I'
HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER
LITERATUR,
VIER VKD ZWANZIGSTER JAHRGANG.
ZWEITE HÄLFTE,
July bis December,
HEIDELBERG.
In der liniversiUiU-Buchhandiuug von C. F. WiiN iER.
18 3 1.
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N^ 40. HEIDELB. JAHRB. d. LTTERATUIt 183L
Keioe Wkseoscbafl lehrt, uns §o einleuchtend die
Wahriieit, ab die Moral, dafs die Philosophie nicht
allein anf logische Demonstration oder metaphj^sische
SpeculaUon vertrauen dürfe, sondern dafs sie ihren letz-
ten Grund in unmittelbaren Thatsachcn der Vernuoit an*
erkenaea müsse, die wir als höchste Grundsätze in allen
Qnsern Erkenntnissen qnd Urtheilen' voranssetzen , nnd
die durch die Philosophie ndr nachgewiesen , nicht be-
wiesen oder constrairt 'Werdep kSnnen. Am stärksten
kündigen sich unserem Bewufstsej'n die sittlichen Grund-
sätze als unmittelbare an , wir urtheilen und handeln
nach ihnen im Leben, und die Wissenschaft, vermag
nidits zu Ihiin , als sie als unmittelbare in unserer Ver-
«nnft pachzDweisen und auf ihren wahren , reinen Aua* *
druck Buriickzufthren. Es wilrde eine «ehr rithselhafle
Erscheinung sevn , dafs die Darstellungen der Moral ,
vo» den entgegengesetztesten wissenschaftlichen [Grund- '
Sätzen ausgehend, doch meist in detn Hesultaten der
höchsten sittlichen Grundbegriffe zusammentreffen , wenn
sie sich nicht diarans erklärj^n ' iieflie dafs eben jene
Grundbegriffe, bewuAt oder nnbe^bt, bei diesen Dar*
Stellungen schon vorausgesetzt werden , und dafs also die
wissenschaftliche Form sich unwillkührlich diesen Grund- ,
Sätzen anbequemt Eben daher erklärt es sich aber
anch , dafs in uhilosophischen Systemen , welche , ohne
Anerkennung der Unniittelbarkeit aller höchsten Wahr-
heit, nur arf Specttlation allein Tertranen,^ die Darstel-
lungen der Moral , wenn sie versucht wurden, entweder
in starkem Widerspruch mit der speeulativeu Grundlage
er^hienen, oder äufserst mangelhaft und arm gerathen
sind. Man denke nur daran, wie grell die Sittenlehre
l^hte'a im Widerspruch auftreten mufste gegen daa
.Xm. Mkrff. i. Heft.
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i26 BlTenich, MoralphilcMoplite/
8.g. reib, <1.h. leer speculatiTe System der Wis»eii6chaf(9>
lehre; und dann, v^le achwach and armaelig- die Dar-
stellungen cfer Sittenlehre bei Hegel in dtr Encjclopädie
ausgefallen sind. Deswegen aber werden diejenigen Dar-
stellungen der Moral vor den andern immer einen grofsen
Vorsog haben , welche diese Unmittelbarkeit der höchr
sten praktischen GrundsäUse anerkennen ; und zu diesen
gehört denn aucli die vorliegende. >
Der Verf. erkennt es (Vorr. S. III.) als die Aufgabe
der Philosophie überhaupt au : zu entscheiden über die
Realität der Begriffe, und betrachtet weiterhin (^.3.)
das unmittelbare Bewufstseyn der Sache in uns als die
Erkenntnirs -Quelle aller Philosophie. Demgemärs hat
die Moralphilosophie die praktischen Begriffe in
dem unmittelbaren Bewufstseyn nachzuweisen, und ihre
Aufgabe wird also zunächst eine Untersuchung der
praktischen Vernunft, als dem Vermögerl des unmittel-
baren Bewufstseyns der praktischen Begriffe* Diese kri-
tische Nachweisuüg der praktischen Grundbegriffe au^
der praktischen Vernunft ist der Inhalt dieses (bis jetzt
erschienenen) ersten Bandes der Moraipliilosophie.
"Wenn auch diese Darstellung sich nicht durch eigen-
thümliche und wesentlich neue Resultate auszeichnet, so
muft ihr doch das nicht geringere Verdienst besonnener,
vorsichtiger und nüchterner Forschung, verbunden mit
einem rühmlichen Streben nach Gründlichkeit, Deut-
lichkeit und Bestimmtheit zuerkannt werden. Unge-
achtet der Verf. von Kant häufig mit Geringschätzung
Spricht, so verdankt er doch diesem grofsen Reformator
er neueren Moralphilosophie mehr als er sich vielleicht
selbst bewufst ist. Denn wenn der Verf. auch mit Recht
viele IrrthOmer der Kantischen Moralphilosophie be-
streitet und verbessert, so steht doch auch er, wie die
ganxe neuere Moralphilosophie, im Wesentlichen auf der
durch Kant geschaffenen Grundlage dieser Wissenschaft,
insbesondere, wie diese von spStem Schülern Kants,
z. B. von Fries, durch Benutzung Jakobi'scher Ideen,
umgebildet und verbessert worden ist. Auch Ree. be-
- ElTcnieb, Moralphilotophi« 62T
kennt sieh zu dieser Gnindlagfe, und gerade in dem,
worin der Verf. davon abgewichen ist, glaubt er ihm
widersprechen zu müssen.
Nach einer blos vorläufigen N^oniinalerklärung von
der Moralphilosophie, spricht der Verf. in der Ein-
leitung von dem Verhältnifs der Moralphiloeophie zu .
der theoretischen Philosopliie , zu der Rechtapiiosophie
und zu der positiven Sittenlehre. In Rücksicht der er-
steren bemerkt der Verf., die Moralphilosophie setze
die theoretische Philosophie zum Theil voraus, und ^war
in zwei Stßcken, 1) um die Realität des unmittelbaren
Bewufirtseyns darzuthun , 2) um die Realität des Sub-
jdcts und Objekts der Moral , nimlich der Innen *- und
der Aufsenweit darzuthun. Mit Recht weist er dann
den Irrthnm ab, dafs die Moral aus der theoretischen
Philosophie auch die bestimmteren religiösen Begriffe,
namentlich den Begriflf von Gott, voraDSseizen müsse,
denn die philosophischen Pilichtbegriffe müssen, ohne
Rficksicht auf den Begriff Gottes, rein aus der Vernunft,
abgeleitet werden , die reinen Pilichtbegriffe liegen
schon vor und unabhängig von der Erkenntnifs Gottes
in der menschlichen Vernunft (S. 14.). Allein ungeachtet
dieser Unabhängigkeit der Moralphilosophie von reli«
g^ösen BegriflFen , hätte doch nothwendig hier bemetlit
werden müssen , dafs die Moral aus der theoretischen '
Philosophie vor Alien die Anerkennung eines ewigen,
übersinnlichen Seyns voraussetzen müsse, worin die sitt-
lichen Grundbegriffe von einem ewigen, absoluten Gut -
und Zweck und von der Freiheit wurzeln. Ferner dag
Verhiltnife der Moralphilosophie zn der Rechtsphibso-
phie wird unvollständig darin bezeichnet, dafs die Ge-
setze der ersteren sich als Gebote: du sollst, die der
andern als Erlaubnifsgesetze: du darfst , ausdrucken
sollen. Eis giebt auch Rechtsgesetze, welche ein Gebot,
etil;' da sollst, anssprechen, und auch sittliche Erlaob-
uifsgesetze. Richtiger ist das Verhältnifs durch die
Unterscheidung zwischen Gesetze für innere uiyd für
iufsere Handlungen bestimmt.
1
628 Elvenich, Moralphiloiophie.
Die Darstellung des ersten (die Grandlage enthal-
tendeo) Theils selbst ist sehr zweckmäfsig in zw^i Ab-
schnitte getheilt, deren erster die „Deduction diB.s
höchsten Moralprincips*' enthält, und dafhr ^ine
Untersuchung der zwecksetzenden Vermögen, der Sinn-
lichkeit und der praktischen Vernunft, in sich begfreift,
deren zweiter unter der Ueberschrift von der in o r a 1 i -
' sehen Bildung, von den BedingUDgen der Sittlich-»
keit im Menschen, der Freiheit des Willens, Zurech-
nung, sittlichen Kraft des Menschen und der Tugend
handelt. In der Deduction des höchsten Moralprincips
verfolgt der Verf. sehr richtig den psychologischen Weg
der Ableitung aus dem zwecksetzenden Vermögen oder
der praktischen Natur des Menschen» Wenn er aber in
dieser Untersuchung sogleich mit der speciellen Dar-
stellung der Sinnlichkeit beginnt (S. 41.), so wäre
doch sehr zu wünschen gewesen , dafs eine Untersuchung
über praktische Natur des menschlichen Geistes über-
haupt vorausgeschickt worden wäre, in welcher die Be-
griffe des Werthes und Zweckes, das Verhältnis den
unmittelbaren Werthgebens einerseits zu dem Verstände
und Bewufslsejn , andererseits zu den Trieben , dem
Begehren und Wollen erklärt worden wären. Denn über
diese Begriffe und V erhältnisse lafst uns der Verf. etwan
. im Dinnkeln , und stellt Einiges picht gann richtig dar,
S.B. wenn er ans dem Zweckesetzen erst die Bestim-
mung des Werthes und Unwerthes der Dinge ableitet
(S. 41 — 51. und S. 70—78 ): und doch set^t der Be-
griff des Zwecks schon den des Werthes voraus, indem
eben dadurch uns etwas zum Zweck wird , dafs wir ihm
einen Werth beilegen. < — Das Ganze der zwecksetzenden
Vermögen wird femer nur in Sinnlichkeit nud Vernunft
eingetheilt. Allein wenn gleich die Sinnlichkeit als
Trieb nach Wohlbeiinden , nicht allein die körperlichen,
sondern auch vermöge des inneren Sinnes, die geistigen
jGenüsse in sich begreift, so mufs man dennoch einen
rdn geistigen Trieb odor ein Vermdgen der geistige
Zwecksetznng noch unterscheiden , das nicht durch sinn-
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r
Eivenicli , Moralphilofoplilfl* 61i
liehe Erregung bestimiTit wird, und doch auch nicht
rein yeroüofüg ist , indem es nicht die Selbstständigkeil
des Geisles an sich, sondern nur den Geist in der £r-
scheinttg betrifit Die AnerkennuDg eioes eolcheo ndii
geistigen , weder einnlicheii noch rein ▼eräflof tigen Trie-
bes ist sehr wichtig fQr die Moraiphilosophie , um daiaud
das ganze Gebiet der über die Grenzen der strengen
Pflicht hinausliegenden sittlichen Anforderungen der gei-
stigen Vollkommenheit abzuleiten und in ihrem rich-
tigen Verhältnifs aufsnfiiSBen«
Bei der Untersnchung der praktischen Ver-
nunft (im engereu Sinn, im Unterschied von der Sinn-
lichkeit) vermifst Ree. hauptsächlich die rein ideale
AttiTassuog dieses Vermögens, und er hält deswegen
die ganze Deduction des Moralprincips ans diesem Ver-
min f&r Teifehlt Soll nämlich die Sittengesetsgebnnjg
eine nothwendige, absolute, Aber alle irdische Zwecke
erhabene seyn , so muls sie auf einem idealen, über alle*
Endlichkeit und Beding'thcit der Natur erhabenen Ver-
mögen der i^wecksetzung beruhen, und dies kann nur
darin bestehen, dafis der Mensch rein als Idee, in der
Abstraction von aller natürlichen Bedingtheit aufgefafst ,
einen idealen Werth, d. i. WOrde erhalte. Diese ideale
Bedeutung des Menschen und somit der Würde mangelt
aber der Darstellung des Verfs. Nach ihm ist die prak- .
tische Vernunft das Vermögen, die „Förderung der
Menschenwürde som Zweck zu setzen (S.'M.)»
schon dies entspricht nicht der idealen AnfTassung der'
Würde, da diese dann nicht gefördert, sondern nur
anerkannt werden könnte. Dies bestätigt sich, wenn
die menschliche Würde in den Inbegriff der höch-
sten, ihn von allen übrigen Erdenwesen unterscheidenden
KrUte und Fähigkeiten gesetzt wird (S. AS fg.);
denn darin ist doch nur ein natürlicher Vorzug , also nur '
ein relativer, bedingter Werth des Menschen gegeben.
