immerdar quillt". Es steht fest, „daß die Ver- 
dammten auf kein Ziel und keine Zeit zu hoffen 
haben, da sie aus der Qual der Hölle erlöst 
werden. Ja wenn sie nur eine solche Hoffnung 
haben könnten, daß sie täglich nur einen Tropfen 
Vis dem Meer herausschöpften, bis das Meer 



trocken wäre — oder wenn da ein Sandhaufen 
wäre so groß bis an den Himmel und ein Vög- 
lein alle Jahre nur ein Körnlein wie eine Bohne 
so groß davon hinwegtrüge, und sie nach Be- 
seitigung des Berges erlost würden, so würden 
sie sich dessen erfreuen. Aber da ist keine 
Hoffnung, daß der gute Gott ihrer gedenken oder 
sich ihrer erbarmen werde, sondern sie werden 
in der Hölle liegen wie die Totenbeine. Der 
Tod und ihr Gewissen werden an ihnen nagen. 
Ihre starke Zuversicht und ihr starkes Vertrauen, 
das sie zu Gott haben, wird nie erhört werden. 
Nie wird jemand ihrer denken. Ja wenn du 
dich gut in der Hölle könntest verbergen, bis 
alle Berge zusammen über einen I laufen fielen und 
von einem Ort zum andern versetzt würden, ja bis 
alle Steine im Meere trocken würden, so ist 
doch keine Hoffnung auf Erlösung vorhanden, 
und zwar so wenig ein Elefant oder ein Kamel 
durch ein Nadelöhr gehen kann und alle Regen- 
tropfen sich zählen lassen." Und erst, wenn 
der böse Geist sein Herz ausschüttet und be- 
kennt: „Wenn ich als Mensch erschaffen wäre 
wie du, Faust, so wollte ich mich beugen vor 
dem guten Gotte, solange ich menschlichen 
Atem in mir hätte, und mich befleißigen, daß 
ich nicht seinen Zorn erregte; so wollte ich 
seine Lehre, sein Gesetz und sein Gebot nach 
Kräften halten, ihn allein anrufen, loben, ehren 
und preisen, damit ich dem Kirchengotte ge- 
fallig und angenehm wäre und wüßte, daß ich 
nach meinem Daliinscheiden die ewige Freude, 
Glorie und Herrlichkeit erlangte! Du aber, Faust, 
hast solches nicht getan, sondern deinen 
Schopfer, der dich erschaffen, der dir Sprache, 
Gesicht und Gehör gegeben hat, daß du seinen 
Willen verstehen und nach der ewigen Selig- 
keit trachten solltest, den hast du verleugnet. 
Die herrliche Gabe deines Verstandes hast du 
mißbraucht" 



In Christopher Mariowcs Faustdrama macht 
die Faustsage wenigstens äußerlich einen leisen 
Schritt hinüber nach der alten Welt des katho- 
lischen Christentums. Bleibt auch Fausts Schick- 
sal dasselbe wie im Spießschen Faustbuche, so 
ist's doch nur deswegen so, weil sich Faust be- 
harrlich der Stimme verschließt, die ihn dem 
guten Gotte zurückgewinnen will. Ist auch 
keine Himmelskönigin, kein Jesusschüler und 



132 Tille. Das k«tholi*che Faostslück, die Fausikomödienballade tmd da» Zillerthalcr DoVtor-Fanstus Spiel. 



kein Kirchenheiligcr aufgeboten, um Um zu 
schirmen, so ist doch ein anderes Glied aus 
den Heerscharen des Kirchenhimmels damit 
betraut, ein Engelsgeist, der ihm wiederholt 
freundlich naht und ihn von den Lockungen des 
bösen Gottes abwenden will. Ja dieser gute 
Geist tritt so oft auf, daß er mit den anderen 
Vertretern der Kirchenlchrc, den Studenten 
und dem Greise, in dem Stücke gerade zu 
einen neuen freundlichen Hintergrund bildet, 
von dem sich Fausts dem bösen Gottc zu- 
gewandter Sinn schwarz abhebt Leuchtend im 
Hintergrunde steht immer die Gnade im kirch- 
lichen Lichtglanz. Nur daß Faust in seiner 
Verblendung von ihr keinen Gebrauch macht 
Hier ist keine Spur von dem dunklen Verhäng- 
nis der protestantischen Weltanschauung. Leicht 
ist den Krallen des Gottes Teufel zu entgehen. 
Verblendet ergreift Faust nur nicht die Hand, 
die sich ihm bietet Bei alledem befindet sich 
Marlowes Fauststück in ausgesprochenem Gegen- 
satze zur Fapstldrche. Auch sein Mephisto- 
pheles trägt ein Mönchsgewand. Seine mora- 
listischc Auffassung der kirchlichen Einrichtung 
einer Holle, welche die örtliche Kirchenholle 
mindestens verdunkelt, widerspricht der Papst- 
lehre. Der Besuch, den er Faust am Papst- 
hofe abstatten läßt, ist eine unverblümte 
Verhöhnung der römischen Kirche. Seine 
Stellungnahme für den Gegenpapst, welchen 
der Kaiser hält ist offene Feindseligkeit gegen 
dieselbe. 

Als Marlowes Faust durch die englischen 
Wandertruppen im Beginn des XVII. Jahrhun- 
derts nach dem protestantischen Norddeutsch- 
land kam, konnte es nicht fehlen, daß die Menge, 
welche auf dem Wittenberger Boden stand, 
gerade diesen Auftritten zujauchzte. Andrer- 
seits ist es nicht minder zweifellos, daß dieselben 
Teile des Schauspiels ausgemerzt oder umge- 
modelt werden mußten, wo die Truppen den 
katholischen Süden bereisten. Die erste solche 
Auffuhrung ist am io. Februar 1608 in Wien 
nachgewiesen». Von der Umwandlung, die das 
Marlowesche Stück im katholischen Süden er- 
fuhr, haben wir zwar nur mittelbare Kenntnis. 
Aber die Hauptänderungen sind ohne weiteres 
Idar. Mephistopheles mußte sein Monchsgcwand 
hergeben. Der Besuch am Papsthofe wurde 

« Tille, Fatttuplitter Nr. 64. 



durch einen Besuch am Sultanshofe ersetzt, 
den schon Marlowe zweimal beiläufig erwähnt 
Marlowes Greis, der Faust verwarnt ward zum 
Mönche oder Einsiedler. Der lichte Hinter- 
grund, der der Verehrung des guten Gottes 
geweiht war, erfuhr eine erhebliche Ausdehnung 
im Räume und im Stoffe. Aus dem Spießschen 
Volksbuche von Faust wurden Züge der christ- 
lichen Weltanschauung eingefügt Was dem 
Protestantismus des XVII. Jahrhunderts auf dem 
Gebiete des Weltanschauungsstreites der Papst 
war, — das Oberhaupt der Gemeinschaft der 
römischen Kirche — das war dem Katho- 
liken der gleichen Zeit auf dem Felde staat- 
licher Macht der Sultan. Der christkatho- 
lischc Kaiser des römischen Reiches deutscher 
Nation war ihm der welüiche Herr der Christen- 
heit, und da derselben von ihrem Kirchengottc 
die Herrschaft über die Erde bestimmt war, so 
war der römische Kaiser zugleich kraft kirchen- 
göttlichen Rechtes der Herr der Erde. Wer 
ihm einen Teil davon vorenthielt war ein Wider- 
kaiser, ein unrechtmäßiger Herrscher, der seine 
Gewalt dem Widergott verdankte. Der einzige 
nichtchristliche Herrscher, den das katholische 
Abendland kannte, war der Kaiser der Türken 
zu KonstantinopeL Die Kämpfe des XVL Jahr- 
hunderts mit diesen Mongolen um die Herrschaft 
über Südeuropa hatten ihren Sultan so recht 
in greifbare Nähe gerückt, auch für die poli- 
tische Anschauung der unteren Volksschichten. 
Wenn der Protestantismus des XVI. Jahrhun- 
derts im Spießschen Volksbuche und in Marlowes 
Faustdrama seinen Faust auf eine Hohnreisc 
nach Rom an den Papsthof sandte, so lag 
einer süddeutsch -katholischen Truppe von 
Wanderspielern im XVII. Jahrhundert nichts 
näher, als den Papsthof durch den Sultanshof 
zu ersetzen. Für eine solche Änderung aber 
war bereits im Volksbuche von 1587 eine ge- 
wisse Grundlage gegeben. Dort erschaut Faust 
bereits im 25. Kapitel auf seiner Sternenfahrt 
KonstantinopeL Im folgenden Kapitel halt er 
sich dann dort auf. Er spielt dem Sultan Soli- 
man grobe Possen. Eines Abends, als der 
türkische Kaiser an der Tafel saß und speiste, 
veranstaltete ihm Faust ein Affenspiel und 
Schaustück. Im Saal herum gingen große 
Feuerströme, daß jedermann herzulief, um zu 
loschen. Zugleich hub es an zu donnern 
und zu blitzen. Er verzauberte auch den Sulta/i 



Tille, Das katholische Kaustülück, dir 



and da» Zillerthaler Doklor-Fa<»tuvSp,el. 133 



selbst so sehr, daß er weder aufstehen konnte, 
noch jemand imstande war, ihn fortzutragen. 
Gleichzeitig wurde der Saal so hell, als wenn 
die Sonne darin ihre Stätte hätte, und Fausts 
Geist trat in Gestalt, Ausstattung und Schmuck 
eines Papstes vor den Kaiser und sprach: 
„Gcgrüßct seist du, Kaiser, der du allein so 
gewürdigt wirst, daß ich, dein Mohammed, vor 
dir erscheine." Mit diesen kurzen Worten ver- 
schwand er. Der Sultan fiel nach dieser Zauber- 
erscheinung auf die Knie nieder und rief daraufhin 
seinen Mohammed an, lobte und pries ihn dafür, 
daß er ihn einer solchen Ehre gewürdigt hätte und 
vor ihm erschienen wäre. Am nächsten Morgen 
fuhr Faust in des Sultans Schloß ein, in dem 
dieser seine Gattinnen und Geliebten hat, und in 
dem niemand herumwandeln darf als Eunuchen, 
die den Damen aufwarten. Dieses Schloß ver- 
zauberte er mit einem so dicken Nebel, daß 
man nichts sehen konnte. Faust nahm wie 
vordem sein Geist jetzt selbst Mohammeds Ge- 
stalt und Wesen an und gab sich für Moham- 
med aus. So hauste er sechs Tage in diesem 
Haremsschlosse. Und auch der Nebel währte 
jene ganze Zeit über. Seither ermahnt der 
Sultan sein Volk, diese Zeit mit viel Feierlich- 
keiten zu begehen. Faust aber aß, trank, war 
gutes Muts und genoß die Schönheit der 
Haremsfrauen. Nachdem er all das getan, fuhr 
er im Ornate und Schmucke eines Papstes in 
die Hohe, so daß ihn jedermann sehen konnte. 
Als er nun fort war und der Nebel sich ver- 
zogen hatte, da ging der Sultan in das Harems- 
schloß, ließ seine Gattinnen zu sich kommen 
und fragte sie, wer bei ihnen gewesen wäre, 
da das Schloß solange von Nebel umgeben 
gewesen sei. Sie berichteten ihm, es sei der 
Gott Mohammed gewesen. Zur Nacht habe 
er sich bald diese, bald jene kommen lassen, 
sie genossen und zu ihnen gesagt, es würden 
aus seinem Samen ein großes Volk und streit- 
bare I leiden entspringen. Der Sultan hielt das 
für eine große Gnade, daß Mohammed seine 
Frauen genossen habe, und fragte diese auch, 
ob er sich beim Liebesspiel auch tüchtig 
erwiesen habe und ob es wie bei den Menschen 
zugegangen wäre. Sie bejahten dies und gaben 
an, es sei durchaus menschlich zugegangen, er 
habe sie gekost und umarmt und besitze eine 
große Manneskraft Sie möchten sich ihm alle 
Tage hingeben. Er habe nackt bei ihnen ge- 



ruht und in Mannesgestalt aber seine Sprache 
hätten sie nicht verstehen können. Die Priester 
redeten dem Sultan zu, er solle nicht glauben, 
daß es Mohammed gewesen sei, sondern es 
sei ein Gespenst gewesen. Die Frauen aber 
sagten, ob es nun ein Gespenst gewesen sei 
oder nicht, er sei liebreich mit ihnen umge- 
gangen und habe, ob er sie nun in einer Nacht 
einmal oder sechsmal genossen habe, das 
I-iebesspiel meisterlich getrieben, und er besitze 
eine große Manneskraft usw. usw. Das verur- 
sachte dem türkischen Kaiser viel Nachdenken, 
so daß ihn die Ungewißheit plagte. 

Selbst in Marlowes Tagen war es nicht 
möglich, derartige Auftritte auf die Bühne zu 
bringen. Der englischen Zuhörerschaft lag 
überdies der Sultan in Konstantinopel riemlich 
fern. So beschränkt sich Marlowe darauf, Fausts 
Reise nach Konstantinopcl gelegentlich zu er- 
wähnen. Mephistopheles berichtet bei ihm: 

From Constantinople am I hither come 
und Robin fragt: 

How, from Constantinople! You have had 
a great journcy. 

Marlowes Faust aber war auch mit der 
Quartausgabe von 1616 nicht abgeschlossen, 
sondern entwickelte sich auf der Bühne weiter. 
Unter Zugrundelegung der alten Drucke wurden 
handschriftliche Änderungen, Einschiebungen 
und Wcglassungcn vorgenommen und durch 
Rollenabschriften verbreitet. Als man die Ver- 
höhnung des Papstes in der Vatikanszene, die 
doch auch vor zum Teil katholischem Publikum 
gespielt wurde, als anstößig zu empfinden 
begann, ersetzte man sie durch einen Auftritt 
am Hofe des Sultans von Babylon. Als dieser 
bereits eine Reihe Verstümmelungen erfahren 
hatte, gelangte er mit den übrigen Teilen einer 
vernachlässigten Bühnenhandschrift des Marlo- 
weschen Faust 1663 zum Druck, ohne dabei 
entsprechend durchgeputzt zu werden. Die 
Herausgeber erzürnen sich über den geistlosen, 
ungeschickten und nachlässigen unbekannten 
Dichter, während wir es mit einem durch den 
Gebrauch entstellten Werke der Bühnennot zu 
tun haben. Der Sultan Soliman hat eben mit 
seinen Paschas seinen letzten Sieg über die 
Christen erfochten. Da kommen Faust und 
Mephistopheles an seinen Hof. Mephistopheles 
macht Faust unsichtbar. Soliman tritt mit 
zwei Paschas ein und fordert Kaleph auf, die 



134 Tille, Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillenhaler DoklorFaustusSpiel. 



Geschichte von der Belagerung von Malta zu 
erzählen. Kaleph und Mustapha erzählen die 
Geschichte von dem Verrat des Juden von 
Malta, der den Türken Einlaß bot. Soliman 
gibt Befehl zur Feier eines großen Siegesgelages. 
Die Kaiserin tritt ein, Faust ist bezaubert von 
ihr und gibt ihr einen Kuß. Soliman ist darüber 
entrüstet und schwört Rache. Er läßt seinen 
Zauberer holen, der sich jedoch ohnmächtig 
erweist Es ist die Geschichte von Moses und 
den Zauberern des Pharao. Er droht wohl dem 
unbekannten Geiste, ihn zu ergreifen und in die 
Meerestiefe zu stürzen, er beschwört ihn auch. 
Doch Mcphistophelcs ist der Stärkere. Er er- 
greift den Zauberer, um ihn im nächsten Sumpfe 
zu ertränken. 

Ob die Truppe, deren Bühnenhandschrift 
hier zum Abdruck kam, in Deutschland gespielt 
und unter süddeutschem Einfluß gestanden hatte? 
Denn in dem England der damaligen Zeit war 
man kaum geneigt, auf das Papsttum sonder- 
liche Rücksicht zu nehmen. Der Abschluß des 
Auftrittes zeigt eine gewisse Verwandtschaft 
mit dem Schlüsse des Besuches Fausts am 
Hofe zu Parma im deutschen Puppenspiel. Nur 
daß hier das Küssen # der Fürstin nicht aus- 
drücklich erwähnt ist. Ist der persische König, 
den Faust in dem kleineren tschechischen Faust- 
stück besucht,« eine Erinnerung an den Sultan 
von Babylon? Lst der plötzliche Stimmungsum- 
schlag desselben durch das Ausfallen einer 
solchen Kußszene zu erklären? Aus dem Zauber- 
spektakel, den Faust und Mephistophclcs nach 
dem Bruche mit dem König am Hofe vollführen 
und der in der jetzigen Fassung ganz sinnlos 
ist, blickt etwas wie das Gegeneinanderwirken 
zweier Zauberer. Das Donnerwetter und die 
Blitze dabei erinnern an den gleichen Auftritt 
im Spießschen Faustbuche, der sicherlich nicht 
ganz vergessen war. Er war lebendig geblieben, 
wenn er auch bis Mitte des XVHI. Jahrhunderts 
nur zweimal in der volkstümlichen Literatur er- 
wähnt wird. 1664 in David Schusters „Mahom- 
mets und Türken Greuel" 1 und 173 1 in Jacob 
Ehrharths De Scriptorum Erroribus. J Mit Kon- 
stantinopel zusammen wird der Besuch beim 
Herzog zu Parma nur in dem Berichte Sommers 
über die Berliner Aufführung von 1844 genannt.« 



Hier scheidet Faust und Mephistopheles von 
Parma, um vor den Augen des Volkes sich 
über die Stadt in die Luft zu schwingen und 
nach Konstantinopel zu ziehen. Kaspar er- 
fährt wiederum von Auerhahn, daß sein Herr 
in Konstantinopcl sei 

Wahrscheinlich ist das katholische Faust- 
spiel des XVII. Jahrhunderts nicht von diesem 
erst 1663 gedruckten Auftritt beeinflußt worden, 
der in das Marloweschc Stück eingeschoben 
worden war, sondern stammt mit ihm aus einer 
Quelle: aus dem Spießschen Faustbuche. Denn 
die geringen Reste dieser Konstantinopelszenen, 
die im deutschen Faustspiel enthalten sind, 
stimmen sämtlich näher zum deutschen Volks- 
buche als zu Marlowc. Wenn das Volksbuch 
erzählt, Faust sei zu Konstantinopel im Ornate 
und Schmuck eines Papstes in die Höhe ge- 
fahren, so daß ihn jedermann sehen konnte, so 
liegt auf der Hand, daß ihm ein katholisches 
Fauststück das Papstgewand nehmen mußte. 
Aber Sommers Berliner Stück weist einen ent- 
sprechenden Zug auf, den Sommer in die Worte 
kleidet: „Sie gehen ab, um vor den Augen des 
Volkes sich über der Stadt in die Luft zu 
schwingen und nach Konstantinopel zu ziehen." 
Es handelt sich hier also um die Hinreise. Das 
Gewitter und Donnerwetter sowie die Blitze, 
die Faust in beiden tschechischen Stücken» am 
Königshofe erregt, stimmen ebenso zu den 
Blitzen und Feuerstrahlen am Sultanshofe des 
Spießschen Faustbuches. 

Aber noch andre Wandlungen machte das 
volkstümliche Faustspiel im katholischen Süden 
Deutschlands durch. 

Das 52. Kapitel des Spießschen Faustbuches 
von 1587 erzählt von einem alten gottesfürch- 
tigen Arzt, der den Versuch macht, Faust auf 
den Pfad des Kirchcnglaubens zurückzulenken, 
indem er ihm die Verzeihung seitens des Kirchen- 
gottes in Aussicht stellt Faust ist davon so 
tief bewegt, daß er verspricht, sich der kirch- 
lichen Weltanschauung wieder zuzuwenden und 
den Vertrag mit dem bösen Gotte Teufel zu 
lösen. Als ihm dieser aber dann Vorstellungen 
ziemlich handgreiflicher Art macht, läßt sich 
Faust wieder einschüchtern und verschreibt sich 
dem bösen Gotte aufs neue. 



■ Kraus, Das böhmische Pappenspiel vom Doktor Faust. S. 141. 

' Tille, Fauatsplitter 113. — 3 Tille, Faustsplitter 230. — 4 Scheible, Kloster V. S. 743- 
J Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust. S. 142. 



Tille, Das katholische Fauststück, die 



Auch bei Marlowe kommt vor Fausts Ende 
noch ein Greis zu ihm und warnt ihn. Faust 
erkennt sein Vergehen. Mephistopheles reicht 
ihm einen Dolch. Der Greis bittet ihn, ihn zu 
hören, da der Engel der Gnade nahe sei. Faust 
antwortet ihm mit der Bitte, ihn allein zu lassen, 
damit er seine Sünden bedenken könne. Jener 
geht Faust flucht sich selbst Mephistopheles 
droht ihn in Stücke zu zerreißen. Aber Faust 
verschreibt sich ihm augenblicklich aufs neue 
und verlangt von ihm Helena als Geliebte. Sie 
kommt Er ist selig. Es folgt ein ergreifendes 
Liebesgespräch: 

Ja, du bist schöner als der Abendhauch, 
Den tausend Steme rein in Schönheit kleiden, 
Ja, du bist lichter selbst als Zeus in Blitzen, 
Wie er der armen Semelc erschiea 

Wieder kommt der Greis und warnt, ja er 
fordert die eintretenden Teufel heraus. Studenten, 
welche dazu eilen, glauben noch an Hilfe. 
Er aber meint, wohl könne die Schlange, die 
Eva verführt, Verzeihung finden, nicht aber er. 
Die Glocke schlägt elf am letzten Tage seines 
Lebens. Faust spricht mit sich selbst Noch 
eine Stunde hat er zu leben. Die Sphären 
möchte er zum Stillstand bringen. Die Stunde 
soll zum Jahre, zum Monat, zur Woche, ach, 
nur zum Tage werden, damit ihm noch Zeit 
bleibt zur Reue. Mit Ovid ruft er: O lente, 
lente currite, noctis equi! Aber die Sterne drehen 
sich weiter. Die Zeit verstreicht. Ein halber 
Tropfen Blut aus den Wunden des einzigen 
Sohnes des Kirchengottes könnte ihn retten. 
Berge und Hügel sollen auf ihn fallen, die Erde 
soll sich auftun, damit er dem Zorne des guten 
Gottes entrinne. Die Uhr schlägt elf. Er betet 
zum guten Gotte, er solle ihn tausend, hundert- 
tausend Jahre in der Hölle leben, aber nur 
endlich, endlich noch einmal selig werden lassen. 
Doch für seine Verdammnis gibts in der pro- 
testantischen Weltanschauung des XVI. Jahr- 
hunderts kein Ende; denn Menschenseelen sind 
nach ihrer I^ehre unsterblich, und unsterblich 
ist auch ihr Fluch. Er verflucht seine Eltern. 
Da schlägt die Uhr zwölf. Unter Donner und 
Blitz reißen ihn die Teufel nach ihrem Reiche. 

In dem Erfurter Sagenkreis von Faust 
der in die Ausgabe des Spießschen Faust- 
buches von 1590 Aufnahme gefunden hat 
kommt die Geschichte vor, wie ein Barfüßler- 
mönch Doktor Klinge den Doktor Faust wegen 



und das Zillerthaler Doktor- Fausros-Spiel. 135 



seines gottlosen Lebenswandels verwarnt und 
ihm zuredet, er möge sich doch noch an die 
Gnade des weißen Gottes wenden, damit seine 
Gasseele nicht in die Kirchenhölle komme. 
Faust erklärt dem Mönche, ihm könne nicht 
mehr geholfen werden, weil er seine Seele dem 
bösen Teufel verschrieben habe. Der Mönch 
aber hält es trotzdem für möglich. Faust bleibt 
hart, und der Mönch scheidet im Zorne von 
ihm und zeigt ihn dem Rektor der Universität 
Erfurt an, so daß Faust aus der Stadt ver- 
wiesen wird. Dieser Sagenzug bot eine dank- 
bare Bühnenaufgabe. Die eindringliche War- 
nung des Mönches mußte auf eine katholische 
Zuhörerschaft des XVII. Jahrhunderts stark 
wirken. Die Kirche mit ihren Einrichtungen 
zum Schutz gegen die Unholde trat in diesem 
Einzelzug deutlich in die Erscheinung. Einer 
Lehre, die den Gläubigen unter die sichere Hut 
der kirchlichen Gottesmutter und der Kirchen- 
heiligen stellte, so daß ihm kein Widergott 
etwas anhaben konnte, mußte eine solche Ge- 
legenheit, auf das Gemüt der schaubegierigen 
Masse zu wirken und ihr im Hintergrunde der 
Fausttragödie die allverzeihende Allgewalt des 
päpstlichen Gottes zu zeigen, hochwillkommen 
sein. Mariowcs Fauststück bot den gleichen 
Zug bereits, wenn auch als flüchtige Episode 
mit dem Greise, im Anschluß an die 1587 er 
Ausgabe des Spießschen Faustbuches. Ein katho- 
lisches Faustspiel mußte ihn naturgemäß breiter 
ausführen. Der Mönch ward zum Klausner, 
zum greisen Einsiedler, den das Gewicht der 
Jahre und das Insichselbstversenken in der 
Einsamkeit zu einem besonders geeigneten 
Träger tiefer Erkenntnis von der göttlichen All- 
gnade machte, und der Auftritt selbst ward in 
die Länge gezogen und später geteilt, so daß 
der Mönch oder Klausner an mehreren Wende- 
punkten erschien. Er übernahm sogar teilweise 
die Rolle des guten Engelsgeistcs, welche in 
einzelnen katholischen Fassungen ganz in ihm 
aufging. So in dem Zillertaler Doktor-Faustus- 
Spiel. 

Die katholische Kirchensage lieferte andere 
Beiträge zur Ausbildung eines bis auf Fausts 
protestantisches Teufelsende fast rein katho- 
lischen Faustdramas des XVII. Jahrhunderts. 
Eine alte Abälardsage gab die Grundlage für 



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136 Tille, Das katholische Fanststück, die FanMkomftdienballade und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 



eine ganz neue ergreifende Auftrittfolge, die 
im weiteren Verlauf noch eine insonderheit 
katholische Färbung erhielt 

Der Rationalist des XU. Jahrhunderts, Peter 
Abälard, der schon bei I-cbzeiten wegen seiner 
moralistischen Auffassung dogmatischer Vor- 
stellungen verketzert worden war, wurde von 
der katholischen Sage des XIV. Jahrhunderts 
mit dem bösen Gottc Teufel in Verbindung 
gebracht. Aber in echt mittelalterlich kirch- 
licher Weise bereute er seine Sünde und er- 
langte noch die himmlische Verzeihung, so daß 
er in den Kirchenhimmel eingehen konnte. Mit 
kirchlicher Ausschmückung erzählt die Ge- 
schichte um das Jahr 1600 Alexander Valig- 
nanus im zweiten Bande seiner Werke. In 
deutscher Sprache ist die Historie zwar zuerst 
hundert Jahre später nachzuweisen, im Jahre 
1708, aber sie muß in katholischen Kreisen 
schon im XVII. Jahrhundert bekannt gewesen 
sein. In der deutschen Fassung von 1708' er- 
zählt sie Albert Joseph Conlin von Monning 
folgendermaßen : 

„Anno 1 141 war zu Salerno ein Teufels- 
banner und Hauptzauberer, welcher dem Doktor 
Faust nichts nachgegeben; dessen Name war 
Petrus Abailardus. Wie dieser 93 Jahr seiner 
Bosheit erreicht, da sind von ungefähr in seiner 
Abwesenheit zwei seiner liebsten Enkel über 
die verruchten Zauberbücher gekommen, kraft 
deren er so lange Zeit die höllischen Larven 
in seinem Gehorsam hatte. Und weil sie der 
Zauberkunst unerfahren waren, so sind sie beide 
von den Teufeln umgebracht worden, welcher 
unverhoffte Tod dem Abailard so zu Herzen 
gegangen Ist, daß er etiiehe Stunden fast ver- 
standlos dagelegen hat Endlich, nachdem er 
die entwichenen Lebensgeister wieder bekommen 
hatte, machte er sich ganz schleunig auf. Aber 
was meinst du, daß er angefangen hat? Etwa: 
wie in dergleichen Zufällen öfters geschehen, 
hat er einen Strick ertappt, womit er seinen 
alten Brotsack zugebunden? Nein, nichts der- 
gleichen. Was hat er denn getan? Abailard, 
dieser Erzzauberer, wird von der göttlichen 
Barmherzigkeit getroffen. Sein Herz wird ihm 
durch einen göttiiehen Gnadenpfeil so berührt, 
daß er den geraden Weg gelaufen nach der 
Kirche des heiligen Benediktus, wo er mit ge- 

• Tille, Fauslsplitter Nr. 172 S. 401/2. 

' Scheible, Kloater. Bd. V. S. 840. F.rHer Auftritt d 



bogenen Knien vor einem an der Wand ge- 
malten Kruzifixbild drei Tage und Nächte nach 
einander geweint, geseufzt und seine großen 
und schweren Sünden bereut hat, daß endlich 
den dritten Tag, den 25. März, damals den 
Karfreitag, das Kruzifixbild zu ihm das Haupt 
geneigt und dadurch zu verstehen gegeben hat 
daß nunmehr ihm seine Sünden vergeben seien. 
Hierauf hat er alsobald seinen Geist aufge- 
geben. Das Bild aber wird noch bis zum heu- 
tigen Tag mit geneigtem Haupte gesehen und 
leuchtet mit großen Mirakel- und Wunder- 
werken." 

Diese Geschichte wurde kurz vor dem 
Schlüsse in das katholische Fauststück des 
XVII. Jahrhunderts eingeschoben, indem man 
Abailard durch Faust ersetzte und das dem 
Fauststoff zuwiderlaufende Neigen des Hauptes 
strich. Einen willkommenen Trumpf bot das 
Datum, der 25. März, der Tag der Befruchtung 
von Maria, der Marientag, der im Jahre 1 141 
dadurch noch besonders heilig wurde, daß er 
auf den Karfreitag fiel. Ein solcher Tag 
mußte hervorragend geeignet sein, den Gesetzen, 
die sonst gemalte Bilder beherrschen, ein 
Schnippchen zu schlagen. Wurde er jetzt zu 
Faust s Todestag, und fiel dieser Todestag 24 
beziehenüich 12 Jahre nach dem Vertrags- 
schlusse zwischen Faust und dem bösen Gotte, 
so mußte der naive Sinn, der nicht an die 
Sprunggewohnheiten des Osterfestes dachte, 
annehmen, Faust habe auch an einem Kar- 
freitage seinen Bund mit dem bösen Gotte ge- 
schlossen — ein Grund mehr, ihn in grenzen- 
loser Verworfenheit erscheinen zu lassen. Der 
Greis gegen Ende des Marloweschen Stuckes, 
in einen Einsiedel oder Mönch gewandelt, und 
daneben Faust, vor einem Bilde kniend, das 
die Hinrichtung des Nazareners durch die rö- 
mische Rechtspflege darstellte — das mußte 
einen ergreifenden Auftritt geben. Auch unter 
diesen Umständen bot Helenas Erscheinen 
am Schlüsse noch Anlaß zur Durchführung der 
entscheidenden Wendung, die Faust der Kirchen- 
hölle zuführte. In demjenigen deutschen Faust- 
puppenspiel, das in seinem ganzen Gehalt die 
älteste Form zeigt, dem Stücke Johann Faust 
vom Augsburger Puppentheater,* findet sich 
der Auftritt in glücklicher Anlehnung an eine 

dritten Teiles. 



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TUlc, Das katholische Kauststück, die Fauslkommlicnl>alla<ie lad da Zillerthaler Doktor-Fanstas-Spiel. I37 



bedeutsame Stelle des Spießschcn Faustbuches 
ausgeführt, deren dramatische Bedeutsamkeit 
der Stümper, der das Volksbuch schrieb, nur 
nicht gesehen hat 

Wenn der Faust des Spießschen Faust- 
buches von 1587 seinen Geist Mephistopheles 
nach der Hölle fragt und ihm trotzig gegen- 
ubertritt: „So will ich s wissen oder will nicht 
leben. Du mußt mir's sagen", so begnügt er 
sich doch schließlich damit, wenn ihm der böse 
Gott eine Fülle von Wust vorschwatzt, der ihn 
in seiner Erkenntnis auch nicht einen Schritt 
weiter bringt. Weitere Fragen schneidet ihm 
der Geist mit der Erklärung ab: „Und sollst 
wissen, fragst du mich ein andermal mehr von 
solchen Dingen, so sollst du kein Gehör bei 
mir haben; denn ich bin dir solches zu sagen 
nicht schuldig. Und laß mich nur mit solchen 
Fragen und Disputationen weiter zufrieden." 
Diejenige Frage, welche Mephistopheles am 
tiefsten trifft, Ist, ob der Verdammte wieder 
zur Huld des Kirchengottes kommen und aus 
der Kirchenhölle erlöst werden könne. Dar- 
auf verweigert ihm der Geist die Antwort und 
spricht zu ihm: „Herr Fauste, dein Fragen und 
deine Disputation von der Hölle und ihrer 
Wirkung möchtest du wohl unterlassen!" Schließ- 
lich antwortet er aber doch „Nein" und führt 
das Nein in ergreifenden Bildern aus. Faust 
ist aufs tiefste niedergeschlagen. Aber als er 
über die Schriften des guten Gottes nachdenken 
will, da schmückt sich der böse Teufel in Ge- 
stalt eines schönen Weibes, kommt zu ihm und 
gibt ihm diese Schönheit zu genießen. Uber 
dem Genüsse vergißt Faust bald seine Vor- 
sätze. In seiner Brust aber ist der Stachel 
darum doch nicht tot. Er fragt den Geist aufs neue, 
was er selbst tun wurde, wenn er ein Mensch 
wäre, und der Geist gibt ihm eine Erwiderung, 
aus der die ganze Seelenqual des Menschen 
des XVI. Jahrhunderts spricht, der sich durch 
seine Sünden von dem weißen Gott geschieden 
fühlt Sie gipfelt in dem Satze, daß er sich 
trotz aller Sünden doch wieder in der Sonne 
der Gnade des Kirchengottes zu erholen suchen 
würde. Daraus folgert Faust ganz richtig im 
Sinne des XVI. Jahrhunderts, daß es auch für 
ihn noch Zeit sei, sich zu bessern. Aber der 
Geist sucht ihm das auszureden mit der Er- 
klärung, es sei zu spät und der Zorn des 
Kirchengottes ruhe bereits auf ihm. „So laß 
Z. f. B. 1906/1907. 



mich zufrieden", sagt Faust zum Geist Da ant- 
wortet der Geist: „So laß mich forthin auch 
zufrieden mit deinen Fragen." In seinem Innern 
aber ist Faust nicht zufriedengestellt Als 
echter Protestant, der nach seiner tiefsten Uber- 
zeugung alle Ursache hat, den schwarzen Gott 
hoflich zn behandeln, macht er ihm gelinde 
Vorwürfe : „Ich habe dich als Diener auf- 
genommen, und dein Dienst kommt mir teuer 
zu stehen. Dennoch kann ich von dir nicht 
haben, daß du mir zu Willen werdest wie einem 
Diener geziemet" Der schwarze Geist erwidert, 
daß er ihm oft nicht verpflichtet gewesen sei, 
auf seine Fragen zu antworten, und daß er 
seinen Wünschen trotzdem jederzeit Genüge 
getan habe. Fausts Frage nach dem Ursprung 
der Welt beantwortet er mit der von der 
Kirche verbotenen Angabc, die Welt sei un- 
erboren und unsterblich. Da der Geist ihm 
versprochen hat, ihm in allen untertänig und 
gehorsam zu sein, in allem was er bitte, frage 
oder von ihm verlange, ihm nichts von dem 
vorzuenthalten, was er von ihm zu erforschen 
suchen würde, und ihm auf keine Frage 
unwahrhaftig zu antworten, so lag hier ein 
Konflikt begründet, aus dem Faust nur seine 
Folgerungen zu ziehen brauchte. Aber die 
protestantische Weltanschauung, die den bösen 
Gott in seiner Macht himmelhoch gehoben 
hatte, hinderte den deutschen protestan- 
tischen Faust des XVI. Jahrhunderts, diese Ge- 
legenheit zu seiner Rettung auch nur zu sehen. 
Belog ihn der Teufel ein einziges Mal, tat er 
nicht pünktlich und vollständig, was er von ihm 
heischte, so hatte der Teufel selbst den Ver- 
trag gebrochen, und Faust war frei. 

Marlowe sah wenigstens den Konflikt Auch 
bei ihm fragt Faust den Mephistopheles, wer 
die Welt erschaffen habe. Aber dieser weigert 
sich schlechtweg, die Frage zu beantworten, 
da sie sich gegen sein Reich richte. 

Faust: Teil me who made the world? 
Mephistopheles : I will noL 
Faust: Sweet Mephistopheles, teil me. 
Mephistopheles: Move me not, for I will not teil thee. 
Faust: Villau), have I not bound thec to teil me 
any thing. 

Mephistophtles : Ay, that is not against our king- 
dom; but this is. 

Einen solchen Vorbehalt kennt auch Mar- 
lowes Verschrcibungsvertrag nicht. Auch er 

18 



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138 Tille, D*s katholische Faoststück, die Faustkomödienhallade und du Zillerthalcr Doktor-Fanaros-Spiel. 



enthält vielmehr für den bösen Gott Teufel die 
Verpflichtung, für Faust zu tun und ihm zu 
verschaffen, was er wünscht. Dies schließt ein, 
daß er ihm Rede zu stehen hat, mag die Ant- 
wort nun dem Vorteile seines Reiches zuwider- 
laufen oder nicht Aber auch sein Faust ist 
sich der Folgerungen nicht klar, die er aus der 
Verweigerung der Antwort zu ziehen hat Wa- 
rum wirft er ihm nicht den Vertrag vor die Füße? 
Warum erklärt er ihm nicht, er selbst, der 
Teufel, habe den Vertrag gebrochen und somit 
sei sein Opfer frei und jeder Verpflichtung 
ledig? Es gibt nur eine Antwort darauf, und 
diese liegt wieder in der überragenden Stellung 
des bösen Gottes in der protestantischen Welt- 
anschauung des XVI. Jahrhunderts. Mag der 
gute Geist, der Faust sofort zur Seite tritt, 
sobald dieser die Neigung spürt, sich dem 
Kirchenglaubcn wieder zuzuwenden, ihm auch 
versichern, daß es nimmer zu spät sei für die 
Reue, und mag Faust selbst beten: „O Christus, 
mein Heiland, siehe zu, des unseligen Faust 
Seele noch zu retten" — der böse Teufel gewinnt 
über ihn wieder Macht, indem er sich an sein 
Rechtsgefühl wendet und ihm erklärt, des 
Kirchengottes Gerechtigkeit schließe seine 
Rettung aus. Geflissentlich verschweigt er da- 
bei des Kirchengottes andere Eigenschaft die 
Gnade. 

Das katholische Faustdrama konnte sich 
mit einem so flüchtigen Abtun dieses Punktes 
nicht genügen. In enger Anlehnung an die 
Abälardsage läßt es seinen Faust vor einem 
Bilde des ans Kreuz geschlagenen Jesus einen 
tiefen Reueanfall durchmachen, als ihm der 
böse Gott die Antwort auf seine Frage weigert 
Das Augsburger Puppenspiel läßt seinen Me- 
phistopheles selbst noch über sein Bedürfnis 
nach Verzeihung durch den guten Gott offen 
reden. Als Faust aber die Sache noch weiter 
treibt setzt er sich tatkräftig zur Wehr. 

(Das Theater ist ein Garten oder Wald mit einem 
Baum, hinter welchem Christus am Kreuz mit blutender 
Wunde, welcher, wenn Faust betet, sich teilt) 

Faust: Nachdem ich aber genug von der Hölle 
gehört habe, so sage mir doch auch von dem Himmel 
und dessen Auserwahlten , deren Freude und Herrlichkeit 

Mephistophelts (seufzt): Das kann ich nicht 

Faust: Du sollst und mußt es tun I 

ÄfefikislopJules: Ich darf nicht 

Faust: So beschwör' ich dich! 

Mtphistophtles: Ha! ich flieh! (ab). 



Faust (allein): Ha, fliehe, du höllisches Gespenst, 
o Verfluchter! Nun merke ich erst, daß meine Augen 
verblendet gewesen. Ach, armer Faust, wie hat dich 
der Satan betrogen, daß du durch die greuliche nigro 
mantische Kunst den Himmel verscherzet Doch der 
Himmel verspricht ja selbst, daß der größte Sünder, 
wenn er sein Übel bekennet, durch wahre Bußzähren 
wieder zu Gnaden kommen kann. Also die selbsteigene 
Anklage ist das beste Mittel, die wohlverdiente Strafe 
durch wahre Buße zu verrichten. 
(Kniet nieder und betet) 

Ach, Vater, höre dochl ach Vater hilf mir Armen | 

In dir soll jetzt mein Herz und meine Seele ruhn. 

Willst du, o Vater, dich des Sünders nicht erbarmen? 

Läßt du, o Vater, ab, was müssen Menschen tun? 

Du hast es zugesagt, du hast es ja versprochen. 
Wer wahre Buße tut, soll deine Hilfe sehn. 



Du siehst mit Tränen mich zu deinen Füßen liegen. 
Ich traue deinem Wort; ich glaub, ich hoffe [noch] 
Ich will geduldig sein, ich will im Staube liegen. 
Hilfst du nicht, wann ich will, o Herr, so hilfst du 

doch! 

(Wenn Faust betet, muß sich der Baum teilen, wenn 
der Geist kommt, wieder schließen.) 

Mephistopheles (für sich): Es ist in unserem hölli- 
schen Reich erschollen, daß uns Faust meineidig werden 
wolle; da entkäme mir ein fetter Braten; aber es soll 
nicht geschehen, (zu Faust) Fäustel was machst du 
hier auf der Erde? Sieh, ich will dich zu einem Fürsten 
machen: du sollst die Welt regieren. 

Faust. Hast du höllisches Gespenst nicht selbst 
gesagt, daß Lucifer wegen Stolz und hochmütigen Ge- 
danken aus dem Himmel verstoßen worden? Und du 
willst mich dazu reizen? Fort, packe dich! 

Mephistopheles (für sich): Nun ist guter Rat teuer. 
Und wenn Faust noch eine Viertelstunde betet, so muß 
ich weichen. Aber ich will die ganze Hölle aufbieten, 
daß er mir nicht aus meinen Klauen kommt (Ab.) 

Faust: 

O Gott, du Wundergott, du Vater aller Väter! 
Sieh meine Tränen an, wie sie voll Reue fließen, 
Hier kniet vor deinem Thron der größte Missetäter. 
Er schreiet. Herr, zu dir, er liegt zu deinen Füßen. 
Denn gleich als wie ein Hirsch aus seiner finstren Höhle 
Nach einem frischen Trunk des klaren Wassers schreit, 
So schreiet ebenfalls anjetzo meine Seele 
Zu dir, o großer Gott, nur um Barmherzigkeit. 

An dieser Stelle bringt Mephistopheles die 
Helena, und nach dem ersten Blicke ist Faust 
ihr verfallen: „So komm, schöne Helena, ich 
will dein Paris sein." 

Nachdem das Bild des gekreuzigten Gottes- 
sohnes der Kirche einmal unmittelbar nach 
Fausbs unbeantworteten Fragen an den bösen 



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Tille, Dt» 



die Fa 



139 



Geist seinen Einzug in das katholische Faust- 
stück gehalten hatte, entwickelte die Einbildungs- 
kraft der römischen Weltanschauung diesen 
Zug weiter. Das Erscheinen des Bildes erfor- 
dert einen Beweggrund. Wie wenn Faust auf 
Kirchengedanken käme und nach dem Bilde 
verlangte? Wenn gerade diese peinliche For- 
derung an Stelle der alten peinlichen Frage 
träte? Wenn er, der er ja schon im Augsburger 
Puppenspiele dem bösen Gotte weit stärker 
mit kirchlichen Fragen zusetzt als bei Marlowe, 
sich von dem Gegcngotte das lörchenheüige 
Bild holen ließe, statt ihn nur mit Forschen 
zu quälen? Bei der Bedeutung, welche der 
Frageauftritt besaß, und bei der Verbreitung, 
die er hatte, mußte dies dem ganzen Stücke 
einen neuen Glanzpunkt geben. Hatte doch 
das gesamte protestantische Puppenspiel in An- 
lehnung an das Spießsche Faustbuch und an 
Marlowe an der Stelle der entscheidenden 
Wendung Fausts Frage nach dem Kirchenhimmel 
und der Seligkeit nach dem Tode. Diese Stelle 
ist erhalten im Ulmer, im Augsburger, im 
Straßburgcr Stücke, im Weimarer Faustspiel 
und in den Schütz-Drcherschcn Spielen. 

Ein solcher Auftritt kam der katholischen 
Auffassung geradezu entgegen. Mit seiner 
Einführung in das Stück war ein neuer Schritt 
in der Katholisierung des Inhaltes getan. Denn 
der Gegengott war nach der römischen Welt- 
anschauung ja da, um geplagt zu werden. 

Die katholische Zuschauerschaft des XVII. und 
XVUI. Jahrhunderts wollte in ihrem Faustspiel 
ihren Gott Teufel sehen und nicht den protestan- 



tischen, für dessen Stellung ihr das Verständnis 
abgehen mußte. Fausts tragisches Ende war zu 
allgemein bekannt und zu tief in die Volks- 
anschauung eingewurzelt, als daß Schauspieler 
oder Puppenspieler gewagt hätten, an ihm zu 
rühren. Aber innerhalb des Möglichen mußte 
der katholischen Teufelsanschauung Rechnung 
getragen werden. Im Kampf mit dem Kirchen- 
gotte konnte den Widergott hier niemals Ge- 
walt, sondern nur List zum Ziele führen; aber 
auch, bis die List ihm gelang, mußte er not- 
wendig schwer zu leiden haben. So ist der 
Zug, daß im katholischen 1 ".nistspiele Faust den 
bösen Teufel plagt und nicht dieser ihn, ein 
echter Ausfluß aus der christlich - mittel- 
alterlichen Weltanschauung, die dem bosen 
Gotte die Stellung des Geprellten, Geplagten 
anwies und sich über ihn lustig machte. Schon 
Marlowe verlangt, wenn auch aus anderen 
Gründen, von seinem Mephistopheles, daß er 
für Faust Brücken durch die Luft baue. Der 
Faust des katholischen Stückes reist, indem 
ihm der Widergott Brücken durch die Luft 
baut, das durchreiste Stück hinten abbricht 
und vorn ansetzt, und zwar so schnell, daß 
Fausts Wagen immer weiter fahren kann. Auf 
der Donau Kegelschieben ist ein weiterer Ein- 
fall, mit dem der katholische Faust den Teufel 
plagt Ja, als Scheibe muß der Gott Teufel 
dem Zauberer dienen. Faust schießt mit der 
scharfen Büchse, und bei jedem Treffer schreit 
der Teufel laut auf. 1 Ein Faust, der dies von 
seinem Untergebenen verlangt, kann sich un- 
möglich scheuen, denselben auch auszusenden, 



< In dem größeren tschechischen Fao*l Puppenspiel (Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust S. 142/3 
S. ISO heischt Faust von dem Geiste, daß er vor ihm eine Brücke aufhaue und sie hinter ihm wieder sammle, daß er 

will Faust unmittelbar auf dem Wasser Kegel schieben, und der Geist soll dabei ebenfalls das Amt des Kegeljungen ver- 
walten. Bei der Weigerung des Geistes, nach Fausts Willen zu tun, droht Faust weiterhin, mit dem Stutzen auf ihn zu 
schießen. An einer anderen Stelle gebietet Faust dem Geiste: „Den feinsten Häcksel wirst du schneiden, aus ihm Stroh* 
bander binden und am Meere gesammelten Sand in Garben binden." In dem kleineren Stücke verlangt Faust das schnellste 
zu reiten. Während des Rittes soll ihm der Geist den Pfad mit lauter Kieselsteinen pflastern. Aus Sand soll er 
Stricke flechten und ihn in Garben binden. 
Im niederösterreichischen Faustspiel (Kralik und Winter, Deutsche Puppenspiele. Wien 1885. S. 180) verlangt Faust: 
„Ich will teils auf dem Wasser spazieren, auch reiten, fahren, Kegel schieben, kurz mit einem Worte, ich will alles auf 
dem Wasser zeigen." . . . „Wenn es eine Arbeit wäre, die Menschen machen können, brauchte ich ja euch Teufel nicht 
dazu." Im Oldenburger Faust (Engel, Deutsche Puppenkomödien VIII.) fordert Faust ähnliches: „Zweitens sollst du, wenn 
ich in Salzburg (Regensburg?) meine Freunde besuche, auf dem größten Strudel der Donau ein Spiel Kegel aufsetzen, 
jedoch so, daß, wenn wir Kegel sclueben, sich keiner einen Fuß naß macht." Über die Pflasterung des Wegs durch 
die Teufel, während Faust reist, vergleiche Tille, Die deutschen Volkslieder vom Dr. Faust, Halle 189a S. 124 ff. 

Kraus führt ans der ungarischen Faustsage noch folgende Quälereien an. Faust verlangt ein vorjähriges Ei einer in 
diesem Jahr geborenen Ente, ein stummes Kind, das sprechen kann, und Ciceros Werke, die er nach seinem Tode schrieb. 
„Die Dämonen heulten entsetzlich: .Wir sind deine Sklaven!' und verschwanden." (Heinrich in der Ungarischen Revue 
Vi. 1886. 780-804. Kraus, das böhmische Puppenspiel S. 73-) 



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140 Tille, Das katholische Fauststück, die 



und dai Zillerthaler Doktor Faustus Spiel. 



daß er ihm das Jesusbild hole. Der katholische 
Faust tut es. Der Anlaß des ganzen Auftrittes 
wird in Fausts Weltreise gesucht. Er ist in 
Konstantinopel gewesen und ist auch bei Je- 
rusalem vorübergeflogen. Dort hat er auf 
dem Kalvarienberge das Kreuzesbild mit dem 
gestorbenen Jesus gesehen. Ob das Bild als 
Denkmal an die Hinrichtung des Nazareners 
gedacht ist oder ob die volkstümliche Anschau- 
ung, die, ohne Begriff des Geschichtlichen, leicht 
vergangene Dinge als mit der Gegenwart gleich- 
zeitig auffaßt, sich das Urbild mit der Leiche 
des geschichtlichen Jesus dort noch vorhanden 
denkt, mag dahin gestellt bleiben. Er hat Sehn- 
sucht nach dem kirchenheiligen Bilde, und die 
Gnade des guten Kirchengottes befriedigt diese 
Sehnsucht, indem sie ihm in Anlehnung an die 
Schlacht an der Milvischen Brücke in der 
Konstantinsage das Bild in den Wolken zeigt — 
ein echt katholischer Eingriff des Kirchengottes. 
Zu Konstantin war nicht nur durch den Namen 
Konstantinopel, sondern auch durch seine Mutter 
Helena und seine Gattin Fausta eine Vorstel- 
lungsbrücke geschlagen, die leicht zu einer 
Herbeiziehung eines anderen Zuges aus der 
Konstantinsage führen konnte. Durch diese 
Wolkenerscheinung wird Fausts Sehnsucht nach 
einem Jesuskreuz erst recht gestärkt Er will 
ein solches besitzen und beauftragt in echt 
katholischer Weise seinen bösen Geist damit, 
ihm ein solches zu beschaffen: zuerst durch 
Holung des Urbildes vom Kalvarienberge, zu 
dem die bösen Geister keinen Zutritt haben, 
dann, in späteren Fassungen des Faustspicles, 
durch eigenhändige Herstellung. Dazwischen 
lag in der Entwicklung des Auftrittes auf der 
Bühne offenbar die Fassung, daß Faust das 
echte Bild vom Kalvarienberge verlangt, der 
böse Geist ihm aber ein trügerisches Schein- 
bild vorführt, das Faust jedoch schließlich an 
dem Fehlen der Inschrift, die die bösen Geister 
nicht leisten können, als Fälschung erkennt. 
Daß das Bild nur als Truggestalt gemeint war, 
zeigt noch der Zug, daß es in manchen Fas- 
sungen nachher plötzlich wieder verschwindet, 
als Faust sich zu Helena wendet Aus dem 
Umstände aber, daß der böse Geist an Stelle 
des echten Bildes ein selbst hergestelltes Trug- 

1 Tille, Faustsplittcr II 7. S. 210, wo eine solche Fa 
ist. Vgl. anch Splitter 136, die Simplizissimusaosgahe von 
phisto, hast du Eil?" diesem Zuge eine humoristisch-rational 



bild brachte, erwuchs dann die Fassung, daß 
Faust gleich nach einem von seinem Dienst- 
geiste hergestellten Bilde des kirchenheiligen 
Gegenstandes verlangte. 

Für den christkatholischen Teufel des deut- 
schen Mittelalters wäre eine solche Leistung 
physisch ausgeschlossen gewesen, da ihn das 
bloße Zeichen des Kreuzes schon in weite 
Ferne scheuchte. Ebensowenig, wie er es fertig 
brachte, auch nur den Namen des Kirchen- 
gottes auszusprechen, ebensowenig konnte er 
ihn schreiben. Schon wo der Name einer der Per- 
sönlichkeiten der kirchlichen Mythologie aus- 
gesprochen wurde, mußte er weichen. Vor 
dem bloßen Hauche eines solchen Namens 
schwand aller böse Spuk. Als einst die Hexen 
beim Mahle saßen und das fehlende Salz end- 
lich kam, äußerte ein unerfahrener Teil- 
nehmer: „Gott sei Dank, jetzt kommt das Salz." 
Beim ersten Worte dieses Satzes war aller 
Tcufelsspuk versunken.» Aber der katholische 
Teufel des beginnenden XVIII. Jahrhunderts 
stand sich in dieser Hinsicht schon besser. In 
seinem vollsten Umfange war selbst auf den 
süddeutschen Herden der römischen Weltan- 
schauung der Glaube an die magische Wirkung 
des Kreuzeszeichens nicht mehr erhalten, nicht 
einmal für das Kreuz mit dem Bilde der Leiche 
von Jesus. Etwas hatte die Wittenberger Lehre 
und die fortschreitende Welterkenntnis doch 
auch hier gewirkt. 

Daß Faust sich von seinem Dienstgeiste 
den gekreuzigten Jesus holen läßt, war die 
Fassung des süddeutsch -katholischen Faust- 
spieles gegen Ende des XVII. Jahrhunderts. In 
dieser Zeit wurzeln die Stücke, welche diese 
Fassung haben. So das Zillerthaler Doktor- 
Faustus-Spiel. Um die Grenzscheide des XVII. 
und XVÜI. Jahrhunderts machte diese Gruppe 
der Faustspicle eine fernere Erweiterung dieses 
Auftrittes vom Holen zum Malen des Bildes 
durch. In ausgeklügelter Weise wird die Qual 
des Teufels, der das Bild malen soll, gestreckt 
Er muß die Farben holen, dann die Leinwand. 
Erst darauf gehts an das Malen selbst Zähne- 
knirschend unternimmt er diese Aufgabe, in 
der stillen Hoffnung, Faust werde nicht be- 
merken, daß er die Inschrift ausgelassen hat, 

snng aus Grimmelshausens Simplizissimus von 1669 gegeben 
1684. Goethe hat in den Paralipomcnen zum Fau»t 1 „Me- 
stische Wendung gegeben. 



Tille, Du luthoUiche F»u«t$tück, die 



und dai Zillcrlh*ler Doktor Faustus-Spiel. I4I 



zu deren Herstellung seine Tcufclskräftc außer- 
stande sind. Er bietet Faust das fertige Bild. 
Dieser lobt die Kunst des Meisters aus der 
Kirchenholle, aber er bemerkt das Fehlen der 
Worte „Jesus Nazarenus Rex Judaeorum", die 
auf den kirchlichen Bildnissen des Gegenstandes 
sich fast immer in der Abkürzung I. N. R. I. 
finden. Neue Qualen für den bösen Geist, der 
sich in seiner letzten Hoffnung betrogen sieht, 
die auch bei den Teufeln immer erst die vor- 
letzte ist. Neue Aufforderung von Faust, auch 
diese Worte dem Bilde einzufügen. Aber jetzt 
ist selbst der katholische Teufel des beginnen- 
den XVIII. Jahrhunderts an der äußersten Grenze 
seiner Macht angelangt. Hier muß er denn 
doch endlich verzweifelnd seine Ohnmacht ein- 
gestehen. Faust aber ist mit der Quälerei 
noch immer nicht zu Ende. Er macht einen 
Ausgleichsvorschlag. Er selbst will die Worte 
vorzeichnen, der böse Geist soll sie nur aus- 
malen. Aber auch hierzu ist dieser außerstande. 
Er hat nicht gehalten, was er versprochen hatte: 
alle Forderungen Fausts zu erfüllen. Er hat 
eine unerfüllt gelassen und hat damit den Ver- 
trag gebrochen. Faust ist frei, frei in dem 
Augenblicke, da er selbst diese Folgerung zieht. 
W'ird er sie ziehen? so zittert die katholische 
Zuschauerschaft. Es scheint so. Er spricht 
zwar das Wort nicht aus, aber der böse Geist 
flieht, und Faust betet herzzerreißend vor dem 
Bilde seiner Gottheit Die Pforten des Himmels 
scheinen sich ihm zu erschließen. Der Gesang 
guter Engelgeister ertönt Faust scheint sich 
selbst innerlich bekehrt zu haben. — An dieser 
Stelle aber fallt auch das katholische Faustdrama 
des beginnenden XVIII. Jahrhunderts in die Welt- 
anschauung des Protestantismus zurück. Derböse 
Gott des Jahrhunderts, das Lessing das Leben 
gab, Ist auch im katholischen Süden stärker 
als der dortige Widergott des XV. Er bringt 
Helena herbei. Faust wehrt zwar ab, wendet 
aber doch schließlich sein Haupt zu ihr hin. 
Ein Blick nach der Schönheit der Kirchenhölle, 
und er erliegt ihrem Zauber. So gehört er 
selbst dieser Hölle an, denn gleichzeitig ist die 
Vertragszeit abgelaufen. Der norddeutsche pro- 
testantische Stoff kann noch nicht seinen Kern 
verleugnen. Noch ist kein Lessing da, der das 
Phantomkunststück ausgedacht hat, noch kein 



Goethe, der den Gnadenmitteln der Kirche die 
Stirn hat einen neuen Gehalt zu geben, auf 
dessen Grundlage er seinen Faust in ein frei 
von ihm erfundenes Jenseits des Grabes führen 
kann. Trotzdem aber ist im letzten Drittel des 
XVIII. Jahrhunderts auf diesem Boden die Fort- 
bildung der Faustsage erwachsen, die Faust 
aus den Krallen des bösen Gottes rettet, erst 
im Scherzspiel, dann im Ernste und dann mit 
der Weihe einer neuen Weltanschauung. Nur 
hat diese Entwicklung noch keinen Geschichts- 
schreiber gefunden. 

Die Jesusbildszene und die kleineren Teufels- 
quälereien sind das Hauptmerkmal des katho- 
lischen Faustdramas. Eine ganze große Gruppe 
der deutschen Faustspiele, die fast alle erst 
im XIX. Jahrhundert aufgezeichnet worden sind, 
zeigen diese Fassung in mehr oder weniger gut 
erhaltener Form. 

In einer Fassung des Spieles ist das Wolken- 
bild nicht das Werk des Kirchengottes, sondern 
seines Widersachers. 

In dem Schwiegcrlingschcn Puppenspiele» 
spricht Faust nach der Heimkehr aus Parma: 
„Ich war in Jerusalem, ich war auf Kalvari und 
habe die Herrlichkeit dieses Landes bewundert; 
dort habe ich einsehen gelernt, welch ein 
Tor ich gewesen." Von Mephistopheles, der 
hinzutritt verlangt er, er solle ihm aus der Un- 
möglichkeit Möglichkeit machen, und fordert: 

„Du wirst mir ein Konterfei schaffen, so wie ich 
es auf Kalvari gesehen. (Mephistopheles pfeifend ab) 
Mephisto, warum weichest du? 

Mephistopheles: Faust bist du rasend geworden? 
Versprich mir, diesen Ort nie wieder zu nennen, sonst 
hast du die Folgen dir selbst zuzuschreiben. 

Faust: Wie, Teufel, du drohst? Du wirst tun, was 
ich haben will. 

Mephistopheles: Faust, ehe ich das tue, lieber nimm 
deine Handschrift zurück. 

Faust: Kommst du schon damit ? die sollst du mir 
noch zeitig genug herausrücken müssen. Oder glaubst 
du, ich würde dir, dem Vater der Lügen, Glauben 
schenken? Hinweg und tue, was ich befohlen. 

Mephistopheles: Gut denn, Faust, ich werde deinen 
Befehl erfüllen, obgleich er der Hölle unzahlige Opfer 
kosten wird." 

Nun rechnet er ihm vor, daß seine vierund- 
zwanzig Vertragsjahre um seien, da er ihm 
während zwölf Jahren auch die Nächte gedient 



142 Tille, Dm katholische Faustitüek, die 



und du Zillerthaler Doktor- Faust us -Spiel. 



habe; dann geht er lachend ab und ruft Faust 
gleich darauf aus dem Hintergrunde zu: 

Mephistopheles : Faust, zu deiner Linken in den 
Wolken wirst du finden, was du begehrst 

Faust: Ja, da sehe ich es, ebenso wie auf Kalvari. 
O Herr, hier lieg ich im Staub vor deiner Majestät. 

Mephistophtles . Faust 1 Helena, die H öllenbrau t ist da. 

Faust sieht sich nach ihr um, will sie um- 
armen, und sie verwandelt sich in einen Teufel. 
So ist er auch hier verfallen. 

1 836 gab Rosenkranz in seinem Buche „Zur 
Geschichte der deutschen Literatur" S. 100— 102 
Kenntnis von einem Fauststücke, das er in 
Berlin gesehen hatte und irrtümlich für ein 
Berliner Stück hielt Es war aber eine katho- 
lische Fassung des Faustspieles aus Süddeutsch- 
land. Mephistopheles muß dem Faust ver- 
sprechen, das Unmögliche möglich zu machen. 
Er wird also auch hier auf die Folter gespannt. 
Sodann will Faust nach Jerusalem. „Das ist 
unmöglich", erwidert ihm Mephistopheles, „diese 
Stadt ist uns Teufeln zu betreten verboten." 
Jetzt wirft ihm Faust seine Ohnmacht vor und 
klagt ihn an, daß er sein Wort nicht halte, ihm 
alles zu leisten, was er verlange. Der Dienst- 
geist aber versucht ihn zu beschwichtigen und 
verspricht ihm, das Kreuzbild mit Jesus vom 
Kalvarienberge zu holen, auf dem nach der 
Sage Jesus als Aufrührer gekreuzigt worden 
sein solL 

Er bringt auch das Kreuz mit dem Leich- 
nam. Kniend vor ihm versinkt Faust in reuige 
Empfindungen. Aber Mephistopheles stellt 
hinter seinem Rücken die schöne Helena auf. 
Beim ersten Anblick stürzt Faust in ihre Arme. 

Ähnlich so in dem tschechischen Puppen- 
spiele, das Richard Andree 1866 im „Magazin für 
Literatur" beschrieben hat. Als Faust hier das 
Ende seiner Vertragsfrist herankommen sieht, 
überkommt ihn die Reue. Er verlangt von 
Mefistofel das Bild von Jesus aus Jerusalem, und 
«üeser bringt ihm dasselbe nach vielem Wider- 
streben. In langem Gebete kniet Faust davor 
nieder. Ein schönes Weib, die Prinzessin von 
Portugalo, macht ihn aber seinen kirchlichen 
Vorsätzen schließlich auch hier abspenstig. 

Die beiden tschechischen Faustpuppenspiele, • 
die Ernst Kraus veröffentlicht hat, enthalten 
den Auftritt in voller Ausführlichkeit und doch 

' I>»s böhmische Puppenspiel vom Doktor Kamt. 
S. 144 ff. 



mit bedeutsamen Abweichungen. Das kleinere 
Stück gestaltet den Auftritt folgendermaßen: 

Faust: Weißt du, wie wir über dem Meere flogen 
und ich dich bat: „Mesistofl, sei so gut und schwebe 
mit mir auf die heilige Streue von Jerusalem herab, 
damit ich das heUige Kreuz küssen kann!" Weißt du, 
welche Antwort du mir gegeben hast? „Ehe ich dir das 
täte ', sagtest du, „würde ich dich lieber in tausend 
Stücke zerreißen und in dieses Meer werfen." Dafür 
wirst du mir jetzt nach Purtukal gehen, und bei dem 
größten Kaufmanne dort wirst du Farben , Pinsel und 
Firnis kaufen; aus Kegensburg wirst du mir Leinwand 
bringen, und dann mußt du mir das Kruzifix so wie ich 
es gesehen habe, aufmalen, weil ich es hier zum An- 
denken zurücklassen will. 

Mesistofl: Faust, was verlangst du da ? Ich darf mit 
meiner Hand kein Kruzifix malen? nimm dir den Kon- 
trakt zurück, und alle Verpflichtungen werde ich dir 
von Herzen gerne verzeihen. 

Faust: Pack dich, oder ich schieße dich tot. 

Mesistofl (verschwindet) 

Faust: (setzt sich und steht nach einer kleinen Weile, 
als der Geist zurückkehrt, wieder auf.) 

Mesistofl: (bringt schwarze Leinwand.) Hier hast 
du, Faust, die Leinwand. 

Faust: Spaße nicht mit mir und male das Kruzifix 
- oder (greift nach der Pistole.) 

Mesistofl: Faust warte ein wenig. Ich bin bereit, 
lieber zu malen, als nach mir schießen zu lassen. (Malt 
schnell das Bild) Da ist, was du verlangt hast. 

Faust: Gutl das ist das Kruzifix, welches ich in 
Jerusalem gesehen habe, aber bisher ist es nicht zu 
Ende gemacht 

Mesistofl: Was fehlt ihm? Kein Mensch kann es 
tadeln. 

Faust: Wo ist denn die obere Inschrift geblieben? 

Mesistofl: Sprich diesen Namen nicht vor mir aus, 
denn er vertreibt mich auf dreihundert Schritte von dir. 
Ehe du ihn aus dem Munde läßt, muß ich dich in tausend 
Stücke zerreißen. 

Faust: Ich werde ihn nicht nennen. Ich werde 
einen Bleistift aus der Tasche riehen und werde ihn 
dir aufzeichnen, und du mußt ihn zu Ende malen. 

Mesistofl: Wenn ich ihn malen könnte, könnte ich 
ihn auch zeichnen ; ich kann ihn aber weder malen noch 
zeichnen und muß es lassen. 

Faust: Das Kruzifix kann nicht ohne Untersclirift 
bleiben, daher werde ich sie selber malen. 

Mesistofl: Du sollst mich bei dir gar nicht sehen 
(fliegt fort). 

Faust küßt dann die Füße des Gekreuzigten, 
der Geist bringt ihm eine schöne Jungfrau. Als 
Faust sich ihr zuwendet, verschwindet das Bild. 

Das größere tschechische Puppenspiel hat 
einige andere Züge. Soeben mit Mefistofl in 
seine Behausung heimgekehrt fragt 

Faust: Mefistofl, hast du, als wir über Jerusalem 
flogen, das Kruzifix gesehen, das über uns im Winde 
schwebte? 



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Tille, Das katholische FausUtück, die 



and das Zillcrthaler Doktor-FatutiuSpiel. 143 



Meßstoß: Ganz gut 

Faust: Also verstehst du, ich hätte gern ein solches 
Kruzifix gemalt, trachte es mir xu verschaffen. 

Meßstoß: Brrr, ja, Faust, verlange das nicht von 
mir, daß ich dir das Kruzifix aufmale, dazu müßte ich 
4000 Teufel auftreiben. 

Faust: Was ich will, mußt du mir zu Willen tun. 

Meßstoß(fitegt fort undschreit hinter dem Vorhange): 
Alla Strik, Pik. Aucheron und alle zusammen, trachtet, 
mir hilfreich zu sein, denn es ist Faust sehr erzürnt, ich 
soll ihm ein Kruzifix verfertigen (bringt ein Kruzifix). 
Brrr, Faust, sieh, ist das Kruzifix gut gemacht? 

Faust (besichtigt das Kreuz): Du höllischer Geist, 
allerdings ist das Kruzifix gut verfertigt, aber wo hat 
es die Inschrift, die ihm Pilatus gegeben hat? 

Meßstoß: Brrr, Faust, verlange das nicht von mir, 
denn gut weißt du, daß die Schrift des Pilatus uns 
höllische Geister weit fortjagt 

Faust: Du höllischer Geist, kann das Kruzifix ohne 
dies sein? Also trachte, es zu verfertigen. 

Meßstoß: Brrr, Faust, verlange das nicht von mir, 
denn ich will dir lieber den Zettel zurückgeben. 

Faust: Also, wenn du es nicht malen kannst, so 
sage es mir, und ich werde es mir selbst zu Ende ziehen. 

Meßstoß: Brrr, Faust, wenn ich das sagen könnte, 
so würde ich es auch zu malen verstehen. 

Faust: Also, wenn du es weder sagen noch malen 
kannst, so will ich es mir selber zu Ende ziehen, du 
aber stehe bei mir und höre gut zu, denn in Wahrheit, 
Gott verlangt vom Menschen keine unmög i< hen Dinge, 
also werde auch ich, du höllischer Geist, von dir sie 
nicht verlangen (stellt sich zu dem Bilde und beginnt 
die Inschrift zu nennen): Jesus (Mefistofl entläuft). 
Mefistofl, wo bist du? 

Meßstoß (fliegt herbei 1 : Brrr, Faust, nenne vor mir 
die heiligen Namen nicht, denn gut weißt du, daß sie 
uns höllische Geister auf 300 Meilen vertreiben. 

Faust: Du mußt hier stehen! 'sagt): Jesus von 
Nazarcth König der Juden. (Mefistofl entläuft, Faust 
kniet nieder und betet, ein Engel schwebt.) 

Meßstoß (fliegt herbei): Brrr, Faust, was machst 
du da? Du neigst dich doch wohl nicht davor? Ich habe 
es ja mit meiner eigenen Hand gemalt 

Mephistopheles holt nun die schöne Jung- 
frau. Sobald sich Faust zu ihr wendet, ver- 
schwindet das Kruzifix. 

In das tschechische Puppenspiel von Faust 



ist der Kreuzauftritt am tiefsten eingedrungen. 
Mit Rücksicht auf ihn ist schon der Tcufels- 
vertrag am Anfang umgestaltet worden, und 
zwar so, daß die Absicht der Hindeutung auf 
den späteren Auftritt unverkennbar ist In dem 
größeren Stücke, „Johannes Doktor Faust",' 
macht sich nicht nur der böse Geist als Punkt 
eins aus: „Du sollst dich nach dem Kreuze 
nicht umsehen und deines Gottes sollst du 
vergessen", sondern Faust wiederholt auch noch 
ausdrücklich diesen Satz. In der kürzeren 
Fassung „Doktor Faust"« sagt Mefistofl: „Der 
dritte Punkt ist, daß du dich nach dem Kreuz 
nicht umsehen darfst" und Faust erwidert zu- 
nächst darauf: „Nein, das geht nicht, an diesem 
Zeichen des Kreuzes hängt die lautere Güte." 

Auch der Pinsel und die Farben, die Me- 
phistopheles beschaffen muß, haben in dem 
tschechischen Volksschauspicl noch weiter Platz 
gegriffen, indem sie wiederholt werden. Faust 
verlangt gleich eingangs auch von Wagner 
Pinsel und Farben zur I Icrstcllung des Zauber- 
kreises und laßt sich von Wagner beim Malen 
helfen.* 

Das tschechische Puppenspiel ist eine Über- 
setzung aus dem Deutschen, und zwar aus einer 
in deutscher Sprache ungedruckten Buhnen- 
fassung, welche entweder nur handschriftlich 
oder selbst nur mündlich fortlebte. Aber auch 
süddeutsch-katholische Fauststücke in deutscher 
Sprache, welche in neuerer Zeit gedruckt 
worden sind, enthalten diese Folge von Auf- 
tritten in einer oder der anderen Weise. So 
ist in dem Kralikschen Faust 4 der Stoff in 
die beiden Züge des Holens und des Malens 
des Bildes auseinander gezogen. Die Tiroler 
Fauststücke aber kennen sämtlich die Inschrift- 
szene nicht In dem Tiroler Faust, den Zingerle 
beschrieben hat,* findet sich einzig die Mal- 
szene ohne die Inschriftfrage. In Erich Schmidts 



« Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust S. 116/17. — * Ebenda S. 118. — 3 In dem Stücke 
Johannes Faust (Emst Kraus: Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Fanst S. IIa.) verlangt er Pinsel und Farben, in 
dem Stücke Doktor Faust (ebenda S. 112/113) Pinsel und Farhenreibttein. In letzterem gibt er Wagner obendrein auf, 
den Kreis zu grundieren. Er selbst will die Planetenzeichen dann aufmalen. Daß das tschechische Puppenspiel am An- 
fang des X VIII. Jahrhunderts sein Gepräge bekommen hat, geht auch daraus hervor, daß eine damalige Zeitsage in ihm 
verwandt worden ist, die Sage vom Herzog von I-axemburg Diese hat nicht nur darin auf das tschechische Faustspiel ein- 
gewirkt, daß sie die sechsunddreißigjahrige Dauer des Vertrags in dasselbe gebracht hat, sondern auch die beiden starken 
Kerle, durch welche sich Faust in dem größeren tschechischen Stück, Johann Doktor Faust, vor der Abholung durch den 
bösen Gott zu schützen sucht, sind aus der Sage vom Luxemburger entlehnt (Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom 
Doktor Faust S. 162 ff.) 

4 Deutsche Puppenspiele, herausgegeben von Kralik und Winter. Wien 1885. S. 185 fr. 

5 Schildereien aus Tirol. Innsbruck 1877. S. 48-60. Tille, Faustsplitter, Nr. 361. S. 935 ff. 



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144 Tille, Das katholische Faaslstiick, <!ie Fatistkommlienlvalhvle «m.l das Zillerthaler Doktor-Fanstus-Spiel. 



Tiroler Kinderspiel Doctor Faustus' fordert 
der Eremit Faust auf, dem bösen Geiste diese 
Aufgabe zu stellen: 

Sag ihm: er soll dir ein Bildnis machen 

Wie der Heiland gewesen ist, als ihn die letzten 

Züge so verlassen machten. 
Dann, wann du dieses hast, dann schenk ihm dein 

Vertrauen. 

Und schäme dich nur nicht, zu ihm hinauf zu schauen! 

Faust kommt dieser Anregung nach und 
droht damit, den Vertrag zu tilgen, falls der 
Böse seine Forderung nicht erfülle. Dieser 
bringt das Bild. Der Zug mit der Inschrift 
aber ist in dem vielfach verstümmelten Reste 
eines Stückes ebenfalls verloren. Die schöne 
Lucinde reißt Faust aus seinen Kirchcnbctrach- 
tungen.* 

Zu diesen Stücken gesellt sich das Zillcr- 
talcr Doktor-Faustusspiel, das nachfolgend zum 
ersten Male veröffentlicht wird. Hier ist der 
Jesusbildauftritt aber bereits tiefer in das Stück 
hineingeschoben als sonst und steht nicht mehr 
dicht vor dem Ende. Er bildet bereits den 
Beginn des zweiten Akts der fünf Aufzüge. 
Faust verlangt das Bild in echt katholischem 
Geiste, nur um den bösen Teufel zu ärgern: 

„Mein Geist, das muß ich sagen, der hält den Handel 

gut. 

Weil er noch immer nach meinem Willen tut 

Ich hätte noch guten Lust, mir fällt noch etwas ein: 

[Ich hab] ihm niemals etwas aufgetragen, das ihm schwer 

möchte sein. 
Nun gut, ich will ihm rufen und befehlen das. 
Und wenn er sich recht ärgert, so ist es für mich ein 

Gspaü. 

Faust fragt ihn, ob er wirklich imstande 
sei, ihm alles herzuschaffen, und als der Gegen- 
gott erklärt, so laute ja der Vertrag, verlangt 
er eine Abbildung, wie Jesus auf dem Kalvarien- 
berge gestorben sei. Der böse Geist sucht 
ihm diesen Wunsch auszureden, aber Faust 
besteht darauf und behandelt den Geist so 
schlecht, daß dieser ihm den Vertrag zurück- 
reicht Faust verweigert seine Annahme. Endlich 
gibt der böse Geist zähneknirschend nach. 
Erst nach einer Bajatzszene, die die Spannung 
noch steigert, kommt er im dritten Aufzuge 
wieder und bringt das Bild Es drückt ihn 
schwerer als Himmel und Erde — eine Christo- 
phoruserinnerung. Am Fenster wird es auf- 

> Archiv für das Stodiom der neueren Sprachen Bd. 
Stellen findet sich bei Tille, die deutschen Volkslieder vom 



gestellt, und Faust fühlt seine zornigen Blicke 
auf sich ruhn. Wahrend ihn Reugedanken 
anfallen, kommt der Klausner hinzu und will 
das Bild geschenkt haben. Faust schlägt es 
ab. Der Klausner mahnt ihn zur Buße und 
zu einem neuen Leben. Am nächsten Morgen 
will Faust ein anderes Dasein beginnen. In der 
Nacht aber träumt er unausgesetzt von dem 
Bilde. Am Morgen ruft er seinen Dienstgeist 
Dieser will nicht eintreten, solange das Bild 
da ist Faust entfernt es, wohl indem er es 
umdreht. Nun kündigt er dem bösen Gotte 
den Vertrag, aber dieser weigert sich, die 
Urkunde herauszugeben. Helenas Erscheinen 
macht auch hier der Reue Fausts ein Ende. 

n. 

Die katholische Faustkomödienballade. 

Steht fest, daß es die Abälardsagc mit 
ihrem Karfreitage, der sonst als Todestag 
Fausts in der gesamten alten Faustsage nicht 
vorkommt, war, was das Kreuzmotiv in das 
katholische Faustspiel brachte, und steht danach 
fest, daß im Anschluß an die Weltreise Fausts 
aus dem Holen des Kreuzes sich das Malen 
entwickelte, so folgt daraus unmittelbar, daß 
zwei deutsche Komödienlieder oder Komödien- 
balladen, die diese Auftritte aus der Faust- 
sage zum wesentlichsten Gegenstande haben 
und von denen das eine nachweisbar in das 
erste Drittel des XVIII. Jahrhunderts gehört, 
im Anschluß an eine Faustaufführung gedichtet 
worden sind, die diese katholischen Züge auf- 
wies. Es sind dies: 

i ) „Eine neue ausführliche Beschreibung des 
weit und wohl bekannten, auch weltberühmten 
Doktor Faust, von Anhalt geboren, Meister 
aller höllischen Geister" usw. Fliegendes Blatt 
in Klein-Oktav. Einzig erhaltenes Exemplar 
in der Bodeschen Faustbücherci in meinem 
Besitz. Ende des XVIII. Jahrhunderts erlebte 
das Lied einen Neudruck mit der Nr. 70 Steyr, 
gedruckt bei Joseph Greis. Von dieser Aus- 
gabe sind zwei Exemplare erhalten, eins in 
der Bodeschen Faustbücherci in meinem Besitz, 
das andre im Besitz des Freien Deutschen 
Hochstiftes zu Frankfurt a. M. 

98. — » Eine eingehende Zusammenstellung der bekannten 
Doktor Fanst Halle 1890. S. I03IT. 



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Tille, Da» katholische Faustatück, die 



tmd das Ziltertbater Doktor-Fanstu* Spiel. 145 



2) Doktor Faust. Fliegendes Blatt aus Köln, 
zuerst abgedruckt in Arnim und Brentanos 
Wunderhorn 1806. Nach den Aufzeichnungen 
von Ludwig Erk über Achim von Arnims 
Nachlaß ist es entnommen aus einem fliegenden 
Blatt (um 1763 aus Köln): „Fünff schone neue 
weltliche Lieder. Gedruckt in diesem Jahr." 
Darin steht es als drittes und tragt die Uber- 
schrift „Die unglückliche Gehorsamkeit des 
Doktor Faust." Es ist in dreizehn meist acht- 
zeilige Strophen eingeteilt. Da Birlinger und 
Crecelius in ihrer Wunderhornausgabe (Wies- 
baden, Killinger 1874 S. 539) die Abweichungen 
des Wunderhorndruckes von der Vorlage mit- 
teilen, so laßt sich diese ohne weiteres her- 
stellen. 

Zu diesen beiden deutschen Liedern, die 
zum großen Teile wortlich zusammenfallen, 
kommt nun noch ein tschechisches Lied: Hy- 
storyckd pisen 0 daiece rozhlassenim teh dohre 
znamein Doktoru Faustowy. Wytisstenä roku 
tohoto. Ein Druck aus der Zeit von 1740 bis 
175° ist ' n meinem Besitz. Herr Professor 
Brückner in Berlin hatte die Güte, mein Exemplar 
auf sein Alter zu prüfen und möchte dasselbe 
trotz seines altertumlichen Gewandes nicht bis 
in den Anfang des XVIU. Jahrhunderts hinauf- 
rücken. 

Es ist zuerst von Jakubec im Cesky Lid 
1896, V. 426—429 mit neuzeitlicher Recht- 
schreibung gedruckt worden. Diesen Druck 
setzt Kraus (Faustiana aus Böhmen, Zeit- 
schrift für vergleichende Literaturgeschichte 
Neue Folge XII., S. 73) um 1750, wenn nicht 
früher an, kommt also zu demselben Ergebnis 
wie Brückner. Mein Druck hat nur „I jed vom 
Doktor Faust", Jacubecs Text „Lied von Johann 
Doktor Faust". Ferner hat mein Text in Nr. 1 3 
„das Herz in deinem Leib" (telele [falsch statt 
tele] (dem) sterblichen"), während Kraus Jacubecs 
Text übersetzt „das sterbliche Herz in deinem 
Leib". Wahrscheinlich steht in der Vorlage 
von Jacubecs Text auch telele für tele verdruckt 
Ein späterer Druck, Prag 1799 bei Joh. Rokos, 
ist von Professor K. Rozum im Cesky Lid. XIIL, 
1904 S. 207 abgedruckt worden. Diese Fassung 
hat den Titel: „Lied, wunderbares von Dr. Faust 
welchen übermäßige Gelehrsamkeit, Hoffart 



zur Verzweiflung brachte." Der Text weicht 
in Strophe 20—22 ab, aber die Abweichungen 
sind gering an Zahl, stilistischer Art und ändern 
am Inhalt nichts. Auch diese Ausgabe hat 
die Angabe der Melodie.' 

Diese drei Lieder geben uns eine merk- 
würdige Frage auf: Wie sind die beiden deut- 
schen Lieder unter sich und mit dem Faust- 
spiel verwandt? Und wie mit dem tschechischen 
Liede? Ist eins der deutschen Lieder oder ist 
das tschechische die Urdichtung? Ich habe 
im Jahre 1890 diese Frage auf Grund des 
damals verfügbaren Materials in meinem Buche 
„Die deutschen Volkslieder vom Doktor Faust" 
(I lalle 1890) behandelt, als das tschechische Lied 
noch nicht bekannt war. Dann hat Ernst Kraus 
in seinem Buche „Das böhmische Puppenspiel 
von Doktor Faust" (Breslau 1891) wichtige 
Beiträge dazu geliefert und zwei Fassungen 
des tschechischen Puppenspiels bekannt ge- 
geben. In seinem Aufsatze „Faustiana aus 
Böhmen" in der Zeitschrift für vergleichende 
Literaturgeschichte, Neue Folge XU. S. 72 ff., 
hat er später das Jacubecsche Lied übersetzt 
und ist zu dem Schlüsse gelangt, daß dieses 
eine selbständige tschechische Originaldichtung 
sei, die nicht vom Volksspiel beeinflußt sei, 
wohl aber das Volksspiel beeinflußt habe, das 
dann wieder auf das Wunderhornlied aus 
Köln gewirkt habe. Eine ähnliche Auffassung 
hatte schon Szamatolski in seiner Besprechung 
meines Buches im Anzeiger für deutsches 
Altertum XVni, 114— 134 vertreten. Die Auf- 
fassung, daß die betreffenden Auftritte des 
Volksschauspieles aus den Liedern stammen, 
ist für immer durch den Nachweis beseitigt 
daß der Hauptinhalt der Lieder sich auf dem 
Boden des Volksschauspiels unter dem Ein- 
fluß der Abälardsage entwickelt hat. Dazu 
kommt noch, daß sich der erste uns erhaltene 
deutsche Druck „Neue ausführliche Beschrei- 
bung" in meinem Besitz selbst als „Prageri- 
sches Komödicnlied", das heißt Komödien- 
balladc oder Ballade über einen Komödienstoff 
bezeichnet, und überdies, che das letzte Blatt 
abgerissen wurde, eine Faustarie enthielt 
welche offenkundig aus einer Faustkomodie 
stammt Diese Arie lautet: 



' Ich verdanke »amtliche Tschechische» betreffenden Angaben Heim Professor Brückner in Berlin, da ich selbst 
des Tschechischen unkundig bin. 

Z. f. B. 1906/1907. »9 



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146 Tille, Dm katholische Faustslück, die FaimkoitUHlieiibaHade und das Zillerthaler Doktor- Faustus Spiel. 



Das Zweytc: 
1. 

Fauste, jene Himmelsgaben, 
So dir mitgeteilet sein. 
Können jeden Menschen laben, 
Heilen, lindern Krankheit, Pein; 
Du bist ja ein Mensch geboren, 
Willst so schändlich sein verloren? 
Betrachte stets die ewig Pein, 
Wann du willst befreyet sein. 

2. 

Willst du dann den Schöpfer hassen, 
Der vor dich am Kreuz ist g" west. 
Willst dann du jetzt jenen lassen, 
Der dich mit sein Blut erlöst? 
Kohlschwarz seynd ja deine Sünden. 
Dennoch kannst du Gnad noch finden. 
Wenn beizeiten dich bekehrst 
Und von Gott die Gnad begehrst. 

3- 

Fauste, laß nur dein Gewissen 
Nicht so schandlos schlafen ein. 
Du wirst einst erwählen müssen 
Krankheit oder Todespein. 
Krankheit kann dein Seel erquicken, 
Todespein zur Hölle schicken, 
Förchte nur den Sündenschlaf, 
So entgehst der Höllenstraf 

4- 

Grobe Schmerzen, große Qualen, 
Wirst erfahren mit der Zeit, 
Laß nur deinen Hochmut fallen 
Und bekehre dich zur Zeit; 
Sonst wird dich der Himmel strafen 
Und ergreifen grechte Waffen. 
Ach weh, Fauste, geh in dich! 
Deine Seel erbarmet mich! 

An diese Arie schloß sich dann noch eine 
kleine Prosageschichtc, welche eine Stelle aus 
dem Fauststück wiedergab, und zwar, nach 
ihrem Inhalt zu schließen, wohl ein münd- 
licher Bericht über einen Auftritt am Sultans- 
hofe, welcher selbst wahrscheinlich nicht auf 
der Bühne vorgeführt wurde. Sie lautet: 

„Anekdote von ihm. 
Faustus befahl dem Geist Mevestophilus 
und dem Auerhahn, ihn von Strasburg in fünf 
Stunden nach Konstantinopel zur türkischen 
Hochzeit zu führen. Faustus kam an, macht 
sich lustig, er und sein Diener, der Wagner, 
aber unsichtbar. Faustus befahl den zweyen 
Geistern, sie sollten den türkischen Kaiser 



nehmen und in das s. v. Sekret bis an Hals 
hangen, auf daü er aber nicht ersticke. Faustus 
brachte seinen Kameraden nach Straßburg von 
der Hochzeit des türkischen Kaisers Bund, 
der Kaiserin Gemahlring und die Tabakspfeife 
zurück. 

Faustus befahl ferners den Geistern, sie 
sollen die vornehmsten 3 Türken, die nach 
dem türkischen Kaiser seyn, nehmen, in Eisen 
und Band schlagen und in einen Kerker ein- 
sperren, deren Eisen und Band, Vorhäng- 
schlösser solle keine menschliche Hand nicht 
aufmachen, bis Faustus solches befiehlt" — 

Der Joseph Greissche Abdruck nennt die 
„Anekdote von ihm" „Türkische Historie" und 
trägt dem Ansehen der Großen dieser Welt 
dadurch Rechnung, daß er nicht den Sultan 
selbst, sondern „einen türkischen Bassa" in das 
s. v. Sekret hängen läßt Hier klingt nicht 
bloß der Marloweschc Faustbesuch beim Papst, 
sondern auch das Spießsche Faustbuch in 
Einzelheiten nach. 

Durch die Bezeichnung „Pragerisches Ko- 
mödilied" und die beiden Zugaben zeigt die 
„Neue ausführliche Beschreibung" eine un- 
zweifelhaft nähere Beziehung zu dem als Quelle 
des Ganzen feststehenden katholischen Faust- 
stück des beginnenden XVIIL Jahrhunderts als 
der tschechische Druck. Unzweifelhaft wußte 
der Herausgeber, daß es sich um eine Komö- 
dicnballade handelte und kannte noch mehr 
Stellen der Komödie, als das Lied behandelte. 
Aber eben darum sollen auch diese Züge nicht 
als Beleg dafür gelten, daß das Lied eine 
deutsche Dichtung nach dem Faustspiel ist 
Wenn sich der älteste deutsche Druck als 
„Aus der Wälischen Sprach in die Teutsche 
übersetzet auch gantz neu und noch nie mahlen 
in Druck ausgangen" bezeichnet, so hat schon 
Kraus darauf hingewiesen, daß Tschechisch 
oder Böhmisch nicht als Wälische Sprache 
bezeichnet wird. Will man also diese Bemer- 
kung ernst nehmen, so wird man nach einem 
italienischen Originale suchen müssen. Aber 
in ihr das „Wälsch" durch „Tschechisch" zu 
ersetzen und dann die so gewonnene Fassung 
als Beweis dafür anführen, daß das deutsche 
Lied eine Übersetzung eines tschechischen sei, 
geht doch nicht wohl an. Bis zur Entdeckung 
eines italienischen Originals dürfte also dieser 
Bemerkung weder in der einen noch in der 



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147 



anderen Hinsicht Gewicht beizumessen sein. 
Denn die Angabe, daß eine Übersetzung vor- 
liege, dient bei solchen fliegenden Blättern oft 
genug nur als Anpreisung. Ebenso kann ein 
anderer Umstand nicht entscheidend sein. Der 
älteste Druck des Liedes „Eine neue ausführ- 
liche Beschreibung" gehört, wie ich in meinem 
Buche „Die deutschen Volkslieder vom Doktor 
Faust" (Halle 1890,8.24) gezeigt habe, in den 
Anfang des XVTII. Jahrhunderts, denn der 
Herzog von Luxemburg, der erst 1695 starb, 
erscheint in ihm bereits in der Hölle. Andrer- 
seits venvendet das Lied schon an einigen 
Stellen in der Fraktur das Komma statt des 
älteren Schrägstriches. Sonst kommt das 
Komma in der Fraktur zuerst 1709 vor. 
Nach 1732 erscheint der Schrägstrich ab 
Satzteilzeichen nicht mehr. Der Druck des 
Liedes gehört also um 1720, während keiner 
der bekannten Drucke des tschechischen Liedes 
vor 1740 angesetzt wird. Da es aber indes 
einen älteren verlorenen tschechischen Druck 
gegeben haben könnte, so möchte ich diesem 
Umstände entscheidendes Gewicht nicht bei- 
legen. 

Ein anderes Bedenken aber wiegt doch 
schon schwerer. Die Prager Aufführung des 
katholischen Faustdramas um die Grenzscheide 
des XVII. und XVIII. Jahrhunderts, welche 
die Grundlage für die Lieder bildet, war eine 
deutsche. Tschechische Aufführungen gab es 
damals nicht Eine deutsche Bühnenauffuhrung 
als Grundlage für ein tschechisches Lied? Von 
einer Unmöglichkeit kann nicht die Rede sein, 
aber da wir sonst keine tschechischen Komö- 
dienballaden über deutsche Stücke von der 
deutsch-tschechischen Sprachgrenze haben, so 
läge mindestens etwas recht Ungewöhnliches 
vor, zu dessen Annahme schon starke Gründe 
zwingen müßten. 

Eine wesentliche Vereinfachung erhält die 
Untersuchung durch eine Vorwegnahme der 
„Unglücklichen Gehorsamkeit". 

Schon eine flüchtige Vergleichung der drei 
Lieder lehrt, daß die beiden deutschen Lieder 
enger zusammengehören als das ältere deutsche 
mit dem tschechischen, denn das tschechische 
Lied weist mit der „Unglücklichen Gehorsam- 
keit des Duktor Faust" keinerlei Beziehung auf, 
welche es nicht in stärkerem Maße mit der 
„Neuen ausführlichen Beschreibung" besäße. 



Ja, die „Unglückliche Gehorsamkeit des Doktor 
Faust" (ein Titel, der natürlich aus „Unglück- 
liche Gelehrsamkeit" verstümmelt ist Vergleiche 
dazu den Puppenspieltitel Ex doctrina interitus) 
kann aus der Frage nach der Urschrift aus- 
scheiden. Sie ist erst 1763 gedruckt und ist 
offenkundig gestützt auf eine Aufzeichnung 
der „Neuen ausfuhrlichen Beschreibung", deren 
Schluß der Aufzeichner vergessen hatte und 
nun aus einer ihm vorgekommenen Aufführung 
des Faustspieles neu ergänzte, ohne jedoch auch 
nur die Fähigkeit zu besitzen, diese Ergänzungs- 
strophen zu reimen. Dieses Lied, dessen Ur- 
druck verloren ist lautet: 

Fünf schöne neue weltliche Lieder. 
Gertruckt in diesem J»hr. 

in. 

Die unglückliche Gehorsamkeit des Doktor Faust. 
1. 

Hört, ihr Christen, mit Verlangen 
Mit was Neues ohne Graus, 
Wie die eitle Welt tut prangen 
Mit Johann dem Doktor Faust. 
Von Anhalt war er geboren, 
Er studiert mit allem FleiC. 
In der Hoffart auferzogen 
Richtet sich nach aller Weis. 

2. 

Vierzigtausend Geister tut er ȟeren 

Mit Gewalt aus der Höllen(pein], 

Unter diesen war nicht einer. 

Der ihm könnt recht tauglich sein, 

Als Mephistopheles geschwind wie der Wind, 

Gab er seinen Willen drein. 

3- 

Geld viel tausend müssen ihm schaffen, 
Gold und Silber, was er wollt, 



Und zu Straßburg schob er nach der Schieben, 
Daß er haben könnt sein Freud, 
Er tät nach dem Teufel schieben, 
Daß er vielmal laut aufschreit 

4- 

Wann er auf der Post tät reiten, 
Hat er die Geister so geschoren, 
Hinten und vom, auf beiden Seiten, 
Den Weg zu pflastern auserkoren. 
Kegelschieben auf der Donau 
War zu Regensburg sein Freud, 
Fische fangen nach Verlangen 
Ware sein Ergötzlichkeit. 



148 Tille, Das katholische FaasUtück, die FanstkoroudienhalUdc und da» Zillcrthaler Doktor Kaustus-SpicL 



S- 

Wie er auf den heiligen Karfreitag 
Zu Jerusalem kam auf die Straß, 
Wo Christus an dem Kreuzesstamm 
Hanget ohn Unterlaß, 
Daß er wäre vor uns gestorben, 
Dieses zeigt ihm an der Geist, 
Und das Heil uns hat erworben, 
Und man ihm kein Dank erweist. 

6. 

Mephistophles geschwind wie der Wind, 

Mußte gleich so eilend fort. 

Und ihm bringen drei Elln Leinwand 

Von einem gewissen Ort. 

Kaum, da solches ausgeredt, 

Waren sie schon wirklich da, 

Welche so eilends brachte 

Der geschwinde Mephistophela. 

7- 

Gleich soll abgemalet sein 

Die große Stadt Portugal. 

Dieses geschähe auch geschwind wie der Wind; 

Denn er malte überall 

So gleichfarbig 

Wie die schönste Stadt Portugal. 

8 

Hör, du sollst mir jetzt abmalen 
Christus an dem heiligen Kreuz, 
Wieviel und abzumahlen, 
Ich sag dir's anheut, 



Daß du nicht fehlst 

An dem Titel und dem heiligen Namen sein. 
9- 

Diesen könnt er nicht abmalen, 

Drum bitt er Faustum ganz inständig: 

Schlag mir ab nicht mein Bitt, 

Ich will dir wiederum geben 

Dein zuvor gegebene Handschrift 

Denn es ist mir unmöglich, 

Daß ich schreib. „Herr Jesu Christ" 



Eine neue ausfuhrliche Beschreibung des weit und 
wohlbekannten, auch weltberühmten Johann Doktor 
Faust, von Anhalt geboren, Meister der höllischen 
Geister, sich mit den zwei Geistern auf 24 Jahr ver- 
schrieben hat, wie er deren 40000 zitiert hat, unter 
diesen nicht mehr als zwei waren, welche ihm Tag und 



10. 

Der Teufel fing an zu fragen: 
„Herr, was gibst für einen Lohn?" 
Häts das lieber bleiben lassen, 
Bei Gott findst du kein Pardon. 
Doktor Faust, tu dich bekehren, 
Weil du Zeit hast noch ein Stund, 
Gott will dir ja jetzt mitteilen 
Die ewge wahre Huld. 

11. 

Doktor Faust, tu dich bekehren, 
Halt du nur ja dieses aus. 
„Nach Gott tu ich nichts fragen. 
Weder seinem himmlischen Haus!" 

12. 

In derselben Viertelstunde 

Kam ein En^el von Gott gesandt, 

Der tat so fröhlich singen 

Mit einem englischen Lobgesang. 

«3- 

Sobald der Engel dagewesen. 
Wollt sich bekehren der Doktor Faust. 
Er täte sich alsbald umkehren, 
Sehet an den Höllengraus. 
Der Teufel hatte ihn verblendet, 
Malt ihm ab ein Venusbild. 
Die böse Geister verschwunden 
Und führten ihn mit in die HöU. 

Kommt das Wundcrhornlied als älteste 
Fassung der dichterischen Bearbeitung der 
Auftritte des Faustspiels nicht inbetracht, so 
bleiben für dieselbe nur die „Neue ausfuhrliche 
Beschreibung" von um 1720 und das tschechi- 
sche Lied von 1740 bis 1750 übrig. Beide 
Lieder sind hier als Beilagen zum erstenmal 
in getreuen Nachbildungen wiedergegeben. Jetzt 
hat eine Nebeneinanderstellung der beiden 
Texte zu erfolgen, wobei das tschechische in 
deutscher Übertragung zu geben ist Ich lege 
derselben die Übersetzung von Kraus zugrunde, 
unter Einsetzung der Abweichungen meines 
Textes, die aber nur geringfügig sind 



Nacht treu gedienet haben, und alles, was er erdenkt 
und haben wollte, mußten sie ihm bringen, ja keine 
Feder genügsam beschreiben kann, wie er auf diese 
Welt die höllische Geister geschoren hat, wie solches 
ferner im Pragerischen Komödielied zu vernehmen 
sein wird. 



Tille. r>;u katholische FauslMiick, die FaMtkonmdienl»II»de and dm Zillerthaler Doklor-Fnostus Spiel. I49 



Au» der Walischen Sprach in die Deutsche über- 
setzet, auch ganz neu, und noch nicmalen in Druck aus 

Das Erste. 
1. 

Hört, ihr Christen, mit Verlangen 
Etwas Neues ohne Graus, 
Wie die eitle Welt tut prangen 
Mit dem Johann Doktor Faust. 
Von Anhalt war er geboren, 
Studieret mit großem Fleiß, 
In der Hoffart auferzogen, 
Richf er sich auf alle Weis. 

2. 

Vierziglausend Geister er ritieret [citirt] 

Mit Gwalt aus der Hollenpein. 

Unter diesen war gar keiner, 

Der ihm recht kunnt' tauglich sein, 

Als Mevestophilus, der g'schwinde 

Wie der Menschen Gedanken ist, 

Auch der Auerhahn wie die [der] Winde, 

Der sein Favoritl ist 

3- 

Diese waren gVrhwind wie Pfeilen, 

Führen ihn in schneller Eil 

Vielmal etlich tausend Meilen, 

Dali kein Land zu denken sei, 

Wo er sich nicht hat lustieret, 

Wie ein Fürst sich aufgeführt, 

Die Geister grausam exerzieret [exercirt]. 

Wie man hier vernehmen wird. 

Was für Früchten in dem Sommer 
In fremden Land gewachsen sein, 
Müßten's bringen mitten im Winter. 
Alles müßt natürlich sein. 
Auch was in dem Winter g' wachsen, 
Müßtens bringen eilends her, 
Wein aus Spanien dermaßen, 
Alles, was sein Herz begehrt. 

5. 

Wann er auf der Tost tat reiten, 

Hat er die Geister also g'schorn, 

Vorn und hinten, beider Seiten, 

Den Weg zu pflastern auserkorn [auserkohren] 

Kegel Scheiben auf der Donau 

War z' Regensburg sein größte Freud, 

Fischen, Jagen nach Verlangen 

War seine Ergötzlichkeit. 

6. 

Lustige Komödie-Sachen 
Müßten die Geister bei der Nacht, 
Ja die schönste Musik machen, 
Das kein Ohr nie g'hörct hat. 



Historisches Lied von dem weitberühmten auch 
wohlbekannten Doktor Faust« 

Im Ton : Grausamer Tod, überschrecklicher Tod usw. 
1. 

Hört, fromme Christen 

Von einem übcrschrccklirhen Ereignis, 

Welches geschehen mit dem berühmten 

Johann Doktor Faust! 

Welcher zu großer Vornehmheit 

Studierte mit Fleiß. 

Große Hoffart übte er aus 

Immer nach seinem Belieben. 

2. 

Vierzigtausend böse Geister 
Berief er zu sich, 
Viele aus der glühenden Hölle 
Mußten gehn zu dieser Zeit, 
Unter allen bloß zwei 
Fanden sein Wohlgefallen, 
Mestofeles und Auerhan, 
Welche ihm dienten. 

3- 

Denn sie waren so geschwind 
Wie fliegende Pfeile, 
So daß sie viele tausend Meilen 
In einem Augenblicke flogen. 
In welches Land er nur wollte, 
Mußten sie ihn hintragen, 
Und was immer er nur verlangte. 
Mußten sie ihm bringen. 

4- 

Obst, welches nur im Sommer 

In fremden Ländern gewachsen war, 

Sogar im Winter, wenn er nur wollte, 

Brachten sie ihm auf den Tisch. 

Ja, woran er nur dachte, 

Alles war ihm zu Diensten, 

Wem aus Spanien oder Österreich, 

Was dem Herzen gefiel. 

S- 

Und wenn er auf der Post wohin zu Pferde fuhr, 

Plagte er die Teufel so, 

Vor sich, hinter sich und zur Seite 

Befahl er ein Pflaster zu machen. 

In Regensburg auf der Donau 

Mußte er Kegel spielen, 

Fische fangen und in der Luft 

Die Vögel konnte er haschen und fangen. 

6. 

Kurzweilige Kunststücke 
Mußten sie ihm machen, 
Die allerschönstc Musik 
Bei Tag und bei Nacht spielen, 



■ Krau*' Druck h*t „Johann Doktor Kaust" 



I SO Tille. Das kitholischc Faostiiück, die 



on.l du Zülertrialer Doktor- Faustus Spiel. 



In dem Luft die Vögel f ingen 
Das war auch sein größte Freud. 
Er ließ keinen Geist von dannen, 
Bis das Werk sich endt allzeit 

7- 

Geld viel tausend müßtens schaffen, 
Gold und Silber, was er wollt, 
Faustus tat zu diesem lachen, 
Das gefiel ihm herzlich wohl. 
Schießscheiben zu Straßburg ließ aufrichten, 
Daß er haben kunnt' sein Freud, 
Tat oft auf den Teufel schießen, 
Daß er viclmal laut aufschreit. 

8. 

Bitten täten ihn oft die Geister, 

Er soll's einmal lassen los: 

Er sagt: „Nein, ich hab die Freuden, 

Euch zu scheren allein bloß. 

Ihr müßt mir allzeit parieren, 

Eilends wann ich's haben will; 

Ich werd' euch noch recht kristieren, 

Dann ich treib' das Widerspiel. 

9- 

Gold, Silber, köstlich Modekleider, 

Es sei in was vor einen Land, 

Müßten ihm bringen gleich die Geister, 

Daß er sich auffuhren kann, 

Geschmuck von Diemant, d' schönste Sachen, 

Mußtcn's bringen aus Türkei. 

In aller Welt Land die Sprachen 

Kunnt' (er), daß er sicher sei. 

10. 

Vor sein End tat er zitieren 
Deren zweitausend Geister gschwind, 
Mußten ihn nach Jerusalem führen, 
Diese waren wie der Wind. 
Er woUt das heilig Land auch sehen, 
Weil kein Land mehr übrig war, 
Wo ihn die Geister nicht hinführten, 
Dieses ist ganz sonnenklar. 

Ii. 

Am heiigen Karfreitag Übermaßen 

Käme Faustus angelangt 

Zu Jerusalem, der heiligen Straßen, 

Wo Christus am Kreuzesstamm 

Für uns Sünder ist gestorben, 

Dieses zeigt ihm an der Geist 

„Hat vor dich das Heil erworben, 

Und du ihm kein Dank erweist (erzeigst]." 

12. 

Faustus tat den Geist befragen, 
Wie Gott ausgesehen hat, 
Darauf tat der Geist ihm sagen i 
„Kein Maler ist auf der Welt 



So daß nie kein Ohr 

Das nicht hat hören können, 

Was für einen Spaß ihm die bösen Geister 

7- 

Geld, selbst viel tausend 
Mußten sie sogleich verschaffen, 
Gold, Silber, was er nur wollte. 
Mußten sie ihm bringen. 
Und wenn es ihm gefiel. 
Pflegte er in den Teufel zu schießen. 
Er hatte dann nur Gelächter daraus, 
Der Teufel schrie überschrecklich. 

8. 

Es baten ihn die Teufel, 

Daß er sie aus dem Dienste entlasse, 

Er aber wollte durchaus nicht, 

Mehr sie zu plagen gedachte er. 

Ihr müßt mir gehorchen, 

Weil ihr versprochen habt, 

Daß ihr selbst in der Hölle 

Bei Lucifcr seid. 

9- 

Von Gold, Silber, edlen Perlen, 

Mußte er Kleider haben, 

Welche selbst in fremden Ländern 

Gefunden werden konnten. 

Die bösen Geister im Augenblicke 

Mußten ihm bringen 

Einen Diamant, Edelstein, 

Aus Indien oft herbeibringen. 

io. 

Vor seinem Tode berief er 

Zu sich zweitausend Teufel, 

Damit sie nach Jerusalem 

Ihn trügen sonder Scherz; 

Er wollte das heilige Land auch sehen, 

Verschiedene Sprache konnte er auch, 

Er fragte den Teufel, ob er dort gewesen 

Als der Herr Jesus starb. 

ii. 

Am Karfreitag Faustus 

Gen Jerusalem kam, 

Der Teufel zeigte ihm die Stelle, 

Wo der Sohn Gottes litt: 

Faustus fragte gleich den Teufel, 

Wie der Herr Jesus aussah, 

Als er nämlich am Holze des Kreuzes 

Für alle Sündigen starb. 

12. 

Der Teufel gab ihm die Antwort: 
„Keinen Maler kann es geben, 
Der das Bild von Jesus 
So wie er war, treffen könnte. 



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Tille, Dis katholische Famtstück, die Kaustkomödienballade und «las Zillerthaler Doktor-Faustus-SpieL I 5 1 



Der das Kontrafee kann treffen, 
Wie Gott am Kreuz ausgesehen hat, 
Fauste, du sollst das nicht begehren, 
Deine Reu, die ist zu spat. 

13- 

Wenn Du sollst gesehen haben, 
Wie Christus hat gesehen aus, 
Voller Blut und voller Wunden, 
War zu schauen an ein Graus, 
Wurd dein Seel im Leib erzittern 
Und ein Schrecken kommen an; 
Bleiben laß du dieses lieber, 
Bei Gott hast du kein Pardon." 

Faustus (ät stark disputieren 
Mit den Geistern in der Luft, 
Sein Verstand tat er verlieren, 
Daß er ihm nicht zu helfen wüßt'; 
Seht, die Barmherzigkeit Gottes 
Zeigt ihm am himmlischen Firmament 
Das Kontrafee, wie er*s begehret, 

V Fi vi eint e4 sei sein letztes t* ttd 

„Seufze nit, hör auf zu klagen 

über dieses Kontrafe«, 

Oder wir lassen dich ins Meer fallen. 

Hätt'st Büß und Keu getan von eh [ehel!" 

Zweitausend Klafter hoch sie ihn führten 

In den Luft nach Mailand fort, 

Sie ihn alldort niederließen, 

Er ging an sein bestimmtes Ort 

16. 

Ulessus, der Auerhahn, wie der Wind 

Muß zweihundert Meilen fort, 

Und ihm drei Ellen Leinwal bringen 

Aus Portugal, der großen Stadt. 

Diesen tat er recht bezwingen, 

Daß er ihm nicht dienen wollt'; 

Was er gedenk, müßt' er ihm bringen, 

Auch die Färb vom gleichen Ort. 

17. 

Um neun Uhr tat er ankommen, 
War so g'schwind als wie der Wind, 
Mevestophilus reibt die Farben, 
Daß diese gleich fertig sind [seynd]. 



Faustus sagt: „Jetzt mußt du malen 
Christum recht am beiigen Kreuz, 
Wie er gestorben ist dazumalen, 
Gib acht, daß du mir nicht fehlst. 



Was begelirst du da, Doktor Fauste, 
Zu spät. Buße zu tun; 
Denn was du uns versprochen hast. 
Mußt du einmal erfüllen. 

Wenn du Jesus gesehen hattest, 

Wie er sehr gequält war, 

Eitel Blut und Wunden am Körper, 

Wie was sah er dann aus? 

Das Herz in deinem sterblichen Leibe 

Ware zersprungen, 

Aber für dich ist das doch vergebens, 
Es folgt dir die Hölle. 

14- 

Faustus aber in der Luft 
Zankte sehr mit den Teufeln. 
Seinen Verstand verlor er, 
Dennoch zeigte ihm Gott der Herr, 
Das am himmlischen Firmamente, 
Was er zu sehen begehrte, 
Dieses Bild des Herrn Jesus, 
Erst recht begann er Leid zu fühlen. 

•S- 

Kläglich seufzte er in seinem Herzen, 
Der Teufel sprach zu ihm, 
Daß er schweige, warum er nicht früher 
Seine Buße getan hätte. 
„Sonst Dich in dieses Meer 
Schon zu werfen gedenken wir, 
Denn für unsera treuen Dienst 
Müssen wir auch Bezahlung haben. 

16. 

Gleich an zweitausend Klafter 
Trugen sie ihn in der Luft empor. 
Und zurück wieder nach Mailand 
Brachten sie ihn im Augenblick. 
Und da wieder in seinem Hause 
Dienten sie ihm getreu. 
Aber es hätten ihn lieber die Teufel 
Schon verlassen. 

17. 

Da mußte Auerhan gleich wieder 
Im Augenblicke fliegen, 
Drei Ellen feiner Leinwand 
Aus Portugal bringen. 
Und aus fernen Ländern Farben 
Mußte er auch haben. 
Mcstophiles diese sogleich 
Mußte aufs sauberste reiben. 

18. 

Faustus spricht: „Diesmal mußt du 
Christus mir malen. 
So wie er am Kreuze gestorben ist, 
Ein Kruzifix machen. 



152 Tille, Das katholische F»u»tatück, die Fau&tkomüdienb»ll«de nod du Zillerthaler Doktor Fau«tus-Spiel. 



18. 

Der böse Geist fing an zu malen 
An dem heiigen Kruzifix, 
Tat den Faustum scharf befragen, 
Ob er sein Punkten noch b'ständig ist 
„Ja", tat er darauf gleich sagen, 
„Mal du mir nur dieses aus, 
Nach Gott tue ich nichts fragen, 
Weder um sein himmlisch Haus. 

«9. 

Wie der Passion vollendet, 

War das Kunststuck fertig schon, 

Faustus tat darob erschrecken, 

Ihm kam Furcht und Schrecken an. 

Er tat dieses wohl betrachten, 

Sagt nichts, daß ihm was gebricht [mangirtj. 

Der böse Feind tat zu ihm sagen: 

„Eines kann ich malen nicht." 



Der Teufel begann gleich zu malen 
Auf der vorbereiteten Leinwand, 
Fragt den Faust, ob er halte 
Gewißlich an seinem Versprechen. 

«9- 

Doktor Faust sagt zum Teufel: 
„Male du nur, furcht dich nicht, 
Denn ich sehne mich nicht nach Gott, 
Ich fürchte mich nicht vor Jesus." 
Als das Bild schon vom Teufel 
Zu Ende gemacht war, 
Er an der Seele großen Kummer 
Darauf blickend fühlte. 



Er ließ es sich aber nicht anmerken, 

Er schwieg lieber in Stille, 

Der Teufel, der das malte, 

Sagte ihm im geheimen, 

Daß ihm noch etwas fehle, 

Was er nicht machen kann, 

Nämlich die Aufschrift des Herrn Christus 

Habe ich nicht die Macht zu schreiben. 



20. 

Den Titul und heiligen Namen 

Kunnt' der Teufel malen nicht [hit]. 

Ober dem Haupt desKreuzesstammen[Creutzes-Stamm] 

Dieses betracht, mein lieber Christi 

Tu den heiligen Namen Jesu ehren 

Sprich diesen andächtig aus, 

Wird dich Gott allzeit anhören, 

Bis du kommst ins himmlisch Haus. 



21. 

Als Faustus sein letzter Tag ankommen, 
Da kam der Teufel mit einem Brief, 
Daß er sein verschriebene Seel wird abholen. 
Faustus laut vor Schrecken rief [ruft] 
Zu viel hundert Stucken wurd sein Leib zerrissen. 
Sein Seel fuhr schnurgrad in die höllische Pein, 
Allwo Faustus und Luxemburg müssen ewig 
Und von den Teufeln ewig gequälet sein. 



21. 

Alles konnte der Teufel bewirken, 
Nur die Aufschrift des Herrn Christus 
Malen zu können, 
War ihm die Macht nicht ge 
Darum bedenke, o Christ! 
Diese Worte trage bei dir, 
Es wird nicht herantrete 
Nie der böse Teufel zu dir. 

22. 

Denn Doktor Faust den Teufeln den Dienst 

Mußte teuer bezahlen, 

Mit Leib und Seele in die Hölle 

Mußte er unglücklich gehen; 

Denn die abscheulichen Teufel 

Gingen arg mit ihm um, 

So wie er sie geplagt hatte, 

Rächten sie sich nun auch an ihm. 

23. 

Ei, sieh, bedenke, o Christ, 

Ach, laß nicht dem Fleische den Willen, 

Grüße Christi fünf Wunden 

In deinem Herzen jederzeit! 

Falle nieder vor dem Angesicht des Erlösers, 

Verlaß die welllichen Ergötzungen, 

So wird deine Seele gelangen 

In das Himmelreich. 

Amen. 




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Tille, D«« katholische F.mtetück, die Fi 



le and du Zilterth»ler Doktor-F.ustusSpiel. I 53 



Beide Fassungen sind Darstellungen von Auf- 
tritten aus dem katholischen Faustdrama des 
beginnenden XVIII. Jahrhunderts. Aber nur das 
deutsche Lied bezeichnet sich, wie schon er- 
wähnt, ausdrücklich als Comodi-lied, und zwar 
als Pragerisches, d.h. als eine Ballade, welche 
sich auf eine Prager Faustkomodienaufführung 
gründet Das tschechische Lied nennt sich nur 
„I Iistorisches Lied". Das Titelbild des deutschen 
IJcdcs behandelt ebenfalls einen Auftritt aus 
der Faustkomödie: die Prellung des Roßtäuschers 
durch Faust. Das tschechische Lied zeigt ein 
dreimastiges Kriegsschiff auf bewegter See, das 
mit dem Inhalte des Liedes und der Komödie 
in keinem Zusammenhang steht In Strophe i 
hat das deutsche Lied richtig Fausts Heimats- 
land Anhalt, das tschechische hat keine der- 
artige Angabe. Fausts Anhalter Heimat fußt 
auf der Angabe von Sontwcdel als seinem Ge- 
burtsort und war weit bekannt' Dem tsche- 
chischen Lied fehlt jede solche Angabe. In 
Strophe 2 hat das deutsche Lied die Gedanken- 
schnelligkeit des Mephistopheles und die Wind- 
schnelligkeit des Auerhahn, das tschechische 
Lied hat davon nichts. Das deutsche Lied 
nennt seinen grollten Geist Mephistopheles, das 
tschechische hat die Verstümmelung Mcstofclcs. 
In Strophe 3 berichtet das deutsche Lied ausdrück- 
lich, daß Faust sich in fremden Ländern lustierte, 
und wie ein Fürst aufführte (gemeint sind z. B. 
die Auftritte am Sultanshofe), das tschechische 
Lied hat davon nichts. Ebenso gibt diese 
deutsche Strophe mit ihren beiden Schluß/eilen 
abstrakt als ideellen Inhalt des ganzen Liedes 
an, daß Faust 

Die Geister grausam exerzieret, 
Wie man hier vernehmen wird. 
Dem tschechischen Liede fehlt das ausge- 
sprochene Bewußtsein von diesem katholischen 
Zuge. Aus der vierten Zeile von Strophe 4, 
wo es vom Obst, das der Teufel bringt heißt: 

Alles müßt natürlich sein, 
spricht deutlich der Umstand, daß dem Ver- 
fasser aus dem Stücke wolü der Unterschied 
bekannt war, daß der Teufel manchmal nur 
Blendwerk brachte, wo ihm befohlen war, die 
natürlichen Dinge zu bringen. So z. B. bei der 
Erweckung Verstorbener. Strophe 6 hat in 
der deutschen Fassung den ausdrücklichen Zug, 



daß die Geister (damit sie recht gequält werden) 
nächtlicherweile Komödie spielen müssen. Das 
ist in der Komödie bedeutsam, weil die Geister 
sich dann ja darauf berufen, daß die ausge- 
machten 24 Jahre Dienstzeit in 12 Jahren um 
seien, weil sie Faust auch die Nächte gedient 
hätten. Der Tscheche, der das nicht weiß, verflacht 
den Zug in Tag und Nacht, d. h. in immer. In der- 
selben Strophe hat das deutsche Lied djie 
schönste Musik, die je ein Ohr gehört hat Die 
tschechische Fassung laßt dagegen kein Ohr 
gehört haben, was für einen Spaß Faust die bösen 
Geister machen mußten! In Strophe 7 hat das 
deutsche Lied das Aufrichten von Schießscheiben 
zu Straßburg, die das tschechische Lied nicht 
erwähnt Diese Beziehung ist nicht ohne Be- 
deutung, denn Straßburg spielt ja im Faust- 
spiel auch sonst eine Rolle und hat sie sogar in 
derjenigen Fassung desselben gespielt auf deren 
Prager Auffuhrung das Pragerische Komödien- 
lied gegründet ist Denn nach der ihm an- 
gehängten türkischen Historie fahrt Faust nicht 
nur von Straßburg aus nach Konstantinopel, 
sondern bringt auch seinen Kameraden nach 
Straßburg Geschenke von dort mit In Strophe 
8 kommt wieder der ideelle Gehalt des Liedes 
in der deutschen Fassung klar heraus. Als ihn 
die Geister um ihre Entlassung bitten, er- 
widert er: 

Nein, ich hab die Freuden, 
Euch zu scheren allein bloß 

und 

Ich werd' euch noch recht krisüeren, 
Denn ich treib das WidcrspicL 

Das tschechische Lied hat hier nur ein paar all- 
gemeine Wendungen, welche zeigen, daß es den 
springenden Punkt im deutschen Liede: daß 
nämlich Faust das Widerspiel von dem treibt 
was nach dem Vertrage der Fall sein sollte, 
nicht erfaßt hat Strophe 9 bezieht das deutsche 
Lied den Diamantschmuck und die schönsten 
Sachen der Komödie entsprechend aus der 
Türkei, das tschechische setzt dafür das all- 
gemein als Edelsteinland geltende Indien ein. 
Dieselbe Strophe erzählt bei Erwähnung der 
vielen Länder Deutschlands, daß Faust um 
seiner Sicherheit willen aller Welt Sprachen 
konnte. Im Fauststück kam das dadurch zum 
Ausdruck, daß Faust am fremden Hofe voll 



• Tille, Fawttplitter, S. 1155 onter Anh»lt, wo die betreffenden Stellen »us»mmenge»tellt »ind. 

Z. f. B. 1906/1907. 20 



154 Tille, Du katholische Fauststßck, die Fauslkom6dienballade und das Zillerthaler Doktor-Faostns-Spiel. 



sich unterhalten konnte, wahrend es seinem 
lustigen Diener nicht gelang. An dieser Stelle, wo 
die Sprachkenntnis hingehört, vergißt sie der 
tschechische Text, holt das Versehen aber dann 
in der nächsten Strophe an einer Stelle nach, 
wo die Bemerkung nach der Umgebung völlig 
sinnlos ist 

Er wollte das heilige Land auch sehen, 
Verschiedene Sprachen konnte er auch, 
Er fragte den Teufel, ob er dort gewesen, 
Als der Herr Jesus starb. 

Auch die beiden letzten Zeilen dieser Halb- 
strophe im Tschechischen sind verfehlt Jeder 
gute deutsche Katholik des XVTIL Jahrhunderts 
wußte, daß bei dem sagenhaften Tode von 
Jesus kein böser Kirchengeist in der kirchen- 
heiligen Stadt gewesen sein konnte. Darauf, 
daß die kirchenfeindlichen Geister Jerusalem 
nicht betreten durften, fußte ja gerade die Pei- 
nigung des bösen Geistes durch den geforderten 
Besuch von Jerusalem. In der deutschen 
Strophe ! i ist der Teufel offenkundig nicht 
mit in Jerusalem, sondern zeigt Faust nur 
an, wo er alles findet. Hinein darf der Teufel 
ja nicht. Wie im Spießschen Faustbuche fällt 
er dabei aus der Rolle und predigt ihm Buße. 
Uns scheint letzterer Zug kaum verständlich. 
Er ist aber nicht auffallig. Weder der Ver- 
fasser des Spießschen Faustbuches noch der 
Dichter des deutschen Liedes vermochten sich 
in die Rolle des Gegengottes hinein zu ver- 
setzen. Ihr ganzer Schatz an Redewendungen 
war der kirchliche. Sie kannten keine objek- 
tive Sprache und vermochten erst recht nicht 
zu sehen, wie die Hinrichtung des Rabbi von 
Nazara von Teufelsseite aus ausgesehen hätte. 
Vermudich als ein hinterlistiger Trick, um die 
Teufel um die Weltherrschaft zu betrugen, oder 
als ein ohnmächtiger Versuch, ihnen dadurch 
Boden abzugewinnen. Von solchen Dingen 
vermag sich nur der ein Bild zu machen, der 
selbst über der alten kirchlichen Weltanschau- 
ung steht Wenn aber Strophe II des tsche- 
chischen Liedes den bösen Kirchengeist mit 
nach Jerusalem hinein nimmt, so ist das eine 
schwere Versündigung an dem katholischen 
Geiste der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, 
die auf ein so geringes Wissen auf diesem 
Felde schließen läßt, daß der Mann, der das 
schrieb, sicher nicht einmal eine Faustkomödic 
gesehen hatte. In Strophe 14 fallt das tsche- 



chische Lied abermals aus der Rolle. Faust 
verlangt das Jesusbild nicht etwa aus Reue, 
sondern nur, um die Teufel zu plagen. Erst 
als er es sieht, wandelt ihn schließlich eine 
Sehnsucht nach seinem Gegenstande an. Ganz 
dementsprechend läßt ihn das deutsche Lied 
in Strophe 14 beim Anblick des Bildes in den 
Wolken vermeinen, es sei sein letztes Ende. 
Das tschechische Lied aber setzt sich über den 
Beweggrund hinweg, der Faust zu dem Ver- 
langen nach dem Bilde getrieben hatte. Es 
sagt von Faust beim Anblick des Bildes: 

Erst recht begann er Leid zu fühlen, 
ein Satz, der das vorherige Vorhandensein von 
Leid bei Faust voraussetzt. Und nun beginnt 
das tschechische Lied den Sinn zu dehnen, in- 
dem es den Inhalt von Strophe 18 des deut- 
schen Liedes zu zwei Strophen streckt, ohne 
jedoch sachlich etwas hinzuzufügen als ein mit 
der Komödie unvereinbares Mißverständnis. 
Nach der Heimkehr nach Mailand, an die sich 
im Drama unmittelbar an demselben Tage die 
Forderung des Bildmalens anschließt (denn die 
Jerusalemszene wird dort ja nur erzählt nicht 
vorgeführt), dienen ihm im tschechischen Liede 
nun erst wieder die Teufel getreu in seinem 
Hause und machen sich, ohne dazu besonderen 
Anlaß zu haben, Gedanken, daß sie ihn lieber 
verlassen möchten, obwohl sie in der tsche- 
chischen Fassung in Strophe 15 erst erklart 
haben: 

Denn für unseren treuen Dienst 
Müssen wir Bezahlung haben. 

Der Anfang der tschechischen Strophe 17, 
die der deutschen Strophe 16 entspricht 
widerspricht aber insofern dem tschechischen 
Einschiebsel, nach dem die Geister Faust erst 
wieder daheim dienten, als er sagt: 

Da mußte Auerhahn gleich wieder 
Im Augenblicke fliegen, 
Drei Ellen feiner Leinwand 
Aus Portugal bringen. 

Also ist schließlich auch im tschechischen doch 
nicht vergessen, daß der Malauftritt sich un- 
mittelbar an die Jerusalemreise anschließt. Die 
deutsche Strophe 16 ist wieder genauer. Hier 
heißt der Geist, offenbar im Anklang an den 
Klugheitsteufel der Komödie, Ulessus, der 
Auerhahn. Das tschechische läßt den Ulessus 
fort. Im deutschen gibt es über die Farben- 
beschaffung erst wieder einen Konflikt Ulessus 



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Tille, Diu katholische KauMsluck, die Faustkr>m<>ilictif>alUdc und da« Z llcrthalcr Diktor-Kaustus-Spiel. 



«55 



hat sich geweigert, da er weiß, wo Faust hinaus- 
will. Aber Faust bleibt fest: 

Diesen tut er recht bezwingen, 
Daß er ihm nicht dienen wollt. 
Was er gedenk, mußt' er ihm bringen, 
Auch die Karb vom gleichen Ort. 

Jetzt bringt Strophe 17 des deutschen Liedes 
etwas, was man nur verstehen konnte, wenn 
man die Fäustkomödie kannte. In dieser geht 
der Kreuzesauftritt unmittelbar der Abholung 
Fausts nach der Holle voraus, welche Mitter- 
nachts stattfindet Von elf Uhr an ließ Mar- 
lowe seine Glockenschlage beginnen. Ebenso 
noch das Ulmer und Straßburger Puppenspiel. 
In spateren Stücken setzen die Glockcnschläge 
schon um 9 Uhr ein. Es ist neun Uhr Abends 
an Fausts letztem Tage. Da kommt Auerhahn 
mit den Farben an. Im Augenblick hat sie 
Mephistopheles gerieben. Das tschechische 
Lied weiß nichts von dem Abend an Fausts 
Todestage, nichts von den Glockenschlagcn und 
läßt darum die Zeitangabe „Um neun Uhr tat 
er ankommen" fallen. In derselben deutschen 
Strophe warnt Faust seinen Geist, als er ihm 
den Malauftrag gibt: 

Gib acht, daß Du mir nicht fehlst. 
Die tschechische Fassung hat sich auch diese 
Spitze entgehen lassen. Sie verschiebt von ihrer 
Strophe 18 an überdies die Strophenan fange 
um vier Zeilen, so daß das Zusammengehörige 
nun nicht mehr in einer Strophe steht wie in 
der deutschen Fassung. Auch in Strophe 18 
hat die tschechische Fassung eine Verflüch- 
tigung der Sache. Als der böse Geist den 
Malauftrag erhalt sucht er diesen in der deut- 
schen Fassung so auszulegen, als ob derselbe 
einen Abfall Fausts von dem Kontrakte bedeute. 
Das ist aber gar nicht der Fall; denn Faust 
will sich den gekreuzigten Jesus ja gar nicht 
aus Sehnsucht nach dem kirchlichen Gegen- 
stande malen lassen, sondern nur, um den 
Teufel zu plagen. In der tschechischen Fassung 
ist nur von einem Versprechen Fausts die Rede, 
wahrend in der deutschen es von dem Idrchen- 
bosen Geiste heißt: 

Tat den Faustum scharf befragen, 
Ob er sein Punkten noch beständig ist. 

