ZEITSCHRIFT FÜR
BÜCHERFREUNDE
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT FÜR BÜCHERFREUNDE
*
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
KÜK
ÜCHERFREUNDE
Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen
Herausgegeben
FEDOR VON ZOBELTITZ
Zehnter Jahrgang — 1906/1907
Erster Band
Bielefeld und Leipzig
Verlag von Velhagen & Klasing
Digitized by Google
7-iccy
UMwnr
SCHOO.
Inhaltsverzeichnis.
X. Jahrgang 1906/1907. — Erster Band.
Größere Aufsätze.
Seilt
Bertram, Fr.: G. W. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffenbach. Mit Porträt
Leibnizens 195
von Biedermann, F. Freiherr: Neue Schriftgießerei-Erzeugnisse im sogenannten Empire-
und Biedermeierstil. Mit 20 Abbildungen 71
Deibel, Franz: Brentano und die bildende Kunst Mit 5 Abbildungen ........ 29
Geiger, Ludwig: Borne-Studien. Mit Porträt Börnes 177
Gerhardt, L.: Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren. Mit 2 Porträts 228
Gugitz, Gustav: Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstcllerporträts.
Mit 24 Abbildungen 217
Hoeber, Fritz: Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeit
Karls V. von Frankreich. Mit 16 Abbildungen 187
Houben, Heinrich Hubert: Jungdeutsche Lebenswirren. L Mit 4 Porträts t
— — IL Mit 5 Abbildungen . 49
von Kelle, Johann: Bibliotheken und Bücherpreise im deutschen Mittelalter ...... 246
Kukula, Richard: Die Tychoniana der Prager K. K. Universitäts-Bibliothek. Mit 4 hand-
schriftlichen Faksimiles 17
Lüdtke, W. : Bücherauktionen im päpstlichen Rom 120
Minde-Pouet, Georg: Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists. Mit einem Einschaltblatt 70
Müller, Emst: Aus dem Stammbuch von Schillers Sohn Karl. Mit 2 Faksimiles ... 67
Müller, Paul: Bücherfunde. Mit 7 Faksimiles 241
Pellnitz, Max: Die Internationale Buchbindekunst-Ausstellung zu Frankfurt a. M 12 1
— — Neue Bucheinbände von Paul Kersten. Mit 12 Abbildungen 250
Pollard, Alfred W.: Zur Theorie der Bücherpreise. Deutsch von F. J. Kleemeier . . . 207
von Schleinitz, Otto: Die Bibliophilen. Sir Robert Peel. Mit 2 Exlibris und 2 Porträts 36
G o C 8 7 3
VI
Inhaltsverzeichnis.
r, Anton: Aus den Mannesjahren Friedrich Halms. Reisebriefe aus des Dichters
ungedrucktem Nachlaß. Mit 10 Abbildungen und 3 Faksimiles 89
Schmidkunz, Hans: Pädagogisches Buchwesen IX 4
Schreiber, W. L.: Unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins. Mit 5 Abbildungen .... 26
Tille, Alexander: Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillerthaler
Doktor-Faustus-Spiel. Mit 2 Beilagen '30
Vielhaber, Gottfr.: Einiges über die „Sieben Schwaben". Mit 2 Abbildungen 200
Wilke, Karl: Johann Jakob Weber der Jüngere. Mit Porträt Webers . 202
Zaretzlri, Otto: Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz
zu Helman und Quentel. Mit 3 Faksimiles *°i
Chronik.
Anderson und Stiert: Die Architektur von
Griechenland und Rom. Übersetzt von Konrad
Barger. (— *.) 214
Beardsley. Aubrey: Unter dem Hügel. Deutsch von
R. A. Schröder, (-m.) 48
Ble, Oskar: Der Tant. (Karl Fr. Nowak) .... 86
Die Frau No. I: Vom entnüchtemden Zauber der
Krau. Von Erich Felder. No. 2! Marquise von
Pompadour. Von Carry Brachvogel. ( — m.) . 215
„Die Frucbischale." Adalbert Stifter. Eine Selbst-
Charakteristik des Menschen und Künstlers.
Von P. J. Harmuth. — Wickrams „Goldfaden". —
Walt Whitmans Prosaschriften. Obersetit von
O. E. Lessing. — Jakob Böhme, Schriften. —
Aphorismen und Anekdoten von Nicolas Cham-
fort Obersetit von Hermann Eliwein. —
Liebesgedichte aus der Griechischen Anthologie.
Ausgewählt von Otto Kiefer, (-m.) .... 176
Herausgegeben von Cornelius Gurlitt
VI: Von amoureusen Frauen von Frans
Bd. VII: Erziehung zur Körperschönheit
von Marg. N. Zepler. (— m.) 214
Die Kant. Herausgegeben von Richard Muther.
(Felicien Rops von Frans Blei; Donatello von
Willy Pastor; Priraffaelismus von Jarno Jessen.)
(— m-) 214
Die Literatur. Herausgegeben von Georg Brandes.
(Konrad Ferd. Meyer von Otto Stoeßl ; Maurice
Maeterlinck von Johannes Schlaf; Diderot von
Rud. Kaßner.) (— m.) 214
Ein Jahrhundert dentteber Knut. Herausgegeben
vom Vorstand der deutschen Jahrhundertaus.
Stellung. Bd. I. (Ernst Schur) 253
EudyralonScrles: Gedichte von Alfred Tennyson.
Mit Illustrationen von EleanorF. Brickdale. (G. B.) 88
Ettbladalryck fran femtonde irhundradet. Heraus-
gegeben vom Schwedischen Buchgewerbeverein.
(B) 4«
Flugschriften aus den ersten Jahren der Refonnalioa.
Herausgegeben von Otto Clemen 216
Fachs. Eduard : Die Frau in der Karikatur. Heft 1—7.
(-»•) »8
Führer tar Kunst. Band IV : Die italienische Bildnis-
malerei der Renaissance von Karl Wocrmann.
(R-)
Geschichte der Familie Amman» von Zirica. Heraus-
gegeben von August F. Ammann. (K. E. Graf
-Westerburg) 255
1 amtliche Werke. Cottasche Jubiläums-Aus-
XIV. (-m.) »16
— Werke. Herausgegeben von Karl Heinemann.
Band XX und XXVII. (-m.) 2l6
Grimm. Brüder: Das Walthari-Lied , der arme
Heinrich und die Lieder der alten Edda. Buch-
schmuck von Ernst Liebermann. (— m.) . . . 255
HaalataeafU Maler-Klasalker. Bandl: Die Meister-
werke der Kgl. älteren Pinakothek zu München.
(R)
Heltnolts Weltgeschichte. Band V: Südosteuropa
und Osteuropa. (W.) 2 $4
Kelleraiaan, Carl Alfr. : Braut- und Ehejahre einer
Weimarmnerin aus Ilm - Athens klassischen
Tagen. (— g.) 2 S*
Kertten, Paul : Moderne Entwürfe für Bucheinbände,
Band II: Gantleinenbände. (— m.) 128
Keysser, Adolf: Die öffentlichen Bibliotheken und
die schöne Literatur. Mit besonderer Beziehung
auf die Cölner Stadtbibliothek. (Paul Seliger) 87
Klassiker der Kunst la uesamtausfabea. Band III:
Tizian. Band IV: Dürer. (R.) *«4
Kliaiscaa Jahrbach. Sechster Band, 1905. (-m.) 85
Körners Werke. Großherzog Wilhelm Emst-Ausgabe.
Geordnet von Werner Dcetjen. (— m.) ... 255
Liebhaber- Bibliothek alter nnd selteaer Drucke in Fak-
simile-Nachbildung. Herausgegeben von Rieh.
Zoozmann. Erster Band. Die Passion Geiler
von Kaisersbergs. (— bl— ) 175
Lindoer. Theodor: Weltgeschichte seit der Völker-
wanderung. Band IV. (W.) »54
r, Felix : Loy Hering. Ein Beitrag zur Geschichte
der deutschen Plastik des XVI. Jahrhunderts . 215
Meyer. Richard M.: Die deutsche Literatur des neun-
xehnten Jahrhunderts. Dritte umgearbeitete
Auflage. (Ludwig Frankel) 46
Moderae Illustratoren: Text von G. Eßwein. Band V:
Oberländer. Band VI: Neumann. Band VII:
Münch. (Emst Schur) 4 6
Mörlke, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag.
Inselverlag in Leipzig, (-m.) 17°
Mppold. Friedrich: Das deutsche Christuslied des
neunzehnten Jahrhunderts. (Paul Seliger) . . 256
Petrarca, Francesco: Sonette und Kanzonen. Aus-
gewählt und übersetst von Bettina Jacobson.
<— •> " 6
Inhalttverzeichnia.
VII
Pochbammer , Paul: Ein Dante-Krans aas hundert
Blattern. Mit hundert Federzeichnungen von
Frant Staaten. Lieferung i. (— bl— ) ....
..Probt Iah rteo." Herausgegeben von Professor Kötter.
Band VI: Ahasverdichtungen seit Goethe. Von
Albert Soergel. — Band VII: Die Imxenierung
de* deutschen Dramas an der Wende des XVI.
und XVIL Jahrhunderts. Ynn C Hrrm. KautfuE-
Diesch. — Band VIII: Di« Quellen tu Hauffs
„Lichtenstein 14 . Von Max Drescher. (— bl — )
Reuten 'Werke, Friu. Herausgegeben von Karl
Theodor Gaedertx, (A)
— — Grobe Ausgabe. Herausgegeben von
Wilh. Seelmann. Band VI— VII. (-m.) . .
Kodlo. Walter: Held und Holdin. (G. B.) . . . .
Salome«, Ludwig: Geschichte des deutschen Zeitungs-
wesens. Band TU. (— ts.)
Schaukai, Richard: Großmutter, ein Buch von Tod
und Leben. Gespräche mit einer Verstorbenen.
(G- B.)
Schopenhauers SämtlicheWerke. Großherzog Wilhelm
Ernst-Ausgabe. Band I— TL Herausgegeben von
Eduard Grisebach. ( — m.)
Schur, Ernst: Betrachtungen über die deutsche Kunst
und Kultur der Gegenwart. Erster Teil. Der
Fan Meier Gräfe. (— m.)
Seil«
17
356
uS
II
Iii
tt
m
356
' Stiw
Schur, Ernst: Die steinerne Sladt (— m.) . . . . ; 7.
Scbwelttcr, Hermann: Geschichte der deutschen
Kunst. (R) 313
Seltene Drache In NacbMMaagea. Band XIV. Der
Laurin. Eingeleitet von Karl Schorbach. ( -bl— i 17c,
Slater. J. Herbert: Handbuch für Büchersammler
und Bacherliebhaber. (A) 137
Saorre Sturlais3n: Königssagas. Nationalausgabe.
(G. B.) SÄ
Sprue hwjrterbech. Herausgegeben von Frans Frhr.
von I-ipperbeide. (— bl— ) an
S Iraner, Carlot: HochzeittspieL (G. B.) . . . . Sä
Slrindberg, Aug.: Antibarbarus. (G. Bargum) . . »53
Wesper, Will : Der Segen. Buchschmuck von Käte
Waentig. (G. B.) 82
Wilde, Oskar: Das. Gespenst von Canterville und
andere Erzählungen. Obersetzt von Franz Blei.
Insel verlag, Leipzig. ( — m.) 176
Zar VerlagsieschlcMe: Die Firma F. A Brockhaus
von der Begründung bU zum hundertjährigen
Jubiläum. (— bl— ) utii
— — 150 Jahre einer Leipziger Buchdruckerei
und Buchhandlung (Dünsche Buchhandlung}.
(K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg) .... n6
v. Brug, Oberst: Spezialb&cherei für Luftschiffahrt
(L F.) LlS
Ein Bucheinband Tycho Brahes. Mit 3 Beilagen in
Faksimiledruck. (— W— ) 42
Ein Gelegenheitsgedicht des Barden Sined (Otmar
Schissel von Fieschenberg) 83
Ein italienischer Bibliophile des siebzehnten Jahr-
hunderts. (Karl Schneider) 43.
Ein kleines deutsches Volkslied aus alter Zeit.
(Dr. Wichmann) 43
Eine unbekannte Goethe- Ausgabe. (Mas Harrwitz) 46
Exlibri» Sammlung August von Eisenhart. (I- F.) U&
Ergänzungen zum Goedeke. (Max Harrwitz) ... Sa
Goethe and das Duell. (Dr. Ernst Magnus) ... 84
Neue Exlibris. (— m.) Mit 3 Abbildungen . . . 211
Shakespeareiana. (Otto von Schleinitz) ...... 8]
Sonst Gedicht von Josef von Elchendorff. (Dr. Kon-
rad Weichberger.) Mit 1 Abbildung .... 21 ;
Über Tycho Brahes Buchdruck und Bacheinbände.
(G. Bargum) 134
Zu E. Magnus, Goethe und das Duell 132
Zur Geschichte des Zeitungswesens. ( — tz.) . . . m
Beilagen.
. Aus der Metaphysik des Aristoteles. Brüssel, Cod. 9*05/6, p. 3 v. („Drolerie" am unteren Rande) . . (S. 190 — 191)
VAas Hieronymus Loscbeakskis SUbaaetteatabrik. Tafel I (S. 224-2*5 >
/ — — Tafel n (S. 334-235)
Pakslmllleruni des einzig erhaltenen Exemplars des „Ernten Lieds" von Doktor Kaust (S. 153—153)
Fskslmlllerunr. des elniig erhaltenen Exemplsrs des tschechischen Ftuitlledes (S. 153— I *j]
fron llspl 1 einer zweiten CMtas Del Karls V. Brüssel, Cod. 9507 (S. 192—193)
Halm. Friedrich. 1858. Nach einer Lithographie von Kriehuber (S. 92— 931
. ♦.alenderselte aas den Pctltes Heiires du Duc de Berry (spätere Fassung ca. 1385). Brüssel, Cod. 9634/ 5 (S. 190—191)
. <on Kleist, Joachim Friedrich, der Vster von Heinrich von Kleist (S. 70— 7 1 1
Mündt, Theodor. Nach einer Lithographie von Schertie (S. 16— 17)
. Leichenzug. Ctvltas Del Aagaatlal. Paris, Fr. 33913, Seite 41 v (S. 190—191)
%/Neue Bucheinbände voa Paal Kenten (S. 350—351)
Neue Scbrtflglesscrcl-Erieagalsse In sogenannten Empire- aad Biedermeierstil. Abbildung 3 — 6 . . . (S. 73—
V — — Abbildung 14 (S. 76 — 77)
v — — Abbildung 19 ■ (S. 80— 81)
Kettich. Julie. 1858. Nach einer Lithographie von Kriehuber (S. 96— 97)
»Stieglitz. Charlotte. Nach einer Lithographie von Beck (S. 4— g]
. Super-Exlibris Tycho Brahes. Vorderseite des Einbands (S. 43— 43]
v /— — Rückseite des Einband« (S. 43— 43J
vm
Inhaltsverieichnis.
Beiblatt
Mitteilungen der Gesellschaft der Bibliophilen 1,1; III, ■;
IV, L
Randfragen I, aj VI. 1.
Rundschau der Presse 1,3; II, i; III. i i IV, t ; V, t ;
VI, t.
Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen-
Lexikon IL 6; ni. ^ IV. 6; V. 5; VI,
Von den Auktionen 1. 6; Itt, j± IV, 2J V, j.
Kleine Mitteilungen L. 2i IH» Ii IV, 9_i VT, &
Kataloge L, 1 1 ; U, o_j III, oj IV, io; V, o.
Anzeigen L ><>; U, 8j HI, oj IV, II; V, & VL 8*
by Google
Schlagwort-Register
zur
Zeitschrift für Bücherfreunde
X Jahrgang 1906/ 1907
Band L
Di« kursiv gedruckten Zahlen verwetten auf das Beiblatt.
Abalard. Peter 116,
Ablaßhandel iy>.
Ackermann. Wilhelm Sit.
Adreßbucher ///,
Ahasvrr 171
Ahle». J."XTj*
Aichenstem. J. A. -er. i^u,
Allde. Edward r. &_
Allgemeine deutsche Bibliothek"
(Zeitschrift) »IQ.
Almquist «5*,,
von AlteafTRh t«. sS. ■'.
Alainget, I. B. udtn.
Ammann. Familie 155.
Andersen. W. J. »14.
Andre«. Richard 141.
AagVTSteia, J. J. Tb.
Anker. Hau iL
Aaker-Sene 76. 12» J*, 8l»
Anonymeii-Leiikon «Iii. ///■ 4i
6; V. 3; ;v. S .
Auttbarbarus jm.
Archimedcs 33.
Aristoteles lön/iai, los, toi.
tob Arnim, Achim 11, n. ^
von Arnim, Bettiaa 17;.
Aaccsj r.oe ua,
Auffeabcrg. Baron gj. 06.
Augiburger PappentpieJ i
Auktion eo ^ 4i ///, 71 "7P. 7_i
V. Zi VI. t.
Aums.tr», t. III.
Aurpacher. Ludwig «00.
Ausstellungen tu Ii; ///, i.
Ausma-Scnnft 7«.
Autographen i^iff.
Ayre», Jacob "17c.
Üschcrl jo.
Hahrdt iE
Baiau t<8rT.
Basaler, Joh, v
Barrum. G. 1*5
Bailoaiua, Gsorg SO
Kartelt. Adolf «.
Bartholome. L Ü. 11 v
Barach. Hofrat ity
Bauerle 31g
lUuertche Giefterei to, fcyrJt,
Bausc, L F. 107.
Hiardsley. ATsT
Beck !i
B'ckerTA». H.
Beeger. Julius Iis.
Beethoven IV, j.
Hehren». Li Iii itx.
Behren., P. ZI,. ZZ. Zi »iL
Br-.lel, Carl 121.
Bellet, Jos. 40.
Beivrc. G. 70-
Beaary. A. ^
Bcnedicti. LaurenDas n#.
von Berreaaan, Emst n-.
Bergmann, Gustav 1»7,
Berlin uJL
..Berliner Figaro" <6. ;8.
Berliner SudtbibUoihekl-Y, 6.
Bembniaa, Carl 00.
de Berry, Duc ifiC loa igt.
Berthold. iL 76 ff
Bemara, Fr. 1056'.
Bemich, F. J. »jcj.
von Heyrae 6j_
Bibel «2s 10t ff. '
V.it hotliekiweien "7. «t«l*> los ff.
»46 ff
von Bibra. Freiherr oft.
Bic. Oskar fifj.
von Biedermann, F. Frhr. 71 ff.
Biedermeier»!]] 7t ff.
1 iget, Emmen ch ioa,
Bilderfibel tot ff.
von Bilsen, Herbert ton.
von Biader-Kn egelstein. Graf 1*3.
BUcu. W. J. »».
Blake. W.
Blei. Frau 176. m
Bliimauer, A. .4 .iy
Bocklin 2
Böhme. Jakob 176,
Böhmer, Johannes je.
Boldnai-Schrift n
Borchhng, C. t.gf
von Born, J , ,n ir..
Borne, Ludwig ji, 177 ff.
Boerner, C. G. T^S,
B 'llichrr. Gregor 4».
Bouvet, P. 107 ,
Brachvogel. Carry stf.
Brahe. Tycho t;ff. 4»r£ IM*-
Brandes. Emst 11g
Brandes, Georg »14.
Braun, Kaipar ^5.
Breidenbach. Georg 111,
Brentano, Bettina so, «.
Brentano. CL soff, 17». sju,
Brentaso, Frau j'.
BrethoU. Berth i< i.
Brickdale. E F. Ii.
Brockhaus. F. A. ; . .■-
Brockhaus. Hrch. Kd. ua.
„Broedcrs van de penne" »49.
Brooks, Ii 41
„Bruche für Heimat" 101.
Bruckner. Prot it\,
von Brug, Oberst ui.
von Brügge. Johann 10s.
Buchbinderei itijl
Buchdruck 114 ff.
Bucheinband« 41 ff, 1*4 ff, 150 ff.
Bucherauktionen 1 so ff.
Bucherfuade «41 ff.
Bucherfcallea £ uv
Bucherpreiae »07 ff, «46 ff.
Buchgewerbe muscum ///, 8.
BuchhV.lt, A. V/, 6.
Buchwesen. Padagogischea 114 CT.
Buhnenweten i«.
Burbsge, Richard aj.
Bürck ■ '
Burgi 1 ■
Bums. Roh. f. SV
Bynrtenuan, Henry l', B.
Byron lt.
Ciamr, J. G. rv
Campe. Friedricn tSj. lüc
CaBape. Julius 177 ff.
Canape, G. tri.
Cantor Li.
Carlo Dole« 1".
Carltheater, Wien xon.
Casanova fua. utV.
Casciaai »».t.
CaateUi
Cecchi. G. IM.
Ccllanu*. CnTT tty.
Chamfort. Nicolas i;6.
v. Chasnitso. A. «44. lü.
Chodo wieck 1 s\i.
Chnstns ><6.
Cim. A. aT
II
Schlagwort-Register. X. Tahrg. Bd. I.
Cum i», m,
LS. L 121.
Cl euren, H. »j,»T~
Clxessens
Giemen, Otto ti6.
Cnobloch 4
Collijn. I. 481 IV, j.
Colltn. W. tu.
Colwell. Thomas V, 8.
Comemui ni,.
Cometnus-Stiftung tu.
Conrady. Pro/. /?/,1r
Conring . Henau» 198.
Cosimo III,, Henof st.
Cotta. J. G. 6*. *0 . 17»-
*ob Cotta. Gg. FrEr. ^i, J*.
Cratander, A. ii
Cremery, B. D. A tu/m-
Cnükshanks, G. ///7~£
Cum«. L. 7.
». Cxerriin. Crxf 25.
1)
Dämmert 1B1
Dante 4% qa.
David, ST in.
Dcctjea. Werner «5.
Deibel. Franz la fT.
Deinhardtteia, K. L 08.
Dcinhardt, J. IL 114.
Delisle. I» IQt.
Deuhxm, Henry V, 8.
Den». J. N. C. M. «j.
Deaii, M. Qj/BSj
,D«r Freimütige" 11a
Deutschet Schultnuseura uJL
Deuwel, Fratu ux.
von Deyn <«.
Diderot att-
Didot 2J;
Dietterweg ne.
Dietrichslein. Graf Moria 9J. ■>].
„Die Waafe" iÜl
Doktor Kauirui- Spiel 1*9 ff.
Doaatello 11«,.
Domemann & Co. tat.
Drescher, Karl /, 1.
Drescher. Max 176.
Dreyer aAV
Duellwesen flj. Sj. 117.
Datier. Eduär? rj<.
DSrbig. '
Durer ,
Dam. Chambolla tat.
Durrsche Buchhandluna; ltft.
Durst. Johann aaa.
»oa Dusch ü
r, r-auara
g. A. C. 69.
10, tm~n/. 9.
Chambolla tat.
Ebertberger, Thea a.
Eben. Karl Egon iL
Kccard. Jon. Georg 100.
Edda »<■
Edelmann. Alex. t>7.
F<der. Joseph 21 1
von EflotTstanTFrau xjo.
Ehmka tax.
Ehrhardt, Jacob na.
von Eicheodorff. Josef, 2ti.
Eichtudt. C A. >ji_
t. Eisenhart, August taj
v. Ekhel. J. iL iia/aa«.
Elberfeld in.
Elkan. Johanna 6-
voa Eeaich, Costa r &
tmenench. Katharina ty
Empirestil 71 IC
Kaders, E. A. lax
Endymion-Senes &A.
K.njjh.nii . Christiane uns,
Englertt, F. 69,
Kok J2, 97.
Enk von der Barg, M. 30.
Konen ttst.
Ensuni. Michele ju
Emst August, Kurfürst to<.
F.mvt. Paul 176.
Erach sto ff.
EOwcin, G. 11.
EAweia. Hermann 1 70.
Ellrich 310
Exlibris 80. uL
IV. Ks.
F.
Faust uo ff.
Faustk oowdienballede 1196"
Felder, Erich alt.
Feller, J F. tcxT -
FeOler. J. A. iT
Feverabend. Sig. l8j /'*, 10.
Fiebig, Elina 117.
Fiuardi. A. I I-
Fischel. Oskar 214.
Fleralose, Peder ist.
Flinsch, Schjifta;ieC,erei 72. 2*iZk
23t IL -
Fluf sthriften 3 in.
Fogel 158,
Förster, Nie 107.
d« la Poye u\.
Franckh o-, oq.
Frankel, Laidsr. 47.
Frankfurt a. M. 111 ff.
Freiligrath. Ferd . oj. >a. 98. tA
Freoeh. E. D. /f~ in.
Friedel, Johann jiK
Friedrich der GroLVa t 1. Ja.
Friedrich Wilhelm IV. 177.
Frus. F. R. 1^
Frobcn in.
F romahold //* 10.
Frovc Ii au er. Chr. -±
Fruchtschale. Die 176.
Fuchs. Eduard 1 1.
Fust tso.
Caederu, K. Th. u6.
Gebetbücher lbo.
Geiger, L. £77, it..
Geiler von Kallenberg 17s.
Gelliut Sasceridet 1«,
v. Gcmmitujen, Aug. oo.
von GemtninxTea, O. ixT ait/tte.
Gent sc h & Heyse 7' 71. 75. 79.
■la
Georg der Bärtige /f, j\
Gerhardt. L. j_J.
Gerlach, Georg tot ff.
Gesellschaft der Bibliophilen /, n
///, tj /*». ta
Geaellschaft für Typenknode
/K. o.
Gigas. F.. 1 jt.
Gladstone 40.
Glatbreoncr, A. 8t.
Gleim üj.
Goedeke da.
Gadel. V. 4».
Goeking ^ j
Gonor üS. »"
Corres 10, 1 ' r
Gosche! i*. ja.
Goschen, "G. J. jjS.
Goethe t. tt.
»eine fc. lt. 40, S
jto. aas» aat££
!•* IT.
A. ajo, ijo
Goetx. Nicola US tot ff.
Graba« ija. aan.
Grabisch. Joseph t-o.
Grafen» ilnh 00.
GratTer 317.
G reger. loh. $1.
Greifswrald 119.
Greis, Joaetph tu.
Griechische Anthologie 170.
Griesbach an.
Grtllparter *a.
Grixnald, Abt 246, ai7.
Grimm. L. E. w.
Grimm, 1 .ouu -., ; .
Grimm. VVilhelrn \ \, \ t.
Grimm, Bruder 200, stc.
Grisebach, Ed. x s 1 1 7Ti 1 /C, I.
Grolier-aub l'/T^T
Gronau. Wilhelm rj^ no-
Groote, Gerhard
Grunewald, Matthias j 1.
Gschwind, O. 60.
Gugttx. Gnu 21; IT
Gunrauer 19g.
Cuixot tj.
Guldenicnaitf. Johann hj.
t. Günderode, Karoliae Ii'. 9.
Gurlitt. C. ata.
Calenberg tio.
Guuko« jCfeL na.
Hahn, Ulrich to.
Haizinger. AtnaTte 1/9.
Halle Mir.
Halm. Fr. 89 ff.
Hampe, Theodor rot.
Harmuth, P. J. 170^
Hairwitr. Max -iCjj:
Hartmuot, Abt »46.
Haachka, L. L. M 1 i'i»j.
Hatselquitt. A 27
Hatilerui. CUra tj».
Hauff 1 7 j
Hawthorne, N. I'l. 7.
Hebbel. Friedrich 22, irm,
Hedberg. Gustav m.
Hedm. Sven ///. ST"
Hegel j, j7j 59, 60,
Hegrxd, F. sti.'ia «.
Heilmann. GebruJer mn.
Hein, Wilhelm m.
Heine. Amalie i.j. 146.
Hein«. Ii. ^ ^ t tjTauJi, t;7.
MS.
HfTiRmaiin .-tri.
Heinrich. Der arme as^-
Heinrich JuliuavoaBrauaachwaig,
Heriog it6,
von HelldorTWoir 6L
Heilmann. Henriette nl.
Helm an, Jon. icu ff-
H elmolt isi.
Herder tST~
Härder, Coltfried 211.
Hering. Loy aty
Heun. C G. STii7. jji.
Herl. Hofratin • 1
Hiersemann, K W ///, IL
von Hippel, Th. G. j. L 3, in,
Hispania-Schnfi 76 ;;.
Hitxig 24c,
Hoeber^EriD 187 ff.
Hocadaax 12 t.
Hochschulpädagogik 119.
Hidegeuk 114.
HoIbibliothekTk. k. in Wien Sj.
Hoff mann, E. T. A. jo, 15.
Haffmana, I. 12 1.
Hoffmanti Ac Campe ivra.
v. Hofmaan.WeIlenhor.~P. nt.
Hol- und Siaaisdruckerei, k. k.
4."
Holbeio. Hans aotf.
Holxschnitte 26 ff.
Homer »a«..
Horn, Frans 6.
Hosenbecker. Leonhard 105.
Hotfao. H. G. 64.
Houben, IL iL iX 41 ff.
House. P. G. IV, UV.
Hulbe, Georg m.
Ilupfuff. Matthias 175.
Hutteldorf 99.
Uveen ttlff.
Illuitratoran 44.
Indes librorum prohibitorum
v. Ingersleben, Ch_ VI, L.
Inkunabeln IV, 9,
Irisnbert. Abt a».
Uhaaa. Charles-lA L
Israel, Obarschulrat tiA.
ackson, Hugh V. 8.
acob L, Konig tj.
acobi. J. C. »2t. 21^22«.
acobson, Bettina 176.
akubec tts-
ean Paultan.
ellmek, A. L. L aä //.Ii
LI IV. u f. ti KT, 1.
«na iaifft VI, 6.
ent2en uo.
eaaen. Jarno 2t«,
ohana II., Konig von Navarra
tSL
iohaan Friadrich, Her zog 19^.
ohanna von Burgund :M.
Joseph II.
ugcndstil 71 ff.
ungdeutsche Lebenswirren 1 ff.
Juagdeuuchlaad i^lf.
R.
Kslenfarien t»J, 190/191.
Karaiaa 90, 92.
Karen. H. ia».
Karikaturen ü. 1 *a
Karl V . von Frankreich 182 ff.
Karl August, Heraog 229.
KaSner, Rud ata.
Kataloge 120; 77~L //.9: ///, I
/'■. uu f. 91 ''/rsri.
KauifuU-Diesch, C. IL t_L^
Keil, Robert 242,
von Kelle, Johann 2461T.
Keiler, Chr. Gg 201.
Kellertnann, C. A. 203.
Kepler, ti.
Kersten, Paul 122, uj. ajoff.
Key -er. Ad. ti,
Kiefer, Otto 1:0.
Kiefer, Ren* 12t.
Kleemeyer, F. J. x
Kleia. /. L «. 6, 7. 58, «9.
von Klent, Henrich li^ 70 R. 1
25«. »LI-
ei«, I, Fr, 70tt
Klimschs Jahrbuch tu
Khngspor, Gebr. 21s 2^
Kl.r.khardt, Julius Iii 2±x 7äi
Kii-i'..« L ii IV. 7_^
von KnebelTK, Ü «2.
Kneblouch, J. 3$.
Knoth«, E- <>'
Knox. John V. 8.
v, Kebell, Luit« jjt,
Koberger ist.
K hl, Friedrich 127.
Kolbe. Karl WilSTjj,
Koelhoff, Johann 104. xeK-
Kola 87, tot ff.
Kulniache Zeitung in.
Konsuntinopel ttt.
Koperntkua 21. 24-
v. Korffand, T! te.
Korner. C G 2jo.
Korner, Th. at«.
Koster, Alb. 171.
voa Kotrebue, A. ijo, 2 ,1. 11],
Koscl. Hans 79.
Kraük Iii.
Kraut, l inst 142. 1 so
Krause. U W.jjg.
Krebs Nach!.. B~~-|, 79, la.
Kreurigung 189.
Knehuber 92/9J, T6.97 .
Krimu öo.
Kiohg. C. 88.
Kroker. Elast laä.
Kniger 60.
Krupp L. tu.
Kühne 2. t. 61.
Kukula. lGeuri-"t
Kunstgewerbe • \
deutscher tax.
Kunstlerkarteo ///. L
US:
!diuel-
Karl ta.
Kuranda, J. J. 91-
Ladewig, Paa! L to,
Lamennaia t-o.
Landauer, Luise 67.
Latu, Anna 6;.
voa La RocKe - Sophie 241, 242.
Laube. H. H, 90^ 177.
Laurin 175.
de Lavagna, Pb. \y.
Lavater xao,
Lawrence. Thomas j6j l^j. Ii.
Lebenswirren, JnngdeuntKe £jff.
Lehmann, JnL 5,0.
Lehmatin. Martiä 1 >i-
von Letbciit, G. W. jjttff.
Letningen-Weslerburg Graf ru
tili 15Ü /''. tot Vi. j.
Leiptig tte.
Lempertl. IL UU.
Lenin. N. 90. oa. ot.
von Leon, G. xta/aat.
Liako», N.S. IV. o.
Lessiog. 0. E, t7Q.
Schtagwort.Re K i»t<-r. X. Jahrg. Bd. I.
III
Le»y. Joseph 6.
von Lebenau. Th. 155.
Lacbertnann, Emst 2«v
Liepmannsohn, L. l)l, 8.
Lxavea, Fürstin 37.
Lighton. I. it|.
Luadner, Theo lor 254.
von Lippcrhaidc, h ri Frhr- 113.
Literatur- Zeiruag, Allg 2*4 ff.
Liieratur-Zeitung, Neue 12g ff.
Lithographie 74.
Locher. Kail F. 69.
«75-
131.
» /f. 10.
v. Loesch 104.
LoKbeakoM. H. »7«.
Louvre 1I7.
»00 Lude. J. H 176.
Lttdtke. VV. 1*1 ff,
Ludwig. F. im.
Ludwig A Mayer 79,
Lufuch.ffihn ij».
Lu.hr. Marie 12 .'
Luther 26, ij.ff. t /»'. 7 t I*. 7.
Lütter tri 15.
eon Luxemburg, Hering 143
Lyt«. H. M. 85.
II
Hader. Felix im.
Madsen. Victor IV, 9,
Mager. Karl 114.
Magliabechi. A 41.
Magnus. Em« 8v. 11».
Mimiir Paaltcrium IV. 9.
Manafeld. Graf a L
Maasfeld, I. G. 46.
Marlowe. Christoph« 131 ff.
Marly 7».
Marx. AT; 1 .
Maaialier, C 214/125.
Maeterlinck, Maurice Iii,.
Mai.rgka, Heinrich 17.
Matthias, Tbeod* 2x6.
May. Maler 14t.
Mayer. J. C. »4.223.
Mtcrnate, R. im.
»00 Mcckeoem, I. 13.
Meg.&hard, H.scnof 247.
«7J
I4v*avi atj$ a
Maiiner. Altred I«.
MeiCoer. A. G. 224.
Meister mit den Pilgt
Melk 89. 97.
Meie». Ida 256.
Mendelssohn Mose* J". 9.
Menget. C. G. «14.
Mcphistophetes U4C
Merelli, F.iigemo 90.
Merkel. Garlieb n|
„Merkur" 21t.
tob Metternich. Für« jj,
de Meun. lehau «c,
Meumer. Chariea 111
Meyer. Kr. *•. St.
Meyer, Konrad Ferdinand 215.
Meyer. Rieh. M. 46
Mignon Zierat 72. 73. 73, 81.
Miküwicr, Wind. 254.
Millöcker. Karl aot.
Mitkde-Pouet, Gg. 70.
Miniaturen 187 ff
Molioicr. A. 193,
Molanua von Loccum 198.
Moniteur des dato* = S.
von Moaaing. A. I. Coolen tlo.
M.-nke. F.. 11, ,79
Morung. F_ 0.
». r
i>5,
Meer Kolo HJ.
Moesüin 123.
Mneller. Eckard 143.
Müller. Kra.t 67 ff.
Müller. Josefinc 24J.
Maller. Paul 241«°.
von Müller. Johannes 236.
Müllner, Adolph 246.
chVlImgh.
. Frhr. E.
»9 <t. 9J.
Mündt, Theodor t IT, 49 C
Murnh«. G. HL
Mute. Die VI. t.
Murtier. Rieh. 21«.
wo Muticnberger, Frhr. K. V. 8.
N.
Napoleon L 1**1 VI, 7.
Sannaus. Abt »30.
Netto. H. 142.
Neutnann. Ernst 44
Neureutber S2.
von NeuS, Heinrich 104.
Nicoiii Michuie* Ä/Croofür»!
/'•. »,
Nieber. H. 113.
Nieusche, Fr. <-
Nippold. Friedrich i<6
Nasche, Juliut ?>
Norwegen ti.
Novelle Co.
Nowak. Karl Fr. 87.
Numnch 4 Co. ; 1.
Oehbecke 12*.
Oberländer 44,
Oberpollinger III.
ObsJelder. Wilhelm 08.
Oehreaan. H. 123.
de Ohr. Phil.p*,.5.
Olbnch t
Oitaaiatucbe Druckkunll ///. ».
Otierriclh, A. 123.
Otloh 24;.
Oettuig er, E M. 3t.
P.
_i»chw*icn 114 ff
ZeairalbibUothek
von Paanwitr, .
Papierpreise
Pasaionsbililer 175.
Pastnr, Willy 215.
Pauli. Karl IJ».
iaaa Ulrike 71.
ino.
eel ^Arthur Wellexley 41
Peel. Sir Robert jtt
Pellruu. Max Iii ff. 130C
Perl, Max /. I»i 17, 9.
Pemellc. Maximiliane 3«.
Perry, Maraden J. IV, 9.
Pcstatoxii 118.
Petrarca, Francesco
Pein, Adam 26, 27.
Pelri, Andreas
Petrus. Pater <
Pfunsuel' 1
224/223.
121.
176.
Ptuer. Paul 93. 9,.
Philipp der Kühne lüg.
Philipp VL voa Valuis t
Pierson, Edaar .
Pirkheimer, W. ///, 9,
Plan, Siebold 19.
Pocci. Graf 31.
Pochhamnker, Paul 47.
Pohl! 1(3.
Pokorny, Fraau 99.
Pollard. A. W. 207.
Porträts ny ffi /<*, 9.
de*Predis". Ambrugio in,
de Pres) es. Raoul 1S9, 190,
Pneger. E- 17, J.
Probefahnen 175.
Proctor, R 102.
Proelü. Johannes 3, 61.
Pro«, Johann 175
Prvuik, B. in.
Psali'erium /, o.'
Psaltenuni. Mainiar IV. 9.
Psychometer 35.
Ptoletaaeus 24.
Purfoote, Thomas t \ ft.
Püterich. Jakob n«.
115.
.»uanich.
(Juente:. |
Heinr. toi ff.
Rabelais /. 9.
KadlWufer. Max 100,
Rsrl , t 30.
von Kai», Karel II', 9.
Ramagr. Jüha 1/3
Kanlian, Graf Heinrich l.'V
Raischsy, I F. 1I412J5.
Rauch. Wi!h. 111.
A b. Joh. 2.4,223.
KecamieT ; >. »ol
Regin. G 2<<-
Kegiomontanus ui,
Regis. Gottlob /, 9.
Regulae Indicia 120.
Reichardt 31
von Reinbeck. Georg 94.
Retnh'jid. Justus 127.
von Reischach. Caroline 61.
Rellatab, L. 10, 83.
Renard. Joh. 4b.
Kettich. lulie 90 «.
voa Retler. J Ua/la»
KeuD j. L . rir.t,,,,:, Craf 69.
Reuter. Fnu 1.*. 156.
Kidinger. J. L. 71. ;s.
Kiiigraann Plulesius 38.
Riviere 8t üoo 123.
Robinson. L, G. 37.
Rocke 117.
Rodle. Walter t-i.
Rom Hoff,
Koos & Junge 79
Kops, Fel.cien jts
Roaenhe.m VI. 7.
K<4enthal, Lad«. «1.
Rousseau-Schrift 711,77.
Rouveyre 12:.
komm. K. 143.
Kubens 3 .
Kutkcrt, Fr. s8. 66.
Rüge, A. 83.
Kundfragen 17, 1.
Rundschau der Presse //, 1 ; ///. 1 1
IV. u V. ■■ VI, 1.
Runge, O. Ph 30, 33. 35.
von Rulland. Harrog 83.
Kyckers, G. 113.
s.
■.i^ Hans too,
von Sachsen. Her«, ig Fr.Wilh. 113.
Sackeville 176
le Sage. Charles 191.
J. M. 201.
> II
Salonv. III, Bischof 244.
Salomon, Ludwig au.
Salrmana, M. 79.
Sangorski & Sutcltffe tlj.
Saphir, M. G. 99, 1011.
Sattler, Josef 241.
Sautter. Hana 101.
de Sauty. A. 113.
von Sayn-Wittgensiem. Für« 53.
von Scala. Rudolf 134.
S^haukVR'chard M.
Scbeidler Herrn. 52. 5 j.
Schcild, L. 69.
Schesta, A. 197.
Schalhorn. J. G. 196.
SchelmurTsky 34.
Schelter & Giesecke 76 77.
Scharer, V 114,
Scheitle 16/17.
• nieder. E. i>8-
sr. Fr. 121. 230. 231. 237.
240.
von Schiller. Frhr. Karl 6; ff.
Strunk. F. 227.
Schlaf, Johannes nt.
Schlegel. Wilhelm 29.
Schleiermachar 33.
v. Schleiaiu. O. 30 ff. 841 ///. 8,
v. Schlem.tr. Werner Frhr. I,t.
Schlemmer, W. 122.
ScMoKsr, Anton Hoff.
voa Schl.i-rug. Sophie 90.
S< hlotthauer 11.
S hm.dkuoi. Haas tun.
Schmidt, Erich , 14, 110,
Sch .rTee. loh 38.
Schonbartbiiih /. 1.
von Schonleid. Emst 70.
Schoensperger 24.
Schopenhauer 253.
Schoppmeyer. A. 75.
Schorbach. Karl 1 ; \.
Schott 6. t,8. 59. 175.
Schnauben »■:.
Schnenlcr, Karl 44.
Schreiber. W. L »6 (f.
Schrihgie^erei'ErxetigTusse. Neste
71 ff.
S- lir "ler. R A. j».
Scliuddtiopf. Carl 1271 ///. 1 ,
/*'. L
Schulmuseum. Deutsches 118.
Schnitte. Carl 112.
Schul,. J. Cbr Kr. 46.
Schulte, lieh- Rat 56.
S, hulir. Johanne. 58.
Schur. Ernst t i.. .54. 256.
Schuster. David 134.
Schutt, llofrai 8v
Sckuu. Cb G. 119 ff.
Schwein.. F'td bj.
SchweiUer, Herrn 213.
Schwei« is c.
Schwenk« P. /. IV, ,.
Schwiegerlir.g 141.
von Bchwiad, Morm 201.
Scott, Walter }J . 17. ,7«.
Scr.,... Thomas il
Sebbers < 7 .
von Seckendorf. Leo 66.
Seelmann. Wilhelm 128.
Seliger. Paul 117. 2^6.
Shakespeare 83. * ti IV. 9.
Sidnry. Philip 81.
..Sieben Schwaben" 200 rt
Siecke. M. 251.
von Sienea iftj.
Silhouetten 217 ff.
Simoneta i».
Sinxnsen. P. /. 9.
Ssmrock. Karl /, 10.
Sined 83.
Sjögren, A. 48. 253.
Slater. J. Herben 117.
Slaviiche Komanbiblioibek IV, 9.
Saorrc Sturlatson 88.
Sommer 131.
von SoanenMls, Jos. 117.
Soergel. Alben 175.
Soiheby ///. 7.
von Southamptoa. Graf 84.
Spaxier. Karl »33.
Spee 3).
Speyrer, J. H. 69.
Spiere, R. Ph. 214.
SpieH 131fr
Spilckvr 198.
von Sponeck, t.raf 69.
Spott, J. Hl.
voa Slae", Frau 131}
von Stagemann. Aug, 66,
Stammbücher 67 ffi /, 9.
SlanU, Wilhelm 127.
Staaaan, Frani 47.
Steffens, Henrik 5. 9, 14.
Steffens. Heinrich 58. 60.
von Stege. Erwin 107.
Sieig 3t.
Steiner. E 113.
, IB.
Stephan?.' Heinrich 84.
Stempel, D. 72/-1. 79.
Stevenaon. W. H. tj.
Stieglill, Charlotte 1 ff. 49 ff.
Stiegliu. Hrch. 1 ff, at) ff.
v. Suegliu. Baron Ludwig 3.
Stifter, Adalbert 176.
Stnber. Frani 34.
Storm. Gusuv 88.
Sioel.1, Olio 213.
Strasburg t;j.
rr, Carlo« T"
83. Slrindberg, August 153
Fletchenberg. O. 6j. Studmcka. F. J. 17IT. t
125.
IV
Schlagwort-Register. X. Jahrg. Bei. !.
I «»/«•
Sikttflia, U i».
Swoboda, F. 123.
«45
T.
Taax. Der 86.
Taooton-Tidwortb. E. uy
Teaaywa, Alfred 88.
Teufel 129 ft
Thaolow 114.
Thiele. Martin 211, 214. 215.
Thomatiu* 119.
Tieck. L 30.
Tiemann. Watter 79. 176.
Tille. Alexander 119 fr.
Tlichbein 133.
Titel.au HO,
. G. Fr. 9|.
Treveru, Peter 40.
Tnanoa-Schnlt 75, 80, toßi.
von Trier. Peter 40.
v. Tnmbetg. Hugo 14t.
Trockcadorfer 223.
Tromnudorff. Paul //. 61 ///. 51
IV. 6(Ti V, sffi VI. 5.
Trohlir. f. 21.
Tninun, Edwin ///. 7.
Ttchechiachei Fauitspicl 142.
von Tichudi, Hujo 251.
Tycho Bralie 17 B. 42 fr. 124 ff.
1 Di« i;«.
U.
von Uffenbach 105 ff.
»on Unckel. Blrtholcmaot 101.
109.
Urdemann 107.
V.
Vahle. H. 122.
Valjgnanus 136.
Vallgrcn. Ma'dame UJ.
Van de Velde 11 j.
de Vindebar, Jean 1«.
Varehagca erat Kaie 3, 13. 52.
Vectel. A. 2 ä?'iia.
Veit. Moria 5. o, tj. 53. 58, J9-
Vcrlagigetchichie 1.6.
di Verona, Pietro 189.
Vielhaber. Gottfried 200 IT.
Vtgano 219.
Vogeler. H. 77, 7«. »o. 8*, 176.
Vogeler-Zierat 79.
Vogelin. S. .6.
Vogt. G. 116.
VoiflUnder. R VI, 7.
Volkslieder 4t.
Voll. Karl 214.
w.
Wacaitin. I. 1-5.
Wagner, K. \iy
Wafdburfe» 25.5.
Wale». John I \ 8.
Waliace. C. W. 84.
Wal»«. Karl 8;.
Waller Nacht, E. 122.
Walthari-Lied 255.
Waltt. Andre 20.
Waeatuj. Kit« 87.
Waiterteithea 103,
Weber, Georg Herrn. 202.
Weber. Johann Jakob d. J. tot ff.
Weber, Kart ton.
Weber, Paul, VI. 6.
Wechtlin. J. 38.
Weichberger, Koarad 213.
Wcidenbich 117.
Weigand. Wilh. /, 9.
We.gel. Olw.ld /. I
WeU. D. 46,
W.u., Adam 33.
Weiß*. Chr. Herrn. 4. j, 6.
von der Wentnu 124.
Welcher, K. Th. 95, 96.
Werder, Karl 6.
Werenakjold. E. Ha.
Werthen Leiden 2tt.
Werth«. F A. Ct. »24. 227.
Wciper. Will 87.
WeCmer. Hrch. 17J.
von Weuenholr l'jo.
Wetlesea. V. SS.
Wen. Wilhelm 7.
Wettet, K. V. G. 243.
Whiiman. Wall 176.
Wichmann 43.
Wickram 34. 176,
Widraann. H. 157 B.
Wieland 136, 24t.
Wien 21; ff
Wiener Werkltatte 123.
W.eynk. H. So.
Wilde. Oikar i;<i IV. 10.
"arl im ff.
Wiltner, L. uj
von Windiich. K. G. 227.
Winten, Koarad iov
Wmgeniteia. Furit <t.
W.mch, Ludw. Wilh. 34.
Wimen. Paul 21.
Wohl. Jeanette 178.
Wolf. Ferdinand 90.
Wolff. Thomaa jo.
Woellmer. Wilhelm 73. 79.
Woermaan, Karl 214.
von W6Ö. Anna 93.
Wnghi. W. H. K. 41.
ron WultTen, K. U 7t.
Wurtbach 223.
Wurfburg 119.
nb 228.
Zainer, Gunther 37.
Zareukjr. Otto 101 ff.
Zarotut 39.
3 Ji-
Zeimng»»e»en 111, utff.
Zell.TJlnch 105.
Zemur t2i, 181.
Zeplcr. M. N. 215.
Zigcnfufi. S. 68.
Zjlerthal vmB.
Zillenhaler Doklor-Fatutui-Spiet
„•»*
Zimmer 32,
Zimmerer, Heinrich 254.
Zimmermann, Eva 08.
Zingerte 143.
Zippe, Aug. 227.
von Zobelutr. Kedor 34.
Zooimaan. Rieb. 173.
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
FÜR
BUCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen.
Herausgegeben von Feder von Zobeltitz.
10. Jahrgang 1906/1907. Heft 1 : April 1906.
Jungdeutsche Lebenswirren.
Von
Dr. Heinrich Hubert Houben in Berlin.
I.
Ein Hcrlincr FnunJcskrtis.
harlotte Stieglitz, Heinrich Stieb-
itz und Theodor Mündt —
diese Namen bezeichnen vollauf
den Kreis, in den diese Mit-
teilungen fuhren sollen. Anfang
der dreißiger Jahre hatte er sich
zu Berlin im Zeichen der Literatur zusammen-
gefunden und wurde schon Weihnachten 1834
auseinandergesprengt durch den Selbstmord
der jungen Dichtersfrau Charlotte Stieglitz,
der dann Theodor Mündt das Denkmal „Char-
lotte" setzte, das schönste Buch, das er ge-
schrieben hat Es ist nicht meine Absicht,
dieses so viel erörterte tragische Ereignis bis
auf die feinsten Wurzeln hin klarzulegen oder
gar eine neue „Wahrheit über Charlotte
Stieglitz" pomphaft anzukündigen. Vielleicht
entschließt sich einmal ein Literarhistoriker
von der medizinischen Fakultät, die ja neuer-
dings in solchen Fragen bereitwilligst ihre
Vota abzugeben pflegt, auch diesen Fall unter
die Lupe zu nehmen, was in der Tat wünschens-
wert wäre, und für eine solche Untersuchung
dürften die hier zu veröffentlichenden Briefe
brauchbare Gesichtspunkte abgeben. Denn
ein Grundsatz, scheint mir. muß eine solche
Z. f. B. 1906/1907.
Untersuchung beherrschen; die vielfachen Äuße-
rungen und Urteile, die nach jenem Ereignis
über seine Motive von Freund und Feind zu-
tage kamen, besitzen nur einen höchst sekun-
dären Wert Daß in der schon aufs äußerste
gereizten Zeitstimmung, die dem Ausbruch des
Jahres 1835 zusteuerte, die Philister in ihren
moralischen Sonntagsrockchen den Fall weid-
lich ausnutzten, um mit seiner Kennzeichnung
die ganze anspruchsvoll auftretende Empfin-
dungsweise jener Epoche an den Pranger zu
stellen, bedarf kaum eines historischen Nach-
weises. Das Zeugnis derer aber, die an Char-
lottens Tode schmerzhaft beteiligt waren, ist
auch nur wertvoll zur Bestätigung der Sym-
ptome, die sich unabhängig davon nachweisen
lassen; ein so erschütterndes Ereignis pflegt
bei den Nahestehenden eine solche Steigerung
des Empfmdungslebens hervorzurufen, daß die
ganze Farbenskala der Gefühle wie unter einem
ätzenden Firnis zu einer Intensität und Glut
emporflammt, die der einzelnen Farbe zuzu-
schreiben durchaus eine Fälschung wäre. Wir
pflegen wohl im gewohnlichen Leben zu sagen,
daß solch ein Ereignis „wie ein Blitz" die wahre
Situation beleuchtete, und vergessen dabei, daß
.V : /: .
I>cl>cn$wirrcn.
»*•»•"** *
l':iamh ; &i&nV 'zufällige und vielleicht
völlig harmlose Pantomime in ganz unnatür-
lichem Lichte erschien.
Deshalb sind auch die Geständnisse, die
Theodor Mündt kurz nach dem Tode Char-
lottens in vertrauten Briefen seinem Freunde
Gustav Kühne machte, nicht in diesem Grade
wörtlich zu nehmen, daü damit — und womit
sonst? — Adolf Bartels die Beschuldigung
begründen könnte, Mündt habe der Gattin
seines Freundes „zurückgewiesene Liebes-
anträge" gemacht. In der Phantasie eines poe-
tisch empfindenden Kopfes fließen eben Dich-
tung und Wahrheit allenthalben zu eng neben-
einander, um nicht Gefahr zu laufen, auch schon
bei einer kleineren Flut sich zu mischen, und
wenn man den, Mündt in der Tat nicht fremden
Charakterzug männlicher Eitelkeit berücksich-
tigt, läßt sich schon nach den bisher vorhan-
denen Zeugnissen für den unbefangenen Willen
sein ganzes Verhältnis zu Charlotte auf die
richtige Basis zurückschrauben. Mit denen na-
türlich, die jede Beziehung zu einer verheira-
teten Frau kurzweg verdammen, ist hier nicht
zu rechten.
In späteren Briefen an denselben Gustav
Kühne hat Mündt dann den schmerzlichen
Aufschrei der ersten Stunde abzuschwächen
versucht, ohne jedoch, in die Enge getrieben
durch die brutalen Angriffe in der Öffentlich-
keit, in einer Art von eitlem Trotz, dem Freunde
eine nüchtern klare Darlegung zu geben. Viel-
mehr drängt er ihn selbst auf die psycho-
logische und poetische Analyse des Falles hin
und übersendet ihm dazu seine an Heinrich
und Charlotte Stieglitz gesandten Briefe, die
sich in der Toten Nachlaß aufgefunden hatten.
Leider ermöglicht das konfuse Buch von Edgar
Pierson über Gustav Kühne (1889) nur eine
ganz flüchtige Datierung seines mannigfach wich-
tigen Materials, und es ist daher leider auch
nicht möglich, festzustellen, unter der Wirkung
welcher öffentlichen Urteile leidenschaftlicher
und rücksichtsloser Gegner die Briefe Theodor
Mündts geschrieben wurden.
Die Briefe Charlottens an Theodor Mündt
sind in dem schon genannten „Denkmal" aus-
zugsweise mitgeteilt und vage Vermutungen
sind dadurch nicht abgeschnitten. Der größte
• Numeriert man die Briefe des „Denkmals" nach
6—10, ia, 13, 16 und 17.
Teil des Briefwechsels aber hat sich im Origi-
nal erhalten, sowohl die Briefe Chariottens an
Mündt als auch die Mündts an Heinrich und
Charlotte Stieglitz. Die in München lebende
Tochter Mündts, Frau Thea Ebtrsberger, hatte
die große Liebenswürdigkeit, mir diese Korre-
spondenzen zur Verfügung zu stellen und mir
auch die illustrative Mitteilung eines unbekannten
Reliefbildes ihres Vaters zu ermöglichen.
In dem 1835 anonym erschienenen Buche
„Charlotte Stieglitz, ein Denkmal" (Berlin, bei
Veit & Comp.) hat Theodor Mündt im ganzen
17 Briefe seiner Freundin abgedruckt Nur 7
haben sich davon in seinem Nachlaß erhalten,
aber die umfang- und inhaltreichsten; die zehn
kürzeren sind verloren gegangen oder verschenkt
worden; auf diesem letzteren Wege ist z. B.
eines der fehlenden Originale (vom 24. Februar
1834) in Varnhagens Nachlaß gekommen. Ich
konnte also im ganzen 8 der Originale mit dem
Druck vergleichen; das Resultat ist, daß die
mannigfachen Auslassungen und kleinen Re-
tuschen Mündts in den mitgeteilten Briefen
lediglich mit Rücksicht auf dritte noch lebende
Personen erfolgten, alles aber, was das Ver-
hältnis der beiden Korrespondenten betrifft
durchaus vollständig wiedergegeben, jedes
Schnüffeln also nach einem sonstigen Inhalt
völlig ergebnislos ist. Was von den unter-
drückten Tatsachen und Urteilen interessieren
dürfte, füge ich an geeigneter Stelle ein. Von
den übrigen 9 1 nicht kontrollierbaren Briefen
charakterisieren sich mehrere ihrer äußern Ge-
stalt nach als vollständig abgedruckt, so z. B.
der letzte vom 26. Dezember 1834. Der ganze
Zusammenhang der Briefe schließt ferner die
Möglichkeit eines etwa sonst noch gepflogenen
Briefwechsels aus. Wir dürfen also mit der
Tatsache rechnen, daß wir alles, was zwischen
Mündt und Charlotte Stieglitz brieflich verhan-
delt wurde, im wesentlichen vor uns haben.
Die Briefe Theodor Mündts selbst die Kühne
1835 vorlagen und von denen bisher nichts
veröffentlicht wurde, bestätigen das durchaus.
Sie ergänzen sich inhaltlich mit denen der
Freundin, erklären sie und geben uns vor allem
ein Bild des jungdeutschen Schriftstellers aus
einer Zeit, über die bisher noch nicht viel
Autentisches feststand. Selbst Johannes Proelss
ihrer Reihenfolge, so sind die nicht kontrollierten Nummern
Uigitized by
Houben, JaoRdeutsche Lebenswirren.
3
hatte für die ganze jugendliche Entwicklung
Mündts, die von persönlichem und allgemeinem
Interesse ist, keine weitern Unterlagen als seine
selbständig erschienenen Schriften; und das Ist
nicht viel bei der umfangreichen journalistischen
Tätigkeit, die Mündt bereits seit 1826 ausübte.
Auch gehen die Briefe nicht über die Jahre
1833 und 1834 hinaus, und auf diesen Zeitraum
muß sich daher auch die nachfolgende Mittei-
lung beschränken.
Theodor Mündt hat vorwiegend in Berlin
gelebt. In Potsdam geboren, hat er seine
Schul- und Universitätsbildung, zum Teil ge-
meinsam mit seinem Freunde Gustav Kühne,
in der preußischen Hauptstadt erhalten, und
auch später Ist er nur vorübergehend in Leipzig
und Breslau ansässig gewesen. Schon früh
als Student besaß er journalistische Verbin-
dungen und fand unter den angeseheneren
Persönlichkeiten Berlins Freunde und Gönner,
so den Staatskanzlcr von Beyme, den Minister
von Altenstein und den Legationsrat Varn-
hagen von Ense. Durch Vermittelung des
letzteren wurde er 1833 Mitarbeiter an den
.Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", die
von einer „Sozietät" bedeutender Gelehrter
herausgegeben und besonders von Varnhagen
redigiert wurden. Zwischen den Namen Steffens,
Zumpt, Rückert, Hotho, Leo, Rühle von Lilien-
stern, Förster, Rumohr, Encke, Nees von Esen-
beck, Weiße, Gabler und vielen anderen den
Namen des kaum 25 jährigen Theodor Mündt und
— wohl auch durch Varnhagcns Initiative — den
seines Freundes Kühne zu finden, konnte eine
eventuelle wissenschaftliche Laufbahn der beiden
nur im günstigsten Sinne beeinflussen, und einer
solchen strebte auch Mündt zu, konnte aber
erst 1842 die Widerstände beseitigen, die sich
einer akademischen Karriere für ihn in den
Weg stellten. Als Belletrist war Mündt 1831
mit einer Novelle „Das Duett" aufgetreten;
ihr folgten 1832 „Madeion oder die Roman-
tiker in Paris" und 1833 „Der Basilisk", Proben
eines nicht starken, aber zierlichen Talentes,
dem die kritische Tätigkeit zweifellos besser
stand als die produktive. Am Schlüsse des
Jahres 1832 hatte er ferner eine Auswahl seiner
kritischen Arbeiten gesan.mclt, die im folgenden
Jahre unter dem altbewährten Titel „Kritische
Wälder" erschienen. Von Leipzig, wohin er
im Sommer 1832 als Redakteur des Brockhaus-
schen Konversationslexikons und der „Blätter für
literarische Unterhaltung" im gleichen Verlag
berufen worden, war er bald wieder nach Berlin
zurückgekehrt, um seinen eigenen Arbeiten un-
beschränkter leben zu können, und hatte zu-
nächst an dem „Magazin für die Literatur des
Auslandes", das seit 1832 von der „Redaktion
der Allgemeinen preußischen Staatszeitung"
herausgegeben wurde, literarische Brotarbeit
gefunden. In diese Zeit, wo der „Perspektiven"
für seine Zukunft also noch manche offen stan-
den, führen uns die Briefe Mündts an die „beiden
Stieglitze" trefflich ein, und gleich der erste
gibt uns eine Schilderung des ganzen Kreises,
in dem er und seine Freunde sich bewegten.
Stieglitz hatte im Mai 1 833 mit seiner Frau
eine Reise nach Rußland unternommen. In
Petersburg wohnte sein reicher Oheim, der
spätere Baron Ludwig von Stieglitz, „jener
Matador des Besitzes mit der von Geldrost
freigebliebenen Menschenseele", wie Stieglitz
ihn in seiner Selbstbiographie (Gotha, 1865)
voll Dankbarkeit nennt. Denn alle die Pläne,
die er mit seiner Charlotte über eine unab-
hängig zu gestaltende Zukunft in verzweifelten
Stunden hegte, bedurften der tatkräftigen Zu-
stimmung des Petersburger Mäcens, und seit
dieser durch seinen Besuch 1832 in Berlin dem
jungen Dichterehepaare sein Interesse bewiesen
hatte, galt es diese Teilnahme auf das liebe-
vollste zu pflegen. In diesem Sommer 1 833
erschien auch der Schlußband der „Bilder des
Orients" von Stieglitz, lyrische, epische und
dramatische Dichtungen aus der Sphäre des
„Westöstlichen Divans", die von einer ziem-
lichen Phantasie und einem gründlichen Stu-
dium, aber einer dürftigen Gestaltungskraft
Zeugnis geben; nur mit Rücksicht auf den
Stoff ist es verständlich, daß sich Goethe noch
über den Anfang dieser Bilder, die sich der
Dichter im Schweiße des Angesichts abge-
rungen, günstig äußern konnte. Mündt las in
Abwesenheit des Freundes die Korrektur und
indem er deren Abschluß anzeigte, schilderte
er den fernen Gatten in dem ersten der nach-
folgenden Briefe sich und das daheimgebliebene
Berlin, soweit es sich in ihrem gemeinsamen
Freundeskreise ausdrückte:
Berlin, den 14. August 1833.
Zuvörderst, neben meinem innigsten Gruß an Sie
und die Ihrige, zugleich meinen lebhaftesten Dank für
Digitized by Google
A
Ifouben, Jiragdentiche I^bentwirren.
den herrlichen Brief vom 17. u. 18. v. M. durch den
Sie mich und Alle, denen ich ihn nach Ihrer ErlaubniC
mitthcilen durfte, wahrhaft erfreut haben. Mit südlicher
Gluth, theuerster Freund, scheint Ihre Wandcrschau
im Norden Sie erfüllt zu haben, und ein Aufzug aus
Ihrer brieflichen Schilderung des Wassersturzes von
Iinatra und der anderen Gegenstände, der nächstens
in unserm Magazin erscheinen wird, wird Ihren Freunden
beweisen, dass selbst Rußland Sie und Ihre Anschauung
nicht zu erkälten vermag. Wenn Sic mir in Finnland
bei jenem Wassersturze, den ich wohl etwas mehr in der
Nahe haben möchte, wie ein in Begeisterung verzückter
Scher erscheinen, so wurde ich Ihnen dagegen wie ein
wahrer Finne oder Lappländer vorkommen, wenn ich
Ihnen von dem Wasserfall unserer hiesigen Berliner
Lebensprosa, wie er sich seitdem ergossen und um wie
viel Grad er gestiegen, jetzt viel erzählen wollte. Nein,
lieber Stieglitz, ich darf Ihnen und Ihrer trauten Muse
Charlotte das Wiederkommen nicht verleiden, und da
letzteres ter quaterque optatum est, so sollen Sie aus
meinem Brief von Berlin auch garnichts erfahren. Ob
an mir selbst mehr daran ist, als an Berlin, weiß ich
nicht; und so hätte ich fast Lust, Ihnen auch von mir
nichts Sonderliches zu erzählen, um so mehr, da sich
in der letzten Zeit eben nichts Sonderliches mit mir
zugetragen. Ich bin in den letzten Monaten sehr, fast
zu sehr beschäftigt gewesen, vornehmlich durch die
Staatszcitung und andere durch Verpflichtungen ein-
gegangene Arbeiten, sodaß ich zu meinem Lieblings-
Thun und Treiben auch nur wenig gekommen bin.
Mitunter scheint einem die viclgcschäftigc Zeit über
den Kopf zu wachsen; die Hand ist fast bis zur Ver-
zweiflung thätig, aber das innere Leben stockt oder
verzerrt sich untcrdcD zu einer ironischen Grimasse,
die laut auflachen möchte über all diearmselige Lebens-
geschäftigkeit. Indeß man schlägt sich durch, und an
einiger neuen Novellcnblülhc, die einmal das Kraut zu
meinem Bräutigamskranz in diesem Leben ist, hat es
mir auch nicht ganz gefehlt. Im Morgenblatt können
Sie einen „Bibeldieb" von mir lesen, und eine zweite
Novelle, die sich der junge Cotta für sein Blatt von
mir erbeten, ist schon wieder bis zur Hälfte gediehen
und ich denke sie, so Gott will, ganz durchzubringen.
Unter „Durchbringen" verstehe ich immer, wenn ich
etwas mit wirklich aushakender Musenstimmung zu
Ende schreiben kann; denn unser gemeinsamer Vater
Apollo soll mir die Hand abschlagen, wenn ich je eine
Novelle anders als aus eigenen innere Intentionen ge-
schrieben habe oder schreibe. Sie werden das rührend
finden, und es ist auch wirklich so. Iniwischen liegt
mein „Basilisk", das giftige Thier in einem eleganten
Umschlag geheftet, schon seit Monaten da, und möchte
gern mit Ihnen liebäugeln; auch die „Kritischen
Wälder" sind zum Aerger der Hegelianer, die der
Kampf der Grazien jetzt erst verdrießt, nicht grau,
sondern sie sind griin — brochirt; versteht sich, grün
brochirt wollte ich nur sagen, wie Sie selbst, theuerer
Freund, an dem Ihrer verehrten Frau bestimmten
Exemplar ersehen werden. Beide Sachen habe ich
Ihnen durch den sogenannten Lenz nicht geschickt,
weil ich besagten nicht auftreiben konnte. Wenn Sie
wieder kommen und mir noch gut sind, schicke ich
Ihnen alles durch die Stadtpost nach dem Schiffbauer-
Damm hin.
Von Ihrem vierten Bande des Orients habe ich
dagegen jetzt erst — Jo Triumphe! — den letzten
Druckbogen, der mir in dieser Woche zugekommen,
an Cnobloch zurückgesandt, und ihm dabei zugleich
ein Briefchen mitgegeben, worin ich in Ihrem Namen
gebeten, daß C. doch nun wenigstens das Ausgeben
des Buches rasch betreiben möchte, damit Sic noch
während Ihrer Sejourin Petersburg Exemplare erhalten.
Die Sache scheint etwas confuse betrieben zu sein;
auch fehlt hinten der Confudse, den Sic uns noch ver-
sprochen hatten, aber hoffentlich doch nicht auch aus
Confusion? — Obwohl es mich Anfangs confuse
machte, da ich von Ihnen etwas Bestimmtes über einen
angehängten Confucius gehört zu haben glaubte. Sonst
ist Alles, Titelblatt, Dedication pp. richtig besorgt; und
freue ich mich nun darauf, das Ganze noch einmal in
seiner nunmehr abgeschlossenen Gestalt zu über-
schauen und zu überdenken.
Sic Bruder von Osten, Sie haben Recht, daß Sie
Ihre Anschauungen des Orients nicht durch jetzige
nachfolgende Autopsie für unwandelbar halten mögen
und können. Ich glaube auch, lieber Mann aus
Nischny Nowgorod und Kasan, daß Alles, was Sic nun
dort sehen werden, oder in dem Augenblick, wo Sie
mein Geschreibsel lesen, schon gesehen haben, Ihr
geistiges Bild wenigstens gewiß nicht bereichern kann;
eher möchte ich mir denken, vermag das Bedingte
der wirklichen Erscheinung das frühere nur geistige
Schauen zu beschränken, zu begränzen, nach einigen
Seiten vielleicht auch zu lähmen, nach andern dagegen
mit Farbenreiz zu erfrischen. Bei Ihrem Versprechen,
uns mit Reiseskizzen zu beschenken, halte ich Sie fest;
dagegen wünschte ich, daß Sie selbst das Copiren der
gesehenen Gegenstände nicht für etwas zu Gewöhnliches
oder von Ihnen nicht zu Fordern des ansehen mögen.
Copiren Sie immerhin; Sie »erden doch immer
poetisch copiren. Sie müssen uns recht viel copiren,
da nach den Gegenden die Sie durchwandern, das
Schicksal vielleicht nicht so bald wieder einen be-
schaulichen deutschen Poeten hinsendet. Diese Ge-
genden, Städte, Völker und Gebäude haben wohl längst
auf einen Dichter gewartet.
Es freut mich, daß Sie auch von doit an unsern
hiesigen literarischen und journalistischen Kreisen theil
nehmen. Was Sie indeß zum Lobe des Weiße schen
Aufsatzes über Heine in den Jahrbüchern sagen, ist
nicht die allgemeine Stimme über diese Recension.
Viele meinen, W. sei gar zu schulmeisterlich und
kleinlich hier mit einem Humoristen , gegen den man
wenigstens auf andere Weise polemisiren müsse, ver-
fahren. Meines Erachtens, der ich den Aufsatz nur
halb (bei Stehely) gelesen, hat er ihn gar au gründlich
bcurthcilt, und gegen eine Natur, wie Heine ist man
im Nachtheil, wenn man nch zu gründlich mit ihr ein-
läßt. Uebrigens irren Sie, wenn Sie zu glauben scheinen,
ich sei ein Gegner Weiße's; ich habe ihm vor einiger
Zeit anonym in den Blättern f. L U. eine sehr lebhafte
Auseinandersetzung zu Theil werden lassen. Sic selbst
uigitized Dy VjC
Charlott« Slicgliti-
Nach einet Lithographie «oa fleck.
Srittrhrijt /*' bmlUrJ,, mK dt Jt.
s
i
l
I
H
T
Digitized by Google
5
aber kennen Weißt nicht, oder wenigstens nicht seine
neueren Schriften, wenn .Sie meinen , er sei ein An-
hänger der Hegel sehen Philosophie, gegen die er ja
so scharfsinnig zu Felde gezogen ist, troi/dem, daß er
sich im Formellen der Methode dieser Philosophie an-
schlieOt.
Ihre Gruße an hiesige Freunde sind mcistenthcils
bestellt und herzlich erwidert. Der wackere Schott
hat Ihren Aufforderungen schon früher entsprochen;
ich wünsche recht von Herzen, daß sich für ihn etwas
dunstiges gestalten möge, so sehr es auch zu bedauern
wäre, ihn hier zu verlieren. Jetzt hat er seinen Bruder
wieder, der zurückgekehrt ist, was dem Einsamen
wohl thun wird. Klein hat mi' h in der letzten Zeit
öfter besucht; er ist bei Weitem besser, als mir Kühne
eingeredet hatte; es ist ein eminentes Talent in diesem
jungen Menschen, das bei weniger Leichtsinn in der
eigenen F.nt\w< kclung , nothwemlig herrliche Fruchte
tragen muß. Lehmann ist jetzt in Wien; mochte ihn
diese Reise erheitern und starken, er sah in den letzten
Tagen fast bis zum Erschrecken angegriffen aus.
Nichts aber ubertrifft an Behaglichkeit unsern Dr. Veit;
seine Bräutigam-Saison in Weimar hat ihn uns nur
noch runder und fetter wieder zurück gebracht; an
wackrer und tüchtige! Gesinnung ist er der Alte. Auch
Referendar D. empfiehlt sich Ihnen, er ist mein
I (oratio, wenn ich Hamlet wäre. Zu Horns komme
ich jetzt nicht; ich bin mir immer bei dem Manne wie
ein Wolf im Schafskleide vorgekommen, da mir bei
seinen weichlichen Gebcrdcn im Geheimen immer die
schändlichsten Wit/e als naturlicher Gegensatz ein-
fielen; Gegensätze rufen sich ja durch sich selbst her-
vor. Ich mag das aber nicht mehr, und so halte ich
mir jetzt entschieden alle Verhältnisse vom Leibe, in
denen ich mich und meine, doch nun einmal mensch-
lich gemischte, Natur verstellen muß.
t"nd nun noch die angelegentlichsten und herz-
lichsten druLie an Ihre liebe Frau, die ihre Stroh-
witwenschaft, wahrend der Andere der beiden In-
separabeln gen Osten entflogen ist, gewiß sinnig dazu
benutzt haben wird, nun das hausliche und gesellige
Leben in Petersburg recht aus dem Grunde kennen zu
lernen. Ich freue mich auf den Schatz feiner Be-
obachtungen, der sich als Gewinn künftiger Unter-
haltungen für uns daheim sitzen gebliebene Berliner
verspricht. Gott mit uns'
Ihr aufrichtiger treuer
Th. Mündt.
Eine unbefangene Freundschaft zweier jungen,
im Alter nicht sehr verschiedenen Autoren
spricht aus diesem ersten Briefe, und die Gattin
des einen ist die fröhliche Teilnehmerin dieses
Bundes. Der Brief schildert uns ferner Mündt
in seiner Tätigkeit, die einstweilen noch mit
Vorliebe der Novelle zugewandt war. Den
von ihm erwähnten „Bibeldieb" hatte kurz vor-
her das Stuttgarter „Morgenblatt" gebracht
(Nr. 131 bis 144 vom l. bis 17. Juni 1833.
Aufgenommen in Mündts „Charaktere und Situa-
tionen", 1837, l. Teil). Eine zweite Novelle
aus diesem Jahr hat sich jedoch nicht fest-
stellen lassen. Der „Kampf eines Hegelianers
mit den Grazien" ist eine „philosophische Hu-
moreske"; sie war schon vorher in einer Zeit-
schrift erschienen und stand nun an zweiter
Stelle in den „Kritischen Wäldern", die „der
Frau l>oktorin Charlotte Stieglitz in inniger
Verehrung gewidmet" waren. Mündt selbst
hatte, wie alle Jungdeutschen, die Schule Hegels
durchgemacht, und wenn er auch bald den
l< »gischen Zwang dieses philosophischen Systems
abzuwerfen strebte, wie er ja überhaupt die
fuhrenden Geister jener Epoche, unter anderen
auch Steffens und Heine, mit etwas übermü-
tigem Stolz zu „uberwinden" liebte: das Rüst-
zeug und die Formeln dieser Schule hat er
trotzdem, wie das ganze junge Deutschland,
nie ganz verlaugnen können. Zur Geschichte
der Philosophie Hegels gehört diese ungeheuer
tiefe Wirkung auf das ganze zeitgenossische
geistige Leben und besonders auf die Literatur,
eine Wirkung, die vielleicht nur der Friedrich
Nietzsches gleichk« mimt. Der schweren geistigen
Arbeit aber, die Hegels System voraussetzte,
waren die wenigsten gewachsen, und so lenkten
sie denn nach einer Strecke Weges ab, um
dadurch nun erst recht in eine philosophische
Wildnis hineinzugeraten, aus der sie sich dann
durch die Hilfe der Grazien herauszufinden
hofften. Die Gemeinde Hegels war damals
noch, kurz nach seinem plötzlichen Tode, in
den wissenschaftlichen Kreisen Berlins sehr be-
deutend, und Mündts kecke und pikante Satire
gegen das unpoetischc, geradezu alle Poesie
abweisende Element in Hegels Philosophie
konnte jetzt, wo sie in dem ersten kritischen
Buche eines schon bekannten jungen Autors
erschien, nicht ohne Rüge bleiben. Die „Jahr-
bücher für wissenschaftliche Kritik", die treff-
lich redigiert wurden und nur eine Abhängig-
keit, die von einem stupiden Zensor, kannten,
schützten ihren Mitarbeiter Mündt nicht vor
einer derben Abfertigung, die seinen „Kritischen
Waldern" in diesem Monat August 1833 wurde.
Der A. B. unterzeichnete, wohl von dem Gym-
nasialprofessor Agathon Bcnary verfaßte Auf-
satz in Nr. 38 der .Jahrbücher" läuft auf das
Urteil hinaus, daß Mündt zu den Geistern ge-
höre, die die „Lückenhaftigkeit ihres Denkens
)igitized by Google
Hoiiben, Jungdentsche I.«benswiiTeu.
durch eine Weichlichkeit der Empfindung aus-
zufüllen" suchen, wenigstens in der Philosophie;
aber auch in den anderen Disziplinen, in denen
Mündt wie seine jungdeutschen Kollegen einige
Universalitat erstrebte, geht der Kritiker ihm
scharf zu Leibe. Auf diese Abfertigung be-
zieht sich die obige briefliche Äußerung Mündts
von dem plötzlichen Verdruß der Hegelianer.
Eine noch viel schärfere, ja maßlose Ab-
weisung hatte sich in denselben .Jahrbüchern"
kurz vorher ein intimer Freund des Redakteurs
Varnhagen, Heinrich Heine, gefallen lassen
müssen. Gegen Heines jüngstes Buch „Zur
Geschichte der neuern schonen Literatur in
Deutschland" hatte im Mai 1 833 der Leipziger
Philosoph Christian Hermann Weiße in unge-
wöhnlich heftiger Weise die Anklage der Fri-
volität erhoben, die nur auf Verkleinerung des
Großen und Verunglimpfung des Edlen in der
vaterländischen Literatur ausgehe, um die Eitel-
keit der „grande nation" zu kitzeln, und be-
sonders seinem „Ekel" gegen Heines Äußerung
über Goethe kräftig Ausdruck gegeben; in einem
mit Pathos und Satire wohl gespickten Thesen-
stil zieh er den jungen Fant des Neides, des
Hochmutes und der Frechheit gegenüber dem
Olympier, und dieses Urteil an solcher Stelle
konnte nicht ohne Aufsehen bleiben. Das
spiegelt sich denn auch in dem obigen Briefe
wieder, der die Kritik Weißes nur als „zu
gründlich" bezeichnet, ihrer Tendenz aber im
wesentlichen zustimmt, denn Mündt pflegte
mit Nachdruck seine Geringschätzung Heines
zu äußern.
Neben Mündt sehen wir in dem obigen
Briefe auch den jüngeren Freundeskreis des
Ehepaares Stieglitz vorbeipassieren. Wilhelm
Schott war ein junger Philologe der chinesischen
Sprache, der wohl auch der akademischen Kar-
riere zusteuerte. Auch er war Mitarbeiter des
„Magazins", und Lehmann ist kein anderer
als der erste Redakteur dieser Zeitschrift, Julius
Lehmann. Franz Horn, ein wässriger Nieder-
schlag der Romantik, ist genugsam bekannt,
und das Verhältnis des Jüngern zu dem Ver-
treter der alten Schule ist recht charakteristisch.
Für den Referendar D. fehlt mir jede Inter-
pretation. Dr. Veit ist der Verleger Moritz
Veit, der erst seit einem halben Jahr die lite-
rarische Laufbahn mit der aussichtsvolleren
eines Verlegers vertauscht hatte. Als Lyriker
nicht unbegabt, hatte er mit Stieglitz und Karl
Werder 1830 den „Berliner Musenalmanach"
herausgegeben, hatte in Jena studiert und sich
den philosophischen Doktorgrad erworben, auch
ein Buch über den Saint-Simonismus veröffent-
licht, das beim jungen Deutschland nicht ohne
Einfluß blieb, aber dann mit dem Buchhändler
Joseph Levy (später Lehfeldt) ein Verlagsgc-
schäft übernommen, dessen Hauptartikel in dem
„Berliner Wohnungsanzeiger" bestand. Seine
Finna verlegte auch das Denkmal „Charlotte
Stieglitz", und Veits Biograph in der Allge-
meinen Deutschen Biographie schreibt ihm
sogar eine Teilnahme an der Redaktion dieses
Buches zu, ohne indes anzugeben, worauf sich
diese Angabe gründet Im Juni 1834 hatte
Veit seine Ehe mit Johanna Elkan aus Weimar
geschlossen.
Am interessantesten aber ist Mündts Mit-
teilung über Klein, den späteren Verfasser der
vielbändigen „Geschichte des Dramas", die
leider nicht bis zum deutschen Drama vorge-
drungen ist Zur Zeit des Mundtschcn Briefes
war Klein etwa 25 Jahre alt; genaueres
wird wohl noch einmal festgestellt werden,
wenn die Literaturforschung sich seiner an-
nimmt was kaum zu vermeiden ist Er durfte
damals schon als Phänomen an Gelehrsamkeit
gelten; als Fünfzehnjähriger hatte er die Wiener
Universität besucht, hatte bereits den philoso-
phischen und juristischen Doktorgrad erworben,
war in fast einem Dutzend Sprachen so zu
Hause, daß er sie sogar in Versen beherrschte,
und war in diesem Sommer 1834 eben beschäf-
tigt, sich auf der Berliner Universität den me-
dizinischen Doktorhut zu holen. Am 15. Oktober
1834 promovierte er hier. Seine Opponenten
waren drei Mediziner, die Doktoren Boeckh,
Ketteier und Reichenau. Seine Dissertation
„De pertussi" (Der Keuchhusten), die auf der
Königlichen Bibliothek in Berlin zu finden und
der ihr anhängenden Selbstbiographie wegen
zu beachten ist, trägt die Widmung: „Amico
candido, s|>ectatissimo, humano, Henrico Stieglitz,
Doctori philosophiae, poetae insigni, humile hoc
inaugurale speeimen amantissima mente devo-
vet Auetor." Diese und weitere Mitteilungen
Mündts über Klein sind deshalb besonders
wichtig, weil grade die dreißiger Jahre in Kleins
Leben noch sehr im Dunklen liegen und grade
hier sich seine erste engere Beziehung zur
7
modernen Literatur, der er als Kritiker und auch
als dramatischer Dichter angehören sollte, an-
knüpft 1901 veröffentlichte Professor Wilhelm
Wetz in der Sonntagsbeilage zur „Vossischen
Zeitung" einen umfangreichen Aufsatz: r J. L.
Klein als Berliner Journalist", und auch hier
waren diese dreißiger Jahre aus Mangel an
Material nur ganz flüchtig und unsicher be-
handelt. Allerdings hatte schon Stieglitz in
seiner Selbstbiographie einige Mitteilungen iiber
Klein in diesen Jahren gemacht, die dem Ver-
fasser jener inhaltreichen Studie entgangen sind.
Soviel über die Persönlichkeiten der in
Mündts Brief genannten Freunde, die uns noch
häufiger begegnen werden. Die Reiseskizzen
aber, die Stieglitz dem Berliner Bekannten-
kreise versprochen hatte, blieben aus und be-
schränkten sich auf den von Mündt erwähnten
Brief vom 17. und 18. Juli. Er ist im „Maga-
zin für die Literatur des Auslandes" (Nr. 96
vom 12. August) abgedruckt und schildert den
Wassersturz von Imatra, ein Fest in Peterhof
und eine Begegnung mit Ignaz Aurelius Feßler
in Petersburg. Ein von Stieglitz abgeschlos-
senes Manuskript „Drei Jahre auf Reisen und
in der Heimat", von dem er in seiner Selbst-
biographie mehrfach spricht, scheint sich in
seinem Nachlaß nicht mehr gefunden zu haben;
der Herausgeber seiner Briefe, sein Neffe L.
Curtze, sagt weiter nichts darüber.
Eine diesem fragmentarischen Reisebrief zu-
gefügte redaktionelle Notiz, die von M. V. (also
Moritz Veit) unterzeichnet ist, teilte mit, daß
Stieglitz jetzt auf einer Reise nach Nischni-
Nowgorod und Kasan begriffen sei; Charlotte
blieb unterdessen bei den Petersburger Ver-
wandten. Damit findet auch die obige Rede-
wendung in Mündts Brief ihre Erklärung.
II.
Hippels tiatürliclter Sohn.
Der Glanzpunkt in Mündts Essaisammlung
„Kritische Wälder" ist unstreitig sein umfang-
reicher Aufsatz über Hippel. Als „biographische
Andeutung" hatte er bereits 1832 in der Brock-
hausschen Sammlung „Zeitgenossen" 1 gestanden
und bereits zwei Jahre früher hatte Mündt im
Anschluß an die Rcimersche Ausgabe der
« Zeitgenossen. Ein biographische« Magazin für die
Ausgegeben am I. Joni 1832.
Schriften Hippels in den „Blättern für litera-
rische Unterhaltung" (1830 Nr. 323) diesem
seinem literarischen Lieblingshelden eine Vor-
studie gewidmet Was ihn an diesem Cha-
rakter reizte, ist nicht nur für das Zeitalter der
„Zerrissenen", für das junge Deutschland cha-
rakteristisch; die Vorliebe für solche zwiespäl-
tigen Charaktere ist eine Begleiterscheinung
aller literarischen Revolutionen. „Mit tiefstem
Anteil," erklärt Mündt, „gehe ich an die Lebens-
entwickelung dieses Charakters, der mir, ich
gestehe es, eben deshalb so anziehend ist, weil
ihn die Welt, nämlich das, was man im ge-
meinen Sprachgebrauch Welt nennt, so ab-
stoßend findet und finden muß. Nicht als ob
ich ihn als einen durch seine unmittelbare Per-
sönlichkeit anziehenden Mann hinstellen wollte;
denn in dieser Hinsicht war er es nicht; sondern
vielmehr in der Ansicht, daß ein Charakter, in
welchem das Göttliche und Irdische abwechselnd
und gewaltsam um die Oberhand ringt, und der
in diesem Ringen seiner Natur nach oben und
unten einen wahrhaft menschlichen Kampf
durchgekämpft, von dem er vielleicht der Welt
um ihn meistenteils nur das schroffe Schwerter-
geklirr seines innern Widerstreites zu hören
gegeben haben mag, aus dem sich aber nach
der verborgenen Innenseite seines Wesens zu ein
höheres, blütenvolles Leben entwickelte, das er in
heimlichen Mußestunden seinen Schriften, deren
äußern Ruhm er gern andern überließ, einpflanzte
- daß ein solcher Charakter im tiefern Sinne
anziehender erscheinen muß, als jene glatten
Persönlichkeiten, welche, weil sie wegen ihrer
Stofflosigkeit weder mit sich selbst noch mit
der Welt je in Widerspruch geraten können,
nie abstoßend gefunden werden und daher,
durch ihre leichte Beweglichkeit überall Glück
machen, vorzugsweise als anziehende Naturen
zu gelten pflegen." Mit feinstem psycholo-
gischen Zartgefühl verfolgt dann Mündt das
gemeinsame Wirken von Dichtung und Wahr-
heit in Hippels Schriften und lieben und be-
sonders in seiner Selbstbiographie, die von
Gegnern als herausfordernde Fälschung be-
zeichnet worden war. „Th. G. von Hippels
Lebenslauf nach aufsteigender I inie", so nannte
Mündt seine Untersuchung und deutete damit
auch das Ziel derselben an, das er zudem
Geschichte unserer Zeit Vierten Bandes I. und 2. Heft.
Digitized by LiOOQle
8
Nach etaer Lithographie ton Ax. Becker.
gleich am Anfang klar und deuttich bezeichnet:
„Hippel war nicht nur der selbstbewußteste Be-
obachter seiner eigenen Lebenslinie, sondern
er arbeitete auch mit planmäßiger Anstrengung
daran, ihr durch ein genau berechnetes Getriebe
die Richtung zu geben, welche sie in den Ver-
hältnissen von Zeit und Welt nehmen sollte
und nahm. Sein Lebenslauf erscheint aber
demgemäß in einer fortwährend aufsteigenden
Linie; denn während er, den Kant einen Zen-
tralmenschen nannte, als Schriftsteller im I )enken,
Dichten und Forschen die geistige Höhe seines
Jahrhunderts erstiegen hatte, sich jedoch wunder-
bar genug auf diesem Gipfel seiner innerlichen
Größe vor seinen Zeitgenossen verbarg und in
Anonymität einhüllte, rang er dagegen zu gleicher
Zeit mit rasüoser Geschäftigkeit darnach, auch
die weltlichen I löhemesser seines I^ebcns immer
weiter hinaufzuschrauben und den möglichst
glanzenden Besitz äußern Ansehens durch Staats-
ämter und Reichtum sich anzueignen." Unter
diesem fest eingehaltenen Gesichtspunkt schildert
Mündt, wie Hippel als Dichter in seinen „Lebens-
läufen" seine eigene Biographie sich vorge-
zeichnet hatte, als Mensch mit Aufbietung aller
Kraft und mit glänzendem äußeren Erfolge
ihr nachlebte und in seiner Selbstbiographie
sie nachphantasierte, und kommt auf diesem
Digitized by Google
9
überraschend sicheren Wege zu einer schönen
und herzlichen Würdigung dieses Mannes,
„welcher durch sein stillstandsloses Streben zur
1 lohe in inneren und äußeren Dingen und durch
den daraus notwendig hervorgegangenen un-
vereinbaren Widerspruch dieser beiden Seiten
seiner Natur sich in der schönsten Fülle seiner
Kräfte doch nur selbst verzehrte".
Ob die Richtung, die Mündt selbst spater
seiner Laufbahn geben sollte, einer Wesens-
verwandtschaft mit Hippel zuzuschreiben ist,
ob dieses Streben, dem innern Reichtum auch
eine würdige äußere Gestalt zu erringen, nicht
allein ein Kennzeichen Hippels oder des ganzen
jungen Deutschlands, sondern vielmehr ein all-
gemein modernes Symptom ist, kann hier nicht
weiter erörtert werden. Für sich selbst we-
nigstens gab Mündt eine solche innere Ver-
wandtschaft mit dem Dichter der „Lebensläufe",
dessen beide Vornamen er führte, mit einiger
Koketterie zu, ja er verstieg sich im Eifer des
Gefechts so weit, sich „Hippels natürlichen
Sohn" zu nennen. Dies geschah in seinen wei-
tern Briefen an das Ehepaar Stieglitz, bei dem
die zugestandene „problematische Ähnlichkeit"
Mündts mit Hippel voll angstlichen Mißtrauens
aufgenommen wurde.
Diese weitern Briefe führen uns bereits in
den Beginn des verhängnisvollen Jahres 1834.
Heinrich Stieglitz war nach Berlin zurückge-
kehrt und hatte sich wieder auf einige Zeit
in die ihm verhaßten Geschäfte eines Biblio-
thekars der Berliner Königlichen Bibliothek ge-
funden; in seiner Selbstbiographie bezeichnet
er diesen Winter 1833/34 als eine der „schönsten
Perioden unseres Doppellebens". Reicher ge-
selliger Verkehr wechselte mit ergiebigen Dichter-
stunden, und es hatte den Anschein, als ob die
sommerliche Reiseerfrischung auf lange Zeit
vorhalten werde. Stieglitz bereitete die zweite
Auflage seiner „Stimmen der Zeit" vor; zu dem
schmalen Bändchen von Gegenwartsgedichten,
das 1832 erschienen war, hatten sich weitere Bei-
träge gefunden. Ehe die neue Sammlung zum
Drucker wanderte, wurde sie Mündt zur Durch-
sicht anvertraut Von den beiden in seinem
Brief erwähnten hinzugekommenen Liedern ist
das eine, mit dem Lutherwort „Der Geist aber
machet ein lustig und frei Herz" betitelte im
Morgenblatt (1834. Nr. 163 vom 9. Juli) ab-
gedruckt; das andre „Hellas Wiedergeburt"
Z. f. B. 1905/1906.
verdankt einer abendlichen Kontroverse mit
Henrik Steffens seine Entstehung; ich werde
darauf noch zurückkommen.
Der vertraute personliche Verkehr in diesem
Winter, der „jour fixe" im Stieglitz sehen Hause,
die gemeinsamen Besuche von Konzerten und
Theatervorstellungen waren naturlich einem
ausgedehnteren Briefwechsel nicht günstig, und
dieser mußte sich daher leicht auf gelegent-
liche Notizen vorwiegend literarischer Art be-
schranken oder da wieder aufgenommen werden,
wo eine momentane Spannung die briefliche
Äußerung der mundlichen vorzog. Bis zu diesem
Januar 1834 klafft daher in dem Briefwechsel
der Freunde eine Lücke, die nur durch drei, im
„Denkmal" mitgeteilte Briefe Charlottens ausge-
füllt ist Die beiden ersten vom 7. und 8. Novem-
ber 1833 betreffen Mündts „KritischeWaldcr" und
Einzelheiten darin, der dritte vom 7. Januar 1834
Charlottens Verhältnis zu Rahel. Dem zweiten
Brief, dessen letzter Absatz handschriftlich
„den 8ten November Nachmittags" datiert ist,
folgt im Original noch eine spätere Nachschrift:
Mittwochs den ijten.
Ich sende Ihnen mit einem herzlichen Guten
Morgen die wenigen unbefangenen Zeilen, die ich noch
an jenem Nachmittage niederschrieb, um Ihnen
wenigstens meinen guten Willen zu zeigen. Seit Ihrem
herrlichen Briefe bin ich verstummt warum?
Scheint« manchmal doch, als wenn mit zunehmender
Klarheit auch zunehmende Rathsei in uns aufsteigen.
Ihre Sie innigst hochschätzende
Charlotte Stieglitr.
Von den Briefen Mündts scheinen also doch
etliche nicht erhalten zu sein, da die Fortsetzung
des Briefwechsels auch erst Ende Januar 1834
wieder einsetzt. Eine absichtliche Vernichtung
aber scheint mir unwahrscheinlich, da diese
wohl ebenso die nächsten Briefe betroffen
hätte, deren Tonart, unter dem Druck einer
augenblicklichen Verstimmung wieder empor-
schnellend, in schöner, wenn auch vielleicht
etwas überschwenglicher und daher gefahrlicher
Weise alles das sagt, was über die innige
Freundschaft der drei gesagt werden konnte.
Für Theodor Mündts Charakteristik sind diese
beiden nächsten, unmittelbar aufeinander folgen-
den Briefe von ungemeiner Wichtigkeit:
Mündt an Heinrich Stieglitt.
Ich sende Ihnen hier, theuerster Freund, Ihre
„Summen der Zeit" mit herzlichem Dank wieder, weil
ich Dienstag Abend verhindert bin, sie selbst zu über-
bringen. Die hinzugekommenen neuen sind von der
2
Digitized by Google
IO Hoaben, JungrleuUche Lebcnswirren.
Art, daß ihnen durch mich keine Verzögerung in der
Abscndung zugefügt »erden darf. Ich wünsche ihnen
also nur noch Glück auf den Weg, das ihnen werden
wird, da der Gott mit ihnen ist. „Hellas Wiedergeburt"
ist geworden, was es werden musste. „Der Geist aber
machet ein lustig und frei Herz" ist eines Ihrer schönsten
Gedichte. Unter den alten, aber neu gelesenen haben
mich „Unsere Zeit" und „Rechenschaft*' wieder be-
sonders erquickt Näheres mündlich, da ich in diesem
Augenblick zum Schreiben zu unruhig bin, wie Sie
auch schon meiner Handschrift ansehen werden.
Sollten Sie Herrn Ries und Quartett-Comp. sehen,
und ihm vielleicht das Blatt der Staats Zeitg. entgangen
sein, worin ich sein Konzert erwähnt, so bitte ich, ihm
das Beiliegende miuutheilen. Ich konnte und durfte
es freilich nur mit dürren Worten thun. Auch pfusche
ich ja nur so in die musikalische Kritik hinein, da ich
doch eigentlich nichts von Musik verstehe.
Was den Camoens betrifft, so ersuche ich Sie, den
selben möglichst allein auszulesen, und ihn mir
spätestens bis Donnerstag Mittag zurückzuschicken,
wo ich ihn abgeben muß.
Ihre Frau Gemahlin bitteich, meine problematischen
Aehnlichkeiten mit Hippel doch ja nicht zu „ignoriren"!
Ich will keinen Pardonl Ignoriren sieht doch immer
wie Pardon aus, den kein wackerer Kämpe annimmt.
Bin ich ein ebensolcher Taugenichts, wie Hippel (der
meine baden Vornamen sogar fuhrt: Theodor Gottlieb)
so will ich auch wie Hippel verdammt sein. Ich hatte
mir freilich nie träumen lassen, dali diese Achnlichkcit,
die ich selbst zuerst in aller Unschuld ausgesprochen
hatte, je zu Consequenzen auf meinen Charakter be-
nutzt werden könnte, und deshalb gestehe ich Ihnen,
dali eine diesfallsige Bemerkung an jenem Quartett-
abend mich tief erschreckt hat. Vor einem weiteren
Ausspintisiren jener Consequenzen kann ich noch in
diesem Augenblick zusammenschaudern, da ich mir
hier auch das Weiteste, par conscqucncc als möglich
gefallen lassen müsste.
Ich kann mich nicht als angegriffen cingestehn,
deshalb kein Wort zu meiner Rechtfertigung. Nur was
meinen mir oft zu Gcmüth geführten Charakterfehler
der sogenannten Verschlossenheit anbeträfe, bemerke
ich Ihnen, aus wahrer inniger Freundschaft, folgendes:
In meinen Augen ist wirkliche Verschlossenheit ein häß-
licher, gelber Gifttropfe auf dem reinen Krystallspiegel
eines freundschaftlichen Umgangs! Im Anfang unserer
Bekanntschaft, wo wir noch keinen eigentlichen tieferen
Freundes-Umgang unter uns entwickelt hatten, mag
ich gegen Sie verschlossen gewesen sein, weil ich
schwer, aber dann um so fester vertraue ; haben Sie
mir doch selbst gestanden, dali auch Sie im Anfang
Rückhalte gegen mich gehabt Aber seit einer gewissen
Zeit, und namentlich seit dem letzten ganzen Jahre bin
ich mir keiner Verschlossenheit, keiner Rück- noch
Hinterhalte gegen Sic bewußt; mein Verhältnis zu
Ihnen beiden war vielmehr in der letzten Zeit mein
einziges, in dem ich mich offen, gern und mit Lust
mittheilcn mochte und konnte, und worin ich mich
selbst mit meinen mannigfachen thörichten literarischen
Planen, die ich bloßgab, gehen licli. Bei Verschlossen-
heit ist kein wahrer Umgang möglich! kein Zusammcn-
w eiterleben denkbar I Und mir müßte fortan jedes
Wort im Halse ersterben, das ich zu den Andern
sagte, wenn ich immer denken mußte, man vermuthe
doch eigentlich etwas Anderes versteckt in meiner
verschlossenen Seele! Ich wiederhole es Ihnen, es
ist nichts Feindliches in mir, das ich nicht auch den
Muth haben sollte, Ihnen herauszusagen! Glauben Sie
mir, es fehlt mir nicht an Muth! Ich stehe sehr un-
abhängig im Leben da, weil ich wenig bedarf, und
habe mir diese Unabhängigkeit immer erhalten, um
ganz und in allen Verhaltnissen wahr sein zu können !
Was sollte ich für Gewinn an Ihnen durch Unwahrheit
machen? Ich bin streng und gewissenhaft in einem
freundschaftlichen Umgang, den ich wirklich von
Herzen ergriffen hatte. Ich mag sonst ein schlimmer
Gesell sein, aber an eiserner Gewissenhaftigkeit soll
mich Niemand übertreffen. Aber ich muß ein unglück-
seliges Etwas in meiner Art und Weise an mir haben,
das mir den Anschein von Verschlossenheit und Zurück-
haltung bei Ihnen noch immer geben konnte. Zugleich
kommt es mit daher, daß ich sehr wenig Werth auf
alles das lege, was mich selbst betrifft, und oft garnicht
einmal vorauszusetzen wage, daß es Andere intcressiren
könnte | daher ich oft meine Personalitäten nicht vor-
zubringen wage und mich nachher verwundere, w enn
ich höre, daß die Leute grade gewünscht, ja als schick-
lich erwartet hatten, daß ich ihnen etwas darüber sagte.
Dann schmerzt es mich. Aber man habe nur Geduld
mit mir, man sei tolerant! Habe ich Ihnen auch nur
ein einziges Mal Charaktervorwürfe gemacht? Unter
den höchst wenigen guten F.igcnschaften, die ich be-
sitze, muß ich mir jedoch auch die Toleranx zurechnen.
Hr. Reilstab hat Recht, darin bin ich Optimist! Ich
weiß jeden Charakter auch noch in einem erträglich
hellen Lichte zu sehen, ein Charakter (wenn er fertig
ist) ist eine organisch gegliederte Pflanze, was kann
die Pflanze dafür, wenn sie stinkende Blatter mit in
ihrem Kelche hat, die Sonne Gottes scheint doch
über sie, Licht, Farbe und Luft haben sich auch an
ihrem Organismus bethäligt. Ich liebe auch die Pflanzen,
an denen ein schleichender Wurm nagt, ich fühle mit
ihnen, ich kann mit ihnen denken und weinen, ja ich
kann sie verherrlichen. Und so sah ich Hippel!
Doch — es ist vielleicht eine Schwäche von mir,
daß ich über diesen Gegenstand so außer mir gcrathe;
die Bemerkung Ihrer verehrten Frau war nicht einmal
so scharf gemeint — aber es ist wenigstens menschlich
und natürlich, daß man sich da am meisten verletzt
fühlt, wo man am meisten geliebt hat
Aufrichtig bedauernd, aus der Haut nicht heraus-
zukönnen, in der ich nun einmal (leider!) stecke, und
zugleich heilig versichernd, daß ich mir gem die idealste
Menschheit zulegen möchte, wenn ich sie nur irgend
wo für Geld oder gute Worte auftreiben könnte (an
dem Quartett-Abend lief ich nachher noch wie rasend
auf der Straße danach umher), Alles dies also ver-
sichernd, bin ich in unveränderter treuer Freundschaft
Ihr
Theodor Gotüieb Mündt,
Berlin, 13. Januar 183.1. Hippels natürlicher Sohn.
II
Diese herbe, anklagende und zugleich heraus-
fordernde Selbstverteidigung konnte auf Char-
lotte den schmerzlichsten Eindruck nicht ver-
fehlen und einige Bricfzcilen, die nicht erhalten
sind, gaben dem auch Worte. Sie enüockten
dem „natürlichen Sohne Hippels" ein weiteres,
von idealster Auffassung getragenes, poesie-
volles Geständnis:
Mündt an Charlotte Stieglitz.
Aus innigster Seele verehrte Freundin! Der Lebens-
wirren ist einmal kein Ende; die sich am beuten ver-
stehen, mißverstehen sich, und so mußte ich sogar Sie,
die heiligste Gestalt meines Leben«, verletzen, weil ich
um Alles nur von Ihnen nicht hatte verkannt sein
wollen. Ich darf, so tiefbewegt und unfähig ich auch
in diesem Augenblick bin, Ihre heutigen Zeilen nicht
ohne Entgegnung lassen. Könnte ich Thranen zu
Worten machen, so wäre schon ein ganzes Buch für
Sie geschrieben voll von den geheimen Dämonen
menschlicher Sümmungen, die uns immer treiben, an
dem zu zweifeln, was wir doch, wäre selbst der Zw eifel
wahr, nie aulhören könnten zu verehren. Der Zweifel,
der nur ein Milchbruder der Sehnsucht ist, ist aber
eben der schönste Bürge unseres ewigen Zusammen-
hanges mit dem Gegenstande, an dem wir zweifeln.
Damm dürfen wir oft selbst an Gottes Dasein zweifeln
— wir zweifeln an Gott, weil wir ohne einen Gott nicht
leben können.
Wollen, werden Sie mir verzeihn? — Und ich habe
nicht einmal so an Ihnen gezweifelt. Beim Himmel,
ich beschwöre Sie, mir zu glauben, daß ich Ihr gütiges,
mild tiefsinniges Wesen nie, auch nur ein i n Augenblick
verkannt So thöricht konnte ich selbst in meiner
kranken Schwermuth nicht sein, mir dies Bild, unver-
gänglich in meinen Gedanken zu zerstören, das für
mich eine solche aufrecht erhaltende Lebensbedeutung
erlangt hatte. Mein Brief war keine Anklage, sollte es
nicht sein. Ich wollte Sie bitten, mit mir Geduld zu
haben, wenn ich Ihnen nicht genügte. Und nicht bloß
meine Hypochondrie sagte mir wie ungenügend ich
Ihnen eigentlich sein müsse; Ihre Bemerkungen hatten
nur zu gut den wurden Fleck meines Wesens getroffen.
Aber ich war mir zugleich bewußt, Ihnen gegenüber
alle meine Kräfte aufgeboten zu haben, um Ihre
Freundschaft zu verdienen, und wie man angstlich, ja
mit kranker Sorge über dem Gegenstand wacht, dessen
man zumeist versichert sein möchte, so verwirrte sich
mir an jenem Abend, wo ich (sogar unwohl) auf den
Scherz Ihrer Worte nicht einzugehen vermochte, mein
Sinn. Als ich von Ihnen schied, kaum fluchtig Ihre
Hand berührend, fühlte ich mir aus dem Grund meines
Herzens eine dunkle Käserei heraufstürzen, sie spielte
auf mir in Beethovens kurz zuvor gehörten Tönen
(dessen Musik mich jedesmal krankhaft aufregt \ und
ich zehrte mich noch den ganzen folgenden Tag mit
dem fürchterlichen Gedanken ab, daß Sie, mich ver-
kennend, in meinem Verhältnis zu Ihnen nur ein ganz
gewöhnliches sähen, und nur aus reiner Bonhommic
meine negativen Seiten „ignoriren" wollten, während
ich mich doch schon berechtigt glaubte, für Das, was
an mir schadhaft, Ihre Heilung, Ihre Rettung, Ihren
Trost in Anspruch zu nehmen. So kann sich auch
Dessen, der sich des besten Strebens bewußt ist, eine
rathsclhaftc Verfinsterung bemächtigen.
Bei jedem Andern würde ich in diesem Falle ge-
schwiegen und ewig geschwiegen haben. Ihnen mußte
ich es sagen. Durch jenen unseligen Brief w ollte ich
das einmal zur Sprache gebracht und auseinanderge
setzt wissen, was uns wirklich noch an mir für das
schönste Zusammenleben, dessen wir vielleicht werth
sind, stören möchte. In meiner verwirrten, wilden
Stimmung muß aus dem Brief, wie ich jetzt nach den
Folgen urtheile, etwas Anderes geworden sein, als ich
selbst gedacht. Ich bin nur zu bitter für diesen Brief
bestraft, denn ich habe Sie dadurch betrübt
Sie zu betrüben? Mein Gott, das ist etwas Neues
für mich. Ich darf Ihnen wohl nicht erst sagen, daß
Ihr allererstes Sehen sogleich das tiefste Verstehen
und geistige Ansehließen geworden. Ich habe Sie
keineswegs und durchaus nicht erst „später" erkannt,
nein 1 nein ! Aber das ist richtig, daß ich erst allmählig
zu Worten kam. Wir stehen ja alle drei drüber über
den gewöhnlichen Conventionellen Verhältnissen, und
im Reich des Geistes darf ich Ihnen wohl gestehn, w ie,
wie sehr ich Sic verehre. Und da, w o mir jeder Zug
ein Gott ist, muß ich betrübt und verletzt haben»
Doch man kann und muß ja so viel im Leben ver-
gessen! Wagen Sie es nur wieder mit mir! Wie
mochten Sie aber glauben, daß Ihre anmuthigen Zeilen
vom Morgen jenes Tages mich auch nur im Entfern-
testen verstimmen konnten? Schon das Erblicken
Ihrer Handschrift bei solchen Billets ist mir ja immer
eine Seelenhcitcrung.
Die Flügelchen richten sich Ihnen gewiß wieder
auf. Es sind ja Musenflüge], die Sie haben, und die
bleiben nie lange hängen. Unscrm Duell schenke der
Himmel seinen Frieden. Ich ergebe mich Ihnen. Wir
mußten uns auch einmal ducllirt haben.
Am Ende muß ich selbst die ganze Schuld auf den
Dämon meines Wirrwarrs schieben, an dem ich noch
immer arbeite, und der sich nun an mir armem
Studenten rächt.
Noch einmal, verzeihen, vergessen Sie! davon
lebe ich.
Berün, d. 15. Januar 1834. Abends.
Theodor Mündt
Die Versöhnung ließ denn auch nicht lange
auf sich warten. Chariotte experimentierte
augenscheinlich gern mit ihren und fremden
Empfindungen. Unter dem Eindruck Beetho-
venscher Musik hatten sich die Freunde er-
zürnt; zwölf Tage später übersendet sie Mündt
wieder „eine so gefahrliche Waffe", nämlich
ein Billett zu einer Beethovenschen Symphonie,
mit den Zeilen, die in dem „Denkmal" unterm
24. Januar 1834 abgedruckt sind.
Digitized by LjOOQle
12
OL
Eine Novelle Theodor Mündts.
Am Schlüsse seines Briefes vom 15. Januar
1834 schiebt Mündt scherzend die Schuld an
dem kleinen Zerwürfnis mit dem Hause Stieg-
litz dem „Dämon seines Wirrwarrs" zu, an dem
er noch immer arbeite, und auch Charlotte
knüpft ihr Billett vom 24. Januar an diesen
Ausdruck an, was schon wahrscheinlich macht,
daß dies die ersten Zeilen waren, die dem
Freunde auf sein Geständnis vom 15. Januar
hin von Charlotte zukamen. Theodor Mündts
neue Novelle „Moderne Lebenswirren", die im
Sommer 1834 erschien, ist damit gemeint, und
dieses Büchlein, an dem Mündt zur Zeit der im
vorigen Abschnitt mitgeteilten Briefe arbeitete,
das auch Charlotte in dem Billett vom 2 5. Februar
1834 (vergleiche Denkmal Seite 264) erwähnt,
das für ihr Freundschaftsverhältnis voll Be-
ziehungen ist und in den weiteren Briefen uns
oft begegnet, bedarf hier einer Charakteristik.
Von diesem Werkchen, das für Theodor Mündt
im Mittelpunkt der hier behandelten Zeit steht,
ist auch der Titel unserer ganzen Untersuchung
genommen.
„Moderne Lebenswirren. Briefe und Zeit-
abenteuer eines Salzschreibers. Herausgegeben
von D. Theodor Mündt" (Leipzig, bei Gebr.
Reichenbach. 1834) lautet der vollständige
Titel dieser Novelle. In der vom Pfingstsonn-
tag 1834 datierten Vorrede bezeichnet der
Herausgeber die Briefe als wirklich von einem
Dritten geschrieben und versucht auch den
Charakter der Redaktion gelegendich zu wahren.
Dies Versteckspiel war ein Gebot der Zeitver-
hältnisse, ebenso wie das Unentschiedene und
Ungewisse des ganzen Inhalts der Briefe; aus
der Not war allerdings schon bald eine Mode
geworden; Gutzkows „Narrenbriefe", Laubes
„Politische Briefe" und seine vorwiegend in
Briefen abgefaßte dreibändige Novelle „Das
junge Europa" waren für Mündt naheliegende
Vorbilder gewesen. Daß das Buch gar keine
Resultate habe, sondern nur dazu reize, solche
zu suchen, hebt er vorsichtig schon in der Vor-
rede heraus; es wende sich nur an „Sinnende",
die es verstanden, selbst Resultate zu erzeugen.
Ein Salzschreiber ist der Verfasser dieser
Briefe, ein junger Mann, der früher als Student
in der Hauptstadt gewohnt, mit seinen Studien
und seinem Dichten Schiffbruch gelitten und
sich nach „Kleinweltwinkel" zurückgezogen hat,
um in der eintönigen Tagesfron eines Schreibers
auf dem Salinenamt alle ehrgeizigen Regungen
zu ersticken. Ganz aber will sich sein Inneres
nicht beruhigen; er leidet nämlich am „Zeit-
polyp" (Seite Ii), und auch die Lektüre der
geliebten Schriften Goethes vermag es nicht
mehr, ihn wieder „in die gute, goldene, alt-
väterische Ruhe eines literarischen Deutschlands
einzuwiegen und einzulullen" (Seite 126); so muß
er wehrlos jedem Reiz verfallen und da dieser
auch nicht ausbleibt, macht er die wunder-
barsten Motionen durch. Darüber schreibt er
dann langatmige, mit Einlagen und Episoden
gespickte Berichte an ein geliebtes Mädchen,
bei dessen Mutter er als mittelloser Student die
Miete schuldig geblieben ist Das Mädchen
ist unterdes Lehrerin geworden.
Eines Tages taucht nun in Kleinweltwinkel
ein Herr von Zodiacus auf, begleitet von einer
geheimnisvollen Großmutter und einer durch
melancholische Schönheit auffallenden Dienst-
magd. Man erkennt in diesem sich sehr hoch-
mütig gebärdenden unheimlichen Fremden bald
den Mentor des Dr. Faust In dem Werke
des jungdeutschen Schriftstellers entpuppt er
sich schließlich als der Parteiteufel; er hat sich
in dem politischen Tumult seit 1830 heiser ge-
schrien, und zieht sich eine Weile zur Erholung
aufs Land zurück. Hier läßt er nun sein Teufels-
mütchen an dem sich im Innern unsicher füh-
lenden Salzschreiber aus, um ihm den Zeitpolyp
zu kurieren, und treibt ihn auf teilweise recht
humoristische Art durch die verschiedenen
Lager der damaligen politischen Parteien. Auf
einem romantischen Nachtspaziergang begeistert
er ihn für den Liberalismus; bei einem schlemmer-
haften Frühstück vereidigt er ihn auf das monar-
chische Prinzip und den Absolutismus in jeder
Lebensäußerung; nach einem heftigen Wort-
gefecht jagt er ihn dann in die nüchterne
Ruhe des juste milieu, bis schließlich doch das
bessere Selbst des früheren Dichters alle diese
Schlangenhäute abstreift und der Salzschreiber
mit der Losung „Forschung, Freiheit Zukunft"
in die Arme seiner Geliebten zurückkehrt, die
ihm an ihrer Schule eine Lehrerstelle ver-
schafft hat
Poetisch sind Mündts „Lebenswirren" nicht
hervorragend. Für Naturschilderungen fehlt
Digitized by V^OOQle
'3
ihm jede Neigung. An Varnhagen schrieb
Mündt einmal, daß die Natur ihn auf die Dauer
schläfrig mache, er war eben ein moderner
Stadtbewohner, und wenn er auch in seiner
Satire gegen Hegel dem Philosophen aus einem
ahnlichen Verhältnis zur Natur einen Strick
gedreht hatte, so hat er selbst doch spater
in seiner „Madonna" die Mißachtung der Natur
geradezu zum Programm der neuen Literatur
erhoben. In der Sommernacht auf dem bluhen-
den Apfelbaum sitzend, treibt der
Salzschreiber Politik und Philo-
sophie. Das kleinstädtische
Milieu, sollte man glauben,
gäbe Mündt die beste
Gelegenheit, seinen
Sinn für das Zier-
liche in der künst-
lerischen Wieder-
gabe kleiner Ver-
hältnisse und
Existenzen zu
entfalten. Von
den Einwohnern
Kleinweltwinkels
scheinen ihm aber
nur zwei begegnet
zu sein, die er der
Beachtung wurdiyt,
sein Kollege, der
Kopist Mundus, und
ein verbummelter Kan-
didat, der, noch be-
rauscht von Hambacher
Begeisterung, als verkrachter
Theologe zu seinem Vater
zurückkehrt. Der Kopist Mundus
sollte wohl eine verkörperte Paro-
die auf Hcgelsche Philosophie
darstellen; er leugnet alle Begebenheiten und
erkennt nur die Gedanken an, mit denen die
allgemeine Ruhe in die Welt einkehre. Daher
ist ihm die Kaltblütigkeit das höchste Prinzip
(Seite 56). Dieser Mann des Begriffs kommt
aber bei Gelegenheit eines Schützenfestes in
sehr verhängnisvollen Konflikt mit der von ihm
geleugneten Begebenheit. Infolge einer Mei-
nungsverschiedenheit muß er sich mit dem Kan-
didaten Flitzbogen duellieren, zwar mit unge-
ladenen Flinten; aber der Parteiteufel Zodiacus
lädt die Waffen heimlich und so fällt Mundus
Morttl
als ein „Opfer der Reflexion" (Seite 54), wah-
rend der Kandidat Flitzbogen um ein Bein
verkürzt wird. Dieser heiratet zur Sühne die
Tochter des von ihm Getöteten und tritt auch
dessen erledigtes Amt an. Die Brautwerbung,
deren Zeuge der Salzschreiber Ist, entwickelt
sich in seiner Schilderung zu einer selbständigen
Szene (Seite 168 ff), die zwar etwas an Heine
erinnert und an den Stil, den die Licbeseplso-
den des „Buches Le Grand" tragen, aber doch
recht hübsch ist und neben der
zweiten Episode mit der schonen
I Kenstmagd Olympia den
geringen poetischen Fond
des Buches ausmacht.
Sind schon sämtliche
i uftretendenPersonen
dieser Geschichte
Personifikationen
von Begriffen, so
macht Mündt mit
dieser Olympia
den Versuch, die-
ses Versteckspiel
zu einer poeti-
schen Symbolik
zu vertiefen. Die
schone Dienst-
magd ist die ge-
stürzte Aristokra-
tie, die, von ihrem
1 lerrn geknechtet, nur
zur Nachtzeit wagt,
sich mit dem glänzen-
den Flitter der Vergangen-
heit EU schmücken und wie
eine Irre klagend über Ruinen
v.it wandelt Man möchte bei dieser
Erscheinung an Mörikes Peregrina
denken, von der Mündt leicht die Anregung
zu der poetisch anmutenden Gestalt geschöpft
haben dürfte.
Für Mündts Biograplüe enthält dieses Büch-
lein mancherlei beachtenswerte Notizen. Er
versichert in der Vorrede, daß außer dem
Schreiber dieser Briefe auch die darin auftre-
tenden Personen gelebt hätten, vor allem die
Empfängerin Esperance, den wahren Namen
der letzteren deutet er durch Sternchen an,
deren Zahl sich mit der Buchstabenzahl des
Namens Charlotte deckt Wie die späteren
'4
„Unterhaltungen mit einer Heiligen", so sind
also auch diese Briefe des Salzschreibers im
Geiste an Charlotte Stieglitz gerichtet. Sogar
der Geburtstag Mündts, dessen Jahreszahl noch
nicht aktenmäßig feststeht, läßt sich diesem
Buche entnehmen ; der Salzschreiber bezeichnet
einmal den 19. September 1833 (Seite 204) als
den Tag, an dem er mehr als ein Vierteljahr-
hundert, also 26 Jahre, alt geworden sei. Auch
Mündt ist am 19. September geboren und als
sein Geburtsjahr wäre demnach 1807 festzu-
setzen.
Natürlich wimmelt das Buch von aktuellen
Bezügen und Persönlichkeiten, die fast alle mit
Namen genannt sind. Am wichtigsten darunter
sind die Äußerungen über Henrik Steffens,
dessen Schüler Mündt gewesen war und zu
dem er in wirklicher Verehrung aufgeblickt
hatte. Er hat in den „Kritischen Waldern"
versucht, die schwankende Persönlichkeit dieses
Philosophen zu erklären und damit zu verteidi-
gen, wie er ja schon gelegentlich Hippels die
Berechtigung jedes in sich geschlossenen Cha-
rakters behauptet hatte. Steffens hat seinem
ehemaligen Schüler dieses Bemühen sehr übel
genommen. Dies ergibt sich zunächst aus der
Darstellung in den „Lebenswirren". Theodor
Mündt führt sich hier (Seite 110) selbst in seine
Novelle ein unter dem Namen eines Theodor
Üst (os-t = Mund-t),' der einmal über Steffens
geschrieben und „die Einheit und Reinheit des
Steffens sehen Charakters aus allen Widersprü-
chen heraus, die sich darin kristallisieren mögen,
doch zu retten und mit Liebe zu rechtfertigen"
gesucht habe. Steffens sei darüber sehr unge-
halten gewesen, weil jener Theodor „den großen
Steffens besser habe verstehen wollen, als der
große Steffens sich selber verstanden hat", die
faktische Äußerung eines Kritikers über Theo-
dor Mündts Aufsatz, die auch der nächste Brief
an Charlotte Stieglitz zitiert Bestätigt wird
dieser Bruch mit Steffens auch durch eine
unterdrückte Stelle in Charlottens Billett vom
8. November 1833, das Mündts Aufsatz zum
Gegenstand hat Statt „usw. usw." heißt es im
Original: „Dem Schlüsse nach begreife ich,
warum sich Steffens vielleicht nicht so gefreut
hat, wie er es cigenüich hätte tun müssen,
< Diesen Namen benutzte Mündt auch ab Pseudonym I
u. a. ist eine ausführliche Kritik über die ersten Bande von
unteneichnet.
nachdem ihn ein tiefes Herz, das notwendig
dazu gehörte, erfaßt und gleichsam herausge-
kehrt, weil das sich versenkende Eingehen in
seine Natur ein Drüberhinausgehen wurde."
Die sich daraus ergebende Gereiztheit zwi-
schen Mündt und Steffens führte zur Zeichnung
des letzteren in den „Lebenswirren", wo er die
„vieldeutig schillerndste Persönlichkeit ihrer Zeit
und das Überhaupt der Aristokratie der Geist-
reichen" genannt wird, die Steffens selbst ein-
mal treffend gekennzeichnet habe (Seite 108 ff.).
Für diese Charakteristik revanchierte sich dann
Steffens ein Jahr später, indem auf seine An-
geberei hin dem schon zugelassenen Privatdozen-
ten Mündt die angesetzte Probevorlesung an
der Berliner Universität im letzten Augenblick
untersagt wurde, ein Vorgehen, zu dem die
„Posthornsymphonie" der „Madonna" wahrlich
keine ausreichende Veranlassung bot.
Auch Heinrich Stieglitz, der keineswegs
sonderlich revolutionäre Anwandlungen hatte
und mit Steffens häufig in Gesellschaft zu-
sammentraf, hatte Mühe, mit dem von ihm
hochgeschätzten Philosophen, der immer mehr
einem Hofprediger-Pietismus sich näherte, auf
die Dauer freundschaftlich auszukommen, und
einem abendlichen Streit über Goethes Religio-
sität verdankt das Stieglitzsche Gedicht „Hellas
Wiedergeburt", wie schon früher erwähnt, seine
Entstehung; Stieglitz schildert das ausfuhrlich
in seiner Selbstbiographie (Seite 152 ff.).
Neben seiner neuen Novelle befaßte sich
Mündt im Frühjahr 1834 noch mit Zeitschriften-
plänen. Unter dem Titel „Perspektiven für
Literatur und Zeit" gedachte er vom Juli 1834
ab ein Blatt herauszugeben, das aber von der
sächsischen Zensur nicht zugelassen wurde; der
Verleger Reichenbach wohnte in Leipzig. Für
dieses Blatt hatte Mündt schon eine Reihe von
Beitragen gesammelt; Varnhagens Vermittelung
hatte ihm auch ein Manuskript des Fürsten
Puckler, der damals auf dem Höhepunkte seines
literarischen Ruhmes stand, verschafft. In ande-
rer Form als „Schriften in bunter Reihe, zur
Anregung und Unterhaltung" kam diese Samm-
lung von Journalaufsätzen dennoch im Herbst
1834 heraus. Dem ersten Heft, auf dessen
Titelblatt auch Stieglitz als Mitarbeiter genannt
är mancherlei Aufsitze in der Zeitschrift „Oer Krcimüthige";
Stieglitz* „Bilder des Orients", (1831, No. 5&f.) mit Dr. Ost
Digitized by Google
Hoabcn, Jungdeulschc I x Ii cns» irren. IJ
ist, ohne daß sich ein Beitrag von ihm findet,
folgte aber keine Fortsetzung; denn Mündt hatte
schließlich in Verbindung mit seinem Verleger
die Bedenken des Zensors zerstreut und die
geplante Zeitschrift erschien vom Januar 1835
ab unter dem Titel „Literarischer Zodiacus"
Hier taucht also wieder jener Name aus den
„Lebenswirren" auf, und diesem Büchlein ist
denn auch die Erklärung dieses nicht unge-
schickten Zeitschriftentitels zu entnehmen. „Ich
bin der Zodiacus", erklärt dort der Parteiteufel
(Seite 248), „der Tierkreis der Zeit, und die
Sonne der Wahrheit muß bekanntlich durch
die Zeichen des Tierkreises laufen, wenn sie
ihre Bahn vollenden will."
Diese beiden Interessen, das der Novelle
und das der Zeitschrift, walten in den nächsten
Briefen Mündts an Charlotte vor und wir er-
fahren mancherlei Neues über die Geschichte
der beiden Unternehmungen, von denen die
eine wider Erwarten ihres Autors vorerst hinaus-
geschoben werden mußte. Diese nächsten
Briefe mit ihrem liebenswürdigen Humor sind
sehr sympathisch und zeigen, daß einstweilen
das tragische Element der Lebenswirren über-
wunden oder wenigstens verdrängt war durch
vielseitigste Tätigkeit und die innere Befriedi-
gung des produzierenden Schriftstellers:
An Frau Doktorin Charlotte Stieglitz.
Von Ihrem Ausflug nach Potsdam, der Ihnen mehr
Freude gewährt haben möge, als mir der ich bloß dort
geweint habe (nämlich als ich geboren wurde), von
Ihrem Ausflug also nach Potsdam, Verehrte, Sic wieder
zurückdenkend, bin ich so frei, Ihre lieben Zeilen, die
Sie mir zu hinterlassen die Güte gehabt, noch nach-
träglich zu beantworten. Ich wäre gewiß der darin
gegebenen freundlichen Andeutung, Sie in der Stadt,
in der ich geweint habe, aufzusuchen, gefolgt, wenn
mir nicht Ihr Briefchen allzu spät in die Hände ge-
kommen wäre. Schuld der wiederholten Verzögerung
war und ist, daß Sie durchaus jetzt der Meinung sein
wollen, ich wohne um ein Haus weiter von Ihnen ab,
als ich doch wirklich wohne und wohnen möchte, näm-
lich in Nr. 12, während ich wirklich in Nr. 11 bin. Ich
möchte um Alles in der Welt gern um ein Haus näher
zu Ihnen wohnen bleiben! Warum, warum wollen Sic
mich durchaus um ein Haus weiter von sich abrücken ?
Ich bitte, ich beschwöre Sie, lassen Sie mich in Nr. 11
wohnen! Was habe ich Ihnen gethan? Wie, beim
Himmel, habe ich das um Sie verdient? Bin ich un-
artig, unausstehlich in der letzten Zeit gewesen? Be-
denken Sie, wie eisern die Zuchtruthe der Censur in
diesen Wochen auf mir gelastet, welche peinlichen
Kriege ich mit der Wülkür und der Dummheit zu
führen gehabt, und wie man mir jetzt sogar noch das
Letzte, um das ich gerungen, nämlich die Ccnsurstrichc.
genommen hat, so daß nun zwar endlich Frieden, aber
ein Frieden der Ermattung, da ist. Bedenken Sie dies
alles und sagen Sie. ob dann nicht Einer recht hat, ein-
mal unausstehlich zu sein ? Ich bin unglücklich, w enn
Sie zu strenge mit mir sind!
Diese „Lebenswirren" sollen Sie übrigens nun bald
lesen. Was ich selbst durch die Censur in der letzten
Zeit vielleicht an Umgänglichkeit verloren, hat diese
Kreatur (mein Buch) durch dieselbe gerade gewonnen;
sie ist umgänglicher, unschuldiger, tugendhafter ge-
worden, und nur den weltverlachenden Zug um den
Mund, das verborgene schwermüthige Herz tiefin-
wendig, haben sie ihr nicht nehmen können. Gern
hätte ich Ihnen schon das Manuskript mitgetheilt, aber
ich hatte eine eigene geheime Scheu dabei, die ich
mir selbst nicht ganz zu erklären weiß. Und solchen
Instinkten pflegeich zu folgen. Aber sobald es gedruckt
ist, gehurt es nur Ihnen. Ich bin auch jetzt mit der
Anlage eines neuen größeren Werkes beschäftigt, in
dem ich mit reinem, reflektirendem Gedankenemst
das darstellen will, was in den „Lebenswirren" lustig
und humoristisch umschrieben ist, nämlich die Lebens-
fragen dieser Zeit
Herzlichen Gruß an den trefflichen Heinrich Stieg-
litz, und die Bitte, seine Theeniederlage mir ja nicht
zu verzögern. Bis zum 15. Mai muß ich sie haben,
sonst kann ich sie erst im rtveittn Heft der Perspectiven
drucken lassen. Im zweiten Heft wird's zwar auch
hübsch sein, aber im ersten noch hübscher, denn da
erscheint ein Aufsatz: „Jugend Wanderungen, vom
Verfasser der Briefe eines Verstorbenen," der, ein
fürstlicher Gast, bereits geruht hat, hier auf meinem
bürgerlichen Privatgelehrten-Tisch Platz zu nehmen.
Der obrigkeitlichen Erlaubniß zur Herausgabe einer
Zeitschrift darf ich nämlich jetzt mit ziemlicher Gewiß-
heit entgegensehen. Die Sächsische Regierung, die
mich nach meinen „Lebenswirren" für einen Dema-
gogen gehalten, hat sich nämlich bei dem hiesigen
Ministerium des Innern (Denken Sie Sich!)* orncicll
über mich, meinen Charakter und meinen Ruf er-
kundigen lassen, ehe sie mir die Concession zu einer
in Sachsen erscheinenden Zeitschrift ort heilen will.
Die hiesige Behörde hält mich jedoch für keinen
Dcmagogrn. weil ich, (dies Alles voraussehend) einmal
so klug w ar. in der Staalszeitung eine Hof Recension
zu liefern, und so kann man nur ein günsüges Zeugnis
ertheilen. Nötigenfalls appellire ich an den hiesigen
Kronprinzen oder lade den König selbst und das ganze
Hohenzollern'sche Haus zur Subskription auf mein
revoluüonäres Journal ein.
Sagen Sie auch gefälligst an Heinrich Stieglitz,
daß ich über mein Vcrhältniß zu Steffens, dessen er in
seinem letzten Billet an mich erwähnt, klar und fest
bin. Ohne Ihnen Ihren Umgang mit diesem Heros,
den ich noch immer zu achten weiß (ein Recensent
sagte sogar einmal ich kenne Steffens besser als er sich
selbst) trüben zu wollen, muß ich doch sagen, daß mir
seine ganze Atmosphäre jetzt unheimlich und Eckend
ist, und ich mir gern sein Bild immer mehr ! .
Digitized by LjOOQle
i6
Honben, Jungdeutsche Lehenswirren.
in die Ferne rucke, weil ich es dann sogar noch lieben
kann. Daß ich die Aufführung des Manschen Novellen-
conzerts (besonders dabei Sie und Ihre Stimme,] da-
durch entbehre, thut mir allerdings sehr leid, um so
mehr, da ich über die eigenthümliche Manier jener
Composiüon, mit Hinbück auf das Verhältniß der
Malerei zur Musik, einen eigenen Aufsatz für die Per-
spektiven zu schreiben im Sinne hatte. Dies muß nun
unterbleiben, da ich nach der flüchtigen Art. wie ich
bis jetzt diese Musik gehört, mein Unheil noch nicht
abzuschließen wage. Indeß ist dies gut zum Frommen
meiner übrigen Arbeiten, und die Welt verliert auch
nichts daran, wenn sie einen Aufsatz von mir weniger
hat. Ich küsse Ihre strengwaltcnde Hand. — Ich habe
wieder einmal mit Ihnen sprechen dürfen, und bin deß
fröhlich. Eben geht die Nachmittagssonne noch auf,
sie besinnt sich, daß Frühling ist, ich besinne mich,
daß ich zu viel geschwatzt habe und schließe.
Seien Sie nicht zu streng mit Ihrem wärmsten Ver
Theodor Mündt.
Dieser wohnt: Nr. // in der Neuen Schönhauser-
Straße.
P. S. Wollen Sie denn, gedankenreiche Frau, gar-
nichts für die Perspektiven schreiben ?
D. Ked.
Dieser Brief bedarf nur noch einer kurzen
Erklärung bezüglich des Marxschen Novellcn-
konzerts. Der Komponist A. B. Marx, auch
einer der Freunde dieses Berliner Kreises, hatte
aus den „Bildern des Orients" von Stieglitz das
Stück „Nahtd und Omar" in Musik gesetzt und,
wie er in seinen Erinnerungen berichtet, daraus
eine „musikalische Novelle" gebildet, „einen
dramatischen Vorgang, nicht zu bühnenhafter
Darstellung bestimmt, sondern nur in den lyri-
schen Hauptmomenten erfaßt, die zu einander
in innere Beziehung treten und so ein zusammen-
hängendes Ganzes bilden". Um eine häusliche
Probe dieser musikalischen Novelle handelt es
sich also, an der auch Charlotte, eine stimm-
begabte Sängerin, beteiligt war. Der Brief Ist
undatiert, muß aber Anfang Mai geschrieben
sein, über die im Eingang erwähnte Tour nach
Potsdam gibt das „Denkmal" (Seite 174 und 186)
sachlichen und zeidichen Aufschluß.
Auf dieses Schreiben Mündts folgen zeitlich
die beiden im „Denkmal" abgedruckten Briefe
Charlottens vom 15. und 28. Mai. Der erste,
der Stieglitz betrifft, läßt in seinem Eingang
vermuten, daß Charlotte der Aufforderung
Mündts, für die geplante Zeitschrift selbst einen
Beitrag zu liefern nachgekommen ist, ohne daß
sich Näheres feststellen laßt; vielleicht handelt
es sich aber auch um die Beiträge ihres Gatten
die sie kopiert hatte, die aber erst im späteren
„Literarischen Zodiacus" erschienen. Zu dem
zweiten Brief Charlottens vom 28. Mai, der die
Kritik eines nicht genannten Romans enthält,
gibt nun die sogleich erfolgende Antwort Mündts
die stoffliche Erklärung:
Mündt an Charlotte Stieglitt.
Ihre lieben schönen Zeilen von gestern, innig Ver-
ehrte! kommen erst heut früh in meine Hände, wes
halb ich sie erst jetzt dankend beantworten und Ihnen
damit zugleich das gewünschte Büchlein übersenden
kann.
Bei Rcllstabs 1812 meldet sich jetzt Ihr scharfes,
tief gebildetes Urtheil, zu dem ich schon immer hatte
sagen wollen: „Brutus erwache I Brutus, sprich, schlage,
stelle wieder her!" Doch wußte ich zu gut, daß Sie
Sich durch die leichte Gesellschafts-Manier dieses
Romans, die weder auf das hohe Meer des Lebens,
noch der Geschichte hinauszuführen vermag, und sich
gewissermaßen mit der Historie nur bekomplimentirt,
nicht lange einnehmen lassen würden; und ich hatte
mir daher vorgenommen, erst nach Beendigung des
Ganzen mit Ihnen zu rechten. Es ist doch eine gar
zu arge Versumpfung in Privatinteressen, während die
Größe des geschichtlichen Stoffes dem Verfasser alle
Augenblicke über die Schulter sieht und ihn fragt, ob
er sich nicht doch wenigstens die Mühe geben wollte,
nur die Thür ein wenig weiter aufzumachen, um ihn
hineinzulassen.
Der Kriegeszug der großen Armee hätte meines
Erachtens auch ganz anders dargestellt »erden können !
Wo bleiben hier Napoleons Marschälle und weltbe-
rühmte Generäle, ein Ney, Davoust, Eckmühl u. s. w.
u. s. w. Wo bleibt Napoleon selbst? Statt dessen hat
sich unser Salons Erzähler überall nur an dem Privat-
jammer dieses Feldzuges zu begeistern vermocht, und
bei seinen romanhaften V erkletterungen und Ge-
schichtsklitterungen, wie der ehrenhafte Spaßvogel
Fischart sagt, wird in des Lesers Gemüth selbst
ein wahrer Katzenjammer daraus ! Und dennoch laßt
man sich im Augenblick des Lesens noch betrügen,
schämt sich aber nachher ordentlich. Mit Recht,
Freundini konnte Ihnen da der ewige Friede ein-
fallen. In meinen „Lebenswirren", die doch hoffent-
lich nun in einigen Wochen fertig gedruckt sind, werden
Sie einige Abschnitte unter dem Titel „ Weibliche An-
sichten der Zeir finden, in denen auch, von einem ge-
wissen Gesichtspunct auf den ewigen Frieden gedeutet
wird. Doch haben auch diese Partien, wie so manche
andere, stark von der Censur gelitten sodaß an einigen
Stellen meine Intentionen fast verwischt sind.
Die beifolgenden „Deutschen Briefe", in denen
Sie besonders die zwischen der Huber und der Wolt-
mann gewechselten lesen sollten, kann ich Ihnen leider
nur spätestens bis morgen Abend überlassen; auch
darf ich sie oben nicht aufschneiden.
üigitized oy VjC
1
I
Digitized by Google
Kukula, Die Tychoniana der Präger K. K. Universitits-Bibliothek.
«7
Für den Sonnabend möchte ich Ihnen eben Aus-
flug nach Schöneberg vorschlagen ; ich habe dort
neulich ein stilles Plätzchen gefunden, wo wir vielleicht
etwas lesen könnten.
Mit der Lektüre des R^ellstabjschen Romans eilen
Sie doch ja nicht zu sehr; Sie werden von keiner Seite
her dazu gedrängt.
Was sagen Sie zu meiner Recension der „Stimmen
der Zeit' ? Ich habe sie so charakterisirt, wie ich sie
sehe; also gewiß mit Interesse.
Mit treuer unvergänglicher Freundschaft in alle
Ewigkeit
der Ihrige
29, $. 34. Theodor M.
Die „weiblichen Ansichten der Zeit" finden
sich in den „Lebenswirren" (Seite 84 ff.) als
Abschnitt aus einer Antwort Esperancos, und
über die beiden von Mündt und Charlotte er-
wähnten Bücher, Ludwig Rellstabs „18 12" und
die „Deutschen Briefe" der Karoline von VVolt-
mann, wären noch die Kritiken heranzuziehen,
die Mündt gleichzeitig darüber niederschrieb
für das literarische Feuilleton seiner „Perspek-
tiven"; sie finden sich ebenfalls in den „Schrif-
ten in bunter Reihe" (Seite 124 ff. und 139 ff.)
unter der Überschrift: „Proben eines zu Grunde
gegangenen Literaturblattes." <&•«•« /«*».>
Die Tychoniana der Prager K. K. Universitäts-Bibliothek.
Von
Dr. Richard Kukula in Prag.
Im 24. Oktober 1901 wurde an vielen
I Ortendie dreihundertste Wiederkehrdes
| Sterbetages des berühmtesten Vorläu-
fers der modernen Astronomie, des Dänen Tycixt
Brahe, gefeiert. Selbstverständlich fiel diese
Gedenkfeier in der Heimat des Gelehrten, na-
mentlich in Kopenhagen und auf der Insel
Hven, auf der Tycho Brahe mehr als zwanzig
Jahre in seiner berühmten Sternwarte Ura-
nienburg gehaust hatte, und dann in Prag, der
Begräbnisstadt Tychos, am glänzendsten aus.
In Prag wurde damals auch das Grab des Ge-
lehrten in der herrlichen Teinkirche geöffnet,
um sicherzustellen, ob Tychos Leichnam über-
haupt noch in demselben ruhe. Es waren
nämlich, wie auch der diesfalls erstattete amt-
liche Bericht des Professors Dr. Heinrich Ma-
tiegka 1 hervorhebt, von mancher Seite nicht
unbegründete Zweifel erhoben worden, ob dies
der Fall sei, „da bekannt ist, daß bei der Gegen-
reformation nach der Schlacht am Weißen Berge
im Jahre 1620 die Leichen der Nichtkatholikcn
aus dieser Kirche entfernt wurden". Freilich war
Tycho Brahe nirgends unter jenen Personen er-
wähnt worden, deren sterbliche Überreste damals
dem religiösen Übereifer zum Opfer gefallen
waren. Die Autopsie der in der stark 1
und teilweise verschütteten Gruft unter dem er-
haltenen prächtigen Grabsteine aufgefundenen
Überreste zweier dort bestatteter Personen, na-
mentlich einzelner, noch erhaltener Gesichtspar-
tien legte zweifellos dar, daß man tatsächlich
die Uberreste Brahes und seiner drei Jahre nach
seinem Tode in derselben Gruft bestatteten
Gattin aufgefunden hatte. Die feierliche Wieder-
bestattung der Leichenreste und einige Fest-
versammlungen bildeten im Vereine mit der Pub-
lizierung mehrfacher Festschriften die Haupt-
momente der Prager Gedenkfeier.
Unter diesen Festschriften ragen namentlich
mehrere Veröffentlichungen des seither leider ver-
storbenen Mathematikers, des Prager Universitäts-
professors Dr. Franz J. Studnicka hervor. Dieser
vielseitig gebildete und außerordentlich fleißige
Gelehrte hatte sich seit langem für Tycho Brahe
und die Erinnerungen interessiert die sich
an Tychos Aufenthalt in Prag (1599 — 1601)
knüpfen. Allzuviel konnte Studniäka allerdings
nicht mehr eruieren. Das Curtiussche Haus
auf dem Hradschin, in welchem Tycho als
Hofastronom Kaiser Rudolfs II. arbeitete, ist
längst verschwunden und an seiner Stelle erhebt
sich jetzt das Gräflich Czerninschc Palais. Noch
im Jahre 1804 wurde dort ein runder Turm
> Matiegka, Bericht aber die Untersuchung der Gebeine Tycho Brahes. Vorgelegt am 11. Oktober 1901 in der
Sitzung der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag, Kommissionsverlag Fr. ftivnac 190t.
Z. f. B. 1906,1907 3
Digitized by LjOOQle
18
Die TychoniM» der Präger K. K. Univeisitiu-Bibliothek.
Qtfcs Her yirlüfan
^{wu> i ry -2-8
Tyeho Brabei üi
gezeigt, in dem Brahe seine Sternbeobach-
tungen gemacht hat; allein auch dieser ist
längst niedergerissen. In dem prachtvollen
Prager kaiserlichen Lustschlosse Belvedere, in
dem Brahes wertvolle Instrumente untergebracht
waren, findet sich hiervon keine Spur mehr.
Nur zwei Sextanten sind von diesem großen
Instrumentenschatze anscheinend erhalten ge-
blieben; sie werden in der Prager K. K. Stern-
warte pietätvoll aufbewahrt. Doch darf hier
nicht verschwiegen werden, daß die Zugehörig-
keit dieser beiden alten Sextanten zu Tychos
« Vgl. Dreyer, Tycho Brahe,
Instrumenten von manchen Seiten bestritten
wird-*
Um so fleißiger spürte aber Studniüka den
Resten nach, die sich von der einst zweifel-
los sehr bedeutenden Bibliothek Brahes in Prag
erhalten haben könnten. Und bei dieser Suche
hatte der findige Gelehrte mehr Glück. Stud-
niexa erlebte noch die Freude, im Gedenkjahre
1901 ein hübsches, reich illustriertes Heft:
„Prager Tychoniana" (Prag, Verlag der königL
böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften) ver-
öffentlichen zu können, in dem er als noch
1 894* S. 386.
Digitized by Google
Kdnita, Die TychonUn» der Prager K. K. Universitits-Bibliothck.
»9
vorhandene „Prager Tychoniana" neben dem
kaiserlichen Lustschlosse Belvedere, den erwähn-
ten Sextanten und dem marmornen Grabsteine in
der Teinkirche, der die ganze Gestalt Brahes,
allerdings in wenig künstlerischer Weise, wieder-
gibt, noch vier Handschriften und sechs Druck-
schriften vorführte. Von diesen in dem Hefte
ausfuhrlich beschriebenen Resten der Tycho-
schen Bibliothek besitzt die Prager K. K. öffent-
liche und Universitätsbibliothek den größten Teil:
zwei Handschriften und fünf Druckwerke. Es
sind aber gerade diese zwei Handschriften und
fünf Druckwerke auch die eigentlicJien Reste
der Tychoschen Bibliothek, denn die übrigen
von Studnicka besprochenen zwei Handschriften
und das Druckwerk, die sich in zwei Prager
Büchersammlungen außerhalb der Universitäts-
bibliothek vorfinden, sind lediglich Dedikations-
werke, die Brahe anderen Personen widmete,
nicht eigentliche Handschriften Brahes oder Teile
seiner Bibliothek. So vor allem das berühmte
„Stammbuch", das Brahe 1598 zu Wittenberg
seinem erstgeborenen Sohne schenkte und das
sich derzeit in der Bibliothek des chemischen
Landesmuseums in Prag befindet In diesem
herrlich eingebundenen, mit dem in Farben aus-
geführten Brustbilde, dem Wappen und der
nach Studniökas Ausführungen zweifellos eigen-
händig geschriebenen Zueignung des großen
Astronomen gezierten Stammbuche, das zahl-
reiche Eintragungen berühmter Männer enthält,
ist selbstverständlich die von Tycho Brahe
herrührende Eintragung besonders wertvoll.
Diese Eintragung, die wir anbei reprodu-
zieren, zeigt die charakteristischen, auf vielen
Tychonischen Büchern und in den Handschrif-
ten wiederkehrenden Schriftzüge und vor allem
die arabischen Ziffern, die wir in ihrer un-
gemein ausgeprägten Eigenart (besonders in
den Ziffern 2 und 5) in allen Handschriften
Brahes wiederfinden.
Auch die Handschrift der Strahover Stifts-
bibliothek, die Studni£ka anfuhrt, ist ähn-
lichen Charakters. Es ist dies ein Stammbuch
des Siebold Plan, in welchem sich gleichfalls
eine Eintragung Brahes, diesmal aus dem Jahre
1 591 , vorfindet Auch hier hat der Gelehrte
in seiner gewohnten Weise eine kernige Sentenz
eingetragen; auch hier zeigt die Eintragung
dieselben Schriftzüge und dieselbe charakteristi-
sche Gestalt der arabischen Ziffern, wie die
Eumjpmg Treho Br.He» m d» SummL.u.h d«l Si«bold PI«.
Zueignung in dem Stammbuche des böhmischen
Landesmuseums.
Das Druckwerk, das Studnidka aus der
Strahover Stiftsbibliothek als Tychonianum für
seine Arbeit herangezogen hat, ist wieder nur
ein mit Brahes Brustbild und Wappen ge-
ziertes Dedikationsexcmplar seiner „Astronomiae
instauratae mechanica", das er nach der von
ihm ebenfalls eigenhändig geschriebenen Wid-
mung dem Baron Johann von Hasenburg zu-
sendete.
So haben wir denn gerade in den Tycho-
nischen Handschriften und Druckschriften, welche
die Prager Universitätsbibliotkek verwahrt, und
die einerseits tatsächlich Handschriften Brahes
und andererseits Bücher aus seiner Bibliothek
sind, die noch erhaltenen Reste der Prager
Bibliothek Brahes vor uns. Dieser Schatz,
der jetzt insgesamt vier Handschriften und
50 Druckschriften umfaßt, wurde zum größten
Teile erst bei der seit dem Jahre 1898 im Zuge
befindlichen Neukatalogisierung der Universi-
tätsbibliothek eruiert Die Bücher, die zum
Teile schon äußerlich durch den mit den ein-
gepreßten Buchstaben T. B. O. (Tycho Brahe
Ottonensis) versehenen Original-Ledereinband
als Tychonisches Eigentum kenntlich sind, wur-
den von den Jesuiten, in deren Besitz
sie wohl bald nach dem Tode des großen
Astronomen übergegangen waren, überdies
zum großen Teile durch den Vermerk „T. B."
oder „Ex bibliotheca Tychoniana" auf den Titel-
blättern als Tychonisch gekennzeichnet Die
kostbaren Ledereinbände sind überdies zum
Teil mit dem goldgepreßten Brustbilde und
Wappen des ehemaligen Besitzers versehen.
Diese kostbare Ausstattung der Einbände ist
Digitized by Google
20
Kukula, Die Tychonian» der Pttger K. K. UnivewitlttBiblioÜiek.
übrigens ein Beweis dafür, daß die betreffenden
Bücher erst in den letzten Lebensjahren in
Brahes Eigentum übergingen, da Brahe jeden-
falls erst zu dieser Zeit, nach Besserung und
Sicherung seiner materiellen Verhältnisse, für
seine Bücher derartig luxuriöse Einbände an-
fertigen lassen konnte.
Die Tychonischcn Bücher sind, wie bereits
erwähnt, größtenteils erst in jüngster Zeit an-
läßlich einer Neuinventarisierung der Prager
Universitätsbibliothek eruiert worden und so
konnte bereits am Ende des Jahres 1901 der
Beamte dieser kostbaren Büchersammlung, Dr.
Bofivoj Pni5ik ein ausführliches Verzeichnis von
vier tychonischen Handschriften und 16 Druck-
werken im 5. Jahrgange der „Mitteilungen des
österreichischen Vereins für Bibliothekswesen"
veröffentlichen. Freilich sagen diese Ziffern nicht
genug; die Zahl dieser Tychonischen Druck-
werke Ist eigentlich weit größer, da Brahe, wie
man aus den erhaltenen Originalbänden ersieht,
die Gewohnheit hatte, mehrere Schriften in
Sammclbänden vereinigt binden zu lassen. Einer-
seits mag der Wunsch, die Einbandkosten
herabzudrücken, der Grund dieser Gewohnheit
des Astronomen gewesen sein, teilweise mögen
aber wohl auch pädagogische Gründe hierbei
mitgewirkt haben, da in den augenscheinlich
für den Gebrauch seiner zahlreichen Assistenten
und Schüler bestimmten Mischbänden immer
klugerweise inhaltlich zusammengehörige Werke
vereinigt erscheinen. So konnte denn Dr.
Prustk glücklicherweise in seinem Verzeichnisse
eigentlich vier Handschriften und 28 Druck-
schriften anführen und da seither im Verlaufe
der Neukatalogisierung der Prager Bibliothek
noch 22 Druckwerke, in 7 Mischbänden ver-
einigt, aufgefunden worden sind, können wir
jetzt mit der stattlichen Anzahl von fünf Tycho-
nischen Handschriften und 50 Druckwerken in
28 Mischbänden rechnen. Wenn wir noch bei-
fugen, daß manche der erhaltenen Druckwerke,
wie gleich näher ausgeführt werden soll, noch
zahlreiche, sehr wertvolle Eintragungen von
Sprüchen, Gedichten, Glossen und kleineren Ex-
kursen von der Hand Brahes enthalten, so kann
man das nunmehr in einer kleinen Sonder-
abteilung in der Prager K. K. Universitätsbiblio-
thek vereinigte Corpus der erhaltenen Reste
der Prager Tychonischen Bibliothek mit Fug
und Recht als immerhin bedeutend und sehr
wertvoll bezeichnen. Auf eine weitere Ver-
mehrung dieses Corpus ist freilich leider kaum
mehr zu rechnen, da die Prager Neukatalogi-
sierungsarbeit ihrem Ende zuneigt und eine
flüchtige Durchsicht der noch der Bearbeitung
harrenden Bücherbestände nach dieser Richtung
hin keinerlei Resultat geliefert hat
Von den Handschriften ist das kleine geo-
metrische Handbüchlein 1 besonders hervorzu-
heben, welches Tycho Brahe im Jahre 1591
wohl als Hilfsmittel für die astronomischen
Studien seiner Schüler verfaßte und dem er
vier Jahre später nach seiner Gewohnheit ein
lateinisches Distichon vorsetzte. Die Schrift-
züge der 20 Quartblätter umfassenden Papier-
Handschrift sind die uns bereits bekannten
Tychonischen.
Das von Studnicka im Jahre 1886 in getreuer
photolithographischer Reproduktion im Verlage
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften
in Prag herausgegebene Manuskript führt den
Titel: „Triangulorum planorum et sphaeri-
corum praxis arithmetica" und zerfällt in zwei
Abschnitte: „De triangulis planis"
und „De triangulis sphaericis".
Die Handschrift wurde früher,
namentlich von dem Biographen
Brahes Dreyer, dem Astronomen
abgesprochen , doch ist man
heute nach der Beweisführung
Studnidkas in seiner oben zitierten
Schrift „Prager Tychoniana" in
Fachkreisen allgemein der Uber-
zeugung, daß das Manuskript von
« Vgl. Bormans, La Trigonometrie
de Tycho-Brahe. Rewe des qnestions
scicntifiqoe*. Louvain 1901, Octobre.
Ca* 4--w A ü
21
Brahes eigener Hand herrührt. Cantor nimmt
dasselbe im zweiten Bande seiner ausgezeich-
neten „Geschichte der Mathematik" (Seite 556)
ohne weiteres für Tycho Brahe in Anspruch
und reiht den Astronomen auf Grund derselben
unter die hervorragenderen trigonometrischen
Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts ein; der
Autor habe in dem Hefte „die wichtigsten
Satze der ebenen und der sphärischen Trigono-
metrie zusammengestellt".
Bedeutend früher, bereits wahrend Brahes
Aufenthalt auf der Insel Hven, entstand ein
zweites Manuskript Brahes, eine korrigierte Ab-
schrift der Sinustafeln des Kopcrnikus. Die
Handschrift besteht aus 18 abgenützten und
die Spuren allzuhaufigen Gebrauches tragenden
Pergamentblattern. Auf dem braunledernen
reichverzierten Einbände steht in Golddruck:
T. B. O.
Tabulae sinuum
1582
T. B. O. bedeutet wieder
„Tychonis Brahe Ottonidis"; so
pflegte sich Brahe unter Bei-
fügung des Vaternamens gewöhn-
lich selbst zu unterschreiben. Daß
auch sachliche Gründe, vor allem
die ungemein charakteristische
Form der arabischen Ziffern der
Sinustafeln, für Brahe selbst als
den Verfertiger der überdies auf
der ersten Seite mit der Be-
merkung: „Ex bibliotheca Tycho-
niana 1642" versehenen Hand-
schrift sprechen, das hat schon
Studnicka in seiner bereits mehr-
fach angezogenen Schrift über die
Prager Tychoniana überzeugend
nachgewiesen. Sonderbar mutet
allerdings die Tatsache an, daß
man auf dem Titelblattc des Manu-
skriptes weder eine spezielle Auf-
schrift, noch das gewohnte lateini-
sche Distichon, sondern lediglich
unten rechts am Rande des
Blattes die Worte: „oloreov Kai
feXmordov" vorfindet Auch diese
Worte zeigen die charakteristischen
Tychonischen Schriftzüge, und
Stodnicka meint, aus der Bei-
fügung dieser mit anderer Tinte
geschriebenen und wohl erst längere Zeit nach
Herstellung der Abschrift beigesetzten Worte
schließen zu dürfen, daß Brahe diese Worte bei
seinem bitter empfundenen Abschiede von
seinem Heimatslande, bei der Musterung seiner
Bibliothek und Ausscheidung der minder wich-
tigeren Bestände derselben, niedergeschrieben
habe.
Cantor stellt auf Seite 589 des zweiten Ban-
des seiner Geschichte der Mathematik fest, daß
einer der tüchtigsten Schüler Tycho Brahes
und einer seiner Mitarbeiter bei den astrono-
mischen Arbeiten, welche in der Uranienburg
auf der Insel Hven geleistet wurden, Paul
Wittich, der Erfinder des sogenannten prostha-
phäretischen Multiplikationsverfahrens gewesen
ist, eines eigentümlichen, vor Erfindung der
Logarithmen häufig angewendeten Verfahrens,
bei welchem man die Multiplikationen durch
Additionen und Subtraktionen zu ersetzen suchte.
Dieser Wittich erfand sein Verfahren auf
IANtf VlX>XVJ*f TLA *
P«i /***■/#*/ tnrm ,ft*frfr* i*
t^^fätfMtvtii *ftf emle* '
iferrt ffüftfj J&f&
22
KukuU, Die Tychonitn» der Trager K. K. Universität»- Bibliothek.
Hven und nach Cantors Annahme vielleicht
gemeinsam mit Tycho Brahe. Wittich teilte
die Methode ohne den für dieselbe von ihm
selbst und vielleicht mit Tycho gemeinsam er-
sonnenen Beweis an den berühmten Mathema-
tiker Burin mit, der dann einen neuen Beweis
ersann und die Methode, für deren Anwendung
er schließlich genauere Sinustabellen berechnete,
als seine eigene Erfindung ausgab. Nun er-
sehen wir aus dem Prager Tychonischen Manu-
skripte von Sinustafeln, daß Brahe selbst für
die Arbeiten an seiner Sternwarte ebenfalls
eigene Sinustabellen berechnete, wobei er seiner
Arbeit die von zahlreichen störenden Druck-
fehlern entstellten Sinustafeln aus dem 1 541 ge-
druckten „Canon semissium subtensarum recta-
rum linearum in circulo" des Kopernikus zu-
grunde legte. Inwieweit Brahe die Arbeit des
Kopernikus in seinen, offenbar nur für den
eigenen und den Gebrauch seiner Assistenten
und Schüler angefertigten Sinustafeln verbesserte,
das kann hier füglich übergangen werden. Es
genügt wohl, wenn auf die bezüglichen Aus-
führungen Studnickas in seiner eben zitierten
Schrift „Prager Tychoniana" und in dem Berichte
hingewiesen wird, welchen derselbe Gelehrte
über diese Sinustafeln in den Sitzungsberichten
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften
(Jahrgang 1899) erstattet hat
Die beiden bisher besprochenen Prager Ty-
chonischen Handschriften sind schon seit längerer
Zeit bekannt gewesen, die übrigen zwei noch bis-
her ermittelten derartigen Handschriften jedoch
sind erst bei der bereits eingangs dieser Zeilen
erwähnten Neukatalogisierung der Prager Uni-
versitätsbibliothek aufgefunden worden. Über
eine von diesen Handschriften hat bereits Stud-
nicka im Anhange zu seiner noch 1901 er-
schienenen Schrift: „Bericht über die astrolo-
gischen Studien des Reformators der beobach-
tenden Astronomie Tycho Brahe" gehandelt
Auf sechs, einem Sammelbande entnommenen
Folioblättern sind fünf, von Brahes eigener Hand
aufgezeichnete Kapitel irgend eines geomet-
rischen Handbuches, das nach Studnickas An-
nahme der Verfasser vielleicht niemals vollendet
hat erhalten. Studnicka hat das Fragment im
Jahre 1903 unter dem Titel: „Brevissimum pla-
nimetriae compendium" (Prag, Gregr) zum
erstenmal herausgegeben. Eine weitere Hand-
schrift enthält eine eigenhändige Tychonische
Abschrift des bekannten Werkes „Sphaera Jo-
hannis de Sacrobusto in compendium digesta".
Diese Abschrift war ursprünglich einem Sammel-
bande der Prager Bibliothek vorgebunden, in
dem Brahe eine Anzahl von astrologischen
Schriften vereinigt hatte. Interessant ist die
Fundgeschichte dieses Manuskriptes. Neben
der Neukatalogisierung des gesamten Bestandes
der Prager Universitätsbibliothek an Druck-
schriften geht die Ausarbeitung und Publizie-
rung eines Handschriftenkataloges dieser An-
stalt einher. Bei dieser letzteren Arbeit stieß
der Kustos der Anstalt Josef Truhlär, dem
die Handschriftenkatalogisierung übertragen
ist, auf das Tychonische Manuskript, das
bei irgend einer früheren Revision der Hand-
schriften dem oben erwähnten Sammelbande
entnommen, besonders gebunden und in die
Handschriftensammlung der Bibliothek einge-
reiht worden war. Die Initialen T. B. und
verschiedene Anmerkungen von Brahes Hand
auf dem Vorsteckblatte der Handschrift
machten dem Katalogisator die Bestimmung
der Person des Abschreibers leicht Auf der
zweiten Seite dieses Vorsteckblattes fand sich
nun ein Verzeichnis von Titeln mehrerer Schriften
mit den Ankaufspreisen derselben, das eben-
falls von Brahes Hand geschrieben war. Der
genannte Beamte kam nun bald darauf, daß
diese von Brahe in seinem Manuskripte ver-
zeichneten Schriften, zu einem Sammclbande
vereinigt, in der Bibliothek vorhanden seien.
Als der Band geholt wurde, sah man sofort,
daß man den Sammelband selbst vor sich
hatte, aus welchem die Handschrift ehemals
herausgenommen worden war. Man sieht noch
heute die Spuren dieser Revisionsarbeit an dem
Bande. Alle in diesem Sammclbande enthaltenen
und in Brahes Verzeichnisse genannten Schriften
zeigten zahlreiche Anmerkungen und Zusätze
von Brahes Hand; überdies fand sich auf dem
Vorderdeckel des Einbandes dieses Sammel-
bandes die handschriftliche Notiz „constat 5
15", welche Angabe genau mit der Gesamt-
summe der in dem oben erwähnten Verzeich-
nisse enthaltenen Liste der Anschaffungskosten
der im Sammelbande vereinigten Schriften über-
einstimmt Das ganze Tychonische Bücher-
verzeichnis ist selbstverständlich, namentlich für
die damaligen Preise der Bücher und der Buch-
binderarbeiten, interessant genug, so daß es
gitized by Google
Kukul», Die TychonUn» der Präger K. K. Universitatt-Bibliothek.
23
gewiß auch hier eine Reproduktion verdient
Die 50 in 28 Mischbänden der Prager Uni-
versitätsbibliothek vereinigten Druckwerke aus
Brahes Präger Bibliothek sind, soweit dieselben
bis 1901 bekannt worden sind, von Studnicka
in verschiedenen Einzelschriften und von Prusik
in dem zitierten Gesamtverzeichnisse der Tycho-
niana der Prager Universitätsbibliothek (Mit-
teilungen des österreichischen Vereines für
Bibliothekswesen, Jahrgang V) verzeichnet und
besprochen worden. Unter diesen sind vor allem
jene Druckwerke, sieben an der Zahl 1 , hervorzu-
heben, die Brahes Interesse für die Astrologie
beweisen. Es soll von diesen sieben Bänden
nur jener oben erwähnte Mischband erwähnt
werden, an dessen Spitze ursprünglich die be-
sprochene Abschrift der „Sphaera Johannis de
Sacrobusto" von Brahes Hand gesetzt war.
Die in diesem Mischbande vereinigten Druck-
werke: I. Gauricus, Tractatus astrologiae judi-
ciariae de nativitatibus virorum et mulierum,
2) Albubatris Uber genethliaeus sive de nativi-
tatibus und 3) Hieronymi Cardani libelli duo
sind, wie bereits erwähnt, von zahlreichen eigen-
händigen Anmerkungen und Berechnungen
Brahes begleitet, welche zeigen, wie fleißig sich
der Astronom in seiner Jugend mit Astrologie
und Nativitätsberechnungen beschäftigte. Es
darf uns füglich nicht allzusehr wundern, daß
sich Brahe ebenso, wie Kepler, so intensiv mit
astrologischen Studien beschäftigte. Das war
im Zeitalter Kaiser Rudolfs H. nicht anders und
Studniika hat gewiß recht, wenn er in seinem
Berichte über die astrologischen Studien Brahes
(Seite 13 und 14) behauptet, daß dem hochver-
dienten Astronomen Brahe nicht eine so glän-
zende Aufnahme in Prag und am Hofe Rudolfs IL
beschieden gewesen wäre, wenn er nicht zu-
gleich der eifrige Astrologe Brahe gewesen
wäre.
Sehr interessant ist ein in weißes Leder
gebundener Band, der die „Tabulae Pruteni-
cae autore Reinholdo" (Tubingae 1551) enthält
Der Band ist ein Dedikationsexemplar Brahes
an die Mansfelder Grafen Johann Georg und
Johann Albert mit einer lateinischen Widmung,
die nach einer eigenhändigen Bemerkung
Brahes (est manus Reinholdi) vom Verfasser
selbst beigesetzt wurde. Aus einer weiteren
« Pruifk «. ». O. No. a, 3, 9. II- — ■ Tycho Brahe
Bemerkung Brahes (emi pragae anno 1601
mense Junio) ist zu ersehen, daß der Band
wohl eines der letzten von Brahe selbst* noch
gekauften Bücher darstellt Noch wichtiger ist
jedoch, daß auf dem Vorsteckblatte des Exem-
plars zwei Konzepte von Brahes Hand er-
halten sind, von denen das eine zu unserem
Ergötzen zeigt wie schwer dem armen Astro-
nomen das Dichten geworden ist. Es ist schon
mehrfach in diesem Aufsatze erwähnt worden,
daß Brahe die Gewohnheit hatte, seinen Hand-
schriften und Büchern lateinische Disticha voran-
zusetzen. Ein solches Distichon schrieb er nun
auch in das Dedikationsexemplar an die „Mans-
felder"; allein er muß mit dem Distichon sehr
unzufrieden gewesen sein, da er in demselben
mehrere Worte und einen ganzen Vers strich
und beides durch andere Worte und einen an-
deren Vers ersetzte. Schließlich gefiel ihm das
Distichon augenscheinlich auch in der verbes-
serten Fassung nicht; er strich es also
vollständig und schrieb es mit dem vor-
gesetzten Worte „Alfter" in namentlich hin-
sichtlich der Schlußverse ganz geänderter Fas-
sung neuerlich nieder. In Studniikas „Bericht
über die astrologischen Studien Brahes" ist auf
Seite 44 eine Reproduktion dieses schwierigen
Distichonkonzeptes des armen gelehrten Dichters
enthalten.
Ebenso interessant wie dieses Dedikations-
buch ist ein Sammelband, in dem die Basler
Ausgabe einer lateinischen Übersetzung der
Opera omnia des Archimedes aus dem Jahre
1 548 an erster Stelle steht Brahe hat sowohl
dieses, als die angebundenen Werke, die
sämtlich mathematischen Inhalts sind, mit sehr
zahlreichen Anmerkungen versehen, welche
zeigen, mit welchem großartigen Fleiße Brahe
in seinen jüngeren Jahren mathematische Studien
betrieb. J Das erste der Archimedes -Ausgabe
beigebundene Werk ist übrigens das Original
der Sinustafeln von 1 541 , das Brahe später
nach sorgfaltiger Korrektur der zahlreichen
Druckfehler in seiner oben besprochenen Hand-
schrift von Sinustafeln verwendete.
Als eine besonders günstige Fügung des
Schicksals können wir es bezeichnen, daß uns
in der Sammlung von Tychonischen Druckwerken
der Prager Universitätsbibliothek auch die Aus-
ist »m 24. Oktober 1601 gestorben.
Studien Brahe», S. 49 und SO.
Digitized by LiOOQle
2 4
KniuU, Die Tychcniin» der Präger K. K- Universitiu-Bibliothek.
gaben zweier der hervorragendsten Klassiker
der astronomischen Literatur erhalten sind und
daß die betreffenden beiden Exemplare zahl-
reiche eigenhändige Bemerkungen Brahes auf-
weisen. Das eine Buch, eine Basler Ausgabe
einer lateinischen Ubersetzung aller Schriften
des Ptolemaeus mit Ausnahme der Geographie
aus dem Jahre 1551, ist von höchster Bedeu-
tung für Brahes Lebensgang geworden. Nach
einer handschriftlichen Bemerkung (emptus
Haffniae 2 Joachimicis 1560 ultimo Novcmbris)
hat Brahe das Buch als I4jähriger Student in
Kopenhagen für zwei Joachimstaler gekauft.
Am 21. August 1560 fand eine Sonnenfinsternis
statt, die ganz nach den Vorherberechnungen
der Astronomen verlief. Der junge Kopen-
hagener Student empfing von dem genauen
Eintreffen dieser Vorherberechnungen einen so
gewaltigen Eindruck, daß er gegen den Willen
seines energischen Vaters seine behufs Ergreifen
des diplomatischen Berufes bis dahin eifrig be-
triebenen Studien plötzlich aufgab und sich
mathematischen und astronomischen Arbeiten
widmete. Und da ist nun die glücklicherweise
erhaltene Ptolemäusausgabe wohl eines der
ersten Werke gewesen, das er sich für sein
neucrwähltcs Studium erstand. Und in dieses
Buch trug nun der frischgebackene Astronom
zahlreiche Glossen in lateinischer und griechi-
scher Sprache, außerdem allerlei Hülfsrech-
nungen ein, die noch heute das größte Interesse
erregen. Daß die Anmerkungen von Brahes
Hand sind, das hat schon ein Jesuite im Jahre
1642 auf dem Titelblatte des Exemplares ver-
merkt (..Marginalem notae sunt Tichonis Brahe").'
Das zweite Standard work der Astronomie
aus Brahes Besitz besitzen wir in dem erhalte-
nen Exemplare von Kopemikus' hochwichtiger
Schrift: „De revolutionibus orbium coelestium
libri VL" (Basileae 1566). Auch dieses Buch ist
mit unendlich zahlreichen Anmerkungen, Zeich-
nungen und Rechnungen von Brahes Hand
geschmückt und diese Glossierung, die ein
bereits nicht unbekannter Astronom einem Meister
der Astronomie zuteil werden ließ, sollte eigent-
lich von einem Fachmanne zum Gegenstande
eines besonderen Studiums gemacht werden.
Für die astronomische Lebensarbeit der beiden
Astronomen Brahe und Kopemikus wären aus
" VjjL Dreyer, Tycho Brahe , l beisetzt von Bruhn«,
S. 14 und l S .
einem näheren Studium des Prager Tychonischen
Exemplares der Basier Kopernikusausgabe ge-
wiß sehr wichtige Resultate zu erlangen. Viel-
leicht regen diese Zeilen einen Fachmann an,
die angedeutete, zweifellos wichtige Unter-
suchung vorzunehmen, um deren Zustande-
kommen sich schon Professor Studnicka, der
sich als Mathematiker selbst an diese Arbeit
nicht heranwagte, während seiner letzten Lebens-
jahre vergeblich bemüht hat
Die übrigen, bis zum Ende des Jahres 1901
bekannt gewordenen Prager Tychonischen Druck-
werke bedürfen keiner besonderen Würdigung;
es genüge hier ein Hinweis auf das bereits
mehrfach zitierte Verzeichnis Prusiks. Ledig-
lich das Dedikationsexemplar von Joseph Sca-
ligers „Cyclometrica elementa duo" vom Jahre
1594, das dieser berühmte Chronologe nach
der eigenhändigen Widmung: „Domino Tychoni
Brahe, domino in Knudstrup et Uraniburgo"
schenkte, verdient noch eine Erwähnung.
Seit 1902 sind jedoch, wie gesagt,
noch 22 in 7 Mischbänden erhaltene Tycho-
nische Druckwerke in der Präger Universitäts-
bibliothek neu aufgefunden worden. Es ist
nun vor dem Abschlüsse der vorliegenden Ab-
handlung noch unsere Aufgabe, derselben ein
kurzes mit den notwendigsten Anmerkungen
begleitetes Verzeichnis dieser Druckwerke als
Ergänzung zu dem schon mehrfach zitierten
Verzeichnisse Prusiks anzuschließen. Es sei
nur bemerkt, daß die ersten vier Mischbände
die Zahl der bereits bekannten braunen Origi-
nal-Lederbände Brahes mit den vorgedruckten
Initialen T. B. O. vermehren und daß die übrigen
drei Bände hinsichtlich des Einbandes keinerlei
speziellen Charakter an sich tragen.
L Signatur: XVI J 38. Titel: a) De re
metalli|ca . . . libri ID. Autore | Christophoro
Encelio SalueldensiJ Franc 1557. — b) De
iridibus | doctrina | Aristotelis et | Vitellionis . . .
explicata . . a Johanne Flcischero Vratislaniense.
Witcbcrgae 1571. — c) De meteoris | libri duo
. . A. M. Michaele Stanhufio. Vitebergae 1 562.
— d) Antonii | Galatei Licien | sis . . Liber de
| situ elemen | torum. Basileae 1558. — Auf
dem Vorderdeckel des Einbandes steht ein-
gepreßt: T. B. O. 1576. Diese und die fol-
genden drei Mischbände ließ also Brahe als
3ojähriger Mann, jedenfalls kurz nach der Auf-
nahme seiner Beobachtungen auf der Insel
Digitized by LiOOQle
Knkul«, Din TychonUn» der Prager K. K. Universität*- Bibliothek.
25
Hven, herstellen. Auf dem Titelblatte steht
handschriftlich: Collegij Caesarei Soctis. Jesu
Pragae. 1642. Ex bibliotheca Tychoniana.
II. Signatur: VJ 103. Titel: a) AjtokX(jo|viou
Too Po6iou | Apyovauujaov ßißXot item|
Apollonii Rhodii Ar | gonauticorum, Carmine
HeroicotranslajtiperValentinumRotlmarum ....
libri im. Basileae 1572. b) Apollo|nü Rhodii
Ar gonauticorum, Carmine | Heroico translati per
Valenti num Rotmarum .... libri IUI. Basileae
157a — Auf dem Vorderdeckel des Einbände*
steht wie bei Nr. I: T. B. O. 1 576, auf dem Titel-
blatte handschriftlich: D. Gabriel Crusius 5. Au-
gusti A. Dnj. 1654.
III. Signatur: V G 92. Titel: a) Synesii! . . .
Ptolemaidis Cyrenaicae, Epistolae . . . Grece
ac La tine editae. | Thoma Naogeorgo, . . inter-
prete. Basileae 1558. — b) Synesij Cyre|naei,
Aegyptii, seu|de Providentia | disputatio:
conversa in latinum ser|monem . . Elaborata . .
ab Esromo Ru dingero. . . Basileae 1557. —
c) Synesii Cyrenaei oratio | ad Arcadium . .
de regno . . . conversa in latinum | sermonem
. . . a Joachimo Camerario. Lipsiae 1555. —
d) Suveöiou i>ntp toö 6tüpou, .ipö; Ilcuövtov
. . . interprete | Gulielmo Can|tero. Basileae
1567. — Auf dem Einbände wie oben: T. B. O-
1 576. Auf dem Titelblatte der an erster Stelle
stehenden Schrift handschriftlich: Nobilis ac Doc-
tissimus Dns. Gabriel Crusius 1673.
IV. Signatur: V J 2. Titel: Prodi de sphae|ra
Über. Cleomedis de mundo . . . Arati . . Phae|no-
mena . . . Dionysii Afri Dcscri|ptio orbis habita-
bilis. Basileae 1547. — b) Primarum | de coelo
et terra | institutionum | . . . libri tres . . . Va-
lentino Naiboda | authore. Venetiis 1573. —
Auf dem Einbände: T. B. O. 1576; auf dem
Titel- und dem ersten Textblatte der an erster
Stelle stehenden Schrift handschriftlich: T. B.
V. Signatur: XTV F 8. Titel: a) Contenta
in hoc libello. | Arithmetica communis. | Propor-
tiones breues. | De latitudinibus formarum. | Al-
gorithmus. M. Georgij Peurbachij in integris.|
Algorithmus Magistrii Joannis de Gmunden | de
minueijs phisicis (Defekt). — b) Strabi fuldensis
MonachL | Ad Gr>'maldum Abbate | hortulus.
Norinberge 15 12. — c) Sacratissime Astrono-
mie Ptholemei liber diuersarü rerum . . . Uene-
tijs 1509. — d) Meteorologia Aristotelis. | Ja-
cobi Fabri. - paraphrasi explanata. Norinber-
gac 1 5 1 2. — Auf dem Titelblatte der an erster
Stelle stehenden Schrift steht handschriftlich:
T. B.
VL Signatur: XIV A 63. Titel: a) Calenda-
rium | Romanum Ma|gnum .. D.Joanne | Stoeff-
ler .. . authore. Tubingac 15 18. — b) Tabu-
lae Eclypsiü Magistri | Georgij Peurbachij . . .
Viennae 15 14. — c) Pronunciata cenjtum . . .
super instrumento nouo Primi Mobiiis, recens
iam a Petro | Apiano cöposita . . Norinbergae
1541. — d) Introductorium astronomicum . . .
Parisiis 15 17. — Auf dem Titelblatte der
an erster Stelle stehenden Schrift steht hand-
schriftlich: T. B.
Der siebente neugefundene Mischband (Sig-
natur: XIV J 199), welcher auf dem Titelblatte
der an erster Stelle stehenden Schrift die hand-
schriftliche Notiz : „Ex bibliotheca Tychoniana"
trägt, enthält: a) Joannis Keppleril ... De | Stella
novajin pede serpentarii . . . Pragae 1606 und b)
Joannis Kepleri| ... De | Jesu Christi | servatoris
nostri vero anno | natalitio. Francofurt 1606. —
Die beiden in dem Bande enthaltenen Schriften
Keplers sind erst fünf Jahre nach Brahes Tod
erschienen. Es ist dies wohl ein Beweis dafür,
daß die Tychonische Bibliothek auch nach des
Meisters Tode und sogar nach dem Tode der
Witwe desselben, der im Jahre 1604 erfolgte,
von seiner Familie und seinem Genossen Kepler
noch einige Zeit hindurch beisammen gehalten
und aller Wahrscheinlichkeit nach zweckent-
sprechend vermehrt wurde.
Digitized by Google
Fünf unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins.
Von
Professor W. L. Schreiber in Potsdam.
Inter den Orten, in denen man Luthers
Schriften besonders eifrig nachdruckte,
| nahm Basel von vornherein einen der
ersten Plätze ein. Zwar zog sich Froben, der
vornehmste und wohlhabendste der dortigen
Typographen, der sogar mit dem Reformator
im Briefwechsel stand, auf Betreiben des Erasmus
schon im Jahre 1520 zurück; fast alle übrigen
Drucker stellten aberihre Pressen in den Dienst der
lutherischen Lehre oder der noch schärfer pro-
testierenden Richtungen, bis der Rat, der schon
vorher mehrere von ihnen mit Geld- oder Ge-
fängnisstrafen belegt hatte, infolge der damals
ausbrechenden Bauemunruhen am 12. Dezember
1524 das Verbot erließ, daß die Drucker „hinfür
weder lateinische, hebräische, griechische noch
deutsche Schriften druckten oder in Druck
geben sollten vor deren Besichtigung durch die
jeweils Verordneten".
Ganz besonders sind als Verbreiter von
Luthers Schriften aber die Baseler Drucker
Adam Petri und Thomas WolfT zu nennen, die
sich auch beeilten, Luthers Bibelübersetzung,
so wie sie stückweise in Wittenberg erschien,
nachzudrucken. Da die Originalausgaben mit
Holzschnitten versehen waren, so glaubten auch
sie, des Bilderschmuckes nicht entbehren zu
können und wandten sich beide an Holbein.
Ein ausführliches Verzeichnis der bisher bekannt
gewordenen, von ihnen gedruckten Bibelaus-
gaben hat Salomon Vogelin im Repcrtorium
für Kunstwissenschaft Band IL Seite 162 — 190 als
Ergänzung zu Woltmanns grundlegendem Werk
über Hans Holbcin geliefert. Da Muther in
seiner „Deutschen Bücherillustration" und Lützow
in seiner „Geschichte des deutschen Kupferstichs
und Holzschnitts" ausführlich darauf Bezug ge-
nommen haben, so kann ich mich kurz fassen.
Für WolfT hat Holbein 21 apokalyptische
Darstellungen (Woltmann 150— 1 70) und 11
Zeichnungen zu den fünf Büchern Mose ge-
liefert; beide Gruppen schließen sich eng an
die Wittenberger Vorbilder an. Für Petris
Neues Testament entwarf Holbein 8 Bilder
(Woltmann 184 — 191), und unter den vielen
Illustrationen seiner Folioausgabe des Alten
Testaments befinden sich 5 von der Hand des
großen Meisters (Woltmann 171 — 175). Die
letzteren sind den Holzschnitten der 1487 von
Schoensperger in Augsburg gedruckten Bibel
(Hain 3139) nachgebildet, während die ersteren
mit einer einzigen Ausnahme frei von Holbein
erfunden sind
Zu diesen vier Bilderfolgen gesellt sich aber
noch eine fünfte, die den bisherigen Forschungen
entgangen ist Petri hat nämlich den ersten
Teil des Alten Testaments nicht nur in Folio,
sondern auch in Oktavformat nachgedruckt
und hierfür hat Holbein ebenfalls fünf Holz-
schnitte entworfen, die im Format genau mit
den neutestamentlichen (Woltmann 184 — 191)
übereinstimmen und, wie jene, des Meisters
eigene Erfindung sind. Von dieser Oktav-
ausgabc sind mir zwei Auflagen bekannt ge-
worden: die eine stammt aus dem Jahre 1524,
die andre von 1526.
Die erstere besitzt die Stadtbibliothek von
Colmar (Elsaß), und ich kann Dank der Liebens-
würdigkeit des Bibliothekars Herrn Andre - Waltz
das dortige Exemplar meiner Beschreibung zu-
grunde legen. Der Titel lautet: Das Alte Tel
Abb. 1 (irr,.,,, -BMJ.
Schreiber, Fflaf onbekwinte Holzichnitte H»nt Holbeins.
27
stammt deutsch, Der vr-/spriinglichen Hebrei-
schen warheyt '/ nach, auffs traulichst verdeutscht./
\'nd yetzmals in disem truck, durch/ den toi-
metschen erleuchtet mitt tt'l-/ hübschen der Ge-
sunder scltweren ort-/ten auslegungen vnd erkle-/
rung, Die keyn ander/ drück haben. — Zu
Basel, bey Adam Pe-/tri, im jar M. D. xxiiij.
Er ist von einer Bordüre umrahmt, die in ihrem
untern Teil drei Szenen aus dem Leben Mosis
darstellt und von Passavant Band III, Seite 41 1
Nr. 115 unter den pseudoholbeinischen Werken,
von Nagler in seinen Monogrammisten Band III,
Seite 914 Nr. 11 aber unter den Arbeiten des
Meisters I. F. beschrieben ist
Der Inhalt des Buches, das jedoch nicht
das ganze Alte Testament, sondern nur den
Pentateuch enthält, ist ein wortgetreuer Nach-
druck der Originalausgabe. Auf der Rückseite
des Titels steht ein Verzeichnis sämüicher Bücher
des Alten Testaments, dann folgt auf 1 1 Blättern
die Vorrede; der eigentliche Text füllt CCCXI
bezeichnete Blätter und schließt mit den Worten:
„Das ende der bücher/Mose". Das letzte Blatt
Ist leer. Fortgelassen ist nur das der Witten-
berger Ausgabe angehängte Fehlerverzeichnis;
die Verbesserungen sind zum Teil im Text
berücksichtigt, teilweise aber auch unbeachtet
geblieben.
Die elf großen Holzschnitte der Original-
ausgabe, die Holbein bereits für Wölfls Nach-
Abb. 2. E.odut-Bild.
Abb. Leriticu.-Bild.
druck kopiert hatte, blieben fort, hingegen
zeichnete er für den Anfang eines jeden der
fünf Bücher Mose, die in der Wittenberger
Ausgabe mit unbedeutenden Initialen begannen,
ein Bild von eigener Erfindung etwa 80 :66 mm
groß.
1. Das Paradies mit der Erschaffung Evas.
2. Der Auszug der Kinder Israel und der
Untergang der Ägypter im Roten Meer.
3. Gottesdienst durch den Hohenpriester.
4. Moses mit dem Gesetz und das Bild der
ehernen Schlange.
5. Moses liest dem Volke das Gesetz vor.
Die beigefugten Abbildungen entheben mich
einer ausführlicheren Beschreibung. Ebenso
bedarf es wohl keiner weiteren Begründung,
daß die Zeichnungen von Holbein herrühren;
am deutlichsten tritt die Eigenart des Meisters
in dem prächtigen dritten Bilde hervor (leider
ist in dem Kolmarer Exemplar gerade dieser
Stock nicht sonderlich scharf abgedruckt), am
wenigsten in dem ersten. Verwunderung muß
es nur erregen, daß Petri nicht auch die Titel-
umrahmung von Holbein anfertigen ließ, son-
dern sich an einen Stümper wandte, der seine
Aufgabe nicht anders zu lösen vermochte, als
daß er vier der holbeinischen Bilder roh
verkleinerte und nur die Szene mit dem
Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer
abänderte.
Digitized by Google
28
Schreiber, Fünf unbekannte Hollschnitte Hans Holbeins.
Abb. Numeri- Bild.
Abb. 5. Dtultronomioa-Bild
Die zweite Auflage besitzt die Königl. Biblio-
thek zu Berlin, doch ist auch ein Exemplar in
Freiburg i. Br. vorhanden (Weller 3986). Der
Titel ist in folgender Weise abgeändert: Das
Alt Testa/ment Deutsch./ Der vr sprunglichen
Hebrei-f sehen warheit nach auffs treüwliclistl ver-
deutscht. Vnd durch den Dol/metschen, mit
vilen der be-/sondern schweren ört-jtern auß-
legungen,/ erleuchtet. — Gedruckt zu Basel
bey/Adam I etri, im Äugst,/ des iars.j M. D. XXI V.
Die Bordüre, die Anordnung des Textes und
die Zahl der Blätter stimmen völlig mit der
ersten Auflage überein, nur ist auf dem Schluß-
blatt das große Signet Petris mit dem auf einem
Löwen reitenden Knaben hinzugefügt, der eine
Fahne mit den Buchstaben IHS AD P- hält
(Hcitz-Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 68).
Ein für uns jedoch sehr wichtiger Unterschied
besteht darin, daß sich zu Anfang der
nicht der Holbein-Holzschnitt befindet, sondern
ein andres Bild (59:86 mm), das ebenfalls die
Schöpfung darstellt Da dieses auch in der
von Andreas Cratander in demselben Jahre
gedruckten Vulgata -Ausgabe enthalten ist, so
scheint der Stock mit dem Holbeinbilde in-
zwischen verloren oder unbrauchbar geworden
zu sein, so daß Petri gezwungen war, den
anderen als Ersatz dafür von seinem Kollegen
zu entieihen.
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in dem
1527 von Christoffcl Froschauer in Zürich ge-
druckten Alten Testament Kopien der Holbein-
holzschnitte 3, 4 und 5, aber in Verbindung
mit Initialen, vorkommen. Eine derselben, der
Buchstabe D mit dem Deuteronomionbilde, ist
in Butschs „Bücherornamentik" Band I, Taf. 66
in der zweiten Reihe links abgebildet, wo man
ihn vergleichen kann.
Digitized by Goo
Brentano und die bildende Kunst.
Von
Dr. Franz Deibel in Friedenau.
8
Jie Betrachtung der illustrativen Aus-
stattung früherer Literaturerzeugnisse
| Lst lange so vernachlässigt worden,
daß nicht einmal einzelnen Werken gewidmete
ausführliche Monographien auf Titelkupfer und
Bildbeigaben eingehen und Neudrucke selbst
Stiche von eigenem künsüerischem Wert nur selten
wiederholen. Und doch sollte dieser Buchschmuck
dem Forscher so wichtig sein wie dem Biblio-
philen: oft ist er bezeichnend für die Kultur
des literarischen Publikums und des Verlegers,
und wenn die Wald des Stechers oder
der dargestellten Szenen auf den Autor
selbst zurückzufuhren ist, gibt er Auf-
schlüsse über dessen künsderischen Ge-
schmack.
Auf dem Gebiet der künstlerischen
Ausstattung literarischer Werke hat die
Romantik manches Verdienst Im „Athe-
näum" hatte Wilhelm Schlegel in einem
Aufsatz „über Zeichnungen zu Gedichten
und John Flaxmans Umrisse" die jammer-
lichen Durchschnittsillustrationen auf das
schärfste kritisiert und eine dem Text
ebenbürtige Buchausstattung gefordert, die
nach einem Wort seiner spateren Berliner
Vorlesungen mehr eine „pittoreske Be-
gleitung der Poesie" sein sollte. Von den
jüngeren Romantikem trat dann besonders
Clemens Brentano für eine intime Durch-
dringung und Wechselbeziehung der
zeichnerisch- illustrativen und der Dicht-
kunst ein. Brentano hat immer ein starkes
persönliches Verhältnis zur Malerei und
den zeichnenden Künsten gehabt Als
Dichter hat er sich von der bildenden
Kunst anregen lassen und ihr auch reiche
Anregungen zurückgegeben. Als emsiger
Sammler hat er ein von Natur aus feines
Organ für die Reize älterer Kunst mehr
und mehr geschärft Endlich besaß er
gleich seiner Schwester Bettine, gleich
E. T. A. Hoffmann eigenes zeichnerisches
Talent und wie «der mit der Gewandtheit
eines Taschenspielers in
Dilettierende manche
wundervollen Lieder in selbsterfundenen Melo-
dien zur Gitarre sang, so hat er auch für einige
Werke die Kupfer selbst entworfen.
Wie weit der Schlegelsche Kreis in Jena
für die Kunstanschauungen des jungen Brentano
maligebend gewesen Lst laßt sich kaum genau
feststellen. Jedenfalls zeigen die Kunstgesprache
in seinem „verwilderten", aber an Schönheiten
SO reichen Jugendroman „Godwi" die Anregungen
3°
Deibel, Brentano und die bildende Kunst.
des Athenäums, und allgemein romantischem
Brauche folgt er, wenn er dort Bilder in Worten
zu malen und in dichterische Form zu bannen
sucht. Einen lauten unmittelbaren Widerhall
aber weckten Schöpfungen der bildenden Kunst
in ihm erst, als bei seinem Aufenthalt in Düssel-
dorf, Ende 1802, Anfang 1803, die dortige
Galerie, die damals noch alle die später nach
München gekommenen Schätze barg, ihm die
lebendige Anschauung großerWerke der Malerei
gab. Sein Verhältnis zu den dort gesehenen
Bildern ist nicht das eines kritisch und geschult
Sehenden, eines mit sicherem
Geschmack und scharfem
Auge Begabten, sondern das
des unbekümmert schwärmen-
den Liebhabers. Raffael und
Rubens stellt er neben den
süßlich- glatten Carlo Dolce
und den geleckten van der
WerfT, der zahlreich in Düssel-
dorf vertreten war; er erzählt
seiner Schwägerin Antonie
begeistert von den „himmli-
schen Bildern" und früh regt
sich neben dem Liebhaber
auch schon der Sammler:
„Die schönsten Bilder der
Galerie hängen in Kupfern in
meiner Stube".'
Seine tiefste Verehrung
wendet sich der älteren
deutschen Kunst zu, den alt-
kölnischen Meistern, Dürer
und dem großen Matthias
Grünewald. Schnell erwirbt
er ausgebreitete Detailkenntnisse, die besonders
durch seine eigenen reichhaltigen Sammlungen
gefördert werden.
Wie er alte Volkslieder und alte deutsche
Literatur sammelt, so kauft er alte Bilder, Stiche,
ja ganze Altartüren und kann manches Wert-
volle vor dem drohenden Untergang retten.
Sein Sammeln wurde dem Beruflosen mehr und
mehr zur unwiderstehlichen Leidenschaft und
mit welcher ergötzlichen Rücksichtslosigkeit er
es betrieb, zeigt ein Schreiben seines Freundes
Görres:' „Wenn Brentano zurückkommt, dann
empfehle ich euch eine Sache, daß ihr nämlich
» Gesammelte Schriften VTÜ, 114.
» Gurre«, Gesaramelte Briefe I, 495-
Abb. 1.
Tilalkvpfcr rar „Truti-Nachiig-al
auf keine Weise ihm sagt, wo die Madonna ist,
die ich kaufen will. Den Namen des Ortes hat
er mir abgefragt, die Person weiß er aber nicht.
Er hat mir zwar versprochen, das Bild nicht
zu kaufen, indessen ist er schrecklich auf den
Bilderhandel versessen und in dergleichen Fällen
weiß er ganz gemach die Leute auf die Seite
zu schicken, daß sie das leere Nachsehen haben."
Von Künstlern seiner Zeit schätzte Brentano
über alles den romantischen Maler Otto Philipp
Runge, dessen tiefsinnige vier Radierungen „Die
Tageszeiten" er dem Freunde Gorres bald nach
ihrem Erscheinen (1807) be-
geistert und „von Liebe für
dieses Werk durchglüht" ge-
bracht hatte.
Runges Kunst war der voll-
endete schöpferische Aus-
druck romantischer Anschau-
ungen; in seinen Hieroglyphen
und Arabesken schien auf
dem Grunde romantischer
Religion und Naturphilosophie
etwas völlig Neues zu er-
wachsen; seine zierlichen Ge-
winde von Blumen, aus denen
liebliche Kindergcstalten
emporrankten, sprachen die
gleiche geheime Sprache wie
die Dichtungen Tiecks und
anderer Romantiker. Von ihm
wollte Brentano das Werk mit
Randzeichnungen versehen
lassen, das bei Vollendung
sein bedeutendstes geworden
wäre: die Romanzen vom
Rosenkranz. Als das große Vorbild, auf das
er den Maler in einem ausführlichen Bekenntnis-
brief aus dem Jahre 18 10 hinwies, erschienen
ihm Dürers Zeichnungen zu Kaiser Maximilians
Gebetbuch, jene lang versteckten Kunstwerke,
die dann im XIX. Jahrhundert der Ausgang einer
ganzen Künstlerschule werden sollten: „Mein
Wunsch nun war, diese Lieder, die ich mit
Begeisterung und Ernst geschrieben, möchten
Ihnen so Wohlgefallen, daß Siegern jede Romanze
mit einer Randzeichnung, so wie die Dürerschen
im Steindruck vorhandenen des Münchner Gebet-
buchs, abbildend und in die Verzierung über-
phantasierend, umgeben".
Vielleicht waren Brentano nie Gestalten und
31
Situationen einer Dichtung intensiver und plasti-
scher in Erscheinung getreten, als die des grollen
faustischen Liedes der Romantik. „Konnte ich
zeichnen, ich wurde es nie gedichtet haben,"
gestand er, „aber ich konnte sie nicht zeichnen,
ich mußte sie singen mit gebrochener Stimme."
Ein romantisches Gesamtkunstwerk schwebte
ihm vor, das der Vereinigung von Poesie und
Malerei entspringen sollte, ein Dokument roman-
tischer Einheits- und Allkunst, aber des feinen
Zeichners früher Tod machte den Plan zunichte.
In Kleists „Berliner Abendblättern" widmete ihm
Brentano einen schönen Nachruf.
Es war nicht das einzige Mal, daß der
Dichter in Fragen der Kunst das Wort
ergriff. Gelegentlich der Berliner Kunst-
ausstellung von 1810 veröffentlichte er,
gleichfalls in Kleists Zeitschrift, 1 einen
sehr witzigen Aufsatz „Verschiedene
Empfindungen vor einer Seelandschaft
von Friedrich, worauf ein Kapuziner";
im Anschluß an das Bild des ausgezeich-
neten romantischen Landschafters, für
das er auch treffliche ernste Worte
findet, verhöhnt er hier mit beißender
Ironie den typischen stumpfen Aus-
stcllungsbcsuchcr. Noch in der Zeit da
dem zum Glauben der Kinderjahre Zurück-
gekehrten längst die „geschminkten,
duftenden Toilettensünden" seiner dich-
terischen Jugend entfremdet waren, be-
zeugte er sein unvermindertes Interesse
für bildende Kunst in einem Artikel
„Über populäre geistliche Kunst", in dem
er auf die Veredelung der verbreiteten
in Holz geschnitzten Kreuzbilder als eine
künstlerische und nationale Notwendigkeit
hinweist.
Der Münchener Kreis, in dem Brentano von
1833 ab dauernd lebte, war ganz dazu angetan,
seine Kunstinteressen zu beleben und aufrecht
zu erhalten. Von fromm -katholischem Stand-
punkt aus beurteilt er natürlich alle Kunst nur
noch nach dem religiösen Gehalt und verwahrt
sich öfter gegen das Sündhafte der bloß welt-
lichen. Als Mitglied der Kunstlcrgescllschaft
zu den drei Schilden, deren Hauptzweck die
Hebung mittelalterlich-deutscher Kunst bildete,
kommt er mit dem Dichter und Maler Graf
Pocci, mit Schwanthaler, dem archaisierenden
Ballenberger und Schlotthauer, bei dem er ja lange
wohnte, in Berührung. Den frommen Overbeck
schätzte er, zu Cornelius, Hess, Deger u. a. ent-
wickelten sich Beziehungen, besonders innig aber
wurde das Freundschaftsverhältnis zu dem jungen
Stcinle. Ihn suchte Brentano im persönlichen
Verkehr und spater in Briefen in einer glaubens-
treuen frommen Kunst zu bestärken und zu
fordern. Dennoch hat alle Frömmigkeit die
Sinne des früheren Kenners nicht so abge-
stumpft, daß er dem jungen Künstler nicht
auch nutzlichere Katschlage zu geben wußte,
wenn er ihn etwa mahnt, auf ein „Mini-
mum Anmut und ruhrende Graziiitat
mehr in den Formen" zu achten. Des
Dichters sinkende Schopfungskraft wurde
von Zeichnungen Steinles neu befruchtet:
er dankt ihm die Anregung zur „Be-
kehrung der heiligen Maria von Ägypten"
und vor allem zu seiner letzten Dichtung,
der „Legende von der heiligen Marina".
Andrerseits wußte kein Maler, Stein-
hausen vielleicht ausgenommen, Bren-
tanos Werke so fein und liebenswürdig
zu fassen, wie der dem Dichter nahe-
stehende Steinle; das beweisen einige
seiner schönsten Arbeiten, Bilder zu den
Rheinmärchen, den Romanzen und der
Chronika eines fahrenden Schulers.
Abb. j. Dm
Breticlknibe auf d«ra
Tilel d«f „Kindrr-
lieder" in „ l) « *
ItlkH Wunder-
hora".
Brentano hat selbst als Zeichner
dilettiert Im Hinwerfen von Porträt-
umrissen muß er gerade wie seine
Schwester Bettina eine leichte glückliche
Hand gehabt haben; darüber gibt einer seiner
Briefe an Arnim (20. April 1803) Aufschluß:
„Wie ich König Friedrich den einzigen mit
ein paar Linien immer zu zeichnen fähig bin,
so kann sie (Bettinc) nicht die Feder pro-
bieren, ohne dich mit ähnlichen Linien zu
zeichnen; ich kann es nicht so gut wie sie,
oder ich liebe dich nicht so sehr, aber gieb
acht, welches das ähnlichste sein wird" — und
hier finden sich nach Steigs Angabc * im Original
die leider nicht reproduzierten Profilumrisse
> Der Aufsatz in ursprünglicher Fassung Gesammelte Schriften IV, 424 -29. Arnim hatte daran Anteil; Kleist hat
ihn für die Abendblattet einer verkürzenden Umarbeitung unterzogen. Vgl. Steig, Kleists Berliner Kämpfe S. 265.
• Steig, Achim von Arnim und Clemens Brentano, S. 70.
Friedrichs des Großen und Achims von Arnim.
Die Absicht, seinen Arbeiten selbstgezeichnete
Bilder beizugeben, taucht bei Brentano zuerst
im Zusammenhang mit seinen Märchenplänen
auf. Schon 1805 teilt er dem Freunde Arnim
mit: „Ich denke auf Michaelis, wenn's zuschlägt,
die italienischen Kindermärchen für deutsche
Kinder zu bearbeiten; Mohr (und Zimmer, Ver-
leger in Heidelberg) will's nehmen, ich will
womöglich die kleinen Bilderchen selbst dazu
kritzeln." Die Ausgabe der Märchen kam nicht
zustande, aber bei dem Wunderhom, der ge-
meinsamen Arbeit der romantischen Freunde,
hatte Brentano Gelegenheit, zu dem illustrativen
Schmuck persönlich beizutragen.
Der Ende 1805 erschienene erste Band des
Wunderhorns enthält nur das kleine Kupfer des
reitenden Knaben mit dem Horn, als dessen
Radierer in Brentanos Briefen an den Verleger
Zimmer ein gewisser Kunz oder Kunze genannt
wird Vielleicht ist es der seit 1805 als Hofmaler
in Karlsruhe ansässige Maler und Stecher Karl
Kuntz, dessen Spezialität Tierdarstellungen
waren. 1 Brentano war mit der Arbeit recht
zufrieden und rühmte die „große Zierlichkeit"
des Stiches, weniger dagegen Arnim. Das Er-
scheinen des zweiten und dritten Bandes ver-
zögerte sich bis zum Jahre 1808. „Auf das
Titelblatt des zweiten Teils", schrieb Arnim
1807 an Zimmer, „können wir das alte Horn,
das in Schleswig gefunden, abbilden lassen, um
zu charakterisieren, wie das reine alte Lied
immer hervortritt, nachdem der Knabe ge-
blasen". Der geistige Urheber der aus zwei
älteren Blättern entstandenen Zeichnung zum
Titelkupfcr des U. Bandes ist Brentano; er
meldet selbst an Zimmer: „Es hat sie ein guter
Freund von mir hier nach meiner Angabe mit
großer Mühe gezeichnet" Wie aus seinem
Brief an die Brüder Grimm vom 3. Mai 1808
)igitized by Googl
33
hervorgeht, 1 ist dieser gute Freund
Wilhelm Grimm selbst
Die im Durchblick gegebene An-
sicht von Stadt und Schloß Heidel-
berg ist einem Buche Zincgrefs
entnommen, wahrend das Trinkhorn,
wie Steig angibt, einer Abbildung
in I lamelmanns Oldenburgischem
Chronikonfl 59X)S.20| nachgezeichnet
ist Mit der Ausfuhrung des Stechers
Adam Welse 1 war Brentano unzu-
frieden, er klagte, daß er Wilhelms
„mühsame Zeichnung verhunzt und
besonders steif und plump das um-
gebende Laub gestochen habe."
Diese Erfahrung scheint die
Freunde bewogen zu haben, bei dem
Kupfer des dritten Bandes einen
Versuch mit dem damals erst sieb-
zehnjährigen Ludwig Emil Grimm zu
wagen, dem jüngeren Bruder Jakobs
und Wilhelms. Nicht ohne Geschick
stach der junge Künstler, der bis
dahin keinerlei Unterricht genossen
hatte, ihnen das Titelkupfer nach
einer Vorlage Israels von Mcckenem.'
Das zierlichste Kupfer im ganzen
Wunderhorn aber, das echt roman-
tische zu den im Anhang gegebenen
Kiiiderliedern ist ein Werk Brentanos,
Bei Arnim hatte erst die Absicht
bestanden, zu den Kinderliedern eine
Zeichnung der Brüder Riepenhausen
zu geben, 4 die aber von ihren Um-
rissen zu Tiecks Genoveva her nicht
gerade in Brentanos Gunst standen. So machte
sich der Dichter mit Ludwig Grimm zusammen
selbst an die Arbeit und konnte Arnim bald
aus Kassel melden:' „Mit nächstem Postwagen
erhältst du den ganzen Rest des Manuskripts
vom Wunderhorn und die Kinderlieder, zu
denen ich einen Titel komponiert, der allen
Leuten gefällt Zwei Kinder machen Musik
bei einer Kapelle, in der die heilige Familie —
du kennst die alte Abbildung von einer Gemme"
Und Arnim bestätigte ihm: „Deine Zeichnung
Abb. ). tlluitraüonibUtt »uf „Gockil Hiskcl, G«ckcU)«'\
zu den Kinderliedern ist eine gar hübsche re-
ligiöse Idylle, und Grimm hat es geschickt
ausgerührt" Das Kupfer (Abb. i) bekundet
deutlich die hohe Schätzung, in der Runge
bei Brentano stand: Motive aus den Jahres-
zeiten sind verwendet, die beiden sitzenden
und musizierenden Knaben sind getreue Wieder-
holungen aus der Rungeschen Darstellung des
Morgens. Die Idee des wohlgelungenen Bild-
chens benutzte der Dichter noch einmal 1817
für seine Ausgabe von Spees Trutz Nachtigal,
1 Steig, Goethe and die Brüder Grimm S. 20/21.
' Dr. Adam Weise, 1776 in Weimar geboren, der seil 1806 in Heldelberg lebte and 1808 eine Folge von Blättern
bei Mohr und Zimmer, den Verlegern des Wanderborna, erscheinen ließ. Vgl. N agier, Könstler l^xikon 21, 244.
1 Goldschmied and Kupferstecher des XV. Jahrhunderts. Vgl Allg. Künstler- Lexikon, hrsg. von Singer IT, 236.
♦ J. G. Zimmer and die Romantiker S. 146. — S Steig, Arnim and Brentano S. 232,
7,. f. h. 1906,1907. 5
34
Deibel, Brentano and die bildende Kunst.
unter Umbildung vieler Einzelheiten, wobei be-
sonders bezeichnend ist, daß die beiden nackten
Knaben sich in vorsichtiger Anpassung an seine
veränderten Anschauungen in verhüllte Engel
verwandeln mußten. (Abb. 2.)
Endlich stammt auch das Titelblatt mit der
Aufschrift „Kinderlieder" im Wunderhorn von
Brentano selbst:» „Von dem Titel zu den Kinder-
liedern habe ich mit Louis Grimms Hilfe die
Zeichnung vollendet, er arbeitet jetzt die Platte.
Die Idee ist folgende. In vielen Gegenden ver-
künden die Kinder den Sommer mit einer Bretzel
an einer Stange. Die Bretzel aber ist nach der
Meinung einiger Schulantiquaren ein Backwerk,
welches den Kindern am Gregoriusfest als Be-
lohnung gegeben ward, als .kleiner Preis', pre-
tiolum, daher Bretzel. Ihre Gestalt aber hat sie,
weil in dieser alle Buchstaben des A-b-c liegen.
Daher habe ich den Titel mit dem Bretzel-A-b-c
geschrieben." (Abb. 3.)
Der junge Grimm hatte sich bewährt und
wurde nun auch zur Mitarbeit an der Einsiedler-
zeitung und zur Ausstattung des von Brentano
1808 neu herausgegebenen Wickramschen
Romans „Der Goldfaden" herangezogen. Cle-
mens aber, an dessen zeichnerischem Geschick
sich Arnim erfreut hatte, wurde von diesem
aufgefordert, Illustrationen zu dem von den
Freunden vielgepriesenen Schelmuffsky anzu-
fertigen, an dessen Ausgabe er damals, 1808,
ernstlich dachte.* Die Ausgabe kam aber
ebensowenig zustande als die Zeichnungen.
Es wäre verwunderlich, wenn Brentano,
dieser bizarrste aller Romantiker, mit seinem
frechen „splendid -grotesken" Witz und seiner
kaustischen Spottsucht, nicht eine Neigung
zur zeichnerischen Karikatur gehabt hätte. In
Heidelberg scheint er damit manch drolliges
Spiel getrieben zu haben; schreibt ihm doch
Arnim einmal 1808: 1 „Schwarz beklagt sich,
daß du alle Bekannte als Karikatur gezeichnet."
Als er sich im Herbst 1809 in Halle und
Giebichenstein bei dem Musiker und Schrift-
steller Reichardt aufhielt, belustigte er sich
mit Wilhelm Grimm zusammen mit dem Ab-
konterfeien ihnen nahestehender Persönlich-
keiten. Aus Einzelbildern komponierten sie
dann ein „großes Familienepos", eine Bleistift-
zeichnung, die sich im Grimmschen Nachlaß
vorgefunden hat In der Mitte sieht man nach
Steigs Angabe* Goethe, der auf einer Trompete
den Ton angibt; rings um ihn bilden Reichardts,
Lafontaine, Arnim, Bettina, Clemens, Wilhelm
Grimm u. a. das Orchester. Publiziert ist diese
Zeichnung nicht Aber in der 181 1 erschienenen
glänzend witzigen Abhandlung Brentanos „Der
Philister vor, in und nach der Geschichte"*
finden wir als Beilage eine Tafel mit eigenen
satirischen Zeichnungen des Dichters, die an
tollen, komischen und verblüffenden Kombina-
tionen dem Wort- und Bilderwitz des Aufsatzes
wenig nachgeben. (Abb. 4.)
In seiner Berliner Zeit im Laufe des Jahres
1 8 1 1 kam Brentano wieder auf die früher schon
Zimmer angebotenen Kindermärchen zurück.
Auf der ergreifenden Suche nach einem festen
Halt wurde der immer Schwankende und
Beruflose damals für kurze Zeit ein begeisterter
Schüler Schinkels. 6 Unter Leitung des be-
deutenden Architekten wollte er Baukunde
studieren, um damit, „wenn's anhält", fügte
Wilhelm Grimm der Nachricht gleich hinzu,
sein Brot zu verdienen. In diesem Zusammen-
hang bekam sein Zeichentalent für ihn eine
neue Bedeutung und der frühere Illustrations-
plan begann ihn wieder zu locken, so daß er
dem Verleger schrieb: 7 „Die Kupfer kann
ich Ihnen sehr wohlfeil und ausgezeichnet gut
liefern, da ich sie selbst unter Schinkels Direktion
unentgeltlich zeichnen werde, und sie in einer
sehr leichten und wohlfeilen Manier, hier von
meinem Freunde Wittig* könnte radieren lassen."
Wieder aber kamen seine Absichten nicht zur
Ausführung.
Dagegen enthält das in den folgenden Jahren
in Prag und auf dem Familiengut Bukowan
entstandene rätsei-, aber auch poesiereiche
romantische Drama „Die Gründung Prags", das
S. 257.
« Steig, Arnim und BrenUno S. 243. — » Steig, Arnim an
3 Steig, Arnim und Brentano S. 236, 245.
4 Steig, Arnim und BrenUno S. 284.
5 Jetxt wieder leicht zugänglich als Nr. 7 der von Fedor von Zabeltitz herausgegebenen „Literarhistorischen
Seltenheiten". Vgl. dort Brentanos Erklärung der Zeichnung.
6 VgU Gesammelte Schriften IV, -»34- — 7 J. G. Zimmer und die Romantiker S. 188.
• Wohl der 1832 in Berlin verstorbene, mit Schinkel bekannte Radierer Ludwig Wilhelm Wittich, Vgl. Nagle«
KOnstlerlexikon 22, 7.
35
im Herbst 1814 in Pest erschien, ein außer-
ordentlich feines, sehr wohlgelungenes Titel-
kupfer, dessen Erfindung aufHrcntano zurück-
geht Er selbst teilte Arnim mit, daß dieses,
dem mystischen Charakter der Dichtung sorg-
sam angepaßte Kupfer nach seiner eignen Skizze
gezeichnet ist Zum Gelingen des Titels trug
auch die Wahl des Stechers bei, die allerdings
nicht Brentano, sondern dem Verlage anzurechnen
ist: es war der aus vielen Almanachsradierungcn
der ersten Hälfte des XlX.Jahrhunderts vorteil-
haft bekannte, damals noch sehr junge Franz
Stober. '
Ob Brentano zu dem Kupfer in Tuschmanier,
das dem 1817 in Berlin erschienenen Festspiel
„Viktoria und ihre Geschwister" vorgesetzt ist
eigene Entwürfe gemacht hat, war nicht fest-
zustellen. Die sehr maßige Ausführung rührt
von dem Berliner Karl Wilhelm Kolbe her,
wohl demselben, der mit einem Gemälde
E. T. A. Hoffmanns Novelle „Doge und Do-
garesse" angeregt hat
Brentanos Poesie sollte, nachdem sie über
den religiösen Kämpfen der nächsten Jahre
und den personlichen und literarischen Be-
mühungen um die Dulmener Nonne Katharina
Emmerich längst eingeschlafen war, noch eine
kurze Nachblütc erleben, und das Werk, mit
dem sie verknüpft ist forderte auch noch ein-
mal des Dichters Zeichcnlust heraus. Der
unermüdliche Freund Johannes Böhmer, der
Brentanos Manuskripte sammelte und treu be-
wahrte, suchte ihn zur Vollendung des Wich-
tigsten, vor allem der Märchen anzutreiben und
schließlich gelang es ihm auch, die Herausgabe
des umgearbeiteten und erweiterten Gockel-
märchens durchzusetzen. Nachdem manche
Schwierigkeiten überwunden waren und Brentano
mehrfach jede Lust zur Weiterarbeit verloren
hatte, erschien das Buch endlich 1838 bei
Schmcrber in Frankfurt a. M. mit 15 Bildern,
die des Dichters „eigene muhselige Erfindungen'
sind.*
Wieder hat der von Brentano so verehrte
Runge Motive hergeben müssen, was besonders
bei dem hier wiedergegebenen Blatte auffallt
(Abb. 5.) Es ist eine deutliche Anlehnung an
Runges wundervolle Zeichnung „Die Nacht",
nicht nur durch die gleiche Tendenz, Unaus-
sprechliches in Linien und Symbolen festzu-
halten, sondern vor allem in den Einzelheiten
der arabeskenhaften zarten Verschlingung von
Blumen und Kindern.
Auch der Steinzeichner dieser Blätter darf
ein besonderes Interesse beanspruchen. Die
Ausfuhrung bereitete dem Dichter zunächst
manchen Verdruß, da die Steinzeichnerin der
ersten Bilder, Maximiliane Pernelle, vor Voll-
endung der andern starb. Endlich aber fand
Brentano in dem jungen Kasper Braun, >
dem verdienstvollen späteren Mitbegründer
der „Fliegenden Blatter", der dem Kreise des
Dichters schon durch die Zeichnungen für
Graf Poccis und Guido Gorres' Festkalender
bekannt war, den trefflichsten Ersatz. Durch
feinfühlige Übertragung der Brentanoschen Ent-
würfe auf den Stein half Braun dem Märchen-
buch jene köstliche Einheit geben, in der es
als letztes Dokument der Zusammenarbeit des
Dichters und des „Zeichners" Brentano vorliegt 4
■ 1795 — 185$. Der erste, der «ich in Wien mit dem Stahlstich befaßte. Suche in Hormayrs Taschenbuch und sehr
1 Kupfer in Castellis Alm »nach „Selam", Wien 1812 — 17. VgL den ausführlichen Artikel in Naglcr» Künstlerlexikon.
* Vgl. du kurze Nachwort tu dem im Insel-Verlag erschienenen Neudruck, der auch die 1 5 Uriginalillustrationcn enthält
J Schriftliche Abmachungen zwischen Brentano und dem jungen Künsüer existieren, wie mir die Familie Braun in
•eundlichst mitteilte, nicht
4 In der kulturhistorisch und familiengeschichüich sehr wertvollen Publikation: Das Geschlecht Latteroth. Zusammen-
stellung von Mathilde Lutteroth zu Hamburg. Als Manuskript in 200 Exemplaren gedruckt, bei C. Griese, Hamburg 1902,
findet sich S. 292/293 eine hübsche Zeichnung, nicht ohne Rungischen Einfluß, die fünf Töchter des Gottfried Augnst
Lotteroth darstellend. Die Heransgeberin hat sie mit der handschriftlichen Bemerkung versehen: „Zeichnung 1831, von
Brentano-. (Vgl. das Exemplar der Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke.) Meines Erachtens röhrt sie, schon
wegen der zu grollen technischen Vollkommenheit, nicht von Gemens Brentano, sondern dem ihm verwandten Maler
Franz Brentano her. Wie Herr Assessor Dr. A. Lutteroth in Hamburg mir freundlichst mitteilte, ist die Familie selbst
Die Bibliophilen.
Sir Robert Peel.
Von
Otto von Schleinitz in London.
lir Robert Peel, den die englische Nation
I ganz unabhängig vom politischen Stand-
punkte aus den „groben Peel" nennt,
I wurde am 5. Januar 1788 als der Sohn
eines von Pitt zum Baronet erhobenen reichen
Baumwollenfabrikanten und Parlamentsmitgliedes
geboren. Wie schwer es oft selbst bei den be-
deutendsten Männern hält,
bestimmte Daten in ihrem
Lebenslauf festzustellen, be-
weist auch hier der Um-
stand, daß der Geburtsort
Peels nicht mit absoluter
Gewiliheit angegeben wer-
den kann. Die einen sagen,
er sei in der Grafschaft
Staribrd, die andern, er sei
in Lancashire geboren. Auf
der Schule in Harrow war
er mit Byron befreundet
In den „Fragmenten aus
Byrons Journal", das in
der Bücherauktion Peel mit
650 Mark bezahlt wurde,
findet sich ein Passus, in
dem der Autor diesem seine
Grübe als Staatsmann und
Redner voraussagt
1809 sehen wir Peel
bereits im Parlament, und
nach dem Urteil aller zeit-
genössischen Staatsmänner
galt seine erste Rede im
Unterhause als die beste
nächst der von Pitt Schon
181 2 erhielt er den Posten
als Staatssekretär für bland,
und 181 9 erlangte die von
ihm ausgearbeitete Vorlage über die Geldzirkulation
und Münzprägung Gesetzeskraft. Als Kuriosum
erwähne ich, dal- Peel, da bekanntlich zu jener
Zeit in England das Duell mit dem Tode durch
Hängen bestraft wurde, nach Ostende fuhr, um
mit dem Agitator O'Connel einen Zweikampf aus-
zufechten. Trotzdem verhinderte diese mißliche
Angelegenheit nicht seine Ernennung zum Minister
des Innern.
Im Jahre 1820 verheiratete sich Peel mit einer
Tochter des Generals Sir John Floyd und beab-
sichtigte nunmehr, sich ein eignes Heim zu er-
richten. Am 7. Juli 1824 schrieb er an Walter
Scott: „Ich baue ein neues Haus und darin eine
Galerie für Bilder. Vor allem wünsche ich ein
F.ilibri« des Sir Roben Peel.
Porträt von Ihnen, aber nur ein solches von
Lawrence würde mir genügen. Er malt jetzt für
mich sein eignes Porträt, das von Davy und vom
Herzog von Wellington . . ."
Wir lernen damit Peel nicht nur als Staats-
mann, sondern auch als Kunsdiebhabcr kennen.
Außer seinen politischen Obliegenheiten beschäf-
tigte er sich vornehmlich
mit Kunst, Literatur und
BUcherliebhabereL Zwei
Personen sind es in dieser
Beziehung , deren Rat
wesentlichen Einfluß auf ihn
ausübte: der bereits ge-
nannte Sir Thomas Law-
rence und der bedeutende
Finanzmann Johann Julius
Angerstein. Letzterer steht
insofern in enger Verbin-
dung mit der Errichtung
einer nationalen Gemälde-
galerie, als 38 Bilder seiner
Sammlung zum Preise von
1 200000 Mark vom Staate
angekauft wurden, um den
Grundstock für ein zu
errichtendes Museum zu
bilden. Bis die National
Gallery in Trafalgarsquare
fertig erbaut war, befand
sich die nationale Samm-
lung, die am 10. Mai 1824
erutinet wurde, in dem
Hause Angersteins in Pall
MalL
Da Sir Robert Peel in
ununterbrochenem Verkehr
mit Lawrence verblieb, so
erscheint es angezeigt, auch über diesen einige
Worte zu sagen, wenngleich er als der Wiener Kon-
greß-Maler nicht unbekannt sein dürfte. Niemand
hat soviel dazu beigetragen, den Künstler zur
Geltung zu bringen als Peel. Lawrence erhielt nach
Reynolds Tode 1792 das Amt eines Hofmalers.
Ursprünglich nahm er sich seinen Vorgänger auch
als Vorbild und unter seinem Einfluß wandelte
er längere Zeit in dessen Bahnen. 1820 wurde
er zum Präsidenten der Königlichen Akademie
erwählt. Das erste hier wiedergegebene Porträt
Peels von der Hand des Meisters zeigt uns den
Staatsmann im jugendlichen Alter als Minister
des Innern. Außer mehreren Bildnissen von
Mitgliedern der Familie Peel gehören zu seinen
Digitized by C
von Schleinltr, Sir Robert Peel.
37
hervorragendsten Werken : Gentz, Julius Angerstein,
Walter Scott, Konig Wilhelm IV. von England,
George Canning, Georg IV., Castlereagh, Fürst
Metternich, Graf Nesselrode, Fürst Schwarzenberg,
Hardenberg, Capo d'Istria, Kaiser Alexander I,
Kaiser Franz IL, Erzherzog Karl, Friedrich Wil-
helm III., Fürst Blücher, General Tschernischoff,
Papst Pius VII. und Kardinal Gonsalvi. Berühmt
ist ferner von ihm das Porträt der großen Tra-
gödin Sarah Siddons und ihres Bruders, des Schau-
spielers Kemble.
Als nach der kurzen Zwischenperiode des Mini-
steriums Canning die Tories im Januar 1818 ins
Amt zurückkehlten, übernahm Robert Peel aber-
mals das Ministerium des Innern. Wenngleich
während dieser ganzen Zeit
mit den Tories eng ver-
flochten, bereitete er jetzt
zum ersten Male seinen
Parteigenossen eine jener
Enttäuschungen, die ihm
vom Fraktionsgeist als Ab-
fall gedeutet wurden, ob-
wohl sie nur das Ergebnis
verständiger staatsmanni-
scher Einsicht und patrio-
tischer Selbstverläugnung
waren. Im Gegensatz zu
der starren, jeder Reform
abgeneigtem Masse der
Tories, erklärte er sich
für die Notwendigkeit der
Katholikenemanzipation
und führte 1818 und 1829
trotz der heftigsten An-
feindungen seiner Partei
diese inhaltschwere Ver-
änderung durch. Guizot,
mit dem Peel befreundet
war, bemerkt in Rücksicht
auf die merkwürdige Doppel-
stellung des englischen
Staatsmanns: , Kr ist der
liberalste der Konservativen , der konservativste
der Liberalen und der fähigste Mann in beiden
Parteien!"
Sowohl in politischer als in literarischer Be-
ziehung besaßen Peel und Guizot ein Bindeglied
in ihrer gemeinsamen Freundin, der Fürstin Lieven,
geborenen von Benckendorff, deren Gatte 1814 bis
1834 als russischer Gesandter in London weilte.
Die genannte Dame, 1784 geboren und 1857
in Paris gestorben, woselbst sie ihre letzten
Lebensjahre verbrachte, hieii zu jener Zeit in der
Londoner Gesellschaft die „diplomatische Sybille
Europas". Sie besaß die heute so ziemlich ver-
loren gegangene Kunst, einen interessanten und
gern besuchten Salon mit Geist und Anmut zu
leiten. Außer Guizot gehörten in Paris zu ihrem
näheren Umgangskreise Mole, Thiers und Monta-
lembert
ARTHUR WE ILESLE v
VISCOUNT PEEL
Eilibrit Sir Roberl Peel» de! Jüngeren.
Die Korrespondenz der Fürstin Lieven war
eine ebenso umfangreiche als vielseitige; sie kul-
tivierte besonders eine abhanden gekommene Spe-
zialität: den „schönen", den „literarischen" Brief,
d. h. die schriftliche Mitteilung nicht etwa nur
um ihres dürren Inhalts willen, sondern um sich
selbst, dem Empfänger und dem Kenner literari-
scher Feinheiten einen Genuß zu bereiten. Die
Franzosen sagen daher von dieser „grande Dame",
sie vereinigte in sich „la Raison de la Roche-
foucauld avec les manieres de Madame de SevignrJ".
Ihre gesammelten Briefe sind vor einigen Jahren
unter dem Titel „Letters of Dorothea Princess
Lieven during her Rcsidence in London, 18 u —
1834" von L. G. Robinson, London, Longman's,
herausgegeben worden.
Auch von ihr hat I^awTence
(ebenso wie der verstorbene
Watts) ein gutes Porträt
angefertigt.
In dem hier wieder-
gegebenen zweiten Bildnis
von Sir Thomas Lawrence
wird uns Peel im besten
Mannesalter zu einer Epoche
veranschaulicht, in der ihn
neben der Politik nament-
lich die Bücherliebhaberei
beschäftigte. Von den be-
deutenderen schriftstelleri-
schen Zeitgenossen fehlte
kein Werk in seiner Biblio-
thek, indessen zog ihn Wal-
ter Scott vornehmlich an
und selbst dessen schwächste
Arbeit „Das Leben Napo-
leons" war in mehreren
Exemplaren vorhanden.
Eine gewisse Anzahl
der von Sir Robert Peel ge-
sammelten und nicht zum
Majoratsvermögen gehören-
den Bücher ist teils bei
seinen Lebzeiten durch Eintausch wertvollerer
Objekte in andere Hände Ubergegangen, teils
haben seine Nachfolger und Erben eine beträcht-
liche Menge von Werken freihändig veräußert In
diese Kategorie gehören unter andern nachstehende
seltene Drucke:
„Speculum . . . Incipit speculum sanetae Marie
virginis . . . Das erst capitel von lucifers val",
Kleinfolio mit 19a Holzschnitten, das erste illu-
strierte Buch von Günther Zainer und um 1470
in Augsburg gedruckt, verfaßt von Johann dem
Mönch für Johann den Abt von S. Ulrich und
Afra in Augsburg. Johannes Chrysostomus „De
dignitati sacerdocii", Cöln, Ulrich Zell, ca. 1470.
„Die sieben weisen Meister, Hienach volget ein
gar schöne Cronik und Hystori ausz den Geschichten
der Römern". Colophon: „Also hat die Histori
von den syben Meystern ein End", gedruckt von
3S
von Schleinitz, Sir Robert Teel.
Sir Robert Peel.
Nach dem Porrru von Sir Thonii L*wr«nc«.
Johannes Bimler 1473 in Augsburg. Voragine,
„Aurea Legenda", ca. 1474 von Michael Wensler
in Basel gedruckt „Comestor", etwa 1475 — 1476
in Köln gedruckt; Hain und Brunet weisen das
Buch Ulrich Zell zu, allein Bernhard Quaritch, der
den Druck erworben hatte, sprach mir gelegent-
lich seine Ansicht dahin aus, daß das Werk
nur aus der Offizin Conrad Winters von Hom-
borch stammen könne. „Boetius und Cato, Im-
pressc anno salutis 1479 p. Henricum Quentell
in Colonia". „Hugonis de Prato Florido Ser-
mones de Sanctis", 1485, das erste in Heidel-
berg gedruckte Buch. Die Nürnberger Chronik
„Registrum huiu.s operis libh cronicarum cum
nguris et ymagibus ab inicio mundi", Folio, mit
den interessanten Colophon-Sätzen : „Completo
in famosissima Nurembergensi urbe . . . auxilio
doctoris Hartmanni Schedel 1493" un< * »»hunc li-
brum dominus Anthonius K oberger Nuremberge
impressit", mit den Holzschnitten von Wohlgemut
und Pleydenwurfll
Von deutschen Drucken aus dem XVI. Jahr-
hundert waren folgende die bedeutend-
sten in der Sammlung Peels: Matthäus
Ringmann „Der Text des Passions
oder Leydens Christi aus den vier
evangelisten zusammen in ein sinn
bracht mit schönen figuren. Regier dein
hertz." Colophon : „hie endet sich der
Passion . . ." Gedruckt von Johannes
Knoblouch in Straszburg 1507, mit
24 Holzschnitten von Urs Graf, während
die fünf und zwanzigste Illustration den
seltenen Holzschnitt der Auferstehung
von J. Wechtlin darstellt. Der Text
ist die Arbeit von Ringmann Philesius,
dessen Name „Ringmannus" ein Akro-
stichon der zehn ersten Verslinien auf
dem Titelblatt bildet. Es sind zwei
Ausgaben, eine lateinische und eine
deutsche, vorhanden und in beiden
stellt der Autor sein Licht durch ein
Colophon unter den ScheffeL Er be-
hauptet nämlich in der deutschen Aus-
gabe: aus dem Lateinischen und in
dieser aus dem Deutschen tibersetzt
zu haben, während nach neueren eng-
lischen Forschungen beide Werke selb-
ständige Arbeiten seiner Feder sind.
Umgekehrt rtihrt die in der Bibliothek
befindliche Übersetzung des „Julius
Caesar" von Ringmann her, da er eine
frühere Ausgabe bereits 1507 von Straß-
burg aus dem Kaiser Maximilian ge-
widmet hatte. Das erstgenannte mit
1 1 6 I Iolzschnitten versehene Exemplar
besitzt das Colophon: „Getruckt zu
Meyntz durch Johannem Schöffer im
Jahr 1530". Paul Hector Mair, „Bericht
und antzaigen der loblichen Statt Augs-
purg, aller Herrn Geschlecht, so Tor
fünfhundert und mehr Jaren, weder Jemandt wilien
oder erfaren kann", Augsburg 1550 mit 157 Illu-
strationen von Rittern und deren Wappen, zum Teil
koloriert. Einige der Holzschnitte tragen die Sig-
natur des Stechers „C. W.", dessen Name wohl
noch nicht Uber alle Zweifel aufgeklärt erscheint
Die Holzstöcke kamen später in den Besitz von
Sigismund Feyrabend, der sie benutzte, um unter
Hinzufügung eines neu gezeichneten Titelblattes
einen Nachdruck vorzunehmen. Letzteres ist von
Jost Amman entworfen, indessen werden in Eng-
land diese Reproduktionen als viel weniger ge-
lungen angesehen, so daß Sammler für das Original-
werk durchschnittlich etwa aoo Mark und für den
Nachdruck nur die Hälfte anlegen. Luthers Bibel,
„das ist die gantze Heylige Schrifft Teutschi,
D. Mart. Luth. 1561", Folio, Frankfurt a. M. mit
zahlreichen Holzschnitten des Meisters „V. S. M .
Die seltene Themas a Kempis - Ausgabe „De
Imitatione Christi libri quatuor, Coloniae, typis
B. Edmond, 1594" mit dem Titelkupferstich
und der Inschrift „Mors ultima linea rerum
Ton Schleimt r, Sir Robert Peel.
Anno 1594", gebunden von
Padeloup.
Besonders hervorzuhebende
und namentlich auch durch
den Einband wertvolle Werke
des XVII. und XVIII. Jahr
hunderts sind die nachstehen-
den: „Achilles Tatii, De Clito-
phontis et Leucippes amoribus.
De Daphnidiset Chloes amori-
bus", griechisch und lateinisch,
Heidelberg 1606, von Eve ge-
bunden. Das seltene und schön
illustrierte, 17 11 in Augsburg
erschienene Werk P. Deckers
„Fürstlicher Baumeister, oder
Architektura Civilis, wie großer
Herrn Palläste . . . nach heu-
tiger Art auszuzieren". „Le
Triomphe de l'Empereur Maxi-
milian I, en une suite de cent
trente cinq planches, gravees
en bois d'apres les desseins de
Hans Burgmair, ä son secretaire
Marc Treitzsaurwein", Folio,
Extra-Papier, mit 135 vollseiti-
gen Holzschnitten, Text deutsch
und französisch, Wien 1796.
Die Namen der 17 Stecher,
unter denen sich Resch, Jost
Negker und Hans Scheufelein
befinden, sind bekannt, indessen
erscheint die Bemerkung am
Platz, daß die englische Dürer-
Gesellschaft abweichend von
Nagler der Ansicht ist, Burg-
mair habe ohne Dürers Hülfe
aller Wahrscheinlichkeit nach
die Zeichnungen selbst entworfen.
Auffallend reichhaltig vertreten war Peels Biblio-
thek durch Werke, die italienische Städte als
Erscheinungsort nennen, aber von deutschen
Druckern herrühren, so u. a.: Rodericus Zamo-
rensis „Incipit compendiosa historia hispanica' 1 ,
in Rom von Ulrich Hahn im Jahre 1 469 gedruckt.
Auf der letzten Seite geschieht Erwähnung des
1468 und 1469 stattgehabten Besuches Kaiser
Friedrichs III. in Rom. „Cicero", 1472 in Mai-
land aus der Offizin von Zarotus hergestellt. Das
älteste mit Namen und Datum von ihm gedruckte
Werk ist der Virgil von 1472. Ob Zarotus in Mai-
land zuerst mit dem Druck von Büchern begonnen
hat, ist nicht absolut sicher zu beweisen, wenn-
gleich es sehr wahrscheinlich sein dürfte. Vor
1472 waren bereits in Mailand vier Bücher ohne
jede nähere Bezeichnung herausgekommen, die
aber zweifellos aus derselben Offizin stammen, da
die Übereinstimmung der Typen augenscheinlich
zu erkennen ist Es liegt nahe, anzunehmen, daß
im Anfange der Tätigkeit des Zarotus andere Per-
sonen die Mittel für den Druck der Werke lieferten
I
Sir Kobert Peal.
Gcnalc «on Sir Tboroai Lawrence, geuochen vo« H. RobiatOQ-
und daß in dieser Beziehung eine Verbindung
zwischen ihm und Philipp de Lavagna stattgefunden
hat Jedenfalls unterstützte Lavagna die Bestreb-
ungen der Drucker, um die Erfindung Gutenbergs
möglichst zu verbreiten und auch für sich selbst
auszunützen. In einem 1473 gedruckten Werk
(wie man vermutet von Christoph Valdarfer) findet
sich das Colophon „Per Philippum de Lavagnia,
hujus artis stampandi in hac urbe primum latorem
atque inventorum". Da indessen Lavagna nicht
selbst Drucker war, so sind die vorstehenden
Worte nicht im buchstäblichen Sinne zu deuten,
sondern es soll hiermit nur gesagt sein, daß er der
erste war, der die Buchdruckerkunst in Mailand
einführte und beschützte. Damit stimmt auch die
Tatsache Uberein, daß sich in dieser Stadt eine
Gesellschaft gebildet hatte, auf deren Kosten Zarotus
von 147 1 — 1497 druckte. Die Statuten jener
ersten bekannten Buchdruckerassoziation sind noch
erhalten und gewähren einen interessanten Einblick
in den damaligen Geschäftsverkehr. Außer seinen
Drucken der Klassiker ist Zarotus hauptsächlich
berühmt durch den im British-Museum aufbewahrten
40
von Schleinitz, Sir Robert PecL
Prachtband der Geschichte des Hauses Sforza, der
von Arabrogio de Predis illuminiert, von Simoneta
verfallt und durch Landino Ubersetzt wurde.
Übrigens wird der Drucker verschiedentlich Zaro-
tus, Zorota, Zaroti, Zarotta und dergleichen mehr
genannt
Fernere aus dem XV. Jahrhundert herrührende
Drucke der ehemaligen Sammlung Peels sind:
„Seneca", 1475, Rom, aus Pannartz* Offizin.
„Manfredi, Libro del Perche", Neapel, 1478 von
Sixtus Riessinger hergestellt „Biblia" mit dem
Colophon: „impressa Venetiis per Franciscum
Renner de Hailbrun, 1483". Dante, „Proemio
comento di Christophoro Landino", Venedig 1491,
gedruckt von liernardino Benali und Matthio di
Parma. Savonarola, „Predica del arte del bene-
morire", Florenz 1496 — 1497. „Boccaccio", Klein-
quart mit dem Colophon: „Impresso in Vinegia
per Gregorio de Gregori 1516".
Von den vielen Werken des XVI. Jahrhunderts
erwähne ich in aller Kürze nur: „Ex Plaut i Comoe-
diis", 1522, mit dem Colophon: „Venetiis in
aedibus Aldi et Andreae Asulani soceri"; ferner
Ovids Metamorphosen, 1522 in Florenz von den
Erben Philipp Juntas gedruckt, und „Petrarcha",
1532, Venedig, aus der Offizin von Bernardino
de Vidali.