Der Mensch hat höhere natürliche Kräfte, als andere
Wesen, er wird also mit Recht höher geschätzt, als
jene, aber es sind doch auch nur Kräfte , die wir hier
1180 £itenicli) Maralphilosopliic.
schätzen, und Kräfte, nur j^erin^ere, finden wir auch
10 andereo Natnrwesen, der Unterschied der Schätzung
Mft aUo nur gradweise, nur relativ. Der Verf. sucht
iwar dieser Werlhschitxung dadurch einen idealen , reia
Ternüoftigen Charakter su geben, dafe er darsothuD
sucht , es sey Factum des Bewufstsejns , dafs das , was
die (theoretische) Vernunft slIh Kraft erkennt, Gegen-
stand eines unmittelbaren Gefallens sey (8.10.). Aber
die Unrichtigkeit dieser Behauptung wird schon in dem
daselbst angegebenen Beispiel von der Kraft im Magnet
einleuchtend, die keineswegs unmittelbar ein Wohlge-
fallen der Vernunft mit sich führt, sondern dies erst
mittelbar durch die Art ihrer Wirksamkeit hervorbringt
und manche Kräfte, z. B. zerstörende Kräfte in der Natur
oder die Kraft des bösen Willens im Menschen , erregen
selbst Mlfitfallen. Aber auch davon abgesehen , so.etellt
der Verf. doch selbst die Würde des Menschen nur als
eine relativ höhere Werthschätziing* als die Kräfte der
Natur dar, wenn er sie nur darauf gründet , dafs die
Vernunft in dem Menschen unter allen Wesen auf Erden
die hervorragendsten Kräfte findet. Ganz richtig
bezeichnet der Verf zw'ar als Gegenstände der Würde
des Menschen Intelligenz und Freiheit; aber diese sind
es nur dadurch, dafs sich in ihnen eine über alle Natur
hinausgehende, ideale Beschaffenheit des Menschen
kund thut, ab Kräfte aber dürfen wir «ie nns nur den-
ken , in so fern sie ihrer Brscheinung in der Natur nach
betrachtet werden , nicht ihrem walircn Wesen nach.
Hieraus leitet der Verf. als höchstes Princip dtr
Moral aus der praktischen Vernunft dieses ab: ^Suche
die Menschenwürde, wo sie immer augetrof-
fen wird ^ — in Dir und in Andern, — rein
darzustellen, zu erhalten und zu rervollT
kommnen, und zwar um ihrer (der Me nschen-
würde) selbst willen, d. i. aus Achtung gegen
dieselbe." (& Das seit Kant ziemlich allgemein
als das richtige anerkannte Princip der Würde des Men-
schen , insbesondere wie es von Fries (Neue Kr. d.
iSiTrnicb, Morsl|p1iilo90pliie. 691
Vernmift und Haadb. cl. prakl. Philos») richtiger darge-
stellt wurde, ist hier nicht iii seiner reiaen, idealen
Bedeutung aufgefaPst. Die Wurde, als etwas Ideales,
Jäfst sich nicht rein darstellen, noch weniger vervoli-
kommoeo, sondern sie isl an sich und läfsl sich also
Diir anerkennen und achten.
Der Verf. unterscheidet sehr richtig iwiachen noth-
wendigen Zwecken und blos gerat henen Zwecken
der praktischen Vernunft, deren erstere nämlich auf blofse
Darstellung und Erhaltung der Menschenwürde, die
andern auch auf Vervorikommnung und Erhö-
hung derselben gehen sollen (8. 103 fg.), und er-
kennt somit den wichtigeu Unterschied zwischen der
hlreng^en Pflicht und freien sittlichen Anforderungen an,
nur konnte er dies Verhältnifs nach der vorausgeganjGre-
aen Ansicht nicht richtig begründen. Es koniint dafür
otolich auf die rein ifleale Ansicht von der Menschen-* •
würde, auf welcher die absolute Verbindlichkeit der
Pflicht beruht , im Unterschied von der bedingten Er-
scheinung derselben, woraus die freieren Ideale der gei-
stigen VoUkommenheit hervorgehn , an; und dies Ver-
hältnifs beruht wieder auf dem von dein Verf. verkannten
Unterschied einer empirisch • geistigen (geistiger Trieb)
u[i(] idealen (vernünftiger Trieb) Zweckgesetzgebung.
Nach der natürlichen Ansicht des Verfs. von der Men-
schenwürde aber setzen doch schon die Motluveiidigen
Zwecke einen gewissen Grad von Ausbildung der höheru
Kriifite der Inteiligens und Freiheit voraus , sie werden
also nicht rein ideal genommen, so dafs sie abgesehn
von aller Erscheinung gelten (S. 105 u. 6.), die Wo«
gerathenen Zwecke also gehen nur auf eine noch über
das Gevvöhnliche oder Mittlere hinausgehende Ausbil-
dung, dieser höheren Kräfte. Da hiernach die Men-
schenwilrde immer eine gradweise verschiedene Realität
hat, je nach dem verschiedenen Grade der Ausbildung
jener höhern Kräfte, so wird auch die Achtung derselben
in Andern, somit die rein sittliche und rechtliche Ver-
bindlichkeit gegen sie, nach diesem Giade verschieden
632 ElTcnicli » MoralpMlMopMe. ,
»
seyu, uad wir wurdeo einem un .wissenden und willens-
schwachen Menschen in g;eringerem Grade unsere Ver-
sprechea zu hallen verpflichtel se^a, als einem gebii*
deteren. ^
Wir Ubergehen . die weitere Entwickelnng dieses
Principe, wobei wir Torsllgiich dem , was fiber das sitt*
lieh Gleichgültige (S. 116.) und Uber das Verhältnifs
des Verounftprincips zu der Siunlichkeit (S. 124.) gegen
den moralischen Rigorismus bemerkt worden ist, bei-
stimmen; und wenden uns sogleich zu dem zweiten
Abschnitt
Hier ist es die Ansicht Ton der Freiheit, gegen
die wir einige Bemerkungen machen müssen. Die Frei-
heit scheint nämlich von dem Verf. weder in ihrem
rein idealen Charakter , noch in ihrem Verhältnifs zu
den Antrieben als blos innere oder psychologische Frei-
heit richtig anfgefafst Der ideale Character der Freiheit
ist nicht ansgedrfickt, wenn der Verf. die Freiheit er-
klfirt dnrcli^: Selbstbestimmung des Willens
(S. 145 fg.). Der Wille ist selbst nur eine natürliche
Kraft des Menschen, wenn also auch alle Bestimmungen
aufser dem Willen von dem menschlichen Handeln aus*
geschlossen werden, so besteht die Freiheit des Men-*
sehen doch am Ende nur in einer Bestimmung sum Haa- *
dein aus innerer, natürlicher Kraft. Selbstbestimmung^
könnte die ideale Freiheit nur genannt werden , wenn
das reine , ideale Ich von dem empirischen Ich klar un-
terschieden Wörde. Ferner das Verhältnifs dieser in-
neren Freiheit zu den Antrieben ist , nach des Ree» An-
sicht , so zu fassen, dafs der freie Wille swi^hen Ter-
sehieclenen Antrieben zu wählen vermag; dab kein
Antrieb mit Nothwendigk«t zum Handeln bestimmea
kann. Nach des Verfs. Ansicht aber ist die Freiheit
nothwendig an den vernünftigen Trieb gebunden, odet*
vielmehr der vernünftige Antrieb wird mit dem freien
Willen eigentlich vermischt Er bestimmt nämlich die
Freiheit im Verhältnifs su der Sinnlichkeit ab „VermÖ*
gen der Unabhängigkeit TOn der Bestimmung durch die
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EUenicb, Mmlphiloeopliie. iSi
sionlichea Reize,'* im Verhältnifs zu der praktischeo
Verottaft als „Vermögen sich zur Umfassnog uad Ver-
folgung^ der Vernunfiteweoke selbsi zu bestimmen'' (fik
IST.), und erklärt dies Terschiedene Verliiltnift nfther
dadurch, ilafs die SinuÜchkeit den Willen reizt und aa-
zieht , die Vernunft dagegen gebietet und rSth , daher
gegen die erstere die Freiheit als Vermögen des Wider*
Standes 9 fegen die zweite als Vermdgen des seibstbe«
stinmendeo Hinwirkens auftreten m&sse. Eben dieser
Unfetflchied iwische« Sinnlichkeit nnd Vernunft scheint
dem Verf. psychologisch unrichtig. Die Sinnlichkeit
reizt nicht blos , sie räth und gebietet auch (nur nicht
mit Nothwendigkeit) und ihre Zwecke können oft auch
Anstrengang nndSelbstftberwindung des Willens fordern
(z. B. Arsneien zu nehmen ftlr den sinnlichen Zweck der
Gesundheit); die V^ernunft dagegen gebietet nicht blos,
sie reizt und zieht ai)ch den Willen an durch die reinen,
geistigen Antriebe (z. B. bei der religiösen oder sittlichen
Begeisterung), Das - Verhältnis beider Antriebe , der
annlicheii und der Ternflnftigen , ist im Wesentlichen
ganz dasselbe zu dem freien Willen, beide regen sie
den Willen an, und der Wille, als frei, wählt zwischen
den verschiedenen Antrieben. Der Wille ist daher nicht
miader frei, wenn er sich filr einen sinnlichen Antrieb ,
ils i^enn er sieh filr einen Ternünftigen entscheidet
Ans dieser unrichtigen Bestimmung von der IVei-
heit geht der die Zurechnung verwirrende Grundsatz
hervor : dal»« nur das vernünftige Wollen (und zwar)
jedesmal frei sey, das sinnliche unfrei (S. 163 fg.).
Denn dafis, wie hinzugesetzt wird, das sinnliche VFoUen
demnngemÄtet moralisch hüBe (also, zurechenbar) sejrn
könne, ist aaf keine Weise mit dem obigen Grundsatz
Vereinbar. Böse soll näml?ch das sinnliche Wollen darum
8^3^11 können, weil es in einer Versäumnifs der mög-
lichen Abwendung eines Herrschaftsaktes der Sinnlich*
keit, oder in dem Nichtgebrauch d^ Fr^heit, wo
ihr Gebrauch mdglich war , bMehe (8.146.). Dies
ist aber ein offenbarer Widerspruch in sich selbst. Wo
9U ElveAUb, MonlpliiloMjihie;
I
der Gebrauch der Freiheit iiiögiich war, da ist doch
wohl eia s. Nichtgebrauch derselben selbst ein Act
der Freiheit, denn was der Freiheit möglich ist, das
liegt iDoerhaib der Sphäre der Freiheit Jene Versäum«
itib der «di^lieheB Abwendung eines HerrschaflaakAes
der Sinniichkeii iet ja eelbst ein Act der freien Wilieos,
in so fern sie eben möglich war; oder giebt es noch
eine Möglichkeit für den Willen aufser der Freiheil?