Wenn Faust ihm in der deutschen Fassung 
antwortet, er frage nicht nach dem Kirchen- 
gotte und dem Kirchenhimmel, so hat die 
tschechische Fassung statt des letzteren: 



Ich fürchte mich nicht vor Jesus, 
wahrend er doch dem Sinne nach hatte ant- 
worten müssen: 

Ich sehne nüch nicht nach Jesus. 
Strophe 19 behandelt den Eindruck, den das 
anscheinend fertige Bild auf Faust macht 
Im deutschen erschrickt Faust Furcht und 
Schrecken kommen ihm an ; in der tschechischen 
Fassung fühlt er nur in der Seele großen 
Kummer. Die zweite Hälfte der deutschen 
Strophe 19 zeigt einige Verwirrung des Sach- 
verhaltes. Sie müßte saclüich etwa heißen: 

Faust tat dieses wohl betrachten. 
Sagt dann: „Aber eins gebricht!" 
Der böse Feind tat tu ihm sagen: 
„Dieses kann ich malen nicht." 

Statt dessen macht ihn der Geist selbst auf 
den Mangel aufmerksam, daß die Inschrift fehle. 
Es heißt von Faust: 

Er tat dieses wohl betrachten, 
Sagt nichts, daß ihm was gebricht [mangirt]. 
Der böse Feind tat zu ihm sagen: 
„Eines kann ich malen nicht." 

Er verrät sich also selbst während es in seinem 
Interesse läge, Faust über das Fehlen der In- 
schrift hinwegzutäuschen und so sich den An- 
schein zu geben, als ob er den ihm gewordenen 
Auftrag wirklich ausgeführt habe. Li der 
tschechischen Strophe 20 wird diese Verwirrung, 
die offenbar aus der Kürze einer alteren deut- 
schen Fassung durch Mißverständnis entstanden 
ist, in einer ganzen Strophe breit ausgeführt, 
ein neues Zeichen, daß der Verfasser des 
tschechischen Wortlautes die Bühnendarstellung 
selbst nicht kannte. 

Die deutsche Strophe 20 zieht triumplüerend 
die Folgerung, daß der Teufel den kirchen- 
heiligen Namen nicht schreiben kann. Also ist 
dieser Name ein wirksamer Talisman. Der 
Christ soll ihn ehren und andächtig aussprechen. 
So wird der Kirchengott ihn allzeit anhören, 
bis er dereinst in den Kirchenhimmel eingeht 

Hiermit schloß offenbar einst eine ältere 
Fassung des deutschen Liedes. Denn der 
Gegenstand desselben ist ja nicht die Darstel- 
lung von Fausts Gesamtschicksal, sondern ledig- 
lich der Zug, wie Faust die Teufel plagt und 
wie sich sclilitßlich die Ohnmacht des katho- 
lischen Kirchenteufels beim Malen der Inschrift 
verrät. Es ist ein katholisches Ilohnlied auf 
den mittelalterlich-katholischen Teufel. 



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I56 Tille, Das katholische Kauststück, die Faustkomödlenballade und das Zillcrthaler Doktor- Faustns-Spiel. 



Irgend ein wenig dichterisch veranlagter 
Freund von Fausts Ende, der Verleger des 
Druckes oder sonst wer, klebte dann im Drucke 
der deutschen Fassung noch eine Strophe 21 
als Schluß an, um auch Fausts Tod zu erzählen. 
Er brachte auch den Luxemburger mit an, den 
schon das katholische Volksspiel erwähnte. Da- 
bei wuchsen ihm die Verse zu Schwellversen 
aus. Zugleich hatte er vergessen, daß der Mal- 
auftritt eben am Abend von Fausts letztem 
Tage stattgefunden hatte. Die tschechische 
Strophe 22 läßt das fort, beseitigt auch den 
Luxemburger, widerspricht aber auch zugleich 
der Tendenz dieses I Iohnliedes auf den Teufel, 
indem sie sagt: 

Denn die abscheulichen Teufel 
Gingen arg mit ihm um, 
So wie er sie geplagt hatte, 
Rächten sie sich nun auch an ihm. 

Dabei blieb aber doch das Gefühl erhalten, 
daß dies kein richtiger Abschluß sei. Da dem 
Verfasser des tschechischen Textes indes eigene 
Gedanken fehlten, so wiederholte er einfach die 
letzte Hälfte von seiner Strophe 21 mit einiger 
Variation. Wie dort die Worte Jesus Naza- 
renus Rex Judaeorum das Amulett waren, so 
sind es nun die fünf Wunden von Jesus. 

Aus dieser Betrachtung geht unwiderleglich 
hervor: das deutsche Lied, obgleich selbst schon 
an einigen Stellen verwirrt und am Schlüsse 
verlängert, ist die Urschrift, das tschechische 
Lied die Übersetzung. Der Verfasser des 
deutschen Liedes war kein Verskünstier und 
beherrschte auch die Sprache nicht in hohem 
Maße; er war ein Jahrmarktsballadcndichter von 
der Sorte, von welcher zwölf auf das Dutzend 
gehen. Es wäre undenkbar, daß ein solcher 
Mann bei der Übersetzung eines tschechischen 
Liedes ins deutsche eine solche Menge sachlich 
neuer, aus dem Faustspiel entlehnter Züge, 
Namen und Stunden in der Übersetzung unter- 
gebracht hätte, während es andrerseits nur 
natürlich ist, daß der tschechische Übersetzer, 
über dessen Versbegabung und Sprachbe- 
herrschung ich kein Urteil habe, ihm Unver- 
ständliches oder ihm als Nebenwerk erschei- 
nendes und schließlich ihm aus Reimgründen 
Unbequemes in seiner Fassung wegließ. Es 
würde sich überhaupt nicht gelohnt haben, den 
genauen Nachweis zu führen, daß die deutsche 
Fassung das relative Original sei, wenn nicht 



Ernst W. Kraus auf Grund des gleichen Tat- 
bestandes zu der ungeheuerlichen Behauptung 
gekommen wäre, das deutsche Lied sei eine 
Übersetzung aus dem tschechischen! Er war 
sich weder über den Inhalt des Liedes im 
klaren, noch hatte er die katholische Tendenz 
des Ganzen erkannt Da ihm die Einwirkung 
der Abalardsage auf das Faustdrama unbekannt 
war, so fehlte ihm auch die Kenntnis der Vor- 
aussetzung zum vollen Verständnis der Sache. 
Es handelt sich um eine Folge ergreifender 
Auftritte aus dem Faustdrama des XVII. Jahr- 
hunderts, die an die heiligsten Dinge der ka- 
tholischen Weltanschauung rührten und mit ihnen 
ein ernstes Spiel trieben. Wie sie den Zuschauer- 
schaften ans Herz griff, beweist der Umstand, 
daß dieser Teil des Faustspieles in seiner 
ganzen dreihundertjahrigen Geschichte auf deut- 
schem Boden die einzige Stelle ist, die zu 
einer balladcnmäßigen Behandlung des Stoffes 
gelangte und zugleich eine weite Verbreitung 
auf fliegenden Blättern erfuhr. 

Die Gründe, die Kraus zu seinem Urteil 
bestimmten, sind zum Teil so seltsamer Art, 
daß sie einer kurzen Besprechung bedürfen, 
zumal Kraus eine Reihe wunderlicher Mißver- 
ständnisse untergeschlüpft sind. 

Strophe 1 des deutschen Liedes fordert die 
Hörer auf, etwas Neues (also offenbar Grau- 
siges) ohne Graus anzuhören. Kraus macht 
daraus: die Fassung verspräche etwas Neues 
ohne Graus. Da das tschechische Lied an der- 
selben Stelle von einem „überschrecklichen Er- 
eignis" spricht, so hält er dasselbe für das 
bessre. Daß der Inhalt des Liedes gar kein 
schreckliches Ereignis ist, sondern ein Hohn 
auf den Teufel, und Fausts Tod nur in der 
vorletzten Strophe erwähnt wird, ist ihm dabei 
nicht aufgefallen. Die sinnlose Schlußzeile 
„Immer nach seinem Belieben" im Tschechischen 
soll besser sein als das „Rieht" er sich auf alle 
Weis" des deutschen. Es ist ein Flickvers ge- 
nau wie dieser. Kraus selbst muß zugeben, daß 
der Verfasser des deutschen Liedes die Faust- 
fabel besser kennt als der des tschechischen, 
daß er Fausts Herkunft aus Anhalt weiß, daß 
ihm die verschiedenen Schnelligkeiten der Teufel 
bekannt sind (Strophe 4), daß Faust zwischen 
natürlichem Obst und bloßem Blendwerk unter- 
scheidet, daß er genau Bescheid weiß, wie Faust 
ums Leben kam. Die übrigen Punkte, in denen 



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Tille, Dm katholische Fauststück, die Faustkomndienb»l!adc and das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 157 



das deutsche Lied sich enger an das Faustspiel 
anschließt als das tschechische, hat Kraus teils 
übersehen, teils mißverstanden, teils setzt er sie 
herab. Er muß trotzdem zugeben, daß Strophe 
IO des deutschen Liedes einen ganz genügen- 
den Beweggrund für die Jerusalemreise gebe, 
der im Tschechischen fehlt, und daß im tsche- 
chischen die Sprachkenntnisse Fausts an ver- 
kehrter Stelle stehen. Fausts törichte Frage 
an den Teufel, ob er bei der Hinrichtung von 
Jesus zugegen gewesen sei, hat auch Kraus 
Skrupel gemacht. Sie ist eben das Flickwerk 
eines in der Sache Unkundigen. In Strophe 1 1 
wird der Gebrauch von „Gott" für „Jesus" von 
Kraus beanstandet Derselbe liegt aber völlig 
in der Sitte des XVII. und XVIII. Jahrhunderts. 
In Strophe 17 erklärt Kraus, das „Um neun 
Uhr", das die Sache genau nach dem Volks- 
spiele darstellt, als eine Verlegenheitswendung. 
Er denkt an „neun Uhr früh"; man beginne, 
den Passion su singen*. Darauf soll sich der 
Anfang von Strophe 19 beziehen: 
Wie der Passion vollendet. 
„Der Passion" ist aber ein gewöhnlicher Aus- 
druck für das Bild von Jesus am Kreuze. Der 
Satz „Wie der Passion vollendet" heißt also 
nichts weiter als „Als der Teufel das Bild fertig 
gemalt hatte". Ein grausames Mißverständnis! 
Die tschechische Originaldichtung, deren Quellen 
aufzuspüren Kraus keine Lust hatte, und die 
völlig in der Luft hing, ist damit wohl für 
immer beseitigt. Dagegen darf als sicher 
gelten, daß das deutsche Lied ursprünglich mit 
Strophe 20 in christkatholischem Sinne schloß 
und Stophe 21 erst für den Druck angehängt 
wurde, der auch die ausfuhrliche Überschrift 
brachte, die nur eine schlechte Wiedergabc 
des Inhalts der Eingangsstrophen ist 

HI. 

Das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 

I. Einleitung. 

Die erste Abschrift des Zillerthaler Doktor 
Faustusspieles, das im folgenden zum ersten 
Male abgedruckt ist, habe ich im April 1899 
durch Frcundcsvcrmittlung von Herrn Gym- 
nasialprofessor Dr. H. Widmann in Salzburg 
erhalten. Derselbe hatte das Stück im Februar 
1899 von einem Bauern in Krimml im Ober- 



pinzgau im Kronland- Salzburg bekommen, 
der Ruprecht Wechsclberger hieß. Dieser 
war früher als Sänger heiterer Lieder und 
Veranstalter von Faschingsaufzügen sowie von 
Volksschauspielcn tätig gewesen und hatte in 
diesem Berufe eine Anzahl solcher Spiele ge- 
sammelt. Eins der in seinem Besitz befind- 
lichen Spiele, ein Hexenspiel, hat mit einer 
kurzen Einleitung Dr. Wilhelm Hein im ersten 
Jahrgange der „Zeitschrift für österreichische 
Volkskunde", Wien 1895, S.43 ff. und S. 74 ff. 
abdrucken lassen. Wie nach Heins Angabe 
das „Hexenspiel", so war auch die Handschrift 
dieses Faustusspiels eine von Wechsclberger 
gefertigte Abschrift einer älteren Vorlage. Sie 
war 1894 gemacht Die Urschrift hatte Wcchsel- 
berger damals ausgeliehen und konnte sie nicht 
zurück erhalten. Von Wechselbcrgers Abschrift 
hatte Herr Professor Widmann das Stück 
abgeschrieben. Auf meine Bitte hin hat Herr 
Professor Widmann seinem Gewährsmann 
weiter zugesetzt, und es ist diesem schließlich 
gelungen, die ausgeliehene Urschrift zurück zu 
erhalten. Dieselbe ist die Grundlage der fol- 
genden Ausgabe. Sic ist an einigen Stellen 
ein wenig ausführlicher als die Abschrift Wcchsel- 
bergers und zeigt vor allem genau die zwei 
größeren Lücken an, die in der Abschrift 
nicht mit voller Sicherheit zu bestimmen waren; 
denn in dieser Urschrift fallen die Lücken mit 
dem Fehlen von Blättern zusammen. Die Sätze 
brachen unvollständig am Blattende ab und 
begannen ebenso unvollständig am Anfang 
des nächsten erhaltenen Blattes. Diese Ur- 
schrift ist in meinem Besitze. Wecliselberger 
hat das Faustspiel nach seinem Berichte von 
einem Zillertaler erhalten. Es ist also Tiroler 
Ursprungs wie auch andere Wechselbergersche 
Stücke, worauf schon Hein hingewiesen hat 
Auch die Mundart, die in den Reden des 
Bajatz ziemlich gut gewahrt ist und sonst nur 
gelegentlich auftritt, ist die Zillertaler, wozu 
allerdings besonders im Reime auch noch be- 
sondere Altertümlichkeiten kommen. 

Die Handschrift des Stückes besteht aus 
44 schmalen I Iochoktavblättern teils aus gelbem, 
teils aus blauem Papier. Die beiden Außen- 
seiten sind sehr schmutzig und schwer leserlich. 
Sonst ist die Handschrift leidlich gut erkennbar 
mit Ausnahme einer Stelle am Schlüsse des 
ersten Teiles, wo eine Fülle alliterierende volks- 



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I58 Tille, Das katholische Faustslück, die Faustkomödicnballadc und das Zillerthaler Doktor-Fausius Spiel. 



tümlichc Namen auftreten. Für die richtige 
Lesung derselben möchte ich nicht haften. 
Als ich die Handschrift erhielt, war sie durch 
Querstiche fest zusammengeheftet. Um die 
Zeilenanfänge und Enden lesen zu können, 
mußte ich die Heftung lösen. Die zweite Seite 
von Blatt 29 und die erste Seite von Blatt 30 
sind in der Handschrift aus Versehen leer ge- 
blieben. Die Tinte ist in der ersten Hälfte, 
bis zur Mitte der ersten Seite von Blatt 23, 
rot, dann schwarz. Das Stück zerfällt in fünf 
Teile, deren jeder mit einem Lied beginnt 
Da die Reden der Sprecher gezählt sind, so 
ist eine gewisse Gewähr für die Vollständigkeit 
der Uberlieferung gegeben, soweit die Zahlen- 
reihe keine Lücken aufweist Es finden sich 
jedoch auch innerhalb der von einer Person 
gesprochenen Reden kleinere Lücken, so 1,26, 
II, 1 und II, 3, wo IL 4 und II, 5 fehlen. Die 
Lücke fällt hier mit dem Blattende zusammen. 
Nach dem Zusammenhange aber ist kein volles 
Blatt ausgefallen, es fehlen wahrscheinlich nur 
vier Zeilen. Der Schreiber hatte ein Stück 
überschlagen und war gleich von II, 3 zu II, 10 
übergesprungen. Er strich II, 10 nach IL 3 wieder 
aus, und begann dann irrig mit II, 6, so daß 
n, 4 und IL 5 fortfielen. Ferner ist eine Zeilen- 
lückc IL 18, U, 26, m, 5. Zwei Blätter fehlen 
IV, 19—23. Ein Blatt fehlt V, 56-57. Große 
Dienste bei der Entzifferung der Urschrift hat 
mir die auf Grund der Wechselbergerschen 
Abschrift gemachte Abschrift des Herrn Pro- 
fessor Widmann geleistet, der auch eine 
Rekonstruktion des Textes versucht hatte. In 
zahlreichen Fällen bot die ältere Handschrift 
aber einen verständigeren Text als die in einer 
unglaublichen Rechtschreibung geschriebene 
Wechselbergersche Abschrift, die Herr Pro- 
fessor Widmann buchstabengetreu abgeschrieben 
und auf welche er seine Textrekonstruktion 
gegründet hatte. Das Bekanntwerden des 
Spieles schuldet die Faustforschung in jedem 
Falle Herrn Professor Widmann. Mein Werk 
ist nur die Herausgabe und die geschichtliche 
Einleitung über die Gruppe von Faustspielen, 
zu der das Zillerthaler Doktor- Faustusspiel 
gehört — zu den katholischen Faustdramen 
des XVII. und XVUI. Jahrhunderts. In dieser 
Zeit wurzelt auch das Zillerthaler Faustusspiel. 
Altertümliche Reime wie Erncst: Fest (I, 8) 
zeigen das. Auch sonst hat das Stück viel 



sprachliche Altertümlichkeiten. Das Holen des 
Bildes und das Fehlen der Inschriftszene deutet 
auf eine Abzweigung von der östlicheren 
Gruppe vor dem Anfang des XVHL Jahrhunderts, 
zu welcher Zeit dort das Malen bereits vorhanden 
ist Anklänge an Marlowe sind nicht selten. Ob- 
gleich an der betreffenden Stelle im fünften 
Teile eine Lücke ist, so scheinen doch die 
Glockcnschläge nicht schon um 9 Uhr be- 
gonnen zu haben, denn es fehlen nur die 
Reden von zwei Personen (V, 56 und 57); es 
ist also gar nicht Raum für mehrmaliges Stunden- 
abrufen. Höchstens an ein einmaliges Abrufen 
ist zu denken, also um elf Uhr wie bei Marlowe. 
Ein ähnlicher Zug ist die Gegenüberstellung 
der Gnade und der Gerechtigkeit des Kirchen- 
gottes. Fausts Finanznot im Eingang stammt 
dagegen erst aus den Bearbeitungen des Stoffes 
in der Sturm- und Drangzeit. In Napoleons I. 
Tagen hat das Stück eine weitere Überarbeitung 
erfahren. (BT Lied: 

Beim Wein und Bicrglas, da wird diskuriert, 
Wie lange Napoleon die Weh noch regiert) 

Die Handschrift selbst stammt von älteren 
I landen um die Mitte des XIX. Jahrhunderts. 
Die Hände wechseln. Die letzte Bearbeitung wird 
das Stück nicht viel früher erhalten haben. Wenn 
Faust über seine Nerven klagt oder wenn 
Helena sich geniert, so sind das ganz moderne 
Züge. 

Der Inhalt gestaltet sich folgendermaßen. 

Das Lied am Anfang des ersten Teiles 
warnt den Menschen vor der Macht des bösen 
Gottes und den Regungen seines eigenen 
Leibes, die den Kirchengeboten zuwiderlaufen. 
Danach beginnt Fausts Selbstgespräch über 
seine Gcldbedrängnis. Dann berichtet ihm 
Bajatz, daß ihm gerichtliche Klagen und 
Pfändung bevorstehen und er auch seinen 
Lohn verlange. Faust steht vor dem Selbst- 
mord. Lieber beschwört er den bösen Gott 
mit dem Höllenzwang. Er unterzeichnet den 
Vertrag mit ihm. Bajatz kommt und schimpft 
über den Gestank, den der Geist aus der 
Kirchenholle hinterlassen hat 

Der zweite Teil beginnt mit einem ernsten 
Liede in vierzeiligcn Strophen, denen immer 
zwei lustige Zeilen, wohl aus dem Munde des 
Bajatz, folgen. Faust erzahlt, wie angesehen 
er sei, seit er Geld hat Er überlegt, daß er 
seinen Geist einmal recht ärgern müsse, um 



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Tille, Da* 



das Zillerthaler Doktor- Fauslua-Spict. 1 59 



einen Spaß zu haben, und verlangt Jesus in 
der Gestalt, wie er auf dem Kalvaricnberge 
gewesen sei. Der Geist sucht sich dem mit 
allerlei Ausreden zu entziehen und bittet schließ- 
lich um Erbarmen. ALs Faust dennoch fest 
bleibt, reicht er ihm den Vertrag zurück. Aber 
Faust weist das ab, und der Teufel fugt sich. 
Bajatz hat an der Tur gelauscht und berichtet 
Faust, daß die Leute ihn für einen Geldmacher 
hielten oder meinten, daß er sich dem Gegen- 
gotte verschrieben haben müsse. Faust ver- 
laßt die Bühne und Bajatz scheidet ebenfalls 
nach einer heiteren Rede über die Vorlautheit. 

Ein halb lustiges Lied über die schlimme 
Lage der Welt macht den Beginn des dritten 
Teiles. Faust rühmt seine Macht. Der Teufel 
bringt das Bild, das ihn schwer drückt. Der 
Teufel stellt das Bild hin und warnt Faust, es 
anzusehen. Faust sieht es doch an und bemerkt 
den zornigen Ausdruck auf seinem Gesicht. 
Die Geschichte mit der Inschrift I. N. R. I. ist 
nicht einmal angedeutet Eine leichte Reue 
wandelt ihn an. Ein Klausner bringt ihm be- 
stellte Krauter und Wurzeln. Als Lohn bittet 
er um das Bild, da er kein Geld brauchen 
könne. Faust schlägt ihm die Bitte ab. Der 
Klausner spricht davon, daß der Tod von Jesus 
alle Menschen von den Folgen ihrer Vergehungen 
gegen die Kirchengebote befreit habe. Daß 
soviele jedoch in der Kirchenholle büßen 
müßten, komme daher, daß der Mensch einen 
freien Willen habe und nicht zum Glücke ge- 
zwungen werden könne. Die Gnade des Kirchen- 
gottes sei zu erlangen, solange der Mensch 
lebe. Faust bezweifelt das. Für die Gnade 
des Kirchengottes müsse doch seine Gerech- 
tigkeit eine Grenze bilden. So zum Beispiel, 
wenn der Mensch sich dem Gegengotte ver- 
schreibe. Auch für diesen gibt es nach den 
Worten des Klausners noch die Möglichkeit 
der Rettung von den Qualen der Kirchenhölle. 
Faust bekennt, daß er sich dem bösen Gotte 
verschrieben habe. Der Klausner rät ihm, ein 
andres Leben zu beginnen und zu beten. 
Faust entschließt sich dazu. Der Klausner 
verspricht ihm seine Rettung unter diesen 
Umständen. Am nächsten Morgen will Faust 
sein neues Dasein beginnen. Bajatz aber er- 
klärt in lustiger Rede, daß das bei Faust doch 
nicht möglich sei. 

Den vierten Teil beginnt ein fröhliches Tiroler 



Lied. Faust hat die Nacht kaum schlafen 
können, da er immer das Jesusbüd im Sinn 
hatte. Jetzt sind seine Nerven ganz schwach. 
Das Bild steht noch im Zimmer. Er ruft den 
Geist Dieser will nicht eintreten, ohne daß 
das Bild zuvor entfernt ist Faust dreht es 
offenbar um. Dem eintretenden Teufel kündet 
Faust den Dienst, da es für ihn noch Gnade 
gebe, wie ein frommer Pater ihm mitgeteilt 
habe. Der Teufel höhnt ihn und erklärt, den 
Kontrakt nicht herauszugeben, ohne dessen 
Vorzeigung Petrus den Faust nicht in den 
Kirchcnhimmel einlassen werde. Faust erwidert, 
jedes Verfehlen gegen die Kirchengebote sei 
ein Bund mit dem Gegengotte, und so sei 
auch für diesen Verzeihung bei dem Kirchen- 
gotte zu finden. Faust stellt dem Geiste an- 
heim, ihm zu bringen, was ihn am meisten 
freue, da es ja doch das lctztemal sei Als 
Faust anfangen will, Buße zu tun, weiß er nicht, 
wie er es machen soll. Da kommt Helena 
und entschuldigt sich wegen der Unschick- 
lichkeit, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen, 
und wirbt um ihn in feiner Weise. Leider 
hat die Handschrift hier eine Lücke von etwa 
zwei Blättern. Helena lockt in süßen Tönen; 
Faust macht Ausflüchte wegen seines geringen 
Standes. Helena will verletzt gehen. Da 
erwacht in Faust die Liebe. „Liebes Mädchen", 
bittet er sie. Aber sie scheint gekränkt. Ihr 
Ehrgefülü sagt ihr, daß sie nicht bleiben dürfe. 
Sie weint Faust ist entzückt Helena klagt 
über die Schande, daß er sie verschmäht habe. 
Endlich spricht Faust das Wort aus, daß sie 
sein sein solle, und wenn er den Kirchenlümmel 
einbüße. Sie neigt sich ihm leise zu, und nun 
wirbt er wie ein Liebender. Sie sinkt in seine 
Arme, und er weist ihr ein Schlafgemach in 
seinem Hause an. Allein geblieben, erwägt Faust 
seine plötzliche Sinnesänderung. Aber zwischen 
dem Klausner und dem schönen Weibe fällt ihm 
die Wahl nicht schwer. Er geht zu seinem 
Liebchen. Bajatz scherzt über Fausts raschen 
Umfall vom Skapulier an eine Frauenbrust 
und erinnert an die Verführerin Eva aus der 
jüdischen Weltentstehungssage. 

Ein Lied über Frauenmacht und Frauenlist 
leitet den fünften Teil ein. Faust steht wenige 
Stunden vor seinem Ende. Alles ist eiteL 
Zufriedenheit hat er nicht gefunden. Alles 
zieht sich von ihm jetzt zurück. Nur Helena 



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IÖO Tille, Das kall olisclie FaiuUtück, die 



und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 



ist ihm noch treu. Von ihr zu scheiden, fallt 
ihm einzig schwer. Er ruft sie. Sie bittet ihn, 
sich zu beeilen, da ihr Geliebter warte. Er 
erwidert ihr, er sei ihr Geliebter. Da macht 
sie sich über diesen „geliebten Alten" lustig. 
Sie wirft ihm seinen ausgedörrten Leib vor. 
] löhnend verläßt sie ihn. Er ruft seinen letzten 
Getreuen, den Bajatz. Dieser teilt ihm mit, 
daß die Leute sagen, der böse Gott werde ihn 
sehr bald holen. Faust fragt üin, ob ihn das 
betrübe. Bajatz verneint das. Faust bezweifelt 
das Vorhandensein einer Kirchenhölle, aber 
Bajatz erwidert schlagfertig, dann hätte ihm 
ja auch der Widergott nicht dienen können. 
Faust will ihm zum Lohn seine Kleider hinter- 
lassen, doch Bajatz weist sie zurück und geht 
Faust fühlt sich ganz verlassen. Da kommt 
der Klausner und sucht ihn noch in der letzten 
Minute, zur Reue zu bewegen. Aber Faust 
jagt ihn fort, da er der Meinung ist, daß es 
für ihn keine Hilfe mehr gebe. Nun erscheint 
der Geist Faust macht ihm Vorwürfe, daß 
ihn alles verlasse. Doch der Geist antwortet 
nur mit Hohn. Faust fragt ihn nach der Hölle. 
Der Geist meint, in fünf Stunden werde er es 
wissen. Es ist also abends sieben Uhr. Der Geist 
schildert ihm die Ewigkeit Faust fragt nach 
dem Kirchenhimmel. Der böse Geist beginnt 
davon zu schwärmen, wenn er noch auf Selig- 
keit hoffen könnte. Hier ist eine Lücke von 
einem Blatt. Da wo der Text wieder einsetzt, 
hält Faust eine Abschiedsrede. Bajatz kündet 
an, daß es bald zwölf Uhr schlagen werde und 
endet mit dem Glockenschlage. Der böse 
Geist führt Faust fort Bajatz hat sich ver- 
krochen, stöbert dann in Fausts Büchern und 
liest komische Rezepte vor. Er schließt mit 
der erfreulichen Mitteilung, daß er nun aber 
auf den Abort müsse. 

Ein lustiges Lied eines melancholischen 
Buben macht den Schluß. 

Faustus- Spiel. (Zweite Ausgabe.) 
I. Teil. 
Utd. 

O Mensch, wenn du willst glücklich sein, 

Trau nicht der falschen Weh. 
Sie blendet dich mit ihrem Schein, 

Mit ihrem Gut und Geld 

i Ergänzte Zeile. — * Aber. — S Ergänzt. Hs. unlc 
7 Nich mir. — 8 Fehlt. — 9 Den. — w Dies wird i 



Ihr Friedenskuß ist Schlangenbiß 

[Verraten ist ihr Brauch.]' 
Die Lippen sind zwar honigsüß, 

Doch« giftig ist ihr Hauch. 

2. 

Der Satan wie ein Löwe sucht, 

Wen er verschlingen kann, 
Durch HofTart sein dereinst J verflucht,! 

Stellt er viel Unheil an. 
Er gehet Tag und Nacht herum 

Und lauert früh und spat 
Bis daß« du in das Unglück kommst. 

Er 5 dich* gefangen hat 

3- 

Und sogar auch dein eignes Fleisch 

Kündet dir an den Krieg, 
Es streitet stets wider den Geist, 

Erhaltet oft den Steg. 
Ja, w as der Teufel nicht erdacht. 

Die Welt nicht ist imstand. 
Wird man so oft zu 6 F'all gebracht, 

Wie leider ist bekannt. 

4- 

Darum, o Mensch, o Mensch gib achtl 

Du hast der Feinde viel. 
Denn, haltest du nicht fleißig Wacht, 

Verfehlt hast du dein Ziel. 
Du wirsts bereuen viel zu spat. 

Wenn keine Ausflucht ist, 
Wenn man dich überwunden hat 

Und du im Abgrund bist 

1. Faust 
I fl, 2 fl., 3 fl., 4 fl., S & 

Teufel, mit dem bezahle ich mir nicht' mal meine 

Schnupftabakschulden. 
Ist doch ein trauriges Leben auf der Welt, 
Den Kopf voller Sorgen und im Beutel kein Geld. 
Was nützt mir mein Studieren, was nützt mir mein Talent, 
Wenn mich auf den Rücken der Bcttclsack brennt! 
Als die Göttin Fortuna die Güter verteilt, 
Hat sie mich übersehen und [ist]' vorübergeeilt. 
Morgen ist Kirchtag, Musik und Tanz, 
Und ich hab Unterhaltung beim» Nachtrosenkranz 
Aber ich bin ein Narrl Was nüüt mir mein Klagen? 
Dies wird mir gewiß keinen Kreuzer eintragen." 9 
Ich werde meinen Bedienten rufen geschwind, 
Daß er mir die Grillen aus dem Kopfe bringt. 
Kaprizius, Kaprizius, kant du denn gar net kern? 

2. Bajatz. 

Woll. wo», laß mi glei am erst" die Hosen aufa heng. 
Hiera bin ich. Was soll es sein, 
Daß ich so spat noch muß erschein'n? 

rlich. — 4 Daß fehlt. — 5 Und du. — * Im. 

viß keinen Kreuzer im Beutel tragen. — " Lei a merst. 



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Tille, Du katholische Kauststück. die 



uod da» Zilterthaler Doktor-Faustus-Spiel. IÖI 



3. Faust 
Kleiner Schlingel, weißt du was? 
Eine saubere Bedienung das. 
Bis es dir gefallt zu erschcin'n, 

Kann ich mir die Lunge aus dem Halse schrcin! 

Du laufst die Gassen auf und ab 

Und ich mag froh sein, wenn ich dich beim Essen hab. 

Jetzt sage mir, was sich in der Stadt 

Neues «getragen hat! 

4. Bajau. 

Neues weiß ich gar nicht viel, 

Als daß dich der dicke Muller verklagen ' will. 

5. Faust. 

Still davon I 

Das wußf • ich vorher * schon. 

6. Bajau. 

Der Wirt zur Roten Nasen 

Will [dir]« den Mantel pfänden lassen. 

7. Faust. 

Auf der Stelle schweig ..... 
Das ist mir koa Neuigkeit 

8. Bajatz. 

Das reiche Mädchen des Herrn Ernest 
Feiert heint ihr Hochzeitsfest. 

9. Faust 

Laß sie feiern! Ich wünsch Glück dazua! 
Mädchen gibt es noch genua. 

ia Bajau. 

Der kurze Schneider macht ein langes Gesicht 
Er hat die letzten Hosen vergessen nicht 

11. Faust 

Den Schneider Bock, den kenn' ich schon. 
Was gehn dich solche Sachen an? 

12. Bajau. 

Beim krummen Meuger grunzt ein Schwein, 
Möchte auch gern bezahlet sein. 

13. Faust 
Und hier grunzt ein Affengesicht. 
Schweige schnell und reiz mich nicht! 

14. Bajau. 

Und dann bitt' ich um meinen Lohn! 

Meine Wäscherin wird ungeduldig, 

Weil ich die letzte Wasche bin noch schuldig. 

15. Faust 
Geh zum Teufel! Marsch, hinaus! 

Oder ich reiß dir deine beiden Eselsohren aus. 
[Bajau ab.] 

~T Klagen. - • Weiß. — i Vorhin. — 4 Fehlt — S 
Z, f. B. 1006/1907 



[16. fehlt] 

17. Faust 

Wie soll ich es jetzt machen? Was soll ich jetzt anfang? 
So kann es nicht mehr gehen, so kann es nicht mehr 

lang. 

Zu arbeiten zu vornehm, zu stehlen noch zu gut, 
Zu betteln viel zu stolz, weil man mich überall kennen tut. 
Auch von keiner Hand erwart ich gar kein Glück. 
Alle reichen Mädchen ziehen sich von mir zurück. 
Keine Erbschaft nicht zu hoffen, zum Spielen gar kein 

Glück. 

Entweder dem Teufel mich ergeben, daß er mir helfen 

muß, 

Oder enden 5 mein Leben durch einen Pistolenschuß. 
Das erste ist zwar gefährlich, doch ist das zweite auch 

dumm, 

Weil 6 er durch meinen Selbstmord die Seele doch 

bekommt. 

Drum, Faustus, dich ermanne und zieh den Zauberkreis. 
Verzweiflung kennt kein Furcht, wenn es auch hergeht 

heiß. 

Der Zirkel ist nun fertig, der Anfang ist gemacht 
Und so will ich fortfahren, bis [daß]' es ist vollbracht 
Nun will ich mich setzen und stehen nicht mehr auf, 
Bis ich [nun]* geschlossen einen guten Kauf. 
Höllenzwang, herausgegeben von Friedrich von [dem] 9 

Galgenleben. 

Klopft dreimal. 

18. Teufel. 

Was soll heunt dieses heißen? 

Zurück I Oder ich will dich in tausend Fetzen reißen. 
Was soll hier die ganze Schwäuerei? 
Sag schnell, was dein Begehren sei. 

19. Faust. 
Herr, ist das so deine Manier, 

So kannst du weichen fort von hier. 

So werd' ich mit dir nicht weiter sprechen. 

Ich werd einen höllischen Geist antreffen. 

20. Teufel. 

Nun, so nag mir an, 

Womit ich dir heunt dienen kann ? 

Du hast deine Beschwörung gut gemacht. 

Sonst hätte ich dich heut umgebracht. 

21. Faust. 

Hab Dank, Herr Schwan, für das Kompliment 
Ich hoff, es geht noch gut am End. 
Willst du meinen Wunsch erfüllen, 
So mach ich dir auch deinen Willen. 

22. Teufel. 
Nun, wie oft muß ich denn fragen, 
Was du denn von mir willst haben. 
Mach es kurz, ich hab nicht viel Zeit 
Ich hab noch mehr Geschäfte heut 

Ändern. — 6 Wenn. - 7 Fehlt - * Fehlt — 9 Fehlt. 

21 



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162 Tille, D»s katholische Faoststück, die FauMkomödienballade und das Zillerthaler Doktor- Fausnu-Spiel. 



23. Faust 

Ich verlange Gut und Geld, 
Die schönsten Mädchen der Welt, 
Kurz alles, was mein Herz begehrt 
Alsdann meine Seele dein gehört 

24. Teufel. 
Junger Mann, was denkst du dann? 
Für solche Dienst ein schlechter Lohn. 
Wir dürfen nicht mehr Seelen kaufen. 
Sie tun uns umsonst zulaufen. 

25. Faust 

Wenn dir an meiner Seele nicht gelegen. 
Besseres kann ich dir freilich nicht geben. 
So ist unser Handel aus. 
Kannst verlassen dieses Haus. 

• 

26. Teufel. 
Halt Brausekopf, halt! 
Auf einen Streich kein Baum nie fallt 
Drum sag, wie lang ich Dir dienen soll. 



27. Faust 
Wann verflossen zwanzig Jahr, 

Kannst du mich holen samt Haut und Haar. 

Denn dort fangt sich mein Alter an, 

Wo ich die Welt ohnehin nicht mehr brauchen kann. 

28. Teufel. 
Nun gut, so soll es sein. 

Auf dieses geh' ich ein. 
Bei diesem Handel soll es bleiben. 
Laßt uns den Kontrakt aufschreiben! 
Der Kontrakt, der ist nun gut. 
Unterzeichne ihn mit deinem Blut! 
r ertig ist aas uoKument. 
Nun schwöre den Eid in meine Hand. 
Heb die drei Finger zu der Erden, 
Auf daß wir bald fertig werden. 
Sprich mir nach: „Ich, Johannes Faust, 
Hab meine Seele um Geld vertauscht 
Drum schwöre ich den Himmel ab, 
Weil ich mein'n Herrn dort unten hab. 
Wenn zwanzig Jahre sind herum, 
Dann bin ich sein Eigentum." 

29. Faust 

Nun bist du mein Untertan, mein dienstbarer Geist 
Sag, wie ich dir rufen kann, wie dein Name heißt 

30. Teufel. 

Mefistoholes ist mein Nam, der dreizehnte genannt. 
Wenn du mich rufen willst, klopf dreimal an diese Wand. 



31. Faust. 

Das erste Geschäft ist dringend, vor allem brauch' ich 

Geld, 

Damit ich kann genießen» die Jugend und die Welt. 

32. Teufel. 

Habe keine Sorgen! Morgen in der Fruah 

Hast du in deinen Truhen und Taschen Geld genua. 

33. Faust 

Für heunt sind wir dann fertig, der Handel ist gemacht 
Kannst mich« nun verlassen, leb wohl! Eine gute 

Nacht 

34. Teufel. 

Faustus, lebe wohl und schlafe recht gesund. 
Genieße alle Freuden und halte unsem Bund. 
Bedenk, was du geschworen! Weh dir, wenn du untreu 

bist, 

So dreh ich dir den Kragen um, eh die Zeit verflossen 

ist 

Adio, auf Wiederschen! 

35. Faust. 

Kaum ist der Schritt gemacht, weg ist die Zentnerlast 
Daß es so leicht tut gehen, hab ich gezweifelt fast 
Es wird mich nicht gereuen dieser gute Kauf. 
Ab armer Schlucker leg' ich tni.li' nieder, als Reicher 

steh' ich auf. 

Und noch zwanzig Jahre!* Fast ist's* ein lange Zeit. 
Wer weiß, wie es im Jenseits aussieht, und ob wohl 

eine Ewigkeit. 
Fast alle Gelehrten glauben nicht an eine Höllen. 
Zudem ist niemand kommen, um es uns zu erzählen. 
Aber sei wie ihm wolle, mir wächst kein graues Haar. 
Ich will mir nicht verbittern meine Freudenjahr. 
Nun will ich aber* schlafen gehen 
Und morgen der Leute? lange Gesichter sehen. 

36. Bajatz. 
Pfui lustig! Ist das a Geschmacken! 

Als wenn man a faules Kitz hat im Ofen gebacken.' 
Oder als wenn der Herr Doktor eine neue Medizin 

probiert, 

Und alle alten Weiber auslaxiert. 

Meine hochweise Nasen, die kennt sich nicht aus, 

Was das für ein Geruch oder Gestank in dem Haus! 

Heimla Jai den Doktor zeihen,« 

Er will mit dem Gerüche die Gelder 10 vertreiben. 

Der Doktor ist doch a gespasiger Mann," 

Daß i mi bei [ihm] gar nöt auskennen kann. 

Er liebts " grad vornehm, nobel und hoch. 

Dann ist der Mantel zerrissen und die Hosen a Loch. 

Dann heißt es adelig, adelig, vornehm gebom, 

Weil die Mutter ist adelig aufgezogen woid'n.'-' 

Aber wie halt die Welt und die Leute verkehrt! 

Den Loden verachten und den Sammet verehrt. 



' Grüßen. — »Da mich. — i Liegt* ich. — « Nach zwanzig Jahren. — S Ist — 6 Gehen. — 7 Das Lauten. 
• Gebraten. — 9 Unverständlich. — '» Gläubiger? — " Narr. — " gibts. 
«J Anspielung auf das Hängen am Galgen. 



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Tille, Dm katholische Faustetück, die 



and das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 163 



Begegnet man auf der Straten ein ehrlicher Mann, 
So habt man ihn für ein Gemahl 1 und schaut ihn 

kaum an. 

Kommt aber ein Spitzbub in Seidengewand, 
Macht man ein'n Kratzfuß, den Hut in der Hand. 

Mir ist's sonst gleich: 

Bin arm geboren und werd gewiß nimmer reich. 

IL Teil. 
[Lud.] 
1. 

O Jungling, betracht den gefährlichen Stand I 
Von Sünden umgeben, wie dir ist bekannt! 
Hab ein wachtbares Auge auf die sündhafte Wehl 
Sie will dich gebrauchen' mit Gut und mit Geld! 

[Bajau?].J 

Auf der Welt ohne Geld ist mir nie wohl, 

Und es schaut einen kern Diarndl an, wie es solL 

2. 

Die Freuden auf dieser Welt nehmen ein trauriges End. 
Die Herzen verkehret, die Augen verblendt 
Willst du mit ihr scherzen, willst du mit ihr spiel'n, 
So wirst du's« beweinen, beweinen einst viel. 

[BajatzPp 

Auf der Welt lustig sein, ist kein Sund: J 

Der l'etrus sperrt auf, wenn a lustiger Bua kimmt. 

3 

Wer auf die Welt vertraut, baut nur auf Sand, 
Denn alles ist eitel und hat kein Bestand. 
Es wird dir ergehen, wie es ergangen vielen: 
Einst 6 kannst auch du bei den Schweinen deinen Hunger 

stillen. 

[Bajatz.p 

Wer die Welt brauchen kann, dem gibt sie all's, 
Ein Beutlein, ein Geldlein, ein schönes Mädchen um 

den 1 Hals. 

4« 

Wenn du der Welt dienst, was hast du für einen Lohn? 
Von all ihren Freuden, was bleibt dir davon? 
Du wirst es einsehen, aber freilich zu spat. 
Wie Sie dich betrogen, verachtet' schon hat. 

[Bajatz.p 

Die Welt ist kugelrund und geht um und um. 
Wenn ich schon einmal unten komm, mir ist nichts 

drum. 

Fassen Sie nur an. Bedient werden Sie schnell !»• 



1. Faust us. 

Ein unglaubliches Wunder, ein ungeheure Macht. 
Was besitzt doch das Geld bei den Menschen für eine 

Kraft! 

Was beim Magnet das Eisen, das ist bei den Menschen 

das Gold. 

Es macht" dir aUes dienstbar, macht" dir alles hold. 

Früher, wenn es geheißen: „Jetzt kommt der Doktor 

Faust", 

So hat man gleich das Weinglas mit dem Wasserkrug 

vertauscht 

Und jetzt heißt es: „Willkommen, das ist mir eine 

Ehr, 

Daß mich der Herr Doktor von dem Faust besuchet 

einmal mehr." 



Früher, wenn ich wollt drücken den Mädchen die Hand, 
So wurden sie schamrot, und war für sie ein Schand, 
Und jetzt, wenn ich sie küsse, gilt es ihnen" fürs größte 




Früher wenn ich wollte stecken mein Bein unter einen 

fremden Tisch, 

So wurde die Tafel zeiüg umgehoben, daß ich nicht 

zuviel erwisch. 

Und jetzt heißt es: „Herr Doktor, wünsch guten Appetit! 

Greifen Sie nur zu, verschmähen Sie's nit!" 

„Die Küch und der Keller, der steht Ihnen zu befehl'nl" 

[Fassen Sie nur an. Bedient werden Sie schnell 

• •••••••••••••••«• 

Noch hat es mich nie gereut, was ich hab getan, 
Daß ich von einem Schlucker bin kommen zum reichen 

Mann. 

Mein Geist, das muß ich sagen, der hält den Handel 

gut, 

Weil er noch immer nach meinem Willen tut 

Ich hätte noch guten Lust, mir fällt noch etwas ein: 

[Ich hab] ihm niemals etwas autgetragen, das ihm schwer 

möchte sein. 
Nun gut, ich will ihm rufen und befehlen das. 
Und wenn er sich recht ärgert, so ist es für mich ein 

Gspaß. 

Klopft dreimal. 

2. Teufel. 

Faustus, guten Tag, was steht zu Befehl? 
Hat der Geldbeutel schon die Schwindsucht? Das ist a 

bissei schnell. 

3. Faustus. 

Vor allem muß ich fragen, ob du imstande bist, 
Mir alles herzuschaffen, und ob dir es möglich ist? 
[Lücke.] 



' Unverständlich. — 1 Beirügen? — j Die letzten zwei Zeilen jeder Strophe werden offenbar von einer anderen 
Person, wahrscheinlich von BajaU gesprochen. Das Manuskript gibt eine Änderung des Sprechers nicht an, setzt auch das 
Verspaar nicht ab. — 4 Du wirst — S Ist Sinn. — & Fehlt. — 7 Fehlt. — » Fehlt — 9 Vernichtet? 

>o Gehiirt wohl nicht hierher, sondern weiter unten hin oder es sind fünf Zeilen ausgefallen. — ■> Ist. 

>» Gebt es sie. — «J Diese Zeile von oben (lo) ist vielleicht hier einzusetzen. 



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IÖ4 Tille, Das katholische Fauststück, die 



und das Zillerthaler Doktor-Fanstus-Spiel. 



6. Teufel. 

Es lautet der Kontrakt, daß kein Ausnahme sei. 
Vertrau auf meine Macht I Ich schaff dir alles herbei. 

7. Faustus. 

Nun so gehe hin und bring mir Jesuchrist 
In der nämlichen Gestalt, wie er am Kalfarienberg 

gestorben ist. 

8. Teufel. 

Faustus, bist du von Sinnen, daß dir dies fället ein? 
Aber du treibst nur einen Scherz. Dein Ernst kann es 

doch nicht sein. 

9. Faustus. 

Es ist mir voller Ernst. Bring her, was ich verlang. 
Sonst kenn' ich ein Mittel, das dich zwingen kann. 

10. Teufel 

Unmöglich kann ich glauben, daß [das] Ernst dir ist, 
Daß du willst diese Dummheit und du so närrisch bist. 

11. Faust. 

Auch mit schlechten Speisen wird der Hunger oft 

gestillt 

So ist es oft ein Vergnügen, wenn man den Narren 

spielt. 

12. Teufel. 

Den Narren kannst du spielen, aber nicht in dieser Sach. 
Zu deinen vielen Sünden füg nicht noch diese Schmach. 

13. Faust. 

Wie der Kontrakt lautet, bei diesem soll es bleiben. 
Was ich soll verlangen, laß ich mir nicht vorschreiben. 

14. Teufel. 
Kontrakt hin, Kontrakt her. 
Dieses tu ich nimmermehr. 

Das ist eine Sache, die dir nichts nützt.« 
Was willst du mit dem Kruzifix? 

15. Faust 

Dieser Streit hat aufgehört. 

Geh hin und bring mir, was ich begehrt. 

Was ich damit machen kann. 

Dieses geht dich alls nichts an. 

16. Teufel. 
Faustus, doch besinne dich! 

Du machst dich ja nur lächerlich. 
Begehre nur, was dir fällt ein. 
Zu allem will ich folgsam sein. 

17. Faust. 
Dies ist immer der alte Gsang. 
Mir wird dabei die Zeit zu lang. 
Die Geduld geht mir auch aus. 

Drum sag' ich: „Mach dich schnell hinaus." 



« Die nütit dir nix? - » Aufgehoben? 



18. Teufel. 

Faustus, erbarm dich über mich. 
Gedenk, was ich getan für dich. 
Ich war dir allzeit untenan. 



19. Faust. 

Wenn du es nicht kannst, will ich es dich schon lehrn. 
Du wirst es dann finden und bringen es schon gem. 

2a Teufel. 

Lieber Doktor, halt, 
Bevor du brauchst Gewalt, 
Wenn du es wirklich magt, 
Hier hast du den Kontrakt! 

21. Faust 

Den Kontrakt brauch' ich nicht 
Man muß halten, was man verspricht 
Nur klaub' ihn auf und steck ihn ein, 
Wenn du nicht willst ein Lügner sein. 

22. Teufel. 
Faustus, doch bedenke, 

Ich dir alle bisher geleisteten Dienste schenke. 
Was ich dir hab zugut getan, 
[Dafür] verlang ich gar keinen Lohn. 

23. Faust. 

Warum? Laß dein Schwatzereil 
Es ist ein Wort und bleibt dabei 
Jetzt sag' ich's dir zum letzten Mal: 
Ich will es so auf jeden Fall! 

24. Teufel 
Wenn alles nichts nützt, so soll es sein. 
Aber Doktor, du wirst es kommen ein. 
Wenn meine Dienstzeit ist verflossen, 
Dann will ich's dich entgelten lassen. 
Gute Nacht! 

Gib nur acht, 

Daß dich dem Wunsch nicht warm macht! 

25. Faust 

Geh nur hin. Mir ist's ein Ding, 
Wenn ich dich schon in Harnisch bring. 
Wenn es gibt eine Hölln, 

So darf man doch nicht auf deine Freundschaft zähl'n. 

Was nützt mir der Kontrakt aufgeschrieben? 1 

Dann müßt' ich fuhren ein anderes Leben, 

Buße tun, die Sund bereun. 

Und das kann einmal gar nicht sein. 

Ich glaub, das ist ganz einerlei, 

Ob ich dem Teufel verschrieben sei, 

Oder vor den Augen der Menschen fromm, 

Und zuletzt zum Teufel komm. 

Mein Gewissen sagt mir wohl 

Daß mein Sündenmaß schon übervoll, 

Drum es geht, solang es geht, 

Das ist mein Früh- und Nachtgebet. 



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Tille, Dm katholische Ftustst&ck, die 



und das Zillerthaler Doktor-Ftostus-SpieL 165 



Aber ich bin ein Narr und überdumm, 

Daß ich auf diese langweiligen Gedanken komm. 

Mein Bajau ist imstande schon. 

Daß er mir sie vertreiben kann. 

26. Bajatz. 



Heute komm i auf den Schmatz. 
Was gibt's denn, Herr von der Faust? 
Hast du nicht dem Gaucher ausgeplauscht? 

27. Faust 

Halt! Was gehen dich solche Sachen an, 
Die man dir nicht anvertrauen kann? 
Deine Plaudersucht ist schon bekannt 
Und macht ein altes Weib zu Schand. 

33. Bajatz. 

Faust, Faust, 

Ich hab bei der Tür gelauscht 

Da hab ich gehört allerhand Sachen, 

Die mich leicht konnten zum Narren machen. 

29. Faust 

Was man zuvor kennt da ist kein Gfahr. 
Wenn man ein Tölpel ist wird man kein Narr. 
Drum rede lieber von anderen Sachen 
Und gehe nicht als Esel zum Farademachen. 

Ja, von was soll ich denn reden? 
Schaff nur an: es wird geschehen. 
Mir scheint in der letzten Zeit, 
Was ich sag, ist gefehlt [nicht] weit 

31. Faust. 

Sag mir, was die Leute sagen, 

Wie ihnen gefallt mein Betragen, 

Was sie halten von meinem Tun und Lassen, 

Ob sie mich lieben oder hassen? 

32. BajaU. 

Ja die Leute sagen, 

Der Faust kann Geld schlagen, 

Oder es hat ihn der Teufel beim Kragen. 

Ich sag aber allen: „Es ist nicht wahr: 

Er ist mit ihm im Bunde gar." 

33. Faust. 

Schweig, sag ich, verfluchter Hund! 
Was weißt du von meinem Bund? 
Sag mir das Wort noch einmal, 
So will ich dich mit dem Stecken zahln, 

34. Bajatz. 
Das alte Geld, das kenn' ich schon. 
Früher hat es dir gute Dienste getan. 
Aber jetzt ist es im Überfluß, 

Weil man nicht mehr verspielen muß. 



> Fehlt. — » Möeht. 



35. Faust 
Fangt man mit einem Narren an, 
So muß man auch aufhören dann. ' 
Drum wül ich mich jetzt entfern n, 

Um nicht mehr sein dummes Geschwätz zu hör'n! 
[Ab.] 

36. Bajatz, 

Also, jetzt ist er fort! 

Eis gfalln ihm nicht meine Wort! 

Wenn man großen Herrn will die Wahrheit sagen, 

So wird einem gewöhnlich der Fiedelbogen ums Maul 

geschlagen. 
Ich wollt nicht sagen von großen Herrn: 
Die Wahrheit gib ich kein Bettel loter gern. 
Das Herz und die Zunge, die kommen oft in Streit 
Das erste will Wahrheit, beim andern fehlt's weit 
Sein tuts doch a gspasige Welt: 
Alles will gscheider sein, alles will Geld. 
Ein jeder hat zu wenig, um nobel zu leben. 
Der Bauer wird gezwungen, wenn ers gern nit wollt 

geben. 

Der Bauer ist ein Lasttier. Er greift in den Sack, 
Bis seine blutgen Nägel den letzten Kreuzer gepackt 
Will er was reden, [so] ist's umsonst. 
Es heißt: Sei zufrieden, wenn du zahlen kannst. 
Halt es für ein Ehr und Vorzug auch: 
Deine blutigen Kreuzer kommen ja in unsem vornehmen 

Bauch. 

Aber genug davon I 
Ich sagte* zuviel schon! 
Ich möchts erfahren zu spat: 

Daß Reden auch bei dem Bajatz seine Grenzen hat 
III. Teil 

l. 

Wenn man die Welt betracht, wie es jetzt geht 

So muß man bekennen, daß ziemlich schlecht [es] steht 

Ist alles betrogen und alles verkehrt. 

So kanns nicht lang dauern , wenns nicht anders wird. 

2. 

Kein Stand ist zufrieden, kein Mensch ist vergnügt 
Sie wissen kein Ursach, warums ihnen nit fügt. 
Der Reiche hat Sorgen, wie er das Geld auftreibt 
Der Arme hat Kummer, weil ihm nichts mehr bleibt 

3- 

Beim Wein und Bierglas, da wird diskutiert, 
Wie lange Napoleon die Welt noch regiert 
Ein jeder ist gescheider, wills besser verstehn. 
Dabei tut das Hauswesen bergabwärts gehn. 

4- 

Dann heißt es halt immer: „Der Glaub ist in Gfahr. 
Man will ihn uns nehmen!" Ist alles nicht wahr. 
Der Glaub ist sicher, das steh' ich mich gut, 
Wenn man ihn haltet und auch darnach tut 



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166 Tille, Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade nnd das Zillerthaler Doktor- Faustas-Spiel. 



1. Faust 

Wie herrlich ist das Leben, wie groß ist meine Macht I 
Ich bezwinge die Geister, und kenn jede* Kräuterkraft. 
Von der großen Zeder, die am Libanon riecht, 
Bis zum kleinen Ysop, der aus den Mauern kriecht. 
Vom Diamant und Karfunkel bis zum grauen Granit 
Erkenn' ich ihre Wirkung und ihren Unterschied. 
[Von den] Menschen bewundert, von der Geisterschaft! 
Kein Sterblicher hats nie so weit gebracht. 
Jetzt ruf ich mein Hamelus, daß er erscheint 
Was ich gestern verlangt muß er bringen heunt. 
Klopft dreimal. 

2. Teufel. 
Faustus, mach auf die Tür; 
Was du verlangt, bring ich hier. 
Ganz gedrückt komm' ich daher. 
Himmel und Erd ist nicht so schwer. 
Mach geschwind! Laß mich herein!« 
Es drückt mir fast den Rücken. 

3. Faust 

Weil ich mit dir zufrieden bin, 
So stell' es dort zum Fenster hin. 
Dann kannst du wieder reisen ab, 
Weil ich sonst nichts mehr nötig hab. 

4. Teufel. 

Faustus, gib nur acht! 

Das Bild nur nicht betrachtl 

Behalt es nicht lang im Haus. 

Sonst wird die größte Dummheit draus. 

Leb wohl 

5. Faust. 

„Behalt das Bild nicht zu lang im Haus. 
Sonst wird die größte Dummheit draus?" 
Ich weiß nicht was der Geist da meint, 
Und warum es ihm verdächtig scheint 
Ich bin studiert und hoch gelehrt. 
Der einen Holzblock nicht verzehrt. 
Ich bin auch nicht von jener Zahl, 



Charakterfest ist mein Natur 

Und ich allein nicht komme nur. 

Und hier das Bildt Was sagt es mir? 

Etwa: „Faustus, ich verzeihe Dir!" 

Ach neinl So sagt es nicht 

Zornig ist sein Angesicht 

Nein, die Welt hat viel mehr Reize 

Als dieser Gottmensch dort am Kreuze. 

Nein, solcher Tausch ist weit davon. 

Nur schade, daß ich die Welt nicht immer genießen kann. 

Aber das versteh' ich nicht. 

Warum ein Gott so grausam zugericht. 

Sein ganzer Leib ist so voll Wund, 

Daß kein einziges Glied mehr g'sund. 

Das erste macht ihm wohl mein Leben, 

Kann ich mir keinen Aufschluß geben. 

« Keine. — » Sag geschwind, was toll es sein. 



Schrecklich ist wenn man bedenkt, 

Wie schwer ihn vielleicht mein Leben kränkt 

Doch, was ich bisher hab getan, 

Ich jetzt nicht mehr ändern kann. 

Ihn und den Himmel abgeschworen, 

Ist soviel wie schon verloren I 

Doch los! Wer kommt denn heute durch den Gang 

herein? 

Wird gewiß der alte Klausner mit seinen Kräutern sein. 
Herein! 

Guten Abend, Bruder! Wie schaut es aus? 
Bring mir neue Kräuter in mein Haus. 
Habt Ihr sie alle troffen an, 
Dann will ich sie gut auszahlen schon. 

6. Klausner. 
Herr Doktor, betrachtet hier die Waren mein, 
Und ich hoff, Ihr werdet zufrieden sein. 
Es sind die Kräuter und die Würzen, 
Die Ihr mir bezeichnet habt vor kurzem. 

7. Faust 

Nun gutl 's ist alles richtig. Was wollt Ihr für einen 

Lohn? 

Was beträgt die Rechnung, damit ich zahlen kann? 
8. Klausner. 

Kein Geld kann ich nicht brauchen. Das ist für mich 

kein Wert. 

Wenn Sie mir sonst was geben, sind Sie von mir geehrt 
Ach Gott, was seh ich hier? Bin ich verzaubert heut? 
Dies ist kein Gemälde. Nein, das ist Wirklichkeit 
O, du mein Erlöser, der du für mich gestorben bist, 
Herr Doktor, um dies bfet* ich dich, das mir das 

Liebste ist 

Mein Herr und mein alles, mein Trost und mein 

Zuflucht, 

Allhier in diesem Zimmer hätt" ich dich nicht gesucht ! 

9. Faust. 
Begehre sonst, was einer will 

[Dies bekommt niemand] ausgenommen der es stiehlt. 

Denn dies besitzt ein magische Kraft 

Daß ich mich [davon] trennen kann unmöglich fast. 

Härter als ein Kieselstein 

Muß das Herz im Leibe sein. 

Wenn man dieses Bild betracht, 

Und [es] doch keinen Eindruck macht. 

Keinen Menschen ausgenommen, 

Ist er zu erlösen kommen, 

Und er ladet alle ein, 

Die einst wollen glücklich sein. 

n. Faust 
Wie kommt es aber, lieber Freund, 
Daß doch soviel verloren seind? 
Der erschaffen Himmel und Erden, 
Der könnte ja leicht machen, daß alle Menschen selig 



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Tille, Dm katholische 



und das fcllerthaler Doktor-Faustui-Spiel. 167 



12. 

Rem Menschen steht der Wille frei, 
Ob er lieber verloren oder selig sei. 
Gott legt Zwang nicht an: 
Der Mensch ist 1 



13. Faust 

Wie ist der Mensch imstande, mit seinem schwachen 



Einhalt [zu] tun, die Hölle 



14. Klausner. 

Weil der Mensch erschaffen nach Gottes Ebenbild, 
So ist ihm das Gute und Böse freigestellt 

15. Faust 

Gant im gleichen Stande wird der Mensch geboren. 
Einer wird dann selig und hundert gehn verloren. 
Gott sieht seine Zukunft, er sieht es vorhinein. 
Es wäre ja besser, [nicht] wie ein Mensch xu sein. 

16. Klausner. 

Wie ich schon gesagt: Die Schuld liegt [nicht] an Gott. 
Er hat selbst gesagt, er will nicht des Sünders Tod. 
Dies ist eine Wahrheit, die er selber macht bekannt. 
Obschon es schwer begreift des Menschen Verstand. 

17. Faust. 

Sage mir, wieviel der Gott verzeihen kann. 
Es muß doch Grenzen geben, wo sein Gerechtigkeit 

fangt an. 

18. Klausner. 

Solang der Mensch am Leben, ist keine Sund zu schwer. 
Und wenn sie auch so zahlreich wären wie der Sand 

am Meer. 

Wenn der Mensch nur will und das Seinige tut, 

So wird ihm Gott verzeihen; denn dieser Herr steht gut 

19. Faust 

Herr Klausner, halte ein, 
Dies alles kann nicht sein. 
Dies alles ist nicht wahr. ■ 

ein Narr. 



22. Klausner. 

Gewiß und ohne Zweifel. Wenn er die Sünd bereut, 
So kann er leicht noch werden ein Kind der Seligkeit 

23. Faust. 

Herr Klausner, mich nicht täusche Ich beschwöre dich 

bei dein Gott 
[Nun sage mir die Wahrheit!] Mach mit mir kein Spott. 
Nun gut, du sollst erfahren, was noch kein Mensch er- 
fahren hat: 

Denn jener Mann bin ich, von dem ich vorher hab* 



34- 

Ich danke für das Vertrauen. Faustus, verzage nicht! 
Wenn du dich willst bekehren, ich dir Gnad versprich. 
Althier sieh ihn an, 
Was er für dich getan! 



Und kehr zu ihm zurück. 

25. Faust. 

Wie Ist denn dieses möglich? 0 gib mir deinen Rat! 
Wie kann ich noch erlangen Gottes Huld und Gnad» 



26. Klausner. 

O, dieses ist ein Kinderspiel, wenn dir nur Emst [es] ist 
Wenn du willst führen ein andres Leben und fest ent- 
schlossen bist. 

27. Faust 

Ja, ich bin entschlossen, vom Teufel abzustehen, 
Die Sünden zu bereuen und zu Gott zurückzugehen. 
Womit soll ich beginnen? Wo soll ich fangen an, 
Damit ich von der Gewalt des Teufels noch loswerden 

kann? 

28. Klausner. 
Vor allem bete fleißig, damit dich Gott erleucht, 
Damit du kannst ablegen eine Generalbeicht 



Wenn 



ich 



29. Faust 

ist geschlossen, wie muß ich nachher leben, 
ob Gott mir hj 



20. 

Faustus, zweifle nicht; ich sag dir die Wahrheit! 
Der Sünder mag sein noch so groß, Gott ihm doch 



21. Faust 

Nehmen wir zum Beispiel: ein Mensch von Jugend auf 
Ist alles Sünd und Laster sein ganzer Lebenslauf. 
Was sich nur erdenken läßt, häuft er Sünde auf Sünd, 
Ohne einmal fest zu glauben, ob Himmel und Hölle 

sind. 

Und dann noch, seiner Bosheit die Krön zu setzen auf, 
Sogar sein eigne Seele dem Teufel hat verkauft 
Sage mir aufrichtig! wie stehts mit diesem Mann? 
er noch selig werden? Ihm Gott 1 



Habe keinen Kummer) Dies wirst du schon erfahren. 
Dies wird dir schon alles dein Beichtvater sagen. 
Ich sage dir nur soviel: Liebe, was du gehaßt, 
Und hasse, was du geliebt, was du geehret hast. 

31. Faust 

Ich sage tausend Dank. Herr Klausner, lebe wohl! 
Nun ist mir's klar genug, wie ich es machen soll. 
Ich will alles befolgen nach deinem weben Rat, 
Und will gleich morgen anlangen. Sonst möcht" es sein 

zu 1 



• Dies ist nicht 



32. Klausner. 
Gott segne das Beginnen. Und führ' es glücklich 
Heil ist wiederfahren heute diesem Haus. 



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168 Till*, D*.v katholische FaustMück, die FauMkomödienbaltade und da* Zillerthaler Doktor- Faustus-Spiel. 



Der Herr zeig dir sein Angesicht und leite deinen Gang 
Und führe es glücklich zu Ende. Gemacht ist der 

Anfang. 

Faustus, lebe wohl! Ich wünsch eine gute Nacht. 
Sei standhaft und verzage nicht, dann wird dein Heil 

vollbracht 

[Ab]. 

33. Faust 

Was für eine Veränderung ist heute vorgegang'n! 
Welt, jetzt lebe wohl! Ich dien dir nicht mehr lang. 
Morgen, wenn der Tag anbricht, wird der Anfang ge- 
macht 

Und bevor die Sonn' untergeht, hab' ich es vollbracht. 
[Ab]. 

34. Bajatz. 
Jex, drum haben die Lcut g'sungcn. 

Jetzt bin ich wie ein Schmalzbettler hergsprungen. 
Ich hab gefürchtet, i komm zu spat, 
Zu sagen, daß euch der Doktor für an Narren hat. 
Wenn man halt alt wird, muß man halt alles erleben. 
Ich tat auf die ganze Bekehrung keinen Pfifferling geben. 
Ja, ja. Bald sich dieser Mensch tut bekehren, 
Hat die Hölle wohl [alle] Ursach [sich] zu wehren. 
Der Teufel bekommt's dann gewiß selber zu kalt. 
Dann wird nicht mehr das nötige Brennholz bezahlt 
Soll einmal in Himmel der heilige Faust, 
So hat man dem Petrus die Schlüssel vertauscht 
Der Klausner tut mein Herrn noch viel zu wenig kennn 
Sonst wird er ihm nicht vergebens die Finger ver- 

brenn'n. 

Kommen andre Leut, ists ein anderer Sinn. 
Sein viel schon kommen, seit i dagewesen bin. 
Der Amasauer Änderte und der Hintl Heisl Hans, 
DerMuppenmalcher Michl und der Federfuchser Franz, 
Der Posche Pengl Peter, der Zoten Zader Zern, 
Der Putzenbesser Paul, der lausige Peil Penz 
Der Krötzenkraler Kristl und Inläusemandl Iniart). 
Der Sticker Stauder Stöffel und Bäusche Bansche BartL 
Der Seifensieder Seppl und der Hissenmacher Hippl 
Der Toppen Tölpl Toman und der Luder Leind) Lippl, 
Der Huderhosen Hauser und Greggen Grulen Graz 
Der Jungfrau Jager Jandl und der Mlalta Mlandl Mlatz, 
Der Landluger Lugel und der Heirat Heuen Hoisl 
Der Stierstoßer Stindl und der Löppenlieber Loisl, 
Der Blattenbleicher Benedikt und der flache fochen 

Foit, 

Der Tater Truche Tauig und der Kauen Küssen Knöt, 
Der Kömatkörner Karl und der Weinverpanscher Wastl, 
Der saure Suppen Sinnel und der Kuchen Kricher Kastl, 
Der Hosen Tunger Gasper und der Panzbloschen Jag 
Der Heirat Pindel Mclcher und der schwarze Kiriak, 
Aber von meinem Register werd i müssen aufhören. 
Sonst möchts enk doch bald zu lang weren. 
Jos möcht mi aus dem Hause jagen 
Oder meine aessere Hax abschlagen. 
Drum lebet wohl 

Und sagt mir, wenn i wieder kommen soll. 



« UnversUndlich. — > Wohl. 



IV. Teil. 
Lud. 
1. 

Warum soll man bei gesundem Leben 
Denn immer traurig sein? 
Wenn einer da kann Aufschluß geben, 
Den lad ich höfüch ein. 
Der Vogel in der blauen Luft 
Stimmt an und singt 
Das Tier im Wald und auf der Flur 
Ist fröhlich, frisch und springt. 
Und warum soll der Mensch allein, 
— Möcht man dechter mein'n. — 
Nie kein Schrei nicht machen 
Und ihm kein Jutzcn tinan. « 

2. 

Gott nur unser Vater ist 

Und nicht unser Tyrann. 

Wenn du in Ehren fröhlich bist, 

Steht dir weit besser an 

Als wenn den Kopf [du] hängen laßt, 

Und andrer Fehler siehst 

Danke Gott aufs allerbest, 

Daß du nicht auch so bist 

Ein schcinheiligs Diemdl 

Und a Duckmäuser Bua, 

Die haben von Stroh, 

Daß weiß ich, lang genua. 

3- 

Freilich auch die Mittelstraß 

Wird hier auch nötig sein 

Eine große Freiheit in Übermaß, 

Die endet oft in Pein. 

Ein heitres Gesicht mit frohem Mut 

Und auch ein Gläschen Wein. 

In Adern fließt Tiroler Blut, 

Kann nie lang stille sein. 

Ja, Buimen, o glaubet mir, 

Seid nur frisch und munter! 

Ihr möget lustig und fröhlich sein. 

Noch geht die Welt nit unter. 

1. Faust 

Das war heute eine Nacht, das war heute eine Nacht! 
Gewiß zweihundertmal bin ich* aufgewacht 
Wollt ich die Augen schließen, war ich entschlafen kaum, 
So sah ich dieses Bild und fuhr dann wieder auf im Traum. 
Ich bin heute ganz entkräftet, die Nerven sind ganz 

schwach, 

Ich muß mich mit etwas zerstreuen, bis es besser nach 

und nach. 

Ich will den Geist noch rufen. Es ist das letzte Mal. 
Will ihm den Dienst aurkünden. Und das wird ihm 

nicht gefall'n. 
Klopft dreimal. 
O, der Geist hat eine feine Nase. Er schmeckt den 

Braten schon. 
Ich will ihn lernen kommen, wenn er sonst nicht kann. 



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Tille, Das kstholische FtustMiick, die Fsustkommlienhallade und d»s Zillerthaler Doktor-Fiustus-Spiel. 169 



2. Teufel. 
Faustus, nur geschwind 
Entferne dieses Bild. 

Sonst plagst du mich umsonst 
Mit deiner Zauberkunst 
Wo dieses Bild tut sein, 
Darf ich nicht treten ein. 

3. Faust. 
Nun gut, es ist geschehen, 
Jetzt darfst du herein nun gehen. 

4. Teufel. 
Faustus, was soll es sein, 

Daß du mich zwinget zu crschein'n? 
Drum sage mir nur an, 

Mit was für einer Dummheit ich dir heute dienen kann. 

5. Faust 

Mir scheint, wir sind einander überdrüssig. 
Mehr iu sagen, überflussig. 
Wir tun zusammen nicht mehr taugen. 
Drum kannst du dich um einen andren Herrn und ich 
um einen andren Diener [um] schaugen. 

6. Teufel. 

Herr Doktor Faust, das geschieht nicht gar. 
Ja, was man vorher träumt, das wird gewöhnlich wahr. 
Es ist eine Dummheit gewöhnlich nicht allein. 
So wird auch bei dir die zweite grö&er als die erste 

sein. 

7. Faust. 

Aufrichtig muß ich sagen, daß ich bin deiner satt, 
Weil mir ein frommer Pater die Au^en geöffnet hat. 
Es gibt für mich noch Gnade, wenn ich lebe fromm. 
Ich kann noch selig werden und in den Himmel komm'n. 

8. Teufel. 

O heiliger Herr Faustus, ich wünsch dir viel Glück! 
Wenn du ein Tag im Himmel hast, kommst du wohl 

wieder zurück. 
Ich hoff, du wirst erhoben zum Bettler-Betüer Patron. 
Wer nicht weiß, wo Geld hernehmen, der kann dich 

rufen an. 

9. Faust 

Spotte immer zu! Der Vorsatz ist gemacht 

Es läßt mich nicht mehr ruhen, bis es ist vollbracht 

10. Teufel. 

Ja, wenn du willst zum Himmel reisen, 

Wirst du dem Petrus wohl müssen den Kontrakt auf- 

L'nd leider hab ich ihn in dem höllischen Wandkastel 

vergessen mitzunehmen. 
Und sonst kannst du nicht aufwärts kommen. 



1 Ich dich wähl. — » Zw»r. — 
Z. f. B. 1906/1907. 



it. Faust. 

Wegen dem Kontrakt wächst mir kein graues Haar. 
Kontrakt ist jede Sunde und hat die gleiche Gfahr. 
Nur heb ihn sicher au/ und sperre fleißig zu. 
Es wird dich einer zwingen, der stärker ist ab du. 

12. Teufel. 

Herr Faustus, doch erlaube! Ist das heute dein Begehren, 
Daß ich heut soll Zeuge sein, wie schön du dich tust 

bekehren? 

Sonst freuen sich die Engel, wenn der Sünder Buße tut 
Weil diese vielleicht nicht Zeit haben, für die Not bin 

ich schon gut 

13. Faust. 

Ich werde nicht sagen, was ich verlange heut. 
Denn du kannst mir bringen, was dich am besten freut. 
Weil ich dich hab geärgert, so fahr das letzte Mal. 
In Frieden wollen wir scheiden. Drum laß ich dir 

die ■ Wahl. 

14. Teufel. 

A der Doktor Faust, der ist ganz spöttisch heut 
Ich weiß nicht, was bringen, was dir eine Neuigkeit. 
Denn alles weißt du vorhin, alles ist dir bekannt 
Wie war es, wenn ich bringe die schöne Helena aus 

Griechenland? 

1$. Faust. 

Mir ist es einerlei. Bring immer, was du willst. 
Es handelt sich nicht darum, ob du meinen Wunsch 

erfüllst 

Denn wie ich schon gesagt, ist es das letzte Mal, 
Daß du mir heute dienst Drum laß ich dir die Wahl. 

16. Teufel. 

Faustus, ich bedanke mich für diese große Ehr. 
Lebe gesund und glücklich ! Ich hoff, wir sehn einander 

nimincrnicur. 
Wenn du in dem Himmel mit deiner Priestcrkron, 
Gedenk zuweilen metner, was ich für dich getan. 
[Ab]. 

17. Faust 

Nun jetzt ist er fort, und mir scheint, ganz vergnügt 
Mich tut dennoch wundem, daß er sich so leicht fügt. 
[Daß] er bringt mir die Helena, ist zwar ein Überfluß. 
Die kann ich schlecht brauchen zu meiner Reu und Büß. 
Aber bring er, was er will. Mir ist nichts zu schlecht 
Denn ich bin Mann und weiß, was link und recht 
Jetzt will ich anfangen nach des Klausners Rat, 
Recht andächtig zu beten um Gottes Huld und Gnad. 
Ich weiß aber nicht, wic's anfangen. Das Geschäft ist 

mir ganz neu. 
Das erstemal im Leben ich auf den Knien sei. 
Es klopft. Herein 1 

18. Helena. 

Lieber Faustus, guten Morgen! Es ist sehr • unschicklich 



J Die Worte „für mich" folgen in der Handschrift gleich nach „unschicklich". 



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170 Tille, Dm katholische Fauststück, die Faostkomüdienballade und das Zillerthaler Doktor- Fanstus-SpieL 



Doch die Liebe kennt kein Anstand und auch kein 

Schanigefühl.« 

Drum Faustus, tu mich nicht verachten, da ich dich 

lieben will. 

Faustus, ich begreife, was du dir denken tust. 
Und was du von mein 

[Hier hat die Handschrift eine Lücke von etwa zwei 
Blättern]. 

[23. Faust], 

gnug, die geeignet sind zu lieben. 

Es ist sehr gefährlich. Die Liebe macht uns blind. 
Wir hören es so gerne, wenn wir geliebet sind. 

24. Helena. 

Wie einst die Königin von Saba muß ich rufen aus, 
Zu beneiden sei dein Diener, gesegnet ist dein Haus. 

glücklich ist, das dein Aug' erblickt, 

Und seüg ist das Mädchen, das dich an'n Busen drückt. 

25. Faust. 

Sag nicht, daß ich liebenswürdig bin! 

Könnt ich dich beim Worte nehmen, du schöne 

Schwätzerin! 

Wir haben rasches Blut Drum trau uns nicht zu viel ! 
Und sagen, daß wir schön sind, das ist gemachtes' 

Spiel. 

26. Helena. 

Herr Doktor, mir verzeihe, wenn ich zuviel gesagt 
Mein Herz ist auf der Zunge. Drum hab ich es gewagt 
In meinem ganzen Leben bist du der erste Mann, 
Dem ich mein Achtung [und] Liebe nicht mehr ver- 
bergen kann. 

27. Faust 

Helena, doch bedenke, was ich bieten kann. 
Du wärest wert zu zieren einen königlichen Thron. 
Und ich von gemeinem Stande, der keinen Vorzug hat. 
Es würde dich gereuen, wenn es war zu spat 

28. Helena. 

Suche keine Ausflucht! Ich kenne deinen Sinn. 
Faustus, lebe wohl! Ich dir nicht mehr lästig bin. 
Gedenke zuweilen meiner, die du hast verachtl 
Ich muß dich jetzt verlassen. Adieu! Eine gute Nacht 

29. Faust. 

Liebes Mädchen, halte und bleibe noch bei mir! 
Es scheint mir fast unmöglich, zu scheiden so von dir. 
Du hast mein Herz verwundet Du kannst es heilen 

auch. 

Ich küsse dir die Hand, was sonst nicht ist mein Brauch. 

30. Helena. 

Ich kann nicht länger bleiben, sagt mir mein Ehrgefühl 
Ich habe schon gesprochen mit dir zu lang und viel 
Je länger daß ich bleibe, je härter daß ich geh. 
Der Korb, den ich zu tragen, tut meinem Rücken weh. 



« Schamge-sicht — • Gewagt«? 



31. Faust. 

Helena, liebes Mädchen, ich versteh dich nicht 
Wasbedeuten deineTränen in deinem schönen Angesicht 
Sage mir aufrichtig, was dich am Herzen drückt. 
Je länger ich dich sehe, je mehr bin ich entzückt. 

32. Helena. 

Unselig ist die Stunde, unglücklich ist der Tag, 
Da ich mein Land verlassen und dich gesehen hab. 
Hätf ich dich nie gesehen, hätt ich dich nie gekannt, 
So hält ich mir ersparet diesen Spott und Schand. 

33. Faust 

Nein, es ist unmöglich. Der Kampf, der ist zu groß. 
Es müssen Engel fallen und nicht nur Menschen bloß. 
Drum büß auch ich den Himmel und meine Seele ein. 
Ich kann nicht widerstehen. Helena, du bist mein! 

34. Helena. 

Ist dieses wirklich Wahrheit? Geliebter, leugne nicht! 
Kommt es auch von Herzen, was der Mund jeüt spricht ? 

35. Faust. 

Liebes, holdes Mädchen! leg ab deine Traurigkeit! 
An meiner Hand sollst du genießen auf der Welt alle 

Freud! 

Wir wollen Blumen pflücken, den Dornen weichen aus. 
Geht es dann, wie es wolle, wir machen uns nichts daraus 

36. Helena. 

Gleichwie [aus] dunklen Wolken die Sonne oft auch blickt, 
So ist mein Herz nach Trübsal nun um so mehr beglückt. 
Geliebter meines Herzens sei tausendmal willkommen! 
Mein Glück, das ist gegründet und wird nicht mehr ge- 
nommen. 

37. Faust 

Der Bund, der ist geschlossen. Helena, folge mir! 
Ich will dir anweisen dein Schlafquartier. 

[Ab) 

38. Faust 

Es ist doch lächerlich, es ist doch sonderbar, 
Wie der Menschen Sinne veränderlich so gar. 
Was man heute will, ist morgen ein Abscheu, 
Was man heut verspricht, wird morgen man untreu. 
Doch ists nur ein armer Klausner, dem ich versprochen 

hab. 

Ich brauch mich nicht zu scheuen, wenn ich's nicht ge- 
halten hab. 

Der Klausner und das Mädchen, da ist die Wahl nicht 

schwer. 

Wenn er in meiner Lage war, so fiel gewiß auch er. 
Denn warum hat Gott erschaffen eine so schöne Kreatur? 
Denn da zu widerstehen braucht's Engelnatur. 
Darum will ich anfangen, wo ich's gelassen hab, 
Die Welt recht zu genießen, die Trauer zu legen ab. 
Die Zeit will ich benutzen, in Freud und Lust zubringn. 
Wenn ich auch muß büßen, das ist mir ein Ding. 
Ich geh zu meiner Liebsten, geht es, wie es will 
Es tut mich nicht gereuen, das fromme Narrenspiel. 
[Ab]. 



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Tille, Da» katholische FauMstück, die 



and das Zülerlhaler Doktor FauMus Spiel. 171 



39. Bajatz. 

Also sein tut" s decht lustig. 
Wird*s von an Skapulier a Weiberbrusüg. 
Weil man in der einen Hand tut die Kctcn halten, 
Zahlt man mit der andern die Kittelfalten 
Wahrend die /.ahnde nagln von Gebet und Büß, 
Spitit man den Mund zum Weiberkuß. 
Während die Engelein Musik ansummen, 
Derweil tut dem Faustus die Saiten abspringen. 
Denn wie sein Kopf in den Himmel geguckt, 
Reißt ihn a Weib bei der Achsel zurück. 
Die Wciberleut dechto a gspaßiges Kunter, 
Die braucht der Teufel zu Hüllküchenzunder. 
Wie schöner die Larven, wie feiner das Gsicht, 
Die glänzenden Augen haben schon oft ein Unheil an- 
glicht 

Wie Gott das erste Weib Eva hat gemacht, 
Hat er gewartet, bis Adam entschlaft 
Der Schöpfer hat ihm vielleicht damals gedacht, 
Dali ein wachender Mann Einsprüche macht 
Bei ihrem einzigen Mann war ihr die Zeit viel zu lang, 
Drum ist sie zu der Schlang in Garten gegangn. 
Sie biß in den Apfel, gab auch ihrem Mann. 
Zu spät haben ihn die Zähnde arg weh 1 getan. 
Und wie es die Weibergestalt dort hat gemacht, 
So wird man auch jetzt noch zum Falle gebracht, 
Wer schon behaftet ist damit, 
Der bete im Vaterunser recht fleißig die letzte Bitt 
Wer noch befreit davon, der rufe alle gemarterten 

Männer an 

Und mache es, wie ich getan. 

V. Teil. 
Litd. 
1. 

Bua, geh, setz dich her zu mir und halte ein wenig still. 
Du kannst es glauben sicherlich, was ich dir sagen will. 
Teils hab ich es selbst erfahren und steht auch in der 

Schrift: 

Wein und Weiber machen Narren und schaden mehr 

als Gift 

2. 

Man nennt sie zwar das schwache Geschlecht, doch ihre 

Macht ist groß. 

Samson war nicht stark genug nur für ein Weibsbild bloß. 

Salomon, der webe Fürst, der alles hat erkannt, 

Er kannt doch nicht der Weiber List und kommt in 

Spott und Schand. 

3- 

Nun trau diesem falschen Geschlecht nicht, ihrem List 

und Trug t 

Betrachte dieses Beispiel recht und werde daraus klug. 
Wenn's einmal geht mit [dir] zu End, wirst du es be- 
reuen viel, 

Dann fällst dem Teufel in die Hand, Verfehlt hast du 

dein Ziel. 



« An. — » Ist's. 



I. Faust. 

Die Tage sind vorüber, die Jahre sind vorbei. 

Es dauert nur noch wenig Stunden, daß ich allhier noch 

sei. 

Wenn ich zurück denke an meine Lebenszeit, 
So muß ich mir gestehen, daß alles Eitelkeit 
Ich hab alles genossen, was die Welt nur geben kann. 
War ich damit zufrieden? Das ist weit davon. 
Reichtum, Ehr und Güter hab ich im Überfluß, 
Aber man wirds gewohnt, bekommt davon Verdruß. 
Ich kannte alle Krauter und Wirkung der Natur. 
Alle Stein' und Kräuter brauch ich zu fragen nur. 
Nun wenn ich überblicke mein ganzes langes Leben, 
So schaudre ich zurück und fange an zu beben. 
Alles ist nun verschwunden, alles ist wie ein Traum. 
Der Vorhang ist gefallen, da es' geschehen kaum. 
Aus ist das Weltgcschnatter, vorbei ist alle Lust 
Die Roll, die ich gespielet, die presset meine Brust. 
So schnell hat sich's geändert, wie es gekommen war. 
Der Reichtum ist verschwunden und auch die Freund- 
schaft gar. 

Früher war mein Zimmer von Freunden angefüllt, 
Solang ich ihnen Durst und Hunger hab gestillt. 
Sic ziehen sich zurück und schütteln ihre Köpf. 
Jetzt ist mir noch treu ein einziges Geschöpf. 
Meine geliebte Helena, nur die verläßt mich nicht 
Und weil ich sie verlassen muß, mir das Herz fast bricht 
Nun gut, ich will sie trösten, so gut ich immer kann. 
Daß heut mein letzter Abend sei, von dem sag ich 

nichts davon. 
Helena, meine Helena, liebster Schau, 
Nimm hier auf diesem Sessel Platz 1 
Hör mich an in aller Eil! 
Ich hab dir viele Sachen mitzuteiln. 

2. Helena. 

Sage nur geschwind, was du zu sagen hast 

Wenn man hier tut treffen mich, ich mich schäme fast. 

3. Faust 

Liebe, setz dich nieder und mach dich gefaßt! 

Ich muß dir etwas sagen, so du nicht vermutet hast 

4. Helena. 

Mache keine Umstand. Ich hab nicht lange Zeit 
Es wartet mein Geliebter. Ich muß zu ihm noch heut 

S. Faust 

Helena, was ist das? Ich kann dich nicht verstehen. 
Ich bin ja dein Geliebter. Du darfst nicht weiter gehen. 

6. Helena. 

Wie mein geliebter Alter noch von der Liebe spricht! 
Geliebte kann man ja wechseln, aber Männer nicht 

7. Faust 

Sage mir, Helena, wie ich das verstehen soll. 
Willst du mich verlassen, so ist mein Unglück volL 

8. Helena. 

Zu was war noch zu gebrauchen dein ausgedörrter Leib? 
Höchstens noch zu tändeln mit deinem alten Weib. 



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172 Tille, Da» katholische Fanststück, die Fi 



and das Zillcrthaler Doktor-Faustus-Spiel. 



9. Faust. 

Was soll ich anfangen, wenn alles mich verladt? 

Ich habe keinen Freund mehr, die ganze Welt mich haßt 

10. Helena. 

Der Welt kannst du nur dienen, solang sie dich brauchen 

kann. 

Dann wirft sie dich in einen Winkel und schaut dich 

Dicht iiidir SLT). 

11. Faust. 

Ich habe dich geliebet, geehret allezeit. 

Ich habe dir versprochen meine Seele und Seligkeit. 

12. Helena. 

Ich habe dich geliebet, solang es mir gefalle 
Sei damit zufrieden. Das Opfer ist gezahlt. 

13. Faust 

Helena, gute Nacht! Lebe ewig wohl! 

Ich habe nicht gedacht, daß es so kommen soll. 

14. Helena. 

Weil du mir erbarmest, gib ich dir einen Rat 
Begieß dich mit kaltem Wasser früh morgens und 

abends spat 

Nimm eine Handvoll Nesseln und reib dich' tüch- 
tig ein. 

Und laß dich waschen in der Früh, wenn du kein 

Narr willst sein, 

i$. Faust 

Jetzt geht sie hin, die Buhlerin, 

Weil ich ihr nicht mehr nach ihrem Muster bin. 

Sie laut sich trösten allzu gut, 

Weil sie mich verlassen tut 

Ja, das ist der Welt ihr Brauch. 

So geht's mir auch. 

Ich will ihr nicht mehr lästig falln ,* 

Noch diese Nacht mein Zech bezahln. 

Jetzt ruf ich mein Bedienten herbei, 

Dieser ist allein noch treu. 

Bajatz, Bajatz, Kaprizius! 

Wie lang ich [wohl] noch rufen muß? 

16. Bajatz. 

Weil ich sonst nichts mehr weiß, so will ich halt kemmen 1 
Und von meinem Herrn Urlaub nehmen. 

17. Faust. 
Ich habe dich wollen fragen, 

Was jetzt von mir die Leute sagen. 

18. Bajatz. 
Ja, die Leute tun halt sagen, 

Es wird dich bald der Putza vertragen. 

19. Faust 

Und wenn dieses war, 
Tat es dich betrüben sehr? 



« Sie. — « Sein. — i Halten was ich kann. — 1 



20. Bajatz. 
Wie soll mich betrüben das? 

Wegen deiner würde mir kein Auge naß. 

21. Faust. 
Tut es dich betrüben nicht, 
Wenn auch jene Stund anbricht ? 

22. Bajatz. 
Wie das Kind ist, soll man wiegen. 
Wie man bettet, soll man liegen. 

23. Faust 
Glaubst du wirklich an eine Holl', 
Und daß unsterblich ist die Seel? 

Es wäre ja leicht möglich, daß es gäbe keine Holl, « 
Und daßs die Seel in nichts zerfall. 

24. Bajatz. 

Dann ist der Teufel auch ein Narr, 

Daß er dir solange dienstbar war. 

Um 6 deinen Leib, das kannst du glauben, 

Nimmt er sich nicht die Mühe, ihn aufzuklauben. 

25. Faust. 
Weil du mir sonst gedient so treu, 
So sag, was ich dir schuldig sei. 
Obschon meine Kleidung wenig ist, 
So sag, ob du zufrieden bist 

26. Bajatz. 

Mit deinem Gewand kann ich nichts machen. 

Da würden mich die Leut auslachen. 

Nun will ich wieder Abschied nehmen. 

Ich furcht', es möcht bald ein andrer kemmen. 

27. Faust 
[Ab). 

Das ist aber wunderlich. 
Keinen Menschen erbarm ich 
Wer hätte dieses je gedacht. 
Wie es mir die Welt jetzt macht ! 
Ganz verlassen muß ich sein 
In der Verzweiflung hier allein ! 

Hierauf 28. Klausner. 
Guten Abend, lieber Freund ! 

[29] Faust. 
Was will der Herr Klausner heunt? 

[30] Klausner. 
Faust, was hast du getan? 

[31] Faust 
Dieses geht dich gar nichts an. 

(32] Klausner. 
Rette deine Seele! Tu nicht verzweifeln! 

kein als er in der HolL — 5 Auch. — * Und. 



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Tille, Das katholische Kauslstück, die Faustkomödient.alUde und das Zillerthaler Doktor- Faustus-Spiel. 173 



[33] Faust. 

Diese gehört schon den Teufeln. 

[34] Klausner. 
Solang man lebt, ist immer Gnad. 

[35] Faust. 
Nein, jetzt ist es viel zu spat. 

[36] Klausner. 
Es ist zwar jetzt die letzte Stund. 

[37] Faust. 
Die zwölfte werd ich gehn zugrund. 

[38] Klausner. 
Wenn du nicht willst, gesc hieht es nie. « 

[39] Faust. 
Mach dir ja keine vergebene Muh 1 

[40] Klausner. 
Ich bitte, Faust, geh in dich! 

[41] Faust. 
Ich bitte, geh und lasse mich! 

[42] Klausner. 
Ich bitte, hör mich an ein einziges Wort. 

[43] Faust. 

Auf der Stell jetzt pack dich fort! 

[Ab.] 

144] 

Ich brauche keine Hilfe mehr, Für mich ist keine Gnad. 
Weil sich jetzt mein Sündenmaß schon überfüllet hat. 
Ich mach mich mehr lächerlich mit meiner falschen 

Büß. 

Auf dem Schein die Sund bcreun ist mehr als Judaskuß. 
Bekehren und niederfallen, Fallen [und] Bekehren, 
Das ist nur ein Komödicspiel. Das wird bei mir auf- 

Hierauf [45] Teufel. 
Herr Doktor, verzeih meine Zudringlichkeit! 
Ich muß dich ein wenig stören in deiner Andacht heutl 
Ich komme ungerufen, was sonst nicht ist mein Brauch. 
Ich hätt ein Wort zu reden, wenn's dir gefällig auch. 

[46] Faust. 

Ich habe dich erwartet. Ich weiß, daß diese Nacht 
Der Zielpunkt wird erfüllet, wie wir ausgemacht 
Aber ich muß dir sagen, daß du in der letzten Zeit 
Sicher schlecht gehalten deine Schuldigkeit. 

[47] Teufel 
O Faustus, wo fehlt es dann, 
Daß ich dir nicht recht getan? 

[48] Faust 

Die Freunde mich verlassen. Alles zieht sich zurück. 
Ich habe keine Freude mehr, keinen frohen Augenblick. 
Alles Gut und Geld ist mir gegangen aus. 
Ich fahre aus der Welt arm wie eine Kirchenmaus. 



* Nicht. — » Leicht 



[49] Teufel. 

Zu was brauchst du noch die Freude? Zu was nützt 

dir noch das Geld? 
Zu Bctenlassen, Messesliften ? Lacht ja die ganre Welt 
Und an den Begräbniskosten geht dir ja nichts auf. 
Für diese werd' ich sorgen. Die machen wenig aus. 

[jo] Faust. 
Lieber, sage mir, wie es sich bestellt? 
Wohin wirst du mich denn bringen hier in der andern 

Welt? 

Gibt es noch einen Ort, den man die Holle nennt? 
Gibt es wohl ein Feuer, das dort ewig brennt? 

[51] Teufel. 

Dieses ist unmöglich, das kannst du nicht 1 erfahren. 
Es dauert noch fünf Stunden, dann wirst du es erfahren. 

[52] Faust 

Wie lang muß ich denn leiden ? Wann endet sich die 

l'ein? 

Ich kann gar nicht begreifen, was ewig soll sein? 

[53] TeufeL 
Denk an einen Ring und fahre um und um. 
Nach Millionen Jahren wirst du an kein Ende komm'n. 
Nach Millionen Jahren fängst du wieder an, 
Die Ewigkeit bleibt gleich, keine Minute fehlt daran. 

(54] Faust. 

(Übt es auch einen Himmel und eine Seligkeit, 
Wohin die Frommen kommen? Wie groß ist dort die 

Freud? 

[S5] TeufeL 

Das läßt sich gar nicht sagen, was du von mir begehrt 
Kein Auge hat's gesehen, kein Ohr hat es gehört. 
Vor allen meinen Leiden, da war mir gar nicht bang, 
Wenn ich die Freuden könnt genießen. 

[Lücke von einem Blatt.] 
[58] Faust. 



Gedenkt zuweilen meiner, wo ich etwa bin. 
Werfet mich zur Erde und loset auf den Grund. 
Vielleicht hört ihr mein Brüllen im tiefsten Höllen- 

sclll LID ti» 

[59] Bajatz. 

Merkt auf, ihr Herren, und laßt euch sagen: 
Der Hammer und die Uhr wird bald zwölf Uhr 

schlagen. 

Dann wird der Teufel meinen Herrn vertragen. 
Gott sei Dank, 

Wird wieder eine leere Bank. 

Hilft ihm der Strohhax und sein schwarze Frau. 

Komm nur bald, Zazezuz, und klaub ihn au. 

Pack ihn fest beim Kragen! 

Zwölf Uhr geschlagen. 



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174 Tille, Das katholische Fauststiick, die 



und das Zillerthaler Doktor- Faustus-Spie). 



[60] Teufel. 
Faustus auf und eilends kumm ! 
Jetzt bist du mein Eigentum. 
Ich will dich durch die Lüfte führen. 
Nun kannst du die Holl probieren. 

[Ab.] 

[61J BajaU. 
Sapera, Sapera, Sapera 
Jetzt han ino alleweil die Zähnde klapera. 
Hat mich das Ding so erschreckt. 
Hab mich in der Kuchl in der Hennsteige versteckt 
Ich bin ganz giatla hineingeschlichen. 
Hat mir der Hahn in ein Ohr gebissen. 
Sapera, ist da a Gschmachen, 
Als wenn die Holl tat Hexen bachen 
Und von Weiberpfoten ein Jagrammcr ' machen! 
Ich tu nur dem Doktor die Bücher visitieren. 
Dann tu ich wieder links abmarschieren. 
Rezept, ein Pulver zu machen, 
Daß ein'n die Madli alle anlachen : 
„Nimm Kreidenweiß und Narpenrot, 
Ein Feigenkranz und Zuckerbrot, 
Resolflasch und Viertelglas, 
Und gewiß tut's helfen was." 
„Ein überaus gutes Mittel, 
Die Gelder vom Halse zu schütteln. 
Nimm Dukaten und Guldenstück, — 
Fünfemoten und Zehnerzöpf 
Was du nicht hast, das kannst du stehl'n. 
Dieses wird dann helfen schnell " 
„Eine gute Schmirbe zu bereiten. 
Daß den Weibern die Kittl hin und herläuten. 
Nimm Jungfraunhaut' Brunnlischitx, 
Nasenpech und Fensterschwitz, 
Schmier die Madl bis ans Knie, 
Wenn du ausgehst in der Früh." 
„Eine gute Lausefallen, 
Wovon sterben mehr als die halben. 
Klaub die Läuse fleißig zusamm, 
Brat sie in einer Kupferpfann 
Reib dich mit dieser Aschen 
Und du hast keine, bis wieder neue wachsen." 
Ein kostbares Rezept für Jungfrauen, 
Die halbe Nächte in das Fenster schauen: 
Nimm Urin von einer Gais, 
Käferdaim und Katzenschweiß 
Tu es zusammen und schüttl es toll. 
Und trink alle Nacht einen Löffel voll." 
Ein überaus gute Arzenei, 

Wenn am Montag der Kopf nicht in gutem Gewichte sei. 
Kommt der Kopfweh von einem Rausch, 
So grab ihn in einen Ameishauf, 



Laß ihn dort liegen vierundzwanzig Stund, 
Dann bist du wieder frisch und gesund." 
„Eine gute Salbe zu probieren, 
Wenn der Knecht will tändeln mit der Dirn." 
„Nimm die Dirn und wasch sie rein, 
Schmier sie dann mit Pechöl ein. 
Und wenn der Knecht noch will zu [ihr] hin hucken, 
Dann mußt Du ihm den Stuhl zucken." 
„Ein herrliches Laxier und köstliches Rezept, 
Wenn im Magen eine Mistgabel steckt, 
Nimm drei Hauen und fünf Hände voll Holzschuh- 
nägel. 

Ein Hawcrchachl und ein EisenschlägeL 

Nimm alles zusammen fleißig ein, 

Und es wird bald besser sein." 

„Ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, 

Wenn den Buben die Nacht träumt von einem Kittel 

Und sie die Arme aus dem Bette weisen 

Und hernach die Flöhe beißen. 

Nimm eine alte Jungfrauhaut 

Hühnermüt und Gänsekraut, 

Decke dich damit fleißig zu. 

Und du hast von den Flöhen Ruh." 

Ich werd jetzt doch müssen aufhörn, 

Sonst möcht ös Dcchtärzten lern'n, 

Und die Doktor brotlos wer'n. 

Und das hätten sie decht a nöt gern. 

Lebt a mal wohl derweiln, 

Denn ich muß jetzt an Stotzen eiln. 

Lüd nach (Um Faustusspiel. 



Ich weiß nicht, wie es ist, daß mir gar nichts mehr 

glückt, 

Und daß mich die Nachtkrot bei um und um zwickt. 
Ich hab Geld keins und Mensch keins. Man macht 

.... mein. 

Die Maus in der Falle hat besseres Sein. 

2. 

Komm ich zu mein Diamdl, oft fragt sie mich g'schwind, 
Wie lang es noch zugeht, bis der Brautwerber kimmt. 
Ich war alle Tage gricht, und ich gönnet's ihr gern. 
Aber der Wirt fangt an z' schreien und will sackerisch 

3- 

Zu arbeiten zu faul * und zu betteln viel / toll. 
Und zum Stehlen zu langsam. Sonst tat ich es wohl. 
Jetzt fallt mir was ein, ich hätt's bald vergessen, 
Ich laß mich die Läus und die Käfer fressen. 



1 Eine aus dieser Handschrift abgeleitete Abschrift hat „Kauenjammer". Diagramm» ? Pcntagramma ? 
■ Jungfrauwant. - j Hanf. 




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Chronik. 



Als ersten Band einer Liebhaber- Bibliothek alter 
und seltener Drucke in Faksimile-Nachbildung, heraus- 
gegeben von Richard Zoozmann, veröffentlicht der 
Verlag von Otto Eisner in Berlin die Passion Geiler 
von Kaisersbergs: den dritten Teil der Geilerschen 
Posülle, Straßburg 1522 bei Johannes Schott, mit den 
20 btattgroßen Darstellungen Johannes Wächtlins. 
Zoozmann hat dem Werke eine sehr interessante Ein- 
leitung beigegeben, einen kurzen Überblick Uber das 
Leben und die Schriften dieses eigenartigen Predigers, 
den man wohl als einen Vorlaufer des Abraham a Santa 
Clara bezeichnen kann. Die Postille Geilers wurde von 
Heinrich Wcßmer „mit großer müg, arbeit, vnd höch- 
stem tleyß zusammen gesamlet" und herausgegeben. 
Eine Ausgabe von 1512, wie früher irrtumlich an- 
genommen wurde, existiert nicht. Komplette Exemplare 
des köstlichen Werks sind so selten geworden , daß 
schon aus diesem Grunde ein faksimilierter Neudruck 
der Passion, dieses wahrhaften Kleinods an Illustrierung 
und typographischer Ausstattung, freudig begrüßt wer- 
den muß. Die Faksimilierung ist glänzend gelungen. 
Der Titelseite folgt das lebensvolle Porträt Geilers ; 
die prächtige Holzschnittbordüre des Originaltitels 
ziert die erste Seite der Einleitung. Dem Texte der 
Passion ist die wundervolle Suite der 19 Darstellungen 
Wächtlins beigegeben, denen als zwanzigste noch das 
Auferstehungsbild angefügt ist , das im Original die 
Rückseite des Titels zum vierten Teil schmückt Die 
Identität des Meisters mit den Pilgerstäben (Pilgrim) 
mit dem Zeichner der Passionsholzschnitte hat Hein- 
rich Lödel, der berühmte Göttinger Kupferstecher, 
erwiesen. Die Passionsbilder tragen keinerlei Zeichen 
und stehen denen Schäuffelins am nächsten, doch fin- 
den sich auch Anklänge an Dürers Marienleben in 
ihnen. 

Der Neudruck, den wir wärmstens empfehlen 
möchten, ist in nur 250 numerierten Exemplaren her- 
gestellt und in Ganzleder gebunden. Der Preis (M. 40) 
ist in Anbetracht der würdigen und kostspieligen Wieder- 



Band XlVder „Seltenen Drucke inNachbildungen", 
die bei Rudolf Haupt in Halle a. S. erscheinen, bildet 
der Laurin, Straßburg 1500. Der ausgezeichneten Fak- 
similierung hat Karl Schorbach eine umfangreiche Ein- 
leitung vorangestellt, die auf gründlichster und ge- 
wissenhaftester Untersuchung fußt. Der älteste ge- 
druckte Text des Laurin liegt in der editio prineeps 
des Heldenbuches vor, o. O. u. J., aber sicher in Straß- 
burg ca. 1480 von Joh. Prüß hergestellt; Keller gab ihn 
1867 neu heraus. Es folgten als zweite Ausgabe des 



Heldenbuchcs der Schönspergersche Druck Augsburg 
1491 und als erste Sonderausgabe des Laurin die Straß- 
burg 1500. Außer dieser erschienen noch zwei weitere 
Sonderdrucke (1509 und um 1555)1 von jeder ist nur 
ein einziges Exemplar bekannt, das Nürnberger ist 
noch dazu defekt. Da von den drei Auflagen die ein- 
zelne mindestens 500 Exemplare zahlte, so würden also 
rund 1500 Exemplare des Laurin vernichtet worden 
sein. Allerdings wurde der Laurin in den häutigen 
Ausgaben des Heldenliedes mit abgedruckt, und das 
erklärt wohl auch die Spärlichkeit der Einzeldrucke, 
denen die jüngere alemannische Version zugrunde lag, 
die mutmaßlich zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in 
Elsaß entstand. Die Edidon von 1 500 zeigt schon ver- 
hältnismäßig gut ausgeführte Illustrationen von einheit- 
lichem Stil; gedruckt wurde sie in der Offizin des 
Matthias Hupfuff zu Straßburg. -bl- 



Von den „Probefahrten", den Erstlingsarbeiten aus 
dem Deutschen Seminar in Leipzig, die Professor Köster 
herausgibt, liegen uns drei weitere Bande vor (Leipzig, 
R. Voigtländer). Im sechsten Bande gibt Albert 
Soergtl recht interessante Untersuchungen über die 
.rAhasvtrduhtungm seit Goethe". Die Einleitung be- 
schäftigt sich mit dem Stoffgcschichtlichen, mit dem 
Ahasver in der Sage, in der alten Volkspoesie und in 
der Kunstpoesie bis zu den Fragmenten Goethes und 
Schubarts. Abgesehen von diesen beiden hat das 
XVIII. Jahrhundert wenig für den dichterischen Aus- 
bau der Mythe getan. Modeproblem wird er in den 
dreißiger und vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts, 
tritt auch wieder in der Gegenwart stärker hervor. Der 
Verfasser läßt die Ahasverdichtungen von Schlegel und 
Arnim bis aufMauthnerund Kirchbach Revue passieren, 
um bei der Rückschau zu dem Resultat zu kommen, 
daß sich kein einheitliches Gesamtbild ergeben will. 
Die Bibliographie umfaßt 210 Nummern. Noch nicht 
zur Hand gewesen war dem Verfasser Johann Prosts 
stoffgcschichtliche Untersuchung der Wandlung der 
„Sage vom ewigen Juden in der neueren deutschen 
Literatur" (Leipzig, Georg Wigand), die vor allem die 
verschiedentlichen individuellen Deutungen der Mythe 
berücksichtigt. 

Ein Beitrag zur älteren deutschen Bübnengeschichtc 
nennt sich BandVII der Probefahrten: „Dielnstenierung 
des deutschen Dramas an der Wende des XVI. und 
XVII. Jahrhunderts" von C. Herrn. Kaulfuß ■ Diesch. 
Das Thema hat in so umfassender Weise noch keine 
Bearbeitung gefunden. Vor dem Auftreten der eng- 
lischen Komödianten spielte die Regie im geistlichen 



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176 



und weltlichen Schauspiel Deutschlands nur eine be- 
scheidene Rolle. Erst die Engländer brachten uns die 
Anfänge einer neuen Bühnenkunst: dann und nicht in 
den Stücken, die sie boten, liegt ihre theatergeschicht- 
liche Bedeutung. Zur selben Zeit trat auch der Her' 
zog Heinrich Julius von Braunschweig mit seinen ersten, 
für die Sackevillesche Truppe in Wolfenbüttel gefer- 
tigten Dramen auf. Beiden Bühnen widmet der Ver- 
fasser ausführliche, in den Einzelheiten höchst inter- 
essante Vergleiche, um dann zur Bühne Jakob Ayrers 
überzugehen, die gleichfalls vielerlei von den Englischen 
Komödianten übernahm. — In Band VIII behandelt 
Max Drescher die „Quellen tu Hauffs ,Lichtenstein"': 
zunächst die historischen Grundlagen, die geschicht- 
lichen und sagengeschichtlichen Stoffe und die kultur- 
geschichtlichen Details und dann die literarischen Vor- 
bilder. Dali sich in stofflicher wie motivlicher Hinsicht 
ein Überwiegen Scottschen Einflusses kundgibt, bedarf 
kaum noch näherer Untersuchung; indessen Herr 
Drescher hat den Vorzug, nicht langweilig zu werden, 
und so bietet auch sein fleißiger Exkurs eine erfreu- 
liche Lektüre. — bl— 

Einige neue Veröffentlichungen des Inselverlags in 
Leipzig sind zu verzeichnen. Eduard Mörikts No- 
velle „Mozart auf der Reise nach Prag" hat einen 
wundervollen Neudruck erfahren, für den Walter Tie- 
mann einen höchst reizvollen Doppeltitel und das An- 
fangsinitial gezeichnet hat. Äußerlich ebenso hübsch 
präsentiert sich ein zweites neues Buch des Verlags: 
Francesco Petrarcas Sonette und Kansonen, mit dem 
Porträt des Dichters und einer (nicht signierten) feinen 
und graziösen Titelumrahmung. Die Auswahl und 
Übersetzung stammt von Bettina Jacobson, die dem 
Buche auch eine Anzahl sehr interessanter Erläute- 
rungen beigegeben hat. Die Verdeutschung ist nicht 
überall gleich gelungen; es hat den Anschein, als hätte 
sich die Übersetzerin hie und da allzusehr an den Ur- 
text gehalten, statt frei nachzudichten. Viele der Ge- 
dichte aber verraten eine außergewöhnliche Begabung, 
vor allem ein starkes Formtalent 

Oskar Wildes groteske Novelle „Das Gespenst von 
Cantertrilte" hat mit noch fünf anderen Erzählungen 
des Autors in Franz Blei einen neuen und sehr ge- 
wandten Übersetzer gefunden. Auch in der Ausstattung 
dieses Bandes zeigt sich der echt künstlerische, vor- 
nehm empfindende Geschmack des Inselverlags. Es 
ist in kräftiger und klarer Antiqua auf schwerem 
Bütten gedruckt (von Poeschel & Trepte, Leipzig) und 
mit einer Reihe ganz köstlicher Blustrationen von 
Heinrich Vogeler geschmückt In diesen entzückenden 
Zeichnungen gibt Vogclcr das Beste seines reichen 
Konnens: ein phantasievoller Humor belebt sie und 
eine schalkhafte Grazie; seine spielende Erfindungs- 
gabe, die aus Wunderblumen geheimnisvolle Tiere und 



aus Epheuranken zierliche Karikaturen herauswachsen 
läßt, ist bewundernswert. Auch die Initialen und der 
Titelschmuck stammen von ihm. Alles in allem: ein 
Prachtgeschenk der Bibliophilic, dem wir weiteste Ver- 
breitung wünschen. — m. 



Die Fortsetzung der bei R. Piper & Co. in München 
erscheinenden interessanten Sammlung „Die Frucht- 
schale?' gibt als Erinnerungsgabe an Stifters hundert- 
sten Geburtstag zunächst in Band V „Adalbert Stifter. 
Ein* Selbstcharakteristik des Menschen und Künstlers." 
Paul Joseph Harmuth erweist sich in dieser Auswahl 
als ein vortrefflicher Kenner des liebenswerten Poeten, 
seines feinen ästhetischen Empfindens und zarten 
Stimmungszaubers. Band VI bringt einen Abdruck 
von Wickrams „Goldjaden" in der Erneuerung Bren- 
tanos mit einer kurzen Einleitung von Paul Ernst, die 
auch den interessieren dürfte, der dem Herausgeber 
in seiner Beurteilung des Don Quixote und Gargantua 
nicht zu folgen vermag. Der sich ständig vergrößern- 
den Gemeinde H alt Whitmans »erden die in Band VII 
vereinten, von O. E. Lessing übersetzten Prosaschriften 
des geistreichen Amerikaners Freude machen, zumal 
sie ihn von einer anderen Seite als der rein poetischen 
zeigen, nicht zuletzt als einen ausgezeichneten Kenner 
des Volks, dem er angehört. Band VIII enthält die 
Schriften des merkwürdigen Theosophen Jakob Böhme-. 
die „Morgenröte" und zwei nachgelassene, „Von den drei 
Prinzipien des göttlichen Wesens" und „Vom drei- 
fachen Leben". Die Verschmelzung von Mystik und 
Naturphilosophie, die Böhme charakterisiert, und seine 
grandios phantastische Weltanschauung haben den selt- 
samen Mann in unsern Tagen der Vergessenheit ent- 
rissen. Friedrich Schlegel, Schelling, Hegel, Feuer- 
bach, Fechner, Carricre sind zwar warmherzig für ihn 
eingetreten, aber dem größeren Publikum ist er immer 
fremd gewesen. Die hier von Joseph Grabisch gegebene 
Auswahl wird hoffentlich dazu beitragen, auch die dich- 
terische Seite seines Schaffens mehr als bisher zu fassen 
und zu begreifen. Band IX bringt die Aphorismen und 
Anekdoten eines Meisters des Aphorismus: des von 
Nietzsche hochverehrten und öfters zitierten geistreichen 
Philosophen des Pessimismus Nicolas Chamfort, in 
erster deutscher (und ganz vortrefflicher) Übersetzung 
mit einer Einleitung von Hermann Eßwein. Band X 
endlich, der letzte uns vorliegende, Liebesgedichte aus 
der Griechischen Anthologie. Otto Kiefer hat die Aus- 
wahl getroffen und auch eine Anzahl Übertragungen 
geliefert, denen sich Verdeutschungen älterer Dichter 
anschließen: das Ganze ein köstliches Bukett aus der 
erotischen Poesie der Antike. 

Jeder der hübschen kleinen „Fnichtschalen" Bände 
enthält verschiedene Porträts und meist auch einige 
handschriftliche Faksimilicn. — m. 



cVachdrufk vtrbottn. — Alle Rrchtt ivrbfhaUen. 
Für die Redaktion verantwortlich: Kedor von Zobeltitz in Berlin W. 15. 
Alle Sendungen redaktioneller Natur an detiea Adrette erbeten. 

Gedruckt ron W. Drugulin in Lcipiig für Velhagen * Klaung ia Bielefeld und Leipzig auf Papier der Neuen Papier-Manufaktur 



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ZEITSCHRIFT 

fCr 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilic und verwandte Interessen. 

I lerausgegeben vun I'edor von Zobeltitz. 

10. Jahrgang 1906/1907. Hefts: August 1906. 



Börne-Studien. 



Von 



Professor Dr. Ludwig Geiger in Berlin. 



Börne und Julius Campe. Mit drei ungedruckten Schriftstücken Börnes. 




laß Privatarchive neben den 
>fifentlichen Bibliotheken die 
| reichste Kundgrube literarischen 
Brief- und Nachlaßmaterials 
sind, weill jeder Literarhisto- 
I riker. Niemals ist wohl so fleißig 
als heute nach den Erben und Nachkommen 
verstorbener Autoren geforscht worden, um 
ihrem Nachlasse auf die Spur zu kommen, 
einem Nachlasse, der seit Jahrzehnten, oft seit 
Jahrhunderten in Privatarchiven ein ungestörtes 
Dasein führte. Weit weniger allgemein ist die 
Erkenntnis verbreitet, daß, wie für politische, 
so auch für die Literaturgeschichte die Staats- 
und Stadtarchive köstliches Material bergen. 
Zwar Kunsthistoriker und Forscher auf dem 
Gebiete der Theatergeschichte haben derartige 
Fundgruben untersucht, um über Leben und 
Beschäftigung einzelner Künsder, Anstellung und 
Abschaffung von Schauspielergruppcn völlig un- 
bekannte und, da sie oft urkundlichen Charakter 
tragen, unzweifelhaft wahre Notizen zu erlangen; 
die eigentlichen Literarhistoriker dagegen trauen 
sich noch nicht recht an die Archive heran. 
Und doch könnten sie auch für diese eine 
Quelle ersten Ranges werden. Nicht etwa 
Z. f. B. 1906; 1907. 



nur, wenn man Männern nachgeht, die Staats- 
beamte oder Offiziere gewesen sind, sondern 
besonders, wenn man sich mit Schriftstellern 
beschäftigt, die Beziehungen zu leitenden Kreisen 
unterhielten oder durch Schrift und Wort, 
zuweilen auch durch Taten mit der Polizei und 
mit den Gerichten in Konflikt gerieten. So 
habe ich, um aus meiner eigenen Tätigkeit drei 
Beispiele anzuführen, in dem Königlichen Staats- 
archiv in Berlin außerordenüich wichtiges Mate- 
rial zur Geschichte des jungen Deutschland, 
unter anderem auch eine Autobiographie I Iein- 
rich Laubes entdeckt, aus dem Königlichen 
Hausarchiv in Charlottenburg die Briefe der 
Bettina von Arnim an Friedrich Wilhelm IV. 
nebst einigen Antworten des Königs ans Licht 
gezogen, kosüiche Dokumente ihres Freimuts 
und ihrer rastlosen Energie, und im I Iamburger 
Staatsarchiv ein Stuck der Vorrede zu Heines 
„Franzosischen Zustanden", vermutlich in des 
Dichters eigener Handschrift, gefunden. — 

Aus demselben Archiv, in dem die Akten 
über den Prozeß des Buchhändlers Campe, be- 
treffend Börnes Pariser Briefe verwahrt werden 
— Akten, von denen in unserer zweiten Studie 
die Rede sein soll — , ist es mir nun gelungen, 

»3 



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178 



Geiger, Börne -Studien. 



drei sehr merkwürdige, bisher ungedruckte Stücke 
hervorzuziehen: Börnes Kontrakt mit seinem 
Verleger Campe (1828), einen von dem Schrift- 
steller herrührenden Prospekt über seine Schrif- 
ten (1830) und einen höchst interessanten Brief 
an seinen Verleger (183 1). Diese drei wichtigen 
Stücke mögen hier, von einigen Anmerkungen 
begleitet, folgen. 

Im Jahre 1828 fühlte Börne das Bedürfnis, 
seine in Zeitungen und Zeitschriften verstreuten 
Abhandlungen und Skizzen — nur wenige Ab- 
handlungen: die Denkrede auf Jean Paul und 
die Schrift über die Berliner Jahrbücher waren 
gesondert erschienen — zu sammeln. Cotta war 
dem Plan nicht abgeneigt, bot aber kein sonder- 
lich großes Honorar. In Berlin, wohin Börne 
im Februar gegangen war, fand er keinen 
passenden Verleger und hätte selbst, wenn er 
einen solchen gefunden, wegen der Zensur- 
schwierigkeiten auf ihn verzichten müssen. Daher 
dachte Börne schon damals an Campe, den 
Verleger Heines, unterließ aber die Reise nach 
Hamburg, teils des schlechten Wetters halber, 
teils weU er nicht so lange von seiner Frank- 
furter Freundin Jeanette Wohl getrennt bleiben 
wollte. Nachdem er aber mehrere Monate mit 
ihr am Rhein geweilt und den Plan einer ehe- 
lichen Verbindung mit ihr, der ihm damals sehr 
ernst vorschwebte, nicht hatte ausführen können, 
ging er nach Hamburg und schloß das be- 
absichtigte Geschäft ab. Von dem Kontrakt 
wußte man bisher nur im allgemeinen. Man 
kannte die ausbedungene Summe, die Anzahl 
der Bände; auch war aus den Briefen Börnes 
an Frau Jeanette Wohl (Nachgelassene Schriften, 
Mannheim 1847, Band III) bekannt, daß Börne 
ursprünglich 5000 Taler gefordert, sich aber 
schließlich mit Campes Angebot von 4000 be- 
gnügt hatte und sogar meinte, ein recht gutes 
Geschäft gemacht zu haben. 

Der Kontrakt, der, wenn auch nicht voll- 
ständig von Börne geschrieben, doch mit seiner 
Beihilfe und Mitwirkung entstanden sein muß, 
lautet: 

Verlagskontrakt 
über Börnes gesammelte Schriften. 
Aus ca. 80 Bogen in 12 ä 24 Seiten bestehend. 
S L 

Der unterzeichnete Verfasser überläßt an den mit- 
unterzeichneten Verleger das Verlagsrecht an seinen 



gesammelten Schriften auf fünf nacheinander folgende 
Jahre von dem Tage der Einhändigung oder Absen- 
dung des lernen Teils des Druckmaterials an gerechnet, 
dergestalt und also, daß der Verleger innerhalb dieses 
Zeitraums diese gesammelten Schriften ein und meh- 
rere Mal in beliebigen typographischen Formen vor- 
behaltlich der in den SS 3. S und 7 enthaltenen Be- 
stimmungen drucken zu lassen und in den Buchhandel 
zu bringen berechtiget, der Verfasser aber verpflichtet 
ist, innerhalb ebendieser Frist jeder anderweitigen 
Herausgabe der gedachten Sammlung, sei es in un- 
veränderterGesultunterdemPrätexteinerVcrbesserung 
oder Vermehrung bei Strafe des Verlustes und resp. 
der Zurückzahlung des nachstehend besümmten Ho- 
norars sich zu enthalten. Erst nach Ablauf der fünf 
Jahre tritt derselbe diesfalls wiederum in das ursprüng- 
liche Autorrecht, über diese gesammelten Schriften zu 
merkanülischen Zwecken frei dispon ieren zu können, 
alsdann aber auch ohne alle Rücksicht auf die Frage, 
ob die vom Verleger während der fünf Jahre veran- 
stalteten Abdrücke verkauft sind oder nicht 

S 2. 

Für dieses fünfjährige uneingeschränkte Verlags- 
recht verpflichtet sich der Verleger für sich und seine 
Erben, an den Verfasser ein Honorar von viertausend 
Talem preußisch Kurant in folgendem Maße zu 
zahlen ; 

a) am 15. Dezember 1828 500 Taler 

b) nach Ablieferung des Dmckmaterials 

zu den ersten 4 Teilen 500 „ 

c) nach Erscheinung dieser 4 Teile 1000 ,, 

d) nach Erscheinung des letzten Teiles 1000 „ 

e) und endlich ein Jahr nach der Er- 

scheinung den Rest mit 4 Pro- 
zent Zinsen, also 1040 ., 

4040 Taler. 

Der Bestimmung des Verfassers bleibt es allein 
vorbehalten, 

1) dem Werke jeden ihm gut dünkenden Titel zu 
geben, sowohl was den allgemeinen Titel des gesamten 
Werkes als den besonderen betrifft, der etwa den ein- 
zelnen Teilen zu geben wäre; 

2) die Sammlung beibehaltend die versprochene 
Bogenzahl in so viele Bände, als ihm zweckmäßig 
scheint, einzuteilen. 

Der Verleger verpflichtet sich , die von ihm be- 
kannt zu machende Buchhändleranzeige des Werkes 
der Prüfung und Genehmigung des Verfassers zu 
überlassen, jedoch mit Ausnahme des Merkantilischen 
derselben, welche dem Gutdünken des Verlegers frei 
bleibt. 

$5 

Der Verfasser ist berechügt, bei jeder neuen Auf- 
lage der Sammlung jede ihm gut dünkende Ver- 
änderung damit vorzunehmen, sei es durch Verbesserung, 
Hinzufügung von neuem oder Auslassung von altem; 
letzteres jedoch ohne die Ausdehnung des Werkes 
schmälern zu dürfen. 



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Geiger, Körne -Studien. 



S6. 

In bezug auf Vorstehendes verpflichtet sich der 
Verleger, dem Verfasser von jeder beabsichtigten 
neuen Auflage vor Beginn des Druckes die Anzeige 
zu machen. 

Dem Verleger steht es frei, die verschiedenen 
Teile der Sammlung auch einzeln zu verkaufen, jedoch 
nur unter solchen Titeln, die ihnen der Verfasser in 
der Sammlung gegeben hat oder zu diesem Zwecke 
neu geben wird. 

S8. 

Der Verfasser erhalt von der ersten Auflage 24 
Frei- Exemplare und (von) jeder folgenden 6 Exemplare. 

Der Verfasser verspricht bis spätestens I. Januar 
1829 mit Ablieferung des Druckmatcrials den Anfang 
zu machen und die erste Hälfte des Werkes längstens 
in 6 Monaten zu liefern. 

Die zweite Hälfte des Werkes druckfertig spätestens 
bis zum 1. Januar 1830 dem Verleger abzuliefern. 

S 11. 

Bei einer erforderlichen neuen Auflage in bezug 
auf die vorbchaltenc vom Verleger dem Verfasser 
davon zu machenden Anzeige ist der Verfasser ver- 
pflichtet, innerhalb 3 Monaten die Veränderungen dem 
Verleger zu liefern oder den unveränderten Wieder- 
abdruck der vorhergehenden Auflage zu genehmigen. 

S 12. 

Dieser Vertrag ist dato unwiderruflich ab- 
geschlossen, jeder dagegen zu erhebenden Ausflucht 
wird von beiden Seiten entsagt und überdies ausdrück- 
lich festgesetzt, daß derjenige, welcher ihn geflissentlich 
in irgend einem Punkte verletzen würde, zwar den 
verlernen Teil dadurch von allen kontraktlichen Ver- 
pflichtungen befreit, seinerseits aber nach wie vor an 
den Vertrag streng gebunden bleibt 

Hamburg, den 18. Oktober 1828. 

gez. Julius Campe gez. Dr. L. Börne. 

i/Finna Hoffmann & Campe. 

Die sieben ersten Bände dieser Ausgabe, 
enthaltend dramaturgische Blätter, vermischte 
Aufsätze, Schilderungen aus Paris aus den 
Jahren 1 82 1 /22, Fragmente, Aphorismen, Kritiken, 
erschienen in rascher Folge 1829/30. Nur bei 
dem achten Bande haperte es. Infolgedessen 
zeigte sich das Publikum wohl etwas un- 
geduldig. Auch die Subskribenten, die in der 
ersten Zeit sehr zahlreich gewesen, kamen nicht 
mehr in gewünschter Menge; Campe suchte 
daher nach Art rühriger Verleger, die gewon- 



179 



nenen Subskribenten zu beruhigen und neue 
heranzuziehen. Das tat er durch folgenden 
Prospekt: 

Gesammelte Schriften von Ludwig Borne. 
Acht Teile. 
.Subskriptionspreis 5 Taler. 

Ladenpreis unmittelbar nach der bevorstehenden Er- 
scheinung des achten und letzten Teils 8 Taler. 
Wer sich bisher gefreut hat, auch nur einige Feder- 
striche, einige zerstreute Aufsätze und Blätter von einem 
so ausgezeichneten und seltnen Kopf wie Börne ge- 
lesen zu haben, wer dit-se als einen geheimen Schatz 
betrachtet und aufbewahrt hat, also jeder, der von 
Borne nur etwas gelesen, hat sicher gewünscht, allts 
von ihm zu besitzen und w ird sich nun, da die gesamte 
schriftstellerische Tätigkeit dieses Mannes in den Buch 
handel gekommen ist, recht herzlich Glück wünschen. 

Nicht für diese, sondern mit Rücksicht auf das 
größere Publikum erlauben wir uns folgende Bemer- 
kungen, die wir nur als flüchtige und unbestimmte Um- 
risse eines so schwer zu bezeichnenden Charakters und 
des Inhalts seiner Schriften aufzunehmen bitten. 

Börne eignet sich ganz zum Sprecher des Tages; 
er legt sich selbst nur das eine wahrhaft eigentümliche 
und angeborene Talent zu, alles, was der Morgen 
bringt, der Tag bescheint und was die Nacht in ihren 
Schleier verhüllt, eindringlich und anregend zu be- 
sprechen. Es gibt keine Saite des Lebens, die er nicht 
anschlägt. Manche Themata, besonders aus der Li- 
teratur, dienen ihm nur wie demKanzcIrcdner ein paar 
unbedeutende Worte als Unterlage und Text, um wich- 
tige und anziehende Betrachtungen daran anzuknüpfen; 
um aufzusteigen und zu unterhalten bedient er sich oft 
nur der untersten Sprosse einer fremden Gedankenleiter 
und baut sich selbst die übrigen. Überall will er etwas 
mehr als sprechen und widersprechen; er hat etwas 
auszusprechen, er hat — ein seltner Fall unter unsern 
Schriftstellern, wenn auch nicht ein seltnes Wort — 
eine Ubtnsansichl und daher begleiten ihn, wohin er 
sich wendet, gewiße leitende und leuchtende Ideen 
seines Geistes, seines Herzens, seines Charakters. Er 
ist witzig, ja springend witzig und lebendig, aber er 
wirft nicht, wie die meisten Schöngeister unserer Zeit, 
und zwar wenn's hoch kommt und im besten Fall mit 
witzigem Spreu umher. Davor schützt ihn das eine, 
daß er weiß, was er will, daß er ein Herz hat, ein Ge- 
wissen, das gleichsam in seinen Worten ruhig atmet. 
Keine Schule geniert ihn, kein System beengt ihn, 
kein Flitterschein besticht ihn ; er führt den Leser mitten 
durch die allgemeine Verwirrung der Urteile über 
Leben und Kunst auf einen natürlichen, einfachen und 
sichern Weg und erheitert ihn zugleich durch seine 
eigene Heiterkeit, seinen Humor, seine Witze, Bilder 
und schlagende Worte, durch das Feuer, womit er 
spricht Börnes Schriften werden unstreitig dazu bei- 
tragen, den Geschmack in der Kunst zu lautem, aber 
sie werden ebenso sehr guten Geschmack am Lebtn, 
den Geschmack an staatsbürgerlicherTätigkeit wecken, 
beleben und anfeuern. Nach Börne ist das Leben 



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I SO Geiger, 



die echte Kunsthippokrcnc, nach ihm muß ein Volk 
seinen Kornan, sein Drama erst in eigener Person un- 
ter freiem Himmel, auf dem Markte dichten, spielen 
und aufführen und erst hinterher Romane aufs Papier 
und Dramen auf die Bretter bringen als den poetischen 
Widerschein des Lebens und ein Bild der Welt im 
Kleinen. Sein Symbolnm ist das Gocthcsche: „Worte 
sind gut, aber nicht das Beste. Der Geist, aus dem 
gehandelt wird, ist das Höchste." Übrigens ist sowohl 
die Sprache, die Borne schreibt, als die Sprache, die 
er fuhrt, sein Stil und sein Freimut in der deutschen 
Literatur selten. 