Einzelne der Exemplare aus der französischen
Abteilung weisen mehrfach Abweichungen gegen
die betreffende Gesamtausgabe desselben Werkes
auf. So u. a. „Le Roman de la Rose ou lart
damours est toute enclose", von Maistre Jehan de
Meun, in Paris gegen 1490 von Verard gedruckt
und mit 88 Holzschnitten versehen. Diese sind
Reproduktionen nach den bereits in Lyon be-
nutzten Vorlagen, aber einige der früheren Illu-
strationen wurden hier fortgelassen, dagegen zum
Schluß eine neue Abbildung gegeben. In der Auk-
tion wurde ein Exemplar mit 1000 Mark bezahlt
„Les neuf Preux, imprime a Paris 1 507 par Michel
le noir", ein Buch, das in der Didot-Auktion 1600
Franken erzielte. „Heures de Paris", 1527, mit den
Umrissen für 13 von G. Tory entworfenen Holz-
schnitten; in den Bordüren sind die Wappen von
Franz L, Henri d' Albret und Marguerite von Valois
angebracht „Les amours libres des deux freres,
histoire galante", Köln 1709, von Derome le jeune
gebunden. C. J. Dorat, „Les Baisers, precldes du
Mois de Mai, poeme. A la Haye, et se trouve
ä Paris, chez Lambert et Delalain" mit den schönen
Illustrationen von Eisen, 1770. Von den bekannten
beiden Oktavausgaben war die hier in Frage kom-
mende auf feinem holländischen Papier gedruckt
Während der Durchschnittspreis in London fllr die
auf gewöhnlichem Papier hergestellte Ausgabe
300 Mark beträgt, wird für die letztere 500 Mark
bezahlt Der höchste Preis für ein von Derome
gebundenes und dekoriertes Exemplar betrug in
der Auktion Sieurin 4500 Franken.
Der gröbere Teil der englischen Bücher Sir
Robert Peels wurde im Wege der Auktion ver-
äußert, von der am Schluß die Rede sein solL
Ich nenne deshalb an dieser Stelle nur die be-
deutenderen, nicht durch öffentlichen Verkauf in
andere Hände Ubergegangenen Werke. So nament-
lich: Arnolds „Chronicle", wichtig für die Geschichte
der Stadt London, hier in der zweiten Auflage
aus dem Jahre 1521 vorhanden und von Peter
Treveris gedruckt. Der Name Peter von Trier
kommt in der Schrift nicht vor, indessen sein „sh"
ist ein so charakteristisches im Druck, daß kein
Zweifel Uber den obigen Punkt obwaltet Letztere
Ausgabe ist besser als die 1503 in Antwerpen
gedruckte. „Missale ad usum ecclesie Sarisburien-
sis (Salisburyi, 1555, Londini impressum per Jo-
hannem Kyngston et Henricon Sutton typographos".
„Joannis Chrysostomi opera graece, edidit Henri-
cus Savilius. Etonae, in Collegio Regali, Joannes
Norton, 161 2." Cervantes erste Ausgabe von
Sheltons Übersetzung „TheHistory of Don Quichote",
Edward Blount, 1620. Der vollständige Titel ist
gestochen. Zum Schluß sollen Dibdins „Biblio-
theca Spenceriana" sowie die „Bibliographical,
Antiquarian and Picturesque Tour in France and
Germany" nicht unerwähnt bleiben.
Das hier wiedergegebene Ex-libris Peels
bildet gleichzeitig das Fatnilienwappen, dessen von
einem Löwen überragtes Schild eine Biene und
unter dieser drei Bündel von drei sich durch-
kreuzenden Pfeilen zeigt. Der Wahlspruch lautet
„Industria".
Wenn schon Peel sich als Premierminister
nur von 1834 — 1835 zu halten vermochte, so
stürzte er doch endlich nach langem Kampfe im
Herbst 1841 das Whigministerium und bildete nun
mit Wellington, Lyndhurst, Aberdeen, Graham und
Stanley ein neues Ministerium, das sich bis zum
Sommer 1846 behauptete und eine der denk-
würdigsten Epochen der neueren britischen Ge-
schichte bezeichnet Hinsichtlich des zwischen Peel
und Russell stattgehabten Kampfes sagt Gladstone :
„Da beide ernste und starke Männer, so war dies
die beste parlamentarische Periode, die ich kennen
gelernt habe." Die Korrespondenz Beaconsfields
mit seiner Schwester gibt uns interessante Auf-
schlüsse über das Verhältnis Peels zu ihm selbst
und zu Gladstone.
Nachdem Peel angesichts der wachsenden Not
der arbeitenden Klassen das herrschende Schutz-
zollwesen zu reformieren begonnen hatte, brach er
endlich vollständig mit dem alten System. Unter
den tiefgreifenden Reformen sind vor allem die
Gesetze Uber das Erziehungs- und Kirchenwesen,
die Aufhebung der Schutzzölle sowie namentlich
der Kornzölle zu verzeichnen.
In der gefahrvollen Zeit von 1847 — 1848 ward
Peel eine der wesentlichsten Stützen des Whig-
ministeriums, das, wie er, die Freihandelsgrundsätze
adoptiert hatte. Am 29. Juni 1850 verunglückte
er bei einem Spazierritte so gefährlich, daß er
bereits wenige Tage darauf, am 2. Juli, ver-
starb.
»oo Schleinitx, Sir Robe« Peel.
4«
Schon zu Lebzeiten des Sohnes vollzog
sich auch hier der Kreislauf alles Irdischen: Sir
Robert, der dritte Baronet seines Namens, ver-
kaufte 1871 an die Nationalgalerie ftlr den Preis
von 1 400 000 Mark die prachtvolle von seinem
Vater angelegte Gemäldesammlung, soweit sie
nicht zur Majoratsstiftung gehörte. Der jüngste
Sohn des großen Peel, Arthur Wellesley, der mehr-
fach Ministerposten bekleidete und 1884 zum
Sprecher des Unterhauses gewählt und zur Würde
eines Viscount erhoben wurde, begründete eine
frische Zweiglinie. Das hier wiedergegebene neue
Wappen und Exlibris weist einige Unterschiede
gegen das alte Bibliothekszeichen auf.
Der Enkel des Staatsmanns, der vierte Baronet
Robert Peel, der das Familienbesitztum Schloß
Drayton bewohnte, befand sich in so mililichen
Vermögensverhältnissen, daß auf seinen Antrag die
zuständigen Behörden die Genehmigung zum Ver-
kauf des alten berühmten Silberschaues und des
sehr erheblichen Restes der noch vorhandenen
anderen Kunstsammlungen bewilligte.
Selbst die zum Majoratsverroögen der Familie
gehörende Bibliothek vermochte ihrem Schicksal
der Auflösung nicht zu entgehen. Auch diese
wurde endlich auf Antrag Sir Robert Peels durch
einen besonderen Gerichtsbeschluß zur Auktion
gestellt, die am ia. Juni und den darauffolgenden
Tagen im Jahre 1900 bei Robinson & Fisher in
London unter großer Beteiligung des interessierten
Publikums stattfand. Die hervorragendsten Objekte
und die dafür gezahlten Preise waren folgende:
Eine Sammhing von 3300 Karikaturen, poli-
tische Persönlichkeiten und Sujets betreffend, chrono-
logisch geordnet von 1642—1830, umfassend die
ganze Epoche von Cromwell bis Georg IV., viele
der Blätter koloriert; diese bedeutendste Spezial-
sammlung ihrer Art war durch H. Brooke an-
gelegt worden und ist in 11 Bänden, Atlas-
Folioformat, gebunden sowie mit seinem Exlibris
versehen: 10000 Mk. (Sotheran). Eine Kollektion
von 320 Stichen nach Zeichnungen von H. W.
Bunbury, darunter „Erste Zusammenkunft zwischen
Werther und Lotte", gebunden in zwei Atlas-
Foliobänden: 3000 Mk. „Biblia Graeca", editio
prineeps, Venetiis Aldus, datiert 1518, gebunden
von Bozerian le Jeune: 800 Mk. St Augustinus,
„De civitate Dei", 147 s von Jenson gedruckt,
gebunden von Roger Payne, gotische Buchstaben,
illuminiert: 800 Mk. „Apuleü Opera", editio prin-
eeps 1469, Romae: 640 Mk. „Anthologia Graeca",
Florentiae 1494, L. F. de Alopa, bei 7 Blättern
der Rand defekt: 420 Mk. „Aesopi vita et labulae",
Venedig 1505, Aldus: 320 Mk. Eine Sammlung
von 185 auf die französische Revolution bezüg-
lichen Karikaturen und Drucken : 600 Mk. „Homeri
Opera", Graece, editio prineeps, 1488, Florentiae,
in zwei Foliobänden: 400 Mk. „Homeri Ilias et
Odyssea" mit Inschrift „To the Rt. Hon. William
Pitt frotn the University of Glasgow", 1756, Folio-
ausgabe, gebunden von Mackenzie: 940 Mk. „Ga-
lerie du Palais Royal", 1786— 1808, Paris: 920 Mk.
„Histoire de la Maison de Bourbon", Paris 1772,
Desormeaux: 700 Mk. Cicero, „Epistolae Fami-
liäres", großes Exemplar, 1470, Vindelin de Spira:
600 Mk. „Ciceronis Opera", 4 Bände, Victorius-
Ausgabe, Venetiis L A. Juntae, 1537, schöner Ein-
band von Bozerian le Jeune ( siehe Dibdins Classics
4. Ausgabe S. 394, und „Tour in France and
Germany", Vol. II, S. 317): 600 Mk. Sir Williams
Dugdales „Monasticon Anglicum", 1817 — 1830,
mit Stichen: 600 Mk. „The Houghton Gallery",
Folio, 1788, mit Stichen von Valentin Green:
600 Mk. Diodorus Siculus, „Bibliothecae Histo-
ricae Libri Quindecim de Quadriganta, Grece",
Stephai 1 et Fugger, 1559, erste vollständige Aus-
gabe, gebunden von Derome Jeune: 600 Mk.
„Ciceronis Opera", 1684, großes Exemplar der
Graevius- Ausgabe, Amsterdam, auf Velin, 21 Bände:
300 Mk. John Evelyn, „Silva", 1786, mit Inschrift
„To Brinsley Sheridan frora Georgina Russell,
1800": 300 Mk. Janscha et Ziegler, „Collection
de Cinquante Vues du Rhin", 1798: 420 Mk.
John Nichols „History and Antiquities of the County
of Leicester", 1795 — 1811: 3300- Mk. Nicholson
& Burns „History of Antiquities of Westmoreland
and Cumberland", 1777: 3300 Mk. Rev. Leysons
„Environs of London", Folio, illustriert mit 1600
Porträts, Kupferstiche und Zeichnungen, Leysons
eignes Exemplar: 7000 Mk. (Bain). T. Pennants
„London and Westminster", 1793, & Bände mit
970 Stichen: 4300 Mk. „Skizzenbuch" mit
133 Porträts bedeutender Schauspieler: 3200 Mk.
„Napoleon Bonaparte" mit 99 farbigen Karika-
turen Cruikshanks, 1713 — 1816, chronologisch ge-
ordnet, 940 Mk. „Poliphili Hypnerotomachia",
1499, Venetiis Aldus: 1700 Mk. Kip & Kniffs
„Nouveau Theatre de la Grande Bretagne", Folio,
schöne Stiche, 1723 — 1728: 1300 Mk. „Psalterium
Graecum", editio prineeps, 1481, Mediolani: 460 Mk.
Das Gesamtresultat der Auktion betrug in runder
Summe 120000 Mk. — Die hier zur Blustration
gelangten Abbildungen entstammen der Sammlung
des Mr. W. H. K. Wright, Ehrensekretärs der Lon-
doner Exlibris-Gesellschaft, der in liebensv
Weise die Vorlagen zur Verfügung stellte.
Z. f. B. 1906/1907.
Digitized by Google
Chronik.
Ein Bucheinband Tycho Brahes.
Der Freundlichkeit des Herrn Ludwig Rosenthal
in München verdanken wir die Zusendung eines
prächtigen Einbandes, die uns die Möglichkeit gibt,
die beiden schönen Super -Exlibris desselben hier
reproduzieren zu können, die zugleich auch eine
anschauliche Ergänzung zu dem Artikel über die
Tychoniana der Prager Universitätsbibliothek von
Dr. R. Kukula in diesem Hefte bilden.
Der Einband umschließt das 1587 in Basel
gedruckte Werk „Theatri Humanae Vitae Volumen
Decimum-octauum" , einen mächtigen Folianten
von gegen 5000 Seiten. Eine handschriftliche
Notiz im inneren Buchdeckel spricht von einem
„Schtväur Ledereinband mit Blinddruck und Gold-
medaillons". In der Tat läßt sich annehmen, daß
der Einband in Basel gefertigt worden ist und
zwar direkt für den berühmten Mann, dessen Por-
trätexlibris und Wappen Vorder- und Rückendeckel
des Werkes schmücken: für den Astronomen Tycho
Brahe (oder, wie man ihn in der Fremde fälsch-
lich zu nennen pflegte, Tycho de Brahe).
Brahes Ruhm erfüllte bereits Europa, als er
seine erste große Reise nach der Schweiz unter-
nahm. Es ist bekannt, daß er die Absicht hatte,
sich gänzlich in dem ihm lieben Basel niederzu-
lassen und daß er sich hier auch noch längere Zeit
aufhielt, nachdem König Friedrich IL von Dänemark
ihn mit der (heute schwedischen) Insel Hven im
Sund belehnt und daselbst die prachtvolle „Ura-
nienburg" hatte erbauen lassen. Brahe stand mit
der Typographie in enger Verbindung. Der be-
rühmte Begründer der Blaeuschen Offizin, Willem
Janszoon Blaeu in Amsterdam, war einer seiner
intimsten Freunde und besuchte den großen Astro-
nomen noch kurz vor dessen Tode in Prag; mit
den meisten bedeutenderen Drucker- Verlegern stand
er in reger Korrespondenz; 1596 hatte er in seinem
Schlosse zu Hven sogar eine eigene Druckerei
begründet, die allerdings nicht zur Entfaltung kam,
da die gegen ihn gerichteten Hofintrigen unter
Christian IV. ihm den Aufenthalt in der Heimat
so verleideten, daß er mit seiner Familie schon
1597 das Vaterland verließ, um in die Dienste
Kaiser Rudolfs II. zu treten.
Tycho Brahe war ein wohlhabender Mann und
konnte daher sorgenlos seinen gelehrten Neigungen
leben. Er besaß eine umfangreiche Bibliothek,
die von seiner klugen Schwester und Mitarbeiterin
Sophie in musterhafter Ordnung gehalten wurde
und die fortlaufend durch Ankäufe, wie durch die
zahlreich einlaufenden Dedikationsexemplare er-
gänzt wurde. Wie prächtig seine Bücher gebunden
waren, davon liefert der hier reproduzierte Einband
ein Beispiel. Der riesige Foliant liegt zwischen
Holzdeckeln, die mit braunem, von der Zeit dun-
kel gebeiztem Leder Uberzogen sind und die durch
zwei zierlich ziselierte Messingbänder zusammen-
gehalten werden. Die Bänder sind am Rücken-
deckel an Lederstücke befestigt und greifen am
Vordeckel in ebenfalls messingene Schrägen ein.
Der Buchrücken hat sieben sehr kräftige Bünde,
die von blind gedruckten Linien eingefaßt sind.
Das Leder beider Deckel ist mit reicher Orna-
mentik in Blindpressung geschmückt Drei Rahmen
umschließen die beiden Goldmedaillons der Mittel-
felder. Die beiden äußeren Rahmen zeigen einen
üppigen Rankenschmuck, der innere dazu noch
vierzehn Miniaturporträts berühmter Gelehrter in
Medaillonform. In dem durch vier goldene
Rosetten abgegrenzten Mittelfeld des Vorderdeckels
befindet sich das Porträt Tycho Brahes in Gold-
druck mit einer lateinischen Umschrift, die seinen
Namen nennt: HJC PATET EXTERIOR TYCHO-
NJS FORMA BRAHEI PVLCHRIVS ENJTEAT
QVAE LATET JNTERIOR. Das Porträt ist das
von ihm bekannteste und zeigt den charakteri-
stischen kurzgeschorenen Kopf von dem großen
steifen Kragen des Oberrocks umgeben, der darunter
das gestickte Wams mit der Ehrenkette und dem
Elefantenorden sehen läßt; die linke Hand umfaßt
den Schwertknauf.
Das entsprechende Mittelfeld - Medaillon des
Rückendeckels zeigt das Wappenbild in Gold mit
der Umschrift: ARMA GENVS FVNDI PERE-
VNT DVRABJLE VJRTVS ET DOCTRJNA
DECVS NOBJLJTATJS HABENT.
Daß es sich in der Tat um das Brahesche
Wappen handelt, ergibt die genaue Übereinstim-
mung mit der Beschreibung in Rietstaps Armorial:
das Schild trägt im schwarzen Felde einen silber-
nen Pfahl, der Helm eine aufrechtstehende Pfauen-
feder in natürlichen Farben zwischen zwei schwarz-
silbern-schwarz quergeteilten Büffelhörnern, die mit
je drei Pfauenfedern (je eine in den Mündungen
der Hörner) besteckt sind.
Die Brahes, der Tycho erwiesenermaßen ent-
stammte, sind ein altes schwedisch-dänisches Adels-
geschlecht Die schwedische Familie ging mütter-
licherseits aus dem dänischen Geschlechte dieses
Namens hervor und stieg durch ihre Verbindung
mit dem Hause Wasa auch zu politischer Höhe:
Joachim Brahe (gefallen 1520 im Stockholmer
Blutbad) war mit der Schwester Gustav Wasas
verheiratet
Digitized by Google
•
gle
Ztituhtijt lir hmhftj,r„n.lt X.
Zu- Ei* h-.i.li.-inUinJ Tjrk» Jiritift-
Digitized by
Ztitu-htlit Ji' ImchrtJmutM X.
7.h: Bin b»chti*ktmJ Tjch.< h'.ih".
Uigitizeci
..... • .
• - •* J
Digitized by Google
Chronik.
43
Der Einband ist im ganzen recht gut, die gol-
denen Medaülonbilder sind tadellos erhalten und
noch heute von erstaunlicher Frische. — bl —
Ein kleines deutsches Volkslied aus alter Zeit.
Im Jahre 1 583 erschien bei Andreas Pctri zu Eis-
leben ein kleiner Druck, betitelt: Zwty Schon* Welt-
lich* LUdtr. Das Erste / Von dem Alten Hilde-
brandt/ etc. Das Ander/ Ein truncken Man der fürt
ein Marterersieben. Das Titelblatt zeigt unter diesen
Worten einen Holzschnitt: einen Kitter zu Pferde, der
offenbar den alten Hildebrandt darstellen soll.
Dieser Druck des jüngeren Hildebrandlliedes ist
von Steinmeyer in MüllenhotT und Scherers Denkmalern
nach ziemlich selten sein. Er zeigt kleine Varianten
gegenüber allen anderen Ausgaben, bietet aber sonst
nichts neues, das einen Wiederabdruck rechtfertigte.
Das zweite kurze und inhaltlich recht interessante
Liedchen habe ich nirgends gedruckt gefunden. Ich
setze es deshalb wörtlich hierher, nur teile ich die
Verszeilen in der uns geläufigen Weise ab.
[1.] Ein truncken Man/
ohn abelan/
der fürt eines Marterers leben/
Er hat kein ruh/
weder spat noch fru/
nach vnfal thut er streben/
Er saunt in sich/
gantz geitziglich/
das Bier vnd auch den Weine/
Den wird er vol/
thumb taub vä thol/
Recht wie ein wildes Schweine.
[2.] Ein grosse plag/
on wider sag/
das einer sich nicht kan füllen/
Eins Ochssen Bauch/
eins Esels Schlauch/
kan man mit Wasser stillen/
Ein raucher Beer/
der trinckt nicht mehr/
denn das jm zugehöret/
Ein truncken Man
nicht ab wil lan/
Er sey denn gar bethöret.
[3.] Er kan nicht gehn/
auff fussen Stenn/
sein Sinn sein ihm geschwechet/
Es geht alles vmb/
Er stehet krumb/
Wann er zu viel hat gezechet/
feld offt zur Erdt
der Krieger werdt/
thut sich mit Kott beschmieren/
Recht wie ein Schwein
solchs Straff sol sein/
Die Wein vnnd Bier gem thun schlingen.
Göttingen. Dr. Wichmann.
Ein italienischer Bibliophile des siebzehnten
Jahrhunderts.
Über einen der eigenartigsten Bucherliebhaber, die
jemals gelebt haben, Antonio Magliabechi { 1633— 1714)
von Florenz, teilt im lernen Novemberheft der Pariser
,, Revue" der bekannte Forscher auf dem Gebiet des
Bücherwesens A. Cim eine Reihe interessanter bio-
graphischer Daten mit. Aus der untersten Klasse der
Bevölkerung stammend, hatte Magliabechi als Gehilfe
bei einer Obst und Gemusehändlerin seine Erwerbs-
arbeit begonnen. Obwohl er noch nicht lesen konnte,
hielt ihm doch eine Art Instinkt immer die Augen auf
die Makulatur und die Blatter aus alten Büchern ge-
bannt, in die er die verkaufte Ware einwickeln mußte.
Ein Buchhändler aus der Nachbarschaft, der diese
Liebhaberei des Knaben bemerkt hatte, forderte ihn
auf, in seinen Dienst zu treten und konnte schon nach
wenigen Tagen merken, welchen glucklichen Griff er mit
der Einstellung Magliabechis in seinen Dienst getan
hatte; denn der junge Lehrling war vermöge seines
erstaunlichen Gedächtnisses schon nach ganz kurzer
Zeit imstande, die gesuchten Bucher schneller als sein
Dienstherr selbst ausfindig zu machen. Er lernte nun
rasch lesen und schreiben und machte auch bald die
Bekanntschaft von M ichele Ermini, dem Bibliothekar des
Kardinals von Mediä, der ihm mit Rat und Unter-
weisungen zur Hand ging. Unter der Leitung dieses
Mannes machte Magliabechi so erstaunliche Fort-
schritte, daß er bald „das Orakel der Gelehrten" ge-
nannt wurde ; mit erstaunlicher Genauigkeit wußte er
den Verfasser, die Ausgabe, ja häufig selbst die Seite
eines Werkes anzugeben, auf der gerade die Antwort
auf eine Streitfrage zu finden war. So las denn auch
der gelehrte Pater Angelo Finardi damals schon mit
etwas freundlicher Nachhilfe aus dem Namen Antonius
Magliabechius das Anagranun heraus.- „ls unus bibüo-
theca magna" — „der ist für sich allein eine große
Bibliothek".
Inzwischen hatte auch der Herzog Cosimo III. von
den seltenen Gaben des jungen Mannes vernommen;
und ermächtigte ihn gleichzeitig, die Manuskripte der
Lauren tiana abdrucken zu lassen, deren weitere Ver-
breitung er für nützlich halten sollte. Jetzt war Maglia-
bechi in seinem Element; aber die ungeheure Menge
Bücher, von denen er umgeben war, genügte seiner
unersättlichen Wissensgier noch lange nicht. Er hatte
nicht nur den Standort jedes der Bücher dieser beiden
großen Bibliotheken so gut im Gedächtais, daß er es
zur Not selbst mit verbundenen Augen hätte finden
können, sondern er wollte sich auch in den anderen
großen Bibliotheken Europas ebenso heimisch machen.
Obwohl er Florenz nie verlassen hatte, kannte er doch
infolge seines unablässigen Studiums der gedruckten
und ungedruckten Kataloge, durch schriftliche Anfragen
und Unterhaltungen die großen Bibliotheken des Aus
landes so gut oder gar besser als irgend jemand außer
ihm. Man erzählt sich, daß Magliabechi eines Tages,
als Herzog Cosimo ihn um ein außerordentlich seltenes
Buch ersucht hatte, diesem antworten konnte: „Gnä-
Digitized by Google
44
diger Herr, ich kann Ihnen das Buch nicht verschaffen;
es gibt auf der ganzen Welt nur ein Exemplar davon,
und das befindet sich in Konstantinopel in der Biblio-
thek des Großtürken; es ist der siebente Band im
Schrank rechts vom Eingang." Eine für Magliabechis
Eigenart jedenfalls sehr charakterische kleine Schnurre.
Magliabechi hatte eine eigentümliche Art, die
Bücher zu lesen oder vielmehr zu verschlingen. Wenn
ihm ein neues Buch in die Hand fiel, las er den Titel,
dann die letzte Seite, flog die Vorrede, Widmung und
Tafeln durch, warf einen Blick auf die Haupteintei-
lungen und Kapitel und hatte dann genug gesehen,
um nicht nur über den Inhalt des Buches, sondern
auch über die Quellen, aus denen der Verfasser ge-
schöpft hatte, Bescheid geben zu können.
Nachdem er Bibliothekar des Herzogs geworden
war, änderte Magliabechi seine frühere einfache Lebens-
weise nicht; er war immer nachlässig in seiner Klei-
dung und hatte als einziges Mobiliar ein Bett, auf dem
er die wenigen Stunden Schlaf zubrachte, die er seinen
Büchern entziehen mußte. Häufig schlief er auch ganz
angekleidet auf den Büchern und Broschüren, mit
denen sein Bett immer bedeckt war; er verließ sein
Zimmer nur, um sich zur Bibliothek zu begeben und
schloß sich dann sofort in seine Bücher ein. Florenz
verließ er überhaupt nur zweimal in seinem Leben;
das eine Mal besuchte er das ganz nahe gelegene Fie-
sole, das andere Mal machte er auf Befehl des Herzogs
eine Reise, die ihn zehn Stunden von Florenz wegführte.
Der Papst und der Kaiser versuchten mehrfach, ihn
für ihre Dienste zu gewinnen, aber Magliabechi blieb
allen Angeboten von auswärts gegenüber unzugänglich
und bestand darauf, seine Vaterstadt niemals tu ver-
lassen.
Seine Nahrung war außerordentlich einfach ; einige
Eier, etwas Brot und Wasser bildeten seine tägliche
Mahlzeit Seine Kleidung stand damit in wohltuender
Übereinstimmung; sie bestand aus einem braunen
Rock, der ihm auf die Knie herabfiel, ein Paar Panta-
Ions, einem schwarzen vielgeflickten Mantel, einem
breitkrämpigen, durchlöcherten und ganz aus der Form
gekommenen Hut einer mit Schnupftabak bedeckten
Kravatte und einem schmutzigen Hemd, das er nie
auszog, solange es noch hielt, und das durch die zer-
rissenen Ellenbogen des Rocks sah. Außer den Büchern
bildete noch eine sonst nicht sehr beliebte Sorte von
Lebewesen, nämlich die Spinnen, von denen es in
seiner Behausung wimmelte, den Gegenstand seiner
liebevollen Fürsorge. Er hatte für diese ein solches
Interesse, daß er manchmal Besuchern, die ihm auf
diese lieben Tiere nicht genügend Rücksicht zu nehmen
schienen, zurief: „Tun Sie meinen Spinnen nicht
weh!"
Der Herzog, der das Wissen und den Eifer Maglia-
bechis sehr hoch schätzte, erwies ihm trotz seiner
Sonderbarkeiten große Aufmerksamkeit und hatte ihm
sogar, als er älter wurde, ein Zimmer in seinem eigenen
Schlosse anweisen lassen, damit er besser seine Be-
quemlichkeit habe; aber Magliabechi gab dieses bald
unter einem Vorwand wieder auf und kehrte in seine
alte Stube, wo er sich ungezwungener bewegen konnte,
zurück. Infolge seines nächtlichen Übereifers entstan-
den übrigens unter den bei ihm angehäuften Papier-
und Bücherschätzen mehrfach Brände und einmal wäre
ohne schleunigst gebrachte Hilfe unfehlbar das Haus,
in dem er wohnte, abgebrannt
Der merkwürdige Mann, dessen Neigungen und
Gewohnheiten entschieden einen etwas abnormen Zug
trugen, wurde im Januar 1714 beim Verlassen seines
Hauses von einem heftigen Zittern und großer Schwäche
befallen; von diesem Augenblick an siechte er dahin
und starb am 2. Juni desselben Jahres im Alter von
81 Jahren. In seinem Testament vermachte er seiner
Vaterstadt seine aus 30000 Bänden bestehende Bücherei
mit einer Jahresrente zu ihrer Unterhaltung; diese
inzwischen stark angewachsene Bibliothek ist heute die
bedeutendste von Florenz und hält durch den Namen
„Bibliotheca Magliabecchiana" den Namen ihres Grün-
ders lebendig.
München. Karl Schneider.
Moderne Illustratoren.
Moderne Illustratoren. Text von G. Efiwein.
Band V. Oberländer. Band VI. Neumann. Band VII.
Münch. Jeder Band 3 M. Bei R. Piper & Co., München.
Münch ist ein Künsüer, dem die Menge respektvoll
und höhnisch fernbleibt Instinktiv wittert sie das
Problematische. Selten wird über ihn geschrieben.
Umsomehr interessiert jede Publikation über ihn. Eß-
wein faßt den norwegischen Maler und Zeichner als eine
typische Kulturerscheinung auf. Münch gehört zu den
Künstlern, die mehr ahnen als gestalten, die ihr Leben
erleiden. Das Chaotische ihrer Welt teilen sie den
Dingen mit, die sie zur Darstellung reizen. Sie ver-
schmähen alle überkommene Form. Und Münch
weist der Verfasser darin eine besondere Rolle zu. Er
prägt ihn als Zerschmettcrer alter Formen. Der Kampf
gegen diese aber gilt nicht den Formen allein, sondern
der Kunsttrieb wittert hinter ihnen ein Mysterium, tu
dem er gelangen möchte.
In Münchs Schaffen unterscheidet der Verfasser
drei Etappen oder vielmehr drei Gruppen von Werken.
Die erste Gruppe umfaßt die Werke, die als „realistisch"
anzusprechen sind. Dahin gehören vor allem die
kräftigen, eindringlichen Porträts. Die zweite Gruppe
bilden die Schöpfungen, bei denen das Persönliche der
Auffassung überwiegt. Die Dinge der Außenwelt er-
fahren eine Umbildung. Die Wirklichkeit erscheint wie
hinter einem Schleier. Und wir bemerken in Linie und
Farbe einen Künstler, der eine eigene Schrift schreibt,
der eigen sieht, eigen gestaltet. Die dritte Gruppe um-
faßt die Arbeiten, in denen diese eigene Phantasie sich
zügellos austobt Sie herrscht; sie knechtet die Dinge.
Gerade diese letzte Gruppe ist besonders wertvoll Sie
liefert psychologisch und zeitkünstlerisch die interessan-
testen Belege. Und manche Erklärung wird hier ge-
geben. Diese Gruppe aber tut der Verfasser kurz ab
und begnügt sich damit, daß hier nicht der Künstler,
sondern nur die eigenwillige Persönlichkeit inter-
essiere.
üigitized oy VjC
di ron i k
45
Aus dci »weiten Gruppe sind die Milieudar-
stellungen hervorzuheben, die sich den genannten kraft-
vollen Porträts, die oft wie plötzliche Erscheinungen
suggestiv hintreten, voll plastischem Leben und voll
geheimnisvoller Beziehungen, gleichwertig anreihen.
Hier zollt Münch der sogenannten Armeleutemalerei
seinen Tribut auf seine charakteristische Weise. Jede
Linie ist hier momentan und gewaltsam und zuckt voller
Leben und doch frappiert die künstlerische, schlaf-
wandelnde Sicherheit der Behandlung. Münch be-
lauscht in visionären Sterbeszenen den Gang des Todes
und schildert das Entsetzen in machtvollen schwarz
gegen weiß gesetzten Flächen und wie willenlos sich
schlängelnden Linien. Daran schließen sich erotische
Darstellungen. Auch hier eine Färbung stark symbo-
listischer Art, doch immer überwiegt das Künstlerische,
die Umsetzung in Linie und Flächengegensätze. Sein
Schwarz- Weiß spricht eine eigene Sprache, nervös, ab-
gerissen und doch elementar.
An diese Gruppe reiht der Verfasser abschließend
die Landschaften ein. Das Eigentümlich-Großzügige,
Wilde, Elementare kommt hier besonders zum Aus-
druck; wir sehen nordisch ungestüme Kraft umgewertet
zu dekorativgroßartigen Szenerien, in denen ein leiden-
schaftliches Naturempfinden eine bezwingende Größe
aus der Natur hervorholt Das kindliche, das primitive
und das kulturell gebändigte Entsetzen vor der Natur
kommt hier zum elementaren Ausdruck. Und wie ein
leiser Abklang menschlichen Empfindens, etwa wie ein
zarter Schlußakkord nach wilden Descandostürmen
wirkt das Interieurbild mit dem blassen Kind im
Krankenstuhl, das vor sich hinsinnt. Die Mutter sitzt
daneben, ein hartknochiges Gesicht, und beobachtet die
Kranke. Es ist stille Luft im Zimmer. Draußen aber
ist Frühling; man sieht es an dem hellen Licht, das
sonnig hereinnutet durch die Gardinen, zwischen den
erglühenden Blumentöpfen hindurch. So ruhig und
behutsam steht alles im Raum und alle Flächen
leuchten in dem wunderbaren, neuen Glanz der Stille.
So konzentriert sich naturgemäß das Hauptinteresse
auf den Band Münch. — Bei Oberländer hätte die
Auswahl der Bilder charakteristischer sein können und
die Darstellung ruhiger, gesammelter. Man meint
Oberländer zu kennen und kennt ihn doch meist nur
recht einseitig. Mannigfache Ausstellungen der letzten
Jahre zeigten gerade die Tiefe und Vielseitigkeit, das
echte Können dieses Künstlers.
Daß Ernst Neumann in diese illustre Serie auf-
genommen wurde, ist wohl nur zu erklären durch
freundschaftliche Verbindung und lokalpatriotische
Regung. Durch diese Bemerkung soll übrigens das
Verdienst des Graphikers Neumann nicht geschmälert
werden. Er ist für München von Bedeutung, da er
hauptsächlich für den Originalholzschnitt tätig war.
Nach ihm arbeiteten viele wieder in dieser Technik und
seitdem begegnet man solchen Einzelblättern ständig
in den Ausstellungen, die alle aus derselben Schule
zu stammen scheuen. Das aber genügt nicht, um unter
die ..Zwölf gerechnet zu werden, deren kulturhistorisch
wie künstlerisch bedeutendes Schaffen in diesen Bänden
gesammelt wird.
Ich kann mir wohl denken, was dem Autor als
Ganzes vorgeschwebt hat Er wollte das Dozierende,
Trockene, Fachwissenschaftliche vermeiden. Aber diese
Vorstellung ist nicht Tat geworden. Es ist alles in den
Anfängen stecken geblieben. Das Momentan-Feuillcto-
nistische herrscht vor. Das Psychologische mangelt,
das Technisch-Künstlerische ebenfalls. Und zu alldem
doziert der Verfasser dennoch oft in unerträglicher
Weise. Er versäumt darüber manche wichtige Er-
örterung.
Es ist in den genannten Büchern, die doch von
Kunst handeln, zu sehr von Gefühlen und Gefühls-
werten die Rede und das Inhaltliche wird zu sehr be-
tont. Darum entgleist die Darstellung an einigen
Stellen und es kommt zu Ausführungen, die in unreifer
Übertreibungssucht und Pose gehalten sind. Sie
schaden dem Ganzen. Was soll man z. B. sagen, wenn
der Autor bei Gelegenheit einer Lithographie, die eine
Sterbeszene darstellt, dringend bittet, „dieses Blatt nicht
des Nachts allein zu betrachten". Überhaupt hört der
Autor eigentlich da auf, wo er beginnen müßte. Er
gibt kulturhistorische Einleitungen. Das Künstlerische
kommt stiefmütterlich weg. Heutzutage genügen jedoch
solche mit großer Geberde vorgetragenen Kultur-
expektorationen nicht mehr. Die Kunst ist ein Glied
der Kultur. Aber abgesehen davon ist sie etwas für
sich, eine Anschauung und vor allem eine Technik.
Es gibt verschiedene Arten, über Kunst und Künstler
zu reden. Man kann das Werk von innen sehen, es
gleichermaßen als wachsend und werdend hinstellen.
Dies Organische wirkt ruhig und groß. Dann kann
man die Übersicht über die Werke in den Vorder-
grund stellen , kann vergleichen , urteilen , Schlüsse
ziehen. Beides tut der Autor nicht Er bleibt eigent-
lich ganz draußen, außerhalb des Kunstlerischen. Was
er aber sonst noch gibt, ist zu allgemein, ab daß es an
sich Wert besäße. Wir stehen unserer Zeit zu nahe,
als daß wir selbst schon über sie richten, sie werten
könnten. Gott sei Dank! Denn sonst ginge alle Kraft
und Freude zum Teufel. So aber bleibt dem Autor
nur eine Häufung von Phrasen und Bildem, die nicht
erläutern, nicht erfreuen, sondern nur unbewiesene
Behauptungen sind. Man muß — schreibt man so wie
der Autor — säuberlich trennen. Man muß dem Künstler
geben, was des Künstlers ist, und der Kultur lassen, was
ihr Zeichen sein mag. Und auch das eigene Ich muß
bescheidener — oder ausschließlicher auftreten. Sonst
gibt es ein Gemengsei. Und ein Gemengsei ist immer
unerfreulich. Dennoch — und darum gehe ich auf die
Textfassung ein — lese ich den Text mit Interesse.
Denn ich glaube, daß in dieser Auflassung Möglich-
keiten liegen, die sich aber erst noch mehr klären
müssen, um für strenge Kritik Brauchbares, Erfreuliches
zu liefern. Mit sicherem Instinkt hält sich der Autor
an das Kulturniveau und an das Allgemeine. Er fühlt
sich da selbstproduktiv; er schildert nicht, er gestaltet.
Damit hängen auch die gerügten Fehler zusammen.
Der Kreis ist zu eng, die Auffassung noch zu unent-
wickelt Manche Schiefseiten kommen dadurch in die
Darstellung, und das Wahre liegt neben der Über-
treibung und dem Lächerlichen. Der Autor kennt
Digitized by Google
46
Chronik.
seine Zeit, aber er überschaut sie noch nicht So
nimmt er vieles allzuwichtig und läßt es an dem Distanz-
gefühl fehlen. Er bleibt in einer Periode der eigenen
Entwicklung stecken, über die er hinauswachsen
muß, um das Wertvolle des Materials ausmerzen zu
können.
Das Illustrationsmaterial dieser Publikation ist
sorgfaltig gewählt und erhebt sie über das sonstige
Niveau. Die Reproduktionen stehen meist auf eigenem
Blatt Nicht das Allgemeinübliche wird berücksichtigt
sondern das Besondere, Interessante tritt in den Vorder-
grund. Da das Werk, sobald es abgeschlossen vor-
liegt, ein wertvolles Zeitdokument darstellen wird, so
ist zu wünschen, daß der materielle Erfolg den Wage-
mut der Inangriffnahme belohnt Wir haben nicht
viel Werke, die so sicher einem Ziel zustreben, das für
die meisten noch problematisch ist.
Charlottenburg. Ernst Schur.
Eine unbekannte Goethe -Ausgabe.
In Band IV von Goedekes Grundriß zur Geschichte
der deutschen Dichtung (Dresden 1891) findet sich auf
Seite 624 ein Nachdruck von Goethes Neuen .Schriften
„Neue Auflage, Mannheim 1 801 "(allerdings unrichtig als
achtbändig) verzeichnet Leider vermißt man auch in
der neuen Ausgabe des Grundrisses die Angabe von
Kupfertafeln und Vignetten. Die soeben angeführte Nach-
drucksausgabe ist illustriert und verdient wegen ihrer
für die damalige Buchausstattung in deutschen Landen
splendid zu nennende Art der Drucklegung (gesperrter
Satz, starkes Papier usw.) Beachtung. Jeder Band enthält
ein anderes Frontispiz und eine andere Titelvignette.
Das ganze Titelblatt ist in Kupfer gestochen und trägt
zumeist am unteren Rande die Bezeichnung „(Joh.)
Renard scrips(it)". Das Frontispiz ist signiert „(D.)
Weis fec", von weichem auch die Titelvignetten her-
rühren. Es existiert zu dieser Ausgabe der „Neuen
Schriften" eine ebenso geartete Nachdrucksausgabe
der Schriften und zwar mit gleichem Druckort und
Jahr (Mannheim 1801) und ebenso wie oben ohne
Nennung einer Finna. Dieser Nachdruck in acht
Bänden in Oktav fehlt bei Goedeke auf Seite 622—23,
wo andere Nachdrucksausgaben verzeichnet sind. Auch
von ihm gilt das von der Mannheimer Ausgabe der Neuen
Schriften oben Gesagte; sie ist splendid und auf gutem
Papier gedruckt und schön illustriert Die Titelblatter
sind ganz in Kupfer gestochen, am unteren Rande
„Renard scripsit", und mit acht verschiedenen Titel-
vignetten verziert. Jeder Band enthält ein hübsches
Frontispiz, /. G. Mamfeld sc(ulpsit) resp. fcc(it), nur
in Band V trägt dasselbe die Bezeichnung: Angel.
Kaufm(ann) del. Es ist merkwürdig, wie selten diese
Mannheimer Nachdrucke sind, zumal sie doch um-
fangreiche Werke repräsentieren. Ist es schon auf-
fallend, daß die Schriften in acht Bänden von Goedeke
nicht zitiert werden, so muß man zugleich konstatieren,
daß sie in allen großen öffentlichen Bibliotheken fehlen
und auch in Biedermanns großer Goethe-Sammlung
nicht vorhanden waren. Heut w <> die geringsten
Goethe-Nachdrucke zur Vervollständigung von Goethe-
Bibliotheken willkommen sind, verdient diese alte und
würdige Ausgabe ganz besondere Beachtung. Es sei
noch erwähnt, daß die Neuen Schriften in Band IV— VII
Wilhelm Meisters Lehrjahre enthalten und daß diese
vier Bände außer mit den Kustoden: Goethes neue
Werke Band I V— VII auchapartmit dem Titel: Wilhelm
Meisters Lehrjahre . . . und den Kustoden: Goeth.
Wilh. Meisters I.— IV. Band, erschienen (Goedeke IV,
680,10).
Was nun die am Anfang meiner Ausfuhrungen
erwähnten „Neuen Schriften" betrifft, so wiederhole
ich, daß Goedeke sie auf S. 624 als achtbändiges
Werk anführt; aber vor mir liegt außer diesen acht
noch ein „Neunter" und „Zehnter Band", die ebenfalls:
Neue Auflage. Mannheim 1801 bezeichnet sind und die
gleiche Ausstattung zeigen, wie sie oben bereits be-
schrieben wurde. Band IX (Kustoden: „Goethes neue
W. 9. B.") enthält die „Lieder" und ist 240 Seiten stark.
Angefugt ist dem Bande eine Pränumerations-Anzeige
auf die Ausgabe sämtlicher Werke von Friedrich Schul*.
Dieser zweiseitige Prospekt verrät uns allerdings eben-
falls nicht den Namen des Nachdruckers, aber er ist in-
haltlich nicht ohne Interesse. Der Wortlaut beginnt
„Ich glaube bey Fortsetzung des Druckes deutscher
Klassiker keinen Mißgriff zu machen, wenn ich itzt
diese Werke in der Reihe folgen lasse. Nur der
kleinere Theil derselben ist hier etwas bekannt und
auch geschätzt, indessen der größere, der gewiß eben
diese Auszeichnung verdient, nur in den Händen
weniger seiner Freunde ist Alle Werke dieses für die
deutsche Litteratur zu früh verstorbenen Schriftstellers
nehmen durch den korrekten, ungekünstelten und doch
lebhaften Styl jeden Leser gleich ein; sein Vortrag fällt
nie ins Gezierte oder Gesuchte, aber dabey ist er gleich-
wohl elegant Selbst die strengere Kritik hat ihm
diese Vorzüge eingestanden." Es folgen dann die
Titel der Werke dieses „Klassikers", Preis usw. Schließ-
lich heißt es: „Die Auflage wird in Druckpapier und
Kupfern ganz der von Meißners und Göthes Werken
ähnlich." Der erwähnte Nachdruck von Aug. G.
Meißner in 14 Bänden findet sich bei Goedeke IV,
S. 219 unter Nr. 7 als im Jahre 1800 erschienen,
notiert, während von J. Chr. Fr. Schulz ebenda
S. 354 nur zwei Bände davon unter Nr. 6 und Nr. 16
(Mannheim 1801) verzeichnet sind. In den regulären
Buchhandel sind die Verlagswerke dieses unbekannten
Nachdruckers kaum gekommen und da sie alle aus den
Jahren i8oo bis 1801 summen, scheint auch der Erfolg
dieser Tätigkeit kein großer gewesen zu sein.
Berlin. Max Harrwits.
Verschiedenes.
Die deutsche Literatur des neunsehnten Jahr-
hunderts. Von Richard M. Meyer. Dritte umgearbeitete
Auflage. Zehntes bis dreizehntes Tausend. Berlin,
Georg Bondi 1906. Gr. 8°. XVIII und 926 Seiten.
Pr.: 10 M. ; gebd. 12.50 M.
Als ein Akt selbstentäußernder Nachgiebigkeit
müssen wir es bezeichnen, daß der Verfasser dieses
Digitized by Google
47
ersten moderngeistigen Kompendiums für die deutsche
„Schönwissenschaft" des XIX. (und des anhebenden
XX.) Jahrhunderts sich dem fast einhelligen Wunsche
seiner Richter und Benutzer gefügt hat, indem jetzt
eine Darstellung nach Richtungen, nach innerlich zu-
sammengehörigen Gruppen die kuriose bisherige nach
Dezennien, gleichsam nach Jahresringen, ersetzt Dies
ist das Hauptmerkmal der Neuauflage des gewiß
vielfaltig verdienstvollen Meyerschen Handbuchs, das
im übrigen die mannigfachen sachlichen Angriffe im
Bewußtsein der starken selbstgefertigten Ausrüstung
sowie der angebrochenen zweiten Zehntausend-Reihe
gelassen ertragen mag. Freilich hätte ja in allerlei
Einzelheiten auf Grund neuerer Forschungen und Fest-
stellungen gebessert (so etwa bei dem Paar Fanny
Lewald - Adolf Stahr nebst ihrem Freunde Max Wal-
dau - Hauenschild nach L. Geigers Veröffentlichungen,
bei Bodenstedt nach meinen Materialien in der „Allg.
Deutschen Biographie", um nur zufallige Stichproben
zu berücksichtigen), insbesondere vereinfacht werden
können. Letzteres ist zwar schon im Gesamtumfang
geschehen, der trotz des Einschubs zahlreicher frischer
Erscheinungen (auch G. Frenssen, Herrn. Hesse,
Thomas Mann u. a. figurieren jetzt bei Meyer neben
andern mit Recht auf dem Parnaß der Gegenwart)
um 34 Seiten dünner geworden, weniger aber durch
einen Zusammenschluß versprengter Erwähnungen des-
selben Mannes an gar zu verschiedenen Orten. Da
hier kein Anlaß ist, die außerordentliche Herrschaft
über den weitschichtigen Stoff, dazu die erstaunliche
Verfügbarkeit über Seitenstücke, Gegensätze, Lese-
früchte, die Fülle blendender, öfters freüich ablenken-
der Lichter näher hervorzuheben, betone ich lediglich
die Erweiterung nach Seiten der schweizerischen Dia-
lektliteratur und der spezifisch ,, katholischen" Belle-
tristik der jüngsten Vergangenheit, welche beide dem
Bearbeiter wirksame Verbindungen „erst eigentlich
zugänglich gemacht" haben. Das neue ausführliche
Inhaltsverzeichnis der 24 jetzigen Kapitel bietet eine
klare und trotz der — wie so häufig bei R. M. Meyer
— etwas manirierten Einkleidung eine sehr deutliche
Übersicht und ermöglicht Hand in Hand mit den an-
gehängten „Angaben" (die er seinem Lehrer Wilh.
Scherer abgelernt hat) und dem genauen Register (die
Haupterledigung daselbst stets in Fettdruck) den Nach-
schlagern aus dem Interessenkreise der „Zeitschrift für
Bücherfreunde", für welche natürlich die nunmehr ge-
wählte landesübliche Gliederung weit brauchbarer er-
scheint, sich rasch und sicher über Bücher, deren
Väter und Zusammenhänge aufzuklären. Wer über
das Bibliographische der Literaten und ihrer Erzeug-
nisse weitere Auskunft benötigt, der greife von diesem
belegfreien Handbuche in seine Vorratskammer hin-
über, den fast durchgängig verläßlichen, an Quellen
und Unterlagen überraschend reichen „Grundriß zur
Geschichte der deutschen Literatur im XIX. Jahr-
hundert" (190a), den hoffentlich ebenfalls bald eine
Neuausgabe auf dem Laufenden erhält
München. Ludwig Franktl.
Ein Dantekrans aus hundtrt Blattern von Paul
Pockkammtr. Mit hundert Fedtrttüknungtnvon Frans
Stassen. Lieferung 1. Berlin 1005. G. Grotesche Ver-
lagsbuchhandlung. Vollständig in drei Lieferungen.
Preis jeder Lieferung 4 M.
Das Werk ist der Fürstin von Bülow „in dank-
barer Erinnerung an den Empfang des Dante Rhapsoden
im Palazzo Caffarelli zu Rom am 18. Juni 189s" ge-
widmet; an sie richtet sich wohl auch das Zueignungs-
gedicht, das eigentlich hinter dem Widmungstext stehen
müßte, obwohl es dadurch auch nicht viel klarer würde.
Im Vorwort entwickelt der Autor des „Kranzes" seine
Theorien von der Abhängigkeit der Kunstwirkung
einer Dichtung vom betreffenden Klima; die meisten
von uns werden wohl auf dem entgegengesetzten
Standpunkt stehen und erwarten, daß des Dichters
Wort dem Leser das Land seiner Träume vorgaukelt
und daß nicht die Geistesgroßen nach Breitengrad
und Landschaftscharakter „umgedichtet" zu werden
brauchen, um uns verständlich zu werden. Auch den
weiteren Ausführungen der „Einführung" werden sie
nicht beipflichten. Fast jeder Absatz fordert eine
Widerlegung heraus, und für die Tendenz, aus dem
göttlichen Dante eine Art Traktätlein für christliche
Erbauungsstunden: Wie soll ich Frieden erlangen?
zu prägen, wird in der Welt der Dantefreunde — und
sie ist weit größer, als Herr Oberstleutnant z. D. Poch-
hammer annimmt — wohl wenig Sympathie sein. Wo
kommen wir hin, wenn wir die Monuraentalschöpfungen
der Weltliteratur zu Bonbon verschen kondensieren und
in hundert Strophen zum Nutz und Frommen der wenig
Denkeifrigen das Nibelungenlied und die Odyssee, die
Rigveda und die Lehren des Confutse einpöckeln
wollten! Es sind schon vielfach Versuche gemacht
worden, den Genuß an Dante zu erleichtern durch
Fortlassung des Unwesentlichen, aber so zur nackten
Jahrmarktsmoritat hat noch niemand ihn hinabex-
trahiert Abgesehen von der Pietät für den Dichter
ist dieser Dantekranz ohne Kenntnis der wirklichen
„Divina Commedia" einfach unverständlich. Ich setze
hier nur ein einziges Beispiel her; ich denke es wird
genügen. Das fünfte Blümchen des Kranzes behandelt
die herrliche Francesca-Episodc. Hören wir den neu-
deutschen Nachdichter:
„Der Höllenrichter Minos wahrt die Pforte,
Wo(?) jetzt zum zweiten Kreis wir abwärts gehn.
Und am orkandurchbrausten Schreckensorte,
Der Sinnenlust bestraft mit Sturmeswehn,
Vernahm gerührt (!) ich weiche Liebesworte
Und durfte Riminis Franziska sehn.
Die stolz und minniglich(f) ihr Leid mir klagte,
Bis schmerzgelähmt der Pulsschlag mir versagte."
An jenem Abend las ich nicht weiter in Herrn Paul
Pochhammmers Dantekranz 1 —
Kraftvoll sticht von dem Gesäusel Franz Stassens
Büdschmuck ab. Gerade zu den Francesca- Versen hat
er eine prächtige Gruppe gegeben, die sturmgepeitscht
durch die schwarze Nacht dahinsaust. Die Kentauren,
der feiste Schlemmer im ewigen Regen, der wütende
Charon: das sind echt danteske Visionen, denen bei
aller grausigen Größe doch auch ein gewisser Humor
Digitized by Google
4 8
nicht fehlt Nur der allzu gemütliche grimme Drache
erinnert stark an die lustigen Fafher-Gewürme unserer
Opernbühnen. Ausgezeichnete Typen geben den
Versen eine Deutlichkeit, die einer besseren, einer
besten Sache würdig wäre. — bl —
Der Inselverlag hat wieder einmal eines seiner
Schmuckbändchen erscheinen lassen. In ihrem zart
grauen, schwach gewaffelten Umschlag mit dem dis-
kreten braungoldnen Titelschildchen hegt uns Nummer
421 der 500 Exemplare von Aubrey Beardsleys roman-
tischer Novelle „Unter dem Hiigtt" vor. Die Ver-
deutschung besorgte R. A. Schröder aufs Sorgsamste.
Die Novelle ist Fragment geblieben. Dafür hat ihr
Verfasser ihr eine ausgewachsene, in ihrer gewollten
Demut sonderbar eitle Widmung an den Kardinal
Giulio Poldo Pezzoli vorangestellt, aus der ich nur zwei
Sätze erwähnen möchte. Der erste knüpft an die Ent-
schuldigung an, daß die Widmung nicht lateinisch ab-
gefaßt wurde, und lautet: „Nicht um die Welt möchte
ich Ihr delikates südliches Ohr durch einen barba-
rischen Ansturm rauher und gotischer Worte beleidigen:
nur scheint mir keine Sprache rauh oder roh zu sein,
die sich gewandter und höflicher(l?) Schriftsteller
rühmen kann; und nicht wenige dieser Art haben
früher in meinem Vaterlande geblüht und die Um-
gangssprache bei uns zu hoher Vollendung gebracht.
In der gegenwärtigen Zeit, ach, mißbrauchen un
gebildete Autoren und unmanierliche Kritiker bei uns
die Feder, Leute, die eher einen formlosen 1 laufen als
ein Gebäude, eine Wildnis als einen Garten zustande
bringen." Im zweiten Satz heißt es: „Ach, auch das
Werk, das ich Ihnen hier dediziere, ist nur gering; doch
wenn Sie es einmal durchblättern und es dann eines
Platzes in dem verstecktesten Winkel Ihrer fürstlichen
Bibliothek für wert halten, so würde das Gefühl, daß
es dort stehe, eine reiche Belohnung der Mühe und
eine Krone des Vergnügens sein, die ich beim
Schreiben dieses unbedeutenden Büchleins hatte."
Diese Sätze passen gut zu dem süßlich gesuchten
Sri! Beardsleys, zu den vielen französischen Floskeln
und dem Anhäufen wohllautender Worte ohne bedeut-
samen Inhalt, zu dem immerwährenden Zitieren von
Kunstwerken und Bildern, die der breiteren Schicht
der Leser wenig geläufig sein dürften. Annuzio hat
zuweilen diesen hyperfeinen Ästhetenton, Huysmans
hat ihn pikant verwertet Schon der Buchkünstler
Beardsley findet bei uns nur eine kleine Gruppe von
Freunden; der Novellist verstärkt sie nicht
Aber noch eine dritte Kunstseite seines Schaffens
muß ich beleuchten : seine Balladen, von denen zwei
dem Bändchen angehängt sind: „Die Ballade eines
Barbiers" und „Die drei Musikanten". Der grelle
Wiu, der in ihnen wetterleuchtet, das souveräne
Spiel mit der Klanglinie, wie sein Stift mit der
Strichlinie spielt, das innerlich Moderne seiner Stoffe,
stellen diese Arbeiten in die vorderste Reihe des
Interesses. Wer Wildes wilden Humor liebt, dem wird
auch dieser schwächere willkommen sein. Eine freie
Übertragung einer freien Übertragung von Catulls
„Ave atque vale" leitet den Band ein. — m.
Nicht allein durch musterhafte Ausstattung, auch
durch fachlichen Inhalt seiner Jahresveröffentlichungen
für die Mitglieder sucht der Schwedische Buchgewerbe
verein (Stockholm, Jakobsgatan 28) Verständnis für
Buchherstellung und Kenntnisse über deren geschieht
liehe Entwicklung zu verbreiten. So gab er 1903 eine
Arbeit von Dr. V. Gödel „Wie man im Mittelalter ein
Buch machte" heraus, 1904 ein anschauliches Werk
seines Sekretärs A. Hasselquist über die Geschichte
der Typenschnitte und vor kurzem für 1905 Beiträge
zur Geschichte des ältesten (und zwar fast ausschließ-
lich deutschen) Buchdrucks. Letztere bestehen aus
sieben Abhandlungen des Bibliothekars Dr. J. Collijn,
unter dem Gesamttitel „Ettbladstryck frtot femionde
hrhundrader (VI, 96 S., 4 0 ) und beschäftigen sich mit
Emblattdrucken, die Collijn an Inkunabelbänden der
Universitätsbibliothek zu Upsala entdeckt und nun,
da sie zumeist undatiert, zu bestimmen und zu da-
tieren mit Erfolg sich bemüht hat Die besprochenen
12 Blätter sind in Lichtdruck in einer besonderen Folio-
Mappe wiedergegeben. Ihr Gegenstand gibt vielfach
zu interessanten kulturgeschichtlichen Abschweifungen
Anlaß; sind ja doch darunter eine niederdeutsche
Buchhändleranzeige des XV. Jahrhunderts, Kalender
für 1493 und 1497; die hier (S. 429 IX. Jahrg.) schon
erwähnten „Articuli abbreviati"; zwei Ablaßbriefe, ein
„Pestblatt", von Gregor Bötticher 1494 in Leipzig ge-
druckt, und zwei Kupferstiche des „Meisters mit den
Bandrollen". Ein paar Buchstaben aus dem diesem
letzteren zugeschriebenen grotesken Alphabet von 1464
mit menschlichen Gestalten sind ab Initialen in dem
genannten Aufsatz verwendet Den Text druckte die
Firma Almquist & Wickseil in Upsala, die durch Über-
nahme des von der schwedischen Akademie der
Wissenschaften verpachteten Almanachmonopols jetzt
eine Druckerei ersten Ranges geworden ist; die Über-
schriften und teilweise die Initialen in Rot, Kopfleisten
und Schlußstücke hat der Buchkünstler Arthur Sjögren
gezeichnet (dem auch die von der neuen Firma hübsch
ausgestatteten schwedischen Almanache ihren Um-
schlagschmuck verdanken), und zwar nach Motiven in
den Blindstempeln der Bände, in denen diese Blätter
als Vorsätze verwendet klebten: breite Leisten mit
tiefschwarzem Rankenwerk, Rosetten, Doppeladler
oder Greifen. B.
Nachdruck verbeten. — Alle Rechte vorbehalten.
Für die Redaktion verantwortlich: Fcdor von Zobeltitz in Berlin W. 15.
«tur >n d«n«n Adretie erbeten.
«>o W. Drogulio im Leiptic Hl Vellingen & Kltt.ng u> Bielefeld und teipng ,
I.E.
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
fCr
BUCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen.
Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz.
10. Jahrgang 1906/1907. Heft 2: Mai 1906.
Jungdcutsche Lebenswirren.
Von
Dr. Heinricli Hubert Huubcn in Berlin.
IV.
Theodor Mündt als Kritiker.
las sagen Sie zu meiner Rezension der
1 Stimmen der Zeit?" lautete die Schluß-
J frage in Theodor Mündts letztem
Brief an Charlotte vom 29. Mai, und um eine
Antwort zu ermöglichen, hatte er das Manu-
skript dieser für die ,Jahrbücher für wissen-
schaftliche Kritik" bestimmten Rezension dem
Briefe beigelegt. Am selben Tage
noch ward ihm eine Antwort
aus dem Hause Stieglitz, die
nicht erhalten ist, und zwar
von Charlotte selbst, die
augenscheinlich über
diese Beurteilung der
poetischen Fähigkeit
ihres Gatten durch den
Freund außer sich war.
Stieglitz war an dem
Morgen , da Mündts
Sendung eintraf, bereits
zur Bibliothek gegangen ;
in diesem Monat hatte sich
sein krankhafter Zustand wie
der bedenklich verschlimmert
und es war nur natürlich, dal*
Charlotte eilte, jeder ihm drohen-
z, f. B. 1906/1907.
ThfoJor Mündt. iKjt.
Nach «inem Relief yoo Jo». BrlltL
den neuen Aufregung vorzubeugen. Wie schmerz-
lich sie durch Mündts Kritik berührt war und
wie energisch sie dem Freunde gegenüber die
Partei ihres Gatten ergriff, zeigt Mündts Ant-
wort vom selben Tage, die aber auch für ihn
selbst ein sehr günstiges Zeugnis bedeutet.
Freund und Kritiker zugleich zu sein, Ist wohl
unter Literaten die schwerste
Lebenssituation , und einem
Manne wie Stieglitz gegen-
über, dessen Empfindsam-
keit durch körperliche
Kränklichkeit und durch
einen krankhaften Poe-
tenehrgeiz aufs äußer-
ste gereizt war, gehörte
schon eine Dosis Unbe-
fangenheit dazu, über-
haupt zu einem solchen
kritischen Freundschafts
dienst willig zu sein. Die-
ser Konflikt spielt im ganzen
jungen Deutschland eine leider
sehr grolle Rolle, und das Hin und
Hertlackern zwischen Freund-
schaft und Feindschaft unter
7
iiouocn, jungucuucnc Ltocns» irren.
den Jungdeutschen und ihren journalistischen
Lanzknechten wurde durch solche kritischen
Winde und Gegenwinde ein dauernder Zustand,
in dem sich ein großer Teil ihrer besten Kraft
nutzlos verzehrte. Man soll aber deshalb nicht
sagen, daß es eine alberne Empfindlichkeit
gewesen, die alle diese Schriftsteller wie eine
Zeitkrankheit erfaßt habe und die ihnen ein
stilles in sich freudiges Schaffen nur selten ge-
stattete. Eine Zeitkrankheit war es gewiß, aber
sie hatte doch eine tiefere Quelle; in der all-
gemeinen Aufgeregtheit der Epoche durfte
man das behagliche Poetentum alten Stils, „die
gute, goldene, altvaterische Ruhe eines litera-
rischen Deutschlands", wie es in Mündts „Le-
benswirren" heißt, einstweilen für überwunden
und unmöglich halten, und jenes Büchlein ent-
hält auch ein Wort über die Aufgabe des mo-
dernen Literaten, das in diesem Sinne zu be-
achten ist: „Der heutigen Schriftsteller-Genera-
tion muß es das höchste Ziel sein, Pfeile des
Geistes in ihre Zeit hinauszuschicken, um das
Volk der Deutschen aufzuregen und aufzuschüt-
teln. Eines Buches Geist muß in das Volk
übergehen, und dann als Buch aufgehört haben
zu leben. Es muß wirken und in der Wirkung
seinen Geist ausatmen. Die Bücherliche wird
in den Literarhistorien feierlich begraben."'
Wie der vorsichtige Kaufmann in unruhigen
Zeiten an keine weitsichtigen Geschäfte sich
wagt, sondern auf kurze Abschlüsse drängt so
war auch der Literatur jener Zeit die Ruhe
weitsichtiger Spekulation abhanden gekommen;
dadurch wurde das Fragment das literarische
Symbol jener Epoche, und daß man sich nun
in dieser schnellen, kurzatmigen Wirkung, die
ein allgemeines Bedürfnis war, noch durch tau-
send Persönlichkeiten gegenseitig beeinträchtigte,
veranlaßte die zahlreichen literarischen Guerilla-
kriege, die einen nicht unbeträchtlichen Ab-
schnitt in der Geschichte des jungen Deutsch-
lands einnehmen.
Solche programmatischen Äußerungen wie
Theodor Mündts nächster Brief an Charlotte
haben daher einen prinzipiellen Wert, und in
diesem Fall für Mündt besonders, da er sich
der geliebten Freundin und dem kränklichen
Freunde gegenüber gewiß zu den äußersten
Konzessionen bereit erklärt hätte, die nur irgend-
wie mit seinen kritischen Grundsätzen vereinbar
waren. Daß es in der Rucksicht auf den Freund
eine Grenze für ihn gab und zwar eine sehr
bald erreichte, zeigt nun die ausfuhrliche Recht-
fertigung, die er gegen Charlottens Beschwerde
erließ:
Die Depeschen drängen sich, der Eifer der Unter-
handlungen nimmt zu, und die Gefahr wachst mit der
Hitze des Gefechtes.
Warum nehmen Sie doch meine Kccension strenger
und ernster, als sie in der That ist ? Wozu wollen wir
uns wieder unnöthige Sorge machen? Ich werde den
Aufsatz umarbeiten, weil er der Freundin so nicht
gefällt.
Nur einige Gegenbemerkungen, bei denen wir je-
tloch keinen Advokaten anzunehmen nöthig haben
werden:
I. Bei der flüchtigen Durchsicht, die Sie wohl nur
dem Aufsatz gewidmet haben mögen, und bei dem
(wie ich daraus mit Bedauern ersehe) fortdauernden
getrübten Zustand, in dem ihn Stieglitz selbst gelesen
haben mag. und wovon die Eindrücke auch auf Sic
übergegangen, konnte es wohl nur möglich sein, daß
Sie mich so gränzcnlos mißverstanden, als hatte ich
(der ich aus dem reinsten freundschaftlichen Wohl-
wollen für Stieglitz mir diese Recension bei der Societät
auswirkt*) dadurch auf den Verfasser den „Schein
einer Flauheit der Gesinnung" (!) verbreiten wollen.
Ich bin allerdings der Meinung, daß in diesen „Summen
der Zeit" annoch eine bestimmte und festumgränzte
Zeitansicht nicht vorliegt. Dies deutete ich leise an,
aber zugleich auch, daß die Keime zu einer künftigen
Bildung derselben im Dichter bereits sichtbar werden.
Für den fremden Leser der Recension konnte hier kaum
der Schatten eines Vorwurfs, am wenigsten aber eine
solche, der auf die Gesinnung geht, bemerklich sein ;
sie war nur für den Verfasser der Gedichte selbst
schonend unter dem grünen Blätterwerk sonstiger An-
erkennung versteckt. Und unsere neuliche Unter-
haltung im Thiergarten (zum Accompagnement der
Bärenmusik) überzeugte mich noch, daß St. zuweilen
und in mancher Hinsicht noch völlig unzeitgemäße An-
flüge hat, wie z. B. sein Royalwmus, was Sie selbst
durch ein Gleichniß eines Ihrer abgelegten Kleider
trefflich hervorhoben. Dennoch ist es wider meine
Art, dem Freunde öffentlich und auf dem Markte vor
allen Leuten zu sagen, daß er ein Loch im Acrmcl
hat; und so habe ich in der That in dieser zum öffent-
lichen Abdruck bestimmten Recension fast garnichls
Nachtheiliges davon gesagt, es im Gcgcnthcil so ge-
stellt, daß es in den Jahrbüchern gedruckt werden darf,
und dem Büchlein hiesigen Orts Freunde erwirbt Ich
verkannte und verkenne daher die Stärke der Gesinnung,
die in Stieglitz überhaupt ist, keineswegs, aber ich
deutete an und mußte andeuten, daß seine Zeit an sich
diesen Gedichten nach zu urthcilen, im Werden und
Entfalten ist, und daß mir daher diese „Stimmen der
Zeit" mehr nur wie Vorklänge zu einer künftigen Zeit-
ansicht des Dichters erscheinen. Deshalb nehmen sie
sich auch nur wie vereinzelte, und aus verschiedenen
Stimmungen gezeugte Tonweisen aus. Ich sage dies
ganz abgesehen von dem poetischen Werth dieser
Digitized by Google
tloulien. Jungi
Gedichte, den ich überall anerkenne Stelle ich aber
dennoch diese Gedichte (an denen Sie vielleicht
nicht gern etwas abgemarkt wissen möchten) Ihrem
Ermessen narh auf eine tu geringe Stufe in Sticglitzcns
Dichter leben (aus dein, beim Himmel, doih noch viel
Herrlicheres und Saftigeres erblühen wird so kann
ich nur sagen: „Gott helle mir! Amen! Ich kann nicht
anders"'
a. Die allgemeine Bemerkung der Reccnsion. daß
die Deutschen, wenn sie satirisch werden, doch immer
noch zu gutmuthig bleiben, und an Weib und Kind,
Onkel und Vellern denken, haben Sie vielleicht zu
emst persönlich genommen, obwohl allerdings eine
persönliche Heriehung, doch anders, als Sic im Augen-
blick verstehen wollten, darin lag. Da ich weiß, daß
Einer Ihrer oft unter uns genannten achtbaren Ver-
wandten die Ideen in St.'s zu erwartender Keiscbe-
Schreibung gern beaufsichtigen möchte, da mir ferner
St. sagte, daß er meine Reccnsion über seine „Stimmen
der Zeit" zu seiner Satisfaction an diesen Verwandten
schicken wollte, so nahm ich mir vor, diesem a< ht-
baren Petersburger, mir ihn schon als Leser meiner
Reccnsion denkend, darin etwas zu verstehen zu geben,
und ihm anzudeuten, daß der Deutsche, w enn er etwas
Tüchtiges sagen wolle, frei gelassen werden mu-.se von
allen Rucksichten auf < »nki Ischafts- und Hasenschafts
Banden. So entstand diese Stelle, die Sie gerade um-
gekehrt verstanden haben, indem Sic mir, mit einigem
Anflug von Bitterkeit, zu Gcmuthc fuhren, dal> dies
„ein rechter Lump" sein müsse, der solche Kucksichten
nähme. Nun, verehrte Freundin, da könnte ich Ihnen
eine ganze Literaturgeschichte voll solcher ehren-
werthen Lumpen anfuhren, denn es ist dem deutschen
Geist zu eigentümlich, daß indem er sich kühn zum
Allgemeinen erhebt und in die < »effentlichkeit hinaus-
wagt, er nur zu leicht durch den angeborenen Zug zu
gemüthlichen Familienrücksichten sich darin gehemmt
fühlt. Daher ist es rührend, wenn selbst Böm* einmal
ausruft, er sei froh, daß er weder Weib, noch Kind,
noch Verwandte habe, um sich ganz der Sache, die er
verficht, hingeben zu können; und dies spricht sehr
schlagend für Das, was ich Ihnen sage. Also fühlte
doch auch Er, daß er enger von menschlichen und von
deutschen Banden umstrickt, sich selbst und seiner
Börnitat hätte untreu werden können. Auch ich,
Theuerste! bin schon hin und wieder einmal ein
solcher rührender Lump gewesen, indem ich in
Rccensionen über den einen oder den anderen Freund
meine Ansichten nie so scharf ausgedrückt habe, als
ich gegen den Fremden thun würde; um der puren
lieben Freundschaft willen I Auch habe ich ja in der
Recension nicht gesagt, daß St. selbst bereits solche
Rücksichten genommen ; und ich strich sogar einige
darauf folgende Zeilen weg, weil sie vielleicht für St,
in dieser Beziehung hätten nachtheilig gedeutet werden
können. Nur einmal ist mir als Thatsachc bekannt,
daß Stieglitz in dem Gedicht: „Hellas Wiedergeburt"
den Vers: „Wenn Eure Ottonen geruhen zu ruhen"
änderte, auf Ihre billige Bemerkung: daß der Onkel in
Petersburg damit unzufrieden sein könne. Sie sehen
also, wir leiden Alle samt und sonders daran, und wir
LebcBfwtrrem. 5 1
müssen uns nun schon damit zufrieden geben. Reichen
Sie mir die Hand, wir wollen Freunde bleiben!
3. Wenn Sic bemerken, daß meine Ansicht über
Stieglitz sich dadurch nuancirt und getrübt habe, weil
ich ilin in der letzten Zeit beständig in einem hcrab-
gesümmten Zustande gesehen, so thun Sic mir damit
so großes Unrecht, daß Sic, wenn Sic hier in mich
hineinblicken könnten, selbst davor erschrecken wurden.
Ein so schwachsinniger Kritiker bin ich nicht daß ich
jemals von der Sinkt abstrahirt hätte. Diese mache
ich mir nach allen Seiten hin klar, und was in dieser
gut und trefflich ist, verliert nicht an Werth bei mir,
und wenn ich den Urheber derselben wer weiß in
welchem Zustande je erblickt hätte. Das Spruchwort
sagt zwar: Für den Kammerdiener giebt es keinen
Helden' (weil dieser den großen Mann auch in seiner
menschlichen und häuslichen Notbdurft sieht), aber
solche Kammerdienergesinnung habe ich nicht. Also
ohne Furcht! Vor mir, bei Gott, braucht sich kein
Freund in seinem leidenden und schwachen Zustande
zu verbergen. Etwas humane Toleranz habe ich doch
wenigstens in mir ausgebildet; ich gehe gern mit dem
leidenden Freunde um, widme ihm nur um so leb-
haftere Liebe, und bin weit entfernt davon mir sein
ganzes Bild dadurch verrücken zu lassen.
— Doch, wie gesagt, ich werde die fragliche Re-
cension, mit Ausscheidung der bedenklich gewordenen
Stellen, umarbeiten, und sie Ihnen dann noch einmal
zuschicken. Diese kleine Differenz hat gamichts auf
sich, obwohl sie mich Anfangs in dem schon öfter in
mir rege gewordenen Vorsatz, das Kritisiren ganz auf-
zugeben, bestarken wollte, da es doch in der That ein
penibles und undankbares Geschäft ist.
Das Büchlein, das ich Ihnen heut ubersandt, werden
Sie morgen vielleicht schon gelesen haben, und da
würden Sie mich zu großem Dank verpflichten, wenn
Sie es mir morgen {Freilag gegen Abend wieder zu
ruckzuschicken die Güte hatten. Ich war anfangs selbst
gewillt, es mir von Ihnen abzuholen, aber ich werde
nun den morgenden Abend lieber auf die Umarbeitung
jener Recension verwenden, da ich bei Tage sehr über-
häuft bin. Ich wünsche, daß Sie in den „Deutschen
Briefen" wenigstens Einiges mit Interesse gelesen
haben möchten; es ist Schade, daß ich sie so schnell
wieder abliefern muß.
In inniger Verehrung Ihr
aufrichtiger treuer Freund
Donnerstag, Abend Theodor M.
29- 5 34-
Charlottcns Antwort vom 30. Mai 1834 ist
im Denkmal abgedruckt; man verstandigte sich
noch am selben Tage mündlich über eine neue
Redaktion der Kritik, wozu Mündt auch bereit
war, um jede direkte Krankung des Dichter-
ehepaares zu vermeiden. Vermutlich hielt sich
aber Mündt an Charlottens Bitte in einem am
nächsten Tage folgenden Billett vom 1. Juni
(vergl. „Denkmal" Seite 271 IT.), aulier einigen
52
Houl*n, Jungdeutsche Lebenswirren.
Zeilen keine Veränderung vorzunehmen. Ver-
mutlich, sage ich, da natürlich der ursprüng-
liche Text der Kritik nicht mehr vorliegt und
wir für die gedruckte Form derselben auch nur
auf Grund dieser Briefe den Autor feststellen
können. Denn er zog nunmehr seinen Namen
davon zurück, was er allerdings vielleicht auch
ohnedem, da seine persönliche Freundschaft mit
Stieglitz bekannt war, getan hätte, und die
Rezension erschien anonym in den „Jahrbuchern
für wissenschaftliche Kritik", die sich nur auf
die Ritte ihres jungen Mitarbeiters* hin dazu
verstanden hatten, über das nur neu aufgelegte
und vermehrte, nicht sehr bedeutende Buch-
lein von Stieglitz überhaupt eine Besprechung
zu bringen, hatte doch Mündt nicht viel spater
selbst Grund zur Klage, daß man seine eigenen
Bücher dort ignoriere. Die Kritik erschien im
Juli 1834 (Nr. 4). Ihr Gedankengang läßt, nach
Kenntnisnahme des voraufgegangenen Brief-
wechsels, mit Sicherheit auf Mündts Verfasser-
schaft schließen. Er bestreitet den „Stimmen
der Zeit in Liedern" jede entschiedene Tonart,
vermißt darin „scharf getroffene Abdrucke der
Gegenwart" und zählt sie zu den „vermitteln-
den Stimmen und Tendenzen der Zeit", ein
deutlicher Tadel in einer Zeit, die auf „Ge-
sinnung" oft den einzigen Wert legte, und er
milderte sein Urteil dadurch nicht sonderlich,
daß er den Inhalt des Buches „das vernunf-
tigste Justemilieu" nannte, „mit dem man sich
nur befreunden könne". So stellte er also, da-
mals wenigstens, auch unter dem Schutze der
Anonymität die Pflicht des Kritikers über die
Rücksicht auf den Freund und seine Gattin.
Rücksichten und Aussichten.
Der Sommer 1834 trennte Theodor Mündt
und das Stieglitzsche Ehepaar auf Monate von-
einander. Wahrscheinlich Ende Juni reiste
Mündt nach Jena, um dort den Nachlaß Karl
Ludwig von Knebels, der auf Wunsch des
Ministers von Altenstein herausgegeben werden
sollte, für die Veröffentlichung zu ordnen. Varn-
hagen von Ense war wohl ursprünglich mit
dieser Aufgabe betraut worden, aber er lieh
nur seinen Namen dazu und wälzte die eigent-
liche Arbeit auf die jüngere und beweglichere
Kraft des junjjdeutschen Schriftstellers ab, dem
er seit einem Jahre in persönlicher Freundschaft
und aus literarischem Interesse näher getreten
war. Vom 6. August 1834 liegt ein kurzes
Billett Mündts an Varnhagen vor, das aus Wien
datiert ist, wo auch Varnhagen bis Anfang
August geweilt und eine für das junge Deutsch-
land wichtige Konferenz mit dem Fürsten von
Metternich gehabt hatte. Das Billett betrifft
einen Brief des Professors Hermann Scheidler
in Jena an Varnhagen, den Mündt abzugeben
vergessen; Varnhagens Empfehlung hatte ihn
mit dem Jenenser Professor in Verbindung ge-
bracht
Schon am 5. Marz 1835 hatte Varnhagen
diesem geschrieben: „Ich hoffe, Dr. Mündt wird
sich noch zurecht finden; jetzt ist er auf großen
Abwegen; er ist aber rastlos fleißig, und meint
es redlich. Die Herausgabe der Knebeischen
Schriften besorgt er ganz allein; ich habe weder
Zeit, noch Kräfte, noch Lust; bin aber durch
manche Verdrießlichkeiten schon vielfaltig be-
straft, gutmütig und leichtsinnig meinen Namen
mit hingestellt zu haben, wo ich nicht mittätig
sein will noch kann." 1
In der Zwischenzeit hatte Mündt eine som-
merliche Erholungsreise gemacht, auf der er
Dresden, Teplitz nebst Umgebung und die
böhmische Hauptstadt Prag als schriftstellern-
der Wanderer abstreifte und seine „Madonna"
erlebte, worauf ich im nächsten Schlußkapitcl
zurückkommen werde. Er führte gleich von
vornherein ein Reisetagebuch, dessen fertige
> Mündts Beitrüge zu den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", wenigstens die mit seinem Namen unter-
zeichneten, sind im übrigen in diesen Jahren 1833 und 1834 folgende:
1833 : Mai. Ho. 86 f.: v. Thümmcls Sämtliche Werke. — Juli. No. 16 f.: Pyrkers Sämtliche Werke. — August. No. 31 :
K. Buchner und Fr. Herrmann, Handbuch der neuem französischen Sprache und Literatur — Oktober. No. 71—74: Kahel. —
November. No. 88: V. A. Huber, Skizzen aus Spanien, T. 2 u. 3. — Dezember. No. 109: Franz Xaver Bronner,
Lustfahrten ins Idyllenland.
1834: Februar. No. 31 : Briefwechsel zwischen Heinrich Voß und Jean PauL — März. No. 56 f.: Ludwig Ticck,
Novellenkranz (Her Tod des Dichters]. — April. No. 7*: Goethes Faust. Übersetzt von A. Hayward Esqu. — Mai.
No. 82: V. A. Huber, Die romantische Poesie in Frankreich. — Juli. No. 17: Leopold Schefcr,
Oktober. No. 79: Eduard von Bülow, Novcllenbuch. — November. No. 86: Ludwig kellstab, 1812.
' Original im
Houben, Jungdeotsche Lebenswirren.
53
Blätter er zum Teil auch Charlotte Stieglitz
übersandt hatte. Dies erhellt aus dem im
„Denkmal" mitgeteilten Brief Charlottens vom
12. August 1834, einer Zeit, in der Mündt wohl
wieder in Berlin angelangt und eine kurze Be-
gegnung mit den bald darauf abreisenden
Freunden erfolgt war.
Heinrich und Charlotte Stieglitz reisten nach
Kissingen, von wo man fvir den körperlich und
geistig kranken Dichter Heilung erhoffte; die
Fahrt dorthin ging über dieselben Stationen,
die auch Mündt auf seiner Tour berührt hatte,
Dresden, Teplitz und Prag, und hatte daher
zum brieflichen Austausch reichen Stoff ge-
boten , besonders da Charlotten die Reiseein-
drücke des Freundes zum Teil schon bekannt
waren. Dennoch schlief der Briefwechsel in
diesen Monaten fast ganz ein und beschränkte
sich auf den umfangreichen „Brunnenbrief"
Charlottens vom 7. bis 16. September, auf den
Mündt erst im Oktober antwortete. Weitere
Korrespondenzen aus dieser Zeit sind ausge-
schlossen, das besagen diese wenigen Zeugnisse
deutlich und besonders auch der nächste Brief
Mündts; nur ein nicht erhaltenes Schreiben des
letzteren an Stieglitz selbst unterbrach das Still-
schweigen; Charlotte dankt dafür unter dem
9. September (vergl. „Denkmal" Seite 258, Zeile 3
von oben und Zeile 1 von unten), und in Be-
antwortung jenes Schreibens beginnt im Origi-
nal der Briefabsatz Charlottens vom 9. Septem-
ber „Nachmittags" mit folgenden Worten:
„So lieb und interessant mir auch jede Mittheilunj;
immer seyn wird, die Sie mir über Ihr früheres I.cbcn
geben, glauben Sie ja nie, es bedürft dieses Schlüssels
um Sie nicht zu verkennen. Sie wurden mir in Ihrem
eigensten Wesen lieb; ich glaube, Sie brauchten sich
in unserer Nähe niemals einen Zwang anzuthun, und
ich denke das zeigt zuerst, daß man zueinander ge-
hört Am meisten kränkt mich daher Empfindlichkeit
vom Freunde, und bringt mich allerdings in eine Art
Leidenschaft, weil ich darin das Mistrauen gegen das
Allgemeine plötzlich auch ganz eben so gegen mich
gekehrt sehe. Zwischen uns aber mögen andere Kämpfe
vorfallen, ich bins zufrieden, die mit der Welt dürfen
in unserer Gegenseitigkeit gamicht aufkommen ge-
schweige denn irgend wie sich einnisten."
Im übrigen wäre aus diesem umfangreichen
Brief Charlottens hier nur das flüchtige Urteil
über Karl Egon Ebert nachzutragen, den Mündt
auf seiner Reise vermieden hatte, den Stieglitz
und Frau aber besuchten:
„Ebert scheint mir, je liebenswürdiger und ge-
muthlichcr sein Mensch, als Poet ziemlich fertig zu
seyn; er erinnerte mich in seiner Behaglichkeit an
unsern V."
Mit dieser Abkürzung kann, wie aus Mündts
früheren und weiteren Briefen hervorgeht, nur
Moritz Veit gemeint sein. Außerdem kommt
hier als Überleitung zum nächsten Briefe Mündts
nur der Schluß des „Brunnenbriefs" unterm
16. September (Seite 280, „Denkmal", letzter
Absatz „Nun adio!" usw.) in Betracht, der im
Original selber so lautet:
„Wollen Sie uns Theurcr wieder einmal (wenn Ihre
Zeit auch nur wenige Zeilen erlaubt) bald erfreuen, so
brauchen Sie nur an Schott etwa den 27ten September
es abzugeben. Den hat nehmlich Stieglitz gebeten,
das was für uns etwa angekommen den 28sten des
Morgens nach Arolsen zu senden, wo wir im Anfang
Oktober sind. An Schott habe ich nur ein paar Zeilen
schreiben können, meiner Reizbarkeit wegen, ich
möchte nicht, daß er wußte, wie lang ich mich mit
Ihnen unterhalten. Die möglichste Schonung haben
wir uns immer gegen ihn zur Pflicht gemacht, Sie
kennen ihn und wissen darum, zu einer innern
harmonischen Ausgleichung kommt er nie, daher muß
ich recht gesund seyn, um « ohlthätig auf ihn wirken
zu können. Die Hauptsache fehlt uns, nehmlich Ge-
genseitigkeit; doch das haben Sie sich selbst Alles
längst gesagt.
Nun Adio! schonen Sie ja Ihre Gesundheit, und
vergeuden Sic nicht Ihre Reisefrische zu sehr in Stu-
benluft I
Wenn Sie einmal Lust hätten, der Hofräthin Herz,
(ein würdiges Berliner Haupt — - freilich jetzt schon
sehr alt — ) von unserm Befinden welches St. ihr beim
Abschied sogar versprochen hatte (nehmlich durch
einen Freund, an den er schriebe) Nachricht zu geben
und unsere wärmsten Grüße zu bringen, so wird sie
sich sehr mit Ihnen freuen. Sie finden sie entweder
schon in der Stadt, Kronenstraße Nr. 57, oder Charlotten-
burg im Anfang der Orangenstraße links. Sie können
aber sagen, St. sey auf dem Wege wenigstens der
Besserung und der Arzt gäbe viel auf eine Wieder-
holung der Kur für nächstes Jahr. Ich hoffe, es wird
Sie nicht gereuen, sie hat einen Schatz yon ausge-
zeichneten Bekanntschaften, Schleiermacher war ihr
bester Freund, es giebt also viel Berührungspunkte mit
ihr, und sie ist wirklich Hers.
Mündts Antwort erfolgte erst am 26. Ok-
tober. Sie ist für die Biographie ihres Ver-
fassers höchst wichtig und auch für das Freund-
schaftsverhältnis der drei das schönste Denk-
mal. Frei von kleinlichen Philisterrücksichten
fühlte man sich beiderseits, und das ungezwun-
gene Bestreben, ihr Bündnis auf eine ideale
Höhe zu erheben und poetisch zu verklären,
Digitized by Google
54
lloubcn, Jungdeutsche l^bcmwirren.
kann, besonders in Mündts graziöser Art sich
zu geben, auch heute noch nur die tiefste Sym-
pathie erwecken:
Mündt an Charlotte Stieglitz.
Berlin, d. 36. Oktober 1834.
Meine theure Freundin! Die Freude, wieder einige
Zeilen an Sie richten zu können. is>t ebenso groß, als
das Stillschweigen, welches so lange zwischen uns ob-
gewaltet, mich gedrückt hat. Warum hatten Sie mir
nicht genauer Ihre Adressen angegeben, wo und auf
welcher Station Ihres Rcisclcbcns Sic jedes Mal zu
treffen waren? Ins Ungewisse hinaus, für die Auf-
bewahrung in Briefkästen, kann ich nie schreiben, ein
Brief ist mir eine Anrede an Ohr und Auge, und daher
muß ich schlechterdings immer wissen, wo der oder
lieber die sitzt, zu der ich mit meinen ungeduldigen
Schriftzügen rede, um ihr dabei auch recht fest in das
geliebte Auge schauen zu können. Daher die lange
Unterbrechung wenigstens des schriftlichen Zwie
gesprachs unserer Geister. Das inwendig zw ischen uns
Fortplauderndc hat hoffentlich bei Ihnen nie ganz ge-
stockt; bei mir hat es ganze Reden und ganze l'fingst-
predigten gehalten. Denn auch das war nichts, einen Brief
an Schott zu geben. Einmal war die dafür angegebene
Frist zu kurz für einen überhäuften deutschen Schrift-
steller, und dann hätte der närrische Kauz wohl nicht ein-
mal wissen sollen, daß ich an Sie schriebe?? Weites do:h
Stieglitz, der es aus großartigem Gesichtspunkt anzusehen
versteht! Nein, nein, ich will kein abgestohlnes Glück,
ich bin zu stolz dazu ! Ich bin aus tiefstem Herzen Ihr
Freund und das hat eine unvergängliche und weit-
greifende Bedeutung für mein Leben und mein Dichten
gewonnen! Was soll ich mich dabei noch gegen einen
närrischen Kauz geniren? Gott sei Dank, daß ich die
Welt jetzt mit freieren und keckeren Blicken betrachte,
als jemals! ich glaube, Freundin, man darf nicht zu
viele Rücksichten nehmen, alle unsere Verhältnisse
wären sonst am Ende matt, fahl und aschgrau darüber
und verlieren ihre blühenden Farbcnunterschicdc. Das
Leben ist schrecklich kurz und schrecklich arm an
w ahren Verhältnissen, und doch sind die Kraftanstren-
gungen, die sich die Menschen kosten lassen, um ihre
halben Verhältnisse in einer erträglich langweiligen
Mitte aufrecht zu erhalten, bei weitem größer und un-
geheurer, als die sie anwenden, um ihre wahren Ver-
hältnisse zur schönsten Blüthe zu bringen. Dies hat
seinen guten, achtbaren, acht menschlichen und ächt
tragischen Grund, wenn nur nicht auch die besten
Stunden des Lebens oft darüber verloren gingen! Da-
zu kommt der Mangel an aller Großartigkeit der Ge-
sinnung, welcher die armen Teufel zu dem feigsten
Justemilieu verdammt Sie verdienen nichts Besseres.
Wir Drei, o Theuerste, verdienen etwas Besseres, ich
nehme mir die Freiheit, es mir vom Schicksal gTade-
wegs abzubitten. Ihr herrlicher Geist ist der Welt ge-
genüber zu sehr auf Adel und Großartigkeit angelegt
und begründet, als daß Sie auch nur ein einziges Ihrer
Verhältnisse vor derselben zu verstecken nöthig hätten.
Fangen Sic doch einmal an, ganz Ihrer freien gött-
lichen Laune zu folgen, und weniger der Reflexion!
Ich behaupte, daß Sic in Ihrer Laune (weil Ihre Natur
unmittelbar darin) nie mehr irren können, als in Ihrer
Reflexion! Dieser gute Rath, wenn es einer sein sollte,
ist wenigstens eine mit Blut errungene Erfahrung. Ver-
kennen Sic ihn nicht, und mich darin nicht! Ich denke
immer, Sie sind zu gut, und besitzen nicht Bosheit ge-
nug, um der Reflexion, die Sie zuweilen etwas zu
ängstlich im Handeln macht, auch einmal die weißen
Zahnchen zu zeigen.
Doch handeln Sie nur, w ie Sie wollen ! Sie w erden
es nie ganz schlecht machen. Aber ich mußte Ihnen
dies sagen und schreiben, ich seltsamer Gesell, ich
weiß bei Gott selbst nicht, warum? Und nun seien Sie
mir noch einmal viel tausendmal gegrüßt und zu Ihrer
baldigen Rückkehr (das ist herrlich!) bewillkommtl
Einen Brief haben Sie mir aus Kissingen geschrieben,
durch den der ganze dortige Badeort für mich
klassisch geworden ist! Und ich habe Ihnen noch nicht
einmal dafür gedankt! So geht es wieder, daß man
erst so viel mit den halben Verhältnissen kramt, und
dann nachher nur noch zwei Briefseiten, wie ich, für
die wahren übrig behält. Und dennoch bin ich kein
Undankbarer ! Ich, der ich selbst Jean I'auls Flegcl-
jahrc (mir das Liebste von ihm) nur Einmal lese, habe
Ihren theuren, prächtigen Brief nun wohl schon zehn-
mal in mich eingeimpft, und ich glaube, es müssen
Blumen danach in mir gewachsen sein. Doch dies ist
kein Ruhm, es ist nur Dank! Dank!
Liebe, holde Dichterfrau, seien Sic mir gut! Seien
Sic froh, lustig! Ich bin es. Sie haben den kranken
Dichtergatten treu und herzlich gepflegt, ich höre da-
von mit gerührter Freude. Sie haben auch zuweilen
schön gesungen auf Ihrem Wanderleben , schreibt
Stieglitz, und man hat hier nichts davon abbekommen.
Wie konnten Sie aber nur so lange fortbleiben? Durch
die lange Feme sind Sic mir ordentlich ehrwürdig ge-
worden, wie eine zu Himmclsweiten entrückte und
doch unsichtbar nahe Göttin. Ich möchte zu Ihnen
beten. Ich könnte in diesem Brief fast nicht bloß:
Charlotte! zu Ihnen sagen, noch weniger aber: Frau
Doctorin! Und von Berlin konnten Sie so lange fort-
bleiben, von Berlin, wo doch immer „ein Wcltauge"
ist, wie Sie sich ausdrücken? Hören Sie, Charlotte,
wenn Berlin jetzt auch nur noch ein einziges Wcltauge
hat, so bin ich auf meinen beiden kurzsichtigen vollends
blind geworden. Ich sehe jetzt nichts als retrograde
Bewegungen« Berlin. Ein abgelegener halbverfluchtcr
Winkel der Weltgeschichte. Sie werden es spüren,
wenn Sie wieder bichcr kommen, die Luft wird es
Ihnen sagen, nachdem von der Reise alle Ihre Organe
stärker und lebensbegehrlicher geworden. Doch dar-
um keine Feindschaft! Übrigens bleibe ich hier, so-
lange Sie hier sind. Ich wäre mein Seel' auch zu
Ihnen nach Kissingen gekommen, und da mit Ihnen
geblieben, hatte ich es zur rechten Zeit gewußt Denn
mich binden jetzt vorläufig keine Geschäfte, auch die
Staats-Zeitung habe ich völlig aufgegeben (in dieser
Hinsicht darf keiner von mir Treue erwarten, denn
ich laufe überall davon) und so lebe ich vogclfrci wie
Digitized by Goo
Houben, Jtragdcotschc Lebens »irren.
55
ein Vogel. Meine immer rüstige Feder ist der grüne
Zweig, auf dem ich mich wiege und nähre. Doch
haben mir Geh. Rath Schulze und sogar Minister v.
Altenstein gedroht , mich nächstens einzufangen in
einen Käfig für ein paar Hundert Thaler. Es wäre
wirklich Schade um mein junges Blut. Einen solchen
Menschen, der ganz und gar Literatur ist, wie ich,
würde die deutsche Literatur nicht so bald wiederbe-
kommen.
Wollen Sie nicht bald wieder etwas von mir lesen?
Ich frage, wie ein Jude: Haben Sie nichts zu schachern?
Denn ich weit, daß ich immer für mich profitire, wenn
Sie etwas von mir lesen, Sie Königin nicht nur der
Leserinnen, sondern auch der Leser! Ich schreibe an
einem Buch unter dem Titel: „Madonna. Unter-
haltungen mit einer Heiligen", das in einzelnen Skizzen,
Humoresken und Phantasieslücken, durch welche je-
doch alle nach meiner Art ein gemeinsamer rother
Faden geht, Resultate und Bilder von meiner Reise
durch das katholische Süddeutschland darstellt. Es
handelt sich darin fast immer um den Katholizismus,
berührt viele in die Zeit wichtig eingreifende Fragen,
und wimmelt von bekannten und lebenden Figuren,
Persönlichkeiten u. dgl. Vor Manchem darin werden
Sie erschrecken, aber nichtsdestoweniger wahr finden
(ich nehme jetzt keine Rücksichten mehr!!), Manches
wird Ihnen gute und schlechte Seiten meiner Seele
enthüllen und das Ganze bin ich, Ihr Freund I Außer-
dem lassen Sie Sich doch durch Stieglitz meine
„Schriften in bunter Reihe", deren erstes Heft schon
lange heraus ist, verschärfen! Was ich darin aus dem
Knebel'schen Nachlaß zur Probe mitgcthcilt habe, hat
Aufsehen gemacht, und wird auch Sie vielleicht
interessiren.
Jetzt ist ein Mann hier, der einen Psychomettr er-
funden hat. Die Maschine ist gespenstisch aber durch-
aus wahrhaft. Sie zeigt Ihnen mit unerbittlicher
Strenge alle moralischen und gemüthlichen Eigen-
schaften an, die in Ihnen vorhanden oder nicht vorhanden
sind. Sie besteht aus einem Kästchen mit einer darin
stehenden Säule und einer beweglichen Feder. Auf
einem Fachwerk sind in 150 Rubriken ebenso viele
menschliche Eigenschaften verzeichnet. Man erhitzt
durch Reiben mit seiner Hand einen halb aus Glas,
halb aus Metall bestehenden Stab, und läßt diesen
dann auf die Rubrik fallen, deren Eigenschaft man
prüfen will. Dann nimmt man einen Magnet und hält
ihn horizontal gegen die Säule. Hat man die Eigen-
schaft, so bewegt sich die Feder, hat man sie nicht in
sich, so bleibt sie unbeweglich. Die Maschine kannte
alle meine Eigenschaften so genau, daß ich mich da-
vor entsetzte. Hier ist durchaus keine Charlatanc-rie.
Die Maschine ist meines Erachtens auf die Wirkungen
des thierischen Magnetismus mit großer Einsicht be-
rechnet. Es kann lächerlich klingen, aber es ist wahr.
Die Maschine kennt auch die verborgensten Eigen-
schaften in Ihnen. Ich halte es für eine unendlich
wichtige anthropologische Entdeckung und werde
öffentlich darüber sprechen, kann Ihnen aber jetzt
meine Gedanken nicht auseinandersetzen. Genug, es
Die Maschine sprach mir auch Aufrichtigkeit zu.
Mit Gott also, Ihr aufrichtiger treuer Freund
Th. Mündt.
Für das Ehepaar Stieglitz war die Haupt-
sorge dieses Sommers, den Krankheitsurlaub
des Gatten auf eine möglichst weite Zeit zu
verlangern, und besonders Charlotte war, nach
Mündts Zeugnis (vergl. „Denkmal" Seite 207),
unermüdlich in Anknüpfung der Beziehungen
und Korrespondenzen, die allein zur Erreichung
dieses Zieles fuhren konnten. Auch der an-
regende Verkehr im Kreise der Kissinger Bade-
gaste vermittelte eine Bekanntschaft, deren Einfluß
für das weitere Schicksal des sich kaum merk-
lich bessernden Stieglitz von entscheidender
Bedeutung sein konnte. In dem „Brunnenbrief"
Charlottens heißt es unterm 16. September:
„Des Mittags sitze ich gewöhnlich bei * " ",
der hier einen seltnen Humor zum besten gibt."
Im Original lautet die Stelle so: „Standesunter-
schiede kennt man gar nicht, des Mittags sitze
ich gewöhnlich beim Fürsten Wittgenstein, der
hier einen Humor zum besten gibt, an dem
das belebende Gas schuld sein muH. Man
möchte sich oft krank lachen". Es handelt sich
naturlich um niemand anders als um den Minister
Friedrich Wilhelms des Zweiten, den Fürsten
Wilhelm Ludwig Georg von Sayn -Wittgenstein,
der auch unter den folgenden Königen noch
bis zu seinem späten Tode 1851 einen inoffi-
ziellen, aber um so mächtigeren Einfluli am
Berliner Hofe und im preußischen Staatsbetriebe
ausübte; er war einer der unerbittlichsten, mo-
narchisch - reaktionären Persönlichkeiten jener
Zeit, und um so gefahrlicher, als er nicht ohne
Geist war. Varnhagcn ist in seinen „Blättern
aus der preußischen Geschichte" und deren
Fortsetzung, seinen „Tagebüchern", unerschöpf-
lich in der Charakteristik dieses meist durch
dritte Hand wirkenden Mannes.
Auf ihn bezieht sich wohl auch die Ge-
sprächsnotiz im „Denkmal" (Seite 223), die die
Aussicht auf eine Protektion seitens des Fürsten
eröffnet. Die andere Abkürzung des „Denk-
mals" an denselben Stellen, „v. D.", ist mit „von
Dusch" zu ergänzen. Die Bekanntschaft mit
Professor Scheidlcr aus Jena muß auch die
Frage einer Übersiedelung des Ehepaares nach
jener Universitätsstadt aufgebracht haben; Seite
Digitized by LjOOQle
Houlxn, Jungdeulsche I.cbenswirren.
Nach einem Porträt aut den vierjigcr J.ihrm
280 dos „Denkmals" ist „Sch." mit Scheidler
und „J." mit Jena aufzulösen.
Eine Entscheidung hing aber zunächst allein
von den amüichen Instanzen des Bibliothekars
Stieglitz ab, und diese auszukundschaften über-
nahm auch Mündt auf Bitten des Freundes,
eine Mission, über deren gunstigen Erfolg er
bereits am 2S. Oktober berichtete:
Mündt an Heinrick Slitgiitx.
Berlin, d. 28. Oktober 1834.
Dein Brief vom 18. d., theurer Stieglitz, der mich
des darin herrschenden klaren Friedens wegen erfreut
und Deinethalben beruhigt hat, würde schon beant-
wortet worden sein, wäre er nicht, wie alle Deine Briefe,
wieder mindestens acht Tage unterwegs gewesen.
Zähle mir daher nicht Saumseligkeit in Krfullung
Deiner Aufträge bei, denn heut früh konnte ich erst
von dein Geh. R. Schulze Auskunft über Deine An-
gelegenheit erhallen, und ich will Dir lieber noch heut,
wo die Post nach Hannover geht, wenn auch nur
flüchtig und zerstreut, schreiben, als Dich noch länger
in Ungewißheit zu lassen. Folgendes wörtlich, wie mir
der Geh. K. Schulze es gesagt hat: „Guten Tag, liebes
Kind' Sie wollen heut schon Antwort über Stieglitz?
Ms soll nächstens darüber verfugt werden. Schreiben
Sie ihm nur, daß er bald eine Verfügung erhalten soll.
Wenn ich nur wußte, was er wollte, aber er weiß es
selbst nicht Er will von seinem Amt entlassen sein,
doch von diesem Amt einen Theil des Gehalts beziehen,
und dabei zugleich in den allgemeinen Verhältnissen
eines Staatsdieners bleiben. Auf das letztere hat jeder
gebildete Mann Anspruch. Lauter Widersprüche, die
sich nicht vereinigen lassen. Die Sache ist ungemein
schwierig. Es ist gar keine Form, unter die ich es
bringen kann. Doch will ich die Sache selbst be-
arbeiten; da mir das kein Anderer zu Danke macht.
Schreiben Sie nur Stieglitz, er soll ganz ruhig sein.
Sehen Sic, lieber Mündt, er kann nur ebenso eine
provisorische Entscheidung erhalten, als sein Antrag
selbst provisorisch ist. Sagen Sie ihm nur, wir wollen
ihn vorläufig auf nu ei Jahre von seinem Amt entbinden
und ihm ungefähr 200 Thlr. lassen. Vor Wilken braucht
er gamicht angst zu sein. Die Leute bekümmern sich
doch nicht um ihn, und thun nichts für ihn. Ich werde
schon sehn, auf welchem Bolzen ich das schiebe. Ich
weiß schon, was er wUL Er will Zeit gewinnen und
sich dabei doch nicht ganz aufs Bloße setzen. Sagen
Sie ihm, daß ich dies sein Interesse wahren wilL Ich
habe ihn lieb, und seine Frau"
So sprach er, und er scheint wirklich ein wohl-
wollender human gesinnter Mann zu sein. Ich habe
selbst in letzter Zeit überraschende Proben davon an
mir. Nach meinen literarischen Arbeiten ist nämlich
jetzt plötzlich viel Nachfrage im Publikum entstanden.
Akenstein, der mir sehr wohl will, hat davon gehört,
und will, daß meine Kräfte lieber für den Staatsdienst
verwendet würden. Das Tollste aber ist, daß im
Figaro eine wirklich merkwürdige Rezension meiner
„Lebenswirren" gestanden hat. Der Rezensent, den
ich bis heut noch nicht habe auskundschaften können,
nennt mich darin lächerlicher Weise einen großen
gleichgültigen speculativen Geist, mit kalter, Göthescher
Kühe und Kunst, der seine Zeit verachtet Und denke
Dir, der Minister liest den FigaroO) nat diese
Rccension, die ihn in Erstaunen über mich gesetzt hat,
dem Geh. Rath Schulze Wort für Wort vorgelesen.
Schulze hat es mir ordentlich triumphierend erzählt.
Ich hörte es wirklich mit Kälte und Kuhe an. Dem
Minister habe ich aber das Buch schicken müssen.
Der will nun, wie es scheint, damit ich in meiner
Seeligkcitcn Zeitverzweiflung nicht zu Grunde gehe,
etwas für mich thun. Und so ist es möglich, Freund,
daß, während Du aus dem Staatsdienst scheidest, ich
am Ende in denselben eintreten muß, wie die beiden
Freunde zum Schluß meines Duetts. Habt aber keine
Sorge um mich, Freund und Freundin!, denn Ihr wißt
ja von Alters her, wie wenig ich mich durch irgend
Etwas, sei es, was es sei, in meinem Eigensten binden
lasse, wie ich vielmehr überall wieder davon laufe!
Es scheint aber, daß ich auf der einen Seite an der
Universität, vielleicht vorläufig als Privatdozent, lesen,
zugleich jedoch in das Altenstein'sche Ministerium als
Expedient mit einem erträglichen Gehalt eintreten soll,
in welcher letzteren Beziehung ich dann vielleicht be-
sonders Carriere machen kann. Doch ist noch Alles
so nebelhaft, daß ich bei mir selbst fast gamicht daran
denke, und auch zu Niemanden davon spreche. Vor
dem Geh. R. Schulze aber fürchte ich mich jetzt heim-
lich. Denn der ist unermüdlich und fängt mich am
Ende doch noch in den Käfig ein. —
Google
S7
U«(<L
GcouUl und lithographiert toa Setbert.
Jetzt «ratulirc ich Dir förmlich, lieber Stieglitz, daß
Du von der Bibliothek Dich gerettet hast Du hast
mir immer leid gethan, es war gar keine passende
Nachbarschaft für Dich da oben. Schreibe, dichte und
trachte jetzt ungebunden fort, Du gutes, wackeres
Poetenhaupt! Erscheint denn der Berliner Kalender
gar nicht mit Deinen schönen Gedichten? Und höre,
liefere mir doch einen Beitrag für meine „Schriften in
bunter Reihe". Es kann Alles darin stehen. Das erste
2m f. B. I905/I906.
Heft (10 Druckbogen stark) ist schon lange heraus,
und der Buchhändler ist so sehr mit dem Verkauf zu-
frieden, daß er alle zwei Monate wahrscheinlich ein
solches Heft liefern wird. Diese Hefte sollen so die
Stelle unserer Zeitschrift vertreten, und werden Bei-
träge von den berühmtesten Schriftstellern Deutsch-
lands enthalten. Bringe mir nur schon für das 2te
etwas mit Ich habe aber in diesem Augenblick kein
einziges Exemplar mehr, das ich Dir schicken könnte.
8
58
I Ionben, Jongdcutsche Lebens wirren.
Laß es Dir dort in einer dortigen Buchhandlung zeigen,
um Dir die Sache vorlaufig anzusehen.
Klein ist in der vorigen Woche nach Griechenland
abgereist und grübt Dich herzlich. Kr hat mich in der
letzten Zeit noch recht oft besucht und wir sind bei
einer friedlichen Tasse Thee auf No. 1 1 gut mit ein-
ander gewesen. Er hat Dir seine Doktor-Dissertation:
de pertussi, dedizirt, auf die er hier noch promovirt
worden ist, und ich bewahre sie für Dich auf. Es hat
mir doch sehr leid gethan, und ihm auch, daß wir ihn
auf mehrere Jahre verlieren werden. Wir schieden
sehr bewegt Du weißt, daß ich weich bin, ungeachtet
meiner philosophischen Kühe. Er schrieb eine treff-
liche Keccnsion über meine „Lebenswirren" für die
Jahrbücher, und seltsam, kurz nachdem er sie einge-
schickt hatte, erschien die geistreiche Beurtheilung
von Güschel über mich, mit der dieser mein neuer
Freund und Gönner mich überrascht hat. Du wirst
sie wohl gelesen haben. Ich bedaure aber doch, dab
der treffliche Aufsatz von Klein, schon um seinetselbst
willen, nun ungedruckt bleiben muß.
Göschcl wird Beitrage für die „Schriften in bunter
Reihe" liefern. Eine glanzende Acquisitionl
Höre, jetzt sind die gesammelten Gedichte von
Rücktrl, schön gedruckt (Erlangen, bei Hcyder, nicht
bei Veit) heraus. Die mußt Du für Lottchen kaufen.
Ich habe kein Lottchen, und kaufe sie doch. Ich lasse
jetzt überflüssig viel Geld drauf gehen, ich lebe dürftiger
als sonst
Über Schott hast Du dich in Deinem Brief wohl
etwas zu stark ausgesprochen. Er scheint mir zu un-
bedeutend dazu. Ich habe ihn immer nur für einen
ganz gewöhnlichen deutschen Gelehrten gehalten. So
sind sie ja alle ebenso unglücklich und ebenso un-
behilflich. Ich sehe nichts Originelles dabei.
Veit habe ich einmal in seiner neuen jungen Haus
lichkeit besucht. Er kommt mir jetzt grade wie alter
Kase vor. Er ist immer noch fetter und umrindeter
geworden. Fi doncl Aber verzeih! — Dagegen ist
Lehmann consequentcr und ehrenwerther .... Er hat
Dir auch geschrieben ; ich lege seinen Brief unter die
anderen an Dich eingegangenen bei. Aber das ist die
liebe Berliner Geselligkeit I Gott sei Dank, daß ich
einen lachenden Satyr in mir habe, den die Andern
mir nicht anmerken, und der mich doch zuweilen auf
tausend spaßhafte Gedanken über das Volk bringt!
Was sagst denn Du zu der medizinisch wohnungs-
anzeigerischen Tendenz der Veifschen Buchhandlung?
Auch wieder Kasckram!
Kommt Ihr beide nur bald wieder! Euch ist treu,
aufrichtig und herzlich gesinnt Euer
stets anhänglicher Th. Mündt
Hast Du noch etwas zu besorgen vor Deiner An-
kunft, so bin ich zu pünktlicher Vollziehung Wer
erbötig.
Wie die beiden vorigen Briefe Mündts
besagen, hatten seine Aussichten auf eine
Karriere und zwar in amtlicher Linie, in diesem
Jahre 1834 sich überraschend günstig gestaltet.
Minister sind stets unberechenbare Leute und
die Tatsache, daß der Minister von Altenstein
aus einem obskuren Berliner Winkelblatt sich
seine Anregungen holte, findet ja zu allen Zeiten
ihre Parallele. Der „Berliner Kigaro" erschien
von 1831 ab, verlegt und redigiert von L. W.
Krause. 1834 übernahm Eduard Maria Öttinger
die Redaktion, ein sattsam bekannter, skandal-
lusterner Vielschreiber, soweit seine journalisti-
sche und belletristische Tätigkeit in Betracht
kommt. Später hat er sich bekanntlich durch
ein bibliographisches Werk tatsächliche Ver-
dienste erworben, durch Herausgabe des „Moni-
teur des dates", das noch heute unentbehrlich
ist und wohl verdiente, in gröberem Stile und
mit manchen Systemänderungen neu bearbeitet
zu werden. Damals war er noch ein .sensations-
hungriger, aber betriebsamer Journalist, der mit
dem jungen Deutschland höchstens in zufällige
Berührung kam, und von der Bedeutung seines
Blattes zeugt der Umstand, daß mir von den
zwanzig Jahrgangen desselben ( 1 83 1 — 1851)
trotz vieler Anfragen auf Bibliotheken nicht
einer vor Augen kommen wollte.
Eine Kritik der „Lebenswirren" Theodor
Mündts, die sich in diesem Blatte befand, hatte
das Interesse Altensteins für den jungen Schrift-
steller, der sich ihm schon durch die Heraus-
gabe des Kncbelschcn Nachlasses empfohlen
hatte — auch die Verlagsübernahme seitens
der Gebrüder Reichenbach in Leipzig und die
kostspielige Abfindung der Knebeischen Erben
hatte Mündt vermitteln müssen — ungewöhn-
lich geweckt, und der vortragende Ministerial-
rat Johannes Schulze, ein Freund Varnhagens,
war ein viel zu humaner Mensch, um nicht
einen solchen Funken zu einem wohltätigen
Flämmchcn aufzuschüren. Ob Akten über diese
Vorgänge existieren, bleibt abzuwarten. Nach
diesen Briefen Mündts ist einstweilen festzustellen,
daß die Anregung zu seinem Eintritt in den
Staatsdienst ihm so von entscheidender Seite
nahe gelegt wurde, was zu beachten ist für die
Beurteilung der Vorgänge im nächsten Jahr, wo
dem angehenden Privatdozenten die Tur der
akademischen Aula vor der Nase zugemacht
wurde. Allerdings hatte Steffens dies eigen-
mächtig getan, unter Mißbilligung seitens des
Ministers Altenstein; aber eine ministerielle Hand
war auch hier im Spiele gewesen und zwar die
Houben, Jungdetit*chc Libenz wirren«
59
des Professors Goschcl, der zu jener Zeit als
Hilfsarbeiter in das Justizministerium eingetreten
war. Ihn hat wenigstens Mündt spater öffent-
lich als die eigentliche Triebfeder seiner Ver-
bannung angeklagt Es ist derselbe Goschcl,
den die obigen Briefe Mündts als den Verfasser
einer schmeichelhaften Kritik der „Lebenswirren"
und als voraussichtlichen Mitarbeiter der „Schrif-
ten in bunter Reihe" „eine glänzende Acqui-
sition" nennen. Die Jahrbücher für wissenschaft-
liche Kritik" hatten im Oktober 1834 (No. 73)
soeben diese Rezension Göscheis über Mündts
Büchlein gebracht; sie erklärte das Werk für
geist- und inhaltsreich, setzte sich mit dem Ver-
fasser über den Begriff Wahrheit in freund-
schaftlichster Weise auseinander und sprach
besonders das entscheidende Wort: „Niemand
wird die einseitigen Urteile des Salzschreibers,
der mit dem Monde seine Phasen wechselt, und
die Berichte über namhafte Personen dem Heraus-
geber als feste Resultate beimessen wollen", es
solle ja eben die Einseitigkeit der verschiedenen
Parteien dadurch geschildert werden. Und
kaum ein halbes Jahr später mußten dieselben
.Jahrbücher" eine Kritik Göscheis über Mündts
„Madonna" zurückweisen, ihrer lärmenden Hef-
tigkeit wegen, die sich dann an einem würdi-
gen Orte, in Hengstenbergs „Kirchenzeitung"
austoben durfte.
Neben den beachtenswerten Resultaten für
Mündts Biographie und sein schönes Verhält-
nis zu Charlotte, gewinnen wir schließlich aus
diesen Briefen auch einige Details über die
Persönlichkeiten des Freundeskreises, den ich
im ersten Kapitel umschrieben habe. Wie in
Voraussicht einer nahen Katastrophe scheint
er bereits gelockert. Schott und Veit gegen-
über ist die Freundschaft bereits der Kritik
gewichen, und I. L. Klein, der am meisten
interessiert, scheidet aus Berlin, um auf mehrere
Jahre nach Griechenland überzusiedeln, wohl in
eine Hofmeisterstelle. Zu dem in der Selbst-
biographie von Stieglitz über Klein gefällten
Urteil ist zuletzt hier noch eines von Charlotte
nachzutragen, das im „Denkmal" (Seite 239)
abgedruckt ist, ohne jedoch den Namen ganz
zu nennen. Was Charlotte hier über diesen
,J. L. K" (das ist zweifellos Klein) sagt, trifft
in der Tat den Nagel auf den Kopf: „Er ist
keine gekünstelte Natur — er hat ursprüng-
liche Begeisterung — er hat idealen Sinn bei
lebendigem Geist Dennoch kann er aber nur
Geistreiches heraufschleudern." Womit eine bei
Klein zweifellos vorhanden gewesene elemen-
tare Kraft sehr gut bezeichnet ist.
VI.
Madonna.
Der Leser moderner Literatur, dem Theo-
dor Mündts Buch „Madonna. Unterhaltungen
mit einer Heiligen" (Leipzig, Gebr. Reichenbach.
1835) einmal vor Augen kommt und genug
Neugierde erweckt es durchzulesen, wird baß
erstaunen, nebenbei zu erfahren, daß dieses
Werk einstmals zu den verpönten Büchern des
jungen Deutschlands gehörte, gegen die eine
ganze deutsche Bundesversammlung ins Ge-
schirr ging. So harmlos mutet das Ganze an,
und vielfach kaum noch verständlich in seiner
vorsichtigen Schüchternheit Wie konnten diese
brieflichen Ergüsse novellistischen Genres, geist-
reicher Schwärmerei und dialektischen Spiels
mit den Begriffen „Katholizismus, Legitimität
und Wiedereinsetzung des Fleisches" jemals das
Gleichgewicht der deutschen Bundesstaaten er-
schüttern und Ausnahmegesetze veranlassen,
die eine hereinbrechende Anarchie befürchten
ließen? Wir müssen also doch seit jenen Tagen
ein gut Stück weiter gekommen sein in der
Möglichkeit öffentlicher Aussprache, und auch
die Furcht vor der Öffentlichkeit in stofflicher
Beziehung ist zweifellos einem gesunden Frei-
mut gewichen, der heute wohl kaum mehr die
öffentliche Behandlung irgend eines Themas
ganz unmöglich macht. Was aber hatten jene
Jungdeutschen damals zu sagen, was so staats-
gefährlich und gesellschaftszerrüttend gewesen
wäre ?
Sie sagten nicht mehr, als ihnen die Stimme
der Zeit diktierte, aber sie riefen es deutlich
hinaus mit praktischen Beispielen, verstandlich
und vernehmlich für jedermann. Hegel war in
politischer und religiöser Beziehung gewiß viel
radikaler, aber den las das große Publikum
nicht; die Philosophen sind dem Volk der
Dichter und Denker noch nie gefahrlich
geworden. Diese Jungdeutschen legten es aber
mit allen Mitteln darauf an, gelesen zu wer-
den, und waren daher für die Kolportage un-
bequemer Ideen viel wichtigere Faktoren. In
den „Lebenswirren" hatte Mündt grade deshalb
Digitized by Google
6o
Hooben, Jungdeutsche Lebcoswirren.
r
r
Henrich Steffens.
Gereiche« von Krüf er, liüiO(T»phiett von Jcnnt».
die Novelle als die zeitgemäße moderne Kunst-
form bezeichnet, weil sie biegsamer und unbe-
grenzter sei und mit einer grollen Keckheit der
Darstellung in alle Gebiete des inneren und
äußeren Lebens übergreifen könne. „Die No-
velle," spottete er, „nistet sich noch am meisten
in Stuben und Familien ein, sitzt mit zu Tische
und belauscht das Abendgespräch, und man
kann da dem Herrn Papa zur guten Stunde
etwas unter die Nachtmutze schieben oder dem
Herrn Sohn bei gemächlicher Pfeife eine Rich-
tung einflüstern, die vielleicht einmal für die
ganze Nation Folgen haben mag. Die Novelle
ist ein herrliches Ährenfeld für die politische
Allegorie . . . man muß große Lcbensgebilde
erträumen und sie in Novcllenform den Deut-
schen aufs Zimmer schicken. Die Novelle steht
sich mit der Polizei besser, und sie flüchtet sich
auf die Stube, wo es keine Gendarmerie gibt.
In seiner Stube ist der Deutsche auch ein ganz
anderer Mensch, da kann man mit ihm reden.
Hier sitzt er still und läßt sich gern für alles
begeistern, er glaubt an die Freiheit, und
schwort auf ein höheres Nationalleben. Er
sieht ein, wo ihm Unrecht geschieht und Recht
widerfahren muß ... In dieser seiner glück-
lichen Stimmung muß ihn die Novelle zu Haus
zu treffen suchen . . . Mitten in der Trägheit
Digitizec
HouhetJ, JungdeuUche I^heaswiiren.
der Novellcnlcscrei, wo er recht zu faulenzen
glaubt, muH sie ihm einen Floh ins Ohr setzen,
und muß ihn allmählich durch Gebilde eines
glückseligeren, kraftigeren, hochherzigeren Le-
bens überraschen, daß er vor Ungeduld und
Sehnsucht ganz unbändig wird So fasse ich
die Novelle als deutsches Haustier auf und als
solches ist sie mir jetzt die berufenste Kunst-
form, das Höchste darzustellen."
Dieses Programm, das eine allgemeine Gültig-
keit hatte, zeigt, daß man im jungen Deutsch-
land nach einer künstlerischen Form suchte,
die es ermöglichte, die Stoffe der Gegenwart
zu fassen, daß man den Trieb fühlte, den form-
losen Fragmenten, die von der Romantik uber-
kommen waren, zu entfliehen. Heine war noch
durchaus Fragmentendichter gewesen, soweit
er Prosa schrieb. Die Briefform beherrschte
alles; die drängende Beweglichkeit der Zeit
stürzte sich mit I last auf den Reisebrief. Auch
die Jun^dcutschcn hatten sich auf diesem Felde
getummelt, nachdem sie die kurze Epoche der
Nachahmung alter poetischer Muster uberwun-
den hatten und ihnen neue Stoffe in die Augen
fielen, die für die Literatur zu gewinnen waren.
Aber diese Stoffe gaben sich nicht so leicht,
es gehörte größere Glut dazu, sie poetisch ein-
zuschmelzen. Gutzkow tadelt in seinen Briefen
an Varnhagen aus dem Jahre 1835 die „er-
schreckenmachende Formlosigkeit" seiner Kol-
legen, bei denen alles „scherbenartig aufgelesen"
sei, und versichert, daß er für musikalische und
plastische Schönheit ein ihn immer leitendes
Gefühl habe; es komme ihm auf „künstlerische
Konkretionen" an, das „ganze lustige Schiboleth
der Mundtschen Bewegung 4 ' diene höchstens
dazu, eine Weltanschauung zu verschaffen; er
aber wolle, wenn man von Geschichte spreche,
mit der Poesie antworten; er möchte „den Zeit-
genossen etwas in die Hand geben, was in sich
abgerundet dasteht und doch den ganzen Him-
mel unsrer modernen Hoffnungen aus einem
seelenvollen Auge strahlen lasse". So hölzern
und nüchtern das Produkt dieser Bestrebung,
Gutzkows „Wally" auch ist, ein Suchen nach
einheitlicher Kunstform ist darin nicht zu ver-
kennen. Auch Mündt sah den Vorteil straffer
Komposition und rein poetischer Darstellung
sehr gut ein, wie die obige Äußerung der „Le-
benswirren" zeigt. In der „Madonna" allerdings
überläßt er sich noch ganz seiner Fragmenten-
61
lust „Es ist einmal ein zerstückeltes Leben in
dieser Zeit," meint er (Seite 342), „und das
Herz hangt sich mit seinen Sympathien an
diese Zeit. Darum ist es auch zerstückelt
Mein Herz freut sich seiner Fragmente, und
erschrickt ordentlich vor der Harmonie, als
wäre der Welt Ende da. Was soll ich auch
mit der Harmonie! Ich bin nicht für sie ge-
boren." Aber der Kern des Buches, der auch
die regellosen Reisebriefe verbindet, ist ein
novellistischer, wenn auch die Novelle selbst
wieder in brieflicher Einkleidung auftritt. „The-
tisch, künstlerisch, plastisch, ohne Scheu und
Hehl, keck, kurz und gut die Fragen hinzu-
stellen", hatte Gutzkow geraten und in der
„Wally" versucht. Laubes „Junges Europa" ist
noch zu Zwcidrittel Briefnovelle, eine Form, die
in der Ausdehnung ermüdend wirken muß; ebenso
die Novelle „Liebesbriefe" (1835); die einge-
streuten Novellenkerne der „Reisenovellen" und
der zweite Teil des .Junten Europa", „Die
Krieger", zeigen den allmählichen Fortschritt
vom brieflichen Bericht zur selbständigen Form
der Novelle, die er schon 1836 mit der „Schau-
spielerin" und „Glück" anbaute.
Die Novelle seiner „Madonna" hatte Mündt
im Sommer 1834 vermuüich selbst erlebt Ge-
nauere Nachrichten darüber fehlen; den Schluß
der Novelle unter der Überschrift „Madonna
schreibt" bezeichnet er zwar als „Bruchstücke
aus einem Originalbriefe", aber da er auf dem
Titelblatt und in einem „Nachwort zu dem
ganzen Buche" sich selbst nur als den Heraus-
geber der Briefe bekennt, so wie in den „Le-
benswirren", laßt sich die Grenze zwischen
Dichtung und Wahrheit um so schwerer ziehen.
Die Novelle selbst aber macht den Eindruck
tatsächlicher Begebenheit und könnte, von dem
unbefriedigenden Schlüsse abgesehen, sehr wohl
für sich bestehen. Es ist die Lebcnsgcschichte
eines jungen Madchens, das als Tochter eines
böhmischen Dorfschulmeisters geboren, aus
den armlichen und lieblosen Verhaltnissen
seines Elternhauses plötzlich in das große Leben
der sächsischen Hauptstadt versetzt wird, zu
einer Tante, die aber eine Kupplerin ist und
in ihrem Hause zu Dresden mit reichstem Raffi-
nement und körperlicher wie geistiger Erziehung
die Opfer für die Gelüste eines reichen Wollüst-
lings heranbildet, der in einem jungdeutschen
Buche natürlich ein Graf ist. Der nach der
62
Hoolxu, Jungdeuuche 1 .eben* wirren.
Buntheit des Lebens von jeher verlangende
Sinn des Madchens kommt dieser Bestimmung
entgegen, aber eine unbewußt keimende Liebe
zu einem jungen Theologen, der ihr Unterricht
erteilt, wappnet sie gegen die glänzende Ver-
suchung. Als der Tag des Opfers herange-
kommen ist, weiß sie sich loszureißen, und
flüchtet zu ihrem Geliebten, dem sie sich in
einem Rausch von Liebe und Angst hingibt
Mellenberg, so heißt der Theologe, kann aber
seinen Fall nicht uberleben, er stürzt sich in
die Elbe, und nun kehrt Maria in ihr I leimats-
dorf zurück, wo sich ihre ganze Existenz er-
schöpft in der Pflege ihres kranken, mürrischen,
bigotten Vaters. In einer dumpfen Verzweif-
lung lebt sie dahin, bis ihr eines Tages ein
deutscher Schriftsteller begegnet, dem sie als
Teilnehmerin einer Marienprozession zum Kloster
Neu-Osseg bei Teplitz aufgefallen war und der
sie im Hause des Schulmeisters, wo er zufallig
einkehrt, entdeckt. Die Begegnung beschrankt
sich auf eine Abendunterhaltung, erweckt aber
soviel Vertrauen, daß Maria dem neuen
Freunde brieflich ihre Lebensgeschichte mit-
teilt und dieser ihr seine Reiseeindrücke sendet.
Einen weitern Einfluß als den einer nachwirken-
den Ermutigung hat die Begegnung nicht. Das
lieben Mariens nimmt erst den ersehnten freu-
digen Aufschwung, als nach einiger Zeit der
Vater stirbt, sie zu liebenswürdigen Verwandten
nach München übersiedelt und, um die düstre
Vergangenheit völlig abzustreifen, vom KaÜio-
lizismus zum Protestantismus übertritt.
Der innerliche Kampf, den Maria wahrend
ihres Dresdener Aufenthaltes durchmacht, ist
mit feiner Psychologie geschildert, und man muß
dem Urteile Gutzkows zustimmen, daß Mündts
„Madonna" „einige Herzen gewinnen" könne,
ohne jedoch auch wie Gutzkow sagen zu müssen,
daß „hunderte sie nicht begreifen lernen".
Wenigstens kann sich das letztere nicht auf die
skizzierte Novelle beziehen, die in einer Mündt
sehr gut stehenden graziösen Einfachheit ge-
schrieben ist Anders mag es sich mit dem
übrigen Inhalt des Buches verhalten. Es ist
die Einleitung bis zu dem Punkte, wo die No-
velle einsetzt, und das Konvolut von Rcisebriefen,
die der Freund Mariens an seine „Wcltheilige"
richtet, weitaus der größte Teil des Buches.
Poetisch sehr ansprechend, die Überleitung in
die Novelle vermittelnd, ist die Schilderung des
alten gichtkranken, in einem blöden Aberglau-
ben völlig verstumpften Dorfschulmeisters, des
Vaters Mariens. Als der Fremde in seine Hütte
getreten und von dem mürrischen, kaum ein
Wort herauspolternden Alten eine Erfrischung
ertrotzt hat, hält er ihm zum Lohne eine geist-
reiche Vorlesung über Casanova, der im nahen
Orte Dux gelebt hat Der Schulmeister hat
natürlich diesen Namen nie gehört, aber die reiche
Flucht von ungeahnten Geistesbildern, die der
Fremde da vor ihm aufsteigen läßt, macht auf
ihn einen fast überirdischen Eindruck, und bis
zu seinem nahen Tode wird er die Gedanken
an diese Stunde nicht los, er, der pietistische
Katholik, phantasiert Tag und Nacht von Casa-
nova und hofft bis zuletzt, daß der Fremdling
noch einmal Abends in sein Haus treten werde,
um ihm die Fragen zu beantworten, die ihn
seit jener weltlichen Vision ängstigen.
Die Nennung Casanovas ist, wie eine Reichs-
tagssitzung gelehrt hat, noch heute gefahrlich,
und der Hymnus auf diesen Lebenskünstler in
dem jungdeutschen Buche mag allein schon
manchem Geheimrat die schämliche Röte in
die Wangen getrieben haben. Das also war
einer der I leiden des jungen Schriftstellers —
— da mußte mehr dahinter stecken ! Und nun
schwollen die flüchtigen geschlechtlichen An-
deutungen in dem Buche zu einer Flut an, die
es verderben mußten. Denn mehr wie An-
deutungen sind es nicht, die sich in dieser Be-
ziehung in Mündts Buche finden, wenn auch
von einer nüchternen Selbstverständlichkeit, die
gegenüber den üblichen traditionellen Verschleie-
rungen auffiel. In dieser Beziehung haben die
Jungdeutschen in der Tat mit einer Tradition
gebrochen, wenn auch diese Anfänge so schüch-
tern waren, daß sie heute erröten müßten.,
Aber Mündt war leichtsinnig genug gewesen
herausfordernd drei Kapitel seines Buches zu
überschreiben: „Katholizismus, Legitimität^
Wiedereinsetzung des Fleisches". Dieses letz-
tere Stichwort den Gegnern hinzuwerfen, war
um so leichtsinniger, als der Ausdruck in dem
Texte selbst gar nicht gebraucht und auch in
dem einfachen, das sechste Gebot bekämpfen-
den Sinne gar nicht gemeint war. Vielmehr
heißt es hier durchweg die „Wiedereinsetzung
des Bildes", worunter ganz allgemein die Re-
alität des Lebens gemeint ist Mündt predigt
eine Bejahung des Lebens, die viele moderne
63
Anklänge* aufweist. „Christus schreitet als
der Geist der Fortentwicklung durch die Ge-
schichte, und die Religion bildet sich im Geist
und in der Wahrheit in die Welt hinein." Mündt
schwärmt von einer Einheit des Diesseits mit
dem Jenseits, die in der Weltgeschichte in die
Erscheinung tritt. Das Weltliche Ist ihm daher
das eigentlich Heilige, und deshalb nennt er
auch seine Madonna die „Weltheilige": „Du
kannst keine größere Heilige auf Erden sein,
als wenn Du eine Weltliche bist!" ruft er Marien
zu, denn heilig ist es, wenn „Gottes ganze Welt
in Blüte steht und sich entwickelt". Mit der
„Wiedereinsetzung des Fleisches" oder vielmehr
des „Bildes" glaubt Mündt diese harmonische
Entwicklung am besten bezeichnet zu haben,
und in diesem Sinne gab er seinem Werke in
dem Nachwort den gefahrlichen Titel „ein Buch
der Bewegung", ein Ausdruck, der politischer
Auslegung fähig war, denn die süddeutsche
Demokratenpartei nannte sich schon 1832 die
„Partei der Bewegung", und daher allein hin-
reichte, „allgemeines Schrecken" zu verbreiten,
wie der Staatsminister von Hcyme sofort war-
nend hervorhob.
Jene Trilogie „Katholizismus, Legitimität,
Wiedereinsetzung des Fleisches" bildet für Mündt
insofern eine Einheit, als die beiden ersten
Begriffe die Widerstände bedeuten, die der im
dritten ruhenden Entwicklung, der Bewegung
entgegenstehen, denn den Katholizismus be-
zeichnet er als die „Religion der Legitimität",
weil sie beide auf der Tradition basieren und
sich gegenseitig stützen, da die Tradition jeder
Entwicklung feindlich ist Aus dem religiösen
Milieu heraus erwächst überhaupt die ganze
breit dargelegte Weltanschauung, wie ja auch
Mündt an Charlotte geschrieben hatte: „Es
handelt sich darin fast immer um den Katho-
lizismus". Von religiösen Meisterwerken Ra-
faels und Tizians sind auch die meisten poe-
tischen Bilder genommen und aus religiös-histo-
rischen Untersuchungen ergeben sich alle Ge-
dankengänge; die Örtlichkeit, das katholische
Böhmen, forderte das heraus, und eine Fülle
sehr feiner sinniger Beobachtungen und Be-
merkungen ist das Resultat Daß es Mündt
um eine tendenziöse Darstellung zu tun war,
ergab sich schon aus dem Schluß der im Mittel-
punkt stehenden Novelle, und wenn man ein-
mal den Ruf „Los von Rom" in der Literatur
verfolgen wollte, durfte man an diesem Buche
Mündts nicht vorübergehen. Die freiere Kirche
war für ihn zunächst der Protestantismus; daß
aber auch hier nicht das Ideal zu finden, zeigt
wieder in der Novelle die Gestalt des Theologen,
der nicht fallig ist, das Leben in seiner Welt-
lichkeit zu tragen.
Wir finden also in Mündts „Madonna" eine
Weltanschauung, die im wesenüichen auf den
I lellenismus Heines hinauslief und auf die son-
nigen Evangelien der Saint -Simonisten, deren
er mehrfach, aber nicht ohne Kritik, Erwäh-
nung tut; daß Mündt aber grade durch eine
philosophische Erörterung religiöser Begriffe
und Momente und mit dem sich daraus erge-
benden dialektischen Apparat zu seinen welt-
lichen Resultaten kam, mögen ihm die Ortho-
doxen in beiden lagern am meisten übel-
genommen haben. Denn auch bei Gutzkows
„Wally" sprach die Orthodoxie das heftigste
Bannwort. Politisch jedenfalls war diese „Ma-
donna" trotz gelegentlicher Ausfalle auf die
Legitimität äußerst harmlos und auch im übrigen
keineswegs kritiklos in radikalem Eifer. So
gibt z. B. Mündt der sich stets mit dem Frauen-
problem in der Geschichte viel beschäftigt
hatte und darin durch sein Verhältnis zu Char-
lotte Stieglitz besonders angeregt sein mochte,
in Form einer Geschichte des böhmischen
Magdekrieges eine Entwicklung der Frauen-
emanzipation, die in Hippel gipfelt; indem er
diesen Abschnitt aber„Bohemiconymphomachia"
uberschreibt, hält er eine Kritik in der Reserve.
Auch von diesem Buche muß gelten, was
Göschel von den „Lebenswirren" urteilte, daß
in dieser brieflichen Debatte die eigenüiche
Meinung des Autors zum Teil mit Fleiß ver-
steckt und nur angedeutet ist
Es liegt nun nahe, bei dieser „Madonna"
an eine Verwandtschaft mit Charlotte Stieglitz
zu denken, der Mündt am 26. Oktober zuruft:
„ich mochte zu Ihnen beten", und auch nach
ihrem Tode fand er in seinen Geständnissen
an Kühne über sie nur das gleiche Bild: „Sie
war mir eine Heilige"; er fugte dann hinzu: „ich
habe niemals einen unreinen Gedanken zu ihr
gefaßt; aber an Keckheit dessen, was ich ihr
von meinen Gefühlen sagen und bekennen
durfte, hat es vielleicht niemals ein großar-
tigeres und geistigeres Verhältnis gegeben".
Daß Madonnas Schicksal mit dem Charlottens
Digitized by Google
64
keine Ähnlichkeit hat, geht aus der obigen
Skizze hervor; es sind zwei ganz verschiedene
Welten. Eine Wirkung, wie sie Charlottens
Tod auf Gutzkows „Wally" ausübte, ahnlich
der des Selbstmordes Jerusalems auf Goethes
„Werther", liegt bei Mündts Buch schon des-
halb nicht vor, weil es bereits vollendet, viel-
leicht schon fertig gedruckt war, als die Kata-
strophe hereinbrach. Das erste und zweite
I left der von Mündt endlich durchgesetzten
neuen Zeitschrift „Literarischer Zodiacus" brach-
ten bereits Proben des neuen Büches, zuerst
den Abschnitt mit der poetisch ausgeschmück-
ten Darstellung des böhmischen Mägdekrieges,
die „Bohcmiconymphomachia", die in der Buch-
ausgabe die Seiten 293 bis 343 einnimmt, und
dann im Februarheft
das einleitende Ka-
pitel, die „Posthom-
symphonie", die aus
der beginnenden, et-
was lärmend unter-
nommenen Reise
das verfängliche Mo-
tiv der „Bewegung"
gleichsam musika-
lisch entwickeln
sollte. Im April er-
schien 1835 das fer-
tige Buch, war aber
jedenfalls schon eine
Zeit vorher in be-
freundeten und feindlichen Händen, namentlich
in den Händen der Zensur. Eine genauere
Datierung, die für die ganze Entwicklung dieser
Begebenheiten von Wichtigkeit ist, gewinnen
wir zum erstenmal durch Mündts nächsten
Mrief an Heinrich Stieglitz drei Tage nach der
Rückkehr des Ehepaares von ihrer durch
Aufenthalt in Arolsen und Hannover bis in den
Spätherbst (21. Nov.) ausgedehnten Reise:
Ich mache von Deiner Güte, theurer Freund, Ge-
brauch, und übersende Dir hier mehrere Ankündigungen
unserer blutjungen Zeitschrift. Willst Du Deinem Hrn.
Onkel in Hannover und Andern, wo es fordern könnte,
davon Mittheilung machen, so nimm im Voraus meinen
Dank!
Lotlchtn wieder gesehen zu haben, hat auf mich
den heilsamsten Eindruck gemacht. Sage ihr dies
recht ausführlich' Gleich heut' habe ich in den letzten
Hogen meiner „Madonna" mehrere Verandeningen
gemacht, auf die ich bloß durch die Stimmung ihrer
Am 29. dieses Abends endete Charlotte
Stieglitz, geb. WUlhfifft, an einem Hcrzr
krnmpf ihr unvergefslichcs Leben. Dies
de» theilnehmenden Freunden.
f>«lnv 3t- pfcrmbrr 1834.
Todciaiueige iter Charlotte Stieglitz.
befreundeten Nähe gekommen bin. Da diese Nahe
auch auf Dich oft gewiß so gewirkt hat, so ist kein
Zweifel, daß sie einmal in der Literaturgeschichte ge-
nannt werden muß' Sie ist mein schönerer Genius!
Ich kann nichts lagen als: Dank! Dankt
Willst Du einmal in Kuckerls Gedichten lesen, so
standen sie Dir auf einige Tage zu Gebote. Es Ist viel
Schönes und manehes Neue darin, obwohl die Samm-
lung an sich nicht nach meinem Sinn gemacht ist.
Ich möchte Euch Heiden nächstens einen Aufsatz
vorlesen, der zur Vervollständigung unserer neueren
gegenseitigen Bekenntnisse über die Bewegungen der
Zeit und Literatur dienen konnte.
Von ganzem Herzen Euer
24. II. 34. Iii. Mündt.
Mündts „Madonna" war also schon im No-
vember vollendet, und nur die Möglichkeit
einiger Änderungen im Manuskript oder in den
Korrekturbogen lag
noch vor. Es läüt
sich also, so hübsch
es auch klingen mag,
nicht mehr mitjoh.
Prölß sagen (vgl. des-
sen „Junges Deutsch-
land", Seite 526):
„Der Selbstmord der
Stieglitz überraschte
ihn entsetzensvoll
bei der Arbeit. Sollte
der Dolch, der die
geliebte Frau vom
Leben löste, nicht
auch die Fäden zer-
rechten Schluß zu
Vielmehr fällt das
X>r. HEnTBlCB STIEGLITZ.
schnitten haben, die den
Ende weben sollten?"
Abgerissene des Schlusses ganz dem doch
wohl uberlegten Willen des Verfassers der
„Madonna" zu. Aber der obige Brief verrät
uns zugleich dennoch die Art der mitarbei-
tenden Teilnahme Charlottens, und der An-
regungen, wie sie von dem ersten Wiedersehen
nach ihrer Reise auf das schon abgeschlossene
Werk des Freundes ausgingen, werden im ein-
zelnen noch viele sein, die natürlich der Reihe
nach nicht zu fixieren sind. Gewiß ist, daü
die Adressatin der in der „Madonna" enthal-
tenen Reisebriefe für deren Schreiber oft genug
die Züge Charlottcns angenommen haben mag;
auch mit Rücksicht auf den Schluß der No-
velle, der alle innigeren Beziehungen zwischen
der glücklich gewordnen „Weltheiligen" und
ihrem Freunde abschneidet, lassen sich manche
Digitized by Google
Ilouben, Jun^lcut
Stellen der Briefe nur in diesem Sinne deuten.
Bei einem Kapitelschluli wie dem folgenden
(S. 379): „Bleibe Du mir nur gut, o Heilige!
— Und Du! Du! an die ich immer denke!
Du! Du! — Du weißt doch — " fallt es
schwer, nicht an eine solche Zweieinigkeit der
Briefadressatin , der Heiligen und Charlottens,
zu denken, und deutlicher noch spricht eine
andre Stelle (S. 174): „Die liebe Seele, die
mein gehört, ist aber weit von mir entrückt,
nicht bloß durch ortliche Kernen, sondern
durch Lebensfernen. Nicht durch Raum, nicht
durch Zeit, nicht durch Gluck, sondern durch
das Verhältnis. Nicht durch Sinn, nicht durch
Geist, sonden» durch die Form. Nicht durch
das Herz, nicht durch das Auge, sondern durch
die I Iand. Nicht durch den Gedanken, sondern
durch die Regel. Nicht durch das Verständnis,
sondern durch das Bekenntnis. Nicht durch
Nein, sondern durch das Ja. Nicht für die Ewig-
keit , aber für das Ixben." Ist also auch die
Heilige eine ganz andre als Charlotte Stieglitz:
das, was für ihre Freundschaft zu Mündt cha-
rakteristisch war, wie Mündt an Kühne schrieb,
dali an „Keckheit dessen, w as er ihr von seinen
Gefühlen (die ich im allgemeinsten Sinne nehme,
so wie sie sich in der „Madonna" auf die viel-
faltigsten Dinge erstrecken) sagen und beken-
nen durfte, es vielleicht niemals ein großar-
tigeres und geistigeres Verhältnis gegeben
habe" dieses Motiv einer ungewöhnlichen
geistigen Vertrautheit stammte von Charlotte
und wurde der novellistischen Heiligen zuge-
dichtet, die ja auch (vgl. S. 147) eine solche
unbeschränkte Offenheit der Bekenntnisse for-
dert Ob darin nicht der Abletter einer un-
gestandenen Liebe zu liegen pflegt, sei dahin-
gestellt; auch eine starke gegenseitige Empfind-
lichkeit, das häufige Vorkommen von Mißver-
ständnissen spricht dafür, und mit solchen Dis-
harmonien klingt auch der Briefwechsel der
Freunde aus, soweit er aus dieser Zeit unmittel-
bar vor Charlottens Tode erhalten ist.
Schon der im „Denkmal" gedruckte Brief
Charlottens vom 15. Dezember, der auch ver-
muten läßt, daß die Freundin den Inhalt des
„Buches der Bewegung" damals schon völlig
kannte, deutet derlei an. Das Original enthält
noch eine Stelle, die nicht unterdrückt werden
soll, da sie zeigt, daß auch in der Empfindung
der beiden manche Kluft bestanden hat, die
Z. f. B. 1906,1907.
Lcben*»irren. 65
zur trennenden Grenze wurde: „Bei dem Ver-
tiefen in Ihre Arbeit (gleichsam ein freund-
liches Ahnden) kam wenig darauf an, ob sie zu-
stande kam «der nicht, und welch ein andres
Motiv als Furcht bloß verkannt zu werden be-
wegte mich überhaupt zu den Zeilen. Wir
vergessen oft, daß wir es mit einem Manne zu
tun haben und wenn es der edelste ist — in
unsern zartesten Motiven versteht uns doch
nur eine Frau ; es ist auch ganz unnötig, der
Mann hat dafür ganz andre Eigenschaften."
(Einzufügen S. 285 des „Denkmals" am Schluß
des ersten Absatzes.) Zuletzt bittet sie dann
noch Mündt, wenn er sie beide wieder eines
Abends abhole, weitere Prospekte seiner neuen
Zeitschrift, des „Literarischen Zodiacus", mitzu-
bringen.
Diesem Brief Charlottens vom 15. Dezember
1834 muß ein Brief des Freundes vorange-
gangen sein, der nicht erhalten ist. Wohl aber
fand sich Mündts Antwort darauf, die an
Heinrich Stieglitz gerichtet und etwa vom 16.
oder 17. Dezember zu datieren ist:
Theucrster Freund! Da erneuertes Zahn- und
Wangenreißen mich sehr ungesellig macht in diesen
Tagen und Ahendcn, sende ich statt zu bringen, hier
noch einige Prospekte, welche Du wieder die Güte
haben willst, an Deine Verbindungen zu befördern.
In einer der letzten Nummern des Morgenblaues
steht Dein „Gruß". Es ist ein recht voller erquick-
licher Laut, und ich erinnerte mich mit Vergnügen,
daß Du mir dies Gedicht schon früher einmal vor-
gelesen.
Ajs den heutigen Zeitungen wirst Du ersehen haben,
daß ein großer Brand in Odessa auch die Magazine
des Handlungshauses Stieglitz ergriffen und vernichtet
hat; der Verlust soll sehr bedeutend sein. Doch wird
sich der Jupiter der Russischen Kaufmannswelt wohl
schwerlich dadurch erschüttert fühlen, und auch Du
kannst Dich also trösten.
Viele und herzliche Grüße an Dein 1 .ottchen. Sic
hat mir einen Brief voller Ironie geschrieben, und die
steht ihr gut. Ich kann Ironie ertragen und liebe sie.
Aber meinen betreffenden Brief hat sie entsetzlich
mißverstanden, und jede Zeile darin wie unter einem
dicken Nebel gesehen. Nun, dadrum keine Feindschaft
nicht! Sie bedankt sich bei mir, wie bei einem Unter-
officier, der sie zum Militärdienst hätte einexerziren
wollen. Das wollte und konnte ich nicht. Ich kenne
den weiblichen Standpunkt und verkenne ihn nicht.
Genug, mein Brief war mißverstanden, und meine
reinste und beste Absicht verfehlt. Aber was liegt an
einem einzelnen Brief, was liegt an einem einzelnen
Mißverständnis? Das Leben ist lang und groß, und
wir werden uns noch Alle eben so oft verstehen, als
wir uns mißverstehen. Also Hoffnung und Geduld I
9
Ilnuhen, Jungilcutche I_ehen*tt irren.
66
Sage ihr, dab ich ein ihr unveränderlich ergebenes
Her/ habe! Ich habe es doch nun einmal!
Dein redlich treuer Th. Mündt.
Das hier erwähnte Gedicht von Stieglitz
findet sich im „Morgenblatt" vom 1 1. Dezember
1834 (Nr. 296) und ist ein Dithyrambus auf
die poetischen Entdecker des Orients, Herder,
Jussuf (Pseudonym für Leo von Seckendorf),
Freimund Keimar (d. i. Rückert), Erdmann und
Goethe.
Weitere Briefe Mündts an Charlotte haben
sich nicht mehr gefunden. Nur noch ein Brief
an Heinrich Stieglitz ist übrig, der hier den
Abschluß bilden soll. Er zeigt, daß der letzte
Mißklang noch nicht verstummt ist. Die übrigen
darin behandelten Dinge gehören zur Redak-
tionsgeschichte des „Literarischen Zodiacus".
Das Gedicht „Dem deutschen Dichter August
von Stagemann zu seinem Amtsjubiläum" von
Stieglitz wurde im Kebruarheft dieser Monats-
schrift abgedruckt. Über die Entstehung des
Hegeischen Gedichtes gibt uns die Selbstbio-
graphie von Stieglitz Auskunft. Der Dichter hatte
den Philosophen dringend gebeten, die Heraus-
gabc seiner wichtigsten Werke, der „Geschichte
der Philosophie" und der „Philosophie der Ge-
schichte" ja selbst noch ZU betreiben und dies
nicht seinen Schülern späterhin nach seinem
Tode zu überlassen, damit nicht der falschen
und schiefen Urteile über ihn noch mehr
würden. Er hatte ihm dann einen „Mitternachts-
gruli an Hegel" gesandt mit derselben Mah-
nung. Der Philosoph hatte sich darauf eben-
falls auf den Pegasus geschwungen und in
burlesk-hölzernen Versen, die in den Anmer-
kungen zu jener Selbstbiographie (S.432 f.) nebst
dem Gruße von Stieglitz abgedruckt sind, auf
den Zuruf des poetischen Jungers und freundes
geantwortet. Es zeugt nur von Mündts gutem
Geschmack, wenn er diesen Verswechsel für seine
Zeitschrift zurückwies und von der Veröffent-
lichung abriet. So schrieb er denn an Stieglitz:
Vielen und herzlichen Dank für Deine Mittheilungen
vom 19. d. DasGcdicht an Stagemann hat mich durch-
gängig erfreut; Vers und Ausdruck stürzen so stark und
mächtig wie ein Bergquell, und man sieht es dem Ge-
dicht ordentlich an, wie sich der Dichter, nach lange
verhaltenem Musenathem, einmal wieder darin I.uft
macht, und nun um so gewaltiger und zugleich um so
' d. i. Professor H. C. Ilotl.o, ein Hegelianer.
selbstgenicllender, tönt Das Gedicht wird, an Ort und
Stelle, vorgelesen, gewib einen groben Eindruck
machen ; das Persönliche des Gelegenheitsgedichtes
ist durch die dabei mitgenommenen historischen Er-
innerungen sehr wirksam, und doch ganz unabsichtlich,
auf einen allgemeinen Hintergrund gestellt. Man er-
halt zugleich eine sehr lebhafte Anschauung von dem
Inhalt des Stägemann'schen Dichtens selbst, und bei
der Polcnsache, wo die volle Brust Deiner Muse sich
fast gegen den eigenen Gegenstand ihres Lobes em-
pören möchte, macht sie uns wenigstens »ohlthätigc
Gedankenstriche! Das nenne ich mir ein Gelegenheits-
gedicht!!
Was das Gedicht von Hegel anbetrifft (ich kann
mich kaum uberwinden, es ein Gedicht zu nennen), so
möchte ich jetzt, nachdem ich es kenne, dessen Ver-
öffentlichung widerrathen! Dem „Fürsten der absoluten
Normen" steht sein Vers gar zu possirlich. Dein eigenes
t iedicht vom J. 1831 habe ich mit grober Verwunderung
gelesen und mit grober Vcr wunderung wieder gelesen.
Sollte aber diese ganze seltsame ( beschichte, die etwas
Burleskes hat. in dem Poet und Philosoph über das
Elend der Schulein Versen mit einander correspondiren,
wirklich gedruckt werden, so will ich Dir den Eindruck
davon sagen : Die Freunde Hegels «erden sich argem,
und den Ftinthn Hegels wird ein neuer Stoff zum
Spott damit dargeboten werden! Keinem geschieht
also ein Dienst damit, außer etwa den letzteren.
Wenigstens in einem Journal, wo die Sache ganz zu-
sammenhangslos auftritt, dies Gedicht mitzutheilen,
möchte selbst ich dem Andenken Hegels nicht zu
Leide thun; in H.'s Vermischten Schriften wäre es
immer noch etwas Anderes. Doch wurde ich es auch
hier nur thun, wenn mehrercs dieser Art aus H.'s
Papieren da wäre, unter das man es mischte; allein
stehend wurde es sich zu fremde ausnehmen. Du hast
Recht, Freund, zu sagen, dali Du Dich vor der ganzen
Welt nicht scheust; aber vor Etwas muli sich doch
ein öffentlicher Charakter (und das ist ein Schrift-
steller!) scheuen, nämlich davor: nicht lachrrlnh zu
werden. Gicb also lieber Deinen guten Dichtemamen
zu Allem, «as das Elend der Schule anbetrifft, nicht
her! Wer steht Dir z. B. dafür, dali man in Suddeutsch-
land, wo man Dich weniger kennt. Dich mit dem
Dichter des Don Ramiro* auf eine Stufe stellt? —
Der Faustische Feenabend war schön; nur that es
mir im tiefsten Innern wehe, zu sehen, wie I.otUhen,
leidend und wie eine Mimose berührt, das Mißver-
standniß meines Briefes noch immer in sich nach-
wirkend zu empfinden schien. Ein Frauenherz ist ein
gar zartes Saitenspiel, man glaubt es zu stimmen, und
man verstimmt es. So soll es denn auch wirklich das
allerletzte Mal gewesen sein, daß ich irgend Jemandem
auf dieser Welt einen guten Rath gegeben habe.
Auch was ich Dir jetzt über das HegtTschc Gedicht
und das Deine dazu gesagt, sieh nur als meine
Meinung an, und thue, was Dir selbst gut scheint!
Wer vermag das Unglück, die Verfeindung und dcrgl.
alles M ermessen, was durch einen leidigen guten
Rath entstehen kann. In meinem Leben soll kein
üigitized oy VjC
Müller, An «lein Stammbuch von Schillers Sohn Kail.
67
guter Rath, kein Eingreifen wollen in die Individualität
eines Anderen, mehr aus mir herauskommen! Ich
resignire gern auf alle Geltung meiner Ansichten, wie
als Schriftsteller, so als Freund!
Aber aufrichtig »erde und muli irh dennoch sein!
Und weifct Du, wie mir Hegel in »einem Gedicht vor-
kommt? - grade wie ein brummiger Tanzh ir mit
Musik '
70. 12. 34. Abends spät: Dein Th. M.
Am selben Tage noch beantwortete Char-
lotte diesen Brief mit der einem testamenta-
rischen Wunsche ähnelnden Bitte, alle ihre
Briefe aus diesem letzten Sommer zu vernichten,
ihrer krankhaften Aufgeregtheit halber. Auch
ein Billett vom 26. Dezember nach gemeinsam
verbrachtem Weihnachtsfest liegt noch vor
(vgl. Denkmal S. 287). Vicrundzwanzi^ Stunden
spater schon war sie ihrem Verhängnis erlegen,
und ihr Gatte mulite den Freunden die Mittei-
lung ihres Todes machen, der alle Welt tief
erschütterte.
Aus dem Stammbuch von Schillers Sohn Karl.
Von
Professor Dr. Ernst Muller in Stuttgart.
Im Nachlaß tles Frciherrn Karl von
Schiller (geboren 1 793 in Ludwigsburg,
_| gestorben 1857 als Oberförster a. D.
in Stuttgart) befindet sich ein Stammbuch mit
etwa 125 Eintrügen auf einzelnen losen Blattern,
unter denen einige illustrierte sich befinden.
Dieses Album ist jetzt im Besitz der Frau
Anna Lanz in Mannheim, der Nichte von
Schillers Schwiegertochter, Frau Oberförster
Freifrau von Schiller. Für die Überlassung des
Stammbuchs zur Veröffentlichung sei dieser
Dame auch hier der gebührende Dank aus-
gesprochen.
Das Album enthalt hauptsaclilich Eintrage
aus der Heidelberger Studentenzeit Karl von
Schiller-» vom Jahre 1810 an. Demgemali stam-
men auch die meisten derselben von Studenten
her; doch sind auch manche von anderen Per-
sonen vorhanden, darunter von verschiedenen
Damen. Mit ihren Einträgen sei der Anfang ge-
macht. Von dem Ursprung aller dieser poetischen
Leistungen sehen wir ab. Manche trifft man auch
in anderen Stammbuchern. Eine Stuttgarter
Freundin Luise Landauer schreibt Tiedges Verse:
Sei hoch beseligt oder leide;
Das Herz bedarf ein zweites Her/.
Geteilte Freud' ist doppelte Freude,
Geteilter Schmerz ist halber Schmerz.
d<+^ -is&^P
Eintragung des Pfarren Kmuckh. Sth.lkn Stli»*ger. in da* !
Kail von Svh.lkn.
68
Müller, Au* -Irm Stammbuch von Schillers Sohn Karl.
c/ftre+yftt in t/t jvh SW.
/t yjftar/tf«/ / tmftterfa/t fV
auf
J. G. Com» in dji
Auch deren Schwester Lida hat sich ein-
getragen. Albertine Cotta aus Stuttgart schrieb
„zur Erinnerung":
Wer edel denkt, hat nie den Zweck verloren,
Beglückt und tugendhaft zu sein.
Caroline von Reischach aus Eßlingen ver-
ewigte sich mit dem Verse:
Vielen teile Deine Freuden,
Allen Munterkeit und Scherz,
Wenig Edlen deine I-eidcn,
AuserwähJten nur Dein Herz.
Zwei Bonner Schwestern, Josephinc und
Elisa Mehlem, ließen sich also hören:
Viel Glück, Heil und Segen
Begleite Sie auf allen Wegen I
und: Genießen Sie das Leben mit heiterem Gesicht
Und trifft mitunter Sie ein Leiden,
So sei es kurz wie dies Gedicht
Eine Eva Zimmermann aus Ruhla notierte
die Verse von Karls Vater, dessen Dichtungen
überhaupt manche Verse entnommen sind:
Es prüfe, wer sich ewig bindet
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Zwei Schwestern, Henriette und Karolinc
Viktoria Hellmann, bemühen sich in folgendem
eifrig um die Freundschaft Karl von Schillers:
Ihrer Freundschaft wert zu sein
Sei stete ein Wunsch für mich!
Sodann :
Einen Kranz für Sie zu winden
Wünsch' ich mir Vergißmeinnicht,
M flehten Sie mit mir empfinden,
Was der Wunsch der Freundschaft spricht
Wer konnte dann auf dieser Erden
Glücklicher als ich je werden?
Sind diese Einträge von aller Zimperlich-
keit und Geziertheit weit entfernt, so ist dies
noch viel mehr bei den studentischen der Fall.
Manche derselben sind ziemlich gepfeffert, zu-
mal soweit sie auf das weibliche Geschlecht
Bezug nehmen. Ein Wolf von Helldorf schreibt:
Wer nie ein Madchen lieb gehabt,
Der ist kein braver Mann,
Wer nie an Freundes Brust sich labt,
Ist wahrlich übel dran,
Wer stets nur jagt nach Ehr und Ruhm,
Riskiert sein Kapitolium.
Ein anderer Eintrag lautet:
Wer Apfel schält und sie nicht ißt,
Bei den Mädchen sitzt und sie nicht küßt,
Die Flasche hält und schenkt nicht ein.
Das muß ein dummer Teufel sein.
Der „wahre Freund" Wilh. Obstfeldcr gibt
folgende Mahnung:
Ein Mädchen und ein Gläschen Wein
Verscheuchen alle Not,
Und wer nicht küßt und wer nicht trinkt
Der ist so gut wie tot.
Ein Freiherr von Bibra hat folgenden Wunsch:
Dir wünsch ich ein Pfeifchen,
N' schön Mädel darzu.
Brav Wein und genieß dann
Dein Sächlcin in Ruh.
Ähnlich sagt S. Zigcnfuß aus Bruchsal:
Ein Plätzchen am Abend im schwellenden Moose,
Ein Pfeifchen Kanaster, ein Mädchen im Schöße,
Frohsinn im Herzen und Tugend im Sinn,
Dies, Freund, dies sei Deiner Arbeit Gewinn !
Digitized by Google
fic,
Von F. Englertt aus Eschweiler lesen wir
folgenden Eintrag:
Gott im Hcncn, ein Mädchen im Arm.
Das eine macht selig, das andere macht warm.
L. Scheild aus Frankenhausen versteigt sich
zu folgendem Produkt:
Es schenke Sie der Himmel
Vier muntere rasche Schimmel
Ein Mädchen von 18 Jahren
So können Sie reiten und fahren.
Der stud. jur. August von Gemmingen aus
Stuttgart äußert sich also:
Es grüne die Laube,
Die Küsse verschließt,
Es wachse die Traube,
Der Nektar entfließt!
Es blühe der Rasen,
Wo Liebende geh'n,
Wo Tanten und Basen
Die Küsse nicht seh'n!
Eine große Anzahl der Stammbuchversc
beschäftigt sich mit der Freundschaft. Ernst
und Scherz kommt dabei in gleicher Weise
zum Ausdruck.
Der „dicke Gemmingen" schrieb:
Wer Freunde sucht, ist sie zu finden wert;
Wer keinen hat, hat keinen noch begehrt.
Ein Kurländer Studiosus Fr. v. Korffand:
Wenn Teufel beten, Engel fluchen,
Wenn Katz und Mäuse sich besuchen,
Wenn jedes Mädchen keusch und rein,
Dann hör ich auf Dein Freund ru »ein.
Ein Forststudent O. Gschwind gibt die Ver-
sicherung:
Ich soll mich in Dein Stammbuch schreiben,
Ich weiß nicht was;
Wir wollen immer Freunde bleiben,
Gefallt Dir das?
Auch an anderen humoristischen, zum Teil
derben Einträgen fehlt es nicht Es seien nur
folgende zwei erwähnt
Der „Freund und akademische Bruder"
J. H. Speyrer sagt:
Hirsche, Hasen und Studenten
Leiden gleiches Ungemach,
Jenen stellen Jäger, Hunde,
Diesen die Philister nach.
Der zweite von Krinitz lautet:
Lustig gelebt und selig gestorben.
Da» heißt dem Teufel die Rechnung verdorben!
Auch zwei Lehrer sind in dem Album ver-
treten: Der eine, der Oberfurstrat Professor Dr.
Graf von Sponeck schrieb: „Sich in der Jugend
Kenntnisse sammeln, welch ein Gewinn für das
Alter!" Der Eintrag des anderen lautet: „Zum
Andenken Ihres Freundes Ferdinand Schweins
Professor." Schweins war Mathematiker, bei
dem Karl von Schiller unter anderm Trigono-
metrie hörte.
Interessant ist ein französischer Eintrag von
J. G. Cotta, datiert Tübingen 6. Okt l8lO:
Incertain de son sort, l'homme avec defiance
Interrogc l'e'tcrnitc':
11 desire, il espere; ... et c'est ä IcspeVance
Oü appartient l'immortalitc.
Zwei Juristen, J. G. Camerer und A. C.
Durbig, bekannten sich zu folgendem Eintrag:
Nur der Mann mit edler Seele ist ein Gott auf dieser
Welt,
Sei er König oder zahl - er sein erbettelt Kupfcrgcld.
Auch zwei Grafen Reuß, Heinrich LXIX.
und LXX. jüngere Linie, zählten zu Karl von
Schillers Freunden. Sie schrieben:
Der Schurke weicht; der brave Mann
Tritt nie aus seinem Gleise,
Stößt mit dem Tode selber an
Und trinkt — Glück auf die Heise.
Und (aus Schillers „Votiftafcln") :
Wirke Gutes, Du nährst der Menschheit göttliche
Pflanze,
Bilde Schönes, Du streuet Keime der göttlichen aus.
Schließlich sind noch drei Einträge von
Verwandten hervorzuheben. Magister Franckh,
Stadtpfarrer in Möckmühl, Gemahl von Luise
Schiller, also Schwager des Dichters, „empfahl
sich" am 3. September 1822 „seinem HE| -= Herrn |
Neveu" mit folgendem Verse:
Der beste Gottesdienst ist uns ins Herz geschrieben.
Ein Wort, doch recht gebraucht, und dieses heißet
Lieben.
Ein Nachkomme von diesem, J. G. Franckh,
ein Vetter Karl von Schillers, schrieb „zum An-
denken" die Verse:
Schön blühend sei die Rose Ihres Glucks,
Nie treffe Sie der Stachel des Geschicks!
Stets heiter muß die Sonne Ihnen scheinen
Und alles sich zu Ihrem Glück vereinen.
Der dritte Eintrag endlich stammt von Carl
F. Locher, stud med., datiert Reichenberg
9. Oktober 1828. Es ist dies wohl ein Schwager
Karl von Schülers, der ihn in Reichenberg
Digitized by Google
7 o
besuchte. Karl von Schiller hatte nämlich im
Februar 1825 Luise Locher, eine Tochter des
Oberamtsarztes Dr. Locher in Galldorf, ge-
heiratet Karl F. Locher schrieb mit Rücksicht
auf Schillers Braut die bekannten Verse, die
auch andere gewählt hatten:
Wohl dem, selij; muU ich ihn preisen.
Der in der stillen ländlichen Flur,
Fern von des Lebens verworrenen Kreisen
Kindlich liegt an der Brust der Natur.
Außerdem erwähnen wir noch eine Anzahl
Namen der „akademischen Bruder" Schülers,
die sich im Stammbuch finden. Darunter sind
viele bekannte, meist adelige Namen, da Schiller
offenbar einer vornehmen Studentenverbindung
angehorte: L. von Both, L. von Boyneburg, Hei.
von Biilow, L. T. von Buttlar, Ph. C. Gr. Fugger-
Hoheneck, B. von Gerstdorf, Gr. von Giech, F.
von I laseler, M. von I leeremann, B. von Knie-
stedt, L. von Konig, L. von Korff, W. von
Mandelsloh, von Manteuffel, Martens, Fr. Merkel,
A. von Üsten-Sacken, C. und M. von der Recke,
A. von Sandt, W. von Schweinitz, J. G. Schröder,
C. Steinheil, E. und L. von Sternenfels, E. von
Steuben, J. E. von Stockhorn, F. von Waldungen,
Frhr. von Witzleben.
Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists.
Von
Dr. Georg Minde-Fouet in Bromberg.
leber Heinrich von Kleists Familie sind
wir nur dürftig unterrichtet. Rastlose
Forschung lalit uns wohl heute dieses
I selten stark verzweigte Geschlecht klar
überschauen und hat uns auch die wichtigsten
Daten aus dem Leben der Eltern, Geschwister
und zahlreichen Vettern und Basen des Dichters
zugeführt. Aber von ihnen selbst wissen wir
nicht mehr, als was Kleist in seinen Briefen ge-
legentlich über sie sagt Nur der Schwester Ulrike
Bild tritt aus diesen Briefen in fest umrissenen
Zügen heraus; der anderen Geschwister gedenkt
Kleist immer in grolier Liebe, aber doch nur
selten; von dem schon 1788 gestorbenen Vater
spricht er niemals, von der 1793 ihm entrissenen
Mutter nur zweimal in den rührendsten Worten;
von den zahlreichen Verwandten erfahren wir
durch ihn selbst kaum mehr als die Namen. Jede
neue Kunde über Kleists Familie muh daher will-
Einen nach dieser Richtung wichtigen Fund
haben bereits meine Nachforschungen nach neuem
Material für die nun abgeschlossene grolle Aus-
gabe der Werke und Briefe des Dichters ans
Licht gebracht: mehrere Stammbücher von Mit-
gliedern der drei eng verschwägerten Familien
von Kleist — von Schönfeld — von Pannwitz
im Besitze des Oberleutnants Ernst von Schönfeld
in Bremen, reich an Einträgen von Kleists nächsten
Verwandten, auch einige Zeilen von der Hand
des Dichters selbst und sogar seiner Mutter ent-
haltend. Sie sind von mir in der „National-
Zeirung" vom 24. Februar 1905 veröffentlicht
worden.
Und nun vermag ich einen neuen Fund be-
kannt zu geben: ein Jugendbild von Kleists Vater.
In der Familie der Nachkommen von Heinrichs
jüngerem Bruder Leopold, der als Major a. D.
und Postmeister in Stolp in Pommern 1837 starb,
in der Familie, in der mir auch die Wiederauf-
findung des lange spurlos verschollenen einzigen
Originalbildes des Dichters glückte, wird es auf-
bewahrt, ein prächtig erhaltenes, 0,265 m hohes,
0,21 nt breites Ölbild.
Joachim Friedrich von Kleist, dem von seinem
Vater Bemd Christian abstammenden Schmenziner
Seitenzweige angehörend, wurde am 9. (nach
anderen Quellen am 13. oder 30.) Oktober 1728
als ältester von drei Söhnen und fünf Töchtern
in Schmenzin in Pommern geboren, studierte zu-
nächst zwei Jahre in Frankfurt a. O., wo er am
18. November 1748 immatrikuliert wurde, erwählte
aber dann die Militär-Laufbahn. Er trat in das
Infanterie-Regiment (Alt-Schwerin) Nr. 24 in Frank-
furt a. O. ein, war dort am 2 3. Mai 1 7 5 1 Fähnrich,
wurde am 1. Juli 1756 Leutnant, machte mit dem
Regiment den siebenjährigen Krieg mit, wurde
bei Kunersdorf am 12. August 1759 verwundet
und avancierte am 13. September desselben
Jahres zum Premierleutnant, am 1. Januar 1762
zum Stabskapitän. Nach dem Friedensschlüsse
kehrte er mit dem Regiment, dessen Chef nach
dem Tode Schwerins bei l*rag der Oberst von
Diringshofen geworden war, nach Frankfurt zu-
rück und wurde hier am 12. Juni 1770 zum
Kompagniechef, am 3. April 1780 zum Major
befördert. Er starb am 18. Juni 1788. Er
heiratete am 29-September 1769 Karoline Luise von
Digitized by Google
ZtilttSrijt Jur ßmehfrfrnnitf X
Zu Minnr-Ptvrt. £in ft'rlr.it Jrt Vattn llrinricli vi Ktriitt.
y Google
•••• • ••••• •
Digitized by Google
von Uiedennann, Neue SchrifljjicDcrei Kricu^isse im
Empire- md BtedcnpcteritÜ.
7'
Wulffen, die Tochter des Hauptmanns von Wulften,
Erbherrn auf Steinhöfel und Kersdorf bei Fürsten-
walde, die ihm zwei Tochter, Wilhelmine und
Ulrike, schenkte. Bei der Geburt Ulrikens am
26. April 1774 starb die Mutter, und Joachim
Friedrich von Kleist vermählte sich zum zweiten
Male im Januar 1775 mit der am 22. März 1746
geborenen Juliane Ulrike von Pannwitz, Tochter
des Erbherrn auf Müschen, Babow und Gulbcn,
Otto Heinrich von Pannwitz. Aus dieser Ehe
gingen drei Töchter, Friederike, Auguste, Juliane,
und die beiden Sühne Heinrich und Leopold
hervor. Die Mutter überlebte den Vater um fünf
Jahre; sie starb am 3. Februar 1793.
Die Kleistforschung erhält keine wesentliche
Forderung durch die Auffindung dieses Bildes.
Aber die Teilnahme, die wir dem Vater Heinrich
von Kleists entgegenbringen, wird die Veröffent-
lichung gerechtfertigt erscheinen lassen und ihr
Interesse entgegenbringen.
Neue Schriftgießerei -Erzeugnisse
im sogenannten Empire- und Biedermeierstil.
Von
F. Frhr. von Biedermann in Steglitz- Herlin.
jer Beginn des XX. Jahrhunderts be-
1 zeichnet den Hochstand der Bewegung
Jnach einem neuen Stil in der orna-
mentalen Kunst. Wohinaus es damit sollte,
wußte man zwar nicht: man verlangte zunächst
Freiheit für den Kunstler, der nicht mehr an
die Kegeln zunftmaliig ausgebildeter Stilformen
gebunden sein sollte, von dem man hingegen
die, leider zu oft vernachlässigte Ehrlichkeit in
der Behandlung des Materials und der Be-
kennung des Zweckes forderte.
Aus dem Sturm und Drang, der uns die
unbestimmbaren Sezessions- und Jugendstile
bescherte, ist man seitdem in ein langsameres
Tempo ubergegangen und hat sich wieder Zeit
genommen, nach rückwärts zu schauen. Dabei
beginnt man nun w ahrzunehmen, da» das XIX.
Jahrhundert, dessen künstlerische Qualitäten
man recht gering eingeschätzt hatte, doch nicht
so ganz ohne Ausdruck seines Zeitcharakters
gewesen ist und Eigenheiten zeigt, an die man
heute wieder anknüpfen kann, indem man sich
anschickt, verlorene Faden der Tradition neu
aufzunehmen. Über die Zeit, in welche dieser
Anknüpfungspunkt zu verlegen sei, ist keine
ganz ubereinstimmende Meinung herbeigeführt,
denn die einen bauen auf der Grundlage des
Barock, andere finden im Empire ihr I feil, diese
scheinen aber nicht ganz klar darüber zu sein,
ob sie nicht lieber bis zu dem unbestimmbaren
Biedermeierstil vordringen sollen; vielleicht
kommt auch bald die Zeit, da man noch in
den sechziger Jahren des XIX. Jahrhunderts
kunstleri>che Keime entdecken wird, die weiterer
Entwickelung würdig sind.
S.. bietet das erste Lustrum des neuen
1906
Karl Damel
Fabrik fämtlicher
photographilcher
Apparate und ein-
fchlägiger Artikel
Bingen am Rhein
Preis -Lifte
m
iU, SttmCtcirCerei (lebr. Kling.por m i
72
von Biclcrmann, Neue Sclirift^icDrrci -EreeaglliM« im hc^cnannlcn Empire* uml Bi« .irrmcicrstil.
St
ncjros
her
,(>>////</ af 15. SncjuJ 1906.
Abb. ., Schnf. M.ily mit
Säkulum ein etwas verworrenes Bild wider-
streitender Meinungen und Strömungen, aus
denen wir einen Stil der Zukunft noch nicht
aufsteigen sehen. Sehen wir nun zu, wie sich
in diesem Labyrinth unsere Schriftgießereien
zurecht gefunden haben. Die Schrecken von
„Sezession" und „Jugendstil" haben wir da in
vollem Matte ausgekostet; kein Zweig des Kunst-
gewerbes konnte entsetzlicher darunter gelitten
haben. Einige im allgemeinen und dunkel emp-
fundene Wahrheiten wurden zwar von kräftigen
Künstlernaturen zu einleuchtender Krscheinung
gebracht, so daß z. B. das System der gemalten
Schriften eine ziemliche Ausbildung erfahren
hat, aber im großen ganzen sehen wir auch
hier ein unsicheres Vorwärtstappen, das mehr
auf die Launen der Mode als auf die großen
Prinzipien des Fortschritts zu achten scheint.
Demzufolge ist denn auch „Empire und
Biedermeier" heute die Losung in den Werk-
stätten der Typographie. Ks ist so recht be-
zeichnend für die Stilverwirrung der Zeit, daß
man zwei auf entgegengesetzten Empfindungen
Klimch w Frankfurt a. M.
beruhende Kunstweisen zusammenwirft und
nebeneinander gebraucht, kaum der grundsatz-
lichen Verschiedenheiten bewußt.
Das Empire, hervorgegangen aus der strengen
Beobachtung altklassischer Kunst, die in der
Literatur der Zeit eine Parallele fand, entwickelt
durch das an römisches Wesen anklingende
republikanische Gebahren der Franzosen, w ollte
casarischen Pomp mit schlichter Wurde ver-
einen, während die Biedermeierzeit, um diese
wenig geschmackvolle, nun aber einmal üblich
gewordene Bezeichnung zu gebrauchen, nach
den Stürmen der napoleonischen Zeit sich von
dem Pathos des Kaisertums abwendet, halb
gezwungen durch wirtschaftliche Note der
Zeit, halb in einer Reaktionsstimmung, die den
stillen Frieden nach langen Kriegsstürmen mit
Behagen genießen wollte. Diese Zeit, welche
zugleich die Keime der bald üppig entwickelten
Gotik enthält, die Blutezeit der Romantik, steht
mit der kurz vorangegangenen Kpoche in einem
prinzipiellen Gegensatz, der heute gar nicht
empfunden zu werden scheint. . . Das Stilgefühl
Digitized by Google
Abb. j. Sihrif: Marly mit Bicdcrmtict-Oniaflicntcn der Schriftgießerei r'liasch in Frankfurt a. M.
Z«t,<k,i/t für BH.br/mM* X.
Zh fiw &r,ttrmMM. Xrut StAri/t^iftttrri-Krttnptine ttc.
n
3>o<# saust ein Gestoßer
9n £üfien so u>i/d;
Wo affes erstarret,
Genieße das Qifi)/
Qeyrüße die Qi/der;
(Sie fingen voran.
Und andere ßfqen.
So firt und ßrtanf
=9(0)
i
i
unsere jugend
HJon Ofans ^eyer
■
0
T
5jruaf u/id Urrfoß Bon GfrinndS Üalleniei
Qtrhtl und Swtyarl j
Abb. 4 ScKillci - Schmuck inu Mir.» Vtiia.ncilc • Schrift der Schriftgießerei ü. Stempel V-G. in rraftkfurl a. M.
ber Slofenjett
Öcfammclte lieber »on
ySlavtln Jpartmann
Abb. 5 Mignou- Zier»! und Alle Fraktur
Anna Maria
Uenzen
erlaubt sich
ihre glückliche Ankunft
bei den hocherfreuten
Eltern bekannt
zu geben
TO
Landsberg in "Bayern,
den 28. Februar 190b
LS
der Sirmf: S icCexei (itniuh & He) *e tu
Abb. 6. Minien -Zierat und Grafel - Curur
Digitized by Google
. Neue SchriftgieAmi
Empire-
73
scheint ganz abhanden ge-
kommen zu sein, ebenso
wie jeder eigentliche Stil, der
nur aus einem einheitlichen
Zeitempfinden entstehen
kann. Eine Übereinstimmung
beider Richtungen mag man
darin gefunden haben, daß
man beiden eine gewisse
Schlichtheit entnahm, die auf
der einen Seite ins Strenge
und Monumentale geht, auf
der anderen mehr gemüt-
liche Tone anschlagt.
Die Schriftgießerei hat
nun für zweierlei Dinge zu
sorgen; für Schriften und
für Ornamente. In beiden
Hinsichten war deren An-
schluß an diese Moderichtungen nicht ohne
weiteres gegeben, denn an und für sich bietet
jene Zeit herzlich wenig Ausbeute dafür und
kann mit den reichen Produktionen des Mittel-
alters und der Renaissance keinen Vergleich
aushalten.
Die Schriftproduktion war um die Wende
des XVIII. und XIX. Jahrhunderts in enge
Grenzen gebannt Man findet an der Fraktur-
schrift vielfach kein Gefallen mehr und strebt,
den klassischen Neigungen entsprechend, zur
Antiqua, die Didot damals in neuen Schnitten
auch nach Deutschland brachte; einschneidende
Andeningen wurden aber nicht herbeigeführt
Die Romantik erfand allerdings gotische
Schriften, aber diese kommen für die jetzigen
Bestrebungen nicht in Frage. Soweit man
für den Biedermeierstil Schriften aus jener Zeit
wieder aufnimmt, geben Frakturen, deren
Landschafts 'Gärtnerei
Treibhaus-Erzeugnisse
Moritz Hildebrand
Grosslichterfelde bei Berlin
m
Trio.Oniatfieiite und Colonialcuruv- Schrift der
Wilhelm Woellmer in R«rU.
Schnitt tief ins XVIII. Jahrhundert zurückgeht,
den Ausschlag, w ie sie schon seit den achtziger
Jahren des XIX. Jahrhunderts vereinzelt dann
und wann auftauchten.
Daran anschließend wäre noch einiger Neu-
schnitte zu gedenken, auf die wir bei anderer
Gelegenheit naher eingehen wollen, da die
Reform der Frakturschriften zum größten Teil
ganz anderen Motiven zu verdanken ist, als
hier zur Besprechung kommen sollen. Fine
wesentliche Änderung und Verbesserung wurde
jedoch auf dem Gebiete der sogenannten
Schreibschriften in engem Zusammenhang mit
der Stilwandlung herbeigeführt
Bei der Beschäftigung mit dem Schrift-
gießereiwesen müssen wir uns an eine sonder-
bare Nomenklatur gewöhnen; so darf uns auch
die Tautologie des Wortes Schreibschrift nicht
befremden, ja, der Buchdrucker w urde es auch
3
d
Abb. 8. Lmpire-Katetleo und Schrift Boldnni der SchnftcieCerei Wilhelm Waeliroer in Berlin.
Z. i. Ii. 1906,1907
IO
Digitized by Google
74
von Biedermann, Neue Schriftßie&erei-Erzeugnisse im sogenannten Empire- tro<l Biedermeierstil.
VEREIN AIRION
EINTRITTSKARTE ZUM
VORTRAG AIBER NEUE
ERSCHE1NI T NGEN< AM
DIENSTAG, DEN 6. JULI
PUNKT 8 UI IR ABENDS
IM HOTEL ZUM KAISER
GASTE KÖNNEN EINOKKUHRT WERDEN
Abb. n.
verstehen, wenn w ir von Schreib- Schreibschriften
etwas zu sagen hatten. Im Grunde ist ja jede
Schrift „geschrieben". Der Sprachgebrauch ist
über die Etymologie aber hinweggegangen
und versteht unter Schrift die Lautbilder, unter
„schreiben" nur die Art, mit der Feder Schrift
zu erzeugen. Unsere Druckschreibschriften sind
nun solche, die die Federzüge der Handschrift
und zwar der Kurrentschrift nachahmen.
Hier handelt es sich nun besonders um das,
was wir in der Schule lateinische Schrift nennen,
denn die deutsche Schrift ist nur in geringem
Umfange für Druckarbeiten zur Anwendung
gekommen. Die Lateinschrift, wie sie die Schreib-
lehrer uns beizubringen suchten, hat aber auch als
Grundlage der neueren Druck-Schreibschriften
gedient Die Lithographie hat sich das zweifel-
hafte Verdienst erworben, sie auf die jetzige
Höhe gebracht zu haben. Des Lithographen
„Englische Schrift" ist die langweiligste Aus-
geburt der Schreibkunst die je erdacht worden:
charakterlos, schmächtig und schulmeisterlich.
Trotzdem fand sie bei unseren kleinen Druck-
sachen, besonders auch für den privaten Bedarf,
ausgiebigste Verwendung.
Für Visitenkarten, Einladungen, Familien-
anzeigen hatte die englische Schrift nahezu
Monopol und hat die beste Gelegenheit gehabt,
zur Verflachung des allgemeinen Geschmackes
Juliu« KÜDkhirdt ia
beizutragen. Noch bis in die jüngsten Tage haben
sich die Schriftgießereien in der Erzeugung
solcher Lithographenschriften in immer zarterer
Linienführung und schöneren Schwingungen zu
überbieten gesucht und es war höchste Zeit
hier Einhalt zu tun. Anderer kunstvoll ver-
zierter Merkantil-, Akzidenz- und Zirkular-
schriften nicht zu gedenken.
Diejenigen, welche diese Übelstände er-
kannten, mußten sich nach älteren Mustern
umsehen, die Anhalt für eine Verbesserung
der Schreibschriften bieten konnten. Es werden
wohl zuerst alte Kupferstiche auf brauchbare
Formen hingelenkt haben, dann alte Schreib-
bücher und sonstiges Material, das aber in
seinem Ursprung weit hinter der Zeit zurück-
liegt, an die wir hier denken. Eine dieser
neuen Schreibschriften führt den Namen Kidinger-
Schrift (Abb. 2i), nach dem Kupferstecher
Johann Elias Ridinger, der von 1695 bis 1767
lebte und bekannt ist durch seine Tier- und
Jagdstücke, denen längere Unterschriften über
die Lebensweise und Jagdbarkeit der Tiere bei-
gefügt sind. Da es sich hierbei nicht um einzelne
Titelzeilen, sondern um ganze, teils viele Zeilen
füllende Sätze handelt, so mußte die Schrift
durchdacht und sorgfältig ausgeführt sein.
Die Schriftgießerei Benjamin Krebs Nachf
in Frankfurt a. M. hat nach diesen Vorlagen
von Riedermann, Neue Schnftgie&erei-Krieugnissc im
Empira- und Biederaetentil.
75
eine typographische Schrift von angenehmer
Erscheinung schneiden lassen. Ridinger war
dabei ja auch nicht ganz Original, sondern
arbeitete nach der Weise alterer Meister, und
so finden wir diese und ahnliche charakteristi-
schen Schreibschriftformen schon in den bis ins
XVI. Jahrhundert zurückliegenden Schreib-
buchern und bei Anwendungen mancherlei Art.
Auf die weiteren Vorbilder dieser Schriften
soll hier nicht eingegangen werden, nur im
allgemeinen sei noch bemerkt, daß man an
eine unmittelbare Übertragung der alten Schreib-
und Kupferstichschriften nicht denken darf.
Jene vorbildlichen Schriften sind doch immer
mit einer gewissen Freiheit behandelt, die dem
strengen typographischen System, den gestei-
gerten Anforderungen unserer Zeit an stilisti-
scher Einheit nicht entspricht. Aus verschie-
denen Unterlagen war das für den Zweck
geeignete herauszuholen und einer gründlichen
Durcharbeitung zu unterziehen. Dabei haben
die Schriften allerdings meist etwas von dem
leichten federmäßigen Charakter verloren und
sich den auf ähnlichen Prinzipien erwachsenen
Kursivschriften genähert, namentlich dadurch,
daß die verbindenden Anstriche bei den Ge-
meinen weggelassen wurden.
Hat man die Schreibschriften sonst nur für
offenen Satz zu kleineren Akzidenzen und wohl
selten zu geschlossenen Kolumnen verwendet,
so eignen sich die meisten der neuen Schriften
sehr wohl dazu, in geeigneten Fällen zu größeren
Satzflächen zusammengebaut zu werden. Wir
kennen ja aus jenen alten Zeiten auch manche
Stucke, die diese Schriften in größerer Räche
aufweisen. Ein wie schönes Satzbild dabei
entsteht, dafür ist ein Beispiel der Text zu dem
bei Wasmuth erschienenen Werke „Architektur
MODERNE
GEDICHTE
Abb. 10. Biedermeier- Schmuck und Ausfria - Schrift
»ob Juliui KhnUiardi, Schnftn.eCerei in Lciptif.
1750—1850" von Lambert und Stahl, den
Ansgar Schoppmeyer im Kupferstichstil ge-
schrieben hat, wonach er zinkographisch re-
produziert wurde.
An der Herstellung typographischer Schriften
dieser Manier sind die meisten unserer größeren
Gießereien beteiligt Es sind in der alphabeti-
schen Reihe der Firmen, denen in Klammer
die Namen der Schriften beigefügt sind, die
folgenden: Bauersche Gießerei, Frankfurt a. M.
(Trianon), H. Berthold, Berlin (Romana), Flinsch,
Frankfurt a. M. (Franzosische Schreibschrift und
Marly), W. Gronau, Berlin (Regina), B. Krebs
wo Genf ich & Hey.e. Schriftjie&erei In
Digitized by GoOQie
7 6
von Bicderm*nn. Neue Schriftgießerei' Erzeugnisse im sogenannten Empire- und Biedermeierstil.
l
\0
\0
S0
% *
0\
IX
0\
fS
0 \
0\
0>
'i
0\
0%
t \
0\
w
Parfumerie und Drogen
Alexander Schönthan
Hildburghausen
Alexanderstrasse Nr. 5ß
Biedermeiern«»! von Juliui K Unk ha r dl ,
S^hnfuieOerci m Uipii»
Nachf., Frankfurt a. M. (Ridinger, und daraus
entwickelt eine fette Reklameschrift „Bieder-
meier"), Ludwig & Mayer, Frankfurt a. M.
(Manola und Elfe), Roos & Junge, Offenbach
(Rococo), Scheiter & Giesecke, Leipzig (His-
pania und Rousseau), D. Stempel, Frankfurt a. M.
(Maria Antoinette), W. VVoellmer, Berlin (Bol-
drini, fast identisch mit Roos & Junges Rococo,
beide wohl aus Amerika bezogen).
Vergleicht man diese Schriften, von denen
die meisten in den hier beigegebenen Beispielen
gezeigt werden, nebeneinander, so empfängt man
keineswegs den Eindruck, als ob sie aus ein-
heitlichem Stilgefühl entstanden seien. Wenn
sie auch in ihren Grundformen alle auf verwandte
Quellen zurückgehen, so sind sie doch ver-
schieden in der Benutzung und in der Abhängig-
keit von den englischen Schreibschriften, deren
Schule sie teilweise noch nicht verleugnen können.
Man sieht es manchen dieser Schriften noch an,
wie die Aufgabe nur zögernd erfaßt wurde und
die ersten Versuche mehr auf die veränderten
Schnörkel als auf die solidere Gesamterschei-
nung der Schrift achteten. Viel war schon ge-
wonnen, wenn ruhige und klare Grundformen an
Stelle etwas gesuchter Bildungen traten, bis dann
Erzeugnisse, die auf eingehendem
Studium und feinem Verständnis der
alten Art beruhen, von schreibgewand-
ten Kunstlern mit eigenem Empfinden
durchtränkt und mit gutem Geschmack
ausgeführt, zu einer durchaus befrie-
digenden Losung gelangen.
Ohne das Verdienstliche dieser Lei-
stungen zu verkennen, das in der takt-
vollen Wahl der Vorbilder, in ihrer rich-
tigen Bewertung und der fachgemäßen
Umbildung für moderne Augen und typo-
graphisch technische Anforderungen
beruht, lag die Behandlung des Zieren-
materials doch weit schwieriger.
Die Änderungen, welche an den
Schriftformen vor sich gehen, sind im
allgemeinen nicht von so einschneiden-
der Natur, daß dadurch der Charakter
kürzerer Zeitepochen zu schärferem
Ausdruck käme. Anders in der de-
'£,.4 korativen Kunst, die in wenigen Jahren
grundlegende Wandlungen zeigt.
So ist es gerade mit den beiden
Stilrichtungen, die den neuen Gießcrei-
erzeugnissen die Namen gegeben haben. I lierfur
war das Charakteristische herauszuholen, wobei
die Anlehnung an Vorhandenes aber wegen
des begrenzten Vorrates an Vorbildern weniger
in Betracht gezogen werden konnte, diese auch
wegen der technischen Verhältnisse eine weit
umständlichere Umwandlung erfahren mußten.
Erleichternd hingegen ist in Betracht zu ziehen,
daß sich für beide Stilrichtungen verwandte
Neigungen in der Kunstweise unserer Zeit bereits
vorfanden, die nur einer stärkeren Betonung
bedurften.
v 0
1
* 0
K0
\0
\0
\0
» ,t
\ 0
Ii
§ <\
k H
0\
0\
0\
0\
0\
0\
I V
rc=j
gj
H. BÜRGER
KLINGENTHAL
BRflNDSTR. 56
^#.rg
Anker-Serie der Swhr.figietere. H. Brrthold A -G.
ui Berlin.
• ■ . • •* • • ■ * *•
Digitized by Google
77
In der Typographie machte sich seit einigen
Jahren das Itcstreben nach strengeren Formen
geltend. Die von den Setzern so genannte
„Freie Richtung", ein den üblen lithographischen
Merkantilarbeiten nachgeahmtes Dekorations-
system, wurde verlassen und ein dem eigent-
lichen System der Satzkunst mehr entsprechen-
des rechtwinkliges Schema empfohlen, woraus
sich Ernst und Steifheit auch für die dekora-
tiven Elemente ergaben.
Man brauchte nur der dabei eingeführten
Einförmigkeit einige belebende Dekorationen
beizufügen oder geeignete altere Motive in
strengerem Sinne zu verarbeiten, um etwas
im Geiste des Empire Verwandtes zutage zu
fordern.
Man muß es den Zeichnern, die sich hier-
bei zu betätigen hatten, zum Ruhme nach-
sagen, daß sie sich nicht mit der Kopie von
Motiven aus der alten Zeit begnügten, sondern
teils durch Umwandlungen, teils durch Ein-
fuhrung neuer Ideen, etwas Eigenartiges ge-
schaffen haben. Das so entstandene Neue
hat mit dem Empirestil schließlich nur noch
Anklänge gemein und kann nicht als eine
Aufwärmung alter Formen angesehen werden.
Wenn man früher auf peinliche Stilreinheit
ein großes Gewicht legte, so kommt diese jetzt
hierbei gar nicht mehr in Fra^e, weil es sich
schließlich doch um etwas Neues handelt, das
mit dem Empire kaum so viel Beruhrung hat
als dieses mit der Antike.
Was jetzt alles unter der Flagge des „Empire"
segelt, ist untereinander aber auch so verschieden,
daß man eine Grenzlinie zu dem, was sich
„Biedermeier" nennt, nicht mehr finden kann,
so daß diese Bezeichnungen aus mehreren
Gründen ungerechtfertigt erscheinen; denn beide
künstlerischen Ausdrucksweisen wurzeln in Be-
dürfnissen und Empfindungen unserer Zeit; die
Namen verfuhren manche Zeichner nur dazu,
an Stelle der Selbstschöpfung die Nachahmung
zu setzen und lassen hinter der ganzen Er-
scheinung etwas Fremdes vermuten.
Es ist aber gut für alle Teile, sich bewußt
zu werden, daß wir es nicht mit einer bloßen
Aufnahme großvaterlicher Allüren zu tun haben,
sondern mit dem Ausdruck in gewissen KunsÜer-
seelen vorherrschender, aus den Zeitverhältnissen
erwachsener Stimmung. Ich brauche nur die
Namen Heinrich Vogeler- Worpswede und
RICHARD HflRDEN
BRANDENBURG
JANUAR
31 Tage
Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer.
Sonntag . .
7
14
21
28
Montag . .
1
8
15
22
29
Dienstag. .
2
9
16
30
Mittwoch. .
3
10
17
24
Donnerstag
1
II
18
25
Freitag. . .
5
12
19
26
Sonnabend
6
13
20
27
3Q0
□ ao
Anker Stne de, S,.hr,fi 8 .«C«r« H. Henhold A -G.
in B«hn.
Peter Behrens zu nennen. Sie bezeichnen die
beiden entgegengesetzten Pole des künstlerischen
Gepräges unserer Zeit. Hier waltet ein von dem
wissenschaftlichen und technischen Geiste des
Jahrhunderts geschulter strenger Verstand, dort
ein von dem Stadt- und Großbetriebe abge-
stoßenes Gemüt, das sich ganz auf sich selbst
zurückzieht und in lieblichem Spiel seine Phan-
tasie walten läßt. Beide Künstler haben sich
vielfach auf graphischem Gebiete betätigt und
ehe sie noch daran dachten, sich in den Dienst
der typographischen Kegeln zu begeben —
abgesehen von der Behrensschrift, die in den
Digitized by Google
7»
MENÜ
□ n
— □ —
Indische Vogel nestersuppe
Lachsforelle mit Musternsauce
I89i Bcrncastler Doclor
Rehrücken auf schwedische Art
Cötelettes von Haselhühnern
Schaum-Eis von Walderdbeeren
1860. Tokayer-Essem
Früchte, Nachtisch
Chartreuse
Die Tafel Weine sind von der
Wein Großhandlung Gebrüder
Traube in Küdesheim geliefert
und werden auf Verlangen »udi
nadi dem Fest Essen serviert
Mir
Abb. >6. Anker- Ser.e der Sthr.ftjie&tre. H. Herthold. A.-G.
m I
Zusammenhang dieser Betrachtung nicht ge-
hört — einen bestimmenden Einfluß auf die
Produkte der Schriftgießereien gewonnen.
Vogelers im Inselverlag erschienene Gedicht-
sammlung „Dir", seine reizenden Leistchen zu
Schröders im selben Verlag erschienenen
„Sprüche in Reimen", der von Behrens aus-
gestattete, in der Rcichsdruckerei hergestellte
Katalog der Weltausstellung St. Louis 1904,
sind markante Zeugnisse ihrer Kunstweise, die
zugleich als Repräsentanten der in den Schrift-
gießereien unter dem Namen „Empire" und
„Biedermeier" gepflegten Stilarten gelten mögen.
Unter den vielen Spielarten von Zierat, die
in letzter Zeit aus den deutschen Schriftgieße-
reien hervorgegangen sind und mit mehr oder
weniger Recht zu diesen Kategorien gerechnet
werden können, sind nicht alle repräsentabel.
Die Güte der Erzeugnisse hält leider mit ihrer
Menge nicht gleichen Schritt Gehört schon
große Aufmerksamkeit dazu, über die Schrift-
Produktion ständig orientiert zu bleiben, so ist
es fast eine Unmöglichkeit, sich über all den
Wust unterrichtet zu halten, der auf dem Ge-
biete des typographischen Zierwerks zutage
gefördert wird Man muß staunend fragen,
woher das Bedürfnis zu solcher Mannigfaltig-
keit kommt. Wenn alles gut wäre, dürfte man
ja nichts dagegen sagen ; leider wird aber eine
Masse geradezu unerträglicher Dinge auf den
Markt gebracht und leider wird gerade das
Schlechteste am meisten gekauft und verwendet.
Neuerdings haben allerdings die besseren
Gießereien angefangen, tüchtige Künstler mit
Entwürfen zu betrauen; oft hört man aber
die Klage, daß die Künstler den praktischen
Anforderungen der Technik und des Marktes
nicht immer gerecht zu werden verstünden, und
andererseits verdrießt es die Künstler, wenn ihre
besten Ideen von dem Techniker nicht ver-
standen und mit ungeschickten Änderungen
reproduziert werden.
Freilich, die Jagd nach dem neuesten Ge-
schmack verdirbt auch viel auf beiden Seiten.
Es wird immer noch zu wenig auf den Stil
des Künsüers geachtet und zu oft verlangt,
daß der Kunstler in der Manier irgend einer gut
eingeschlagenen Neuheit arbeite, um den Kon-
kurrenten den Boden wieder streitig zu machen.
Was in Begleitung dieser Zeilen hier vor-
geführt wird, ist nur zum geringsten Teil durch
die Namen von Künstlern gedeckt: es ist eine
Auswahl aus der Fülle der neueren Erzeugnisse,
die, wenn sie auch nicht alle auf der ersten
Stufe der Vollendung stehen, doch den besseren
Teil ty pographischen Geschmackes unserer Zeit
vertreten.
Da ist als der abstrakteste unserer Künstler
mit den Behrens- IJnien (Gebr. Klingspor, früher
Rudhardsche Gießerei, Offenbach), deren Geist
schon charakterisiert wurde (Abb. 1 ). Es ist dies
ein architektonischer Aufbau in Linien, die in ihrer
strengen Bewegung an moderne Eisenkonstruk-
tionen erinnern. Die Schiller Einfassung der
von hiedermann, Neue SchriftgieCcrei
im so^e
Empire- und Biedenneierslil.
79
Schriftgießerei Flinsch in Krankfurt a. M.
entspricht ahnlichen Motiven, ihre leich-
teren Formen klingen mitunter an go-
tische Ideen an. In die Bahnen alt-
klassischer Formen lenken die Selrwarc-
weiß- Ornamente der Rertholdschen
GieUerei und auch die Woellmer-
schen Trio- Ornamente lassen sich zu
ahnlichen Wirkungen zusammenbauen
(Abb. 7), wahrend die Empire- Kassetten
(Abb. 8) derselben Gießer« sich
weiter von dem Ziel entfernen, das
ihr Name andeutet. Auch die Empire-
Einfassung von Koos & Junge in
Ottenbach, die mit ihren pflanzlichen
Motiven zu einer ganz anderen
Richtung überleitet, erinnert kaum
an das, was wir aus der Zeit vor
hundert Jahren kennen; eher trifft
der Schiller- Sehmuck (Abb. 4) der
Schriftgießerei D. Stempel in Frank-
furt a. M. diesen Ton, der noch leb-
hafter in den von Hans Kozel ge-
zeichneten modernen Empire - Motiven
der Leipziger Gießerei Julius Klink-
hardt (Abb. 9) angeschlagen wird.
Bei letzterer ist mit dem leichten
Linien- und Kankenwerk auch allerlei
direkt an jene Tage anknüpfender figür-
licher Schmuck verbunden. Hier ist
nun der Übergang geschaffen zu einer
Gruppe von Erzeugnissen, welche diese
Motive in einmütiger Weise behandeln, so daß
sich in ihnen ein bestimmter einheiüicher Stil
ausgebildet zeigt.
Es sind da zu nennen: der mit wenig
Motiven ausgestattete Girlandenschmuck von
Gentzsch & Hcyse in Hamburg dann die
mannigfaltigen Empire - Einfassungen der
Firmen: Ludwig & Mayer und Benjamin Krebs
(Abb. 20) in Frankfurt a. M. und A.
Numrich & Co. in Leipzig (Abb. 17), ferner
die als Recamier bezeichnete Ornamenten-Serie
aus Wilhelm Gronaus Schriftgießerei in Berlin-
Schöneberg (Abb. 18).
Unter dem Namen „Biedermeier" schließen
sich Erzeugnisse der Firma Wocllmcr an, die in
Verbindung mit strengerem Linienwerk wieder
mehr an klassische Motive erinnern, femer der von
Julius Nitsche gezeichnete Buchschmuck und
Zierat der Klinkhardtschen Offizin (Abb. 12)
ßiebesrmtfcf)
©ebidjtfammlung
Abb. 17. Emp.rt
vo« A. Numrich * Co..
in Leipiig.
und der Zierat, den Schelter & Giesecke in
Leipzig nach Zeichnungen von G. Belwe, M. Salz-
mann, W. Tiemann (Abb. 14) und andere her-
ausgegeben haben.
An das Ende dieserGruppe von anerkennens-
wert ausgeführten Schmuckserien stellen wir
zwei großzügige Publikationen von Gießereien
des Maingaues.
Der Vogeler- Zierat, den die Rudhardsche
Gießerei (Gebr. Klinkspor) in Offenbach heraus-
gegeben hat, ist eine Kunsterscheinung von
epochaler Bedeutung, die eigenüich in ein
Schema nicht hineinpaßt. Vogeler ist ein
Künstler voller Originalität und voller Einfälle,
womit er sich seinen persönlichen Stil schafft,
der nichts an Eigenart verliert, wenn er auch
Anklänge an schon Dagewesenes, seinem Wesen
Homogenes nicht vermeidet. Hier bietet er nun
eine Fülle von Ornamenten für Einfassungen,
SO
von Biedermann, Neue Schriftgießerei-Erzeugnisse im sogenannten Empire- und Biedermeierstil.
Leisten, Vignetten, Initialen, sodaß man nieint,
ein ganzes Zeitalter damit versorgen zu können.
Eine harmonische Künstlernatur streut da das
ganze Füllhorn ihres Reichtums aus und viele
werden davon satt werden.
Für die Typographie des taglichen Lebens
ist aber doch Voyeler, dessen typographisches
Material bereits in einem früheren Hefte der
Zeitschrift für Bücherfreunde vorgeführt wurde,
etwas zu eigen-persönlich. Während es natür-
lich zu wünschen ist, dali Drucksachen, die von
Künstlern ausgestattet werden, durchaus deren
Art zur Schau tragen, soll das für die typo-
graphische generelle Benutzung bestimmte Werk
zwar nicht den Charakter verleugnen, aber ihn
doch in gewisser Weise einschränken und es
mag sich auf einem allgemeinen Niveau bewegen.
Denn der Künstler kann die einzelnen Anwen-
dungen seiner Schöpfung in der Praxis nicht
überwachen und die Mißgriffe, die da unaus-
bleiblich sind, werden bei allzu starkem persön-
lichen Gepräge der Schmuckteile auffallender
und schlimmer sein. Zu seiner vortrefflichen
Trianonschrift hat Heinrich Wieynk für die
Bauerschc Gießerei in Frankfurt a. M. auch
passenden Schmuck (Abb. 19) gezeichnet, der
in einem stattlichen Hefte mit vielen Anwen-
dungen vorliegt. Wie die Schrift die richtigen
Wege gefunden hat, aus dem Werke der Alten
ohne Schönheitsvcrlust etwas Neues unserer
Zeit Gemäßes zu gestalten, so bilden auch
diese vielerlei Schmuckstücke ein annehmbares
Kompromiß, um uns den Geist der Urgroß-
väter erstehen zu lassen, ohne daß er sich
wie in toten Schemen zwischen die modernen
Erscheinungen hineindrängt. Viele Anregungen
und Motive hat der Kunstler aus den Werken
des Barock, des Empire und der Frühzeit des
XLX. Jahrhunderts entnommen, aber alle sind
sie wieder in dem Sinne verarbeitet, wie ihn
die moderne Satz- und Drucktechnik verlangt.
Damals herrschte der Kupferstich für die Buch-
ornamente vor, dessen Finessen in den typo-
graphischen Stil nicht hineinpassen wollen. Wo
Holzschnitt angewandt wurde, war die Zeich-
nung wieder zu derb. Selbst bei engem An-
schluß an die Vorbilder hätte also eine voll-
ständige Umwertung stattfinden müssen.
Doch der Anwendungskreis drucktechnischer
Ornamentik ist heute ein ganz anderer, viel-
seitiger und weitgehender, so daß dafür auch
andere Grundsätze zur Anwendung kommen
müssen. Vor allem war natürlich auch der,
seit hundert Jahren veränderten Anschauungs-
weise gerecht zu werden, die im Strich, in der
Linienführung, der Anwendung der Ornamente,
Wilhelm Gronau's Schriftgießerei
Berlin-Schöneberg führt eine für den Buchdrucker sehr
wertvolle, vom Bücherfreunde geschätzte typographische
Neuheit Klassischer Ornamente unter der Bezeichnung
]=[□]
H
III
RECAMI
[□1=0
E3
'■1—
von der Musterblätter auf Verlangen zu Diensten stehen.
Abb it.
Schmuck .i,t Wilhelm Gr
Digitized by Google
f I\ fe am (Wege bauen, woffen gefeßen und beachtet werden.
oL-S fflffein der 'Wege find gar viefe, durch die fich der nie
ver/iegende (JRenfoßenßrom ergießt, und fo iß die JCunfl derer,
die das (Bedürfnis empfinden, nicht nur von Vielen, fondern
von fflffen gefeßen und beacßtetzu werden, den (JRenfchenßrom
fo zu feiten, daß er den (Weg finde, an dem fie gebaut. <S>
(Das (JRittef dazu iß die 'Reklame. IRit der aber iß es ein eigen
(Ding. (Da affenthafben das (Bedürfnis, fich die f es (fllittefs zu
bedienen, empfunden wird.fo iß nur die1tek~fame wirk ) r am, die
fich aus der gewößnficßen tfrt abßebt, die aus ißr fo äugen*
fäffig ßeraustriit, daß fie vor jeder andern gefeßen und beachtet
wird. Gs iß diejenige (ReMame, deren fuggeßive (Wirkung wir
äffe an uns fetbfl waßrneßmen und der darum der (Rame der
.modernen (Rek~fame € gebührt, weif unter den ficß drängenden
Grfcheinungen immer diejenige die augenf affig fle fein wird, die
zugfeioß auch die modernße iß. &>
(7s iß für die Aufgaben des fjfandefs und der ündußrie auch
in der (Richtung des (Rek~famewefens eine Sflrbeitsfeifung not*
wendig geworden, die fich, wie auf äffen gebieten, fo auch hier
auf das Befle bewäßrt hat. (Der 'ReMamechef kann von deiner
(}irma mehr entbeßrt werden, die ißre (Rechnung nur durch ein
Arbeiten im großen cftne zu finden vermag. (Dahin wird aber
Qhfießfich ein jedes Q/nfemeßmen durch den (Wettbewerb, den
/ 1 V f V
Abb. i . Tr.jnon- Schrift uru! Z.trit Jtt Uuemhtn <.i«Cerei in triaWurt 4L M.
ZfiluAri/t /mr hickt'frtumäl X.
2» :vn BitJirmann, St*t .<ckrijtcitiitrt:-rr:in[niiit fle.
Digitized by Google
i
7er (Cod ßudwig Wutjcßeffers. des Vorkämpfers für den Sflfpi'
\*Ls nismus, des geißvoffen Scßifderers der SHocßafpenweft, ßat in
den fKreifen affer ßerg* und Naturfreunde eine tiefe ^Grauer wacß*
gerufen. VZun rußt er aus von feinen Wanderungen, der nimmer*
müde Torfcßer — doch~ feine Scßriften, in denen er den großen Scßatf
feiner Grfebniffe und Grfaßrungen niedergefegt, find uns geblieben,
feine entzückenden Schi {der ungen erfüffen nacß wie vor jeden Tlatur-
freund mit der Seßnfucßt nacß der fjfocßafpenweft, nach~ Tlebefgrau
und ffllattengrün, nacß förnengfanz und Qfetfcßerfufl. Wie fetfte
fiierarifcße fflrbeii des ßervorragenden Weiß er s warderSfluffaij: ,/Die
Wanderziefe und ffiaßßaften in den deutfcßen Sflfpen", docß war es
ißm nicßt vergönnt, denfefben zu voflenden. *Durcß das ßiebfings*
gebiet des weitgereißen fflfpenfaßrers, wefcßes zu fcßifdern ißm vor-
entßaften bfieb, durcß das k feine, docß an Tlaturfcßönßeiten überreicße
Safzburger ßand, foff der ßefer nunmeßr gefüßrt werden. Odyffifcß
gefegene Orte, faufcßige Seen, ßarre fKafkwifdniffe, blinkende färn*
ketten vereinigen ficß ßier zu einem föifde von ßarmonifcßer
Viefgeflaftigkeii; für 'Bergwanderer jeder {Kategorie
finden ficß foßnende Ziefe und freundficße
fßufentßaftsorte. Qiefem fcßfießt ficß
im Safzacßtaf der Giswaff der
ßoßen dauern an.
Speisen-Folge
zur Feier der Vermählung
des Herrn Paul Hofmann
mit Fräulein Totti LteberS
Schildkrötensuppe
Rheinlachs mit Butter und Kartoffeln
Rinderfilet ä la Westmoreland mit Gemüse
Gemüse mit Beilage
Getrüffelte Gänseleberpastete
Butter und diverse Käse
ruading
t, fovit Clwbürpv df <Bauffc6tn g : tßt't< in frarf^'t am 'TKam
\
Digitized by Google
Trianon, ofcßriß und ofcßmucü nacß Zeichnungen von Qeinricß <Wieyn/e
Zum gefdffigen föefucß
ißres neu eingerichteten
ofafons für Damenmode
ladet ganz ergeben fl ein
TRarry ^Pfannfcßmidt
{Hamburg
'Reefendammbrüdie 28
Kl-«' * , r ,
Gintrittsfcarie
zum
efßen offjfiungsfefie
des ^Turnvereins „^Jahn"
am ofonntag, den 7. IKai
in den gefamten Räumen
des „3föte(<Bü6fer"
zu Wandsbek
&
£Henry ßongfeffow
<Rottingßam
TKanufacfurer of Wrinting
and J2>ifh~ograpßing 3nks
279 Victoria cftreet
<2> Qlauerßie ffießerei in ^ranicfurt am fllain und ^Barcelona <2>
j
)igitized by
Google
Neue SchriftyieOerei
Knij.ire- und BieJermciersiil.
81
f
Abb. >o. Enp.rc
der Wahl der ornamentalen Motive zum Aus-
druck kommt.
Allen diesen Forderungen hat der Trianon-
Künstler wohl zu entsprechen vermocht, wobei er
durch die ausführende Firma eine verständnis-
volle Unterstützung gefunden hat.
Ahnliches sehr brauchbares Schmuckmate-
rial bietet die Schriftgießerei Flinsch in Frank-
furt a. M., das in mehreren angenehmen An-
wendungen hier sich zeigt (Abb. 2 und 3).
Wie sich aber aus diesem Schwärm für
Urväterart weiter etwas Eigenartiges entwickelt
und gestaltet, das zeigen uns zwei Produkte
Norddeutscher Gießereien: Die Anker- Serie
(Abb. 13, 15, 16) der Firma A. Berthold A.-G.
Berlin und der Mignon-Zierat (Abb. 5, 6 und II)
von Genzsch & Hey sc in Hamburg.
Die erstere, von dem auf graphischem Ge-
biete schon vielfach bewährtem Hans Anker
gezeichnet, wirkt vorteilhaft durch klare Zeich-
nung, durch frische selbständige Auffassung
und anmutige Gestaltung. Dabei ist den Er-
fordernissen des typographischen Stils, der
Technik und Praxis verständnisvoll Rechnung
getragen, so daß ihre vielseitige Verwendung
zu ernsten und heiteren Dingen ins Auge ge-
faßt werden kann. Es sind verhältnismäßig
Henjamm Kit!.t Nacbf. in Frankfurt ». M.
wenig Figuren, aber diese sind mit gutem Be-
dacht gewählt
Der Zeichner der Mignon-Serie, von der mir
vorläufige Proben vorliegen, ist nicht genannt.
Sie hat manches Verwandte mit der vorigen
Serie, ist mit besonderen Einfallen gemischt und
mit einem eigenartigen leichten Strich ausge-
führt, der zur Anker- Serie wieder einen origi-
nellen Gegensatz bildet. In den Anwendungen
wirken auch diese Stucke sehr reizvoll und ver-
dienen viel benützt und beachtet zu werden.
Aus diesen Beispielen wird man ersehen,
daß wir nicht Gefahr laufen, in der Stilmacherei
zu versumpfen. Eine Übersicht wie diese wird
überzeugen, daß wir heute den Kunstweisen
vergangener Zeit nicht mehr als sklavische
Nachahmer gegenüberstehen, sondern daß wir
uns kräftig von ihnen zu neuer Schöpfung an-
regen lassen. Wenn auch der eigentümliche
Reiz der Altv aterkunst mitunter verleitet, etwas
tiefer sich in ihrer Formcnwclt zu verlieren,
und im Bestreben, diese Reize auch anderen
mitzuteilen, mehr davon zu übernehmen, als
die Bedurfnisse unserer Zeit erheischen, so
dürfen wir doch im ganzen gestehen, daß die
gewonnene Ausbeute auf eine fruchtbare Ent-
wickelung hindeutet.
Z. f. B. 1906,1907.
• 1
Digitized by Google
Chronik.
Ergänzungen zum Goedeke.
Ein Stück Romantik aus der Bibliographie der
deutschen Romantik. Wirr im Kopf wird dem Ärmsten,
der heutzutage esunternimmt,ein vollständigcsExemplar
der Werke des gclcscnstcn unter den Romantikern,
Achim von Arnims, zusammenzustellen. Zunächst
versucht eres mit der crsUn Ausgabe als der begehrens-
werteren. Aber bald belehrt ihn Goedeke (zweite Auf-
lage Band VI S. 77 Nr. 61}, daß von dieser Berlin
i839f (und folgende) erschienenen Ausgabe nur Band I
bis III und V bis VIII existieren sollen. Diese Angabc
ist, obwohl aus der alten Auflage wieder abgedruckt,
nicht richtig. Tatsachlich sind viel mehr Bände in
dieser ersten Ausgabe erschienen; es existieren Bände
mindestens bis Bandzahl 19. Immerhin gibt die Zu-
sammenstellung aller Bande dieser ersten Ausgabe der
Werke keine vollständige Sammlung, da wenigstens
Band IV (Die Kronenwächter Band II) fehlt. Somit
muß man sich an die zweite von Goedeke richtig ver-
zeichnete Ausgabe in 22 Bänden halten; dieselbe ist
datiert Berlin 1853 — 56. Da vollständige Exemplare
der samtlichen Werke Achim von Arnims fast gar nicht
mehr im Handel vorkommen, muß man die einzelnen
Bände mit Eifer und Geduld nach und nach zusammen-
tragen, und es ist nicht so schlimm, wenn dabei einige
Bände aus der ersten Ausgabe mit den Jahreszahlen
1839, 1840 usw. dazwischcngcratcn. Denn die An-
ordnung des Textes, Format, Bandzahl usw. decken
sich; es wirken keine besonderen Verschiedenheiten
störend im Ensemble.
Hingegen muß ein Warnungsmf erschallen, wenn
sich Bände aus einer dritten, unserem Pfad weiser
Goedeke ganz unbekannten „Neuen Ausgabe", die in nur
21 Bänden vollständig ist, hinein verirren, welche durch-
weg die Bezeichnung „Berlin, von Arnims Verlag" und
die Jahreszahl 1857 trägt. Nicht deshalb sei gewarnt,
weil diese dritte Ausgabe etwa minderwertig wäre; denn
sie hat vielmehr Vorzüge vor den früheren und die
Korrektheit des Textes ist die gleiche wie die der
anderen, da es sich bei allen drei Ausgaben um den-
selben Druck handelt. In hohem Grade unangenehm
ist es aber, daß diese dritte Ausgabe der sämtlichen
Werke eine an sich sachgemäße Umstellung der
Bände mit neugedruckten Doppeltiteln aufw eist, so daß
Band I-V die Novellen, Band VI-X die Schaubühne,
Band XI— XIV des Knaben Wunderhora, Band XV—
XVI die Kronen Wächter, Band XVII— XVIII Gräfin
Dolores, Band XIX— XXI Landhauslebcn, Fäpstin
Johanna und Gedichte enthält
Enttäuschung erlebt also der glückliche Käufer von
Band IV, wenn solcher die Jahreszahl 1857 aufw eist, denn
die Kustode sagt ihm, daß er Band X der älteren Aus-
gabe in Händen hat und das Titelblatt und Inhalts-
verzeichnis recht haben, wenn sie den Inhalt mit Novellen
Teil 4 angeben.
Dagegen hat es der Bibliophile entschieden besser,
der nur diese „neue" Ausgabe (für Goedeke neu im
wahren Sinne des Wortes) „sammelt"; denn neben
dem Vorzuge, daß Zusammengehöriges sich anschließt,
bedenke man, daß der neben Band IV ebenfalls recht
schwer erhältliche Band XXII gar keine Kopfschmerzen
verursacht, weil er gar nicht existiert! Und doch ist diese
seltsame und seltene Ausgabe ganz vollständig. Die
Auflösung dieses Rätsels enthüllt uns Band V der
neuen Ausgabe (1857); er umfaßt nämlich die Bände XI
und XII der älteren Ausgaben, d. i. Wintergarten Teil I
und II als einen Band, was ganz vernünftig ist, da diese
Bände ziemlich dünn sind.
Es ist also die neue (dritte) Ausgabe der sämtlichen
Werke eine vollständige, aber zugleich vollständig um-
geordnete Titel • Auflage, d. h. mit unverändertem
Text oder richtiger w ieder benutztem Druck der älteren
Ausgaben, so daß man sich bei einer Zusammenstellung
der Werke A. v. Arnims, wenn man alle drei Ausgaben
hierzu verwendet , nicht nach der Bandzahl des Titels,
sondern nach dem Inhalt der Bände oder einfacher
nach der Bandzahl der Kustoden am unteren Rande
der ersten Seite jedes Bogens richten muß.
Die falsche Angabe Goedekes ist um so seltsamer,
w eil auf den Umschlagen der späteren Bände, die nicht
so selten sind und ihm dennoch entgingen, gedruckt
steht, welche Bande bereits erschienen sind. So enthält
beispielsweise der mir vorliegende, im Jahre 1846 er-
schienene Band XVI auf der letzten Umschlagseitc die
Notiz „bis jetzt erschienen: Bd. I— III, V— XVI", die
obendrein mit Titelangabc einzeln aufgeführt sind; femer
„In Kurzem erscheint : Des Knaben Wunderhom 1 1 1. Bd."
Übrigens findet sichbeiGoedekeanandet er Stelle(Bd.VI
S. 73 No. 12 unter Wunderhom) die richtige Angabe
bezüglich der Bande XIII, XIV, XVII und ihrem Er-
scheinungsjahre (1845 und 46). —
Schließlich sei im Heine-Gedenkjahr noch einer
vergessenen Heine - Ausgabe gedacht, die ebenso
hübsch wie selten ist. Eigentlich sind es deren zwei
sogar, aber die eine ist offenbar aus der anderen ent-
standen. Es sind 22 reizende Bändchen in Duodez,
nämlich Teil 1 — 18, Neue Folge Band 1— III und ein
Bändchen; Heinrich Heine, Erinnerungen von Alfred
Meißner, die samtlich in grünen ornamentierten Um-
schlägen in Amsterdam bei M. H. Binger & Söhne in
den Jahren 1854—56 erschienen sind. In Meyers
Heine- Bibliothek findet sich dieses Schlußbändchen
mit der Bezeichnung „Nachdruck" auf S. 97 angeführt,
aber die vorangehenden 21 Bände sind ihm entgangen.
Anscheinend hat ein Verleger H. Nijgh in Rotterdam
eine Titel Auflage in gleicher Ausstattung im Jahre
1860 veranstaltet, wenn es sich nicht um eben neuen
Nachdruck handelt. Auch diese Rotterdamcr Ausgabe
fehlt bei Meyer.
Daß auch die Literatur über Heinrich Heine sich
in der genannten Bibliographie bedeutend vermehren
läßt, sei nebenbei erwähnt. Es fehlen interessante
Bücher wie z. B. der Illustrierte Volkskalcndcr für 1853,
herausgegeben von Hoffmann, Stuttgart bei Hallbergcr,
der zwei Radierungen von Neureuther zu Heine ent-
hält. Unter 1845 vermisse ich die Abhandlung von
Digitized by Google
«3
A. Rüge über die neueste deutsche Poesie Heine usw.\
die im Telegraph 1845 Nr. 4 enthalten ist. L'ntcr 1844
fehlt Lud. KehSiabs „Paris im Frühjahr 1843", in
drei Banden, Leipzig 1844; hier wird im 33. Brief ein
Zusammentreffen mit Heine geschildert. Auch der
Telegraph von 1844 bringt in Nr. 1 einen Aufsatz von
G. S. (Schirges): Heine in Hamburg,
Die bei Meyer Seite 77 aufgeführte Ausgabe der
neuen Gedichte, zweite Auflage, Hamburg und Paris
1844, ist zwar korrekt angegeben, aber der Zusatz:
„Exemplare mit dem Vorwort geboren zu den größten
Seltenheiten" etwas stark ubertrieben; der Zusatz ,, ziem-
lich selten" wäre das Höchste, was man bewilligen kann.
Sodann sei noch für das Jahr 1843 auf die fehlenden
„Briefe eines Deutschen aus dem Exil" Wintcrthur 1843,
aufmerksam gemacht, die eine Notiz über Heine ent
halten, sowie für 1834 die dort fehlenden Koman/en
und Balladen, welche Kaßmann in Quedlinburg 1834
[Literaturkatalog 10t von Max Harrwit/ Berlin Nr. 896]
erscheinen ließ und die zwei Gedichte von Heine
enthalten.
Besonders interessant ist aber die Rezension der
Tragödien, welche im Jahre 1823 in Nr. 51 auf
Seite 401 — 4 des litcraris« hen Wochenblattes ,,Hckatc"
erschien und Fr. Meyer entging. Auch für das Jahr
1837 kann das Taschenbuch für ernste und heitere
Poesie, Auswahl deutscher Gedichte, herausgegeben
von Ad. Glaßbrenner, sechs Teile, Berlin 1837, heran-
gezogen werden, da es Beitrage von Heine enthalt.
Unter 18; 1 fehlt die Zeitschrift „Der Sammler", ein
L'ntcrhaltungsblatt, das im Jahrgang XIII. Wien
1821 in Nr. 95 Byrons Manfred, nachgedichtet von
H. Heine und in Nr. 125 „Der Herbst" von Heine ent-
halt. Schließlich ist noch für 1838 das seltene Taschen-
buch „Ich gedachte Dein", zu erwähnen, das Joh.
Greger in Walterhof im Fichtelgebirge 1838 heraus-
gebracht hat (vgl. meinen Literaturkatalog 101 Nr. 1261),
in dem sich „Das Herzweh oder die Wallfahrt zu
Maria, eine Legende" verändert wieder findet
Derartige Ergänzungen werden sich leicht ver-
mehren lassen und es wäre wünschenswert, wenn neu-
gefundene Nachträge allgemein bekannt würden.
Berlin. Mar Harrwit:.
Ein Gelegenheitsgedicht des Barden Sined. Zu
Gocdckes „Grundriß zur Geschichte der deutschen
Dichtung" (2. Aull) $ 218, 1 1 — 4, icxjf. Unter den
bardischen Gclegenheitsdichtungcn des Wiener Barden
Sined. d. i. Joh. Nepomuk Cosmas Michael Denis,
befindet sich auch ein Hochzeitsgedicht auf die Ver-
mählung eines einstigen Schülers, das in der Sammel-
ausgabe „Ossians und Sineds Lieder", Wien 1784,
V, 157 ff. abgedruckt ist. Doch existiert auch ein Einzel-
druck des Gedichtes, auf den P. v. Hofmann Wcllcnhof
in seiner Monographie „Michael Denis. Ein Beitrag
zur deutsch-österreichischen Literaturgeschichte des
XVIII. Jahrhunderts", Innsbruck 1881. auf Seite 199,
Anm. 5 hinweist. Obwohl nun von Gocdeke diese
monographische Arbeit bereits herangezogen worden
ist, entging ihm doch die Notiz, aus der sich der voll-
standige Titel des seltenen Einzeldruckes übrigens
nie ht entnehmen labt.
Em Exemplar dieses verschollenen Druckes wird
in der Fcrdinandrums Bibliothek zu Innsbruck auf-
bewahrt; es trägt die Signatur F. B. 3093(7) und fuhrt
den Titel.
T>cr / StumenßraitJ , / am / pcnflerifcritouffniit-
tifcfjcn ymutluijc / gefunden / doh / Sineo oem Uar-
oett, / imo ron 21. p. / einem Dercb.rer / ocs / neu-
perlobten paares, / jum Drude befördert. / tt^flT,
/ georueft bey 3c.bami Ibomas €Meu o. Craltnent,
/ K. K iMbudiörucfent uni> yu+fjäiiolern. / [77
4°. 4 131-
DerTexideszuölfstrophigenGedichtes — die Strophe
zu sechs Versen — lauft von Blatt 2»— 4»; zu Beginn auf
Blatt 2» ist die Cbcrschrift „Lied" und unter Blatt 3»
die Blattzahlung 3* angebracht. Das Gedicht ist auch
im Leipziger Muscn-Almanach für 1777, S. 207 ff. ab-
gedruckt.
Graz. Otmar Si hissel von Fiehnenberg.
Shakespeares Spuren lassen sich wohl von seiner
Wiege bis zum Grabe verfolgen, aber im ganzen ist
das Licht spärlich, das uns seinen Lebensweg erhellt.
Die Hoffnung ist dennoch niemals aufgegeben worden,
daß eine gründlichere Durchforschung öffentlicher und
privater Urkunden manche Aufklarung zutage fordern
wurde. Eine solche gelang Sir Henry Maxwell Lyte,
dem stellvertretenden Direktor des Staatsarchivs, der
durch einen Fund den Vorhang abermals gelüftet und
einen Mosaikstein Dl dem Lcbensbilde des großen
Dichters hinzugefügt hat. Diese Entdeckung besitzt
jedenfalls den Wert, daß nach peinlichster Prüfung an
ihrer Echtheit von keiner Seite gezweifelt wird.
Sir Maxwell Lyte und der als historischer Forscher
bekannte Mr. W. U. Stevenson, hatten den Auftrag er-
halten, das Hausarchiv des Herzogs von Kutland in
Belvoir Castle durchzusehen, und bei genauer Durch-
arbeitung dcrHaushaltungsbucher dcrFamilic während
des XVI. und XVII. Jahrhunderts fanden sich auch in
einem Bande die Rechnungen des sechsten Grafen von
Kutland, beginnend mit dem August 1612 und endend
mit dem August 1613. Der wörtliche Inhalt der zur
Sache gehurigen Stelle lautet:
„Item, 3t Martii 1613. to Mr. Shakspearc in gold
about my Lorde s impreso, Xliiijs; to Richard Bur-
bagc for paynting and making it, in gold X 1 i i i j s."
Der Buchfuhrer hieb Thomas Scrcvin und der Posten
war angesetzt unter der Generalüberschrift „Paymentcs
for houshold stuff, plate, armour, hammers, anvyles and
repai acions".
Um die Angelegenheit verstehen zu können, wird
es nötig sein, über die damaligen Sitten des Adels einige
Worte zu sagen. Des Poeten naher Freund und pro
fessioneller Kollege Burbage war der Teilhaber des
ihm von dem Grafen von Rutland gewordenen Mode-
auftrags, und es muß hierbei in Erinnerung gebracht
werden, daß Burbage ebenso als Zeichner und Maler
wie als Schauspieler von seinen Zeitgenossen anerkannt
8 4
Chronik.
wurde. Ohne weiteres vermag ferner das Wort „Im-
presso" oder damals korrekter geschrieben „Imprcsa"
nicht verstanden zu werden. Vielfach bezeichnet es ein
heraldisches, mitunter aber auch nicht streng heral-
disches Wappen mit Wahlspruch, Motto oder Devise.
Zur fraglichen Zeit bedeutete es in der Kitterwelt in-
dessen hauptsächlich eine en miniature gehaltene de-
korative Verschönerung des Schildes, der Waffe und
Rüstung nebst einem klassischen und oft in irgend
einer Beziehung zu dem Besitzer stehenden Zitat aus
alten oder modernen Dichtem. Sir Philip Sidncys
„Impresa" hatte z. B. den Wortlaut „Sine refluxu".
Das Game wurde in seiner dekorativen Ausstattung
als ein moderner Sport behandelt.
Shakespeare erwähnt ein „lmprese" in „König
Richard II." und zwar heißt die betreffende Stelle
(Act III, Sc i, 1. 25): „Whilst you have fed upon
my signories, Dispark'd my paiks and felld my
forest-woods, From my own Windows tom my house,
hold coat, Raz'd out my impress, leaving me no sign,
Savc mcn's opinions and my living blood, to show the
world I am a gentlcman."
In der SchlcgelTieckschcn Übersetzung findet sich
der obige Passus in der Milte der zweiten Szene wie
folgt wiedergegeben 1
„Indessen ihr geschwelgt auf meinen Gutern, mir die
Geheg' entfegt, gefallt die Forste, Mein Wappen von
den Fenstern mir gerissen, den Wahlspruch mir ver-
löscht, kein Zeichen lassend, Als Anderer Meinung und
mein lebend Blut."
Im Jahre 1613 am Lady Day (25. März) erschien
der Graf von Kutland in einem Turnierfest vor dem
Königjacobl.mit seinem neuen,,/»///-««" und wird hier
der Name des sechsten Grafen von Rutland zum ersten
Male mit Shakespeare in Verbindung gebracht. Sein
Onkel stand in nahen Beziehungen zu dem Grafen von
Southampton, bekannt als Shakespeares Gönner, und
seine Tante war die einzige Tochter von Sir Philip
Sidney.
Ein interessanter, auf den sozialen Unterschied
zwischen Shakespeare und Burbage hinweisender Um-
stand wird durch die in Frage kommende Eintragung
sehr deutlich veranschaulicht; Der erstcre wird Mr.
Shakespeare genannt, weil er 1 599 von dem Herolds-
amt die Berechtigung erhalten hatte, ein Wappen
zu führen und den Titel „Gentleman" beanspruchen
konnte. Im übrigen wurde die Honorierung für beide
in gleicher Höhe bewertet, d. h. jeder erhielt 44
Schilling in Gold, vielleicht in der sogenannten „Angcls"
ä It Schilling oder in Doppelkronen. Es bleibt zu
bedauern, daß die Entdecker des Fundes, da ihnen
das herzogliche Schloß und die Archive zu Gebot stan-
den, nicht methodischer vorgegangen sind und zu
ermitteln suchten, welchen Wahlspruch der Dichterfürst
dem Hause Kutland damals gegeben hatte Hierdurch
wäre der Schatz erst vollständig gehoben worden;
jedenfalls aber hätte man das Eingeständnis erwarten
können, daU trotz aller aufgewandten Muhen und allen
Nachsuchens auf allen Wappen, Schildern, in Turnier-
büchem und Chroniken nichts Bezügliches zu identi
fizicren gewesen sei.
In denselben Rechnungen, drei Jahre später in-
dessen, kommt wiederum eine Eintragung für Burbage
vor hinsichtlich eines ,. Impresa", honoriert mit 4 C St.
18 Schilling zu einem Turnier, in welchem der Graf
diesmal am 25. März 1616 vor Jakob I. kämpfte. Leider
nur aus zu triftigen Grüuden konnte sich Shakespeare
an der Ausfuhrung dieses „Impresa" nicht beteiligen,
denn er lag um diese Zeit auf seinem Sterbebette.
Einen ferneren Beitrag zur Shakespeare-Forschung
lieferte Mr. C. W. Wallace, ein amerikanischer Professor,
der in dem Archiv der Stadt London unter den alten
Prozeßakten eine Klage von „William Shakespeare,
gentlcman" an das Tageslicht hervorzog. Das Klage^
objekt bildete ein Haus in der Nähe von Blackfriars
in London.
London. Otto von Schleinitz.
Goethe und das Duell.
Der Zufall spielte mir jüngst ein Buch „Uber die
Abschaffung der Duelle auf unseren Universitäten" in
die Hand, das nach verschiedenen Richtungen hin In-
teresse erwecken dürfte. Der Titel lautet:
Wie die Duelle, diese Schande unseres Zeitalters,
auf unsern Unh'ersitiiten so leicht wieder abgeschafft
werden tonnten , nachgewiesen von Dr. Heinrich
Stephan! , k. bair. Kirrhenrathe, Dekane und Ehren-
ritter des k Hausritterordens vom h Michael. Leipzig
1828, F. A. Brockhaus.
Zuvörderst dürfte das Buch für die Bibliographie in-
sofern in Betracht kommen, als auf Seite 131 ein ürief
Goethes vom 5. Januar 1792 mitgeteilt wird, der zwar
bereits in der Weimarer Sophien Ausgabe 4. Abteilung,
9. Band, Seite 293 abgedruckt ist, ohne jedoch den
Adressaten namhaft zu machen. Der Brief hat folgen-
den Wortlaut:
„Den mir von Ew. Hochwohlgcbl. zugesandten
Entwurf eines Planes zur Abschaffung der Duelle
habe mit Vergnügen gelesen und mich über den
Gesichtspunkt gefreut, aus dem so viele hoffnungs-
volle junge Leute diesen Gegenstand ansehn. Ich
werde nicht verfehlen, Serenissimo sogleich das ein-
gereichte Schreiben mit den Beilagen vorzulegen
und wünsche mir Einfluss genug, diese gute Sache
befördern zu helfen, und dabei das schmeichelhafte
Zutrauen zu verdienen, womit mich ein so schätz-
barer Theil unsrer akademischen Bürger beehrt hat.
Weimar, den 5. Jan. 1792.