Wenn der Verf, selbst sagt (S. 167.); n^er Mensch
Termng, und zwar kraft seiner Freiheit^ den
Reben der. Sinnlichkeit sn widerstehen,** so liegt eben
dkirin , dafis er auch frei handelt , wenn er der Sinnlich-
keit nicht widersteht, denn dl« Freiheit zu wider-
stehen besteht ja in nichts anderem, als darin, dafs er
anch nicht widerstehen könnte. Es ist folglich, nur
ein Nichtgebrauch des Ternfinftigen Willens, nicht
aber des freien Willens (und beides unterscheidet der
Verf. nicht genug), der in dem sinnlichen Wollen liegt,
Ist aber das sinnliche Wollen wirklich unfrei , nun so
ist damit entschieden, dafs es niemals böse genannt wer*
den kann, denn dann liegt es anfserhalb der Sphäre der
Zurechnung. Ist aber das sinnliche Wollen unfrei, so
folgt, daGs das Sich -bestimmen für den sinnlichen Zw eck
nicht iii der Sphäre der Möglichkeit des Willens liegt,
folglich ist für den Willen nur das vernünftige Wolleut
möglich, also ist auch dies yern&oftige Wollen nicht
frei, der Wille kann sich allein flftr die Ternttoftigen
* Zwecke bestimmen, <to ist nur eine Natumothwendlgkeify
eine in der Natur des Willens selbst liegende Nothwen-
digkeit, die ihn zu dieser Richtung allein nöthigt; somit
ist auch das vernunfUge Wollen eben so wenig zum
fittten zurechenbar , äls das Sinnliche zuiu Bdseo , die
Znrechnnng wird also auch für das Gute vemiditet
Zurechnung, znm Guten wie sam Bösen, ist nur mög-
lich, wenn beides, Gutes oder BfeeS für den Willen
möglich ist, sie fallt für Haides, wenn die^e Möglich*
kelt für die eine Seite genommen, wirdi
Vogt , Mirkncli MaofHiftiMMt 411
Wie nach dieser falschen Theorie von der Freiheii
auch die Idee von dem absoluten Bosen oder der idealen
Schuld im Menschen , die nur aus dem Staadponkt der
idfl«i«a Freiheil GUügkeit habott konnte, verfölMliI
weide; wie dieee Idee ane der durch dcfki Rein der 8im^
lichkeit beschränkten, nur relativen meuschlichen Frei-
heit erklärt und als ü b e r \v i ege u d er Hang zum
Bösen in der uatürlichen Erscheiauug des Menschen
aufgefafel wird, wie dieser aus der natOriichen Ab-
stammung abgeleitet wird (8.176%.), ja wie iKigar
TOD einer angebe'rnen Stiiftmting des Bösen die Rede
ist, Helche, von der Freiheit unabhängig, und
doch Sündhaftigkeit ist, dies bedarf jetzt keiner
(eaaueren , Erörterung mehr.
Eine im Anhang enthaltene „Kritik einiger
▼ OD Andern aufgestellten Moralprincipien''
ist nach dem Mafsstab der bisher mitgetheilten Beur-
theilnng der Grundbegrifie des Verfa zn wUrdigen, wir
miterlassen es daher hier, in ihren Inhalt besonders
eiozugeheu. ,
Hi Sc hmid. ,
UMmeh der Rei^^hmtt für Amte von Dr. Pk, Er. W. Vogt^
9rdeniUekem BffentUeken Lehrer an der Ludwige "ünhenMi am
Gießen, Hßt eher Uthographirten Tabetk, Gießen tEt9, Drwdt
und FerUg um Georg Friedrieh Heyer, Vater. l^J/l«. SYl S.gr. %.
Die Zahl der Schriften über Receptirknnst wurde
seit einiger Zeit so vermehrt, dals das Erscheinen eines
neuen Lehrbaches hierüber durch zureichende Gründe
gerechtfertigt werden mufs , wenn anders der Verfasseir
sich nicht des Vorwurfes der unnöthigen und unaützen
Badimaclierei anssetneu wUL —
Bisher stellte man m der Receptirkuost die Regeln
ftr die Abfassung der Recepte auf, ud ffegte dann eine .
Menge von Poittieln bei:, die aber dAer, abglich :rie
Üi Vogt , IiBlirlucli dier Receptirkmntt. ,
nicht sehen von berühmten Aerzten herstammten, doch
nicht als Muster in der Receptirkuust gehen konnten.
Häufig pafsten die Formeln nicht zu den gegebenen Re-»
* geln. Die SchQler hielten eich mehr an die NachbU-^
diing solcher Foriroln , als sie eigene snsanimensetaten*
Bei einem solchen Nachbeten und Copiren Ton Receptea
können nie die individuellen Verhältnisse des Kranken
berücksichtig! werden.
Diesem Uebel entgegen su arbeiten , Teranlafste eines
Theils den sehr geehrten Hrn. Verf. , diese Schrift dem
Drucke zu übergeben ; anderen Theils bildet dieselbe
mit des Verfsi vortrefflichem Werke über Pharmakody-
namik ein Ganzes, und mufs als ein Ergftnzungsbaqd zu
diesem anjg^esehen werden. Deshalb ist auch sehr häufig
hl&r anf dieses verwiesen. — ^
Das Bestreben des Hrn. Verfs. ging vorzugsweise
. dahin, den angehenden Aerzten Fertigkeit und Ge-
wandtheit im Selbstentwerfen richtiger, den jedesma«
Ilgen einzelnen Fällen streng anpassender Formeln zu
verschaffen. Die Regehi sind vollständig, klar und genau
aufgestellt. Die zur Erläuterung derselben gegebenen
Formeln rühren grofsentheils vom Hrn. Ver£ selbst her ,
nnd können als wahre Mnsterformeln angesehen werden.
Die Regeln stehen nicht isolirt den Beispielen gegen-
über; sondern es wird an diesen die Art, wie in ihnea
jene befolgt sind, angedeutet. — Zu billigen ist, daTs
mehrere Recepte anfgenommen wurden, die grofsen Ruf
erlangt, nnd ihren Nutzen in der Praxis hinlänglich be*
wihrt haben , z. B* Pub. PedataL fFedeW ; Puto.
y a€rophor, Vogleri ; Pulv. acrophoi\ Hufelandi; PiluL
tonicae Bacheri; PiluL baUamicae Hoffmatmi; De^
cocL ZUtmanmi Deeoction d'Arwmd tfc.
Das verschiedene specifische Gewicht der Pnlyer,
Kräuter, Flüssigkeiten und dergl., das Verhältnifs des
Volumens zur Schwere, das chemische Verhalten der
einzelnen Arzneimittel gegeneinander und dergl. sind
genim bestinuni GründlMi und ezact ist allendmlbeii
IidirlNieii der BMfptIrkaiitt. , fftl
die Berechovng der ToUilquanlitilt «os der fi^ecialqatn-
tilit der Doseo gcgebeo. Ree« machl hier beeoDdeni euf-
merksam auf dk Berechnnog der Poker in Schachteln«
der Tropfen uod Pillen. Nicht angemerkt ist , wie man
es dem Apotheker auf dem Recepte bezeichnet, wenn
Oblaten Behu^ des Eionehmens von Pulvern oder Pillen
beigegeben werden eoUen (D. cum nebula).
Eiu kurzes Inhaltsverzeichnifs wird hinreichen , die
Reichhaltigkeit und Vollständigkeit dieser Schrift zu be-
weisen, und wird aufser dem schon Erwähnten deren
Bruck hinlftnglich rechtfertigen.
Die Einleitung und die allgemeine Receptirkunst
nehmen 153 §§. ein. Die specielle zerfallt in zwei Ab-
schnitte. Erster Abschnitt: Mischung gleichartiger
Substanzen; Erstes Kapitel : Pulver-; zweites Kapitel
Speeles - ; drittes Kapitel : Mixtur - Form* Zweiter
Abschnitt: Mischung und Verbindung ungleichartiger
Substanzen. Hier wird in eilf Kapiteln von der Auf-
Idsuogs-; Auszug-; Molken-; Prefssaft-; Emulsion-;
Latwergen <^; Bissen*; Pillen Zuckerwerk-; Salben-
■ad Pbster-Form gehandelt. Jedes Kapitel serfilllt in
Abteilungen und Ünterabtheilungeii , welche wegen be-
schränkten Raumes hier nicht angeführt werden können. — •
Gewünscht hätte Ree. , der Hr. Verf. hätte nirgend
ugemerkt, bei welchen Krankheiten einselne Formeln
beoDtzt werden können , damit das Buch niemals einem
Karirer als Vademecum diene.
Das dritte Beispiel der Gallerten 8. 223. kann nicht
als Musterformel gelten : denn entweder hätte darin das
zum Kochen n nehmende Wasser oder die Quantität der
Cslatur bestimmt werden müssen, nnd dann giebt eine
Abkochung der China mit Hausenblase in Verbindung
sehr leicht eine lederartige Masse. — Der §. 88T. ist
nicht klar ausgedrückt
Die lithographirte Tabelle enihilt die in der Be-
<^9^^hcr gebräuchlichen y chemischen und pharma-
uiyiii^ed by Gftogle
M Janke, Prenfaen 1807. nnil jetet.
cenÜBchen SEeichen. — Eine Vergleichmigistafel der ver--
•seMedenenMedicinalgewichte ht beigefUgi — Das sehr
vollständige Register erleichtert das Nachschlagen un-
gemein.
Niemand wird dieses Werk ohne ßelehmog lesen;
, weshalb Ree. dasselbe allen practicirenden Aerzten , so-r
wohl den jttngeren als den filteren , dringend empfiehlt. ,
Druck und Papier sind gut Die mitunter vor-
kommenden Satzfehler hStten leiicht verbessert werden
kdanen.
Frw^fim 1807. und j9tMi ml» Waa ki im Prmißmt mH imm Mb«
1S07. ausgefükrt, um dm ggtdiMkitftUekm ZmfoMd mm vtrketBtrm
und »u erheben? Fon Dr* Tk, Jnnke^ H^ier/^^atl^, Aerfnit
18S1. 17 5 B.