Man wird der Verlagshandlung das Zeugnis geben, 
daß sie für eine würdige Ausstattung Sorge getragen hat. 

Die Erscheinung des achten Teils war durch eine 
langwierige Krankheit der Verfassers verzögert. Die 
Verlagshandlung glaubt diese Mitteilung den zahl- 
reichen Subskribenten schuldig zu sein und findet sich 
zu der Bemerkung veranlaßt, daß der ursprüngliche 
Subskriptionspreis bis zu der nahe bevorstehenden 
Erscheinung des achten und letzten Bandes unverän- 
dert der nämliche bleibt, nachmals jedoch der Laden- 
preis eintritt. 

Hamburg, Oktober 1830. 

Hofmann» & Campe. 

Daß dieser Prospekt in seinen wesentlichen 
Teilen nicht ans Julius Campes oder eines seiner 
Angestellten Feder geflossen ist, bedarf keines 
Beweises. Aus dem oben mitgeteilten Kontrakte 
geht hervor, dali derartige Puchhandleranzeigen 
nicht veroffendicht werden durften, ohne dem 
Autor der Schriften vorgelegt zu werden; in 
einer gelegentlichen Äußerung des spiiter zu 
erzahlenden Prozesses bekennt Campe, daß 
diese Darlegung von Ponte ist; aus diesem 
Grunde blieb auch das gedruckte Platt bei den 
Akten, bei denen es sonst nichts zu tun hatte. 
Selbstverständlich rührt das rein Geschäftliche 
also die Aufschrift und die Unterschrift, rühren 
auch die merkantilen Pestimmungen am Schlüsse 
nicht von Pöme her, und abzusprechen sind 
ihm gewiß der erste Abschnitt vor dem Satze 
„Ponte eignet sich ganz zum Sprecher des 
Tages" sowie die Schlußsätze nach dem Zitat 
des Goetheschen Satzes. Dagegen möchte ich 
die vollständige Charakteristik Pontes als Schrift- 
steller in der Tat als Pontes Eigentum an- 
sprechen. In diesen sehr hübschen Auseinander- 
setzungen könnte man vielleicht manches 
Fremde entdecken, aber es sind Wendungen 
darin, die nicht nur von Ponte sein können, 
sondern sogar von ihm sein mitssen, und so 
darf man wohl das ganze Stuck als ein Ineditum 
Pontes bezeichnen. 



-Stödten. 



Diesen Versprechungen, wie sie angezeigt 
waren, folgte nicht so bald die Erfüllung. Ponte 
war zu Anfang September 1830 in Paris an- 
gekommen und stand ganz unter dem Eindrucke 
der franzosischen Ereignisse nach der Revo- 
lution. Seiner Gewohnheit treu, teilte er der 
schon genannten Frankfurter Freundin seine 
Eindrücke, Peobachtungett, Remerkungen über 
Politik, Literatur und Kunst mit. Diese Pariser 
Priefe bot er nun dem Verleger in der folgen- 
den sehr merkwürdigen Epistel an, zunächst als 
den verheißenen achten Pand der Werke. Der 
Brief ist außerordentlich wichtig, nicht nur für 
die Art des Verkehrs zwischen Schriftsteller 
und Verleger, sondern auch für die ganze 
Entstehungsgeschichte der Pariser Priefe. Er 
lautet: 

raris, den 17. Januar 1831. 

Werter Freund ! 

Ich schmeichle mir, es wird Ihnen angenehm sein, 
wieder etwas von mir zu hören. In meinem Schreiben 
vom 22. September versprach ich Ihnen, bis zum Fe- 
bruar Ihnen das noch Fehlende von meinen Schriften 
zu liefern; der Februar naht heran, aber meine Arbeit 
ist nicht fertig. Fragen Sie mich, warum, ob ich krank 
war oder trage oder mich zu viel zerstreuen ließ, ant- 
worte ich: nein. Ich war gesund , sowie auf meinem 
Zimmer so auch im stillen Deutschland und träge war 
ich auch nicht, aber die Zeit war zu geschäftig, ich 
konnte ihr nicht nachkommen. Sie selbst in Ihrem 
letzten Briefe bemerkten, Sie hofften, diese unsere ge- 
waltige Zeit wurde mich aufregen und mir Stoff zum 
Schreiben genug geben. Ja, wohl hat sie das getan, 
aber ich bin nicht wie die andern. Das alles war mir 
nicht bloß Lebensmittel für den Geist, es war mir bald 
Nahrung, bald Geist für das Herz, der Kopf versagte 
meinem Herzen und die Hände versagten meinem 
Kopfe. 

Ich konnte mich nicht sammeln in dieser großen 
Bewegung, und so ist Nichts geworden aus allen meinen 
Plänen. Aber ich vergaß keinen Tag, was ich Ihnen 
schuldig war und was Sic von mir erwarten, und das 
macht mich recht betrübt. 

Da klage ich kürzlich einem Freunde in Deutsch- 
land, mit dem ich in ununterbrochenem Briefwechsel 
stehe und vor dem ich gewohnt bin, mein ganzes Herz 
zu öffnen (ich will es Ihnen nur gestehen, der Freund 
ist eine Freundin) meine Not, und da antwortet mir 
dieser Freund, wie ich um Gotteswillen in Verlegenheit 
sein könnte, ich brauche ja bloß die Briefe drucken zu 
lassen, die ich ihm von Paris geschrieben und die, wie 
alles, was nicht für den Druck bestimmt ist, am meisten 
verdiene, gedruckt zu werden. Da fiel alle Heuchelei, 
alle Verstellung und Zurückhaltung weg, denen sich 
selbst der aufrichtigste und kühnste Schriftsteller nicht 
enthalten kann, sobald er an das Publikum denkt. 



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Geiger, Börne- Studien. 



l8l 



Wie ein Trost vom Himmel kam mir dieser Rat. 
Und ich werde ihn befolgen. Ich werde.« im Weg (so 
steht im Manuskript, jedenfalls verlesen für Feb. = 
Februar; nach DeiitM bland zurückreisen, um (so in der 
Kopie , vielleicht verlesen statt „mir". Wer die 
Börnesche Briefhandschrift kennt, weiß , dal'i sie so 
klein und infolge der Kleinheit so undeutlich ist, daß 
selbst dem geübten Handschriftenkenncr Verlesungen 
sehr leicht möglich sind) dort die fraglichen Briefe zu- 
stellen lassen und brauche sie dann nur abzuschreiben. 
Das ist eine Sache von wenigen Wochen. 

Diese eine Not wäre ich jetzt los, aber ich habe noch 
eine andere. Ich brauche 
Geld. Sie sind mir noch 
1400 Taler schuldig. 400 
Taler, soviel ich mich 
erinnere, haben Sie mir 
für diesen Winter zu- 
gesagt. Wann die an- 
deren tausend Taler fallig 
sind, weit ich in diesem 
Augenblicke nicht be- 
stimmt, denn ich habe 
unsern Vertrag in Frank- 
furt. Aber Sie würden 
mich ganz glücklich ma- 
chen, w enn Sie mir diese 
1400 Taler gleich und 
auf einmal gaben. Wenn 
ich sage glücklich, so 
dürfen Sie mir glauben, 
das Geld ist nicht für mei- 
nen eigenen Gebrauch. 
Der Besitz des Geldes hat 
mich nie glücklich ge- 
macht unddessenMangcl 
konnte mich nie unglück- 
lich machen. Es ist für 
einen andern. Dürfte ich 
Ihnen die Verwendung 
sagen, ich traue Ihnen zu, 
Sie würden das Geld aus 
Ihrer ewigen (so in der 
Kopie, vermutlich stand 
im Original ..eigenen") 
Kasse hergeben. Erfüllen 

Sic diesen Wunsch, es fände sich sobald keine andere 
Gelegenheit, mich so zu verbinden als hierdurch. 

Da aber, sobald es sich von Geschäften handelt, 
unter Freunden sich alles ausgleichen muH , so muß 
ich Ihnen bemerken, daß Sie für die Aufopferung, die 
Sie machen, wenn Sie mir die 1400 Taler bezahlen, 
che die Schuld fallig ist, in den Manuskripten, die ich 
Ihnen überlasse, Entschädigung finden werden. Wir 
sind dem Publikum eigentlich nur noch 7 Bogen 
schuldig, die fraglichen Briefe aber, die bis heute 44 
betragen, und bis zu meiner Abreise von Paris auf 60 
steigen werden, betragen wohl 20—15 Druckbogen, 
ich will Ihnen, wenn Sie mir die verlangte Summe 
gleich schicken, das alles ohne weiteres Honorar über- 
lassen. Außer dem größeren Werte, den dadurch die 



Ludwig II öroc 
Nach Muni/ Oppenheim! Gemälde. 



Sammlung erhält, können Sic auch den letzten Teil 
besonders verkaufen; denn Briefe aus Paris, in diesen 
Zeiten geschrieben, würden gewiß anziehen. 

Aber ich wiederhole es, daß (gewiß stand im Ori- 
ginal: da) dieses Geld nicht zur Deckung laufender 
Bedürfnisse, sondern zu einer besonderen Bestimmung 
verwendet werden soll, so kann mir nur die ganze 
Summe auf einmal, nicht etwa ein Teil davon dienen. 
Wenn Sic (ein zweites: sie, das in der Kopie ausge- 
lassen ist, muß jedenfalls ergänzt werden) mir gewähren, 
schicken Sie mir einen Wechsel auf ein g utcs Pariser 
Haus, der ja in Hamburg überall zu haben ist. Die 

Kosten dcsWechsels wol- 
len Sie mir berechnen. 

Ich grüße Sie aufs 

freundlichste. 

Böme. 
Kue de Provence No. 34. 

Wofür Borne die 
Summe brauchte, ist 
weder aus seiner Bio- 
graphie noch aus 
den bisher bekannten 
Briefen zu entnehmen. 
Freilich ist in den nach- 
gelassenen Schriften, 
in denen die Briefe 
stehen, der Januar 
und der Februar 
1 83 1 sehr dürftig ver- 
treten. Dali Campe 
dem Wunsche seines 
Autors nachkam, geht 
aus den im zweiten 

Artikel benutzten 
Prozeßakten hervor. 
Campe ahnte, ob- 
gleich er das Manu- 
skript, das er schnell 
zum Druck brachte, 
nicht kannte, seine Bedeutung und ließ es daher 
nicht als Rest einer bereits durch Subskription 
gedeckten Ausgabe, das heißt nicht als achten 
Band der Werke, sondern als Fortsetzung, als 
neunten und zehnten erscheinen, vielleicht in 
der Hoffnung, damit eine neue Serie zu beginnen. 

n 

Börnes Pariser Briefe und die Hamburger 
Zensur. 

Die Briefe aus Paris erlangten schnell große 
Verbreitung. Sie erregten bei den Freihcits- 



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182 



Geiger, Btfrnc - Studien. 



freunden starke Begeisterung, bei den Männern 
des Rückschritts furchtbares Entsetzen. Zensur- 
schwierigkeiten und Verfolgungen, unter denen 
das Werk zu leiden hatte, waren bisher wenig 
bekannt; ich habe in meinem Buche „Das junge 
Deutschland und die preußische Zensur" Seite 
25 fr. darauf hingewiesen, daß Börnes Pariser 
Briefe erst 1833 in Preußen verboten wurden, 
daß sich aber darüber und über Börne überhaupt 
in den Akten des Berliner Archivs so gut wie 
nichts vorfindet Heute indeß kann ich nach 
den Akten des Hamburger Staatsarchivs die 
Schicksale des Buches in Hamburg und den 
Prozeß erzählen, der dort gegen den Verleger 
Wilhelm Julius Campe angestrengt wurde. 

Von diesem wußte man bisher nur das Wenige, 
was Börne selbst im dritten und vierten Bande 
der Briefe aus Paris und in den Briefen an 
Frau Wohl (Nachgelassene Schriften Bd. V) 
berichtet. (Gelegentlich mag bemerkt werden, 
daß Börne, der seine Freiexemplare noch am 
5. März 1832 nicht erhalten hatte, wegen dieser 
Nachlässigkeit und aus vielen anderen Gründen 
mit Campe sehr unzufrieden war, daß er dessen 
Klage, er habe starke Verluste erlitten, für 
Lüge erklärte, und andeutete, daß Campe heim- 
lich eine zweite Auflage der Pariser Briefe in 
Sachsen veranstaltet hätte.) 

Bevor nun die eigentliche Prozeßgeschichte 
erzählt wird, möge eine andere, sehr wichtige 
Notiz hier folgen. 

In einem gleichfalls bei den Hamburger 
Akten befindlichen Privatbriefe Campes an den 
Senator Dämmert, der sich auf eine frühere 
Prozeßangelegenheit bezieht (15. März 1831), 
kommt die Stelle vor: „Einer der geistreichsten 
Publizisten Dr. Ludwig Börne hat mich noch 
vor kurzem von Paris aus aufgefordert, eine 
politische Zeitung in einem konstitutionellen 
Staate an einem Orte wie Straßburg oder der 
Schweiz durch ihn herausgeben zu lassen." 

Dieser Brief Börnes war bisher nicht be- 
kannt. In den an Frau Wohl gerichteten Brie- 
fen wird der Journalplan erwähnt, aber erst am 
8. Oktober 1831. Es war damals an ein Jour- 
nal in Heften zu sechs Bogen gedacht, von 
denen Börne drei selbst schreiben zu können 



meinte. Er glaubte, er könne drei Hefte im 
Winter erscheinen lassen, aber da Campe sich 
sehr bald zurückzog, erschien ihm das Risiko, 
das Journal auf eigene Kosten drucken zu 
lassen, zu groß, und von der Geneigtheit der 
Deutschen, die Hefte zu kaufen, dachte er ge- 
ring. 

Und nun folge die eigenüichc Prozeß- 
geschichte. 

Am 5. November 1831 wurde dem Buch- 
händler Julius Campe bei Strafe von hundert 
Talern für jeden Kontravcntionsfall verboten, 
Börnes Briefe aus Paris zu verkaufen, und dieses 
Verbot ihm und den übrigen neun Hamburger 
Sortimentern mitgeteilt. Es erfolgte, „weil das 
Buch die gröbsten Schmähungen gegen den 
Bundestag und die Fürsten und Regierungen 
des deutschen Bundes enthält und zum Aufruhr 
reizt". Am 8. November wurden auf Befehl des 
Polizeiherrn, des Senators Dr. Dämmert, die vor- 
rätigen Exemplare und zwar zwei des ersten und 
fünf des zweiten Bandes bei Campe konfisziert; 
bei den übrigen Buchhändlern fand sich kein 
einziges, auch nach einem Berichte vom 1 1. No- 
vember hatte sich bis dahin trotz eifrigen 
Suchens kein Exemplar aufspüren lassen. Cam- 
pes erstes Verhör fand am 10. November statt; 
er erklärte: „Das Werk hat die hiesige Zensur 
nicht passiert Das ist auch nicht erforderlich 
gewesen, da es mehr als die für die Zensur nö- 
tige Bogenzahl enthält Gedruckt ist es nicht 
hier in Hamburg, sondern in Nürnberg in Bayern 
in der Druckerei meines Bruders, des dort an- 
sässigen Magistrats Dr. Friedrich Campe, unter 
den dortigen gesetzlichen Vorschriften." Auf 
den Vorhalt ob er kein Bedenken gehabt hätte, 
die Schrift zu verlegen, meinte er, er habe mit 
Börne einen Kontrakt laut dessen er verpflichtet 1 
sei, zehn Bände seiner Schriften zu bringen; 
sieben seien bereits erschienen, diese zwei ge- 
hörten also zu denen, die er noch hätte geben 
müssen; übrigens seien diese Bände auswärts 
schon früher ausgegeben worden als in Ham- 
burg und nirgends habe ein Polizeigesetz ein- 
schreitend stattgefunden. 

Am 12. November legte Campe den früher 
mitgeteilten Kontrakt und den gleichfalls bereits 



• Diese Behauptung entspricht nicht ganz den Tatsachen. Der Kontrakt lautet nur auf acht Bände; statt des 
achten noch nicht erschienenen Bandes hatte Börne die „Pariser Briefe" angeboten; sie waren dann, wie oben erwähnt, 
als neunter und rehnter Band der Schriften veröffentlicht worden. Ob über diese ein besonderer Vertrag geschlossen 
wurde, ist nicht 



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Geiger, Börne -Studien. 



'83 



veröffentlichten Brief Börnes vor, um zu zeigen, 
daß er den Schriftsteller völlig ausgezahlt habe 
und daß ihm der größte merkantilischc Schaden 
entstünde, wenn ihm bei dem Debit des 
Werkes Hindernisse in den Weg gelegt würden. 
Er habe das Buch vor dem Druck nicht ge- 
lesen; das Manuskript sei direkt vom Verfasser 
in die Druckerei geschickt und die Korrektur 
dort besorgt worden; von der aus 20O0 Exem- 
plaren bestehenden Auflage habe er 250 nach 
Hamburg kommen lassen, die bis auf die kon- 
fiszierten alle verkauft seien; die Druckerei habe 
nach einem von ihm gesendeten Verzeichnis 
die übrigen Buchhandlungen versorgt; dies 
habe geschehen müssen, weil es sich nur um 
die Fortsetzung eines schon vom Publikum be- 
zahlten Ueferungswerkes handele. Was den 
Inhalt betreffe, so erklärte der Verleger: „Ich 
bin der Meinung, daß ich ihn in keiner Weise 
zu vertreten habe, der Autor ist bekannt, sein 
Name hat einen guten Klang in Deutschland, 
er ist ein wohlhabender Mann, ich denke, er 
hat den Inhalt zu vertreten." Auf die groben 
Schmähungen des Inhalts aufmerksam gemacht, 
erwiderte er: selbst wenn er sie vorher gekannt, 
hätte er keinen Anstoß daran zu nehmen 
brauchen, da die früheren Teile des Werkes 
manche ähnlichen Stellen enthielten, die keinen 
Anstoß gegeben hätten. „Sodann bemerke ich 
und bitte es zu Protokoll zu nehmen: Ich habe — 
es war bei Gelegenheit des Holsteinschen Pro- 
visoriums der Stände — Herrn Senator Dämmert 
als Polizeiherrn auf das höchst Unangenehme 
meiner Lage in meinem Verhältnisse zu den 
Schriftstellern aufmerksam gemacht, daß ich 
nämlich bei bestehenden kontraktlichen Verhält- 
nissen manches zu drucken nicht vermeiden 
könnte, was ich sonst wohl nicht gedruckt hätte. 
Ich habe mich erboten, allen und jeden Wün- 
schen, die die hiesige Regierung hätte, um in dieser 
Hinsicht Unannehmlichkeiten zu vermeiden, 
entgegenzukommen, mich eventualiter mit einem 
auswärtigen Hause zu assoeiieren, damit hier 
in meinem Vaterlande nichts herauskäme, was 
irgend Anstoß finden könnte. Auf dieses mein 
Erbieten sehe ich noch der Antwort entgegen." 

Am 17. November war Campe aufs neue 
geladen. Er deponierte, daß er keinen Associc" 
habe, er habe die Handlung von seinem Bruder 
gekauft, der frühere Kompagnon Hoffmann sei 
tot Auf eine zweite Frage, ob er sich der außer- 



gerichtlichen Entscheidung des Senats unter- 
werfen wolle oder die Verfügung eines fiskali- 
schen Prozesses vorziehe, verlangte er Bedenkzeit 
um sich mit seinem Advokaten Dr. Pohls zu 
beraten. 

Erst am 2. Dezember gab er die Antwort, 
es sei ihm durch Konfiskation und Hemmung 
des Vertriebs genug geschehen, er könne sich 
daher auf die gestellte Frage gar nicht erklären. 
Daraufhin beschloß der Senat am 5. Dezember, 
das gerichtliche Verfahren gegen Campe ein- 
zuleiten. Bei aller Selbständigkeit der Hambur- 
gischen Staatsbehörden und aller Eifersucht, die 
Autonomie gerade den großen deutschen 
Staaten gegenüber zu wahren, ist es doch 
leicht möglich, daß durch den österreichischen 
Gesandten in der Handelsstadt ein kleiner Druck 
auf die Behörde ausgeübt worden ist Dieser 
Gesandte, Graf von Binder-Kriegelstein, sandte 
am 13. November an den Syndikus von Sienen 
ein kurzes Schreiben, worin er seine Freude 
ausdrückte, daß der Verkauf der „Briefe aus 
Paris" inhibiert sei und bemerkte: „Sollte Euer 
Hochwohlgeboren etwas Sicheres über den 
gegenwärtigen Aufenthalt Börnes bekannt sein, 
so ersuche ich dieselben, es mir gefälligst an- 
zeigen zu wollen". Am 15. dankte er dem Syn- 
dikus für seinen Besuch, bat darum, ihn über 
die weiteren Schritte in Kenntnis zu setzen und 
fuhr fort: „Da genannte Buchhändler der Schand- 
schrift des L. Börne ihren Namen vorgedruckt 
haben, so werden sie dadurch aller daraus ent- 
springenden Folgen teilhaftig und verdienen in 
jeder Hinsicht, da sie bereits so oft die in 
Deutschland bestehenden Preßgesetze übertreten 
und auch die hiesige Obrigkeit gegen auswär- 
tige Regierungen kompromittiert haben, eine 
exemplarische Strafe. Indem übrigens in vor- 
liegender Schmähschrift nicht allein durch das 
Rufen der deutschen Völker zum Aufstande 
gegen ihre rechtmäßigen Fürsten und Regenten 
ein schweres Verbrechen gegen den deutschen 
Bund, sondern auch überdies der kaiserlich 
österreichische I Iof insbesondere auf eine freche 
Weise angegriffen wird, so ist es meine uner- 
läßliche Pflicht als Gesandter des allerhöchsten 
Hofes, auf vollständige Genugtuung zu dringen 
und müssen daher die erwähnten Buchhändler, 
da sie mit dem schändlichsten Libellisten 
L. Börne gemeinschaftliche Sache gemacht 
haben, zur längst verdienten Strafe gezogen 



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184 



('.rißer, Börne -Studien. 



werden. Denn es ist die höchste Zeit, daß in 
den deutschen Hundesstaaten diesem Unwesen 
der Presse endlich Einhalt getan werde, wenn 
nicht alle Regierungen und mit ihnen alle ge- 
setzliche Ordnung untergehen soll. Der Senat 
dieser freien Stadt hat daher bei diesem Vor- 
fall ein lobenswürdiges Verfahren und zwar aus 
eigenem Antrieb beobachtet, welches ich auch 
beim allerhöchsten kaiserlichen I lofe vollkommen 
anzuerkennen mich beeilt habe und ist demnach 
um so mehr die begründete Hoffnung vorhan- 
den, daß jenes (zu ergänzen: Verfahren) gegen 
die Buddländler Hoffmann und Campe von der 
Art sein wird, um von dem kaiserlichen Hofe 
als eine hinlängliche Genugtuung angesehen 
werden zu können." 

Diese eigenhändig ausgestellte Zensur, die 
stilistisch nicht ganz einwandsfrei ist, liest sich 
zugleich wie eine versteckte Drohung. Der vor- 
nehme Herr, der sich augenblicklich mit dem 
Hamburger Senate so zufrieden zeigte und eine 
Belobigung seitens des österreichischen Hofes 
in Aussicht stellte, wird durch den Verlauf des 
gerichüichen Verfahren wohl seine Befriedigung 
einigermaßen gedampft haben. 

Wenige Tage später, nachdem der Beschluß 
für ein gerichtliches Verfahren erfolgt war, am 
9. Dezember, fand der erste Termin statt Ob- 
gleich der vorgeladene Buchhändler eine wohl- 
bekannte Persönlichkeit war, auch schon manche 
Preßprozesse durchgemacht hatte, wurde sehr 
ausfuhrlich auf seine Personalien eingegangen; 
dadurch erfahren wir manche bisher unbekannte 
Einzelheiten aus Campes Leben. Aus diesen 
Personalien ergibt sich folgendes: Johann Julius 
Wilhelm Campe ist in Braunschweig 1792 ge- 
boren, war damals also 39 Jahre alt. Er ge- 
hörte der evangelisch-lutherischen Kirche an, 
hatte die Schule in Ilolzminden besucht und 
war 1805 konfirmiert worden. Er trat in dem- 
selben Jahre als Lehrling bei seinem Bruder 
August Campe in Hamburg ein, erlernte dort 
bis 18 10 die Handlung und machte dann längere 
Reisen. Von 1813 an diente er im Lützowschen 
Korps, später in anderen preußischen Regimen- 
tern und wurde mehrmals verwundet In der 
Zeit seines militärischen Dienstes 1813— 18 16 
war er vom Gemeinen zum Prcmicrleutnant auf- 
geruckt und erhielt als solcher seinen Abschied. 
Er trat nun als Gehilfe in das Geschäft seines 
Bruders, der sich mit Hoffmann etabliert hatte; 



doch war dieser bald gestorben. Er blieb 
Gehilfe bis 1822, übernahm dann durch Kauf 
die Handlung als alleiniger Chef und wurde 
1823 Hamburger Bürger. 

In der zweiten Verhandlung vom 12. Dezem- 
ber wiederholte Campe die schon früher ge- 
machten Aussagen über Druck und Korrektur 
des Manuskriptes, Zahl und Vertrieb der ge- 
druckten Exemplare und anderes, weigerte sich, 
die Listen der von ihm bedachten Sortimenter 
vorzulegen, weil „dies seine Geschäftsgeheim- 
nisse seien und er seine merkantilischen Ver- 
bindungen nicht zu offenbaren brauche". Ferner 
gab er an, daß er das Manuskript Börnes nicht 
herbeischaffen könne, da dieses von Nürnberg 
aus mit den Freiexemplaren direkt an den Autor 
zurückgeschickt worden sei. Er bekannte ferner, 
daß ihm die Bundesbeschlüsse über Pflichten 
der Autoren und Verleger wohl bekannt seien, 
daß er aber die Hamburgischen Bestimmungen 
über Schmähschriften nicht kenne. Auf die 
Frage, ob er anerkenne, daß Börnes Briefe eine 
Schmähschrift seien, erklärte er, darüber kein 
Urteil zu haben, setzte jedoch hinzu: „Was den 
deutschen Bund betrifft, so ist schon so viel 
über ihn gesagt, daß ich nicht wüßte, was neues 
über ihn im Buche steht. Man muß die humo- 
ristische Tendenz überhaupt bei Börne nicht 
verkennen wollen, die durchaus vorwaltet. So 
kann ich auch nicht finden, daß etwas zum 
Aufruhr Reizendes in dem Buche liege. Daß 
Fürsten und Regierungen in dem Buche ge- 
schmäht sind, finde ich nicht. Was den deut- 
schen Bund betrifft, so denke ich, ist er als 
moralische Person über Schmähungen erhaben 
und ist es unter seiner Würde, noch mehr als 
unter der Fürsten, von Schmähungen, wo diese 
vorhanden, Notiz zu nehmen." 

Ob der Hamburger Richter diese köstliche 
Ironie verstand oder verstehen wollte, ist aus 
den Protokollen nicht ersichüich. Wohl aber 
geben diese alle beanstandeten Stellen der 
Pariser Briefe an. Darnach galten im ersten 
Bande 14, im zweiten 21 für verfänglich. Im 
Protokoll werden nur vier Stellen mit Seiten- 
zahlen angegeben, doch vermag ich sie nicht 
genau zu bestimmen, da che Seitenzahlen mit 
der mir vorliegenden Originalausgabe nicht 
korrespondieren. 

Campe, der auf alle diese Stellen hingewiesen 
wurde, bekannte, daß sie wirklich in dem Buche 



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Geiger, Börne • Studien. 



I8 5 



ständen, antwortete aber auf die Frage, ob er 
sich durch den Verkauf eines solchen Werkes 
schwer vergangen und Strafe verdient habe: 
„Das sehe ich durchaus nicht ein; ich glaube, 
daß mich wegen des Verlags der vorliegenden 
Schrift kein Vorwurf treffen kann." Als Gründe 
gab er folgende an: Börne sei ein bekannter 
Mann, der für das, was er schreibe, selbst 
verantwortlich sei; der Verleger habe nur 
formale Gesetze zu beachten und diese 
seien seines Wissens nicht von ihm verletzt 
Ferner sei er schon deshalb vorwurfsfrei, weU 
in den früheren sieben Banden der Borneschen 
Schriften ahnliche Stellen enthalten gewesen 
seien, die keinerlei Anstoß gegeben hätten. 
Außerdem habe er, wie schon mehrmals hervor- 
gehoben, weder Manuskript noch Korrektur 
gesehen, und endlich sei er durch seinen Kon- 
trakt zur Veröffentlichung der Schrift genötigt 
gewesen. 

Im ferneren Verhör teilte er mit, daß Börne 
ihm später geschrieben habe, die Ausdehnung 
des Werkes sei größer, als er gedacht und be- 
rechnet habe, er verlange daher mehr Honorar. 
Weiter erzählt Campe: „Ich vereinigte mich 
mit Ulm, er zog einen Wechsel von 100 Fried- 
richsdor vom 11. September dieses Jahres auf 
mich, diesen zahlte ich hier aus." Wegen seiner 
großen Unkosten habe er sich beeilen müssen, 
das Werk zu edieren, konnte sich deshalb das 
Manuskript nicht kommen lassen und von Ham- 
burg aus in die Druckerei schicken; übrigens 
hätte er nach den bisherigen Schriften seines 
Autors nichts besonders Gefahrliches in dem 
neuen Werke vermuten können. 

Aus den ferneren Beurkundungen des an- 
geklagten Verlegers ergibt sich, daß die An- 
zeige der gesammelten Schriften, obwohl von 
I loffmann und Campe unterzeichnet von Börne 
abgefaßt Ist daß der Preis der Briefe aus Paris, 
natürlich nur der zwei ersten Bände, 3 Tlr. 
8 Groschen betrug und daß der Verleger den 
anderen Buchhändlern 33 , / 3 < 7<> Rabatt gewährte. 
Am Schluß des Verhörs bemerkte Campe: 
„Schon aus dem Preise geht genügend hervor, 
daß mir keine Absicht unterlegt werden kann, 
die Verbreitung einer Schrift zu befördern, von 
der mir vorgehalten ist, sie reize zum Aufruhr. 
Ich protestiere auf das feierlichste gegen jeden 
mir unterzulegenden besonderen Beweggrund 
meiner Handlungsweise, ein solcher hat nicht 
Z. f. B. 1906/1907. 



stattgefunden." In einem letzten Verhör am 
14. Dezember verbreitete Campe sich sehr aus- 
führlich darüber, daß er die Frage über außer- 
gerichtiiehes Verfahren oder fiskalischen Prozeß 
nicht beantwortet habe, und bemerkte noch be- 
sonders, daß er am l. November, an demselben 
Tage, an dem er das Paket aus Nürnberg er- 
halten, ein Exemplar an den Polizeiherrn ein- 
gesandt daß er aber keinen Bescheid darauf er- 
halten, sondern erst am 5. November das Ver- 
bot des Verkaufes übermittelt erhalten habe. Er 
hätte daher keinen Anlaß gehabt, an den 
wenigen Zwischentagen, am 2. und 4. November, 
denn der 3. war ein Festtag, den Verkauf zu 
unterlassen. Am 21. Dezember wiederholte 
Campe nochmals an Eides Statt daß er wirk- 
lich am [. November das eine Exemplar an den 
Senator Dämmert geschickt habe. 

Auf Grund dieses Untersuchungsprotokolles 
erhob am 23. Dezember der Fiskalis beim 
Niedergericht den eigentlichen Prozeß gegen 
Campe. In dem Anschreiben heißt es: „Die 
flüchtigste Ansicht dieses Buches, über welches 
die öffentliche Meinung schon längst den Stab 
gebrochen und es der verdienten Verachtung 
preisgegeben hat und namentlich die in den 
Untersuchungsakten hervorgehobenen Stellen 
zeigen, daß es von Stellen wimmelt, welche in 
keinem zivilisierten Staate, der Ordnung und 
Ruhe liebt geduldet werden könne." Der An- 
kläger stellte den Antrag: Campe in Strafe zu 
nehmen, ihm entweder Gefängnis oder eine be- 
deutende Geldstrafe zu diktieren. Der Termin 
wurde auf den 16. Januar 1832 festgesetzt 
Doch kam es erst am 13. April zur Verlesung 
der Verteidigungsschrift Diese ist ein umfang- 
reiches Opus von 135 weit geschriebenen Seiten, 
hebt besonders die humoristische Tendenz der 
Briefe hervor und ist im wesenüichen eine rein 
juristische Ausführung, die mit I linweis auf die 
einschlägige Literatur und die Gesetze der ein- 
zelnen deutschen Staaten darzutun sucht, daß 
der Verleger für den Inhalt der bei ihm er- 
schienenen Schriften nicht verantwortlich sei. 
Deshalb gipfelt sie in dem Antrag, daß Campe 
freizusprechen und die Staatsbehörde zum 
Tragen der Kosten zu verurteilen sei. Nur die 
einleitenden Seiten der Verteidigungsschrift 
seien, da sie manches nicht uninteressante über 
Preßfreiheit und Börne enthalten, im folgenden 
mitgeteilt : 

*4 



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186 



Geiger, Börne - Studien. 



„Der völlig rechtlose Zustand, in welchem die 
deutsche und insbesondere auch die hamburgische 
Presse sich befindet, hat auch hier einmal einen jener 
unglücklichen Prozesse ins Leben gerufen, von denen 
nie Heil zu erwarten ist, die, wenn man einmal die 
Existenz eines Übels voraussetzt, dieses nie verbessern, 
sondern nur verschlimmern können; wie denn die ganz 
einfache Geschichte aller Schriftvcrfolgungcn in der Tat 
nichts ist als eine ewige Wiederholung desjenigen, was 
vor mehr als I'/» Jahrtausenden schon Tacitus von den 
Kodizillen des Vcjento bezeugt, um die sich keiner 
bekümmerte, die man aber recht zu lesen und sich 
darum zu reißen anfing, wie Nero sie zu verbrennen 
befahl und den Verfasser aus Italien verbannen ließ. 

Die Ursache dieser Erscheinung liegt nicht fern. 
Nicht der Reiz des Verbotenen allein , nicht rege ge- 
machte Neugier allein ist es, die sie hervoi bringt. Sic 
ist die ganz natürliche Folge des Umstandes, daß man 
nie das Publikum überzeugen wird, daß Büchcrvcrbotc, 
Schriftverfolgungen reines, ungemischtes Ergebnis der 
Gerechtigkeit seien. Und in der Tat, mit welchem 
Rechte könnte man von der Gegenwart ein Zugeständ- 
nis fordern, das die Nachwelt ungescheut versagt? 
Mit welchem Rechte könnte man fordern, daß derjenige, 
dem gelehrt ist, die leuchtenden Sterne der Vorzeit 
anzustaunen, denen wir einen so gToßen Teil unseres 
Wissens, unserer Aufklärung verdanken, in der Ver- 
folgung freier Schrift und Rede mehr als eine Ver- 
kümmerung der Denkfreiheit dieses „heiligen, unver- 
letzlichen Rechts der Menschheit, das heiliger ist als 
alle Fürstenrechte und das als allgemeines Menschen- 
recht über alle Fürstenrechte erhaben ist",« zu er- 
blicken, wenn er sieht, daß heute die Palme erringt, 
was morgen Verbrechen heißt, daß heute bestraft wer- 
den soll, was binnen kurzem in den Tempel der Un- 
sterblichkeit führt? 

Oder hat, um ein Beispiel anzuführen, die Welt- 
geschichte Namen aufzuweisen, denen wir inniger un- 
sere Verehrung zollen, denen wir williger uns zu ewigen 
Schuldnern bekennen als die der großen Urheber, der 
größten aller geistigen Revolutionen, die die Erde sah ? 
Und was wären sie, die Reformatoren, wenn man an 
ihren Freimut, an ihre Reden und Schriften den Maß- 
stab der gegenwärtigen Klage legte , was wären sie 
anders gewesen als Empörer, Aufwiegler gegen ihre 
Obrigkeit, gegen Kaiser und Papst? Dürfen wir uns 
darum in unserem Urteile irren lassen? Nein. Aber 
betrüben dürfen wir uns über den mangelhaften und 
biegsamen Begriff des Rechts, wenn wir sehen, wie 
man in der Gegenwart kann strafbar finden wollen, 
was als Ereignis der Vergangenheit bewundert werden 
darf; betrüben dürfen wir uns, wenn wir es ahnen, daß 
eine nicht sehr ferne Zeit, selbst erleuchtet genug, um 
das freie Wort nicht zu scheuen, mit Staunen und Be- 
dauern zurückblicken wird auf Maßregeln, die eine 
unbegründete, übertriebene Furcht im Anfang des 
19. Jahrhunderts überall ins Leben rief, sie für ein 



Produkt der Schwäche erklärend und die Zeit, die ihrer 
zu bedürfen glaubte, bemiüeidend. 

Wenn Anwalt damit anfängt, das volle Recht des 
Defensors, d. h. das Recht, frei und ohne Rückhalt 
vorzutragen, was er der Sache und dem Nutzen seines 
Klienten dienlich halt, in Anspruch zu nehmen, so will 
er zwar zugleich bevorworten, daß er sehr wohl weiß, 
welche Grenzen er sich setzen muß, aber er ist in dem 
festen, freudigen Vertrauen aufgetreten, daß er zu 
einem unabhängigen Gerichte rede, welches keine an- 
deren Rücksichten kennt als das Recht, und er hofft 
eben daher mit um so größerer Zuversicht auf eine 
entschiedene Zurückweisung der erhobenen Anklage, 
als diese offenbar in das Gebiet derjenigen Prozesse 
gehört, die sich vor wenig Jahren schon anderswo unter 
demNamcn der Tendtmprozesse verhaßt gemacht haben. 

Dr. Ludwig Börne, der zur Zeit der großherzog- 
lichen Regierung in Frankfurt a. Main das Amt eines 
Polizeiaktuars, ein Amt, welches, wenn es auch nicht 
unter die hervorragendsten gehört, doch nur einem 
verständigen und zuverlässigen Manne anvertraut wird, 
bekleidete, zeichnete sich wenige Jahre nach der Be- 
freiung Deutschlands auf vielfache Weise als geistvoller 
Schriftsteller aus. Die von ihm begründete Zeitschrift 
„Die Waage", darauf die „Zeitschwingen" nahmen 
einen der ersten Plätze unter den deutschen Zeit- 
schriften ein und begründeten den mit Recht bedeuten- 
den Ruf ihres Redakteurs. Der Frankfurter Oberpost- 
amtzeitung, deren Redaktion ihm darauf übertragen 
wurde, wußte er einen Namen in Deutschland zu 
machen, daß sie gelesen wurde, wo man bisher kaum 
ihre Existenz kannte. Seine Rede auf Jean Paul er- 
regte Bewunderung und Enthusiasmus. Aber alles, was 
er geschrieben , war zerstreut größtenteils in Zeit- 
schriften erschienen, man besaß kein Ganzes von ihm. 
Er hatte, um mit seinen eigenen Worten zu reden, nie 
„Werke" geschrieben. Seine Freunde forderten ihn 
daher auf, seine bis dahin nur zerstreut erschienenen 
Aufsätze zu sammeln und vereint herauszugeben, und 
er schloß 1828, an einem schönen Tage, der als erster 
Begründer deutscher Freiheit ein so schlimmes Omen 
nicht stellte, dem 18. Oktober, mit dem Angeklagten 
einen Kontrakt über den Verlag der gesammelten 
Schriften ab." 

Der Verteidiger plädierte, wie bereits er- 
wähnt, auf Freisprechung. Das Gericht schloß 
sich nicht ganz den Ausführungen des Vertei- 
digers an, entsprach aber noch weniger dem 
Standpunkt, den der Anklager eingenommen 
hatte, sondern entschied am 6. Juli, daß Campe 
von der gegen ihn erhobenen Anklage zu ent- 
binden, die Prozeßkosten jedoch zu kompensieren 
seien. Da Anklager und Verteidiger appellier- 
ten, kam es am 12. Oktober zur wiederholten 



1 Bahrdt, Über Preßfreiheit und deren Grenzen, Züllichau 1794, S. 34. Wenn jrtxt vielleicht kein Zensor Worte 
wie die angeführten passieren lassen würde, so erklärte Jamals das preuuisclu Kammergericht die Schrift von Bahrdt für 
den richtigsten Ma߻iah zur Beurteilung der Freiheit des Schreibens. 



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Uocbcr, Über Stil und Komposition der franiösischen Miniaturen aus der Zeit Karl* V. von Frankreich. 



Verhandlung, die noch etwas ungünstiger für 
Campe endete. Denn es verblieb bei seiner 
Verurteilung in die Prozeßkosten, außerdem 
wurde er aber wegen seiner Fahrlässigkeit bei 
Ausgabe der Schrift allen Ernstes verwiesen. 

Damit endete der Hamburger Prozeß. Der 
Siegeslauf von Bornes Briefen wurde dadurch 



187 



nicht aufgehalten. Wenn auch Campe die 
Fortsetzung der Briefe nicht drucken konnte, 
so gewannen sie, wie allgemein bekannt ist, 
von anderen Verlegern bereitwillig aufgenommen, 
eine ungewöhnliche Verbreitung und einen ganz 
außerordentlichen Einfluß auf die damalige 
Literatur in Deutschland und darüber hinaus. 



Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen aus 
der Zeit Karls V. von Frankreich. 



Von 

Fritz Hocbcr in Berlin. 



s 



lern oberflächlichen Beobachter mag 
es paradox erscheinen, daß das fran- 

zosische XIV. und XV. Jahrhundert mit 

ihren andauernden verheerendsten Kriegen und 
den schwersten I leimsuchungen nur irgend eine 
Kunstblüte hervorgetrieben hat Mußten nicht 
die schmetternden Trompetentöne so vieler 
blutiger Niederlagen und Schlachten die sanfte 
zierliche Kantilene einer höfischen Kunst, um 
die es sich natürlich nur handeln konnte, über- 
lärmen? — 

Und doch haben wir gerade in jener Zeit 
auf jeglichem Kunstzweige eine franzosische 
Hegemonie zu verzeichnen, wie wir sie vielleicht 
nur wieder in der Zeit der Ludwigs vorfinden. 
Das Warum erklart sich weniger aus dem Cha- 
rakter der Zeit oder des Landes als aus dem 
seiner Könige. 

Lassen wir die damaligen Valois an unserem 
inneren Auge vorüberziehen, so fallt uns als 
hervorstechendster Zug an ihnen ein gewisses 
asthetisierendes Phlegma auf, das lieber, um 
mit Schiller zu reden, mit dem König Rene- 
Schafe hütet, als sich dem Feinde in offener 
Feldschlacht entgegenstellt. Häufig beauftragt 
dieses Geschlecht irgend einen — freilich er- 



lesenen ■ — Connetable mit der Kriegsfuhrung, 
die dann ja auch oft sieghafte oder mindestens 
doch retardierende Erfolge verzeichnet, selbst 
aber zieht es sich am liebsten in seinen luxu- 
riös möblierten Louvre zurück, von dessen 
reichsten Schätzen es (1379) ein Invcntarium 
aufnehmen ließ. Es mag ganz bezeichnet sein, 



was uns der Chronist von dem Verhalten 
seines Königs nach der Gefangennahme in der 
so unglücklichen Schlacht von Poitiers erzählt: 
daß nämlich der kriegsgefangenc Fürst sich 
mit dem Lesen und Betrachten von Bilderhand- 
schriften (Abb. 1), mit dem Ankauf und dem Ein- 
bindenlassen von schönen Manuskripten durch 
englische Künstler die Zeit tröstlich vertrieb; für 
Heereszwecke aber, die doch jetzo weit nötiger 
gewesen wären, stand seine Kasse leer. Das 
treffen wir nicht nur bei Karl V., das war 
ungefähr der französische Fürstencharakter 




MlaUtat aui dam Stundenbuch Karls V. 
BriU«!. Cod. gbini, p. »jt. (ca. IJJ5V 
Koni« (Sau!) n 



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1 88 Hoebar, über Stil ond Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeil Karl» V. von Frankreich. 




Abb. i. Aui den Pento Heuro du Duc de Herry 
• »p-i«t Kamjof. ca. Brauel. Cod. t/j} 
tHenblatt. Küken.) 



von fast Ewci Jahrhunderten: mit dem Hei- 
ligen Ludwig fangt es an, dann treffen wir ihn 
ahnlich bei Johann IL, sehr ausgeprägt bei 
Karl V., VL, VII, bei den Fürsten und Her- 
zügen von Berry, Navarra, Orleans, Burgund, 
welch letztere freilich es verstanden, auch 
Ästhetik und Kriegstaktik zu vereinigen. In 
Charles lc Temeraire finden wir den beider- 
seitigen Gipfel vor dem jähen Abstürze — 
Charles le Sage ist der erste entschiedene 
Kulminationspunkt nach der ästhetischen Seite 
hin; er ist der Friedrich Wilhelm des XIV. Jahr- 
hunderts. 

Der universal-europäische Einfluß des nach- 
kreuzzüglerischcn Frankreichs ist evident: 

„Graccia victa ferum victorem cepit, et artes. 

„Intulit agresti Latio — " 

Manch einer außer Wolfram von Eschen- 
bach mochte den „französischen" Einfluß spüren: 
wie er für Dichtung, höfisches Leben, gute Sitte 
als bon ton gilt, so gilt er auch besonders 
für die bildende Kunst. Die umliegenden Län- 
der erscheinen nur zu oft als intellektuelle Pro- 
vinzen des Mutterlandes La France. Die ober- 
italische Plastik, ja vielleicht auch die sächsische 
Plastik, die Kunstblüte in Ober- und Nieder- 
Lothringen, in Ober- und Niedcr-Burgund 
(Flandern), hier besonders die Goldschmiede- 
kunst, die rheinische Baugotik und Teppich- 
webe- undStickcrei, in Englanddienormannischen 

« Vcrgl. The Book of Hours of Joan II. Ed. l>y 
Henry Yates Thompson. London 1899. 



1 Elemente in der kirchlichen Architektur: 
I alles das gibt uns ein deutliches Bild von 
dem eminent Überragenden der französischen 
Geistesgroßmacht In der Manuskriptmalerei 
haben wir italienische, flämische, rheinische, 
französische Schulen. Die französische hält 
die Herrschaft bis zum „Thcuerdank" fest, 
dank vor allem des regen Interesses seiner 
Fürsten und Großen für diesen Kunstzweig. — 
Es ist klar, daß in jener Zeit trotz ihrer so 
unschätzbaren auf dem Gebiete der Flächen- 
kunst (Gobelins, Manuskriptmalerei usw.) cr- 
I worbenen Verdienste nicht sie, sondern die 
Architektur die Führung inne hatte; kirch- 
licher Sinn und öffentliche Prunksucht mögen 
der dem Zeitalter im Blute steckenden Bau- 
lust, um nicht zu sagen Bauwut, — ich er- 
innere auch liier wieder vcrglcichungshalber an 
das Siede des Roi Soleil — zu Hilfe gekommen 
sein; die Architektur ist Trägerin der neuen 
Form und der neuen Gesinnung und führt emsig 
strebend vorwärts. Wie weit die Flächenkunst 
— hier speziell die Buchmalerei — mitkommen 
oder oft, wie es sich zeigen wird, kaum nur nach- 
hinken konnte, das sei der Vorwurf folgender 
Stilanalyse. 

Johann U., König von Navarra und Frank- 
reich (1350 — 1364), war wie sein Sohn, unser 
Karl V., ein großer Bibliophile; dnes seiner 
schönsten Bücher ist ein Erbauungsbuch: ein 
Livrc d'heures,' das ihm vielleicht ursprünglich 
Philipp VI. von Valois oder dessen Gemahlin 
Johanna von Burgund von einem recht zweifel- 
haften Buchhändler und Illuminator Pietro di 




Abb. 3. Miniatur am dem Stundenbuch Philipp» des 
Kühnes von nurfand und «einer Gattin Margarethe. 
Ol»* - M<*V Brunei, Cod. 1039.1, p. 70 r. 



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Iloebcr, Ober Stil and Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Krankrcich. 189 




Abb. i 



Verona (?) malen ließ. Zeitlich fallt 
CS in die erste Hälfte des XIV. Jahr- 
hunderts; es befindet sich jetzt im 
British Museum. 

Ein Kalendarium (Abb. 7) leitet die 
Erbauung ein. Wie mehrere, vielleicht 
etwas frühere oder auch wenig spatere 
Gebetbücher: das sogenannte Bclle- 
ville-Brcviarium, die „Petites Heures du 
l)uc de Berry", die „Helles Grandes 
Heures du Duc de Kerry", die das- 
selbe jahreszeitliche Thema fast genau 
so wiedergeben, beweisen, sind diese 
Kaiendarien alle voneinander abhängig, 
das heißt sie gehen, wie man bei 
näherem Hinsehen bemerkt, auf eine 
spatromanische Grundlage zurück. Die 
zwölf ersten Blatter mit den Monats- 
darstcllungcn sind fast ganz gleich in 
ihrer Komposition: oben eine fiach-rundbogige 
Archivolte mit Figurchen und Landschafts- 
andeutung, von wo aus eine ziemlich strenge 
ungebrochene Ranke fast den ganzen Kalender- 
text umzieht, * unten je zwei Monatsheilige mit 
einem phantastisch ganz unkonstruktiv hinge- 
stellten Kirchlein. 

Schauen wir uns auf Blatt I (Januar) die 
Landschaftsdarstellung an, so mochten wir die 
Zeichnung dieser dürren verästelten Baumchen 
für ein gotisches Spezifikum halten; das dem 
nicht so ist, sondern daß diese I'flänzchen wie 
in der byzantinisch-romanischen Malerei Laad- 
schaftliches und nichts Ornamentales bedeuten, 
zeigt uas ein Wcitcrblattem, wo diese Zweigten 
im Februar, März, Mai usw. Blüten und Blatter 

' „Vignette" von vitieola, vigne. 



mW* 




m 



Teufeln/ *a«a im Prttl«» Obtrtatlung d«r Civilis Du 
Aufuttini. Piri», Cod. Innf. p. j 4 .- v. 

iL>onibl»iunuilcr.' 



ansetzen, Knospen treiben, FruchUein haben 
und anderes mehr. — Auch das das Blatt 
umziehende Kankenwerk kann man durchaus nicht 
als streng gotisch bezeichnen: überall herrscht 
noch das Bestreben des Runden, Geraden, nicht 
willkürlich Gebrochenen in der Linie vor, und 
neben dem gotischen Domblatt behauptet sich 
siegreich das romanische Herzblatt (Abb. 2). 
Selbst in der Schrift-Charakterenform gibt sich 
das Alte noch kund: die Minuskel „a" z. B. zeigt 




Abb. 4. Ki<uii|ui>i. Am einer zweites Cirilai Dti Karls V. 
Brüssel, Cod. 10392, p. 64 r. 



die alte romanische Geschlossenheit, wo sie doch 
später an der Vorderseite, da wo die Querhasta 
ansetzt, einbiegt 

Beim Figürlichen müssen wir zwischen oben 
und unten scheiden. Die oberen kleinen Gruppen, 
die immer eine der apostolischen Gemeinden 
darstellen, an die die betreffende Monatsepistcl 
gerichtet ist (Romer, Galathcr, Corinther usw.) 
sind noch vollständig als Gruppe gefühlt wie 
sie uns zeitgenössische oder doch zum mindesten 
wenig frühere Tympana darbieten; die unteren 
Figuren hingegen sind, um im,. Vergleiche zu 
bleiben, Standfiguren, die uns vielleicht als ein- 
zige gotischen Geistes einen Hauch verspüren 
lassen; die überzierende Bewegung und vor 
allem das flatternde Spruchband ist hier 
zumeist echt gotisch. Daß in ihnen aber auch 



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190 llnchrr, ft>rr Stil uml KnmpiMlion <l«r fauuM*chea Miniaturen aus iler Zeit Karls V. von Frankreich. 



Romanisches noch nicht ganz erstorben ist, be- 
weist der sehr sanfte Gcwandfaltenaufprall auf 
den Boden, wie überhaupt das schlichte Gerade, 
ja teilweise sogar Runde in der Faltelung, das 
uns mit cüichen doch noch straffer gedachten 
Gestalten (z. B. Thomas Fol. 6, Thadäus Fol. 9 
u. a.) ganz antikisch autl.dlt. 

Die Architektur endlich überrascht uns mit 
ihrer unlogischen Konstruktionsart keineswegs. 
Wir sind das von Byzanz her gewöhnt; am 
meisten treffen wir basilikalen Grundriß, neben 
dem sich die bekannten Monchshandschrift- 
I'hantasmagoricn breit machen. Hin Spitzbogen 
oder ein Vierpaß können uns in ihrer dekora- 
tiven Einseitigkeit noch lange nicht als Ingre- 
diens für das Wesen eines Gotikers gelten. — 

Verlassen wir das etwas kalligraphische 
Kalendarium, uns dem, einem Evangeliarium 
inhaltlich mehr gleichenden Hauptteile zuwen- 
dend, so kommen wir zu den ungefähr selben 
Resultaten. Oft treffen wir schon die mo- 
dische Gebärde trecentistischer Courtoisie; aber 
ihr fehlt noch zumeist das Durchgefühlte; sie 
ist schwierig angesetzt an einen alteren Torso. 
Der Illuminator hatte eben — genau wie seine 
Kollegen von der Literatur — ältere Thema- 
behandlungcn vor sich, die er, bewußt aus 
seiner antikischen — wenn auch nicht ganz 
ehrlich erworbenen stilistischen Eleganz und 
seiner schonen Belescnheit in dem großen 
Buche der Natur, das er freilich niemals selbst 
aufschlug, zitierte, d. h. ganz einfach abschrieb. 
So tritt uns Byzanz gleich in Anordnung und 
Komposition der heiligen Dreieinigkeit ent- 
gegen (Fol. Ii).« Was der Künstler selbst aus 
solch einem Vogelflügel wie dem der ganz 
lahmen Taube machen kann, zeigt uns das 
gotischste dieser Blätter auf Fol. 123: „König 
Johann und sein Schutzengel", wo die hoch- 
erhobenen Engelsflügel einen linearen, wenn 
auch etwas graziös gesuchten Ausdruck geben. 

Erinnern wir uns daran, wie sonst ein Go- 
tiker uns das Gewandcndc eines fliegenden 
Engels in den Lüften flattern und rauschen 
laßt, so vermissen wir bei diesem hier noch 
ganz im Alten steckenden Meister jegliches 
Amüsante in der Linie: seine fliegenden Engel 
sind wie unten abgehackt — Folio 50 „Die 
Geburt Jesu" gibt uns vor allem eine Fülle von 



» Vgl. die Parallele auf Fol. 65. 



r 




Abb. 0. Raoul de Prellet überreich! Karl V. »eine Übcr- 
• ctznng der Civitaft Dei Aufuilini. 
Paria, Cod. frans. P- I* 

Gewandstilistik; hier scheint sich der Zeich- 
ner wenig von seinem Vorbilde entfernt zu 
haben: die Horizontale dominiert ganz ent- 
schieden; die kargen Überschneidungen sind 
rundlich weich oströmisch; die aufgehängten 
dürftigen Vorhängchen können uns keine Freude 
an der langweilig romanischen Linie abnötigen. 
— Dieses Largo in der Gewandbehandlung 
findet die häufigste Parallele in der flauen 
Bewegung. Greifen wir zwei besonders präg- 
nante Beispiele heraus: Folio 61 „Die Flucht 
nach Ägypten" und Folio 102 „Tragen einer 
Krone von St. Ludwig usw.", so sehen wir, 
daß sich uns nur ein ganz langsames, breit be- 
handeltes Geschiebe darstellt — ein völlig unge- 
brochenes Kreissegment drückt sich nach seiner 
Innen- oder Außenseite ruhig vorwärts — und 
daß eine Bewegung überhaupt besteht, geben 
uns nur der Text und die gleichgewandte Rich- 
tung der Figuren symbolisch andeutungsweise 
zu verstehen. — Ahnliches finden wir auf Folio 

9'. 97. 99- >oo. «04 u. a. 

Um so grotesker mutet uns in aller dieser 
Schwcrmutigkeit das lustige Piccicato an, wie 
es unser Maler aus sich heraus auf dem 
soeben oben erwähnten Blatte Folio 61 „Die 
Flucht nach Ägypten" darstellt. Im Rucken 
dieses schön geschwungenen Kreisbogenstucks 



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Abb. 7. Kalenderieite iui den Pente« Hcures du Duc de Berrjr {ipatere r'asiuxg ca. 1 1< 

BruiMl. Cod. 



A stuht in für b»h*H't**Ji JC Zu f /frier. Uitr Stil »nJ Krmfviiti.m drr frantsutKh** .yfi*itit*m uns. 



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Hoeher, Üher Stil und Komposition der 




Abb. 9. Ans Arisloteli» Polilcia. 
Dat dcmokrali«ch« Gut. Brunei. Cod. lUOf. p. ijor. 

treibt das Krixkrax von kleinen, an einem 
galgenartigen Bau sich tummelnden Teufelchen 
sein Wesen. Diese humorvollen eigensten 
Empfindungen des Zeichners, die wir auch auf 
Fol. 39, Fol. 50, Fol. 53, Fol. 55, Fol. 65, Fol. 
150, Fol. 151 und Fol. 191 vorfinden, sind 
ganz gotisch in Gesinnung und Ijncamcnt; sie 
sind in ihrer oft derben Lustigkeit, wie sie uns 
oben und unten im Bilde oder am Bildrande 
mehr oder minder genrehall entgegentreten, 
ein adäquater Naturausdruck der Zeit, die uns 
ja auch in diesem Nordfrankreich den gotischen 
„Reinecke Fuchs" beschert hat Die zierlich- 
frechen Figürchen drehen und winden sich 
häufig zwischen dem noch ganz traditionellen 
Rankenwerk, das bei größerer Breitenaus- 
dehnung das uralte entweder runde oder eckige 
(auch romanische) Zickzackmotiv ziert Für 
die Blattformen gilt das oben Gesagte. 

Nehmen wir eine Anzahl von Bilderhand- 
schriften aus dem Besitze Karls V. vor, die sämt- 
lich um 1370 oder noch später datieren,* so 
müssen wir schon einen entschiedenen Fortschritt 
in das Gotische konstatieren: die sprechende 
Linie beginnt weit mehr als solche zu gelten. 

Fangen wir bei den Ornament- und Schrift- 
charakteren an, so zeigt sich in Zierzweigen und 



1 Vgl. Facsimile de Lirres copics et cnlumines ponr 



Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Frankreich. '9' 



Majuskeln wenig Neueres — bei letzteren treffen 
wir sogar das uralte Drachenmotiv noch vor, 
die Minuskel hingegen weist zumeist schon 
neuere Weisen, wie die zweite gebrochene Form 
des „a", auf. Von Älterem ist auch noch die 
Umrahmung der einzelnen Szenen übrig ge- 
blieben: ein aus dem Quadrat abgeleitetes, ab- 
wechselnd aus vier I Ialbkreisen und vier Recht- 
winkeln bestehendes Medaillon, das aber auch 
noch bis in das italienische Quattrocento hinein 
beibehalten wird. 

Was die Bildchen selbst angeht, so finden 
wir hier häufig ein Nebeneinander oder Unter- 
einander von Alt und Neu. Eine kleine, ver- 
hältnismäßig frühe Historienbibel zeigt uns auf 
ihrer letzten Seite den noch ganz massig ge- 
dachten Karl V., in die Anbetung der Ma- 
donna versunken, deren unterer Rock in reicher 
Gestaltung auf dem Boden ruht, während noch 
der Arm in der bekannten Ovalfalte aus Byzanz 
steckt. Ahnliches treffen wir in Darstellungen 
wie auf dem Frontispiz eines Viarium Dei, wo 
Flache: die Masse der Vasallen, und Linie: die 
Buchüberreichung an den König, durch den 
Verfasser gegeneinander gesetzt sind, wie ferner 
auf der Vorderseite eines Lebens des Heiligen 
Ludwig, wo ein Interesse an eleganter Falten- 
linie neben summarischster breitflächiger Figuren- 
zusammennahme einhergeht, und wie endlich 
auf F0L439 der „Grandes Chroniques de France", 
die uns trotz scharf pointiertester Zeichnung in 
der totalen Frontalität und Rechts- und Links- 
Figurensymmetrie stark an Ostrom erinnert — 
In den schwebenden EngeLsfiguren erkennen wir 
nur Altes, Vertrautes wieder. Die zumeist hellen 
Gestalten heben sich von dunkleren, nach frü- 
herem Rezepte (lach gemusterten Hintergrunde 
ab, da hier Innenräume am häufigsten sind; 
die wenigen dürftigen Vorhängchen sind noch 
ganz die alten, oben erwähnten; ein neueres 
Element finden wir nur in dem zugespitzten 
Baldachin, der uns über dem Haupte des Bild- 
helden von nun an hundertfach begegnet — 
Die Außenarchitcktur zeigt uns auch wieder das 
Bild des Ubergangs: das oben erwähnte Buch- 
überreichungsbild zeichnet uns eine Tonne, wie 
sie manches byzantinisches Manuskript aufweist, 
und dasselbe ließe sich von den Turmbauten auf 
Seite 1 der „Voyages de Jean de Maudeville" 

Roy Charles V. par Leopold Delitle. 1903. 



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192 Hoeber, Über Stil und Komposition der 



Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Frankreich. 



sagen. Architektonisch Besseres und damit 
Neueres bietet uns erst das Frontispiz des Ra- 
tionale von 1372: eine gotische Doppelbogen- 
stellung mit Fiale, Trifolium und frühgotischcr 
Knospenkapitellsaule; ferner ein auf dem Titel- 
blatte des „Livre du Gouvernement des Roys" 
befindlicher, der ersteren Architektur stilahn- 
licher dreifacher Baldachin. 



Charles le Sage war nicht nur ein Liebhaber, 
ein Dilettant in des Wortes bester Bedeutung, 

■•^twz.'ff VSßr • 





Handschriften genannt. — Dem nur etwas 
schärferen Beobachter wird auch das Bedeuten- 
dere, Neuere in den Illustrationen dieser Bücher- 
gruppe nicht entgehen. Von Illuminatoren hören 
wir die Namen der Valets de chambre Jean de 
Vaudebar, Johann von Brügge, Raoul de Presles 
(Abb. 6). Schon das Thema dieser „Politica" 
berührt uns ganz gotisch, ganz neu und zeit- 
gemäß, wie ja Ranke auch jene beiden Jahr- 
hunderte als die plebejischsten bezeichnet: der 
Maler hat seine sichtbare Freude daran, in diesen 
wilden, teilweise blutrünstigen Szenchen sich 




Abb. in. Titelbild aas Aristotelis Politeim Ott teeht Verfassungen» 
iKnde des XIV. Jahrhunderts.) Brüssel, Cod. 11 im. 



von Handschriftenbildern, sondern von hand- 
schriftlicher Bildung überhaupt; sein Bestreben 
ging darauf hinaus, sich eine Enzyklopädie des 
Wissens und Glaubens jener Zeit anzulegen; 
er brachte es dabei bis auf neunhundert Bände, 
die er in einer äußerst bequem ausgestatteten 
Bibliothek, nicht nur der Betrachtung, sondern 
auch der I.ektüre seiner wundervollen Manu- 
skripte gewidmet, aufheben ließ. Übersetzungen 
ins Volgare aus dem Titus Livius, der Civitas 
Dei Augustini, der Politica, Ökonomica, Ethica 
des Aristoteles seien als die wichtigsten seiner 



■ Brüssel. Cod. 11201. 



auszutoben; und in dasselbe Bereich fällt die 
nordisch- germanische und damit „gotische" 
Teufelsphantastik auf Fol. 342 V der Civitas Dei 
(Abb. 5); ein weiterer Vergleich mit Späterem 
ist als selbstverständlich überflüssig.' — Die 
sechs bis acht Figuren, die jede Einzeldarstellung 
besitzt, bilden keine klumpigen Massen mehr; 
sie bilden nun, jede fast zu sehr von der andern 
gelöst, einen eigenen Linienfaktor, der lebhaft 
gestikuliert, obwohl sein Vorläufer noch so ver- 
hältnismäßig ruhig war. Dieses Zickzack fallt 
uns besonders auf den linksseitigen Bildchen 
„Tyrannis", „Oligarchie" und „Demokratie" auf; 
die rechten sind symmetrisch ruhiger gehalten 



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Abb.it. Kroninpi« tiotr >««it*a Citiltt D«i Kirlt V. Brün], Cod. <yyr,. 



Zrilttkrifi für BMcker/rwunJt JC. 



Zu ilotbtr: Ü&er Stit und Kcmpoiitwn dtt /raniatiicArn Miniaturwn uiW- 



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Abb. it. Lt i c h ■ szu g. Cwilu Du Auguiuni. Paris, Cr. aiiti. Seile 41 v. 



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Ilocber, Über Stil and Komposilion tter französischen Miniaturen ans der Zeit Karls V. von Frankreich. 193 



(Abb. 10). Dieses ganze Blatt ist das ent- 
schieden neueste; die andern Blätter bringen 
zuviel Landschaftliches, zuviel Hintergrund, 
zuviel Rüche und mit der Flache zuviel antike 
Erinnerungen. 

Gotisch umüsant ist vielleicht noch der 
Vorwurf des „Demokratischen Gutes";* störend 
wirkt aber die dürftig modellierende Binnen- 
zeichnung der Tiere, das Archaische in Maus 
und Flur, das Byzantischc der Pilzbäume 
(Abb. 9); der gotische Baum wurde erst fast 
hundert Jahre später entdeckt. Versuchen 
wir eine Ikonographie der iMndschaft in 
diesen Blattchen zu bilden, 1 so zeigt sich 
uns das kammartig gewellte Erdreich aus 
Ostrom (Abb. 3), mit selten in größere 
Gruppen zusammengefaßten Pilzbäumchcn 
gleichen Ursprung bestanden, deren Krone 
nur hier und da von dürren Pünktchen zer- 
blättert ist Einen Ansatz zu Neuerem treffen 
wir in dem Waldesdickicht auf der Vorderseite 
der Handschrift der Brüsseler Nationalbibliothek 
9507 rechts oben (Abb. II). Die Bodenvege- 
tation wird nach altbewährtem Rezepte als 
regelmäßig weit verteiltes, aus kleinen Pflanzchcn 
bestehendes Teppichmuster mit spitziger Feder 
gezeichnet Himmel und ornamentierter Gold- 
hintergrund sind natürlich identisch. Wie er 
als Folie für die Gestalt ausgenutzt wird, zeigt 
uns die Miniatur einer Kreuzigung aus dem 
Stundenbuche Philipps des Kuhnen," wo der 
Hintergrund bis zum Kreuzfuße hcrabreicht 
die gotische S-Linie des fast durch die Gewalt 
der neuen Bewegungsachse das Kreuz mitreißen- 
den Christus fest betonend (Abb. 3); das Inter- 
esse an seiner gleichsam goldgestickten Fläche 
gibt aber einem flatternden Lendentuche noch 
keinen Kaum. — 

Die Landschaft bot uns also nur weniges, 
mehr die Architektur. An der Spitze rangiert 
wieder das oben besprochene Blatt aus der 
„Politica" mit seinen recht exakten Aufrissen 
streng gotischer Baldachine; ihm fast gleich- 
wertig ist die Wiedergabe eines Baldachins 
auf dem Frontispiz der Civitas Dei,« wo der 
Verfertiger Kaoul de Presles dem Könige sein 
Opus überreicht: Karl ist hier als Porträt 




Abb. ij. Aul d«r M«taphyiik de« Ariftetcleit Oc iultilia. 
Brunei, Cod. 9505. *> r - 

gegeben, eine ganz ausgesprochene Tat des 
gotischen Realismus, in Sonderheit, wenn man 
bedenkt, daß nach Molinier* noch fünf weitere 
Bildnisse — vier auf Urkundenköpfen — sich 
nachweisen lassen, eine Zahl, die eher zu niedrig 
als zu hoch bei genauerer Nachforschung 
gegriffen sein dürfte. Eine weitere größere 
Architektur zeigt uns ein in der Lebendigkeit 
seiner Konzeption vielleicht ganz gotisches 
Meiergehöft 6 (Abb. 14), wenn uns der zuge- 
hörige Bau nicht durchaus altertümelnd wie ein 
uns noch recht bekannt klingendes Lied aus by- 
zantinischen Zeiten anmutete. Die noch sehr 
unklare Masse von, so scheint es, teilweise 
tonnenartig überwölbten Schiffen und ange- 
bauten Vor- und Nebenhäusern, dumm auf- 
gesetzten Rund- und eckigen Türmchen mit 
dem gern gotisch sein wollenden Zuviel an 
Zinnen und Konsolen und Fenstern erweckt in 
uns durchaus keine gotischen, d. h. konstruktiven 
Gedanken, sondern höchstens, wie wohl auch 
bei dem Beschauer der damaligen Zeit, nur 
leicht andeutende literarische. Das Gleiche gilt 
für das unter dem Brückenbogen dahinfließende 
Wasser und für die Stadtmauer auf Fol. 89' 
der „Politica", ferner im wesentlichsten auch 



' Brüssel. Cod. 1120t. 239 r. 

1 Paris. Kr. 22912. 94V. 407V. 4iv. 342V. Brüssel. Cod. tuoir. Cod. 10392. 64r. 76r. Cod. 9^34/5- 8 7r. 
Cod. 9507 r. — J Brüssel. Cod. 10392. 64r. — i Siehe Abb. 6. Paris. Cod. franc. 22912. pag. ir. 

5 Auguste Molinier, Les Manuscrits et les Miniatures. 1892. Seite 225. — 6 Vtris Fr. 2291 2. 407». 
Z. f. R. 1906,1907. 2$ 



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194 Hoeber, Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen ans der Zeit Karls V. von Frankreich. 



noch für das doch schon etwas 
bessere Schulgcbäude des Philo- 
sophen auf Fol. 2* (Abb. S): hier 
das recht hübsch Bewegte der Ge- 
wand- und Vorhangsfalten, dort 
das noch hinzukommende Element 
raupenartig zerflatternder Spruch- 
bänder (Abb. 13) nebst einem 
ganz gotisch gedachten Tischchen 
weisen uns wieder moderneren 
Geist. Die buntgewirkten Hinter- 
grundstapeten, die bekannten 
Spitzbaldachine und die Dürftigkeit 
winziger Vorhängchen (Abb. 15) 
dürfen wir als rein flächenmäßig 
übergehen. — 

Wenden wir uns dem Orna- 
mente zu, so sehen wir ein Vor- 
drängen des Domblattes vor dem 
Ilerzblatte, das aber noch immer bleibt; ähn- 
liches lädt sich bei der Minuskel für ältere 
und neuere Formen konstatieren; in der Ma- 
juskel bleibt noch durcltweg das Romanische. 
Ein ganz gotisches neues Motiv ist es hin- 
gegen, die Umrahmung durch Tier- oder Men- 
schengrotesken geistvoll zu unterbrechen.* 

Der Faltcngebung endlich können wir auch 
hier keinen neueren Platz einräumen als in un- 
serem zweiten Abschnitte: hie und da dicht 
neben einem entschiedensten Staccato ge- 
brochener Linienhäufung die süße, wohlige 
Kantilene der ellipsen förmigen runden Falte; 




1 Brüs>cl. Cod. 9505/6- 2v Paris. Fr. 22912. 4lv. 
» Paris. Fr. 22912. 94v. 




Abb. ij Miniatur an* d « ra Stundtobuch Philipp! <lc< 
Kuhnen von Burgund (Beispiel für Vorsang und Baldachin). 
Brun«), Cod 10391, p. 39 v. 



Abb. 14. Aus der ersten Civitai Dei Karls V.: Baacrngeboft. 
Paru, Cod. fraoe. j jti .. p. 407 »■ 



bald herrscht die Freude an scharfgerissener 
Zeichnung, bald wieder das Interesse an der 
massigen Silhouette als solcher vor. 

Gotische Bewegung können wir vor allem 
in den „Liedern niederer Minne" d h. in den 
Teufels-, Bürger- und Bauernszenen finden. 
Was die immer äußerst kurzgefaßte höfische 
Gebärde des Schreitens, Begrüßens, Gebens usw. 
angeht, die man so gern fiir die Gotik als 
Spezifikum in Anspruch nimmt so möchte ich 
nur bemerken, daß wir sie schon in der großen 
Epenliteratur, d. h. in einer noch durchaus ro- 
manischen Epoche antreffen. Im allgemeinen 
gelten bei unseren Blättern, mit Ausnahme 
des schon mehrfach als reifer erwähnten aristo- 
telischen Verfassungsblattes, noch die völlig ge- 
schlossenen Massen als ganz bewegunglose 
Haufen oder sogar nur als flachste Folie für 
hervorragendere Gestalten wie z. B. für den 
Weltenrichter (Abb. 16) auf einer Anbetung. 1 
Wie niedrig die Bewegung als solche gegriffen 
ist, zeigt uns der entsetzlich saumselige Trauer- 
zug auf Fol. 4i T desselben Manuskriptes, wo 
sich eigentlich nur am Heben des Pferdefußes 
ein Vorwärtskommen ahnen läßt; ein Trauer- 
zug soll langsam feierlich vorschreiten, aber 
doch nicht stehen bleiben; dagegen herrscht 
hier ausnahmsweise schon die Vertikale vor 
im Gegensatz zu der allgemeiner üblichen 
Rundung. 



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Bertram, G. W. von Leibniiens Beiiebungen zu Z. K. von Uffcnbach. 



195 




Abb. 16. Au» dem Stondenbuch Philippi de« Kuhnen von 
Anbetung de» W c I te»r icb te r U Pah», Cod. tna%. 3201», 

Ziehen wir das Fazit aus unseren Betrach- 
tungen, so erhalten wir folgende Resultate: Das 
Wesen der Flächenkunst, wenn wir auch noch 
neben der Buchmalerei die zeitgenössischen 
Tapisserien vergleichen, ist bis weit in das 
XIV. Jahrhundert hinein durchaus romanisch; 
damit ist sie unabhängig von der führenden 
Architektur, da es unmöglich ist, rein deko- 
rative Elemente als neuen Stil auszugeben und 
da wir als Gotik allein die fast einseitig ten- 
denziöse Freude an der willkürlich gebrochenen 
Linienhäufung verstehen. Bei der dürftigsten 
Armseligkeit der Binnenzeichnung unserer eben 
besprochenen Blättchen aber läßt sich hiervon 



noch nicht reden. Bei der ent- 
schieden gotischen Plastik jener 
Zeit hilft der Meißel oder das 
Schneidemesser des Bildhauers, 
interessante Körperünien heraus- 
zuholen; und dasselbe sucht hier 
der kolorierende Pinsel fertig zu 
bringen, was ihm aber wegen der 
noch zähen Dickflüssigkeit des 
Pigments nicht gelingen will, sodaß 
wir nur einen mangel- und flächen- 
haften — damit romanischen — 
Modulationsausdruck erhalten. 

Bei der Ergänzung der Ellipse 
unserer Entwicklungstheorie kom- 
men wir auf das XV. Jahrhun- 
dert als auf das Jahrhundert der 
eigentlichst erstgotischen Buch- 
illustration, so daß erst die sogenannte Spät- 
gotik in Utr volle Bedeutung gewinnt; in Schon- 
gauer und Durer können wir die Höhepunkte 
sehen. Doch war der gotischen Illustration 
kein langes Leben beschieden, wenn sie auch, 
wie sie ja auch erst um so viel später an- 
gefangen hat, in das kommende Jahrhundert 
weit hincingrifT; die Zeit der Apostel Dürers 
bilden ungefähr ihre Endgrenze. — 

Als Warnung folgt daraus, die Baugotik 
(oder die Gotik überhaupt) nach französischem 
Vorbilde zu früh beginnen zu lassen oder ihr 
gar einen allzu unumschränkten Machteinfluß 
auf alles andre zu geben. 



Burg lodi 

P- 94». 



G. W. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffenbach. 



Von 

Professor Dr. Fr. Bertram in Hannover. 



Jor zweihundert Jahren war es in der 
kleinen, ungefähr 12000 Einwohner 
zählenden Residenzstadt Hannover mit 
dem Bibliothekswesen noch schlecht bestellt. 
Leihbibliotheken in unserem Sinne gab es nicht, 
und von Seiten derer, die berufen gewesen wären, 
auch dem nur geringen I^esebedürfnis der da- 
maligen Zeit fördernd entgegen zu kommen, 
geschah so gut wie gar nichts — und dabei 
stand die herzogliche, dann kurfürstliche, seit 



1714 königliche Bibliothek unter der Leitung 
keines Geringeren als des berühmten Philo- 
sophen, Polyhistors und Geschichtschreibers des 
Welfenhauscs Gottfried Wilhelm von Leibniz. 

Dieser war seit 1676 Bibliothekar der vom 
Herzog Johann Friedrich begründeten Bücher- 
sammlung; 1696 wurde er vom Kurfürsten 
Ernst August zum Geheimen Justizrat ernannt 
und erhielt 1709 den Adel und Freihermtitel. 
Leibniz wohnte in dem seitens der Regierung 



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,96 



von der Witwe des Johann Hennig von Lüde 
gemieteten Hauses« an der Schmiedestraße IO. 

Auf seinen Wunsch wurde hier nach dem 
1679 erfolgten Tode des I Icrzogs Johann Fried- 
rich die Hofbibliothek in einem großen Saale 
aufgestellt. Erst 17 19 kam sie nach ihrer Ver- 
einigung mit der Lcibnizschen Sammlung in das 
königliche Archiv am Waterlooplatze. 

Die letzte Zeit seines Lebens wurde der 
unverheiratet gebliebene, nunmehr 64 Jahre alte 
Gelehrte arg von der Gicht geplagt Außer- 
dem war er mißmutig und verstimmt über die 
unerfreulichen Beziehungen zu seinem Kur- 
fürsten Georg Ludwig (regierte seit 1698), die 
er zum Teil durch seine häufige und lange 
Abwesenheit von Hannover selbst verschuldet 
hatte.* Auf seinen Reisen suchte er die Unter- 
haltung der Gelehrten auf und hieß daheim alle 
willkommen, die ihm in Hannover ihren He 
such machten. Obgleich es ihm aber schmei- 
chelte, von den Gelehrten aus allen Gegenden 
der Welt aufgesucht und um seine Ansichten 
befragt zu werden, so zeigte sich der sonst 
durchaus gefällige Mann sehr zurückhaltend, ja 
völlig unzugänglich, wenn an ihn die Bitte um 
Zutritt zu seiner und des Kurfürsten Bibliothek 
gerichtet wurde. „In das Gemach, wo er seine 
Bücher aufbewahrte, gestattete er nicht leicht 
jemandem den Eintritt", berichtet Joh. Friedr. 
Feiler, sein früherer Gehilfe bei der Ausarbeitung 
der Geschichte des Hauses Braunschweig. 

Mit Interesse lesen wir nun, was uns Herr 
Zacharias Konrad von Uffenbach, J der durch 
seine Reisen und eine wertvolle Bibliothek be- 
rühmt gewordene Patrizier und Literator aus 
Frankfurt am Main, über seine Erlebnisse und 
Eindrücke in Verkehr mit Leibniz erzählt. 

Zacharias Konrad von Uffenbach, weiland 
Schöffe und Ratsherr seiner Vaterstadt, war 



von Jugend auf ein begeisterter Bücherfreund; 
glückliche Vermögensverhältnisse und Lebens- 
umstände gestatteten ihm die Erfüllung seines 
Lieblingswunsches, ausgedehnte Reisen zu 
machen und Bücher zu sammeln. So kam er 
in den Besitz einer bedeutenden Bibliothek, die 
„acht Zimmer und unter diesen vier ziemlich 
große, mit Büchern und Codices angefüllt", 
umfaßte. Sic war weit und breit berühmt und 
galt als eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. 
Ihr Besitzer „behielt aber", so heißt es in der 
Biographie, „seine Kleinodien nicht bloß vor sich, 
sondern er wollte sie auch allen ehrlichen 
Leuten mitteilen. Seine so gute Gemütsart 
hatte mit der schändlichen Filzigkeit der Euc- 
lioncn« nichts gemein; denn diese scharren 
ihre Güter nur vor sich zusammen und suchen 
niemanden zu nutzen." 

Sechsundzwanzig Jahre alt, unternahm der 
aus einem hochadeligen Geschlecht stammende 
Patrizier am II. November 1709 mit dem 
jüngeren Bruder Johann Friedrich, seinem stän- 
digen Reisegenossen, die Fahrt nach England, 
von der er erst am 18. April 171 1 zurückkehrte. 
Am 9. Januar 1710 langte er in Hannover an 
und weilte hier bis zum 20. Januar. Wegen 
des Karnevals, der schon am 1. Januar begonnen 
hatte, waren viele Fremde in der Residenz, 
und die Brüder freuten sich, daß sie „endlich 
in der Neustadt in der roten Schenke 5 bei Herrn 
Roth noch wohl beherbergt wurden." 

Uffenbach (ich meine immer den älteren 
Bruder) wollte die kurfürsüiche Bibliothek sowie 
private Sammlungen sehen und bei Buch- 
händlern neue Einkäufe machen. Seine Hoff- 
nung aber, das Innere der ersteren betreten zu 
dürfen, mußte er von vornherein aufgeben, da 
man ihm mitteilte, daß Leibniz jedem die Be- 
sichtigung der Bücherei durchweg verwehre ; ja 



< Das sogenannte Leibnizhaus ist im Jahre 1439 von der Familie von So den erbaut worden; Karl von Lüde bat 
ihm 1652 die hentige Gestalt gegeben und die Fassade nebst dem Portal gebaut. 

» Vgl. G. E. Guhraucr, G. W. Freiherr von Leihnil II, S. 343, 351. Er schrieb sich mit z und nicht mit tz. 
i Herrn Zacharias Konrad von Uffenbach Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und Engelland. Erster 
Teil. Mit Kupfern. Frankfurt und Leipzig 1 753- Der Herausgeber, Johann Georg Schelborn, Prediger und Bibliothekar 
der Reichsstadt Memmingen, ist anf den Titelblättern des drei Teile umfassenden Werkes nicht genannt Die von ihm 
verfallt« lateinische I^benbeschreibung von Uffenbach hat sein Schwiegersohn Georg Hermann, Rektor des Lyzeums in 
Memmingen, ins Deutsche übersetzt und ergänzt. — 4 Eu = wohl, gut; Helios _ Sonne. 

5 Die „rote Schenke" hieü später „Ahles* Schenke" nach ihrem Besitzer Joh. Anselm Ahles, Calenberger Str. 3a. 
1714 wurde dann von der Familie Ahles die jetzt noch blühende Firma „Weinhandlung von Joh. Wilhelm Ahles Sohn", 
Mittelslr. 8, begründet (Inhaber Otto Schultz). 

Die Benennung „Schenke" für die vorzüglichsten Wirtshäuser in dem alten Hannover schreibt sich „wahrscheinlich 
von den auf die zuerst angelegten Wirtshäuser gelegten Weinschenken-Gerechtigkeiten her". (Spilcker, Historisch-topogra- 

der königlichen Residenzstadt Hannover. 1819, S. 576. 



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Bertram, G. W. von Lribniznu Beziehungen tu 7«, K. von Uffenbach. 



197 



nicht einmal der Kurfürst könne sie sehen, 
sondern der Herr Geheime Rat pflege es unter 
dem Verwände, daß sie nicht in Ordnung sei, 
jederzeit abzulehnen. 

So vorbereitet, ließen es die Brüder am 
Nachmittag des 10. Januar ihr „erstes sein, sich 
bei dem weltberühmten und grundgelehrten 
Herrn Geheimden Rat von Leibniz zu melden, 
der ihnen auch sogleich erlaubte, zu ihm zu 
kommen". Er empfing sie aufs hoflichste. 

„Mit seinen Felzsti limpfen und 
Nachtrock, mit Pelz gefüttert, 
wie auch mit seinen großen 
Socken von grauem Fil 
anstatt der Pantoffeln, 
und einer sonderbaren 
langen Perücke" hatte 
der angehende Greis 
,ein wunderlichesAus- 
sehen'. Gesprächig, 
mitteilsam wie er 




war, unterhielt er 
sich mit seinem Be- 
suche „von aller- 
hand politischen und 
andern gelehrten Din- 
gen". Uffenbach aber 
„suchte mit Fleiß, der- 
gleichen Diskurs abzu 
brechen und ihn zu bitten, 
ihnen sowohl seine eigene als die 
kurfürstliche Bibliothek zu 
zeigen". Doch da sagte 
Leibniz: „die kurfürstliche 
sei eine Bibliotheque de 
Cabinct, und nichts als 
neue historische Bücher 
darinnen; sie sei auch 
noch in solcher Unord- 
nung, daß er keinen Menschen hineinfuhren 
konnte". „Was seine eigene Bibliothek betrifft," 
erzahlt Uffenbach weiter, „so brauchte er eben 
dergleichen Entschuldigungen von der Unord- 
nung und fugte bei, es sei miteinander nichts 
besonderes, wenn er etliche Codices, so er uns 




G. W, von Leibnit. 
Nach A. Scheits gestochen von J. F. Baus« 



holen und zeigen wolle, ausnehme. Er schlich 
auch wirklich hinüber und langte eine Anzahl 
von Büchern heraus." Sehr geheimnisvoll tat er 
dann mit vierzehn kleinen, dünnen gedruck- 
ten chinesischen Büchern, „welche ihm der 
berühmte P. Bouvet 1 aus Indien geschickt hatte". 
Bei Eintritt der Dunkelheit verabschiedeten sich 
die Herren, und Leibniz bat sie, „mehrmals zu- 
zusprechen." 

Im Laufe der Unterhaltung, so dürfen wir 
annehmen, war die Rede auf die 
Bändezahl der Hofbibliothek 
gekommen, und der Gelehrte 
hatte sein Bedauern über 
ihre Geringfügigkeit aus- 
gedrückt. Daß dieser 
keine jährlich vorweg 
festgesetzte Summe 
zur Verfügung hatte 
und bei erfolgtem 
Angebot stets auf 
den guten Willen 
seines Fürsten an- 
gewiesen war, wußte 
Uffenbach; immerhin 
durfte er sich darüber 
wundern, daß Leibniz 
nit dem Bestände der 
Hofbibliothek nicht zufrie- 
den gewesen war. Verstimmt 
hatte ihn auch die Vermutung 
dieser habe ihm mancher- 
lei merkwürdige und wert- 
volle Bücher, die gerade 
in seinen Händen waren, 
nicht gezeigt 

Am 11. Januar sprach 
er mit seinem Bruder bei 
dem „bekannten und vor- 
nehmsten Buchführer allhier Nicolaus Förster* 
vor, um gute Bücher zu kaufen". Zu seiner 
Genugtuung wunderte sich auch dieser darüber, 
„daß die kurfürstliche Bibliothek nicht im Stande 
wäre, da doch bei 50000 Stuck Bücher darinnen 
seien; und sonderlich von französischen, die 



■ Jesuit Missionar Bouvet in China. Vielleicht waren die Bücher über Indien nach Europa geschickt. 

» I>a* Geschäftshaus des Buchdruckers und Buchhändlers Förster, beziehungsweise seiner Nachfolger, seit 1774 der 
Gebrüder Ilclwing, befand sich bis znm Jahre 1861 in der Kramerstr. 13. Die Helwingsche Hofhuchhandlung ist 
seit 1833 in den Händen der Familie Mierzinsky, in deren Namen Herr Karl Mierzinsky den Verlag der Firma als Pro- 
kurist inne hat (Schlagerstr. 20), während iIas Sortiment 1876 an Herrn H. I.indemann (seit 1884 Firma B. Hermann in 
Leipzig) übergegangen ist. 



i 9 8 



Bertram, G. W. von I.eibniz«M Beziehungen zu Z. K. von Uffenbacb. 



dem Herzog Johann Friedrich wegen Verän- 
derung der Religion von dem Könige von 
Frankreich allezeit zugeschickt und verehrt 
worden. So waren verschiedene Bibliotheken 
ganz dazu gekauft worden, darunter die Foge- 
lische' von Hamburg, so in achttausend Stück 
der besten Bücher bestanden." 

Schon durch das in der Stadt umgehende 
Gerede, noch mehr aber durch die eigenen Erleb- 
nisse und Forsters Mitteilungen gegen Leibniz 
eingenommen, mußten die Brüder gute Miene 
machen, als ihnen dieser am 12. Januar, einem 
Sonntag, nachmittags, einen Gegenbesuch ab- 
stattete, obgleich UfTenbach am 10. beim Ab- 
schiede „sehr dagegen protestiert hatte". „Er 
blieb lange bei uns," lesen wir weiter, „disku- 
tierte von allerhand", und sicher hätten die 
Fremden der Visite des ihnen nicht sympathisch 
gewordenen Mannes eine kürzere Dauer ge- 
wünscht. 

Unsere Zustimmung verdient Guhrauers 
Bemerkung (G. W. Freiherr von Leibniz, 1846, 
II, p. 346). UrTenbach habe es dem Gelehrten 
nicht vergessen können, daß er ihm die kur- 
fursdichc und seine eigene Bibliothek nicht 
zeigen wollte. Vielleicht hat unser Literator in 
seinem mündlichen Reisebericht gerade Leibniz 
als den filzigen Euelionen bezeichnet, der, auf 
den lichten, sonnigen Höhen des Lebens zu 
wandeln gewohnt, stets nach der Gnadensonne 
der Fürsten trachtend, von dem bei kleinem 
Zusammengebrachten ungern etwas hergebe. 
Und wer mit Leibnizcns Lebenslauf einiger- 
maßen vertraut ist, wird in dem Worte „Euelione" 
dessen äußere und innere Persönlichkeit scharf 
und treffend umrissen finden. 

Jedenfalls bot sich dem jungen Manne noch 
in Hannover Gelegenheit, den Herrn Geheimen 
Rat seinen Tadel für das engherzige, wir würden 
sagen, unkollegialische Verhalten fühlen zu lassen. 
Hatte doch im Gegensatz dazu der Herr Abt 
Molanus von Loccum am 16. Januar den Brüdern 
nicht nur seine große Medaillen, Münz- und 
Mineraliensammlung geöffnet, sondern sogar in 
eigener Person sie in der Privatbibliothek herum- 
geführt 



Um Abschied zu nehmen, fuhren nämlich 
Zacharias Konrad und Johann Friedrich am 
19. Januar, dem Tage vor ihrer Abreise, nach- 
mittags in der Schmiedestraße vor und fanden 
dieselbe höfliche Aufnahme wie beim ersten 
Besuch. Ein leutseliges Wesen und die feinen 
Umgangsformen des gewandten, leicht in alle 
I^agcn sich findenden Hofmannes waren Leib- 
niz ja eigen. Nachdem sie sich „vor den bei 
ihme gemachten guten Zutritt" bedankt hatten, 
sprach man über den zweiten Teil seiner Scrip- 
torum Brunsviciensium und alte Codices und 
Chroniken, wobei er es beklagte, „daß wir so 
gar wenig Historica von dem zwölften, drei- 
zehnten und vierzehnten Seculo hätten. Insonder- 
heit fände sich so gar nichts von Würzburgischen 
Sachen". Jetzt bot ihm UfTenbach sein Chro- 
nicon Hcrbipolense an, allerdings „gar behutsam", 
weil ihm von dem Herrn von Leibniz gar wohl 
bekannt war, daß er „zwar gern etwas haben 
wollte, allein nicht gern etwas davon mitteile; 
welches doch unter gelehrten lauten nicht sein 
sollte". Leibniz bedauerte es darauf mehrmals, 
„nichts als neuere Sachen von zwei- bis drei- 
hundert Jahren" zu haben, und rühmte den 
Fleiß und das Entgegenkommen des zu Eisenach 
wohnenden Herrn Paulini, des frühereren Leib- 
medikus bei dem Bischof von Galen. „Weil der 
Herr von leibniz", so erzählt nun aber der 
Frankfurter Patrizier weiter, „den Paulini immer 
mehr lobte, konnte ich nicht unterlassen, über 
seine Mißgunst zu klagen, daß er von den vielen 
Handschriften, so er N. B. in Fässer geschlagen 
habe, nichts rechts, als das Chronicon Corbicnse 
herausgegeben, niemandem auch etwas davon 
zu sehen vergönnte, wie ich ihm denn mein 
Exempel anführte, da ich im vorigen Jahre in 
Eisenach gewesen. Ich redete von den Fässern 
mit Nachdruck, damit der Herr von Leibniz 
merken könnte, was ich auch von seiner Manier 
hielte, und daß er es mit der kurfürstlichen 
Bibliothek eben so mache." Von dem Verbleib 
der Briefe des Polyhistors und Staatsgelehrten 
Hermann Coming, die nach den in Helmstädt 
eingezogenen Erkundigungen in Hannover waren, 
wollte der Bibliothekar nichts wissen, und auf 



■ Fogel und nicht Flöget, wie Spilcker schreibt, hieß der 1675 verstorbene Hamborger Professor und Arzt, von 
dem 1678 für ungefähr 2000 RthL die Sammlung angekauft wurde. Unter dem Kurfürsten Ernst August, der die Bi- 
bliothek von Herrcnhausen in die Stadt bringen ließ, wurden vorzüglich auf I^eibnizens Veranlassung große Bestände aus 
der Bibliothek von Emmerich Bigot (1689 in Ronen gestorben) und die ganze Büchersammlung des Hofrates von Westen- 
holz erworben. 



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199 



UtTenbachs Frage, ob er denn die hinterlassenen 
Handschriften neuerer Gelehrten sowenig achtete, 
antwortete er, „daß sie ihm auch sehr lieb waren", 
und teilte mit, „wie er eines und anderes be- 
kommen, das er als Cimelia Philosophica ans 
Licht stellen wolle." 

Ob die Herren beim Abschied auch wieder 
gebeten wurden, den Besuch gelegentlich zu er- 
neuern, teilt unser Gewahrsmann nicht mit. Er ist 
auch nie wieder mit Leibniz zusammen getroffen. 

Mit starken Zweifeln an des Philosophen 
Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe verließen die 
Brüder das stattliche Haus an der Schmiede- 
straße und reisten am andern Tage von Hannover 
ab, unzufrieden mit ihrem Erfolg bei Leibniz. 
Sie mußten der Rede der Leute recht geben: 
er wolle „nur so gar allcinc" in den an wissen- 
schaftlichen Schätzen reichen Sammlungen 
„wurmen"; sicher erschien ihnen auch der in 
diesem Worte steckende Vergleich zutreffend, 
wenn sie sich an den einsamen, nur unter seinen 
Büchern arbeitenden und schaffenden Gelehrten, 
sowie an dessen oben geschilderten Aulfug er- 
innerten. 

Ohne sein Verhalten als Bibliothekar billigen 
zu wollen, suchen wir eine Erklärung hierfür 
bei einem Manne, der zu den größten Geistern 
aller Zeiten gehört und stets eine Zierde des 
deutschen Namens bleibt. Wenn Uffenbach 
ihm Geiz vorwirft, so wird das auf einem all- 
gemein verbreiteten Urteil über Leibniz be- 
ruhen und hat nichts mit einer Rache für 
die unerfüllt gebliebenen Erwartungen hin- 
sichdich der Bibliotheken zu tun. Man ver- 
gleiche damit auch die von Leibnizens Sekre- 
tär nach des Gelehrten Tode (1716) verfaßten 
Personalien, in denen es heißt (Guhraucr II, 352): 
„Das Geld hatte er sehr lieb und war daher 
fast etwas sordidus." Der ihm von Natur an- 
haftende Zug, sich abzuschließen und für sich 
selbst zu leben, trat mit der Verschlechterung 
seines Verhältnisses zum Hofe noch stärker 
hervor. Sein Sinn war mehr darauf gerichtet, 
zu sammeln und vielerlei beieinander zu sehen. 



Es felüte ihm aber im allgemeinen die Fähig- 
keit, die Massen zu ordnen und zu einem 
erfreulichen Ganzen zu gestalten. Er beschäftigte 
sich häufig mit den verschiedenartigsten Dingen 
zu gleicher Zeit, jedes einzelne in der erhaben- 
sten und stets auf das Allgemeine gerichteten 
Weise betrachtend. Aber die Zersplitterung 
seiner äußeren und seiner geistigen Tätigkeit 
muß uns als Grund dafür erscheinen, daß er 
„kein einzelnes Werk hinterlassen hat, dessen 
innere Vollendung der Größe seines Geistes 
entspräche." 

Zur Ordnung der allmählich großer werden- 
den Büchcrsammlung des Hofes hatte er keine 
Hilfskraft oder wollte sie nicht haben; dazu 
hinderten ihn seine häufigen Reisen und die 
mit dem Alter wachsenden körperlichen Be- 
schwerden an der Instandsetzung und -haltung 
der Bibliothek. Erst 1714 w ard ihm Joh. Georg 
Eccard zur Hilfe gegeben, der dann sein Nach- 
folger wurde. 

In seinen Schriften tritt uns Leibniz als der 
eifrige und unermüdliche Vorkampfer für die 
Wohlfahrt der Menschheit sowie für die geistige 
I lebung und politische Erstarkung des deutschen 
Volkes entgegen, trägt aber unmittelbar fast 
gar nichts dazu bei, das in den beiden Samm- 
lungen aufgespeicherte Wissen unter das Volk 
zu bringen und ihm so eine der besten Grund- 
lagen für seine geistige und materielle Entw ick- 
lung zu schaffen. 

Seit Leibnizens Zeit und besonders in den 
letzten hundert Jahren ist bei allen Ständen 
das Bildungsbedürfnis riesig gewachsen, und 
eins der wichtigsten und besten Bildungsmittel 
hat man in den Büchern, „dem auserlesenen 
Besitztum der Menschheit", erkannt Das Lesen 
und Studieren ist nicht mehr ein Vorrecht be- 
vorzugter Stände geblieben, sondern dank der 
st.iaüichen, kommunalen und privaten Forderung 
ein allgemeines, allen zugänglich gemachtes 
Bildungsmittel geworden, das auch von allen 
Schichten der Bevölkerung freudig begrüßt und 
ergriffen wird. 




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Einiges über die „Sieben Schwaben". 

Von 

Gottfried Vielhaber in Schlag!. 



M AN" den 1812 erschienenen „Kinder- 
HBNiiihI Hausmärchcn" von Jacob und 
MI «1 Wilhelm Grimm begegnet uns unter 
No. 119 der bekannte Stiche! seh wank von den 
Sieben Schwaben. Im dritten Bande, der die Er- 
läuterungen und Quellen enthält, geben (Seite 1 19) 
die Herausgeber als Quelle hierfür an: Kirch- 
hoffs „Wcndunmuth" (zuerst 1 563 gedruckt), das 
Lied des Hans Sachs („Neun Schwaben gierigen 
über lant"), ohne jedoch den Autor zu kennen, 
und „ein bei Friedrich Campe in Nürnberg er- 
schienenes fliegendes Blatt, worauf die sieben 
Schwaben abgebildet sind und ihre Unterredung 
in Reimen mitgeteilt wird". Max Radlkofer, 
der Bibliograph der Sieben Schwaben, beschreibt 
in seinem am 14. Dezember 1894 zu Augs- 
burg gehaltenen Vortrage („Die sieben Schwaben 
und ihr hervorragendster Historiograph Ludwig 
Aurbacher." Hamburg 1895. 221. Heft der 
Sammlung gemeinverständlicher wissenschaft- 



licher Vorträge, begründet von Virchow und 
Holtzendorff) diesen Kupferstich und teilt auch 
die Verse mit (Seite 26 und 27). Wir ersehen 
aus einer Vergleichung dieses Textes mit dem 
bei den Brüdern Grimm, daß jenen in der 
Reihenfolge der sieben Helden ein Irrtum unter- 
laufen ist und daß sie die Sprache des Ein- 
blattdruckes etwas änderten. Während näm- 
lich auf dem fliegenden Blatte die Reihenfolge 
(von rückwärts) folgende ist: t. Vcid, 2. Micha!. 
3. Hans (der aber auf dem Bilde vor Michal 
steht), 4. Jerglij, 5. Martij, 6. Jaklij und 7. Schult- 
heis, haben die Herausgeber der „Kinder- und 
Hausmärchen" als 2. Hans und als 3. Michal, 
und es sind die im Kupferstiche dem Michal 
in den Mund gelegten Worte dem Hans zu- 
geteilt und umgekehrt 

Dies ist ein offenbar durch Flüchtigkeit 
entstandener Fehler, gerade so, wie der „Martij" 
(Martin) des Einblattdruckes bei den Grimm 




Nach einem kolorierten Kupfenlich von iBoö. 



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Vielh»l»er, Einige» über die 



20 1 



r9xe (teben reMxclJrn 6cfiba5eTV 




J £*oR3u woiürr ^irmiabV .>lur)tna cHsru^iWrUctjuh oae U^iruxht rrUui'nux 
<l 3errm I ltma.'ivlT6ut|a[t irul Ktjwääa, b\Jti»cr tetjte tJrnm ^rucfja fietja 
3& roirO nukl^la-urn rm öaur li ifcs roohC^er taucTijar 
43ffe xtxfr |ö tf»o«tjfem .-muUcr oWt* &uföS Inn Süef ^ruöer 
5 $ana -JV-ittu qarujou voran, vh'nnfl tvr kuti oahxntm. (tafpv 
O -Äerr £>rljut3 6rr mulä feer c ritt 



6eu xbmai'bulh'töu'i'T 



ir allrm 



7 £0 .v^ljt bann tic-rtfa^ m\ Streit 
iSrratv errctil man timTcr c AVut 

i>a» Ua^rticuer \It nur i 



Nichschnitt det Kupferilichi roo i8<j6. Zwischen 1826 und 1340. 



„Marli" heißt Am Wortlaute des Textes wurde 
auch einiges von ihnen geändert, z. B.i 

Kupferstich: 

Es wird nid feihla um a haar 
so is a wohl der Teufel gar. 

Grimm: 

Es wird nil fehle um ein Haar 
so ischt es wohl der Teufel gar. 

Wir können aber nicht nur Druckort und 
Herausgeber des Kupferstiches, sondern auch 
sein Druckjahr bestimmen. Denn nach Radl- 
kofer (Seite 37) schenkte der bekannte Regens- 
burger Bischof Johann Michael Sailer dem Er- 
weiterer und Fortbildner des auf Stammes- 
neckerei beruhenden Schwankes von den Sieben 
Schwaben, Ludwig Aurbacher, ein Exem- 
plar dieses von den Brüdern Grimm benutzten 
Kupferstiches, worauf unten von Sailers Hand 
geschrieben stand: „Neu bekannt gemacht 1806" 
(Radlkofer S. 48 Anm. 51). Dies ist offenbar das 
Jahr, in dem dieser Einblattdruck, in dem ich ein 
für den Massenverkauf auf Jahrmarkten bestimm- 



tes Bild sehen möchte, veröffentlicht wurde. 
— Von unseren Abbildungen gibt die erste 
den außerordentlich selten geworden kolorierten 
Kupferstich von 1806 (Plattenraum 261 mm 
breit, 184 mm hoch, auf geripptem, grobem 
Papier), wahrend die andere einen nach dem 
ersten etwa 20 — 30 Jahre später im Negativ 
angefertigten, in der Zeichnung des Hinter- 
grundes etwas veränderten, in der Sprache 
etwas modernisierten, bei Franz Barth in Wien 
erschienenen Nachdruck darstellt 

In neuester Zeit hat Moritz von Schwind 
in einem Gemälde eine sehr drollige Darstel- 
lung unserer mutigen Sieben geliefert und sich 
selbst als Letzten unter ihnen porträtähnlich 
dargestellt (eine Abbildung davon im Schwind- 
rieft des „Kunstwart", Januar 1904). Selbst 
Gegenstand einer Operette sind die sieben 
Helden geworden (Karl Millöckcr: Die sieben 
Schwaben). Auf der IX. internationalen Kunst- 
ausstellung in München (1905) waren sie von 
Meister Hans Sauttcr in Holzplastik ergötzlich 
dargestellt zu sehen. 



Z. f. U. 1906/1907. 



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Johann Jakob Weber der Jüngere. 



Von 

Karl Wilkc in Leipzig. 



onBin August- und im Septemberheft 1901 
MM K9 dieser Zeilschrift haben wir die Ge- 
ra« NM schichte der Le i] zigei [Hustrierten Zeitung 
nrT TPB und ihres Ücgrllnders, des Verlagsbuch- 
hündlers Johann Jakob Weber, gegeben. Unter ihm 
und seinen Söhnen ist die 1834 ins Leben ge- 
rufene Finna J. J. Weber eine tonangebende 
Pllege- und Heimstätte des Holzschnittes ge- 
worden. Die von dem zweiten Sohne Johann 
Jakobs, Georg Hermann Weber (geboren am 
23. August 1842 zu Leipzig, gestorben am 19. Ok- 
tober 1889 auf seiner Besitzung zu Klein-Zschach- 
witz bei Dresden), herausgegebenen „Meister- 
werke der Holzschneidekunst" (18 Bände, 1879 bis 
1896) sind eine Glanzleistung deutscher Xylo- 
graphie und Typographie und ein Stück Kunst- 
geschichte der Neuzeit Wie sein Großvater und 
Vater, so verdient auch der am 21. April d. J. 
jäh aus dem Leben geschiedene Johann Jakob 
Weber der Jüngere, der ältere Sohn Georg Her- 
manns, ein Blatt in der Geschichte nicht nur 
seines Hauses, sondern des Buchdrucks und der 
Buchgewerbe überhaupt 

Johann Jakob Weber, am 14. April 1873 
zu Leipzig geboren, genoß im elterlichen Hause 
eine ausgezeichnete Erziehung, an der auch die 
Mutter, Marie geborene Giesecke (gestorben 1 905), 
eine an Geist und Gemüt hervorragende Frau, 
einen hoch zu veranschlagenden Anteil hatte. 
Seine wissenschaftliche Vorbildung genoß Johann 
Jakob im Teichmannschen Institut und in der 
Nikolaischule seiner Vaterstadt Hier war es 
auch, und zwar in der Buchdruckerei von Fischer 
8l Wittig und in der Kommissionsbuchhandlung 
von Robert Hoffmann, wo er die „Schwarzkunst" 
Meister Gutenbergs am Setzkasten erlernte und 
eine Anschauung von der Organisation des buch- 
händlcrischen Verkehrs gewann. Nachdem er noch 
in der Buchhandlung von Otto Petters zu Heidel- 
berg eine Zeitlang tätig gewesen war, verschaffte 
er sich zu Leicester in England und während 
eines längern Aufenthalts in den Vereinigten 
Staaten von Amerika einen Einblick in die ver- 
schiedensten Zweige des Buchgewerbes. Dieser 
Ausflug zu unseren angelsächsischen Vettern in 
Großbritannien und der neuen Welt war von 
großem Einfluß auf das technische Wissen und 
Können Johann Jakobs, der am 23. März 1896 
in das seit Oktober 1889 von seinem Oheim, 
Dr. Felix Weber, geleitete Haus J. J. Weber ein- 
trat In umfassender Weise im In- und Ausland 
vorgebildet, betätigte sich der junge Weber zu- 
nächst als Mitarbeiter, bald aber als Mitinhaber 
der weltbekannten Firma. 

Im Verla s ließ er sich ununterbrochen den 



Ausbau der „Illustrierte. Katechismen" angelegen 
sein, wobei die technischen Wissenschaften ganz 
besondere Berücksichtigung erfuhren. Bekanntlich 
sind diese „Katechismen", von denen seit 1851 
mehr ab 250 Bände erschienen sind, für alle 
Schichten der Bevölkerung ein reicher Schatz 
wohlfeiler Lehr- und Handbücher, die hauptsäch- 
lich für den Schulunterricht in den verschiedensten 
Zweigen des Wissens, der Künste und der Gewerbe 
berechnet sind Die schon oben erwähnten 
„Meisterwerke der Holzschneidekunst 1 änderten in 
der von Johann Jakob Weber angeregten neuen Folge 
Format, äußere Gewandung und Erscheinungsart, 
wobei jedes Heft die Schöpfungen eines einzelnen 
Meisters (Sascha Schneider, Arnold Böcklin, Hans 
von Bartels, Max Klinger, Franz Stuck) beziehungs- 
weise einer bestimmten Künstlergruppe („Die 
Worpsweder") betraf oder sonst ein abgeschlossenes 
Ganze („Aus der Internationalen Kunstausstellung 
zu Berlin 1896") zu geben bestrebt war. Bei 
diesen Kunstmappen ist ganz besonders die ver- 
ständnisvoll ausgeführte Arbeit des Druckes zu 
rühmen. 

Während K. v. Hesse Warteggs „China und 
Japan" durch Dr. Felix Weber für den Verlag 
erworben worden war, hatte sein Neffe bei dem 
Verlag und der Drucklegung der fesselnd ge- 
schriebenen Bücher „Samoa, Bismarckarchipel und 
Neuguinea", „Schantung und Deutsch China 11 und 
„Siam, das Reich da weißen Ele/anten" desselben 
Reiseschriftstellers einen nicht geringen Anteil. 
Mit besonderm Eifer betrieb Johann Jakob das 
Zustandekommen und den Druck der ebenfalls 
bei J. J. Weber erschienenen umfangreichen Sammel- 
werke „Das Goldene Buch des Deutschen Volkes. 
Eine Überschau vaterländischer Kultur und natio- 
nalen Lebens in 76 Einzeldarstellungen aus der 
Feder hervorragender Fachmänner über 1000 Bild- 
nissen, Aussprüchen und Lebensbeschreibungen 
deutscher Männer und Frauen" (1899) und „Für 
unser Heim\ Bunte Spenden deutscher Dichter 
und Denker der Gegenwart für das Deutsche 
Schriftstellerheim in Jena" (1902). In beiden 
Fällen bemühte er sich um die Wahl einer form- 
schönen Drucktype, vollendete Wiedergabe der 
Bilder, einen mit Schmuckwerk von Künsüerhand 
gezierten Einband wie Uberhaupt um die gesamte 
Ausstattung des Buches. Dieselben Gesichtspunkte 
waren auch maßgebend bei dem aus Anlaß der 
Beteiligung Leipzigs an der Weltausstellung in 
St Louis herausgegebenen Buche „Leipzig im 
Jahre 1904", einer typographisch und illustrativ 
musterhaft ausgestatteten Gedenkschrift. Die neueste 
Auflage des umfangreichen, zweibändigen „ Univer- 
s @f & qpxs @£ Jt&if s f 1 des ^ cd l c ^ c i^stö ri 



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Wilke, Johann Jakoh Weber der Jüngere. 



203 



t 



deutschen Werkes dieser Art, unterwarf Johann 
Weber einer eingehenden Durchsicht Das lustige 
Re/eptbUchlein „Bosnien um/ Pünsche legt Zeug- 
nis ab von dem herzerfrischenden Humor Webers 
und leitet zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit 
Uber, von der nachher die Rede sein wird. Eine 
ganze Reihe von in Vorbereitung befindlichen 
Verlagsartikeln ist noch unter den Augen des Ver- 
ewigten in den Setzersaal gewandert Linter diesen 
Büchern sind einige, deren Veröffentlichung schon 
seit Jahren geplant war. In den letzten drei 
Jahren hat Weber mannigfache Unterstützung 
durch seinen jüngem Bruder Horst (geboren am 
24. März 1879) erfahren, 
der am 26. März 1903 in 
die Firma eintrat 

Auch die „ Illustrirte 
Zeitung' hat durch Johann 
Jakob in typographischer 
Beziehung mannigfache An- 
regung zu verzeichnen ge- 
habt; ebenso lieli er sich 
den kaufmännischen Ver- 
trieb des von seinem Groß- 
vater gegründeten Unter- 
nehmens angelegen sein. 
Die beiden Sonderhefte Bis- 
marckheft (August 1898) 
und Samoaheft (1899) 
wurden auf seinen Betrieb 
herausgegeben. Im letzten 
Jahre seines Lebens widmete 
er sich der von G. A. v. 
Halem in Bremen begrün- 
deten „Brücke zur Heimat", 
einer illustrierten Zeitschrift, 
die vor dem 1. April d. J. 
nur einmal im Monat, seit- 
dem aber aller zwei Wochen 
erscheint und sich zur Auf- 
gabe gesetzt hat, die Be- 
kundungen des deutschen 
Geisteslebens bis zu jenen 
Weltfernen tropischer oder 
subtropischer Zone zu leiten, wo Deutsche die 
fortschreitenden Zeugnisse kultureller Erstarkung 
der alten Heimat schmerzlich vermissen. Als 
neues bindendes Glied zwischen dem Deutschtum 
im Ausland und der mächtig nach Entfaltung 
strebenden heimischen Technik bietet der Verlag 
von J. J. Weber mit dem ersten Aprilheft den 
zweiten Teil der „Brücke", „Made in German/', 
mit vorwiegend technisch-gewerblichem Inhalt aus 
den Gebieten des Handels, der Industrie und des 
Verkehrslebens. Die daneben erscheinende Export- 
zeitschrift „Energy in englischer Sprache soll die 
Beziehungen des Auslands zur deutschen Industrie 
und zum deutschen Ausfuhrhandel fördern und 
pflegen. Die energische nationale Tätigkeit Johann 
Jakob Webers, die er gerade in der „Brücke zur 
Heimat" und in ihren Verzweigungen und Parallel- 



Johann Jakob Weber der Jüngere, 
Nach einer PhxHof rapbi«. 



Unternehmungen begeistert bekundete, riefen die 
Aufmerksamkeit der höchsten Behörden des Reiches 
in Berlin hervor, mit denen er eine sehr schätzens- 
werte Fühlung gewann. 

Dieselbe künstlerische Sorgfalt, die Weber den 
Veröffentlichungen des eigenen Verlags angedeihen 
lieli, widmete er auch allen Aufträgen, die der 
Bushdruckerei J. J. Weier von seilen anderer Ver- 
lagsfirmen, Behörden, Körperschaften und Privat- 
personen zuteil wurden. In der typographischen 
Ausstattung waren die Meister des XV. und XVI. 
Jahrhunderts aneiferndes Vorbild; mit den Meister- 
werken englischer und amerikanischer Druckereien 
nahm Johann Jakob den 
Wettbewerb auf Ihm war 
es dabei gleich, ob es 
sich um ein großartiges 
„Standard work" oder um 
eine Gelegenheits-, eine Fest 
schrift, ein Bücherverzeichnis 
oder einen Ausstellungs- 
katalog handelte. In dieser 
Beziehung mag an das 
„Programm des Festspiels 
zur Feier des fünfundzwan- 
zigjährigen Bestehens des 
Kunstgewerbemuseums zu 
Leipzig am 14. November 
1899" und an den von Fritz 
Schumacher verfaliten Text 
dieses Festspiels („Phan- 
tasien in Auerbachs Keller") 
erinnert sein, kleinen typo- 
graphischen Meisterstücken. 
Gröberen Umfangs sind 
„Werden und Wirken des 
Vereins chemischer Fab- 
riken in Mannheim. Ein 
Rückblick gelegentlich des 
fünfzigjährigen Bestehens" 
(1904) und „Julius Blüthner 
in Leipzig. Festschrift zur 
Feier des fünfzigjährigen 
Geschäftsjubiläums" (1 903), 
zwei gewichtige Beiträge zur Geschichte deutscher 
Industrie. Schwerwiegender ist „Das Germanische 
Museum von /Sjz bis 1902. Festschrift zur Feier 
seines fünfzigjährigen Bestehens im Auftrag des 
Direktoriums verfaßt von Dr. Theodor Hampe" 
mit mehreren Holzschnitten aus der Illustrierten 
Zeitung der Jahre 1853 und 1858 und zwei 
glänzenden Farbenholzschnitten aus der Xylo- 
graphischen Anstalt von J. J. Weber (Ansicht des 
Germanischen Museums von G. Kellner in Nürn- 
berg ; „Die heilige Anna selbdritt", kolorierte 
Handzeichnung von Albrecht Dürer). Eine der 
Musterleistungen der Offizin ist ohne Frage „Die 
Meistersinger von Nürnbe/gvon Riehard H'agner" mit 
Bildern und Buchschmuck ausgestattet von Georg 
Barlösius (Verlag von Fischer & Franke in Berlin). 
Edle Einfachheit atmet der Druck „Die Bergpredigt 



9k 



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204 



Wilke, Johann Jikob Weber der Jüngere. 



unsere Herrn und Heilandes Jesu Christi in der 
Übersetzung Dr. Martin Luthers" (Verlag von 
M. Heinsius Nachfolger in Leipzig). 

Gewissermaßen ein Denkmal für den Begründer 
der Firma, Johann Jakob Weber (geboren am 
3. April 1803 zu Siblingen, gestorben am 16. März 
1880 in Leipzig), errichtet von dem Sohn Dr. Felix 
Weber und dem Enkel Johann Jakob Weber den 
Jüngern, ist das Werk „Siblingen im Kanton Schaff- 
hausen. Ein Geschichtsbild aus dem Klettgau 
von Chr. Gg. Keller." Der Verfasser wirkte laut 
der aus Schieitheim vom 11. August 190a datierten 
Vorbemerkung dieser Schrift in Siblingen als 
Pfarrer 1869 bis 1897. Im Jahre 1877 bereits 
hatte er diese historische Monographie aus- 
gearbeitet, um ein Jahr vor dem hundertsten 
Geburtstag des Begründers der „Illustrierten Zeitung" 
auf dringenden Wunsch der Familie Weber in 
Leipzig dieser das Manuskript zum Druck zu 
Uberlassen. Von besonderm Interesse ist die dem 
Geschichtsbild angefügte Stammtafel der Familie 
Weber aus den Zivilstandsakten und dem Stadt- 
archiv von Neunkirch und aus dem um 1640 
beginnenden Taufbuch von Siblingen; sie hebt an 
mit Jörg Wäber (sie!), geboren um 1590, kopu- 
liert am 15. Mai 1614 mit Christina Abin von 
Böttstein (Aargau) und leitet herab bis zu Johann 
Jakob Weber, der nach dem faksimilierten Ein- 
trag ins Taufregister am 3. April 1803 zu Sib- 
lingen (nicht zu Basel, wie früher stets angegeben) 
geboren worden ist 

Als Fachschriftsteller hat sich Johann Jakob 
Weber mit der Neubearbeitung des „Katechismus 
der Buehdrucieriunst' in siebenter Auflage um 
seine jüngeren Berufsgenossen hoch verdient ge- 
macht. Der in früheren Auflagen von Alexander 
Waldow, dem bekannten Buchdruckereibesitzer 
und Herausgeber des „Archivs für Buchdrucker- 
kunst", besorgte Katechismus der Weberschen 
Sammlung wurde unter den Händen Johann Jakobs 
ein völlig neues Werk, das den Setzer wie den 
Drucker mit den modernsten Hilfsmitteln und 
Anschauungen ebenso vertraut macht wie mit der 
Geschichte und Entwickelung der Kunst Guten- 
bergs, denn — sagt Weber im Vorwort seines 
ungemein frisch geschriebenen Buches — nicht 
nur handwerkliches Können, sondern auch buch- 
gewerbliches Wissen und folgerichtiges Denken 
machen den Buchdrucker zum Manne, der auf 
seinen Stand und dessen Überlieferungen stolz 
sein darC Wenn irgendwo die Erinnerung an die 
gute alte Zeit, das Aufbauen auf der handwerk- 
lichen Tradition berechtigt ist, so ist's in der Buch- 
druckerei, denn sie ist ein zünftiges Gewerbe in 
ihrem innersten Wesen geblieben. Nur wer das 
Handwerk „redlich, rechtschaffen, rechtmäßig und 
ordentlich" erlernt hat, wird als echter Buch- 
drucker angesehen und, was die Hauptsache ist, 
darf im Wettbewerb der heutigen Zeit darauf 
rechnen, ein sicheres und gutes Auskommen zu 
haben. 



Die in dem Vorwort zu diesem Katechismus 
niedergelegten Anschauungen hat der Verfasser 
auch an hervorragender Stelle im korporativen 
Leben des Buchgewerbes mit Nachdruck und mit 
wahrer Begeisterung vertreten. Und deshalb zählte 
er zu den berufensten Führern seines Standes. 
Auf dem Titelblatt des mit außerordentlichem Bei- 
fall aufgenommenen „Katechismus der Buch- 
druckerkunst" erscheint Johann Jakob Weber als 
zweiter Vorsteher des Deutschen Buchgewerbe- 
vereins zu Leipzig. 

Das Ehrenamt des eroeiten Vorstehers des Deut- 
schen Buchgewerbevereins hat Weber vom 16. Juni 
1899 bis zum 20. November 1903 bekleidet. 
Mehrere Jahre hat er auch im Museums-, im Preß- 
und im Schulausschuß dieses Vereins eine rege 
Tätigkeit entfaltet. Die Jahre, in welchen er dem 
Vorstand angehörte, sind für die Entwickelung des 
Vereins von großer Bedeutung gewesen. In der 
Sitzung des Gesamtvorstands vom 3. Dezember 
1898 war die Erwerbung des von Alexander 
Waldow begründeten >r Archivs Jür Buchdrucker- 
kunst" beschlossen worden, denn schon längst 
hatte sich für den Verein das Bedürfnis dringend 
fühlbar gemacht, namentlich zu wirksamer Betätig- 
ung nach außen hin eine eigene Zeitschrift zur 
Verfügung zu haben. Mit der Überleitung des 
nunmehr „Archiv für Buchgewerbe" genannten 
Blattes in die neuen Verhältnisse wurde eine Kom- 
mission betraut, in die Johannes Maul, Dr. Ludwig 
Volkmann und Johann Weber gewählt wurden. 

Auch an der Errichtung des vom Architekten 
Emil Hagberg erbauten, im Innern vom Baurat 
Bruno Eelbo ausgestalteten und von Sascha 
Schneider mit Wandgemälden geschmückten Buch- 
gewerbehauses hat Weber bemerkenswerten Anteil 
gehabt; der von ihm im Januar 1899 entworfene 
„Werbebrief", eine Glanzleistung der Typographie, 
hat zu den Bauzwecken eine Beisteuer von 
150000 Mark zusammengebracht. Am 23. April 
1898 hatte auf dem von der Stadt Leipzig ge- 
schenkten Platze die feierliche Grundsteinlegung 
stattgefunden, am 1. August war mit der Aus- 
schachtung des Baugrunds begonnen worden. Das 
Richtfest im Juli 1899 verschönte Weber, damals 
bereits zweiter Vorsteher, durch eine treffliche 
Rede, und am 12. Mai 1900 fand die Weihe des 
Hauses statt 

Als am 2. Februar 1901 Hofrat Dr. Oscar 
von Hase, 1884 der Begründer und seitdem erster 
Vorsteher des Deutschen Buchgewerbevereins, sein 
Amt niederlegte, hatte er kurz zuvor Johann Jakob 
Weber gebeten, sein Nachfolger zu werden, doch 
hatte dieser „unter Hinweis auf seine Jugend" es 
abgelehnt, der Anregung Folge zu leisten. Weber 
lenkte vielmehr die Aufmerksamkeit auf Dr. Lud- 
wig Volkmann, den Neffen und Sozius Dr. von 
Hases, der denn auch von der 13. ordentlichen 
Hauptversammlung zum ersten Vorsteher gewählt 
wurde. Wie recht aber Dr. von Hase daran getan 
hatte, die frisch vorwärtstreibende Kraft Webers 



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Wilke, Johann Jaltob Weber der Jünger«. 



205 



für den Vorstand zu gewinnen, bezeugte die große 
Rede, die der zweite Vorsteher in jener Haupt- 
versammlung vom 2. Februar 1901 hielt. Diese 
Rede, ein programmatischer Ausblick in die Zu- 
kunft, gibt die gesamte Auffassung Webers von 
der hohen Mission des Buchgewerbes so klar und 
so erschöpfend, daß wir es uns nicht versagen 
können, die hervorstechendsten Sätze derselben 
an dieser Stelle zu wiederholen. 

Der Redner ging von dem Paragraphen der 
Statuten aus, der als Zweck des Vereins die Her- 
beiführung erhöhten Einflusses der Kunst auf das 
deutsche Buchgewerbe bezeichnet. Die Kunst im 
Buchgewerbe wollte Weber verstanden wissen als 
eine Summe von angewandter Ästhetik, von 
Formensinn und Farbenfreude, von technischem 
Können im einzelnen Fache und Übersicht Uber 
alle Hilfszweige, von gewerbsgeschichtlichen und 
kunsthistorischen Kenntnissen, von eingehender 
Warenkunde und Erfahrungen in den tausenderlei 
Nilancen der Produktion. Diese buchgewerbliche 
Kunst soll helfen, die Produktion der Buchgewerbe 
besser, wertvoller und damit leichter verwertbar 
zu machen, sie soll ehrliche Arbeit auch in 
beschränkten Quantitäten gegen Massenschund 
schützen, ihr den Lohn sichern, den sie zu be- 
anspruchen hat, wenn sie Kulturwerte schafft. 
Nach dem Idealismus und Realismus wunderbar 
vereinigenden Programm Webers sollten die Mittel 
des Buchgewerbevereins — Lesezimmer, Bibliothek, 
Auskunftstclle, Vorträge, Ausstellungen — nicht 
nur der Prinzipalität, sondern in verstärktem Maße 
der an Zahl viel größeren Gesamtheit der Gehilfen- 
schaft zur Verfügung gestellt werden. 

Die sozialen und pädagogischen Anschauungen 
Webers künden folgende Sätze seiner Rede: „Die 
große Anzahl der regelmäßigen Benutzer unserer 
Institution stammen aus den Reihen der buch- 
geweiblichen Gehilfenschaft, dort herrscht ein 
, starker Bildungsdrang, die Gehilfenschaft trägt 
nach kunstgewerblicher Ausbildung Verlangen und 
ist dafür dankbar. Die Gehilfenschaft fängt an, 
sich in dem offenen Hause des Deutschen Buch- 
gewerbevereins wohl zu befinden. In ihm beginnt 
sich der sozialpolitische Unterschied zwischen 
Arbeitgeber und Arbeitnehmer im guten Sinne 
zu verwischen." Der Redner wies dabei auf die 
befriedigenden Beziehungen zwischen Arbeitnehmer 
und Arbeitgeber im Buchgewerbe Englands und 
auf das entgegengesetzte Verhältnis in den Ver- 
einigten Staaten von Amerika hin. 

Weber trat auch stets für eine möglichst enge 
Fühlung zwischen dem Buchgewerbeverein und 
der königlichen Akademie für graphische Künste 
und Buchgewerbe zu Leipzig ein, an deren Ein- 
richtung und Neuorganisation der Vorstand mehr- 
fach beratend teilnahm. Als Johann Jakob Weber 
aus rein sachlichen Gründen am 20. November 
1903 sich veranlaßt sah, sein Amt als Vorstands- 
mitglied und zweiter Vorsteher sowie als Vor- 
sitzender des Ausschusses für Neugestaltung der 



Gesetze zum Schutze des geistigen Eigentums 
niederzulegen, begrüßte es der Deutsche Buch- 
gewerbeverein mit Freuden, daß die Arbeitskraft 
und anregende Tätigkeit Webers dem Verein 
wenigstens in den Ausschüssen erhalten blieb. 
Auch beteiligte er sich im Winter auf 1905 an 
einer Vortragsreihe Uber die Geschichte und Her- 
stellung des Huches, die in der Gehilfenschaft 
starken Anklang fand. Dem Buchgewerbemuseum 
bezeugte er seine fortdauernde Anteilnahme durch 
wertvolle Schenkungen. 