/. W. Goethe.
Wie sich aus dem Buch von Stephani ergibt, ist
der Brief an einen Herrn von Deyn gerichtet, einen
der Deputierten der zur Abschaffung der Duelle ver-
bundenen Landsmannschaften.
Was die Anteilnahme Goethes an diesen Bestre-
bungen anlangt, so ergeben die in der Stcphani.schen
Schrift mitgeteilten Aktenstücke, daß sich Deputierte
eines großen Teiles in Jena Studierender in einer Ein-
gabe, de dato Jena den 19. November 1791, an den
Grothcrzog von Weimar gewandt haben mit dem Pe-
titum: „dass sich alle Rechtschaffen denkende unter
den Studirenden zu dem Zwecke vereinigen möchten.
Chronik.
85
unter dem gnädigsten Guthcisscn Ew. Herzog!. Durchl.
ein Paktum zu errichten, wodurch jeder dem Zwei-
kampfe entsagte ; zu gleicher Zeit solche Bestimmungen
zu verabreden, welche die Khrc eines jeden ge^en alle
Beleidigungen in Schutz nehmen, und die wir zu seiner
Zeit iur gnadigsten Bestätigung und Approbation vor
zulegen nicht ermangeln werden." Sie bitten ferner
„um Ernennung einiger Comissarien, unter deren Auf-
sicht und Leitung sie diesen wohltätigen l'lan aus-
führen können. Wurden dabei Ew. Herzog). Durch-
laucht auf den Geheimenrath Goethe, und unter ihren
hiesigen Lehrern auf die Hofrathe Schnauben und
Schutz gnadige Rücksicht nehmen, so wurden sie sich
eine desto glücklichere Vollendung versprechen, je all
gemeiner und grosser das Vertrauen der hiesigen
Studircnden zu diesen vortrefflichen Mannern ist."
Die erbetenen Kommissarien wurden auch vom
GroUherzog bewilligt und unter deren Leitung, vermut-
lich mithin unter Mitwirkung von Goethe, ein Plan zur
Abschaffung der Duelle ausgearbeitet, der zuvorderst
den respektiven Landsmannschaften zur Begutachtung
unterbreitet, sodann in einer Eingabe vom 3. Januar
1792 an „die Durchlauchtigsten Erhalter der Gesammt-
Akademie Jena zur hohen Einsicht und gnadigsten
Ausfuhrung" vorgelegt wurde. Diese Eingabe enthalt
den l'lan, den Goethe in seinem an den Deputierten
von Dcyn gerichteten Schreiben vom 5. Januar erwähnt.
Diesem Plane ist auch der Entwurf von „Gesetzen"
beigefügt, der in der Stephanischen Schrift S. 120 ff.
abgedruckt ist. Er zerfallt in allgemeine Gesetze und
spezielle Gesetz«. Die allgemeinen Gesetze enthalten
nichts Bemerkenswertes. Nummer 1 erklärt: „Jeder
Student hat nach dem Ausspruche der gesetzgebenden
Vernunft mit dem andern gleiche Rechte."
Nummer y. „Wer von dem andern in seinen Rech-
ten gekränkt wird, darf sich weder durch Zweikampf
noch andere Mittet Selbstgenugthuung verschaffen;
sondern muss sich darum an das akademische Gericht
Hingegen enthalten die spericllen Gesetze einige
merkwürdige, kulturhistorisch nicht ganz uninteressante
Bestimmungen. Schon Nr. 1 mutet merkwürdig an:
„Da die Rechte unter den Studirenden gleich sind, so
ist jeder gehalten, dem andern die Hälfte auf der
Strasse, oder wo sie sich sonst begegnen, auszuweichen."
Nr. 4 lautet: „Wer den andern schimpft und ihm
der Ehre nachtheilige Dinge entweder ins Gesicht oder
hinter dem Rücken sagt, muss im überwiesenen Falle
vor dem akademischen Gerichte dem beleidigten Theil
in Gegenwart mehrerer Freunde, die dieser mitzu-
bringen das Recht hat, öffentlich Abbitte thun, auch in
sehr gravirten Fällen sogar eine schriftliche Ehren-
erklärung ausstellen. Pasquillanten werden mit acht-
tägigem Carcer bestraft."
Die Nummern 6 und 8 regeln im folgenden das
Schlagen mit der Hand:
„Jeder einfache Schlag mit der Hand wird mit
zweitägigem Carcer bestraft, es mag der Schlagende
von dem andern geschimpft worden sein oder nicht."
„Mehrere Schläge mit der Hand werden mit acht
und mehrtägigem Carcer bestraft."
„Damit die Carcerstrafe gehöriges Gewicht erlange,
so wird aj Niemand anders als dem Wächter oder
einem Atzte erlaubt, zu dem Gefangenen zu gehen,
b) Darf ihm des Morgens nichts als eine Portion Kaffee,
des Mittags Suppe, Gcmuss und Fleisch, des Abends
eine Portion Braten, und als Getränke nicht mehr ab
zwei Maas Bier, Wasser aber in beliebiger Menge ge-
geben werden."
Nummer 1 1 setzt strenge Bestimmungen für Aus-
übung des eigenen Hausrechts wie folgt fest:
„Wer in seinem Zimmer den andern auf eine grobe
Art, ohne vorhergegangene Beleidigung, oder ohne
vorhergegangenes höfliches Ersuchen, ihn allein zu
lassen, oder sonstige vorhergegangene Erklärung, dass
er sich dessen Besuche verbittet, zur Thure hinaus
weist, oder gar hinauswirft, wird im ersten Falle mit
eintägigem, im zweiten mit zweitägigem Carcer be-
straft."
Am eigentümlichsten berührt Nr. 12, die einen
wunderbaren Einblick in die damaligen unter den
Studenten und zwar wahrscheinlich nicht nur unter den
Jenenser Studenten augenscheinlich herrschenden Ge-
brauche gewahrt,
„Das Begiesscn mit dem Nachttopfe ohne vorher-
gegangenes dreimaliges Kopfwegrufen wird das erste
Mal mit dreitägigem Carcer, das zweite Mal, wenn es
in einer Frist von sechs Monaten geschieht, mit acht
Tage Carcerstrafe belegt. Ausserdem muss er die be-
schädigten Kleidungsstücke bezahlen"
Scharfe Bestimmungen enthalten die Nummern 14
und 15s
„Wer sich wirklich schlägt, wird cum infamia rele-
girt und zugleich sein Vaterland davon benachrichtigt."
„Wer einem Zweikampfe beiwohnet, wird als Theil-
nehmer einer solchen entehrenden Thorheit gleichfalls
relegirt."
Irgend etwas darüber, was weiter aus der Eingabe
beziehungsweise aus dem ganzen Plan geworden ist,
ist aktcnmaüig nicht bekannt. Stephani erwähnt (S. 97).
da& ein hierüber gepflogenes Gespräch mit Goethe
nicht viel Gutes ahnen lasse,
„denn dieser Hess die Worte fallen, dass man die
Eingabe nur für das Werk einiger bessern Köpfe hielt,
dasselbe dem noch rohen Geiste des grossen Haufens
aber nicht entspräche; und es sei eine Maxime der
Rcgicrungsklugheit: ,Die Menschen nicht so zu be-
handeln, wie sie sein sollten, sondern wie sie wirklich
sind'."
Die Eingabe scheint einfach ad acta gelegt worden
zu sein.
Berlin. Dr. Ernst Magnus.
Verschiedenes.
Der VI. Band von KUmschs Jahrbuch (1903) mit
seinen vielen technischen Abhandlungen und Berichten
über Neuheiten aus dem Gesamtgebiete der graphi-
schen Künste enthält wieder mehrere für unsere Leser
ganz besonders interessante Artikel. Friedrich Bauer
erörtert den modernen Buchiiiel. Bauer beginnt mit
Digitized by Google
86
Chronik.
einer Geschichte des Titelsatzes; es ist unsern Lcsem
ja bekannt, daß die ersten Hucher, auch die gedruckten,
noch keinen Titel führten, sondern mit einer vollen
Seite, meist einem schongezierten Initial unter den
Einleitungsworten: „Hier beginnt das Buch" anhoben.
Erst allmählich loste sich die Überschrift vom Texte
und nahm langsam die ganze erste Seite in Besitz.
Bauer erwähnt lobend die lapidare Kürte der ältesten
Titel und bringt in seinen, dem Text eingestreuten Ab-
bildungen ein paar Beispiele aus den verschiedenen
Jahrhunderten, mit dem Teuerdank von 1517 begin-
nend. Der Begriff eines „modernen" Buchtitels, meint
Bauer, sei sehr unbestimmt und bestünde oft nur darin,
daß der sogenannte Titel an seinem Platze über-
raschend eigenartig oder auch absonderlich wilkc, so
dali mancher alte Titel unter die Rubrik „modern" in
diesem Sinne fallen dürfte. Zweiunddreißig wirkliche
Buchtitel in verkleinertem Maßstabe dienen dem Artikel
als Anschauungsmaterial. Der Verfasser bestimmt zu-
erst die Teile des Titels und stellt dann allgemeine
buchasthetische Sätze auf, wie sie xum Teil an dieser
Stelle schon vielfach ausgesprochen worden sind, zum
Teil mir aber auch zu rigoros erscheinen. So heißt
Satz 2: Der Titel soll so wenig als möglich verschie-
dene Schriftgrößen aufweisen. Da auf einem Titel nur
Notwendiges stehen soll, so habe es keinen Sinn, einen
Teil des Wortlauts durch übermäßige Kleinheit vor
dem übrigen zurücktusetzen. Hier entscheidet meines
Erachtens die Augenfälligkeit allein. Die übrigen For-
derungen des Autors sind so berechtigt, daß manches
als selbstverständlich erscheint, gegen das doch viel
verstoßen wird, wie gegen Satz acht, der lautet:
Zierat auf dem Buchtitel ist auf das äußerste zu be-
schränken! Die Zeit der goldüberklcxstcn Pracht-
ausgaben ist ja glucklich überwunden, aber es gibt
unechte „I.icbhabcrbändchen", die eben so schlimm
sind wie jene und ganz besonders wird auf der er-
giebigen Flache der Dcdikationsexemplare gesündigt,
so daß sie bisweilen reliefierlen Landkarten gleichen.
Mit einigen Worten über den Charakter des
Rcklametitcls, der ja dem Buchumschlag und lnncn-
titcl nahe verwandt ist, endet der Aufsatz. Ihm
schließen sich zwei Artikel von Wilhelm Hellwig an:
„Neubuchstaben für den Sprachschatz" und „Die Sats-
technik des Auslandes" . Erstcrcr ist auf sprachver-
gleichcndcr Grundlage aufgebaut und behandelt, nach
Ländern geordnet, Versuche auf dem Gebiet der Neu-
schaffung und interessiert mehr den Neuphilologen;
letzterer beschäftigt sich ebenfalls mit Vergleichen, die
sich aber auf das Handwerksmäßige, sozusagen auf
das eigentliche Typenbild beziehen.
Aus der großen Reihe weiterer wertvoller Beiträge
erwäline ich noch : Die Reproduktion von Karten und
Planen von Friedrich Hesse — Die Spielkartenfabrika-
tion von August Weichelt — Über den Lichtdruck in
den Tropen von A. Saal — Papiergefuge und Bedruck-
barkeit von Dr. Paul Klemm.
Besonders letzterer Artikel verdient die Beachtung
unserer Leser. Man weiß oft nicht, an welcher Tücke
eine sorgsamst vorbereitete Reproduktion scheitert,
eine gepflegte Type ihre Schärfe verliert. Über die
verschiedenen Strukturen im Papier und ihre Ver-
wendbarkeit, über die Ungccignetheit spaterer Nach-
glättung der Oberfläche, über die Art, die Struktur
eines Papiers beurteilen zu lernen, gibt Dr. Klemm
wichtige Fingerzeige,
Der in graues Englischleinen mit grau-goldner
Titelpressung gekleidete Band entspricht natürlich in
seiner sorgsamen Einfachheit den ästhetischen Grund-
sätzen seiner Mitarbeiter. Das graublaue, leicht ge-
musterte Vorsatzpapier, der scharfe einheitliche Druck
auf schön gerieftem Material, die tadellos ausgeführten,
auf farbigem Karton aufgezogenen Buntdruckbcilagcn
respektive die Heliogravüren auf Kupferdruckpapier
bilden ein harmonisches Ganze. -m.
Oskar Bie: „Der Tans". Verlag von Bard, Mar-
quardt & Co., Berlin 1906.
Ein ästhetischer Univcrsalismus, der Bie „die Zeit,
alle Zeit in beweglichen Dingen" rhytmisieren heißt,
gibt seinem Buch — ganz abgesehen von der virtuosen
Sprachtechnik, plastischen Deutlichkeit und schließlich
fast dichterischen Gestaltung des Stoffes — vor allem
jenen weiteren Horizont, den wohl alle Werke über
das gleiche Thema vor Bie pedantisch-einseitig ver-
missen üeßen. Noch vor den Rhytmen des Tanzes
lauscht Bie den Khytmcn des freieren Sturmes, der
über die Steppen wandert, dem wechselnden Liede
der Ströme und Meere, dem Rhytmus der zeitlichen
Wolken, die über den Berghang tanzen. Rhytmus
ist alles: „Der gesellschaftliche Verkehr", „Das Fest
der Elemente" — zwei geistreiche Kapitel aus dem
Bicschcn Buche, die die Entstehung des „Tanzes als
Kunstwerk" einleitend illustrieren, bis es dann „Die
Musik" vollenden hilft, die sich als abstrakte Kunst
übrigens von rein physischen Rhytmen langst befreit
hat. Indes spricht Bie nicht allein als Ästhet, er will
zeitweilig auch Gelehrter sein, der aus Quellen erhärtet,
wie er zu Prinzip und Anschauung kam. Uns mag
seine Vielseitigkeit um so erw ünschter sein, als er auf
seinem Marsch durch Kunst und Natur häufig genug
Gebiete aufdeckt, die nur selten beschritten oder
besser: heute schon wieder vergessen sind. Bie spricht
vom Rhytmus des Feuers, den prunkliebendc Höfe
zu festlichem Schauspiel in ihre Dienste stellten : dabei
gibt er die wichtigsten Bibliographien verschollener
Feuerliteratur. Er gibt die Entwicklung des „Gesell
schaftstanzes" von der Renaissance, die ihn erst schuf,
bis herauf ins XIX. Jahrhundert: dabei vergißt er nicht,
die wichtigste Tanzliteratur zu zitieren. Arbeau in
Frankreich, die Italiener Caroso und Ncgri, die spateren
Franzosen Feuillet, Rameau, Noyerre— Noycrrc fuhrt
das große Wort namentlich in Bies entzückendem
,. Ballet" — , selbst Tauberts dicker und langweiliger,
aber doch „Rechtschaffener Tanzmeister" von 1717,
dann um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts
Cellarius" Tanzlehrbuch defilieren an der Seite weniger
berühmter Kollegen vorbei. Einer der glücklichsten
Essays, „Der Tanz im Dienst", stellt Kulturelles aus
jüngster und älterer Zeit hart nebeneinander, aber man
wird die historischen Ausführungen über den sich
Digitized by Google
Chronik.
87
mählich entwickelnden und ästhetisch ebenso oft wie
kriegerisch verwerteten Rhytmus des Soldatcntums
mit nicht geringerem Vergnügen lesen, als etwa Bics
Skizzen über Geschichte und Wesen des Sports.
Im übrigen: ein bibliophiler Band, dem die ganze
Sorgfalt unserer Zeit die geschmackvollste Ausstattung
lieh. Auf weiches rotes Leder ist in Gold eine Tänzerin
eingepreßt, die sich graziös auf blutenbestreuter Wiese
dreht. Hinter ihr, gleichfalls in Gold, beschnittene
Taxushecken. Dann grun weißes Vorsatzpapier mit
Blumenmotiven und einfacher Lyra in jeder Ecke.
Unter den Kunstbeilagen — es sind ihrer im ganzen
gerade hundert — muH man kaum eine besonders
hervorheben; die Illustrationen zu Bies Text sind den
Werken der besten Meister aller Volker entnommen.
Die Art, wie sie den Text des liui hes unterbrechen,
zeugt übrigens von raffiniertem Geschmack. Zwischen
weitem, schönleitrigcm Büttenpapier tragen unaufdring-
liche, schwere grau-braune Sonderblätter die Repro-
duktionen. Watteaus farbige „Gesellschaft im Freien"
ruht als Titelbild auf schwarzem Hintergrund. Von
Karl Walser — auch die Tänzerin in Gold ist sein
eigen, die dann als eine der Hauptvignetten immer
wiederkehrt — rührt der Buchschmuck her. Bie hat
die graphische Darstellung der Courantc und des
Menuetts in sein Werk nicht mit aufnehmen wollen,
um, wie er selbst sagt, „die tänzerische Linie Walsers"
nicht zu unterbrechen. Das ist zugleich auch Walsers
beste Kritik.
Berlin. A'<?r/ Fr. Nowak.
Die öffentlichen Biblivthektn und die tthone Lite
ratur. Mit besonderer Beziehung auf die Colncr Stadt-
bibliothek von Dr. Adolf Keysser. Com 1903. Verlag
der Du Mont-Schaubergschen Buchhandlung. — Ver-
öffentlichungen der Stadt-Bibliothek in Cln. Beiheft 5.
VIII u. 26 S.
Die bemerkenswerte kleine Schrift tritt in warmen
Worten für eine Reform unserer öffentlichen Biblio-
theken nach der Richtung hin ein, daß sie nicht nur,
wie dies gegenwärtig meistens der Fall ist, rein wissen-
schaftlichen Zwecken dienen, sondern auch dem Unter
haltungsbedürfnis entgegenkommen sollen. Für die
richtige Schätzung der poetischen Literatur wäre die
Erkenntnis von hohem Werte, daß sie, sofern die Be-
nutzung der Bibliotheken jedermann gestattet und von
keinerlei Zwang oder Vorurteil eingeschnürt wäre, ein
vortreffliches Mittel sein würde, die ästhetische und
damit auch die ethische Bildung weiterer Volkskreise
zu fördern und das Problem einer einheitlichen Volks-
bildung seiner Lösung näherzubringen. Die praktischen
Vorschläge des Verfassers laufen darauf hinaus, daß er
den Bibliotheken eine Vermehrung ihres Besitzstandes
an Werken heimischer Dichter, sodann aber auch an
literargeschichtlichcn Werken, Reden, Briefen und Bild-
nissen von Dichtern, an guten Übersetzungen fremd-
sprachlicher Werke und nicht zuletzt auch an Romanen
empfiehlt. Keysser beklagt es, daß die Sammelarbcit
unserer Bibliotheken auf dem Gebiete der poetischen
Literatur noch nicht allgemein geregelt ist. „Haben
wir erst ein großes deutsches Bildungsanit, es wird
auch hier ein weites Feld für regulierende Tätigkeit
voi finden." Von den wissenschaftlichen Bibliotheken
erstreben einige große Zentralen annähernde Voll
standig keit; anderen, auf die Provinzen verteilten An-
stalten -- man hat sie unter dem Namen ,, Territorial-
bibliothekcn" genannt — , fallt dann die Aufgabe zu,
zunächst in größerer Auswahl das anerkannt Beste aller
Zeilen und Volker zusammenzustellen, hierauf aber die
ganze pocti>chc Literatur desjenigen räumlichen Ge-
bietes, für das sie zunächst wirken sollen, vollständig
zu vereinigen und damit an ihrem Teile zur Pflege und
Erhaltung eines blühenden Zweites der „Heimalkunst"
beizutragen. Die Colncr Stadtbiblioihek hat sich seit
einigen Jahrzehnten zu einer bevorzugten Stelle für die
Ansammlung und das Studium der gesamten Literatur
zur Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz
entwickelt, und Dr. Keysser legt am Schluß seiner
Ausfuhrungen das Programm dieser Bibliothek, deren
Direktor er ist, naher dar. Bei der Sammlung der
poetischen Literatur werden zwei verschiedene Rich-
tungen eingehalten. Es handelt sich zunächst um die
Werke derjenigen Dichter, die nach Geburt oder
wegen langjährigen Aufenthalls als Rheinländer zu be-
trachten sind, dann aber auch ohne Rucksicht auf die
Herkunft oder den Wohnort des Verfassers um alle
diejenigen Dichtungen oder Sammlungen von solchen,
deren Gegenstand dem Rhcinlande, seiner Natur, Ge-
schichte oder Sage entnommen wurde. Eine Kritik
dem dichterischen Werte nach wird bei der Aufnahme
ebensow enig geübt w ie nach Konfession oder politischer
Stellung der Autoren. Das liier aufgestellte Programm
ist im höchsten Grade nachahmenswert, und es bleibt
nur zu wünschen, daß sich recht viele Städte im deut-
schen Vatcrlande finden möchten, die Colns Beispiele
folgten.
Leipzig Gautzsch. Paul Seliger.
Ein paar hübsche Buchausstattungen verdienen er-
wähnt zu werden.
Der Segen, Dichtungen von Will Wesper ist in
der C, H. Beckschen Buchandlung in München (1905)
zum Preise von M. 2.40 erschienen. Der Buchschmuck
von Kate Waentig zeichnet sich durch entschiedene
Originalität aus. Er begleitet in Form von Kopf- und
Fußleisten den in schönen großen lateinischen Typen
gedruckten Text und ist in seiner Anordnung so eigen-
artig, daß man ihn nirgends einzureihen weiß. Bald
scheint es, als habe der Panzer eines Schalticrs das
Grundmotiv abgegeben, bald sind es pflanzliche Formen,
die variiert erscheinen. Der Umschlag besteht aus
einer Art bräunlicher Büttenpappe, von der ein dem
Prinzip der hängenden Fuchsien etwa allgelauschtes
Muster, auf tiefgrauem Grunde mit blauen Samen-
stcmpcln, sich vornehm abhebt Ein ausgespartes
rechteckiges Feld trägt den Titel. Die Rückseite trägt
rechts oben ein Signet: die Buchstaben C. H. B.
in einem von blauen Früchtchen erfüllten Ring. Das
gleiche hübsche Signet wiederholt sich auf dem
schmalen, glanzfascrigen Falz, der an Stelle des üblichen
88 Chronik.
Schmuzblattes steht. Unter dem Text des Titelblattes
befindet sich ein Rechteck, das mit assyrisch wirken-
dem Linienschmuck ausgefüllt ist.
Held und Holdin. eine Improvisation von Waller
Rodlo, gehört zu den Neuerscheinungen des Modernen
Verlagsbureaus (Curt Wigand, 1905, Berlin -Leipzig).
Der Buchschmuck beschränkt sich hier auf schmale,
zierliche Bcerenlcistchen in Corinthrot und ebensolche
Initialen, auf zwei Masken hinter dem Innentitel, und
einen Ritter als Cul-de lampe. Dieselben Masken bil-
in Goldpressung den einzigen Schmuck des ge-
corinthbräunlichen Deckels. Ganz reizendes
Vorsatzpapier, corinthfarbene Ritterspornblüten mit
feinem grünen Stielgewirr und mattgelblichen Zwischen-
feldern, ist zur Auskleidung verwendet worden.
Aus dem Verlag von A. Francke in Bern (1906)
rührt ein Band „Hochseitsspiel" von Carlot Sf rasser
her, der auf hervorragend schönem gerissenem l'apier
gedruckt ist und ebenfalls sehr niedlichen Vorsatz —
weiße Beeren an grünen Stengeln auf sanftgrünem
Grund — hat. Gegen den imitiert-pergamentnen Um-
schlag mit seinem vielen Gold und dem wahrscheinlich
heliogravürten Bachushaupt in Dunkelrot, ist allerdings
vom buchästhetischen Standpunkt sehr viel einzu-
wenden.
Unter den letzten Veröffentlichungen der Deut-
schen Verlagsanstalt in Stuttgart befindet sich u. a.
„Großmutter, ein Buch von Tod und Leben. Gespräche
mit einer Verstorbenen." Herausgegeben von Richard
Schaukai. Der graue halbrauhc Einband zeigt eine
feine Ziervignette in dunkelblauen Linien von Heinrnh
Vogeler, in deren Mittelschild der Titel in dunklem
Braun gedruckt ist. Die Vignette wiederholt sich ein-
farbig auf dem Schutzumschlag. Als Vorsatz wurde
ein geometrisches Muster in Gelb und Graugrün ge-
wählt Von vornehmer Wirkung ist der Innentitel,
dessen schwarze schlanke Typen nur durch zwei grau-
blaue Striche und ein winziges Kränzlein gehoben
werden.
Einesder neuesten Druckwerke aus den „Endymion-
Series" von George Bell & Sons in London ist der
Gedichtband von Alfred Tennyson. Die Illustrationen
stammen von Eleanor F. Brickdale und sind in der
bekannten etwas süßlichen englischen Manier gehalten:
sehr viel Figürliches und meist das Stoffliche des Ge-
dichtes zur Darstellung verwendet. Keiner Buch-
schmuck ist wenig vorhanden, doch findet sich grade
unter den stilisierten Blumenrahmen der Vollbilder
manche feine und zierliche Leiste, so unter anderem
die Schneeglöckchen zu „St. Agnes Eve" oder der
Rittersporn zur ,,Princess". Besonders hübsch gelungen
ist die Schluüvignette : Efeublätter um eine der Sonne
zujubelnde Lerche. Hier fallt auch der Hang zum
Kleinlichen weg, der englischen Durchschnittsillu-
strationen so oft anhaftet. — m.
Ein uraltes Volksbuch der Norweger, Snorre
Sturtassöns Königssagas (nach den Anfangsworten des
ersten Kapitels lange „Heimskringla" = die runde
Scheibe der Welt, bezeichnet), die das Leben der
norwegischen Könige bis 1 177 lebendig und volks-
tümlich schildern, ist in neuer, sehr wohlfeiler „National-
ausgabe" erschienen, die dadurch ermöglicht ist, daß
das norwegische Storthing, übrigens schon 1900, also
nicht erst unter dem Einfluß der gegenwärtigen natio-
nalen Bewegung im Lande, 20000 Kr. dazu bewilligte.
Bücherfreunde werden naturlich dieser billigen Oktav-
ausgabe die ursprüngliche in Quart von 1899 vor-
ziehen, die erste und bisher vorzüglichste Leistung
neuer norwegischer Buchkunst. Dem Verlag, J. M.
Stencrsen & Co. in Kristiania, gelang es, zu der sehr
reichen Illustricrung so hervorragende Künstler wie
die Maler C. Krohg, Gerhard Munthc, E. Werenskjold,
V. Wetlesen und andere zu gewinnen. Ihre Bilder
entsprechen dem altnordischen Geist des Werkes
meistens gut in ihrer alten Holzschnitt-Strichzeichnung;
namentlich Munthc, der auch ein Inilialalphabet und
zu jeder Seite oft abwechselnde Kopfleisten lieferte, ge-
bietet über eine echt nordische Phantasiekunst ; sein
Vermögen, auf kleinstem Raum eine Kreis- oder
Vicrccksform, die als Zwischenstück zu zwei nebenein-
anderstehenden Versstrophen dient, mit phantastischen
Tieren, Windungen, Gewächsen oder Skizzen aus dem
Hcldenzeitalter zu füllen, ist einzigartig. Die möglichst
wortgetreue Übersetzung in modernes Norwegisch be-
sorgte eine Autorität Professor Gustav Storm. Seine
Darstellung von Snorres Leben und Schriften, An-
merkungen, Namenregister, Kartenskizzen und Ab-
handlung über die vorhandenen Handschriften und
verschiedenen Ausgaben verleiht dem Buche Be-
deutung auch für die Wissenschaft Dazu kommt ein
photochcmigraphischcs Faksimile des einzigen er-
haltenen Blattes der ältesten bekannten H andschrift, die
um 1260, 20 Jahre nach Snorres Tod, auf Island ge-
schrieben wurde und 1728 mit der Kopenhagener Uni-
versitätsbibliothek verbrannte. Für den Bibliophilen
sind weiter von Interesse das charakteristische Porträt,
das Krohg von Snorre gibt, die Reproduktion von
W. G. Collingwood» Gemälde der Landschaft Snorra-
laug bei Reykjaholt und besonders die Faksimilia der
ersten Seite in 10 verschiedenen Ausgaben dieser Sagas,
von Mathis Störsöns Auszug Kopenhagen 1594 an bis
zu St Schjötts Übertragung in norwegisches Lands-
maal und Finnur Jonssons philologisch-kritischer Aus-
gabe; ferner schmücken Bildnisse Storms und der
Illustratoren sowie der früheren Übersetzer das Werk.
Sein Inhalt selber gewinnt aktuelle Bedeutung heute,
wo Norw egens ruhmvolles Königtum erneuert ist, dessen
alten Träger schon so oft die Namen Haakon und
Olav führten. G. B.
Xaehdruek veri-eten. — Alle Rechte is'rbehatfen.
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zobcllltl in Berlin W. 1$.
All« Sendungen redaktioneller Natur an denen Adrette erbeten.
Gedruckt Ton W. Ürngulin in UlptJf fi.r Velhagen « Klat.ng h Bielefeld und l.eipng auf Papier der Neuen Papier - Manufaktur
ut Strasburg .. K.
üigitized oy VjC
ZEITSCHRIFT
FÜR
BÜCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen.
Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz.
10. Jahrgang 1906/ 1907. Heft 3: Juni 1906.
Aus den Mannesjahren Friedrich Halms.
Reisehrit-fe aus des Dichters un^edrucktem Nachlaß,
mitgeteilt von
Dr. Anton Schlossar in Graz.
Inter den österreichischen dramatischen
Dichtern der Grillparzerzeit nimmt der
Freiherr Eligius von Munch-Belling-
hausen, rühmlich bekannt unter seinem Poeten-
namen Friedrich I lalm, nach dem Großmeister
der österreichischen Poeten unbedingt die erste
Stelle ein. Man nag im einzelnen an seinen
recht viel bewunderten und in ganz Deutschland
begeistert aufgenommenen I lauptdramen: Grisel-
dis, Ein Sohn der Wildnis, Der Fechter von
Ravenna, Wildfeucr heutzutage man
ches ausstellen und einen scharfen
ästhetisch-kritischen Malist, il >
berechtigt finden, muli aber
jetzt wie früher anerkennen,
daß I lalm dramatische
Kunstwerke reich an ech-
ter Poesie geschaffen hat,
die zum I Ierzen sprechen,
daß er eine dramatische
Technik besaß, die alle
Mittel ins Treffen zu führen
und vorzüglich zu verwen-
den wußte, daß er selbst den
scheinbar spröden Stoff auf die
gewandteste Art wirksam zu formen
verstand. Daneben hat Fried-
rieh Halm auch als Lyriker **> k. k Hoib.biio
2» f. B 1906,11907.
Beachtenswertes und als Novellist Weniges,
aber Ausgezeichnetes geboten. Aus dem Leben
Halms sind nur vereinzelte Mitteilungen bekannt
geworden, bis der Verfasser dieser Zeilen ver-
sucht hat, anlaßlich «1er I lerausgabe von „Halms
Ausgewählten Werken" in vier Bänden (Leipzig,
Max Hesse, 1904) eine zusammenhängende,
möglichst ausfuhrliche Darstellung vom Leben
und Wirken des am 22. Mai 1871 im 65. Jahre
seines Alters verstorbenen Dichters als Ein-
— _ _ leitung jener Ausgabe abzufassen.
Mannigfaches ungedrucktes Ma-
terial hat dabei zu Gebote
gestanden und ermöglichte
es, den Menschen und
Dichter zu schildern und
verschiedene irrige An-
schauungen zu berich-
tigen, die lange Zeit hin-
durch über ihn sich als
eine Art Tradition fest-
gesetzt erhielten. Früh-
zeitig einer liebenden Mutter
beraubt, wurde der junge
Freiherr zumeist außerhalb des
Hauses erzogen. Eine Zeitlang
war dies in dem Stifte Melk
il Xnnchl
ihek in »'im um in*» an der Donau der Fall, wo der
■a
9o
Schlossar, Ans den Mannesjahren Friedrich Halms.
Geistliche Michael Enk von der Burg sein
Lehrer wurde, derselbe Enk, der später die
hervorragende Begabung Halms als Dichter
erkannte und ihm beim poetischen Schaffen
beratend und helfend zur Seite stand. Enk
ist selbst eine charakteristisch hervortretende
Gestalt im literarischen Leben Altösterreichs.
Seine Dichtungen und seine ästhetisch-kritischen
Arbeiten erweisen ihn als scharfen Denker und
geistvollen Poeten. Leider war das Leben, das
er im Stifte Melk als Konventuale geführt, kein
glückliches; er fühlte sich nicht wohl im geist-
lichen Stande und dies führte schließlich dahin,
daß er am II. Juni 1843 ein selbstgcwähltcs
Ende in den Wellen der Donau fand. Sein
Schüler Halm hat dem älteren Freunde und
Berater stets ein pietätvolles Andenken bewahrt
und ihm auch in Grafenwörth a. d. Donau ein
Steinmonument setzen lassen.
Münch-Halm war, abgesehen van seinem seit
der Aufführung der „Griseldis" (1835) ihn immer
mehr der Höhe des Ruhmes zuführenden poeti-
schen Schaffen, auf der österreichischen bureau-
kratischen Laufbahn rasch vorwärts gekommen.
Als Verwaltungsbcamter bekleidete er schon
1844 den Rang eines wirklichen Rc^icrungs-
rates. In dem genannten Jahre aber wurde er
zum Kustos und Vorstande der kaiserlichen
Hofbibliothek in Wien und damit auch zum
Hofrat ernannt, mit Hintansetzung Grillparzcrs,
der sich um dieselbe Stelle beworben hatte
und seinen Mißmut über deren Nichterlangen
nie verwinden konnte. So hatte Baron Münch
eine glänzende Stellung erreicht; später, im
Jahre 1867, gelangte er zu einer der höchsten
und einflußreichsten Stellungen überhaupt, da
er zum Generalintendanten der k. k. Hoftheater
und zum I Iofbibliothekspräfekten ernannt worden
war. Aber Halm war dennoch stets eine ver-
schlossene, niemals zufriedene Natur, die der
Welt mehr oder weniger verbittert gegenüber-
stand. Der Grund hierfür ist wohl in seinem
Familienleben und in den Kränkungen zu suchen,
die ihm auf literarischem Gebiete zugefügt
wurden. Er hatte schon mit 20 Jahren Sophie,
die Tochter des Freiherrn von Schlössnig, des
Besitzers der Herrschaft Ebergassing nahe der
Donau, geheiratet. Aber die geliebte Gemahlin
erkrankte nach einigen Jahren der glücklichen
Ehe und ein vieljähriges Leiden fesselte sie fast
ununterbrochen an das Haus, in dem der Gatte
deshalb nur Kummer und Sorge finden sollte.
Was die erwähnten Kränkungen auf literari-
schem Gebiete betrifft, so hatten Böswillige das
Gerücht verbreitet, I lalms Dramen seien eigent-
lich von Enk verfaßt, und es bedurfte des
energisch verteidigenden Auftretens hervor-
ragender ernster Schriftsteller, wie z. B. H.
Laubes, um diesen Klatsch als halüos dar-
zustellen, bis er nach Enks Tod sich als
völlig nichtig erwies. Wie noch viel später
Halm als Verfasser des „Fechter von Ravenna"
des Plagiats an dem albernen Schulmeister
Bacherl beschuldigt wurde, ist eine literar-
geschichtlich bekannte lächerliche Tatsache,
die aber des Betroffenen Kränkung neu und
heftiger aufleben ließ. Aus diesen Gründen
lebte auch Münch ganz zurückgezogen. Er
hatte als jüngerer Mann mit Lonau, mit dem
Historiker und Germanisten Karajan, dem
späteren Präsidenten der Wiener kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften, mit dem Roma-
nisten Ferdinand Wolf, der ihn im Jahre 1838
mit Unland in Wien bekannt machte, und mit
einigen anderen geistvollen Männern heiter ver-
kehrt, suchte aber später selten Gesellschaften auf
und Wenige nur konnten sich seines freund-
schaftlichen Vertrauens rühmen.
Zu diesen Wenigen gehörte vor allem das
Künstlerpaar Julie und Karl Rettich, beide am
Wiener Burgtheater engagiert Seitdem Julie
Rettich 1835 in Halms „Griseldis" durch ihre
glänzende Darstellung der Titelrolle der Dich-
tung doppelten Glanz verliehen, betrachtete
I lalm sie als die Förderin seines dramatischen
Wirkens, als seine Muse, an die er bei nahe-
zu allen später entstandenen seiner Dramen
dachte und für die er stets eine passende Rolle
in diesen schuf. Das Ehepaar Rettich war
ihm ein Paar von Freunden, wie er keine
anderen kannte, denen er mehr herzliches Ver-
trauen geschenkt hätte; dem Urteile Juliens
unterwarf er jede seiner Arbeiten bedingungs-
los und außer seiner eigenen Familie stand ihm
in Freude und Ix-id niemand näher als dies
Ehepaar und deren Tochter Emilie (Mite),
die später in Italien zur Sängerin ausgebildet
wurde und sich mit Eugcnio Merelli, einem
Italiener, vermählte.
Rettichs hatten zu Anfang der vierziger
Jahre ein Landhaus in dem damals noch
sehr idyllisch gelegenen Hütteldorf bei Wien
Digitized b/ Google
Schlo»Mr, Au« den Maxraesjahren Friedrich Halms,
91
gekauft, wo sie mit ihrer Tochter im Sommer
lebten. Dort suchte Münch das Freundespaar
oft auf, dort hatte er sogar eigene Zimmer
zur Verfügung, in denen er, wenn es ihm seine
Amtsgeschäfte in der Stadt erlaubten, gern
zurückgezogen lebte und dichtete. Ks war dies
namentlich dann der Fall, wenn das Ehepaar
Rettich auf Gastspielreisen abwesend war,
während welcher Zeit er zugleich die Aufsicht
über Haus und Garten führte. Dort sind viele der
dramatischen und andere Dichtungen Halms
entstanden. In spateren Jahren beaufsichtigte
er auch die beiden Enkelkinder des Rettichschen
I'aares, welche, da deren Eltern häufig ebenfalls
auf Kunstlerreisen abwesend waren, den Groß-
eltern zur Erziehung anvertraut wurden.
Mitunter unternahm Baron Münch auch mit
Rettichs kleinere Reisen in die nahen Alpen-
gegenden. Zu einer größeren Reise nach Sud-
deutschland entschloß er sich erst im Sommer
des Jahres 1842, nachdem im Januar desselben
Jahres sein zweites Hauptdrama „Der Sohn der
Wildnis" mit Julie Rettich als Parthenia einen
neuerlich unerhörten Erfolg errungen und über
die deutschen Buhnen rasch seinen Lauf an-
getreten, wahrend eine Reihe dramatischer
Schöpfungen Halms nach der „Griseldis" weniger
Aufmerksamkeit gefunden hatte.
Aus dieser Zeit rühren die bemerkens-
wertesten der nachfolgenden Briefe an Karl
oder Emilie Rettich her, die uns mit dem
Reiseleben des Dichters, aber auch mit einer
großen Sehnsucht nach seinem verlassenen
stillen Heim bekannt machen. Vorher gehen
einige Schreiben, die Halms Fahrt nach dem
Stifte Melk betreffen, wo er den getreuen,
damals noch lebenden Enk gern zu besuchen
pflegte und literarische Dinge mit dem geist-
vollen Manne besprach.
Rettichs befanden sich damals auf einer
Gastspieltour in Pest Einige weitere Briefe an
das viel auf Gastspielreisen weilende Kunstler-
paar aus späterer Zeit seien diesen Briefen noch
angefügt; sie machen uns mit dem stillen Leben
und Treiben des Dichters in Wien und Hüttel-
dorf bekannt, liefern manchen interessanten
Zug zu seiner Charakteristik und werfen
auch manches Streiflicht auf das Wiener
Theaterlebcn jener Zeit Ein paar kurze Be-
merkungen am Schlüsse der Schreiben sollen
das eine oder andere in den Briefen erläutern.
Melk, den 1. Juli 1841.
Liebe Fteunde! Da ich den Einen von Ihnen vor
meiner Abreise nicht mehr sehen konnte, so müssen
Sie sich wohl das I'ostgcld gefallen lassen, das Sic
111 entrichten haben, um nachträglich meine besten
Wunsche für Ihr \\ ohler K ehcn in Pest zu empfaogen.
Was meine Reise betrifft, so war sie langweilig genug.
In der Frühe, als das Dampfboot abfuhr, und von
allen Seiten mit den Tüchern geschwenkt und geweint
und AbschiedsKruDc gewechselt wurden, ward mir ganz
sonderbar zu Muthe, und mir war, bis ich an Sie dachte,
ich wäre so verlassen und vereinzelt, wie ich mich da-
mahls fühlte, immer gewesen und wurde es immer
sein. Dazu musizierte die 10000 mahl verwünschte
Musikbande die lustigsten Walzer, bis endlich ein
kleiner Regen eintrat, und darauf die gr.iülichstc
Sonnenhitze; diese und die unter dem Zelte dicht-
gediangte Versammlung der Passagiere machten mich
so unwirsch, dab ich, nachdem ich einen Rekannten
kurz abgefertigt, mich in die Cajüte begab und dort
halb träumend, halb schlafend, halb lesend die Zeit bis
zum E-.scn verbrachte. An der table d hc'.tc speiste
ich nicht, sondern in der Cajute des zweiten Platzes
zwischen zwei Redienten und einigen Stubenmädchen
und Schilfleuten. Nach dem Essen wurde ich, durch
Langweile und Hitze etwas mürber und zahmer ge-
worden, von einem gclangweiltcn Hofrai fürchterlich
gelangweilt, bis ein dreimal wiederkehrendes Donner-
rollen eintrat. Im Gcdrang, der zur Cajute hinab
steigenden Passagiere, brach mir eine alte Obrist-
leutnantswittwe meine Lorgnette, Gott verdamme sie
dafür; aber was noch schlimmer, die Cajute war so voll
näselnder, ((nickender, pustender Weiber, und quacken
der Kinder, und für ihre Gesundheit besoigter alter
Herren, daO ich mich genötigt sah, um nicht grob zu
werden, mich wieder aufs Verdeck zu begeben, wo ich
dreimahl naC wurde und dreimahl trocknete. Plötzlich
bey Durrnstein hörte ich neben mir englisch sprechen,
versagte mich nicht den an mich gerichteten Fragen,
und fand zwey äuUersl gebildete junge Leute, mit denen
ich mich nicht ohne Interesse über englische Literatur
unterhielt, obwohl sie über die deutsche Literatur und
namentlich über die Griseldis sich sehr ungünstig aus-
sprachen. Um 8 t'hr endlich hatte das Wetter jeder-
mann vom Verdecke verscheucht; ich allein hielt aus,
meinen Gedanken, meiner üblen Laune, meinen Er-
innerungen mich hingebend. Um Mitternacht kam ich
endlich von Fieberfrost geschüttelt in Melk an, ohne
daCi ich übrigens gegen die Dampfschiffahrt etwas ein-
zuwenden hätte, als die Unannehmlichkeit der Gesellig-
keit, die sie mit sich bringt
In Melk geht es besser, als ich erwartete. Enk ist
billiger und umgänglicher als sonst; vor Allem entzückt
ist er über mein Aussehen und meine Haltung und
häuft Hypothese auf Hypothese, um die Ursache zu
ergründen, welche mich seit einem Jahre so auffallend
ernster und männlicher gemacht habe. Wie lange ich
bleibe, weit ich nicht. Wollte nur Gott, ich wäre wieder
in Hüttcldorf. Daß wir schlechtes Wetter haben ent-
zückt mich, dagegen bin ich in Verzweiflung, daß ich
ein Diner mitmachen und bei diesem Wetter über die
9 2
Donau setzen muß; indeß, wenn Sie nur volle Mauser
haben, das andere laßt sich ertragen. Schreiben Sic
bald, nicht viel, nicht lang, aber schreiben Sic, und ge-
denken Sic in Liebe Ihres treuen Freundes
Münch.
(Wien), den 8. Juli 1841.
Lieber Freund I Ich weiß nicht, ob Sic meinen
Brief von Melk erhalten haben; ich will Sic auch gar
nicht mit diesem Brief iu irgend einer Antwort drangen,
SO erwünscht mir auch Nachrichten von Pest wären,
aber ich fühle ein so dringendes Bedürfhiß, mir die
Seele mit Erinnerungen an
meine fernen Freunde auf-
zufrischen, daß ich Ihnen
diese Zeilen nicht ersparen
kann; vielleicht weht mit
diesem Blatt auch ein
Hauch frischer Hüttel-
dorfer Luft in Ihre Ge-
schaftsschwüle und so wer-
den Sie es vielleicht will-
kommen nennen.
Ich bin gestern von
Melk angekommen. Mein
dortiger Aufenthalt war
von fortwährenden Regen-
güssen begleitet. Was
den Enk betrifft, so ist er
noch ganz von dem alten
Tic Ihrer Liebenswürdig-
keit eingenommen (ein
Vorurteil, das ich vorlängst
abgelegt habe), obwohl er
diesmal zu meinem unaus-
sprechlichen Erstaunen
geneigt schien auch Julie
volle Gerechtigkeit wider-
fahren zu lassen. Er stirbt
vor Neugierde nach mei-
nem Stücke und ließ nicht
ab, mich um die Mit-
theilung des Stoßes zu
plagen, eine Zumuthung,
die ich jedoch auf das Ent-
schiedenste zurückwies. Was unsere Verhandlungen
betrifft, so waren sie diesmal friedlicher, unter seinen
Kathschlägen fand ich des Auszuscheidenden weniger
als sonst und dagegen Vieles, was ich mir tief ins Herz
zu schließen vorgenommen habe. Er hat mich außer-
ordentlich verändert gefunden, viel emster und männ-
licher, was wohl heißen soll, bejahrter und erwartet
Wunderbares von einem entschiedenen Umschwung,
der in meinem Charakter eingetreten sein soll!? Ich
weiß nichts davon, ist Ihnen vielleicht Etwas bekannt?
Nach Wien zurückgekommen, fand ich meine Frau
kränklich wie immer, das Haus mehr denn je voll von
Jammer und still hinbrütender Verzweiflung. Samstag
geht es nach Ebergassing; vor Anfangs August ist, da
mein Urlaub bis 1$. dauert, gar keine Hoffnung Sie zu
sehen, und doch ist es mir, als setzte jede Stunde, hier
verlebt meiner Seele ein Paar neue Flügel der Sehn-
sucht an, die mich zu Ihnen tragen wollen und ich
glaube, ich wurde Alles bei Seite werfen, wenn nicht
Dante und mein Stück wäre. Den Erstem habe ich
heute begonnen, er verläugnet sich auch hier nicht
und das Paradiso wird Ihnen nicht weniger Freude
machen als das Purgatorio. Gestern wollte ich nach
Huttcldorf, aber die Verzweiflung Karajans, dem ein
Kind im Sterben liegt, bewog mich, ihn in Döbling zu
besuchen.
An Neuigkeiten weiß ich Ihnen nichts zu berichten
als daß die Regierung statt einen zwei neue Regierungs-
räthe erhalten hat, und
daß in Schönbrunn noch
immer Komödie gespielt
wird, heute z. B. Der Puls
(Hr. Andorrals Liebhaber)
und der Vetter aus Bre-
men; daß das Haus Gey-
mullcr mehr als je wackelt
und andere uninteressante
Dinge mehr.
lassen Sie mich denn
nun auch bald unmittelbar
hören, wie Ihre Stimmung,
Juliens Gesundheit und
die Laune des Kindes be-
schaffen sind. Gedenken
Sie indeß meiner, der
immer und aller Orten in
Liebe und Sehnsucht Ihrer
gedenkt Münch.
Nicotaus Lenau am 1614.
Wie aus den Ein-
führungsworten hervor-
geht, ist Ebergassing
die Besitzung von
Münchs Schwieger-
vater, des Freiherrn
v. Schlössnig. Zu jener
Zeit beschäftigte sich
Halm, was wenig be-
kannt ist, mit einer Übersetzung des Dante,
von der sich im Nachlasse noch einiges erhalten
hat. — Das Hankhaus Geymüller war zu jener
Zeit eines der angesehensten in Wien.
München, 2. Juni 1842.
Als Georg mir vor meiner Abreise die Nachricht
brachte, meine lieben theuersten Freunde, daß Julie
Kopfwehs wegen jenen Tag im Bette zubringen mußte,
warf ich mir vor, den Umstand, daß Ihr jenen Tag
nicht zur Stadt kamt, als eine Erklärung angenom-
men zu haben, daß Ihr nicht weiter Abschied zu nehmen
gedächtet, und ich rechnete es mir als ein schlimmes
Friclrich Halm, iftjfl
Nn.li einer tjtbogNpbäft v<m Krietiuber.
Zrittchrijt f*r f*ttchf rfrtun.it A- Zu SeM<*t$*r t Ahm Jt* Xfximnttfahrt* fr^'^ffffifeGd 6y CjOO^IC
uigitizeo
by Google
93
Wahrzeichen für meine Reise .in, daß ich nicht meinem
Sinne gefolgt und wie ich es ursprünglich beschlossen,
Freilag Abends noch eine Stunde bey Euch zu-
gebracht hatte. Julien-. Kopfueh wird nun mit (iottes
Hülfe wohl vorüber styn, dagegen hatte sich schon ein
anderes schlimmeres Wahrzeichen vorbereitet, und
wenn es ein solches ist, so gebe mir Gott, daß ich
allein alles, und war' es das Schlimmste, ausbade.
Hören Sie denn, der Tag meiner Ankunft in Melk war
der Hcgrabnistag des W>iß, der am Frohnlcichnamstag
beim Baden ertrunken war, und dessen Mutter mich
wie immer beherbergte. Sie beschönigte am Abend
meiner Ankunft unter verschiedenen Ausfluchten die
Abwesenheit des Sohnes, um, wie sie sagte, nicht meine
Nacht um Schlaf zu bcstehlen, erst morgens entdeckte
sie mir alles und weinte,
daß es einen Stein in der
Erde hätte erbarmen mi .-
gen. Ich weinte mit und
war so ergriffen, so be-
täubt, daß ich von all dein,
was Enk mit mir sprach,
der die Sache ganz leicht
zu nehmen schien, kaum
etwas Weniges behalten
habe und kaum weiß, wie
ich nach l.inz gekommen
bin. Einstweilen nur soviel,
daß die Mama mich über-
aus freundlich empfing,
mit Thec bewirtete und
daß sie Sie tausend und
wider tausend Mahle aufs
herzlichste grüßen läßt. Es
w'ar wirklich rührend zu
schen.wie die kleine Prem- ,
die mich erst mit unge-
heurem Gebell empfangen
hatte, beim Klange meiner
Stimme wedelnd und heu-
lend an mir hinaufsprang.
Was meine Stimmung be-
trifft, so bin ich keineswegs
unempfindlich gegen die
Fülle von Schönem und Merkwürdigem, das sich mir
allerorten darbietet; ich habe Juliens vor den Bildern
Murillos und in der Aukirche lebhaft gedacht: aber
das Mißbehagen, mit dem ich die Reise antrat, zehrt
und nagt noch immer an mir. Überdies ist das Fahren
im Eilwagen wenig geeignet, eine Stimmung der
Sammlung und des Friedens zu erzeugen, denn das
unaufhörliche, sinn- und geistlose Geschwätz der Nach-
barn, an dem man, man mag nun wollen oder nicht,
gewissermaßen teilnehmen muß, versplittert und ver-
geudet die besten Gedanken. Ich habe mir noch
während meines Aufenthaltes in München die Güte
angethan und keinen meiner beiden Empfehlungsbriefe
abgegeben. Ohne irgend einen Führer als mein Reise-
buch besehe ich mir alles, habe meine eigenen Gedan-
ken über alles und genieße, wenn es genießen heißen
kann, gewissermaßen wider Willen genießen. Bei all
Paul Pfuer um i-;n.
dem habe ich der Liebe Himmelfahrt auf Cornelius'
Gemälde doch einige Mühe gehabt zu entdecken, und
mir bangt, wie ich morgen Königsbau und Pinakothek
bestreiten will, die mir noch zu sehen übrig sind.
Denkt ihr denn auch an mich? (.che ich Euch doch
ein wenig ab, hier und dort? Ach nein! Ich mag
wohl Niemand auf Erden abgehen; ja mir selbst, ver-
löre ich mich jemahls, ging mein wunderliches, lau-
nige.'., verdrießliches, hin- und herschwebendes Wesen
wenig ab, und alles wohlerwogen ist es recht traurig
zu wissen, daß die Freude Aller, die an mir thcil-
nchmen zusammengenommen bei meiner /urückkunft
narh Wien vielleicht weder so ächt noch so groß seyn
wird, als die der kleinen Pretty. Dies geht auch nicht
an: auch rechne ich nicht nach, mit Euch habe ich
michallesNach/.ihlensund
Bilanceziehens begeben,
l'nd so gute Nacht! und
schreibt nach Karlsruhe
poste re>tante, denn Lenau
und Stuttgart sollen mich
nicht lange haben, dafür
stehe ich. Gute, gute
Nacht! Münch.
Der Mila auch tausend
Kusse und dem Schwarz
plattet und meinem Zim-
mer, meinem Balkon, allem
meinem ganzen lieben
1'aradies tausend, tausend
Grubse.
Münch war als Stu-
dent in Melk bei der
Vcrwaltersgattin Anna
von Woü in Kost und
Wohnung und kehrte,
wenn er spater Melk
besuchte, stets daselbst
ein. Der Sohn Kduard
von Woß, von dessen
tragischem Tode der Eingang dieses Briefes
berichtet, war Amtspraktikant bei einer Guts-
verwaltung.
Stuttgart, 7. Juni 184z.
Sic werden, meine lieben, lieben Freunde, meinen
letzten Brief etwas stark sentimental gefunden haben;
aber Heimweh, Sehnsucht und Schwermuth uberkamen
mich in München dermaßen, daß es mich daraus wie
mit Flammenschwertern fontrieb. Jetzt fühle ich mich
kräftiger und gefaßter, obwohl nicht eben viel heiterer.
Bei all dem hat mir Württemberg und Stuttgart, das
ich noch heute verlasse, unendlich gefallen. Am inter-
essantesten war mir die Ständeversammlung, die aber
nach der Meinung Sachkundiger eben auch nur
Spiegelfechterei sein soll. Der deutsche Bund ist hier
ebenso gefürchtet — als gehaßt, was ich für meine
94
Schlotsar, An» den M»rra«ijahrcn Friedrich Hilms.
Person jedoch nicht entgelten mußte. Ich bin in den
zwei einzigen Häusern, die ich besuchte, Reinbeck und
Pfit/cr, sehr gut aufgenommen worden. Auch Baron
Cotta lernte ich kennen und wurde von ihm dringend
um meine Gedichte und um den Verlag meiner der
einstigen sämtlichen Werke angesprochen. Man scheint
hier zu meinem eigenen Erstaunen etwas auf mich zu
halten, denn mir kommt ja, wie Sie wissen, fast immer
vor, als hielten nur Sic und Julie etwas auf mich. Was
mich aber noch mehr erstaunen macht, ist, daß man
von Österreich, seinen Kräften und seinen Staats-
männern Bedeutendes erwartet und sich unumwunden
dahin ausspricht, es wirke in seinem stummen mit-
thcilungstosen Absolutismus und leiste mehr als alle
Sundcvcrsammlungsstaatcn. Da Nicmbsch mich nicht
begleiten konnte und da ich nicht erwarten kann, end-
lich nach Frankfurt zu kommen, umso mehr da mir
noch der Aufenthalt in Karlsruhe bevorsteht und ein
viertel Monat schon vorüber ist, so kam ich weder
nach Tübingen zu Unland noch nach Weinsberg zu
Kerncr. Ich weili nicht, ob ich Ihnen geschrieben, daß
ich in München das Theater nicht besuchte, weil sie
Egmont ohne Margarethen gaben; hier war ich im
Theater und sah Kurandas Letzte weiße Kose. Sie
wissen schon, daß das Sturk in Wien gegeben wird,
obwohl es nicht eben vortrefflich ist. Es enthält eine
hübsche Tantenrollc für Julie, und eine — wie mir
scheint, denn im vierten Akt ging ich — eine sehr an-
sprechende Kollc Tür Rettich; ist übrigens nicht censur-
widrig und wird gut gespielt wohl einige Wirkung
machen.
Bis jetzt habe ich noch nirgends von Empfehlungs
briefen Gebrauch gemacht; vielleicht mache ich es
mir auch in Karlsruhe leicht, um früher nach Frank-
furt zu kommen, lange aufhalten lasse ich mich wenig-
stens gewiß nicht. Was sagen Sie dazu, daß Sophie
nach Karlsbad giht? Gott gebe Gedeihn! Mir wenig
stens ist es viel lieber sie dort zu wissen als zu Hause
im Bette. Wird Treitschke genesen? Was macht
Halm an fallt Rtllich.
Mile? Was macht mein liebes kleines Haus, die Lin-
den, die Rosen? Ich denke tausendmal nach Hüttel-
dorf zurück.
Leben Sie jetzt wohl, lassen Sic sich das Postgcld
für die paar Zeilen nicht leid sein, es thut mir so wohl,
die Minuten, die mir übrig bleiben, mich mit Ihnen zu
beschäftigen, an die einzigen Menschen zurückzu-
denken, bei denen mein Haus und meine Heimat ist.
Ihr treuergebenster Münch.
Im Hause des Hofrates und Schriftstellers
Georg von Keinbeck (1766 — 1849) zu Stuttgart
herrschte berühmte Gastfreundschaft; fast alle
bemerkenswerten Schriftsteller, die Stuttgart
berührten, fanden daselbst gastliche Aufnahme.
Lenau, der Freund des Hauses, und besonders
auch der kunstbegeisterten Gattin Reinbecks,
Emilie, wohnte wahrend seines jeweiligen Stuttgar-
ter Aufenthaltes stets daselbst — Paul Pfizer, der
Bruder des Dichters Gustav Pfizer, ein hoch-
begabter Politiker (f 1867), versammelte eben-
falls gern Schriftsteller und Künstler in seinen
gastlichen Räumen.
Dali Halm mit Unland schon früher in
Wien personlich zusammengetroffen, wurde in
den einleitenden Sätzen bemerkL J. J. Kurandas
Trauerspiel „Die letzte weiße Rose" wurde erst
im November 1 844 im Wiener Purgtheater zur
Aufführung gebracht. — Über das Leiden
von Münchs Gattin, Sophie, wurde früher schon
Mitteilung gemacht. — Der Dichter und frühere
Theaterökonom G. Fr. Treitschke, dessen Halm
erwähnt (geb. 1776), war einige Tage vor Ab-
fassung dieses Schreibens, 4. Juni 1842, gestorben
Karlsruhe, 8. Juni 1842.
Da sitze ich schon wieder und schreibe, obwohl
der Brief, das Porto zu sparen, erst in Heidelberg oder
Frankfurt, wenn das Blatt voll ist, fort soll. Da sitze
ich schon wieder und schreibe, ja der Himmel scheint
es bei dieser meiner Reise ganz eigentlich darauf an-
gelegt zu haben, mich durch Erfahrung lernen zu
lassen, daß Briefe schreiben ein großer Trost, Briefe
empfangen eine große Freude sein könne; und noch
eins scheint mir der H immel einprägen zu wollen, daß
Kinder nicht ohne große Leute auf Reisen gehen sollen,
weil sie ungeduldig und unartig werden, und Gott weiß:
ich bin beides im höchsten Grade. Ohne Scherz, mir
geht es hier noch viel schlimmer als in München.
Stuttgart war erträglich, da war doch der Nicmbsch
und obwohl wir beide eben nicht sehr sprechselig
w aren, so gingen wir doch zusammen in die Anlagen
und hörten die Nachügallen schlagen; über eine Stunde
Schlossar, Aus den Mannesjahren Friedrich Halm».
95
saßen wir dort und sprachen keine Sterbenssilbe, aber
ich denke, gedacht haben wir beide genug; lassen
Sie's aber um Gottes« illen nicht unter die Leute
kommen, dali wir die Nachtigallen schlagen horten;
der Niemhsch könnte es ubcl nehmen. Stuttgart war
also ertraglich; hier aber ists furchtbar heiß und öde
und keine Sterbensseelc kenne ich. Was meines
Onkels Wunsch betrifft: ich soll mich durch den Gräfes
U garte dem Großherzog vorstellen lassen, so lieb ich
das bei Wegs; ich will ihm sagen, es sei nicht an-
gegangen, weil der Großherzog übermorgen nach
Baden geht; um doch etwas zu thun, habe ich dem
Auffenberg ein Exemplar meiner Werke für den Groß
herzog eingehändigt, und mögen sie's nun sieden oder
braten. Welcker, den ich besuchen wollte, ist ab-
wesend, die Stadt habe ich gesehen, so fahre ich denn
Gott sei dank übermorgen ab. Und so sitze ich denn
jeut gani allein in meinem Stubchen ; draußen ist ein
herrlicher Abend, aber soll ich denn wie ein Narr mir
die Beine ablaufen um Berge wie die Hutteldorfcr,
Alleen wie die Hadersdorfer und Hiergarten wie die
Weidlingauer anzuschauen. Wissen Sic aber, was mir
diese Heise recht ernsthaft und wichtig macht, ist die
feste Überzeugung, daß lange von Ihnen fern tu
bleiben mir so unmöglich ist, dali ich weiß Gott, käme
es jemals dazu darauf oder mit ginge. Aber ich will
meiner dummen Reise nicht mehr gram sein; Leipzig
soll Alles ausgleichen und gut machen. Wenn nur zu
meiner jetzigen üblen Laune nicht auch noch emstliche
Besorgnisse um Sophien kämen! Genug für heule.
Der erste Tag in Karlsruhe wäre überst
noch einen und dann nach Frankfurt!
Frankfurt, 12. Juni.
Noch immer keine Nachricht von Ihnen. Ich
fange an in allem Emst besorgt zu werden, schreiben
Sie doch! Gestern kam ich in Darmstadt an, wo ich
Freiligrath suchte, aber nicht fand, und so brachte ich
den Abend mit Kduard Duller hin. Ein Mensch, der
fertig geworden ist und es zu nichts mehr bringt, daher
Gelbsucht und Bitterkeit, übrigens freundliche Auf-
nahme! Der Sohn der Wildniß geht mir uberall wie
ein Herold voraus und erhöht meine Wcrthschatzung.
denn zwischen Griscldis und Sohn der Wildnili liegt
bei den Leuten nur die Wüste, kaum dali Duller
einige Male vom Adepten zu sprechen anfing. Heule
brachte ich den Tag bei meinem Vetter Joseph hin.
Abends kam ich in Frankfurt an, wo ich von dem
Onkel auf das freundlichste und zwar so freundlich
empfangen wurde, dali es mir beinahe lieber wäre, er
hätte mich weniger freundlich empfangen. Er will
mich nämlich durchaus nach London oder Paris spe-
diren, und da mir die beiden Nester so gleichgiltig
sind als Penzing und Hitzing, so fühle ich mich ganz
unglücklich über diese verfluchte Idee, der ich jeden
falls bien ou mal entzogen bin und sein werde, so lange
ich athme. Es soll mir auch nicht darauf ankommen, ihn
- alt meine Freiheit, meine
lenn es
böse zu machen,
goldene Freiheit. Thcucrstc Freunde, leben Sie jetzt
wohl, recht vom Herzen wohl und gedenken Sie meiner
in Liebe bis auf baldiges, baldiges Wiedersehen.
Ihr Münch.
Heidelberg, 10. Juni.
Eben komme ich vom Schlot herunter. Sie können
sich gar nicht vorstellen Julie, welchen Ein-
druck diese Ruine, diese Aussicht auf mich
machte. Ich wollte gar nicht herunter und
sab auf der Terasse bis der Mond herauf
kam und Alles, Trümmer, Berg, Stadl und
Strom in noch schönerer, zugleich milderer
und ernsterer Beleuchtung zeigte. Dort oben
ist es mir recht klar geworden, dali am
Leben eben gar nichts wäre, wenn wir in uns
nicht ein Unzerstörbares, Unverwüstliches
zu tragen im Stande wären. Empfindungen,
Ansichten, Ideen, die so lange sind als wir
und immer dieselben wie hier die Trümmer
des alten Schlosses, mag die Zeit sie noch
so sehr erbröckeln, immer rother Sandstein
bleiben; und so mögen dem Menschen die
Haare ausgehen, und seine Slime mag sich
furchen, aber das Auge muß er hell behalten
können und das Herz roth und warm bis ans
Ende und übers Ende hinaus. Jetzt schöne
süße gute Nacht! Die Studenten sind hier
ganz zahm und langweilig geworden. Herzlich,
herzlich gute Nacht vom schönen Heidelberg.
Anläßlich der Erwähnung von Halms Onkel
(in Frankfurt a. M.) sei bemerkt, daß dies der
Staatsmann Graf Joachim Eduard von Münch-
Bcllinghauscn ist (1786—1866), der damals
die Stelle des österreichischen Ministers und
/L*, ./.y i/^Lj^-
~> *?A ^
Hain an Juli« Reitich
96
Schlnssar, Ans den Mtnnesjnhren Friedrich Halms.
.■Mutigart um da» Jahr i«vi
Präsidial -Gesandten beim deutschen Hunde
bekleidete. Josef Graf Ugartc war zu jener
Zeit österreichischer außerordentlicher Gesandter
am württembergischen Hofe, und Baron All Heri-
bert Hofintendant für Musik und Theater in
Karlsruhe. Der ruhmlichst bekannte Staats-
rechtslehrcr Karl Theodor Wclcker ( i "90— 1 869)
Professor in Freiburg, lebte damals in Karlsruhe.
Der Dichter Ferdinand Freiligrath (1810 bis
1876) wohnte mit seiner jungen Frau von 1841
bis 1846 in Darmstadt. Eduard Duller, der
1809 zu Wien geboren (j 1853), hatte der
Zensur wegen seine österreichische Heimat
verlassen und war 1836 ebenfalls nach Darm-
stadt übergesiedelt.
Es wurde schon erwähnt, daß „Der Sohn
der Wildnis", Halms später überall gegebenes
Drama, in demselben Jahre 1842 zuerst auf-
geführt wurde. Die erste Vorstellung des
Stückes „Der Adept" fand 1836 statt; es errang
aber bei weitem nicht die Beachtung wie sie
der Dichter selbst erwartet hatte.
Wien. 9. April 1845.
Ich hätte nie geglaubt, liebe Julie, in die traurige
Lage kommen zu können, Ihnen iur Feier Ihres
Geburtstages meine Wünsche schriftlich darbringen
zu müssen. Es ist nun dach so gekommen. Was
würde aus der Welt und den Menschen, wenn sie so
wenig auf sich selbst rechnen dürften als auf die Um-
stände? Was Ihren Geburtstag betrifft, so wissen Sic,
was ich Ihnen wünsche; alles Heil der Erde, Gesund-
heit, langes Leben, Freude an der Mile u. s. w. Das
alles wünsche ich Ihnen aber zugleich für mich selbst,
denn was könnte Sie, Rettich und Mile berühren und
spurlos an mir vorübergehen. Sie werden auf der
Reise viel Kälte ausgestanden haben, die Nächte
waren sehr kühl und ich kann nicht ohne Unmut an
die Art und Weise denken, wie Sie dieselben des
Kindes wegen zugebracht haben werden. Heute,
mögen Sie von Frag abreisen oder nicht, werden Sic
doch jedenfalls bequem sitzen. Haben Sie schlechte
Wege gehabt, der Überschwemmung wegen Umwege
machen müssen? wie gehts Ihrem Kopf? Über alle
diese Fragen bitte ich um eine kurze, aber baldige
Antwort. Was meine Stimmung betrifft, so war ich
nie übellauniger als jetzt, nie verdrießlicher und auch
nie geplagter, die Sophie ist schlechter als je; mein
Sohn hat sich den Tag nach ihrer Abreise wegen
Fieber zu Bett gelegt und liegt noch und ich sitze bei
der Elektra, die langsam, langsam weiterrückt. Ich
Julie Reuich, 1855.
Much einer Lithographie MM KrirhuW.
Ztittcht '<il für Dä.krtJ'tHMjt X.
Digitized by Google
Scblossar, Au« den Mannesjahren Friedrich Halms.
97
Beneiliktineritift Melk in Niedcroiicrrcich um daa Jahr 1*40.
muß dabei sehr viel an Enk denken. Habe ich doch
das letztemahl, daß Sie mich hier allein zurückließen,
während der Lemberger Reise, soviel an ihn und sein
trauriges Schicksal, das ihn kaum hingerafft hatte, in
meiner Einsamkeit denken müssen und nun kehrt mir
mit derselben Situation auch dieselbe Gedankenreihe
wieder. Für die andern ist er begraben und vergessen,
nur in mir klingt die gesprungene Saite noch immer
nach. Ich habe immer wenig Vertrauen zu mir selbst
gehabt und mit ihm ist der größte Teil davon zu Grabe
gegangen; der größte Thcil sage ich, nicht alles; den
Rest unterstützen und halten Sie, und Sie sind nun
auch fort) Zum Glück liegt mir an meinen Arbeiten
nicht mehr soviel als vor Jahren ; ich bin zur Einsicht
gekommen, daß vom Leben noch andere Dinge zu
fordern, zu erwarten und zu erringen sind als literarische
Erfolge, und was mich noch ängstigt und stachelt, ist
die Sorge, auf eine ehrenvolle und rühmliche Weise
von einer Bahn zu scheiden; auf der von mir in meiner
jetzigen Geistesstimmung wenig mehr zu holen seyn
dürfte. Sie sehen, daß es mit Ihrer Abreise bei mir
Abend geworden ist, von allen Ecken und Enden
kriecht die Melancholie herein und ich werde ihrer
nicht los werden, bis Sie wiederkommen; dabei bin
ich aber so fleißig als sie nur wünschen können, ich
feiere nie, bin täglich bis n Uhr an der Elektra, dann
schreibe ich in Voraus Zettel für Mile.
Theuerster Freundl Das Leben hier ist unaus-
Z. f. B. 1906/1907.
stehlich und ich seufze täglich zehn und zwanzigmahl
so tief und unmuthig, daß Sie selbst es nicht besser
machen könnten. Was Ihnen dort an Lärm, Bewe-
gung, Gedränge zuviel seyn wird, wird mir hier bey-
nahe zu wenig werden. Es ist angenehmer allein sein
als bei Fremden, aber es macht sehr traurig. Ich
hoffe, Sie bedauern mich.
Theuerste Julie ! Auch Sophie und Albertine bitten
Sie Ihre besten Wünsche zu empfangen! Leben Sie
wohl, gedenkt meiner in Liebe, der in Gedanken immer
bei Euch ist, und gerne ein paar Jahre seines Lebens
hingäbe, immer und auch jetzt bei Euch sein zu können.
Münch.
Der vorstehende, des Verfassers Gemüts-
stimmung beleuchtende Brief ist an das auf
einer Berliner Gastspielreise befindliche Ehe-
paar Rettich nach Prag gerichtet Die er-
wähnte „Elektra" wurde erst im Jahre 1856 von
I Ialm vollendet und unter dem Titel „Iphigenie
in Delphi" aufgeführt und veröffentlicht Die
Rolle der „Elektra" in dem Stucke spielte Julie
Rettich meisterhaft. Dennoch hatte die Auf-
fuhrung der Dichtung keinen so großen Erfolg
aufzuweisen als andere Dramen Halms.
13
9 s
Schlossar, Au» dm Manne*j»hren Friedrich H»lms.
I
lieorg i ihr ron Cotta. i- ,
Wien, 13. April 1845.
Liebste Freunde! Ich habe noch gar keine Nach-
richten von Euch, aber ich tröste mich damit, daC ich
noch keine haben kann, es wäre denn, daß Rettich
schon in l'rag geschrieben hätte. Die Gesundheits-
zustände meines Hauses haben sich zwar gebessert,
aber mir ist es nie so schlecht gegangen als jetzt. In
die liibliothek, zu Hause und nicht mehr fort, das ist
mein taglicher Lebenslauf. Gestern war ich zwar in
Muttcldorf, die Luft war gut, aber vergnügt war ich
nicht ein bischen. Ich mache schon insgeheime l'läne
und Anstalten für Ihre Kuckkehr und Sic sind viel
leicht noch nicht einmal in Strclitz angekommen, aber
was wollte ich in meiner Einöde anfangen, wenn ich
bei der Gegenwart stehen bleiben und nie eine bessere
Zukunft antieipando durchleben wollte. Ich weift nicht
einmahl, wie das Stuck Dcinhardsteins ausgefallen; ich
weiß nur, da Ii der .... Sie zum erstenmahl, seit das
Hur^theater besteht, auf dem Zettel als mit Urlaub
abwesend angegeben hat und daß Gf Dictrichstcin
wüthend darüber ist, daß die Haizinger nun vier Gast-
rollen spielen darf. Das ist Alles, was ich an Neuig-
keiten zu berichten weiß. Und Sie, liebe Julie, denken
Sic denn gar nicht an mich, kommt Ihr Geist nie mich
zu besuchen und der armen Elektra fort zu helfen, der
es schlecht genug geht, so schlecht, daß meine immer
steigende Liebe zu dem Stoffe dazu gehört, um mein
Unternehmen nicht ganz aufzugeben. Schreiben Sic
mir, Schreiben Sie bald. Strengen Sie sich nicht zu
sehr an, werden Sie nicht krank und bleiben Sic nicht
zu lange in Berlin, die drei Dinge fürchte ich. Hüttcl-
dorf grüßt Sie; es sieht ganz öde, unwohnlich aus mit
seinen leeren Wanden I Ach, wollte Gott, es käme die
Zeit, daß wir es nie mehr verlassen dürften.
Leben Sie jetzt recht wohl! Gedenken Sie meiner,
lieber Rettich, und meiner stillen Bedrängniß in Ihrer
lauten; ich konnte niemals Jahre lang mit Vergnügen
allein leben und kann es jetzt nicht mehr acht Tage
lang. Schreiben Sie, schreiben Sie und vergessen Sic
nie und nimmer Ihres treuen Münch.
Wahrend der Gastspielreise des Rettich-
sche» Paares hatte Münch in Hütteldorf die
Üb erwachun<r der Arbeiten in Rettichs neu
auszustattenden Landhausc übernommen. Julie
Rettich besuchte anlablich dieser Reise über
Strclitz ihre noch lebende Mutter in Retzien.
Das erwähnte Stuck des früheren Vizedirektors
des liurgtheaters und dramatischen Schrift-
stellers K. L. Deinhardstein war das am
12. April 1845 aufgeführte Lustspiel „Zwei
Tage aus dem Leben eines Fürsten". — „Graf
Moritz Dietrichstein (1775 — 1864), der „Theater-
graf", hatte früher selbst die Ixitung des Rurg-
Üieaters inne und noch grollen Kinfluli auf die
inneren Angelegenheiten desselben. Diesem
Ferdinand Freiligritth. rs M
99
kunstfreudigen und -ver-
ständigen Kavalier hatte
die erwähnte Huhne viel
zu verdanken. — Kurze
Zeit darauf, im Mai 1S45,
erhielt Graf Dietrichstetn
als überstkamnierer nach
dem im folgenden Briefe
gemeldeten Tode des
Grafen Joh. Rud. v. Czer-
nin wieder die oberste
Theatcrleitung und führte
sie eine Zeitlang fort. —
Die treffliche Künstlerin
Amalie I laizingcr wurde
nicht lange nach ihrem
erwähnten Gastspiele am
Burgtheater engagiert und
war viele Jahre hindurch
eine Zierde der Bühne und
ein Iiebluig Wiener
Publikums.
Wien. 14. April 1845.
Liebster Rettich! Der Graf Czerain ist heute
Nacht gestorben; Gott gebe, daß ti»j Besseres nach-
komme. Ferner hat heute um 12 Uhr Mittags Pokomy
das Theater an der Wien um 19900 r). C. M. an sich
gebracht; vielleicht übernimmt nun Carl das Rurg-
theatcr; bey Gott ist Alles möglich und bei unsern
Ministern auch. Spartacus war dea 2ten Tag leer; der
Applaus war bloß veranstaltet; auf diese Weise geht
Theater und Kunst und alles mm Teufel. Zwei Tage
darauf mußte die Enghaus als Jungfrau auftreten; also
nachdem das Stück zwei Jahre nicht war, der Augen-
blick abgepaßt, um es zu geben, wo niemand als die
Enghaus die Rolle geben konnte. Saphir hat über
Spartacus gewüthei Doch genug und mehr als genug,
nur noch dies Eine, kommen Sie ja pünktlich zurück.
Jetzt meinen herzlichsten Dank für Ihr baldiges und
freundliches Schreiben. Schreiben Sic mir zuverlässig,
wann Sie einzutreffen gedenken, ob über Prag oder
mit dem Dampfschiff, damit ich den Wagen bereit
halten kann.
Villa Rettich. Halm« Summ «r» iti n Huiteldorfbei Wie«.
wieder an zu heben; Sie kommen bald wieder; ja, ich
glaube sogar, dies ist der letzte Brief, den ich Ihnen
schreibe. Sorgen Sie nur, daß mir Rettich genau Tag
und Stunde Ihrer Ankunft meldet. Ich freue mich, ich
freue mich! Nie habe ich schwieriger, nie mühseliger
gearbeitet als an der Elektra; der Stoff interessiert
mich lebhaft und wenn ich ihn herausbringe wie ich
mir ihn denke, so würde er gewiß allen Gebildeten
entsprechen. Aber meine Kräfte haben nachgelassen,
was mir sonst im Schlafe gelungen, gelingt jetzt nicht
und wird kaum mit den unerhörtesten Anstrengungen
fertig gemacht, alle Wendungen sind erborgt und un-
durchsichtig, kurz, alle Tage habe ich die gTÖßtc Muhe
und nur die Furcht vor Ihnen halt mich ab, nicht die
ganze Arbeit übers Licht zu halten. Auch von der
Vollendung des Aktes ist noch nicht mit Gewißheit zu
reden, obwohl ichs an Fleiß nicht fehlen lasse. Sie
werden mir die Wahrheit sagen, wenn Sie zurück-
kommen, ohne Vorliebe für mich, sondern rein wie
Sie's empfinden; besser die Arbeit aufgeben, als mit
einer mißlungenen hervortreten, wo eine so gluvcndc
Vorarbeit zur Seite liegt. Und nun leben Sie wohl.
Euer Münch.
Liebste Julie! Sie haben mir nie mehr Freude
gemacht als mit Ihrem letzten Briefe ! Sic haben Recht,
halten Sic aus, auch das wird vorüber gehen und Sie
kommen wieder nach 1 1 utteldorf ins grüne Nest. Nie
war es schöner als heuer; der ganze Garten voll
Veilchen, kaum über die Wiese zu gehn, ohne welche
niederzutreten. Ich schicke Ihnen welche, für Sie ge-
pflückt und noch blühend und duftend nach Wien ge-
bracht; mögen sie Sie so lebhaft an mich erinnern als
ich Ihrer dabei dachte. Meine Laune fängt sich jetzt
Der frühere Direktor des Theaters in der
Josq)hstadt in Wien Franz Pokorny (7 1850)
hatte nach dem erwähnten Ankaufe des Theaters
der Wien dieser Buhne seine besondere
an
Aufmerksamkeit zugewendet und sie in der
Tat auf eine besondere I lohe gebracht, nament-
lich auch durch Auffuhrung von Opern, die
früher daselbst nicht üblich waren. Direktor
Carl (eigentlich Carl Bernbrunn [f 1854J), von
IOO
Halm in Juli« Rettich.
dem Pokorny das Theater an der Wien ge-
kauft hatte, erbaute einige Jahre nach diesem
Verkaufe in der Leopoldstadt das 1847 er-
öffnete, heute noch nach ihm benannte Carl-
theater.
Die am 17. April 1845 zuerst aufgeführte
Tragödie „Spartakus" von (Karl ?) Weber wurde
zwar dreimal zur Darstellung gebracht, ist aber
dann ganzlich der Vergessenheit anheimgefallen.
Die Erwähnung der schon 1 840 am Burgtheater
engagierten Frau Christiane Enghaus erinnert
an die heute noch lebende greise Künstlerin,
die an der genannten Buhne sich grollen
Erfolges erfreute, erst 1875 pensioniert wurde,
und durch ihre Vermahlung mit Friedrich
Hebbel die Aufmerksamkeit noch besonders
auf sich gelenkt hatte. Daß Saphir, damals
Redakteur und Herausgeber des Blattes „Der
Humorist", in diesem eine besonders scharfe
Feder führte und auch das Theater rücksichts-
los in den Kreis seiner Besprechung zog, ist
sattsam bekannt.
Wien, 16. Juli 1845.
Liebster Rettich! Sie haben auf Ihrer Fahrt nach
Regensburg wahrscheinlich schlechtes Wetter gehabt;
dafür, holte ich, haben Sie nun auch in Nürnberg kein
besseres, mögen Ihnen die Regenwolken eintragen
soviel sie nur können. Dietrichstein fängt an mich
mit Stücken zu überladen, die ich lesen und dann mit
ein paar Zeilen hinschreiben muß, was er den Dichtern
sagen und antworten soll. Ein mißliches, verantwort-
liches und bei seiner Unverläßlichkeit drei- und vier-
fach unangenehmes Geschäft, das ich nur aus einem,
aber einem sehr triftigen Grunde übernahm und das ich
abschüttle, sobald der Ertrag meinen Erwartungen nicht
entspricht. Ich habe die Ahnung, es wird uns allen
diesen Winter in Theaterangelegenheiten vielen Ver-
druß machen, aber dagegen in Geldsachen sich billig
finden lassen. Wende Gott alles zum Besten)
Liebste Julie! Sie haben mich in der letzten Zeit
Ihres Aufenthaltes in Hütteldorf recht verdrießlich und
übellaunig gefunden ! Was würden Sic sagen, wenn
Sie mich jetzt sahen? Nicht nur, daß mich Ihre Ab-
wesenheit drückt, daß es mich peinigt, von Ihnen so-
lange nichts zu hören, so kommen noch andere Dinge
dazu, die Alles noch viel peinlicher und qualvoller
machen. Sie sind für meine Stimmung beiläufig, was
der Vollmond fürs Wetter ist; Sic lassen kein Regen-
wetter aufkommen; die Wetter steigen auf, aber Sie
zerstreuen sie. Jetzt geht aber alle» drunter und
drüber. Alles, was mir die Vergangenheit vergällte,
kehrt mir zurück, herber und bitterer als je; alles, was
mir die Zukunft trüben könnte, rückt mir näher und
lebendiger auf den Leib und der Gegenwart entbehre
ich ohnehin ganz, da Sie fort sind. Was mich aber
am allermeisten durch und durch foltert und vernichtet,
ist die Art und Weise meines Arbeitens. Nach zehn-
tägigem durch fünf Stunden fortgesetzten Arbeiten habe
ichs auf einige dreißig Verse gebracht und das wollte
ich noch ertragen und geduldig fortstreben ; aber nun
thut sich daneben noch ein wechselndes Verzweifeln
am Stoffe selbst und an der Wirksamkeit desselben
hervor, die alles übersteigt, was Sie begreifen können.
Meine ganze Phantasie scheint sich darin zu con-
zentrieren, mir vorzustellen, es geht nicht. Dazu nun
die Überzeugung, daß Sie für diesen Winter ein Stück
brauchen, nothwendig brauchen, dann daß, wenn ich
noch länger säume, die Enkischc Geschichte wieder
rege wird, endlich der Wunsch, meine dramaüschc
Laufbahn noch nicht ganz aufgeben zu müssen oder
wenigstens auf eine ehrenvolle Weise zu beschließen !
Und nirgends Hilfe, nirgends Trost! Eine Unsicher-
heit, die es mir qualvoll macht, nur von fern an einen
Stoff zu denken ; eine Unbehülflichkeit, als ob ich noch
nie einen Vers gemacht hatte. Ist's denn wirklich mit
mir aus, so ganz aus; vermag ich nichts mehr, und
kann ich nichts mehr? Weiß Gott, welcher böse Geist
seine Schwingen über mich breitet, und wolle Gott, ich
wüßte ihn zu verscheuchen. Was soll ich nun an der
Königin Mutter fortarbeiten, mit der Überzeugung,
daß ichs nicht ans Ende bringen, wie an der Elektra,
mit der Überzeugung, daß ich den Stoff nicht zu be-
wältigen vermag? oder wieder einen andern suchen
und wieder und wieder nicht finden. Dabei darf ich
nicht die Stirne verziehen, sonst schreit es links und
rechts: Was fehlt Ihnen, Sie sind ja Hofrat geworden!
So geht es mir aber immer 1 ich scheine alles zu haben
und habe nichts, hier und dort nichts. Hier Unmög-
lichkeit und dort Unmöglichkeit. Lauter Anfänge und
keine Vollendung! Hälfte und kein Ganzes! Leben
Sie wohl! Ich fühle, daß ich Ihnen heute nicht hätte
schreiben und Ihnen die trüben Empfindungen er-
sparen sollen, die mich hin- und herpeitschen. Kommen
Sie bald wieder, das ist alles, was ich nur noch von
der Welt und vom Leben verlange. Münch.
Zaretzky, Die Kölner Bilderlahe! und die Beziehungen de» Druckers Nikolaus r.oetz zu Helman ond Qaentel. IOI
Dieser letzte der Iiier veröffentlichten Briefe
Halms erwähnt bei der Stelle mit der „Königin
Mutter" des neuen Stuckes, das der Dichter
um jene Zeit in Angriff genommen hatte. Es
ist dies das Schauspiel „Kinc Konigin" (Maria
de Molina), das im Jahre 1X47 mit Julie Kettich
in der Titelrolle zur ersten Auffuhrung in
Wien gelangte. Allerdings fand auch dieses
Drama nicht den reichen Beifall, der z. B. später
Halms „Fechter von Ravenna" zuteil wurde,
der aber in eine Periode des dichterischen
Schaffens Halms fallt, die außerhalb des Zeit-
raums liegt, in den die Abfassung der hier
wiedergegebenen Briefe zu setzen ist.
ingen
Die Kölner Bilderbibel und die Beziehiii
des Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel.
Von
Dr. Otto Zaretzky in Köln.
gefunden. Ich selbst bin gleichfalls für Goetz
als Drucker der Bibel eingetreten, zuerst in den
Kolner Buchermarken, bin dabei aber von
einem Gesichtspunkte ausgegangen, der mit den
in Lcmpertz' Jugendarbeit vorgebrachten Gründen
nichts zu tun hat In Dziatzkos Sammlung biblio-
thckswissenschaftlicher Arbeiten (Heft 13) hat
dann Georg Gerlach nochmals die Frage nach
dem Drucker der Bibel eingehend erörtert und
glaubt den Nachweis gefuhrt zu haben, dali
keinesfalls Goetz von Sehlettstadt, sondern ent-
weder Heinrich Quentel mit den Typen des
Bartholomäus von Unckel, oder dieser letztere
— vielleicht im Auftrage und auf Kosten von
Heinrich Quentel — die Bilderbibel gedruckt
habe. Der Versuch, dem Bartholomäus von
Unckel auf Grund der Typengleichheit die Bibel
zuzuschreiben, Ist nicht neu, 6 Gerlach hat aber
1 Über die Bibel und ihre
III Sp. 655 ff., ond Gr r lach, Der ]
lichcr Arbeiten XIII S. 3Sff.
' Kautzsch, Die Holzschnitte der Kolner Bibel von 1479: Studien zur deutschen Kunstgeschichte VII.
i Literarische Nachricht über die erste zu Köln gedruckte niederdeutsche Bibel (Coesfeld 182s) S. 17.
4 Über die erste zu Köln gedruckte Bibel. Beiblatt vom 10. 24. Januar und 7. Februar.
5 Beschreibender Katalog des Bibliographischen Museums S. 17 1. 173.
6 Vgl. Kapp, Geschichte des Deutschen Buchhandels S. 97.
n der vielumstrittenen Frage, von wem
die Kolner Bilderbibel, 1 die als die
| erste durch Typen hergestellte Bibel
in niederdeutscher Mundart und nicht minder
wegen der sie zierenden Holzschnitte* unser
besonderes Interesse beansprucht, gedruckt ist,
hat sich die Mehrzahl der Bibliographen der
von NieserO zuerst ausgesprochenen Meinung
angeschlossen und Heinrich Quentel für den
Drucker erklärt. H. I-cmpcrtz dagegen hat in
einem in dem Beiblatte zur Kölnischen Zeitung
1836 erschienenen Aufsatze, 4 der etwas ver-
ändert auch in seinen Beitragen zur ältern Ge-
schichte der Buchdruck- und Holzschneidekunst
(2. Auflage Köln 1839) wieder abgedruckt ist, zu
erweisen versucht, daß Nikolaus Goetz von
Schlettstadt der Drucker gewesen sei und hat
mit seiner Ansicht bei Klemm* Zustimmung
Ausgaben vgl. Wallher, Die
der Kölner Bildcrbibel in:
Digitized by Google
102 Zarelzkv, Die Kölner BilderbiUcI und die BcriehunKen de» Drucker* Nikolaus Goetr tu Helman und Quentel.
durch eine sorgfaltige Untersuchung den Nach-
weis gefuhrt, daß die Bibeltype sich in der Tat
bei Unckel wiederfindet. Da wir nun wissen,
dali Quentel Nikolaus Goctz für sich beschäf-
tigt hat, ' so kann auch, folgert Gerlach, Unckel
in Quentels Auftrage die Bibel gedruckt haben;
er halt also die Type Unckels und die der
Bibel nicht nur für gleich, sondern für identisch.
Die Tatsache, dali wir der Bibeltype aber auch
in den mit Quentels Namen versehenen Drucken
bis zum Jahre 1482 begegnen, nötigt Gerlach
zu der weiteren Annahme, dali Quentel anfang-
lich eigene Pressen und eigenes Typenmaterial
gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße
besessen, fremde Pressen gemietet und mit
ihnen — vielleicht unter Beihülfe ihres Be-
sitzers — gedruckt habe. Dadurch findet Ger-
lach auch eine Erklärung für den Umstand,
daß Quentel vom Jahre 1482 an die Type der
Bibel nicht mehr verwendet hat, und daß sich
von Februar 1482 bis 1484 kein datierter Quen-
telscher Druck nachweisen laßt, eine Erschei-
nung, die R. Praetor bekanntlich veranlaßt hat,
eine first press und second press Quentels zu
unterscheiden.* Voullieme' hat demgegenüber
wohl mit Recht darauf hingewiesen, daß wir
Quentelsche Drucke ohne Namen und Jahr be-
sitzen, die in die I.uckc eintreten können, und
daß in dem Ausscheiden der fünf Jahre fleißig
gebrauchten Type nichts liegt, was Gerlachs
Hypothesen stützt. Gerlachs Ausführungen
haben Voullieme auch in seinem Urteil, daß
das Typenmaterial der Quentelschen Drucke
bis 1482 einschließlich der deutschen Bibeln
nicht identisch sei mit demjenigen der Unckel-
schen Presse, nicht beeinflussen können.« Ich
stehe hier durchaus auf Seiten Voullicmes und
will nur in Kürze einige Gründe angeben, die
meine Auffassung gestützt haben, da Voullieme
auf Gerlachs Untersuchung nicht naher ein-
gegangen ist. In 15 von 1479—82 mit den
Typen der Bibel hergestellten Drucken Quentels
ist in der Schlußschrift eine Druckadresse ent-
halten, die sich in der Form nicht von denen
anderer Drucker unterscheidet und in den
meisten Fällen so bestimmt lautet, daß gar
' Vgl. meine Nachrichten in de
» Index I S. 96. 99.
i Der Buchdruck Kölns S. XLVIII:
♦ A. a. O. S. XXXV.
S Katalog der Inkunabeln in der Stadt
kein Zweifel darüber bestehen kann, daß Quentel
sich selbst als Drucker der Werke hat be-
zeichnen wollen. Wenn nun Gerlach die Be-
hauptung aufstellt, daß sowohl die mit Quentels
als die mit Unckels Namen versehenen Drucke,
die die Bibeltypc zeigen, nur aus einer und
derselben Druckerei, nämlich der Unckels, her-
vorgegangen sein können, so läßt er also den
aufstrebenden und unternehmenden Quentel
nach dem Mause Unckels wandern, um hier
seine umfangreichen Werke herzustellen —
„vielleicht mit Beihulfe des Besitzers der Presse".
Gerlach ist uns aber die Erklärung schuldig
geblieben, wie es unter solchen Umstanden
möglich geworden ist, daß Quentels Drucke
uns ein anderes Typenbild gewähren, als die-
jenigen Unckels, so daß sich beide Arten un-
schwer und mit Sicherheit voneinander unter-
scheiden lassen. Voullieme hat nicht weniger
als 28 Unckelsche Drucke ohne Druckadresse
verzeichnet, aber bei keinem, so viel ich sehe,
Veranlassung gefunden, den Namen Unckels
mit einem Fragezeichen zu versehen; Ennen
hat Quentels älteste Typengattung und die
Unckels nicht einmal für gleich gehalten. 5 Zu
dieser Abweichung im Typenbilde kommen
noch kleinere Verschiedenheiten in der Druck-
praxis, die kaum zu erklären wären, wenn man
annehmen müßte, daß Quentel und Unckel in
derselben Druckerwerkstatt gearbeitet haben.
So haben sämtliche Quentelschen Drucke von
1479 an Signaturen, während solche noch bei
Unckel in dem im Jahre 1480 erschienenen um-
fangreichen Sachsenspiegel fehlen, und als
Unckel 1481 Signaturen anwendet, gebraucht
er andere Zahlen als Quentel. Das alles zwingt
uns meines Erachtens zu der Annahme, daß
Quentel und Unckel selbständige Druckereien
besessen haben, in denen mit einem Typen-
matcrial gearbeitet wurde, das gleich, aber nicht
identisch war. Ich halte es für sehr wohl mög-
lich, daß Quentel gerade durch die Konkurrenz
des mit gleichen Typen druckenden Unckel
zum baldigen Wechsel seines Druckapparats
bewogen worden ist
Zwischen den Erzeugnissen dieser beiden
XXIV.
S. XVII.
der Gesellschaft Tür
iu Köln S. XIV.
Zaretzky, Die Kölner Bitderliiliel und ilie Beziehungen de» Drucker» Nikolaus Goetz zu Hein. in und Quentel.
I03
Druckereien steht nun die Bilderbibel. Man
wird darüber nicht im Zweifel sein können, dali
man sie, wenn man sich für eine der beiden
zu entscheiden hat, Quentel zuweisen muü.
Für Quentel sprechen die Randleisten der Bibel,
mit denen er mehrere seiner Drucke 1479 u "d
1480 wieder geschmückt hat, für Quentel spricht
nicht minder das in der Bibel verwendete Pa-
pier, das wir in allen seinen frühen Drucken,
die ein ahnliches Format, wie die Bibel haben,
wiederfinden.' Ich lege auf den letzteren
Punkt vor wie nach Gewicht, trotz der Hin-
wendungen Gerlachs, da ich in keinem der mir
zur Verfügung stehenden Drucke Unckels das
Papier der Bibel habe auffinden können. An-
dererseits aber weisen die Bibel und die Erst-
lingsdrucke der Quentelschen Oftizin wieder
Verschiedenheiten auf, die es einigermaßen be-
denklich erscheinen lassen können, den Bibel-
druck für Quentels Werk zu erklaren.
In der Bibel fehlen Datierung und Name
des Druckers. Dali den Quentelschen datierten
Drucken aus dem Jahre 1479 undatierte voran-
gegangen sein müssen, wie Voullieme meint,*
halte ich nicht für erwiesen. Voullieme hat
mit dieser Behauptung, wenn ich ihn recht ver-
stehe, eine Erklärung für die „kolossalen Lei-
stungen" Quentels aus dem Jahre 1479 geben
wollen. Undatierte Quentelsche Drucke, die
wir mit einiger Sicherheit vor das Jahr 1479
setzen könnten, kennen wir nun aber nicht;
das einzige Werk, das hier in Frage kommt,
ist die Bilderbibel und diese war doch sicher-
lich nicht dazu geeignet, einen ersten selbstän-
digen Druckversuch eines jungen Druckers ab-
zugeben. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich,
dali Quentel als Suddeutscher seine si frslandige
Tätigkeit in Köln mit dem Druck der nieder-
deutschen Bibel begonnen haben soll, einem
Werke, das ihm sprachlich und typographisch
bedeutende Schwierigkeiten bereiten mulite und
obendrein ein Unternehmen war, dessen günstige
Aufnahme in den Kreisen der Geistlichkeit mit
völliger Sicherheit nicht vorausgesetzt werden
konnte.
In der Bibel fehlen die Signaturen, während
alle Drucke Quentels solche haben, und sie ist
ferner nur mit einer Typenart hergestellt,
wahrend Quentel bis I4«S2. abgesehen vom
Fasciculus temporum, neben der Bibeltype noch
je eine von wenigstens zwei verschiedenen
Missaletypen verwendet hat.J
Diese zwischen der Bibel und den ersten
Drucken Quentels sich findende Verschieden-
heiten, so gering sie auch auf den ersten Blick
erscheinen mögen, wird man nicht als Zufällig-
keiten unbeachtet lassen dürfen. Durch die
Vergiekhung der Bibel mit den Drucken Quen-
tels haben sich mir keine sichern Anhaltspunkte
ergeben, die auf die Entstehung des Bibel-
druckes Licht werfen konnten. Dagegen habe
ich bei meinen archivalischen Nachforschungen
ül>er Goetz und Quentel Nachrichten gefunden,
die mir wohl der Mitteilung wert erscheinen,
wenn sie auch noch manche Fragen offen
lassen. Durch diese Nachrichten wird ein
Mann in den Vordergrund gerückt, den wir
schon als ein Mitglied der Firma Quentel durch
• Ich habe drei Exemplare der Bibel (die beiden Kölner und das Hamburger) auf das Papier hin untersucht und
als häufigstes Wasserzeichen eine Krone in der Form gefunden, wie sie Heid, I*» filigranes des papiers dans les in.
cunables Strasbourgeois Taf. VI Nr. 150 und 152, abgebildet hat. Daneben erscheint häufig ein kleiner Ochsenkopf
mit dem T; Heitz Taf. XXIX Nr. 740. (Die Figur wird auch als Antoniuskreuz erklärt; vgl. Zentralblatt für Bibliotheks-
wesen XX S. 54; Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel S. 321, hüll sie vielleicht nicht mit Unrecht für ein
Schlächtcrbeil.) Auch ein Ochsenkopf mit Stab und Stern findet sich, seltener eine Krone; Heitz Taf. VI Nr. 159 u. 164.
Vereinzelt kommen Bogen vor mit einer Wage, einer kleinen Traube, einem D und dem französischen Wappen. Fast
alle diese Wasserteichen kehren in den Astesanus- Ausgaben Quentels wieder, vor allem die Krone. Dasselbe Papier
enthält der Druck von Goetz. Voullieme 760. Den Ochsenkopf mit dem T habe ich in Voullijme 176 a wiedergefunden
(Exemplar in der Stadtbibliothek zu Köln, von Voullieme nicht beschrieben), desgleichen in Goetz' Fasciculus temporum,
Voullieme 1029. Der Ochsenkopf mit Stab und Stern ist häufig in Vonlliime 176 und 176 a, in etwas abweichender
Form erscheint er auch in Voullieme 17S (Exemplar gleichfalls in Köln). Außerdem enthalten die Quentelschen Früh-
drucke noch einige andere Wasserzeichen, die ich in den drei erwähnten Exemplaren der Bibel nicht gefunden habe,
so Voullieme 176 häufig einen Anker, Heitz Taf. X Nr. 27S, daneben eine Krone ähnlich Heitz Taf. VI Nr. 16S, die
uns auch bei Goetz in Voullieme 38 begegnet. In Voullieme 176 und 1029 ist ein V (Heitz, I^es filigranes des papiers
contenus dans les archives de la ville de Strasbourg Taf. XIV Nr. 154) vertreten, etwas abweichend auch in Voullilme
178. Dieses Zeichen ist auch in voneinander wenig verschiedenen Formen in den Bibeln des Goetz, Voulliimc 252 und
253 enthalten. Schließlich haben Voullieme 176 und 176a auch Rosetten in mehreren Größen,
t A. a. O. S. XXX. — 3 Gerlach a. a. O. S. 31.
Digitized by Google
104 Zaretzky, Die Kölner Bildcrbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel.
das von mir in den Kolner Büchermarken er-
wähnte Schriftstück kennen gelernt haben: Jo-
hannes Helman, der Schwiegervater Heinrich
Quentels.
Johannes Helman war Asscymcistcr und
Schreinschreiber der Stadt Köln und wird in
der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts sehr
oft genannt* Aus den stadtkölnischen Brief-
büchern erfahren wir, daü er häufig Reisen nach
Frankfurt unternommen hat. Da seine An-
wesenheit dort auffallend oft in die Zeit der
Messen fallt,' werden ihn wohl nicht immer
städtische Aufträge dorthin gefuhrt haben, son-
dern eigene Handelsgeschäfte. Ein uns erhal-
tenes Verzeichnis * der Schuldner der Drug-
warenakzise aus den Jahren 1469 — 1479
unterrichtet uns nämlich darüber, daß er be-
deutende Sendungen Papier bezogen hat Im
Jahre 1477, sabbato conversionis s. Pauli (Ja-
nuar 26) ist für ihn folgendes Konto angelegt:
1 pack, 4 ballen papir, 100 rijli. Item 11 ballen
papir. Item 8 ballen papirs. Item 10 ballen
pappir. Item 4 ballen pappir. Item 2 stuck.
Item 12 ballen pappir. Item 13 stuck, 10 ballen
pappirs, 1 5 ballen papir. Item 5 5 ballen papirs.
Item 4 ballen papir. Item 19 ballen papir.
Item 14 ballen pappir. Item 8 ballen papir.
Die „druge war" (trockene Ware) gehörte
zu den Kinfuhrartikeln, bei denen die Stadt
Köln die Stundung der Akzise gewährte.« Den
Firmen mit dem notigen Geschäftskredit wurde
die Stundung ohne weiteres zugestanden, bei
kleineren Kaufleuten und Handwerkern aber
wurde Sicherheit durch Hinterlegen von Pfändern
» Der „Asseymeislcr" war der städtische Beamte für die Münzprüfung. Über Johannes Helman vgl. Mitteilungen
aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 8 S. 8; 21 S. 14; 23 S. 209. Seit .lein Jahre 1470 wird er sehr häufig als Sehrein-
schreil>er genannt (Schrb. Scahinorum Alhani 1470 Marx 13), am 9. Februar 1508 wurde „Johan Helman der aide
schrynschriver alders ind swacheit halvcn syns lyfs" durch seinen Sohn Johannes im Amte ersetzt, dem als zweiter
Schreinschrcibcr Johann Keye von Dinslaken zur Seite tritt (Ratsmcm. IV Bl. 56a). In einer Beurkundung im Schreins-
buche Hacht Üb. I von 1509 April 26 wird Johann Helman der Alte als verstorben genannt. Sein Sohn begegnet uns
als Schreinschreiber oft, und dessen gleichnamiger Sohn war wieder Schreinschrcibcr und mag. artium (Ratsmem. IV
Bl. 157b, 1522 Juni 4 u. ö-; Sehrt». Sevcrini Generalis 15.27 Aug. 9, 1530 Okt. 4; Hacht üb. I 1532 April 17, Juli 26,
IS37 Okt. 18; Columba Clericorum 1534 Januar 10, 1 541 De/. 4. 1542 Nov. 9). Der Urenkel des Asse) meistere war
der im Buche Weinsberg (Bd. 3. 4, hrsg. von Friedrich Lau, Register) oft genannte lic. iur., Stadtsckrelir und Altertums-
sammlcr Johannes Helman, der am 14. Mai 1579, 50 Jahre alt, starb. Er begegnet uns auch als Sachverständiger in
dem 1574 angestellten Krmittelungsverfahren Ober den Verfasser und Drucker der Koclhoflschcn Chronik, das Höhl-
baum in den Mitteilungen aus «lern Stadtarchiv von Köln Heft 19 S. 103 ff. veröffentlicht und besprochen hat, und aus
dem so viel hervorgehen dürfte, daß Voulliemes Behauptung (der Kölner Buchdruck S. LXVI), meine Angaben in den Kölner
Buchermarken über den Druck der Chronik nnd seine Folgen seien Vermutungen, die jeder historischen Begründung ent-
behrten, da KoelhofT noch mehrere Jahre „unl>cirrt" weiter gedruckt habe, doch wohl einer wesentlichen Einschränkung
bedarf. Voulliemr hat auch die interessanten Nachrichten, die wir über die Beziehung Heinrichs von Ncuft zu Koelhoff
aus dem Aktenstücke entnehmen können, ganz unl>eachtct gelassen, obwohl er uns S. 146 auf Huhlbaums Aufsatz hin-
weist. Der Sekretär und Archäologe Helman hatte wiederum einen Sohn Johannes, der uns als lic. iur. im Buche
Weinsherg (HI S. S4) gleichfalls genannt wird. — Der Name Helman war in Köln mehrfach vertreten ; schon 1396 wird
ein Kölner Kaufmann Heinrich Hellemann erwähnt, der wohl mit dem in einem undatierten Schreiben Kölns aufgeführten
Heinrich Helman identisch ist (Mitteilungen ans den Stadtarchiv Heft 23 S. 27 t; 26 S. 50). Ob der Asseymeislcr mit dem
Goldschmiede Jakob Hclmann, der einen am 19. Oktober 1413 ausgestellten Heimatschein aus Orsoy beibrachte (Urkunde
8256 im Stadtarchiv Köln) oder zu dem in derselben Zeit mehrfach genannten Goldschmiede Arnold Hclmann (vgl.
meine Nachrichten in den Kölner Büchermarken S. XVIII Anm. 2) verwandt gewesen ist, hat sich durch die Schreins-
bücher nicht feststellen lassen; es ist aber wahrscheinlich, da Johannes Helman in einem zwischen 147» und 14S0 auf-
genommenen Verzeichnisse der „Kaufleute zu der Hanse von allen Gaffeln" unter den Goldschmieden genannt ist (Enncn,
Geschichte der Stadt Köln III S. 721).
» Um Oitern (6. April) 1477 w « Helman längere Zeit von Köln abwesend. Am 31. März richtete Köln an Mainz
ein Beglaubigungsschreiben in MQnzsachcn für „unsen diener ind asscymcistcr*'; am 4. April schrieb Köln an Helman
selbst (Briefbuch 31 Bl. 191. 192. 194). 1477 u|> satersdach uff sent Bartholomen abent (Aug. 23) weilte Helman in
Krankfurt, wo ihm ein städtischer Auftrag zugeht (Brief buch 31 Bl. 244. Die Frankfurter Herbstmesse währte vom
15. August bis 8. September, vgl. Hörne, Geschichte von Frankfurt a. M. 2. Aufl. S. 123). 1478. roaendach na dem
heiligen Palmdage (März 16), finden wir ihn wieder in Frankfurt (Brief buch 32 Bl. 19), auch in den folgenden Jahren
treffen wir ihn wiederholt dort an.
J Van druger war anno domini seaagesimo nono, im Stadtarchiv Köln. Es umfaßt die Jahre 14Ö9—M79. einzelne
Eintrage finden sich aus den Jahren 1468 und 14S1. Ich bin durch Herrn Dr. v. Loesch in Stcphanadorf in Schlesien
auf da* Verzeichnis aufmerksam gemacht worden.
4 Knipping. Die Kölner Stadtrechnungcn des Mittelalters I : Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Getchichts-
kunde XV S. XXIV. LXXIX.
Digitized by (
Zarelzky, Die Kr.lncr Bildcrbibel un.l die Beziehungen ,1c« Drucken Nikolaus Goclz zu llclman und Quentel. IO5
verlangt In dem erwähnten Stundung
registcr sind auch mehrere Kölner
Buchdrucker aufgeführt. Johann Koel-
hofif ist in den Jahren 1473 und 1474
mit zwei Einträgen vertreten,' die in
der Hauptsache Papiersendungen be-
treffen; es sind daneben aber auch
andere Waren gebucht, die uns die
schon durch Ennens Mitteilungen * be-
kannte Tatsache bestätigen, daß er
neben seiner Druckerei noch I landels-
geschafte betrieben haben muß. Eben-
falls im Jahre 1473 hat Guldenschaiff
sich von 24 Kies Papier die Akzise
stunden lassen. Ohne Jahresangabe
sind noch Konrad Winters von H0111-
borch und Ulrich Zell mit kleineren
Sendungen aufgeführt J Der Kintrag
in die Stundungsregister erfolgte bei
Auslieferung der Ware, in Itelmans
Konto laßt sich mit ziemlicher Sicher-
heit an mehreren Stellen durch den
Duktus der Schrift und den Wechsel
der Tinte eine neue Buchung fest-
stellen. Alle halbe Jahre, einen Monat
vor der Frankfurter Messe, mußte der
AkziscmeLster mit den Schuldnern
abrechnen, das Konto wurde dann
gestrichen, bei Helmans Schuld und
auch sonst hin und wieder ist das
unterblieben. Die Dnigwarenakzise
bestand aus dem 100. Pfennig oder l°/„ des
Umsatzes, nur für kurze Zeit, von Ostern 1474
bis 20. Marz 1476, war sie auf 2%, erhöht.«
Die auf Helmans Namen gebuchte Masse
bjwnen btt ba^eiitelTc wbe mebt cnHlprteit*
vttbe alfo bc ftuenba bacb quam öo fpwkcn fo
to famplbnd wpue-f mepke bjmen matt vnbe
tabe rtagc emt bat [)* bj? legge trat bat cut*
mtfti tebube • v ii woUu bea m d; t botn Co wi\
len wp b p vntx bjmea väbzts \yuy>9 vettbemi
cf fcc Y) c bbe t g vns b arumm c gdaben tfp tu
u>er bruyrieft bat $y vns betoucn wölben c . *
tmbe fe trenebe wbe fpiack tt?o (ämpfön Ma
gcttbc-btiljatcftmjzt^^cucft my metyieff
vnbe barüme bat etitractfcl bat bu tmlc* vot«
kes km beten beuefV voegetaety: cnwoltumy
tnebt (eggen *vnbp be antwoabs ick en wölbe
tti)me vaber nod) numet mober nee gefeggeft
wo macb th bj> bntne bat gefeggen* alte bat
fc be feucn bagc bet wettft^up vc* eme wen*
be^T l)o bem leftctt an beme feuenbm bagc to
Ct md;t äff cn lete bo bebnbebe fje bat cr*rn fe
febe bar tr;o ber luttie ftunt errn boageten vn
bc fcbentiSo (ämpfbn bee (euenben bagescer
b* (unne mber gpttk «trat ie (betet tvett n e bo«
mcb ♦ mbe wat .0 ftetket wen cen bu wc Dn*
br bf fpiaek to cn ^ ebbet g>> mdn: geare mpfc
tttyne kug^cu^bat mit mynet bu(Ft» we J
des Papiers ist recht bedeutend; sie übertrifft
die von KoelhofT 1473 und 1474 bezogenen
Sendungen etwa um das doppelte und repräsen-
tiert eine ziemliche Summe Geldes.» Da wir
' Sie lauten: Johan Koilhoff. 1 47 J, sabbato post assensionis domini (Mai 29]. Primo 4 ballen, item S lullen
papir. Item 1 vass. Item 10 ballen papir. — Johan KoilhofT anno etc. 73 [statt 74] sahato Reraigil [Oktober I]. Ii ballen
papir. Item 12 ballen papir. Item I pack. Item 206 //. wollen. Item 6 ballen papir, 1 korf. Item 1 kist. Item 1 vass.
Item S ballen papirs. Item 4 ballen papir. Item 12 ballen papir. Item I vass. Item 2 ballen papir. Item 7 ballen papir.
Die Jahreszahl 7 j des letzten Kontos beruht offenbar auf einem Schreibfehler, da der Remigius tag 1473 nicht auf einen
Samstag fiel. — » Kaulog der Inkunabeln S. VIII.
3 Unter der Oberschrift „Ulrich van Celle" heißt es: Primo eyn groess korf. Item 3 ballen papir«. Da gleich
darauf folgt: anno etc. 74, 7. maii, 3 sehyven wass, so muC der erstere Eintrag in oder vor das Jahr 1474 fallen. Die
hier gegebene auffallende Namensform des ersten Kölner Buchdruckers trcfTcn wir auch einmal in einem seiner Drucke,
den Kommentaren des Gerardus de Harderwyck vom Jahre 1493 *n (Ulricus de Zell), vgl. Mcrlo, Ulrich Zell S. 29,
Voull. 446. Ich erwähne bei dieser Gelegenheit, daß mir neuerdings ziemlich umfangreiche, im Staatsarehiv zu Wetzlar
ruhende Akten eines Prozesses bekannt geworden sind, den Leonhard Hoscnbcckcr gegen Ulrich Zell vom Jahre 1506
an geführt hat Ks geht daraus hervor, daß Zell seinen Leiten iahend in Köln verbracht hat-, er lebte noch am 8. Fcbraar
1507 und wird am 30. August 1510 als verstorben aufgeführt. Der Klager war 15 10 ebenfalls verstorben, der Prozeß
wurde von den überleitenden Witwen noch bis zum Jahre 1511 fortgesetzt. — 4 Knipping a. a. O. S. LXXIX.
5 Über die Papierpreise, die im XV. Jahrhundert in Köln, wo eine Papiermühle nicht nachweisbar ist, gezahlt
wurden, habe ich nichts Sicheres feststellen können. Das Papier wurde bekanntlich in Hallen oder kleinen Fässern ver-
und alles über Frankfurt bezogene Papier wurde zu 12 Ries der Ballen gehandelt, nur in No
Z. f. B. 1906,1907 14
Digitized by Google
106 Zarctzky, Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des Druckers Nikolaus Goetz zu Heimln und Quentel.
nun wissen, daß Helman kein Drucker gewesen
ist — wir kennen nur ein Büchlein aus dem
Jahre 1505 mit Helmans Namen, das in der
Quentelschcn Druckerei hergestellt ist und in
dessen Schlußschrift uns ausdrücklich gesagt
wird, daß die Bürger Helman es haben drucken
lassen' — so kann er nur entweder einen
Handel mit Papier oder Verlagsgeschäfte be-
trieben haben, oder aber er muß das Papier
für seinen Schwiegersohn Quentel beschafft
haben. Auf Grund dieses Sachverhalts gewinnt
das von Helman und Quentel unterzeichnete
Schriftstück,' auf das ich in den Kölner Bücher-
marken Bezug genommen habe, ein erhöhtes
Interesse. Es handelt sich um eine undatierte
Rechtfertigungsschrift, die gegen eine von Niko-
laus Goetz beim Rate der Stadt Köln vorge-
brachte Beschwerde, deren Wortlaut wir leider
bis jetzt nicht kennen, gerichtet ist Wir erfahren,
daß es zwischen Helman, Quentel und Goetz
nach dem Druck einer lateinischen Bibel,* für
die die ersteren das Papier geliefert und einen
Zuschuß in barem Gelde gegeben hatten, zu
Streitigkeiten gekommen ist. Wir erfahren
weiter, daß die zwischen den streitenden Par-
teien bestehende Geschäftsverbindung sich nicht
auf den Druck dieser lateinischen Bibel allein
beschränkt hat, sondern daß Helman, Quentel
und andere dem Goetz „zu tun" gegeben haben,
da es ihm an eigenem Betriebskapital mangelte.
Über die Ausdehnung, die diese Geschäftsver-
bindung gehabt haben muß, gibt uns die Mit-
teilung einen Anhaltspunkt, daß Goetz die Mög-
lichkeit hatte, Helman und Quentel um 700
Gulden zu betrügen, nur dadurch, daß sie „zu-
gesehen" haben, sind sie vor Schaden bewahrt
worden.
Es muß auffallen, daß die Quentelsche
Druckerei, die mit geradezu erstaunlichen
Leistungen bald nach ihrer Gründung hervor-
getreten ist, Goetz beschäftigt hat, zumal wir
hören, daß seine Druckwerke nicht immer den
Beifall Helmans und Quentels gefunden haben.
Für die Handlungsweise der Firma Quentel
gibt es wohl nur die eine befriedigende Er-
klärung, daß eine Geschäftsverbindung zwischen
Helman und Goetz schon bestanden hat, ehe
Quentel zu Helman in geschäftliche und ver-
wandtschaftliche Beziehung trat. Wann Quentel
nach Köln gekommen ist, hat sich bislang nicht
feststellen lassen; in den Kölner Bürgerlisten
findet sich sein Name nicht, auch in seiner
Heimatstadt Straßburg ist nichts über ihn zu
ermitteln.« Es ist nicht unwahrscheinlich,
daß Quentels Bekanntschaft mit Helman durch
seinen I-andsmann Goetz vermittelt worden ist*
Dieser weilte, soviel wir bis jetzt wissen, seit
1470 in Köln, und schon 1474 hat er in den
Meditationes des Ludolphus de Saxonia das-
selbe Papier, 6 das wir in der Bilderbibel und
gewöhnlich zu 10 Ries. Es steht nicht fest, wann sich der Unterschied in der Bogenzahl des Ries, Schreib- oder Druck-
papier (480 bezw. 500) gebildet hat, und ob das Ries bereits zu der Zeit in der man nur geleimtes Papier kannte, auch
schon nur 480 Bogen enthielt. (Kapp a. a. O. S. 4/6. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels XI S. 30.?).
Am Ausgange des XV. Jahrhunderts kostete in Basel I Ballen c. S Ii. (Heering a. a. O. S. 476. Vgl. Kapp a. 1. O. S. 229).
Mitte de« XVI. Jahrhunderts galten in teipzig die doppelten Papierpreise wie in Frankfurt (Archiv für Geschichte des deut-
schen Buchhandels II S. 62). 1582 zahlte die Quentelsche Druckerei (nach einem Rechnongsbuch im Kölner Domarchiv)
an Arnold Mylius in Köln für 2'|, Ballen 15 holländische Taler, also für den Ballen 6 Taler. Der holländische Taler
galt damals 52 Albus.
* Das Buch ist die Passie Jesu Christi mit der Glosse. Siehe den Anhang II. — * Urkunde im Anhange I.
" Um welchen Bibeldruck es sich hierbei gehandelt hat, habe ich aus dem Papier der von mir untersuchten
Exemplare (in Köln and Trier) nicht mit Sicherheit feststellen können. Es scheint einer der Drucke Voullieme 252 oder
253 in Frage zu kommen. Vgl. Anro. t auf S. 103.
4 Nach freundlicher Mitteilung der Verwaltung des dortigen Stadtarchivs.
5 Da das von Helman bezogene Papier, wenigstens zum Teil, uns auf Strasburg hinweist, da ferner Helman mit
Goetz aus Schlettstadt in Geschäftsverbindung stand und Quentel aus Straßburg sein Schwiegersohn wurde, so kann man
auf die Vermutung kommen, daß er mit den Brüdern Andreas und Nikolaus Heilmann, die zu Gutenbergs Zeiten vor
dem Weißenturmtor in Straßburg eine Papiermühle besaßen (Schneegans in Lcmpcrtz' Bilder-Heften zur Geschichte des
Buchhandels Taf. I ; Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels XI S. 307 ; Schorbach, Die urkundlichen Nachrichten
über Johann Gutenberg : Mainzer Gutenberg-Festschrift S. 1 74), verwandt gewesen Ist. Die Namensform Heitmann würde
vielleicht einer solchen Annahme nicht entgegenstehen, wenn sich nachweisen ließe, daß die Straßhurger Familie aus
dem nördlichen Deutschland nach Süddeutschland gelangt ist, wofür sich jedoch keine Anhaltspunkte haben auffinden
lassen. Die Straßburger Familie ist seit der Mitte des XIV. Jahrhunderts nachzuweisen. Vgl. Kindler von Knobloch,
Das goldene Buch von Straßburg S. It4; Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 24 S. 113.
* Vgl kam. 1 auf S. 103.
Zaretzky, Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen de» Druckers Nikolaus Goetz zn Helman and Quentel. \OJ
den ersten datierten Drucken Quentels wieder-
finden, verwendet, was bei der wenige Jahre
darauf nachzuweisenden Geschäftsverbindung
zwischen ihm und Hclman schwerlich ein Zu-
fall sein wird. Die spater zwischen diesen
beiden Männern stattfindende schriftliche Aus-
einandersetzung macht es fast zur Gewißheit,
daß das „zu tun geben" nur von Hclman aus-
gegangen sein kann.
Hclman und Quentel beschuldigen Goetz
in ihrer Hingabc an den Rat, daß sein Geschäfts-
gebahren durchaus nicht immer einwandfrei
gewesen sei und daß er, obwohl er, wie „stat-
kundich", in schlechten pekuniären Verhaltnissen
lebte und auf anderer Beihulfe angewiesen war,
den Junker gespielt habe. Die mannigfachen
Streitigkeiten, in die er während der letzten
Jahre seines Kölner Aufenthaltes und spater
auch noch in seiner Heimatstadt verwickelt war,
werfen auf ihn gleichfalls kein günstiges Licht.
Im Mai 1477 führte ihn eine Streitsache vor
den Amtmann und Schöffen in Heimbach, 1
und zu dem Konflikt mit Helman und Quentel
kamen die Auseinandersetzungen mit dem Kölner
Kate Uber die Beschlagnahme von Urdemanns
Dialogus super libertate ecclesiastica, für dessen
Herstellung Goetz seine zweite Fresse dem
Münzmeister Erwin von Stege geliehen hatte. 1
Nach dem Bruch mit Helman und Quentel
muß Goetz' Lage, der schon vorher „nauw
broit" gehabt hatte, doppelt schwierig geworden
sein; er hat es deshalb offenbar vorgezogen,
nach dem Druck seiner vierten lateinischen
Bibel, die am 9. Mai 1480 vollendet wurde, J
Köln den Riicken zu kehren. Er wandte sich
nach Suddeutschland zurück« und versuchte
nun auf schriftlichem Wege mit seinen For-
derungen beim Kölner Rate und seinem ein-
stigen Geschäftsfreunde Helman durchzudringen.
Der sich über vier Jahre hinziehende Brief-
wechsel 5 zwischen Goetz und dem Rate be-
trifft in erster Linie die Entschädigungsanspruche,
die Goetz aus der Beschlagnahme des mit seinen
Typen gedruckten Dialogus herleitete. Zugleich
benutzte er aber auch die Gelegenheit, mit
Helman abzurechnen. Aus dem Briefe des
Rates an Goetz vom 9. Mai 1481 erfahren wir,
daß letzterer seinem Schreiben vom 15. Januar
eine Anlage beigefügt hatte, die seine vermeint-
liche Forderung an Helman betraf, und daß
dessen F-rwiderung der Antwort des Rates
angeschlossen wurde. Goetz entgegnete am
14. August und legte wieder einen Brief an
Helman ein, wie aus der Antwort des Rates
vom 3. September hervorgeht. leider scheint
uns keine von diesen Einlagen erhalten ge-
blieben zu sein. Der Rat erklärt am 3. Sep-
tember, Goetz auf den Angelachten zedel"
keinen Bescheid geben zu können, da Helman
zur Zeit in Frankfurt weile. In dem nächsten
vom 17. Dezember 1483 datierten Briefe des
Goetz stoßen wir in einer Nachschrift noch-
mals auf den Namen Helman. Uber die Streit-
sache selbst erhalten wir auch hier keine nähere
Nachricht, erfahren aber, daß Goetz in Graz
weilte und beabsichtigte, sich nach Speyer zu
begeben, und die Unterschrift sagt uns, daß er
legum doctor war. Mit der Antwort ließ der
' Briefboch 31 Bl. 207 (Stadtarchiv Köln). — » Zarcttky, Der erste Kölner Zensurprozeß S. 25fr.
i Voullieme S. 29. Vgl. Zaretzky a. a. O. S. 27.
4 Goetz ist über Mainz nach Köln gekommen. Nach einer Mitteilung Vclkes in der Mainzer Gutenberg- Festschrift
(S. 343) wird Goetz in den Jahren 1460 und 1461 in Mainz als Goldschmied erwähnt. Kr wird auch in einem zwischen
1470—80 aufgestellten Verzeichnisse der Kölner Kauflcute aus der Hansa unter den Goldschmieden aufgeführt (Enncn,
Geschichte der Stadt Köln III S. 721). Velke (a. a. O.) berichtet auf Grund einer Angabe von A. Kämmerer von einem
handschriftlichen Eintrage in einem in der Kolberger Dombibliothek befindlichen, der Fasciculusausgabe des Goetz
von 1478 (Ilain * 6922) beigebundenen Druckfragment, wonach Goetz 1478 in Mainz gedruckt haben soll. Der
Eintrag findet sich am Schlüsse von Arminensis, Tractatns sacrae historiae elucidativus (Hain* 179S) nnd lautet; Im-
pressum Maguntiae per Nicolaum Goetz de Seitstadt (!). Anno pos« Christum natum MCCCCLXXVHX Er röhrt von
dem Pfarrer Peter Eddeling in Pasewalk her und ist im Jahre 1556 niedergeschrieben. Wie die Form „Seitstadt"
schon verrät, hat der Pfarrer den Namen des Druckers, ebenso wie die Jahreszahl, dem Fasciculus entnommen; eine
alte Tradition von einem Aufenthalte des Goetz in Mainz darf man hiernach, wie Kammerer will, in dem Eintrage
wohl kaum vermuten. Der Druck Hain* 1798 soll nach Ebert und Brunct in Mainz entstanden sein. Schon Grotcfend (Ver-
zeichniC der Handschriften und Inkunabeln in der Stadt- Bibliothek tu Hannover 1844 Nr. 209) hat das mit Recht bezweifelt;
die Typen »eisen uns nach Norddeutachland, nach Lübeck oder Rostock hin. Das Kolberger Exemplar von Hain' 1798
ist übrigens kein Druckfragment, sondern ein durchaus vollständiges Exemplar, in dem zwischen Bl. I und 2 ein Einblatt-
druck aus dem XVI. Jahrhundert eingefugt ist.
5 Gedruckt in meinem Buche: Der erste Kölner Zensurprozeß S. soff.
108 Zaretzky, Die Kultier RiMrrhilirl unJ ilir Itc/irliunjjcn <lt* Druckers Nikolaus f.octi iu llel'tian und Quentel.
€)tptiäuiitruba« biaet
fcmm volummum iunu
ciuilia lr Öm «Örnwi al=
pl;abcü a fratrc Äfttjra
tto pofirc fiuc comptlat* ♦
<[^rficJanimacfhiMofifTimu aftejam optW
fcc cafibuffrfüium attimcfcu confcimae ocetrich
tbu$:cp öiumisJ et i;umame legibus, m vnam
fummam octo päbu» fcHtfiwiabi« ämgfäu tibi
tnnti tncnti-inocboq^anitm mebclam affem«
ac reete <Siul<r.9 m »aneta ac fbcÜa amtate do
loma»£ #ufoum et ärcüfpc dum vinjm l)mri *
cum quenetU - ctufbf m mcolam et auetlt* $ub
2fano 6öimm*M.»ccfc*!^:i^ * fecunfco IkaUöa»
fcpbc mbäo pcruigili cum impreflum dftccnö fce
fpcctahlte et ma^mfici rin # tsifipow rectoris
a!mcd:mfigmDt>rnuctfitati9<!Iolomcnfis fpca
Ii mäfcato «mfcagmc matuncei» {ugubraborwq?
pfpicaä vifum ejammatum^.fjtftum* abnrif*
fum et afpwbatum: r«iq3 publice vt fuu äff erat
preftotum m smum tonatum ► ommpotert
tia ttt laut*m*föcltumq} rxmfaenöarü (hvnato
ticm et falut*mrfeliat*t ßmt *f*
Heinrich Quentel.
Afleuiwi. Summa de callbu» Loiuocnliac. 31. AuguM 1479.
Rat cs bis zum 12. März 1484 anstehen und
ersuchte dann Goetz zur endlichen Beilegung
des Streites über den Dialogus, sich personlich
in Köln einzufinden, und sicherte ihm Geleit
für 14 Tage zu; der Name Helman wird nicht
mehr erwähnt. Über den Ausgang des Streites
zwischen Goetz und dem Kate einerseits und
Goetz und Helman andererseits habe in keine
Nachrichten auffinden können; in beiden Fallen
scheint Goetz seine Forderungen als aussichtslos
aufgegeben zu haben.' Mitte der 1480er Jahre
■ Vgl. Zarctzky a. a. O. S. 29.
begegnen wir ihm in seiner Heimatstadt Schlett-
stadt wieder, wo er einen „mutwilligen" Prozeß
gegen den Rat anstrengte, weil er sich in seinem
väterlichen Erbe benachteiligt glaubte. In Rom
hatte er einen Bannbrief gegen Schlettstadt
ausgewirkt und suchte damit an verschiedenen
Orten gegen die Stadt Stimmung zu machen,
unter andern auch 1488 in Zug. Im Jahre
1498 war der Streit noch im Gange. Goetz
war es gelungen, den päpstlichen Bann mit
Aggravation nicht nur über den Rat von
Schlettstadt, sondern auch über den der Stadt
Köln und das Domkapitel in Mainz verhängen
Zarelfky. Die Kölner Bil.IrrhiM un.l <hr Rr/ielnin K rn de« Drucker» Nikol»u* Ooell la Heimln und Quentel. ICK)
a pecato noß loluit.q* tu m ms pro culpa (u
mit«t)critaä8 auf* wee atteftante bibinm?
quta luiie q betritt mtlia talctita heh?bat*cu
petritentiä agcret^abfolucöiicm bebtti a bno
accppitrfcb q* amlctuo fuo emtu fibi benari
00 betend bebt tum non btiwfit.a b oc dViuf
fit0 ejrigi.qtf et fuca't iam bmtiflum. £t qiri*
bus vibclitrt bicti0 oftat q* fi boc qtf m nos
Wmqtu« er. corbe no btmimmf r<i aiiub rur*
fu0 ettgituc-qtf nobiö iam p er pcmtcnOam
bimiffum roifle gaufcebamp j| gitur bunt per
mbuüi temrns fpamim Kort bum tubcp fufti
net. btim ouerfiottem nofttam is qtri culpa0
cramrnat «r Ipcctatr <onfl«m? m Ucrimi0 bu
titiam menU0 formemf mpt»rtnu0 gratiam
femgmtati0* tft ftbenter btco q uia fälutari
bofHa po ft mewte m non mbigebim? fi ante
tn 02 tem beo l;oftia ipfi fiicrimus • : •
därpltdt übrr quartfbpalocjo;: grcgoitj*
per m« fcart^Iomcubevndtd«?.
liirtholomaeas ton Unckel.
zu lassen. Nähere Nachrichten über die Gründe
zu diesen weiteren Schritten und über den
Ausgang des Prozesses fehlen uns. Es ist nur
bekannt, daß Goetz damals in Freiburg L Rr.
gefangen gehalten wurde, und daß hier der
Gesandte von Köln, Dr. Herbert von Bilsen,
gegen ihn vorging.' Man wird wohl den
Groll des Goetz gegen Köln mit seinem Streite
über den beschlagnahmten Dialogus in Ver-
bindung bringen dürfen.
Überblicken wir die Nachrichten, die uns
über die Beziehungen des Goetz zu Helman
und Qiientel Aufschluß geben, so können wir
folgendes feststellen. Goetz hat zu Helman
> G^njr, Die Reichsstadt Schlettsta.lt : Erläuterungen
I Heft S/6 S. 19. 20.
hbri IV. c». M *>-
in Geschäftsverbindung gestanden, die sich in
der I lauptsachc auf l'apierlicferungen beschrankt
haben wird. Als dann der wohlhabende Asscy-
meister seinem Schwiegersohne eine Druckerei
einrichtete, wurde die Verbindung mit Goetz,
dem es an dem nötigen Betriebskapital fehlte,
nicht sofort abgebrochen ; erst nach dem Druck
einer lateinischen Bibel, für die ihm das Papier
geliefert und ein Zuschuß in barem Gelde ge-
geben war, kam es zu Streitigkeiten, die zum
Bruch führten. Vorher aber müssen Helman
und Quentel mit Goetz Geschäfte unternommen
haben, bei denen es sich um beträchtliche
Summen gehandelt hat.
und Ergänzungen tu Jarnsens Geschichte de*
I IO Zaretzky, Die Kölner Rilderbibel und die Beziehungen de» Drucker« Nikolaus Ooetz zu llelman und Quentel.
Welcher Art können nun diese Geschäfte
gewesen sein, bei denen Goetz die Möglichkeit
hatte, llelman und Quentel um 700 Gulden
(über 5000 Km.)' zu betrugen? Nach dem
Wortlaut des Schriftstuckes scheint es sich
nicht um eine reine Geldangelegenheit, um ein
von Helman und Quentel gegebenes Darlehn
gehandelt zu haben, da gleich darauf von
einem solchen die Rede ist, an dem Helman
offenbar allein beteiligt war. Bei den wieder-
holten Versicherungen, „dat hey uns zo doin
ist ind wir yem nyet", wofür glaubwürdige
Zeugen beigebracht werden können, würde
auch schwerlich eine so bedeutende, ohne
Gegenleistung gewährte pekuniäre Unterstützung
verschwiegen worden sein. Aber Helman und
Quentel haben dem Goetz „zu tun" gegeben,
also ihn als Drucker beschäftigt, und dabei
wird dieser die Gelegenheit zu den Unter-
schlagungen gehabt haben, von denen die
Helmanschc Rcchtfcrtigungsschrift berichtet
Um den Hibcldruck, der die Veranlassung des
Konflikts wurde, kann es sich hierbei jedoch
nicht gehandelt haben, da Helman und Quentel
bezuglich dieses gemeinsamen Unternehmens
die Erklärung abgeben: „dat wir gerne unse
papir wedernemen weulden mit unsem uißge-
lachten gereiden gelde, dat hey untfangen
hait, künden wir dat krigen." Auch schon
wegen der I lohe der Summe kann wohl die
lateinische Bibel nicht in Frage kommen, deren
Druck Goetz auf seiner Presse besorgt hatte.
Da dem Goetz für die Bibel das Papier ge-
liefert und auch ein Zuschuß gewährt war,
kann das auch bei anderen Goetzschen Drucken
der Fall gewesen sein. In erster Linie kommt
hier der Fasciculus von 1478 in Betracht, der
Heimansches Papier enthält und an den sich
die Quentelschen Ausgaben in auffallender
Weise anlehnen. Bei der zwischen Helman
und Goetz offenbar schon längere Zeit be-
stehenden Geschäftsverbindung liegt es nun
außerordentlich nahe anzunehmen, daß Goetz
auch bei den ersten aus der jungen Quentel-
schen Offizin hervorgegangenen Drucken zu
„tun" gehabt hat. Die Drucke des Jahres 1479
tragen sämtlich Quentels Namen und einen
einheitlichen Charakter, so daß nicht ersichtlich
ist, in welcher Weise Goetz an diesen Werken
beteiligt gewesen sein könnte. Die ein bis zwei
Jahre früher entstandene deutsche Bibel da-
gegen, die wir Pur den ältesten Druck der
Quentelschen Offizin halten müssen, zeigt in
der Druckpraxis Abweichungen von den ersten
mit Quentels Namen versehenen Drucken, die
wir nicht ohne weiteres auf Rechnung des
Zufalls setzen können, für die wir aber bislang
keine Erklärung hatten. Diese Abweichungen
dürfen wir meines Erachtens mit einem hohen
Grade von Wahrscheinlichkeit auf die Mit-
wirkung des Goetz bei der Bibel zurückfuhren.
Datierte Drucke von Goetz aus der Zeit, in
der die Bibel entstanden sein muß, kennen wir
nicht, allenfalls kommt der schon genannte
Fasciculus Hain * 6922 in Betracht der frühestens
im Laufe des Jahres 1478 gedruckt sein kann.
In der Mitwirkung des Goetz an der Bilder-
bibel ist auch eine befriedigende Erklärung
für das Fehlen der Druckadresse gegeben, die
schwerlich deshalb weggelassen sein kann, weil
die Urheber des Druckes ihre Namen nicht
nennen wollten; der Ursprung eines Werkes
von der Bedeutung der Bilderbibel ließ sich
wohl kaum verheimlichen. Den ersten datierten
und mit Namen versehenen Druck Quentels,
das umfangreiche Werk Astesanus, Summa
de casibus conscientiae, kennen wir in vier
zum Teil erheblich voneinander abweichenden
Ausgaben, die sämüich das Datum 31. August
1479 tragen. Dieses in hohem Grade auf-
fallende Experimentieren möchte ich damit
erklären, daß wir in dem Astesanus den ersten
selbständigen Druck Quentels vor uns haben,
bei dessen Herstellung es ihm nicht an tech-
nischer Fertigkeit, wohl aber noch an ziel-
bewußter, konsequenter Durchführung eines so
umfangreichen Werkes gebrach.
Das Papier, das Helman seit Januar 1477
bezogen hat, ist zum Teil für die Bibel ver-
wendet worden,* und sie ist auf Quentels
Presse gedruckt; Goetz kann demnach höch-
stens bei ihrer Ausstattung und ihrem Vertrieb
« Kruse, Kölnische (tcldgeschichte : Westdeutsche Zeitschrift Erganzungs-Heft 4, S. 120.
• Rechnet mra die ganze Sendung Papier, die für llelman in dem Drugwareuverzeichniwe eingetragen ist, zu
etwa 200 Ballen, so würde sie 2400 Ries — 4S000 Buch «- 1 152000 Bogen ausmachen. Für die Bilderbibel sind für
das Exemplar etwa 270 Bogen erforderlich gewesen, für eine Auflage von 300 Exemplaren demnach 81000, bei 600 Exem-
plaren (für die beiden Ausgaben) 162000.
Digitized by Google
Zaret/ky, Die Kölner KMeriiihcl und die Beriehun-en des Druckers Nikolaus C,oc:i N Helman
versucht haben, im Truhen zu fischen. Das
Schicksal der Holzschnitte der Bibel, die 1483
bei Koberger in Nürnberg wieder auftauchen,"
legt die Vermutung nahe, daß Goetz bei der
Ausstattung der Bibel seine Hand irgendwie
im Spiele gehabt hat. Was kann Helman
oder Quentel bewogen haben, die Stucke, die
damals sicherlich eine recht gesuchte Ware
waren, insbesondere in so vortrefflicher Aus-
fuhrung, sobald nach Fertigstellung des 1 )ruckes
zu veräußern? Die Notwendigkeit, das in ihnen
steckende Kapital flussig zu machen, kann es
wohl nicht gewesen sein ; wir wissen, daß I Ielman
ein wohlhabender Mann gewesen sein muß.
Ganz unwahrscheinlich ist auch Gerlachs An-
nahme,' daß Quentel sie verkauft haben soll,
weil er von vornherein an eine neue Ausgabe
der Bibel nicht mehr gedacht habe. Ein
solcher Entschluß wäre nur dann zu verstehen,
wenn Quentel mit der Bibel einen vollständigen
pekuniären Mißerfolg gehabt hatte, oder wenn
ihm von Seiten der Geistlichkeit Schwierigkeiten
bereitet worden waren; für beides haben wir
nicht den geringsten Anhaltspunkt. Ich bin
noch immer der Ansicht, daßGoetz für I Ielman
und Quentel die Stocke beschafft und sie bei
seinem Weggange von Köln mit oder ohne
Berechtigung — als Unterpfand für seine ver-
meintliche Forderung mitgenommen und schließ-
lich, als er mit dieser bei I Ielman nicht durch-
drang und auch die von dem Kolner Rate für
den beschlagnahmten Dialogus beanspruchte
Entschädigung ausblieb, verkauft hat Ur-
kundlich steht fest, daß Goetz sich nach Sud-
dcutschland zurückgewandt hat. Im Dezember
1483 finden wir ihn in Graz;J auf dem Wege
dorthin wird er auch Nürnberg berührt und
hier die Stöcke an Koberger veräußert haben.
Auch mit den Randleisten der Bibel, die Quentel
noch einigemal in den Drucken der Jahre 1479
und 1480 wieder verwendet hat zuletzt in dem
Destructorium vitiorum,« das wenige Tage
vor der letzten Bibel des Goetz die Presse
verlassen hat, scheint es eine besondere Be-
wandtnis gehabt zu haben. Die einzelne Ixiste
mit der Anbetung der hl. drei Könige kehrt
und Quentel. I I I
noch einmal in dem Fasciculus von 1481
wieder;» von da an verschwindet dieser Buch-
schmuck für immer aus den Drucken Quentels.
Daß Quentel von diesem Zeitpunkte an nicht
mehr im Besitze der Randleisten gewesen ist,
darf man wohl daraus schließen, daß er sich
in den folgenden Jahren mit einem recht be-
scheidenen Buchschmuck beholfen hat der uns
noch dazu auch bei einem andern Kolner
Drucker, Johann Guldenschaiff, begegnet. 6
Die verhältnismäßig wenig benutzten Leisten
der Bibel können wohl kaum schon 1481 von
Quentel als unbrauchbar geworden beiseite
gelegt sein.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß uns ein
glücklicher archivalischer Fund noch einmal
einen volligen Aufschluß über die Beziehungen
des Druckers Goetz zur Firma Quentel und
vielleicht auch über das Zustandekommen der
ersten Quentelschen Drucke bringen wird. Wir
kennen bis jetzt das w ichtige Schriftstuck nicht,
das Goetz bei seinem Streite mit Helman und
Quentel an den Rat der Stadt Köln gerichtet
hat. Das eine aber durfte wohl heute schon
feststehen, daß wir Johann Helman, der, wie
die an ihn gelangten Papiersendungen und sein
Auftreten in der Streitsache mit Goetz zur
Genüge beweisen, ein tatiges Mitglied der
Quentelschen Firma, wenigstens in den ersten
Jahren ihres Bestehens, gewesen sein muß, als
den Urheber des großen Quentelschen Bibel-
druckes zu betrachten haben. Wie weit sich
sein Einfluß in dem rasch emporbluhenden
Geschäfte seines Schwiegersohnes in der Folge-
zeit geltend gemacht hat, wissen wir nicht da
keiner der zahlreichen Quentelschen Drucke
seinen Namen kennt. Erst nach dem Tode
Heinrich Quentels 7 tritt Helman in hohem
Alter noch einmal in Gemeinschaft mit seinem
Sohne Johannes mit einem Drucke an die
Öffentlichkeit, und bezeichnenderweise ist das
wieder ein illustrierter Dialektdruck: die 1505
erschienene Passie Jesu Christi, gedruckt in
„goeden coelschen duytz".
• Muther, Die ältesten deutschen Bilderbiheln S. 13. Gerlach a. a. O. S. 32.
■ A. a. 0. & 31. — J Zareuky a. a. 0. S. 56.
4 Voullieme 367. — S Hain* 69*9- Voullieme 1032.
« Zeitschrift für Bücherfreunde III S. 131. Voullieme S. LV.
7 f 1501. HeiU und Zarettky. Die Koloer Buchermmrken S. XVII
Digitized by Google
I 12 Zareüky, Die Kölner UiMerltibcl un.l die Beziehungen tU"s Druckm Nikolaus Gocli zu llclman und Quentel.
Anhang.
L
Urkunde.
Undatiert, 1478 oder 147g.
Johannes Heinum und Heinrich Quentel,
Bürger der Stadt Köln, rechtfertigen sich
wegen der Anschuldigungen, die der Drucker
Nikolaus GoetZ gegen sie beim Rate der
Stadt vorgebracht hat.
Gnedige lieve herrn. Also Niclais Götz
uren gnaden over uns ind anderen schryft, SO
wie wir yeme vurunthalden 2 C latinscher bibelen,
die hey uns in gudem geloben heym gesant
hedde, ind wir yem ind hey uns nyet zo doin
were, ind wir )'n geweltlichen gedrungen scul-
den hain, syne vursaissonge zo brechen ind
nuwe saissonge zo machen etc., so wie syne
verzwivelde vermessen unwaraftige schryft, so
vill uns dat beruert, vurder uisswyst, sagen wir,
wer eynen gerne umme dat syne brengen weuld
ind tgain vrome lüde ind syn eigen hantschryft
spricht ind schryft, as Niclais deit, dat wir be-
wysen willen offs noit geburt, der hait sich der
cren getroist, ind schämet sich nyet, waet hey
erdenkt, zo schriwen. Sonder gnedige lieve
herrn, id sali sich in der wairheit ervynden, ind
willen dat ouch mit vromen luden offs noit ge-
burt bcwysen ind sunderlingen mit synen eigenen
hantschryften, dat hey uns zo doin ist, ind wir
yem nyet, wilchs wir zo beden der frunde gc-
hat sculden hain up Martini nyestleden, qweme
hey noch ind geve uns, dat hey uns schuldich
18 na inhalt synre eigenre hantschriften, wir
weulden it noch hudestages untfangen ind yem
wederlevern, wat wir der bibelen, hey gemacht
hait, hinder uns hedde, die hey also gemacht
ind gedruckt hait, dat wir gerne unse papir
wedernemen weulden mit unsem uissgelachtcn
gereiden gelde, dat hey untfangen hait, künden
wir dat krigen. Ind as hey vort schryff, wir
yem zo doin ind hey uns nyet etc., ist stat-
kundich, dat hey nauw broit gehat hedde,
hedden andern ind wir yem nyet zo doin ge-
geven. darup hey junker geweist ist, wilch werk
hey also gemacht hait, dat hey sich ind an-
dere verderft hait, dat man spricht, id sy meister
Niclais werk, ind daromb syn werk nyet ver-
kouffen ind nauw unse papir weder krigen
können. Vort as hey schryft van der gcwclt-
licher dringunge etc. weulden wir dat noede
denken, wir geswigen zo doin, sonder id sali
sich ouch an eirberen luden ervynden, dat su-
lichs unwair is, dan hedden wir nyet zoge-
seyn, hey seuld uns umme 7' gülden bedrogen
hain, as ouch mit vill andern luden geschiet
is. Vort as hey .schryft, daz ich yem up hon-
dert gülden l6'/j gülden overnomen seuld hain,
sagen ich, Johannes, dat ich yem sulcher snoder
visierder reden nyet engestain, ind sich ouch
in der wairheit nyet ervynden kan. Dan gne-
dige lieve herrn, up dat ure gnaden uns nyet
vermirken, laist Niclais uren gnaden vur ougen,
komen, wir willen yn nyet, so verre hey recht
hait, besweren, ind hoirt syne reden ind unse
kontschaft ind syne eigen hantschryft, darinnc
sich ervynden sali, wie eirlichen hey mit uns
umme geit ind over uns schryft; wat ure gnaden
darinnc in dem rechten erkennen sali uns waill
ind we doin, indem hey uns steetgeit setzt wat
ure gnaden erkennen, uns dat zo vernoegen,
willen ure gnaden sich des nyet annemen,
willen wir yem alles geburlichen rechten bynnen
Coelne gehoirsam syn, up dat Niclais die also
yedermanne, dat syn schuldich is ind mit sul-
cher loisheit bezalen weulde uren gnaden noch
uns geyne zijch dürfen geven, ind willen ure
gnaden dese unse schryft in dat best verstain
ind upnemen, dat wir so groff schriven, want
wir unse ere deshalven verantworden moissen.
Johannes Hclman ind Hcynrich
Qucntell, uren gnaden oitmodige
burger.
Stadtarchiv Köln. Original mit der Aufschrift:
Up Niclais Götzen schrift von wegen Johannes
Helman ind syns eydoms.
II.
Das seltene Buch, die Passie Jesu Christi,
das „die ehrsamen Johannes Helman, Bürger
der Stadt Köln," haben drucken lassen und
das am Pfingstabend (Mai 10) 1505 vollendet
wurde, gehört wegen des Dialekts und auch
wegen der Ausstattung zu den bemerkens-
wertesten Kölner Drucken des ersten Jahrzehntes
des XVL Jahrhunderts.
Bl. i" Titel: Z>vt is öie paf'lfie Otts heren
3bcfu d]rijh mit | I*r alofen &cr beligcr Voc-
toien bar op fermentu- 1| I Iolzschnitt Christus
am Kreuz. Bl. 2» m. Sign. 31 2 Z. 1 :
T l)ye bcaynt &ic paffic puff berö 3^fu
Digitized by Goo
Zaretzkjr, Die Kölner Bilderbibel ond die BeiiehnnRen des Druckers Nikolaus Goctz in Heinum tmd Quentel. I I 3
crjrifti mit | ber glofcn. »an beme oribrage
our palmbagc an. j bis an bat enbe 1
Bl. 43 b Z. 4 : Dp bat nur na befem leue mit
verne mog} emJtliche leue | 31 2TT Ce ZI ||
1 Defc paffte is orbinert, inb in taftfftfH
ouer | gefat 30 ber ceren gofc inb ZTTarieu
fijnre Heuer | ITToiber. So wan man bie Hft.
bat man ban | our bie Selen inb fadtf bar
man bie ourbege | rebe is. 30 bibbe ben
alinecbrige" got inb ftjne j lieue ZTlotber. bat
beme uagegage inb gnoieb | gefebege na bem
gtibe »illen gofc. (Bebrucft | in <Xoelen in
goben coelfdien buvfc. bord) ben cerfamen
3ob,annes ivlman borger ber ftat | Coelue
Jn be Jaer 0115 b,ere. Dufent Dunfho- | bort
inb ounff np pvnit 2luent |
4 0 . 43 Bl. m. Sign., 37—38 Z., Gotische TytK-n
der Quentelschen Druckerei Nr. 9. 10. 15. (nach
Proctor). Norrenberg. Kölnisches Literaturleben
S. 4. Weller, Repertorium typogr. Suppl. [1]
4072. Proctor Fl. 1 S. 15.55.65. Über die
Holzschnitte vgl. Zeitschrift für Bücherfreunde
HI S. 138. Exemplar in der Stadtbibliothek
Köln.
Merkwürdigerweise muli die Schiulischrift
noch wahrend des Druckes abgeändert worden
sein. Die Stadtbibliodiek Köln besitzt ein
zweites, zweifellos von demselben Satze her-
gestelltes Exemplar, das, so viel mir bekannt,
noch nicht beschrieben ist und folgender-
maßen schließt:
I Defe paffie is orbinert, inb in buytfcben
ouer | gefat mit 2?abe ber mijfe. 30 ber £rcn
gofc inb | ZTtarien fijnre Heuer iTloiber. 5o
»an man | bie Hft. bat man ban dut bie
Selen inb fache | bar man bie our begerebe
is. 30 bibbe ben ab | med?tige got inb fijne
Heue 2Tlotber. bat beme | nagegage inb gnoidj
gefebege na bem guben | roillcn gofe. <ße>
brueft laiffen in (Toelne in g6c | ben coelfdjen
buyfc. bord? bie firfamen 3oban | nes fjelman
borger ber ftat Coelnc 3" &em | 3aer ons
here. Ihifent Dimfrjöbert inb ounff | up pynjt
2luent |
Diese Fassung ist zweifellos die jüngere und
entspricht den tatsachlichen Verhältnissen besser
als die erste, da Johannes Helman, Vater so-
wolü wie Sohn, keine Drucker gewesen sind.
Schon aus diesem Grunde mußte man die
zweite Schlußschrift für die jüngere halten, es
finden sich dafür noch weitere Anhaltspunkte
in dem Texte selbst Der Setzer hat bei der
Umänderung den stehenden Satz natürlich
möglichst zu benutzen gesucht. Nach dem
Worte gedruckt hat er „laissen" eingeschoben
und „dorch den" in „dorch die" abgeändert,
dabei aber versäumt, „borger" durch die ge-
brauchliche Pluralform „borgere" zu ersetzen.
Bei dem Worte ^oden hat er offenbar eine
Korrektur vorgenommen. Im Texte des Buches
findet sich neben dem häufigeren guden auch
gueden und goeden, das 5 kommt nur einmal
vor in dode (Tode), wahrend sonst doide durch-
aus überwiegt. Der Setzer ist auf die Form
goden wohl dadurch aufmerksam geworden,
daß er hinter go die Zeile abbrechen mußte.
Anstatt nun die Trennungszeichen einzusetzen,
filmte er ein e ein, vergaß dabei aber o in o
zu verwandeln, so daß die Form goeden ent-
standen ist Die sonstigen typographischen
Änderungen beschranken sich auf das Einsetzen
von n oder m am Schluß der Worter, so beim
Zeilenschluß guden statt gude und in dem
letzten Satze dem statt de. Haben wir nun
aber die erweiterte Fassung als die jüngere an-
zusehen, so muß das Büchlein von Vater und
Sohn Helman herausgegeben sein. Daß hier
nur der Asseymeister und sein Sohn in Frage
kommen können, geht daraus hervor, daß die
Typen und Holzschnitte des Druckes Eigentum
der Quentelschen Druckerei waren. Die Typen
9 und 10 finden sich häufig in Quentelschen
Drucken, die Texttype ist seltener, sie begegnet
uns u. a. in dem Spiegel der Seelen, gedruckt
von Peter Quentel 1520. Daß das Büchlein
mit der Schlußschrift in der verbesserten und
erweiterten Form verbreitet gewesen ist beweist
der 1508 bei Heinrich von Neuß erschienene
Nachdruck, der abgesehen von einigen sprach-
lichen Änderungen den Text der Ilclmanschen
Passic wiedergibt und in der Schlußschrift gleich-
falls die Worte hat: mit dem rade der wijse.
Digitized by Google
Pädagogisches Buchwesen.
Von
Dr. Hans Schmidkunz in Berlin -Halcnsce.
m
fahrend sonst die BUcherliebhaberei, das
I Bibliothekswesen und auch die Biblio-
graphie einen immer größeren Auf-
schwung nehmen, trifft dies für eines
der wichtigsten und ausgedehntesten geistigen Ge-
biete, für die Pädagogik, so gut wie gar nicht zu.
Wenn die Rede ist von hohen Preisen, die für
alte Drucke oder für erste Ausgaben gezahlt
werden, so handelt es sich allermeisten» um
Literatur engeren Sinnes, also um Belletristik,
etwa noch Theologie eingeschlossen. Selten hört
man, daß für irgend einen „ersten" Pestalozzi
oder dergleichen soviel Interesse und Kosten auf-
geboten werden, wie etwa für einen ersten
I-essing.
Was wir von der Wichtigkeit und Ausgedehnt-
heit der Pädagogik angedeutet haben, ist sowenig
ül>ertrieben, daß man sogar gerade für das Buch-
wesen nach der Pädagogik in allererster Linie
fragen könnte, noch dazu in Deutschland, dem
auch pädagogisch weltberühmten Lande. Man
möchte nun meinen, daß bei uns pädagogische
Bibliotheken in Fülle und Reichtum vorhanden
seien und daß die großen wissenschaftlichen
Kräfte, die für das Bearbeiten von Handschriften
aufgeboten werden, mit der Pädagogik mindestens
ebensoviel zu tun bekommen wie etwa mit der
klassischen Philologie. Tatsächlich ist alles das
nicht der Fall. Als das sogenannte Stiefkind der
öffentlichen Meinung erweist sich die Pädagogik
auch hier.
Keineswegs fehlt es an zahlreichen Personen,
die diese Verhältnisse bedauern und mit ihren
starken Interessen und schwachen Kräften nur
darauf warten, dali es besser werde. Außen-
stehende meinen vielleicht, daß all der Enthusias-
mus und entsagende Opfermut, der der ernsten
und selbst der spielenden Beschäftigung mit dem
Buchwesen zugrunde liegt, auf jenem Gebiete
feiere. Man muß aber nur selber Pädagogiker
sein, um schwärmen zu können von einem ersten
Comenius oder auch nur von einem ersten Graser,
von einer Handschrift eines Vergangenen wie
Ratichius oder eines Gegenwärtigen wie Wilhelm
Münch, von einem vollständigen Exemplare der
„Pädagogischen Revue" Karl Magers (1840 — 1858)
oder von den Anfängen der pädagogischen Presse;
gar nicht zu erwähnen das Mittelalter und die
Renaissance, aus welchen Zeiten meist nur neben-
bei und mehr ehrenhalber einige Namen genannt
werden.
Nach hingen Kämpfen kann man jetzt bei-
spielsweise von einer Gymnasialpädagogik auch im
theoretischen Sinne sprechen. Daß in diesem
die einschlägige Literatur
als es beim ersten Vermuten scheint, erfährt man
weit weniger leicht als auf anderen Spezialgebieten.
Eifrige Leser von Antiquariatskatalogen werden
sich, wenn sie einmal darauf aufmerksam gemacht
worden sind, von der Wehmut nicht befreien
können, die ihnen der Gedanke an das heute
noch Erreichbare und vielleicht bald nicht mehr
Erreichbare bereitet. Wenigstens Schreiber dieses
nimmt die nicht gerade seltenen Antiquariats-
kataloge für Pädagogik kaum jemals zur Hand
ohne das beklemmende Gefühl, daß er weiß, was
da zu tun wäre und daß er als einzelne Person
nicht eingreifen kann. Wenn es ihm z. B. gelingt,
etwa das erste eigentliche Werk über Gymnasial-
pädagogik: ,,Der Gymnasialunterricht" von I. H.
Deinhardt (Heidelberg 1837), aufzutreiben, und
wenn er andere spätere Gymnasial-Pädagogiken,
wie die von Thaulow, derzeit noch mit Be-
friedigung häufiger verzeichnet findet, so ist es
schon viel.
Mögen solche Spezialgebiete für die Öffent-
lichkeit und für die Welt des Buchamateure weniger
in Betracht kommen, so gibt es doch wieder
mancherlei pädagogische Felder, an denen die
weitesten Kreise beteiligt sind. Hierher gehören
z. B. die vielerlei Belehrungs-, Erziehungs- und
ähnliche Bücher für die ältere Jugend. In den
mittleren Jahrhunderten der Neuzeit haben die
sogenannten Fiirstenspiegel, die verschiedendichen
Briefe eines Vaters an seinen Sohn, dann sonstige
Wegweiser für das junge Volk (Hodegetiken und
dergleichen) eine gToße Rolle gespielt; und das
Auf und Ab dieser Bedeutung in den verschiedent-
lichen Zeiten ist kulturgeschichtlich und nament-
lich auch buchgeschichdich von großem Interesse.
Beispielsweise schwillt die hodegetische Literatur,
also die der Führung und Beratung junger Leute,
in den letzten zwei Dritteln des XVIII. und dem
ersten Drittel des XDC. Jahrhunderts beträchtiieh
an und geht verwunderlicherweise bis fast in unsere
Zeit hinein zurück. Gerade auf diese Zweige des
Buchwesens seien Liebhaber gleich hier aufmerk-
sam gemacht.
Dazu kommen dann historische Spezialitäten.
Das Jahr 1848 hat auch in der pädagogischen
Literatur Wellen geschlagen, deren Formen zu
konservieren in dem Interesse vieler liegt Zahl-
reiche seit damals beliebte Reformbestrebungen
haben in jenem und etwa in dem Folgejahre leb-
haften literarischen Ausdruck gefunden.
Nun ist es heute schwer abzusehen, ob selbst
eine ferne Zukunft die Aufmerksamkeit auf alte
und ausgezeichnete Erziehungsliteratur so in die
Höhe treiben wird, wie bisher die Aufmerksamkeit
für andere Literatur angewachsen ist. Die Schlauen
Digitized by Google
Schmidkanx, Pädagogische* Buchwesen.
"5
unter den Sammlern suchen natürlich fortwährend
nach denjenigen Chancen, bei welchen im Augen-
blicke billig einzukaufen und künftig teuer zu ver-
kaufen ist. Unseres Erachtens gilt dies von der
pädagogischen Literatur und speziell von ein-
zelnen ihrer Zweige ebenfalls; nur daß derartige
Preissteigeningen, wie wir sie in der letzten Zeit
beispielsweise bei den Romantikern erlebt haben,
hier schwerlich zu erwarten sind. Auf absehbare
Zeit wird wahrscheinlich die Pädagogik immer
wieder das wenigstens relativ opfervolLste Treiben
Unter keinen Umständen aber dürfen wir uns
besinnen, dem drohenden Verfall älterer Literatur
durch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf das päda-
gogische Bibliothekswesen entgegenzutreten. Sollte
etwa nach einigen Jahrzehnten ein grober finanzieller
Aufschwung dieses Stückes unserer Kultur kommen,
so daß es an Geld zum Kaufen alter Schätze nicht
fehlen könnte: dann würden unsere Nachkommen
vielleicht recht vorwurfsvoll auf uns zurückblicken,
die wir oft nicht eine oder die andere Mark übrig
hatten, um eine erste Auflage von Diesterwegs
„Wegweiser" oder dergleichen zu kaufen.
Sprechen wir hier auch nur von dem Interesse des
Büchermannes engeren Sinnes, so darf doch nicht
übersehen werden, wie eng dieses Interesse mit
anderweitigen Interessen zusammenhängt Vor
allem fehlt es unserer Lehrerwelt in hohem Mab
an Gelegenheit zu ausreichender Beschäftigung mit
der pädagogischen Literatur. Arm sind sie ja
doch, offen gesagt, alle, obwohl sie trotzdem viel-
leicht die allerbesten Bücherkäufer sind. Allein
selbst bei viel Opferwilligkeit bleibt es Uberaus
schwer, in Deutschland ein weitergehendes päda-
gogisches Literaturinteresse zu befriedigen.
Vor allem haben unsere grolien öffentlichenBiblio-
theken für kaum etwas so wenig übrig, als für die
Pädagogik. Die Klagen darüber sind allgemein.
Sodann macht sich die knappe Dotierung unseres
Schulwesens auch in den Lehrerbibliotheken be-
merkbar. Mögen immerhin einzelne Gymnasien
prächtige alte Schätze angesammelt haben: die
Mehrzahl der Lehrer auf allen Schulstufen muß
doch ohne zureichende fachbibliothekarische Hülfe
auskommen. Eine Interpellation in einem Land-
tage, die eine statistische Auskunft über die be-
stehenden Lehrerbibliotheken verlangte, würde ein
nationales Verdienst sein.
Wenn man nun manchmal von reichhaltigen
Fachbibliotheken hört, oder wenigstens davon,
dali gröllere Allgemeinbibliotheken irgend eine
Richtung, wie etwa Bibel werke, besonders pflegen,
so drängt sich doch die Frage auf, ob wir denn
nicht ebensolche pädagogische Bibliotheken be-
sitzen. Es scheint nun sehr, daß uns das Ausland
darin bald überflügeln kann oder vielleicht schon
überflügelt hat Wie Schreiber dieser Zeilen vermutet
ist die bedeutendste pädagogische Fachbibliothek
der Welt die des „Board of Education" der Ver-
einigten Staaten von Amerika in Washington, eines
Institutes, das rein theoretisch arbeitet und für
uns dringend „zur Nachachtung" empfohlen sei.
Außerdem wachsen pädagogische Museen, mit
Bibliothek neben I-ehrmittclsammlungcn und der-
gleichen, in anderen Städten wenigstens einiger-
maßen an: so in Paris, in Wien, in Zürich; und
vielleicht werden wir bald von Japan auch nach
dieser Seite ebenso bewunderungswürdiges erfahren,
wie wir es über seine Pädagogik Uberhaupt auf
der Lütticher Weltausstellung erfahren konnten.
Und Deutschland? Wahrscheinlich bestehen
mehr pädagogische Buchsammlungen da und dort,
als man offenüich wissen kann, bevor die Auf-
merksamkeit des Publikums nach derartigem ge-
fragt hat So soll z. B. die Ratsschulbibliothek
in Zwickau viel wertvolle Schätze enthalten, das
Städtische Schulmuseum in Breslau einen be-
achtenswerten Aufschwung nehmen usw. Endlich
besitzen auch dieStaats- und Universitätsbibliotheken
der deutschen Lander an älterer pädagogischer
Literatur mehr, als derjenige vermutet, der sich
Uber das Fehlen vieler von ihm gesuchter Bücher
ärgert
Wahrscheinlich aber weiß die weitere Öffent-
lichkeit nicht, daß es in Deutschland doch eine
große pädagogische Fachbibliothek gibt, oder daß
es immerhin eine solche leicht geben könnte,
wenn eine bereits bestehende Anstalt entsprechend
ausgebaut würde. Wir meinen die Pädagogische
'/.entralbibliolhtk (Comenius -Stiftung) in Leipzig.
Ihr wenigstens einigermaßen aufblühender gegen-
wärtiger Zustand, nochmehraber ihre Untersttitzungs-
bedürftigkeit veranlassen uns, bei diesem Seiten-
stücke zum Germanischen Nationalmuseum etwas
länger zu verweilen.
Die Geschichte der Bibliothek dürfte eines der
interessantesten Stücke aus dem Ringen des
deutschen Idealismus gegen die ihm beschiedenen
Widersprüche sein. Ein Vortrag des Comenius-
Forschers Julius Beeger in Leipzig am 16. No-
vember 1871, pointiert durch einen entsprechenden
Antrag des Vortragenden, bedeutete den ersten
Keim dieser Sammlung. Der Genannte war dann
bis zu seinem, 28 Jahre später erfolgten Tode
die Seele seiner Stiftung. Die Statuten datieren
vom 8. Februar 1872. Ein Aufruf an Städte zur
Unterstützung erging 1873. Den Aufenthalt nahm
die Bibliothek seit 1884 im Leipziger Lehrerhaus
(Kraiiierstraße). Wer sie dort mit eigenen Augen
gesehen hat, kann schwerlich ohne Beklemmung
an diese Enge zurückdenken, ist aber vielleicht
froh, daß ihn dieser Anblick vor einem un-
kritischen Überschätzen unserer Kultur bewahrt
hat
Dann hatte die Stiftung Schicksale durchzu-
machen, die sie fast schon an den Rand des Ab-
grundes brachten; der Verkauf an das Ausland
drohte bereits als unvermeidlich. Allein der
Heldenmut ihrer Arbeiter hob sie auch darüber
hinweg, und endlich wurde sogar ein eigenes An-
wesen erworben. Die Stadt Leipzig gab einen
Digitized by CiOOQlc
u6
Sclimidkun«, Pädagogische* Bachwcscn.
Boden geschenkweise her, der Leipziger Lehrer-
verein erhöhte als der aufsichtführende Patron der
Stiftung seine Opfer abermals, von kaiserlicher
und königlicher Seite kam ein Zuschul'», der Bau
konnte endlich ausgeführt werden; und nun befindet
sich die Pädagogische Zentralbibliothek im eigenen
Hause: Leipzig, Schenkendorfstralie 34.
Allein noch immer ist die Bibliothek nicht als
öffentliche Sammlung fundiert, erhält sich vielmehr
auch jetzt noch nur durch freiwillige Gaben. In
ihren Jahresberichten, die auf Lehrerversammlungen
gegeben werden, und die 1897 durch einen Be-
richt über die ersten 25 Jahre zusammengefaßt
wurden, sodann in den verschiedenüichen Mit-
teilungen, die ihr Organ, die „Leipziger I^ehrer-
zeitung" und andere Blätter veröffentlichen: in
diesen charakteristischen Angaben ist es ganz be-
sonders rührend, die einzelnen Posten der Ein-
nahmen und der Ausgaben zu betrachten. All-
mählich sind von einigen Ministerien, Städten usw.
regelmäßige kleine Zuschüsse gekommen; im
übrigen aber entstammen die Gelder den Spenden
von Lehrervereinen und von einzelnen Lehrern
und die Bücher zum überwiegenden Teile privaten
Geschenken. Das Gehalt der Bibliothekare steht
auf einer Höhe, die man sich in unserem Kultur-
lande schon nicht mehr niedriger denken kann.
Der Umfang der Bibliothek, nach den ein-
zelnen Nummern (Bandzahlen) genommen, dürfte
im gegenwärtigen Augenblicke die Zahl von 125000
vielleicht schon erreicht haben. Höchstens zwanzig
Jahre, vielleicht nur zehn Jahre wird es dauern, bis
der zweite Hunderttausender erreicht ist: also eine
Zahl, auf die selbst geringe Universitätsbibliotheken
bereits jetzt gekommen sein dürften. Dabei über-
wiegen, da eben Geschenke die Hauptfalle sind,
die kleinen Literaturstücke. Für die Übersendung
der verschiedenüichen Schulprogramme wurde ganz
besonders gesorgt; sie dürften ein Drittel des ge-
samten Bestandes ausmachen. Im Jahre 1905
kam eine besonders wertvolle geschlossene Er-
werbung hinzu: die Bibliothek des bekannten
Pestalozzi-Forschers Oberschulrats Israel. Während
quantitativ genommen die Spezialliteratur vor der
sozusagen größeren Literatur den Vorrang hat,
ist qualitativ genommen die Spezialdidaktik der
einzelnen Fächer weniger und die allgemeinere
Pädagogik mehr begünstigt
Dabei ist aber von vornherein der Grundsatz
aufgestellt und streng durchgeführt worden, nach
einer größtmöglichen Vollständigkeit zu streben
und damit die Gleichmäßigkeit der Vertretung
verschiedener Zweige der Pädagogik zu wahren.
Das ist eben ein Hauptverdienst dieser Bibliothek,
daß sie nicht etwa bloß der Volksschule dienen
will, sondern die gesamte Pädagogik in ihrem
vollen Umfange zu umfassen strebt. Ihre Aufgabe
soll hauptsächlich die sein, alle pädagogischen
Schriften vor dem Untergange zu bewahren. Im
Anfange wollte sie die praktischtn Interessen der
Lehrer nicht eigentlich selber befriedigen, sondern
sie den Lehrervereinen Uberlassen, dagegen haupt-
sächlich der wissenschaftlichen Forschung dienen.
Bald aber kam es anders. Wahrscheinlich hat
nicht nur das tatsächliche Begehren der studier-
eifrigen Lehrer, sondern auch die noch immer so
geringe Pflege rein wissenschafdicher Forschungen
der Pädagogik dazu geführt, daß die Sammlung
nun auch mehr der Praxis dient Sie scheint vor-
wiegend mit Lehrern zu tun zu haben, die sich
auf eine höhere Prüfung vorbereiten, speziell ein
Thema dafür ausarbeiten und von dort Hülfe
wünschen. Vermutlich macht sie manche un-
behagliche Erfahrungen mit Lehrern, die biblio-
thekarisch nicht gewiegt sind und nun die wohl-
bekannten unbestimmten Wünsche nach Literatur
über ein bestimmtes Thema stellen.
Außerordendich interessant, wenn auch noch
sehr fragmentarisch, sind ihre Kataloge. Ein
alphabetischer Autorenkatalog ist in Arbeit Von
einem Realkataloge sind bisher drei Bände er-
schienen. Wir dürfen bei ihnen noch etwas ver-
weilen, zumal sie sehr sachlich gearbeitet sind.
(Ihr Preis ist außerordenüich gering.) Dabei ist
es unvermeidlich, auch der systematischen
Gruppierung der Bibliothek einen Blick zu widmen.
An der Systematisierung wurde gleich anfangs
mit besonderer Sorgfalt gearbeitet Zahlreiche
Fachleute gaben ihre Gutachten und schließ-
lich schuf Direktor G. Vogt in Kassel die end-
gültige Systematisierung, an der später nur durch
einige Zusammenziehungen und Unterteilungen ge-
ändert wurde. In 52 Abteilungen schichten sich
die Bestände an einander, beginnend mit „Enzyklo-
pädien der Pädagogik" und schließend mit
„Schulamt". Der erste der drei Bände enthält die
ersten 26 Abteilungen (bis „Allgemeine Unter-
richtslehre") ; der zweite, derzeit vergriffen, enthält
vier weitere spezialdidaktische Abteilungen; der
dritte umfaßt in seinem ersten Hefte die Mathematik,
in seinem zweiten jüngst erschienenen Hefte die
„Deutsche Sprache".
Hier wird natürlich auch literarisches Bedürfnis
schlechtweg befriedigt. Die Unterabteilungen
„Literaturgeschichte" und „Deutsche Schriftwerke"
dürften auch dem Buchliebhaber engeren Sinnes
etwas bieten. So gibt es z. B. einige alte Al-
manache und dergleichen, ein Exemplar der „Briefe,
die neueste Literatur betreffend", weiterhin ein
hübsches Häuflein von Schriften C. F. Gellerts,
während Goethe u. a. nicht eben bis auf kostbare
Editionen zurückgeführt sind. Wohl aber läßt sich
sehr vermuten, daß manche Stücke aus dieser oder
einer anderen Gruppe der Sammlung sich schließ-
lich als wertvolle Spezialitäten herausstellen werden,
die man nur eben heute nicht als solche er-
kennt Wahrscheinlich wissen auch ihre Leiter gar
wohl, welche Spezialitäten sie noch erwerben
könnten, wenn die vorhandenen Mittel auch nur
den antiquarischen Angeboten entsprächen. Allein
hier stellt sich nun einmal das schon eben an-
gedeutete unerbitüiche Schicksal ein, das dort
Schmidkum, PhiUßOßische» Buchwewn.
das Geld versagt, wo mit ihm sehr viel zu er-
reichen sein würde, wahrend es am ehesten dort,
wo nichts mehr zu erreichen ist, reichere Mittel
darbietet
Der erste Band des Katalogs ist in drei
Heften erschienen. Lr enthält die mehr allge-
meinen und historischen Abteilungen. Pädagogische
Zeitschriften sind in auffallend vielen Sprachen
vorhanden, auch aus etwas älterer Zeit Den
Katalogen usw. von anderen, zumal pädagogischen
Bibliotheken ist eine besondere Aufmerksamkeit
gewidmet. Philosophie und sonstige Hülfsfächer
der Pädagogik fehlen natürlich nicht. Wieder in-
timer pädagogisch Ist die Abteilung der „Quellen-
schriften zur Geschichte der Pädagogik" usw.
Hier dürften wohl die ältesten Stücke der Sammlung
sein; Comenius, Erasmus von Rotterdam und
Melanchthon fallen besonders auf.
In der eigentlich historischen Abteilung erfreut
die Vertretung von überaus viel Iündern. Die
„Geschichte einzelner Erziehungs- und Unterrichts-
anstalten" ist infolge des Zuströmens von Pro-
grammen besonders reichhaltig. Dabei kommt
auch die Sorgfalt zur Geltung, mit der die
Verfasser des Katalogcs viele einzelne Stücke in
verschiedenen Abteilungen aufführen, sodaß durch
diese „RUckweise" die Auffindung leichter wird.
In jener Abteilung werden die Programme nur
nach Ort usw. genannt, während die Titel der
beigegebenen Abhandlungen in die einzelnen
Fächer des Realkataloge* verteilt sind. An der
Stärke der Bibliothek, die eben in jener Klein-
literatur liegt, nehmen natürlich nicht nur über-
haupt alle Arten von Anstalten teil, sondern
speziell auch die Universitäten.
Noch fehlt die Katalogisierung der letzten 20
Abteilungen, die hauptsächlich fremde Sprachen,
technische Fächer, Administration und dergleichen
betreffen. Begreiflicherweise sind diese Abteilungen
etwas weniger begehrt und folglich auch weniger
gefüllt Eine gröbere Füllung ist denjenigen
Abteilungen mit Absicht zuteil geworden, die
katalogisiert wurden. Ob es gerade von dem
Zusammentreffen dieser Momente abhängt, daß
Unterabteilungen wie die der Fibeln (mit manchem
älteren) und die der deutschen Sprachlehren für
Ausländer günstig gestellt sind, lälit sich vorläufig
schwer erkennen.
Nach Abschluß obiger Zeilen sind uns noch
einige Einzelheiten über Bestand und Baulichkeit
dieser Bibliothek zugekommen, deren Wiedergabe
am Platze sein dürfte. Im Jahre 1898 hatte
der Bücherbestand am 31. Dezember die Höhe
von 86204 erreicht, mit Vermehrung um 4139
und mit Verleihung von insgesamt 14097 Schriften
in diesem Jahre. Damals bilanzierten die Einnahmen
und Ausgaben in der Höhe von rund 8900 M.
Das Gehalt an die Bibliothekare betrug 1350 M.(!).
Für BUcherkauf wurden 1266,43 M., fUr Buch-
binderei 830,22 M. ausgegeben. Während sonst
eine Bibliothek auf Buchbinderei etwa den vierten
Teil dessen rechnet was für Bücherkauf ausgegeben
wird, übersteigen hier die Buchbinderkosten weit-
aus die Hälfte der Bücherko*ten: was vermutlich
daraus zu erklaren ist. dal'» zahlreiche Kleinliteratur
geschenkt wird, die erst von der Bibliothek
eingebunden werden muli. Sodann waren am
Schlüsse des Jahres 1904 die Nummern des Be-
standes auf 116471 gestiegen. Im Jahre 1905
kamen 5888 Nummern hinzu, sodaß am Schlüsse
dieses Jahres 122289 Schriften vorhanden waren,
wovon in diesem Jahre 15538 ausgeliehen wurden.
Der Schluß des Jahres 1906 wird, nach dem bis-
herigen Fortschritte zu rechnen, einen Bestand von
beinahe 130000 Schriften sehen. Das Budget be-
trug im Vorjahre 11419,51 M. Dabei war der
Bucherverkauf auf 2050,05 M., die Buchbinderei,
in ungefähr gleichem Verhältnisse wie früher, auf
1323,12 M. gestiegen. Das Gehalt an die Biblio-
thekare (wohl gut ein halb Dutzend Personen)
war auf die Riesensumme von 2939,17 M.(!) ge-
stiegen.
Da.s neue Gebäude wurde am 24. Juni 1905
eröffnet Einen Bericht darliber brachte die „Leip-
ziger Lehrerzeitung". Der Architekt war Baurat
Weidenbach. Er begann den Reigen der Eröffnungs-
reden und wies u. a. auf die besonderen Schwierig-
keiten des Baues hin. Bei der gesetzlich beschränkten
Gebäudehöhe war es notwendig, vier möglichst
niedrige Büchersäle übereinander, samt einem
Reserveraum im Dach, anzulegen. Es scheint uns,
daß «lies auch seine gute Seite hat, weil dadurch
die Versuchung zu Uberhohen Regalen von vorn-
herein vermieden war. Elektrische Beleuchtung
mußte der Sparsamkeit geopfert werden. Die Ge-
samtkosten betrugen, nach Schenkung des Bodens,
rund 130000 M. — Weiterhin sprach der Direktor
Oberlehrer Rocke. Seine Mitteilungen gingen auch
in interessante Details ein. So wurde z. B. betont,
daß die, doch vorwiegend für pädagogische Literatur
angelegte Bibliothek im Laufe der Zeit für Hilfe-
wissenschaften der Pädagogik noch mehr in Anspruch
genommen wurde, als für diese selbst: was sich
aus den Studienbedilrfnissen der I^ehrer erklärt Viel
Überlegungsmühe scheint der Direktion auch die
Aufstapelung und etwaige Weggabe wertloserer
Literatur zu bereiten. Hier möchten wir dringend
raten, bei dem alten Satze zu bleiben, daß es für
eine Bibliothek derlei genau genommen nicht geben
soll, schon weil man nie weiß, welche vorher ver-
nachlässigte Schriften später in irgend einem Zu-
sammenhange wertvoll werden. Dazu kommt noch,
daß gerade die Pädagogische Zentralbibliothek,
wie auch bei dieser Gelegenheit nachdrücklich be-
tont wurde, eine Sammelstätte der gesamten Literatur
werden soll, „soweit sie sich auf das Gebiet der
Pädagogik vom ersten Lebenstage des Kindes bis
hinauf zur Hochschule bezieht". Beachtenswert war
auch die Teilnahme eines Vertreters des Museums
für Taubstummenbildung. Die Zentralbibliothek hat
n8
Schmidkuni, Pädagogische» Buchwesen.
diesem Museum Gastfreundschaft in einem Ober-
raume ihres Gebäudes zugesagt
Schreiber dieses war schließlich noch in der
angenehmen Lage, das Haus wenigstens flüchtig
besichtigen zu können. Vor allem fallt die schlichte,
gut moderne und doch von allen Extravaganzen freie,
die Umgebung glücklich beherrschende Architektur
auf. Der Lesesaal scheint für die tatsächlichen
Ansprüche geräumig genug zu sein. Er enthält
eine kleine Handbibliothek und eine ziemlich große
Sammlung von Zeitschriften (ungefähr 150 Nura-
mern). Unterhalb einer Inschrift: „Juventuti unum
necessarium est bene educari" führt eine Tür in
einen anheimelnden Vorraum. Ein Erkerausbau
läßt auf den grünen Hof des Gebäudes Wirken,
der für einen etwaigen künftigen Hinterbau bereit-
steht Ein „Comenius-Fenster" in reizvollen Formen
und Farben wurde von einem Leipziger Gönner
gespendet Reliefnguren von Comenius und Pesta-
lozzi flankieren den Erker. Daß im übrigen das
Bestmögliche an moderner Bibliothekstechnik ent-
faltet wurde, bedarf wohl keiner Betonung. Wohl
aber darf auf die äußerst glückliche und wahrhaft
liberale Verwaltung des Ganzen, zumal auf die be-
quemen Ausleihebedingungen, hingewiesen werden
und schließlich darauf, daß dieser Eifer auch einen
gleichen Eifer der Öffentlichkeit und der Privaten
in der Förderung der Bibliothek herausfordert
Neben dieser wahrhaften Zentralbibliothek der
Pädagogik dürfen kleinere und speziellere Biblio-
theken auch in unserem Rahmen, wo es uns nur
auf einige Hinweise ankommt, nicht Ubersehen
werden. Vor allem verdient eine Würdigung
das Deutsche Schulmuseum in Berlin (Blumen-
straße 63 a). Wie jene Bibliothek dem Leipziger
Lehrerverein nahesteht, so gehört diese dem Berliner
Lehrerverein. Nur daß hier die Pädagogik nicht
vollständig und gleichmäßig umfaßt wurde, sondern
die Volksschulpädagogik bevorzugt werden sollte
oder wenigstens durch den Verlauf der Tatsachen
bevorzugt worden ist Die Gründung geschah 1876.
Der Gesamtbestand war bereits 1903 auf rund
30000 Stlicke gestiegen. Die Vermehrung dürfte
jetzt jährlich rund 3000 Nummern betragen, während
wir von der Pädagogischen Zentralbibliothck bereits
einen lahreszuwachs von nicht viel wenieer als
6000 kennen. Der größte Teil der Bibliothek ist
verzeichnet in einem Kataloge, dessen zweite Auf-
lage im August 1903 abgeschlossen worden ist
Ein umfangreiches Namenverzeichnis und ein knappes
Sachregister machen den Katalog noch besonders
wertvoll.
Auch die besonderen Vorzüge dieser Sammlung
treten größtenteils schon hier hervor. Einerseits
wendet das Deutsche Schulmuseum seine Haupt-
aufmerksamkeit auf die Zusammenstellung der
Literatur über einzelne pädagogische Probleme,
wie „Individualität" und dergleichen mehr, sodaß
namentlich Spezialthemen von Innrem mit dieser
Hülfe leichter bearbeitet werden können. Anderer-
seits aber wird mit Eifer die Literatur von und
Uber die pädagogischen Klassiker gesammelt.
Weitmehr als ein Dutzend von solchen tritt in je
einer eigenen Unterabteilung des Kataloges her-
vor, von Comenius an bis zu des Pestalozzianern
des XIX. Jahrhunderts.
Außerdem hat es jenes Schulmuseum bereits
zu einer Sammlung von Handschriften pädago-
gischer Klassiker gebracht die an Zahl zwischen
1000 und 2000 stehen dürfte und den Eindruck
eines besonders hohen Wertes wohl nur deshalb
nicht macht, weil man eben derlei noch nicht in
weiten Kreisen genügend schätzt.
Die Abteilung „Schule und Erziehungsgeschichte
einzelner Länder" läßt wiederum eine sehr weite
Spannung erkennen. Die „Geschichte einzelner
Unterrichtsanstalten" ist begreiflicherweise mit dem
Entsprechenden in der Pädagogischen Zentral-
bibliothek nicht zu vergleichen. Die Abteilungen
über Erziehung in Rücksicht auf verschiedene Ver-
hältnisse und auf einzelne Seiten geistiger Aus-
bildung erfreuen schon durch die feinen Spezia-
lisierungen.
Bei der Einweihungsfeier der Pädagogischen
Zentralbibliothek hatte auch der Vertreter des
Deutschen Schulmuseums, A. Rebhuhn, Glück-
wünsche dargebracht allerdings mit einer Andeu-
tung des Bedauerns, daß seine, wesentlich denselben
Zielen zustrebende Anstalt bei weitem nicht so ge-
regelte äußere Verhältnisse habe. Der letzte Jahres-
bericht des Deutschen Schulmuseums von 1905
(„Literarische Beilage zur Pädagogischen Zeitung",
31. Jahrgang, Nr. 2, Februar 1906), teilt mit daß
der Bestand der Bibliothek Ende 1905 auf mehr
als 35000 Bände und Hefte angewachsen war,
ungerechnet die zurückgestellten Dubletten. Gesamt-
vermehrung im letzten Jahr 3020. Die beachtens-
werte Sammlung von Handschriften war auf 1338
Nummern angestiegen; wozu Bildwerke (siehe ebenda
No. 3, März 1906) und Denkmünzen kommen.
Dazu macht der Bericht noch auf ein bisher wenig
beachtetes Sammelgebiet aufmerksam: auf alte Zeug-
nisse und Berufungsurkunden für I^ehrer, auf Schul-
berichte und dergleichen; um Überlassung derartiger
Schriftstücke wird eigens gebeten. Die Gesamt-
einnahmen betrugen im Berichtsjahr etwas Uber
5000 M., woran das preußische Unterrichtswesen und
der Berliner Lehrerverein am meisten beteiligt waren.
Bei den Ausgaben sind die Bibliothekare gar nur
mit 500 M.(!) bedacht Der BUcherkauf erforderte
2351,65 M, die Buchbinderei nur 570,75 M.; was
also gerade das entgegengesetzte Extrem zu dem
der Pädagogischen Zentralbibliothek bedeutet und
sich durch eine umgekehrte Analogie erklären dürfte.
Während nun hier von der Gleichmäßigkeit
nach unten zur Bevorzugung der Elementarstufe
abgewichen ist fehlt eine solche Abweichung nach
oben, durch Bevorzugung der höchsten Stufen,
noch ganz. Wir haben eben noch keine Durch-
Schmidkunz, räJagngi*chei Buch'
119
ftihrung einer „Hochschulpädagogik" und darum
erst recht keine Buchliebhaberei usw. auf diesem
Spezialgebiete. Materialien dazu finden sich natür-
lich in den Universitätsbibliotheken wohl allent-
halben, trotz des Umstandes, dali die Pädagogik
überhaupt dort wohl noch weniger beachtet wird,
als auf den Staatsbibliotheken. Jedenfalls aber
werden sich speziell für eine pädagogisch gedachte
Literatur der Universitätswelt noch mehr Schatze
linden, als man heute bei der Mißachtung dieses
Gebietes ahnen dürfte; namentlich die Universitäts-
bibliothek Greifswald ist darin besonders reich.
Gegen die Gefahr, dali Gedrucktes, aber Un-
veröffentlichtes rasch ganzlich verloren geht, konnte
bis jetzt kein rechter Schutz aufkommen. Neuer-
dings hat eine Verfügung des Preußischen Mini-
steriums hier eingegriffen. Außerdem ist durch die
Errichtung einer „Akademischen Auskunftsstelle"
in Herlin, der allmählich andere solche wenigstens
im Auslande folgen, ein Ansatzpunkt zur besseren
Bewahrung und Verwertung dieser Privatdrucke
Alles das aber ersetzt uns nicht die dringend
notwendige Sammlung der gesamten „hochschul-
pädagogischen Literatur" schlechtweg. Hier tritt
noch mehr als sonst die Gefahr auf, dali Wert-
volles unwiederbringlich verloren geht Noch ist
Zeit, auf diesem Gebiete mit geringsten Mitteln
überaus viel zu tun; allein alle Rufe des Ver-
fassers nach Beachtung dieser Sachlage scheinen
bisher vergebens zu sein. Natürlich kann, wie
schon gesagt, ein Privatmann hier am aller-
wenigsten durch eigene Kraft das ersetzen, was
stärkere, zumal öffentliche, Kräfte versäumen.
Der Versuch des Verfassers dieser Zeilen, einst-
weilen das seinige in privater Weise zu tun, dali
ein erster Grundstock für eine wirkliche hoch-
schulpädagogische Bibliothek zustande komme,
gelangt vorerst nicht über gut gemeinte Anläufe
hinaus. Was darüber zu berichten ist, wurde dar-
gelegt in der Abhandlung „Das BUcherwesen der
Hochschulpädagogik". („Pädagogisches Wochen-
blatt", XIV. Jahrgang, Nr. 13 bis 17, Leipzig, 1905.
Dazu sei noch bemerkt, dali die Art und Weise,
wie auf großen Bibliotheken die Universitäts-
schriften im Ordnungssystem untergebracht sind,
immer wieder Anlaß zu wertvollen Erfahrungen
gibt Beispielsweise fand ich zwar auf der Uni-
versitätsbibliothek Würzburg diese, namentlich an
historischer Literatur reiche Abteilung abgesondert
von der Abteilung für Pädagogik; hingegen ge-
hört sie auf der Universitätsbibliothek Halle-Saale
wiederum zur Pädagogik, indem diese in drei
Unterabteilungen zerfällt: I. Allgemeines. Schulen;
IL Uni versitäts wesen; III. Schulbücher. Jugend-
schriften. Jene II. Unterabteilung ist wiederum
sehr fein gegliedert und enthält noch eine Rubrik
„Propädeutik, Hodegetik und Methodik des aka-
demischen Studiums"; hier geht der Bestand ins
Jahr 1531 zurück. Eine eigene Bemerkung ergeht
sich in Details Uber die nähere Anordnung und
über die Scheidung zwischen der pädagogischen
und der sonstigen wissenschaftlichen Literatur.
Schließlich sei noch bemerkt, daß die Königliche
Musikschule in Würzburg über eine Fachbibliothek
von etwa 15000 Nummern verfügt, die jedoch
no< h nicht vollständig katalogisiert ist und voraus-
sichtlich für den Spezialforscher mancherlei Schätze
verborgen hält)
Seit jener Veröffentlichung ist diese minimale
Fachbibliothek nur wenig angestiegen. Sie enthält
aber doch bereits, wenn kleinste Stücke, die
natürlich die Majorität des Vorhandenen bilden,
eigens mitgezählt werden, über 300 Schriften
fremder Autoren und gegen 300 kleine oder
kleinste Beiträge zu diesem Gebiete von dem
Referenten selbst, also insgesamt etwa 600 Nummern.
In eine tiefe Vergangenheit konnte begreiflicher-
weise erst recht nicht zurückgegriffen werden;
weitaus der Hauptteil des Ganzen gehört den
letzten Jahren an, zumal die Beiträge zur hoch-
schulpädagogischen Bewegung engeren Sinnes hier
aus persönlichen Gründen so gut wie vollständig
beisammen sind. Das älteste Stück der Sammlung
dürfte nicht nur aus chronologischem Grunde,
sondern auch durch seinen Inhalt allgemeiner
interessieren. Es ist dies das Buch von Thomasius,
ungefähr aus dem Jahre 1701: „Summarischer
Entwurff Derer Grundlehren/ Die einem Studioso
Juris zu wissen/ und auff Universitäten zu lernen
nöthig/ nach welchen D. Christian Thomas, künfftig /
so Gott will I^ctiones privatissimas zu Halle in vier
unterschiedenen Collegiis anzustellen gesonnen ist.
Halle/ zu finden in Rengerischer Buchhandlung."
Nur kurz sei auch hier hingewiesen auf die
fünf Hauptgruppen der Sammlung: I. Allgemeines
. . . (Hochschulpädagogik überhaupt), II. Uni-
versitäten, III. Besonderes zur Wissenschafts-
pädagogik, IV. Technische Pädagogik, V. Kunst-
pädagogik. Natürlich sind diese Abteilungen und
ihre Unterabteilungen recht ungleichmäßig ge-
wachsen. Das eigentlichst Pädagogische tritt bei
der Neuheit des Gebietes und gar des Begriffes
„Hochschulpädagogik" nicht so hervor wie die
historischen Spezialitäten, dann die des Hoch-
schulwesens u. a. Die Anweisungen zum Studium
einzelner Fächer haben es auf einen relativ großen
Umfang gebracht; die über den Unttrricht in den
einzelnen Fächern sind der Sachlage nach, nicht
der Natur der Sache nach, etwas dürftiger. Die
Pädagogik der Künste, welche neben der Päda-
gogik der Wissenschaften die andere, allerdings
wenigstens quantitativ zurücktretende Hälfte der
gesamten Hochschulpädagogik ausmacht, ist hier
umso weniger vernachlässigt, als neuerdings die
Kunstpädagogik nicht nur in dem unberechtigten
Wortgebrauch als Kunstbildung auf unteren Schulen,
sondern auch in dem eigentlichen Sinne der Fach-
bildung von Künstlern anzuschwellen scheint
Schon jetzt werden Anzeichen bemerkbar, daß
sich auch auf diesem Gebiete Liebhaberei lohnt, selbst
wenn sie sich etwas mehr zuschärft, als es manchem
Digitized by Google
120
Lädtke, Büchereuktionen im päpstlichen Rom.
gut scheint. Ein oder das andere Stück, das ich
beizeiten erwerben konnte oder leider zu erwerben
versäumte, ist mir seither nicht wieder unterge-
kommen oder ist trotz aller Nachfrage nicht zu
bekommen. Das fünfhundertjährige Jubiläum der
Universität Leipzig, das in drei Jahren, und das
hundertjährige Jubiläum der Universität Berlin, das
in vier Jahren bevorsteht, werden manchen
Schichten dieser Literatur eine erhöhte Aufmerk-
samkeit verschaffen. Keinesfalls aber sollte auf
solche Gelegenheiten gewartet werden. Und den
Verfasser dieser Zeilen würde nicht bald etwas so
sehr freuen, wie wenn er von einer Fortsetzung
seiner eigenen Mühen erführe.
Bücherauktionen im päpstlichen Rom.
Von
Dr. W. Lüdtke in Kiel.
m
lor längerer Zeit kaufte ich auf dem rö-
1 mischen Trödelmarkt zwei Auktions-
I kataloge: Catalogo di una scelta libreria
\gia apparlmuta ad un letterato defonto,
Roma 1SJ4 (162 S. 12 0 ) und Catalogo della scelta
iibreria del dotto awocato Raffaelle Mecenate,
Roma /SjS (226 S. 12 0 ). In ihnen sind manche
Nummern mit einem Kreuz bezeichnet; in einer
Vorbemerkung wird erklärt, dali nur derjenige
diese Bücher erwerben könne, der die Erlaubnis,
verbotene Schriften lesen zu dürfen, beibringe:
nach Erteilung des Zuschlags müsse er über den
Empfang quittieren. Diese Mallregel ist auf die
10. der vom Konzil zu Trient aufgestellten Regulae
Indicis zurückzuführen. Danach sollen die Druckereien
und Buchhandlungen öfter revidiert werden; die
Huchhändler sollen ein Verzeichnis ihres Lagers
führen. Bei Todesfallen sind von den Erben oder
den Testamentsvollstreckern Listen der hinter-
lassenen Bücher einzureichen, ehe sie in Gebrauch
genommen werden dürfen. Prüfen wir nun die
gekreuzten Nummern der beiden Kataloge näher.
Natürlich ist in der Mehrzahl der Fälle der
Index librorum prohibitorum für ihre Auszeichnung
maßgebend gewesen. Doch haben manche Bücher,
die im Index aufgeführt sind, kein Kreuz. Der
Katalog von 1838 scheint in dieser Hinsicht nach-
lässiger revidiert zu sein, als der andere. Es
werden z. B. Martin Chemnitz, Examen concilii
Tridentini; Baeo, Dedignitateetaugmentisscientiarum;
verschiedene Werke von Salmasius; Grabe, Spici-
legium sanetorum patrum et haereticorum freigegeben.
Auffallend könnte es auch erscheinen, dali keine
der Schriften Lamennais', die damals gerade die
Geister erregten, ein Kreuz erhalten hat. In eini-
gen Fallen hat ein verbotenes Buch an der einen
Stelle des Katalogs das Zeichen; an der andern
hat man vergessen, es zu setzen.
Doch es bleibt eine beträchtliche Anzahl von
Nummern übrig, deren Kreuz nicht auf den Index
iS2$ erschien «och in 8
Keusch 2, 1046 zweifelt (C»t*logo 1834,
zurückzuführen ist Die Beschränkung des Verkaufs
bei einigen polemischen oder von Protestanten
verfaÜten theologischen Schriften erklärt sich leicht.
Für das Kreuz bei Optatus-Du Pin, De schismate
Donatistarum, Paris 1700, und bei Cassianus, Opera,
Lipsiae 1733, findet sich schon schwerer ein Grund.
Verboten ist in den Katalogen auch Vaticinii, ovv.
profetie de/f Abbate Gioacchino, Venezia 1600 lat-
ital. und Johann Reiske, De imaginibus Jesu Christi,
Jenae 16S3.
Von juristischen Werken finden wir mit Kreuz:
Henniges, De summa Imperatoris Romani potestate
circa sacra, Norimbergae 16S6; Lothar de Schrod[t\,
De jure supremi in civitate imperantis circa sacra,
Pragae 17S2; Vettel [lies: l'altel]. Le droit des
gens, Paris /<S>c>.
Nicht im Index verboten sind folgende histo-
rische Werke mit Kreuz: Hegewisch, Histoire de
r empereur Charle-Magne, Paris sSoj; Marmontel,
Les Incas, Paris 1S21 — steht nach Keusch, Index,
2, 913 im spanischen Index; Hispaniae domiita-
tionis arcana, Lugd. Bat. tösj; La storia del Card.
Alberoni [von Jacques Rousset], Air Haya 1720;
Uber prodromus Belgicarum rerum 1795; L'espion
anglais [von Jean-Toussaint Merle] Paris /Sog,-
Compendio della storia del risorgimento della Grecia
[von Mario Pieri], Italia /<S>5*.
Von Löbnitz und Montesquieu sind im Index
nur einzelne Schriften verboten, in den Katalogen
haben die Opera, Genevae 176S, beziehungsweise
Oeuvres, Amsterdam 175S, ein Kreuz; desgleichen
HetvAtus, Oeuvres, Londres 17S0; Suhm, Corres-
pondance familicre d amicale de Frtd/ric II, Gencve
/7S7, wird ebenso ausgezeichnet Die gleiche Be-
handlung erfahren die Opere Galilei, Bologna /6j6:
man lese hierzu nach, was Reusch 2, 400 Uber
die Affäre Settele unter Pius VIL berichtet
Von den klassischen Schriftstellern wird Petro-
nius mehrmals verboten; Lucian wird bald ver-
boten, bald frei gegeben. Ein Kreuz hat Petrettini,
Übersetzung von JMgnet, Hutoire ,tt la rfvoluäon Jroncaiie,
30 n. 87)
Digitized by Goo
Pellnitz, Die Internationale Bnchbiniiektaut-Aimtellimg ta Frankfurt ». M.
121
Opere tcelte di Giuliano Imperatore, Milano iSu.
Aus moralischen Rücksichten sind vielleicht ver-
boten: PervigUium l'eneris cor ed. P. Pit'uei, Ilagae
Comit. 1712; Theod. Prodromi PkilßiapM Kho-
danthes, Paris t6f$ — siehe Reusch I, 2S3; Ar-
temidori et Achmetis Oneirocritica, Paris löoj.
Ferner Poetarum reterum diversorum in P. iusus,
Patavii {Amsi.) 1664.
Die Bibliothek Mecenate ist ziemlich reich an
italienischen Satiren aus dein XVIIL Jahrhundert,
meist mit dem fingierten Druckort I^ndra. Sie
bekommen größtenteils ein Kreuz — freilich Men-
tini wiederum nicht, trotz lern er im Index steht.
Wir begegnen den Autoren Adimari; Bemi; Car-
letti, L'incendio di Tordinona, I 'enesia (Koma) 17S1;
Martelli ; Moneti, La Corona comtrtita, Amtier d.
Nelli; Sansoidno; So/da ni. Audi U'anton
[das ist Zaccaria Seriman], Viaggi alle lerre inco-
gnite Australi, ed ai regni delle Scimie, ßtma /,-'V,
ist wohl zu dieser Klasse von Schriften zu rechnen.
Von macaronischer Poesie wird verboten Stopini
Magistri [das ist Cesare OrsiniJ, Capriccia maca-
ronica, Florentiae 1S19. Boccaccio wird nur in
expurgierten Ausgaben allgemein gestattet Auch
Ariotto, Opere, Venelia 1772 — siehe Reusch 2, 1 22 1
— wird verl)oten. Ebenso bekommen Sammel-
werke wie Parnasso, Venezia H&fff, 56 Bände, und
Novellieri Italiani, Londra (Livorno Masi) i7&>—9 ( ',
27 Bände, ein Kreuz. Von Alßeri — siehe Reusch
2, 10 18 — sind zu nennen Prose originali und
11 Misogallo, von Pellico Prancetca da Rimini.
Die ausländische Literatur ist in den beiden
Katalogen gerade nicht glänzend vertreten. Von
der englischen wird verboten La Spectalrice, ou-
rrage traduit de rAnglois, A la Haye 1750, und
Sterne, A sentimental journey — im Index steht
nur die italienische Übersetzung von Ugo Foscolo,
Reusch 2, 165 — nebst desselben Verfassers
Tristram S/iandy. Von den Franzosen führe ich
Raynouard an, dessen Drama / Templarj, trag,
trad. da Franca Salfi, Vene:ia iSo6, dem Revisor
verfallen ist Das — ich glaube einzige — deutsche
Buch in den beiden Bibliotheken teilt dies Geschick:
es ist Schiller [so'] Friedr., Don Karlos, Infant
von Spanien, Icipsig [!] tSoi. Die „Gedanken-
freiheit" konnte Dicht bewilligt werden.
Im Catalogo 1838 (222 n. 86) wird auch eine
chinesische Schrift mit einem Kreuze bezeichnet,
die das ..heilige F. likt" des Kaisers K'ang hi (siehe
Grube, Geschichte der chinesischen Literatur 394 f.)
betrifft Da Reusch (2, 771 f.) in dem Abschnitt über
die chinesischen und malabarischen Gebräuche
nichts darüber berichtet, lasse ich den Titel folgen :
„Codex Sinensis in charta serica impressus
Pesci'ii anno 1700 sub titulo Brevis Relatio eorum,
quae spectant ad declarationem Sinarum Iinpera-
toris Kamni circa Coeli Confucii, et avorum cultum
datain anno 1700; Accedunt primatum, doctissi-
morumque virorum et antiquissimae traditionis
testimonia opera P. P. Societatis Jesu, Pescini pro
Evangelii propagatione Laborantiuin. Codex raris-
simus ob suppressionem factum cxemplarium et Iii.
auibus dedit occtisionem."
Die Praxis der römischen Zensur, die hier nach
meinen beiden Katalogen geschildert ist, wurde
wahrscheinlich schon früher geübt Es wäre wohl
auch der Mühe wert, zu untersuchen, ob sie außer-
halb des Kirchenstaates nachzuweisen ist
Die Internationale Buchbindekunst- Ausstellung zu Frankfurt a. M.
Von
Max Tellnitz in Berlin.
jie Buchbindekunst ist Jahrhunderte alt,
immer wechselnd in ihren Darstellungen
und in der Benutzung des Bindematerials,
1 höher und tiefer eingeschätzt je nach
dem Sunde der Kultur, im heutigen gepriesenen
Zeitalter indessen nicht so allgemein gewürdigt
als früher, wo das Buch an sich schon als Kunst-
werk galt und wo dieses vom Drucker mit größter
Sorgfalt hergestellte Geistesprodukt auch äußerlich
einen Schmuck erhalten mußte, der ebenso wert-
voll wie zweckmäßig war. Lange Zeit ist uns der
Sinn für künstlerische Bucheinbände verloren ge-
wesen, wenn auch Bücherfreunde ihren Wert
kannten und „gut" gebundene Bücher sammelten
oder selbst von hervorragenden Buchbindern die
Z. f. B. 1906/1907.
Bücher ihrer Lieblingsdichter unter Aufwand er-
heblicher Kosten binden ließen.
Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist der
Sinn und das Interesse für diesen Zweig des
Kunsthandwerks wieder erwacht und selbst der
rasch zufriedengestellte Durchschnittsleser kennt
den Wert des Kunstbandes vor der Dutzendware
der fabrikmäßigen Herstellung. Ja, auch diese hat
durch den gesteigerten Einfluß der Bewegung, die
durch Bücherfreunde zugunsten der Hebung der
Buchbindetechnik unternommen worden ist, ge-
wonnen, denn wir sehen heute mehr und mehr
den gold- und farbenüberladenen schlechten Kaliko-
band verschwinden und geschmackvolleren Ein-
bänden Platz machen.
16
122 Pellniti, Die Intenution»]e Buchbindelnmit-At»»tellonß in Frankfurt a. M.
Zeitweilig veranstaltete Ausstellungen haben na-
türlich das Allgemeininteresse erheblich gefördert
und so wird auch die vom 19. März bis 29. April
stattgefundene Internationale Buchbindekunst-Aus-
stellung in Frankfurt a. ML, die der Mitteldeutsche
Kunstgewerbe- Verein ins Werk gesetzt hatte, ihren
Einfluß auf Hebung des Geschmacks für das ge-
bundene Buch nicht verfehlen. Mehrere Säle des
Frankfurter Kunstgewerbe-Museums waren für diesen
Zweck zur Verfügung gestellt worden; die Aus-
stellung umfalite annähernd 600 Bände, von her-
vorragenden BuchkUnstlem ausgelegt und seitens
einiger Bücherfreunde durch wertvolle ältere Buch-
einbände aus ihrem Besitz ergänzt. Im ganzen
bot die Veranstaltung ein Bild des gegenwärtigen
Standes der internationalen Buchbindekunst Her-
vorragend beteiligt sind England und Frankreich,
dann kommt Deutschland und Oesterreich, der Rest
von hier und da.
Wenn wir vor der Einzelbeschreibung einen
Gesamtblick Uber die ausgestellten Arbeiten werfen
wollen, so müssen wir zugestehen, daß die Eng-
länder in Technik und Entwurf entschieden voran
sind und die deutschen Buchbinder (allgemein ge-
sprochen) noch vieles von ihnen lernen können.
Aber das ist kein Wunder. Jene haben eine lange
Tradition hervorragender Kunsttechnik hinter sich,
während bei uns die neuen Bestrebungen, wie schon
oben gesagt, kaum zwanzig Jahre alt sind. Aber
wir besitzen heute Künstler von Ruf, die sich jeder-
zeit mit ihren englischen und französischen Kollegen
messen können und im Entwurf teilweise ganz
neue Bahnen wandeln.
Wenden wir uns nun nach dieser kurzen Ein-
leitung den einzelnen Ausstellern zu und beginnen
wir einmal, abweichend von der Gepflogenheit, mit
den Arbeiten unserer Landsleute.
Georg Hulbe in Hamburg bot einige täu-
schend imitierte antike Einbände in Lederschnitt,
ferner moderne Lederschnittbände, modelliert und
gebeizt, sowie einen Band in Handvergoldung.
Technisch ist alles ausgezeichnet Der Band Stefan
George, mit Umschlagzeichnung von Melchior
Lechter, ist indessen nicht besonders geschmack-
voll.
Martin Lehmann in Bremm hatte 2 Halb-
franzbände, 1 Intarsiaband, 1 Pergamentband,
der ausgeschnitten und mit Seide unterlegt ist so-
wie 4 Ganzlederbände eingesandt. Die Vergoldung
ist gut jedoch erscheint die Technik des Ein-
bandes mangelhaft, auch die Entwürfe sind nicht
hervorragend.
Die Hofbuchbinderei W. Collin in Berlin war
außer mit einigen älteren Bänden mit 5 neueren
vertreten, die nach Entwürfen von L. Sütterlin
ausgeführt sind und wohl als die besten genannter
Firma angesehen werden müssen. Die Einband-
und Vergoldetechnik ist wie immer bei Collin gut
Auch ein Kaufhaus, ein regelrechtes Kaufhaus,
Oberpollinger in München hatte Einbände nach Ent-
würfen von Bürck, Cissarz und Olbrich, ausgeführt
von E. A. Enders in München, ausgestellt Es
sind Goldpressungen, keine Hand Vergoldungen; ein
paar Pergamentbände sind mit Malerei verziert
Einige in der Einbandtechnik zwar nicht her-
vorragende, aber in der Vergoldung ansprechende
Bände bot Georg Breidenbach in Cassel.
F. Ludwig in Frankfurt a. M. war mit 3 1 Bänden
verschiedenster Ausführung vertreten. Diese Ar-
beiten, teilweise älteren Datums, sind sämtlich im
Besitze Frankfurter Bibliophilen. Wie alles, was
aus der Werkstatt dieses Buchbindekünstlers her-
vorgeht, so ist auch hier Einband und Vergolde-
technik durchweg vortrefflich.
Durch geschmackvolle Entwürfe sowie gute
Technik zeichneten sich gleichfalls die Arbeiten
Carl Schultses in Düsseldorf aus. Die meisten
Bände sahen wir zwar schon auf verschiedenen
früheren Ausstellungen; als neu gilt eine Adresse
in Schweinsleder nach einem Entwurf von Ehmke.
Ein Band in Intarsia zeigt wenig Geschmack.
Eine vorzügliche Leistung stellte die von
W. Schlemmer in Frankfurt a. M. gewidmete
Bibel in gebeiztem Lederschnitt mit Metallbeschlägen
dar. Der Lederschnitt ist technisch sehr schwierig,
aber hier wunderbar schön ausgeführt Die Farben
wirken vielleicht bei dem Ernst des Buches etwas
zu lebhaft, indessen — warum denn nicht auch
einmal hierfür etwas anderes?
Der Lederschnittkünstler Pfannstiel in Weimar
hatte mehrere Arbeiten nach Entwürfen van de
Veldes in seiner Technik in sehr guter Ausführung
ausgelegt Marie Lühr in Berlin bietet einige
recht hübsche Ganzlederbände in englischer Manier,
während ihre Lederschnittarbeiten manches zu
wünschen übrig lassen.
Ebenfalls nicht einwandfrei sowohl in der Ein-
bandtechnik wie in der Vergoldung sind die vier
Ganzlederbände von Wilh. Rauch in Hamburg,
ausgeführt nach Entwürfen von O. Schwindrazheim.
Ganz hervorragend war Paul Kersten in Berlin
vertreten. Nicht weniger als 41 Bände zeugen
von seinem Können (wir bringen demnächst eine
Beschreibung seiner neuesten Arbeiten), die in
Einbandtechnik, Vergoldung und Farbengeschmack
gleich mustergültig sind und noch den besonderen
Vorzug haben, daß sie nach eigenen, künstlerisch
wertvollen Entwürfen ausgeführt sind.
Mehr in der Vergoldung gut als in der Ein-
bandtechnik und im Entwurf sind Arbeiten von
H. Vahle in Gera, H. Karch in Frankfurt,
E. Knothe in Görlitt, deren Entwürfe z. B. ganz
unkonstruktiv wirken. Auch bei E. Walter Nachf.
in Krefeld kann nur die Vergoldung als gut be-
zeichnet werden; seine Entwürfe stammen von ver-
schiedenen Künstlern.
Die Buchbinderfachklasse der ElberfcUer Hand-
werker-Schule hat sich ebenfalls an der Ausstellung
beteiligt und zwar mit einigen Gaiuleinenbänden
mit daraufgesetzten Lederriicken und heraus-
geschnittenen Ornamenten, die man nur als künst-
lerisch wertlose Spielerei bezeichnen kann. Einige
1 by Google
Pellaiti, Die Interaatioiule Buchbindelnuut-AuMtellang ta Frankfurt ». M.
123
Bände sind in Battik-Technik ausgeführt, zeigen
indessen recht geschmackJose Farbengebung; auch
die Vergoldung ist größtenteils noch mangelhaft
Die Firma A. Oslerrieth in Frankfurt a. M.
bot neben einigen Einbänden nach Entwürfen
älteren Stils zwei Bände nach Entwürfen von
Cissarz, die indessen sehr schwer und Uberladen
wirken und ebensogut für Pressung hätten ent-
worfen sein können. Technik und Vergoldung
sind recht gut gelungen.
Wenden wir uns nun den Arbeiten der Aus-
länder zu. /. Spott in Prag brachte ältere Ein-
bände nach Entwürfen in früheren Stilen in tüch-
tiger Ausfuhrung; das Tethnologische Gewerbe-
Museum in Prag Schulerarbeiten der Meister-
kurse für Buchbinder mit Entwürfen aus den ersten
Zeiten des sogenannten Jugendstils. Die Vergol-
dung ist als gut zu bezeichnen, während Technik
und Entwurf diese Note nicht verdienen.
Die Wiener Werkstätte, Carl 'Beitel 'und Z. Willner,
hat eine ganze Anzahl eigenartiger Einbände von
sehr sauberer Technik und feinem Farbengefühl aus-
gestellt, die größte Beachtung verdienen. Die Ent-
würfe stammen von Kolo Moser, J. Hoffmann u. a.
Casciani-Rom und G. Cecchi- Florenz brachten
schöne Pergamenteinbände älterer Stilrichtung mit
Stempel- und Rollenvergoldung.
Bemerkenswert waren acht Ecrasebände mit
eingelassenem Rindlederspiegel auf dem Vorder-
deckel, die von Charles Meunier in Paris
stammen. Das Rindleder ist modelliert, bemalt
und gebeizt Besonders die Modellierung ist sehr
fein. Ein Band mit geöffnetem Deckel zeigt eine
wunderbar schöne Doublüre- Vergoldung.
Gute Arbeiten waren die neun Bände der Ma-
dame Vallgren in Paris, in gebeizter Ledermodel-
lierung ausgeführt; die Kontur ist nicht ein-
geschnitten. Ferner die von E. Aumaitre- Paris, der
Bände in sogenannter Lederbrandtechnik (Pointo-
gravüre) ausgestellt hatte. Einige seiner Arbeiten
zeigen mehrfarbige Lederauflage mit Blinddruck-
Kontur.
Auch die Bände von Ren/ Kiefer- Paris ver-
dienen Anerkennung. Sie sind in Maroquin ge-
arbeitet mit mehrfarbigen Lederauflagen und Kon-
turblinddruck. Die Entwürfe zeigen stilisierte
Blumenranken.
Chambolle Duru-Paris war mit einigen Bänden
älterer Stilrichtung vertreten, G. Canape- Paris mit
einem Maroquinband in Lederauflage und Blind-
konturdruck.
Eine ganz brillante Arbeit repräsentierte der
Band von S. David-Paris, dessen offenstehender
Deckel ein Doublüre in Maroquinleder mit mehr-
farbiger Lederauflage zeigt
Die Arbeiten der Brüsseler G. Ryckers et fils,
sowie L. Ciaessens sind ebenfalls recht anerkennens-
wert Erstere stellten Einbände mit Lederauflage
und Handvergoldung, sowie eine Lederbrandarbeit
aus; der letztere Band mit Hand Vergoldung und
Blinddruck und einen in Pressendruck.
Gute Wirkung erzielten die drei Pergament-
bände mit überlasierter antiker Stempelvergoldung
und Malerei von F.. Steiner in Basel.
Wenn wir die Arbeiten der englischen Buch-
binder vorerst in ihrer Gesamtheit betrachten, so
müssen wir zugeben, daß sie alle gut, mit Aus-
nahme derjenigen, die von einigen Damen aus-
geführt sind, bei denen Technik und Entwurf teil-
weise noch viel zu wünschen übrig lassen. Die
Arbeiten zeigen die den englischen Einbänden
eigentümliche Dekorationsweise mit floreskalen
Stempeln, wie sie die Gravieranstalt von Dorne-
mann & Co. in Magdeburg fertigt Nachstehend
seien die bemerkenswertesten englischen Arbeiten
genannt
/. und /. Lighttm-London brachten Bände mit
Handvergoldung und Blindpressung: E. Taunton-
Tadworth hatte dieselben Einbände wieder aus-
gestellt, die schon im vorigen Jahre bei Wert-
heim-Berlin vorgeführt worden sind. Die 24 Bände
von Sangorski Suttliffe- London, sämtlich in Maro-
quinleder verschiedenster Färbung gearbeitet, mit
Lederauflage und Handvergoldung, sind sehr an-
erkennenswerte Leistungen, obgleich die Ver-
goldung nicht Uberall gleich gut ist
John Ramage-London hat einige Einbände mit
von der Magdeburger GravieransUlt gefertigten P.
Kerstenstempeln ausgeführt Daß auch der beste
englische Binder A. de Sauty- London vertreten war,
gereicht dem englischen Buchbindegewerbe ent-
schieden zum Vorteil. Er hatte 1 5 Ganzlederbände
in verschiedenfarbigem Maroquin mit Lederauflage
und Hand Vergoldung ausgestellt, die die absolute
Beherrschung der Technik wie das feine Farben-
gefühl des Engländers im besten Lichte zeigen.
Sehr gut sind auch die Einbände, die Rivtire
cV Son-London gefertigt haben.
Nicht selbst ausgestellt hatten, aber durch Her-
gabe aus dem Besitze Frankfurter Bibliophilen ver-
treten waren Zähnsdorf- London, Anker Kyster sowie
Flygge- Kopenhagen und die Oxford University
Press, deren Arbeiten hier nur registriert werden
sollen.
Auch eine reiche Ausstellung der verschiedensten
Buntpapiere bot guten Überblick Uber die auf diesem
Gebiete erzielten Erfolge. Aus der Fülle des Ge-
botenen seien erwähnt Japan-Papiere von R. Wagner-
Berlin , Kleisterpapiere von LÜH Behrens -Düssel-
dorf und H. Oehmann-Leiptig, lithographierte Vor-
satzpapiere von Hochdanz-Stuttgart. H. Nieder in
Regensburg zeigte diverse Marmorpapiere von aus-
gezeichneter Wirkung, wohl überhaupt das beste,
was in diesem Genre gezeigt wurde. Interessant
waren ferner die Marmorpapiere der Wiener Werk-
stätte, mit floreskalen und animalischen Figuren
verziert Auch/". Swoboda-Prag brachte bemerkens-
werte Marmor- und Kleisterpapiere. Erwähnt sei
schließlich noch die Kollektion, die Hof rat
Bartsch-Wien, ein eifriger Buntpapiersammler und
Besitzer einer der grüßten Buntpapiersammlungen,
zur Verfügung gestellt hatte.
124
Chronik.
Fassen wir unser Urteil kurz zusammen,
so muß ohne weiteres anerkannt werden, daß
die Arbeiten der Engländer an erster Stelle
stehen, die der Franzosen und Belgier indessen
im allgemeinen wenig hervorragendes bieten und
dati unsere ersten deutschen Buchbindekünstler die
letzteren beiden wohl kaum ernstlich zu fürchten
haben, ja ihnen in einigen Vertretern bereits
voraus sind. Die Überlegenheit der Engländer be-
ruht in der Hauptsache in der geschickten Arbeits-
teilung, was bei dem grüt'ieren Bedarf an guten
Einbänden in England anders möglich ist als bei
uns, wo die Zahl der Bücherliebhaber, die Wert
auf feine, geschmackvolle und solide Einbände
legen, leider immer noch recht klein ist. Während
dort unter mehreren geschickten Arbeitern ein jeder
seine Teilarbeit, auf die er eingerichtet ist und die er
aufs beste beherrscht, verrichtet, muß der deutsche
Buchbinder von A bis Z selbst herstellen, und da
wohl selten ein Mensch in allen Verrichtungen
gleichmäßig Gutes zu schaffen vermag, so wird
der Krittler immer einmal hier und da kleine
Mängel an der Arbeit entdecken. Wir dürfen aber
mit dem, was unsre deutschen Kunstbuchbinder
geleistet haben, immerhin recht zufrieden sein und
können das Beste von der Zukunft hoffen.
c\
ironi
k.
Über Tycho Brahes Buchdruck und
Bucheinbände.
Wie in Heft i, Seite 42, hier erwähnt wurde, richtete
sich der grolle dänische Astronom gleich anderen Ge-
lehrten, so Regiomontanus in Kegensburg und wie
spater (1590) sein Erzieher Anders Sorcnscn Vcdcl in
Kibc , eine eigene Druckerei ein. Das geschah indes
schon spätestens 1584 (nicht erst 1596). Mehrere Gründe
mochten ihn dazu bestimmen, wie sein Biograph F. R.
Friis („Tyge Brahe, en historisk Fremstüling". Kopen-
hagen 1871) ausführt: er schrieb viel, und in seinen
Schriften kamen zahlreiche Tabellen und Figuren vor,
deren Satz er so leichter überwachen und korrigieren
konnte, als wenn er ihn Kopenhagener Buchdruckern,
wie noch 1573 dem Laurentius Benedicta (für „De nova . . .
Stella") überließ; auch war es wohl für ihn wichtig, daß
seine Bucher nicht eher unter das Publikum kamen, als
er selber es wünschte. Seine Druckerei befand sich in
einem kleinen Vorbau an der Südecke des viereckigen
Walles, der seine 1580 vollendete Uranienborg auf
der Insel Hveen und ihre Gartcnantagcn umgab. Von
Frakturschrift besaß sie nur eine Sorte für den Text,
eine etwas größere für Titel und Überschriften ; dagegen
mehrere lateinische Schrifttypen, auch Kursive, ferner
Initialen und Vignetten. Gleichsam zur Einweihung
ließ Tycho seine Presse zuerst einige, zum Teil
s Gedichte drucken, die <
wie man in Philandcr von der Weistritz (Pseudonym
für den nach Kopenhagen ausgewanderten deutschen
Buchhändler Chr. Gottl. Mengel) Biographie (Kopen-
hagen und Leipzig bei F. C. Polt, 1756) lesen kann.
Die erste astronomische Schrift seiner Druckerei ist
die seines Schülers Elias Olai Morsing (Cimber) „Dia-
rium astrologicum" (Uraniburgi 1586). Dann wurde
hier 1588 fertiggestellt Tychos Buch „De mundi aetherei
recentioribus phaenomenis Uber secundus" (vor dem
ersten Teil erschienen), das von dem berühmten Kometen
von 1577 handelt. Der Titel hat nur „Uraniburgi, cum
privilegio", das .Schlußblatt aber unter einem später
öfters verwendeten Holzschnitt' das Kolophon: „impri-
mebat Authoris Typographus Christoph. Weida 1588";
in den Handel kam dies Werk erst 1603. Die Ab-
handlung eines andern Schülers, Peder Flcmlöse, die
einzige dänische Schrift seiner Druckerei, soviel wir
wissen, „En elementisch oc jordisch Astrologia om
Luftcns Forandring", erschien 1591. Erst 1596 verließ
eine größere Arbeit des Meisters seine Presse: „Episto-
larum astronomicarum libri" (mit einem Anhang von
elf Blatt, in dem seine wissenschaftlichen Instrumente
abgebildet und erklärt sind); auf der letzten Seite wieder
die obige Schlußvignette und darunter „Uraniburgi
Ex officina Typographie» Authoris anno domin i 1596".
Begonnen hat Brahe endlich hier den Druck von
„Astronomiac instauratac Mcchanica", die Anfang 1598
in Wandesburg (-Wandsbeck), wohin er sich auf Ein-
Ein halbnackter, einen I.ofbeerkranz tragender, auf der Erde sitzender Mann halt mit den Händen einen Zirkel-
Globus, während ein nacktes Knabchen neben ihm ans Angst vor einer ans der Erde hervorkriechenden Schlange
Reproduziert ist das Schlußblatt in „Bogvennen" (Kopenhagen), Jahrgang 1900, Seite 35.
Devise: „Suspiciendo despicio".
Chronik.
125
ladung des Grafen Heinrich RanUau begab und seine
Druckerei mitnahm; vollendet wurde das Werk durch
den „Chalcographus Hamburgensis*' Philip de Ohr,
„propria Authoris typographia", wie das Kolophon lehrt
Ferner druckte Brahe die „Astronomiae instauraiae
Frogymnasmata. Prima pars", die erst 1602 (einige
Exemplare: 1603) in Prag vollendet wurde.
Die auf Uveen gedruckten Bücher zeichnen sich
im allgemeinen durch ihren für jene Zeit ungewöhnlich
schönen und reinen Druck aus. Die Abbildungen der
Instrumente, des Schlosses, seines Bildnisses sind in
den von Brahe verschenkten Prachtexemplaren der
„Mechanica", mit denen der von seinem Vaterlandc
verkannte und in die Verbannung gegangene Mann
sich neue feste Beziehungen zu deutschen Fürsten,
Gönnern und Studiengenossen zu gewinnen suchte,
reich mit Farben und Gold bemalt, ebenso die Rand-
leisten, Vignetten und Initialen; die Textsciten sind
von Gold- oder Silberrändern umgeben. Auch sorgte
Brahe für gutes Papier — er ließ sogar, nachdem ein-
mal das Ausbleiben von Schiffen mit l'apierballen seinen
Druck stark verzögert hatte, auf Uveen eine eigene
Papierfabrik anlegen, von der wir mitsamt dem Schloß
und Druckerei eine Beschreibung besitzen in dem Reise-
bericht von 1592 eines gewissen Augustinus Freiherrn
von Mörfiberg und BefTord, abgedruckt in Martin ZciUer,
„Neue Beschreibung der Königreiche Dennemark und
Norwegen" (Ulm 1648). Schließlich erstreckte sich
seine Sorgfalt auch noch auf die Einbände, sowohl
seiner Bibliothek als auch namentlich der Exemplare
seiner Werke, die er mit eigenhändiger Widmung aus-
sandte. Eine ansehnliche Reihe solcher Bücher, die
unter seiner Aufsicht und aller Wahrscheinlichkeit nach
in einer ihm gehörenden Werkstatt gebunden worden sind,
ist noch heute vorhanden. Sie alle kennzeichnet das Brust-
bild und Wappen Tychos auf dem vorderen beziehungs-
weise hinteren Deckel, in M cdaillenform mit U mschriften,
ganz wie auf den hier in Heft 1 gebrachten Tafeln.
Diese Dekorationen bilden mithin nicht nur das Exlibris
seiner eignen Bibliothek, sondern gleichzeitig seine
Drucker- und Verleger-Marke. Das Material aber ist je
nach dem Zweck verschieden, bald Lcder, bald weißes
Pergament, bald— und zwar bei Dedikationsexemplaren
in der Regel — Stoff: grüner oder hellblauer Adas oder
Seide, der Rücken zuweilen aus Samt, mit Binde-
bändern gleicher Farbe; Goldschnitt, mitunter ziseliert.
Hasselberg (im „Zentralblatt für Bibliothekswesen"
1904, S. 399) unterscheidet drei Typen, die Brahe für
seine Einbände benutzt hat: eine elegantere Art in Seide
oder Samt mit aufgedruckten Goldverzicrungen, z. B.
zwei weiblichen Figuren, die angeblich die Gerechtig-
keit und die Religion vorstellen; oder mit der Darstellung
eines seine Jungen nährenden Pelikans vorn, eines
einköpfigen Adlers hinten auf dem in einem Rhombus
stehenden Mittelschild der Deckel, wie auf dem grün-
seidenen Exemplar der „Mechanica", das Tycho dem
eifrigen Bibliophilen Herzog Friedrich Wilhelm von
Sachsen in Dresden persönlich überreichte; oder aber
mit seinem Porträt und Wappen. Dann eine einfachere
Einbandstype in Pergament oderLeder, jedoch ebenfalls
mit seinem Bildnis und Wappen in Gold geziert.
Die in der Großen Königlichen Bibliothek zu Kopen-
hagen befindlichen Tycho Brahe-Einbände, 6 Druck-
werke und 6 Handschriften, hat Dr. E.Gigas beschrieben
und teil» eise abgebildet in seinem Aufsatz „Noglc Böger
fraT. Brahes Bogbindcri" in „Bogvenncn" (Kopenhagen),
Jahrgang 1900, Seite 30—38. Zwei derselben konnte man
jüngst auf einer hervorragenden historischen Ausstellung
von Bucheinbänden im Kopenhagencr Kunstindustric-
muscum bewundern .vergleiche darüber meinen Bericht
im „Archiv für Buchgewerbe" 1906, Marzheft, wo auch
die zwei Brahe Bände aus „Bogvcnnen" zur Illustrierung
herangezogen worden sind). Das Exemplar der „Me-
chanica" in der Bibliothek der Stockholmer Vctenskaps-
akademie trugt sogar einen purpurroten Seidencinband
mit Goldstickerei Die in deutschen öffentlichen Biblio-
theken vorhandenen Exemplare von Tycho Brahe-
Banden und damit zugleich ihre Einbände, namentlich
seiner „Mechanica", sind durch Mitteilungen ver-
schiedener Bibliothekare im „Zentralblatt für Bibliotheks-
wesen" (Jahrgang 1903, Seite 56-63 und Seite 279-280 ;
Jahrgang 1904, Seite 103 - 121 und Seite 396-403) be-
kannt geworden; u. a. sind 4 in Dresden, 4 in Gotha,
1 in Rostock, 1 in Breslau, meistens Geschcnkcxemplarc
von dem beschriebenen Typus.
Hiernach durfte es wahrscheinlich sein, daß der
Einband des hier in Heft 1 erwähnten Exemplars von
„Theatri Humanae Vitae vol. XVIII" (Basel 1587) kein
schweizer, sondern ebenfalls ein dänischer, unter Tychos
persönlicher Anleitung hergestellter ist. Zwar kann ich d ie
Goldmedaillons der 14 Gelehrten auf anderen Banden
seiner Bibliothek nicht nachweisen, aber die Ausstattung
mit seinem Porträt und Wappen ist, wie gesagt, die für
seine Bibliothek gewöhnliche. Sie kehrt z. B. auf den
von Studnicka (in „Prager Tychoniana", 1901) vor-
geführten Braheschen Exemplaren von Petrus Ramus
„Dialectica" und Michael Moestlins Schrift über den
Gregorianischen Kalender (Tübingen 1586) (mit Clavius'
Gegenschrift zusammengebunden) wieder; dieselben
sind sicher wie die obigen eigenen Schriften schon auf
Hveen eingebunden worden und damit dürfte
Dr. Kukulas Mutmaßung, daß Tycho Brahe erst in
seinen letzten Lebensjahren für seine Bücher derartig
luxuriöse Einbände anfertigen lassen konnte (Zeitschrift
für Bücherfreunde Band X, Heft 1, Seite 19—20) mit
der daraus gezogenen Schlußfolgerung hinfällig wer-
den. Dazu kommt, daß Tycho nicht um diese Zeit
(1587) in Basel war. Er hat sich dort im Winter
1568-69 und darauf nur noch einmal 157S kurze Zeit
aufgehalten.
Viel wahrscheinlicher ist, daß sein Schüler, der
dänische Arzt Gellius Sasceridcs, damals noch Brahes
Freund und zu seinem Schwiegersohn ausersehen, ihm
das geheftete oder anders gebundene Buch in Basel
oder auf der Frankfurter Messe besorgt hat Gellius
trat nämlich im Sommer 1588 mit königlichem Stipen-
dium, das er auf Brahes Empfehlung erhielt, eine
Studienreise nach Tübingen, Basel (wo er sich 1593
die Doktorwürde erwarb) und Bologna an und bekam
von Brahes im März 1588 fertigen Schrift Widmungs-
exemplare, u. a. an Rothmann, an Magini und an
Moestlin. den Tübinger Mathematiker und Uhrer
126
Keplers, mit, an letzteren offenbar ab Dank für den
Empfang von dessen obengenannten Schrift
Zum Schluß sei noch die naheliegende Vermutung
ausgesprochen, daß Tycho gerade aus dem Titel dieses
mächtigen Folianten „Theatrum human ae vitae" wenn
nicht die Idee, so doch vielleicht den Titel zu seinem
großen , unausgeführten Plan eines „Theatrum astro-
nomicum" in 7 Bänden, den er 1588 in einem Brief
an Casparus Peucer entwickelt, bekommen hat.
Kopenhagen. G. Bargum.
Zur Verlagsgeschichte.
Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung
bis tum hundertjährigen Jubiläum. 1805 — 1905. Von
Heinrich Eduard Brockhaus. Mit 16 Tafeln. Leipzig,
F. A. Brockhaus, 1905. Cr. 8°. 441 S.
Der Verfasser des vorliegenden Werks hat schon
einmal ein anziehendes Stück Familiengeschichte ver-
öffentlicht: das Leben und Wirken seines Großvaters
Friedrich Arnold Brockhaus, des Gründers der welt-
berühmten Verlagsfirma. Zu jenem Buche bildet das
neue gewissermaßen die Fortsetzung. Er schildert die
Entstehungsgeschichte der Firma von den Amsterdamer
Zeiten an, die kurze Zwischenzeit in Altenburg und die
Übersiedlung nach Leipzig, wo Brockhaus anfänglich
in schwere Kämpfe mit der preußischen Regierung ge-
riet, die ihm sein mannhaftes Auftreten gegen die Zen-
sur und für die Preßfreiheit nicht verzeihen konnte.
Nach seinem Tode (1823) wurde die Firma durch seine
ältesten Söhne Friedrich und Heinrich und den Pro-
kuristen Bochmann weitergeführt; 1850 trat Heinrichs
Sohn Eduard in das Geschäft ein, 1863 auch der zweite
Sohn Rudolf. Beide schieden erst 1895 zugunsten ihrer
Söhne Albert und Rudolf junior aus.
Was diese Männer geschaffen haben, ist wahrhaft
erstaunlich. Zwischen die biographischen Kapitel der
Festschrift sind Abschnitte eingefügt, die sich mit der
Vcrlagstätigkeit beschäfdgen. Das Konversations-
Lexikon taucht schon in der ersten Periode (1808) auf
und bildet mit seinen zahlreichen Auflagen gewisser-
maßen den Mittelpunkt auch der späteren Verlags-
epochen. Dazu kamen die „Deutschen Blätter", eine
Masse politischer Broschüren und belletristischer Werke
und 1810 der erste Jahrgang des Taschenbuchs
„Urania", in dem 1822 mit der Veröffentlichung der
Memoiren Casanovas begonnen wurde. Andere be-
rühmte Verlagswerke jener Jahre waren die Memoiren
des Hans von Schweinichen, Funcks Kreuzzüge,
Schopenhauers „Welt als Wille und Vorstellung",
Müllers Griechenlieder, Schuhes bezauberte Rose, die
Lyrischen Blätter Platens, Rückens östliche Rosen und
die ersten Romane von Johanna Schopenhauer und
Therese Huber.
1826 wurde das „Literarische Wochenblatt", das
Brockhaus 1820 den Gebrüdern Hoffmann in Weimar
abgekauft hatte, in „Blätter für literarische Unter-
haltung" umgetauft Zu gleicher Zeit hatte Raumer
seine Geschichte der Hohenstaufen abgeschlossen; 1827
ließ auch Willibald Alexis sein „Schloß Avalon" unter
Scotts Namen bei Brockhaus erscheinen. Die Er-
werbung der Werke Goethes und Schillers wurde ver-
sucht, die Verhandlungen zerschlugen sich indessen.