Diese gedrängte Schihleruog von den ^Fortsehnt-
ten, welche der Preufsische Staat seit der Krise den
J. 1807. in vielen Zweigen der gesellschaftlichen Ent-
wicklung gemacht hat , scheint dem Ree. eine wohl-
gelungene und verdienfitliche Arbeit. Die Darstellung
dieser grofsen, io einen Zeitraum von 24 Jahren fal- ' {
lenden Leistungen wird sowohl der Vaterlandsliebe und
dem Nationalgefllhle des Preufsischen Börgers zur Sttttse "
dienen, als die Achtung, welche der Preufsische Staat
bei den vorurtheilsfreien Zeitgenossen sich erworben
' hat , befestigen und erhöhen können. Nachdem der
Verf. mit wenigen Zügen die Gebrechen des friiheren
ZuStandes, bis 1807, bezeichnet hat, führt er eine
Reihe grofser Verbesserungen nach ihren Haupibe-
Stimmungen vor dem Auge des Lesers vorüber, das
wichtige Gesetz von 1807. über den freigegebenen Er-
werb von Grundstücken und die Aufhebung der Brb-
iinterihSnig^eit, die Gesindeordnnng, dieStftdteordnnng,
jenes nnendiieh heilsam gewordene Gesets, welches
der Verf. gegen den VorwuriT einer zu demokratischen
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§
Jank«, Pnenben 1807. and Jetet. 6li
Richtiing in Schute nimmt und bei dem er nur an-
merkt,' dafe es fiir den Bfiduogsstand vieler Südte
noch zu früh g-ekommen sey, — die Organisation der
Bezirksregierungen, — das Cultor -Ediet und die Edicle
über die ReguiiroDg der bäuerlichen Verhältnisse (1811
«od 181&) nebflt der GemeinheÜsthe!lQBg8ordniiii|^
TOD 1821, Verordnungen, die auf den Anbau des
Landes und auf den Wohlstand der Landbauenden
einen mächtigen Einflufs übten, — die Beseitigung
des Zunftzwangs (der Verf. erklärt sich hiebei gegen
die unbedingte Gewerbefreiheit) , — .die Conscriplions-*
und Landwehrordnung; (hätte nicht auch hier man-
cher Wunsch eingestreut werden kdnnen f liefse sich
die Zeit des wirklichen Dienstes unter den Fahnen
des stehenden Heeres nicht abkürzen?) — das ZoIU
g;esetz von 1818. (der Verf. rühmt das Gute in dem-
selben, ohne jedoch zu beroericen, dafs man noch
weiter gehen kdnnfe und dilrfte), — die Beförderung
des inneren Verkehres, die Handelsanstalten, — €las
Sleuerweseu , — endlich .,der Glanzpunkt unserer in^
nern staatsgesellschaftüchen Erhebung das Bilduogs-
nnd Unterrichtswesen; namentlich die Universitäten
(die Vertheidiger der Freiheit des Unterrichts wer-
den unserem Vcrf nicht beistimmen, er hat aber voll-
kommen Recht, es zu loben, dafs die Regierung das
Unterrichtswesen unter ihre Leitung genommen hat),
die guten Gymnasien , Gewerbschulen (das Berliner
Bewerbe -Institut ist nur weniger bekannt, nicht we-
niger vorsüglich als andere gefeierte polytechnische
Institute), die Volksschulen mit den Schullehrersemi-
naren, aus denen die grofsen Gutsbesitzer schon häufig
gegen gutes Honorar Hauslehrer für ihre jüngeren
Kinder nehmen , endlich die Freiheit und Duldung in
B^ionsiachett.
Diese ruhmwflrdigen Leistungen der Preufsischen
Regierung zeigen in einem neuen Beispiele, dafs grofse
Fortschritte auch in rein monarchischen Staaten durch
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W Janke, PreoTieD 1897. und jeUt
den edlen Willen des Reg-enten und seiner obersten
Räthe bewirkt werden können, indefs würde man doch
falsch schüefsen , -wenn man aus dieser Thatsache einen
Grand für die Entbehrlichkeit, einer ReprSsentativTer-
fawnng hernehmen wollte. Es verhfill sich mit der-
selben uug;efahr wie mit dem bürgerlichen Gesetze,
welches zwar die Erhabenheit der Gesinnung, von
der immer das Beste im Leben geleistet wird, nicht
herrorrufen kann, aber dagegen doch den unrechtli-
' chen Willen in seinen Schranken hält F&r einen An-
tonin bedarf es keiner änfteren AntrieSe, doch ist
^uch dieser grofsentheils an seine Beamten gebunden ,
durch deren Augen er sieht und hört, und so würde
das edelste Streben eines Monarchen von der Mitwir-
kung einer ständischen Verfassung zwar nicht in Ad*
aehnng der höchsten Zwecke, aber wohl in B^iig
auf die Wahl der passendsten Mittel noch immer Vor^
dieii ziehen. Der Verf. der genannten Schrift scheint,
wie einige Aeufserungen vermuthen lassen , hierüber
ebenso zu denken. Er sagt S. 26: „dafs die ausge-
sprochene Theilnahme der landständischen Repräsen-
tanten an der Verwaltung nicht zu Stande gekommen
ist, mufs auf Grfinden beruhen» die wir nicht kennen.
Der Zeitenstrom reifet in seinem starken Laufe neben
dem Schlechten auch manches iGute mit fort und
S. 16. bei Erwähnung der verheifsenen Repräsentativ-
Terfassung spricht er seine Hoffnung eines ferneren
ruhigen und sicheren Fortschreitens in d^ Entwick-
luiig der Geselbchafik aua
K. EL Hau.
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N'.4L HEIDELa JAHaa v. UTERATUa 1881.
Addresi of Earl Siankope ^ PrukUnt of tke Medico Botanieal
Society for tke anniv^sary Meeting, January 16, 1831. London t
printed kg J. H'iUou^ Gtorg9-Court PiceadiUif, 1821. 8.
Obgleich die inedicinisch - botauisclie Gesetisciiaft
in London nur erst seit wenigen Jahren existirt , so hat
sie doch nicht nur bereits schon einen sehr aasgedehnten
Wiricungskreis , indem si<i Mitglieder in allen Welt-
theilen besitzt, sondern sie scheint auch von einflufs-
reichen Personen bedeutend unterstützt zii seyn , und
sieht sich also im Stande mehr auszuführen, als irgend
eine andere ^lehrte Gesellschaft in beschränktem Wir-
ksngskreise und mit noch beschrankteren Mitteln zn
leisten vermag-. Aus den Transuctiom of the medicö'^
botanieal Society of London, die seit einiger Zeit er-
scheinen , sieht man» dafs Arzneipflanzen aus Amerika,
Ostindien, China, ja von allen Theilen der Erde, mit
manchen wichtigen Notizen begleitet , eingesendet wer-
den, so dafs nach einigen Jahrzehenten schon , wenn mit
gleichem Eifer fortgt lahreii wird, in London bicli , eine
für das Studiuni der Matcria ntedica unschätzbare
Sammlung von Materialien voriinden mufs, deren JBia*
fittfs auf die^PharoBakolf^e' sich schon jetzt zu zeigen
lofängt.
In der vorliegend« n Heile giebt der Präsident der
Gesellschaft eine TJebersicht von deoi^ was im verflos-
lenen Jahre (1^30.) geleistet «rorden ist, er bemerkt
zoVdrderst , dab eine Cüfessur Ar Chemie gestiftet und
' liesetzt- worden se^ , wobei er zugleich die enge Verbin*
dang der Botanik mit der Scheideknnst erörtert und
die ^Wichtigkeit der letzteren auch für die Medicin
zeigt Sehr umständlich wird dabei der Vorzug vege-
tdbihaclier Arzj^eimittel yor denen des Mineralreichs
nachgewiesen und mit mehreren Beispielen belegt , so
dafs fliese llede für tiuea Coaiiaentar des alten Linnei'-
.XXIV. Jahrg. 7. Heft. . 41
Ml SlMlMpe, AMnm.
fldien Satzes gellen könnte: Regnum vegeiabile
praestanihsima , lapideum durhmma i animale
fBmeinbna prodaek medicamma, Aof die Gundelrebe
(Giechoma hederacea) als ein zu wenig gekanntes oder
vernachlässigtes Mittel gegen Blutspeien , Blutharoen
9L s. w. wird ganz besonders aufmerksam gemacht.
Zu den pharmakologischen Neuigkeiten, die der
Gesellschaft mitgetheilt wurden, gehört zuerst Corte»
Juribali, aus Südamerika geschickt Ton Dr. Hancock,
herrührend von einem Gewächse, das die Eingebornen
den Fieberriuden-Baum von Ponieroon (Fehrifuge Bark
Tree of Pomerom) nennen, aber nicht zu verwech-
flduisl. mit einer andern Rinde, die denselben Namen
Mgty und von leha aUhsima Aublet kommt. Die
MntterplianEe der wahren Juribäli gehört in die achte
Classe, erste Ordnung des Linnefschen Sj^stems und in
die Familie der Meliaceen nach Jussieu, in welcher,
wie man weifs, noch manche andere Gewächse sich
vorfinden, die ihrer fieberwidrigen Kräfte wegen, be«
rtthmt sind. Von dieser neuen Fieberrinde sind übri-
gens einige ohemische und ziemlich ausführliche medi-
cinische Nachrichten von ihrer Wirkung und Gebrauchs-
art mitgetheilt.
Die ebenfalls ans Südamerika stammende Cava-
mata oder Ammari-Kimle wird als selir wirksam
angegeben bei gefährlichen typhösen und nachlassenden
Fiebern , wo der Gebrauch der CSiina nicht passend ist
Dr. Ryan schickte eine Abhandlung über das Mut-
terkorn (Seeale conuitum), wovon Dr. Batiley eine
chemische Analyse liefern wird.
Herr Brown von Thun im Canton Bern theilte die
Bemerkung mit , dafs Milchstockungen sicher durch den
Gebrauch der frischen WallnuiUblfttter gehoben werden
können , was Übrigens nichts Neues Ist und bereits voii
Forest , Theodor de Mayerne und andern älteren Schrift-
stellern gesagt %vurde.
richten mit von dem medieinischen GebrauoKe der
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' fi^MfiNK ^^hmbnioQ, de^ Saftes 4^ Calairopis gi-
-gmtiea , gegea chieDUicbe.« > A»f eoeotsündiHigeii »od
li«U]iMchlich yod d«r Petälka cürdifoUa, die ein An-
tidoluiii 'gegea mehrere vegetabilische Gifte seyn soll,
an Hunden wurden deshalb Versuche gemacht, denen
man C^mkun maculaium, ^JtUma, Tojcicodendran , Nu»
vomka, und selbst den so giftigen Saft der Htppamane
MaunneUa beibrachte, deren Wirkung durch den Samen
der genaimteD FeuHl^a beseitigt werden soll.
lieber Mikan ia Guaco als ein Mittel gegen die
Polgen des Bisses toller Htiritle ist sehr ausführlich ge-
redet und auch Vcrati'um Sahadilla als ein Mittel
: gegen die Hydrophobie bezeichoet. Möchten die Aerzte
• nidit abernaab wie schoD so oft mit vielgerOhmteo
HMfrmlltol» gegeu diese schreekÜdio Knuddieit ge-
tSnscht werden!
Die Gentiana Vhiratfita wird ah ein vorzög-
Jiches Mittel bei Stockungen iui Unterleibe und bei
iieberkrankheiten, die in heifsen Gegendes se gewöhn-
lich sind, empfiriilen, auch in Verbindung mit der
Gmäkmdiim BondmeOa gegen Wechselfieber; nicht
minder werden Nachrichten tou dem Nutzen des Ma^
itmr^f nach den Erfahrungen des Dr. Twining in Cal-
eutta beigebracht, nach welchen dieset» neue Arznei-
mittel ebenfalls in Leberkrankheiten besonders wirksam
ist und selbst das Quecksilber ersetien kann, —
Den BesdduJfo macht die Angabe der neuen Preis-
fragen , welche die Gesellschaft ftlr das nSchste Jahr
ausgesetzt hat, nämlich eine goldene Medaille für die
Ansmittlung einer Pflanze , durrh welche die Hydro-
phobie sicher geheilt wird» und eine silberne Medaille
für die genaue Erörterung der weniger bekannten Hcil-
kr&fte irgend: eiiies. einheimisoheii (^wächses^
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644 MvgMidM« Bereitiuig der AnaeimUtel.
#
P^mwthißem inr Btn^Umig und Anwendung einiger neuem Anneimittd^
aUt der BnekHuftf 4er Morphinsalze ^ der Blausäure ^ des Ä'try-
eknins, des Ferairins ^ der Chiuaalkalien ^ des F.metins, des Ih onUi
des Jod^a, des Jodquecksilbers, des Blaustoff - Kaliums , de» Kroton-
Öls, der Gold * und Plathualaet dee Chlors, der CrmuttmirTelrinde,
der Phosphorpräparate u. m. o. von F. Magcndte, Mitglied des
Instituts von Frankreich, der k. Academie der Mediein, Arzt der
Salpetrtere u. s. w» u, s. w. Aus dem Französischen. Nach der sie-
benten Auflage des Originals bcsorfrt und viit inmcrhmgen vnd
Zusätzen versehen , von Dr. G. Kunze, aujscrordcntficftvm Prof.
der Mediein u. s. w. Sechsta von IS'euem verbcssa tc und vermehrte
Ayfiage, Leipzig 1821. Verlag von Leopold Fof$, 1U8 6. 8.