In der nationalen Organisation des deutschen 
Ruchdruckgewerbes, dem Deutschen Buchdrucker- 
Verein, bekleidete Johann Jakob Weber lange 
Jahre das Amt eines Abgeordneten zur Haupt- 
versammlung. Der Deutsche Buchdrucker- Verein, 
der 1869 in Mainz ins Leben gerufen worden ist 
und seinen Sitz in Leipzig hat, ist bemüht, die 
wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Buch- 
druckgewerbes zu bessern und einheitlich zu ge- 
stalten, besonders durch energischen Kampf gegen 
Schmutzkonkurren*, Regelung der Arbeitszeit und 
des Lehrlingswesens und Durchführung einer mit 
den Gehilfen vereinbarten Tarifgemeinschaft. Das 
Organ des Vereins ist die in Leipzig redigierte 
und erscheinende „Zeitschrift für Deutschlands 
Buchdrucker, Steindrucker und verwandte Gewerbe". 
Auf der Hauptversammlung des Deutschen Buch- 
drucker-Vereins zu Dresden am 1. Juli 1901 
referierte Johann Jakob Weber Uber die Wett- 
bciverbsauswuchsc in den Lieferantenkreisen des Buch- 
druckgr.verbes. Er rügte hierbei vier hauptsächlich zu 
bekämpfende Übelstände: das Gründungsfieber 
mit seiner Erzeugung nicht lebensfähiger Geschäfte 
und seine Begünstigung durch die Lieferanten; 
die Überhandnähme der Anzahl der Zwischen- 
händler und die daraus sich ergebende, Treu und 
Glauben vernichtende Konkurrenzhetze; das un- 
lautere Geschäftsgebahren durch Manipulieren mit 
Listenpreisen und Rabattsätzen; das Unwesen der 
Provisionsgewährung an Druckereiangestellte. Weber 
wurde in eine Kommission gewählt, die die Auf- 
gabe hatte, Maßnahmen zur Abstellung der von 
ihm gekennzeichneten Mißstände zu treffen. 

Im Jahre 1905 wurde Weber zum Vorsitzenden 
der Unterstützungskasse des Deutschen Buchdrucker- 
Vereins gewählt Dieses Amt hat er bis zu seinem 
Tode bekleidet. Die von den, im Deutschen Buch- 
drucker-Verein vereinigten Arbeitgebern begründete 
Kasse bezweckt die Unterstützung der Buchdrucker- 
gehilfen in Fällen von Arbeitslosigkeit, Krankheit 
und Invalidität Gerade in diesem Amt hat 
Johann Jakob Weber seine humane Gesinnung 
gegen die Arbeiter oft betätigt 

In diesem Frühjahr hatte der Vorstand des 
Deutschen Buchdrucker -Vereins Weber für das Amt 
eines zweiten Vorsitzenden in Aussicht genommen. 
Auf der diesjährigen Hauptversammlung zu München 
sollte die Wahl erfolgen. Weber würde in diesem 
Amte dazu berufen gewesen sein, mit der Zeit 
eine führende Stellung im deutschen Buchdruck- 



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206 



Wilke, Johann Jakob Weber der Jüngere. 



gewerbe zu erringen; sein frühes Dahinscheiden 
unterbrach auch hier eine noch viele Erfolge und 
Ehren versprechende Laufbahn. 

In den Jahren 1899 bis 1901 gehörte Weber 
dem Lehrlingsausschuli und von 1901 bis 1904 
dem Vorstand der Innung Leipziger Buchdruckerei- 
besitzer an. Er hat stets treu zu der von vielen 
Seiten umstrittenen Innung gestanden, ganz be- 
sonders deshalb, weil nur die Innung die Weiter- 
entwickelung der Buchdruckerlehranstalt zu Leipzig 
ermöglichte, an der er stets lebhaften Anteil nahm. 
In den Jahren 1903 und 1904 wurde Weber von 
der Innung zum Vorsitzenden einer Kommission 
gewählt, die einen Lohntarif für die Galvano- 
plastiker und Sltreotypeure I^iptigs auszuarbeiten 
hatte. Diese Aufgabe wurde zur vollen Zufrieden- 
heit sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeit- 
nehmer gelöst. Der Tarif, dessen Entwurf Weber 
in der Hauptsache ganz allein ausgearbeitet hat, 
kam in den, mit den Gehilfen geführten gemein- 
samen Kommissionsberatungen zur Annahme und 
hat bisher wesentlich dazu beigetragen, dali die 
Arbeitsverhältnisse in diesem Gewerbe sich fried- 
lich gestalteten. 

Wir haben schon gesehen, daß Johann Jakob 
Weber in seinem Beruf als Buchdrucker und Ver- 
leger darauf hielt, dem Druck, der Illustration, 
dem Papier und dem Einband des Buches die 
grolite Sorgfalt zu widmen, wobei er die Meister 
des Buchdrucks und des Holzschnitts aus Ver- 
gangenheit und Gegenwart, aus In- und Aus- 
land als Vorbilder heranzog und der deutschen 
Renaissance und den Engländern eine gewisse 
Bevorzugung angedeihen ließ. Das erhellt auch 
aus den Beständen von Webers Hand- und Privat- 
bibliothek, die kostbare Werke Uber die Geschichte, 
die Entwickelung und den heutigen Stand des 
Buchgewerbes und prächtige Ausgaben für Bücher- 
liebhaber umfassen. Es kann an dieser Stelle 
kein Katalog gegeben werden, wohl aber werden 
einige auf gut Glück herausgegriffene Büchertitel 
dem Angehörigen des Buchgewerbes und dem 
Bibliophilen nicht unwillkommen sein. 

Für die Herstellung und Ausstattung des Buches 
kommen in Betracht: Charles T. Jacobi, „Some 
notes on books and printing. A guide for authors, 
publishers and others" (London 1902, Charles 
Whittingham and Co.); Owen Jones, „The grammar 
of ornament" (London 1868, Bernard Quanten); 
Jules Pinsard, „L'lllustration du livre moderne et 
la Photographie" (Paris, Charles Mendel); Joseph 
Pennell, „Modern Illustration' 4 (London 1895, 
George Bell and Sons); Norna Labouehere, 
„Ladies' book-plates; an iUuslrated handbook for 
collectors and book-lovers" (ebenda 1895); F-S er ~ 
ton Castle, „English book-plates ancient and modern" 
(ebenda 1 894) ; Walter Grone, „Of the decorative 
illustration of books old and new" (London and 
New York 1896, George Bell and sons); Henry 
Blaekbum, „The art of illustration" (j" d etlition, 
I/mdon 1896, W. H. Allen and Co.); Theodor 



Goebel, „Die graphischen Künste der Gegenwart" 
(zwei Folgen, Stuttgart 1902, Felix Krais); Joseph 
and Elizabeth Robins Pennell, „Lithography and 
Lithographers. Some chapters in the history of 
the art" (London 1898, T. Fisher Unwin); Brander 
Mattlteivs, „Bookbindings old and new. Notes of 
a book-lover. With an aecount of the Grober 
Club of New York" (New York and London 1895, 
Macmillan and Co.); Dr. Paul Klemm, „Hand- 
buch der Papierkunde" (Leipzig 1904, Th. Griebens 
Verlag). 

Johann Jakob Weber besaß eine reiche Plakat- 
sammlung; als Führer dienten ihm nach dieser 
Richtung: Jean Louis Sponsel, „Das moderne 
Plakat", mit 52 farbigen Steindrucktafeln und 266 
Textabbildungen (Dresden 1897, Gerhard Küht- 
mann) und Ernest Maindron, „Les aftiches illustrces 
(1886 bis 1895)" (Paris 1896, G. Boudet). Dali 
Weber Otto Mühlbrechts „Bücherliebhaberei in 
ihrer Entwickelung bis zum Ende des XIX. Jahr- 
hunderts" (2. Auflage, Bielefeld und Leipzig 1898, 
Velhagen und Klasing) oft und gem zu Rate zog. 
ist selbstverständlich. Von den Drucken des 
Venezianers Nikolaus Jenson (gestorben 1481), 
der eine schöne Antiqua schuf, die noch heute 
als Meisterwerk der Schriftschneidekunst gepriesen 
wird, besali er den „Diogenes Laertius" von 1475. 
Die „Nürnberger Reformation mm 1566", für das 
Stadtrecht der Stadt Albrecht Dürers von Be- 
deutung, erwarb er in einem schön gebundenen 
Druck von Valentin Geißler. Aus neuester Zeit 
war Houston Steivart Chamberlain mit einer Aus- 
gabe seines „Parsifal- Märchen" (München 1900, 
F. Bruckmann A.-G.) auf altjapanischem Bütten- 
papier vertreten. 

Eine ganz besondere Vorliebe hatte Weber für 
die Drucke von William Morris (1834 bis 1896), 
dem englischen Dichter und Sozialpolitiker, Muster- 
zeichner und Drucker, dessen typopraphische 
Meisterwerke aus der Keimscott Press, Upper Mall, 
Hammersmith in the county of Middlesex summen. 
Bibliographischer Führer ist ihm dabei H. Buxton 
Forma n, „The books of William Morris" (London 
1897, Frank Hollings) gewesen. Unter den eigenen 
Schöpfungen Morris' mögen als weniger bekannt 
erwähnt sein „The Sundering Flood" und „The 
well and the world's end" (with four pictures de- 
signed by Sir Edward Burne Jones; März 1896) 
in Pergamentband. Typographisch eine Perle ist 
auch „Laudes beatae Mariae virginis". (These 
poems are taken from a psalter written by an 
English scribe, most likely in one of the Midland 
counties early in the i3 ,h Century; 1896). Nicht 
minder prächtig ist „The history of Godefrey of 
Boloyne and of the conquest of Jherusalem" by 
William Caxton (April 1893). 

Unter den französischen Ausgaben für Biblio- 
philen nennen wir „Chansons de fancienne France" 
(Imagees par W. Graham Robertson; Paris 1905, 
H. Floury, pour les bibliophiles independants) und 
,JJEvangile de fenfannee dt notrt seigneur Jesvs- 



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Pollard, Zur Theorie der Bücherpreise. 2QJ 



Christ selon Saint Pierre", mis en francais par 
Catulle Mendts d'aprcs le manuscrit de l'abbaye 
de Saint Wolfgang (Compositions et encadrements 
de Carloz Schwabe; Paris, Armand Colin & Cie.). 
Von den wertvolleren italienischen Büchern seien 
erwähnt Alcssandro Mantoni, „/ promessi sposi", 
Edizione illustrata con »78 disegni e 13 tavole 
in eliotipia da Gaetano Previati. Curau nel testo 
da Alfonso Cerquetti. Preceduta da cenni bio- 
grafici di Luca Beltrarni" (Mailand 1901, Ulr. 
Hoepli), und Luca Btltrami, „II libro d'Ore Borro- 
meo alla Biblioteca Ambrosiana. Miniato da Cri- 
stoforo Preda Secolo. XL tavole in eliotipia" 
(ebenda 1896). 

Für amerikanische I.eckerbissen der Typo- 
graphie diente als Wegweiser „ The Koycro/t Book*. 
A Catalog concerning the shop and workers at 
East Aurora N. Y." (1900). Unter den schönen, 
in Leder gebundenen Roycrofters dürfen nicht 
vergessen werden „ The hing 0/ the Golden River. 
A Legend of Stiria written in 1841 by John 
Rushin" (1900), „Sonneis from the Portugiese" 
by Elitabeth Barrett Browning, to which is pre- 
faced a „Little Journey" to the home of the 
author written by Elbert Hubbard (1898) und 
„The essay on friendship" by Ralph IValdo 
Emerson. Sonstige amerikanische Drucke dieser 
Qualität sind „Washington Irving", a sketch by 
George William Curtis (New York 1891, The 
Grolier Club) und „The book of Ruth and the 



book of Esther", published for Will Bradley by 
R. H. Russell (New York). 

Johann Jakob Weber war ein begeisterter 
Sammler und Kenner von Albrecht Dürers Holz- 
schnitten, von Sachen aus Senefelders Nachlaß und 
von alten Bucheinbänden. Große Mappen um- 
schlossen Reproduktionen von englischen Aqua- 
rellisten und die von den „Offices of the Studio" 
herausgegebene „Representative art of our time". 
So großes Verständnis Weber für die modernen 
Richtungen der Kunst auch besaß, nicht minder 
groß war seine Pietät für die alten Meister. Auch 
sammelte er nicht nach Vollständigkeit, sondern 
erwarb nach Qualität, was ihn historisch 
fesselte oder künstlerisch reizte. Überhaupt liebte 
er es, sich mit schönen Dingen zu umgeben, 
namentlich seitdem er sein trauliches Heim auf 
eigenen Grund und Boden in Gaschwitz, einem 
südlichem Villenvorort Leipzigs und am Rande 
des Harthwaldes, um Pfingsten des vergangenen 
Jahres bezogen hatte. 

Mitten heraus aus glücklichem Familienleben, 
aus segensreicher Wirksamkeit für seinen Beruf 
und seine Berufsgenossen, aus der beginnenden 
Verwirklichung zahlreicher Pläne mannigfacher Art 
und zum Teil weitausschauender Natur riß ein 
unbarmherziges Geschick den erst Dreiunddreißig- 
jährigen, der das Leben so frohgemut ansah, 
obgleich oder vielmehr weil ihm das Leben mit 



Mb 

Zur Theorie der Bücherpreise. 

Von 

Alfred W. Pollard in London. 




Jines der am wenigsten angenehmen Vor- 
kommnisse im täglichen Leben eines 
I Bibliothekars ist die ihm aufgedrängte 
I Notwendigkeit, ein verehrliches Publikum 
Uber den Wert seines Bücherbesitzes zu enttäuschen. 
Gelegenüich ist auch die Sache umgekehrt und 
das kleine Buch, das man weniger in der Hoff- 
nung zur Prüfung vorlegte, daß es irgend einen 
Verkaufswert habe, als vielmehr in der Erwartung, 
etwas näheres darüber zu erfahren, erweist sich 
viele Wund Sterling wert. Aber auf einen solchen 
angenehmen Fall kommen wenigstens zehn un- 
angenehme und die Enttäuschung ist manchmal 
schmerzlich. Die schlimmsten, aber auch am 
meisten verzeihlichen Fälle hängen mit Faksimiles 
zusammen. Es ist z. B. sehr leicht möglich, daß 
man bei dem Faksimile eines Briefes von Burns 
und selbst eines Buches von Caxton zufällig oder 
in böser Absicht die dazu gehörigen Blätter ver- 
liert, die ganz bestimmt dessen neueren Ursprung 
dartun. Man hat es in diesem Zustande in einer 



alten Kiste oder Kommode gefunden, die einem 
älteren verstorbenen Verwandten gehörte und der 
Finder, der von dem Vorhandensein von Faksimiles 
keine Ahnung hat, ist, je länger er seinen Fund 
untersucht, desto mehr davon überzeugt, daß er 
einen wirklichen Schatz gehoben hat und bald 
recht viel bares Geld dafür eintauschen wird 

Wie ich schon gesagt habe, scheint mir die 
Enttäuschung dieser unschuldig betrogenen Menschen 
nicht grundlos. Viel härter ist es schon, ein Mit- 
gefühl für jene Leute zu haben, die wochenlang 
nach dem Tage, an dem irgend eine erste Aus- 
gabe eines englischen Klassikers zu einem Preise 
verkauft worden ist, der gewisse Zeitungsbericht- 
erstatter angezogen hat, zur Besichtigung zerfetzte 
Exemplare oder Bruchstücke eines solchen von 
Ausgaben herbeischleppen, die innerhalb eines 
Zeitraumes von wohl möglich fünfzig Jahren nach 
der ersten Ausgabe erschienen sind und sich nun 
großmütig erbieten, ihre Exemplare zur Hälfte des 
Preises zu verkaufen, den die Erstausgabe auf 



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2o8 Po11»rd, Zur Theorie der Bucherpreise. 



der Auktion bei Sotheby erzielte. Offenbar glauben 
diese guten Leute, alle Buchersammler seine Narren, 
und bemühen sich daher eifrig, aus dieser Narr- 
heit Nutzen zu ziehen, indem sie zu hohem Preis 
etwas zu verkaufen suchen, was sie selbst zu 
eigenem Gebrauch oder Vergnügen nicht für ein 
paar Schilling kaufen würden. Die Leser dieses 
Blattes wissen, dali ein Büchersammler nur ganz 
zufällig und auch dann nicht oft ein Narr ist 
Schon die bloße Tatsache, daß unsere eifrigsten 
heutigen Sammler amerikanische Geschäftsleute 
sind, die es sich leisten können, hohe Preise zu 
zahlen, weil sie es so leicht haben, grolle Ver- 
mögen zu verdienen, sollte an sich genügen, jeder- 
mann zu überzeugen, dali trotz des albernen, durch 
Dr. Dibdin allbekannt gewordenen Wortes Biblio- 
manic Büchersammler und Narrheit nicht oft zu- 
sammengehen. Indes würde es für jeden Zeitungs- 
leser ganz leicht sein, auf Beispiele hinzuweisen, 
wo für schäbige unvollständige Exemplare nicht 
gerade sehr lesenswerter alter Bücher schon groUe 
Summen bezahlt worden sind; die Frage des 
Bücherpreises ist also verwickelt genug, um einen 
Versuch zu machen, sie in vielleicht nicht ganz 
unannehmbarer Weise zu zergliedern. 

Wenn jemand, der die Frage nicht gründlich 
betrachtet hat, aufgefordert würde, sich darüber 
zu äuliern, welches die beiden hauptsächlichsten 
Wertelemente bei Büchern sind, die hohe Preise 
erzielen, so dürfte er wahrscheinlich versucht sein, 
Seltenheit und Alter in erster Reihe zu nennen. 
Es ist jedoch ganz leicht zu ersehen, daß ein 
Buch sowohl selten als alt sein kann und dennoch 
von den Sammlern nicht gesucht wird. Eine 
lateinische Rede, die z. B. 1505 in Venedig 
oder Paris ohne Verzierungen gedruckt ist, kann 
man von Buchladen zu Buchladen hausieren, ohne 
dali ein Händler der Versuchung erliegt, sie unter 
allen Umständen zu jedem Preis zu kaufen. Würde 
er aber das Buch schlielilich um ein paar Schillinge 
erwerben und in seinem Katalog mit einem halben 
Sovereign ansetzen, so würde er kein übertriebenes 
Geschäft machen, denn das Buch würde Jahre- 
lang in seinem Lager stehen. Wenn ein Buch 
vierhundert Jahre alt ist, bleibt es vor dem Schick- 
sal bewahrt, in das Vierpennyfach (34 Pfennige) 
geworfen zu werden, denn es liegt im Vorteil des 
Händlers, den Wert, selbst den eingebildeten 
Wert alter Bücher aufrecht zu erhalten. Was aber 
die tatsächliche Verkäuflichkeit eines solchen 
Werkes anlangt — wenn es nicht einen zufälligen 
Wert als Druck-, Illustrations- oder Einbandmuster 
hat — so ist das ungelesene Buch von 1505 
nicht besser daran als sein ungelesener Nach- 
folger von heute. Der einzige Umstand, der ihm 
zugute kommen kann, ist das Streben nach Voll- 
ständigkeit, an der noch viele Bibliothekare hängen, 
die zu erreichen private Sammler aber rasch auf- 
geben. Im Jahre 1505 dürfte die Zahl der in 
Venedig oder in Paris gedruckten Bücher wahr- 
scheinlich etwa hundert betragen haben. Für die 



wenig zahlreichen Erzeugnisse der Druckpresse 
jenes Zeitabschnittes bekunden die Bibliothekare 
aber einen gewissen Jagdtrieb, der sie nach blolien 
Zahlen fahnden lälit, selbst wenn wenig Wahr- 
scheinlichkeit vorhanden ist, daß sich die neue 
Erwerbung als nützlich für das Studium der Lite- 
ratur, der Geschichte der Druckkunst oder eines 
sonstigen Wissenszweiges erweisen sollte. Dieser 
Sammeltrieb ist übrigens nicht ganz unrecht. Ent- 
schieden ist der Gedanke nicht von der Hand 
zu weisen, daß in einer englischen nationalen 
Bibliothek ein Exemplar jedes englischen Buches 
und in einer französischen nationalen Bibliothek 
ein Exemplar jedes französischen Buches der Auf- 
bewahrung wert sei, und wenn eine andere Biblio- 
thek es für angemessen hält, eine ergänzende 
Sammlung zusammenzubringen für den Fall, daß 
die erstere zufälligerweise vernichtet wird, so muli 
man zugeben, dali die Möglichkeit eines solchen 
Unfalls nicht ausgeschlossen ist Die Zahl der 
Bibliotheken, die Bücher aufs Geratewohl an- 
schaffen können, ist jedoch sehr beschränkt, und 
private Sammler, die geneigt wären, ihnen darin 
zu folgen, gibt es heute schwerlich. Diese Tat- 
sache ermöglicht uns, den heutigen Hauptselten- 
heitswert zu bemessen. In jedem Lande gibt 
es zwei, drei oder vier öffentliche Bibliotheken, 
die bereit sind, zu einem angemessenen Preise 
alle Bücher zu kaufen, die in ihren nationalen 
Bibliographien vorkommen. Wenn der Besitzer 
eines Buches feststellen kann, dali in einer oder 
in mehreren dieser Bibliotheken kein Exemplar 
seines Buches vorhanden ist, so hat er in den- 
selben wahrscheinlich einen Käufer für das Buch 
und das Buch besitzt deshalb auch einen Wert. 
Wenn die grolien Bibliotheken, die ein natio- 
nales Ideal zu erreichen suchen, das Werk be- 
reits besitzen, so bleibt als einziger wahrschein- 
licher Käufer nur der sehr unerfahrne Sammler, 
der mit so wenigen alten Büchern zu tun gehabt 
hat, daß er imstande ist, sich einzubilden, er 
interessiere sich für alles, was ein frühes Datum 
trägt. Wenn wir nun diese unerfahrnen Sammler 
und die grolien nationalen Bibliotheken beiseite 
lassen, wen verschlägt es dann etwas, ob ein 
Exemplar oder zehn, fünfzig Exemplare eines 
langweiligen Buches dem Einstampfen entgangen 
sind? Was mich betrifft, so würde ich hundert 
Unika, die man mir unter der Bedingung anböte, 
daß ich sie als unveräulierliche Erbstücke be- 
handeln sollte, nicht als Geschenk annehmen, 
wenn ich mit diesen hundert einzigen Büchern 
nicht irgend einen Abschnitt der Geschichte der 
Literatur, der buchlichen Künste oder jener noch 
ergiebigeren Quelle des Interesses, der mensch- 
lichen Natur, illustrieren könnte. 

Es scheint sich also mit diesen zwei ange- 
nommenen Wertelementen in Wirklichkeit so zu 
verhalten, daß Seltenheit wenig oder gar keinen 
primären Wert hat an sich wenig oder nichts gilt, 
daß sie aber, wie wir sehen werden, als sekundäre 



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Pollanl. Zur Theorie der HücherpreUc. 



209 



Eigenschaft eine überwältigende Wichtigkeit da- 
durch besitzt, daß sie einen in anderer Weise 
entstehenden primären Wert steigert Wxs nun 
das Alter betrifft, auf das unwissende Besitzer 
von Büchern so großen Wert legen, so kann es 
ja zuweilen anscheinend einen unabhängigen Ein- 
fluß besitzen; diesen kann man aber, soweit er 
wirksam ist, besser anderweitig erklären, gewöhnlich 
durch typographisches Interesse und Seltenheit. 

Die einfache Wahrheit (die einleuchten müßte, 
wenn nicht „bUchernärrischc*' Voreingenommen- 
heiten entgegenstünden) ist sicher die, daß ein 
Buch, das irgend einen Wert besitzen soll, ein 
wirklich erkennbares und erklärliches Element des 
Interesses haben muß. Das Interesse kann von 
bescheidenster Art sein. Spötter behaupten mit 
Vergnügen, daß das Interesse gewöhnlich an der 
Anzahl der Druckfelder liege, denn Druckfehler 
werden oft als bequemes Mittel zur Unterscheidung 
einer frühen Ausgabe von einer anderen angeführt 
Tatsächlich würde ein Buch aus Elisabetheischer 
Zeit, das auf jeder Seite Druckfehler zeigte, für 
die Leser von Shakespeare und seinen Zeitgenossen 
von beträchtlichem Nutzen sein, da es ihnen helfen 
könnte, die Möglichkeiten einer irrigen Form in 
Elisa!,: • Texten zu ermessen. In anderer 

Beziehung können Druckfehler möglicherweise auch 
etwas Licht auf die technischen Methoden der 
Frühdrucker werfen und so die Liebhaber der 
Geschichte der Druckkunst interessieren. Aber 
wenn auch auf diese Weise der übliche Spott des 
Feindes in einen triftigen Grund für die Bewertung 
eines Buches verwandelt wird, so ist es doch 
nicht nötig, solche versteckte Quellen der An- 
ziehungskraft zu suchen. Diejenige Ausgabe oder 
die Exemplare, die sich an unsern Schönheitssinn 
oder an unsere Einbildungskraft viel nachdrück- 
licher wenden als andere Ausgaben oder Exemplare, 
werden immer am höchsten bewertet werden. Es 
dürfte schwer sein, ein von Sammlern geschätztes 
Buch zu finden, das nicht diese anziehende Kraft 
in dieser oder jener Gestalt besitzt Die stoff- 
lichen Grundteile eines Buchgebildes — Papier, 
Type, Druckfarbe, Druck, Anordnung der Seite — 
können sämtlich gut oder schlecht sein; wenn sie 
sämtlich gut sind, so gewährt es eine ästhetische 
Genugtuung, das daraus entstandene Ganze zu 
betrachten und zu besitzen und man wird gern 
den Beutel ziehen. Die stofflichen Unterschiede 
zwischen einem Exemplar und einem andern 
wenden sich an denselben Sinn. Wie schön auch 
ein Buch gewesen sein mag, als es die Hände des 
Druckers verlassen hat, so liegt es doch in der 
Gewalt seiner Besitzer, es dadurch zu beschädigen, 
daß sie Blätter daraus verlieren, die Ränder ab- 
schneiden, die Blätter beschmutzen oder es häß- 
lich und unpassend einbinden lassen. Die Er- 
haltung eines Buches ist einer der wichtigsten 
Punkte, die man dem Uneingeweihten am schwersten 
beibringen kann, und doch gibt es nichts, worauf 
einsichtige Sammler hartnäckiger bestehen, aus- 
Z. f. B. 1906/1907. 



genommen wenn es sich um Bücher von großem 
literarischen Interesse handelt, die in einem besseren 
Zustande unmöglich erlangt werden können. Die 
klugen Sammler sind nicht die Narren, als welche 
sie von Außenstehenden gern angesehen werden; 
sie wünschen selbstverständlich Bücher nur dann 
zu kaufen, wenn sie so erhalten sind, daß es ein 
Vergnügen macht, damit umzugehen. Der un- 
erfahrene Sammler, der sich eifrig bemüht, schä- 
bige und unvollständige Exemplare berühmter 
Bücher aufzuraffen, legt sein Geld in der denkbar 
schlechtesten Weise an. Solche Exemplare sind 
die rechtmäßige Beute der Gelehrten und Forscher, 
die sie zu Zwecken brauchen, die ganz ver- 
schieden von denjenigen eines Sammlers sind, und 
wenn letzterer sich mit derartigen Exemplaren 
abgibt, so braucht ihn niemand zu bedauern, 
wenn er sich die Finger verbrennt 

Während es möglich ist, diese ästhetischen 
Betrachtungen sehr kurz zusammenzufassen, bilden 
die Eigenschaften der Bücher, die sich an die 
Einbildungskraft wenden, einen viel größeren und 
schwierigeren Gegenstand. Eis ist sicher ein ver- 
nünftiger Wunsch, irgend ein großes literarisches 
Meisterwerk oder eine wichtige geschichtliche Ur- 
kunde in der Gestalt zu besitzen, in der sie zum 
ersten Male in die Welt hinausgingen und zu wissen, 
wie ein Werk aussah, als es sein Urheber und 
seine Freunde beschauten und gebrauchten. Es 
ist ein vernünftiger Ehrgeiz, ein Originalexemplar 
eines Buches oder Dokumentes zu besitzen, das 
in der Weltgeschichte eine große Bewegung hervor- 
gerufen hat und erklärt die hohen Preise, die für 
interessante Proklamationen, für die ersten eng- 
lischen Übersetzungen der Bibel, für die ersten 
Ausgaben des Book of Common Prayer oder für 
ein Dokument wie Luthers 95 Thesen gezahlt 
werden. Schließlich geben handschriftliche Ein- 
tragungen berühmter oder hervorragender Personen 
in Büchern den letzteren ebenfalls etwas von 
diesem Reiz, obwohl wenige Bücher das persön- 
liche menschliche Interesse der besten eigenhändigen 
Briefe besitzen können; zuweilen werden auch 
Bücher eifrig gesucht, nur weil sie das Besitzer- 
zeichen irgend eines berühmten Eigentümers, z. B. 
der Königin Maria von Schottland, tragen. 

Vielleicht sollte den Büchern, die die Ge- 
schichte der Druckkunst illustrieren, eine besondere 
Klasse für sich vorbehalten werden. Die Ent- 
deckung der Druckkunst mit beweglichen Typen 
hat solche weitreichende Wirkungen hervorgebracht, 
daß der Eifer, mit dem jeder Schritt in der 
Erfindung und ihrer Verbreitung Uber die Welt 
studiert worden ist und noch wird, durchaus nicht 
sonderbar gefunden werden darf. Aber dieses 
Studium ist jetzt so auf die Spitze getrieben 
worden, daß allen im fünfzehnten Jahrhundert ge- 
druckten Büchern ein besonderer Wert beigelegt 
wird, selbst wenn sie zu ihrer Empfehlung weder 
Schönheit, noch literarisches Interesse, noch offen- 
bare Wichtigkeit für die Geschichte der Druckkunst 

*7 



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2IO 



PoUard, Zur Theorie der Bücherpreise. 



aufweisen können. Es ist für die großen euro- 
päischen Bibliotheken ein Gegenstand des Ehr- 
geizes geworden, von der auf etwa 25000 Werke 
geschätzten Gesamtzahl der Inkunabeln einen 
möglichst großen Teil zu besitzen, während die 
lokalen Bibliotheken natürlich die frühesten Druck- 
werke ihres Standortes sammeln. Die Drucke 
einzelner besonderer Druckereien, z. B. der Aldinen 
und Elzeviere, die ersten in verschiedenen Städten 
gedruckten Bücher, Bücher mit interessanten Be- 
merkungen ihrer Drucker, frühe illustrierte Bücher 
(selbst wenn die Blustrationen nicht schön sind) — 
sie alle bilden Unterabteilungen, mit denen sich 
verschiedene Inkunabelnsammler beschäftigen. Die 
in großer Zahl vorhandenen Bücher, die keine 
Angaben darüber enthalten, wann, wo oder von 
wem sie gedruckt worden sind, eröffnen denen, die 
solche Untersuchungen heben, endlose Forschungs- 
gebiete, wie denn auch in den letzten Jahren die 
Jagd nach solchen Entdeckungen mit außerordent- 
lichem Eifer und Erfolg betrieben worden ist. 
Selbstverständlich beteiligen sich auch die Buch- 
händler an dem Sport und finden für die Ver- 
doppelung der Preise Entschuldigungen mit allerlei 
Gründen, die so dunkel sind, daß man sie vor 
fünfzehn Jahren schwerlich verstanden haben 
würde. Die Sache ist jedoch zu schwierig und 
erfordert zu viel Kenntnisse, um jemals populär 
zu werden oder sich nur an die reichste Klasse 
der Sammler zu wenden, die sich ihr aus Mangel 
an Zeit nicht widmen können; es dürfte also un- 
wahrscheinlich sein, daß sich die gegenwärtigen 
hohen Preise auch fernerhin halten werden, einige 
wenige Werke wie die Gutenbergbibel ausgenom- 
men, die in der ganzen literarischen Welt be- 
kannt sind. 

Mit dem letzten Satze kommen wir unserer 
ausführlich entwickelten Theorie der Bücherpreise 
näher. Zugegeben, daß einige Bücher eher des- 
halb aufbewahrt und gekauft werden, weü sie 
dem wirklichen Wunsche entsprechen, als weil sie 
selbst begehrenswert sind, so bleibt es doch wahr, 
daß ein Buch einen hohen Preis nur dann fordern 
kann, wenn es sich an unseren Schönheitssinn 
oder an unsere Einbildungskraft wendet Wie 
hoch dieser Preis sein kann, wird von der Anzahl 
der Leute abhängen, die imstande sind oder dafür 
gehalten werden wollen, die Eigenschaften eines 
Buches zu würdigen, ferner von dem Umfang des 
Vermögens dieser vermutlichen Käufer und von 
der Anzahl der Exemplare des Buches, die auf 
den Markt gebracht werden können. Der Preis- 
rückgang der ersten Ausgaben der griechischen 
und lateinischen Klassiker fallt (in England) zeit- 
lich mit dem Wegfall des Gebrauches klassischer 
Zitate in der parlamentarischen Beredsamkeit zu- 
sammen. Der große Preisaufschwung vor hundert 
Jahren wurde hier dadurch hervorgerufen, daß 
damals eine Handvoll reicher englischer Peers in 
die Jagdgründe des Bücherliebhabers einfiel Als 
die Peers dieses Steckenpferdes müde waren, sanken 



unter dem tränenvoUen Gejammer des Dr. Dibdin 
die Preise und seitdem sind die meisten Samm- 
lungen dieser Lords in andere Hände über- 
gegangen. Das Steigen der Preise, das heute 
(wenn auch durch die Schwankungen des Geld- 
marktes gestört) den bescheideneren Bücherlieb- 
haber kränkt, ist durch das Eindringen einer 
ähnlichen Handvoll amerikanischer Millionäre her- 
vorgebracht worden, die einander im Jagdeifer 
Uberbieten, wie es vor einem Jahrhundert die 
englischen Herzoge getan hatten. Wenn diese 
Amerikaner nicht die lobenswerte Gewohnheit 
hätten, ihre Schätze öffentlichen Bibliotheken und 
Universitäten zu überweisen, so könnten wir zu- 
versichtlich in wenigen Jahren einer Reaktion ent- 
gegensehen, ähnlich derjenigen, die Dibdin be- 
jammerte. Wie die Sachen liegen, ist aber eine 
Prophezeiung, selbst eine solche, daß sich die 
Mode ändern wird, etwas mehr als gewagt Ich 
glaube, daß solange die amerikanischen sozialen 
Zustände es gestatten, ungeheure Vermögen in 
kurzer Zeit zusammen zu scharren, die Preise der 
englischen Klassiker, die von den Amerikanern 
besonders bevorzugt werden, wahrscheinlich steigen 
werden und zwar sehr rasch steigen, bis die 
besten Bücher aus dem Markte verschwunden 
sind. Dies ist genau dasselbe, was mit den am 
meisten begünstigten Büchern vor einem Jahr- 
hundert geschah. Alle großen englischen Sammler 
sammelten dieselben Bücher, so daß von dem 
ersten in Venedig gedruckten Werke, von dem 
nur hundert Exemplare abgezogen wurden, das 
Britische Museum infolge der Freigebigkeit vier 
verschiedener Stifter vier Exemplare besitzt Da 
die meisten vorhandenen Exemplare sich schon 
in älteren öffentlichen Bibliotheken befanden, so 
wurde eines der Bücher, mit dem man prunken 
konnte, tatsächlich dem Mitbewerb neuer Sammler 
entzogen. Eine Gutenbergbibel und ein erster 
Folio-Shakespeare gelten heute bei den Ameri- 
kanern als die am meisten geschätzte Beute. 
Gegenwärtig befinden sich in New York fünf 
Gutenbergbibeln und ich weiß nicht, wieviel erste 
Folio-Shakespeares. Wenn diese Werke nach dem 
Tode ihrer Eigentümer auf den Markt kommen, 
kann die Jagd losgehen. Werden sie sämtlich 
öffentlichen Anstalten überlassen, so kann natür- 
lich keines auf dem Markt angeboten werden, und 
wenn Exemplare der beliebtesten Bücher uner- 
reichbar sind, hört das private Sammeln auf, an- 
ziehend zu sein. Wie nahe wir diesem Punkte 
sind, läßt sich schwer mutmaßen. Bei einer Vor- 
lesung im letzten Herbst bemerkte ich, daß 1750 
Pfund Sterling für einen ersten Folio -Shakespeare 
durchaus kein erstaunlicher Preis und daß dieser 
Preis nur wegen des häufigen Vorkommens so 
niedrig sei; wenn die öffenüichen Anstalten noch 
einige gute Exemplare an sich gezogen hätten, 
dürfte man erwarten, daß ein wirklich schönes 
Exemplar auf 10000 Pfund Sterling zu stehen 
kommen würde. Während ich diesen Artikel 



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Chronik. 



211 



schreibe, ist diese Voraussage schon riemlich ge- 
nau eingetroffen. Die vier Folios von Mac George 
kosteten genau die angegebene Summe, deren 
gröbere Hälfte auf die Ausgabe von 1623 ge- 
rechnet werden muH. Seit der Veröffentlichung 
von Mr. Sidney Lees Übersicht der Exemplare 
der ersten Folioausgabe ist es ganz klar, dali in 
l'rivathänden noch reichlich mangelhafte Exemplare 
vorhanden sind, dali die Zahl der schönen Exem- 
plaie aber schon fast erschöpft ist und wir uns also 
bereits im Bereich der Teuerungspreise befinden. 

Wenn wir uns von dem Folio-Shakespeare zu 
den Quartausgaben wenden, die zehn- oder zwanzig- 
mal seltener sind, so ersehen wir aus den in den 
letzten achtzehn Monaten für den zweiten Teil von 
„Heinrich IV.", für „Titus Andronicus" und kürz- 
lich für „Richard III." gezahlten Preisen, dali die 
Hungerpreiszone auch hier schon erreicht worden 
ist. So sehen wir die Seltenheit, die wir als 
primäres Wertelement geringschätzig behandelt 
haben, als sekundären Wertbestandteil mit un- 
widerstehlicher Gewalt zurückkehren. Weil sie 
nicht selten sind, erzielen schöne Bücher wie die 
Hypnerotomachia Poliphili und die Schedeische 
Chronik noch verhältnismäliig niedrige Preise, die 
erst infolge der allgemeinen Preissteigerung all- 
mählich in die Höhe geklettert sind. Selbst Gold- 
smith' „Vicar ofWakefield", der einem modernen 



englischen Sammler fast ebenso notwendig ist wie 
ein erster Folio-Shakespeare, erfordert nur no 
Pfund Sterling (das Doppelte, was dem Verfasser 
dafür als Honorar bezahlt wurde), weil das Angebot 
guter Exemplare der Nachfrage beinahe gleich ist. 
Das Verschwinden von einem Dutzend guter Exem- 
plare jedes dieser Bücher würde aber die Preise 
der noch übrigbleibenden mit einem Ruck in die 
Höhe schnellen. Glücklicherweise zielen der Mit- 
bewerb und die Öffentlichkeit der Versteigerungs- 
räume darauf ab, die Zahl der bekannten Exem- 
plare eines schönen Werkes nicht zu vermindern, 
sondern zu vermehren. Während die Berichte 
über einen auf einer Versteigerung erzielten höchsten 
Preis die Besitzer von Neudrucken und Faksimiles 
mit ungerechtfertigten Hoffnungen erfüllen, ver- 
ursachen sie gleichzeitig eine genaue Durchsuchung 
von alten Bücherschränken, Kästen und sonstigen 
Möbeln, aus denen gelegentlich vergrabene, un- 
zweifelhaft echte Schätze ans Licht gezogen werden. 
In dieser Beziehung hat sogar der Millionär seine 
Vorteile, wenn auch die Wirkung seines Auftretens 
auf die Bücherkäufer von mäliigen Mitteln, sowohl 
der Privatsamniler als auch vieler öffentlichen 
Bibliotheken, sehr entmutigend gewesen ist 

|M.| G«Khmi(i>»iE der VcrbgthMdlung Ollo Schulte and Comp. 
Plate.) VoL VI. P»rt. t, ukerMUt »od/* KlJmeirr «, Ufralf.] 




Chronik. 



Zur Geschichte des Zeitungswesens. 

Mit einem umfangreichen dritten Bande hat Ludwig 
Salomon seine ausgezeichnete Geschichte des deutschen 
Zeitungswesens abgeschlossen (Oldenburg, Schulzesche 
Hofbuchhandlung). Der Hand beginnt mit den Preß- 
verhältnissen in Preußen im Jahre 1814, vorwiegend 
mit Corres „Merkur", der „Kölnischen Zeitung", den 
Berliner Blättern: Voß, Spener, Correspondcnt und 
Preußische Staatszeitung, und der Presse in den alten 
Provinzen. Die Preßverhältnissc in der Zeit von 1814 bis 
1819 waren ziemlich verworrener Natur; man mußte 
„erschreckliche Kuragc" haben, wie Brentano sagte, 
um mit einein so ungestümen Kufer im Streite hervor- 
treten zu können, wie es Josef Corres mit seinem 
„Rheinischen Merkur" tat. Er lebte denn auch nur 
zwei Jahre und fand einen gewissen, wenn auch mäßigen 
Ersatz in Arnold Mallinckrodts „Westfälischem An- 



zeiger", in dessen literarischem Beiblatt 1822 auch der 
junge Heine als Mitarbeiter erschien. Beide Blätter 
blieben in dieser Zeitperiode die einzigen preußischen 
Journale von besonderer Eigenart; die übrigen ver- 
mochten sich aus ihrer bisherigen Geistesarmut nicht so 
recht zu erheben. Immerhin begann sich doch wieder 
journalistisches Leben zu entwickeln. Die 1809 unter- 
druckten Kölner Blätter: „Kölnische Zeitung", „Wclt- 
und Staatsbote" und „Verkündiger" erstanden von 
neuem, und wenigstens die beiden erstgenannten ent- 
wickelten sich äußerlich günstig. Anders lagen die 
Verhältnisse im preußischen Osten. Voß und Spener 
in Berlin wurden nach wie vor schwer in Banden der 
Zensur gehalten; auch ein neues Blatt, der „Preußische 
Corrcspondent",von Niebuhr.Schleiermacher und Arnim 
redigiert, konnte nur ein kurzlebiges Dasein führen, ein 
anderes, die „Allgemeine Preußische Staatszeitung", 



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212 



Chronik. 



wurde durch ihre Redakteure Slägemann und Heiin- 
Clauren ruiniert. Mehr noch als die licrlincr Blatter 
hatten die Zeitungen der sogenannten alten Provinzen 
unter der Beamtenwillkür zu leiden: dieganze preußische 
Presse war schon wenige Jahre nach den Befreiung* 
kriegen mundtot gemacht worden. 

Minder ungünstig sah es in Sachsen-Weimar aus. 
Bertuchs Weimarische Zeitung wagte sich sogar offen 
„Oppositions Blatt" zu nennen, vermochte aber auch 
nur drei Jahre zu leben; am l. Januar 1817 war die 
erste Nummer erschienen, am 27. November 1820 wurde 
eins Blatt auf Grund des neuen Preligesetzes vom Sep- 
tember 1819 verboten. In Hamburg war der wieder- 
erstandene „Korrespondent" nur ein Schatten seiner 
alten Grolle; in Bremen entwickelte sich dagegen der 
„Deutsche Beobachter" zu einer politischen Zeitung 
großen Stils, bis er nach seiner Übersiedlung nach 
Hamburg den Boden verlor und sein Erscheinen ein- 
stellte. Kümmerlich blieben die Zeitungsvcrhältnissc 
in Hannover, lebhafter gestalteten sie sich in Sachsen 
aus. Brockhaus' „Deutsche Blatter" brachten es immer- 
hin auf neun Bande, und neben ihnen begann auch 
die „Leipziger Zeitung" neu zu erblühen. Unter den 
Frankfurter Blattern erwarb di: ,. Oberpostamtszeitung" 
rasch wieder die dominierende Stellung; auch das 
„Journal de Francfort" wußte sich zu behaupten, und 
die „Zeitung der freien Stadt Frankfurt" hob sich 
wenigstens für kurze Zeit durch Börnes Witz über das 
Niveau der Alltäglichkeit. In Württemberg und Bayern 
fristeten „Schwäbischer Merkur" und „Augsburger 
Allgemeine" nur kläglich ihr Dasein unter einem un- 
erhörten Zensurdruckc. Wien hatte in seiner „Wiener 
Zeitung" das offizielle Organ der Regierung und in dem 
besser redigierten „Österreichischen Beobachter" das 
offiziöse Organ des Auswärtigen Amtes. 

Etwas freier vermochten sich die Zeitschriften zu 
entwickeln. Ludens „Nemesis" entsprach dem Tem- 
perament seines Herausgebers; ihr gesellten sich die 
„Kieler Blätter" zu, die wie Daniel Vossens „Zeiten" 
energisch deutsches Volkstum und deutsches Recht 
betonten. Originell gab sich von Anbeginn an Okens 
„Isis", mehr gelesen wurden noch Börnes Blätter 
„Die Wage" und „Zeitschwingen". Unter den kleinen 
Journalen erreichten vor allem Rottecks „Teutsche 
Blätter" und Cöllns „Neue Fackeln" Beachtung, unter 
den schöngeistigen Cottas „Morgenblatt", die „Wiener 
Zeitschrift", die „Zeitung für die elegante Welt", das 
Kindsche Klatschblatt „Abendzeitung", Gubitz' „Ge- 
sellschafter" und der Kuhnsche „Freimüthige". 

Der zweite Abschnitt des Buchs umfaßt die Zeit von 
1819 — 1830: das Pressewesen unter dem Drucke der 
Karlsbader Beschlüsse. In Berlin blieb so ziemlich alles 
beim alten; in Breslau erstand in der, .Brcslauer Zeitung" 
der alten „Schlcsischen" ein Konkurrent; im Westen 
war die „Kölnische" das einzige Blatt von Bedeutung, 
im Süden sah es nach wie vor trostlos aus. Über den 
Zeitschriftenwust der zwanziger Jahre fällte Goethe das 
vernichtendste Urteil. Aber das Wiedererwachen des 
nationalen Geistes war nahe. Seit 1830 hatte das geistige 
Leben in Deutschland doch einen kräftigeren Impuls 
erhalten, und dieser neue Geist zeigte sich auch in der 



Zeitschriften-Literatur. Ein mächtiger Umschwung be- 
gann freilich erst nach Aufhebung der Zensur. 

In Salomons Werk besitzen wir die erste ab- 
geschlossene Geschichte des deutschen Zeitungswesens, 
ein erstes vollständiges Bild der Entstehung und Ent- 
wicklung des deutschen Journalismus: ein Monument 
unermüdlicher und sorgfältiger Forschung, auf das wir 
in der Tat stolz sein können. Mit dem .Schlußbantlc 
(M. 7.50. gebunden M. 9. — ) sind zugleich die beiden 
ersten Bände in zweiter Auflage erschienen, ein Beweis 
dafür, daß für Autor und Verleger auch der äußere 
Erfolg nicht ausgeblieben ist. — tz. 



Neue Exlibris. 



Die hier wicdcrgcgcbencn drei Exlibris stammen 
von einem jungen Zeichner, Aftirtin Tkitlt, der sich 
selbständig herangebildet hat und dessen Begabung für 
die Schwarzwciükunst uns Förderung zu verdienen 
scheint. Es ist in neuerer Zeit Mode geworden, und 
uns scheint, keine nachahmenswerte, die Exlibris mit 
Emblcmcnschmuck zu überhäufen und allerlei in die 
Zeichnungen hinein zu geheimnissen, was auf den 
Beruf und die persönlichen Neigungen des Eigentümers 
Bezug haben könnte. Unter der Überfülle dieser 
allegorischen und symbolistischen Andeutungen aber 
leidet vielfach die Klarheit des Ganzen. Der Forderung 
der Klarheit entspricht das Exlibris Bochner am besten; 
auch ohne die Umschrift ist auf den ersten Blick er- 
kennbar, daß ein Arzt der Eigentümer ist. Was uns im 
übrigen an den drei Exlibris besonders gefällt, ist die 
für die Schwarzweibwiedergabe am besten geeignete 
kraftvolle Führung der Linien. — m. 




*W*RTrN ni|(.Lt ,w 



KxlibrU, geieichnct von Marlin Thiele. 



Chronik. 



2, 3 



Sonst 

Von Josef von Eichendorff. 

Es glänzt der Tulpenflor, durchschnitten von Alleen, 
Wo zwischen Taxus still die weißen Htatuen stehen, 
Mit goldnen Kugeln spielt die Wasserkunst im Becken, 
Im Laube lauert Sphinx, anmutig zu erschrecken. 

Die schöne Chloe heut spazieret in dem Garten, 
Zur Seit ein Kavalier, ihr höflich aufzuwarten, 
Und hinler ihnen leis Cupido kommt gezogen, 
Bald deckend sich im Grün, bald zielend mit dem 
Bogen. 

Es neigt der Kavalier sich in galantem Kosen, 
Mit ihrem Kacher schlagt sie manchmal nach dem 
Losen, 

Es rauscht der taft'ne Rock, Ci blitzen seine Schnallen, 
Dazwischen hört man oft ein art'ges Lachen schallen. 



zu dem „Im Irr Garten der 
Liebe herumtaumelnden Kava- 
lier", dem bald leichtfertig im 
Strome der Wollüste plätschern' 
den, bald bußfertige Zerknirsch- 
ung vKrokoditstrancn heulenden 
Titelhelden jener langweiligen 
Zotengcschichtc („Der im Irr- 
Gartcn dcrLiebe herumtaumelnde 
Kavalier, oder Reise- und l.icbes- 
Geschichte eines vornehmen 
Deutschen von Adel, Herrn von 
St., welcher nach vielen Liebes- 
exzessen endlich hat erfahren 
müssen, wie der Himmel die 
Sünden der Jugend im Alter 
zu bestrafen pflegt." [Zuerst] 
Warnungstadt 1738 [1740, 1763; 
o. O. 1793} Verfasser war Joh. 
I >aniet liartholomai [ 1 72 J— 1 790]. 
Gnedeke III, 264, 58a). Eichen- 
dorff kannte sie ; er erwähnt sie 
in seinen Literaturschriften. Ich 
sehe eine etwas mit eigenem 
geschmückte, höchst stilvolle 
Schilderung des Bildes (Mentzel 
heißt der Stecher) in seinem Gedicht, in dem sogar 
das Wort Kavalier dreimal, mit einer gewissen Ge- 
flissenheit, angewandt wird. Die scheinheilige Unter 
schrift des Titelkupfcrs lautet: 

Der Venus Ncctar kan der Jugend Lust erwecken, 
Zuletzt macht dieser Gifft Angst, Kummer, Furcht 
und Schrecken. 

Diese Verse eines Stümpers gaben dem Dichter wohl 
die formale Anregung für seine jetzt zierlich gerankten, 
dann wieder gesucht hölzernen Alexandriner, die, mit 
dem ganzen, gescheit-heroischen Zauber dieses Verses, 
die Stimmung des Bildes, das heißt das, was wir als 
Zeitstimmung in da; kunstlose Machwerk hinein- 
sehen, sehr glücklich wiedergeben. 

Bremen. Dr. Konrad Wcichberger. 



Kunst. 



Jetzt aber hebt vom Schlot, da sich 's im West will 
röten, 

Die Spieluhr schmachtend an, ein Menuett zu flöten; 
Die Laube ist so still; er wirft sein Tuch zur Erde 
Und stürzet auf ein Knie mit zärtlicher Gebärde. 

„Wie wird mir, ach, ach, ach, es fängt schon an zu 
dunkeln — " 

„So angenehmer nur seh' ich zwei Sterne funkeln — " 
„Verwegner Kavalier !"— „Ha, Chloe, darf ich hoffen? — " 
Da schiebt Cupido los und hat sie gut getroffen. 

Ist das oben reproduzierte Bild eine Illustration 
zu dem Eichendorffschen Gedicht? Nein, sondern 



Eine neue „Geschichte der deutsehen Kunst" liegt 
uns in einem stattlichen Bande aus der Feder von 
Hermann Schweitzer, dem Direktor des Suermondt- 
Museums in Aachen, vor (Ravensburg, Otto Maier; 
14 Lieferungen a M. 1). Schweitzers Werk soll ein 
Volksbuch sein und erfüllt seinen Zweck vor allem durch 
die leicht faßliche und gewissermaßen unterhaltsame 
Darstellung; dazu kommt eine höchst übersicht- 
liche Einteilung und eine Fülle gut ausgeführter 
Illustrationen, ferner eine Anzahl von Verzeichnissen, 
die das Nachschlagen bequem machen. Wir möchten 
das Werk dem deutschen Hause namentlich zu Ge- 
schenkzwecken bestens empfehlen. R. 



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214 



Chronik. 



Als ersten Band einer neuen Serie von „Hand- 
büchern" erschien im Vellage von Karl W. Iliersemann 
in Leipzig ..Die Architektur von Griechenland und 
Rom" von IV. J. Anderson und A'. l'henc" Spiers, über- 
setzt von Konrad Bürger (8 a . 375 S. Mit 185 Ab- 
bildungen. Gcbd. M. 18). Das Werk ist aus Vortragen, 
die der verstorbene Anderson in Glasgow hielt, hervor- 
gegangen. Seiner Feder entstammen die Kapitel über 
die griechische Architektur, wahrend Spiers nach dem 
Tode Andersons die Abschnitte über die römische 
Baukunst geschrieben hat. Das liueh ist keineswegs 
nur für den Fachmann, es dürfte infolge der außer- 
ordentlich interessanten 
Darstellung (und, sei 
hinzugefügt, der ganz 
trefflichen (Übersetzung 
Hurgers) auch den ge- 
bildeten Laien lebhaft 
interessieren. Die zahl- 
reichen Abbildungen 
unterstützen wirksam den 
Text. Auch sonst ist die 
Ausstattung zu loben, bis 
auf das zu stark satinierte 
Papier, das einen förm- 
lichen Glanz ausströmt 
— z, 

Die Meisterwerke 
der Königlichen Alteren 
Pinakothek su München 
bietet Band I von Hanf 
staengls ,, Maler - Klas- 
sikern": 26jSch warzweit*- 
Reproduktioncn dieser 
Galerie in glänzender 
Ausfuhrung, nach Ori- 
ginalaufnahmen des Ver- 
lags hergestellt (Mün- 
chen, Franz Hanfstaengl; 
gebunden M. 12). In 
der 20 Seiten umfassen- 
den Einleitung zeigt sich 
Professor Karl Voll 

wieder als ein Kenner, der gewissermaßen spielend das 
ungeheure Stoffgebiet beherrscht und zudem höchst 
anschaulich zu schildern versteht. Die Bilder sind 
chronologisch und nach Schulen geordnet, eine Ein- 
teilung, die neben der Kenntnis der allgemeinen 
historischen Entwicklung auch die der Stilartcn er- 
leichtert. Der Druck auf Kunstpapier bleibt den Ton- 
werten der Gemälde kaum etwas schuldig. Als Nach- 
schlagewerk beim Studium wie als Schmuck der 
Familicnbibliothck ist das Werk gleich empfehlenswert 

R. 

Von den „Klassikern der Kunst in Gesamtaus- 
gaben" der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart liegen 
uns Band III und IV vor: Titian und Dürer. Es ist 
als ein gutes Zeichen aufzufassen, da Ii die wohlfeilen 
Rcprodukiionswcrkc unserer großen Vcrlagsfirmen 




beim Publikum entschiedenen Anklang zu finden 
scheinen. In der Tat tut in der Kunst die Anschauung 
hundertmal mehr als auch die beste Beschreibung. 
Aus dieser Erwägung heraus sind auch die „Klassiker 
der Kunst" entstanden, die ähnlich den Hanfstaengl- 
sehen sowohl dem Künstler wie dem Historiker wie 
auch dem Kunstfreunde — und wer wäre das nicht — 
trefTlichc Dienste leisten. Zum Tizian-Bande (M. 6.) 
hat Dr. Oskar Fischet eint mustergültige biographische 
Einleitung geschrieben; die Bilder sind auf 187 Seiten 
wiedergegeben und umfassen das ganze Werk des 
Meisters in seinem phasenreichen Entwicklungsgange. 

Doppelt so stark ist der 
Durer -Band, dem Dr. 
Valentin Scherer eine 
verständnisrolle Einfüh- 
rung beigesteuert hat; 
er enthält 447 Abbil 
düngen von ausgezeich 
neter Ausfuhrung und als 
Titelbild das Selbstpor- 
trät des Meisters. Beiden 
Bänden ist ein umfang 
reicher, auch praktischer 
Erläuterungsapparat bei- 
gegeben. R. 



Exlibril, gutichn«! von Martin Thiele 



Die im Verlag von 
Paul NcfT (Max Schrei- 
ber) in Eßlingen er- 
scheinenden billigen (das 
Heft M. 1) „Führer tur 
Kunst' gehören nicht 
in das Gebiet der üb- 
lichen Monographien, 
sondern sind allgemein 
verständliche Abhand- 
lungen zur Kunstbetrach- 
tung und zum Kunst- 
verständnis. Das vierte 
Bändchen ist die erste 
zusammenfassende Ar- 
beit über „Die italieni- 
sche Bildnismalerei der Renaissance" . Der kenntnis- 
reiche Verfasser, Karl iVoermann, fußt allerdings auf 
den Einzelschriftcn von Gruyer, Burckhardt, Schaeffer 
und anderen, steuert aber so viel aus eigenem bei, daß 
das kleine Buch gewissermaßen als Ergänzung zu seiner 
groß angelegten „Geschichte der Kunst aller Zeiten" 
betrachtet werden kann. Die bcigcgcbcncn Illustrationen 
sind gut reproduziert, die Ausstattung ist trotz des 
geringen Preises recht geschmackvoll. R. 



Bei Bard Marquardt & Co. in Berlin erscheinen 
seit einiger Zeit drei Serien reizend ausgestatteter und 
innerlich recht gediegener Büchelchen unter den Titeln 
„Die Kunst', „Die Literatur" und „Die Kultur". 
Diese billigen Sammlungen, die von Richard Muther, 
Georg Brandes und Cornelius Curlitt herausgegeben 



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Chronik. 



215 



werden, seien namentlich dem jüngeren Geschlecht 
bestens empfohlen; sie bringen eine Fülle von Wissen 
in ansprechender Form, unterstützt durch meist trefflich 
wiedergegebene Illustrationen. Uns liegen voraus der 
„Kunst"-Serte: Feinten Rops von Frans lilei (mit 17 
Vollbildern), eine geistreiche Würdigung des kapriziösen 
belgischen Zeichners — Donatello von Willy Pastor 
(mit 15 Abbildungen), ein Gesamtbild der organischen 
Entwicklung des Meisters — und l'raraffaelismus von 
Jarno Jessen (mit 15 Illustrationen), eine kluge und 
feine Kinführung in die Eigenart dieser englischen 
Kunstrichtung. Aus der ,,Litcratur"-Scrie: Konrad 
Ferdinand Meyer von Otto Stoessl (13 Vollbilder, 
l Faksimile), eine Skizze seines Lebens und seiner 
Werke mit mannigfachen Inedita — Maurice Maeter- 
linck von Johannes Schlaf (Porträt, 11 Abbildungen, 
1 Faksimile), eine der interessante» 
sten Arbeiten über den Dichter — 
Diderot von Rud. Kassner (Porträt, 
14 Abbildungen, 1 Faksimile) mit vor- 
trefflichem bibliographischem An- 
hang. Von der „Kultur" ging uns 
der siebente Dand zu: „Ersiehung 
sur Korptrschönheit' von Marg. 
N. Zepter, ein mit 22 Illustrationen 
geschmückter Aufsatz über das 
Turnen und Tanzen als Beitrag zur 
Mädchenerziehung, und der sechste: 
ein paar graziöse Plaudereien über 
die Ninon de Lenclos, die Hamilton, 
die Sand und über allerlei von der 
Liebe unter dem etwas preziösen 
Titel „Von amoureusen Frauen", 
geschrieben von Frans Blei. 

— m. 

Speziell dem weiblichen Ge- 
schlecht gewidmet ist die bei Fried- 
rich Kothbarth in Leipzig erschei- 
nende illustrierte Serie „Die Frau" 
(pro Band M. 1,50; in Leder M. 2,50; 
20 Lu.vusexcmplare a M. 6). Als No. 3 gibt Carry 
Brachvogel eine Lebensskizze der Marquise von 
Pompadour: keine WciÜwasckung , aber doch eine 
Studie, die manche Schattenseite in dem Charakter 
der merkwürdigen Frau verstandlicher erscheinen laßt 
No. 1 enthält eis ebenso anziehendes wie originelles 
Essai von Früh Felder: „ i'om entnuchlemden Zauber 
der Frau": ein philosophischer Ausflug in das Reich 
des Schönen mit Ausblicken auf Nieuschesche Höhen. 

— m. 




quellenmäßigen Behandlung bisher nicht gefunden hat. 
Der Verfasser stützt sich auf umfangreiche archivalische 
Forschungen und vermag so eine detaillierte Biographic 
zu bieten. Die Forschung nach den Werken Loy 
Herings führte zu der Konstaticrung, daß nicht nur das 
ehemalige Hochstift Eichstätt und die anstoßenden 
fränkischen Gegenden einen reichen Schau von 
Epitaphien des Meisters bewahren, sondern daß die- 
selben auch nach weitentfemten Gegenden ihren Weg 
fanden. Die Fuggerepitaphien im Chor von St. Anna 
in Augsburg, die Tumba des Nklas von Salm in Wien, 
das Epitaph des Herzogs Erich von Braunschweig in 
Münden, Epitaphien in Heilbronn, Würzburg, Nürn- 
berg usw. erweisen sich als sichere Schöpfungen Loy 
Herings. 

Das Werk ist mit reicher auf der Höhe der Technik 
stehenden Illustration versehen, 
durch die eine Anzahl bedeutender 
Kunstwerke ihre gleichfalls erst- 
malige Veröffentlichung findet 



Verschiedenes. 



Exlibrii, 
(«iciebaet *ou Marlin Tbitlc, 



lj)y Hering. Ein Beitrag zur Geschichte der 
deutschen Plastik des XVI. Jahrhunderts. Von Felix 
Mader. Mit 70 Abbildungen. München, Gesellschaft 
für christliche Kunst (M. 6, 50.) 

Mit vorliegender Monographie erscheint zum ersten- 
mal eine systematische Darstellung der Lebensver- 
hältnisse und des künstlerischen Opus eines der be- 
deutendsten Plastiker des XVI. Jahrhunderts, der die 
verdiente Beachtung eben infolge des Mangels einer 



Eine glänzende Idee hat Frans 
Frhr. von Upperheide in seinem 
„Spruchworterbuch" ver» irklicht : 
eine Sammlung deutscher und 
fremder Sinn- und Wahlsprüche, 
Inschriften an Haus und Gerät, 
Grabsprüche, Sprichwörter, Aphoris- 
men, Epigramme, von Bibelstellen 
Licderanfangen , Zitaten, Schnader- 
hüpfln, Wetter- und Bauernregeln, 
Redensarten usw., geschichtlich und 
nach den Leitworten geordnet. Ich 
wüßte nicht, wem das Werk zur 
Seite gestellt werden könnte. Es ist 
sehr viel reichhaltiger als der vor- 
treffliche Büchmann und alle son- 
stigen Zitatenbücher, vor allen Dingen auch höchst 
zweckmäßig in der Anordnung. Die Artikelreihen fol- 
gen alphabetisch, in sich chronologisch. Sieben Liefe- 
rungen liegen uns vor; sie beweisen bereits, über 
welchen Ungeheuern Srhlagwortschatz wir Deutsche — 
denn Deutschland ist der Vorrang eingeräumt — ver- 
fügen. Es ist überraschend, zu sehen, wie reich wir 
allein an volkstümlichen Sprichwörtern sind, welche 
Fülle an Humor und schlagkraftigen Witz in den so- 
genannten Redensarten liegt. Das ganze Werk ist eine 
frohe Überraschung, für die wir dem Herausgeber auf- 
richtig dankbar sein können. Denn ich meine, es wird 
nicht nur uns von der Feder als eines der unentbehr- 
lichsten Nachschlagebücher ständig zur Hand sein 
müssen , um uns mancherlei unnützes Suchen abzu- 
nehmen und zu erleichtern: es wird auch in der Fa- 
milienbibliothek einen Ehrenplatz ausfüllen und Alt und 
Jung durch seine schwersvuehtende WeUheit, seinen 
kernigen Humor, sein glückliches Gemisch von Hohem 
und Derbem, Anmutigem und Kräftigem erfreuen. 



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Chronik. 



Gerade dieses Werk, das eine Riesensumme an Fleiß 
und Belescnheit umschließt und das in der Tat jedem 
etwas gibt, verdiente Volkseigentum zu werden: es 
sollte in keinem Hause fehlen. 

Stichproben zeigen, daß man auf peinliche Korrekt- 
heit gehalten hat. Verbesserungen und Vermehrungen 
werden vorlaufig auf den Hcftumschlagen gegeben und 
sollen später auch als Nachtrag erscheinen und zwar 
nur einseitig bedruckt, so daß die Blatter auseinander- 
geschnitten und an die entsprechenden Stellen einge- 
klebt « erden können, üie Abkürzungen sind praktisch 
erwogen. Das Gesamtwerk, gut ausgestattet und ge- 
druckt, wird mit der zwanzigsten Lieferung abgeschlossen 
sein. Die Lieferung kostet 60 Pfennige; es ist klar, daß 
der Verlag bei diesem niedrigen Preise nur auf die Kosten 
kommen kann, wenn die Verbreitung eine ungewöhn- 
lich weite ist. Aber das liegt in der Natur dieses Mo- 
numentalwerks. — bl — 



Wer möchte nicht eine kleine Sammlung von 
Originaldrucken aus der Reformatianszeit sein eigen 
nennen? In die Kefortnationszeit fallt die erste Blüte 
der Buchdruckerkunst. Erst dadurch, daß sie sich in 
den Dienst dieser mächtigen geistigen Bewegung stellte, 
wurde sie volkstümlich und in den Stand gesetzt, iu 
zeigen, was sie an vorwärtsdrängender, croberungs- 
lustiger Gewalt in sich trug. Dem Wunsche so manches 
Bibliophilen, Geschichte- und Literaturfreundes stellt 
sich nun aber die eine Schwierigkeit entgegen, daß die 
Originaldrucke aus der ersten Hälfte des XVI. Jahr- 
hunderts, besonders aus den ercignisvollcn Jahren 
1518- 1525, immer seltener in den Antiquariatskatalogen 
auftauchen und immer höher im Preise steigen. Die 
Predigten und Traktate der Führer der Bewegung, 
Luthers, Melanchthons, Bugenhagens, Kallstadts, Zwing- 
Iis, sind noch verhältnismäßig häufig und auch nicht 
zu teuer. Fast ganz entschwunden hingegen sind die 
anonymen oder Pseudonymen Flugschriften. Gerade 
sie aber haben einst den größten Einfluß auf die Ge- 
müter ausgeübt und den Geist der Reformation in das 
fernste Tal, in die entlegenste Hütte getragen. Nur 
wenige Blatt stark, oft mit einem derbkräftigen Titcl- 
holzschnitt geziert, wurden diese Dialoge, Gespräche, 
Büchlein, Lieder, Beklagungen und Vermahnungen 
meist in mehreren rasch aufeinander folgenden Aus- 
gaben und in schier unzähligen Exemplaren von 
wandernden Buchführ cm, von Messe zu Messe, Jahr- 
markt zu Jahrmarkt, Kirchweih zu Kirchweih, Ort zu 
Ort, Haus zu Haus getragen, von den Käufern ver- 
schlungen und weitergegeben, bis sie „zerlesen" waren. 
In Bibliotheken sie aufzubewahren, daran dachte 
niemand, ebensowenig wie wir heutzutage Broschüren 
und Zeitungen, Kalender und Flugblätter für die Nach- 
welt aufzuheben pflegen. Daher sind viele dieser Flug- 
blätter außerordentlich selten geworden, und die 



wenigen Schriften, die in den Handel kommen, sehr 
teuer. Einen Ersatz bieten nun aber die Neudrucke, 
die unter dem Titel „Flugschriften aus den ersten Jtihren 
der Reformation'' herausgegeben von Otto C/emtn, in 
einzelnen schmucken Heften bei Rudolf Haupt in Halle 
erscheinen. Mehrere Hefte im Umfange von wenigstens 
30 Bogen bilden einen Band, dem ein eigener Titel 
und Inhaltsverzeichnisse beigegeben werden sollen. 
Der Subskriptionspreis für je einen Band beträgt nur 
9 M. Doch werden die Hefte auch einzeln zum Preise 
von 40 Pf. bis 1 M. und höher abgegeben. Die Texte 
stimmen durchaus mit den Urdrucken überein, nur die 
Interpunktion ist, was allgemeine Billigung finden wird, 
modernisiert, um ein schnelleres Lesen und Verstehen 
zu ermöglichen. Die Holzschnitte der Originaldrucke 
werden mustergültig reproduziert. Kurze Einleitungen, 
in denen besonders auch den bibliographischen Fragen 
alle Sorgfalt gewidmet wird, gehen den Neudrucken 
voran, und Bemerkungen, die alles für das Verständnis 
nötige enthalten, folgen am Schluß. — g. 



Von Heinemanns Goethe-Ausgabe (Leipzig, Biblio- 
graphisches Institut) liegen uns die Bände XX und XXVII 
vor. Band XX, von Professor Dr. Theod. Matthias bear- 
beitet, enthält die dramatischen und Opernfragmente 
und die Übersetzungen: von ersteren hauptsächlich 
„Prometheus", „Elpenor" und „Pandora" und die dra- 
matisierte „Anekdote zu den Freuden des jungen 
Werthers", die launige, aber zu seinen Lebzeiten nie 
veröffentlichte Antwort auf Nicolais Wertherparodie; 
ferner der „Zauberflöte" zweiten Teil und die übrigen 
Bruchstücke. Von letzteren vor allem die Bearbeitungen 
von Voltaires „Mahomet" und „Tankred". Band XXVII 
umfaßt den ersten und zweiten Teil des „Benvenuto 
Cellini", zu dem der Herausgeber, Professor Dr. Carl 
Vofiler, in seiner Einleitung interessante Mitteilungen 
über Goethes Auffassung der Übersetzungstätigkeit 
gibt. Das Anmerkungsmatcrial zu der Biographie folgt 
im 28. Bande; das zu dem oben erwähnten 20. Bande 
enthält wie immer ausführliche Nachweise der Er- 
klärungslitcratur, der Drucke, Handschriften und Les- 
arten. — 

Die Cottasche Jubiläums-Ausgabe von Goethes 
sämtlichen Werken verausgabte mit Band XI V den lange 
erwarteten zweiten Teil des „Faust" mit Erich Schmidts 
Einleitungen und Anmerkungen. Was Schmidt als Einlei- 
tung zu dem dichterischen Testament Goethessagt, ist in 
der Tat das Köstlichste, was je darüber geschrieben wor- 
den ist Essindnur4oSciten, abersie ersetzen eine ganze 
Bibliothek. Der Abdruck des Dramas fußt auf der 
Weimarischen Ausgabe; zu dem Bruchstück des ersten 
Aktes, der im 12. Bande der Ausgabe letzter Hand er- 
schien, konnte erstmalig das im Archive der Cottaschcn 
Buchhandlung bewahrte Druckmanuskript herange- 
zogen werden. — m. 



Xachdruck verholen. — Alle Rechte vorbehalten. 
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zoheltitz in Berlin W. 1$. 
Alle Scodune«. redakboaeller Natur aa deesea Adreaae erbeten. 

Cedruckl na W. Urugul.a ,a Uiwe dir Velbagca * Klaaiaf ■■ Bielefeld und Leipiig auf Papier der Neues Papier-Manufaki7r 

m Stra&twrf. ,. K. 



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ZEITSCHRIFT 



FÜR 



BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte für Bibliophilic und verwandte Interessen. 

Herausgegeben von Kedor von Zobcltitz. 

io. Jahrgang 1906/1907. Heft 6: September 1906. 



Hieronymus Lüschcnkohls 
Silhouettenfabrik und seine Schriftstellerporträts. 



Von 

Gustav Gugitz in Wien. 




ler Name Löschenkohl ist den 
österreichischen Kupferstich- 
sammlern ein wohlbekannter. 
Vielleicht nur zu wohlbekannt, 
denn seine oft rohen, in der Art 
|dcr Neu-Ruppincr Bilderbogen 
ausgeführten Darstellungen aus der Wiener 
Sittengeschichte des XVIII. Jahrhunderts er- 
zielen ganz enorme Preise. Kein Wunder, wenn 
man bedenkt, daß diese Kolportage -Kunst für 
das niedere Volk, die etwa die heutigen illu- 
strierten Wochenblätter vertreten sollte, schon 
ihrer Bestimmung nach einem raschen Unter- 
gang zueilte. Gräffer, der Löschenkohl noch 
kannte, sagt in seinen Wiener Memoiren folgen- 
des: „Was gäbe man darum, die ganze Samm- 
lung dieser Gclegenheitsbilder, eigentlich Kari- 
katuren, zu besitzen oder betrachten zu können ? 
Eine Schaustellung ä la Pratcr gegen Entree; 
reich könnte man werden. Löschenkohl wurde 
es auch . . ." 

Nicht viel über hundert Jahre darf man 
zurückgreifen, um zum ersten Male reichhaltigere 
bildliche Darstellungen aus dem Wiener Kultur- 
leben rinden zu können; früher lag teils das 
Bedürfnis nicht so vor, teils hinderte die strenge 
Zensur. Hieronymus Löschenkohl war der erste, 
z. f. B. 1906/1907. 



der es in der so viel bedeutenden josephinischen 
Ära unternahm, den Wienern in Ernst und 
Scherz ein Spiegelbild ihres Lebens und Treibens 
vorzuhalten und die verschiedensten lokalen 
Vorfälle nebst denen des Auslandes, die ein 
aktuelles Interesse boten, in rasch wechselnden 
Kupferstichen und kolorierten Holzschnitten dar- 
zubieten. Da das Zeitungswesen nach unseren 
heutigen Begriffen in den Windeln lag, und 
eine illustrierte Zeitung, die sich mit den Er- 
eignissen der Woche beschäftigt, in Wien noch 
ganz und gar fehlte, so kann man sich denken, 
daß der Spekulationsgeist des Herrn Löschen- 
kohl nicht fehlging, als er zum erstenmal die 
Woche mit seinen oft mehr seiner Phantasie 
als der Wahrheit Ehre machenden Illustrationen 
begleitete. 

Wenn diese Darstellungen auch immer mehr 
den Charakter eines besseren „Mandelbogens" 
als eines sauberen Kunstwerkes annahmen, so 
lag dies in der Natur der ganzen Sache, die 
weniger auf einer guten Ausführung als auf 
einem schnellen Absatz und einer bunten Fülle 
der Gegenstände beruhen konnte, wenn sie 
reüssieren sollte. Löschenkohl hatte rasch die 
Grenzen seiner Kraft erfaßt und fand sie groß 
genug, um der Menge, deren Interesse sich 



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218 



Gugitz, Hieronymus Löscheoltohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstcllerporträts. 



am rein Tatsächlichen allein gütlich tat, eine 
billige Sensation zu bereiten, und ohne den 
Kunstkenner zu befriedigen, seinen Ehrgeiz in 
einem guten Geschäft zu suchen. Er fand daher 
genug Tadler. Hören wir nur einen, Johann 
Fricdcl, in seinen „Briefen aus Wien verschie- 
denen Inhalts an einen Freund in Berlin", Leipzig 
und Berlin 1783, Seite 222 f.: „Der Mann (Löschen- 
kohl) besitzt das Verdienst, mit ungemeiner 
Dreistigkeit uns Wiener durch solche Kupfer 
bey den Ausländern für Dummköpfe zu ver- 
schreyen. Denn für was anders sollten sie uns 
halten, wenn sie dergleichen Schmierereyen, 
bemahlt und beklext, wie Kreutzerbildchen, 
von Löschenkohlen zu Gesichte bekommen, 
von dem sie doch vorher gehöret hatten, daß 
wir ihn unter unsre guten Künstler zählen? 
Sollte der Mann nicht auf seine und unsre 
Ehre mehr sehen, als auf seinen Beutel? — 
Die Stücke, worinn er wirklich als geschickter 
Künstler erscheint, durch die er uns unsern 
Beyfall, unser öffentliches Lob abgelocket hat, 
sind im Auslande nicht so allgemein bekannt. 
— Solche Gruppirungen aber, die bey solchen 
Gelegenheiten entworfen werden, streuen sich 
allenthalben aus; — und gerade die, von denen 
er zuversichtlich erwarten kann, daß sie den 
Ausländern bekannt werden, — gerade diese 
verhunzt er? gerade diese liefert er nicht wie 
Kupferstiche eines Künstlers, sondern wie Holz- 
schnitte eines flüchtigen Stümpers? — Ich weiß 
wohl, was er einwenden kann. — ,Ich habe 
nicht Zeit genug darzu gehabt.' — Gut, so 
hätf er sie nehmen sollen. Wer befahl ihm 
denn, so eilig bey der Hecke damit zu seyn? . ." 
Diese Kritik verkannte Löschenkohls Absichten 
natürlich vollständig. Sic verhinderte auch 
nicht die Popularität seines Unternehmens. 

Gleichwohl ist es merkwürdig, daß der 
Name Löschenkohls heute in weiteren Kreisen 
nahezu vergessen ist, eines Mannes, der in 
jeder Hinsicht für seinen vielseitigen Unter- 
nehmungsgeist in verschiedenen kunstgewerb- 
lichen Dingen ein besseres Andenken verdiente. 
Dieses will nun allerdings Herr Dr. Schwarz 
in Wien in einer umfangreichen Monographie 
auffrischen, auf die ich in bezug auf die Per- 
sönlichkeit, sowie auf die vollständige Auf- 
zählung der Werke vorläufig verweisen möchte. 
Indessen wird es doch notwendig sein, auch 
hier der Persönlichkeit und den Werken jenes 



Tagesillustrators im allgemeinen ein paar Worte 
zu widmen, bevor wir zu seiner Silhouetten- 
fabrik im besonderen übergehen. Außerhalb 
Wiens ist dieser Mann geradezu unbekannt, 

wie Nicolai seiner öfters gedachten. 

Löschenkohl war wie so viele, die in Öster- 
reich den Geist der Industrie weckten, kein 
Österreicher. Schon in der theresianischen 
Zeit begann der Zuzug unternehmender Aus- 
länder — ich brauche da nur an Herbert und 
Rosthorn zu erinnern — und unter diesen be- 
fand sich auch unser Löschenkohl, der aus 
einer rheinischen Gegend stammte. Jedenfalls 
liell er sich zu Ende der siebziger Jahre des 
XVIlLJahrhunderts, wahrscheinlich als einfacher 
Goldarbeiter, in Wien nieder. Mit Niellosachen 
wohl vertraut, kam er, wie so mancher Gold- 
schmied, auf den Kupferstich und versuchte 
sich in ihm. Sein erster Stich, dessen Sujet 
allerdings den Herzen aller Wiener naheging, 
da in diesem der Tod der Kaiserin Maria The- 
resia behandelt wurde, glückte zu gut, als daß 
es nicht der Mühe wert gewesen wäre, den 
eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Zu- 
dem verhieß der Regierungsantritt Josephs II. 
allenthalben die größten Hoffnungen; die Unter- 
nehmungen sahen sich gefördert, und auch 
Löschenkohl wagte es, der Zukunft zu ver- 
trauen und einen Kunstverlag zu gründen, in 
dem er vorerst seine eigenen Produkte zu ver- 
werten suchte. 

Anfangs lieferte er peinlich saubere Blätter, 
wie „Thercsiens letzter Tag", „Die neue Prater- 
lust" usw., die allerdings nur tüchtiges „Kunst- 
gewerbe" waren, aber doch wenigstens dieses. 
Indes bald sah er ein, daß diese Methode lang- 
wierig, auch wenig lohnend war, und daß bei 
einer besseren Ausführung die Produktion und 
der Umsatz zurückbleiben mußte. Auch dürfte er 
wohl mit keinem besonderen Kapital begonnen 
und zudem bald erkannt haben, daß er mit 
so hervorragenden Kunsthändlern wie Artaria, 
Cappi, Stockei, Mollo usw. nicht konkurrieren 
konnte. So trachtete er rasch danach, sich 
durch ein neues Genre, das tatsächlich als 
Bedürfnis empfunden wurde, einen Erfolg zu 
sichern, der ihm im schnellen Absatz und in der 
billigen Herstellung weitaus mehr eintrug. Er 



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Gugitz, Hieronyhiu» Lftscheokohl* Silhouettenfabrik und seine Scbriflstcllcrporträts. 



219 



wurde der Gelegenhcitsmaler, der ikonographi- 
sche Zeitungsmann Wiens. In kurzer Zeit war 
er populär, seine Bilder „aus der Woche" 
kosteten wenig bei der kunstlosen Herstellung, 
die nun auch angeworbene Zeichner fabriks- 
mäßig betrieben, und befriedigten den kleinen 
Mann, der zum erstenmal Wiener Tagesfragen 
satirisch im Bild behandelt sah und sich eine 
billige Sensation durch einen Stich verschaffte, 
der sehr phantasicvoll darstellte, wie „hinten 
weit in der Türkei die Volker aufeinander- 
schlagen". Und dies wenige Stunden nach 
dem Eintreffen einer Nachricht, nach dem 
Bericht eines „Augenzeugen" ! Ja, Loschenkohl 
kam manchmal sogar den Ereignissen zuvor 
wie bei dem Einzug der marokkanischen Ab* 
gesandten in Wien, worüber sich ein gewisser 
HeroaldTrockendorfer in den „Verlorenen Briefen 
an einen Landsmann in Sach-sen über die Auf- 
klarung von Wien", 1785 Seite 63, auch weidlich 
lustig machte. „Schon einige Wochen vorher", 
schreibt dieser, „verkaufte unser sinnreicher und 
kunsterfahrener, in abstrakten Zeichnungen sehr 
geübter Graveur, Herr von Löschenkohl, dero 
allerseits wohlgetroffene Porträts, ehe weder er 
noch sonst jemand die Ehre gehabt hatte, sie zu 
sehen; und er erzeigte uns noch überdieß die 
Wohlthat, solche vor seinem Gewölbe öffentlich 
auszuhängen, da wir dann dieselben gratis so 
lange betrachten konnten, bis uns die Mittags- 
stunde und Essenszeit nach Hause trieb. Wir 
blieben nicht nur ganze Stunden davor stehen, 
sondern häuften uns dabey so stark an, daß 
kaum mehr ein Wagen den Kohlmarkt ( — dort 
hatte Löschenkohl sein Geschäft — ) passiren 
konnte . . ." 

Mit Löschenkohl beginnt auch die Geschichte 
der Karikatur in Österreich, und bei den zahl- 
reichen satirischen Darstellungen seines Ver- 
lages, die allerdings durch die freiere josephi- 
nische Zeit begünstigt wurden, ist es eigentlich 
merkwürdig, daß die jüngste Historie der 
Karikatur von Fuchs keine Ahnung von diesen 
zahlreichen, für die Wiener Sittengeschichte 
wichtigen Karikaturen hat und die Geschichte 
der österreichischen Karikatur dort erst etwas 
kühn mit der franziseeischen Zeit beginnt. Wie 
umfangreich dieser Zweig seines Verlages war, 
beweist ein Gesuch, nach welchem er um einen 
eigenen Zensor für seine Stiche im Jahre 1794 
(siehe Archiv des Ministeriums des Innern, 



Protokoll Tür Niederösterreich vom 6. August 
1794) bittet. Und zu dieser Zeit war bereits 
seine Blüte dahin, und die Zensur zog strammer 
die Zügel an. 

Löschenkohl war indessen nicht der Mann, 
der sofort die Flinte in das Korn warf, wenn 
sich die Zeit seinen Unternehmungen entgegen- 
stemmte. Wir können hier nicht des näheren 
auf alle Zweige seines Kunstverlags eingehen, 
den ja wohl Herr Dr. Schwarz in seiner Mo- 
nographie einst ausfuhrlich darstellen wird. 
Soviel sei nur gesagt, daß der industriöse 
Mann rastlos immer neue Artikel auf den 
Markt warf. Besonders berühmt waren seine 
Fächer, auf alle möglichen Gelegenheiten und 
für jeden Geschmack berechnet. Mit dem 
Fächer auf die berühmte Tänzerin Vigano, 
den er in verschiedenen Sorten von 30 Kreuzern 
an bis zu zwei Dukaten verkaufte, soll er, wie 
Bauerle in seinen Memoiren (S. 21 f.) erzählt, 
36000 Gulden verdient haben. Nebstbei trieb 
er einen Handel mit Miniaturgemälden, Dosen, 
Kalendern mit mancherlei Bildern und Mode- 
kupfern, Masken, Neujahrsbilletten und ähnlichem. 
Schließlich gründete er sogar eine Knopffabrik 
und lieferte alle vierzehn Tage einen neuen 
Knopf, der oft mit Bildern geziert war. Mit 
welchem Erfolg, lehrt uns eine Notiz im „Wiener 
Blättchen" (1788, Februar, S. 68 f.), wonach sich 
die Kaufleute verpflichteten, ihm alles auf 
einmal abzunehmen, damit sie durch den 
Dutzendverkauf im einzelnen nicht zu starken 
Schaden litten. 

Es ist ganz bezeichnend, daß nach Löschen- 
kohls Hingang — schon im Alter von 53 Jahren 
rief der Tod den Kastlosen am u.Januar 1807 
ab — niemand das Geschäft weiterführen 
wollte, da er allein die Seele desselben war. 
Wohl waren auch ähnliche populäre Kunst- 
handlungen wie die von Joseph Eder oder 
Eurich in Linz aufgetaucht, aber die kulturelle 
Bedeutung der Löschenkohlschen Handlung 
erreichten sie nicht. Auch diese lebte ja später 
nur mehr von dem Abglanz der Popularität, 
die sie in den glorreichen Jahren der josephini- 
schen Zeit genossen hatte. 

Es wäre beinahe verwunderlich gewesen, 
wenn Löschenkohl, der doch dem herrschen- 
den Modegeschmack der Menge stets entgegen- 
kam, einen Artikel, der namentlich die bürger- 
lichen Kreise interessierte, aus seinem Klein- 



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220 



Gugiu, Hieronymus Löschenkohls Silhoaettenfabrik und seine Schriftstcllerportrits. 



kunsthandcl ausgeschaltet hätte: die Silhouette. 
Was diese im XVIII. Jahrhundert bedeutete, 
besonders nach dem Auftauchen der physiog- 
nomischen Studien Lavaters, ist allgemein be- 
kannt, und es ist merkwürdig genug, daü ihre 
Geschichte noch aussteht. Sie war in erster 
Linie ein Surrogat des Porträts für den ärmeren 
Bürgersmann und wurde als solches auch erst 
wieder durch ein neues Surrogat, die Photo- 
graphie, unmittelbar abgelöst. Damit verschwand 
sie auch vollständig. Schon im XVIII. Jahr- 
hundert machten sich einige Stimmen gegen 
diese gewerbsmäßig betriebene schwarze 
Schnitzelei bemerkbar, die selten genug einen 
wirklich charakteristischen Ersatz für das künst- 
lerische Porträt bot Zahlreiche Dilettanten be- 
schäftigten sich damit' und legten sich umfang- 
reiche Sammlungen an, wie ja immer wieder 
solche im Kunsthandel auftauchen und sich nicht 
erschöpfen. Alle Stammbücher der Zeit sind 
mit dieser schwarzen Tändelei beklebt, die sich 
nicht allein an Porträts hielt, sondern, vielleicht 
zu ihren Gunsten, auch zu Genreszenen und 
derlei mehr griff. 

Auch in Wien zeigten Dilettanten und ge- 
schäftsmäßige Silhouertenschncidcr in Hülle und 
Fülle ihre Künste. So besaß zum Beispiel Castelli 
eine große Sammlung von Silhouetten, wie er 
selbst in den Memoiren seines Lebens (IV, 
S. 120) erzählt: „Es gab wohl auch in frühern 
Zeiten gute Maler, welche ein menschliches 
Antlitz ähnlich darzustellen verstanden, aber 
man konnte sie nicht bezahlen, daher waren in 
meiner Jugend meist nur Silhouetten gebräuch- 
lich. Ich selbst habe als Student alle meine 
Freunde und Bekannte an der Wand auf Papier, 
worauf ich den Schatten ihres Gesichtes fallen 
ließ, dann mittelst eines Storchenschnabels ver- 
kleinert und aus schwarzem Papier aus- 
geschnitten. Ich besitze diese Sammlung von 
einigen hundert Porträten noch." — Leider ist 
auch diese Castellische Kollektion, die sicher 
eine Anzahl bekannter Wiener Persönlichkeiten 
namentlich aus Schauspieler- und Schriftsteller- 
kreisen umfaßte, heute gänzlich zersplittert und 
nur ein kleiner Bruchteil befindet sich in den 
Sammlungen der Stadt Wien. 

Aber nicht jedermann hatte Zeit oder das 

■ Vgl. Goethe, Campagnc in Frankreich. „Jedermann 
vorüber, den man nicht abends an die Wand geschrieben h 
» Eine vernichtende Kritik über das Büchlein bringen 



Talent, sich die Züge verwandter und geliebter 
Personen selbst auszuschneiden, und so zogen 
denn genug gewerbsmäßigeSilhouettenschneider 
umher, die die Stelle unserer heutigen Photo- 
graphen vertraten. Darüber berichtet gleichfalls 
Castelli. „Auch gab es damals Leute," schreibt 
er, „die in die Gasthäuser giengen, sich unbe- 
merkt in eine Ecke setzten, aus schwarzem 
Papier die Porträte der Gäste mit freier Hand 
ausschnitten und sie dann den Betreffenden 
für einige Groschen überreichten." — FreiHch 
dürften diese Künstler wohl zu den geringeren 
ihrer Gattung gehört haben und schon mehr 
verschämte Bettler gewesen sein. Sie hatten 
entschieden weitaus bessere Konkurrenten, 
von denen die meisten aus Frankreich, der Hei- 
mat der Silhouette, kamen. 

Wir besitzen nun ein seltenes Büchlein von 
J. A. Aichenstein: „Schilderung der Silhouetten- 
fabrik in Wien", Wien, 1782, 1. und 2. Auflage, 
das uns zuerst in kurzen Zügen im allgemeinen 
von den Silhouettenkünstlern in Wien Nachricht 
gibt und dann im besonderen die Löschenkohl- 
sche Silhouettenfabrik behandelt' Geben wir 
ihm also das Wort „Wien, das sich stets 
mehr und melir zu verfeinern und in jedem 
Fache der Kenntnisse zu bereichern trachtet, 
hat es auch in der Silhouettierkunst schon 
wirklich weiter als jede andere Nation gebracht: 
wir erblicken hierin nicht nur die mittelmäßige 
Ähnlichkeit der stumpfen Umrisse, welche uns 
ein paar Anhänglinge des Altertums hinterlassen, 
sondern wir tun es sogar den nicht wenig 
geschickten Londonern, Berlinern, Dresdnern, 
Leipzigern und Franzosen zuvor .... Fast in 
jedem Hause von Distinktion sieht man zwar 
nur schwarze Bilder, aber sie sind dennoch 
mit so vieler Genauigkeit gezeichnet daß einer 
nur ein exlavaterisches und äußerst blödsinniges 
Physiognomistengesicht haben müßte, wenn er 
daraus nicht wenigstens die Hauptspuren der 
charakteristischen Beschaffenheit zu entnehmen 
Anlag genug hätte... Ein B — A, St — R — 
P — S — R — St — N — G — K — Gonor, B — 
L— L— H — A und viele andere Schattenreißer 
machten dem Publikum mit der franzmännischen 
Posaune kund und zu wissen, daß es von ihnen 
am besten könne bedienet werden, obwohl der 

war darin (im Silhonettiercn) geübt, and kein Fremder zog 
itte; die Storchschnäbel durften nicht rasten." 
die Wiener Froviniiainachrichtcn 178a, Seite 261. 



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Go^-iti, Hieronymus L..schcnkoli1i, Sillioacttenfolirik nn<l seine SchriflMellerj>ortr»t». 



221 



Erfolg Ichrtc, daß das versprochene Beste 
meistens nur eine verwechselte Idee des 
Sehlechten war . . ." 

Wir können leider nicht die betreffenden, 
nur mit dem Buchstaben bezeichneten Silhou- 
ettenschneider mit ihren Namen nennen, ent- 
schieden durfte aber wohl der einzige mit vollem 
Namen genannte Gonor, ein Franzose, der be- 
deutendste unter ihnen gewesen sein. Er ver- 
stand es auch, die größte Reklame zu machen 
und wir finden von ihm allein lange An- 
kündigungen in der Wiener Zeitung. So 
kündigt er unter anderm (siehe Wiener Zeitung 
1781, Nr. 14, 37, 53, 54) eine ganze Sammlung 
von 1024 Silhouetten unter dem Titel: „Collcc- 
tion de l'illustrc Noblesse de Viennc, d'Hongric 
et de Praguc" an, die allerdings interessant 
genug sein konnte. Auch Aichenstein widmet 
im folgenden diesem französischen SUhoucttisten, 
der Aufsehen erregt haben mochte, einige Worte. 
„Dieser Schattenreißer (ein Franzose) schien 
diese Kunst, die man zuvor in verschiedenen 
Gesellschaften nur als eine vorübergehende 
Kleinigkeit ansähe, hier am meisten in Gang 
zu bringen, und war bemühet, nicht allein die 
hohe und niedere Noblesse, sondern auch dem 
schätzbaren Publikum eine große Erleuchtung 
in dieser Kunst zu geben. — Er beleuchtete 
aber auch abends an allen Werktagen sein 
Fenster, um die Wichtigkeit seiner Kunst desto 
heller zu zeigen . . ." Auch Nicolai erwähnt 
in seiner bekannten Beschreibung einer Reise 
durch Deutschland (4. Band, S. 522 f.) diesen 
Gonor und bezeichnet seine Silhouetten als un- 
sicher und steif. An gleicher Stelle nennt er 
noch einen andren Wiener Silhouettenschneider 
namens Franz Deuwel. Im Wiener Blättchen 
vom Jahre 1783 (15. Dezember) findet sich ein 
gewisser Johann Durst angekündigt „Er be- 
sitzet die Kunst, Schattenporträts oder Sil- 
houetten auf die geschickteste Art zu ver- 
fertigen. Er macht sie in Ringe, Dosen, Ein- 
fassungen und Medaillons, auch auf Gold, Silber 
und Perlmutter, und so klein, wie eine Linse, 
mit der vollkommensten Ähnlichkeit ... Er 
hatte das Glück, diese Kunst beyden Königl. 
Hoheiten den Erzherzoginnen Marianna und 
Elisabeth beyzubringen. M — Schließlich kündigt 
sich noch ein Wilhelm Ackermann, Schatten- 
zeichner, wohnhaft im Sternhof, an (siehe 
Wiener Blättchen 1784 vom 12. März). 



Da der erwähnte Gonor nun sicher großen 
Zulauf hatte, so fand sich auch Löschcnkolil 
bewogen, der Silhouette größere Aufmerksam- 
keit zu schenken. Wohl widmete er sich 
in dieser Kunst nicht der Reproduktion der 
Porträts von Hinz und Kunz, sondern er sil- 
houettierte scheinbar nur die historisch ge- 
wordenen Persönlichkeiten und die Größen des 
Tages; nebenbei aber gab er verschiedene 
Genreszenen, die gerade in der Mode waren, 
sowie auch historische Vorgänge. So scheint 
er nach Aichenstein den Werther in dieser 
Manier illustriert zu haben, was aber nicht be- 
sonders schön gewesen sein muß. Aichenstein 
schreibt darüber: „Dieser Mann (Löschenkohl), 
dem wir in der eigentlichen Schwarzkunst sein 
Verdienst unmöglich absprechen können, ist 
hierinn unstreitig der Stärkeste Manufakturant 

— das Personale seiner Kunststättc ist mit 
den ausgesuchtesten Graveurs, Silhouetteurs 
sowohl mit als ohne Storchenschnabel, und 
nicht weniger mit den geschicktesten Hlu- 
minirern, und auch freyen Handzeichnern ver- 
sehen. — Und doch (wer sollte es glauben) 
läuft manchesmal etwas darunter, womit das 
sehende Publikum garnicht zufrieden seyn kann. 

— Betrachten wir die sonst an sich guten Ge- 
danken dieses Meisters, und seiner Freunde, 
so wird leider meistens nur ihr guter Wille 
den Erfolg übertreffen. — Wir erblicken dieses 
in manchem seiner Stücke: durchgehen wir 
einmal seine in der Komposition so herrlichen 
Werke, und wir werden gleich in den nächsten 
Stücken so manche dunstlose (?) Erhabenheit 
erblicken. 

„Nehmen wir z. B. die Vollendung der Leiden 
Werthers. Was ist das nicht für eine unge- 
meine zeichnerische Vorstellung: dem Unglück- 
lichen geht in seinem Falle die Pistollc los, und 
er scheint entweder von diesem Knalle dahin 
gedonnert, oder aber, doch dieses glauben wir 
nicht, von dem Rauche darnieder gestäubt zu 
werden. — Man erblickt ihn alsdann in der 
zweyten Vorstellung in dem nämlichen Zimmer, 
wie er in dem Hintergrunde dieses Gemaches 
auf ein für diesen Umstand herbeygeschaftes 
Bett, — worauf er wohl von dem Zeichner, 
nicht aber von der Kugel getödtet seine Hin- 
lage bekam. Er wird von seinen Freunden 
bemitleidiget, und in den ausdruckvollcsten Ge- 
berden, die eines le Brun, und Codowieki (sie) 



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222 



Cugiti, Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und »eine Schriftstellerporträts. 



nicht unwürdig wären; einige wollen zwar be- 
haupten, daß ihn die Anwesenden in Karrikatur- 
stellungen mit jammervollen Wendungen be- 
klagen, aber wer kann allen Leuten recht thun? 

„Lottchen, der Engel seiner Fantasien, ist 
mit Albert in einem Zimmer besonders vor- 
gestellt, aber wie gut wußte der Künstler sie 
zu entstalten — da der Umstand für sich sehr 
entstaltend ist." 

„Ich wollte den Leser gerne von diesem 
Schauplatze des Mitleidens führen, wenn ich 
nicht hoffte, daß sie vielmehr in der so ge- 
schickten Vorstellung eine ergiebige Linderung 
fänden. — Nun erblicken wir Lottchen bei 
seinem Grabe — da trauern mit ihr Vasen — 
das Tuch um die Vasen, das riesenstämmige 
Gewächs — I Iinter- und Vorgrund — und aber 
ach! Die Stellung des rechten Fußes und sogar 
der Schuh am linken Fuße — doch ich muß 
noch hinzufügen, indem doch niemand eine 
Eloge überflüssig finden wird, — Ihr von dem 
Künstler in der niedlichsten Pertholdsgadner- 
stellung* gezeichneter Wuchs, und ein ganzes 
Bettuch von einem Schleyer vermehren die 
i raungKcit dis zur versteinerten cmpnnuung . . . 

Wir können leider nicht beurteilen, ob der 
ironische Ton dieses Kritikasters im Rechte 
ist, da diese Darstellungen, die auch einen 
hübschen Beitrag zur Werthermode in Öster- 
reich abgeben würden, leider gänzlich ver- 
schollen sind. Ebenso unförmlich soll eine 
silhouettierte Darstellung von dem Grabmal 
Maria Theresias in der Kapuzinergruft gewesen 
sein. Es ist wohl leicht möglich, daß diese 
Dutzendfabrikate ziemlich hölzern und oft ge- 
schmacklos waren, da sogar die von Löschen- 
kohl selbst verfertigten Stiche meist etwas steif 
geraten sind. Der rechte künstlerische Ge- 
schmack fehlte ihm überhaupt. Schon in seinen 
ersten Blättern verband er mit dem Kupfer- 
stich die Silhouette, wie in „Die neue Pratcrlust". 
Wenn auch das Milieu und die Kostüme sehr 
minutiös ausgeführt sind, so wirkt doch der ganze 
Stich durch eine Mitverquickung der Silhouette 
mehr grotesk als künstlerisch. Löschenkühl 
ersetzte nämlich schon bei diesem Stiche 
sämtliche Gesichter durch Silhouetten, und da 



somit alle Köpfe im Profil erscheinen mußten, 
so war dadurch die natürliche Gruppierung sehr 
erschwert, ganz abgesehen davon, daß eine 
Silhouette auch bei feinster Ausführung doch 
immer nur ein zweifelhaftes Surrogat für ein 
Porträt bildet Das hatte nun allerdings einen 
sehr geschäftsmäßigen Grund. Löschenkohl 
verkaufte nämlich die Köpfe einzeln als Sil- 
houetten und verfuhr auch sonst mit ihnen 
ziemlich handwerksmäßig.* Hören wir darüber 
wieder Aichenstcin „Herr N. N. (Löschenkohl), 
der ganz meine Achtung hat, brachte es im 
Portraitiren so weit, daß er schon im vorhincii/ 
Figuren ohne Köpfe stechen läßt, und den näm- 
lichen Kopf — als z. B. des Kaisers, wie er 
im Silhouett beim Perspektive des Augartens 
zu sehen — alsdenn im gestochenen Brust- 
bilde — gleich darauf beim großen Apartemcnt 
im Neujahrstag — und beim Empfang seiner päbst- 
lichen Heiligkeit bringt — und noch auch bei 
der geheimen Zusammenkunft mit erwähntem 
hohen Gaste u. a. m. andere Stücken." — Der 
immer gleich bleibende Ausdruck des Gesichtes 
bei verschiedenen Gelegenheiten war durch 
diese schematische und bequeme „Vervielfäl- 
tigung" natürlich bedingt Auch noch weitere 
unkünstlerische Nachteile brachte dieses Ver- 
fahren mit sich. Wollte er z. B. eine so große 
Gesellschaft wie im „Neujahrsempfang" mit den 
Köpfen nur im Profil zeigen, so mußte diese 
sehr steif und gezwungen ausgeteilt werden, 
um nur keine Figur am Visavis -Sehen zu 
verhindern. Dadurch wurde natürlich die ganze 
Komposition gestört 

Die großen Blätter dieser Art wirken daher 
selbst bei manchen besseren Einzelheiten im 
allgemeinen auf den Beschauer gezwungen 
und künstlerisch durchaus verfehlt Für solche 
Massendarstellungen eignet sich die Silhouette 
sicher nicht Obwohl nun Löschenkohl diese 
Manier sichtlich für fabriksmäßige Reproduktion 
bevorzugte, so war er doch von sich und seiner 
Kunst stark eingenommen und wagte die Be- 
hauptung aufzustellen, daß z. B. diese eine 
stets gleichbleibende Silhouette des kaiserlichen 
Kopfes die beste sei, die man in dieser Art 
geben könnte. Dafür wurde er nun allerdings 



« Damit ist die steife Manier der Berchtesgadener Ware gemeint. 

> Löschenkohl ließ zu seinen Porträts eine Einfassung stechen, auf der zwei Kränzchen angebracht waren. In 

setzte er dann irgend ein beliebiges gewünschtes Porträt, das er unaufgeklebt vorrätig hatte und erst beim Kauf an- 

l rww ahkl M. «mt m t mm .««.r Rill.«..., u Vergl. Aichenstcin, L c. Seite II. 



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223 



nicht nur von dem Pamphletisten Aichen- 
stein getadelt, sondern auch von der „Monat- 
schrift von bildenden Künsten" (1782, 4. Stück 
S. 35 f.) in die gebührenden Schranken gewiesen. 
Nicolai äußert sich in seiner bekannten Reise- 
beschreibung ziemlich verächtlich über Löschen- 
kohls Silhouetten. „Ein Schattcnbildmachcr 
Löschenkohl hat so viele Schattenbilder ge- 
macht, daß daraus eine Art von Handlung 
geworden ist. Er hat die Personen der kaiser- 
lichen Familie und andere vornehme Personen 
in ganzen Figuren und Gruppen schwarz ab- 
gebildet, welches scheußlich aussiehet . . ." 
Und an anderer Stelle (4. Bd. S. 522): „Herr 
Löschenkohl, von dem ich schon oben S. 456 
angeführt habe, daß er das Schattenbild- 
machen bis an dessen äußerste Gränzcn und 
noch darüber treibt, nennt sich einen Graveur. 
Vermuthlich will er dadurch anzeigen, daß er 
seine Schattenpersonen auch in Kupfer ätzt. 
Denn er macht, wie ich schon erinnert habe, 
nicht bloß Schattenbilder von Gesichtern, son- 
dern auch Schattenabbildungen von ganzen 
Figuren und ganze Zusammensetzungen von 
Schattenfiguren ; ja er sucht sogar diese Schatten- 
risse ins Leben zu bringen, indem er den Umriß 
radirt, Augen und Ohren ziemlich steif hinein- 
zeichnet, und mit allen in der Natur zu finden- 
den Farben illuminirt. Man kann von den 
Werken dieses sonderbaren Künstlers erwähnen, 
daß sie entweder sehr schwarz oder sehr bunt 
sind. Ein Mittel dazwischen giebt es nicht . . ." 

Löschenkohl verfertigte nun neben seinen 
großen Silhouettengruppen auch, wie erwähnt, 
einzelne Porträt- Silhouetten von bedeutenden 
Männern der Kunst und Wissenschaft, von 
Schauspielern und Staatsmännern und von Per- 
sönlichkeiten, die im jeweiligen Interesse des 
Tages standen. Sogar Verbrecher figurieren 
darunter. Und hier war ja diese schwarze 
Kunst auf dem richtigen Platz in Ermanglung 
eines besseren Verfahrens. Hier kam er auch 
dem kleinen Mann entgegen, der sich für einen 
billigen Preis eine ihn interessierende Persön- 
lichkeit im Bild erwerben wollte, denn die 
größeren Blätter waren zu teuer und erreichten 
wie „Die neue Praterlust" einen Preis von zwei 
Dukaten. Es ist wohl nicht möglich zu kon- 
statieren, wie viele einzelne Porträt-Silhouetten 
aus der Fabrik Löschenkohls hervorgegangen 
sind; das Ergebnis einer Ikonographie kann nur 



ein zufälliges sein. Sicher sind viele dieser 
Silhouetten nicht signiert, und wahrscheinlich 
ist nicht einmal bei allen der Name der dar- 
gestellten Persönlichkeit darunter geschrieben. 
Ja selbst die signierten und mit Namen ver- 
sehenen Silhouetten Löschenkohls sind heute 
so vergessen und unbekannt, daß sie auch der 
vielbewanderte Wurzbach nicht sah und sie 
daher in dessen ikonographischen Verzeich- 
nissen gänzlich fehlen. In sehr vielen Fällen 
sind die Löschenkohlschen Silhouetten über- 
haupt die einzigen Porträts, die von der dar- 
gestellten Persönlichkeit erhalten sind, und, wenn 
auch zum Beispiel der zitierte Trockendorfer 
nicht gut auf die Ähnlichkeit der Löschenkohl- 
schen Porträte zu sprechen ist, so dürfte dies 
doch nicht in allen Fällen gleichmäßig so 
schlimm bestellt sein. 

Da diese Silhouettenblättchen keinen künst- 
lerischen Wert, sondern nur den einer augen- 
blicklichen Aktualität und späteren Kuriosität 
besaßen, so ist es kein Wunder, daß sie recht 
verstreut wurden und vielfach verloren gingen. 
Immerhin sollte ihr Bestand für eine zukünftige 
deutsche Ikonographie in Betracht gezogen 
werden, und dies soll hier wenigstens mit den 
Silhouetten einer Anzahl von Schriftstellern ge- 
schehen, von denen man bis jetzt jede Spur 
ihrer Gesichtszüge verschollen glaubte und 
deren Porträts man selten verzeichnet findet. 

Es ist noch ein Glück, daß Löschenkohl 
einmal die gute Idee hatte, eine Anzahl seiner 
Schriftsteller- und Schauspieler -Silhouetten zu 
sammeln und ohne weiteren Zusammenhang 
zu dem Schmuck einiger Kalender zu ver- 
wenden, die in seinem Verlage erschienen. 
Nun ist es eigentlich verwunderlich, daß die 
Silhouetten nicht bekannter sind, aber es wird 
erklärlich, wenn man erfährt, daß jene Ka- 
lender komplett erhalten zu den allergrößten 
Seltenheiten der sogenannten Viennensia ge- 
hören. Ich habe überhaupt noch kein voll- 
ständiges Exemplar gesehen. Der eine dieser 
Kalender, betitelt „Oesterreichischer National- 
Taschen- Kalender", erschien zuerst im Jahre 
1786 und erlebte wohl mehrere Jahrgänge. 
Die Stadtbibliothek in Wien besitzt den Jahr- 
gang 1789. Der Kalender an und für sich ist 
weiter durch gar nichts ausgezeichnet. Er be- 
sitzt ein ganz hübsches Titelkupfer und stellt 
sonst einen wie üblich eingerichteten Kalender 



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224 



Gegitx, Hieronymus Ldschenkohls Sillmiieltenfabrik and seine Schriflstellcrportrits. 



dar, der keinen literarischen Wert besitzt. 
Um ihn zu verschönern, gab Loschenkohl ein- 
fach eine Anzahl Silhouetten von Gelehrten, 
Schriftstellern und Schauspielern bei. Im Text 
wird jedoch darauf keine Rücksicht genommen. 
Nach einer Anzeige in der Wiener Realzeitung 
(1786, S. 830 fr.) waren im ganzen 57 Schau- 
spielersilhouetten und 42 Gelehrtensilhouettcn 
beigegeben worden. Ob aber alle Exemplare 
gleich dotiert wurden, ist fraglich. Das Exem- 
plar von 1789 in der Wiener Stadtbibliothek 
(dessen Existenz den Ikonographen wohl gänz- 
lich unbekannt sein muß, sonst hätten sie die 
Porträts doch verzeichnet) weist 57 Silhouetten 
von Schriftstellern und Gelehrten auf. Davon 
sind 35 mit fortlaufenden arabischen Ziffern 
versehen und eine gleiche Anzahl mit rö- 
mischen Ziffern; dazwischen sind die übrigen 
unnumerierten eingeschaltet. Die Schauspieler- 
silhouetten fehlen. Die 35 Silhouetten mit 
arabischen Ziffern dürften wahrscheinlich zu 
einem bis jetzt verschollenen anderen Kalender 
Löschenkohls gehört haben, und zwar zu dem 
„Gelehrten -Almanach von Wien auf das Jahr 
1787", der laut Ankündigung in der Wiener 
Zeitung vom Jahre 1786 S. 3052 mit 35 Ge- 
lehrtensilhouetten versehen war. üb die Schau- 
spieler-Silhouetten 1 auch getrennt einem be- 
sonderen Kalender einverleibt wurden, kann 
ich nicht nachweisen, aber es wäre möglich. 
Denn zu gleicher Zeit mit dem Gclchrtcn- 
Almanach erschien ein „Wiener Musik- und 
Theater-Almanach auf das Jahr 1786" (siehe An- 
kündigung im Wiener Blättchen 1785 vom 
31. Dezember und in der Wiener Zeitung 1786, 
S. 14), aber es wird leider nicht gesagt, ob 
diesem Silhouetten beigegeben waren. 

Was nun die 57 in kompletter Folge er- 
haltenen Gelehrten- und Schriftstellerporträts 
anbelangt, so verdienen wenigstens die dar- 
unter befindlichen 22 Vertreter der schönen 
Literatur zum ersten Male mit ihren Porträts 
wieder bekannt gemacht zu werden, da ja von 
manchem diese Silhouette das einzige Bild ist, 
das seine ungefähren Züge aufweist. 

Um jedoch Interessenten auch auf die 
übrigen 35 Porträts von Gelehrten aus allen 
vier Fakultäten aufmerksam zu machen, von 
denen viele sicher ebenfalls die einzigen 



■ Die Namen 



erhaltenen sein mögen, so seien diese zuerst 
aufgezählt Die Medizin ist in stattlichster 
Anzahl vertreten, denn schon damals blühte 
diese Fakultät in Wien besonders. Dahin ge- 
hören nun: Brambilla, der Leibarzt des Kaisers, 
Ferro, der Begründer der kalten Bäder in Wien, 
Joseph Anton Gall, berühmt durch seine Schädel- 
lchre, weiter Barth, Hunczowsky, Ingenhousz, 
Carl Mertens, Ferd. Leber, Plenk, Raph. Stei- 
dele, Stork und schließlich der berühmte Tier- 
arzt Wolstein. Nicht weniger stark sind die 
Theologen vertreten. Es sind Silhouetten von 
Hartholotti, Lauber, dem hochgelehrten Caspar 
Royko, Verhovacz und von den beiden heute 
wohl kaum dem Namen nach bekannten, da- 
mals aber hochgefeierten aufgeklärten Geist- 
lichen Siegfried Wieser und Marc Anton Wittola, 
dem Herausgeber der Wiener Kirchenzeitung, 
vorhanden. Von Astronomen, Physikern und 
Mathematikern sind der Abt Fixlmüller, Andr. 
Pilgram, Georg Ignaz von Mezburg, Joseph Her- 
bert und Maximilian Hell abgebildet Ebenso 
findet sich eine Silhouette von dem berühmten 
Botaniker Jacquin. Auch die Rechtsgelehr- 
samkeit ist durch die Silhouetten von Banniza, 
Ferd. Jellenz, Franz Georg von Kees und Martini 
vertreten. Von sonstigen bekannteren Namen 
finden sich noch die Historiker Gelasius Dobner 
und M. Ign. Schmidt, die Philologen Locella 
und Baron von Sperges, der Heraldiker Leopold 
Gruber, der Numismatiker Neumann und der 
Professor für LandwirtschaftskundeMitterpacher. 

Ich komme nun auf die Porträts der Ver- 
treter der eigentlich schönen Literatur, die unser 
erhöhtes Interesse beanspruchen, wenn auch 
vor manchem Namen heute selbst ein der 
Literatur Kundiger einen Augenblick ratlos 
stehen wird. Es sind natürlich fast durch- 
wegs österreichische Schriftsteller, und nur 
einige wenige sind durch zufällige Beziehungen 
auch aus dem deutschen Reiche vertreten. Es 
rührt dies davon her, daß Kaiser Joseph II., um 
die Wissenschaften und schönen Künste zu be- 
leben, eine Anzahl Schriftsteller nach Öster- 
reich und besonders an die österreichischen 
Universitäten berief, wie G. A. Meißner nach 
Prag, J. G. Jacobi nach dem damals öster- 
reichischen Freiburg i. B. und Werthes nach 
Pest. Es sind natürlich fast nur die sogenannten 



der «ilhouertierten Schauspieler befinden sich in der Wiener Reaheitung von 1786, S. 831 f., angezeigt. 



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Gugili, Hieronymus Löschenkohls Silhouettcnfabrik und seine Schriftstellerporträts. 



225 



„Aufklärer" vertreten, die sich um Blumauers 
und Katschkys Wiener Musenalmanach ver- 
sammelten. Eine Anzahl derselben hat frei- 
lich die Poesie nur gelegentlich ausgeübt, wie 
es bei dem für Österreich so charakteristischen 
Typus des Beamtendichters üblich war. Wir 
wollen im folgenden die Silhouetierten in alpha- 
betischer Reihe folgen lassen und bei jeder nebst 
einer kurzen Nachricht über den oft recht 
unbekannten Schriftsteller auch die bereits 
bekannten Original -Porträts,' soweit sie mir 
zugänglich waren, anführen. 

L Johann Bapt. Alxinger, geboren am 
24. Januar 1755 zu Wien, gestorben daselbst 
am 1. Mai 1797. Bekannt durch seine Epen 
im Stile Wielands. 

Bisher bekannte Original-Porträts: 

1. Vor der 2. Auflage des „Doolin von Maynz". 
Leipzig 1797. 

2. Vor dem 86. Bande der Allgemeinen deut- 
schen Bibliothek. 

3. Vor dem 1. Bande der sämtlichen Werke, 
Wien 1812. 

II. Alois ßlumauer, geboren am 21. De- 
zember 1755 in Steyer, gestorben zu Wien am 
16. März 1798. 

Bisher bekannte Original-Porträts: 

1. Im 27. Bande der Neuen Allgemeinen deut- 
schen Bibliothek. 

2. Wachsmann sc, Nachstich des vorigen. 

3. Mcdaillcnform: Joseph Kreutzinger del, Jac. 
Adam sc. Viennae 1787. 

4. Im t. Bande der sämtlichen Werke. Wien 
1809. „Weinrauch sc." 

5. In den städtischen Sammlungen Wiens be- 
findet sich eine Miniatur. 

In „Wiener Freunde", herausgegeben von 
Keil, Wien 1883, S. 39, findet sich folgende 
Briefstelle aus dem Jahre 1785: „Sein (Blu- 
mauers) Schattenriß folgt hier, den ich aber 
nicht getroffen finde." Es ist natürlich frag- 
lich, ob sich diese Stelle auf das Löschcnkohl- 
sche Porträt bezieht. 

III. Ignaz von Born, geboren zu Carlsburg 
174a, gestorben zu Wien 1791, berühmt als 
Naturforscher, aber auch bekannt durch seine 
witzigen Schriften im Sinne der Aufklärung, 
wie das vielfach aufgelegte „Spezimen Mo- 
nachologiae" (1783 zuerst), dann die „Defensio 



• Die n«ch diesen wieder reproduzierten Abbildungen 
Z. f. B. 1906,1907 



Physiophili" 1784, „Die Staatsperücke, 1772" 
u. a.; Führer der Freimaurer in Österreich. 
Bisher bekannte Original-Porträts: 

1. In Hormayrs Plutarch. 

2. Vor Voigts Act. litt. VoL L 

3. Von Adam. 

4. Vor Kempelcns Mechanismus der mensch- 
lichen Sprache. 

5. Gräffer, Josephinischc Curiosa, 1848, 5. Band. 

IV. Benedikt Dominik Anton Cremcry, ge- 
boren in Wien am 13. Aug. 1752, gestorben 
daselbst 1795. Zuerst Schauspieler, dann Zen- 
sor in Linz, später in Wien. Verdienstvoll als 
Aufklärer für Oberösterreich; er schrieb außer 
aufklärerischen Schriften zahlreiche Schauspiele. 
Vgl. Goedeke, n. Auflage, $ 259, 199. 

Bisher bekanntes Original-Porträt: 
J. G. Mansfeld sculps. 

V. Michael Denis, der Klopstock Österreichs 
(1729-1800). 

Bisher bekannte Original- Porträts : 

1. Im 13. Band der Allgemeinen deutschen 
Bibliothek. 

2. Im Leipziger Musenalmanach auf 1 778. 

3. ALs besonderes Blatt von J. G. Mansfeld. 

4. Ebenso von Jacob Adam, 1778. 

5. Unterschrift: Denis, Caspar pinx., Blaschkesc. 

6. In Göfels und Lohrs Österreichs Ehrenspiegel. 

7. Caspar ad vivum pinx. 1790, CL Kohl sc. • 
Vienn. 1792, vor der von Retzer veranstal- 
teten Ausgabe, Wien 1791 — 92. 

8. Goyser sc, Nachstich von Caspar. 

VI. Joseph Hilarius von Eckhel, geboren 
zu Enzersfeld in Niederösterreich am 13. Januar 
1737, gestorben zu Wien am 16. Mai 1798. 
Berühmt als Numismatiker; er schrieb nebenbei 
einige Oden im Bardenstil. Vgl. Goedeke, 
IL Auflage, $ 218, 14. 

Bisher bekannte Original-Porträts: 

1. J. Blaschke sc (auch in Hormayrs Plutarch). 

2. Auf einem Blatt zwei Medaillons. (Auch ent- 
halten in Bergmanns Medaillen auf berühmte 
und ausgezeichnete Männer des österreichi- 
schen Kaiserstaates. Wien 1857. II S. 424.) 

3. Von Thom. Benedetti in Kupfer gestochen 
in Steinbühels: Addenda ad Eckhelii Doc- 
trinam num. veterum. 

4 Porträt von Fendi , in der Wiener Hof- 
bibliothek. 

chlic&e ich natürlich au». 

29 



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226 



Gugitz, Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstellerportrit». 



VII. Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen, 
geboren am 8. November 1755 zu Hcilbronn, 
gestorben zu Heidelberg am 15. März 1836. 
In Staatsgeschäften am Ende des XVIII. Jahr- 
hunderts zu Wien lebend, entwickelte er dort 
eine rege journalistische Tätigkeit. Sein „Welt- 
mann" (1782 — 1783), sein „Magazin für Wissen- 
schaft und Literatur", Wien 1784—1785, und 
die „Wiener Ephcmeriden", 1786, gehören zu 
den besten journalistischen Versuchen der josc- 
phinischen Zeit. 

Von Gemmingen ist mir sonst kein Porträt 
bekannt geworden, doch dürfte sicher ein 
solches existieren. Auch Cäsar Flaischlen ver- 
zeichnet in seinem Buche über Gemmingen 
(Stuttgart 1890) kein Porträt. 

VHJ. Lorenz Leopold Haschka, geboren zu 
Wien am I.September 1749, gestorben daselbst 
am 3. August 1827. Von ihm viele Oden im 
Einzeldrucke und die erste österreichische 
Volkshymne. 

Bis jetzt kein Porträt bekannt 

IX. Friedrich Hegrad, geboren am 28. April 
1757, gestorben nach 1800. Staatsbeamter und 
Schriftsteller. Er gab eine Zeitlang die Wiener 
Realzeitung heraus und verfaßte eine Anzahl 
von Romanen und kleinen aufklärerischen 
Broschüren. Sein Leben liegt noch im 
Dunklen. 

Bis jetzt kein Porträt bekannt. 

X. J. G. Jacobi, geboren zu Düsseldorf am 
2. September 1740, gestorben am 4. Januar 18 14 
zu Freiburg i. B., wohin er von Joseph II. 1784 
als Universitätsprofessor berufen wurde. Por- 
träts von ihm sind mir nicht bekannt, obwohl 
sicher solche existieren. 

XI. Gottlieb von Leon, geboren zu Wien 
am 16. April 1757, gestorben daselbst am 
17. September 1832. Beamter der Hofbiblio- 
thek, Lyriker und Mitherausgeber des Wiener 
Musenalmanaches. 

Bis jetzt kein Porträt bekannt. 

XH. Carl Mastalier, geboren am 16. No- 
vember 173 1 zu Wien, gestorben daselbst am 
6. Oktober 1795. Gleich Denis Exjesuit und 
Nachahmer Klopstocks. 

Bis jetzt bekannte Originalporträts: 
1. C. Goyser sc. (Auch im Musenalmanach, 
Göttingen, 1775.) 

XIII. Joseph Ernst Mayer, geboren zu Pul- 
kau am 13. März 175 1, Tod unbekannt, nach 



18 10. Philosophischer Schriftsteller und Oden- 
dichter, z. B. „Gedicht auf das hundertjährige 
Fest der Befreyung Wiens", Wien 1783, 8"; 
.Josephs Volk an Pius VI.", Wien 1782, 8°. 
Nicht bei Goedcke; vgl. Wurzbach. 
Bis jetzt kein Porträt bekannt. 

XIV. Aug. Gottl. Meiüner, geboren am 
4. November 1753 zu Bautzen, gestorben in 
Fulda am 20. Februar 1807. Bekannt unter 
dem Namen „Skizzen-Mcißncr". Er wurde wie 
Jacobi von Joseph IL im Jahre 1785 an die 
Prager Universität berufen, wo er zwanzig Jahre 
lang blieb. Daher figuriert er unter den öster- 
reichischen Gelehrten Löschcnkohls. Auch 
diese Silhouette ist Wurzbach unbekannt ge- 
blieben. 

Bis jetzt bekannte Originalporträts: 

1. Gestochen von Krüger, 8°. 

2. Schau pinx., E. G. Krüger sc. 8°. 

3. A. Graft pinx., Schreiger sc. (47. Band der 
Neuen Allgemeinen deutschen Bibliothek.) 

4. A. Graft pinx., C. G. Scharf sc, Zwickau, 
bei Gebr. Schumann, 4 0 . 

5. Vogel del., Riedel sc. 8°. 

6. A. Graft pinx, J. Blaschka sc. Meißner. Ge- 
sammelte Schriften. Wien 181 3. 1. Band. 

XV. Joseph Pczzl, geboren am 30. No- 
vember 1756 zu Mallersdorf in Bayern, ge- 
storben in Wien am 9. Juni 1823. (Diese Daten 
sind hier zum ersten Male richtig gebracht.) 
Pezzl gehörte zu den interessantesten öster- 
reichischen Aufklärern. Er bildete sich nament- 
lich an Voltaire. Am berühmtesten wurde 
seine Nachahmung des „Candide" unter dem 
Titel „Faustin", 1783. 

Bis jetzt kein Porträt bekannt. 

XVI. Joseph Franz Ratschky, geboren am 
21. August 1757 zu Wien, gestorben ebenda 
am 31. Mai 18 10. Lyriker und Epiker, Mit- 
herausgeber des Wiener Musenalmanaches. Be- 
sonders bekannt ist sein witziges Epos „Mel- 
chior Striegel". 

Bis jetzt bekannte Originalporträts: 

1. C. Putz sc. 

2. Anonymes schlechtes Porträt in Punktier- 
manier (K. K. Hofbibliothek zu Wien). 

XVU. Johann Rautenstrauch, geboren wahr- 
scheinlich zu Frankfurt a. M. am 10. Januar 1746, 
gestorben zu Wien am 7. Januar 1801. (Allein 
richtiges Datum ) Vielseitiger Schriftsteller der 
Aufklärungsperiode. Er schrieb Dramatisches, 



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Gogiu, Hieronymus Löschenkohls SilhoueUenfabrik und seine Schriftsteller) ►orträü. 



227 






XIX. 

Joi. von Sonnenfelt. 



XX. 

T. A. Cl Wenhe». 



XXI. 

K. G. von Windisch, 



Satyrisches und Politisches. Auch 
Herausgeber von Zeitungen. 

Bis jetzt kein Porträt bekannt, 
doch befand sich in seiner Hinter- 
lassenschaft (siehe Archiv des 
Landesgerichtes in Zivilsachen zu 
Wien) sein Ülporträt Eis ist jeden- 
falls Tür immer verloren. 

XVIII. Joseph von Retzer, am 
25. Juni [754 zu Krems geboren, 
gestorben am 17. Oktober 1827 
zu Wien. Als Dichter wohl ein 
Dilettant, aber als Mäcen und 
Förderer der deutschen Literatur 
in Österreich schon durch seine 
Stellung als Zensor verdienstlich. 
Kr stand mit vielen deutschen 
Schriftstellern in Verbindung. 

Bis jetzt bekannte Porträts: 
[. M. Arndt sc. 8°. 

2. J. E. Liotard deL, J. E. Mansfeld sc. 

3. Linder pinx., J. Keller sc. 

4. F. Linder pinx., John sc. 4° und Fol. 

XIX. Joseph von Sonnenfels, geboren zu 
Nikolsburg 1733, gestorben zu Wien am 
25. April 1 8 1 7. Uber seine allgemein bekannte 
Tätigkeit und seine Schriften Goedeke, II. Auf- 
lage, S 222, 22. 

Seine Porträts, 13 an der Zahl, verzeichnet 
Wurzbach, Biographisches Lexikon, Band 35. 
Das von Löschenkohl fehlt dort. 

XX. Fricdr. Aug. Clem. Werthes, geboren 
zu Büttenhausen in Württemberg am 12. Ok- 




xxu. 

A uguit Zippe. 

Aui Lökc h enko h 1* 
Silhmi ttirn Tihrik. 



8". 



tober 1748, gestorben in Stuttgart 
am 5. Dezember 1817. Bekannt 
als Dramatiker. Auch er wurde 
von Joseph II. an die Universität 
in Pest berufen (1784-1794). 
Bis jetzt kein Porträt bekannt. 
XXI. Karl Göttlich von Win- 
disch, geboren in Preßburg am 
28. Januar 1725, Bürgermeister 
dieser Stadt und gestorben daselbst 
am 30. März 1793- Verschiedene 
gelehrte Schriften und auch ein 
Theaterstück. Vgl. Wurzbach und 
Goedeke, II. Auf läge, $ 259, 255. 