In die dritte Geschäftsperiode fällt der Beginn der
zeitgeschichtlichen Enzyklopädie „Die Gegenwart" und
der Riesen-Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste
von Ersch und Gruber. Dazu treten das „Historische
Taschenbuch" und der „Neue Pitaval", vor allem aber
die Begründung der „Leipziger Allgemeinen Zeitung"
und als erste illustrierte deutsche Zeitschrift das „Pfennig-
Magazin". Auf belletristischem Gebiete gesellten sich
Rehfues, Alexis, Heinrich Koenig, Rcllstab, Schücking,
Bührlen, Sternberg, Karoline von Wolzogen, Saint-
Quentin, Fanny Lewald u. a. dem Verlage zu. 1836
erschienen Eckermanns Gespräche mit Goethe, zur
selben Zeit wurde auch die „Bibliothek deutscher
Klassiker" ins Leben gerufen. Von höchstem Interesse
ist der Schriftwechsel mit Schopenhauer.
1852 begann Gutzkow die „Unterhaltungen am
häuslichen Heerd". Die „Gegenwart" erhielt den neuen
Titel „Unsere Zeit" und wurde zuerst von August
Kurtzel, dann von Gottschall redigiert Gutzkow trat
mit seinen Romanen „Ritter vom Geiste" und „Zauberer
von Rom" auf den Plan; zu den alten Freunden der
Firma gesellten sich neue wie Robert Giseke, Wolfgang
Menzel, Avl-Lallement, Franz Carion, Josef Rank,
Gerstäcker, Waldmüller, Prutz, Ebert. Ludmilla Assing
gab die Tagebücher von Varnhagcn und Gentz heraus,
an Briefpublikationen erregten die Goethes und Schillers
an Knebel, die von Heinrich Stieglitz an Charlotte und
des Prinzen Louis Ferdinand an Pauline Wiesel das
meiste Interesse. In den fünfziger Jahren beginnt der
Verlag sich auch der Reiseliteratur in erhöhtem Maße
anzunehmen, ein Gebiet, das bis zur Gegenwart fort-
schreitend ausgebaut wurde. Die Werke von Gregoro-
vius, Brugsch, Werner, Vambdry, Rohlfs, Schweinfurth,
später die von Schliemann, Stanley, Nachtigal, Wiß-
mann, Morgen, Nordenskiöld, Uchtomskij, Nansen,
Hedin erzielten auch buchhändlerisch glänzende Er-
folge. Den besten Überblick über die Tätigkeit der
Firma Brockhaus geben die beiden Verzeichnisse der
von 1805 bis 1905 bei ihr verlegten Werke; sie führen
eine trockenere und dennoch beredtere Sprache als die
Festschrift, sie sind ein Triumphgesang für F. A. Brock-
haus. — bl—
Soeben erschien die Geschichte eines alten ge-
achteten Verlags, die der betreffenden Familie sowie
dem Verfasser und Herausgeber alle Ehre macht und
in Buchhändler- und Druckerkreisen rege Beachtung
und Wertschätzung verdient.
Das Titelblatt besagt: Jjo Jahre einer Leipziger
Buchdruckerei und Buchhandlung, die Geschichte der
Dürrschen Buchhandlung in Leipzig von der Begrün-
dung ihres Stammhauses i. J. /6j6 bis auj die Gegen-
wart und die Geschichte der Familie Dürr, heraus-
gegeben von Johannes Friedrich Dürr (dem Chef der
Firma), bearbeitet von Emst Kroker (Bibliothekar der
Leipziger Stadtbibliothek). Leipzig, Dürrsche Buch-
handlung, 1906; 1 Porträt in Lichtdruck, 97 Textabbil-
dungen, 4 Beilagen, 251 Seiten.
Digitized by Google
127
Der [. Teil umfaßt die Zeit von 1656 — 1858, der
II. die Geschichte der Familie Dürr, der III. die Zeit
von 1858 bis jetzt. Der Anhang bringt das stattliche
Verzeichnis der in der Dürrschen Buchhandlung in
Leipzig seit Eintritt von Johannes Friedrich Dürr vom
I.Januar 1890 bis Ostern 1906 erschienenen zahlreichen
Verlagswerke aus folgenden Gebieten: Pädagogik und
Philosophie, Leseunterricht und Lesebücher, Aufsatz,
Geschäftsaufsatz, Briefwechsel, Deutsche Literatur und
Literaturgeschichte, fremdsprachlicher Unterricht, Re-
ligion, Bibelkunde, Katechismus, Kirchenlied und
Kirchengeschichte, allgemeine Geschichte, Kulturge-
schichte, deutsche und brandenburgisch-preußische Ge-
schichte, Flotte usw., Geographie, Naturwissenschaft,
Rechnen und Raumlehre, Musik und Gesang, technische
Fächer, Schulorganisation und Universitätsbildung,
Realienbücher usw., — ein Feld der Tätigkeit, das ge-
wiß weit ausgedehnt ist
Die Abbildungen bringen Alt-Leipziger Stadtbilder
und solche anderer Orte, Druckereiansichten, solche
von Häusern und Höfen, Reproduktionen alter Titel-
blatter, Porträts, Siegel, Wappen, Signete, Autographen,
Brief- Faksimiles u. a.
Der reichhaltige Text behandelt sowohl alles müh-
sam gesichtete Material über die Firma und die Fa
milie Dürr eingehendst, bringt aber auch vieles, was
allgemeines Interesse bietet, so manches Uber ältere
Verlagswerke, Kalender, Gedichte, Auszüge aus Innungs-
büchern und Druckerlisten.
Die Vorgeschichte der Dürrschen Buchhandlung
von 1656 an bis 1771 umfaßt die Namen von Chr.
Cellarius, Elias Fiebig, dessen Witwe, Justus Rein-
hold, dessen Witwe und Erben, Friedr. Köhl;
hierauf wird die Druckerei und Buchhandlung in
den Händen der aus Marienberg stammenden
Familie Dürr, 1771— 1841, und die Dürrsche Buch-
handlung unter Willi. Staritz und Alex. Edelmann,
1841 — 1858, besprochen, um welche Zeit Otto Friedrich
Dürr als Teilhaber in die Dürrsche Buchhandlung ein-
trat Dieser, der vermutlich in keinen verwandtschaft-
lichen Beziehungen zu den früheren Geschäftsinhabern
gleichen Namens aus Marienberg stand, entstammt
einer Familie, die sich 300 Jahre zurück nach Gera im
reußschen Vogtland verfolgen läßt und die heute in
neunter Generation blüht.
Die Personalien und Erlebnisse der einzelnen Fami-
lienmitglieder und Geschäftsleiter nach dem vor-
liegenden Werke zu schildern, würde hier zu weit
führen; es sei nur kurz erwähnt, daß 1903 zur Feier
des 50jährigen goldenen Geschäfts- Jubiläums des
kunstsinnigen Stadtrats Alphons Friedrich Dürr diesem
rührigen Verleger zahlreiche Ehrungen zuteil wurden ;
aus der Feder des Sohnes, Dr. Alphons Dürr, der
selbst als Kunsthistoriker tätig war, erschien damals
auch eine künstlerisch reichausgestattete Festschrift, die
günstigste Beurteilung fand.
Von einem berufenen Historiker mit großem Ge-
schick geschrieben, reich und schön vom Herausgeber
ausgestattet, ist diese seltene Monographie eine
interessante Hausgeschichte einerseits wie ein wert-
1 zur Geschichte der deutschen
und Leipziger Buchdruck-Kunst und des dortigen Buch-
handels. Dem Dürrschen Verlage aber rufe ich, als
warmer Freund solcher pietätvoller Familiengeschichten
ein herzliches „Ad multos annos!" zu.
München.
K. E. Graf tu Leininge« Westerburg.
Verschiedenes.
Handbuch für Büchersammler und Bücherlieb-
haber von /. Herbert Slater. Mit 27 ganzseitigen und
31 Illustrationen im Text. Jena, H. W. Schmidts Ver-
lagsbuchhandlung Gustav Tauscher. i9o6.8 0 .XIIu.2i8S.
M. 6, gebunden M. 7.
Das Slatersche Buch ist eine interessante Ergänzung
zum Mühlbrecht und zu dem Handbuch Kleemciers:
mehr für den gebildeten Laien geschrieben, dem es
Tür den Ausbau seiner Bibliothek ein kundiger und
praktischer Führer ist, als für den Fachmann, dem es
im übrigen als Nachschlagewerk auch gute Dienste zu
leisten vermag. In zwölf Kapiteln behandelt der Herr
Verfasser, was Rouveyre auf fast ebensoviel Bände ver-
teilt. Aber HerrSlatcr versteht anschaulich zu gruppieren
und das Wissenswerte hervorzuheben. Man braucht nur
in dem vortrefflich ausgearbeiteten Namens- und
Sachregister nachzuschlagen, um den Hinweis auf
die Beantwortung irgend einer bibliophilen, biblio-
graphischen, büchertechnischen Frage ru finden.
Slater weiß und sagt alles: wie man Flecke aus Büchern
entfernt und den Bücherwurm bekämpft, wie man das
Alter der Manuskripte schätzt, die Wasserzeichen zur
Ermittlung von Fälschungen benützt, wie die verzwick-
testen römischen Zahlzeichen zu lesen sind, wie sich die
Erstdrucke in ihren besonderen Merkmalen präsen-
tieren, wie sich die berühmtesten Druckereien ent-
wickelten, wie man Seltenheiten bezahlt und nicht be-
zahlen soll, wie sich die Bücher selbst bezahlt machen
— und hunderterlei mehr. Der Inhalt der Kapitel gibt
den besten Anhalt für die Vielseitigkeit des Buchs:
Winke für Anfänger, praktische Einzelheiten, Manu-
skripte, Papier und Wasserzeichen, Titelblatt und
Kolophon, die ersten Drucker und die Inkunabeln,
Illustrierte Bücher, Berühmte Druckereien, Der Ein-
band, Berühmte Sammler, Auktionen und Kataloge,
Erstausgaben und merkwürdige Bücher. Der Verfasser
hat sich in seinen Mitteilungen auf die Ergebnisse der
neuesten Forschung gestützt; Irrtümer sind mir nicht
aufgefallen. So sei Slatcrs Handbuch unsem Lesern
Zu den interessanten Ausführungen des Herrn Dr.
E. Magnus über Goethe und das Duell im letzten Heft
teilt uns Herr Dr. Carl Schüddekopf in Weimar mit,
daß er auf Grund eines „Gutachtens" und des Stephani-
schen Buches im Goethe -Jahrbuch XIX, ao— 34, be-
richtet habe. Der Brief Goethes an Deyn ist im 30.
Briefband Seite 258 unter den Nachträgen rektifiziert
worden. — Zum gleichen Thema erinnert Herr von
Biedermann daran, daß Goethe als 1
Digitized by Google
mal ein Duell bestanden hat, und zwar mit dem Theo-
logen Gustav Bergmann, einem der Livländer, die mit
an dem Schönkopfschen Tische aßen. Goethe, der drei
Semester voran war, traf Bergmann einst im Schau-
spielhaus mit anderen jungen Studiengenossen und
sagte, gegen seine Begleiter sich wendend: „Hier stinkts
nach Füchsen". Kaum hatte Goethe diese Worte ge-
sprochen, so gab ihm Bergmann eine Ohrfeige; die
Folge war ein Zweikampf, bei dem Goethe am Ober-
arm verwundet wurde. Dieser Gegner Goethes war der
Großvater des berühmten Berliner Chirurgen Emst von
Li c m Linn.
Der am 2t. Dcrember 1903 zu München ver-
storbene Staatsrat August von Eisenhart (geb. 1827),
der nicht nur in der innerbayerischen Politik als lang-
jähriger Kabinettschef König Ludwigs II. eine bedeut-
same Rolle gespielt, sondern auch durch seine Gattin,
die bekannte Schriftstellerin Luise (geborene) v. Kobell,
sowie seine innige bis rum Tode dauernde Freundschaft
mit J. V. Scheffel zu der zeitgenössischen Literatur in
engsten Beziehungen gestanden hat, hinterließ eine der
stärksten Exlibris-Sammlungen, die an seltenen Stücken
überreich ist (über 10000). Zu diesem schönen Ergeb-
nisse hatte sie ein jahrelanger Eifer geführt: in den
letzten Jahren war ihre Obhut und Pflege seine Lieb-
lingsbeschäftigung und noch wenige Tage vor seinem
Tode hat er sie mit Hilfe seiner Tochter, der Gattin
des Münchener Hochschulprofcssors der Mineralogie
Oebbeke, sondiert. L. F.
Seine Spexialbückerei für Luftschiffahrt hat der
um die letztere in Bayern hochverdiente Oberst vonBrug
in München der Bibliothek des neuen großartigen
„Deutschen Museums für Naturwissenschaft und Tech-
nik" daselbst zu überweisen sich bereit erklärt. Die
Sammlung enthält außerordentlich wertvolle alte und
neue Bücher, Schriften, Bilder und ähnliches, so daß die
genannte Bibliothek damit in den Besitz einer Sonder-
bücherei gelangt, wie sie auf diesem Gebiete in Deutsch-
land kein zweites Mal vorhanden ist L. F.
Von dem neuen Karikaturenwerke .,/'.•• Frau in
der Karikatur" von Eduard Fuchs (Albert Langen,
München) liegen uns die ersten sieben Hefte vor
(das Heft M. 1.— ). Unsern Lesern ist der Verfasser
ein alter Bekannter; sie kennen seine erstaunliche Be-
herrschung des Stoffgebiets und seine geistvolle Art
der Schilderung. Die „Frau in der Karikatur" hat uns
kulturgeschichtlich, völkerpsychologisch und auch kunst-
geschichtlich Vieles und Wichtiges zu sagen und eine
ganze Reihe interessanter Anregungen und Aufschlüsse
zu geben. Diese Tatsache allein hebt das Thema über
das Niveau des rein Unterhaltenden empor. Aber gott-
lob verliert der Verfasser sich niemals in das langweilig
Doktrinäre, und auch das Wissenschaftliche der Arbeit
raubt den Blättern nichts von ihren amüsanten Reizen.
Wir behalten uns eine eingehendere Besprechung zu
dem Zeitpunkte vor, da sich das Werk weiter über-
blicken läßt, und begnügen uns für heute mit diesem
vorläufigen Hinweise. Das Ganze wird in 20 Heften
abgeschlossen und mit 450 Tcxtillustrationcn und 60
meist doppelseitigen farbigen und schwarzen Beilagen
geschmückt sein. Schon die bereits erschienenen Hefte
zeigen, mit welcher Sorgfalt der Verfasser die Auswahl
des Bildmaterials getroffen hat, unter dem sich wieder
zahlreiche Drucke von großer Seltenheit befinden. Die
Reproduktion ist glänzend. — m.
Herr Paul Kersten läßt nunmehr seinen präch-
tigen Ganzlcdcrbändcn die zweite Serie folgen: Mo-
derne Entwürfe für Bucheinbände, Band II: Gant-
leinenbände. Soeben ist die erste Lieferung des eben-
falls auf sechs Nummern berechneten Werkes bei
Wilhelm Knapp in Halle a. S. (1906) erschienen. Sie
bringt in wahrhaft täuschender Naturtreue auf sieben
Tafeln braune, rote, graue, graublaue und grüne
Englischleinenbände, auf denen teils reine Gold-
pressung, respektive Farbpressung, teils eine geschickte
Mischung beider Techniken angebracht ist Die Orna-
mentierung besteht zumeist wieder in mehr oder min-
der verstärkten Zierlinien, die mit Färb flächen aus-
gefüllt sind. Man sieht schon aus dieser ersten
Lieferung, wie reizvoll sich das schlichte Leinen aus-
gestalten läßt Wir werden nach dem vollständigen
Erscheinen noch einmal ausführlicher auf das Werk
zurückkommen. — m.
Mit den Bänden6 und 7 ist die vom Bibliographischen
Institut in Leipzig veranstaltete sogenannte Große Aus-
gabe von Reuters Werken vollständig geworden. Band 6
enthält „Dörchläuchting", bearbeitet von Dr. Ernst Bran-
des, und „De Reis' nach Konstantinopel", bearbeitet von
Dr. C. Borchling. Die Einleitungen der genannten Ge-
lehrten beschäftigen sich mit der Entstehungsgeschichte
beider Werke, die an den Schluß des Bandes gestellten
Anmerkungen mit den Druckvorlagen und den ge-
schichtlichen und lebenden Vorbildern. Dasselbe ist
bei Band 7 der Fall, der „Kein Hüsung" und „De
Urgeschicht von Mecklnborg" (von Ernst Brandes
revidiert) sowie die „Kleinen Schriften" enthält, die der
verdienstvolle Herausgeber der Gesamtausgabe, Pro-
fessor Wilh. Seelmann, bearbeitet hat. Gerade in
diesen Schlußbänden bieten die erläuternden An-
merkungen eine Fülle neuer Aufklärungen; beigefügt
ist zudem eine Chronologie der Schriften Reuters. Auf
die geschmackvolle Ausstattung und die Billigkeit der
Ausgabe (M. 2 der in Leinen gebundene Band) haben
wir schon früher hingewiesen. — m.
Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbehalten.
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zoheltitz in Berlin W. 15.
Alle Sendungen redaktioneller Natur an denen Adrette erbeten.
Gedruckt van W. Urugulin in Leiurij für Vclhageo & Klatmf in Bielefeld und Lcipiuj auf Papier der Neuen Papier-Manufaktur
in StraCburr .. K.
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
FÜR
BÜCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen.
Herausgegeben von Fedor von Zobcltitz.
10. Jahrgang 1906/1907. Heft 4: Juli 1906.
Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade
und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel.
Von
Dr. Alexander Tille in Saarbrücken.
Das katholische Fauststück des XVD. und XVIII. Jahrhunderts.
ler Kirchengläubige des christ-
1 liehen Mittelalters stand nach
seiner Weltanschauung in guter
Hut. Waren auch sein Kirchen-
gott und dessen Sohn wenig bc-
I müht um das, was man damals
die unsterbliche Seele des Menschen nannte, so
thronte doch neben ihm eine freundliche Erschei-
nung, sein halb irdisches Weib, dem die Kirche seit
dem XII. Jahrhundert göttlichen Ursprung zu-
zuschreiben gesonnen war, wenn sie dies auch
erst 1439 endgültig tat Als „Mutter Gottes"
war die Mutter des Jesus von Nazara die
liebende Hüterin der Mcnschcnseclcn. In ihrem
Gefolge wirkte eine Schar von Kirchenhciligen.
War auch ohne die Fürsprache dieser einfluß-
reichsten Persönlichkeiten an den Stufen des
Himmelsthrones der Kirche für die kirchen-
frömmsten Menschenkinder keine außerordent-
liche Vergünstigung zu erlangen, so war doch
die Gewinnung dieser Kürsprache schon so
gut wie die Gewährung auch des abenteuer-
lichsten Wunsches auf dem Weltanschauungs-
felde. Mutter Maria und der Chor der Heiligen
übten auf dem Gefilde der kirchlichen Ein-
Z, f. B. 19x96/1907.
bildungskraft eine fast unbegrenzte Wirksam-
keit aus. Wo eine kirchengläubige Seele in
Gefahr schien, sich für die entgegengesetzte
Weltanschauung gewinnen zu lassen und damit
zum Anhänger und Vasallen des bösen Gottes
Teufel zu werden, da schritten die Christen -
hclfer über den Wolken ein und entrissen dem
Erzfeinde noch in letzter Stunde den lebendigen
Menschenleib oder doch die gasförmige Seele,
die nach der Überzeugung der Zeit in ihm lebte
und webte und seinen Sinn und Verstand,
sein Fühlen und Glauben ausmachte. So kam
der böse Gott regelmäßig um seinen Lohn.
Wie er auch sein Hirn anstrengte, was er auch
für Listen spann, — der Schar der Kirchen-
heiligen unter so hervorragender weiblicher
Führung war er nicht gewachsen. Auch als
ihm die parodistische Einbildungskraft des
späteren Mittelalters gleichfalls ein weibliches
Wesen an die Seite stellte — eine Großmutter,
wie der Sohn des Kirchengottes eine Mutter
hatte — auch da änderte sich das Bild nicht.
Er blieb der dumme Teufel, der geprellte Teufel,
an dem die Heiligsten selbst ihren Übermut
auslassen durften, der geplagte Teufel, auf den
17
Digitized by Google
'3o Tille, Dm katholische Facststück, die FanstkomiidienbaUade und das Zillerthaler DoktorFaustus-SpieL
nur Mühe und Arbeit fiel, ohne daß diese je
ein Lohn krönte. So standen die Aussichten
des bösen Gottes am Ausgang des Mittelalters
sehr schlecht Seit der gute Gott durch frei-
willige Opferung seines Sohnes den entschei-
denden Schlag gegen seinen Mitbewerber im
Seelenlandc geführt hatte, war es mit dem
Reiche des Bösen immer rückwärts gegangen.
Der Kampf, den es galt, war ja doch von je-
her eine reine Machtfrage gewesen. Gelang es
dem guten Gotte, mehr Menschenseelen auf
seine Seite zu ziehen, und hatte er somit den
größeren Anhang, so war ihm am Ende der
Tage der Sieg gewiß. Wuchs aber die Zahl
der bösen Vasallenseelcn stärker, so mußte einst
am Ende der Tage dem bösen Gotte die Herr-
schaft über die Seelenwelt gehören. Der kirch-
liche Ablaß tat dem Reiche des Bösen weiteren
Eintrag. Je billiger es wurde, sich von den
Folgen von Taten und Gedanken loszukaufen,
die gegen die Kirchenmoral verstießen, um
so weniger hatte der böse Teufel Aussicht
Seelen zu gewinnen. Kein Wunder, daß die
Stimmung des bösen Gottes am Eingang des
XVI. Jahrhunderts eine sehr tief gedrückte war.
Da kam von Wittenberg eine neue Lehre.
Ein kräftiges Wort verbannte die Gottesmutter
und das Heiligenheer in der protestantischen
Weltanschauung aus dem Kirchenhimmel
und gab dem Kirchengott und seinem Men-
schensohne die Alleinherrschaft wieder. Mit
dem Fallen des Ablaßhandels wurde die ewige
Seligkeit der Gasseele erheblich teurer. Jetzt
hing sie von zusammengesetzten Vorstellungen
im Menschenhirn und von der Fähigkeit ab,
dieselben mit einem heißen Gefühlsstrom zu
umschließen. Nur wer sich selbst trotz seiner
zahlreichen Verstöße gegen die sittlichen Kirchen-
gebote zum felsenfesten Anhänger des guten
Gottes und seines Sohnes bekannte, konnte
darauf rechnen, sein gasförmiges Ich nach seinem
Tode in den Kirchenhimmel gerettet zu sehen.
Auch die peinlichste Erfüllung aller Vorschriften
der Zeitsittlichkeit vermochte dagegen kernen
Platz in jenen Gefilden der Seligen zu sichern,
denen die Einbildungskraft Wirklichkeit zu-
schrieb.
Welche neue Aussichten für den bösen Gott!
Hunderttausende, die ihm einst das Einspringen
der Himmelskönigin und ihrer heiligen Trabanten,
die ihm einst der Ablaßzettel und die Kirchen-
buße entzogen hatten, mußten jetzt in seine
Hände fallen. Denn wo war so plötzlich das
heiße Gefühl der Anhängerschaft an den guten
Gott herzubekommen, das der Mönch von Witten-
berg den rechten Glauben nannte? Aus den
Landen, in denen die Wittenberger Weltan-
schauung Fuß faßte, mußten dem Reiche des
bösen Gottes Teufel die armen Seelen scharen-
weise zuströmen. Es ward für jeden Menschen,
und insonderheit für den begabten, ein gefahr-
liches Spiel, den rechten Weg durchs Leben
zu finden und in den Kirchenhimmel einzugehen.
Schon in den zwanziger Jahren des XVI. Jahr-
hunderts zittert die Ahnung von der neuen Ge-
fahr durch Norddeutschland. Aber erst um
1 530 bricht sie mit der Macht einer aufgestauten
Flutwelle durch. Damit beginnt auf dem Ge-
samtgebiete der Herrschaft der Wittenberger
Weltanschauung die heiße, seelenquälende
Teufelsangst, die ohnmächtig vor den Ver-
lockungen des schwarzen Reiches die Hände
ringt und mit heißen Tränen zum gütigen Vater
betet: „Und erlöse uns von allem Übel!" Der
Gott der Widerkirchc, der schon aus dem
Felde geschlagen schien und nach dessen Ver-
treibung auf der Erde schon ein Leben anzu-
brechen versprach, in dem sich der Schönheits-
durst des wilden Menschenherzens Genüge
trinken sollte, ging wieder herum wie ein brüllen-
der Löwe und suchte, welchen er verschlingen
könnte. Daß sich die moralische Didaktik dann
für jede Sünde einen eigenen Teufel schuf und
eine ganze Teufelsliteratur auf diesem Boden
großwuchs, das steht auf einem besonderen
Blatte geschrieben. In ihrer letzten Wurzel ist
auch diese Giftblüte aus der Herzensangst des
protestantischen Kirchengläubigen der dreißiger
Jahre des XVI. Jahrhunderts hervorgewachsen,
aber sie fällt nicht mit ihr zusammen. Sie ist
eine gelehrte, verwässerte, lehrhafte Vergröberung
derselben.
Außer wenigen Liedern, die längst der Ver-
gessenheit anheimgefallen sind, ist die Faust-
sage die einzige künstierische Frucht dieser
Angst vor dem bösen Gotte. Wenn sich ihm
in der Vergangenheit ein Heiliger oder ein Un-
heiliger verschrieben hatte, verschrieben mit
Haut und Haaren, und es war zur Todesstunde
gekommen, dann war unwiderruflich das heilige
Heer aus dem Kirchenhimmel eingeschritten,
hatte ihm den Vertrag entrissen und in einer
Digitized by Google
Tille. D.5 katholische F.ustslück, die
and las 7.tllerlh»ler Dok1or-F«QStu*-Spiel. 131
Weise, die oft gröblich gegen jedes Rechtsgefühl
verstieß, das gasförmige Ich des Menschen in
den Kirchenhimmel gerettet. Davon konnte
bei einem Faust, den man in die neue protestan-
tische Welt hineinstellte, keine Rede mehr sein.
Schloß er einen Vertrag mit dem bösen Gotte,
so mußte auch seine Gaspcrsönlichkcit nach
dem Tode diesem gehören. Wenn der Mann,
der das älteste Faustbuch von 1587 schrieb, von
Fausts himmelanstrebcndem Wahrheitssuchen
sprechen will, da kommt ihm nur ein hilfloses
Stammeln als Ausdruck dieser Gedanken. An
einer einzigen Stelle findet er soweit Worte für
seine Vorstellungen, daß er von Faust sagt:
„Sein Streben stand dahin, das zu lieben, was
nicht zu lieben war. Dem trachtete er Tag
und Nacht nach. Er nahm sich Adlersflügel
und wollte alle Grund am Himmel und auf
Erden erforschen." Und an einer einzigen an-
deren vergleicht er Fausts Vermessenheit mit
den Gefühlen, „wie den Riesen war, davon die
Poeten dichten, daß sie die Berge zusammen-
tragen und wider Gott kriegen wollten". Sonst
fordert er nur Plattheiten zutage. Seine Welt-
erkenntnisse, von denen er annimmt, daß sie
Fausts Wissensdurst befriedigen, sind ein elendes
Sammelsurium, zusammengetragen aus allerhand
sich teilweise widersprechenden Nachschlage-
büchern, deren Inhalt ein Hohn auf das war,
was der Gebildete am Ausgang des XVI. Jahr-
hunderts über das Stemendascin der Erde und
über die einfachsten Naturerscheinungen auf
ihr wußte. Aber wie ändert sich das Bild, wenn
es gilt, Fausts Seelenqualen zu malen oder
wenn Funkenstrahlcn von Reue und Scligkeits-
sehnsucht selbst aus dem Innern des neutralen
Geistes brechen, der unter dem Namen Me-
phistophclcs dem Forscher dient! Hier ist es, als
finde Luthers klagende Donnerstimme ihren
machtvollen Nachklang selbst in einem eng-
beschränkten Menschenkopfe. Als der böse
Gott von dem guten seiner Überhebung wegen
„aus der Wohnung des Himmels vertilgt wurde,
da ward er von seinem Sitz gestoßen in einen
Feuerstein, der ewig nicht erlischt, sondern
immerdar quillt". Es steht fest, „daß die Ver-
dammten auf kein Ziel und keine Zeit zu hoffen
haben, da sie aus der Qual der Hölle erlöst
werden. Ja wenn sie nur eine solche Hoffnung
haben könnten, daß sie täglich nur einen Tropfen
Vis dem Meer herausschöpften, bis das Meer
trocken wäre — oder wenn da ein Sandhaufen
wäre so groß bis an den Himmel und ein Vög-
lein alle Jahre nur ein Körnlein wie eine Bohne
so groß davon hinwegtrüge, und sie nach Be-
seitigung des Berges erlost würden, so würden
sie sich dessen erfreuen. Aber da ist keine
Hoffnung, daß der gute Gott ihrer gedenken oder
sich ihrer erbarmen werde, sondern sie werden
in der Hölle liegen wie die Totenbeine. Der
Tod und ihr Gewissen werden an ihnen nagen.
Ihre starke Zuversicht und ihr starkes Vertrauen,
das sie zu Gott haben, wird nie erhört werden.
Nie wird jemand ihrer denken. Ja wenn du
dich gut in der Hölle könntest verbergen, bis
alle Berge zusammen über einen I laufen fielen und
von einem Ort zum andern versetzt würden, ja bis
alle Steine im Meere trocken würden, so ist
doch keine Hoffnung auf Erlösung vorhanden,
und zwar so wenig ein Elefant oder ein Kamel
durch ein Nadelöhr gehen kann und alle Regen-
tropfen sich zählen lassen." Und erst, wenn
der böse Geist sein Herz ausschüttet und be-
kennt: „Wenn ich als Mensch erschaffen wäre
wie du, Faust, so wollte ich mich beugen vor
dem guten Gotte, solange ich menschlichen
Atem in mir hätte, und mich befleißigen, daß
ich nicht seinen Zorn erregte; so wollte ich
seine Lehre, sein Gesetz und sein Gebot nach
Kräften halten, ihn allein anrufen, loben, ehren
und preisen, damit ich dem Kirchengotte ge-
fallig und angenehm wäre und wüßte, daß ich
nach meinem Daliinscheiden die ewige Freude,
Glorie und Herrlichkeit erlangte! Du aber, Faust,
hast solches nicht getan, sondern deinen
Schopfer, der dich erschaffen, der dir Sprache,
Gesicht und Gehör gegeben hat, daß du seinen
Willen verstehen und nach der ewigen Selig-
keit trachten solltest, den hast du verleugnet.
Die herrliche Gabe deines Verstandes hast du
mißbraucht"
In Christopher Mariowcs Faustdrama macht
die Faustsage wenigstens äußerlich einen leisen
Schritt hinüber nach der alten Welt des katho-
lischen Christentums. Bleibt auch Fausts Schick-
sal dasselbe wie im Spießschen Faustbuche, so
ist's doch nur deswegen so, weil sich Faust be-
harrlich der Stimme verschließt, die ihn dem
guten Gotte zurückgewinnen will. Ist auch
keine Himmelskönigin, kein Jesusschüler und
132 Tille. Das k«tholi*che Faostslück, die Fausikomödienballade tmd da» Zillerthalcr DoVtor-Fanstus Spiel.
kein Kirchenheiligcr aufgeboten, um Um zu
schirmen, so ist doch ein anderes Glied aus
den Heerscharen des Kirchenhimmels damit
betraut, ein Engelsgeist, der ihm wiederholt
freundlich naht und ihn von den Lockungen des
bösen Gottes abwenden will. Ja dieser gute
Geist tritt so oft auf, daß er mit den anderen
Vertretern der Kirchenlchrc, den Studenten
und dem Greise, in dem Stücke gerade zu
einen neuen freundlichen Hintergrund bildet,
von dem sich Fausts dem bösen Gottc zu-
gewandter Sinn schwarz abhebt Leuchtend im
Hintergrunde steht immer die Gnade im kirch-
lichen Lichtglanz. Nur daß Faust in seiner
Verblendung von ihr keinen Gebrauch macht
Hier ist keine Spur von dem dunklen Verhäng-
nis der protestantischen Weltanschauung. Leicht
ist den Krallen des Gottes Teufel zu entgehen.
Verblendet ergreift Faust nur nicht die Hand,
die sich ihm bietet Bei alledem befindet sich
Marlowes Fauststück in ausgesprochenem Gegen-
satze zur Fapstldrche. Auch sein Mephisto-
pheles trägt ein Mönchsgewand. Seine mora-
listischc Auffassung der kirchlichen Einrichtung
einer Holle, welche die örtliche Kirchenholle
mindestens verdunkelt, widerspricht der Papst-
lehre. Der Besuch, den er Faust am Papst-
hofe abstatten läßt, ist eine unverblümte
Verhöhnung der römischen Kirche. Seine
Stellungnahme für den Gegenpapst, welchen
der Kaiser hält ist offene Feindseligkeit gegen
dieselbe.
Als Marlowes Faust durch die englischen
Wandertruppen im Beginn des XVII. Jahrhun-
derts nach dem protestantischen Norddeutsch-
land kam, konnte es nicht fehlen, daß die Menge,
welche auf dem Wittenberger Boden stand,
gerade diesen Auftritten zujauchzte. Andrer-
seits ist es nicht minder zweifellos, daß dieselben
Teile des Schauspiels ausgemerzt oder umge-
modelt werden mußten, wo die Truppen den
katholischen Süden bereisten. Die erste solche
Auffuhrung ist am io. Februar 1608 in Wien
nachgewiesen». Von der Umwandlung, die das
Marlowesche Stück im katholischen Süden er-
fuhr, haben wir zwar nur mittelbare Kenntnis.
Aber die Hauptänderungen sind ohne weiteres
Idar. Mephistopheles mußte sein Monchsgcwand
hergeben. Der Besuch am Papsthofe wurde
« Tille, Fatttuplitter Nr. 64.
durch einen Besuch am Sultanshofe ersetzt,
den schon Marlowe zweimal beiläufig erwähnt
Marlowes Greis, der Faust verwarnt ward zum
Mönche oder Einsiedler. Der lichte Hinter-
grund, der der Verehrung des guten Gottes
geweiht war, erfuhr eine erhebliche Ausdehnung
im Räume und im Stoffe. Aus dem Spießschen
Volksbuche von Faust wurden Züge der christ-
lichen Weltanschauung eingefügt Was dem
Protestantismus des XVII. Jahrhunderts auf dem
Gebiete des Weltanschauungsstreites der Papst
war, — das Oberhaupt der Gemeinschaft der
römischen Kirche — das war dem Katho-
liken der gleichen Zeit auf dem Felde staat-
licher Macht der Sultan. Der christkatho-
lischc Kaiser des römischen Reiches deutscher
Nation war ihm der welüiche Herr der Christen-
heit, und da derselben von ihrem Kirchengottc
die Herrschaft über die Erde bestimmt war, so
war der römische Kaiser zugleich kraft kirchen-
göttlichen Rechtes der Herr der Erde. Wer
ihm einen Teil davon vorenthielt war ein Wider-
kaiser, ein unrechtmäßiger Herrscher, der seine
Gewalt dem Widergott verdankte. Der einzige
nichtchristliche Herrscher, den das katholische
Abendland kannte, war der Kaiser der Türken
zu KonstantinopeL Die Kämpfe des XVL Jahr-
hunderts mit diesen Mongolen um die Herrschaft
über Südeuropa hatten ihren Sultan so recht
in greifbare Nähe gerückt, auch für die poli-
tische Anschauung der unteren Volksschichten.
Wenn der Protestantismus des XVI. Jahrhun-
derts im Spießschen Volksbuche und in Marlowes
Faustdrama seinen Faust auf eine Hohnreisc
nach Rom an den Papsthof sandte, so lag
einer süddeutsch -katholischen Truppe von
Wanderspielern im XVII. Jahrhundert nichts
näher, als den Papsthof durch den Sultanshof
zu ersetzen. Für eine solche Änderung aber
war bereits im Volksbuche von 1587 eine ge-
wisse Grundlage gegeben. Dort erschaut Faust
bereits im 25. Kapitel auf seiner Sternenfahrt
KonstantinopeL Im folgenden Kapitel halt er
sich dann dort auf. Er spielt dem Sultan Soli-
man grobe Possen. Eines Abends, als der
türkische Kaiser an der Tafel saß und speiste,
veranstaltete ihm Faust ein Affenspiel und
Schaustück. Im Saal herum gingen große
Feuerströme, daß jedermann herzulief, um zu
loschen. Zugleich hub es an zu donnern
und zu blitzen. Er verzauberte auch den Sulta/i
Tille, Das katholische Kaustülück, dir
and da» Zillerthaler Doklor-Fa<»tuvSp,el. 133
selbst so sehr, daß er weder aufstehen konnte,
noch jemand imstande war, ihn fortzutragen.
Gleichzeitig wurde der Saal so hell, als wenn
die Sonne darin ihre Stätte hätte, und Fausts
Geist trat in Gestalt, Ausstattung und Schmuck
eines Papstes vor den Kaiser und sprach:
„Gcgrüßct seist du, Kaiser, der du allein so
gewürdigt wirst, daß ich, dein Mohammed, vor
dir erscheine." Mit diesen kurzen Worten ver-
schwand er. Der Sultan fiel nach dieser Zauber-
erscheinung auf die Knie nieder und rief daraufhin
seinen Mohammed an, lobte und pries ihn dafür,
daß er ihn einer solchen Ehre gewürdigt hätte und
vor ihm erschienen wäre. Am nächsten Morgen
fuhr Faust in des Sultans Schloß ein, in dem
dieser seine Gattinnen und Geliebten hat, und in
dem niemand herumwandeln darf als Eunuchen,
die den Damen aufwarten. Dieses Schloß ver-
zauberte er mit einem so dicken Nebel, daß
man nichts sehen konnte. Faust nahm wie
vordem sein Geist jetzt selbst Mohammeds Ge-
stalt und Wesen an und gab sich für Moham-
med aus. So hauste er sechs Tage in diesem
Haremsschlosse. Und auch der Nebel währte
jene ganze Zeit über. Seither ermahnt der
Sultan sein Volk, diese Zeit mit viel Feierlich-
keiten zu begehen. Faust aber aß, trank, war
gutes Muts und genoß die Schönheit der
Haremsfrauen. Nachdem er all das getan, fuhr
er im Ornate und Schmucke eines Papstes in
die Hohe, so daß ihn jedermann sehen konnte.
Als er nun fort war und der Nebel sich ver-
zogen hatte, da ging der Sultan in das Harems-
schloß, ließ seine Gattinnen zu sich kommen
und fragte sie, wer bei ihnen gewesen wäre,
da das Schloß solange von Nebel umgeben
gewesen sei. Sie berichteten ihm, es sei der
Gott Mohammed gewesen. Zur Nacht habe
er sich bald diese, bald jene kommen lassen,
sie genossen und zu ihnen gesagt, es würden
aus seinem Samen ein großes Volk und streit-
bare I leiden entspringen. Der Sultan hielt das
für eine große Gnade, daß Mohammed seine
Frauen genossen habe, und fragte diese auch,
ob er sich beim Liebesspiel auch tüchtig
erwiesen habe und ob es wie bei den Menschen
zugegangen wäre. Sie bejahten dies und gaben
an, es sei durchaus menschlich zugegangen, er
habe sie gekost und umarmt und besitze eine
große Manneskraft Sie möchten sich ihm alle
Tage hingeben. Er habe nackt bei ihnen ge-
ruht und in Mannesgestalt aber seine Sprache
hätten sie nicht verstehen können. Die Priester
redeten dem Sultan zu, er solle nicht glauben,
daß es Mohammed gewesen sei, sondern es
sei ein Gespenst gewesen. Die Frauen aber
sagten, ob es nun ein Gespenst gewesen sei
oder nicht, er sei liebreich mit ihnen umge-
gangen und habe, ob er sie nun in einer Nacht
einmal oder sechsmal genossen habe, das
I-iebesspiel meisterlich getrieben, und er besitze
eine große Manneskraft usw. usw. Das verur-
sachte dem türkischen Kaiser viel Nachdenken,
so daß ihn die Ungewißheit plagte.
Selbst in Marlowes Tagen war es nicht
möglich, derartige Auftritte auf die Bühne zu
bringen. Der englischen Zuhörerschaft lag
überdies der Sultan in Konstantinopel riemlich
fern. So beschränkt sich Marlowe darauf, Fausts
Reise nach Konstantinopcl gelegentlich zu er-
wähnen. Mephistopheles berichtet bei ihm:
From Constantinople am I hither come
und Robin fragt:
How, from Constantinople! You have had
a great journcy.
Marlowes Faust aber war auch mit der
Quartausgabe von 1616 nicht abgeschlossen,
sondern entwickelte sich auf der Bühne weiter.
Unter Zugrundelegung der alten Drucke wurden
handschriftliche Änderungen, Einschiebungen
und Wcglassungcn vorgenommen und durch
Rollenabschriften verbreitet. Als man die Ver-
höhnung des Papstes in der Vatikanszene, die
doch auch vor zum Teil katholischem Publikum
gespielt wurde, als anstößig zu empfinden
begann, ersetzte man sie durch einen Auftritt
am Hofe des Sultans von Babylon. Als dieser
bereits eine Reihe Verstümmelungen erfahren
hatte, gelangte er mit den übrigen Teilen einer
vernachlässigten Bühnenhandschrift des Marlo-
weschen Faust 1663 zum Druck, ohne dabei
entsprechend durchgeputzt zu werden. Die
Herausgeber erzürnen sich über den geistlosen,
ungeschickten und nachlässigen unbekannten
Dichter, während wir es mit einem durch den
Gebrauch entstellten Werke der Bühnennot zu
tun haben. Der Sultan Soliman hat eben mit
seinen Paschas seinen letzten Sieg über die
Christen erfochten. Da kommen Faust und
Mephistopheles an seinen Hof. Mephistopheles
macht Faust unsichtbar. Soliman tritt mit
zwei Paschas ein und fordert Kaleph auf, die
134 Tille, Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillenhaler DoklorFaustusSpiel.
Geschichte von der Belagerung von Malta zu
erzählen. Kaleph und Mustapha erzählen die
Geschichte von dem Verrat des Juden von
Malta, der den Türken Einlaß bot. Soliman
gibt Befehl zur Feier eines großen Siegesgelages.
Die Kaiserin tritt ein, Faust ist bezaubert von
ihr und gibt ihr einen Kuß. Soliman ist darüber
entrüstet und schwört Rache. Er läßt seinen
Zauberer holen, der sich jedoch ohnmächtig
erweist Es ist die Geschichte von Moses und
den Zauberern des Pharao. Er droht wohl dem
unbekannten Geiste, ihn zu ergreifen und in die
Meerestiefe zu stürzen, er beschwört ihn auch.
Doch Mcphistophelcs ist der Stärkere. Er er-
greift den Zauberer, um ihn im nächsten Sumpfe
zu ertränken.
Ob die Truppe, deren Bühnenhandschrift
hier zum Abdruck kam, in Deutschland gespielt
und unter süddeutschem Einfluß gestanden hatte?
Denn in dem England der damaligen Zeit war
man kaum geneigt, auf das Papsttum sonder-
liche Rücksicht zu nehmen. Der Abschluß des
Auftrittes zeigt eine gewisse Verwandtschaft
mit dem Schlüsse des Besuches Fausts am
Hofe zu Parma im deutschen Puppenspiel. Nur
daß hier das Küssen # der Fürstin nicht aus-
drücklich erwähnt ist. Ist der persische König,
den Faust in dem kleineren tschechischen Faust-
stück besucht,« eine Erinnerung an den Sultan
von Babylon? Lst der plötzliche Stimmungsum-
schlag desselben durch das Ausfallen einer
solchen Kußszene zu erklären? Aus dem Zauber-
spektakel, den Faust und Mephistophclcs nach
dem Bruche mit dem König am Hofe vollführen
und der in der jetzigen Fassung ganz sinnlos
ist, blickt etwas wie das Gegeneinanderwirken
zweier Zauberer. Das Donnerwetter und die
Blitze dabei erinnern an den gleichen Auftritt
im Spießschen Faustbuche, der sicherlich nicht
ganz vergessen war. Er war lebendig geblieben,
wenn er auch bis Mitte des XVHI. Jahrhunderts
nur zweimal in der volkstümlichen Literatur er-
wähnt wird. 1664 in David Schusters „Mahom-
mets und Türken Greuel" 1 und 173 1 in Jacob
Ehrharths De Scriptorum Erroribus. J Mit Kon-
stantinopel zusammen wird der Besuch beim
Herzog zu Parma nur in dem Berichte Sommers
über die Berliner Aufführung von 1844 genannt.«
Hier scheidet Faust und Mephistopheles von
Parma, um vor den Augen des Volkes sich
über die Stadt in die Luft zu schwingen und
nach Konstantinopel zu ziehen. Kaspar er-
fährt wiederum von Auerhahn, daß sein Herr
in Konstantinopcl sei
Wahrscheinlich ist das katholische Faust-
spiel des XVII. Jahrhunderts nicht von diesem
erst 1663 gedruckten Auftritt beeinflußt worden,
der in das Marloweschc Stück eingeschoben
worden war, sondern stammt mit ihm aus einer
Quelle: aus dem Spießschen Faustbuche. Denn
die geringen Reste dieser Konstantinopelszenen,
die im deutschen Faustspiel enthalten sind,
stimmen sämtlich näher zum deutschen Volks-
buche als zu Marlowc. Wenn das Volksbuch
erzählt, Faust sei zu Konstantinopel im Ornate
und Schmuck eines Papstes in die Höhe ge-
fahren, so daß ihn jedermann sehen konnte, so
liegt auf der Hand, daß ihm ein katholisches
Fauststück das Papstgewand nehmen mußte.
Aber Sommers Berliner Stück weist einen ent-
sprechenden Zug auf, den Sommer in die Worte
kleidet: „Sie gehen ab, um vor den Augen des
Volkes sich über der Stadt in die Luft zu
schwingen und nach Konstantinopel zu ziehen."
Es handelt sich hier also um die Hinreise. Das
Gewitter und Donnerwetter sowie die Blitze,
die Faust in beiden tschechischen Stücken» am
Königshofe erregt, stimmen ebenso zu den
Blitzen und Feuerstrahlen am Sultanshofe des
Spießschen Faustbuches.
Aber noch andre Wandlungen machte das
volkstümliche Faustspiel im katholischen Süden
Deutschlands durch.
Das 52. Kapitel des Spießschen Faustbuches
von 1587 erzählt von einem alten gottesfürch-
tigen Arzt, der den Versuch macht, Faust auf
den Pfad des Kirchcnglaubens zurückzulenken,
indem er ihm die Verzeihung seitens des Kirchen-
gottes in Aussicht stellt Faust ist davon so
tief bewegt, daß er verspricht, sich der kirch-
lichen Weltanschauung wieder zuzuwenden und
den Vertrag mit dem bösen Gotte Teufel zu
lösen. Als ihm dieser aber dann Vorstellungen
ziemlich handgreiflicher Art macht, läßt sich
Faust wieder einschüchtern und verschreibt sich
dem bösen Gotte aufs neue.
■ Kraus, Das böhmische Pappenspiel vom Doktor Faust. S. 141.
' Tille, Fauatsplitter 113. — 3 Tille, Faustsplitter 230. — 4 Scheible, Kloster V. S. 743-
J Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust. S. 142.
Tille, Das katholische Fauststück, die
Auch bei Marlowe kommt vor Fausts Ende
noch ein Greis zu ihm und warnt ihn. Faust
erkennt sein Vergehen. Mephistopheles reicht
ihm einen Dolch. Der Greis bittet ihn, ihn zu
hören, da der Engel der Gnade nahe sei. Faust
antwortet ihm mit der Bitte, ihn allein zu lassen,
damit er seine Sünden bedenken könne. Jener
geht Faust flucht sich selbst Mephistopheles
droht ihn in Stücke zu zerreißen. Aber Faust
verschreibt sich ihm augenblicklich aufs neue
und verlangt von ihm Helena als Geliebte. Sie
kommt Er ist selig. Es folgt ein ergreifendes
Liebesgespräch:
Ja, du bist schöner als der Abendhauch,
Den tausend Steme rein in Schönheit kleiden,
Ja, du bist lichter selbst als Zeus in Blitzen,
Wie er der armen Semelc erschiea
Wieder kommt der Greis und warnt, ja er
fordert die eintretenden Teufel heraus. Studenten,
welche dazu eilen, glauben noch an Hilfe.
Er aber meint, wohl könne die Schlange, die
Eva verführt, Verzeihung finden, nicht aber er.
Die Glocke schlägt elf am letzten Tage seines
Lebens. Faust spricht mit sich selbst Noch
eine Stunde hat er zu leben. Die Sphären
möchte er zum Stillstand bringen. Die Stunde
soll zum Jahre, zum Monat, zur Woche, ach,
nur zum Tage werden, damit ihm noch Zeit
bleibt zur Reue. Mit Ovid ruft er: O lente,
lente currite, noctis equi! Aber die Sterne drehen
sich weiter. Die Zeit verstreicht. Ein halber
Tropfen Blut aus den Wunden des einzigen
Sohnes des Kirchengottes könnte ihn retten.
Berge und Hügel sollen auf ihn fallen, die Erde
soll sich auftun, damit er dem Zorne des guten
Gottes entrinne. Die Uhr schlägt elf. Er betet
zum guten Gotte, er solle ihn tausend, hundert-
tausend Jahre in der Hölle leben, aber nur
endlich, endlich noch einmal selig werden lassen.
Doch für seine Verdammnis gibts in der pro-
testantischen Weltanschauung des XVI. Jahr-
hunderts kein Ende; denn Menschenseelen sind
nach ihrer I^ehre unsterblich, und unsterblich
ist auch ihr Fluch. Er verflucht seine Eltern.
Da schlägt die Uhr zwölf. Unter Donner und
Blitz reißen ihn die Teufel nach ihrem Reiche.
In dem Erfurter Sagenkreis von Faust
der in die Ausgabe des Spießschen Faust-
buches von 1590 Aufnahme gefunden hat
kommt die Geschichte vor, wie ein Barfüßler-
mönch Doktor Klinge den Doktor Faust wegen
und das Zillerthaler Doktor- Fausros-Spiel. 135
seines gottlosen Lebenswandels verwarnt und
ihm zuredet, er möge sich doch noch an die
Gnade des weißen Gottes wenden, damit seine
Gasseele nicht in die Kirchenhölle komme.
Faust erklärt dem Mönche, ihm könne nicht
mehr geholfen werden, weil er seine Seele dem
bösen Teufel verschrieben habe. Der Mönch
aber hält es trotzdem für möglich. Faust bleibt
hart, und der Mönch scheidet im Zorne von
ihm und zeigt ihn dem Rektor der Universität
Erfurt an, so daß Faust aus der Stadt ver-
wiesen wird. Dieser Sagenzug bot eine dank-
bare Bühnenaufgabe. Die eindringliche War-
nung des Mönches mußte auf eine katholische
Zuhörerschaft des XVII. Jahrhunderts stark
wirken. Die Kirche mit ihren Einrichtungen
zum Schutz gegen die Unholde trat in diesem
Einzelzug deutlich in die Erscheinung. Einer
Lehre, die den Gläubigen unter die sichere Hut
der kirchlichen Gottesmutter und der Kirchen-
heiligen stellte, so daß ihm kein Widergott
etwas anhaben konnte, mußte eine solche Ge-
legenheit, auf das Gemüt der schaubegierigen
Masse zu wirken und ihr im Hintergrunde der
Fausttragödie die allverzeihende Allgewalt des
päpstlichen Gottes zu zeigen, hochwillkommen
sein. Mariowcs Fauststück bot den gleichen
Zug bereits, wenn auch als flüchtige Episode
mit dem Greise, im Anschluß an die 1587 er
Ausgabe des Spießschen Faustbuches. Ein katho-
lisches Faustspiel mußte ihn naturgemäß breiter
ausführen. Der Mönch ward zum Klausner,
zum greisen Einsiedler, den das Gewicht der
Jahre und das Insichselbstversenken in der
Einsamkeit zu einem besonders geeigneten
Träger tiefer Erkenntnis von der göttlichen All-
gnade machte, und der Auftritt selbst ward in
die Länge gezogen und später geteilt, so daß
der Mönch oder Klausner an mehreren Wende-
punkten erschien. Er übernahm sogar teilweise
die Rolle des guten Engelsgeistcs, welche in
einzelnen katholischen Fassungen ganz in ihm
aufging. So in dem Zillertaler Doktor-Faustus-
Spiel.
Die katholische Kirchensage lieferte andere
Beiträge zur Ausbildung eines bis auf Fausts
protestantisches Teufelsende fast rein katho-
lischen Faustdramas des XVII. Jahrhunderts.
Eine alte Abälardsage gab die Grundlage für
Digitized by Google
136 Tille, Das katholische Fanststück, die FanMkomftdienballade und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel.
eine ganz neue ergreifende Auftrittfolge, die
im weiteren Verlauf noch eine insonderheit
katholische Färbung erhielt
Der Rationalist des XU. Jahrhunderts, Peter
Abälard, der schon bei I-cbzeiten wegen seiner
moralistischen Auffassung dogmatischer Vor-
stellungen verketzert worden war, wurde von
der katholischen Sage des XIV. Jahrhunderts
mit dem bösen Gottc Teufel in Verbindung
gebracht. Aber in echt mittelalterlich kirch-
licher Weise bereute er seine Sünde und er-
langte noch die himmlische Verzeihung, so daß
er in den Kirchenhimmel eingehen konnte. Mit
kirchlicher Ausschmückung erzählt die Ge-
schichte um das Jahr 1600 Alexander Valig-
nanus im zweiten Bande seiner Werke. In
deutscher Sprache ist die Historie zwar zuerst
hundert Jahre später nachzuweisen, im Jahre
1708, aber sie muß in katholischen Kreisen
schon im XVII. Jahrhundert bekannt gewesen
sein. In der deutschen Fassung von 1708' er-
zählt sie Albert Joseph Conlin von Monning
folgendermaßen :
„Anno 1 141 war zu Salerno ein Teufels-
banner und Hauptzauberer, welcher dem Doktor
Faust nichts nachgegeben; dessen Name war
Petrus Abailardus. Wie dieser 93 Jahr seiner
Bosheit erreicht, da sind von ungefähr in seiner
Abwesenheit zwei seiner liebsten Enkel über
die verruchten Zauberbücher gekommen, kraft
deren er so lange Zeit die höllischen Larven
in seinem Gehorsam hatte. Und weil sie der
Zauberkunst unerfahren waren, so sind sie beide
von den Teufeln umgebracht worden, welcher
unverhoffte Tod dem Abailard so zu Herzen
gegangen Ist, daß er etiiehe Stunden fast ver-
standlos dagelegen hat Endlich, nachdem er
die entwichenen Lebensgeister wieder bekommen
hatte, machte er sich ganz schleunig auf. Aber
was meinst du, daß er angefangen hat? Etwa:
wie in dergleichen Zufällen öfters geschehen,
hat er einen Strick ertappt, womit er seinen
alten Brotsack zugebunden? Nein, nichts der-
gleichen. Was hat er denn getan? Abailard,
dieser Erzzauberer, wird von der göttlichen
Barmherzigkeit getroffen. Sein Herz wird ihm
durch einen göttiiehen Gnadenpfeil so berührt,
daß er den geraden Weg gelaufen nach der
Kirche des heiligen Benediktus, wo er mit ge-
• Tille, Fauslsplitter Nr. 172 S. 401/2.
' Scheible, Kloater. Bd. V. S. 840. F.rHer Auftritt d
bogenen Knien vor einem an der Wand ge-
malten Kruzifixbild drei Tage und Nächte nach
einander geweint, geseufzt und seine großen
und schweren Sünden bereut hat, daß endlich
den dritten Tag, den 25. März, damals den
Karfreitag, das Kruzifixbild zu ihm das Haupt
geneigt und dadurch zu verstehen gegeben hat
daß nunmehr ihm seine Sünden vergeben seien.
Hierauf hat er alsobald seinen Geist aufge-
geben. Das Bild aber wird noch bis zum heu-
tigen Tag mit geneigtem Haupte gesehen und
leuchtet mit großen Mirakel- und Wunder-
werken."
Diese Geschichte wurde kurz vor dem
Schlüsse in das katholische Fauststück des
XVII. Jahrhunderts eingeschoben, indem man
Abailard durch Faust ersetzte und das dem
Fauststoff zuwiderlaufende Neigen des Hauptes
strich. Einen willkommenen Trumpf bot das
Datum, der 25. März, der Tag der Befruchtung
von Maria, der Marientag, der im Jahre 1 141
dadurch noch besonders heilig wurde, daß er
auf den Karfreitag fiel. Ein solcher Tag
mußte hervorragend geeignet sein, den Gesetzen,
die sonst gemalte Bilder beherrschen, ein
Schnippchen zu schlagen. Wurde er jetzt zu
Faust s Todestag, und fiel dieser Todestag 24
beziehenüich 12 Jahre nach dem Vertrags-
schlusse zwischen Faust und dem bösen Gotte,
so mußte der naive Sinn, der nicht an die
Sprunggewohnheiten des Osterfestes dachte,
annehmen, Faust habe auch an einem Kar-
freitage seinen Bund mit dem bösen Gotte ge-
schlossen — ein Grund mehr, ihn in grenzen-
loser Verworfenheit erscheinen zu lassen. Der
Greis gegen Ende des Marloweschen Stuckes,
in einen Einsiedel oder Mönch gewandelt, und
daneben Faust, vor einem Bilde kniend, das
die Hinrichtung des Nazareners durch die rö-
mische Rechtspflege darstellte — das mußte
einen ergreifenden Auftritt geben. Auch unter
diesen Umständen bot Helenas Erscheinen
am Schlüsse noch Anlaß zur Durchführung der
entscheidenden Wendung, die Faust der Kirchen-
hölle zuführte. In demjenigen deutschen Faust-
puppenspiel, das in seinem ganzen Gehalt die
älteste Form zeigt, dem Stücke Johann Faust
vom Augsburger Puppentheater,* findet sich
der Auftritt in glücklicher Anlehnung an eine
dritten Teiles.
Digitized by doOQie
TUlc, Das katholische Kauststück, die Fauslkommlicnl>alla<ie lad da Zillerthaler Doktor-Fanstas-Spiel. I37
bedeutsame Stelle des Spießschcn Faustbuches
ausgeführt, deren dramatische Bedeutsamkeit
der Stümper, der das Volksbuch schrieb, nur
nicht gesehen hat
Wenn der Faust des Spießschen Faust-
buches von 1587 seinen Geist Mephistopheles
nach der Hölle fragt und ihm trotzig gegen-
ubertritt: „So will ich s wissen oder will nicht
leben. Du mußt mir's sagen", so begnügt er
sich doch schließlich damit, wenn ihm der böse
Gott eine Fülle von Wust vorschwatzt, der ihn
in seiner Erkenntnis auch nicht einen Schritt
weiter bringt. Weitere Fragen schneidet ihm
der Geist mit der Erklärung ab: „Und sollst
wissen, fragst du mich ein andermal mehr von
solchen Dingen, so sollst du kein Gehör bei
mir haben; denn ich bin dir solches zu sagen
nicht schuldig. Und laß mich nur mit solchen
Fragen und Disputationen weiter zufrieden."
Diejenige Frage, welche Mephistopheles am
tiefsten trifft, Ist, ob der Verdammte wieder
zur Huld des Kirchengottes kommen und aus
der Kirchenhölle erlöst werden könne. Dar-
auf verweigert ihm der Geist die Antwort und
spricht zu ihm: „Herr Fauste, dein Fragen und
deine Disputation von der Hölle und ihrer
Wirkung möchtest du wohl unterlassen!" Schließ-
lich antwortet er aber doch „Nein" und führt
das Nein in ergreifenden Bildern aus. Faust
ist aufs tiefste niedergeschlagen. Aber als er
über die Schriften des guten Gottes nachdenken
will, da schmückt sich der böse Teufel in Ge-
stalt eines schönen Weibes, kommt zu ihm und
gibt ihm diese Schönheit zu genießen. Uber
dem Genüsse vergißt Faust bald seine Vor-
sätze. In seiner Brust aber ist der Stachel
darum doch nicht tot. Er fragt den Geist aufs neue,
was er selbst tun wurde, wenn er ein Mensch
wäre, und der Geist gibt ihm eine Erwiderung,
aus der die ganze Seelenqual des Menschen
des XVI. Jahrhunderts spricht, der sich durch
seine Sünden von dem weißen Gott geschieden
fühlt Sie gipfelt in dem Satze, daß er sich
trotz aller Sünden doch wieder in der Sonne
der Gnade des Kirchengottes zu erholen suchen
würde. Daraus folgert Faust ganz richtig im
Sinne des XVI. Jahrhunderts, daß es auch für
ihn noch Zeit sei, sich zu bessern. Aber der
Geist sucht ihm das auszureden mit der Er-
klärung, es sei zu spät und der Zorn des
Kirchengottes ruhe bereits auf ihm. „So laß
Z. f. B. 1906/1907.
mich zufrieden", sagt Faust zum Geist Da ant-
wortet der Geist: „So laß mich forthin auch
zufrieden mit deinen Fragen." In seinem Innern
aber ist Faust nicht zufriedengestellt Als
echter Protestant, der nach seiner tiefsten Uber-
zeugung alle Ursache hat, den schwarzen Gott
hoflich zn behandeln, macht er ihm gelinde
Vorwürfe : „Ich habe dich als Diener auf-
genommen, und dein Dienst kommt mir teuer
zu stehen. Dennoch kann ich von dir nicht
haben, daß du mir zu Willen werdest wie einem
Diener geziemet" Der schwarze Geist erwidert,
daß er ihm oft nicht verpflichtet gewesen sei,
auf seine Fragen zu antworten, und daß er
seinen Wünschen trotzdem jederzeit Genüge
getan habe. Fausts Frage nach dem Ursprung
der Welt beantwortet er mit der von der
Kirche verbotenen Angabc, die Welt sei un-
erboren und unsterblich. Da der Geist ihm
versprochen hat, ihm in allen untertänig und
gehorsam zu sein, in allem was er bitte, frage
oder von ihm verlange, ihm nichts von dem
vorzuenthalten, was er von ihm zu erforschen
suchen würde, und ihm auf keine Frage
unwahrhaftig zu antworten, so lag hier ein
Konflikt begründet, aus dem Faust nur seine
Folgerungen zu ziehen brauchte. Aber die
protestantische Weltanschauung, die den bösen
Gott in seiner Macht himmelhoch gehoben
hatte, hinderte den deutschen protestan-
tischen Faust des XVI. Jahrhunderts, diese Ge-
legenheit zu seiner Rettung auch nur zu sehen.
Belog ihn der Teufel ein einziges Mal, tat er
nicht pünktlich und vollständig, was er von ihm
heischte, so hatte der Teufel selbst den Ver-
trag gebrochen, und Faust war frei.
Marlowe sah wenigstens den Konflikt Auch
bei ihm fragt Faust den Mephistopheles, wer
die Welt erschaffen habe. Aber dieser weigert
sich schlechtweg, die Frage zu beantworten,
da sie sich gegen sein Reich richte.
Faust: Teil me who made the world?
Mephistopheles : I will noL
Faust: Sweet Mephistopheles, teil me.
Mephistopheles: Move me not, for I will not teil thee.
Faust: Villau), have I not bound thec to teil me
any thing.
Mephistophtles : Ay, that is not against our king-
dom; but this is.
Einen solchen Vorbehalt kennt auch Mar-
lowes Verschrcibungsvertrag nicht. Auch er
18
Digitized by Google
138 Tille, D*s katholische Faoststück, die Faustkomödienhallade und du Zillerthalcr Doktor-Fanaros-Spiel.
enthält vielmehr für den bösen Gott Teufel die
Verpflichtung, für Faust zu tun und ihm zu
verschaffen, was er wünscht. Dies schließt ein,
daß er ihm Rede zu stehen hat, mag die Ant-
wort nun dem Vorteile seines Reiches zuwider-
laufen oder nicht Aber auch sein Faust ist
sich der Folgerungen nicht klar, die er aus der
Verweigerung der Antwort zu ziehen hat Wa-
rum wirft er ihm nicht den Vertrag vor die Füße?
Warum erklärt er ihm nicht, er selbst, der
Teufel, habe den Vertrag gebrochen und somit
sei sein Opfer frei und jeder Verpflichtung
ledig? Es gibt nur eine Antwort darauf, und
diese liegt wieder in der überragenden Stellung
des bösen Gottes in der protestantischen Welt-
anschauung des XVI. Jahrhunderts. Mag der
gute Geist, der Faust sofort zur Seite tritt,
sobald dieser die Neigung spürt, sich dem
Kirchenglaubcn wieder zuzuwenden, ihm auch
versichern, daß es nimmer zu spät sei für die
Reue, und mag Faust selbst beten: „O Christus,
mein Heiland, siehe zu, des unseligen Faust
Seele noch zu retten" — der böse Teufel gewinnt
über ihn wieder Macht, indem er sich an sein
Rechtsgefühl wendet und ihm erklärt, des
Kirchengottes Gerechtigkeit schließe seine
Rettung aus. Geflissentlich verschweigt er da-
bei des Kirchengottes andere Eigenschaft die
Gnade.
Das katholische Faustdrama konnte sich
mit einem so flüchtigen Abtun dieses Punktes
nicht genügen. In enger Anlehnung an die
Abälardsage läßt es seinen Faust vor einem
Bilde des ans Kreuz geschlagenen Jesus einen
tiefen Reueanfall durchmachen, als ihm der
böse Gott die Antwort auf seine Frage weigert
Das Augsburger Puppenspiel läßt seinen Me-
phistopheles selbst noch über sein Bedürfnis
nach Verzeihung durch den guten Gott offen
reden. Als Faust aber die Sache noch weiter
treibt setzt er sich tatkräftig zur Wehr.
(Das Theater ist ein Garten oder Wald mit einem
Baum, hinter welchem Christus am Kreuz mit blutender
Wunde, welcher, wenn Faust betet, sich teilt)
Faust: Nachdem ich aber genug von der Hölle
gehört habe, so sage mir doch auch von dem Himmel
und dessen Auserwahlten , deren Freude und Herrlichkeit
Mephistophelts (seufzt): Das kann ich nicht
Faust: Du sollst und mußt es tun I
ÄfefikislopJules: Ich darf nicht
Faust: So beschwör' ich dich!
Mtphistophtles: Ha! ich flieh! (ab).
Faust (allein): Ha, fliehe, du höllisches Gespenst,
o Verfluchter! Nun merke ich erst, daß meine Augen
verblendet gewesen. Ach, armer Faust, wie hat dich
der Satan betrogen, daß du durch die greuliche nigro
mantische Kunst den Himmel verscherzet Doch der
Himmel verspricht ja selbst, daß der größte Sünder,
wenn er sein Übel bekennet, durch wahre Bußzähren
wieder zu Gnaden kommen kann. Also die selbsteigene
Anklage ist das beste Mittel, die wohlverdiente Strafe
durch wahre Buße zu verrichten.
(Kniet nieder und betet)
Ach, Vater, höre dochl ach Vater hilf mir Armen |
In dir soll jetzt mein Herz und meine Seele ruhn.
Willst du, o Vater, dich des Sünders nicht erbarmen?
Läßt du, o Vater, ab, was müssen Menschen tun?
Du hast es zugesagt, du hast es ja versprochen.
Wer wahre Buße tut, soll deine Hilfe sehn.
Du siehst mit Tränen mich zu deinen Füßen liegen.
Ich traue deinem Wort; ich glaub, ich hoffe [noch]
Ich will geduldig sein, ich will im Staube liegen.
Hilfst du nicht, wann ich will, o Herr, so hilfst du
doch!
(Wenn Faust betet, muß sich der Baum teilen, wenn
der Geist kommt, wieder schließen.)
Mephistopheles (für sich): Es ist in unserem hölli-
schen Reich erschollen, daß uns Faust meineidig werden
wolle; da entkäme mir ein fetter Braten; aber es soll
nicht geschehen, (zu Faust) Fäustel was machst du
hier auf der Erde? Sieh, ich will dich zu einem Fürsten
machen: du sollst die Welt regieren.
Faust. Hast du höllisches Gespenst nicht selbst
gesagt, daß Lucifer wegen Stolz und hochmütigen Ge-
danken aus dem Himmel verstoßen worden? Und du
willst mich dazu reizen? Fort, packe dich!
Mephistopheles (für sich): Nun ist guter Rat teuer.
Und wenn Faust noch eine Viertelstunde betet, so muß
ich weichen. Aber ich will die ganze Hölle aufbieten,
daß er mir nicht aus meinen Klauen kommt (Ab.)
Faust:
O Gott, du Wundergott, du Vater aller Väter!
Sieh meine Tränen an, wie sie voll Reue fließen,
Hier kniet vor deinem Thron der größte Missetäter.
Er schreiet. Herr, zu dir, er liegt zu deinen Füßen.
Denn gleich als wie ein Hirsch aus seiner finstren Höhle
Nach einem frischen Trunk des klaren Wassers schreit,
So schreiet ebenfalls anjetzo meine Seele
Zu dir, o großer Gott, nur um Barmherzigkeit.
An dieser Stelle bringt Mephistopheles die
Helena, und nach dem ersten Blicke ist Faust
ihr verfallen: „So komm, schöne Helena, ich
will dein Paris sein."
Nachdem das Bild des gekreuzigten Gottes-
sohnes der Kirche einmal unmittelbar nach
Fausbs unbeantworteten Fragen an den bösen
Digitized by Google
Tille, Dt»
die Fa
139
Geist seinen Einzug in das katholische Faust-
stück gehalten hatte, entwickelte die Einbildungs-
kraft der römischen Weltanschauung diesen
Zug weiter. Das Erscheinen des Bildes erfor-
dert einen Beweggrund. Wie wenn Faust auf
Kirchengedanken käme und nach dem Bilde
verlangte? Wenn gerade diese peinliche For-
derung an Stelle der alten peinlichen Frage
träte? Wenn er, der er ja schon im Augsburger
Puppenspiele dem bösen Gotte weit stärker
mit kirchlichen Fragen zusetzt als bei Marlowe,
sich von dem Gegcngotte das lörchenheüige
Bild holen ließe, statt ihn nur mit Forschen
zu quälen? Bei der Bedeutung, welche der
Frageauftritt besaß, und bei der Verbreitung,
die er hatte, mußte dies dem ganzen Stücke
einen neuen Glanzpunkt geben. Hatte doch
das gesamte protestantische Puppenspiel in An-
lehnung an das Spießsche Faustbuch und an
Marlowe an der Stelle der entscheidenden
Wendung Fausts Frage nach dem Kirchenhimmel
und der Seligkeit nach dem Tode. Diese Stelle
ist erhalten im Ulmer, im Augsburger, im
Straßburgcr Stücke, im Weimarer Faustspiel
und in den Schütz-Drcherschcn Spielen.
Ein solcher Auftritt kam der katholischen
Auffassung geradezu entgegen. Mit seiner
Einführung in das Stück war ein neuer Schritt
in der Katholisierung des Inhaltes getan. Denn
der Gegengott war nach der römischen Welt-
anschauung ja da, um geplagt zu werden.
Die katholische Zuschauerschaft des XVII. und
XVUI. Jahrhunderts wollte in ihrem Faustspiel
ihren Gott Teufel sehen und nicht den protestan-
tischen, für dessen Stellung ihr das Verständnis
abgehen mußte. Fausts tragisches Ende war zu
allgemein bekannt und zu tief in die Volks-
anschauung eingewurzelt, als daß Schauspieler
oder Puppenspieler gewagt hätten, an ihm zu
rühren. Aber innerhalb des Möglichen mußte
der katholischen Teufelsanschauung Rechnung
getragen werden. Im Kampf mit dem Kirchen-
gotte konnte den Widergott hier niemals Ge-
walt, sondern nur List zum Ziele führen; aber
auch, bis die List ihm gelang, mußte er not-
wendig schwer zu leiden haben. So ist der
Zug, daß im katholischen 1 ".nistspiele Faust den
bösen Teufel plagt und nicht dieser ihn, ein
echter Ausfluß aus der christlich - mittel-
alterlichen Weltanschauung, die dem bosen
Gotte die Stellung des Geprellten, Geplagten
anwies und sich über ihn lustig machte. Schon
Marlowe verlangt, wenn auch aus anderen
Gründen, von seinem Mephistopheles, daß er
für Faust Brücken durch die Luft baue. Der
Faust des katholischen Stückes reist, indem
ihm der Widergott Brücken durch die Luft
baut, das durchreiste Stück hinten abbricht
und vorn ansetzt, und zwar so schnell, daß
Fausts Wagen immer weiter fahren kann. Auf
der Donau Kegelschieben ist ein weiterer Ein-
fall, mit dem der katholische Faust den Teufel
plagt Ja, als Scheibe muß der Gott Teufel
dem Zauberer dienen. Faust schießt mit der
scharfen Büchse, und bei jedem Treffer schreit
der Teufel laut auf. 1 Ein Faust, der dies von
seinem Untergebenen verlangt, kann sich un-
möglich scheuen, denselben auch auszusenden,
< In dem größeren tschechischen Fao*l Puppenspiel (Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust S. 142/3
S. ISO heischt Faust von dem Geiste, daß er vor ihm eine Brücke aufhaue und sie hinter ihm wieder sammle, daß er
will Faust unmittelbar auf dem Wasser Kegel schieben, und der Geist soll dabei ebenfalls das Amt des Kegeljungen ver-
walten. Bei der Weigerung des Geistes, nach Fausts Willen zu tun, droht Faust weiterhin, mit dem Stutzen auf ihn zu
schießen. An einer anderen Stelle gebietet Faust dem Geiste: „Den feinsten Häcksel wirst du schneiden, aus ihm Stroh*
bander binden und am Meere gesammelten Sand in Garben binden." In dem kleineren Stücke verlangt Faust das schnellste
zu reiten. Während des Rittes soll ihm der Geist den Pfad mit lauter Kieselsteinen pflastern. Aus Sand soll er
Stricke flechten und ihn in Garben binden.
Im niederösterreichischen Faustspiel (Kralik und Winter, Deutsche Puppenspiele. Wien 1885. S. 180) verlangt Faust:
„Ich will teils auf dem Wasser spazieren, auch reiten, fahren, Kegel schieben, kurz mit einem Worte, ich will alles auf
dem Wasser zeigen." . . . „Wenn es eine Arbeit wäre, die Menschen machen können, brauchte ich ja euch Teufel nicht
dazu." Im Oldenburger Faust (Engel, Deutsche Puppenkomödien VIII.) fordert Faust ähnliches: „Zweitens sollst du, wenn
ich in Salzburg (Regensburg?) meine Freunde besuche, auf dem größten Strudel der Donau ein Spiel Kegel aufsetzen,
jedoch so, daß, wenn wir Kegel sclueben, sich keiner einen Fuß naß macht." Über die Pflasterung des Wegs durch
die Teufel, während Faust reist, vergleiche Tille, Die deutschen Volkslieder vom Dr. Faust, Halle 189a S. 124 ff.
Kraus führt ans der ungarischen Faustsage noch folgende Quälereien an. Faust verlangt ein vorjähriges Ei einer in
diesem Jahr geborenen Ente, ein stummes Kind, das sprechen kann, und Ciceros Werke, die er nach seinem Tode schrieb.
„Die Dämonen heulten entsetzlich: .Wir sind deine Sklaven!' und verschwanden." (Heinrich in der Ungarischen Revue
Vi. 1886. 780-804. Kraus, das böhmische Puppenspiel S. 73-)
)igitized by Google
140 Tille, Das katholische Fauststück, die
und dai Zillerthaler Doktor Faustus Spiel.
daß er ihm das Jesusbild hole. Der katholische
Faust tut es. Der Anlaß des ganzen Auftrittes
wird in Fausts Weltreise gesucht. Er ist in
Konstantinopel gewesen und ist auch bei Je-
rusalem vorübergeflogen. Dort hat er auf
dem Kalvarienberge das Kreuzesbild mit dem
gestorbenen Jesus gesehen. Ob das Bild als
Denkmal an die Hinrichtung des Nazareners
gedacht ist oder ob die volkstümliche Anschau-
ung, die, ohne Begriff des Geschichtlichen, leicht
vergangene Dinge als mit der Gegenwart gleich-
zeitig auffaßt, sich das Urbild mit der Leiche
des geschichtlichen Jesus dort noch vorhanden
denkt, mag dahin gestellt bleiben. Er hat Sehn-
sucht nach dem kirchenheiligen Bilde, und die
Gnade des guten Kirchengottes befriedigt diese
Sehnsucht, indem sie ihm in Anlehnung an die
Schlacht an der Milvischen Brücke in der
Konstantinsage das Bild in den Wolken zeigt —
ein echt katholischer Eingriff des Kirchengottes.
Zu Konstantin war nicht nur durch den Namen
Konstantinopel, sondern auch durch seine Mutter
Helena und seine Gattin Fausta eine Vorstel-
lungsbrücke geschlagen, die leicht zu einer
Herbeiziehung eines anderen Zuges aus der
Konstantinsage führen konnte. Durch diese
Wolkenerscheinung wird Fausts Sehnsucht nach
einem Jesuskreuz erst recht gestärkt Er will
ein solches besitzen und beauftragt in echt
katholischer Weise seinen bösen Geist damit,
ihm ein solches zu beschaffen: zuerst durch
Holung des Urbildes vom Kalvarienberge, zu
dem die bösen Geister keinen Zutritt haben,
dann, in späteren Fassungen des Faustspicles,
durch eigenhändige Herstellung. Dazwischen
lag in der Entwicklung des Auftrittes auf der
Bühne offenbar die Fassung, daß Faust das
echte Bild vom Kalvarienberge verlangt, der
böse Geist ihm aber ein trügerisches Schein-
bild vorführt, das Faust jedoch schließlich an
dem Fehlen der Inschrift, die die bösen Geister
nicht leisten können, als Fälschung erkennt.
Daß das Bild nur als Truggestalt gemeint war,
zeigt noch der Zug, daß es in manchen Fas-
sungen nachher plötzlich wieder verschwindet,
als Faust sich zu Helena wendet Aus dem
Umstände aber, daß der böse Geist an Stelle
des echten Bildes ein selbst hergestelltes Trug-
1 Tille, Faustsplittcr II 7. S. 210, wo eine solche Fa
ist. Vgl. anch Splitter 136, die Simplizissimusaosgahe von
phisto, hast du Eil?" diesem Zuge eine humoristisch-rational
bild brachte, erwuchs dann die Fassung, daß
Faust gleich nach einem von seinem Dienst-
geiste hergestellten Bilde des kirchenheiligen
Gegenstandes verlangte.
Für den christkatholischen Teufel des deut-
schen Mittelalters wäre eine solche Leistung
physisch ausgeschlossen gewesen, da ihn das
bloße Zeichen des Kreuzes schon in weite
Ferne scheuchte. Ebensowenig, wie er es fertig
brachte, auch nur den Namen des Kirchen-
gottes auszusprechen, ebensowenig konnte er
ihn schreiben. Schon wo der Name einer der Per-
sönlichkeiten der kirchlichen Mythologie aus-
gesprochen wurde, mußte er weichen. Vor
dem bloßen Hauche eines solchen Namens
schwand aller böse Spuk. Als einst die Hexen
beim Mahle saßen und das fehlende Salz end-
lich kam, äußerte ein unerfahrener Teil-
nehmer: „Gott sei Dank, jetzt kommt das Salz."
Beim ersten Worte dieses Satzes war aller
Tcufelsspuk versunken.» Aber der katholische
Teufel des beginnenden XVIII. Jahrhunderts
stand sich in dieser Hinsicht schon besser. In
seinem vollsten Umfange war selbst auf den
süddeutschen Herden der römischen Weltan-
schauung der Glaube an die magische Wirkung
des Kreuzeszeichens nicht mehr erhalten, nicht
einmal für das Kreuz mit dem Bilde der Leiche
von Jesus. Etwas hatte die Wittenberger Lehre
und die fortschreitende Welterkenntnis doch
auch hier gewirkt.
Daß Faust sich von seinem Dienstgeiste
den gekreuzigten Jesus holen läßt, war die
Fassung des süddeutsch -katholischen Faust-
spieles gegen Ende des XVII. Jahrhunderts. In
dieser Zeit wurzeln die Stücke, welche diese
Fassung haben. So das Zillerthaler Doktor-
Faustus-Spiel. Um die Grenzscheide des XVII.
und XVÜI. Jahrhunderts machte diese Gruppe
der Faustspicle eine fernere Erweiterung dieses
Auftrittes vom Holen zum Malen des Bildes
durch. In ausgeklügelter Weise wird die Qual
des Teufels, der das Bild malen soll, gestreckt
Er muß die Farben holen, dann die Leinwand.
Erst darauf gehts an das Malen selbst Zähne-
knirschend unternimmt er diese Aufgabe, in
der stillen Hoffnung, Faust werde nicht be-
merken, daß er die Inschrift ausgelassen hat,
snng aus Grimmelshausens Simplizissimus von 1669 gegeben
1684. Goethe hat in den Paralipomcnen zum Fau»t 1 „Me-
stische Wendung gegeben.
Tille, Du luthoUiche F»u«t$tück, die
und dai Zillcrlh*ler Doktor Faustus-Spiel. I4I
zu deren Herstellung seine Tcufclskräftc außer-
stande sind. Er bietet Faust das fertige Bild.
Dieser lobt die Kunst des Meisters aus der
Kirchenholle, aber er bemerkt das Fehlen der
Worte „Jesus Nazarenus Rex Judaeorum", die
auf den kirchlichen Bildnissen des Gegenstandes
sich fast immer in der Abkürzung I. N. R. I.
finden. Neue Qualen für den bösen Geist, der
sich in seiner letzten Hoffnung betrogen sieht,
die auch bei den Teufeln immer erst die vor-
letzte ist. Neue Aufforderung von Faust, auch
diese Worte dem Bilde einzufügen. Aber jetzt
ist selbst der katholische Teufel des beginnen-
den XVIII. Jahrhunderts an der äußersten Grenze
seiner Macht angelangt. Hier muß er denn
doch endlich verzweifelnd seine Ohnmacht ein-
gestehen. Faust aber ist mit der Quälerei
noch immer nicht zu Ende. Er macht einen
Ausgleichsvorschlag. Er selbst will die Worte
vorzeichnen, der böse Geist soll sie nur aus-
malen. Aber auch hierzu ist dieser außerstande.
Er hat nicht gehalten, was er versprochen hatte:
alle Forderungen Fausts zu erfüllen. Er hat
eine unerfüllt gelassen und hat damit den Ver-
trag gebrochen. Faust ist frei, frei in dem
Augenblicke, da er selbst diese Folgerung zieht.
W'ird er sie ziehen? so zittert die katholische
Zuschauerschaft. Es scheint so. Er spricht
zwar das Wort nicht aus, aber der böse Geist
flieht, und Faust betet herzzerreißend vor dem
Bilde seiner Gottheit Die Pforten des Himmels
scheinen sich ihm zu erschließen. Der Gesang
guter Engelgeister ertönt Faust scheint sich
selbst innerlich bekehrt zu haben. — An dieser
Stelle aber fallt auch das katholische Faustdrama
des beginnenden XVIII. Jahrhunderts in die Welt-
anschauung des Protestantismus zurück. Derböse
Gott des Jahrhunderts, das Lessing das Leben
gab, Ist auch im katholischen Süden stärker
als der dortige Widergott des XV. Er bringt
Helena herbei. Faust wehrt zwar ab, wendet
aber doch schließlich sein Haupt zu ihr hin.
Ein Blick nach der Schönheit der Kirchenhölle,
und er erliegt ihrem Zauber. So gehört er
selbst dieser Hölle an, denn gleichzeitig ist die
Vertragszeit abgelaufen. Der norddeutsche pro-
testantische Stoff kann noch nicht seinen Kern
verleugnen. Noch ist kein Lessing da, der das
Phantomkunststück ausgedacht hat, noch kein
Goethe, der den Gnadenmitteln der Kirche die
Stirn hat einen neuen Gehalt zu geben, auf
dessen Grundlage er seinen Faust in ein frei
von ihm erfundenes Jenseits des Grabes führen
kann. Trotzdem aber ist im letzten Drittel des
XVIII. Jahrhunderts auf diesem Boden die Fort-
bildung der Faustsage erwachsen, die Faust
aus den Krallen des bösen Gottes rettet, erst
im Scherzspiel, dann im Ernste und dann mit
der Weihe einer neuen Weltanschauung. Nur
hat diese Entwicklung noch keinen Geschichts-
schreiber gefunden.
Die Jesusbildszene und die kleineren Teufels-
quälereien sind das Hauptmerkmal des katho-
lischen Faustdramas. Eine ganze große Gruppe
der deutschen Faustspiele, die fast alle erst
im XIX. Jahrhundert aufgezeichnet worden sind,
zeigen diese Fassung in mehr oder weniger gut
erhaltener Form.
In einer Fassung des Spieles ist das Wolken-
bild nicht das Werk des Kirchengottes, sondern
seines Widersachers.
In dem Schwiegcrlingschcn Puppenspiele»
spricht Faust nach der Heimkehr aus Parma:
„Ich war in Jerusalem, ich war auf Kalvari und
habe die Herrlichkeit dieses Landes bewundert;
dort habe ich einsehen gelernt, welch ein
Tor ich gewesen." Von Mephistopheles, der
hinzutritt verlangt er, er solle ihm aus der Un-
möglichkeit Möglichkeit machen, und fordert:
„Du wirst mir ein Konterfei schaffen, so wie ich
es auf Kalvari gesehen. (Mephistopheles pfeifend ab)
Mephisto, warum weichest du?
Mephistopheles: Faust bist du rasend geworden?
Versprich mir, diesen Ort nie wieder zu nennen, sonst
hast du die Folgen dir selbst zuzuschreiben.
Faust: Wie, Teufel, du drohst? Du wirst tun, was
ich haben will.
Mephistopheles: Faust, ehe ich das tue, lieber nimm
deine Handschrift zurück.
Faust: Kommst du schon damit ? die sollst du mir
noch zeitig genug herausrücken müssen. Oder glaubst
du, ich würde dir, dem Vater der Lügen, Glauben
schenken? Hinweg und tue, was ich befohlen.
Mephistopheles: Gut denn, Faust, ich werde deinen
Befehl erfüllen, obgleich er der Hölle unzahlige Opfer
kosten wird."
Nun rechnet er ihm vor, daß seine vierund-
zwanzig Vertragsjahre um seien, da er ihm
während zwölf Jahren auch die Nächte gedient
142 Tille, Dm katholische Faustitüek, die
und du Zillerthaler Doktor- Faust us -Spiel.
habe; dann geht er lachend ab und ruft Faust
gleich darauf aus dem Hintergrunde zu:
Mephistopheles : Faust, zu deiner Linken in den
Wolken wirst du finden, was du begehrst
Faust: Ja, da sehe ich es, ebenso wie auf Kalvari.
O Herr, hier lieg ich im Staub vor deiner Majestät.
Mephistophtles . Faust 1 Helena, die H öllenbrau t ist da.
Faust sieht sich nach ihr um, will sie um-
armen, und sie verwandelt sich in einen Teufel.
So ist er auch hier verfallen.
1 836 gab Rosenkranz in seinem Buche „Zur
Geschichte der deutschen Literatur" S. 100— 102
Kenntnis von einem Fauststücke, das er in
Berlin gesehen hatte und irrtümlich für ein
Berliner Stück hielt Es war aber eine katho-
lische Fassung des Faustspieles aus Süddeutsch-
land. Mephistopheles muß dem Faust ver-
sprechen, das Unmögliche möglich zu machen.
Er wird also auch hier auf die Folter gespannt.
Sodann will Faust nach Jerusalem. „Das ist
unmöglich", erwidert ihm Mephistopheles, „diese
Stadt ist uns Teufeln zu betreten verboten."
Jetzt wirft ihm Faust seine Ohnmacht vor und
klagt ihn an, daß er sein Wort nicht halte, ihm
alles zu leisten, was er verlange. Der Dienst-
geist aber versucht ihn zu beschwichtigen und
verspricht ihm, das Kreuzbild mit Jesus vom
Kalvarienberge zu holen, auf dem nach der
Sage Jesus als Aufrührer gekreuzigt worden
sein solL
Er bringt auch das Kreuz mit dem Leich-
nam. Kniend vor ihm versinkt Faust in reuige
Empfindungen. Aber Mephistopheles stellt
hinter seinem Rücken die schöne Helena auf.
Beim ersten Anblick stürzt Faust in ihre Arme.
Ähnlich so in dem tschechischen Puppen-
spiele, das Richard Andree 1866 im „Magazin für
Literatur" beschrieben hat. Als Faust hier das
Ende seiner Vertragsfrist herankommen sieht,
überkommt ihn die Reue. Er verlangt von
Mefistofel das Bild von Jesus aus Jerusalem, und
«üeser bringt ihm dasselbe nach vielem Wider-
streben. In langem Gebete kniet Faust davor
nieder. Ein schönes Weib, die Prinzessin von
Portugalo, macht ihn aber seinen kirchlichen
Vorsätzen schließlich auch hier abspenstig.
Die beiden tschechischen Faustpuppenspiele, •
die Ernst Kraus veröffentlicht hat, enthalten
den Auftritt in voller Ausführlichkeit und doch
' I>»s böhmische Puppenspiel vom Doktor Kamt.
S. 144 ff.
mit bedeutsamen Abweichungen. Das kleinere
Stück gestaltet den Auftritt folgendermaßen:
Faust: Weißt du, wie wir über dem Meere flogen
und ich dich bat: „Mesistofl, sei so gut und schwebe
mit mir auf die heilige Streue von Jerusalem herab,
damit ich das heUige Kreuz küssen kann!" Weißt du,
welche Antwort du mir gegeben hast? „Ehe ich dir das
täte ', sagtest du, „würde ich dich lieber in tausend
Stücke zerreißen und in dieses Meer werfen." Dafür
wirst du mir jetzt nach Purtukal gehen, und bei dem
größten Kaufmanne dort wirst du Farben , Pinsel und
Firnis kaufen; aus Kegensburg wirst du mir Leinwand
bringen, und dann mußt du mir das Kruzifix so wie ich
es gesehen habe, aufmalen, weil ich es hier zum An-
denken zurücklassen will.
Mesistofl: Faust, was verlangst du da ? Ich darf mit
meiner Hand kein Kruzifix malen? nimm dir den Kon-
trakt zurück, und alle Verpflichtungen werde ich dir
von Herzen gerne verzeihen.
Faust: Pack dich, oder ich schieße dich tot.
Mesistofl (verschwindet)
Faust: (setzt sich und steht nach einer kleinen Weile,
als der Geist zurückkehrt, wieder auf.)
Mesistofl: (bringt schwarze Leinwand.) Hier hast
du, Faust, die Leinwand.
Faust: Spaße nicht mit mir und male das Kruzifix
- oder (greift nach der Pistole.)
Mesistofl: Faust warte ein wenig. Ich bin bereit,
lieber zu malen, als nach mir schießen zu lassen. (Malt
schnell das Bild) Da ist, was du verlangt hast.
Faust: Gutl das ist das Kruzifix, welches ich in
Jerusalem gesehen habe, aber bisher ist es nicht zu
Ende gemacht
Mesistofl: Was fehlt ihm? Kein Mensch kann es
tadeln.
Faust: Wo ist denn die obere Inschrift geblieben?
Mesistofl: Sprich diesen Namen nicht vor mir aus,
denn er vertreibt mich auf dreihundert Schritte von dir.
Ehe du ihn aus dem Munde läßt, muß ich dich in tausend
Stücke zerreißen.
Faust: Ich werde ihn nicht nennen. Ich werde
einen Bleistift aus der Tasche riehen und werde ihn
dir aufzeichnen, und du mußt ihn zu Ende malen.
Mesistofl: Wenn ich ihn malen könnte, könnte ich
ihn auch zeichnen ; ich kann ihn aber weder malen noch
zeichnen und muß es lassen.
Faust: Das Kruzifix kann nicht ohne Untersclirift
bleiben, daher werde ich sie selber malen.
Mesistofl: Du sollst mich bei dir gar nicht sehen
(fliegt fort).
Faust küßt dann die Füße des Gekreuzigten,
der Geist bringt ihm eine schöne Jungfrau. Als
Faust sich ihr zuwendet, verschwindet das Bild.
Das größere tschechische Puppenspiel hat
einige andere Züge. Soeben mit Mefistofl in
seine Behausung heimgekehrt fragt
Faust: Mefistofl, hast du, als wir über Jerusalem
flogen, das Kruzifix gesehen, das über uns im Winde
schwebte?
Digitized by Goo
Tille, Das katholische FausUtück, die
and das Zillcrthaler Doktor-FatutiuSpiel. 143
Meßstoß: Ganz gut
Faust: Also verstehst du, ich hätte gern ein solches
Kruzifix gemalt, trachte es mir xu verschaffen.
Meßstoß: Brrr, ja, Faust, verlange das nicht von
mir, daß ich dir das Kruzifix aufmale, dazu müßte ich
4000 Teufel auftreiben.
Faust: Was ich will, mußt du mir zu Willen tun.
Meßstoß(fitegt fort undschreit hinter dem Vorhange):
Alla Strik, Pik. Aucheron und alle zusammen, trachtet,
mir hilfreich zu sein, denn es ist Faust sehr erzürnt, ich
soll ihm ein Kruzifix verfertigen (bringt ein Kruzifix).
Brrr, Faust, sieh, ist das Kruzifix gut gemacht?
Faust (besichtigt das Kreuz): Du höllischer Geist,
allerdings ist das Kruzifix gut verfertigt, aber wo hat
es die Inschrift, die ihm Pilatus gegeben hat?
Meßstoß: Brrr, Faust, verlange das nicht von mir,
denn gut weißt du, daß die Schrift des Pilatus uns
höllische Geister weit fortjagt
Faust: Du höllischer Geist, kann das Kruzifix ohne
dies sein? Also trachte, es zu verfertigen.
Meßstoß: Brrr, Faust, verlange das nicht von mir,
denn ich will dir lieber den Zettel zurückgeben.
Faust: Also, wenn du es nicht malen kannst, so
sage es mir, und ich werde es mir selbst zu Ende ziehen.
Meßstoß: Brrr, Faust, wenn ich das sagen könnte,
so würde ich es auch zu malen verstehen.
Faust: Also, wenn du es weder sagen noch malen
kannst, so will ich es mir selber zu Ende ziehen, du
aber stehe bei mir und höre gut zu, denn in Wahrheit,
Gott verlangt vom Menschen keine unmög i< hen Dinge,
also werde auch ich, du höllischer Geist, von dir sie
nicht verlangen (stellt sich zu dem Bilde und beginnt
die Inschrift zu nennen): Jesus (Mefistofl entläuft).
Mefistofl, wo bist du?
Meßstoß (fliegt herbei 1 : Brrr, Faust, nenne vor mir
die heiligen Namen nicht, denn gut weißt du, daß sie
uns höllische Geister auf 300 Meilen vertreiben.
Faust: Du mußt hier stehen! 'sagt): Jesus von
Nazarcth König der Juden. (Mefistofl entläuft, Faust
kniet nieder und betet, ein Engel schwebt.)
Meßstoß (fliegt herbei): Brrr, Faust, was machst
du da? Du neigst dich doch wohl nicht davor? Ich habe
es ja mit meiner eigenen Hand gemalt
Mephistopheles holt nun die schöne Jung-
frau. Sobald sich Faust zu ihr wendet, ver-
schwindet das Kruzifix.
In das tschechische Puppenspiel von Faust
ist der Kreuzauftritt am tiefsten eingedrungen.
Mit Rücksicht auf ihn ist schon der Tcufels-
vertrag am Anfang umgestaltet worden, und
zwar so, daß die Absicht der Hindeutung auf
den späteren Auftritt unverkennbar ist In dem
größeren Stücke, „Johannes Doktor Faust",'
macht sich nicht nur der böse Geist als Punkt
eins aus: „Du sollst dich nach dem Kreuze
nicht umsehen und deines Gottes sollst du
vergessen", sondern Faust wiederholt auch noch
ausdrücklich diesen Satz. In der kürzeren
Fassung „Doktor Faust"« sagt Mefistofl: „Der
dritte Punkt ist, daß du dich nach dem Kreuz
nicht umsehen darfst" und Faust erwidert zu-
nächst darauf: „Nein, das geht nicht, an diesem
Zeichen des Kreuzes hängt die lautere Güte."
Auch der Pinsel und die Farben, die Me-
phistopheles beschaffen muß, haben in dem
tschechischen Volksschauspicl noch weiter Platz
gegriffen, indem sie wiederholt werden. Faust
verlangt gleich eingangs auch von Wagner
Pinsel und Farben zur I Icrstcllung des Zauber-
kreises und laßt sich von Wagner beim Malen
helfen.*
Das tschechische Puppenspiel ist eine Über-
setzung aus dem Deutschen, und zwar aus einer
in deutscher Sprache ungedruckten Buhnen-
fassung, welche entweder nur handschriftlich
oder selbst nur mündlich fortlebte. Aber auch
süddeutsch-katholische Fauststücke in deutscher
Sprache, welche in neuerer Zeit gedruckt
worden sind, enthalten diese Folge von Auf-
tritten in einer oder der anderen Weise. So
ist in dem Kralikschen Faust 4 der Stoff in
die beiden Züge des Holens und des Malens
des Bildes auseinander gezogen. Die Tiroler
Fauststücke aber kennen sämtlich die Inschrift-
szene nicht In dem Tiroler Faust, den Zingerle
beschrieben hat,* findet sich einzig die Mal-
szene ohne die Inschriftfrage. In Erich Schmidts
« Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust S. 116/17. — * Ebenda S. 118. — 3 In dem Stücke
Johannes Faust (Emst Kraus: Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Fanst S. IIa.) verlangt er Pinsel und Farben, in
dem Stücke Doktor Faust (ebenda S. 112/113) Pinsel und Farhenreibttein. In letzterem gibt er Wagner obendrein auf,
den Kreis zu grundieren. Er selbst will die Planetenzeichen dann aufmalen. Daß das tschechische Puppenspiel am An-
fang des X VIII. Jahrhunderts sein Gepräge bekommen hat, geht auch daraus hervor, daß eine damalige Zeitsage in ihm
verwandt worden ist, die Sage vom Herzog von I-axemburg Diese hat nicht nur darin auf das tschechische Faustspiel ein-
gewirkt, daß sie die sechsunddreißigjahrige Dauer des Vertrags in dasselbe gebracht hat, sondern auch die beiden starken
Kerle, durch welche sich Faust in dem größeren tschechischen Stück, Johann Doktor Faust, vor der Abholung durch den
bösen Gott zu schützen sucht, sind aus der Sage vom Luxemburger entlehnt (Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom
Doktor Faust S. 162 ff.)
4 Deutsche Puppenspiele, herausgegeben von Kralik und Winter. Wien 1885. S. 185 fr.
5 Schildereien aus Tirol. Innsbruck 1877. S. 48-60. Tille, Faustsplitter, Nr. 361. S. 935 ff.
Digitized by Google
144 Tille, Das katholische Faaslstiick, <!ie Fatistkommlienlvalhvle «m.l das Zillerthaler Doktor-Fanstus-Spiel.
Tiroler Kinderspiel Doctor Faustus' fordert
der Eremit Faust auf, dem bösen Geiste diese
Aufgabe zu stellen:
Sag ihm: er soll dir ein Bildnis machen
Wie der Heiland gewesen ist, als ihn die letzten
Züge so verlassen machten.
Dann, wann du dieses hast, dann schenk ihm dein
Vertrauen.
Und schäme dich nur nicht, zu ihm hinauf zu schauen!
Faust kommt dieser Anregung nach und
droht damit, den Vertrag zu tilgen, falls der
Böse seine Forderung nicht erfülle. Dieser
bringt das Bild. Der Zug mit der Inschrift
aber ist in dem vielfach verstümmelten Reste
eines Stückes ebenfalls verloren. Die schöne
Lucinde reißt Faust aus seinen Kirchcnbctrach-
tungen.*
Zu diesen Stücken gesellt sich das Zillcr-
talcr Doktor-Faustusspiel, das nachfolgend zum
ersten Male veröffentlicht wird. Hier ist der
Jesusbildauftritt aber bereits tiefer in das Stück
hineingeschoben als sonst und steht nicht mehr
dicht vor dem Ende. Er bildet bereits den
Beginn des zweiten Akts der fünf Aufzüge.
Faust verlangt das Bild in echt katholischem
Geiste, nur um den bösen Teufel zu ärgern:
„Mein Geist, das muß ich sagen, der hält den Handel
gut.
Weil er noch immer nach meinem Willen tut
Ich hätte noch guten Lust, mir fällt noch etwas ein:
[Ich hab] ihm niemals etwas aufgetragen, das ihm schwer
möchte sein.
Nun gut, ich will ihm rufen und befehlen das.
Und wenn er sich recht ärgert, so ist es für mich ein
Gspaü.
Faust fragt ihn, ob er wirklich imstande
sei, ihm alles herzuschaffen, und als der Gegen-
gott erklärt, so laute ja der Vertrag, verlangt
er eine Abbildung, wie Jesus auf dem Kalvarien-
berge gestorben sei. Der böse Geist sucht
ihm diesen Wunsch auszureden, aber Faust
besteht darauf und behandelt den Geist so
schlecht, daß dieser ihm den Vertrag zurück-
reicht Faust verweigert seine Annahme. Endlich
gibt der böse Geist zähneknirschend nach.
Erst nach einer Bajatzszene, die die Spannung
noch steigert, kommt er im dritten Aufzuge
wieder und bringt das Bild Es drückt ihn
schwerer als Himmel und Erde — eine Christo-
phoruserinnerung. Am Fenster wird es auf-
> Archiv für das Stodiom der neueren Sprachen Bd.
Stellen findet sich bei Tille, die deutschen Volkslieder vom
gestellt, und Faust fühlt seine zornigen Blicke
auf sich ruhn. Wahrend ihn Reugedanken
anfallen, kommt der Klausner hinzu und will
das Bild geschenkt haben. Faust schlägt es
ab. Der Klausner mahnt ihn zur Buße und
zu einem neuen Leben. Am nächsten Morgen
will Faust ein anderes Dasein beginnen. In der
Nacht aber träumt er unausgesetzt von dem
Bilde. Am Morgen ruft er seinen Dienstgeist
Dieser will nicht eintreten, solange das Bild
da ist Faust entfernt es, wohl indem er es
umdreht. Nun kündigt er dem bösen Gotte
den Vertrag, aber dieser weigert sich, die
Urkunde herauszugeben. Helenas Erscheinen
macht auch hier der Reue Fausts ein Ende.
n.
Die katholische Faustkomödienballade.
Steht fest, daß es die Abälardsagc mit
ihrem Karfreitage, der sonst als Todestag
Fausts in der gesamten alten Faustsage nicht
vorkommt, war, was das Kreuzmotiv in das
katholische Faustspiel brachte, und steht danach
fest, daß im Anschluß an die Weltreise Fausts
aus dem Holen des Kreuzes sich das Malen
entwickelte, so folgt daraus unmittelbar, daß
zwei deutsche Komödienlieder oder Komödien-
balladen, die diese Auftritte aus der Faust-
sage zum wesentlichsten Gegenstande haben
und von denen das eine nachweisbar in das
erste Drittel des XVIII. Jahrhunderts gehört,
im Anschluß an eine Faustaufführung gedichtet
worden sind, die diese katholischen Züge auf-
wies. Es sind dies:
i ) „Eine neue ausführliche Beschreibung des
weit und wohl bekannten, auch weltberühmten
Doktor Faust, von Anhalt geboren, Meister
aller höllischen Geister" usw. Fliegendes Blatt
in Klein-Oktav. Einzig erhaltenes Exemplar
in der Bodeschen Faustbücherci in meinem
Besitz. Ende des XVIII. Jahrhunderts erlebte
das Lied einen Neudruck mit der Nr. 70 Steyr,
gedruckt bei Joseph Greis. Von dieser Aus-
gabe sind zwei Exemplare erhalten, eins in
der Bodeschen Faustbücherci in meinem Besitz,
das andre im Besitz des Freien Deutschen
Hochstiftes zu Frankfurt a. M.
98. — » Eine eingehende Zusammenstellung der bekannten
Doktor Fanst Halle 1890. S. I03IT.
ed by Google
Tille, Da» katholische Faustatück, die
tmd das Ziltertbater Doktor-Fanstu* Spiel. 145
2) Doktor Faust. Fliegendes Blatt aus Köln,
zuerst abgedruckt in Arnim und Brentanos
Wunderhorn 1806. Nach den Aufzeichnungen
von Ludwig Erk über Achim von Arnims
Nachlaß ist es entnommen aus einem fliegenden
Blatt (um 1763 aus Köln): „Fünff schone neue
weltliche Lieder. Gedruckt in diesem Jahr."
Darin steht es als drittes und tragt die Uber-
schrift „Die unglückliche Gehorsamkeit des
Doktor Faust." Es ist in dreizehn meist acht-
zeilige Strophen eingeteilt. Da Birlinger und
Crecelius in ihrer Wunderhornausgabe (Wies-
baden, Killinger 1874 S. 539) die Abweichungen
des Wunderhorndruckes von der Vorlage mit-
teilen, so laßt sich diese ohne weiteres her-
stellen.
Zu diesen beiden deutschen Liedern, die
zum großen Teile wortlich zusammenfallen,
kommt nun noch ein tschechisches Lied: Hy-
storyckd pisen 0 daiece rozhlassenim teh dohre
znamein Doktoru Faustowy. Wytisstenä roku
tohoto. Ein Druck aus der Zeit von 1740 bis
175° ist ' n meinem Besitz. Herr Professor
Brückner in Berlin hatte die Güte, mein Exemplar
auf sein Alter zu prüfen und möchte dasselbe
trotz seines altertumlichen Gewandes nicht bis
in den Anfang des XVIU. Jahrhunderts hinauf-
rücken.
Es ist zuerst von Jakubec im Cesky Lid
1896, V. 426—429 mit neuzeitlicher Recht-
schreibung gedruckt worden. Diesen Druck
setzt Kraus (Faustiana aus Böhmen, Zeit-
schrift für vergleichende Literaturgeschichte
Neue Folge XII., S. 73) um 1750, wenn nicht
früher an, kommt also zu demselben Ergebnis
wie Brückner. Mein Druck hat nur „I jed vom
Doktor Faust", Jacubecs Text „Lied von Johann
Doktor Faust". Ferner hat mein Text in Nr. 1 3
„das Herz in deinem Leib" (telele [falsch statt
tele] (dem) sterblichen"), während Kraus Jacubecs
Text übersetzt „das sterbliche Herz in deinem
Leib". Wahrscheinlich steht in der Vorlage
von Jacubecs Text auch telele für tele verdruckt
Ein späterer Druck, Prag 1799 bei Joh. Rokos,
ist von Professor K. Rozum im Cesky Lid. XIIL,
1904 S. 207 abgedruckt worden. Diese Fassung
hat den Titel: „Lied, wunderbares von Dr. Faust
welchen übermäßige Gelehrsamkeit, Hoffart
zur Verzweiflung brachte." Der Text weicht
in Strophe 20—22 ab, aber die Abweichungen
sind gering an Zahl, stilistischer Art und ändern
am Inhalt nichts. Auch diese Ausgabe hat
die Angabe der Melodie.'
Diese drei Lieder geben uns eine merk-
würdige Frage auf: Wie sind die beiden deut-
schen Lieder unter sich und mit dem Faust-
spiel verwandt? Und wie mit dem tschechischen
Liede? Ist eins der deutschen Lieder oder ist
das tschechische die Urdichtung? Ich habe
im Jahre 1890 diese Frage auf Grund des
damals verfügbaren Materials in meinem Buche
„Die deutschen Volkslieder vom Doktor Faust"
(I lalle 1890) behandelt, als das tschechische Lied
noch nicht bekannt war. Dann hat Ernst Kraus
in seinem Buche „Das böhmische Puppenspiel
von Doktor Faust" (Breslau 1891) wichtige
Beiträge dazu geliefert und zwei Fassungen
des tschechischen Puppenspiels bekannt ge-
geben. In seinem Aufsatze „Faustiana aus
Böhmen" in der Zeitschrift für vergleichende
Literaturgeschichte, Neue Folge XU. S. 72 ff.,
hat er später das Jacubecsche Lied übersetzt
und ist zu dem Schlüsse gelangt, daß dieses
eine selbständige tschechische Originaldichtung
sei, die nicht vom Volksspiel beeinflußt sei,
wohl aber das Volksspiel beeinflußt habe, das
dann wieder auf das Wunderhornlied aus
Köln gewirkt habe. Eine ähnliche Auffassung
hatte schon Szamatolski in seiner Besprechung
meines Buches im Anzeiger für deutsches
Altertum XVni, 114— 134 vertreten. Die Auf-
fassung, daß die betreffenden Auftritte des
Volksschauspieles aus den Liedern stammen,
ist für immer durch den Nachweis beseitigt
daß der Hauptinhalt der Lieder sich auf dem
Boden des Volksschauspiels unter dem Ein-
fluß der Abälardsage entwickelt hat. Dazu
kommt noch, daß sich der erste uns erhaltene
deutsche Druck „Neue ausführliche Beschrei-
bung" in meinem Besitz selbst als „Prageri-
sches Komödicnlied", das heißt Komödien-
balladc oder Ballade über einen Komödienstoff
bezeichnet, und überdies, che das letzte Blatt
abgerissen wurde, eine Faustarie enthielt
welche offenkundig aus einer Faustkomodie
stammt Diese Arie lautet:
' Ich verdanke »amtliche Tschechische» betreffenden Angaben Heim Professor Brückner in Berlin, da ich selbst
des Tschechischen unkundig bin.
Z. f. B. 1906/1907. »9
Digitized by Google
146 Tille, Dm katholische Faustslück, die FaimkoitUHlieiibaHade und das Zillerthaler Doktor- Faustus Spiel.
Das Zweytc:
1.
Fauste, jene Himmelsgaben,
So dir mitgeteilet sein.
Können jeden Menschen laben,
Heilen, lindern Krankheit, Pein;
Du bist ja ein Mensch geboren,
Willst so schändlich sein verloren?
Betrachte stets die ewig Pein,
Wann du willst befreyet sein.
2.
Willst du dann den Schöpfer hassen,
Der vor dich am Kreuz ist g" west.
Willst dann du jetzt jenen lassen,
Der dich mit sein Blut erlöst?
Kohlschwarz seynd ja deine Sünden.
Dennoch kannst du Gnad noch finden.
Wenn beizeiten dich bekehrst
Und von Gott die Gnad begehrst.
3-
Fauste, laß nur dein Gewissen
Nicht so schandlos schlafen ein.
Du wirst einst erwählen müssen
Krankheit oder Todespein.
Krankheit kann dein Seel erquicken,
Todespein zur Hölle schicken,
Förchte nur den Sündenschlaf,
So entgehst der Höllenstraf
4-
Grobe Schmerzen, große Qualen,
Wirst erfahren mit der Zeit,
Laß nur deinen Hochmut fallen
Und bekehre dich zur Zeit;
Sonst wird dich der Himmel strafen
Und ergreifen grechte Waffen.
Ach weh, Fauste, geh in dich!
Deine Seel erbarmet mich!
An diese Arie schloß sich dann noch eine
kleine Prosageschichtc, welche eine Stelle aus
dem Fauststück wiedergab, und zwar, nach
ihrem Inhalt zu schließen, wohl ein münd-
licher Bericht über einen Auftritt am Sultans-
hofe, welcher selbst wahrscheinlich nicht auf
der Bühne vorgeführt wurde. Sie lautet:
„Anekdote von ihm.
Faustus befahl dem Geist Mevestophilus
und dem Auerhahn, ihn von Strasburg in fünf
Stunden nach Konstantinopel zur türkischen
Hochzeit zu führen. Faustus kam an, macht
sich lustig, er und sein Diener, der Wagner,
aber unsichtbar. Faustus befahl den zweyen
Geistern, sie sollten den türkischen Kaiser
nehmen und in das s. v. Sekret bis an Hals
hangen, auf daü er aber nicht ersticke. Faustus
brachte seinen Kameraden nach Straßburg von
der Hochzeit des türkischen Kaisers Bund,
der Kaiserin Gemahlring und die Tabakspfeife
zurück.
Faustus befahl ferners den Geistern, sie
sollen die vornehmsten 3 Türken, die nach
dem türkischen Kaiser seyn, nehmen, in Eisen
und Band schlagen und in einen Kerker ein-
sperren, deren Eisen und Band, Vorhäng-
schlösser solle keine menschliche Hand nicht
aufmachen, bis Faustus solches befiehlt" —
Der Joseph Greissche Abdruck nennt die
„Anekdote von ihm" „Türkische Historie" und
trägt dem Ansehen der Großen dieser Welt
dadurch Rechnung, daß er nicht den Sultan
selbst, sondern „einen türkischen Bassa" in das
s. v. Sekret hängen läßt Hier klingt nicht
bloß der Marloweschc Faustbesuch beim Papst,
sondern auch das Spießsche Faustbuch in
Einzelheiten nach.
Durch die Bezeichnung „Pragerisches Ko-
mödilied" und die beiden Zugaben zeigt die
„Neue ausführliche Beschreibung" eine un-
zweifelhaft nähere Beziehung zu dem als Quelle
des Ganzen feststehenden katholischen Faust-
stück des beginnenden XVIIL Jahrhunderts als
der tschechische Druck. Unzweifelhaft wußte
der Herausgeber, daß es sich um eine Komö-
dicnballade handelte und kannte noch mehr
Stellen der Komödie, als das Lied behandelte.
Aber eben darum sollen auch diese Züge nicht
als Beleg dafür gelten, daß das Lied eine
deutsche Dichtung nach dem Faustspiel ist
Wenn sich der älteste deutsche Druck als
„Aus der Wälischen Sprach in die Teutsche
übersetzet auch gantz neu und noch nie mahlen
in Druck ausgangen" bezeichnet, so hat schon
Kraus darauf hingewiesen, daß Tschechisch
oder Böhmisch nicht als Wälische Sprache
bezeichnet wird. Will man also diese Bemer-
kung ernst nehmen, so wird man nach einem
italienischen Originale suchen müssen. Aber
in ihr das „Wälsch" durch „Tschechisch" zu
ersetzen und dann die so gewonnene Fassung
als Beweis dafür anführen, daß das deutsche
Lied eine Übersetzung eines tschechischen sei,
geht doch nicht wohl an. Bis zur Entdeckung
eines italienischen Originals dürfte also dieser
Bemerkung weder in der einen noch in der
y Google
147
anderen Hinsicht Gewicht beizumessen sein.
Denn die Angabe, daß eine Übersetzung vor-
liege, dient bei solchen fliegenden Blättern oft
genug nur als Anpreisung. Ebenso kann ein
anderer Umstand nicht entscheidend sein. Der
älteste Druck des Liedes „Eine neue ausführ-
liche Beschreibung" gehört, wie ich in meinem
Buche „Die deutschen Volkslieder vom Doktor
Faust" (Halle 1890,8.24) gezeigt habe, in den
Anfang des XVTII. Jahrhunderts, denn der
Herzog von Luxemburg, der erst 1695 starb,
erscheint in ihm bereits in der Hölle. Andrer-
seits venvendet das Lied schon an einigen
Stellen in der Fraktur das Komma statt des
älteren Schrägstriches. Sonst kommt das
Komma in der Fraktur zuerst 1709 vor.
Nach 1732 erscheint der Schrägstrich ab
Satzteilzeichen nicht mehr. Der Druck des
Liedes gehört also um 1720, während keiner
der bekannten Drucke des tschechischen Liedes
vor 1740 angesetzt wird. Da es aber indes
einen älteren verlorenen tschechischen Druck
gegeben haben könnte, so möchte ich diesem
Umstände entscheidendes Gewicht nicht bei-
legen.
Ein anderes Bedenken aber wiegt doch
schon schwerer. Die Prager Aufführung des
katholischen Faustdramas um die Grenzscheide
des XVII. und XVIII. Jahrhunderts, welche
die Grundlage für die Lieder bildet, war eine
deutsche. Tschechische Aufführungen gab es
damals nicht Eine deutsche Bühnenauffuhrung
als Grundlage für ein tschechisches Lied? Von
einer Unmöglichkeit kann nicht die Rede sein,
aber da wir sonst keine tschechischen Komö-
dienballaden über deutsche Stücke von der
deutsch-tschechischen Sprachgrenze haben, so
läge mindestens etwas recht Ungewöhnliches
vor, zu dessen Annahme schon starke Gründe
zwingen müßten.
Eine wesentliche Vereinfachung erhält die
Untersuchung durch eine Vorwegnahme der
„Unglücklichen Gehorsamkeit".
Schon eine flüchtige Vergleichung der drei
Lieder lehrt, daß die beiden deutschen Lieder
enger zusammengehören als das ältere deutsche
mit dem tschechischen, denn das tschechische
Lied weist mit der „Unglücklichen Gehorsam-
keit des Duktor Faust" keinerlei Beziehung auf,
welche es nicht in stärkerem Maße mit der
„Neuen ausführlichen Beschreibung" besäße.
Ja, die „Unglückliche Gehorsamkeit des Doktor
Faust" (ein Titel, der natürlich aus „Unglück-
liche Gelehrsamkeit" verstümmelt ist Vergleiche
dazu den Puppenspieltitel Ex doctrina interitus)
kann aus der Frage nach der Urschrift aus-
scheiden. Sie ist erst 1763 gedruckt und ist
offenkundig gestützt auf eine Aufzeichnung
der „Neuen ausfuhrlichen Beschreibung", deren
Schluß der Aufzeichner vergessen hatte und
nun aus einer ihm vorgekommenen Aufführung
des Faustspieles neu ergänzte, ohne jedoch auch
nur die Fähigkeit zu besitzen, diese Ergänzungs-
strophen zu reimen. Dieses Lied, dessen Ur-
druck verloren ist lautet:
Fünf schöne neue weltliche Lieder.
Gertruckt in diesem J»hr.
in.
Die unglückliche Gehorsamkeit des Doktor Faust.
1.
Hört, ihr Christen, mit Verlangen
Mit was Neues ohne Graus,
Wie die eitle Welt tut prangen
Mit Johann dem Doktor Faust.
Von Anhalt war er geboren,
Er studiert mit allem FleiC.
In der Hoffart auferzogen
Richtet sich nach aller Weis.
2.
Vierzigtausend Geister tut er ȟeren
Mit Gewalt aus der Höllen(pein],
Unter diesen war nicht einer.
Der ihm könnt recht tauglich sein,
Als Mephistopheles geschwind wie der Wind,
Gab er seinen Willen drein.
3-
Geld viel tausend müssen ihm schaffen,
Gold und Silber, was er wollt,
Und zu Straßburg schob er nach der Schieben,
Daß er haben könnt sein Freud,
Er tät nach dem Teufel schieben,
Daß er vielmal laut aufschreit
4-
Wann er auf der Post tät reiten,
Hat er die Geister so geschoren,
Hinten und vom, auf beiden Seiten,
Den Weg zu pflastern auserkoren.
Kegelschieben auf der Donau
War zu Regensburg sein Freud,
Fische fangen nach Verlangen
Ware sein Ergötzlichkeit.
148 Tille, Das katholische FaasUtück, die FanstkoroudienhalUdc und da» Zillcrthaler Doktor Kaustus-SpicL
S-
Wie er auf den heiligen Karfreitag
Zu Jerusalem kam auf die Straß,
Wo Christus an dem Kreuzesstamm
Hanget ohn Unterlaß,
Daß er wäre vor uns gestorben,
Dieses zeigt ihm an der Geist,
Und das Heil uns hat erworben,
Und man ihm kein Dank erweist.
6.
Mephistophles geschwind wie der Wind,
Mußte gleich so eilend fort.
Und ihm bringen drei Elln Leinwand
Von einem gewissen Ort.
Kaum, da solches ausgeredt,
Waren sie schon wirklich da,
Welche so eilends brachte
Der geschwinde Mephistophela.
7-
Gleich soll abgemalet sein
Die große Stadt Portugal.
Dieses geschähe auch geschwind wie der Wind;
Denn er malte überall
So gleichfarbig
Wie die schönste Stadt Portugal.
8
Hör, du sollst mir jetzt abmalen
Christus an dem heiligen Kreuz,
Wieviel und abzumahlen,
Ich sag dir's anheut,
Daß du nicht fehlst
An dem Titel und dem heiligen Namen sein.
9-
Diesen könnt er nicht abmalen,
Drum bitt er Faustum ganz inständig:
Schlag mir ab nicht mein Bitt,
Ich will dir wiederum geben
Dein zuvor gegebene Handschrift
Denn es ist mir unmöglich,
Daß ich schreib. „Herr Jesu Christ"
Eine neue ausfuhrliche Beschreibung des weit und
wohlbekannten, auch weltberühmten Johann Doktor
Faust, von Anhalt geboren, Meister der höllischen
Geister, sich mit den zwei Geistern auf 24 Jahr ver-
schrieben hat, wie er deren 40000 zitiert hat, unter
diesen nicht mehr als zwei waren, welche ihm Tag und
10.
Der Teufel fing an zu fragen:
„Herr, was gibst für einen Lohn?"
Häts das lieber bleiben lassen,
Bei Gott findst du kein Pardon.
Doktor Faust, tu dich bekehren,
Weil du Zeit hast noch ein Stund,
Gott will dir ja jetzt mitteilen
Die ewge wahre Huld.
11.
Doktor Faust, tu dich bekehren,
Halt du nur ja dieses aus.
„Nach Gott tu ich nichts fragen.
Weder seinem himmlischen Haus!"
12.
In derselben Viertelstunde
Kam ein En^el von Gott gesandt,
Der tat so fröhlich singen
Mit einem englischen Lobgesang.
«3-
Sobald der Engel dagewesen.
Wollt sich bekehren der Doktor Faust.
Er täte sich alsbald umkehren,
Sehet an den Höllengraus.
Der Teufel hatte ihn verblendet,
Malt ihm ab ein Venusbild.
Die böse Geister verschwunden
Und führten ihn mit in die HöU.
Kommt das Wundcrhornlied als älteste
Fassung der dichterischen Bearbeitung der
Auftritte des Faustspiels nicht inbetracht, so
bleiben für dieselbe nur die „Neue ausfuhrliche
Beschreibung" von um 1720 und das tschechi-
sche Lied von 1740 bis 1750 übrig. Beide
Lieder sind hier als Beilagen zum erstenmal
in getreuen Nachbildungen wiedergegeben. Jetzt
hat eine Nebeneinanderstellung der beiden
Texte zu erfolgen, wobei das tschechische in
deutscher Übertragung zu geben ist Ich lege
derselben die Übersetzung von Kraus zugrunde,
unter Einsetzung der Abweichungen meines
Textes, die aber nur geringfügig sind
Nacht treu gedienet haben, und alles, was er erdenkt
und haben wollte, mußten sie ihm bringen, ja keine
Feder genügsam beschreiben kann, wie er auf diese
Welt die höllische Geister geschoren hat, wie solches
ferner im Pragerischen Komödielied zu vernehmen
sein wird.
Tille. r>;u katholische FauslMiick, die FaMtkonmdienl»II»de and dm Zillerthaler Doklor-Fnostus Spiel. I49
Au» der Walischen Sprach in die Deutsche über-
setzet, auch ganz neu, und noch nicmalen in Druck aus
Das Erste.
1.
Hört, ihr Christen, mit Verlangen
Etwas Neues ohne Graus,
Wie die eitle Welt tut prangen
Mit dem Johann Doktor Faust.
Von Anhalt war er geboren,
Studieret mit großem Fleiß,
In der Hoffart auferzogen,
Richf er sich auf alle Weis.
2.
Vierziglausend Geister er ritieret [citirt]
Mit Gwalt aus der Hollenpein.
Unter diesen war gar keiner,
Der ihm recht kunnt' tauglich sein,
Als Mevestophilus, der g'schwinde
Wie der Menschen Gedanken ist,
Auch der Auerhahn wie die [der] Winde,
Der sein Favoritl ist
3-
Diese waren gVrhwind wie Pfeilen,
Führen ihn in schneller Eil
Vielmal etlich tausend Meilen,
Dali kein Land zu denken sei,
Wo er sich nicht hat lustieret,
Wie ein Fürst sich aufgeführt,
Die Geister grausam exerzieret [exercirt].
Wie man hier vernehmen wird.
Was für Früchten in dem Sommer
In fremden Land gewachsen sein,
Müßten's bringen mitten im Winter.
Alles müßt natürlich sein.
Auch was in dem Winter g' wachsen,
Müßtens bringen eilends her,
Wein aus Spanien dermaßen,
Alles, was sein Herz begehrt.
5.
Wann er auf der Tost tat reiten,
Hat er die Geister also g'schorn,
Vorn und hinten, beider Seiten,
Den Weg zu pflastern auserkorn [auserkohren]
Kegel Scheiben auf der Donau
War z' Regensburg sein größte Freud,
Fischen, Jagen nach Verlangen
War seine Ergötzlichkeit.
6.
Lustige Komödie-Sachen
Müßten die Geister bei der Nacht,
Ja die schönste Musik machen,
Das kein Ohr nie g'hörct hat.
Historisches Lied von dem weitberühmten auch
wohlbekannten Doktor Faust«
Im Ton : Grausamer Tod, überschrecklicher Tod usw.
1.
Hört, fromme Christen
Von einem übcrschrccklirhen Ereignis,
Welches geschehen mit dem berühmten
Johann Doktor Faust!
Welcher zu großer Vornehmheit
Studierte mit Fleiß.
Große Hoffart übte er aus
Immer nach seinem Belieben.
2.
Vierzigtausend böse Geister
Berief er zu sich,
Viele aus der glühenden Hölle
Mußten gehn zu dieser Zeit,
Unter allen bloß zwei
Fanden sein Wohlgefallen,
Mestofeles und Auerhan,
Welche ihm dienten.
3-
Denn sie waren so geschwind
Wie fliegende Pfeile,
So daß sie viele tausend Meilen
In einem Augenblicke flogen.
In welches Land er nur wollte,
Mußten sie ihn hintragen,
Und was immer er nur verlangte.
Mußten sie ihm bringen.
4-
Obst, welches nur im Sommer
In fremden Ländern gewachsen war,
Sogar im Winter, wenn er nur wollte,
Brachten sie ihm auf den Tisch.
Ja, woran er nur dachte,
Alles war ihm zu Diensten,
Wem aus Spanien oder Österreich,
Was dem Herzen gefiel.
S-
Und wenn er auf der Post wohin zu Pferde fuhr,
Plagte er die Teufel so,
Vor sich, hinter sich und zur Seite
Befahl er ein Pflaster zu machen.
In Regensburg auf der Donau
Mußte er Kegel spielen,
Fische fangen und in der Luft
Die Vögel konnte er haschen und fangen.
6.
Kurzweilige Kunststücke
Mußten sie ihm machen,
Die allerschönstc Musik
Bei Tag und bei Nacht spielen,
■ Krau*' Druck h*t „Johann Doktor Kaust"
I SO Tille. Das kitholischc Faostiiück, die
on.l du Zülertrialer Doktor- Faustus Spiel.
In dem Luft die Vögel f ingen
Das war auch sein größte Freud.
Er ließ keinen Geist von dannen,
Bis das Werk sich endt allzeit
7-
Geld viel tausend müßtens schaffen,
Gold und Silber, was er wollt,
Faustus tat zu diesem lachen,
Das gefiel ihm herzlich wohl.
Schießscheiben zu Straßburg ließ aufrichten,
Daß er haben kunnt' sein Freud,
Tat oft auf den Teufel schießen,
Daß er viclmal laut aufschreit.
8.
Bitten täten ihn oft die Geister,
Er soll's einmal lassen los:
Er sagt: „Nein, ich hab die Freuden,
Euch zu scheren allein bloß.
Ihr müßt mir allzeit parieren,
Eilends wann ich's haben will;
Ich werd' euch noch recht kristieren,
Dann ich treib' das Widerspiel.
9-
Gold, Silber, köstlich Modekleider,
Es sei in was vor einen Land,
Müßten ihm bringen gleich die Geister,
Daß er sich auffuhren kann,
Geschmuck von Diemant, d' schönste Sachen,
Mußtcn's bringen aus Türkei.
In aller Welt Land die Sprachen
Kunnt' (er), daß er sicher sei.
10.
Vor sein End tat er zitieren
Deren zweitausend Geister gschwind,
Mußten ihn nach Jerusalem führen,
Diese waren wie der Wind.
Er woUt das heilig Land auch sehen,
Weil kein Land mehr übrig war,
Wo ihn die Geister nicht hinführten,
Dieses ist ganz sonnenklar.
Ii.
Am heiigen Karfreitag Übermaßen
Käme Faustus angelangt
Zu Jerusalem, der heiligen Straßen,
Wo Christus am Kreuzesstamm
Für uns Sünder ist gestorben,
Dieses zeigt ihm an der Geist
„Hat vor dich das Heil erworben,
Und du ihm kein Dank erweist (erzeigst]."
12.
Faustus tat den Geist befragen,
Wie Gott ausgesehen hat,
Darauf tat der Geist ihm sagen i
„Kein Maler ist auf der Welt
So daß nie kein Ohr
Das nicht hat hören können,
Was für einen Spaß ihm die bösen Geister
7-
Geld, selbst viel tausend
Mußten sie sogleich verschaffen,
Gold, Silber, was er nur wollte.
Mußten sie ihm bringen.
Und wenn es ihm gefiel.
Pflegte er in den Teufel zu schießen.
Er hatte dann nur Gelächter daraus,
Der Teufel schrie überschrecklich.
8.
Es baten ihn die Teufel,
Daß er sie aus dem Dienste entlasse,
Er aber wollte durchaus nicht,
Mehr sie zu plagen gedachte er.
Ihr müßt mir gehorchen,
Weil ihr versprochen habt,
Daß ihr selbst in der Hölle
Bei Lucifcr seid.
9-
Von Gold, Silber, edlen Perlen,
Mußte er Kleider haben,
Welche selbst in fremden Ländern
Gefunden werden konnten.
Die bösen Geister im Augenblicke
Mußten ihm bringen
Einen Diamant, Edelstein,
Aus Indien oft herbeibringen.
io.
Vor seinem Tode berief er
Zu sich zweitausend Teufel,
Damit sie nach Jerusalem
Ihn trügen sonder Scherz;
Er wollte das heilige Land auch sehen,
Verschiedene Sprache konnte er auch,
Er fragte den Teufel, ob er dort gewesen
Als der Herr Jesus starb.
ii.
Am Karfreitag Faustus
Gen Jerusalem kam,
Der Teufel zeigte ihm die Stelle,
Wo der Sohn Gottes litt:
Faustus fragte gleich den Teufel,
Wie der Herr Jesus aussah,
Als er nämlich am Holze des Kreuzes
Für alle Sündigen starb.
12.
Der Teufel gab ihm die Antwort:
„Keinen Maler kann es geben,
Der das Bild von Jesus
So wie er war, treffen könnte.
Digitizecl by Google
Tille, Dis katholische Famtstück, die Kaustkomödienballade und «las Zillerthaler Doktor-Faustus-SpieL I 5 1
Der das Kontrafee kann treffen,
Wie Gott am Kreuz ausgesehen hat,
Fauste, du sollst das nicht begehren,
Deine Reu, die ist zu spat.
13-
Wenn Du sollst gesehen haben,
Wie Christus hat gesehen aus,
Voller Blut und voller Wunden,
War zu schauen an ein Graus,
Wurd dein Seel im Leib erzittern
Und ein Schrecken kommen an;
Bleiben laß du dieses lieber,
Bei Gott hast du kein Pardon."
Faustus (ät stark disputieren
Mit den Geistern in der Luft,
Sein Verstand tat er verlieren,
Daß er ihm nicht zu helfen wüßt';
Seht, die Barmherzigkeit Gottes
Zeigt ihm am himmlischen Firmament
Das Kontrafee, wie er*s begehret,
V Fi vi eint e4 sei sein letztes t* ttd
„Seufze nit, hör auf zu klagen
über dieses Kontrafe«,
Oder wir lassen dich ins Meer fallen.
Hätt'st Büß und Keu getan von eh [ehel!"
Zweitausend Klafter hoch sie ihn führten
In den Luft nach Mailand fort,
Sie ihn alldort niederließen,
Er ging an sein bestimmtes Ort
16.
Ulessus, der Auerhahn, wie der Wind
Muß zweihundert Meilen fort,
Und ihm drei Ellen Leinwal bringen
Aus Portugal, der großen Stadt.
Diesen tat er recht bezwingen,
Daß er ihm nicht dienen wollt';
Was er gedenk, müßt' er ihm bringen,
Auch die Färb vom gleichen Ort.
17.
Um neun Uhr tat er ankommen,
War so g'schwind als wie der Wind,
Mevestophilus reibt die Farben,
Daß diese gleich fertig sind [seynd].
Faustus sagt: „Jetzt mußt du malen
Christum recht am beiigen Kreuz,
Wie er gestorben ist dazumalen,
Gib acht, daß du mir nicht fehlst.
Was begelirst du da, Doktor Fauste,
Zu spät. Buße zu tun;
Denn was du uns versprochen hast.
Mußt du einmal erfüllen.
Wenn du Jesus gesehen hattest,
Wie er sehr gequält war,
Eitel Blut und Wunden am Körper,
Wie was sah er dann aus?
Das Herz in deinem sterblichen Leibe
Ware zersprungen,
Aber für dich ist das doch vergebens,
Es folgt dir die Hölle.
14-
Faustus aber in der Luft
Zankte sehr mit den Teufeln.
Seinen Verstand verlor er,
Dennoch zeigte ihm Gott der Herr,
Das am himmlischen Firmamente,
Was er zu sehen begehrte,
Dieses Bild des Herrn Jesus,
Erst recht begann er Leid zu fühlen.
•S-
Kläglich seufzte er in seinem Herzen,
Der Teufel sprach zu ihm,
Daß er schweige, warum er nicht früher
Seine Buße getan hätte.
„Sonst Dich in dieses Meer
Schon zu werfen gedenken wir,
Denn für unsera treuen Dienst
Müssen wir auch Bezahlung haben.
16.
Gleich an zweitausend Klafter
Trugen sie ihn in der Luft empor.
Und zurück wieder nach Mailand
Brachten sie ihn im Augenblick.
Und da wieder in seinem Hause
Dienten sie ihm getreu.
Aber es hätten ihn lieber die Teufel
Schon verlassen.
17.
Da mußte Auerhan gleich wieder
Im Augenblicke fliegen,
Drei Ellen feiner Leinwand
Aus Portugal bringen.
Und aus fernen Ländern Farben
Mußte er auch haben.
Mcstophiles diese sogleich
Mußte aufs sauberste reiben.
18.
Faustus spricht: „Diesmal mußt du
Christus mir malen.
So wie er am Kreuze gestorben ist,
Ein Kruzifix machen.
152 Tille, Das katholische F»u»tatück, die Fau&tkomüdienb»ll«de nod du Zillerthaler Doktor Fau«tus-Spiel.
18.
Der böse Geist fing an zu malen
An dem heiigen Kruzifix,
Tat den Faustum scharf befragen,
Ob er sein Punkten noch b'ständig ist
„Ja", tat er darauf gleich sagen,
„Mal du mir nur dieses aus,
Nach Gott tue ich nichts fragen,
Weder um sein himmlisch Haus.
«9.
Wie der Passion vollendet,
War das Kunststuck fertig schon,
Faustus tat darob erschrecken,
Ihm kam Furcht und Schrecken an.
Er tat dieses wohl betrachten,
Sagt nichts, daß ihm was gebricht [mangirtj.
Der böse Feind tat zu ihm sagen:
„Eines kann ich malen nicht."
Der Teufel begann gleich zu malen
Auf der vorbereiteten Leinwand,
Fragt den Faust, ob er halte
Gewißlich an seinem Versprechen.
«9-
Doktor Faust sagt zum Teufel:
„Male du nur, furcht dich nicht,
Denn ich sehne mich nicht nach Gott,
Ich fürchte mich nicht vor Jesus."
Als das Bild schon vom Teufel
Zu Ende gemacht war,
Er an der Seele großen Kummer
Darauf blickend fühlte.
Er ließ es sich aber nicht anmerken,
Er schwieg lieber in Stille,
Der Teufel, der das malte,
Sagte ihm im geheimen,
Daß ihm noch etwas fehle,
Was er nicht machen kann,
Nämlich die Aufschrift des Herrn Christus
Habe ich nicht die Macht zu schreiben.
20.
Den Titul und heiligen Namen
Kunnt' der Teufel malen nicht [hit].
Ober dem Haupt desKreuzesstammen[Creutzes-Stamm]
Dieses betracht, mein lieber Christi
Tu den heiligen Namen Jesu ehren
Sprich diesen andächtig aus,
Wird dich Gott allzeit anhören,
Bis du kommst ins himmlisch Haus.
21.
Als Faustus sein letzter Tag ankommen,
Da kam der Teufel mit einem Brief,
Daß er sein verschriebene Seel wird abholen.
Faustus laut vor Schrecken rief [ruft]
Zu viel hundert Stucken wurd sein Leib zerrissen.
Sein Seel fuhr schnurgrad in die höllische Pein,
Allwo Faustus und Luxemburg müssen ewig
Und von den Teufeln ewig gequälet sein.
21.
Alles konnte der Teufel bewirken,
Nur die Aufschrift des Herrn Christus
Malen zu können,
War ihm die Macht nicht ge
Darum bedenke, o Christ!
Diese Worte trage bei dir,
Es wird nicht herantrete
Nie der böse Teufel zu dir.
22.
Denn Doktor Faust den Teufeln den Dienst
Mußte teuer bezahlen,
Mit Leib und Seele in die Hölle
Mußte er unglücklich gehen;
Denn die abscheulichen Teufel
Gingen arg mit ihm um,
So wie er sie geplagt hatte,
Rächten sie sich nun auch an ihm.
23.
Ei, sieh, bedenke, o Christ,
Ach, laß nicht dem Fleische den Willen,
Grüße Christi fünf Wunden
In deinem Herzen jederzeit!
Falle nieder vor dem Angesicht des Erlösers,
Verlaß die welllichen Ergötzungen,
So wird deine Seele gelangen
In das Himmelreich.
Amen.
Google
Tille, D«« katholische F.mtetück, die Fi
le and du Zilterth»ler Doktor-F.ustusSpiel. I 53
Beide Fassungen sind Darstellungen von Auf-
tritten aus dem katholischen Faustdrama des
beginnenden XVIII. Jahrhunderts. Aber nur das
deutsche Lied bezeichnet sich, wie schon er-
wähnt, ausdrücklich als Comodi-lied, und zwar
als Pragerisches, d.h. als eine Ballade, welche
sich auf eine Prager Faustkomodienaufführung
gründet Das tschechische Lied nennt sich nur
„I Iistorisches Lied". Das Titelbild des deutschen
IJcdcs behandelt ebenfalls einen Auftritt aus
der Faustkomödie: die Prellung des Roßtäuschers
durch Faust. Das tschechische Lied zeigt ein
dreimastiges Kriegsschiff auf bewegter See, das
mit dem Inhalte des Liedes und der Komödie
in keinem Zusammenhang steht In Strophe i
hat das deutsche Lied richtig Fausts Heimats-
land Anhalt, das tschechische hat keine der-
artige Angabe. Fausts Anhalter Heimat fußt
auf der Angabe von Sontwcdel als seinem Ge-
burtsort und war weit bekannt' Dem tsche-
chischen Lied fehlt jede solche Angabe. In
Strophe 2 hat das deutsche Lied die Gedanken-
schnelligkeit des Mephistopheles und die Wind-
schnelligkeit des Auerhahn, das tschechische
Lied hat davon nichts. Das deutsche Lied
nennt seinen grollten Geist Mephistopheles, das
tschechische hat die Verstümmelung Mcstofclcs.
In Strophe 3 berichtet das deutsche Lied ausdrück-
lich, daß Faust sich in fremden Ländern lustierte,
und wie ein Fürst aufführte (gemeint sind z. B.
die Auftritte am Sultanshofe), das tschechische
Lied hat davon nichts. Ebenso gibt diese
deutsche Strophe mit ihren beiden Schluß/eilen
abstrakt als ideellen Inhalt des ganzen Liedes
an, daß Faust
Die Geister grausam exerzieret,
Wie man hier vernehmen wird.
Dem tschechischen Liede fehlt das ausge-
sprochene Bewußtsein von diesem katholischen
Zuge. Aus der vierten Zeile von Strophe 4,
wo es vom Obst, das der Teufel bringt heißt:
Alles müßt natürlich sein,
spricht deutlich der Umstand, daß dem Ver-
fasser aus dem Stücke wolü der Unterschied
bekannt war, daß der Teufel manchmal nur
Blendwerk brachte, wo ihm befohlen war, die
natürlichen Dinge zu bringen. So z. B. bei der
Erweckung Verstorbener. Strophe 6 hat in
der deutschen Fassung den ausdrücklichen Zug,
daß die Geister (damit sie recht gequält werden)
nächtlicherweile Komödie spielen müssen. Das
ist in der Komödie bedeutsam, weil die Geister
sich dann ja darauf berufen, daß die ausge-
machten 24 Jahre Dienstzeit in 12 Jahren um
seien, weil sie Faust auch die Nächte gedient
hätten. Der Tscheche, der das nicht weiß, verflacht
den Zug in Tag und Nacht, d. h. in immer. In der-
selben Strophe hat das deutsche Lied djie
schönste Musik, die je ein Ohr gehört hat Die
tschechische Fassung laßt dagegen kein Ohr
gehört haben, was für einen Spaß Faust die bösen
Geister machen mußten! In Strophe 7 hat das
deutsche Lied das Aufrichten von Schießscheiben
zu Straßburg, die das tschechische Lied nicht
erwähnt Diese Beziehung ist nicht ohne Be-
deutung, denn Straßburg spielt ja im Faust-
spiel auch sonst eine Rolle und hat sie sogar in
derjenigen Fassung desselben gespielt auf deren
Prager Auffuhrung das Pragerische Komödien-
lied gegründet ist Denn nach der ihm an-
gehängten türkischen Historie fahrt Faust nicht
nur von Straßburg aus nach Konstantinopel,
sondern bringt auch seinen Kameraden nach
Straßburg Geschenke von dort mit In Strophe
8 kommt wieder der ideelle Gehalt des Liedes
in der deutschen Fassung klar heraus. Als ihn
die Geister um ihre Entlassung bitten, er-
widert er:
Nein, ich hab die Freuden,
Euch zu scheren allein bloß
und
Ich werd' euch noch recht krisüeren,
Denn ich treib das WidcrspicL
Das tschechische Lied hat hier nur ein paar all-
gemeine Wendungen, welche zeigen, daß es den
springenden Punkt im deutschen Liede: daß
nämlich Faust das Widerspiel von dem treibt
was nach dem Vertrage der Fall sein sollte,
nicht erfaßt hat Strophe 9 bezieht das deutsche
Lied den Diamantschmuck und die schönsten
Sachen der Komödie entsprechend aus der
Türkei, das tschechische setzt dafür das all-
gemein als Edelsteinland geltende Indien ein.
Dieselbe Strophe erzählt bei Erwähnung der
vielen Länder Deutschlands, daß Faust um
seiner Sicherheit willen aller Welt Sprachen
konnte. Im Fauststück kam das dadurch zum
Ausdruck, daß Faust am fremden Hofe voll
• Tille, Fawttplitter, S. 1155 onter Anh»lt, wo die betreffenden Stellen »us»mmenge»tellt »ind.
Z. f. B. 1906/1907. 20
154 Tille, Du katholische Fauststßck, die Fauslkom6dienballade und das Zillerthaler Doktor-Faostns-Spiel.
sich unterhalten konnte, wahrend es seinem
lustigen Diener nicht gelang. An dieser Stelle, wo
die Sprachkenntnis hingehört, vergißt sie der
tschechische Text, holt das Versehen aber dann
in der nächsten Strophe an einer Stelle nach,
wo die Bemerkung nach der Umgebung völlig
sinnlos ist
Er wollte das heilige Land auch sehen,
Verschiedene Sprachen konnte er auch,
Er fragte den Teufel, ob er dort gewesen,
Als der Herr Jesus starb.
Auch die beiden letzten Zeilen dieser Halb-
strophe im Tschechischen sind verfehlt Jeder
gute deutsche Katholik des XVTIL Jahrhunderts
wußte, daß bei dem sagenhaften Tode von
Jesus kein böser Kirchengeist in der kirchen-
heiligen Stadt gewesen sein konnte. Darauf,
daß die kirchenfeindlichen Geister Jerusalem
nicht betreten durften, fußte ja gerade die Pei-
nigung des bösen Geistes durch den geforderten
Besuch von Jerusalem. In der deutschen
Strophe ! i ist der Teufel offenkundig nicht
mit in Jerusalem, sondern zeigt Faust nur
an, wo er alles findet. Hinein darf der Teufel
ja nicht. Wie im Spießschen Faustbuche fällt
er dabei aus der Rolle und predigt ihm Buße.
Uns scheint letzterer Zug kaum verständlich.
Er ist aber nicht auffallig. Weder der Ver-
fasser des Spießschen Faustbuches noch der
Dichter des deutschen Liedes vermochten sich
in die Rolle des Gegengottes hinein zu ver-
setzen. Ihr ganzer Schatz an Redewendungen
war der kirchliche. Sie kannten keine objek-
tive Sprache und vermochten erst recht nicht
zu sehen, wie die Hinrichtung des Rabbi von
Nazara von Teufelsseite aus ausgesehen hätte.
Vermudich als ein hinterlistiger Trick, um die
Teufel um die Weltherrschaft zu betrugen, oder
als ein ohnmächtiger Versuch, ihnen dadurch
Boden abzugewinnen. Von solchen Dingen
vermag sich nur der ein Bild zu machen, der
selbst über der alten kirchlichen Weltanschau-
ung steht Wenn aber Strophe II des tsche-
chischen Liedes den bösen Kirchengeist mit
nach Jerusalem hinein nimmt, so ist das eine
schwere Versündigung an dem katholischen
Geiste der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts,
die auf ein so geringes Wissen auf diesem
Felde schließen läßt, daß der Mann, der das
schrieb, sicher nicht einmal eine Faustkomödic
gesehen hatte. In Strophe 14 fallt das tsche-
chische Lied abermals aus der Rolle. Faust
verlangt das Jesusbild nicht etwa aus Reue,
sondern nur, um die Teufel zu plagen. Erst
als er es sieht, wandelt ihn schließlich eine
Sehnsucht nach seinem Gegenstande an. Ganz
dementsprechend läßt ihn das deutsche Lied
in Strophe 14 beim Anblick des Bildes in den
Wolken vermeinen, es sei sein letztes Ende.
Das tschechische Lied aber setzt sich über den
Beweggrund hinweg, der Faust zu dem Ver-
langen nach dem Bilde getrieben hatte. Es
sagt von Faust beim Anblick des Bildes:
Erst recht begann er Leid zu fühlen,
ein Satz, der das vorherige Vorhandensein von
Leid bei Faust voraussetzt. Und nun beginnt
das tschechische Lied den Sinn zu dehnen, in-
dem es den Inhalt von Strophe 18 des deut-
schen Liedes zu zwei Strophen streckt, ohne
jedoch sachlich etwas hinzuzufügen als ein mit
der Komödie unvereinbares Mißverständnis.
Nach der Heimkehr nach Mailand, an die sich
im Drama unmittelbar an demselben Tage die
Forderung des Bildmalens anschließt (denn die
Jerusalemszene wird dort ja nur erzählt nicht
vorgeführt), dienen ihm im tschechischen Liede
nun erst wieder die Teufel getreu in seinem
Hause und machen sich, ohne dazu besonderen
Anlaß zu haben, Gedanken, daß sie ihn lieber
verlassen möchten, obwohl sie in der tsche-
chischen Fassung in Strophe 15 erst erklart
haben:
Denn für unseren treuen Dienst
Müssen wir Bezahlung haben.
Der Anfang der tschechischen Strophe 17,
die der deutschen Strophe 16 entspricht
widerspricht aber insofern dem tschechischen
Einschiebsel, nach dem die Geister Faust erst
wieder daheim dienten, als er sagt:
Da mußte Auerhahn gleich wieder
Im Augenblicke fliegen,
Drei Ellen feiner Leinwand
Aus Portugal bringen.
Also ist schließlich auch im tschechischen doch
nicht vergessen, daß der Malauftritt sich un-
mittelbar an die Jerusalemreise anschließt. Die
deutsche Strophe 16 ist wieder genauer. Hier
heißt der Geist, offenbar im Anklang an den
Klugheitsteufel der Komödie, Ulessus, der
Auerhahn. Das tschechische läßt den Ulessus
fort. Im deutschen gibt es über die Farben-
beschaffung erst wieder einen Konflikt Ulessus
Digitized by Google
Tille, Diu katholische KauMsluck, die Faustkr>m<>ilictif>alUdc und da« Z llcrthalcr Diktor-Kaustus-Spiel.
«55
hat sich geweigert, da er weiß, wo Faust hinaus-
will. Aber Faust bleibt fest:
Diesen tut er recht bezwingen,
Daß er ihm nicht dienen wollt.
Was er gedenk, mußt' er ihm bringen,
Auch die Karb vom gleichen Ort.
Jetzt bringt Strophe 17 des deutschen Liedes
etwas, was man nur verstehen konnte, wenn
man die Fäustkomödie kannte. In dieser geht
der Kreuzesauftritt unmittelbar der Abholung
Fausts nach der Holle voraus, welche Mitter-
nachts stattfindet Von elf Uhr an ließ Mar-
lowe seine Glockenschlage beginnen. Ebenso
noch das Ulmer und Straßburger Puppenspiel.
In spateren Stücken setzen die Glockcnschläge
schon um 9 Uhr ein. Es ist neun Uhr Abends
an Fausts letztem Tage. Da kommt Auerhahn
mit den Farben an. Im Augenblick hat sie
Mephistopheles gerieben. Das tschechische
Lied weiß nichts von dem Abend an Fausts
Todestage, nichts von den Glockenschlagcn und
läßt darum die Zeitangabe „Um neun Uhr tat
er ankommen" fallen. In derselben deutschen
Strophe warnt Faust seinen Geist, als er ihm
den Malauftrag gibt:
Gib acht, daß Du mir nicht fehlst.
Die tschechische Fassung hat sich auch diese
Spitze entgehen lassen. Sie verschiebt von ihrer
Strophe 18 an überdies die Strophenan fange
um vier Zeilen, so daß das Zusammengehörige
nun nicht mehr in einer Strophe steht wie in
der deutschen Fassung. Auch in Strophe 18
hat die tschechische Fassung eine Verflüch-
tigung der Sache. Als der böse Geist den
Malauftrag erhalt sucht er diesen in der deut-
schen Fassung so auszulegen, als ob derselbe
einen Abfall Fausts von dem Kontrakte bedeute.
Das ist aber gar nicht der Fall; denn Faust
will sich den gekreuzigten Jesus ja gar nicht
aus Sehnsucht nach dem kirchlichen Gegen-
stande malen lassen, sondern nur, um den
Teufel zu plagen. In der tschechischen Fassung
ist nur von einem Versprechen Fausts die Rede,
wahrend in der deutschen es von dem Idrchen-
bosen Geiste heißt:
Tat den Faustum scharf befragen,
Ob er sein Punkten noch beständig ist.
Wenn Faust ihm in der deutschen Fassung
antwortet, er frage nicht nach dem Kirchen-
gotte und dem Kirchenhimmel, so hat die
tschechische Fassung statt des letzteren:
Ich fürchte mich nicht vor Jesus,
wahrend er doch dem Sinne nach hatte ant-
worten müssen:
Ich sehne nüch nicht nach Jesus.
Strophe 19 behandelt den Eindruck, den das
anscheinend fertige Bild auf Faust macht
Im deutschen erschrickt Faust Furcht und
Schrecken kommen ihm an ; in der tschechischen
Fassung fühlt er nur in der Seele großen
Kummer. Die zweite Hälfte der deutschen
Strophe 19 zeigt einige Verwirrung des Sach-
verhaltes. Sie müßte saclüich etwa heißen:
Faust tat dieses wohl betrachten.
Sagt dann: „Aber eins gebricht!"
Der böse Feind tat tu ihm sagen:
„Dieses kann ich malen nicht."
Statt dessen macht ihn der Geist selbst auf
den Mangel aufmerksam, daß die Inschrift fehle.
Es heißt von Faust:
Er tat dieses wohl betrachten,
Sagt nichts, daß ihm was gebricht [mangirt].
Der böse Feind tat zu ihm sagen:
„Eines kann ich malen nicht."
Er verrät sich also selbst während es in seinem
Interesse läge, Faust über das Fehlen der In-
schrift hinwegzutäuschen und so sich den An-
schein zu geben, als ob er den ihm gewordenen
Auftrag wirklich ausgeführt habe. Li der
tschechischen Strophe 20 wird diese Verwirrung,
die offenbar aus der Kürze einer alteren deut-
schen Fassung durch Mißverständnis entstanden
ist, in einer ganzen Strophe breit ausgeführt,
ein neues Zeichen, daß der Verfasser des
tschechischen Wortlautes die Bühnendarstellung
selbst nicht kannte.
Die deutsche Strophe 20 zieht triumplüerend
die Folgerung, daß der Teufel den kirchen-
heiligen Namen nicht schreiben kann. Also ist
dieser Name ein wirksamer Talisman. Der
Christ soll ihn ehren und andächtig aussprechen.
So wird der Kirchengott ihn allzeit anhören,
bis er dereinst in den Kirchenhimmel eingeht
Hiermit schloß offenbar einst eine ältere
Fassung des deutschen Liedes. Denn der
Gegenstand desselben ist ja nicht die Darstel-
lung von Fausts Gesamtschicksal, sondern ledig-
lich der Zug, wie Faust die Teufel plagt und
wie sich sclilitßlich die Ohnmacht des katho-
lischen Kirchenteufels beim Malen der Inschrift
verrät. Es ist ein katholisches Ilohnlied auf
den mittelalterlich-katholischen Teufel.
Digitized by Google
I56 Tille, Das katholische Kauststück, die Faustkomödlenballade und das Zillcrthaler Doktor- Faustns-Spiel.
Irgend ein wenig dichterisch veranlagter
Freund von Fausts Ende, der Verleger des
Druckes oder sonst wer, klebte dann im Drucke
der deutschen Fassung noch eine Strophe 21
als Schluß an, um auch Fausts Tod zu erzählen.
Er brachte auch den Luxemburger mit an, den
schon das katholische Volksspiel erwähnte. Da-
bei wuchsen ihm die Verse zu Schwellversen
aus. Zugleich hatte er vergessen, daß der Mal-
auftritt eben am Abend von Fausts letztem
Tage stattgefunden hatte. Die tschechische
Strophe 22 läßt das fort, beseitigt auch den
Luxemburger, widerspricht aber auch zugleich
der Tendenz dieses I Iohnliedes auf den Teufel,
indem sie sagt:
Denn die abscheulichen Teufel
Gingen arg mit ihm um,
So wie er sie geplagt hatte,
Rächten sie sich nun auch an ihm.
Dabei blieb aber doch das Gefühl erhalten,
daß dies kein richtiger Abschluß sei. Da dem
Verfasser des tschechischen Textes indes eigene
Gedanken fehlten, so wiederholte er einfach die
letzte Hälfte von seiner Strophe 21 mit einiger
Variation. Wie dort die Worte Jesus Naza-
renus Rex Judaeorum das Amulett waren, so
sind es nun die fünf Wunden von Jesus.
Aus dieser Betrachtung geht unwiderleglich
hervor: das deutsche Lied, obgleich selbst schon
an einigen Stellen verwirrt und am Schlüsse
verlängert, ist die Urschrift, das tschechische
Lied die Übersetzung. Der Verfasser des
deutschen Liedes war kein Verskünstier und
beherrschte auch die Sprache nicht in hohem
Maße; er war ein Jahrmarktsballadcndichter von
der Sorte, von welcher zwölf auf das Dutzend
gehen. Es wäre undenkbar, daß ein solcher
Mann bei der Übersetzung eines tschechischen
Liedes ins deutsche eine solche Menge sachlich
neuer, aus dem Faustspiel entlehnter Züge,
Namen und Stunden in der Übersetzung unter-
gebracht hätte, während es andrerseits nur
natürlich ist, daß der tschechische Übersetzer,
über dessen Versbegabung und Sprachbe-
herrschung ich kein Urteil habe, ihm Unver-
ständliches oder ihm als Nebenwerk erschei-
nendes und schließlich ihm aus Reimgründen
Unbequemes in seiner Fassung wegließ. Es
würde sich überhaupt nicht gelohnt haben, den
genauen Nachweis zu führen, daß die deutsche
Fassung das relative Original sei, wenn nicht
Ernst W. Kraus auf Grund des gleichen Tat-
bestandes zu der ungeheuerlichen Behauptung
gekommen wäre, das deutsche Lied sei eine
Übersetzung aus dem tschechischen! Er war
sich weder über den Inhalt des Liedes im
klaren, noch hatte er die katholische Tendenz
des Ganzen erkannt Da ihm die Einwirkung
der Abalardsage auf das Faustdrama unbekannt
war, so fehlte ihm auch die Kenntnis der Vor-
aussetzung zum vollen Verständnis der Sache.
Es handelt sich um eine Folge ergreifender
Auftritte aus dem Faustdrama des XVII. Jahr-
hunderts, die an die heiligsten Dinge der ka-
tholischen Weltanschauung rührten und mit ihnen
ein ernstes Spiel trieben. Wie sie den Zuschauer-
schaften ans Herz griff, beweist der Umstand,
daß dieser Teil des Faustspieles in seiner
ganzen dreihundertjahrigen Geschichte auf deut-
schem Boden die einzige Stelle ist, die zu
einer balladcnmäßigen Behandlung des Stoffes
gelangte und zugleich eine weite Verbreitung
auf fliegenden Blättern erfuhr.
Die Gründe, die Kraus zu seinem Urteil
bestimmten, sind zum Teil so seltsamer Art,
daß sie einer kurzen Besprechung bedürfen,
zumal Kraus eine Reihe wunderlicher Mißver-
ständnisse untergeschlüpft sind.
Strophe 1 des deutschen Liedes fordert die
Hörer auf, etwas Neues (also offenbar Grau-
siges) ohne Graus anzuhören. Kraus macht
daraus: die Fassung verspräche etwas Neues
ohne Graus. Da das tschechische Lied an der-
selben Stelle von einem „überschrecklichen Er-
eignis" spricht, so hält er dasselbe für das
bessre. Daß der Inhalt des Liedes gar kein
schreckliches Ereignis ist, sondern ein Hohn
auf den Teufel, und Fausts Tod nur in der
vorletzten Strophe erwähnt wird, ist ihm dabei
nicht aufgefallen. Die sinnlose Schlußzeile
„Immer nach seinem Belieben" im Tschechischen
soll besser sein als das „Rieht" er sich auf alle
Weis" des deutschen. Es ist ein Flickvers ge-
nau wie dieser. Kraus selbst muß zugeben, daß
der Verfasser des deutschen Liedes die Faust-
fabel besser kennt als der des tschechischen,
daß er Fausts Herkunft aus Anhalt weiß, daß
ihm die verschiedenen Schnelligkeiten der Teufel
bekannt sind (Strophe 4), daß Faust zwischen
natürlichem Obst und bloßem Blendwerk unter-
scheidet, daß er genau Bescheid weiß, wie Faust
ums Leben kam. Die übrigen Punkte, in denen
Digitized by Google
Tille, Dm katholische Fauststück, die Faustkomndienb»l!adc and das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 157
das deutsche Lied sich enger an das Faustspiel
anschließt als das tschechische, hat Kraus teils
übersehen, teils mißverstanden, teils setzt er sie
herab. Er muß trotzdem zugeben, daß Strophe
IO des deutschen Liedes einen ganz genügen-
den Beweggrund für die Jerusalemreise gebe,
der im Tschechischen fehlt, und daß im tsche-
chischen die Sprachkenntnisse Fausts an ver-
kehrter Stelle stehen. Fausts törichte Frage
an den Teufel, ob er bei der Hinrichtung von
Jesus zugegen gewesen sei, hat auch Kraus
Skrupel gemacht. Sie ist eben das Flickwerk
eines in der Sache Unkundigen. In Strophe 1 1
wird der Gebrauch von „Gott" für „Jesus" von
Kraus beanstandet Derselbe liegt aber völlig
in der Sitte des XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
In Strophe 17 erklärt Kraus, das „Um neun
Uhr", das die Sache genau nach dem Volks-
spiele darstellt, als eine Verlegenheitswendung.
Er denkt an „neun Uhr früh"; man beginne,
den Passion su singen*. Darauf soll sich der
Anfang von Strophe 19 beziehen:
Wie der Passion vollendet.
„Der Passion" ist aber ein gewöhnlicher Aus-
druck für das Bild von Jesus am Kreuze. Der
Satz „Wie der Passion vollendet" heißt also
nichts weiter als „Als der Teufel das Bild fertig
gemalt hatte". Ein grausames Mißverständnis!
Die tschechische Originaldichtung, deren Quellen
aufzuspüren Kraus keine Lust hatte, und die
völlig in der Luft hing, ist damit wohl für
immer beseitigt. Dagegen darf als sicher
gelten, daß das deutsche Lied ursprünglich mit
Strophe 20 in christkatholischem Sinne schloß
und Stophe 21 erst für den Druck angehängt
wurde, der auch die ausfuhrliche Überschrift
brachte, die nur eine schlechte Wiedergabc
des Inhalts der Eingangsstrophen ist
HI.
Das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel.
I. Einleitung.
Die erste Abschrift des Zillerthaler Doktor
Faustusspieles, das im folgenden zum ersten
Male abgedruckt ist, habe ich im April 1899
durch Frcundcsvcrmittlung von Herrn Gym-
nasialprofessor Dr. H. Widmann in Salzburg
erhalten. Derselbe hatte das Stück im Februar
1899 von einem Bauern in Krimml im Ober-
pinzgau im Kronland- Salzburg bekommen,
der Ruprecht Wechsclberger hieß. Dieser
war früher als Sänger heiterer Lieder und
Veranstalter von Faschingsaufzügen sowie von
Volksschauspielcn tätig gewesen und hatte in
diesem Berufe eine Anzahl solcher Spiele ge-
sammelt. Eins der in seinem Besitz befind-
lichen Spiele, ein Hexenspiel, hat mit einer
kurzen Einleitung Dr. Wilhelm Hein im ersten
Jahrgange der „Zeitschrift für österreichische
Volkskunde", Wien 1895, S.43 ff. und S. 74 ff.
abdrucken lassen. Wie nach Heins Angabe
das „Hexenspiel", so war auch die Handschrift
dieses Faustusspiels eine von Wechsclberger
gefertigte Abschrift einer älteren Vorlage. Sie
war 1894 gemacht Die Urschrift hatte Wcchsel-
berger damals ausgeliehen und konnte sie nicht
zurück erhalten. Von Wechselbcrgers Abschrift
hatte Herr Professor Widmann das Stück
abgeschrieben. Auf meine Bitte hin hat Herr
Professor Widmann seinem Gewährsmann
weiter zugesetzt, und es ist diesem schließlich
gelungen, die ausgeliehene Urschrift zurück zu
erhalten. Dieselbe ist die Grundlage der fol-
genden Ausgabe. Sic ist an einigen Stellen
ein wenig ausführlicher als die Abschrift Wcchsel-
bergers und zeigt vor allem genau die zwei
größeren Lücken an, die in der Abschrift
nicht mit voller Sicherheit zu bestimmen waren;
denn in dieser Urschrift fallen die Lücken mit
dem Fehlen von Blättern zusammen. Die Sätze
brachen unvollständig am Blattende ab und
begannen ebenso unvollständig am Anfang
des nächsten erhaltenen Blattes. Diese Ur-
schrift ist in meinem Besitze. Wecliselberger
hat das Faustspiel nach seinem Berichte von
einem Zillertaler erhalten. Es ist also Tiroler
Ursprungs wie auch andere Wechselbergersche
Stücke, worauf schon Hein hingewiesen hat
Auch die Mundart, die in den Reden des
Bajatz ziemlich gut gewahrt ist und sonst nur
gelegentlich auftritt, ist die Zillertaler, wozu
allerdings besonders im Reime auch noch be-
sondere Altertümlichkeiten kommen.
Die Handschrift des Stückes besteht aus
44 schmalen I Iochoktavblättern teils aus gelbem,
teils aus blauem Papier. Die beiden Außen-
seiten sind sehr schmutzig und schwer leserlich.
Sonst ist die Handschrift leidlich gut erkennbar
mit Ausnahme einer Stelle am Schlüsse des
ersten Teiles, wo eine Fülle alliterierende volks-
Digitized by Google
I58 Tille, Das katholische Faustslück, die Faustkomödicnballadc und das Zillerthaler Doktor-Fausius Spiel.
tümlichc Namen auftreten. Für die richtige
Lesung derselben möchte ich nicht haften.
Als ich die Handschrift erhielt, war sie durch
Querstiche fest zusammengeheftet. Um die
Zeilenanfänge und Enden lesen zu können,
mußte ich die Heftung lösen. Die zweite Seite
von Blatt 29 und die erste Seite von Blatt 30
sind in der Handschrift aus Versehen leer ge-
blieben. Die Tinte ist in der ersten Hälfte,
bis zur Mitte der ersten Seite von Blatt 23,
rot, dann schwarz. Das Stück zerfällt in fünf
Teile, deren jeder mit einem Lied beginnt
Da die Reden der Sprecher gezählt sind, so
ist eine gewisse Gewähr für die Vollständigkeit
der Uberlieferung gegeben, soweit die Zahlen-
reihe keine Lücken aufweist Es finden sich
jedoch auch innerhalb der von einer Person
gesprochenen Reden kleinere Lücken, so 1,26,
II, 1 und II, 3, wo IL 4 und II, 5 fehlen. Die
Lücke fällt hier mit dem Blattende zusammen.
Nach dem Zusammenhange aber ist kein volles
Blatt ausgefallen, es fehlen wahrscheinlich nur
vier Zeilen. Der Schreiber hatte ein Stück
überschlagen und war gleich von II, 3 zu II, 10
übergesprungen. Er strich II, 10 nach IL 3 wieder
aus, und begann dann irrig mit II, 6, so daß
n, 4 und IL 5 fortfielen. Ferner ist eine Zeilen-
lückc IL 18, U, 26, m, 5. Zwei Blätter fehlen
IV, 19—23. Ein Blatt fehlt V, 56-57. Große
Dienste bei der Entzifferung der Urschrift hat
mir die auf Grund der Wechselbergerschen
Abschrift gemachte Abschrift des Herrn Pro-
fessor Widmann geleistet, der auch eine
Rekonstruktion des Textes versucht hatte. In
zahlreichen Fällen bot die ältere Handschrift
aber einen verständigeren Text als die in einer
unglaublichen Rechtschreibung geschriebene
Wechselbergersche Abschrift, die Herr Pro-
fessor Widmann buchstabengetreu abgeschrieben
und auf welche er seine Textrekonstruktion
gegründet hatte. Das Bekanntwerden des
Spieles schuldet die Faustforschung in jedem
Falle Herrn Professor Widmann. Mein Werk
ist nur die Herausgabe und die geschichtliche
Einleitung über die Gruppe von Faustspielen,
zu der das Zillerthaler Doktor- Faustusspiel
gehört — zu den katholischen Faustdramen
des XVII. und XVUI. Jahrhunderts. In dieser
Zeit wurzelt auch das Zillerthaler Faustusspiel.
Altertümliche Reime wie Erncst: Fest (I, 8)
zeigen das. Auch sonst hat das Stück viel
sprachliche Altertümlichkeiten. Das Holen des
Bildes und das Fehlen der Inschriftszene deutet
auf eine Abzweigung von der östlicheren
Gruppe vor dem Anfang des XVHL Jahrhunderts,
zu welcher Zeit dort das Malen bereits vorhanden
ist Anklänge an Marlowe sind nicht selten. Ob-
gleich an der betreffenden Stelle im fünften
Teile eine Lücke ist, so scheinen doch die
Glockcnschläge nicht schon um 9 Uhr be-
gonnen zu haben, denn es fehlen nur die
Reden von zwei Personen (V, 56 und 57); es
ist also gar nicht Raum für mehrmaliges Stunden-
abrufen. Höchstens an ein einmaliges Abrufen
ist zu denken, also um elf Uhr wie bei Marlowe.
Ein ähnlicher Zug ist die Gegenüberstellung
der Gnade und der Gerechtigkeit des Kirchen-
gottes. Fausts Finanznot im Eingang stammt
dagegen erst aus den Bearbeitungen des Stoffes
in der Sturm- und Drangzeit. In Napoleons I.
Tagen hat das Stück eine weitere Überarbeitung
erfahren. (BT Lied:
Beim Wein und Bicrglas, da wird diskuriert,
Wie lange Napoleon die Weh noch regiert)
Die Handschrift selbst stammt von älteren
I landen um die Mitte des XIX. Jahrhunderts.
Die Hände wechseln. Die letzte Bearbeitung wird
das Stück nicht viel früher erhalten haben. Wenn
Faust über seine Nerven klagt oder wenn
Helena sich geniert, so sind das ganz moderne
Züge.
Der Inhalt gestaltet sich folgendermaßen.
Das Lied am Anfang des ersten Teiles
warnt den Menschen vor der Macht des bösen
Gottes und den Regungen seines eigenen
Leibes, die den Kirchengeboten zuwiderlaufen.
Danach beginnt Fausts Selbstgespräch über
seine Gcldbedrängnis. Dann berichtet ihm
Bajatz, daß ihm gerichtliche Klagen und
Pfändung bevorstehen und er auch seinen
Lohn verlange. Faust steht vor dem Selbst-
mord. Lieber beschwört er den bösen Gott
mit dem Höllenzwang. Er unterzeichnet den
Vertrag mit ihm. Bajatz kommt und schimpft
über den Gestank, den der Geist aus der
Kirchenholle hinterlassen hat
Der zweite Teil beginnt mit einem ernsten
Liede in vierzeiligcn Strophen, denen immer
zwei lustige Zeilen, wohl aus dem Munde des
Bajatz, folgen. Faust erzahlt, wie angesehen
er sei, seit er Geld hat Er überlegt, daß er
seinen Geist einmal recht ärgern müsse, um
Digitized by Google
Tille, Da*
das Zillerthaler Doktor- Fauslua-Spict. 1 59
einen Spaß zu haben, und verlangt Jesus in
der Gestalt, wie er auf dem Kalvaricnberge
gewesen sei. Der Geist sucht sich dem mit
allerlei Ausreden zu entziehen und bittet schließ-
lich um Erbarmen. ALs Faust dennoch fest
bleibt, reicht er ihm den Vertrag zurück. Aber
Faust weist das ab, und der Teufel fugt sich.
Bajatz hat an der Tur gelauscht und berichtet
Faust, daß die Leute ihn für einen Geldmacher
hielten oder meinten, daß er sich dem Gegen-
gotte verschrieben haben müsse. Faust ver-
laßt die Bühne und Bajatz scheidet ebenfalls
nach einer heiteren Rede über die Vorlautheit.
Ein halb lustiges Lied über die schlimme
Lage der Welt macht den Beginn des dritten
Teiles. Faust rühmt seine Macht. Der Teufel
bringt das Bild, das ihn schwer drückt. Der
Teufel stellt das Bild hin und warnt Faust, es
anzusehen. Faust sieht es doch an und bemerkt
den zornigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
Die Geschichte mit der Inschrift I. N. R. I. ist
nicht einmal angedeutet Eine leichte Reue
wandelt ihn an. Ein Klausner bringt ihm be-
stellte Krauter und Wurzeln. Als Lohn bittet
er um das Bild, da er kein Geld brauchen
könne. Faust schlägt ihm die Bitte ab. Der
Klausner spricht davon, daß der Tod von Jesus
alle Menschen von den Folgen ihrer Vergehungen
gegen die Kirchengebote befreit habe. Daß
soviele jedoch in der Kirchenholle büßen
müßten, komme daher, daß der Mensch einen
freien Willen habe und nicht zum Glücke ge-
zwungen werden könne. Die Gnade des Kirchen-
gottes sei zu erlangen, solange der Mensch
lebe. Faust bezweifelt das. Für die Gnade
des Kirchengottes müsse doch seine Gerech-
tigkeit eine Grenze bilden. So zum Beispiel,
wenn der Mensch sich dem Gegengotte ver-
schreibe. Auch für diesen gibt es nach den
Worten des Klausners noch die Möglichkeit
der Rettung von den Qualen der Kirchenhölle.
Faust bekennt, daß er sich dem bösen Gotte
verschrieben habe. Der Klausner rät ihm, ein
andres Leben zu beginnen und zu beten.
Faust entschließt sich dazu. Der Klausner
verspricht ihm seine Rettung unter diesen
Umständen. Am nächsten Morgen will Faust
sein neues Dasein beginnen. Bajatz aber er-
klärt in lustiger Rede, daß das bei Faust doch
nicht möglich sei.
Den vierten Teil beginnt ein fröhliches Tiroler
Lied. Faust hat die Nacht kaum schlafen
können, da er immer das Jesusbüd im Sinn
hatte. Jetzt sind seine Nerven ganz schwach.
Das Bild steht noch im Zimmer. Er ruft den
Geist Dieser will nicht eintreten, ohne daß
das Bild zuvor entfernt ist Faust dreht es
offenbar um. Dem eintretenden Teufel kündet
Faust den Dienst, da es für ihn noch Gnade
gebe, wie ein frommer Pater ihm mitgeteilt
habe. Der Teufel höhnt ihn und erklärt, den
Kontrakt nicht herauszugeben, ohne dessen
Vorzeigung Petrus den Faust nicht in den
Kirchcnhimmel einlassen werde. Faust erwidert,
jedes Verfehlen gegen die Kirchengebote sei
ein Bund mit dem Gegengotte, und so sei
auch für diesen Verzeihung bei dem Kirchen-
gotte zu finden. Faust stellt dem Geiste an-
heim, ihm zu bringen, was ihn am meisten
freue, da es ja doch das lctztemal sei Als
Faust anfangen will, Buße zu tun, weiß er nicht,
wie er es machen soll. Da kommt Helena
und entschuldigt sich wegen der Unschick-
lichkeit, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen,
und wirbt um ihn in feiner Weise. Leider
hat die Handschrift hier eine Lücke von etwa
zwei Blättern. Helena lockt in süßen Tönen;
Faust macht Ausflüchte wegen seines geringen
Standes. Helena will verletzt gehen. Da
erwacht in Faust die Liebe. „Liebes Mädchen",
bittet er sie. Aber sie scheint gekränkt. Ihr
Ehrgefülü sagt ihr, daß sie nicht bleiben dürfe.
Sie weint Faust ist entzückt Helena klagt
über die Schande, daß er sie verschmäht habe.
Endlich spricht Faust das Wort aus, daß sie
sein sein solle, und wenn er den Kirchenlümmel
einbüße. Sie neigt sich ihm leise zu, und nun
wirbt er wie ein Liebender. Sie sinkt in seine
Arme, und er weist ihr ein Schlafgemach in
seinem Hause an. Allein geblieben, erwägt Faust
seine plötzliche Sinnesänderung. Aber zwischen
dem Klausner und dem schönen Weibe fällt ihm
die Wahl nicht schwer. Er geht zu seinem
Liebchen. Bajatz scherzt über Fausts raschen
Umfall vom Skapulier an eine Frauenbrust
und erinnert an die Verführerin Eva aus der
jüdischen Weltentstehungssage.
Ein Lied über Frauenmacht und Frauenlist
leitet den fünften Teil ein. Faust steht wenige
Stunden vor seinem Ende. Alles ist eiteL
Zufriedenheit hat er nicht gefunden. Alles
zieht sich von ihm jetzt zurück. Nur Helena
Digitized by Google
IÖO Tille, Das kall olisclie FaiuUtück, die
und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel.
ist ihm noch treu. Von ihr zu scheiden, fallt
ihm einzig schwer. Er ruft sie. Sie bittet ihn,
sich zu beeilen, da ihr Geliebter warte. Er
erwidert ihr, er sei ihr Geliebter. Da macht
sie sich über diesen „geliebten Alten" lustig.
Sie wirft ihm seinen ausgedörrten Leib vor.
] löhnend verläßt sie ihn. Er ruft seinen letzten
Getreuen, den Bajatz. Dieser teilt ihm mit,
daß die Leute sagen, der böse Gott werde ihn
sehr bald holen. Faust fragt üin, ob ihn das
betrübe. Bajatz verneint das. Faust bezweifelt
das Vorhandensein einer Kirchenhölle, aber
Bajatz erwidert schlagfertig, dann hätte ihm
ja auch der Widergott nicht dienen können.
Faust will ihm zum Lohn seine Kleider hinter-
lassen, doch Bajatz weist sie zurück und geht
Faust fühlt sich ganz verlassen. Da kommt
der Klausner und sucht ihn noch in der letzten
Minute, zur Reue zu bewegen. Aber Faust
jagt ihn fort, da er der Meinung ist, daß es
für ihn keine Hilfe mehr gebe. Nun erscheint
der Geist Faust macht ihm Vorwürfe, daß
ihn alles verlasse. Doch der Geist antwortet
nur mit Hohn. Faust fragt ihn nach der Hölle.
Der Geist meint, in fünf Stunden werde er es
wissen. Es ist also abends sieben Uhr. Der Geist
schildert ihm die Ewigkeit Faust fragt nach
dem Kirchenhimmel. Der böse Geist beginnt
davon zu schwärmen, wenn er noch auf Selig-
keit hoffen könnte. Hier ist eine Lücke von
einem Blatt. Da wo der Text wieder einsetzt,
hält Faust eine Abschiedsrede. Bajatz kündet
an, daß es bald zwölf Uhr schlagen werde und
endet mit dem Glockenschlage. Der böse
Geist führt Faust fort Bajatz hat sich ver-
krochen, stöbert dann in Fausts Büchern und
liest komische Rezepte vor. Er schließt mit
der erfreulichen Mitteilung, daß er nun aber
auf den Abort müsse.
Ein lustiges Lied eines melancholischen
Buben macht den Schluß.
Faustus- Spiel. (Zweite Ausgabe.)
I. Teil.
Utd.
O Mensch, wenn du willst glücklich sein,
Trau nicht der falschen Weh.
Sie blendet dich mit ihrem Schein,
Mit ihrem Gut und Geld
i Ergänzte Zeile. — * Aber. — S Ergänzt. Hs. unlc
7 Nich mir. — 8 Fehlt. — 9 Den. — w Dies wird i
Ihr Friedenskuß ist Schlangenbiß
[Verraten ist ihr Brauch.]'
Die Lippen sind zwar honigsüß,
Doch« giftig ist ihr Hauch.
2.
Der Satan wie ein Löwe sucht,
Wen er verschlingen kann,
Durch HofTart sein dereinst J verflucht,!
Stellt er viel Unheil an.
Er gehet Tag und Nacht herum
Und lauert früh und spat
Bis daß« du in das Unglück kommst.
Er 5 dich* gefangen hat
3-
Und sogar auch dein eignes Fleisch
Kündet dir an den Krieg,
Es streitet stets wider den Geist,
Erhaltet oft den Steg.
Ja, w as der Teufel nicht erdacht.
Die Welt nicht ist imstand.
Wird man so oft zu 6 F'all gebracht,
Wie leider ist bekannt.
4-
Darum, o Mensch, o Mensch gib achtl
Du hast der Feinde viel.
Denn, haltest du nicht fleißig Wacht,
Verfehlt hast du dein Ziel.
Du wirsts bereuen viel zu spat.
Wenn keine Ausflucht ist,
Wenn man dich überwunden hat
Und du im Abgrund bist
1. Faust
I fl, 2 fl., 3 fl., 4 fl., S &
Teufel, mit dem bezahle ich mir nicht' mal meine
Schnupftabakschulden.
Ist doch ein trauriges Leben auf der Welt,
Den Kopf voller Sorgen und im Beutel kein Geld.
Was nützt mir mein Studieren, was nützt mir mein Talent,
Wenn mich auf den Rücken der Bcttclsack brennt!
Als die Göttin Fortuna die Güter verteilt,
Hat sie mich übersehen und [ist]' vorübergeeilt.
Morgen ist Kirchtag, Musik und Tanz,
Und ich hab Unterhaltung beim» Nachtrosenkranz
Aber ich bin ein Narrl Was nüüt mir mein Klagen?
Dies wird mir gewiß keinen Kreuzer eintragen." 9
Ich werde meinen Bedienten rufen geschwind,
Daß er mir die Grillen aus dem Kopfe bringt.
Kaprizius, Kaprizius, kant du denn gar net kern?
2. Bajatz.
Woll. wo», laß mi glei am erst" die Hosen aufa heng.
Hiera bin ich. Was soll es sein,
Daß ich so spat noch muß erschein'n?
rlich. — 4 Daß fehlt. — 5 Und du. — * Im.
viß keinen Kreuzer im Beutel tragen. — " Lei a merst.
Digitized by Google
Tille, Du katholische Kauststück. die
uod da» Zilterthaler Doktor-Faustus-Spiel. IÖI
3. Faust
Kleiner Schlingel, weißt du was?
Eine saubere Bedienung das.
Bis es dir gefallt zu erschcin'n,
Kann ich mir die Lunge aus dem Halse schrcin!
Du laufst die Gassen auf und ab
Und ich mag froh sein, wenn ich dich beim Essen hab.
Jetzt sage mir, was sich in der Stadt
Neues «getragen hat!
4. Bajau.
Neues weiß ich gar nicht viel,
Als daß dich der dicke Muller verklagen ' will.
5. Faust.
Still davon I
Das wußf • ich vorher * schon.
6. Bajau.
Der Wirt zur Roten Nasen
Will [dir]« den Mantel pfänden lassen.
7. Faust.
Auf der Stelle schweig .....
Das ist mir koa Neuigkeit
8. Bajatz.
Das reiche Mädchen des Herrn Ernest
Feiert heint ihr Hochzeitsfest.
9. Faust
Laß sie feiern! Ich wünsch Glück dazua!
Mädchen gibt es noch genua.
ia Bajau.
Der kurze Schneider macht ein langes Gesicht
Er hat die letzten Hosen vergessen nicht
11. Faust
Den Schneider Bock, den kenn' ich schon.
Was gehn dich solche Sachen an?
12. Bajau.
Beim krummen Meuger grunzt ein Schwein,
Möchte auch gern bezahlet sein.
13. Faust
Und hier grunzt ein Affengesicht.
Schweige schnell und reiz mich nicht!
14. Bajau.
Und dann bitt' ich um meinen Lohn!
Meine Wäscherin wird ungeduldig,
Weil ich die letzte Wasche bin noch schuldig.
15. Faust
Geh zum Teufel! Marsch, hinaus!
Oder ich reiß dir deine beiden Eselsohren aus.
[Bajau ab.]
~T Klagen. - • Weiß. — i Vorhin. — 4 Fehlt — S
Z, f. B. 1006/1907
[16. fehlt]
17. Faust
Wie soll ich es jetzt machen? Was soll ich jetzt anfang?
So kann es nicht mehr gehen, so kann es nicht mehr
lang.
Zu arbeiten zu vornehm, zu stehlen noch zu gut,
Zu betteln viel zu stolz, weil man mich überall kennen tut.
Auch von keiner Hand erwart ich gar kein Glück.
Alle reichen Mädchen ziehen sich von mir zurück.
Keine Erbschaft nicht zu hoffen, zum Spielen gar kein
Glück.
Entweder dem Teufel mich ergeben, daß er mir helfen
muß,
Oder enden 5 mein Leben durch einen Pistolenschuß.
Das erste ist zwar gefährlich, doch ist das zweite auch
dumm,
Weil 6 er durch meinen Selbstmord die Seele doch
bekommt.
Drum, Faustus, dich ermanne und zieh den Zauberkreis.
Verzweiflung kennt kein Furcht, wenn es auch hergeht
heiß.
Der Zirkel ist nun fertig, der Anfang ist gemacht
Und so will ich fortfahren, bis [daß]' es ist vollbracht
Nun will ich mich setzen und stehen nicht mehr auf,
Bis ich [nun]* geschlossen einen guten Kauf.
Höllenzwang, herausgegeben von Friedrich von [dem] 9
Galgenleben.
Klopft dreimal.
18. Teufel.
Was soll heunt dieses heißen?
Zurück I Oder ich will dich in tausend Fetzen reißen.
Was soll hier die ganze Schwäuerei?
Sag schnell, was dein Begehren sei.
19. Faust.
Herr, ist das so deine Manier,
So kannst du weichen fort von hier.
So werd' ich mit dir nicht weiter sprechen.
Ich werd einen höllischen Geist antreffen.
20. Teufel.
Nun, so nag mir an,
Womit ich dir heunt dienen kann ?
Du hast deine Beschwörung gut gemacht.
Sonst hätte ich dich heut umgebracht.
21. Faust.
Hab Dank, Herr Schwan, für das Kompliment
Ich hoff, es geht noch gut am End.
Willst du meinen Wunsch erfüllen,
So mach ich dir auch deinen Willen.
22. Teufel.
Nun, wie oft muß ich denn fragen,
Was du denn von mir willst haben.
Mach es kurz, ich hab nicht viel Zeit
Ich hab noch mehr Geschäfte heut
Ändern. — 6 Wenn. - 7 Fehlt - * Fehlt — 9 Fehlt.
21
Digitized by Google
162 Tille, D»s katholische Faoststück, die FauMkomödienballade und das Zillerthaler Doktor- Fausnu-Spiel.
23. Faust
Ich verlange Gut und Geld,
Die schönsten Mädchen der Welt,
Kurz alles, was mein Herz begehrt
Alsdann meine Seele dein gehört
24. Teufel.
Junger Mann, was denkst du dann?
Für solche Dienst ein schlechter Lohn.
Wir dürfen nicht mehr Seelen kaufen.
Sie tun uns umsonst zulaufen.
25. Faust
Wenn dir an meiner Seele nicht gelegen.
Besseres kann ich dir freilich nicht geben.
So ist unser Handel aus.
Kannst verlassen dieses Haus.
•
26. Teufel.
Halt Brausekopf, halt!
Auf einen Streich kein Baum nie fallt
Drum sag, wie lang ich Dir dienen soll.
27. Faust
Wann verflossen zwanzig Jahr,
Kannst du mich holen samt Haut und Haar.
Denn dort fangt sich mein Alter an,
Wo ich die Welt ohnehin nicht mehr brauchen kann.
28. Teufel.
Nun gut, so soll es sein.
Auf dieses geh' ich ein.
Bei diesem Handel soll es bleiben.
Laßt uns den Kontrakt aufschreiben!
Der Kontrakt, der ist nun gut.
Unterzeichne ihn mit deinem Blut!
r ertig ist aas uoKument.
Nun schwöre den Eid in meine Hand.
Heb die drei Finger zu der Erden,
Auf daß wir bald fertig werden.
Sprich mir nach: „Ich, Johannes Faust,
Hab meine Seele um Geld vertauscht
Drum schwöre ich den Himmel ab,
Weil ich mein'n Herrn dort unten hab.
Wenn zwanzig Jahre sind herum,
Dann bin ich sein Eigentum."
29. Faust
Nun bist du mein Untertan, mein dienstbarer Geist
Sag, wie ich dir rufen kann, wie dein Name heißt
30. Teufel.
Mefistoholes ist mein Nam, der dreizehnte genannt.
Wenn du mich rufen willst, klopf dreimal an diese Wand.
31. Faust.
Das erste Geschäft ist dringend, vor allem brauch' ich
Geld,
Damit ich kann genießen» die Jugend und die Welt.
32. Teufel.
Habe keine Sorgen! Morgen in der Fruah
Hast du in deinen Truhen und Taschen Geld genua.
33. Faust
Für heunt sind wir dann fertig, der Handel ist gemacht
Kannst mich« nun verlassen, leb wohl! Eine gute
Nacht
34. Teufel.
Faustus, lebe wohl und schlafe recht gesund.
Genieße alle Freuden und halte unsem Bund.
Bedenk, was du geschworen! Weh dir, wenn du untreu
bist,
So dreh ich dir den Kragen um, eh die Zeit verflossen
ist
Adio, auf Wiederschen!
35. Faust.
Kaum ist der Schritt gemacht, weg ist die Zentnerlast
Daß es so leicht tut gehen, hab ich gezweifelt fast
Es wird mich nicht gereuen dieser gute Kauf.
Ab armer Schlucker leg' ich tni.li' nieder, als Reicher
steh' ich auf.
Und noch zwanzig Jahre!* Fast ist's* ein lange Zeit.
Wer weiß, wie es im Jenseits aussieht, und ob wohl
eine Ewigkeit.
Fast alle Gelehrten glauben nicht an eine Höllen.
Zudem ist niemand kommen, um es uns zu erzählen.
Aber sei wie ihm wolle, mir wächst kein graues Haar.
Ich will mir nicht verbittern meine Freudenjahr.
Nun will ich aber* schlafen gehen
Und morgen der Leute? lange Gesichter sehen.
36. Bajatz.
Pfui lustig! Ist das a Geschmacken!
Als wenn man a faules Kitz hat im Ofen gebacken.'
Oder als wenn der Herr Doktor eine neue Medizin
probiert,
Und alle alten Weiber auslaxiert.
Meine hochweise Nasen, die kennt sich nicht aus,
Was das für ein Geruch oder Gestank in dem Haus!
Heimla Jai den Doktor zeihen,«
Er will mit dem Gerüche die Gelder 10 vertreiben.
Der Doktor ist doch a gespasiger Mann,"
Daß i mi bei [ihm] gar nöt auskennen kann.
Er liebts " grad vornehm, nobel und hoch.
Dann ist der Mantel zerrissen und die Hosen a Loch.
Dann heißt es adelig, adelig, vornehm gebom,
Weil die Mutter ist adelig aufgezogen woid'n.'-'
Aber wie halt die Welt und die Leute verkehrt!
Den Loden verachten und den Sammet verehrt.
' Grüßen. — »Da mich. — i Liegt* ich. — « Nach zwanzig Jahren. — S Ist — 6 Gehen. — 7 Das Lauten.
• Gebraten. — 9 Unverständlich. — '» Gläubiger? — " Narr. — " gibts.
«J Anspielung auf das Hängen am Galgen.
Digitized by Google
Tille, Dm katholische Faustetück, die
and das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel. 163
Begegnet man auf der Straten ein ehrlicher Mann,
So habt man ihn für ein Gemahl 1 und schaut ihn
kaum an.
Kommt aber ein Spitzbub in Seidengewand,
Macht man ein'n Kratzfuß, den Hut in der Hand.
Mir ist's sonst gleich:
Bin arm geboren und werd gewiß nimmer reich.
IL Teil.
[Lud.]
1.
O Jungling, betracht den gefährlichen Stand I
Von Sünden umgeben, wie dir ist bekannt!
Hab ein wachtbares Auge auf die sündhafte Wehl
Sie will dich gebrauchen' mit Gut und mit Geld!
[Bajau?].J
Auf der Welt ohne Geld ist mir nie wohl,
Und es schaut einen kern Diarndl an, wie es solL
2.
Die Freuden auf dieser Welt nehmen ein trauriges End.
Die Herzen verkehret, die Augen verblendt
Willst du mit ihr scherzen, willst du mit ihr spiel'n,
So wirst du's« beweinen, beweinen einst viel.
[BajatzPp
Auf der Welt lustig sein, ist kein Sund: J
Der l'etrus sperrt auf, wenn a lustiger Bua kimmt.
3
Wer auf die Welt vertraut, baut nur auf Sand,
Denn alles ist eitel und hat kein Bestand.
Es wird dir ergehen, wie es ergangen vielen:
Einst 6 kannst auch du bei den Schweinen deinen Hunger
stillen.
[Bajatz.p
Wer die Welt brauchen kann, dem gibt sie all's,
Ein Beutlein, ein Geldlein, ein schönes Mädchen um
den 1 Hals.
4«
Wenn du der Welt dienst, was hast du für einen Lohn?
Von all ihren Freuden, was bleibt dir davon?
Du wirst es einsehen, aber freilich zu spat.
Wie Sie dich betrogen, verachtet' schon hat.
[Bajatz.p
Die Welt ist kugelrund und geht um und um.
Wenn ich schon einmal unten komm, mir ist nichts
drum.
Fassen Sie nur an. Bedient werden Sie schnell !»•
1. Faust us.
Ein unglaubliches Wunder, ein ungeheure Macht.
Was besitzt doch das Geld bei den Menschen für eine
Kraft!
Was beim Magnet das Eisen, das ist bei den Menschen
das Gold.
Es macht" dir aUes dienstbar, macht" dir alles hold.
Früher, wenn es geheißen: „Jetzt kommt der Doktor
Faust",
So hat man gleich das Weinglas mit dem Wasserkrug
vertauscht
Und jetzt heißt es: „Willkommen, das ist mir eine
Ehr,
Daß mich der Herr Doktor von dem Faust besuchet
einmal mehr."
Früher, wenn ich wollt drücken den Mädchen die Hand,
So wurden sie schamrot, und war für sie ein Schand,
Und jetzt, wenn ich sie küsse, gilt es ihnen" fürs größte
Früher wenn ich wollte stecken mein Bein unter einen
fremden Tisch,
So wurde die Tafel zeiüg umgehoben, daß ich nicht
zuviel erwisch.
Und jetzt heißt es: „Herr Doktor, wünsch guten Appetit!
Greifen Sie nur zu, verschmähen Sie's nit!"
„Die Küch und der Keller, der steht Ihnen zu befehl'nl"
[Fassen Sie nur an. Bedient werden Sie schnell
• •••••••••••••••«•
Noch hat es mich nie gereut, was ich hab getan,
Daß ich von einem Schlucker bin kommen zum reichen
Mann.
Mein Geist, das muß ich sagen, der hält den Handel
gut,
Weil er noch immer nach meinem Willen tut
Ich hätte noch guten Lust, mir fällt noch etwas ein:
[Ich hab] ihm niemals etwas autgetragen, das ihm schwer
möchte sein.
Nun gut, ich will ihm rufen und befehlen das.
Und wenn er sich recht ärgert, so ist es für mich ein
Gspaß.
Klopft dreimal.
2. Teufel.
Faustus, guten Tag, was steht zu Befehl?
Hat der Geldbeutel schon die Schwindsucht? Das ist a
bissei schnell.
3. Faustus.
Vor allem muß ich fragen, ob du imstande bist,
Mir alles herzuschaffen, und ob dir es möglich ist?
[Lücke.]
' Unverständlich. — 1 Beirügen? — j Die letzten zwei Zeilen jeder Strophe werden offenbar von einer anderen
Person, wahrscheinlich von BajaU gesprochen. Das Manuskript gibt eine Änderung des Sprechers nicht an, setzt auch das
Verspaar nicht ab. — 4 Du wirst — S Ist Sinn. — & Fehlt. — 7 Fehlt. — » Fehlt — 9 Vernichtet?
>o Gehiirt wohl nicht hierher, sondern weiter unten hin oder es sind fünf Zeilen ausgefallen. — ■> Ist.
>» Gebt es sie. — «J Diese Zeile von oben (lo) ist vielleicht hier einzusetzen.
Digitized by Google
IÖ4 Tille, Das katholische Fauststück, die
und das Zillerthaler Doktor-Fanstus-Spiel.
6. Teufel.
Es lautet der Kontrakt, daß kein Ausnahme sei.
Vertrau auf meine Macht I Ich schaff dir alles herbei.
7. Faustus.
Nun so gehe hin und bring mir Jesuchrist
In der nämlichen Gestalt, wie er am Kalfarienberg
gestorben ist.
8. Teufel.
Faustus, bist du von Sinnen, daß dir dies fället ein?
Aber du treibst nur einen Scherz. Dein Ernst kann es
doch nicht sein.
9. Faustus.
Es ist mir voller Ernst. Bring her, was ich verlang.
Sonst kenn' ich ein Mittel, das dich zwingen kann.
10. Teufel
Unmöglich kann ich glauben, daß [das] Ernst dir ist,
Daß du willst diese Dummheit und du so närrisch bist.
11. Faust.
Auch mit schlechten Speisen wird der Hunger oft
gestillt
So ist es oft ein Vergnügen, wenn man den Narren
spielt.
12. Teufel.
Den Narren kannst du spielen, aber nicht in dieser Sach.
Zu deinen vielen Sünden füg nicht noch diese Schmach.
13. Faust.
Wie der Kontrakt lautet, bei diesem soll es bleiben.
Was ich soll verlangen, laß ich mir nicht vorschreiben.
14. Teufel.
Kontrakt hin, Kontrakt her.
Dieses tu ich nimmermehr.
Das ist eine Sache, die dir nichts nützt.«
Was willst du mit dem Kruzifix?
15. Faust
Dieser Streit hat aufgehört.
Geh hin und bring mir, was ich begehrt.
Was ich damit machen kann.
Dieses geht dich alls nichts an.
16. Teufel.
Faustus, doch besinne dich!
Du machst dich ja nur lächerlich.
Begehre nur, was dir fällt ein.
Zu allem will ich folgsam sein.
17. Faust.
Dies ist immer der alte Gsang.
Mir wird dabei die Zeit zu lang.
Die Geduld geht mir auch aus.
Drum sag' ich: „Mach dich schnell hinaus."
« Die nütit dir nix? - » Aufgehoben?
18. Teufel.
Faustus, erbarm dich über mich.
Gedenk, was ich getan für dich.
Ich war dir allzeit untenan.
19. Faust.
Wenn du es nicht kannst, will ich es dich schon lehrn.
Du wirst es dann finden und bringen es schon gem.
2a Teufel.
Lieber Doktor, halt,
Bevor du brauchst Gewalt,
Wenn du es wirklich magt,
Hier hast du den Kontrakt!
21. Faust
Den Kontrakt brauch' ich nicht
Man muß halten, was man verspricht
Nur klaub' ihn auf und steck ihn ein,
Wenn du nicht willst ein Lügner sein.
22. Teufel.
Faustus, doch bedenke,
Ich dir alle bisher geleisteten Dienste schenke.
Was ich dir hab zugut getan,
[Dafür] verlang ich gar keinen Lohn.
23. Faust.
Warum? Laß dein Schwatzereil
Es ist ein Wort und bleibt dabei
Jetzt sag' ich's dir zum letzten Mal:
Ich will es so auf jeden Fall!
24. Teufel
Wenn alles nichts nützt, so soll es sein.
Aber Doktor, du wirst es kommen ein.
Wenn meine Dienstzeit ist verflossen,
Dann will ich's dich entgelten lassen.
Gute Nacht!
Gib nur acht,
Daß dich dem Wunsch nicht warm macht!
25. Faust
Geh nur hin. Mir ist's ein Ding,
Wenn ich dich schon in Harnisch bring.
Wenn es gibt eine Hölln,
So darf man doch nicht auf deine Freundschaft zähl'n.
Was nützt mir der Kontrakt aufgeschrieben? 1
Dann müßt' ich fuhren ein anderes Leben,
Buße tun, die Sund bereun.
Und das kann einmal gar nicht sein.
Ich glaub, das ist ganz einerlei,
Ob ich dem Teufel verschrieben sei,
Oder vor den Augen der Menschen fromm,
Und zuletzt zum Teufel komm.
Mein Gewissen sagt mir wohl
Daß mein Sündenmaß schon übervoll,
Drum es geht, solang es geht,
Das ist mein Früh- und Nachtgebet.
Digitized by Google
Tille, Dm katholische Ftustst&ck, die
und das Zillerthaler Doktor-Ftostus-SpieL 165
Aber ich bin ein Narr und überdumm,
Daß ich auf diese langweiligen Gedanken komm.
Mein Bajau ist imstande schon.
Daß er mir sie vertreiben kann.
26. Bajatz.
Heute komm i auf den Schmatz.
Was gibt's denn, Herr von der Faust?
Hast du nicht dem Gaucher ausgeplauscht?
27. Faust
Halt! Was gehen dich solche Sachen an,
Die man dir nicht anvertrauen kann?
Deine Plaudersucht ist schon bekannt
Und macht ein altes Weib zu Schand.
33. Bajatz.
Faust, Faust,
Ich hab bei der Tür gelauscht
Da hab ich gehört allerhand Sachen,
Die mich leicht konnten zum Narren machen.
29. Faust
Was man zuvor kennt da ist kein Gfahr.
Wenn man ein Tölpel ist wird man kein Narr.
Drum rede lieber von anderen Sachen
Und gehe nicht als Esel zum Farademachen.
Ja, von was soll ich denn reden?
Schaff nur an: es wird geschehen.
Mir scheint in der letzten Zeit,
Was ich sag, ist gefehlt [nicht] weit
31. Faust.
Sag mir, was die Leute sagen,
Wie ihnen gefallt mein Betragen,
Was sie halten von meinem Tun und Lassen,
Ob sie mich lieben oder hassen?
32. BajaU.
Ja die Leute sagen,
Der Faust kann Geld schlagen,
Oder es hat ihn der Teufel beim Kragen.
Ich sag aber allen: „Es ist nicht wahr:
Er ist mit ihm im Bunde gar."
33. Faust.
Schweig, sag ich, verfluchter Hund!
Was weißt du von meinem Bund?
Sag mir das Wort noch einmal,
So will ich dich mit dem Stecken zahln,
34. Bajatz.
Das alte Geld, das kenn' ich schon.
Früher hat es dir gute Dienste getan.
Aber jetzt ist es im Überfluß,
Weil man nicht mehr verspielen muß.
> Fehlt. — » Möeht.
35. Faust
Fangt man mit einem Narren an,
So muß man auch aufhören dann. '
Drum wül ich mich jetzt entfern n,
Um nicht mehr sein dummes Geschwätz zu hör'n!
[Ab.]
36. Bajatz,
Also, jetzt ist er fort!
Eis gfalln ihm nicht meine Wort!
Wenn man großen Herrn will die Wahrheit sagen,
So wird einem gewöhnlich der Fiedelbogen ums Maul
geschlagen.
Ich wollt nicht sagen von großen Herrn:
Die Wahrheit gib ich kein Bettel loter gern.
Das Herz und die Zunge, die kommen oft in Streit
Das erste will Wahrheit, beim andern fehlt's weit
Sein tuts doch a gspasige Welt:
Alles will gscheider sein, alles will Geld.
Ein jeder hat zu wenig, um nobel zu leben.
Der Bauer wird gezwungen, wenn ers gern nit wollt
geben.
Der Bauer ist ein Lasttier. Er greift in den Sack,
Bis seine blutgen Nägel den letzten Kreuzer gepackt
Will er was reden, [so] ist's umsonst.
Es heißt: Sei zufrieden, wenn du zahlen kannst.
Halt es für ein Ehr und Vorzug auch:
Deine blutigen Kreuzer kommen ja in unsem vornehmen
Bauch.
Aber genug davon I
Ich sagte* zuviel schon!
Ich möchts erfahren zu spat:
Daß Reden auch bei dem Bajatz seine Grenzen hat
III. Teil
l.
Wenn man die Welt betracht, wie es jetzt geht
So muß man bekennen, daß ziemlich schlecht [es] steht
Ist alles betrogen und alles verkehrt.
So kanns nicht lang dauern , wenns nicht anders wird.
2.
Kein Stand ist zufrieden, kein Mensch ist vergnügt
Sie wissen kein Ursach, warums ihnen nit fügt.
Der Reiche hat Sorgen, wie er das Geld auftreibt
Der Arme hat Kummer, weil ihm nichts mehr bleibt
3-
Beim Wein und Bierglas, da wird diskutiert,
Wie lange Napoleon die Welt noch regiert
Ein jeder ist gescheider, wills besser verstehn.
Dabei tut das Hauswesen bergabwärts gehn.
4-
Dann heißt es halt immer: „Der Glaub ist in Gfahr.
Man will ihn uns nehmen!" Ist alles nicht wahr.
Der Glaub ist sicher, das steh' ich mich gut,
Wenn man ihn haltet und auch darnach tut
Digitized by Google
166 Tille, Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade nnd das Zillerthaler Doktor- Faustas-Spiel.
1. Faust
Wie herrlich ist das Leben, wie groß ist meine Macht I
Ich bezwinge die Geister, und kenn jede* Kräuterkraft.
Von der großen Zeder, die am Libanon riecht,
Bis zum kleinen Ysop, der aus den Mauern kriecht.
Vom Diamant und Karfunkel bis zum grauen Granit
Erkenn' ich ihre Wirkung und ihren Unterschied.
[Von den] Menschen bewundert, von der Geisterschaft!
Kein Sterblicher hats nie so weit gebracht.
Jetzt ruf ich mein Hamelus, daß er erscheint
Was ich gestern verlangt muß er bringen heunt.
Klopft dreimal.
2. Teufel.
Faustus, mach auf die Tür;
Was du verlangt, bring ich hier.
Ganz gedrückt komm' ich daher.
Himmel und Erd ist nicht so schwer.
Mach geschwind! Laß mich herein!«
Es drückt mir fast den Rücken.
3. Faust
Weil ich mit dir zufrieden bin,
So stell' es dort zum Fenster hin.
Dann kannst du wieder reisen ab,
Weil ich sonst nichts mehr nötig hab.
4. Teufel.
Faustus, gib nur acht!
Das Bild nur nicht betrachtl
Behalt es nicht lang im Haus.
Sonst wird die größte Dummheit draus.
Leb wohl
5. Faust.
„Behalt das Bild nicht zu lang im Haus.
Sonst wird die größte Dummheit draus?"
Ich weiß nicht was der Geist da meint,
Und warum es ihm verdächtig scheint
Ich bin studiert und hoch gelehrt.
Der einen Holzblock nicht verzehrt.
Ich bin auch nicht von jener Zahl,
Charakterfest ist mein Natur
Und ich allein nicht komme nur.
Und hier das Bildt Was sagt es mir?
Etwa: „Faustus, ich verzeihe Dir!"
Ach neinl So sagt es nicht
Zornig ist sein Angesicht
Nein, die Welt hat viel mehr Reize
Als dieser Gottmensch dort am Kreuze.
Nein, solcher Tausch ist weit davon.
Nur schade, daß ich die Welt nicht immer genießen kann.
Aber das versteh' ich nicht.
Warum ein Gott so grausam zugericht.
Sein ganzer Leib ist so voll Wund,
Daß kein einziges Glied mehr g'sund.
Das erste macht ihm wohl mein Leben,
Kann ich mir keinen Aufschluß geben.
« Keine. — » Sag geschwind, was toll es sein.
Schrecklich ist wenn man bedenkt,
Wie schwer ihn vielleicht mein Leben kränkt
Doch, was ich bisher hab getan,
Ich jetzt nicht mehr ändern kann.
Ihn und den Himmel abgeschworen,
Ist soviel wie schon verloren I
Doch los! Wer kommt denn heute durch den Gang
herein?
Wird gewiß der alte Klausner mit seinen Kräutern sein.
Herein!
Guten Abend, Bruder! Wie schaut es aus?
Bring mir neue Kräuter in mein Haus.
Habt Ihr sie alle troffen an,
Dann will ich sie gut auszahlen schon.
6. Klausner.
Herr Doktor, betrachtet hier die Waren mein,
Und ich hoff, Ihr werdet zufrieden sein.
Es sind die Kräuter und die Würzen,
Die Ihr mir bezeichnet habt vor kurzem.
7. Faust
Nun gutl 's ist alles richtig. Was wollt Ihr für einen
Lohn?
Was beträgt die Rechnung, damit ich zahlen kann?
8. Klausner.
Kein Geld kann ich nicht brauchen. Das ist für mich
kein Wert.
Wenn Sie mir sonst was geben, sind Sie von mir geehrt
Ach Gott, was seh ich hier? Bin ich verzaubert heut?
Dies ist kein Gemälde. Nein, das ist Wirklichkeit
O, du mein Erlöser, der du für mich gestorben bist,
Herr Doktor, um dies bfet* ich dich, das mir das
Liebste ist
Mein Herr und mein alles, mein Trost und mein
Zuflucht,
Allhier in diesem Zimmer hätt" ich dich nicht gesucht !
9. Faust.
Begehre sonst, was einer will
[Dies bekommt niemand] ausgenommen der es stiehlt.
Denn dies besitzt ein magische Kraft
Daß ich mich [davon] trennen kann unmöglich fast.
Härter als ein Kieselstein
Muß das Herz im Leibe sein.
Wenn man dieses Bild betracht,
Und [es] doch keinen Eindruck macht.
Keinen Menschen ausgenommen,
Ist er zu erlösen kommen,
Und er ladet alle ein,
Die einst wollen glücklich sein.
n. Faust
Wie kommt es aber, lieber Freund,
Daß doch soviel verloren seind?
Der erschaffen Himmel und Erden,
Der könnte ja leicht machen, daß alle Menschen selig
Digitized by Google
Tille, Dm katholische
und das fcllerthaler Doktor-Faustui-Spiel. 167
12.
Rem Menschen steht der Wille frei,
Ob er lieber verloren oder selig sei.
Gott legt Zwang nicht an:
Der Mensch ist 1
13. Faust
Wie ist der Mensch imstande, mit seinem schwachen
Einhalt [zu] tun, die Hölle
14. Klausner.
Weil der Mensch erschaffen nach Gottes Ebenbild,
So ist ihm das Gute und Böse freigestellt
15. Faust
Gant im gleichen Stande wird der Mensch geboren.
Einer wird dann selig und hundert gehn verloren.
Gott sieht seine Zukunft, er sieht es vorhinein.
Es wäre ja besser, [nicht] wie ein Mensch xu sein.
16. Klausner.
Wie ich schon gesagt: Die Schuld liegt [nicht] an Gott.
Er hat selbst gesagt, er will nicht des Sünders Tod.
Dies ist eine Wahrheit, die er selber macht bekannt.
Obschon es schwer begreift des Menschen Verstand.
17. Faust.
Sage mir, wieviel der Gott verzeihen kann.
Es muß doch Grenzen geben, wo sein Gerechtigkeit
fangt an.
18. Klausner.
Solang der Mensch am Leben, ist keine Sund zu schwer.
Und wenn sie auch so zahlreich wären wie der Sand
am Meer.
Wenn der Mensch nur will und das Seinige tut,
So wird ihm Gott verzeihen; denn dieser Herr steht gut
19. Faust
Herr Klausner, halte ein,
Dies alles kann nicht sein.
Dies alles ist nicht wahr. ■
ein Narr.
22. Klausner.
Gewiß und ohne Zweifel. Wenn er die Sünd bereut,
So kann er leicht noch werden ein Kind der Seligkeit
23. Faust.
Herr Klausner, mich nicht täusche Ich beschwöre dich
bei dein Gott
[Nun sage mir die Wahrheit!] Mach mit mir kein Spott.
Nun gut, du sollst erfahren, was noch kein Mensch er-
fahren hat:
Denn jener Mann bin ich, von dem ich vorher hab*
34-
Ich danke für das Vertrauen. Faustus, verzage nicht!
Wenn du dich willst bekehren, ich dir Gnad versprich.
Althier sieh ihn an,
Was er für dich getan!
Und kehr zu ihm zurück.
25. Faust.
Wie Ist denn dieses möglich? 0 gib mir deinen Rat!
Wie kann ich noch erlangen Gottes Huld und Gnad»
26. Klausner.
O, dieses ist ein Kinderspiel, wenn dir nur Emst [es] ist
Wenn du willst führen ein andres Leben und fest ent-
schlossen bist.
27. Faust
Ja, ich bin entschlossen, vom Teufel abzustehen,
Die Sünden zu bereuen und zu Gott zurückzugehen.
Womit soll ich beginnen? Wo soll ich fangen an,
Damit ich von der Gewalt des Teufels noch loswerden
kann?
28. Klausner.
Vor allem bete fleißig, damit dich Gott erleucht,
Damit du kannst ablegen eine Generalbeicht
Wenn
ich
29. Faust
ist geschlossen, wie muß ich nachher leben,
ob Gott mir hj
20.
Faustus, zweifle nicht; ich sag dir die Wahrheit!
Der Sünder mag sein noch so groß, Gott ihm doch
21. Faust
Nehmen wir zum Beispiel: ein Mensch von Jugend auf
Ist alles Sünd und Laster sein ganzer Lebenslauf.
Was sich nur erdenken läßt, häuft er Sünde auf Sünd,
Ohne einmal fest zu glauben, ob Himmel und Hölle
sind.
Und dann noch, seiner Bosheit die Krön zu setzen auf,
Sogar sein eigne Seele dem Teufel hat verkauft
Sage mir aufrichtig! wie stehts mit diesem Mann?
er noch selig werden? Ihm Gott 1
Habe keinen Kummer) Dies wirst du schon erfahren.
Dies wird dir schon alles dein Beichtvater sagen.
Ich sage dir nur soviel: Liebe, was du gehaßt,
Und hasse, was du geliebt, was du geehret hast.
31. Faust
Ich sage tausend Dank. Herr Klausner, lebe wohl!
Nun ist mir's klar genug, wie ich es machen soll.
Ich will alles befolgen nach deinem weben Rat,
Und will gleich morgen anlangen. Sonst möcht" es sein
zu 1
• Dies ist nicht
32. Klausner.
Gott segne das Beginnen. Und führ' es glücklich
Heil ist wiederfahren heute diesem Haus.
Digitized by Google
168 Till*, D*.v katholische FaustMück, die FauMkomödienbaltade und da* Zillerthaler Doktor- Faustus-Spiel.
Der Herr zeig dir sein Angesicht und leite deinen Gang
Und führe es glücklich zu Ende. Gemacht ist der
Anfang.
Faustus, lebe wohl! Ich wünsch eine gute Nacht.
Sei standhaft und verzage nicht, dann wird dein Heil
vollbracht
[Ab].
33. Faust
Was für eine Veränderung ist heute vorgegang'n!
Welt, jetzt lebe wohl! Ich dien dir nicht mehr lang.
Morgen, wenn der Tag anbricht, wird der Anfang ge-
macht
Und bevor die Sonn' untergeht, hab' ich es vollbracht.
[Ab].
34. Bajatz.
Jex, drum haben die Lcut g'sungcn.
Jetzt bin ich wie ein Schmalzbettler hergsprungen.
Ich hab gefürchtet, i komm zu spat,
Zu sagen, daß euch der Doktor für an Narren hat.
Wenn man halt alt wird, muß man halt alles erleben.
Ich tat auf die ganze Bekehrung keinen Pfifferling geben.
Ja, ja. Bald sich dieser Mensch tut bekehren,
Hat die Hölle wohl [alle] Ursach [sich] zu wehren.
Der Teufel bekommt's dann gewiß selber zu kalt.
Dann wird nicht mehr das nötige Brennholz bezahlt
Soll einmal in Himmel der heilige Faust,
So hat man dem Petrus die Schlüssel vertauscht
Der Klausner tut mein Herrn noch viel zu wenig kennn
Sonst wird er ihm nicht vergebens die Finger ver-
brenn'n.
Kommen andre Leut, ists ein anderer Sinn.
Sein viel schon kommen, seit i dagewesen bin.
Der Amasauer Änderte und der Hintl Heisl Hans,
DerMuppenmalcher Michl und der Federfuchser Franz,
Der Posche Pengl Peter, der Zoten Zader Zern,
Der Putzenbesser Paul, der lausige Peil Penz
Der Krötzenkraler Kristl und Inläusemandl Iniart).
Der Sticker Stauder Stöffel und Bäusche Bansche BartL
Der Seifensieder Seppl und der Hissenmacher Hippl
Der Toppen Tölpl Toman und der Luder Leind) Lippl,
Der Huderhosen Hauser und Greggen Grulen Graz
Der Jungfrau Jager Jandl und der Mlalta Mlandl Mlatz,
Der Landluger Lugel und der Heirat Heuen Hoisl
Der Stierstoßer Stindl und der Löppenlieber Loisl,
Der Blattenbleicher Benedikt und der flache fochen
Foit,
Der Tater Truche Tauig und der Kauen Küssen Knöt,
Der Kömatkörner Karl und der Weinverpanscher Wastl,
Der saure Suppen Sinnel und der Kuchen Kricher Kastl,
Der Hosen Tunger Gasper und der Panzbloschen Jag
Der Heirat Pindel Mclcher und der schwarze Kiriak,
Aber von meinem Register werd i müssen aufhören.
Sonst möchts enk doch bald zu lang weren.
Jos möcht mi aus dem Hause jagen
Oder meine aessere Hax abschlagen.
Drum lebet wohl
Und sagt mir, wenn i wieder kommen soll.
« UnversUndlich. — > Wohl.
IV. Teil.
Lud.
1.
Warum soll man bei gesundem Leben
Denn immer traurig sein?
Wenn einer da kann Aufschluß geben,
Den lad ich höfüch ein.
Der Vogel in der blauen Luft
Stimmt an und singt
Das Tier im Wald und auf der Flur
Ist fröhlich, frisch und springt.
Und warum soll der Mensch allein,
— Möcht man dechter mein'n. —
Nie kein Schrei nicht machen
Und ihm kein Jutzcn tinan. «
2.
Gott nur unser Vater ist
Und nicht unser Tyrann.
Wenn du in Ehren fröhlich bist,
Steht dir weit besser an
Als wenn den Kopf [du] hängen laßt,
Und andrer Fehler siehst
Danke Gott aufs allerbest,
Daß du nicht auch so bist
Ein schcinheiligs Diemdl
Und a Duckmäuser Bua,
Die haben von Stroh,
Daß weiß ich, lang genua.
3-
Freilich auch die Mittelstraß
Wird hier auch nötig sein
Eine große Freiheit in Übermaß,
Die endet oft in Pein.
Ein heitres Gesicht mit frohem Mut
Und auch ein Gläschen Wein.
In Adern fließt Tiroler Blut,
Kann nie lang stille sein.
Ja, Buimen, o glaubet mir,
Seid nur frisch und munter!
Ihr möget lustig und fröhlich sein.
Noch geht die Welt nit unter.
1. Faust
Das war heute eine Nacht, das war heute eine Nacht!
Gewiß zweihundertmal bin ich* aufgewacht
Wollt ich die Augen schließen, war ich entschlafen kaum,
So sah ich dieses Bild und fuhr dann wieder auf im Traum.
Ich bin heute ganz entkräftet, die Nerven sind ganz
schwach,
Ich muß mich mit etwas zerstreuen, bis es besser nach
und nach.
Ich will den Geist noch rufen. Es ist das letzte Mal.
Will ihm den Dienst aurkünden. Und das wird ihm
nicht gefall'n.
Klopft dreimal.
O, der Geist hat eine feine Nase. Er schmeckt den
Braten schon.
Ich will ihn lernen kommen, wenn er sonst nicht kann.
Digitized by Google
Tille, Das kstholische FtustMiick, die Fsustkommlienhallade und d»s Zillerthaler Doktor-Fiustus-Spiel. 169
2. Teufel.
Faustus, nur geschwind
Entferne dieses Bild.
Sonst plagst du mich umsonst
Mit deiner Zauberkunst
Wo dieses Bild tut sein,
Darf ich nicht treten ein.
3. Faust.
Nun gut, es ist geschehen,
Jetzt darfst du herein nun gehen.
4. Teufel.
Faustus, was soll es sein,
Daß du mich zwinget zu crschein'n?
Drum sage mir nur an,
Mit was für einer Dummheit ich dir heute dienen kann.
5. Faust
Mir scheint, wir sind einander überdrüssig.
Mehr iu sagen, überflussig.
Wir tun zusammen nicht mehr taugen.
Drum kannst du dich um einen andren Herrn und ich
um einen andren Diener [um] schaugen.
6. Teufel.
Herr Doktor Faust, das geschieht nicht gar.
Ja, was man vorher träumt, das wird gewöhnlich wahr.
Es ist eine Dummheit gewöhnlich nicht allein.
So wird auch bei dir die zweite grö&er als die erste
sein.
7. Faust.
Aufrichtig muß ich sagen, daß ich bin deiner satt,
Weil mir ein frommer Pater die Au^en geöffnet hat.
Es gibt für mich noch Gnade, wenn ich lebe fromm.
Ich kann noch selig werden und in den Himmel komm'n.
8. Teufel.
O heiliger Herr Faustus, ich wünsch dir viel Glück!
Wenn du ein Tag im Himmel hast, kommst du wohl
wieder zurück.
Ich hoff, du wirst erhoben zum Bettler-Betüer Patron.
Wer nicht weiß, wo Geld hernehmen, der kann dich
rufen an.
9. Faust
Spotte immer zu! Der Vorsatz ist gemacht
Es läßt mich nicht mehr ruhen, bis es ist vollbracht
10. Teufel.
Ja, wenn du willst zum Himmel reisen,
Wirst du dem Petrus wohl müssen den Kontrakt auf-
L'nd leider hab ich ihn in dem höllischen Wandkastel
vergessen mitzunehmen.
Und sonst kannst du nicht aufwärts kommen.
1 Ich dich wähl. — » Zw»r. —
Z. f. B. 1906/1907.
it. Faust.
Wegen dem Kontrakt wächst mir kein graues Haar.
Kontrakt ist jede Sunde und hat die gleiche Gfahr.
Nur heb ihn sicher au/ und sperre fleißig zu.
Es wird dich einer zwingen, der stärker ist ab du.
12. Teufel.
Herr Faustus, doch erlaube! Ist das heute dein Begehren,
Daß ich heut soll Zeuge sein, wie schön du dich tust
bekehren?
Sonst freuen sich die Engel, wenn der Sünder Buße tut
Weil diese vielleicht nicht Zeit haben, für die Not bin
ich schon gut
13. Faust.
Ich werde nicht sagen, was ich verlange heut.
Denn du kannst mir bringen, was dich am besten freut.
Weil ich dich hab geärgert, so fahr das letzte Mal.
In Frieden wollen wir scheiden. Drum laß ich dir
die ■ Wahl.
14. Teufel.
A der Doktor Faust, der ist ganz spöttisch heut
Ich weiß nicht, was bringen, was dir eine Neuigkeit.
Denn alles weißt du vorhin, alles ist dir bekannt
Wie war es, wenn ich bringe die schöne Helena aus
Griechenland?
1$. Faust.
Mir ist es einerlei. Bring immer, was du willst.
Es handelt sich nicht darum, ob du meinen Wunsch
erfüllst
Denn wie ich schon gesagt, ist es das letzte Mal,
Daß du mir heute dienst Drum laß ich dir die Wahl.
16. Teufel.
Faustus, ich bedanke mich für diese große Ehr.
Lebe gesund und glücklich ! Ich hoff, wir sehn einander
nimincrnicur.
Wenn du in dem Himmel mit deiner Priestcrkron,
Gedenk zuweilen metner, was ich für dich getan.
[Ab].
17. Faust
Nun jetzt ist er fort, und mir scheint, ganz vergnügt
Mich tut dennoch wundem, daß er sich so leicht fügt.
[Daß] er bringt mir die Helena, ist zwar ein Überfluß.
Die kann ich schlecht brauchen zu meiner Reu und Büß.
Aber bring er, was er will. Mir ist nichts zu schlecht
Denn ich bin Mann und weiß, was link und recht
Jetzt will ich anfangen nach des Klausners Rat,
Recht andächtig zu beten um Gottes Huld und Gnad.
Ich weiß aber nicht, wic's anfangen. Das Geschäft ist
mir ganz neu.
Das erstemal im Leben ich auf den Knien sei.
Es klopft. Herein 1
18. Helena.
Lieber Faustus, guten Morgen! Es ist sehr • unschicklich
J Die Worte „für mich" folgen in der Handschrift gleich nach „unschicklich".
Digitized by Google
170 Tille, Dm katholische Fauststück, die Faostkomüdienballade und das Zillerthaler Doktor- Fanstus-SpieL
Doch die Liebe kennt kein Anstand und auch kein
Schanigefühl.«
Drum Faustus, tu mich nicht verachten, da ich dich
lieben will.
Faustus, ich begreife, was du dir denken tust.
Und was du von mein
[Hier hat die Handschrift eine Lücke von etwa zwei
Blättern].
[23. Faust],
gnug, die geeignet sind zu lieben.
Es ist sehr gefährlich. Die Liebe macht uns blind.
Wir hören es so gerne, wenn wir geliebet sind.
24. Helena.
Wie einst die Königin von Saba muß ich rufen aus,
Zu beneiden sei dein Diener, gesegnet ist dein Haus.
glücklich ist, das dein Aug' erblickt,
Und seüg ist das Mädchen, das dich an'n Busen drückt.
25. Faust.
Sag nicht, daß ich liebenswürdig bin!
Könnt ich dich beim Worte nehmen, du schöne
Schwätzerin!
Wir haben rasches Blut Drum trau uns nicht zu viel !
Und sagen, daß wir schön sind, das ist gemachtes'
Spiel.
26. Helena.
Herr Doktor, mir verzeihe, wenn ich zuviel gesagt
Mein Herz ist auf der Zunge. Drum hab ich es gewagt
In meinem ganzen Leben bist du der erste Mann,
Dem ich mein Achtung [und] Liebe nicht mehr ver-
bergen kann.
27. Faust
Helena, doch bedenke, was ich bieten kann.
Du wärest wert zu zieren einen königlichen Thron.
Und ich von gemeinem Stande, der keinen Vorzug hat.
Es würde dich gereuen, wenn es war zu spat
28. Helena.
Suche keine Ausflucht! Ich kenne deinen Sinn.
Faustus, lebe wohl! Ich dir nicht mehr lästig bin.
Gedenke zuweilen meiner, die du hast verachtl
Ich muß dich jetzt verlassen. Adieu! Eine gute Nacht
29. Faust.
Liebes Mädchen, halte und bleibe noch bei mir!
Es scheint mir fast unmöglich, zu scheiden so von dir.
Du hast mein Herz verwundet Du kannst es heilen
auch.
Ich küsse dir die Hand, was sonst nicht ist mein Brauch.
30. Helena.
Ich kann nicht länger bleiben, sagt mir mein Ehrgefühl
Ich habe schon gesprochen mit dir zu lang und viel
Je länger daß ich bleibe, je härter daß ich geh.
Der Korb, den ich zu tragen, tut meinem Rücken weh.
« Schamge-sicht — • Gewagt«?
31. Faust.
Helena, liebes Mädchen, ich versteh dich nicht
Wasbedeuten deineTränen in deinem schönen Angesicht
Sage mir aufrichtig, was dich am Herzen drückt.
Je länger ich dich sehe, je mehr bin ich entzückt.
32. Helena.
Unselig ist die Stunde, unglücklich ist der Tag,
Da ich mein Land verlassen und dich gesehen hab.
Hätf ich dich nie gesehen, hätt ich dich nie gekannt,
So hält ich mir ersparet diesen Spott und Schand.
33. Faust
Nein, es ist unmöglich. Der Kampf, der ist zu groß.
Es müssen Engel fallen und nicht nur Menschen bloß.
Drum büß auch ich den Himmel und meine Seele ein.
Ich kann nicht widerstehen. Helena, du bist mein!
34. Helena.
Ist dieses wirklich Wahrheit? Geliebter, leugne nicht!
Kommt es auch von Herzen, was der Mund jeüt spricht ?
35. Faust.
Liebes, holdes Mädchen! leg ab deine Traurigkeit!
An meiner Hand sollst du genießen auf der Welt alle
Freud!
Wir wollen Blumen pflücken, den Dornen weichen aus.
Geht es dann, wie es wolle, wir machen uns nichts daraus
36. Helena.
Gleichwie [aus] dunklen Wolken die Sonne oft auch blickt,
So ist mein Herz nach Trübsal nun um so mehr beglückt.
Geliebter meines Herzens sei tausendmal willkommen!
Mein Glück, das ist gegründet und wird nicht mehr ge-
nommen.
37. Faust
Der Bund, der ist geschlossen. Helena, folge mir!
Ich will dir anweisen dein Schlafquartier.
[Ab)
38. Faust
Es ist doch lächerlich, es ist doch sonderbar,
Wie der Menschen Sinne veränderlich so gar.
Was man heute will, ist morgen ein Abscheu,
Was man heut verspricht, wird morgen man untreu.
Doch ists nur ein armer Klausner, dem ich versprochen
hab.
Ich brauch mich nicht zu scheuen, wenn ich's nicht ge-
halten hab.
Der Klausner und das Mädchen, da ist die Wahl nicht
schwer.
Wenn er in meiner Lage war, so fiel gewiß auch er.
Denn warum hat Gott erschaffen eine so schöne Kreatur?
Denn da zu widerstehen braucht's Engelnatur.
Darum will ich anfangen, wo ich's gelassen hab,
Die Welt recht zu genießen, die Trauer zu legen ab.
Die Zeit will ich benutzen, in Freud und Lust zubringn.
Wenn ich auch muß büßen, das ist mir ein Ding.
Ich geh zu meiner Liebsten, geht es, wie es will
Es tut mich nicht gereuen, das fromme Narrenspiel.
[Ab].
Digitized by Google
Tille, Da» katholische FauMstück, die
and das Zülerlhaler Doktor FauMus Spiel. 171
39. Bajatz.
Also sein tut" s decht lustig.
Wird*s von an Skapulier a Weiberbrusüg.
Weil man in der einen Hand tut die Kctcn halten,
Zahlt man mit der andern die Kittelfalten
Wahrend die /.ahnde nagln von Gebet und Büß,
Spitit man den Mund zum Weiberkuß.
Während die Engelein Musik ansummen,
Derweil tut dem Faustus die Saiten abspringen.
Denn wie sein Kopf in den Himmel geguckt,
Reißt ihn a Weib bei der Achsel zurück.
Die Wciberleut dechto a gspaßiges Kunter,
Die braucht der Teufel zu Hüllküchenzunder.
Wie schöner die Larven, wie feiner das Gsicht,
Die glänzenden Augen haben schon oft ein Unheil an-
glicht
Wie Gott das erste Weib Eva hat gemacht,
Hat er gewartet, bis Adam entschlaft
Der Schöpfer hat ihm vielleicht damals gedacht,
Dali ein wachender Mann Einsprüche macht
Bei ihrem einzigen Mann war ihr die Zeit viel zu lang,
Drum ist sie zu der Schlang in Garten gegangn.
Sie biß in den Apfel, gab auch ihrem Mann.
Zu spät haben ihn die Zähnde arg weh 1 getan.
Und wie es die Weibergestalt dort hat gemacht,
So wird man auch jetzt noch zum Falle gebracht,
Wer schon behaftet ist damit,
Der bete im Vaterunser recht fleißig die letzte Bitt
Wer noch befreit davon, der rufe alle gemarterten
Männer an
Und mache es, wie ich getan.
V. Teil.
Litd.
1.
Bua, geh, setz dich her zu mir und halte ein wenig still.
Du kannst es glauben sicherlich, was ich dir sagen will.
Teils hab ich es selbst erfahren und steht auch in der
Schrift:
Wein und Weiber machen Narren und schaden mehr
als Gift
2.
Man nennt sie zwar das schwache Geschlecht, doch ihre
Macht ist groß.
Samson war nicht stark genug nur für ein Weibsbild bloß.
Salomon, der webe Fürst, der alles hat erkannt,
Er kannt doch nicht der Weiber List und kommt in
Spott und Schand.
3-
Nun trau diesem falschen Geschlecht nicht, ihrem List
und Trug t
Betrachte dieses Beispiel recht und werde daraus klug.
Wenn's einmal geht mit [dir] zu End, wirst du es be-
reuen viel,
Dann fällst dem Teufel in die Hand, Verfehlt hast du
dein Ziel.
« An. — » Ist's.
I. Faust.
Die Tage sind vorüber, die Jahre sind vorbei.
Es dauert nur noch wenig Stunden, daß ich allhier noch
sei.
Wenn ich zurück denke an meine Lebenszeit,
So muß ich mir gestehen, daß alles Eitelkeit
Ich hab alles genossen, was die Welt nur geben kann.
War ich damit zufrieden? Das ist weit davon.
Reichtum, Ehr und Güter hab ich im Überfluß,
Aber man wirds gewohnt, bekommt davon Verdruß.
Ich kannte alle Krauter und Wirkung der Natur.
Alle Stein' und Kräuter brauch ich zu fragen nur.
Nun wenn ich überblicke mein ganzes langes Leben,
So schaudre ich zurück und fange an zu beben.
Alles ist nun verschwunden, alles ist wie ein Traum.
Der Vorhang ist gefallen, da es' geschehen kaum.
Aus ist das Weltgcschnatter, vorbei ist alle Lust
Die Roll, die ich gespielet, die presset meine Brust.
So schnell hat sich's geändert, wie es gekommen war.
Der Reichtum ist verschwunden und auch die Freund-
schaft gar.
Früher war mein Zimmer von Freunden angefüllt,
Solang ich ihnen Durst und Hunger hab gestillt.
Sic ziehen sich zurück und schütteln ihre Köpf.
Jetzt ist mir noch treu ein einziges Geschöpf.
Meine geliebte Helena, nur die verläßt mich nicht
Und weil ich sie verlassen muß, mir das Herz fast bricht
Nun gut, ich will sie trösten, so gut ich immer kann.
Daß heut mein letzter Abend sei, von dem sag ich
nichts davon.
Helena, meine Helena, liebster Schau,
Nimm hier auf diesem Sessel Platz 1
Hör mich an in aller Eil!
Ich hab dir viele Sachen mitzuteiln.
2. Helena.
Sage nur geschwind, was du zu sagen hast
Wenn man hier tut treffen mich, ich mich schäme fast.
3. Faust
Liebe, setz dich nieder und mach dich gefaßt!
Ich muß dir etwas sagen, so du nicht vermutet hast
4. Helena.
Mache keine Umstand. Ich hab nicht lange Zeit
Es wartet mein Geliebter. Ich muß zu ihm noch heut
S. Faust
Helena, was ist das? Ich kann dich nicht verstehen.
Ich bin ja dein Geliebter. Du darfst nicht weiter gehen.
6. Helena.
Wie mein geliebter Alter noch von der Liebe spricht!
Geliebte kann man ja wechseln, aber Männer nicht
7. Faust
Sage mir, Helena, wie ich das verstehen soll.
Willst du mich verlassen, so ist mein Unglück volL
8. Helena.
Zu was war noch zu gebrauchen dein ausgedörrter Leib?
Höchstens noch zu tändeln mit deinem alten Weib.
Digitized by Google
172 Tille, Da» katholische Fanststück, die Fi
and das Zillcrthaler Doktor-Faustus-Spiel.
9. Faust.
Was soll ich anfangen, wenn alles mich verladt?
Ich habe keinen Freund mehr, die ganze Welt mich haßt
10. Helena.
Der Welt kannst du nur dienen, solang sie dich brauchen
kann.
Dann wirft sie dich in einen Winkel und schaut dich
Dicht iiidir SLT).
11. Faust.
Ich habe dich geliebet, geehret allezeit.
Ich habe dir versprochen meine Seele und Seligkeit.
12. Helena.
Ich habe dich geliebet, solang es mir gefalle
Sei damit zufrieden. Das Opfer ist gezahlt.
13. Faust
Helena, gute Nacht! Lebe ewig wohl!
Ich habe nicht gedacht, daß es so kommen soll.
14. Helena.
Weil du mir erbarmest, gib ich dir einen Rat
Begieß dich mit kaltem Wasser früh morgens und
abends spat
Nimm eine Handvoll Nesseln und reib dich' tüch-
tig ein.