Es ist heut zu Tage eiae eben nicht häufig vor-
k/ominende Sache, dafs von irgend einer medicialBchoi
«ider natarfai§tori8cheD Schrift schnell nacheinander meh-
rere Auflagen n6thig werden. Von der yorliegenden , J
die zuerst am 1. Juli 1821. zu Paris erschien, existiren 1
jetzt sieben Orig^inal- Ausgaben , es sind davon lieber- i
Setzungen und Bearbeitungen in Deutschland, £nglaud| j
Italien, Sjpanien und in Nordamerika veranstaltet M^or-
den, Unistände, die zureichend beweisen , dafii diese
Zusammenstellung von ^euen Arzneimitteln mit Angabe
ihrer Bereitungsart und Gebrauchsweise, ein zeit^e-
mäfses Unternehen war, und sich der ungclbeilten Auf-
, merksamkeit der Aerzte aller gebildeten Völker zu er-
freuen hatte. Die deutschen Uebersetzungen dieser Schrift
liabed, seitdem sie Herr Prof. Kunse in Leii)zig be-
sorgt , zumal tfkr deutsche Aerzte , einen weit grofseren
Werth, als das französische Original selbst, da die Zu-
sätze sehr passend g-e wählt sind , und auch manche Be-
richtigung des Textis enthalten. Dies mochte Iferr
Magendie selbst gefühlt haben, indem er in der neuesten
Original -Ausgabe stillschweigend, d.h. ohne die Quelle
aaMgeben, Manches in den Text aufnahm, was dar
deutsche Uebersetzer in den Noten mitgetheilt hatte.
Die Art der Einrichtung dieses Buches ist nun
schon so bekannt , dafs es iiberfliissic;- wäre , darüber ;
etwas zu sagen; Hef. heguügt sich deshalb , nur auf
das aufmerksam zu machen, was diese neueste deutsche
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llagvadie, Banitimg dor Ar»unmU(«U
649
BeartteiiuDg Neues,- 10 der verigeo niclil voijkoniinenh
des, enthält.
In dem Abschnitte van dem Morphin und den Mor*
phiosulsea iei des einheiiiiischeD Morphins besonders,
gtsdachl' Hdd eine obweieheode* Bereitungsart desselben
gelehrt, doch setzt der Herr Verf. hinzu, es weiche
weder in den chemischen noch in den medicinischen
Bigenschaften von dem andern ab, und finde sich in
dem inländischen , wie in dem ausländischen Opium im
Zustande eines sauren mekonsanren Salzes. Die JBle*
mentar-Bestandtheiie des Morphins sind nach den Ann*
Ijseii vou Bussj, Dumas et Pelletier, und nach Brande
angegeben, die alle das Dasejru des Stickstoffes in dem-
selben bezeugen. —
- In dem Abschnitte von dem Bnletin ist auch i«-
gleich von (lern Violiii die Rede, dessen Wirkung auf
Thiere wie auf den Menschen kurz erörtert werden. Die
Bereitungsart des Emetius ist hier nach Calioud undHenrjr
dargestellt —
" ' Der Artikel von den Chinaalkaloiden enthält neue
Nachrichten von dem citronfMisaureti ('liinin, dem chifia-
sauren Chinin und chinasaurea Cinchonin, sodann Be*
merkungeri über die Anwendung des schwefelsauren
Chinins mit andern Mitteln , namentlich mit Opium oder
Morphin und ipit Brechweinstein
. . In dem Abschnitte von der Blausäure hat Herr Prof.
Kunze. Nachrichten von dem Gebrauche des blausauren
Ziiikoxyds . und des Blanstoff - Quecksilbers zugesetzt ,
welche beide Präparate Magendie Oberging; dagegen
hat derselbe bei dem Jod manches Neue beigebracht,
zumal von dem Jodwasser nach Lugol , von dem Ge-
brauche der sogenannten atrophischen Solution , einer
Ldsung von jodwasserstoffsanrem Kali in Aqua l^actucae
ef Mentha mit einem Syrup gegen Hypertrophien u.s.w.
Jod- Calcium, Baryum -Eisen und Arsenik sind eben-
falls einzeln aufgeführt, so wie Jodschwefel und Jod**
, zink. —
Gans neu ist der Abschnitt vom Brom, wobei das
Broin-Eisen, Brom-Caicium , Brom -Magnesium, Brom-
Baryum , hromsaures Qaecksiiberdeutoxyd u. s. w. ge-
dacht, auch Vöncliriften zur BereituDg tod Pilieo mit
Brom -Eisen einet Bromsalbe n. & w» gegeben werden.
Bfägendie giebt zu , dab das &rom dem Jod Sh^idi
wirkt, uud verordnet es iu Fällea, wo letzteres keine
hinreichende Wirksamkeit zu besitzen scheint , oder
wenn die Kranken eich bereits daran gewohnten.—
Neu ist ferner der Artikel vom Chlor, dem Chlor*
Ralk und Natron , er enth< eine Reihe von schätz*
hareu Beobachtungen und Erfahrungen; eiae Stelle er-
hielt auch die Granatwurzelrinde und der fette Stoff
der Triebe des männlichen Farrnkrauts, welche beide
Mittel ziemlich kurz abgefertigt werden; um so ans*
Dihrlieher ist dagegen von dem Phosphor und der Pbos-
phorsSnre geredet Die alkaltsohen'PlStzeben mit do]p-
pelt kohlensaurem Natron zur Beförderuug der Ver^
dauung haben ebenfalls eine Stelle erhalten, ihre Nütz-
lichkeit sucht der Herr Verf. auch durch die Versuche
von Prout, Childr^v Pr^vost, JLers^er» Tiedemann
nml Gmelin zu beweisen» indem daraus bezvorgebe)
daft in den gastrischen Süßen Natron enthalien sey, wel*
ches die freie Säure sättige , und diese Sättigung sey
eine wesentliche Bedingung flir die vollständige Aufldsuiig
der Nahrungsmittel.
Endlicb sind nock als neue Heilmittel das Digi-
talin und Salicin hinzugekommen, von deren Wirkungs-
ari zureichende Nachrichten auf belehrende Weise miir
getheilt werden.
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IKralttti iMul IFIelies*« «ocA de» Gmtmd-lTafiHilA«»« olr Betlr«^
mr CkarakieniHk üenr Q^Mrgt Qegatdem nmd Mrer Beahkmtr»
Fo» ^ttreeil mn» Sffdpw. MÜ Hmtr KarU dvr CnittA-Marpaikm,
IMIii« M JMiiafer, im XJUP md 4$$ 8. U gr. %,
RUler'i gebtreiclier Vortrag luitte in der Seele
-des Verfik aaf das lebliafkeate den Wanscli angeregt,
das wundersame Gebirge, die Central - Karpathen ge- *
naoer kennen zu lernen. Erst sieben Jahre jjpäter brach-
ten ihn andere Verhältnisse nach Ober* Schlesien in die
Nähe der Beskiden, Ein Blick auf die mächtigen schar-
fen. Giirfel des Tatra -Gebirges steigerte die Sehnsucht
noch mehr. Wenige freie Wochen wurden bestens be-
nutzt. Zwar reichte der beschränkte Zeitraum nicht hin,
ein Gebirge, ausgedehnt wie jenes., genau kennen zu
lernen;^ aber ein allgemeines Bild Tom Charakter des-
falben wafste sich Hr. t. Sydew sehr glücklich an-
mrignen» Die flOchti^^e Reise f&hrte durch die Central-
Karpathen und in das Gebirge auf der Grenze von
Oesterreichisch - Schlesi en und Galizien mit
Ungarn bis zum Raba-Tbale. — Der Verf. theilt das
selbst Wahrgenommene Termehrt durch fremde Erfah«
nmg^ mit; die Quellen findet man stets genau ange-
geben]. (S. VII bis XII. enthalten eine ToUständige Üeber-^
sieht der Literatur, die Beskiden, Krakau, Wieliczka
und die Central -Karpathen und ihre Bewohner be-
treffend.)
Das karpathische, Gebirge macht kein susam**
menhfingendes äanzes aus; einzelne Gruppen, verschie*'
denartig im Bau, weniger oder mehr mit einander ver-
bunden^ sind dessen Bestandtheile. Die Central-
Karpathen steigen mit den Li p tau er -Alpen und dem
Tatra-Gebirge bis znr Höhe der Mittel- Alpen empor.
Felsarten, aus welchen, sie bestehen, annähernd gleich-
mlbiger Bau ihrer Berge und Thilei , Stellung^ ^^^en
andere Gruppen des Gebirges, Pflanzen- Wachsthum,
endlich ein bestimmt ausgesprochener EinftiiTs auf die
Atmo^hire machen aus den Centjral-Karpatben ein
648 ' Tou S^dow, Reiscbeschrciliung.
selbststäudiges Gebirgs- System, das jedoch Blr einen
geriogea . Flächenraum behauptet. — liii Tatra-Ge-
Urge, iD den Liptau e r - Aipeo scharfe Formen, schmale
KSame, gezackte Spiteen, engsohlige, sehauerlidie
Tiefthaler ud, das Dorf Koscidisko abgerechnet, gäius-
liehe Uawirthbarkeit ; mir die das Gebirge umgebeoden
Halden und Ebenen sind bewohnt. Dagegen im kar-
pathi sehen Hochlande auf der Grenze von Ungarn
mit Oesterreichisch 'Schlesien und Galizien, ge%vÖlbte
Kuppen und Rücken , breite Thäler u. s. w. Den Rücken
desletxten Gebirgsnages, llbeir dessen Erstrecknng manche
unrichtige Angaben bestehen , nennen die Anwohner
Beskiden (von Bjeskid, Kamm). Vom Niveau des
Weichselthaies steigt tlie Berg^kette 2000 bis 4600 Fufs
fast unmittelbar aus der Ebene empor. Mit dem Mäh-
risch-Schiesischen Gebirge steht dieselbe nnr auf Karten
im Zusammenhange. Der höchste Theil der Beskiden
soll ans Granwacke ausammeogesetzt seyn; sie er-
streckt sich angeblich bis tief in die Thäler hinab und
gilt unserm Verf. als das niäcbtiiofste Gebirgsglied des vSy-
steme& Geschiebe sogennannter älterer Felsmassea^
Granit, Gneifs, Glimmerschiefer, bemerkte Hr. v. S.
nirgends in dem Gestein. Thonschiefer, der Grau^
ivacke aufgelagert , nimmt die mittlere Hohe des Gebir-
ges ein. Daiaui folgt Uebergan jjskalk. Streichen
von W. nach O.; Fallen in S.O., thciis auch in S.W. In
den abgerundeten Gestalten <ler Berge erkennt man die
elgenthiimliche Verwitternngs - Weise der Grauwackei
DieHohte in Grauwacke, ivelche auf dem H ecke Up-
berg e vorhanden seyn soll, dürfte genauere ITntersncbung
verlangten, auch hat Hr. v. S. dieselbe nicht befahrcQ,
sondern redet niiv vom Hören.sagen. — An Hohen -Be-
stimmungen fehlt CS in diesem Theile der Karpathen
noch sehr. Die Babia-Gura — mit der Wielki
magura keineswegs für gleichbedeutend nu halten
ist der erhabenste Punkt. (Nach Beudant's Messun-
gen und nach den x4ngaben Oesterreichischer Ofßciere
beträgt ihre Meereshöhe 5400 Fufs.) — Bis auf ihren
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Ton Sj'dow, RttiflebeiduroilNing.