Bis jetzt bekanntes Original- 
porträt: 

1. Joh. Schrauff deL, J. Gerstner 
sc. (K. K Hofbibliothek zu Wien). 
XXII. August Zippe, geboren in Bohmisch- 
Leipa 1750, nach anderen 1746 in Mergenthal, 
gestorben in Prag am 2. Mai 1785. Journalist, 
Pädagog, unbedeutender Dramatiker. Vgl. Wurz- 
bach und Goedeke, $ 259, 252 (woselbst er 
fälschlich Zitte genannt wird). 
Bis jetzt kein Porträt bekannt 



An kritischen Stimmen über den genannten 
Kalender fehlt es leider, nur F. Schink in seinem 
„Theater zu Abdera", Berlin 1787, i. Bd. 
S. 57 f. macht sich scheinbar über ihn folgender- 
maßen lustig: „Das Merkwürdigste blieb indes 
doch immer die Gelehrtensammlung. 1 Es war 

■ Es handelt sich in dem Roman, der selbstverständlich unter Abdera Wien versteht, um die Portritsammlung eines 
albernen Mäcen», 



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228 



Gerhardt, Ein Zcitung»kam[>r vor hundert Jahren. 



der Muhe wert, diese Reihe von abderitischen 
Schöngeister-, Künstler- und Philosophen- 
physiognomien zu sehen, von denen keine auch 
den mittelmäßigsten Physiognomcn in Ungewiß- 
heit ließ, wes Stammes und Landes die Ori- 
ginale davon seyn möchten? Dazu waren sie 
samtlich in der berühmter (sie) Manier ge- 
arbeitet, die, nachdem sie schon lange mit dem 
schönen Abdera selbst untergegangen, neuer- 
lich durch den eben so geschickten, als durch 
seine Geschicklichkeit famosen Wiener Sil- 
houettenmacher und Gelegenheitskupferstecher, 
Herrn Loschenkolä, der Vergessenheit wieder 
entrissen worden ist . . ." 

Außer diesen „Gelehrten"- Silhouetten, die 
doch im allgemeinen die Gesichtszüge nicht 
ganz verfehlten, wie sich durch manchen Ver- 
gleich mit den übrigen Bildnissen ergibt, so daß 
auch sicher für diejenigen, von denen bis jetzt 
kein anderes Porträt bekannt ist, eine Ähnlich- 
keit verbürgt ist, hat Löschenkohl zweifellos 
noch zahlreiche andere Porträtsilhouetten für 
den Tagesbedarf geliefert. Bekannt ist mir frei- 
lich nur die Silhouette Emanucl Schikaneders, 
die dem Stücke „Der Fremde" von J. Priedel 
in der Ausgabe von 1788 beigegeben wurde. 
Sic wurde auch jüngst in der Zeitschrift „Buhne 
und Welt" reproduziert. Außerdem sind mir 
die Silhouetten von den beiden siebenbürgischen 
Kebellenfuhrern I Iorja und Gloska bekannt und 



schließlich die Silhouette des Raubmörders 
Zahlheimb, dessen Kriminalprozcß eine jose- 
phinische cause celebre war. Letzteres Porträt 
wurde in Brabbcs Buch „Kriminalprozeß Zahl- 
heimb" reproduziert Das Original befindet 
sich in den Sammlungen der Stadt Wien. Sehr 
interessante Akten über diese Silhouette finden 
sich im Ministerium des Innern zu Wien (Pro- 
tokoll für Nieder-Osterreich 1786, FoL 163, 211, 
411, 523 und 548). Danach erwirkte es die 
Familie des Zahlheimb, daß die Silhouette, die 
eine für sie kränkende Unterschrift trug, kon- 
fisziert wurde. Somit scheint auch sie hoch- 
selten zu sein. Dieser Umstand und die Akten 
sind Brabbe unbekannt geblieben. 

Es ist natürlich schwer, alle Silhouetten der 
Loschcnkohlschcn Fabrik verzeichnen zu können, 
da sicher ein Teil ohne Signatur geblieben ist. 
Aber immerhin wird die hier erfolgte erst- 
malige Reproduktion der Porträts einer Anzahl 
deutscher Literaten als Beitrag zu einer zu- 
künftigen umfassenden Ikonographie Deutsch- 
lands nicht unwillkommen sein. Hoffentlich 
bringt 1 lerr Dr. Schwarz in seiner Monographie 
über Loschenkohl auch über die Silhouetten 
noch manches Neue; es wäre nur erfreulich, 
wenn sich dieses akklimatisierten Österreichers, 
der wie so mancher Ausländer auf das öster- 
reichische Kulturleben belebend einwirkte, eine 
solche liebevolle Arbeit bestens 



Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren. 



Von 



L Gerhardt in Leipzig. 



„ . . . Alles Für und Wider, was hier durch- 
gefochten werden mußte, im Zusammenhang 
zu erzählen, würde keine unangenehme Aufgabe 
sein, und der Gang eines wichtigen literarischen 
Unternehmens wäre jedenfalls belehrend." So 
schreibt Goethe in seinen „Tag- und Jahres- 
heften" über die Weiterführung der „Allgemeinen 
Literatur-Zeitung" zu Jena. 

Es war ein heißes Ringen auf beiden Seiten. 
Handelte es sich doch darum, wer in diesem 
Wettstreite die Oberhand behalten würde: die 
alte „Allgemeine Literatur-Zeitung", die die Stätte 



ihres Entstehens und Aufblühens verließ, um 
in Halle ihr Dasein fortzusetzen, oder die neue 
Ijteratur- Zeitung, die sich in Jena auf dem 
verlassenen Platze niederlassen wollte. Nicht 
nur im Lager der feindlichen Parteien er- 
tönte der Kriegsruf: „Hie Halle!" — „Hie 
Jena!" — auch andre deutsche Zeitschriften be- 
teiligten sich daran, und deren Meinungsäuße- 
rungen durfte man keineswegs immer als un- 
befangene Parteinahme bezeichnen, denn die 
Herausgeber ließen sich nur allzu gern von 
ihren eigenen, rein persönlichen Differenzen die 



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Gerhardt, Ein Zcitungtikanipf vor hundert Jahren. 



229 



meist recht kleinlicher Natur waren, verleiten, 
für diesen oder jenen Kampfer eine Lanze zu 
brechen. 

Im Jahre 1785 wurde zu Jena die „Allge- 
meine Literatur-Zeitung" ins Ix-bcn gerufen. 
An der Spitze der Gründer stand der die 
deutsche Literatur in jeder Hinsicht fordernde 
und beim Herzog Karl August in wichtigen 
Fragen maßgebende Kabinettssekretär und spä- 
tere Legationsrat Friedrich Justin Btrtuch in 
Weimar. Schon im vorhergehenden Jahre faßte 
er im Verein mit Wieland, Voli, und anderen 
bedeutenden Männern den I'lan ins Auge, einem 
lange gehegten Wunsche des gebildeten Pub- 
likums zu entsprechen und ein Journal zu 
schaffen, das sich mit den neuesten Erzeugnissen 
der Literatur und den wichtigsten Errungen- 
schaften auf dem Gebiete der Wissenschaft 
eingehend beschäftigen sollte. 

Wohl bestand seit 1765 in Berlin die „All- 
gemeine deutsche Bibliothek", eine Zeitschrift, 
die es sich zur besondern Aufgabe gemacht 
hatte, alle derartigen Fragen zu erörtern, aber 
deren Begründer und Herausgeber, Friedrich 
Nicolai, war vor der Zeit ein alter Mann ge- 
worden, der sich jeder Neuerung gegenüber 
ablehnend verhielt, wenn nicht gar derselben 
feindselig entgegentrat. Schiller und Goethe 
haben seine Person wiederholt in den „Xenien" 
zum Gegenstande ihrer Satyre gemacht, und 
auch von andrer Seite wird der Berliner Ver- 
lagsbuchhändler — trotz seiner sonstigen Ver- 
dienste um die Literatur — oft als ein Erz- 
philister dargestellt Dazu kam, daß es ihm 
nach Lessings Tode (1781) nicht wieder ge- 
lingen wollte, für sein Blatt Männer von der 
gleichen Bedeutung als Mitarbeiter zu gewinnen. 
Die „Allgemeine deutsche Bibliothek" vermochte 
daher der neueren Richtung und dem geläu- 
terten Geschmack des Publikums nicht mehr 
Rechnung zu tragen — mit einem Wort: 
sie hatte sich überlebt Es lag also ein wirk- 
liches Bedürfnis vor, eine Zeitung zu begründen, 
die allen diesen Anforderungen zu genügen 
imstande war. 

Dieses Vorhaben wurde sehr schnell ins 
Werk gesetzt Schon zu Beginn des Jahres 1785 
erschien in Jena unter der Redaktion von Ch. 
G. Schutz die „Allgemeine Literatur- Zeitung", 
die sich sofort der Wertschätzung der dortigen 
Professoren sowie der wärmsten Anerkennung 



seitens der gesamten literarischen Welt Deutsch- 
lands erfreute und zu ihren ständigen Mitarbeitern 
die hervorragendsten Geistesgrößen jener Zeit 
zählen durfte. Auch Herzog Karl August von 
Sachsen -Weimar brachte dem neuen Unter- 
nehmen, dem als finanzielle Stütze Bertuch zur 
Seite stand, ein überaus wohlwollendes Interesse 
entgegen. 

Unter so günstigen Auspizien behauptete 
sich die „Allgemeine Literatur-Zeitung" sofort 
nach ihrem Entstehen bis zum Jahre 1803 
auf das glanzvollste in Jena. Sie betonte in 
ihrer Tendenz hauptsächlich das kritische 
Moment, und ward in dieser Beziehung die 
Vorläuferin vieler ähnlicher Zeitschriften in 
Deutschland. 

Nun kam aber die Zeit, da der preußische 
Staat ernstlich daran dachte, das Ansehen 
seiner Universitäten zu heben und bedeutende 
Ixhrkräfte heranzuziehen. Daß sich das Augen- 
merk der maßgebenden Personen in erster 
Linie auf Jena richtete, dessen Lehrkörper sich 
eines ganz besonders hervorragenden Rufes er- 
freute, ist begreiflich, und daß die Anerbietungen 
die man Männern wie Schiller, den beiden Hufe- 
lands, Sendling, Loder u. a. machte, nicht gering 
zu achten waren, ist nicht minder natürlich. 
Wenn es auch nicht gelang, alle gewünschten 
Kräfte nach Preußen hinüber zu locken, da 
einige der Jenenser Professoren dem an sie er- 
gangenen Rufe nach Bayern folgten, viele auch 
in ihrer Stellung verblieben, so erlitt die Uni- 
versität Jena dennoch herbe Verluste und 
mußte manchen der Ihrigen nach der Friedrichs- 
universität zu Halle ziehen lassen. 

Auch Goethe sah mit aufrichtiger Bekümmer- 
nis diesen Übertritt der Jenenser Lehrkräfte, 
und er äußert sich darüber in seinen „Tag- 
und Jahresheften": 

„ . . . Der Zustand von Jena machte uns 
auch diesmal schwere Sorge. Seit der franzö- 
sischen Revolution war eine Unruhe in die 
Menschen gekommen, dergestalt, daß sie ent- 
weder an ihrem Zustand zu ändern oder ihren 
Zustand wenigstens dem Ort nach zu verändern 
gedachten. Hierzu konnten besonders die 
Lehrer an Hochschulen ihrer Stellung nach am 
meisten verlockt werden, und da eben zu dieser 
Zeit dergleichen Anstalten neu errichtet und 
vorzüglich begünstigt wurden, so fehlte es nicht 
an Reiz und Einladung dorthin, wo man ein 



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230 



Gerhardt, Ein Zeitun^kanipf vor hundert Jahren. 



besseres Einkommen, höheren Rang, mehr Ein- 
fluß in einem weiteren Kreise sich versprechen 
konnte. Diese großweltlichen Ereignisse muß 
man im Auge behalten, wenn man sich im all- 
gemeinen einen Begriff machen will von dem, 
was um jene Zeit in dem kleinen Kreise der 
Jenaischen Akademie sich ereignete." — 

In den ersten Tagen des August 1803 ver- 
lautete zuerst — allerdings nur gerüchtweise — , 
daß die „Allgemeine Literatur-Zeitung" ebenfalls 
nach Halle verlegt werden sollte. Hofrat Schütz, 
der dieselbe bisher in Jena redigierte, und der 
bei der Redaktion mitbeschäftigte, jetzt gleich- 
falls zum Professor ernannte Bibliothekar Ersc/t 
würden die von der preußischen Regierung mit 
einem Zuschuß von 10000 Talern dotierte Zei- 
tung in Halle weiterfuhren. 

Als Goethe dies erfuhr, geriet er in be- 
greifliche Aufregung, denn die Akademie Jena 
durfte, sollte sie nicht ihr ganzes Ansehen ein- 
büßen, ihre Literatur-Zeitung nun und nimmer- 
mehr verlieren. Er fuhr daher sofort nach 
Jena, um wegen der eventuellen Gründung einer 
neuen Literatur-Zeitung die notigen Schritte 
einzuleiten. Welche Wichtigkeit Goethe dieser 
Nachricht beimaß, geht am deutlichsten aus 
seinen Aufzeichnungen hervor: 

Nach allem diesen vernahmen wir im 

August, die so hochgeschätzte Literatur-Zeitung 
solle auch von Jena weg und nach Halle ge- 
bracht werden. Der Plan war klug genug an- 
gelegt: man wollte ganz im gewohnten Gange 
das laufende Jahr durchführen und schließen, 
sodann, als geschähe weiter nichts, ein neues 
anfangen, zu Ostern aber gleichsam nur den 
Druckort verändern und durch solches Manöver 
mit Anstand und Bequemlichkeit diese wichtige 
Anstalt für ewig von Jena wegspielen. 

„Die Sache war von der größten Bedeut- 
samkeit, und es ist nicht zuviel gesagt: diese 
stille Einleitung bedrohte die Akademie für den 
Augenblick mit völliger Auflösung. Man war 
diesseits wirklich in Verlegenheit: denn ob man 
gleich das Recht hatte, die Unternehmer zu 
fragen, ob dieses allgemeine Gerücht einen 
Grund habe, so wollte man doch in einer solchen 
gehässigen Sache nicht übereilt noch hart er- 
scheinen; daher anfänglich ein Zaudern, das 
aber von Tag zu Tag gefährlicher ward. Die 
erste Hälfte des August war verstrichen, und 
alles kam darauf an, was in den sechs Wochen 



bis Michael zu einer Gegenwirkung vorgenommen 
werden könnte." — 

Von diesem die Akademie Jena bedrohenden 
Verluste hatte auch Einer etwas vernommen, 
der eine diabolische Freude darüber empfand 
und den Jenenser und Weimarer Koryphäen 
jede Niederlage gönnte. Es war August von 
Kotzebue, der, obgleich als Lustspieldichter all- 
gemein geschätzt und beliebt, sich überall durch 
sein klatschhaftes Wesen und seine Händel- 
sucht Feinde schuf. Auch in Weimar, wo er 
wiederholt seinen Wohnsitz aufgeschlagen 
hatte — das letzte Mal nach seinem abenteuer- 
reichen Aufenthalt in Rußland und Sibirien — , 
war er wieder in unerquickliche Hetzereien, 
namentlich gegen Goethe geraten. 

Er beabsichtigte, am 5. März 1802 zu Ehren 
Schillers eine Festaufführung der .Jungfrau von 
Orleans" zu veranstalten, und es war ihm ge- 
lungen, für die Rolle der Johanna Frau von 
Egloffstein zu gewinnen. Bei dieser Gelegen- 
heit sollten dem Dichter glänzende Ovationen 
dargebracht werden. Um eine aufrichtige 
Ehrung Schillers war es Kotzebue dabei frei- 
lich nicht zu tun, denn er konnte diesen 
ebensowenig leiden wie Goethe; er tat dies 
lediglich aus dem Grunde, um Goethe zu ärgern 
und hintanzusetzen. Goethe hatte aber davon 
erfahren, und im Einverständnis mit Schiller, 
dem an einer Huldigung von seiten Kotzebues 
nicht das geringste gelegen war, wurde die 
fragliche Veranstaltung mit Hilfe des Bürger- 
meisters untersagt 

Kotzebue wandte sich nun zornentbrannt 
nach Berlin, wo er in der von ihm heraus- 
gegebenen Zeitschrift „Der Freimütige" eine 
scharfe Polemik gegen Goethe und Weimar 
eröffnete. 

In Nr. 132 vom 19. August 1803 kann er 
es sich nicht versagen, das bisher nur leise 
umherschwirrende Gerücht an die breite Öffent- 
lichkeit zu zerren. Außerdem kühlt er sein 
Mütchen, indem er diese schadenfrohe Mittei- 
lung mit recht bissigen Bemerkungen würzt: 

„Eine interessante Neuigkeit an alle 
Freunde der Literatur. 

„Der gelehrte und berühmte Hofrat Schutz 
in Jena, und mit ihm die dortige Literatur- 
Zeitung, deren erster Redakteur er ist werden 



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Gerhardt, Ein Zeitungtkampf vor hantiert J»hrcu. 



231 



nach Halle versetzt. Unser trefflicher König, 
der so prunklos und kräftig für die Wissen- 
schaft wirkt, hat unter sehr ehrenvollen Be- 
dingungen sowohl den Hofrat Schütz als auch 
den gelehrten Professor Ersch (gleichfalls Re- 
dakteur der Literaturzeitung) in seine Dienste 
genommen, auch für alle aus Versetzung jenes 
Institutes entspringende Kosten oder Verluste 
eine Entschädigung von 10000 Talern bewilligt. 
Nun wird sicher die Höllische Literaturzeitung, 
befreit von dem literarisch despotischen Ein- 
flüsse, der oft nur allzu sichtbar wurde, mit 
erneutem Glänze in einem Reiche hervorgehen, 
das, aus der innersten Überzeugung sei es ge- 
sprochen, jetzt der freieste Staat in Europa ist 
Die Universität Jena wird, bei der sehr geringen 
Unterstützung, freilich immer tiefer sinken; denn 
nicht allein obengenannte beide Gelehrte samt 
dem Geheimen Rat Loder sind in preußische 
Dienste, sondern noch fünf oder sechs der vor- 
züglichsten Lehrer daselbst in bayrische Dienste 
unter sehr vorteilhaften Bedingungen getreten. 
Rechnet man noch dazu, daß der würdige 
Griesbach an einer sehr bedenklichen Krankheit 
leidet, so ist es wohl kein Wunder, daß nur noch 
wenige Musensöhne nach dem verwaisten Jena 
wallfahrten. Halle wird sich jetzt ohne Zweifel 
in sehr kurzer Zeit zu dem Range der ersten 
Universität Deutschlands erheben." — 

Mit dieser plötzlichen, voreiligen Mitteilung 
glaubte Kotzebue den maßgebenden Kreisen 
in Jena und Weimar einen empfindlichen Schlag 
zu versetzen. Aber die Wirkung seines bos- 
haften Ausfalls war eine ganz andere, als der 
Herausgeber des „Freimütigen" beabsichtigt 
hatte, denn Goethe begrüßte diese Indiskretion 
mit großer Befriedigung. 

„ . . . Auf einmal kommt Hilfe, woher sie 
nicht zu erwarten war", fährt er in seinem 
Tagebuche fort „Kotzebue, der sich seit den 
Szenen des vorigen Jahres als Todfeind aller 
Weimarischen Tätigkeit erwiesen hatte, kann 
seinen Triumph nicht im stillen feiern, er gibt 
in dem Freimütigen übermütig an den Tag: 
mit der Akademie Jena, welche bisher schon 
großen Verlust an tüchtigen Professoren er- 
litten, sei es nun völlig zu Ende, indem die 
Allgemeine Literatur-Zeitung im Gefolg großer 
dem Redakteur verwilligter Begünstigungen von 
da hinweg und nach Halle verlegt werde. Von 
unserer Seite hörte nun alles Bedenken auf; 



wir hatten volle Ursache, die Unternehmer zu 
fragen, ob dies ihre Absicht sei. Und da solche 
nun nicht geleugnet werden konnte, so erklärte 
man ihren Vorsatz, die Anstalt bis Ostern in 
Jena hinzuhalten, für nichtig, und versicherte 
zugleich, man werde mit dem neuen Jahre in 
Jena die Allgemeine Literaturzeitung selbst fort- 
setzen." — 

Goethe entwickelte von jetzt ab eine fieber- 
hafte Tätigkeit Zunächst war es seine Sorge, 
für das neue Unternehmen mit einem geeigneten 
Geldmanne in Verbindung zu treten und auch 
vom Herzog einen namhaften Zuschuß zu er- 
bitten, den dieser in Höhe von 5000 Talern 
gewährte. — Wegen Übernahme der Redaktion 
verhandelte Goethe mit dem an Schütz' Stelle 
zum ordentlichen Professor der „Dichtkunst und 
Beredsamkeit" ernannten und bei der „Allge- 
meinen Literatur- Zeitung" bereits seit 1796 tä- 
tigen Hofrat Carl Abraham Eielstädt in Jena 
und versicherte sich der Mitarbeiterschaft zahl- 
reicher hervorragender Kräfte. Es ist selbst- 
verständlich, daß er auf Schillers Unterstützung 
in dieser Angelegenheit sehr stark rechnete und 
großes Gewicht darauf legte. Schiller sagte 
ihm auch in der Hauptsache seine Mitwirkung 
zu, stand aber einer Neugestaltung der „All- 
gemeinen Literatur-Zeitung" von Anfang an 
etwas skeptisch gegenüber. 

Jener Artikel im „Freimütigen" lenkte bald 
die Aufmerksamkeit der ganzen literarischen 
Welt auf Jena und Weimar, und der sich hier 
entspinnende, immer schärfer zuspitzende Kon- 
flikt beschäftigte mit seinem Für und Wider 
lebhaft die Gemuter. Fast sämtliche damalige 
Zeitungen beteiligten sich an diesem Meinungs- 
austausch; es seien hier aber nur die Aus- 
lassungen der bedeutendsten Blätter angeführt. 

Den nächsten Artikel brachte die Leitung 
für die elegante Welt' in Nr. 107 vom 6. Sep- 
tember: 

„Jena und die Literaturzeitung, 

„Die apokalyptische Zornschale, die der 
Herr von Kotzebue nach Veräußerung seines 
Wohnhauses in Jena über die dortige Univer- 
sität ausgegossen hat, möchte wohl schwer- 
lich die gewünschte Wirkung tun. Sein Ana- 
thema, das er aussprach, wird Jena gewiß nicht 
vernichten. Zwar Schütz und Ersch gehen mit 
ihrer Literaturzeitung, nebst Lodern nach Halle, 



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232 



Oerhtrdt, Ein Zeitungik*mj>f vor hundert Jahren. 



aber die hiesige Allgemeine Literatur-Zeitung 
dauert fort, und zwar unter weit günstigem 
Auspizien als vorher. Die besten Köpfe 
Deutschlands haben sich zu diesem Unter- 
nehmen vereinigt, und Goethe, Schiller, Herder, 
Böttiger, l oß und Eichstädt sind an ihre Spitze 
getreten. Eichstädt hat die Redakteurstellc 
dieses gelehrten Zeitblattes erhalten, und eine 
ausführlichere Ankündigung wird dem Publikum 
davon nächstens mehr sagen. Eine solche 
Veränderung kann nur heilsam und ersprießlich 
sein, und Deutschland wird vom 
ersten Jänner 1804 an eine ge 
lehrte Zeitung erhalten, in 
welcher seine ersten Männer 
ihm ihre Meinungen und 
Resultate vorlegen wer- 
den, indem die zweiten j 
nach Halle gehen, wo a 
es ihnen nicht an J 
— Salze gebrechen 
wird." — 

Gleichzeitig kün- M 
digte die Redaktion 
ihren Lesern für die \ 
nächsten Stücke noch 
weitere Mitteilungen in 
dieser Angelegenheit an 
und brachte auch schon in 
der Nummer vom 8. September 
zwei neue Aufsätze, die sich gegen 
das Unternehmen in Halle 
richteten : 

„Die in mehreren öffent 
liehen Blättern 
vor einiger Zeit 
verbreitete 

Nachricht von einer Transportierung der All- 
gemeinen Literatur-Zeitung von Jena nach I lalle, 
und von dem der Akademie Jena bevorstehen- 
den ruinösen Verlust, scheint den ganz neuen 
Begriff konstituieren zu wollen, daß ein Institut, 
wie die Allgemeine Literatur -Zeitung, als ein 
Kunstwerk, gleich einem Laokoon oder einer 
Transfiguration, zu erobern sei, und um es dem 
einen Ort zu entziehen und in dem andern es 
aufzustellen, nur wohl einballiert und assekuriert 
transportiert zu werden braucht Hiernach 
bliebe freilich dem armen Jena das leere Nach- 
sehen. Jene seltsame Nachricht klärt sich aber 
durch neuerlich hinzugekommene Berichtigungen 




Friedrich Nicolai. 
Nach Ctiodowicckit Porträt. 



dahin auf, daß bei Abgang der bisherigen Redak- 
teurs der Allgemeinen Literatur-Zeitung, des 
Hofrats Schütz und Professors Ersc/t, von Jena 
nach Halle, der Herzog von Sachsen -Weimar 
einer Sozietät gelehrter und berühmter Männer 
das Privilegium zur Fortsetzung der Allge- 
meinen Literatur- Zeitung zu Jena vom 1. Januar 
1804 an erteilt (— auch dazu, wie es heißt 
5000 Taler ausgesetzt) hat, und dieses Institut 
also, teils auf die bisherige, teils auf eine zu 
verbessernde Weise, seinen Fortgang zu Jena 
haben wird." — 

Gleich hinter diesem Artikel, 
der offenbar von Freunden 
der neuen Zeitung inspiriert 
ist, lesen wir in derselben 
Nummer einen zweiten, 
der sich mit der Uni- 
versität Jena befaßt 
und den Abgang so 
vieler Professoren als 
keinen sehr erheb- 
lichen Verlust — als 
welcher er aber tat- 
sächlich doch anzu- 
sehen Ist — hinzustellen 
versucht: 
„Ks hat, wie Ihnen bereits 
aus einigen Neuigkeitsblättern 
bekannt sein wird, verschiedenen 
mächtigen Beschützern der Wissen- 
schaften zugleich gefallen, mehrere 
hier groß und alt gewordene Pro- 
fessoren wegzuberufen und ihnen auf 
ihren reicheren Akademien starke 
Pensionen angedeihen zu lassen. Ob 
nun Jena einige von den Fortgehen- 
den ungern vermißt, so sind doch wieder andre, 
die man längst gern vermißt hätte; Männer von 
Jahren gehen fort, Männer von neuen Kräften 
und erprobten Kenntnissen ziehen wieder ein. 
Daß die Allgemeine Literatur-Zeitung in ihren 
alten Tagen auch mit fortwandert, wundert uns 
nicht, denn sie mag wohl ein Vorgefühl von 
ihrem Ende haben. An ihrer Stelle wird, was 
ich Ihnen mit Gewißheit versichern kann, eine 
neue Jenaische gelehrte Zeitung unter Goethe, 
Schiller, Herder, Höttiger, Voß, Eichstädt und 
andern vielverdienten, rüstigen Männern, die von 
der alten williglich abfallen, sich auszeichnend 
erheben. — 




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233 



„Es durfte also wohl in dieser Hinsicht, wie 
der Einsender jener Nachricht in dem Frei- 
mütigen, — der aller Wahrscheinlichkeit nach 
derselbe ist, den man nach einer herumlaufen- 
den Anekdote, als alten Akteur nicht mehr 
sehen will, — so angelegentlich wünscht, der 
Ruf unserer Akademie nicht geschmälert, son- 
dern sogar erweitert werden. Jena verjüngt 
sich jetzt eigentlich. Junge Leute des Auslands 
werden sich also durch jene Nach- 
richt im Freimütige 
schrecken lassen, fer 
reich zu dem Orte zu 
fahrten, wo der Q 
der Wissenschaft re 
quillt, wo keine booti- 
sche Luft das Atmen- 
erschwert." — 

Karl Spazier, der 
Herausgeber der 
„Zeitung für die 
elegante Welt", 
war in seiner lite- 
rarischen Anschau- 
ung der Antipode 
Kotzebues und 
wurde von diesem 
wiederholt öffentlich 
in der gehässigsten 
Weise angegriffen. Da 
er nun seinerseits diese 
Ausfall auf den alten Ak 
mit einer gewissen Ge 
tuung in seinem Bla 
offentlichte, bedarf keiner weiteren 
Erörterung. Seine oft betonte 
Sympathie für die neue Jenaische 
Literaturzeitung erscheint daher, 
was Aufrichtigkeit betrifft, nicht 
ganz einwandfrei und dürfte zum grollen 
Teile auch dem Oppositionsgeist zuzuschreiben 
sein. 

Inzwischen arbeitete das neue Unternehmen 
zu Jena mit Goethe an der Spitze unentwegt 
an der Verwirklichung seines Planes weiter, und 
die hierüber durch alle Blätter gehenden, sich 
meist widersprechenden Nachrichten veranlagen 
Schütz und Genossen zu einer offiziellen Er- 
klärung. Am io. September brachte das In- 
telligenzblatt der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" 
(Nr. 177) die folgende 
Z. f. B. 1906; 1907. 




Kotiebu«. 
Nach TiichbtiM Ponrtt 



„Nachricht an das Publikum: 

„Das seit achtzehn Jahren allhier etablierte, 
seiner ursprunglichen Stiftung und Verfassung 
nach aber an keinen Ort gebundene, keiner 
Akademie und keiner Sekte ausschließlich ge» 
widmete, sondern der unparteiischen Ansicht 
der Literatur aller Länder bestimmte Institut der 
Allgemeinen Literatur-Zeitung 

hat das unschätzbare Glück, die 
ufmerksamkeit des 
eben Monarchen, des 
n Beförderers und 
chützers aller Zweige 
r Literatur und Kunst, 
auf sich gezogen zu 
haben, und Seine 
Königliche Majestät 
haben uns durch 
die ehrenvollsten 
Zusicherungen und 
Unterstutzungen 
veranlaßt, die Re- 
daktion und Ex- 
pedition desselben 
vom künftigen Neu- 
jahr 1804 an nach 
Halle zu verlegen. 
Es werden daher noch 
vor Neujahr Herr Hof- 
rat Schute und Herr Pro- 
fessor Ersc/t, welche Seine 
Majestät zu ordentlichen Pro- 
fessoren an der Friedrichsuni- 
versitat ernannt haben, nach Halle 
abgehen und die Herausgabe der 
Allgemeinen Ijteratur- Zeitung vom 
Jahre 1804 an daselbst, wie bisher 
allhier besorgen." .... 
Diese Ankündigung erschien bald darauf 
wortgetreu in verschiedenen Blattern, wie z. B. 
im Intelligenzblatt des „Neuen deutschen Mer- 
kurs", in der zu Ulm herausgegebenen „All- 
gemeinen Zeitung" und in mehreren andern. 

Nun war der Stein ins Rollen gekommen. 
Schlag auf Schlag folgte Erklärung auf Er- 
klärung, und die öffentliche Meinung, die sich 
ebenfalls in zwei Parteien gespalten hatte, be- 
gleitete mit lebhaftem Interesse die weitere Ent- 
wicklung dieses Zeitungskampfes. — Garlieb 
Merkel, ein Gesinnungsgenosse Kotzebues und 

30 



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234 



OcrharJt, Ein Zcitunj^kampf vor hundert Jahren. 



gleich diesem ein Widersacher von Weimars 
Gruiten, stellt dem neuen Unternehmen von 
vornherein kein günstiges Prognostikon. Er 
labt sich unten« 17. September im 23. Watt der 
von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Ernst 
und Scherz" folgendermaßen aus: 

„Die Nachricht, daß die Allgemeine Lite- 
ratur-Zeitung nach Halle werde verlegt werden, 
ist in mehreren öffentlichen Blattern durch die 
erwiedert worden: .Diese Zeitung solle auch in 
Jena fortgesetzt werden; Goethe und Schiller 
wurden an die Spitze der Unternehmung treten; 
man dürfe also sehr viel von ihr erwarten.' — 
Ich glaubte, indem ich das las, einen Gärtner 
zu hören, der versicherte: ,Der Frost hat zwar 
meine Fruchtbaume getötet, aber ich werde 
trotzdem eine reiche Äpfellese halten: meine 
Rosenstocke sind stehn geblieben.' — Unter 
der Leitung jener großen Dichter kann die 
Literaturzeitung schwerlich etwas anderes wer- 
den, als eine Fortsetzung der Moren' und der 
t Propylaeri, die bekanntlich etwa zwei Jahre 
dauerten." — 

Die „Zeitung für die elegante Welt" bringt 
in Nr. 113 vom 20. September einen längeren 
Aufsatz aus der Feder eines „angesehenen Ge- 
lehrten in Halle, der sich aus Gründen die 
Anonymitat im Publikum vorbehalten hat." 
Dieser ist bemüht, in seiner Zuschrift einen 
möglichst neutralen Standpunkt einzunehmen, 
indem er wohl seiner Entrüstung über die 
Sprache des „Freimütigen" Ausdruck gibt, aber 
auch gleichzeitig die Fassung der darauf folgen- 
den Artikel contra Halle in der „Zeitung für 
die elegante Welt" tadelt: 

„Es war eine unbegreifliche Indiskretion des 
Herrn von Kotzebue, daß er bei der ohnehin 
vorschnellen Bekanntmachung im 132. Stück 
des Freimütigen: die Allgemeine Literatur-Zei- 
tung werde nach Halle verlegt, sich einen so 
unschicklichen Ausfall auf die Universität Jena 
erlaubte. Er mochte, wie wir, als preußischer 
Patriot sich freuen, daß wir jene berühmten 
Manner und jenes berühmte Institut für Halle 
gewonnen hatten. Aber beide Universitäten 
haben bisher so vieles nebeneinander gewirket, 
daß es einen Freund der Wissenschaften 
schmerzen müßte, wenn wirklich zu fürchten 
wäre, eine von ihnen werde künftig nicht so 
blühend mehr sein. Und gar eine inhumane 
Freude über ein angebliches Sinken von Jena 



kann durch keinen Patriotismus entschuldigt 
werden, — wenn es anders Patriotismus war, 
und nicht vielmehr eine Privaterbitterung wider 
Weimar (aus sehr bekannten Ursachen), was die 
hohnende Prophezeiung von Jenas Fall eingab. 

„Doch noch inhumaner, als diese am Ende 
nur lächerliche Prophezeiung war die Beant- 
wortung derselben im 107. Stück der Zeitung 
für die elegante Welt, deren Einsender sich 
sogar unwürdige Persönlichkeiten gegen einzelne 
Manner erlaubt, deren Namen Deutschland mit 
Achtung nennt . . ." 

Es folgt nun eine langatmige Auseinander- 
setzung über die „berühmte" Allgemeine Lite- 
ratur-Zeitung, die samt ihren „verdienstvollen" 
l^eitern vom Jahre 1804 an in Halle erscheint. 
In Jena würde von diesem Zeitpunkt an wohl 
eine neue Zeitung herausgegeben werden, diese 
wäre aber nicht die „berühmte" Allgemeine 
Literatur-Zeitung, und von dieser könnten auch 
die Unternehmer unmöglich „den Namen er- 
borgen", sie müßten sich denn „hinter den 
Schild eines schon berühmten Titels stecken 
wollen". Am Schlüsse dieses Artikels bezeichnet 
der Einsender als „einfach lächerlich" den „vor- 
nehmen Ton, in dem von erslett und zweiten 
Männern geredet wird, und der mit dem albernen 
Einfall von dem Sake zu Halle so possierlich 
zusammenstimmt" 

Die schärfste Sprache in dieser Angelegen- 
heit redet natürlich wieder August von Kotze- 
bue, der in dem „Freimütigen" neue „Schauer 
körnigen Eises" gegen Jena schleudert Unter 
der Spitzmarke: „Schreiben aus Weimar", bringt 
der „Freimütige" in Nr. 150 (20. Sept) einen 
längeren, von hämischen Bemerkungen strotzen- 
den, vollständig in Ironie und Satire getauchten 
Artikel: 

„Ihre Anzeige, die Emigration der Jenaischen 
Literaturzeitung betreffend, hat hier Leiden- 
schaften gereizt und geweckt. Jenes respektable 
Institut, welches seit sechzehn oder siebzehn 
Jahren nicht allein Jena zur Zierde gereichte, 
sondern auch viel Geld in das arme Ländchen 
zog, ist jetzt in allem Ernst — des Ijindes ver- 
wiesen worden. Sie glauben, ich scherze? Nein, 
nein! es ist den Eigentümern wahrhaftig in- 
sinuiert worden, daß binnen drei Monaten die 
Literaturzeitung das Land räumen solle, welches 
freilich ohnehin geschehen wäre. Aber ver- 
säumen Sie doch ja nicht, diese auffallende 



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G«Th»rdt, Ein Zritungskampf vor hundert Jahren. 



235 



Begebenheit, die sich in Bartsch- Athen zuge- 
tragen, sogleich in Europa zu verbreiten. Ihrem 
Blatte ist es gewissermaßen Pflicht, das zu tun, 
da viele andre vermutlich schweigen werden oder 
müssen, und es doch wahrhaftig die deutsche 
Ehrlichkeit erfordert, den Auslandern, die über 
die Lage der Literatur in Weimar so sehr in der 
Tauschung leben, die Augen zu offnen. — Sic 
wissen schon, daß wir eine neue vortreffliche 
Literaturzeitung von Jena aus zu erwarten haben, 
die außer Zweifel eine Fortsetzung der ent- 
schlafenen Erlanger ' sein wird. Der Herzog 
hat sehr großmütig 6000 Taler zum Fond der- 
selben bewilligt, und nun ist natürlich jedes 
Hindernis behoben. Ängstiiche Leute wollen zwar 
sagen, eine Verbindung von berühmten Ge- 
lehrten sei nicht so leicht zusammengebracht 
als eine Partie Whist; aber diese Zweifler ver- 
gessen, daß Goethe und Schiller selbst an die 
Spitze treten. Dem Vernehmen nach sind 
auch sämtliche Fächer der Wissenschaften 
schon mit den trefflichsten Rezensenten besetzt 
Goethe selbst hehält sich die Optik, den Berg- 
bau, die Malerei und Bildhauerei vor. Schiller 
wird Geschichte und Philosophie bearbeiten, und 
in der letztern von Schelling kräftig unterstutzt 
werden. Am reichsten ist das neue Institut an 
großen Männern für die schönen Wissenschaften: 
Beide Scltlegel, der göttliche Heck, der erhabene 
/ ermehren, der kreißende Brentano, der welsche 
/ u/piiis, der zarte Bcrnliardi, der gesprächige 
Falk, der gelehrige Bode, und wie die großen 
Manner sonst noch alle heißen, deren Namen 
die Welt schon längst mit Ehrfurcht nennt, 
sollen bereits ihre Federn gespitzt haben, und 
es steht daher mit Grund zu erwarten, daß die 
reineren Kunstformen ohne irgend eine ökono- 
mische Seele oder Geist den Subskribenten, 
wohl anatomiert und mit rotem Wachs ausge- 
spritzt, werden überliefert werden. Das ganze 
Unternehmen will man, wie es heißt, durch 
Aktien begründen: ein Umstand, der allerdings 
größtes Zutrauen einflößen muß, wenn man sich 
erinnert, welche Vorteile einst die Aktieninhaber 
bei dem Ilmenauer Bergbau gleichfalls unter 
Goethes Direktion genossen, wo noch bis auf 
den heutigen Tag ein jeder mit sanfter Weh- 
mut in seine Kuxe schauen kann." 

Der „Freimütige" macht hier wiederholt An- 



• lUt nnr von 1799 — 1802 bestanden . 



spielungen auf das verunglückte Bergbauunter- 
nehmen zu Ilmenau, das Goethe seinerzeit un- 
endlich viel Verdruß bereitet hatte. Nicht nur, 
daß die Sache jahrelang sehr viel Geld ver- 
schlang, die Qualität des endlich gewonnenen 
Schiefers den gehegten Erwartungen bei weitem 
nicht entsprach, so machte schließlich — wie 
Goethe selbst erzahlt — „ein bedeutender 
Stollenbruch" dem ganzen Bergbau „den Gar- 
aus", und alle Aufwendungen an Mühe und 
Geld waren vergeblich gewesen. 

Auch die „Zeitung für die elegante Welt" 
bringt in ihrem 1 19. Stück „Noch ein Wort 
über Jena und die Allgemeine Literatur-Zeitung." 
Die Redaktion bemerkt aber gleich dabei: „Nun 
endlich das letzte!" und äußert sich in dieser 
Angelegenheit wirklich nicht wieder: 

„ . . . . Was die Allgemeine Literatur-Zeitung 
betrifft, so wird sie in derselben Form und Ein- 
richtung auch ferner hier herauskommen, nur 
gereinigt von den Fehlern der Parteilichkeit 
und des Nepotismus, die der Freimütige zu 
rügen, selbst ehrlich genug ist. Man darf sich 
viel von derselben versprechen, da Goethe mit 
dem lebhaftesten Anteile ihr seine vorzüglichste 
und kräftigste Unterstützung zugesichert hat, 
und man von ihm, von Schiller, Voß, wahr- 
scheinlich auch von U'ieland, Herder, Paulus 
und andern der berühmtesten Männer unserer 
Zeit, im Laufe jedes Monats Rezensionen finden 
wird. Wo solche Männer an der Spitze stehen, 
laßt sich auch unter den übrigen Mitarbeitern 
kein mittelmäßiger vermuten. Eic/tslädt, 
der bisherige Mitredakteur der Allgemeinen 
Literatur-Zeitung, dessen Gcrechtigkcitsliebe, 
Strenge und Gcradsinn die Wahrheit der litera- 
rischen Urteile sanktionieren, hat auch ferner- 
hin die Redaktion übernommen, und mit Hain 
ist der Bertmhschc Platz besetzt Er ist soeben 
aus Südpreußen hier eingetroffen und hat mit 
der ihm eigenen Tätigkeit die Präliminarien 
des Geschäfts bereits eröffnet 

„Das auswärtige Publikum scheint die Unter- 
nehmung ungemein zu begünstigen. Mehrere 
Buchhandlungen, der entehrenden Zurück- 
setzungen müde, welche sie sich vom bisherigen 
Dircctorio gefallen lassen mußten, wenden sich 
jetzt schon mit neuem Mute an Eiclistadt und 
Heun, und verschiedene Abonnenten haben sich 
bereits erklärt, daß sie die Jenaische Allgemeine 
Literatur-Zeitung für die einzig wahre ansehen. 



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236 



Gerhardt, Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren. 



und die Hallische als eine Filialzeitung betrach- 
ten mußten." 

Hierzu macht die „National-Zcitiing der Deut- 
schen" im 28. Stuck vom 22. September eine 
Bemerkung, die auf die pekuniäre Lage der 
damaligen Gelehrten ein eigenartiges und inter- 
essantes Streiflicht wirft: 

„Das deutsche Publikum erhalt also nunmehr 
zwei Allgemeine Literaturzeitungen, welches, 
wegen der dadurch zu befordernden Unparteilich- 
keit und Gerechtigkeit in der Gelehrten-Republik, 
wohl recht gut wäre, wenn nur die größte Zahl 
der deutschen Gelehrten nicht zu arm wäre, 
beide Blatter zu bezahlen." 

Angesichts der vielfach auftauchenden, sich 
damals wie auch heute bei ahnlichen Gelegen- 
heiten gewohnlich widersprechenden Versionen, 
sahen sich die I-eitcr der nach Halle wandern- 
den Zeitung veranlaßt, das Publikum durch eine 
Erklärung im „Königlich preußischen Reichs- 
anzeiger" (Nr. 270) und durch Ankündigung 
in verschiedenen andern öffentlichen Blattern, 
sowie durch ein vom 23. September datiertes, 
der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" als Beiblatt 
angefugtes Zirkular nochmals zu benachrichtigen, 
daß ihre Zeitschrift, die „bloß zufalliger Bequem- 
lichkeit wegen" bisher in Jena gedruckt worden 
sei, jetzt nach Halle verlegt werde und dem- 
zufolge „nicht in Jena bleiben könne". Alle 
gegenteiligen Nachrichten hatten nur den Zweck, 
das Publikum durch falsche Vorspiegelungen 
irrezufuhren. Am Schlüsse dieses umfangreichen, 
den Reklame-Anpreisungen der Jetztzeit nicht 
im Geringsten nachstehenden Beiblattes erklart 
die „Societat der Unternehmer der Allgemeinen 
Literatur-Zeitung" ausdrucklich: 

„ . . . Die seit dem Jahre 1785 hier erschie- 
nene und mit dem bekannten Beifalle in und 
außer Deutschland gelesene 

Allgemeine Literatur-Zeitung 
wird vom Jahre 1 804 an, tticht weiter zu Jena, 
sondern ganz allem zu Halle fortgesetzt, von 
Herrn Hofrat Schutz und Herrn Professor Ersch 
wie bisher redigiert und von dort aus expediert 
werden." 

Goethes redaktionelle Tätigkeit erforderte 
jetzt sehr oft und für längere Zeit seine An- 
wesenheit in Jena. Und weilte er in Weimar, 
so war fortwahrend ein Bote unterwegs, der 
Eichstädts Berichte und Anfragen zu Goethe 
bringen mußte, während dieser andrerseits be- 



treffs der Heranziehung bedeutender Rezen- 
senten eifrig mit Eichstadt konferierte und dem- 
selben Anweisungen gab, an wen und in wel- 
cher Weise die Einladungen geschrieben werden 
sollten, in den häufigsten Fallen es sogar selbst 
ubernahm, die Betreffenden zur Mitarbeit auf- 
zufordern. 

Auch wurde infolge der erneuten Ankün- 
digungen seitens der Gegenpartei gleichfalls 
eine Benachrichtigung an das Publikum not- 
wendig, in der man den Fortbcstand der „All- 
gemeinen Literatur- Zeitung" zu Jena offiziell 
anzeigte. Eichstädt sandte das Konzept für 
dieses Zirkular sofort, nachdem er es aufgesetzt 
hatte, an Goethe, und dieser bezeichnete das- 
selbe als „im Ganzen sehr gut und zweckmäßig", 
veränderte jedoch darin eine kleine Stelle, „da- 
mit eines unwürdigen Blattes auch nicht von 
ferne gedacht werde". Diese von Eichstadt 
verfaßte und von Goethe korrigierte Ankün- 
digung wanderte, datiert vom 30. September, 
im Laufe des Oktober in die Welt 

Allgemach hatten sich im Publikum Zweifel 
darüber erhoben, ob Goethe das neue Unter- 
nehmen, das er ins Leben rief, auch fernerhin 
so ernstlich weiterfuhren würde. Die Skeptiker 
mutmaßten nicht nur ein Erlahmen im Eifer 
Goethes, sondern wollten auch an die Beteili- 
gung der als Mitarbeiter angeführten Geistes- 
großen nicht recht glauben. Nicht nur allein 
die Zeitschriften begegneten der neuen „All- 
gemeinen Literatur-Zeitung" mit Mißtrauen, auch 
in den Reihen von Goethes Freunden und in 
den Kreisen hervorragender Literaten wurden 
Bedenken und absprechende Urteile laut. Ins- 
besondre Wieland sprach sich in einem Briefe 
an Johannes von Muller in sehr abfalliger Weise 
über das „mit unbegreiflicher Übereilung an- 
gefangene und mit beispielloser Unklugheit aus- 
geführte" Unternehmen aus. Auch Körner hatte 
darüber die verschiedensten Urteile vernommen 
und wandte sich mit einer Anfrage deshalb 
direkt an Schiller. 

„ ... In den Zeitungen lese ich," schreibt 
er aus Dresden unterm 25. September, „daß 
du und Goethe an die Spitze der jenaLschen 
Litcraturzeitung treten werdet. Da du mir 
nichts davon schreibst, so kann ich es von 
dir nicht glauben. Wahrscheinlich hast du 
dich etwa dazu verstanden, manchmal eine 
Rezension zu liefern, und man nennt dich, um 



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Gerhardt, Ein Zeitmig&kwapf vor hundert J»hreo. 



237 



sich gegen das Unternehmen in Halle zu 
schützen. Daß Goethe sich dafür interessiert, 
das Werk nicht eingehen zu lassen, ist begreif- 
lich. Nur wird er auch für ein solches Institut 
sich nicht lange erwarmen können, sondern 
allenfalls nur einige Beiträge liefern." 

Wie Schiller selbst über die ganze Sache 
dachte, und wodurch seine Lauheit und end- 
liche Fahnenflucht erklärt wird, geht deutlich 
aus seiner Antwort an Korner hervor:] 

„Weimar, 10. Oktober 1803. 

„ . . Ich war einige Tage in Jena, wo es 
jetzt nicht erfreulich aussieht, weil Loder, Pau- 
lus und Schütz mit ihrem ganzen Gefolg weg- 
ziehen und noch kein Ersatz dafür da ist. An 
der neuen Literaturzeitung in Jena habe ich 
nur dem Namen nach Teil, mit der Direktion 
befasse ich mich nicht und mitrezensieren werde 
ich auch wenig. Die ganze Sache ist unver- 
standig angefangen und es kann nichts dabei 
herauskommen." 

Und gerade auf eine tatkraftige Unter- 
stutzung von seiten Schillers hatte Goethe so 
fest gerechnet! — 

Diejenige Zeitschrift, die sich über diese 
Spaltung in Jena am wenigsten beruhigen konnte 
und immer ab und zu Artikel mit boshaften 
Nebenbemerkungen erscheinen ließ, war der 
„Freimütige". So machte er in Nr. 169 sogar 
einen Abstecher in das Gebiet der „weissagenden 
Astrologie" und brachte die Allgemeine Uteratur- 
Zeitung mit den neuesten Vorgangen am 
Sternenhimmel in Verbindung: 

„Kaum weiß man, daß ein Planet unseres 
Sonnensystems geplatzt ist, und sich seine bei- 
den Hälften, die Pallas und die Ceres, fast auf 
einer Bahn bewegen, siehe so platzt unsre 
deutsche Pallas die Jenaischc Literatur- Zeitung, 
auch in zwei Hälften, und beide rollen auf 
einer Bahn hin. Welche von beiden die Pallas, 
das heißt, die ivissensc haftliche — und welche die 
Ceres, oder die bloße Zfatfspckulation ist, wollen 
wir nicht untersuchen: aber bei diesem wunder- 
baren Ereignis wird es notwendig, seine Folgen 
sehr genau zu beobachten. Es ist fast unaus- 
bleiblich, daß das Rivalisieren der beiden Litera- 
tur-Zeitungen neue Parteiwut, neue Streitig- 
keiten, neue Verwirrungen in der Literatur zur 
Folge haben wird. Nur dadurch kann seinen 
nachteiligen Wirkungen zum Teil vorgebeugt 



werden, daß eine dritte Zeitung beide genau 
beobachtet und, strenge neutral — beide aus- 
lacht, sobald ihnen eine Lächerlichkeit ent- 
wischt; — mit andern Worten, daß sie die 
wichtigsten Rezensionen derselben rezensiert. 
Keinem Blatte geziemt dieses Geschäft so sehr, 
als dem Freimütigen, wenn dieser anders seinem 
Namen wirklich entsprechen will." 

Also der „Freimütige" erachtet es als seine 
Pflicht, über die beiden streitenden Parteien 
die Oberaufsicht zu führen! — Er weiß überdies 
in Nr. 172 vom 28. Oktober auch viele inter- 
essante Neuigkeiten zu erzählen. 

Er muß zwar zugeben, daß der in einem 
früheren Artikel gebrauchte Ausdruck: „des 
Landes verwiesen", zu scharf gewesen ist, denn 
die „Allgemeine Literatur-Zeitung" müsse nicht, 
sondern wolle von Neujahr t8o4 in Jena auf- 
hören. Mit der Gründung der neuen Literatur- 
zeitung in Jena befasse sich auch nicht eine 
ganze Sozietät — noch weniger hätte der 
Herzog Geld dazu gegeben — sondern alleiniger . 
Unternehmer wäre ein „gewisser" Kommissions- 
rat Heun; und lediglich dieser hätte den Hof- 
rat Eichstädt als Redakteur engagiert Ferner 
wäre es grundfalsch, daß Goethe und Schiller 
an der Spitze ständen, wie es denn überhaupt 
eine „Rodomontade" wäre, daß die „ersten 
Kopfe Deutschlands" an der neuen gelehrten 
Zeitung Anteil nähmen, an die nur die „ersten 
Tropfe Deutschlands" im Ernste glauben konn- 
ten. In diesem Tone geht es weiter. 

Im feindlichen Lager hatte man erfahren, 
daß das die Ankündigung der Gegenpartei ent- 
haltende Zirkular, ahnlich ihrem eigenen vom 
23. September, der „Allgemeinen Literatur- 
Zeitung" als Beiblatt angefugt war. Die Ent- 
rüstung über diesen Trick der Gegner war so 
groß, daß man glaubte, den I^escrn der „All- 
gemeinen Literatur-Zeitung" den Sachverhalt 
sofort in grellstem Lichte darstellen zu müssen. 

„In unserer, unterm 23. September d. J. an 
das Publikum gerichteten Erklärung über die 
falschen Gerüchte, welche man bei Gelegenheit 
der Verlegung der Allgemeinen Literatur-Zeitung 
nach Halle verbreitet hatte," heißt es im Intelli- 
gcnzblatt zu Nr. 208 vom 5. November, „setzten 
wir voraus: es würden die Unternehmer eines 
neuen Instituts keine so kleinliche Meinung von 
ihm hegen, daß sie es unter unsrer längst be- 
kannten Firma in die Welt einzuführen für 



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Gerhardt, Ein Zeitung^kampf vor hundert Jahren. 



nötig erachten und einen Teil des Publikums 
durch den völlig gleichen oder wenigstens sehr 
ähnlichen Titel in Verwirrung setzen sollten. 
Wir sehen aber, daß wir uns geirrt haben. 
Die Unternehmer einer neuen gelehrten Zeitung, 
die in Jena vom Herrn Hofrat Eichstadt redi- 
giert, mit Anfangs künftigen Jahres erscheinen 
soll, haben wirklich eine Menge Avertissements 
und Zirkularschreiben ergehen lassen, in denen 
sie gerade die Unterschrift: .Sozietat der Unter- 
nehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu 
Jena' gebraucht, auch für ihr neues Journal 
gerade unsern Titel gewählt haben. Hieraus 
sind schon eine Menge Verwirrungen auf den 
Postämtern entstanden. Soeben aber erhalten 
wir von drei Orten, die auf ganz verschiedenen 
Postrouten liegen, die Nachricht, daß in eine 
Sendung unsrer Blätter eine Ankündigung — 
welche auch einer unsrer Korrespondenten uns 
im Original mitgeteilt hat, — eingelegt gewesen 
sei, worin gesagt wird, die Jenaer Allgemeine 
Literatur- Zeitung werde vom Jahre 1804 an 
unter Redaktion des Herrn Hofrat Eichstädt 
hier erscheinen, äußere Form und Einrichtung 
bliebe im Ganzen wie bisher usw. Und dieses 
ganze Avcrtisscmcnt war unterzeichnet: Die 
Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung 
zu Jena. Nach unsrer obgedachten Erklärung 
an das Publikum mußte eine solche Erscheinung 
jedem, der, wie natürlich, voraussetzte, es sei 
diese Versendung jener Ankündigung in unsern 
Blättern nicht ohne unser Vorwissen geschehen, 
äußerst auffallend sein, und konnte kaum etwas 
andres bezwecken, als das Publikum aufs neue 
zu verwirren. Um diese Absicht zu vereiteln, 
sind wir genötigt, öffentlich bekannt zu machen, 
daß besagter Passagier hinter unserm Rücken 
blind mitgefahren sei. Schade um das Trink- 
geld, das dieser Schlich etwa mag gekostet 
haben. Denn das Publikum unsrer Leser ist, 
wie wir zu unserm großen Vergnügen erfahren, 
in seinem Urteil über die Wahl dieses Mittels, 
sich bei ihnen zu introduzieren, völlig einver- 
standen. 

„Sozietät der Unternehmer der Allgemeinen 
Literatur-Zeitung, bisher zu Jena, künftig zu 
Halle." - 

Daß die oben erwähnte Ankündigung der 
neuen Zeitung mit Vorwissen und Einverstand- 

• Carl Göttlich Samuel Hcun, unter dem Pseudonym 
wegen seiner ülxrtriebcn sü&lichcn, stark erotischen Ausdr 



nis der L^nternehmer mit dem gegnerischen 
Blatte beim Publikum „eingeschmuggelt" worden 
wäre, ist wohl kaum anzunehmen. Eine der- 
artige Handlungsweise hatte vollständig der 
vornehmen Denkungsart Goethes widersprochen, 
der sonderlich in dieser Angelegenheit, obwohl 
sehr energisch, dennoch in jeder Beziehung mit 
großem Feingefühl verfuhr. Die Idee, daß ge- 
rade die feindliche Partei die Ankündigung des 
Konkurrenzunternehmens selbst verbreiten half, 
entbehrt ja nicht des Humors, dürfte aber doch 
nur einigen spekulativen Buchhändlerköpfen 
entsprungen sein. Trotzdem machte obiger 
Artikel eine Gegenerklärung von seiten der 
Jenaischen Unternehmung nötig, um etwa ent- 
standene Mißverständnisse zu beseitigen. 

Die I-cute, die Goethes fernere Ausdauer 
in einer Sache, die den Beteiligten solche Wider- 
wärtigkeiten bereitete, ernstlich bezweifelten, 
mehrten sich ohnehin. Nicht nur im Kreise 
der Leser machte sich diese Meinung geltend, 
auch die Buchhändler verhehlten ihre Bedenken 
nicht. 

Dieses immer lauter geäußerte Mißtrauen 
bewog den mit der I-citung des geschäftlichen 
Teils betrauten Kommissionsrat Heun, 1 in einem 
Briefe an den Leipziger Verlagsbuchhandler 
G. J. Goschen die Versicherung zu geben, daß 
alle derartigen Zweifel jeder Begründung ent- 
behrten. Gleichzeitig gibt dieser vertrauliche 
Brief eines Eingeweihten an seinen Freund und 
Schwager ein wahrhaftes Bild von der ganzen 
Sachlage und bezeugt das streng rechtliche 
Vorgehen Goethes. Er lautet: 

„Jena 7. Nov. 1803. 

„ ... Du irrst Dich in Goethe, wenn Du 
meinst, daß er jetzt schon die A. L. Z. gehen 
lasse. Er schreibt an die ersten Gelehrten 
Deutschlands eigenhändig und fordert sie zum 
Beitritt auf, er hat bereits zwei Meisterwerke 
von Rezensionen geliefert, er hat uns namhafte 
Vorteile zugewiesen und er bleibt mit einer 
seltenen Bescheidenheit, die ihm das große 
Publikum ganz absprechen will, von allen Ein- 
griffen in die Leitung des Geistes und des Ge- 
schäfts der Anstalt entfernt 

„Deinen Rat, meisterhafte Rezensionen wenig- 
stens im ersten Vierteljahr zu liefern, werden 
wir auch die ganze Folgezeit befolgen können. 

[. flauten als Schriftsteller bekannt und gern gelesen, aber 
leweise vielfach angegriffen. 



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Gerhardt, Ein Zeirnngskampl vor hundert Jahren. 



239 



da unserm Institute die gewiegtesten Männer 
jedes Fachs beigetreten sind. Wir zählen jetzt 
223 Rezensenten, und dürfte ich sie Dir nennen, 
ich glaube, Du solltest nicht gegen 20 eine 
gegründete Ausstellung machen können, wenig- 
stens nicht gegen ihre Fähigkeit. 

lf Alle Bücher bald anzuzeigen, ist unmöglich, 
aber sie ganz unparteiisch anzuzeigen — das 
ist nicht unmöglich, wenigstens ist es uns mög- 
licher, weil wir keine Präsente annehmen. 

„Was Du über das Wort Fortsetzung sprichst, 
verzeihe ich Dir, da Du von Deinem Freunde 
induziert warst; Du wirst jetzt durch unsre 
Gegenerklärung eines Bessern belehrt sein. 
Hättest Du unsre Ankündigung mit Aufmerk- 
samkeit gelesen, so würdest Du Dich jenes Vor- 
wurfs überhoben haben können. Kein Mensch 
als Schütz und Bettuch und ihre Freunde haben 
unsre Ankündigung mißverstanden, weil sie 
niemand hat mißverstehen wollen. 

„Deine Bemerkung über die Veränderlichkeit 
und den Eigennutz der Gelehrten beherzige ich 
ganz: indessen, wenn die Herren Herausgeber 
der Hallischen A. L. Z. mehr Honorar be- 
willigen, so geben wir es auch, ohne daß mein 
oder Eichstädts Interesse darunter leidet. Wir 
haben dazu einen Auxiliar- oder Subsidienfonds, 
vermittelst dessen wir diesen Balancierbalken 
immer wagerecht halten können. 

„Ob nun künftig zu Halle oder Jena die 
eigentliche und wahre Allgemeine Literatur- 
Zeitung herauskommen wird, muß das Publikum 
allein aussprechen. Beide Teile werden nach 
diesem Ausspruche ringen, und das Publikum 
wird — vielleicht allein — bei dem Wettkampfe 
gewinnen. 

„Auch ich hätte diesen Brief ungeschrieben 
gelassen, weil ich wahrhaftig recht viel zu tun 
habe: allein kein Geschäft war mir wichtiger, 
als Dir eine richtige Ansicht unsrer Handlungs- 
weise zu geben, um unsre Maßregel, die jene 
Herren unschicklich nennen, mit Klarheit be- 
leuchten zu können. 

„Aber Du mußt Dir auch nicht die Binde 
der ältern Freundschaft Uber die Augen ziehen 
lassen, du mußt Dich nicht von Vorurteilen 
gegen uns gefangen nehmen lassen, Du mußt 
uns gerecht sein." .... 

Auch Goethes „Tag- und Jahreshefte" er- 
wähnen von jetzt ab öfters die Allgemeine 
Literatur-Zeitung, „die nun in ihrem ganzen 



Gewichte gesichert ist", und diese Aufzeich- 
nungen geben uns wohl den besten Aufschluß 
über seine rastlose Mühewaltung. 

Hin besonders unangenehmes Hindernis 
drohte sich dem neuen Unternehmen entgegen 
zu stellen, indem die Jenaische Literaturzeitung 
in fWußen verboten werden sollte, wahrschein- 
lich, um der zu Halle erscheinenden Zeitschrift 
eine unbequeme Konkurrenz aus dem Wege 
zu räumen; und es kostete viele Mühe, und 
manch einflußreiche Persönlichkeit mußte sich 
ins Mittel legen, um diese Gefahr abzuwenden. 

Zu Ende des Jahres 1803 kam Frau von 
Stael nach Weimar, um dort für längere Zeit 
Aufenthalt zu nehmen und mit den berühmten 
Geistesheroen daselbst in Verbindung zu treten. 
Gelegentlich ihrer Anwesenheit sagt Goethe: 

„Wie unbequem aber mir so ein bedeuten- 
der Besuch gerade zu der Zeit sein mußte, 
wird derjenige mitempfinden, der die Wichtig- 
keit des Geschäfts bedenkt, das mich damals 
in Jena festhielt Der weltberühmten Allgemeinen 
Literaturzeitung mit Aufkündigung des Dienstes 
zuvorzukommen, und indem sie sich an einen 
andern Ort bewegte, sie an derselben Stelle 
fortsetzen zu wollen, war ein kühnes Unter- 
nehmen. Man bedenkt nicht immer, daß ein 
kühn Unternommenes in der Ausfuhrung gleich- 
falls Kühnheit erfordert, weil bei dem Unge- 
meinen durch gemeine Mittel nicht wohl aus- 
zulangen sein möchte. Mehr als ein Verstän- 
diger, Einsichtiger gab mir das Erstaunen zu 
erkennen, wie man sich in ein solch unmög- 
liches Unternehmen habe einlassen dürfen. 
Freilich aber war die Sache dadurch möglich 
geworden, daß ein Mann von dem Verdienste 
des Herrn Hofrat Eichstädt sich zu Fortsetzung 
des Geschäfts entschloß, an dem er bisher so 
bedeutenden Teil genommen hatte. 

„Die Weimarischen Kunstfreunde hielten es 
nunmehr für Pflicht, das, was an ihrem Einfluß 
gewichtig sein konnte, auch auf die Schale zu 
legen. Freisaufgaben für bildende Künstler, 
Rezensionen der eingesendeten Blätter, Preis- 
erteilung, sonstig verwandte Ausführungen, Aus- 
schreiben einer neuen Preisaufgabe: dieser Kom- 
plex von in einander greifenden Operationen, 
welcher bisher den Propyläen angehört hatte, 
sollte nunmehr der allgemeinen Literaturzeitung 
zuteil werden. Das Programm hierzu beschäftigte 
mich in meiner diesmaligen Absonderung." 



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240 



(ierh»rdt. Ein Z«itung*k»mpf vor hundert JthrMi. 



iNur dem energischen, tatkraftigen Eingreifen 
Goethes war es zu danken, daß das geplante 
Werk wirklich an dem hierzu festgesetzten 
Termine erstand, und daß weder Reklame, noch 
sich der Ausfuhrung entgegenstellende Schwie- 
rigkeiten, noch Parteiwut und Mißgunst dessen 
weiteren Fortgang zu hemmen vermochten. 
Das, was zuerst allen unmöglich erschien, war 
möglich geworden: beide Zeitungen bestanden 
neben einander; die alte „Allgemeine Literatur- 
Zeitung" nach ihrer Verlegung nach Halle bis 
zum Jahre 1849, und die neue, an ihrer statt 
in Jena erstandene, bis zum Jahre 1848. 

Der gute Krfolg so vieler Muhe erfüllte 
Goethe aber auch mit wirklicher Befriedigung; 
denn er gesteht selber ein: 

„Wer Gelegenheit hat den ersten Jahrgang 
der Neuen oder Jenaischen Allgemeinen Literatur- 
zeitung anzusehen, der wird gern bekennen, 
daß es keine geringe Arbeit gewesen." 

Und am 7. Januar 1 804 schreibt er an Eich- 
städt: „ . . Bleiben Sie überzeugt, daß ich ge- 
wiß bei einer Anstalt festhalte, w elcher Sie mit 
soviel Festigkeit und Gewandheit vorstehen. 
Ich habe noch gar manches im Sinne, das ich 
nach und nach, wie das Geschäft weiter ruckt, 
entwickeln werde." 

Und wenn Eichstadt mitunter — besonders 
zu Anfang — mutlos werden wollte und sich 
darüber beklagte, daß, trotzdem die neue Zei- 
tung „gehaltvoller" wäre als die Hallische, das 
Publikum aber dennoch die letztere lieber kaufte, 
während die Jenaische Allgemeine Literatur- 
Zeitung nur „mäßigen Absatz" fände, wußte 
ihn Goethe in der liebenswürdigsten Weise zu 
trösten : 

„Wird schon kommen. Lassen Sie uns nur 
wie bisher fortfahren. Die Zeitung wirkt nach 
allen Seiten vorteilhaft Nach dem ersten 
Vierteljahr können wir schon weitere Uber- 
legungen anstellen." 

Wie zuverlässig sich Goethes weitschauender 
Blick in dieser Sache erwies, wird durch einen 
Brief Ileuns bestätigt, den dieser im Marz 1804 
von Petersburg aus an seinen Schw ager Göschen 
schrieb: 

„ . . Unsre Allgemeine Literatur-Zeitung ge- 
fällt hier mehr als die Hallische, wenigstens ist 
dies das allgemeine Urteil der ersten Literatur- 
Freunde hier. Es soll mich freuen, wenn das 
ganze Publikum dem hiesigen gleichfühlt.-' 



Es verdient hier noch hervorgehoben zu 
werden, von welch feinem Taktgefühl Goethe 
bei seiner redaktionellen Tätigkeit geleitet wurde, 
und wie er bei Aufnahme von Rezensionen 
über Werke, deren Verfasser der Gegenpartei 
angehörten, vorsichtig verfuhr und alles vermied, 
was „einer Animosität ähnlich" hätte sehen 
können. Als es sich um eine Rezension von 
Schlegel über die Schützsche Ausgabe der 
Tragödien des Aschylos handelte, schrieb er 
an Eichstadt am 29. Januar 1804: 

Sollte man den direkten und harten 

Angriff auf Hofrat Schütz nicht mäßigen und 
in eine ruhig stilisierte Kritik verwandeln können? 

„Daß die beiden A. L. Z. früher oder später 
aneinander geraten werden, laßt sich voraus- 
sehen; ebenso gewiß ist, daß diejenige, die den 
angreifenden Teil spielt, sie mag in der Sache 
Recht haben oder nicht, vor dem lieben deut- 
schen Publico Unrecht behalten und der andern 
dadurch gut Spiel machen wird." 

Andrerseits war er darauf bedacht, daß 
Rezensionen, die ein begeistertes Lob seiner 
eigenen Dichtungen enthielten, entweder ganz 
abgelehnt oder zum mindesten abgeändert 
wurden. „Man konnte uns doch verdenken, 
wenn wir etwas, das dergestalt uns selbst zum 
I-obe gereicht, abdrucken ließen." 

Eine fortgesetzte Enttäuschung bereitete ihm 
Schiller dadurch, daß er sich durchaus nicht 
zu einem Beitrag für die .Jenaische Allgemeine 
Literatur-Zeitung" entschließen wollte. Eichstadt 
wurde darüber recht ungeduldig und bat Goethe 
wiederholt, „das Interesse des Herrn Hofrat 
von Schiller ein wenig zu beleben." Und Goethe 
schrieb auch an diesen Mitte Januar: 

„ ... Ihr Beifall, den Sie den ersten Zeitungs- 
blättern geben, hat mich sehr beruhigt Fast 
alles ist bei einem solchen Institut zufallig und 
doch muß es wie ein Überlegtes werden und 
aussehen. Die Sache ist indessen auf gutem 
Wege, und wenn Sie einigen Anteil daran 
nehmen wollten, so würden Sie solche sehr 
fördern ; es brauchten vorerst keine vorsätzliche 
lange Rezensionen ex professo zu sein, sondern 
von Zeit zu Zeit eine geistreiche Mitteilung, 
bei Gelegenheit eines Buchs, das man ohnehin 
liest. Auch verdiene ich wohl, daß man mich 
ein wenig verstärkt, denn ich habe die ver- 
gangenen vier Monate mehr als billig an diesem 
Alp geschleppt und geschoben " 



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2 4 I 



Aber Schiller verharrte trotz aller an ihn 
ergangenen Aufforderungen in hartnäckiger 
Untätigkeit Bei der sonstigen geistigen Har- 
monie zwischen den beiden Dichtern ist diese 
ablehnende Haltung Schillers doppelt befrem- 
dend, und man kann schwer begreifen, warum 
dieser seine Weigerung, für das neue Blatt 
literarisch tätig zu sein, nicht gleich offen aus- 
gesprochen hat 

Trotzdem wurde Goethes Vertrauen zu 
Schiller nicht erschüttert Im Gegenteil, ihn 
erfreute jedes, auch noch so geringe Zeichen 
von Interesse, und er nahm jede Gelegenheit 
wahr, um Eichstädt zu versichern: 

„Ich verzweifle nicht an einem bedeutenden 
Beitrag, da seine Gesinnungen für uns die besten 



Der Kampf der beiden Literaturzeitungen 
spann sich noch viele Jahre fort, wenn auch 
nicht mehr in so heftiger Form, denn es ist 
selbstverständlich, daß mit der Ausgabe der 
ersten Nummern die Schwierigkeiten noch lange 
nicht überwunden waren. Aber Goethe hielt 
sein Wort und widmete dem jungen Unter- 
nehmen eine unermüdliche Fürsorge. „An der 
Leitung des Geschäfts nahm ich fortwährend 
lebhaften Anteil", sind seine eigenen Worte. 
Und blättert man die ersten Jahrgänge der 



„Jenaiseken Allgemeinen Literatur-Zeitung 44 
durch, so kann man ersehen, daß Goethe nicht nur 
bemüht war, wertvolle und gediegene Arbeiten 
Tür dieses Blatt zu gewinnen, sondern daß er 
auch, besonders in der ersten Zeit, zahlreiche 
Artikel selbst lieferte. Diese letztere Tätigkeit 
schränkte er erst nach mehreren Jahren ein, 
ab er die Überzeugung erlangt hatte, daß das 
von ihm begonnene Werk so weit gefestigt 
war, um auf eigenen Füßen stehen zu können. 

Zum Schlüsse möge hier noch eine Stelle aus 
den „Tag- und Jahresheften" angeführt werden, 
die den Erfolg der rastlosen, unverdrossenen 
Arbeit Goethes in vollem Umfange bestätigt: 

„ . . . wir hatten kaum die Möglichkeit in 
der Ferne zu sehen geglaubt doch rechtfertigte 
der Erfolg den wackern Entschluß. Die neue 
Allgemeine Literatur-Zeitung bewegte sich mit 
jedem Monat lebendiger vorwärts, nicht ohne 
Anfechtungen, doch ohne eigentliches Hinder- 
nis. — Der Irrtum jenseits bestand darin: man 
hatte nicht bedacht daß man von einem mili- 
tansen günstigen rosten woni eine uattene weg- 
führen und an einen andern bedeutenden ver- 
setzen kann, daß aber dadurch der Widersacher 
nicht verhindert wird, an der verlassenen Stelle 
sein Geschütz aufzufahren, um für 
Vorteile daraus zu gewinnen." 



Bücherfunde. 



Von 



Professor Paul Müller in Groß -Lichterfelde bei Berlin. 




leit Jahren sammle ich Bücher mit 
handschriftlichen Eintragungen der 
jVerf asser oder berühmter Besitzer. 
Zwar reicht meine Sammlung an die Josef 
Sattlers nicht heran, die gegen zweihundert 
Stücke von Luther und Galilei bis auf Nietzsche 
herab enthält, und die ich nie ohne schmerz- 
liche Wonne betrachtet habe; immerhin besitze 
ich etwa sechzig solcher Bücher, darunter 
Namen wie Goethe, Charlotte von Stein, Hein- 
rich von Kleist, Zacharias Werner, Chamisso, 
Grabbe, Freiligrath, Mörike, Fontane, G. Keller, 
C F. Meyer, Franz Schubert, Robert Schu- 
mann, Meyerbeer, Richard Wagner, Hugo 
Z. f. B. 



Wolf, Victor Hugo, Maupassant Verlaine, Tur- 
genjew, Carducci u. a. 

Einiges davon, das bei Bücherfreunden viel- 
leicht Interesse erweckt, teile ich im folgen- 
den mit. 



Geschichte des Frauleins von Sternheim. 
Herausgegeben von C. M. Wieland. Leipzig, bey 
Weidmanns Erben und Reich 1771. (Zwei Theile.) 

Verfasserin ist Sophie von La Roche, die 
Freundin Wielands, Mutter der Maximiliane, 
verehelichten Brentano, und durch diese Groß- 
mutter von Clemens und Bettina Brentano. 

31 



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242 



Müller. Biicherfand*. 



YL/ß^ *+~»u*+< *C+b~^ 



' n»-< » -ii « i 



Widmung der Sophie » od Li Roche >B de« Malet Di; 
in einem Exemplar dei ..»auleia een SierahcuB" 1771. 

Auf der Rückseite des Titels des ersten 
Bandes steht folgende Widmung: 

May! du mahltett, Falt u. Büge 
meines welkenden Gesichts 
Sieh hier meiner Seelen Züge, 
Diese ändert nichts — 

Sophie de la Roche. 
Frankfort bey meinen Kindern Brentano 
d — 5 — Nobr. — 1776 — 

May ist der Maler, der im Jahr 1779 das 
bekannte Porträt von Goethe gemalt hat (vgl. 
Wagner, Briefe an Merck I, 169). Über das 
Bild habe ich nichts Näheres erfahren können. 



Ein brauner Kalblederband : Fabeln von 
Gleim. Original-Ausgabe. Berlin, bey Friedrich 
Maurer: 1786. Auf der Vorderseite des Deckels 
aufgedruckt der Name 

Gottfried 
Herder. 

Eingebunden ein Blatt, das mit zitternder, 
aber gleichmäßiger Hand beschrieben, folgende 
Widmung enthält: 

„Dieses Büchlein erhielt ich 1809 an meinem Ge- 
burtstage von der Wittwe des herzoglichen Leib- 
medikus Dr. med. Gottfried Herder, dem es der Autor 
Gleim einst gewidmet, (cf. Seite 255: dem Knaben 
Gottfried Herder) — Bis in mein 93'" Lebensjahr habe 
ich nun dies Büchelchen hoch und werth gehalten, 
wünsche aber nicht, daß es nach meinem Tode ent- 
weihet werde, hege aber die Überzeugung, daß ich es 
beßeren sicheren Händen anvertrauen kann, 
1 und geliebten Freun- 



des, des Dr. jur. RobertKeil, den ich 
lieh ersuche, daßelbe als 
zeichen anzunehmen von 

Berlin 24. XII. 87. Dr. H. Netto 

geb. in Oberweimar 
am 6. Nov. 1795." 

Das nächste Blatt enthält die unten im 
Faksimile wiedergegebene Widmung Gleims 
an den jungen Herder: 

Noth lehrt beten, Arbeit lehrt, 
Wie man gegen Noth sich wehrt 
Zum Andenken 

von Gleim 
den 28« Jan. 1787. 

Auf dem Wege zu der Tugend 

Muß die Jugend 

Alle Tage weiter gehn ! 

Muß, mit ihrem besten Fleiße, 

Muß nicht stille stehn! 

Vorwärts! Vorwärts! sagt der Preuße! 

Das von Netto erwähnte Gedicht lautet: 
(S. 255) 

An den Knaben Gottfried Herder. 

1783- 

Ein Knabe, dem gelocktes Haar 
Bis auf die Schulter hing, und der in 
Schön, wie die schönste Blume, war 
Aus welcher Bienen Honig 





^ »—-Zt. 



Widmung Gleima an den juncea Herder 
i. «iatm Exemplar von Gleim* Fabel. »7» 





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243 



Ging munter auf das Feld. Man sah den Amor 
Kehn, 

Und still an einem Wasser stehn. 
Und in dem Wasser sich besehn. 
Ei! sprach er mit sich selbst, seht doch, ich bin 

so schön! 
Indeß das Wasser langsam lief; 
Und plötzlich rauschte Schilf, und aus dem 

Schilfe rief 

Mit raschem Frage-Ton, wie einer, dessen Blut 
In Wallung ist, und der in edlem Grimme 
Des Herzens schilt, und Gutes thut, 
Ein Stimmchen, Silber -fein, wie eines Kindes 



4 k-fajL/ik&s 




&~ J~ -V f~t* <M*ly / Zz^r 



Bist, Knabe! du auch gut? 

Widraungsexemplare Glcimscher Dich- 
tungen sind bekanntlich keine Seltenheit. 
Das Stück hat aber seinen besonderen 
Reiz, nicht nur durch die poetische Form 
der Widmung, sondern auch durch die 
Persönlichkeit des Empfängers, Herders 
ältesten Sohn Gottfried. 

Und dann die rührende Pietät, mit der 
der spätere Besitzer das Buch bis in sein 
höchstes Alter hegt, um es schließlich in die 
Hände des bekannten Goetheforschers Keil zu 
legen ! Aus dessen Nachlaß ist es in den Besitz 
des Antiquars Eckard Mueller in Halle ge- 
kommen, von dem ich es vor einigen Jahren 
erworben habe. 



im. 



An Mamsell Jos. Müller. 

Wie du mich heute sahst, wirst du mich immer sehen, 
Führt mich dereinst das Glück nach Wien zurück. 
Das heißt: ich werde mit gerührtem Blick 
Beym Klange deiner Saiten stehen, 
Und — doch ich habe nur noch 
Und muß von hier — so gern ich 
Eins aber laß ich dir zurück: 
Ein Herz, das oft für dich wird Glück 



Wien (d. i.) Jul. 1785. 



Goekingk. 



In einem Exemplar der dreibändigen Aus- 
gabe (Auf Kosten des Verfassers, gedruckt bey 
Joh. GottL Imman. Breitkopf in Leipzig 1780). 



Widmung Heinrich Meinet an «eine Kuiine Amalie Heise 



Widmung Goekiagks aa Fräulein Joteftne Müller 
ia einem Eaemplar »einer Gedieh» 17S0. 

Widmungen Hrinriclis von Kleist gehören 
zu den größten Seltenheiten. Das vorliegende 
Exemplar der PentlusiUa ist aber darum noch 
von besonderem Interesse, weil es nicht die 
Cottasche Verlagsfirma aufweist Kleist hatte 
angefangen, die „Penthesilea" auf eigene Kosten 
drucken zu lassen, verkaufte dann aber das 
Verlagsrecht an Cotta, der sämtliche Exemplare 
mit einem neuen Titelblatt versah, das ihn als 
Verleger nannte. Das vorliegende Exemplar 
hat Kleist augenscheinlich zurückbehalten, und 
so ist die fehlende Verlagsfirma zugleich ein 
wichtiger Beweis für die Echtheit des Auto- 
graphs. Weder Goedeke noch einer der Heraus- 
geber von Kleists Werken scheint ein Exemplar 
ohne Cottas Verlagsfirma gesehen zu haben.» 

> Dieses Exemplar kam im März d. J. bei Boeraer in 
Leipzig zur Versteigerung. Der Auktionskatalog bemerkt 
dazu: Widmangsexemplar auf starkem Papier an Kleists 
Freond and Mitarbeiter des „Phoebus" Karl Friedrich Gottlob 
Wetzel. Die Widmung lautet // Dector Wett (die übrigen 
Bachstaben fielen dem Messer des Buchbinders zum Opfer) 
von H. v. Kleist Obgleich der Name nicht ganz ausge- 
schrieben ist, so besteht keinerlei Zweifel, daß Wetzel der 
Empfänger der „Penthesilea" war, denn vc 
zugänglichen Werken über Kleist fuhrt keiner 
auf, dessen erste vier Buchstaben, die klar und 
lesen sind, in Übereinstimmung zu bringen wären. Hingegen 
alles direkt auf Wetzel hin. Wetzeis erster Beitrag 
befindet sich im 5. Stück, das im Mai 1808 
von da an beteiligte er sich lebhaft and ist bis 




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244 



Stil** 



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«tfltjbr. 



Aaftchr, fi Grabbei agf eis 



von Druckfehlern; einen von ihnen hat Kleist 
eigenhändig verbessert: 

Nun denn, so sei mir, frischer Lehensrc; - 
Du junger, rosenwang'ger Gott, gegrüßt! 

Der Druck hat das sinnlose „Lebens«?*". 



Vor mir liegt ein Exemplar der Friedrich 
August Wolfschen Ausgabe der Utas vom 
Jahre 1704 (Buchhandlung des Waisenhauses 
zu Halle). Auf dem Titelblatt steht mit Tinte 
geschrieben: T. t. IC. ou Adelbert v. Chamisso. 

Die griechischen Buchstaben sind das ab- 
gekürzte Symbol Chamissos und seiner Freunde: 
tö toö n6Xou daipov, das sich unter einer 
großen Anzahl seiner Briefe neben der Namens- 
unterschrift findet 



tum Ende mit 14 Beiträgen vertreten. Di gerade in 
Zeit das Erscheinen der Penthesilea fallt, so ist es ein- 
leuchtend, daß Kleist ihm das Exemplar dedizierte. D. R. 

1 Vgl. den griechischen Brief an de la Foye bei 
Hitsig V», 47. der in einem humoristischen Mischmasch von 



Dies Exemplar ist nun von Anfang bis zu 
Ende von Chamisso durchpräpariert Zu An- 
fang finden sich verhältnismäßig wenige Notizen , 
es scheint, als habe Chamisso das Exemplar 
schonen wollen; vermutlich hat er ein Präpa- 
rationsheft benutzt; vom zweiten Buch an aber 
sind die Seiten über und über mit Bleistift- 
notizen von seiner Hand bedeckt. Die erste 
Zeitangabe der Lektüre findet sich am Ende 
des 2ten Buches: „d. 17. Januar". Ich füge hin- 
zu: 1805. Das 24te Buch ist beendet am 
„23. juin". Der Anfang der Lektüre fallt in den 
Dezember 1804 \ und so ergibt sich, daß Cha- 
misso die Ilias in der Zeit von rund einem 
halben Jahr durchgearbeitet hat eine Leistung, 
die Achtung abnötigt, wenn man bedenkt, daß 
Chamissos Kenntnisse des homerischen Dialekts 
bei beginnender Lektüre durchaus die eines 
Anfängers waren. Denn wenn jemand über 
die Form tmcrräucvoi ein tu schreibt um das 
Präsens kriffTaum zu bezeichnen, und daneben 



Penthesilea. 



Ein Trau erspiel 



Heinrich ... Kleist. 



Dresden, 
firntkt ft«j Carl Gottlob Qtrtntr. 



Titelblatt d«t ersten Drucke der .. Pent ta e » i I e «•• 



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245 



„ich weiß, verstehe", so genügt dies eine 
Beispiel, um zu zeigen, auf welcher Stufe 
in der Kenntnis des Griechischen Chamisso 
damals stand. Umsomchr ist die Energie an- 
zuerkennen, mit der er sich durch die 16000 
Verse der Ilias in so kurzer Zeit durch- 
gearbeitet hat 

Am Ende des 4ten Buches findet sich die 
Bemerkung: „den 31. Januar 1805, an meinem 
24. Geburtstag". Der 31. Januar gilt als 
Chamissos Tauf-, nicht Geburtstag. Hitzig 
in seiner Biographie (S. 3) gibt an, er sei in 
der letzten Woche des Januar geboren und 
am 3 1 . Januar getauft worden. Die Folgerung, 
daß Chamisso an demselben Tage geboren 
und getauft sei, scheint mir nicht zwingend. 

Nach dem I5ten Buch tritt eine längere 
Pause ein; dies trägt am Ende das Datum: 
„den 9«« n Aprill", das löte das des „6. Juni". 
Der Rest von 8 Büchern ist dann in den 
17 Tagen bis zum 23. Juni erledigt worden, 
ein Beweis, wie Chamisso sich in den Homer 
hineingelesen hatte. 

Chamissos Bemerkungen sind durchaus 
die eines Schülers: Wortübersetzungen, meist 
in deutscher, selten in französischer Sprache, 
Ableitungen von Verbalformen und Uber- 
tragungen einzelner Formen in den attischen 
Dialekt Zu Anfang des loten Buches die 
Zeichnung eines 96X05, eines Helmbügels, und 
auf der Innenseite des vorderen Deckels eine 
Herme mit bärtigem Kopf (beides mit Bleistift). 

In Chamissos Briefen werden die grie- 
chischen Studien oft berührt; zuerst in einem 
Brief an de la Foye vom 20. September 1804, in 
dem er die Absicht ausspricht, im kommenden 
Winter Griechisch und Latein zu studieren, 
vielleicht auch zu schreiben. Ende 1804 hat 
er den ersten Gesang der Ilias gelesen, ist beim 
zweiten und nimmt sich für den Sommer Xeno- 
phon, Anakrcon und etwa (nou) die Tragiker 
vor; der nächste Winter ist für das lateinische 
bestimmt. Daß er selbst von dieser seiner 
Tätigkeit nicht gering dachte, zeigen folgende 
Verse aus einem Briefe an Varnhagen: 



Auch müss'gen Fluges nicht entflohen mir 
Die trüb umflorten, freudenlosen Stunden. 
Zu Hellas' Heiligthumc rang ich muthig 

Mit! 



H O M E R I 

ILIAS 



f X 



VETERUM CRlTKORUM NOTATIONJBUS 
OPTIMORUMOUE EM MPLARJUM FIDE 

HEOr«»ITA. 



IN USUM 

SCHOLARUM ET PRAELECTIONUM. 



VOLUMEN V 

rh a f sonu« I -xt. 



MALIS. t|j!>cci**x»itu. 



Titelblatt de» II im« mit Chamiitot Namenwuf. 

Am 17. Juli schreibt er an Varnhagen: 
„In vierzehn Tagen werde ich die vier Bande 
des Homeros durchgelesen haben' (und das 
gut) — ferner zwei Tragödien des Euripides, 
drei Bücher der Anabasis des Xenophon, den 
Anakrcon, und zwei der größeren Dialogen 
des Lukian, auch die erste Philippika des 
Demosthenes. Nur muß ich noch zu der 
Grammatik ernst zurückkehren. — Alle Stun- 
den, die mir nicht der KapTO<pXo<pcrru)V 60X1x05 
nobac. Dienst raubt, sind dem Einzigen geweiht 
nur wenige Tage in der Woche widme ich 
wenige Stunden der Gesellschaft, täglich aber 
sechs und acht und zehn Stunden dem 
Griechischen." 

Danach muß also Chamisso nach der Ilias 
noch die Odyssee gelesen haben. Wenn er 
Wort gehalten, so hat er die Odyssee in wenig 
mehr als einem Monat erledigt. Das würde 



■ In der Hallischen Ausgabe 



Ilias und Odyssee je iwei Binde. 



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2 4 6 



mit dem Tempo stimmen, in dem die letzten 
acht Bücher der Dias gelesen sind. 

Der Homer begleitet ihn auch, ab er mit 
seinem Regiment aus Berlin auszieht So 
schreibt er im Oktober 1805 aus Rothenberg, 
,einem dreckigen Dorfe bei Hildesheim': „Mein 
Ounpoc, liegt auf dem Tische, ich daneben im 
Bette . . ." 

In der Nähe von Göttingen, in dem Dorfe 
Erbsen, ist er beim Prediger einquartiert. Hier 
Lest er das neue Testament im Urtext und 
bestellt sich aus der Göttinger Bibliothek den 
Aschylos. 

Damit enden die Berichte über seine grie- 
chische Lektüre; im März 1806 entzückt er 
sich an „Tausend und eine Nacht". Aber kein 
Brief jener Zeit, der nicht ein oder mehrere 
griechische Zitate enthielte, hauptsächlich aus 
dem Homer und dem neuen Testament Das 
waren die Nebenbeschäftigungen eines könig- 
lich preußischen Leutnants im Jahre 1805. 



Die Widmung Grabbts bedarf keiner Er- 



läuterung. Sie ist aber für den Mann be- 
zeichnend. 

„Ich wünsche Ihnen viel Glück zum neuen Jahre. 
Amen. 

Ottensen den 1. Jan. 1818. Harry." 

Die Widmung findet sich in einem in rotes 
Lcder gebundenen Exemplar der „Schuld^ von 
Adolph Mullncr. Der Widmende ist Heinrich 
Heine, der damals noch nicht in der Lage war, 
seine eigenen gedruckten Gedichte der ge- 
liebten Kusine, AmaKe Heine, zu widmen. 
Denn niemand anders ist die Empfängerin des 
Buches. Das Exemplar stammt aus dem Nach- 
laß ihrer Tochter, der Frau Professor Leo. Ein 
Brief Heines an Müllner (Dr. G. Karpeles teilt 
ihn freundlichst mit) mag etwa aufsteigende 
Bedenken beseitigen: 
„Herr Hofrat! 

Wenn ich Dichter geworden bin, so war Ew. Wohl- 
geboren Schuld schuld daran. Sie war mein Lieblings- 
büchlcin, und ich hatte dieses so lieb, daß ich es als 
Liebes K eschenk der Geliebten verehrte." 

Der Brief ist vom 30. Dezember 1821 datiert 



S8 



Bibliotheken und Bücherpreise im deutschen Mittelalter. 



Von 



Professor Dr. Johann von Kelle in Prag. 



ls ist sicher, daß bereits die irischen 
I Missionäre, die in das Frankenreich 
I kamen, von ihren heimatlichen Klöstern 
mit den für den Gottesdienst, das Bekehrungs- 
werk und das klösterliche Leben notwen- 
digen Büchem ausgerüstet waren. Verlangte 
ja doch schon die Benedictiner-Regel, daß 
in den Klöstern für die Mönche Bücher vor- 
handen seien. BMia sacra, Missale, Aiiti- 
phonarium, Lectionarium, Lider canotuttn, Re- 
gula s. Benedicti bildeten daher in jedem 
Kloster die ersten Anfänge einer Büchersamm- 
lung. Verschieden waren die Wege, auf denen 
diese Anfänge allmählich vermehrt wurden. 
Zunächst durch die von den Mönchen ver- 
faßten Werke und durch Geschenke. Abt Gri- 
mald, Ludwigs des Deutschen Kanzler, schenkte 



dem Kloster St Gallen dreiunddreißig Bände 
seiner eigenen Sammlung. Bischof Salomo III. 
von Konstanz schenkte ihm ein Wörterbuch. 
Es wurde geschenkt für das Heil der Seele 
(in retnedium anitnae) und als Zeichen beson- 
derer Verehrung (in stneerum ptowotionts 
effectuni). Äbte brachten ihren Klöstern Bücher 
von ihren Rom-Reisen mit, Fremde spendeten 
solche für genossene Gastfreundschaft Durch 
Vererbung bekamen die Büchersammlungen 
zuweilen erheblichen Zuwachs. So erhielt St 
Gallen durch Vermächtnis sämtliche Bücher 
des Abtes Hartmuot. 

Besonders wurden aber die Klosterbiblio- 
theken vergrößert durch Einverleibung von Ab- 
schriften ausgeliehener Werke. Bisweilen ko- 
pierten Mönche die ihnen lieb gewordenen 



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von Kelle, Bibliotheken und Bacherpreise im deutschen Mittelalter. 



247 



Bücher für ihr eigenes Kloster. Und nicht 
nur in Männerklöstern wurde geschrieben. Am 
Anfange des XIL Jahrhunderts schrieb in 
Wessobrunn eine Klausnerin viele Bücher für 
den Gottesdienst und die Bibliothek. Zwei 
unterrichtete Nonnen des Klosters Admont 
haben um die Mitte des Jahrhunderts die Vor- 
träge des Abtes Irimbert über das Hohelied 
auf Pergament übertragen. Meist aber bestimmte 
der Abt, welche Bücher für seine Mönche 
nötig wären und abgeschrieben werden sollten. 
Er sorgte auch, daß es an dem passenden 
Schreibstoff nicht fehle- Und um möglichst 
wenig von dem kostspieligen Pergament zu 
verbrauchen, ersannen später die Mönche 
schwer verstandliche Abkürzungen. Beschrie- 
benes Pergament wurde mit dem Messer ab- 
gekratzt, mit Bimsstein abgerieben und noch 
einmal verwendet. Der Abt bestimmte auch, 
welcher von den Mönchen eine Abschrift an- 
zufertigen habe. Verständige Äbte wählten 
hiezu Klostergenossen, die ihnen als verlässige 
und geschickte Schreiber bekannt waren. Sie 
sorgten auch dafür, daü junge Mönche als 
Schreiber ausgebildet wurden. Man schickte 
sie zu diesem Zwecke nicht selten in be- 
freundete Klöster, die bekannte Kopisten 
unter ihren Mitgliedern zählten. Man suchte 
Schreibkünstler, wenn auch nur für einige 
Zeit, für das Kloster zu gewinnen. Berühmte 
Schreiber wanderten daher vielfach von Kloster 
zu Kloster. Otloh wurde als Knabe nach 
Tegernsee geschickt, um die Kunst des 
Schreibens zu erlernen. Von da kam er in 
das Kloster Hersfeld. Bischof Meginhard be- 
rief ihn wegen seiner großen Geschicklichkeit 
im Schreiben nach Würzburg, von wo er nach 
Regensburg ging. Es bildeten sich sogar 
frühzeitig Schreiberschulen, die auf die Ge- 
staltung der Schriftzeichen maßgebenden Ein- 
fluß ausübten. Berühmt war die Kalligraphen- 
schule des Klosters St Martin in Tours, aus 
der wahrscheinlich die charakteristische Schrift 
— die sogenannte karolingische Minuskel — 
hervorgegangen ist, die sich unter Karl dem 
Großen durch angelsächsische Schreiber aus 
der vorhandenen lateinischen Schrift, einer all- 
mählichen Umbildung der verwilderten alt- 
römischen Kursivschrift entwickelt hat 

Manchmal freilich wurde einem Mönche 
vom Abte ein Buch auch nur deshalb zum 



Abschreiben zugewiesen, um diesen überhaupt 
zu beschäftigen. Es kam vor, daß einer zur 
Arbeit gezwungen wurde. Nicht nur ohne die 
notwendige sprachliche und sachliche Kennt- 
nis ist dann ein solcher Schreiber an die ihm 
aufgetragene Arbeit gegangen, er hat sie auch 
ohne Lust und Aufmerksamkeit durchgeführt 
nur darauf bedacht, sie so rasch als möglich 
zu Ende zu führen. Wir besitzen noch Hand- 
schriften, in denen die Schreiber am Schlüsse 
ihrer Arbeit dieser Stimmung mehr oder min- 
der unverblümt Ausdruck verliehen. Aber auch 
fleißige Schreiber haben mitunter ihre Freude 
geäußert, wenn sie ihre mühevolle Arbeit 
vollendet hatten: 
Laus sit tibi christe, quin Uber desinit iste. 
Laus tibi christe, completus est Uber iste. 
Sie haben einen Wunsch oder die Bitte um 
einen frischen Trunk ab Belohnung beigefügt: 
Hie hat das lantrechtbuch ein ende, 
got alle falsche richter seilende. 
Explicit hoc totum, pro pena da michi potum 
Finis adest libri, potus datur miclti uini. 
Wenig empfehlend ist die Selbst-Charakteristik 
eines Schreibers in einem Codex des Stiftes 
Zwettl: 

Qui me scribebat, multutn potare solebat, 
post haustum flebat, Nicolai nomen habebat. 

Auf diese Weise haben einzelne Klöster 
schon im IX. Jahrhundert verhältnismäßig an- 
sehnliche Büchermengen zusammengebracht. St 
Gallen besaß um die Mitte des IX. Jahrhunderts 
ungefähr 400 Bände. Die Zahl 400 hatte 
Reichenau bereits im Jahre 822 überschritten. 
Die Bibliothek des Klosters Lorsch erreichte 
im X. Jahrhundert schon die Zahl 600. Im 
XII. Jahrhundert besaßen Hersfeld, Hirsau, 
Zweifalten, Blaubeuem, Corvey stattliche Bücher- 
schätze. 

Die großen Klöster hatten damals auch 
bereits einen besonderen Saal, in dem die Bücher 
auf Pulten ausgelegt waren. Sie hatten ein 
Verzeichnis der vorhandenen Bücher, einen 
Katalog. Es wurden auch die verliehenen 
Bücher in irgend einem der vorhandenen Bände 
notiert. Die Schreiber arbeiteten in einem eige- 
nen, für sie hergerichteten Räume. 

Auch geistliche Würdenträger sammelten 
schon frühzeitig Bücher. So hatte der bereits 
genannte Abt Grimald von St Gallen eine 



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248 



von Kelle, Bibliotheken und Bücherpreise im deatschen Mittelalter. 



Sammlung wertvoller Werke. Das Verzeich- 
nis der Bücher, die Abt Hartmuot (gestorben 
883) zu seinem eigenen Gebrauche hatte 
schreiben lassen, ist in Ratperts Kloster- 
geschichte von St. Gallen mitgeteilt. Bis Laien 
Bücher zu sammeln anfingen, dauerte es aber 
noch Jahrhunderte. Der erste Laie, von dem 
wir wissen, daß er eine Büchersammlung be- 
saß, war der 1309 gestorbene Hugo von Trim- 
berg, Rektor und Magister der Schule am 
Kollegiatstift Maria und Gangolf in der Theuer- 
stadt vor Bamberg. Der Mann, der umfassende 
gelehrte Bildung besaß, rühmt sich des Be- 
sitzes von 200 Büchern. Der bairische Ritter 
Jakob Püterich besaß im XV. Jahrhundert auf 
seinem Schlosse Reichartshausen an der Dm 
164 Handschriften, darunter unzweifelhaft die 
größte Sammlung alter deutscher Gedichte, 
die bis dahin und gleichzeitig irgend ein Privat- 
mann zusammenzubringen gewußt hat. Er 
hatte aber auch, wie er selbst sagt, vierzig 
Jahre von Brabant bis Ungarn gesammelt; und 
mannigfaltig waren seine Bezugsquellen, als 
welche er mit anerkennenswerter Offenheit 
nennt: stehlen, rauben, leihen (und nicht wie- 
der zurückgeben), schenken, schreiben, kaufen, 
finden. 

Auch die Bücher aber, welche Laien be- 
saßen, waren zum größten Teile von Geist- 
lichen oder Mönchen geschrieben, denn diese 
schrieben nicht nur ohne Entlohnung für ihre 
Klöster und Stifte, sondern schon frühzeitig 
um Geld auch für andere und für Laien. Ja 
seit dem XIII. Jahrhundert schrieben sie sogar 
nur mehr selten für ihre eigenen Klöster und 
Stifte. Namentlich die reichen Abteien ließen 
jetzt ihre Bücher meistens gegen Bezahlung 
von auswärtigen Schreibern anfertigen. Je 
mehr aber die Mönche aufhörten, für ihre 
Klöster zu schreiben und zugleich das Ver- 
langen nach Büchern wuchs, stieg die Zahl 
der geistlichen Lohnschreiber. Es begannen 
immer mehr Laien sich dem eintraglichen 
Schreibgeschäfte zu widmen. Nur schrieben 
sie, weil ihnen die Kenntnis der lateinischen 
Sprache fehlte, meist deutsche Bücher. Auch 
Frauen beschäftigten sich mit Bücherschreiben. 
So die Clara Hätzlerin. Und nicht nur auf 
Bestellung wurden allmählich Bücher gefertigt: 
es bildeten sich die Anfänge des Handels mit 
Büchern. Stadtschreiber, Schulmeister, auch 



wohl Pergamentmacher verkauften die von 
ihnen oder von anderen geschriebenen Bücher, 
für die schon seit geraumer Zeit nicht mehr 
jene hohen Preise erzielt wurden, um die sie 
ehemals verkauft oder verpfändet worden waren. 
Namentlich kalligraphisch geschriebene Werke, 
vor allem Meßbücher, zu denen man nur 
großes und gutes, daher sehr teueres Pergament 
verwenden konnte, und die meist von Schon- 
schreibern hergestellt wurden, auch manchmal 
verziert waren, repräsentierten einen außer- 
ordentlich hohen Wert. Ein Mönch von Bene- 
dietbeuern erhielt noch 1074 vom Grafen Udal- 
rich von Bozen für ein Meßbuch einen 
Weinberg. Weinberge bei Bozen gab 1080 
für ein Meßbuch auch Heinrich Bischof von 
Trient dem Abte WUleram von Ebersberg. 
Um das Jahr 1 120 gaben die Brüder Warmund 
und Engelmar von Berg für ein Meßbuch aus- 
gedehnte Wiesen- und Hobgründe her. Da 
nun die Bücher einen so großen Wert hatten, 
ist es begreiflich, daß ihr Besitz durch die 
größten Vorsichtsmaßregeln geschützt wurde. 
Sic durften nur im Büchersaal benutzt werden. 
Beim Verleihen eines Buches mußte ein gleich- 
wertiges hinterlegt oder ein anderer Wert, so 
Grund und Boden, verpfändet werden- Um 
endlich die Bücher vor Entwendung zu schützen, 
wurden in ihnen, wie bekannt und hier schon 
gelegentlich ausgeführt, dem Diebe oftmals die 
schrecklichsten weltlichen und himmlischen 
Strafen angedroht 

Auferet hoc si quis, damnetur milU ßagellis 
Judicioque dei succumbat corport pesti 
steht in einer St Galler Handschrift. 
Non uidcat christum, qui librum subtrahit istum 
heißt es in einem Codex des Stiftes ZwcttL 

Man muß indes diese Androhungen für nicht 
genug wirksam gehalten haben, denn man 
griff daneben zu einem Mittel, das man mit 
Recht für zweckdienlicher erachtete. Die 
Bücher wurden mit eisernen Ketten an die 
Pulte, auf denen sie lagen, angeschlossen. Noch 
jetzt besitzen Bibliotheken Handschriften, an 
deren einem Holzdeckel der Ring angeschraubt 
ist, in welchem die Kette hing. Die Kette, 
durch die nicht, wie man einmal glaubte, das 
Gelesenwerden, sondern das Gestohlenwerden 
des Buches verhindert werden sollte, ver- 
schwand, als sich das Format und der Ein- 
band der Handschriften änderte, als diese 



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249 



infolge dieser Änderung nicht mehr auf Pulte 
gelegt, sondern in Repositorien eingestellt wur- 
den, und der Preis derselben abermals beträcht- 
lich sank. 

Es wurde dieser abermalige Rückgang der 
Rücherpreise zunächst wohl dadurch veranlagt, 
daü die Forderungen der Lohnschreiber in dem 
Grade zurückgingen, in dem sich ihre Zahl 
vermehrte und die Aufträge seltener wurden. 
Nicht unwesentlich haben dazu aber auch die 
1383 von Gerhard Grootc zu Deventcr ge- 
stifteten Geriet de ttita eommuni (Brüder vom 
gemeinen Leben, Broeders van de feinte, wie 
man sie in Lüttich nannte) beigetragen. Sie 
schrieben nicht nur Bücher für den eigenen 
Gebrauch, sondern auch um Geld für andere, 
die für Erhaltung ihrer Stiftungen erforderlichen 
Mittel zu erwerben. Sie machten aus dem 
Schreiben von Büchern also ein Gewerbe, 
unterschieden sich aber von den Lohnschreibern, 
ihren Konkurrenten, dadurch, daü sie eine ge- 
nossenschaftliche Organisation besaßen, eine er- 
bauliche Tendenz verfolgten und Gelehrsamkeit 
erstrebten. 

Gleichwohl waren die Preise der Hand- 
schriften auch in der Mitte des XV. Jahr- 
hunderts noch immer so hoch, daß es sich, 
solange nicht alle Aussicht geschwunden war, 
Bücher auf mechanischem Wege herzustellen, 
wohl lohnte, immer neue Summen an die Er- 
findung zu wagen. Der ebenso schlaue wie 
eigennützige Fust würde Gutenberg, der der 
Erfindung bereits sein ganzes Vermögen ge- 
opfert hatte, niemals das zu weiteren Versuchen 
notige Geld vorgestreckt haben, wenn er nicht 
gehofft hätte, durch die Idee seines Kompagnons 
grolle Summen zu gewinnen. Und auch Guten- 
berg dachte nur daran, seine Erfindung in 
materiellem Sinne auszunutzen. Man würde 
sehr irren, wenn man annähme, daß er die 
Segnungen geahnt habe, die wir dieser Er- 
findung verdanken, und daß er fähig war, den 
Dank von Millionen Menschen dem Gewinne 
von etlichen Tausenden Gulden vorzuziehen. 
Er wollte seine auf mechanischem Wege, also 
rasch und billig hergestellten Bücher zu dem 
Preise verkaufen, den die mühsam durch teuere 
Abschreiber angefertigten Handschriften er- 
zielten. Und zu diesem Zwecke wurden die 
Vervielfältigungen der Handarbeit so ähnlich 
gemacht, wie es nur möglich war. Gleich wie 

Z. f. B. 1906/1907. 



in den Handschriften fehlen bekanntlich in den 
ersten Drucken Seitenzahl und Titel; die 
Anfangsbuchstaben wurden von den Illumina- 
toren in den Druck eingemalt, die die Initialen 
auch in die Handschriften eingezeichnet hatten. 
Durch Änderungen namentlich auf der zunächst 
in die Augen fallenden ersten und letzten Seite 
wurde eine Verschiedenheit der einzelnen Druck- 
cxemplare erstrebt. Die Typen endlich haben 
die ersten Drucker, worauf sie indes schon an 
und für sich gewiesen waren, genau nach 
dem Muster jener Buchstaben geschnitten, die 
gleichzeitig in den Handschriften üblich waren. 
Wie teuer damals Handschriften bezahlt wur- 
den, läßt sich freilich nur unvollständig er- 
mitteln. Wir kennen die Preise nämlich nur 
aus seltenen, ganz zufälligen Notizen, die Eigen- 
tümer hierüber in ihre Bücher eintrugen, sowie 
aus Anschreibebüchern, die stets privater und 
ephemerer Natur in geringer Anzahl auf unsere 
Tage gekommen sind. Wir wissen aber doch, 
daß ein Bruder vom gemeinen Leben in der 
Mitte des XV. Jahrhunderts für eine auf Perga- 
ment geschriebene Bibel 500 Goldgulden er- 
hielt. Fust aber verlangte in Paris für ein 
Exemplar der sogenannten 42 zeiligen Bibel 6b 
Goldgulden. Bald verkaufte er die Exemplare 
aber um 40 Goldgulden, ja noch billiger, da 
der Absatz in dem Grade stockte, in dem die 
völlige Gleichheit aller Exemplare, die man 
sich nur durch Zauberei erklären konnte, ent- 
deckt wurde. Es scheint, daß die Käufer, die 
sich für betrogen hielten, da man ihnen keine 
reele Handarbeit verkauft hatte, sogar Schad- 
loshaltung beanspruchten, und daß Fust durch 
schleunige Abreise sich der ihm drohenden 
Gefahr entzog. 

Bald darauf aber machte es ein unvorher- 
gesehenes Ereignis den Erfindern gegen Wunsch 
und Willen unmöglich, ihr Verfahren egoistisch 
auszunutzen. In der Nacht vom 27. auf den 
28. Oktober des Jahres 1462 wurde der be- 
wohnteste Teil von Mainz bei einem Uberfall 
in Brand gesteckt, durch den auch die Werk- 
stätten von Fust und Schoffer ein Raub der 
Flammen wurden. Ihre sowie Gutenbergs Ar- 
beiter zerstreuten sich und verbreiteten, wie 
sie glaubten, durch die Umstände berechtigt, 
das Geheimnis der neuen Kunst, das zu be- 
wahren sich die ersteren sogar eidlich ver- 
pflichtet hatten, nicht nur in Deutschland, 

3* 



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250 



Pcltnitz, Neue Bucheinbände von P»ul Kcrstcn. 



sondern auch in fremden Landern. Zehn Jahre 
nach dem Brande druckte man in Deutschland 
bereits in neun Städten, wodurch die Bücher- 
preise abermals bedeutend zurückgingen. Im 
Jahre 1500 wurde für ein auf Pergament ge- 
drucktes Meßbuch nur mehr 35 Gulden be- 
zahlt. Nach einem Rechenbuche des Klosters 
Tegernsee wurde dort im Jahre 1494 ein Land- 
rechtbuch um 42 Gulden gekauft; zehn Jahre 
später kostete ein solches nur mehr 22 Gulden. 
Im Ausgabebuch des Abtes Narzissus von Bc- 
nedietbeuern wird um das Jahr 1501 für ein 
lateinisch-deutsches Wörterbuch 60 Pfennige 
angesetzt, und um den gleichen Betrag war auch 
ein Exemplar von Brands NarrenschifT zu be- 
kommen. 

Daü die Lohnschreiber um solche Preise 
nicht arbeiten konnten, braucht nicht gesagt 
zu werden. Nur wenige widmeten sich daher 
jetzt diesem einst so einträglichen Gewerbe. 
Erst als der Humanismus auch in Deutschland 
an Ausdehnung gewann und das Verlangen 



nach Abschriften der römischen Autoren zu- 
nahm, wurden Schreiber neuerdings gesucht 
und für ihre Arbeit reichlich bezahlt. Die 
bürgerlichen Schreiber waren indes der ihnen 
gestellten Aufgabe nur selten gewachsen. Sie 
schrieben, wenn auch schon, so doch nicht 
korrekt, vielfach auch ungenau und, vielleicht 
manchmal absichtlich, unvollständig, so daü 
nicht nur Studierende sondern auch Gelehrte, die 
überdies die Auslagen für die Schreiber nur 
selten erschwingen konnten, in die Notwendig- 
keit versetzt wurden, sich die Bucher, die sie 
brauchten, selbst zu schreiben. Keiner viel- 
leicht mit mehr Fleiß und Ausdauer von seiner 
ersten Studienzeit bis zum Greisenalter als 
llartmann Schedel in Nürnberg. Langsam er- 
losch nach diesem kurzen Aufschwung das 
Gewerbe der Lohnschreiber und bald wurden 
öffentliche wie private Bibliotheken nur mehr 
durch gedruckte Bücher vergrößert, bis unter 
veränderten Verhältnissen die alten Hand- 
schriften neue Bedeutung gewannen. 



UN- 
Neue Bucheinbände von Paul Kersten. 

Von 

Max Pellnitz in Berlin. 



Unsere deutsche Kunstbuchbinderei gewinnt 
immer mehr an Ansehen und Bedeutung 
ihren auslandischen Schwestern gegen- 
über, wenn auch immer noch ein großer 
Teil der deutschen Bibliophilen dem englischen und 
französischen Kunstband den Vorzug gibt. Uns 
Deutschen steckt eben die Ausländerei im Blute, 
das beobachten wir auf allen Gebieten der Wissen- 
schaft, der Kunst, der Industrie und das ist auch 
in bezug auf die deutsche Buchbindekunst kürz- 
lich erst wieder auf der Internationalen Buchbinde- 
kunst-Ausstellung in Frankfurt a. M. erwiesen 
worden. 

Dort hat man gerade unsere besten Kunst- 
buchbinder zugunsten des Auslandes zurückge- 
stellt und ihnen eine Kränkung zugefügt, die sie 
in Anbetracht der Leistungen eines stattlichen Teils 
der höher ausgezeichneten Ausländer nicht ver- 
dient haben. 

Zu diesen auf der genannten Ausstellung nicht 
genügend Gewürdigten gehört unstreitig unser 
modernster und produktivster Buchkünstlcr, Paul 
Kersten in Berlin, der auf der angezogenen Aus- 
stellung mit einer schönen Reihe von Kunst- 



bünden vertreten war, die wiederum beredtes Zeug- 
nis abgelegt haben von dem unversieglichen Born 




Abb. 1. Mxterlinck, Schau der Armen 



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PelloKr, Neue 




Abb, iö, Glriud, Pierrot Lunairc. 



neuer Entwurfsideen, Uber die der Künsüer ver- 
fugt. Bei der Prüfung seiner Arbeiten muß man 
Kersten unbedingt als den modernsten deutschen 
Buchbinder erklären, denn er hat die neuzeitlichen 
künstlerischen Anschauungen, wie sie vor einigen 
Jahren das ganze Handwerk ergriff, zuerst für die 
deutsche Buchbinderei angewendet und ist ihnen 
bis auf den heutigen Tag treu geblieben. Er hat 
dem deutschen Buchbinder ganz neue Wege in 
der Ornamentierungsweise gewiesen, er hat sie ge- 
wissermaßen frei gemacht vom alten Schablonen- 
kram und hat vor allem original geschaffen: Man 
braucht nicht mit allem einverstanden zu sein, was 
Kersten bringt: immer bietet seine Kunst aber 
Eigenartiges, Selbsterfundenes. Waren auch die 
Motive seiner ersten früheren Arbeiten vom Aus- 
lande naturgemäß beeinflußt, so steht er doch 
längst auf eigenen Füßen und schafft ganz ursprüng- 
lich. Jeder Einband ist eigner Entwurf. Aber er hat 
dem deutschen Buchbinder auch neues Verzierungs- 
material geschaffen, das diesem ermöglicht, modern 
zu arbeiten. 

Heute liegt eine neue größere Anzahl Kersten- 
scher Bucheinbände vor uns, die das Auge jedes 
Bücherfreundes erfreuen müssen. Es ist nicht 
möglich, diese Einbände in ihrer Gesamtheit vor- 
zuführen; daher sei es gestattet, wenigstens die 
bemerkenswertesten Arbeiten zur Wiedergabe zu 
bringen. Sie sind in den verschiedensten Tech- 
niken ausgeführt und zeigen, daß Kersten sie alle 
beherrscht Die Bände sind Eigentum des Buch- 
händlers Edmund Meyer, Berlin, Potsdamers». * 7 b , 



von Paul Kersten. 25 I 



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Abb. 11. Adreiteanappe für da» Deniiche Kaiaerpaar. 



der sie zum Verkauf stellt Übrigens hat sie der 
Künstler gegenwärtig auch auf der Deutschen 
Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden (Uber die 
hier noch berichtet werden soll) einem größeren 
Publikum zugänglich gemacht. 

Beginnen wir mit dem Einband zu Döring, 
Känigslfitume, ein Ganzlederband in grau Saffian 
und Blinddruck. Wer da weiß, wie schwierig diese 
Technik auszuführen ist (man verwechsle sie nicht 
mit dem Schwarzdruck der Heißprägepresse), der 
wird auch die scheinbar einfache Ornamentierung 
des Bandes, die so ganz den Inhalt (Schach dem 
König) wiederspiegelt, schätzen können (Abb. 6): 

Der Band Marie Madelnine, Die drei Niichte, in 
hellgrau Saffian, wirkt ungemein stimmungsvoll 
(Abb. 9). Die drei großen stemenbesäeten Kreise 
sind dunkelblau, die kleinen Herzen rot eingelegt 
(Mosaik), alles übrige ist Vergoldung. Auch hier 
hat der Künstler den Inhalt symbolisch angedeutet 

Originell ist der Einband zu Maeterlincks Schatz 
der Armen (Abb. 1 ) in violett Ecrasc mit Stempel- 
vergoldung. Die hellen Streifen sind ein Geflecht 
von Pergamentriemen, die durch das Leder ge- 
zogen wurden. Es sei hier bemerkt, daß der Ent- 
wurf dieser Arbeit von Kersten stammt, während 
die technische Ausführung von M. Siecke, einem 
seiner Schüler, besorgt wurde. 

Dem vorigen in gewisser Beziehung ähnlich ist 
auch der Einband zu Stefan Gevrge, Jahrhundert 
Goethes: dunkelgrün Ecrasc, das ganze in Linien- 
vergoldung gehalten. Das Mittelornament ist aus- 
geschnitten und mit rotbrauner Seide unterlegt und 



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2J2 Pellnit», Neue HucheinK 




Abb. Mi I'urri, Whitllcr. 



auch das oben und unten durchgezogene Band 
hat gleiche P'arbe. Dieser Einband ist ebenfalls 
nach Kerstens Entwurf von M. Siecke gefertigt 
(Abb. 4). 

Sehr wirkungsvoll ist der Einband zu Selma 
Lagerlöffs Buch Gi>sta Berling. Die karminroten 
Rosen heben sich reizvoll von dem grünen Leder 
ab, während die feine Linienverzierung und die 
goldenen Blättchen die Dekoration der Buchdecke 
vervollständigen (Abb. 2). 

Bei den drei nächsten Bänden zeigt Kersten die 
Entwicklung des Ornaments auf dem Vorderdeckel 
vom Rücken aus. Dieser ist gewissermaßen die 
Basis. Die feinen Linien strahlen von hier aus 
und verschlingen sich zu prächtigen Figuren. Da 
ist zuerst der Band Carmina priapea aus violett 
Ecrase mit seinen zarten Linienbildern, die in ihren 
Spitzen in Punktbänder auslaufen, welche sich bis 
zum vorderen Rand des Einbandes ziehen und dort 
mit der punktierten Randeinfassung vereinigen 
(Abb. 7). Ahnlich gehalten ist der Band Theodore 
Duret, Whistler. Hier geht vom Rücken ein I inien- 
gewirr aus, das sich zu einem einzigen Ornament 
verdichtet In den äußeren Ecken sitzt dann noch 
je ein stilisiertes Blatt. Die Wirkung der Ver- 
goldung auf dem braunen Leder ist vorzüglich 



ndc von P»nl Kenten. 

(Abb. ia). Prächtiger wirkt indessen noch Paul 
Verlaine, Po/sies, ein marineblauer Lederband mit 
grauer Lederauflage auf dem Rücken und den 
Deckeln und mit Linienvergoldung. 

Einfache Liniendekorationen mit originellen 
Mustern sind die Einbände zu Oscar Wilde, Das 
Granatapfelhaus (Abb. 8), in dunkelrotem Ganz- 
lederband, sowie zu Albert Giraud, Pierrot Lunaire, 
in blaugrünem Leder (Abb. 10). Bei letzterem hat 
der Künstler indessen noch zur Erhöhung der 
Wirkung in den Blattwinkeln hellrotes I,eder auf- 
gelegt. 

Reizend ist auch der Entwurf des Einbandes 
zu Fontanes Gedichten. Könnte etwas besser den 
Inhalt de% Buches andeuten als dieser Korb mit den 
prächtigen Rosen auf Rücken und Vorderdeckel? 
Das I^eder ist violett Ecrase, die Rosen sind gelb, 
die Blätter grün aufgelegt, die Kontur ist in 
Blinddruck, alles übrige in Gold ausgeführt 

Zu Charles Baudelaire , Les fleurs du mal, lie- 
ferte Kersten einen Ganzlederband in braun mit 
zweifarbiger, goldkonturierter Lederauflage (gelb 
und olivengrün) auf Vorderdeckel und Rücken. 
Der Rückendeckel sowie die inneren Ränder zeigen 
Blütenmotive in Handvergoldung (Abb. 5). 

Sehr fein ist auch die Zeichnung des Einbandes 
zu Dantes Divina comedia, wie überhaupt die ganze 
Art dieses Bandes bemerkenswert ist. Die oberen 
und unteren breiten Streifen sind braunes Ecrase, 
der breite Mittelteil dagegen besteht aus Pergament. 
Die Verzierung ist durchweg Hand Vergoldung 
(Abb. 3)- 

Schließlich wollen wir noch eine Adrefimappe 
zur Silberhochzeit des Deutschen Kaiserpaares vor- 
führen, ebenfalls Kerstensche Arbeit, zu der korn- 
blumenblauer Saffian verwandt wurde. Die De- 
koration ist in Gold und Aluminium ausgeführt 
und macht mit den Blattornamenten einen sehr 
vornehmen Eindruck (Abb. n). 

Wir sind Uberzeugt, daß diese neuen Proben 
Kerstenscher Buchbindekunst einen Beweis dafür 
geben, daß unsre deutschen Buchbinder durchaus 
auf der Höhe ihrer Aufgaben stehen und ruhig 
mit den Ausländern in Wettbewerb treten können. 
Im vorliegenden Falle trifft dies unter allen Um- 
ständen zu, und wenn man die Anerkennungen ge- 
lesen hat, die Kersten zahlreich aus dem In- und 
Auslande geworden sind, so darf man wohl sagen, 
daß er sowohl wie alle diejenigen, die in gleicher 
Richtung schaffen, auf dem rechten Wege zur 
Begründung einer echt deutschen Buchbindekunst 
sind, die fremder Einflüsse nicht bedarf. 




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I 




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Chronik. 



Der neue Antibarbarus. 

Die durch Herausgabe und Redaktion der be- 
deutendsten rein typographischen skandinavischen 
Monatsschrift ,. Kordisk Boktryckarckonst" um die 
Forderung graphischer Kunst verdiente Druckerei der 
Gebrüder Lagerström in Stockholm hat eine Bibliophilen- 
Ausgabe de* in schwedischer Sprache hier zum ersten- 
mal veröffentlichten „Antibarbarus' von August Strind 
berg veranstaltet. Wie ein anderer großer schwedischer 
Dichter des XIX. Jahrhunderts, Almquist, so hat auch 
Strindbcrg sich ernsthaft mit der Goldmacherei be- 
schäftigt. Er glaubt, im Widerspruch zu der modernen 
Wissenschaft, an die Lösung des Problems der Metall- 
verwandlung, hält die Naturelemente für zusammen- 
gesetzt und ineinander ubergehend und sucht hier auf 
Grund zahlreicher Versuche „die monistische Theorie 
über die Allheit und Einheit der Natur, wie sie von 
Darwin und Häckcl auf die übrigen Naturwissenschaften 
angewandt ist", auch für die chemischen Vorgänge zu 
bew eisen. Es ist die berichtigte und vermehrte Ausgabe 
des schon 1893 deutsch erschienenen Buches. 

Die Ausstattung des 58 Seiten starken Quartbandes 
ist eine für eine wissenschaftliche Abhandlung der Neu- 
zeit selten prächtige. Der Buchschmuck Arthur 
Sjögrens besteht aus breiten Ornamentstücken mit 
einer Unzahl unentwirrbarer Knoten, Schlingen und 
Bändern, die zum Teil in Drachenköpfe endigen, eine 
Verzierungsart, wie sie, freilich viel schlichter, bei den 
Rahmenstrichen auf altnordischen Runensteinen häufig 
vorkommt Geschlossene Komposition und Harmonie 
fehlen dieser Dekoration, in der übrigens auch das vor- 
christliche Hakenkreuz, gleichfalls nach dem Vorbild 
der Runensteine, häufig Verwendung findet; sie spiegelt 
jedoch vortrefflich den Seelcnzustand des ruhelosen 
Verfassers wieder, der diese magischen „Runen zu raten", 
der aus dem Labyrinth der Irrwege zur Wahrheit zu 
gelangen bestrebt ist; der, wie er an einer Stelle selbst 
sagt, tief drinnen im Berge, im Finstern tappend, nicht 
umkehren kann, denn kein Ariadnefaden leitet ihn 
zurück. Auch diesen mutigen, aber hoffnungslosen 
Kampf des Zweifels hat der Buchkünstlcr treffend 
symbolisiert in dem Motiv des Drachentöters, der sein 
Schwert der vielköpfigen Hydra bald in den Leib, bald in 
den Rachen stößt, während sie ihn immer von neuem 
umstrickt und umzungelt Nur ist das Ganze lediglich 
stilisiert, mit geschickter Benutzung von Rotdruck z. B. 
für das blutige Schwert und des Ungeheuers Augen. 
Schön ist der dem Haupttitel gegenüberstehende Holz- 
schnitt eines Alchymisten (dessen Kopf Strindbergs 
Portrat darstellt) in seinem mittelalterlichen Labora- 
torium. Seine Umrahmung mit den genannten Orna- 
menten vorgeschichtlichen Stils läßt sich wohl ver- 



teidigen, da das Buch ja nicht, wie ein Werk der 
schönen Literatur, die subjektive Auffassung von einer 
bestimmten Zeit oder Stimmung geben, sondern 
objektiv die ewigen Gesetze der Natur feststellen 
will. In scharfem Mißverhältnis zu der Mediäval- 
Anliqua, mit der der Text zweispaltig gedruckt ist, 
stehen aber die gotischen Initialen. An sich sind diese 
allerdings von bester Wirkung, namentlich die großen, 
innen rot ausgefüllten, mit ihrem reichen Band- und 
Schlingornament als Rahmen. Gesucht originell und 
wenig glücklich ist die Anbringung der Anmerkungen: 
nicht als Fußnoten, sondern, als wären es Illustrationen 
oder doch Leitsätze, mitten in die beiden Textspalten 
eingeschoben, treten sie auf, während statt eines Sterns 
eine rote, bei etwa vorhandener zweiter Anmerkung 
eine schwarze Hand im Text auf sie verweist, ganz 
widersinnig, denn der Zeigefinger gibt dem Suchenden 
hier keineswegs die Richtung an. Ebensowenig scheint 
uns die Hervorhebung jedes neuen Absatzes mit einem 
ganz wie eine Parantheseklammer aussehenden, roten 
Zeichen am Platze. 

Das starke, weiße Büttenpapier mit besonderem 
Wasserzeichen lieferte die Grycksbo Papierfabrik. Die 
Auflage beträgt nur 299 numerierte Exemplare 
a .30 Kr. Der Einband, schwer und stark, ist aus Ganz- 
ledcr in der Königl. Hofbuchbinderei Gustav Hedberg 
in Stockholm hergestellt, in Blinddruck* Pressung reich 
dekoriert — auf Vorder- und Hinterdecke gleich — 
mit Bandornament, Punktzeichnung und Mustern aus 
Ilakenkreuzen in einem Doppelrahmen, von dem faden- 
andeutende Linien zu den fünf echten Bünden des 
Ruckens laufen. Die Kanten sind, in der Mitte ab- 
geschrägt, dünner. Der Papierrand ist nur am Kopf 
beschnitten und mit Roischnitt verschen. Das Vorsatz, 
von gleicher Sorte wie das Druckpapier, trägt ein hell- 
braunes Schuppenmuster. G. Bargum. 



Ein Jahrhundert deutscher Kunst. 

Ein Jahrhundert deutscher Kunst. Herausgegeben 
vom Vorstand der deutschen Jahrhundertausstellung. 
Band I. Auswahl der hervorragendsten Bilder mit 
einleitendem Text von Hugo von Tschudi. München. 
Verlagsanstalt F. Bruckmann A. C. 1906. Preis M. 20. 

Eine Durchsicht dieses für absehbare Zeit für die 
Kenntnis der deutschen Kunst im XIX. Jahrhundert 
maßgebenden Werkes, auf das man immer wieder wird 
zurückkommen müssen, bestätigt von neuem, was diese 
epochemachende Ausstellung uns an dauernder Be 
reicherung brachte. 



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254 Chronik. 