Und laß dich waschen in der Früh, wenn du kein
Narr willst sein,
i$. Faust
Jetzt geht sie hin, die Buhlerin,
Weil ich ihr nicht mehr nach ihrem Muster bin.
Sie laut sich trösten allzu gut,
Weil sie mich verlassen tut
Ja, das ist der Welt ihr Brauch.
So geht's mir auch.
Ich will ihr nicht mehr lästig falln ,*
Noch diese Nacht mein Zech bezahln.
Jetzt ruf ich mein Bedienten herbei,
Dieser ist allein noch treu.
Bajatz, Bajatz, Kaprizius!
Wie lang ich [wohl] noch rufen muß?
16. Bajatz.
Weil ich sonst nichts mehr weiß, so will ich halt kemmen 1
Und von meinem Herrn Urlaub nehmen.
17. Faust.
Ich habe dich wollen fragen,
Was jetzt von mir die Leute sagen.
18. Bajatz.
Ja, die Leute tun halt sagen,
Es wird dich bald der Putza vertragen.
19. Faust
Und wenn dieses war,
Tat es dich betrüben sehr?
« Sie. — « Sein. — i Halten was ich kann. — 1
20. Bajatz.
Wie soll mich betrüben das?
Wegen deiner würde mir kein Auge naß.
21. Faust.
Tut es dich betrüben nicht,
Wenn auch jene Stund anbricht ?
22. Bajatz.
Wie das Kind ist, soll man wiegen.
Wie man bettet, soll man liegen.
23. Faust
Glaubst du wirklich an eine Holl',
Und daß unsterblich ist die Seel?
Es wäre ja leicht möglich, daß es gäbe keine Holl, «
Und daßs die Seel in nichts zerfall.
24. Bajatz.
Dann ist der Teufel auch ein Narr,
Daß er dir solange dienstbar war.
Um 6 deinen Leib, das kannst du glauben,
Nimmt er sich nicht die Mühe, ihn aufzuklauben.
25. Faust.
Weil du mir sonst gedient so treu,
So sag, was ich dir schuldig sei.
Obschon meine Kleidung wenig ist,
So sag, ob du zufrieden bist
26. Bajatz.
Mit deinem Gewand kann ich nichts machen.
Da würden mich die Leut auslachen.
Nun will ich wieder Abschied nehmen.
Ich furcht', es möcht bald ein andrer kemmen.
27. Faust
[Ab).
Das ist aber wunderlich.
Keinen Menschen erbarm ich
Wer hätte dieses je gedacht.
Wie es mir die Welt jetzt macht !
Ganz verlassen muß ich sein
In der Verzweiflung hier allein !
Hierauf 28. Klausner.
Guten Abend, lieber Freund !
[29] Faust.
Was will der Herr Klausner heunt?
[30] Klausner.
Faust, was hast du getan?
[31] Faust
Dieses geht dich gar nichts an.
(32] Klausner.
Rette deine Seele! Tu nicht verzweifeln!
kein als er in der HolL — 5 Auch. — * Und.
Digitized by Google
Tille, Das katholische Kauslstück, die Faustkomödient.alUde und das Zillerthaler Doktor- Faustus-Spiel. 173
[33] Faust.
Diese gehört schon den Teufeln.
[34] Klausner.
Solang man lebt, ist immer Gnad.
[35] Faust.
Nein, jetzt ist es viel zu spat.
[36] Klausner.
Es ist zwar jetzt die letzte Stund.
[37] Faust.
Die zwölfte werd ich gehn zugrund.
[38] Klausner.
Wenn du nicht willst, gesc hieht es nie. «
[39] Faust.
Mach dir ja keine vergebene Muh 1
[40] Klausner.
Ich bitte, Faust, geh in dich!
[41] Faust.
Ich bitte, geh und lasse mich!
[42] Klausner.
Ich bitte, hör mich an ein einziges Wort.
[43] Faust.
Auf der Stell jetzt pack dich fort!
[Ab.]
144]
Ich brauche keine Hilfe mehr, Für mich ist keine Gnad.
Weil sich jetzt mein Sündenmaß schon überfüllet hat.
Ich mach mich mehr lächerlich mit meiner falschen
Büß.
Auf dem Schein die Sund bcreun ist mehr als Judaskuß.
Bekehren und niederfallen, Fallen [und] Bekehren,
Das ist nur ein Komödicspiel. Das wird bei mir auf-
Hierauf [45] Teufel.
Herr Doktor, verzeih meine Zudringlichkeit!
Ich muß dich ein wenig stören in deiner Andacht heutl
Ich komme ungerufen, was sonst nicht ist mein Brauch.
Ich hätt ein Wort zu reden, wenn's dir gefällig auch.
[46] Faust.
Ich habe dich erwartet. Ich weiß, daß diese Nacht
Der Zielpunkt wird erfüllet, wie wir ausgemacht
Aber ich muß dir sagen, daß du in der letzten Zeit
Sicher schlecht gehalten deine Schuldigkeit.
[47] Teufel
O Faustus, wo fehlt es dann,
Daß ich dir nicht recht getan?
[48] Faust
Die Freunde mich verlassen. Alles zieht sich zurück.
Ich habe keine Freude mehr, keinen frohen Augenblick.
Alles Gut und Geld ist mir gegangen aus.
Ich fahre aus der Welt arm wie eine Kirchenmaus.
* Nicht. — » Leicht
[49] Teufel.
Zu was brauchst du noch die Freude? Zu was nützt
dir noch das Geld?
Zu Bctenlassen, Messesliften ? Lacht ja die ganre Welt
Und an den Begräbniskosten geht dir ja nichts auf.
Für diese werd' ich sorgen. Die machen wenig aus.
[jo] Faust.
Lieber, sage mir, wie es sich bestellt?
Wohin wirst du mich denn bringen hier in der andern
Welt?
Gibt es noch einen Ort, den man die Holle nennt?
Gibt es wohl ein Feuer, das dort ewig brennt?
[51] Teufel.
Dieses ist unmöglich, das kannst du nicht 1 erfahren.
Es dauert noch fünf Stunden, dann wirst du es erfahren.
[52] Faust
Wie lang muß ich denn leiden ? Wann endet sich die
l'ein?
Ich kann gar nicht begreifen, was ewig soll sein?
[53] TeufeL
Denk an einen Ring und fahre um und um.
Nach Millionen Jahren wirst du an kein Ende komm'n.
Nach Millionen Jahren fängst du wieder an,
Die Ewigkeit bleibt gleich, keine Minute fehlt daran.
(54] Faust.
(Übt es auch einen Himmel und eine Seligkeit,
Wohin die Frommen kommen? Wie groß ist dort die
Freud?
[S5] TeufeL
Das läßt sich gar nicht sagen, was du von mir begehrt
Kein Auge hat's gesehen, kein Ohr hat es gehört.
Vor allen meinen Leiden, da war mir gar nicht bang,
Wenn ich die Freuden könnt genießen.
[Lücke von einem Blatt.]
[58] Faust.
Gedenkt zuweilen meiner, wo ich etwa bin.
Werfet mich zur Erde und loset auf den Grund.
Vielleicht hört ihr mein Brüllen im tiefsten Höllen-
sclll LID ti»
[59] Bajatz.
Merkt auf, ihr Herren, und laßt euch sagen:
Der Hammer und die Uhr wird bald zwölf Uhr
schlagen.
Dann wird der Teufel meinen Herrn vertragen.
Gott sei Dank,
Wird wieder eine leere Bank.
Hilft ihm der Strohhax und sein schwarze Frau.
Komm nur bald, Zazezuz, und klaub ihn au.
Pack ihn fest beim Kragen!
Zwölf Uhr geschlagen.
Digitized by Google
174 Tille, Das katholische Fauststiick, die
und das Zillerthaler Doktor- Faustus-Spie).
[60] Teufel.
Faustus auf und eilends kumm !
Jetzt bist du mein Eigentum.
Ich will dich durch die Lüfte führen.
Nun kannst du die Holl probieren.
[Ab.]
[61J BajaU.
Sapera, Sapera, Sapera
Jetzt han ino alleweil die Zähnde klapera.
Hat mich das Ding so erschreckt.
Hab mich in der Kuchl in der Hennsteige versteckt
Ich bin ganz giatla hineingeschlichen.
Hat mir der Hahn in ein Ohr gebissen.
Sapera, ist da a Gschmachen,
Als wenn die Holl tat Hexen bachen
Und von Weiberpfoten ein Jagrammcr ' machen!
Ich tu nur dem Doktor die Bücher visitieren.
Dann tu ich wieder links abmarschieren.
Rezept, ein Pulver zu machen,
Daß ein'n die Madli alle anlachen :
„Nimm Kreidenweiß und Narpenrot,
Ein Feigenkranz und Zuckerbrot,
Resolflasch und Viertelglas,
Und gewiß tut's helfen was."
„Ein überaus gutes Mittel,
Die Gelder vom Halse zu schütteln.
Nimm Dukaten und Guldenstück, —
Fünfemoten und Zehnerzöpf
Was du nicht hast, das kannst du stehl'n.
Dieses wird dann helfen schnell "
„Eine gute Schmirbe zu bereiten.
Daß den Weibern die Kittl hin und herläuten.
Nimm Jungfraunhaut' Brunnlischitx,
Nasenpech und Fensterschwitz,
Schmier die Madl bis ans Knie,
Wenn du ausgehst in der Früh."
„Eine gute Lausefallen,
Wovon sterben mehr als die halben.
Klaub die Läuse fleißig zusamm,
Brat sie in einer Kupferpfann
Reib dich mit dieser Aschen
Und du hast keine, bis wieder neue wachsen."
Ein kostbares Rezept für Jungfrauen,
Die halbe Nächte in das Fenster schauen:
Nimm Urin von einer Gais,
Käferdaim und Katzenschweiß
Tu es zusammen und schüttl es toll.
Und trink alle Nacht einen Löffel voll."
Ein überaus gute Arzenei,
Wenn am Montag der Kopf nicht in gutem Gewichte sei.
Kommt der Kopfweh von einem Rausch,
So grab ihn in einen Ameishauf,
Laß ihn dort liegen vierundzwanzig Stund,
Dann bist du wieder frisch und gesund."
„Eine gute Salbe zu probieren,
Wenn der Knecht will tändeln mit der Dirn."
„Nimm die Dirn und wasch sie rein,
Schmier sie dann mit Pechöl ein.
Und wenn der Knecht noch will zu [ihr] hin hucken,
Dann mußt Du ihm den Stuhl zucken."
„Ein herrliches Laxier und köstliches Rezept,
Wenn im Magen eine Mistgabel steckt,
Nimm drei Hauen und fünf Hände voll Holzschuh-
nägel.
Ein Hawcrchachl und ein EisenschlägeL
Nimm alles zusammen fleißig ein,
Und es wird bald besser sein."
„Ein ausgezeichnetes Hilfsmittel,
Wenn den Buben die Nacht träumt von einem Kittel
Und sie die Arme aus dem Bette weisen
Und hernach die Flöhe beißen.
Nimm eine alte Jungfrauhaut
Hühnermüt und Gänsekraut,
Decke dich damit fleißig zu.
Und du hast von den Flöhen Ruh."
Ich werd jetzt doch müssen aufhörn,
Sonst möcht ös Dcchtärzten lern'n,
Und die Doktor brotlos wer'n.
Und das hätten sie decht a nöt gern.
Lebt a mal wohl derweiln,
Denn ich muß jetzt an Stotzen eiln.
Lüd nach (Um Faustusspiel.
Ich weiß nicht, wie es ist, daß mir gar nichts mehr
glückt,
Und daß mich die Nachtkrot bei um und um zwickt.
Ich hab Geld keins und Mensch keins. Man macht
.... mein.
Die Maus in der Falle hat besseres Sein.
2.
Komm ich zu mein Diamdl, oft fragt sie mich g'schwind,
Wie lang es noch zugeht, bis der Brautwerber kimmt.
Ich war alle Tage gricht, und ich gönnet's ihr gern.
Aber der Wirt fangt an z' schreien und will sackerisch
3-
Zu arbeiten zu faul * und zu betteln viel / toll.
Und zum Stehlen zu langsam. Sonst tat ich es wohl.
Jetzt fallt mir was ein, ich hätt's bald vergessen,
Ich laß mich die Läus und die Käfer fressen.
1 Eine aus dieser Handschrift abgeleitete Abschrift hat „Kauenjammer". Diagramm» ? Pcntagramma ?
■ Jungfrauwant. - j Hanf.
Digitized by Google
Chronik.
Als ersten Band einer Liebhaber- Bibliothek alter
und seltener Drucke in Faksimile-Nachbildung, heraus-
gegeben von Richard Zoozmann, veröffentlicht der
Verlag von Otto Eisner in Berlin die Passion Geiler
von Kaisersbergs: den dritten Teil der Geilerschen
Posülle, Straßburg 1522 bei Johannes Schott, mit den
20 btattgroßen Darstellungen Johannes Wächtlins.
Zoozmann hat dem Werke eine sehr interessante Ein-
leitung beigegeben, einen kurzen Überblick Uber das
Leben und die Schriften dieses eigenartigen Predigers,
den man wohl als einen Vorlaufer des Abraham a Santa
Clara bezeichnen kann. Die Postille Geilers wurde von
Heinrich Wcßmer „mit großer müg, arbeit, vnd höch-
stem tleyß zusammen gesamlet" und herausgegeben.
Eine Ausgabe von 1512, wie früher irrtumlich an-
genommen wurde, existiert nicht. Komplette Exemplare
des köstlichen Werks sind so selten geworden , daß
schon aus diesem Grunde ein faksimilierter Neudruck
der Passion, dieses wahrhaften Kleinods an Illustrierung
und typographischer Ausstattung, freudig begrüßt wer-
den muß. Die Faksimilierung ist glänzend gelungen.
Der Titelseite folgt das lebensvolle Porträt Geilers ;
die prächtige Holzschnittbordüre des Originaltitels
ziert die erste Seite der Einleitung. Dem Texte der
Passion ist die wundervolle Suite der 19 Darstellungen
Wächtlins beigegeben, denen als zwanzigste noch das
Auferstehungsbild angefügt ist , das im Original die
Rückseite des Titels zum vierten Teil schmückt Die
Identität des Meisters mit den Pilgerstäben (Pilgrim)
mit dem Zeichner der Passionsholzschnitte hat Hein-
rich Lödel, der berühmte Göttinger Kupferstecher,
erwiesen. Die Passionsbilder tragen keinerlei Zeichen
und stehen denen Schäuffelins am nächsten, doch fin-
den sich auch Anklänge an Dürers Marienleben in
ihnen.
Der Neudruck, den wir wärmstens empfehlen
möchten, ist in nur 250 numerierten Exemplaren her-
gestellt und in Ganzleder gebunden. Der Preis (M. 40)
ist in Anbetracht der würdigen und kostspieligen Wieder-
Band XlVder „Seltenen Drucke inNachbildungen",
die bei Rudolf Haupt in Halle a. S. erscheinen, bildet
der Laurin, Straßburg 1500. Der ausgezeichneten Fak-
similierung hat Karl Schorbach eine umfangreiche Ein-
leitung vorangestellt, die auf gründlichster und ge-
wissenhaftester Untersuchung fußt. Der älteste ge-
druckte Text des Laurin liegt in der editio prineeps
des Heldenbuches vor, o. O. u. J., aber sicher in Straß-
burg ca. 1480 von Joh. Prüß hergestellt; Keller gab ihn
1867 neu heraus. Es folgten als zweite Ausgabe des
Heldenbuchcs der Schönspergersche Druck Augsburg
1491 und als erste Sonderausgabe des Laurin die Straß-
burg 1500. Außer dieser erschienen noch zwei weitere
Sonderdrucke (1509 und um 1555)1 von jeder ist nur
ein einziges Exemplar bekannt, das Nürnberger ist
noch dazu defekt. Da von den drei Auflagen die ein-
zelne mindestens 500 Exemplare zahlte, so würden also
rund 1500 Exemplare des Laurin vernichtet worden
sein. Allerdings wurde der Laurin in den häutigen
Ausgaben des Heldenliedes mit abgedruckt, und das
erklärt wohl auch die Spärlichkeit der Einzeldrucke,
denen die jüngere alemannische Version zugrunde lag,
die mutmaßlich zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in
Elsaß entstand. Die Edidon von 1 500 zeigt schon ver-
hältnismäßig gut ausgeführte Illustrationen von einheit-
lichem Stil; gedruckt wurde sie in der Offizin des
Matthias Hupfuff zu Straßburg. -bl-
Von den „Probefahrten", den Erstlingsarbeiten aus
dem Deutschen Seminar in Leipzig, die Professor Köster
herausgibt, liegen uns drei weitere Bande vor (Leipzig,
R. Voigtländer). Im sechsten Bande gibt Albert
Soergtl recht interessante Untersuchungen über die
.rAhasvtrduhtungm seit Goethe". Die Einleitung be-
schäftigt sich mit dem Stoffgcschichtlichen, mit dem
Ahasver in der Sage, in der alten Volkspoesie und in
der Kunstpoesie bis zu den Fragmenten Goethes und
Schubarts. Abgesehen von diesen beiden hat das
XVIII. Jahrhundert wenig für den dichterischen Aus-
bau der Mythe getan. Modeproblem wird er in den
dreißiger und vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts,
tritt auch wieder in der Gegenwart stärker hervor. Der
Verfasser läßt die Ahasverdichtungen von Schlegel und
Arnim bis aufMauthnerund Kirchbach Revue passieren,
um bei der Rückschau zu dem Resultat zu kommen,
daß sich kein einheitliches Gesamtbild ergeben will.
Die Bibliographie umfaßt 210 Nummern. Noch nicht
zur Hand gewesen war dem Verfasser Johann Prosts
stoffgcschichtliche Untersuchung der Wandlung der
„Sage vom ewigen Juden in der neueren deutschen
Literatur" (Leipzig, Georg Wigand), die vor allem die
verschiedentlichen individuellen Deutungen der Mythe
berücksichtigt.
Ein Beitrag zur älteren deutschen Bübnengeschichtc
nennt sich BandVII der Probefahrten: „Dielnstenierung
des deutschen Dramas an der Wende des XVI. und
XVII. Jahrhunderts" von C. Herrn. Kaulfuß ■ Diesch.
Das Thema hat in so umfassender Weise noch keine
Bearbeitung gefunden. Vor dem Auftreten der eng-
lischen Komödianten spielte die Regie im geistlichen
Digitized by Google
176
und weltlichen Schauspiel Deutschlands nur eine be-
scheidene Rolle. Erst die Engländer brachten uns die
Anfänge einer neuen Bühnenkunst: dann und nicht in
den Stücken, die sie boten, liegt ihre theatergeschicht-
liche Bedeutung. Zur selben Zeit trat auch der Her'
zog Heinrich Julius von Braunschweig mit seinen ersten,
für die Sackevillesche Truppe in Wolfenbüttel gefer-
tigten Dramen auf. Beiden Bühnen widmet der Ver-
fasser ausführliche, in den Einzelheiten höchst inter-
essante Vergleiche, um dann zur Bühne Jakob Ayrers
überzugehen, die gleichfalls vielerlei von den Englischen
Komödianten übernahm. — In Band VIII behandelt
Max Drescher die „Quellen tu Hauffs ,Lichtenstein"':
zunächst die historischen Grundlagen, die geschicht-
lichen und sagengeschichtlichen Stoffe und die kultur-
geschichtlichen Details und dann die literarischen Vor-
bilder. Dali sich in stofflicher wie motivlicher Hinsicht
ein Überwiegen Scottschen Einflusses kundgibt, bedarf
kaum noch näherer Untersuchung; indessen Herr
Drescher hat den Vorzug, nicht langweilig zu werden,
und so bietet auch sein fleißiger Exkurs eine erfreu-
liche Lektüre. — bl—
Einige neue Veröffentlichungen des Inselverlags in
Leipzig sind zu verzeichnen. Eduard Mörikts No-
velle „Mozart auf der Reise nach Prag" hat einen
wundervollen Neudruck erfahren, für den Walter Tie-
mann einen höchst reizvollen Doppeltitel und das An-
fangsinitial gezeichnet hat. Äußerlich ebenso hübsch
präsentiert sich ein zweites neues Buch des Verlags:
Francesco Petrarcas Sonette und Kansonen, mit dem
Porträt des Dichters und einer (nicht signierten) feinen
und graziösen Titelumrahmung. Die Auswahl und
Übersetzung stammt von Bettina Jacobson, die dem
Buche auch eine Anzahl sehr interessanter Erläute-
rungen beigegeben hat. Die Verdeutschung ist nicht
überall gleich gelungen; es hat den Anschein, als hätte
sich die Übersetzerin hie und da allzusehr an den Ur-
text gehalten, statt frei nachzudichten. Viele der Ge-
dichte aber verraten eine außergewöhnliche Begabung,
vor allem ein starkes Formtalent
Oskar Wildes groteske Novelle „Das Gespenst von
Cantertrilte" hat mit noch fünf anderen Erzählungen
des Autors in Franz Blei einen neuen und sehr ge-
wandten Übersetzer gefunden. Auch in der Ausstattung
dieses Bandes zeigt sich der echt künstlerische, vor-
nehm empfindende Geschmack des Inselverlags. Es
ist in kräftiger und klarer Antiqua auf schwerem
Bütten gedruckt (von Poeschel & Trepte, Leipzig) und
mit einer Reihe ganz köstlicher Blustrationen von
Heinrich Vogeler geschmückt In diesen entzückenden
Zeichnungen gibt Vogclcr das Beste seines reichen
Konnens: ein phantasievoller Humor belebt sie und
eine schalkhafte Grazie; seine spielende Erfindungs-
gabe, die aus Wunderblumen geheimnisvolle Tiere und
aus Epheuranken zierliche Karikaturen herauswachsen
läßt, ist bewundernswert. Auch die Initialen und der
Titelschmuck stammen von ihm. Alles in allem: ein
Prachtgeschenk der Bibliophilic, dem wir weiteste Ver-
breitung wünschen. — m.
Die Fortsetzung der bei R. Piper & Co. in München
erscheinenden interessanten Sammlung „Die Frucht-
schale?' gibt als Erinnerungsgabe an Stifters hundert-
sten Geburtstag zunächst in Band V „Adalbert Stifter.
Ein* Selbstcharakteristik des Menschen und Künstlers."
Paul Joseph Harmuth erweist sich in dieser Auswahl
als ein vortrefflicher Kenner des liebenswerten Poeten,
seines feinen ästhetischen Empfindens und zarten
Stimmungszaubers. Band VI bringt einen Abdruck
von Wickrams „Goldjaden" in der Erneuerung Bren-
tanos mit einer kurzen Einleitung von Paul Ernst, die
auch den interessieren dürfte, der dem Herausgeber
in seiner Beurteilung des Don Quixote und Gargantua
nicht zu folgen vermag. Der sich ständig vergrößern-
den Gemeinde H alt Whitmans »erden die in Band VII
vereinten, von O. E. Lessing übersetzten Prosaschriften
des geistreichen Amerikaners Freude machen, zumal
sie ihn von einer anderen Seite als der rein poetischen
zeigen, nicht zuletzt als einen ausgezeichneten Kenner
des Volks, dem er angehört. Band VIII enthält die
Schriften des merkwürdigen Theosophen Jakob Böhme-.
die „Morgenröte" und zwei nachgelassene, „Von den drei
Prinzipien des göttlichen Wesens" und „Vom drei-
fachen Leben". Die Verschmelzung von Mystik und
Naturphilosophie, die Böhme charakterisiert, und seine
grandios phantastische Weltanschauung haben den selt-
samen Mann in unsern Tagen der Vergessenheit ent-
rissen. Friedrich Schlegel, Schelling, Hegel, Feuer-
bach, Fechner, Carricre sind zwar warmherzig für ihn
eingetreten, aber dem größeren Publikum ist er immer
fremd gewesen. Die hier von Joseph Grabisch gegebene
Auswahl wird hoffentlich dazu beitragen, auch die dich-
terische Seite seines Schaffens mehr als bisher zu fassen
und zu begreifen. Band IX bringt die Aphorismen und
Anekdoten eines Meisters des Aphorismus: des von
Nietzsche hochverehrten und öfters zitierten geistreichen
Philosophen des Pessimismus Nicolas Chamfort, in
erster deutscher (und ganz vortrefflicher) Übersetzung
mit einer Einleitung von Hermann Eßwein. Band X
endlich, der letzte uns vorliegende, Liebesgedichte aus
der Griechischen Anthologie. Otto Kiefer hat die Aus-
wahl getroffen und auch eine Anzahl Übertragungen
geliefert, denen sich Verdeutschungen älterer Dichter
anschließen: das Ganze ein köstliches Bukett aus der
erotischen Poesie der Antike.
Jeder der hübschen kleinen „Fnichtschalen" Bände
enthält verschiedene Porträts und meist auch einige
handschriftliche Faksimilicn. — m.
cVachdrufk vtrbottn. — Alle Rrchtt ivrbfhaUen.
Für die Redaktion verantwortlich: Kedor von Zobeltitz in Berlin W. 15.
Alle Sendungen redaktioneller Natur an detiea Adrette erbeten.
Gedruckt ron W. Drugulin in Lcipiig für Velhagen * Klaung ia Bielefeld und Leipzig auf Papier der Neuen Papier-Manufaktur
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
fCr
BÜCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilic und verwandte Interessen.
I lerausgegeben vun I'edor von Zobeltitz.
10. Jahrgang 1906/1907. Hefts: August 1906.
Börne-Studien.
Von
Professor Dr. Ludwig Geiger in Berlin.
Börne und Julius Campe. Mit drei ungedruckten Schriftstücken Börnes.
laß Privatarchive neben den
>fifentlichen Bibliotheken die
| reichste Kundgrube literarischen
Brief- und Nachlaßmaterials
sind, weill jeder Literarhisto-
I riker. Niemals ist wohl so fleißig
als heute nach den Erben und Nachkommen
verstorbener Autoren geforscht worden, um
ihrem Nachlasse auf die Spur zu kommen,
einem Nachlasse, der seit Jahrzehnten, oft seit
Jahrhunderten in Privatarchiven ein ungestörtes
Dasein führte. Weit weniger allgemein ist die
Erkenntnis verbreitet, daß, wie für politische,
so auch für die Literaturgeschichte die Staats-
und Stadtarchive köstliches Material bergen.
Zwar Kunsthistoriker und Forscher auf dem
Gebiete der Theatergeschichte haben derartige
Fundgruben untersucht, um über Leben und
Beschäftigung einzelner Künsder, Anstellung und
Abschaffung von Schauspielergruppcn völlig un-
bekannte und, da sie oft urkundlichen Charakter
tragen, unzweifelhaft wahre Notizen zu erlangen;
die eigentlichen Literarhistoriker dagegen trauen
sich noch nicht recht an die Archive heran.
Und doch könnten sie auch für diese eine
Quelle ersten Ranges werden. Nicht etwa
Z. f. B. 1906; 1907.
nur, wenn man Männern nachgeht, die Staats-
beamte oder Offiziere gewesen sind, sondern
besonders, wenn man sich mit Schriftstellern
beschäftigt, die Beziehungen zu leitenden Kreisen
unterhielten oder durch Schrift und Wort,
zuweilen auch durch Taten mit der Polizei und
mit den Gerichten in Konflikt gerieten. So
habe ich, um aus meiner eigenen Tätigkeit drei
Beispiele anzuführen, in dem Königlichen Staats-
archiv in Berlin außerordenüich wichtiges Mate-
rial zur Geschichte des jungen Deutschland,
unter anderem auch eine Autobiographie I Iein-
rich Laubes entdeckt, aus dem Königlichen
Hausarchiv in Charlottenburg die Briefe der
Bettina von Arnim an Friedrich Wilhelm IV.
nebst einigen Antworten des Königs ans Licht
gezogen, kosüiche Dokumente ihres Freimuts
und ihrer rastlosen Energie, und im I Iamburger
Staatsarchiv ein Stuck der Vorrede zu Heines
„Franzosischen Zustanden", vermutlich in des
Dichters eigener Handschrift, gefunden. —
Aus demselben Archiv, in dem die Akten
über den Prozeß des Buchhändlers Campe, be-
treffend Börnes Pariser Briefe verwahrt werden
— Akten, von denen in unserer zweiten Studie
die Rede sein soll — , ist es mir nun gelungen,
»3
Digitized by Google
178
Geiger, Börne -Studien.
drei sehr merkwürdige, bisher ungedruckte Stücke
hervorzuziehen: Börnes Kontrakt mit seinem
Verleger Campe (1828), einen von dem Schrift-
steller herrührenden Prospekt über seine Schrif-
ten (1830) und einen höchst interessanten Brief
an seinen Verleger (183 1). Diese drei wichtigen
Stücke mögen hier, von einigen Anmerkungen
begleitet, folgen.
Im Jahre 1828 fühlte Börne das Bedürfnis,
seine in Zeitungen und Zeitschriften verstreuten
Abhandlungen und Skizzen — nur wenige Ab-
handlungen: die Denkrede auf Jean Paul und
die Schrift über die Berliner Jahrbücher waren
gesondert erschienen — zu sammeln. Cotta war
dem Plan nicht abgeneigt, bot aber kein sonder-
lich großes Honorar. In Berlin, wohin Börne
im Februar gegangen war, fand er keinen
passenden Verleger und hätte selbst, wenn er
einen solchen gefunden, wegen der Zensur-
schwierigkeiten auf ihn verzichten müssen. Daher
dachte Börne schon damals an Campe, den
Verleger Heines, unterließ aber die Reise nach
Hamburg, teils des schlechten Wetters halber,
teils weU er nicht so lange von seiner Frank-
furter Freundin Jeanette Wohl getrennt bleiben
wollte. Nachdem er aber mehrere Monate mit
ihr am Rhein geweilt und den Plan einer ehe-
lichen Verbindung mit ihr, der ihm damals sehr
ernst vorschwebte, nicht hatte ausführen können,
ging er nach Hamburg und schloß das be-
absichtigte Geschäft ab. Von dem Kontrakt
wußte man bisher nur im allgemeinen. Man
kannte die ausbedungene Summe, die Anzahl
der Bände; auch war aus den Briefen Börnes
an Frau Jeanette Wohl (Nachgelassene Schriften,
Mannheim 1847, Band III) bekannt, daß Börne
ursprünglich 5000 Taler gefordert, sich aber
schließlich mit Campes Angebot von 4000 be-
gnügt hatte und sogar meinte, ein recht gutes
Geschäft gemacht zu haben.
Der Kontrakt, der, wenn auch nicht voll-
ständig von Börne geschrieben, doch mit seiner
Beihilfe und Mitwirkung entstanden sein muß,
lautet:
Verlagskontrakt
über Börnes gesammelte Schriften.
Aus ca. 80 Bogen in 12 ä 24 Seiten bestehend.
S L
Der unterzeichnete Verfasser überläßt an den mit-
unterzeichneten Verleger das Verlagsrecht an seinen
gesammelten Schriften auf fünf nacheinander folgende
Jahre von dem Tage der Einhändigung oder Absen-
dung des lernen Teils des Druckmaterials an gerechnet,
dergestalt und also, daß der Verleger innerhalb dieses
Zeitraums diese gesammelten Schriften ein und meh-
rere Mal in beliebigen typographischen Formen vor-
behaltlich der in den SS 3. S und 7 enthaltenen Be-
stimmungen drucken zu lassen und in den Buchhandel
zu bringen berechtiget, der Verfasser aber verpflichtet
ist, innerhalb ebendieser Frist jeder anderweitigen
Herausgabe der gedachten Sammlung, sei es in un-
veränderterGesultunterdemPrätexteinerVcrbesserung
oder Vermehrung bei Strafe des Verlustes und resp.
der Zurückzahlung des nachstehend besümmten Ho-
norars sich zu enthalten. Erst nach Ablauf der fünf
Jahre tritt derselbe diesfalls wiederum in das ursprüng-
liche Autorrecht, über diese gesammelten Schriften zu
merkanülischen Zwecken frei dispon ieren zu können,
alsdann aber auch ohne alle Rücksicht auf die Frage,
ob die vom Verleger während der fünf Jahre veran-
stalteten Abdrücke verkauft sind oder nicht
S 2.
Für dieses fünfjährige uneingeschränkte Verlags-
recht verpflichtet sich der Verleger für sich und seine
Erben, an den Verfasser ein Honorar von viertausend
Talem preußisch Kurant in folgendem Maße zu
zahlen ;
a) am 15. Dezember 1828 500 Taler
b) nach Ablieferung des Dmckmaterials
zu den ersten 4 Teilen 500 „
c) nach Erscheinung dieser 4 Teile 1000 ,,
d) nach Erscheinung des letzten Teiles 1000 „
e) und endlich ein Jahr nach der Er-
scheinung den Rest mit 4 Pro-
zent Zinsen, also 1040 .,
4040 Taler.
Der Bestimmung des Verfassers bleibt es allein
vorbehalten,
1) dem Werke jeden ihm gut dünkenden Titel zu
geben, sowohl was den allgemeinen Titel des gesamten
Werkes als den besonderen betrifft, der etwa den ein-
zelnen Teilen zu geben wäre;
2) die Sammlung beibehaltend die versprochene
Bogenzahl in so viele Bände, als ihm zweckmäßig
scheint, einzuteilen.
Der Verleger verpflichtet sich , die von ihm be-
kannt zu machende Buchhändleranzeige des Werkes
der Prüfung und Genehmigung des Verfassers zu
überlassen, jedoch mit Ausnahme des Merkantilischen
derselben, welche dem Gutdünken des Verlegers frei
bleibt.
$5
Der Verfasser ist berechügt, bei jeder neuen Auf-
lage der Sammlung jede ihm gut dünkende Ver-
änderung damit vorzunehmen, sei es durch Verbesserung,
Hinzufügung von neuem oder Auslassung von altem;
letzteres jedoch ohne die Ausdehnung des Werkes
schmälern zu dürfen.
Digitized by Google
Geiger, Körne -Studien.
S6.
In bezug auf Vorstehendes verpflichtet sich der
Verleger, dem Verfasser von jeder beabsichtigten
neuen Auflage vor Beginn des Druckes die Anzeige
zu machen.
Dem Verleger steht es frei, die verschiedenen
Teile der Sammlung auch einzeln zu verkaufen, jedoch
nur unter solchen Titeln, die ihnen der Verfasser in
der Sammlung gegeben hat oder zu diesem Zwecke
neu geben wird.
S8.
Der Verfasser erhalt von der ersten Auflage 24
Frei- Exemplare und (von) jeder folgenden 6 Exemplare.
Der Verfasser verspricht bis spätestens I. Januar
1829 mit Ablieferung des Druckmatcrials den Anfang
zu machen und die erste Hälfte des Werkes längstens
in 6 Monaten zu liefern.
Die zweite Hälfte des Werkes druckfertig spätestens
bis zum 1. Januar 1830 dem Verleger abzuliefern.
S 11.
Bei einer erforderlichen neuen Auflage in bezug
auf die vorbchaltenc vom Verleger dem Verfasser
davon zu machenden Anzeige ist der Verfasser ver-
pflichtet, innerhalb 3 Monaten die Veränderungen dem
Verleger zu liefern oder den unveränderten Wieder-
abdruck der vorhergehenden Auflage zu genehmigen.
S 12.
Dieser Vertrag ist dato unwiderruflich ab-
geschlossen, jeder dagegen zu erhebenden Ausflucht
wird von beiden Seiten entsagt und überdies ausdrück-
lich festgesetzt, daß derjenige, welcher ihn geflissentlich
in irgend einem Punkte verletzen würde, zwar den
verlernen Teil dadurch von allen kontraktlichen Ver-
pflichtungen befreit, seinerseits aber nach wie vor an
den Vertrag streng gebunden bleibt
Hamburg, den 18. Oktober 1828.
gez. Julius Campe gez. Dr. L. Börne.
i/Finna Hoffmann & Campe.
Die sieben ersten Bände dieser Ausgabe,
enthaltend dramaturgische Blätter, vermischte
Aufsätze, Schilderungen aus Paris aus den
Jahren 1 82 1 /22, Fragmente, Aphorismen, Kritiken,
erschienen in rascher Folge 1829/30. Nur bei
dem achten Bande haperte es. Infolgedessen
zeigte sich das Publikum wohl etwas un-
geduldig. Auch die Subskribenten, die in der
ersten Zeit sehr zahlreich gewesen, kamen nicht
mehr in gewünschter Menge; Campe suchte
daher nach Art rühriger Verleger, die gewon-
179
nenen Subskribenten zu beruhigen und neue
heranzuziehen. Das tat er durch folgenden
Prospekt:
Gesammelte Schriften von Ludwig Borne.
Acht Teile.
.Subskriptionspreis 5 Taler.
Ladenpreis unmittelbar nach der bevorstehenden Er-
scheinung des achten und letzten Teils 8 Taler.
Wer sich bisher gefreut hat, auch nur einige Feder-
striche, einige zerstreute Aufsätze und Blätter von einem
so ausgezeichneten und seltnen Kopf wie Börne ge-
lesen zu haben, wer dit-se als einen geheimen Schatz
betrachtet und aufbewahrt hat, also jeder, der von
Borne nur etwas gelesen, hat sicher gewünscht, allts
von ihm zu besitzen und w ird sich nun, da die gesamte
schriftstellerische Tätigkeit dieses Mannes in den Buch
handel gekommen ist, recht herzlich Glück wünschen.
Nicht für diese, sondern mit Rücksicht auf das
größere Publikum erlauben wir uns folgende Bemer-
kungen, die wir nur als flüchtige und unbestimmte Um-
risse eines so schwer zu bezeichnenden Charakters und
des Inhalts seiner Schriften aufzunehmen bitten.
Börne eignet sich ganz zum Sprecher des Tages;
er legt sich selbst nur das eine wahrhaft eigentümliche
und angeborene Talent zu, alles, was der Morgen
bringt, der Tag bescheint und was die Nacht in ihren
Schleier verhüllt, eindringlich und anregend zu be-
sprechen. Es gibt keine Saite des Lebens, die er nicht
anschlägt. Manche Themata, besonders aus der Li-
teratur, dienen ihm nur wie demKanzcIrcdner ein paar
unbedeutende Worte als Unterlage und Text, um wich-
tige und anziehende Betrachtungen daran anzuknüpfen;
um aufzusteigen und zu unterhalten bedient er sich oft
nur der untersten Sprosse einer fremden Gedankenleiter
und baut sich selbst die übrigen. Überall will er etwas
mehr als sprechen und widersprechen; er hat etwas
auszusprechen, er hat — ein seltner Fall unter unsern
Schriftstellern, wenn auch nicht ein seltnes Wort —
eine Ubtnsansichl und daher begleiten ihn, wohin er
sich wendet, gewiße leitende und leuchtende Ideen
seines Geistes, seines Herzens, seines Charakters. Er
ist witzig, ja springend witzig und lebendig, aber er
wirft nicht, wie die meisten Schöngeister unserer Zeit,
und zwar wenn's hoch kommt und im besten Fall mit
witzigem Spreu umher. Davor schützt ihn das eine,
daß er weiß, was er will, daß er ein Herz hat, ein Ge-
wissen, das gleichsam in seinen Worten ruhig atmet.
Keine Schule geniert ihn, kein System beengt ihn,
kein Flitterschein besticht ihn ; er führt den Leser mitten
durch die allgemeine Verwirrung der Urteile über
Leben und Kunst auf einen natürlichen, einfachen und
sichern Weg und erheitert ihn zugleich durch seine
eigene Heiterkeit, seinen Humor, seine Witze, Bilder
und schlagende Worte, durch das Feuer, womit er
spricht Börnes Schriften werden unstreitig dazu bei-
tragen, den Geschmack in der Kunst zu lautem, aber
sie werden ebenso sehr guten Geschmack am Lebtn,
den Geschmack an staatsbürgerlicherTätigkeit wecken,
beleben und anfeuern. Nach Börne ist das Leben
Digitized by Google
I SO Geiger,
die echte Kunsthippokrcnc, nach ihm muß ein Volk
seinen Kornan, sein Drama erst in eigener Person un-
ter freiem Himmel, auf dem Markte dichten, spielen
und aufführen und erst hinterher Romane aufs Papier
und Dramen auf die Bretter bringen als den poetischen
Widerschein des Lebens und ein Bild der Welt im
Kleinen. Sein Symbolnm ist das Gocthcsche: „Worte
sind gut, aber nicht das Beste. Der Geist, aus dem
gehandelt wird, ist das Höchste." Übrigens ist sowohl
die Sprache, die Borne schreibt, als die Sprache, die
er fuhrt, sein Stil und sein Freimut in der deutschen
Literatur selten.
Man wird der Verlagshandlung das Zeugnis geben,
daß sie für eine würdige Ausstattung Sorge getragen hat.
Die Erscheinung des achten Teils war durch eine
langwierige Krankheit der Verfassers verzögert. Die
Verlagshandlung glaubt diese Mitteilung den zahl-
reichen Subskribenten schuldig zu sein und findet sich
zu der Bemerkung veranlaßt, daß der ursprüngliche
Subskriptionspreis bis zu der nahe bevorstehenden
Erscheinung des achten und letzten Bandes unverän-
dert der nämliche bleibt, nachmals jedoch der Laden-
preis eintritt.
Hamburg, Oktober 1830.
Hofmann» & Campe.
Daß dieser Prospekt in seinen wesentlichen
Teilen nicht ans Julius Campes oder eines seiner
Angestellten Feder geflossen ist, bedarf keines
Beweises. Aus dem oben mitgeteilten Kontrakte
geht hervor, dali derartige Puchhandleranzeigen
nicht veroffendicht werden durften, ohne dem
Autor der Schriften vorgelegt zu werden; in
einer gelegentlichen Äußerung des spiiter zu
erzahlenden Prozesses bekennt Campe, daß
diese Darlegung von Ponte ist; aus diesem
Grunde blieb auch das gedruckte Platt bei den
Akten, bei denen es sonst nichts zu tun hatte.
Selbstverständlich rührt das rein Geschäftliche
also die Aufschrift und die Unterschrift, rühren
auch die merkantilen Pestimmungen am Schlüsse
nicht von Pöme her, und abzusprechen sind
ihm gewiß der erste Abschnitt vor dem Satze
„Ponte eignet sich ganz zum Sprecher des
Tages" sowie die Schlußsätze nach dem Zitat
des Goetheschen Satzes. Dagegen möchte ich
die vollständige Charakteristik Pontes als Schrift-
steller in der Tat als Pontes Eigentum an-
sprechen. In diesen sehr hübschen Auseinander-
setzungen könnte man vielleicht manches
Fremde entdecken, aber es sind Wendungen
darin, die nicht nur von Ponte sein können,
sondern sogar von ihm sein mitssen, und so
darf man wohl das ganze Stuck als ein Ineditum
Pontes bezeichnen.
-Stödten.
Diesen Versprechungen, wie sie angezeigt
waren, folgte nicht so bald die Erfüllung. Ponte
war zu Anfang September 1830 in Paris an-
gekommen und stand ganz unter dem Eindrucke
der franzosischen Ereignisse nach der Revo-
lution. Seiner Gewohnheit treu, teilte er der
schon genannten Frankfurter Freundin seine
Eindrücke, Peobachtungett, Remerkungen über
Politik, Literatur und Kunst mit. Diese Pariser
Priefe bot er nun dem Verleger in der folgen-
den sehr merkwürdigen Epistel an, zunächst als
den verheißenen achten Pand der Werke. Der
Brief ist außerordentlich wichtig, nicht nur für
die Art des Verkehrs zwischen Schriftsteller
und Verleger, sondern auch für die ganze
Entstehungsgeschichte der Pariser Priefe. Er
lautet:
raris, den 17. Januar 1831.
Werter Freund !
Ich schmeichle mir, es wird Ihnen angenehm sein,
wieder etwas von mir zu hören. In meinem Schreiben
vom 22. September versprach ich Ihnen, bis zum Fe-
bruar Ihnen das noch Fehlende von meinen Schriften
zu liefern; der Februar naht heran, aber meine Arbeit
ist nicht fertig. Fragen Sie mich, warum, ob ich krank
war oder trage oder mich zu viel zerstreuen ließ, ant-
worte ich: nein. Ich war gesund , sowie auf meinem
Zimmer so auch im stillen Deutschland und träge war
ich auch nicht, aber die Zeit war zu geschäftig, ich
konnte ihr nicht nachkommen. Sie selbst in Ihrem
letzten Briefe bemerkten, Sie hofften, diese unsere ge-
waltige Zeit wurde mich aufregen und mir Stoff zum
Schreiben genug geben. Ja, wohl hat sie das getan,
aber ich bin nicht wie die andern. Das alles war mir
nicht bloß Lebensmittel für den Geist, es war mir bald
Nahrung, bald Geist für das Herz, der Kopf versagte
meinem Herzen und die Hände versagten meinem
Kopfe.
Ich konnte mich nicht sammeln in dieser großen
Bewegung, und so ist Nichts geworden aus allen meinen
Plänen. Aber ich vergaß keinen Tag, was ich Ihnen
schuldig war und was Sic von mir erwarten, und das
macht mich recht betrübt.
Da klage ich kürzlich einem Freunde in Deutsch-
land, mit dem ich in ununterbrochenem Briefwechsel
stehe und vor dem ich gewohnt bin, mein ganzes Herz
zu öffnen (ich will es Ihnen nur gestehen, der Freund
ist eine Freundin) meine Not, und da antwortet mir
dieser Freund, wie ich um Gotteswillen in Verlegenheit
sein könnte, ich brauche ja bloß die Briefe drucken zu
lassen, die ich ihm von Paris geschrieben und die, wie
alles, was nicht für den Druck bestimmt ist, am meisten
verdiene, gedruckt zu werden. Da fiel alle Heuchelei,
alle Verstellung und Zurückhaltung weg, denen sich
selbst der aufrichtigste und kühnste Schriftsteller nicht
enthalten kann, sobald er an das Publikum denkt.
Digitized by Google
Geiger, Börne- Studien.
l8l
Wie ein Trost vom Himmel kam mir dieser Rat.
Und ich werde ihn befolgen. Ich werde.« im Weg (so
steht im Manuskript, jedenfalls verlesen für Feb. =
Februar; nach DeiitM bland zurückreisen, um (so in der
Kopie , vielleicht verlesen statt „mir". Wer die
Börnesche Briefhandschrift kennt, weiß , dal'i sie so
klein und infolge der Kleinheit so undeutlich ist, daß
selbst dem geübten Handschriftenkenncr Verlesungen
sehr leicht möglich sind) dort die fraglichen Briefe zu-
stellen lassen und brauche sie dann nur abzuschreiben.
Das ist eine Sache von wenigen Wochen.
Diese eine Not wäre ich jetzt los, aber ich habe noch
eine andere. Ich brauche
Geld. Sie sind mir noch
1400 Taler schuldig. 400
Taler, soviel ich mich
erinnere, haben Sie mir
für diesen Winter zu-
gesagt. Wann die an-
deren tausend Taler fallig
sind, weit ich in diesem
Augenblicke nicht be-
stimmt, denn ich habe
unsern Vertrag in Frank-
furt. Aber Sie würden
mich ganz glücklich ma-
chen, w enn Sie mir diese
1400 Taler gleich und
auf einmal gaben. Wenn
ich sage glücklich, so
dürfen Sie mir glauben,
das Geld ist nicht für mei-
nen eigenen Gebrauch.
Der Besitz des Geldes hat
mich nie glücklich ge-
macht unddessenMangcl
konnte mich nie unglück-
lich machen. Es ist für
einen andern. Dürfte ich
Ihnen die Verwendung
sagen, ich traue Ihnen zu,
Sie würden das Geld aus
Ihrer ewigen (so in der
Kopie, vermutlich stand
im Original ..eigenen")
Kasse hergeben. Erfüllen
Sic diesen Wunsch, es fände sich sobald keine andere
Gelegenheit, mich so zu verbinden als hierdurch.
Da aber, sobald es sich von Geschäften handelt,
unter Freunden sich alles ausgleichen muH , so muß
ich Ihnen bemerken, daß Sie für die Aufopferung, die
Sie machen, wenn Sie mir die 1400 Taler bezahlen,
che die Schuld fallig ist, in den Manuskripten, die ich
Ihnen überlasse, Entschädigung finden werden. Wir
sind dem Publikum eigentlich nur noch 7 Bogen
schuldig, die fraglichen Briefe aber, die bis heute 44
betragen, und bis zu meiner Abreise von Paris auf 60
steigen werden, betragen wohl 20—15 Druckbogen,
ich will Ihnen, wenn Sie mir die verlangte Summe
gleich schicken, das alles ohne weiteres Honorar über-
lassen. Außer dem größeren Werte, den dadurch die
Ludwig II öroc
Nach Muni/ Oppenheim! Gemälde.
Sammlung erhält, können Sic auch den letzten Teil
besonders verkaufen; denn Briefe aus Paris, in diesen
Zeiten geschrieben, würden gewiß anziehen.
Aber ich wiederhole es, daß (gewiß stand im Ori-
ginal: da) dieses Geld nicht zur Deckung laufender
Bedürfnisse, sondern zu einer besonderen Bestimmung
verwendet werden soll, so kann mir nur die ganze
Summe auf einmal, nicht etwa ein Teil davon dienen.
Wenn Sic (ein zweites: sie, das in der Kopie ausge-
lassen ist, muß jedenfalls ergänzt werden) mir gewähren,
schicken Sie mir einen Wechsel auf ein g utcs Pariser
Haus, der ja in Hamburg überall zu haben ist. Die
Kosten dcsWechsels wol-
len Sie mir berechnen.
Ich grüße Sie aufs
freundlichste.
Böme.
Kue de Provence No. 34.
Wofür Borne die
Summe brauchte, ist
weder aus seiner Bio-
graphie noch aus
den bisher bekannten
Briefen zu entnehmen.
Freilich ist in den nach-
gelassenen Schriften,
in denen die Briefe
stehen, der Januar
und der Februar
1 83 1 sehr dürftig ver-
treten. Dali Campe
dem Wunsche seines
Autors nachkam, geht
aus den im zweiten
Artikel benutzten
Prozeßakten hervor.
Campe ahnte, ob-
gleich er das Manu-
skript, das er schnell
zum Druck brachte,
nicht kannte, seine Bedeutung und ließ es daher
nicht als Rest einer bereits durch Subskription
gedeckten Ausgabe, das heißt nicht als achten
Band der Werke, sondern als Fortsetzung, als
neunten und zehnten erscheinen, vielleicht in
der Hoffnung, damit eine neue Serie zu beginnen.
n
Börnes Pariser Briefe und die Hamburger
Zensur.
Die Briefe aus Paris erlangten schnell große
Verbreitung. Sie erregten bei den Freihcits-
Digitized by Google
182
Geiger, Btfrnc - Studien.
freunden starke Begeisterung, bei den Männern
des Rückschritts furchtbares Entsetzen. Zensur-
schwierigkeiten und Verfolgungen, unter denen
das Werk zu leiden hatte, waren bisher wenig
bekannt; ich habe in meinem Buche „Das junge
Deutschland und die preußische Zensur" Seite
25 fr. darauf hingewiesen, daß Börnes Pariser
Briefe erst 1833 in Preußen verboten wurden,
daß sich aber darüber und über Börne überhaupt
in den Akten des Berliner Archivs so gut wie
nichts vorfindet Heute indeß kann ich nach
den Akten des Hamburger Staatsarchivs die
Schicksale des Buches in Hamburg und den
Prozeß erzählen, der dort gegen den Verleger
Wilhelm Julius Campe angestrengt wurde.
Von diesem wußte man bisher nur das Wenige,
was Börne selbst im dritten und vierten Bande
der Briefe aus Paris und in den Briefen an
Frau Wohl (Nachgelassene Schriften Bd. V)
berichtet. (Gelegentlich mag bemerkt werden,
daß Börne, der seine Freiexemplare noch am
5. März 1832 nicht erhalten hatte, wegen dieser
Nachlässigkeit und aus vielen anderen Gründen
mit Campe sehr unzufrieden war, daß er dessen
Klage, er habe starke Verluste erlitten, für
Lüge erklärte, und andeutete, daß Campe heim-
lich eine zweite Auflage der Pariser Briefe in
Sachsen veranstaltet hätte.)
Bevor nun die eigentliche Prozeßgeschichte
erzählt wird, möge eine andere, sehr wichtige
Notiz hier folgen.
In einem gleichfalls bei den Hamburger
Akten befindlichen Privatbriefe Campes an den
Senator Dämmert, der sich auf eine frühere
Prozeßangelegenheit bezieht (15. März 1831),
kommt die Stelle vor: „Einer der geistreichsten
Publizisten Dr. Ludwig Börne hat mich noch
vor kurzem von Paris aus aufgefordert, eine
politische Zeitung in einem konstitutionellen
Staate an einem Orte wie Straßburg oder der
Schweiz durch ihn herausgeben zu lassen."
Dieser Brief Börnes war bisher nicht be-
kannt. In den an Frau Wohl gerichteten Brie-
fen wird der Journalplan erwähnt, aber erst am
8. Oktober 1831. Es war damals an ein Jour-
nal in Heften zu sechs Bogen gedacht, von
denen Börne drei selbst schreiben zu können
meinte. Er glaubte, er könne drei Hefte im
Winter erscheinen lassen, aber da Campe sich
sehr bald zurückzog, erschien ihm das Risiko,
das Journal auf eigene Kosten drucken zu
lassen, zu groß, und von der Geneigtheit der
Deutschen, die Hefte zu kaufen, dachte er ge-
ring.
Und nun folge die eigenüichc Prozeß-
geschichte.
Am 5. November 1831 wurde dem Buch-
händler Julius Campe bei Strafe von hundert
Talern für jeden Kontravcntionsfall verboten,
Börnes Briefe aus Paris zu verkaufen, und dieses
Verbot ihm und den übrigen neun Hamburger
Sortimentern mitgeteilt. Es erfolgte, „weil das
Buch die gröbsten Schmähungen gegen den
Bundestag und die Fürsten und Regierungen
des deutschen Bundes enthält und zum Aufruhr
reizt". Am 8. November wurden auf Befehl des
Polizeiherrn, des Senators Dr. Dämmert, die vor-
rätigen Exemplare und zwar zwei des ersten und
fünf des zweiten Bandes bei Campe konfisziert;
bei den übrigen Buchhändlern fand sich kein
einziges, auch nach einem Berichte vom 1 1. No-
vember hatte sich bis dahin trotz eifrigen
Suchens kein Exemplar aufspüren lassen. Cam-
pes erstes Verhör fand am 10. November statt;
er erklärte: „Das Werk hat die hiesige Zensur
nicht passiert Das ist auch nicht erforderlich
gewesen, da es mehr als die für die Zensur nö-
tige Bogenzahl enthält Gedruckt ist es nicht
hier in Hamburg, sondern in Nürnberg in Bayern
in der Druckerei meines Bruders, des dort an-
sässigen Magistrats Dr. Friedrich Campe, unter
den dortigen gesetzlichen Vorschriften." Auf
den Vorhalt ob er kein Bedenken gehabt hätte,
die Schrift zu verlegen, meinte er, er habe mit
Börne einen Kontrakt laut dessen er verpflichtet 1
sei, zehn Bände seiner Schriften zu bringen;
sieben seien bereits erschienen, diese zwei ge-
hörten also zu denen, die er noch hätte geben
müssen; übrigens seien diese Bände auswärts
schon früher ausgegeben worden als in Ham-
burg und nirgends habe ein Polizeigesetz ein-
schreitend stattgefunden.
Am 12. November legte Campe den früher
mitgeteilten Kontrakt und den gleichfalls bereits
• Diese Behauptung entspricht nicht ganz den Tatsachen. Der Kontrakt lautet nur auf acht Bände; statt des
achten noch nicht erschienenen Bandes hatte Börne die „Pariser Briefe" angeboten; sie waren dann, wie oben erwähnt,
als neunter und rehnter Band der Schriften veröffentlicht worden. Ob über diese ein besonderer Vertrag geschlossen
wurde, ist nicht
Digitized by Google
Geiger, Börne -Studien.
'83
veröffentlichten Brief Börnes vor, um zu zeigen,
daß er den Schriftsteller völlig ausgezahlt habe
und daß ihm der größte merkantilischc Schaden
entstünde, wenn ihm bei dem Debit des
Werkes Hindernisse in den Weg gelegt würden.
Er habe das Buch vor dem Druck nicht ge-
lesen; das Manuskript sei direkt vom Verfasser
in die Druckerei geschickt und die Korrektur
dort besorgt worden; von der aus 20O0 Exem-
plaren bestehenden Auflage habe er 250 nach
Hamburg kommen lassen, die bis auf die kon-
fiszierten alle verkauft seien; die Druckerei habe
nach einem von ihm gesendeten Verzeichnis
die übrigen Buchhandlungen versorgt; dies
habe geschehen müssen, weil es sich nur um
die Fortsetzung eines schon vom Publikum be-
zahlten Ueferungswerkes handele. Was den
Inhalt betreffe, so erklärte der Verleger: „Ich
bin der Meinung, daß ich ihn in keiner Weise
zu vertreten habe, der Autor ist bekannt, sein
Name hat einen guten Klang in Deutschland,
er ist ein wohlhabender Mann, ich denke, er
hat den Inhalt zu vertreten." Auf die groben
Schmähungen des Inhalts aufmerksam gemacht,
erwiderte er: selbst wenn er sie vorher gekannt,
hätte er keinen Anstoß daran zu nehmen
brauchen, da die früheren Teile des Werkes
manche ähnlichen Stellen enthielten, die keinen
Anstoß gegeben hätten. „Sodann bemerke ich
und bitte es zu Protokoll zu nehmen: Ich habe —
es war bei Gelegenheit des Holsteinschen Pro-
visoriums der Stände — Herrn Senator Dämmert
als Polizeiherrn auf das höchst Unangenehme
meiner Lage in meinem Verhältnisse zu den
Schriftstellern aufmerksam gemacht, daß ich
nämlich bei bestehenden kontraktlichen Verhält-
nissen manches zu drucken nicht vermeiden
könnte, was ich sonst wohl nicht gedruckt hätte.
Ich habe mich erboten, allen und jeden Wün-
schen, die die hiesige Regierung hätte, um in dieser
Hinsicht Unannehmlichkeiten zu vermeiden,
entgegenzukommen, mich eventualiter mit einem
auswärtigen Hause zu assoeiieren, damit hier
in meinem Vaterlande nichts herauskäme, was
irgend Anstoß finden könnte. Auf dieses mein
Erbieten sehe ich noch der Antwort entgegen."
Am 17. November war Campe aufs neue
geladen. Er deponierte, daß er keinen Associc"
habe, er habe die Handlung von seinem Bruder
gekauft, der frühere Kompagnon Hoffmann sei
tot Auf eine zweite Frage, ob er sich der außer-
gerichtlichen Entscheidung des Senats unter-
werfen wolle oder die Verfügung eines fiskali-
schen Prozesses vorziehe, verlangte er Bedenkzeit
um sich mit seinem Advokaten Dr. Pohls zu
beraten.
Erst am 2. Dezember gab er die Antwort,
es sei ihm durch Konfiskation und Hemmung
des Vertriebs genug geschehen, er könne sich
daher auf die gestellte Frage gar nicht erklären.
Daraufhin beschloß der Senat am 5. Dezember,
das gerichtliche Verfahren gegen Campe ein-
zuleiten. Bei aller Selbständigkeit der Hambur-
gischen Staatsbehörden und aller Eifersucht, die
Autonomie gerade den großen deutschen
Staaten gegenüber zu wahren, ist es doch
leicht möglich, daß durch den österreichischen
Gesandten in der Handelsstadt ein kleiner Druck
auf die Behörde ausgeübt worden ist Dieser
Gesandte, Graf von Binder-Kriegelstein, sandte
am 13. November an den Syndikus von Sienen
ein kurzes Schreiben, worin er seine Freude
ausdrückte, daß der Verkauf der „Briefe aus
Paris" inhibiert sei und bemerkte: „Sollte Euer
Hochwohlgeboren etwas Sicheres über den
gegenwärtigen Aufenthalt Börnes bekannt sein,
so ersuche ich dieselben, es mir gefälligst an-
zeigen zu wollen". Am 15. dankte er dem Syn-
dikus für seinen Besuch, bat darum, ihn über
die weiteren Schritte in Kenntnis zu setzen und
fuhr fort: „Da genannte Buchhändler der Schand-
schrift des L. Börne ihren Namen vorgedruckt
haben, so werden sie dadurch aller daraus ent-
springenden Folgen teilhaftig und verdienen in
jeder Hinsicht, da sie bereits so oft die in
Deutschland bestehenden Preßgesetze übertreten
und auch die hiesige Obrigkeit gegen auswär-
tige Regierungen kompromittiert haben, eine
exemplarische Strafe. Indem übrigens in vor-
liegender Schmähschrift nicht allein durch das
Rufen der deutschen Völker zum Aufstande
gegen ihre rechtmäßigen Fürsten und Regenten
ein schweres Verbrechen gegen den deutschen
Bund, sondern auch überdies der kaiserlich
österreichische I Iof insbesondere auf eine freche
Weise angegriffen wird, so ist es meine uner-
läßliche Pflicht als Gesandter des allerhöchsten
Hofes, auf vollständige Genugtuung zu dringen
und müssen daher die erwähnten Buchhändler,
da sie mit dem schändlichsten Libellisten
L. Börne gemeinschaftliche Sache gemacht
haben, zur längst verdienten Strafe gezogen
Digitized by Google
184
('.rißer, Börne -Studien.
werden. Denn es ist die höchste Zeit, daß in
den deutschen Hundesstaaten diesem Unwesen
der Presse endlich Einhalt getan werde, wenn
nicht alle Regierungen und mit ihnen alle ge-
setzliche Ordnung untergehen soll. Der Senat
dieser freien Stadt hat daher bei diesem Vor-
fall ein lobenswürdiges Verfahren und zwar aus
eigenem Antrieb beobachtet, welches ich auch
beim allerhöchsten kaiserlichen I lofe vollkommen
anzuerkennen mich beeilt habe und ist demnach
um so mehr die begründete Hoffnung vorhan-
den, daß jenes (zu ergänzen: Verfahren) gegen
die Buddländler Hoffmann und Campe von der
Art sein wird, um von dem kaiserlichen Hofe
als eine hinlängliche Genugtuung angesehen
werden zu können."
Diese eigenhändig ausgestellte Zensur, die
stilistisch nicht ganz einwandsfrei ist, liest sich
zugleich wie eine versteckte Drohung. Der vor-
nehme Herr, der sich augenblicklich mit dem
Hamburger Senate so zufrieden zeigte und eine
Belobigung seitens des österreichischen Hofes
in Aussicht stellte, wird durch den Verlauf des
gerichüichen Verfahren wohl seine Befriedigung
einigermaßen gedampft haben.
Wenige Tage später, nachdem der Beschluß
für ein gerichtliches Verfahren erfolgt war, am
9. Dezember, fand der erste Termin statt Ob-
gleich der vorgeladene Buchhändler eine wohl-
bekannte Persönlichkeit war, auch schon manche
Preßprozesse durchgemacht hatte, wurde sehr
ausfuhrlich auf seine Personalien eingegangen;
dadurch erfahren wir manche bisher unbekannte
Einzelheiten aus Campes Leben. Aus diesen
Personalien ergibt sich folgendes: Johann Julius
Wilhelm Campe ist in Braunschweig 1792 ge-
boren, war damals also 39 Jahre alt. Er ge-
hörte der evangelisch-lutherischen Kirche an,
hatte die Schule in Ilolzminden besucht und
war 1805 konfirmiert worden. Er trat in dem-
selben Jahre als Lehrling bei seinem Bruder
August Campe in Hamburg ein, erlernte dort
bis 18 10 die Handlung und machte dann längere
Reisen. Von 1813 an diente er im Lützowschen
Korps, später in anderen preußischen Regimen-
tern und wurde mehrmals verwundet In der
Zeit seines militärischen Dienstes 1813— 18 16
war er vom Gemeinen zum Prcmicrleutnant auf-
geruckt und erhielt als solcher seinen Abschied.
Er trat nun als Gehilfe in das Geschäft seines
Bruders, der sich mit Hoffmann etabliert hatte;
doch war dieser bald gestorben. Er blieb
Gehilfe bis 1822, übernahm dann durch Kauf
die Handlung als alleiniger Chef und wurde
1823 Hamburger Bürger.
In der zweiten Verhandlung vom 12. Dezem-
ber wiederholte Campe die schon früher ge-
machten Aussagen über Druck und Korrektur
des Manuskriptes, Zahl und Vertrieb der ge-
druckten Exemplare und anderes, weigerte sich,
die Listen der von ihm bedachten Sortimenter
vorzulegen, weil „dies seine Geschäftsgeheim-
nisse seien und er seine merkantilischen Ver-
bindungen nicht zu offenbaren brauche". Ferner
gab er an, daß er das Manuskript Börnes nicht
herbeischaffen könne, da dieses von Nürnberg
aus mit den Freiexemplaren direkt an den Autor
zurückgeschickt worden sei. Er bekannte ferner,
daß ihm die Bundesbeschlüsse über Pflichten
der Autoren und Verleger wohl bekannt seien,
daß er aber die Hamburgischen Bestimmungen
über Schmähschriften nicht kenne. Auf die
Frage, ob er anerkenne, daß Börnes Briefe eine
Schmähschrift seien, erklärte er, darüber kein
Urteil zu haben, setzte jedoch hinzu: „Was den
deutschen Bund betrifft, so ist schon so viel
über ihn gesagt, daß ich nicht wüßte, was neues
über ihn im Buche steht. Man muß die humo-
ristische Tendenz überhaupt bei Börne nicht
verkennen wollen, die durchaus vorwaltet. So
kann ich auch nicht finden, daß etwas zum
Aufruhr Reizendes in dem Buche liege. Daß
Fürsten und Regierungen in dem Buche ge-
schmäht sind, finde ich nicht. Was den deut-
schen Bund betrifft, so denke ich, ist er als
moralische Person über Schmähungen erhaben
und ist es unter seiner Würde, noch mehr als
unter der Fürsten, von Schmähungen, wo diese
vorhanden, Notiz zu nehmen."
Ob der Hamburger Richter diese köstliche
Ironie verstand oder verstehen wollte, ist aus
den Protokollen nicht ersichüich. Wohl aber
geben diese alle beanstandeten Stellen der
Pariser Briefe an. Darnach galten im ersten
Bande 14, im zweiten 21 für verfänglich. Im
Protokoll werden nur vier Stellen mit Seiten-
zahlen angegeben, doch vermag ich sie nicht
genau zu bestimmen, da che Seitenzahlen mit
der mir vorliegenden Originalausgabe nicht
korrespondieren.
Campe, der auf alle diese Stellen hingewiesen
wurde, bekannte, daß sie wirklich in dem Buche
Digitized by Google
Geiger, Börne • Studien.
I8 5
ständen, antwortete aber auf die Frage, ob er
sich durch den Verkauf eines solchen Werkes
schwer vergangen und Strafe verdient habe:
„Das sehe ich durchaus nicht ein; ich glaube,
daß mich wegen des Verlags der vorliegenden
Schrift kein Vorwurf treffen kann." Als Gründe
gab er folgende an: Börne sei ein bekannter
Mann, der für das, was er schreibe, selbst
verantwortlich sei; der Verleger habe nur
formale Gesetze zu beachten und diese
seien seines Wissens nicht von ihm verletzt
Ferner sei er schon deshalb vorwurfsfrei, weU
in den früheren sieben Banden der Borneschen
Schriften ahnliche Stellen enthalten gewesen
seien, die keinerlei Anstoß gegeben hätten.
Außerdem habe er, wie schon mehrmals hervor-
gehoben, weder Manuskript noch Korrektur
gesehen, und endlich sei er durch seinen Kon-
trakt zur Veröffentlichung der Schrift genötigt
gewesen.
Im ferneren Verhör teilte er mit, daß Börne
ihm später geschrieben habe, die Ausdehnung
des Werkes sei größer, als er gedacht und be-
rechnet habe, er verlange daher mehr Honorar.
Weiter erzählt Campe: „Ich vereinigte mich
mit Ulm, er zog einen Wechsel von 100 Fried-
richsdor vom 11. September dieses Jahres auf
mich, diesen zahlte ich hier aus." Wegen seiner
großen Unkosten habe er sich beeilen müssen,
das Werk zu edieren, konnte sich deshalb das
Manuskript nicht kommen lassen und von Ham-
burg aus in die Druckerei schicken; übrigens
hätte er nach den bisherigen Schriften seines
Autors nichts besonders Gefahrliches in dem
neuen Werke vermuten können.
Aus den ferneren Beurkundungen des an-
geklagten Verlegers ergibt sich, daß die An-
zeige der gesammelten Schriften, obwohl von
I loffmann und Campe unterzeichnet von Börne
abgefaßt Ist daß der Preis der Briefe aus Paris,
natürlich nur der zwei ersten Bände, 3 Tlr.
8 Groschen betrug und daß der Verleger den
anderen Buchhändlern 33 , / 3 < 7<> Rabatt gewährte.
Am Schluß des Verhörs bemerkte Campe:
„Schon aus dem Preise geht genügend hervor,
daß mir keine Absicht unterlegt werden kann,
die Verbreitung einer Schrift zu befördern, von
der mir vorgehalten ist, sie reize zum Aufruhr.
Ich protestiere auf das feierlichste gegen jeden
mir unterzulegenden besonderen Beweggrund
meiner Handlungsweise, ein solcher hat nicht
Z. f. B. 1906/1907.
stattgefunden." In einem letzten Verhör am
14. Dezember verbreitete Campe sich sehr aus-
führlich darüber, daß er die Frage über außer-
gerichtiiehes Verfahren oder fiskalischen Prozeß
nicht beantwortet habe, und bemerkte noch be-
sonders, daß er am l. November, an demselben
Tage, an dem er das Paket aus Nürnberg er-
halten, ein Exemplar an den Polizeiherrn ein-
gesandt daß er aber keinen Bescheid darauf er-
halten, sondern erst am 5. November das Ver-
bot des Verkaufes übermittelt erhalten habe. Er
hätte daher keinen Anlaß gehabt, an den
wenigen Zwischentagen, am 2. und 4. November,
denn der 3. war ein Festtag, den Verkauf zu
unterlassen. Am 21. Dezember wiederholte
Campe nochmals an Eides Statt daß er wirk-
lich am [. November das eine Exemplar an den
Senator Dämmert geschickt habe.
Auf Grund dieses Untersuchungsprotokolles
erhob am 23. Dezember der Fiskalis beim
Niedergericht den eigentlichen Prozeß gegen
Campe. In dem Anschreiben heißt es: „Die
flüchtigste Ansicht dieses Buches, über welches
die öffentliche Meinung schon längst den Stab
gebrochen und es der verdienten Verachtung
preisgegeben hat und namentlich die in den
Untersuchungsakten hervorgehobenen Stellen
zeigen, daß es von Stellen wimmelt, welche in
keinem zivilisierten Staate, der Ordnung und
Ruhe liebt geduldet werden könne." Der An-
kläger stellte den Antrag: Campe in Strafe zu
nehmen, ihm entweder Gefängnis oder eine be-
deutende Geldstrafe zu diktieren. Der Termin
wurde auf den 16. Januar 1832 festgesetzt
Doch kam es erst am 13. April zur Verlesung
der Verteidigungsschrift Diese ist ein umfang-
reiches Opus von 135 weit geschriebenen Seiten,
hebt besonders die humoristische Tendenz der
Briefe hervor und ist im wesenüichen eine rein
juristische Ausführung, die mit I linweis auf die
einschlägige Literatur und die Gesetze der ein-
zelnen deutschen Staaten darzutun sucht, daß
der Verleger für den Inhalt der bei ihm er-
schienenen Schriften nicht verantwortlich sei.
Deshalb gipfelt sie in dem Antrag, daß Campe
freizusprechen und die Staatsbehörde zum
Tragen der Kosten zu verurteilen sei. Nur die
einleitenden Seiten der Verteidigungsschrift
seien, da sie manches nicht uninteressante über
Preßfreiheit und Börne enthalten, im folgenden
mitgeteilt :
*4
Digitized by Google
186
Geiger, Börne - Studien.
„Der völlig rechtlose Zustand, in welchem die
deutsche und insbesondere auch die hamburgische
Presse sich befindet, hat auch hier einmal einen jener
unglücklichen Prozesse ins Leben gerufen, von denen
nie Heil zu erwarten ist, die, wenn man einmal die
Existenz eines Übels voraussetzt, dieses nie verbessern,
sondern nur verschlimmern können; wie denn die ganz
einfache Geschichte aller Schriftvcrfolgungcn in der Tat
nichts ist als eine ewige Wiederholung desjenigen, was
vor mehr als I'/» Jahrtausenden schon Tacitus von den
Kodizillen des Vcjento bezeugt, um die sich keiner
bekümmerte, die man aber recht zu lesen und sich
darum zu reißen anfing, wie Nero sie zu verbrennen
befahl und den Verfasser aus Italien verbannen ließ.
Die Ursache dieser Erscheinung liegt nicht fern.
Nicht der Reiz des Verbotenen allein , nicht rege ge-
machte Neugier allein ist es, die sie hervoi bringt. Sic
ist die ganz natürliche Folge des Umstandes, daß man
nie das Publikum überzeugen wird, daß Büchcrvcrbotc,
Schriftverfolgungen reines, ungemischtes Ergebnis der
Gerechtigkeit seien. Und in der Tat, mit welchem
Rechte könnte man von der Gegenwart ein Zugeständ-
nis fordern, das die Nachwelt ungescheut versagt?
Mit welchem Rechte könnte man fordern, daß derjenige,
dem gelehrt ist, die leuchtenden Sterne der Vorzeit
anzustaunen, denen wir einen so gToßen Teil unseres
Wissens, unserer Aufklärung verdanken, in der Ver-
folgung freier Schrift und Rede mehr als eine Ver-
kümmerung der Denkfreiheit dieses „heiligen, unver-
letzlichen Rechts der Menschheit, das heiliger ist als
alle Fürstenrechte und das als allgemeines Menschen-
recht über alle Fürstenrechte erhaben ist",« zu er-
blicken, wenn er sieht, daß heute die Palme erringt,
was morgen Verbrechen heißt, daß heute bestraft wer-
den soll, was binnen kurzem in den Tempel der Un-
sterblichkeit führt?
Oder hat, um ein Beispiel anzuführen, die Welt-
geschichte Namen aufzuweisen, denen wir inniger un-
sere Verehrung zollen, denen wir williger uns zu ewigen
Schuldnern bekennen als die der großen Urheber, der
größten aller geistigen Revolutionen, die die Erde sah ?
Und was wären sie, die Reformatoren, wenn man an
ihren Freimut, an ihre Reden und Schriften den Maß-
stab der gegenwärtigen Klage legte , was wären sie
anders gewesen als Empörer, Aufwiegler gegen ihre
Obrigkeit, gegen Kaiser und Papst? Dürfen wir uns
darum in unserem Urteile irren lassen? Nein. Aber
betrüben dürfen wir uns über den mangelhaften und
biegsamen Begriff des Rechts, wenn wir sehen, wie
man in der Gegenwart kann strafbar finden wollen,
was als Ereignis der Vergangenheit bewundert werden
darf; betrüben dürfen wir uns, wenn wir es ahnen, daß
eine nicht sehr ferne Zeit, selbst erleuchtet genug, um
das freie Wort nicht zu scheuen, mit Staunen und Be-
dauern zurückblicken wird auf Maßregeln, die eine
unbegründete, übertriebene Furcht im Anfang des
19. Jahrhunderts überall ins Leben rief, sie für ein
Produkt der Schwäche erklärend und die Zeit, die ihrer
zu bedürfen glaubte, bemiüeidend.
Wenn Anwalt damit anfängt, das volle Recht des
Defensors, d. h. das Recht, frei und ohne Rückhalt
vorzutragen, was er der Sache und dem Nutzen seines
Klienten dienlich halt, in Anspruch zu nehmen, so will
er zwar zugleich bevorworten, daß er sehr wohl weiß,
welche Grenzen er sich setzen muß, aber er ist in dem
festen, freudigen Vertrauen aufgetreten, daß er zu
einem unabhängigen Gerichte rede, welches keine an-
deren Rücksichten kennt als das Recht, und er hofft
eben daher mit um so größerer Zuversicht auf eine
entschiedene Zurückweisung der erhobenen Anklage,
als diese offenbar in das Gebiet derjenigen Prozesse
gehört, die sich vor wenig Jahren schon anderswo unter
demNamcn der Tendtmprozesse verhaßt gemacht haben.
Dr. Ludwig Börne, der zur Zeit der großherzog-
lichen Regierung in Frankfurt a. Main das Amt eines
Polizeiaktuars, ein Amt, welches, wenn es auch nicht
unter die hervorragendsten gehört, doch nur einem
verständigen und zuverlässigen Manne anvertraut wird,
bekleidete, zeichnete sich wenige Jahre nach der Be-
freiung Deutschlands auf vielfache Weise als geistvoller
Schriftsteller aus. Die von ihm begründete Zeitschrift
„Die Waage", darauf die „Zeitschwingen" nahmen
einen der ersten Plätze unter den deutschen Zeit-
schriften ein und begründeten den mit Recht bedeuten-
den Ruf ihres Redakteurs. Der Frankfurter Oberpost-
amtzeitung, deren Redaktion ihm darauf übertragen
wurde, wußte er einen Namen in Deutschland zu
machen, daß sie gelesen wurde, wo man bisher kaum
ihre Existenz kannte. Seine Rede auf Jean Paul er-
regte Bewunderung und Enthusiasmus. Aber alles, was
er geschrieben , war zerstreut größtenteils in Zeit-
schriften erschienen, man besaß kein Ganzes von ihm.
Er hatte, um mit seinen eigenen Worten zu reden, nie
„Werke" geschrieben. Seine Freunde forderten ihn
daher auf, seine bis dahin nur zerstreut erschienenen
Aufsätze zu sammeln und vereint herauszugeben, und
er schloß 1828, an einem schönen Tage, der als erster
Begründer deutscher Freiheit ein so schlimmes Omen
nicht stellte, dem 18. Oktober, mit dem Angeklagten
einen Kontrakt über den Verlag der gesammelten
Schriften ab."
Der Verteidiger plädierte, wie bereits er-
wähnt, auf Freisprechung. Das Gericht schloß
sich nicht ganz den Ausführungen des Vertei-
digers an, entsprach aber noch weniger dem
Standpunkt, den der Anklager eingenommen
hatte, sondern entschied am 6. Juli, daß Campe
von der gegen ihn erhobenen Anklage zu ent-
binden, die Prozeßkosten jedoch zu kompensieren
seien. Da Anklager und Verteidiger appellier-
ten, kam es am 12. Oktober zur wiederholten
1 Bahrdt, Über Preßfreiheit und deren Grenzen, Züllichau 1794, S. 34. Wenn jrtxt vielleicht kein Zensor Worte
wie die angeführten passieren lassen würde, so erklärte Jamals das preuuisclu Kammergericht die Schrift von Bahrdt für
den richtigsten Ma߻iah zur Beurteilung der Freiheit des Schreibens.
Digitized by Google
Uocbcr, Über Stil und Komposition der franiösischen Miniaturen aus der Zeit Karl* V. von Frankreich.
Verhandlung, die noch etwas ungünstiger für
Campe endete. Denn es verblieb bei seiner
Verurteilung in die Prozeßkosten, außerdem
wurde er aber wegen seiner Fahrlässigkeit bei
Ausgabe der Schrift allen Ernstes verwiesen.
Damit endete der Hamburger Prozeß. Der
Siegeslauf von Bornes Briefen wurde dadurch
187
nicht aufgehalten. Wenn auch Campe die
Fortsetzung der Briefe nicht drucken konnte,
so gewannen sie, wie allgemein bekannt ist,
von anderen Verlegern bereitwillig aufgenommen,
eine ungewöhnliche Verbreitung und einen ganz
außerordentlichen Einfluß auf die damalige
Literatur in Deutschland und darüber hinaus.
Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen aus
der Zeit Karls V. von Frankreich.
Von
Fritz Hocbcr in Berlin.
s
lern oberflächlichen Beobachter mag
es paradox erscheinen, daß das fran-
zosische XIV. und XV. Jahrhundert mit
ihren andauernden verheerendsten Kriegen und
den schwersten I leimsuchungen nur irgend eine
Kunstblüte hervorgetrieben hat Mußten nicht
die schmetternden Trompetentöne so vieler
blutiger Niederlagen und Schlachten die sanfte
zierliche Kantilene einer höfischen Kunst, um
die es sich natürlich nur handeln konnte, über-
lärmen? —
Und doch haben wir gerade in jener Zeit
auf jeglichem Kunstzweige eine franzosische
Hegemonie zu verzeichnen, wie wir sie vielleicht
nur wieder in der Zeit der Ludwigs vorfinden.
Das Warum erklart sich weniger aus dem Cha-
rakter der Zeit oder des Landes als aus dem
seiner Könige.
Lassen wir die damaligen Valois an unserem
inneren Auge vorüberziehen, so fallt uns als
hervorstechendster Zug an ihnen ein gewisses
asthetisierendes Phlegma auf, das lieber, um
mit Schiller zu reden, mit dem König Rene-
Schafe hütet, als sich dem Feinde in offener
Feldschlacht entgegenstellt. Häufig beauftragt
dieses Geschlecht irgend einen — freilich er-
lesenen ■ — Connetable mit der Kriegsfuhrung,
die dann ja auch oft sieghafte oder mindestens
doch retardierende Erfolge verzeichnet, selbst
aber zieht es sich am liebsten in seinen luxu-
riös möblierten Louvre zurück, von dessen
reichsten Schätzen es (1379) ein Invcntarium
aufnehmen ließ. Es mag ganz bezeichnet sein,
was uns der Chronist von dem Verhalten
seines Königs nach der Gefangennahme in der
so unglücklichen Schlacht von Poitiers erzählt:
daß nämlich der kriegsgefangenc Fürst sich
mit dem Lesen und Betrachten von Bilderhand-
schriften (Abb. 1), mit dem Ankauf und dem Ein-
bindenlassen von schönen Manuskripten durch
englische Künstler die Zeit tröstlich vertrieb; für
Heereszwecke aber, die doch jetzo weit nötiger
gewesen wären, stand seine Kasse leer. Das
treffen wir nicht nur bei Karl V., das war
ungefähr der französische Fürstencharakter
MlaUtat aui dam Stundenbuch Karls V.
BriU«!. Cod. gbini, p. »jt. (ca. IJJ5V
Koni« (Sau!) n
Digitized by Google
1 88 Hoebar, über Stil ond Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeil Karl» V. von Frankreich.
Abb. i. Aui den Pento Heuro du Duc de Herry
• »p-i«t Kamjof. ca. Brauel. Cod. t/j}
tHenblatt. Küken.)
von fast Ewci Jahrhunderten: mit dem Hei-
ligen Ludwig fangt es an, dann treffen wir ihn
ahnlich bei Johann IL, sehr ausgeprägt bei
Karl V., VL, VII, bei den Fürsten und Her-
zügen von Berry, Navarra, Orleans, Burgund,
welch letztere freilich es verstanden, auch
Ästhetik und Kriegstaktik zu vereinigen. In
Charles lc Temeraire finden wir den beider-
seitigen Gipfel vor dem jähen Abstürze —
Charles le Sage ist der erste entschiedene
Kulminationspunkt nach der ästhetischen Seite
hin; er ist der Friedrich Wilhelm des XIV. Jahr-
hunderts.
Der universal-europäische Einfluß des nach-
kreuzzüglerischcn Frankreichs ist evident:
„Graccia victa ferum victorem cepit, et artes.
„Intulit agresti Latio — "
Manch einer außer Wolfram von Eschen-
bach mochte den „französischen" Einfluß spüren:
wie er für Dichtung, höfisches Leben, gute Sitte
als bon ton gilt, so gilt er auch besonders
für die bildende Kunst. Die umliegenden Län-
der erscheinen nur zu oft als intellektuelle Pro-
vinzen des Mutterlandes La France. Die ober-
italische Plastik, ja vielleicht auch die sächsische
Plastik, die Kunstblüte in Ober- und Nieder-
Lothringen, in Ober- und Niedcr-Burgund
(Flandern), hier besonders die Goldschmiede-
kunst, die rheinische Baugotik und Teppich-
webe- undStickcrei, in Englanddienormannischen
« Vcrgl. The Book of Hours of Joan II. Ed. l>y
Henry Yates Thompson. London 1899.
1 Elemente in der kirchlichen Architektur:
I alles das gibt uns ein deutliches Bild von
dem eminent Überragenden der französischen
Geistesgroßmacht In der Manuskriptmalerei
haben wir italienische, flämische, rheinische,
französische Schulen. Die französische hält
die Herrschaft bis zum „Thcuerdank" fest,
dank vor allem des regen Interesses seiner
Fürsten und Großen für diesen Kunstzweig. —
Es ist klar, daß in jener Zeit trotz ihrer so
unschätzbaren auf dem Gebiete der Flächen-
kunst (Gobelins, Manuskriptmalerei usw.) cr-
I worbenen Verdienste nicht sie, sondern die
Architektur die Führung inne hatte; kirch-
licher Sinn und öffentliche Prunksucht mögen
der dem Zeitalter im Blute steckenden Bau-
lust, um nicht zu sagen Bauwut, — ich er-
innere auch liier wieder vcrglcichungshalber an
das Siede des Roi Soleil — zu Hilfe gekommen
sein; die Architektur ist Trägerin der neuen
Form und der neuen Gesinnung und führt emsig
strebend vorwärts. Wie weit die Flächenkunst
— hier speziell die Buchmalerei — mitkommen
oder oft, wie es sich zeigen wird, kaum nur nach-
hinken konnte, das sei der Vorwurf folgender
Stilanalyse.
Johann U., König von Navarra und Frank-
reich (1350 — 1364), war wie sein Sohn, unser
Karl V., ein großer Bibliophile; dnes seiner
schönsten Bücher ist ein Erbauungsbuch: ein
Livrc d'heures,' das ihm vielleicht ursprünglich
Philipp VI. von Valois oder dessen Gemahlin
Johanna von Burgund von einem recht zweifel-
haften Buchhändler und Illuminator Pietro di
Abb. 3. Miniatur am dem Stundenbuch Philipp» des
Kühnes von nurfand und «einer Gattin Margarethe.
Ol»* - M<*V Brunei, Cod. 1039.1, p. 70 r.
Google
Iloebcr, Ober Stil and Komposition der französischen Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Krankrcich. 189
Abb. i
Verona (?) malen ließ. Zeitlich fallt
CS in die erste Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts; es befindet sich jetzt im
British Museum.
Ein Kalendarium (Abb. 7) leitet die
Erbauung ein. Wie mehrere, vielleicht
etwas frühere oder auch wenig spatere
Gebetbücher: das sogenannte Bclle-
ville-Brcviarium, die „Petites Heures du
l)uc de Berry", die „Helles Grandes
Heures du Duc de Kerry", die das-
selbe jahreszeitliche Thema fast genau
so wiedergeben, beweisen, sind diese
Kaiendarien alle voneinander abhängig,
das heißt sie gehen, wie man bei
näherem Hinsehen bemerkt, auf eine
spatromanische Grundlage zurück. Die
zwölf ersten Blatter mit den Monats-
darstcllungcn sind fast ganz gleich in
ihrer Komposition: oben eine fiach-rundbogige
Archivolte mit Figurchen und Landschafts-
andeutung, von wo aus eine ziemlich strenge
ungebrochene Ranke fast den ganzen Kalender-
text umzieht, * unten je zwei Monatsheilige mit
einem phantastisch ganz unkonstruktiv hinge-
stellten Kirchlein.
Schauen wir uns auf Blatt I (Januar) die
Landschaftsdarstellung an, so mochten wir die
Zeichnung dieser dürren verästelten Baumchen
für ein gotisches Spezifikum halten; das dem
nicht so ist, sondern daß diese I'flänzchen wie
in der byzantinisch-romanischen Malerei Laad-
schaftliches und nichts Ornamentales bedeuten,
zeigt uas ein Wcitcrblattem, wo diese Zweigten
im Februar, März, Mai usw. Blüten und Blatter
' „Vignette" von vitieola, vigne.
mW*
m
Teufeln/ *a«a im Prttl«» Obtrtatlung d«r Civilis Du
Aufuttini. Piri», Cod. Innf. p. j 4 .- v.
iL>onibl»iunuilcr.'
ansetzen, Knospen treiben, FruchUein haben
und anderes mehr. — Auch das das Blatt
umziehende Kankenwerk kann man durchaus nicht
als streng gotisch bezeichnen: überall herrscht
noch das Bestreben des Runden, Geraden, nicht
willkürlich Gebrochenen in der Linie vor, und
neben dem gotischen Domblatt behauptet sich
siegreich das romanische Herzblatt (Abb. 2).
Selbst in der Schrift-Charakterenform gibt sich
das Alte noch kund: die Minuskel „a" z. B. zeigt
Abb. 4. Ki<uii|ui>i. Am einer zweites Cirilai Dti Karls V.
Brüssel, Cod. 10392, p. 64 r.
die alte romanische Geschlossenheit, wo sie doch
später an der Vorderseite, da wo die Querhasta
ansetzt, einbiegt
Beim Figürlichen müssen wir zwischen oben
und unten scheiden. Die oberen kleinen Gruppen,
die immer eine der apostolischen Gemeinden
darstellen, an die die betreffende Monatsepistcl
gerichtet ist (Romer, Galathcr, Corinther usw.)
sind noch vollständig als Gruppe gefühlt wie
sie uns zeitgenössische oder doch zum mindesten
wenig frühere Tympana darbieten; die unteren
Figuren hingegen sind, um im,. Vergleiche zu
bleiben, Standfiguren, die uns vielleicht als ein-
zige gotischen Geistes einen Hauch verspüren
lassen; die überzierende Bewegung und vor
allem das flatternde Spruchband ist hier
zumeist echt gotisch. Daß in ihnen aber auch
Digitized by Google
190 llnchrr, ft>rr Stil uml KnmpiMlion <l«r fauuM*chea Miniaturen aus iler Zeit Karls V. von Frankreich.
Romanisches noch nicht ganz erstorben ist, be-
weist der sehr sanfte Gcwandfaltenaufprall auf
den Boden, wie überhaupt das schlichte Gerade,
ja teilweise sogar Runde in der Faltelung, das
uns mit cüichen doch noch straffer gedachten
Gestalten (z. B. Thomas Fol. 6, Thadäus Fol. 9
u. a.) ganz antikisch autl.dlt.
Die Architektur endlich überrascht uns mit
ihrer unlogischen Konstruktionsart keineswegs.
Wir sind das von Byzanz her gewöhnt; am
meisten treffen wir basilikalen Grundriß, neben
dem sich die bekannten Monchshandschrift-
I'hantasmagoricn breit machen. Hin Spitzbogen
oder ein Vierpaß können uns in ihrer dekora-
tiven Einseitigkeit noch lange nicht als Ingre-
diens für das Wesen eines Gotikers gelten. —
Verlassen wir das etwas kalligraphische
Kalendarium, uns dem, einem Evangeliarium
inhaltlich mehr gleichenden Hauptteile zuwen-
dend, so kommen wir zu den ungefähr selben
Resultaten. Oft treffen wir schon die mo-
dische Gebärde trecentistischer Courtoisie; aber
ihr fehlt noch zumeist das Durchgefühlte; sie
ist schwierig angesetzt an einen alteren Torso.
Der Illuminator hatte eben — genau wie seine
Kollegen von der Literatur — ältere Thema-
behandlungcn vor sich, die er, bewußt aus
seiner antikischen — wenn auch nicht ganz
ehrlich erworbenen stilistischen Eleganz und
seiner schonen Belescnheit in dem großen
Buche der Natur, das er freilich niemals selbst
aufschlug, zitierte, d. h. ganz einfach abschrieb.
So tritt uns Byzanz gleich in Anordnung und
Komposition der heiligen Dreieinigkeit ent-
gegen (Fol. Ii).« Was der Künstler selbst aus
solch einem Vogelflügel wie dem der ganz
lahmen Taube machen kann, zeigt uns das
gotischste dieser Blätter auf Fol. 123: „König
Johann und sein Schutzengel", wo die hoch-
erhobenen Engelsflügel einen linearen, wenn
auch etwas graziös gesuchten Ausdruck geben.
Erinnern wir uns daran, wie sonst ein Go-
tiker uns das Gewandcndc eines fliegenden
Engels in den Lüften flattern und rauschen
laßt, so vermissen wir bei diesem hier noch
ganz im Alten steckenden Meister jegliches
Amüsante in der Linie: seine fliegenden Engel
sind wie unten abgehackt — Folio 50 „Die
Geburt Jesu" gibt uns vor allem eine Fülle von
» Vgl. die Parallele auf Fol. 65.
r
Abb. 0. Raoul de Prellet überreich! Karl V. »eine Übcr-
• ctznng der Civitaft Dei Aufuilini.
Paria, Cod. frans. P- I*
Gewandstilistik; hier scheint sich der Zeich-
ner wenig von seinem Vorbilde entfernt zu
haben: die Horizontale dominiert ganz ent-
schieden; die kargen Überschneidungen sind
rundlich weich oströmisch; die aufgehängten
dürftigen Vorhängchen können uns keine Freude
an der langweilig romanischen Linie abnötigen.
— Dieses Largo in der Gewandbehandlung
findet die häufigste Parallele in der flauen
Bewegung. Greifen wir zwei besonders präg-
nante Beispiele heraus: Folio 61 „Die Flucht
nach Ägypten" und Folio 102 „Tragen einer
Krone von St. Ludwig usw.", so sehen wir,
daß sich uns nur ein ganz langsames, breit be-
handeltes Geschiebe darstellt — ein völlig unge-
brochenes Kreissegment drückt sich nach seiner
Innen- oder Außenseite ruhig vorwärts — und
daß eine Bewegung überhaupt besteht, geben
uns nur der Text und die gleichgewandte Rich-
tung der Figuren symbolisch andeutungsweise
zu verstehen. — Ahnliches finden wir auf Folio
9'. 97. 99- >oo. «04 u. a.
Um so grotesker mutet uns in aller dieser
Schwcrmutigkeit das lustige Piccicato an, wie
es unser Maler aus sich heraus auf dem
soeben oben erwähnten Blatte Folio 61 „Die
Flucht nach Ägypten" darstellt. Im Rucken
dieses schön geschwungenen Kreisbogenstucks
Digitized by Google
Abb. 7. Kalenderieite iui den Pente« Hcures du Duc de Berrjr {ipatere r'asiuxg ca. 1 1<
BruiMl. Cod.
A stuht in für b»h*H't**Ji JC Zu f /frier. Uitr Stil »nJ Krmfviiti.m drr frantsutKh** .yfi*itit*m uns.
Google
Digitized by Google
Hoeher, Üher Stil und Komposition der
Abb. 9. Ans Arisloteli» Polilcia.
Dat dcmokrali«ch« Gut. Brunei. Cod. lUOf. p. ijor.
treibt das Krixkrax von kleinen, an einem
galgenartigen Bau sich tummelnden Teufelchen
sein Wesen. Diese humorvollen eigensten
Empfindungen des Zeichners, die wir auch auf
Fol. 39, Fol. 50, Fol. 53, Fol. 55, Fol. 65, Fol.
150, Fol. 151 und Fol. 191 vorfinden, sind
ganz gotisch in Gesinnung und Ijncamcnt; sie
sind in ihrer oft derben Lustigkeit, wie sie uns
oben und unten im Bilde oder am Bildrande
mehr oder minder genrehall entgegentreten,
ein adäquater Naturausdruck der Zeit, die uns
ja auch in diesem Nordfrankreich den gotischen
„Reinecke Fuchs" beschert hat Die zierlich-
frechen Figürchen drehen und winden sich
häufig zwischen dem noch ganz traditionellen
Rankenwerk, das bei größerer Breitenaus-
dehnung das uralte entweder runde oder eckige
(auch romanische) Zickzackmotiv ziert Für
die Blattformen gilt das oben Gesagte.
Nehmen wir eine Anzahl von Bilderhand-
schriften aus dem Besitze Karls V. vor, die sämt-
lich um 1370 oder noch später datieren,* so
müssen wir schon einen entschiedenen Fortschritt
in das Gotische konstatieren: die sprechende
Linie beginnt weit mehr als solche zu gelten.
Fangen wir bei den Ornament- und Schrift-
charakteren an, so zeigt sich in Zierzweigen und
1 Vgl. Facsimile de Lirres copics et cnlumines ponr
Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Frankreich. '9'
Majuskeln wenig Neueres — bei letzteren treffen
wir sogar das uralte Drachenmotiv noch vor,
die Minuskel hingegen weist zumeist schon
neuere Weisen, wie die zweite gebrochene Form
des „a", auf. Von Älterem ist auch noch die
Umrahmung der einzelnen Szenen übrig ge-
blieben: ein aus dem Quadrat abgeleitetes, ab-
wechselnd aus vier I Ialbkreisen und vier Recht-
winkeln bestehendes Medaillon, das aber auch
noch bis in das italienische Quattrocento hinein
beibehalten wird.
Was die Bildchen selbst angeht, so finden
wir hier häufig ein Nebeneinander oder Unter-
einander von Alt und Neu. Eine kleine, ver-
hältnismäßig frühe Historienbibel zeigt uns auf
ihrer letzten Seite den noch ganz massig ge-
dachten Karl V., in die Anbetung der Ma-
donna versunken, deren unterer Rock in reicher
Gestaltung auf dem Boden ruht, während noch
der Arm in der bekannten Ovalfalte aus Byzanz
steckt. Ahnliches treffen wir in Darstellungen
wie auf dem Frontispiz eines Viarium Dei, wo
Flache: die Masse der Vasallen, und Linie: die
Buchüberreichung an den König, durch den
Verfasser gegeneinander gesetzt sind, wie ferner
auf der Vorderseite eines Lebens des Heiligen
Ludwig, wo ein Interesse an eleganter Falten-
linie neben summarischster breitflächiger Figuren-
zusammennahme einhergeht, und wie endlich
auf F0L439 der „Grandes Chroniques de France",
die uns trotz scharf pointiertester Zeichnung in
der totalen Frontalität und Rechts- und Links-
Figurensymmetrie stark an Ostrom erinnert —
In den schwebenden EngeLsfiguren erkennen wir
nur Altes, Vertrautes wieder. Die zumeist hellen
Gestalten heben sich von dunkleren, nach frü-
herem Rezepte (lach gemusterten Hintergrunde
ab, da hier Innenräume am häufigsten sind;
die wenigen dürftigen Vorhängchen sind noch
ganz die alten, oben erwähnten; ein neueres
Element finden wir nur in dem zugespitzten
Baldachin, der uns über dem Haupte des Bild-
helden von nun an hundertfach begegnet —
Die Außenarchitcktur zeigt uns auch wieder das
Bild des Ubergangs: das oben erwähnte Buch-
überreichungsbild zeichnet uns eine Tonne, wie
sie manches byzantinisches Manuskript aufweist,
und dasselbe ließe sich von den Turmbauten auf
Seite 1 der „Voyages de Jean de Maudeville"
Roy Charles V. par Leopold Delitle. 1903.
Digitized by Google
192 Hoeber, Über Stil und Komposition der
Miniaturen aus der Zeit Karls V. von Frankreich.
sagen. Architektonisch Besseres und damit
Neueres bietet uns erst das Frontispiz des Ra-
tionale von 1372: eine gotische Doppelbogen-
stellung mit Fiale, Trifolium und frühgotischcr
Knospenkapitellsaule; ferner ein auf dem Titel-
blatte des „Livre du Gouvernement des Roys"
befindlicher, der ersteren Architektur stilahn-
licher dreifacher Baldachin.
Charles le Sage war nicht nur ein Liebhaber,
ein Dilettant in des Wortes bester Bedeutung,
■•^twz.'ff VSßr •
Handschriften genannt. — Dem nur etwas
schärferen Beobachter wird auch das Bedeuten-
dere, Neuere in den Illustrationen dieser Bücher-
gruppe nicht entgehen. Von Illuminatoren hören
wir die Namen der Valets de chambre Jean de
Vaudebar, Johann von Brügge, Raoul de Presles
(Abb. 6). Schon das Thema dieser „Politica"
berührt uns ganz gotisch, ganz neu und zeit-
gemäß, wie ja Ranke auch jene beiden Jahr-
hunderte als die plebejischsten bezeichnet: der
Maler hat seine sichtbare Freude daran, in diesen
wilden, teilweise blutrünstigen Szenchen sich
Abb. in. Titelbild aas Aristotelis Politeim Ott teeht Verfassungen»
iKnde des XIV. Jahrhunderts.) Brüssel, Cod. 11 im.
von Handschriftenbildern, sondern von hand-
schriftlicher Bildung überhaupt; sein Bestreben
ging darauf hinaus, sich eine Enzyklopädie des
Wissens und Glaubens jener Zeit anzulegen;
er brachte es dabei bis auf neunhundert Bände,
die er in einer äußerst bequem ausgestatteten
Bibliothek, nicht nur der Betrachtung, sondern
auch der I.ektüre seiner wundervollen Manu-
skripte gewidmet, aufheben ließ. Übersetzungen
ins Volgare aus dem Titus Livius, der Civitas
Dei Augustini, der Politica, Ökonomica, Ethica
des Aristoteles seien als die wichtigsten seiner
■ Brüssel. Cod. 11201.
auszutoben; und in dasselbe Bereich fällt die
nordisch- germanische und damit „gotische"
Teufelsphantastik auf Fol. 342 V der Civitas Dei
(Abb. 5); ein weiterer Vergleich mit Späterem
ist als selbstverständlich überflüssig.' — Die
sechs bis acht Figuren, die jede Einzeldarstellung
besitzt, bilden keine klumpigen Massen mehr;
sie bilden nun, jede fast zu sehr von der andern
gelöst, einen eigenen Linienfaktor, der lebhaft
gestikuliert, obwohl sein Vorläufer noch so ver-
hältnismäßig ruhig war. Dieses Zickzack fallt
uns besonders auf den linksseitigen Bildchen
„Tyrannis", „Oligarchie" und „Demokratie" auf;
die rechten sind symmetrisch ruhiger gehalten
Digitized by Google
Abb.it. Kroninpi« tiotr >««it*a Citiltt D«i Kirlt V. Brün], Cod. <yyr,.
Zrilttkrifi für BMcker/rwunJt JC.
Zu ilotbtr: Ü&er Stit und Kcmpoiitwn dtt /raniatiicArn Miniaturwn uiW-
Google
n- .ai r.iV (au&Ü J
frniniratujifT. crijini (rtumf .ic
luuuir aiiCbuic cunir VMunr »m
11:011 . «vurffiyur oft Upr*
fuutr tn.iU6«-(tupuii»t"f<u«r
tr unmunumr * tau trnon UM*
m ar4ur>i|us *«ur W lau
D\u tv . i iv oiiXvn nr emmr *ur "
•,»ur Jonmr JMiiiiri UMiunr. i*t
tau» nieiuinum« Wbntoruws«»
«ii «ur«- 4iiri4 (inf ü .wn^i« W
tu MUMT P» «» *»<* Ig Jj B ™ en
rtimr upnranmr nrnf kSiitSi«
Abb. it. Lt i c h ■ szu g. Cwilu Du Auguiuni. Paris, Cr. aiiti. Seile 41 v.
Google
Ilocber, Über Stil and Komposilion tter französischen Miniaturen ans der Zeit Karls V. von Frankreich. 193
(Abb. 10). Dieses ganze Blatt ist das ent-
schieden neueste; die andern Blätter bringen
zuviel Landschaftliches, zuviel Hintergrund,
zuviel Rüche und mit der Flache zuviel antike
Erinnerungen.
Gotisch umüsant ist vielleicht noch der
Vorwurf des „Demokratischen Gutes";* störend
wirkt aber die dürftig modellierende Binnen-
zeichnung der Tiere, das Archaische in Maus
und Flur, das Byzantischc der Pilzbäume
(Abb. 9); der gotische Baum wurde erst fast
hundert Jahre später entdeckt. Versuchen
wir eine Ikonographie der iMndschaft in
diesen Blattchen zu bilden, 1 so zeigt sich
uns das kammartig gewellte Erdreich aus
Ostrom (Abb. 3), mit selten in größere
Gruppen zusammengefaßten Pilzbäumchcn
gleichen Ursprung bestanden, deren Krone
nur hier und da von dürren Pünktchen zer-
blättert ist Einen Ansatz zu Neuerem treffen
wir in dem Waldesdickicht auf der Vorderseite
der Handschrift der Brüsseler Nationalbibliothek
9507 rechts oben (Abb. II). Die Bodenvege-
tation wird nach altbewährtem Rezepte als
regelmäßig weit verteiltes, aus kleinen Pflanzchcn
bestehendes Teppichmuster mit spitziger Feder
gezeichnet Himmel und ornamentierter Gold-
hintergrund sind natürlich identisch. Wie er
als Folie für die Gestalt ausgenutzt wird, zeigt
uns die Miniatur einer Kreuzigung aus dem
Stundenbuche Philipps des Kuhnen," wo der
Hintergrund bis zum Kreuzfuße hcrabreicht
die gotische S-Linie des fast durch die Gewalt
der neuen Bewegungsachse das Kreuz mitreißen-
den Christus fest betonend (Abb. 3); das Inter-
esse an seiner gleichsam goldgestickten Fläche
gibt aber einem flatternden Lendentuche noch
keinen Kaum. —
Die Landschaft bot uns also nur weniges,
mehr die Architektur. An der Spitze rangiert
wieder das oben besprochene Blatt aus der
„Politica" mit seinen recht exakten Aufrissen
streng gotischer Baldachine; ihm fast gleich-
wertig ist die Wiedergabe eines Baldachins
auf dem Frontispiz der Civitas Dei,« wo der
Verfertiger Kaoul de Presles dem Könige sein
Opus überreicht: Karl ist hier als Porträt
Abb. ij. Aul d«r M«taphyiik de« Ariftetcleit Oc iultilia.
Brunei, Cod. 9505. *> r -
gegeben, eine ganz ausgesprochene Tat des
gotischen Realismus, in Sonderheit, wenn man
bedenkt, daß nach Molinier* noch fünf weitere
Bildnisse — vier auf Urkundenköpfen — sich
nachweisen lassen, eine Zahl, die eher zu niedrig
als zu hoch bei genauerer Nachforschung
gegriffen sein dürfte. Eine weitere größere
Architektur zeigt uns ein in der Lebendigkeit
seiner Konzeption vielleicht ganz gotisches
Meiergehöft 6 (Abb. 14), wenn uns der zuge-
hörige Bau nicht durchaus altertümelnd wie ein
uns noch recht bekannt klingendes Lied aus by-
zantinischen Zeiten anmutete. Die noch sehr
unklare Masse von, so scheint es, teilweise
tonnenartig überwölbten Schiffen und ange-
bauten Vor- und Nebenhäusern, dumm auf-
gesetzten Rund- und eckigen Türmchen mit
dem gern gotisch sein wollenden Zuviel an
Zinnen und Konsolen und Fenstern erweckt in
uns durchaus keine gotischen, d. h. konstruktiven
Gedanken, sondern höchstens, wie wohl auch
bei dem Beschauer der damaligen Zeit, nur
leicht andeutende literarische. Das Gleiche gilt
für das unter dem Brückenbogen dahinfließende
Wasser und für die Stadtmauer auf Fol. 89'
der „Politica", ferner im wesentlichsten auch
' Brüssel. Cod. 1120t. 239 r.
1 Paris. Kr. 22912. 94V. 407V. 4iv. 342V. Brüssel. Cod. tuoir. Cod. 10392. 64r. 76r. Cod. 9^34/5- 8 7r.
Cod. 9507 r. — J Brüssel. Cod. 10392. 64r. — i Siehe Abb. 6. Paris. Cod. franc. 22912. pag. ir.
5 Auguste Molinier, Les Manuscrits et les Miniatures. 1892. Seite 225. — 6 Vtris Fr. 2291 2. 407».
Z. f. R. 1906,1907. 2$
Digitized by Google
194 Hoeber, Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen ans der Zeit Karls V. von Frankreich.
noch für das doch schon etwas
bessere Schulgcbäude des Philo-
sophen auf Fol. 2* (Abb. S): hier
das recht hübsch Bewegte der Ge-
wand- und Vorhangsfalten, dort
das noch hinzukommende Element
raupenartig zerflatternder Spruch-
bänder (Abb. 13) nebst einem
ganz gotisch gedachten Tischchen
weisen uns wieder moderneren
Geist. Die buntgewirkten Hinter-
grundstapeten, die bekannten
Spitzbaldachine und die Dürftigkeit
winziger Vorhängchen (Abb. 15)
dürfen wir als rein flächenmäßig
übergehen. —
Wenden wir uns dem Orna-
mente zu, so sehen wir ein Vor-
drängen des Domblattes vor dem
Ilerzblatte, das aber noch immer bleibt; ähn-
liches lädt sich bei der Minuskel für ältere
und neuere Formen konstatieren; in der Ma-
juskel bleibt noch durcltweg das Romanische.
Ein ganz gotisches neues Motiv ist es hin-
gegen, die Umrahmung durch Tier- oder Men-
schengrotesken geistvoll zu unterbrechen.*
Der Faltcngebung endlich können wir auch
hier keinen neueren Platz einräumen als in un-
serem zweiten Abschnitte: hie und da dicht
neben einem entschiedensten Staccato ge-
brochener Linienhäufung die süße, wohlige
Kantilene der ellipsen förmigen runden Falte;
1 Brüs>cl. Cod. 9505/6- 2v Paris. Fr. 22912. 4lv.
» Paris. Fr. 22912. 94v.
Abb. ij Miniatur an* d « ra Stundtobuch Philipp! <lc<
Kuhnen von Burgund (Beispiel für Vorsang und Baldachin).
Brun«), Cod 10391, p. 39 v.
Abb. 14. Aus der ersten Civitai Dei Karls V.: Baacrngeboft.
Paru, Cod. fraoe. j jti .. p. 407 »■
bald herrscht die Freude an scharfgerissener
Zeichnung, bald wieder das Interesse an der
massigen Silhouette als solcher vor.
Gotische Bewegung können wir vor allem
in den „Liedern niederer Minne" d h. in den
Teufels-, Bürger- und Bauernszenen finden.
Was die immer äußerst kurzgefaßte höfische
Gebärde des Schreitens, Begrüßens, Gebens usw.
angeht, die man so gern fiir die Gotik als
Spezifikum in Anspruch nimmt so möchte ich
nur bemerken, daß wir sie schon in der großen
Epenliteratur, d. h. in einer noch durchaus ro-
manischen Epoche antreffen. Im allgemeinen
gelten bei unseren Blättern, mit Ausnahme
des schon mehrfach als reifer erwähnten aristo-
telischen Verfassungsblattes, noch die völlig ge-
schlossenen Massen als ganz bewegunglose
Haufen oder sogar nur als flachste Folie für
hervorragendere Gestalten wie z. B. für den
Weltenrichter (Abb. 16) auf einer Anbetung. 1
Wie niedrig die Bewegung als solche gegriffen
ist, zeigt uns der entsetzlich saumselige Trauer-
zug auf Fol. 4i T desselben Manuskriptes, wo
sich eigentlich nur am Heben des Pferdefußes
ein Vorwärtskommen ahnen läßt; ein Trauer-
zug soll langsam feierlich vorschreiten, aber
doch nicht stehen bleiben; dagegen herrscht
hier ausnahmsweise schon die Vertikale vor
im Gegensatz zu der allgemeiner üblichen
Rundung.
Digitized by Google
Bertram, G. W. von Leibniiens Beiiebungen zu Z. K. von Uffcnbach.
195
Abb. 16. Au» dem Stondenbuch Philippi de« Kuhnen von
Anbetung de» W c I te»r icb te r U Pah», Cod. tna%. 3201»,
Ziehen wir das Fazit aus unseren Betrach-
tungen, so erhalten wir folgende Resultate: Das
Wesen der Flächenkunst, wenn wir auch noch
neben der Buchmalerei die zeitgenössischen
Tapisserien vergleichen, ist bis weit in das
XIV. Jahrhundert hinein durchaus romanisch;
damit ist sie unabhängig von der führenden
Architektur, da es unmöglich ist, rein deko-
rative Elemente als neuen Stil auszugeben und
da wir als Gotik allein die fast einseitig ten-
denziöse Freude an der willkürlich gebrochenen
Linienhäufung verstehen. Bei der dürftigsten
Armseligkeit der Binnenzeichnung unserer eben
besprochenen Blättchen aber läßt sich hiervon
noch nicht reden. Bei der ent-
schieden gotischen Plastik jener
Zeit hilft der Meißel oder das
Schneidemesser des Bildhauers,
interessante Körperünien heraus-
zuholen; und dasselbe sucht hier
der kolorierende Pinsel fertig zu
bringen, was ihm aber wegen der
noch zähen Dickflüssigkeit des
Pigments nicht gelingen will, sodaß
wir nur einen mangel- und flächen-
haften — damit romanischen —
Modulationsausdruck erhalten.
Bei der Ergänzung der Ellipse
unserer Entwicklungstheorie kom-
men wir auf das XV. Jahrhun-
dert als auf das Jahrhundert der
eigentlichst erstgotischen Buch-
illustration, so daß erst die sogenannte Spät-
gotik in Utr volle Bedeutung gewinnt; in Schon-
gauer und Durer können wir die Höhepunkte
sehen. Doch war der gotischen Illustration
kein langes Leben beschieden, wenn sie auch,
wie sie ja auch erst um so viel später an-
gefangen hat, in das kommende Jahrhundert
weit hincingrifT; die Zeit der Apostel Dürers
bilden ungefähr ihre Endgrenze. —
Als Warnung folgt daraus, die Baugotik
(oder die Gotik überhaupt) nach französischem
Vorbilde zu früh beginnen zu lassen oder ihr
gar einen allzu unumschränkten Machteinfluß
auf alles andre zu geben.
Burg lodi
P- 94».
G. W. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffenbach.
Von
Professor Dr. Fr. Bertram in Hannover.
Jor zweihundert Jahren war es in der
kleinen, ungefähr 12000 Einwohner
zählenden Residenzstadt Hannover mit
dem Bibliothekswesen noch schlecht bestellt.
Leihbibliotheken in unserem Sinne gab es nicht,
und von Seiten derer, die berufen gewesen wären,
auch dem nur geringen I^esebedürfnis der da-
maligen Zeit fördernd entgegen zu kommen,
geschah so gut wie gar nichts — und dabei
stand die herzogliche, dann kurfürstliche, seit
1714 königliche Bibliothek unter der Leitung
keines Geringeren als des berühmten Philo-
sophen, Polyhistors und Geschichtschreibers des
Welfenhauscs Gottfried Wilhelm von Leibniz.
Dieser war seit 1676 Bibliothekar der vom
Herzog Johann Friedrich begründeten Bücher-
sammlung; 1696 wurde er vom Kurfürsten
Ernst August zum Geheimen Justizrat ernannt
und erhielt 1709 den Adel und Freihermtitel.
Leibniz wohnte in dem seitens der Regierung
Digitized by Google
,96
von der Witwe des Johann Hennig von Lüde
gemieteten Hauses« an der Schmiedestraße IO.
Auf seinen Wunsch wurde hier nach dem
1679 erfolgten Tode des I Icrzogs Johann Fried-
rich die Hofbibliothek in einem großen Saale
aufgestellt. Erst 17 19 kam sie nach ihrer Ver-
einigung mit der Lcibnizschen Sammlung in das
königliche Archiv am Waterlooplatze.
Die letzte Zeit seines Lebens wurde der
unverheiratet gebliebene, nunmehr 64 Jahre alte
Gelehrte arg von der Gicht geplagt Außer-
dem war er mißmutig und verstimmt über die
unerfreulichen Beziehungen zu seinem Kur-
fürsten Georg Ludwig (regierte seit 1698), die
er zum Teil durch seine häufige und lange
Abwesenheit von Hannover selbst verschuldet
hatte.* Auf seinen Reisen suchte er die Unter-
haltung der Gelehrten auf und hieß daheim alle
willkommen, die ihm in Hannover ihren He
such machten. Obgleich es ihm aber schmei-
chelte, von den Gelehrten aus allen Gegenden
der Welt aufgesucht und um seine Ansichten
befragt zu werden, so zeigte sich der sonst
durchaus gefällige Mann sehr zurückhaltend, ja
völlig unzugänglich, wenn an ihn die Bitte um
Zutritt zu seiner und des Kurfürsten Bibliothek
gerichtet wurde. „In das Gemach, wo er seine
Bücher aufbewahrte, gestattete er nicht leicht
jemandem den Eintritt", berichtet Joh. Friedr.
Feiler, sein früherer Gehilfe bei der Ausarbeitung
der Geschichte des Hauses Braunschweig.
Mit Interesse lesen wir nun, was uns Herr
Zacharias Konrad von Uffenbach, J der durch
seine Reisen und eine wertvolle Bibliothek be-
rühmt gewordene Patrizier und Literator aus
Frankfurt am Main, über seine Erlebnisse und
Eindrücke in Verkehr mit Leibniz erzählt.
Zacharias Konrad von Uffenbach, weiland
Schöffe und Ratsherr seiner Vaterstadt, war
von Jugend auf ein begeisterter Bücherfreund;
glückliche Vermögensverhältnisse und Lebens-
umstände gestatteten ihm die Erfüllung seines
Lieblingswunsches, ausgedehnte Reisen zu
machen und Bücher zu sammeln. So kam er
in den Besitz einer bedeutenden Bibliothek, die
„acht Zimmer und unter diesen vier ziemlich
große, mit Büchern und Codices angefüllt",
umfaßte. Sic war weit und breit berühmt und
galt als eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges.
Ihr Besitzer „behielt aber", so heißt es in der
Biographie, „seine Kleinodien nicht bloß vor sich,
sondern er wollte sie auch allen ehrlichen
Leuten mitteilen. Seine so gute Gemütsart
hatte mit der schändlichen Filzigkeit der Euc-
lioncn« nichts gemein; denn diese scharren
ihre Güter nur vor sich zusammen und suchen
niemanden zu nutzen."
Sechsundzwanzig Jahre alt, unternahm der
aus einem hochadeligen Geschlecht stammende
Patrizier am II. November 1709 mit dem
jüngeren Bruder Johann Friedrich, seinem stän-
digen Reisegenossen, die Fahrt nach England,
von der er erst am 18. April 171 1 zurückkehrte.
Am 9. Januar 1710 langte er in Hannover an
und weilte hier bis zum 20. Januar. Wegen
des Karnevals, der schon am 1. Januar begonnen
hatte, waren viele Fremde in der Residenz,
und die Brüder freuten sich, daß sie „endlich
in der Neustadt in der roten Schenke 5 bei Herrn
Roth noch wohl beherbergt wurden."
Uffenbach (ich meine immer den älteren
Bruder) wollte die kurfürsüiche Bibliothek sowie
private Sammlungen sehen und bei Buch-
händlern neue Einkäufe machen. Seine Hoff-
nung aber, das Innere der ersteren betreten zu
dürfen, mußte er von vornherein aufgeben, da
man ihm mitteilte, daß Leibniz jedem die Be-
sichtigung der Bücherei durchweg verwehre ; ja
< Das sogenannte Leibnizhaus ist im Jahre 1439 von der Familie von So den erbaut worden; Karl von Lüde bat
ihm 1652 die hentige Gestalt gegeben und die Fassade nebst dem Portal gebaut.
» Vgl. G. E. Guhraucr, G. W. Freiherr von Leihnil II, S. 343, 351. Er schrieb sich mit z und nicht mit tz.
i Herrn Zacharias Konrad von Uffenbach Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und Engelland. Erster
Teil. Mit Kupfern. Frankfurt und Leipzig 1 753- Der Herausgeber, Johann Georg Schelborn, Prediger und Bibliothekar
der Reichsstadt Memmingen, ist anf den Titelblättern des drei Teile umfassenden Werkes nicht genannt Die von ihm
verfallt« lateinische I^benbeschreibung von Uffenbach hat sein Schwiegersohn Georg Hermann, Rektor des Lyzeums in
Memmingen, ins Deutsche übersetzt und ergänzt. — 4 Eu = wohl, gut; Helios _ Sonne.
5 Die „rote Schenke" hieü später „Ahles* Schenke" nach ihrem Besitzer Joh. Anselm Ahles, Calenberger Str. 3a.
1714 wurde dann von der Familie Ahles die jetzt noch blühende Firma „Weinhandlung von Joh. Wilhelm Ahles Sohn",
Mittelslr. 8, begründet (Inhaber Otto Schultz).
Die Benennung „Schenke" für die vorzüglichsten Wirtshäuser in dem alten Hannover schreibt sich „wahrscheinlich
von den auf die zuerst angelegten Wirtshäuser gelegten Weinschenken-Gerechtigkeiten her". (Spilcker, Historisch-topogra-
der königlichen Residenzstadt Hannover. 1819, S. 576.
Digitized by Google
Bertram, G. W. von Lribniznu Beziehungen tu 7«, K. von Uffenbach.
197
nicht einmal der Kurfürst könne sie sehen,
sondern der Herr Geheime Rat pflege es unter
dem Verwände, daß sie nicht in Ordnung sei,
jederzeit abzulehnen.
So vorbereitet, ließen es die Brüder am
Nachmittag des 10. Januar ihr „erstes sein, sich
bei dem weltberühmten und grundgelehrten
Herrn Geheimden Rat von Leibniz zu melden,
der ihnen auch sogleich erlaubte, zu ihm zu
kommen". Er empfing sie aufs hoflichste.
„Mit seinen Felzsti limpfen und
Nachtrock, mit Pelz gefüttert,
wie auch mit seinen großen
Socken von grauem Fil
anstatt der Pantoffeln,
und einer sonderbaren
langen Perücke" hatte
der angehende Greis
,ein wunderlichesAus-
sehen'. Gesprächig,
mitteilsam wie er
war, unterhielt er
sich mit seinem Be-
suche „von aller-
hand politischen und
andern gelehrten Din-
gen". Uffenbach aber
„suchte mit Fleiß, der-
gleichen Diskurs abzu
brechen und ihn zu bitten,
ihnen sowohl seine eigene als die
kurfürstliche Bibliothek zu
zeigen". Doch da sagte
Leibniz: „die kurfürstliche
sei eine Bibliotheque de
Cabinct, und nichts als
neue historische Bücher
darinnen; sie sei auch
noch in solcher Unord-
nung, daß er keinen Menschen hineinfuhren
konnte". „Was seine eigene Bibliothek betrifft,"
erzahlt Uffenbach weiter, „so brauchte er eben
dergleichen Entschuldigungen von der Unord-
nung und fugte bei, es sei miteinander nichts
besonderes, wenn er etliche Codices, so er uns
G. W, von Leibnit.
Nach A. Scheits gestochen von J. F. Baus«
holen und zeigen wolle, ausnehme. Er schlich
auch wirklich hinüber und langte eine Anzahl
von Büchern heraus." Sehr geheimnisvoll tat er
dann mit vierzehn kleinen, dünnen gedruck-
ten chinesischen Büchern, „welche ihm der
berühmte P. Bouvet 1 aus Indien geschickt hatte".
Bei Eintritt der Dunkelheit verabschiedeten sich
die Herren, und Leibniz bat sie, „mehrmals zu-
zusprechen."
Im Laufe der Unterhaltung, so dürfen wir
annehmen, war die Rede auf die
Bändezahl der Hofbibliothek
gekommen, und der Gelehrte
hatte sein Bedauern über
ihre Geringfügigkeit aus-
gedrückt. Daß dieser
keine jährlich vorweg
festgesetzte Summe
zur Verfügung hatte
und bei erfolgtem
Angebot stets auf
den guten Willen
seines Fürsten an-
gewiesen war, wußte
Uffenbach; immerhin
durfte er sich darüber
wundern, daß Leibniz
nit dem Bestände der
Hofbibliothek nicht zufrie-
den gewesen war. Verstimmt
hatte ihn auch die Vermutung
dieser habe ihm mancher-
lei merkwürdige und wert-
volle Bücher, die gerade
in seinen Händen waren,
nicht gezeigt
Am 11. Januar sprach
er mit seinem Bruder bei
dem „bekannten und vor-
nehmsten Buchführer allhier Nicolaus Förster*
vor, um gute Bücher zu kaufen". Zu seiner
Genugtuung wunderte sich auch dieser darüber,
„daß die kurfürstliche Bibliothek nicht im Stande
wäre, da doch bei 50000 Stuck Bücher darinnen
seien; und sonderlich von französischen, die
■ Jesuit Missionar Bouvet in China. Vielleicht waren die Bücher über Indien nach Europa geschickt.
» I>a* Geschäftshaus des Buchdruckers und Buchhändlers Förster, beziehungsweise seiner Nachfolger, seit 1774 der
Gebrüder Ilclwing, befand sich bis znm Jahre 1861 in der Kramerstr. 13. Die Helwingsche Hofhuchhandlung ist
seit 1833 in den Händen der Familie Mierzinsky, in deren Namen Herr Karl Mierzinsky den Verlag der Firma als Pro-
kurist inne hat (Schlagerstr. 20), während iIas Sortiment 1876 an Herrn H. I.indemann (seit 1884 Firma B. Hermann in
Leipzig) übergegangen ist.
i 9 8
Bertram, G. W. von I.eibniz«M Beziehungen zu Z. K. von Uffenbacb.
dem Herzog Johann Friedrich wegen Verän-
derung der Religion von dem Könige von
Frankreich allezeit zugeschickt und verehrt
worden. So waren verschiedene Bibliotheken
ganz dazu gekauft worden, darunter die Foge-
lische' von Hamburg, so in achttausend Stück
der besten Bücher bestanden."
Schon durch das in der Stadt umgehende
Gerede, noch mehr aber durch die eigenen Erleb-
nisse und Forsters Mitteilungen gegen Leibniz
eingenommen, mußten die Brüder gute Miene
machen, als ihnen dieser am 12. Januar, einem
Sonntag, nachmittags, einen Gegenbesuch ab-
stattete, obgleich UfTenbach am 10. beim Ab-
schiede „sehr dagegen protestiert hatte". „Er
blieb lange bei uns," lesen wir weiter, „disku-
tierte von allerhand", und sicher hätten die
Fremden der Visite des ihnen nicht sympathisch
gewordenen Mannes eine kürzere Dauer ge-
wünscht.
Unsere Zustimmung verdient Guhrauers
Bemerkung (G. W. Freiherr von Leibniz, 1846,
II, p. 346). UrTenbach habe es dem Gelehrten
nicht vergessen können, daß er ihm die kur-
fursdichc und seine eigene Bibliothek nicht
zeigen wollte. Vielleicht hat unser Literator in
seinem mündlichen Reisebericht gerade Leibniz
als den filzigen Euelionen bezeichnet, der, auf
den lichten, sonnigen Höhen des Lebens zu
wandeln gewohnt, stets nach der Gnadensonne
der Fürsten trachtend, von dem bei kleinem
Zusammengebrachten ungern etwas hergebe.
Und wer mit Leibnizcns Lebenslauf einiger-
maßen vertraut ist, wird in dem Worte „Euelione"
dessen äußere und innere Persönlichkeit scharf
und treffend umrissen finden.
Jedenfalls bot sich dem jungen Manne noch
in Hannover Gelegenheit, den Herrn Geheimen
Rat seinen Tadel für das engherzige, wir würden
sagen, unkollegialische Verhalten fühlen zu lassen.
Hatte doch im Gegensatz dazu der Herr Abt
Molanus von Loccum am 16. Januar den Brüdern
nicht nur seine große Medaillen, Münz- und
Mineraliensammlung geöffnet, sondern sogar in
eigener Person sie in der Privatbibliothek herum-
geführt
Um Abschied zu nehmen, fuhren nämlich
Zacharias Konrad und Johann Friedrich am
19. Januar, dem Tage vor ihrer Abreise, nach-
mittags in der Schmiedestraße vor und fanden
dieselbe höfliche Aufnahme wie beim ersten
Besuch. Ein leutseliges Wesen und die feinen
Umgangsformen des gewandten, leicht in alle
I^agcn sich findenden Hofmannes waren Leib-
niz ja eigen. Nachdem sie sich „vor den bei
ihme gemachten guten Zutritt" bedankt hatten,
sprach man über den zweiten Teil seiner Scrip-
torum Brunsviciensium und alte Codices und
Chroniken, wobei er es beklagte, „daß wir so
gar wenig Historica von dem zwölften, drei-
zehnten und vierzehnten Seculo hätten. Insonder-
heit fände sich so gar nichts von Würzburgischen
Sachen". Jetzt bot ihm UfTenbach sein Chro-
nicon Hcrbipolense an, allerdings „gar behutsam",
weil ihm von dem Herrn von Leibniz gar wohl
bekannt war, daß er „zwar gern etwas haben
wollte, allein nicht gern etwas davon mitteile;
welches doch unter gelehrten lauten nicht sein
sollte". Leibniz bedauerte es darauf mehrmals,
„nichts als neuere Sachen von zwei- bis drei-
hundert Jahren" zu haben, und rühmte den
Fleiß und das Entgegenkommen des zu Eisenach
wohnenden Herrn Paulini, des frühereren Leib-
medikus bei dem Bischof von Galen. „Weil der
Herr von leibniz", so erzählt nun aber der
Frankfurter Patrizier weiter, „den Paulini immer
mehr lobte, konnte ich nicht unterlassen, über
seine Mißgunst zu klagen, daß er von den vielen
Handschriften, so er N. B. in Fässer geschlagen
habe, nichts rechts, als das Chronicon Corbicnse
herausgegeben, niemandem auch etwas davon
zu sehen vergönnte, wie ich ihm denn mein
Exempel anführte, da ich im vorigen Jahre in
Eisenach gewesen. Ich redete von den Fässern
mit Nachdruck, damit der Herr von Leibniz
merken könnte, was ich auch von seiner Manier
hielte, und daß er es mit der kurfürstlichen
Bibliothek eben so mache." Von dem Verbleib
der Briefe des Polyhistors und Staatsgelehrten
Hermann Coming, die nach den in Helmstädt
eingezogenen Erkundigungen in Hannover waren,
wollte der Bibliothekar nichts wissen, und auf
■ Fogel und nicht Flöget, wie Spilcker schreibt, hieß der 1675 verstorbene Hamborger Professor und Arzt, von
dem 1678 für ungefähr 2000 RthL die Sammlung angekauft wurde. Unter dem Kurfürsten Ernst August, der die Bi-
bliothek von Herrcnhausen in die Stadt bringen ließ, wurden vorzüglich auf I^eibnizens Veranlassung große Bestände aus
der Bibliothek von Emmerich Bigot (1689 in Ronen gestorben) und die ganze Büchersammlung des Hofrates von Westen-
holz erworben.
Digitized by Google
199
UtTenbachs Frage, ob er denn die hinterlassenen
Handschriften neuerer Gelehrten sowenig achtete,
antwortete er, „daß sie ihm auch sehr lieb waren",
und teilte mit, „wie er eines und anderes be-
kommen, das er als Cimelia Philosophica ans
Licht stellen wolle."
Ob die Herren beim Abschied auch wieder
gebeten wurden, den Besuch gelegentlich zu er-
neuern, teilt unser Gewahrsmann nicht mit. Er ist
auch nie wieder mit Leibniz zusammen getroffen.
Mit starken Zweifeln an des Philosophen
Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe verließen die
Brüder das stattliche Haus an der Schmiede-
straße und reisten am andern Tage von Hannover
ab, unzufrieden mit ihrem Erfolg bei Leibniz.
Sie mußten der Rede der Leute recht geben:
er wolle „nur so gar allcinc" in den an wissen-
schaftlichen Schätzen reichen Sammlungen
„wurmen"; sicher erschien ihnen auch der in
diesem Worte steckende Vergleich zutreffend,
wenn sie sich an den einsamen, nur unter seinen
Büchern arbeitenden und schaffenden Gelehrten,
sowie an dessen oben geschilderten Aulfug er-
innerten.
Ohne sein Verhalten als Bibliothekar billigen
zu wollen, suchen wir eine Erklärung hierfür
bei einem Manne, der zu den größten Geistern
aller Zeiten gehört und stets eine Zierde des
deutschen Namens bleibt. Wenn Uffenbach
ihm Geiz vorwirft, so wird das auf einem all-
gemein verbreiteten Urteil über Leibniz be-
ruhen und hat nichts mit einer Rache für
die unerfüllt gebliebenen Erwartungen hin-
sichdich der Bibliotheken zu tun. Man ver-
gleiche damit auch die von Leibnizens Sekre-
tär nach des Gelehrten Tode (1716) verfaßten
Personalien, in denen es heißt (Guhraucr II, 352):
„Das Geld hatte er sehr lieb und war daher
fast etwas sordidus." Der ihm von Natur an-
haftende Zug, sich abzuschließen und für sich
selbst zu leben, trat mit der Verschlechterung
seines Verhältnisses zum Hofe noch stärker
hervor. Sein Sinn war mehr darauf gerichtet,
zu sammeln und vielerlei beieinander zu sehen.
Es felüte ihm aber im allgemeinen die Fähig-
keit, die Massen zu ordnen und zu einem
erfreulichen Ganzen zu gestalten. Er beschäftigte
sich häufig mit den verschiedenartigsten Dingen
zu gleicher Zeit, jedes einzelne in der erhaben-
sten und stets auf das Allgemeine gerichteten
Weise betrachtend. Aber die Zersplitterung
seiner äußeren und seiner geistigen Tätigkeit
muß uns als Grund dafür erscheinen, daß er
„kein einzelnes Werk hinterlassen hat, dessen
innere Vollendung der Größe seines Geistes
entspräche."
Zur Ordnung der allmählich großer werden-
den Büchcrsammlung des Hofes hatte er keine
Hilfskraft oder wollte sie nicht haben; dazu
hinderten ihn seine häufigen Reisen und die
mit dem Alter wachsenden körperlichen Be-
schwerden an der Instandsetzung und -haltung
der Bibliothek. Erst 1714 w ard ihm Joh. Georg
Eccard zur Hilfe gegeben, der dann sein Nach-
folger wurde.
In seinen Schriften tritt uns Leibniz als der
eifrige und unermüdliche Vorkampfer für die
Wohlfahrt der Menschheit sowie für die geistige
I lebung und politische Erstarkung des deutschen
Volkes entgegen, trägt aber unmittelbar fast
gar nichts dazu bei, das in den beiden Samm-
lungen aufgespeicherte Wissen unter das Volk
zu bringen und ihm so eine der besten Grund-
lagen für seine geistige und materielle Entw ick-
lung zu schaffen.
Seit Leibnizens Zeit und besonders in den
letzten hundert Jahren ist bei allen Ständen
das Bildungsbedürfnis riesig gewachsen, und
eins der wichtigsten und besten Bildungsmittel
hat man in den Büchern, „dem auserlesenen
Besitztum der Menschheit", erkannt Das Lesen
und Studieren ist nicht mehr ein Vorrecht be-
vorzugter Stände geblieben, sondern dank der
st.iaüichen, kommunalen und privaten Forderung
ein allgemeines, allen zugänglich gemachtes
Bildungsmittel geworden, das auch von allen
Schichten der Bevölkerung freudig begrüßt und
ergriffen wird.
Digitized by Google
Einiges über die „Sieben Schwaben".
Von
Gottfried Vielhaber in Schlag!.
M AN" den 1812 erschienenen „Kinder-
HBNiiihI Hausmärchcn" von Jacob und
MI «1 Wilhelm Grimm begegnet uns unter
No. 119 der bekannte Stiche! seh wank von den
Sieben Schwaben. Im dritten Bande, der die Er-
läuterungen und Quellen enthält, geben (Seite 1 19)
die Herausgeber als Quelle hierfür an: Kirch-
hoffs „Wcndunmuth" (zuerst 1 563 gedruckt), das
Lied des Hans Sachs („Neun Schwaben gierigen
über lant"), ohne jedoch den Autor zu kennen,
und „ein bei Friedrich Campe in Nürnberg er-
schienenes fliegendes Blatt, worauf die sieben
Schwaben abgebildet sind und ihre Unterredung
in Reimen mitgeteilt wird". Max Radlkofer,
der Bibliograph der Sieben Schwaben, beschreibt
in seinem am 14. Dezember 1894 zu Augs-
burg gehaltenen Vortrage („Die sieben Schwaben
und ihr hervorragendster Historiograph Ludwig
Aurbacher." Hamburg 1895. 221. Heft der
Sammlung gemeinverständlicher wissenschaft-
licher Vorträge, begründet von Virchow und
Holtzendorff) diesen Kupferstich und teilt auch
die Verse mit (Seite 26 und 27). Wir ersehen
aus einer Vergleichung dieses Textes mit dem
bei den Brüdern Grimm, daß jenen in der
Reihenfolge der sieben Helden ein Irrtum unter-
laufen ist und daß sie die Sprache des Ein-
blattdruckes etwas änderten. Während näm-
lich auf dem fliegenden Blatte die Reihenfolge
(von rückwärts) folgende ist: t. Vcid, 2. Micha!.
3. Hans (der aber auf dem Bilde vor Michal
steht), 4. Jerglij, 5. Martij, 6. Jaklij und 7. Schult-
heis, haben die Herausgeber der „Kinder- und
Hausmärchen" als 2. Hans und als 3. Michal,
und es sind die im Kupferstiche dem Michal
in den Mund gelegten Worte dem Hans zu-
geteilt und umgekehrt
Dies ist ein offenbar durch Flüchtigkeit
entstandener Fehler, gerade so, wie der „Martij"
(Martin) des Einblattdruckes bei den Grimm
Nach einem kolorierten Kupfenlich von iBoö.
Digitized by Google
Vielh»l»er, Einige» über die
20 1
r9xe (teben reMxclJrn 6cfiba5eTV
J £*oR3u woiürr ^irmiabV .>lur)tna cHsru^iWrUctjuh oae U^iruxht rrUui'nux
<l 3errm I ltma.'ivlT6ut|a[t irul Ktjwääa, b\Jti»cr tetjte tJrnm ^rucfja fietja
3& roirO nukl^la-urn rm öaur li ifcs roohC^er taucTijar
43ffe xtxfr |ö tf»o«tjfem .-muUcr oWt* &uföS Inn Süef ^ruöer
5 $ana -JV-ittu qarujou voran, vh'nnfl tvr kuti oahxntm. (tafpv
O -Äerr £>rljut3 6rr mulä feer c ritt
6eu xbmai'bulh'töu'i'T
ir allrm
7 £0 .v^ljt bann tic-rtfa^ m\ Streit
iSrratv errctil man timTcr c AVut
i>a» Ua^rticuer \It nur i
Nichschnitt det Kupferilichi roo i8<j6. Zwischen 1826 und 1340.
„Marli" heißt Am Wortlaute des Textes wurde
auch einiges von ihnen geändert, z. B.i
Kupferstich:
Es wird nid feihla um a haar
so is a wohl der Teufel gar.
Grimm:
Es wird nil fehle um ein Haar
so ischt es wohl der Teufel gar.
Wir können aber nicht nur Druckort und
Herausgeber des Kupferstiches, sondern auch
sein Druckjahr bestimmen. Denn nach Radl-
kofer (Seite 37) schenkte der bekannte Regens-
burger Bischof Johann Michael Sailer dem Er-
weiterer und Fortbildner des auf Stammes-
neckerei beruhenden Schwankes von den Sieben
Schwaben, Ludwig Aurbacher, ein Exem-
plar dieses von den Brüdern Grimm benutzten
Kupferstiches, worauf unten von Sailers Hand
geschrieben stand: „Neu bekannt gemacht 1806"
(Radlkofer S. 48 Anm. 51). Dies ist offenbar das
Jahr, in dem dieser Einblattdruck, in dem ich ein
für den Massenverkauf auf Jahrmarkten bestimm-
tes Bild sehen möchte, veröffentlicht wurde.
— Von unseren Abbildungen gibt die erste
den außerordentlich selten geworden kolorierten
Kupferstich von 1806 (Plattenraum 261 mm
breit, 184 mm hoch, auf geripptem, grobem
Papier), wahrend die andere einen nach dem
ersten etwa 20 — 30 Jahre später im Negativ
angefertigten, in der Zeichnung des Hinter-
grundes etwas veränderten, in der Sprache
etwas modernisierten, bei Franz Barth in Wien
erschienenen Nachdruck darstellt
In neuester Zeit hat Moritz von Schwind
in einem Gemälde eine sehr drollige Darstel-
lung unserer mutigen Sieben geliefert und sich
selbst als Letzten unter ihnen porträtähnlich
dargestellt (eine Abbildung davon im Schwind-
rieft des „Kunstwart", Januar 1904). Selbst
Gegenstand einer Operette sind die sieben
Helden geworden (Karl Millöckcr: Die sieben
Schwaben). Auf der IX. internationalen Kunst-
ausstellung in München (1905) waren sie von
Meister Hans Sauttcr in Holzplastik ergötzlich
dargestellt zu sehen.
Z. f. U. 1906/1907.
Digitized by Google
Johann Jakob Weber der Jüngere.
Von
Karl Wilkc in Leipzig.
onBin August- und im Septemberheft 1901
MM K9 dieser Zeilschrift haben wir die Ge-
ra« NM schichte der Le i] zigei [Hustrierten Zeitung
nrT TPB und ihres Ücgrllnders, des Verlagsbuch-
hündlers Johann Jakob Weber, gegeben. Unter ihm
und seinen Söhnen ist die 1834 ins Leben ge-
rufene Finna J. J. Weber eine tonangebende
Pllege- und Heimstätte des Holzschnittes ge-
worden. Die von dem zweiten Sohne Johann
Jakobs, Georg Hermann Weber (geboren am
23. August 1842 zu Leipzig, gestorben am 19. Ok-
tober 1889 auf seiner Besitzung zu Klein-Zschach-
witz bei Dresden), herausgegebenen „Meister-
werke der Holzschneidekunst" (18 Bände, 1879 bis
1896) sind eine Glanzleistung deutscher Xylo-
graphie und Typographie und ein Stück Kunst-
geschichte der Neuzeit Wie sein Großvater und
Vater, so verdient auch der am 21. April d. J.
jäh aus dem Leben geschiedene Johann Jakob
Weber der Jüngere, der ältere Sohn Georg Her-
manns, ein Blatt in der Geschichte nicht nur
seines Hauses, sondern des Buchdrucks und der
Buchgewerbe überhaupt
Johann Jakob Weber, am 14. April 1873
zu Leipzig geboren, genoß im elterlichen Hause
eine ausgezeichnete Erziehung, an der auch die
Mutter, Marie geborene Giesecke (gestorben 1 905),
eine an Geist und Gemüt hervorragende Frau,
einen hoch zu veranschlagenden Anteil hatte.
Seine wissenschaftliche Vorbildung genoß Johann
Jakob im Teichmannschen Institut und in der
Nikolaischule seiner Vaterstadt Hier war es
auch, und zwar in der Buchdruckerei von Fischer
8l Wittig und in der Kommissionsbuchhandlung
von Robert Hoffmann, wo er die „Schwarzkunst"
Meister Gutenbergs am Setzkasten erlernte und
eine Anschauung von der Organisation des buch-
händlcrischen Verkehrs gewann. Nachdem er noch
in der Buchhandlung von Otto Petters zu Heidel-
berg eine Zeitlang tätig gewesen war, verschaffte
er sich zu Leicester in England und während
eines längern Aufenthalts in den Vereinigten
Staaten von Amerika einen Einblick in die ver-
schiedensten Zweige des Buchgewerbes. Dieser
Ausflug zu unseren angelsächsischen Vettern in
Großbritannien und der neuen Welt war von
großem Einfluß auf das technische Wissen und
Können Johann Jakobs, der am 23. März 1896
in das seit Oktober 1889 von seinem Oheim,
Dr. Felix Weber, geleitete Haus J. J. Weber ein-
trat In umfassender Weise im In- und Ausland
vorgebildet, betätigte sich der junge Weber zu-
nächst als Mitarbeiter, bald aber als Mitinhaber
der weltbekannten Firma.
Im Verla s ließ er sich ununterbrochen den
Ausbau der „Illustrierte. Katechismen" angelegen
sein, wobei die technischen Wissenschaften ganz
besondere Berücksichtigung erfuhren. Bekanntlich
sind diese „Katechismen", von denen seit 1851
mehr ab 250 Bände erschienen sind, für alle
Schichten der Bevölkerung ein reicher Schatz
wohlfeiler Lehr- und Handbücher, die hauptsäch-
lich für den Schulunterricht in den verschiedensten
Zweigen des Wissens, der Künste und der Gewerbe
berechnet sind Die schon oben erwähnten
„Meisterwerke der Holzschneidekunst 1 änderten in
der von Johann Jakob Weber angeregten neuen Folge
Format, äußere Gewandung und Erscheinungsart,
wobei jedes Heft die Schöpfungen eines einzelnen
Meisters (Sascha Schneider, Arnold Böcklin, Hans
von Bartels, Max Klinger, Franz Stuck) beziehungs-
weise einer bestimmten Künstlergruppe („Die
Worpsweder") betraf oder sonst ein abgeschlossenes
Ganze („Aus der Internationalen Kunstausstellung
zu Berlin 1896") zu geben bestrebt war. Bei
diesen Kunstmappen ist ganz besonders die ver-
ständnisvoll ausgeführte Arbeit des Druckes zu
rühmen.
Während K. v. Hesse Warteggs „China und
Japan" durch Dr. Felix Weber für den Verlag
erworben worden war, hatte sein Neffe bei dem
Verlag und der Drucklegung der fesselnd ge-
schriebenen Bücher „Samoa, Bismarckarchipel und
Neuguinea", „Schantung und Deutsch China 11 und
„Siam, das Reich da weißen Ele/anten" desselben
Reiseschriftstellers einen nicht geringen Anteil.
Mit besonderm Eifer betrieb Johann Jakob das
Zustandekommen und den Druck der ebenfalls
bei J. J. Weber erschienenen umfangreichen Sammel-
werke „Das Goldene Buch des Deutschen Volkes.
Eine Überschau vaterländischer Kultur und natio-
nalen Lebens in 76 Einzeldarstellungen aus der
Feder hervorragender Fachmänner über 1000 Bild-
nissen, Aussprüchen und Lebensbeschreibungen
deutscher Männer und Frauen" (1899) und „Für
unser Heim\ Bunte Spenden deutscher Dichter
und Denker der Gegenwart für das Deutsche
Schriftstellerheim in Jena" (1902). In beiden
Fällen bemühte er sich um die Wahl einer form-
schönen Drucktype, vollendete Wiedergabe der
Bilder, einen mit Schmuckwerk von Künsüerhand
gezierten Einband wie Uberhaupt um die gesamte
Ausstattung des Buches. Dieselben Gesichtspunkte
waren auch maßgebend bei dem aus Anlaß der
Beteiligung Leipzigs an der Weltausstellung in
St Louis herausgegebenen Buche „Leipzig im
Jahre 1904", einer typographisch und illustrativ
musterhaft ausgestatteten Gedenkschrift. Die neueste
Auflage des umfangreichen, zweibändigen „ Univer-
s @f & qpxs @£ Jt&if s f 1 des ^ cd l c ^ c i^stö ri
Digitized by Google
Wilke, Johann Jakoh Weber der Jüngere.
203
t
deutschen Werkes dieser Art, unterwarf Johann
Weber einer eingehenden Durchsicht Das lustige
Re/eptbUchlein „Bosnien um/ Pünsche legt Zeug-
nis ab von dem herzerfrischenden Humor Webers
und leitet zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit
Uber, von der nachher die Rede sein wird. Eine
ganze Reihe von in Vorbereitung befindlichen
Verlagsartikeln ist noch unter den Augen des Ver-
ewigten in den Setzersaal gewandert Linter diesen
Büchern sind einige, deren Veröffentlichung schon
seit Jahren geplant war. In den letzten drei
Jahren hat Weber mannigfache Unterstützung
durch seinen jüngem Bruder Horst (geboren am
24. März 1879) erfahren,
der am 26. März 1903 in
die Firma eintrat
Auch die „ Illustrirte
Zeitung' hat durch Johann
Jakob in typographischer
Beziehung mannigfache An-
regung zu verzeichnen ge-
habt; ebenso lieli er sich
den kaufmännischen Ver-
trieb des von seinem Groß-
vater gegründeten Unter-
nehmens angelegen sein.
Die beiden Sonderhefte Bis-
marckheft (August 1898)
und Samoaheft (1899)
wurden auf seinen Betrieb
herausgegeben. Im letzten
Jahre seines Lebens widmete
er sich der von G. A. v.
Halem in Bremen begrün-
deten „Brücke zur Heimat",
einer illustrierten Zeitschrift,
die vor dem 1. April d. J.
nur einmal im Monat, seit-
dem aber aller zwei Wochen
erscheint und sich zur Auf-
gabe gesetzt hat, die Be-
kundungen des deutschen
Geisteslebens bis zu jenen
Weltfernen tropischer oder
subtropischer Zone zu leiten, wo Deutsche die
fortschreitenden Zeugnisse kultureller Erstarkung
der alten Heimat schmerzlich vermissen. Als
neues bindendes Glied zwischen dem Deutschtum
im Ausland und der mächtig nach Entfaltung
strebenden heimischen Technik bietet der Verlag
von J. J. Weber mit dem ersten Aprilheft den
zweiten Teil der „Brücke", „Made in German/',
mit vorwiegend technisch-gewerblichem Inhalt aus
den Gebieten des Handels, der Industrie und des
Verkehrslebens. Die daneben erscheinende Export-
zeitschrift „Energy in englischer Sprache soll die
Beziehungen des Auslands zur deutschen Industrie
und zum deutschen Ausfuhrhandel fördern und
pflegen. Die energische nationale Tätigkeit Johann
Jakob Webers, die er gerade in der „Brücke zur
Heimat" und in ihren Verzweigungen und Parallel-
Johann Jakob Weber der Jüngere,
Nach einer PhxHof rapbi«.
Unternehmungen begeistert bekundete, riefen die
Aufmerksamkeit der höchsten Behörden des Reiches
in Berlin hervor, mit denen er eine sehr schätzens-
werte Fühlung gewann.
Dieselbe künstlerische Sorgfalt, die Weber den
Veröffentlichungen des eigenen Verlags angedeihen
lieli, widmete er auch allen Aufträgen, die der
Bushdruckerei J. J. Weier von seilen anderer Ver-
lagsfirmen, Behörden, Körperschaften und Privat-
personen zuteil wurden. In der typographischen
Ausstattung waren die Meister des XV. und XVI.
Jahrhunderts aneiferndes Vorbild; mit den Meister-
werken englischer und amerikanischer Druckereien
nahm Johann Jakob den
Wettbewerb auf Ihm war
es dabei gleich, ob es
sich um ein großartiges
„Standard work" oder um
eine Gelegenheits-, eine Fest
schrift, ein Bücherverzeichnis
oder einen Ausstellungs-
katalog handelte. In dieser
Beziehung mag an das
„Programm des Festspiels
zur Feier des fünfundzwan-
zigjährigen Bestehens des
Kunstgewerbemuseums zu
Leipzig am 14. November
1899" und an den von Fritz
Schumacher verfaliten Text
dieses Festspiels („Phan-
tasien in Auerbachs Keller")
erinnert sein, kleinen typo-
graphischen Meisterstücken.
Gröberen Umfangs sind
„Werden und Wirken des
Vereins chemischer Fab-
riken in Mannheim. Ein
Rückblick gelegentlich des
fünfzigjährigen Bestehens"
(1904) und „Julius Blüthner
in Leipzig. Festschrift zur
Feier des fünfzigjährigen
Geschäftsjubiläums" (1 903),
zwei gewichtige Beiträge zur Geschichte deutscher
Industrie. Schwerwiegender ist „Das Germanische
Museum von /Sjz bis 1902. Festschrift zur Feier
seines fünfzigjährigen Bestehens im Auftrag des
Direktoriums verfaßt von Dr. Theodor Hampe"
mit mehreren Holzschnitten aus der Illustrierten
Zeitung der Jahre 1853 und 1858 und zwei
glänzenden Farbenholzschnitten aus der Xylo-
graphischen Anstalt von J. J. Weber (Ansicht des
Germanischen Museums von G. Kellner in Nürn-
berg ; „Die heilige Anna selbdritt", kolorierte
Handzeichnung von Albrecht Dürer). Eine der
Musterleistungen der Offizin ist ohne Frage „Die
Meistersinger von Nürnbe/gvon Riehard H'agner" mit
Bildern und Buchschmuck ausgestattet von Georg
Barlösius (Verlag von Fischer & Franke in Berlin).
Edle Einfachheit atmet der Druck „Die Bergpredigt
9k
Digitized by Google
204
Wilke, Johann Jikob Weber der Jüngere.
unsere Herrn und Heilandes Jesu Christi in der
Übersetzung Dr. Martin Luthers" (Verlag von
M. Heinsius Nachfolger in Leipzig).
Gewissermaßen ein Denkmal für den Begründer
der Firma, Johann Jakob Weber (geboren am
3. April 1803 zu Siblingen, gestorben am 16. März
1880 in Leipzig), errichtet von dem Sohn Dr. Felix
Weber und dem Enkel Johann Jakob Weber den
Jüngern, ist das Werk „Siblingen im Kanton Schaff-
hausen. Ein Geschichtsbild aus dem Klettgau
von Chr. Gg. Keller." Der Verfasser wirkte laut
der aus Schieitheim vom 11. August 190a datierten
Vorbemerkung dieser Schrift in Siblingen als
Pfarrer 1869 bis 1897. Im Jahre 1877 bereits
hatte er diese historische Monographie aus-
gearbeitet, um ein Jahr vor dem hundertsten
Geburtstag des Begründers der „Illustrierten Zeitung"
auf dringenden Wunsch der Familie Weber in
Leipzig dieser das Manuskript zum Druck zu
Uberlassen. Von besonderm Interesse ist die dem
Geschichtsbild angefügte Stammtafel der Familie
Weber aus den Zivilstandsakten und dem Stadt-
archiv von Neunkirch und aus dem um 1640
beginnenden Taufbuch von Siblingen; sie hebt an
mit Jörg Wäber (sie!), geboren um 1590, kopu-
liert am 15. Mai 1614 mit Christina Abin von
Böttstein (Aargau) und leitet herab bis zu Johann
Jakob Weber, der nach dem faksimilierten Ein-
trag ins Taufregister am 3. April 1803 zu Sib-
lingen (nicht zu Basel, wie früher stets angegeben)
geboren worden ist
Als Fachschriftsteller hat sich Johann Jakob
Weber mit der Neubearbeitung des „Katechismus
der Buehdrucieriunst' in siebenter Auflage um
seine jüngeren Berufsgenossen hoch verdient ge-
macht. Der in früheren Auflagen von Alexander
Waldow, dem bekannten Buchdruckereibesitzer
und Herausgeber des „Archivs für Buchdrucker-
kunst", besorgte Katechismus der Weberschen
Sammlung wurde unter den Händen Johann Jakobs
ein völlig neues Werk, das den Setzer wie den
Drucker mit den modernsten Hilfsmitteln und
Anschauungen ebenso vertraut macht wie mit der
Geschichte und Entwickelung der Kunst Guten-
bergs, denn — sagt Weber im Vorwort seines
ungemein frisch geschriebenen Buches — nicht
nur handwerkliches Können, sondern auch buch-
gewerbliches Wissen und folgerichtiges Denken
machen den Buchdrucker zum Manne, der auf
seinen Stand und dessen Überlieferungen stolz
sein darC Wenn irgendwo die Erinnerung an die
gute alte Zeit, das Aufbauen auf der handwerk-
lichen Tradition berechtigt ist, so ist's in der Buch-
druckerei, denn sie ist ein zünftiges Gewerbe in
ihrem innersten Wesen geblieben. Nur wer das
Handwerk „redlich, rechtschaffen, rechtmäßig und
ordentlich" erlernt hat, wird als echter Buch-
drucker angesehen und, was die Hauptsache ist,
darf im Wettbewerb der heutigen Zeit darauf
rechnen, ein sicheres und gutes Auskommen zu
haben.
Die in dem Vorwort zu diesem Katechismus
niedergelegten Anschauungen hat der Verfasser
auch an hervorragender Stelle im korporativen
Leben des Buchgewerbes mit Nachdruck und mit
wahrer Begeisterung vertreten. Und deshalb zählte
er zu den berufensten Führern seines Standes.
Auf dem Titelblatt des mit außerordentlichem Bei-
fall aufgenommenen „Katechismus der Buch-
druckerkunst" erscheint Johann Jakob Weber als
zweiter Vorsteher des Deutschen Buchgewerbe-
vereins zu Leipzig.
Das Ehrenamt des eroeiten Vorstehers des Deut-
schen Buchgewerbevereins hat Weber vom 16. Juni
1899 bis zum 20. November 1903 bekleidet.
Mehrere Jahre hat er auch im Museums-, im Preß-
und im Schulausschuß dieses Vereins eine rege
Tätigkeit entfaltet. Die Jahre, in welchen er dem
Vorstand angehörte, sind für die Entwickelung des
Vereins von großer Bedeutung gewesen. In der
Sitzung des Gesamtvorstands vom 3. Dezember
1898 war die Erwerbung des von Alexander
Waldow begründeten >r Archivs Jür Buchdrucker-
kunst" beschlossen worden, denn schon längst
hatte sich für den Verein das Bedürfnis dringend
fühlbar gemacht, namentlich zu wirksamer Betätig-
ung nach außen hin eine eigene Zeitschrift zur
Verfügung zu haben. Mit der Überleitung des
nunmehr „Archiv für Buchgewerbe" genannten
Blattes in die neuen Verhältnisse wurde eine Kom-
mission betraut, in die Johannes Maul, Dr. Ludwig
Volkmann und Johann Weber gewählt wurden.
Auch an der Errichtung des vom Architekten
Emil Hagberg erbauten, im Innern vom Baurat
Bruno Eelbo ausgestalteten und von Sascha
Schneider mit Wandgemälden geschmückten Buch-
gewerbehauses hat Weber bemerkenswerten Anteil
gehabt; der von ihm im Januar 1899 entworfene
„Werbebrief", eine Glanzleistung der Typographie,
hat zu den Bauzwecken eine Beisteuer von
150000 Mark zusammengebracht. Am 23. April
1898 hatte auf dem von der Stadt Leipzig ge-
schenkten Platze die feierliche Grundsteinlegung
stattgefunden, am 1. August war mit der Aus-
schachtung des Baugrunds begonnen worden. Das
Richtfest im Juli 1899 verschönte Weber, damals
bereits zweiter Vorsteher, durch eine treffliche
Rede, und am 12. Mai 1900 fand die Weihe des
Hauses statt
Als am 2. Februar 1901 Hofrat Dr. Oscar
von Hase, 1884 der Begründer und seitdem erster
Vorsteher des Deutschen Buchgewerbevereins, sein
Amt niederlegte, hatte er kurz zuvor Johann Jakob
Weber gebeten, sein Nachfolger zu werden, doch
hatte dieser „unter Hinweis auf seine Jugend" es
abgelehnt, der Anregung Folge zu leisten. Weber
lenkte vielmehr die Aufmerksamkeit auf Dr. Lud-
wig Volkmann, den Neffen und Sozius Dr. von
Hases, der denn auch von der 13. ordentlichen
Hauptversammlung zum ersten Vorsteher gewählt
wurde. Wie recht aber Dr. von Hase daran getan
hatte, die frisch vorwärtstreibende Kraft Webers
Digitized by Google
Wilke, Johann Jaltob Weber der Jünger«.
205
für den Vorstand zu gewinnen, bezeugte die große
Rede, die der zweite Vorsteher in jener Haupt-
versammlung vom 2. Februar 1901 hielt. Diese
Rede, ein programmatischer Ausblick in die Zu-
kunft, gibt die gesamte Auffassung Webers von
der hohen Mission des Buchgewerbes so klar und
so erschöpfend, daß wir es uns nicht versagen
können, die hervorstechendsten Sätze derselben
an dieser Stelle zu wiederholen.
Der Redner ging von dem Paragraphen der
Statuten aus, der als Zweck des Vereins die Her-
beiführung erhöhten Einflusses der Kunst auf das
deutsche Buchgewerbe bezeichnet. Die Kunst im
Buchgewerbe wollte Weber verstanden wissen als
eine Summe von angewandter Ästhetik, von
Formensinn und Farbenfreude, von technischem
Können im einzelnen Fache und Übersicht Uber
alle Hilfszweige, von gewerbsgeschichtlichen und
kunsthistorischen Kenntnissen, von eingehender
Warenkunde und Erfahrungen in den tausenderlei
Nilancen der Produktion. Diese buchgewerbliche
Kunst soll helfen, die Produktion der Buchgewerbe
besser, wertvoller und damit leichter verwertbar
zu machen, sie soll ehrliche Arbeit auch in
beschränkten Quantitäten gegen Massenschund
schützen, ihr den Lohn sichern, den sie zu be-
anspruchen hat, wenn sie Kulturwerte schafft.
Nach dem Idealismus und Realismus wunderbar
vereinigenden Programm Webers sollten die Mittel
des Buchgewerbevereins — Lesezimmer, Bibliothek,
Auskunftstclle, Vorträge, Ausstellungen — nicht
nur der Prinzipalität, sondern in verstärktem Maße
der an Zahl viel größeren Gesamtheit der Gehilfen-
schaft zur Verfügung gestellt werden.
Die sozialen und pädagogischen Anschauungen
Webers künden folgende Sätze seiner Rede: „Die
große Anzahl der regelmäßigen Benutzer unserer
Institution stammen aus den Reihen der buch-
geweiblichen Gehilfenschaft, dort herrscht ein
, starker Bildungsdrang, die Gehilfenschaft trägt
nach kunstgewerblicher Ausbildung Verlangen und
ist dafür dankbar. Die Gehilfenschaft fängt an,
sich in dem offenen Hause des Deutschen Buch-
gewerbevereins wohl zu befinden. In ihm beginnt
sich der sozialpolitische Unterschied zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer im guten Sinne
zu verwischen." Der Redner wies dabei auf die
befriedigenden Beziehungen zwischen Arbeitnehmer
und Arbeitgeber im Buchgewerbe Englands und
auf das entgegengesetzte Verhältnis in den Ver-
einigten Staaten von Amerika hin.
Weber trat auch stets für eine möglichst enge
Fühlung zwischen dem Buchgewerbeverein und
der königlichen Akademie für graphische Künste
und Buchgewerbe zu Leipzig ein, an deren Ein-
richtung und Neuorganisation der Vorstand mehr-
fach beratend teilnahm. Als Johann Jakob Weber
aus rein sachlichen Gründen am 20. November
1903 sich veranlaßt sah, sein Amt als Vorstands-
mitglied und zweiter Vorsteher sowie als Vor-
sitzender des Ausschusses für Neugestaltung der
Gesetze zum Schutze des geistigen Eigentums
niederzulegen, begrüßte es der Deutsche Buch-
gewerbeverein mit Freuden, daß die Arbeitskraft
und anregende Tätigkeit Webers dem Verein
wenigstens in den Ausschüssen erhalten blieb.
Auch beteiligte er sich im Winter auf 1905 an
einer Vortragsreihe Uber die Geschichte und Her-
stellung des Huches, die in der Gehilfenschaft
starken Anklang fand. Dem Buchgewerbemuseum
bezeugte er seine fortdauernde Anteilnahme durch
wertvolle Schenkungen.
In der nationalen Organisation des deutschen
Ruchdruckgewerbes, dem Deutschen Buchdrucker-
Verein, bekleidete Johann Jakob Weber lange
Jahre das Amt eines Abgeordneten zur Haupt-
versammlung. Der Deutsche Buchdrucker- Verein,
der 1869 in Mainz ins Leben gerufen worden ist
und seinen Sitz in Leipzig hat, ist bemüht, die
wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Buch-
druckgewerbes zu bessern und einheitlich zu ge-
stalten, besonders durch energischen Kampf gegen
Schmutzkonkurren*, Regelung der Arbeitszeit und
des Lehrlingswesens und Durchführung einer mit
den Gehilfen vereinbarten Tarifgemeinschaft. Das
Organ des Vereins ist die in Leipzig redigierte
und erscheinende „Zeitschrift für Deutschlands
Buchdrucker, Steindrucker und verwandte Gewerbe".
Auf der Hauptversammlung des Deutschen Buch-
drucker-Vereins zu Dresden am 1. Juli 1901
referierte Johann Jakob Weber Uber die Wett-
bciverbsauswuchsc in den Lieferantenkreisen des Buch-
druckgr.verbes. Er rügte hierbei vier hauptsächlich zu
bekämpfende Übelstände: das Gründungsfieber
mit seiner Erzeugung nicht lebensfähiger Geschäfte
und seine Begünstigung durch die Lieferanten;
die Überhandnähme der Anzahl der Zwischen-
händler und die daraus sich ergebende, Treu und
Glauben vernichtende Konkurrenzhetze; das un-
lautere Geschäftsgebahren durch Manipulieren mit
Listenpreisen und Rabattsätzen; das Unwesen der
Provisionsgewährung an Druckereiangestellte. Weber
wurde in eine Kommission gewählt, die die Auf-
gabe hatte, Maßnahmen zur Abstellung der von
ihm gekennzeichneten Mißstände zu treffen.
Im Jahre 1905 wurde Weber zum Vorsitzenden
der Unterstützungskasse des Deutschen Buchdrucker-
Vereins gewählt Dieses Amt hat er bis zu seinem
Tode bekleidet. Die von den, im Deutschen Buch-
drucker-Verein vereinigten Arbeitgebern begründete
Kasse bezweckt die Unterstützung der Buchdrucker-
gehilfen in Fällen von Arbeitslosigkeit, Krankheit
und Invalidität Gerade in diesem Amt hat
Johann Jakob Weber seine humane Gesinnung
gegen die Arbeiter oft betätigt
In diesem Frühjahr hatte der Vorstand des
Deutschen Buchdrucker -Vereins Weber für das Amt
eines zweiten Vorsitzenden in Aussicht genommen.
Auf der diesjährigen Hauptversammlung zu München
sollte die Wahl erfolgen. Weber würde in diesem
Amte dazu berufen gewesen sein, mit der Zeit
eine führende Stellung im deutschen Buchdruck-
Digitized by Google
206
Wilke, Johann Jakob Weber der Jüngere.
gewerbe zu erringen; sein frühes Dahinscheiden
unterbrach auch hier eine noch viele Erfolge und
Ehren versprechende Laufbahn.
In den Jahren 1899 bis 1901 gehörte Weber
dem Lehrlingsausschuli und von 1901 bis 1904
dem Vorstand der Innung Leipziger Buchdruckerei-
besitzer an. Er hat stets treu zu der von vielen
Seiten umstrittenen Innung gestanden, ganz be-
sonders deshalb, weil nur die Innung die Weiter-
entwickelung der Buchdruckerlehranstalt zu Leipzig
ermöglichte, an der er stets lebhaften Anteil nahm.
In den Jahren 1903 und 1904 wurde Weber von
der Innung zum Vorsitzenden einer Kommission
gewählt, die einen Lohntarif für die Galvano-
plastiker und Sltreotypeure I^iptigs auszuarbeiten
hatte. Diese Aufgabe wurde zur vollen Zufrieden-
heit sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeit-
nehmer gelöst. Der Tarif, dessen Entwurf Weber
in der Hauptsache ganz allein ausgearbeitet hat,
kam in den, mit den Gehilfen geführten gemein-
samen Kommissionsberatungen zur Annahme und
hat bisher wesentlich dazu beigetragen, dali die
Arbeitsverhältnisse in diesem Gewerbe sich fried-
lich gestalteten.
Wir haben schon gesehen, daß Johann Jakob
Weber in seinem Beruf als Buchdrucker und Ver-
leger darauf hielt, dem Druck, der Illustration,
dem Papier und dem Einband des Buches die
grolite Sorgfalt zu widmen, wobei er die Meister
des Buchdrucks und des Holzschnitts aus Ver-
gangenheit und Gegenwart, aus In- und Aus-
land als Vorbilder heranzog und der deutschen
Renaissance und den Engländern eine gewisse
Bevorzugung angedeihen ließ. Das erhellt auch
aus den Beständen von Webers Hand- und Privat-
bibliothek, die kostbare Werke Uber die Geschichte,
die Entwickelung und den heutigen Stand des
Buchgewerbes und prächtige Ausgaben für Bücher-
liebhaber umfassen. Es kann an dieser Stelle
kein Katalog gegeben werden, wohl aber werden
einige auf gut Glück herausgegriffene Büchertitel
dem Angehörigen des Buchgewerbes und dem
Bibliophilen nicht unwillkommen sein.
Für die Herstellung und Ausstattung des Buches
kommen in Betracht: Charles T. Jacobi, „Some
notes on books and printing. A guide for authors,
publishers and others" (London 1902, Charles
Whittingham and Co.); Owen Jones, „The grammar
of ornament" (London 1868, Bernard Quanten);
Jules Pinsard, „L'lllustration du livre moderne et
la Photographie" (Paris, Charles Mendel); Joseph
Pennell, „Modern Illustration' 4 (London 1895,
George Bell and Sons); Norna Labouehere,
„Ladies' book-plates; an iUuslrated handbook for
collectors and book-lovers" (ebenda 1895); F-S er ~
ton Castle, „English book-plates ancient and modern"
(ebenda 1 894) ; Walter Grone, „Of the decorative
illustration of books old and new" (London and
New York 1896, George Bell and sons); Henry
Blaekbum, „The art of illustration" (j" d etlition,
I/mdon 1896, W. H. Allen and Co.); Theodor
Goebel, „Die graphischen Künste der Gegenwart"
(zwei Folgen, Stuttgart 1902, Felix Krais); Joseph
and Elizabeth Robins Pennell, „Lithography and
Lithographers. Some chapters in the history of
the art" (London 1898, T. Fisher Unwin); Brander
Mattlteivs, „Bookbindings old and new. Notes of
a book-lover. With an aecount of the Grober
Club of New York" (New York and London 1895,
Macmillan and Co.); Dr. Paul Klemm, „Hand-
buch der Papierkunde" (Leipzig 1904, Th. Griebens
Verlag).
Johann Jakob Weber besaß eine reiche Plakat-
sammlung; als Führer dienten ihm nach dieser
Richtung: Jean Louis Sponsel, „Das moderne
Plakat", mit 52 farbigen Steindrucktafeln und 266
Textabbildungen (Dresden 1897, Gerhard Küht-
mann) und Ernest Maindron, „Les aftiches illustrces
(1886 bis 1895)" (Paris 1896, G. Boudet). Dali
Weber Otto Mühlbrechts „Bücherliebhaberei in
ihrer Entwickelung bis zum Ende des XIX. Jahr-
hunderts" (2. Auflage, Bielefeld und Leipzig 1898,
Velhagen und Klasing) oft und gem zu Rate zog.
ist selbstverständlich. Von den Drucken des
Venezianers Nikolaus Jenson (gestorben 1481),
der eine schöne Antiqua schuf, die noch heute
als Meisterwerk der Schriftschneidekunst gepriesen
wird, besali er den „Diogenes Laertius" von 1475.
Die „Nürnberger Reformation mm 1566", für das
Stadtrecht der Stadt Albrecht Dürers von Be-
deutung, erwarb er in einem schön gebundenen
Druck von Valentin Geißler. Aus neuester Zeit
war Houston Steivart Chamberlain mit einer Aus-
gabe seines „Parsifal- Märchen" (München 1900,
F. Bruckmann A.-G.) auf altjapanischem Bütten-
papier vertreten.
Eine ganz besondere Vorliebe hatte Weber für
die Drucke von William Morris (1834 bis 1896),
dem englischen Dichter und Sozialpolitiker, Muster-
zeichner und Drucker, dessen typopraphische
Meisterwerke aus der Keimscott Press, Upper Mall,
Hammersmith in the county of Middlesex summen.
Bibliographischer Führer ist ihm dabei H. Buxton
Forma n, „The books of William Morris" (London
1897, Frank Hollings) gewesen. Unter den eigenen
Schöpfungen Morris' mögen als weniger bekannt
erwähnt sein „The Sundering Flood" und „The
well and the world's end" (with four pictures de-
signed by Sir Edward Burne Jones; März 1896)
in Pergamentband. Typographisch eine Perle ist
auch „Laudes beatae Mariae virginis". (These
poems are taken from a psalter written by an
English scribe, most likely in one of the Midland
counties early in the i3 ,h Century; 1896). Nicht
minder prächtig ist „The history of Godefrey of
Boloyne and of the conquest of Jherusalem" by
William Caxton (April 1893).
Unter den französischen Ausgaben für Biblio-
philen nennen wir „Chansons de fancienne France"
(Imagees par W. Graham Robertson; Paris 1905,
H. Floury, pour les bibliophiles independants) und
,JJEvangile de fenfannee dt notrt seigneur Jesvs-
Digitized by Google
Pollard, Zur Theorie der Bücherpreise. 2QJ
Christ selon Saint Pierre", mis en francais par
Catulle Mendts d'aprcs le manuscrit de l'abbaye
de Saint Wolfgang (Compositions et encadrements
de Carloz Schwabe; Paris, Armand Colin & Cie.).
Von den wertvolleren italienischen Büchern seien
erwähnt Alcssandro Mantoni, „/ promessi sposi",
Edizione illustrata con »78 disegni e 13 tavole
in eliotipia da Gaetano Previati. Curau nel testo
da Alfonso Cerquetti. Preceduta da cenni bio-
grafici di Luca Beltrarni" (Mailand 1901, Ulr.
Hoepli), und Luca Btltrami, „II libro d'Ore Borro-
meo alla Biblioteca Ambrosiana. Miniato da Cri-
stoforo Preda Secolo. XL tavole in eliotipia"
(ebenda 1896).
Für amerikanische I.eckerbissen der Typo-
graphie diente als Wegweiser „ The Koycro/t Book*.
A Catalog concerning the shop and workers at
East Aurora N. Y." (1900). Unter den schönen,
in Leder gebundenen Roycrofters dürfen nicht
vergessen werden „ The hing 0/ the Golden River.
A Legend of Stiria written in 1841 by John
Rushin" (1900), „Sonneis from the Portugiese"
by Elitabeth Barrett Browning, to which is pre-
faced a „Little Journey" to the home of the
author written by Elbert Hubbard (1898) und
„The essay on friendship" by Ralph IValdo
Emerson. Sonstige amerikanische Drucke dieser
Qualität sind „Washington Irving", a sketch by
George William Curtis (New York 1891, The
Grolier Club) und „The book of Ruth and the
book of Esther", published for Will Bradley by
R. H. Russell (New York).
Johann Jakob Weber war ein begeisterter
Sammler und Kenner von Albrecht Dürers Holz-
schnitten, von Sachen aus Senefelders Nachlaß und
von alten Bucheinbänden. Große Mappen um-
schlossen Reproduktionen von englischen Aqua-
rellisten und die von den „Offices of the Studio"
herausgegebene „Representative art of our time".
So großes Verständnis Weber für die modernen
Richtungen der Kunst auch besaß, nicht minder
groß war seine Pietät für die alten Meister. Auch
sammelte er nicht nach Vollständigkeit, sondern
erwarb nach Qualität, was ihn historisch
fesselte oder künstlerisch reizte. Überhaupt liebte
er es, sich mit schönen Dingen zu umgeben,
namentlich seitdem er sein trauliches Heim auf
eigenen Grund und Boden in Gaschwitz, einem
südlichem Villenvorort Leipzigs und am Rande
des Harthwaldes, um Pfingsten des vergangenen
Jahres bezogen hatte.
Mitten heraus aus glücklichem Familienleben,
aus segensreicher Wirksamkeit für seinen Beruf
und seine Berufsgenossen, aus der beginnenden
Verwirklichung zahlreicher Pläne mannigfacher Art
und zum Teil weitausschauender Natur riß ein
unbarmherziges Geschick den erst Dreiunddreißig-
jährigen, der das Leben so frohgemut ansah,
obgleich oder vielmehr weil ihm das Leben mit
Mb
Zur Theorie der Bücherpreise.
Von
Alfred W. Pollard in London.
Jines der am wenigsten angenehmen Vor-
kommnisse im täglichen Leben eines
I Bibliothekars ist die ihm aufgedrängte
I Notwendigkeit, ein verehrliches Publikum
Uber den Wert seines Bücherbesitzes zu enttäuschen.
Gelegenüich ist auch die Sache umgekehrt und
das kleine Buch, das man weniger in der Hoff-
nung zur Prüfung vorlegte, daß es irgend einen
Verkaufswert habe, als vielmehr in der Erwartung,
etwas näheres darüber zu erfahren, erweist sich
viele Wund Sterling wert. Aber auf einen solchen
angenehmen Fall kommen wenigstens zehn un-
angenehme und die Enttäuschung ist manchmal
schmerzlich. Die schlimmsten, aber auch am
meisten verzeihlichen Fälle hängen mit Faksimiles
zusammen. Es ist z. B. sehr leicht möglich, daß
man bei dem Faksimile eines Briefes von Burns
und selbst eines Buches von Caxton zufällig oder
in böser Absicht die dazu gehörigen Blätter ver-
liert, die ganz bestimmt dessen neueren Ursprung
dartun. Man hat es in diesem Zustande in einer
alten Kiste oder Kommode gefunden, die einem
älteren verstorbenen Verwandten gehörte und der
Finder, der von dem Vorhandensein von Faksimiles
keine Ahnung hat, ist, je länger er seinen Fund
untersucht, desto mehr davon überzeugt, daß er
einen wirklichen Schatz gehoben hat und bald
recht viel bares Geld dafür eintauschen wird
Wie ich schon gesagt habe, scheint mir die
Enttäuschung dieser unschuldig betrogenen Menschen
nicht grundlos. Viel härter ist es schon, ein Mit-
gefühl für jene Leute zu haben, die wochenlang
nach dem Tage, an dem irgend eine erste Aus-
gabe eines englischen Klassikers zu einem Preise
verkauft worden ist, der gewisse Zeitungsbericht-
erstatter angezogen hat, zur Besichtigung zerfetzte
Exemplare oder Bruchstücke eines solchen von
Ausgaben herbeischleppen, die innerhalb eines
Zeitraumes von wohl möglich fünfzig Jahren nach
der ersten Ausgabe erschienen sind und sich nun
großmütig erbieten, ihre Exemplare zur Hälfte des
Preises zu verkaufen, den die Erstausgabe auf
Digitized by Google
2o8 Po11»rd, Zur Theorie der Bucherpreise.
der Auktion bei Sotheby erzielte. Offenbar glauben
diese guten Leute, alle Buchersammler seine Narren,
und bemühen sich daher eifrig, aus dieser Narr-
heit Nutzen zu ziehen, indem sie zu hohem Preis
etwas zu verkaufen suchen, was sie selbst zu
eigenem Gebrauch oder Vergnügen nicht für ein
paar Schilling kaufen würden. Die Leser dieses
Blattes wissen, dali ein Büchersammler nur ganz
zufällig und auch dann nicht oft ein Narr ist
Schon die bloße Tatsache, daß unsere eifrigsten
heutigen Sammler amerikanische Geschäftsleute
sind, die es sich leisten können, hohe Preise zu
zahlen, weil sie es so leicht haben, grolle Ver-
mögen zu verdienen, sollte an sich genügen, jeder-
mann zu überzeugen, dali trotz des albernen, durch
Dr. Dibdin allbekannt gewordenen Wortes Biblio-
manic Büchersammler und Narrheit nicht oft zu-
sammengehen. Indes würde es für jeden Zeitungs-
leser ganz leicht sein, auf Beispiele hinzuweisen,
wo für schäbige unvollständige Exemplare nicht
gerade sehr lesenswerter alter Bücher schon groUe
Summen bezahlt worden sind; die Frage des
Bücherpreises ist also verwickelt genug, um einen
Versuch zu machen, sie in vielleicht nicht ganz
unannehmbarer Weise zu zergliedern.
Wenn jemand, der die Frage nicht gründlich
betrachtet hat, aufgefordert würde, sich darüber
zu äuliern, welches die beiden hauptsächlichsten
Wertelemente bei Büchern sind, die hohe Preise
erzielen, so dürfte er wahrscheinlich versucht sein,
Seltenheit und Alter in erster Reihe zu nennen.
Es ist jedoch ganz leicht zu ersehen, daß ein
Buch sowohl selten als alt sein kann und dennoch
von den Sammlern nicht gesucht wird. Eine
lateinische Rede, die z. B. 1505 in Venedig
oder Paris ohne Verzierungen gedruckt ist, kann
man von Buchladen zu Buchladen hausieren, ohne
dali ein Händler der Versuchung erliegt, sie unter
allen Umständen zu jedem Preis zu kaufen. Würde
er aber das Buch schlielilich um ein paar Schillinge
erwerben und in seinem Katalog mit einem halben
Sovereign ansetzen, so würde er kein übertriebenes
Geschäft machen, denn das Buch würde Jahre-
lang in seinem Lager stehen. Wenn ein Buch
vierhundert Jahre alt ist, bleibt es vor dem Schick-
sal bewahrt, in das Vierpennyfach (34 Pfennige)
geworfen zu werden, denn es liegt im Vorteil des
Händlers, den Wert, selbst den eingebildeten
Wert alter Bücher aufrecht zu erhalten. Was aber
die tatsächliche Verkäuflichkeit eines solchen
Werkes anlangt — wenn es nicht einen zufälligen
Wert als Druck-, Illustrations- oder Einbandmuster
hat — so ist das ungelesene Buch von 1505
nicht besser daran als sein ungelesener Nach-
folger von heute. Der einzige Umstand, der ihm
zugute kommen kann, ist das Streben nach Voll-
ständigkeit, an der noch viele Bibliothekare hängen,
die zu erreichen private Sammler aber rasch auf-
geben. Im Jahre 1505 dürfte die Zahl der in
Venedig oder in Paris gedruckten Bücher wahr-
scheinlich etwa hundert betragen haben. Für die
wenig zahlreichen Erzeugnisse der Druckpresse
jenes Zeitabschnittes bekunden die Bibliothekare
aber einen gewissen Jagdtrieb, der sie nach blolien
Zahlen fahnden lälit, selbst wenn wenig Wahr-
scheinlichkeit vorhanden ist, daß sich die neue
Erwerbung als nützlich für das Studium der Lite-
ratur, der Geschichte der Druckkunst oder eines
sonstigen Wissenszweiges erweisen sollte. Dieser
Sammeltrieb ist übrigens nicht ganz unrecht. Ent-
schieden ist der Gedanke nicht von der Hand
zu weisen, daß in einer englischen nationalen
Bibliothek ein Exemplar jedes englischen Buches
und in einer französischen nationalen Bibliothek
ein Exemplar jedes französischen Buches der Auf-
bewahrung wert sei, und wenn eine andere Biblio-
thek es für angemessen hält, eine ergänzende
Sammlung zusammenzubringen für den Fall, daß
die erstere zufälligerweise vernichtet wird, so muli
man zugeben, dali die Möglichkeit eines solchen
Unfalls nicht ausgeschlossen ist Die Zahl der
Bibliotheken, die Bücher aufs Geratewohl an-
schaffen können, ist jedoch sehr beschränkt, und
private Sammler, die geneigt wären, ihnen darin
zu folgen, gibt es heute schwerlich. Diese Tat-
sache ermöglicht uns, den heutigen Hauptselten-
heitswert zu bemessen. In jedem Lande gibt
es zwei, drei oder vier öffentliche Bibliotheken,
die bereit sind, zu einem angemessenen Preise
alle Bücher zu kaufen, die in ihren nationalen
Bibliographien vorkommen. Wenn der Besitzer
eines Buches feststellen kann, dali in einer oder
in mehreren dieser Bibliotheken kein Exemplar
seines Buches vorhanden ist, so hat er in den-
selben wahrscheinlich einen Käufer für das Buch
und das Buch besitzt deshalb auch einen Wert.
Wenn die grolien Bibliotheken, die ein natio-
nales Ideal zu erreichen suchen, das Werk be-
reits besitzen, so bleibt als einziger wahrschein-
licher Käufer nur der sehr unerfahrne Sammler,
der mit so wenigen alten Büchern zu tun gehabt
hat, daß er imstande ist, sich einzubilden, er
interessiere sich für alles, was ein frühes Datum
trägt. Wenn wir nun diese unerfahrnen Sammler
und die grolien nationalen Bibliotheken beiseite
lassen, wen verschlägt es dann etwas, ob ein
Exemplar oder zehn, fünfzig Exemplare eines
langweiligen Buches dem Einstampfen entgangen
sind? Was mich betrifft, so würde ich hundert
Unika, die man mir unter der Bedingung anböte,
daß ich sie als unveräulierliche Erbstücke be-
handeln sollte, nicht als Geschenk annehmen,
wenn ich mit diesen hundert einzigen Büchern
nicht irgend einen Abschnitt der Geschichte der
Literatur, der buchlichen Künste oder jener noch
ergiebigeren Quelle des Interesses, der mensch-
lichen Natur, illustrieren könnte.
Es scheint sich also mit diesen zwei ange-
nommenen Wertelementen in Wirklichkeit so zu
verhalten, daß Seltenheit wenig oder gar keinen
primären Wert hat an sich wenig oder nichts gilt,
daß sie aber, wie wir sehen werden, als sekundäre
Digitized by Google
Pollanl. Zur Theorie der HücherpreUc.
209
Eigenschaft eine überwältigende Wichtigkeit da-
durch besitzt, daß sie einen in anderer Weise
entstehenden primären Wert steigert Wxs nun
das Alter betrifft, auf das unwissende Besitzer
von Büchern so großen Wert legen, so kann es
ja zuweilen anscheinend einen unabhängigen Ein-
fluß besitzen; diesen kann man aber, soweit er
wirksam ist, besser anderweitig erklären, gewöhnlich
durch typographisches Interesse und Seltenheit.
Die einfache Wahrheit (die einleuchten müßte,
wenn nicht „bUchernärrischc*' Voreingenommen-
heiten entgegenstünden) ist sicher die, daß ein
Buch, das irgend einen Wert besitzen soll, ein
wirklich erkennbares und erklärliches Element des
Interesses haben muß. Das Interesse kann von
bescheidenster Art sein. Spötter behaupten mit
Vergnügen, daß das Interesse gewöhnlich an der
Anzahl der Druckfelder liege, denn Druckfehler
werden oft als bequemes Mittel zur Unterscheidung
einer frühen Ausgabe von einer anderen angeführt
Tatsächlich würde ein Buch aus Elisabetheischer
Zeit, das auf jeder Seite Druckfehler zeigte, für
die Leser von Shakespeare und seinen Zeitgenossen
von beträchtlichem Nutzen sein, da es ihnen helfen
könnte, die Möglichkeiten einer irrigen Form in
Elisa!,: • Texten zu ermessen. In anderer
Beziehung können Druckfehler möglicherweise auch
etwas Licht auf die technischen Methoden der
Frühdrucker werfen und so die Liebhaber der
Geschichte der Druckkunst interessieren. Aber
wenn auch auf diese Weise der übliche Spott des
Feindes in einen triftigen Grund für die Bewertung
eines Buches verwandelt wird, so ist es doch
nicht nötig, solche versteckte Quellen der An-
ziehungskraft zu suchen. Diejenige Ausgabe oder
die Exemplare, die sich an unsern Schönheitssinn
oder an unsere Einbildungskraft viel nachdrück-
licher wenden als andere Ausgaben oder Exemplare,
werden immer am höchsten bewertet werden. Es
dürfte schwer sein, ein von Sammlern geschätztes
Buch zu finden, das nicht diese anziehende Kraft
in dieser oder jener Gestalt besitzt Die stoff-
lichen Grundteile eines Buchgebildes — Papier,
Type, Druckfarbe, Druck, Anordnung der Seite —
können sämtlich gut oder schlecht sein; wenn sie
sämtlich gut sind, so gewährt es eine ästhetische
Genugtuung, das daraus entstandene Ganze zu
betrachten und zu besitzen und man wird gern
den Beutel ziehen. Die stofflichen Unterschiede
zwischen einem Exemplar und einem andern
wenden sich an denselben Sinn. Wie schön auch
ein Buch gewesen sein mag, als es die Hände des
Druckers verlassen hat, so liegt es doch in der
Gewalt seiner Besitzer, es dadurch zu beschädigen,
daß sie Blätter daraus verlieren, die Ränder ab-
schneiden, die Blätter beschmutzen oder es häß-
lich und unpassend einbinden lassen. Die Er-
haltung eines Buches ist einer der wichtigsten
Punkte, die man dem Uneingeweihten am schwersten
beibringen kann, und doch gibt es nichts, worauf
einsichtige Sammler hartnäckiger bestehen, aus-
Z. f. B. 1906/1907.
genommen wenn es sich um Bücher von großem
literarischen Interesse handelt, die in einem besseren
Zustande unmöglich erlangt werden können. Die
klugen Sammler sind nicht die Narren, als welche
sie von Außenstehenden gern angesehen werden;
sie wünschen selbstverständlich Bücher nur dann
zu kaufen, wenn sie so erhalten sind, daß es ein
Vergnügen macht, damit umzugehen. Der un-
erfahrene Sammler, der sich eifrig bemüht, schä-
bige und unvollständige Exemplare berühmter
Bücher aufzuraffen, legt sein Geld in der denkbar
schlechtesten Weise an. Solche Exemplare sind
die rechtmäßige Beute der Gelehrten und Forscher,
die sie zu Zwecken brauchen, die ganz ver-
schieden von denjenigen eines Sammlers sind, und
wenn letzterer sich mit derartigen Exemplaren
abgibt, so braucht ihn niemand zu bedauern,
wenn er sich die Finger verbrennt
Während es möglich ist, diese ästhetischen
Betrachtungen sehr kurz zusammenzufassen, bilden
die Eigenschaften der Bücher, die sich an die
Einbildungskraft wenden, einen viel größeren und
schwierigeren Gegenstand. Eis ist sicher ein ver-
nünftiger Wunsch, irgend ein großes literarisches
Meisterwerk oder eine wichtige geschichtliche Ur-
kunde in der Gestalt zu besitzen, in der sie zum
ersten Male in die Welt hinausgingen und zu wissen,
wie ein Werk aussah, als es sein Urheber und
seine Freunde beschauten und gebrauchten. Es
ist ein vernünftiger Ehrgeiz, ein Originalexemplar
eines Buches oder Dokumentes zu besitzen, das
in der Weltgeschichte eine große Bewegung hervor-
gerufen hat und erklärt die hohen Preise, die für
interessante Proklamationen, für die ersten eng-
lischen Übersetzungen der Bibel, für die ersten
Ausgaben des Book of Common Prayer oder für
ein Dokument wie Luthers 95 Thesen gezahlt
werden. Schließlich geben handschriftliche Ein-
tragungen berühmter oder hervorragender Personen
in Büchern den letzteren ebenfalls etwas von
diesem Reiz, obwohl wenige Bücher das persön-
liche menschliche Interesse der besten eigenhändigen
Briefe besitzen können; zuweilen werden auch
Bücher eifrig gesucht, nur weil sie das Besitzer-
zeichen irgend eines berühmten Eigentümers, z. B.
der Königin Maria von Schottland, tragen.
Vielleicht sollte den Büchern, die die Ge-
schichte der Druckkunst illustrieren, eine besondere
Klasse für sich vorbehalten werden. Die Ent-
deckung der Druckkunst mit beweglichen Typen
hat solche weitreichende Wirkungen hervorgebracht,
daß der Eifer, mit dem jeder Schritt in der
Erfindung und ihrer Verbreitung Uber die Welt
studiert worden ist und noch wird, durchaus nicht
sonderbar gefunden werden darf. Aber dieses
Studium ist jetzt so auf die Spitze getrieben
worden, daß allen im fünfzehnten Jahrhundert ge-
druckten Büchern ein besonderer Wert beigelegt
wird, selbst wenn sie zu ihrer Empfehlung weder
Schönheit, noch literarisches Interesse, noch offen-
bare Wichtigkeit für die Geschichte der Druckkunst
*7
Digitized by Google
2IO
PoUard, Zur Theorie der Bücherpreise.
aufweisen können. Es ist für die großen euro-
päischen Bibliotheken ein Gegenstand des Ehr-
geizes geworden, von der auf etwa 25000 Werke
geschätzten Gesamtzahl der Inkunabeln einen
möglichst großen Teil zu besitzen, während die
lokalen Bibliotheken natürlich die frühesten Druck-
werke ihres Standortes sammeln. Die Drucke
einzelner besonderer Druckereien, z. B. der Aldinen
und Elzeviere, die ersten in verschiedenen Städten
gedruckten Bücher, Bücher mit interessanten Be-
merkungen ihrer Drucker, frühe illustrierte Bücher
(selbst wenn die Blustrationen nicht schön sind) —
sie alle bilden Unterabteilungen, mit denen sich
verschiedene Inkunabelnsammler beschäftigen. Die
in großer Zahl vorhandenen Bücher, die keine
Angaben darüber enthalten, wann, wo oder von
wem sie gedruckt worden sind, eröffnen denen, die
solche Untersuchungen heben, endlose Forschungs-
gebiete, wie denn auch in den letzten Jahren die
Jagd nach solchen Entdeckungen mit außerordent-
lichem Eifer und Erfolg betrieben worden ist.
Selbstverständlich beteiligen sich auch die Buch-
händler an dem Sport und finden für die Ver-
doppelung der Preise Entschuldigungen mit allerlei
Gründen, die so dunkel sind, daß man sie vor
fünfzehn Jahren schwerlich verstanden haben
würde. Die Sache ist jedoch zu schwierig und
erfordert zu viel Kenntnisse, um jemals populär
zu werden oder sich nur an die reichste Klasse
der Sammler zu wenden, die sich ihr aus Mangel
an Zeit nicht widmen können; es dürfte also un-
wahrscheinlich sein, daß sich die gegenwärtigen
hohen Preise auch fernerhin halten werden, einige
wenige Werke wie die Gutenbergbibel ausgenom-
men, die in der ganzen literarischen Welt be-
kannt sind.
Mit dem letzten Satze kommen wir unserer
ausführlich entwickelten Theorie der Bücherpreise
näher. Zugegeben, daß einige Bücher eher des-
halb aufbewahrt und gekauft werden, weü sie
dem wirklichen Wunsche entsprechen, als weil sie
selbst begehrenswert sind, so bleibt es doch wahr,
daß ein Buch einen hohen Preis nur dann fordern
kann, wenn es sich an unseren Schönheitssinn
oder an unsere Einbildungskraft wendet Wie
hoch dieser Preis sein kann, wird von der Anzahl
der Leute abhängen, die imstande sind oder dafür
gehalten werden wollen, die Eigenschaften eines
Buches zu würdigen, ferner von dem Umfang des
Vermögens dieser vermutlichen Käufer und von
der Anzahl der Exemplare des Buches, die auf
den Markt gebracht werden können. Der Preis-
rückgang der ersten Ausgaben der griechischen
und lateinischen Klassiker fallt (in England) zeit-
lich mit dem Wegfall des Gebrauches klassischer
Zitate in der parlamentarischen Beredsamkeit zu-
sammen. Der große Preisaufschwung vor hundert
Jahren wurde hier dadurch hervorgerufen, daß
damals eine Handvoll reicher englischer Peers in
die Jagdgründe des Bücherliebhabers einfiel Als
die Peers dieses Steckenpferdes müde waren, sanken
unter dem tränenvoUen Gejammer des Dr. Dibdin
die Preise und seitdem sind die meisten Samm-
lungen dieser Lords in andere Hände über-
gegangen. Das Steigen der Preise, das heute
(wenn auch durch die Schwankungen des Geld-
marktes gestört) den bescheideneren Bücherlieb-
haber kränkt, ist durch das Eindringen einer
ähnlichen Handvoll amerikanischer Millionäre her-
vorgebracht worden, die einander im Jagdeifer
Uberbieten, wie es vor einem Jahrhundert die
englischen Herzoge getan hatten. Wenn diese
Amerikaner nicht die lobenswerte Gewohnheit
hätten, ihre Schätze öffentlichen Bibliotheken und
Universitäten zu überweisen, so könnten wir zu-
versichtlich in wenigen Jahren einer Reaktion ent-
gegensehen, ähnlich derjenigen, die Dibdin be-
jammerte. Wie die Sachen liegen, ist aber eine
Prophezeiung, selbst eine solche, daß sich die
Mode ändern wird, etwas mehr als gewagt Ich
glaube, daß solange die amerikanischen sozialen
Zustände es gestatten, ungeheure Vermögen in
kurzer Zeit zusammen zu scharren, die Preise der
englischen Klassiker, die von den Amerikanern
besonders bevorzugt werden, wahrscheinlich steigen
werden und zwar sehr rasch steigen, bis die
besten Bücher aus dem Markte verschwunden
sind. Dies ist genau dasselbe, was mit den am
meisten begünstigten Büchern vor einem Jahr-
hundert geschah. Alle großen englischen Sammler
sammelten dieselben Bücher, so daß von dem
ersten in Venedig gedruckten Werke, von dem
nur hundert Exemplare abgezogen wurden, das
Britische Museum infolge der Freigebigkeit vier
verschiedener Stifter vier Exemplare besitzt Da
die meisten vorhandenen Exemplare sich schon
in älteren öffentlichen Bibliotheken befanden, so
wurde eines der Bücher, mit dem man prunken
konnte, tatsächlich dem Mitbewerb neuer Sammler
entzogen. Eine Gutenbergbibel und ein erster
Folio-Shakespeare gelten heute bei den Ameri-
kanern als die am meisten geschätzte Beute.
Gegenwärtig befinden sich in New York fünf
Gutenbergbibeln und ich weiß nicht, wieviel erste
Folio-Shakespeares. Wenn diese Werke nach dem
Tode ihrer Eigentümer auf den Markt kommen,
kann die Jagd losgehen. Werden sie sämtlich
öffentlichen Anstalten überlassen, so kann natür-
lich keines auf dem Markt angeboten werden, und
wenn Exemplare der beliebtesten Bücher uner-
reichbar sind, hört das private Sammeln auf, an-
ziehend zu sein. Wie nahe wir diesem Punkte
sind, läßt sich schwer mutmaßen. Bei einer Vor-
lesung im letzten Herbst bemerkte ich, daß 1750
Pfund Sterling für einen ersten Folio -Shakespeare
durchaus kein erstaunlicher Preis und daß dieser
Preis nur wegen des häufigen Vorkommens so
niedrig sei; wenn die öffenüichen Anstalten noch
einige gute Exemplare an sich gezogen hätten,
dürfte man erwarten, daß ein wirklich schönes
Exemplar auf 10000 Pfund Sterling zu stehen
kommen würde. Während ich diesen Artikel
Digitized by Google
Chronik.
211
schreibe, ist diese Voraussage schon riemlich ge-
nau eingetroffen. Die vier Folios von Mac George
kosteten genau die angegebene Summe, deren
gröbere Hälfte auf die Ausgabe von 1623 ge-
rechnet werden muH. Seit der Veröffentlichung
von Mr. Sidney Lees Übersicht der Exemplare
der ersten Folioausgabe ist es ganz klar, dali in
l'rivathänden noch reichlich mangelhafte Exemplare
vorhanden sind, dali die Zahl der schönen Exem-
plaie aber schon fast erschöpft ist und wir uns also
bereits im Bereich der Teuerungspreise befinden.
Wenn wir uns von dem Folio-Shakespeare zu
den Quartausgaben wenden, die zehn- oder zwanzig-
mal seltener sind, so ersehen wir aus den in den
letzten achtzehn Monaten für den zweiten Teil von
„Heinrich IV.", für „Titus Andronicus" und kürz-
lich für „Richard III." gezahlten Preisen, dali die
Hungerpreiszone auch hier schon erreicht worden
ist. So sehen wir die Seltenheit, die wir als
primäres Wertelement geringschätzig behandelt
haben, als sekundären Wertbestandteil mit un-
widerstehlicher Gewalt zurückkehren. Weil sie
nicht selten sind, erzielen schöne Bücher wie die
Hypnerotomachia Poliphili und die Schedeische
Chronik noch verhältnismäliig niedrige Preise, die
erst infolge der allgemeinen Preissteigerung all-
mählich in die Höhe geklettert sind. Selbst Gold-
smith' „Vicar ofWakefield", der einem modernen
englischen Sammler fast ebenso notwendig ist wie
ein erster Folio-Shakespeare, erfordert nur no
Pfund Sterling (das Doppelte, was dem Verfasser
dafür als Honorar bezahlt wurde), weil das Angebot
guter Exemplare der Nachfrage beinahe gleich ist.
Das Verschwinden von einem Dutzend guter Exem-
plare jedes dieser Bücher würde aber die Preise
der noch übrigbleibenden mit einem Ruck in die
Höhe schnellen. Glücklicherweise zielen der Mit-
bewerb und die Öffentlichkeit der Versteigerungs-
räume darauf ab, die Zahl der bekannten Exem-
plare eines schönen Werkes nicht zu vermindern,
sondern zu vermehren. Während die Berichte
über einen auf einer Versteigerung erzielten höchsten
Preis die Besitzer von Neudrucken und Faksimiles
mit ungerechtfertigten Hoffnungen erfüllen, ver-
ursachen sie gleichzeitig eine genaue Durchsuchung
von alten Bücherschränken, Kästen und sonstigen
Möbeln, aus denen gelegentlich vergrabene, un-
zweifelhaft echte Schätze ans Licht gezogen werden.
In dieser Beziehung hat sogar der Millionär seine
Vorteile, wenn auch die Wirkung seines Auftretens
auf die Bücherkäufer von mäliigen Mitteln, sowohl
der Privatsamniler als auch vieler öffentlichen
Bibliotheken, sehr entmutigend gewesen ist
|M.| G«Khmi(i>»iE der VcrbgthMdlung Ollo Schulte and Comp.
Plate.) VoL VI. P»rt. t, ukerMUt »od/* KlJmeirr «, Ufralf.]
Chronik.
Zur Geschichte des Zeitungswesens.
Mit einem umfangreichen dritten Bande hat Ludwig
Salomon seine ausgezeichnete Geschichte des deutschen
Zeitungswesens abgeschlossen (Oldenburg, Schulzesche
Hofbuchhandlung). Der Hand beginnt mit den Preß-
verhältnissen in Preußen im Jahre 1814, vorwiegend
mit Corres „Merkur", der „Kölnischen Zeitung", den
Berliner Blättern: Voß, Spener, Correspondcnt und
Preußische Staatszeitung, und der Presse in den alten
Provinzen. Die Preßverhältnissc in der Zeit von 1814 bis
1819 waren ziemlich verworrener Natur; man mußte
„erschreckliche Kuragc" haben, wie Brentano sagte,
um mit einein so ungestümen Kufer im Streite hervor-
treten zu können, wie es Josef Corres mit seinem
„Rheinischen Merkur" tat. Er lebte denn auch nur
zwei Jahre und fand einen gewissen, wenn auch mäßigen
Ersatz in Arnold Mallinckrodts „Westfälischem An-
zeiger", in dessen literarischem Beiblatt 1822 auch der
junge Heine als Mitarbeiter erschien. Beide Blätter
blieben in dieser Zeitperiode die einzigen preußischen
Journale von besonderer Eigenart; die übrigen ver-
mochten sich aus ihrer bisherigen Geistesarmut nicht so
recht zu erheben. Immerhin begann sich doch wieder
journalistisches Leben zu entwickeln. Die 1809 unter-
druckten Kölner Blätter: „Kölnische Zeitung", „Wclt-
und Staatsbote" und „Verkündiger" erstanden von
neuem, und wenigstens die beiden erstgenannten ent-
wickelten sich äußerlich günstig. Anders lagen die
Verhältnisse im preußischen Osten. Voß und Spener
in Berlin wurden nach wie vor schwer in Banden der
Zensur gehalten; auch ein neues Blatt, der „Preußische
Corrcspondent",von Niebuhr.Schleiermacher und Arnim
redigiert, konnte nur ein kurzlebiges Dasein führen, ein
anderes, die „Allgemeine Preußische Staatszeitung",
Digitized by Google
212
Chronik.
wurde durch ihre Redakteure Slägemann und Heiin-
Clauren ruiniert. Mehr noch als die licrlincr Blatter
hatten die Zeitungen der sogenannten alten Provinzen
unter der Beamtenwillkür zu leiden: dieganze preußische
Presse war schon wenige Jahre nach den Befreiung*
kriegen mundtot gemacht worden.
Minder ungünstig sah es in Sachsen-Weimar aus.
Bertuchs Weimarische Zeitung wagte sich sogar offen
„Oppositions Blatt" zu nennen, vermochte aber auch
nur drei Jahre zu leben; am l. Januar 1817 war die
erste Nummer erschienen, am 27. November 1820 wurde
eins Blatt auf Grund des neuen Preligesetzes vom Sep-
tember 1819 verboten. In Hamburg war der wieder-
erstandene „Korrespondent" nur ein Schatten seiner
alten Grolle; in Bremen entwickelte sich dagegen der
„Deutsche Beobachter" zu einer politischen Zeitung
großen Stils, bis er nach seiner Übersiedlung nach
Hamburg den Boden verlor und sein Erscheinen ein-
stellte. Kümmerlich blieben die Zeitungsvcrhältnissc
in Hannover, lebhafter gestalteten sie sich in Sachsen
aus. Brockhaus' „Deutsche Blatter" brachten es immer-
hin auf neun Bande, und neben ihnen begann auch
die „Leipziger Zeitung" neu zu erblühen. Unter den
Frankfurter Blattern erwarb di: ,. Oberpostamtszeitung"
rasch wieder die dominierende Stellung; auch das
„Journal de Francfort" wußte sich zu behaupten, und
die „Zeitung der freien Stadt Frankfurt" hob sich
wenigstens für kurze Zeit durch Börnes Witz über das
Niveau der Alltäglichkeit. In Württemberg und Bayern
fristeten „Schwäbischer Merkur" und „Augsburger
Allgemeine" nur kläglich ihr Dasein unter einem un-
erhörten Zensurdruckc. Wien hatte in seiner „Wiener
Zeitung" das offizielle Organ der Regierung und in dem
besser redigierten „Österreichischen Beobachter" das
offiziöse Organ des Auswärtigen Amtes.
Etwas freier vermochten sich die Zeitschriften zu
entwickeln. Ludens „Nemesis" entsprach dem Tem-
perament seines Herausgebers; ihr gesellten sich die
„Kieler Blätter" zu, die wie Daniel Vossens „Zeiten"
energisch deutsches Volkstum und deutsches Recht
betonten. Originell gab sich von Anbeginn an Okens
„Isis", mehr gelesen wurden noch Börnes Blätter
„Die Wage" und „Zeitschwingen". Unter den kleinen
Journalen erreichten vor allem Rottecks „Teutsche
Blätter" und Cöllns „Neue Fackeln" Beachtung, unter
den schöngeistigen Cottas „Morgenblatt", die „Wiener
Zeitschrift", die „Zeitung für die elegante Welt", das
Kindsche Klatschblatt „Abendzeitung", Gubitz' „Ge-
sellschafter" und der Kuhnsche „Freimüthige".
Der zweite Abschnitt des Buchs umfaßt die Zeit von
1819 — 1830: das Pressewesen unter dem Drucke der
Karlsbader Beschlüsse. In Berlin blieb so ziemlich alles
beim alten; in Breslau erstand in der, .Brcslauer Zeitung"
der alten „Schlcsischen" ein Konkurrent; im Westen
war die „Kölnische" das einzige Blatt von Bedeutung,
im Süden sah es nach wie vor trostlos aus. Über den
Zeitschriftenwust der zwanziger Jahre fällte Goethe das
vernichtendste Urteil. Aber das Wiedererwachen des
nationalen Geistes war nahe. Seit 1830 hatte das geistige
Leben in Deutschland doch einen kräftigeren Impuls
erhalten, und dieser neue Geist zeigte sich auch in der
Zeitschriften-Literatur. Ein mächtiger Umschwung be-
gann freilich erst nach Aufhebung der Zensur.
In Salomons Werk besitzen wir die erste ab-
geschlossene Geschichte des deutschen Zeitungswesens,
ein erstes vollständiges Bild der Entstehung und Ent-
wicklung des deutschen Journalismus: ein Monument
unermüdlicher und sorgfältiger Forschung, auf das wir
in der Tat stolz sein können. Mit dem .Schlußbantlc
(M. 7.50. gebunden M. 9. — ) sind zugleich die beiden
ersten Bände in zweiter Auflage erschienen, ein Beweis
dafür, daß für Autor und Verleger auch der äußere
Erfolg nicht ausgeblieben ist. — tz.
Neue Exlibris.
Die hier wicdcrgcgcbencn drei Exlibris stammen
von einem jungen Zeichner, Aftirtin Tkitlt, der sich
selbständig herangebildet hat und dessen Begabung für
die Schwarzwciükunst uns Förderung zu verdienen
scheint. Es ist in neuerer Zeit Mode geworden, und
uns scheint, keine nachahmenswerte, die Exlibris mit
Emblcmcnschmuck zu überhäufen und allerlei in die
Zeichnungen hinein zu geheimnissen, was auf den
Beruf und die persönlichen Neigungen des Eigentümers
Bezug haben könnte. Unter der Überfülle dieser
allegorischen und symbolistischen Andeutungen aber
leidet vielfach die Klarheit des Ganzen. Der Forderung
der Klarheit entspricht das Exlibris Bochner am besten;
auch ohne die Umschrift ist auf den ersten Blick er-
kennbar, daß ein Arzt der Eigentümer ist. Was uns im
übrigen an den drei Exlibris besonders gefällt, ist die
für die Schwarzweibwiedergabe am besten geeignete
kraftvolle Führung der Linien. — m.
*W*RTrN ni|(.Lt ,w
KxlibrU, geieichnct von Marlin Thiele.
Chronik.
2, 3
Sonst
Von Josef von Eichendorff.
Es glänzt der Tulpenflor, durchschnitten von Alleen,
Wo zwischen Taxus still die weißen Htatuen stehen,
Mit goldnen Kugeln spielt die Wasserkunst im Becken,
Im Laube lauert Sphinx, anmutig zu erschrecken.
Die schöne Chloe heut spazieret in dem Garten,
Zur Seit ein Kavalier, ihr höflich aufzuwarten,
Und hinler ihnen leis Cupido kommt gezogen,
Bald deckend sich im Grün, bald zielend mit dem
Bogen.
Es neigt der Kavalier sich in galantem Kosen,
Mit ihrem Kacher schlagt sie manchmal nach dem
Losen,
Es rauscht der taft'ne Rock, Ci blitzen seine Schnallen,
Dazwischen hört man oft ein art'ges Lachen schallen.
zu dem „Im Irr Garten der
Liebe herumtaumelnden Kava-
lier", dem bald leichtfertig im
Strome der Wollüste plätschern'
den, bald bußfertige Zerknirsch-
ung vKrokoditstrancn heulenden
Titelhelden jener langweiligen
Zotengcschichtc („Der im Irr-
Gartcn dcrLiebe herumtaumelnde
Kavalier, oder Reise- und l.icbes-
Geschichte eines vornehmen
Deutschen von Adel, Herrn von
St., welcher nach vielen Liebes-
exzessen endlich hat erfahren
müssen, wie der Himmel die
Sünden der Jugend im Alter
zu bestrafen pflegt." [Zuerst]
Warnungstadt 1738 [1740, 1763;
o. O. 1793} Verfasser war Joh.
I >aniet liartholomai [ 1 72 J— 1 790].
Gnedeke III, 264, 58a). Eichen-
dorff kannte sie ; er erwähnt sie
in seinen Literaturschriften. Ich
sehe eine etwas mit eigenem
geschmückte, höchst stilvolle
Schilderung des Bildes (Mentzel
heißt der Stecher) in seinem Gedicht, in dem sogar
das Wort Kavalier dreimal, mit einer gewissen Ge-
flissenheit, angewandt wird. Die scheinheilige Unter
schrift des Titelkupfcrs lautet:
Der Venus Ncctar kan der Jugend Lust erwecken,
Zuletzt macht dieser Gifft Angst, Kummer, Furcht
und Schrecken.
Diese Verse eines Stümpers gaben dem Dichter wohl
die formale Anregung für seine jetzt zierlich gerankten,
dann wieder gesucht hölzernen Alexandriner, die, mit
dem ganzen, gescheit-heroischen Zauber dieses Verses,
die Stimmung des Bildes, das heißt das, was wir als
Zeitstimmung in da; kunstlose Machwerk hinein-
sehen, sehr glücklich wiedergeben.
Bremen. Dr. Konrad Wcichberger.
Kunst.
Jetzt aber hebt vom Schlot, da sich 's im West will
röten,
Die Spieluhr schmachtend an, ein Menuett zu flöten;
Die Laube ist so still; er wirft sein Tuch zur Erde
Und stürzet auf ein Knie mit zärtlicher Gebärde.
„Wie wird mir, ach, ach, ach, es fängt schon an zu
dunkeln — "
„So angenehmer nur seh' ich zwei Sterne funkeln — "
„Verwegner Kavalier !"— „Ha, Chloe, darf ich hoffen? — "
Da schiebt Cupido los und hat sie gut getroffen.
Ist das oben reproduzierte Bild eine Illustration
zu dem Eichendorffschen Gedicht? Nein, sondern
Eine neue „Geschichte der deutsehen Kunst" liegt
uns in einem stattlichen Bande aus der Feder von
Hermann Schweitzer, dem Direktor des Suermondt-
Museums in Aachen, vor (Ravensburg, Otto Maier;
14 Lieferungen a M. 1). Schweitzers Werk soll ein
Volksbuch sein und erfüllt seinen Zweck vor allem durch
die leicht faßliche und gewissermaßen unterhaltsame
Darstellung; dazu kommt eine höchst übersicht-
liche Einteilung und eine Fülle gut ausgeführter
Illustrationen, ferner eine Anzahl von Verzeichnissen,
die das Nachschlagen bequem machen. Wir möchten
das Werk dem deutschen Hause namentlich zu Ge-
schenkzwecken bestens empfehlen. R.
Digitized by Google
214
Chronik.
Als ersten Band einer neuen Serie von „Hand-
büchern" erschien im Vellage von Karl W. Iliersemann
in Leipzig ..Die Architektur von Griechenland und
Rom" von IV. J. Anderson und A'. l'henc" Spiers, über-
setzt von Konrad Bürger (8 a . 375 S. Mit 185 Ab-
bildungen. Gcbd. M. 18). Das Werk ist aus Vortragen,
die der verstorbene Anderson in Glasgow hielt, hervor-
gegangen. Seiner Feder entstammen die Kapitel über
die griechische Architektur, wahrend Spiers nach dem
Tode Andersons die Abschnitte über die römische
Baukunst geschrieben hat. Das liueh ist keineswegs
nur für den Fachmann, es dürfte infolge der außer-
ordentlich interessanten
Darstellung (und, sei
hinzugefügt, der ganz
trefflichen (Übersetzung
Hurgers) auch den ge-
bildeten Laien lebhaft
interessieren. Die zahl-
reichen Abbildungen
unterstützen wirksam den
Text. Auch sonst ist die
Ausstattung zu loben, bis
auf das zu stark satinierte
Papier, das einen förm-
lichen Glanz ausströmt
— z,
Die Meisterwerke
der Königlichen Alteren
Pinakothek su München
bietet Band I von Hanf
staengls ,, Maler - Klas-
sikern": 26jSch warzweit*-
Reproduktioncn dieser
Galerie in glänzender
Ausfuhrung, nach Ori-
ginalaufnahmen des Ver-
lags hergestellt (Mün-
chen, Franz Hanfstaengl;
gebunden M. 12). In
der 20 Seiten umfassen-
den Einleitung zeigt sich
Professor Karl Voll
wieder als ein Kenner, der gewissermaßen spielend das
ungeheure Stoffgebiet beherrscht und zudem höchst
anschaulich zu schildern versteht. Die Bilder sind
chronologisch und nach Schulen geordnet, eine Ein-
teilung, die neben der Kenntnis der allgemeinen
historischen Entwicklung auch die der Stilartcn er-
leichtert. Der Druck auf Kunstpapier bleibt den Ton-
werten der Gemälde kaum etwas schuldig. Als Nach-
schlagewerk beim Studium wie als Schmuck der
Familicnbibliothck ist das Werk gleich empfehlenswert
R.
Von den „Klassikern der Kunst in Gesamtaus-
gaben" der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart liegen
uns Band III und IV vor: Titian und Dürer. Es ist
als ein gutes Zeichen aufzufassen, da Ii die wohlfeilen
Rcprodukiionswcrkc unserer großen Vcrlagsfirmen
beim Publikum entschiedenen Anklang zu finden
scheinen. In der Tat tut in der Kunst die Anschauung
hundertmal mehr als auch die beste Beschreibung.
Aus dieser Erwägung heraus sind auch die „Klassiker
der Kunst" entstanden, die ähnlich den Hanfstaengl-
sehen sowohl dem Künstler wie dem Historiker wie
auch dem Kunstfreunde — und wer wäre das nicht —
trefTlichc Dienste leisten. Zum Tizian-Bande (M. 6.)
hat Dr. Oskar Fischet eint mustergültige biographische
Einleitung geschrieben; die Bilder sind auf 187 Seiten
wiedergegeben und umfassen das ganze Werk des
Meisters in seinem phasenreichen Entwicklungsgange.
Doppelt so stark ist der
Durer -Band, dem Dr.
Valentin Scherer eine
verständnisrolle Einfüh-
rung beigesteuert hat;
er enthält 447 Abbil
düngen von ausgezeich
neter Ausfuhrung und als
Titelbild das Selbstpor-
trät des Meisters. Beiden
Bänden ist ein umfang
reicher, auch praktischer
Erläuterungsapparat bei-
gegeben. R.
Exlibril, gutichn«! von Martin Thiele
Die im Verlag von
Paul NcfT (Max Schrei-
ber) in Eßlingen er-
scheinenden billigen (das
Heft M. 1) „Führer tur
Kunst' gehören nicht
in das Gebiet der üb-
lichen Monographien,
sondern sind allgemein
verständliche Abhand-
lungen zur Kunstbetrach-
tung und zum Kunst-
verständnis. Das vierte
Bändchen ist die erste
zusammenfassende Ar-
beit über „Die italieni-
sche Bildnismalerei der Renaissance" . Der kenntnis-
reiche Verfasser, Karl iVoermann, fußt allerdings auf
den Einzelschriftcn von Gruyer, Burckhardt, Schaeffer
und anderen, steuert aber so viel aus eigenem bei, daß
das kleine Buch gewissermaßen als Ergänzung zu seiner
groß angelegten „Geschichte der Kunst aller Zeiten"
betrachtet werden kann. Die bcigcgcbcncn Illustrationen
sind gut reproduziert, die Ausstattung ist trotz des
geringen Preises recht geschmackvoll. R.
Bei Bard Marquardt & Co. in Berlin erscheinen
seit einiger Zeit drei Serien reizend ausgestatteter und
innerlich recht gediegener Büchelchen unter den Titeln
„Die Kunst', „Die Literatur" und „Die Kultur".
Diese billigen Sammlungen, die von Richard Muther,
Georg Brandes und Cornelius Curlitt herausgegeben
Digitized by Google
Chronik.
215
werden, seien namentlich dem jüngeren Geschlecht
bestens empfohlen; sie bringen eine Fülle von Wissen
in ansprechender Form, unterstützt durch meist trefflich
wiedergegebene Illustrationen. Uns liegen voraus der
„Kunst"-Serte: Feinten Rops von Frans lilei (mit 17
Vollbildern), eine geistreiche Würdigung des kapriziösen
belgischen Zeichners — Donatello von Willy Pastor
(mit 15 Abbildungen), ein Gesamtbild der organischen
Entwicklung des Meisters — und l'raraffaelismus von
Jarno Jessen (mit 15 Illustrationen), eine kluge und
feine Kinführung in die Eigenart dieser englischen
Kunstrichtung. Aus der ,,Litcratur"-Scrie: Konrad
Ferdinand Meyer von Otto Stoessl (13 Vollbilder,
l Faksimile), eine Skizze seines Lebens und seiner
Werke mit mannigfachen Inedita — Maurice Maeter-
linck von Johannes Schlaf (Porträt, 11 Abbildungen,
1 Faksimile), eine der interessante»
sten Arbeiten über den Dichter —
Diderot von Rud. Kassner (Porträt,
14 Abbildungen, 1 Faksimile) mit vor-
trefflichem bibliographischem An-
hang. Von der „Kultur" ging uns
der siebente Dand zu: „Ersiehung
sur Korptrschönheit' von Marg.
N. Zepter, ein mit 22 Illustrationen
geschmückter Aufsatz über das
Turnen und Tanzen als Beitrag zur
Mädchenerziehung, und der sechste:
ein paar graziöse Plaudereien über
die Ninon de Lenclos, die Hamilton,
die Sand und über allerlei von der
Liebe unter dem etwas preziösen
Titel „Von amoureusen Frauen",
geschrieben von Frans Blei.
— m.
Speziell dem weiblichen Ge-
schlecht gewidmet ist die bei Fried-
rich Kothbarth in Leipzig erschei-
nende illustrierte Serie „Die Frau"
(pro Band M. 1,50; in Leder M. 2,50;
20 Lu.vusexcmplare a M. 6). Als No. 3 gibt Carry
Brachvogel eine Lebensskizze der Marquise von
Pompadour: keine WciÜwasckung , aber doch eine
Studie, die manche Schattenseite in dem Charakter
der merkwürdigen Frau verstandlicher erscheinen laßt
No. 1 enthält eis ebenso anziehendes wie originelles
Essai von Früh Felder: „ i'om entnuchlemden Zauber
der Frau": ein philosophischer Ausflug in das Reich
des Schönen mit Ausblicken auf Nieuschesche Höhen.
— m.
quellenmäßigen Behandlung bisher nicht gefunden hat.
Der Verfasser stützt sich auf umfangreiche archivalische
Forschungen und vermag so eine detaillierte Biographic
zu bieten. Die Forschung nach den Werken Loy
Herings führte zu der Konstaticrung, daß nicht nur das
ehemalige Hochstift Eichstätt und die anstoßenden
fränkischen Gegenden einen reichen Schau von
Epitaphien des Meisters bewahren, sondern daß die-
selben auch nach weitentfemten Gegenden ihren Weg
fanden. Die Fuggerepitaphien im Chor von St. Anna
in Augsburg, die Tumba des Nklas von Salm in Wien,
das Epitaph des Herzogs Erich von Braunschweig in
Münden, Epitaphien in Heilbronn, Würzburg, Nürn-
berg usw. erweisen sich als sichere Schöpfungen Loy
Herings.
Das Werk ist mit reicher auf der Höhe der Technik
stehenden Illustration versehen,
durch die eine Anzahl bedeutender
Kunstwerke ihre gleichfalls erst-
malige Veröffentlichung findet
Verschiedenes.
Exlibrii,
(«iciebaet *ou Marlin Tbitlc,
lj)y Hering. Ein Beitrag zur Geschichte der
deutschen Plastik des XVI. Jahrhunderts. Von Felix
Mader. Mit 70 Abbildungen. München, Gesellschaft
für christliche Kunst (M. 6, 50.)
Mit vorliegender Monographie erscheint zum ersten-
mal eine systematische Darstellung der Lebensver-
hältnisse und des künstlerischen Opus eines der be-
deutendsten Plastiker des XVI. Jahrhunderts, der die
verdiente Beachtung eben infolge des Mangels einer
Eine glänzende Idee hat Frans
Frhr. von Upperheide in seinem
„Spruchworterbuch" ver» irklicht :
eine Sammlung deutscher und
fremder Sinn- und Wahlsprüche,
Inschriften an Haus und Gerät,
Grabsprüche, Sprichwörter, Aphoris-
men, Epigramme, von Bibelstellen
Licderanfangen , Zitaten, Schnader-
hüpfln, Wetter- und Bauernregeln,
Redensarten usw., geschichtlich und
nach den Leitworten geordnet. Ich
wüßte nicht, wem das Werk zur
Seite gestellt werden könnte. Es ist
sehr viel reichhaltiger als der vor-
treffliche Büchmann und alle son-
stigen Zitatenbücher, vor allen Dingen auch höchst
zweckmäßig in der Anordnung. Die Artikelreihen fol-
gen alphabetisch, in sich chronologisch. Sieben Liefe-
rungen liegen uns vor; sie beweisen bereits, über
welchen Ungeheuern Srhlagwortschatz wir Deutsche —
denn Deutschland ist der Vorrang eingeräumt — ver-
fügen. Es ist überraschend, zu sehen, wie reich wir
allein an volkstümlichen Sprichwörtern sind, welche
Fülle an Humor und schlagkraftigen Witz in den so-
genannten Redensarten liegt. Das ganze Werk ist eine
frohe Überraschung, für die wir dem Herausgeber auf-
richtig dankbar sein können. Denn ich meine, es wird
nicht nur uns von der Feder als eines der unentbehr-
lichsten Nachschlagebücher ständig zur Hand sein
müssen , um uns mancherlei unnützes Suchen abzu-
nehmen und zu erleichtern: es wird auch in der Fa-
milienbibliothek einen Ehrenplatz ausfüllen und Alt und
Jung durch seine schwersvuehtende WeUheit, seinen
kernigen Humor, sein glückliches Gemisch von Hohem
und Derbem, Anmutigem und Kräftigem erfreuen.
Digitized by Google
Chronik.
Gerade dieses Werk, das eine Riesensumme an Fleiß
und Belescnheit umschließt und das in der Tat jedem
etwas gibt, verdiente Volkseigentum zu werden: es
sollte in keinem Hause fehlen.
Stichproben zeigen, daß man auf peinliche Korrekt-
heit gehalten hat. Verbesserungen und Vermehrungen
werden vorlaufig auf den Hcftumschlagen gegeben und
sollen später auch als Nachtrag erscheinen und zwar
nur einseitig bedruckt, so daß die Blatter auseinander-
geschnitten und an die entsprechenden Stellen einge-
klebt « erden können, üie Abkürzungen sind praktisch
erwogen. Das Gesamtwerk, gut ausgestattet und ge-
druckt, wird mit der zwanzigsten Lieferung abgeschlossen
sein. Die Lieferung kostet 60 Pfennige; es ist klar, daß
der Verlag bei diesem niedrigen Preise nur auf die Kosten
kommen kann, wenn die Verbreitung eine ungewöhn-
lich weite ist. Aber das liegt in der Natur dieses Mo-
numentalwerks. — bl —
Wer möchte nicht eine kleine Sammlung von
Originaldrucken aus der Reformatianszeit sein eigen
nennen? In die Kefortnationszeit fallt die erste Blüte
der Buchdruckerkunst. Erst dadurch, daß sie sich in
den Dienst dieser mächtigen geistigen Bewegung stellte,
wurde sie volkstümlich und in den Stand gesetzt, iu
zeigen, was sie an vorwärtsdrängender, croberungs-
lustiger Gewalt in sich trug. Dem Wunsche so manches
Bibliophilen, Geschichte- und Literaturfreundes stellt
sich nun aber die eine Schwierigkeit entgegen, daß die
Originaldrucke aus der ersten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts, besonders aus den ercignisvollcn Jahren
1518- 1525, immer seltener in den Antiquariatskatalogen
auftauchen und immer höher im Preise steigen. Die
Predigten und Traktate der Führer der Bewegung,
Luthers, Melanchthons, Bugenhagens, Kallstadts, Zwing-
Iis, sind noch verhältnismäßig häufig und auch nicht
zu teuer. Fast ganz entschwunden hingegen sind die
anonymen oder Pseudonymen Flugschriften. Gerade
sie aber haben einst den größten Einfluß auf die Ge-
müter ausgeübt und den Geist der Reformation in das
fernste Tal, in die entlegenste Hütte getragen. Nur
wenige Blatt stark, oft mit einem derbkräftigen Titcl-
holzschnitt geziert, wurden diese Dialoge, Gespräche,
Büchlein, Lieder, Beklagungen und Vermahnungen
meist in mehreren rasch aufeinander folgenden Aus-
gaben und in schier unzähligen Exemplaren von
wandernden Buchführ cm, von Messe zu Messe, Jahr-
markt zu Jahrmarkt, Kirchweih zu Kirchweih, Ort zu
Ort, Haus zu Haus getragen, von den Käufern ver-
schlungen und weitergegeben, bis sie „zerlesen" waren.
In Bibliotheken sie aufzubewahren, daran dachte
niemand, ebensowenig wie wir heutzutage Broschüren
und Zeitungen, Kalender und Flugblätter für die Nach-
welt aufzuheben pflegen. Daher sind viele dieser Flug-
blätter außerordentlich selten geworden, und die
wenigen Schriften, die in den Handel kommen, sehr
teuer. Einen Ersatz bieten nun aber die Neudrucke,
die unter dem Titel „Flugschriften aus den ersten Jtihren
der Reformation'' herausgegeben von Otto C/emtn, in
einzelnen schmucken Heften bei Rudolf Haupt in Halle
erscheinen. Mehrere Hefte im Umfange von wenigstens
30 Bogen bilden einen Band, dem ein eigener Titel
und Inhaltsverzeichnisse beigegeben werden sollen.
Der Subskriptionspreis für je einen Band beträgt nur
9 M. Doch werden die Hefte auch einzeln zum Preise
von 40 Pf. bis 1 M. und höher abgegeben. Die Texte
stimmen durchaus mit den Urdrucken überein, nur die
Interpunktion ist, was allgemeine Billigung finden wird,
modernisiert, um ein schnelleres Lesen und Verstehen
zu ermöglichen. Die Holzschnitte der Originaldrucke
werden mustergültig reproduziert. Kurze Einleitungen,
in denen besonders auch den bibliographischen Fragen
alle Sorgfalt gewidmet wird, gehen den Neudrucken
voran, und Bemerkungen, die alles für das Verständnis
nötige enthalten, folgen am Schluß. — g.
Von Heinemanns Goethe-Ausgabe (Leipzig, Biblio-
graphisches Institut) liegen uns die Bände XX und XXVII
vor. Band XX, von Professor Dr. Theod. Matthias bear-
beitet, enthält die dramatischen und Opernfragmente
und die Übersetzungen: von ersteren hauptsächlich
„Prometheus", „Elpenor" und „Pandora" und die dra-
matisierte „Anekdote zu den Freuden des jungen
Werthers", die launige, aber zu seinen Lebzeiten nie
veröffentlichte Antwort auf Nicolais Wertherparodie;
ferner der „Zauberflöte" zweiten Teil und die übrigen
Bruchstücke. Von letzteren vor allem die Bearbeitungen
von Voltaires „Mahomet" und „Tankred". Band XXVII
umfaßt den ersten und zweiten Teil des „Benvenuto
Cellini", zu dem der Herausgeber, Professor Dr. Carl
Vofiler, in seiner Einleitung interessante Mitteilungen
über Goethes Auffassung der Übersetzungstätigkeit
gibt. Das Anmerkungsmatcrial zu der Biographie folgt
im 28. Bande; das zu dem oben erwähnten 20. Bande
enthält wie immer ausführliche Nachweise der Er-
klärungslitcratur, der Drucke, Handschriften und Les-
arten. —
Die Cottasche Jubiläums-Ausgabe von Goethes
sämtlichen Werken verausgabte mit Band XI V den lange
erwarteten zweiten Teil des „Faust" mit Erich Schmidts
Einleitungen und Anmerkungen. Was Schmidt als Einlei-
tung zu dem dichterischen Testament Goethessagt, ist in
der Tat das Köstlichste, was je darüber geschrieben wor-
den ist Essindnur4oSciten, abersie ersetzen eine ganze
Bibliothek. Der Abdruck des Dramas fußt auf der
Weimarischen Ausgabe; zu dem Bruchstück des ersten
Aktes, der im 12. Bande der Ausgabe letzter Hand er-
schien, konnte erstmalig das im Archive der Cottaschcn
Buchhandlung bewahrte Druckmanuskript herange-
zogen werden. — m.
Xachdruck verholen. — Alle Rechte vorbehalten.
Für die Redaktion verantwortlich: Fedor von Zoheltitz in Berlin W. 1$.
Alle Scodune«. redakboaeller Natur aa deesea Adreaae erbeten.
Cedruckl na W. Urugul.a ,a Uiwe dir Velbagca * Klaaiaf ■■ Bielefeld und Leipiig auf Papier der Neues Papier-Manufaki7r
m Stra&twrf. ,. K.
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
FÜR
BÜCHERFREUNDE.
Monatshefte für Bibliophilic und verwandte Interessen.
Herausgegeben von Kedor von Zobcltitz.
io. Jahrgang 1906/1907. Heft 6: September 1906.
Hieronymus Lüschcnkohls
Silhouettenfabrik und seine Schriftstellerporträts.
Von
Gustav Gugitz in Wien.
ler Name Löschenkohl ist den
österreichischen Kupferstich-
sammlern ein wohlbekannter.
Vielleicht nur zu wohlbekannt,
denn seine oft rohen, in der Art
|dcr Neu-Ruppincr Bilderbogen
ausgeführten Darstellungen aus der Wiener
Sittengeschichte des XVIII. Jahrhunderts er-
zielen ganz enorme Preise. Kein Wunder, wenn
man bedenkt, daß diese Kolportage -Kunst für
das niedere Volk, die etwa die heutigen illu-
strierten Wochenblätter vertreten sollte, schon
ihrer Bestimmung nach einem raschen Unter-
gang zueilte. Gräffer, der Löschenkohl noch
kannte, sagt in seinen Wiener Memoiren folgen-
des: „Was gäbe man darum, die ganze Samm-
lung dieser Gclegenheitsbilder, eigentlich Kari-
katuren, zu besitzen oder betrachten zu können ?
Eine Schaustellung ä la Pratcr gegen Entree;
reich könnte man werden. Löschenkohl wurde
es auch . . ."
Nicht viel über hundert Jahre darf man
zurückgreifen, um zum ersten Male reichhaltigere
bildliche Darstellungen aus dem Wiener Kultur-
leben rinden zu können; früher lag teils das
Bedürfnis nicht so vor, teils hinderte die strenge
Zensur. Hieronymus Löschenkohl war der erste,
z. f. B. 1906/1907.
der es in der so viel bedeutenden josephinischen
Ära unternahm, den Wienern in Ernst und
Scherz ein Spiegelbild ihres Lebens und Treibens
vorzuhalten und die verschiedensten lokalen
Vorfälle nebst denen des Auslandes, die ein
aktuelles Interesse boten, in rasch wechselnden
Kupferstichen und kolorierten Holzschnitten dar-
zubieten. Da das Zeitungswesen nach unseren
heutigen Begriffen in den Windeln lag, und
eine illustrierte Zeitung, die sich mit den Er-
eignissen der Woche beschäftigt, in Wien noch
ganz und gar fehlte, so kann man sich denken,
daß der Spekulationsgeist des Herrn Löschen-
kohl nicht fehlging, als er zum erstenmal die
Woche mit seinen oft mehr seiner Phantasie
als der Wahrheit Ehre machenden Illustrationen
begleitete.