649
hdchsteo Gipfel sind die B es killen mit Tannen- und
Fichten -Waldungen beietat, und die Babia^G^ra
mhgertebnH findet man nirgends fipttren von Krumm
oder Koieholz. Ueberhaupt ist das Manzen - WacksAmn
auf den Beskiden sehr üppig. Eigentliche . Alpen -
Pflanzen kommen nicht vor. Auf Witterung und Klima
haben die Beskiden entschiedenen Eiuilufs. — Ter«
nin -Formation zwischen dem Hauptrücken der Beskideo
vod ider Weiehael, zwischen der Ostrawicza und der
Baba. — Hanptthiler auf der Nord- and aaf der SflUI<*
eeite der Beskiden — der ganze Raum, der das Ge-
birgs- System einnimmt, ist mit gröfsern und kleinern
meist wohlhabenden Städten und mit Dörfern besetzt^
■Ton welchen nur die im liöhem Gebirge bcfiacUichea
dürftig rind. Als Vbiksstämme fin4et man Polen mil
Deutschen untermischt, und im hohen Gebirge auf der
UnjO^a riechen Seite den Slavischen Stamm der Go-
rale n. Die erstern sind gutmuthig , aber dem Diebstahl
«od dem Tmnlce. ergeben, feige und träge. Sie nehmen
mit der geringsten Kost voriieb, essen bftufig selbst in
langer Zeit nichl einitoal Brod u. s. w. Dem finfeern An-
sehn nach altern <li( selben sehr frühe, wenn gleich viele
hohe Jahre erreichen. Im Raba-Thaie benieikte der
-Verf« einen wahren Cretin. Die unvermischten Deutschen
zeichnen sich durch gröfsere Reinlichkeit ans , sie habeil
mehr' Arbeitslast und leben bequemer. Die Goralen ,
von schönem und starkem Körperbau, haben grofse Ge-
wandtheit und leben aufserst einfach und mäfsig. —
Die sehr alte Stadt Teschen, ein wichtiger Strafsea-
knoten am Fufse der Beskiden, liegt äufserst anzie-
hend» In der Umtassungs- Maoer des ans früher Zeit
abstammenden Schlosses ein vielseitiger Thurm, der,-
wie Urkunden bezeugen, ein Heiden - Tempel gewesen.
Das Mineralien - Kabinet des Gymnasiums ist reich an
foasilen lieber resten in dortiger Gegend aufgefundener
rorwehlicher Thiere. Landhaus, auf dessen Sitzungs-»
saale am U. Mai lTYO.^ der denkwürdige Friede abge-
schlossen worden. — Von Teschen laufen mehrere
Kai^erstrafeen aus. Eioe fuhrt nach Troppau und
Wien, eine zweite über Jablunka nach dem Wag-
Thale, eine, dritte nach Krakau und Lemberg;. — ▼
Viun ILrakua^Hügel hat meii eine TortrefHiche Aus-
eidit auf die miehtige , jetst irerwais'te Ktoigastedt und
aMf die ganse Umgegend. Gegen Weilen, sunichat aa
Krakau, auf der Höhe Brouislawa, steigt der Mo*
gila Kosciuzko empor, ein Höge! zum Andenken
des Helden aufgeworfen. Der Verf. schildert, melir und
weniger ausführlich , die veraehiedenen Kirchen , das
SchMk, dna JeBuiler-Kollegium und Konauial-Gebäud^
den Markiplafs, das Rathhaua, den BisohMtchen Pala#
u. s. w. Wir können ihm nicht in diese Einzelheitea
folgen und begnügen uns, Einiges hervorzuheben. Im
Deoie auffallende Pracht , goldene und silberne Verzie-
rungen, Marmor - Säulen , das Gewölbe tragend, ein
Schals mit Koatbarkeilea aller Art; die Reiche- Kleioo-
dien aollen aeil der leisten Theiinng Polena dorck
OeMerreichische Intervention entfernt worden seyn.
Der Dom ist die Begräbnifsstätte der meisten alten Pol-
nischen Könige. Sa schön auch alle diese Denkmale
aind, so aehr sie den Kunstfreund und selbst den Histe-
riker ansprechen mässen, denn in ihm findet man eine
in Stein gehauene Geschichte Polens, so erregen die-
selben dennoch nicht die lebhafte Theilnahme, wie die
kleine bescheidene Gruft unter dem Haupt -Eingang der
Kathedrale, in welcher die Gebeine von Johann So-
bieski, Poniato.wski und Kosciuszko rubea.
. Ein schlichter Sarg aus braunem Bicheohoise^ der keina
wmtere Zierde trAgt als das einzige mit Dinte greft und
lesbar geschriebene Wort Kosciuszko umschliefst di^
Asche eines der gröfsern Männer unseres Zeitalters.
„Es war Wochenmarkt in Krakau so erzählt der Ver£,
„daher befanden sich viele Landleute im Dom, als ich
die Gruft öffnen Uefa. Männer und . Weiber benntsten
die Gdegenheit imd stiegen mit hiaah. Alle seofiitsn
beim Anblick der Särge laut auf, und ihre bebenden
Lippen schienen zu verrathen ^ dais sie beteten iiir diese
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va« Sjrilo)r, ReiiebeAcUreiliung.
▼erstorbenen Vaterlands- Freunde. Keinem waren ihre
TlKUea ftübekanat Feierliche Stille herrschte in der
im wenigen Wachakaneii belenchtaten GioCk; mt b«-*
«eilen wurde sie Yoit lei8em> GeflOeter der gioftea
Namen unterbrochen; vor allen hörte man den Namen
Naczelniic Kosciuszko. So mancher der altern Män-
ner mochte noch unter ihm gefochten haben. £ioige
traten näher an die Särge und legten leise ihre Rechte
dfciiaiif, gleichmn ala wollten sie mit den Abgesdiiedeäm
im nähere Verbindung treten« Auf jedem Oeeichte hg
der Ausdruck tief^tea Schmerzes, in den Augen vieler
standen Thränen, kein Kind kann am Sarge geliebter
JSttern bewegter seyn, als die einfachen Landleute in
der Crmft janer grefben M änner.** — Die UniTenitäl
Krakau geh(Krt mit in den ftitesten in Boiopa. He
wurde von Kasimir dem Grofsen im Jahre 1343. ge*
stiftet. Bei der neuen Einrichtung des Freistaates wurde
dieselbe reichlich bedacht. Unter den vier Fakultäten
Michnen sieli die medici'nische und die phiieeophische
besondm^^M. Obwohl die Hoebsehnle von atteo FöIm
«nter Russischer, Oesterreiehiseher und Pvenfsischer
Hoheit bezogen werden darf, wenigstens auf eine ge^^
wisse Zeit, so ist sie dennoch wenig frequent Ais der
Ver£ sich in Krakau aufhielt (1827.) zählte man nur
. Stögen 250 Studierende. . Der botanische Garten, sehr
r^h an den Terscfaiedensten Gewächsen , namentlich an
Wasserpflanzen, soll der gröfste iai vormaligen Könige
thnm Polen se^n und in vieler Beziehung selbst den
Breslauer übertreffen» Mit dem Garten steht die Stern*
warte in unmittelbarer Verbindung. — Die Zahl der
Inwohner Krakan's beUef sich 1887. anf
dnränter SSM Juden. An Manufakturen und Fabriken
ist die Stadt arm und der Handel nicht so blühend, wie
er es seyn könnte. Das Sitten - Verderbnifs schildert
Hr. V. S. als besonders grofs. Wir wollen die von ihm
zum Bel^ .att%efillirten BeiqMele Imt nicht wnsähnso.
— Bne gn»fee Strafte vedrindet das Königreich PoUb
«nd West-Galizien mit deoi Wagthal uaü mit Prefs-
6^ Sjdow» BdtakMdureibang.
barg/ Eine andere, die kleioe Strafsa von Krakau
nach dem Zipser Komitate in Uii\g;arn, führt von Kra-
kau nacli Nettmark. Lelstere fol^ bis WieiiozJiii
der Vortrefflichen Kaiserstiafiie, Aellber Bochnia nach
Lemberg geht.' So wie man Podgorze veriahsea
hat, lauft die Strafse Anfangs auf der Thalsohle der
W^hsel, dicht am rechten Thalrande, erhebt aich so-
dapn am Gebänge derselben, iii)er kleine Terrainweliea
ferfriehcind allmähligf bis zu löO F., und erreicht, nach
twei Meilen Wielicska« In der obem Teufe aller
dieser Ten ain wellen liegt gelblichgrauer Sandstein, der
ah einigen Orten versteinerte Muscheln enthalten soll.
(Wir werden am Schlüsse auf die geognostischen . An«
sichten desVerfii. surildikonimen.) — Unmitteibar unter
der freien Bergstadt Wieliczka finden sich :die be«*
rfihmlen Salzwerke. Um in seiner Schilderung der „An-
lagerung der Salzmassen" mÖ/2fIichst vollständige zu seyn,
beschränkte sich der Verf. nicht auf seine Beobachtungen,
eondiern berOcksichti|[^te das, was von andern Schrift«
stellen — Hucquet, Schnltes, Townson, Guet*
ta^rd, Beudant, Pusch, Schober u. s. w. <— ibec
das so interessante Salzlager mitgetheilt worden. Er
rügt, dafs, wie es scheint, man in Wieliczka sehr
darauf beilacht sey , dem Fremden keinen tiefern Blick
in die Lagerungs - Verhältnisse des Salzgebirg^es zu ge-
statien. Die heramf&hrenden Beamten meiden direkte
Antworten; sie sind bemüht, die lufmerksandteit sitis
auf neue Gegenstände zu lenken , so dafs man nirgends
genau beobachten kann. Hierin liegt , nach Hrn. v. S.,
der Grund der sehr abweichenden Angaben ttber die
mannichfachen Beziehungen der Salzwerke.
^ Die Salz -Anlagerung befindet sich am Fufse eines
ausgedehnten Sandstein -Gebirges und am Anfange der
grofsen Polnischen Ebene. Vom Tage nieder wird nach-
stehende Schichten - Folge beobachtet : D am m e r d e ;
Thonmergel; sandiger gelber Thon mit Gyps-«
.Kalk-, Schieferthon* (?) u. a. Trfimmern; scJiwim^-
mendesGebirge, feiaköroiger Saud, für den Bergbau
■
Ton Sjfiow, RewebcfdireibiiJig. 653
besonders beschwerlich ; fetter Thonmergel in 8tia-
kemlea Sdiieferlhoo (?). fibergehend (die vom Verf.
' naü^h' Hacquet's Angabe erwähnten VersteinerungeB
-lassen genauere Bestimmungen wünschen); Salzihon
(Haida) y Steinsalz in Stöcken (Stockwerke) durch
Thon, lehmig^e Theile u. s. w. Tcrunreinigt ; Merg-el-
-kalk gm z von Salz durchdrungen ; Steinsalz-Flötze;
«r^hwärzl ichgrauer geschiefe rter Sandstein ,
das Liegende der Saixflötze. — Als untergeordnete Va-
rietäten des auf Stöcken Torkommenden Steinsatees führt
der Verf. auf : Eis salz, das mehr krystallinische, Me^
t allsalz (Spiza), von grofscr Festigkeit, Mohn salz
und Saarn en salz, kleinkörnig, Perl salz, dem Rogen*
gleine sehr ähnlich. — Die Alächtigkeit der eigentli^en
.Salzfldtse beträgt mindestens 5 F.; ausnahmsweise wächst
dieselbe bis zu 90 F. an. Mit der Teufe nehmen Rein-
,heit und Durchscheinendes zu. Zwisclien den Salzflöizen
zeigen sich hin und wieder Gjpsschichten und Adern.,
meist von geringer Stärke. - Der sogenannte Treppen*
oder Gekrdsestein entsteht durch zahllose Windungeq
solcher Gypsadern. (Der Gyps ist meist Wasser -frder,
Anhydrit.) Die Salzgruben von Wieliczka —
die Entdeckung der Lagerstätte soll in das Jahr 1250«
fallen — erstrecken sieh von O. nach W. über 9500 F.,
Ton S. nach N.über 3600 F.; ihre grdfste Tiefe beträgt
1220 F. (unter dem Meeresspiegel ungeßihr 621 F.).
Sie werden ia fünf Elagea (Contignationen) unter einan-
der bearheitet. Dreizehn Ta^chäohte führen in die
Gruben , welche früher au Juden verpachtet waren, sp
dab Uofser Raubbau getrieben wurde. — In allen
Stocken und Kämniern herrscht die grdAte Trocken-
heit , mitunter staubt es selbst Durch besondere Gräfte
zeichnen sich etwa 60 Kammern vor den übrigen aus.