Es gibt noch Überraschungen. Kreilich muß man 
unbefangen und offenen Sinnes suchen und aufnehmen, 
darf sich nicht verstricken lassen in Theorie und Schule. 
Wer hatte gedacht, daß die deutsche Kunstgeschichte, 
die jeder zu kennen meinte, so — unbekannt ist? Hatte 
man es für möglich gehalten, daß so vieles in neuem 
Sinne sich darbieten würde? Das Durchblättern dieses 
Werkes — ein Band mit gegen 400 Abbildungen — ist 
eine ununterbrochene Folge von Genüssen, frischer und 
unmittelbarer als manche Publikation moderner Werke. 
Man sieht das Alte, Vergangene in neuem Lichte, und 
allerlei Gedanken über Kunst und Kunstschaffen wer- 
den in dem Betrachter geweckt 

Noch einmal ziehen alle diese Werke vorbei; nicht 
die „hohe" Kunst, die sonst immer in den Vordergrund 
geruckt wurde, die historischen, allegorischen Schin- 
ken unglaublichen Formats. Vielmehr sind es die un- 
scheinbaren, schlichten Werke ehrlichen Kunststrebens, 
die hier zur Sprache kommen. Die moderne Entwick- 
lung lehrt uns, sie liebevoller zu betrachten und das 
Technische in ihnen schätzen zu lernen, was man früher 
wenig beachtete und gem übersah. Hier sind die An- 
fange der modernen Kunst gegeben, der einfach rea- 
listischen Malerei unseres Jahrhunderts. 

In dieser Hinsicht ist das Werk ein Dokument; 
für den Laien, wie auch für das Gros der Kunst- 
historiker ein zuverlässiger Ausgangspunkt; für den Ge- 
nießenden eine Quelle der Erfrischung. Es tritt in 
diesen Blättern nicht so sehr das KeformatorischNeue 
zutage, wie die Ausstellung selbst wirkte. Der elemen- 
tare Eindruck ist zur Ruhe abgeklärt. 

Als Kunstzentren heben sich danach heraus die 
Städte Hamburg, Wien, München, Berlin, Dresden. 
Größere Bezirke abgeschlossenen Charakters wie die 
Rheingegend, das westliche Deutschland, sowie Mittel- 
deutschland schließen sich an. Am Anfang stehen die 
Klassizisten und die Nazarcner; am Schluß die Meister, 
deren Wirken noch in frischer Erinnerung ist, unter 
denen Feuerbach, Marees, Bücklin, Leibi hervorragen. 
Zu diesem reichen ßildermaterial hat Herr von Tschudi 
einen klaren und kenntnisreichen einleitenden Text ge- 
schrieben, der in scharfen Grundzügen die Charaktere 
markant zeichnet. 

Das Werk ist auch buchtechnisch eine schöne 
Leistung. Die Abbildungen sind vorzüglich gekommen. 
Den Umschlag entwarf Behrens; es ist derselbe, der 
den Katalog schmückte. In Anbetracht dieser allseitig 
bemerkbaren Sorgfalt ist der Preis ein auffallend bil- 
liger. Wohl selten wird man dafür eine so erlesene 
Auswahl in solcher Reichhaltigkeit erhalten. So schließt 
sich das Werk dem Unternehmen der Jahrhundert- 
ausstellung würdig an, und der Kunstfreund braucht 
nicht zu sehr zu bedauern, daß die Ausstellung nun für 
immer vorbei ist. An der Hand dieses Materials wird 
er sich jederzeit Erinnerungen zurückrufen können. 
Die Kunstgeschichte wird aber aus dieser Publikation 
dauernd Nutzen ziehen, ohne die ein Studium der Kunst 
dieses Jahrhunderts unmöglich sein wird. Aber auch 
der Kunstfreund, den nur das Kunstleben der unmittel- 
baren Gegenwart interessiert, wird nicht umhin können, 
sich hier immer wieder zu orientieren, da hier die Auf- 



schlüsse gegeben werden, die in dem Wirrsal der 
modernen Kunst das Verständnis erleichtern. 

Ernst Schur. 



Weltgeschichte. 

Von Helmolts Weltgeschichte (Leipzig, Bibliogra- 
phisches Institut) erschien der fünfte Band: Südost- 
euro/vt und Osteuropa. Gerade dieses Feld ist bisher 
von der deutschen Wissenschaft arg vernachlässigt 
worden, und die Helmoltsche Weltgeschichte darf es 
sich als Verdienst anrechnen, zum ersten Male eine 
universalhistorisch angefaßte und durchgeführte, doch 
aber in sich geschlossene Entwicklungs- und Kultur- 
geschichte jenes ausgedehnten Gebietes vorzulegen. 
Den Inhalt des 630 Seiten umfassenden Lexikonbandes 
bilden sieben Abschnitte. Der erste, von Professor 
Rudolf von St ala bearbeitete, schildert im Anschluß an 
das 5. Kapitel des IV. Bandes den Hellenismus und 
die Wcltstellung des Griechentums. Der zweite ist der 
Europäischen Türkei (mit Armenien) gewidmet; Pro- 
fessor Heinrich Zimmerer gibt in ihm einen charakte- 
ristischen Überblick über die Schicksale der Osmanen 
in Europa, die seit Zinkeisen keinen ausdauernden 
Bearbeiter gefunden haben. Daran schließt sich das 
Kapitel „Albanien", das der Gesamtherausgeber nach 
Professor Karl Paulis Tode in dessen (leiste über- 
arbeitet und ergänzt hat Dr. Herth. Brethols fiel der 
vierte Abschnitt: Böhmen, Mahren und Schlesien bis 
zum Jahre 1526, ihrer Vereinigung mit Österreich, zu. 
Eine berufene Feder gibt die lange Leidensgeschichte 
des slovenischen und serbokroatischen Stammes im 
fünften Kapitel wieder: einer der besten Kenner des 
südlichen Sklaventums, Professor Wlad. Alilkowics. 
Den Abschnitt der „Donauvölker" hatte ursprunglich 
Dr. //. von Wlislocki zur Bearbeitung erhalten; nach 
seiner Erkrankung sprang Professor Heimelt für ihn 
ein und führte das Kapitel unter Berücksichtigung der 
neuesten Forschung zu Ende. Die reiche Entwicklung 
des eigentlichen Osteuropa bildet den Abschluß des 
Bandes. Professor Milkowicz hat sich nicht darauf 
beschränkt, die vorhandenen Einzelsteine zu einem 
Gesamtmosaik zusammenzutragen, sondern bietet in 
den Einzelheiten auch vielerlei neues, besonders in den 
Berührungen der politischen und kulturellen Strömungen 
Rußlands und Polens mit dem Westen. Die Illustrie- 
rung des Bandes beschränkt sich wieder auf Einschalt- 
blattcr. Von den (ausgezeichnet ausgeführten) Farben- 
tafeln stellt die erste den sogenannten Alexandersarko- 
phag aus dem Museum in Konstantinopel dar, die 
übrigen sind Reproduktionen von Abbildungen aus be- 
rühmten Manuskripten, wie auch die meisten Schwarz- 
bilder. Außerdem sind tünf Karten beigegeben. — 

Auch von Theodor Lindners Weltgeschichte seii der 
Volkerwanderung (.Stuttgart. J. G. Cottasche Buchhand- 
lung Nachfolger) ist ein neuer Band erschienen: der 
vierte. Der Verfasser bleibt seinem universalhisto- 
rischen gesclüchtsphilosopliischen Standpunkt treu, und 
die Verbindung geschichtlicher und naturwissenschaft- 
licher Auffassung sichert auch diesem Bande ein 



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L 

J. B. Aliiagcr. 



II. 

A. B In tu iu er. 



n 

}. TOB UoiO. 




\ 



X. 

J. C Jacobi. 



XI. 

G. von La e n 



XII. 

C Maatalier. 





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Chronik« 



255 



erhöhtes Interesse. Er schildert die rasche Blüte und 
den ebenso raschen Verfall des Orients und das Auf- 
steigen Europas und schließt mit der Reformation, als 
dem Ergebnis der Wandlungen, die das wirtschaftliche 
und geistige Leben Mitteleuropas zu durchlaufen hatte. 
Von besonderem Reiz ist hier das Lutherund Melanch- 
thon und ihren Einflüssen auf die Zeitgenossen gewid- 
mete Kapitel. Der Anhang bringt den Beginn der 
Entdeckungsrcisen, die durch fördernde Umstände auf 
allen Gebieten des Lebens vorbereitet wurden. Die 
Literaturangaben des Bandes (zu jedem Abschnitte) 
umfassen 14 Seiten; das Personen- und Ortsverzeichnis 
ist wieder mit großer Sorgfalt gearbeitet W. 



Verschiedenes. 

Ammannsche Familiengeschichte. Eine wahre 
Freude für uns Bibliophilen ist die Familiengeschichte 
der Ammann von Zürich, die, was historischen wie 
künstlerischen Inhalt anbelangt, wohl mit die beste 
Hausgeschichte ist, die existiert. Diese Geschichte der 
Familie Ammann von Zürich ist ein Großfolioband 
von 415 Seiten nebst einer Mappe mit Kunstbeilagen 
und Stammtafeln; gedruckt bei Fritz Amberger-Zürich, 
Lichtdrucktafeln vom polygraphischen Institut Zürich 
und Kunstbeilagen von diesem wie von F. Bruckmann- 
München; Einband von Lüderitz und Bauer Berlin. 

Die Anregung zu dem prachtigen Werke stammt 
von dem verstorbenen Züricher Archivgehilfen G. Re- 
gin aus Landsberg a. d. Warthe; Beiträge hierzu lie- 
ferten Dr. Tb. von Liebenau und Pfarrer Waldburger- 
Zürich, besonders aber der Herausgeber, Herr August 
F. Ammann auf der Seeburg bei Kreuzlingen am 
Bodensee, im Kanton Thurgau der Schweiz und zu 
Hamburg. Er scheute weder Kosten noch Mühen, um 
dieses historisch wie kunst- und kulturgeschichtlich 
hochstehende Werk zu schaffen, das aus den geringsten 
Anfangen heraus infolge genausten Quellenstudiums 
und reichhaltigen Materials zu bedeutender Leistung 
emporwuchs. Das stattliche Forschungsergebnis ge- 
reicht, wie es ist, nicht nur dem unermüdlichen Heraus- 
geber und semer Familie zur Ehre, sondern ist auch 
eine neue Geschichtsquelle für die schweizer Heimat- 
kunde und deren Kunst. Im Hauptbande finden sich 
52 Ansichten von Städten, Orten, Kirchen und Häusern, 
5 von Burgen und Ruinen, 4 von Kreuzgängen, — 
einzelne dieser Bilder von hoher Stimmung. 57 Por- 
träts von Ammannschen Familienmitgliedern oder 
schweizer und anderen Berühmtheiten, Faksimiles von 
Urkunden, Briefen, Autographen, Münzen und Me- 
daillen, Wappen, Siegel, Bibliothekzeichen ^5) usw., 
in der Anhangmappe 47 Tafeln mit einem Stadtpro- 
spekt, Urkunden- und Brief-Faksimiles, 22 Siegclabbil- 
düngen, Wappenscheiben und Wappen. Für uns 
Deutsche besonders interessant ist, daß ein berühmter 
Nürnberger Angehöriger dieser Familie, Jost Ammann, 
der Maler, Radierer und Formschneider des XVI. Jahr- 
hundens, in diesem Werke eingehende Würdigung ge- 
funden hat; 32 Seiten mit zahlreichen Nachrichten 



über ihn sind ihm gewidmet, dazu im Hauptband 43 
Reproduktionen seiner Holzschnitte und Kupferstiche 
und in der Bcglcitmappe noch 15 Tafeln mit Wieder- 
gaben seiner Federzeichnungen, Scheibenrisse, Holz- 
schnitte, Radierungen, 

Die einzelnen Aufsäue behandeln die Gesamt- 
geschichtc der Familie Ammann von den ersten nach- 
weisbaren Züricher Bürgern dieses Namens vom XIV. 
und XV. Jahrhundert an, die verschiedenen Linien 
bis zur Jetztzeit, den Wappenbrief Kaiser Maximilians I. 
von 1487, die vielen Geistlichen des Namens, einen 
Bericht des hessischen Stabsarztes Hans Kaspar Am- 
mann über den Feldzug nach Moskau u. a. 

Druck, Papier und Einbände sind tadellos; die 
Zeichnung zu letzteren, gotische Ranken und Wappen, 
lieferte Professor Ad. M. Hildebrandt • Berlin ebenso 
korrekt wie gefällig in gewohnter Meisterschaft. 

Das Werk ist in 300 Exemplaren gedruckt und mit 
laufenden Nummern versehen worden und kommt nicht 
in den Buchhandel; die numerierten Exemplare 
wurden an Verwandte, Geschlechtsgenassen, Freunde, 
verschiedene öffentliche Institute (Archive, Biblio- 
theken), sowie an Personen, die sich besonders für 
genealogische Werke interessieren, verteilt. 

A'. F. Graf su JMningen - Westerburg. 



Der Hamburger Gutenberg- Verlag Dr. Ernst 
Schullze hat das Walthari IJed mit dem Armen 
Heinrich und den Liedern der alten Edda in den Über- 
setzungen der Briider Grimm neu drucken lassen. Den 
Buchschmuck lieferte Ernst /Jedermann, der wohl 
auch das typographische Arrangement überwacht hat. 
Es ist ein stattlicher Band, in dem die prachtvollen 
Grimmschen Übertragungen vereinigt sind. Die schöne 
Type steht auf gelblich getöntem Papier in einer Seiten 
umrahmungaus lichtem Braun. Drei größere stimmungs- 
volle Illustrationen heben die Einzeltitel hervor; Vig- 
netten in kräftigen Linien bilden die Abschlüsse der 
Lieder. Man nimmt das Buch gem in die Hand. 
Leider ist das Exemplar des Referenten durch einen 
Stempelaufdruck auf dem Schutztitel arg verunstaltet; 
dort steht nämlich in blauer Schrift: „Rezensions- 
exemplar. 2 Belege erbeten." Da dieselbe Bitte in 
dem Anschreiben ausgesprochen wird, so liegt umso- 
weniger Grund dafür vor, das Buch selbst zu verhunzen. 
Es ist eine Rücksichtslosigkeit gegen den Besprecher. 



Von der handlichen und praktischen Großhersog 
Wilhelm Ernst-Ausgabe des Leipziger Insel-Verlags 
wurden vor kurzem verausgabt ; Körners Ii 'erke ( M -3.5°) 
geordnet von Werner Deeljen, und Schopenhauers 
Sämtliche Werk* Band 1/3 „Die Welt als Wille und 
Vorstellung" (M. 9), herausgegeben von Eduard Grise- 
baek, mit den Zusätzen aus Schopenhauers Hand- 
exemplar. Über die Vorzüge der Ausgabe haben wir 
uns bereits ausgesprochen; manche kleine Fehler in 
der Ausstattung der früheren Bände sind inzwischen 
verbessert worden. — m. 



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2 5 6 



Chronik. 



Das deutsche Christuslied des neunzehnten Jahr- 
hunderts. Von Friedrich l\'if>pold. Leipzig, Verla« 
von Ernst Wunderlich, 1903. VIII und 389 S. 

Die dichterische oder überhaupt künstlerische Ver- 
klarung des Christusbildes ist gerade in unserer von 
den heftigsten religiösen Gegensätzen bewegten Zeit 
von ungemeiner Bedeutung, da hierdurch ein neutraler 
Boden geschaffen wird, auf dem sich die kirchluh 
Gläubigen mit denen begegnen können, die mit der 
kirchlichen Tradition gebrochen haben und die sittliche 
Hoheit Christi nur rein menschlich auf sich wirken 
lassen wollen. 0 berhaupt ist die liefinnerste Verwandt- 
srhaft der religiösen Vorstellungen mit den künst- 
lerischen — mögen diese ihren Ausdruck in der Poesie, 
der bildenden Kunst, der Architektur oder der Musik 
finden — ein Moment, das in der religiösen Diskussion 
unserer Tage noch gar nicht mit dem nötigen Nach- 
druck betont worden ist. Und doch liegt es auf der 
Hand, daß durch die Entrütkung der religiösen Vor- 
stellungen aus der Sphäre des immanenten Denkens 
in die transzendente Sphäre, aus der sie ja stammen, 
die Kategorien Wahrheit und Nichtwahrheit ebenso- 
wenig anwendbar auf sie werden, wie auf den Zeus des 
Phidias oder die Sixtinische Madonna, und daß somit 
aller Streit über die Wahrheit oder Nichtwahrheit der 
religiösen Vorstellungen mit einem Schlage verstummen 
müßte, ohne daß diesen letzteren dadurch auch nur das 
geringste von ihrer Erhabenheit geraubt würde. Im 
Gegenteil würde dadurch der Begriff der „doppelten 
Wahrheit", der im Zeitalter der Renaissance eine so 
gewichtige Rolle spielte, von einem höheren Stand- 
punkte aus gerechtfertigt werden. 

Ein wichtiger Beitrag zur Lösung dieser Grund- 
frage der Keligionsphilosophie ist nun das vorliegende 
Buch des bekannten Theologen insofern, als es ein un- 
gemein reiches und schwer zugängliches Material er- 
schließt und dieses im Zusammenhang mit den religiösen 
und kirchlichen Richtungen, die in den verschiedenen 
Klassen von Christusliedem zu Worte kommen, be- 
handelt. So erweitert sich die Monographie über das 
Christuslied zu einer gehaltvollen, umfassenden Studie 
über die Wandlungen, die der religiöse Gedanke, so- 
weit er sich auf Christus bezieht, in Deutschland durch- 
gemacht hat und schließt sich würdig den übrigen be- 
deutungsvollen Publikationen des Verfassers an. 

Paul Seliger. 

Zu der ausgezeichneten Reuter-Ausgabe des Biblio- 
graphischen Instituts ist eine neue wohlfeile getreten, 
die Professor Dr. Karl Theodor Gaederts bei Philipp 
Reclam jun. in Leipzig erscheinen ließ (12 Bande in 
4 Ganzleinenbanden, 6 M.). Gaedertz ist ein vortreff- 
licher Reuterkenner; er hat sich nicht an das Über- 
kommene gehalten, sondern bietet infolge seiner gründ- 



lichen Nachprüfung und Vcrgleichung der Drucke und 
Manuskripte einen absolut zuverlässigen Wortlaut des 
Textes. Aufgenommen sind u. a. auch die Schöpfungen 
aus der Jugendzeit Reuten, die ,.1'olterabendgedichte" 
und „Lustspiele"; femer die Humoresken aus dem 
„Untcrhaltungsblatt für beide Mecklenburg und Pom 
inern" und die Gclegenheitspoesien vorwiegend vater- 
landischer Tendenz. Die IliogTaphie ist eine fesselnde, 
liebe- und verständnisvolle Darstellung des Dichter- 
lebens. Zahlreiche Illustrationen und eine Notcnbeilage 
schmucken die Ausgabe, die trotz ihrer Billigkeit sich 
auch äußerlich recht stattlich präsentiert & 



Von Emst Schur gingen uns zwei Neuigkeiten zu. 
Zunächst ein Band Dichtungen „Die steinerne Stade 
(im eigenen Verlage; M. 3). Die „steinerne Stadt" ist 
Berlin, im weiteren Sinne jede Großstadt, jener „neue 
Typus des Gemeinwesens, den wir selbst mit unserer 
Gegenwartsarbeit ausgestalten". Die sogenannte Groß- 
stadtpoesie ist modern geworden, so modern, daß man 
ihrer leicht überdrüssig werden kann. Aber mit den 
Tausenden wandelt Schur nicht; er geht auch hier 
seine eigenen Wege. Seine Sprache ist von großer 
Kraft und Schönheit, von eigentümlich plastischer An- 
schaulichkeit, und aus diesen stolzen Versen spricht 
ein weiches Künstlcrherz voll umfassender Menschen 
liebe. — Auch der zweite Band erschien im Selbstver- 
lage (M. 3): Betrachtungen über die deutsche Kunst 
und Kultur der Gegenwart. Erster Teil. Der Fall 
Meier-Grä/e. Eine energische Abwehr des bekannten 
Böcklinbuches Meier Gräfes mit allem, was darum und 
daran hängt. Auch wer den klugen und geistreichen 
Kunstästhetiker schätzen gelernt hat, wird sich in der 
Beurteilung Hocklins nicht auf seine Seite stellen können. 
Schur ist ein scharfer Gegner, und man muß ehrlich 
sein: seine Schläge sitzen. Zuweilen boxt er auch, aber 
es schadet nicht; jedenfalls bleibt er immer amüsant — 
amüsanter als Meier Gräfe seihst und auch als Lieber 
mann in seinem Streit mit Thode war. — m. 



Etwas umständlich nennt Carl Alfr. Kellermann 
einen hübschen Beitrag zur Freiligrath-Literatur: 
„liraut und Ehejahre einer Weimaranerin aus Ilm- 
Athens klassischen Tagen" (Weimar, A. Huschke 
Nachf.; M. i, »X Das Büchelchen entwirft ein lebens- 
volles Bild der weimarischen Profcssorcntochtcr Ida 
Melos, die später Freiligraths Gattin wurde, und teilt 
dabei mannigfache Briefschaften aus des Dichters Nach- 
laß mit, die einen Einblick in sein warmes liebevolles 
Menschenherz gestatten. — g. 



Xachärvck verfoten. — Alle Heckte vsrbthüUen, 
Für die Redaktion verantwortlich: Fcdor von Zoheltilz in Berlin W. 15. 
Alle Sendungen redaktioneller N«ntr an denen Adrette erbeten. 

Gedruckt von W. Urufulin in Letpiig Tut Velhagcn * Klating in B.rMeld und Le.pr.f auf Papier det Nauen Papier-Manufaktur 

in Suatburf i. E. 



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Cs,\ < aloa « rLC^v « 9;«yv< fge^s « o,c.\ • "vcvC « o*ör< v« rfcvC« oTcöT« sTevV« «svv« 9:c^\'< o 



eftfcbrift für Bücherfreunde * t * 

«t***«C***«t«l * Organ der e<f«llf*aft der Bibliophilen, 

BEIBLATT 

X. Jahrgang. Erstes Heft. 

April 1906. 

Abonntmtntstrris für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl. ö. W., 45 Fr., 36 «h-. ai.6o Rb.), fQr das Quartal (drei Hefte) 9 M. 

Anzeigen 

7i Seite 60 Mark. Seite 15 Mark. 

*/• Seite 30 Mark. «/« Seite 8 Mark. 

Kleine Anzeigen (Desiderata und Angebote): die gespaltene Petit -Zeile 50 Pf. (für Mitglieder der Gesellschaft 

der Bibliophilen and Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.). 
Beilage-Gehuhr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jeden Heftes am 10. des vorhergehenden Monats. 



14 Manuaknple. Bücher. Kataloge etc. gefl. zu richten an deo Herausgeber.- FtJar tvh ZaAtltHt, Btrli* HT. /$. 
Unlands«, j.j (Sommert Spiegclbcrg bei Topper, Rgbi. FranUurt a. OX 
AnuigfH aa die Vcrlagthandlung ftUac™ & Klatimg. Abteilung für Inierate. Ltiftig, Hotpitalatr. 17. 



Gesellschaft der Bibliophilen. 

Am 32. März dieses Jahres verschied plötzlich am Herzschlag unser Ehrenmitglied, der Kaiser- 
lich deutsche Konsul a. D. Dr. jur. Eduard Grisebach. Der schafTensfrohe Poet, der kenntnisreiche 
Gelehrte, der begeisterte Bibliophile ist gewissermaßen vom Arbeitstische fort aus dieser Welt ge- 
rufen worden. 

Uns stand er besonders nahe. Er war einer der ersten, denen die moderne Buchausstattung 
Anregungen verdankt, auf denen weitergebaut werden konnte; er hat der deutschen Bibliophilie neue 
Wege gewiesen, die aus der Enge einseitiger Sammlerpassion hinausführen auf das freie Feld der 
Wissenschaft: er war immer ein echter Bibliophile, der mit der Freude am Besitz seiner Blicherschätze 
auch den gründlichen Ernst des Forschers verband. 

Wir werden sein Andenken in Ehren halten. 



Wie unsern geehrten Mitgliedern bereits bekannt ist, hatte der Vorstand für das Jahr 1906 
die Publikation der Hamburger Prachthandschrift des Nürnbergischen Schönbartbuchs ins Auge gefaßt 
Bei den Versuchen ftir die Wiedergabe der Tafeln stellte es sich nun heraus, dal), um eine vollkommen 
getreue Reproduktion zu erzielen, nur das sehr kostspielige Verfahren in Lithographie mit Handkolorit 
genügte und daß infolgedessen ein weit höherer Betrag aufzuwenden ist als für die ursprünglich in 
Aussicht genommenen mechanischen Verfahren. 

Dieser Betrag übersteigt die verfügbaren Mittel der Gesellschaft wesentlich. Damit nun die 
ungewöhnlich schöne Publikation unsern Mitgliedern nicht entgehe, haben wir beschlossen, sie ihnen 
auf Subskription anzubieten und zwar zum Preise von xwantig Mark für jedes Exemplar, wobei Sub- 
skription mehrerer Exemplare durch dasselbe Mitglied nicht ausgeschlossen sein soll. 

Zur Sache bemerken wir, daß die Handschrift 362 Seiten in Folio umfaßt, mit 97 farbigen Tafeln 
zum Teil doppelten Formats. Der Text der Handschrift enthält in der Hauptsache die Entstehungs- 
geschichte und Beschreibung der Nürnberger Schönbartlaufen, jener merkwürdigen kostümierten Fastnachts- 
aufzüge der Handwerker, die im XV. und XVL Jahrhundert alljährlich in Nürnberg stattfanden. Die Be- 
ziehungen zur Geschichte des deutschen Dramas, die höchst interessanten phantastischen Trachten 
und Requisite, auf den Tafeln mit Meisterschaft wiedergegeben, und die zahlreichen Personalnotizen 
verleihen der Handschrift eine hervorragende künstlerische, literarhistorische und kulturgeschichtliche 
Bedeutung. Die Herausgabe wird Herr Professor Dr. Karl Drescher in Bonn Ubernehmen, dessen 
anerkannte Stellung als wissenschaftliche Autorität auf dem Gebiet der Nürnberger Geistesgeschichte 
eine besondere Garantie für die Publikation gewährt, die selbstverständlich ausschließlich für unsere 
geehrten Mitglieder bestimmt ist 

Wir freuen uns, den Mitgliedern mit dieser Gabe etwas besonders Schönes und Wertvolles 
darzubieten, und zwar für einen Betrag, der schwerlich ein Viertel des normalen Preises einer gleichen 
Publikation im Buchhandel erreichen dürfte. Ein Prospekt mit Probetafel und angefügtem ! 
formular wird demnächst versandt werden. 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt l. — I — 1 



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Beiblatt. 



(CaMllKaUkR der Bibliophil«» -Rundfragen — Rundtcbau der Piene ) 

Als Emu (Ür das Schönbartbuch hat der Vorstand beschlossen, die bisher ungedruckten 
Briefe von Johann Anton Leisewit* an seine Braut Sophie Seyler zum hundertsten Todestage des 
Dichters, herausgegeben vom Sudtarchivar Dr. Heinrich Afatk in Braunschweig, als zweite Jahres- 
Publikation für 1906 erscheinen zu lassen. 

Der Vorstand der Gesellschaft der Bibliophilen. 



Rundfragen. 

An dieser Stelle kommen die aus den Kreisen der CettUickaft der BiibopkUen und der Leser der Zeitschrift 
für Bücherfreunde eintreffenden Anfragen, towie die Antworten darauf nun Abdruck. Einsendungen für diese 
Rubrik an: Attkur L. JeUintk im Wien VII, Kirchtngatse JJ. 



Fragen. 

190. Wer ist der Verfasser des ca. 1850 in Berlin 
erschienenen erotischen Romans „Die Verschwörung 
in Berlin. Nachtliche Eroberungen in der preußischen 
Residenzstadt. Ein Freskogemaide als Seitenstück tu 
der Verschwörung in München von Bruckbräu. Von 
Carlo Dandini. Rom, gedruckt in diesem Jährt" und 
wo findet sich näheres über das Buch ? 

Ernst Schuh Besser, Leipzig. 



191. Wer ist der Verfasser von „Esau ben Naphtali". 
Apokryphische Ersählungen. Wien, Rosner 1879? 

Ernst Schuh-Besser, Leipzig. 

192. Welche Bibliothek besitzt Eipeldauer- Briefe. 
Wien. Jahrgang 17SS? 



Rundschau der Presse. 



Von Arthur L. Jellinek in Wien. 

Die nachfolgend« Oberlicht «ersucht, dt« in Tagelblatteru, Wochen- Bad Monatsschriften enthaltenen Aufsaue und Abhandlungen, 
aie rar di« Leser unserer Zeitschrift in Bettach« kommen, ia uuUitktr Anordnung iu eeneiebnen. Nor da« Wichtigere auf den Ver- 
öffentlichungen der leinen Monate kann berücksichtigt werden. Abaolute Vollständigkeit tu erTcichae, liegt für dea einjelnen Bearbeiter 
außerhalb du Bereiche! der Möglichkeit. Die Zeitschriften Bind nach Händen. Jahrgangen, Heften oder Seilen, je nach der leichteren Aul. 
Ii, siliert GleichmiDigkeit iat hierin nicht angestrebt. Zusendung von SepareUbdrücken im 
I (Wh» Vit. KircneDgasae je.) erbeten 



Papier. 

Briquet, C. M., Notions pratiques sur le papier. 

Le Bibliographe Moderne. 1905. IX, S. 5—36. 
Klemm, P., Die Papierfabrikation im Jahre 1905. 

Archiv J. Buchgewerbe. 1905. XLII, S. 460-463. 
Wehrmann, M., Einiges zur Geschichte der Papier- 
macherkunst. 

Monat sbl. Hrsg. v. d. Gest lisch, f. Pommer sc he 
Geschichte. 1903. XVII, S. 7«— 73, 85-87. 
Wiesner, I., Ein neuer Beitrag zur Geschichte des 
Papieres. 

Sihungsber. d. philosophisch histor. Klasse d. 
Kais. Akademie d. Wissenschaften in Wien. 1904. 
CXLVIII, 6. Abh. S. 1-26. 

Buchdruck, Buchhandel. 

Biberfeld, Der Preiskatalog des Buchhändlers. 

Börstnbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 48. 

Fiedler, M., Der Druck mit bunten Farben auf far- 
bigen Papieren. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1905. XLII, S. 145—148. 

Kellen, T., Aus der französischen Biichcrwelt. (I. Die 
Bourbonen als Bücherfreunde. 11. Die Bibliothek 
von Chantilly. III. Bibliographische Werke. IV. Eine 
Bibliothek über „Bibelots". V. Ein verschollenes 
Buch [Enkridion des 



raux litteVaires et politiques du philantrope vieux 
Ermitc de PhilomtMie d'Haurimonts, au bas de 
Montmartre, 1834). VI. Das letzte Lesekabinett in 
Paris. VII. Der Erfolg eines Lexikons [Petit La- 
rousse illustre']. VIII. Das teuerste Werk des mo- 
dernen Buchhandels. [Victor Hugo, Oeuvres. 43 
Quartbände mit 2500 Kupferstichen. Edition natio- 
nale Lyon, Bernoux, Cumin et Masson 4300 Frcs. 
Exemplar auf japanischem Papier 100000 Frcs.]) 

Börstnbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 44, 
45. 46. 

L uther, 1., Die Preise der Lutherdrucke im deutschen 
Antiquaria tsbuchhandel. 

Zentralbl.f. Bibliothekswesen. 1905. XXII, S. 349 
-37«. 

Bibliographie. 

Beck, C Über Bibliographie und bibliographische 
Hilfsmittel. Vortrag. 

Buchhändler Warfe. 1904. VIII, No. 13, 14. 
(24-. 3<- XII.) 

Giemen, O., Bibliographica zur Reformations 
geschiente. III. Ein Brief Peter Braubachs an Paul 
Eber. — IV. Andreas Epitimus — Hartmann Beyer. 

Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, 
S. 117-114. 
a — 



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Beiblatt. 



Dübi, H., Die Befreiung der Waldstätte im Lichte 
einer theologischen Mahnschrift der Reformations- 
zeit [in der Stadtbibliothek Bern]. 

Basier Zeitschrift f. Geschichte und Altertums 
künde. 1905. V, S. 193-104. 

[De Helvetiae origine, successu, incremento gloria, 
statu praescoti, quibus causis e statu felicissimo ad 
miserrimnm pervenerint, quibusque artibus cum Deo 
in Gratiam redire posaint Libri Tres, authore Ro- 
dolpho Gualthero, Tigurino. A. MDXXXVni.] 
Kleemeier, Fr. I., Verzeichnis der über Ihre Maje- 
stäten das deutsche Kaiserpaar im deutschen Buch- 
handel erschienenen Schriften. 

Bbrsenbl.f.d.deutschen Buchhandel. 1906.N0.36.37. 
List of bibliographies contained in United states, public 
documenis from June 1903 to May 1904. 

The Library Journal. 1905. XXX, S. 287-288. 

Bibliotheksmosen. 

Brinkmann, E., The muscum as an aid to librarics. 

Public Libraries. 1906. XI, S. 35—37. 
Ein neuer Bücherhaltcr [von Frantz]. 

Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, 
S. 124—126. 

Countryman, G., The Library as a Social Center. 

Public Libraries. 1906. XI, S. 5-7. 
Dewey, M., Library Pictures. 

Public Libraries. 1906. XI, S. 10—11. 
Gaillard, E. W . One Way to Popularize the Library. 

Public Libraries. 1906, XI, S. 12—14. 
Rowell, I. C, Hanson, I. C. M., Questions in cata- 
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The Library Journal. iooe. XXX, S. 278-279. 
Mi In er, A. V., Lewis and Clark Exhibit. 

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Moon, R. G, Books and libraries for the blind. 

The Library Journal. 1905. XXX, S. 269—274. 
Schwenke, P., Der sächliche Etat der Bibliotheken 
und die Kataloge. 

Zentralbl. J. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S. 101 
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Conrad, A B., Die Presse in China und Japan. 

Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 45. 
Fuld, Die Niederlande und der Urheberschutz. 

Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 44. 
Henckel. W., Preßfreiheit in Rußland. 

Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 301. 
Jacobi, H Die Bedeutung der Presse für die Kultur. 

Grensboten. 1905. LXIV, 4, S. 634—647. 
Kall meyer, H., Einiges über die deutschen Zeitungs- 
Verhältnisse. Der Zeitungs Verlag. 1905. No. 48. 
Kellen, T„ Das deutsche Zeitungswesen seit 1814. 
Bbrsenbl. J. d. deutschen Buchhandel. No. 12, 
«4. I S 

[über L. Salonion, Geschichte des deutschen Zeitungs- 
vresens, III. Band. 1906.] 
Klings, C, Vor 100 Jahren. 

Oberschlesien. 1905. III, S. 746—752. 
[Ober den Inhalt einer „Oberschietischen Monats- 
schrift". Herausgegeben von I. C. C. Lowe und Peuker. 
Verlag der Evangelischen Schulanstalt G rottkau. Juli 
1788 bis Juni 1789.] 
K obel, Der Entwurf eines Gesetzes betr. das Urheber- 
recht an Werken der bildenden Künste und die Pho- 
tographie. 

Juristisches Literaturblatt. 1906. XVIII, No. 1, 
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Prager, R. L., Zum „Recht am eigenen Bilde". 
Streiflichter auf den Entwurf eines Kunstschutz- 
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Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 302. 
Rippler, H., Die Tägliche Rundschau 1881-1906. 

Tägliche Rundschau. 1905. (3a XII.) Beilage. 
Thamm, K. Von der Einführung und Herstellung der 
„Tagespost". — K. Pröll, Presse und nationale Er 
zichung. — J. Riedl, Tagespost-Erinnerungen. — 
M. M. Rabenlechner, Zwei unveröffentlichte 
Gedichte Robert Hamerliags. - F. Weingartner, 
Grazer Jugenderinnerungen. — I. Stradner, Graz 
im Jahre 1856. - J. Gregori, Graz und Wien. — 



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Beiblatt. 



.Rundjchau der Presse.) 

Fr. I lwof, Erinnerungen aus den Jahren 1849— 1861. 
— A. Schlossar, Anastasius Grün in Gnu und die 
Tagespost. — E. Gnad, Erinnerungen an Rud. 
Baumbach. — R. Tyrolt, Meine ersten Schritte 
zum Theater. — R. Kukula, Erinnerungen an Hans 
Grasberger. — F. Goldhann, Vom Theater in Alt- 
Graz. — L. Bauer, Vom Burgtheater in Wien. — 
A Ive, Volkslied? — L Steiner-Wischenbart, 
Zeitungswesen auf dem Gebirge vor 50 Jahren. — 
V. Pogatschnigg, Heinrich Heine und das kärnt- 
nische Volkslied. 2. Das kärntnische Volkslied in 
französischem Gewände. — A Veitschberger, 
Journalismus in Amerika. — M. M. Rabenlechner, 
Roseggers Bücher. 

Tagespost (Grtu). 1906. LI. 1. I. (Festnummer.) 
Touaillon, Ol, Zur Psychologie des Familienblattes- 
[Die Gartenlaube ] 

Die Gegenwart. 1903- LXVI1I, No. 44- S. 278 
-283. 

—us, Die russische Presse in den Ostseeprovinzen 
(.816-1898). 

St. Petersburger Ztg. 1905. Montagsbl. No. 88. 
Walter, F., Französische Publizistik und Hofpoesie 
in Mannheim unter Karl Theodor. 

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1904. XXVII, S. II7—I59. 349—351- 
Fürst, R., Münchener Bühne und Literatur im XVIII. 
J ahrhundert. 

Vossische Ztg. 1905. No. 359 (3. VIII.) 
Gran i er, H Berliner Theaterkritik vom Sommer 
1806 und die Zensur. 

Vossische Ztg. Sonntagsbeil. 1906. No. 1. 
Grun, P., Wahlsprüche und Devisen. 

Heraldisch Genealog. Blätter. 1905. I, S. 165, 
181-183. 

Haggenmacher, O., Japanische Dichtung. 

Schweizerisch* Pädagog. Zeitschrift. 1905. XV, 
S. 230-240, 282—290. 
Helmling, Die literarische und künstlerische Tätig- 
keit im kgl. Stifte Emaus in Prag. 

Studien u. Mitteilungen a. d. Benediktiner und 
Zisterzienser-Orden. 1905. XXVI. No. 2. 
Hosius, K . Der Volkswitz der Römer. 

Die Grenzboten. 1906. LXV, 1,8.27—36,91-100. 
Hochdorf, M., Eine neue Geschichte der russischen 
Literatur. 

Die Gegenwart. 1905. LXVIII, No. 47. S. 328-329 
Klaar, K., Ein Bruchstück der Nibelungen-Klage [aus 
dem Kapuzinerkloster zu Klausen. Vers 1246— 1306 
n. Bartsch], 

Forschungen u. Mitteilungen z. Geschichte Tirols. 
1904. I. S. 302 — 304. 
Kralik, R. v„ Die moderne Literatur und das Christen- 
tum. Die Kultur. (Wien.) 1905. VI, S. 423-440. 



A. H„ Robinson und die Robinsonaden in unserer 
J ugen dliteratur. 

National-Ztg. 1906. (12. I.) Beilage. 
Kummer, K. F., P. Anselm Salzers Illustrierte deut- 
sehe Literaturgeschichte. 

Die Kultur. 1905. VI, S. 497—504, 
— , Die deutsche Literatur des XIX. Jahrhunderts auf 
unseren höheren Schulen. 

Zeitschr.f.d.österr.Gymn. 1906. LVII, S. 68-80. 
Oldenberg, H., Indische und klassische Philologie. 
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum, Geschichte 
u. deutsche Literatur. 1906. XVII, S. 1-9 
Schönbach, A. E., Was wir lesen. Blätter aus mei- 
nem Merkbuche. 

Die Kultur. {Wien) 1905. VI, S. 25—40 
Siefert, G., Wer war Siegfried? 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 32, 33. 
Steig, R., Aus norddeutschen Literaturkreisen der 
klassischen Zeh. 

Vossische Ztg. 1905. No. 341. (23, VII.) 
Voretzsch, K., Die Theorien über die Entstehung 
des altfranzösischen Epos. 

Die Kultur. 1905. VI, S. 372—376. 

Einzelne Schriftsteller. 

Arndt: Müller, K Die ersten Beziehungen zwischen 
E. M. Arndt und seinen Verlegern Reimer und 
Weber. 

Börsenhl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 47. 
Bilde: Beemelmans, W., Der Hexenprozeß gegen 
die Großmutter des Dichters Jakob Balde (17. Sep- 
tember 1613 in Ensisheim). 

Zeitschr.f. d. Gesch. des Oberrheins. 1905. LIX, 
S. 359-388. 

Beys: Stemplinger, E., Ch. de Beys (1610— 1659): 
Odes d'Horace en vers burlesques. 

Zeitschr. f. französische Sprache und Literatur. 
1904. XXVII, S. 266-277. 
Blumauer: Gugitz, G., Blumaueriana. Zu Alois 
Blumauers 150. Geburtstag (21. Dezember). 

Wiener Ztg. 1905. No. 288. (17. XII.) 
Byron: Wetz, W., Lady Caroline Lamb, Lord Byron 
und der neueste Roman der Mrs. Humphry Ward. 
[Die Heirat von Wilhelm Ashe.] 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 164—166. 
Delisle: Humbert/H., Delisle de la DreVebere, sein 
Leben und seine Werke. Ein Beitrag zur Geschichte 
des Nouveau Theatre Italien in Paris. 

Zeitschr. f. französische Sprache und Literatur. 
1904. XXVII, 1, S. 1-08. 
Engel: Kohfeldt, Familienbriefe Joh. Jak. Engels. 
Jahrbücher u. Jahresberichte d. Vereins f. mecklen- 
bürg;. Geschichte u. Altertumskunde. 1905. LXX, 
S. 235-244. 
Goethe : Biese, A, Das Dichtergemüt 

Die Grenzboten. 1906. LXV, t, S. 323—329, 377 
-384. 

[Über Goethes „Tasso".) 
— : Ettlinger, A., Goethe und das alte Testament 
Hamburger Correspondent. 1906. Literar. Bei- 
lage. No. 1, 2. 



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BeibUtt. 



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setzung [von Teodoro Llorente. Barcelona, Montaner 
y Simön 1906.] 

Das littrarischt Echo. 1906. VI II, S. 750—51. 
— : Kiefer, O., Goethe und die Kinderwelt. 

Deutscht Kultur. 1905. 1, S. 301-305. 
— : Köster, A., Die Niederschrift der israelitischen 
Urgeschichte in Goethes „Dichtung und Wahrheit". 

Berichte über die Verhandlungen der Kgl. sächsi- 
schen Gesellschaft der Wissenschaften tu l*iptig. 
1905. LVII, S. 19—34. 
— : Maync, H., Die deutsche Goethe- Biographie. 
(Ein historisch-kritischer Überblick.] 

Neue fahrbiieher f. d. klass. Altertum, Geschichte 
und deutscht Literatur. 1906. XVII, S. 46—76. 
— : Münz, B., Aus dem Lager der Goethe Gegner. 

Deutschland. 1906. IV, 7, S. 657—671. 
— : Pasig, P., Goethe und Ilmenau. 

Thüringer Warte. 1, S. 113-119, 161 — 169. 
— : [Payer v. Thum, R.], Goethe nach Jens JueL 
Chronik d. Wiener Goethe- Vereins. 1905. XIX, 
S. 55-56. 

— : de Reynold, Goethe, Schiller et la Suisse. 

La Voile Latine. {Genf) 1905. No. 4. 
— : Sewett, A., Die Ethik der Wahlverwandtschaften 
und der moderne Roman. [Berthold, Die Bilder des 
Meister Eitz. — W. Fred, Die Straße der Verlassen- 
heit — Dora Duncker, Die heilige Frau.] 

DU Nation. 1906. XXIII, No. 21. S. 331-334- 
— : Wyzewa, T. de, Une victime de Goethe: Jeanne 
Eckermann. 

Revue des deux Mondes. 1905. 5. Periode. LXXV, 
28. S. 935—946. 

[Über: „Aas Goethes Lebenskreisc." Eckermanns 
Nach), h eräug, von F. Tewes 1905.] 

Grillparzer: Beetschen, A., Grillparzer auf Reisen. 

Vossüche Ztg. 1905. No. 335. (20. VII.) 

Hamerling: Brandstetter, H., Erinnerungen an 
Hamerling. 

DU Zeil. 190S. 7., 14., 21., V. Sonntagsbeilage. 
Heine: Asbach, I., Zu Heines Lebensgeschichte, 
[a) Brief von Hernes Mutter und Oheim Salomon. 
b) Heines Geburtshaus.] 

Beiträgt tur Geschichte des Niederrheins. 1905. 
XIX, S. 252-254. 

— : Berg, L., Heine und Nietzsche. 

Vossischt Ztg. Sonntagsbeil. 1906. No. 5. 
— : Elster, E., Hebe und Straube. Eb Gedenkblatt 
zum 17. Februar 1906. 

Deutscht Rundschau. 1906. CXXVI, S. 205—213. 
— : Karpeles, G., Die „flammenäugige Elise". Eb 
Bild aus Heinrich Hernes Eheleben. 

Nord und Süd. 1906. CXVI, S. 263-272. 
— : Strecker, K., Heine und Shakespeare. 

Täglicht Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906. 
No. 40. 

— : Strobl, K. H., Zur Würdigung Hebes. 

DU Gegenwart. 1905. LXVIII, No. 47. S. 326 



(TUndackut der PreueJ 

Müschen Schams, A., Josef Emanuel Hilscher. Eb 
Gedenkblatt zu seinem hundertsten Geburtstage. 

Deutscht Arbeit. 1906. V, S. 254-269. 
Jean Paul: Schneider, F. I., Jean Paul und Bern- 
hard Hermann, das Urbild seiner humoristischen 
Charaktere. Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 150-160. 
Kleist: Eloesser, A., Zur neuen Kleist- Ausgabe. 

Vossischt Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 6. 
— : Minde-Pouet, G, Der früheste Brief Hebrich 
von Kleists [13. III. 1793] 

Vossische Ztg. 1905. No. 355. (1. VIII.) 
— : Ortner, H., Zu Kleists „Hermannschlacht". 

Zeitschriß f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX, 
S. 126—129. 

La men nais : B o u t a r d , Ch, La vocation de Lamennais. 
Revue de deux mondts. 1905. 5. Penode. LXXV. 

26, S. 673-692. 
— : Giraud, V., Une correspondance bidite de La- 
mennais (Lettres a M. Vuarin). 

Revue de deux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV, 

29, S. 765-799- 
Lemaltre: Brisson, A., Jules Lemattre. 

Neue Freie Presse. 1905. (7. II.) 

Lamartine: Doumic, R., Le manage de Lamartine, 
Lettres du poete a sa fianeee. 

Revue des dtux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV, 
28, S. 825—849. 29, S. 152—176. 
Meißner: Bayer, I., Alfred Meißner - Franz Hedrich. 
Ergänzende Nachträge zur Beleuchtung der alten 
Streitfrage. Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 236—257. 
— : Briefe von Alfred Meißner. Mit ebem Begleitwort 
von Rudoir Wolkan. 

Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 258-263. 
— : Söffe - , E., Erinnerungen an Alfred Meißner. 

Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 228-235. 
— : Wittner, O., Alfred Meißner. 

Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 2:9-227. 
Meyer: Conrad Ferdband Meyer und Friedrich 
Th. Vischer im Briefwechsel. 

Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 1, S. 172 
—179. 

— : Haßlinks, E., Conrad Ferdinand Meyer. Zu 
seinem 80. Geburtstag. 

Deutsche Kultur. 1905. I, S. 418—422. 

Montesquieu: Huberti, H. K. L., Der Geist Montes 
quieus b seber Wertung für heute. 

Deutscht Kultur. 1905. I, S. 469 — 473. 
Moritz: Windel, R., Karl Philipp Moritz als päda- 
gogischer Schriftsteller. 

Neue fahrbüchtr f. d. klass. Altertum, Gtschkhtt 
u. deutscht Literatur. 1906. XVIII, S. 44-59. 

Moscherosch: Beinert, J., Deutsche Quellen und Vor- 
bilder zu H. M. Moscheroschs Gesichten Philanders 
von Sittewald. 

Alemania. 1904. N. F. V, S. 162—222. 
Pandler: Haudeck, J., A. Paudler. Eb Nekrolog. 

Deutscht Arbeit. 1906. V, S. 354-357. 
Platen: Widmann, I. V., Platens Tagebücher. 

Frankfurter Ztg. 1905. No. 229. (19. VIII.) 



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(Rundschau der l'rtut.) 

da Ponte: Rychnovsky, F. Lorenzo da Ponte. 
[Der Textdichter xu Mozarts „Figaros Hochzeit", 
„Don Juan" und „Cosi fan tutte".] 

Deutscht Arbeil. 1906. V, S. 310-324. 
Reuter: Sehmsdorf, Zur Sprache Fritz Reuters. 

Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX, 

s. 133-134 

Sainte-Beuve: Giraud, V., L'oeuvre de Saintc-Reuve. 
Revue des deux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV, 
26, S. 1 12-142. 

Saint -Pierre: Doumic, R. p Le ventable Bernardin de 
Saint- Pierre. 

Revue des deux momüs. 1905. 5. Penode. LXXV, 
28, S. 445-456. 
Sand: Rocheblave, S., George Sand et sa fille, 
d'apres leur correspondance ine'dite. 

Revue des deux mondes. 1905. LXXV. 5. Ser. 
XXV, S. 797-829, XXVI, S. 176-216, XXVII. 

s. 391-425- 

Scheffel: Boerschel, E., Mit Scheffel durch den 
badischen Schwarzwald. 

Vossische Ztg. 1905. No. 339. (22. VII.) 
— : Ettlinger, I., Scheffel und Emma Heim. 

Tagt. Rundschau. Unterhaltungsbeil. 1906. N0.25, 
26, 31. 

— : Mehring, S., Ein Scheffel-Geheimnis. 

Die Nation. 1906. XXIII, No. 20, S. 312-315. 

Schlkaneder: Komorzynski, E. v., Mozart und Schi- 
kaneder. Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 318— 320. 
Schmidt: Urban, M., Der Planer Chronist Dechant 
Andreas Jakob Schmidt 

Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 328—335. 
Schmidtmann: Johann Daniel Schmidtmanns Selbst- 
biographie. Mit Einleitung und Anmerkungen von 
H. Theobald. 

Mannheimer Gedichtsbl. 1905. VI, Sp. 75-85, 
«53- «59- 

Shakespeare: Elton, O., Recent Shakespeare Criticism. 
The Quarterty Review. 1905. CCIII, S. 221— 245. 

Spiegel: Ein deutscher Orientalist, Friedrich Spiegel, 
t I905- 

Die Grtnsboten. 1906. LXV, i, S. 330—332. 
Stifter: W. K., Die Jahrhundertfeier von Adalbert 
Stifters Geburt [Bibliographische Übersicht der er- 
schienenen Artikel.] 

Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 212-216 u. S. 452. 
— Kalkschmidt, E., Adalbert Stifter. 

Die Gegenwart. 1905. LXVIII, S. 261—263. 
— : Schaukai, R., Adalbert Stifter. 

Wiener Abendpost. 1905. No. 242. (21. X.) 
Swlnbnrne: The poetry and criticism of Mr. Swinburne. 
The Quarterty Review. 1905. CCIII, S. 525—547- 



Thorean: Carter, G. F., Thoreau; the great trans- 
cendentalist. The Literary Collector. 1904. October 

Victor HnfO: Colardeau, Tb., I.e VII. livre d'He>o. 
dote et les „Trois Cents" de Victor Hugo. 

Annales dt tUniversiU de Grenoble. 1904. XVI, 
S. 79— 105. 

— : Mahrenhohx, R., Jubiläums-Schriften über Vic- 
tor Hugo. 

Zeitschr. f. franeosische Sprache und Literatur. 
1904. XXVII, 2, S. 80-83. 
— : Martini, \\\, Victor Hugos dramatische Technik 
nach ihrer historischen und psychologischen Ent- 
wicklung. 

Zeitschr. f. framösische Spracht und Literatur. 
1904. XXVII, S. 298-348. 1905. XXVIII, S. 83 
—168, 223—259. 
Vlgny: Schultz-Gora, Studie zur Eloa von Alfred 
de Vigny. 

Zeitschr. f. framösische Sprache und Literatur. 
1904. XXVI I, S. 278-297. 
Voltaire: Haupt, H., Voltaire in Frankfurt 1753. Mit 
Benutzung von ungedmekten Akten und Briefen 
des Dichters. 

Zeitschr. f. framösische Sprache und Literatur. 

1904. XXVII, S. 160-187. 

Wackernagel: Ein politischer Briefwechsel zwischen 
I. C. Bluntschli und Wilhelm Wackemagel. Heraus- 
gegeben von Fritz Fleiner. 

Basler Zeitschr. f. Gesch. u. Altertumskunde. 

1905. V, S. 205—266. 
[Mit Zeitgedichten.] 

Waiblingen Meli, M„ Wilhelm Waibünger 

Die Kultur. 1905. VI, S. 187—202. 
Walter V. d. Vogelweide: Kl aar, K., Der gegenwärtige 
Stand der Forschung Uber die Heimatsfrage Walthers 
von der Vogelweide. 

Die Kultur. 1905. VI, S. 462—473. 
Wander: Schwabhäuser, Das fünfundzwanzigjährige 
Jubiläum des Wanderschen Sprichwörterlexikons. 
(Zum Gedächtnis K F. W. Wanders.) 

Die Grensboten. 1906. LXV, 1, S. 349— 351. 
Weber: Kummer, K. F., Beda Weber 1738—1798. 
Ein Charakterbild aus dem vormärzlichen Österreich. 

Die Kultur. 1905. VI, S. 318—342. 
[Über das Buch von J. E. Wsckeraell, Beda Weber und 
die tiroler Literatur. 1905.] 
Wolf, F. A.: Reiter, S., Friedrich August Wolf und 
David Ruhnkenius. 

Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum, Ge- 
schichte und Literatur. 1906. XVIII, S. 1— 16. 
Zola: Schattmüller. H., Emile Zola und die aske- 
tische Moral der katholischen Kirche. 

Deutschland, 1906. IV, 7, S. 701—708. 



Von den 

Auktion Emich. Kaum ein halbes Jahr Ist nach 
der berühmten Trau-Auktion verflossen und schon 
wieder war Wien der Schauplatz einer hochinteressanten 
Versteigerung: vom 15. — 17. März kam durch die Finna 
Gilhofer &* Ranschbutg die bedeutende Sammlung des 



Auktionen. 

Hofrates Gustav Ritter von Emich zum Verkauf, die 
eine auserlesene Kollektion Manuskripte, teils hervor- 
ragende Denkmäler der frühmittelalterlichen Literatur, 
von großer textkritischer Bedeutung, teils herrliche mit 
Miniaturen ausgeschmückte Stücke, ferner Inkunabeln 



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BeibUtt. 



Volksbücher, Ritterromane des XVI. Jahrhunderts mit 
prächtigen Holzschnitten aus der Glanzperiode der 
deutschen Buchillustration enthielt; eine in sich groß- 
artig abgeschlossene Abteilung Bibliographie und 
Bibliophilie, die besonders reich an höchst seltenen eng- 
lischen und französischen Privatdnicken, den bedeutend- 
sten bibliographischen Hilfsmitteln und kostspieligen 
Prachtpublikationen in prächtigen Ebbanden war, 
bildete den zweiten Hauptteil der Sammlung. 

Die Königliche Bibliothek in Berlin, das Germanische 
National-Museum in Nürnberg, die K. K. Hofbibliothek 
und die Universitäts-Bibliothek in Wien hatten ihre 
eigenen Vertreter entsandt; eine Anzahl bedeutender 
Sammler sowie die hervorragendsten deutschen Anti- 
quare waren erschienen, so daß infolge manchen scharfen 
Wettstreites der Verlauf der Auktion ein recht inter- 
essanter war. Nachfolgend eine Aufstellung der hervor- 
ragendsten Stücke mit den erzielten Preisen: 

No.i : SeduliusScottus,liber de rectoribus christianis, 
ein Pergamentmanuskript aus dem XI. — XII. Jahr- 
hundert, die zweitäJtest bekannte Handschrift dieses 
Codex, K.49o(K.W. Hiersemann, Leipzig); No. 5: Vita 
et passio S. Margarethae, Pergamentmanuskript mit 
30 lavierten Federzeichnungen italienischer Provenienz, 
K. 3»(Baer & Co., Frankfurt a.M.); No. 6: ein kost- 
barer Codex aus dem XIV. Jahrhundert, enthaltend 
mehrere für die Literaturgeschichte des Mittelalters 
hochwichtige Texte, darunter die älteste der bisher be- 
kannten Niederschriften der Gesta Romanorum, K.410; 
No. 7: Oxanum, de arte falconaria, XIV. Jahrhundert, 
K. 660; No. 9: Le Roman de la rose, Pergament- 
manuskript aus dem XIV. Jahrhundert mit 14 inter- 
essanten Miniaturen, K. 16 10 (K.W. H iersemann, Leipzig) ; 
No. 19: Johann von Gmunden, Deutscher Kalender, 1470, 
K. 470 (derselbe); No. 20; Mainardi, Gentil Milita, 
XV. Jahrhundert, mit 17 interessanten Federzeichnungen, 
K. 490 (J. Rosenthal, München); No. 24: Psalterium 
cum canticis, Pergamentmanuskript aus dem XV. Jahr- 
hundert, mit großen farbenprächtigen Initialen und 
Bordüren von der Hand eines bedeutenden böhmischen 
Miniaturisten, K. 1210; No. 28: San Pedro, lc prison 
d'amour, Handschrift aus dem XV. Jahrhundert, 
K. 370; No. 35: ein deutsches Gebetbuch mit 56 vor- 
züglichen Miniaturen aus dem XVI. Jahrhundert, K. 510 
(C. G. Boerner, Leipzig); No. 38: Livre d'heures ä 
l'usage de Metz, Pergamentmanuskript, 1547 vollendet, 
das schönste Stück der Handschriftenabteilung, mit 
7 prächtigen blattgroßen Miniaturen, 82 höchst inter- 
essanten Bordüren, die merkwürdigsten Zusammen- 
stellungen undOrnamente enthaltend, und s ielen Initialen, 
von einem bedeutenden lothringischen Künstler aus- 
geführt, K. 4200; No. 73: Freilassung eines Sklaven, 
Eüizelminiatur, in Farben und Gold ausgeführt, hervor- 
ragende Arbeit eines englischen Illuminators des 
XIV. Jahrhunderts, K.82 (J- Rosenthal); No. 88: David 
Harfe spielend, schöne Arbeit der ferraresischen Schule 
des XV. Jahrhunderts, K. 112 (M. Brcslauer, Berlin); 
No. 123: Ankündigung eines wandernden Arztes, sehr 
interessante l'iece mit 4 lavierten Federzeichnungen 
aus dem XVI. Jahrhundert, K. 80 (derselbe); No. 142: 
Thomas de Aquino, catena aurea, Augsburg, Zaber, 



(Von den Auktionen.) 

ca. 1470, K. 420 ; No. 147: Amoldus de Villa Nova, 
de virtutibus herbarum, Vcnet. 1499, sehr seltenes 
Kräuterbuch mit 150 Pflanzenabbildungen, K. 260 
(C. G. Boerner); No. 172: Breviarium Romano-Ger- 
manium, Venedig 1518, sehr schönes Holzschnittwerk 
von größter Seltenheit mit Arbeiten von Joan Andrea 
Vavassore, K. 420 (Breslauer); No. 176: Buch der Liebe, 
Frankfurt 1587, Sammlung von 13 Ritterromanen, eine 
der größten Seltenheiten der deutschen Literatur des 
XVI. Jahrhunderts, K. 810 (C. G. Boerner); No. 189: 
Crikveni Ordbalic, eb äußerst seltener glagolitischer 
Druck, b der von Hans Frhr. v. Ungnad errichteten 
slavischen Druckerei b Tübbgen hergestellt, K. 250 
(L. Rosenthal); No. 195 und 196: je 2 zusammen- 
hängende Blätter des 27 zeiligen Donats, von Guten- 
berg b Mainz ca. 1457 gedruckt, von enormer Selten- 
heit; beide Stücke erwarb Herr Martb Breslauer, Berlb, 
und zwar das erstere für K. 1620, das zweite für K 1910; 
No. 200 : eb Meßkatalog der Firma Sigm. Feyerabend 
b Frankfurt a. M. vom Jahre 1584, ein für die Geschichte 
des Buchhandels äußerst interessantes und seltenes 
Stück, K. 200 (Baer & Co., Frankfurt a. M.); No. 220: 
Haimonskbder, Simmern 1535, 1. Ausgabe des be- 
rühmten Volksbuches mit vielen großen Holzschnitten, 
K. 430 (C. G. Boerner); No. 221 : das Heldenbuch, 
Frankfurt 1560, eine interessante Sammlung gereimter 
Ritterromane, mit Holzschnitten von Virgil Solls, K. 240 
(J. Halle, München); No. 230: der Hungern Chronica, 
Wien 1534, eber der seltensten Wiener Drucke mit 
interessanten Holzschnitten, K. 480; No. 280: Pontus 
und Sidonia, deutsche Übersetzung der Eleonore Erz 
herzogb von Oesterreich, Straßburg 1509, K. 370 (Ger- 
manisches National-Museum, Nürnberg); NT). 299: 
Rudolf, kunstliche Rechnung mit der ziffer, Wien 1526, 
erste, bisher nicht bekannt gewesene Ausgabe und 
Unikum, K. 620 ; No. 303: Sachsenheim, Mörin, Worms 
1539, Prachtexemplar dieses seltenen Buches, K. 400 
(C. G. Boerner); No. 31 1: Taschenbüchlcb aus dem 
Riess, Augspurg, Hans Otmar, 1512, nebst Anhang: Von 
den syben sondern frewden Marie, zwei der seltensten 
deutschen Andachtsbücher des XVI. Jahrhunderts, das 
letztere überhaupt bisher unbeschrieben, mit 23 höchst 
bteressanten, prächtig kolorierten Holzschnitten, K. 1520 
(M. Breslauer, Berlb); No. 317: Thuröcz, Chronica 
Hungarorum, Brünn 1488, ungemein seltene 1. Ausgabe 
dieses berühmten Buches, mit 41 Holzschnitten, die 
ungarischen Könige von Attila bis Matthias Corvinus 
darstellend, K.*4CO; N0.318: ebenfalls ebeThuröczsche 
Chronik, Augsburg 1488, mit 66 Holzschnitten, von der 
größten Seltenheit, K. 2060; N0.319: die erste deutsche 
Ausgabe des berühmten Lehrgedichtes Der Renner 
von Hugo von Trimberg in einem tadellosen Exemplar, 
K. 154 (L. Rosenthal); No. 335: Xenophon, Commen- 
tarien, übersetzt von H. Boner, Augsburg 1540, mit 
27 schönen Holzschnitten, K. 210 (German. National- 
Museum, Nürnberg); No. 345: Lambranzi, Neue und 
Curieuse Theatral-Tantz-Schul, Nürnberg 1716, ebs der 
reizendsten und seltensten deutschen Tanzbücher, K. 320 . 
No. 357 : ein höchst bteressanter Silberebband aus dem 
Anfang des XVII. Jahrhunderts, Jagdszenen b äußerst 
reichem Blatt und Rankenornament darstellend, K. 400. 



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(Voo den Auktionen.) 

Für die bibliographische und bibliophile Literatur 
wurden durchwegs sehr gute Preise gezahlt; die Bücher 
waren meist in tadellosem Zustande, oft in herrliche 
Maroquinbände eingebunden. Besonders lebhaft be- 
teiligten sich hierbei die Herren van Stockum, Haag 
(Holland) und Martin Breslauer, Berlin, die sich 
gegenseitig manche seltene Piece streitig machten. 

F. 



Auf der letzten Auktion bei C. G.Boerner in Leipzig 
gingen die Preise gleichfalls wieder recht hoch. Wir 
notieren: 

Arnim, Werke, M.455; Ariel, M.32; Hollin, M. 71 ; 
Nachtfeier-Cantate, M. 82; Trost Einsamkeit, M. 395; 
Wunderhorn, M. 220; Baggesen, Karfunkel, M. 50; 
Brentano, Bogs, M.36; Godwi, M.210; Gockel, M. 105; 
Lied vom Corporal, M. 52; Mosel-Eisgangs- Lied, M. 41 ; 
Lustige Musikanten, M. 48; Philister, M. 200 ; Trutz- 
Nachtigall, M. 34; Sophie Brentano, Bunte Reihe, M.64; 
Bürger, Gedichte, 1788, M. 48; Priapische Oden, M. 46; 
Münchhausen, 1788, M. 59; Ehestands- Geschichte, 
M. too; Förster, Sängerfahrt, M. 32; Fouqu/, Musen, 
M. 35; Friedrich IL, Poesies diverses, 1760, M. 145; 
Gerstenberg, Ugolino, M. 31 ; Goethe, Carneval, M. 275; 
Claudine, M. 26; Clavigo, 1774, M. 105; Erwin und 
Elvire, 1775, M. 68, dasselbe, Klavierausrug, 1793, 
M. 90; Götter, Helden und Wieland, M. 135; Goetz, 
1773. M. 570.;:; der Nachdruck des gleichen Jahres, 
M. 32, die zwote Auflage, M. 36; Hermann und 
Dorothea, 1798, M. 170; Johanna Sebus, 1809, M.805C): 
Werther, Orig.-Ausg., M. 255 ;{Goechenhausen), Werther- 
Fieber, M. 73; (Schlettwein), Briefe über die Leiden, 
M. 24; (Wagner), Prometheus Deukalion, M. 110; Lust- 
spiele nach dem Plautus, M. 205; Prolog zu den neuesten 
Offenbarungen, M. 295; Propylaeen, M. 53; Puppen- 
spiel, M. 200; Frankfurter Gelehrte Anzeigen, 1772/73, 
M.690; Gesänge der Liedertafel, 181 1, M. 115; (Jacobi\ 
Iris, 1—8, M. 160; Liedertafel, 1818, M.6i; Rheinischer 
Most, M. 1875(1); Zauberflöte, 2. T. (Taschenb. 1802), 
M. 77; Gebr. Grimm, Irische Elfenmärchen, M. 36; 
Deutsche Sagen, 1816, M. 40; Günderode, Gedichte 
und Phantasien, M. 55; Poetische Fragmente, M. 110; 
Gutzkow, Wally, 1835, M. 50; Heine, Buch der Lieder, 
1827, M. 69; Gedichte, 1822, M. 90; Neue Gedichte, 
1844, M. 20; Shakespeares Mädchen und Frauen, M. 56; 
Tragoedien, 1823, M.91 ; Hoffmann, Kater Murr, 1820/22, 
M. 105; Kinder-Märchen, 1816/17, M. 150; Hölderlin, 
Trauerspiele des Sophokles, 1804, M. 125; Keller, 
Grüner Heinrich, M.200; Kleist, Pen thesilea, Widm ungs- 
exemplar, M. 580 ; Amphitryon, M. 6b; Erzählungen, 
M. 96; Familie Schroffenstein, M. 155; Germania an 
ihre Kinder, M. 185 ; Käthchen, M. 47; Klinger, Orpheus, 
M. 86; Plimplamplasko, M. 70; Sturm und Drang, 
M.325; Das leidende Weib, M. 1 10; Lern, Anmerkungen 
über das Theater, M. 30; Der Hofmeister, M. 46; 
Petrarch, M. 62; Die Soldaten, M. 47; Vertheidigung 
des Herrn W., M. 120; Lessing, Enülia Galotti, 
1772, M. 32; Die Gefangenen, M. 120; Minna, 1767, 
M. 160 ; Schreiben an das Publikum, 1753, M. 315; 
Vademecum, M. 91 ; Mörike, Nohen, M. 70; Iris, M. 21 ; 



Maler Müller, Faust, M. 46; Novalis, Heinrich von 
Ofterdingen, M. 120; Scheffntr, Mein Leben, M. 15; 
Acheron, M. 12,50; Spätlinge, M. 14,50; Der treue 
Schäfer, M. 16; Schiller, Anthologie Tobolsko, M. 91 ; 
Dom Karlos, erste Ausgabe, M. 82; Gedichte, 1800/03, 
M. 83; Hören, M. 120; Huldigung, Originaldruck, 
M . 105 ; Kabale und Liebe, 1 784, M. 98 ; Musen- Almanach, 
1796, M.57, 1797, M.60, 1798, M. 63, 1799, M. 26, 1800, 
M. 27; Die Räuber, 1781, M. 2650(1); zwote Auflage, 
Löwe nach linkt, M. 190; Löwe nach rechts, M. 77; 
Thalia und Neue Thalia, M. 250; Venuswagen, 1781, 
M. 300; Fiesko, 1783, M. 190; Schlegel, Europa, M. 86; 
Lucinde, 1799, M. 33; Schmidt- Werneuchen, Gedichte, 
M. 32; Tieck, Lovell, 1795/96, M. 115; Gestiefelter 
Kater, M. 46: Poetisches Journal, M. 41 ; Blaubart, 
M. 92; Kraft- und Kniflgenies, M. 135; H.L. Wagner, 
Confiscable Erzählungen, M. 105: Kindermörderin, 1776, 
M. 150; Lessings Bearbeitung, 1777, M. 110; Macbeth, 
M. 145; Reue nach der That, M. 125; Tagebuch eines 
Weltmanns, M. ico; Theaterstücke, M. 125; Der wohl- 
thätige Unbekannte, M. 210. 

Für das Heine Portrat Elsassers w urden M. 2210, 
für das Grillparsers von A. Haenisch M. 860 und für 
das der Marianne von Wiltemer von C. L'Allemand 
M. 920 bezahlt. 

Unter den Autographen erreichte ein Brief der 
Bettina von Arnim M. 65; 20 Briefe Georg Forsters 
und 50 Seiten Tagebuch erzielten M. 120, 120 weitere 
Briefe von ihm M. 245; ein eigenhändiges Gedicht 
Chamissos M. 72; Goethe an Geheimrath v. Herda, 
Weimar 6. 6. 83, M. 375; Goethe an Einsiedel, Rom 
10. 10. 87, M. 200; Goethes Visitenharte mit zwei Zeilen 
an Eckermann, M. 105; Goethe, Vierzeiler, 17. 5. 1817, 
M. 210; (7tvM#, Autographa, M.250; Grabbe, Über die 
Shakcspearo-Manie, Orig.-Manusc, 38 S., M.605; Karl 
v. Hardenberg, 15. 9. 97, mit Nachschrift von Novalis, 
M. 250; Heine, München 23. 1. 28, an den Schauspieler 
Witt-Döring, M.275; Huber, 126 Briefe, M.310; Mörike, 
Gedicht an Schwind, M. 145; Ludwig Richter an seinen 
Verleger Wigand, mit 2 Karikaturen, M. 250; Schüler 
an den Maler Sclinorr-Carolsfeld, Weimar 4. 2. 04, 
M. 310. A 



Der verstorbene Geheime Regierungsrat Landrat 
Werner Freiherr von Schleimt» hat eine Bibliothek 
hinterlassen, deren Hauptteil an ein namhaftes deutsches 
Institut übergegangen ist, während die in demselben 
bereits vorhandenen Werke zum öffentlichen V erkaufe 
gelangen werden. Das Leipziger Auktions-Institut von 
Oswald Weigel ist mit der Versteigerung dieses Teiles 
der Schleinitzschen Bibliothek beauftragt und bereitet 
derzeit einen Katalog vor, der ein besonderes Interesse 
beanspruchen darf. Es handelt sich hauptsächlich um 
kulturgeschichtliche, satirische und galante Literatur 
des XVIII. Jahrhunderts, die zum Teil nur wenig in 
Antiquariats-Katalogen vorkommt Um so mehr werden 
es die zahlreichen Bücherliebhaber auf diesem Ge- 
biete begrüßen, eine Gelegenheit zu finden, längst 
gesuchte Desideraten der kuriosen Literatur jener in 
kulturgeschichtlicher Beziehung so bemerkenswerten 



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Beiblatt. 



(Von den 



— KJeine Mitteilung' en.) 



Zeitepoche erw erben zu können. Auch die deutsche 
Literatur vor, in und nach der Klassikerzeit Ut in seltenen 
Erstausgaben vorhanden, ebenso sind Robinsonaden 
und Studentica usw., sowie die dramatische Literatur 
und die Theatergeschichte mit vielen gesuchten Werken 
vertreten. 

Über die Sammlung des Begründers and Heraus- 
gebers der groben Lutherausgabe, Pfarrers Dr. Knaake, 
die gleichfalls demnächst bei Oswald Weigel zur Ver- 
steigerung gelangen wird, bedarf es in eingeweihten 
Kreisen keiner eingehendenSchilderung. Sie ist die größte 
i Privatbesitze befindliche Sammlung von Urdrueken 



Interesse beanspruchen. Wir behalten uns vor, nach 
Fertigstellung des in Vorbereitungbefindlichen Kataloges 
auf diese wertvolle Sammlung zurückzukommen und 
hoffen, daß dem Kataloge später eine Preisliste folgen 
wird, die bei dein derzeitigen Interesse für die Preis- 
schwankungen der Originaldrucke dieserZeit wünschens- 
wert sein dürfte. Wie wir hören, wird die Sammlung 
auch zahlreiche nicht im „Thesaurus Libellorum Histo- 
riam Reförmationis Ulustrantium" befindliche Schriften 
enthalten, so daß der Auktionskatalog in gewisser Hin- 
sicht als Supplement zu den Handbüchern von Panzer, 
Weller, Goedeke und Heyse usw. betrachtet werden 
darf — L 



Kleine Mitteilungen. 



Das hebräische Stammbuchblatt Mendelssohns. Das 
in dieser Zeitschrift (IX. Jahrgang S. 460) unter 
„Zwei alte Stammbücher" erwähnte und im hebräischen 
Original mitgeteilte Stammbuchblatt Mendelssohns 
verdient den hebräisch Unkundigen verdolmetscht zu 
werden, weil es in seiner Kürze für den Schreiber charak- 
teristisch ist. Was Mendelssohn schreibt, ist der Schluß 
des Bibelverses Sacharja Kapitel 19, Vers 20: „Liebet 
die Wahrheit und den Frieden" — ein für den friedens- 
liebenden Weltweisen bezeichnender Spruch. Unten 
rechts steht dann „Zu Ehren des Besitzers des Buches 
schrieb [dies] Moses, Sohn des R. Mendel." Unten 
links steht Ort und Datum: „Berlin, 19. Ellul 5543" 
[= 16. September 1783] — Die Schriftzüge zeigen uns 
die schöne Hand, die Mendelssohn von seinem Vater, 
dem armen Thorarollenschreiber, geerbt hatte. Wir 
können aber auch aus ihnen die konziliante Gesinnung 
Mcndelsohns herauslesen. Er benutzt nicht die dem 
jüdischen Gelehrten besonders geläufige Kurrentschrift, 
weil diese christlichen Hebraisten meistens unbekannt 
ist (es wird ja deshalb so oft erwähnt, daß die beiden 
Humboldts als Jünglinge mit Mendelsohns Töchtern in 
hebräischer Kurrentschrift korrespondierten), sondern 
die jedem Hebräischkundigen bekannte Quadrat- 
schrift, — Der Besitzer des Stammbuchs hat schließlich 
„Mendelson" hinzugefügt, was ich ausdrücklich be- 
merken möchte, damit nicht Autographenliebhaber 
oder Literaturfreunde diese Namenszeichnung für 
Mendelssohns eigene ansehen. 

Kopenhagen. P. 



Geheimrat Dr. P. Schwenke von der Berliner König- 
lichen Bibliothek erläßt einen warmherzigen Aufruf zur 
Kettung eines „nationalen Denkmals" für Deutschland: 
jenes Exemplars des Mainzer Psalteriums von 14.59, 
das, ehemals in der Gräflich Westerholtschen Bibliothek, 
sich jetzt im Besitze der Antiquariatsfirma Josef Baer 
& Co. in Frankfurt a. M. befindet und von dieser für 
96000 Mark ausgeboten wird. Ein amerikanischer 
Käufer soll schon vor der Türe stehen. Geheimrat 
Schwenke wendet sich an die Opferfreudigkeit der 
reichen Privaten. „Auch in Amerika ist es nicht der 
Staat, der die Hände nach solchen Kostbarkeiten für 

Z. f. B, 1906/1907. Beiblatt I. — 9 



seine Bibliotheken ausstreckt, sondern es sind Private, 
die es als selbstverständliche Pflicht ihres Reichtums 
betrachten, den öffentlichen Sammlungen beizuspringen. 
Sollte sich nicht bei uns die gleiche Opferfreudigkeit 
finden, wo es gilt, ein nationales Denkmal zu erhalten? 
Es ist ja eine bedeutende Summe, um die es sich 
handelt, auch wenn der Verkäufer, um es Deutschland 
zu erhalten, von dem Katalogpreise noch etwas nach- 
läßt, und es ist nicht zu erwarten, daß ein einzelner den 
ganzen Betrag zur Verfügung stellt. Aber sollten sich 
nicht unter der immer mehr wachsenden Anzahl be- 
güterter Bücherliebhaber und Freunde der Wissen- 
schaft viele finden, die bereit wären, entsprechende 
Beiträge zu zeichnen, um der Büchersammlung, die 
sich immer mehr zur Nationalbibliothek auswachsen 
wird, dieses Denkmal der deutschen Erfindung zuzu- 
wenden?' — Ein Münchener Antiquar, Herr Jacques 
Rosenthal, hat bereits 1000 Mark gezeichnet. Wer 
folgt nach? — Geheimrat Schwenke (Berlin W. 30, 
Luitpoldstr. 11) und auch die Redaktion dieser Zeit- 
schrift : 



Einen Neudruck von Gottlob Regis' unübertreff- 
licher Übersetzung von Rabalais' „Gargantua und Panta- 
gruel", die schon 1835 erschien und heute recht selten 
geworden ist, bereitet der Verlag Georg Müller in 
München (Josefplatz 7) vor. Als Herausgeber zeichnet 
Wilhelm Weigand. Der Ausstattung des Werkes wird 
die größte Sorgfalt zugewendet werden. Außer einer von 
vornherein in ganz beschränkter Anzahl zu druckenden 
(höchstens 35 Exemplare) Liebhaberausgabe auf ech- 
tem van Geldern erscheint eine Ausgabe auf feinstem 
Hadernpapier. Beide Ausgaben werden in Ganz- Perga- 
ment mit reichem Goldaufdruck gebunden und nur in 
der Höhe der subskribierten Exemplare hergestellt. 
Jedes Exemplar wird in der Presse numeriert Ein 
Nachdruck findet nicht statt. Preis für die Luxusaus- 
gabe ca. M. 60, für die auf Hadernpapier ca. M. 30. 



Einen Katalog ihres Kunstverlages läßt uns die 
K. K. Hof- und Staatsdruckerei in Wien (190J) zu- 
gehen. Er enthält in weißem, mit geschmackvollem 

— 2 



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— Inserate.) 

schwarzen Signet versehenen Umschlag nicht nur die 
Aufzahlung der Werke mit kurzen orientierenden Details, 
sundern auch eine Anzahl von IUustrationsreproduktionen 
in verkleinertem Maßstab. Auch einige Special Illustra- 
tionen aus der „Festschrift" in Schwarz ■ weißtechnik 
sind eingefügt Der eigenartige saubere und stark mit 
weiß durchschossene Druck liest sich etwas unüber- 
sichtlich, wenn es sich um verschiedene große An- 
kündigungen handelt, wahrend fortlaufende Textseiten 
recht klar wirken. — m. 

Nur wenige Analogien hat Deutschland den großen 
philantropischen Bibliotheksschöpfungen Amerikas ent- 
gegenzusetzen. Eine der ältesten und umfassendsten 
ist die Kruppsche Hücker halle in Essen. Über ihre 
Verwaltung und Einrichtung gehen uns zwei Ver- 
öffentlichungen von Herrn Paul Laden' ig zu. Die erste 
ist ein dünnes Faszikel, ein Sonderdruck aus Keyers 
„Fortschh tten der volkstümlichen Bibliotheken" {Lt\\>i\^, 
W. Engclmann, 1903) nebst einer statistischen Tabelle 
über die Benützung der Bücherhalle vom 1. Marz 1899 
bis 31. Mai 1905. Die zweite ist ein größeres Heft, das 
in der eigenen Buchdruckerei der Gußsuhlfabrik Friedr. 
Krupp in Essen 1905 erschien. Das Heft behandelt in 
seinem erstenTcil alle Zweige einer derartigen Institution : 
den Ankauf, die Pflege, die Katalogisierung, die Ver- 
leihung und auch allerhand Statistisches. Der zweite 
Teil ist den tatsächlichen Einrichtunggegenständen der 
Bücherhalle gewidmet und zeigt Proben der eingeführten 
Formulare usw. Zwei photographische Aufnahmen 
schließen die monographisch wertvolle Arbeit ab. 



Für die zahlreichen Verehrer Karl Simrocks wird 
es von Interesse sein, daß der Verlag der Simrockschen 
Schriften, die Cottasche Buchhandlung in Stuttgart, 
neuerdings die Preise derselben wesentlich ermäßigt 
hat So kosten z. B. die neuen Auflagen des „Nibe- 
lungenliedes" und von „Gudrun" in gediegener Aus- 
stattung gebunden nur M. 3. Die Verbilligung dieser 
Werke wird zu ihrer weiteren Verbreitung erheblich 

A 



Das in Bibliophilenkreisen wohlbekannte Antiquariat 
Mas Perl in Berlin, Leipzigerstraße 89, hat durch 
Übernahme eines neuen Geschäftslokals im selben 
Hause seine Räumlichkeiten bedeutend vergrößert und 
gedenkt in diesem neuen Lokal vornehmlich seine 
Spezialgebiete, deutsche Literatur und Kunst, zu pflegen 
und auszubauen. Durch ein umfangreiches Lager von 
wertvollen Erstausgaben, französischen und deutschen 
illustrierten Büchern des XVI IL und XIX. Jahrhunderts, 
alten Holzschnittbüchern, kostbaren und originellen 
Einbänden, Kunstblättern von Kops, Menzel u. a., 
ist Bibliophilen reichliche Gelegenheit zu wertvollen 
Erwerbungen geboten. Die Besichtigung des neuen 
Lokals, in dem auch Buch-, Kunst- und Autographen- 
Auktionen veranstaltet werden sollen, ist Interessenten 



^Exlibris-Tauscii 

Die Aufnahme einer Adresse koste! in diese 
Rubrik Tür eis Heft l Mk , Jahres- Abotmemen 
10 Mi . Halbjahres-Abonnetsroi 6 Mk. 



Buchhändler Franz 



Dr. R. w. Carl, 

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Bielefeld 

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Deutschland und Österreich-Ungarn. 

Ernst Frensdorf in Berlin SW. Ii. Anz. f. Bücherfr. 

No. 14. Berlin, Hoffeste, Privatdrucke, Biographie. 

Briefwechsel , Literatur, Literaturgeschichte, Theater. 
E. KantorowUs in Beilin W. 9. No. 75. Deutscht 

IJteratur und Geschichte. 
Richard Kaufmann in Stuttgart Anz. No. 105. Deutsche 

Literatur, Autographen, Varia. 
Emil Graefe in Leipzig. No. 6. Deutsche Literatur 

und Übersetzungen. 
Paul Alicke in Dresden-A. No. 59. Deutsche IJteratur 

und Ubersetzungen, 
f. Taussig in Prag. No. 135. Cutiosa. 
W. Jacobsohn &* Co. in Breslau V. No. 209. Deutsche 

IJteratur, Kunst, Varia. 
Karl W. Hiersemann in Leipzig. No. 321. Mittel- und 

Süd-Amerika, Westindien und Philippinen (Zeit- 
schriften, Karten, Werke). — No. 322. Asiatische 

Kunst. 

Otto Harras sowits in Leipzig. No. 291. Iran und 
Armenien. - No. 293. Griechische und römische 
Altertumskunde. 

Franz Malota in Wien IV. No. 3. Philosophie, Mathe- 
matik, Astronomie— N0.4. Musik, Theater, Geschichte. 

MaxZiegert in Frankfurt a. M. No. 7. Stäilteansichlen 
und Pläne von /500 — 1900. I. 

I*o Uepmannssohn in Berlin SW. 11. No. 156. Musik- 
theorie und Musikästhetik, Akustik, Musikpädagogik. 

Simmel &* Co. in Leipzig. No. 216. Literae graecae et 
romanae. 

Rud. Haupt in Halle. No. 18. Volkskunde, Kultur- 
und Sittengeschichte. 

Heinr. Kerler in Ulm a. D. No. 350. Deutsche Lite- 
ratur, Sprache und Literaturgeschichte. 

Jos. BaerSfCo. in Frankfurt a. M. No. 530. Keramik, 
Glas. Porzellan, Majolika, Terrakotta, Mosaik, Glas- 
malerei. 

E. v. Masars in Bremen. No. 16. Kulturgeschichte. — 
No. 17. Deutsche Literatur. 

J. Heß in Stuttgart. No. 81. Literatur, Geschichte, 
Naturwissenschaften, Kunst. — No. 76. Rechts- 
wissenschaft. — No. 77. Staats- und Verwaltungs- 
recht. 

Upsius Sr> Tücher in Kiel. No. 85. Literatur und 
Kunst. 

WM. Scholz in Braunschweig. No. 118. Literatur, 

Geschichte, Varia. 
Ernst Carlebach in Heidelberg. No. 281. Theologie. 
J. Kaufmann in Frankfurt a. M. No. 54. Belletristik, 

Geschenkwerke, Humoristika. — No. 50. Neue 

Judaica und Hebraica. 
IV.Junk in Berlin W. 15. Verlagskatalog. — Deside- 

rata. No. 18. 

Georg Lissa in Berlin SW. 12. No. 41. Deutsche Lite- 
ratur, Kunst, Musik, Theater, Varia 
Max Perl in Berlin W. No. 69. Theater und Musik. 



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List &■* Franckt in Leipzig. No. 38a Klassische Philo- 
logie. I. 

J. Körper in Wien L No. 19. Kunst und Musik. — 

No. 18. Kultur und Sittengeschichte. 
Otto Gerhardt in Berlin W. 50. No. 52. Ausländische 

Literatur. 

Emil Hirsch in München. No. 47. Rara et Curiosa. 

Gustav Pietssch in Dresden-A. No. 1 5. Geschichte, Bio- 
graphien, Memoiren, Kutturgeschichte. 

Josef Jolowic* in Posen. No. 158. Judaica und Hebraica. 

Th. Ackermann in München. No. 549. Deutsche und 
ausländisch« Literatur, Varia. 

Heinr. Hugendubel in München. No. 27. Kultur und 
SitU, Curiosa, deutsche Literatur, Varia. 

J. Kampffmeyer in Berlin SW. 48. No. 435. Literatur- 
geschickte, Theater, Folkros«, Musik, Varia. 

Akademische Buchhandlung Teutonia in Leipzig. Dub- 
lettenliste No. 2. 

K. Th. '.W.kfr In Frankfurt a. M. No. 261. Biographien, 
Literaturgeschichte, Bücherwesen. 

G. Budinsky in Graz. No. 39. Weltgeschichte , Steier- 
mark, Varia. 

A. Mejstrik in Wien I. No. 2. Deutsche Literatur, 
Mundartliches, Folklore. 

Ausland. 

M. Labadilte in Paris IX. No. 6. Curiosa. 

J. Gamber in Paris. No. 33. Critique UtUraire, auteurs 

des XVII. — XIX. Steeles; Patois et dialectes. 
Leo S. Olschki in Florenz. Bull. No. 41. Rara. 
Martinus Nijhoff im Haag. No. 350. Livres rares et 

curieux. ■ — ■ No. 345. Beaux-arts. 



Inhalt des Hauptblattes. 

(Heft 1 — April 1906.) 

Jungdeutsche Lebenswirren I. Von H. H. Houben, 
Mit 4 Abb. - Die Tychoniana der K. K. Universitäts- 
Bibliothek in Prag. Von R. Kukula. Mit 4 Faks. — 
Unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins. Von W. 
L. Schreiber. Mit 5 Abb. — Brentano und die bildende 
Kunst Von Franz Deibel. Mit 5 Abb. - Die Biblio- 
philen. Sir Robert Peel. Von O. von Schleinitz. Mit 
4 Abb. — Chronik: Ein Bucheinband Tycho Brahes. 
Mit 2 Farbentafeln, (-bl.) Ein deutsches Volkslied 
aus alter Zeit (Dr. Wichmann). — Ein italienischer 
Bibliophile des XVIII. Jahrhunderts (K. Schneider). — 
Moderne Illustratoren (E. Schur). — Eine unbekannte 
Goethe-Ausgabe (M. Harrwitz). — 



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Radierungen Lithographien 

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Clairobscurs Farbendrucke 

darunter kostbare Blätter der 
großen alten Meister, wie 

C ran ach, Durer, Mantegna, Meckenem, 
Meister J. B. m. d. Vogel, Nicoletto da 
Modena, Ostade, Rembrandt, Schongauer 
u. a. 

Bildnisse u. Galante Darstellungen 

der 

englischen und französischen Schule 
des XVII. und XV1I1. Jahrhunderts 

darunter schöne dekorative Blätter von 

Bartolozzi, Boucher, Drevet, Earlom, 
Edellnck, Hogarth, Lancret, Masson, 
Nanteuli, Pichler, Reynolds, Watteau 

und vielen anderen. 

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den Kleinmeistern und andern. 



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Frühe Inkunabeln 
Kostbare Holzschnittwerke 

Seltene Einblattdrucke 
Drucke der Reformationszeit 
Illuminierte Handschriften 
Miniaturen. 



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St Gallen (Schweb), Ende März 1906. 
P. P. 

Hierdurch beehre ich mich, Ihnen höflich an- 
zuzeigen, daß ich mein seit 36 Jahren geführtes Ge- 
schäft unter der Firma 

Werner Hausknecht 

St Galler Buch- u. Antiquariatshandlung 

mit Aktiven und Passiven meinem Sohne, Georg 
Werner Hausknecht, käuflich abgetreten habe. Ich 
werde jedoch als Kommanditär in der neuen Firma 
verbleiben. 

Indem ich Ihnen für das mir stets in so reichem 
Maße geschenkte Zu trauen meinen aufrichtigen Dank 
ausspreche, gebe ich mich der angenehmen Hoff- 
nung hin, daß Sie Ihr gütiges Wohlwollen auch auf 



zeigen wird. 

Mit Hochachtung 

Werner Hausknecht. 



St Gallen (Schweiz), Ende März 1906. 
P. P. 

Auf nebenstehende Anzeige höflich Bezugnehmend, 
beehre ich mich, hiemit mitzuteilen, daß ich das seit 
1844 bestehende Geschäft mebes Vaters käuflich 



erworben habe und unter der Firma 

Werner Hausknecht & Co. 

St. Galler Buch- u. Antiquariatshandlung 

in unveränderter Weise und in denselben Lokalen, 
Neugasse 34, fortführen werde. Ich werde mich auch, 
wie bisher, hauptsächlich dem wissenschaftlichen und 
modernen Antiquariate, sowie dem Antiquitäten- 
geschäfte widmen. Mein Vater wird der neuen Firma 
mit seinen reichen Erfahrungen weiterhin in der 
Eigenschaft eines Kommanditärs zur Seite stehen. 
Es wird mein Bestreben sein, das Vertrauen und den 
regen Verkehr auch ferner zu erhalten und durch 
prompte Bedienung zu vermehren. 
Ich empfehle mich mit vorzüglicher Hochachtung 

Georg Werner Hausknecht. 



- «3 - 



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Im laufe dieses Frühjahres werden rur Versteigerung gelangen 

die Bibliothek des verstorbenen Herrn Geheimen Regierungsrates, Landrat Werner 
Freiherrn von Schleinitz, reich an kulturgeschichtlicher, satirischer und galanter 
Literatur des XVIII. Jahrhunderts, Robinsonaden, Theatergeschichte, deutscher 
Literatur in Erstausgaben, 

Bibliothek des bekannten Lutherforschers des Herrn Pfarrer Dr. J. K. F. Knaake. 
Erster Teil: Originaldrucke der Refonnationszeit. 

Bestellungen auf die in Vorbereitung befindlichen Kataloge erbittet 

Oswald Weigel's 

Antiquariat und Auktions-Institut. 



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Leipzig, April 1906. 



FERDINAND SCHÖNINGH 



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Neueste 

Katalog Nr. 60: 

Kaulog Nr. 61: 

Katalog Nr. 62: 

Katalog Nr. 65: 
Katalog Nr. 66: 
KaUlog Nr. 67: 
Katalog Nr. 68: 
Katalog Nr. 69: 
Katalog Nr. 71 : 
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Grieth, und lalein. Schriftsteller 

1562 Nrn. 

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Westfalen. 2584 Nm. 
Rhelnl., Hessen-Massau. i3<HNni 
Miedersachsen. 2565 Nrn. 
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Deutsche Geschichte, 
Deutschland Im Bilde. 



IS 52 Nrn. 
1593 Nrn. 
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Katalog 79. Geschichte. (Enthalt, a. A. die Biblio- 
theken d. Uni». Professor Dr. II. Hüffer- 
Bonn und Staatsrat Dr. von Mayer- München.) 

Katalog 81. Literatur. — Geschichte. — Natur- 
wissenschaften. — Kunst. (Enthaltend nnter 
Literatur eine Reihe seltener Erstdrucke.) 

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No. 6. 
No. 7. 



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In Bearbeitung sind: 

Preußische Geschichte. 
Deutsche Literatur. 

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sammlung griechischer Münzen (Italien, Sicilien, 
Carthago), Kömischer Goldmünzen und einer großen 
numismatischen Bibliothek (A. Loebbecke , Braun- 
schweig). Katalog mit 14 Tafeln Abbildungen und 

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galt Bearbeitet ran Wilhelm von Schütz, 11 Bde. Lciptig 
Vollständigste und gesuchteste deutsche 

Ausgab«. 6 Hlblnbde. Gcbrauchsspuren. einige Titel, 
leicht ausleben ert. . >*•— 

(Retlf de la Bretonne). Zeitgeooss.nnen, Die. oder Abentheuer 
der arti(<tra Fraueniiniiuer unseres Zeitalters ». Verfasser d 
neuen Abedlatd, A. d. Franz. Teil 2. j. 6. Berlin ij8i-S». 
Mit je 1 Kpfr. u. Tit.-Vign. Hlbübde. Jed. Bd. für sich 
abgeechlot »en. Sehr selten t 20.— 
Goethe. Versuch die Metamorphose d. Manien ru erklären 
Gotha. Etunger 1790. Gr. 8*. 1 IL o So S. Hlbfri. sauber. 

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sda. Hrsg. u. fortgesetzt ran W. Chnttem. 
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350 Deutsche Literatur, 349 Philosophie, 
348 Geschichte von Bayern, 347 Geschichte 
von Württemberg, 346 Geschichte v. Holland 
and Belgien, 345 Astronomie, 344 Skandi- 
navien, 343 Nationalökonomie, 342 Ge- 
schichte von Spanien, 341 Geschichte von 
Italien, 340 Geschichte von England, 339 
Geschichte von Frankreich versendet gratis 

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Deutsche Literatur seit Gottsched 

2 Teile mit 5848 Nummern. 
Katalog 433: 

Almanache, Kalender, Taschen- 
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des XVII., XVIH., XIX. Jahrh. 1634 Nos. 
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Briefe u. Handschriften deutscher Dichter. 
Teil I: A -K. 

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Deutsche Literatur o. Übersetzungen 

von der Reformationszeit bis zur (legenwart. 
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etwa 500 seltene, teilweise kaum jemals wieder vor- 
kommende erste Drucke der klassischen Periode, der 
Romantiker und des jungen Deutschtand. 

Katalog 66. 

PHILOSOPHIE 

1124 Nummern, worunter viele vergriffene und teil- 
sehr seltene Werke. 

Katalog 67. 

THEOLOGIE. 

verzeichnet eine 
Schriften, die nie 
Antiquare gefunden 
baltischen Provinzen ist 
id eine besondere Ab- 
Kirche eingeräumt 



3260 Nummern. Dieser 
sehr groß« Anzahl theoli 
in den Katalogen der dei 
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Wartertuek, recht fat erhalten, statt M. ib.-, für M. 11. 
Gattsehalt, Dil deutsche Matiemallitteratar, 4 Bde, statt 
M. to —, Jür M. tadeltet an, herabfei. Preis. 

• surntl. Werke 'Kirckmanm) ! M h 
wie arm, tadellas mar M. ?».— . 
Mietasche, Zaratkastra 
Xitttsehe, Jenseits van Hut amd Bös* 
Niettsche, Fall Wagner, Dichtungen 
Stha/Mfnhauer samtl. Wirkt. 6 Bde. l/albj 
ans mra l statt M. 14.—, Jar M. it. 



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stiche, tadellas, wie meu. 

I Ftmina. L'annee ftminine, itl. Tome IV. 1904, statt 
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t Kajrser's huekerknude i?to — it2t- 

t Kamst für Alle, XI'.. geh. 

I Knoekfuss Künstler - Möns fr ^ l~4§ '* ' hacheleg Lieb- 

ketkerkalbframskämde gek. 
I Reilstab. berlim m. Umgebumg fitsS. viele koch/. Stahlstiche). 
I Fernsten. Las avemturtt d, Ttttmayne ilt. i?jo, 
I Elia* hrjfn dess Jüngern Barmktrttiger Samariter mit 
sehr umttlickem l'ulcrr. vaa die Hebammen und Anhang 
fem der Pest. S'ümbetg iroo 
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1 F>er ster. Leben und Thatem Friedrichs des Crel 

t*4< - (viele gute lllustrmtiamem). 
I Ckamisse. Die Cammer. t8j6. 
t Fanaul. SdmgrHiebe. iii6. 
1 Famami, Jakrtsiritcn : Winter. 1S14. 
1 Garthe, Amt meinem Lebern, j fide ilit—14. 
t Garthe, Waklvmaoadsska/tcu /—/II. 1*09. 
I Garthe, Leidem des jungen Werther. tftf. 
I Ifttand. Aug. Wilh., Der Haustirnnm, tili, 
s hatsebue. Merkwürdigste Takr meines Leherns / — //. ttot, 
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Literatur vor 1750. — Embleme. — England, 
Irland, Schottland. — Erotik. — Fechtkunst — 
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Genealogie. — Goya. — Handzeichnungen. — 
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Jahrhunderts. — Incunabeln. — Kalligraphie. — 
Kochkunst. — Kunst, Kunstgeschichte. — Litho- 
graphie. — Liturgie. — Manuskripte. — Mediiin 
(alte' — Militaria. — Minuskules. — Musik. — 
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Spanien. — 
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Waffen etc. etc. (912 Nummern) 
Demnächst erscheint: 

Katalog 48. 

Deutsche Literatur der Klassischen und 
Romantischen Perlode. 

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Emil Hirsch, Antiquariat. 

München, Karlstralic 6. 



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.. 259. 
„ 260. 
,. 261. 



262. 
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Nationalökonomie. Die soziale Frage. 
Alte und seltene Werke. 
Kulturgeschichte. 



In Vorbereitung: 

Fremde Sprachen und Literaturen. 
Kriegsgeschichte. Burgenkunde. 
Genealogie. Numismatik. 



K. Th. Völcker's Verlag u. Antiquariat, 

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Demnächst erscheinen: 

Katalog XV: 
= Neuerwerbungen. = 

Katalog XVI: 
Theatergeschichte, Dramaturgie, Dra- 
matische Literatur aller Völker und 
Zeiten. — Musik. 

Max Jaeckel, Antiquariat, Potsdam. 

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J. Scheible's Antiquariat 

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Katalog 84: 
Katalog 85: Theater. 
Katalog 86: Almanache. Militaria. 
Curiosa. Deutsche Literatur. 

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- 17 ~ 



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aus 103 Druckorten. 600 S. mit 380 Facslmlles 

und Register. Kleg. gel). Mark 12. 

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Neuzeit. 

BiUcrhandschriftcn und Drucke. 192 S. mit 
97 Facslmlles. Mark 7.50. 

„ 3 1—35. Bibliotheca Magica et Pneumatica. 

8S75 Hand&chriften, Bücher und Bilder zur Kultur- 
beschichte. 64NS. U.4SS. Register. I.wdbd. Mark 6. 

„ 36. Auswahl wertvoller Bücher, Hand- 
schriften und Autographen. 

(>oo Nummern mit 57 Facslmlles. 40. Elegant 
ausgestaltet Mark 3. 

Ausgabe mit 10 Lichtdrucktafeln Mark 4. 

., 38. De imitatione Christi. 

Handschriften, Ausgaben, Übersetzungen in 62 ver- 
schiedenen Sprachen, Controverse. Eleg. gedruckt 
im Charakter der franz. livres d'heures des 15. Jahrb., 
jede Seite in schöner Bordüre. Mark 2. 

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Mit 42 Facslmlles von Autographen, Wappen, 
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Nr. 6 Mathenatlcal Books 1 including the library 
of Prof. Sir G. G. Stokes). 

Nr. 10 NataralScIeaces: Botany.Chemiitry.Zoology 
(including a valuable collection of pamphlets 
formed bjr a Professor), Geology, Physics, 
Old Science. 

Nr. 11 Floe and Rare Books, Autographs etc. 

Nr. 12 Philosoph), f-conomlcs. Polltlcsaad Edacation. 

Nr. 13 Books relatlog to CUssIcal Antlouity. 
In Vorbereitung: 

Nr. 16 Second Catalogue of Matbematlcal Books 
(including Astronom y and Physics, and also 
a collection of Books published before 1800). 
Im Herbst: 

Nr. 17 History and Topography. 

Neu anfekaufte Bücher, welche Auaticbt haben, tu inler- 
cisieren. onerieren wir fern und sofort an ftücherkäufer. 
Adretten solcher Hdcherkiiifcr werden neu dankend cnlfegen- 
genommen. F-nglitche neue Bücher liefern wir überallhin mit 
»5"', Rabatt von Verlegeipreiten. (Ausnahme machen Net- 
Bücher.^ Ein monatliche* Verteichnia neu •rtchieneDCT eng- 
wird ebenlallt auf Wuntch gratu und franko 

auf Lager, aut allen Gebieten der Literatur. 
Bibliotheken werden gegen to tortige Barzahlung angekauft 
Gute Preitc werden gezahlt. 



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in Leipzig, Paris, 



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Soeben erschienen und stehet 
zu Diensten: 

Katalog 27: Neuerwerbungen: Kultur- u. Sitten- 
geschichte. Rara et Curiosa. Inkunabeln. 
Sozialismus und Kommunismus. Philosophie. 
Okkultismus. Bibliotheks werke. Deutsche 
Literatur etc. 

Demnach« erscheint: 

Katalog 28: Kunst und Kunstgeschichte illu- 
strierte Werke. 



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rolle Werke und Zeitschriften tu hoben 

Heinrich HugendUbel, Buchhandlg. u. Antiquariat, 

MQnchen, Salvatorstr. 18. 
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Kat. 350. Seltene Bücher (15.— 18. Jahr- 
hundert) 888 Nummern. 

Kat 345. Geschichte der Malerei und 
Biographien der Maler. 

723 Nummern. 

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eine Auswahl englischer u. ausländischer 
Werke aus allen Teilen der Volkskunde 

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Altertumskunde — Mythologie — Ver- 
gleichende Religion — Celtische und 
Nordische Tradition — Sagen u. Legenden, 
Märchen - Volkslieder, Sprichwörter, 
Rätsel usw. 
nebst 

einer Sammlung Baskischer Bücher. 
= Aul Verlangen gratis und franko. ^= 



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Vor einiger Zeil erschien: 

Katalog XXXII: 
Werke aus verschiedenen Wissenschaften. 

(Asien, ltau- u. Ingcniearwtsscnscha.it, Bibliographie, 
deutsche Geschichte, deutsche Literatur nebst tbcr- 
scl/gn. u. Belletristik, Elzevirdrucke, Frankreich, 
Genealogie u. Heraldik, Geschichte u. Geographie, 
Großbritannien, Jesuiten, Italien, Kriegsgeschichte u. 
Militaria, Kunst, illustr. Werke, Münzkunde, Original- 
drucke d. 16. Jahrhdts., thüring. u. sächs. Geschichte, 
Varia usw.) A'atabg umsonst unJ pottfrei, ^— 

M. HauptVOgel, Antiquariat, 
Gotha, llauptmarkt 14. 
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Lctitcrschicncne Kataloge: 

Nr. 51. Gelehrtengeschichte. 
Nr. 52. Italienische, spanische, portugie- 
sische Literatur. 

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Anfang Mai wird erscheinen: 

Katalog II: 

Alte Literatur, Seltenheiten, Kulturgeschichte, 

Curiosa, Verschiedenes. 



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Exlibris - Sammlung 

(hübsche Kollektion von etwa looo Stück, darunter 
zahlreichen alten Blattern!) 

Altes Öl-Gemälde: 

gezeichnet Thorose (?), 1809, darstellend: 

Ariadne auf Naxos. 



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Neueste Kataloge: 

No. 21. Bücher und Karten Uber Nlederlän- ; 
disch Ost- und West-Indien: Ge- • 
schichte, Ethnographie, Regierung, * 
Handel, Zoologie, Botanik, Kul- J 
turen, Linguistik usw. (3860 Nrn.) 

No. 22. Bücher und Karten über Asien, Afrika, 
Amerika, Australien und die Polar- 
länder: Reisen, Geschichte, Ethno- 
graphie, Linguistik usw. (1650 Nrn.) 

No. 23. Seltene Bücher aller Art, Werke 
Uber Schachspiel, Kartenspiele, 
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alter und neuer Kupferstiche, Porträts, Auto- 
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Holzschnitt- and Kupferwerke « 
Merkwürdiges alter Zeit « Biblio- 
graphie und Publikationen für 
Bücherliebhaber « Seltene Drucke 
und Ausgaben « Luxus-Werke « 
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w&v&vzb Stuttgart. «^<?^«^ 

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- 19 — 



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Die neuesten Kataloge 

meines Antiquariats 

Nr. 26: Orientalia. Altklassische Philologie, 

Nr. 27: Neuere Philologie, 

Nr. 29: Meduin und Naturwissenschaften, 

Nr. 30: Orientalia. Theologie. Philosophie, 

Nr. 31 : Deutsche und fremde schöne Literatur, 

Klassiker, Ober Setzungen, 
Nr. }33 Staat«wissensch.,Volkswirt*chaft, Jurisprudenz, 
Nr. 34: Geschichte und Geographie. Militari« (er- 
scheint demnächst), 
stehen aufWunsch unentgeltlich u. postfrei ru Diensten. 

C. Troemer's Univ.-Buchh., 

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Kuriosa, Alte Drucke usw. j 
t Katalog 53: j 
f Deutsche Literatur, Alte Drucke, r 
) Mundartliche Dichtung, Märchen, j 
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cSüfT" BUDAPEST V, D Ä 

In kurier Zeit erscheint: 

Antiquariafs-Kafalog No. 18: 
„Bibliothek des Grafen Arthur Berchthold" 

Aus dem Inhalt beben wir hervor: Aldintn, Archäologie, 
Curiosa, Eltevir-Drucke, Französische Literatur, Grie- 
chische und latein. Schriftsteller, Heraldik, Inkunabeln, 
Kriegsgeschichte, Kunst- und Kunstgeschichte, Kupfer- 
werke, Memoiren, Napoleon, Rcvolulions-esch., Rußland, 
j Ungarn, Wien usw. 

InUrtitrntt* trhaUtn drit Katahf auj Verta«[t<t crotii u.Jrankn. 


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„ 14. Illustr. und Prachtwerke, ca. 430 Nrn. 

Demnächst erscheint: 
No. 17. Dekoration. Ornamentik. Kunstgewerbe, 
ca. 600 Nrn. 

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Ea gelangten kürzlich zur Ausgabe: 
AnL Katalog 223. iooo Werke iur Schiller-Literatur. 
„ „ 224. tooo Werke rur Goethe-Literatur. 
„ „ 226. Verbrecher, Verbrechen u. Strafen: 
| Rauber-, Betruger-, Diebs- und 
| Mordgeschichten usw . 1499 Werke. 
„ „ 226. Auswahl bedeutender Werke aus 
dem Gebiete der Kunst-, Literatur- 
und Kulturgeschichte usw. 1305 
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Antlquariats-Katatog No. 117: 
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Beardsley, Atibrey. Le morte d'Arthur par Thomai 
Malory. Illustriert In Rot und Schwan von Aabrey 
Beardsley. In 3 Originalbdn. Luxusausgabe No. 56. 
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Neudruck der ersten, äußerst seltenen Originalaus- 
gabe 1838 mit den von Caspar Braun nach den 
Entwürfen Brentanos auf Stein gezeichneten Bildern. 
300 numerierte Excmpl. Ganzsaffian band. M. 40. — 

Fuchs. Erotische Karikatur, Luxusausgabe No. 81. 
Halbfrz. {200 Exemplare.) M. 150. — 

Man et. Trente aux-tortes originales. In 100 Exem- 
plaren hergestellt. Die Platten worden zerstört. 
In Mappe. M. 375. — 

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Friedrich des Oroßen. 390 Bilder. Text v. 
Kiesling. 2 Bde. geb. M. 5a — 

Meurslus, Gespräche. M. 35.— 



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3 numerierte Kxempl., wovon nur 2 in den Handel 
kamen. In Lcder gebunden. M. 35. — 

Mirbeau, Octave. Le jardln des suppllces. Avec 
20 compositions d'Auguste Rodin. Ex. No. 9 
des quinze ex. sur Japon Imperial. Double suite 
des ptanches de trait. Epuisl. (Prix de publication 
600 Frcs.) M. 375. — 

Die Nlbelunge, färb. Vollbilder und Buchschmuck 
v. Jos. Sattler. Text der Hohcnems - Münchener 
Handschrift A des Nibelungenliedes nach der Ausg. 
v. Karl Lachmann. Auf bollind. Büttenpapier in 
Leder [500]. M. 375.— 

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Rops. 42 Radierungen des Meisters in schwarzem 
und farbigem Lichtdruck. In Mappe. M. 80. — 

Whistler, J. M. Son Oeuvre. 40 reprod. des chefs- 
d'oeuvre. Ed. par L. Benedite. 2 fascicules. Luxus- 
ausgabe in 25 Exemplaren, vergriffen! M. 125. — 



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Maurice Strauss, LE SEIQNEUR DES MOUCHES Prix: 3 fr. SO 
LA FLAQELLATION DES FEMMES JUIVES EN RÜSSIE 

Ce livre est un document historique. II embrasse une pcriode de quinze mois de l'histoire 
de Russie, depuis le massacre de K ichinert', que le premier chapitre retrace avec une sai- 
sissante realite jusqu'a la bombe qui extermina le cruel von Plehve, le ministre reaction- 
naire dont la inort donna le signal de la revolution actuelle. 

La cruautc des Cosaques, le sadisme des grands seigneurs, tout est d£crit avec minutie. 
L'auteur, dans une evocation coloree, nous fait assister ä d'incroyables scenes d'horreur, 
trop vraies helas' Supplices, fustigations, viols, massacres, apparaissent avec nettete. Precis 
jusqu'ä la rudesse, l'auteur ne sacrifie en rien la force a l'clegance. 

Hector France, LE BEAU NEORE 

Nul mieux que M. Hector France ne pouvait peindre, avec cette intensiv de couleur, les 

paysages tropicaux oü sc joue ce drame veridique. Nul ne pouvait analyser, avec cette 

finesse et cette süretc, les passions ardentes dont sont agites les personnages de ce livre 

plein de vie 3 fr. 50 

Paul de Koberlski, LE FOUET EN POLOONE 

Ivre de carnage et de luxure, l'odeur du sang appelant Pacre desir, ne sentant plus les liens 
qui la rendent, aux heures pacifiques, ä peu pres inoffensive, la bete humaine se nie sur 
toutes les proies offertes. 

Les Insurrections de Pologne (1830) et d'Autriche-Hongrie (1848) presentent d'innombr- 
ables cas oü cette ferocitc s'etale dans toute sa hideur. 

I«es documents nombreux, mais presque tous en langues ctrangeres, relatifs ä cette pcriode 
eminemment troublde, n'avaient ete, jusqu'a ce jour, tnis en valeur par aueun ecrivain scrieux. 
Un fort vol. de 500 pages 5 fr. 

L'Ethnologie de Sens genital. Etüde physiologique de l'Amour normal et de» Abu», Perversion», Folies et 
Crime» dans l'Espece humaine, par le pr Jacobu* \* : Un volume in-8" 1 5 » 

La Flagellation des Kemmes en Allemagne. Recit authenti que d'une Prisonnierc, annote par le Traducteur, 
traduit de l'allemand de W. Reinhard par Jean Dt 'V/.W, Un volume in-S" carrc, imprime Mir papier de 
Hollande. Vingt Illustration* hon texte par Martin / an .Sfarlt 40 » 

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Fanny Hayward. — Le Knout. — La Flagellation en Russie. — Apres le Bai. — La Detention Feminine en 
Siberie. — La Flagellation renale. — Un remecle pour Kleptomanie dans la Socicte Anglaise. — Les Etrang- 
leur». — Les I-arrons et le Biton. — La Flagellation dans l'Alt — Le Marquis de Sade et Rose Keller. — 
Sarah-Bernhard et son Fouet — La flagellation dans les Cours Royales. — Psychologie du Fouet. — Les 
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der Bibliophilen und Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.). 
Beilage-Gebühr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jedes Heftes am IO. des vorhergehenden Monats. 



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Rundschau der Presse. 

Von Arthur L. Jellinck in Wien. 



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soweit sie für die Leser unserer Zeitschrift in 
oflenüichungen der letzten 
außerhalb des Bereiches der Möglichkeit. 

•st 

(Wien VII. Kirchen» sew 3i ) 




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. liegt für den «meinen Bearbeiter 
Seiten. Je nach der leichteren Auf- 



Schrift-, Buch- und BMothekswasM. 
Schafft» 

Brenner, O., Weltschrift. 

Allgemein* Zig, Beilage. 1905. No. 93. 
Chatelain, E., La Tachygraphie lattne des Manu- 
scriu de Veione. 

Revue des Bibliothiques. 1905. XV, S. 339—368. 
Huemer, A., Zur Einführung des indisch-arabischen 
Zahlensystems in Frankreich und Deutschland. 

Zeitschrift f. österreichische Gymnasien. 1905. LV, 
S. 1093— 1 104. 
Lechner, J., Das Monogramm in den Urkunden 
Karls des Großen. 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 19a 
Wessely, C, Ein neues System griechischer Geheim- 
schrift. Wiener Studien. 1904. XXVI, S. 185-189. 

Buchdruck, Buchhandel. 

Bargum, Eine niederdeutsche Bucheranzeige aus dem 
Ende des XV. Jahrhunderts. [Nach J. Collijn, Ett- 
bladstryck. Stockholm 1905.] 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 12. 
Beschoren, A., Aus dem englischen Buchhandel. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 38. 
Braun, J., Johann Philipp Palm. Zur 100. Wiederkehr 
seines Todesjahres. 

Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. 
No. 41, 42. 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt z. — 1 — 



Bücherversteigerungen im Hotel Drouot zu Paris (Ver- 
steigerung der Bibliothek Villard). 
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 61, 69. 
Die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buch- 
händler in Leipzig. Zuwachs seit Abschluß des 
Kataloges Bd. II, No. 10. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78. 
Müller, F. A., Versteigerung von Stichen und Zeich- 
nungen m Hötel Drouot zu Paris. 

Börsenbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78. 
Conrad, B., Reklame und Büchervertrieb in England. 
Buchhandlerische Ereignisse im Jahre 1905. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel 1906. No. 39. 
La Contamination par les livres. 

Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 32 — 34. 
Da uze, P., Brochures et plaquettes. 

Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 53-59. 
De la Montagnc, V. A_, Merken van Antwerpsche 
drukkers en boekverkoopers. 

Tijdschrift voor 1 
III, S. 250—260. 
Eckardt, J. H., Von alten Kalendern. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 
Eckardt, J. H., Kalenderverleger des 
hunderts. 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.62, 
74. 76. 

Kühl, G., Druckermarken und Signete. (Vortrag.) 
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.41 
(Vgl. No. 23, 30, 36). 



1906. No. 38. 
XVIII. Jahr- 



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Le musee du livre de Leipzig. 

Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 139 
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Crüwell, G. N., William Caxton's vroegste drukkers- 
werkzaamheid. 

Tijdtckrift voor boek en bibliolhtekwexen. 1905. 
III, S. 223—236, 300— 315. 
Vendita Trau a Vienna. 

La Bibliofilia. 1905. VII, S. 263 277. 
Muller, F. A., Versteigerung von alten und modernen 
Stichen und Radierungen und Buchern im Hötel 
Drouot zu Paris. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 54, 
6i, 69. 

Caullet, G., Une collection d'almanachs placards 
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Württemberg. Vierteljahrshefte f. Landesgeschicht*. 
1905. N. F. XIV, S. 81-84. 
WaeteoMt: Löschhorn, H., Stephan Waetzoldt 

Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und 
Literaturen. 1904. CXIII, S. 1— 12. 



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Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon. 

Von 

Dr. Paul Trommsdorff in Berlin. 



I. 



Berichtigungen zum Buchstaben A. 

^it dem von den Herren Ilolzmann und 
Bohatta in unendlich mühsamer lang- 
jähriger Arbeit verfaßten Deutschen Ano- 
nymen-Lexikon, 1 das alle im Gebiet der 
deutschen Sprache anonym erschienenen Schriften 
verzeichnen will, ist uns ein lang ersehntes biblio- 
graphisches Hilfsmittel geschenkt worden, wie es 
für die Literatur der wichtigsten fremden Sprachen 
zum Teil schon seit geraumer Zeit vorlag. FUr 
Bücherfreunde, Buchhändler und Bibliotheken ist 
das Werk gleich unentbehrlich. Den meisten 
Nutzen bringt es aber den Bibliotheken, da diese 
bei der Katalogisierung jedes anonym erschienenen 
Buches auf alle Weise versuchen müssen, den Ver- 
fasser zu ermitteln. Das geschieht nicht nur, weil 
der alphabetische Katalog jeder BUchersammlung 
Antwort auf die Frage geben soll, welche Schriften 
eines bestimmten Autors vorhanden sind, sondern 
vor allem, weil ein namenlos erschienenes Buch, 
dessen Verfasser sich später nennt oder sonst be- 
kannt wird, in der Regel unter dem Namen des 
Verfassers bestellt und gesucht wird und nicht mit 
Sicherheit in der Bibliothek aufgefunden werden 
würde, wenn es im Katalog nur unter dem Ord- 
nungswort des Titels eingetragen wäre. 1 Als ganz 
besonders wertvoll erweist sich das deutsche Ano- 
nymenlexikon bei den Arbeiten am Gesamtkatalog 
der in den preußischen wissenschaftlithen Biblio- 
theken vorhandenen Druckschriften. In zahlreichen 
Fallen konnte mit Hilfe des Lexikons eine bisher 
anonym verzeichnete Schrift ihrem Verfasser zu- 
gewiesen werden, mehrfach wurden auch falsche 
Angaben des Katalogs durch das I>exikon richtig- 
gestellt Ein besonderer Vorzug des Werkes be- 
steht bekanntlich darin, daß bei jeder Angabe die 
Quellen genannt sind, auf welche sie zurückgeht. * 
Eine Nachprüfung ist daher, abgesehen von den 
Nummern, für die den Verfassern handschriftliche 
private Mitteilungen (EB) zur Verfugung standen, 
leicht möglich. Solche Prüfung ist aber auch 
recht oft notwendig, da viele der von ihnen be- 



nutzten Bibliographien und sonstigen Hilfsmittel, 
namentlich diejenigen, welche nicht oder nur zum 
Teil auf Grund der Bücher selbst bearbeitet sind, 
an Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lassen. Nicht 
selten mußten schon die Bearbeiter des Lexikons 
sich mit der Angabe begnügen, daß eine Schrift 
in den Quellenwerken verschiedenen Verfassern 
zugeschrieben werde. Auch im Gesamtkatalog 
fand sich häufig ein und dasselbe Buch von 
den beteiligten Bibliotheken unter verschiedene 
Verfasser gebracht Die Geschäftsstelle des Ge- 
samtkatalogs ist in solchen Fällen genötigt, die 
Frage der Autorschaft nochmals von Grund auf 
zu untersuchen und sich nach einer einwand- 
freien Quelle umzusehen. Bisweilen mußte man 
sich dann freilich mit einem „non liquet" be- 
gnügen und den Titel unter dem sachlichen 
Stichwort mit Verweisungen von den mutmaßlichen 
Verfassern einordnen. In vielen Fällen gelang es 
aber, eine ältere auch vom deutschen Anonymen- 
lexikon übernommene Angabe als falsch zu er- 
weisen und den wirklichen Verfasser mit Sicher- 
heit zu ermitteln.* 

Bei den großen Diensten, die das deutsche 
Anonymenlexikon dem Gesamtkatalog beständig 
leistet, ist es für die Geschäftsstelle des Gesamt- 
katalogs eine Pflicht der Dankbarkeit, ihrerseits 
zur Verbesserung des Lexikons beizusteuern, was 
sie vermag. Ich habe daher vorläufig die im 
Lexikon unter dem Buchstaben A verzeichneten 
Titel mit den im Gesamtkatalog vertretenen ver- 
glichen und gebe nachstehend, was ich an be- 
merkenswerten Abweichungen fand. Da die Ord- 
nungsgrundsätze des Lexikons in einigen wesent- 
lichen Punkten von den Vorschriften abweichen, 
welche für den Gesamtkatalog nach der Instruk- 
tion für die Ordnung der Titel vom 10. Mai 1899 
maßgebend sind, mußte die Vergleichung sich auf 
die Titel beschränken, welche in dem bis jetzt 
fertiggestellten Teil des Katalogs aufgeführt sind. 
Der wichtigste Unterschied in der Anordnung der 
Titel ist folgender. Wenn im Titel kein Nominativ 



• Deutsches Anonymen - Lexikon 1501—1850. Ans den Quellen bearbeitet von Michael Holzmann und Hanns 
Bohatta. Bd. 1—3. A— R. Weimar: Gesellschaft der Bibliophilen 1902—05. — Bd. 4 wird 1907 erscheinen ; vgl. die 
Anzeige des ersten Bandes in Jg. 6, S. 168 dieser Zeitschrift 

* Vgl. die in den Mitteilungen über das Auskunftsbureau der deutschen Bibliotheken Jg. 9, Heft 12 dieser Zeit- 
schrift angeführten Beispiele. 

1 Leider haben die Bearbeiter, wohl mit Rücksicht auf den Raum, immer nur die Quellenwerke selbst angeführt, 
aber nicht die betreffenden Stellen näher bezeichnet Das ist besonders unbequem bei Zeitschriften , die wie Petrholdts 
Anzeiger (ABJP) Jahrzehnte hindurch erschienen sind und eines Generalregister» entbehren. 

4 In solchen, allen beledigten Bibliotheken zugute kommenden Feststellungen liegt gerade ein wesentlicher Nauen 
des Gesamtkatalogs, der vielleicht von vornherein gar nicht als so erheblich veranschlagt worden ist 



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vorkommt, so faßt das Anonymenlexikon den 
ganzen Titel als Nominativ und das erste Wort 
als Stichwort auf (Bd. I, S. VII). Dagegen wer- 
den nach der preußischen Instruktion ($ 157) 
Titel in gewöhnlicher Form unter dem ersten nicht 
in attributivem oder adverbiellem Verhältnis stehen- 
den Substantiv oder substantivierten Wort ein- 
geordnet, gleichviel in welchem Kasus dieses Wort 
vorliegt Nur wenn der Titel die Form eines 
(vollständigen oder verkürzten) Satzes hat, wird 
unter Übergehung des Artikels das erste Wort 
als Ordnungswort genommen. Daher sind z. B. 
die vielen Titel, die im Lexikon unter den Prä- 
positionen Ad (No. 703 — 820), ^»(1414—1563), 
*»f (33o8—3335). Aus (3539— 357 ia) einge- 
ordnet sind, im Gesamtkatalog unter dem von 
der Präposition abhängigen Substantiv zu suchen 
und mithin zum größten Teil nicht unter A zu 
finden.* 

1. Lies Abbadonna statt Abadonna. 

IO. Lies Abbildungen statt Abbildung. 

37. Tilge und Lebensbesehreibungen; lies Voigt statt 
Vogt, Adauctus statt Adankt (So unter der Vorrede von 
Tb. 2.] 

77. Im Titel der Ausg. Wittenberg IS99 fehlt Warhaff- 
tige; Verf.: Agricola, Joh. [Er nennt sich auf dem Titel- 
blatt der Ausg. (Wittenberg) 1563.] 

126. P. J. Safarik, Gesch. d. südslav. Literatur. 3 
(Prag 186s), S. 297 Nr. 278 fuhrt den Druck ohne Angabe 
des Verf. an; dagegen sind Antonius Dalmata und Stefha- 
nut Consul als Verf. angegeben bei demselben Werk in 
glagolitischer Schrift ebenda 1 (1864), S. 163, Nr. 6. 

IS9. Lies Frant statt Friedrich. [Kr. Kassmann, Mün- 
sterland. Schriftsteller-Lexicon. Nachtr. 2 (Lingen 1818), 
S. 5.] 

166. Lies K. statt C. [So auf dem Titelblatt) 

215. Nach einer handschriftlichen Notiz im Exemplar 
der UB Halle wäre Biener, Christian Gottlob der Verf. 

219. Lies geschehenen statt geschriebenen. 

314. Verf. : Friedrieh II. Küttig von Preußen. [Original: 
Dissertation sur les raison« d'eHablir ou d'abroger les loix. 
Verieichniß sämmtl. Ausgaben u. L'ebcrsetzungen d. Werke 
Friedrichs des Großen, Königs von Preußen. Berlin 1876. 
S. 38.] 

317- 36". Verf.: Mayr. Beda. [MGT 1 1 , 56 ; Ky 4, 57.] 

358. Lies Christian statt Christoph. 

359. Lies Johann statt Joseph. 

388. Lies theologische statt theoretische. 

390. Nach dem Vorbericht der Ausg. Nürnberg und 
Leipzig 1753 ist Verf.: Hofmann, d. i. JAffmann, Friedr. 
[Das Original ist die Hallenser Doktordissertation von 1759: 
Observation« medico-forenses selcctae de laesionibus ex- 
ternis abortivis venenis ac philtris . . . Praeside Friderico 
Hoffmanno.] 

409. Tilge «S- F. Harles. 

42 1 . Lies Schwabe statt Schwab, Christof h statt Caspar. 

468. Hrsg.: Conrad. [So auch Ky 1, 477. J 

509. Verf.: Tafel. Joh. Friedr. Imman. (?) 

618. Lies Benekendorf statt Beneckendorf. [So auch 
Ky 1, 209; ML 1, 306; BrMm.] 

625. Ubers. : Maffei, Giovanni Pietro. [VgL das Vor- 
wort; so auch So. P. Japonius ist, wie aus dem Buch her- 
vorgeht, nur der Verf. des I. Briefes de* I. Buches der 
beigedruckten libri IV de Japonicis rebus epistolarum.J 

652. Lies Göhl statt Gohle. [Jöcher 2, 1055.] 



(Berichtigungen und Nachtrage iura Deutschen Anonymen-I.eiikon ) 

674. Beekedorff, Ludolfh ist sicher der Verf. [Andr. 
Gottfr. Schmidt, Anhalfschcs Schriftsteller-Lexikon. Bern- 
burg 1830. S. 25.] 

821. Lies Fwald, Schock Herrn, statt Schack, Herrn. Ew. 
[MGT 2, 264.] 

829. 831. Obers.: Cetßler, J[ 0 h.J G [oftlieb]. [So auf 
dem Titelblatt.] 

878. Lies l'ervaux statt Fcrvaux. [Preuß. Jahrbücher. 
Bd. 118 (1904), S. 318.] 

961. Im Bz ist die Schrift nicht zu finden; als Verf. 
nennt sich unter der Zuschrift: Simonis, Daniel 

1021. Lies Johann statt Ignatius. 

1031. Das aus der Fretherrlich v. Leoprechtingschcn 
Fid. Com. Bibliothek stammende Exemplar der KB Berlin 
enthält folgende handschriftliche Eintragung: „Der Hrsg." 
[d. h. Verf.] „dieses ziemlich seltenen Werkes, von dem 
nie mehr als dieses I. Heft erschienen, war der in Wien 
gelebt habende und auch dort im J. 1852 verstorbene große 
Genealog Joseph Edler von Cronen/els . . . Die großartigen 
genealog. Sammlungen, aus welchen auch die 2 ersten 
Jhrge. des gothaer Freiherrn Kalenders geliefert wurden, 
kamen nach Cronenfels Tode käuflich in den Besitz des 
kaiserL Hof- Wappenmalers Krahl in Wien, durch dessen 
Gefälligkeit mir zehn solcher Hefte von Ahnentafeln (also 
in allem 1000 Stück) zur Abschrift ülvergeben wurden . . . 

II54- Die KB Berlin besitzt eine Ausg. u. d. T. : Saty- 
nsch-Moraksehet Allerley ... St [l*.] 2». 3. Ulm (2. 3: 
Lindau) u. Leipzig 1763—65. 