Wenn diese Darstellungen auch immer mehr
den Charakter eines besseren „Mandelbogens"
als eines sauberen Kunstwerkes annahmen, so
lag dies in der Natur der ganzen Sache, die
weniger auf einer guten Ausführung als auf
einem schnellen Absatz und einer bunten Fülle
der Gegenstände beruhen konnte, wenn sie
reüssieren sollte. Löschenkohl hatte rasch die
Grenzen seiner Kraft erfaßt und fand sie groß
genug, um der Menge, deren Interesse sich
Digitized by Google
218
Gugitz, Hieronymus Löscheoltohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstcllerporträts.
am rein Tatsächlichen allein gütlich tat, eine
billige Sensation zu bereiten, und ohne den
Kunstkenner zu befriedigen, seinen Ehrgeiz in
einem guten Geschäft zu suchen. Er fand daher
genug Tadler. Hören wir nur einen, Johann
Fricdcl, in seinen „Briefen aus Wien verschie-
denen Inhalts an einen Freund in Berlin", Leipzig
und Berlin 1783, Seite 222 f.: „Der Mann (Löschen-
kohl) besitzt das Verdienst, mit ungemeiner
Dreistigkeit uns Wiener durch solche Kupfer
bey den Ausländern für Dummköpfe zu ver-
schreyen. Denn für was anders sollten sie uns
halten, wenn sie dergleichen Schmierereyen,
bemahlt und beklext, wie Kreutzerbildchen,
von Löschenkohlen zu Gesichte bekommen,
von dem sie doch vorher gehöret hatten, daß
wir ihn unter unsre guten Künstler zählen?
Sollte der Mann nicht auf seine und unsre
Ehre mehr sehen, als auf seinen Beutel? —
Die Stücke, worinn er wirklich als geschickter
Künstler erscheint, durch die er uns unsern
Beyfall, unser öffentliches Lob abgelocket hat,
sind im Auslande nicht so allgemein bekannt.
— Solche Gruppirungen aber, die bey solchen
Gelegenheiten entworfen werden, streuen sich
allenthalben aus; — und gerade die, von denen
er zuversichtlich erwarten kann, daß sie den
Ausländern bekannt werden, — gerade diese
verhunzt er? gerade diese liefert er nicht wie
Kupferstiche eines Künstlers, sondern wie Holz-
schnitte eines flüchtigen Stümpers? — Ich weiß
wohl, was er einwenden kann. — ,Ich habe
nicht Zeit genug darzu gehabt.' — Gut, so
hätf er sie nehmen sollen. Wer befahl ihm
denn, so eilig bey der Hecke damit zu seyn? . ."
Diese Kritik verkannte Löschenkohls Absichten
natürlich vollständig. Sic verhinderte auch
nicht die Popularität seines Unternehmens.
Gleichwohl ist es merkwürdig, daß der
Name Löschenkohls heute in weiteren Kreisen
nahezu vergessen ist, eines Mannes, der in
jeder Hinsicht für seinen vielseitigen Unter-
nehmungsgeist in verschiedenen kunstgewerb-
lichen Dingen ein besseres Andenken verdiente.
Dieses will nun allerdings Herr Dr. Schwarz
in Wien in einer umfangreichen Monographie
auffrischen, auf die ich in bezug auf die Per-
sönlichkeit, sowie auf die vollständige Auf-
zählung der Werke vorläufig verweisen möchte.
Indessen wird es doch notwendig sein, auch
hier der Persönlichkeit und den Werken jenes
Tagesillustrators im allgemeinen ein paar Worte
zu widmen, bevor wir zu seiner Silhouetten-
fabrik im besonderen übergehen. Außerhalb
Wiens ist dieser Mann geradezu unbekannt,
wie Nicolai seiner öfters gedachten.
Löschenkohl war wie so viele, die in Öster-
reich den Geist der Industrie weckten, kein
Österreicher. Schon in der theresianischen
Zeit begann der Zuzug unternehmender Aus-
länder — ich brauche da nur an Herbert und
Rosthorn zu erinnern — und unter diesen be-
fand sich auch unser Löschenkohl, der aus
einer rheinischen Gegend stammte. Jedenfalls
liell er sich zu Ende der siebziger Jahre des
XVIlLJahrhunderts, wahrscheinlich als einfacher
Goldarbeiter, in Wien nieder. Mit Niellosachen
wohl vertraut, kam er, wie so mancher Gold-
schmied, auf den Kupferstich und versuchte
sich in ihm. Sein erster Stich, dessen Sujet
allerdings den Herzen aller Wiener naheging,
da in diesem der Tod der Kaiserin Maria The-
resia behandelt wurde, glückte zu gut, als daß
es nicht der Mühe wert gewesen wäre, den
eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Zu-
dem verhieß der Regierungsantritt Josephs II.
allenthalben die größten Hoffnungen; die Unter-
nehmungen sahen sich gefördert, und auch
Löschenkohl wagte es, der Zukunft zu ver-
trauen und einen Kunstverlag zu gründen, in
dem er vorerst seine eigenen Produkte zu ver-
werten suchte.
Anfangs lieferte er peinlich saubere Blätter,
wie „Thercsiens letzter Tag", „Die neue Prater-
lust" usw., die allerdings nur tüchtiges „Kunst-
gewerbe" waren, aber doch wenigstens dieses.
Indes bald sah er ein, daß diese Methode lang-
wierig, auch wenig lohnend war, und daß bei
einer besseren Ausführung die Produktion und
der Umsatz zurückbleiben mußte. Auch dürfte er
wohl mit keinem besonderen Kapital begonnen
und zudem bald erkannt haben, daß er mit
so hervorragenden Kunsthändlern wie Artaria,
Cappi, Stockei, Mollo usw. nicht konkurrieren
konnte. So trachtete er rasch danach, sich
durch ein neues Genre, das tatsächlich als
Bedürfnis empfunden wurde, einen Erfolg zu
sichern, der ihm im schnellen Absatz und in der
billigen Herstellung weitaus mehr eintrug. Er
Digitized by Google
Gugitz, Hieronyhiu» Lftscheokohl* Silhouettenfabrik und seine Scbriflstcllcrporträts.
219
wurde der Gelegenhcitsmaler, der ikonographi-
sche Zeitungsmann Wiens. In kurzer Zeit war
er populär, seine Bilder „aus der Woche"
kosteten wenig bei der kunstlosen Herstellung,
die nun auch angeworbene Zeichner fabriks-
mäßig betrieben, und befriedigten den kleinen
Mann, der zum erstenmal Wiener Tagesfragen
satirisch im Bild behandelt sah und sich eine
billige Sensation durch einen Stich verschaffte,
der sehr phantasicvoll darstellte, wie „hinten
weit in der Türkei die Volker aufeinander-
schlagen". Und dies wenige Stunden nach
dem Eintreffen einer Nachricht, nach dem
Bericht eines „Augenzeugen" ! Ja, Loschenkohl
kam manchmal sogar den Ereignissen zuvor
wie bei dem Einzug der marokkanischen Ab*
gesandten in Wien, worüber sich ein gewisser
HeroaldTrockendorfer in den „Verlorenen Briefen
an einen Landsmann in Sach-sen über die Auf-
klarung von Wien", 1785 Seite 63, auch weidlich
lustig machte. „Schon einige Wochen vorher",
schreibt dieser, „verkaufte unser sinnreicher und
kunsterfahrener, in abstrakten Zeichnungen sehr
geübter Graveur, Herr von Löschenkohl, dero
allerseits wohlgetroffene Porträts, ehe weder er
noch sonst jemand die Ehre gehabt hatte, sie zu
sehen; und er erzeigte uns noch überdieß die
Wohlthat, solche vor seinem Gewölbe öffentlich
auszuhängen, da wir dann dieselben gratis so
lange betrachten konnten, bis uns die Mittags-
stunde und Essenszeit nach Hause trieb. Wir
blieben nicht nur ganze Stunden davor stehen,
sondern häuften uns dabey so stark an, daß
kaum mehr ein Wagen den Kohlmarkt ( — dort
hatte Löschenkohl sein Geschäft — ) passiren
konnte . . ."
Mit Löschenkohl beginnt auch die Geschichte
der Karikatur in Österreich, und bei den zahl-
reichen satirischen Darstellungen seines Ver-
lages, die allerdings durch die freiere josephi-
nische Zeit begünstigt wurden, ist es eigentlich
merkwürdig, daß die jüngste Historie der
Karikatur von Fuchs keine Ahnung von diesen
zahlreichen, für die Wiener Sittengeschichte
wichtigen Karikaturen hat und die Geschichte
der österreichischen Karikatur dort erst etwas
kühn mit der franziseeischen Zeit beginnt. Wie
umfangreich dieser Zweig seines Verlages war,
beweist ein Gesuch, nach welchem er um einen
eigenen Zensor für seine Stiche im Jahre 1794
(siehe Archiv des Ministeriums des Innern,
Protokoll Tür Niederösterreich vom 6. August
1794) bittet. Und zu dieser Zeit war bereits
seine Blüte dahin, und die Zensur zog strammer
die Zügel an.
Löschenkohl war indessen nicht der Mann,
der sofort die Flinte in das Korn warf, wenn
sich die Zeit seinen Unternehmungen entgegen-
stemmte. Wir können hier nicht des näheren
auf alle Zweige seines Kunstverlags eingehen,
den ja wohl Herr Dr. Schwarz in seiner Mo-
nographie einst ausfuhrlich darstellen wird.
Soviel sei nur gesagt, daß der industriöse
Mann rastlos immer neue Artikel auf den
Markt warf. Besonders berühmt waren seine
Fächer, auf alle möglichen Gelegenheiten und
für jeden Geschmack berechnet. Mit dem
Fächer auf die berühmte Tänzerin Vigano,
den er in verschiedenen Sorten von 30 Kreuzern
an bis zu zwei Dukaten verkaufte, soll er, wie
Bauerle in seinen Memoiren (S. 21 f.) erzählt,
36000 Gulden verdient haben. Nebstbei trieb
er einen Handel mit Miniaturgemälden, Dosen,
Kalendern mit mancherlei Bildern und Mode-
kupfern, Masken, Neujahrsbilletten und ähnlichem.
Schließlich gründete er sogar eine Knopffabrik
und lieferte alle vierzehn Tage einen neuen
Knopf, der oft mit Bildern geziert war. Mit
welchem Erfolg, lehrt uns eine Notiz im „Wiener
Blättchen" (1788, Februar, S. 68 f.), wonach sich
die Kaufleute verpflichteten, ihm alles auf
einmal abzunehmen, damit sie durch den
Dutzendverkauf im einzelnen nicht zu starken
Schaden litten.
Es ist ganz bezeichnend, daß nach Löschen-
kohls Hingang — schon im Alter von 53 Jahren
rief der Tod den Kastlosen am u.Januar 1807
ab — niemand das Geschäft weiterführen
wollte, da er allein die Seele desselben war.
Wohl waren auch ähnliche populäre Kunst-
handlungen wie die von Joseph Eder oder
Eurich in Linz aufgetaucht, aber die kulturelle
Bedeutung der Löschenkohlschen Handlung
erreichten sie nicht. Auch diese lebte ja später
nur mehr von dem Abglanz der Popularität,
die sie in den glorreichen Jahren der josephini-
schen Zeit genossen hatte.
Es wäre beinahe verwunderlich gewesen,
wenn Löschenkohl, der doch dem herrschen-
den Modegeschmack der Menge stets entgegen-
kam, einen Artikel, der namentlich die bürger-
lichen Kreise interessierte, aus seinem Klein-
Digitized by Google
220
Gugiu, Hieronymus Löschenkohls Silhoaettenfabrik und seine Schriftstcllerportrits.
kunsthandcl ausgeschaltet hätte: die Silhouette.
Was diese im XVIII. Jahrhundert bedeutete,
besonders nach dem Auftauchen der physiog-
nomischen Studien Lavaters, ist allgemein be-
kannt, und es ist merkwürdig genug, daü ihre
Geschichte noch aussteht. Sie war in erster
Linie ein Surrogat des Porträts für den ärmeren
Bürgersmann und wurde als solches auch erst
wieder durch ein neues Surrogat, die Photo-
graphie, unmittelbar abgelöst. Damit verschwand
sie auch vollständig. Schon im XVIII. Jahr-
hundert machten sich einige Stimmen gegen
diese gewerbsmäßig betriebene schwarze
Schnitzelei bemerkbar, die selten genug einen
wirklich charakteristischen Ersatz für das künst-
lerische Porträt bot Zahlreiche Dilettanten be-
schäftigten sich damit' und legten sich umfang-
reiche Sammlungen an, wie ja immer wieder
solche im Kunsthandel auftauchen und sich nicht
erschöpfen. Alle Stammbücher der Zeit sind
mit dieser schwarzen Tändelei beklebt, die sich
nicht allein an Porträts hielt, sondern, vielleicht
zu ihren Gunsten, auch zu Genreszenen und
derlei mehr griff.
Auch in Wien zeigten Dilettanten und ge-
schäftsmäßige Silhouertenschncidcr in Hülle und
Fülle ihre Künste. So besaß zum Beispiel Castelli
eine große Sammlung von Silhouetten, wie er
selbst in den Memoiren seines Lebens (IV,
S. 120) erzählt: „Es gab wohl auch in frühern
Zeiten gute Maler, welche ein menschliches
Antlitz ähnlich darzustellen verstanden, aber
man konnte sie nicht bezahlen, daher waren in
meiner Jugend meist nur Silhouetten gebräuch-
lich. Ich selbst habe als Student alle meine
Freunde und Bekannte an der Wand auf Papier,
worauf ich den Schatten ihres Gesichtes fallen
ließ, dann mittelst eines Storchenschnabels ver-
kleinert und aus schwarzem Papier aus-
geschnitten. Ich besitze diese Sammlung von
einigen hundert Porträten noch." — Leider ist
auch diese Castellische Kollektion, die sicher
eine Anzahl bekannter Wiener Persönlichkeiten
namentlich aus Schauspieler- und Schriftsteller-
kreisen umfaßte, heute gänzlich zersplittert und
nur ein kleiner Bruchteil befindet sich in den
Sammlungen der Stadt Wien.
Aber nicht jedermann hatte Zeit oder das
■ Vgl. Goethe, Campagnc in Frankreich. „Jedermann
vorüber, den man nicht abends an die Wand geschrieben h
» Eine vernichtende Kritik über das Büchlein bringen
Talent, sich die Züge verwandter und geliebter
Personen selbst auszuschneiden, und so zogen
denn genug gewerbsmäßigeSilhouettenschneider
umher, die die Stelle unserer heutigen Photo-
graphen vertraten. Darüber berichtet gleichfalls
Castelli. „Auch gab es damals Leute," schreibt
er, „die in die Gasthäuser giengen, sich unbe-
merkt in eine Ecke setzten, aus schwarzem
Papier die Porträte der Gäste mit freier Hand
ausschnitten und sie dann den Betreffenden
für einige Groschen überreichten." — FreiHch
dürften diese Künstler wohl zu den geringeren
ihrer Gattung gehört haben und schon mehr
verschämte Bettler gewesen sein. Sie hatten
entschieden weitaus bessere Konkurrenten,
von denen die meisten aus Frankreich, der Hei-
mat der Silhouette, kamen.
Wir besitzen nun ein seltenes Büchlein von
J. A. Aichenstein: „Schilderung der Silhouetten-
fabrik in Wien", Wien, 1782, 1. und 2. Auflage,
das uns zuerst in kurzen Zügen im allgemeinen
von den Silhouettenkünstlern in Wien Nachricht
gibt und dann im besonderen die Löschenkohl-
sche Silhouettenfabrik behandelt' Geben wir
ihm also das Wort „Wien, das sich stets
mehr und melir zu verfeinern und in jedem
Fache der Kenntnisse zu bereichern trachtet,
hat es auch in der Silhouettierkunst schon
wirklich weiter als jede andere Nation gebracht:
wir erblicken hierin nicht nur die mittelmäßige
Ähnlichkeit der stumpfen Umrisse, welche uns
ein paar Anhänglinge des Altertums hinterlassen,
sondern wir tun es sogar den nicht wenig
geschickten Londonern, Berlinern, Dresdnern,
Leipzigern und Franzosen zuvor .... Fast in
jedem Hause von Distinktion sieht man zwar
nur schwarze Bilder, aber sie sind dennoch
mit so vieler Genauigkeit gezeichnet daß einer
nur ein exlavaterisches und äußerst blödsinniges
Physiognomistengesicht haben müßte, wenn er
daraus nicht wenigstens die Hauptspuren der
charakteristischen Beschaffenheit zu entnehmen
Anlag genug hätte... Ein B — A, St — R —
P — S — R — St — N — G — K — Gonor, B —
L— L— H — A und viele andere Schattenreißer
machten dem Publikum mit der franzmännischen
Posaune kund und zu wissen, daß es von ihnen
am besten könne bedienet werden, obwohl der
war darin (im Silhonettiercn) geübt, and kein Fremder zog
itte; die Storchschnäbel durften nicht rasten."
die Wiener Froviniiainachrichtcn 178a, Seite 261.
Digitized by Google
Go^-iti, Hieronymus L..schcnkoli1i, Sillioacttenfolirik nn<l seine SchriflMellerj>ortr»t».
221
Erfolg Ichrtc, daß das versprochene Beste
meistens nur eine verwechselte Idee des
Sehlechten war . . ."
Wir können leider nicht die betreffenden,
nur mit dem Buchstaben bezeichneten Silhou-
ettenschneider mit ihren Namen nennen, ent-
schieden durfte aber wohl der einzige mit vollem
Namen genannte Gonor, ein Franzose, der be-
deutendste unter ihnen gewesen sein. Er ver-
stand es auch, die größte Reklame zu machen
und wir finden von ihm allein lange An-
kündigungen in der Wiener Zeitung. So
kündigt er unter anderm (siehe Wiener Zeitung
1781, Nr. 14, 37, 53, 54) eine ganze Sammlung
von 1024 Silhouetten unter dem Titel: „Collcc-
tion de l'illustrc Noblesse de Viennc, d'Hongric
et de Praguc" an, die allerdings interessant
genug sein konnte. Auch Aichenstein widmet
im folgenden diesem französischen SUhoucttisten,
der Aufsehen erregt haben mochte, einige Worte.
„Dieser Schattenreißer (ein Franzose) schien
diese Kunst, die man zuvor in verschiedenen
Gesellschaften nur als eine vorübergehende
Kleinigkeit ansähe, hier am meisten in Gang
zu bringen, und war bemühet, nicht allein die
hohe und niedere Noblesse, sondern auch dem
schätzbaren Publikum eine große Erleuchtung
in dieser Kunst zu geben. — Er beleuchtete
aber auch abends an allen Werktagen sein
Fenster, um die Wichtigkeit seiner Kunst desto
heller zu zeigen . . ." Auch Nicolai erwähnt
in seiner bekannten Beschreibung einer Reise
durch Deutschland (4. Band, S. 522 f.) diesen
Gonor und bezeichnet seine Silhouetten als un-
sicher und steif. An gleicher Stelle nennt er
noch einen andren Wiener Silhouettenschneider
namens Franz Deuwel. Im Wiener Blättchen
vom Jahre 1783 (15. Dezember) findet sich ein
gewisser Johann Durst angekündigt „Er be-
sitzet die Kunst, Schattenporträts oder Sil-
houetten auf die geschickteste Art zu ver-
fertigen. Er macht sie in Ringe, Dosen, Ein-
fassungen und Medaillons, auch auf Gold, Silber
und Perlmutter, und so klein, wie eine Linse,
mit der vollkommensten Ähnlichkeit ... Er
hatte das Glück, diese Kunst beyden Königl.
Hoheiten den Erzherzoginnen Marianna und
Elisabeth beyzubringen. M — Schließlich kündigt
sich noch ein Wilhelm Ackermann, Schatten-
zeichner, wohnhaft im Sternhof, an (siehe
Wiener Blättchen 1784 vom 12. März).
Da der erwähnte Gonor nun sicher großen
Zulauf hatte, so fand sich auch Löschcnkolil
bewogen, der Silhouette größere Aufmerksam-
keit zu schenken. Wohl widmete er sich
in dieser Kunst nicht der Reproduktion der
Porträts von Hinz und Kunz, sondern er sil-
houettierte scheinbar nur die historisch ge-
wordenen Persönlichkeiten und die Größen des
Tages; nebenbei aber gab er verschiedene
Genreszenen, die gerade in der Mode waren,
sowie auch historische Vorgänge. So scheint
er nach Aichenstein den Werther in dieser
Manier illustriert zu haben, was aber nicht be-
sonders schön gewesen sein muß. Aichenstein
schreibt darüber: „Dieser Mann (Löschenkohl),
dem wir in der eigentlichen Schwarzkunst sein
Verdienst unmöglich absprechen können, ist
hierinn unstreitig der Stärkeste Manufakturant
— das Personale seiner Kunststättc ist mit
den ausgesuchtesten Graveurs, Silhouetteurs
sowohl mit als ohne Storchenschnabel, und
nicht weniger mit den geschicktesten Hlu-
minirern, und auch freyen Handzeichnern ver-
sehen. — Und doch (wer sollte es glauben)
läuft manchesmal etwas darunter, womit das
sehende Publikum garnicht zufrieden seyn kann.
— Betrachten wir die sonst an sich guten Ge-
danken dieses Meisters, und seiner Freunde,
so wird leider meistens nur ihr guter Wille
den Erfolg übertreffen. — Wir erblicken dieses
in manchem seiner Stücke: durchgehen wir
einmal seine in der Komposition so herrlichen
Werke, und wir werden gleich in den nächsten
Stücken so manche dunstlose (?) Erhabenheit
erblicken.
„Nehmen wir z. B. die Vollendung der Leiden
Werthers. Was ist das nicht für eine unge-
meine zeichnerische Vorstellung: dem Unglück-
lichen geht in seinem Falle die Pistollc los, und
er scheint entweder von diesem Knalle dahin
gedonnert, oder aber, doch dieses glauben wir
nicht, von dem Rauche darnieder gestäubt zu
werden. — Man erblickt ihn alsdann in der
zweyten Vorstellung in dem nämlichen Zimmer,
wie er in dem Hintergrunde dieses Gemaches
auf ein für diesen Umstand herbeygeschaftes
Bett, — worauf er wohl von dem Zeichner,
nicht aber von der Kugel getödtet seine Hin-
lage bekam. Er wird von seinen Freunden
bemitleidiget, und in den ausdruckvollcsten Ge-
berden, die eines le Brun, und Codowieki (sie)
Digitized by Google
222
Cugiti, Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und »eine Schriftstellerporträts.
nicht unwürdig wären; einige wollen zwar be-
haupten, daß ihn die Anwesenden in Karrikatur-
stellungen mit jammervollen Wendungen be-
klagen, aber wer kann allen Leuten recht thun?
„Lottchen, der Engel seiner Fantasien, ist
mit Albert in einem Zimmer besonders vor-
gestellt, aber wie gut wußte der Künstler sie
zu entstalten — da der Umstand für sich sehr
entstaltend ist."
„Ich wollte den Leser gerne von diesem
Schauplatze des Mitleidens führen, wenn ich
nicht hoffte, daß sie vielmehr in der so ge-
schickten Vorstellung eine ergiebige Linderung
fänden. — Nun erblicken wir Lottchen bei
seinem Grabe — da trauern mit ihr Vasen —
das Tuch um die Vasen, das riesenstämmige
Gewächs — I Iinter- und Vorgrund — und aber
ach! Die Stellung des rechten Fußes und sogar
der Schuh am linken Fuße — doch ich muß
noch hinzufügen, indem doch niemand eine
Eloge überflüssig finden wird, — Ihr von dem
Künstler in der niedlichsten Pertholdsgadner-
stellung* gezeichneter Wuchs, und ein ganzes
Bettuch von einem Schleyer vermehren die
i raungKcit dis zur versteinerten cmpnnuung . . .
Wir können leider nicht beurteilen, ob der
ironische Ton dieses Kritikasters im Rechte
ist, da diese Darstellungen, die auch einen
hübschen Beitrag zur Werthermode in Öster-
reich abgeben würden, leider gänzlich ver-
schollen sind. Ebenso unförmlich soll eine
silhouettierte Darstellung von dem Grabmal
Maria Theresias in der Kapuzinergruft gewesen
sein. Es ist wohl leicht möglich, daß diese
Dutzendfabrikate ziemlich hölzern und oft ge-
schmacklos waren, da sogar die von Löschen-
kohl selbst verfertigten Stiche meist etwas steif
geraten sind. Der rechte künstlerische Ge-
schmack fehlte ihm überhaupt. Schon in seinen
ersten Blättern verband er mit dem Kupfer-
stich die Silhouette, wie in „Die neue Pratcrlust".
Wenn auch das Milieu und die Kostüme sehr
minutiös ausgeführt sind, so wirkt doch der ganze
Stich durch eine Mitverquickung der Silhouette
mehr grotesk als künstlerisch. Löschenkühl
ersetzte nämlich schon bei diesem Stiche
sämtliche Gesichter durch Silhouetten, und da
somit alle Köpfe im Profil erscheinen mußten,
so war dadurch die natürliche Gruppierung sehr
erschwert, ganz abgesehen davon, daß eine
Silhouette auch bei feinster Ausführung doch
immer nur ein zweifelhaftes Surrogat für ein
Porträt bildet Das hatte nun allerdings einen
sehr geschäftsmäßigen Grund. Löschenkohl
verkaufte nämlich die Köpfe einzeln als Sil-
houetten und verfuhr auch sonst mit ihnen
ziemlich handwerksmäßig.* Hören wir darüber
wieder Aichenstcin „Herr N. N. (Löschenkohl),
der ganz meine Achtung hat, brachte es im
Portraitiren so weit, daß er schon im vorhincii/
Figuren ohne Köpfe stechen läßt, und den näm-
lichen Kopf — als z. B. des Kaisers, wie er
im Silhouett beim Perspektive des Augartens
zu sehen — alsdenn im gestochenen Brust-
bilde — gleich darauf beim großen Apartemcnt
im Neujahrstag — und beim Empfang seiner päbst-
lichen Heiligkeit bringt — und noch auch bei
der geheimen Zusammenkunft mit erwähntem
hohen Gaste u. a. m. andere Stücken." — Der
immer gleich bleibende Ausdruck des Gesichtes
bei verschiedenen Gelegenheiten war durch
diese schematische und bequeme „Vervielfäl-
tigung" natürlich bedingt Auch noch weitere
unkünstlerische Nachteile brachte dieses Ver-
fahren mit sich. Wollte er z. B. eine so große
Gesellschaft wie im „Neujahrsempfang" mit den
Köpfen nur im Profil zeigen, so mußte diese
sehr steif und gezwungen ausgeteilt werden,
um nur keine Figur am Visavis -Sehen zu
verhindern. Dadurch wurde natürlich die ganze
Komposition gestört
Die großen Blätter dieser Art wirken daher
selbst bei manchen besseren Einzelheiten im
allgemeinen auf den Beschauer gezwungen
und künstlerisch durchaus verfehlt Für solche
Massendarstellungen eignet sich die Silhouette
sicher nicht Obwohl nun Löschenkohl diese
Manier sichtlich für fabriksmäßige Reproduktion
bevorzugte, so war er doch von sich und seiner
Kunst stark eingenommen und wagte die Be-
hauptung aufzustellen, daß z. B. diese eine
stets gleichbleibende Silhouette des kaiserlichen
Kopfes die beste sei, die man in dieser Art
geben könnte. Dafür wurde er nun allerdings
« Damit ist die steife Manier der Berchtesgadener Ware gemeint.
> Löschenkohl ließ zu seinen Porträts eine Einfassung stechen, auf der zwei Kränzchen angebracht waren. In
setzte er dann irgend ein beliebiges gewünschtes Porträt, das er unaufgeklebt vorrätig hatte und erst beim Kauf an-
l rww ahkl M. «mt m t mm .««.r Rill.«..., u Vergl. Aichenstcin, L c. Seite II.
Digitized by Google
223
nicht nur von dem Pamphletisten Aichen-
stein getadelt, sondern auch von der „Monat-
schrift von bildenden Künsten" (1782, 4. Stück
S. 35 f.) in die gebührenden Schranken gewiesen.
Nicolai äußert sich in seiner bekannten Reise-
beschreibung ziemlich verächtlich über Löschen-
kohls Silhouetten. „Ein Schattcnbildmachcr
Löschenkohl hat so viele Schattenbilder ge-
macht, daß daraus eine Art von Handlung
geworden ist. Er hat die Personen der kaiser-
lichen Familie und andere vornehme Personen
in ganzen Figuren und Gruppen schwarz ab-
gebildet, welches scheußlich aussiehet . . ."
Und an anderer Stelle (4. Bd. S. 522): „Herr
Löschenkohl, von dem ich schon oben S. 456
angeführt habe, daß er das Schattenbild-
machen bis an dessen äußerste Gränzcn und
noch darüber treibt, nennt sich einen Graveur.
Vermuthlich will er dadurch anzeigen, daß er
seine Schattenpersonen auch in Kupfer ätzt.
Denn er macht, wie ich schon erinnert habe,
nicht bloß Schattenbilder von Gesichtern, son-
dern auch Schattenabbildungen von ganzen
Figuren und ganze Zusammensetzungen von
Schattenfiguren ; ja er sucht sogar diese Schatten-
risse ins Leben zu bringen, indem er den Umriß
radirt, Augen und Ohren ziemlich steif hinein-
zeichnet, und mit allen in der Natur zu finden-
den Farben illuminirt. Man kann von den
Werken dieses sonderbaren Künstlers erwähnen,
daß sie entweder sehr schwarz oder sehr bunt
sind. Ein Mittel dazwischen giebt es nicht . . ."
Löschenkohl verfertigte nun neben seinen
großen Silhouettengruppen auch, wie erwähnt,
einzelne Porträt- Silhouetten von bedeutenden
Männern der Kunst und Wissenschaft, von
Schauspielern und Staatsmännern und von Per-
sönlichkeiten, die im jeweiligen Interesse des
Tages standen. Sogar Verbrecher figurieren
darunter. Und hier war ja diese schwarze
Kunst auf dem richtigen Platz in Ermanglung
eines besseren Verfahrens. Hier kam er auch
dem kleinen Mann entgegen, der sich für einen
billigen Preis eine ihn interessierende Persön-
lichkeit im Bild erwerben wollte, denn die
größeren Blätter waren zu teuer und erreichten
wie „Die neue Praterlust" einen Preis von zwei
Dukaten. Es ist wohl nicht möglich zu kon-
statieren, wie viele einzelne Porträt-Silhouetten
aus der Fabrik Löschenkohls hervorgegangen
sind; das Ergebnis einer Ikonographie kann nur
ein zufälliges sein. Sicher sind viele dieser
Silhouetten nicht signiert, und wahrscheinlich
ist nicht einmal bei allen der Name der dar-
gestellten Persönlichkeit darunter geschrieben.
Ja selbst die signierten und mit Namen ver-
sehenen Silhouetten Löschenkohls sind heute
so vergessen und unbekannt, daß sie auch der
vielbewanderte Wurzbach nicht sah und sie
daher in dessen ikonographischen Verzeich-
nissen gänzlich fehlen. In sehr vielen Fällen
sind die Löschenkohlschen Silhouetten über-
haupt die einzigen Porträts, die von der dar-
gestellten Persönlichkeit erhalten sind, und, wenn
auch zum Beispiel der zitierte Trockendorfer
nicht gut auf die Ähnlichkeit der Löschenkohl-
schen Porträte zu sprechen ist, so dürfte dies
doch nicht in allen Fällen gleichmäßig so
schlimm bestellt sein.
Da diese Silhouettenblättchen keinen künst-
lerischen Wert, sondern nur den einer augen-
blicklichen Aktualität und späteren Kuriosität
besaßen, so ist es kein Wunder, daß sie recht
verstreut wurden und vielfach verloren gingen.
Immerhin sollte ihr Bestand für eine zukünftige
deutsche Ikonographie in Betracht gezogen
werden, und dies soll hier wenigstens mit den
Silhouetten einer Anzahl von Schriftstellern ge-
schehen, von denen man bis jetzt jede Spur
ihrer Gesichtszüge verschollen glaubte und
deren Porträts man selten verzeichnet findet.
Es ist noch ein Glück, daß Löschenkohl
einmal die gute Idee hatte, eine Anzahl seiner
Schriftsteller- und Schauspieler -Silhouetten zu
sammeln und ohne weiteren Zusammenhang
zu dem Schmuck einiger Kalender zu ver-
wenden, die in seinem Verlage erschienen.
Nun ist es eigentlich verwunderlich, daß die
Silhouetten nicht bekannter sind, aber es wird
erklärlich, wenn man erfährt, daß jene Ka-
lender komplett erhalten zu den allergrößten
Seltenheiten der sogenannten Viennensia ge-
hören. Ich habe überhaupt noch kein voll-
ständiges Exemplar gesehen. Der eine dieser
Kalender, betitelt „Oesterreichischer National-
Taschen- Kalender", erschien zuerst im Jahre
1786 und erlebte wohl mehrere Jahrgänge.
Die Stadtbibliothek in Wien besitzt den Jahr-
gang 1789. Der Kalender an und für sich ist
weiter durch gar nichts ausgezeichnet. Er be-
sitzt ein ganz hübsches Titelkupfer und stellt
sonst einen wie üblich eingerichteten Kalender
Digitized by Google
224
Gegitx, Hieronymus Ldschenkohls Sillmiieltenfabrik and seine Schriflstellcrportrits.
dar, der keinen literarischen Wert besitzt.
Um ihn zu verschönern, gab Loschenkohl ein-
fach eine Anzahl Silhouetten von Gelehrten,
Schriftstellern und Schauspielern bei. Im Text
wird jedoch darauf keine Rücksicht genommen.
Nach einer Anzeige in der Wiener Realzeitung
(1786, S. 830 fr.) waren im ganzen 57 Schau-
spielersilhouetten und 42 Gelehrtensilhouettcn
beigegeben worden. Ob aber alle Exemplare
gleich dotiert wurden, ist fraglich. Das Exem-
plar von 1789 in der Wiener Stadtbibliothek
(dessen Existenz den Ikonographen wohl gänz-
lich unbekannt sein muß, sonst hätten sie die
Porträts doch verzeichnet) weist 57 Silhouetten
von Schriftstellern und Gelehrten auf. Davon
sind 35 mit fortlaufenden arabischen Ziffern
versehen und eine gleiche Anzahl mit rö-
mischen Ziffern; dazwischen sind die übrigen
unnumerierten eingeschaltet. Die Schauspieler-
silhouetten fehlen. Die 35 Silhouetten mit
arabischen Ziffern dürften wahrscheinlich zu
einem bis jetzt verschollenen anderen Kalender
Löschenkohls gehört haben, und zwar zu dem
„Gelehrten -Almanach von Wien auf das Jahr
1787", der laut Ankündigung in der Wiener
Zeitung vom Jahre 1786 S. 3052 mit 35 Ge-
lehrtensilhouetten versehen war. üb die Schau-
spieler-Silhouetten 1 auch getrennt einem be-
sonderen Kalender einverleibt wurden, kann
ich nicht nachweisen, aber es wäre möglich.
Denn zu gleicher Zeit mit dem Gclchrtcn-
Almanach erschien ein „Wiener Musik- und
Theater-Almanach auf das Jahr 1786" (siehe An-
kündigung im Wiener Blättchen 1785 vom
31. Dezember und in der Wiener Zeitung 1786,
S. 14), aber es wird leider nicht gesagt, ob
diesem Silhouetten beigegeben waren.
Was nun die 57 in kompletter Folge er-
haltenen Gelehrten- und Schriftstellerporträts
anbelangt, so verdienen wenigstens die dar-
unter befindlichen 22 Vertreter der schönen
Literatur zum ersten Male mit ihren Porträts
wieder bekannt gemacht zu werden, da ja von
manchem diese Silhouette das einzige Bild ist,
das seine ungefähren Züge aufweist.
Um jedoch Interessenten auch auf die
übrigen 35 Porträts von Gelehrten aus allen
vier Fakultäten aufmerksam zu machen, von
denen viele sicher ebenfalls die einzigen
■ Die Namen
erhaltenen sein mögen, so seien diese zuerst
aufgezählt Die Medizin ist in stattlichster
Anzahl vertreten, denn schon damals blühte
diese Fakultät in Wien besonders. Dahin ge-
hören nun: Brambilla, der Leibarzt des Kaisers,
Ferro, der Begründer der kalten Bäder in Wien,
Joseph Anton Gall, berühmt durch seine Schädel-
lchre, weiter Barth, Hunczowsky, Ingenhousz,
Carl Mertens, Ferd. Leber, Plenk, Raph. Stei-
dele, Stork und schließlich der berühmte Tier-
arzt Wolstein. Nicht weniger stark sind die
Theologen vertreten. Es sind Silhouetten von
Hartholotti, Lauber, dem hochgelehrten Caspar
Royko, Verhovacz und von den beiden heute
wohl kaum dem Namen nach bekannten, da-
mals aber hochgefeierten aufgeklärten Geist-
lichen Siegfried Wieser und Marc Anton Wittola,
dem Herausgeber der Wiener Kirchenzeitung,
vorhanden. Von Astronomen, Physikern und
Mathematikern sind der Abt Fixlmüller, Andr.
Pilgram, Georg Ignaz von Mezburg, Joseph Her-
bert und Maximilian Hell abgebildet Ebenso
findet sich eine Silhouette von dem berühmten
Botaniker Jacquin. Auch die Rechtsgelehr-
samkeit ist durch die Silhouetten von Banniza,
Ferd. Jellenz, Franz Georg von Kees und Martini
vertreten. Von sonstigen bekannteren Namen
finden sich noch die Historiker Gelasius Dobner
und M. Ign. Schmidt, die Philologen Locella
und Baron von Sperges, der Heraldiker Leopold
Gruber, der Numismatiker Neumann und der
Professor für LandwirtschaftskundeMitterpacher.
Ich komme nun auf die Porträts der Ver-
treter der eigentlich schönen Literatur, die unser
erhöhtes Interesse beanspruchen, wenn auch
vor manchem Namen heute selbst ein der
Literatur Kundiger einen Augenblick ratlos
stehen wird. Es sind natürlich fast durch-
wegs österreichische Schriftsteller, und nur
einige wenige sind durch zufällige Beziehungen
auch aus dem deutschen Reiche vertreten. Es
rührt dies davon her, daß Kaiser Joseph II., um
die Wissenschaften und schönen Künste zu be-
leben, eine Anzahl Schriftsteller nach Öster-
reich und besonders an die österreichischen
Universitäten berief, wie G. A. Meißner nach
Prag, J. G. Jacobi nach dem damals öster-
reichischen Freiburg i. B. und Werthes nach
Pest. Es sind natürlich fast nur die sogenannten
der «ilhouertierten Schauspieler befinden sich in der Wiener Reaheitung von 1786, S. 831 f., angezeigt.
Digitized by Google
Gugili, Hieronymus Löschenkohls Silhouettcnfabrik und seine Schriftstellerporträts.
225
„Aufklärer" vertreten, die sich um Blumauers
und Katschkys Wiener Musenalmanach ver-
sammelten. Eine Anzahl derselben hat frei-
lich die Poesie nur gelegentlich ausgeübt, wie
es bei dem für Österreich so charakteristischen
Typus des Beamtendichters üblich war. Wir
wollen im folgenden die Silhouetierten in alpha-
betischer Reihe folgen lassen und bei jeder nebst
einer kurzen Nachricht über den oft recht
unbekannten Schriftsteller auch die bereits
bekannten Original -Porträts,' soweit sie mir
zugänglich waren, anführen.
L Johann Bapt. Alxinger, geboren am
24. Januar 1755 zu Wien, gestorben daselbst
am 1. Mai 1797. Bekannt durch seine Epen
im Stile Wielands.
Bisher bekannte Original-Porträts:
1. Vor der 2. Auflage des „Doolin von Maynz".
Leipzig 1797.
2. Vor dem 86. Bande der Allgemeinen deut-
schen Bibliothek.
3. Vor dem 1. Bande der sämtlichen Werke,
Wien 1812.
II. Alois ßlumauer, geboren am 21. De-
zember 1755 in Steyer, gestorben zu Wien am
16. März 1798.
Bisher bekannte Original-Porträts:
1. Im 27. Bande der Neuen Allgemeinen deut-
schen Bibliothek.
2. Wachsmann sc, Nachstich des vorigen.
3. Mcdaillcnform: Joseph Kreutzinger del, Jac.
Adam sc. Viennae 1787.
4. Im t. Bande der sämtlichen Werke. Wien
1809. „Weinrauch sc."
5. In den städtischen Sammlungen Wiens be-
findet sich eine Miniatur.
In „Wiener Freunde", herausgegeben von
Keil, Wien 1883, S. 39, findet sich folgende
Briefstelle aus dem Jahre 1785: „Sein (Blu-
mauers) Schattenriß folgt hier, den ich aber
nicht getroffen finde." Es ist natürlich frag-
lich, ob sich diese Stelle auf das Löschcnkohl-
sche Porträt bezieht.
III. Ignaz von Born, geboren zu Carlsburg
174a, gestorben zu Wien 1791, berühmt als
Naturforscher, aber auch bekannt durch seine
witzigen Schriften im Sinne der Aufklärung,
wie das vielfach aufgelegte „Spezimen Mo-
nachologiae" (1783 zuerst), dann die „Defensio
• Die n«ch diesen wieder reproduzierten Abbildungen
Z. f. B. 1906,1907
Physiophili" 1784, „Die Staatsperücke, 1772"
u. a.; Führer der Freimaurer in Österreich.
Bisher bekannte Original-Porträts:
1. In Hormayrs Plutarch.
2. Vor Voigts Act. litt. VoL L
3. Von Adam.
4. Vor Kempelcns Mechanismus der mensch-
lichen Sprache.
5. Gräffer, Josephinischc Curiosa, 1848, 5. Band.
IV. Benedikt Dominik Anton Cremcry, ge-
boren in Wien am 13. Aug. 1752, gestorben
daselbst 1795. Zuerst Schauspieler, dann Zen-
sor in Linz, später in Wien. Verdienstvoll als
Aufklärer für Oberösterreich; er schrieb außer
aufklärerischen Schriften zahlreiche Schauspiele.
Vgl. Goedeke, n. Auflage, $ 259, 199.
Bisher bekanntes Original-Porträt:
J. G. Mansfeld sculps.
V. Michael Denis, der Klopstock Österreichs
(1729-1800).
Bisher bekannte Original- Porträts :
1. Im 13. Band der Allgemeinen deutschen
Bibliothek.
2. Im Leipziger Musenalmanach auf 1 778.
3. ALs besonderes Blatt von J. G. Mansfeld.
4. Ebenso von Jacob Adam, 1778.
5. Unterschrift: Denis, Caspar pinx., Blaschkesc.
6. In Göfels und Lohrs Österreichs Ehrenspiegel.
7. Caspar ad vivum pinx. 1790, CL Kohl sc. •
Vienn. 1792, vor der von Retzer veranstal-
teten Ausgabe, Wien 1791 — 92.
8. Goyser sc, Nachstich von Caspar.
VI. Joseph Hilarius von Eckhel, geboren
zu Enzersfeld in Niederösterreich am 13. Januar
1737, gestorben zu Wien am 16. Mai 1798.
Berühmt als Numismatiker; er schrieb nebenbei
einige Oden im Bardenstil. Vgl. Goedeke,
IL Auflage, $ 218, 14.
Bisher bekannte Original-Porträts:
1. J. Blaschke sc (auch in Hormayrs Plutarch).
2. Auf einem Blatt zwei Medaillons. (Auch ent-
halten in Bergmanns Medaillen auf berühmte
und ausgezeichnete Männer des österreichi-
schen Kaiserstaates. Wien 1857. II S. 424.)
3. Von Thom. Benedetti in Kupfer gestochen
in Steinbühels: Addenda ad Eckhelii Doc-
trinam num. veterum.
4 Porträt von Fendi , in der Wiener Hof-
bibliothek.
chlic&e ich natürlich au».
29
Digitized by Google
226
Gugitz, Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und seine Schriftstellerportrit».
VII. Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen,
geboren am 8. November 1755 zu Hcilbronn,
gestorben zu Heidelberg am 15. März 1836.
In Staatsgeschäften am Ende des XVIII. Jahr-
hunderts zu Wien lebend, entwickelte er dort
eine rege journalistische Tätigkeit. Sein „Welt-
mann" (1782 — 1783), sein „Magazin für Wissen-
schaft und Literatur", Wien 1784—1785, und
die „Wiener Ephcmeriden", 1786, gehören zu
den besten journalistischen Versuchen der josc-
phinischen Zeit.
Von Gemmingen ist mir sonst kein Porträt
bekannt geworden, doch dürfte sicher ein
solches existieren. Auch Cäsar Flaischlen ver-
zeichnet in seinem Buche über Gemmingen
(Stuttgart 1890) kein Porträt.
VHJ. Lorenz Leopold Haschka, geboren zu
Wien am I.September 1749, gestorben daselbst
am 3. August 1827. Von ihm viele Oden im
Einzeldrucke und die erste österreichische
Volkshymne.
Bis jetzt kein Porträt bekannt
IX. Friedrich Hegrad, geboren am 28. April
1757, gestorben nach 1800. Staatsbeamter und
Schriftsteller. Er gab eine Zeitlang die Wiener
Realzeitung heraus und verfaßte eine Anzahl
von Romanen und kleinen aufklärerischen
Broschüren. Sein Leben liegt noch im
Dunklen.
Bis jetzt kein Porträt bekannt.
X. J. G. Jacobi, geboren zu Düsseldorf am
2. September 1740, gestorben am 4. Januar 18 14
zu Freiburg i. B., wohin er von Joseph II. 1784
als Universitätsprofessor berufen wurde. Por-
träts von ihm sind mir nicht bekannt, obwohl
sicher solche existieren.
XI. Gottlieb von Leon, geboren zu Wien
am 16. April 1757, gestorben daselbst am
17. September 1832. Beamter der Hofbiblio-
thek, Lyriker und Mitherausgeber des Wiener
Musenalmanaches.
Bis jetzt kein Porträt bekannt.
XH. Carl Mastalier, geboren am 16. No-
vember 173 1 zu Wien, gestorben daselbst am
6. Oktober 1795. Gleich Denis Exjesuit und
Nachahmer Klopstocks.
Bis jetzt bekannte Originalporträts:
1. C. Goyser sc. (Auch im Musenalmanach,
Göttingen, 1775.)
XIII. Joseph Ernst Mayer, geboren zu Pul-
kau am 13. März 175 1, Tod unbekannt, nach
18 10. Philosophischer Schriftsteller und Oden-
dichter, z. B. „Gedicht auf das hundertjährige
Fest der Befreyung Wiens", Wien 1783, 8";
.Josephs Volk an Pius VI.", Wien 1782, 8°.
Nicht bei Goedcke; vgl. Wurzbach.
Bis jetzt kein Porträt bekannt.
XIV. Aug. Gottl. Meiüner, geboren am
4. November 1753 zu Bautzen, gestorben in
Fulda am 20. Februar 1807. Bekannt unter
dem Namen „Skizzen-Mcißncr". Er wurde wie
Jacobi von Joseph IL im Jahre 1785 an die
Prager Universität berufen, wo er zwanzig Jahre
lang blieb. Daher figuriert er unter den öster-
reichischen Gelehrten Löschcnkohls. Auch
diese Silhouette ist Wurzbach unbekannt ge-
blieben.
Bis jetzt bekannte Originalporträts:
1. Gestochen von Krüger, 8°.
2. Schau pinx., E. G. Krüger sc. 8°.
3. A. Graft pinx., Schreiger sc. (47. Band der
Neuen Allgemeinen deutschen Bibliothek.)
4. A. Graft pinx., C. G. Scharf sc, Zwickau,
bei Gebr. Schumann, 4 0 .
5. Vogel del., Riedel sc. 8°.
6. A. Graft pinx, J. Blaschka sc. Meißner. Ge-
sammelte Schriften. Wien 181 3. 1. Band.
XV. Joseph Pczzl, geboren am 30. No-
vember 1756 zu Mallersdorf in Bayern, ge-
storben in Wien am 9. Juni 1823. (Diese Daten
sind hier zum ersten Male richtig gebracht.)
Pezzl gehörte zu den interessantesten öster-
reichischen Aufklärern. Er bildete sich nament-
lich an Voltaire. Am berühmtesten wurde
seine Nachahmung des „Candide" unter dem
Titel „Faustin", 1783.
Bis jetzt kein Porträt bekannt.
XVI. Joseph Franz Ratschky, geboren am
21. August 1757 zu Wien, gestorben ebenda
am 31. Mai 18 10. Lyriker und Epiker, Mit-
herausgeber des Wiener Musenalmanaches. Be-
sonders bekannt ist sein witziges Epos „Mel-
chior Striegel".
Bis jetzt bekannte Originalporträts:
1. C. Putz sc.
2. Anonymes schlechtes Porträt in Punktier-
manier (K. K. Hofbibliothek zu Wien).
XVU. Johann Rautenstrauch, geboren wahr-
scheinlich zu Frankfurt a. M. am 10. Januar 1746,
gestorben zu Wien am 7. Januar 1801. (Allein
richtiges Datum ) Vielseitiger Schriftsteller der
Aufklärungsperiode. Er schrieb Dramatisches,
Digitized by Google
Gogiu, Hieronymus Löschenkohls SilhoueUenfabrik und seine Schriftsteller) ►orträü.
227
XIX.
Joi. von Sonnenfelt.
XX.
T. A. Cl Wenhe».
XXI.
K. G. von Windisch,
Satyrisches und Politisches. Auch
Herausgeber von Zeitungen.
Bis jetzt kein Porträt bekannt,
doch befand sich in seiner Hinter-
lassenschaft (siehe Archiv des
Landesgerichtes in Zivilsachen zu
Wien) sein Ülporträt Eis ist jeden-
falls Tür immer verloren.
XVIII. Joseph von Retzer, am
25. Juni [754 zu Krems geboren,
gestorben am 17. Oktober 1827
zu Wien. Als Dichter wohl ein
Dilettant, aber als Mäcen und
Förderer der deutschen Literatur
in Österreich schon durch seine
Stellung als Zensor verdienstlich.
Kr stand mit vielen deutschen
Schriftstellern in Verbindung.
Bis jetzt bekannte Porträts:
[. M. Arndt sc. 8°.
2. J. E. Liotard deL, J. E. Mansfeld sc.
3. Linder pinx., J. Keller sc.
4. F. Linder pinx., John sc. 4° und Fol.
XIX. Joseph von Sonnenfels, geboren zu
Nikolsburg 1733, gestorben zu Wien am
25. April 1 8 1 7. Uber seine allgemein bekannte
Tätigkeit und seine Schriften Goedeke, II. Auf-
lage, S 222, 22.
Seine Porträts, 13 an der Zahl, verzeichnet
Wurzbach, Biographisches Lexikon, Band 35.
Das von Löschenkohl fehlt dort.
XX. Fricdr. Aug. Clem. Werthes, geboren
zu Büttenhausen in Württemberg am 12. Ok-
xxu.
A uguit Zippe.
Aui Lökc h enko h 1*
Silhmi ttirn Tihrik.
8".
tober 1748, gestorben in Stuttgart
am 5. Dezember 1817. Bekannt
als Dramatiker. Auch er wurde
von Joseph II. an die Universität
in Pest berufen (1784-1794).
Bis jetzt kein Porträt bekannt.
XXI. Karl Göttlich von Win-
disch, geboren in Preßburg am
28. Januar 1725, Bürgermeister
dieser Stadt und gestorben daselbst
am 30. März 1793- Verschiedene
gelehrte Schriften und auch ein
Theaterstück. Vgl. Wurzbach und
Goedeke, II. Auf läge, $ 259, 255.
Bis jetzt bekanntes Original-
porträt:
1. Joh. Schrauff deL, J. Gerstner
sc. (K. K Hofbibliothek zu Wien).
XXII. August Zippe, geboren in Bohmisch-
Leipa 1750, nach anderen 1746 in Mergenthal,
gestorben in Prag am 2. Mai 1785. Journalist,
Pädagog, unbedeutender Dramatiker. Vgl. Wurz-
bach und Goedeke, $ 259, 252 (woselbst er
fälschlich Zitte genannt wird).
Bis jetzt kein Porträt bekannt
An kritischen Stimmen über den genannten
Kalender fehlt es leider, nur F. Schink in seinem
„Theater zu Abdera", Berlin 1787, i. Bd.
S. 57 f. macht sich scheinbar über ihn folgender-
maßen lustig: „Das Merkwürdigste blieb indes
doch immer die Gelehrtensammlung. 1 Es war
■ Es handelt sich in dem Roman, der selbstverständlich unter Abdera Wien versteht, um die Portritsammlung eines
albernen Mäcen»,
Digitized by Google
228
Gerhardt, Ein Zcitung»kam[>r vor hundert Jahren.
der Muhe wert, diese Reihe von abderitischen
Schöngeister-, Künstler- und Philosophen-
physiognomien zu sehen, von denen keine auch
den mittelmäßigsten Physiognomcn in Ungewiß-
heit ließ, wes Stammes und Landes die Ori-
ginale davon seyn möchten? Dazu waren sie
samtlich in der berühmter (sie) Manier ge-
arbeitet, die, nachdem sie schon lange mit dem
schönen Abdera selbst untergegangen, neuer-
lich durch den eben so geschickten, als durch
seine Geschicklichkeit famosen Wiener Sil-
houettenmacher und Gelegenheitskupferstecher,
Herrn Loschenkolä, der Vergessenheit wieder
entrissen worden ist . . ."
Außer diesen „Gelehrten"- Silhouetten, die
doch im allgemeinen die Gesichtszüge nicht
ganz verfehlten, wie sich durch manchen Ver-
gleich mit den übrigen Bildnissen ergibt, so daß
auch sicher für diejenigen, von denen bis jetzt
kein anderes Porträt bekannt ist, eine Ähnlich-
keit verbürgt ist, hat Löschenkohl zweifellos
noch zahlreiche andere Porträtsilhouetten für
den Tagesbedarf geliefert. Bekannt ist mir frei-
lich nur die Silhouette Emanucl Schikaneders,
die dem Stücke „Der Fremde" von J. Priedel
in der Ausgabe von 1788 beigegeben wurde.
Sic wurde auch jüngst in der Zeitschrift „Buhne
und Welt" reproduziert. Außerdem sind mir
die Silhouetten von den beiden siebenbürgischen
Kebellenfuhrern I Iorja und Gloska bekannt und
schließlich die Silhouette des Raubmörders
Zahlheimb, dessen Kriminalprozcß eine jose-
phinische cause celebre war. Letzteres Porträt
wurde in Brabbcs Buch „Kriminalprozeß Zahl-
heimb" reproduziert Das Original befindet
sich in den Sammlungen der Stadt Wien. Sehr
interessante Akten über diese Silhouette finden
sich im Ministerium des Innern zu Wien (Pro-
tokoll für Nieder-Osterreich 1786, FoL 163, 211,
411, 523 und 548). Danach erwirkte es die
Familie des Zahlheimb, daß die Silhouette, die
eine für sie kränkende Unterschrift trug, kon-
fisziert wurde. Somit scheint auch sie hoch-
selten zu sein. Dieser Umstand und die Akten
sind Brabbe unbekannt geblieben.
Es ist natürlich schwer, alle Silhouetten der
Loschcnkohlschcn Fabrik verzeichnen zu können,
da sicher ein Teil ohne Signatur geblieben ist.
Aber immerhin wird die hier erfolgte erst-
malige Reproduktion der Porträts einer Anzahl
deutscher Literaten als Beitrag zu einer zu-
künftigen umfassenden Ikonographie Deutsch-
lands nicht unwillkommen sein. Hoffentlich
bringt 1 lerr Dr. Schwarz in seiner Monographie
über Loschenkohl auch über die Silhouetten
noch manches Neue; es wäre nur erfreulich,
wenn sich dieses akklimatisierten Österreichers,
der wie so mancher Ausländer auf das öster-
reichische Kulturleben belebend einwirkte, eine
solche liebevolle Arbeit bestens
Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren.
Von
L Gerhardt in Leipzig.
„ . . . Alles Für und Wider, was hier durch-
gefochten werden mußte, im Zusammenhang
zu erzählen, würde keine unangenehme Aufgabe
sein, und der Gang eines wichtigen literarischen
Unternehmens wäre jedenfalls belehrend." So
schreibt Goethe in seinen „Tag- und Jahres-
heften" über die Weiterführung der „Allgemeinen
Literatur-Zeitung" zu Jena.
Es war ein heißes Ringen auf beiden Seiten.
Handelte es sich doch darum, wer in diesem
Wettstreite die Oberhand behalten würde: die
alte „Allgemeine Literatur-Zeitung", die die Stätte
ihres Entstehens und Aufblühens verließ, um
in Halle ihr Dasein fortzusetzen, oder die neue
Ijteratur- Zeitung, die sich in Jena auf dem
verlassenen Platze niederlassen wollte. Nicht
nur im Lager der feindlichen Parteien er-
tönte der Kriegsruf: „Hie Halle!" — „Hie
Jena!" — auch andre deutsche Zeitschriften be-
teiligten sich daran, und deren Meinungsäuße-
rungen durfte man keineswegs immer als un-
befangene Parteinahme bezeichnen, denn die
Herausgeber ließen sich nur allzu gern von
ihren eigenen, rein persönlichen Differenzen die
Digitized by Google
Gerhardt, Ein Zcitungtikanipf vor hundert Jahren.
229
meist recht kleinlicher Natur waren, verleiten,
für diesen oder jenen Kampfer eine Lanze zu
brechen.
Im Jahre 1785 wurde zu Jena die „Allge-
meine Literatur-Zeitung" ins Ix-bcn gerufen.
An der Spitze der Gründer stand der die
deutsche Literatur in jeder Hinsicht fordernde
und beim Herzog Karl August in wichtigen
Fragen maßgebende Kabinettssekretär und spä-
tere Legationsrat Friedrich Justin Btrtuch in
Weimar. Schon im vorhergehenden Jahre faßte
er im Verein mit Wieland, Voli, und anderen
bedeutenden Männern den I'lan ins Auge, einem
lange gehegten Wunsche des gebildeten Pub-
likums zu entsprechen und ein Journal zu
schaffen, das sich mit den neuesten Erzeugnissen
der Literatur und den wichtigsten Errungen-
schaften auf dem Gebiete der Wissenschaft
eingehend beschäftigen sollte.
Wohl bestand seit 1765 in Berlin die „All-
gemeine deutsche Bibliothek", eine Zeitschrift,
die es sich zur besondern Aufgabe gemacht
hatte, alle derartigen Fragen zu erörtern, aber
deren Begründer und Herausgeber, Friedrich
Nicolai, war vor der Zeit ein alter Mann ge-
worden, der sich jeder Neuerung gegenüber
ablehnend verhielt, wenn nicht gar derselben
feindselig entgegentrat. Schiller und Goethe
haben seine Person wiederholt in den „Xenien"
zum Gegenstande ihrer Satyre gemacht, und
auch von andrer Seite wird der Berliner Ver-
lagsbuchhändler — trotz seiner sonstigen Ver-
dienste um die Literatur — oft als ein Erz-
philister dargestellt Dazu kam, daß es ihm
nach Lessings Tode (1781) nicht wieder ge-
lingen wollte, für sein Blatt Männer von der
gleichen Bedeutung als Mitarbeiter zu gewinnen.
Die „Allgemeine deutsche Bibliothek" vermochte
daher der neueren Richtung und dem geläu-
terten Geschmack des Publikums nicht mehr
Rechnung zu tragen — mit einem Wort:
sie hatte sich überlebt Es lag also ein wirk-
liches Bedürfnis vor, eine Zeitung zu begründen,
die allen diesen Anforderungen zu genügen
imstande war.
Dieses Vorhaben wurde sehr schnell ins
Werk gesetzt Schon zu Beginn des Jahres 1785
erschien in Jena unter der Redaktion von Ch.
G. Schutz die „Allgemeine Literatur- Zeitung",
die sich sofort der Wertschätzung der dortigen
Professoren sowie der wärmsten Anerkennung
seitens der gesamten literarischen Welt Deutsch-
lands erfreute und zu ihren ständigen Mitarbeitern
die hervorragendsten Geistesgrößen jener Zeit
zählen durfte. Auch Herzog Karl August von
Sachsen -Weimar brachte dem neuen Unter-
nehmen, dem als finanzielle Stütze Bertuch zur
Seite stand, ein überaus wohlwollendes Interesse
entgegen.
Unter so günstigen Auspizien behauptete
sich die „Allgemeine Literatur-Zeitung" sofort
nach ihrem Entstehen bis zum Jahre 1803
auf das glanzvollste in Jena. Sie betonte in
ihrer Tendenz hauptsächlich das kritische
Moment, und ward in dieser Beziehung die
Vorläuferin vieler ähnlicher Zeitschriften in
Deutschland.
Nun kam aber die Zeit, da der preußische
Staat ernstlich daran dachte, das Ansehen
seiner Universitäten zu heben und bedeutende
Ixhrkräfte heranzuziehen. Daß sich das Augen-
merk der maßgebenden Personen in erster
Linie auf Jena richtete, dessen Lehrkörper sich
eines ganz besonders hervorragenden Rufes er-
freute, ist begreiflich, und daß die Anerbietungen
die man Männern wie Schiller, den beiden Hufe-
lands, Sendling, Loder u. a. machte, nicht gering
zu achten waren, ist nicht minder natürlich.
Wenn es auch nicht gelang, alle gewünschten
Kräfte nach Preußen hinüber zu locken, da
einige der Jenenser Professoren dem an sie er-
gangenen Rufe nach Bayern folgten, viele auch
in ihrer Stellung verblieben, so erlitt die Uni-
versität Jena dennoch herbe Verluste und
mußte manchen der Ihrigen nach der Friedrichs-
universität zu Halle ziehen lassen.
Auch Goethe sah mit aufrichtiger Bekümmer-
nis diesen Übertritt der Jenenser Lehrkräfte,
und er äußert sich darüber in seinen „Tag-
und Jahresheften":
„ . . . Der Zustand von Jena machte uns
auch diesmal schwere Sorge. Seit der franzö-
sischen Revolution war eine Unruhe in die
Menschen gekommen, dergestalt, daß sie ent-
weder an ihrem Zustand zu ändern oder ihren
Zustand wenigstens dem Ort nach zu verändern
gedachten. Hierzu konnten besonders die
Lehrer an Hochschulen ihrer Stellung nach am
meisten verlockt werden, und da eben zu dieser
Zeit dergleichen Anstalten neu errichtet und
vorzüglich begünstigt wurden, so fehlte es nicht
an Reiz und Einladung dorthin, wo man ein
Digitized by Google
230
Gerhardt, Ein Zeitun^kanipf vor hundert Jahren.
besseres Einkommen, höheren Rang, mehr Ein-
fluß in einem weiteren Kreise sich versprechen
konnte. Diese großweltlichen Ereignisse muß
man im Auge behalten, wenn man sich im all-
gemeinen einen Begriff machen will von dem,
was um jene Zeit in dem kleinen Kreise der
Jenaischen Akademie sich ereignete." —
In den ersten Tagen des August 1803 ver-
lautete zuerst — allerdings nur gerüchtweise — ,
daß die „Allgemeine Literatur-Zeitung" ebenfalls
nach Halle verlegt werden sollte. Hofrat Schütz,
der dieselbe bisher in Jena redigierte, und der
bei der Redaktion mitbeschäftigte, jetzt gleich-
falls zum Professor ernannte Bibliothekar Ersc/t
würden die von der preußischen Regierung mit
einem Zuschuß von 10000 Talern dotierte Zei-
tung in Halle weiterfuhren.
Als Goethe dies erfuhr, geriet er in be-
greifliche Aufregung, denn die Akademie Jena
durfte, sollte sie nicht ihr ganzes Ansehen ein-
büßen, ihre Literatur-Zeitung nun und nimmer-
mehr verlieren. Er fuhr daher sofort nach
Jena, um wegen der eventuellen Gründung einer
neuen Literatur-Zeitung die notigen Schritte
einzuleiten. Welche Wichtigkeit Goethe dieser
Nachricht beimaß, geht am deutlichsten aus
seinen Aufzeichnungen hervor:
Nach allem diesen vernahmen wir im
August, die so hochgeschätzte Literatur-Zeitung
solle auch von Jena weg und nach Halle ge-
bracht werden. Der Plan war klug genug an-
gelegt: man wollte ganz im gewohnten Gange
das laufende Jahr durchführen und schließen,
sodann, als geschähe weiter nichts, ein neues
anfangen, zu Ostern aber gleichsam nur den
Druckort verändern und durch solches Manöver
mit Anstand und Bequemlichkeit diese wichtige
Anstalt für ewig von Jena wegspielen.
„Die Sache war von der größten Bedeut-
samkeit, und es ist nicht zuviel gesagt: diese
stille Einleitung bedrohte die Akademie für den
Augenblick mit völliger Auflösung. Man war
diesseits wirklich in Verlegenheit: denn ob man
gleich das Recht hatte, die Unternehmer zu
fragen, ob dieses allgemeine Gerücht einen
Grund habe, so wollte man doch in einer solchen
gehässigen Sache nicht übereilt noch hart er-
scheinen; daher anfänglich ein Zaudern, das
aber von Tag zu Tag gefährlicher ward. Die
erste Hälfte des August war verstrichen, und
alles kam darauf an, was in den sechs Wochen
bis Michael zu einer Gegenwirkung vorgenommen
werden könnte." —
Von diesem die Akademie Jena bedrohenden
Verluste hatte auch Einer etwas vernommen,
der eine diabolische Freude darüber empfand
und den Jenenser und Weimarer Koryphäen
jede Niederlage gönnte. Es war August von
Kotzebue, der, obgleich als Lustspieldichter all-
gemein geschätzt und beliebt, sich überall durch
sein klatschhaftes Wesen und seine Händel-
sucht Feinde schuf. Auch in Weimar, wo er
wiederholt seinen Wohnsitz aufgeschlagen
hatte — das letzte Mal nach seinem abenteuer-
reichen Aufenthalt in Rußland und Sibirien — ,
war er wieder in unerquickliche Hetzereien,
namentlich gegen Goethe geraten.
Er beabsichtigte, am 5. März 1802 zu Ehren
Schillers eine Festaufführung der .Jungfrau von
Orleans" zu veranstalten, und es war ihm ge-
lungen, für die Rolle der Johanna Frau von
Egloffstein zu gewinnen. Bei dieser Gelegen-
heit sollten dem Dichter glänzende Ovationen
dargebracht werden. Um eine aufrichtige
Ehrung Schillers war es Kotzebue dabei frei-
lich nicht zu tun, denn er konnte diesen
ebensowenig leiden wie Goethe; er tat dies
lediglich aus dem Grunde, um Goethe zu ärgern
und hintanzusetzen. Goethe hatte aber davon
erfahren, und im Einverständnis mit Schiller,
dem an einer Huldigung von seiten Kotzebues
nicht das geringste gelegen war, wurde die
fragliche Veranstaltung mit Hilfe des Bürger-
meisters untersagt
Kotzebue wandte sich nun zornentbrannt
nach Berlin, wo er in der von ihm heraus-
gegebenen Zeitschrift „Der Freimütige" eine
scharfe Polemik gegen Goethe und Weimar
eröffnete.
In Nr. 132 vom 19. August 1803 kann er
es sich nicht versagen, das bisher nur leise
umherschwirrende Gerücht an die breite Öffent-
lichkeit zu zerren. Außerdem kühlt er sein
Mütchen, indem er diese schadenfrohe Mittei-
lung mit recht bissigen Bemerkungen würzt:
„Eine interessante Neuigkeit an alle
Freunde der Literatur.
„Der gelehrte und berühmte Hofrat Schutz
in Jena, und mit ihm die dortige Literatur-
Zeitung, deren erster Redakteur er ist werden
Digitized by Google
Gerhardt, Ein Zeitungtkampf vor hantiert J»hrcu.
231
nach Halle versetzt. Unser trefflicher König,
der so prunklos und kräftig für die Wissen-
schaft wirkt, hat unter sehr ehrenvollen Be-
dingungen sowohl den Hofrat Schütz als auch
den gelehrten Professor Ersch (gleichfalls Re-
dakteur der Literaturzeitung) in seine Dienste
genommen, auch für alle aus Versetzung jenes
Institutes entspringende Kosten oder Verluste
eine Entschädigung von 10000 Talern bewilligt.
Nun wird sicher die Höllische Literaturzeitung,
befreit von dem literarisch despotischen Ein-
flüsse, der oft nur allzu sichtbar wurde, mit
erneutem Glänze in einem Reiche hervorgehen,
das, aus der innersten Überzeugung sei es ge-
sprochen, jetzt der freieste Staat in Europa ist
Die Universität Jena wird, bei der sehr geringen
Unterstützung, freilich immer tiefer sinken; denn
nicht allein obengenannte beide Gelehrte samt
dem Geheimen Rat Loder sind in preußische
Dienste, sondern noch fünf oder sechs der vor-
züglichsten Lehrer daselbst in bayrische Dienste
unter sehr vorteilhaften Bedingungen getreten.
Rechnet man noch dazu, daß der würdige
Griesbach an einer sehr bedenklichen Krankheit
leidet, so ist es wohl kein Wunder, daß nur noch
wenige Musensöhne nach dem verwaisten Jena
wallfahrten. Halle wird sich jetzt ohne Zweifel
in sehr kurzer Zeit zu dem Range der ersten
Universität Deutschlands erheben." —
Mit dieser plötzlichen, voreiligen Mitteilung
glaubte Kotzebue den maßgebenden Kreisen
in Jena und Weimar einen empfindlichen Schlag
zu versetzen. Aber die Wirkung seines bos-
haften Ausfalls war eine ganz andere, als der
Herausgeber des „Freimütigen" beabsichtigt
hatte, denn Goethe begrüßte diese Indiskretion
mit großer Befriedigung.
„ . . . Auf einmal kommt Hilfe, woher sie
nicht zu erwarten war", fährt er in seinem
Tagebuche fort „Kotzebue, der sich seit den
Szenen des vorigen Jahres als Todfeind aller
Weimarischen Tätigkeit erwiesen hatte, kann
seinen Triumph nicht im stillen feiern, er gibt
in dem Freimütigen übermütig an den Tag:
mit der Akademie Jena, welche bisher schon
großen Verlust an tüchtigen Professoren er-
litten, sei es nun völlig zu Ende, indem die
Allgemeine Literatur-Zeitung im Gefolg großer
dem Redakteur verwilligter Begünstigungen von
da hinweg und nach Halle verlegt werde. Von
unserer Seite hörte nun alles Bedenken auf;
wir hatten volle Ursache, die Unternehmer zu
fragen, ob dies ihre Absicht sei. Und da solche
nun nicht geleugnet werden konnte, so erklärte
man ihren Vorsatz, die Anstalt bis Ostern in
Jena hinzuhalten, für nichtig, und versicherte
zugleich, man werde mit dem neuen Jahre in
Jena die Allgemeine Literaturzeitung selbst fort-
setzen." —
Goethe entwickelte von jetzt ab eine fieber-
hafte Tätigkeit Zunächst war es seine Sorge,
für das neue Unternehmen mit einem geeigneten
Geldmanne in Verbindung zu treten und auch
vom Herzog einen namhaften Zuschuß zu er-
bitten, den dieser in Höhe von 5000 Talern
gewährte. — Wegen Übernahme der Redaktion
verhandelte Goethe mit dem an Schütz' Stelle
zum ordentlichen Professor der „Dichtkunst und
Beredsamkeit" ernannten und bei der „Allge-
meinen Literatur- Zeitung" bereits seit 1796 tä-
tigen Hofrat Carl Abraham Eielstädt in Jena
und versicherte sich der Mitarbeiterschaft zahl-
reicher hervorragender Kräfte. Es ist selbst-
verständlich, daß er auf Schillers Unterstützung
in dieser Angelegenheit sehr stark rechnete und
großes Gewicht darauf legte. Schiller sagte
ihm auch in der Hauptsache seine Mitwirkung
zu, stand aber einer Neugestaltung der „All-
gemeinen Literatur-Zeitung" von Anfang an
etwas skeptisch gegenüber.
Jener Artikel im „Freimütigen" lenkte bald
die Aufmerksamkeit der ganzen literarischen
Welt auf Jena und Weimar, und der sich hier
entspinnende, immer schärfer zuspitzende Kon-
flikt beschäftigte mit seinem Für und Wider
lebhaft die Gemuter. Fast sämtliche damalige
Zeitungen beteiligten sich an diesem Meinungs-
austausch; es seien hier aber nur die Aus-
lassungen der bedeutendsten Blätter angeführt.
Den nächsten Artikel brachte die Leitung
für die elegante Welt' in Nr. 107 vom 6. Sep-
tember:
„Jena und die Literaturzeitung,
„Die apokalyptische Zornschale, die der
Herr von Kotzebue nach Veräußerung seines
Wohnhauses in Jena über die dortige Univer-
sität ausgegossen hat, möchte wohl schwer-
lich die gewünschte Wirkung tun. Sein Ana-
thema, das er aussprach, wird Jena gewiß nicht
vernichten. Zwar Schütz und Ersch gehen mit
ihrer Literaturzeitung, nebst Lodern nach Halle,
Digitized by Google
232
Oerhtrdt, Ein Zeitungik*mj>f vor hundert Jahren.
aber die hiesige Allgemeine Literatur-Zeitung
dauert fort, und zwar unter weit günstigem
Auspizien als vorher. Die besten Köpfe
Deutschlands haben sich zu diesem Unter-
nehmen vereinigt, und Goethe, Schiller, Herder,
Böttiger, l oß und Eichstädt sind an ihre Spitze
getreten. Eichstädt hat die Redakteurstellc
dieses gelehrten Zeitblattes erhalten, und eine
ausführlichere Ankündigung wird dem Publikum
davon nächstens mehr sagen. Eine solche
Veränderung kann nur heilsam und ersprießlich
sein, und Deutschland wird vom
ersten Jänner 1804 an eine ge
lehrte Zeitung erhalten, in
welcher seine ersten Männer
ihm ihre Meinungen und
Resultate vorlegen wer-
den, indem die zweiten j
nach Halle gehen, wo a
es ihnen nicht an J
— Salze gebrechen
wird." —
Gleichzeitig kün- M
digte die Redaktion
ihren Lesern für die \
nächsten Stücke noch
weitere Mitteilungen in
dieser Angelegenheit an
und brachte auch schon in
der Nummer vom 8. September
zwei neue Aufsätze, die sich gegen
das Unternehmen in Halle
richteten :
„Die in mehreren öffent
liehen Blättern
vor einiger Zeit
verbreitete
Nachricht von einer Transportierung der All-
gemeinen Literatur-Zeitung von Jena nach I lalle,
und von dem der Akademie Jena bevorstehen-
den ruinösen Verlust, scheint den ganz neuen
Begriff konstituieren zu wollen, daß ein Institut,
wie die Allgemeine Literatur -Zeitung, als ein
Kunstwerk, gleich einem Laokoon oder einer
Transfiguration, zu erobern sei, und um es dem
einen Ort zu entziehen und in dem andern es
aufzustellen, nur wohl einballiert und assekuriert
transportiert zu werden braucht Hiernach
bliebe freilich dem armen Jena das leere Nach-
sehen. Jene seltsame Nachricht klärt sich aber
durch neuerlich hinzugekommene Berichtigungen
Friedrich Nicolai.
Nach Ctiodowicckit Porträt.
dahin auf, daß bei Abgang der bisherigen Redak-
teurs der Allgemeinen Literatur-Zeitung, des
Hofrats Schütz und Professors Ersc/t, von Jena
nach Halle, der Herzog von Sachsen -Weimar
einer Sozietät gelehrter und berühmter Männer
das Privilegium zur Fortsetzung der Allge-
meinen Literatur- Zeitung zu Jena vom 1. Januar
1804 an erteilt (— auch dazu, wie es heißt
5000 Taler ausgesetzt) hat, und dieses Institut
also, teils auf die bisherige, teils auf eine zu
verbessernde Weise, seinen Fortgang zu Jena
haben wird." —
Gleich hinter diesem Artikel,
der offenbar von Freunden
der neuen Zeitung inspiriert
ist, lesen wir in derselben
Nummer einen zweiten,
der sich mit der Uni-
versität Jena befaßt
und den Abgang so
vieler Professoren als
keinen sehr erheb-
lichen Verlust — als
welcher er aber tat-
sächlich doch anzu-
sehen Ist — hinzustellen
versucht:
„Ks hat, wie Ihnen bereits
aus einigen Neuigkeitsblättern
bekannt sein wird, verschiedenen
mächtigen Beschützern der Wissen-
schaften zugleich gefallen, mehrere
hier groß und alt gewordene Pro-
fessoren wegzuberufen und ihnen auf
ihren reicheren Akademien starke
Pensionen angedeihen zu lassen. Ob
nun Jena einige von den Fortgehen-
den ungern vermißt, so sind doch wieder andre,
die man längst gern vermißt hätte; Männer von
Jahren gehen fort, Männer von neuen Kräften
und erprobten Kenntnissen ziehen wieder ein.
Daß die Allgemeine Literatur-Zeitung in ihren
alten Tagen auch mit fortwandert, wundert uns
nicht, denn sie mag wohl ein Vorgefühl von
ihrem Ende haben. An ihrer Stelle wird, was
ich Ihnen mit Gewißheit versichern kann, eine
neue Jenaische gelehrte Zeitung unter Goethe,
Schiller, Herder, Höttiger, Voß, Eichstädt und
andern vielverdienten, rüstigen Männern, die von
der alten williglich abfallen, sich auszeichnend
erheben. —
Digitized by Google
233
„Es durfte also wohl in dieser Hinsicht, wie
der Einsender jener Nachricht in dem Frei-
mütigen, — der aller Wahrscheinlichkeit nach
derselbe ist, den man nach einer herumlaufen-
den Anekdote, als alten Akteur nicht mehr
sehen will, — so angelegentlich wünscht, der
Ruf unserer Akademie nicht geschmälert, son-
dern sogar erweitert werden. Jena verjüngt
sich jetzt eigentlich. Junge Leute des Auslands
werden sich also durch jene Nach-
richt im Freimütige
schrecken lassen, fer
reich zu dem Orte zu
fahrten, wo der Q
der Wissenschaft re
quillt, wo keine booti-
sche Luft das Atmen-
erschwert." —
Karl Spazier, der
Herausgeber der
„Zeitung für die
elegante Welt",
war in seiner lite-
rarischen Anschau-
ung der Antipode
Kotzebues und
wurde von diesem
wiederholt öffentlich
in der gehässigsten
Weise angegriffen. Da
er nun seinerseits diese
Ausfall auf den alten Ak
mit einer gewissen Ge
tuung in seinem Bla
offentlichte, bedarf keiner weiteren
Erörterung. Seine oft betonte
Sympathie für die neue Jenaische
Literaturzeitung erscheint daher,
was Aufrichtigkeit betrifft, nicht
ganz einwandfrei und dürfte zum grollen
Teile auch dem Oppositionsgeist zuzuschreiben
sein.
Inzwischen arbeitete das neue Unternehmen
zu Jena mit Goethe an der Spitze unentwegt
an der Verwirklichung seines Planes weiter, und
die hierüber durch alle Blätter gehenden, sich
meist widersprechenden Nachrichten veranlagen
Schütz und Genossen zu einer offiziellen Er-
klärung. Am io. September brachte das In-
telligenzblatt der „Allgemeinen Literatur-Zeitung"
(Nr. 177) die folgende
Z. f. B. 1906; 1907.
Kotiebu«.
Nach TiichbtiM Ponrtt
„Nachricht an das Publikum:
„Das seit achtzehn Jahren allhier etablierte,
seiner ursprunglichen Stiftung und Verfassung
nach aber an keinen Ort gebundene, keiner
Akademie und keiner Sekte ausschließlich ge»
widmete, sondern der unparteiischen Ansicht
der Literatur aller Länder bestimmte Institut der
Allgemeinen Literatur-Zeitung
hat das unschätzbare Glück, die
ufmerksamkeit des
eben Monarchen, des
n Beförderers und
chützers aller Zweige
r Literatur und Kunst,
auf sich gezogen zu
haben, und Seine
Königliche Majestät
haben uns durch
die ehrenvollsten
Zusicherungen und
Unterstutzungen
veranlaßt, die Re-
daktion und Ex-
pedition desselben
vom künftigen Neu-
jahr 1804 an nach
Halle zu verlegen.
Es werden daher noch
vor Neujahr Herr Hof-
rat Schute und Herr Pro-
fessor Ersc/t, welche Seine
Majestät zu ordentlichen Pro-
fessoren an der Friedrichsuni-
versitat ernannt haben, nach Halle
abgehen und die Herausgabe der
Allgemeinen Ijteratur- Zeitung vom
Jahre 1804 an daselbst, wie bisher
allhier besorgen." ....
Diese Ankündigung erschien bald darauf
wortgetreu in verschiedenen Blattern, wie z. B.
im Intelligenzblatt des „Neuen deutschen Mer-
kurs", in der zu Ulm herausgegebenen „All-
gemeinen Zeitung" und in mehreren andern.
Nun war der Stein ins Rollen gekommen.
Schlag auf Schlag folgte Erklärung auf Er-
klärung, und die öffentliche Meinung, die sich
ebenfalls in zwei Parteien gespalten hatte, be-
gleitete mit lebhaftem Interesse die weitere Ent-
wicklung dieses Zeitungskampfes. — Garlieb
Merkel, ein Gesinnungsgenosse Kotzebues und
30
Digitized by Google
234
OcrharJt, Ein Zcitunj^kampf vor hundert Jahren.
gleich diesem ein Widersacher von Weimars
Gruiten, stellt dem neuen Unternehmen von
vornherein kein günstiges Prognostikon. Er
labt sich unten« 17. September im 23. Watt der
von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Ernst
und Scherz" folgendermaßen aus:
„Die Nachricht, daß die Allgemeine Lite-
ratur-Zeitung nach Halle werde verlegt werden,
ist in mehreren öffentlichen Blattern durch die
erwiedert worden: .Diese Zeitung solle auch in
Jena fortgesetzt werden; Goethe und Schiller
wurden an die Spitze der Unternehmung treten;
man dürfe also sehr viel von ihr erwarten.' —
Ich glaubte, indem ich das las, einen Gärtner
zu hören, der versicherte: ,Der Frost hat zwar
meine Fruchtbaume getötet, aber ich werde
trotzdem eine reiche Äpfellese halten: meine
Rosenstocke sind stehn geblieben.' — Unter
der Leitung jener großen Dichter kann die
Literaturzeitung schwerlich etwas anderes wer-
den, als eine Fortsetzung der Moren' und der
t Propylaeri, die bekanntlich etwa zwei Jahre
dauerten." —
Die „Zeitung für die elegante Welt" bringt
in Nr. 113 vom 20. September einen längeren
Aufsatz aus der Feder eines „angesehenen Ge-
lehrten in Halle, der sich aus Gründen die
Anonymitat im Publikum vorbehalten hat."
Dieser ist bemüht, in seiner Zuschrift einen
möglichst neutralen Standpunkt einzunehmen,
indem er wohl seiner Entrüstung über die
Sprache des „Freimütigen" Ausdruck gibt, aber
auch gleichzeitig die Fassung der darauf folgen-
den Artikel contra Halle in der „Zeitung für
die elegante Welt" tadelt:
„Es war eine unbegreifliche Indiskretion des
Herrn von Kotzebue, daß er bei der ohnehin
vorschnellen Bekanntmachung im 132. Stück
des Freimütigen: die Allgemeine Literatur-Zei-
tung werde nach Halle verlegt, sich einen so
unschicklichen Ausfall auf die Universität Jena
erlaubte. Er mochte, wie wir, als preußischer
Patriot sich freuen, daß wir jene berühmten
Manner und jenes berühmte Institut für Halle
gewonnen hatten. Aber beide Universitäten
haben bisher so vieles nebeneinander gewirket,
daß es einen Freund der Wissenschaften
schmerzen müßte, wenn wirklich zu fürchten
wäre, eine von ihnen werde künftig nicht so
blühend mehr sein. Und gar eine inhumane
Freude über ein angebliches Sinken von Jena
kann durch keinen Patriotismus entschuldigt
werden, — wenn es anders Patriotismus war,
und nicht vielmehr eine Privaterbitterung wider
Weimar (aus sehr bekannten Ursachen), was die
hohnende Prophezeiung von Jenas Fall eingab.
„Doch noch inhumaner, als diese am Ende
nur lächerliche Prophezeiung war die Beant-
wortung derselben im 107. Stück der Zeitung
für die elegante Welt, deren Einsender sich
sogar unwürdige Persönlichkeiten gegen einzelne
Manner erlaubt, deren Namen Deutschland mit
Achtung nennt . . ."
Es folgt nun eine langatmige Auseinander-
setzung über die „berühmte" Allgemeine Lite-
ratur-Zeitung, die samt ihren „verdienstvollen"
l^eitern vom Jahre 1804 an in Halle erscheint.
In Jena würde von diesem Zeitpunkt an wohl
eine neue Zeitung herausgegeben werden, diese
wäre aber nicht die „berühmte" Allgemeine
Literatur-Zeitung, und von dieser könnten auch
die Unternehmer unmöglich „den Namen er-
borgen", sie müßten sich denn „hinter den
Schild eines schon berühmten Titels stecken
wollen". Am Schlüsse dieses Artikels bezeichnet
der Einsender als „einfach lächerlich" den „vor-
nehmen Ton, in dem von erslett und zweiten
Männern geredet wird, und der mit dem albernen
Einfall von dem Sake zu Halle so possierlich
zusammenstimmt"
Die schärfste Sprache in dieser Angelegen-
heit redet natürlich wieder August von Kotze-
bue, der in dem „Freimütigen" neue „Schauer
körnigen Eises" gegen Jena schleudert Unter
der Spitzmarke: „Schreiben aus Weimar", bringt
der „Freimütige" in Nr. 150 (20. Sept) einen
längeren, von hämischen Bemerkungen strotzen-
den, vollständig in Ironie und Satire getauchten
Artikel:
„Ihre Anzeige, die Emigration der Jenaischen
Literaturzeitung betreffend, hat hier Leiden-
schaften gereizt und geweckt. Jenes respektable
Institut, welches seit sechzehn oder siebzehn
Jahren nicht allein Jena zur Zierde gereichte,
sondern auch viel Geld in das arme Ländchen
zog, ist jetzt in allem Ernst — des Ijindes ver-
wiesen worden. Sie glauben, ich scherze? Nein,
nein! es ist den Eigentümern wahrhaftig in-
sinuiert worden, daß binnen drei Monaten die
Literaturzeitung das Land räumen solle, welches
freilich ohnehin geschehen wäre. Aber ver-
säumen Sie doch ja nicht, diese auffallende
Digitized by Google
G«Th»rdt, Ein Zritungskampf vor hundert Jahren.
235
Begebenheit, die sich in Bartsch- Athen zuge-
tragen, sogleich in Europa zu verbreiten. Ihrem
Blatte ist es gewissermaßen Pflicht, das zu tun,
da viele andre vermutlich schweigen werden oder
müssen, und es doch wahrhaftig die deutsche
Ehrlichkeit erfordert, den Auslandern, die über
die Lage der Literatur in Weimar so sehr in der
Tauschung leben, die Augen zu offnen. — Sic
wissen schon, daß wir eine neue vortreffliche
Literaturzeitung von Jena aus zu erwarten haben,
die außer Zweifel eine Fortsetzung der ent-
schlafenen Erlanger ' sein wird. Der Herzog
hat sehr großmütig 6000 Taler zum Fond der-
selben bewilligt, und nun ist natürlich jedes
Hindernis behoben. Ängstiiche Leute wollen zwar
sagen, eine Verbindung von berühmten Ge-
lehrten sei nicht so leicht zusammengebracht
als eine Partie Whist; aber diese Zweifler ver-
gessen, daß Goethe und Schiller selbst an die
Spitze treten. Dem Vernehmen nach sind
auch sämtliche Fächer der Wissenschaften
schon mit den trefflichsten Rezensenten besetzt
Goethe selbst hehält sich die Optik, den Berg-
bau, die Malerei und Bildhauerei vor. Schiller
wird Geschichte und Philosophie bearbeiten, und
in der letztern von Schelling kräftig unterstutzt
werden. Am reichsten ist das neue Institut an
großen Männern für die schönen Wissenschaften:
Beide Scltlegel, der göttliche Heck, der erhabene
/ ermehren, der kreißende Brentano, der welsche
/ u/piiis, der zarte Bcrnliardi, der gesprächige
Falk, der gelehrige Bode, und wie die großen
Manner sonst noch alle heißen, deren Namen
die Welt schon längst mit Ehrfurcht nennt,
sollen bereits ihre Federn gespitzt haben, und
es steht daher mit Grund zu erwarten, daß die
reineren Kunstformen ohne irgend eine ökono-
mische Seele oder Geist den Subskribenten,
wohl anatomiert und mit rotem Wachs ausge-
spritzt, werden überliefert werden. Das ganze
Unternehmen will man, wie es heißt, durch
Aktien begründen: ein Umstand, der allerdings
größtes Zutrauen einflößen muß, wenn man sich
erinnert, welche Vorteile einst die Aktieninhaber
bei dem Ilmenauer Bergbau gleichfalls unter
Goethes Direktion genossen, wo noch bis auf
den heutigen Tag ein jeder mit sanfter Weh-
mut in seine Kuxe schauen kann."
Der „Freimütige" macht hier wiederholt An-
• lUt nnr von 1799 — 1802 bestanden .
spielungen auf das verunglückte Bergbauunter-
nehmen zu Ilmenau, das Goethe seinerzeit un-
endlich viel Verdruß bereitet hatte. Nicht nur,
daß die Sache jahrelang sehr viel Geld ver-
schlang, die Qualität des endlich gewonnenen
Schiefers den gehegten Erwartungen bei weitem
nicht entsprach, so machte schließlich — wie
Goethe selbst erzahlt — „ein bedeutender
Stollenbruch" dem ganzen Bergbau „den Gar-
aus", und alle Aufwendungen an Mühe und
Geld waren vergeblich gewesen.
Auch die „Zeitung für die elegante Welt"
bringt in ihrem 1 19. Stück „Noch ein Wort
über Jena und die Allgemeine Literatur-Zeitung."
Die Redaktion bemerkt aber gleich dabei: „Nun
endlich das letzte!" und äußert sich in dieser
Angelegenheit wirklich nicht wieder:
„ . . . . Was die Allgemeine Literatur-Zeitung
betrifft, so wird sie in derselben Form und Ein-
richtung auch ferner hier herauskommen, nur
gereinigt von den Fehlern der Parteilichkeit
und des Nepotismus, die der Freimütige zu
rügen, selbst ehrlich genug ist. Man darf sich
viel von derselben versprechen, da Goethe mit
dem lebhaftesten Anteile ihr seine vorzüglichste
und kräftigste Unterstützung zugesichert hat,
und man von ihm, von Schiller, Voß, wahr-
scheinlich auch von U'ieland, Herder, Paulus
und andern der berühmtesten Männer unserer
Zeit, im Laufe jedes Monats Rezensionen finden
wird. Wo solche Männer an der Spitze stehen,
laßt sich auch unter den übrigen Mitarbeitern
kein mittelmäßiger vermuten. Eic/tslädt,
der bisherige Mitredakteur der Allgemeinen
Literatur-Zeitung, dessen Gcrechtigkcitsliebe,
Strenge und Gcradsinn die Wahrheit der litera-
rischen Urteile sanktionieren, hat auch ferner-
hin die Redaktion übernommen, und mit Hain
ist der Bertmhschc Platz besetzt Er ist soeben
aus Südpreußen hier eingetroffen und hat mit
der ihm eigenen Tätigkeit die Präliminarien
des Geschäfts bereits eröffnet
„Das auswärtige Publikum scheint die Unter-
nehmung ungemein zu begünstigen. Mehrere
Buchhandlungen, der entehrenden Zurück-
setzungen müde, welche sie sich vom bisherigen
Dircctorio gefallen lassen mußten, wenden sich
jetzt schon mit neuem Mute an Eiclistadt und
Heun, und verschiedene Abonnenten haben sich
bereits erklärt, daß sie die Jenaische Allgemeine
Literatur-Zeitung für die einzig wahre ansehen.
Digitized by Google
236
Gerhardt, Ein Zeitungskampf vor hundert Jahren.
und die Hallische als eine Filialzeitung betrach-
ten mußten."
Hierzu macht die „National-Zcitiing der Deut-
schen" im 28. Stuck vom 22. September eine
Bemerkung, die auf die pekuniäre Lage der
damaligen Gelehrten ein eigenartiges und inter-
essantes Streiflicht wirft:
„Das deutsche Publikum erhalt also nunmehr
zwei Allgemeine Literaturzeitungen, welches,
wegen der dadurch zu befordernden Unparteilich-
keit und Gerechtigkeit in der Gelehrten-Republik,
wohl recht gut wäre, wenn nur die größte Zahl
der deutschen Gelehrten nicht zu arm wäre,
beide Blatter zu bezahlen."
Angesichts der vielfach auftauchenden, sich
damals wie auch heute bei ahnlichen Gelegen-
heiten gewohnlich widersprechenden Versionen,
sahen sich die I-eitcr der nach Halle wandern-
den Zeitung veranlaßt, das Publikum durch eine
Erklärung im „Königlich preußischen Reichs-
anzeiger" (Nr. 270) und durch Ankündigung
in verschiedenen andern öffentlichen Blattern,
sowie durch ein vom 23. September datiertes,
der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" als Beiblatt
angefugtes Zirkular nochmals zu benachrichtigen,
daß ihre Zeitschrift, die „bloß zufalliger Bequem-
lichkeit wegen" bisher in Jena gedruckt worden
sei, jetzt nach Halle verlegt werde und dem-
zufolge „nicht in Jena bleiben könne". Alle
gegenteiligen Nachrichten hatten nur den Zweck,
das Publikum durch falsche Vorspiegelungen
irrezufuhren. Am Schlüsse dieses umfangreichen,
den Reklame-Anpreisungen der Jetztzeit nicht
im Geringsten nachstehenden Beiblattes erklart
die „Societat der Unternehmer der Allgemeinen
Literatur-Zeitung" ausdrucklich:
„ . . . Die seit dem Jahre 1785 hier erschie-
nene und mit dem bekannten Beifalle in und
außer Deutschland gelesene
Allgemeine Literatur-Zeitung
wird vom Jahre 1 804 an, tticht weiter zu Jena,
sondern ganz allem zu Halle fortgesetzt, von
Herrn Hofrat Schutz und Herrn Professor Ersch
wie bisher redigiert und von dort aus expediert
werden."
Goethes redaktionelle Tätigkeit erforderte
jetzt sehr oft und für längere Zeit seine An-
wesenheit in Jena. Und weilte er in Weimar,
so war fortwahrend ein Bote unterwegs, der
Eichstädts Berichte und Anfragen zu Goethe
bringen mußte, während dieser andrerseits be-
treffs der Heranziehung bedeutender Rezen-
senten eifrig mit Eichstadt konferierte und dem-
selben Anweisungen gab, an wen und in wel-
cher Weise die Einladungen geschrieben werden
sollten, in den häufigsten Fallen es sogar selbst
ubernahm, die Betreffenden zur Mitarbeit auf-
zufordern.
Auch wurde infolge der erneuten Ankün-
digungen seitens der Gegenpartei gleichfalls
eine Benachrichtigung an das Publikum not-
wendig, in der man den Fortbcstand der „All-
gemeinen Literatur- Zeitung" zu Jena offiziell
anzeigte. Eichstädt sandte das Konzept für
dieses Zirkular sofort, nachdem er es aufgesetzt
hatte, an Goethe, und dieser bezeichnete das-
selbe als „im Ganzen sehr gut und zweckmäßig",
veränderte jedoch darin eine kleine Stelle, „da-
mit eines unwürdigen Blattes auch nicht von
ferne gedacht werde". Diese von Eichstadt
verfaßte und von Goethe korrigierte Ankün-
digung wanderte, datiert vom 30. September,
im Laufe des Oktober in die Welt
Allgemach hatten sich im Publikum Zweifel
darüber erhoben, ob Goethe das neue Unter-
nehmen, das er ins Leben rief, auch fernerhin
so ernstlich weiterfuhren würde. Die Skeptiker
mutmaßten nicht nur ein Erlahmen im Eifer
Goethes, sondern wollten auch an die Beteili-
gung der als Mitarbeiter angeführten Geistes-
großen nicht recht glauben. Nicht nur allein
die Zeitschriften begegneten der neuen „All-
gemeinen Literatur-Zeitung" mit Mißtrauen, auch
in den Reihen von Goethes Freunden und in
den Kreisen hervorragender Literaten wurden
Bedenken und absprechende Urteile laut. Ins-
besondre Wieland sprach sich in einem Briefe
an Johannes von Muller in sehr abfalliger Weise
über das „mit unbegreiflicher Übereilung an-
gefangene und mit beispielloser Unklugheit aus-
geführte" Unternehmen aus. Auch Körner hatte
darüber die verschiedensten Urteile vernommen
und wandte sich mit einer Anfrage deshalb
direkt an Schiller.
„ ... In den Zeitungen lese ich," schreibt
er aus Dresden unterm 25. September, „daß
du und Goethe an die Spitze der jenaLschen
Litcraturzeitung treten werdet. Da du mir
nichts davon schreibst, so kann ich es von
dir nicht glauben. Wahrscheinlich hast du
dich etwa dazu verstanden, manchmal eine
Rezension zu liefern, und man nennt dich, um
Digitized by Google
Gerhardt, Ein Zeitmig&kwapf vor hundert J»hreo.
237
sich gegen das Unternehmen in Halle zu
schützen. Daß Goethe sich dafür interessiert,
das Werk nicht eingehen zu lassen, ist begreif-
lich. Nur wird er auch für ein solches Institut
sich nicht lange erwarmen können, sondern
allenfalls nur einige Beiträge liefern."
Wie Schiller selbst über die ganze Sache
dachte, und wodurch seine Lauheit und end-
liche Fahnenflucht erklärt wird, geht deutlich
aus seiner Antwort an Korner hervor:]
„Weimar, 10. Oktober 1803.
„ . . Ich war einige Tage in Jena, wo es
jetzt nicht erfreulich aussieht, weil Loder, Pau-
lus und Schütz mit ihrem ganzen Gefolg weg-
ziehen und noch kein Ersatz dafür da ist. An
der neuen Literaturzeitung in Jena habe ich
nur dem Namen nach Teil, mit der Direktion
befasse ich mich nicht und mitrezensieren werde
ich auch wenig. Die ganze Sache ist unver-
standig angefangen und es kann nichts dabei
herauskommen."
Und gerade auf eine tatkraftige Unter-
stutzung von seiten Schillers hatte Goethe so
fest gerechnet! —
Diejenige Zeitschrift, die sich über diese
Spaltung in Jena am wenigsten beruhigen konnte
und immer ab und zu Artikel mit boshaften
Nebenbemerkungen erscheinen ließ, war der
„Freimütige". So machte er in Nr. 169 sogar
einen Abstecher in das Gebiet der „weissagenden
Astrologie" und brachte die Allgemeine Uteratur-
Zeitung mit den neuesten Vorgangen am
Sternenhimmel in Verbindung:
„Kaum weiß man, daß ein Planet unseres
Sonnensystems geplatzt ist, und sich seine bei-
den Hälften, die Pallas und die Ceres, fast auf
einer Bahn bewegen, siehe so platzt unsre
deutsche Pallas die Jenaischc Literatur- Zeitung,
auch in zwei Hälften, und beide rollen auf
einer Bahn hin. Welche von beiden die Pallas,
das heißt, die ivissensc haftliche — und welche die
Ceres, oder die bloße Zfatfspckulation ist, wollen
wir nicht untersuchen: aber bei diesem wunder-
baren Ereignis wird es notwendig, seine Folgen
sehr genau zu beobachten. Es ist fast unaus-
bleiblich, daß das Rivalisieren der beiden Litera-
tur-Zeitungen neue Parteiwut, neue Streitig-
keiten, neue Verwirrungen in der Literatur zur
Folge haben wird. Nur dadurch kann seinen
nachteiligen Wirkungen zum Teil vorgebeugt
werden, daß eine dritte Zeitung beide genau
beobachtet und, strenge neutral — beide aus-
lacht, sobald ihnen eine Lächerlichkeit ent-
wischt; — mit andern Worten, daß sie die
wichtigsten Rezensionen derselben rezensiert.
Keinem Blatte geziemt dieses Geschäft so sehr,
als dem Freimütigen, wenn dieser anders seinem
Namen wirklich entsprechen will."
Also der „Freimütige" erachtet es als seine
Pflicht, über die beiden streitenden Parteien
die Oberaufsicht zu führen! — Er weiß überdies
in Nr. 172 vom 28. Oktober auch viele inter-
essante Neuigkeiten zu erzählen.
Er muß zwar zugeben, daß der in einem
früheren Artikel gebrauchte Ausdruck: „des
Landes verwiesen", zu scharf gewesen ist, denn
die „Allgemeine Literatur-Zeitung" müsse nicht,
sondern wolle von Neujahr t8o4 in Jena auf-
hören. Mit der Gründung der neuen Literatur-
zeitung in Jena befasse sich auch nicht eine
ganze Sozietät — noch weniger hätte der
Herzog Geld dazu gegeben — sondern alleiniger .
Unternehmer wäre ein „gewisser" Kommissions-
rat Heun; und lediglich dieser hätte den Hof-
rat Eichstädt als Redakteur engagiert Ferner
wäre es grundfalsch, daß Goethe und Schiller
an der Spitze ständen, wie es denn überhaupt
eine „Rodomontade" wäre, daß die „ersten
Kopfe Deutschlands" an der neuen gelehrten
Zeitung Anteil nähmen, an die nur die „ersten
Tropfe Deutschlands" im Ernste glauben konn-
ten. In diesem Tone geht es weiter.
Im feindlichen Lager hatte man erfahren,
daß das die Ankündigung der Gegenpartei ent-
haltende Zirkular, ahnlich ihrem eigenen vom
23. September, der „Allgemeinen Literatur-
Zeitung" als Beiblatt angefugt war. Die Ent-
rüstung über diesen Trick der Gegner war so
groß, daß man glaubte, den I^escrn der „All-
gemeinen Literatur-Zeitung" den Sachverhalt
sofort in grellstem Lichte darstellen zu müssen.
„In unserer, unterm 23. September d. J. an
das Publikum gerichteten Erklärung über die
falschen Gerüchte, welche man bei Gelegenheit
der Verlegung der Allgemeinen Literatur-Zeitung
nach Halle verbreitet hatte," heißt es im Intelli-
gcnzblatt zu Nr. 208 vom 5. November, „setzten
wir voraus: es würden die Unternehmer eines
neuen Instituts keine so kleinliche Meinung von
ihm hegen, daß sie es unter unsrer längst be-
kannten Firma in die Welt einzuführen für
Digitized by Google
Gerhardt, Ein Zeitung^kampf vor hundert Jahren.
nötig erachten und einen Teil des Publikums
durch den völlig gleichen oder wenigstens sehr
ähnlichen Titel in Verwirrung setzen sollten.
Wir sehen aber, daß wir uns geirrt haben.
Die Unternehmer einer neuen gelehrten Zeitung,
die in Jena vom Herrn Hofrat Eichstadt redi-
giert, mit Anfangs künftigen Jahres erscheinen
soll, haben wirklich eine Menge Avertissements
und Zirkularschreiben ergehen lassen, in denen
sie gerade die Unterschrift: .Sozietat der Unter-
nehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu
Jena' gebraucht, auch für ihr neues Journal
gerade unsern Titel gewählt haben. Hieraus
sind schon eine Menge Verwirrungen auf den
Postämtern entstanden. Soeben aber erhalten
wir von drei Orten, die auf ganz verschiedenen
Postrouten liegen, die Nachricht, daß in eine
Sendung unsrer Blätter eine Ankündigung —
welche auch einer unsrer Korrespondenten uns
im Original mitgeteilt hat, — eingelegt gewesen
sei, worin gesagt wird, die Jenaer Allgemeine
Literatur- Zeitung werde vom Jahre 1804 an
unter Redaktion des Herrn Hofrat Eichstädt
hier erscheinen, äußere Form und Einrichtung
bliebe im Ganzen wie bisher usw. Und dieses
ganze Avcrtisscmcnt war unterzeichnet: Die
Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung
zu Jena. Nach unsrer obgedachten Erklärung
an das Publikum mußte eine solche Erscheinung
jedem, der, wie natürlich, voraussetzte, es sei
diese Versendung jener Ankündigung in unsern
Blättern nicht ohne unser Vorwissen geschehen,
äußerst auffallend sein, und konnte kaum etwas
andres bezwecken, als das Publikum aufs neue
zu verwirren. Um diese Absicht zu vereiteln,
sind wir genötigt, öffentlich bekannt zu machen,
daß besagter Passagier hinter unserm Rücken
blind mitgefahren sei. Schade um das Trink-
geld, das dieser Schlich etwa mag gekostet
haben. Denn das Publikum unsrer Leser ist,
wie wir zu unserm großen Vergnügen erfahren,
in seinem Urteil über die Wahl dieses Mittels,
sich bei ihnen zu introduzieren, völlig einver-
standen.
„Sozietät der Unternehmer der Allgemeinen
Literatur-Zeitung, bisher zu Jena, künftig zu
Halle." -
Daß die oben erwähnte Ankündigung der
neuen Zeitung mit Vorwissen und Einverstand-
• Carl Göttlich Samuel Hcun, unter dem Pseudonym
wegen seiner ülxrtriebcn sü&lichcn, stark erotischen Ausdr
nis der L^nternehmer mit dem gegnerischen
Blatte beim Publikum „eingeschmuggelt" worden
wäre, ist wohl kaum anzunehmen. Eine der-
artige Handlungsweise hatte vollständig der
vornehmen Denkungsart Goethes widersprochen,
der sonderlich in dieser Angelegenheit, obwohl
sehr energisch, dennoch in jeder Beziehung mit
großem Feingefühl verfuhr. Die Idee, daß ge-
rade die feindliche Partei die Ankündigung des
Konkurrenzunternehmens selbst verbreiten half,
entbehrt ja nicht des Humors, dürfte aber doch
nur einigen spekulativen Buchhändlerköpfen
entsprungen sein. Trotzdem machte obiger
Artikel eine Gegenerklärung von seiten der
Jenaischen Unternehmung nötig, um etwa ent-
standene Mißverständnisse zu beseitigen.
Die I-cute, die Goethes fernere Ausdauer
in einer Sache, die den Beteiligten solche Wider-
wärtigkeiten bereitete, ernstlich bezweifelten,
mehrten sich ohnehin. Nicht nur im Kreise
der Leser machte sich diese Meinung geltend,
auch die Buchhändler verhehlten ihre Bedenken
nicht.
Dieses immer lauter geäußerte Mißtrauen
bewog den mit der I-citung des geschäftlichen
Teils betrauten Kommissionsrat Heun, 1 in einem
Briefe an den Leipziger Verlagsbuchhandler
G. J. Goschen die Versicherung zu geben, daß
alle derartigen Zweifel jeder Begründung ent-
behrten. Gleichzeitig gibt dieser vertrauliche
Brief eines Eingeweihten an seinen Freund und
Schwager ein wahrhaftes Bild von der ganzen
Sachlage und bezeugt das streng rechtliche
Vorgehen Goethes. Er lautet:
„Jena 7. Nov. 1803.
„ ... Du irrst Dich in Goethe, wenn Du
meinst, daß er jetzt schon die A. L. Z. gehen
lasse. Er schreibt an die ersten Gelehrten
Deutschlands eigenhändig und fordert sie zum
Beitritt auf, er hat bereits zwei Meisterwerke
von Rezensionen geliefert, er hat uns namhafte
Vorteile zugewiesen und er bleibt mit einer
seltenen Bescheidenheit, die ihm das große
Publikum ganz absprechen will, von allen Ein-
griffen in die Leitung des Geistes und des Ge-
schäfts der Anstalt entfernt
„Deinen Rat, meisterhafte Rezensionen wenig-
stens im ersten Vierteljahr zu liefern, werden
wir auch die ganze Folgezeit befolgen können.
[. flauten als Schriftsteller bekannt und gern gelesen, aber
leweise vielfach angegriffen.
Digitized by Google
Gerhardt, Ein Zeirnngskampl vor hundert Jahren.
239
da unserm Institute die gewiegtesten Männer
jedes Fachs beigetreten sind. Wir zählen jetzt
223 Rezensenten, und dürfte ich sie Dir nennen,
ich glaube, Du solltest nicht gegen 20 eine
gegründete Ausstellung machen können, wenig-
stens nicht gegen ihre Fähigkeit.
lf Alle Bücher bald anzuzeigen, ist unmöglich,
aber sie ganz unparteiisch anzuzeigen — das
ist nicht unmöglich, wenigstens ist es uns mög-
licher, weil wir keine Präsente annehmen.
„Was Du über das Wort Fortsetzung sprichst,
verzeihe ich Dir, da Du von Deinem Freunde
induziert warst; Du wirst jetzt durch unsre
Gegenerklärung eines Bessern belehrt sein.
Hättest Du unsre Ankündigung mit Aufmerk-
samkeit gelesen, so würdest Du Dich jenes Vor-
wurfs überhoben haben können. Kein Mensch
als Schütz und Bettuch und ihre Freunde haben
unsre Ankündigung mißverstanden, weil sie
niemand hat mißverstehen wollen.
„Deine Bemerkung über die Veränderlichkeit
und den Eigennutz der Gelehrten beherzige ich
ganz: indessen, wenn die Herren Herausgeber
der Hallischen A. L. Z. mehr Honorar be-
willigen, so geben wir es auch, ohne daß mein
oder Eichstädts Interesse darunter leidet. Wir
haben dazu einen Auxiliar- oder Subsidienfonds,
vermittelst dessen wir diesen Balancierbalken
immer wagerecht halten können.
„Ob nun künftig zu Halle oder Jena die
eigentliche und wahre Allgemeine Literatur-
Zeitung herauskommen wird, muß das Publikum
allein aussprechen. Beide Teile werden nach
diesem Ausspruche ringen, und das Publikum
wird — vielleicht allein — bei dem Wettkampfe
gewinnen.
„Auch ich hätte diesen Brief ungeschrieben
gelassen, weil ich wahrhaftig recht viel zu tun
habe: allein kein Geschäft war mir wichtiger,
als Dir eine richtige Ansicht unsrer Handlungs-
weise zu geben, um unsre Maßregel, die jene
Herren unschicklich nennen, mit Klarheit be-
leuchten zu können.
„Aber Du mußt Dir auch nicht die Binde
der ältern Freundschaft Uber die Augen ziehen
lassen, du mußt Dich nicht von Vorurteilen
gegen uns gefangen nehmen lassen, Du mußt
uns gerecht sein." ....
Auch Goethes „Tag- und Jahreshefte" er-
wähnen von jetzt ab öfters die Allgemeine
Literatur-Zeitung, „die nun in ihrem ganzen
Gewichte gesichert ist", und diese Aufzeich-
nungen geben uns wohl den besten Aufschluß
über seine rastlose Mühewaltung.
Hin besonders unangenehmes Hindernis
drohte sich dem neuen Unternehmen entgegen
zu stellen, indem die Jenaische Literaturzeitung
in fWußen verboten werden sollte, wahrschein-
lich, um der zu Halle erscheinenden Zeitschrift
eine unbequeme Konkurrenz aus dem Wege
zu räumen; und es kostete viele Mühe, und
manch einflußreiche Persönlichkeit mußte sich
ins Mittel legen, um diese Gefahr abzuwenden.
Zu Ende des Jahres 1803 kam Frau von
Stael nach Weimar, um dort für längere Zeit
Aufenthalt zu nehmen und mit den berühmten
Geistesheroen daselbst in Verbindung zu treten.
Gelegentlich ihrer Anwesenheit sagt Goethe:
„Wie unbequem aber mir so ein bedeuten-
der Besuch gerade zu der Zeit sein mußte,
wird derjenige mitempfinden, der die Wichtig-
keit des Geschäfts bedenkt, das mich damals
in Jena festhielt Der weltberühmten Allgemeinen
Literaturzeitung mit Aufkündigung des Dienstes
zuvorzukommen, und indem sie sich an einen
andern Ort bewegte, sie an derselben Stelle
fortsetzen zu wollen, war ein kühnes Unter-
nehmen. Man bedenkt nicht immer, daß ein
kühn Unternommenes in der Ausfuhrung gleich-
falls Kühnheit erfordert, weil bei dem Unge-
meinen durch gemeine Mittel nicht wohl aus-
zulangen sein möchte. Mehr als ein Verstän-
diger, Einsichtiger gab mir das Erstaunen zu
erkennen, wie man sich in ein solch unmög-
liches Unternehmen habe einlassen dürfen.
Freilich aber war die Sache dadurch möglich
geworden, daß ein Mann von dem Verdienste
des Herrn Hofrat Eichstädt sich zu Fortsetzung
des Geschäfts entschloß, an dem er bisher so
bedeutenden Teil genommen hatte.
„Die Weimarischen Kunstfreunde hielten es
nunmehr für Pflicht, das, was an ihrem Einfluß
gewichtig sein konnte, auch auf die Schale zu
legen. Freisaufgaben für bildende Künstler,
Rezensionen der eingesendeten Blätter, Preis-
erteilung, sonstig verwandte Ausführungen, Aus-
schreiben einer neuen Preisaufgabe: dieser Kom-
plex von in einander greifenden Operationen,
welcher bisher den Propyläen angehört hatte,
sollte nunmehr der allgemeinen Literaturzeitung
zuteil werden. Das Programm hierzu beschäftigte
mich in meiner diesmaligen Absonderung."
Digitized by Google
240
(ierh»rdt. Ein Z«itung*k»mpf vor hundert JthrMi.
iNur dem energischen, tatkraftigen Eingreifen
Goethes war es zu danken, daß das geplante
Werk wirklich an dem hierzu festgesetzten
Termine erstand, und daß weder Reklame, noch
sich der Ausfuhrung entgegenstellende Schwie-
rigkeiten, noch Parteiwut und Mißgunst dessen
weiteren Fortgang zu hemmen vermochten.
Das, was zuerst allen unmöglich erschien, war
möglich geworden: beide Zeitungen bestanden
neben einander; die alte „Allgemeine Literatur-
Zeitung" nach ihrer Verlegung nach Halle bis
zum Jahre 1849, und die neue, an ihrer statt
in Jena erstandene, bis zum Jahre 1848.
Der gute Krfolg so vieler Muhe erfüllte
Goethe aber auch mit wirklicher Befriedigung;
denn er gesteht selber ein:
„Wer Gelegenheit hat den ersten Jahrgang
der Neuen oder Jenaischen Allgemeinen Literatur-
zeitung anzusehen, der wird gern bekennen,
daß es keine geringe Arbeit gewesen."
Und am 7. Januar 1 804 schreibt er an Eich-
städt: „ . . Bleiben Sie überzeugt, daß ich ge-
wiß bei einer Anstalt festhalte, w elcher Sie mit
soviel Festigkeit und Gewandheit vorstehen.
Ich habe noch gar manches im Sinne, das ich
nach und nach, wie das Geschäft weiter ruckt,
entwickeln werde."
Und wenn Eichstadt mitunter — besonders
zu Anfang — mutlos werden wollte und sich
darüber beklagte, daß, trotzdem die neue Zei-
tung „gehaltvoller" wäre als die Hallische, das
Publikum aber dennoch die letztere lieber kaufte,
während die Jenaische Allgemeine Literatur-
Zeitung nur „mäßigen Absatz" fände, wußte
ihn Goethe in der liebenswürdigsten Weise zu
trösten :
„Wird schon kommen. Lassen Sie uns nur
wie bisher fortfahren. Die Zeitung wirkt nach
allen Seiten vorteilhaft Nach dem ersten
Vierteljahr können wir schon weitere Uber-
legungen anstellen."
Wie zuverlässig sich Goethes weitschauender
Blick in dieser Sache erwies, wird durch einen
Brief Ileuns bestätigt, den dieser im Marz 1804
von Petersburg aus an seinen Schw ager Göschen
schrieb:
„ . . Unsre Allgemeine Literatur-Zeitung ge-
fällt hier mehr als die Hallische, wenigstens ist
dies das allgemeine Urteil der ersten Literatur-
Freunde hier. Es soll mich freuen, wenn das
ganze Publikum dem hiesigen gleichfühlt.-'
Es verdient hier noch hervorgehoben zu
werden, von welch feinem Taktgefühl Goethe
bei seiner redaktionellen Tätigkeit geleitet wurde,
und wie er bei Aufnahme von Rezensionen
über Werke, deren Verfasser der Gegenpartei
angehörten, vorsichtig verfuhr und alles vermied,
was „einer Animosität ähnlich" hätte sehen
können. Als es sich um eine Rezension von
Schlegel über die Schützsche Ausgabe der
Tragödien des Aschylos handelte, schrieb er
an Eichstadt am 29. Januar 1804:
Sollte man den direkten und harten
Angriff auf Hofrat Schütz nicht mäßigen und
in eine ruhig stilisierte Kritik verwandeln können?
„Daß die beiden A. L. Z. früher oder später
aneinander geraten werden, laßt sich voraus-
sehen; ebenso gewiß ist, daß diejenige, die den
angreifenden Teil spielt, sie mag in der Sache
Recht haben oder nicht, vor dem lieben deut-
schen Publico Unrecht behalten und der andern
dadurch gut Spiel machen wird."
Andrerseits war er darauf bedacht, daß
Rezensionen, die ein begeistertes Lob seiner
eigenen Dichtungen enthielten, entweder ganz
abgelehnt oder zum mindesten abgeändert
wurden. „Man konnte uns doch verdenken,
wenn wir etwas, das dergestalt uns selbst zum
I-obe gereicht, abdrucken ließen."
Eine fortgesetzte Enttäuschung bereitete ihm
Schiller dadurch, daß er sich durchaus nicht
zu einem Beitrag für die .Jenaische Allgemeine
Literatur-Zeitung" entschließen wollte. Eichstadt
wurde darüber recht ungeduldig und bat Goethe
wiederholt, „das Interesse des Herrn Hofrat
von Schiller ein wenig zu beleben." Und Goethe
schrieb auch an diesen Mitte Januar:
„ ... Ihr Beifall, den Sie den ersten Zeitungs-
blättern geben, hat mich sehr beruhigt Fast
alles ist bei einem solchen Institut zufallig und
doch muß es wie ein Überlegtes werden und
aussehen. Die Sache ist indessen auf gutem
Wege, und wenn Sie einigen Anteil daran
nehmen wollten, so würden Sie solche sehr
fördern ; es brauchten vorerst keine vorsätzliche
lange Rezensionen ex professo zu sein, sondern
von Zeit zu Zeit eine geistreiche Mitteilung,
bei Gelegenheit eines Buchs, das man ohnehin
liest. Auch verdiene ich wohl, daß man mich
ein wenig verstärkt, denn ich habe die ver-
gangenen vier Monate mehr als billig an diesem
Alp geschleppt und geschoben "
Digitized by Google
2 4 I
Aber Schiller verharrte trotz aller an ihn
ergangenen Aufforderungen in hartnäckiger
Untätigkeit Bei der sonstigen geistigen Har-
monie zwischen den beiden Dichtern ist diese
ablehnende Haltung Schillers doppelt befrem-
dend, und man kann schwer begreifen, warum
dieser seine Weigerung, für das neue Blatt
literarisch tätig zu sein, nicht gleich offen aus-
gesprochen hat
Trotzdem wurde Goethes Vertrauen zu
Schiller nicht erschüttert Im Gegenteil, ihn
erfreute jedes, auch noch so geringe Zeichen
von Interesse, und er nahm jede Gelegenheit
wahr, um Eichstädt zu versichern:
„Ich verzweifle nicht an einem bedeutenden
Beitrag, da seine Gesinnungen für uns die besten
Der Kampf der beiden Literaturzeitungen
spann sich noch viele Jahre fort, wenn auch
nicht mehr in so heftiger Form, denn es ist
selbstverständlich, daß mit der Ausgabe der
ersten Nummern die Schwierigkeiten noch lange
nicht überwunden waren. Aber Goethe hielt
sein Wort und widmete dem jungen Unter-
nehmen eine unermüdliche Fürsorge. „An der
Leitung des Geschäfts nahm ich fortwährend
lebhaften Anteil", sind seine eigenen Worte.
Und blättert man die ersten Jahrgänge der
„Jenaiseken Allgemeinen Literatur-Zeitung 44
durch, so kann man ersehen, daß Goethe nicht nur
bemüht war, wertvolle und gediegene Arbeiten
Tür dieses Blatt zu gewinnen, sondern daß er
auch, besonders in der ersten Zeit, zahlreiche
Artikel selbst lieferte. Diese letztere Tätigkeit
schränkte er erst nach mehreren Jahren ein,
ab er die Überzeugung erlangt hatte, daß das
von ihm begonnene Werk so weit gefestigt
war, um auf eigenen Füßen stehen zu können.
Zum Schlüsse möge hier noch eine Stelle aus
den „Tag- und Jahresheften" angeführt werden,
die den Erfolg der rastlosen, unverdrossenen
Arbeit Goethes in vollem Umfange bestätigt:
„ . . . wir hatten kaum die Möglichkeit in
der Ferne zu sehen geglaubt doch rechtfertigte
der Erfolg den wackern Entschluß. Die neue
Allgemeine Literatur-Zeitung bewegte sich mit
jedem Monat lebendiger vorwärts, nicht ohne
Anfechtungen, doch ohne eigentliches Hinder-
nis. — Der Irrtum jenseits bestand darin: man
hatte nicht bedacht daß man von einem mili-
tansen günstigen rosten woni eine uattene weg-
führen und an einen andern bedeutenden ver-
setzen kann, daß aber dadurch der Widersacher
nicht verhindert wird, an der verlassenen Stelle
sein Geschütz aufzufahren, um für
Vorteile daraus zu gewinnen."
Bücherfunde.
Von
Professor Paul Müller in Groß -Lichterfelde bei Berlin.
leit Jahren sammle ich Bücher mit
handschriftlichen Eintragungen der
jVerf asser oder berühmter Besitzer.
Zwar reicht meine Sammlung an die Josef
Sattlers nicht heran, die gegen zweihundert
Stücke von Luther und Galilei bis auf Nietzsche
herab enthält, und die ich nie ohne schmerz-
liche Wonne betrachtet habe; immerhin besitze
ich etwa sechzig solcher Bücher, darunter
Namen wie Goethe, Charlotte von Stein, Hein-
rich von Kleist, Zacharias Werner, Chamisso,
Grabbe, Freiligrath, Mörike, Fontane, G. Keller,
C F. Meyer, Franz Schubert, Robert Schu-
mann, Meyerbeer, Richard Wagner, Hugo
Z. f. B.
Wolf, Victor Hugo, Maupassant Verlaine, Tur-
genjew, Carducci u. a.
Einiges davon, das bei Bücherfreunden viel-
leicht Interesse erweckt, teile ich im folgen-
den mit.
Geschichte des Frauleins von Sternheim.
Herausgegeben von C. M. Wieland. Leipzig, bey
Weidmanns Erben und Reich 1771. (Zwei Theile.)
Verfasserin ist Sophie von La Roche, die
Freundin Wielands, Mutter der Maximiliane,
verehelichten Brentano, und durch diese Groß-
mutter von Clemens und Bettina Brentano.
31
Digitized by Google
242
Müller. Biicherfand*.
YL/ß^ *+~»u*+< *C+b~^
' n»-< » -ii « i
Widmung der Sophie » od Li Roche >B de« Malet Di;
in einem Exemplar dei ..»auleia een SierahcuB" 1771.
Auf der Rückseite des Titels des ersten
Bandes steht folgende Widmung:
May! du mahltett, Falt u. Büge
meines welkenden Gesichts
Sieh hier meiner Seelen Züge,
Diese ändert nichts —
Sophie de la Roche.
Frankfort bey meinen Kindern Brentano
d — 5 — Nobr. — 1776 —
May ist der Maler, der im Jahr 1779 das
bekannte Porträt von Goethe gemalt hat (vgl.
Wagner, Briefe an Merck I, 169). Über das
Bild habe ich nichts Näheres erfahren können.
Ein brauner Kalblederband : Fabeln von
Gleim. Original-Ausgabe. Berlin, bey Friedrich
Maurer: 1786. Auf der Vorderseite des Deckels
aufgedruckt der Name
Gottfried
Herder.
Eingebunden ein Blatt, das mit zitternder,
aber gleichmäßiger Hand beschrieben, folgende
Widmung enthält:
„Dieses Büchlein erhielt ich 1809 an meinem Ge-
burtstage von der Wittwe des herzoglichen Leib-
medikus Dr. med. Gottfried Herder, dem es der Autor
Gleim einst gewidmet, (cf. Seite 255: dem Knaben
Gottfried Herder) — Bis in mein 93'" Lebensjahr habe
ich nun dies Büchelchen hoch und werth gehalten,
wünsche aber nicht, daß es nach meinem Tode ent-
weihet werde, hege aber die Überzeugung, daß ich es
beßeren sicheren Händen anvertrauen kann,
1 und geliebten Freun-
des, des Dr. jur. RobertKeil, den ich
lieh ersuche, daßelbe als
zeichen anzunehmen von
Berlin 24. XII. 87. Dr. H. Netto
geb. in Oberweimar
am 6. Nov. 1795."
Das nächste Blatt enthält die unten im
Faksimile wiedergegebene Widmung Gleims
an den jungen Herder:
Noth lehrt beten, Arbeit lehrt,
Wie man gegen Noth sich wehrt
Zum Andenken
von Gleim
den 28« Jan. 1787.
Auf dem Wege zu der Tugend
Muß die Jugend
Alle Tage weiter gehn !
Muß, mit ihrem besten Fleiße,
Muß nicht stille stehn!
Vorwärts! Vorwärts! sagt der Preuße!
Das von Netto erwähnte Gedicht lautet:
(S. 255)
An den Knaben Gottfried Herder.
1783-
Ein Knabe, dem gelocktes Haar
Bis auf die Schulter hing, und der in
Schön, wie die schönste Blume, war
Aus welcher Bienen Honig
^ »—-Zt.
Widmung Gleima an den juncea Herder
i. «iatm Exemplar von Gleim* Fabel. »7»
Digitized by Google
243
Ging munter auf das Feld. Man sah den Amor
Kehn,
Und still an einem Wasser stehn.
Und in dem Wasser sich besehn.
Ei! sprach er mit sich selbst, seht doch, ich bin
so schön!
Indeß das Wasser langsam lief;
Und plötzlich rauschte Schilf, und aus dem
Schilfe rief
Mit raschem Frage-Ton, wie einer, dessen Blut
In Wallung ist, und der in edlem Grimme
Des Herzens schilt, und Gutes thut,
Ein Stimmchen, Silber -fein, wie eines Kindes
4 k-fajL/ik&s
&~ J~ -V f~t* <M*ly / Zz^r
Bist, Knabe! du auch gut?
Widraungsexemplare Glcimscher Dich-
tungen sind bekanntlich keine Seltenheit.
Das Stück hat aber seinen besonderen
Reiz, nicht nur durch die poetische Form
der Widmung, sondern auch durch die
Persönlichkeit des Empfängers, Herders
ältesten Sohn Gottfried.
Und dann die rührende Pietät, mit der
der spätere Besitzer das Buch bis in sein
höchstes Alter hegt, um es schließlich in die
Hände des bekannten Goetheforschers Keil zu
legen ! Aus dessen Nachlaß ist es in den Besitz
des Antiquars Eckard Mueller in Halle ge-
kommen, von dem ich es vor einigen Jahren
erworben habe.
im.
An Mamsell Jos. Müller.
Wie du mich heute sahst, wirst du mich immer sehen,
Führt mich dereinst das Glück nach Wien zurück.
Das heißt: ich werde mit gerührtem Blick
Beym Klange deiner Saiten stehen,
Und — doch ich habe nur noch
Und muß von hier — so gern ich
Eins aber laß ich dir zurück:
Ein Herz, das oft für dich wird Glück
Wien (d. i.) Jul. 1785.
Goekingk.
In einem Exemplar der dreibändigen Aus-
gabe (Auf Kosten des Verfassers, gedruckt bey
Joh. GottL Imman. Breitkopf in Leipzig 1780).
Widmung Heinrich Meinet an «eine Kuiine Amalie Heise
Widmung Goekiagks aa Fräulein Joteftne Müller
ia einem Eaemplar »einer Gedieh» 17S0.
Widmungen Hrinriclis von Kleist gehören
zu den größten Seltenheiten. Das vorliegende
Exemplar der PentlusiUa ist aber darum noch
von besonderem Interesse, weil es nicht die
Cottasche Verlagsfirma aufweist Kleist hatte
angefangen, die „Penthesilea" auf eigene Kosten
drucken zu lassen, verkaufte dann aber das
Verlagsrecht an Cotta, der sämtliche Exemplare
mit einem neuen Titelblatt versah, das ihn als
Verleger nannte. Das vorliegende Exemplar
hat Kleist augenscheinlich zurückbehalten, und
so ist die fehlende Verlagsfirma zugleich ein
wichtiger Beweis für die Echtheit des Auto-
graphs. Weder Goedeke noch einer der Heraus-
geber von Kleists Werken scheint ein Exemplar
ohne Cottas Verlagsfirma gesehen zu haben.»
> Dieses Exemplar kam im März d. J. bei Boeraer in
Leipzig zur Versteigerung. Der Auktionskatalog bemerkt
dazu: Widmangsexemplar auf starkem Papier an Kleists
Freond and Mitarbeiter des „Phoebus" Karl Friedrich Gottlob
Wetzel. Die Widmung lautet // Dector Wett (die übrigen
Bachstaben fielen dem Messer des Buchbinders zum Opfer)
von H. v. Kleist Obgleich der Name nicht ganz ausge-
schrieben ist, so besteht keinerlei Zweifel, daß Wetzel der
Empfänger der „Penthesilea" war, denn vc
zugänglichen Werken über Kleist fuhrt keiner
auf, dessen erste vier Buchstaben, die klar und
lesen sind, in Übereinstimmung zu bringen wären. Hingegen
alles direkt auf Wetzel hin. Wetzeis erster Beitrag
befindet sich im 5. Stück, das im Mai 1808
von da an beteiligte er sich lebhaft and ist bis
Digitized by Google
244
Stil**
p *****
mt mfifn
im
«tfltjbr.
Aaftchr, fi Grabbei agf eis
von Druckfehlern; einen von ihnen hat Kleist
eigenhändig verbessert:
Nun denn, so sei mir, frischer Lehensrc; -
Du junger, rosenwang'ger Gott, gegrüßt!
Der Druck hat das sinnlose „Lebens«?*".
Vor mir liegt ein Exemplar der Friedrich
August Wolfschen Ausgabe der Utas vom
Jahre 1704 (Buchhandlung des Waisenhauses
zu Halle). Auf dem Titelblatt steht mit Tinte
geschrieben: T. t. IC. ou Adelbert v. Chamisso.
Die griechischen Buchstaben sind das ab-
gekürzte Symbol Chamissos und seiner Freunde:
tö toö n6Xou daipov, das sich unter einer
großen Anzahl seiner Briefe neben der Namens-
unterschrift findet
tum Ende mit 14 Beiträgen vertreten. Di gerade in
Zeit das Erscheinen der Penthesilea fallt, so ist es ein-
leuchtend, daß Kleist ihm das Exemplar dedizierte. D. R.
1 Vgl. den griechischen Brief an de la Foye bei
Hitsig V», 47. der in einem humoristischen Mischmasch von
Dies Exemplar ist nun von Anfang bis zu
Ende von Chamisso durchpräpariert Zu An-
fang finden sich verhältnismäßig wenige Notizen ,
es scheint, als habe Chamisso das Exemplar
schonen wollen; vermutlich hat er ein Präpa-
rationsheft benutzt; vom zweiten Buch an aber
sind die Seiten über und über mit Bleistift-
notizen von seiner Hand bedeckt. Die erste
Zeitangabe der Lektüre findet sich am Ende
des 2ten Buches: „d. 17. Januar". Ich füge hin-
zu: 1805. Das 24te Buch ist beendet am
„23. juin". Der Anfang der Lektüre fallt in den
Dezember 1804 \ und so ergibt sich, daß Cha-
misso die Ilias in der Zeit von rund einem
halben Jahr durchgearbeitet hat eine Leistung,
die Achtung abnötigt, wenn man bedenkt, daß
Chamissos Kenntnisse des homerischen Dialekts
bei beginnender Lektüre durchaus die eines
Anfängers waren. Denn wenn jemand über
die Form tmcrräucvoi ein tu schreibt um das
Präsens kriffTaum zu bezeichnen, und daneben
Penthesilea.
Ein Trau erspiel
Heinrich ... Kleist.
Dresden,
firntkt ft«j Carl Gottlob Qtrtntr.
Titelblatt d«t ersten Drucke der .. Pent ta e » i I e «••
Digitized by Google
245
„ich weiß, verstehe", so genügt dies eine
Beispiel, um zu zeigen, auf welcher Stufe
in der Kenntnis des Griechischen Chamisso
damals stand. Umsomchr ist die Energie an-
zuerkennen, mit der er sich durch die 16000
Verse der Ilias in so kurzer Zeit durch-
gearbeitet hat
Am Ende des 4ten Buches findet sich die
Bemerkung: „den 31. Januar 1805, an meinem
24. Geburtstag". Der 31. Januar gilt als
Chamissos Tauf-, nicht Geburtstag. Hitzig
in seiner Biographie (S. 3) gibt an, er sei in
der letzten Woche des Januar geboren und
am 3 1 . Januar getauft worden. Die Folgerung,
daß Chamisso an demselben Tage geboren
und getauft sei, scheint mir nicht zwingend.
Nach dem I5ten Buch tritt eine längere
Pause ein; dies trägt am Ende das Datum:
„den 9«« n Aprill", das löte das des „6. Juni".
Der Rest von 8 Büchern ist dann in den
17 Tagen bis zum 23. Juni erledigt worden,
ein Beweis, wie Chamisso sich in den Homer
hineingelesen hatte.
Chamissos Bemerkungen sind durchaus
die eines Schülers: Wortübersetzungen, meist
in deutscher, selten in französischer Sprache,
Ableitungen von Verbalformen und Uber-
tragungen einzelner Formen in den attischen
Dialekt Zu Anfang des loten Buches die
Zeichnung eines 96X05, eines Helmbügels, und
auf der Innenseite des vorderen Deckels eine
Herme mit bärtigem Kopf (beides mit Bleistift).
In Chamissos Briefen werden die grie-
chischen Studien oft berührt; zuerst in einem
Brief an de la Foye vom 20. September 1804, in
dem er die Absicht ausspricht, im kommenden
Winter Griechisch und Latein zu studieren,
vielleicht auch zu schreiben. Ende 1804 hat
er den ersten Gesang der Ilias gelesen, ist beim
zweiten und nimmt sich für den Sommer Xeno-
phon, Anakrcon und etwa (nou) die Tragiker
vor; der nächste Winter ist für das lateinische
bestimmt. Daß er selbst von dieser seiner
Tätigkeit nicht gering dachte, zeigen folgende
Verse aus einem Briefe an Varnhagen:
Auch müss'gen Fluges nicht entflohen mir
Die trüb umflorten, freudenlosen Stunden.
Zu Hellas' Heiligthumc rang ich muthig
Mit!
H O M E R I
ILIAS
f X
VETERUM CRlTKORUM NOTATIONJBUS
OPTIMORUMOUE EM MPLARJUM FIDE
HEOr«»ITA.
IN USUM
SCHOLARUM ET PRAELECTIONUM.
VOLUMEN V
rh a f sonu« I -xt.
MALIS. t|j!>cci**x»itu.
Titelblatt de» II im« mit Chamiitot Namenwuf.
Am 17. Juli schreibt er an Varnhagen:
„In vierzehn Tagen werde ich die vier Bande
des Homeros durchgelesen haben' (und das
gut) — ferner zwei Tragödien des Euripides,
drei Bücher der Anabasis des Xenophon, den
Anakrcon, und zwei der größeren Dialogen
des Lukian, auch die erste Philippika des
Demosthenes. Nur muß ich noch zu der
Grammatik ernst zurückkehren. — Alle Stun-
den, die mir nicht der KapTO<pXo<pcrru)V 60X1x05
nobac. Dienst raubt, sind dem Einzigen geweiht
nur wenige Tage in der Woche widme ich
wenige Stunden der Gesellschaft, täglich aber
sechs und acht und zehn Stunden dem
Griechischen."
Danach muß also Chamisso nach der Ilias
noch die Odyssee gelesen haben. Wenn er
Wort gehalten, so hat er die Odyssee in wenig
mehr als einem Monat erledigt. Das würde
■ In der Hallischen Ausgabe
Ilias und Odyssee je iwei Binde.
Digitized by Google
2 4 6
mit dem Tempo stimmen, in dem die letzten
acht Bücher der Dias gelesen sind.
Der Homer begleitet ihn auch, ab er mit
seinem Regiment aus Berlin auszieht So
schreibt er im Oktober 1805 aus Rothenberg,
,einem dreckigen Dorfe bei Hildesheim': „Mein
Ounpoc, liegt auf dem Tische, ich daneben im
Bette . . ."
In der Nähe von Göttingen, in dem Dorfe
Erbsen, ist er beim Prediger einquartiert. Hier
Lest er das neue Testament im Urtext und
bestellt sich aus der Göttinger Bibliothek den
Aschylos.
Damit enden die Berichte über seine grie-
chische Lektüre; im März 1806 entzückt er
sich an „Tausend und eine Nacht". Aber kein
Brief jener Zeit, der nicht ein oder mehrere
griechische Zitate enthielte, hauptsächlich aus
dem Homer und dem neuen Testament Das
waren die Nebenbeschäftigungen eines könig-
lich preußischen Leutnants im Jahre 1805.
Die Widmung Grabbts bedarf keiner Er-
läuterung. Sie ist aber für den Mann be-
zeichnend.
„Ich wünsche Ihnen viel Glück zum neuen Jahre.
Amen.
Ottensen den 1. Jan. 1818. Harry."
Die Widmung findet sich in einem in rotes
Lcder gebundenen Exemplar der „Schuld^ von
Adolph Mullncr. Der Widmende ist Heinrich
Heine, der damals noch nicht in der Lage war,
seine eigenen gedruckten Gedichte der ge-
liebten Kusine, AmaKe Heine, zu widmen.
Denn niemand anders ist die Empfängerin des
Buches. Das Exemplar stammt aus dem Nach-
laß ihrer Tochter, der Frau Professor Leo. Ein
Brief Heines an Müllner (Dr. G. Karpeles teilt
ihn freundlichst mit) mag etwa aufsteigende
Bedenken beseitigen:
„Herr Hofrat!
Wenn ich Dichter geworden bin, so war Ew. Wohl-
geboren Schuld schuld daran. Sie war mein Lieblings-
büchlcin, und ich hatte dieses so lieb, daß ich es als
Liebes K eschenk der Geliebten verehrte."
Der Brief ist vom 30. Dezember 1821 datiert
S8
Bibliotheken und Bücherpreise im deutschen Mittelalter.
Von
Professor Dr. Johann von Kelle in Prag.
ls ist sicher, daß bereits die irischen
I Missionäre, die in das Frankenreich
I kamen, von ihren heimatlichen Klöstern
mit den für den Gottesdienst, das Bekehrungs-
werk und das klösterliche Leben notwen-
digen Büchem ausgerüstet waren. Verlangte
ja doch schon die Benedictiner-Regel, daß
in den Klöstern für die Mönche Bücher vor-
handen seien. BMia sacra, Missale, Aiiti-
phonarium, Lectionarium, Lider canotuttn, Re-
gula s. Benedicti bildeten daher in jedem
Kloster die ersten Anfänge einer Büchersamm-
lung. Verschieden waren die Wege, auf denen
diese Anfänge allmählich vermehrt wurden.
Zunächst durch die von den Mönchen ver-
faßten Werke und durch Geschenke. Abt Gri-
mald, Ludwigs des Deutschen Kanzler, schenkte
dem Kloster St Gallen dreiunddreißig Bände
seiner eigenen Sammlung. Bischof Salomo III.
von Konstanz schenkte ihm ein Wörterbuch.
Es wurde geschenkt für das Heil der Seele
(in retnedium anitnae) und als Zeichen beson-
derer Verehrung (in stneerum ptowotionts
effectuni). Äbte brachten ihren Klöstern Bücher
von ihren Rom-Reisen mit, Fremde spendeten
solche für genossene Gastfreundschaft Durch
Vererbung bekamen die Büchersammlungen
zuweilen erheblichen Zuwachs. So erhielt St
Gallen durch Vermächtnis sämtliche Bücher
des Abtes Hartmuot.
Besonders wurden aber die Klosterbiblio-
theken vergrößert durch Einverleibung von Ab-
schriften ausgeliehener Werke. Bisweilen ko-
pierten Mönche die ihnen lieb gewordenen
Digitized by Google
von Kelle, Bibliotheken und Bacherpreise im deutschen Mittelalter.
247
Bücher für ihr eigenes Kloster. Und nicht
nur in Männerklöstern wurde geschrieben. Am
Anfange des XIL Jahrhunderts schrieb in
Wessobrunn eine Klausnerin viele Bücher für
den Gottesdienst und die Bibliothek. Zwei
unterrichtete Nonnen des Klosters Admont
haben um die Mitte des Jahrhunderts die Vor-
träge des Abtes Irimbert über das Hohelied
auf Pergament übertragen. Meist aber bestimmte
der Abt, welche Bücher für seine Mönche
nötig wären und abgeschrieben werden sollten.
Er sorgte auch, daß es an dem passenden
Schreibstoff nicht fehle- Und um möglichst
wenig von dem kostspieligen Pergament zu
verbrauchen, ersannen später die Mönche
schwer verstandliche Abkürzungen. Beschrie-
benes Pergament wurde mit dem Messer ab-
gekratzt, mit Bimsstein abgerieben und noch
einmal verwendet. Der Abt bestimmte auch,
welcher von den Mönchen eine Abschrift an-
zufertigen habe. Verständige Äbte wählten
hiezu Klostergenossen, die ihnen als verlässige
und geschickte Schreiber bekannt waren. Sie
sorgten auch dafür, daü junge Mönche als
Schreiber ausgebildet wurden. Man schickte
sie zu diesem Zwecke nicht selten in be-
freundete Klöster, die bekannte Kopisten
unter ihren Mitgliedern zählten. Man suchte
Schreibkünstler, wenn auch nur für einige
Zeit, für das Kloster zu gewinnen. Berühmte
Schreiber wanderten daher vielfach von Kloster
zu Kloster. Otloh wurde als Knabe nach
Tegernsee geschickt, um die Kunst des
Schreibens zu erlernen. Von da kam er in
das Kloster Hersfeld. Bischof Meginhard be-
rief ihn wegen seiner großen Geschicklichkeit
im Schreiben nach Würzburg, von wo er nach
Regensburg ging. Es bildeten sich sogar
frühzeitig Schreiberschulen, die auf die Ge-
staltung der Schriftzeichen maßgebenden Ein-
fluß ausübten. Berühmt war die Kalligraphen-
schule des Klosters St Martin in Tours, aus
der wahrscheinlich die charakteristische Schrift
— die sogenannte karolingische Minuskel —
hervorgegangen ist, die sich unter Karl dem
Großen durch angelsächsische Schreiber aus
der vorhandenen lateinischen Schrift, einer all-
mählichen Umbildung der verwilderten alt-
römischen Kursivschrift entwickelt hat
Manchmal freilich wurde einem Mönche
vom Abte ein Buch auch nur deshalb zum
Abschreiben zugewiesen, um diesen überhaupt
zu beschäftigen. Es kam vor, daß einer zur
Arbeit gezwungen wurde. Nicht nur ohne die
notwendige sprachliche und sachliche Kennt-
nis ist dann ein solcher Schreiber an die ihm
aufgetragene Arbeit gegangen, er hat sie auch
ohne Lust und Aufmerksamkeit durchgeführt
nur darauf bedacht, sie so rasch als möglich
zu Ende zu führen. Wir besitzen noch Hand-
schriften, in denen die Schreiber am Schlüsse
ihrer Arbeit dieser Stimmung mehr oder min-
der unverblümt Ausdruck verliehen. Aber auch
fleißige Schreiber haben mitunter ihre Freude
geäußert, wenn sie ihre mühevolle Arbeit
vollendet hatten:
Laus sit tibi christe, quin Uber desinit iste.
Laus tibi christe, completus est Uber iste.
Sie haben einen Wunsch oder die Bitte um
einen frischen Trunk ab Belohnung beigefügt:
Hie hat das lantrechtbuch ein ende,
got alle falsche richter seilende.
Explicit hoc totum, pro pena da michi potum
Finis adest libri, potus datur miclti uini.
Wenig empfehlend ist die Selbst-Charakteristik
eines Schreibers in einem Codex des Stiftes
Zwettl:
Qui me scribebat, multutn potare solebat,
post haustum flebat, Nicolai nomen habebat.
Auf diese Weise haben einzelne Klöster
schon im IX. Jahrhundert verhältnismäßig an-
sehnliche Büchermengen zusammengebracht. St
Gallen besaß um die Mitte des IX. Jahrhunderts
ungefähr 400 Bände. Die Zahl 400 hatte
Reichenau bereits im Jahre 822 überschritten.
Die Bibliothek des Klosters Lorsch erreichte
im X. Jahrhundert schon die Zahl 600. Im
XII. Jahrhundert besaßen Hersfeld, Hirsau,
Zweifalten, Blaubeuem, Corvey stattliche Bücher-
schätze.
Die großen Klöster hatten damals auch
bereits einen besonderen Saal, in dem die Bücher
auf Pulten ausgelegt waren. Sie hatten ein
Verzeichnis der vorhandenen Bücher, einen
Katalog. Es wurden auch die verliehenen
Bücher in irgend einem der vorhandenen Bände
notiert. Die Schreiber arbeiteten in einem eige-
nen, für sie hergerichteten Räume.
Auch geistliche Würdenträger sammelten
schon frühzeitig Bücher. So hatte der bereits
genannte Abt Grimald von St Gallen eine
Digitized by Google
248
von Kelle, Bibliotheken und Bücherpreise im deatschen Mittelalter.
Sammlung wertvoller Werke. Das Verzeich-
nis der Bücher, die Abt Hartmuot (gestorben
883) zu seinem eigenen Gebrauche hatte
schreiben lassen, ist in Ratperts Kloster-
geschichte von St. Gallen mitgeteilt. Bis Laien
Bücher zu sammeln anfingen, dauerte es aber
noch Jahrhunderte. Der erste Laie, von dem
wir wissen, daß er eine Büchersammlung be-
saß, war der 1309 gestorbene Hugo von Trim-
berg, Rektor und Magister der Schule am
Kollegiatstift Maria und Gangolf in der Theuer-
stadt vor Bamberg. Der Mann, der umfassende
gelehrte Bildung besaß, rühmt sich des Be-
sitzes von 200 Büchern. Der bairische Ritter
Jakob Püterich besaß im XV. Jahrhundert auf
seinem Schlosse Reichartshausen an der Dm
164 Handschriften, darunter unzweifelhaft die
größte Sammlung alter deutscher Gedichte,
die bis dahin und gleichzeitig irgend ein Privat-
mann zusammenzubringen gewußt hat. Er
hatte aber auch, wie er selbst sagt, vierzig
Jahre von Brabant bis Ungarn gesammelt; und
mannigfaltig waren seine Bezugsquellen, als
welche er mit anerkennenswerter Offenheit
nennt: stehlen, rauben, leihen (und nicht wie-
der zurückgeben), schenken, schreiben, kaufen,
finden.
Auch die Bücher aber, welche Laien be-
saßen, waren zum größten Teile von Geist-
lichen oder Mönchen geschrieben, denn diese
schrieben nicht nur ohne Entlohnung für ihre
Klöster und Stifte, sondern schon frühzeitig
um Geld auch für andere und für Laien. Ja
seit dem XIII. Jahrhundert schrieben sie sogar
nur mehr selten für ihre eigenen Klöster und
Stifte. Namentlich die reichen Abteien ließen
jetzt ihre Bücher meistens gegen Bezahlung
von auswärtigen Schreibern anfertigen. Je
mehr aber die Mönche aufhörten, für ihre
Klöster zu schreiben und zugleich das Ver-
langen nach Büchern wuchs, stieg die Zahl
der geistlichen Lohnschreiber. Es begannen
immer mehr Laien sich dem eintraglichen
Schreibgeschäfte zu widmen. Nur schrieben
sie, weil ihnen die Kenntnis der lateinischen
Sprache fehlte, meist deutsche Bücher. Auch
Frauen beschäftigten sich mit Bücherschreiben.
So die Clara Hätzlerin. Und nicht nur auf
Bestellung wurden allmählich Bücher gefertigt:
es bildeten sich die Anfänge des Handels mit
Büchern. Stadtschreiber, Schulmeister, auch
wohl Pergamentmacher verkauften die von
ihnen oder von anderen geschriebenen Bücher,
für die schon seit geraumer Zeit nicht mehr
jene hohen Preise erzielt wurden, um die sie
ehemals verkauft oder verpfändet worden waren.
Namentlich kalligraphisch geschriebene Werke,
vor allem Meßbücher, zu denen man nur
großes und gutes, daher sehr teueres Pergament
verwenden konnte, und die meist von Schon-
schreibern hergestellt wurden, auch manchmal
verziert waren, repräsentierten einen außer-
ordentlich hohen Wert. Ein Mönch von Bene-
dietbeuern erhielt noch 1074 vom Grafen Udal-
rich von Bozen für ein Meßbuch einen
Weinberg. Weinberge bei Bozen gab 1080
für ein Meßbuch auch Heinrich Bischof von
Trient dem Abte WUleram von Ebersberg.
Um das Jahr 1 120 gaben die Brüder Warmund
und Engelmar von Berg für ein Meßbuch aus-
gedehnte Wiesen- und Hobgründe her. Da
nun die Bücher einen so großen Wert hatten,
ist es begreiflich, daß ihr Besitz durch die
größten Vorsichtsmaßregeln geschützt wurde.
Sic durften nur im Büchersaal benutzt werden.
Beim Verleihen eines Buches mußte ein gleich-
wertiges hinterlegt oder ein anderer Wert, so
Grund und Boden, verpfändet werden- Um
endlich die Bücher vor Entwendung zu schützen,
wurden in ihnen, wie bekannt und hier schon
gelegentlich ausgeführt, dem Diebe oftmals die
schrecklichsten weltlichen und himmlischen
Strafen angedroht
Auferet hoc si quis, damnetur milU ßagellis
Judicioque dei succumbat corport pesti
steht in einer St Galler Handschrift.
Non uidcat christum, qui librum subtrahit istum
heißt es in einem Codex des Stiftes ZwcttL
Man muß indes diese Androhungen für nicht
genug wirksam gehalten haben, denn man
griff daneben zu einem Mittel, das man mit
Recht für zweckdienlicher erachtete. Die
Bücher wurden mit eisernen Ketten an die
Pulte, auf denen sie lagen, angeschlossen. Noch
jetzt besitzen Bibliotheken Handschriften, an
deren einem Holzdeckel der Ring angeschraubt
ist, in welchem die Kette hing. Die Kette,
durch die nicht, wie man einmal glaubte, das
Gelesenwerden, sondern das Gestohlenwerden
des Buches verhindert werden sollte, ver-
schwand, als sich das Format und der Ein-
band der Handschriften änderte, als diese
Digitized by Google
249
infolge dieser Änderung nicht mehr auf Pulte
gelegt, sondern in Repositorien eingestellt wur-
den, und der Preis derselben abermals beträcht-
lich sank.
Es wurde dieser abermalige Rückgang der
Rücherpreise zunächst wohl dadurch veranlagt,
daü die Forderungen der Lohnschreiber in dem
Grade zurückgingen, in dem sich ihre Zahl
vermehrte und die Aufträge seltener wurden.
Nicht unwesentlich haben dazu aber auch die
1383 von Gerhard Grootc zu Deventcr ge-
stifteten Geriet de ttita eommuni (Brüder vom
gemeinen Leben, Broeders van de feinte, wie
man sie in Lüttich nannte) beigetragen. Sie
schrieben nicht nur Bücher für den eigenen
Gebrauch, sondern auch um Geld für andere,
die für Erhaltung ihrer Stiftungen erforderlichen
Mittel zu erwerben. Sie machten aus dem
Schreiben von Büchern also ein Gewerbe,
unterschieden sich aber von den Lohnschreibern,
ihren Konkurrenten, dadurch, daü sie eine ge-
nossenschaftliche Organisation besaßen, eine er-
bauliche Tendenz verfolgten und Gelehrsamkeit
erstrebten.
Gleichwohl waren die Preise der Hand-
schriften auch in der Mitte des XV. Jahr-
hunderts noch immer so hoch, daß es sich,
solange nicht alle Aussicht geschwunden war,
Bücher auf mechanischem Wege herzustellen,
wohl lohnte, immer neue Summen an die Er-
findung zu wagen. Der ebenso schlaue wie
eigennützige Fust würde Gutenberg, der der
Erfindung bereits sein ganzes Vermögen ge-
opfert hatte, niemals das zu weiteren Versuchen
notige Geld vorgestreckt haben, wenn er nicht
gehofft hätte, durch die Idee seines Kompagnons
grolle Summen zu gewinnen. Und auch Guten-
berg dachte nur daran, seine Erfindung in
materiellem Sinne auszunutzen. Man würde
sehr irren, wenn man annähme, daß er die
Segnungen geahnt habe, die wir dieser Er-
findung verdanken, und daß er fähig war, den
Dank von Millionen Menschen dem Gewinne
von etlichen Tausenden Gulden vorzuziehen.
Er wollte seine auf mechanischem Wege, also
rasch und billig hergestellten Bücher zu dem
Preise verkaufen, den die mühsam durch teuere
Abschreiber angefertigten Handschriften er-
zielten. Und zu diesem Zwecke wurden die
Vervielfältigungen der Handarbeit so ähnlich
gemacht, wie es nur möglich war. Gleich wie
Z. f. B. 1906/1907.
in den Handschriften fehlen bekanntlich in den
ersten Drucken Seitenzahl und Titel; die
Anfangsbuchstaben wurden von den Illumina-
toren in den Druck eingemalt, die die Initialen
auch in die Handschriften eingezeichnet hatten.
Durch Änderungen namentlich auf der zunächst
in die Augen fallenden ersten und letzten Seite
wurde eine Verschiedenheit der einzelnen Druck-
cxemplare erstrebt. Die Typen endlich haben
die ersten Drucker, worauf sie indes schon an
und für sich gewiesen waren, genau nach
dem Muster jener Buchstaben geschnitten, die
gleichzeitig in den Handschriften üblich waren.
Wie teuer damals Handschriften bezahlt wur-
den, läßt sich freilich nur unvollständig er-
mitteln. Wir kennen die Preise nämlich nur
aus seltenen, ganz zufälligen Notizen, die Eigen-
tümer hierüber in ihre Bücher eintrugen, sowie
aus Anschreibebüchern, die stets privater und
ephemerer Natur in geringer Anzahl auf unsere
Tage gekommen sind. Wir wissen aber doch,
daß ein Bruder vom gemeinen Leben in der
Mitte des XV. Jahrhunderts für eine auf Perga-
ment geschriebene Bibel 500 Goldgulden er-
hielt. Fust aber verlangte in Paris für ein
Exemplar der sogenannten 42 zeiligen Bibel 6b
Goldgulden. Bald verkaufte er die Exemplare
aber um 40 Goldgulden, ja noch billiger, da
der Absatz in dem Grade stockte, in dem die
völlige Gleichheit aller Exemplare, die man
sich nur durch Zauberei erklären konnte, ent-
deckt wurde. Es scheint, daß die Käufer, die
sich für betrogen hielten, da man ihnen keine
reele Handarbeit verkauft hatte, sogar Schad-
loshaltung beanspruchten, und daß Fust durch
schleunige Abreise sich der ihm drohenden
Gefahr entzog.
Bald darauf aber machte es ein unvorher-
gesehenes Ereignis den Erfindern gegen Wunsch
und Willen unmöglich, ihr Verfahren egoistisch
auszunutzen. In der Nacht vom 27. auf den
28. Oktober des Jahres 1462 wurde der be-
wohnteste Teil von Mainz bei einem Uberfall
in Brand gesteckt, durch den auch die Werk-
stätten von Fust und Schoffer ein Raub der
Flammen wurden. Ihre sowie Gutenbergs Ar-
beiter zerstreuten sich und verbreiteten, wie
sie glaubten, durch die Umstände berechtigt,
das Geheimnis der neuen Kunst, das zu be-
wahren sich die ersteren sogar eidlich ver-
pflichtet hatten, nicht nur in Deutschland,
3*
Digitized by Google
250
Pcltnitz, Neue Bucheinbände von P»ul Kcrstcn.
sondern auch in fremden Landern. Zehn Jahre
nach dem Brande druckte man in Deutschland
bereits in neun Städten, wodurch die Bücher-
preise abermals bedeutend zurückgingen. Im
Jahre 1500 wurde für ein auf Pergament ge-
drucktes Meßbuch nur mehr 35 Gulden be-
zahlt. Nach einem Rechenbuche des Klosters
Tegernsee wurde dort im Jahre 1494 ein Land-
rechtbuch um 42 Gulden gekauft; zehn Jahre
später kostete ein solches nur mehr 22 Gulden.
Im Ausgabebuch des Abtes Narzissus von Bc-
nedietbeuern wird um das Jahr 1501 für ein
lateinisch-deutsches Wörterbuch 60 Pfennige
angesetzt, und um den gleichen Betrag war auch
ein Exemplar von Brands NarrenschifT zu be-
kommen.
Daü die Lohnschreiber um solche Preise
nicht arbeiten konnten, braucht nicht gesagt
zu werden. Nur wenige widmeten sich daher
jetzt diesem einst so einträglichen Gewerbe.
Erst als der Humanismus auch in Deutschland
an Ausdehnung gewann und das Verlangen
nach Abschriften der römischen Autoren zu-
nahm, wurden Schreiber neuerdings gesucht
und für ihre Arbeit reichlich bezahlt. Die
bürgerlichen Schreiber waren indes der ihnen
gestellten Aufgabe nur selten gewachsen. Sie
schrieben, wenn auch schon, so doch nicht
korrekt, vielfach auch ungenau und, vielleicht
manchmal absichtlich, unvollständig, so daü
nicht nur Studierende sondern auch Gelehrte, die
überdies die Auslagen für die Schreiber nur
selten erschwingen konnten, in die Notwendig-
keit versetzt wurden, sich die Bucher, die sie
brauchten, selbst zu schreiben. Keiner viel-
leicht mit mehr Fleiß und Ausdauer von seiner
ersten Studienzeit bis zum Greisenalter als
llartmann Schedel in Nürnberg. Langsam er-
losch nach diesem kurzen Aufschwung das
Gewerbe der Lohnschreiber und bald wurden
öffentliche wie private Bibliotheken nur mehr
durch gedruckte Bücher vergrößert, bis unter
veränderten Verhältnissen die alten Hand-
schriften neue Bedeutung gewannen.
UN-
Neue Bucheinbände von Paul Kersten.
Von
Max Pellnitz in Berlin.
Unsere deutsche Kunstbuchbinderei gewinnt
immer mehr an Ansehen und Bedeutung
ihren auslandischen Schwestern gegen-
über, wenn auch immer noch ein großer
Teil der deutschen Bibliophilen dem englischen und
französischen Kunstband den Vorzug gibt. Uns
Deutschen steckt eben die Ausländerei im Blute,
das beobachten wir auf allen Gebieten der Wissen-
schaft, der Kunst, der Industrie und das ist auch
in bezug auf die deutsche Buchbindekunst kürz-
lich erst wieder auf der Internationalen Buchbinde-
kunst-Ausstellung in Frankfurt a. M. erwiesen
worden.
Dort hat man gerade unsere besten Kunst-
buchbinder zugunsten des Auslandes zurückge-
stellt und ihnen eine Kränkung zugefügt, die sie
in Anbetracht der Leistungen eines stattlichen Teils
der höher ausgezeichneten Ausländer nicht ver-
dient haben.
Zu diesen auf der genannten Ausstellung nicht
genügend Gewürdigten gehört unstreitig unser
modernster und produktivster Buchkünstlcr, Paul
Kersten in Berlin, der auf der angezogenen Aus-
stellung mit einer schönen Reihe von Kunst-
bünden vertreten war, die wiederum beredtes Zeug-
nis abgelegt haben von dem unversieglichen Born
Abb. 1. Mxterlinck, Schau der Armen
Digitized by Google
PelloKr, Neue
Abb, iö, Glriud, Pierrot Lunairc.
neuer Entwurfsideen, Uber die der Künsüer ver-
fugt. Bei der Prüfung seiner Arbeiten muß man
Kersten unbedingt als den modernsten deutschen
Buchbinder erklären, denn er hat die neuzeitlichen
künstlerischen Anschauungen, wie sie vor einigen
Jahren das ganze Handwerk ergriff, zuerst für die
deutsche Buchbinderei angewendet und ist ihnen
bis auf den heutigen Tag treu geblieben. Er hat
dem deutschen Buchbinder ganz neue Wege in
der Ornamentierungsweise gewiesen, er hat sie ge-
wissermaßen frei gemacht vom alten Schablonen-
kram und hat vor allem original geschaffen: Man
braucht nicht mit allem einverstanden zu sein, was
Kersten bringt: immer bietet seine Kunst aber
Eigenartiges, Selbsterfundenes. Waren auch die
Motive seiner ersten früheren Arbeiten vom Aus-
lande naturgemäß beeinflußt, so steht er doch
längst auf eigenen Füßen und schafft ganz ursprüng-
lich. Jeder Einband ist eigner Entwurf. Aber er hat
dem deutschen Buchbinder auch neues Verzierungs-
material geschaffen, das diesem ermöglicht, modern
zu arbeiten.
Heute liegt eine neue größere Anzahl Kersten-
scher Bucheinbände vor uns, die das Auge jedes
Bücherfreundes erfreuen müssen. Es ist nicht
möglich, diese Einbände in ihrer Gesamtheit vor-
zuführen; daher sei es gestattet, wenigstens die
bemerkenswertesten Arbeiten zur Wiedergabe zu
bringen. Sie sind in den verschiedensten Tech-
niken ausgeführt und zeigen, daß Kersten sie alle
beherrscht Die Bände sind Eigentum des Buch-
händlers Edmund Meyer, Berlin, Potsdamers». * 7 b ,
von Paul Kersten. 25 I
1
» .
\ *
V
'•V., «.■>•.. $t
»> N# * * * * V
* '.•
S
,' • •
s • «
1 p • »
• * *
Abb. 11. Adreiteanappe für da» Deniiche Kaiaerpaar.
der sie zum Verkauf stellt Übrigens hat sie der
Künstler gegenwärtig auch auf der Deutschen
Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden (Uber die
hier noch berichtet werden soll) einem größeren
Publikum zugänglich gemacht.
Beginnen wir mit dem Einband zu Döring,
Känigslfitume, ein Ganzlederband in grau Saffian
und Blinddruck. Wer da weiß, wie schwierig diese
Technik auszuführen ist (man verwechsle sie nicht
mit dem Schwarzdruck der Heißprägepresse), der
wird auch die scheinbar einfache Ornamentierung
des Bandes, die so ganz den Inhalt (Schach dem
König) wiederspiegelt, schätzen können (Abb. 6):
Der Band Marie Madelnine, Die drei Niichte, in
hellgrau Saffian, wirkt ungemein stimmungsvoll
(Abb. 9). Die drei großen stemenbesäeten Kreise
sind dunkelblau, die kleinen Herzen rot eingelegt
(Mosaik), alles übrige ist Vergoldung. Auch hier
hat der Künstler den Inhalt symbolisch angedeutet
Originell ist der Einband zu Maeterlincks Schatz
der Armen (Abb. 1 ) in violett Ecrasc mit Stempel-
vergoldung. Die hellen Streifen sind ein Geflecht
von Pergamentriemen, die durch das Leder ge-
zogen wurden. Es sei hier bemerkt, daß der Ent-
wurf dieser Arbeit von Kersten stammt, während
die technische Ausführung von M. Siecke, einem
seiner Schüler, besorgt wurde.
Dem vorigen in gewisser Beziehung ähnlich ist
auch der Einband zu Stefan Gevrge, Jahrhundert
Goethes: dunkelgrün Ecrasc, das ganze in Linien-
vergoldung gehalten. Das Mittelornament ist aus-
geschnitten und mit rotbrauner Seide unterlegt und
Digitized by Google
2J2 Pellnit», Neue HucheinK
Abb. Mi I'urri, Whitllcr.
auch das oben und unten durchgezogene Band
hat gleiche P'arbe. Dieser Einband ist ebenfalls
nach Kerstens Entwurf von M. Siecke gefertigt
(Abb. 4).
Sehr wirkungsvoll ist der Einband zu Selma
Lagerlöffs Buch Gi>sta Berling. Die karminroten
Rosen heben sich reizvoll von dem grünen Leder
ab, während die feine Linienverzierung und die
goldenen Blättchen die Dekoration der Buchdecke
vervollständigen (Abb. 2).
Bei den drei nächsten Bänden zeigt Kersten die
Entwicklung des Ornaments auf dem Vorderdeckel
vom Rücken aus. Dieser ist gewissermaßen die
Basis. Die feinen Linien strahlen von hier aus
und verschlingen sich zu prächtigen Figuren. Da
ist zuerst der Band Carmina priapea aus violett
Ecrase mit seinen zarten Linienbildern, die in ihren
Spitzen in Punktbänder auslaufen, welche sich bis
zum vorderen Rand des Einbandes ziehen und dort
mit der punktierten Randeinfassung vereinigen
(Abb. 7). Ahnlich gehalten ist der Band Theodore
Duret, Whistler. Hier geht vom Rücken ein I inien-
gewirr aus, das sich zu einem einzigen Ornament
verdichtet In den äußeren Ecken sitzt dann noch
je ein stilisiertes Blatt. Die Wirkung der Ver-
goldung auf dem braunen Leder ist vorzüglich
ndc von P»nl Kenten.
(Abb. ia). Prächtiger wirkt indessen noch Paul
Verlaine, Po/sies, ein marineblauer Lederband mit
grauer Lederauflage auf dem Rücken und den
Deckeln und mit Linienvergoldung.
Einfache Liniendekorationen mit originellen
Mustern sind die Einbände zu Oscar Wilde, Das
Granatapfelhaus (Abb. 8), in dunkelrotem Ganz-
lederband, sowie zu Albert Giraud, Pierrot Lunaire,
in blaugrünem Leder (Abb. 10). Bei letzterem hat
der Künstler indessen noch zur Erhöhung der
Wirkung in den Blattwinkeln hellrotes I,eder auf-
gelegt.
Reizend ist auch der Entwurf des Einbandes
zu Fontanes Gedichten. Könnte etwas besser den
Inhalt de% Buches andeuten als dieser Korb mit den
prächtigen Rosen auf Rücken und Vorderdeckel?
Das I^eder ist violett Ecrase, die Rosen sind gelb,
die Blätter grün aufgelegt, die Kontur ist in
Blinddruck, alles übrige in Gold ausgeführt
Zu Charles Baudelaire , Les fleurs du mal, lie-
ferte Kersten einen Ganzlederband in braun mit
zweifarbiger, goldkonturierter Lederauflage (gelb
und olivengrün) auf Vorderdeckel und Rücken.
Der Rückendeckel sowie die inneren Ränder zeigen
Blütenmotive in Handvergoldung (Abb. 5).
Sehr fein ist auch die Zeichnung des Einbandes
zu Dantes Divina comedia, wie überhaupt die ganze
Art dieses Bandes bemerkenswert ist. Die oberen
und unteren breiten Streifen sind braunes Ecrase,
der breite Mittelteil dagegen besteht aus Pergament.
Die Verzierung ist durchweg Hand Vergoldung
(Abb. 3)-
Schließlich wollen wir noch eine Adrefimappe
zur Silberhochzeit des Deutschen Kaiserpaares vor-
führen, ebenfalls Kerstensche Arbeit, zu der korn-
blumenblauer Saffian verwandt wurde. Die De-
koration ist in Gold und Aluminium ausgeführt
und macht mit den Blattornamenten einen sehr
vornehmen Eindruck (Abb. n).
Wir sind Uberzeugt, daß diese neuen Proben
Kerstenscher Buchbindekunst einen Beweis dafür
geben, daß unsre deutschen Buchbinder durchaus
auf der Höhe ihrer Aufgaben stehen und ruhig
mit den Ausländern in Wettbewerb treten können.
Im vorliegenden Falle trifft dies unter allen Um-
ständen zu, und wenn man die Anerkennungen ge-
lesen hat, die Kersten zahlreich aus dem In- und
Auslande geworden sind, so darf man wohl sagen,
daß er sowohl wie alle diejenigen, die in gleicher
Richtung schaffen, auf dem rechten Wege zur
Begründung einer echt deutschen Buchbindekunst
sind, die fremder Einflüsse nicht bedarf.
Digitized by Google
I
Digitized by Google
Chronik.
Der neue Antibarbarus.
Die durch Herausgabe und Redaktion der be-
deutendsten rein typographischen skandinavischen
Monatsschrift ,. Kordisk Boktryckarckonst" um die
Forderung graphischer Kunst verdiente Druckerei der
Gebrüder Lagerström in Stockholm hat eine Bibliophilen-
Ausgabe de* in schwedischer Sprache hier zum ersten-
mal veröffentlichten „Antibarbarus' von August Strind
berg veranstaltet. Wie ein anderer großer schwedischer
Dichter des XIX. Jahrhunderts, Almquist, so hat auch
Strindbcrg sich ernsthaft mit der Goldmacherei be-
schäftigt. Er glaubt, im Widerspruch zu der modernen
Wissenschaft, an die Lösung des Problems der Metall-
verwandlung, hält die Naturelemente für zusammen-
gesetzt und ineinander ubergehend und sucht hier auf
Grund zahlreicher Versuche „die monistische Theorie
über die Allheit und Einheit der Natur, wie sie von
Darwin und Häckcl auf die übrigen Naturwissenschaften
angewandt ist", auch für die chemischen Vorgänge zu
bew eisen. Es ist die berichtigte und vermehrte Ausgabe
des schon 1893 deutsch erschienenen Buches.
Die Ausstattung des 58 Seiten starken Quartbandes
ist eine für eine wissenschaftliche Abhandlung der Neu-
zeit selten prächtige. Der Buchschmuck Arthur
Sjögrens besteht aus breiten Ornamentstücken mit
einer Unzahl unentwirrbarer Knoten, Schlingen und
Bändern, die zum Teil in Drachenköpfe endigen, eine
Verzierungsart, wie sie, freilich viel schlichter, bei den
Rahmenstrichen auf altnordischen Runensteinen häufig
vorkommt Geschlossene Komposition und Harmonie
fehlen dieser Dekoration, in der übrigens auch das vor-
christliche Hakenkreuz, gleichfalls nach dem Vorbild
der Runensteine, häufig Verwendung findet; sie spiegelt
jedoch vortrefflich den Seelcnzustand des ruhelosen
Verfassers wieder, der diese magischen „Runen zu raten",
der aus dem Labyrinth der Irrwege zur Wahrheit zu
gelangen bestrebt ist; der, wie er an einer Stelle selbst
sagt, tief drinnen im Berge, im Finstern tappend, nicht
umkehren kann, denn kein Ariadnefaden leitet ihn
zurück. Auch diesen mutigen, aber hoffnungslosen
Kampf des Zweifels hat der Buchkünstlcr treffend
symbolisiert in dem Motiv des Drachentöters, der sein
Schwert der vielköpfigen Hydra bald in den Leib, bald in
den Rachen stößt, während sie ihn immer von neuem
umstrickt und umzungelt Nur ist das Ganze lediglich
stilisiert, mit geschickter Benutzung von Rotdruck z. B.
für das blutige Schwert und des Ungeheuers Augen.
Schön ist der dem Haupttitel gegenüberstehende Holz-
schnitt eines Alchymisten (dessen Kopf Strindbergs
Portrat darstellt) in seinem mittelalterlichen Labora-
torium. Seine Umrahmung mit den genannten Orna-
menten vorgeschichtlichen Stils läßt sich wohl ver-
teidigen, da das Buch ja nicht, wie ein Werk der
schönen Literatur, die subjektive Auffassung von einer
bestimmten Zeit oder Stimmung geben, sondern
objektiv die ewigen Gesetze der Natur feststellen
will. In scharfem Mißverhältnis zu der Mediäval-
Anliqua, mit der der Text zweispaltig gedruckt ist,
stehen aber die gotischen Initialen. An sich sind diese
allerdings von bester Wirkung, namentlich die großen,
innen rot ausgefüllten, mit ihrem reichen Band- und
Schlingornament als Rahmen. Gesucht originell und
wenig glücklich ist die Anbringung der Anmerkungen:
nicht als Fußnoten, sondern, als wären es Illustrationen
oder doch Leitsätze, mitten in die beiden Textspalten
eingeschoben, treten sie auf, während statt eines Sterns
eine rote, bei etwa vorhandener zweiter Anmerkung
eine schwarze Hand im Text auf sie verweist, ganz
widersinnig, denn der Zeigefinger gibt dem Suchenden
hier keineswegs die Richtung an. Ebensowenig scheint
uns die Hervorhebung jedes neuen Absatzes mit einem
ganz wie eine Parantheseklammer aussehenden, roten
Zeichen am Platze.
Das starke, weiße Büttenpapier mit besonderem
Wasserzeichen lieferte die Grycksbo Papierfabrik. Die
Auflage beträgt nur 299 numerierte Exemplare
a .30 Kr. Der Einband, schwer und stark, ist aus Ganz-
ledcr in der Königl. Hofbuchbinderei Gustav Hedberg
in Stockholm hergestellt, in Blinddruck* Pressung reich
dekoriert — auf Vorder- und Hinterdecke gleich —
mit Bandornament, Punktzeichnung und Mustern aus
Ilakenkreuzen in einem Doppelrahmen, von dem faden-
andeutende Linien zu den fünf echten Bünden des
Ruckens laufen. Die Kanten sind, in der Mitte ab-
geschrägt, dünner. Der Papierrand ist nur am Kopf
beschnitten und mit Roischnitt verschen. Das Vorsatz,
von gleicher Sorte wie das Druckpapier, trägt ein hell-
braunes Schuppenmuster. G. Bargum.
Ein Jahrhundert deutscher Kunst.
Ein Jahrhundert deutscher Kunst. Herausgegeben
vom Vorstand der deutschen Jahrhundertausstellung.
Band I. Auswahl der hervorragendsten Bilder mit
einleitendem Text von Hugo von Tschudi. München.
Verlagsanstalt F. Bruckmann A. C. 1906. Preis M. 20.
Eine Durchsicht dieses für absehbare Zeit für die
Kenntnis der deutschen Kunst im XIX. Jahrhundert
maßgebenden Werkes, auf das man immer wieder wird
zurückkommen müssen, bestätigt von neuem, was diese
epochemachende Ausstellung uns an dauernder Be
reicherung brachte.
Digitized by Google
254 Chronik.
Es gibt noch Überraschungen. Kreilich muß man
unbefangen und offenen Sinnes suchen und aufnehmen,
darf sich nicht verstricken lassen in Theorie und Schule.
Wer hatte gedacht, daß die deutsche Kunstgeschichte,
die jeder zu kennen meinte, so — unbekannt ist? Hatte
man es für möglich gehalten, daß so vieles in neuem
Sinne sich darbieten würde? Das Durchblättern dieses
Werkes — ein Band mit gegen 400 Abbildungen — ist
eine ununterbrochene Folge von Genüssen, frischer und
unmittelbarer als manche Publikation moderner Werke.
Man sieht das Alte, Vergangene in neuem Lichte, und
allerlei Gedanken über Kunst und Kunstschaffen wer-
den in dem Betrachter geweckt
Noch einmal ziehen alle diese Werke vorbei; nicht
die „hohe" Kunst, die sonst immer in den Vordergrund
geruckt wurde, die historischen, allegorischen Schin-
ken unglaublichen Formats. Vielmehr sind es die un-
scheinbaren, schlichten Werke ehrlichen Kunststrebens,
die hier zur Sprache kommen. Die moderne Entwick-
lung lehrt uns, sie liebevoller zu betrachten und das
Technische in ihnen schätzen zu lernen, was man früher
wenig beachtete und gem übersah. Hier sind die An-
fange der modernen Kunst gegeben, der einfach rea-
listischen Malerei unseres Jahrhunderts.
In dieser Hinsicht ist das Werk ein Dokument;
für den Laien, wie auch für das Gros der Kunst-
historiker ein zuverlässiger Ausgangspunkt; für den Ge-
nießenden eine Quelle der Erfrischung. Es tritt in
diesen Blättern nicht so sehr das KeformatorischNeue
zutage, wie die Ausstellung selbst wirkte. Der elemen-
tare Eindruck ist zur Ruhe abgeklärt.
Als Kunstzentren heben sich danach heraus die
Städte Hamburg, Wien, München, Berlin, Dresden.
Größere Bezirke abgeschlossenen Charakters wie die
Rheingegend, das westliche Deutschland, sowie Mittel-
deutschland schließen sich an. Am Anfang stehen die
Klassizisten und die Nazarcner; am Schluß die Meister,
deren Wirken noch in frischer Erinnerung ist, unter
denen Feuerbach, Marees, Bücklin, Leibi hervorragen.
Zu diesem reichen ßildermaterial hat Herr von Tschudi
einen klaren und kenntnisreichen einleitenden Text ge-
schrieben, der in scharfen Grundzügen die Charaktere
markant zeichnet.
Das Werk ist auch buchtechnisch eine schöne
Leistung. Die Abbildungen sind vorzüglich gekommen.
Den Umschlag entwarf Behrens; es ist derselbe, der
den Katalog schmückte. In Anbetracht dieser allseitig
bemerkbaren Sorgfalt ist der Preis ein auffallend bil-
liger. Wohl selten wird man dafür eine so erlesene
Auswahl in solcher Reichhaltigkeit erhalten. So schließt
sich das Werk dem Unternehmen der Jahrhundert-
ausstellung würdig an, und der Kunstfreund braucht
nicht zu sehr zu bedauern, daß die Ausstellung nun für
immer vorbei ist. An der Hand dieses Materials wird
er sich jederzeit Erinnerungen zurückrufen können.
Die Kunstgeschichte wird aber aus dieser Publikation
dauernd Nutzen ziehen, ohne die ein Studium der Kunst
dieses Jahrhunderts unmöglich sein wird. Aber auch
der Kunstfreund, den nur das Kunstleben der unmittel-
baren Gegenwart interessiert, wird nicht umhin können,
sich hier immer wieder zu orientieren, da hier die Auf-
schlüsse gegeben werden, die in dem Wirrsal der
modernen Kunst das Verständnis erleichtern.
Ernst Schur.
Weltgeschichte.
Von Helmolts Weltgeschichte (Leipzig, Bibliogra-
phisches Institut) erschien der fünfte Band: Südost-
euro/vt und Osteuropa. Gerade dieses Feld ist bisher
von der deutschen Wissenschaft arg vernachlässigt
worden, und die Helmoltsche Weltgeschichte darf es
sich als Verdienst anrechnen, zum ersten Male eine
universalhistorisch angefaßte und durchgeführte, doch
aber in sich geschlossene Entwicklungs- und Kultur-
geschichte jenes ausgedehnten Gebietes vorzulegen.
Den Inhalt des 630 Seiten umfassenden Lexikonbandes
bilden sieben Abschnitte. Der erste, von Professor
Rudolf von St ala bearbeitete, schildert im Anschluß an
das 5. Kapitel des IV. Bandes den Hellenismus und
die Wcltstellung des Griechentums. Der zweite ist der
Europäischen Türkei (mit Armenien) gewidmet; Pro-
fessor Heinrich Zimmerer gibt in ihm einen charakte-
ristischen Überblick über die Schicksale der Osmanen
in Europa, die seit Zinkeisen keinen ausdauernden
Bearbeiter gefunden haben. Daran schließt sich das
Kapitel „Albanien", das der Gesamtherausgeber nach
Professor Karl Paulis Tode in dessen (leiste über-
arbeitet und ergänzt hat Dr. Herth. Brethols fiel der
vierte Abschnitt: Böhmen, Mahren und Schlesien bis
zum Jahre 1526, ihrer Vereinigung mit Österreich, zu.
Eine berufene Feder gibt die lange Leidensgeschichte
des slovenischen und serbokroatischen Stammes im
fünften Kapitel wieder: einer der besten Kenner des
südlichen Sklaventums, Professor Wlad. Alilkowics.
Den Abschnitt der „Donauvölker" hatte ursprunglich
Dr. //. von Wlislocki zur Bearbeitung erhalten; nach
seiner Erkrankung sprang Professor Heimelt für ihn
ein und führte das Kapitel unter Berücksichtigung der
neuesten Forschung zu Ende. Die reiche Entwicklung
des eigentlichen Osteuropa bildet den Abschluß des
Bandes. Professor Milkowicz hat sich nicht darauf
beschränkt, die vorhandenen Einzelsteine zu einem
Gesamtmosaik zusammenzutragen, sondern bietet in
den Einzelheiten auch vielerlei neues, besonders in den
Berührungen der politischen und kulturellen Strömungen
Rußlands und Polens mit dem Westen. Die Illustrie-
rung des Bandes beschränkt sich wieder auf Einschalt-
blattcr. Von den (ausgezeichnet ausgeführten) Farben-
tafeln stellt die erste den sogenannten Alexandersarko-
phag aus dem Museum in Konstantinopel dar, die
übrigen sind Reproduktionen von Abbildungen aus be-
rühmten Manuskripten, wie auch die meisten Schwarz-
bilder. Außerdem sind tünf Karten beigegeben. —
Auch von Theodor Lindners Weltgeschichte seii der
Volkerwanderung (.Stuttgart. J. G. Cottasche Buchhand-
lung Nachfolger) ist ein neuer Band erschienen: der
vierte. Der Verfasser bleibt seinem universalhisto-
rischen gesclüchtsphilosopliischen Standpunkt treu, und
die Verbindung geschichtlicher und naturwissenschaft-
licher Auffassung sichert auch diesem Bande ein
Digitized by Google
:•
. • .... . .. . .. ,
Digitized by Google
L
J. B. Aliiagcr.
II.
A. B In tu iu er.
n
}. TOB UoiO.
\
X.
J. C Jacobi.
XI.
G. von La e n
XII.
C Maatalier.
Digitized by Google
Chronik«
255
erhöhtes Interesse. Er schildert die rasche Blüte und
den ebenso raschen Verfall des Orients und das Auf-
steigen Europas und schließt mit der Reformation, als
dem Ergebnis der Wandlungen, die das wirtschaftliche
und geistige Leben Mitteleuropas zu durchlaufen hatte.
Von besonderem Reiz ist hier das Lutherund Melanch-
thon und ihren Einflüssen auf die Zeitgenossen gewid-
mete Kapitel. Der Anhang bringt den Beginn der
Entdeckungsrcisen, die durch fördernde Umstände auf
allen Gebieten des Lebens vorbereitet wurden. Die
Literaturangaben des Bandes (zu jedem Abschnitte)
umfassen 14 Seiten; das Personen- und Ortsverzeichnis
ist wieder mit großer Sorgfalt gearbeitet W.
Verschiedenes.
Ammannsche Familiengeschichte. Eine wahre
Freude für uns Bibliophilen ist die Familiengeschichte
der Ammann von Zürich, die, was historischen wie
künstlerischen Inhalt anbelangt, wohl mit die beste
Hausgeschichte ist, die existiert. Diese Geschichte der
Familie Ammann von Zürich ist ein Großfolioband
von 415 Seiten nebst einer Mappe mit Kunstbeilagen
und Stammtafeln; gedruckt bei Fritz Amberger-Zürich,
Lichtdrucktafeln vom polygraphischen Institut Zürich
und Kunstbeilagen von diesem wie von F. Bruckmann-
München; Einband von Lüderitz und Bauer Berlin.
Die Anregung zu dem prachtigen Werke stammt
von dem verstorbenen Züricher Archivgehilfen G. Re-
gin aus Landsberg a. d. Warthe; Beiträge hierzu lie-
ferten Dr. Tb. von Liebenau und Pfarrer Waldburger-
Zürich, besonders aber der Herausgeber, Herr August
F. Ammann auf der Seeburg bei Kreuzlingen am
Bodensee, im Kanton Thurgau der Schweiz und zu
Hamburg. Er scheute weder Kosten noch Mühen, um
dieses historisch wie kunst- und kulturgeschichtlich
hochstehende Werk zu schaffen, das aus den geringsten
Anfangen heraus infolge genausten Quellenstudiums
und reichhaltigen Materials zu bedeutender Leistung
emporwuchs. Das stattliche Forschungsergebnis ge-
reicht, wie es ist, nicht nur dem unermüdlichen Heraus-
geber und semer Familie zur Ehre, sondern ist auch
eine neue Geschichtsquelle für die schweizer Heimat-
kunde und deren Kunst. Im Hauptbande finden sich
52 Ansichten von Städten, Orten, Kirchen und Häusern,
5 von Burgen und Ruinen, 4 von Kreuzgängen, —
einzelne dieser Bilder von hoher Stimmung. 57 Por-
träts von Ammannschen Familienmitgliedern oder
schweizer und anderen Berühmtheiten, Faksimiles von
Urkunden, Briefen, Autographen, Münzen und Me-
daillen, Wappen, Siegel, Bibliothekzeichen ^5) usw.,
in der Anhangmappe 47 Tafeln mit einem Stadtpro-
spekt, Urkunden- und Brief-Faksimiles, 22 Siegclabbil-
düngen, Wappenscheiben und Wappen. Für uns
Deutsche besonders interessant ist, daß ein berühmter
Nürnberger Angehöriger dieser Familie, Jost Ammann,
der Maler, Radierer und Formschneider des XVI. Jahr-
hundens, in diesem Werke eingehende Würdigung ge-
funden hat; 32 Seiten mit zahlreichen Nachrichten
über ihn sind ihm gewidmet, dazu im Hauptband 43
Reproduktionen seiner Holzschnitte und Kupferstiche
und in der Bcglcitmappe noch 15 Tafeln mit Wieder-
gaben seiner Federzeichnungen, Scheibenrisse, Holz-
schnitte, Radierungen,
Die einzelnen Aufsäue behandeln die Gesamt-
geschichtc der Familie Ammann von den ersten nach-
weisbaren Züricher Bürgern dieses Namens vom XIV.
und XV. Jahrhundert an, die verschiedenen Linien
bis zur Jetztzeit, den Wappenbrief Kaiser Maximilians I.
von 1487, die vielen Geistlichen des Namens, einen
Bericht des hessischen Stabsarztes Hans Kaspar Am-
mann über den Feldzug nach Moskau u. a.
Druck, Papier und Einbände sind tadellos; die
Zeichnung zu letzteren, gotische Ranken und Wappen,
lieferte Professor Ad. M. Hildebrandt • Berlin ebenso
korrekt wie gefällig in gewohnter Meisterschaft.
Das Werk ist in 300 Exemplaren gedruckt und mit
laufenden Nummern versehen worden und kommt nicht
in den Buchhandel; die numerierten Exemplare
wurden an Verwandte, Geschlechtsgenassen, Freunde,
verschiedene öffentliche Institute (Archive, Biblio-
theken), sowie an Personen, die sich besonders für
genealogische Werke interessieren, verteilt.
A'. F. Graf su JMningen - Westerburg.
Der Hamburger Gutenberg- Verlag Dr. Ernst
Schullze hat das Walthari IJed mit dem Armen
Heinrich und den Liedern der alten Edda in den Über-
setzungen der Briider Grimm neu drucken lassen. Den
Buchschmuck lieferte Ernst /Jedermann, der wohl
auch das typographische Arrangement überwacht hat.
Es ist ein stattlicher Band, in dem die prachtvollen
Grimmschen Übertragungen vereinigt sind. Die schöne
Type steht auf gelblich getöntem Papier in einer Seiten
umrahmungaus lichtem Braun. Drei größere stimmungs-
volle Illustrationen heben die Einzeltitel hervor; Vig-
netten in kräftigen Linien bilden die Abschlüsse der
Lieder. Man nimmt das Buch gem in die Hand.
Leider ist das Exemplar des Referenten durch einen
Stempelaufdruck auf dem Schutztitel arg verunstaltet;
dort steht nämlich in blauer Schrift: „Rezensions-
exemplar. 2 Belege erbeten." Da dieselbe Bitte in
dem Anschreiben ausgesprochen wird, so liegt umso-
weniger Grund dafür vor, das Buch selbst zu verhunzen.
Es ist eine Rücksichtslosigkeit gegen den Besprecher.
Von der handlichen und praktischen Großhersog
Wilhelm Ernst-Ausgabe des Leipziger Insel-Verlags
wurden vor kurzem verausgabt ; Körners Ii 'erke ( M -3.5°)
geordnet von Werner Deeljen, und Schopenhauers
Sämtliche Werk* Band 1/3 „Die Welt als Wille und
Vorstellung" (M. 9), herausgegeben von Eduard Grise-
baek, mit den Zusätzen aus Schopenhauers Hand-
exemplar. Über die Vorzüge der Ausgabe haben wir
uns bereits ausgesprochen; manche kleine Fehler in
der Ausstattung der früheren Bände sind inzwischen
verbessert worden. — m.
Digitized by Google
2 5 6
Chronik.
Das deutsche Christuslied des neunzehnten Jahr-
hunderts. Von Friedrich l\'if>pold. Leipzig, Verla«
von Ernst Wunderlich, 1903. VIII und 389 S.
Die dichterische oder überhaupt künstlerische Ver-
klarung des Christusbildes ist gerade in unserer von
den heftigsten religiösen Gegensätzen bewegten Zeit
von ungemeiner Bedeutung, da hierdurch ein neutraler
Boden geschaffen wird, auf dem sich die kirchluh
Gläubigen mit denen begegnen können, die mit der
kirchlichen Tradition gebrochen haben und die sittliche
Hoheit Christi nur rein menschlich auf sich wirken
lassen wollen. 0 berhaupt ist die liefinnerste Verwandt-
srhaft der religiösen Vorstellungen mit den künst-
lerischen — mögen diese ihren Ausdruck in der Poesie,
der bildenden Kunst, der Architektur oder der Musik
finden — ein Moment, das in der religiösen Diskussion
unserer Tage noch gar nicht mit dem nötigen Nach-
druck betont worden ist. Und doch liegt es auf der
Hand, daß durch die Entrütkung der religiösen Vor-
stellungen aus der Sphäre des immanenten Denkens
in die transzendente Sphäre, aus der sie ja stammen,
die Kategorien Wahrheit und Nichtwahrheit ebenso-
wenig anwendbar auf sie werden, wie auf den Zeus des
Phidias oder die Sixtinische Madonna, und daß somit
aller Streit über die Wahrheit oder Nichtwahrheit der
religiösen Vorstellungen mit einem Schlage verstummen
müßte, ohne daß diesen letzteren dadurch auch nur das
geringste von ihrer Erhabenheit geraubt würde. Im
Gegenteil würde dadurch der Begriff der „doppelten
Wahrheit", der im Zeitalter der Renaissance eine so
gewichtige Rolle spielte, von einem höheren Stand-
punkte aus gerechtfertigt werden.
Ein wichtiger Beitrag zur Lösung dieser Grund-
frage der Keligionsphilosophie ist nun das vorliegende
Buch des bekannten Theologen insofern, als es ein un-
gemein reiches und schwer zugängliches Material er-
schließt und dieses im Zusammenhang mit den religiösen
und kirchlichen Richtungen, die in den verschiedenen
Klassen von Christusliedem zu Worte kommen, be-
handelt. So erweitert sich die Monographie über das
Christuslied zu einer gehaltvollen, umfassenden Studie
über die Wandlungen, die der religiöse Gedanke, so-
weit er sich auf Christus bezieht, in Deutschland durch-
gemacht hat und schließt sich würdig den übrigen be-
deutungsvollen Publikationen des Verfassers an.
Paul Seliger.
Zu der ausgezeichneten Reuter-Ausgabe des Biblio-
graphischen Instituts ist eine neue wohlfeile getreten,
die Professor Dr. Karl Theodor Gaederts bei Philipp
Reclam jun. in Leipzig erscheinen ließ (12 Bande in
4 Ganzleinenbanden, 6 M.). Gaedertz ist ein vortreff-
licher Reuterkenner; er hat sich nicht an das Über-
kommene gehalten, sondern bietet infolge seiner gründ-
lichen Nachprüfung und Vcrgleichung der Drucke und
Manuskripte einen absolut zuverlässigen Wortlaut des
Textes. Aufgenommen sind u. a. auch die Schöpfungen
aus der Jugendzeit Reuten, die ,.1'olterabendgedichte"
und „Lustspiele"; femer die Humoresken aus dem
„Untcrhaltungsblatt für beide Mecklenburg und Pom
inern" und die Gclegenheitspoesien vorwiegend vater-
landischer Tendenz. Die IliogTaphie ist eine fesselnde,
liebe- und verständnisvolle Darstellung des Dichter-
lebens. Zahlreiche Illustrationen und eine Notcnbeilage
schmucken die Ausgabe, die trotz ihrer Billigkeit sich
auch äußerlich recht stattlich präsentiert &
Von Emst Schur gingen uns zwei Neuigkeiten zu.
Zunächst ein Band Dichtungen „Die steinerne Stade
(im eigenen Verlage; M. 3). Die „steinerne Stadt" ist
Berlin, im weiteren Sinne jede Großstadt, jener „neue
Typus des Gemeinwesens, den wir selbst mit unserer
Gegenwartsarbeit ausgestalten". Die sogenannte Groß-
stadtpoesie ist modern geworden, so modern, daß man
ihrer leicht überdrüssig werden kann. Aber mit den
Tausenden wandelt Schur nicht; er geht auch hier
seine eigenen Wege. Seine Sprache ist von großer
Kraft und Schönheit, von eigentümlich plastischer An-
schaulichkeit, und aus diesen stolzen Versen spricht
ein weiches Künstlcrherz voll umfassender Menschen
liebe. — Auch der zweite Band erschien im Selbstver-
lage (M. 3): Betrachtungen über die deutsche Kunst
und Kultur der Gegenwart. Erster Teil. Der Fall
Meier-Grä/e. Eine energische Abwehr des bekannten
Böcklinbuches Meier Gräfes mit allem, was darum und
daran hängt. Auch wer den klugen und geistreichen
Kunstästhetiker schätzen gelernt hat, wird sich in der
Beurteilung Hocklins nicht auf seine Seite stellen können.
Schur ist ein scharfer Gegner, und man muß ehrlich
sein: seine Schläge sitzen. Zuweilen boxt er auch, aber
es schadet nicht; jedenfalls bleibt er immer amüsant —
amüsanter als Meier Gräfe seihst und auch als Lieber
mann in seinem Streit mit Thode war. — m.
Etwas umständlich nennt Carl Alfr. Kellermann
einen hübschen Beitrag zur Freiligrath-Literatur:
„liraut und Ehejahre einer Weimaranerin aus Ilm-
Athens klassischen Tagen" (Weimar, A. Huschke
Nachf.; M. i, »X Das Büchelchen entwirft ein lebens-
volles Bild der weimarischen Profcssorcntochtcr Ida
Melos, die später Freiligraths Gattin wurde, und teilt
dabei mannigfache Briefschaften aus des Dichters Nach-
laß mit, die einen Einblick in sein warmes liebevolles
Menschenherz gestatten. — g.
Xachärvck verfoten. — Alle Heckte vsrbthüUen,
Für die Redaktion verantwortlich: Fcdor von Zoheltilz in Berlin W. 15.
Alle Sendungen redaktioneller N«ntr an denen Adrette erbeten.
Gedruckt von W. Urufulin in Letpiig Tut Velhagcn * Klating in B.rMeld und Le.pr.f auf Papier det Nauen Papier-Manufaktur
in Suatburf i. E.
Digitized by Google
Cs,\ < aloa « rLC^v « 9;«yv< fge^s « o,c.\ • "vcvC « o*ör< v« rfcvC« oTcöT« sTevV« «svv« 9:c^\'< o
eftfcbrift für Bücherfreunde * t *
«t***«C***«t«l * Organ der e<f«llf*aft der Bibliophilen,
BEIBLATT
X. Jahrgang. Erstes Heft.
April 1906.
Abonntmtntstrris für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl. ö. W., 45 Fr., 36 «h-. ai.6o Rb.), fQr das Quartal (drei Hefte) 9 M.
Anzeigen
7i Seite 60 Mark. Seite 15 Mark.
*/• Seite 30 Mark. «/« Seite 8 Mark.
Kleine Anzeigen (Desiderata und Angebote): die gespaltene Petit -Zeile 50 Pf. (für Mitglieder der Gesellschaft
der Bibliophilen and Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.).
Beilage-Gehuhr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jeden Heftes am 10. des vorhergehenden Monats.
14 Manuaknple. Bücher. Kataloge etc. gefl. zu richten an deo Herausgeber.- FtJar tvh ZaAtltHt, Btrli* HT. /$.
Unlands«, j.j (Sommert Spiegclbcrg bei Topper, Rgbi. FranUurt a. OX
AnuigfH aa die Vcrlagthandlung ftUac™ & Klatimg. Abteilung für Inierate. Ltiftig, Hotpitalatr. 17.
Gesellschaft der Bibliophilen.
Am 32. März dieses Jahres verschied plötzlich am Herzschlag unser Ehrenmitglied, der Kaiser-
lich deutsche Konsul a. D. Dr. jur. Eduard Grisebach. Der schafTensfrohe Poet, der kenntnisreiche
Gelehrte, der begeisterte Bibliophile ist gewissermaßen vom Arbeitstische fort aus dieser Welt ge-
rufen worden.
Uns stand er besonders nahe. Er war einer der ersten, denen die moderne Buchausstattung
Anregungen verdankt, auf denen weitergebaut werden konnte; er hat der deutschen Bibliophilie neue
Wege gewiesen, die aus der Enge einseitiger Sammlerpassion hinausführen auf das freie Feld der
Wissenschaft: er war immer ein echter Bibliophile, der mit der Freude am Besitz seiner Blicherschätze
auch den gründlichen Ernst des Forschers verband.
Wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Wie unsern geehrten Mitgliedern bereits bekannt ist, hatte der Vorstand für das Jahr 1906
die Publikation der Hamburger Prachthandschrift des Nürnbergischen Schönbartbuchs ins Auge gefaßt
Bei den Versuchen ftir die Wiedergabe der Tafeln stellte es sich nun heraus, dal), um eine vollkommen
getreue Reproduktion zu erzielen, nur das sehr kostspielige Verfahren in Lithographie mit Handkolorit
genügte und daß infolgedessen ein weit höherer Betrag aufzuwenden ist als für die ursprünglich in
Aussicht genommenen mechanischen Verfahren.
Dieser Betrag übersteigt die verfügbaren Mittel der Gesellschaft wesentlich. Damit nun die
ungewöhnlich schöne Publikation unsern Mitgliedern nicht entgehe, haben wir beschlossen, sie ihnen
auf Subskription anzubieten und zwar zum Preise von xwantig Mark für jedes Exemplar, wobei Sub-
skription mehrerer Exemplare durch dasselbe Mitglied nicht ausgeschlossen sein soll.
Zur Sache bemerken wir, daß die Handschrift 362 Seiten in Folio umfaßt, mit 97 farbigen Tafeln
zum Teil doppelten Formats. Der Text der Handschrift enthält in der Hauptsache die Entstehungs-
geschichte und Beschreibung der Nürnberger Schönbartlaufen, jener merkwürdigen kostümierten Fastnachts-
aufzüge der Handwerker, die im XV. und XVL Jahrhundert alljährlich in Nürnberg stattfanden. Die Be-
ziehungen zur Geschichte des deutschen Dramas, die höchst interessanten phantastischen Trachten
und Requisite, auf den Tafeln mit Meisterschaft wiedergegeben, und die zahlreichen Personalnotizen
verleihen der Handschrift eine hervorragende künstlerische, literarhistorische und kulturgeschichtliche
Bedeutung. Die Herausgabe wird Herr Professor Dr. Karl Drescher in Bonn Ubernehmen, dessen
anerkannte Stellung als wissenschaftliche Autorität auf dem Gebiet der Nürnberger Geistesgeschichte
eine besondere Garantie für die Publikation gewährt, die selbstverständlich ausschließlich für unsere
geehrten Mitglieder bestimmt ist
Wir freuen uns, den Mitgliedern mit dieser Gabe etwas besonders Schönes und Wertvolles
darzubieten, und zwar für einen Betrag, der schwerlich ein Viertel des normalen Preises einer gleichen
Publikation im Buchhandel erreichen dürfte. Ein Prospekt mit Probetafel und angefügtem !
formular wird demnächst versandt werden.
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt l. — I — 1
Digitized by Google
Beiblatt.
(CaMllKaUkR der Bibliophil«» -Rundfragen — Rundtcbau der Piene )
Als Emu (Ür das Schönbartbuch hat der Vorstand beschlossen, die bisher ungedruckten
Briefe von Johann Anton Leisewit* an seine Braut Sophie Seyler zum hundertsten Todestage des
Dichters, herausgegeben vom Sudtarchivar Dr. Heinrich Afatk in Braunschweig, als zweite Jahres-
Publikation für 1906 erscheinen zu lassen.
Der Vorstand der Gesellschaft der Bibliophilen.
Rundfragen.
An dieser Stelle kommen die aus den Kreisen der CettUickaft der BiibopkUen und der Leser der Zeitschrift
für Bücherfreunde eintreffenden Anfragen, towie die Antworten darauf nun Abdruck. Einsendungen für diese
Rubrik an: Attkur L. JeUintk im Wien VII, Kirchtngatse JJ.
Fragen.
190. Wer ist der Verfasser des ca. 1850 in Berlin
erschienenen erotischen Romans „Die Verschwörung
in Berlin. Nachtliche Eroberungen in der preußischen
Residenzstadt. Ein Freskogemaide als Seitenstück tu
der Verschwörung in München von Bruckbräu. Von
Carlo Dandini. Rom, gedruckt in diesem Jährt" und
wo findet sich näheres über das Buch ?
Ernst Schuh Besser, Leipzig.
191. Wer ist der Verfasser von „Esau ben Naphtali".
Apokryphische Ersählungen. Wien, Rosner 1879?
Ernst Schuh-Besser, Leipzig.
192. Welche Bibliothek besitzt Eipeldauer- Briefe.
Wien. Jahrgang 17SS?
Rundschau der Presse.
Von Arthur L. Jellinek in Wien.
Die nachfolgend« Oberlicht «ersucht, dt« in Tagelblatteru, Wochen- Bad Monatsschriften enthaltenen Aufsaue und Abhandlungen,
aie rar di« Leser unserer Zeitschrift in Bettach« kommen, ia uuUitktr Anordnung iu eeneiebnen. Nor da« Wichtigere auf den Ver-
öffentlichungen der leinen Monate kann berücksichtigt werden. Abaolute Vollständigkeit tu erTcichae, liegt für dea einjelnen Bearbeiter
außerhalb du Bereiche! der Möglichkeit. Die Zeitschriften Bind nach Händen. Jahrgangen, Heften oder Seilen, je nach der leichteren Aul.
Ii, siliert GleichmiDigkeit iat hierin nicht angestrebt. Zusendung von SepareUbdrücken im
I (Wh» Vit. KircneDgasae je.) erbeten
Papier.
Briquet, C. M., Notions pratiques sur le papier.
Le Bibliographe Moderne. 1905. IX, S. 5—36.
Klemm, P., Die Papierfabrikation im Jahre 1905.
Archiv J. Buchgewerbe. 1905. XLII, S. 460-463.
Wehrmann, M., Einiges zur Geschichte der Papier-
macherkunst.
Monat sbl. Hrsg. v. d. Gest lisch, f. Pommer sc he
Geschichte. 1903. XVII, S. 7«— 73, 85-87.
Wiesner, I., Ein neuer Beitrag zur Geschichte des
Papieres.
Sihungsber. d. philosophisch histor. Klasse d.
Kais. Akademie d. Wissenschaften in Wien. 1904.
CXLVIII, 6. Abh. S. 1-26.
Buchdruck, Buchhandel.
Biberfeld, Der Preiskatalog des Buchhändlers.
Börstnbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 48.
Fiedler, M., Der Druck mit bunten Farben auf far-
bigen Papieren.
Archiv f. Buchgewerbe. 1905. XLII, S. 145—148.
Kellen, T., Aus der französischen Biichcrwelt. (I. Die
Bourbonen als Bücherfreunde. 11. Die Bibliothek
von Chantilly. III. Bibliographische Werke. IV. Eine
Bibliothek über „Bibelots". V. Ein verschollenes
Buch [Enkridion des
raux litteVaires et politiques du philantrope vieux
Ermitc de PhilomtMie d'Haurimonts, au bas de
Montmartre, 1834). VI. Das letzte Lesekabinett in
Paris. VII. Der Erfolg eines Lexikons [Petit La-
rousse illustre']. VIII. Das teuerste Werk des mo-
dernen Buchhandels. [Victor Hugo, Oeuvres. 43
Quartbände mit 2500 Kupferstichen. Edition natio-
nale Lyon, Bernoux, Cumin et Masson 4300 Frcs.
Exemplar auf japanischem Papier 100000 Frcs.])
Börstnbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 44,
45. 46.
L uther, 1., Die Preise der Lutherdrucke im deutschen
Antiquaria tsbuchhandel.
Zentralbl.f. Bibliothekswesen. 1905. XXII, S. 349
-37«.
Bibliographie.
Beck, C Über Bibliographie und bibliographische
Hilfsmittel. Vortrag.
Buchhändler Warfe. 1904. VIII, No. 13, 14.
(24-. 3<- XII.)
Giemen, O., Bibliographica zur Reformations
geschiente. III. Ein Brief Peter Braubachs an Paul
Eber. — IV. Andreas Epitimus — Hartmann Beyer.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 117-114.
a —
Digitized by Google
Beiblatt.
Dübi, H., Die Befreiung der Waldstätte im Lichte
einer theologischen Mahnschrift der Reformations-
zeit [in der Stadtbibliothek Bern].
Basier Zeitschrift f. Geschichte und Altertums
künde. 1905. V, S. 193-104.
[De Helvetiae origine, successu, incremento gloria,
statu praescoti, quibus causis e statu felicissimo ad
miserrimnm pervenerint, quibusque artibus cum Deo
in Gratiam redire posaint Libri Tres, authore Ro-
dolpho Gualthero, Tigurino. A. MDXXXVni.]
Kleemeier, Fr. I., Verzeichnis der über Ihre Maje-
stäten das deutsche Kaiserpaar im deutschen Buch-
handel erschienenen Schriften.
Bbrsenbl.f.d.deutschen Buchhandel. 1906.N0.36.37.
List of bibliographies contained in United states, public
documenis from June 1903 to May 1904.
The Library Journal. 1905. XXX, S. 287-288.
Bibliotheksmosen.
Brinkmann, E., The muscum as an aid to librarics.
Public Libraries. 1906. XI, S. 35—37.
Ein neuer Bücherhaltcr [von Frantz].
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 124—126.
Countryman, G., The Library as a Social Center.
Public Libraries. 1906. XI, S. 5-7.
Dewey, M., Library Pictures.
Public Libraries. 1906. XI, S. 10—11.
Gaillard, E. W . One Way to Popularize the Library.
Public Libraries. 1906, XI, S. 12—14.
Rowell, I. C, Hanson, I. C. M., Questions in cata-
loging niles.
The Library Journal. iooe. XXX, S. 278-279.
Mi In er, A. V., Lewis and Clark Exhibit.
Public Libraries. 1906. XI, S. 8.
Moon, R. G, Books and libraries for the blind.
The Library Journal. 1905. XXX, S. 269—274.
Schwenke, P., Der sächliche Etat der Bibliotheken
und die Kataloge.
Zentralbl. J. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S. 101
-108.
Thwaites, R. G., The Sphere of the Library.
Public Libraries. 1906. XI, S. 3—5.
Tyler, A. S., The league of library commissions.
The Ubrary Journal. 1905. XXX, S. 274-277.
Wakeman, E F., The Small Library as a Library
Center. Public Libraries. 1906. XI, S. 9.
Whitmore, F. H., Metbodi of book buying. Some
general principles.
Library Journal. 1906. XXXI, S. 16—17.
Whitten, R. H., Special libraries.
Library Journal. 1906. XXXI, S. 12-14.
Rüssel, L., Carnegie Free Library Attiance, Ohio.
The Library Journal. 1906. XXXI, S. 24—25.
Mr. Carnegic's Library gifts.
The Library Journal. 1905. XXX, S. 281-283.
Winser, B., The Organization of the Library Pro-
fession in the United States (America).
Zentralbl. J. Bibliothekswesen. 1905. Oct Public
Libraries. 1906. XI, S. II— 12.
(RuwUchau im PrMtc.)
Macurdy, Th., Methods of book buying in the Boston
PubÜc Library.
The Library Journal. 1906. XXXI, S. 14-15.
Curtius, C, über einige Baihon. Drucke in der
Stadtbibliotbek zu Lübeck.
Zentralbl. J. Bibliothekswesen. 1906. XX11I,
S. 109- 116.
Isom, M. F., Library conditions in Oregon; what the
ALA can do.
The Library Journal. 1905. XXX, S. 279—281.
Dongan, 1. L., The Braille library at Oxford.
The Ubrary Journal, 1905. XXX, S. 283—284.
Adams, E. L., Bulletin work of the Plainfield public
library. Library Journal. 1906. XXXI, S. 23—24.
Sauer, A., Noch einmal die Prager Universitäts-
bibliothek. Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 346-347.
Wallace, A., Interstate meeting of SouthemlibTiriasis.
Library Journal. 1906. XXXI, S. 21-23.
Zeitungswesen und Pressrecht.
Clemen, O., Einführung der Zensur in Wittenberg
1522.
Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1905. N0.275.
Conrad, A B., Die Presse in China und Japan.
Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 45.
Fuld, Die Niederlande und der Urheberschutz.
Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 44.
Henckel. W., Preßfreiheit in Rußland.
Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 301.
Jacobi, H Die Bedeutung der Presse für die Kultur.
Grensboten. 1905. LXIV, 4, S. 634—647.
Kall meyer, H., Einiges über die deutschen Zeitungs-
Verhältnisse. Der Zeitungs Verlag. 1905. No. 48.
Kellen, T„ Das deutsche Zeitungswesen seit 1814.
Bbrsenbl. J. d. deutschen Buchhandel. No. 12,
«4. I S
[über L. Salonion, Geschichte des deutschen Zeitungs-
vresens, III. Band. 1906.]
Klings, C, Vor 100 Jahren.
Oberschlesien. 1905. III, S. 746—752.
[Ober den Inhalt einer „Oberschietischen Monats-
schrift". Herausgegeben von I. C. C. Lowe und Peuker.
Verlag der Evangelischen Schulanstalt G rottkau. Juli
1788 bis Juni 1789.]
K obel, Der Entwurf eines Gesetzes betr. das Urheber-
recht an Werken der bildenden Künste und die Pho-
tographie.
Juristisches Literaturblatt. 1906. XVIII, No. 1,
S. 8-9.
Prager, R. L., Zum „Recht am eigenen Bilde".
Streiflichter auf den Entwurf eines Kunstschutz-
gesetzes.
Borsenbl.J. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 302.
Rippler, H., Die Tägliche Rundschau 1881-1906.
Tägliche Rundschau. 1905. (3a XII.) Beilage.
Thamm, K. Von der Einführung und Herstellung der
„Tagespost". — K. Pröll, Presse und nationale Er
zichung. — J. Riedl, Tagespost-Erinnerungen. —
M. M. Rabenlechner, Zwei unveröffentlichte
Gedichte Robert Hamerliags. - F. Weingartner,
Grazer Jugenderinnerungen. — I. Stradner, Graz
im Jahre 1856. - J. Gregori, Graz und Wien. —
Digitized by Google
Beiblatt.
.Rundjchau der Presse.)
Fr. I lwof, Erinnerungen aus den Jahren 1849— 1861.
— A. Schlossar, Anastasius Grün in Gnu und die
Tagespost. — E. Gnad, Erinnerungen an Rud.
Baumbach. — R. Tyrolt, Meine ersten Schritte
zum Theater. — R. Kukula, Erinnerungen an Hans
Grasberger. — F. Goldhann, Vom Theater in Alt-
Graz. — L. Bauer, Vom Burgtheater in Wien. —
A Ive, Volkslied? — L Steiner-Wischenbart,
Zeitungswesen auf dem Gebirge vor 50 Jahren. —
V. Pogatschnigg, Heinrich Heine und das kärnt-
nische Volkslied. 2. Das kärntnische Volkslied in
französischem Gewände. — A Veitschberger,
Journalismus in Amerika. — M. M. Rabenlechner,
Roseggers Bücher.
Tagespost (Grtu). 1906. LI. 1. I. (Festnummer.)
Touaillon, Ol, Zur Psychologie des Familienblattes-
[Die Gartenlaube ]
Die Gegenwart. 1903- LXVI1I, No. 44- S. 278
-283.
—us, Die russische Presse in den Ostseeprovinzen
(.816-1898).
St. Petersburger Ztg. 1905. Montagsbl. No. 88.
Walter, F., Französische Publizistik und Hofpoesie
in Mannheim unter Karl Theodor.
Mannheimer Geschicktsbl. 1905. VF, Sp. 206-213.
Literaturgeschichte < Allgemeines).
Ca st eile, F., Neuromantik. Allerhand Gedanken.
DU Kultur. 1905. VI, S. 79—82.
Cohn, G, Textkritisches zum Cliges.
Zeitsckr. f. französische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, S. II7—I59. 349—351-
Fürst, R., Münchener Bühne und Literatur im XVIII.
J ahrhundert.
Vossische Ztg. 1905. No. 359 (3. VIII.)
Gran i er, H Berliner Theaterkritik vom Sommer
1806 und die Zensur.
Vossische Ztg. Sonntagsbeil. 1906. No. 1.
Grun, P., Wahlsprüche und Devisen.
Heraldisch Genealog. Blätter. 1905. I, S. 165,
181-183.
Haggenmacher, O., Japanische Dichtung.
Schweizerisch* Pädagog. Zeitschrift. 1905. XV,
S. 230-240, 282—290.
Helmling, Die literarische und künstlerische Tätig-
keit im kgl. Stifte Emaus in Prag.
Studien u. Mitteilungen a. d. Benediktiner und
Zisterzienser-Orden. 1905. XXVI. No. 2.
Hosius, K . Der Volkswitz der Römer.
Die Grenzboten. 1906. LXV, 1,8.27—36,91-100.
Hochdorf, M., Eine neue Geschichte der russischen
Literatur.
Die Gegenwart. 1905. LXVIII, No. 47. S. 328-329
Klaar, K., Ein Bruchstück der Nibelungen-Klage [aus
dem Kapuzinerkloster zu Klausen. Vers 1246— 1306
n. Bartsch],
Forschungen u. Mitteilungen z. Geschichte Tirols.
1904. I. S. 302 — 304.
Kralik, R. v„ Die moderne Literatur und das Christen-
tum. Die Kultur. (Wien.) 1905. VI, S. 423-440.
A. H„ Robinson und die Robinsonaden in unserer
J ugen dliteratur.
National-Ztg. 1906. (12. I.) Beilage.
Kummer, K. F., P. Anselm Salzers Illustrierte deut-
sehe Literaturgeschichte.
Die Kultur. 1905. VI, S. 497—504,
— , Die deutsche Literatur des XIX. Jahrhunderts auf
unseren höheren Schulen.
Zeitschr.f.d.österr.Gymn. 1906. LVII, S. 68-80.
Oldenberg, H., Indische und klassische Philologie.
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum, Geschichte
u. deutsche Literatur. 1906. XVII, S. 1-9
Schönbach, A. E., Was wir lesen. Blätter aus mei-
nem Merkbuche.
Die Kultur. {Wien) 1905. VI, S. 25—40
Siefert, G., Wer war Siegfried?
Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 32, 33.
Steig, R., Aus norddeutschen Literaturkreisen der
klassischen Zeh.
Vossische Ztg. 1905. No. 341. (23, VII.)
Voretzsch, K., Die Theorien über die Entstehung
des altfranzösischen Epos.
Die Kultur. 1905. VI, S. 372—376.
Einzelne Schriftsteller.
Arndt: Müller, K Die ersten Beziehungen zwischen
E. M. Arndt und seinen Verlegern Reimer und
Weber.
Börsenhl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 47.
Bilde: Beemelmans, W., Der Hexenprozeß gegen
die Großmutter des Dichters Jakob Balde (17. Sep-
tember 1613 in Ensisheim).
Zeitschr.f. d. Gesch. des Oberrheins. 1905. LIX,
S. 359-388.
Beys: Stemplinger, E., Ch. de Beys (1610— 1659):
Odes d'Horace en vers burlesques.
Zeitschr. f. französische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, S. 266-277.
Blumauer: Gugitz, G., Blumaueriana. Zu Alois
Blumauers 150. Geburtstag (21. Dezember).
Wiener Ztg. 1905. No. 288. (17. XII.)
Byron: Wetz, W., Lady Caroline Lamb, Lord Byron
und der neueste Roman der Mrs. Humphry Ward.
[Die Heirat von Wilhelm Ashe.]
Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 164—166.
Delisle: Humbert/H., Delisle de la DreVebere, sein
Leben und seine Werke. Ein Beitrag zur Geschichte
des Nouveau Theatre Italien in Paris.
Zeitschr. f. französische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, 1, S. 1-08.
Engel: Kohfeldt, Familienbriefe Joh. Jak. Engels.
Jahrbücher u. Jahresberichte d. Vereins f. mecklen-
bürg;. Geschichte u. Altertumskunde. 1905. LXX,
S. 235-244.
Goethe : Biese, A, Das Dichtergemüt
Die Grenzboten. 1906. LXV, t, S. 323—329, 377
-384.
[Über Goethes „Tasso".)
— : Ettlinger, A., Goethe und das alte Testament
Hamburger Correspondent. 1906. Literar. Bei-
lage. No. 1, 2.
Digitized by Google
BeibUtt.
Goethe: Fastenrath, L, Eine spanische Faust-Über-
setzung [von Teodoro Llorente. Barcelona, Montaner
y Simön 1906.]
Das littrarischt Echo. 1906. VI II, S. 750—51.
— : Kiefer, O., Goethe und die Kinderwelt.
Deutscht Kultur. 1905. 1, S. 301-305.
— : Köster, A., Die Niederschrift der israelitischen
Urgeschichte in Goethes „Dichtung und Wahrheit".
Berichte über die Verhandlungen der Kgl. sächsi-
schen Gesellschaft der Wissenschaften tu l*iptig.
1905. LVII, S. 19—34.
— : Maync, H., Die deutsche Goethe- Biographie.
(Ein historisch-kritischer Überblick.]
Neue fahrbiieher f. d. klass. Altertum, Geschichte
und deutscht Literatur. 1906. XVII, S. 46—76.
— : Münz, B., Aus dem Lager der Goethe Gegner.
Deutschland. 1906. IV, 7, S. 657—671.
— : Pasig, P., Goethe und Ilmenau.
Thüringer Warte. 1, S. 113-119, 161 — 169.
— : [Payer v. Thum, R.], Goethe nach Jens JueL
Chronik d. Wiener Goethe- Vereins. 1905. XIX,
S. 55-56.
— : de Reynold, Goethe, Schiller et la Suisse.
La Voile Latine. {Genf) 1905. No. 4.
— : Sewett, A., Die Ethik der Wahlverwandtschaften
und der moderne Roman. [Berthold, Die Bilder des
Meister Eitz. — W. Fred, Die Straße der Verlassen-
heit — Dora Duncker, Die heilige Frau.]
DU Nation. 1906. XXIII, No. 21. S. 331-334-
— : Wyzewa, T. de, Une victime de Goethe: Jeanne
Eckermann.
Revue des deux Mondes. 1905. 5. Periode. LXXV,
28. S. 935—946.
[Über: „Aas Goethes Lebenskreisc." Eckermanns
Nach), h eräug, von F. Tewes 1905.]
Grillparzer: Beetschen, A., Grillparzer auf Reisen.
Vossüche Ztg. 1905. No. 335. (20. VII.)
Hamerling: Brandstetter, H., Erinnerungen an
Hamerling.
DU Zeil. 190S. 7., 14., 21., V. Sonntagsbeilage.
Heine: Asbach, I., Zu Heines Lebensgeschichte,
[a) Brief von Hernes Mutter und Oheim Salomon.
b) Heines Geburtshaus.]
Beiträgt tur Geschichte des Niederrheins. 1905.
XIX, S. 252-254.
— : Berg, L., Heine und Nietzsche.
Vossischt Ztg. Sonntagsbeil. 1906. No. 5.
— : Elster, E., Hebe und Straube. Eb Gedenkblatt
zum 17. Februar 1906.
Deutscht Rundschau. 1906. CXXVI, S. 205—213.
— : Karpeles, G., Die „flammenäugige Elise". Eb
Bild aus Heinrich Hernes Eheleben.
Nord und Süd. 1906. CXVI, S. 263-272.
— : Strecker, K., Heine und Shakespeare.
Täglicht Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906.
No. 40.
— : Strobl, K. H., Zur Würdigung Hebes.
DU Gegenwart. 1905. LXVIII, No. 47. S. 326
(TUndackut der PreueJ
Müschen Schams, A., Josef Emanuel Hilscher. Eb
Gedenkblatt zu seinem hundertsten Geburtstage.
Deutscht Arbeit. 1906. V, S. 254-269.
Jean Paul: Schneider, F. I., Jean Paul und Bern-
hard Hermann, das Urbild seiner humoristischen
Charaktere. Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 150-160.
Kleist: Eloesser, A., Zur neuen Kleist- Ausgabe.
Vossischt Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 6.
— : Minde-Pouet, G, Der früheste Brief Hebrich
von Kleists [13. III. 1793]
Vossische Ztg. 1905. No. 355. (1. VIII.)
— : Ortner, H., Zu Kleists „Hermannschlacht".
Zeitschriß f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX,
S. 126—129.
La men nais : B o u t a r d , Ch, La vocation de Lamennais.
Revue de deux mondts. 1905. 5. Penode. LXXV.
26, S. 673-692.
— : Giraud, V., Une correspondance bidite de La-
mennais (Lettres a M. Vuarin).
Revue de deux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV,
29, S. 765-799-
Lemaltre: Brisson, A., Jules Lemattre.
Neue Freie Presse. 1905. (7. II.)
Lamartine: Doumic, R., Le manage de Lamartine,
Lettres du poete a sa fianeee.
Revue des dtux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV,
28, S. 825—849. 29, S. 152—176.
Meißner: Bayer, I., Alfred Meißner - Franz Hedrich.
Ergänzende Nachträge zur Beleuchtung der alten
Streitfrage. Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 236—257.
— : Briefe von Alfred Meißner. Mit ebem Begleitwort
von Rudoir Wolkan.
Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 258-263.
— : Söffe - , E., Erinnerungen an Alfred Meißner.
Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 228-235.
— : Wittner, O., Alfred Meißner.
Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 2:9-227.
Meyer: Conrad Ferdband Meyer und Friedrich
Th. Vischer im Briefwechsel.
Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 1, S. 172
—179.
— : Haßlinks, E., Conrad Ferdinand Meyer. Zu
seinem 80. Geburtstag.
Deutsche Kultur. 1905. I, S. 418—422.
Montesquieu: Huberti, H. K. L., Der Geist Montes
quieus b seber Wertung für heute.
Deutscht Kultur. 1905. I, S. 469 — 473.
Moritz: Windel, R., Karl Philipp Moritz als päda-
gogischer Schriftsteller.
Neue fahrbüchtr f. d. klass. Altertum, Gtschkhtt
u. deutscht Literatur. 1906. XVIII, S. 44-59.
Moscherosch: Beinert, J., Deutsche Quellen und Vor-
bilder zu H. M. Moscheroschs Gesichten Philanders
von Sittewald.
Alemania. 1904. N. F. V, S. 162—222.
Pandler: Haudeck, J., A. Paudler. Eb Nekrolog.
Deutscht Arbeit. 1906. V, S. 354-357.
Platen: Widmann, I. V., Platens Tagebücher.
Frankfurter Ztg. 1905. No. 229. (19. VIII.)
Digitized by Google
(Rundschau der l'rtut.)
da Ponte: Rychnovsky, F. Lorenzo da Ponte.
[Der Textdichter xu Mozarts „Figaros Hochzeit",
„Don Juan" und „Cosi fan tutte".]
Deutscht Arbeil. 1906. V, S. 310-324.
Reuter: Sehmsdorf, Zur Sprache Fritz Reuters.
Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX,
s. 133-134
Sainte-Beuve: Giraud, V., L'oeuvre de Saintc-Reuve.
Revue des deux mondts. 1905. 5. Periode. LXXV,
26, S. 1 12-142.
Saint -Pierre: Doumic, R. p Le ventable Bernardin de
Saint- Pierre.
Revue des deux momüs. 1905. 5. Penode. LXXV,
28, S. 445-456.
Sand: Rocheblave, S., George Sand et sa fille,
d'apres leur correspondance ine'dite.
Revue des deux mondes. 1905. LXXV. 5. Ser.
XXV, S. 797-829, XXVI, S. 176-216, XXVII.
s. 391-425-
Scheffel: Boerschel, E., Mit Scheffel durch den
badischen Schwarzwald.
Vossische Ztg. 1905. No. 339. (22. VII.)
— : Ettlinger, I., Scheffel und Emma Heim.
Tagt. Rundschau. Unterhaltungsbeil. 1906. N0.25,
26, 31.
— : Mehring, S., Ein Scheffel-Geheimnis.
Die Nation. 1906. XXIII, No. 20, S. 312-315.
Schlkaneder: Komorzynski, E. v., Mozart und Schi-
kaneder. Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 318— 320.
Schmidt: Urban, M., Der Planer Chronist Dechant
Andreas Jakob Schmidt
Deutsche Arbeit. 1906. V, S. 328—335.
Schmidtmann: Johann Daniel Schmidtmanns Selbst-
biographie. Mit Einleitung und Anmerkungen von
H. Theobald.
Mannheimer Gedichtsbl. 1905. VI, Sp. 75-85,
«53- «59-
Shakespeare: Elton, O., Recent Shakespeare Criticism.
The Quarterty Review. 1905. CCIII, S. 221— 245.
Spiegel: Ein deutscher Orientalist, Friedrich Spiegel,
t I905-
Die Grtnsboten. 1906. LXV, i, S. 330—332.
Stifter: W. K., Die Jahrhundertfeier von Adalbert
Stifters Geburt [Bibliographische Übersicht der er-
schienenen Artikel.]
Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 212-216 u. S. 452.
— Kalkschmidt, E., Adalbert Stifter.
Die Gegenwart. 1905. LXVIII, S. 261—263.
— : Schaukai, R., Adalbert Stifter.
Wiener Abendpost. 1905. No. 242. (21. X.)
Swlnbnrne: The poetry and criticism of Mr. Swinburne.
The Quarterty Review. 1905. CCIII, S. 525—547-
Thorean: Carter, G. F., Thoreau; the great trans-
cendentalist. The Literary Collector. 1904. October
Victor HnfO: Colardeau, Tb., I.e VII. livre d'He>o.
dote et les „Trois Cents" de Victor Hugo.
Annales dt tUniversiU de Grenoble. 1904. XVI,
S. 79— 105.
— : Mahrenhohx, R., Jubiläums-Schriften über Vic-
tor Hugo.
Zeitschr. f. franeosische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, 2, S. 80-83.
— : Martini, \\\, Victor Hugos dramatische Technik
nach ihrer historischen und psychologischen Ent-
wicklung.
Zeitschr. f. framösische Spracht und Literatur.
1904. XXVII, S. 298-348. 1905. XXVIII, S. 83
—168, 223—259.
Vlgny: Schultz-Gora, Studie zur Eloa von Alfred
de Vigny.
Zeitschr. f. framösische Sprache und Literatur.
1904. XXVI I, S. 278-297.
Voltaire: Haupt, H., Voltaire in Frankfurt 1753. Mit
Benutzung von ungedmekten Akten und Briefen
des Dichters.
Zeitschr. f. framösische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, S. 160-187.
Wackernagel: Ein politischer Briefwechsel zwischen
I. C. Bluntschli und Wilhelm Wackemagel. Heraus-
gegeben von Fritz Fleiner.
Basler Zeitschr. f. Gesch. u. Altertumskunde.
1905. V, S. 205—266.
[Mit Zeitgedichten.]
Waiblingen Meli, M„ Wilhelm Waibünger
Die Kultur. 1905. VI, S. 187—202.
Walter V. d. Vogelweide: Kl aar, K., Der gegenwärtige
Stand der Forschung Uber die Heimatsfrage Walthers
von der Vogelweide.
Die Kultur. 1905. VI, S. 462—473.
Wander: Schwabhäuser, Das fünfundzwanzigjährige
Jubiläum des Wanderschen Sprichwörterlexikons.
(Zum Gedächtnis K F. W. Wanders.)
Die Grensboten. 1906. LXV, 1, S. 349— 351.
Weber: Kummer, K. F., Beda Weber 1738—1798.
Ein Charakterbild aus dem vormärzlichen Österreich.
Die Kultur. 1905. VI, S. 318—342.
[Über das Buch von J. E. Wsckeraell, Beda Weber und
die tiroler Literatur. 1905.]
Wolf, F. A.: Reiter, S., Friedrich August Wolf und
David Ruhnkenius.
Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum, Ge-
schichte und Literatur. 1906. XVIII, S. 1— 16.
Zola: Schattmüller. H., Emile Zola und die aske-
tische Moral der katholischen Kirche.
Deutschland, 1906. IV, 7, S. 701—708.
Von den
Auktion Emich. Kaum ein halbes Jahr Ist nach
der berühmten Trau-Auktion verflossen und schon
wieder war Wien der Schauplatz einer hochinteressanten
Versteigerung: vom 15. — 17. März kam durch die Finna
Gilhofer &* Ranschbutg die bedeutende Sammlung des
Auktionen.
Hofrates Gustav Ritter von Emich zum Verkauf, die
eine auserlesene Kollektion Manuskripte, teils hervor-
ragende Denkmäler der frühmittelalterlichen Literatur,
von großer textkritischer Bedeutung, teils herrliche mit
Miniaturen ausgeschmückte Stücke, ferner Inkunabeln
Digitized by Google
BeibUtt.
Volksbücher, Ritterromane des XVI. Jahrhunderts mit
prächtigen Holzschnitten aus der Glanzperiode der
deutschen Buchillustration enthielt; eine in sich groß-
artig abgeschlossene Abteilung Bibliographie und
Bibliophilie, die besonders reich an höchst seltenen eng-
lischen und französischen Privatdnicken, den bedeutend-
sten bibliographischen Hilfsmitteln und kostspieligen
Prachtpublikationen in prächtigen Ebbanden war,
bildete den zweiten Hauptteil der Sammlung.
Die Königliche Bibliothek in Berlin, das Germanische
National-Museum in Nürnberg, die K. K. Hofbibliothek
und die Universitäts-Bibliothek in Wien hatten ihre
eigenen Vertreter entsandt; eine Anzahl bedeutender
Sammler sowie die hervorragendsten deutschen Anti-
quare waren erschienen, so daß infolge manchen scharfen
Wettstreites der Verlauf der Auktion ein recht inter-
essanter war. Nachfolgend eine Aufstellung der hervor-
ragendsten Stücke mit den erzielten Preisen:
No.i : SeduliusScottus,liber de rectoribus christianis,
ein Pergamentmanuskript aus dem XI. — XII. Jahr-
hundert, die zweitäJtest bekannte Handschrift dieses
Codex, K.49o(K.W. Hiersemann, Leipzig); No. 5: Vita
et passio S. Margarethae, Pergamentmanuskript mit
30 lavierten Federzeichnungen italienischer Provenienz,
K. 3»(Baer & Co., Frankfurt a.M.); No. 6: ein kost-
barer Codex aus dem XIV. Jahrhundert, enthaltend
mehrere für die Literaturgeschichte des Mittelalters
hochwichtige Texte, darunter die älteste der bisher be-
kannten Niederschriften der Gesta Romanorum, K.410;
No. 7: Oxanum, de arte falconaria, XIV. Jahrhundert,
K. 660; No. 9: Le Roman de la rose, Pergament-
manuskript aus dem XIV. Jahrhundert mit 14 inter-
essanten Miniaturen, K. 16 10 (K.W. H iersemann, Leipzig) ;
No. 19: Johann von Gmunden, Deutscher Kalender, 1470,
K. 470 (derselbe); No. 20; Mainardi, Gentil Milita,
XV. Jahrhundert, mit 17 interessanten Federzeichnungen,
K. 490 (J. Rosenthal, München); No. 24: Psalterium
cum canticis, Pergamentmanuskript aus dem XV. Jahr-
hundert, mit großen farbenprächtigen Initialen und
Bordüren von der Hand eines bedeutenden böhmischen
Miniaturisten, K. 1210; No. 28: San Pedro, lc prison
d'amour, Handschrift aus dem XV. Jahrhundert,
K. 370; No. 35: ein deutsches Gebetbuch mit 56 vor-
züglichen Miniaturen aus dem XVI. Jahrhundert, K. 510
(C. G. Boerner, Leipzig); No. 38: Livre d'heures ä
l'usage de Metz, Pergamentmanuskript, 1547 vollendet,
das schönste Stück der Handschriftenabteilung, mit
7 prächtigen blattgroßen Miniaturen, 82 höchst inter-
essanten Bordüren, die merkwürdigsten Zusammen-
stellungen undOrnamente enthaltend, und s ielen Initialen,
von einem bedeutenden lothringischen Künstler aus-
geführt, K. 4200; No. 73: Freilassung eines Sklaven,
Eüizelminiatur, in Farben und Gold ausgeführt, hervor-
ragende Arbeit eines englischen Illuminators des
XIV. Jahrhunderts, K.82 (J- Rosenthal); No. 88: David
Harfe spielend, schöne Arbeit der ferraresischen Schule
des XV. Jahrhunderts, K. 112 (M. Brcslauer, Berlin);
No. 123: Ankündigung eines wandernden Arztes, sehr
interessante l'iece mit 4 lavierten Federzeichnungen
aus dem XVI. Jahrhundert, K. 80 (derselbe); No. 142:
Thomas de Aquino, catena aurea, Augsburg, Zaber,
(Von den Auktionen.)
ca. 1470, K. 420 ; No. 147: Amoldus de Villa Nova,
de virtutibus herbarum, Vcnet. 1499, sehr seltenes
Kräuterbuch mit 150 Pflanzenabbildungen, K. 260
(C. G. Boerner); No. 172: Breviarium Romano-Ger-
manium, Venedig 1518, sehr schönes Holzschnittwerk
von größter Seltenheit mit Arbeiten von Joan Andrea
Vavassore, K. 420 (Breslauer); No. 176: Buch der Liebe,
Frankfurt 1587, Sammlung von 13 Ritterromanen, eine
der größten Seltenheiten der deutschen Literatur des
XVI. Jahrhunderts, K. 810 (C. G. Boerner); No. 189:
Crikveni Ordbalic, eb äußerst seltener glagolitischer
Druck, b der von Hans Frhr. v. Ungnad errichteten
slavischen Druckerei b Tübbgen hergestellt, K. 250
(L. Rosenthal); No. 195 und 196: je 2 zusammen-
hängende Blätter des 27 zeiligen Donats, von Guten-
berg b Mainz ca. 1457 gedruckt, von enormer Selten-
heit; beide Stücke erwarb Herr Martb Breslauer, Berlb,
und zwar das erstere für K. 1620, das zweite für K 1910;
No. 200 : eb Meßkatalog der Firma Sigm. Feyerabend
b Frankfurt a. M. vom Jahre 1584, ein für die Geschichte
des Buchhandels äußerst interessantes und seltenes
Stück, K. 200 (Baer & Co., Frankfurt a. M.); No. 220:
Haimonskbder, Simmern 1535, 1. Ausgabe des be-
rühmten Volksbuches mit vielen großen Holzschnitten,
K. 430 (C. G. Boerner); No. 221 : das Heldenbuch,
Frankfurt 1560, eine interessante Sammlung gereimter
Ritterromane, mit Holzschnitten von Virgil Solls, K. 240
(J. Halle, München); No. 230: der Hungern Chronica,
Wien 1534, eber der seltensten Wiener Drucke mit
interessanten Holzschnitten, K. 480; No. 280: Pontus
und Sidonia, deutsche Übersetzung der Eleonore Erz
herzogb von Oesterreich, Straßburg 1509, K. 370 (Ger-
manisches National-Museum, Nürnberg); NT). 299:
Rudolf, kunstliche Rechnung mit der ziffer, Wien 1526,
erste, bisher nicht bekannt gewesene Ausgabe und
Unikum, K. 620 ; No. 303: Sachsenheim, Mörin, Worms
1539, Prachtexemplar dieses seltenen Buches, K. 400
(C. G. Boerner); No. 31 1: Taschenbüchlcb aus dem
Riess, Augspurg, Hans Otmar, 1512, nebst Anhang: Von
den syben sondern frewden Marie, zwei der seltensten
deutschen Andachtsbücher des XVI. Jahrhunderts, das
letztere überhaupt bisher unbeschrieben, mit 23 höchst
bteressanten, prächtig kolorierten Holzschnitten, K. 1520
(M. Breslauer, Berlb); No. 317: Thuröcz, Chronica
Hungarorum, Brünn 1488, ungemein seltene 1. Ausgabe
dieses berühmten Buches, mit 41 Holzschnitten, die
ungarischen Könige von Attila bis Matthias Corvinus
darstellend, K.*4CO; N0.318: ebenfalls ebeThuröczsche
Chronik, Augsburg 1488, mit 66 Holzschnitten, von der
größten Seltenheit, K. 2060; N0.319: die erste deutsche
Ausgabe des berühmten Lehrgedichtes Der Renner
von Hugo von Trimberg in einem tadellosen Exemplar,
K. 154 (L. Rosenthal); No. 335: Xenophon, Commen-
tarien, übersetzt von H. Boner, Augsburg 1540, mit
27 schönen Holzschnitten, K. 210 (German. National-
Museum, Nürnberg); No. 345: Lambranzi, Neue und
Curieuse Theatral-Tantz-Schul, Nürnberg 1716, ebs der
reizendsten und seltensten deutschen Tanzbücher, K. 320 .