Der Tanzsaal, durch einen kolossalen Oesterreichi-
schen Adler , den Namenszug des Fürsten Lobkowitz
mad swei transparente, auf Salztafeln gemalte Bilder,
sKaiHitliehe in der Grube bräuchlieh« Arbeits -Gerätli-
echaftea darstelleud, geziert, wird bei feätlicheu Gele*
1
genheiten sinr Vereammlvng nnd nmi Twim hmnM,
Sechs bis acht Kronleuchter , alle ans Sfteiinalz gefe«^
tigt, dienen zur Beleuchtung. — Angcaben der unter-
irdischen Temperatur, der Luftgöte u. s. w. nach €raet-.
tard, Schaltes u, IL Schwefel - Wasserstoffga« (von
den Arbeitern Saletes genannt) entwickelt sich zuweilen
in ilten Siredccn. — Die Graben beschäftigen 500 bb
800 Arbeiter. Das gewonnene Sab soÜ jihrBeh 7 bis
S00,000 Zentner betragen.
Die Centrai-Karpathen beherrschen den ganzen
Raum zwischen der obern Wag, dem Poprad und
dte Denajec. Sie serfalien in drei Glieder-, dem
Jedes ein eigenes System hn engem WorMnne hat, in
das nordöstliche Vorgebirge, in den hohen Alpenstock
und in das westliche Vorgebirga Der hohe Alpenstock
gliedert sich nach seiner Thai* Bildung, dem Bau der
Bergmassen und seine Höhe in zwei Haupt -Gruppen,
dai Tatra-Gebirge mid die Liptauer Alpen, fir-
sferes ist als Hatiptstamm des ganzen Gebirgs-Systemes
anzusehen. Unmittelbar aus der Ebene emporsteigend,
erreicht dasselbe in derLomnitzer Spitze nach Oes-
feld eine Höhe Ton 8133 F. In den Liptauer Al-
pen mifti der Rohacz 6875 F. Die €entral-^Kafr-
pathen tragen weder ewigen Schnee noch Gletscher,
ohne Zweifel in Folge ihrer freien Lage gegen Ungarn
nnd Galizien, des ungehinderten Zutritts der Winde von
allen Seiten, der geringen Breite des Hauptrückens u. s. w*
Nur die dem Gebirge eigenthfimlichen hohen Seen haben
oft im August noch ES& Wahlenberg, der Von Tof^
dorn and Irintem Eisthilem redet, die mit wahrieii Glet-
schern ausgefQllt sejen , wurde durch die ungünstige .
Jahreszeit getäuscht, in welcher er das Gebirge bereiste.
— Der Kern und die höchsten Massen des Tatra-
Gebirges . und der Liptauer Alpen beetelien ans
Granit, an den sich auf der Nordseite in der ganaea
Längen - Erstreckun^ des Gebirgs Kalkstein nnd Sdiiefer-
thon (?), auf der Südseite aber Gneifs, Glimnierschie-
fer, Qu^rzfeis, v^schiedeoe Sandstein -Gebilde, Sd&ie-
imi ^yitow, BeltelMtehfeibiiNg^. 4f9
ferthon (t) ondKAlk angelagert hab«D. Gfaoite, Gneifte
m. a. w. werden ansfllhrlich geschildert Den Kalk will
der Verf. iu Aipenkalkstein , rothen und grünen Thon-
kalk , gdblichea kie§lichen Kalk u. s. w. unterschieden
bissen. — — Die Schichtung der Fels - Bitdungen
streicht , dem allgemeinen Zuge des Gebirges folgend ,
▼OB O. gegen W., fkllt aber auf beiden Seiten des Gra-
Ditgebirges fast parallel gegen 8., also nicht auf der
N.Seite gegen N., sondern widersinnig gegen S. (Der
Verf. betrachtet diese Erscheinung als eine auffallende ^
▼OB dem gewöhnlichen Anlagerung» - Geaetne abwei*
eheode; er erachtet rie als im Widerspruche mit der
'Anrieht 9 daft die Granit -Massen nach dem Absatee der
jungern Gebirge aus dem Schoofse der Eule aufgestiegen
Seyen und dadurch das Fallen ihrer Schichten , die vor-
dem sohlig gewesen ) erzeugt hätten. Allein die Ein-
rede, welche auch van andern €Mtoa g;egen das Empor«,
heben der Sdiichten gestellt worden: daft diescSben
gegen das Innere der Berge sich neigen , wthrend man
erwarten sollte , dafs sie nach der entgegengesetzten Seite
fielen, ist von berühmten Gebirgsforschern auf sehr ge-
nflgeode Weise widerlegt worden. In solchem Falle
nUrfe num, nach L, ▼•Buch, den abgerissenen und
gehobenen Schichten-Theilen Kraft genug cutrauen, um
der Aufrichtung eines ihrer Enden sich widersetzen zu
kennen, während das andere Ende da emporgetrieben
würde, wo die aufhebende Gewalt kräftiger wirkte, und
cIm8 ist eine solchen Wirkungen nicht angemessene
Vdmssetcnng. £Sne Macht, welche Berge und ganze'
Xandstriche aufwärts treiben konnte, wird stets, selbst
in ihren Modifikationen, die Gewalt übertreffen, die
das Ende der Schichten dem Emporheben entgegen zu
setzen vermöchte, damit daraus eine Neigung Yon der
aufhebenden Masse gegen das Inpere hervorginge.) — «
An Metellen sind die CentraUKarpathen ImChmnen
arm , daher auch der Bergbau, den man schon seit dem
Jahre 1143. zu treiben angefangen, nie sehr schwung-
§9/^ von Sydo^i ^iaebesctireibung.
haft geworden. Die vorhandeflen Erze i^hrendea Gänge,
Mich wenn sich dieselben vom Tage*, nieder ergiebig
srigt#n, keitien fich meidl bald aitt w. ~: In •f^neoi
Charakter ist, das Ge|>irge von allen Eonqpiiaclieii HpM^
Gebirgen dadurch ausgezeichnet, dafs die sogenaniiten
Uebergangs - Formationen fehlen, oder nur sehr unter-
geordnet Yorkomiuen. Auf der Nordseite , wo im Tatra-
Gebirge und ia den Liptauer Alpen Granite u^
Kalke herrschen , findet miin in der Gefits|lt«iig v^m Ber-
gen und Thälern mehr Einftrmigkeit,. a|f| anf |lcr
Seite, wo ein gröfserer Wechsel in den Fels- Bildungen
statt hat. Das Tatra- Gebirge ist gleich den Lip-
tauer Alpen ein Rücken -Gebirge. Der Hauptrücken
lauft als schmaler Grat von O. ..^acK W.| ist jedoch
M mehreren Stellen wunderbar verschlungen :und Wel-
Jen-fSrmig gewunden. * Von ihm gehen gegen N. und
N. O., gegen S., S.O. und 8.W. Seitenitote ans, wefche
vielleicht die schmälsten und schärfsten Rücken iu Ea*-
Topa sind. In den Thälern zwischen diesem erha-
benen Rücken liegen, auf der Nord-, wie auf der
Südseite des Gebirges, in 4000 bis F. Höhe
die Alpenaeen, sSmintlich mit ihrem Längen Duiiiii"
messer mehr oder weniger senkrecht gegen den Haig^
rücken. Alle diese Seen, welche bald in einer. Gar
birgs - Bildung , bald auf der Grenze zweier liegjßU j
verdanken ihr Daseyn entwedeir d^n^ noch unausgebil-
deten Thalformen , od er .neben - diea^-. ;i|ugl/eich den
Vorlagernngen .von S^hntaia^iv» ]die quer., dfMrdv. 4M
Thftlee Wälle zusaounensetzen und m den A^^HPlii'i*
Wassers hindern. Auf die Oekononiie fliefseuder Vfl^^
sind die Seen vom wesentlichste^ Einflüsse. — rflfr
rakteristik der Gebirgsaate lyi^ der Gebirgsth^ly^rft^
{Der Beiülklufs f olgt.) :' tr ' ..ir •dl*'
a
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N*. 42. HEIßELB. JAHRB. d. LITERATUR. 1831.
von Sjfdow, Rei90b€8ehreib»ng.
Von den meifilen Reisenden werden die Liptauer
Alpen und das Tatra- Gebirge viel unzugänglicher
geschilfierl, als sie wirklich sind; unersteiglich tiod^t
man nur einige Punkte fier ndrdlichen Kalk • ßiidiiojg^.
— Sehr deollidi.Keigl sioli der Eäafliib, welcheii die
Lage des Gebirges gegen die Sonne und d^r rascl^
Wechsel der Temperatur auf die Verwitterung fester Ge-
stein - Mas^^en Oben. Das nördliche Gehänge, alle von
der Sonne nicht beschienenen Ybäler sind auffallend mehr
jsetoBldit, atodasSid-Gehänce. — Die hohen CentrU«.
Karpathen- bilden eine klimatische Grenze. Im Nor-
den der Kette ist die Luft durchaus verschieden von der
im Süden. Der schnelle Wechsel von Witterung und
Temperatur wirkt sehr nachtheiiig auf Thier - und
Pfliinzenleben« (Im Jahr 1810. sollen in der Nacht vom
'flu nm & Angust auf einer Berghütuag im Bukowiner
Regier mehrei« Pfiesrde nnd lOOSdhaafe nach plötilicher
Abkühlung der Luft an Erkältung gestorben sejn.) ~
Die Centrai-Karpathen haben, ihren Hohen- Vejr-
.liältiiisseo gemäfs , eine Alpen - Flora und im Allgemeinen
.eine IreicheV^elation. Man findet anf ihnen die Schwei-
' aer , 9BBmm mit denen von Lappland vereinigt. Die
' Wald-Refgion, den niedernTheii des Gebirgeis einneh-
mend) reicht im Allgemeinen nur bis zu 4200 F. hinauf.