1209. Lies Juristischer statt für Juristen. 

1290. Lies Walther statt Walter. [So auch BrMm.) 

1297. Lies Cyriacus statt Cyrillus. [So auf dem Titel- 
blatt der Schrift: Thebeische Marter-Legend. Ingolst 1760.) 

1393 a. Roger de Kabutin Comte de Bussy gilt als 
Verf. der Sammlung: Histoire amoureuse des Gaules; die 
hier verzeichnete ist eine andere, enthält aber mehreres 
aus jener. 

1394. Lies Ttsehueke statt Tzschukke. [So unter der 
voranstehenden Disscrtatio de Ampelio; Ersch. DL 1, 2448 
schreibt nur der Silbentrennung wegen Tzschuk-ke, im Re- 
gister steht: Tzschucke.] 

1451. Nach GGr 6, 86 ist nicht zu bezweifeln, daß die 
Schrift von Cornu, Hortenie geh. Laerouc ist. 

1565. Lies Front statt Friedrich. [Vgl. das Titelblatt 
von: Aristophanis comoediae em. studio Rieh. Franc. Phil. 
Brauck. Argentorati 1783-, so auch BrMm.) 

1614. Verf.: S/nlta, Carl Johann Philipp. [So auch 
Ky 8, 390.] 

1678. Lies Andryane statt Andrayne. 

1691. Lies Piae mediiatsones statt Fraemeditationcs. 

1 703. Elizabeth Hervey ist nicht Verf. der angeführten 
Schrift, sondern identisch mit der Herzogin von Kingston ; 
BrMm ordnet die Schrift unter ihrem Namen ein, weil sie 
von ihr handelt. 

1736. C L. Struck ist der Verleger. Das Werk ist 
bis auf das Titelblatt und den neu gesetzten Vorbericht des 
Verlegers identisch mit dem Buch, das u. d. T. : Nicolaus 
Klemzen vom Pommer-Lande und dessen Fürsten Geschlecht- 
Beschreibung in Stralsund 1771 erschien. Es rührt aber 
nicht von Nicolaus v. Klemptzen her, „sondern ist ein Aus- 
zug aus [Thomas] Kantzows Chroniken, veranstaltet durch 
Andreas Schomaker, welcher aller Wahrscheinlichkeit iden- 
tisch ist mit dem gleichnamigen Bürgermeister von Anklam, 
t 1564". [ADB 16, 156.] 

1759. Lies Westermeier statt Westermaier. [So unter 
dem Vorwort und so auch Zu.) 

1802. Lies Widnmann statt Wiedmann. 

1902. Lies Wiesenhavern statt Wiescnhaver, Ludolf h 
statt Ludw. [So unter der Widmung seiner Schrift: Ab- 
handlung über das Theer- od. Pechbrennen. Breslaa I793-] 

1903. Ergänze hinter Anleitung, Gemeinnüttige. 



« Die wichtigsten Quellen sind in der folgenden Zusammenstellung durch dieselben Abkürzungen wie im Anonymen- 
Lexikon (Bd. I, S. Xff.) wiedergegeben. Mit Cotlin und Barbier sind die Anm. 7 und 8 angeführten Werke bezeichnet, 
mit ADB die Allgemeine Deutsche Biographie Bd. I ff. Leipzig 1875 ff., mit Diel. 0/ not. iiogr. das Dictionary of national 
biography. Vol. I ff . London 1885 ff., mit DAL das Deutsche Anonymen-Lexikon. 



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rg he raus - 



[So 
[Die falsche 



(Berichtigungen und Nachtrage iin Dcuttcheu Anonyme : - :ikoo — Interne. I 
1925. Lies Brandenburgischen statt Preußischen. 
1941. Nach Karl Faulmann, Histor. Grammatik der 
Stenographie. Wien 18S7. S. 1K8, wäre Keucht, Thomas 
Alois der Verf. 

1951. Verf.: Bolte, Joh. Hemr. [So auch Ky I, .?lo.] 
2006. Lies Witgand statt Wigand. (So auch WBL.j 
2015. Verf.: BoutauU, Muhe!. (Original: Les conscil* 
de sagesse. So 158; A. de Hacker. Bibliolheime de* ecri 
vains de la Comp, de Jösus. Nouv. ed. par C. Soinmervogcl, 
partie I. T. 2 (Bruxelles 189U, Sp. 47 ] 

2027. Hopp*, Tobias Conrad ist sicher der Verf. [Er 
nennt sich unter der Widmung der Schrift „Kunze Be- 
schreibung versteinerter Gryphiten", die ebenfalls 1745 in 
Gera erschien, auch als Sendschreiben an F. E. Briickuiann 
bezeichnet ist und auf dem Titelblatt wie hier die Buch- 
T. C. H. hat.] 
2062. Tilge Hamburg he und. 

2081. Der Titel des Exemplars der KB Berlin lautet: 
Anmerkungen über eine in Vorschein gekommene Schrift, 
betitelt: Kurte Beleuchtung, auf was Art von der K. K. 
Apostolischen Majestät ... die Aushändigung der sogen. 
Erbschaftssteuer . . . verlanget worden. 

2299. Lies A'eigeiaur statt Neigebaucr, Ferdinand statt 
Friedrich. [So auf den Titelblättern mehrerer Schriften 
und so auch BrVV S. 343-] 

2333a. Verf.: Ediert, Carl Friedr. [Z. Funck (d. i. Carl 
Friedr. Kunz), Kurze Geschichte des Buchs : Sarsena. Bam- 
berg 1838, S. 23 f.] 

2408 a. Lies Korn(eltut) statt Konr. 

2410. E. de Mauvillon ist der Übers. [Original : Anti- 
Pamela: or, Feign'd innocence detectet; in a scries of 
Syrcna's adventures . . .1 

2423. Ditlhelm, Joh. Herrn, ist sicher der Verf. [ML 

2 . 3SO-] 

2426. Lies Seiler statt Seilers, Abednego statt Abraham. 
[Dict. of nat biogr. ; Sellerus unter der Dedikation der 
Originalausg. von 1696.] 

2433. Verf.: Kessler von Spreng teyjen, C. F. [Ernennt 
sich auf dem Titelblatt der 1788 erschienenen Abjjenüthigten 
Fortsetzung des Anti-St. Nicaisc; doch ist dort der Anfangs- 
buchstabe des ersten Vornamens in E verdruckt.] 

2436. Lies Johann statt Georg. [So auf dem Titel- 
blatt der Schrift: Der Vogelheerd. Nördlingen o. J.; die 
falsche Angabe bei MGT 17, 747 ist verbessert 22, 2. S. 40$; 
richtig auch Ky und BrMm.] 

2437. LMe Angabe des BrMm geht wohl zurück auf 
Barbier 3», Nr. 2: 1 10 J. M. Querard, Les supercherics 
littöraires dlvoilees T. 3» (Paris 1S70), 873. Das Buch ist 
aber nicht, wie dort angegeben, identisch mit dem gleich- 
namigen Werk des 1607 verstorbenen Otto Casmannus, das 
Joachim Ursinus [d. i. J. Beringer] 161 2 in Amberg heraus 
gab. Nach dem Katalog der KB Berlin 
J. der Verf. 

2504. Der Titel lautet: Antwort eines Juristen auf du 
Anklage des Hrn. Jonathan Scbuderoff, . . . Superintendenten 
... zu Konneburg. 

2525. Pias, nach dem Eberhard Moller der Verf. sein 
soll, sagt nur, daß nach einer handschriftlichen Bemerkun 
Möllers in seinem Exemplar die Stadt, um die es sich handelt, 
Regenshurg sei. 

2534. Lies Carfm statt Carpzov. [So auch Myl.] 

2568. Lies Burkhard statt Bernhard. [Die falsche An- 
gabe bei MGT 15, 35 ist verbessert 19, 115.] 

2613. Verf.: Höhn, Joh. Friedr. [Vgl. den Vorbericht 
und ML 5, 20 ff.] 

2627. Ergänze hinter Des JOnigl. Preuß. 

2670. Lies Deutliche statt Teutsche. 

2693. Ergänze hinter Anzeige , Kurte,. 

2713. Lies gemässigte statt gemäßigte. 

2771. Lies Gesetzbücher stat 
Elker.] 

2775. Verf.: Berenhorst, Georg Heinr.v 
Angabe bei MGT 13, 55 ist verbessert 22, 1 S. 206; vgl. 
auch Andr. Gottfr. Schmidt, Anhalt'sches Schriftsteller-Lexi- 
kon. Bemburg 1830. S. 32.] 



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2778». Liw Renatus \V,Uulm statt 
[So unter der Vorerinnerung.] 

2S07. Verf.: Ruktome, Louis. [Gretaer ist der Ubers. 
So »ach So. OriKinal : Tres humble rcnonstrance et reqaeste 
des religicux de la Compagnie de Jesus.] 

2810. Lies Wezflariensis statt Wctrlariensis. 

2832 b. Lies Alexandre. ;W/ »tau Noel, Alexandre. 
[Barbier, T. U (Paris 1872), 245 ] 

2S71. Die KI! Berlin hat unter diesem Titel (mit 
kleinen Abweichungen) eine Ausg. Amsterdam 1674. (Auch 
Wr fuhrt die Schrift nur unter 1674 an.) Tb. 2 u. 3 u. d. 
T.: Anderer (bi. Dritter) Thcil von Englands Appellation an 
die Gemeinde wider den König und seine große geheimde 
Manner. Amsterdam o. J. — Eine andere Ausg. u. <L T. : 
Engelands Appellation und BcrufTung von der geheimen 
Raths-Vcrsamlung zu Witlhal an und für den großen Rath 
dieser Nation . . . übers, von A. Holtersen. o. O. 1673. — 
Verf.: Ctnentry, Sir William. [Original : Englaml's appeal 
from the private caliallc. Dict. of nat. biogr.) 

3027. Nach D S. 663 ist es zweifelhaft, ob von Mahren- 
holz der Verf. ist 

3107 — 3109. Lies Arneuld statt Arnoult. 

3155. Gabr. Wilh. Götten, den Myl S. 332 als Quelle 
angibt, führt (1»), S. 112 die Schrift nur unter denen an, 
die man Neumeister zuschreiben will; dasselbe sagen ML 
IO, 91 und Sehr S. Sil. 

3156. Verf.: l'rtytl. Adam. [Adel 6, S90.] 

3163. Verf.: Obren,!, f. L. Chevalier de Sne-Jean f. 
[So onter der Vorrede.] 

3165. Der Titel lautet: Vom Könige Artus und von 
dem bildschönen Kitter Wicduwilt. Ein Ammenmährchen. 

3168b. Verf.: Ituiram. Joerg. [GGr 2, S. 463 Nr. 9 d; 
Gemier ist der Vater eines der Helden der Erzählung.) 

3170. 3227. Lies CArist'fA statt Christian. 

3348. Verf.: Leun, Joh. Georg Fritdr. [Vgl die Vor- 
rede, die des Verf. Handbuch zur kursor. Lektüre des N. T. 
erwähnt nnd Butzbach datiert ist, wo Leun Oberpfarrer 
war.] 

3352. Lies Christian statt Joh. [Schröder 8, 191.] 
3389. Verf. nach Wr: S. O. Falkenskjold ; Collin 250 
gibt an: Helfr. Pet. Sturz; nach Ch. Braun, Bibliotheca 
Danica Bd. 3 (Kjpbenhavn 1896), 1487 o. a. ist es zweifel- 
haft, wer der Verf. ist, am wahrscheinlichsten Karl Pnnt 
v. IlesstnCassel. 

3399. Lies Ausübung maurerischer rügenden statt Aus- 
maurischer Tugend. 



3486. Das Original, der „Spectator", wurde von Addison 
und Steele gemeinsam herausgegeben. [Dict of nat. biogr. 



12 3765. Lies Frant statt Friedrich. (So auf dem Titel- 
blatt der Schrift: Kurzer u. Tätlicher Unterricht in d. em- 
len Obstbaumtucht 5. Ausg. Essen 1826.] 
38 1 6 Lies i emer statt Werner, Freden t statt Friedrich ; 



Verf.": Guldberg. Ove. [Original: Azan eller den fra Gield 
Braun, ', 



udfriede Fyrste. Ch. 
(Kjobenhavn 1902), 444 ] 



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Beiblatt 



fKaulof« — Uitratt.) 

K. A. Stauf? 6r Co. in Köln. No. 8. Kultur und Sitle, 
Ansichten Porträts, Sport- und Kostiimblatter. 

Rieh. Kaufmann in Stuttgart No. 105. Autographen, 
Stadieansichten, Varia. 

K. Th. Välcker in Frankfurt a^M. N0.261. Biographien, 
Geschichte der Wissenschaften und Künste, Literatur- 
geschichte, Bücherwestn. 

J. Leitgeber 5f Co. in Posen. No. 5. Theologie und 
Kirchengeschichte. — No. 6. Geschichte. 

Matth. Mittermüller in Salzburg. No. 33. Histor. 
Theologie, Kirchenrecht. 

Otto Harrassowitn in Leipzig. No. 294. Bibel, Exegese, 
Dogmattk, praktische Theologie, 

J. P. Mischet in Düsseldorf. No. 73. Deutscht Literatur. 

Süddeutsches Antiquariat in München. No. 80. 
Klassische Philologie. 

List &* Francke in Leipzig. No. 381. Altertumskunde. 

Max faeciet in Potsdam. No. 15. Deutsche Literatur, 
Varia. 

Emst Frensdorf? in Berlin SW. 11. Anzeiger No. 15. 
Meist deutsche Literatur. Theater, Musik, Kunst, 

Lipsius fr* Tischer in KieL No. 84. Geschichte, 
Miiitaria. 

Githofer &* Ranschburg in Wien I. No. 78. Histor. 

Autographen und Urkunden , Stammbücher und 

Stammbuchblätter. 
Ernst Carlebach in Heidelberg. No. 282/283. Theologie. 
Adolf IVeigel in Leipzig. Mitth. £ Büchertr. No. 27. 

Baden, Berlin, Buchdruck, Folklore, Lieder, Paris, 

Polen, Rom, Theater, Wien. 
Ludwig Rosenthal in München. No. 118. Shakespeare. 
Victor Eytelhuber in Wien VIII. Anz. No. 12a Varia. 
Alfr. Lorents in Leipzig. Ant Bücherm. No. 63. 

Deutsche Literatur, Philosophü, Kunst, Geschichte, 

A uricsu , l 'iiriii. 
K. W. Nierst mann in Leipzig. N 0.323. Kunstgeschichte. 

Ausland. 

Bernardo Seeber in Florenz. No. 2. Aldinen, Boccaccio, 
Dante, Toscana. 

A. Loosfelt in Nizza. No. 46. Varia. 

Adolf Geering in Basel No. 306. Belletristik, Ge- 
schichte und Geographie, Musik und Theater. 

f. d'Araujo Moraes in Lissabon. No. 20. Kunst, 
Medizin, Varia. 

Inhalt des Hauptblattes. 

(Heft 2 — Mai 1906.) 

Jungdeutsche Lebenswirren II. Von H. II. Houben. 
Mit 5 Abbildungen. — Aus dem Stammbuch von 
Schillers Sohn Karl. Von Emst Müller. Mit 2 Fak- 
simile. — Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists. 
Von Georg Minde-Pouet. Mit einem Einschaltblatt. — 
Neue Schriftgießerei • Erzeugnisse im sogenannten 
Empire- und Biedermeierstil. Von F. Frhr. von 
Biedermann. Mit 20 Abbildungen. — Chronik: Er- 
gänzungen zum Goedcke. (Max Harrwitz und 
O. Schissel von Fieschenberg.) — Shakespearciana. 
(Otto von Schleinitz.) — Goethe und das Duell. (Ernst 
Magnus). — Verschiedenes. 



M. KlippitSCh Ute Wien l,&hottenring8. 

Boccaccio, deutsch Schau». 3 Bde. (Insel-Verlag.) 
Assg. aof hollind. Papier. Vergriffen a. selten ! M. 45. — 

Meursi us, Me ü es »riebe der Molsi« Slfaea. Devtach r. 
Conra.lt (Privatdr. d, Insel- Verlag) Vergriffen! M. 38.— 



Edmund Meyer, Berlin W. 

Buchhändler und Antiquar, Potsdamerstr. 27 B. 

In einigen Tagen gelangt zur Ausgabe: 
Period. Anzeiger über Neuerwerbungen meines 
Antiquariats No. III enth. : Kunstgeschichte. — Illustrierte 
Bücher. — Silhouetten. — Kunstblätter. — Japonika. 

In 14 Tagen erscheint: 
Period. Anzeiger No. IV enth.: Deutsche Literatur. — 
Französische Literatur d. 18. Jahrb. — Kultur u. Sitten- 
geschieht*. — Varia. 

Für Bucherfreunde gratis: 

Antiquariatskatalog 1906, No. 1 

enthaltend : 

Deutsche Literatur — Übersetzungen — Erstausgaben 

— Moderne Sprachen — Grammatiken und Lexika — 
Reiseliteratur — Varia 

Bcrmühlcr'sches Antiquariat 

Berlin SW. 61. Gitschinerstr. 12, 1. 

Soeben erschien: 

Katalog 186 

Deutsche Literatur 

älterer und neuer Zeit 

Katalog 187 

Französische und englische Literatur 

— Versand gratis. — 

Antiquariat v. Zahn & Jaensch, Dresden. 



Aretlno, Gespräche. Deutsch von Conrad. (Privatdrack 
des Intel- Verlag.) 2 Lcderb da. Vergriffen! Ii. 70. — 

Kunst-Versteigerung zu Straßburg i. Eis. 

am 14. Mai und folgende Tage 

Gotik - Renaissance - Louis XIV, XV, XVI — 
Empire usw. 

Grote Zinnsammlung (Briot, Emierlin usw.), Bron- 
zen und Eisenarbeiten (Mörser, Kassetten usw.), 
Kostüme, Fächer, Gold- und Silberschmuck. Dosen 
und Elfenbein- Miniaturen, Holz- und Elfenbehv 
schnitzereien, Fayencen, Porzellane, Glaigemälde, 
Spiegel, Pendulcn, Musikinstrumente, Gobelins, 
Möbel, Watten, Münzen usw. 

Katalog bearbeitet von Dr. R. Forrer. 

Illustriert, aber ohne die^ictodracktafcln^gegen Vor- 
Einsendung von M. 1.— In Marken. 
Kataloge nnd Aufträge durch 

Lindners Buchhdlg., tt rt ' t) Strafiburg i.E. 



— 10 — 



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Beiblatt 



In einigen Tage 

Auktions-Katalog Schleinitz 

enthaltend auter Beiträgen verschiedener Provenienz 

zahlreiche Werke aas der Bibliothek des verstorbenen Herrn Geheimen 
Regierungsrates. Landrat Werner Freiherrn von Schleinitz, 
vormals zu Hersfeld in Hessen. 

Der bibliographisch sorgfältig bearbeitete Katalog ist reich an kulturgeschichtlicher, satirischer 
und galanter Literatur des XVIII. Jahrhunderts, Kobinsonaden, Theatergeacbichte, deutscher Literatur in 
Erstausgaben, Geschieht»- und Reisewerken und hat nachstehende Abteilungen: 

Bibliographie - Literatur- und Theatrrgtsehichte — Griechische und lateinische Schriftsteller, 
ttrissenschaft. Neulateiner — Französische Literatur, besonders die galante des fS. 7ahrh 

JtaHonische Literatur Englische Literatur Deutsche Literatur der vorklassischen Zeit, 

und Romantiker- Periode tum Teil in seltenen Erstausgaben, lortugsweise dramatische, galante, komische 
und satirische Literatur, Matchen, Sagen, Ritter- und Räuhertomane, Mundartliches — Kultur-Geschichte 
und Geschichte. Hofgesehuhten — Länder- und Völkerkunde, Reisen — Staats- und Rechtswissen- 
schoflen — Theologie und Philosophie — Naturwissenschaften , Exakte Wissenschaften, Medhin — 
Kunst und Kunstgeschichte — Varia. 

Ferner veröffentlichte ich soeben einen Prospekt über die umfangreiche und wertvolle Bibliothek des be- 
kannten I.utheiforschers Pfarrer Dr. J. K. F. Knaake, welche in mehreren Abteilungen tur Verweigerung 
kommen wird. In kuriem erscheint: 

ERSTER TEIL: — » — 

Originaldrucke der Reformationszeit 

Bestellungen auf vorgenannten Prospekt und die Kataloge erbittet 

Leipzig, den i. Mai 1906. Oswald Weigel's Antiquariat und Auktions-Institut. 



Auktions-Katalog Knaake. 



Zum Verkauf der Sammlung Grisebach 



Eduard Grisebach 

Weltliteratur-Katalog 



Zweite, stark verbesserte und vermehrte Aullage 
mit literarischen und bibliographischen Anmerkungen. 

Ca. 40 Bogen in vornehmster Auistammg. 1005. 
Einfache Ausgabe auf Schreibpapier, gebunden M. 12.50. 
Ausgabe auf Büttenpapier : 30 numerierte und tooi Heraus- 
geber ngnierte Kiemplire. mit Beigabe «inet nur in yn Excmpl 
gedruckten Gedjchte» Bürger» (nur noch 



W. 35. 



B. Behr's Verlag. 



Sigmund Deutsch & Cie., Buchhandlung, 
§S?T BUDAPEST V, "SS?* 

Soeben erschienen: 

Antiquariats-Katalog Ho. 18: 
„Bibliothek des Grafen Arthur Berchtold" 



ca. 2fi00 Nrn. 



Aus dem Inhalt beben wir hervor: Altlinen, Archäologie, 
Curiosa, Elzevir-Drucke, Französische Literatur, Grie- 
chische und Utein. Schriftsteller, Heraldik, Inkunabeln, 
Kriegsgeschichte, Kunst- und Kunstgeschichte, Kupfer- 
werke, Memoiren, Napoleon, Revolulionsgesch., Rußland, 

Ungarn, Wien usw. 
ImUrtimtrm erhalten den Kniabr *"/ Vfrlangra gratis u. franko- 



>^uiv.« 

Internationale 
Chalkographische Gesellschaft 




I 



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§ JaCODO de' Barbari. Sein Werk, 30 Kupfer- 



lichtdrucke and 3 Zinkätzungen, herausgegeben 
-% von Paul Kristeller. Gr. Folio. Pappbd. M. 60.— 

1 Meister J. B. mit dem Vogel, seine Hoit- 

^ schnitte, 1 1 heliographische Nachbildungen mit 
* Test von Friedrich Lipp mann. 
£ Gr. Folio. Pappbd. M. 25.— 

£ Meister E. S. Die Spielkarten des Meisters. 

I 45 Kupferlichtdrucke mit Text von Max Lehr*, 
d Folio. Pappbd. M. 40. — 

<<» Meister des Amsterdamer Kabinets. sein 

{% radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v- 
Max Lehr«. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 120. — 

§ Gothische Alphabete, herausgegeben von Jaro 

9 SprlOftr. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink- 
9 ätxungen. Gr. Folio. Pappbd. M. 40. — 

2 Die sieben Planeten, nach italienischen and 

! dentschen Meutern des XV. und XVI. Jahrh. 
43 heliographische Nachbildungen mit Text von 
g Friedrich Llppmana. 

I Gr. F0U0. In englisch Leinen. M. 60.— 

? Bei Auflüiung der Gesellschaft übernahmen wir den Reat- 

}g beaund obiger Werk«, welche wir, soweit der kleine Vorrat 
? reicht, au den beigesellten Preisen abgeben. 

| Amsler & Ruthardt, 

ö BerHtl W. 64, Behrenstraße a 9 «- 



— 1 1 — 



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Beiblttt 



Soeben erschienen : 

Katalog l: Protest. Theologie 

2: Geschichte. Geogr. Reisen 
3: Deutsche Literatur. 

In Küne werden erscheinen: 

Katalog 4: Kulturgeschichte 

5: Seltenheiten. Illustr. Bücher. 
Interessenten werden höflichst gebeten, diese Kataloge 
gratis und franko tu verlangen. 

Potdam, Schnabel & Walter, 

j Nauenerstr. 25. 



\ Spezial-Hntiquanat * 

für 8pra*t«rtffenfd>aft und eefdricbte 



Lemcrschienene Kataloge: 

Nr. 51. Gelehrtengeschichte. 
Nr. 52. Italienische, spanische, portugie- 
sische Literatur. 

Benin oi so, Otto Gerhardt. 

Bucbbandl. u. Hnrtquariat. 



S. 



Verlag von Oiesecke & Devrient, Leipzig. 

Leipziger 

Magisterschmäuse 

im 16., 17. und 1 8. Jahrhundert 

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Dr. Georg Erler 

Prof. der Ceschichte an der Universität tu Münster i/W. 

VII u. 220 Seiten klein 4°- Buchschmuck von Prof. 
E. Doeplcr d. J. - Prell M. 10.- gebunden. 

Dieses Werk gibt eben wichtigen Beitrag zur 
Kulturgeschichte überhaupt und zur Geschichte 
der Tafelfreuden, der Preise der Lebens- und 
(ienutmittel insbesondere. — Wendet es sich in- 
haltlich an alle die Leser, die für kulturgeschicht- 
liche Betrachtung der Vergangenheit, sowie für 
die Geschichte des akademischen Lebens und 
besonders der nun bald ein Halbjahrtauscnd 
blühenden ehrwürdigen meißnischen Hochschule 
Sinn haben, so wird es doch außerdem durch seine 
schöne Ausstattung — der gesamte Buchschmuck 
stammt von Prof. E. Doeplcr d. J., der Druck 
erfolgte auf echtes holländisches Büttenpapier — 
den Beifall eines jeden Bücherfreundes finden. 



3® 



Antiquariats-Katalog Nr. 73: 



Deutsche Literatur. 

i 

Mit einer Anzahl seltener Bücher 
und erster Ausgaben. 

J. P. Mischel's Antiquariat, 



Düsseldorf, Graf Adohstr. 100. 



Soeben und nachstehend« 

Antiquariats-Kataloge 

erschienen t 

Hr. M Inkunabeln und Druck« dei XVI. Jahrh., alle Kupfer- 
und Holuchnittwerk«. Kulmr- und Sittengeschichte, 
llebraica und Judaica. Geheime Wissenschaften. All* 
N»nirwis«enschafl«n. Meduin und Astronomie. Sport 
und Spiel. Deutsche Literatur. 1 116 Nrn. 

Bf. 3i Gewerae, Handel, Verkehr. Eisenbahnen. Schiff- and 
Luftschiffahrt. Bank- und Bdrsenweten, Geld. Forst- 
uod I.andwtrtachaft. IIS» Nrn. 

Nr. M Volkswirtschaft. Pol.tik, Revolutionen. Staatswissen- 
schalt. z^oo Nrn. 

Nr. 37 Jurisprudeni. ifc« Nrn. 

Aflkmul von einzelnen wertvollen Werkea 
== und gaoiea Bikllotkekea. - 

M. EDELMANN. 



Nürnberg, II«tptnurkt 3. 



Martini & Chemnitz 

eoiicbilicit-Cabinet 

Neue Ausgabe von Dr. Küster 
in Verbindung mit den Herren Dr. Pblllppl, Pfelifcr. 
Dunker. Römer, Ubbecke, Kobelt. Weiokanff, 
Clessln, Brot und v. Marten. 

Bn jeut erschienen JOS Lieferungen oder it*i Sektionen. 
Sutukriptions-Preis der Lieferungen I bi« «to a 6 M., der 
Ueferungeo uo u. flg. « o M., der Sekt, i— 66 ä tS M-, 
Sekt. 67 u. flg. a 17 M. 



grosses und fliig. Wappeitmcb 

Neu herausgegeben unter Mitwirkung der Herren 
Archirrat von Mülverstedt. 
Hauptmann Heyer von Resenfeld, Premier-Leut. 
Orttiner, L. Clericna, Prof. A. IÄ. H Ildebrandt, 

Min.-Bibliothekar Seyler und Anderen. 

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es abschließen. 

Subskripiions-Preis für Lieferung 1 — itt ä M. 4.80. 
für Lieferung lif und flg. ä 6 M. 

Von dem ConchlUen - Cabinet geben wir Jod« fertige 
Monographie einzeln ab, ebenso von dem Wappenbuch Jede 
Lieferung und Abteilung, und empfehlen wir, sei es tum 
ltehufc der Auswahl oder Kenntnisnahme der Einteilung etc. 
der Werk'', ausführliche Prospekte, die wir auf Verlangen 
gratis um! franko per Post »ersenden. 

Anschaffung der kompletten Werke oder Ergänzung 
und Wetterführung aufgegebener Fortsetzungen werden 
wir in Jeder Art «rlelchtera. 

Bauer & Raspe in Nürnberg. 



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Wertvoller Katalog gratis und franko. 

Demnächst wird ver.aodt : 

Antiquar. Katalog Nr. 227 

Theatergeschichte und Schauspielkunst, 

Dramaturgie und Buhnenkunde, Dramaüsche Ge«ammtw«rke 

und Thcaterlexika. Maske. Mimik. Redekunst. Tanikunat. 
Einzelne dramatische Dichtungen, Schauspiele. Lustspiele. 
Ponen, Schwank«, Trauerspiele, Laederepiele, rastspiele, Rilter- 
spiele, Volksdramen etc. Diese Abteilung tat besonders reich aa 
alten Ausgaben und fiühnen-Manu Skript Drucken. 
Et dürfte «cit Jahren keine ao reichhaltige Sammlung, gegen 
Nummern enthaltend, «um Kaufe ausgebotea worden sein. 
Das Titelblatt briset Eduard Desricots Porträt mit deaien 
Autogrsph und der Katalog lelbit rerreichnet viel« Briefe de« 
berühmten ehemaligen Karlsruher Hofiheaterdirckiort. 



Wir bitten zu verlangen. — — — — » 

A. Bielefeld's Hofbuchhandlung 

& Cic, Karlsruhe (Baden). 




C. flngerer & Gösdil 

k. u. h. phofo-diemigraptii ,ctte tSct-KunsluiisluIl 

Wien, XVI/l 

Bach' ond Proaedrod^COiaet In Zink. Kapier. IRttdng and StahL n ■ u« 
oetentlnet rUtotvtHe-Oerlahren Mmllerltdi oe^elilitf« Drei- wtd der- 



I CatdM. »4 



Verlag von Hermann Oesenlus in Halle. 

Neuigkeiten 1906. 

Wilhelm der Erste als Erzieher. 

In 7 1 1 Aussprüchen aus seinen Kundgebungen 
und Briefen planmäßig zusammenges 
Paul Dehn Fürstenausgabe: Auf 
Büttenpapier gedruckt und in Prachtband mit 
Goldschnitt gebunden M. 8. — . Volksausgabe: 
In- 



Einer unserer höchstgestellten Offiziere, dem die 
Aushängebogen vorlagen, ichreibt an den Verfasser: 
„Ich beglückwünsche die, denen das Werk zuganglich 
wird, zu dem reichen Inhalt, den es bietet Ks werden 
damit die herrlichen Worte des großen Kaisers in die 
Nation hineingetragen als Marksteine auf allen Ge- 
bieten des staatlichen Lebens." 

Michelangelos und Raffaels 

Gedichte von Hermann Harrys. Zweite Auf- 
lage. Mit einer kurzen 
1906. Brosch. M. 2. — . 

Aus „Scherr's" 
„Michel Angelo darf auch unter den Dichtern 
seines 
platz 1 

den „Mann" mit vier Seelen" und | 
das jüngste Gericht ■ 
Kuppel der Peterskirche 
wahrhaft danteschem Geiste geschrieben." 




(aross^uetybinderei 

6egrundet' 1868 

MnferfkjurK) modernerJBudjeinbände j 

Einbanddecken, Alappen, 

grfissre Auflagen in kürzester Öjh* 

rVerkaufoeb Sck^S-l^ides-Qesangbüchsr 

Neueste maschinelle Einrichtung 
speziell auch fur^assenauflagen 
■ nm /silschrtfen, Maloqen «lc 

^L£!PZIG<^ 



- «3 - 



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Schönste Geschenke einfacher und doch vornehmer Art! 



Jeder Band 



käuflich. 



Illustrierte Monographien: 



Geschichtliche, Kulturgeschichtliche, 
Künstler-Monographien. 

Jeder Band ist in sich abgeschlossen und elegant in Leinwand mit Goldschnitt gebunden. 



Geographie. 

Land und Leute. 

und die Mark • • 4.- 
Dretden und die Sicht. 

Schweiz • • • 

Kleien, und Isergeblrgc 4- 

4.- 
4- 

Der Harz a- 

Thürlngen 4.- 

Dle LQneburger Heide • 4- 

Am Rhein 4.- 

Oer Schwarzwald . • • ■ 1 - 

Oherbayern .«••••• a™ 

Tirol 4.— 

Ole Schweiz 4.- 

Norwegen 4.- 

Die Rlvlera 4. 

Rom und die Campagna 4 
Neapel, (eine Umgebung 

• • 4 - 

zur Amonsoaae • • • . 4. 
Deutschland Im Stillen 

Ozean t- 

1- 



Dle Blütezeit des Phara- 

onenrelchea 

Nlnlve und Babylon ■ • • 
Alexander der OroSe • • 
Die Romer In Dcutsch- 



4.— 
4 

a- 



II. Mittelalter u 
neuere Zelt. 
Die KreuzzQge und c 



Daa lltere deutsche 
Stsdtewesen und Rur- 



Maximilian I 

Könlpln Elliabeth 
Die deutsche Hanse • 
Der falache Demetrius • 

Wallensteln 

Venedig alt Weltmacht 



Der Kupierstich 

Der Holzschnitt 3.- 

Knnst 

I. Kunst des gotischen 
Mittelalters. 

| Olotto 4 - 

II. Kunst der He 



4- 



Der große Kurfürst • • 

Friedrich I. und die Be- 
gründung des preuB. 
Königtums a 

Friedrich der OroBe • ■ 4. 

Marl» Theresia a 



4.- 
4.- 
-1 



III. Netteste Zelt. 

Mlrabeau 

Napoleon I 

Bismarch 

Die Vereinigten 



Kulturgeschichte. 



Der Wein 



4- 



Im 19. 

Die Jagd 

Exlibris 

Weihnachten 

Daa Porzellan 

Die moderne Malerei In 




seine Familie 

VerroccMo 

Bottlcelll 

Ohlriandajo 

Plnturicchlo 

Mantegna 

van Eyck, Hubert u. Jan 

Memllng ... 

P. Vlscher und A. Kram 

Veit Stosa 

Leonardo da Vlnd . . . 

Michelangelo 

Ratfael 

Corrcjfjlo • 

Tizian 

Veronese a- 

Tlntoretto 4.- 

Dürer 3.- 

Holbelnd. J 4 

III. Kunst des 17. und 
18. Jahrhunderts. 
Tiepolo a- 



Der Tan« 

Die moderne Plastik In 

Deutschland 4- 

Dle Wohnung und Ihre 

Ausstattung 4.- 

Dle Landschaft 3- 

Reklamekunst 4.- 

Der Fleher 4- 



IV. Kunst des 19. 



Milkt and R 
Preller d. A. 
Thorwald sen 
Relahold Begas 

Slemering • 



Ludwig Richter 
Schwind • • 
Imbach i i 
Defregger • 
Leibi - • • • 
Koner • . . 



Oyslt • 

F. A. v. 
Stuck • 
Uhde • ■ 
Bocklln 
Ft 



Velazquez 
Watteau . . 
Rubens • • 
van Dyck • 
Tenlers d. J. 
Franz Hals 



a- 
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z- 
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a- 

Rembrandt a 

Cbodowleckl a- 

Oalnsborough a- 



A. v. Werner 
Menzel • • • 
Klinger • • • 

Prell 



Ki 

Vautler • • • 
Rethel 

Oebhardt • • 
Burne-Jones • 
Walter Crane 



Watts . • • 
Canova • • 
Meunler • • 
Adolf Hildebrand 
Eberieln • • 



L. von 
Worpswede 
Neu-Dachau 



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rür die 



»eninnrortlichi K. Dieckaeyer. Leipzig. HospiuUtr. »j. VerUg voa Velhsgen A: Kl.iing. 
Druck Ton W. Drujulin in LeJpng. 

Mit einer Extrabeilage voa Eduard Avenarlas, Verliiskucabaadliai, Leipzig. 



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_>jcvx * o.cvx * 0 cvx « o.evv« 9;cvv w^v !»evx* !>:cw 9^v i:*vx"« WkV ' ojf^v n 



jettfcbrift für Bücherfreunde f $ 

* * * * * Organ der Gcfcllfcbaft der BibKophi 



t 

Bibliophilen. 



X. Jahrgang. 



BEIBLATT 

Drittes Heft. 

Juni 1906. 

Atonntmentifreis für Jen Jahrgang 36 M. (zl,6o Kl. ö. V>\, 45 Fr., 36 sh., 21,60 Rh.), für das Quartal (drei Hefte) 9 M. 

Anzeigen 

'/, Seite 60 Mark. I •/, Seite 15 Mark. 

V, Seite 30 Mark. Seite 8 Mark. 

Kleine Anzeigen (Desiderata und Angebote): die gespaltene Petit- Zeile SO Pf. (für Mitglieder der Gesellschaft 

der Bibliophilen und Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.). 
Beilage-Gebühr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jedes Heftes am 10. des vorhergehenden Monats. 

RtdaktianslU StnJmHgtn- Manuskripte. Bücher, Kataloge etc. gefl. ru richteu an den Heraasgebert Fiäar rv» Z#b«UiH. berlin H'. /$. 

Uhlandstr. 33 {Sommer: Spiegelberg bei Topper. Rgbz. Krankfurt a. O.:. 
Antflgm an die Verlagthaadlnog 1 ytlk*tr* A Klatimg, Abteilung für latente, Lri/uf, Hospitalstr. »7. 



Gesellschaft der Bibliophilen. 

Die Subskription auf das Nürnbergische Schönbartbuch hat einen so günstigen Erfolg gehabt, 
daß der größte Teil der 500 numerierte Exemplare betragenden Auflage vergriffen ist Der Vorstand 
sieht sich dadurch veranlaßt, die Subskription zum ursprünglichen Preise von noanxig Mark am 30. Juni 
1906 zu schließen. Die dann etwa noch verfügbaren Exemplare können an spätere Subskribenten 
nur zum Preise von viertig Mark abgegeben werden. Die Ausgabe des Werkes wird, der schwierigen 
Ausführung der Tafeln wegen, voraussichüich erst im März 1907 erfolgen und den Subskribenten 
rechtzeitig angezeigt werden. 

Der Vorstand der Gesellschaft der Bibliophilen 

Weimar, Grunstedterstr. 16. I.A. Dr. Carl Schliddekopf. 

Rundschau der Presse. 

Von Arthur L. Jellinek in Wien. 

Die nachfolgend« Oberlicht «muckt, di« ia Tagesblällern, Wochen- uad Monauichtiftea enthaltenen Auhiue und Abhandlungen, 
•oweit sie für die Leaer unserer Zeitschrift ia Betracht kommen, in itkKtktr Anordnung ru Terreichnea. Nur dal Wichtigere aus den Ver- 
öffentlichungen der leisten Monate kann berücksichtigt werden. Absoluta Vollständigkeit ru erreichen, liegt für den einreisen Bearbeiter 
»u&erhalb de» Bereiches der Möglichkeit. Die Zeitschriften lind nach Ilanden. Jahrgängen. Heften oder Seiten, je nach der leichteren Auf- 

Bearbeiter« (Wien VII, Kirchengaase j}) erbeten. 

Schrift-, Buch- und Bibliothekswesen, 
Allgemeine*, Schrift und Papier. 

B., Neue Beitrage zur Geschichte des Papiers. 

Neue Freie Presse. 1904. No. 14 210. (17. III.) 
Klemm, P, Das Ideal eines Druckpapiers. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 81-83. 
Krak, T. und G. Bargum, Zur Geschichte des Adreß- 
buches. 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 191. 
Thron,!., Aus Belgien und Frankreich. Bunte Steine. 
(1. Der 1. „Salon du Livre" in Brüssel. — Gründung 
des belgischen Buchgewerbevereins. — 2. Einige 
Ruckblicke auf die Blütezeit des belgischen Nach- 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 3. — 1 — I 



drucks. — 3. Der gegenwärtige Stand der Volks- 
bibliotheken in Krankreich. — 4. Die Jahres- 
versammlung des „Cercle de la librairie" in Paris.) 
Börsenhl./, d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 79. 

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Barwick, G. F., Imprcsas. 

The Library. 1906. 2. Series, VII, S. 140—148. 
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Mitteilungen des Österr. Vereint f. Bibliotheks- 
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Plomer, H. R., A printer s bill in the XVII. Century. 

The Library. 1906. 2. Series, VII, S. 32—45. 



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Beiblatt 



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Beschoren, A., Ein englischer Buchhändler-Brauch 
aus vergangenen Zeiten. 

Borsenbl. / d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 72. 
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des Eigentums. 

Borsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 84. 
Conrad, Br., The Publishcrs Association of Grcat 
Britain and Ireland. 

Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.73. 
Sp. 3287/8. 

Deutsche Bucher und Zeitschriften in Frankreich. 

Deutsche Ztg. (Berlin.) Borsenbl. f. d. deutschen 
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Eckardt, J. II., Johann Christian Dieterichs und 
seine Güttinger Kalender-Unternehmungen. [Ka- 
lendcrverleger dos XVIII. Jahrhunderts. II.] 

Borsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.62, 
74. 76. 82. 83. 

Henckcl, W., Aus Rußland. [Buchhandel und Biblio- 
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1906. No. 40. (17. II.) 
Herbich, R., Betrachtungen über die Wcrtabschätz- 
ung von Verlagsarükeln bei Aufstellung von Inven- 
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Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 40. 
Kellen. T.. Der Verleger Johann Friedrich Schiller. 
Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 40. 

(t-ber Schneider, D. Friedrich: Johann Friedrich 
Schiller, geh. I**. Sept. 1737, gest. 19 Oku 1S14. 
Mainz, Imp. Ph. v. Zahern 1905. Kl. 8». 24 S.] 

Kohut, A., Zur Geschichte des Honorars. (Mit 5 un- 
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liegenden Novelle „Moderne Kinder". 19. I. 1857. 
Di* Gegenwart. 1906. LXIX, No. 9. (S. 136—137.) 

Das Recht des Sortimenten! auf Kritik. 

Allgemeine Buchhändler- Zeitung. (Leipzig.) 1906. 
XIII, No. 4. 

Rcclam jnn„ Ph., Ein Beitrag zur Frage der Bücher- 
Schleuderei in Warenhäusern. [Nußbaum in Halle 
a. S] Borsenbl. /. d. deutschen Buchhandel. 1906. 

No. 55. 

Richter, F. E., Schulprogramme und ihre Beigaben. 
Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 2. 

Bibliographie. 

Kauffmann, F., Moritz Steinschneider; zu seinem 
90. Geburtstage: 30. Marz 1906. 

Frank/urter Ztg. 1906. No. 88. (30. III.) 
Prem, S. M., I.iteraturbericht aus Tirol IV. (1897 
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[Vgl. ebd. IV, 600 ff.] 
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der tirolischen Literatur des XVIII. Jahrhunderts, 
(t. Joh. Friedrich Primisscr. 2. Maximilian Anton 
Polifeser. 3. Joseph Kowald.) 

Mitteilungen des Üsierr. Vereins für Bibliotheks 
wesen. 1906. X, S. 30-36. 



Bibliophil:« 

Die Meyer-Cohnsche Autographen-Sammlung. 

Neue Zürcher Ztg. 1906. No. 46. 
Thieß, K., Buchstipendien statt Geldstipendien. 

National Ztg. 1905. No. 296. (13. V.), Borsenbl. 
/. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 113. 

Bibliothekswesen. 

Ballinger, ]., Municipal libraries. 

The Ubrary. 1906. 2. Serics, VII, S. 181— 19«. 
Der Bibliotheken Rabatt im Sächsischen Landtag. 

Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. No. 68, 70. 
Eichler, F.. Moderne Bibliotheksbauten. 

Mitteilungen des Österr. Vereins /. Bibliotheks- 
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Gillhoff, )., Wie gründet man gute billige Volks- 
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Herz, H., Volkstümliche katholische Bibliotheken, 
katholische Autoren und Verleger. 

Borromaeus- Blatter. 1906. III, No. 6. 
v. Gr., Die neue Heidelberger Universitätsbibliothek. 
Die Kunst chronik. 1906. N. F. XVII, Sp. 163 
-l6 S . 

Bibliothek des Börsenvercins der Deutschen Buch- 
händler zu Leipzig. Zuwachs seit Abschluß des 
Kataloge*. Band II. No. 10. (Oktober 1905 bis 
März 1906.) 

Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78. 
Mencik, F., H. G. Breischneiderund G. van Suieten. 
Ein Beitrag zur Geschichte der Universitats-Biblio- 
thek in Lemberg. (Beilage: Verzeichnis der Lern- 
berger seltenen Inkunabeln.) 

Mitteilungen des Österr. Vereins / Bibliotheks 
wesen. 1906. X. S. 11—30. 
The British Museum Library [landon] and its Cata- 
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The Edinburgh Reinen'. 1906. CCIII, S. 117 — 136. 
Schmitz, H., Die Volksbibliothek und Lesehalle zu 
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Porromaeus-Rlätter. 1906. III. No. 6, 7. S. 117 
— 119, 140—143. 
Löffler, Die bibliothekarische Laufbahn in Preußen. 

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Württemberg. \ 'ierteljahrshe/te /. Landesgeschichte. 
1904. XIII, S. 140-161. Nachtrag 1905. XIV, 
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Giefel, Warum ist Bibliothekar Joh. Wilh. Petersen 
1794 aus den herzoglichen Diensten entlassen 
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Württembergische Vierteljahrshe/te. 1905. XIV, 
S. 191—204. 

Rechtsbeziehungen, Pressrecht, Zensur. 

Allfeld, Der Entwurf eines Gesetzes betreffend das 
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der Photographie. 

Deutsche /uristenttg. 1906. XI, No. 5. Borsenbl. 
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im Börsenblatt 1903 mitgeteilten Verbote (und der 
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Börsenbl.f. d. deutsch™ Buchhandel. 1906. N0.77. 

Fuld, Urheberrechtliche Beziehungen im Verhältnis 
zwischen Deutschland und Frankreich. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel, 1906. N0.61. 

Fuld, Zur Praxis des amerikanischen Urheberrechts- 
amts. 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.73. 
Fuld, Verlängerung der Schutzfrist für Urheberrecht. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 75. 
Zum Gesetzentwurf betr. das Urheberrecht an Werken 
der bildenden Künste und der Photographie. 

Börsenbl.f. d deutschen Buchhandel. 1906. No. 57. 
Grundtvig, L. A., Internationaler Schulz des Ur- 
heberrechts. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.81. 
Hölscher, G., Zur Geschichte der Präventivzensur. 
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 64. 

Kleemcier, Fr.J., Der Index der verbotenen Bücher. 
Börsenbl. J. d. deutschen Buchhandel. 1905. 
No. I47—M9- 

Verzeichnis von deutschen Büchern, die in Rußland 
im September (und bis Dezember 1906] ganz oder 
teilweise verboten worden sind. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 3, 
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Literaturen. 1905. CXIII, S. 297-301. 
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Die Gegenwart. 1905. LXVIII. No. 47, S. 328 
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Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen. 1905. 

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3 - 



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Taglicht Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1905. 
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Frhn. W. v. Biedermann. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 253. 
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-— ; Krüger, H., Goethe in Dornburg. 

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— : Michels, V., Neue Goethe Ausgaben. 

Euphorion. 1906. XIII. S. 288—299. 
Grillpaner: Benzmann, H., Grillparzer als Mensch 
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Nord und Süd. 1905. CXV, S. 421— 429. 
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Dramen. Osterr. Rundschau. 1905. II, S. 3SS-362. 
Grisebach: Fraenkel, L., Eduard Grisebach. Eine 
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DU Wage. 1906. XI, No. 14. 

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Neue Züricher Zig. 1906. No. 90. 
Hang: E. M., Fr. Haugs Vorspiel zur Wilhelm Teil- 
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Schwabische Kronik. 1904. No. 224. S. 5. 
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Edinburgh Rei>inv. 1906. CC11I. S. 210—235. 
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Kinkel: Pitollet, C, Das Todesurteil gegen Gottfried 

Kinkel. Wiener Montagsrevue. 1906. No. 6. 

Kleist: Weißen fels, R., Die neue Kleist-Ausgabe 

(Leipzig-Wien, Bibliographisches Institut 5 Bde. 

«9°5)- 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 932-939 
Li Sale: Haag, C., Antoine de la Sale und die ihm 
zugeschriebenen Werke. 

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. 
Literaturen. 1904. CXIII, S. 101— 134, 3>5— 35<- 
Lessing: Gold, A., Auf den Spuren Leasings in Berlin. 

Frankfurter Ztg. 1906. No. 17. 
— : Kruse, G. R., Berlin und sein Lessing-Haus. 

Berliner Tageblatt. 1906. No. 69. 
Lewis: Herzfeld, G., Die eigentliche Quelle von 
Lewis' „Monk". [Anonymer Roman „Die blutende 
Gestalt mit Dolch und Lampe". Quelle für Grill- 
paraers „Ahnfrau".] 

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. 
Uteratuten. 1903. CXI, S. 316-323. 

[Dagegen O. Ritter, el>d. 1904 CX1H, S. 56-65.] 
Lorm: Münz, J. V., „Hieronymus Lorms Nachlaß '. 

Der Tagesbote. (Brünn.) 1906. No. 152. 

«an so: Geiger, L., Vom alten Manso. (1760-1826.) 

Breslauer Ztg. 1906. No. 69. 

Meyer: Lüderitz, A., C. F. Meyers „Amulett" und 
seine Quelle. [Menmee, Chronique du regne de 
Charles. IX. 1829] 

Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen u. 
Literaturen. 1904. CXIII, S. 110—121. 
Mörike: Ilgenstein, H., Mörikcs Lyrik. 

Das Blaubuch. 1906. I, No. 9. 

— : Krauß, R., Der freigewordene Mörike [in den 
verschiedenen Ausgaben]. 

Deutsche Tagesstg. (Berlin.) 1906. No. 81. 
Novalis: llug v. Hugenstein, A., Zur Texigeschichtc 
von Novalis" Fragmenten. 

Euphorion. 1906. XIII, S. 79-93- 
da Ponte: Schriefer, W., Lorcnzo da Ponte (der 
Textdichter des Don Juan). 

Deutsches Tagblatt. (Wien.) 1906. No. 34. 
Rousseau: Geiger, L., Neues über Rousseau. 

Die Gegenwart. 1906. LXIX. No. S- S. 71 — 72. 

[Bcsprccliung <1cr Annales de la Societe Jean Jaques 
Rousseau a Ocncvc. 1906. Band I.] 

Scheffel: Doering, O., Joseph Viktor von Scheffel. 

Moskauer Deutsche Ztg. 1906. No. 84. 
— : Proelß, J., Scheffels Laura [Emma Heim. Von 
E. Boerschel. Berlin 1906]. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 849 — 854. 
— : Wetzet, J. O., Scheffel. 

Der Elsdsser. 1906. No. 54. 

4 — 



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(Ruodtchftii der Presse 

Seome: I' eiser, G. t Aus Polens letzten Tagen. Er- 
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DU Grensboten. 1906. LXV1, S. 490-499, 549 
— 557, 657-665. 7"~7«8- 

Shakespeare: Eidam, Chr., Die Neubearbeitung des 
Schlcgel-Tieckschen Shakespeare durch H. Conrad. 
Kational-Ztg. 1906. Beilage. No. 3. (18. 1.) 

— : Hamburger, 1*., Die Prinzen von Marokko und 
Arragon in Shakespeares , .Kaufmann von Venedig". 

Der Tag. 1906. No. 89. 

— : Werther, J. v., Shylock. 

Die Zukunft. 1906. XIV, 54. S. 53-56. 



— Bericbtigungea und Nachtrage tum Deutschen Anonymen Lexikon. 

Stael: Madame de Stacl and Napoleon. 

Tkt Edinburgh Review. 1905. CCII, S. 79—109. 
Uhland: Sprenger. R., Zu Uhlands Ballade „Der 
letzte Plalzgraf. 

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904. 
CXI1I, S. 39J-394- 
Voltaire: Sakmann, P., Voltaire als Kritiker Montcs- 
quieus. Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 
1904. CXIII, S. 374-391- 
V08: Segnitz, E., Johann Heinrich Vot. 

Leipziger Tageblatt, 1906. No. 160. 
Walpole: Geiger, L.. Horace Walpole (1717— «797). 
Die Gegenwart. 1906. I.XIX, No. 13, S. 199— 100. 



Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon. 



Von 

Dr. Paul Trommsdorff in Berlin. 
II. 

Nachträge zum Buchstaben A. 



(Fortseuunj | 



ler Umstand, daß der Gesamtkatalog der 
1 preußischen Bibliotheken die Angaben 
des deutschen Anonymenlexikons in nicht 
I wenigen Fallen zu berichtigen vermag, 
beweist wohl, dab die Bearbeiter des Lexikons recht 
gut daran getan hätten, auch die handschriftlichen 
Kataloge der grüßten deutschen Bibliotheken auf 
Anonyma hin durchzusehen. 1 Bilden doch in den 
Bibliotheken stets die Druckschriften selbst die 
Grundlage für alle Eintragungen in die Kataloge, 
die daher ungleich vertrauenswürdiger sind ab 
manche auf abgeleiteten Quellen beruhende Biblio- 
graphien. Vor allem aber würde die Durcharbei- 
tung dieser Kataloge das aus den gedruckten 
Werken gewonnene Material wesentlich ergänzt 
haben. Denn in den handschriftlichen Bibliotheks- 
katalogen finden sich sehr viele Druckschriften 
unter ihren Verfassern eingetragen, die in den 
Werken, welche die Bearbeiter des Anonymen- 
lexikons benutzen konnten, überhaupt nicht oder 
ohne Verfasserangabe aufgeführt werden. So 
viele Quellenwerke die beiden Wiener Kollegen 
auch ausgenutzt haben, 1 sie mußten doch zahl- 
reiche endegencre und speziellere Schriften, die 
ihre Zusammenstellung hätten bereichern können, 
beiseite lassen. Bei der Katalogisierung eines 
Bibliotheksbuches werden aber solche Bücher 
oft mit Vorteil verwendet. Häufig ist einer 
der Beamten dank seiner Kenntnisse auf einem 
ihm besonders vertrauten Wissensgebiete in der 



Lage, ein Werk ausfindig zu machen, in dem 
der Verfasser des zu katalogisierenden anonymen 
Buches genannt ist, oder es gelingt ihm selbst, 
unter Benutzung der in dem Buch sich findenden 
Andeutungen und mit Heranziehung aller mög- 
lichen bibliographischen Hilfsmittel, den Verfasser 
zu ermitteln. Dazu kommt, daß das einzelne 
Bibliotheksexemplar sehr oft Angaben enthält, aus 
denen sich die Verfasserschaft des Buches direkt 
ergibt oder doch erschließen lälit. Das sind die 
handschriftlichen Eintragungen in zahlreichen 
Büchern, Widmungen des Verfassers, Bemerkungen 
früherer Besitzer oder Benutzer und dergleichen 
Vermerke. 3 Manchmal erlaubt auch die Zuge- 
hörigkeit der Schrift zu einem Sammelbande einen 
Schluß auf den Autor; oft ist auf dem Rücken- 
titel eines älteren Einbandes der sonst nirgends 
zu ermittelnde Verfassc-r genannt 

Dieses wichtige in den handschriftlichen Biblio- 
thekskatalogen ganz verborgene Material haben 
die Bearbeiter des deutschen Anonymenlexikons 
nur zum geringsten Teil verwerten können, da 
seine Beschaffung wohl zu umständlich und kost- 
spielig gewesen wäre, auch die Kataloge mancher 
Bibliotheken ihnen nicht ohne weiteres zur Ver- 
fügung gestanden hätten. Wer in Zukunft solche 
bibliographische Arbeit unternehmen will, sollte 
aber erwägen, ob er nicht in dem preußischen 
Gesamtkataloge, dem handschrifdichen Kataloge 
von elf großen Bibliotheken mit einem Bücher- 



« Diesen Gedanken äußerte j-chon M. Orolig bei der Besprechung des ersten Bande* des Anonymen-Lcxikons in 
den Mitteilungen des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen Jg. 6, 1902, S. 74—77- 

* Eine wichüge Quelle ist ihnen leider entgangen, das Buch von E. Collin, Anonymer og Pscudonyrucr i den danske, 
norske og islandskc Literatur ... Kiobenhavn 1869, in dem auch die ausländi>che anonyme Literatur berücksichtigt ist, 
die sich auf die dänisch-norwegischen Lander bezieht. 

i Auch Barbier benutzte l>ci der Bearbeitung der 2. Auflage seines Dictionnaire des ouvrages anonymes et 
(T. 1—4. Pari* 1820—25) »olche handschriftlichen Eintragungen in ausgedehntem Mate; vgl T. I«, 5. IL 

- S - 



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Beiblatt. 



(Benchtigunceii und Nachtrage tum fJeuiti.hftB Attotiymcn-Leiikon \ 

besitz von fast vier Millionen Bänden, die ge- 
eignete Grundlage findet. Die große Zahl von 
Nachträgen, die sich aus dem Gesamtkatalog zum 
deutschen Anonymcnlexikon gewinnen läßt, zeigt 
wie manches andere, worauf ich hier nicht ein- 
gehe, dali dieser Katalog ein bibliographisches Hilfs- 
mittel ersten Ranges darstellt, auch in dem einen 
handschriftlichen Exemplar, in dem es bis zu seiner 
Fertigstellung allein geführt werden kann. 

Ich teile auch von solchen Ergänzungen zu- 
nächst nur mit, was sich bei einer Durchsicht der 
unter dem Buchstaben A im preußischen« Ge- 
samtkatalog eingeordneten Verweisungen von dem 
Titel einer anonymen Schrift auf den Verfasser 
ergab. Da die preußischen Universitätsbibliotheken 
solche Verweisungen der Geschäftsstelle erst ein- 
senden, wenn die Titel des betreffenden Autors 
zur Bearbeitung kommen, die Vergleichung der 
Bestände aber erst bis zur Mitte von C vor- 
geschritten ist, so umfaßt dieser Nachtrag nur 
einen kleinen Teil der in diesen Bibliotheken ihrem 
Verfasser zugewiesenen anonymen Schriften, deren 
Ordnungswort unter den Buchstaben A fällt Ich 
habe mir außerdem die Grenzen enger gezogen 
als die Bearbeiter des Anonymenlexikons, indem 
ich erstens nicht die gesamten in den Ländern 
deutscher Zunge bis zum Jahre 1850 anonym 
erschienenen Schriften berücksichtigt habe, sondern 
nur die, deren Titel ganz oder teilweise in deutscher 
Sprache abgefaßt ist, und indem ich zweitens nur 
diejenigen Einzelschriften als anonym angesehen 
habe, deren Verfasser sich weder auf dem Titel- 
blatt nennt, noch auch aus dem Buche selbst, 
dem Privileg, der Zueignung, der Vorrede, dem 
Anfang des Textes, der Schlußschrift usw. ohne 
Schwierigkeit entnommen werden kann. Auch 
gebe ich von den im Gesamtkatalog unter A ein- 
geordneten Titeln nur die, welche auch im Ano- 
nymenlexikon unter A gesucht werden müßten, 
führe aber die einzelnen Titel in der Reihenfolge 
auf, in der sie im Gesamtkatalog erscheinen, 3 um 
zugleich einen getreuen Auszug aus diesem Kata- 
loge hier darzubieten. Die Titel machen, ent- 
sprechend der Vorschrift der preußischen Instruk- 
tion Uber die Form der Verweisungen (S tt, x), 
auf bibliographische Genauigkeit keinen Anspruch; 
sie sind soweit gekürzt, daß sie noch sicher er- 
kennbar bleiben und die Identifizierung des Buches 
ermöglichen. Der Erscheinungsort ist daher int 
Gegensatz zu der Praxis des Anonymenlexikons 



nur ausnahmsweise hinzugefügt. Die Quellen sind 
angegeben, soweit ich sie auf den Zetteln des 
Gcsamtkataloges fand; in allen anderen Fällen 
sitid die im Gesamtkatalog vereinigten Bibliotheks- 
kataloge als Quelle anzusehen. 

1. Abbildung und »Beschreibung derer sämtlichen 
Bcrg-Wcrcks-Bcamtcn u. Bedienten. 1721. Waget, Ckr. 

2. Abbildung inn- und ausländischer »Hölzer . . . 
1773 ff* li^uttuyn, Martin. 

.5. Abbildung der vortrefflichen »Qualitäten des jetzt 
regierenden Sinesischen Regnanten Cbam-Hy. [um 1700.] 
MH( TfracAim. [Original: Portrait historique de l'empc- 
reur de la Chine.] 

4. Abbildung einer betrübten und wieder getrösteten 
•WUtwen . . . [vor 1731]. Marfetger, Paul Jaiob. 

5. Abbildungen, 'Anatomische, zur Mechanik der 
mentchl. Gehwerkzeuge. (1S36.) Weber, WUk. 

6. Abbildungen von »Artzneygewächsen. I. Hundert. 
1779. Z»m, 7«h. [Der Verf. nennt sich unter der Vor- 
rede des 2. Hundert. 1780.] 

7. Abbi Idungcn der »Denkmäler des Doms von Mainz. 
iS*o. Werner, Franz. 

8. Abbildungen und »Lebensbeschreibungen l*riihm- 
ler Gelehrten. Sammlung I. 2. 1764. Sehroeekk, Jok. 
Matthias. [Der Verf. nennt sich unter der Widmung der 
J. Sammlung. 1765.] 

9. Abbildungen von »Menschen u. Thicrcn, tischen, 
Vögeln und Amphibien. 4. Geschenk für Kinder. Halle. 
[1/95] Erster, ?.>*. Keinkald. 

10. Abbildungen zur »Muskcllehre in Stcinabdrücken. 
[1815.] Muh;, Mattin, 

11. Abbildungen der »Schwämme. H. I — 3. 1790 
— 93. Hamann. Georg Frans. 

12. Abbruch und Neubau oder Jetztzeit und Zukunft. 
1S46. Gnei, Cieüto/A Friede. 

13. ABC, das 'christlich, gesangweyss au-s d. heiligen 
SchrilTt zusammen gezogen, o. J. Sfringinnilee, Gregor. 

14. A. B.C. der »Jungfrauen. Wittenberg 1661. Kinder- 
mann, Fa/t/iasar. 

lj. A.b. c. Buch, Neu eröffnetes in hundert Sprachen 
bestehendes. 1743. Fritz, Jch. Friede. 

16. ABC(-Büchlein), Berlinisches neu eingerichtete*. 
Buchstabier- u. Lcsc-Büchlcin. 1760. 1790. JFihn, Jok. 
Friede. 

17. Abendgedanken auf alle sieben Tage der 
Wochen. 4. Aufl. 1763. Crit^ot, Martin. 

18. Abendmahlsichre, Die alle. Durch katho- 
lische u. nicht katholische Zeugnisse . . . beleuchtet. 1S27. 

Rttkentee. 

19. Abentheuer und »Liebschaften im Kriege. 1823. 
Nendorf. [?] [Katalog der UB Marburg.) 

20. Abentheuer von allerhand »Mineralien, Wurtzcln 
u. Bäumen ... in ... Sina. 1656. Freyel, Adam. [Ori- 
ginal: Artincia hominum miranda naturac, in Sina et 
Barop*»] 

21. Abfertigung, »Kurtze, Der kurtzen JAnmerk- 
kungen über d. richtige Gegen- Anzeige, daß das Kgl. Chur- 
Haus Preußen u. Brandenburg die Jülich-Bcrgische u. zu- 
gehörige I.ande über ein seculum v. 1609 bis 1738 recht, 
lichcr Art . . . besessen. 1740. Ludeu-ig, Joh. Peter v. 



» Die im Gesamtkatalog der deutsehen Bibliotheken enthaltenen hierher gehörigen Anonyma habe ich gleichfalls 
berücksichtigt. 

» Nächst den im Beiblatt Heft 2 erwähnten verschiedenen Regeln für die Wahl des Stichwortes weichen die Ordnung*. 
grundiatze des Anonymcn-Lcxikons und der preußischen Kataloge insofern von einander ab, als das Lexikon die Worte 
nach dem Stichwort als lexikographische Einheit, d. h. ab eine ununterbrochene Reihe von Buchstaben ansieht (Bd. I, 
S. VIII), während nach der preußischen Instruktion sich die weitere Ordnung der Titel nach den übrigen wesentlichen 
Wörtern richtet (S 168), die als Ordnungsworter in der im Titel gegebenen Reihenfolge gelten, mit der Ausnahme, daß 
grammatisch abhängige Wörter dem regierenden Wort voraufgehen. Auch sind in dem Gesamtkatalog bei der Einordnung 
der Titel die Regeln für die deutsche Rechtschreibung vom Jahr 1902 bereits durchgeführt; insbesondere wird bei 
schwankendem Gebrauch k und z dem c stets vorgezogen, während das Lexikon umgekehrt verfährt. 



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Beiblatt. 



und 



22. Abfertigung, 'Kurl«, der sogen. .»Beantwortung 
des Wiencrschen Hofes auf d. KsL Prcuß. Manifest. 
[1756.] Määir, Kriegsrath. 

23. Abfertigung einiger wider d Theologum iu 

Hamburg, Herrn Krdrajum Neumeistern . . . heraus gekom- 
menen »Läster-SchrifTten. 1724. Fdzardi, Sebastian. (Die 
UB Göltingen besitzt einen Sammelband mit mehreren Ed- 
zardi hs. zugeschriebenen Traktaten. Da der Sammler, 
Mich. Kichey, zur gleichen Zeit wie Edzardi in Hamburg 
wirkte (vgl. Jöcber), so ist die Richtigkeit der Zuweisung 
kaum zu bezweifeln.] 

24. Abfertigung einer schaalwizigen »Recension der 
noch mehr Paragraphen. 1770. Ring, Friedr. Dominicas. 

2J. Abgot, Der KaufTleut, Mercurius. (1536.) Sacht, 
Hans. [Andere Ausg. mit dem Namen des Verf.] 

26. Abhandlung v. denen »Advocatis u. denen . . . 
verbotenen Pactis der Advocaten ... 1 765. G rufen, Chri- 
stian Ulrich. 

27. Abhandelung von denen 'Belagerungen . . . 
I'otsdam 1747. Humbert, Abraham Je. [Original: Traite 
des sieges.) 

28. Abhandlung von denen 'Geheimnissen keuscher 
I.iehes-Werke im gesegneten Kinder-Zeugen. 1729. l'enette, 
.Sicolai. [Original: Tablcau de l'amour.] 

29. Abhandlung, 'Gründliche, von denen hohen 
Keichs-Vicariats-Gerechlsamen ... 1 74 1. Kinig, Joh. CarL 
[Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der 2. Abhand- 
lung. 1742.] 

30. Abhandlung von den 'Grundsitzen der Münz- 
Wissenschaft. 1761 u. ff. Steuart, James. [Original: Disser- 
tation upon the doctrine and principle-s of moncy.] 

31. Abhandlung, »Historische und imoralische, v. 
dem gelehrten Bücherfluche . .. 175t- Detter, Joh. J'eter 
Christian. [ML 2, 295.] 

33. Abhandlung, »Historische, von den öffentlichen 
iCbungen im Schüssen der Königsbcrgschen Bürgerschafft 
(17S3-) Lieder t, Joe. Ilanr. \i\ 

34. Abhandlung, »Hislorisch-statistischpolilische, v. 
den Scczöllcn d. Stadt Danzig . . . 1783. Wer nicke, joh. 
Christian Ludur. [Andere Ausg. vom gleichen Jahre mit 
dem Namen des Verf.] 

35. Abhandlung über den kleinen »Krieg u. über d. 
Gebrauch der leichten Truppen. 1802. lalentini, Cevrg 



Nachtrag« tum DeuUchm AnonymcB-Luikoo — Von des Auktionen,! 
mih. v. [MGT 21, 184 gibt als Vorname Heinrich an; die 
richtigen Vornamen geben ADB ond Neuer Nekrolog der 
Deutschen Jg. 1884, S7S-] 

36. Abhandlung, » Oeconomische , von gründlich 
bessern u. einträglichem Weinbergsbau . . . 176s. Fischer, 
lleinr. Aug. 

37. Abhandlung, »Oeconomisch-juristische, vom An- 
schlag der Güther in Sachsen. 1758. Neue Aufl. 1771. 
Bennigsen, Rudolf Christian v. 

38. Abhandlung von den »Pantomimen. 1749. 
Mattheson, Joh. 

39. Abhandlung, »Practische, von den verschiedenen 
Arten tu malen. 1764. Arelais, de Mentamy, Didier. 
[Original: Traite pratique des differentes maniercs de 
peindre.] 

40. Abhandelung von der 'Regalität derer Jagten 
in Teutschland . . . 1 744. Buh, Friedr. Karl v, 

41. Abhandlung abgefaßt in einem »Schreiben an 
einen Gelehrten v. d. alten Island. Edda. (1774.) Schim- 
melmann, Jahob. [ML.] 

42. Abhandlung von dem »Stapclrechte der alten 
Stadt Magdeburg. 1742. Born, Jahob I/einr. [ML.] 

43. Abhandlung von den 'Talismans oder astrali- 
schen Figuren . . . 1763. Belm, Jean Alltert. [Original: 
Traite- des lalismans ou figures astrales.] 

44. Abhandlung von den 'Verbrechen und Strafen. 
1766. Beccaria, Cesare. [Original: Dei delitti; Übers. : 
Albrecht Wittenberg. Originalausg. von 1809 u. ff. mit 
dem Namen des Verf.] 

45. Abhandlung vom »Wasserbau an Strömen. 1756. 
Silberschlag, J. E. 

46. Abhandlung, 'wie man die Heil. Schnitt lesen 
. . . solle . . . 1769. Oetinger, Friedr. Christoph. [K. Ch. K. 
Ehmann, Oetingers Leben u. Briefe. Stuttgart 1859. 
S. 844.] 

47. Abhandlungen über wichtige 'Begebenheiten 
aus d. allen u. neuem Geschichte. Th. I. 1 763. Fäsi, 
Joh. Conrad. [Der Verf. nennt sich auf dem Titelbl. von 
Th. 2. (1764-)] 

48. Abhandlungen, 'Philosophische, u. I/ibreden 
über Preisangaben . . . 1777.78. Afercier, Louis Slhastien. 
[Original: Eloges et discours phllosophiiiues.] 

(F*rtttHimf /rtttj 



Von den 

Sotheby in London beendigte am 13. Mai eine 
sechstägige Auktion der bedeutendsten in England 
vorhandenen SpezialSammlungen von Werken George 
Cruikshanks aus dem früheren Besitz des kürzlich ver- 
storbenen Mr. Edwin Truman. Berühmt wurde Cruik- 
shank als Karikaturenzeichner bekanntlich zuerst durch 
seine satyrisch politischen Illustrationen, zu welchen ihn 
1819 der Prozeß gegen die Königin Karolinc veranlagte. 
Nachdem zahlreiche Darstellungen aus dem englischen 
Volksleben gefolgt waren, stellte er sich gemeinsam 
mit seinem älteren Bruder Robert eine höhere Aufgabe 
in den Skizzen „Life in London", zu denen ,,Life in 
Paris" ein Seitenstück bildet. Seit 1835 lieferte er Illu- 
strationen zu den berühmtesten zeitgenössischen eng- 
lischen Schriftstellern, die geistvoll in II og arthscher 
Weise ausgeführt sind. Cruikshanks Figuren, obwohl 
karikiert, sind mit gToßer Treue der Natur abgelauscht, 
bizarr und drollig, zuweilen indessen kaum noch zur 
eigentlichen Kunst zu rechnen. 

In der Hauptsache handelte es sich bei der vor- 
liegenden Auktion um solche Werke, die Cruikshank 
illustriert hatte: W. H. Ainsworth, „Jack Shephard", 
1839. vollständig in : sTeüen im Originalpapierumschlag, 



385 Mark (Hornstein); R. B. Brough, „Life of Sir John 
Falstaff", 1858, ein schönes Exemplar der Original- 
ausgabc in 10 Teilen, 167 Mark (Hornstein); ,,The 
Comic Almanach", vollständiger Satz in Originalein- 
bänden, 1835-53, 275 Mark (Hornstein); „The Conun- 
dnim", von Captain Arabin, verboten und deshalb sehr 
selten, mit kolorierten Radierungen, 200 Mark (A. Jack- 
son); A. Crowguill, „The Holyday Grammar", 1825, das 
beste bekannte Exemplar des seltenen Werkes, 750 Mark 
(Hornstein); C. Dickens, „Sketches by Boy", 1839, 
untadelhaftes Exemplar der ersten Oktavausgabe, in 
20 Teilen, 1410 Mark (Hornstein); „Gentlemans Pocket 
Magazine", die äußerst seltene Originalausgabe in 
5 Bänden, mit Stichen von George und Robert Cruik- 
shank, wahrscheinlich das einzig intakt erhaltene Exem- 
plar, 200 Mark (Barron); Grimm, „German Populär 
Stories", 1823 und 1826, ein ausgezeichnetes Exemplar 
der am höchsten geschätzten Arbeit des Künstlers, 
1640 Mark (Quaritch). In seinen „Elements of Drawings" 
sagt Kuskin: „Wenn man irgendwo auf die beiden 
von Cruikshank illustrierten Bände von Grimms German 
Stories stößt, so soll man sich dies Werk augenblicklich 
zu sichern suchen. Nächst Rembrandt gehören diese 



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ReibUtt. 



Radierungen zu den besten, die man sehen kann, seit- 
dem die Radierung überhaupt erfunden wurde. Man 
kann sie nicht oft genug kopieren . . ." Für letzt- 
genanntes Buch hatte Mr. Truman seinerzeit nur 
40 Mark angelegt. 

Es wurden dann weiter vci steigert: „The Houmorist", 
1819 — 20, 4 Hände mit 40 Stichen, im Originalcinband, 
2140 Mark (.Sabin); „The British Stage, or Litterary 
Cabinct", 18 17- 22, 6 Bande mit vielen charakteristischen 
Porträts, das beste Exemplar und zugleich das seltenste 
Buch hinsichtlich der englischen Theaterverhaitnisse, 
1060 Mark (Sabin); ,,Lifc in London", von E. Egan, 
mit 36koloricrtcn Stichen und zahlreichen Holzschnitten, 
Originalausgabe in 12 Teilen, 910 Mark (Bumpus); 
„The Meteor", 1060 Mark (Kobson); „The Rogucs" 
koMcte bis vor kurzem im Durchschnitt 120 Mark, 
wurde aber jetzt mit 500 Mark bezahlt (Robson). Die 



am 4., 5. und 6. Auklionstagc zum Verkauf gelangten 
Bücher mit Illustrationen Cruikshanks und die dafür 
gezahlten Preise waren folgende: „TownTalk, or I.iving 
Manners", 1060 Mark (Sabin); „The Gipsy Derecleugh, 
a Melodrama", das einzig bekannte ExcmpIar,2ioMark ; 
„Military Carcer and Life of Napoleon Bonaparte", 
410 Mark (Maine'; Ainsworths „Miser's Daughter", 
3<x» Mark; Syntax* „Life of Napoleon 1 ', 450 Mark (Sabin). 
Der Einblattdruck „The King s Statue at GuildhaLT, 
265 Mark (Maine); „Points of Honour", 1000 Mark 
(Hornstein). Zwei kleine Vignetten, für ein die Graf- 
schaft Kcnt beschreibendes Werk bestimmt, die Mr. 
Truman für 80 Mark erworben hatte, brachten jetzt 
250 Mark (Robson). Der Gesamterlös der Auktion 
betrug in runder Summe 100000 Mark. 

London. O. v. Schleinitz. 



Kleine Mitteilungen. 



Einen sehr interessanten Katalog seiner Musik- Fach- 
ausstellung (5.— 20. Mai) veröffentlicht Leo Liepmanns- 
söhn in Berlin. Die in Chronologie her Anordnung ver- 
zeichneten Musikalien und Bucher gebrn eine hübsche 
Sammlung von Belegen zur Ermittelung der musika- 
lischen Notenschrift. — m. 

Neue Pi ivatdrucke , meist in Vorbereitung. Das 
erotische Werk ites Thomas RcnolanJson. 50 Faksimilc- 
repiuduklionen mit Einleitung von Franz ll/ci. 700 Exem- 
plare in 5 Lieferungen. Ausgabe auf deutschem Japan 
M. 15.-, auf echtem Japan M.30-, auf China M. 35.- 
die Lieferung. (Publikation der Gesellschaft öster- 
reichischer Bibliophilen Band IV.) -- Die llonbonnicre. 
Radierungen von Choysy Le Conin, paraphrasiert von 
Amadee de la J/ouletle. 6 Lieferungen a 6 Blätter. 
300 Exemplare a M. 15.— , auf Japan M. 30.—, die 
Lieferung. (Publikation dcrGesellschaft österreichischer 
Bibliophilen Band III.) — Afeine Pekehrung von Mira- 
beau, Einleitung von Franz Deditius. In biegsamem 
Leder M. 20.-. (Dokumente zur Sittengeschichte 
Band I.) — Antonii Panormitae Hermaphroditus, latei- 
nisch nach der Ausgabe von C. Fr. Forberg Coburg 1824) 
nebst deutscher Übersetzung mit den 21 Kupfertafeln 
des Originals. Auf van Geldern in Hohe der Sub- 
skription M.60.— , auf Japan M. 100.—. (Herausgeber: 
Fr. Wölfl" Untereichen in Mailand.) — Files von Tolouse- 
Laulrec. 12 farbige Lithographien in Faksimile, Ein- 
leitung von W. Fred. Auf Bütten M. 80.—, auf Japan 
M. 120.™, 12 Exemplare mit je einem Blatt der Original- 
ausgabe a M. 200. — . Auflage in Höhe der Subskrip- 
tion. — Casanovas Erinnerungen, nach der „Edition 
originale" (1826 — 1838' deutsch von Heinrich Conrad. 
Mit Bearbeitung der Briefe und authentischen Illustra- 
tionen. 12 Bande, broschiert M. 8.—, in Halbpcrgament 
M. 9 5°. auf Bütten in Ganzpergament M. 20. — der 
Band. (Durch alle Buchhandlungen.) — Sang und 
Klang aus alter Zeit. 100 Musikstücke aus Tabulaturen 
des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. Gesammelt und 
ubersetzt von ll'ilh. Tapper t. 500 Exemplare, bro- 
schiert M. 9.—, (Leo Licpmanns5ohn in Berlin.) — 



Melete von Jon (Karoline von Günderode). Neudruck 
des L'nicum, Heidelberg 1806, Vorwort von Dr. Leop. 
Hirschberg. Beschränkte Auflage, broschiert M. 10.—, 
in Ganzleder M. 16.—. (Max Harrwiu in Berlin.) — 
Schillers Musen Almanach für 1797, Bcglcitwort von 
Hanns Holzschuher. Neudruck in 300 Exemplaren. 
In Leder M. 14.—, 50 Exemplare in Pergament aM.20.— . 
, Insel Verlag in Leipzig.) — Schillers Musen Almana. h 
für die Jahre /7</> /Aw, mit Nachwort von Max 
Hecker. Neudrurk in den Kartonagen nach den Originalen 
M.45. . Deutsche Verlagsaktiengesellschafi in Leipzig ) 

— m. 

Eine Serie von Kupferdruck Elite Kunstlerkarten 
hat die bekannte Firma Heuert Kirmse in Halensee 
Berlin hergestellt: ausgezeichnete Reproduktionen be- 
rühmter Ölgemälde von Lennach, Knaus, Fechner. 
Liebermann, Smith-Hald u. a. in Handpressendruck, in 
der Tat das beste, was der Postkartenmarkt bisher 
geboten hat. 



Im leipziger Huchgeiverbemuseum wurde kürzlich 
eine Ausstellung von Werken osiasiatisiher Druckkunst 
veranstaltet. Man sah dort zunächst eine Anzahl älterer 
chinesischer Bücher, die Professor Dr. Conrady- Leipzig 
bei seinem Aufenthalt in China gesammelt hat, darunter 
auch ein Manuskriptfragment aus dem HI. und IV. Jahr- 
hundert, das aus den Ausgrabungen Sven Hedins her- 
stammt. Vom XIV. Jahrhundert an waren alle Perioden 
der chinesischen Geschichte durch charakteristische 
Beispiele von gedruckten Büchern vertreten bis auf 
unsere Tage (z. B. das Tagebuch des Sühneprinzen 
Tschun und das Adressenbuch von Peking). Neben 
China trat Japan mit einer stattlichen Anzahl von Färb 
holzschnittcn aus dem Besitze der Firma K.W. Hierse- 
mann in Leipzig hervor. Diese Blätter bieten eine 
günstige Gelegenheit zur Verfolgung der Geschichte 
der japanischen Holzschnittkunst von den primitiven 
Meistern ab über die Blütezeit hin bis in unsere Zeit 
des Neu- und Nachdruckes. — m . 



- 8 - 



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Beiblatt. 



(V UB den 



Ein internationales Adreßbuch der Antiquar Ruch- 
handler bereitet die Firma \V. Junk in Berlin W. 15, 
Kurfürstendamm 261, vor. Es soll in denkbarster Voll- 
ständigkeit die Antiquariate der ganzen Erde aufführen 
(ungefähr 2000). Zwei Register, das eine über die 
Firmen, das andere über die Spezialitäten, werden bei- 
gefügt, endlich auch das Porträt und die Biographie 
eines hervorragenden Antiquars. Das Buch ist auf 
gutem holzfreien Papier gedruckt und in Leinen ge- 
bunden. — m. 



Eine Anzahl Dürer* Handschriften wurde Anfang 
1 Köln aus dem Nachlaß von Heinrich Lempertz 
versteigert Jacques Rosenthal-München erwarb des 
Meisters zweiten Brief aus Venedig an Willibald Pirk- 
heimer, datiert „1506 Samstag nach Lichtmeß", für 
M. 9900. Handschrifdiche Rezepte und ein 22 Blatt 
zählendes Rezeptbuch Dürers erstand Martin Breslauer- 
Berlin für insgesamt M. 1160. — m. 



- KlU«*. _ Inieraie.J 



Kataloge. 

Zur Vermeidung no Verspätungen werden all« Kataloge an die Adresse 
de« Herau»feber« erbeten. Nur die bis «um «5- jeden Hönau ein- 
gehenden Kataloge können für da« nächste Heft berücksichtigt werden. 

Deutschland und Österreich-Ungarn. 

Front Hanfstaengl in München. Musik- Katalog mit 
Reproduktionen von Kunstblättern (—.50 M.). 

Paul Alicke in Dresden. No. 60. Varia, Folklore. 

v. Zahn 6- Jaensch in Dresden. No. 186. Deutsche 
Literatur älterer und neuerer Zeit. — No. 1 87. Fran- 
zösische und englische Literatur. 

B. Seligsbtrg in Bayreuth. No. 272. Aus allen Wissen- 
schaften. 

Ernst Frensdorf n Berlin. Anzeiger No. 16. Almanache, 

Brandenburg, Berlin, Revolution, Literatur, Medizin, 

Moden, Theater, Varia. 
Gilhofer 6r> Ranschburg in Wien I. Anzeiger No. 77. 

Seltenheiten. — Vierteljahr!. Bücheranz. No. 2. 

Moderne Ribliophilenwcrke. 
K. Th. Völcker in Frankfurt a. M. No. 262. Fremde 

Literaturen. 

J. Eckard Muelleria Halle. No. 115. Fremde Sprachen. 

Marl. Boas in Berlin NW. Anzeiger No. 14. Medizin. 

Sihnabel &• Walter in Potsdam. No. 2. Geschichte, 
Geographie, Reisen. — No. 3. Deutsche Literatur. 

Otto Harrassowitz in Leipzig. No. 295. Christliche 
Archäologie, Kirchenge schichte , Reformationslitera- 
tur, Sekten. 

Hugo Helbing in München Anzeiger No. 17. Porträts. 

Max Perl in Berlin W. No. 70. Bibliothekswerke. 

R. L, Prager in Berlin NW. 7. Bericht 1906, 1 : Rechts- 
und Staatswissenschaften. 

Rieh. Härtel in Dresden. Anzeiger No. 33. Sachsen und 
Thüringen. 

fos. Baer 6V Co. in Frankfurt a. M. No. 532. Ägyp- 
tologie, Archäologie, Geschichte und Sprache. — 
No. 531. Österreich (mit Ausschluß von Ungarn). 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 3. —9 



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Deutsche Literatur, Kulturgeschichte, Kunst, Varia. 
Karl IV. Hierumann in Leipzig. No. 324. Keramik 
und Glas, 

Süddeutsches Antiquarial xa. München. N0.81. National- 
ökonomie. — No. 82. Forst- und Landwirtschaft. — 
No. 83, Dramatische Literatur, Theater und Musik. 

Heinr. Kerler in Ulm. No. 351. Deutsche Geschichte 
besonders des Mittelalters. 

J. Halle in München. No. 37. Musica sacra et profana, 
theoreiica et practica. Manuskripte, Bücher, Auto- 
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catholique. V. Partie. R— Z. 

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Verzeichnis neu erschienener Bücher 1906: Neu- 
romantik, Medizin und Naturwissenschaften. Staats- 
Wissenschaften. 

Max Perl in Berlin W. No. 71. Deutsche Literatur 
in Erstausgaben, Folklore, Varia. 

Franz Richter in Leipzig. No. 6. Römische Schrift- 
steller. 

M. Edelmann in Nürnberg. No. 34. Inkunabeln, alte 
Kupftr- und Holzschnittwerke, Kultur und Sitte, 
Deutsche Literatur, Varia. — No. 35. Gewerbt und 
Industrie. - No. 36. Nationalökonomie, Politik, 
Finanz- und Staatswissenschaft. 

f. Eduard Mut Her in Halle. No. 1 17 Kulturgeschichte, 
Varia, Seltenheiten. 

Akad. Buchh. Teutonia in Leipzig. Dublettenkatalog 2 
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matiche, Astronomia, Geograßa, Viaggi, Storia, 
Letteratura. 

Georg Co. in Basel. No. 92. Helvetica. — No. 93. 

Botanik. — No. 94. Geologie und Geognosie. — No. 95. 

Zoologie und Paläontologie. 
Narciso &• Co. in NeapeL No. 4. Varia. 

Inhalt des Hauptblattes. 

(Heft 3 — Jool 1906.) 

Aus den Mannesjahren Friedrich Halms. Reise- 
briefe aus des Dichters ungedrucktem Nachlaß. Von 
Anton Schlossar. Mit 10 Abbildungen und 3 Faksimile. 
— Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des 
Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel. 
Von Otto Zaretzki. Mit 3 Faksimile. — Pädagogisches 
Buchwesen. Von Hans Schmidkunz. — Bücher- 
auktionen im päpstlichen Rom. Von W. Lüdtke. — 
Die Internationale Buchbindekunst-Ausstellung zu 
Frankfurt a. M. Von Max Pellnitz. — Chronik: Über 
Tycho Brahes Buchdruck und Bucheinbände (G. 
Bargum). — Zur Verlagsgescbichte. — Verschiedenem 



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Lysistrata von Aristophanes 

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Illustrationen des Aubrey Beardsley und Eduard Fachs: 

Das Erotische Element in der Karikatur. Geb. Exempl. 
(l'rivatdruck) sind preiswert zu verkaufen. Angebote 
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für Bücherfreunde", Leipzig, Hospitalstraße 27. 

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Boccaccio, deutsch v. Schaum. 3 Bde. (Insel-Verlag.) 
Ausg. auf holländ. Papier. Vergriffen u. selten ! M.45— 

Meursius, Die Gespräche der Alois!« Slraea. Dentsch v. 
Conradt. (IVivatdr. d. Insel-Verlag.) Vergriffen! M. 38.— 

AretiriO, Gespricfae. Deutsch von Conrad. (Priratdrnck 
des Insel-Verlag.) 2 Lederbde. Vergriffen! M. 70. — 

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Nr. 2 

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Aus dem Inhalt: Deutsche Bibliophilen- und 
Kunstpublikationen — Seltenes und Vergriffenes 
— Versuch zu einer englischen und deutschen 
Wilde- Bibliographie — Englische Luxus- und 
Kunstpublikationen — Beardsley — Französische 

Bibliophilenbücher — Vermischtes. 
Interessenten werden gebeten zu verlangen. 
Alle Kataloge werden gratis und franko versandt. 
Wir bitten um freundliche Weiterverbreitung der- 
selben im Bekanntenkreise oder Nennung von 
Interessentenadressen. 



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Wien I, Bognergasse 2 



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9 Text von Friedrich Lippmani. j( 

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radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v. — 
Max Lehrt. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 120. — p 

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§ deutschen Meistern des XV. und XVI. Jahrh. & 

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Handbuch der heraldischen Terminologie 
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gebunden 10 Mark. 

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Geschichte der Heraldik. 

|;i Seiten Text mit jio eingedruckten Abbildungen und 

14 Tafeta in gr. 4*, 
In a bronebJerien Lieferungen k 6 Mark oder komplett 

gebunden 70 Mark. 



Beide Werke lind von der Kritik eiaitimmig ala da> 
Herromgendate und Beste, waj auf des» Gebiete die*er 
Witienscnaft uütuert, beaeichnet worden nnd für jeden 
Fachmann, als auch für Laien, die sich über dieten Zwe.g 
der GctchichuwittenKhaft de* Näheren unterrichten wollen, 
unentbehrlich. Sie bilden die Einleitungtbande A und B 
Ton Siebmachen Wappenbuch , neue Autgabe, über das 
genaue Berichte gerne gmna und franko per Pott iu 
Diensten stenaa- , . 

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in Lieferungen belogen werden. 

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Wien, XVI/i. 

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peltnflrfe« HalonjUe VVrlotireii. KentWtrlKh autatluhrt» Drei- and Wer- 
lerbendradii. Pbe.reUK»piJ*M«*t FtHtkadis. Cr:c*gaafl eea Ztldten- 
t-e nuftrtatltr., Patcol Korn- tuet Scsabpaaltran. Krtide and Catdit. ** 



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In meinem Verlage hat soeben zu ersc/temen begonnen: 



Publikation Seiner Kaiserlichen 
Hoheit des Großfürsten Nikolai 
Mkhallowltsch von Rußland 

Russische P orträts 

des XVIII. und XIX. Jahrhunderts. 



Eine Sammlung von Porträts denk- 
würdiger Persönlichkeiten aus der Re- 
gierungszeit der Kaiserin Katharina II. 
und der Kaiser Paul I. und Alexander L 
1762—1825. 

10 Bände zu je 4 Lieferungen in Quart- 
format Jeder Band zu ioo Tafeln, 50 in 
Heliogravüre, 50 in Lichtdruck mit be- 
gleitendem Text in russischer und franzö- 
sischer Sprache. 

Subskriptionspreis pro Band M. 120.—. 

Bis jetzt erschien Band I. 

Aus öffentlichen und privaten Sammlungen 
hat der Autor das gewaltige Material zusammen- 
getragen, das nun nach seiner kritischen 
Sichtung und Bearbeitung sich zu einem 
Monumentalwerk der historischen Porträt- 
kunde von hervorragender Bedeutung für die 
Kunst wie für die historische Wissenschaft 
gestaltet. 

Durch seine lebenswahre, packende Natür- 
lichkeit und künstlerische Schönheit in der 
Darstellung jener die russische Geschichte 
von 1762 bis 1825 gestaltenden bedeutenden 
Männer und Frauen wird das Werk berufen 
sein, die russische wie allgemeine Geschichts- 
forschung und Ikonographie von 
zuregen und das Interesse 
hierfür wachzurufen. 



AltorientalischeTeppiche 

im Anschluli an das in den Jahren 1892 
bis 1896 vom k. k. Handelsmuseum in 
Wien veröffenüichte Werk 

Orientalische Teppiche 



K. K. Oesterreichischen 
für Kunst und Industrie In Wien. 

4 Lieferungen mit zusammen 25 farbigen 
Tafeln nebst einleitendem Text von 
Geheimrat W. Bode, Berün, Teppichbe- 
schreibungen von Kustos Dr. M. Dreger, 
Vorwort vom Herausgeber Hofrat A. von 
Scala, Wien. 

Groll-Folio (Blattgröße 67x50 cm). 

Subskriptionspreis des vollständigen Werkes 
M. 340.—. 



Die Publikation bildet eine Fortsetzung 
und Ergänzung des in den Jahren 1892 bis 
1 896 in Wien erschienenen wichtigen Werkes 
„Orientalische Teppiche", das längst ver- 
griffen und jetzt sehr selten ist Die be- 
deutendsten orientalischen Teppiche, die seit 
1896 aufgefunden, werden durch das neue 
Werk auf 25 in 16 bis 18 Farben aus- 
geführten Tafeln naturgetreu wiedergegeben. 

Eine Preiserhöhung bleibt vorbehalten und 
empfiehlt sich daher baldige Subskription. 



Ausführliche Prospekte stehen Interessenten gratis und franko zur Verfügung. 
Durch jede Buchhandlung zu beziehen. 



Verlag von KARL W. HIERSEMANN in LEIPZIG, Königsstraße 3. 



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Schönste Geschenke einfacher und doch vornehmer Art! 

Jeder Band einzeln käuflich. 

Illustrierte Monographien: 

Geographische, Geschichtliche, Kulturgeschichtliche, 
Künstler-Monographien. 

Jeder Band ist in sich abgeschlossen und elegant in Leinwand mit Goldschnitt gebunden. 



Geographie. 

Land und Leute. 

Berlin und die Mark • • 4— 
Dresden and die Sieb*. 

Schweis 4- 

Rlesen- und Isergeblrge 4 

4— 

4- 

Oer Harz 3— 

Thüringen 4 — 

Die LBneburger Heide • 4 

Am Rhein • • 4. — 

Der Schwarzwald . • • • 4.— 

Oberbayern 3— 

Tirol • 4.— 

Die Schweiz 4- 

Norwegen 4— 

Die Rlvlera • 4— 

Rom und die Campagna 4. 
Neapel, »eine Umgebung 

und Sizilien 4 - 

Durch die libysche Waste 

zur Araonsoase • • . . 4.— 
Deutschland Im Stillen 

Ozean 4.— 

t • « . ••■•••*. 3, — 



1. Altertum. 

Die BlfltezeH de« Phara- 

onenrelcbes • 4- 

Ninive und Babylon . . . 4- 
Alexander der Orofle • • 3- 
Dle Römer In Deutsch- 

4- 



neuere Zelt. 

Die Kreuzzüge und dai 

heilige Land 4- 

Florenz und die Medl- 

Die Erfindung der Buch- 
druckerkunat 4- 



Das allere deutsche 
Stldtewesen und Bür- 
gertum 3.- 

Die Wledertluter 

Maximilian 1 3.— 

Königin Elisabeth . • • .1 

Die deutsche Hanse • . • 4. 

Der falsche Demetrius • 3.— 

Wallenstein 1— 

Venedig als Weltmacht 

und Weltstadt 4 

Der groBe KurfOrst • • • 4 
Friedrich I. und die Be- 
gründung des preufl. 

Königtums 1— 

Friedrich der OroBe • . 4- 

Maria Theresia 1- 

Lflbeck C- 

III. Netteste Zelt. 

Mlrabeau 4- 

Napoleon 1 4.— 

Bismarck 4- 

Die Vereinig* 

• a 



Kulturgeschichte. 

Der Wein 4- 

Dle deutsche Karikatur 

Im 19. Jahrhundert ■ ■ 4- 

Die Jagd 4- 

Exllbris 4- 

Welhnachtea 4- 

Dss Porzellan 4- 

Dle moderne Malerei In 

Deutschland 4. 

Frauenschonhelt Im Wan- 
del von Kunst und Oe- 

schmack 4- 

Der Tanz 3.- 

Dle moderne Plastik In 

Deutschland 4- 

Dle Wohnung und Ihre 

Ausstattung 4. 

Die Landschaft 3.- 

Reklamekunst 4.- 

Der Fieber 4- 



Der Kupferstich i 

Der r 



Kunst 

I. Kunst des gotischen 
Mittelalters. 



II. Kunst der Re- 
naissance. 



• «X 1 

Luca della Robbla und 

seine Familie 4- 

Verrocchlo 3.- 

Bottlcelll 1- 

Ohlrlandajo I- 

Plnturlcchlo 4- 

Mantegna 3.- 

van Eye«. Hubert u. Jan 3 

Memllng a 

P. Vlscher und A. Kraftt 4 

Veit Stoss 3. 

Leonardo da Vinci ... 3 

Michelangelo 3. 

Raffael 3 

Correggio •.>••«.. 3 - 

Tizian 3.- 

Veronese 3.- 

Tlntoretto 4- 

Dürer 3.- 

Holbeln d. J. . 4.- 



Rousseau 



Wereschtschagln 

Hokusal 

Millet und 
Preller d. Ä. 
Thorwaldsen 
Reinhold 
Slemering 
Schinkel 
Philipp Veit • ■ 
Ludwig Richter 
Schwind .... 
Lenbach .... 



III. 



17. 



18. 

Tiepolo a~ 

Murlllo 3. 

Veluquez 2.- 

Watteau 3. 

Rubens ......... 3.- 

van Dych 3.- 

Tenlers d. J 3- 

Franz Hals 2.- 

Ostade. A. und J 3.- 

Terborch und Jan Steen 3 

Rembrandt 3.- 

Chodowleckl 3.- 

Oalnsborough 1- 



IV. Kunst des 19. Jahr- 



Koner .... 
Orfltzner • ■ 
Oysls • • ■ • 
F. A. v. Kaulbach 

Stuck 

Uhde 

Bocklln .... 
Feuerbacb • • • 

Thoma 

A. v. Werner • 
Menzel • • • • 
Klinger • . • • 

Prell 

Munkacsy • • • 

Knaus 

Vautler .... 



Rethel 




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L. von Hotraann 
Worpswede • • 
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Für die Aueigen Tenatwortlich i K. Dieckmeycr, Leipiig, Ho*j>it .. - - Verlag von Vclhagcn & Kissing, Bielefeld und Le-yt.f. 

Druck na W. Dragulin in Leiwig. 



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:*«iV?s»:c:«i\T ">;coo scxn « »s^ bicvom^v« o*^vw»v xevv« w^v xevv« o 



f ettfcbrift für Bücherfreunde $ * $ 

Organ der GeftUfehaft der Bibliophilen. 



0|g|w«t * *. * °< *. °< * * * * 



X. Jahrgang. 



BEIBLATT 

Juli 1906. 



Viertes Heft. 



Ahnn 



itsfireis für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl. 5. W., 45 36 *K 2lfio Rl>.), für das Quartal (drei Hefte) 9 M. 

Anzeigen 

Vi Seite 8 Mark. I '/, Seite 30 Mark. 

'/« Seite i S Mark. ■/, Seite 60 Mark. 



Kleine Anzeigen (Dtsiderata und Angebote): die gespaltene Petit-Zeile M Pf. — Beilage-Gebuhr 40 Mark. 

Inserations schl . Z am 25. des vorhergehenden Monats. 

Bücher. Kataloge etc. fefl. IU hebten an den Herausgeber. FtJtr vom ZvMHU, btriin \V. rg 
ü i Sommer Spiegctberg bei Tapp«. Rgb«. Frankfurt a. O.). 

[ : Vtlkaern b Klasimf. Abteilung für Inserate, tsifzif. Hospitalstr. »7. 



Gesellschaft der Bibliophilen. 

Als neue Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 



79. Dr. med. Richard Walther, Ant, Leubnitx -Ncuostra 

bei Dresden, Dresdnerstr. 30. 
97. Dr. jur. Walter zvn Brüning, Regierung». Assessor, 

Wiesbaden, Schöne Aussicht 18. 
292. J. A/ajr Müller, Kaufmann, Altenburg (S.-A.), 1 laderei I. 
408. Fritk Seuffer, Buchhändler (Inhaber Ton B. Seligsbergs 

Antiquariat), Bayreuth, Kanzleistr. 
42a Dr. Karl Drescher, Professor an der Universität, 

Breslau XVIII, Kaiser Wühclmstr. 157/159- 
533. //ermann Schuh, Autographenhindler (i. F. Otto Aug. 

Schuh), Leipzig, Kreuzstr. 10 1. 
610. Dr. Gustav Decker, Oberlehrer, Berlin N., Novalisstr. I. 
663. Aknin Fretscher, Buchhändler (L F. Schmitz Sc Olbertz^ 

Düsseldorf, Elberfelderstr. 5. 
6 73- Jürgemen »S- Beeker, Buchhändler, Hamburg I, 
12. 



Die 

Weimar, Grunstedterstr. 16 



709. Dr. Werner Klinkhardt, Verlagsbuchhändler, Leipzig. 
Grassistr. 15. 

808. Dr. Hermann Türck, Jena, Kochstr. 3. 

809. Theodor Afiel, stud. phil., Bonn, Venusbergerweg 15. 

810. Carl Alexander Grumpelt. Antiquar, Leipzig-Plagwitz, 
Nonnenstr. 26. 

Sil. The Ccrnell-University, Ithaca, U. S. A. 

812. Dr. med. Karl Ernst Dluhosch, Arzt, Lleonorenhain 
im Buhmerwald. 

813. Adel/ Glüenstcin, Kunsthistoriker, Hamburg, R&dings- 
markt 82. 

814. Dr. phil. //eltne Stöcker, Berlin -Wilmersdorf , Pfalz- 
burgerstr. 70. 

815. Dr. Franx Schnitt, Privatdozent an der Universität, 
Bonn, Simrockstr. la 

816. Baronesse Valentine Rothichihl, Wien (durch W. Brau- 
müller, Wien I, Graben 21). 

betrug demnach am 20. Juni 1906: 816. 

LA.: Dr. Carl Schüddekopf. 



Rundschau der Presse. 

Von Arthur L. Jetlinek in Wien. 



soweit sie für die Leser onser- 

«ufJerhalb des Bereiches der Möglichkeit, 
andbarkeil. s.uen. Gleichseitigkeit ist bi 
1 (Wien VII. Klrchengaai« 35) 




enthaltenen Auftaue und 

Nur das Wichtigere aus den Ver- 
, liegt für den eirueloen Bearbeiter 
je nach der leichteren Auf. 



Schrift-, Buch- und Bibliothekswesen. 



Atz, C., Die illuminierten Handschriften in Tirol. 

Der Kunstfreund. 1905. S. 138. 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 4, 



Titov, A., Russkija rukopisy za granicej. [Die russi- 
schen Handschriften im Ausland.] 

/rvhtija po literaturi naukam i bibliograßi. 1903. 
VI, S. 96-97. 

Wiedemann, E., Ucbcr Photographie von Hand- 
schriften und Drucksachen. 

Zenlralbl. f. Bibliothekswesen. 1 906. X X I II , S. 22 
-25, 247- 

— 1 — 1 



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iRiudichoi d«r Prent.) 

Buchdruck und Buchhandel. 

-L, Zweihundcrtfunfzig Jahre einer Leipziger Ruch- 
druckerei und Buchhandlung. [Alphons Dürr.] 
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 85. 
n, Zweihundertfünfzig Jahre einer Leipziger Buch- 
druckerei und Buchhandlung. [Geschichte der Dürr- 
sehen Buchhandlung 1656— 1906 von E. Kroker.] 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 83. (10. IV.) 
S. 81—82. 

Ahn, Friedr., Johann Manneis deutsche Druckwerke 
(«575— «593)- hfitt. d. Museaher. f Krain. 1906. 
XX. S. 1-28. 

R., Aus der Geschichte des böhmischen Buchdrucks. 

Deutsche Volksztg. (Reichenberg). 1906. No. 74. 
Schreiber, W.L., Holzschnitt- und Inkunabclforschung. 

Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, 
S. 237-242. 

[Über VmOUmes Katalog der Berliner Inkunabeln.] 
Leverenz, W., Adolf von Kröner. Zum 70. Geburts- 
tage. 

Börsenbl.f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No.!20. 

Müller, F. A., Bücherversteigerungen im Hotel 
Drouot zu Paris. 

Borstnbl.f. d.deutschen Buchhandel. 1906. N0.106. 
S. 4652—4654. No. 113. S. 4967—4969. No. 121. 
S. 5330-3«. 

Schubring, Wilh., Massenverbreitung guter Volks- 
literatur. 

Das Ixtnd. 1906. 1. V. — BÖrsenbl. f. d. 
deutschen Buchhandel. 1906. No. 118. 
Der steigende Wert „erster Ausgaben". 

Borstnbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. Iii. 
Ein unbekannter Verlagskatalog Sigmund Feycrabends. 

Frankfurter Bücherfreund. 1906. IV, No. 9/10. 
Hubert de' Dalberg, G. K. L., Was das „Volk" in 
Rußland „liest". 

Borstnbl.f d.deutschen Buchhandel. 1906. No. II 6. 
Conrad, A. Br., Bücherjahrmarkt in London. 

Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 114. 
Eckardt, J. H., Johann Christian Dieterich und seine 
Autoren. Aus der Geistesgeschichte des XVIII. Jahr- 
hunderts. Dieterich und Lichtenberg. 

Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 99, 
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Wimpheling: Knepper, J., Kleine Funde zum elsässi- 
sehen Humanismus. 

Zeitschr. f. d. Geschichte des Oberrheins. 1906. LX, 

S- 40-49- ' 

[Besonders Briefe Wimpfelings.] 

Zschokkc: Hoskins, J. P., Parke God»in and the 
Translation of Zschokke's Tales. 

Jvblications of the Modern Languagr Association 
of America. 1905. XX, S. 265-304. 

[Mit Bibliographie aller Übersetzung, Zschokkes.] 



Berichtigungen und Nachtrüge zum Deutschen Anonymen -Lexikon. 

Von 

Dr. Paul Trommsdorff in Berlin. 

ra. 

Nachträge zum Buchstaben A. 



49- Abhandlungen, »Physikalische, von denen sei- 

HüfuM, yJTmS^StM^AM!^ derN * ,1,r- 17661 

50. Abhandlungen, »Zwey 
1. Die Ungewißheit des Tode» u. 1 
Mittel, sich v. seiner Wirklichkeit zu 

währtes Heilmittel wider d. Biß toller Hunde ... 1791 
Hufetand. Christoph WUh. (2: Christian Jacobde Moneta.) 

51. Abmahnung, Christliche, von der 

(1623.) FaMeka, um. 

52. Abraham auf Moria. 1777. 

53. Abriß der Brandcnbnrgischcn »Geschichte. Vom 
Herrn von B*»*. 1792. Burk, v. 

54. AbriD, »Kurter Jgeographischer, der früheren u. 
jetzigen Städte des Preußischen Staats. 1840—1845. 
Schmidt, Joh. Marius Friedr. 

55. Abriß, »Kurzer, der iGeschichte des Elsasses. 
1831. l'tnaly. [Original : Rcsum* de l'histoirc d'Alsace.] 

56. Abriß, »Kurzer, der .»Lebensbeschreibung 4Gulen- 
hergs. 1840. Aulb, Pkil. Hedwig. 

57. AbriD, »Kurtzer, einer Jl-ehens-lJeschreibuBg des 
Herrn F. M. 4le Tellier, M'» v. Louvois . . . 1742. Cham- 
lay. [Original: Memo, res ou essai pour servir ä l'histoire 
de f. m. Le TclUer, M>» de Lonvois.] 

58. Abriß der evangel. 'Ordnung zur Wiedergeburt 
1735 ff. Oeänger, Friedr. Christoph. 

59. Abriß, »Vollkommener, od. warhafftiger Entwurff 
eines ausbündigen Meisterstücks der Natur in der . . . Bri- 
saide, Prinzessin v. Montferat . . . 1679 f. Brhnond, Gabriel 
dt. [Original: \* princesse de Montferrat] 

60. Abriß von der »Vormittags-Dank-Predigt wegen 
Vestoag Neiß . . . [1758.] Biltring, Joh. 

61. Abriß der »Weltgeschichte. Au» d. Engl, übers, 
v. G. Friedenberg. 1831. Keightley, Themas. [Original: 
Ontlines of history.] 

6a. Abschaffung der Hut, Trift n. Brache in den 
S. Coburgischen Landen nach den Vorschlägen des Herrn 
Geh. Raths v. Schnbart . . . 1785. Bühl, Joh. Samuel. 

63. Abschied beim »Ausmarsch d. preuß. Truppen 
in Schlesien. 1806. Vofi, Jul v. 

64. Abscbid, Doctor Martin »Luters christlicher, u. 
Sterben. 1546. Jenas, Justus. [M. Luthers sämtliche 
Werke hrsg. v. J. G. Walch Th. 21 (Halle 1749). Sp. 274*.] 

65. Abschiedt, Auff den »seligen, des . . . Herren 
(*, Martin. 



Joh. v. 



... 1633. Opitz, 



66. Abschied, Der 
. . . einzigen Sohne . . . Alhrecht Ludwig Friedrich, Grafen 
v. Hohenlohe u. Gleichen . . . (1744.) HohenUhe u. Gleuhen- 
Lonzenburg u. Cranniehfeld, Carl Ludta. Graf f., 
beth Friederike^ Sophie geb. Fürstin f. " 

67. Abschiedsworte eines Unglücklichen an seiae 
frühere Gemeinden. 1829. Brehm, M. Joseph. 

68. Abschilderung, Deutliche, des Prediger-Standes. 
171 2. Bourignon, Anleine tte. 

69. Abstecher, Mein, von Saarbrücken nach Paris u. 
zehn Tage Aufenthalt daselbst im Juli 1845. AWh.J.A.T. 

7a Abtretung, Die, des linken Rheinufers u, die 
Entschädigungen ... 179S. Rebmann, Georg Friedr. [?} 

71. Acta secreta: Das ist, Der Unierten Prote- 
stierenden Archif . . . 1628. Keller, Jakob. [Mitarb.: Wilb, 
v- Jochcr. ADB 14, 102.] 

72. Actiones, Zwo, od. Bedcncken: Das ist sonder- 
bare Offenbarung, der , . . Practiken des Bapts . . . 1608. 
Vereerio, Pietro Paolo. [Original: Actiones duac Sccretarii 
Ponüncii . . .] 

73. Adam, Das Büchlein. D. i., Offenbahnmg det 
Menschens. Felgenhauer, Faul. 

74. Adel, An den »großmechtigsten u. durchlüchtigsten, 
tütschcr Nation (.1520.) Mumer, Thomas. [G. E, Waldau, 
Nachrichten von Th. Murners Leben u. Schriften. Nürn- 
berg 1775. S. 8s.] 

75. Adel, Der »handelnde, dem der kriegerische Adel 
entgegengesetzt wird. 2 Abhandlungen ... aus d. Franz. 
übers, v. Joh. H. G. v. Jus«. 1756. Coyer, Gabriel fron- 
(mi. [Original : La noble&se commerc, ante (2 : PhiL Aug. de 
Sainte Foix chev. d'Arcq; Original: La noblesse militaire.) 

76. Adelaide, oder : Die Antipathie gegen die Liebe. 
1781. Dudoyer de Gasteis. Gtrard. [Original: Adelaide, 
ou l'Antipathie pour l'amour. J.-M. Quirard, La France 
litt. T. 2 (Paris 1828), 638.] 

77. Adonis, Der geliebte. Singespiel. 
Heim Christian. [Komp.: Reinhard Keiser. 

78. Adresse, Heidelberger, an die Schle*wig-H')l- 
1846. Gervinus, Georg Gottfried. 

79. Acdologia od. Abhandlung v. der singen itn 
Nachtigall. 1752. Aman// de Nobleville, Louis Danei: 
Original: Aedologie, ou traite" du rossignol franc, ou cta>- 
teur. [Barbier I», No. 330.] 

80. A ehren lese auf dem Felde der Kunst. Afch. 
[I.] 2. [Nebst] Fortsetzung 1836. 41. 45- Weigtl, I. A. 

6 - 



(1697.) PosuK 
ADB 26, 46KI 



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Beiblatt. 



gl. Eltistcn Ordnung, Hoch-Fürsd. Pfaltz-Zwey- 
brückische. 1715. Johann Kurf. v. d. Pfalx-Zweibrücken. 
[Ausg. Ton 1633 u. d. T.: Elli>ten Ordnung, Unser von 
Gottes gnaden Johansen Ffaltzgrafen l>ey Rhein . . .] 

82. Ae rite, Die, ein Lustspiel. 1745. Afylius, Christ- 
lob. [F. Brümmcr, Deutsches Dichtcr-Uxikon. Bd. 2. 
Eichstätt 1877-) 

83. Acrrte- und Naturforscher- auch Geologen- 
Versammlung in Regensburg 1849. ... in Greifswald 
1850. Cornau", Rudolf v. 

84. Aesopus, Der Italicnische, od. Bcrtholds saty- 
rische Geschichte. 1751. Croct. Giulio Cesare. [Original: 
Itc rtoldo . J 

85. Actius, ein Singespiel. 1755. Metastasio, Pittro. 
[Original: Ezio; Komp.: Karl Heinr. Graun.] 

86. Aeußerungen ühcr Kant, seinen Charakter u. 
seine Meinungen. 1804. Mettger, Joh. DanieU 

87. Agend Büchlein für d. Pfar-ilcrrcn auff dem 
Land. (1543 ) Dietrich, Veit. 

SS. Acten die Clementinische Stiftung tu Bredstcdt 
betr. 1796. Blücher, Gustav Gotthard v. IHrsg.] [Collin 
211.] 

89. Action od. Anklag der armen Podagrischen Rott 
. . . 1601. Pirtkheimrr, Wilibald. [Original: Apologia scu 
laus podagrac. Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der 
Originalausg. v. 1522.] 

90. Accis-Mandata, Sr. KgU Majcst in Pohlen u. 
Churf. Durchl. zu Sachsen, in dero Chur-Fürstcnthum 
Sachsen publicirten, u. Verordnungen über die Land- u. 
Handwerks Accis-Stcucr, wie solche . . . bis mit den Man- 
dat 1682 . . . erneuert worden . . . zum Druck befördert, 
o. J. Setiig, Paul [?] 

91. Albertus-Universität, Die, zu Königsberg. 
Eine Denkschrift 1844. Wüt, Aug. 

92. Alcestc. Ein Lustspiel des Aristophancs aus d. 
Gricch. über*. 1782. Ayrenkof, Cornelius v. 

93. Alchimcdon, Der anderwerts verneuertc u. ver- 
mehrte. 16S4. Schumann, Joh. Christian. 

94. Alchymia, Die edelgeborne Jungfer, od.: eine . . . 
Untersuchung, was v. der Alchymia zu halten . . . 1730. 
Creiling, Joh. Konrad. []. K. K. Oelrichs, De duarom ac- 
trium .' . . facultatam doctoribus. Rostochii 1758. S. XXVI, 



Nachtrage nun Deuticheo Anonymen-Lexikon — Von den Auktionen.) 

Anm. 29; J. IL Pott, Physicalischc chymische Abhandlung 
v. dem Urin-Saltx. Berlin 17 61, S. 44-] 

95. Alamanncn, Die, u. ihre Bekehrung zum Christen- 
thum. 1846. Burekhardt, Jacob. 

96. Alla-Moddin. Ein Schauspiel in 3 Aufz. 1798. 
Tiech, Ludur. 

97- Allen Christen, wünsche ich zwar, Geduldt im 
Creutz, zum neuwen Jar. 1547. Brentel, Georg. 

98. Allern, Juliane von, oder: So bessert man Ko- 
ketten 1 Müchler, Karl Früdr. 

99. Alles in der Natur lebet Nichts ist ganz todt 
... 3. Aufl. 1787. Jacobi, Joh. Friedr. 

100. Allfärtty, Friedrich» des Großen letzter Dra- 
goner, Joh. Göttlich. 1838. Pieck, Gustav. 

101. Allzu scharf macht schartig. [I795-] Iffland, 
Aug. Wilh. [Andere Ausg. vom gleichen Jahre mit dem 
Namen des Verf.] 

102. Almanach, 'Militärischer [!], auf d. Jahr 1779. 
Rautenstrauch, Joh. 

103. Almanach der »Philosophie. 1783. WekkrLn, 
WUh. Ludw. 

104. Alruna od. Denkwürdigkeiten d. Vorzeit 1S07. 
Ilten, Fr. G. Chr. v. 

105. Alte Liebe rostet nicht. 1832. Lang. Karl 
Ifeinr. v. 

106. Alten, Die vier und zwenzig. (1508) u. ff. 
Otto v. Passau. 

107. Amini, Der von seiner Lietatcn übel gehaltene. 
Oder Amalie u. Lucenda . . . 1642. San Pedro, Diego de. 
[Original: Amalte y I.ucenda.] 

10S. America, Groß-Brittannisches, nach seiner Er- 
findung. Bevülckcrung u. allerncucstem Zustand. 1710. 
Oldmixon, John. [Original: The British Empire in America.] 

109. Amraacht, Das, von dem leiden christi. o. J. 
Müntter, Thomas. 

HO. Ampel, Anzeigende u. warhafftig bezeugende, od. 
Sammlung des Lebens und Todes . . . 1682. Geißler, 
Friedr. 

in. Amts-Redner, Der expedirte. 1727 u. fl". 
Boltt, Joh. Gottfried. 

112. Analogie der Sprachen. Leipzig. [I774-] 
Anlm, Karl Gottlob. //*ris,t**M£ f,l e lj 



Von den Auktionen. 



Die Versteigerung der ersten Abteilung der Biblis 
thek J. K. F. Knaake findet am 17. Juli und an den 
folgenden Tagen bei Oswald Wtigel in Leipzig statt 
Der Auktionskatalog verzeichnet tausend Nummern 
von Lutherschriften und Originaldrucken aus der Luther- 
zeit, darunter eine Fülle von außergewöhnlichen Selten- 
heiten, die meisten in schöner Erhaltung. Nach Er- 
scheinen der Preisliste kommen wir ausfuhrlicher auf 
die in ihrer Art einzige Sammlung zurück. Erwähnen 
möchten wir aus dem Auktionskatalog nur No. 44: 
Luthers erste Schrift „Treuiatulus," Landshut 1517, 
4 Bll. in 4 0 , die vielfach Luther abgesprochen wurde, 
bis Knaake der Nachweis der Autorschaft gelang. Der 
„Tractatulus" erschien 1520 beim selben Verleger (Jo- 
hann Weißenburger in Landshut) in zweiter Auflage; 
diese wird von Panzer (Lat Annalen VII, 133, 18) auch 
mit dem Autornamen „Martini Lutherii" notiert. Eben- 
so ist die No. 1001 ein Unikum: ein Einblattdruck, 
enthaltend ein Mandat Georgs des Bärtigen von Sachsen 
von 1 $28 gegen die Wiedertäufer und insgesamt gegen 
„alle altte verdampte Ketzereyen", — m. 



Von der Auktion Schleinitz, die Mitte Juni bei 
Oswald Weigel- Leipzig stattfand, wird uns berichtet: 



Es muß mit Freuden begrüßt werden , daß die be- 
fremdlich hohe Anspannung der Preise, die in der 
letzten Zeit Platz gegriffen hatte, ihr Ende erreicht 
haben dürfte; wenigstens zeigen die jetzt erzielten Preise 
eine Höhe, die den ernsthaften Bibliophilen zum Weiter- 
sammebo anregt, nicht abschreckt Theoretische Er- 
örterungen über Bücherpreisc haben bekanntermaßen 
nur sehr fraglichen Wert, da, wie überall im Handel, 
Angebot und Nachfrage die Preisgrenzen bestimmen. 
Das eine dürfte feststehen, daß man in Deutschland 
wenigstens mit wesentlich geringeren Summen rechnen 
muß als anderswo, da uns die großen Bücher-Liebhaber 
fehlen, die im Hotel Drouot oder jenseits des Kanals 
der Bibliophilie stattliche Opfer bringen. Zweifellos ist 
es für deutsche Verhältnisse auch besser, das Heil in 
der Erziehung von Bücherfreunden zu suchen und 
nach einem größeren Kreise von Bibliophilen zu trachten, 
als sich auf einige wenige Begüterte zu verlassen, die 
einer vorübergehenden Laune wegen zahlreiche Lite- 
raturfreunde vom Sammein abschrecken. 

Die umworbenste Nummer der Abteilung „Biblio- 
graphie" war (No. 129) Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., der 
zum Preise von M. 76.— wegging. Aus der „Literatur- 
und Theater-Geschichte" sind s Werke bemerkenswert, 



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BeibUtt. 



<Vo» den Auktionen.) 

nämlich die „Gallert* von teutschen Schauspielern" 
(No. 412) M. 14.20; (Lessing und Chr. Mylius), „Bei- 
trage zur Historie des Theaters" (No. 427) M. 56.— ; 
(Bodmer), „Critische Betrachtungen zur Verbesserung 
der deutschen Schau Bühne (No. 433) M. 45,50; Schinks 
„Dramaturgische Fragmente", leider defekt, (No. 439) 
M. 21.— ; Chr. Heinr. Schmitts „Das Parte rr" (No. 441) 
M. 21.—. In der „Französischen Literatur" fanden 
GaufiersJ.es Jcuncs-France" (No. 676) zu M. 32.— und 
Frevosts Mcmoires (No. 820) zu M. 29.— Käufer, wah- 
rend Rt'ti/de la Bretonnes „Le Palais Royal" (No. 836) 
mit M. 17. — und desselben Autors „Monsieur Nicolas" 
(No. 837) mit M. 24 — billig bezahlt wurden. 

Der Hauptwert der Schleinitz -Sammlung liegt in 
den zahlreichen selten votkommenden Einsei- Schriften 
der dramatischen, komischen und satirischen Literatur 
des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts. Hier bot 
sich für die zahlreichen Sammler dieser Literatur eine 
Fülle interessanter Stücke, von denen einige erst 
nach hartem Kampfe zugeschlagen wurden. Arnims 
„Wintergarten" (No. 1005) brachte M. 16.20; Bernhardts 
„Bambocciadcn" (No. 1045) M. 36.—; (Bodmerj 
„Elcctra" (No. 1075) M. 16.— ; Brentanos „Goldfaden" 
(No. 1086) M. 25.50; Bürgers Gedichte, in der Aus- 
gabe 1789, mit den Chodowiecki-Kupfcrn (No. 1106) 
M. 23.10; (Cottenbach) „Wurmatia" (No. Uli) M. 20.50; 
Cervantes Don Quixote (No. 11 14) M. 25.—; Claudius 
Gesammelte Werke, (No. 1 1 17) M. 21.—. Das .Sassische 
„Doeneken Bot" (No. 1150) M. 23.— ; Feind, Deutsche 
Gedichte (No. 1173) M. 22.50; die viel gesuchten 
„Gaben der Milde" (No. 1 191) M. 26. 50; der hübsche 
„Werthtr-Band 1 (No. 1218) M. 35.-; Gotthelf, Ge- 
sammelte Schriften (No. 1224) M. 20.— ; Grimmeis- 
hausen, Traumgeschicht (No. 1231) M. 40.50; Happel, 
„Der Asiatische Onogambo" (No. 1246) M. 19.—; des- 
selben Verfassers „Afrikanischer Tarnolas" (No. 1247) 
M. 18.— ; (Helwig), „Die Nymphe Noris" (No. 1255) 
M. 16.—. Die Schriften Chr. Fr. Hunolds, die unter 
Nummer 1285— 1290 verzeichnet sind, gingen zu sehr 
mäßigen Preisen ab; Schlegels „Ehrenpforte fürKotzebue 
(No. 1347) wurde mit M. 27.50, Neidharls „Satire gegen 
Kotzebue" (No. 1 348) mit M. 2a 10 bezahlt Die Schriften 
Laukhards (No. 1368— 1373) waren lebhaft umstritten 
und brachten in ihrer Gesamtheit mehr als M. 90. — . 
Lenz, Gesammelte Schriften (No. 1385) wurden mit 
M. 17. — verkauft, die seltene „Madame Robunse" 
(No. 1412) mit M. 31.— ; Fhilanders von der IJnde 
Galante Gedichte (No. 1426) mit M. 20.50; Mühlp/orth, 
Deutsche Gedichte (No. 1436) 2. Ausg. mit M. 21.50; 
Pfaffenseller , „Mundus Agonizans" (No. 1483) mit 
M. 15.10; „Der Lustige Philosophus" usw. (No. 1487) 
mit M. 82.— ; Rachel, Teutsche Satyrischc Gedichte, 
sehr seltene Ausgabe (No. 1519) mit M. 15.50. Inter- 
essant gestaltete sich die Versteigerung der Robin- 
sonaden, von denen No. 1534 M. 23.-; No. 1535 
M. 3.10; No. 1536 M. 32.— ; No. 1537 M. 35.50; 
No. 1538, M. 39.— ; No. 1539 M.34-- erzielte. Rost, 



„Versuch von Schäfcrgedichtcn" (No. 1542), in der 
neuen Auflage von 1768, brachte M. 14. 50; desselben 
Autors „Vermischte Gedichte" (No. 1544) M. 23.— . Die 
einzelnen Bände der „Schaubuhne" (No. 1566) fanden 
keinen ernsthaften Reflektanten, dagegen wurde (No. 
1569 mit M. 29.— versteigert (Scheffner) „Natürlich- 
keiten der sinnlichen und empfindsamen Liebe" (No. 
1577) brachte M. 40.— ; Schilling, Sämtliche Schriften. 
(No. 1587) M. 18.— ; Schink, „Das Theater zu Abdera" 
(No. 1589) M. 20.—. Das schöne Exemplar der „Alten 
und neuen Studenten , Soldaten- und Volks- Lieder" , mit 
den reizenden Bildern von Ludwig Richter. A. E. 
Marschncr, F. Pocci und A. Jürgens ging nach hitzigem 
Kampfe in den Besitz eines Japaners über und zwar 
zum Preise von M. 30.--. Die erste Ausgabe von Tiecks 
„William Lovcll" (No. 1658) stieg bis zum Preise von 
M. 84.- , der sicherlich als ein recht guter bezeichnet 
werden muß, trotzdem er etwa 2o o / 0 unter der Summe 
gebheben ist, die man vor nicht allzu langer Zeit in 
einer Leipziger Versteigerung dafür angelegt hatte. 
Tscherning, „Deutscher Gedichte Frühling" (No. 1673) 
wurde mit M. 22.50, die „Schattenrisse der Lehrer auf 
der Friedrichs- Universität in Halle" (No. 1792) mit 
M. 15,10, und die „Schattenrisse edler tcutschcr Frauen- 
zimmer", von denen nur das zweite Heft (No. 1868) vor- 
lag, mit M. 17.80 bewertet. 

Die vorstehenden Preisangaben, auf die wir uns 
wegen Mangel an verfügbarem Raum beschränken 
mussen, tun das am Eingang gesagte deutlich dar: daß 
sich die Preise auf einer milderen Bewertungslinie bc 
wegen, die dem Verkäufer zu einer rationellen Ver- 
äußerung seines Besitzes verhelfen und den Bücher- 
liebhabern zu großer Freude gereichen. — g. 



Eduard Grisebachs Bibliothek die im Oktober d. J. 
bei Martin Breslauer in Berlin zur Versteigerung ge- 
langen sollte, ist in letzter Stunde gegen eine Pauschal- 
summe (wir hören für 50000 M.) an einen Privatsammler 
in Wiesbaden verkauft worden. — m. 



Die Akademische Buchhandlung Teutonia in Leip- 
zig kündigt für den 3. (bis 7.) Juli eine Bücherverstei- 
gerung an: Weltliteratur, Geschichte und Kultur- 
geschichte, Theologie, Philosophie, Medizin, Natur- 



in der letzten Versteigerung bei Ernst Carlebach in 
Heidelberg (16. Mai) gingen die Originalradierungen 
von Fcrd. Kobell (über 100 Blatt) zu M. 100 fort; Sint- 
zenichs 14 Blätter (darunter 8 Schabkunst- und 6 farbige 
Blätter) brachten M. 650. Ein Scheffelautograph M. 25; 
Gutzkows „Wally" M. 35; ZincgTafs Emblcmcnwerk 
166 6.60 M.; pfälzische Kurfürstenporträts in Kupfer- 
stich M. 40 und 50 das Stück. — m. 



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Beiblatt. 



Kleine Mitteilungen. 