No. 357 : ein höchst bteressanter Silberebband aus dem
Anfang des XVII. Jahrhunderts, Jagdszenen b äußerst
reichem Blatt und Rankenornament darstellend, K. 400.
Digitized by Google
(Voo den Auktionen.)
Für die bibliographische und bibliophile Literatur
wurden durchwegs sehr gute Preise gezahlt; die Bücher
waren meist in tadellosem Zustande, oft in herrliche
Maroquinbände eingebunden. Besonders lebhaft be-
teiligten sich hierbei die Herren van Stockum, Haag
(Holland) und Martin Breslauer, Berlin, die sich
gegenseitig manche seltene Piece streitig machten.
F.
Auf der letzten Auktion bei C. G.Boerner in Leipzig
gingen die Preise gleichfalls wieder recht hoch. Wir
notieren:
Arnim, Werke, M.455; Ariel, M.32; Hollin, M. 71 ;
Nachtfeier-Cantate, M. 82; Trost Einsamkeit, M. 395;
Wunderhorn, M. 220; Baggesen, Karfunkel, M. 50;
Brentano, Bogs, M.36; Godwi, M.210; Gockel, M. 105;
Lied vom Corporal, M. 52; Mosel-Eisgangs- Lied, M. 41 ;
Lustige Musikanten, M. 48; Philister, M. 200 ; Trutz-
Nachtigall, M. 34; Sophie Brentano, Bunte Reihe, M.64;
Bürger, Gedichte, 1788, M. 48; Priapische Oden, M. 46;
Münchhausen, 1788, M. 59; Ehestands- Geschichte,
M. too; Förster, Sängerfahrt, M. 32; Fouqu/, Musen,
M. 35; Friedrich IL, Poesies diverses, 1760, M. 145;
Gerstenberg, Ugolino, M. 31 ; Goethe, Carneval, M. 275;
Claudine, M. 26; Clavigo, 1774, M. 105; Erwin und
Elvire, 1775, M. 68, dasselbe, Klavierausrug, 1793,
M. 90; Götter, Helden und Wieland, M. 135; Goetz,
1773. M. 570.;:; der Nachdruck des gleichen Jahres,
M. 32, die zwote Auflage, M. 36; Hermann und
Dorothea, 1798, M. 170; Johanna Sebus, 1809, M.805C):
Werther, Orig.-Ausg., M. 255 ;{Goechenhausen), Werther-
Fieber, M. 73; (Schlettwein), Briefe über die Leiden,
M. 24; (Wagner), Prometheus Deukalion, M. 110; Lust-
spiele nach dem Plautus, M. 205; Prolog zu den neuesten
Offenbarungen, M. 295; Propylaeen, M. 53; Puppen-
spiel, M. 200; Frankfurter Gelehrte Anzeigen, 1772/73,
M.690; Gesänge der Liedertafel, 181 1, M. 115; (Jacobi\
Iris, 1—8, M. 160; Liedertafel, 1818, M.6i; Rheinischer
Most, M. 1875(1); Zauberflöte, 2. T. (Taschenb. 1802),
M. 77; Gebr. Grimm, Irische Elfenmärchen, M. 36;
Deutsche Sagen, 1816, M. 40; Günderode, Gedichte
und Phantasien, M. 55; Poetische Fragmente, M. 110;
Gutzkow, Wally, 1835, M. 50; Heine, Buch der Lieder,
1827, M. 69; Gedichte, 1822, M. 90; Neue Gedichte,
1844, M. 20; Shakespeares Mädchen und Frauen, M. 56;
Tragoedien, 1823, M.91 ; Hoffmann, Kater Murr, 1820/22,
M. 105; Kinder-Märchen, 1816/17, M. 150; Hölderlin,
Trauerspiele des Sophokles, 1804, M. 125; Keller,
Grüner Heinrich, M.200; Kleist, Pen thesilea, Widm ungs-
exemplar, M. 580 ; Amphitryon, M. 6b; Erzählungen,
M. 96; Familie Schroffenstein, M. 155; Germania an
ihre Kinder, M. 185 ; Käthchen, M. 47; Klinger, Orpheus,
M. 86; Plimplamplasko, M. 70; Sturm und Drang,
M.325; Das leidende Weib, M. 1 10; Lern, Anmerkungen
über das Theater, M. 30; Der Hofmeister, M. 46;
Petrarch, M. 62; Die Soldaten, M. 47; Vertheidigung
des Herrn W., M. 120; Lessing, Enülia Galotti,
1772, M. 32; Die Gefangenen, M. 120; Minna, 1767,
M. 160 ; Schreiben an das Publikum, 1753, M. 315;
Vademecum, M. 91 ; Mörike, Nohen, M. 70; Iris, M. 21 ;
Maler Müller, Faust, M. 46; Novalis, Heinrich von
Ofterdingen, M. 120; Scheffntr, Mein Leben, M. 15;
Acheron, M. 12,50; Spätlinge, M. 14,50; Der treue
Schäfer, M. 16; Schiller, Anthologie Tobolsko, M. 91 ;
Dom Karlos, erste Ausgabe, M. 82; Gedichte, 1800/03,
M. 83; Hören, M. 120; Huldigung, Originaldruck,
M . 105 ; Kabale und Liebe, 1 784, M. 98 ; Musen- Almanach,
1796, M.57, 1797, M.60, 1798, M. 63, 1799, M. 26, 1800,
M. 27; Die Räuber, 1781, M. 2650(1); zwote Auflage,
Löwe nach linkt, M. 190; Löwe nach rechts, M. 77;
Thalia und Neue Thalia, M. 250; Venuswagen, 1781,
M. 300; Fiesko, 1783, M. 190; Schlegel, Europa, M. 86;
Lucinde, 1799, M. 33; Schmidt- Werneuchen, Gedichte,
M. 32; Tieck, Lovell, 1795/96, M. 115; Gestiefelter
Kater, M. 46: Poetisches Journal, M. 41 ; Blaubart,
M. 92; Kraft- und Kniflgenies, M. 135; H.L. Wagner,
Confiscable Erzählungen, M. 105: Kindermörderin, 1776,
M. 150; Lessings Bearbeitung, 1777, M. 110; Macbeth,
M. 145; Reue nach der That, M. 125; Tagebuch eines
Weltmanns, M. ico; Theaterstücke, M. 125; Der wohl-
thätige Unbekannte, M. 210.
Für das Heine Portrat Elsassers w urden M. 2210,
für das Grillparsers von A. Haenisch M. 860 und für
das der Marianne von Wiltemer von C. L'Allemand
M. 920 bezahlt.
Unter den Autographen erreichte ein Brief der
Bettina von Arnim M. 65; 20 Briefe Georg Forsters
und 50 Seiten Tagebuch erzielten M. 120, 120 weitere
Briefe von ihm M. 245; ein eigenhändiges Gedicht
Chamissos M. 72; Goethe an Geheimrath v. Herda,
Weimar 6. 6. 83, M. 375; Goethe an Einsiedel, Rom
10. 10. 87, M. 200; Goethes Visitenharte mit zwei Zeilen
an Eckermann, M. 105; Goethe, Vierzeiler, 17. 5. 1817,
M. 210; (7tvM#, Autographa, M.250; Grabbe, Über die
Shakcspearo-Manie, Orig.-Manusc, 38 S., M.605; Karl
v. Hardenberg, 15. 9. 97, mit Nachschrift von Novalis,
M. 250; Heine, München 23. 1. 28, an den Schauspieler
Witt-Döring, M.275; Huber, 126 Briefe, M.310; Mörike,
Gedicht an Schwind, M. 145; Ludwig Richter an seinen
Verleger Wigand, mit 2 Karikaturen, M. 250; Schüler
an den Maler Sclinorr-Carolsfeld, Weimar 4. 2. 04,
M. 310. A
Der verstorbene Geheime Regierungsrat Landrat
Werner Freiherr von Schleimt» hat eine Bibliothek
hinterlassen, deren Hauptteil an ein namhaftes deutsches
Institut übergegangen ist, während die in demselben
bereits vorhandenen Werke zum öffentlichen V erkaufe
gelangen werden. Das Leipziger Auktions-Institut von
Oswald Weigel ist mit der Versteigerung dieses Teiles
der Schleinitzschen Bibliothek beauftragt und bereitet
derzeit einen Katalog vor, der ein besonderes Interesse
beanspruchen darf. Es handelt sich hauptsächlich um
kulturgeschichtliche, satirische und galante Literatur
des XVIII. Jahrhunderts, die zum Teil nur wenig in
Antiquariats-Katalogen vorkommt Um so mehr werden
es die zahlreichen Bücherliebhaber auf diesem Ge-
biete begrüßen, eine Gelegenheit zu finden, längst
gesuchte Desideraten der kuriosen Literatur jener in
kulturgeschichtlicher Beziehung so bemerkenswerten
Digitized by Google
Beiblatt.
(Von den
— KJeine Mitteilung' en.)
Zeitepoche erw erben zu können. Auch die deutsche
Literatur vor, in und nach der Klassikerzeit Ut in seltenen
Erstausgaben vorhanden, ebenso sind Robinsonaden
und Studentica usw., sowie die dramatische Literatur
und die Theatergeschichte mit vielen gesuchten Werken
vertreten.
Über die Sammlung des Begründers and Heraus-
gebers der groben Lutherausgabe, Pfarrers Dr. Knaake,
die gleichfalls demnächst bei Oswald Weigel zur Ver-
steigerung gelangen wird, bedarf es in eingeweihten
Kreisen keiner eingehendenSchilderung. Sie ist die größte
i Privatbesitze befindliche Sammlung von Urdrueken
Interesse beanspruchen. Wir behalten uns vor, nach
Fertigstellung des in Vorbereitungbefindlichen Kataloges
auf diese wertvolle Sammlung zurückzukommen und
hoffen, daß dem Kataloge später eine Preisliste folgen
wird, die bei dein derzeitigen Interesse für die Preis-
schwankungen der Originaldrucke dieserZeit wünschens-
wert sein dürfte. Wie wir hören, wird die Sammlung
auch zahlreiche nicht im „Thesaurus Libellorum Histo-
riam Reförmationis Ulustrantium" befindliche Schriften
enthalten, so daß der Auktionskatalog in gewisser Hin-
sicht als Supplement zu den Handbüchern von Panzer,
Weller, Goedeke und Heyse usw. betrachtet werden
darf — L
Kleine Mitteilungen.
Das hebräische Stammbuchblatt Mendelssohns. Das
in dieser Zeitschrift (IX. Jahrgang S. 460) unter
„Zwei alte Stammbücher" erwähnte und im hebräischen
Original mitgeteilte Stammbuchblatt Mendelssohns
verdient den hebräisch Unkundigen verdolmetscht zu
werden, weil es in seiner Kürze für den Schreiber charak-
teristisch ist. Was Mendelssohn schreibt, ist der Schluß
des Bibelverses Sacharja Kapitel 19, Vers 20: „Liebet
die Wahrheit und den Frieden" — ein für den friedens-
liebenden Weltweisen bezeichnender Spruch. Unten
rechts steht dann „Zu Ehren des Besitzers des Buches
schrieb [dies] Moses, Sohn des R. Mendel." Unten
links steht Ort und Datum: „Berlin, 19. Ellul 5543"
[= 16. September 1783] — Die Schriftzüge zeigen uns
die schöne Hand, die Mendelssohn von seinem Vater,
dem armen Thorarollenschreiber, geerbt hatte. Wir
können aber auch aus ihnen die konziliante Gesinnung
Mcndelsohns herauslesen. Er benutzt nicht die dem
jüdischen Gelehrten besonders geläufige Kurrentschrift,
weil diese christlichen Hebraisten meistens unbekannt
ist (es wird ja deshalb so oft erwähnt, daß die beiden
Humboldts als Jünglinge mit Mendelsohns Töchtern in
hebräischer Kurrentschrift korrespondierten), sondern
die jedem Hebräischkundigen bekannte Quadrat-
schrift, — Der Besitzer des Stammbuchs hat schließlich
„Mendelson" hinzugefügt, was ich ausdrücklich be-
merken möchte, damit nicht Autographenliebhaber
oder Literaturfreunde diese Namenszeichnung für
Mendelssohns eigene ansehen.
Kopenhagen. P.
Geheimrat Dr. P. Schwenke von der Berliner König-
lichen Bibliothek erläßt einen warmherzigen Aufruf zur
Kettung eines „nationalen Denkmals" für Deutschland:
jenes Exemplars des Mainzer Psalteriums von 14.59,
das, ehemals in der Gräflich Westerholtschen Bibliothek,
sich jetzt im Besitze der Antiquariatsfirma Josef Baer
& Co. in Frankfurt a. M. befindet und von dieser für
96000 Mark ausgeboten wird. Ein amerikanischer
Käufer soll schon vor der Türe stehen. Geheimrat
Schwenke wendet sich an die Opferfreudigkeit der
reichen Privaten. „Auch in Amerika ist es nicht der
Staat, der die Hände nach solchen Kostbarkeiten für
Z. f. B, 1906/1907. Beiblatt I. — 9
seine Bibliotheken ausstreckt, sondern es sind Private,
die es als selbstverständliche Pflicht ihres Reichtums
betrachten, den öffentlichen Sammlungen beizuspringen.
Sollte sich nicht bei uns die gleiche Opferfreudigkeit
finden, wo es gilt, ein nationales Denkmal zu erhalten?
Es ist ja eine bedeutende Summe, um die es sich
handelt, auch wenn der Verkäufer, um es Deutschland
zu erhalten, von dem Katalogpreise noch etwas nach-
läßt, und es ist nicht zu erwarten, daß ein einzelner den
ganzen Betrag zur Verfügung stellt. Aber sollten sich
nicht unter der immer mehr wachsenden Anzahl be-
güterter Bücherliebhaber und Freunde der Wissen-
schaft viele finden, die bereit wären, entsprechende
Beiträge zu zeichnen, um der Büchersammlung, die
sich immer mehr zur Nationalbibliothek auswachsen
wird, dieses Denkmal der deutschen Erfindung zuzu-
wenden?' — Ein Münchener Antiquar, Herr Jacques
Rosenthal, hat bereits 1000 Mark gezeichnet. Wer
folgt nach? — Geheimrat Schwenke (Berlin W. 30,
Luitpoldstr. 11) und auch die Redaktion dieser Zeit-
schrift :
Einen Neudruck von Gottlob Regis' unübertreff-
licher Übersetzung von Rabalais' „Gargantua und Panta-
gruel", die schon 1835 erschien und heute recht selten
geworden ist, bereitet der Verlag Georg Müller in
München (Josefplatz 7) vor. Als Herausgeber zeichnet
Wilhelm Weigand. Der Ausstattung des Werkes wird
die größte Sorgfalt zugewendet werden. Außer einer von
vornherein in ganz beschränkter Anzahl zu druckenden
(höchstens 35 Exemplare) Liebhaberausgabe auf ech-
tem van Geldern erscheint eine Ausgabe auf feinstem
Hadernpapier. Beide Ausgaben werden in Ganz- Perga-
ment mit reichem Goldaufdruck gebunden und nur in
der Höhe der subskribierten Exemplare hergestellt.
Jedes Exemplar wird in der Presse numeriert Ein
Nachdruck findet nicht statt. Preis für die Luxusaus-
gabe ca. M. 60, für die auf Hadernpapier ca. M. 30.
Einen Katalog ihres Kunstverlages läßt uns die
K. K. Hof- und Staatsdruckerei in Wien (190J) zu-
gehen. Er enthält in weißem, mit geschmackvollem
— 2
Digitized by Google
— Inserate.)
schwarzen Signet versehenen Umschlag nicht nur die
Aufzahlung der Werke mit kurzen orientierenden Details,
sundern auch eine Anzahl von IUustrationsreproduktionen
in verkleinertem Maßstab. Auch einige Special Illustra-
tionen aus der „Festschrift" in Schwarz ■ weißtechnik
sind eingefügt Der eigenartige saubere und stark mit
weiß durchschossene Druck liest sich etwas unüber-
sichtlich, wenn es sich um verschiedene große An-
kündigungen handelt, wahrend fortlaufende Textseiten
recht klar wirken. — m.
Nur wenige Analogien hat Deutschland den großen
philantropischen Bibliotheksschöpfungen Amerikas ent-
gegenzusetzen. Eine der ältesten und umfassendsten
ist die Kruppsche Hücker halle in Essen. Über ihre
Verwaltung und Einrichtung gehen uns zwei Ver-
öffentlichungen von Herrn Paul Laden' ig zu. Die erste
ist ein dünnes Faszikel, ein Sonderdruck aus Keyers
„Fortschh tten der volkstümlichen Bibliotheken" {Lt\\>i\^,
W. Engclmann, 1903) nebst einer statistischen Tabelle
über die Benützung der Bücherhalle vom 1. Marz 1899
bis 31. Mai 1905. Die zweite ist ein größeres Heft, das
in der eigenen Buchdruckerei der Gußsuhlfabrik Friedr.
Krupp in Essen 1905 erschien. Das Heft behandelt in
seinem erstenTcil alle Zweige einer derartigen Institution :
den Ankauf, die Pflege, die Katalogisierung, die Ver-
leihung und auch allerhand Statistisches. Der zweite
Teil ist den tatsächlichen Einrichtunggegenständen der
Bücherhalle gewidmet und zeigt Proben der eingeführten
Formulare usw. Zwei photographische Aufnahmen
schließen die monographisch wertvolle Arbeit ab.
Für die zahlreichen Verehrer Karl Simrocks wird
es von Interesse sein, daß der Verlag der Simrockschen
Schriften, die Cottasche Buchhandlung in Stuttgart,
neuerdings die Preise derselben wesentlich ermäßigt
hat So kosten z. B. die neuen Auflagen des „Nibe-
lungenliedes" und von „Gudrun" in gediegener Aus-
stattung gebunden nur M. 3. Die Verbilligung dieser
Werke wird zu ihrer weiteren Verbreitung erheblich
A
Das in Bibliophilenkreisen wohlbekannte Antiquariat
Mas Perl in Berlin, Leipzigerstraße 89, hat durch
Übernahme eines neuen Geschäftslokals im selben
Hause seine Räumlichkeiten bedeutend vergrößert und
gedenkt in diesem neuen Lokal vornehmlich seine
Spezialgebiete, deutsche Literatur und Kunst, zu pflegen
und auszubauen. Durch ein umfangreiches Lager von
wertvollen Erstausgaben, französischen und deutschen
illustrierten Büchern des XVI IL und XIX. Jahrhunderts,
alten Holzschnittbüchern, kostbaren und originellen
Einbänden, Kunstblättern von Kops, Menzel u. a.,
ist Bibliophilen reichliche Gelegenheit zu wertvollen
Erwerbungen geboten. Die Besichtigung des neuen
Lokals, in dem auch Buch-, Kunst- und Autographen-
Auktionen veranstaltet werden sollen, ist Interessenten
^Exlibris-Tauscii
Die Aufnahme einer Adresse koste! in diese
Rubrik Tür eis Heft l Mk , Jahres- Abotmemen
10 Mi . Halbjahres-Abonnetsroi 6 Mk.
Buchhändler Franz
Dr. R. w. Carl,
IZi
Prof. Dr. u-stav Di
(Radierung ff. J. Fsragöl
Dr. Paul Ebers,
Passau
Düsseldorf
Schumannstr. 34
Budapest
Bestes. Kig>'6te> I
Baden-Baden
Sanatorium Dr. Ebers
(Zeichnung st» «ermann Ebers, München.)
Adolf QeerlOf, Antiquar, Basel, Schweiz
Tausch« 1 F-iem; 1 . kauft allerei »erkauft alte und moderne.
Buchhändler Emil Jaensch, filasewitz-Dresden
(Zeichnung von W. Willing. Dresden > Schitierplatz 7 II
H. Junge, Buchdruckerei, Erlangen
Bruckerstr. 8/10
Otto Kaysei, Rechtsanwalt, Ludwigslust
(Zeichnung nn Georg Harloiiua.) i. Mecklbg.
Frau kommerziell rat Kissing, geb. Quentels,
Bielefeld
Frau Hedwig Klaaing, Leipzig
Kreuzstr. 3 b
Fr. Ad. Lattmaan,
Zeichnung von E. M.
Goslar, Bismarckstr. 7
rie Max Dunaus*.
Rcichenberg, Böhmen
J.
Z«
TOB C.
Rieh. Pf lug, Buchhändler,
Ludwig Saeng junior.
4 Sundridge Parade
Bromley L Kent England
in Amts a. d. Schlei.
Tübingen
Darmstadt
Kirchstraße 20
Leipzig Gohlis
Wilhelmstraße
Karl Siegismuad, Vcrlagsbuchhändler,
Radierung » H.B»»unier. Berlin SW., Dessauerstr. 13
Georg Starke, Königlicher Hoflieferant.
Görlitz
Satter, Friedr. Bertbold, Stud. phil. et jur..
Heidelberg, Schloßberg 17 II
Hans Fürer
Antiquar
Cassel, Hohenzoilernstraße No. 30 1/4.
Antiquitäten, Bücher, großes Porträt-,
Ansichten- und Kupferstich -Lager.
— 10 —
Digitized by Google
Kataloge.
Zur Vermeidung von Vcrtpatungcn werde« alle Kataloge ao die Adrett«
det Herauigebert erbeten. Nur die bi* tum 15. jeden Monats ein-
gehenden Kataloge können für dai naciute Heft benicktichiigt werden.
Deutschland und Österreich-Ungarn.
Ernst Frensdorf in Berlin SW. Ii. Anz. f. Bücherfr.
No. 14. Berlin, Hoffeste, Privatdrucke, Biographie.
Briefwechsel , Literatur, Literaturgeschichte, Theater.
E. KantorowUs in Beilin W. 9. No. 75. Deutscht
IJteratur und Geschichte.
Richard Kaufmann in Stuttgart Anz. No. 105. Deutsche
Literatur, Autographen, Varia.
Emil Graefe in Leipzig. No. 6. Deutsche Literatur
und Übersetzungen.
Paul Alicke in Dresden-A. No. 59. Deutsche IJteratur
und Ubersetzungen,
f. Taussig in Prag. No. 135. Cutiosa.
W. Jacobsohn &* Co. in Breslau V. No. 209. Deutsche
IJteratur, Kunst, Varia.
Karl W. Hiersemann in Leipzig. No. 321. Mittel- und
Süd-Amerika, Westindien und Philippinen (Zeit-
schriften, Karten, Werke). — No. 322. Asiatische
Kunst.
Otto Harras sowits in Leipzig. No. 291. Iran und
Armenien. - No. 293. Griechische und römische
Altertumskunde.
Franz Malota in Wien IV. No. 3. Philosophie, Mathe-
matik, Astronomie— N0.4. Musik, Theater, Geschichte.
MaxZiegert in Frankfurt a. M. No. 7. Stäilteansichlen
und Pläne von /500 — 1900. I.
I*o Uepmannssohn in Berlin SW. 11. No. 156. Musik-
theorie und Musikästhetik, Akustik, Musikpädagogik.
Simmel &* Co. in Leipzig. No. 216. Literae graecae et
romanae.
Rud. Haupt in Halle. No. 18. Volkskunde, Kultur-
und Sittengeschichte.
Heinr. Kerler in Ulm a. D. No. 350. Deutsche Lite-
ratur, Sprache und Literaturgeschichte.
Jos. BaerSfCo. in Frankfurt a. M. No. 530. Keramik,
Glas. Porzellan, Majolika, Terrakotta, Mosaik, Glas-
malerei.
E. v. Masars in Bremen. No. 16. Kulturgeschichte. —
No. 17. Deutsche Literatur.
J. Heß in Stuttgart. No. 81. Literatur, Geschichte,
Naturwissenschaften, Kunst. — No. 76. Rechts-
wissenschaft. — No. 77. Staats- und Verwaltungs-
recht.
Upsius Sr> Tücher in Kiel. No. 85. Literatur und
Kunst.
WM. Scholz in Braunschweig. No. 118. Literatur,
Geschichte, Varia.
Ernst Carlebach in Heidelberg. No. 281. Theologie.
J. Kaufmann in Frankfurt a. M. No. 54. Belletristik,
Geschenkwerke, Humoristika. — No. 50. Neue
Judaica und Hebraica.
IV.Junk in Berlin W. 15. Verlagskatalog. — Deside-
rata. No. 18.
Georg Lissa in Berlin SW. 12. No. 41. Deutsche Lite-
ratur, Kunst, Musik, Theater, Varia
Max Perl in Berlin W. No. 69. Theater und Musik.
(Kataloge — Inserate.)
Edmund Meyer, Berlin W.
Buchhändler und Antiquar, Potsdamerstr. 27 B.
sucht stets einzelne Werke und ganze Bibliotheken
m erwerben. Besonders:
Deutsche Literatur des XVIII. und XIX. Jahrhunderts.
Erstausgaben. Bibliophile-Werke jeder Art. Kunst-
historische Literatur.
Spezielle Dcsideratenliste bitte zu verlangen.
Verseichnisse meines Antiquariatslagers stehen auf
Wunsch gratis und franko zur Verfügung.
DESIDERATA.
Wir suchen stets zu kaufen:
Privatdrucke oder im eigenen Verlage der Verfasser
erschienene Werke.
Violin- und Instnimentenbau : Aiie*.
Pagatlini: Alle», auch Manuskripte.
MUSÜC Praktische und theoretische Werke.
Bohemica.
I. TAUSSIG, ANTIQUARIAT
(gegründet i}8$)
PRAG, 144-1.
FR. RIVMRC
Buchhandlung und Antiquariat
PRAO, Graben 24
kauft und verkauft
Bohemica. Alte Drucke.
alles von und über
Comenius, alles über Böhmen, Prag,
= Alte Ansichten von Prag etc. =
neuesten Jfot.qNar-Kata.00
enthaltend
Werke auf allen Gebieten der Wissenschaften
versendet auf Verlangen
Josef Kern, Buchhändler, Saaz (Böhmen).
Sally Rosenberg
Frankfurt a. M., Schillerstrafle 18.
Münzen u. Medaillen. An- u. Verkauf, Münzauktionen.
Mein KatalogNo.u, soeben erschienen, 2952Nummern
verkäuflicher Münzen und Medaillen enthaltend, an
Sammler gratis und franko.
Digitized by Google
, Kataloge — lucrate )
List &■* Franckt in Leipzig. No. 38a Klassische Philo-
logie. I.
J. Körper in Wien L No. 19. Kunst und Musik. —
No. 18. Kultur und Sittengeschichte.
Otto Gerhardt in Berlin W. 50. No. 52. Ausländische
Literatur.
Emil Hirsch in München. No. 47. Rara et Curiosa.
Gustav Pietssch in Dresden-A. No. 1 5. Geschichte, Bio-
graphien, Memoiren, Kutturgeschichte.
Josef Jolowic* in Posen. No. 158. Judaica und Hebraica.
Th. Ackermann in München. No. 549. Deutsche und
ausländisch« Literatur, Varia.
Heinr. Hugendubel in München. No. 27. Kultur und
SitU, Curiosa, deutsche Literatur, Varia.
J. Kampffmeyer in Berlin SW. 48. No. 435. Literatur-
geschickte, Theater, Folkros«, Musik, Varia.
Akademische Buchhandlung Teutonia in Leipzig. Dub-
lettenliste No. 2.
K. Th. '.W.kfr In Frankfurt a. M. No. 261. Biographien,
Literaturgeschichte, Bücherwesen.
G. Budinsky in Graz. No. 39. Weltgeschichte , Steier-
mark, Varia.
A. Mejstrik in Wien I. No. 2. Deutsche Literatur,
Mundartliches, Folklore.
Ausland.
M. Labadilte in Paris IX. No. 6. Curiosa.
J. Gamber in Paris. No. 33. Critique UtUraire, auteurs
des XVII. — XIX. Steeles; Patois et dialectes.
Leo S. Olschki in Florenz. Bull. No. 41. Rara.
Martinus Nijhoff im Haag. No. 350. Livres rares et
curieux. ■ — ■ No. 345. Beaux-arts.
Inhalt des Hauptblattes.
(Heft 1 — April 1906.)
Jungdeutsche Lebenswirren I. Von H. H. Houben,
Mit 4 Abb. - Die Tychoniana der K. K. Universitäts-
Bibliothek in Prag. Von R. Kukula. Mit 4 Faks. —
Unbekannte Holzschnitte Hans Holbeins. Von W.
L. Schreiber. Mit 5 Abb. — Brentano und die bildende
Kunst Von Franz Deibel. Mit 5 Abb. - Die Biblio-
philen. Sir Robert Peel. Von O. von Schleinitz. Mit
4 Abb. — Chronik: Ein Bucheinband Tycho Brahes.
Mit 2 Farbentafeln, (-bl.) Ein deutsches Volkslied
aus alter Zeit (Dr. Wichmann). — Ein italienischer
Bibliophile des XVIII. Jahrhunderts (K. Schneider). —
Moderne Illustratoren (E. Schur). — Eine unbekannte
Goethe-Ausgabe (M. Harrwitz). —
Bibliotheken
und einzelne Werke von Wert, insbesondere Rara et
Curiosa, Inkunabeln etc. sucht zu kaufen
H. Hugendubel, München
Salvatorstraße 18.
Kupferstich-Auktion lxxiy
wertvoller und seltener
Kupferstiche Holzschnitte
Radierungen Lithographien
Schabkunstblätter
Clairobscurs Farbendrucke
darunter kostbare Blätter der
großen alten Meister, wie
C ran ach, Durer, Mantegna, Meckenem,
Meister J. B. m. d. Vogel, Nicoletto da
Modena, Ostade, Rembrandt, Schongauer
u. a.
Bildnisse u. Galante Darstellungen
der
englischen und französischen Schule
des XVII. und XV1I1. Jahrhunderts
darunter schöne dekorative Blätter von
Bartolozzi, Boucher, Drevet, Earlom,
Edellnck, Hogarth, Lancret, Masson,
Nanteuli, Pichler, Reynolds, Watteau
und vielen anderen.
Versteigerung
Dienstag, den 15. Mal und folgende Tage
durch
AMSLER & RUTHARDT
Kunstantiquariat
BERLIN W. 64, Behrcnstra&e 29a.
Illustrierte Kataloge franko gegen Einsendung
von 50 Pfennigen. — — —
— 13 —
Digitized by Google
C G. Boerner, Auktionsinstitut, Leipzig.
Auktion am II. und 12. Mai
Kupferstiche
alter Meister
aus bekanntem
Berliner Privatbesitz.
Erstklassige Abdrücke und größte
Seltenheiten von
Dürer, Rembrandt,
Schongauer, Cranach,
Ostade, Leyden, Ruysdael,
den Kleinmeistern und andern.
Auktion am 14. und 15. Mai
Sammlung Becher,
Karlsbad.
Frühe Inkunabeln
Kostbare Holzschnittwerke
Seltene Einblattdrucke
Drucke der Reformationszeit
Illuminierte Handschriften
Miniaturen.
r
St Gallen (Schweb), Ende März 1906.
P. P.
Hierdurch beehre ich mich, Ihnen höflich an-
zuzeigen, daß ich mein seit 36 Jahren geführtes Ge-
schäft unter der Firma
Werner Hausknecht
St Galler Buch- u. Antiquariatshandlung
mit Aktiven und Passiven meinem Sohne, Georg
Werner Hausknecht, käuflich abgetreten habe. Ich
werde jedoch als Kommanditär in der neuen Firma
verbleiben.
Indem ich Ihnen für das mir stets in so reichem
Maße geschenkte Zu trauen meinen aufrichtigen Dank
ausspreche, gebe ich mich der angenehmen Hoff-
nung hin, daß Sie Ihr gütiges Wohlwollen auch auf
zeigen wird.
Mit Hochachtung
Werner Hausknecht.
St Gallen (Schweiz), Ende März 1906.
P. P.
Auf nebenstehende Anzeige höflich Bezugnehmend,
beehre ich mich, hiemit mitzuteilen, daß ich das seit
1844 bestehende Geschäft mebes Vaters käuflich
erworben habe und unter der Firma
Werner Hausknecht & Co.
St. Galler Buch- u. Antiquariatshandlung
in unveränderter Weise und in denselben Lokalen,
Neugasse 34, fortführen werde. Ich werde mich auch,
wie bisher, hauptsächlich dem wissenschaftlichen und
modernen Antiquariate, sowie dem Antiquitäten-
geschäfte widmen. Mein Vater wird der neuen Firma
mit seinen reichen Erfahrungen weiterhin in der
Eigenschaft eines Kommanditärs zur Seite stehen.
Es wird mein Bestreben sein, das Vertrauen und den
regen Verkehr auch ferner zu erhalten und durch
prompte Bedienung zu vermehren.
Ich empfehle mich mit vorzüglicher Hochachtung
Georg Werner Hausknecht.
- «3 -
Digitized by Google
Im laufe dieses Frühjahres werden rur Versteigerung gelangen
die Bibliothek des verstorbenen Herrn Geheimen Regierungsrates, Landrat Werner
Freiherrn von Schleinitz, reich an kulturgeschichtlicher, satirischer und galanter
Literatur des XVIII. Jahrhunderts, Robinsonaden, Theatergeschichte, deutscher
Literatur in Erstausgaben,
Bibliothek des bekannten Lutherforschers des Herrn Pfarrer Dr. J. K. F. Knaake.
Erster Teil: Originaldrucke der Refonnationszeit.
Bestellungen auf die in Vorbereitung befindlichen Kataloge erbittet
Oswald Weigel's
Antiquariat und Auktions-Institut.
nd die
Leipzig, April 1906.
FERDINAND SCHÖNINGH
Dörnhof S
Neueste
Katalog Nr. 60:
Kaulog Nr. 61:
Katalog Nr. 62:
Katalog Nr. 65:
Katalog Nr. 66:
KaUlog Nr. 67:
Katalog Nr. 68:
Katalog Nr. 69:
Katalog Nr. 71 :
Katalog Nr. 72:
OSNABRÜCK
gratis und franko:
ueutsche Literatur. 3101 Nrn.
Kulturgeschichte. 2; 10 Nm.
Grieth, und lalein. Schriftsteller
1562 Nrn.
neuere Sprachen. 2402 Nrn.
Westfalen. 2584 Nm.
Rhelnl., Hessen-Massau. i3<HNni
Miedersachsen. 2565 Nrn.
Thüringen-Sachsen. IS52
Deutsche Geschichte,
Deutschland Im Bilde.
IS 52 Nrn.
1593 Nrn.
3500 Nm.
Neue Antiqua r iatskataloge I
Katalog 79. Geschichte. (Enthalt, a. A. die Biblio-
theken d. Uni». Professor Dr. II. Hüffer-
Bonn und Staatsrat Dr. von Mayer- München.)
Katalog 81. Literatur. — Geschichte. — Natur-
wissenschaften. — Kunst. (Enthaltend nnter
Literatur eine Reihe seltener Erstdrucke.)
auf Wunsch gratis
Diese Kataloge
und franko.
Stuttgart (früher in Ellwangen). Büchaenstr. 8.
J. HeSSt Buchhandl. und Antiquariat
Demnächst werden fertig:
Antiquar. Mitteilungen 5
(Konlgr. Sachsen, Provinz Sachsen, Thüringen
No. 6.
No. 7.
Rudolstadt.
In Bearbeitung sind:
Preußische Geschichte.
Deutsche Literatur.
Karl Keil
Verlag u. Antiquariat
Dr. phil. J. Hirsch, München,
Numismatiker,
===== Arcisstraße 17. =====
An- und Verkauf von Münzen und Medaillen.
===== Münzfunden, Münzsammlungen. =
Kataloge gratis und franko an Interessenten. -
Ansidüssendungen stehen tu Diensten.
Am 28. Mai Auktion einer bedeutenden Spczial-
sammlung griechischer Münzen (Italien, Sicilien,
Carthago), Kömischer Goldmünzen und einer großen
numismatischen Bibliothek (A. Loebbecke , Braun-
schweig). Katalog mit 14 Tafeln Abbildungen und
Mk. 8. —
Katalog IV:
Deutsche Literatur, Kulturgeschichte etc. erschienen!
Bit« ui .
Casanova. An* den Memoiren des Jakob Casanova de Seuv
galt Bearbeitet ran Wilhelm von Schütz, 11 Bde. Lciptig
Vollständigste und gesuchteste deutsche
Ausgab«. 6 Hlblnbde. Gcbrauchsspuren. einige Titel,
leicht ausleben ert. . >*•—
(Retlf de la Bretonne). Zeitgeooss.nnen, Die. oder Abentheuer
der arti(<tra Fraueniiniiuer unseres Zeitalters ». Verfasser d
neuen Abedlatd, A. d. Franz. Teil 2. j. 6. Berlin ij8i-S».
Mit je 1 Kpfr. u. Tit.-Vign. Hlbübde. Jed. Bd. für sich
abgeechlot »en. Sehr selten t 20.—
Goethe. Versuch die Metamorphose d. Manien ru erklären
Gotha. Etunger 1790. Gr. 8*. 1 IL o So S. Hlbfri. sauber.
Expl & Seltene I. Ausgabe 1 tt>-
sda. Hrsg. u. fortgesetzt ran W. Chnttem.
Ui. Lwbd. schönes ExpL! Selten! 10.-
U lUüstraüoaes tu W. O. ran Hom'a Schriften. 1 Bde. I
" a. M. i»7J-;4. Gr. »' Ong.-Lwdbde. 12.—
F. Waldau's Antiquariat,
FOrstenwalde (Spree).
flnriquamts-Kataloge :
350 Deutsche Literatur, 349 Philosophie,
348 Geschichte von Bayern, 347 Geschichte
von Württemberg, 346 Geschichte v. Holland
and Belgien, 345 Astronomie, 344 Skandi-
navien, 343 Nationalökonomie, 342 Ge-
schichte von Spanien, 341 Geschichte von
Italien, 340 Geschichte von England, 339
Geschichte von Frankreich versendet gratis
Heinrich Kerlen Ulm a. D.
- 14 —
Digitized by Google
Antiquariats!
Katalog 417
Beiblatt.
Aotiquarüu« —
aiuiugt
Deutsche Literatur seit Gottsched
2 Teile mit 5848 Nummern.
Katalog 433:
Almanache, Kalender, Taschen-
bücher
des XVII., XVIH., XIX. Jahrh. 1634 Nos.
Katalog 427:
===== Autographen. ===
Briefe u. Handschriften deutscher Dichter.
Teil I: A -K.
Kaulog 428:
Oeschichteder Graphischen Künste.
759 Nos.
Frankfnrta.M. Joseph Baer & Co.
Hochstr. 6. Buchhandlung u. Antiquariat
N. Kymmel, Riga (Rußland)
Buchhandlung u. Antiquariat
Gegründet im Jahre 1763. =
Katalog 65.
Deutsche Literatur o. Übersetzungen
von der Reformationszeit bis zur (legenwart.
Dieser Katalog verzeichnet 1 767 Nummern darunter
etwa 500 seltene, teilweise kaum jemals wieder vor-
kommende erste Drucke der klassischen Periode, der
Romantiker und des jungen Deutschtand.
Katalog 66.
PHILOSOPHIE
1124 Nummern, worunter viele vergriffene und teil-
sehr seltene Werke.
Katalog 67.
THEOLOGIE.
verzeichnet eine
Schriften, die nie
Antiquare gefunden
baltischen Provinzen ist
id eine besondere Ab-
Kirche eingeräumt
3260 Nummern. Dieser
sehr groß« Anzahl theoli
in den Katalogen der dei
werden. Die Literatur d
Obige Kataloge
Liebhabern
empfehle folgende 8elegenheitskäufe:
1 Brthm's Tirrleben, tu Orifinali.imde, tadellas, nie neu,
statt M. tco.—,/ür M. tof.—.
I Schlafimttaeit, In Jim, Praehtsverk, reich iliustr, »
statt M. ja.- , Jar M. SO.
Idn
I90J.
r. ms.- _
Jahrbaeh der bt/denden Kamst, tgo
Die Kamst des Jahres
Dil Mutik, Jakrf. II u. III, statt ä M. ii.-,/ar a M. 0.50.
Muret-Sondert, Eneyklajitd, en;t dtsek. and dt ick. -engl
Wartertuek, recht fat erhalten, statt M. ib.-, für M. 11.
Gattsehalt, Dil deutsche Matiemallitteratar, 4 Bde, statt
M. to —, Jür M. tadeltet an, herabfei. Preis.
• surntl. Werke 'Kirckmanm) ! M h
wie arm, tadellas mar M. ?».— .
Mietasche, Zaratkastra
Xitttsehe, Jenseits van Hut amd Bös*
Niettsche, Fall Wagner, Dichtungen
Stha/Mfnhauer samtl. Wirkt. 6 Bde. l/albj
ans mra l statt M. 14.—, Jar M. it.
\ G nj p a Autfaly
\ Liehhaber-
) halk/ranab.tutü
\ll-Jra
tadellas,
t Prevast, Manen Lei. aalt. fh, tvis mra, nkr fat illastr.
1 Meliere, Oeuvres camti. i fidr. Gro/te Antrabe,
Stak/stickt, Prachteiniand, tadellas, wU Htm.
t Masset, Oeuvres pesthnmes, to Pra.-ktb<tude, viele Stahl-
stiche, tadellas, wie meu.
I Ftmina. L'annee ftminine, itl. Tome IV. 1904, statt
M. 12.— , für M. Ä.jo.
I Meyer's Canversotiani-Lesiktm, V Am/tage, 7/ Bde., reckt
tut erkaltem, statt M. Hu -, Jar ,»A 100.—.
I die. VI. An/t {im Ers keimen), /'rockt- Ausg., Bd. t-to,
statt M. ix,.-,Jür M. 66.-.
/ Kaysrr's Bücher- Lexiken IJSO— itfj, kftt.
t Kajrser's huekerknude i?to — it2t-
t Kamst für Alle, XI'.. geh.
I Knoekfuss Künstler - Möns fr ^ l~4§ '* ' hacheleg Lieb-
ketkerkalbframskämde gek.
I Reilstab. berlim m. Umgebumg fitsS. viele koch/. Stahlstiche).
I Fernsten. Las avemturtt d, Ttttmayne ilt. i?jo,
I Elia* hrjfn dess Jüngern Barmktrttiger Samariter mit
sehr umttlickem l'ulcrr. vaa die Hebammen und Anhang
fem der Pest. S'ümbetg iroo
1 Matthe (.es. Schri/tem. I. II. IV. O. ItaU/rm.
1 F>er ster. Leben und Thatem Friedrichs des Crel
t*4< - (viele gute lllustrmtiamem).
I Ckamisse. Die Cammer. t8j6.
t Fanaul. SdmgrHiebe. iii6.
1 Famami, Jakrtsiritcn : Winter. 1S14.
1 Garthe, Amt meinem Lebern, j fide ilit—14.
t Garthe, Waklvmaoadsska/tcu /—/II. 1*09.
I Garthe, Leidem des jungen Werther. tftf.
I Ifttand. Aug. Wilh., Der Haustirnnm, tili,
s hatsebue. Merkwürdigste Takr meines Leherns / — //. ttot,
1 Sckitler, Maral. Versacke mmd En tkinagm /—//. iti$.
s West. Carl August, Demma Diama. Wien 1S19.
I Herders Werke, s. Aufl. 60 Bde. k/tt.
1 Fi das. Tante: Pelka. Fimelbl.itter.
t Guttk.nn. Ritter tvm Geiste. 4 Bde. HUfr*
Berliner Artkitektunoelt. V. u. VI. Jahrg.geb., Vil.lt. t-10.
Fchmamn, B. Makrimg, Melckwr
• Crefsrn. 1 Bde.
IV. II. 1 Samderhe/te
Lechtee, ('.renander.
140 Bde. jramtas. Remane etc.
40 dte. hresch.
Martinas Luther, Ryn brieß an die
Bieg. geb.
Fürsten tu
tvm dem aujrmrischem ferst. Wittemberg 1
I Wnudertchene Pastell-Cafie der Pemce'schem
alles reckt gut erhallen,
tftker* Anfaten und Preise stehen gern su Diensten.
- iS -
— Antiquariate —
Meine letzten Antiquariatskataloge
Theologie (kathol. u. protest)— Theol.
Curiosa
Kunst. — Architektur. — lllustr.
Werke
Philosophie. — Freimaurerei. —
Spiritismus. — Mathematik. —
Astronomie
Deutsche u. fremde Literatur. —
Musik. —Theater. — Geschichte
versende auf Verlangen gratis und franko.
Franz Malota,
= Wien IV, Wiedenerhof. =
Eben erworben:
Bibliothek Ludw. Speidel,
Redakteur der „Neuen Freien Presse«, Wien.
Katalog I über dieselbe: Erstausgaben deutscher
Dichter und Schriftsteller (Schiller — Goethe —
Heine — Kant — Schopenhauer usw.) gelangt in
einigen Tagen zur Ausgabe und bitte schon jetit su
April erscheint und wird gratis
und franko verschickt:
Antiquariats-Katalog Nr. 73:
Deutsche Literatur.
Mit einer Anzahl seltener Bücher
und erster Ausgaben.
J. P. Mischers Antiquariat,
Düsseldorf, Graf Adolfstr. 100.
•
Soeben erschienen :
= Katalog 146 =
Inhalt: Bessere Werke ans allen Wissens-
gebieten. — Anthropologie , Archäologie,
Kthnologic, Frachistoric. — Numismatik.
Auktionskataloge.
Friedr. Klüber, München
Karlsplatz 2 (Hötel Leinfeldcr}.
r
Nr. 5:
Theologie und Kirchengeschichte
(bes. Reformatlonsgeschlchte In Polen)
Nr. 6:
Polonica-Slavica
senden auf Verlangen, soweit Vorrat reicht
1
J. Leitgeber & Co.
zko'jxcvxs» POSEN.
J
Riebard f)ärtel
Hntfquariat
Dreeden-3., Mathüdcnftrafee 46.
%<»<»***«rt.*4.***%*4M.%A. 4»-%eH
Bitte kostenfrei zu verlangen :
Katalog 32: Deutsche Literatur
„ 31 : Kulturgeschichte, Kunst,
Naturwissenschaften usw.
„ 28-30: Geschichte
I3j Sachsen und ThOringen.
„ 34: Stldteanslchten (in Vorbereit)
Einsendung von Deslderatenllstea erbeten.
Sorgfältigste, andauernde Beachtung derselben lugetichert*
Jederzeit Ankaut ganzer Bibliotheken und eiiuelner guier
Bücher. Kupfer
Auftrügen für V.
Muther, Geschichte der Malerei.
Kunst für Alle. Jahrg. 1/20.
Jahrg. 1/10.
Jahrg. 1/10
gebunden in Original, sehr gut erhalten,
liefert preiswert
Bous Buchhandlung, Königsberg i. Fr.
Samtliche Antiquarien werden in kurzer Zeit
geliefert.
Spezialität: MORAVICA.
Maler. -histOr. Alblim von Mähren und Schlesien.
Mit 42 lithogr. Ansichten und Text. 1860. M. 40.—
Codex diplomatiCUS et epist. Moraviae von Boczek
und Brandl. Br. 1 836— 1 903. 14 Bde. und Nachtr.
Teilweise vergriffen! M. 80. —
Dlldik. Mahrens allg. Geschichte. Br. 1860— 1888.
12 Bde. u. Reg. Teilweise vergriffen! M. 80. —
d'Elvert. NotizcnbL der histor. • Statist. Sektion der
mähr. Gcsellsch. 1856—1892. M. 50. —
Wolny. Topografie von Mähren. Br. 1835— 1842.
6 Bde. gebdn. Vollst, vergriffen! M. 40. —
FR. KARAFIAT, Antiquariat u. Buchhandlang,
Nr.*. BRÜNN Rudolf,,«« Nr. 8.
- 16 -
Digitized by Google
Beiblatt
Soeben ist erschienen:
— AatiquarUle —
Katalog 47:
RARA ET CURIOSA
Aldusdrucke. — Amerika. — Astrologie und Astro-
nomie. — Bibliographie. — Bohemica. — Klassiker.
— Kulturgeschichte und Curiosa. — Deutsche
Literatur vor 1750. — Embleme. — England,
Irland, Schottland. — Erotik. — Fechtkunst —
Festlichkeiten. — Flugblätter. — Frankreich. —
Genealogie. — Goya. — Handzeichnungen. —
Haus- und Landwirtschaft. — Holzschnitrwerke.
— Jagd und Sport. — Illustrierte Werke des 19.
Jahrhunderts. — Incunabeln. — Kalligraphie. —
Kochkunst. — Kunst, Kunstgeschichte. — Litho-
graphie. — Liturgie. — Manuskripte. — Mediiin
(alte' — Militaria. — Minuskules. — Musik. —
Orientalia. — Ornamentwerke. — Polonica. —
Reformationsschriften. — Russland. — Schweiz. —
Spanien. —
Topocraphie.
*■
♦
♦
♦
♦
X
♦
:
*
x
*
♦
♦
opographie. — Trachtenwerke. — Türkei. —
Waffen etc. etc. (912 Nummern)
Demnächst erscheint:
Katalog 48.
Deutsche Literatur der Klassischen und
Romantischen Perlode.
Zusendung auf Verlangen gratis und franko.
Emil Hirsch, Antiquariat.
München, Karlstralic 6.
i
Neueste Kataloge.
No.
.. 259.
„ 260.
,. 261.
262.
26.5.
Nationalökonomie. Die soziale Frage.
Alte und seltene Werke.
Kulturgeschichte.
In Vorbereitung:
Fremde Sprachen und Literaturen.
Kriegsgeschichte. Burgenkunde.
Genealogie. Numismatik.
K. Th. Völcker's Verlag u. Antiquariat,
a. M., Römerberg 3.
Demnächst erscheinen:
Katalog XV:
= Neuerwerbungen. =
Katalog XVI:
Theatergeschichte, Dramaturgie, Dra-
matische Literatur aller Völker und
Zeiten. — Musik.
Max Jaeckel, Antiquariat, Potsdam.
Nauener Str. 15. Fernsprecher 392-
SCHUSTER & BÜFLEB
BUCHHANDLUNO UND VERLAG
KOR ARCHITEKTUR, KUNST UND
KUNSTGEWERBE. - ANTIQUARIAT.
BERLIN W.30, NOLLENDORFSTR. 31/32
GEGRÜNDET 1889
EIM NEUER KRTRLOQ
DES REICHEN NEU- UND
ANTIQUARIATS - LA OERS
(SELTENE STICHWERKE UND PREZIOSEN)
STEHT BÜCHERFREUNDEN UNBERECHNET
' ■-■ ir ZUR VERFÜGUNG —
VERSAND NACH ALLEN LÄNDERN
Miscellanea
Antiquaria
Rariora.
Reichhaltige Kataloge unentgeltlich.
J. Scheible's Antiquariat
Gegründet 1831. Stuttgart.
Katalog 84:
Katalog 85: Theater.
Katalog 86: Almanache. Militaria.
Curiosa. Deutsche Literatur.
Gustav Prlewe,
Z, f. B 1906/1907. Beiblatt I.
- 17 ~
Digitized by Google
Beiblatt.
]RCQÜES ROSENTHRL
BUCH- UND KUNST- ANTIQUARIAT
Kn:l Sir. lo MÜNCHEN KarlStr. lo
«eine Kataloge:
No. 24. u. 40. Incunabula typographica.
3500 verkäufliche Inkunabeln von 565 Drucken»
aus 103 Druckorten. 600 S. mit 380 Facslmlles
und Register. Kleg. gel). Mark 12.
„ 27. Die Buchillustration in Mittelalter und
Neuzeit.
BiUcrhandschriftcn und Drucke. 192 S. mit
97 Facslmlles. Mark 7.50.
„ 3 1—35. Bibliotheca Magica et Pneumatica.
8S75 Hand&chriften, Bücher und Bilder zur Kultur-
beschichte. 64NS. U.4SS. Register. I.wdbd. Mark 6.
„ 36. Auswahl wertvoller Bücher, Hand-
schriften und Autographen.
(>oo Nummern mit 57 Facslmlles. 40. Elegant
ausgestaltet Mark 3.
Ausgabe mit 10 Lichtdrucktafeln Mark 4.
., 38. De imitatione Christi.
Handschriften, Ausgaben, Übersetzungen in 62 ver-
schiedenen Sprachen, Controverse. Eleg. gedruckt
im Charakter der franz. livres d'heures des 15. Jahrb.,
jede Seite in schöner Bordüre. Mark 2.
„ 41. Stammbücher.
Mit 42 Facslmlles von Autographen, Wappen,
Portrait», Silhouetten, Kompositionen u. s. w.
Quer 80. Kartoniert. Mark 3.
W. HEFFER & SONS
NEW and SECONDHAND BOOKSELLERS
and PUBLISHERS.
CAMBRIDGE (ENGLAND).
Nachfolgende Kataloge antiquarischer Bücher werden
auf Verlangen gratis und franko versandt:
Nr. 6 Mathenatlcal Books 1 including the library
of Prof. Sir G. G. Stokes).
Nr. 10 NataralScIeaces: Botany.Chemiitry.Zoology
(including a valuable collection of pamphlets
formed bjr a Professor), Geology, Physics,
Old Science.
Nr. 11 Floe and Rare Books, Autographs etc.
Nr. 12 Philosoph), f-conomlcs. Polltlcsaad Edacation.
Nr. 13 Books relatlog to CUssIcal Antlouity.
In Vorbereitung:
Nr. 16 Second Catalogue of Matbematlcal Books
(including Astronom y and Physics, and also
a collection of Books published before 1800).
Im Herbst:
Nr. 17 History and Topography.
Neu anfekaufte Bücher, welche Auaticbt haben, tu inler-
cisieren. onerieren wir fern und sofort an ftücherkäufer.
Adretten solcher Hdcherkiiifcr werden neu dankend cnlfegen-
genommen. F-nglitche neue Bücher liefern wir überallhin mit
»5"', Rabatt von Verlegeipreiten. (Ausnahme machen Net-
Bücher.^ Ein monatliche* Verteichnia neu •rtchieneDCT eng-
wird ebenlallt auf Wuntch gratu und franko
auf Lager, aut allen Gebieten der Literatur.
Bibliotheken werden gegen to tortige Barzahlung angekauft
Gute Preitc werden gezahlt.
versandt.
100,000 !
L
Telegramme: Heller, Cambridge. Telefon 0347.
in Leipzig, Paris,
!
■ ■■»•■ — ,*.» » .. ... v— ■»«,.■ ■ i.v-
Soeben erschienen und stehet
zu Diensten:
Katalog 27: Neuerwerbungen: Kultur- u. Sitten-
geschichte. Rara et Curiosa. Inkunabeln.
Sozialismus und Kommunismus. Philosophie.
Okkultismus. Bibliotheks werke. Deutsche
Literatur etc.
Demnach« erscheint:
Katalog 28: Kunst und Kunstgeschichte illu-
strierte Werke.
NB. Ich
rolle Werke und Zeitschriften tu hoben
Heinrich HugendUbel, Buchhandlg. u. Antiquariat,
MQnchen, Salvatorstr. 18.
— V , v - V.' ■ <$pm -V« — ■ -V*
Martinus Nijhoff, Haag (Holland)
i Erschienen:
Kat. 350. Seltene Bücher (15.— 18. Jahr-
hundert) 888 Nummern.
Kat 345. Geschichte der Malerei und
Biographien der Maler.
723 Nummern.
Ich bitte zu
David Nutt, l0ttä ™- w - c -
57-59, Long Acre,
Verlags- und Antiquariats -I
Antiquariats-Katalog LXXV
enthaltend
eine Auswahl englischer u. ausländischer
Werke aus allen Teilen der Volkskunde
wie
Altertumskunde — Mythologie — Ver-
gleichende Religion — Celtische und
Nordische Tradition — Sagen u. Legenden,
Märchen - Volkslieder, Sprichwörter,
Rätsel usw.
nebst
einer Sammlung Baskischer Bücher.
= Aul Verlangen gratis und franko. ^=
- t8 -
Digitized by Google
— Antiquariate —
Vor einiger Zeil erschien:
Katalog XXXII:
Werke aus verschiedenen Wissenschaften.
(Asien, ltau- u. Ingcniearwtsscnscha.it, Bibliographie,
deutsche Geschichte, deutsche Literatur nebst tbcr-
scl/gn. u. Belletristik, Elzevirdrucke, Frankreich,
Genealogie u. Heraldik, Geschichte u. Geographie,
Großbritannien, Jesuiten, Italien, Kriegsgeschichte u.
Militaria, Kunst, illustr. Werke, Münzkunde, Original-
drucke d. 16. Jahrhdts., thüring. u. sächs. Geschichte,
Varia usw.) A'atabg umsonst unJ pottfrei, ^—
M. HauptVOgel, Antiquariat,
Gotha, llauptmarkt 14.
Ankauf nanter Büillotbtkm, »l< »ach timtlaer Wtrie »o« Wert,
\. Spezial-Hntiquamt <*
für 8prachwtffcnfchaft und Gcfchichtc
Lctitcrschicncne Kataloge:
Nr. 51. Gelehrtengeschichte.
Nr. 52. Italienische, spanische, portugie-
sische Literatur.
Be, i"i', 5<l * Oilo Gerhardt.
R. PIRNGRUBER
F. S.-L. I lof-Ruch- und Kunst-Handlung
Ankauf - Antiquariat Tausch -
LINZ a.D.
Oberösterreich.
a
Anfang Mai wird erscheinen:
Katalog II:
Alte Literatur, Seltenheiten, Kulturgeschichte,
Curiosa, Verschiedenes.
Ferner bin ich beauftragt zu verkaufen:
Exlibris - Sammlung
(hübsche Kollektion von etwa looo Stück, darunter
zahlreichen alten Blattern!)
Altes Öl-Gemälde:
gezeichnet Thorose (?), 1809, darstellend:
Ariadne auf Naxos.
Prächtiges Bild für Kunstliebhaber!!!
4
4
♦
♦
*
4
4
4
4
4
4
4-
4r
4
«
4t
*
4-
«
4:
4*
4*
t
4-
4-
4
i
4-
UatiStockutn sjftttiquariat
0.B. % Kerling)
=^= im Raag (Holland)
Neueste Kataloge:
No. 21. Bücher und Karten Uber Nlederlän- ;
disch Ost- und West-Indien: Ge- •
schichte, Ethnographie, Regierung, *
Handel, Zoologie, Botanik, Kul- J
turen, Linguistik usw. (3860 Nrn.)
No. 22. Bücher und Karten über Asien, Afrika,
Amerika, Australien und die Polar-
länder: Reisen, Geschichte, Ethno-
graphie, Linguistik usw. (1650 Nrn.)
No. 23. Seltene Bücher aller Art, Werke
Uber Schachspiel, Kartenspiele,
Curiosa usw. (286 Nrn.)
Großes Lager wissenschaftlicher Bücher,
alter und neuer Kupferstiche, Porträts, Auto-
graphen usw. Besorgt schnell und billig
Holländ. Antiquaria.
Zusendung von Katalogen auch der Bücher-
und Kupferstich- Versteigerungen auf Wunsch
gratis.
nis*m*'.v »•• v »/.«• t ' y t« • • an-* .k» »/a i/a i^nk»»;»,'«,
Seltenheiten
Wertvolle Werke
Raritäten für Bibliophilen * Alte
Holzschnitt- and Kupferwerke «
Merkwürdiges alter Zeit « Biblio-
graphie und Publikationen für
Bücherliebhaber « Seltene Drucke
und Ausgaben « Luxus-Werke «
Wertvolle illustrierte Bücher des
XVIII. u. XIX. Jahrhunderts (fran-
zösische und englische Künstler)
* Reichhaltige Kataloge hierüber
J. Scheible's Antiquariat
w&v&vzb Stuttgart. «^<?^«^
t~* — — 1 0 «gründet 1831. —
- 19 —
Digitized by Google
Beiblatt
— Anlt<|Uafiatc —
Die neuesten Kataloge
meines Antiquariats
Nr. 26: Orientalia. Altklassische Philologie,
Nr. 27: Neuere Philologie,
Nr. 29: Meduin und Naturwissenschaften,
Nr. 30: Orientalia. Theologie. Philosophie,
Nr. 31 : Deutsche und fremde schöne Literatur,
Klassiker, Ober Setzungen,
Nr. }33 Staat«wissensch.,Volkswirt*chaft, Jurisprudenz,
Nr. 34: Geschichte und Geographie. Militari« (er-
scheint demnächst),
stehen aufWunsch unentgeltlich u. postfrei ru Diensten.
C. Troemer's Univ.-Buchh.,
(Ernst Hanns), FREIBURG i. Br., Bertolds», tt.
Act. -Ges. Klemm ing's Antiquariat
Stockholm, Schweden. Gegr. 1845.
Großes Lager
schwedischer u. ausländischer Literatur
Periodische Kataloge. — Direkte Verladungen.
Correspondence
in Deutsch — Francais — English.
Bitte zu verlangen: J
! Katalog 50: \
Kuriosa, Alte Drucke usw. j
t Katalog 53: j
f Deutsche Literatur, Alte Drucke, r
) Mundartliche Dichtung, Märchen, j
{ Sagen, Sprichwörter usw. f
\ Zusendung kostenfrei. J
jJSSi 6 A. Mejstrik, Antiquariat |
Sigmund Deutsch & Cie., Buchhandlung,
cSüfT" BUDAPEST V, D Ä
In kurier Zeit erscheint:
Antiquariafs-Kafalog No. 18:
„Bibliothek des Grafen Arthur Berchthold"
Aus dem Inhalt beben wir hervor: Aldintn, Archäologie,
Curiosa, Eltevir-Drucke, Französische Literatur, Grie-
chische und latein. Schriftsteller, Heraldik, Inkunabeln,
Kriegsgeschichte, Kunst- und Kunstgeschichte, Kupfer-
werke, Memoiren, Napoleon, Rcvolulions-esch., Rußland,
j Ungarn, Wien usw.
InUrtitrntt* trhaUtn drit Katahf auj Verta«[t<t crotii u.Jrankn.
L WERNER 1
Maximiliansplatt 13 MÖNCHEN Maximiliansplatz 13
Buchhandlung und Antiquariat
Architektur, Kunst und Kunstgewerbe.
I rt.it Kataloge:
No. 16. Architektur. Ingenieurwissenschaft. ca.loooNrn. 1
„ 15. Kunstliteratur, ca. 1000 Nrn.
„ 14. Illustr. und Prachtwerke, ca. 430 Nrn.
Demnächst erscheint:
No. 17. Dekoration. Ornamentik. Kunstgewerbe,
ca. 600 Nrn.
1 — _ J
Wertvolle Kataloge gratis!
Ea gelangten kürzlich zur Ausgabe:
AnL Katalog 223. iooo Werke iur Schiller-Literatur.
„ „ 224. tooo Werke rur Goethe-Literatur.
„ „ 226. Verbrecher, Verbrechen u. Strafen:
| Rauber-, Betruger-, Diebs- und
| Mordgeschichten usw . 1499 Werke.
„ „ 226. Auswahl bedeutender Werke aus
dem Gebiete der Kunst-, Literatur-
und Kulturgeschichte usw. 1305
Werke. i
A. Bielefelds Hofbuchhandlung
Llebennann & Cie., Karlsruhe.
Auf Verlangen steht noch gratis und franko ,
zur Verfügung:
KATAI OO II. ■
Porträts » Stäilteansichten
Kunstblätter • Varia
= Anhang: Schweizer Ansichten. =
Franz StÖpel, Kuostiatiquariat
Floßplatz33 # Leipzig » Floßplatz 33.
| Mrty ZIEGERT, Antiquariat, i
| Hochstr. 3 Frankfurt a. Main Hochstr. 3 |
y Soeben erschien; *
\ Katalog 7: »
♦ : Farbige und schwarze Städte - Ansichten, >
* Pläne und sonstige topographische Blätter \
\ In Kupferstich, Holzschnitt, Lithographie *
« und Handzeichnung von 1500 — 1900.
3 A "~ L 1
£ 1581 Nrn. umfassend. Z
— ao —
Digitized by Google
Beiblmlt.
— Antiquariate —
Bibliothek für Bibliophilen
4 Bände genau nach den alten Ausgaben neu heraus-
gegeben und mit Einleitungen von Zoo t mann.
Abraham a. St. Clara, Etwas f-.tr Alle. 19.—) M. 4 80
Ulr. v. Hutten, Geaprächbüchtein. (8.501 M. 4.50
Reutter, Schelmnffiky. (7.—) M. 2.80
IS Sacht und die Reformation. (8.50) M. 4.50
Sämtliche neu und sehr elegant gebunden.
R. Levi, Buchhandl. und Antiquariat.
STUTTGART, Calwentr. 25.
Verlangen Sie meinen neuesten Katalog über
Das Pferd
erteilt
derselbe enthält 750 Werke mit einem Katalog- g
Werte von 4600 Mark; fast die ganze diesbezüg- &
liehe Literatur der wertvollsten Bücher von den ^
frühesten Zeiten bis cur Gegenwart zu so niedrigen J
Preisen, daß mir sicher lohnende Aufträge daraus a
Jen dürften. |
Karl E. Hermann's Antiquariat, |
München, Herzog-Wilhelmstr. 24.
r —
Das Antiquariat der
Gse.lius' schen
Buchhandlung Berlin W. 8,
Mohrenstr. 52 (gegr. 1737)
umfaßt alle Wissenschaften und ergänzt
sich durch tägliche Neu - Erwerbungen.
Aufgabe von Desideratas erbeten.
Jede Anfrage findet sofortige Erledigung.
=== Preise notorisch billig. ■
HP HP <&<3> WWW
A. RAUNECKER,
Antiquariats-Handlung
— KLAOENFURT. = —
AllmonaÜich erscheinender Katalog wird um-
sonst und spesenfrei versendet.
-- - -
MAGIE
Occultismus — Körperkultur
sind meine Spezialitäten und bin ich selbst
Sammler seit 20 Jahren. An- u. Verkauf.
Kataloge gratis. Auskünfte Rückporto.
Theodor Slebert,
Kuchhändler und Antiquar, rj
Taale).
—^n II
Demnächst erscheint:
Lagerkatalog 200
Altere katholische Theologie in
lateinischer u. deutscher Sprache
==: ca. 2500 Nummern -
Wir lersmden nur auj l trian^n unirrr. htutu.fet/^/rti
Antiquariat der Buchhandlung Ludwig Auer
Bayern.
1
J. ECKARD MUELLER,
Buchhandlung und Antiquariat,
Barfüßers«-. II. HALLE a. S. Schließfach 26.
empfielilt sein großes Lager von Werken
aller Wissenschaften.
Ende April erscheint:
Antlquariats-Katatog No. 117:
Kulturgeschichte, Curtosa, Varia, Seltenhelten.
(Zum größten Teil aus einer alten Schloßbibliothelc.)
Versendung gratis und franko.
P. EHRLICH
SORTIMENT und ANTIQUARIAT
so LEIPZIG
empfiehlt sich zur
Besorgung antiquarischer u. neuer Wissen-
Große Auswahl in Lipsiensien und älteren
Kartenwerken.
- — Ankauf guter Werke.
— 21 —
Digitized by Google
Antiquanale — Verlagsbuchhandlungen
Antiquariat,
i
speziell pädagogischer Bücher.
Nachdem da* Antiquariat L. Wigand, Hilchen-
bach, in meinen Besitz übergegangen ist und
größere antiquarische Bestände von mir angekauft
sind, verfüge ich heute über ein reichhaltiges Lager
antiquarischer Werke ans allen Wissensgebteten.
— Kataloge gratis und franko.
H. Jfirges, Bergneustadt,
Buchhandlung u. Antiquariat.
n
R. W. P. de Vries
Amsterdam.
Antiquariat
für schöne und seltene Bücher, Inkunabeln,
Holzschnittwerke, Atlanten, Reisewerke,
Kunstgeschichte usw.
Großes Lager
von Stichen, Schabkunstblättern, Porträts,
Alte Handzeichnungen usw.
Alte Gemälde und Porträts
Holländischer und Vlämischer Meister.
Japanische Farbenholzschnitte.
Versteigerungen
Büchern, Stichen, Gemälden, Kunst-
gegenständen, Münzen usw.
Cattlogue Genertl (I. Teil ersch.) pro Exerapl. M.
r
Spanien !
Portugal!
Über die reichen Schätze der Pyrenäen-Halbinsel
an interessanten und eigenartigen literarischen
und Kunst- Erscheinungen älterer und neuerer
Zeit, — die es wohl verdienten, in Sammlerkreiscn
noch »eil mehr bekannt zu werden, — verlange
man Kataloge und Angebote von
Madrid. Arturo Beyer
I^San Bernardo 37. Libreria Intern acional.
J
Erschienen. Antiquariats- Katalog VI:
Städteansichten, Karten, Pläne. 2700 Nm.
Ferner noch gülüg Katalog V:
Kupierstiche, Holzschnitte. Lithographien llterer und
neuerer Meister deutscher Schule. 228J Nrn.
G. Walther Gasch, Kunstantiquariat
Dresden-A. VII., Schwelzerstr. 6.
Die Bücherliebhaberei
in ihrer Entwicklung
bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts
von Otto Mühlbrecht.
Ein stattlicher feiner Halbfranzband PreUi 12
Verlag von Velkagen 6* ATasing in Bielefeld und Leipzig.
MENZEL,
BEETHOFEN
Nach einer bisher unveröffent-
lichten Bleistiftzeichnung
Vorsugsdruck in Passep.
auf Japan Papier
Mk. fty.
Berliner Verlag, Berlin IV. JJ
— 12 —
Digitized by Google
Beiblatt.
— Antiquariat« —
Adolf Weigel
Buchhandlung und Antiquariat
Leipzig, Wtntergartenstr. 4.
Umfangreiches Antiquariauiager
Literatur * Theater # Musik * Kultur-
geschichte * Geschichte * Genealogie *
Reisewerke * Kunst * Kunstgeschichte #
Kunstblätter * Illustr. Bücher des XV. bis
XIX. Jahrhunderts # Literar. Seltenheiten *
Kuriosa * Alte Drucke * Bibliotheks- und
Sammelwerke
Hervorragendes, ausgewähltes Lager
Deutscher Literatur
(seltene und erste Ausgaben) der klassischen und romantischen Periode.
GILHOFER & RANSCHBURG
ANTIQUARIAT FÜR ALTE UND MODERNE BIBLIOPHILEN LITERATUR
2 Bognergasse WIEN I, Bognergasse 2.
Einige vergriffene Publikationen, die wir vorläufig zu den mäßigen beigesetzten Preisen liefern:
A catalogue of the collection of plctures and
sculpture at Apsley Hon*e, London, by E. Welling-
ton. Illustr. by 5 1 photo-engravings. 2 vols.
Bound in vellum. Copy No. 167 M. 150. —
Beardsley, Atibrey. Le morte d'Arthur par Thomai
Malory. Illustriert In Rot und Schwan von Aabrey
Beardsley. In 3 Originalbdn. Luxusausgabe No. 56.
Diese Luxusausgabe erschien in 300 Exemplaren,
ist vergriffen und außerordentlich gesucht. M. 225. —
Beardsley, Aubrey. Lyslstrata. M. 50.—
Brentano, Clemens. Gockel, Kinkel, Gackelala.
Neudruck der ersten, äußerst seltenen Originalaus-
gabe 1838 mit den von Caspar Braun nach den
Entwürfen Brentanos auf Stein gezeichneten Bildern.
300 numerierte Excmpl. Ganzsaffian band. M. 40. —
Fuchs. Erotische Karikatur, Luxusausgabe No. 81.
Halbfrz. {200 Exemplare.) M. 150. —
Man et. Trente aux-tortes originales. In 100 Exem-
plaren hergestellt. Die Platten worden zerstört.
In Mappe. M. 375. —
Menzel* A- v. Illustrationen zu Kugler, Geschichte
Friedrich des Oroßen. 390 Bilder. Text v.
Kiesling. 2 Bde. geb. M. 5a —
Meurslus, Gespräche. M. 35.—
Meyer-Oraefe. Der Fall Böcklln. Luxusausgabe.
3 numerierte Kxempl., wovon nur 2 in den Handel
kamen. In Lcder gebunden. M. 35. —
Mirbeau, Octave. Le jardln des suppllces. Avec
20 compositions d'Auguste Rodin. Ex. No. 9
des quinze ex. sur Japon Imperial. Double suite
des ptanches de trait. Epuisl. (Prix de publication
600 Frcs.) M. 375. —
Die Nlbelunge, färb. Vollbilder und Buchschmuck
v. Jos. Sattler. Text der Hohcnems - Münchener
Handschrift A des Nibelungenliedes nach der Ausg.
v. Karl Lachmann. Auf bollind. Büttenpapier in
Leder [500]. M. 375.—
Romney. A blograpblcal and crltlcal essay, wlth
a complete catalogue ralsonne" of bis works
by H. Ward a. W. Roberts. With 70 photogr.
2 vols. M. 180. —
Rops, Fellclen. Das erotische Werk des Felle.
Rops. 42 Radierungen des Meisters in schwarzem
und farbigem Lichtdruck. In Mappe. M. 80. —
Whistler, J. M. Son Oeuvre. 40 reprod. des chefs-
d'oeuvre. Ed. par L. Benedite. 2 fascicules. Luxus-
ausgabe in 25 Exemplaren, vergriffen! M. 125. —
Anfang April erscheint ein Verteichnis moderner Bibliophilen- Literatur.
Man bittet tu verlangen.
- «3
Beiblatt.
Romans et Ouvrages documentes sur le Fouet, la Flagellation, Äc, tires ä petitnombre
Maurice Strauss, LE SEIQNEUR DES MOUCHES Prix: 3 fr. SO
LA FLAQELLATION DES FEMMES JUIVES EN RÜSSIE
Ce livre est un document historique. II embrasse une pcriode de quinze mois de l'histoire
de Russie, depuis le massacre de K ichinert', que le premier chapitre retrace avec une sai-
sissante realite jusqu'a la bombe qui extermina le cruel von Plehve, le ministre reaction-
naire dont la inort donna le signal de la revolution actuelle.
La cruautc des Cosaques, le sadisme des grands seigneurs, tout est d£crit avec minutie.
L'auteur, dans une evocation coloree, nous fait assister ä d'incroyables scenes d'horreur,
trop vraies helas' Supplices, fustigations, viols, massacres, apparaissent avec nettete. Precis
jusqu'ä la rudesse, l'auteur ne sacrifie en rien la force a l'clegance.
Hector France, LE BEAU NEORE
Nul mieux que M. Hector France ne pouvait peindre, avec cette intensiv de couleur, les
paysages tropicaux oü sc joue ce drame veridique. Nul ne pouvait analyser, avec cette
finesse et cette süretc, les passions ardentes dont sont agites les personnages de ce livre
plein de vie 3 fr. 50
Paul de Koberlski, LE FOUET EN POLOONE
Ivre de carnage et de luxure, l'odeur du sang appelant Pacre desir, ne sentant plus les liens
qui la rendent, aux heures pacifiques, ä peu pres inoffensive, la bete humaine se nie sur
toutes les proies offertes.
Les Insurrections de Pologne (1830) et d'Autriche-Hongrie (1848) presentent d'innombr-
ables cas oü cette ferocitc s'etale dans toute sa hideur.
I«es documents nombreux, mais presque tous en langues ctrangeres, relatifs ä cette pcriode
eminemment troublde, n'avaient ete, jusqu'a ce jour, tnis en valeur par aueun ecrivain scrieux.
Un fort vol. de 500 pages 5 fr.
L'Ethnologie de Sens genital. Etüde physiologique de l'Amour normal et de» Abu», Perversion», Folies et
Crime» dans l'Espece humaine, par le pr Jacobu* \* : Un volume in-8" 1 5 »
La Flagellation des Kemmes en Allemagne. Recit authenti que d'une Prisonnierc, annote par le Traducteur,
traduit de l'allemand de W. Reinhard par Jean Dt 'V/.W, Un volume in-S" carrc, imprime Mir papier de
Hollande. Vingt Illustration* hon texte par Martin / an .Sfarlt 40 »
C'iriositcs et Anecdotes sur la Flagellation et les Punitioas corporelies. U Cour Martiale de Min
Fanny Hayward. — Le Knout. — La Flagellation en Russie. — Apres le Bai. — La Detention Feminine en
Siberie. — La Flagellation renale. — Un remecle pour Kleptomanie dans la Socicte Anglaise. — Les Etrang-
leur». — Les I-arrons et le Biton. — La Flagellation dans l'Alt — Le Marquis de Sade et Rose Keller. —
Sarah-Bernhard et son Fouet — La flagellation dans les Cours Royales. — Psychologie du Fouet. — Les
Punitions dans l'Armee Anglaise. — La Flagellation en Orient, &c, &c. Bei ouvrage in-80 ecu de plus de
400 pages, soigneusetnent imprime sur verge d'Arches 40 *
Les Dessous de la Pudibondcrie anglaise. Un fort vol. in-i8 jesus 3 50
En Vlrgioie. Flagellation des Fcmaaea en Amirique. Episode de la Guerre de Secession, precede d'une
etude sur les Punitions corporelles en Amerique avant la guerre de Slcession suivi d'une BMu^tafku dllaillis
dst euiTu^ts farus tur la fla;ellatt.<n. Un vol. in-8" illlustre de gravures sur bois d'apres Read Ltkng et imprime
a petit nombre sur papier verge, frontispice a l'eau forte 40 »
Une Sodeit de FlagellantCS. Reminiscences et Reflation* d'une Soubrette de Crande Maison, par Mar.
guerite An wn, traduit de l'anglnis par Jean dt l'ilhot. Un vol. in-S°, papier verge, avec illustrations 20 »
Le Marquis de Sade devant la Science raedicale et la UttantUl moderne, par le Dr Jacobus X»«*. Un fort
volume in-8° 40 »
Etude SOr la Flagellation , travers le monde, au point de vue historique, medical. religicux, conjugal et
domcstiqne. 2« edition, revnc et augmcntle, 21 illustrations hors texte par Rene J.r!-ng. Un fort voL in-8" 50 »
Lea Chitiments de Jadia. HiatotN de la Torture et des Punitions corporelies en Angleterre, par William
Andreivs, traduit de l'anglais par Paul Garns, prcXice de Laurent TailhaJe. Un vol in-8°, 73 illustrations 20 »
Lea Vlea des Dames galantes du Seignenr de Brant6me. Ouvrage de grand luxe, tirage en deux couleurs
sur papier verge d'Arches, om< de cinquante aquarelles hors texte, par Adolphe Lambrttht. Deux vol. in-8» 60 »
N. B. — Toute commande non sulvle de son montant ne sera pas prise en conslderatlon.
CHARLES CARRINGTON, libraire dditeur, 13, Faubourg Montmartre, PARIS.
- -4 —
Digitized by
Beiblatt
Die beste Musiker- Monographiensammlung
ist unstreitig die auf den
Weltausstellungen Paris und St. Louis prämiierte Dlustrierte Monographiensammlung
BERÜHMTE MUSIKER
herausgegeben von Prof. Dr. H. Rclmann
Mit vielen Illustrationen, Faksimiles, Notenbeispielen, Kunstbeilagen usw.
Bisher erschienen:
Joh. Strauß, v. Prochfaka 4. Tausend.
Tscbaikowsky, r. Prof. Iw. Knorr 3. Taus.
Marschner, v. Dr. G. Münzer 3. Tausend.
Beethoven, v. Dr. v. trimme! 8. Tausend.
Schobert, v. Prof. Rieh. Hellberger 5. Taus.
Schumann, v. Dr. H. Albert 4. Tausend.
Chopin, v. H. Leichtentritt 4. Tausend.
Mendelssohn -Bartholdy, v. Dr. E. Wolff
(Novität).
Jeder Band in hochelegantem Geschenkband 4 Mark.
In Liebhaber- Einband von Professor O. Eckmann 6 Mark. =
Brahms, v. Prof. Dr. Reimann 11. Tausend.
Handel v. Prof. Dr. Fritz Volbach 3. Taus.
Haydn, v. Dr. Leop. Schmidt 6. Tausend.
Löwe, v. Prof. Dr. H. Bulthaupt
Weber, V, Dr. H. Gehrmann
Saint-Saens, v. Dr. Otto Neitzel
' ••i.ing, v. G. R. Kruse
Jensen, v. a. Niggii
Verdi, v. Dr. C.
Verlagsgesellschaft „HARMONIE" Berlin W. 35.
Für Künstler und Kunstfreunde.
M, Gritzner,
Grundzüge der Wappenkunst
verbunden mit einem
Handbuch der heraldischen Terminologie
und einer
heraldischen Polyglotte.
36 Tafeln und 35
in fr. 4».
» 6
co M Mark.
Gustav A. Seyler,
Geschichte der Heraldik.
Text mit sia eingedruckten
14 Tafeln in (fr. 4«.
* 6
TO
Beide Werke lind von der Kritik einstimmig all du
ervorrag endete und Beste, was auf dem Gebiet« dieter
Wiuenschaft existiert, beiaichnet worden und für jeden
Fachmann, als auch für Laien, die sich Aber diesen Zweig
der GeschichUwiuenschart des Naheren unterrichten wollen,
unentbehrlich. Sie bilden die Einleitungabande A und Ii
von Siebmachen Wappenbuch , neue Auagabe, über das
genaue Berichte gerne gratis und franko per Po 1 1 tu
Dienst«* liehen.
Auf Wonach können beide Werk« auch nach und nach
in Lieferungen belogen werden.
Die Verlagsbuchhandlung
Bauer & Raspe
In Nürnberg.
g
Subskribieren Sie umgehend
bei Ihrem Buchhändler!
Subskriptionsschluß: 20. April 1906.
Mitte Juni erscheint:
Das Exlibris -Werk
Max Bucherer's - Basel
(15 Blatter, davon 13 Holzschnitte!)
mit Einführung von Ludwig Finckh.
(Verfasser des „Rosendoktor")
Bucherer ist alt Meister des Farbenholzschnittes
in weiteren Kreisen wohlbekannt. Seine Blatter sind
nie im Tausch gewesen!
Preis «leg. geb. M. 15. —
Auflage nnr in Subskriptionshöhe! Verlangen
Sie Prospekt! Bei Bestellung vom Verlag sendet
dieser portofrei gegen Nachnahme.
Carl Fr. Schulz. Verlag
Frankfurt a. M.
Z. f. B. I9o6/too7. Beiblatt i.
- »5 -
Digitized by Google
H. W. Schmidt s Verlagsbuchh. f
— Gustav Tauscher, Jena. sss=
Soeben erschien:
Handbuch
für
Büchersammler
und
Bücherliebhaber
von
J. Herbert Slater.
2 Mit 27 ganzseitigen Illustrationen und
% 3 1 Illustrationen im Text.
i
= Preis brosch. 6 M., s
eleg. In Lcinw. geb. 7 M.
IM
Art Institut Prell FQssli, Vertag, Zflrich.
46 Jahre
im Österreich. -ungarischen Heere.
Von Anton Freiherrn von Mollinary
k. u. k. Feldteugmeister.
n833~1879. |
1 «tarne Binde (l. Band XH. 257 Seiten. IL Band IX,
,i'>f.tfr-' in gr. 8°Format mit 0 Abbildungen und 16 Karten.
Pltto: broteb. . . . 20 Fr. — II M«. = Rr. II.»
21 Fr.
M Mk. = 14 Kr.
rief. fr», ta LwS.
Luxus-Ausgabe für BOcherliebhaber:
50 numerierte Exemplare auf extra starkem
Schreibpapier.
broich. I 30 Fr. - 24 M. =■ Kr. 28.80.
Ausführliche Prospekte gratis.
Weit entfrmt, «UMchlienlich militärische Ding« au
behandeln, beleuchten dieie Memoiren die ntotre Geteilteste
öitrrrrlchi, »eine Beziehungen nach ausaea und »eine innere
Verhalt»«« in geradem meiiterhalter Weite und in einer
Dantellung. wie »e nicht fe»«elnder «ein könnte Mitten in
den weltgn«chichtuch«n Ereigniaeen und in enger Beziehung
m den darin handelnden PmonlichkctMa «lebend, und ru-
gleich «in Mann von hoher, geittiger Begabung und edeliter
lieünnung. führt um der berühmte Autor eine Well von Ge-
Gesellschaft für christliche Kunst
O. m. b. H.
Karlstr. 6.
In unserem Verlage ist erschienen und durch
alle Buchhandlungen zu beziehen:
Loy HERING
Ein Beitrag zur
des XVI. Jahrhunderts von Dr. Felix Mader.
VIII und 122 Seiten zu 4 0 mit 70 Abbildungen
auf Kunstdruckpapier. Preis broich. M. 6,50
In diesem hochinteressanten Werke hat der bis-
her noch wenlf bekannte deutsche Meister zum
erstenmal eine eingehende Würdigung erfahren! Das
Buch füllt tatsächlich eine Lücke in der deutschen
Kunstwissenschaft aus und kann von keinem For-
scher übergangen werden.
Kalender schwäbisch -bayerischer Kunst
Ein Kabinettstück an Inhalt und Ausstattung. Farben-
prächtiger Umschlag. Jährlich erscheinend. Mk. 1. —
Die Christliche Kunst Monatsschrift für alte
Gebiete der christlichen Kunst und der Kunstwissen-
schaft, sowie für das gesamte Kunstleben. — Jährlich
ca. 400 S. Text mit ca 300 Abbildungen und 12
Kunstbeitagea in Farbdruck, Gravüre etc. — Her-
vorragende Erscheinung auf dem Kunstgebiet.
Verlag der
J. O. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger
Stuttgart
Goethes Faust. Mit Stahlstichen und Holz-
schnitten nach Zeichnungen von E. Seibertz.
Folio-Ausgabe in 2 Bänden
In t Halblederband gebunden . 40 Mark
Goethes Reineke Fuchs. Mit Stahlstichen
und Holzschnitten nach Zeichnungen von
Wilhelm von Kaulbach
In Lederband 50 Mark-
Ii. v. Kleist. Der zerbrochene Krug. Mit
den Illustrationen von Adolph Menzel.
Vorwort von Max Jordan
In Lctncnband 6 Mark
Das Nibelungenlied. Übersetzt von Karl
Simrock. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen
von Julius Schnorr v. Carolsfeld
In Leinenband 30 Mark
Zn beziehen durch die
- 26 —
Digitized by Google
Militär - Kostüme! 510 numerierte Exemplare!
Geschichte der Kgl. Deutschen Legion
Von N. Ludlow-Beamlsh
2 Bde., 1285s. m.lSTafeln kolorierter Mllltartracbten
2. Aufl. 1906. Eleg. br. 30 Mk. In 2 Hfzbdn. 35 Mk.
Dieser umtat. Neudruck des 1837 erschienenen Ori-
ginals ist ein tadellos schöner geworden und über-
trifft naturgemäß die alte Ausgabe.
Die Soldaten der Kgl. Deutschen Legion.
18 kolor. Tai. in Mappe. Apart 10 Mk.
Ausführt. Verzeichn. über meinen Kultur- und sltten-
geschlchtl. Verlag rersende gratis franko.
H. Barsdorf, Berlin W. 30.
Habsburgerstr. 10.
Dokumente zur Sittengeschichte
der Menschheit.
Unter dittem Titel wird demnächst eine Hamm
lung literarischer Merkwürdigkeiten, redigiert
von einem bekannten Kulturhistoriker , zu er
scheinen beginnen — da der Inhalt sich ßir eine
allgemeine Verbreitung nicht eignet, als Privat -
druck des Herausgebers. Interessenten werden
gebeten, ihre Adresse möglichst umgehend
Herrn W. SCHINDLER, BERLIN W. 50.
r6 —
Karl Krause
Leipzig * Berlin * Paris * London
Uicrsäulige
Glatt- u. Packpresse .Krause 4
Mit Schlagrad.
Historisch wertvoller Beitrag zur
Goethe- und Freiligrath- Literatur!
Der „Goethe-Gesellschaft" gewidmet.
C. A. Kellermann,
Braut- und Ehejahre einer Weimaranerin
aus der klassischen Zeit Ilmathens.
(Ida Freiligrath geb. Melo»)
Mit einer Reihe bisher unveröHentl. Briete Frelllfraths
brosch. M. 1.20 ; eleg. geb. M. 1.—
Zu beziehen durch alle Buchhandl. od. direkt v. Verlag :
A. Huscbke Nachf. (R. Buchmann). Weimar.
-* — *~
Schütze Deine Bücher durch
Exlibris!
Solche werden als Spenalität hergestellt von der
■ :
Hofbuchhandlung
Rud. Stolle, Harzburg
für Oeblldete!
PeHS
^ross^Bucfrbinderei
öegrümlet' 12 68
jjnfertiquncj modemerßuef/einbände i
Einbanddecken, Mappen,
grfts«* Auflajtn in kursier ^rif^
yfc. Säcl?s.|andes-öesan9buc^er
Neueste maschinelle Einrichtung
speziell auch. fur^Massenouflagen
—m ' »w Zeitschriften, Kataloqen etc.
VfßL mm ■ — Jtf' I
«iblEIPZIfc^!
- 27 —
Digitized by Google
Beiblatt.
H. Sperling, Großbuchbinderei, Leipzig
Täubchenweg 3
Gegründet 1846
Filiale: BERLIN SW., Friedrichstr. 16
Die vereinigten Etablissements
H. Sperling- J. R. Herzog
arbeiten für den
Verlagsbuchbandel =^=
Einbinde and Einbanddecken,
für den Kunsthandel ==
Mappen und Decken
und für Handel und Industrie
Preii-KnrMte, Katalog.
Betriebs-Gebaude
Prinzip der Finnen
$ H. Sperling - J. R. Herzog:
solide, mit Akkuratesse hergestellte Ar-
beit, xivile Preisansätie, Zuverlässigkeit,
Behandlang der Interessen der Geschäfts-
freunde wie die eigenen, Pflege einer un-
getrübten dauerndenGeschafttverbindang.
Z. Hngerer & Sösdil
CS k. u. k. phofo-diemigraphisdie Boi-Kunslcnslall SS
Wien, XVI/i
Bach- nd Prlstdrudi-CudMf In Zink, Kusta. ITWulag and SMM. [Uu*t
poffMIrlM Hii(onjvl*-t)rt1anrta Ktmitarttdi assaclihrif Drs* and PI«.
lorbtnirudit PkofcIlltioarapaJtdu FcMradit. €i:tuguru 'o* Z*i*tB-
n maltrtalltn. Paltnt Korn- and Wiobpaslmn. Krvldi und CatdM. »4
771 er illustrierte Werke,
w Zeitschriften, Kataloge
oder Prospekte herausgibt,
♦ ♦
verlegt oder druckt, sollte nicht
versäumen, bei der Auswahl
des Papieres unsere Muster tu
Rate zu ziehen bezw. unsere
Vorschläge einholen.
Wir fertigen für die verschiedensten Zwecke
besonders präparierte Papiere,
welche neben elegantem Aussehen vor-
züglichste Druckwirkung gewährleisten.
Dresdner Chrono- und KnistdMCk*
Papierfabrik
Hrau$e«Bautiidtiti t ^$dem
— 28 —
Google
RribUtt.
"V*! -1""' -t"^— ^ fe " lstc Werlte * Kataloge, Prospekte, Zeitungen usw.
P^T^^^EjP^«^ ===== mit patentamtl geschützten \'orziigen =====
~^^^ l ii^'jGMltf^^%I^P fabr.zi'.ren wir seit Jahren als
^S^fe^^T^f*"' ausschließliche Spezialität!
iw^ 1 ^^ ZJfl^^Sbi^ Daher grülitc Gewähr für vorteilhafteste und voll-
J^B^^P^BCsj^^iu^L^ kommenste Konstruktion und gediegenste Ausführung.
" T ßjs~T' K^^3f^B^ Weitestgehende Garantien. Feinste Referenzen.
^^Z^tffjgß^ A. OUTBERLET & Col, LEIPZIG 43.
1 Julius ßaoer JT Uli """e^
J BucHNndmi y Mr9«T*rt.ttiindHdr«*s«i»
1 reim I Cicbbabcrbände
1 •tPH»liMBlbltoth<htii
OTTiTtin and
r ^fc— Ko»««n«n»rM«g< «Mrdra
| fl ■■■■■■ ■ | OMrBntUl Im l.brt Au
%
%
1. Internat. Buchbindekunst-Aisstellung
« F M ANI b Fl 2I ** M "
E. LUDWIG
Kunstbachbinder
Frankfurt a. M., Hochstr. 43.
Reichhaltige Ausstellung von 30 anserwlhl-
ten Stocken aller Stilarten and Techniken
für Liebhaber rur Benichtigung
besonder« xu empfehlen.
Tür aparte wirkunwolle Jm$$t4tiung
In unserer Sammlung
Kulturgeschichtlicher
Monographien
herausgegeben von
Hanns von Zobeltitz
ist soeben erschienen und durch
alle Buchhandlungen zu beziehen
von Werken — Cirkularen
und anderen Drucksachen
empfehle ich meine <*o*B*ee
imitiert. Büttenpapiere, Biittei»p<spler-€rsatx
cente hoiland. Büttenpapiere „in Beider
Lager in vielen Formaten und Färbungen.
Ich bitte Muster unter genauer An-
reibe über den Bedarf tu verlangen.
BERTH. SIEGISMUND
Band 17:
DAS KOSTÜM
in Vergangenheit und Gegenwart
Von GEORG BUSS.
Mit 134 Abbildungen.
Bibliothekausgabc: Preis gebunden 4 Mark. Geschenkausgabe: Preis gebunden 5 Mark.
Velhagen & Klasing in Bielefeld und Leipzig.
- 39 -
Digitized by Google
K ARL W. HIERS E M ANN, Buch händler u. Antiquar, LEIPZIG, K önig»*. 3.
Neuerscheinungen des Verlags:
Dm Brevlarlum Grlmanl in der Bibliothek San
Marco in Venedig. Voll it. Faksimile-Reproduktion,
herausgegeben durch Scato de Vries. Vorwort von
Dr. S. Morpurgo. 300 farbige und 1 268 getönte Tafeln
in Photo-Heliogravüre. In 12 Banden zu je 300 Mk.
Soeben erschien Band V.
Ausführlicher Prospekt towie die Schrift „Das
Breriarium Grimani im lichte der Kritik" stehen
Interessenten gratis zur Verfügung.
WIckhoH, Dr. Franz, Beschreibendes Verzeich-
nis der Illuminierten Handschriften In Österreich.
1. Bd. Tirol, beschrieben von Dr. Hermann Julius
Herrmann. Gr. Fol. 307 S. na. 124 Abbild, im Text u.
33 Tafeln in Lichtdruck u. Heliogravüre. In Original-
lwbd. Preis Mk. 12a—. II. Bd. Salzburg, beschrieben
von Dr. Hans Tietie. Gr. Fol. 113 S.m. 40 Abbild.
Im Text und 9 Lichtdrucktafeln. In Originaleinband
Preis Mk. 40.—.
Budan, Comte Emil de Bibliographie de» Ex-
libris. See, edition revue et augmentee. Avec 34 re-
pTSdTctions d'ex-libris. 8», 68 S. m. ca. 300 bibl.
Titeln. In Uebh.-Ausstatt. anf echt Bütten, Text in
Blau, Zierleisten in Orange gedruckt. Einband mit
Pergamentrücken, Golddruck u. -schnitt Nur 200
sunt. ExempL im Handel. Preis Mk. 15.—.
Kunstgeschichtliche Monographien.
Bd. III. Heldrich , Ernst, Oeschlchte de» Mrer-
sehen Marlenbilde» . Gr. 8°, XVI und 209 S. mit
26 Abbild. Eleg. kart. Preis Mk. II.—.
Von dieser neuen Serie »ind früher erschienen:
ltd. I Haupt, Albrecht. Peter Flettner, Der erste
Meister des Otto-Heinrichsbaus zu Heidelberg. Mit
15 Tafeln u. 33 Illustrationen im Text. Eleg. kart.
Preis Mk. 8.—.
Bd. II. Burckhardt, Rudolf, Clma da Conegllano.
Ein venezianischer Maler d"cs Übergangs vom
Quattrocento zum Cinquecento. Mit 13t Abbild.
Kleg. kart. Mk. 12.—.
Anderson, W. J. u. R. Phene - Splers. Die Archl-
tektur von Griechenland und Rom. Autorisierte
Übersetzung aus dem Englischen von Konrad Burger.
Gr. 8«, 375 S. mit 185 Abbild, im Text und auf be-
sonderen Tafeln. In eleg. Leinenband Preis Mk. 18. — .
Welsbach, Der Junge DOrcr. Drei Studien. Groß-
Quart VIII und 108 5. m. 30 teils ganzseitigen Ab-
bild, in Nett- und Strich-Ätzung u. 2 Tafeln,
in Uchtdruck. Preis Mk. 16.—.
auf Wunsch gratis und franko zur Vi
Neue Kataloge des Antiquariats:
Germanische Literaturen. 1 5 1 5 Nu
Archlologle. n 19 Nu
Ägyptologie. 376
Naturwissenschaften.
119 Nummern.
Kostüme. 907 Nummern.
Spanien und Portugal. 1573 Nummern.
No. 323. Kunstgeschichte. 875 Nummern. No. 318.
„ 322. Asiatische Kumt (mit Einschluß von „ 3 «7-
Ägypten u. Nubien) 871 Nummern. „ 3,6.
„ 321. Südamerika (Bibliotheca I.atino - Ameri- „ 315.
cana). Ober 1500 Nummern.
„ 32a Klassische Philologie. 1360 -Nummern. „ 3'4°
„ 319. Romanische Literaturen. 751 Nummern. „ 313.
Die Kataloge sende ich an Interessenten auf Wunsch gratis unr j franko.
Zum Kaufe biete ich an:
Pergament -Manuskripte, Antiphonarien, Llvres d'heures, ChoralbQcher etc.
mit schönen Miniaturen aus dem XII. und XV. Jahrhundert, sowie alte wertvolle Dreeke mit schönen Holz-
schnitten in großer Anzahl und in zum Teil sehr kostbaren Stücken. Ich habe
darüber angefertigt, die ich Interessenten auf Verlangen gern zusende.
Ferner biete ich an:
Asiatische Knnsterzeugnlsse und
mit Miniaturen, chinesische und japanische Orlglnalmalerelen, japanische
aller Künstler und Perioden, im Preise von 3oPfg. bis 1000 Mk. das Stück.
in meinem Katalog 322 „Asiatische Kunst" angezeigt, den ich
LEIPZIG, Königsstr. 3
KARL W. HIERSEMANN.
0
täi die Ajungca rerantwortlieh t K. Dieckmeyer, L«ipng, Hospitalilr. »7. Verleg von Vclhafen & Klasinc, Bielefeld und Leiptif.
Druck too W. Druaulia ia I
von Mi
rllo W. und Oeorg Miller. Vertag, Mlnchea.
Digitized by Google
jeitfdmft für Bücherfreunde * * *
* Organ der GefcUfcbaft der Bibliophilen.
X. Jahrgang.
BEIBLATT
Mai 1906.
Zweites Heft.
Abonnen
Quartal (drei Hefte) 9 M.
•<r*V<ü für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl. ö. W., 45 Fr., 36 sh., 21,60 Rb.), für
Anzeigen
'A Seite 60 Mark. I »/ 4 Seite 15 Mark.
V. Seite 30 Mark. | «/• Seite 8 Mark.
Anzeigen (Dcsiderata tmd Angebote): die gespaltene Petit -Zeile M Pf. (für Mitgliedei
der Bibliophilen und Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.).
Beilage-Gebühr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jedes Heftes am IO. des vorhergehenden Monats.
etc. gefl. im richten an den
b«i Topper, Rgb«.
* M m Hg, t
ro* ZrttltU*. Btrlim W, 15.
Rundschau der Presse.
Von Arthur L. Jellinck in Wien.
Die nachfolgende Übersicht versucht, die in
soweit sie für die Leser unserer Zeitschrift in
oflenüichungen der letzten
außerhalb des Bereiches der Möglichkeit.
•st
(Wien VII. Kirchen» sew 3i )
Our das Wichtigere aus den Ver-
. liegt für den «meinen Bearbeiter
Seiten. Je nach der leichteren Auf-
Schrift-, Buch- und BMothekswasM.
Schafft»
Brenner, O., Weltschrift.
Allgemein* Zig, Beilage. 1905. No. 93.
Chatelain, E., La Tachygraphie lattne des Manu-
scriu de Veione.
Revue des Bibliothiques. 1905. XV, S. 339—368.
Huemer, A., Zur Einführung des indisch-arabischen
Zahlensystems in Frankreich und Deutschland.
Zeitschrift f. österreichische Gymnasien. 1905. LV,
S. 1093— 1 104.
Lechner, J., Das Monogramm in den Urkunden
Karls des Großen.
Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 19a
Wessely, C, Ein neues System griechischer Geheim-
schrift. Wiener Studien. 1904. XXVI, S. 185-189.
Buchdruck, Buchhandel.
Bargum, Eine niederdeutsche Bucheranzeige aus dem
Ende des XV. Jahrhunderts. [Nach J. Collijn, Ett-
bladstryck. Stockholm 1905.]
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 12.
Beschoren, A., Aus dem englischen Buchhandel.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 38.
Braun, J., Johann Philipp Palm. Zur 100. Wiederkehr
seines Todesjahres.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906.
No. 41, 42.
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt z. — 1 —
Bücherversteigerungen im Hotel Drouot zu Paris (Ver-
steigerung der Bibliothek Villard).
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 61, 69.
Die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buch-
händler in Leipzig. Zuwachs seit Abschluß des
Kataloges Bd. II, No. 10.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78.
Müller, F. A., Versteigerung von Stichen und Zeich-
nungen m Hötel Drouot zu Paris.
Börsenbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78.
Conrad, B., Reklame und Büchervertrieb in England.
Buchhandlerische Ereignisse im Jahre 1905.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel 1906. No. 39.
La Contamination par les livres.
Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 32 — 34.
Da uze, P., Brochures et plaquettes.
Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 53-59.
De la Montagnc, V. A_, Merken van Antwerpsche
drukkers en boekverkoopers.
Tijdschrift voor 1
III, S. 250—260.
Eckardt, J. H., Von alten Kalendern.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel.
Eckardt, J. H., Kalenderverleger des
hunderts.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.62,
74. 76.
Kühl, G., Druckermarken und Signete. (Vortrag.)
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.41
(Vgl. No. 23, 30, 36).
1906. No. 38.
XVIII. Jahr-
Digitized by Google
lRund»ch«u drr Pr«M*.)
Le musee du livre de Leipzig.
Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 139
-141.
Crüwell, G. N., William Caxton's vroegste drukkers-
werkzaamheid.
Tijdtckrift voor boek en bibliolhtekwexen. 1905.
III, S. 223—236, 300— 315.
Vendita Trau a Vienna.
La Bibliofilia. 1905. VII, S. 263 277.
Muller, F. A., Versteigerung von alten und modernen
Stichen und Radierungen und Buchern im Hötel
Drouot zu Paris.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 54,
6i, 69.
Caullet, G., Une collection d'almanachs placards
(1570—1786) Essai sur Thistoire et le commerce des
almanachs h Courtrai.
Bulletin du Cercle historique et arch/ologique de
Courtrai. 1905. II. No. 2. (578 p.)
(Ret.: V. A. Del« Montage, TijiUclirift voor boek- et>
bihliotheekwezeo. I905. III, S. 283.)
Biberfeld, Der Freiskatalog des Buchhändlers.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 48.
Kellen, T., Schriftsteller und Verleger. Neue Mit-
teilungen aus literarhistorischen Werken, i. Jean
Pauls erste Beziehungen zu Buchhändlern und Ver-
legern (nach F. J. Schneider). 2. Chamisso und die
Buchhändler (nach L. Geiger).
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 279.
A. B.C., Büchererzeugung in England.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.8.
[Aus Publtshtrs Circular.]
B e r t ram , F., Neun Briefe des Vizepräsidenten Friedrich
Esaias von Pufendorf zu Celle an die Gebrüder Hel-
wingsche Hofbuchhandlung zu Hannover 1773— 1784.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906.
No. S2, 54.
Brentano, H., Die Anfänge des illyrisch-orientalischen
Buchdrucks und Buchhandels in Wien im XVIII.
Jahrhundert
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 10.
Dobert, Farbe und Farben. Vortrag.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 56.
Henckel, W., Die Industrie- und Handelsgesellschaft
M. O. Wolff in St Petersburg und Moskau und der
russische Buchhandel.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 17.
Mühlbrecht, O., Nachweise über den auswärtigen
Mandel des deutschen Zollgebiets mit Gegenständen
der Literatur und Kunst (1905).
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 31.
Langhein, G, Dr. Streckers Zinkdruckverfahren.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 42 — 50.
Rudat, E., Etwas vom Zifferndruck.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 96—97,
Schiller, F., Wiener Brief.
Börsenbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 51.
Thron, J., Aus Belgien und Frankreich. Bunte Steine.
1. Der erste „Salon du livre" in Brüssel. — Gründung
des belgischen Buchgewerbevereins. — 2. Einige
Rückblicke auf die Blütezeit des belgischen Nach-
drucks. — 3. Der gegenwärtige Stand der Volks-
bibliotheken in Frankreich. — 4. Die Jahresversamm-
lung des „Cercle de la librairie" in Paris.
Börsenbl.f d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 79.
Wendler, R., Die Reihenfolge der Farben beim
Drei- und Vierfarbendruck in der Schnellpresse.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 50-52.
Eine alt-armenische Arbeit [aus der Bibliothek der
Mechitaristen- Kongregation auf St Lazar bei
Venedig].
Archiv f. Buchbinderei. 1905. V, S. 30—31.
Bargum, G., Die historische Ausstellung von Buch-
einbänden in Kopenhagen.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 87-93
einen, O. , Zur Symbolspracbe von Titelbordüren
der Reformationszeit
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 49.
Kiesling, E., Der künstlerische Verlegcreinband in
Deutschland und im Ausland. Vortrag von Dr. Jean
Loubier im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig.
Conrad, B., Robert Bowes,
past and present
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No.7.8.
Versteigerung der Autographensammlung Meyer Cohn.
[Mitteilung der wichtigen Preise]
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906.
No. 11, 4a
Mierzinsky, C. Christian Friedrich Hehring.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchkandel. 1906. N0.68.
(Vgl. No. 52, 54.)
Pr<vost, M., Le probleme du Livre.
Le Figaro. 1905. 19. XI.
[La Bibliofilia. 1905. VII, S. 277—279.)
Thron, J., Paul Lacroix (Le Bibliophile Jacob 1806—
1884). Ein Gedenkblatt
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 66.
Bethge, H., Vom Exlibris.
Der Deutsche. 1905. II, No. 15.
Jehan, Chronique de l'Ex libris.
Revue biblio-iconographique. 1905. XII, S. 405—
413, 467-476. 1906. XIII, S. 25-31, 75, «4.
122-130.
Lemattre, J., Les vieux livrcs.
Revue biblio-iconographique. 1905. XII, S. 389— 396.
Schmersahl, E.. Eigenartige Ansichten über den
Wert des Buchs.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1905. N0.282.
Bibliothekswesen.
L' Association des bibliothe'caires Francais.
Revue biblio-iconographique. 1906. XIII, S. 137
-138.
Beets, H., Amerikaanische bibliotheken cn hunne
nederlandscbe werken.
Tijdschrift voor boek- en bibliotheekweten. 1905.
III, S. 261-271.
— 2 —
Digitized by Google
Glauning, O., Zur Frage des Gesamtkatalogs. Mit
Nachwort von P. Schwenke.
Ztntralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
s. 153-159-162.
H ortzschansky, A, Der Vorschlag zur Neuordnung
der Schulschriften [Deutschland].
Ztntralbl. f. Bibliothekswesen, 1906. XXIII,
S. 164-169.
Meyer, E. R., Die Bibliotheken höherer Schulen.
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum, Geschichte
und deutsche Literatur. 1905. XVI, S. 249-259.
Milkau, F., Zur Ausnutzung des Magazins.
Zentralbl.fi Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S. 162
-164.
The municipal librarian's aims in bookbuying.
The Library. 1906. VII, S. 46-69.
Burger jr., C. P., Verslag omtrent den Staat van de
bibliotheek der Universiteit over het jaar 1904
(Amsterdam).
Tijdschrift voor boek en bibliotheekweten. 1905.
III, S. 272—275.
Smit, D., Het Leesmuseum te Amsterdam.
Tijdschrift voor boek- en bibliotheekweten. 1905.
III, S. 237—249.
Die Deutsche Musiksammlung in Berlin (Rede des
Abgeordneten Münsterberg im preußischen Abge-
ordnetenhaus].
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 64.
(19. III.)
Keyßer, A, Ein Führer durch die deutschen Biblio-
theken.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 149— 153.
Grojean, O., La question des bibliothcques en France.
Revue des Bibliothiques et Archives de Belgique.
1905. III, S. 497-503
Bergmans, P., Bibliotheek der stad en der Universi-
teit (Genf).
Tijdschrift voor botk en bibliotheekwexen. 1905.
III, S. 275-276.
Die Murhardsche Bibliothek in Kassel.
Hessenland. 1905. XIX, S. 99—101.
Conrad, B., The New York Public Library.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 56.
van Huffei jr., A. I., De Nederlandsche volksbiblio-
theken.
Tijdschrift voor
III, S. 289-299.
Kukula, R., Die k. k. Universitätsbibliothek in Prag.
(Unsere Bibliotheken I.)
Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 106-113.
Jadart, H., A travers les autographes de la biblio-
theque de Reims.
Revue biblio-üonographique. 1905. XII, S. 397-
404, 449-456.
La Biblioteca Nazionale Centrale Vittorio Emanuele
di Roma. La Bibliofilia. 1906. VII, 3»6-3i9-
- 3
Kaiser, H., Zur Geschichte des bischöflich -straß-
burgischen Archivs im XIV. Jahrhundert.
Zeitschr. f. d. Geschichte des Oberrheins. 1905.
LIX, S. 675-679.
Giefel, Warum ist Bibliothekar Joh. Wilh. Petersen
1794 aus den herzoglichen Diensten [in Stuttgart]
entlassen worden?
Württemberg. Vierteljahrshefle für Landes
geschichte. 1905. XIV, S. 191—204.
Literaturgeschichte (Allgemeines).
Agnoli, G., Lc origini del romanzo storico in Italia.
I primi imitatori dello Scott in Italia: Bertolotti,
Varesc Bazzoni, Lancetti, Sacchi, Zorzi, Falconetti
e altri. Rivista <f Italia. 1905. VIII, 2, S. 873-914.
Bolte, J., Noch einmal Bigome und Chicheface.
Archiv f. d. Studium d neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 80—86.
Bolle, W., Das Liederbuch Ms. Rawlinson Poet 185.
[Hss. in der Bodleiana.]
Archiv f. d. Studium d. tttutrtn SprcuhcH und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 326—357.
Förster, R., Kaiser Julian in der Dichtung.
Studien s. vergl. Literaturgeschichte. 1905. V,
S. 1— 120.
[Rex.: J. Ilberg, Neue Jahrb. f. klass. AUtest Gesch.
und deutsche Literatur. XV, S. 232.]
Frommel, O., Die Poesie des Evangeliums.
Deutsche Rundschau. 1906. CXXVI, S. 344-358.
Grolig, M., Protestantische Literatur unter der Bürger-
schaft von Mährisch-Trübau 1585-1630.
Jahrbuch f. d. Gesch. des Protestantismus in Öster-
reich. 1905. XXVI. Börsenbl. f. d. deutschen Buch-
handel. 1905. No. 281, 282.
Henning, M., Der biblische Paradiesesmythos im
Lichte der babylonischen Altertümer.
Das freu Wort. 1906. V, S. 773-779-
Kleemeier, F. J., Die amerikanische Literatur 1905.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 50.
Knepper, J., Eine altelsassische Figurengrammatik.
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum, Geschichte
u. deutsche Literatur. 1905. XVI, S. 236-245.
[Über Mathias Ringmann, Grammatica figurata. In
Faksimiledruck hrsg. von Fr. v. Wieser. Straßburg, 1905.)
Koeppel, E., Eulenspiegel in England.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXII, S. 133.
Smith, Gregory, G., L"e"tude comparee des litteVatures.
Quart er ly Journal devoted to the Study of Me-
dieva l and Modern Literatur e and Philology. 1905.
I, No. 1.
Vaganay, H., AmadU en francais. Essai de biblio-
graphie.
La Bibliofilia. 1903. V, S. 65—79, 133—148, 282—
295, 350-362. 1904. VI, S. 33-43, 214-231, 263-
282. 1905. VII, S. 1-17, 65-78, 249-2S7, 305-314.
de Vooys, C. G. N., Het „Speculum Exemplorum".
Tijdschrift voor boek- en bibliotheekweten. 1905.
III, S.
Digitized by Google
(Rusdtcbut der Prcoc.)
Werner, R. M., Ein neues Meraner Fragment aus
dem „Buch der Veter".
Zritschr.f. d. österr. Gymnasien. 1904. LV, S. 901
Zittelmann, K., Der Cid.
Vossische Ztg. 1904. No. 541. (18. XI.)
Einzelne SchriHsteller.
Atfieri: Levi, C, Alflen sulle scene.
La Domenica fiortntina. 1903. No. 42—44.
Amim: Strobl, K. H , Bettina von Arnim.
Vtlhagen &* Klasings Monatshefte. 1906. XX, 2,
212 — 220.
Beilay: Stemplinger, E. , Joachim du Beilay und
Horaz.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen. 1904.
CXI1, S. 80-93.
Boiardo: Salvadori, O., Le Ecloghe latine di M. M.
Boiardo.
Rivista dltalia. ' 1905. VIII, 2, S. 915—934-
Byron: Richter, H., Byrons „To Mary".
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen. 1904.
CXII, S. I34-I3S-
— : Ritter, O., Byrons Gedichte To Mr. Murray.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXV, S. 176.
CcCCO d'AscOli: Olschki, L,, Le contese intorno a
Cecco d'Ascoli.
La Bibliofilla. 1906. VII, S. 299—303.
Chamisso: Tardel, H., Quellenstudien zu Chamissos
Gedichten.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 273—292.
Chateaubriand : Haas, J., Chateaubriands Anwesenheit
in Jerusalem.
Zeitschr. f. frantösische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, S. 212—213.
Chiabrera: Varaldo, ü., La vera „Amedeide" di
G. Chiabrera.
Rivista d'Italia. 1905. VIII, 2, S. 749—769.
Cyrano de Bergertc: Dübi, H., Cyrano de Bergerac
(1619— 1655) sein Leben und seine Werke.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXI II, S. 352—373. 1905. CXIV,
S. 115— «45. 37I-396. CXVI, S. 133—161.
Droste- Hülshoff: Masclaux, P., Ein unbekanntes Ge
dicht der Annette v. IVoste-Hülshoff.
Berliner Tageblatt. 1905. Zeitgeist. No. 28.
(„Des Arztes Tod" 1832.]
— : Sprenger, R., Eine Snakespearesche Redewen-
dung bei Annette von Droste-HülshorT.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1905.
CXV, S. 176—177.
Goethe: Bernt, F., Goethes Farbenlehre.
Weimar. Ztg. 1906. No. II.
— : Bodmer, H., Goethe und der Zürichsee.
Neue Züricher Ztg. 1905. No. 298, 300, 301, 302.
— : Fries, A., Miszellen zu Goethe.
Paedagog. Archiv. 1905. XLVI1, No. 10.
— : Kralik v., Goethe als Romantiker.
Die Warte. 1905. VII. No. 4.
Goethe: Langkavel, M., Eine Parallclstelle zu Goethe
Faust V. 1699/1700 bei J. J. Rousseau, Les Reveries
du promeneur solitaire V. (1782.)
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXI II, S. 156.
— : Mackall, L. L., Thomas Carlyle's Translation of
Faust 's Curse.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXII, S. 388—391.
— : M etz, A., Goethe- Literatur.
Preußische Jahrbücher. 1906. CXXIII, S. 362— 371.
[M. Diez. Goethe. 1905. — Chr. Schrempf, Goethe*
I.el>ensansc hauung I. Stuttgart 1905. — Stunden mit
Goethe. Hrsg. von W. Bode. I, 2.]
— : M eyer, R. M., Rex non potest peccare (zu Goethe,
Faust II. V. 11. 115).
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1905.
CXIV, S. 161.
— : Pitre, G., II viaggio di Goethe a Palermo nella
primavera del 1787.
Archivio storico siciliano. 1906. N. S. XXX,
No. 2, 3.
— : Rassow, M., Ellen Key, Tegnlr und Goethe.
Stunden m. Goethe. 1905. II, S. 597 — 101.
[Key und Teguir im Goethehause in Weimar.]
— s Sandvofi, F. (Xanthippus) , Verbesserungen im
Text Goethescher Gedichte.
Weimarische Ztg. 1905. — Stunden m. Goethe.
1905. II, S. 164—167.
[Zu „Harzreise im Winter" und „Geheimnisse".]
— : Stempel, F., Goethe inTeplitz. [Ein ungedruckter
Brief Goethes an Constanze Thekla Gräfin vonFritsch
vom 16. May 1813.]
Deutsche Arbeit. 1905. V, S. 187-188.
— : Suphan, B., Goethe und Schiller. Zwei Antipoden
in der Sinneswelt. Der Tag. 1905. No. 289.
— 1 Unbescheid, H., Zu dem Gedichte Goethes:
„An Gräfin Jaraczewska".
Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX,
S. 135.
Hempel II, 4. 37.
— : Wilhelm, F., Zu Goethes Ballade „Das Veilchen".
Zeitschrift f. d deutschen Unterricht. 1906. XX.
S. 137—138.
— : Witkowski, G., Goethe und sein Verleger. Vor-
trag im Buchgewerbe- Verein.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 60.
Grimm: Schoof, W., Neue Briefe der Bruder Grimm.
Hessenland. 1905. XIX, S. 113— 116, 129—133.
Orfln: Proelß. J., Anastasius Grün und Nikolaus Lenau
zum loojährigen Geburtstage des Dichters Alexander
Grafen v. Auersperg.
Deutsche Rundschau. 1906. CXXVII, S. 84—107.
Gutzkow: Dresch, J., Une correspondance inc'dite de
Karl Gutzkow, de Madame d'Agoult et d' Alexandre
Weill. Revue Germanique. 1906. II, S. 63-95.
Halm: Hirschfeld, L„ Hofrat Halm.
Die Nation. 1906. XXIII, No. 26.
Hamerling: Ganser, A. Hamerling der Philosoph,
Philosoph. Wochenschrift. 1906. I, No. 7-
Digitized by Google
Beiblatt.
Haynecdos: Meyer, P., Aus der Jugendzeit der Fürsten-
schule Grimma und dem Leben von Martin
Hayneccius.
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum, Geschichte
u. deutsche Literatur. 1905. XVI, S. 98—109, 158
-171.
Hebbel: Georgy, E. A.. Zur ästhetischen Welt
anschauung Fr. Hebbels.
Philosoph. Wochenschrift. 1906. I. No. 6.
Heine: Aldenhoven, C., Heinrich Heine. Gedenk
»•orte zum 50. Todestage.
Du Nation. 1906. XXI II, No. 24.
— : Karpcles, G., Heinrich Heines Beziehungen
zu Köln.
Kölnische Ztg. 1906. No. 321, 326. (25, 27. III.)
Heinse: l'oppenberg, F., Heime.
Vossische Ztg. 1905. Sonntagsbeilage. No. 28, 29.
Herder: Engels, E, Herder und seine Freundin An-
gclica Kaufmann.
Bohetnia. 1905. No. 212. Beilage.
Hobbes: Seiliiere, E. , Thomas Hobbes et la „Vo-
lonte de puissance".
Revue germanique. 1906. II, S. 145—161.
Homer: M ü lde r,D.,Dic Phaakendichtung der Odyssee.
Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum. Ge-
schichte und Literatur. 1906. XVII, S. 10—45.
HrotSVlt: Winter feld, P. v., Hrotsvits literarische
Stellung.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1905.
CXIV, S. 25-75, 293-325-
Huber: Hock, St, Ludwig Ferdinand Huber.
Osterreichische Rundschau. 1904. I, S. 431—435.
Hugo: Dauzc.P., La correspondance de Julictte Drouet
avec Victor Hugo.
Revue biblio-iconographique. 1905. XII, S. 426
-427.
Immermann: Maync, H., Immermaniis Münchhausen.
Deutsche Rundschau. 1906. CXXVI, S. 386-397.
Knodt: Süß, G., Karl Ernst Knodt, der Dichter des
deutschen Waldes.
Envina, Elsassische Blatter f. deutsche Literatur.
1905. XII, No. 3.
Uvater: Funck, H., Lavaters Besuche bei Karl
Friedrich von Baden im Jahre 1783.
Zeitschr. f. d. Geschühte des Oberrheins. 1905.
LIX, S. 422—427.
Leopardl: Maggi, G., La „Palinodia" di G. Leopardi
e I'ottimismo del tempo.
Rivista d'Italia. 1905. VIII, 2, S. 935—972.
Lessing: Bryant, F. E., On the limits of descriptive
writing apropos of Lessing's Laocoon. 1) Lessing's
Laocoon, 2) Homers descriptions , 3) Lessing's
psychology of vision, 4) Lessing's „chain of con-
clusions" and the missiag principle, 5) Boundaries
of description as a type of discourse, 6) The nature
of mental imagery, 7) Limitations and possibilities
of description due to its instrument of expression.
Contributions to rhetorüal theory. {Michigan.)
1906. VI, S. 1-43.
Mendoza: Morel-Fatio, A. , D. Bernardino de
Mendoza.
Annales de la Joe. des lettres de Bordeaux et des
univers. du midi. 4. Sene, XXVIII. Bulletin Hispa-
nique. VIII, No. I.
Mcredith: Cordelet, H., La femme dans l'ceuvre
de Meredith.
Revue germanique. 1906. II, S. 194—213.
Metastasio: Maddalena, E, II Metastasio „Dramatis
Persona".
Rivista d'Italia. 1905. VIII, 2, S. 694—700.
— : Levi, C., II Metastasio sulle scene.
Rivista teatrale italiana. 1905. S. 113— 121.
Montaigne: Kohn, M., Montaigne in Deutschland und
Italien. Weser-Ztg. 1905. 30. IX.
Paris: Stengel, E., Briefe von Gaston Paris an
L. Lemcke nach den im Besitze von Zimmermann
in Wolfenbüttel befindlichen Originalen mitgeteilt.
Zeitschr. f. fransosische Sprache und Literatur.
1904. XXVII, S. 209—211.
— : Tobler, A , Briefe von Gaston Paris an Friedrich
Diez
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXV, S. 74—101.
Rabelais: Thuasne, L., Rabelaesiana — La lettre de
Rabelais „Le Sylvius oercatus".
Revue des Bibliolheques. 1905. XV, S. 203-223,
268—311.
Recamier: Doumic, R., Autour de Madame Recamier.
Revue des deux mondes. 1905. 5. Periode. LXXV,
27, S. 447-458.
RonmaniUe: Minckwitz, M. J., Joseph Roumanille.
DU Gremboten. 1906. LXV, i, S. 147—156, 197
-206.
Rümelin: Schneider, E., Ein Brief Gustav Rümelins
an Heinr. v. Trcitschke.
Württemberg. Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte.
1905. N. F. XIV, S. 64 -7a
Scott: Scott, M., Sir Walter Scott on bis „gabions".
The Nineleenth Century. 1905. LVIII, S. 621
-633.
Shakespeare: Eidam, Chr., Die Stellung der Deutschen
Shakespeare-Gesellschaft zu der Neubearbeitung von
Schlegel-Tieck.
Neuphilolog. Centralbl. 1904. XVIII, No. 9, 10.
— : Keller, W., Eine neue Revision der Schlegel-
Tieckschen Übersetzung.
Tägliche Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage.
No. 23.
— : Koeppel.E, Randglossen zu dem Andcrs'schen
Werk über Shakespeares ßelcsenheit.
Archiv f d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CX1II, S. 49-55-
Stäudtin : Kr au D, R., Zu Gotthold Staudlins Ausgang.
(»796)
Württemberg. Vierteljahrshefte f. Landesgeschicht*.
1905. N. F. XIV, S. 81-84.
WaeteoMt: Löschhorn, H., Stephan Waetzoldt
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXIII, S. 1— 12.
- 5 -
Digitized by Google
Beiblatt
Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon.
Von
Dr. Paul Trommsdorff in Berlin.
I.
Berichtigungen zum Buchstaben A.
^it dem von den Herren Ilolzmann und
Bohatta in unendlich mühsamer lang-
jähriger Arbeit verfaßten Deutschen Ano-
nymen-Lexikon, 1 das alle im Gebiet der
deutschen Sprache anonym erschienenen Schriften
verzeichnen will, ist uns ein lang ersehntes biblio-
graphisches Hilfsmittel geschenkt worden, wie es
für die Literatur der wichtigsten fremden Sprachen
zum Teil schon seit geraumer Zeit vorlag. FUr
Bücherfreunde, Buchhändler und Bibliotheken ist
das Werk gleich unentbehrlich. Den meisten
Nutzen bringt es aber den Bibliotheken, da diese
bei der Katalogisierung jedes anonym erschienenen
Buches auf alle Weise versuchen müssen, den Ver-
fasser zu ermitteln. Das geschieht nicht nur, weil
der alphabetische Katalog jeder BUchersammlung
Antwort auf die Frage geben soll, welche Schriften
eines bestimmten Autors vorhanden sind, sondern
vor allem, weil ein namenlos erschienenes Buch,
dessen Verfasser sich später nennt oder sonst be-
kannt wird, in der Regel unter dem Namen des
Verfassers bestellt und gesucht wird und nicht mit
Sicherheit in der Bibliothek aufgefunden werden
würde, wenn es im Katalog nur unter dem Ord-
nungswort des Titels eingetragen wäre. 1 Als ganz
besonders wertvoll erweist sich das deutsche Ano-
nymenlexikon bei den Arbeiten am Gesamtkatalog
der in den preußischen wissenschaftlithen Biblio-
theken vorhandenen Druckschriften. In zahlreichen
Fallen konnte mit Hilfe des Lexikons eine bisher
anonym verzeichnete Schrift ihrem Verfasser zu-
gewiesen werden, mehrfach wurden auch falsche
Angaben des Katalogs durch das I>exikon richtig-
gestellt Ein besonderer Vorzug des Werkes be-
steht bekanntlich darin, daß bei jeder Angabe die
Quellen genannt sind, auf welche sie zurückgeht. *
Eine Nachprüfung ist daher, abgesehen von den
Nummern, für die den Verfassern handschriftliche
private Mitteilungen (EB) zur Verfugung standen,
leicht möglich. Solche Prüfung ist aber auch
recht oft notwendig, da viele der von ihnen be-
nutzten Bibliographien und sonstigen Hilfsmittel,
namentlich diejenigen, welche nicht oder nur zum
Teil auf Grund der Bücher selbst bearbeitet sind,
an Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lassen. Nicht
selten mußten schon die Bearbeiter des Lexikons
sich mit der Angabe begnügen, daß eine Schrift
in den Quellenwerken verschiedenen Verfassern
zugeschrieben werde. Auch im Gesamtkatalog
fand sich häufig ein und dasselbe Buch von
den beteiligten Bibliotheken unter verschiedene
Verfasser gebracht Die Geschäftsstelle des Ge-
samtkatalogs ist in solchen Fällen genötigt, die
Frage der Autorschaft nochmals von Grund auf
zu untersuchen und sich nach einer einwand-
freien Quelle umzusehen. Bisweilen mußte man
sich dann freilich mit einem „non liquet" be-
gnügen und den Titel unter dem sachlichen
Stichwort mit Verweisungen von den mutmaßlichen
Verfassern einordnen. In vielen Fällen gelang es
aber, eine ältere auch vom deutschen Anonymen-
lexikon übernommene Angabe als falsch zu er-
weisen und den wirklichen Verfasser mit Sicher-
heit zu ermitteln.*
Bei den großen Diensten, die das deutsche
Anonymenlexikon dem Gesamtkatalog beständig
leistet, ist es für die Geschäftsstelle des Gesamt-
katalogs eine Pflicht der Dankbarkeit, ihrerseits
zur Verbesserung des Lexikons beizusteuern, was
sie vermag. Ich habe daher vorläufig die im
Lexikon unter dem Buchstaben A verzeichneten
Titel mit den im Gesamtkatalog vertretenen ver-
glichen und gebe nachstehend, was ich an be-
merkenswerten Abweichungen fand. Da die Ord-
nungsgrundsätze des Lexikons in einigen wesent-
lichen Punkten von den Vorschriften abweichen,
welche für den Gesamtkatalog nach der Instruk-
tion für die Ordnung der Titel vom 10. Mai 1899
maßgebend sind, mußte die Vergleichung sich auf
die Titel beschränken, welche in dem bis jetzt
fertiggestellten Teil des Katalogs aufgeführt sind.
Der wichtigste Unterschied in der Anordnung der
Titel ist folgender. Wenn im Titel kein Nominativ
• Deutsches Anonymen - Lexikon 1501—1850. Ans den Quellen bearbeitet von Michael Holzmann und Hanns
Bohatta. Bd. 1—3. A— R. Weimar: Gesellschaft der Bibliophilen 1902—05. — Bd. 4 wird 1907 erscheinen ; vgl. die
Anzeige des ersten Bandes in Jg. 6, S. 168 dieser Zeitschrift
* Vgl. die in den Mitteilungen über das Auskunftsbureau der deutschen Bibliotheken Jg. 9, Heft 12 dieser Zeit-
schrift angeführten Beispiele.
1 Leider haben die Bearbeiter, wohl mit Rücksicht auf den Raum, immer nur die Quellenwerke selbst angeführt,
aber nicht die betreffenden Stellen näher bezeichnet Das ist besonders unbequem bei Zeitschriften , die wie Petrholdts
Anzeiger (ABJP) Jahrzehnte hindurch erschienen sind und eines Generalregister» entbehren.
4 In solchen, allen beledigten Bibliotheken zugute kommenden Feststellungen liegt gerade ein wesentlicher Nauen
des Gesamtkatalogs, der vielleicht von vornherein gar nicht als so erheblich veranschlagt worden ist
Digitized by Google
Beiblatt.
vorkommt, so faßt das Anonymenlexikon den
ganzen Titel als Nominativ und das erste Wort
als Stichwort auf (Bd. I, S. VII). Dagegen wer-
den nach der preußischen Instruktion ($ 157)
Titel in gewöhnlicher Form unter dem ersten nicht
in attributivem oder adverbiellem Verhältnis stehen-
den Substantiv oder substantivierten Wort ein-
geordnet, gleichviel in welchem Kasus dieses Wort
vorliegt Nur wenn der Titel die Form eines
(vollständigen oder verkürzten) Satzes hat, wird
unter Übergehung des Artikels das erste Wort
als Ordnungswort genommen. Daher sind z. B.
die vielen Titel, die im Lexikon unter den Prä-
positionen Ad (No. 703 — 820), ^»(1414—1563),
*»f (33o8—3335). Aus (3539— 357 ia) einge-
ordnet sind, im Gesamtkatalog unter dem von
der Präposition abhängigen Substantiv zu suchen
und mithin zum größten Teil nicht unter A zu
finden.*
1. Lies Abbadonna statt Abadonna.
IO. Lies Abbildungen statt Abbildung.
37. Tilge und Lebensbesehreibungen; lies Voigt statt
Vogt, Adauctus statt Adankt (So unter der Vorrede von
Tb. 2.]
77. Im Titel der Ausg. Wittenberg IS99 fehlt Warhaff-
tige; Verf.: Agricola, Joh. [Er nennt sich auf dem Titel-
blatt der Ausg. (Wittenberg) 1563.]
126. P. J. Safarik, Gesch. d. südslav. Literatur. 3
(Prag 186s), S. 297 Nr. 278 fuhrt den Druck ohne Angabe
des Verf. an; dagegen sind Antonius Dalmata und Stefha-
nut Consul als Verf. angegeben bei demselben Werk in
glagolitischer Schrift ebenda 1 (1864), S. 163, Nr. 6.
IS9. Lies Frant statt Friedrich. [Kr. Kassmann, Mün-
sterland. Schriftsteller-Lexicon. Nachtr. 2 (Lingen 1818),
S. 5.]
166. Lies K. statt C. [So auf dem Titelblatt)
215. Nach einer handschriftlichen Notiz im Exemplar
der UB Halle wäre Biener, Christian Gottlob der Verf.
219. Lies geschehenen statt geschriebenen.
314. Verf. : Friedrieh II. Küttig von Preußen. [Original:
Dissertation sur les raison« d'eHablir ou d'abroger les loix.
Verieichniß sämmtl. Ausgaben u. L'ebcrsetzungen d. Werke
Friedrichs des Großen, Königs von Preußen. Berlin 1876.
S. 38.]
317- 36". Verf.: Mayr. Beda. [MGT 1 1 , 56 ; Ky 4, 57.]
358. Lies Christian statt Christoph.
359. Lies Johann statt Joseph.
388. Lies theologische statt theoretische.
390. Nach dem Vorbericht der Ausg. Nürnberg und
Leipzig 1753 ist Verf.: Hofmann, d. i. JAffmann, Friedr.
[Das Original ist die Hallenser Doktordissertation von 1759:
Observation« medico-forenses selcctae de laesionibus ex-
ternis abortivis venenis ac philtris . . . Praeside Friderico
Hoffmanno.]
409. Tilge «S- F. Harles.
42 1 . Lies Schwabe statt Schwab, Christof h statt Caspar.
468. Hrsg.: Conrad. [So auch Ky 1, 477. J
509. Verf.: Tafel. Joh. Friedr. Imman. (?)
618. Lies Benekendorf statt Beneckendorf. [So auch
Ky 1, 209; ML 1, 306; BrMm.]
625. Ubers. : Maffei, Giovanni Pietro. [VgL das Vor-
wort; so auch So. P. Japonius ist, wie aus dem Buch her-
vorgeht, nur der Verf. des I. Briefes de* I. Buches der
beigedruckten libri IV de Japonicis rebus epistolarum.J
652. Lies Göhl statt Gohle. [Jöcher 2, 1055.]
(Berichtigungen und Nachtrage iura Deutschen Anonymen-I.eiikon )
674. Beekedorff, Ludolfh ist sicher der Verf. [Andr.
Gottfr. Schmidt, Anhalfschcs Schriftsteller-Lexikon. Bern-
burg 1830. S. 25.]
821. Lies Fwald, Schock Herrn, statt Schack, Herrn. Ew.
[MGT 2, 264.]
829. 831. Obers.: Cetßler, J[ 0 h.J G [oftlieb]. [So auf
dem Titelblatt.]
878. Lies l'ervaux statt Fcrvaux. [Preuß. Jahrbücher.
Bd. 118 (1904), S. 318.]
961. Im Bz ist die Schrift nicht zu finden; als Verf.
nennt sich unter der Zuschrift: Simonis, Daniel
1021. Lies Johann statt Ignatius.
1031. Das aus der Fretherrlich v. Leoprechtingschcn
Fid. Com. Bibliothek stammende Exemplar der KB Berlin
enthält folgende handschriftliche Eintragung: „Der Hrsg."
[d. h. Verf.] „dieses ziemlich seltenen Werkes, von dem
nie mehr als dieses I. Heft erschienen, war der in Wien
gelebt habende und auch dort im J. 1852 verstorbene große
Genealog Joseph Edler von Cronen/els . . . Die großartigen
genealog. Sammlungen, aus welchen auch die 2 ersten
Jhrge. des gothaer Freiherrn Kalenders geliefert wurden,
kamen nach Cronenfels Tode käuflich in den Besitz des
kaiserL Hof- Wappenmalers Krahl in Wien, durch dessen
Gefälligkeit mir zehn solcher Hefte von Ahnentafeln (also
in allem 1000 Stück) zur Abschrift ülvergeben wurden . . .
II54- Die KB Berlin besitzt eine Ausg. u. d. T. : Saty-
nsch-Moraksehet Allerley ... St [l*.] 2». 3. Ulm (2. 3:
Lindau) u. Leipzig 1763—65.
1209. Lies Juristischer statt für Juristen.
1290. Lies Walther statt Walter. [So auch BrMm.)
1297. Lies Cyriacus statt Cyrillus. [So auf dem Titel-
blatt der Schrift: Thebeische Marter-Legend. Ingolst 1760.)
1393 a. Roger de Kabutin Comte de Bussy gilt als
Verf. der Sammlung: Histoire amoureuse des Gaules; die
hier verzeichnete ist eine andere, enthält aber mehreres
aus jener.
1394. Lies Ttsehueke statt Tzschukke. [So unter der
voranstehenden Disscrtatio de Ampelio; Ersch. DL 1, 2448
schreibt nur der Silbentrennung wegen Tzschuk-ke, im Re-
gister steht: Tzschucke.]
1451. Nach GGr 6, 86 ist nicht zu bezweifeln, daß die
Schrift von Cornu, Hortenie geh. Laerouc ist.
1565. Lies Front statt Friedrich. [Vgl. das Titelblatt
von: Aristophanis comoediae em. studio Rieh. Franc. Phil.
Brauck. Argentorati 1783-, so auch BrMm.)
1614. Verf.: S/nlta, Carl Johann Philipp. [So auch
Ky 8, 390.]
1678. Lies Andryane statt Andrayne.
1691. Lies Piae mediiatsones statt Fraemeditationcs.
1 703. Elizabeth Hervey ist nicht Verf. der angeführten
Schrift, sondern identisch mit der Herzogin von Kingston ;
BrMm ordnet die Schrift unter ihrem Namen ein, weil sie
von ihr handelt.
1736. C L. Struck ist der Verleger. Das Werk ist
bis auf das Titelblatt und den neu gesetzten Vorbericht des
Verlegers identisch mit dem Buch, das u. d. T. : Nicolaus
Klemzen vom Pommer-Lande und dessen Fürsten Geschlecht-
Beschreibung in Stralsund 1771 erschien. Es rührt aber
nicht von Nicolaus v. Klemptzen her, „sondern ist ein Aus-
zug aus [Thomas] Kantzows Chroniken, veranstaltet durch
Andreas Schomaker, welcher aller Wahrscheinlichkeit iden-
tisch ist mit dem gleichnamigen Bürgermeister von Anklam,
t 1564". [ADB 16, 156.]
1759. Lies Westermeier statt Westermaier. [So unter
dem Vorwort und so auch Zu.)
1802. Lies Widnmann statt Wiedmann.
1902. Lies Wiesenhavern statt Wiescnhaver, Ludolf h
statt Ludw. [So unter der Widmung seiner Schrift: Ab-
handlung über das Theer- od. Pechbrennen. Breslaa I793-]
1903. Ergänze hinter Anleitung, Gemeinnüttige.
« Die wichtigsten Quellen sind in der folgenden Zusammenstellung durch dieselben Abkürzungen wie im Anonymen-
Lexikon (Bd. I, S. Xff.) wiedergegeben. Mit Cotlin und Barbier sind die Anm. 7 und 8 angeführten Werke bezeichnet,
mit ADB die Allgemeine Deutsche Biographie Bd. I ff. Leipzig 1875 ff., mit Diel. 0/ not. iiogr. das Dictionary of national
biography. Vol. I ff . London 1885 ff., mit DAL das Deutsche Anonymen-Lexikon.
Digitized by Google
rg he raus -
[So
[Die falsche
(Berichtigungen und Nachtrage iin Dcuttcheu Anonyme : - :ikoo — Interne. I
1925. Lies Brandenburgischen statt Preußischen.
1941. Nach Karl Faulmann, Histor. Grammatik der
Stenographie. Wien 18S7. S. 1K8, wäre Keucht, Thomas
Alois der Verf.
1951. Verf.: Bolte, Joh. Hemr. [So auch Ky I, .?lo.]
2006. Lies Witgand statt Wigand. (So auch WBL.j
2015. Verf.: BoutauU, Muhe!. (Original: Les conscil*
de sagesse. So 158; A. de Hacker. Bibliolheime de* ecri
vains de la Comp, de Jösus. Nouv. ed. par C. Soinmervogcl,
partie I. T. 2 (Bruxelles 189U, Sp. 47 ]
2027. Hopp*, Tobias Conrad ist sicher der Verf. [Er
nennt sich unter der Widmung der Schrift „Kunze Be-
schreibung versteinerter Gryphiten", die ebenfalls 1745 in
Gera erschien, auch als Sendschreiben an F. E. Briickuiann
bezeichnet ist und auf dem Titelblatt wie hier die Buch-
T. C. H. hat.]
2062. Tilge Hamburg he und.
2081. Der Titel des Exemplars der KB Berlin lautet:
Anmerkungen über eine in Vorschein gekommene Schrift,
betitelt: Kurte Beleuchtung, auf was Art von der K. K.
Apostolischen Majestät ... die Aushändigung der sogen.
Erbschaftssteuer . . . verlanget worden.
2299. Lies A'eigeiaur statt Neigebaucr, Ferdinand statt
Friedrich. [So auf den Titelblättern mehrerer Schriften
und so auch BrVV S. 343-]
2333a. Verf.: Ediert, Carl Friedr. [Z. Funck (d. i. Carl
Friedr. Kunz), Kurze Geschichte des Buchs : Sarsena. Bam-
berg 1838, S. 23 f.]
2408 a. Lies Korn(eltut) statt Konr.
2410. E. de Mauvillon ist der Übers. [Original : Anti-
Pamela: or, Feign'd innocence detectet; in a scries of
Syrcna's adventures . . .1
2423. Ditlhelm, Joh. Herrn, ist sicher der Verf. [ML
2 . 3SO-]
2426. Lies Seiler statt Seilers, Abednego statt Abraham.
[Dict. of nat biogr. ; Sellerus unter der Dedikation der
Originalausg. von 1696.]
2433. Verf.: Kessler von Spreng teyjen, C. F. [Ernennt
sich auf dem Titelblatt der 1788 erschienenen Abjjenüthigten
Fortsetzung des Anti-St. Nicaisc; doch ist dort der Anfangs-
buchstabe des ersten Vornamens in E verdruckt.]
2436. Lies Johann statt Georg. [So auf dem Titel-
blatt der Schrift: Der Vogelheerd. Nördlingen o. J.; die
falsche Angabe bei MGT 17, 747 ist verbessert 22, 2. S. 40$;
richtig auch Ky und BrMm.]
2437. LMe Angabe des BrMm geht wohl zurück auf
Barbier 3», Nr. 2: 1 10 J. M. Querard, Les supercherics
littöraires dlvoilees T. 3» (Paris 1S70), 873. Das Buch ist
aber nicht, wie dort angegeben, identisch mit dem gleich-
namigen Werk des 1607 verstorbenen Otto Casmannus, das
Joachim Ursinus [d. i. J. Beringer] 161 2 in Amberg heraus
gab. Nach dem Katalog der KB Berlin
J. der Verf.
2504. Der Titel lautet: Antwort eines Juristen auf du
Anklage des Hrn. Jonathan Scbuderoff, . . . Superintendenten
... zu Konneburg.
2525. Pias, nach dem Eberhard Moller der Verf. sein
soll, sagt nur, daß nach einer handschriftlichen Bemerkun
Möllers in seinem Exemplar die Stadt, um die es sich handelt,
Regenshurg sei.
2534. Lies Carfm statt Carpzov. [So auch Myl.]
2568. Lies Burkhard statt Bernhard. [Die falsche An-
gabe bei MGT 15, 35 ist verbessert 19, 115.]
2613. Verf.: Höhn, Joh. Friedr. [Vgl. den Vorbericht
und ML 5, 20 ff.]
2627. Ergänze hinter Des JOnigl. Preuß.
2670. Lies Deutliche statt Teutsche.
2693. Ergänze hinter Anzeige , Kurte,.
2713. Lies gemässigte statt gemäßigte.
2771. Lies Gesetzbücher stat
Elker.]
2775. Verf.: Berenhorst, Georg Heinr.v
Angabe bei MGT 13, 55 ist verbessert 22, 1 S. 206; vgl.
auch Andr. Gottfr. Schmidt, Anhalt'sches Schriftsteller-Lexi-
kon. Bemburg 1830. S. 32.]
Exlibris-Tausch
jj..
Adre»« kostet in dieser
6 Mk.
A. Beschoren, Buchhändler,
Buchhändler Franz Bieringer
Dr. Paul Ebers,
Dresden- A.
Eliasplatz 2 III
Fassau
Baden-Baden
Sanatorium Dr. Ebers
(Zeichnung von Hennann Ebers, München.)
Olga Epstein, 1482 Sutter Street
San Francisco-California
Adolf Oeeriog, Antiquar, Basel, Schweiz
Tauicbl i EaempL. kauft allere) verkauf! alte und moderne.
H. Junge, Buchdruckerei. Erlangen
Bruckerstr. 8/10
Otto Kaysei, Rechtsanwalt, Ludwigslust
i. Mecklbg.
Frau Koramerxlenrat Klasing, geb. Quentell.
Bielefeld
Frau Hedwig Klasing,
Fr. Ad. Lattmann, Goslar,
(Zeichnung von E. M. Lilien »owie Mm
Richard Liebernickel, Postrat,
W. Schiller.
(Tauicht 3 Eaübri*.)
Frau Pastor Schreiber,
Leipzig
• 3b
7
Bromberg
Wien I
Hegelgasse 7
Leipzig-Gohlis
W. Sobotka,
(Tauicbl 3 Exlibris.)
Wien IV
Große Neugasse 2
Buchhändler Horst Stobbe, Hannover
(Zeichnung von Karl Vincke, Hildesheimers«-. 233c
Köaiffftberv .)
Satter, Friedr. Berthold. Stud. phil. et jur.,
Heidelberg, Schloßberg 17"
Dr. Jnr. Werbrun, Aschaffenburg, Brentanohai
(ZcLchiiuDg von Adalbert Hock, Aschaffenburg, lauscht I
iaus I
y
Desiderata
Goethes Schriften. Leipzig 1787/9°. B4i,j, 3. 5. 6, 8.
Hoff mann: Lebensar sichten des Katers Man*. Erster
Band. Berlin 1820.
E. Welsch d. J., Köln
Deutscher Ring 78.
Dantewerke alt und neu
sucht Zoounaon, Berlin 0. 1 7.
_ 8 -
Digitized by Google
i-Ui
Kataloge — 1
2778». Liw Renatus \V,Uulm statt
[So unter der Vorerinnerung.]
2S07. Verf.: Ruktome, Louis. [Gretaer ist der Ubers.
So »ach So. OriKinal : Tres humble rcnonstrance et reqaeste
des religicux de la Compagnie de Jesus.]
2810. Lies Wezflariensis statt Wctrlariensis.
2832 b. Lies Alexandre. ;W/ »tau Noel, Alexandre.
[Barbier, T. U (Paris 1872), 245 ]
2S71. Die KI! Berlin hat unter diesem Titel (mit
kleinen Abweichungen) eine Ausg. Amsterdam 1674. (Auch
Wr fuhrt die Schrift nur unter 1674 an.) Tb. 2 u. 3 u. d.
T.: Anderer (bi. Dritter) Thcil von Englands Appellation an
die Gemeinde wider den König und seine große geheimde
Manner. Amsterdam o. J. — Eine andere Ausg. u. <L T. :
Engelands Appellation und BcrufTung von der geheimen
Raths-Vcrsamlung zu Witlhal an und für den großen Rath
dieser Nation . . . übers, von A. Holtersen. o. O. 1673. —
Verf.: Ctnentry, Sir William. [Original : Englaml's appeal
from the private caliallc. Dict. of nat. biogr.)
3027. Nach D S. 663 ist es zweifelhaft, ob von Mahren-
holz der Verf. ist
3107 — 3109. Lies Arneuld statt Arnoult.
3155. Gabr. Wilh. Götten, den Myl S. 332 als Quelle
angibt, führt (1»), S. 112 die Schrift nur unter denen an,
die man Neumeister zuschreiben will; dasselbe sagen ML
IO, 91 und Sehr S. Sil.
3156. Verf.: l'rtytl. Adam. [Adel 6, S90.]
3163. Verf.: Obren,!, f. L. Chevalier de Sne-Jean f.
[So onter der Vorrede.]
3165. Der Titel lautet: Vom Könige Artus und von
dem bildschönen Kitter Wicduwilt. Ein Ammenmährchen.
3168b. Verf.: Ituiram. Joerg. [GGr 2, S. 463 Nr. 9 d;
Gemier ist der Vater eines der Helden der Erzählung.)
3170. 3227. Lies CArist'fA statt Christian.
3348. Verf.: Leun, Joh. Georg Fritdr. [Vgl die Vor-
rede, die des Verf. Handbuch zur kursor. Lektüre des N. T.
erwähnt nnd Butzbach datiert ist, wo Leun Oberpfarrer
war.]
3352. Lies Christian statt Joh. [Schröder 8, 191.]
3389. Verf. nach Wr: S. O. Falkenskjold ; Collin 250
gibt an: Helfr. Pet. Sturz; nach Ch. Braun, Bibliotheca
Danica Bd. 3 (Kjpbenhavn 1896), 1487 o. a. ist es zweifel-
haft, wer der Verf. ist, am wahrscheinlichsten Karl Pnnt
v. IlesstnCassel.
3399. Lies Ausübung maurerischer rügenden statt Aus-
maurischer Tugend.
3486. Das Original, der „Spectator", wurde von Addison
und Steele gemeinsam herausgegeben. [Dict of nat. biogr.
12 3765. Lies Frant statt Friedrich. (So auf dem Titel-
blatt der Schrift: Kurzer u. Tätlicher Unterricht in d. em-
len Obstbaumtucht 5. Ausg. Essen 1826.]
38 1 6 Lies i emer statt Werner, Freden t statt Friedrich ;
Verf.": Guldberg. Ove. [Original: Azan eller den fra Gield
Braun, ',
udfriede Fyrste. Ch.
(Kjobenhavn 1902), 444 ]
Zur
lUulog.ko.
Danica Bd. 4
alle Kataloge an die Adresse
Nur die bis tum 15. jeden Monau ein-
lieft berücltsichügt werden.
Kataloge.
Bibliotheken
und einzelne Werke von Wert, insbesondere Rara et
Curiosa, Inkunabeln etc. sucht zu kaufen
H. Hugendubel, München
SalvatorstraLie 18.
Deutschland und Österreich-Ungarn.
Max Ziegert in Frankfurt a. M. No. 7. Topographische
Matter in Kupferstich, Hohschnitt, Lithographie
und Handzeichnung von 1500-1900. A. L.
IV. Jacobsohn &* Co. in Breslau V. No. 210. Kathol.
Theologie. Philosophie. Geschichte. Belletristik.
No. 212. Protestant. Theologie.
G. Pittxsch in Dresden A. No. 15. Geschichte und
Kulturgeschichte.
Szclinski &* Co. in Wien I. No. 23. Medizin.
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 2. — 9
Das Antiquariat
Friedrich Cohen in Bonn a. r.
kauft stets
Bibliotheken jeden Umfanges
sowie einzelne Werke von Wert
und zahlt angemessene Preise.
Lipsius & Tischer, Kiel
suchen stets ganze Bibliotheken sowie
einzelne Werke von Wert zu erwerben.
Besonders erwünscht sind Angebote aus den
Gebieten der deutschen und fremden
Literaturen, der Kunst und Philosophie.
Spezial- Kataloge des Antiquariats-
Lagers stehen Interessenten umsonst
und portofrei zur Verfügung.
Zeitschrift für Bücherfreund«
Jahrgang I— V
tadellos neu zu verkaufen.
Heinr. Everding, Lüneburg.
Angebot literarischer Seltenhelten:
I GroBcr deutscher Atlas erfunden von Joh. von Rellly,
gestochen von Karl Schiiu. Wien 1796. (Cm erhallen.)
I F. von Kaualer. AUas der wlehtliraten Schlachten. Treffen
■ad«.
Buchhandlung. (Beide Bande gut 1
I Italienische» Manuskript auf »«.
Republica di Veneria colla quäle di diieorrono i m
Govemo i merii di lener a freno U Nobilu e«c. etc.
in Amsterdam 30 April« 16*1- (Tadellose* Exemplar.)
Interessenten wollen sich wenden an
Franz Pechel, Buchhandlung
Graz In Steiermark. ä " F " M wit ,6 °'
Digitized by Google
Beiblatt
fKaulof« — Uitratt.)
K. A. Stauf? 6r Co. in Köln. No. 8. Kultur und Sitle,
Ansichten Porträts, Sport- und Kostiimblatter.
Rieh. Kaufmann in Stuttgart No. 105. Autographen,
Stadieansichten, Varia.
K. Th. Välcker in Frankfurt a^M. N0.261. Biographien,
Geschichte der Wissenschaften und Künste, Literatur-
geschichte, Bücherwestn.
J. Leitgeber 5f Co. in Posen. No. 5. Theologie und
Kirchengeschichte. — No. 6. Geschichte.
Matth. Mittermüller in Salzburg. No. 33. Histor.
Theologie, Kirchenrecht.
Otto Harrassowitn in Leipzig. No. 294. Bibel, Exegese,
Dogmattk, praktische Theologie,
J. P. Mischet in Düsseldorf. No. 73. Deutscht Literatur.
Süddeutsches Antiquariat in München. No. 80.
Klassische Philologie.
List &* Francke in Leipzig. No. 381. Altertumskunde.
Max faeciet in Potsdam. No. 15. Deutsche Literatur,
Varia.
Emst Frensdorf? in Berlin SW. 11. Anzeiger No. 15.
Meist deutsche Literatur. Theater, Musik, Kunst,
Lipsius fr* Tischer in KieL No. 84. Geschichte,
Miiitaria.
Githofer &* Ranschburg in Wien I. No. 78. Histor.
Autographen und Urkunden , Stammbücher und
Stammbuchblätter.
Ernst Carlebach in Heidelberg. No. 282/283. Theologie.
Adolf IVeigel in Leipzig. Mitth. £ Büchertr. No. 27.
Baden, Berlin, Buchdruck, Folklore, Lieder, Paris,
Polen, Rom, Theater, Wien.
Ludwig Rosenthal in München. No. 118. Shakespeare.
Victor Eytelhuber in Wien VIII. Anz. No. 12a Varia.
Alfr. Lorents in Leipzig. Ant Bücherm. No. 63.
Deutsche Literatur, Philosophü, Kunst, Geschichte,
A uricsu , l 'iiriii.
K. W. Nierst mann in Leipzig. N 0.323. Kunstgeschichte.
Ausland.
Bernardo Seeber in Florenz. No. 2. Aldinen, Boccaccio,
Dante, Toscana.
A. Loosfelt in Nizza. No. 46. Varia.
Adolf Geering in Basel No. 306. Belletristik, Ge-
schichte und Geographie, Musik und Theater.
f. d'Araujo Moraes in Lissabon. No. 20. Kunst,
Medizin, Varia.
Inhalt des Hauptblattes.
(Heft 2 — Mai 1906.)
Jungdeutsche Lebenswirren II. Von H. II. Houben.
Mit 5 Abbildungen. — Aus dem Stammbuch von
Schillers Sohn Karl. Von Emst Müller. Mit 2 Fak-
simile. — Ein Porträt des Vaters Heinrich von Kleists.
Von Georg Minde-Pouet. Mit einem Einschaltblatt. —
Neue Schriftgießerei • Erzeugnisse im sogenannten
Empire- und Biedermeierstil. Von F. Frhr. von
Biedermann. Mit 20 Abbildungen. — Chronik: Er-
gänzungen zum Goedcke. (Max Harrwitz und
O. Schissel von Fieschenberg.) — Shakespearciana.
(Otto von Schleinitz.) — Goethe und das Duell. (Ernst
Magnus). — Verschiedenes.
M. KlippitSCh Ute Wien l,&hottenring8.
Boccaccio, deutsch Schau». 3 Bde. (Insel-Verlag.)
Assg. aof hollind. Papier. Vergriffen a. selten ! M. 45. —
Meursi us, Me ü es »riebe der Molsi« Slfaea. Devtach r.
Conra.lt (Privatdr. d, Insel- Verlag) Vergriffen! M. 38.—
Edmund Meyer, Berlin W.
Buchhändler und Antiquar, Potsdamerstr. 27 B.
In einigen Tagen gelangt zur Ausgabe:
Period. Anzeiger über Neuerwerbungen meines
Antiquariats No. III enth. : Kunstgeschichte. — Illustrierte
Bücher. — Silhouetten. — Kunstblätter. — Japonika.
In 14 Tagen erscheint:
Period. Anzeiger No. IV enth.: Deutsche Literatur. —
Französische Literatur d. 18. Jahrb. — Kultur u. Sitten-
geschieht*. — Varia.
Für Bucherfreunde gratis:
Antiquariatskatalog 1906, No. 1
enthaltend :
Deutsche Literatur — Übersetzungen — Erstausgaben
— Moderne Sprachen — Grammatiken und Lexika —
Reiseliteratur — Varia
Bcrmühlcr'sches Antiquariat
Berlin SW. 61. Gitschinerstr. 12, 1.
Soeben erschien:
Katalog 186
Deutsche Literatur
älterer und neuer Zeit
Katalog 187
Französische und englische Literatur
— Versand gratis. —
Antiquariat v. Zahn & Jaensch, Dresden.
Aretlno, Gespräche. Deutsch von Conrad. (Privatdrack
des Intel- Verlag.) 2 Lcderb da. Vergriffen! Ii. 70. —
Kunst-Versteigerung zu Straßburg i. Eis.
am 14. Mai und folgende Tage
Gotik - Renaissance - Louis XIV, XV, XVI —
Empire usw.
Grote Zinnsammlung (Briot, Emierlin usw.), Bron-
zen und Eisenarbeiten (Mörser, Kassetten usw.),
Kostüme, Fächer, Gold- und Silberschmuck. Dosen
und Elfenbein- Miniaturen, Holz- und Elfenbehv
schnitzereien, Fayencen, Porzellane, Glaigemälde,
Spiegel, Pendulcn, Musikinstrumente, Gobelins,
Möbel, Watten, Münzen usw.
Katalog bearbeitet von Dr. R. Forrer.
Illustriert, aber ohne die^ictodracktafcln^gegen Vor-
Einsendung von M. 1.— In Marken.
Kataloge nnd Aufträge durch
Lindners Buchhdlg., tt rt ' t) Strafiburg i.E.
— 10 —
Digitized by Google
Beiblatt
In einigen Tage
Auktions-Katalog Schleinitz
enthaltend auter Beiträgen verschiedener Provenienz
zahlreiche Werke aas der Bibliothek des verstorbenen Herrn Geheimen
Regierungsrates. Landrat Werner Freiherrn von Schleinitz,
vormals zu Hersfeld in Hessen.
Der bibliographisch sorgfältig bearbeitete Katalog ist reich an kulturgeschichtlicher, satirischer
und galanter Literatur des XVIII. Jahrhunderts, Kobinsonaden, Theatergeacbichte, deutscher Literatur in
Erstausgaben, Geschieht»- und Reisewerken und hat nachstehende Abteilungen:
Bibliographie - Literatur- und Theatrrgtsehichte — Griechische und lateinische Schriftsteller,
ttrissenschaft. Neulateiner — Französische Literatur, besonders die galante des fS. 7ahrh
JtaHonische Literatur Englische Literatur Deutsche Literatur der vorklassischen Zeit,
und Romantiker- Periode tum Teil in seltenen Erstausgaben, lortugsweise dramatische, galante, komische
und satirische Literatur, Matchen, Sagen, Ritter- und Räuhertomane, Mundartliches — Kultur-Geschichte
und Geschichte. Hofgesehuhten — Länder- und Völkerkunde, Reisen — Staats- und Rechtswissen-
schoflen — Theologie und Philosophie — Naturwissenschaften , Exakte Wissenschaften, Medhin —
Kunst und Kunstgeschichte — Varia.
Ferner veröffentlichte ich soeben einen Prospekt über die umfangreiche und wertvolle Bibliothek des be-
kannten I.utheiforschers Pfarrer Dr. J. K. F. Knaake, welche in mehreren Abteilungen tur Verweigerung
kommen wird. In kuriem erscheint:
ERSTER TEIL: — » —
Originaldrucke der Reformationszeit
Bestellungen auf vorgenannten Prospekt und die Kataloge erbittet
Leipzig, den i. Mai 1906. Oswald Weigel's Antiquariat und Auktions-Institut.
Auktions-Katalog Knaake.
Zum Verkauf der Sammlung Grisebach
Eduard Grisebach
Weltliteratur-Katalog
Zweite, stark verbesserte und vermehrte Aullage
mit literarischen und bibliographischen Anmerkungen.
Ca. 40 Bogen in vornehmster Auistammg. 1005.
Einfache Ausgabe auf Schreibpapier, gebunden M. 12.50.
Ausgabe auf Büttenpapier : 30 numerierte und tooi Heraus-
geber ngnierte Kiemplire. mit Beigabe «inet nur in yn Excmpl
gedruckten Gedjchte» Bürger» (nur noch
W. 35.
B. Behr's Verlag.
Sigmund Deutsch & Cie., Buchhandlung,
§S?T BUDAPEST V, "SS?*
Soeben erschienen:
Antiquariats-Katalog Ho. 18:
„Bibliothek des Grafen Arthur Berchtold"
ca. 2fi00 Nrn.
Aus dem Inhalt beben wir hervor: Altlinen, Archäologie,
Curiosa, Elzevir-Drucke, Französische Literatur, Grie-
chische und Utein. Schriftsteller, Heraldik, Inkunabeln,
Kriegsgeschichte, Kunst- und Kunstgeschichte, Kupfer-
werke, Memoiren, Napoleon, Revolulionsgesch., Rußland,
Ungarn, Wien usw.
ImUrtimtrm erhalten den Kniabr *"/ Vfrlangra gratis u. franko-
>^uiv.«
Internationale
Chalkographische Gesellschaft
I
i
§ JaCODO de' Barbari. Sein Werk, 30 Kupfer-
lichtdrucke and 3 Zinkätzungen, herausgegeben
-% von Paul Kristeller. Gr. Folio. Pappbd. M. 60.—
1 Meister J. B. mit dem Vogel, seine Hoit-
^ schnitte, 1 1 heliographische Nachbildungen mit
* Test von Friedrich Lipp mann.
£ Gr. Folio. Pappbd. M. 25.—
£ Meister E. S. Die Spielkarten des Meisters.
I 45 Kupferlichtdrucke mit Text von Max Lehr*,
d Folio. Pappbd. M. 40. —
<<» Meister des Amsterdamer Kabinets. sein
{% radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v-
Max Lehr«. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 120. —
§ Gothische Alphabete, herausgegeben von Jaro
9 SprlOftr. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink-
9 ätxungen. Gr. Folio. Pappbd. M. 40. —
2 Die sieben Planeten, nach italienischen and
! dentschen Meutern des XV. und XVI. Jahrh.
43 heliographische Nachbildungen mit Text von
g Friedrich Llppmana.
I Gr. F0U0. In englisch Leinen. M. 60.—
? Bei Auflüiung der Gesellschaft übernahmen wir den Reat-
}g beaund obiger Werk«, welche wir, soweit der kleine Vorrat
? reicht, au den beigesellten Preisen abgeben.
| Amsler & Ruthardt,
ö BerHtl W. 64, Behrenstraße a 9 «-
— 1 1 —
Digitized by Google
Beiblttt
Soeben erschienen :
Katalog l: Protest. Theologie
2: Geschichte. Geogr. Reisen
3: Deutsche Literatur.
In Küne werden erscheinen:
Katalog 4: Kulturgeschichte
5: Seltenheiten. Illustr. Bücher.
Interessenten werden höflichst gebeten, diese Kataloge
gratis und franko tu verlangen.
Potdam, Schnabel & Walter,
j Nauenerstr. 25.
\ Spezial-Hntiquanat *
für 8pra*t«rtffenfd>aft und eefdricbte
Lemcrschienene Kataloge:
Nr. 51. Gelehrtengeschichte.
Nr. 52. Italienische, spanische, portugie-
sische Literatur.
Benin oi so, Otto Gerhardt.
Bucbbandl. u. Hnrtquariat.
S.
Verlag von Oiesecke & Devrient, Leipzig.
Leipziger
Magisterschmäuse
im 16., 17. und 1 8. Jahrhundert
TO»
Dr. Georg Erler
Prof. der Ceschichte an der Universität tu Münster i/W.
VII u. 220 Seiten klein 4°- Buchschmuck von Prof.
E. Doeplcr d. J. - Prell M. 10.- gebunden.
Dieses Werk gibt eben wichtigen Beitrag zur
Kulturgeschichte überhaupt und zur Geschichte
der Tafelfreuden, der Preise der Lebens- und
(ienutmittel insbesondere. — Wendet es sich in-
haltlich an alle die Leser, die für kulturgeschicht-
liche Betrachtung der Vergangenheit, sowie für
die Geschichte des akademischen Lebens und
besonders der nun bald ein Halbjahrtauscnd
blühenden ehrwürdigen meißnischen Hochschule
Sinn haben, so wird es doch außerdem durch seine
schöne Ausstattung — der gesamte Buchschmuck
stammt von Prof. E. Doeplcr d. J., der Druck
erfolgte auf echtes holländisches Büttenpapier —
den Beifall eines jeden Bücherfreundes finden.
3®
Antiquariats-Katalog Nr. 73:
Deutsche Literatur.
i
Mit einer Anzahl seltener Bücher
und erster Ausgaben.
J. P. Mischel's Antiquariat,
Düsseldorf, Graf Adohstr. 100.
Soeben und nachstehend«
Antiquariats-Kataloge
erschienen t
Hr. M Inkunabeln und Druck« dei XVI. Jahrh., alle Kupfer-
und Holuchnittwerk«. Kulmr- und Sittengeschichte,
llebraica und Judaica. Geheime Wissenschaften. All*
N»nirwis«enschafl«n. Meduin und Astronomie. Sport
und Spiel. Deutsche Literatur. 1 116 Nrn.
Bf. 3i Gewerae, Handel, Verkehr. Eisenbahnen. Schiff- and
Luftschiffahrt. Bank- und Bdrsenweten, Geld. Forst-
uod I.andwtrtachaft. IIS» Nrn.
Nr. M Volkswirtschaft. Pol.tik, Revolutionen. Staatswissen-
schalt. z^oo Nrn.
Nr. 37 Jurisprudeni. ifc« Nrn.
Aflkmul von einzelnen wertvollen Werkea
== und gaoiea Bikllotkekea. -
M. EDELMANN.
Nürnberg, II«tptnurkt 3.
Martini & Chemnitz
eoiicbilicit-Cabinet
Neue Ausgabe von Dr. Küster
in Verbindung mit den Herren Dr. Pblllppl, Pfelifcr.
Dunker. Römer, Ubbecke, Kobelt. Weiokanff,
Clessln, Brot und v. Marten.
Bn jeut erschienen JOS Lieferungen oder it*i Sektionen.
Sutukriptions-Preis der Lieferungen I bi« «to a 6 M., der
Ueferungeo uo u. flg. « o M., der Sekt, i— 66 ä tS M-,
Sekt. 67 u. flg. a 17 M.
grosses und fliig. Wappeitmcb
Neu herausgegeben unter Mitwirkung der Herren
Archirrat von Mülverstedt.
Hauptmann Heyer von Resenfeld, Premier-Leut.
Orttiner, L. Clericna, Prof. A. IÄ. H Ildebrandt,
Min.-Bibliothekar Seyler und Anderen.
I«t nun bi« Lieferung 51« gediehen, weiter« $0— 60 werden
es abschließen.
Subskripiions-Preis für Lieferung 1 — itt ä M. 4.80.
für Lieferung lif und flg. ä 6 M.
Von dem ConchlUen - Cabinet geben wir Jod« fertige
Monographie einzeln ab, ebenso von dem Wappenbuch Jede
Lieferung und Abteilung, und empfehlen wir, sei es tum
ltehufc der Auswahl oder Kenntnisnahme der Einteilung etc.
der Werk'', ausführliche Prospekte, die wir auf Verlangen
gratis um! franko per Post »ersenden.
Anschaffung der kompletten Werke oder Ergänzung
und Wetterführung aufgegebener Fortsetzungen werden
wir in Jeder Art «rlelchtera.
Bauer & Raspe in Nürnberg.
— T2 —
Digitized by Google
einbände It 2
Katalog« und preisllstrn
»cMäa«. Diplom«. ehren-
bürgtrbrUt« und Hdrsssen
Dcbbabcrbändc
privat« i*j Bibliothek**
Offrr r«n und
KotttnanadhUge *Mrd«n
|«d«riiit prompt rrUdigt •
Wertvoller Katalog gratis und franko.
Demnächst wird ver.aodt :
Antiquar. Katalog Nr. 227
Theatergeschichte und Schauspielkunst,
Dramaturgie und Buhnenkunde, Dramaüsche Ge«ammtw«rke
und Thcaterlexika. Maske. Mimik. Redekunst. Tanikunat.
Einzelne dramatische Dichtungen, Schauspiele. Lustspiele.
Ponen, Schwank«, Trauerspiele, Laederepiele, rastspiele, Rilter-
spiele, Volksdramen etc. Diese Abteilung tat besonders reich aa
alten Ausgaben und fiühnen-Manu Skript Drucken.
Et dürfte «cit Jahren keine ao reichhaltige Sammlung, gegen
Nummern enthaltend, «um Kaufe ausgebotea worden sein.
Das Titelblatt briset Eduard Desricots Porträt mit deaien
Autogrsph und der Katalog lelbit rerreichnet viel« Briefe de«
berühmten ehemaligen Karlsruher Hofiheaterdirckiort.
Wir bitten zu verlangen. — — — — »
A. Bielefeld's Hofbuchhandlung
& Cic, Karlsruhe (Baden).
C. flngerer & Gösdil
k. u. h. phofo-diemigraptii ,ctte tSct-KunsluiisluIl
Wien, XVI/l
Bach' ond Proaedrod^COiaet In Zink. Kapier. IRttdng and StahL n ■ u«
oetentlnet rUtotvtHe-Oerlahren Mmllerltdi oe^elilitf« Drei- wtd der-
I CatdM. »4
Verlag von Hermann Oesenlus in Halle.
Neuigkeiten 1906.
Wilhelm der Erste als Erzieher.
In 7 1 1 Aussprüchen aus seinen Kundgebungen
und Briefen planmäßig zusammenges
Paul Dehn Fürstenausgabe: Auf
Büttenpapier gedruckt und in Prachtband mit
Goldschnitt gebunden M. 8. — . Volksausgabe:
In-
Einer unserer höchstgestellten Offiziere, dem die
Aushängebogen vorlagen, ichreibt an den Verfasser:
„Ich beglückwünsche die, denen das Werk zuganglich
wird, zu dem reichen Inhalt, den es bietet Ks werden
damit die herrlichen Worte des großen Kaisers in die
Nation hineingetragen als Marksteine auf allen Ge-
bieten des staatlichen Lebens."
Michelangelos und Raffaels
Gedichte von Hermann Harrys. Zweite Auf-
lage. Mit einer kurzen
1906. Brosch. M. 2. — .
Aus „Scherr's"
„Michel Angelo darf auch unter den Dichtern
seines
platz 1
den „Mann" mit vier Seelen" und |
das jüngste Gericht ■
Kuppel der Peterskirche
wahrhaft danteschem Geiste geschrieben."
(aross^uetybinderei
6egrundet' 1868
MnferfkjurK) modernerJBudjeinbände j
Einbanddecken, Alappen,
grfissre Auflagen in kürzester Öjh*
rVerkaufoeb Sck^S-l^ides-Qesangbüchsr
Neueste maschinelle Einrichtung
speziell auch fur^assenauflagen
■ nm /silschrtfen, Maloqen «lc
^L£!PZIG<^
- «3 -
Digitized by Google
Schönste Geschenke einfacher und doch vornehmer Art!
Jeder Band
käuflich.
Illustrierte Monographien:
Geschichtliche, Kulturgeschichtliche,
Künstler-Monographien.
Jeder Band ist in sich abgeschlossen und elegant in Leinwand mit Goldschnitt gebunden.
Geographie.
Land und Leute.
und die Mark • • 4.-
Dretden und die Sicht.
Schweiz • • •
Kleien, und Isergeblrgc 4-
4.-
4-
Der Harz a-
Thürlngen 4.-
Dle LQneburger Heide • 4-
Am Rhein 4.-
Oer Schwarzwald . • • ■ 1 -
Oherbayern .«••••• a™
Tirol 4.—
Ole Schweiz 4.-
Norwegen 4.-
Die Rlvlera 4.
Rom und die Campagna 4
Neapel, (eine Umgebung
• • 4 -
zur Amonsoaae • • • . 4.
Deutschland Im Stillen
Ozean t-
1-
Dle Blütezeit des Phara-
onenrelchea
Nlnlve und Babylon ■ • •
Alexander der OroSe • •
Die Romer In Dcutsch-
4.—
4
a-
II. Mittelalter u
neuere Zelt.
Die KreuzzQge und c
Daa lltere deutsche
Stsdtewesen und Rur-
Maximilian I
Könlpln Elliabeth
Die deutsche Hanse •
Der falache Demetrius •
Wallensteln
Venedig alt Weltmacht
Der Kupierstich
Der Holzschnitt 3.-
Knnst
I. Kunst des gotischen
Mittelalters.
| Olotto 4 -
II. Kunst der He
4-
Der große Kurfürst • •
Friedrich I. und die Be-
gründung des preuB.
Königtums a
Friedrich der OroBe • ■ 4.
Marl» Theresia a
4.-
4.-
-1
III. Netteste Zelt.
Mlrabeau
Napoleon I
Bismarch
Die Vereinigten
Kulturgeschichte.
Der Wein
4-
Im 19.
Die Jagd
Exlibris
Weihnachten
Daa Porzellan
Die moderne Malerei In
seine Familie
VerroccMo
Bottlcelll
Ohlriandajo
Plnturicchlo
Mantegna
van Eyck, Hubert u. Jan
Memllng ...
P. Vlscher und A. Kram
Veit Stosa
Leonardo da Vlnd . . .
Michelangelo
Ratfael
Corrcjfjlo •
Tizian
Veronese a-
Tlntoretto 4.-
Dürer 3.-
Holbelnd. J 4
III. Kunst des 17. und
18. Jahrhunderts.
Tiepolo a-
Der Tan«
Die moderne Plastik In
Deutschland 4-
Dle Wohnung und Ihre
Ausstattung 4.-
Dle Landschaft 3-
Reklamekunst 4.-
Der Fleher 4-
IV. Kunst des 19.
Milkt and R
Preller d. A.
Thorwald sen
Relahold Begas
Slemering •
Ludwig Richter
Schwind • •
Imbach i i
Defregger •
Leibi - • • •
Koner • . .
Oyslt •
F. A. v.
Stuck •
Uhde • ■
Bocklln
Ft
Velazquez
Watteau . .
Rubens • •
van Dyck •
Tenlers d. J.
Franz Hals
a-
a-
a-
I
z-
>
a-
Rembrandt a
Cbodowleckl a-
Oalnsborough a-
A. v. Werner
Menzel • • •
Klinger • • •
Prell
Ki
Vautler • • •
Rethel
Oebhardt • •
Burne-Jones •
Walter Crane
Watts . • •
Canova • •
Meunler • •
Adolf Hildebrand
Eberieln • •
L. von
Worpswede
Neu-Dachau
4 —
«.—
4.—
1
3. -
4 —
3
s —
4, -
4L—
4. -
4
3
a. -
4.—
4.—
4,—
4.—
4 —
4
4.—
4
,t
4.—
3
a—
a -
8.—
a —
a—
3 —
4.—
<—
4. -
4
4.—
3. —
2
a —
a
4. —
a—
4-
rür die
»eninnrortlichi K. Dieckaeyer. Leipzig. HospiuUtr. »j. VerUg voa Velhsgen A: Kl.iing.
Druck Ton W. Drujulin in LeJpng.
Mit einer Extrabeilage voa Eduard Avenarlas, Verliiskucabaadliai, Leipzig.
Digitized by Google
_>jcvx * o.cvx * 0 cvx « o.evv« 9;cvv w^v !»evx* !>:cw 9^v i:*vx"« WkV ' ojf^v n
jettfcbrift für Bücherfreunde f $
* * * * * Organ der Gcfcllfcbaft der BibKophi
t
Bibliophilen.
X. Jahrgang.
BEIBLATT
Drittes Heft.
Juni 1906.
Atonntmentifreis für Jen Jahrgang 36 M. (zl,6o Kl. ö. V>\, 45 Fr., 36 sh., 21,60 Rh.), für das Quartal (drei Hefte) 9 M.
Anzeigen
'/, Seite 60 Mark. I •/, Seite 15 Mark.
V, Seite 30 Mark. Seite 8 Mark.
Kleine Anzeigen (Desiderata und Angebote): die gespaltene Petit- Zeile SO Pf. (für Mitglieder der Gesellschaft
der Bibliophilen und Abonnenten der Z. f. B. nur 25 Pf.).
Beilage-Gebühr 40 Mark. — Schluß für die Anzeigenannahme jedes Heftes am 10. des vorhergehenden Monats.
RtdaktianslU StnJmHgtn- Manuskripte. Bücher, Kataloge etc. gefl. ru richteu an den Heraasgebert Fiäar rv» Z#b«UiH. berlin H'. /$.
Uhlandstr. 33 {Sommer: Spiegelberg bei Topper. Rgbz. Krankfurt a. O.:.
Antflgm an die Verlagthaadlnog 1 ytlk*tr* A Klatimg, Abteilung für latente, Lri/uf, Hospitalstr. »7.
Gesellschaft der Bibliophilen.
Die Subskription auf das Nürnbergische Schönbartbuch hat einen so günstigen Erfolg gehabt,
daß der größte Teil der 500 numerierte Exemplare betragenden Auflage vergriffen ist Der Vorstand
sieht sich dadurch veranlaßt, die Subskription zum ursprünglichen Preise von noanxig Mark am 30. Juni
1906 zu schließen. Die dann etwa noch verfügbaren Exemplare können an spätere Subskribenten
nur zum Preise von viertig Mark abgegeben werden. Die Ausgabe des Werkes wird, der schwierigen
Ausführung der Tafeln wegen, voraussichüich erst im März 1907 erfolgen und den Subskribenten
rechtzeitig angezeigt werden.
Der Vorstand der Gesellschaft der Bibliophilen
Weimar, Grunstedterstr. 16. I.A. Dr. Carl Schliddekopf.
Rundschau der Presse.
Von Arthur L. Jellinek in Wien.
Die nachfolgend« Oberlicht «muckt, di« ia Tagesblällern, Wochen- uad Monauichtiftea enthaltenen Auhiue und Abhandlungen,
•oweit sie für die Leaer unserer Zeitschrift ia Betracht kommen, in itkKtktr Anordnung ru Terreichnea. Nur dal Wichtigere aus den Ver-
öffentlichungen der leisten Monate kann berücksichtigt werden. Absoluta Vollständigkeit ru erreichen, liegt für den einreisen Bearbeiter
»u&erhalb de» Bereiches der Möglichkeit. Die Zeitschriften lind nach Ilanden. Jahrgängen. Heften oder Seiten, je nach der leichteren Auf-
Bearbeiter« (Wien VII, Kirchengaase j}) erbeten.
Schrift-, Buch- und Bibliothekswesen,
Allgemeine*, Schrift und Papier.
B., Neue Beitrage zur Geschichte des Papiers.
Neue Freie Presse. 1904. No. 14 210. (17. III.)
Klemm, P, Das Ideal eines Druckpapiers.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 81-83.
Krak, T. und G. Bargum, Zur Geschichte des Adreß-
buches.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 191.
Thron,!., Aus Belgien und Frankreich. Bunte Steine.
(1. Der 1. „Salon du Livre" in Brüssel. — Gründung
des belgischen Buchgewerbevereins. — 2. Einige
Ruckblicke auf die Blütezeit des belgischen Nach-
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 3. — 1 — I
drucks. — 3. Der gegenwärtige Stand der Volks-
bibliotheken in Krankreich. — 4. Die Jahres-
versammlung des „Cercle de la librairie" in Paris.)
Börsenhl./, d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 79.
Buchdruck.
Barwick, G. F., Imprcsas.
The Library. 1906. 2. Series, VII, S. 140—148.
H übl, Besprechung der Veröffentlichungen der Guten-
berg -Gesellschaft. I— IV.
Mitteilungen des Österr. Vereint f. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, 37—42.
Plomer, H. R., A printer s bill in the XVII. Century.
The Library. 1906. 2. Series, VII, S. 32—45.
Digitized by Google
Beiblatt
(Ruo4tch»u der Pte**t.)
Buchhandsf, .
Beschoren, A., Ein englischer Buchhändler-Brauch
aus vergangenen Zeiten.
Borsenbl. / d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 72.
Biberfeld, Verkauf von Büchern unter Vorbehalt
des Eigentums.
Borsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 84.
Conrad, Br., The Publishcrs Association of Grcat
Britain and Ireland.
Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.73.
Sp. 3287/8.
Deutsche Bucher und Zeitschriften in Frankreich.
Deutsche Ztg. (Berlin.) Borsenbl. f. d. deutschen
Buchhandel. 1905. No. 285.
Eckardt, J. II., Johann Christian Dieterichs und
seine Güttinger Kalender-Unternehmungen. [Ka-
lendcrverleger dos XVIII. Jahrhunderts. II.]
Borsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.62,
74. 76. 82. 83.
Henckcl, W., Aus Rußland. [Buchhandel und Biblio-
graphie.] Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel.
1906. No. 40. (17. II.)
Herbich, R., Betrachtungen über die Wcrtabschätz-
ung von Verlagsarükeln bei Aufstellung von Inven-
tur und Bilanz.
Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 40.
Kellen. T.. Der Verleger Johann Friedrich Schiller.
Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 40.
(t-ber Schneider, D. Friedrich: Johann Friedrich
Schiller, geh. I**. Sept. 1737, gest. 19 Oku 1S14.
Mainz, Imp. Ph. v. Zahern 1905. Kl. 8». 24 S.]
Kohut, A., Zur Geschichte des Honorars. (Mit 5 un-
gedruckten Briefen Adolf Mullnrr-. und Theodor
Mündts.} 2. VII. 1815 an? — 3. VII. 1816 an
Wallishausen in Wien. — Von Th. Mündt 27. IV. 1854.
- 16. V. 1854. — Von Th. Mündt mit einer bei-
liegenden Novelle „Moderne Kinder". 19. I. 1857.
Di* Gegenwart. 1906. LXIX, No. 9. (S. 136—137.)
Das Recht des Sortimenten! auf Kritik.
Allgemeine Buchhändler- Zeitung. (Leipzig.) 1906.
XIII, No. 4.
Rcclam jnn„ Ph., Ein Beitrag zur Frage der Bücher-
Schleuderei in Warenhäusern. [Nußbaum in Halle
a. S] Borsenbl. /. d. deutschen Buchhandel. 1906.
No. 55.
Richter, F. E., Schulprogramme und ihre Beigaben.
Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 2.
Bibliographie.
Kauffmann, F., Moritz Steinschneider; zu seinem
90. Geburtstage: 30. Marz 1906.
Frank/urter Ztg. 1906. No. 88. (30. III.)
Prem, S. M., I.iteraturbericht aus Tirol IV. (1897
-190S-) Euphorion. 1906. XIII, S. 277-288.
[Vgl. ebd. IV, 600 ff.]
Schissel von Fleschenbcrg, O., Zur Bibliographie
der tirolischen Literatur des XVIII. Jahrhunderts,
(t. Joh. Friedrich Primisscr. 2. Maximilian Anton
Polifeser. 3. Joseph Kowald.)
Mitteilungen des Üsierr. Vereins für Bibliotheks
wesen. 1906. X, S. 30-36.
Bibliophil:«
Die Meyer-Cohnsche Autographen-Sammlung.
Neue Zürcher Ztg. 1906. No. 46.
Thieß, K., Buchstipendien statt Geldstipendien.
National Ztg. 1905. No. 296. (13. V.), Borsenbl.
/. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 113.
Bibliothekswesen.
Ballinger, ]., Municipal libraries.
The Ubrary. 1906. 2. Serics, VII, S. 181— 19«.
Der Bibliotheken Rabatt im Sächsischen Landtag.
Borsenbl./ d. deutschen Buchhandel. No. 68, 70.
Eichler, F.. Moderne Bibliotheksbauten.
Mitteilungen des Österr. Vereins /. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, S. I— 1 1.
Gillhoff, )., Wie gründet man gute billige Volks-
bibliotheken? Deutsche Welt. 1906. No. 17.
Herz, H., Volkstümliche katholische Bibliotheken,
katholische Autoren und Verleger.
Borromaeus- Blatter. 1906. III, No. 6.
v. Gr., Die neue Heidelberger Universitätsbibliothek.
Die Kunst chronik. 1906. N. F. XVII, Sp. 163
-l6 S .
Bibliothek des Börsenvercins der Deutschen Buch-
händler zu Leipzig. Zuwachs seit Abschluß des
Kataloge*. Band II. No. 10. (Oktober 1905 bis
März 1906.)
Borsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 78.
Mencik, F., H. G. Breischneiderund G. van Suieten.
Ein Beitrag zur Geschichte der Universitats-Biblio-
thek in Lemberg. (Beilage: Verzeichnis der Lern-
berger seltenen Inkunabeln.)
Mitteilungen des Österr. Vereins / Bibliotheks
wesen. 1906. X. S. 11—30.
The British Museum Library [landon] and its Cata-
logue.
The Edinburgh Reinen'. 1906. CCIII, S. 117 — 136.
Schmitz, H., Die Volksbibliothek und Lesehalle zu
M.Gladbach.
Porromaeus-Rlätter. 1906. III. No. 6, 7. S. 117
— 119, 140—143.
Löffler, Die bibliothekarische Laufbahn in Preußen.
Academia. 1906. XVIII, No. IO ,
Giefel, Zur Gründungsgeschichte der königlichen
Landesbibliothek [in Stuttgart].
Württemberg. \ 'ierteljahrshe/te /. Landesgeschichte.
1904. XIII, S. 140-161. Nachtrag 1905. XIV,
S. 418—422.
Giefel, Warum ist Bibliothekar Joh. Wilh. Petersen
1794 aus den herzoglichen Diensten entlassen
worden? [Stuttgart.]
Württembergische Vierteljahrshe/te. 1905. XIV,
S. 191—204.
Rechtsbeziehungen, Pressrecht, Zensur.
Allfeld, Der Entwurf eines Gesetzes betreffend das
Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und
der Photographie.
Deutsche /uristenttg. 1906. XI, No. 5. Borsenbl.
/. d deutschen Buchhandel. 1906. No. 72.
Digitized by Google
Beiblatt.
Castellani, C, Documenti circa la persecuzionc dei
libri ebraici a Venezia.
Iji Bibliofilia. 1906. VII. S. 305—307.
Verbotene Druckschriften 1905. Zusammenstellung der
im Börsenblatt 1903 mitgeteilten Verbote (und der
aufgehobenen Beschlagnahme).
Börsenbl.f. d. deutsch™ Buchhandel. 1906. N0.77.
Fuld, Urheberrechtliche Beziehungen im Verhältnis
zwischen Deutschland und Frankreich.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel, 1906. N0.61.
Fuld, Zur Praxis des amerikanischen Urheberrechts-
amts.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.73.
Fuld, Verlängerung der Schutzfrist für Urheberrecht.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 75.
Zum Gesetzentwurf betr. das Urheberrecht an Werken
der bildenden Künste und der Photographie.
Börsenbl.f. d deutschen Buchhandel. 1906. No. 57.
Grundtvig, L. A., Internationaler Schulz des Ur-
heberrechts.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.81.
Hölscher, G., Zur Geschichte der Präventivzensur.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 64.
Kleemcier, Fr.J., Der Index der verbotenen Bücher.
Börsenbl. J. d. deutschen Buchhandel. 1905.
No. I47—M9-
Verzeichnis von deutschen Büchern, die in Rußland
im September (und bis Dezember 1906] ganz oder
teilweise verboten worden sind.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 3,
26, 43, 49-
ines).
Blüm ml, E. K., Volkslied- Miszellen.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXI II, S. 270-296. 1906. CXV,
S. 30-66.
Bolte, J., Die indische Kedefigur Yathasamkhya
(d. h. der Zahl, der Reihe nach) in europäischer
Dichtung.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXII, S. 265—276.
Brugger, E., Beiträge zur Erklärung der arthurischen
Geographie.
Zeitschr. f. französische Sprache und Uteratur.
1904. XXVII, S. 69—116.
Buchner, G., Beiträge zur „Geschichte der sieben
weisen Meister".
Archiv f d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIII, S. 297-301.
Hochdorf, M., Eine neue Geschichte der russischen
Literatur.
Die Gegenwart. 1905. LXVIII. No. 47, S. 328
—3*9-
Holthausen, F., Das Motiv von der untergeschobenen
Braut [in der Dichtung).
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen. 1905.
CXIII, S. 430-3'.
(Ruwüchau der Pro»«.)
Jordan, L., Quellen und Komposition von Eustache
le Moine nebst Analyse des Trubert und Nachweis
der Existenz mehrerer Robin Hood Balladen im
XIII. Jahrhundert.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaluren. 1904. CXIII, S. 66 — 100.
Jordan, L., Die Quelle des „Hervis von Met»".
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 432—440.
Nowak, K. F., Der deutsch-französische Krieg im
Lichte französischer Dichtung.
Leipziger Zig. (Wissenschaftliche Beilage). 1906.
No. 9, 10.
Roersch, A.,Elckerlijc-Everyman-Homulus-Hckastus.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXIII, S. 13—16.
Schönbach, A. E., Was wir lesen. Blätter aus mei-
nem Merkbuche.
Die Kultur (Wien). 1905. VI, S. 25-40.
Siefen, G., Wer war Siegfried?
Allgemeine Ztg. Beilage. 1905. No. 32, 33.
Sosnosky, Th. v., Venus und Bacchus (in der deut-
schen Poesie],
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 8. S. 119— 120.
Steig, R., Aus norddeutschen Litcraturkrcisen der
klassischen Zeit.
Vossische Ztg. 1905. No. 341. (23. VII.)
A modem Utopia.
The Edinburgh Review. 1905. CCII, S. 56-78.
(Zusammenfassende Besprechung von 13 Werken.]
Vorctzsch, K., Die Theorien über die Entstehung
des altfranzösischen Epos.
Die Kultur. 1905. VI, S. 372-376.
Wohlbrück, O., Russische Literatur (der letzten
Jahre]. Konservative Monatsschrift. 1906. 1. Jan.
Anzengrnber: Müller-Guttenbrunn, Erinnerungen
an Anzengrubcr.
Neues Wiener foumal. 1906. No. 4373-
Arndt: Wendel, C, Zur Bibliographie Ernst Moritz
Arndts. Euphorion. 1906. XIII, S. 135-136.
Apuchtin: Luther, A Alexei Nikolajcwitsch Apuchtin
(1840-1893).
St. Petersburger Ztg. Montagsbl. 1906. No. 111.
Becker: Stein, H. v., Nikolaus Becker, der Dichter
des Rheinlicdes. (1809—1845.)
Dichterstimmen der Gegenwart. 1906. XX, N0.5.
Bürger: B enzmann, H., Bürgers Bedeutung für die
klassische und moderne Ballade.
Die Gegenwart. 1906. LXIX No. 7. S. 104—105.
Byron: Richter, H.. Zur Frage: Wer war Byrons
Thyrza?
Archiv J. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXII, S. 70-79-
Carlyle: Oswald, E., Thomas Carlyle, noch einmal.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen und
Literaturen. 1904. CXII, S. 317— 327-
3 -
Digitized by Google
(Ruadichaa der Prctte.)
Chamisso: Brentano, H., Adalbert von Chamisso.
Wiener Deutscht Ztg. 1906. No. 12 241.
— : Hofmann, H., Ein Albumblatt Chamissos.
Euphorion. 1906. XIII, S. 134-135-
Claudias: Goos, M., Matthias Claudius.
Hamburger Nachrichten. Belletristische Beilage.
1906. No. 2.
Foscolo: Zschech, F., Der italienische Wertherroman
Ugo Foscolos.
Hamburger Correspondent. Uterar. Beilage.
1906. No. 3.
Gildemeister : Tielo, A. K. T., Otto Cildemeisters
Anfange. Euphorion. 1906. XIII, S. 105— 1 17.
Goethe: Helmholt, H. F., Übersicht über die Ver-
zweigungen der Familie Buff (Kestncr).
Familiengesch. Blatter. (Dresden.) 1904. II,
S. 123—127.
— : Jahn, K., Goethes Reisen.
Taglicht Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1905.
No. 271.
— : Klcemeier, F. J., Die Goethe-Bibliothek des
Frhn. W. v. Biedermann.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1905. No. 253.
— : Kralik, R. v., Goethe als Romantiker.
Die Warte. 1906. VII, No. 7.
-— ; Krüger, H., Goethe in Dornburg.
Altonaer Tagblatt. 1905. (18. XI.)
— : Michels, V., Neue Goethe Ausgaben.
Euphorion. 1906. XIII. S. 288—299.
Grillpaner: Benzmann, H., Grillparzer als Mensch
nach seinem Tagebuch und seinen Briefen.
Nord und Süd. 1905. CXV, S. 421— 429.
— : Volkelt, J., Die tragische Schuld in Grillparzers
Dramen. Osterr. Rundschau. 1905. II, S. 3SS-362.
Grisebach: Fraenkel, L., Eduard Grisebach. Eine
Würdigung. Frankfurter Ztg. 1906. No. 101.
— : Münz, B., Eduard Grisebach.
DU Wage. 1906. XI, No. 14.
— :Schaukal,R., Eduard Grisebach. Ein Gedenkblatt
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 15. S. 230—231.
Hartleben: Marti, F., Fragment eines Lebens. [O.E.
Hartlebcns „Tagebuch".]
Neue Züricher Zig. 1906. No. 90.
Hang: E. M., Fr. Haugs Vorspiel zur Wilhelm Teil-
Aufführung am 10. November 1807.
Schwabische Kronik. 1904. No. 224. S. 5.
Hawthorne : Nathaniel Hawthorne, man and author.
Edinburgh Rei>inv. 1906. CC11I. S. 210—235.
Hebel: Trenge, M., Das Weltbild in Hebels Drama.
Die Deutsche Kultur. 1906. I, No. n, 12.
Hazlitt • Irwin, & T., William Hazlitt andCharlcs Lamb.
The Quarterly Review. 1906. CCIV, S. 162-186.
i: Bode, K., Zu Hölderlins Gedichten.
Euphorion. 1906. XIII, S. 133— 134.
i: [Kiy, H.], Briefe J. P. Jakobsens an Agnes
Möller. [1873-1882.]
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 8. S. 121— 123.
Kailt: Drews, A., Houston Steward ChamberUiins
„Kant". [München 1905.)
Die Gegenwart. 1906. LXIX.S. 132—135. (N0.9.)
Keller: Heine. G., Gottfried Keller.
Deutsch- Evangel. Blatter. 1905. No. 2.
— : Rosenberg, F., „Der schlimm-heilige Vitalis"
von Gottfried Keller und „Thais" von Anatole France.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXII, S. 366—384.
Kinkel: Pitollet, C, Das Todesurteil gegen Gottfried
Kinkel. Wiener Montagsrevue. 1906. No. 6.
Kleist: Weißen fels, R., Die neue Kleist-Ausgabe
(Leipzig-Wien, Bibliographisches Institut 5 Bde.
«9°5)-
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 932-939
Li Sale: Haag, C., Antoine de la Sale und die ihm
zugeschriebenen Werke.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u.
Literaturen. 1904. CXIII, S. 101— 134, 3>5— 35<-
Lessing: Gold, A., Auf den Spuren Leasings in Berlin.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 17.
— : Kruse, G. R., Berlin und sein Lessing-Haus.
Berliner Tageblatt. 1906. No. 69.
Lewis: Herzfeld, G., Die eigentliche Quelle von
Lewis' „Monk". [Anonymer Roman „Die blutende
Gestalt mit Dolch und Lampe". Quelle für Grill-
paraers „Ahnfrau".]
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u.
Uteratuten. 1903. CXI, S. 316-323.
[Dagegen O. Ritter, el>d. 1904 CX1H, S. 56-65.]
Lorm: Münz, J. V., „Hieronymus Lorms Nachlaß '.
Der Tagesbote. (Brünn.) 1906. No. 152.
«an so: Geiger, L., Vom alten Manso. (1760-1826.)
Breslauer Ztg. 1906. No. 69.
Meyer: Lüderitz, A., C. F. Meyers „Amulett" und
seine Quelle. [Menmee, Chronique du regne de
Charles. IX. 1829]
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen u.
Literaturen. 1904. CXIII, S. 110—121.
Mörike: Ilgenstein, H., Mörikcs Lyrik.
Das Blaubuch. 1906. I, No. 9.
— : Krauß, R., Der freigewordene Mörike [in den
verschiedenen Ausgaben].
Deutsche Tagesstg. (Berlin.) 1906. No. 81.
Novalis: llug v. Hugenstein, A., Zur Texigeschichtc
von Novalis" Fragmenten.
Euphorion. 1906. XIII, S. 79-93-
da Ponte: Schriefer, W., Lorcnzo da Ponte (der
Textdichter des Don Juan).
Deutsches Tagblatt. (Wien.) 1906. No. 34.
Rousseau: Geiger, L., Neues über Rousseau.
Die Gegenwart. 1906. LXIX. No. S- S. 71 — 72.
[Bcsprccliung <1cr Annales de la Societe Jean Jaques
Rousseau a Ocncvc. 1906. Band I.]
Scheffel: Doering, O., Joseph Viktor von Scheffel.
Moskauer Deutsche Ztg. 1906. No. 84.
— : Proelß, J., Scheffels Laura [Emma Heim. Von
E. Boerschel. Berlin 1906].
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 849 — 854.
— : Wetzet, J. O., Scheffel.
Der Elsdsser. 1906. No. 54.
4 —
Digitized by Google
(Ruodtchftii der Presse
Seome: I' eiser, G. t Aus Polens letzten Tagen. Er-
innerungen eines deutschen Dichters. fj. G. Seumc]
DU Grensboten. 1906. LXV1, S. 490-499, 549
— 557, 657-665. 7"~7«8-
Shakespeare: Eidam, Chr., Die Neubearbeitung des
Schlcgel-Tieckschen Shakespeare durch H. Conrad.
Kational-Ztg. 1906. Beilage. No. 3. (18. 1.)
— : Hamburger, 1*., Die Prinzen von Marokko und
Arragon in Shakespeares , .Kaufmann von Venedig".
Der Tag. 1906. No. 89.
— : Werther, J. v., Shylock.
Die Zukunft. 1906. XIV, 54. S. 53-56.
— Bericbtigungea und Nachtrage tum Deutschen Anonymen Lexikon.
Stael: Madame de Stacl and Napoleon.
Tkt Edinburgh Review. 1905. CCII, S. 79—109.
Uhland: Sprenger. R., Zu Uhlands Ballade „Der
letzte Plalzgraf.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXI1I, S. 39J-394-
Voltaire: Sakmann, P., Voltaire als Kritiker Montcs-
quieus. Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen.
1904. CXIII, S. 374-391-
V08: Segnitz, E., Johann Heinrich Vot.
Leipziger Tageblatt, 1906. No. 160.
Walpole: Geiger, L.. Horace Walpole (1717— «797).
Die Gegenwart. 1906. I.XIX, No. 13, S. 199— 100.
Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon.
Von
Dr. Paul Trommsdorff in Berlin.
II.
Nachträge zum Buchstaben A.
(Fortseuunj |
ler Umstand, daß der Gesamtkatalog der
1 preußischen Bibliotheken die Angaben
des deutschen Anonymenlexikons in nicht
I wenigen Fallen zu berichtigen vermag,
beweist wohl, dab die Bearbeiter des Lexikons recht
gut daran getan hätten, auch die handschriftlichen
Kataloge der grüßten deutschen Bibliotheken auf
Anonyma hin durchzusehen. 1 Bilden doch in den
Bibliotheken stets die Druckschriften selbst die
Grundlage für alle Eintragungen in die Kataloge,
die daher ungleich vertrauenswürdiger sind ab
manche auf abgeleiteten Quellen beruhende Biblio-
graphien. Vor allem aber würde die Durcharbei-
tung dieser Kataloge das aus den gedruckten
Werken gewonnene Material wesentlich ergänzt
haben. Denn in den handschriftlichen Bibliotheks-
katalogen finden sich sehr viele Druckschriften
unter ihren Verfassern eingetragen, die in den
Werken, welche die Bearbeiter des Anonymen-
lexikons benutzen konnten, überhaupt nicht oder
ohne Verfasserangabe aufgeführt werden. So
viele Quellenwerke die beiden Wiener Kollegen
auch ausgenutzt haben, 1 sie mußten doch zahl-
reiche endegencre und speziellere Schriften, die
ihre Zusammenstellung hätten bereichern können,
beiseite lassen. Bei der Katalogisierung eines
Bibliotheksbuches werden aber solche Bücher
oft mit Vorteil verwendet. Häufig ist einer
der Beamten dank seiner Kenntnisse auf einem
ihm besonders vertrauten Wissensgebiete in der
Lage, ein Werk ausfindig zu machen, in dem
der Verfasser des zu katalogisierenden anonymen
Buches genannt ist, oder es gelingt ihm selbst,
unter Benutzung der in dem Buch sich findenden
Andeutungen und mit Heranziehung aller mög-
lichen bibliographischen Hilfsmittel, den Verfasser
zu ermitteln. Dazu kommt, daß das einzelne
Bibliotheksexemplar sehr oft Angaben enthält, aus
denen sich die Verfasserschaft des Buches direkt
ergibt oder doch erschließen lälit. Das sind die
handschriftlichen Eintragungen in zahlreichen
Büchern, Widmungen des Verfassers, Bemerkungen
früherer Besitzer oder Benutzer und dergleichen
Vermerke. 3 Manchmal erlaubt auch die Zuge-
hörigkeit der Schrift zu einem Sammelbande einen
Schluß auf den Autor; oft ist auf dem Rücken-
titel eines älteren Einbandes der sonst nirgends
zu ermittelnde Verfassc-r genannt
Dieses wichtige in den handschriftlichen Biblio-
thekskatalogen ganz verborgene Material haben
die Bearbeiter des deutschen Anonymenlexikons
nur zum geringsten Teil verwerten können, da
seine Beschaffung wohl zu umständlich und kost-
spielig gewesen wäre, auch die Kataloge mancher
Bibliotheken ihnen nicht ohne weiteres zur Ver-
fügung gestanden hätten. Wer in Zukunft solche
bibliographische Arbeit unternehmen will, sollte
aber erwägen, ob er nicht in dem preußischen
Gesamtkataloge, dem handschrifdichen Kataloge
von elf großen Bibliotheken mit einem Bücher-
« Diesen Gedanken äußerte j-chon M. Orolig bei der Besprechung des ersten Bande* des Anonymen-Lcxikons in
den Mitteilungen des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen Jg. 6, 1902, S. 74—77-
* Eine wichüge Quelle ist ihnen leider entgangen, das Buch von E. Collin, Anonymer og Pscudonyrucr i den danske,
norske og islandskc Literatur ... Kiobenhavn 1869, in dem auch die ausländi>che anonyme Literatur berücksichtigt ist,
die sich auf die dänisch-norwegischen Lander bezieht.
i Auch Barbier benutzte l>ci der Bearbeitung der 2. Auflage seines Dictionnaire des ouvrages anonymes et
(T. 1—4. Pari* 1820—25) »olche handschriftlichen Eintragungen in ausgedehntem Mate; vgl T. I«, 5. IL
- S -
Digitized by Google
Beiblatt.
(Benchtigunceii und Nachtrage tum fJeuiti.hftB Attotiymcn-Leiikon \
besitz von fast vier Millionen Bänden, die ge-
eignete Grundlage findet. Die große Zahl von
Nachträgen, die sich aus dem Gesamtkatalog zum
deutschen Anonymcnlexikon gewinnen läßt, zeigt
wie manches andere, worauf ich hier nicht ein-
gehe, dali dieser Katalog ein bibliographisches Hilfs-
mittel ersten Ranges darstellt, auch in dem einen
handschriftlichen Exemplar, in dem es bis zu seiner
Fertigstellung allein geführt werden kann.
Ich teile auch von solchen Ergänzungen zu-
nächst nur mit, was sich bei einer Durchsicht der
unter dem Buchstaben A im preußischen« Ge-
samtkatalog eingeordneten Verweisungen von dem
Titel einer anonymen Schrift auf den Verfasser
ergab. Da die preußischen Universitätsbibliotheken
solche Verweisungen der Geschäftsstelle erst ein-
senden, wenn die Titel des betreffenden Autors
zur Bearbeitung kommen, die Vergleichung der
Bestände aber erst bis zur Mitte von C vor-
geschritten ist, so umfaßt dieser Nachtrag nur
einen kleinen Teil der in diesen Bibliotheken ihrem
Verfasser zugewiesenen anonymen Schriften, deren
Ordnungswort unter den Buchstaben A fällt Ich
habe mir außerdem die Grenzen enger gezogen
als die Bearbeiter des Anonymenlexikons, indem
ich erstens nicht die gesamten in den Ländern
deutscher Zunge bis zum Jahre 1850 anonym
erschienenen Schriften berücksichtigt habe, sondern
nur die, deren Titel ganz oder teilweise in deutscher
Sprache abgefaßt ist, und indem ich zweitens nur
diejenigen Einzelschriften als anonym angesehen
habe, deren Verfasser sich weder auf dem Titel-
blatt nennt, noch auch aus dem Buche selbst,
dem Privileg, der Zueignung, der Vorrede, dem
Anfang des Textes, der Schlußschrift usw. ohne
Schwierigkeit entnommen werden kann. Auch
gebe ich von den im Gesamtkatalog unter A ein-
geordneten Titeln nur die, welche auch im Ano-
nymenlexikon unter A gesucht werden müßten,
führe aber die einzelnen Titel in der Reihenfolge
auf, in der sie im Gesamtkatalog erscheinen, 3 um
zugleich einen getreuen Auszug aus diesem Kata-
loge hier darzubieten. Die Titel machen, ent-
sprechend der Vorschrift der preußischen Instruk-
tion Uber die Form der Verweisungen (S tt, x),
auf bibliographische Genauigkeit keinen Anspruch;
sie sind soweit gekürzt, daß sie noch sicher er-
kennbar bleiben und die Identifizierung des Buches
ermöglichen. Der Erscheinungsort ist daher int
Gegensatz zu der Praxis des Anonymenlexikons
nur ausnahmsweise hinzugefügt. Die Quellen sind
angegeben, soweit ich sie auf den Zetteln des
Gcsamtkataloges fand; in allen anderen Fällen
sitid die im Gesamtkatalog vereinigten Bibliotheks-
kataloge als Quelle anzusehen.
1. Abbildung und »Beschreibung derer sämtlichen
Bcrg-Wcrcks-Bcamtcn u. Bedienten. 1721. Waget, Ckr.
2. Abbildung inn- und ausländischer »Hölzer . . .
1773 ff* li^uttuyn, Martin.
.5. Abbildung der vortrefflichen »Qualitäten des jetzt
regierenden Sinesischen Regnanten Cbam-Hy. [um 1700.]
MH( TfracAim. [Original: Portrait historique de l'empc-
reur de la Chine.]
4. Abbildung einer betrübten und wieder getrösteten
•WUtwen . . . [vor 1731]. Marfetger, Paul Jaiob.
5. Abbildungen, 'Anatomische, zur Mechanik der
mentchl. Gehwerkzeuge. (1S36.) Weber, WUk.
6. Abbildungen von »Artzneygewächsen. I. Hundert.
1779. Z»m, 7«h. [Der Verf. nennt sich unter der Vor-
rede des 2. Hundert. 1780.]
7. Abbi Idungcn der »Denkmäler des Doms von Mainz.
iS*o. Werner, Franz.
8. Abbildungen und »Lebensbeschreibungen l*riihm-
ler Gelehrten. Sammlung I. 2. 1764. Sehroeekk, Jok.
Matthias. [Der Verf. nennt sich unter der Widmung der
J. Sammlung. 1765.]
9. Abbildungen von »Menschen u. Thicrcn, tischen,
Vögeln und Amphibien. 4. Geschenk für Kinder. Halle.
[1/95] Erster, ?.>*. Keinkald.
10. Abbildungen zur »Muskcllehre in Stcinabdrücken.
[1815.] Muh;, Mattin,
11. Abbildungen der »Schwämme. H. I — 3. 1790
— 93. Hamann. Georg Frans.
12. Abbruch und Neubau oder Jetztzeit und Zukunft.
1S46. Gnei, Cieüto/A Friede.
13. ABC, das 'christlich, gesangweyss au-s d. heiligen
SchrilTt zusammen gezogen, o. J. Sfringinnilee, Gregor.
14. A. B.C. der »Jungfrauen. Wittenberg 1661. Kinder-
mann, Fa/t/iasar.
lj. A.b. c. Buch, Neu eröffnetes in hundert Sprachen
bestehendes. 1743. Fritz, Jch. Friede.
16. ABC(-Büchlein), Berlinisches neu eingerichtete*.
Buchstabier- u. Lcsc-Büchlcin. 1760. 1790. JFihn, Jok.
Friede.
17. Abendgedanken auf alle sieben Tage der
Wochen. 4. Aufl. 1763. Crit^ot, Martin.
18. Abendmahlsichre, Die alle. Durch katho-
lische u. nicht katholische Zeugnisse . . . beleuchtet. 1S27.
Rttkentee.
19. Abentheuer und »Liebschaften im Kriege. 1823.
Nendorf. [?] [Katalog der UB Marburg.)
20. Abentheuer von allerhand »Mineralien, Wurtzcln
u. Bäumen ... in ... Sina. 1656. Freyel, Adam. [Ori-
ginal: Artincia hominum miranda naturac, in Sina et
Barop*»]
21. Abfertigung, »Kurtze, Der kurtzen JAnmerk-
kungen über d. richtige Gegen- Anzeige, daß das Kgl. Chur-
Haus Preußen u. Brandenburg die Jülich-Bcrgische u. zu-
gehörige I.ande über ein seculum v. 1609 bis 1738 recht,
lichcr Art . . . besessen. 1740. Ludeu-ig, Joh. Peter v.
» Die im Gesamtkatalog der deutsehen Bibliotheken enthaltenen hierher gehörigen Anonyma habe ich gleichfalls
berücksichtigt.
» Nächst den im Beiblatt Heft 2 erwähnten verschiedenen Regeln für die Wahl des Stichwortes weichen die Ordnung*.
grundiatze des Anonymcn-Lcxikons und der preußischen Kataloge insofern von einander ab, als das Lexikon die Worte
nach dem Stichwort als lexikographische Einheit, d. h. ab eine ununterbrochene Reihe von Buchstaben ansieht (Bd. I,
S. VIII), während nach der preußischen Instruktion sich die weitere Ordnung der Titel nach den übrigen wesentlichen
Wörtern richtet (S 168), die als Ordnungsworter in der im Titel gegebenen Reihenfolge gelten, mit der Ausnahme, daß
grammatisch abhängige Wörter dem regierenden Wort voraufgehen. Auch sind in dem Gesamtkatalog bei der Einordnung
der Titel die Regeln für die deutsche Rechtschreibung vom Jahr 1902 bereits durchgeführt; insbesondere wird bei
schwankendem Gebrauch k und z dem c stets vorgezogen, während das Lexikon umgekehrt verfährt.
Digitized by Google
Beiblatt.
und
22. Abfertigung, 'Kurl«, der sogen. .»Beantwortung
des Wiencrschen Hofes auf d. KsL Prcuß. Manifest.
[1756.] Määir, Kriegsrath.
23. Abfertigung einiger wider d Theologum iu
Hamburg, Herrn Krdrajum Neumeistern . . . heraus gekom-
menen »Läster-SchrifTten. 1724. Fdzardi, Sebastian. (Die
UB Göltingen besitzt einen Sammelband mit mehreren Ed-
zardi hs. zugeschriebenen Traktaten. Da der Sammler,
Mich. Kichey, zur gleichen Zeit wie Edzardi in Hamburg
wirkte (vgl. Jöcber), so ist die Richtigkeit der Zuweisung
kaum zu bezweifeln.]
24. Abfertigung einer schaalwizigen »Recension der
noch mehr Paragraphen. 1770. Ring, Friedr. Dominicas.
2J. Abgot, Der KaufTleut, Mercurius. (1536.) Sacht,
Hans. [Andere Ausg. mit dem Namen des Verf.]
26. Abhandlung v. denen »Advocatis u. denen . . .
verbotenen Pactis der Advocaten ... 1 765. G rufen, Chri-
stian Ulrich.
27. Abhandelung von denen 'Belagerungen . . .
I'otsdam 1747. Humbert, Abraham Je. [Original: Traite
des sieges.)
28. Abhandlung von denen 'Geheimnissen keuscher
I.iehes-Werke im gesegneten Kinder-Zeugen. 1729. l'enette,
.Sicolai. [Original: Tablcau de l'amour.]
29. Abhandlung, 'Gründliche, von denen hohen
Keichs-Vicariats-Gerechlsamen ... 1 74 1. Kinig, Joh. CarL
[Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der 2. Abhand-
lung. 1742.]
30. Abhandlung von den 'Grundsitzen der Münz-
Wissenschaft. 1761 u. ff. Steuart, James. [Original: Disser-
tation upon the doctrine and principle-s of moncy.]
31. Abhandlung, »Historische und imoralische, v.
dem gelehrten Bücherfluche . .. 175t- Detter, Joh. J'eter
Christian. [ML 2, 295.]
33. Abhandlung, »Historische, von den öffentlichen
iCbungen im Schüssen der Königsbcrgschen Bürgerschafft
(17S3-) Lieder t, Joe. Ilanr. \i\
34. Abhandlung, »Hislorisch-statistischpolilische, v.
den Scczöllcn d. Stadt Danzig . . . 1783. Wer nicke, joh.
Christian Ludur. [Andere Ausg. vom gleichen Jahre mit
dem Namen des Verf.]
35. Abhandlung über den kleinen »Krieg u. über d.
Gebrauch der leichten Truppen. 1802. lalentini, Cevrg
Nachtrag« tum DeuUchm AnonymcB-Luikoo — Von des Auktionen,!
mih. v. [MGT 21, 184 gibt als Vorname Heinrich an; die
richtigen Vornamen geben ADB ond Neuer Nekrolog der
Deutschen Jg. 1884, S7S-]
36. Abhandlung, » Oeconomische , von gründlich
bessern u. einträglichem Weinbergsbau . . . 176s. Fischer,
lleinr. Aug.
37. Abhandlung, »Oeconomisch-juristische, vom An-
schlag der Güther in Sachsen. 1758. Neue Aufl. 1771.
Bennigsen, Rudolf Christian v.
38. Abhandlung von den »Pantomimen. 1749.
Mattheson, Joh.
39. Abhandlung, »Practische, von den verschiedenen
Arten tu malen. 1764. Arelais, de Mentamy, Didier.
[Original: Traite pratique des differentes maniercs de
peindre.]
40. Abhandelung von der 'Regalität derer Jagten
in Teutschland . . . 1 744. Buh, Friedr. Karl v,
41. Abhandlung abgefaßt in einem »Schreiben an
einen Gelehrten v. d. alten Island. Edda. (1774.) Schim-
melmann, Jahob. [ML.]
42. Abhandlung von dem »Stapclrechte der alten
Stadt Magdeburg. 1742. Born, Jahob I/einr. [ML.]
43. Abhandlung von den 'Talismans oder astrali-
schen Figuren . . . 1763. Belm, Jean Alltert. [Original:
Traite- des lalismans ou figures astrales.]
44. Abhandlung von den 'Verbrechen und Strafen.
1766. Beccaria, Cesare. [Original: Dei delitti; Übers. :
Albrecht Wittenberg. Originalausg. von 1809 u. ff. mit
dem Namen des Verf.]
45. Abhandlung vom »Wasserbau an Strömen. 1756.
Silberschlag, J. E.
46. Abhandlung, 'wie man die Heil. Schnitt lesen
. . . solle . . . 1769. Oetinger, Friedr. Christoph. [K. Ch. K.
Ehmann, Oetingers Leben u. Briefe. Stuttgart 1859.
S. 844.]
47. Abhandlungen über wichtige 'Begebenheiten
aus d. allen u. neuem Geschichte. Th. I. 1 763. Fäsi,
Joh. Conrad. [Der Verf. nennt sich auf dem Titelbl. von
Th. 2. (1764-)]
48. Abhandlungen, 'Philosophische, u. I/ibreden
über Preisangaben . . . 1777.78. Afercier, Louis Slhastien.
[Original: Eloges et discours phllosophiiiues.]
(F*rtttHimf /rtttj
Von den
Sotheby in London beendigte am 13. Mai eine
sechstägige Auktion der bedeutendsten in England
vorhandenen SpezialSammlungen von Werken George
Cruikshanks aus dem früheren Besitz des kürzlich ver-
storbenen Mr. Edwin Truman. Berühmt wurde Cruik-
shank als Karikaturenzeichner bekanntlich zuerst durch
seine satyrisch politischen Illustrationen, zu welchen ihn
1819 der Prozeß gegen die Königin Karolinc veranlagte.
Nachdem zahlreiche Darstellungen aus dem englischen
Volksleben gefolgt waren, stellte er sich gemeinsam
mit seinem älteren Bruder Robert eine höhere Aufgabe
in den Skizzen „Life in London", zu denen ,,Life in
Paris" ein Seitenstück bildet. Seit 1835 lieferte er Illu-
strationen zu den berühmtesten zeitgenössischen eng-
lischen Schriftstellern, die geistvoll in II og arthscher
Weise ausgeführt sind. Cruikshanks Figuren, obwohl
karikiert, sind mit gToßer Treue der Natur abgelauscht,
bizarr und drollig, zuweilen indessen kaum noch zur
eigentlichen Kunst zu rechnen.
In der Hauptsache handelte es sich bei der vor-
liegenden Auktion um solche Werke, die Cruikshank
illustriert hatte: W. H. Ainsworth, „Jack Shephard",
1839. vollständig in : sTeüen im Originalpapierumschlag,
385 Mark (Hornstein); R. B. Brough, „Life of Sir John
Falstaff", 1858, ein schönes Exemplar der Original-
ausgabc in 10 Teilen, 167 Mark (Hornstein); ,,The
Comic Almanach", vollständiger Satz in Originalein-
bänden, 1835-53, 275 Mark (Hornstein); „The Conun-
dnim", von Captain Arabin, verboten und deshalb sehr
selten, mit kolorierten Radierungen, 200 Mark (A. Jack-
son); A. Crowguill, „The Holyday Grammar", 1825, das
beste bekannte Exemplar des seltenen Werkes, 750 Mark
(Hornstein); C. Dickens, „Sketches by Boy", 1839,
untadelhaftes Exemplar der ersten Oktavausgabe, in
20 Teilen, 1410 Mark (Hornstein); „Gentlemans Pocket
Magazine", die äußerst seltene Originalausgabe in
5 Bänden, mit Stichen von George und Robert Cruik-
shank, wahrscheinlich das einzig intakt erhaltene Exem-
plar, 200 Mark (Barron); Grimm, „German Populär
Stories", 1823 und 1826, ein ausgezeichnetes Exemplar
der am höchsten geschätzten Arbeit des Künstlers,
1640 Mark (Quaritch). In seinen „Elements of Drawings"
sagt Kuskin: „Wenn man irgendwo auf die beiden
von Cruikshank illustrierten Bände von Grimms German
Stories stößt, so soll man sich dies Werk augenblicklich
zu sichern suchen. Nächst Rembrandt gehören diese
Digitized by Google
ReibUtt.
Radierungen zu den besten, die man sehen kann, seit-
dem die Radierung überhaupt erfunden wurde. Man
kann sie nicht oft genug kopieren . . ." Für letzt-
genanntes Buch hatte Mr. Truman seinerzeit nur
40 Mark angelegt.
Es wurden dann weiter vci steigert: „The Houmorist",
1819 — 20, 4 Hände mit 40 Stichen, im Originalcinband,
2140 Mark (.Sabin); „The British Stage, or Litterary
Cabinct", 18 17- 22, 6 Bande mit vielen charakteristischen
Porträts, das beste Exemplar und zugleich das seltenste
Buch hinsichtlich der englischen Theaterverhaitnisse,
1060 Mark (Sabin); ,,Lifc in London", von E. Egan,
mit 36koloricrtcn Stichen und zahlreichen Holzschnitten,
Originalausgabe in 12 Teilen, 910 Mark (Bumpus);
„The Meteor", 1060 Mark (Kobson); „The Rogucs"
koMcte bis vor kurzem im Durchschnitt 120 Mark,
wurde aber jetzt mit 500 Mark bezahlt (Robson). Die
am 4., 5. und 6. Auklionstagc zum Verkauf gelangten
Bücher mit Illustrationen Cruikshanks und die dafür
gezahlten Preise waren folgende: „TownTalk, or I.iving
Manners", 1060 Mark (Sabin); „The Gipsy Derecleugh,
a Melodrama", das einzig bekannte ExcmpIar,2ioMark ;
„Military Carcer and Life of Napoleon Bonaparte",
410 Mark (Maine'; Ainsworths „Miser's Daughter",
3<x» Mark; Syntax* „Life of Napoleon 1 ', 450 Mark (Sabin).
Der Einblattdruck „The King s Statue at GuildhaLT,
265 Mark (Maine); „Points of Honour", 1000 Mark
(Hornstein). Zwei kleine Vignetten, für ein die Graf-
schaft Kcnt beschreibendes Werk bestimmt, die Mr.
Truman für 80 Mark erworben hatte, brachten jetzt
250 Mark (Robson). Der Gesamterlös der Auktion
betrug in runder Summe 100000 Mark.
London. O. v. Schleinitz.
Kleine Mitteilungen.
Einen sehr interessanten Katalog seiner Musik- Fach-
ausstellung (5.— 20. Mai) veröffentlicht Leo Liepmanns-
söhn in Berlin. Die in Chronologie her Anordnung ver-
zeichneten Musikalien und Bucher gebrn eine hübsche
Sammlung von Belegen zur Ermittelung der musika-
lischen Notenschrift. — m.
Neue Pi ivatdrucke , meist in Vorbereitung. Das
erotische Werk ites Thomas RcnolanJson. 50 Faksimilc-
repiuduklionen mit Einleitung von Franz ll/ci. 700 Exem-
plare in 5 Lieferungen. Ausgabe auf deutschem Japan
M. 15.-, auf echtem Japan M.30-, auf China M. 35.-
die Lieferung. (Publikation der Gesellschaft öster-
reichischer Bibliophilen Band IV.) -- Die llonbonnicre.
Radierungen von Choysy Le Conin, paraphrasiert von
Amadee de la J/ouletle. 6 Lieferungen a 6 Blätter.
300 Exemplare a M. 15.— , auf Japan M. 30.—, die
Lieferung. (Publikation dcrGesellschaft österreichischer
Bibliophilen Band III.) — Afeine Pekehrung von Mira-
beau, Einleitung von Franz Deditius. In biegsamem
Leder M. 20.-. (Dokumente zur Sittengeschichte
Band I.) — Antonii Panormitae Hermaphroditus, latei-
nisch nach der Ausgabe von C. Fr. Forberg Coburg 1824)
nebst deutscher Übersetzung mit den 21 Kupfertafeln
des Originals. Auf van Geldern in Hohe der Sub-
skription M.60.— , auf Japan M. 100.—. (Herausgeber:
Fr. Wölfl" Untereichen in Mailand.) — Files von Tolouse-
Laulrec. 12 farbige Lithographien in Faksimile, Ein-
leitung von W. Fred. Auf Bütten M. 80.—, auf Japan
M. 120.™, 12 Exemplare mit je einem Blatt der Original-
ausgabe a M. 200. — . Auflage in Höhe der Subskrip-
tion. — Casanovas Erinnerungen, nach der „Edition
originale" (1826 — 1838' deutsch von Heinrich Conrad.
Mit Bearbeitung der Briefe und authentischen Illustra-
tionen. 12 Bande, broschiert M. 8.—, in Halbpcrgament
M. 9 5°. auf Bütten in Ganzpergament M. 20. — der
Band. (Durch alle Buchhandlungen.) — Sang und
Klang aus alter Zeit. 100 Musikstücke aus Tabulaturen
des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. Gesammelt und
ubersetzt von ll'ilh. Tapper t. 500 Exemplare, bro-
schiert M. 9.—, (Leo Licpmanns5ohn in Berlin.) —
Melete von Jon (Karoline von Günderode). Neudruck
des L'nicum, Heidelberg 1806, Vorwort von Dr. Leop.
Hirschberg. Beschränkte Auflage, broschiert M. 10.—,
in Ganzleder M. 16.—. (Max Harrwiu in Berlin.) —
Schillers Musen Almanach für 1797, Bcglcitwort von
Hanns Holzschuher. Neudruck in 300 Exemplaren.
In Leder M. 14.—, 50 Exemplare in Pergament aM.20.— .
, Insel Verlag in Leipzig.) — Schillers Musen Almana. h
für die Jahre /7</> /Aw, mit Nachwort von Max
Hecker. Neudrurk in den Kartonagen nach den Originalen
M.45. . Deutsche Verlagsaktiengesellschafi in Leipzig )
— m.
Eine Serie von Kupferdruck Elite Kunstlerkarten
hat die bekannte Firma Heuert Kirmse in Halensee
Berlin hergestellt: ausgezeichnete Reproduktionen be-
rühmter Ölgemälde von Lennach, Knaus, Fechner.
Liebermann, Smith-Hald u. a. in Handpressendruck, in
der Tat das beste, was der Postkartenmarkt bisher
geboten hat.
Im leipziger Huchgeiverbemuseum wurde kürzlich
eine Ausstellung von Werken osiasiatisiher Druckkunst
veranstaltet. Man sah dort zunächst eine Anzahl älterer
chinesischer Bücher, die Professor Dr. Conrady- Leipzig
bei seinem Aufenthalt in China gesammelt hat, darunter
auch ein Manuskriptfragment aus dem HI. und IV. Jahr-
hundert, das aus den Ausgrabungen Sven Hedins her-
stammt. Vom XIV. Jahrhundert an waren alle Perioden
der chinesischen Geschichte durch charakteristische
Beispiele von gedruckten Büchern vertreten bis auf
unsere Tage (z. B. das Tagebuch des Sühneprinzen
Tschun und das Adressenbuch von Peking). Neben
China trat Japan mit einer stattlichen Anzahl von Färb
holzschnittcn aus dem Besitze der Firma K.W. Hierse-
mann in Leipzig hervor. Diese Blätter bieten eine
günstige Gelegenheit zur Verfolgung der Geschichte
der japanischen Holzschnittkunst von den primitiven
Meistern ab über die Blütezeit hin bis in unsere Zeit
des Neu- und Nachdruckes. — m .
- 8 -
Digitized by Google
Beiblatt.
(V UB den
Ein internationales Adreßbuch der Antiquar Ruch-
handler bereitet die Firma \V. Junk in Berlin W. 15,
Kurfürstendamm 261, vor. Es soll in denkbarster Voll-
ständigkeit die Antiquariate der ganzen Erde aufführen
(ungefähr 2000). Zwei Register, das eine über die
Firmen, das andere über die Spezialitäten, werden bei-
gefügt, endlich auch das Porträt und die Biographie
eines hervorragenden Antiquars. Das Buch ist auf
gutem holzfreien Papier gedruckt und in Leinen ge-
bunden. — m.
Eine Anzahl Dürer* Handschriften wurde Anfang
1 Köln aus dem Nachlaß von Heinrich Lempertz
versteigert Jacques Rosenthal-München erwarb des
Meisters zweiten Brief aus Venedig an Willibald Pirk-
heimer, datiert „1506 Samstag nach Lichtmeß", für
M. 9900. Handschrifdiche Rezepte und ein 22 Blatt
zählendes Rezeptbuch Dürers erstand Martin Breslauer-
Berlin für insgesamt M. 1160. — m.
- KlU«*. _ Inieraie.J
Kataloge.
Zur Vermeidung no Verspätungen werden all« Kataloge an die Adresse
de« Herau»feber« erbeten. Nur die bis «um «5- jeden Hönau ein-
gehenden Kataloge können für da« nächste Heft berücksichtigt werden.
Deutschland und Österreich-Ungarn.
Front Hanfstaengl in München. Musik- Katalog mit
Reproduktionen von Kunstblättern (—.50 M.).
Paul Alicke in Dresden. No. 60. Varia, Folklore.
v. Zahn 6- Jaensch in Dresden. No. 186. Deutsche
Literatur älterer und neuerer Zeit. — No. 1 87. Fran-
zösische und englische Literatur.
B. Seligsbtrg in Bayreuth. No. 272. Aus allen Wissen-
schaften.
Ernst Frensdorf n Berlin. Anzeiger No. 16. Almanache,
Brandenburg, Berlin, Revolution, Literatur, Medizin,
Moden, Theater, Varia.
Gilhofer 6r> Ranschburg in Wien I. Anzeiger No. 77.
Seltenheiten. — Vierteljahr!. Bücheranz. No. 2.
Moderne Ribliophilenwcrke.
K. Th. Völcker in Frankfurt a. M. No. 262. Fremde
Literaturen.
J. Eckard Muelleria Halle. No. 115. Fremde Sprachen.
Marl. Boas in Berlin NW. Anzeiger No. 14. Medizin.
Sihnabel &• Walter in Potsdam. No. 2. Geschichte,
Geographie, Reisen. — No. 3. Deutsche Literatur.
Otto Harrassowitz in Leipzig. No. 295. Christliche
Archäologie, Kirchenge schichte , Reformationslitera-
tur, Sekten.
Hugo Helbing in München Anzeiger No. 17. Porträts.
Max Perl in Berlin W. No. 70. Bibliothekswerke.
R. L, Prager in Berlin NW. 7. Bericht 1906, 1 : Rechts-
und Staatswissenschaften.
Rieh. Härtel in Dresden. Anzeiger No. 33. Sachsen und
Thüringen.
fos. Baer 6V Co. in Frankfurt a. M. No. 532. Ägyp-
tologie, Archäologie, Geschichte und Sprache. —
No. 531. Österreich (mit Ausschluß von Ungarn).
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 3. —9
Exlibris-Tausch
Die Aufnahm« einer Adres** kottet to die« er
Rubrik für ein Heft f Mk., Jahren Abonnement
10 Mk., Halbjahr«; » • Abonnement 6 Mit.
Buchhändler Frani Bicringer,
Dr. Paul Ebers,
(Zeichnung* von Herraat
Olga Epstein,
Carl Ergang
Passau
Baden-Baden
Sanntoriuni Dr. Ebers
Münch».)
1482 Sutter Street
San Francisco-California
Magdeburg
Spielgartenstr. 2
(Zeichnung von Paul Dobe. Berlin, i Großen )
Adolf Heering, Antiquar, Basel, Schweiz
Tauscht 1 Exeropl . kauft ältere t verkauft alte und moderne.
Panl Graupe, Bonn
(1 Exemplare erbeten 1 ColmantStr. 2.
H. Jnnge, Buchdruckerei, Erlangen
Bruckerstr. 8/10
Otto Kaysei, Rechtsanwalt, Luduigslust
(Zeichnung von Georg Barldsius.) L Mecklbg.
Frau kommerzienrat Kissing, geb. Quentel!
Bielefeld
Frau Hedwig Klasiag,
Fr. Ad.
Leipzig
Kreuzstr. 3 b
Goslar, Bismarckstr. 7
(Zeichnung von E. M. Lilien sowie Max
Richard Liebernickel, Postrat,
W. Schiller,
(Tautcht j Ealibris.)
Bromberg
Wien I
7
Lausanne
Square de Georgette 3 II.
Fran Pastor Schreiber, Leipzig-Gohlis
Wilhelmstrate
'. Berthold, Stud. phil. et jur.,
Heidelberg, Schloßberg 17 II
Bibliotheken
H. Hugendubel, München
Salvatorstraße 18.
Medizinische Inkunabeln
und Seltenheiten kauft
Buchhandlung Martin Boas, Berlin NW 6,
HeibUtL
iKalalog« — luerucl
Maiota in Wien IV. Bibliothek Speidel. Erst-
i, ältere Drucke, Bücher mit Widmungen.
Friedrich Meyer in Leipzig. No. 73. Kolorierte Rüther,
Deutsche Literatur, Kulturgeschichte, Kunst, Varia.
Karl IV. Hierumann in Leipzig. No. 324. Keramik
und Glas,
Süddeutsches Antiquarial xa. München. N0.81. National-
ökonomie. — No. 82. Forst- und Landwirtschaft. —
No. 83, Dramatische Literatur, Theater und Musik.
Heinr. Kerler in Ulm. No. 351. Deutsche Geschichte
besonders des Mittelalters.
J. Halle in München. No. 37. Musica sacra et profana,
theoreiica et practica. Manuskripte, Bücher, Auto-
graphen.
Ludwig Rosenthal in München. No. 106. Thiologie
catholique. V. Partie. R— Z.
R.Levi in Stuttgart N 0.164. Aus verschiedenen Fächern.
Akademische Buchhandlung G. Ca/vör in Göttingen.
Verzeichnis neu erschienener Bücher 1906: Neu-
romantik, Medizin und Naturwissenschaften. Staats-
Wissenschaften.
Max Perl in Berlin W. No. 71. Deutsche Literatur
in Erstausgaben, Folklore, Varia.
Franz Richter in Leipzig. No. 6. Römische Schrift-
steller.
M. Edelmann in Nürnberg. No. 34. Inkunabeln, alte
Kupftr- und Holzschnittwerke, Kultur und Sitte,
Deutsche Literatur, Varia. — No. 35. Gewerbt und
Industrie. - No. 36. Nationalökonomie, Politik,
Finanz- und Staatswissenschaft.
f. Eduard Mut Her in Halle. No. 1 17 Kulturgeschichte,
Varia, Seltenheiten.
Akad. Buchh. Teutonia in Leipzig. Dublettenkatalog 2
und 3.
Ausland.
Silvio Bocca in Rom. No. 211. Scienze fisico- mathe-
matiche, Astronomia, Geograßa, Viaggi, Storia,
Letteratura.
Georg Co. in Basel. No. 92. Helvetica. — No. 93.
Botanik. — No. 94. Geologie und Geognosie. — No. 95.
Zoologie und Paläontologie.
Narciso &• Co. in NeapeL No. 4. Varia.
Inhalt des Hauptblattes.
(Heft 3 — Jool 1906.)
Aus den Mannesjahren Friedrich Halms. Reise-
briefe aus des Dichters ungedrucktem Nachlaß. Von
Anton Schlossar. Mit 10 Abbildungen und 3 Faksimile.
— Die Kölner Bilderbibel und die Beziehungen des
Druckers Nikolaus Goetz zu Helman und Quentel.
Von Otto Zaretzki. Mit 3 Faksimile. — Pädagogisches
Buchwesen. Von Hans Schmidkunz. — Bücher-
auktionen im päpstlichen Rom. Von W. Lüdtke. —
Die Internationale Buchbindekunst-Ausstellung zu
Frankfurt a. M. Von Max Pellnitz. — Chronik: Über
Tycho Brahes Buchdruck und Bucheinbände (G.
Bargum). — Zur Verlagsgescbichte. — Verschiedenem
Das Antiquariat
Friedrich Cohen in Bonn a. r.
kauft stets
Bibliotheken jeden Umfanges
sowie einzelne Werke von Wert
und zahlt angemessene Preise.
Dietertcb' Sr:
BBcbtr-UcrfcauT m» Anhaut.
Zu verkaufen:
Keller, der grüne Heinrich, 1. Aufl. 1854. 4 Halb-
franzbdc. Inneres wasserfleckig, sonst gutes Exemplar.
Entsprechende Angebote erbittet
QnsUv Babinsky, Graz (Steiermark), Reitschulgasse 10.
Lysistrata von Aristophanes
deutsche Übersetzung. Privatdruck 1905 mit den acht
Illustrationen des Aubrey Beardsley und Eduard Fachs:
Das Erotische Element in der Karikatur. Geb. Exempl.
(l'rivatdruck) sind preiswert zu verkaufen. Angebote
erbeten unter H. 853 an die Expedition der „Zeitschrift
für Bücherfreunde", Leipzig, Hospitalstraße 27.
M. Kuppitsch • Wien I , Schottenring 8.
Boccaccio, deutsch v. Schaum. 3 Bde. (Insel-Verlag.)
Ausg. auf holländ. Papier. Vergriffen u. selten ! M.45—
Meursius, Die Gespräche der Alois!« Slraea. Dentsch v.
Conradt. (IVivatdr. d. Insel-Verlag.) Vergriffen! M. 38.—
AretiriO, Gespricfae. Deutsch von Conrad. (Priratdrnck
des Insel-Verlag.) 2 Lederbde. Vergriffen! M. 70. —
. J< J. J. J. J. J. J. J
Die Bücherliebhaberei
in ihrer Entwicklung
bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts,
von Otto Mühlbrecht.
Verlag um Velhagen cV Klasing in B.elefelJ und Leipzig.
10 —
Digitized by Google
Jieiblatt.
I. Leipziger Bücher-Versteigerung.
Juli findet unsere erste
Leipziger
Bücher- Versteigerung
in unseren Geschiftslokalen: MÜhlgaSSC 10,
Erdgeschoß rechts, statt.
Zur Versteigerung gelangt eine
Sammlung deutscher und ausländischer
Literatur- und Sprachwissenschaft
mit zahlreichen Erstausgaben
Unsere Auktionskataloge versenden wir nur aal
Verlangen mit direkter Post Umgehende Bestellung
erbeten. Beiträge rur Versteigerung, xn der wir auch
Aufträge annehmen, werden umgehend erbeten.
Teutonia, Akad. Buchhandlung, Leipzig,
Mühlgasse 10.
Abteilung für Bücher-Versteigerung.
*l Spezial-Hntiquamt j*
für Sprach wiffenfehaft und Gcfcrucbtc
Letzterschienene Kataloge:
Nr. 51. (ielehrt engeschichte.
Nr. 52.
Nr. 53.
nenn o> so, otto «erbarm
MarburgtrtVr«r»«
luDus Raaer
Buchbinderei
Einbände K 2
i SO»U für
Kaule«! und prtiallsirn
mappenSÄ
Khliqf, OiptotlM. 6hrtn -
b C-r j ( r br if I« und H d r i s Si n
Dcbhabcrbände
*• privat« m Bibltoibtlun
W WWWW p vS j Wfjss jssjssjp
OtTtrttn und
KostttiansdtUo,« vmden
i«d«7ru prompt critdtgt •
Qilhofer & Ranschburg
Buchhändler uud Antiquare
Wien I, Bognergasse 2
Wir gaben soeben aus:
„Die Bibliothek des Bücherfreundes"
Vierteljähriger Bücheranzeiger
Nr. 2
Moderne Bibliophilenbficher
Aus dem Inhalt: Deutsche Bibliophilen- und
Kunstpublikationen — Seltenes und Vergriffenes
— Versuch zu einer englischen und deutschen
Wilde- Bibliographie — Englische Luxus- und
Kunstpublikationen — Beardsley — Französische
Bibliophilenbücher — Vermischtes.
Interessenten werden gebeten zu verlangen.
Alle Kataloge werden gratis und franko versandt.
Wir bitten um freundliche Weiterverbreitung der-
selben im Bekanntenkreise oder Nennung von
Interessentenadressen.
Qilhofer & Ranschburg
Buchhändler und Antiquare
Wien I, Bognergasse 2
W. JUNK, BERLIN W. 15
Kurfürsten dämm lot.
Im Druck befindet sich mein
Internation. Adreßbuch
der
Antiquariate.
Auf bestem Papiere in I. einenband, mit Porträt.
Subskriptionspreis M. 4. — .
(Preis nach Erscheinen M. 5* — )•
Mehr als 2000 Adressen enthaltend, mit 3 Re-
gistern, Firmen-, Spezialltaten-, Orts-Register.
Unentbehrlich für jeden Bibliophilen.
Inserat bezüglich Ihrer bibliographischen
Wünsche empfohlen.
BcblatL
i
» Internationale g
1 Chalkographlsche Gesellschaft. g
S Jacopo de' Barbari, sein w«*, 30 Kupfer- £
§ lichtdrucke und 3 Zinkättungen, herausgegeben
$ von Paul Kristeller. Gr. Kolio. Pappbd. M.60 —
| Meister J. B. mit dem Vogel, seine hou-
<S schnitte, II heliographische Nachbildungen mit g
9 Text von Friedrich Lippmani. j(
2 Cr. Folio. Pappbd. M. 25 — C
1 MeiSter E. S. Die Spielkarten des Meisters. £
45 Kupferlichtdrucke mit Text von Max Lear», g
Folio. Pappbd. M. 40.— C
Meister des Amsterdamer Kabinets. sein c
radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v. —
Max Lehrt. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 120. — p
c$ GothiSChe Alphabete, herausgegeben von Jaro %
t> Springer. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink- C
2 ätznngen. " Gr. Folio. Pappbd. M. 40.— %
£ Die Sieben Planeten, nach italienischen and g
§ deutschen Meistern des XV. und XVI. Jahrh. &
<> 43 heliographische Nachbildungen mit Text von C
£ Friedrich Llppmaon. %
Gr. Folio. In englisch Leinen. M. 6a — Je
$ Bei Aullmung der Gesellschaft übernähme» wir den Reit- %
beHand obiger Werk«, welche wir. soweit der kleine Vorrat •£
reicht, tu den beigesellten PreUe» abgeben.
Amsler & Ruthardt, g
Berlin W. 64, Behrenstraße 29 a. C
Qross^uctybindere.
6carüMet' 1S£S
jAnfcrflrjung modemerßudjeinbände
Einbanddecken, Wappen,
orOstH Auflasen in kür^aslar
'erkauf a*. Säcr/sjandes-Gesangb
Neueste maschinelle BnricMung
speziell ouerj jTiir^A\assensuflagen
j «».7ei(sd7n««". Kataloqen etc.
1ff r_ aaw sm
«kLEIPZIfc^l
Für Künstler und Kunstfreunde.
M. Gritzner,
Grundzöge der Wappenkunst
verbunden mit einem
Handbuch der heraldischen Terminologie
und einer
heraldischen Polyglotte.
Jt6 Seiten Te»t mit j6 Tafeln nnd jj Blatt TafelerkLärungen
in gr. a*.
In 3 broechierten Lieferungen • 6 Mark oder komplett
gebunden 10 Mark.
Gustav A. Seyler,
Geschichte der Heraldik.
|;i Seiten Text mit jio eingedruckten Abbildungen und
14 Tafeta in gr. 4*,
In a bronebJerien Lieferungen k 6 Mark oder komplett
gebunden 70 Mark.
Beide Werke lind von der Kritik eiaitimmig ala da>
Herromgendate und Beste, waj auf des» Gebiete die*er
Witienscnaft uütuert, beaeichnet worden nnd für jeden
Fachmann, als auch für Laien, die sich über dieten Zwe.g
der GctchichuwittenKhaft de* Näheren unterrichten wollen,
unentbehrlich. Sie bilden die Einleitungtbande A und B
Ton Siebmachen Wappenbuch , neue Autgabe, über das
genaue Berichte gerne gmna und franko per Pott iu
Diensten stenaa- , .
Auf Wonach können beide Werke auch nach und nach
in Lieferungen belogen werden.
Die Verlagsbuchhandlung
Bauer & Raspe
In .Nürnberg.
C. flngerer & Göschl
k. u. lt. phoitKhemlflraphlsche Boi-KunslanslaJi
Wien, XVI/i.
Badi. and Prioedniifc-Clldwh bi Zink. Kapier, dltttlni rod Stahl, flenn
peltnflrfe« HalonjUe VVrlotireii. KentWtrlKh autatluhrt» Drei- and Wer-
lerbendradii. Pbe.reUK»piJ*M«*t FtHtkadis. Cr:c*gaafl eea Ztldten-
t-e nuftrtatltr., Patcol Korn- tuet Scsabpaaltran. Krtide and Catdit. **
— 1 2 —
äd by Google
Beiblatt
Verlag von KARL W. HIERSEMANN in LEIPZIG, Königsstraße 3.
1)
In meinem Verlage hat soeben zu ersc/temen begonnen:
Publikation Seiner Kaiserlichen
Hoheit des Großfürsten Nikolai
Mkhallowltsch von Rußland
Russische P orträts
des XVIII. und XIX. Jahrhunderts.
Eine Sammlung von Porträts denk-
würdiger Persönlichkeiten aus der Re-
gierungszeit der Kaiserin Katharina II.
und der Kaiser Paul I. und Alexander L
1762—1825.
10 Bände zu je 4 Lieferungen in Quart-
format Jeder Band zu ioo Tafeln, 50 in
Heliogravüre, 50 in Lichtdruck mit be-
gleitendem Text in russischer und franzö-
sischer Sprache.
Subskriptionspreis pro Band M. 120.—.
Bis jetzt erschien Band I.
Aus öffentlichen und privaten Sammlungen
hat der Autor das gewaltige Material zusammen-
getragen, das nun nach seiner kritischen
Sichtung und Bearbeitung sich zu einem
Monumentalwerk der historischen Porträt-
kunde von hervorragender Bedeutung für die
Kunst wie für die historische Wissenschaft
gestaltet.
Durch seine lebenswahre, packende Natür-
lichkeit und künstlerische Schönheit in der
Darstellung jener die russische Geschichte
von 1762 bis 1825 gestaltenden bedeutenden
Männer und Frauen wird das Werk berufen
sein, die russische wie allgemeine Geschichts-
forschung und Ikonographie von
zuregen und das Interesse
hierfür wachzurufen.
AltorientalischeTeppiche
im Anschluli an das in den Jahren 1892
bis 1896 vom k. k. Handelsmuseum in
Wien veröffenüichte Werk
Orientalische Teppiche
K. K. Oesterreichischen
für Kunst und Industrie In Wien.
4 Lieferungen mit zusammen 25 farbigen
Tafeln nebst einleitendem Text von
Geheimrat W. Bode, Berün, Teppichbe-
schreibungen von Kustos Dr. M. Dreger,
Vorwort vom Herausgeber Hofrat A. von
Scala, Wien.
Groll-Folio (Blattgröße 67x50 cm).
Subskriptionspreis des vollständigen Werkes
M. 340.—.
Die Publikation bildet eine Fortsetzung
und Ergänzung des in den Jahren 1892 bis
1 896 in Wien erschienenen wichtigen Werkes
„Orientalische Teppiche", das längst ver-
griffen und jetzt sehr selten ist Die be-
deutendsten orientalischen Teppiche, die seit
1896 aufgefunden, werden durch das neue
Werk auf 25 in 16 bis 18 Farben aus-
geführten Tafeln naturgetreu wiedergegeben.
Eine Preiserhöhung bleibt vorbehalten und
empfiehlt sich daher baldige Subskription.
Ausführliche Prospekte stehen Interessenten gratis und franko zur Verfügung.
Durch jede Buchhandlung zu beziehen.
Verlag von KARL W. HIERSEMANN in LEIPZIG, Königsstraße 3.
- '3 -
Digitized by Google
Beiblatt.
Schönste Geschenke einfacher und doch vornehmer Art!
Jeder Band einzeln käuflich.
Illustrierte Monographien:
Geographische, Geschichtliche, Kulturgeschichtliche,
Künstler-Monographien.
Jeder Band ist in sich abgeschlossen und elegant in Leinwand mit Goldschnitt gebunden.
Geographie.
Land und Leute.
Berlin und die Mark • • 4—
Dresden and die Sieb*.
Schweis 4-
Rlesen- und Isergeblrge 4
4—
4-
Oer Harz 3—
Thüringen 4 —
Die LBneburger Heide • 4
Am Rhein • • 4. —
Der Schwarzwald . • • • 4.—
Oberbayern 3—
Tirol • 4.—
Die Schweiz 4-
Norwegen 4—
Die Rlvlera • 4—
Rom und die Campagna 4.
Neapel, »eine Umgebung
und Sizilien 4 -
Durch die libysche Waste
zur Araonsoase • • . . 4.—
Deutschland Im Stillen
Ozean 4.—
t • « . ••■•••*. 3, —
1. Altertum.
Die BlfltezeH de« Phara-
onenrelcbes • 4-
Ninive und Babylon . . . 4-
Alexander der Orofle • • 3-
Dle Römer In Deutsch-
4-
neuere Zelt.
Die Kreuzzüge und dai
heilige Land 4-
Florenz und die Medl-
Die Erfindung der Buch-
druckerkunat 4-
Das allere deutsche
Stldtewesen und Bür-
gertum 3.-
Die Wledertluter
Maximilian 1 3.—
Königin Elisabeth . • • .1
Die deutsche Hanse • . • 4.
Der falsche Demetrius • 3.—
Wallenstein 1—
Venedig als Weltmacht
und Weltstadt 4
Der groBe KurfOrst • • • 4
Friedrich I. und die Be-
gründung des preufl.
Königtums 1—
Friedrich der OroBe • . 4-
Maria Theresia 1-
Lflbeck C-
III. Netteste Zelt.
Mlrabeau 4-
Napoleon 1 4.—
Bismarck 4-
Die Vereinig*
• a
Kulturgeschichte.
Der Wein 4-
Dle deutsche Karikatur
Im 19. Jahrhundert ■ ■ 4-
Die Jagd 4-
Exllbris 4-
Welhnachtea 4-
Dss Porzellan 4-
Dle moderne Malerei In
Deutschland 4.
Frauenschonhelt Im Wan-
del von Kunst und Oe-
schmack 4-
Der Tanz 3.-
Dle moderne Plastik In
Deutschland 4-
Dle Wohnung und Ihre
Ausstattung 4.
Die Landschaft 3.-
Reklamekunst 4.-
Der Fieber 4-
Der Kupferstich i
Der r
Kunst
I. Kunst des gotischen
Mittelalters.
II. Kunst der Re-
naissance.
• «X 1
Luca della Robbla und
seine Familie 4-
Verrocchlo 3.-
Bottlcelll 1-
Ohlrlandajo I-
Plnturlcchlo 4-
Mantegna 3.-
van Eye«. Hubert u. Jan 3
Memllng a
P. Vlscher und A. Kraftt 4
Veit Stoss 3.
Leonardo da Vinci ... 3
Michelangelo 3.
Raffael 3
Correggio •.>••«.. 3 -
Tizian 3.-
Veronese 3.-
Tlntoretto 4-
Dürer 3.-
Holbeln d. J. . 4.-
Rousseau
Wereschtschagln
Hokusal
Millet und
Preller d. Ä.
Thorwaldsen
Reinhold
Slemering
Schinkel
Philipp Veit • ■
Ludwig Richter
Schwind ....
Lenbach ....
III.
17.
18.
Tiepolo a~
Murlllo 3.
Veluquez 2.-
Watteau 3.
Rubens ......... 3.-
van Dych 3.-
Tenlers d. J 3-
Franz Hals 2.-
Ostade. A. und J 3.-
Terborch und Jan Steen 3
Rembrandt 3.-
Chodowleckl 3.-
Oalnsborough 1-
IV. Kunst des 19. Jahr-
Koner ....
Orfltzner • ■
Oysls • • ■ •
F. A. v. Kaulbach
Stuck
Uhde
Bocklln ....
Feuerbacb • • •
Thoma
A. v. Werner •
Menzel • • • •
Klinger • . • •
Prell
Munkacsy • • •
Knaus
Vautler ....
Rethel
v.
L. von Hotraann
Worpswede • •
Neu-Dachau • •
Vorrätig in allen Buchhandlungen.
Für die Aueigen Tenatwortlich i K. Dieckmeycr, Leipiig, Ho*j>it .. - - Verlag von Vclhagcn & Kissing, Bielefeld und Le-yt.f.
Druck na W. Dragulin in Leiwig.
Digitized by Google
:*«iV?s»:c:«i\T ">;coo scxn « »s^ bicvom^v« o*^vw»v xevv« w^v xevv« o
f ettfcbrift für Bücherfreunde $ * $
Organ der GeftUfehaft der Bibliophilen.
0|g|w«t * *. * °< *. °< * * * *
X. Jahrgang.
BEIBLATT
Juli 1906.
Viertes Heft.
Ahnn
itsfireis für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl. 5. W., 45 36 *K 2lfio Rl>.), für das Quartal (drei Hefte) 9 M.
Anzeigen
Vi Seite 8 Mark. I '/, Seite 30 Mark.
'/« Seite i S Mark. ■/, Seite 60 Mark.
Kleine Anzeigen (Dtsiderata und Angebote): die gespaltene Petit-Zeile M Pf. — Beilage-Gebuhr 40 Mark.
Inserations schl . Z am 25. des vorhergehenden Monats.
Bücher. Kataloge etc. fefl. IU hebten an den Herausgeber. FtJtr vom ZvMHU, btriin \V. rg
ü i Sommer Spiegctberg bei Tapp«. Rgb«. Frankfurt a. O.).
[ : Vtlkaern b Klasimf. Abteilung für Inserate, tsifzif. Hospitalstr. »7.
Gesellschaft der Bibliophilen.
Als neue Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
79. Dr. med. Richard Walther, Ant, Leubnitx -Ncuostra
bei Dresden, Dresdnerstr. 30.
97. Dr. jur. Walter zvn Brüning, Regierung». Assessor,
Wiesbaden, Schöne Aussicht 18.
292. J. A/ajr Müller, Kaufmann, Altenburg (S.-A.), 1 laderei I.
408. Fritk Seuffer, Buchhändler (Inhaber Ton B. Seligsbergs
Antiquariat), Bayreuth, Kanzleistr.
42a Dr. Karl Drescher, Professor an der Universität,
Breslau XVIII, Kaiser Wühclmstr. 157/159-
533. //ermann Schuh, Autographenhindler (i. F. Otto Aug.
Schuh), Leipzig, Kreuzstr. 10 1.
610. Dr. Gustav Decker, Oberlehrer, Berlin N., Novalisstr. I.
663. Aknin Fretscher, Buchhändler (L F. Schmitz Sc Olbertz^
Düsseldorf, Elberfelderstr. 5.
6 73- Jürgemen »S- Beeker, Buchhändler, Hamburg I,
12.
Die
Weimar, Grunstedterstr. 16
709. Dr. Werner Klinkhardt, Verlagsbuchhändler, Leipzig.
Grassistr. 15.
808. Dr. Hermann Türck, Jena, Kochstr. 3.
809. Theodor Afiel, stud. phil., Bonn, Venusbergerweg 15.
810. Carl Alexander Grumpelt. Antiquar, Leipzig-Plagwitz,
Nonnenstr. 26.
Sil. The Ccrnell-University, Ithaca, U. S. A.
812. Dr. med. Karl Ernst Dluhosch, Arzt, Lleonorenhain
im Buhmerwald.
813. Adel/ Glüenstcin, Kunsthistoriker, Hamburg, R&dings-
markt 82.
814. Dr. phil. //eltne Stöcker, Berlin -Wilmersdorf , Pfalz-
burgerstr. 70.
815. Dr. Franx Schnitt, Privatdozent an der Universität,
Bonn, Simrockstr. la
816. Baronesse Valentine Rothichihl, Wien (durch W. Brau-
müller, Wien I, Graben 21).
betrug demnach am 20. Juni 1906: 816.
LA.: Dr. Carl Schüddekopf.
Rundschau der Presse.
Von Arthur L. Jetlinek in Wien.
soweit sie für die Leser onser-
«ufJerhalb des Bereiches der Möglichkeit,
andbarkeil. s.uen. Gleichseitigkeit ist bi
1 (Wien VII. Klrchengaai« 35)
enthaltenen Auftaue und
Nur das Wichtigere aus den Ver-
, liegt für den eirueloen Bearbeiter
je nach der leichteren Auf.
Schrift-, Buch- und Bibliothekswesen.
Atz, C., Die illuminierten Handschriften in Tirol.
Der Kunstfreund. 1905. S. 138.
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 4,
Titov, A., Russkija rukopisy za granicej. [Die russi-
schen Handschriften im Ausland.]
/rvhtija po literaturi naukam i bibliograßi. 1903.
VI, S. 96-97.
Wiedemann, E., Ucbcr Photographie von Hand-
schriften und Drucksachen.
Zenlralbl. f. Bibliothekswesen. 1 906. X X I II , S. 22
-25, 247-
— 1 — 1
Digitized by Google
iRiudichoi d«r Prent.)
Buchdruck und Buchhandel.
-L, Zweihundcrtfunfzig Jahre einer Leipziger Ruch-
druckerei und Buchhandlung. [Alphons Dürr.]
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 85.
n, Zweihundertfünfzig Jahre einer Leipziger Buch-
druckerei und Buchhandlung. [Geschichte der Dürr-
sehen Buchhandlung 1656— 1906 von E. Kroker.]
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 83. (10. IV.)
S. 81—82.
Ahn, Friedr., Johann Manneis deutsche Druckwerke
(«575— «593)- hfitt. d. Museaher. f Krain. 1906.
XX. S. 1-28.
R., Aus der Geschichte des böhmischen Buchdrucks.
Deutsche Volksztg. (Reichenberg). 1906. No. 74.
Schreiber, W.L., Holzschnitt- und Inkunabclforschung.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 237-242.
[Über VmOUmes Katalog der Berliner Inkunabeln.]
Leverenz, W., Adolf von Kröner. Zum 70. Geburts-
tage.
Börsenbl.f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No.!20.
Müller, F. A., Bücherversteigerungen im Hotel
Drouot zu Paris.
Borstnbl.f. d.deutschen Buchhandel. 1906. N0.106.
S. 4652—4654. No. 113. S. 4967—4969. No. 121.
S. 5330-3«.
Schubring, Wilh., Massenverbreitung guter Volks-
literatur.
Das Ixtnd. 1906. 1. V. — BÖrsenbl. f. d.
deutschen Buchhandel. 1906. No. 118.
Der steigende Wert „erster Ausgaben".
Borstnbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. Iii.
Ein unbekannter Verlagskatalog Sigmund Feycrabends.
Frankfurter Bücherfreund. 1906. IV, No. 9/10.
Hubert de' Dalberg, G. K. L., Was das „Volk" in
Rußland „liest".
Borstnbl.f d.deutschen Buchhandel. 1906. No. II 6.
Conrad, A. Br., Bücherjahrmarkt in London.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 114.
Eckardt, J. H., Johann Christian Dieterich und seine
Autoren. Aus der Geistesgeschichte des XVIII. Jahr-
hunderts. Dieterich und Lichtenberg.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 99,
100, 119, 123, 125.
[Vgl. No. 62, 74, 76, 82, 83.]
Programm des Internationalen Verleger-Kongresses
Mailand 6.-10. Juni 1906.
Börsenbl.f.d. deutschen Buchhandel. 1905. No.27t,
1906. No. 17. 52, 8o, 93. 109.
Regener, E. A., Verlagskultur.
Erwinia (Straßburg). 1906. XIII. No. 6.
Bibliographie.
C lernen, O., Bibliographica zur Reformationsge-
schichte I.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII.S.25
-29, 117-124, 242—246.
Friesland, C, Französische Sprichwörter • Biblio-
graphie. Verzeichnis der seit 1847 erschienenen
Sammlungen franzosischer Sprichwörter.
Zeitschr.f. franzos. Sprache und Literatur. 1096.
XXVIII, I, S. 260—287.
Jast L. St. & H. Bond, Best books of 1904. V. Juve-
nile Literatur.
The Library Association Record. 1906. VIII,
S. 7—9-
Poll, M-, Bericht über die während der Jahre 1902
und 1903 in Amerika veröffentlichten Aufsäue über
deutsche Literatur.
Euphorion. 1906. XIII, S. 265—277.
Schaefer, K. Z., Bibliographie der psycho -physio-
logischen Literatur.
Zeitschr. f Psychologie u. Physiologie der Sinnes-
organe. 1905/96. XL, Heft 5/6.
Seuffert, B., Zwei Beiträge zur Wieland-Bibliographie.
[1. Moralische Briefe. Franckfurt 1752. — 2. Aufruf
an Menschenfreunde. (Als Beylage zu No. 12 des
Weimarischen Wochenblattes vom 11. II. 1809.)]
Mitteilungen des Üsterr. Vereins f. Bibliotheks-
wesen. X, S. 76— So.
Socidtd francaise de Bibliographie.
Bibliographie de ta France. No. 18. Chronique. —
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 1 1 1 , 1 1 5.
Internationale Statistik der Druckwerke aus dem Jahre
1904.
(Nach „Droit dAufeur" No. 12 und 15. XII. 1905.)
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 20.
21, 26, 38, 53, 61.
Wackerneil, J. E., Eine bibliographische Quelle zur
tirolischen Gelehrtengeschichtc des XVIII. Jahr-
hundens. [Journal der Literatur und Statistik. Inns-
bruck 1782. Herausgegeben von Ign. de Luca]
Forschungen u. Mitteilungen zur Geschichte Tirols
u. Voralbergs. 1905. II, S. 167-170.
Allen, E. E., Library Work tor the Blind.
Library foumal. 1906. XXXI, S. 8-n.
Harwood, W. A., Free librarics and fiction.
Westminster Review. 1006. CLXV, S. 209-215.
Helssig, R., Oskar von Gebhardt f
Zentralbl. f. Bibliothekswestn. 1906. XXIII, S.2J3
—356.
Prideaux, W. R. B., Professional Education and
Registration: some suggestions.
The Library Association Record. 1906. VIII,
S. 1-6.
Sa vage, E. A., Classification guides and index es.
Library World 1906. VIII, S. 261-266.
Petzet, E., Die Zentralisierungsbestrcbungen im deut-
schen Bibliothekswesen und die bayrischen Biblio-
theken.
Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, S. 524-545-
Löffler, Kl., Zu dem Plan einer katholischen Zentral
bibliothek für Deutschland.
Die Wahrhtit (München). 1905. XI, S. 281— 282.
Zu «lern Artikel von W. S. Historisch-politische 1
Bd. CXXXIV, S. 677.
Digitized by Googl:
— a —
Beiblatt.
A. B. M., Der Bücherschau Dresdens.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S. 250
-2S3-
S c Ii u 1 tz e , E., DasVolksbibliothekswescn in Frankreich.
Blätter für Volksbibliotheken und Usehallen. 1906.
VII, s. 77-83.
Eichler, Ferd., Aus steirischen Missalien des XIV.
und XV. Jahrhunderts fin der UnivcrsitätsBibhothek
Gras.]
Mitteilungen des Öslerr. Vereins für Bibliotheks-
wesen. 1906. X, No. 2. S. 53—69-
Kapp er, A., Zur Einrichtung eines Archives bei der
K. K. Sieiermärkischen Statthaltern [1905 in Gras].
Sieirische Zeitschr. f. Geschichte. 1905. III, S. 88
-92.
Salari, L., La biblioteca di Grenoble.
Rivista delle biblioleche. 1905. XVI, S. 155 — 157.
Uhlig, G., Die Stadtbibliothek zu Kamen*.
Neues Lausitz. Magazin. 1904. LXXX. S. 22-33.
Neuerwerbungen der Kgl. Graphischen Sammlung in
München im Jahre 1905.
Bor senii f. d. deutschen Buchhandel. 1906.
No. 74. 75-
Ferrari, L., Gli Incunaboli della R. Bibliotecca Uni-
versitaria di Pisa.
La Biblio/i/ia. 1903. V, S. 364—373. 1904. VI,
S. 7— ia, 43-53. 168—175, 232—241. 291-295, 338
—340. 1905. VII, S. 168-177.
Schm. Bibliothekswesen in Rußland.
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 87. S. 96—97.
K. K. Hofbibliothek [in Wien\
Mitteilungen des Österr. Vereins f. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, S. 89-93.
Sitte, A, Zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek.
Mitteilungen des Österr. Vereins f. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, S. 113.
Das Hofkammerarchiv in Wien.
Steirische Zeitschrift f. Geschichte. 1905. III,
s. 179-187.
[Vgl. A. Meli, Grazer TagbUtt. 1906. No. 26 (27. \\\
Katschcr, L., Journalistinnen.
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 11. S. 170-171.
Klett, M., Wertabschätzung von Zeitschriften bei Auf-
stellung von Inventur und Bilanz.
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906, No. 106.
(H. Na 89. 105 )
Nisus, O., Die deutsche Presse in Amerika,
Die Wahrheit. 1905. XI, S. 573—576.
Urteil Theodor Fontanes über die Berliner Presse.
Neue Bahnen. 1905. No. 17/18.
Hennig, P., Zur Inszenierung einer Zeitschrift. Er-
innerung aus dem Jahre 1881 [an J. H. Schorers
„Deutsches Familicnblatt", E. O. Hopps „Echo"].
Börsenbl.f. d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.114.
Herzog, R., Ludwig Salomons „Geschichte des deut-
schen Zeitungswesens".
Neueste Nachr. 1906. No. 154.
d«r Prot«.)
Pariset, G., La Revue Germanique de Dollfus et
Nefftzer.
Revue Germanique, 1905. I, S. 617—640, 1906.
II, S. 28—62.
Böhm, K., Einiges über die Entwicklung des Ins-
brucker Zeitungswesens im XVIII. Jahrhundert
Insbrucker Nachrichten. 1904. No. 243.
Brenner, Ch., Die Presse Japans.
Der Bund (Bem). 1905. No. a— 26.
Polly, A, Rußlands Presse.
Die Grensboten. 1906. LXV, I, S. 520-523.
Litwaturgtschidit» (t
Breysig, K., Vergleichende Geschichtforschung.
Die Zukunft. 1906. XIV, Bd. 54, S. 137—148.
Fischer, H., Bilder aus der schwäbischen
des XIX Jahrhunderts. Nach ungedrucktei
(Rud. Kausler.]
Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, S. 629—640.
G öligen, Lieder und Reime aus der Lausitz (Kirch-
spiel Dubraucke).
Neues Lausitz. Magazin. 1904. LXXX, S. 34—48.
Grapperhaus, I~, Holländische Neuigkeiten. (Jakob
van Looy — Marie Metz-Koning — Jeanne Kloos.]
Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 13, Sp.917
-927.
Grun, P., Wahlsprüche und Devisen.
Heraldüch-Genealog. Blätter. 1905. I, S. 165,
181— 183.
Haggenmacher, O., Japanische Dichtung.
Schweiserische Pädagog. Zeitschrift. 1905. XV,
S. 230—240, 282—290.
Hubbard, F. G, Repetition and Parallelism in the
earlier Elizabcthan drama.
Publica!: >u of the Modem Language Assoc. of
America. 1905. XX, S. 360-379.
Köferl, J., Sonn- und Montag in Glauben und Aber-
glauben, in Sprüchen und Redensarten.
Unser Egerland, Blätter für Egertänder Volks-
kunde. 1906. X, No. 1.
Meyer, E., Die Schöpfung der Sprache.
Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 1906. XX,
S. 145— »7».
Poppe, K., Polens Meister des historischen Romans.
Lnternat. Literatur- u. Musikberichte. 1905. No. 14.
Remer, P., Neue Frauendichtung.
Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 13, Sp. 927
Sachau, E., Litteratur- Bruchstücke aus Chinesisch
Turlristan.
Sitsungsber. d. Kgl. preußischen Akademie d.
Wissenschaften. 1905. II. Hlbbd. S. 964—978.
Savic, M. Die derzeitige serbische Literatur.
Oesterreichisch-Ungarische Revue. 1904. XXXII,
S. 219—227.
Scaffini, G., I Castelbarco nella novellisüca del
trecento.
Tridentum. 1905. S. 187.
3 -
Digitized by Google
Beiblatt
(RuBd*ch*ti der Prüfe)
Schick, E., Die mährische Moderne.
Ztitschr. d. deutschen Vereines f. d. Geschichte
Mährens u. Schlesiens. 1906. X, S. 155—166.
[M. v. Ebner • Eschenbach. — J. J. David. — Ph.
l.angmann. — Hans Müller. — Franz Schamann. —
Rieh. Schankal. — Eugen Schick. — Karl Hans
Strob!.]
Schiffmann, K., Zum Meier Helmbrecht
Ztitschr. f. d östtrr. Gymnasien. 1904. LV,
S. 709—718.
Schneegans, H., Die zeitgenössische Dichtung des
Elsasses.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 831—836.
Schulze- Berghof, P., Die Objektivität des Dichters.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 911— 917.
Spalter, F., Von der Bedeutung der Tropen.
Zeitschr. f. d deutschen Unterricht. 1906. XX,
S. 188—194.
Stötzner, P., Ein noch nicht bekannter Druck
geistlicher Lieder [aus „Magdeburg bey Andreas
Gehe" s. a.].
Euphorion. 1906. XIII, S. 131 — 132.
Strasser, S., Einige alte Tiroler Krippenlieder.
Maiser Wochenbl. 1904. No. 53. 1905. No. 1.
Walze!, O. F., Schriften zur Romantik.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 563-575,
632-642.
Wethly, G., Alte und neue Gedanken der Dichtkunst.
Erwinia. 1906. XIII, No. 7.
Widmann, G., Griseldis in der deutschen Literatur
des XIX. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Behandlung
eines mittclalteilichcn Stoffs in der neuesten Zeit. (I.)
Euphorion. 1906. XIII, S. 1-46.
Einzelne Schriftsteller.
Abraham a Sankta Clara: Görgen, A., Abraham a
Sankta Clara, der originelle Volksprediger und Volks-
schriftsteller.
Padagog. Monatsschrift. 1906. XII. S. 33—28.
Andersen: Bentmann, H., Hans Christian Andersen
(Zum 100. Geburtstag am 2. April 1905.)
Monatsblätter für deutsche Literatur. 1905 IX,
S. 298-306.
Augustinus: Harnack, A, Die Retractationen Augus-
tinis.
Sitzungberichte d. Kgl.preuß. Akademie der Wissen-
schaften. 1905. II. Hlbbd. S. 1096— 1 131.
IRetractationum libri II (427).)
Boie: D. K. B. Heinrich Christian Bote.
Deutsche Tagtsttg. 1906. No. 99 (3. III).
Börne: Eckertz, E., Heine und Börne.
Euphorion. 1906. XIII, S. 136—137.
— : Geiger, L., Börnes PreGprozeß 1819 (Auf Grund
unbekannten und unbenutzten Materials.)
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 1 S. 7—8.
Bnrckhardt: Schmidt, O. E., Jakob Burckhardts Ge-
schichtsauffassung.
Die Grenxboten. 1906. LXV, 2, S. 72-89.
lÜbcr „Weltgeschichtliche Betrachtungen" hrsg. von
Jakob Oeri 1905.]
Cervantes: Borgeld, A., Ncderlandsche vertalingen
van Cervantes' Novellen.
Tijdschr. voorNed.en Taalen iMterkunde. 1906.
XXV, No. I.
tötvös: Märki, A, Eötvös und die Nationalitäten.
Österreichisch Ungarische Revue. 1905. XXXIII,
S. 258—273.
Fogazzaro: Prc'vöt, R., Antonio Foggazaro.
Die Grenzboten. 1906. LXV, 2, & 140-144.
Güm: Schumacher, F. Ein Beitrag zur Gilmtext-
forschung.
Neue Tiroler Stimmen. Beilagt: Der Sammler.
1904, No. 6.
Goethe: Bernt, F., Goethes Farbenlehre.
Weimar. Ztg. 1906. No. 11, 15, 20.
— : Mall et, Antike Bestandteile in der Sprache
Goethes und Schillers.
Der Reichsbote, Sonntagsbeilage 1905. No. 36.
— : Ohlert, K., Die Hohenzollern bei Goethe.
Die Grenxboten. 1905. LXIV, 1, No. 9. S. 494
— 50a
— : Payer v. Thum, R., Das älteste Goethe-Relief.
Chronik des Wiener Goethe -Vereins. 1905. XX, 7.
(Bei Goethes Schwester Kornelia in Karlsruhe]
— : Rothauser, M ,, L. Döczis Goethe- Übersetzungen.
Pester Lloyd. 1906. No. 59.
— : Lamprecht, K., Weltanschauung des Klassizis-
mus. Goethe und Schiller.
Monatsschrift f. Stadt und Land. 1905. S. 1094
— 1104, 1187— 1202.
— : Hagemann, C, Düsseldorfer Goethe-Festspiele.
Monatsblätter f. deutsche Literatur. 1905. IX. S.
521-522.
— : Milch, L., Goethe und die Geologie.
Stunden mit Goethe. 1906. IL Hft. 2.
— : Sewett, A., Goethe und die Religion.
Deutsche Revue. 1906. XXXI, 2, S. 348—353.
Grillparzer: Schmidt, Kleist- und Grillparzerstudien.
Literar. Warte. 1905. No. 6.
Grimm: Kos er, R., Zur Geschichte der Berufung der
Brüder Grimm nach Berlin.
Sitzungsber. d. A'gl. preufi. Akademie d. Wissen-
Schäften. 1905. II. Hlbbd. S. 1004—1014.
Griscbach: K. E. Muller, Münchener Neueste Nach-
richten 1906. No. 146. — Die Zeit (Wien) No. 1255.
— S. Samosch, National-Zeitung. No. 290. — E. v.
Zobeltitz, Hamburger Nachrichten. No. 160.
Gutzkow: Dresch, J., Une correspondance medite de
Karl Gutzkow, de Madame d'Agoult et d'Alexandre
WeilL Revue gtrmanique. 1906. II. No. 1.
Hamerliflg: Ganser, A, Hamerling der Philosoph.
Philosoph. Wochenschrift. 1906. I. No. 6.
Hanstein: Krüger-Westend, H., Adalbert von Han-
stein •}• in Hannover.
Monatsblätter für deutsche Litteratur. 1904. IX.
S. 107— in.
Helle: Lignis, Friedrich Wilhelm Helle. (Biogra-
phisch-literarische Skizze des Dichters.)
Die Wahrheit. (Lautkirch.) 1901. VII, S. 560
-568.
Digitized by Google
Beiblatt
Herzog: Schröder, L., Rudolf Herzog.
Monatsblatter f. deutsdu Littratur. 1904. IX,
Hft. 1 S. 16—19.
Hölderlin: Vesper, YV\, Zu Hölderlins und Jean Pauls
Geburtstag. DU Propyläen. 1906. No. 25.
Hörmann: Nagele, H., Ludwig von Hörmann.
Vorarlberger Volksfreund. 1905. No. 97.
Kleist: Leppmann, F., Deutschland vor hundert
Jahren in Kleists Hermannsschlacht
Berliner Tagblatt. Der Zeitgeist. 1906. No. 13.
Uvater: Beck, P., Briefwechsel zwischen Schubart
und Lavater über den Wundertäter Gassner.
Zeitschr. d. Gesellschaft f. Beförderung d. Gc~
schichts- u. Altertums- u. Volkskunde v. Freiburg,
dem Breisgau u. d. angrenzenden Landschaften. 1906.
XXI, No. 1.
Leibniz: Vahlen, Erinnerungen an Leibniz.
Sitzungsberichte d. Kgl. preuß. Akademie d. IViss.
190s. XXXII. S. 653-671.
Lessing: Peter, G. E. Lessing und St. Afra.
Mitteilungen d. Vereins für Geschichte der Stadt
Meißen. 1906. Hft XXV. S. 34-78.
Lenthold: Büsing, W, Heinrich Leuthold der Lyriker
(9. VIII 1827-1. VII. 1879.)
Monatsblatter f. deutsche Literatur. 1904. IX. Hft 1
s. 9-15.
Meißner. Ehlen, O., Persönliche Erinnerungen an
Alfred Meißner.
Deutsche Arbeit. 1906. V. No. 8 S. 142-145.
Mendoza: MorelFatio, A,, D. Bernardino de Men-
doxa. I. La vie.
Bulletin Hispanique. 1906. VIII No. 1.
Mirandola: Grautoff, O., Pico della Mirandola.
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 9. 5. 138 — 139.
Oswald von Wolkenstein: Halbe, M., Erinnerungen
an Oswald von Wolkenstein.
Deutsche Alpenz tg. 1904/5 S. 294.
Pfaundler: Wackerneil, I. E., Wiener Briefe eines
Tirolers [Anton Pfaundler.] aus den Oktobertagen 1848
und ungedruckte Gedichte Gilms.
Forschungen u. Mitteilungen zur Geschichte Tirols
u. Vorarlbergs. 1905 II. S. 210 — 223.
Retif de la Bretonne: Hochdorf, M., Reuf de la
Bretonne. Nationa/Ztg. 1906. Beilage (8. II)
(Über die Biographie von E. Döhren.]
Renter: Schröder, L., Fritz Reuters sämtliche Werke.
Monatsblatter für deutsche Literatur. 1905 IX.
S. 205-208.
Riehl: Wiechowski, W., Über Wilhelm Heinrich
Riehl. Deutsche Arbeit. 1906. V. Hft. 7 S. 33-36.
Possettl : Luther, A., Rossetti und Maeterlinck.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 748—749-
[Übereinstimmung eines Gedichtes dazu 0. Hauser,
ebda. VIIL Sp. 977.]
Sachs: Handschin, Ch. H., Das Sprichwort bei Hans
Sachs. I.
Bulletin ofthe Umversityof Wisconsin 103. Philo-
hgy and Literaturt Series. 1905. No. 1 S. 1— 153.
(Rundicbau der PreiMj
la Sale: Söderhjelm, W. , Notes sur Antobe de la
Sale et ses oeuvres.
Acta Societatis suenl. Fennicae (Helsingfors.)
1904. XXXII No. 1 S. 1 — 152.
[Rez.: F. Ed. Schneegans, Literaturblatt f. germ. u.
roman. Philologie 1906. No. 5.]
Santer: Schicht, J., Ferdinand Sautcr [1804— 1854.]
Monatsblatter f. deutsche Literatur. 1904. IX. S.
214-217.
Scheffel: Ettlinger, J., Scheffel und Emma Heine.
Tagliche Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage.
No. 25, 26, 31.
Schlegel: Scholl, J. W., Friedrich Schlegel and Goethe
1790—1802: A study in early German Romanlicism.
Publications of the Modem Language Association.
1906. XXI, S. 40—192.
Seidl: Fuchs, K., Johann Gabriel Seidl.
österr.- Ungar. Revue. 1904. XXXI, S. 277-284.
Shakespeare: Ballinger, J., Shakespeare and the
Municipal Libraries.
The Library. 1906. 2. Serie VII, S. 181— 191.
— : Esdaile, A, Shakespeare literature, 1901 — 1905.
The Library. 1906. 2. S. VII, S. 167-180.
— : Kl aar, A., Rudolf Genies Shakespeare Buch.
Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 11.
— : Lee, S., Notes and Additions to the Census of
Copies of the Shakespeare first Folio.
The Library. 1906. 2. S. VII, S. 119—139.
— : PI omer, H. R., The printers of Shakespeares
plays and poems.
The Library. 1906. 2. S. VII, S. 149-166.
Speidel: Nekrologe: L. Bauer, Die Zeit, 1906. No.
1207 — L. Hevesi, Pester Lloyd 1906 N0.33. Frcm-
denblatt 1906 No. 34. — A. Kauders, Wiener Frcm-
denblatt No. 38 — L. Klinenberger, National-Zeitung
(Berlin) No. 80. — A. Müller- Guttenbrunn, Deut-
sches Tageblatt (Wien) No. 41. — /. Saiten, Die
Zukunft XIV, No. 21, S. 295-297. — A. v. Weilen,
Wiener Abendpost No. 29.
Stegmayer: Hirsch, F. E., Eine Alt -Wiener Posse in
Frankreich.
Tagespost (Graz.) 1906. No. 148. (31. V.)
Ober Stegmayers „Rochus Pumpernickel" [1809], von
Florentin and Prevost ins Französische übersetzt, und
Stegmayere Quelle : Molieres „Monsieur de Pourceaug-
nnd", von Lessing in der Lastspielskizze „Der Dorf-
janker" bewertet.]
Stifter: Hoffmann, C., Stifter.
Die Zukunft. 1906. XIV, No. 20, S. 264-266.
— .- Prem, S. M., Stifter und Adolf Pichler.
Wiener Abendpost. 1905. No. 253.
Storni: Stein-Westercappeln, B., Theodor Storni.
Borromaeus-Blätter, 1906. III. No. 6. S. 109-115.
Swift: Kropatscheck, G., Jonathan Swift, der De-
chant von St. Patrick.
Neuphilolog. Blattber. 1906. XIII. No. 4.
Swinburne: Michaelides, C. C, Swinbume and the
Sea. Lndependant Review. 1906. No. 1.
Taine: Lettres de Hippolyte Taine. La Commune.
Revue des deux mondes. 1905. 5. Periode. LXXV.
26, s. 789-833-
Digitized by Google
Beiblatt
(Rundschau der Prewe
Whitman: Doerk.A., Walt Whithman. [1819-1892]
MonatsblatUr deutscher Literatur. 1904. IX, S.
269—271.
Wicland: Komorzynski,E.v., Zauberflöte und Oberon.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 25.
— : Priebsch, R., Neue Wieland- Ausgabe.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1906.
CXII, S. 385-38«.
Wimpheling: Kalkoff, P., Wimpfelings kirchüche
Unterwerfung.
Zeitschr. f. d. Geschichte des Oberrheins. 1906. N. F.
XXI, S. 262 — 270.
— Berichticuaccn und Nachtrage tun Deutschen Anooymen- Lexikon.
Wimpheling: Knepper, J., Kleine Funde zum elsässi-
sehen Humanismus.
Zeitschr. f. d. Geschichte des Oberrheins. 1906. LX,
S- 40-49- '
[Besonders Briefe Wimpfelings.]
Zschokkc: Hoskins, J. P., Parke God»in and the
Translation of Zschokke's Tales.
Jvblications of the Modern Languagr Association
of America. 1905. XX, S. 265-304.
[Mit Bibliographie aller Übersetzung, Zschokkes.]
Berichtigungen und Nachtrüge zum Deutschen Anonymen -Lexikon.
Von
Dr. Paul Trommsdorff in Berlin.
ra.
Nachträge zum Buchstaben A.
49- Abhandlungen, »Physikalische, von denen sei-
HüfuM, yJTmS^StM^AM!^ derN * ,1,r- 17661
50. Abhandlungen, »Zwey
1. Die Ungewißheit des Tode» u. 1
Mittel, sich v. seiner Wirklichkeit zu
währtes Heilmittel wider d. Biß toller Hunde ... 1791
Hufetand. Christoph WUh. (2: Christian Jacobde Moneta.)
51. Abmahnung, Christliche, von der
(1623.) FaMeka, um.
52. Abraham auf Moria. 1777.
53. Abriß der Brandcnbnrgischcn »Geschichte. Vom
Herrn von B*»*. 1792. Burk, v.
54. AbriD, »Kurter Jgeographischer, der früheren u.
jetzigen Städte des Preußischen Staats. 1840—1845.
Schmidt, Joh. Marius Friedr.
55. Abriß, »Kurzer, der iGeschichte des Elsasses.
1831. l'tnaly. [Original : Rcsum* de l'histoirc d'Alsace.]
56. Abriß, »Kurzer, der .»Lebensbeschreibung 4Gulen-
hergs. 1840. Aulb, Pkil. Hedwig.
57. AbriD, »Kurtzer, einer Jl-ehens-lJeschreibuBg des
Herrn F. M. 4le Tellier, M'» v. Louvois . . . 1742. Cham-
lay. [Original: Memo, res ou essai pour servir ä l'histoire
de f. m. Le TclUer, M>» de Lonvois.]
58. Abriß der evangel. 'Ordnung zur Wiedergeburt
1735 ff. Oeänger, Friedr. Christoph.
59. Abriß, »Vollkommener, od. warhafftiger Entwurff
eines ausbündigen Meisterstücks der Natur in der . . . Bri-
saide, Prinzessin v. Montferat . . . 1679 f. Brhnond, Gabriel
dt. [Original: \* princesse de Montferrat]
60. Abriß von der »Vormittags-Dank-Predigt wegen
Vestoag Neiß . . . [1758.] Biltring, Joh.
61. Abriß der »Weltgeschichte. Au» d. Engl, übers,
v. G. Friedenberg. 1831. Keightley, Themas. [Original:
Ontlines of history.]
6a. Abschaffung der Hut, Trift n. Brache in den
S. Coburgischen Landen nach den Vorschlägen des Herrn
Geh. Raths v. Schnbart . . . 1785. Bühl, Joh. Samuel.
63. Abschied beim »Ausmarsch d. preuß. Truppen
in Schlesien. 1806. Vofi, Jul v.
64. Abscbid, Doctor Martin »Luters christlicher, u.
Sterben. 1546. Jenas, Justus. [M. Luthers sämtliche
Werke hrsg. v. J. G. Walch Th. 21 (Halle 1749). Sp. 274*.]
65. Abschiedt, Auff den »seligen, des . . . Herren
(*, Martin.
Joh. v.
... 1633. Opitz,
66. Abschied, Der
. . . einzigen Sohne . . . Alhrecht Ludwig Friedrich, Grafen
v. Hohenlohe u. Gleichen . . . (1744.) HohenUhe u. Gleuhen-
Lonzenburg u. Cranniehfeld, Carl Ludta. Graf f.,
beth Friederike^ Sophie geb. Fürstin f. "
67. Abschiedsworte eines Unglücklichen an seiae
frühere Gemeinden. 1829. Brehm, M. Joseph.
68. Abschilderung, Deutliche, des Prediger-Standes.
171 2. Bourignon, Anleine tte.
69. Abstecher, Mein, von Saarbrücken nach Paris u.
zehn Tage Aufenthalt daselbst im Juli 1845. AWh.J.A.T.
7a Abtretung, Die, des linken Rheinufers u, die
Entschädigungen ... 179S. Rebmann, Georg Friedr. [?}
71. Acta secreta: Das ist, Der Unierten Prote-
stierenden Archif . . . 1628. Keller, Jakob. [Mitarb.: Wilb,
v- Jochcr. ADB 14, 102.]
72. Actiones, Zwo, od. Bedcncken: Das ist sonder-
bare Offenbarung, der , . . Practiken des Bapts . . . 1608.
Vereerio, Pietro Paolo. [Original: Actiones duac Sccretarii
Ponüncii . . .]
73. Adam, Das Büchlein. D. i., Offenbahnmg det
Menschens. Felgenhauer, Faul.
74. Adel, An den »großmechtigsten u. durchlüchtigsten,
tütschcr Nation (.1520.) Mumer, Thomas. [G. E, Waldau,
Nachrichten von Th. Murners Leben u. Schriften. Nürn-
berg 1775. S. 8s.]
75. Adel, Der »handelnde, dem der kriegerische Adel
entgegengesetzt wird. 2 Abhandlungen ... aus d. Franz.
übers, v. Joh. H. G. v. Jus«. 1756. Coyer, Gabriel fron-
(mi. [Original : La noble&se commerc, ante (2 : PhiL Aug. de
Sainte Foix chev. d'Arcq; Original: La noblesse militaire.)
76. Adelaide, oder : Die Antipathie gegen die Liebe.
1781. Dudoyer de Gasteis. Gtrard. [Original: Adelaide,
ou l'Antipathie pour l'amour. J.-M. Quirard, La France
litt. T. 2 (Paris 1828), 638.]
77. Adonis, Der geliebte. Singespiel.
Heim Christian. [Komp.: Reinhard Keiser.
78. Adresse, Heidelberger, an die Schle*wig-H')l-
1846. Gervinus, Georg Gottfried.
79. Acdologia od. Abhandlung v. der singen itn
Nachtigall. 1752. Aman// de Nobleville, Louis Danei:
Original: Aedologie, ou traite" du rossignol franc, ou cta>-
teur. [Barbier I», No. 330.]
80. A ehren lese auf dem Felde der Kunst. Afch.
[I.] 2. [Nebst] Fortsetzung 1836. 41. 45- Weigtl, I. A.
6 -
(1697.) PosuK
ADB 26, 46KI
Digitized by Google
Beiblatt.
gl. Eltistcn Ordnung, Hoch-Fürsd. Pfaltz-Zwey-
brückische. 1715. Johann Kurf. v. d. Pfalx-Zweibrücken.
[Ausg. Ton 1633 u. d. T.: Elli>ten Ordnung, Unser von
Gottes gnaden Johansen Ffaltzgrafen l>ey Rhein . . .]
82. Ae rite, Die, ein Lustspiel. 1745. Afylius, Christ-
lob. [F. Brümmcr, Deutsches Dichtcr-Uxikon. Bd. 2.
Eichstätt 1877-)
83. Acrrte- und Naturforscher- auch Geologen-
Versammlung in Regensburg 1849. ... in Greifswald
1850. Cornau", Rudolf v.
84. Aesopus, Der Italicnische, od. Bcrtholds saty-
rische Geschichte. 1751. Croct. Giulio Cesare. [Original:
Itc rtoldo . J
85. Actius, ein Singespiel. 1755. Metastasio, Pittro.
[Original: Ezio; Komp.: Karl Heinr. Graun.]
86. Aeußerungen ühcr Kant, seinen Charakter u.
seine Meinungen. 1804. Mettger, Joh. DanieU
87. Agend Büchlein für d. Pfar-ilcrrcn auff dem
Land. (1543 ) Dietrich, Veit.
SS. Acten die Clementinische Stiftung tu Bredstcdt
betr. 1796. Blücher, Gustav Gotthard v. IHrsg.] [Collin
211.]
89. Action od. Anklag der armen Podagrischen Rott
. . . 1601. Pirtkheimrr, Wilibald. [Original: Apologia scu
laus podagrac. Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der
Originalausg. v. 1522.]
90. Accis-Mandata, Sr. KgU Majcst in Pohlen u.
Churf. Durchl. zu Sachsen, in dero Chur-Fürstcnthum
Sachsen publicirten, u. Verordnungen über die Land- u.
Handwerks Accis-Stcucr, wie solche . . . bis mit den Man-
dat 1682 . . . erneuert worden . . . zum Druck befördert,
o. J. Setiig, Paul [?]
91. Albertus-Universität, Die, zu Königsberg.
Eine Denkschrift 1844. Wüt, Aug.
92. Alcestc. Ein Lustspiel des Aristophancs aus d.
Gricch. über*. 1782. Ayrenkof, Cornelius v.
93. Alchimcdon, Der anderwerts verneuertc u. ver-
mehrte. 16S4. Schumann, Joh. Christian.
94. Alchymia, Die edelgeborne Jungfer, od.: eine . . .
Untersuchung, was v. der Alchymia zu halten . . . 1730.
Creiling, Joh. Konrad. []. K. K. Oelrichs, De duarom ac-
trium .' . . facultatam doctoribus. Rostochii 1758. S. XXVI,
Nachtrage nun Deuticheo Anonymen-Lexikon — Von den Auktionen.)
Anm. 29; J. IL Pott, Physicalischc chymische Abhandlung
v. dem Urin-Saltx. Berlin 17 61, S. 44-]
95. Alamanncn, Die, u. ihre Bekehrung zum Christen-
thum. 1846. Burekhardt, Jacob.
96. Alla-Moddin. Ein Schauspiel in 3 Aufz. 1798.
Tiech, Ludur.
97- Allen Christen, wünsche ich zwar, Geduldt im
Creutz, zum neuwen Jar. 1547. Brentel, Georg.
98. Allern, Juliane von, oder: So bessert man Ko-
ketten 1 Müchler, Karl Früdr.
99. Alles in der Natur lebet Nichts ist ganz todt
... 3. Aufl. 1787. Jacobi, Joh. Friedr.
100. Allfärtty, Friedrich» des Großen letzter Dra-
goner, Joh. Göttlich. 1838. Pieck, Gustav.
101. Allzu scharf macht schartig. [I795-] Iffland,
Aug. Wilh. [Andere Ausg. vom gleichen Jahre mit dem
Namen des Verf.]
102. Almanach, 'Militärischer [!], auf d. Jahr 1779.
Rautenstrauch, Joh.
103. Almanach der »Philosophie. 1783. WekkrLn,
WUh. Ludw.
104. Alruna od. Denkwürdigkeiten d. Vorzeit 1S07.
Ilten, Fr. G. Chr. v.
105. Alte Liebe rostet nicht. 1832. Lang. Karl
Ifeinr. v.
106. Alten, Die vier und zwenzig. (1508) u. ff.
Otto v. Passau.
107. Amini, Der von seiner Lietatcn übel gehaltene.
Oder Amalie u. Lucenda . . . 1642. San Pedro, Diego de.
[Original: Amalte y I.ucenda.]
10S. America, Groß-Brittannisches, nach seiner Er-
findung. Bevülckcrung u. allerncucstem Zustand. 1710.
Oldmixon, John. [Original: The British Empire in America.]
109. Amraacht, Das, von dem leiden christi. o. J.
Müntter, Thomas.
HO. Ampel, Anzeigende u. warhafftig bezeugende, od.
Sammlung des Lebens und Todes . . . 1682. Geißler,
Friedr.
in. Amts-Redner, Der expedirte. 1727 u. fl".
Boltt, Joh. Gottfried.
112. Analogie der Sprachen. Leipzig. [I774-]
Anlm, Karl Gottlob. //*ris,t**M£ f,l e lj
Von den Auktionen.
Die Versteigerung der ersten Abteilung der Biblis
thek J. K. F. Knaake findet am 17. Juli und an den
folgenden Tagen bei Oswald Wtigel in Leipzig statt
Der Auktionskatalog verzeichnet tausend Nummern
von Lutherschriften und Originaldrucken aus der Luther-
zeit, darunter eine Fülle von außergewöhnlichen Selten-
heiten, die meisten in schöner Erhaltung. Nach Er-
scheinen der Preisliste kommen wir ausfuhrlicher auf
die in ihrer Art einzige Sammlung zurück. Erwähnen
möchten wir aus dem Auktionskatalog nur No. 44:
Luthers erste Schrift „Treuiatulus," Landshut 1517,
4 Bll. in 4 0 , die vielfach Luther abgesprochen wurde,
bis Knaake der Nachweis der Autorschaft gelang. Der
„Tractatulus" erschien 1520 beim selben Verleger (Jo-
hann Weißenburger in Landshut) in zweiter Auflage;
diese wird von Panzer (Lat Annalen VII, 133, 18) auch
mit dem Autornamen „Martini Lutherii" notiert. Eben-
so ist die No. 1001 ein Unikum: ein Einblattdruck,
enthaltend ein Mandat Georgs des Bärtigen von Sachsen
von 1 $28 gegen die Wiedertäufer und insgesamt gegen
„alle altte verdampte Ketzereyen", — m.
Von der Auktion Schleinitz, die Mitte Juni bei
Oswald Weigel- Leipzig stattfand, wird uns berichtet:
Es muß mit Freuden begrüßt werden , daß die be-
fremdlich hohe Anspannung der Preise, die in der
letzten Zeit Platz gegriffen hatte, ihr Ende erreicht
haben dürfte; wenigstens zeigen die jetzt erzielten Preise
eine Höhe, die den ernsthaften Bibliophilen zum Weiter-
sammebo anregt, nicht abschreckt Theoretische Er-
örterungen über Bücherpreisc haben bekanntermaßen
nur sehr fraglichen Wert, da, wie überall im Handel,
Angebot und Nachfrage die Preisgrenzen bestimmen.
Das eine dürfte feststehen, daß man in Deutschland
wenigstens mit wesentlich geringeren Summen rechnen
muß als anderswo, da uns die großen Bücher-Liebhaber
fehlen, die im Hotel Drouot oder jenseits des Kanals
der Bibliophilie stattliche Opfer bringen. Zweifellos ist
es für deutsche Verhältnisse auch besser, das Heil in
der Erziehung von Bücherfreunden zu suchen und
nach einem größeren Kreise von Bibliophilen zu trachten,
als sich auf einige wenige Begüterte zu verlassen, die
einer vorübergehenden Laune wegen zahlreiche Lite-
raturfreunde vom Sammein abschrecken.
Die umworbenste Nummer der Abteilung „Biblio-
graphie" war (No. 129) Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., der
zum Preise von M. 76.— wegging. Aus der „Literatur-
und Theater-Geschichte" sind s Werke bemerkenswert,
Digitized by Google
BeibUtt.
<Vo» den Auktionen.)
nämlich die „Gallert* von teutschen Schauspielern"
(No. 412) M. 14.20; (Lessing und Chr. Mylius), „Bei-
trage zur Historie des Theaters" (No. 427) M. 56.— ;
(Bodmer), „Critische Betrachtungen zur Verbesserung
der deutschen Schau Bühne (No. 433) M. 45,50; Schinks
„Dramaturgische Fragmente", leider defekt, (No. 439)
M. 21.— ; Chr. Heinr. Schmitts „Das Parte rr" (No. 441)
M. 21.—. In der „Französischen Literatur" fanden
GaufiersJ.es Jcuncs-France" (No. 676) zu M. 32.— und
Frevosts Mcmoires (No. 820) zu M. 29.— Käufer, wah-
rend Rt'ti/de la Bretonnes „Le Palais Royal" (No. 836)
mit M. 17. — und desselben Autors „Monsieur Nicolas"
(No. 837) mit M. 24 — billig bezahlt wurden.
Der Hauptwert der Schleinitz -Sammlung liegt in
den zahlreichen selten votkommenden Einsei- Schriften
der dramatischen, komischen und satirischen Literatur
des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts. Hier bot
sich für die zahlreichen Sammler dieser Literatur eine
Fülle interessanter Stücke, von denen einige erst
nach hartem Kampfe zugeschlagen wurden. Arnims
„Wintergarten" (No. 1005) brachte M. 16.20; Bernhardts
„Bambocciadcn" (No. 1045) M. 36.—; (Bodmerj
„Elcctra" (No. 1075) M. 16.— ; Brentanos „Goldfaden"
(No. 1086) M. 25.50; Bürgers Gedichte, in der Aus-
gabe 1789, mit den Chodowiecki-Kupfcrn (No. 1106)
M. 23.10; (Cottenbach) „Wurmatia" (No. Uli) M. 20.50;
Cervantes Don Quixote (No. 11 14) M. 25.—; Claudius
Gesammelte Werke, (No. 1 1 17) M. 21.—. Das .Sassische
„Doeneken Bot" (No. 1150) M. 23.— ; Feind, Deutsche
Gedichte (No. 1173) M. 22.50; die viel gesuchten
„Gaben der Milde" (No. 1 191) M. 26. 50; der hübsche
„Werthtr-Band 1 (No. 1218) M. 35.-; Gotthelf, Ge-
sammelte Schriften (No. 1224) M. 20.— ; Grimmeis-
hausen, Traumgeschicht (No. 1231) M. 40.50; Happel,
„Der Asiatische Onogambo" (No. 1246) M. 19.—; des-
selben Verfassers „Afrikanischer Tarnolas" (No. 1247)
M. 18.— ; (Helwig), „Die Nymphe Noris" (No. 1255)
M. 16.—. Die Schriften Chr. Fr. Hunolds, die unter
Nummer 1285— 1290 verzeichnet sind, gingen zu sehr
mäßigen Preisen ab; Schlegels „Ehrenpforte fürKotzebue
(No. 1347) wurde mit M. 27.50, Neidharls „Satire gegen
Kotzebue" (No. 1 348) mit M. 2a 10 bezahlt Die Schriften
Laukhards (No. 1368— 1373) waren lebhaft umstritten
und brachten in ihrer Gesamtheit mehr als M. 90. — .
Lenz, Gesammelte Schriften (No. 1385) wurden mit
M. 17. — verkauft, die seltene „Madame Robunse"
(No. 1412) mit M. 31.— ; Fhilanders von der IJnde
Galante Gedichte (No. 1426) mit M. 20.50; Mühlp/orth,
Deutsche Gedichte (No. 1436) 2. Ausg. mit M. 21.50;
Pfaffenseller , „Mundus Agonizans" (No. 1483) mit
M. 15.10; „Der Lustige Philosophus" usw. (No. 1487)
mit M. 82.— ; Rachel, Teutsche Satyrischc Gedichte,
sehr seltene Ausgabe (No. 1519) mit M. 15.50. Inter-
essant gestaltete sich die Versteigerung der Robin-
sonaden, von denen No. 1534 M. 23.-; No. 1535
M. 3.10; No. 1536 M. 32.— ; No. 1537 M. 35.50;
No. 1538, M. 39.— ; No. 1539 M.34-- erzielte. Rost,
„Versuch von Schäfcrgedichtcn" (No. 1542), in der
neuen Auflage von 1768, brachte M. 14. 50; desselben
Autors „Vermischte Gedichte" (No. 1544) M. 23.— . Die
einzelnen Bände der „Schaubuhne" (No. 1566) fanden
keinen ernsthaften Reflektanten, dagegen wurde (No.
1569 mit M. 29.— versteigert (Scheffner) „Natürlich-
keiten der sinnlichen und empfindsamen Liebe" (No.
1577) brachte M. 40.— ; Schilling, Sämtliche Schriften.
(No. 1587) M. 18.— ; Schink, „Das Theater zu Abdera"
(No. 1589) M. 20.—. Das schöne Exemplar der „Alten
und neuen Studenten , Soldaten- und Volks- Lieder" , mit
den reizenden Bildern von Ludwig Richter. A. E.
Marschncr, F. Pocci und A. Jürgens ging nach hitzigem
Kampfe in den Besitz eines Japaners über und zwar
zum Preise von M. 30.--. Die erste Ausgabe von Tiecks
„William Lovcll" (No. 1658) stieg bis zum Preise von
M. 84.- , der sicherlich als ein recht guter bezeichnet
werden muß, trotzdem er etwa 2o o / 0 unter der Summe
gebheben ist, die man vor nicht allzu langer Zeit in
einer Leipziger Versteigerung dafür angelegt hatte.
Tscherning, „Deutscher Gedichte Frühling" (No. 1673)
wurde mit M. 22.50, die „Schattenrisse der Lehrer auf
der Friedrichs- Universität in Halle" (No. 1792) mit
M. 15,10, und die „Schattenrisse edler tcutschcr Frauen-
zimmer", von denen nur das zweite Heft (No. 1868) vor-
lag, mit M. 17.80 bewertet.
Die vorstehenden Preisangaben, auf die wir uns
wegen Mangel an verfügbarem Raum beschränken
mussen, tun das am Eingang gesagte deutlich dar: daß
sich die Preise auf einer milderen Bewertungslinie bc
wegen, die dem Verkäufer zu einer rationellen Ver-
äußerung seines Besitzes verhelfen und den Bücher-
liebhabern zu großer Freude gereichen. — g.
Eduard Grisebachs Bibliothek die im Oktober d. J.
bei Martin Breslauer in Berlin zur Versteigerung ge-
langen sollte, ist in letzter Stunde gegen eine Pauschal-
summe (wir hören für 50000 M.) an einen Privatsammler
in Wiesbaden verkauft worden. — m.
Die Akademische Buchhandlung Teutonia in Leip-
zig kündigt für den 3. (bis 7.) Juli eine Bücherverstei-
gerung an: Weltliteratur, Geschichte und Kultur-
geschichte, Theologie, Philosophie, Medizin, Natur-
in der letzten Versteigerung bei Ernst Carlebach in
Heidelberg (16. Mai) gingen die Originalradierungen
von Fcrd. Kobell (über 100 Blatt) zu M. 100 fort; Sint-
zenichs 14 Blätter (darunter 8 Schabkunst- und 6 farbige
Blätter) brachten M. 650. Ein Scheffelautograph M. 25;
Gutzkows „Wally" M. 35; ZincgTafs Emblcmcnwerk
166 6.60 M.; pfälzische Kurfürstenporträts in Kupfer-
stich M. 40 und 50 das Stück. — m.
Digitized by Google
Beiblatt.
Kleine Mitteilungen.
Eine Sammlung von Portrats denkwürdiger Per-
sönlichkeiten des XVIII. und XrX.fahrhumürts aus
der Regicrungsseit der Kaiserin Katharina II, und
der Kaiser Paul /. und Alexander I. erscheint gegen-
wärtig als Publikation des Großfürsten Nikolai Michailo-
witsch von Rußland. Dieses Prachtwerk, hergestellt
in der Kaiserlichen Expedition zur Anfertigung der
Staatspapiere in St. Petersburg, wird in zehn Quart-
bünden mit je 100 Tafeln in Heliogravüre und Licht-
druck mehr als 2000 Portrats historischer, künstle-
risch und literarisch bedeutender russischer Persönlich-
keiten in authentischer Reproduktion darbieten und
kurze Biographien zur geschichtlichen Würdigung der
Dargestellten enthalten. Der erste Band ist soeben mit
dem Erscheinen der Lieferung 4 vollständig ge-
worden. Grobfürst Nikolai Michailowitsch hat das ge-
waltige Material aus eigenen Sammlungen, russischen
Bildergalerien, Museen und Palästen und oft schwer
zugänglichen Privatsammlungen zusammengetragen,
um es nach einer kritisch künstlerischen Sichtung und
wissenschaftlichen Bearbeitung zu einem Monumental-
werk der Porträtkunde von außerordentlicher Schönheit
auszugestalten. Neben seiner grollen Bedeutung für
die historische Wissenschaft dürften die prächtigen
Reproduktionen der Werke bekannter Meister der
damaligen Porträtmalerei berufen sein, durch ihre
lebenswahre, packende Natürlichkeit und künstlerische
Schönheit die russische wie allgemeine Geschichts-
forschung und Ikonographie von neuem anzuregen. Preis
pro Band M. 120. — y.
hagen). Dem Vorstande gehören sonst noch an; Pro-
fessor Dr. Konrad Hatbler (Dresden), Direktor H. O.
Lange (Kopenhagen) , Dr. E. Voulli/me (Berlin) und
Vcrlagsbuchhandler Rudolf Haupt (Halle). An letzt-
genannten, der den Vertrieb und die Versendung der
Veröffentlichungen übernommen hat, sind auch die
Anmeldungen und Zahlungen zu richten. — m.
Band V und VI der „Slavischen Romanbibliothek"
aus dem Veriigc von J. Otto in Prag liegen jetzt vor.
Sic zeigen auf dem Umschlag genau wie die ersten
vier Bande eine lesende Dame von ausgesprochen
slavischcm Typus in zart grauerund bläulicher Tönung.
Band V enthalt „A'a/,&M Verbrechen",^ Bild aus dem
nord böhmischen Vorgebirge von Karel von Rais,
übersetzt von Claudius Behal; Band VI eine Reihe
Novellen von A r . S. Leskov, aus dem Russischen von
Dr. S. Mierzinski übertragen. Beide Bände sind mit
Rücksicht auf das I.okaltypischc der Heimat des be-
treffenden Autors gewählt Die Übersetzungen sind
glatt und mit Betonung der Sprachcharakteristik. Die
sehr interessante Serie, eine wichtige Bereicherung
unserer Kenntnis der slavischen Literatur, sei bestens
empfohlen (Preis pro Band M. 3.20). —in.
Eine wichtige Förderung der Inkunabelforschung
bedeutet die eben begründete Gesellschaft für Typen-
künde des XV. fahrhunderts , deren Aufgabe es sein
soll, als Seitenstück zu Haeblers Typenrcpertorium
und dem Generalkatalog der Inkunabeln eine diitte
Arbeit zu unternehmen! jene beiden Werke durch
Reproduktionen einer möglichst großen Anzahl von
Inkunabeltypcn, systematisch im Anschluß an das Re-
pertorium geordnet, zu illustrieren. Von jeder Type
werden zwei Faksimile hergestellt: das eine von dem
Alphabet der Type, das andere von einer charakte-
ristischen Seite in Originalgröße. Die Faksimile sollen
in Phototypte auf einzelnen Blättern ausgeführt, die
nach Druckort und Drucker und daneben auch nach
der M- oder Qu-Form signiert werden. Jedes Blatt
enthält eine kurze Beschreibung und je nach dem
Fortgange der Arbeit Hinweise auf identische oder
verwandte Typen. Zunächst sollen nur bisher gar nicht
oder in schwerer zugänglichen Arbeiten reproduzierte
Typen faksimiliert werden; die Publikationen erschei-
nen in deutsch, englisch, französisch und italienisch und
zwar alljährlich ein Band von ca. 100 Blättern zu einem
Subskriptionspreise, der M. 25 nicht übersteigen wird.
Die Mitgliedschaft auf Lebenszeit kann durch einen
einmaligen Beitrag von mindestens 500 M. erworben
werden.
Die Redaktion der Publikationen führen die Herren
Dr. /. Collijn (Upsala) und Victor Madsen (Kopen-
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 4. — 9 —
Dem „Athenaeum" zufolge ist Marsden J. Perry in
Providencc auf Rhode Island der glückliche Besitzer
der Urausgabe von Shakespeares „Titus Andronicus"
geworden, deren Auffindung in Schweden 1904 so großes
Aufsehen erregte. Er ist schon lange ein eifriger
Shakespearesammler; so erwarb er 1897 die Shake-
spearesammlung von Halliwell-Philipps, der selbst un-
ablässig nach einem Titus Andronicus-Druck (nach
Ansicht vieler Gelehrten sollte ein solcher ja überhaupt
nicht existieren) gefahndet und einen für damals recht
hohen Preis, 100 Lstr., dem Finder ausgesetzt hatte.
B.
Anläßlich des Neudrucks von „Melete", des letzten
unvollendet gebliebenen Werks der Karoline von
Günderode (wir kommen darauf zurück), ist angeregt
worden, den arg vernachlässigten Grabstein der
Dichterin in Winkel a. Rh. zu erneuern. Beiträge da-
für nehmen entgegen: die Damen Frau Selma WohT-
JatTe" und Fräulein Johanna Langloth sowie Herr
Roman Reith, sämtlich in Mannheim, ferner Herr Max
Harrwiü in Berün W. 35, Potsdamerstraße 113, der
Verleger des erwähnten Neudrucks. —DJ.
Das Mainzer Psalterium von 1459 (vergL Z. f. B.
laufenden Jahrgangs Heft 1 Beiblatt Seite 9) konnte
nun doch von der Berliner Königlichen Bibliothek er-
worben werden. Dank den Bemühungen des Geheimen
Rats Schwenke wurden durch eine private Sammlung
46000 Mk. für diesen Zweck aufgebracht; den Rest der
Kaufsummc, 40000 Mk., steuerte die Regierung bei
2
Digitized by Google
(Kleine Mitteilungen - — Kataloge.)
In No. 13 d. J. der Deutschen Juristen-Zeitung er-
örtert Professor Frommhold (Greifswald) die Frage des
Rechtsschuttts des Exlibris und kommt zu der Ansicht,
daß der Eigentümer des Zeichens nach dem Gesetz
diesen Schutz genießt.
Aus den Antiquariaten. Katalog No. 85 von Adolf
Weigel in Leipzig enthält die erste Abteilung (Abbt
bis Gutzkow) einer reichen Auswahl von Werken der
deutschen Literatur aus der Periode der Klassiker,
Romantiker und Jungdeutschen. Arndt, Arnim, Bahrdt,
Bechstein, Brentano, Bürger, Chamisso, Engel, Fouquc,
Geibel, Gleim, Goethe, Gottsched, Gutzkow sind be-
sonders reich vertreten. — No. 2 des Vierteljährlichen
Bücheranzeigers von Gilhofer &* Ranschburg in Wien
bringt u. a. den sehr interessanten Versuch einer deut-
schen Wilde-Bibliographie. — Der Frankfurter Bücher-
freund IV, 9/10 von Josef Buer Sr* Co. beginnt mit
einer Mitteilung über einen unbekannten Verlagskatalog
Feyerabends vom Jahre 1584. — m.
Die diesjährige Londoner Exlibris- Ausstellung fand
am 31. Mai und 1. Juni in den stattlichen Räumen des
Westminster Palace Hotels unter reger Beteiligung des
Publikums statt Dem allgemeinen Charakter der Aus-
stellung wurde der Stempel aufgedrückt durch das
überwiegende Vorhandensein amerikanischer Biblio-
thekszeichen oder solcher, die von amerikanischen
Künstlern auch für hiesige Liebhaber angefertigt
worden waren. Außerdem waren besonders reich Ex-
libris von Damen vertreten. Endlich erwähne ich die
Auslage einiger seltener alter Bibliothekszeichen, wert-
voller Bücher mit heraldischen Illustrationen, Stamm-
bäume, alter Adelsdiplome und hiermit zusammen-
hangend illuminierter Manuskripte. Eine beträchtliche
Anzahl von Ausstellungsobjekten befand sich zu Sätzen
und unter Einrahmung vereinigt. Alles in allem kann
man behaupten, daß die seit dem Jahre 1891 ge-
gründete Exlibris Society stetig gute Fortschritte ge-
macht hat und daß dies günstige Resultat durch die
hingebende Tätigkeit ihres Ehrcnsekretars Mr. W. H.
K. Wright erreicht wurde. Der Letztgenannte bekleidet
im Hauptamt die Stelle als Vorstand der öffentlichen
Bibliothek in Plymouth.
Unter den Künstlern waren gut repräsentiert: Sher-
born, Eve, W. P. Barrett und der Amerikaner E. D.
French. Mr. Barrett lieferte ein hübsches Blatt für
die Herzogin von Connaught: ein mit Monogramm
gebildetes Schild, überragt von einer Krone, umrankt
von Blumen- und Blätterschmuck. Eine verhältnis-
mäßig neue Erscheinung unter den Zeichnern für Ex-
libris ist Mr. F. G. House, der sich besonders durch
zwei Entwürfe auszeichnete: der eine ist bestimmt für
die Prinzessin Christian von Schleswig Holstein , ein
Tisch, zwei Bücher, ein Vogel, ein Schild mit „Helena"
in graziösen Buchstaben nebst landschaftlicher Szenerie.
Das andere Bibliothekszeichen ist im Auftrage der
Prinzessin Luise von Schleswig- Holstein und zwar in
ärmlichem Stil wie jenes angefertigt worden. Hübsche
und feine Ausführung zeigt das von Eve für Elisabeth
Anne Bostock entworfene Blatt; ferner will ich als gute
Zeichner und Stecher unter den amerikanischen
Künstlern die Namen W. E. Fisher und Zella Allen
Dixon hervorheben. Wie immer bei diesen Gelegen-
heiten, so hat auch diesmal Mr. Wright wertvolle und
seltene Exemplare seiner Sammlung der Ausstellung
geliehen. Das von dem Genannten redigierte Exlibris-
Journal bespricht in der Mai-Nummer eingehend einen
Artikel des Grafen zu Leiningen -Westerburg in unserer
Exlibris-Zeitschrift, Vol. XVI, T. I, und ebenso dessen
Beitrag im Februarheft der „Zeitschrift für Bücher-
freunde". O. v. S.
Kataloge.
Zur Vermeidung tob Verspätungen werden all« Katalog« an di« Adrcaa«
dei Herausgebers erbeten. Nur dj« bis tum >;. jeden Möttau ein-
gehenden Kataloge koooeo für daa nächste Heft berücksichtigt werden.
Deutschland und Österreich-Ungarn.
Jos. Grunfeld in Wien I. No. 1. Literatur, Theater,
Geschichte, Varia.
Teutonia Akadem. Buchhdlg. in Leipzig. Büchcrblatt
2 und 3. Sprachwissenschaft, Germanistik, englische,
hollandische, nordische, französische und spanische
Sprache und Literatur.
Th. Kampffmeyer in Berlin SW. 48. No. 436. Mathe-
matik, Physik, Technologie, Naturwissenschaften,
Forst und Jagd, Geographie, Reisen.
Th. Ackermann in München. No. 551. Deutsche Lite-
ratur bis 1S40.
J. St. Goar in Frankfurt a. M. No. 95. Deutsche Lite-
ratur (Trost Einsamkeit, Goethe, Loeben).
K. Th. Volcker in Frankfurt a. M. No. 263. Kriegs-
geschichte und Heerwesen (joj ähriger Krieg, Uni-
formen und Waffen, Karikaturen, Pläne).
Hugo Helbing in München. Anzeiger No. 18. Kupfer-
stiche, Radierungen, Holzschnitte, Lithographien.
Gilhofer &* Ranschburg in Wien I. Vierteljährl. Anz.
No. 2. Modente Bibliophilenbücher (deutsche, fran-
zösische und englische; Wilde-Bibliographie).
Wilh. Scholz in Braunschweig. No. 12t. Schone
Wissenschaften, Theologie.
Adolf Weigel in Leipzig. No. 85. Deutsche Literatur
von Gottsched bis auf die Gegenwart. I. Abt.
List Francke in Leipzig. No. 383. Kulturgeschichte,
Folklore, Autographen.
M. Sr> H. Schaper in Hannover. No. 97. Kultur- und
Sittengeschichte.
Rieh. Härtel in Dresden A. Anz. No. 34. Kunst,
Kuriosa und Varia.
Anton Creutser in Aachen. No. 93. Deutsche Literatur,
Philosophie, Geschichte, Kuriosa.
Karl W. Hiersemann in Leipzig. No. 325. Biblioteca
Mejicana (mit vielen Seltenheiten).
Otto Gerhardt in Berlin W. 50. No. 53. Philosophie.
Wilh. Bader in Rottenburg a. N. No. 20. Theologie,
Philologie, Geschichte, Geographie, Musik.
Jos. Baer &• Co. No. 534. Amerika und die Philippinen
(illustriert).
Ludwig Rosenthal in München. No. 112. Adels-Por-
träts.
— 10 —
Digitized by Google
Beiblatt.
(Kataloge — latente. )
M. Edelmann in Nürnberg. No. 35. Gewerbe und
Industrie. — No. 36. Staatswistenschaften. — No. 34.
Alte Drucke, Kultur und Sitte, deutscht Literatur.
Schnabel &* Walter in Potsdam. No. 3. Deutsche
Literatur und Übersetzungen.
Max Perl in Berlin. No. 70. Bibliothekswerke. —
No. 71. Deutsche Literatur bis /7J0, Klassiker,
Romantiker, junges Deutschland : Erstausgaben.
v. Zahn &* Jaensch in Dresden. No. 186. Deutsche
Literatur.
Süddeutsches Antiquariat in München. No. 83. Dra-
matische IJteratur, Theater, Musik.
A. Bielefelds Hofbuthhlg. (Liebermann & Co.) in Karls-
ruhe i. B. No. 227. Theater- Literatur.
Friedr. Meyers Buchhlg. in Leipzig. No. 73. Aus allen
Gebieten (auch deutsche Literatur).
Carl Beck in Leipzig. Bull. No. I. Inkunabeln, XVI.
Jahrhundert, Reformation, Numismatik, Varia.
Jut. Koppe in Nordhausen. No. 27. Alte Drucke,
Kunst, Varia.
E. Kantorowicx in Berlin W. 9. No. 80. Bibliotheks-
werke, Varia.
Frant Malota in Wien IV. Bibliothek Speidel, II. Abt.:
Deutsche Literaturgeschichte, Folklore.
C. Troemers Univers.- Buchhlg. (E. Harms) in Frei-
burg i. B. No. 34. Geschichte (mit Rossica und
Baltica).
Ausland.
Leo S. Olschki in Florenz. Bulletin No. 5$. Alte
Druckt, Seltenheiten.
Adolf Geering'va Basel. No. 311. Helvetica V.
Jorio Francesco in Neapel. No. 1. Varia.
Inhalt des Hauptblattes.
(F«üst-Heft)
Das katholische Fauststück, die Faustkomödien-
ballade und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiet. Von
Alexander Tille. Mit den Faksimile der einzig be-
bekannten Exemplare des ersten Lieds der „Neuen
Beschreibung" und des tschechischen Faustlieds. —
Chronik.
Heft 4 kann auch von Nichtabonnenten zum
Preise von Mark 4 durch jede Buchhandlung
bezogen werden.
Journal du Bas Rhin,
1814, No. 1-85, 3 Bde. (es fehlen No. 12, 16-20);
1815, No. 1-61 (es fehlen 55, 58), Aachen, Beaufort,
4 Bde. gr. 4 0 , Halbleder m. Titel. Die 3 ersten Bände
mit dem Original- Umschlage. Vorzüglich erhalten.
Bd. 1 französisch, Bd. 2, 3 französisch und deutsch,
Bd. 4 deutsch. M. 50.— franko.
O. Eltermann, Kempen/Rhein.
Burgstraße.
Exlibris-Tausch
Di«
A. Begeboren, Buchhändler, Dresdcn-A.
Eliasplatz 2 III
Buchhändler Franz Bieringer,
Dr. Paul Ebers,
Sanatorium Dr. Ebers
Olfa Epstein, 1482 Sutter Street
San Francisco-California
Carl Ergang, Magdeburg
Spielgartenstr. 2
(Zeichnung vor Paul Dobe, Berlin, - Gröben.)
Adolf aeerlflf, Antiquar, Basel, Schweiz
Tuscht 1 EaenpU. kauft Utere; verkauft alte und moderne.
Paul Graupe, Bonn
Colmantstr. 2
Erlangen
Bruckerstr. 8/10
Ludwigslust
i. Mecklbg.
;, geb. Quentell,
Bielefeld
Leipzig
Kreuzstr. 3 b
Goslar, Bismarcks». 7
von E. M Lilien »wie Maa Duttaoer.)
Frau Paator Schreiber, Leipzig-Gohlis
Wilhelmstraße
1 Sutter, Friedr. Berthold, Stud. phil. et jur.,
I Heidelberg, Schloßberg 17 II
Desiderata.
Gesucht:
Arnim, Sämtliche Werke, Band 11, 12, 17, 21 und 22;
ferner Keller, Der grüne Heinrich, Band I (1854).
Anerbietungen mit Preisen unter X Y Z. 856 an die
Expedition der „Z. f. B.", Leipzig, Hospitalstr. 27.
Medizinische Inkunabeln
und Seltenheiten kauft
Buchhandlung Martin Boas, Berlin NW. 6.
Katalog alte Medizin versende gratis und franko.
BeibUtt.
Ich suche zu kaufen:
Bibelausgaben In allen Sprachen bis ca. 1580
Katechismusausgaben, Katholische und Protestantische, bis ca. 1550
Landkarten und Erdgloben vor 1550
Alte Spielkarten
Kupferstiche und Holzschnitte aus früheren Jahrhunderten
Liturgien. Breviere. Missalien etc.
Manuskripte mit und ohne Malereien
Alte Flugblätter. Sprichwörterbacher
Literarische Zeltschriften des will, und XIX. Jahrhunderts
Deutsche Literatur des XV.— XIX. Jahrhunderts
Flugschriften, literarische und historische
MARTIN BRESLAUER
Buchhändler und Antiquar
BERLIN W. 64. Unter den Linden 16.
Jedes Angebot wird umgehend erledigt. —
Bibliotheken
und einzelne Werke von Wert, insbesondere Rara et
Curiosa, Inkunabeln etc. sucht zu kaufen
H. Hugendubel, München
ators traue
Das Antiquariat
Friedrich Cohen in Bonn a. r.
kauft stets
Bibliotheken jeden Umfanges
sowie einzelne Werke von Wert
und zahlt angemessene Preise.
Die Bücherliebhaberei
bis
Ein
in ihrer Entwicklung
Ende des neunzehnten Jahrhunderts
von Otto Mühlbrecht.
tllcher feiner Halbfraniband Preist 12 Mark.
V&tagtn <&• Klasinf; in BitUjtU und Uifiig.
— n
Angebote.
Zeitschrift für hü eher freunde.
VIII. Jahrgang 1904/5 in 2 Originalbänden,
IX. „ 1905/6 in Heften,
alle vollständig und sehr gut erhalten, zu verkaufen.
Gefl. Angebote unter 859 an das Sekretariat der „Ge-
sellschaft der Bibliophilen" in Weimar erbeten.
Seltenes Buch.
Historische Weltbcschreibung Joannis Boten, det
Benesers, verdeutscht durch Aegidium Albertinum, ge-
druckt in München d. Nicolaum Henricum 1611, mit
einem Anhange betr. eine Abhandlung, wie man !
uhren baut, vollständig, sehr gut erhalten mit säi
Karten und Plänen, gebunden. Offerten unter 863 an
die Expedition der ,, Zeitschrift für Bücherfreunde'.
Leipzig, Hospitalstraue 27.
Friedr. Kurz, Frankfurt a. M.
Rotlintstraße 41
verkauft
Aretlno, Gespräche von Conradt. Privatdruck. Zwei
Lederbände M. 60.—.
Fachs, Krotischc Karikatur. Privatdruck. M. 6a-.
Handbuch der k'anKtgescbtchte von Lünow, Bode.
Falke (Grote). 5 Bände (M. 107.-) M. 25.-.
Digitized by Googlje
Beiblatt.
fioftbarhrit rrftrn Bangrsl
iFarfitnilr» Bmftl
3n unterjeicbnetetn Verlane erfdjten:
Für 250 niim. tfrpl. hrrgrftrHt;
öit |BIflttfn rourörn Drrnidjtrt!
iBpss fjodjgrlertfn
Bortor tjotjanntö iS^ler oon Iwyfrraöbrrgö
oörr Uf. Xrvötn Stau Cfjristi
fflit 22 blattgrofarn »joljhfaninrn Darunttr fiaYfrrBBbrraa IrbtnauolltB porträt (urrrautliih,
nndj ßürtr), ö8 foliofritrn farfmulrörudi (unt) IG Sfittn f inlritung oon fiieharb Zoojmann)
auf ftarhrra rihttn ßütttnpapitr in grprffetftn SrhroMnalfOrrbanb
c^o© ^rfi8 40 jUarh oo^o
(0>r)< yf(ptt*un| in iitfrm tfrftr.)
t>it paffion bilbet einen tCeil be» feltenffcn unb am »erfcbuxnberifcfaften ausgearteten
ttTerte« bc» berühmten Straüburgtr Prebicjere, nämlich btr „Poftill" betitelten prebigten«
fammlung, bie 1522 bei 3ob4nnea Schott in Strasburg erfebien. &ic auferorbentlicbe
Seltenheit biefe» Werfe* — btftgt boeb felbft bat britifb tTTufeum fein tfremplar, nirfu
einmal ein beftrttgl — unb bie herooeragenöe Schönheit ber bann enthaltenen i£ol)fcbnittc
finb jebem bibliophil") ju* CBenuac befannt.
ter Schöpfte ber granbiofen Suite biefer Paffionebarftellungen ifr 30b. Ulr. pilgrim,
genannt YDccbtclin ober Wäthtlin de maltre «tue bourdon« croiaea, ber nteiftrr mit ben
gefreuten pilgcrfräbcn), über ben ausführlich ^acbeur, p. CIX CTe. 82, Cb. Sthmibt, Xcpeer. II
VXv. 66, niutbcr u. a. m. gefebrieben haben, heutiger Wert ber Paffion allein, ie nach
Erhaltung, ;m>ifthen 300 unb 400 tTTarf.
öfirgrn örr hirinrn fluflogr ift balüigr firftrllung rrbrtrn.
*s *? Berlag oon ßtto Elantr, Berlin &. 42. H> ?*
******************************** **
MR* ZIEGERT, Antiquariat,
i Frankfurt a. Main Höchste 3
erschienen:
Kataloge 7 u. 8:
2 Farbige und schwarze Städte - Ansichten, S
Pläne und sonstige topographische Blätter '%
in Kupferstich, Holzschnitt, Lithographie j»
und Handzeichnung von 1500—1900. I
2972 Nrn. umfassend.
Spezial-Hntiquanat /*
für Sprach wiffenf chaf t und 6c febi chtc
Lctitcrschiencne Kataloge:
Nr. 51. Gelehrtengeschichte.
Nr. 52. Fremde Literaturen.
Nr. 53. Philosophie.
Berlin Ol so, OflO QtthMt
Bucbbandl. u. Antiquariat.
- 13 -
Digitized by Google
Beiblatt.
y ••• • » v» "•»••vi y i ■ iv »■' ! i • ♦ • »•«.•♦ • •,'»••! • ■ » •••••>
Martini &
Concbilien-Cabinef
Neue Ausgabe von Dr. Köster
in Verbindung mit den Herren Dr. Philipp], Pfeiffer.
Dunker, Römer. Lübbecke. Kobclt, Welnkaalf,
Clessln. Brot und v. .Hartens.
Bis Jetit erschienen joo Lieferungen oder t(n Sektionen.
Subskriptions-Preis der Uefcrungen I bil 119 » 6 M.. der
Lieferungen 110 u. flg. a 9 M.. der Sekt. 1-66 a ll M.,
Sekt. 67 u. Hg. » »; M.
Siebmacher
Grosses und flllg. üJappcnbuch
Neu herausgegeben unter Mitwirkung der Herren
Arcbivrat von Mülverstedt,
Hauptmann Heyer von RoscafeM, Premier -Leut.
Qrlttner. L, Clcrlcns. Prof. A. HL HLIdebraa.f,
Seyler und Ande
I
Ut BUB bis Lieferung 51 J gediehen, weitere < a — 60 werden
es abtchlieOen.
' eferung I -
für Lieferung ns und flg. a 6 M.
Von den Conchllien • Ceblnet geben wir jede fertige
Monographie etrueln ab, ebenso von dem Wappenbuch Jede
LiefeniDg und Ableitung, und empfehies wir, sei es iura
behufe der Auswahl oder Kenntnisnahme der Einteilung etc.
der Werlte, ausführlich« Prospekte, die wir auf Verlangen
gratis und franko per Post versenden.
Anschaffung der kompletten Werke oder 1
wir in jeder Art
3
«5k Raspe in Nürnberg.
rlWiWvWvfiWf^W.
Edmund Meyer * Berlin W.,
Buchhändler und Antiquar, Potsdamerstr. 27 B.
Soeben trschienen:
Periodischer Anieijer ober Neuerwerbungen meines
Antiquariats No. 3, enthaltend.- Kunst und Kunst-
geschichte. - Illustrierte Bücher des XVIII. und
XIX. Jahrhunderts. — Kunstblätter. — Silhouetten. —
Japonika. — Künstler-Autographen. - Publikationen
für Bibliophilen. — Nachträge. — Neuerscheinungen.
•339 Nummern,
In Kürte erscheint :
Periodischer Anzeiger No. 4, enthaltend: Deutsche
Literatur. — Französische Literatur. — Geschichte,
Kultur- und Sittengeschichte. — Sorialwissenschaft.
- Varia. ni(te xy verlan - en ,
einbände & £
Buchhandel, sowie für i»
Kataloge und Preislisten
sdMjgi. Diplome, ehr«
bürgerbriefe und Hdrtssen
Dcbbaberbändc
Offerten und
KostrninaöMäge wrrdrn
ledrrplt prompt erl.digt •
Internationale
Chalkographische Gesellschaft.
| Jacopo de' Barbari. Sein Werk, 30 Kupfer-
lichtdrucke und 3 Zinkätzungen, herausgegeben
von Paul Kristeller. Gr. Folio. Pappbd. M. 60 —
Meister J. B. mit dem Vogel, seine h 0 u.
ie Nachbildungen mit
I
1 1
nn.
Gr. Folio. Pappbd. M. 25.—
Die Spielkarten des Meisters.
Test von
\ Meister E. S.
45 Kupferlichtdrucke mit Text von Mai Lehr».
f> Folio. Pappbd. M. 40.— C
I Meister des Amsterdamer Kabinets. sein g
radiertet Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v. £
Max Lehrs. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 120.— %
GothiSChe Alphabete, herausgegeben von Jan %
Springer. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink- O
ätiungen. * Gr. Folio. Pappbd. M. 40 — g
Die sieben Planeten, nach italienischen und 5,
deutschen Meistern des XV. und XVI. Jahrb. 49
43 heliographische Nachbildungen mit Text von C
Friedrich Lippmann. *Z
Gr. Folio. In englisch Leinen. M. 60. — %
!
Bei Auflösung der Gesellschaft übernahmen wir den RcM-
1 obiger Werke, welche wir, soweit der kleine Vorrat
reicht, su den bcigesetsten Preisen abgeben.
Amsler & Röthardt,
Berlin W. 64, Behrenstra&e 29 a.
iross-
lü
jjnjertl^unn modemerJBucfjeinbä
Einbanddecken, '
grossls Aufbaen
erkaufort 5ücbs
1 maschinelle [i
Neueste
speziell
fölsttpji en, Kafategen e
r « d.s
Iii K. Dieckmeyer. Leipsig. Hospital»». »7. Verlag von Vclhagtn & Kl, ,,„.;,
Druck von W. Drugulin in
Digitized by Google
GEO£Gc^aBG»&;20sEX5c«s^^
eitfchnft für Bücherfreunde * *
*********** Oraxn der 0efellfehaft der BibHopM!
X. Jahrgang.
BEIBLATT
August 1906.
Ich.
Fünftes Heft.
ilspreu für den Jahrgang 36 M. (21,60 Fl ö. W., 45 Fr., 36 sh., 21,60 Rb.), für du Quartal (drei Hefte) 9 M.
Anzeigen
V« Seite 8 Mark. I 7, Seite 30 Mark.
•/♦ Seite 15 Mark. | '/.Seite 60 Mark.
Kleine Anzeigen (Desiderat* und Angebote): die gespaltene Peüt- Zeile 50 Pf. — Beilage-Gebühr 40 Mark.
Inserationsschluß am 25. des vorhergehenden Monats.
t Manuskript«. Bilcb«. Kataloge etc. gafl. Iu richten an den Herausgeber r Fidar von ZtMtitt. Brriin W. t$-
J3 (Sommer: Spiegelberg bei Topper, Rgbi. Frankfurt a. O.).
g für Inserate.
Rundschau der Presse.
Von Arthur L. Jellinek in Wien.
soweit sie für die Leser
oBcntiichungen der lauten
des Bereiches i
■Mut
(Wien VH,
Nur das Wichtigere aus den Ve
liegt für den
jenacl
Schrift-, Buch-, Bibliothekswesen.
Ali
ßuehmann, H. K. E., Presse und Buchhandelswesen
als Lehrfach an der Handelshochschule in Berlin.
Deutsche Kultur. 1906. II. Heft 14, S. 7S-I44-
Kellen, T., Aus der Welt der Bücher.
Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906, No. 124.
[Über Slater, Handbuch für Bachersammler. 1906. —
d'Kßling, Le premier livre xylographi^ne Italien. Vcnisc
vers 1450. Pari* 1903. — Ad. Bartels,
Geschichte der Literatur, Leipzig 1906.]
Prager, R. L., Bücher — Menschen
Bärsenil. f. ^Deutschen Buchhandel. 1906. No. 126.
Buchdruck und Buchausstattung. (Einband».)
Aarland, G., Autotypie und Spitzertypie.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906, XLIII, S. 140— 141.
Hedwig, W., Etwas vom Mundartensalz.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 130-140.
Hölscher, G., Buchgewerbe-Ausstellung in Köln.
Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906. No. 88.
Fünfzig Jahre graphischer Kunst Ein Gedenkblatt zum
Jubiläum der Firma R. Brcnd'amour & Co., Düssel-
dorf, am 25. April 1906.
Börsenbl.f.d. Deutschen Buchhandel. 1906. No. 94.
Kisa, A., Der moderne Bucheinband.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 119.
Z. f. B. 1906/1907. Beiblatt 5. — I
Kleemeier, Fr. J., Kleine Bücher und mikroskopische
Drucke [mit Bibliographie von 1492 an].
Börsenbl. f. d. Deutschen Buchhandel. 1906.
No. 131, 132 (S. 5728-32, 5773—77).
Klemm, P., Wechselwirkungen zwischen Druckpapier
und Druckfarbe.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 168-170.
Krach, A., Über Guß und Behandlung der Buchdruck-
walzen.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 175-180.
Kühn ast, E., Welche Vorteile soll die einfache Schnell-
presse aufweisen?
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 180-186.
Langhein, C., Lithographie und Kunstgewerbeschule.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 128-130.
Mai, J., Die lithographische Gravierung und Asphalt-
ätzung.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 171—175.
Neue Normal-Gießzettel für Titelschriften. Bericht des
für die Neubearbeitung von Gießzetteln eingesetzten
Arbeitsausschusses der Typographischen Gesell-
schaft zu Leipzig.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 142-146.
Willrich, E., Die „Internationale Buchbindekunst-
Aussteilung" in Frankfurt a. M.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 132— 128.
Schmers ah I, E., Vom amerikanischen Buchhandel.
Börsenbl.f.d Deutschen Buchhandel. 1906. N0.92.
Digitized by Google
Beiblatt
Kund x: hui der l'ret«e )
Buchhandel und -Gewerbe.
F. A. Brockhaus 1805—1905. Ein Rückblick zur Hun-
derljahrfeier am 14. u. 15. Oktober 1905.
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1905. N0.240.
Conrad, B., „Macmillan's Cabinet Library of Stan-
dard Books".
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 92.
La crise de la librairie anglaise.
Revue biblio-iconographique. 1905. XI 1,8.421 — 423.
Bericht über den Internationalen Verleger- Kongreß.
(Mailand 6.— 10. Juni 1906.)
Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 130,
132.
Hamburg Altonaer Buchhändler- Verein. Jahresbericht
1905/6.
Börsenbl. f. d.deutscken liuchhandel. 1906. N0.107.
Hölscher, C, Die pornographische Verseuchung
[des Buchhandels].
Börsenbl./. d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 86.
Mühlbrecht, O., Nachweise über den auswärtigen
Handel der deutschen Zollgebiete mit den Gegen-
ständen der Literatur und Kunst.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 22.
Müller, F. A., Verkauf von alten Stichen und Auto-
graphien im Hotel Drouot zu Paris. Ende Man 1906.
(Stichauktion F. Arnault.)
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 126,
127.
Ncumaier, F. B., Neues vom „Times Book Club" in
London.
Börsenbl. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. No. 104.
Paschke, M., Die Angestellten im deutschen Buch-
handel und ihre Interessenvertretung.
Börsenl>l. f.d. deutschen Buchhandel. 1906. N0.129.
Verkauf der Bibliothek Romagnol im Hotel Drouot zu
Paris,
Börsenbl. f.d.deutschen Buchhandel. 1906. No. 132,
133.
Bibliophihe. Exlibris,
Biermann, G., Der Buchkünsüer Heinrich Vogeler.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XL1II, S. 161— «67.
Brieger-Wasscrvogel, L., Ephraim Mose Lilien.
Exlibris, Zeit sehr. f. Bücherseichen. 1905. XV,
S. 166—172.
Jacobs, E., Die Handschriftcnsammlung Joseph Cor-
res'. Ihre Entstehung und ihr Verbleib.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 189-204.
Nohl, H., Ein Super-Exlibris des großen Kurfürsten
[in der Bibliothek des Gymnasiums zum Grauen
Kloster in Berlin].
Exlibris. 1905. XV, S. 147— 148.
Stiebel, H. Ed., Exlibris Gcorgius Artopoeus.
Exlibris. 1905. XV, S. 148—150.
Leiningen-Westerburg, K. E. Graf zu. Neue Ex-
libris [Quartalsberichte].
Exlibris. 1905. XV, S. 18-34, 72-87, 109—126,
150—166.
Bibliothekswesen.
Burger, C, P., In memoriam H. C. Rogge als biblio-
graaf en als bibliothecaris.
Tijdschrift voor Boek- en Bibliotheehvexen. 1906.
IV, Bl. 1-24.
Hippe, M., Hermann Markgraf f. [12. I. 1906. Di-
rektor der Stadtbibliothek zu Breslau.]
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII,
S. 205—211.
Mededeelungen over bibliotheken. — Antwerpen.
Stadsbibliotheek en Museum Plantin Morctus.
Tijdschr. voor Boek en Bibliotheekwexen. 1906.
IV, S. 38 -39.
Boltc, J., Die beiden Nebenbuhler zu Colmar. Flug-
blatt aus dem Jahre 1622. [Im Herzogl. Museum
zu Braunschweig.]
/ahrbuch f. E Isaf Lothringen. 1905. XXI, S. 156
-159.
Sury, Ch., La Bibliothequc Grand-Ducale de la Cour
ä Darmstadt.
Revue des Bibliothcques et Archives de Beigigue.
1904. II, s. 459-463.
Kellen, T., Aus der technischen Bibliothek der Krupp-
schen Gußstahlfabrik in Essen.
Börsenbl. f.d.deutschen Buchhandel. 1906. N0.94.
Haas, W., Die weiteren Aufgaben des Österreichs
sehen Vereines für Bibliothekswesen.
Mitteilungen d. Osterr. Vereines f. Bibliotheks
wesen. 1906. X, S. 102— III.
Himmelbauer, J., Die ersten zehn Jahre des Öster-
reichischen Vereines für Bibliothekswesen.
Mitteilungen d. Österr. Vereines f. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, S. 102— in.
H. J., Die Volksbibliotheken in Wien im Jahre 1905.
Mitteilungen d. Österr. Vereines f. Bibliotheks-
wesen. 1906. X, S. 93.
Lileraivrgeschichie (Allgemeines).
Allen, Ph. S., The Origins of German Minnesang.
Modern Pkitology. 1906. III, S. 411-444.
Bell, Fr., Etwas uber das Lesen.
Der Türmer. 1906. VIII, 1, S. 541—544.
Bertagnolli, C, La poesia suile rive del Noce.
XXIII. Annuario della soc. d. alpin, tridentini.
1904. S. 13t.
Brehm, L., Milieu und typisches Erlebnis.
Der Deutsche. 1906. III, No. 22.
Burger, A., Das Epigramm in der hessischen Lite-
ratur des XVIII. Jahrhunderts.
Hessenland. 1904. No. 24.
Castelle, Fr., Neuromantik. Allerhand Gedanken.
Die Kultur. 1905. VI, S. 79-82.
Dieterich, K., Durchblicke durch die osteuropäischen
Literaturen.
Vossische Ztg. Sonntags- Beilage. 1906. No. 2, 3.
Ehlen, O., Dichterstimmen über Seeleneinsamkeit,
Skizze (nebst einem Brief von Robert Hamerling).
Deutsche Arbeit. 1906. V, 2, S. 20-22.
Digitized by Google
Fiedler, H.G., Neue englische Romane.
Das literarisch* Echo 1906. V 1 1 1 , Sp. 1212-1216.
[Von F. F. Moore, F. M. Cramibrd, H. R. HaggarJ
und H. G. Wells.)
Geiger, L., Ein schlesischer Musenalmanach. [Heraus-
gegeben von Man so. 1829.]
Breslauer Ztg. 1906. No. 159.
Gleichen-Rußwurm, A. v., Das Spannende [in der
Dichtung].
Das liierarische Echo. 1906. VIII, Sp. 615— 621.
Gummere, F. B., Originality and Convention in
literature.
Edinburgh Review. 1906. CCIII, S. 26-44.
Hauser, O., Die Anfange der belgischen Literatur.
Tägliche Rundschau. 1906. Unterhaltungs Bei-
lage No. 58.
Holzamer, W., Anthologien [von F. Gregori, G. Falke,
H. Benzmann, H. Bethge, W. Lobsien, H. Wolgast,
W. B rüg mann].
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 628-631.
Hosius, K., Der Volkswitz der Römer.
Die Grenxboten. 1906. LXV, 1, S. 27-36, 91-100.
Hügli, E., Deutsch-schweizerische Alpendichtung.
Baseler Nachrichten. 1906. Sonntags - Beilage
No. 9.
[Über H. E. Jenny. Die Alpendichtong der deutschen
Schwei*. Bern 1005.]
Kl aar, A, Persönlichkeit
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 983—992.
Klaar, K., Ein Bruchstück der Nibelungen Klage [aus
dem Kapuzinerkloster zu Klausen. V. 1246—1306
nach Bartsch].
Forschungen u. Mitteilungen x. Gesch. Tirols.
1904. I, S. 302-304.
Klaeber. Fr., Studics in the textual Interpretation of
Beowulf (II).
Modern Philology. 1906. III, Sp*. 445—466.
K r a 1 i k , R. v., Die moderne Literatur und das Christen-
tum. Die Kultur {Wien). 1903. VI , S. 423—440.
Kummer, K. F., P. Anselm Salzers Illustrierte deutsche
Literaturgeschichte.
DU Kultur. 1905. VI, S. 497—504-
Morley, S. Griswold, The detection of Personality
in literature.
Publications of the Modem iMnguage Association
of America. 1905. XX, S. 305—321.
Mott, L. F., The Round Table.
Publications of the Modern Language Association
of America. 1005. XX, S. 231—264.
Oldenberg, H., Indische und klassische Philologie.
Neue fahrbücher f. d. klass. Altertum. Geschichte
u. deutsche Literatur. 1906. XVII, S. 1—9.
Schmidt, O. E., Siebeneichen und Scharfenberg, die
Burgen der deutschen Romantik.
DU Grenxboten. 1906. LXV, 1, S. 557-566,
614—623.
Stettner, Th., Die Sage von der weißen Frau.
Nord und Süd. 1906. CXVIII, S. 116— 120.
Warren, F. M., Some features of style in early french
narrative poetry (1150—1170).
Modern Philology. 1906. III, S. 513 — 539.
(Rundschau der Pr«tie.
Einzeln* Schriftsteller.
Arndt: Hasenclever, Ad., Drei ungedruckte Briefe
von Ernst Moritz Arndt
Altgemein* Ztg. Beilage. 1906. No. 64.
Balzac: Hegeler, W., Honore" de Balzac
Aus fremden Zungen. 1906. XVI, No. 1—3.
— : Kohn, M., Balzac und seine Schwester.
Monatsblätter für deutsche Literatur. 1905. IX,
S. 535-538.
Bnrns: Engel, Das Naturgefuhl bei Robert Burns.
Zeitschr.f.franxbs. u. engl. Unterricht. 1906. V, 2.
Byron: Ackermann, R., Auf den Spuren Shelleys
und Byrons in der Schweiz.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 36.
Casanova: Hesse, H., Casanovas Bekehrung.
Süddeutsch* Monatsheft*. 1906. III, 1, S.353— 371.
Castelli: Brentano, H., Ignaz Franz Castelli (1781
—1862). Deutsch* Ztg. (WUn). 1906. No. 12 271.
Chancer: Brown, F., Chaucer's „Litel Clergcon".
The Modern Philology. 1906. III, S. 467— 49>-
Coloma: Schwab, J., P. Luis Coloma.
Borromaeus- Blätter. 1906. III, S. 129-137. No. 7.
Cornelius: Rudder, M.de, Peter Cornelius. 1824-1874-
Revue germanique. «906. II, S. 316— 331.
Dangkrolzheim: Herr, E., Eine Urkunde des Konrad
Dangkrolzhcim.
fahrbuch f d. Gesch. u. Literatur in Elsaß-Loth-
ringen. 1905. XXI, S. 256-264.
[Kolmarcr Meistersinger.]
Defoe: Bergmeicr, F., Ein Beitrag zur Quellen-
untersuchung von Daniel Defoes „Journal of the
Plague Year".
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 87—91.
Erasmus V. Rotterdam: Ste eger, A., Erasmus von Rot-
terdam.
Pädagog. Monatsheft*. 1004/5 XI, S. 1—13, 57—62.
Fischart: Hauffen, A, Fischart-Studien. VIII.
Euphorion. 1906. XIII, S. 52—57.
Flaubcrt : Fischer, E. W., Gustave Flauberts Nachlaß.
Das literar. Echo. 1906. VIII, Sp. 1055— 1061,
1137— "41.
Foscoio, Ufl>: Usteri, P., Ungedruckte Meister-Fos-
colo-Briefe 1815—1817.
Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und
Literaturen. 1905. CXIV, S. 146—160.
Geijerstam: Goldschmidt, K. W„ Gustav af Geijer-
stam. Nord u.Süd. 1906. CXVIII, S. 46— 58.
Gtlm: N-r, C, Heine und Gilm.
Fremdenblatt (Wien). 1905. No. 92.
— : Wackerncll, J. E., Wiener Briefe eines Tirolers
aus den Oktobertagen 1848 und ungedruckte Ge-
dichte Gilms.
Forschungen u. Mitteilungen x. Geschichte Tirols
u. Vorarlbergs. 1905. II, S. 210— 223.
Gleim: Kozlowski, F. v„ Die Stellung Gleims und
seines Freundes - Kreises zur französischen Revo-
lution.
Euphorion. 1904. XI, S. 464—487, 7*3—735-
1906. XIII, S. 71—79-
Digitized by Google
Beiblatt.
(Kundin kiu der PreiM.)
Glümer: L. G., Aus der Demagogenzeit.
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 8o, S. 35—37.
[Über K. v. Glümer, seine Gattin Lotte und Tochter
Claire v. Glümer. An* dem Archiv des Ministeriums des
Innern in Wien. Dazu: ebda. No. 8a, S. SS ]
Gobineau: Witkowski, G., Gobineau und seine „Re-
naissance". Leipziger Tageblatt. 1906. No. 43.
Goethe: Lindau, H., Französische Aufklärungen über
Goethes Faust.
Frankfurter Zeitung. 1906. No. 5'.
— : Walter, C. L., Goethes Idee des Göttlichen.
Deutschland. 1906. IV. No. 8.
— : Walz, J. A, Goethes „Goetz von Berlichingen"
and Lillo's „History of George Barnwell".
Modern Philology. 1906. III, S. 493 — 504.
Griraeston: Boas, F. S., Edward Grimeston, Trans-
lator and Sergeant- at- Arms.
Modern Philology. 1906. III, S. 395—410.
Groth: Böhme, L., Studien zu den Werken von Klaus
Groth.
Ztitschr.f. den deutschen Unterricht. 1906. XX,
S. 173-181.
Grün: Berg, W., Anastasius Grün. Ein Gedenkblatt.
Die Grenzboten. 1906. LXV, 2, S. 12—20, 79—89,
130—140
— : Kienzl, H., Anastasius Grün. Ein Gcdenkblatt.
Allgemeine Zig. Beilage. 1906. No. 83. (10. IV.)
— : Klaar, A., Friedrich Halm und Anastasius Grün.
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 15, S. 228— 230.
Halm: Friedrich Halm- Ausstellung.
Die Zeit (Wien). 1906. No. 1263. (l. IV.)
— : Brentano, H., Friedrich Halm.
Deutscht Ztg. (Wien). 1906. No. 12 299.
— 1 Frankel, L., Zu Friedrich Halms Säkulartag.
Allgemeine Ztg. Beilagt. 1906. No. 77, S. 15.
(1. IV.)
[Dazn: M. L. ebda. No. 82, S. 55.]
— 1 Fürst, K., Friedrich Halm.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 89. (a. IV.)
— : Holzamer, W., Friedrich Halm.
Hamburger Nachrichten. 1906. Btllttrist. ■ lit.
Beilagt. No. 44 (2. IV.).
— : Kalbeck, M., Der Säkulartag Fr. Halms.
Neues Wiener Tagblatt. 1906. No. 91. (2. IV.)
— : Klaar, Ad., Friedrich Halm.
Vossische Ztg. 1906. No. 152. (2. IV.)
— t Müller-Guttenbrunn, A, Friedrich Halm.
Deutsches Tageblatt (Wien). 1906. No. 90. (2. IV.)
— : Schlossar, A., Friedrich Halm. Ungedruckte
Briefe. Die Zeit. 1906. No. 1262. (2. IV.)
— : Weilen, A. v., Friedrich Halm.
Wiener Abendbl. 1906. No. 75. (31. III.)
Hartleben: Schlaikjer, E., Hartlebens Tagebuch.
DU Gegenwart. 1906. LXIX, No. 8, S. 120—121.
Hauff: Krault, R., Hauff-Studien.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 854-857.
[Ober M. Schuster, Darstellungen ans der württembergi-
schen Geschichte L 1904. Der geschichtliche Kern in
Hauffs „Lichtenstein".]
Hawel: Bienenstein, K., Rudolf Hawei.
Monatsblätter f. deutsche Literatur. 1905. IX,
S. 264-268.
Hebbel: Georgy, E. A, Zur ästhetischen Weltanschau-
ung Friedrich Hebbels.
Philosoph. Wochenschriß. 1906. I, No. 6.
— : K e i m , F r., Meine Erinnerung an Friedrich Hebbel.
österreichisch Ungarische Revue. 1904. XXXII,
S. 24— 3a
— : Kühn, E., Hebbel als Tierfreund.
Hamburger Nachr. Belletrist. - literar. Beilag*.
1906. No. 1.
— ! Witte, R„ Friedrich Hebbel, ein vergessener und
doch moderner Dichter.
Monatsblatter für deutsche Litteratur. 1905. IX.
S. 452-458. 5°'— 5'5-
Herder: Barth, P.. Zu Herders 100. Todestage.
Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Philosophie u.
Soziologie. 1903. XXVII, S. 429-451.
— : Zeyer, F., Caroline Herder- (Flachsland) und ihre
Verwandten. Urkundl. Mitteilungen.
fahrbuch f. d. Gesch. Elsaß-Lothringens. J905.
XXI, S. 239—240.
de Heredla: Schaukai, R., Sonette von Jost? Maria
de Heredia (f 3. X. 1905). in deutscher Nach-
dichtung.
Die Gegenwart. 1906. LXIX, No. 1, Sp. 11.
Hölty: Bulle, O., Neue Briefe von C. Hölty.
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 76. (1. IV.)
Holzamer: Enzio, R. W., Wilhelm Holzamer.
Monatsblätter für deutsche Literatur. 1904. IX,
S. 77-82.
Hüsgen: Heuer, O., Heinrich Sebastian Hüsgen. Ein
Jugendfreund Goethes (1746— 1807).
fahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts zu
Frankfurt a. M. 1902. I, S. 347-350.
Keller: Schaab, A., Das Sinngedicht von Gottfried
Keller.
Monatsblatter für deutsche Literatur. 1905. IX,
S. 407—411.
— : Stein-Wcstercappeln, B., Gottfried Keller.
Borromaeus Blatter. 1905. III, No. 4, 5.
Kennedy: Holthausen, F., Kennedy-Studien.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen. 1904.
CXII, S. 298—316, CXI II, S. 302-306.
Kiellaad: Brandes, G., Alexander L. Kielland.
Du Nation. 1906. No. 32. 33.
Kleist: Diez, H., H. v. Kleists Briefe, herausgegeben
von Minde-Pouet.
Hamburger Correspondeni. Betlage. 1906. No. 8.
Knodt: Enzio, R. W., Karl Ernst Kno.lt.
Monatsblätter für deutsche Literatur. 1904. IX,
S. 118— 131.
Leiltin: Gg., O., Nikolai Alexandrowitsch Leikin f.
St. Petersburger Ztg. 1906. No. 20.
Lessing: Pniower, O., Briefe von und an Lessing.
[Herausgegeben von Franz Muncker I — IV.]
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 693—697.
— : Thudichum, Fr., Lessing gegen die reformierten
Heidelberger Ketzerrichter vom Jahre 1570 — 157-.
Nord und Süd. 1906. CXV11I, S. 97-uo'.
Lncretins: Lucretius and bis times.
The Edinburgh Review. 1906. CCIll, S. 137 jfo
Digitized by Google
Beiblatt.
Ludwig: Herr, H., Otto Ludwig.
Borromatus- Blätter. 1905. III, No. 3, 4.
Marlowe: Steig, R., Wilhelm Müllers Übersetzung
von Marlowes Faust.
Eußhorion. 1906. XIII, S. 94-104.
Maupassant: Ernst, P., Maupassant.
Deutschland. 1904. V, S. 588—602.
Moscherosch: Bolte, J., Ein Bildergedicht Moschc-
roschs in der KgL Bibliothek Berlin. [Der Tod des
reichen Schlemmers.]
Jahrbuch f. d. Gesch. u. Lxt. Elsaß-Lothringens.
1905. XXI, S. 159—160.
Manier: Klassert, A., Entehrung Maria durch die
Juden. Eine antisemitische DichtungTbomas Murners.
Mit den Holzschnitten des Straßburger Hupfuffschen
Druckes, herausgegeben von A. K.
Jahrbuch f. d. Gesch. u. IM. Elsaß- Lothringens.
1905. XXI, S. 78—96, 156.
Polenz: Schian, M., Wilhelm von Polenz, ein Ober-
lausiucr Dichter.
Neues Lausitsisches Magazin. 1905. LXXXI,
S. 201—221.
Raimund: Rollet t, H , Ferdinand Raimund.
Österreichisch- Ungarische Revue. 1904. XXXI,
S. 128-136.
Reuter: Macke, K., Fritz Reuter.
Borromatus- Blätter. 1905. III, No. 3.
RoctlOW: Frühlings, J., Friedrich Eberhard von
Rochow.
Pädagog. Monatshefte. 1905. XI, S. 281-289.
Sachs: Beifus, ]., Some Hans Sachs Discoveries.
Modern Philology. 1906. III, S. 505—512.
Schmid: J. K., Mathias Schmid zu seinem 70. Geburts-
tage. Allgemeine Ztg. 1905. Beilage. No. 522.
Shakespeare*. Eidam, Chr., Die Neubearbeitung des
Schlegel - Tieckschen Shakespeare durch H. Con-
rad. National-Ztg. 1906. Beilage. No. 3. (18. I.)
[Mit dem gleichen Titel im Neuphilolog. Ceniralhl.
1904. No. 9, 10.]
— lienchbgunsen und Nachtrüge nun Dcnucben Anonym en-Ltrikoc)
Shakespeare: Hoppe, O. F., William Shakespeares
Heimat
Neues Stuttgarter Tagblatt. 1906. No. 73.
— : Kilian, E., Shakespeare-Literatur.
Das titerarische Echo. 1906. Heft VIII, Sp. 1217
—1225.
— : Paton, J. L., Shakespearc's Boys.
Saint George. 1906. April.
[Shakespeares Knabengestalten.]
— : Thomas, W., La coneeption de l'amiti<$ dans
Bacon et Shakespeare.
Revue germanique. 1906. II, S. 277—290.
— : Werther, J. v., Shylock.
Die Zukunß. 1906. XIV, 54, S. 52-56.
[In der Darstellung durch E. v. Possart.]
— : Ein neuer Shakespearefund. [Titus Andronicus
in Quart, 1594. Gefunden durch P. J. Krafft in
Malmö.]
Die Grensboten. 1905. LXIV, 2, S. 142—145.
Storni: Besson, P., Un pocte de la vie intime, Les
romans et nouvelles de Theodore Storni.
Revue germanique. 1906. II, S. 291—315.
Swinborne: Mehring, S., Algernon Charles Swinburnc.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1199
— 1212, 1257—60.
Whitman: Bertz, E., Walt Whitman. Ein Charakter-
bild.
Jahrbuch f. sexuelle Zwischenstufen. 1905. VII,
S. 153-287.
Wilde: Meyerfeld. M., Wilde-Nachlese.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1225- 1229,
ZSChoni V. Westhofen: Teichmann, W., Johannes
Zschom v. Westhofen. Ein Beitrag zur elsiissischen
Literaturgeschichte des XVI. Jahrhunderts.
Jahrbuch f. d. Gesch. u. Lit. Elsaß Lothringens.
1905. XXI, S. 161—238.
Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon.
Von
Dr. Paul Trommsdorff in Berlin.
IV.
Nachträge zum Buchstaben A.
113. Ancillariolas, Dalc-amarus, d.i. Der süß-wurtz-
ligte u. saur-ampferigte Mägde-Tröster. (1663.) Praetorius,
Joh.
114. Andachten, Christ-Farstlicbe, o. Betrachtungen
etlicher biblischen Sprüche . . . 1709. Johann Wilhelm
Henog tu Sachsen.
115. Andachtsbuch zum häuslichen u. öffentlichen
Gottesdienst zunächst f. d. kathoL Gemeinde zu Stralsund
eingerichtet 1827. Zink, Wendttin.
116. Andachts-Directorium, Christ Catholische*
aller geistlichen Übungen u. Geschäfte. 1763. Hüpsch.Joh.
mih. Karl Adolph Frh. v.
117. Andachts-Opffer, Gott geweyhtes, darinn eine
Gott gelassene Seele sich ihrem Jesu . . . aufopflert 1690.
Magdalena Sybilla Herzogin tu Württemberg.
118. Andachts-Wecker, Kleiner doch nützlich- u.
geistreicher. 1662. Marschali, Joachim Wilh.
119. Andalusien, Spiegelbilder aus d. südspan. Leben.
1842. Krause, Wilh. [Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 20.
1842. Th. 2, S. 1092.]
120. Andenken der an der S. Nicolai-Kirche zu Pots-
dam vormals gestandenen Prediger ... 1756. Gerlarh,
Samuel.
121. Androfilo, Neues Schauspiel, betitelt, od. die
Wunder Liebe . . . 1656. Birten, Sigmund v.
Digitized by Google
<B«nchtifun««a und Nachtxsgt tum Deutsch« Aaonymtu-LenkonJ
122. Anecdoten od. Sammlung kleiner Begebenheiten
u. williger Einfälle. 2. Aufl. 1778. Laremte de Pratl,
thnert. (Original: Dictionnaire d'anecdotes.]
I2J. Anekdoten u. »Charakterrüge aus <L Leben d.
Prinxen Louis Ferdinand v. Preußen. 2. Aufl. 1807. Statt,
Karl
124. Anecdoten, »Russische, od. Briefe eines letti-
schen Officicrs an einen LiefländLschen Edelmann. 1765.
S<kwan, Christ. Friedr. [Original: Anccdotes russes ou
lettres d'un officicr allemand. ADB 33, 176.]
!25.Anekdoten,> Unterhaltende u. geheime, vom Russ.
Hofe. 1793. Sckerer, Jok. Benedict. (Original: Anccdotes
intlre&ftAiites c( setr*Mcs . . .]
126. Anfang, »Historischer, oder: Kurtie u. leichte
Weise, die cathoL Jugend in d. Historie in unterrichten.
(1726 f.) Du/resne, MaxtmiUen. (Rudimenta bistorica.)
127. Anfang, »Ursprung u. Herkommen des Thurniers
in Teutscher Nation ... 1530 ff. Rüxner, Georg.
128. Anfangs-Grunde, Die, der christlichen »Lehre
... 2. Aufl. 1759. Wollersdorf, Jok. Lukas. [Der Verf.
nennt sich unter der Vorrede der Ausg. Berlin 1766.]
1 29. Anfangsgründe der dänischen »Sprache. Ottensen
1744. Hoven, Peder v. [Collin 224.J
130. Anfragen, Numismatische, od.: Beschreibung
einiger wahrscheinl. einzigen u. bis jetzt nicht bekannten
Münzen. 1819. Dtmf, irjk. Gottlieb Levin v.
131. Anhang, »Luxuriöser, worinnen enth. eine kurtze
Beschreibung aller Päbstc, Kaiser, Könige u. Churfürsten . . .
1690. Sekarsekmidt, Karl.
132. Anhangzud. »Staats- Verwaltung des Her m William
Pitt, in u. außer Großbritannien .. . 1764. Almon, Jokn.
[Original: A review of Mr. Pitt's administration.)
133. Anklänge, Poetische, v. D. E. [Zürich 1844.]
Escher, Dorothea.
134. An klag und ernstliches »ermanen Gottes All-
mechtigen zu einer gemeinen Eydgnoschafft . . . 1528.
Bulhnger, Hetnr,
135. Anklage des Ministeriums Münster vor d. öffentL
Meinung. 1831. König, Georg friedr. [G. G. Gcrvinuz,
Geschichte des 19. Jh. Bd. 8. (Leipzig 1866), S. 711.]
136. Ankündigung einer neuen Erfindung v. eisernen
Kunststraßen. 1814. Baader, Jos. v.
137. Anleitung bei Rekognoszirungcn die Gegend
»aufzunehmen. 1838. Oskar l. Konig v. Schweden.
138. Anleitung, »Ausführliche, getreue u. bewährte,
zu einer gründl Verbesserung der Weine in Deutsch-
land. 1775. Sprenger, Balthasar.
139. Anleitung zum »Christenthum. 1798. Diterieh,
140. Anleitung zur »Erziehung u. Bearbeitung eines
Schweiß-Hundes... 1793. Sckneider, C
141. Anleitung, »Gründliche, billig u. recht nach götü.
Absicht von d. Freyheit des Menschen zu Jurtheilen. 1739.
Mentzel, J/einr.
142. Anleitung, »Gründliche, zu nützlichen 3 Wissen -
schaften, absonderlich zu der Mathesi u. Physica . . . 1700.
Tschirnhaus, Ekren/ried Waltker v. fjöcher 4, 1346.]
143- Anleitung, »Gründlich - zweckmäßige , zur Er-
ziehung eines jungen Hühnerhundes. 1791. Sckneider, C.
144- Anleitung zur »Kenntnis der Rechte mit Rück-
sicht auf de Reichsstadt Speierischc Statute. 17S9. Fa-
briems Max Arnold
145. Anleitung, »Kurzgefaßte, zur Waarcn- u. Wechsel-
berechnung. 1807. Brodhagen, Peter I/einr. Christoph.
146. Anleitung. »Praktische, zum jRcceptschreibcn . , .
Abth. I. 1801. Htmmg, Joh. Diederick. [Der Verf. nennt
sich auf dem Titelblatt der Abth. 2. 1S02.]
147- Anleitung zum »Rechnen. 1785. Splitterarb.
Karl Fnedr. [Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt der
2. Aufl. Halle 1834.]
148. Anleitung zur teutschen »Sprache. 1744. Haben-
dorff, Peter.
149. Anleitung zur deutschen »Sprachkunst, zum Ge-
brauch der Schulen, in d. Churlandcn zu Baiern. 1765.
15a Anleitung zur deutschen »Stenographic. 1 845 11. ff.
SioUe, U-Uk.
151. Anleitung zum zweckmäßigen »Studium der
Kriegswisscnschaft. 1828. final, Luehv. Friedr.
152. Anleitung zum rechten »Verstand u. nutzbarer
I-csung allerhand . . . Zeitungen . . . [1726.] Marptrger, Paul
Jakob.
153. Anleitung zum »Wasser-Bau od. kurzer Unter-
richt f. Landlcutc ... 1757. Bise, Jobst.
154. Anleitung zu denen curiösen «Wissenschaften
nehmlich der Physiognomia . . . 1737. Job, Jek. Georg.
155. Anmerckung über eine Stelle der Wahl-Capitu-
lation Caroli VI. 1741. Sckmauss, Jok. Jakob. [ML 12,
226.]
156. Anmerkungen u. »Beiträge zur Einleitung ins
A. T. des Hrn. Hofr. Eichhorns. 1785. Büttner, Jok.
157. Anmerckungen über d. »Codicera Juris B»
varici Criminalis. 175» ff- Kreittmayr, Higulaeus Xavermi
Aloysius Frk. v.
158. Anmerkungen,»! listor ische u. dogmatische, über
d. Lehrgebäude des Herrn v. Loen . . . 1751. Sekletsner.
159. Anmerckungen, Einige »kurtze , über das an-
langt publicirte Wittenbcrgische so genannte theologisch«
Rcsirt>nj.um .. . 1700. Arkenberg, Adam. [J. G. Walch,
Histor. u. theolog. Einleitung in d. Religions-Streitigkeiten
d. cvang.-luth. Kirche. Th. 2». (Jen* 1733) S. 889.]
160. Anmerckungen, »Nöthige, über einen JBrierT
eines Gelehrten an . . . Job. Georg Rosenbacb. (1704 )
Cyprian, Ernst Solomon.
161. Anmerkungen, »Nolhwendige, auf Pabst Ale-
xanders VII KreiNschreil.cn an die Patriarchen . . . 1656,
Conring. Herrn. [Original: Glossa ordinaria ad liL circsL
Alexandri VII Papae. A. de Backer. Bibliotheque des ecn-
vains de la Comp, de Jesus. Nouv. ed. par C. SomraervogeL
Partie I. T. 3. (Bruxelles 1892), Sp. 40« unter Er^raun,
Vitus.]
162. Anmerkungen über d. leUte »Paragraphen des
Herrn Hofrath Michaelis Einleitung in d. göttl. Schrift«
des neuen Bundes. 1767. Hasseneamp, Jok. Mattkaeus.
163. Anmerkungen eines guten teutschen »Patrioten
. . . 1744. Poiira-ils, Heinr. v. [Original: Remarques i'a
hon patriote allemand.]
164. Anmerkungen, »Rechtliche, v. dem peinlichen
Gerichtsstände eines Verbrechers. 1776. Mann, Jok.
Ckristian.
l6S- Anmerkungen, »Samtliche, zu d. Bekehrungs-
Geschichlen der beyden Grafen Siruensee u. Brandt, 1773-
Münter, Balthasar.
166. Anmerkungen, »Vernünftige u. bescheidene, über
die wider die Wolffische Philosophie . . . erregte Strittig-
keiten. 1736. Wagner, Jok. Valentin.
167. Anmerkungen, »Wohlbcgründete, über d. Ab-
druck des ohnlängM an eine hochlöbliche allgemeine Reichs-
Versammlung v. Seiten Hessen-Cassel . . . gekommenen
Schreibens. 1749- Hombergk, Jok. Jakob.
168. Annalen des neuen Kgl. Nationaltheaters ru
Berlin u. der gesaramten deutschen dramat. Literatur u.
Kunst. 1. u. letzter Bd. 1802. A'bngemann, Emst Aue.
n ■ ■
erseur .
169. Anno, Der, 1745 den 4. Junii bey Friedberg
. . . erfochtene Sieg wurde in folgender Ode . . . besungen.
(1745.) Förster, Ferd. Ckristofk.
170. Anrede, Sehr merckwürdige, Seiner Durchlaucht
des Herzogs v. Braunschweig an d. Hannoverische Armee.
1758. Ferdinand Herzog v. Bi auiuchweig.
171. Ansicht einiger »Hauptzweige der Industrie u.
des Handels v. Sachsen. 181 1. Gruner, Karl Gusl. AM]-
172. Ansicht, v. »Sendlings religionsgcschichtlicbc.
1841. Rudel.
173. Ansicht der ständischen »Verfassung der Prenü-
Monarchie. 1823. Sckmalt. Theodor.
174. Ansichten über den I juadhandel nach Asien dnreh
Rußland. 1S28. Semmler. Ka,liVilk. Salome. [In der KB
Berlin befindet sich ein durchschossenes Ex. mit bs. Zu-
sätz.a des Verf.]
Digitized by G
(Berichtigungen uo<
175. Ansprüche, Die, u. Hoffnungen der Stadt Bonn
. . . 1814. Rehfues, Phil. Jos. v. [ADD 27, 594.)
176. Anti-Bolsecus. D. i. aussführl. Verantwortung
der in aller Welt aussgestren ten Lügen . . . v. der Ehr u.
Lehr. . . Ioannis Calvini. 1622. Teschtnmacher, Wilh.
177. Antichristentumb. Durch Benedictum Bahnsen
. . . in Druck liefordert. Amsterdam 1660. Betkke, Joachim.
178. Ant i-Koen ig, Der, od. Feuer, Feuer !! zwischen
d. Vernunft u. d. Offenbarung. 1844. Müller. J. N.
179. Anti-Prae Adamita. Prüfung über d. lat. . . .
Buch, dessen Titul ist, Prac Adamitac. 1659. Felgenhauer,
Paul.
180. Antiquarius, Denkwürdiger u. nützlicher, des
Neckar- Mayn-Lohn[!]- iL Mosel-Stroms. 1740. Dielhelm,
181. Antrittspredigtenam Sonntage Septuagcsimae
u. Scxagcsimac . . . 1752. Match. Amtrtas Cottlseb.
Nachir-4£e rura Deutschen Anooymen.Lexikon — Von den Auktionen.)
182. Antwort, Herrn >A. G. erste u. letzte, auf d.
sogen. Erklärung des . . . Grafen Nie. Ludw. v. Zinzcndorff
. . . 1742. Grete, Anton.
183. Antwort auf die durch ölfcntl. Blätter bekannt
gemachte *Äußc rungdes Herrn v. Lepcl ... 1 8 1 7. Schreiber fAV.
184. Antwort, * Bescheidene, auff d. Erinnerung- u.
harte Beschuldigungen, womit . . . D. Rechenberg . . . d.
Responsum des Minist, tu Franckfurt abfertigen wollen. 1 702.
Arcularius, Joh. Daniel.
185. A nt wo rt auf d. offenen 'Brief des Herrn General-
Major v. Williscn an d, Major v. Voigts- Rhetz. 1848. Voigts-
Rhetx. Konstant v.
186. Antwurt, «Christenlich, Bürgermeisters u. Radtes
zu Zürich, dem . . . Herren Hugen, Byschoffe zu CostanU
... 1524. Zwingli. Ulr. (G. W. Panzer, Annalen d. alt,
dLsch. Litt. Bd. 2 (Nürnb. 1805), S. 325. No. 2514.)
187. Antwort auf d. »Frage; ob des Herrn Joh. Erich-
»ons . . . Bibliotheca Runica f. vollständig ... zu halten sey t
1766. Nettelstädt, Christian v. IFtrtteinng /«Igtl
Von den Auktionen.
Auktion J. K. F. Knaakt, Abteilung I: Luther. Im
Julibeiblatt, Seite 7, wiesen wir auf die am 17. und
18. Juli in Leipzig bei Oswald Weigel stattfindende
Lutherschriften-Auktion aus dem Besitze des verstor-
benen Lutherforschers J. K. F. Knaakc hin und sind
heute in der Lage, einen kurzen Bericht über die inter-
essante Versteigerung zu bringen.
Wie der bibliographisch sorgfaltig bearbeitete und
typographisch hübsch ausgestattete Katalog deutlich
dartut, offenbart sich die Sammlung Knaakes in erster
Linie als die eines Forschers, dessen ganzes Trachten
danach gegangen ist, Material für die grolle Luther-
ausgabe zusammenzutragen. Hand in Hand mit der
ernsten Forschung geht indessen die Bibliophilie , da
sich Lucas Kranach und seine Schule gerade in der
Lutherschriftenliteratur als geistvolle Buchkünstler ge-
zeigt haben. Aus diesem Grunde waren nicht nur
Theologen und Historiker, sondern auch Sammler von
Buchschmuck in hohem Grade interessiert. Die Be-
teiligung war eine außerordentlich rege, und zwar von
Seiten der hervorragenden Antiquare, in deren Hände
zum Teil weitgehende Aufträge gelegt waren. Es be-
steht eine merkwürdige Scheu bei den Bibliotheks-
verwaltungen, bei den bedeutenderen Versteigerungen
nicht persönlich zugegen zu sein. Man geht von der
zweifellos irrigen Ansicht aus, daß ihr Mitbieten auf
einer Auktion Anlaß zu Treiberei geben könnte. Wir
müssen wiederholen, die Ansicht ist irrig, denn wer
Gelegenheit gehabt hat, vielen Auktionen beizuwohnen,
wird bezeugen können, daß das vereinzelte Bieten
einiger Bibliothekare einen nennenswerten Einfluß auf
die Preisschwankungen nie gehabt hat und auch nicht
haben kann, da die im Mitbcwerb stehenden Antiquare
doch in ihren Preisanlagen erheblich mehr begrenzt
sind als Vertreter von Instituten, die nicht des Ver-
dienstes wegen an bestimmte Normen gebunden sind.
Erfolgreiche Bibliotheksvorstände, wie der verstorbene
Professor Eysenhardt von der Stadtbibliothek Ham-
burg, ließen keine nennenswerte Auktion vorübergehen,
ohne sich in mehr oder minderem Maße zu beteiligen,
und gerade dieser Mann hat bis an sein Lebensende
den Grundsau vertreten, bibliographische und biblio-
phile Erfahrungen bei solchen Gelegenheiten zu
sammeln.
Was nun die Knaake-Auktion selbst betrifft, so ist
trotz gegenteiliger Voraussagen eine erhebliche Preis-
abschwächung der Lutherdrucke infolge des Massen-
angebotes nicht eingetreten. Dies war das lehrreiche
Moment bei der Versteigerung. Auf die einzelnen
Preise, die bei dieser Gelegenheit erzielt wurden, ein-
zugehen, erübrigt sich durch den Umstand, daß das
Auktionsinstitut bereits eine Preisliste veröffentlichte.
Kein Bibliothekar, der in seiner Eigenschaft vor die
Frage der Erwerbung von Lutherschriften gestellt wird,
kern Gelehrter, der sich mit der Geschichte des Refor-
mationszeitalters beschäftigt, kein Buchhändler, der
Lutherdrucke auf Lager hat oder zu erwerben gedenkt,
wird dieser Preisliste en traten können. Einen besonderen
Reiz bietet der Vergleich der Preise in Kuczynskis The-
saurus mit den Preisen auf der Knaake Auktion. Wenn
hei Kuczynski der Durchschnittspreis eben halben Taler
betrug, so besagt die vorerwähnte Preisliste, daß sich
in den 36 Jahren seit Erscheinen des Thesaurus der
Durchschnittspreis für Lutherschriften verzehnfacht
hat Es sei ausdrücklich betont, daß es sich nur um
den Durchschnittspreis handelt, da die einzelnen Preise
allerdings merkwürdigen Schwankungen nach beiden
Seiten unterworfen gewesen sind. Immerhin steht die
Tatsache fest, daß man nach 36 Jahren mit dem zehn-
fachen Betrag rechnen mußte; vielleicht wird man in
Zukunft hinsichtlich der Preissteigerung noch Über-
raschungen erleben, die wir heute kaum auszusprechen
wagen. Das Hauptinteresse bei der Versteigerung
konzentrierte sich auf die Nummern 44, 87, ioo, 112,
29S> 548, 580 — 83 und 907, also um Einzelschriften bezw.
Sammelbände von größter Seltenheit; etwas enttäuscht
hat der Einblattdruck: Georg der Bärtige gegen die
Wiedertäufer (No. 1001), bei dem in interessierten
Kreisen ein Betrag von mindestens M. 200. — erwartet
wurde; immerhin kann der bezahlte Preis für das in
mehrfacher Hbsicht bemerkenswerte Blatt als wert-
entsprechend bezeichnet werden.
Bot die erste Abteilung der Knaake-Bibliothek
durch die umfangreiche Lutherschriftensammlung
Digitized by Google
BelbUtL
(Von den Auktionen.)
schon ein ungewöhnliches Interesse, so dürfte bei den
weiteren Abteilungen kaum der Anreiz nachlassen. Wie
wir hören, wird die zweite Abteilung speziell die Huma-
nisten Agricola, Erasmus, Hutten, Melanchthon u. a. m.
in reicher Auswahl zum Verkauf bringen, wahrend
die dritte Abteilung die sonstigen Förderer und Gegner
des großen Reformationswerkes in erlesenen Urdrucken
von großer Seltenheit enthalten wird. Hierüber zu be-
richten, werden wir nach Erscheinen der angezeigten
Kataloge nicht ermangeln. — g.
Bei Max Perl in Berlin, Markgrafen- und Leipziger-
straßen-Eckc, findet Mitte Oktober die Versteigerung
der Bibliothek des Freiherrn Kurt von Mutzenbecher
in Verbindung mit den reichen Kestbestanden der
Bibliothek von Biedermann statt. Der Auktionskatalog,
etwa 700 Nummern stark und vielerlei Seltenheiten aus
der klassischen und romantischen Periode, zur Ge-
schichte der Kunst und Karikatur enthaltend, wird Mitte
September versandt. — m.
London. Am 30. Juni verauktionierte Sothel) y in
London einen seltenen literarischen Fund, der aus
17 Vor-Shakespearescken Komödien bestand, die erst
vor kurzem in einer Dachstube in Lamport Hall, dem
Wohnsitze von Sir Charles Isham in Irland, entdeckt
worden waren. Der bisherige Eigentümer wußte nicht,
welchen Schatz er besaß, bis ihn zufälligerweise ein
Kenner auf den außerordentlichen Wert der Bücher
aufmerksam machte. Manche dieser Theaterstücke
sind bisher gar nicht bekannt gewesen oder falsch be-
schrieben worden, andere sehr selten und schließlich bil-
den einige sogar Unica. Die Spur der gedachten Werke
laßt sich hinsichtlich ihrer Besitzer etwa bis zum
Jahre 1812 verfolgen, da während des vorigen Jahr-
hunderts nur ganz vereinzelt hin und wieder eins dieser
Bücher in Auktionen auftauchte. Vom historischen
Standpunkt aus sind die vorliegenden Stücke für die
Literaturgeschichte Englands von der allergrößten Be-
deutung, da durch sie die eigentliche Grundlage ge-
geben wird, auf der Shakespeare sich erheben konnte,
und sie so am besten die Entwickelung der englischen
Komödie veranschaulichen.
Zu der Auktion waren die Händler, Liebhaber und
Kenner Englands und des Kontinents in starkem Auf-
gebot erschienen, aber trotz der erdenklichsten An-
strengungen gelang es ihnen nicht, ein Exemplar zu
erwerben, da die Firma Quaritch für sämtliche 17 Drucke
der höchste Bieter blieb. Die einzelnen Werke und
die dafür gezahlten Preise sind folgende: „Triall of
Pleasure", gedruckt von Thomas Purfoote, 1567, nur
vier Exemplare bekannt, eins davon im British Museum,
3200 M. In der Heber-Auktion brachte das Buch
460 M. und in der Roxburghe-Auktion nur 200 M.
„A Prety New Enterlude of King Daryus", 1577, ge-
druckt von Hugh Jackson in Fleet Street Diese Aus-
gabe war bisher unbekannt; die erste wurde wahr-
scheinlich 1565 von J. Colwell hergestellt Das Büchel-
chen erzielte 2440 M. „The Enterlude of Jon an the
Evangelist", 12 Blätter stark, wahrscheinlich ein Uni-
kum, ohne Datum, zweifellos aber vor 1586 entstanden
und gedruckt in Foster Lane von John Waley, 2040 M.
„An Entcrlude called Lusty Iuventus", 15 . „unbekannte
Ausgabe, gedruckt von Jolin Awdeley, 2800 M. „Appius
and Virginia", 1575, aus dem Lateinischen übersetzt,
1565, „Tragicall Comedie" betitelt, 2020 M. „Seneca,
A tragicall Comedie", 1566 von Henry Denham gedruckt,
unbekannte Ausgabe, 3640 M. „A Ryght Pythy, Plea-
sant and Merie Comedie, intytled Gammer Curton's
Nedle", 1575, eine sehr seltene Ausgabe der zweiten
englischen Komödie und vielleicht das beste von sämt-
lichen Vor-Shakespeareschen Moraldramen, 3600 M.
Es sind nur sieben Exemplare bekannt, darunter das
von Huth für 1280 M. verkaufte. Das Werk ist ge-
druckt „unter dem Zeichen Johann des Evangelisten
in Fleet Street von Thomas Colwell 1575" und wurde
in Cambridge aufgeführt „The Comedie or Enterlude
upon the Historie of Jacob and Esau", 1568 von Henry
Bynnemann gedruckt, 2960 M. „John Heywoode, the
Playe of the Weather", ohne Datum, aus der Offizin
von John Awdeley in Little Britain, bisher nicht be-
schrieben, 1800 M. „An Enterlude of Welth an Helth",
Klein-Quart, 16 Blätter, ohne Datum, wahrscheinlich
aber 1577- '578 entstanden, zurzeit als Unikum ange-
sehen, 3900 M. „Thomas Preston, A Lamentable Tra-
gedie containing the Life of Cambises, King of Percia"
(sie), ca. 1570 von Edward Allde gedruckt, wahr-
scheinlich die erste Ausgabe, 3280 M. „Thomas lnge-
lend, The disobedient Child", ca. 1565, aus der Offizin
von Thomas Colwell, eins der seltensten und zugleich
besten Erzeugnisse jener Epoche, eine Komödie in
gereimten Versen, die 1848 von der „Percy Gesell-
schaft" neu gedruckt wurde, 4660 M. Hebers Exem-
plar wurde mit 300 M. bezahlt „The Enterlude of
Youth", ohne Datum, von John Waley, wahrscheinlich
'557 gedruckt, 4600 M. „A new Enterlude enütuled
new Custome", ohne Datum, von William How ge-
druckt, 3100 M. „A New lnterlude of Impacyente
Poverte", 1560 entstanden, 3000 M.
An demselben Tage verauktionierte Sotheby aus
anderweitigem Besitz noch nachstehende seltene Werke :
John Knox „The Book of Common Order", in galischer
Sprache, 6100 M. (Quaritch). Dies Werk, 1567 ge-
druckt, wurde vor einigen Jahren mit loooo M. be-
zahlt Das Manuskript von Bums Lied „Nancy" kam
auf 720 M. (Thomson). Ein interessanter Brief von Bums
an den Rev. John S kinner wurde mit 2200 M. bezahlt
(Brown in Edinburg). „The Whitworth Papers",
2820 M. (Quaritch); eine nicht intakte erste Folio-
Ausgabe Shakespeares, 5000 M. (Quaritch); die erste
Ausgabe von Blakes „Poetical Sketches", 2180 M.
(B. F. Stevens); „Les Roses" von P. J. Redontc\
1660 M. (Bain).
London. O. v. Schleinitz.
Digitized by Google
Beiblatt.
Rataloe* - tnscrale.)
Kataloge.
Zur Vermeidung wm Verspätungen werden all« Kataloge an die Adresse
des Herautgeben erbeten. Nur die bia «um j 5 . jeden Monats euv
Deutschland und Österreich-Ungarn.
Wilk. Schote in Ii raunschweig. Mitt f. Bücherfr. No. 22.
Bibliothekswerke, alte Drucke.
Adolf Weigel in Leipzig. Mitt f. Bücherfr. No. 2«.
Werke für Bibliophilen, ausländ. Literatur, Varia.
Theod. Ackermann in München. No. 552. Bavarica.
Hannemanns Buchhandlung in Berlin SW. 12. No. 14.
Geschichte und Geographie (auter Deutschland).
Edmund Meyer in Berlin W. 33. No. 3. Kunst. Kunst
geschichte, illustrierte Werke, Silhouetten. Japonica.
Privatdruckt.
Ludwig Rosenthal in München. No. IIS- Americana.
Bücher, Porträts, Manuskripte, Ansichten.
Josef Baer &* Co. in Frankfurt a. M. Frankf. Bücherfr.
IV, 11/12. Deutsche LJleratur. Mit Essai: „Die
neuen Lieder der Schönen Seele" (S. K. von Kletten-
berg, Neue Lieder. 1756. Herausg. von Friedr.
Schlosser. Frankfurt a. M. 1809).
Max Perl in Berlin W. No. 73. Bücher für Biblio-
philen, hauptsachlich deutsche und französische
Literatur.
R. L. Prager in Berlin NW. 7. Bericht 1906. No. 2.
Rechts- und Staatswissenschaften.
Jos. Jolowict in Posen. No. 159. Rechtswissenschaft.
Paul Alicke in Dresden- A. No. 62. Kuriosa; llohemica,
Max Ziegert in Frankfurt a. M. No. 8. Typographische
Blatter von 1300—1900. IL Abt. M— Z. .
Jacques Rosenthal in München. No. 42. Pädagogik.
Abt. I.
Ernst Frensdorf in Berlin. An*, f. Bücherfr. No. 17.
Berlin, Brandenburg, Theater, alte Opernlexle,
Varia.
Max Jaeckel in Potsdam. No. 17. Folklore.
^Exlibris -Tauscht
Di« Aufnahme einer Adreue kostet in dieser
>o MV, Halbjahre»- Abonnement 6 MV
Buchhändler Franz Bieringer. Passau
Dr. Paul Eben, Baden-Baden
Sanatorium Dr. Ebers
(Zeichnung von Hermann Eberl. München.)
Adolf Qeerlng, Antiquar, Basel, Schweiz
H. Junge, Buchdnickerei, Erlangen
Bruckerstr. 8/10
Otto Kaysei, Rechtsanwalt, Ludwigslust
Weichau«» von Georg Barlo««.» i. Mecklbg.
Frau Komnerxienrat Kissing, geb. Quenteu,
Bielefeld
Frau Hedwig Kissing, Leipzig
Kreuzstr. 3 b
Fr. Ad. Lattmann, Goslar, Bismarcks». 7
(Zeichnung von E. M. Lilien aowie Maa Dnoauer.l
Frau Pastor Schreiber, Leipzig-Gohlis
Wilhelxnstraße
Josel Schwdrer, Budapest IX
gat utea 36 J
Tauscht eigenes Exlibris und ge8. Zusendung in fünf Riem- 1
Zu verkaufen :
Appianus Alexandrinus
Lat Cbers. beide Teile. Venetianischer Druck 1477.
Angebote erbeten an Fr. Prof. Mendelssohn, Jena.
Inhalt des Hauptblattes.
(Heft S — August 1906.)
Börne-Studien. Von Ludwig Geiger. Mit Porträt.—
Über Stil und Komposition der französischen Miniaturen
aus der Zeit Karls V. Von Fritz Hoeber. Mit 16 Abb.
— G. W*. von Leibnizens Beziehungen zu Z. K. von Uffcn-
bach. Von Fr. Bertram. Mit Porträt — Einiges über
die „Sieben Schwaben". Von G. Vielhaber. Mit 2 Abb.
— J. J. Weber der Jüngere. Von Karl Wilke. Mit
Porträt. — Zur Theorie der Bücherpreise. Von Alfr.
W. Pollard. — Chronik: Zur Geschichte des Zeitungs-
wesens. — Neue Exlibris (mit 3 Abb.). — Eichendorffs
C».,|» fm.it Ahfl % Vinter Varcr-Viier1»n»c
,,oonst imit i\oo.). — Nunst. — verscnietienes.
Bibliotheken
und einzelne Werke von Wert, insbesondere Rara et
Curiosa, Inkunabeln etc. sucht zu kaufen
H. Hugendubel, München
Salvatorstraße 18.
75 Folianten
aus dem XV. — XVI. Jahrhundert, Größe 55-45 cm und
27—42 cm, handgeschriebene dabei, religiöser Text,
ganz Schweinsleder geb., mit sehr schönem Rollendnick,
45 davon tadellos erhalten, hat billigst zu verkaufen
Adam Metzner
Kunstbuchbinderet und Preßvergolde - Anstalt,
Bamberg, Austr. 2.
Empfehle mich gleichzeitig im Anfertigen vom ein-
fachsten bis feinsten Kunsteinband.
Zur Zeit ausgestellt- Numherppr I anrlp*.- An«tellnruT
Handwerker -Abteilung, Gruppe XXI.
Die Bucherliebhaberei
in ihrer Entwicklung
bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts
von Otto Mühlbrecht.
EU stattlicher tetner HalMranxbaod Prellt 12 Mark.
Verlag van Vtlkagtn &• KUuing in Bielefeld und Leifitig.
Z. f. B. 1006/1907. Beiblatt 5. — 9 —
Digitized by Google
Beiblatt.
Japan-China.
R. WAGNER * BERLIN
Potsdamerstraße 20a.
Seltenejapan. Holzschnitte u. Bücher
Für Bibliophilen:
Originelle japan. Versatz- u. Lederpapiere.
Spczial-Hntiquarat
für Spradvmffcnfcbaft und Gcfchichtc
Leuterschienene Kataloge:
Nr. 51. Gelehrtengeschichte.
Nr. 52. Fremde Literaturen.
Nr. 53. Philosophie.
Beriii 1 oi so, orto Gerbardf.
ßudihandl. u. Hntiquarvat.
».
Öross^Budjbinderei
fccjrundet 1££2
^nfertl^un^ modemerßucfjeinbände ]
Einbanddecken, Mappen,
JrtJit« Auflag in Vür^tsltf Z^tf
rkaofj* Sact?s.[andes Qesangbud;
Neueste maschinelle Einrichtung
speziell aud> fufjMjs&enöuflagen
1 >^7eitid r fen, flogen .tc ■
Verlag von Velhagcn & Klasing in Bielefeld und Leipzig.
In der Sammlung der
Künstler - Monographien
in Verbindung mit Andern herausgegeben von H. Knackfuss
ist soeben erschienen: Band 8s:
PETER CORNELIUS
von Christian Eckert
Preis 4 Mark
Lange Jahre war Peter Cornelius, den seine Zeitgenossen als den gröbten aller lebenden
deutschen Künstler feierten, fast der Vergessenheit anheimgefallen: die Kunstgeschichte sprach
von ihm mit kühler Würdigung, die Jüngeren lächelten etwas von oben herab über den „Gedankea-
maler", der eigentlich gar kein Maler, sondern nur ein Zeichner gewesen sei. Erst in den
letzten Jahren ist ein Umschwung eingetreten : man hat Cornelius wieder verstehen, man hat ihn
schätzen gelernt als einen der ganz Groben, als einen der Neugestalter deutschen Kunstwesens,
als einen unserer Unsterblichen. Wieder wie einst stehen die Scharen seiner Bewunderer staunend
vor der hehren Schönheit seiner Kartons, beugen sich vor der Gedankentiefe seiner Schöpfungen,
erfreuen und erheben sich an deren lichter Schönheit So kommt denn das Buch grad zur
rechten Zeit, das uns Wesensart und Kunst des Meisters trefflich erschließt, und das Leben und
Schaffen des groben Künstlers, der auch ein grober Mensch war, schildert Der Band ist wunder-
voll illustriert; grade die Schöpfungen von Cornelius eignen sich ja so recht für die Reproduktion
in Schwarz. Nicht weniger als 130 Abbildungen, alle Hauptwerke umfassend, begleiten und
ergänzen die fesselnde, stets interessante textliche Darstellung.
— 10 —
Digitized by Google
Beiblatt.
Internationale
Chalkographlsche Gesellschaft
Jacopo de' Barbari. Sein Werk, 30 Kupfer-
lichtdrucke und 3 Zinkätzungen, herausgegeben
von Paul Kri.teller. Gr. Folio. Fappbd. M. 60 —
Meister J. B. mit dem Vogel, seine hou-
»chnitte, 11 heliographitchc Nachbildungen mit
Text von Friedrich Lippmann.
Gr. Folio. Pappbd. M. 25.-
Meister L S. Die Spielkarten de* Meisters.
45 Kupferlichtdrucke mit Text von Max Lehrt.
Folio. Pappbd. M. 40.—
Meister des Amsterdamer Kabinets. sein
radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text v.
Max Lehrs. Gr. Folio. In engL Leinen. M. 120. —
GothiSChe Alphabete, herausgegeben von Jaro
Sprtlger. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink-
ätxungen. Gr. Folio. Pappbd. M. 40. —
Die sieben Planeten, nach italienischen und
deutschen Meistern des XV. und XVI. Jahrh.
43 heliographische Nachbildungen mit Text von
rricoricu Lipprnano.
Gr. Folio. In englisch Leinen. M. 6a—
Bei Auflösung der Gesellschaft übernahmen wir den Reit-
obiger Werk«, welche wir, sowe.i der Uleine Vorrai
reicht, tu den bcigcieutca Preisen abgebe*.
Amsler & Ruthardt,
Berlin W. 64,
Heinrich Staadt, Bucht.., Wiesbaden
bietet an, so lange d. Vorr. reicht, d. Exempl. f. 50 M.:
Fuchs, Erotische Element in der Karikatur, geb.
In einigen Tagen erscheint und steht Interessenten
auf Verlangen gratis und franko zur Verfügung:
Monatlicher Antiquariat samtiger No. 320:
Deutsche Literatur
Math. Lempertz, Bonn
Buchhandlung und Antiquariat
(Peter Hanstein).
einbände Ä
Bucbbandil, sowie lilr -»
K*iak>9e und preist IsKn
mappenÄ;
«M«9c Diplome. 6nren-
bürgerferitli und Hdrtsten
Ocbbaberbände
Offerten und
Ko.tintntcMäg« werden
M. Gritzner,
Qrundzöge der Wappenkunst
verbunden mit einem
Handbuch der heraldischen Terminologie
und einer
heraldischen Polyglotte.
j»6 Seilen Text mit j6 Tafeln und j$ Blatt Tafelerklärungea
in er. 4«.
In 3 bronchler-ten Lieferungen a 6 Hark oder komplett
(•banden so Mark.
Gustav A. Seyler,
Geschichte der Heraldik.
■7 a Seiten Text mit 520 eingedruckten Abbildungen und
14 Tafeln in gr. 4*.
In tt broschierten Lieferungen a 6 Mark oder komplett
Beide Werke lind voo der Kritik einstimmig alt dal
Hervorragendste und Bette, was auf dem Gebiete dieser
Wissenschaft exituert. beteichoet worden und für jeden
Fachmanu, alt auch für Laien, die eich über diesen Zweig
der Geschichtswissenschaft des Naheren unterrichten wollen,
unentbehrlich. Sie bilden die Einleitungsbande A und B
von Siebm schere Wappenbuch, neue Ausgabe, über das
genaue Berichte gerne gratis und franko per Post tu
Diensten liehen.
Auf Wunsch können beide Werke auch nach und nach
Die Verl*
uer & Raspe
in NBraberf.
Edmund Meyer * Berlin W.,
Buchhändler und Antiquar, Potsdamerstr. 27 B.
sucht Stets einzelne Werke und ganze Bibiliothckcn
zu erwerben. Besonders:
Deutsche u. französ. Literatur desXVIU. und XIX. Jahr-
hunderts.— Illustr. Werke. — Erstausgaben. — Bibliophile
Werke jeder Art.— Kunsthistorische Literatur.— Stamm
biieher. - Silhouetten. - Autographen etc.
Spezielle Dcsideratenliste bitte zu
Soeben erschien:
Ant.-Katalog III: Kunst und Kunstgeschichte.
Hütt su verlangen/
Das Antiquariat
Friedrich Cohen in Bonn a.R.
kauft stets
Bibliotheken jeden Umfanges
sowie einzelne Werke von Wert
und zahlt angemessene Preise.
— 11 —
Digitized by Google
Beiblatt.
. .
Verlag von Vclhagen & Klasing in Bielefeld und Leipzig.
Schönste Geschenke einfacher und doch vornehmer Art!
Jeder Band einzeln käuflich.
Illustrierte Monographien:
Geographische, Geschichtliche, Kulturgeschichtliche,
Künstler-Monographien.
Jeder Band ist in sich abgeschlossen und elegant in Leinwand mit Goldschnitt gebunden.
Geographie.
Land und Leute.
Berlin und die Mark ■ •
Dresden und die Sicht.
Rieten- ui
Deutsche <
Deutsche I
Der Man
Thüringen
Die Lflneburger Heide
4.-
«.-
4.-
4.-
a-
4.—
4-
Der
Uberbayern 1—
Tirol 4.-
Dle Schwell 4 -
Norwegen 4.—
Die Rlvlera 4.—
Rom und die Gampagna 4. -
Neapel, seine Umgebung
und Sizilien 4.-
Durch die llbytche WSste
zur Amontoase ■ • • . 4.
Deultchland Im Stillen
Ozean
Dat altere deutsche
gertum 3.—
Die Wiedertäufer
Maximilian I a -
Königin Elisabeth . • • • 3.-
Dle deutsche Hanse • . • 4. —
Der falsche Demetrius • 3.—
Wallensteln a -
Venedig als Weltmacht
und Weltstadt 1—
Der grobe Kurfürst • • • 4.—
Friedrich I. und die Be-
gründung des preufl.
Königtums 1
Friedrich der Orofle . . 4.-
ttBlta Thcresls S. —
Lübeck 4.-
III. Neueste Zelt.
Mlrabeau 4. -
Napoleon I. 4.—
Bismarck • • 4. —
Die Vereinigten
Der Kupferstich .
4-
(Mitt dei gotischen
Mittelalters.
II. Kunst der Rr-
Donatello
Luca della
seine Familie
Verroccblo. . .
Bottlcetll . . .
Ohlrlandajo • •
Plnturicchlo . .
Routteau
Geschichte.
I. Altertum.
Die Blütezeit des Phara-
onen reich es 4.-
Nlnive und Babylon ■•• I.-
Alexander der OroOe • • 3 -
Dle Romer In Deutsch-
land 4
Kaiser Aa
II. Mittelalter und
neuere Zelt.
Die KreuzzOge und das
heilige Land 4.-
Florenz and die Medl-
cetr 4.-
Dle Erfindung der Bucb-
druckerkunst 4,-
Kalturgescliichte.
Der Wein 4.-
Dle deutsche Karikatur
Im 19. Jahrhundert . . 4.-
Dle Jagd 4.-
Exllbria 4.—
Weihnachten 4.—
Das Porzellan ..... I—
Die moderne Malerei In
Deutschland 4.-
Frauentcbonhelt Im Wan-
del von Kunst und Ge-
schmack ■ 4.—
Der Tanz a—
Die moderne Plastik la
Deutschland 4 —
Die Wohnung und Ihre
Ausstattung ...... 4.—
Die Landschaft a—
| Reklamekunst 4. —
Der Fächer 4.-
. . a-
. . a-
. . i-
. . *>
. . A-
v an Eyck, Hubert u. Jan 3.-
Memllng a-
P. Vlscher und A. Kram 4
Veit Stost a-
Leonardo da Vlacl . . . 3.
Mlchelaagelo 3. -
Raffael 3-
Corregglo .1
Tizian 3.
Veronese a-
Tlntoretto 4.
Dürer 3.-
Holbeind. J 4-
III.
Hokusal
Mlllet und
Preller d. A,
Tborwaldsen • •
Reinhold Begas ■
Slemerlng ■ • • •
Schinkel
Philipp Veit ■ ■ •
Ludwig Richter ■
Schwind • • • • •
Lenbach
Leibi
Koner
Orfltzner ...
Gysis
F. A. v. Kaalbacli
Stuck
17. und
18.
Tiepolo a-
Murlllo • . 3. -
Velazquez 3.-
Watteaa &.-
Rubens 3.
van Dyck a-
Tealcrs d. J a-
Franz Hals 1-
Oitade, A. und J a-
Terborch und Jan Steen 3.
Rembrandt 3.-
Chodowleckl 3.-
Oalnsborough 1-
IV. Kunst des 19. Jahr-
4.-
4-
a-
a-
<-
i-
!
4 -
4.-
4.-
3.-
4
4.-
4.-
4.-
4.-
4L-
4.-
4.-
a-
4.-
a-
3.
a-
a-
a-
4.-
4.-
• • • • •
BAcklln • . •
Feuerbach • •
Thoma • • • •
j A. v. Werner
Menzel • • •
Klinger
Las
Prell ■ . .
Munkacsy
Knsus . •
Vautler •
Rethel • •
Oebhardt
Walter Crane
Watts •
Canova
Meunler
Adolf !
Eberleln
Segantlnl ■ » • ■
Hanl v. Bartels .
, L. von Hofmann
' Worpswede • • •
: Neu- Dachau • • •
Vorrätig in allen Buchhandlungen.
J
■ K. Uieckmeycr, Leipiig. HospjtaI.tr. »7. Verlag »od
von W. Drugulio ia Laipiig.
Digitized by Google
f«S
ettfcbrift für Bücherfreunde $ $
*********** Organ der 6cfellfchaft d«r B.bKopri
Uca
X. Jahrgang.
BEIBLATT
September 1906.
Sechstes Heft.
Abonnementspreis für den Jahrgang 36 M. (2I,6o Fl. ö. W., 45 Fr., 36 stu, 21,60 Rh.), für du Quartal (drei Hefte) 9 M.
Anzeigen
V« Seite 8 Mark. | '/. Seite 30 Mark.
7« Seite 15 Mark. , «/, Seite 60 Mark.
Kleine Anzeigen (Desiderat* und Angebote): die gespaltene Petit-Zeile M Pf. — Beilage-Gebühr 40 Mark.
Inserationsschluß am 2%. des vorhergehenden Monats.
: Manuskript«. Bischer. Kauloge etc. ged zu richten an den Hennef eben Fi dar twa
l/hlandur. jj (Sommer 1 Spiegelbert bei Tepper, Rgbr. Frankfurt a. O.l.
» Ktarmf. Abteilung für Inserat«, Leif^t. Hu.piuU
Rundfragen.
An dieser Stelle kommen die aus den Kreisen der Gtteüickaft der Bibliophilen und der Leser der Zeitiehrift
für Bücherfreunde eintreffenden Anfragen, sowie die Antworten darauf tum Abdruck.
Rubrik an: Arthur L. JelSnek m Wien VII , ATrchengasse 33.
Fragen.
193. Wer ist der Herausgeber von: Die Muse.
Leipzig in Johann Carl Müllers Buch- und Kunsthand-
lung 1776. 2 Tie. Gestochener Titel, Buch del. Thoe-
nert sc. VII +192 und 192 S. Widmung an Fräulein
Charlotte von Ingersleben in Gera. Nur anonyme Ge-
dichte enthaltend. F. v. Z., Berlin,
194. Wer ist der Verfasser resp. Herausgeber von:
Dichtungen aus der Kinderwelt. Altertümliche Lieder,
Erzählungen, Lehren und Singspiele für Kinder von
neuem herausgegeben. Hamburg. 1815. 8". 95 S.
Titel rot und schwarz. Jede Seite mit reizender Em-
pire-Einfassung in Rotdruck.
Max Jaeekel, Potsdam.
Rundschau der Presse.
a
Von Arthur L. Jeilinek in Wien.
Die nachfolgende Oberlicht versucht, die in Tageablsttcrn. Wochen- uad Monatsschriften enthaltenen Autsaue und Abhandlungen,
soweit sie für die Leaer unterer Zeitschrift ro Betracht kommen, tu tacktttk^r Anordnung zu verzeichnen. Nur daa Wichtigere aus den Ver-
öffentlichungen der lauten Monat* Kann berücksichtigt werden- Absolute Vollständigkeit tu erreichen, liegt Cur den einzelnen Bearbeiter
außerhalb dei Bereiche* der Möglichkeit. Ute Zeitschriften sind nach Binden, lahrejangen. Heften oder Seiten, je nach der leichteren Auf-
findbarkeit. zittert. Gleichma&iirkeii ist hierin nicht angestrebt. Zusendung von Separatabdrücken uz
Bearbeiter* (Wien VII. Kircheng aaee 35) erbeten.
Schrift-, Buch, und BibfiothekswesM.
Allgemeines.
Bammes, R. , Der gegenwärtige Stand des Buch-
gewerbes in München. - Das buchgewerbliche Fort-
bildungswesen in München.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 224—
230—236.
Bethge, H., Das Buch als Kunstwerk.
Das Blaubuch {Berlin). 1906. I, No. 15.
Buchholtz, A, F. A. Brockhaus 1805-1905.
Deutsche Rundschau. 1906. XXXII, 4,S. 153— 1 55.
(Besprechung des Werkes von H. Ed. Brockhau». 1905.]
Fleischmann, F., Geschichte des Münchener Buch-
gewerbes.
Archiv/. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 201—216.
Z. f. B 1906,1907. Beiblatt 6. — 1 -
Die Kollektion Tauchnitz.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1265—1266.
Mitteis, Der Verkauf von Büchern unter dem Laden-
preis durch Warenhauser.
Das Recht. 1906. X, No. 9.
Ostini, F. v., Münchener Buchkunst.
Archiv f. Buchgewerbe. 1906. XLIII, S. 217—224.
Verheyden, P., Banden met Blinddruck bewaard in
het Museum Plantin- Moretus.
Blz. 28—37.
Meistgekaufte Bücher im Mai 1906.
Das Itterarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1338—39-
Digitized by Google
Beiblatt-
,Kuo<Uch*u der Piene |
BiUiophi/i«. Exlibris.
Biiemont, A. de, Les Exlibris si>;nes: Allin.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1903. X. 1904. XI. 1905. XII, S. 39—44-
De Boelpaepe, H., Bibliotheque dun Avocat, Ma-
gistrat, Jurisconsultc et Historien du XVII l. siede.
[M. Le Comte de Neny. 1784 ]
Revue des Bibliotheques et Archive* de lielgique.
1905. III, S. 281—284.
Bouland, L., Exlibris du commandant E. Scrvant.
[Bibliophile ] [Exe'cutes p. Marcel Pcrz-Kerch.] 1878.
Archives de la Soc. Franchise des colleitionneurs
d Exlibris. 1905. XII, S. 51 — 52.
Bouland, L., Exlibris professionel de M. Rene. Ha-
vette Stenographe.
Archives de la See. Francaise des collectionneurs
d' Exlibris. 1905. XII, S. 68—71.
Bouland. L , Les Exlibris graves par Zapouraph (Le
Chevalier de Curel).
Anhives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d Exl.bris. 1906. XII. S. 87-9'-
Bouland, I... Exlibris dAkxandre Pie<dagnel [Ecri-
vain; graves par Marcel de Aubepine (pseudonyme),
vrai nom Marcel Gingen bre]
Archives de la Soc. J ' rancaü* des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 99.
Boulan d, L., Exlibris de M. R. Laloy p. M. Em
Theodore (de Lille).
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 149--150.
Bouland, L., Liste sommaire pour servir h l'ctude
des Exlibris lorrains.
Archives de la Soc. Francaise des collectionnturs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 159— 162, 174-178. 19°°-
XIII, S. 7-11.
Br^bisson, R. de, Les Exlibris des Asselin de Willen-
court
Archivts dt la Soc. Francaise des collectionneurs
dExlibris. 1905. XII, S. 129—132-
Duris, F., R^ponses a le vieux Bibliophile.
Archives dt la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 141-143.
Fauchcr, P, de, Exlibris du colonel Louis l'aulin de
Jacops Marquis d'Aigremont.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d Exlibris. 1905. XII, S. 83-86.
Fray-Fournicr, A., I. Froment de Champlagardc.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 187-188.
Gassicourt, F. Cadet de. Le cuivre original de ('Ex-
libris de Francois Perrault eure* de Prasville en 1764.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 113— II 5.
Justin, de Pas, Exlibris de L F. Delecourt notaire a
Arm.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 28—30.
ülschke, L., Lorcnzo Da Ponte libraio e bibliofilo.
/m Dibliofilhi. 1906. VIII, S. 41-49-
d'ürmois. iL, Trois geneiations de bibliophiles dam
la famille Morand de Jouffrey.
Archives de la Soc. Francaise des coltectionneun
d'Exlibris. 1906. XIII. S. 3-7.
Perriere. H. de la, L'abbc - Jean Thiele de Vergei
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d Exlibris. 1905. XII, S. 25—27.
Perriere. H. de la, Une sene d'Exlibris Les Morel
[a Lyon au debut du XVII. siede].
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 133—137-
Roffray, A. de, l'ne etiquettc conjugale. [Exlibris.]
Archives de la Soc. Francaise des collectionneun
iC Exlibris. 1905. XII, S. 179—180.
Roure de Paulin, Les Exlibris de la famille Bigot,
Supplement.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d Exlibris. 1905. XII, 138-139
R. R., Quelques Exlibris Touraisiens.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1906. XIII, S. 2—3.
Villermont, P. de, Supcrlibris du Marquis d'Ecque-
rilly et d'honorfe de Joyeuse.
Archives de la Soc. Francaise des collectionneurs
d'Exlibris. 1905. XII, S. 68— 71.
Bibliothekswesen.
[Bericht über die] Siebente Versammlung Deutsch«
Bibliothekare zu Berlin am 7. und 8. Juni 1906.
Zentralbl. f. Bibliothekswesen. 1906. XXIII, S 285
[G. Mm und A. Wolfohcg, Über oftuielle DmA-
»achen. S. 304—341.]
Komatar, Fr., Archivlnventare.
Mitteilungen d. Museatvereitts f. A'rain. 19°5-
XVIII, s. 70-75-
[Hrenowitz, Slavina, Adelsberg, Prem, Dornegg, Idrii.]
Richardson, E. C., The medieval Library.
Harfer s Monthly Magatine. 1905. N0.659.S.77&
—798.
Vanndrus, J., Le d^pot des Archives de l'Eut i
Anvers.
Reime des bibliotheques et Archives de Belgiqut
1905. III, S. 462—496.
Komatar, Fr., Das Schloßarchiv in Aucrsperg.
Mitteilungen d. Musealvereins f. A'rain. i<PY
XVIII, S. 108-187.
Diegcrick, A., Les Archives de l'Etat ä Gand et le
Chäteau de Gerard le Diable.
Revue des bibliotheques et Anhives de Belgiqut
1905. III, S. 267—280.
De Cordova, R., La biblioteca del British Museum
e i suoi Catalogi. [London.]
Im Mineri'a (Rom). — Iji Bibliofilia. 1906. VIII,
S. 30-32-
Dobson, A., G. K. Fortescue, J. Ballinger, H.
R.. Tedder, F. T. Barrett, Ed. Dowden, Arth
Symons, A. W. Pollard. Richard Garnett f
[London].
The Library. 1906. 2. Series. VII, S. 225-256
Digitized by Google
Beiblatt.
Redgrave, G. R., The Lady Düke Gift to the Natio-
nal Art Library. [London]
The Library. 1906. 2. Serie*. VII, S. 263-274.
Schnorr v. Carolsfeld, H., Die Münchener
Bibliothekskurse.
Zentralbl.f. Bibliothekswesen. S. 293—304.
Ledere, Tr., L'exposition d'oeuvres dart du XVIII'
siede. Bibliothcquc Nationale [Paris]-, les Miniatures.
Mtrcure de France. 1906. LXI, S. 45 1 —455.
Literaturgeschichte 1 Allgemeines 1 .
Anglade, J., La Conception de l'Amour eher les
Troubadours.
Mtrcure de France. 1906. LXI, S. 321-331.
Benzmann, H., P. H. Hartwig, A. Danneger,
C. Busse, Dichterische Landsmannschaften.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft. 19, Sp. 1366
-1372.
[Baden. — Braunschweig. — München. — Ostpreußen.]
Brehm, L , Milieu und typisches Erlebnis.
Der Deutsche. 1906. III, No. 22.
Bußler, E., Herakles in den Dramen des Euripides,
Sophokles und Aristophancs.
Deutschtand. 1906. IV, No. 43, 44-
Clark, F. E., What English poetry owes to young
people.
The North American Review. 1906. CLXXXII,
p. 255-265.
Dicterich, K., Durchblicke durch die osteuropäischen
Literaturen.
Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 2, 3.
Escherich, M., Unsere „heidnischen" Volkslieder.
Deutschtand. 1906. IV.
Fugner, F., Die religionsgeschichtlichen Volksbücher.
Die christl. Welt (.Marburg). 1906. XX, No. 17.
Hoffmann, K., Das deutsche Element in der moder-
nen Literatur.
Deutsche Kultur. 1906. II, S. 229—241.
Holthof, L., Zum Ursprung der Loreleisage.
Frankfurter Ztg. 1906. No. 134.
Holzner, E., Antikes und Antikisierendes.
Das literarische Echo. 1906. VIII. Sp. 1358— 1364.
[Eine Reihe von Bearbeitungen, Übersetzungen und
Werken über die Dichtung der Griechen und Römer
besprechend.]
Horovitz, Mimes grecs en Orient.
Revue critique d'historie et de litUrature. 1906.
XL, No. 16.
Klemperer, V., Lateinische Magierspiele.
Tägliche Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage.
No. 75-
Koch, M., Geschichtliche Dramen.
Die schöne Literatur. (Reibt, s. IJterar. Zentralbl.
No. ji.) 1906. No. 11.
Pre>ot, R., Elsässisches Theater.
Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 2. S. 108— 113.
Reich, Herrn., Die völkerpsychologischen Grundlagen
der Kunst und Literatur.
Deutsche Literaiurstg. 1906. No. 25—28.
Schultz, M., Zitat und Plagiat.
Allgemeine Ztg. (München). 1906. Beilage. No. 127.
(Rundtcaan der Piuhj
Sheavyn, Ph., Patrons and Professional writers under
Elizabeth and James I.
The Library. 1906. 2. Series. VII, S. 301—336.
Strecker, K., Der neue Brevier- Unfug.
Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 18, Sp. 1271
-76.
Stümcke, IL, Eisenbahndichtung.
Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 14.
The venin, H., L'art littcratre et l'influence des livres.
htudes Franciscaines. 1906. Juin.
Wetzstein, J. G., Die Liebenden von Amasia. Ein
Damascener Schattenspiel. Übersetzt und mit Er-
klärungen versehen. Aus dem Nachlasse heraus-
gegeben von G. Jahn.
Abhandlungen für die Runde des Morgenlandes.
[Leipzig.] 1906. XII, No. 2. CX, 160 S. 5 .VI.)
Ziegler, R., Lautes und Leises aus Siebenbürgen.
[Bes. Volkslieder — Sagen und — Märchen.]
Die Deutsche Kuitur. [Leipzig.] 1906. II, S. 162
—168.
Einzeln» SchriftsM/er.
Arblay: Fanny Bumcy, her Diary and her days.
The Edinburgh Review. 1906. CCI11, S. 85 — 116.
Barrett-Browning ; Riesz, H., Elisabeth Barrett-Brow-
ning. Zum 100. Geburtstag am 6. III. 1906.
Jedermanns Blatt (Hamburg). 1906. I, No. io.
Bölsche: Hadlich, H., Wilh. Bölsche und die Denker
der Gegenwart.
Philosoph. Wochenschr. 1906. II, No. 9.
Carlyle: Masson, E., Carlyle et Froude.
Mercurede France. 1906. LXI, S. 505—521, LXII,
S. 23-41.
Claudius: Nelle, Matthias Claudius und das Kirchen-
lied.
Monatschr. f. Gottesdienst u. kirchliche Kunst.
1906. XI, No. 5.
Corneille: Duschinsky, P., Pierre Corneille.
Wiener Abendpost. 1906. No. 128.
— : Engel, J., P. Corneille, der Dichter des Batock
und seine Gestalten.
Allgemeine Zeitung. Beilage. 1906. No. 127, 128.
— : Hoffmann, K., Corneille und Racine in England.
Vossische Ztg. 1906. Sonntagsbeilage. No. 22.
— : Magne.E., Corneille.
Mercurede France. 1906. LXI, S. 524—547.
Dickens: Hamann, E. M., Dickens.
Borromaeus- Blätter. 1906. III. No. 10.
Emerson: Sauer, J., R. W. Emerson, ein Dichter-
philosoph.
Hochland. 1906. III, Hft. 8.
Farina: Balzari, P., Salvatorc Farina.
Vossische Ztg. 1906. No. 8.
Fenelon: Koopman. J., Fenelons Telemach.
De Beweging. 1906. No. 3, 4.
Feuchtersieben: Benzmann, H.. E.v. Fcuchterslcben.
Vossische Ztg. 1906. Sonntagsbeilage. No. 17, 18.
Fontane: Sprengler, J., Th. Fontane ah Kritiker.
DU Warte. (München.) 1906. VII. No. 5-6
Digitized by Google
(Ruttdicluui <Ur fnut|
Goethe: Bernt, F., Ein Mahnruf an die Freunde
Goethes.
Tagl. Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage.
No. 92.
— : Eckertz, E,, Goethes Humor und Heines Witt
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906. No. 130, 131.
— : Freybe, A., Karfreitag in Wolframs „Parzival" und
Ostern in Goethes „Faust": Zwei Tage der Seelen
wanderen
Kontervative Monatsschrift. 1906. LXI1I, No. 7-
— : Goethe and Heine.
The Athenaeum {London). 1906. No. 4088.
— : Eine neue Schilderung von Goethes Tod.
Tagl. Rundschau. 1906. Unterhaltungsbeilage.
No 69.
— : Schilling, H. K., The Children's Rhymc used by
Goethe in the WeinzauberinAuerbach's Keller.
Modem Language Notes. 1906. XXI, No. 6, S. 161
-162.
— : ScKrempf, Chr., Goethes „Egmont". Zu Goethes
Todestag.
Tagl. Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906.
No. 69— 7a
— : Souday. P., et P. Lindau et H. Lindau avec
replication de Souday, La Marguerite de Faust de
Goethe.
L Eclair. 1906. 16. IV'., abgedr. Mercure de France
1906. LXI, No. 213, S. 121/2.
— : Ströle, Goethe und das Christentum.
Zeitschr. f. Philosophie u. Pädagogik. 1906. No. 4, 5.
— : Türck, Herrn., Magie, Alchimie, Mystik und Sanct-
Simonismus in Goethes Faust (Vortrag.)
Jenaische Zig. 1906. 23. V.
— : Wehse, Fr., Chronological Order of Certain Sce-
nes in Goethe's Faust
Modern Language Notes. 1906. XXI, No. 5.
— : Witkowski, G., Goethe- Schriften.
Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 20, SI,
Sp. 1428—1430. 1501—1506.
[Besp. v. : A. Klaar, Schiller und Goethe — Goethe-Jahr-
buch 26, 27. — Werke, hrsg. von Burdach, CreUenach
5, 7, 10, II, 39. — Achelis, Bielschowky, Goethe -
Brevier hrsg. von K. Heinemann, Landsberg, — C
Lucerna, A. Luther, K. Menne, J. Vogel u. venich.
Ausgaben.]
Örtn: Benzmann, H., K. Prüll, Anastasius Grün.
Tagl. Rundschau. Unterhaltungsbeilage. 1906.
No. 85, 86.
— : GeQler, A., Anastasius Grün.
National- Ztg. {Basel.) 1906. No. 86.
— : Kienzl, HL, Anastasius Grün als Politiker.
DU Nation. 1906. XXIII, No. 39.
Gutzkow : van Vleutcn, C. F., Die Leidensjahrc Karl
Gutzkows.
Das literarische Echo. 1906. VIII, No. 20, 31,
Sp. 1415-14*3, 1487—I493-
Hart: Berg, L., M. G. Conrad, R. Dehmcl,
Friedr. Düsel, G. Falke, Wilh. Hegeler, K,
Henckell, F. Hollaender, Wolfg. Kirchbach,
D. v. Lilieocron, J. Schlaf, K. Strecker, E.
v. Wolzogen, J. Hart, Zu Heinrich Harts Tode.
In numoriam.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft 19, Sp. 1343
— 1353
Herder: Siegel, K., Johann Gottfried Herder und der
moderne Unterrichtsbetrieb an unseren Mittelschulen.
Zeitschr. f. d. österr. Gymnasien. 1906. LVII,
S. 449-463.
Hilty: Bulle, O., Neue Briefe von C. Hilty.
Allgemeine Ztg. Beilage. 1906 No. 76. (1. IV.)
Hoffmann: Ellinger, G., Das Disziplinarverfahren
gegen E. T. A, Hoffmann. (Nach den Akten des
Geheimen Staatsarchivs.)
Deutsche Rundschau. 1906. XXXII, S. 79—103.
Hotberg: Hoogvliet, J. M., De grandvester der mo-
derne Deensche literatur. (L. Holberg.)
Owe Eeuw. 1906. VI, Aufl. 5.
Hüffer: Herrmann, A., Hcrman HüfTer.
Annalen d. Histor. Vereins f. d. Niederrhein.
1906. Hft 80.
Immertnann: Brentano, iL. K. Lebr. Immcrmann.
Deutsche Ztg. ( Wien). 1906. No. 1 2 324.
Kalthoff: König. K., Albert Kalthoff f.
Deutsche Kultur. 1906. II, S. 204—206.
Kielland: Brandes, G., Alexander L. Kielland.
DU Nation. 1906. No. 33, 33.
— : Nowak, K. F., Kiellands Vermächtnis.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Sp. 1354- 1358.
-: Schlaikjer, E, Alexander Kielland f.
DU Hilfe. (Berlin.) 1906. XII, No. 16.
Kinkel: Pitollet, C, Ein Kinkelsches Dokument aus
dem Jahre 1849-
MontagsRevue. {Wien.) 1906. (5. III.)
Kurz: Fischer, H., Hermann Kurz in seinen Jugend-
jahren. Nach ungedruckten Bricft n.
Süddeutsche Monatshefte. 1906. III, 2, S. 52—67.
Laforgue: Hevesi, L., Jules Laforgue. Sagenhafte
Singspiele.
Pester Lloyd. 1906. No. 143.
Lamartine: Ge"rard, F., Lettres d Elvire a Lamartine.
Revue de Btlgique. 1906. No. 6.
Lessing: Nohle, C, Lessbgs Laokoon und der Kunst
Unterricht
Neue Jahrbucher f. d. klassüche Altertum, Ge
schichU und deutsche Literatur. 1905. XVI, S. 454
—477-
Luther: Kawerau, G., Neue Forschungen über Luthers
Lieder.
Deutsch evangel. Blätter. 1906. N 0> 5.
Lyttich: Müller, K., Miles christianus. Ein noch un-
bekanntes Drama von Georg Lytdch.
Mitteit. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böh-
men. 1906. NLIV, No. 3.
MiU: Renner, H., John Stuart MM.
Philosoph. Wochenschr. u. Literaturmtg. 1906
II. No. 9.
Masset: Se'che', L., Les Origines d'Alfred de Musset,
le Pays, l'homme et l'oeuvre.
Mercure de France. 1906. LXI, S. 181 — 199, 332
-353-
Digitized by Google
Beiblatt.
Ku.iji 'i . i der Prcw«
Nicolai: Kruse, G. R., Aus Otto Nicolais letztem Tage-
buche. Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 18.
Otto V. Freising: Grabmann. M., Die Geschichts-
philosophie Otto v. Freisbgs.
Köln. Volksstg. 1906. Uterar. Beilage. No. 17.
(26. IV.)
Poe: Strobl, K. H., Poes Weltgedicht
Die Nation. 1906. XXIII, No. 4a
Protz: Göhler, R., Rob. Prutx.
Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. 1906. No. 22.
— s Stemplinger, E., Aristophanes und die „Poli-
tische Wochenstube" von R. Prutz.
Blätter f. d.Gymnasial-Schulwesen. 1906. No.5/6.
Rochoil: Hübner, H., Rudolf Rocholl. (Der Dichter
und Denker.)
Der alte Glaube. Ev. luther. Gemeindebl. 1906.
VII, No. 28-30.
Shakespeare: Way, A. S., Rclics of Ancient Ary on
Folk-Lore in Shakespeare.
London Quarterly Review. 1906. April.
SienkiewiCZ: Stein, B., H Sienkiewici.
Borromaeus Blätter. 1906. III, S. 149—155-
Soane: Mackall, L L., Soane's Faust Translation
now first published, from the unique advance sheets
sent to Goethe in 1822.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u.
Literaturen. 1904. CXII, S. 277-297.
Stendhal: Stcn d hal, Dixneuf lettres ine'dites ä Sutton
Sbarpe ä Londres.
Mercure de France. 1906. LXI.S. 161-180,368-384.
— Bcrichlifonf ca und Nachtiije iura Deuuchni Am>njrn«s-Uu1i»a )
Stonn: Besson, P., Un poete de la vie inrime. Lea
romans et nouvelles de Theodore Stortn.
Revue germanique. 1906. II, S. 291-315.
Swinbnrne: Mehring. S , Algernon Charles Swbburne.
Das literarische Echo. 1906. VIII, Hft. 17, Sp. 1 199
— 1212.
Tleck: Marchand, L., Deux sources du „Sternbald"
de Tieck. [1798.)
Revue germanique. 1906. II, S. 52a — 531.
[Goethes „Wcnher" und „Cervantes".]
Trantinann: Kiesgen, L., Franz Trautmann.
Borromaeus- Blätter. 1906. III, No. 10, S. 193— 199.
Vitezic: Schneider, A_, Prilori bibliografiji Vitezovi-
cevih djela. [Beiträge zur Bibliographie der Viteric-
sehen Werke.]
Nastavni Vjesnik. {Agram.) 1904. XII, S. 31—33.
1905/6. XIV, S. 21—24, 184—186, 260-266, 341— 345,
421-425.
Wackernagel: H offner, J., WUh. Wackernagel (23. IV.
1806—21. XII. 1869).
Daheim. 1906. XLI1, No, 29/30.
Wolfram V. Eschenbach: Burdach, Ueber den Ein-
gang des Parzival. Sittungsber. d. Königl. preufi.
Akademie d. Wissenschaften. {Berlin) Philosoph.-
histor. Kl. 1906. No. 2t.
Zenß: Leder er, V., Der Vater der Keltologie. (Zum
100. Geburtstage von Johann Kaspar Zeuß, 24. Juli
1906.)
Neue Freie Presse. 1906. No. 15059. (26. VII.)
Berichtigungen und Nachträge zum Deutschen Anonymen -Lexikon.
Von
Dr. Paul Trommsdorff in Berlin.
V.
Nachträge zum Buchstaben A.
188. Antwort «uff zwo »Fragen: nämlich d. erst,
wie es zukomm, das »ich wenig Menschen irs Sundes be-
. . . 1516.
[Original:
189. Antwordt eines gueten 'Freundes auff das von
1 gueten Freundt . . . am 1 1. Aug. 1658 . . . abgegebenes
bens[!]. 1659. Lewrtl. J.W. [Collin 23M
190. Antwort, iLetzte.an die Herren Verf. der histor.-
polit. Blatter f. d. kathol. Deutschland. 1830. Canitz u.
Dalkviti, Karl MUfc Ernst Grafv.
190a. Antwort auf das »Sendschreiben aus ^Dresden
über das Gemälde des Herrn Prof. Schönau, o. J. Casanoia,
191. Antwort auf Henrich Horcheus »Send- Schreiben,
an die Zuhörer zu Herborn ... 1698. Hildebrand, Herrn.
192. Antwort, Eines Hessischen »Theologen kurtze,
auf d. Frage, ob catholisch werden gefährlich seye? 175S-
BtHfttT t jf&h, f/frf>;
193- Antwort, Die »vordeutscht, der die Doctor Eck . . .
die ungelarten Lutherischen Thumherrn genaudt. 1520.
Otmlamfiadius, Joh.
194. Antwort an den »Verfasser der freyen Briefe,
über ewige in die Medicb einschlagende Materien ... 1772.
195. Antwort, »Vorläufige, auf die K-sche jErinne-
nmgen wider eine Recension. [vor 1812.) Beckmann, Joh.
196. Antwort, 'Vorläufige, auf d. neueste ungeschliffene
-'Schrift eines Herrnbuthers wider den Hera Doctor Baum-
garten. 1747. Meier, Georg Friedr. [Sam. Gotth. Lange:
Leben Georg Friedr. Meiers. Halle 1778 S. 121.]
197. Antwort, »Vorläufige, auf d. neue 3 Vorrede zu d.
Abhandlung v. d. Unschuld Gottes in Zulassung des Bösen,
[um 1737-1 Ihbeken, Georg Christian.
198. Antworten, Des Staats-Orackels gegebene, auf
d. Fragen derer vornehmsten Potentaten, Fürsten u. Stände
in d. gantzen Welt. 1735. Ciauder, Joh. Christoph.
J99- Antwort Schreiben auff etlicb«
eines gelehrten Edelmanns welcher in einer p
wohnet. 1710. Gundling, Nikolaus Hieronymus. [Gund-
lingiaoa, Stück 45 (Halle 1732). S. 191.]
200. Antwort Schreiben des »Königs v. Preußen
an d. Prinzen, seinen Bruder in die Elisäischen Felder ab-
gelassen. 1758. Cheprier, Franfois Antoine de. [Original:
Reponse du roi de Prussc au prince son frere adressee aux
Champs Elisees.]
201. Antwortschreiben an Herrn Pastor »Lance in
. wegen d. Ober-
1754. Nicolai, Gottlob Sam.
- 5 -
Digitized by Google
(HcnchugunjcB und Nachtrabe mm Ucultchen Anonymen Lcnkon —
202. Anweisung den Lauf eines Comcten u. anderer
Gestirne ... zu «beobachten. 1770. Eifer, J.'h. Britdr.
203. Anweisung, 'Christliche, M d. Keicht • Stuhl
0. Abendmahl. 1699. Lange, Jon. Mnhael. [Adel 3,
>2Jo]
204. Anweisung durch Construction die für ein jedes
Gewölbe nöthige Starke seiner Widerlagen . . . genau n
»finden. 1827. Bigot, Peter.
205. Anweisung, «Gründliche, idaß Sr. hochfürstl.
Durchlaucht zu Ost-Fricßland, bey d. Colleeten-Werck eben
das Recht, WM andere unmiltelbahre Reichs Stande . . . haben,
zu komme. I72.J. Brenneisen, Enno Rudolf.
206. Anweisung, »Gründliche, Jwie jemand ein neu-
modischer Weltreisendcr werden könne. 1745. Meter,
Georg Friedr.
ZOT. Anweisung zu leichter »Hebung des Lutherischen
Anstoß-Stein« . . . 169S. Baumann, Edmund.
20«. Anweisung, »Kurtzc, u. ^Vorstellung des sonder-
bahren üblichen Rechts u. Gebrauchs bey Vc rpachtung der
Zölle . . . J709. Coro*. Georg Adolf. (Andere Ausg. vom
gleichen Jahre mit dem Namen des Verf.)
209. Anweisung, »Kurze, Jwas ein Officicr v. d. In-
fanterie v. Absteckung . . . der . . . Versclianzungcn zu wissen
nöthig hat 1765. Marckart, G. E. [Der Verf. nennt sich
auf dem Titelblatt der Ausg. Berlin 1756.]
210. Anweisung, »Kurze, Jwie die es machen sollen,
so gerne seelig werden wollen. 1784. Lynar, Heinr. Aar.
Gottlot.
211. Anweisung, »Practische, allerley Arten v. Brau-
Brenn- u. Farb-Gcfaßcn ... zu visieren. 1794. Späth, Joh.
Leonhard. [Als Verf. bezeichnet sich Späth in der Vor-
rede seiner „Abhandlung von runden, ovalen, Ey- u. poly-
gonal-Fassern". Nürnberg 1794.)
212. Anweisung, »Richtige, refleetirende Telcscopia
...luverfertigen. 1747- Eassemant, Claude Simeon. [Ori-
ginal: Construction d'un lelcscopc de reflexion . . . . Nou-
velle biographie generale.]
213. Anweisung zur Danischen »Sprache nebst einer
poet. u. prosaischen Chrestomatie. 1767. Baden, Ja>-ob.
[Coltin 239 ]
214- Anweisung, »Theoretisch-praktische, zur Krlcr-
nung des gregorianischen od. Choral-Gesanges. 183S. Wollers-
heim, Theodor, [Der Verf. nennt sich auf dem Titelblatt
der 2. Aufl. 1858.]
215. Anzeige, »Gegründete, des unrechtmäßigen Be-
tragens u, der gefahrl. Anschlage u, Absichten des Wiene-
rischen u. Sachsischen Hofes gegen Se. Konigl. Majestät
v. PreuCen. 1756. Bferttberg , Ewald Eriedr. Graf v.
[Original: Memoire raisonee sur la conduite des cours . . .]
KUltlC Mittelungen. 1
216. A nieige der »Texte zu den vornehmsten Lehr-
Tagen der Gemeine. (1751.) Hetendorf, Nikolaus LuaHo.
Graf f.
217. Anzeige der ihöchst-rechtmafiigen »Uhrsachen,
welche Ihro Konigl. Majest. zu Dannemaxck, Norwegen . . .
gemithiget, wider . . . Graf Magnus Steenbock . . . solcher
gfstalt als bisher geschehen zu verfahren. 1716. Amtherr,
Christof h lieinr.
218. Anzeige der »Ursachen, 3 welche Sc. König!.
Majestät bewogen haben, des Rom. Kaysers Majestät Hulfs-
Vulcker zuzusenden, o. O. 1744. Briedrüh IL König v.
Preußen. [Original: Expose des motifs qui ont obüge lc
roi de donner des troupes auxiliaires ä l'empcreur.]
210. Apfel, Der aus Hypcrboreen nach Cymbrien über-
gebrachte, gul tene. 1608. 'Bostel, Christian I/etnr. [Komp.:
Reinhard Keiscr. ADB 26, 468.)
220. Apfeldieb, Der. Ein dramat. Sinngedicht. 1770.
Gleim, Joh. rVilh. Lud-..:
221. Apologia, Die (große od.) andere, der Stände
des Königreichs Boheimb . . . 1619. Karisterg, Dante/
Aar! t. [Original: Druha Apologie. Böhmisches Original
mit Verfasserangabe.]
222. Apologia »christiana, od. christl. Verantwortung.
Gegen d. animalischen fleischlichen Secten. (1634.) Belgen-
Mauer, Basti.
223. Apologia oder Beschirmung des »Eydts der Trew
u. Gehorsame . . . 1610. James /. Konig v. Großbritannien.
[Original: Triplici nodo triplex cuneus sive apologia pro
iuramento fidclitatis . . . Barbier 3», No. 21 614 ]
224- Apologia od. Verantworttungsschrifft der cvangel-
reformierten «Kirchen in England. 1589. Jewell, John.
[Original: Apologia ecclcsiae Anglicanae.j
22>. Apologia od. Protestation aller dreyer desKönig-
reichs Bohaimb . . . »Stacndt 1618. Miner, Beter. [Mit
anderem Titel DAL I, 28 IIa.]
226. Apologie des «Adels. Gegen <L Verf. der sogen.
Untersuchungen über d. Geburtsadel [Prof. Fr. Buchholz],
v. Albert Frh. v. S»»*. 1S07. Bischer, Prvf. [Eintragung
Varnhagens im Ex. der KB Berlin.]
227. Apologie, »Kurze, f. d. SchrifUehre r. d. Ge-
nugtuung u. Versöhnung Jesu Christi. 1776. Oettnger,
Briedr. t Hristofh.
22S. A pophtegmata, Die alten weysen, sapientum,
der alten Weisen cxcmpcl sprich, mit vil wunder schönen
Beysp. u. Fig. erleuchtet. (1536 ) Bfore, Antontus v. (GGr
I. 366.]
229. Appellation an d. Publikum wegen einer Cen-
surbedrückung. 1785. Bahrdt. Karl Fsiedr.
IKrtntv.nff^ct.1
Kleine Mitteilungen.
Die bereits angekündigte Rucht-rverstcigerung bei
Max Per/ in Berlin, Markgrafen- und Leipzigerstraßen-
Ecke, findet am 4., j. und 6 Oktober statt. Es ist dies
die erste größere Auktion des Berliner Antiquariats-
markts seit einer langen Reihe von fahren. Die Ver-
sendung des Katalogs dürfte beim Erscheinen dieses
Heftes bereits erfolgt sein; die uns vorliegenden Aus
hängebogen zeigen, daß sich unter den gegen 1000
Nummern zahlreiche Seltenheiten aus den Gebieten
der deutschen Literatur (vorwiegend Klassiker und
Romantiker), der Kultur- und Sittengeschichte und der
sogen. Livres ä figures befinden. Goethe, Schiller,
Lessing, Lenz, Klinger, Arnim, Brentano, Körner, Scherl-
ner, um nur einige Namen zu nennen, sind durch schöne
Erstausgaben und Einzeldrucke vertreten; auch die
Abteilung Kunst enthält viel Gesuchtes in prächtiger
Erhaltung.
Die Berliner Sladtbibliothek, die, erst 1901 begründet,
heute bereits zu einer stattlichen Sammlung geworden
ist, hat den Katalog der geschichtlichen Abteilung er-
scheinen lassen: 2 Bände in Quart, geschmackvoll in
blaues Leinen gebunden, 419 und 415 Seiten stark.
Die Abteilung zahlt 17000 Bande; nicht dabei ist die
Fricdlandersche Sonderbibliothek zur Revolutions-
literatur 1848/49. Die Geschichte Preußens und Deutsch-
lands ist besonders reich vertreten, ebenso die Napo-
leonischc Literatur. Die bibliographisch gani vortreff-
liche und höchst genaue Bearbeitung rührt von
Dr. Arend Buchholtz her. — m.
Zur Erinnerung an die Schlacht bei Jena ver-
anstaltet das Städtische Museum in Jena eine Hundert-
jahr- Ausstellung, zu welcher der Direktor dieser Samm-
lung. Professor Paul Weber, einen wertvollen Führer
6 —
Digitized by Google
BeibUtt.
in Gestalt eines auszeichnet gearbeiteten pragma-
tischen Katalogs herausgegeben hat, der das lebhafte
Interesse nicht nur der Historiker, sondern auch der
Kunstfreunde erregen wird. Die ungemein reiche und
vielseitige Ausstellung umfaßt neben einer großen
Sammlung von Waffen, Ausrüstungsstücken, Aufrufen
und Befehlen eine vollständige Zusammenstellung der
Pläne von den Kämpfen bei Saalfeld, Jena und Auer-
stedt, denen sich die bildlichen Darstellungen dieser
drei Schlachten mit den schönsten und seltensten Blättern
anschließen. Weiterhin verzeichnet der Katalog die in
den Schaukästen ausgelegte Literatur über die Schlacht
und den FeUl/iug von 1806, die sich in die Aufzeich-
nungen von Augenzeugen (darunter viele Seltenheiten
und mehrere Unika), die zeitgenössische Literatur (mit
einer Reihe außerordentlich interessanter und rarer
Stucke) und die neueren Veröffentlichungen gliedert.
Die interessanteste Abteilung der Ausstellung vielleicht
bilden die speziellen Napoleonica mit zahlreichen vor-
trefflichen und zum Teil höchst seltenen Blättern, Kunst-
gegenständen, Medaillen und — last not least — Kari-
katuren, die in einer Reichhaltigkeit vertreten sind, daß
jede große Sammlung darauf stolz sein durfte. Das
geschmackvoll ausgestattete und mit Nachbildungen
schwer erreichbarer Kunstblatter geschmückte Buch-
lein (Preis 1 M.) wird daher vermöge seiner sorgfäl-
tigen, zum Teil auf verwickelten Nachforschungen be-
ruhenden Angaben nicht nur dem Besucher der Aus-
stellung, sondern auch dem Kunstfreunde, insbesondere
dem Sammler von Napolconicis ein wertvoller Führer
sein. — n.
Ein Original- Manuskript Beethovens. Das Manu-
skript der Sonate opus 53 (Waldsteinsonate , >, ganz von
Beethovens Hand beschrieben, ist gegenwärtig im Be-
sitz des Leipziger Antiquars Karl W. Hierseman, der
es zum Preise von M. 44000.— zum Kaufe anbietet.
Das Autograph, für dessen Echtheit und Vollständig-
keit garantiert wird, stammt aus bekanntem Wiener
Privatbesitz Es umfaßt 32 Blatt qu. fol., je vier Systeme.
Seit den achtziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts
dürfte — mit Ausnahme der Anariasammlung, die
durch die Hochherzigkeit des Dr. E. Pricgcr unter der
Hand für den preußischen Staat erworben wurde —
kein Autograph Beethovens von der Bedeutung der
Waldsteinsonate in den Handel gekommen sein. Das
Werk erschien im Mai des Jahres 1805 unter dem Titel:
Grande Sonate pour le Pianoforte compos^e et de'di^e
a Monsieur le Comte de Waldstein .... par Louis
van Beethoven. Op. 53. A Vicnne au Bureau des arts
et d'industrie. Nach Thayer (Band II, Seite 257) wurde
die Sonate im Sommer des Jahres 1804 in Döbling
komponiert; das Manuskript ist gut leserlich, da es
dem Stich als Vorlage dienen sollte. In irgendwie
zweifelhaften Fällen hat Beethoven die Noten mit Buch-
staben bezeichnet, oder die betreffende Stelle auf einem
besonderen System noch einmal ganz deutlich hin-
geschrieben. — a.
Die 1902 organisierten „Städtischen Sammlungen"
der bekannten, schön am Inn gelegenen Stadt Rosen
(Kleine Milieiluag«o.i
heim in Oberbayern, bestehend aus Stadtarchiv, Stadt-
bibliothek, Stadium .cum und graphischen Sammtungen,
lassen es sich angelegen sein, den bedeutenden Mannern
aus Ort und Umgegend durch Pflege ihrer Schöpfungen
ein kleines Pantheon zu setzen. Zu deren ersten ge-
hört Pater Petrus, Prior su Melk, ein hervorragender
Benediktiner ausder Konzilszeit (1380 — 1440). Es ist nun
Anfang Mai 1906 der Verwaltung der Sammlungen ge-
lungen, eine aus Frankreich stammende Handschriftkopic
des verbreitesten Werkes dieses Petrus, des „Roseum
memoriale divinorum eloquiorum" (XV. Jahrhundert), zu
erwerben. Wie wir uns jetzt uberzeugt haben, zeichnet
sich diese Abschrift nicht nur durch entzückende Schrift,
sondern auch durch vorzüglich erhaltene Buchstaben
maierei in feinstem französischem Geschmack aus; sie
bildet so eine besondere Perle im Cimelienschrein des
Einen Ehrenplatz unter den deutschen Verlags-
katalogen nimmt der kürzlich ausgegebene: „R, Voigt-
landers Farbige Künstler-Steinstichnungen" ein. Dieser
Leipziger Verlag schuf damit die ungew öhnliche Muster-
leistung eines Katalogs, der wegen seiner vortrefflichen
Ausstattung nicht wie so viele andere seiner Kollegen
unberücksichtigt in den Papierkorb »andern, sondern
gewürdigt und wohl in vielen Fällen den Sammel-
mappen einverleibt werden wird. Er ist dessen auch wert.
Von den im Katalog angeführten Künstlerslein-
Zeichnungen ist die stattliche Zahl von 78 in kleinen
farbigen Nachbildungen in ihm wiedergegeben, die so-
wohl selbst tadellos ausgeführt sind als auch beste
Schlüsse auf die reichlich größeren Original -Wand-
bilder zulassen. Diese Lithographien sind sämtlich
Werke lebender Künstler und zwar solcher, die aus
der Masse hervorragen und fast durchweg dem
Kunstfreund bereits wohlbekannt sind. Ohne alle
nennen zu wollen, seien hier nur kurz folgende Künstler
erwähnt, die zum Teil mit mehreren Bildern vertreten
sind: Hans v. Volckmann, Walthcr Georgi, Anton Glück,
Felician Freiherr von Myrbach, Eduard Euler, J. V. Cis
sarz, Karl Biese, Friedrich Kallmorgen, Franz Hoch,
Hans Thoma, Wilhelm Steinhausen, Arthur Kampf,
Matthaeus und Rudolf Schieste, Franz Skarbina, Angelo
Jank, Franz Hein, Paul von Ravenstein, Max Roman,
Jvo Rubonny, Oskar Graf- Freiburg, Caecilie Graf-
Pfaff, Walter Strich-Chapcl, Carl Bilz, W. Schacht u. a.
Die Wandbilder verdrängen hoffentlich manche
häßlichen früheren Farbenöldrucke oder verblichene
Photographien, die die Wände von Wohn- und Staats-
stuben bisher verunzierten, und verbreiten besse.en
Geschmack und verpflanzen ein Stück echter Kunst in
das eigene Heim wie in die Schule. Außer einigen
Genrebildern ist die Landschaft mit prächtigen Bei-
spielen vertreten. Die Formate der Originalbilder sind
100x70, 75x55 cm und 41x30 cm. Der Text- und
Umschlagdruck des Katalogs stammt von Oskar Brand-
stetter- Leipzig, die Zinkätzung und der Druck der
Bilder von R. Loes- Leipzig; die Schrift ist Offenbacher
Fraktur der Rudhardschen Gießerei in Offenbach a. M
A'. £. Graf zu IMningen Westerburg.
Digitized by Gc
Beiblatt.
(Kleine Mittelläufen.)
Der Grolitr-Club tu iSew-York sendet uns
wiederum ein paar interessante Veröffentlichungen
aus dem Gebiete seiner Kataloge zu. Eine Aufstellung
der Werke Naihaniel Hawthomts im Dezember 19x14
und William ß/akes im Januar tyos durch den Club
hat die Herausgabe veranlaßt.
Der Schriftsteller Hawthornc ist vor hundert Jahren
in Salem (Massachussets) geboren Morden; als Centenar-
feier für den groben Romancier hatte der Grolier-Club
eine Ausstellung seiner Erstausgaben sowie einer Kcihe
von Manuskripten, Briefen und Bildern veranstaltet.
Aber nicht nur der Verehrer, auch der Typograph
fand seine Ausbeute, denn die unscheinbaren und
dennoch leserlichen Bandeben, deren Druckfirmen zum
Teil langst vergessene Namen aufweisen, repräsentieien
fünfundsiebzig Jahre amerikanischer Vcrlagsgeschichte.
Die tiefschwarzen Buchstaben rühren noch aus der
Zeit der damals neu erfundenen Stereotypie her, die
zur Schonung des weichen Metalls auf angefeuchtetem
Papier ausgeführt wurde. Auch den Entwicklungsgang
des Leinenbandes kann man vom glattesten Anfang bis
zur Goldpressung, die so etwa um 1832 einsetzt, ver-
folgen. Die erste Veröffentlichung H awthorncs erfolgte
anonym: „Fanshawe A Tale j. „Witt thou go 00 wkh
me?" — Southey. j Boston : | Marsh & Capen, 362 Wash-
ington Street. Press Of Putman And Hunt. 1828."
Unter vollem Namen erschien erst neun Jahre spater
ein zweites Bandchen: „Twice Told Tales. By | Natha-
niel Hawthorne. (Druckmarke) Boston: / American
Stationers C° [ John B. Rüssel j 1837." Dies Duodez-
Bandchen unterscheidet sich schon wesentlich von
seinem Vorganger, der nur einen Leinenrucken und
ein Titeletikett hatte; es ist bereits in Ganzleinen ge-
bunden und trägt den Titel in Goldpressung auf dem
Rücken Im gleichen Jahr folgt noch „Peter Parley's
Universal History" mit vielen Illustrationen, von dem
Autor und dessen Schwester Elisabeth gemeinsam ver-
faßt, und die nächsten Jahre sind an Veröffentlichungen
belletristischer und deskriptiver Natur reich. N euauf lagen
werden nötig: Hawthorne ist der berühmte Romancier
geworden. Der Erstausgaben-Katulog umfaßt 55 Num-
mern, davon sind fünf Nummern als Manuskripte vor-
handen. Die Bricflitcratur enthält 1 52 Briefe an die Braut
des Autors und weitere 149 an seinen Freund William
D. Ticknor. Endlich sind an Bildern neben einem Ol-
porträt von Emacuel Leutze aus dem Jahre 1862 noch
eine Photographie aus dem gleichen Jahre nach dem
Leben und eine 1866 noch eine Bleistiftzeichnung
Rowses, die ihrerseits wahrscheinlich nach obiger
Photographie nach HawthornesTode ausgeführt ist. Die
ausführlichen biographischen Anmerkungen, die die ein-
zelnen Katalognummern glossieren, heben das Bändchen
weit über das gewöhnliche Maß hinaus; wir haben es
mit einer Monographie zu tun, wenn auch der Autor
sich nicht nennt.
Das Gleiche läßt sich auch mit uneingeschränktem
Lob von der zweiten Veröffentlichung des Grolicr-Club
sagen, die dem Künstler William Blake gewidmet ist.
Blake war sehr vielseitig veranlagt. So weist denn
sein Katalog Gedichte und literarische Erzeugnisse,
Platten und Bücher mit deren Abzügen auf, Bücher,
rZxlibris-Tausci?
Di« Aufnahme einer Adresie koMel in diewr
Rubrik für «in Hrfl 1 MU- , Jekre*- Abonnement
10 MV. lUlbjehre». Abonnement 6 MV.
Buchhändler Franz
Dr. Paul Ebers,
Passau
Baden-Baden
Sanatorium Dr. Ebers
iZeichnung von Hermann Eberl, München.)
Adolf Oeerinf, Antiquar, Basel, Schweiz
H. Junge. Buchdruckerei, Erlangen
Bruckerstr. 8/to
Otto kaysei, Rechtsanwalt, Ludwigslust
.Zeichnung von Georg Bnrlotius.) L Mecklbg.
Frau Konnerxiearat Klasiof. geb. Quentel!,
Krau Hedwig klasiof.
Fr. Ad. Lallmann. Goslar,
Leipzig
Kreuzstr. 3 b
7
(Zeichnung von E. M. Lilien »o wie ]
Frau Carl Mayer -Hirsch,
Frau Pastor Schreiber,
Josef Schwörer,
r
■ Tnuichi
■ pinreu
)
Mainz
Kheinstr. 79
Leipzig-Gohlis
WilhelmstraCe
Budapest IX
gät utea 36
in fünf Exea-
Desiderata.
Dr Phil Philosophisch u. naturwü
* ** sehr gut ausgebildet, sucht Stellung
bei vornehmem Verlag, Redaktion oder Bibliothek-
Gen 1 Antworten erbeten an B. H. 877, Expedition der
Zeitschrift für Bücherfreunde, Leipzig, Hospitalstr. 27.
Das Antiquariat
Friedrich CoheninBonn a.R.
kauft stets
Bibliotheken jeden Umfanges
sowie einzelne Werke von Wert
und zahlt angemessene Preise.
- 8 -
Digitized by Googlej
Beiblatt.
deren Illustrationen Blake nur gezeichnet und andre,
die Blake nach fremden Zeichnungen graviert hat.
Aquarelle, Skizzen, Manuskripte und Portrats schließen
sich an.
Blakehatvon 1757- 1827 gelebt. 1880 veranstaltete das
Bostoner Kunstmuseum eine erste Ausstellung seiner
Originalwerke; von seinen Buchern war nur das „Book of
Thel" zu sehen. 1891 wurde durch ein reiches Geschenk
von Aquarellen des Meisters an das Museum eine
zweite Ausstellung hervorgerufen ; hier waren bereits
neun seiner Druckwerke vertreten. Blake war nach
seinem Tode beinah ganz der Vergessenheit anheim-
gefallen, aus der ihn erst sein Biograph Gilchrist und
nach dessen vorzeitigem Tode seine Witwe unter Hilfe
der beiden Kossctti riß. Die Biographie erschien 1863
und in der Folge wurden verschiedene Faksimiles und
Neu-Ausgaben unternommen. In den Auktionen er-
schienen bis 1880 die Werke des Dichter- Malers so
gut wie gar nicht. Erst durch den Verkauf der Hamilton-
Palastbibliothek wurden etwa 10 Exemplare auf den
Markt geworfen. Bei der Ellis-Auktion (1885) befanden
sich 6 Exemplare , darunter das wertvolle Autograph
„Poems and Sketches"; bei der Gaisford-Auktion (1890)
13; die größte Blake-Sammlung aber wurde 1903 (Earl
«f Crewe) zersprengt; es waren 18 wichtige Werke.
Diesem letzten Verkauf verdankt der Grolier-Club zum
Teil die Ausstellung vom Januar 1905; mit Ausnahme
des „Book of Los" und der „French Revolution", die
unauffindbar waren, ist Blake vollständig vertreten
gewesen. Blake war ja auch zum Teil sein eigner
Drucker; der Mittel zur Veröffentlichung entblößt, er-
fand er nach monatlangem Grübeln eine eigne Verviel-
falügungsmethode; er gravierte Schrift und Bild auf
Kupfer und zog sie von der Platte, nach Anwendung
einer gewissen Flüssigkeit, in jeder beliebigen Farbe
ab. So kommt es, daß Blake den Bücherfreund als
Klei:,- Milteiluagen — latente.)
auf das lebhafteste
Inhalt des Hauptblattes.
(Heft 6 - September 1906.)
Hieronymus Löschenkohls Silhouettenfabrik und
seine Schriftstellerporträts. Von Gustav Gugitz. Mit
24 Abbildungen. — Ein Zeitungskampf vor 100 Jahren.
Von L. Gerhardt Mit 2 Portrats. — Bücherfunde von
Paul Müller. Mit 7 Faksimiles. — Bibliotheken und
Bücherpreise im deutschen Mittelalter. Von Johann
von Kelle. — Neue Bucheinbände von Paul Kersten.
Von Max Pellnitx. Mit 12 Abbildungen. — Chronik;
Der neue Antibarbarus (G. Bargum). — Ein Jahr-
hundert deutscher Kunst (E. Schur). — Weltgeschichte
(W.). - Verschiedenes.
Bibliotheken
und einzelne Werke von Wert, insbesondere Rara et
Curiosa, Inkunabeln etc. sucht zu kaufen
H. Hugendubel, München
Salvatorstraße 18.
Z, f. B. 1906/1907. Beiblatt 6. — 9 —
Angebote.
Zeitschrift für Bücherfreunde
IX. Jahrgang 1905/6 in Heften, vollständig und tadellos
erhalten, zu verkaufen. Gen. Angebote unter F. 872
an das Sekretariat der „Gesellschaft der Bibliophilen"
in Weimar 1
Zu verkaufen;
Muther, Geschichte der Malerei im XIX Jahrhundert
(3 Bde., gut erhalten) und Jugend, Jahrg. 1897—1903
(12 Bde., Originalb.), sehr gut erhalten. Gefl. Angebote
an Frau Baurat Junghann, Görlitz, Biesnitzerstr. 35 I.
Verkäuflich
ein M. de Sades, Le« 12t joarnees de So dorn, 542 p.,
für 100 ML, Halbfrzb., gr. 8. Off. unt A. 882 an die Exp.
d. Zeitschrift f. Bücherfreunde, Leipzig, Hospitalstr. 27.
Tausch von Plakaten
Neue Tauschliste wolle man verlangen.
Ludwig Saeng Sohn in Dannstadt
Soeben erschienen :
Katalog 4: Kulturgeschichte.
„ 5: Seltenheiten
In Kürze werden erscheinen:
Katalog 6: Europäische Sprachwissenschaft.
„ 7: Theologie.
8: Deutsche Literatur und Sprache.
10: Geschichte, Geographie, Reisen.
Interessenten tverden hö/achst gebeten, diese
Kataloge gratis und franko vi verlangen.
Potsd««. Schnabel & Walter,
Nauenerstr. 25.
Demnächst wird ausgegeben:
Antiq. Lager- Katalog No. 106
Deutsche Literatur
ca. 4000 Nummern
darunter zahlreiche Erstdrucke aus der Klassiker-
und Romantiker-Zelt, Almanache, Taschenbücher,
Folklore, Dialekte usw.
Interessenten erhalten den Katalog gegen Retottrmarkc
gratis.
Richard Kaufmann, Stuttgart
1^ Antiquariat
Digitized by Google
■ In Kürze
Diensten:
und steht auf Verlangen
Antiquariats -Katalog I
DEUTSCHE LITERATUR
(Sprache, Literaturgeschichte, Denkmäler der ge-
samten deutschen Literatur, darunter viele Selten-
heiten besonders der klassischen und roman-
tischen Zelt, Taschenbücher. Robinsonaden,
Sagen, Übersetzungen usw., Ober 4500 Nrn.)
Julius Neumann, Hofbuchhandlung
Magdeburg
Japan -China.
R. WAGNER • BERLIN
Potsdamerstrafle 20a.
Scltenejapan. Holzschnitte u . Bücher
Für Bibliophilen:
Originelle japan. Vorsatz- u. Lederpapiere.
Martini & Chemnitz
eoncbilien-eab.net
Neue Ausgabe von Dr. Köster
in Verbindung mit den Heiren Dr. Palllppl. Pfeif ler,
Dun k er. K omer, Lübbecke. Klobell. Welakaoff,
CIcmId, Brot und v. Martens.
Bit Jeutt erschienes 511 Lieferungen oder 170 Sektionen.
Sub»Uription».Preis der Lieferungen 1 bis 119 a 6 M.. dar
Lieferungen IM u. flg. e 0 M.. der Sekt. 1-66 a .S M..
Sek.. 67 u. «f. . 17 M.
Grosses und All«. ÖJappenbuch
Neu herausgegeben unter Mitwirkung der Herren
Archivrat von Mülverstedt,
Hauptmann Heyer von Roseafeld, Premier- Leut.
Oritsner. L. Clerlcus, Prof. A. M. Hlldebrandt.
Min. -Bibliothekar Seyler und Anderen.
tu nun bis Lieferung J15 gediehen, weiter« 50— co werden
ei sbichjie&en-
Subskriptioni-Prei« fur Lieferung 1 Iii * M. «.So,
für Lieferung Iii und Hg- I 6 M.
Von dem Conchulen-Cabtoet geben wir Jede fertig«
Monographie elnieln ab, ebenso von dem Wappenbuch Jede
Lieferung und Abteilung, und empfehlen wir. sei ei tum
ßehufe derAuawahl oder Kennrni «nähme der Einteilung etc.
der Werke, ausführliche Prospekte, die wir auf Verlangen
gratis und franko per Pott veraenden.
AnechsrTung der kompletten Werke oder Ergänzung
und Weiterfuhrung aufgegebener Portsstiungen werden
wir In Jeder Art erleichtern.
Bauer & Raspe in Nürnberg.
Antiquariats- Katalog XXXIV
Deutsche Literatur
1340
wd steht auf Ve
und portofrei zu Diensten.
Alois Hilmar Haber
Antiquariat.
^ Spezial-Hntiqu ariat
für SpracbwifTcnfchaft und Gefdrichtt
Kataloge:
Nr. 51.
Nr. 52.
Nr. St.
Fremde Lite
Philosophie.
■gf ». Otto Oerbardt.
ßudhhandL u. Hntiquariat.
I
ellschaft. |
erk, 30 Kupfer- v
Internationale
rj Chalkographlsche Oesellschaft.
§ Jacopo de' Barbai I. Sein Werk, 30 Kupfer-
■ lichtdrucke und 3 Zinkätzungen, herausgegeben ,
rj von Paal Kristeller. Gr. Folio. Pappbd. M. 60 —
§ Meister J. B. mit dem Vogel, seine hou-
§ schnitte, II heliographische Nachbildungen mit 1
9 Text von Friedrieb LIpptnaan.
Gr. Folio. Pappbd. M. *.$>— j
Meister E. S. Die Spielkarten des Meisters. 5
45 Kupferlichtdrucke mit Text von Mai Lehn, g
Folio Pappbd. M. 40—
Meister des Amsterdamer Kabinets. sein
radiertes Werk. 89 Kupferlichtdrucke mit Text t.
MaiLebrs. Gr. Folio. In engl. Leinen. M. 110 —
§ GothiSChe Alphabete, herausgegeben von Jare g
Springer. 39 Kupferlichtdrucke und 5 Zink- S
atzungen. Gr. Folio. Pappbd. M
Die sieben Planeten,
i
i
Zink-
40 —
nach italienischen und
deutschen Meistern des XV. nnd XVI. Jahrb.
43 heliographische Nachbildungen mit Text von
Friedrich Llppmaon.
Gr. Folio. In englisch Leinen. M. 6a —
Bei Auflöiang der G«*eltschaft übernahmen wir den Real'
bestand obiger Werke, welche wir. soweit der kleine Vorrat
reicht, ru den beigesellten P reuen abgeben.
Amsler & Ruthardt,
Berlin W. 64, Behrenstra&e 19t.
— 10 —
Digitized by Google
Beiblatt.
771 er illustrierte Werke,
w Zeitschriften, Kataloge
oder Prospekte herausgibt,
M
♦ ♦
verlegt oder druckt, sollte nicht
bei der Auswahl
zu
Rate zu ziehen bezw.
Vorschläge einholen.
Wir fertigen für die verschiedensten Zwecke
besonders präparierte Papiere,
welche neben elegantem Aussehen vor-
züglichste
Drtsdncr Chromo- und Kunstdruck-
= Papierfabrik ==
Aparte bessere
Bucheinbände
in anerkannt geschmackvoller und solider
Weise fertigt
Paul Kersten, Berlin-Schöneberg
SedanstraOe 2.
Spezialität:
ff. Halbfranzbände, moderne
Pappbände, reliures ä la Bradel,
Stilgerechte Restaurierung u. Waschen
alter Bücher und Einbände; auch
diesbezüglich feinste Referenzen.
= Aufträge nach Auswärts! =
Karl Krause, Leipzig
baut seit 1855
als
Spezialität:
Maschinen
für Buchdruckereien, lithograph.
Kunstanstalten etc.
— 11 —
Anfang Oktober gelangt Katalog 1 1 6,
Bücher für Bibliophilen, zur Ausgabe. Der-
selbe enthält auller Büchern aus den Ge-
bieten der deutschen Literatur und Kunst
wertvolle Werke aus allen Sammelgebicten:
Aldusdrucke, alte Astronomie, Elxevler-
dntcke, Galeriewerke, eine prachtvolle
Sammlung alter Musikdrucke, Numls-
Urkunden an "
Der Katalog wird umsonst und portofrei verschickt,
ich bitte, denselben baldmöglichst tu verlangen.
Friedrich Cohen, Antiquariat,
Bonn a. Rhein.
einbände £ E
Bu*handil, SowU für -m
Ksutogi und prtislttita
scriligi, Diplom«, 6hrtn-
birgcrbricit and H ir i im
Eicbbabcrbände
aw privat« sM BiMiettxtm
Oflerun und
KosUninscbUigt wtrdrn
I <d r r ), n prompt trUttkjt •
Verlag von Velhagen & Klasing in Bielefeld und Leipzig.
Wertvolle Werke für die Hausbibliothek.
Deutsche Geschichte.
Volk — Staat — Kultur — Geistiges Leben. Von Professor Dr. Ed. Heyck.
Mit vielen Abbildungen, Kunstblättern in Schwan- und Buntdruck, Faksimiles, Karten usw.
Vollständig in 3 Bänden zum Gesamtpreise von ca. 36 M. Band I. Elegant geb. Preis xa M. 50 Pf-
Von wissenschaftlicher Gründlichkeit, aber ohne gelehrten Ballast, von anschaulicher Frische und packender
Kraft der Darstellung, durchweht von dem Geiste ehrlicher Liebe für Vaterland, Heimat und Volk, so wird
die Deutsche Geschichte eine Quelle von Anregungen und damit ein Lieblingsbuch des deutschen Hauses
werden. Die lUustrierung des Buches ist hochinteressant und die Abbildungen von hervorragender Schönheit
Die hochvornehme Ausstattung des Werkes
Weltgeschichte
in vier Bänden. * Von Oskar Jäger.
Sechste Auflage. Mit 1172 Holzschnitten im Text
und 82 Tafeln in Schwarz- and Farbendruck.
In vier eleg. Halbfranzbänden Preis 40 M.
Jeder Bd. ist auch einzeln zu bezi ehen für 1 o M.
Geschichte des 19. Jahrhunderts.
Separatausgabe des IV. Bandes. 10 M.
ist die Jagersche
lt worden. L
Ter Gliederung des v.
vorzüglich gelunger
trierung haben ihr
eltgeschichte von der Kritik ge-
Lichtvolle, fesselnde Darstellung bei
ungeheueren Stoffes, verbunden
geschichtlich zuverlässiger
e von Jahr zu Jahr wach-
Fcnoc v erDrcitunf; « crscnnni-
straffer Gli
mit
Allgem. Kunstgeschichte.
Von H. Kn ack fuß . M. G. Zimmermann u. W. Gensei.
Vollständig in 3 Bänden mit 1555 Abbildungen.
Preis elegant gebunden 36 Mark.
I. Band. Altertum und Mittelalter bis zum Ende der
romanischen Epoche. Zweite Aufl. Mit 414 Ab-
bildungen. Preis gebunden 10 M.
II. Band. Ootlk und Renaissance. Mit 553 Abbil-
dungen. Preis gebunden iz M.
III. Band. Barock, Rokoko und Neuzeit. Mit 589 Ab-
bildungen. Preis gebunden 14 M.
Auf breiterGrundlage, in klarster Gliederung und in licht-
voller Darstellung wird die Entwicklung des gesamten
Kunstlebens in diesem monumentalen Werkegeschildert.
Der fesselnde Text wird durch eine reiche Fülle vorzüg-
lich wiedergegebener Abbildungen erläutert und ergänzt.
Deutsche Literaturgeschichte. *™£S££ »k.™..
Zwei Bände. Mit vielen Beilagen und Abbildungen. Hochelegant in Halbleder gebunden 20 M.
Das treffliche Buch, das sich in vielen tausend Büchereien einen Ehrenplatz erworben hat, ist von dem bekannten
Literarhistoriker Dr. Karl Kinzel einer umfassenden Neubearbeitung unterzogen und bis in die neueste Zeit
fortgeführt worden. Auch der hochinteressante Bilderschmuck ist wiederum bereichert worden, so daß das Buch
mehr als je seinen Ruf als eines der trefflichsten Standwerke des
—
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Kur d.e
t K. Dieckmeyer, Leipzig. Hospiulttr. 17. Verl»«, von Vclhsgca & KUnng.
Druck von W. Drugulin in Leipzig.
von Scbnlie & Co..
Leipzig.
Digitized byT^OOgle
14 DAY USE
TTBEAKY SCHOOL LTBRAKT
ThU book is due on the last dm sumpd belo*. or
Frn „., J^W, *re subica to .mmedate rec*U-
DEC 191970
-1
. " ' Geocr-il Ijbrary _
< F 77 63*1 0)470 Berkeley |
Digitized by Googl
Digitized by Google