Eine Sammlung von Portrats denkwürdiger Per- 
sönlichkeiten des XVIII. und XrX.fahrhumürts aus 
der Regicrungsseit der Kaiserin Katharina II, und 
der Kaiser Paul /. und Alexander I. erscheint gegen- 
wärtig als Publikation des Großfürsten Nikolai Michailo- 
witsch von Rußland. Dieses Prachtwerk, hergestellt 
in der Kaiserlichen Expedition zur Anfertigung der 
Staatspapiere in St. Petersburg, wird in zehn Quart- 
bünden mit je 100 Tafeln in Heliogravüre und Licht- 
druck mehr als 2000 Portrats historischer, künstle- 
risch und literarisch bedeutender russischer Persönlich- 
keiten in authentischer Reproduktion darbieten und 
kurze Biographien zur geschichtlichen Würdigung der 
Dargestellten enthalten. Der erste Band ist soeben mit 
dem Erscheinen der Lieferung 4 vollständig ge- 
worden. Grobfürst Nikolai Michailowitsch hat das ge- 
waltige Material aus eigenen Sammlungen, russischen 
Bildergalerien, Museen und Palästen und oft schwer 
zugänglichen Privatsammlungen zusammengetragen, 
um es nach einer kritisch künstlerischen Sichtung und 
wissenschaftlichen Bearbeitung zu einem Monumental- 
werk der Porträtkunde von außerordentlicher Schönheit 
auszugestalten. Neben seiner grollen Bedeutung für 
die historische Wissenschaft dürften die prächtigen 
Reproduktionen der Werke bekannter Meister der 
damaligen Porträtmalerei berufen sein, durch ihre 
lebenswahre, packende Natürlichkeit und künstlerische 
Schönheit die russische wie allgemeine Geschichts- 
forschung und Ikonographie von neuem anzuregen. Preis 
pro Band M. 120. — y. 



hagen). Dem Vorstande gehören sonst noch an; Pro- 
fessor Dr. Konrad Hatbler (Dresden), Direktor H. O. 
Lange (Kopenhagen) , Dr. E. Voulli/me (Berlin) und 
Vcrlagsbuchhandler Rudolf Haupt (Halle). An letzt- 
genannten, der den Vertrieb und die Versendung der 
Veröffentlichungen übernommen hat, sind auch die 
Anmeldungen und Zahlungen zu richten. — m. 



Band V und VI der „Slavischen Romanbibliothek" 
aus dem Veriigc von J. Otto in Prag liegen jetzt vor. 
Sic zeigen auf dem Umschlag genau wie die ersten 
vier Bande eine lesende Dame von ausgesprochen 
slavischcm Typus in zart grauerund bläulicher Tönung. 
Band V enthalt „A'a/,&M Verbrechen",^ Bild aus dem 
nord böhmischen Vorgebirge von Karel von Rais, 
übersetzt von Claudius Behal; Band VI eine Reihe 
Novellen von A r . S. Leskov, aus dem Russischen von 
Dr. S. Mierzinski übertragen. Beide Bände sind mit 
Rücksicht auf das I.okaltypischc der Heimat des be- 
treffenden Autors gewählt Die Übersetzungen sind 
glatt und mit Betonung der Sprachcharakteristik. Die 
sehr interessante Serie, eine wichtige Bereicherung 
unserer Kenntnis der slavischen Literatur, sei bestens 
empfohlen (Preis pro Band M. 3.20). —in. 



Eine wichtige Förderung der Inkunabelforschung 
bedeutet die eben begründete Gesellschaft für Typen- 
künde des XV. fahrhunderts , deren Aufgabe es sein 
soll, als Seitenstück zu Haeblers Typenrcpertorium 
und dem Generalkatalog der Inkunabeln eine diitte 
Arbeit zu unternehmen! jene beiden Werke durch 
Reproduktionen einer möglichst großen Anzahl von 
Inkunabeltypcn, systematisch im Anschluß an das Re- 
pertorium geordnet, zu illustrieren. Von jeder Type 
werden zwei Faksimile hergestellt: das eine von dem 
Alphabet der Type, das andere von einer charakte- 
ristischen Seite in Originalgröße. Die Faksimile sollen 
in Phototypte auf einzelnen Blättern ausgeführt, die 
nach Druckort und Drucker und daneben auch nach 
der M- oder Qu-Form signiert werden. Jedes Blatt 
enthält eine kurze Beschreibung und je nach dem 
Fortgange der Arbeit Hinweise auf identische oder 
verwandte Typen. Zunächst sollen nur bisher gar nicht 
oder in schwerer zugänglichen Arbeiten reproduzierte 
Typen faksimiliert werden; die Publikationen erschei- 
nen in deutsch, englisch, französisch und italienisch und 
zwar alljährlich ein Band von ca. 100 Blättern zu einem 
Subskriptionspreise, der M. 25 nicht übersteigen wird. 
Die Mitgliedschaft auf Lebenszeit kann durch einen 
einmaligen Beitrag von mindestens 500 M. erworben 
werden. 

Die Redaktion der Publikationen führen die Herren 
Dr. /. Collijn (Upsala) und Victor Madsen (Kopen- 

Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 4. — 9 — 



Dem „Athenaeum" zufolge ist Marsden J. Perry in 
Providencc auf Rhode Island der glückliche Besitzer 
der Urausgabe von Shakespeares „Titus Andronicus" 
geworden, deren Auffindung in Schweden 1904 so großes 
Aufsehen erregte. Er ist schon lange ein eifriger 
Shakespearesammler; so erwarb er 1897 die Shake- 
spearesammlung von Halliwell-Philipps, der selbst un- 
ablässig nach einem Titus Andronicus-Druck (nach 
Ansicht vieler Gelehrten sollte ein solcher ja überhaupt 
nicht existieren) gefahndet und einen für damals recht 
hohen Preis, 100 Lstr., dem Finder ausgesetzt hatte. 

B. 



Anläßlich des Neudrucks von „Melete", des letzten 
unvollendet gebliebenen Werks der Karoline von 
Günderode (wir kommen darauf zurück), ist angeregt 
worden, den arg vernachlässigten Grabstein der 
Dichterin in Winkel a. Rh. zu erneuern. Beiträge da- 
für nehmen entgegen: die Damen Frau Selma WohT- 
JatTe" und Fräulein Johanna Langloth sowie Herr 
Roman Reith, sämtlich in Mannheim, ferner Herr Max 
Harrwiü in Berün W. 35, Potsdamerstraße 113, der 
Verleger des erwähnten Neudrucks. —DJ. 



Das Mainzer Psalterium von 1459 (vergL Z. f. B. 
laufenden Jahrgangs Heft 1 Beiblatt Seite 9) konnte 
nun doch von der Berliner Königlichen Bibliothek er- 
worben werden. Dank den Bemühungen des Geheimen 
Rats Schwenke wurden durch eine private Sammlung 
46000 Mk. für diesen Zweck aufgebracht; den Rest der 
Kaufsummc, 40000 Mk., steuerte die Regierung bei 

2 



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(Kleine Mitteilungen - — Kataloge.) 

In No. 13 d. J. der Deutschen Juristen-Zeitung er- 
örtert Professor Frommhold (Greifswald) die Frage des 
Rechtsschuttts des Exlibris und kommt zu der Ansicht, 
daß der Eigentümer des Zeichens nach dem Gesetz 
diesen Schutz genießt. 

Aus den Antiquariaten. Katalog No. 85 von Adolf 
Weigel in Leipzig enthält die erste Abteilung (Abbt 
bis Gutzkow) einer reichen Auswahl von Werken der 
deutschen Literatur aus der Periode der Klassiker, 
Romantiker und Jungdeutschen. Arndt, Arnim, Bahrdt, 
Bechstein, Brentano, Bürger, Chamisso, Engel, Fouquc, 
Geibel, Gleim, Goethe, Gottsched, Gutzkow sind be- 
sonders reich vertreten. — No. 2 des Vierteljährlichen 
Bücheranzeigers von Gilhofer &* Ranschburg in Wien 
bringt u. a. den sehr interessanten Versuch einer deut- 
schen Wilde-Bibliographie. — Der Frankfurter Bücher- 
freund IV, 9/10 von Josef Buer Sr* Co. beginnt mit 
einer Mitteilung über einen unbekannten Verlagskatalog 
Feyerabends vom Jahre 1584. — m. 



Die diesjährige Londoner Exlibris- Ausstellung fand 
am 31. Mai und 1. Juni in den stattlichen Räumen des 
Westminster Palace Hotels unter reger Beteiligung des 
Publikums statt Dem allgemeinen Charakter der Aus- 
stellung wurde der Stempel aufgedrückt durch das 
überwiegende Vorhandensein amerikanischer Biblio- 
thekszeichen oder solcher, die von amerikanischen 
Künstlern auch für hiesige Liebhaber angefertigt 
worden waren. Außerdem waren besonders reich Ex- 
libris von Damen vertreten. Endlich erwähne ich die 
Auslage einiger seltener alter Bibliothekszeichen, wert- 
voller Bücher mit heraldischen Illustrationen, Stamm- 
bäume, alter Adelsdiplome und hiermit zusammen- 
hangend illuminierter Manuskripte. Eine beträchtliche 
Anzahl von Ausstellungsobjekten befand sich zu Sätzen 
und unter Einrahmung vereinigt. Alles in allem kann 
man behaupten, daß die seit dem Jahre 1891 ge- 
gründete Exlibris Society stetig gute Fortschritte ge- 
macht hat und daß dies günstige Resultat durch die 
hingebende Tätigkeit ihres Ehrcnsekretars Mr. W. H. 
K. Wright erreicht wurde. Der Letztgenannte bekleidet 
im Hauptamt die Stelle als Vorstand der öffentlichen 
Bibliothek in Plymouth. 

Unter den Künstlern waren gut repräsentiert: Sher- 
born, Eve, W. P. Barrett und der Amerikaner E. D. 
French. Mr. Barrett lieferte ein hübsches Blatt für 
die Herzogin von Connaught: ein mit Monogramm 
gebildetes Schild, überragt von einer Krone, umrankt 
von Blumen- und Blätterschmuck. Eine verhältnis- 
mäßig neue Erscheinung unter den Zeichnern für Ex- 
libris ist Mr. F. G. House, der sich besonders durch 
zwei Entwürfe auszeichnete: der eine ist bestimmt für 
die Prinzessin Christian von Schleswig Holstein , ein 
Tisch, zwei Bücher, ein Vogel, ein Schild mit „Helena" 
in graziösen Buchstaben nebst landschaftlicher Szenerie. 
Das andere Bibliothekszeichen ist im Auftrage der 
Prinzessin Luise von Schleswig- Holstein und zwar in 
ärmlichem Stil wie jenes angefertigt worden. Hübsche 
und feine Ausführung zeigt das von Eve für Elisabeth 



Anne Bostock entworfene Blatt; ferner will ich als gute 
Zeichner und Stecher unter den amerikanischen 
Künstlern die Namen W. E. Fisher und Zella Allen 
Dixon hervorheben. Wie immer bei diesen Gelegen- 
heiten, so hat auch diesmal Mr. Wright wertvolle und 
seltene Exemplare seiner Sammlung der Ausstellung 
geliehen. Das von dem Genannten redigierte Exlibris- 
Journal bespricht in der Mai-Nummer eingehend einen 
Artikel des Grafen zu Leiningen -Westerburg in unserer 
Exlibris-Zeitschrift, Vol. XVI, T. I, und ebenso dessen 
Beitrag im Februarheft der „Zeitschrift für Bücher- 
freunde". O. v. S. 



Kataloge. 

Zur Vermeidung tob Verspätungen werden all« Katalog« an di« Adrcaa« 
dei Herausgebers erbeten. Nur dj« bis tum >;. jeden Möttau ein- 
gehenden Kataloge koooeo für daa nächste Heft berücksichtigt werden. 

Deutschland und Österreich-Ungarn. 

Jos. Grunfeld in Wien I. No. 1. Literatur, Theater, 
Geschichte, Varia. 

Teutonia Akadem. Buchhdlg. in Leipzig. Büchcrblatt 
2 und 3. Sprachwissenschaft, Germanistik, englische, 
hollandische, nordische, französische und spanische 
Sprache und Literatur. 

Th. Kampffmeyer in Berlin SW. 48. No. 436. Mathe- 
matik, Physik, Technologie, Naturwissenschaften, 
Forst und Jagd, Geographie, Reisen. 

Th. Ackermann in München. No. 551. Deutsche Lite- 
ratur bis 1S40. 

J. St. Goar in Frankfurt a. M. No. 95. Deutsche Lite- 
ratur (Trost Einsamkeit, Goethe, Loeben). 

K. Th. Volcker in Frankfurt a. M. No. 263. Kriegs- 
geschichte und Heerwesen (joj ähriger Krieg, Uni- 
formen und Waffen, Karikaturen, Pläne). 

Hugo Helbing in München. Anzeiger No. 18. Kupfer- 
stiche, Radierungen, Holzschnitte, Lithographien. 

Gilhofer &* Ranschburg in Wien I. Vierteljährl. Anz. 
No. 2. Modente Bibliophilenbücher (deutsche, fran- 
zösische und englische; Wilde-Bibliographie). 

Wilh. Scholz in Braunschweig. No. 12t. Schone 
Wissenschaften, Theologie. 

Adolf Weigel in Leipzig. No. 85. Deutsche Literatur 
von Gottsched bis auf die Gegenwart. I. Abt. 

List Francke in Leipzig. No. 383. Kulturgeschichte, 
Folklore, Autographen. 

M. Sr> H. Schaper in Hannover. No. 97. Kultur- und 
Sittengeschichte. 

Rieh. Härtel in Dresden A. Anz. No. 34. Kunst, 
Kuriosa und Varia. 

Anton Creutser in Aachen. No. 93. Deutsche Literatur, 
Philosophie, Geschichte, Kuriosa. 

Karl W. Hiersemann in Leipzig. No. 325. Biblioteca 
Mejicana (mit vielen Seltenheiten). 

Otto Gerhardt in Berlin W. 50. No. 53. Philosophie. 

Wilh. Bader in Rottenburg a. N. No. 20. Theologie, 
Philologie, Geschichte, Geographie, Musik. 

Jos. Baer &• Co. No. 534. Amerika und die Philippinen 
(illustriert). 

Ludwig Rosenthal in München. No. 112. Adels-Por- 
träts. 



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Industrie. — No. 36. Staatswistenschaften. — No. 34. 
Alte Drucke, Kultur und Sitte, deutscht Literatur. 

Schnabel &* Walter in Potsdam. No. 3. Deutsche 
Literatur und Übersetzungen. 

Max Perl in Berlin. No. 70. Bibliothekswerke. — 
No. 71. Deutsche Literatur bis /7J0, Klassiker, 
Romantiker, junges Deutschland : Erstausgaben. 

v. Zahn &* Jaensch in Dresden. No. 186. Deutsche 
Literatur. 

Süddeutsches Antiquariat in München. No. 83. Dra- 
matische IJteratur, Theater, Musik. 

A. Bielefelds Hofbuthhlg. (Liebermann & Co.) in Karls- 
ruhe i. B. No. 227. Theater- Literatur. 

Friedr. Meyers Buchhlg. in Leipzig. No. 73. Aus allen 
Gebieten (auch deutsche Literatur). 

Carl Beck in Leipzig. Bull. No. I. Inkunabeln, XVI. 
Jahrhundert, Reformation, Numismatik, Varia. 

Jut. Koppe in Nordhausen. No. 27. Alte Drucke, 
Kunst, Varia. 

E. Kantorowicx in Berlin W. 9. No. 80. Bibliotheks- 
werke, Varia. 

Frant Malota in Wien IV. Bibliothek Speidel, II. Abt.: 
Deutsche Literaturgeschichte, Folklore. 

C. Troemers Univers.- Buchhlg. (E. Harms) in Frei- 
burg i. B. No. 34. Geschichte (mit Rossica und 
Baltica). 

Ausland. 

Leo S. Olschki in Florenz. Bulletin No. 5$. Alte 

Druckt, Seltenheiten. 
Adolf Geering'va Basel. No. 311. Helvetica V. 
Jorio Francesco in Neapel. No. 1. Varia. 

Inhalt des Hauptblattes. 

(F«üst-Heft) 

Das katholische Fauststück, die Faustkomödien- 
ballade und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiet. Von 
Alexander Tille. Mit den Faksimile der einzig be- 
bekannten Exemplare des ersten Lieds der „Neuen 
Beschreibung" und des tschechischen Faustlieds. — 
Chronik. 

Heft 4 kann auch von Nichtabonnenten zum 
Preise von Mark 4 durch jede Buchhandlung 
bezogen werden. 

Journal du Bas Rhin, 

1814, No. 1-85, 3 Bde. (es fehlen No. 12, 16-20); 

1815, No. 1-61 (es fehlen 55, 58), Aachen, Beaufort, 
4 Bde. gr. 4 0 , Halbleder m. Titel. Die 3 ersten Bände 
mit dem Original- Umschlage. Vorzüglich erhalten. 
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auf ftarhrra rihttn ßütttnpapitr in grprffetftn SrhroMnalfOrrbanb 

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t>it paffion bilbet einen tCeil be» feltenffcn unb am »erfcbuxnberifcfaften ausgearteten 
ttTerte« bc» berühmten Straüburgtr Prebicjere, nämlich btr „Poftill" betitelten prebigten« 
fammlung, bie 1522 bei 3ob4nnea Schott in Strasburg erfebien. &ic auferorbentlicbe 
Seltenheit biefe» Werfe* — btftgt boeb felbft bat britifb tTTufeum fein tfremplar, nirfu 
einmal ein beftrttgl — unb bie herooeragenöe Schönheit ber bann enthaltenen i£ol)fcbnittc 



finb jebem bibliophil") ju* CBenuac befannt. 

ter Schöpfte ber granbiofen Suite biefer Paffionebarftellungen ifr 30b. Ulr. pilgrim, 
genannt YDccbtclin ober Wäthtlin de maltre «tue bourdon« croiaea, ber nteiftrr mit ben 
gefreuten pilgcrfräbcn), über ben ausführlich ^acbeur, p. CIX CTe. 82, Cb. Sthmibt, Xcpeer. II 
VXv. 66, niutbcr u. a. m. gefebrieben haben, heutiger Wert ber Paffion allein, ie nach 
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V« Seite 8 Mark. I 7, Seite 30 Mark. 

•/♦ Seite 15 Mark. | '/.Seite 60 Mark. 



Kleine Anzeigen (Desiderat* und Angebote): die gespaltene Peüt- Zeile 50 Pf. — Beilage-Gebühr 40 Mark. 

Inserationsschluß am 25. des vorhergehenden Monats. 

t Manuskript«. Bilcb«. Kataloge etc. gafl. Iu richten an den Herausgeber r Fidar von ZtMtitt. Brriin W. t$- 
J3 (Sommer: Spiegelberg bei Topper, Rgbi. Frankfurt a. O.). 

g für Inserate. 



Rundschau der Presse. 

Von Arthur L. Jellinek in Wien. 



soweit sie für die Leser 
oBcntiichungen der lauten 
des Bereiches i 
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ßuehmann, H. K. E., Presse und Buchhandelswesen 
als Lehrfach an der Handelshochschule in Berlin. 
Deutsche Kultur. 1906. II. Heft 14, S. 7S-I44- 
Kellen, T., Aus der Welt der Bücher. 

Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906, No. 124. 
[Über Slater, Handbuch für Bachersammler. 1906. — 
d'Kßling, Le premier livre xylographi^ne Italien. Vcnisc 
vers 1450. Pari* 1903. — Ad. Bartels, 
Geschichte der Literatur, Leipzig 1906.] 

Prager, R. L., Bücher — Menschen 

Bärsenil. f. ^Deutschen Buchhandel. 1906. No. 126. 

Buchdruck und Buchausstattung. (Einband».) 

Aarland, G., Autotypie und Spitzertypie. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906, XLIII, S. 140— 141. 
Hedwig, W., Etwas vom Mundartensalz. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 130-140. 
Hölscher, G., Buchgewerbe-Ausstellung in Köln. 

Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906. No. 88. 
Fünfzig Jahre graphischer Kunst Ein Gedenkblatt zum 
Jubiläum der Firma R. Brcnd'amour & Co., Düssel- 
dorf, am 25. April 1906. 

Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906. No. 94. 
Kisa, A., Der moderne Bucheinband. 

Frankfurter Ztg. 1906. No. 119. 
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 5. — I 



Kleemeier, Fr. J., Kleine Bücher und mikroskopische 
Drucke [mit Bibliographie von 1492 an]. 

Börsenbl. f. d. Deutschen Buchhandel. 1906. 
No. 131, 132 (S. 5728-32, 5773—77). 
Klemm, P., Wechselwirkungen zwischen Druckpapier 
und Druckfarbe. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 168-170. 

Krach, A., Über Guß und Behandlung der Buchdruck- 
walzen. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 175-180. 
Kühn ast, E., Welche Vorteile soll die einfache Schnell- 
presse aufweisen? 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 180-186. 
Langhein, C., Lithographie und Kunstgewerbeschule. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 128-130. 
Mai, J., Die lithographische Gravierung und Asphalt- 
ätzung. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 171—175. 
Neue Normal-Gießzettel für Titelschriften. Bericht des 
für die Neubearbeitung von Gießzetteln eingesetzten 
Arbeitsausschusses der Typographischen Gesell- 
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Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 142-146. 

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Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 132— 128. 
Schmers ah I, E., Vom amerikanischen Buchhandel. 
Börsenbl.f.d Deutschen Buchhandel. 1906. N0.92. 



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Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1905. N0.240. 
Conrad, B., „Macmillan's Cabinet Library of Stan- 
dard Books". 

Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 92. 
La crise de la librairie anglaise. 

Revue biblio-iconographique. 1905. XI 1,8.421 — 423. 

Bericht über den Internationalen Verleger- Kongreß. 
(Mailand 6.— 10. Juni 1906.) 

Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 130, 
132. 

Hamburg Altonaer Buchhändler- Verein. Jahresbericht 
1905/6. 

Börsenbl. f. d.deutscken liuchhandel. 1906. N0.107. 
Hölscher, C, Die pornographische Verseuchung 
[des Buchhandels]. 
Börsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 86. 
Mühlbrecht, O., Nachweise über den auswärtigen 
Handel der deutschen Zollgebiete mit den Gegen- 
ständen der Literatur und Kunst. 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 22. 
Müller, F. A., Verkauf von alten Stichen und Auto- 
graphien im Hotel Drouot zu Paris. Ende Man 1906. 
(Stichauktion F. Arnault.) 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 126, 
127. 

Ncumaier, F. B., Neues vom „Times Book Club" in 
London. 

Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 104. 
Paschke, M., Die Angestellten im deutschen Buch- 
handel und ihre Interessenvertretung. 

Börsenl>l. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.129. 
Verkauf der Bibliothek Romagnol im Hotel Drouot zu 
Paris, 

Börsenbl. f.d.deutschen Buchhandel. 1906. No. 132, 
133. 

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Exlibris, Zeit sehr. f. Bücherseichen. 1905. XV, 
S. 166—172. 

Jacobs, E., Die Handschriftcnsammlung Joseph Cor- 
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Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, 
S. 189-204. 

Nohl, H., Ein Super-Exlibris des großen Kurfürsten 
[in der Bibliothek des Gymnasiums zum Grauen 
Kloster in Berlin]. 

Exlibris. 1905. XV, S. 147— 148. 
Stiebel, H. Ed., Exlibris Gcorgius Artopoeus. 

Exlibris. 1905. XV, S. 148—150. 
Leiningen-Westerburg, K. E. Graf zu. Neue Ex- 
libris [Quartalsberichte]. 

Exlibris. 1905. XV, S. 18-34, 72-87, 109—126, 
150—166. 



Bibliothekswesen. 

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rektor der Stadtbibliothek zu Breslau.] 

Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, 
S. 205—211. 

Mededeelungen over bibliotheken. — Antwerpen. 
Stadsbibliotheek en Museum Plantin Morctus. 

Tijdschr. voor Boek en Bibliotheekwexen. 1906. 
IV, S. 38 -39. 
Boltc, J., Die beiden Nebenbuhler zu Colmar. Flug- 
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/ahrbuch f. E Isaf Lothringen. 1905. XXI, S. 156 
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sehen Vereines für Bibliothekswesen. 

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Himmelbauer, J., Die ersten zehn Jahre des Öster- 
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Mitteilungen d. Österr. Vereines f. Bibliotheks- 
wesen. 1906. X, S. 102— in. 
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Mitteilungen d. Österr. Vereines f. Bibliotheks- 
wesen. 1906. X, S. 93. 

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Bell, Fr., Etwas uber das Lesen. 

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Bertagnolli, C, La poesia suile rive del Noce. 

XXIII. Annuario della soc. d. alpin, tridentini. 
1904. S. 13t. 
Brehm, L., Milieu und typisches Erlebnis. 

Der Deutsche. 1906. III, No. 22. 
Burger, A., Das Epigramm in der hessischen Lite- 
ratur des XVIII. Jahrhunderts. 

Hessenland. 1904. No. 24. 
Castelle, Fr., Neuromantik. Allerhand Gedanken. 

Die Kultur. 1905. VI, S. 79-82. 
Dieterich, K., Durchblicke durch die osteuropäischen 
Literaturen. 

Vossische Ztg. Sonntags- Beilage. 1906. No. 2, 3. 

Ehlen, O., Dichterstimmen über Seeleneinsamkeit, 
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und H. G. Wells.) 

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gegeben von Man so. 1829.] 

Breslauer Ztg. 1906. No. 159. 

Gleichen-Rußwurm, A. v., Das Spannende [in der 
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Das liierarische Echo. 1906. VIII, Sp. 615— 621. 
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Tägliche Rundschau. 1906. Unterhaltungs Bei- 
lage No. 58. 

Holzamer, W., Anthologien [von F. Gregori, G. Falke, 
H. Benzmann, H. Bethge, W. Lobsien, H. Wolgast, 
W. B rüg mann]. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 628-631. 
Hosius, K., Der Volkswitz der Römer. 

Die Grenxboten. 1906. LXV, 1, S. 27-36, 91-100. 
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Baseler Nachrichten. 1906. Sonntags - Beilage 
No. 9. 

[Über H. E. Jenny. Die Alpendichtong der deutschen 
Schwei*. Bern 1005.] 
Kl aar, A, Persönlichkeit 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 983—992. 
Klaar, K., Ein Bruchstück der Nibelungen Klage [aus 
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nach Bartsch]. 

Forschungen u. Mitteilungen x. Gesch. Tirols. 
1904. I, S. 302-304. 
Klaeber. Fr., Studics in the textual Interpretation of 
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Modern Philology. 1906. III, Sp*. 445—466. 
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Kummer, K. F., P. Anselm Salzers Illustrierte deutsche 
Literaturgeschichte. 

DU Kultur. 1905. VI, S. 497—504- 
Morley, S. Griswold, The detection of Personality 
in literature. 

Publications of the Modem iMnguage Association 
of America. 1905. XX, S. 305—321. 
Mott, L. F., The Round Table. 

Publications of the Modern Language Association 
of America. 1005. XX, S. 231—264. 
Oldenberg, H., Indische und klassische Philologie. 
Neue fahrbücher f. d. klass. Altertum. Geschichte 
u. deutsche Literatur. 1906. XVII, S. 1—9. 

Schmidt, O. E., Siebeneichen und Scharfenberg, die 
Burgen der deutschen Romantik. 

DU Grenxboten. 1906. LXV, 1, S. 557-566, 
614—623. 

Stettner, Th., Die Sage von der weißen Frau. 

Nord und Süd. 1906. CXVIII, S. 116— 120. 
Warren, F. M., Some features of style in early french 
narrative poetry (1150—1170). 

Modern Philology. 1906. III, S. 513 — 539. 



(Rundschau der Pr«tie. 

Einzeln* Schriftsteller. 

Arndt: Hasenclever, Ad., Drei ungedruckte Briefe 
von Ernst Moritz Arndt 

Altgemein* Ztg. Beilage. 1906. No. 64. 
Balzac: Hegeler, W., Honore" de Balzac 

Aus fremden Zungen. 1906. XVI, No. 1—3. 
— : Kohn, M., Balzac und seine Schwester. 

Monatsblätter für deutsche Literatur. 1905. IX, 
S. 535-538. 

Bnrns: Engel, Das Naturgefuhl bei Robert Burns. 

Zeitschr.f.franxbs. u. engl. Unterricht. 1906. V, 2. 
Byron: Ackermann, R., Auf den Spuren Shelleys 
und Byrons in der Schweiz. 

Frankfurter Ztg. 1906. No. 36. 
Casanova: Hesse, H., Casanovas Bekehrung. 

Süddeutsch* Monatsheft*. 1906. III, 1, S.353— 371. 
Castelli: Brentano, H., Ignaz Franz Castelli (1781 
—1862). Deutsch* Ztg. (WUn). 1906. No. 12 271. 
Chancer: Brown, F., Chaucer's „Litel Clergcon". 

The Modern Philology. 1906. III, S. 467— 49>- 
Coloma: Schwab, J., P. Luis Coloma. 

Borromaeus- Blätter. 1906. III, S. 129-137. No. 7. 

Cornelius: Rudder, M.de, Peter Cornelius. 1824-1874- 
Revue germanique. «906. II, S. 316— 331. 
Dangkrolzheim: Herr, E., Eine Urkunde des Konrad 
Dangkrolzhcim. 

fahrbuch f d. Gesch. u. Literatur in Elsaß-Loth- 
ringen. 1905. XXI, S. 256-264. 
[Kolmarcr Meistersinger.] 
Defoe: Bergmeicr, F., Ein Beitrag zur Quellen- 
untersuchung von Daniel Defoes „Journal of the 
Plague Year". 

Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und 
Literaturen. 1905. CXIV, S. 87—91. 
Erasmus V. Rotterdam: Ste eger, A., Erasmus von Rot- 
terdam. 

Pädagog. Monatsheft*. 1004/5 XI, S. 1—13, 57—62. 
Fischart: Hauffen, A, Fischart-Studien. VIII. 

Euphorion. 1906. XIII, S. 52—57. 
Flaubcrt : Fischer, E. W., Gustave Flauberts Nachlaß. 
Das literar. Echo. 1906. VIII, Sp. 1055— 1061, 
1137— "41. 

Foscoio, Ufl>: Usteri, P., Ungedruckte Meister-Fos- 
colo-Briefe 1815—1817. 

Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und 
Literaturen. 1905. CXIV, S. 146—160. 
Geijerstam: Goldschmidt, K. W„ Gustav af Geijer- 
stam. Nord u.Süd. 1906. CXVIII, S. 46— 58. 
Gtlm: N-r, C, Heine und Gilm. 

Fremdenblatt (Wien). 1905. No. 92. 
— : Wackerncll, J. E., Wiener Briefe eines Tirolers 
aus den Oktobertagen 1848 und ungedruckte Ge- 
dichte Gilms. 

Forschungen u. Mitteilungen x. Geschichte Tirols 
u. Vorarlbergs. 1905. II, S. 210— 223. 
Gleim: Kozlowski, F. v„ Die Stellung Gleims und 
seines Freundes - Kreises zur französischen Revo- 
lution. 

Euphorion. 1904. XI, S. 464—487, 7*3—735- 
1906. XIII, S. 71—79- 



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Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 8o, S. 35—37. 

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Claire v. Glümer. An* dem Archiv des Ministeriums des 
Innern in Wien. Dazu: ebda. No. 8a, S. SS ] 

Gobineau: Witkowski, G., Gobineau und seine „Re- 
naissance". Leipziger Tageblatt. 1906. No. 43. 

Goethe: Lindau, H., Französische Aufklärungen über 
Goethes Faust. 

Frankfurter Zeitung. 1906. No. 5'. 
— : Walter, C. L., Goethes Idee des Göttlichen. 

Deutschland. 1906. IV. No. 8. 
— : Walz, J. A, Goethes „Goetz von Berlichingen" 
and Lillo's „History of George Barnwell". 

Modern Philology. 1906. III, S. 493 — 504. 
Griraeston: Boas, F. S., Edward Grimeston, Trans- 
lator and Sergeant- at- Arms. 

Modern Philology. 1906. III, S. 395—410. 
Groth: Böhme, L., Studien zu den Werken von Klaus 
Groth. 

Ztitschr.f. den deutschen Unterricht. 1906. XX, 
S. 173-181. 

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Die Grenzboten. 1906. LXV, 2, S. 12—20, 79—89, 
130—140 

— : Kienzl, H., Anastasius Grün. Ein Gcdenkblatt. 

Allgemeine Zig. Beilage. 1906. No. 83. (10. IV.) 
— : Klaar, A., Friedrich Halm und Anastasius Grün. 

Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 15, S. 228— 230. 
Halm: Friedrich Halm- Ausstellung. 

Die Zeit (Wien). 1906. No. 1263. (l. IV.) 
— : Brentano, H., Friedrich Halm. 

Deutscht Ztg. (Wien). 1906. No. 12 299. 

— 1 Frankel, L., Zu Friedrich Halms Säkulartag. 

Allgemeine Ztg. Beilagt. 1906. No. 77, S. 15. 
(1. IV.) 

[Dazn: M. L. ebda. No. 82, S. 55.] 
— 1 Fürst, K., Friedrich Halm. 

Frankfurter Ztg. 1906. No. 89. (a. IV.) 
— : Holzamer, W., Friedrich Halm. 

Hamburger Nachrichten. 1906. Btllttrist. ■ lit. 
Beilagt. No. 44 (2. IV.). 
— : Kalbeck, M., Der Säkulartag Fr. Halms. 

Neues Wiener Tagblatt. 1906. No. 91. (2. IV.) 
— : Klaar, Ad., Friedrich Halm. 

Vossische Ztg. 1906. No. 152. (2. IV.) 

— t Müller-Guttenbrunn, A, Friedrich Halm. 

Deutsches Tageblatt (Wien). 1906. No. 90. (2. IV.) 
— : Schlossar, A., Friedrich Halm. Ungedruckte 
Briefe. Die Zeit. 1906. No. 1262. (2. IV.) 

— : Weilen, A. v., Friedrich Halm. 

Wiener Abendbl. 1906. No. 75. (31. III.) 
Hartleben: Schlaikjer, E., Hartlebens Tagebuch. 

DU Gegenwart. 1906. LXIX, No. 8, S. 120—121. 
Hauff: Krault, R., Hauff-Studien. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 854-857. 
[Ober M. Schuster, Darstellungen ans der württembergi- 
schen Geschichte L 1904. Der geschichtliche Kern in 
Hauffs „Lichtenstein".] 
Hawel: Bienenstein, K., Rudolf Hawei. 

Monatsblätter f. deutsche Literatur. 1905. IX, 
S. 264-268. 



Hebbel: Georgy, E. A, Zur ästhetischen Weltanschau- 
ung Friedrich Hebbels. 

Philosoph. Wochenschriß. 1906. I, No. 6. 
— : K e i m , F r., Meine Erinnerung an Friedrich Hebbel. 
österreichisch Ungarische Revue. 1904. XXXII, 
S. 24— 3a 

— : Kühn, E., Hebbel als Tierfreund. 

Hamburger Nachr. Belletrist. - literar. Beilag*. 
1906. No. 1. 

— ! Witte, R„ Friedrich Hebbel, ein vergessener und 
doch moderner Dichter. 

Monatsblatter für deutsche Litteratur. 1905. IX. 

S. 452-458. 5°'— 5'5- 

Herder: Barth, P.. Zu Herders 100. Todestage. 

Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Philosophie u. 
Soziologie. 1903. XXVII, S. 429-451. 

— : Zeyer, F., Caroline Herder- (Flachsland) und ihre 
Verwandten. Urkundl. Mitteilungen. 

fahrbuch f. d. Gesch. Elsaß-Lothringens. J905. 
XXI, S. 239—240. 

de Heredla: Schaukai, R., Sonette von Jost? Maria 
de Heredia (f 3. X. 1905). in deutscher Nach- 
dichtung. 

Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 1, Sp. 11. 
Hölty: Bulle, O., Neue Briefe von C. Hölty. 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 76. (1. IV.) 
Holzamer: Enzio, R. W., Wilhelm Holzamer. 

Monatsblätter für deutsche Literatur. 1904. IX, 
S. 77-82. 

Hüsgen: Heuer, O., Heinrich Sebastian Hüsgen. Ein 

Jugendfreund Goethes (1746— 1807). 

fahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts zu 

Frankfurt a. M. 1902. I, S. 347-350. 
Keller: Schaab, A., Das Sinngedicht von Gottfried 

Keller. 

Monatsblatter für deutsche Literatur. 1905. IX, 

S. 407—411. 

— : Stein-Wcstercappeln, B., Gottfried Keller. 

Borromaeus Blatter. 1905. III, No. 4, 5. 

Kennedy: Holthausen, F., Kennedy-Studien. 

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904. 
CXII, S. 298—316, CXI II, S. 302-306. 
Kiellaad: Brandes, G., Alexander L. Kielland. 

Du Nation. 1906. No. 32. 33. 
Kleist: Diez, H., H. v. Kleists Briefe, herausgegeben 
von Minde-Pouet. 

Hamburger Correspondeni. Betlage. 1906. No. 8. 
Knodt: Enzio, R. W., Karl Ernst Kno.lt. 

Monatsblätter für deutsche Literatur. 1904. IX, 
S. 118— 131. 

Leiltin: Gg., O., Nikolai Alexandrowitsch Leikin f. 

St. Petersburger Ztg. 1906. No. 20. 
Lessing: Pniower, O., Briefe von und an Lessing. 
[Herausgegeben von Franz Muncker I — IV.] 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 693—697. 
— : Thudichum, Fr., Lessing gegen die reformierten 
Heidelberger Ketzerrichter vom Jahre 1570 — 157-. 

Nord und Süd. 1906. CXV11I, S. 97-uo'. 
Lncretins: Lucretius and bis times. 

The Edinburgh Review. 1906. CCIll, S. 137 jfo 



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Borromatus- Blätter. 1905. III, No. 3, 4. 
Marlowe: Steig, R., Wilhelm Müllers Übersetzung 
von Marlowes Faust. 

Eußhorion. 1906. XIII, S. 94-104. 
Maupassant: Ernst, P., Maupassant. 

Deutschland. 1904. V, S. 588—602. 
Moscherosch: Bolte, J., Ein Bildergedicht Moschc- 
roschs in der KgL Bibliothek Berlin. [Der Tod des 
reichen Schlemmers.] 

Jahrbuch f. d. Gesch. u. Lxt. Elsaß-Lothringens. 
1905. XXI, S. 159—160. 
Manier: Klassert, A., Entehrung Maria durch die 
Juden. Eine antisemitische DichtungTbomas Murners. 
Mit den Holzschnitten des Straßburger Hupfuffschen 
Druckes, herausgegeben von A. K. 

Jahrbuch f. d. Gesch. u. IM. Elsaß- Lothringens. 
1905. XXI, S. 78—96, 156. 
Polenz: Schian, M., Wilhelm von Polenz, ein Ober- 
lausiucr Dichter. 

Neues Lausitsisches Magazin. 1905. LXXXI, 
S. 201—221. 
Raimund: Rollet t, H , Ferdinand Raimund. 

Österreichisch- Ungarische Revue. 1904. XXXI, 
S. 128-136. 
Reuter: Macke, K., Fritz Reuter. 

Borromatus- Blätter. 1905. III, No. 3. 
RoctlOW: Frühlings, J., Friedrich Eberhard von 
Rochow. 

Pädagog. Monatshefte. 1905. XI, S. 281-289. 
Sachs: Beifus, ]., Some Hans Sachs Discoveries. 

Modern Philology. 1906. III, S. 505—512. 
Schmid: J. K., Mathias Schmid zu seinem 70. Geburts- 
tage. Allgemeine Ztg. 1905. Beilage. No. 522. 
Shakespeare*. Eidam, Chr., Die Neubearbeitung des 
Schlegel - Tieckschen Shakespeare durch H. Con- 
rad. National-Ztg. 1906. Beilage. No. 3. (18. I.) 

[Mit dem gleichen Titel im Neuphilolog. Ceniralhl. 
1904. No. 9, 10.] 



— lienchbgunsen und Nachtrüge nun Dcnucben Anonym en-Ltrikoc) 

Shakespeare: Hoppe, O. F., William Shakespeares 
Heimat 

Neues Stuttgarter Tagblatt. 1906. No. 73. 

— : Kilian, E., Shakespeare-Literatur. 

Das titerarische Echo. 1906. Heft VIII, Sp. 1217 
—1225. 

— : Paton, J. L., Shakespearc's Boys. 

Saint George. 1906. April. 
[Shakespeares Knabengestalten.] 
— : Thomas, W., La coneeption de l'amiti<$ dans 
Bacon et Shakespeare. 

Revue germanique. 1906. II, S. 277—290. 

— : Werther, J. v., Shylock. 

Die Zukunß. 1906. XIV, 54, S. 52-56. 
[In der Darstellung durch E. v. Possart.] 
— : Ein neuer Shakespearefund. [Titus Andronicus 
in Quart, 1594. Gefunden durch P. J. Krafft in 
Malmö.] 

Die Grensboten. 1905. LXIV, 2, S. 142—145. 
Storni: Besson, P., Un pocte de la vie intime, Les 
romans et nouvelles de Theodore Storni. 

Revue germanique. 1906. II, S. 291—315. 
Swinborne: Mehring, S., Algernon Charles Swinburnc. 
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1199 
— 1212, 1257—60. 
Whitman: Bertz, E., Walt Whitman. Ein Charakter- 
bild. 

Jahrbuch f. sexuelle Zwischenstufen. 1905. VII, 
S. 153-287. 
Wilde: Meyerfeld. M., Wilde-Nachlese. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1225- 1229, 
ZSChoni V. Westhofen: Teichmann, W., Johannes 
Zschom v. Westhofen. Ein Beitrag zur elsiissischen 
Literaturgeschichte des XVI. Jahrhunderts. 

Jahrbuch f. d. Gesch. u. Lit. Elsaß Lothringens. 
1905. XXI, S. 161—238. 



Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon. 



Von 

Dr. Paul Trommsdorff in Berlin. 
IV. 

Nachträge zum Buchstaben A. 



113. Ancillariolas, Dalc-amarus, d.i. Der süß-wurtz- 
ligte u. saur-ampferigte Mägde-Tröster. (1663.) Praetorius, 
Joh. 

114. Andachten, Christ-Farstlicbe, o. Betrachtungen 
etlicher biblischen Sprüche . . . 1709. Johann Wilhelm 
Henog tu Sachsen. 

115. Andachtsbuch zum häuslichen u. öffentlichen 
Gottesdienst zunächst f. d. kathoL Gemeinde zu Stralsund 
eingerichtet 1827. Zink, Wendttin. 

116. Andachts-Directorium, Christ Catholische* 
aller geistlichen Übungen u. Geschäfte. 1763. Hüpsch.Joh. 
mih. Karl Adolph Frh. v. 



117. Andachts-Opffer, Gott geweyhtes, darinn eine 
Gott gelassene Seele sich ihrem Jesu . . . aufopflert 1690. 
Magdalena Sybilla Herzogin tu Württemberg. 

118. Andachts-Wecker, Kleiner doch nützlich- u. 
geistreicher. 1662. Marschali, Joachim Wilh. 

119. Andalusien, Spiegelbilder aus d. südspan. Leben. 
1842. Krause, Wilh. [Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 20. 
1842. Th. 2, S. 1092.] 

120. Andenken der an der S. Nicolai-Kirche zu Pots- 
dam vormals gestandenen Prediger ... 1756. Gerlarh, 
Samuel. 

121. Androfilo, Neues Schauspiel, betitelt, od. die 
Wunder Liebe . . . 1656. Birten, Sigmund v. 



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<B«nchtifun««a und Nachtxsgt tum Deutsch« Aaonymtu-LenkonJ 
122. Anecdoten od. Sammlung kleiner Begebenheiten 

u. williger Einfälle. 2. Aufl. 1778. Laremte de Pratl, 

thnert. (Original: Dictionnaire d'anecdotes.] 

I2J. Anekdoten u. »Charakterrüge aus <L Leben d. 

Prinxen Louis Ferdinand v. Preußen. 2. Aufl. 1807. Statt, 

Karl 

124. Anecdoten, »Russische, od. Briefe eines letti- 
schen Officicrs an einen LiefländLschen Edelmann. 1765. 
S<kwan, Christ. Friedr. [Original: Anccdotes russes ou 
lettres d'un officicr allemand. ADB 33, 176.] 

!25.Anekdoten,> Unterhaltende u. geheime, vom Russ. 
Hofe. 1793. Sckerer, Jok. Benedict. (Original: Anccdotes 
intlre&ftAiites c( setr*Mcs . . .] 

126. Anfang, »Historischer, oder: Kurtie u. leichte 
Weise, die cathoL Jugend in d. Historie in unterrichten. 
(1726 f.) Du/resne, MaxtmiUen. (Rudimenta bistorica.) 

127. Anfang, »Ursprung u. Herkommen des Thurniers 
in Teutscher Nation ... 1530 ff. Rüxner, Georg. 

128. Anfangs-Grunde, Die, der christlichen »Lehre 
... 2. Aufl. 1759. Wollersdorf, Jok. Lukas. [Der Verf. 
nennt sich unter der Vorrede der Ausg. Berlin 1766.] 

1 29. Anfangsgründe der dänischen »Sprache. Ottensen 
1744. Hoven, Peder v. [Collin 224.J 

130. Anfragen, Numismatische, od.: Beschreibung 
einiger wahrscheinl. einzigen u. bis jetzt nicht bekannten 
Münzen. 1819. Dtmf, irjk. Gottlieb Levin v. 

131. Anhang, »Luxuriöser, worinnen enth. eine kurtze 
Beschreibung aller Päbstc, Kaiser, Könige u. Churfürsten . . . 
1690. Sekarsekmidt, Karl. 

132. Anhangzud. »Staats- Verwaltung des Her m William 
Pitt, in u. außer Großbritannien .. . 1764. Almon, Jokn. 
[Original: A review of Mr. Pitt's administration.) 

133. Anklänge, Poetische, v. D. E. [Zürich 1844.] 
Escher, Dorothea. 

134. An klag und ernstliches »ermanen Gottes All- 
mechtigen zu einer gemeinen Eydgnoschafft . . . 1528. 
Bulhnger, Hetnr, 

135. Anklage des Ministeriums Münster vor d. öffentL 
Meinung. 1831. König, Georg friedr. [G. G. Gcrvinuz, 
Geschichte des 19. Jh. Bd. 8. (Leipzig 1866), S. 711.] 

136. Ankündigung einer neuen Erfindung v. eisernen 
Kunststraßen. 1814. Baader, Jos. v. 

137. Anleitung bei Rekognoszirungcn die Gegend 
»aufzunehmen. 1838. Oskar l. Konig v. Schweden. 

138. Anleitung, »Ausführliche, getreue u. bewährte, 
zu einer gründl Verbesserung der Weine in Deutsch- 
land. 1775. Sprenger, Balthasar. 

139. Anleitung zum »Christenthum. 1798. Diterieh, 

140. Anleitung zur »Erziehung u. Bearbeitung eines 
Schweiß-Hundes... 1793. Sckneider, C 

141. Anleitung, »Gründliche, billig u. recht nach götü. 
Absicht von d. Freyheit des Menschen zu Jurtheilen. 1739. 
Mentzel, J/einr. 

142. Anleitung, »Gründliche, zu nützlichen 3 Wissen - 
schaften, absonderlich zu der Mathesi u. Physica . . . 1700. 
Tschirnhaus, Ekren/ried Waltker v. fjöcher 4, 1346.] 

143- Anleitung, »Gründlich - zweckmäßige , zur Er- 
ziehung eines jungen Hühnerhundes. 1791. Sckneider, C. 

144- Anleitung zur »Kenntnis der Rechte mit Rück- 
sicht auf de Reichsstadt Speierischc Statute. 17S9. Fa- 
briems Max Arnold 

145. Anleitung, »Kurzgefaßte, zur Waarcn- u. Wechsel- 
berechnung. 1807. Brodhagen, Peter I/einr. Christoph. 

146. Anleitung. »Praktische, zum jRcceptschreibcn . , . 
Abth. I. 1801. Htmmg, Joh. Diederick. [Der Verf. nennt 
sich auf dem Titelblatt der Abth. 2. 1S02.] 

147- Anleitung zum »Rechnen. 1785. Splitterarb. 
Karl Fnedr. [Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der 
2. Aufl. Halle 1834.] 

148. Anleitung zur teutschen »Sprache. 1744. Haben- 
dorff, Peter. 

149. Anleitung zur deutschen »Sprachkunst, zum Ge- 
brauch der Schulen, in d. Churlandcn zu Baiern. 1765. 



15a Anleitung zur deutschen »Stenographic. 1 845 11. ff. 

SioUe, U-Uk. 

151. Anleitung zum zweckmäßigen »Studium der 
Kriegswisscnschaft. 1828. final, Luehv. Friedr. 

152. Anleitung zum rechten »Verstand u. nutzbarer 
I-csung allerhand . . . Zeitungen . . . [1726.] Marptrger, Paul 

Jakob. 

153. Anleitung zum »Wasser-Bau od. kurzer Unter- 
richt f. Landlcutc ... 1757. Bise, Jobst. 

154. Anleitung zu denen curiösen «Wissenschaften 
nehmlich der Physiognomia . . . 1737. Job, Jek. Georg. 

155. Anmerckung über eine Stelle der Wahl-Capitu- 
lation Caroli VI. 1741. Sckmauss, Jok. Jakob. [ML 12, 
226.] 

156. Anmerkungen u. »Beiträge zur Einleitung ins 
A. T. des Hrn. Hofr. Eichhorns. 1785. Büttner, Jok. 

157. Anmerckungen über d. »Codicera Juris B» 
varici Criminalis. 175» ff- Kreittmayr, Higulaeus Xavermi 
Aloysius Frk. v. 

158. Anmerkungen,»! listor ische u. dogmatische, über 
d. Lehrgebäude des Herrn v. Loen . . . 1751. Sekletsner. 

159. Anmerckungen, Einige »kurtze , über das an- 
langt publicirte Wittenbcrgische so genannte theologisch« 
Rcsirt>nj.um .. . 1700. Arkenberg, Adam. [J. G. Walch, 
Histor. u. theolog. Einleitung in d. Religions-Streitigkeiten 
d. cvang.-luth. Kirche. Th. 2». (Jen* 1733) S. 889.] 

160. Anmerckungen, »Nöthige, über einen JBrierT 
eines Gelehrten an . . . Job. Georg Rosenbacb. (1704 ) 
Cyprian, Ernst Solomon. 

161. Anmerkungen, »Nolhwendige, auf Pabst Ale- 
xanders VII KreiNschreil.cn an die Patriarchen . . . 1656, 
Conring. Herrn. [Original: Glossa ordinaria ad liL circsL 
Alexandri VII Papae. A. de Backer. Bibliotheque des ecn- 
vains de la Comp, de Jesus. Nouv. ed. par C. SomraervogeL 
Partie I. T. 3. (Bruxelles 1892), Sp. 40« unter Er^raun, 
Vitus.] 

162. Anmerkungen über d. leUte »Paragraphen des 
Herrn Hofrath Michaelis Einleitung in d. göttl. Schrift« 
des neuen Bundes. 1767. Hasseneamp, Jok. Mattkaeus. 

163. Anmerkungen eines guten teutschen »Patrioten 
. . . 1744. Poiira-ils, Heinr. v. [Original: Remarques i'a 
hon patriote allemand.] 

164. Anmerkungen, »Rechtliche, v. dem peinlichen 
Gerichtsstände eines Verbrechers. 1776. Mann, Jok. 
Ckristian. 

l6S- Anmerkungen, »Samtliche, zu d. Bekehrungs- 
Geschichlen der beyden Grafen Siruensee u. Brandt, 1773- 
Münter, Balthasar. 

166. Anmerkungen, »Vernünftige u. bescheidene, über 
die wider die Wolffische Philosophie . . . erregte Strittig- 
keiten. 1736. Wagner, Jok. Valentin. 

167. Anmerkungen, »Wohlbcgründete, über d. Ab- 
druck des ohnlängM an eine hochlöbliche allgemeine Reichs- 
Versammlung v. Seiten Hessen-Cassel . . . gekommenen 
Schreibens. 1749- Hombergk, Jok. Jakob. 

168. Annalen des neuen Kgl. Nationaltheaters ru 
Berlin u. der gesaramten deutschen dramat. Literatur u. 
Kunst. 1. u. letzter Bd. 1802. A'bngemann, Emst Aue. 

n ■ ■ 
erseur . 

169. Anno, Der, 1745 den 4. Junii bey Friedberg 
. . . erfochtene Sieg wurde in folgender Ode . . . besungen. 
(1745.) Förster, Ferd. Ckristofk. 

170. Anrede, Sehr merckwürdige, Seiner Durchlaucht 
des Herzogs v. Braunschweig an d. Hannoverische Armee. 
1758. Ferdinand Herzog v. Bi auiuchweig. 

171. Ansicht einiger »Hauptzweige der Industrie u. 
des Handels v. Sachsen. 181 1. Gruner, Karl Gusl. AM]- 

172. Ansicht, v. »Sendlings religionsgcschichtlicbc. 
1841. Rudel. 

173. Ansicht der ständischen »Verfassung der Prenü- 
Monarchie. 1823. Sckmalt. Theodor. 

174. Ansichten über den I juadhandel nach Asien dnreh 
Rußland. 1S28. Semmler. Ka,liVilk. Salome. [In der KB 
Berlin befindet sich ein durchschossenes Ex. mit bs. Zu- 
sätz.a des Verf.] 



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(Berichtigungen uo< 

175. Ansprüche, Die, u. Hoffnungen der Stadt Bonn 
. . . 1814. Rehfues, Phil. Jos. v. [ADD 27, 594.) 

176. Anti-Bolsecus. D. i. aussführl. Verantwortung 
der in aller Welt aussgestren ten Lügen . . . v. der Ehr u. 
Lehr. . . Ioannis Calvini. 1622. Teschtnmacher, Wilh. 

177. Antichristentumb. Durch Benedictum Bahnsen 
. . . in Druck liefordert. Amsterdam 1660. Betkke, Joachim. 

178. Ant i-Koen ig, Der, od. Feuer, Feuer !! zwischen 
d. Vernunft u. d. Offenbarung. 1844. Müller. J. N. 

179. Anti-Prae Adamita. Prüfung über d. lat. . . . 
Buch, dessen Titul ist, Prac Adamitac. 1659. Felgenhauer, 
Paul. 

180. Antiquarius, Denkwürdiger u. nützlicher, des 
Neckar- Mayn-Lohn[!]- iL Mosel-Stroms. 1740. Dielhelm, 

181. Antrittspredigtenam Sonntage Septuagcsimae 

u. Scxagcsimac . . . 1752. Match. Amtrtas Cottlseb. 



Nachir-4£e rura Deutschen Anooymen.Lexikon — Von den Auktionen.) 

182. Antwort, Herrn >A. G. erste u. letzte, auf d. 
sogen. Erklärung des . . . Grafen Nie. Ludw. v. Zinzcndorff 
. . . 1742. Grete, Anton. 

183. Antwort auf die durch ölfcntl. Blätter bekannt 
gemachte *Äußc rungdes Herrn v. Lepcl ... 1 8 1 7. Schreiber fAV. 

184. Antwort, * Bescheidene, auff d. Erinnerung- u. 
harte Beschuldigungen, womit . . . D. Rechenberg . . . d. 
Responsum des Minist, tu Franckfurt abfertigen wollen. 1 702. 
Arcularius, Joh. Daniel. 

185. A nt wo rt auf d. offenen 'Brief des Herrn General- 
Major v. Williscn an d, Major v. Voigts- Rhetz. 1848. Voigts- 
Rhetx. Konstant v. 

186. Antwurt, «Christenlich, Bürgermeisters u. Radtes 
zu Zürich, dem . . . Herren Hugen, Byschoffe zu CostanU 
... 1524. Zwingli. Ulr. (G. W. Panzer, Annalen d. alt, 
dLsch. Litt. Bd. 2 (Nürnb. 1805), S. 325. No. 2514.) 

187. Antwort auf d. »Frage; ob des Herrn Joh. Erich- 
»ons . . . Bibliotheca Runica f. vollständig ... zu halten sey t 
1766. Nettelstädt, Christian v. IFtrtteinng /«Igtl 



Von den Auktionen. 



Auktion J. K. F. Knaakt, Abteilung I: Luther. Im 
Julibeiblatt, Seite 7, wiesen wir auf die am 17. und 
18. Juli in Leipzig bei Oswald Weigel stattfindende 
Lutherschriften-Auktion aus dem Besitze des verstor- 
benen Lutherforschers J. K. F. Knaakc hin und sind 
heute in der Lage, einen kurzen Bericht über die inter- 
essante Versteigerung zu bringen. 

Wie der bibliographisch sorgfaltig bearbeitete und 
typographisch hübsch ausgestattete Katalog deutlich 
dartut, offenbart sich die Sammlung Knaakes in erster 
Linie als die eines Forschers, dessen ganzes Trachten 
danach gegangen ist, Material für die grolle Luther- 
ausgabe zusammenzutragen. Hand in Hand mit der 
ernsten Forschung geht indessen die Bibliophilie , da 
sich Lucas Kranach und seine Schule gerade in der 
Lutherschriftenliteratur als geistvolle Buchkünstler ge- 
zeigt haben. Aus diesem Grunde waren nicht nur 
Theologen und Historiker, sondern auch Sammler von 
Buchschmuck in hohem Grade interessiert. Die Be- 
teiligung war eine außerordentlich rege, und zwar von 
Seiten der hervorragenden Antiquare, in deren Hände 
zum Teil weitgehende Aufträge gelegt waren. Es be- 
steht eine merkwürdige Scheu bei den Bibliotheks- 
verwaltungen, bei den bedeutenderen Versteigerungen 
nicht persönlich zugegen zu sein. Man geht von der 
zweifellos irrigen Ansicht aus, daß ihr Mitbieten auf 
einer Auktion Anlaß zu Treiberei geben könnte. Wir 
müssen wiederholen, die Ansicht ist irrig, denn wer 
Gelegenheit gehabt hat, vielen Auktionen beizuwohnen, 
wird bezeugen können, daß das vereinzelte Bieten 
einiger Bibliothekare einen nennenswerten Einfluß auf 
die Preisschwankungen nie gehabt hat und auch nicht 
haben kann, da die im Mitbcwerb stehenden Antiquare 
doch in ihren Preisanlagen erheblich mehr begrenzt 
sind als Vertreter von Instituten, die nicht des Ver- 
dienstes wegen an bestimmte Normen gebunden sind. 
Erfolgreiche Bibliotheksvorstände, wie der verstorbene 
Professor Eysenhardt von der Stadtbibliothek Ham- 
burg, ließen keine nennenswerte Auktion vorübergehen, 
ohne sich in mehr oder minderem Maße zu beteiligen, 
und gerade dieser Mann hat bis an sein Lebensende 
den Grundsau vertreten, bibliographische und biblio- 



phile Erfahrungen bei solchen Gelegenheiten zu 
sammeln. 

Was nun die Knaake-Auktion selbst betrifft, so ist 
trotz gegenteiliger Voraussagen eine erhebliche Preis- 
abschwächung der Lutherdrucke infolge des Massen- 
angebotes nicht eingetreten. Dies war das lehrreiche 
Moment bei der Versteigerung. Auf die einzelnen 
Preise, die bei dieser Gelegenheit erzielt wurden, ein- 
zugehen, erübrigt sich durch den Umstand, daß das 
Auktionsinstitut bereits eine Preisliste veröffentlichte. 
Kein Bibliothekar, der in seiner Eigenschaft vor die 
Frage der Erwerbung von Lutherschriften gestellt wird, 
kern Gelehrter, der sich mit der Geschichte des Refor- 
mationszeitalters beschäftigt, kein Buchhändler, der 
Lutherdrucke auf Lager hat oder zu erwerben gedenkt, 
wird dieser Preisliste en traten können. Einen besonderen 
Reiz bietet der Vergleich der Preise in Kuczynskis The- 
saurus mit den Preisen auf der Knaake Auktion. Wenn 
hei Kuczynski der Durchschnittspreis eben halben Taler 
betrug, so besagt die vorerwähnte Preisliste, daß sich 
in den 36 Jahren seit Erscheinen des Thesaurus der 
Durchschnittspreis für Lutherschriften verzehnfacht 
hat Es sei ausdrücklich betont, daß es sich nur um 
den Durchschnittspreis handelt, da die einzelnen Preise 
allerdings merkwürdigen Schwankungen nach beiden 
Seiten unterworfen gewesen sind. Immerhin steht die 
Tatsache fest, daß man nach 36 Jahren mit dem zehn- 
fachen Betrag rechnen mußte; vielleicht wird man in 
Zukunft hinsichtlich der Preissteigerung noch Über- 
raschungen erleben, die wir heute kaum auszusprechen 
wagen. Das Hauptinteresse bei der Versteigerung 
konzentrierte sich auf die Nummern 44, 87, ioo, 112, 
29S> 548, 580 — 83 und 907, also um Einzelschriften bezw. 
Sammelbände von größter Seltenheit; etwas enttäuscht 
hat der Einblattdruck: Georg der Bärtige gegen die 
Wiedertäufer (No. 1001), bei dem in interessierten 
Kreisen ein Betrag von mindestens M. 200. — erwartet 
wurde; immerhin kann der bezahlte Preis für das in 
mehrfacher Hbsicht bemerkenswerte Blatt als wert- 
entsprechend bezeichnet werden. 

Bot die erste Abteilung der Knaake-Bibliothek 
durch die umfangreiche Lutherschriftensammlung 



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BelbUtL 



(Von den Auktionen.) 

schon ein ungewöhnliches Interesse, so dürfte bei den 
weiteren Abteilungen kaum der Anreiz nachlassen. Wie 
wir hören, wird die zweite Abteilung speziell die Huma- 
nisten Agricola, Erasmus, Hutten, Melanchthon u. a. m. 
in reicher Auswahl zum Verkauf bringen, wahrend 
die dritte Abteilung die sonstigen Förderer und Gegner 
des großen Reformationswerkes in erlesenen Urdrucken 
von großer Seltenheit enthalten wird. Hierüber zu be- 
richten, werden wir nach Erscheinen der angezeigten 
Kataloge nicht ermangeln. — g. 



Bei Max Perl in Berlin, Markgrafen- und Leipziger- 
straßen-Eckc, findet Mitte Oktober die Versteigerung 
der Bibliothek des Freiherrn Kurt von Mutzenbecher 
in Verbindung mit den reichen Kestbestanden der 
Bibliothek von Biedermann statt. Der Auktionskatalog, 
etwa 700 Nummern stark und vielerlei Seltenheiten aus 
der klassischen und romantischen Periode, zur Ge- 
schichte der Kunst und Karikatur enthaltend, wird Mitte 
September versandt. — m. 

London. Am 30. Juni verauktionierte Sothel) y in 
London einen seltenen literarischen Fund, der aus 
17 Vor-Shakespearescken Komödien bestand, die erst 
vor kurzem in einer Dachstube in Lamport Hall, dem 
Wohnsitze von Sir Charles Isham in Irland, entdeckt 
worden waren. Der bisherige Eigentümer wußte nicht, 
welchen Schatz er besaß, bis ihn zufälligerweise ein 
Kenner auf den außerordentlichen Wert der Bücher 
aufmerksam machte. Manche dieser Theaterstücke 
sind bisher gar nicht bekannt gewesen oder falsch be- 
schrieben worden, andere sehr selten und schließlich bil- 
den einige sogar Unica. Die Spur der gedachten Werke 
laßt sich hinsichtlich ihrer Besitzer etwa bis zum 
Jahre 1812 verfolgen, da während des vorigen Jahr- 
hunderts nur ganz vereinzelt hin und wieder eins dieser 
Bücher in Auktionen auftauchte. Vom historischen 
Standpunkt aus sind die vorliegenden Stücke für die 
Literaturgeschichte Englands von der allergrößten Be- 
deutung, da durch sie die eigentliche Grundlage ge- 
geben wird, auf der Shakespeare sich erheben konnte, 
und sie so am besten die Entwickelung der englischen 
Komödie veranschaulichen. 

Zu der Auktion waren die Händler, Liebhaber und 
Kenner Englands und des Kontinents in starkem Auf- 
gebot erschienen, aber trotz der erdenklichsten An- 
strengungen gelang es ihnen nicht, ein Exemplar zu 
erwerben, da die Firma Quaritch für sämtliche 17 Drucke 
der höchste Bieter blieb. Die einzelnen Werke und 
die dafür gezahlten Preise sind folgende: „Triall of 
Pleasure", gedruckt von Thomas Purfoote, 1567, nur 
vier Exemplare bekannt, eins davon im British Museum, 
3200 M. In der Heber-Auktion brachte das Buch 
460 M. und in der Roxburghe-Auktion nur 200 M. 
„A Prety New Enterlude of King Daryus", 1577, ge- 
druckt von Hugh Jackson in Fleet Street Diese Aus- 
gabe war bisher unbekannt; die erste wurde wahr- 



scheinlich 1565 von J. Colwell hergestellt Das Büchel- 
chen erzielte 2440 M. „The Enterlude of Jon an the 
Evangelist", 12 Blätter stark, wahrscheinlich ein Uni- 
kum, ohne Datum, zweifellos aber vor 1586 entstanden 
und gedruckt in Foster Lane von John Waley, 2040 M. 
„An Entcrlude called Lusty Iuventus", 15 . „unbekannte 
Ausgabe, gedruckt von Jolin Awdeley, 2800 M. „Appius 
and Virginia", 1575, aus dem Lateinischen übersetzt, 
1565, „Tragicall Comedie" betitelt, 2020 M. „Seneca, 
A tragicall Comedie", 1566 von Henry Denham gedruckt, 
unbekannte Ausgabe, 3640 M. „A Ryght Pythy, Plea- 
sant and Merie Comedie, intytled Gammer Curton's 
Nedle", 1575, eine sehr seltene Ausgabe der zweiten 
englischen Komödie und vielleicht das beste von sämt- 
lichen Vor-Shakespeareschen Moraldramen, 3600 M. 
Es sind nur sieben Exemplare bekannt, darunter das 
von Huth für 1280 M. verkaufte. Das Werk ist ge- 
druckt „unter dem Zeichen Johann des Evangelisten 
in Fleet Street von Thomas Colwell 1575" und wurde 
in Cambridge aufgeführt „The Comedie or Enterlude 
upon the Historie of Jacob and Esau", 1568 von Henry 
Bynnemann gedruckt, 2960 M. „John Heywoode, the 
Playe of the Weather", ohne Datum, aus der Offizin 
von John Awdeley in Little Britain, bisher nicht be- 
schrieben, 1800 M. „An Enterlude of Welth an Helth", 
Klein-Quart, 16 Blätter, ohne Datum, wahrscheinlich 
aber 1577- '578 entstanden, zurzeit als Unikum ange- 
sehen, 3900 M. „Thomas Preston, A Lamentable Tra- 
gedie containing the Life of Cambises, King of Percia" 
(sie), ca. 1570 von Edward Allde gedruckt, wahr- 
scheinlich die erste Ausgabe, 3280 M. „Thomas lnge- 
lend, The disobedient Child", ca. 1565, aus der Offizin 
von Thomas Colwell, eins der seltensten und zugleich 
besten Erzeugnisse jener Epoche, eine Komödie in 
gereimten Versen, die 1848 von der „Percy Gesell- 
schaft" neu gedruckt wurde, 4660 M. Hebers Exem- 
plar wurde mit 300 M. bezahlt „The Enterlude of 
Youth", ohne Datum, von John Waley, wahrscheinlich 
'557 gedruckt, 4600 M. „A new Enterlude enütuled 
new Custome", ohne Datum, von William How ge- 
druckt, 3100 M. „A New lnterlude of Impacyente 
Poverte", 1560 entstanden, 3000 M. 

An demselben Tage verauktionierte Sotheby aus 
anderweitigem Besitz noch nachstehende seltene Werke : 
John Knox „The Book of Common Order", in galischer 
Sprache, 6100 M. (Quaritch). Dies Werk, 1567 ge- 
druckt, wurde vor einigen Jahren mit loooo M. be- 
zahlt Das Manuskript von Bums Lied „Nancy" kam 
auf 720 M. (Thomson). Ein interessanter Brief von Bums 
an den Rev. John S kinner wurde mit 2200 M. bezahlt 
(Brown in Edinburg). „The Whitworth Papers", 
2820 M. (Quaritch); eine nicht intakte erste Folio- 
Ausgabe Shakespeares, 5000 M. (Quaritch); die erste 
Ausgabe von Blakes „Poetical Sketches", 2180 M. 
(B. F. Stevens); „Les Roses" von P. J. Redontc\ 
1660 M. (Bain). 

London. O. v. Schleinitz. 



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Beiblatt. 



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R. L. Prager in Berlin NW. 7. Bericht 1906. No. 2. 

Rechts- und Staatswissenschaften. 
Jos. Jolowict in Posen. No. 159. Rechtswissenschaft. 
Paul Alicke in Dresden- A. No. 62. Kuriosa; llohemica, 
Max Ziegert in Frankfurt a. M. No. 8. Typographische 

Blatter von 1300—1900. IL Abt. M— Z. . 
Jacques Rosenthal in München. No. 42. Pädagogik. 

Abt. I. 

Ernst Frensdorf in Berlin. An*, f. Bücherfr. No. 17. 
Berlin, Brandenburg, Theater, alte Opernlexle, 
Varia. 

Max Jaeckel in Potsdam. No. 17. Folklore. 


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(Heft S — August 1906.) 

Börne-Studien. Von Ludwig Geiger. Mit Porträt.— 
Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen 
aus der Zeit Karls V. Von Fritz Hoeber. Mit 16 Abb. 

— G. W*. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffcn- 
bach. Von Fr. Bertram. Mit Porträt — Einiges über 
die „Sieben Schwaben". Von G. Vielhaber. Mit 2 Abb. 

— J. J. Weber der Jüngere. Von Karl Wilke. Mit 
Porträt. — Zur Theorie der Bücherpreise. Von Alfr. 
W. Pollard. — Chronik: Zur Geschichte des Zeitungs- 
wesens. — Neue Exlibris (mit 3 Abb.). — Eichendorffs 

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PETER CORNELIUS 

von Christian Eckert 

Preis 4 Mark 

Lange Jahre war Peter Cornelius, den seine Zeitgenossen als den gröbten aller lebenden 
deutschen Künstler feierten, fast der Vergessenheit anheimgefallen: die Kunstgeschichte sprach 
von ihm mit kühler Würdigung, die Jüngeren lächelten etwas von oben herab über den „Gedankea- 
maler", der eigentlich gar kein Maler, sondern nur ein Zeichner gewesen sei. Erst in den 
letzten Jahren ist ein Umschwung eingetreten : man hat Cornelius wieder verstehen, man hat ihn 
schätzen gelernt als einen der ganz Groben, als einen der Neugestalter deutschen Kunstwesens, 
als einen unserer Unsterblichen. Wieder wie einst stehen die Scharen seiner Bewunderer staunend 
vor der hehren Schönheit seiner Kartons, beugen sich vor der Gedankentiefe seiner Schöpfungen, 
erfreuen und erheben sich an deren lichter Schönheit So kommt denn das Buch grad zur 
rechten Zeit, das uns Wesensart und Kunst des Meisters trefflich erschließt, und das Leben und 
Schaffen des groben Künstlers, der auch ein grober Mensch war, schildert Der Band ist wunder- 
voll illustriert; grade die Schöpfungen von Cornelius eignen sich ja so recht für die Reproduktion 
in Schwarz. Nicht weniger als 130 Abbildungen, alle Hauptwerke umfassend, begleiten und 
ergänzen die fesselnde, stets interessante textliche Darstellung. 

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Chalkographlsche Gesellschaft 

Jacopo de' Barbari. Sein Werk, 30 Kupfer- 
lichtdrucke und 3 Zinkätzungen, herausgegeben 
von Paul Kri.teller. Gr. Folio. Fappbd. M. 60 — 

Meister J. B. mit dem Vogel, seine hou- 

»chnitte, 11 heliographitchc Nachbildungen mit 
Text von Friedrich Lippmann. 

Gr. Folio. Pappbd. M. 25.- 

Meister L S. Die Spielkarten de* Meisters. 
45 Kupferlichtdrucke mit Text von Max Lehrt. 

Folio. Pappbd. M. 40.— 

Meister des Amsterdamer Kabinets. sein 

radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v. 
Max Lehrs. Gr. Folio. In engL Leinen. M. 120. — 

GothiSChe Alphabete, herausgegeben von Jaro 
Sprtlger. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink- 
ätxungen. Gr. Folio. Pappbd. M. 40. — 

Die sieben Planeten, nach italienischen und 

deutschen Meistern des XV. und XVI. Jahrh. 
43 heliographische Nachbildungen mit Text von 
rricoricu Lipprnano. 

Gr. Folio. In englisch Leinen. M. 6a— 

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Wissenschaft exituert. beteichoet worden und für jeden 
Fachmanu, alt auch für Laien, die eich über diesen Zweig 
der Geschichtswissenschaft des Naheren unterrichten wollen, 
unentbehrlich. Sie bilden die Einleitungsbande A und B 
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genaue Berichte gerne gratis und franko per Post tu 
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Land und Leute. 

Berlin und die Mark ■ • 
Dresden und die Sicht. 



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Deutsche < 
Deutsche I 

Der Man 

Thüringen 

Die Lflneburger Heide 



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«.- 
4.- 
4.- 

a- 

4.— 
4- 



Der 

Uberbayern 1— 

Tirol 4.- 

Dle Schwell 4 - 

Norwegen 4.— 

Die Rlvlera 4.— 

Rom und die Gampagna 4. - 
Neapel, seine Umgebung 

und Sizilien 4.- 

Durch die llbytche WSste 

zur Amontoase ■ • • . 4. 
Deultchland Im Stillen 

Ozean 



Dat altere deutsche 

gertum 3.— 

Die Wiedertäufer 

Maximilian I a - 

Königin Elisabeth . • • • 3.- 

Dle deutsche Hanse • . • 4. — 

Der falsche Demetrius • 3.— 

Wallensteln a - 

Venedig als Weltmacht 

und Weltstadt 1— 

Der grobe Kurfürst • • • 4.— 
Friedrich I. und die Be- 
gründung des preufl. 

Königtums 1 

Friedrich der Orofle . . 4.- 

ttBlta Thcresls S. — 

Lübeck 4.- 

III. Neueste Zelt. 

Mlrabeau 4. - 

Napoleon I. 4.— 

Bismarck • • 4. — 

Die Vereinigten 



Der Kupferstich . 



4- 



(Mitt dei gotischen 
Mittelalters. 



II. Kunst der Rr- 



Donatello 
Luca della 
seine Familie 

Verroccblo. . . 

Bottlcetll . . . 

Ohlrlandajo • • 

Plnturicchlo . . 



Routteau 



Geschichte. 

I. Altertum. 

Die Blütezeit des Phara- 

onen reich es 4.- 

Nlnive und Babylon ■•• I.- 
Alexander der OroOe • • 3 - 
Dle Romer In Deutsch- 
land 4 

Kaiser Aa 

II. Mittelalter und 
neuere Zelt. 

Die KreuzzOge und das 
heilige Land 4.- 

Florenz and die Medl- 
cetr 4.- 

Dle Erfindung der Bucb- 
druckerkunst 4,- 



Kalturgescliichte. 



Der Wein 4.- 

Dle deutsche Karikatur 
Im 19. Jahrhundert . . 4.- 

Dle Jagd 4.- 

Exllbria 4.— 

Weihnachten 4.— 

Das Porzellan ..... I— 
Die moderne Malerei In 

Deutschland 4.- 

Frauentcbonhelt Im Wan- 
del von Kunst und Ge- 
schmack ■ 4.— 

Der Tanz a— 

Die moderne Plastik la 

Deutschland 4 — 

Die Wohnung und Ihre 
Ausstattung ...... 4.— 

Die Landschaft a— 

| Reklamekunst 4. — 

Der Fächer 4.- 



. . a- 
. . a- 
. . i- 

. . *> 

. . A- 

v an Eyck, Hubert u. Jan 3.- 

Memllng a- 

P. Vlscher und A. Kram 4 

Veit Stost a- 

Leonardo da Vlacl . . . 3. 

Mlchelaagelo 3. - 

Raffael 3- 

Corregglo .1 

Tizian 3. 

Veronese a- 

Tlntoretto 4. 

Dürer 3.- 

Holbeind. J 4- 

III. 



Hokusal 
Mlllet und 
Preller d. A, 
Tborwaldsen • • 
Reinhold Begas ■ 
Slemerlng ■ • • • 

Schinkel 

Philipp Veit ■ ■ • 
Ludwig Richter ■ 
Schwind • • • • • 
Lenbach 



Leibi 

Koner 

Orfltzner ... 

Gysis 

F. A. v. Kaalbacli 
Stuck 



17. und 



18. 

Tiepolo a- 

Murlllo • . 3. - 

Velazquez 3.- 

Watteaa &.- 

Rubens 3. 

van Dyck a- 

Tealcrs d. J a- 

Franz Hals 1- 

Oitade, A. und J a- 

Terborch und Jan Steen 3. 

Rembrandt 3.- 

Chodowleckl 3.- 

Oalnsborough 1- 



IV. Kunst des 19. Jahr- 



4.- 
4- 

a- 
a- 
<- 

i- 

! 

4 - 

4.- 
4.- 

3.- 



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4.- 
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4L- 
4.- 
4.- 

a- 

4.- 

a- 

3. 



a- 
a- 
a- 

4.- 
4.- 



• • • • • 

BAcklln • . • 
Feuerbach • • 
Thoma • • • • 
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Menzel • • • 
Klinger 
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ettfcbrift für Bücherfreunde $ $ 

*********** Organ der 6cfellfchaft d«r B.bKopri 



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X. Jahrgang. 



BEIBLATT 

September 1906. 



Sechstes Heft. 



Abonnementspreis für den Jahrgang 36 M. (2I,6o Fl. ö. W., 45 Fr., 36 stu, 21,60 Rh.), für du Quartal (drei Hefte) 9 M. 

Anzeigen 

V« Seite 8 Mark. | '/. Seite 30 Mark. 

7« Seite 15 Mark. , «/, Seite 60 Mark. 

Kleine Anzeigen (Desiderat* und Angebote): die gespaltene Petit-Zeile M Pf. — Beilage-Gebühr 40 Mark. 

Inserationsschluß am 2%. des vorhergehenden Monats. 



: Manuskript«. Bischer. Kauloge etc. ged zu richten an den Hennef eben Fi dar twa 
l/hlandur. jj (Sommer 1 Spiegelbert bei Tepper, Rgbr. Frankfurt a. O.l. 

» Ktarmf. Abteilung für Inserat«, Leif^t. Hu.piuU 



Rundfragen. 



An dieser Stelle kommen die aus den Kreisen der Gtteüickaft der Bibliophilen und der Leser der Zeitiehrift 
für Bücherfreunde eintreffenden Anfragen, sowie die Antworten darauf tum Abdruck. 
Rubrik an: Arthur L. JelSnek m Wien VII , ATrchengasse 33. 



Fragen. 

193. Wer ist der Herausgeber von: Die Muse. 
Leipzig in Johann Carl Müllers Buch- und Kunsthand- 
lung 1776. 2 Tie. Gestochener Titel, Buch del. Thoe- 
nert sc. VII +192 und 192 S. Widmung an Fräulein 
Charlotte von Ingersleben in Gera. Nur anonyme Ge- 
dichte enthaltend. F. v. Z., Berlin, 



194. Wer ist der Verfasser resp. Herausgeber von: 
Dichtungen aus der Kinderwelt. Altertümliche Lieder, 
Erzählungen, Lehren und Singspiele für Kinder von 
neuem herausgegeben. Hamburg. 1815. 8". 95 S. 
Titel rot und schwarz. Jede Seite mit reizender Em- 
pire-Einfassung in Rotdruck. 

Max Jaeekel, Potsdam. 



Rundschau der Presse. 

a 

Von Arthur L. Jeilinek in Wien. 

Die nachfolgende Oberlicht versucht, die in Tageablsttcrn. Wochen- uad Monatsschriften enthaltenen Autsaue und Abhandlungen, 
soweit sie für die Leaer unterer Zeitschrift ro Betracht kommen, tu tacktttk^r Anordnung zu verzeichnen. Nur daa Wichtigere aus den Ver- 
öffentlichungen der lauten Monat* Kann berücksichtigt werden- Absolute Vollständigkeit tu erreichen, liegt Cur den einzelnen Bearbeiter 
außerhalb dei Bereiche* der Möglichkeit. Ute Zeitschriften sind nach Binden, lahrejangen. Heften oder Seiten, je nach der leichteren Auf- 
findbarkeit. zittert. Gleichma&iirkeii ist hierin nicht angestrebt. Zusendung von Separatabdrücken uz 
Bearbeiter* (Wien VII. Kircheng aaee 35) erbeten. 



Schrift-, Buch, und BibfiothekswesM. 
Allgemeines. 

Bammes, R. , Der gegenwärtige Stand des Buch- 
gewerbes in München. - Das buchgewerbliche Fort- 
bildungswesen in München. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 224— 
230—236. 

Bethge, H., Das Buch als Kunstwerk. 

Das Blaubuch {Berlin). 1906. I, No. 15. 
Buchholtz, A, F. A. Brockhaus 1805-1905. 

Deutsche Rundschau. 1906. XXXII, 4,S. 153— 1 55. 

(Besprechung des Werkes von H. Ed. Brockhau». 1905.] 

Fleischmann, F., Geschichte des Münchener Buch- 
gewerbes. 

Archiv/. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 201—216. 
Z. f. B 1906,1907. Beiblatt 6. — 1 - 



Die Kollektion Tauchnitz. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1265—1266. 

Mitteis, Der Verkauf von Büchern unter dem Laden- 
preis durch Warenhauser. 

Das Recht. 1906. X, No. 9. 

Ostini, F. v., Münchener Buchkunst. 

Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 217—224. 

Verheyden, P., Banden met Blinddruck bewaard in 
het Museum Plantin- Moretus. 

Blz. 28—37. 

Meistgekaufte Bücher im Mai 1906. 

Das Itterarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1338—39- 



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Beiblatt- 



,Kuo<Uch*u der Piene | 

BiUiophi/i«. Exlibris. 

Biiemont, A. de, Les Exlibris si>;nes: Allin. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1903. X. 1904. XI. 1905. XII, S. 39—44- 
De Boelpaepe, H., Bibliotheque dun Avocat, Ma- 
gistrat, Jurisconsultc et Historien du XVII l. siede. 
[M. Le Comte de Neny. 1784 ] 

Revue des Bibliotheques et Archive* de lielgique. 
1905. III, S. 281—284. 
Bouland, L., Exlibris du commandant E. Scrvant. 
[Bibliophile ] [Exe'cutes p. Marcel Pcrz-Kerch.] 1878. 

Archives de la Soc. Franchise des colleitionneurs 
d Exlibris. 1905. XII, S. 51 — 52. 
Bouland, L., Exlibris professionel de M. Rene. Ha- 
vette Stenographe. 

Archives de la See. Francaise des collectionneurs 
d' Exlibris. 1905. XII, S. 68—71. 
Bouland. L , Les Exlibris graves par Zapouraph (Le 
Chevalier de Curel). 

Anhives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d Exl.bris. 1906. XII. S. 87-9'- 
Bouland, I... Exlibris dAkxandre Pie<dagnel [Ecri- 
vain; graves par Marcel de Aubepine (pseudonyme), 
vrai nom Marcel Gingen bre] 

Archives de la Soc. J ' rancaü* des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 99. 
Boulan d, L., Exlibris de M. R. Laloy p. M. Em 
Theodore (de Lille). 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 149--150. 
Bouland, L., Liste sommaire pour servir h l'ctude 
des Exlibris lorrains. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionnturs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 159— 162, 174-178. 19°°- 
XIII, S. 7-11. 
Br^bisson, R. de, Les Exlibris des Asselin de Willen- 
court 

Archivts dt la Soc. Francaise des collectionneurs 
dExlibris. 1905. XII, S. 129—132- 
Duris, F., R^ponses a le vieux Bibliophile. 

Archives dt la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 141-143. 
Fauchcr, P, de, Exlibris du colonel Louis l'aulin de 
Jacops Marquis d'Aigremont. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d Exlibris. 1905. XII, S. 83-86. 
Fray-Fournicr, A., I. Froment de Champlagardc. 
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 187-188. 
Gassicourt, F. Cadet de. Le cuivre original de ('Ex- 
libris de Francois Perrault eure* de Prasville en 1764. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 113— II 5. 
Justin, de Pas, Exlibris de L F. Delecourt notaire a 
Arm. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 28—30. 
ülschke, L., Lorcnzo Da Ponte libraio e bibliofilo. 
/m Dibliofilhi. 1906. VIII, S. 41-49- 



d'ürmois. iL, Trois geneiations de bibliophiles dam 
la famille Morand de Jouffrey. 

Archives de la Soc. Francaise des coltectionneun 
d'Exlibris. 1906. XIII. S. 3-7. 
Perriere. H. de la, L'abbc - Jean Thiele de Vergei 
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d Exlibris. 1905. XII, S. 25—27. 

Perriere. H. de la, Une sene d'Exlibris Les Morel 
[a Lyon au debut du XVII. siede]. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 133—137- 
Roffray, A. de, l'ne etiquettc conjugale. [Exlibris.] 
Archives de la Soc. Francaise des collectionneun 
iC Exlibris. 1905. XII, S. 179—180. 
Roure de Paulin, Les Exlibris de la famille Bigot, 
Supplement. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d Exlibris. 1905. XII, 138-139 
R. R., Quelques Exlibris Touraisiens. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1906. XIII, S. 2—3. 
Villermont, P. de, Supcrlibris du Marquis d'Ecque- 
rilly et d'honorfe de Joyeuse. 

Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs 
d'Exlibris. 1905. XII, S. 68— 71. 

Bibliothekswesen. 

[Bericht über die] Siebente Versammlung Deutsch« 
Bibliothekare zu Berlin am 7. und 8. Juni 1906. 
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S 285 

[G. Mm und A. Wolfohcg, Über oftuielle DmA- 
»achen. S. 304—341.] 
Komatar, Fr., Archivlnventare. 

Mitteilungen d. Museatvereitts f. A'rain. 19°5- 

XVIII, s. 70-75- 

[Hrenowitz, Slavina, Adelsberg, Prem, Dornegg, Idrii.] 
Richardson, E. C., The medieval Library. 

Harfer s Monthly Magatine. 1905. N0.659.S.77& 
—798. 

Vanndrus, J., Le d^pot des Archives de l'Eut i 
Anvers. 

Reime des bibliotheques et Archives de Belgiqut 
1905. III, S. 462—496. 
Komatar, Fr., Das Schloßarchiv in Aucrsperg. 
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S. 30-32- 

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Ledere, Tr., L'exposition d'oeuvres dart du XVIII' 
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Troubadours. 

Mtrcure de France. 1906. LXI, S. 321-331. 
Benzmann, H., P. H. Hartwig, A. Danneger, 
C. Busse, Dichterische Landsmannschaften. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft. 19, Sp. 1366 
-1372. 

[Baden. — Braunschweig. — München. — Ostpreußen.] 
Brehm, L , Milieu und typisches Erlebnis. 

Der Deutsche. 1906. III, No. 22. 
Bußler, E., Herakles in den Dramen des Euripides, 
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Deutschtand. 1906. IV, No. 43, 44- 
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people. 

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Dicterich, K., Durchblicke durch die osteuropäischen 
Literaturen. 

Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 2, 3. 

Escherich, M., Unsere „heidnischen" Volkslieder. 

Deutschtand. 1906. IV. 
Fugner, F., Die religionsgeschichtlichen Volksbücher. 

Die christl. Welt (.Marburg). 1906. XX, No. 17. 
Hoffmann, K., Das deutsche Element in der moder- 
nen Literatur. 

Deutsche Kultur. 1906. II, S. 229—241. 
Holthof, L., Zum Ursprung der Loreleisage. 

Frankfurter Ztg. 1906. No. 134. 
Holzner, E., Antikes und Antikisierendes. 

Das literarische Echo. 1906. VIII. Sp. 1358— 1364. 
[Eine Reihe von Bearbeitungen, Übersetzungen und 
Werken über die Dichtung der Griechen und Römer 
besprechend.] 
Horovitz, Mimes grecs en Orient. 

Revue critique d'historie et de litUrature. 1906. 
XL, No. 16. 
Klemperer, V., Lateinische Magierspiele. 

Tägliche Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage. 
No. 75- 

Koch, M., Geschichtliche Dramen. 

Die schöne Literatur. (Reibt, s. IJterar. Zentralbl. 
No. ji.) 1906. No. 11. 
Pre>ot, R., Elsässisches Theater. 

Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 2. S. 108— 113. 
Reich, Herrn., Die völkerpsychologischen Grundlagen 
der Kunst und Literatur. 

Deutsche Literaiurstg. 1906. No. 25—28. 
Schultz, M., Zitat und Plagiat. 

Allgemeine Ztg. (München). 1906. Beilage. No. 127. 



(Rundtcaan der Piuhj 

Sheavyn, Ph., Patrons and Professional writers under 
Elizabeth and James I. 

The Library. 1906. 2. Series. VII, S. 301—336. 
Strecker, K., Der neue Brevier- Unfug. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 18, Sp. 1271 
-76. 

Stümcke, IL, Eisenbahndichtung. 

Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 14. 

The venin, H., L'art littcratre et l'influence des livres. 

htudes Franciscaines. 1906. Juin. 
Wetzstein, J. G., Die Liebenden von Amasia. Ein 
Damascener Schattenspiel. Übersetzt und mit Er- 
klärungen versehen. Aus dem Nachlasse heraus- 
gegeben von G. Jahn. 

Abhandlungen für die Runde des Morgenlandes. 
[Leipzig.] 1906. XII, No. 2. CX, 160 S. 5 .VI.) 
Ziegler, R., Lautes und Leises aus Siebenbürgen. 
[Bes. Volkslieder — Sagen und — Märchen.] 

Die Deutsche Kuitur. [Leipzig.] 1906. II, S. 162 
—168. 

Einzeln» SchriftsM/er. 

Arblay: Fanny Bumcy, her Diary and her days. 

The Edinburgh Review. 1906. CCI11, S. 85 — 116. 
Barrett-Browning ; Riesz, H., Elisabeth Barrett-Brow- 
ning. Zum 100. Geburtstag am 6. III. 1906. 

Jedermanns Blatt (Hamburg). 1906. I, No. io. 

Bölsche: Hadlich, H., Wilh. Bölsche und die Denker 
der Gegenwart. 

Philosoph. Wochenschr. 1906. II, No. 9. 

Carlyle: Masson, E., Carlyle et Froude. 

Mercurede France. 1906. LXI, S. 505—521, LXII, 
S. 23-41. 

Claudius: Nelle, Matthias Claudius und das Kirchen- 
lied. 

Monatschr. f. Gottesdienst u. kirchliche Kunst. 
1906. XI, No. 5. 
Corneille: Duschinsky, P., Pierre Corneille. 

Wiener Abendpost. 1906. No. 128. 
— : Engel, J., P. Corneille, der Dichter des Batock 
und seine Gestalten. 

Allgemeine Zeitung. Beilage. 1906. No. 127, 128. 
— : Hoffmann, K., Corneille und Racine in England. 

Vossische Ztg. 1906. Sonntagsbeilage. No. 22. 
— : Magne.E., Corneille. 

Mercurede France. 1906. LXI, S. 524—547. 

Dickens: Hamann, E. M., Dickens. 

Borromaeus- Blätter. 1906. III. No. 10. 
Emerson: Sauer, J., R. W. Emerson, ein Dichter- 
philosoph. 

Hochland. 1906. III, Hft. 8. 
Farina: Balzari, P., Salvatorc Farina. 

Vossische Ztg. 1906. No. 8. 
Fenelon: Koopman. J., Fenelons Telemach. 

De Beweging. 1906. No. 3, 4. 

Feuchtersieben: Benzmann, H.. E.v. Fcuchterslcben. 
Vossische Ztg. 1906. Sonntagsbeilage. No. 17, 18. 

Fontane: Sprengler, J., Th. Fontane ah Kritiker. 

DU Warte. (München.) 1906. VII. No. 5-6 



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(Ruttdicluui <Ur fnut| 

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Goethes. 

Tagl. Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage. 
No. 92. 

— : Eckertz, E,, Goethes Humor und Heines Witt 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 130, 131. 
— : Freybe, A., Karfreitag in Wolframs „Parzival" und 

Ostern in Goethes „Faust": Zwei Tage der Seelen 

wanderen 

Kontervative Monatsschrift. 1906. LXI1I, No. 7- 
— : Goethe and Heine. 

The Athenaeum {London). 1906. No. 4088. 

— : Eine neue Schilderung von Goethes Tod. 

Tagl. Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage. 
No 69. 

— : Schilling, H. K., The Children's Rhymc used by 
Goethe in the WeinzauberinAuerbach's Keller. 

Modem Language Notes. 1906. XXI, No. 6, S. 161 
-162. 

— : ScKrempf, Chr., Goethes „Egmont". Zu Goethes 
Todestag. 

Tagl. Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906. 
No. 69— 7a 

— : Souday. P., et P. Lindau et H. Lindau avec 
replication de Souday, La Marguerite de Faust de 
Goethe. 

L Eclair. 1906. 16. IV'., abgedr. Mercure de France 
1906. LXI, No. 213, S. 121/2. 
— : Ströle, Goethe und das Christentum. 

Zeitschr. f. Philosophie u. Pädagogik. 1906. No. 4, 5. 
— : Türck, Herrn., Magie, Alchimie, Mystik und Sanct- 
Simonismus in Goethes Faust (Vortrag.) 

Jenaische Zig. 1906. 23. V. 

— : Wehse, Fr., Chronological Order of Certain Sce- 
nes in Goethe's Faust 

Modern Language Notes. 1906. XXI, No. 5. 
— : Witkowski, G., Goethe- Schriften. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 20, SI, 
Sp. 1428—1430. 1501—1506. 

[Besp. v. : A. Klaar, Schiller und Goethe — Goethe-Jahr- 
buch 26, 27. — Werke, hrsg. von Burdach, CreUenach 
5, 7, 10, II, 39. — Achelis, Bielschowky, Goethe - 
Brevier hrsg. von K. Heinemann, Landsberg, — C 
Lucerna, A. Luther, K. Menne, J. Vogel u. venich. 
Ausgaben.] 

Örtn: Benzmann, H., K. Prüll, Anastasius Grün. 
Tagl. Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906. 
No. 85, 86. 
— : GeQler, A., Anastasius Grün. 

National- Ztg. {Basel.) 1906. No. 86. 

— : Kienzl, HL, Anastasius Grün als Politiker. 

DU Nation. 1906. XXIII, No. 39. 

Gutzkow : van Vleutcn, C. F., Die Leidensjahrc Karl 
Gutzkows. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 20, 31, 
Sp. 1415-14*3, 1487—I493- 
Hart: Berg, L., M. G. Conrad, R. Dehmcl, 
Friedr. Düsel, G. Falke, Wilh. Hegeler, K, 
Henckell, F. Hollaender, Wolfg. Kirchbach, 
D. v. Lilieocron, J. Schlaf, K. Strecker, E. 



v. Wolzogen, J. Hart, Zu Heinrich Harts Tode. 
In numoriam. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft 19, Sp. 1343 
— 1353 

Herder: Siegel, K., Johann Gottfried Herder und der 
moderne Unterrichtsbetrieb an unseren Mittelschulen. 

Zeitschr. f. d. österr. Gymnasien. 1906. LVII, 
S. 449-463. 
Hilty: Bulle, O., Neue Briefe von C. Hilty. 

Allgemeine Ztg. Beilage. 1906 No. 76. (1. IV.) 
Hoffmann: Ellinger, G., Das Disziplinarverfahren 
gegen E. T. A, Hoffmann. (Nach den Akten des 
Geheimen Staatsarchivs.) 

Deutsche Rundschau. 1906. XXXII, S. 79—103. 
Hotberg: Hoogvliet, J. M., De grandvester der mo- 
derne Deensche literatur. (L. Holberg.) 

Owe Eeuw. 1906. VI, Aufl. 5. 
Hüffer: Herrmann, A., Hcrman HüfTer. 

Annalen d. Histor. Vereins f. d. Niederrhein. 
1906. Hft 80. 

Immertnann: Brentano, iL. K. Lebr. Immcrmann. 

Deutsche Ztg. ( Wien). 1906. No. 1 2 324. 
Kalthoff: König. K., Albert Kalthoff f. 

Deutsche Kultur. 1906. II, S. 204—206. 
Kielland: Brandes, G., Alexander L. Kielland. 

DU Nation. 1906. No. 33, 33. 
— : Nowak, K. F., Kiellands Vermächtnis. 

Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1354- 1358. 
-: Schlaikjer, E, Alexander Kielland f. 

DU Hilfe. (Berlin.) 1906. XII, No. 16. 
Kinkel: Pitollet, C, Ein Kinkelsches Dokument aus 
dem Jahre 1849- 

MontagsRevue. {Wien.) 1906. (5. III.) 
Kurz: Fischer, H., Hermann Kurz in seinen Jugend- 
jahren. Nach ungedruckten Bricft n. 

Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 2, S. 52—67. 
Laforgue: Hevesi, L., Jules Laforgue. Sagenhafte 
Singspiele. 

Pester Lloyd. 1906. No. 143. 
Lamartine: Ge"rard, F., Lettres d Elvire a Lamartine. 

Revue de Btlgique. 1906. No. 6. 
Lessing: Nohle, C, Lessbgs Laokoon und der Kunst 
Unterricht 

Neue Jahrbucher f. d. klassüche Altertum, Ge 
schichU und deutsche Literatur. 1905. XVI, S. 454 
—477- 

Luther: Kawerau, G., Neue Forschungen über Luthers 

Lieder. 

Deutsch evangel. Blätter. 1906. N 0> 5. 
Lyttich: Müller, K., Miles christianus. Ein noch un- 
bekanntes Drama von Georg Lytdch. 

Mitteit. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böh- 
men. 1906. NLIV, No. 3. 
MiU: Renner, H., John Stuart MM. 

Philosoph. Wochenschr. u. Literaturmtg. 1906 
II. No. 9. 

Masset: Se'che', L., Les Origines d'Alfred de Musset, 
le Pays, l'homme et l'oeuvre. 

Mercure de France. 1906. LXI, S. 181 — 199, 332 

-353- 



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Nicolai: Kruse, G. R., Aus Otto Nicolais letztem Tage- 
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Otto V. Freising: Grabmann. M., Die Geschichts- 
philosophie Otto v. Freisbgs. 

Köln. Volksstg. 1906. Uterar. Beilage. No. 17. 
(26. IV.) 

Poe: Strobl, K. H., Poes Weltgedicht 

Die Nation. 1906. XXIII, No. 4a 
Protz: Göhler, R., Rob. Prutx. 

Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 22. 
— s Stemplinger, E., Aristophanes und die „Poli- 
tische Wochenstube" von R. Prutz. 

Blätter f. d.Gymnasial-Schulwesen. 1906. No.5/6. 
Rochoil: Hübner, H., Rudolf Rocholl. (Der Dichter 
und Denker.) 

Der alte Glaube. Ev. luther. Gemeindebl. 1906. 
VII, No. 28-30. 
Shakespeare: Way, A. S., Rclics of Ancient Ary on 
Folk-Lore in Shakespeare. 

London Quarterly Review. 1906. April. 
SienkiewiCZ: Stein, B., H Sienkiewici. 

Borromaeus Blätter. 1906. III, S. 149—155- 
Soane: Mackall, L L., Soane's Faust Translation 
now first published, from the unique advance sheets 
sent to Goethe in 1822. 

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. 
Literaturen. 1904. CXII, S. 277-297. 
Stendhal: Stcn d hal, Dixneuf lettres ine'dites ä Sutton 
Sbarpe ä Londres. 

Mercure de France. 1906. LXI.S. 161-180,368-384. 



— Bcrichlifonf ca und Nachtiije iura Deuuchni Am>njrn«s-Uu1i»a ) 

Stonn: Besson, P., Un poete de la vie inrime. Lea 
romans et nouvelles de Theodore Stortn. 

Revue germanique. 1906. II, S. 291-315. 
Swinbnrne: Mehring. S , Algernon Charles Swbburne. 
Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft. 17, Sp. 1 199 
— 1212. 

Tleck: Marchand, L., Deux sources du „Sternbald" 
de Tieck. [1798.) 

Revue germanique. 1906. II, S. 52a — 531. 
[Goethes „Wcnher" und „Cervantes".] 

Trantinann: Kiesgen, L., Franz Trautmann. 

Borromaeus- Blätter. 1906. III, No. 10, S. 193— 199. 
Vitezic: Schneider, A_, Prilori bibliografiji Vitezovi- 
cevih djela. [Beiträge zur Bibliographie der Viteric- 
sehen Werke.] 

Nastavni Vjesnik. {Agram.) 1904. XII, S. 31—33. 
1905/6. XIV, S. 21—24, 184—186, 260-266, 341— 345, 
421-425. 

Wackernagel: H offner, J., WUh. Wackernagel (23. IV. 

1806—21. XII. 1869). 

Daheim. 1906. XLI1, No, 29/30. 
Wolfram V. Eschenbach: Burdach, Ueber den Ein- 

gang des Parzival. Sittungsber. d. Königl. preufi. 

Akademie d. Wissenschaften. {Berlin) Philosoph.- 

histor. Kl. 1906. No. 2t. 
Zenß: Leder er, V., Der Vater der Keltologie. (Zum 

100. Geburtstage von Johann Kaspar Zeuß, 24. Juli 

1906.) 

Neue Freie Presse. 1906. No. 15059. (26. VII.) 



Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon. 

Von 

Dr. Paul Trommsdorff in Berlin. 
V. 

Nachträge zum Buchstaben A. 



188. Antwort «uff zwo »Fragen: nämlich d. erst, 
wie es zukomm, das »ich wenig Menschen irs Sundes be- 



. . . 1516. 



[Original: 



189. Antwordt eines gueten 'Freundes auff das von 
1 gueten Freundt . . . am 1 1. Aug. 1658 . . . abgegebenes 
bens[!]. 1659. Lewrtl. J.W. [Collin 23M 

190. Antwort, iLetzte.an die Herren Verf. der histor.- 
polit. Blatter f. d. kathol. Deutschland. 1830. Canitz u. 
Dalkviti, Karl MUfc Ernst Grafv. 

190a. Antwort auf das »Sendschreiben aus ^Dresden 
über das Gemälde des Herrn Prof. Schönau, o. J. Casanoia, 



191. Antwort auf Henrich Horcheus »Send- Schreiben, 
an die Zuhörer zu Herborn ... 1698. Hildebrand, Herrn. 

192. Antwort, Eines Hessischen »Theologen kurtze, 
auf d. Frage, ob catholisch werden gefährlich seye? 175S- 

BtHfttT t jf&h, f/frf>; 

193- Antwort, Die »vordeutscht, der die Doctor Eck . . . 
die ungelarten Lutherischen Thumherrn genaudt. 1520. 
Otmlamfiadius, Joh. 

194. Antwort an den »Verfasser der freyen Briefe, 
über ewige in die Medicb einschlagende Materien ... 1772. 



195. Antwort, »Vorläufige, auf die K-sche jErinne- 
nmgen wider eine Recension. [vor 1812.) Beckmann, Joh. 

196. Antwort, 'Vorläufige, auf d. neueste ungeschliffene 
-'Schrift eines Herrnbuthers wider den Hera Doctor Baum- 
garten. 1747. Meier, Georg Friedr. [Sam. Gotth. Lange: 
Leben Georg Friedr. Meiers. Halle 1778 S. 121.] 

197. Antwort, »Vorläufige, auf d. neue 3 Vorrede zu d. 
Abhandlung v. d. Unschuld Gottes in Zulassung des Bösen, 
[um 1737-1 Ihbeken, Georg Christian. 

198. Antworten, Des Staats-Orackels gegebene, auf 
d. Fragen derer vornehmsten Potentaten, Fürsten u. Stände 
in d. gantzen Welt. 1735. Ciauder, Joh. Christoph. 

J99- Antwort Schreiben auff etlicb« 
eines gelehrten Edelmanns welcher in einer p 
wohnet. 1710. Gundling, Nikolaus Hieronymus. [Gund- 
lingiaoa, Stück 45 (Halle 1732). S. 191.] 

200. Antwort Schreiben des »Königs v. Preußen 
an d. Prinzen, seinen Bruder in die Elisäischen Felder ab- 
gelassen. 1758. Cheprier, Franfois Antoine de. [Original: 
Reponse du roi de Prussc au prince son frere adressee aux 
Champs Elisees.] 

201. Antwortschreiben an Herrn Pastor »Lance in 

. wegen d. Ober- 

1754. Nicolai, Gottlob Sam. 



- 5 - 



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(HcnchugunjcB und Nachtrabe mm Ucultchen Anonymen Lcnkon — 

202. Anweisung den Lauf eines Comcten u. anderer 
Gestirne ... zu «beobachten. 1770. Eifer, J.'h. Britdr. 

203. Anweisung, 'Christliche, M d. Keicht • Stuhl 
0. Abendmahl. 1699. Lange, Jon. Mnhael. [Adel 3, 
>2Jo] 

204. Anweisung durch Construction die für ein jedes 
Gewölbe nöthige Starke seiner Widerlagen . . . genau n 
»finden. 1827. Bigot, Peter. 

205. Anweisung, «Gründliche, idaß Sr. hochfürstl. 
Durchlaucht zu Ost-Fricßland, bey d. Colleeten-Werck eben 
das Recht, WM andere unmiltelbahre Reichs Stande . . . haben, 
zu komme. I72.J. Brenneisen, Enno Rudolf. 

206. Anweisung, »Gründliche, Jwie jemand ein neu- 
modischer Weltreisendcr werden könne. 1745. Meter, 
Georg Friedr. 

ZOT. Anweisung zu leichter »Hebung des Lutherischen 
Anstoß-Stein« . . . 169S. Baumann, Edmund. 

20«. Anweisung, »Kurtzc, u. ^Vorstellung des sonder- 
bahren üblichen Rechts u. Gebrauchs bey Vc rpachtung der 
Zölle . . . J709. Coro*. Georg Adolf. (Andere Ausg. vom 
gleichen Jahre mit dem Namen des Verf.) 

209. Anweisung, »Kurze, Jwas ein Officicr v. d. In- 
fanterie v. Absteckung . . . der . . . Versclianzungcn zu wissen 
nöthig hat 1765. Marckart, G. E. [Der Verf. nennt sich 
auf dem Titelblatt der Ausg. Berlin 1756.] 

210. Anweisung, »Kurze, Jwie die es machen sollen, 
so gerne seelig werden wollen. 1784. Lynar, Heinr. Aar. 
Gottlot. 

211. Anweisung, »Practische, allerley Arten v. Brau- 
Brenn- u. Farb-Gcfaßcn ... zu visieren. 1794. Späth, Joh. 
Leonhard. [Als Verf. bezeichnet sich Späth in der Vor- 
rede seiner „Abhandlung von runden, ovalen, Ey- u. poly- 
gonal-Fassern". Nürnberg 1794.) 

212. Anweisung, »Richtige, refleetirende Telcscopia 
...luverfertigen. 1747- Eassemant, Claude Simeon. [Ori- 
ginal: Construction d'un lelcscopc de reflexion . . . . Nou- 
velle biographie generale.] 

213. Anweisung zur Danischen »Sprache nebst einer 
poet. u. prosaischen Chrestomatie. 1767. Baden, Ja>-ob. 
[Coltin 239 ] 

214- Anweisung, »Theoretisch-praktische, zur Krlcr- 
nung des gregorianischen od. Choral-Gesanges. 183S. Wollers- 
heim, Theodor, [Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt 
der 2. Aufl. 1858.] 

215. Anzeige, »Gegründete, des unrechtmäßigen Be- 
tragens u, der gefahrl. Anschlage u, Absichten des Wiene- 
rischen u. Sachsischen Hofes gegen Se. Konigl. Majestät 
v. PreuCen. 1756. Bferttberg , Ewald Eriedr. Graf v. 
[Original: Memoire raisonee sur la conduite des cours . . .] 



KUltlC Mittelungen. 1 

216. A nieige der »Texte zu den vornehmsten Lehr- 
Tagen der Gemeine. (1751.) Hetendorf, Nikolaus LuaHo. 

Graf f. 

217. Anzeige der ihöchst-rechtmafiigen »Uhrsachen, 
welche Ihro Konigl. Majest. zu Dannemaxck, Norwegen . . . 
gemithiget, wider . . . Graf Magnus Steenbock . . . solcher 
gfstalt als bisher geschehen zu verfahren. 1716. Amtherr, 
Christof h lieinr. 

218. Anzeige der »Ursachen, 3 welche Sc. König!. 
Majestät bewogen haben, des Rom. Kaysers Majestät Hulfs- 
Vulcker zuzusenden, o. O. 1744. Briedrüh IL König v. 
Preußen. [Original: Expose des motifs qui ont obüge lc 
roi de donner des troupes auxiliaires ä l'empcreur.] 

210. Apfel, Der aus Hypcrboreen nach Cymbrien über- 
gebrachte, gul tene. 1608. 'Bostel, Christian I/etnr. [Komp.: 
Reinhard Keiscr. ADB 26, 468.) 

220. Apfeldieb, Der. Ein dramat. Sinngedicht. 1770. 
Gleim, Joh. rVilh. Lud-..: 

221. Apologia, Die (große od.) andere, der Stände 
des Königreichs Boheimb . . . 1619. Karisterg, Dante/ 
Aar! t. [Original: Druha Apologie. Böhmisches Original 
mit Verfasserangabe.] 

222. Apologia »christiana, od. christl. Verantwortung. 
Gegen d. animalischen fleischlichen Secten. (1634.) Belgen- 
Mauer, Basti. 

223. Apologia oder Beschirmung des »Eydts der Trew 
u. Gehorsame . . . 1610. James /. Konig v. Großbritannien. 
[Original: Triplici nodo triplex cuneus sive apologia pro 
iuramento fidclitatis . . . Barbier 3», No. 21 614 ] 

224- Apologia od. Verantworttungsschrifft der cvangel- 
reformierten «Kirchen in England. 1589. Jewell, John. 
[Original: Apologia ecclcsiae Anglicanae.j 

22>. Apologia od. Protestation aller dreyer desKönig- 
reichs Bohaimb . . . »Stacndt 1618. Miner, Beter. [Mit 
anderem Titel DAL I, 28 IIa.] 

226. Apologie des «Adels. Gegen <L Verf. der sogen. 
Untersuchungen über d. Geburtsadel [Prof. Fr. Buchholz], 
v. Albert Frh. v. S»»*. 1S07. Bischer, Prvf. [Eintragung 
Varnhagens im Ex. der KB Berlin.] 

227. Apologie, »Kurze, f. d. SchrifUehre r. d. Ge- 
nugtuung u. Versöhnung Jesu Christi. 1776. Oettnger, 
Briedr. t Hristofh. 

22S. A pophtegmata, Die alten weysen, sapientum, 
der alten Weisen cxcmpcl sprich, mit vil wunder schönen 
Beysp. u. Fig. erleuchtet. (1536 ) Bfore, Antontus v. (GGr 
I. 366.] 

229. Appellation an d. Publikum wegen einer Cen- 
surbedrückung. 1785. Bahrdt. Karl Fsiedr. 

IKrtntv.nff^ct.1 



Kleine Mitteilungen. 



Die bereits angekündigte Rucht-rverstcigerung bei 
Max Per/ in Berlin, Markgrafen- und Leipzigerstraßen- 
Ecke, findet am 4., j. und 6 Oktober statt. Es ist dies 
die erste größere Auktion des Berliner Antiquariats- 
markts seit einer langen Reihe von fahren. Die Ver- 
sendung des Katalogs dürfte beim Erscheinen dieses 
Heftes bereits erfolgt sein; die uns vorliegenden Aus 
hängebogen zeigen, daß sich unter den gegen 1000 
Nummern zahlreiche Seltenheiten aus den Gebieten 
der deutschen Literatur (vorwiegend Klassiker und 
Romantiker), der Kultur- und Sittengeschichte und der 
sogen. Livres ä figures befinden. Goethe, Schiller, 
Lessing, Lenz, Klinger, Arnim, Brentano, Körner, Scherl- 
ner, um nur einige Namen zu nennen, sind durch schöne 
Erstausgaben und Einzeldrucke vertreten; auch die 
Abteilung Kunst enthält viel Gesuchtes in prächtiger 
Erhaltung. 



Die Berliner Sladtbibliothek, die, erst 1901 begründet, 
heute bereits zu einer stattlichen Sammlung geworden 
ist, hat den Katalog der geschichtlichen Abteilung er- 
scheinen lassen: 2 Bände in Quart, geschmackvoll in 
blaues Leinen gebunden, 419 und 415 Seiten stark. 
Die Abteilung zahlt 17000 Bande; nicht dabei ist die 
Fricdlandersche Sonderbibliothek zur Revolutions- 
literatur 1848/49. Die Geschichte Preußens und Deutsch- 
lands ist besonders reich vertreten, ebenso die Napo- 
leonischc Literatur. Die bibliographisch gani vortreff- 
liche und höchst genaue Bearbeitung rührt von 
Dr. Arend Buchholtz her. — m. 



Zur Erinnerung an die Schlacht bei Jena ver- 
anstaltet das Städtische Museum in Jena eine Hundert- 
jahr- Ausstellung, zu welcher der Direktor dieser Samm- 
lung. Professor Paul Weber, einen wertvollen Führer 

6 — 



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BeibUtt. 



in Gestalt eines auszeichnet gearbeiteten pragma- 
tischen Katalogs herausgegeben hat, der das lebhafte 
Interesse nicht nur der Historiker, sondern auch der 
Kunstfreunde erregen wird. Die ungemein reiche und 
vielseitige Ausstellung umfaßt neben einer großen 
Sammlung von Waffen, Ausrüstungsstücken, Aufrufen 
und Befehlen eine vollständige Zusammenstellung der 
Pläne von den Kämpfen bei Saalfeld, Jena und Auer- 
stedt, denen sich die bildlichen Darstellungen dieser 
drei Schlachten mit den schönsten und seltensten Blättern 
anschließen. Weiterhin verzeichnet der Katalog die in 
den Schaukästen ausgelegte Literatur über die Schlacht 
und den FeUl/iug von 1806, die sich in die Aufzeich- 
nungen von Augenzeugen (darunter viele Seltenheiten 
und mehrere Unika), die zeitgenössische Literatur (mit 
einer Reihe außerordentlich interessanter und rarer 
Stucke) und die neueren Veröffentlichungen gliedert. 
Die interessanteste Abteilung der Ausstellung vielleicht 
bilden die speziellen Napoleonica mit zahlreichen vor- 
trefflichen und zum Teil höchst seltenen Blättern, Kunst- 
gegenständen, Medaillen und — last not least — Kari- 
katuren, die in einer Reichhaltigkeit vertreten sind, daß 
jede große Sammlung darauf stolz sein durfte. Das 
geschmackvoll ausgestattete und mit Nachbildungen 
schwer erreichbarer Kunstblatter geschmückte Buch- 
lein (Preis 1 M.) wird daher vermöge seiner sorgfäl- 
tigen, zum Teil auf verwickelten Nachforschungen be- 
ruhenden Angaben nicht nur dem Besucher der Aus- 
stellung, sondern auch dem Kunstfreunde, insbesondere 
dem Sammler von Napolconicis ein wertvoller Führer 
sein. — n. 

Ein Original- Manuskript Beethovens. Das Manu- 
skript der Sonate opus 53 (Waldsteinsonate , >, ganz von 
Beethovens Hand beschrieben, ist gegenwärtig im Be- 
sitz des Leipziger Antiquars Karl W. Hierseman, der 
es zum Preise von M. 44000.— zum Kaufe anbietet. 
Das Autograph, für dessen Echtheit und Vollständig- 
keit garantiert wird, stammt aus bekanntem Wiener 
Privatbesitz Es umfaßt 32 Blatt qu. fol., je vier Systeme. 
Seit den achtziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts 
dürfte — mit Ausnahme der Anariasammlung, die 
durch die Hochherzigkeit des Dr. E. Pricgcr unter der 
Hand für den preußischen Staat erworben wurde — 
kein Autograph Beethovens von der Bedeutung der 
Waldsteinsonate in den Handel gekommen sein. Das 
Werk erschien im Mai des Jahres 1805 unter dem Titel: 
Grande Sonate pour le Pianoforte compos^e et de'di^e 
a Monsieur le Comte de Waldstein .... par Louis 
van Beethoven. Op. 53. A Vicnne au Bureau des arts 
et d'industrie. Nach Thayer (Band II, Seite 257) wurde 
die Sonate im Sommer des Jahres 1804 in Döbling 
komponiert; das Manuskript ist gut leserlich, da es 
dem Stich als Vorlage dienen sollte. In irgendwie 
zweifelhaften Fällen hat Beethoven die Noten mit Buch- 
staben bezeichnet, oder die betreffende Stelle auf einem 
besonderen System noch einmal ganz deutlich hin- 
geschrieben. — a. 

Die 1902 organisierten „Städtischen Sammlungen" 
der bekannten, schön am Inn gelegenen Stadt Rosen 



(Kleine Milieiluag«o.i 

heim in Oberbayern, bestehend aus Stadtarchiv, Stadt- 
bibliothek, Stadium .cum und graphischen Sammtungen, 
lassen es sich angelegen sein, den bedeutenden Mannern 
aus Ort und Umgegend durch Pflege ihrer Schöpfungen 
ein kleines Pantheon zu setzen. Zu deren ersten ge- 
hört Pater Petrus, Prior su Melk, ein hervorragender 
Benediktiner ausder Konzilszeit (1380 — 1440). Es ist nun 
Anfang Mai 1906 der Verwaltung der Sammlungen ge- 
lungen, eine aus Frankreich stammende Handschriftkopic 
des verbreitesten Werkes dieses Petrus, des „Roseum 
memoriale divinorum eloquiorum" (XV. Jahrhundert), zu 
erwerben. Wie wir uns jetzt uberzeugt haben, zeichnet 
sich diese Abschrift nicht nur durch entzückende Schrift, 
sondern auch durch vorzüglich erhaltene Buchstaben 
maierei in feinstem französischem Geschmack aus; sie 
bildet so eine besondere Perle im Cimelienschrein des 



Einen Ehrenplatz unter den deutschen Verlags- 
katalogen nimmt der kürzlich ausgegebene: „R, Voigt- 
landers Farbige Künstler-Steinstichnungen" ein. Dieser 
Leipziger Verlag schuf damit die ungew öhnliche Muster- 
leistung eines Katalogs, der wegen seiner vortrefflichen 
Ausstattung nicht wie so viele andere seiner Kollegen 
unberücksichtigt in den Papierkorb »andern, sondern 
gewürdigt und wohl in vielen Fällen den Sammel- 
mappen einverleibt werden wird. Er ist dessen auch wert. 

Von den im Katalog angeführten Künstlerslein- 
Zeichnungen ist die stattliche Zahl von 78 in kleinen 
farbigen Nachbildungen in ihm wiedergegeben, die so- 
wohl selbst tadellos ausgeführt sind als auch beste 
Schlüsse auf die reichlich größeren Original -Wand- 
bilder zulassen. Diese Lithographien sind sämtlich 
Werke lebender Künstler und zwar solcher, die aus 
der Masse hervorragen und fast durchweg dem 
Kunstfreund bereits wohlbekannt sind. Ohne alle 
nennen zu wollen, seien hier nur kurz folgende Künstler 
erwähnt, die zum Teil mit mehreren Bildern vertreten 
sind: Hans v. Volckmann, Walthcr Georgi, Anton Glück, 
Felician Freiherr von Myrbach, Eduard Euler, J. V. Cis 
sarz, Karl Biese, Friedrich Kallmorgen, Franz Hoch, 
Hans Thoma, Wilhelm Steinhausen, Arthur Kampf, 
Matthaeus und Rudolf Schieste, Franz Skarbina, Angelo 
Jank, Franz Hein, Paul von Ravenstein, Max Roman, 
Jvo Rubonny, Oskar Graf- Freiburg, Caecilie Graf- 
Pfaff, Walter Strich-Chapcl, Carl Bilz, W. Schacht u. a. 

Die Wandbilder verdrängen hoffentlich manche 
häßlichen früheren Farbenöldrucke oder verblichene 
Photographien, die die Wände von Wohn- und Staats- 
stuben bisher verunzierten, und verbreiten besse.en 
Geschmack und verpflanzen ein Stück echter Kunst in 
das eigene Heim wie in die Schule. Außer einigen 
Genrebildern ist die Landschaft mit prächtigen Bei- 
spielen vertreten. Die Formate der Originalbilder sind 
100x70, 75x55 cm und 41x30 cm. Der Text- und 
Umschlagdruck des Katalogs stammt von Oskar Brand- 
stetter- Leipzig, die Zinkätzung und der Druck der 
Bilder von R. Loes- Leipzig; die Schrift ist Offenbacher 
Fraktur der Rudhardschen Gießerei in Offenbach a. M 
A'. £. Graf zu IMningen Westerburg. 



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Beiblatt. 



(Kleine Mittelläufen.) 

Der Grolitr-Club tu iSew-York sendet uns 
wiederum ein paar interessante Veröffentlichungen 
aus dem Gebiete seiner Kataloge zu. Eine Aufstellung 
der Werke Naihaniel Hawthomts im Dezember 19x14 
und William ß/akes im Januar tyos durch den Club 
hat die Herausgabe veranlaßt. 

Der Schriftsteller Hawthornc ist vor hundert Jahren 
in Salem (Massachussets) geboren Morden; als Centenar- 
feier für den groben Romancier hatte der Grolier-Club 
eine Ausstellung seiner Erstausgaben sowie einer Kcihe 
von Manuskripten, Briefen und Bildern veranstaltet. 
Aber nicht nur der Verehrer, auch der Typograph 
fand seine Ausbeute, denn die unscheinbaren und 
dennoch leserlichen Bandeben, deren Druckfirmen zum 
Teil langst vergessene Namen aufweisen, repräsentieien 
fünfundsiebzig Jahre amerikanischer Vcrlagsgeschichte. 
Die tiefschwarzen Buchstaben rühren noch aus der 
Zeit der damals neu erfundenen Stereotypie her, die 
zur Schonung des weichen Metalls auf angefeuchtetem 
Papier ausgeführt wurde. Auch den Entwicklungsgang 
des Leinenbandes kann man vom glattesten Anfang bis 
zur Goldpressung, die so etwa um 1832 einsetzt, ver- 
folgen. Die erste Veröffentlichung H awthorncs erfolgte 
anonym: „Fanshawe A Tale j. „Witt thou go 00 wkh 
me?" — Southey. j Boston : | Marsh & Capen, 362 Wash- 
ington Street. Press Of Putman And Hunt. 1828." 
Unter vollem Namen erschien erst neun Jahre spater 
ein zweites Bandchen: „Twice Told Tales. By | Natha- 
niel Hawthorne. (Druckmarke) Boston: / American 
Stationers C° [ John B. Rüssel j 1837." Dies Duodez- 
Bandchen unterscheidet sich schon wesentlich von 
seinem Vorganger, der nur einen Leinenrucken und 
ein Titeletikett hatte; es ist bereits in Ganzleinen ge- 
bunden und trägt den Titel in Goldpressung auf dem 
Rücken Im gleichen Jahr folgt noch „Peter Parley's 
Universal History" mit vielen Illustrationen, von dem 
Autor und dessen Schwester Elisabeth gemeinsam ver- 
faßt, und die nächsten Jahre sind an Veröffentlichungen 
belletristischer und deskriptiver Natur reich. N euauf lagen 
werden nötig: Hawthorne ist der berühmte Romancier 
geworden. Der Erstausgaben-Katulog umfaßt 55 Num- 
mern, davon sind fünf Nummern als Manuskripte vor- 
handen. Die Bricflitcratur enthält 1 52 Briefe an die Braut 
des Autors und weitere 149 an seinen Freund William 
D. Ticknor. Endlich sind an Bildern neben einem Ol- 
porträt von Emacuel Leutze aus dem Jahre 1862 noch 
eine Photographie aus dem gleichen Jahre nach dem 
Leben und eine 1866 noch eine Bleistiftzeichnung 
Rowses, die ihrerseits wahrscheinlich nach obiger 
Photographie nach HawthornesTode ausgeführt ist. Die 
ausführlichen biographischen Anmerkungen, die die ein- 
zelnen Katalognummern glossieren, heben das Bändchen 
weit über das gewöhnliche Maß hinaus; wir haben es 
mit einer Monographie zu tun, wenn auch der Autor 
sich nicht nennt. 

Das Gleiche läßt sich auch mit uneingeschränktem 
Lob von der zweiten Veröffentlichung des Grolicr-Club 
sagen, die dem Künstler William Blake gewidmet ist. 

Blake war sehr vielseitig veranlagt. So weist denn 
sein Katalog Gedichte und literarische Erzeugnisse, 
Platten und Bücher mit deren Abzügen auf, Bücher, 



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Beiblatt. 



deren Illustrationen Blake nur gezeichnet und andre, 
die Blake nach fremden Zeichnungen graviert hat. 
Aquarelle, Skizzen, Manuskripte und Portrats schließen 
sich an. 

Blakehatvon 1757- 1827 gelebt. 1880 veranstaltete das 
Bostoner Kunstmuseum eine erste Ausstellung seiner 
Originalwerke; von seinen Buchern war nur das „Book of 
Thel" zu sehen. 1891 wurde durch ein reiches Geschenk 
von Aquarellen des Meisters an das Museum eine 
zweite Ausstellung hervorgerufen ; hier waren bereits 
neun seiner Druckwerke vertreten. Blake war nach 
seinem Tode beinah ganz der Vergessenheit anheim- 
gefallen, aus der ihn erst sein Biograph Gilchrist und 
nach dessen vorzeitigem Tode seine Witwe unter Hilfe 
der beiden Kossctti riß. Die Biographie erschien 1863 
und in der Folge wurden verschiedene Faksimiles und 
Neu-Ausgaben unternommen. In den Auktionen er- 
schienen bis 1880 die Werke des Dichter- Malers so 
gut wie gar nicht. Erst durch den Verkauf der Hamilton- 
Palastbibliothek wurden etwa 10 Exemplare auf den 
Markt geworfen. Bei der Ellis-Auktion (1885) befanden 
sich 6 Exemplare , darunter das wertvolle Autograph 
„Poems and Sketches"; bei der Gaisford-Auktion (1890) 
13; die größte Blake-Sammlung aber wurde 1903 (Earl 
«f Crewe) zersprengt; es waren 18 wichtige Werke. 
Diesem letzten Verkauf verdankt der Grolier-Club zum 
Teil die Ausstellung vom Januar 1905; mit Ausnahme 
des „Book of Los" und der „French Revolution", die 
unauffindbar waren, ist Blake vollständig vertreten 
gewesen. Blake war ja auch zum Teil sein eigner 
Drucker; der Mittel zur Veröffentlichung entblößt, er- 
fand er nach monatlangem Grübeln eine eigne Verviel- 
falügungsmethode; er gravierte Schrift und Bild auf 
Kupfer und zog sie von der Platte, nach Anwendung 
einer gewissen Flüssigkeit, in jeder beliebigen Farbe 
ab. So kommt es, daß Blake den Bücherfreund als 



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Von Max Pellnitx. Mit 12 Abbildungen. — Chronik; 
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hundert deutscher Kunst (E. Schur). — Weltgeschichte 
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Ter Gliederung des v. 
vorzüglich gelunger 
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Allgem. Kunstgeschichte. 

Von H. Kn ack fuß . M. G. Zimmermann u. W. Gensei. 

Vollständig in 3 Bänden mit 1555 Abbildungen. 
Preis elegant gebunden 36 Mark. 

I. Band. Altertum und Mittelalter bis zum Ende der 

romanischen Epoche. Zweite Aufl. Mit 414 Ab- 
bildungen. Preis gebunden 10 M. 

II. Band. Ootlk und Renaissance. Mit 553 Abbil- 
dungen. Preis gebunden iz M. 

III. Band. Barock, Rokoko und Neuzeit. Mit 589 Ab- 
bildungen. Preis gebunden 14 M. 

Auf breiterGrundlage, in klarster Gliederung und in licht- 
voller Darstellung wird die Entwicklung des gesamten 
Kunstlebens in diesem monumentalen Werkegeschildert. 
Der fesselnde Text wird durch eine reiche Fülle vorzüg- 
lich wiedergegebener Abbildungen erläutert und ergänzt. 



Deutsche Literaturgeschichte. *™£S££ »k.™.. 

Zwei Bände. Mit vielen Beilagen und Abbildungen. Hochelegant in Halbleder gebunden 20 M. 

Das treffliche Buch, das sich in vielen tausend Büchereien einen Ehrenplatz erworben hat, ist von dem bekannten 
Literarhistoriker Dr. Karl Kinzel einer umfassenden Neubearbeitung unterzogen und bis in die neueste Zeit 
fortgeführt worden. Auch der hochinteressante Bilderschmuck ist wiederum bereichert worden, so daß das Buch 
mehr als je seinen Ruf als eines der trefflichsten Standwerke des 

— 



Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. 



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t K. Dieckmeyer, Leipzig. Hospiulttr. 17. Verl»«, von Vclhsgca & KUnng. 
Druck von W. Drugulin in Leipzig. 



von Scbnlie & Co.. 



Leipzig. 



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