Jene des Krummholzes zieht sich bis zu Höhen von
6600 Und selbst von 8100 F. Die Alpen - Region steigt
'^ie SU den fadchplen Gipfeln hinan. Während nadi
^ Rnmi fiber dem Krnmmhelte nnr wenige Steinmooae
gefunden werden , und nach Wahlenberg, einige sel-
tene Alpenpflanzen, Moose und Flechten abgerechnet,
blos sparsame. Gräser, £and unser Verf., weit über d|e
^4 *
M' Ton Sydow, Reitebctobr^iliiing. ' ^ *
Krummhölzer hinauf, das üppigste Pflanzen-Wachsthum
und die reichste Viehweide. — Ueberall zeigt sich die
Vegetation auf dem Kalk -Boden besser gedeihend, als
auf granilischem. Auf, der Süd -Seite der Central^
Karpathen «erden fast alle Getreide* Arten gebauti
ferner Hilteenfrfichte, Kartoffeln, Flachs und Hanf; die
■ 'Bewohner der Nordseite aber können dem undankbaren
Boden nur mit grofser Anstrengung einen unsichern Er-
trag von Roggen abgewinnen, der sich in höhern Ge-
genden auf Hafer , Kartoffeln % i. w. beschränkt — In
den ^höchsten Gebirgs- Regionen, besonders am Kri-
van, werden Gemsen und Murmelthiefe getroffen. Bären
und Wölfe sind gänzlich ausgerottet. Steinadler horsten
zumal auf dem Volowecz. Ebenen das Kar- ,
pathische Hochgebirge umlagernd. Sie finden sich
20 beiden Seiten der Hauptmasse fast gleich hoch ttber
dem Meere und halten das Mittel raischen Hügelland
und YÖlliger EI)ene. Auf der Nordseite, die Polnische
und Arvaer Ebene; auf der Südseite die Zipser und
Li p tau er Ebene« — Nähere Betrachtung der Thäler
' der Centrai-Karpathen, sowohl der 211m Flufoge-
hiete der Weichsel , als der zum Flnfsgebiete der Donau
gehtirigeö. — Bevl^lkerung. Wenige Nationen mnd in
Europa, von denen nicht irgend eine Kolonie in der
Nähe dieses Gebirg^es anzutrefien wäre. Besonders Deut-
sche wanderten in alten Zeiten zahlreich der Gierend zu.
Auf der Nord-Seite der Central Karpathen siiid,
Ton VMkerstSmmen , Polen ntid Goralen yorhandfen , amf
de^Sfidseite, Magyaren, Slowaken und Ruthenen ; auf
beiden Seiten leben: Deutsche, Juden und Zigeuner.
Die Gastlichkeit ist im Allgemeinen grofs; durch sie
wiird, beim Mangel erträglicher Wirthshäus^r , idiO Bis-
retsnng des* Gebirges sehr erleichti^t» Vornehme , 'wie
'Ocnnge, sind gegen den Fremden gleich «iivbvlcoid-
inend. — Die Polen der Herrschaft Neumark u. s. w.,
gemischt aus Polen , Slowaken und Goralen , in Folge
ofirftiger Lebensweise , mannichfacher Ausschweifinigen
und TerwabrlosterErziehnng, ein deg^^erirMSesdllMhl^
I
nähren sieh dnüdi dm AokerhaH, wenig« leben vom
Handel oder erwerben sich ihren Unterhalt in den Eis»eii>
werken. Sie kleiden sich zu jeder Jahreszeit in Pelze
und bewohnen f lüuser ohne Schornstekie , die aiUiier der
Flur nur ein Gemach, b^clMtena 7wej haben. LeideOr
fichafltiich 19! Uif€ Liebe snr Mneik.^ ]Ke llingyarea vifi^
läu^uen noch hentigen Tages nicht Ihre Abetamninng
you urallen Asiatischen Fischer- und Jäger- Völkern«
Die Slowaken, ein kräftiges, schönes, fröhliches und
jLühnes Vfiik , kameo ungefähr zu Ende des dritten Jahiv
bitBderts naeh £nn|iMHen nnct hfeitoten eich später mebr
gegen SMen «ne. Ein Tbeil Toa, ttueR. führt 9 ab Hir-
ten , während des Sommers ein Nomaden -Leben. Der
Räuberei, deren man sie früher beschuldigte, sind die-
selben gegenwärtig , einzelne seltene Fälle abgerech-
net, nicht mehr ergeben. Die Ruthenea stammen von
Russen und Cnmaniern ab , welche Aber die Karpathen
io die Ebenes Ungarns dnbi«dhett. Zigeuner sieht
man nur im Aervaer Koinitate , obwohl sie 3(M),000
Seelen an der Zahl herumschwärmen. — Beschreibung
der Strafsen, welche die Central -Karpathen umgarnen.
— Als Anhang findet man : ein Verzeichnifs der astro«
oottiieek od^r trigonraietrisch he#inuiMen Ojrte im Be-
reiche der Beskiden und- CentraUKarpathen undl
ein alphabetisches Verzeichnifs gemessener oder ge-
schätzter Meereshöhen. Ein mit Sorgfalt ausgearbei-
tetes Aiam^-p und Sach -Register, den Gebrauch ^ee
Büchee sehr ctW^btarnd» hw^UielM dap Ganze. ,
Wir eittd m unserem Anannge aa umfiisaeiid gfi^
Wesen, als der Raum solches gestattete, und glapbeii
dadurch von dem Interesse Zeugnil's gep^ehen zu haben^,
welches die Durchsicht det Reise* Bemerkungen des
Urm Sydew una gewährte» Gegen die gecignost»-
adian BeobaeJtoof m und gegen die Bestunmuiicw der
VieHmt^n licAen «eh^ manche Binredßn nfmchen «nd
verschiedene I^weifel aaregen. Einige derselben wuc-
deti Verlauf <ler Anzeige eiugeschaltet , hier möge
mm* necb d^b jüt^chnchi ein^. Stelle finden f daf^ m
1
ff
Folge der neuesten, in den Karpathen durch wohl
unterrichtete Geognosten angestellten, Forschungen die
in jenem Gebirge vorkommenden Fels* Gebilde zumal
Karpathen-Sandstein ) Kalkstein and Syenit
sind. Der Karpathen -Sandstein herfseht Tor. In ihiii
finden sich die Salz - Niederlagen von Wielic«ka vitd
zahlreiche Salz -Quellen entspriqgen jener Felsart, deren
Alter durch die von Pusch und Zeuschner darin
vor Kurzem nachgewiesene Grgphaea columha aufser
Vweifel gestellt worden.. Eben so wiehti|[and die für
tfcn TttRuittiBehett Ursprung der dorlttntlitKdlan Syenite
aufgefundenen Beweise, deren weitere Ausführung je-
doch nicht hierher gehört.
L e onhard.
N€uere Gwhichte der PwrftJIc», «•» 4tr BrfwmaiHm 61t wur Bundei-
{ ade. Von K. A. Menmel BmiA I. XFI und 484 S. Bd. il
XXiF wd 474 8. Bd, IIL XFiU und 98t*S. Vom Anfange
dm Ehr^htmtrHU bü tum Ende der Regierung EmrU BreeUm
uM^ins.
¥ *
- Düeses Werk schliefst sich an des Verfassers be-
kannte Geschichten der Deutschen als Fortsetzung
mn. Ila(s dieselbe in einer «anderen Form erscheinen
würde, hatte der Verf. am Schlufs des friiheren Ge-
scfaichtswerhes Terkündet ; dafs sie von anderen Gesichts-
punkten aus, in anderer Absicht entworfen ist, bekennt
er in der Vorrede des ersten Bandes; dafs sie in Ton und
Farbe ganz verschieden ist, zeigt ein einziger Blick aut
wenige Seiten. Was das letztere angeht, so fragt es
sich, ob der veränderte Vortrag bei den Freunden seiner
friliieren Geschichte Dank einomdten, ob nuin sidi nicht,
gewMint an die gewandtere Daretelinngsart des VerfiB.,
in der ErMartung einer ähnlichen hier getäuscht ßnden
wird. Die leichtere, geistreichere Behandlung, die le-
bendige Schilderung , den oft an8 Dekianiatorische strei-
fetiden Styl in jenen frSharen Geschicfateii » die einem
Mm^l» G«tckiclito DeitlMliea. 06^
Theil des Publikums die Werke Schmidts und Heinrichs
entbehrlich machten, findet man hier mit einem schwe-
ren, eiotönigea Berichte, untermischt hier und da mil ^ ^
eioem theologischen oder philosophischen Gutachten, .
Tertaoscht Hiosichtliph des geäaderfen Geslchtspiuikts
erkiftrt steh der Ver£, wie erwähnt, selbst; das frfihm
Werk umfafete , wie er sag^t , seinem Plane nach das
ganze Reichs- und Staatswesen ; da aber, nach seinem
Urtheil, dasselbe sich im Fortgang der Zeiten mehr
und mehr yon dem inneren Wesen der Nation f etrenipl
' hat,** so lafst er nun die Staats* und Kriegshändel mepur
bei Seite lie|^en , und will ,,Tiehnehr dasjenige ¥or Augen
stellen , wodurch das innere und äufsere Leben der
Deutschen Nation bewegt, ihre geistige Thatkraft bald
gefördert bald gehemmt, ihre staatsbürgerliche Gestal-
tung bestimmt worden ist." Wenn man nun etwas nach-
forscht, in wie weit es dem Verf. gelqngep ist, diese
eeheime Werkstätte ans zn Offnen, so inrd es jedem
Unbefangenen auffallen , dafs das als allgemeine Ge-
schichte von Deutschland gebotene Werk in diesen drei
Bänden, und besonders in den zwei ersten, fast nichts
als eine blofse Kircheohistorie enthält , ja dafs man sich
in der That über manche politische Verhandlung in
Planck's Geschichte des protestantischen Lehrbegriflb
mehr Raths erholen kann , als hier. Für welche Klasse
von Lesern das 'Buch nun eigentlich berechnet ist , fallt
etwas schwer zu entscheiden ; das gröfsere Publicum
wird ap Darstellung und Vortrag, an Auswahl und In-
halt zu tadeln haben; den Gelehrten wird die Cb^ohn-
heil, nicht viel zu citiren, mifshagen, nnd sie würden
einen genaueren Wegweiser durch die Quellen vorzie-
hen; es scheint, dafs nur die Theologen übrig bleiben.
Was nun diese von seinem Werke urtheilen , kommt uns
nicht zu, hier in Anschlag zu bringen; wir zweifeln
jedoch, dafs er mit den ausschliefslich kirchenluston-
sehen Parthien, mit dem was er so nebenhin, manehmat
▼erstohlen , über die Streitigkelten , deren Gang er schil-
'dert, urtheilt, bei irgend einer unserer theologischen
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$SIZ Henielf Geichichte der JieotocIieB.
Partheien tiele Anerkenniing fioden wird. Bs herrscht
fiber dem gaosen Bache ein entschiedefi fiberwiegender
Hang nach dieser Seite, und vieileicht eben so entschie-»
defi wird man gerade diese Seite am %venigsteu von einem
Profanhistoriker behatulelt wissen wollen. Es würde
kaum bemerkt, kaum yermifst worden seyn, wenn er
das rein Kirchliche der Heformatlonsgeschichte ilber^
gangen hätte; cKe Bntschnldi^ung, wenn es fibeihanfpl
einer bedürftig, liegt so nahe und sie Ist, mit Beschei-
denheit gegeben , sogar ehrenvoll. *) Das eifrige Be-
streben nach völlig leidenschaftloser Unpartheilichkeit ,
das der Verf. ohne Zweifel mit der redlichsten Absicht
Verfolgte, hat den Eindruck des Ganzen äufserst fatal
gemadit; wenn wir fiber Gleichgültigkeit und Mangel
an Interesse klagen wollten , so wfirde der Verf. ge wift
ernstlich protestiren ; allein so sehr wir uns auch selbst
bei einiger Achtsamkeit von seiner regsten Theilnaliine
an dem Gegenstande, den er behandelt , fiberzeugen, so
schwächt doch selbst diese Ueberzevgnng nicht das un-
^UkOhrliche Gefühl des nneingenomtnenen L^rs , das
bei diesem Wägen rnid bei dieser Torstehtelei' einen
Frost empfindet, der einen äufserst unwohlthuenden Ein-
druck zurücklärst. Gerade über diesen Zeitpunkt und
gerade über diese Streitigkeiten der Reformation sucht
man um so mehr din bestimmtes , unverhohlenes Urtheil
(wo einmal fiberiiaupt der Geschichtochreiber nicht beim
Mofsen Factnm stehen bleiben will), je yerschiednet«
Ansichten von jeher die verschiednen theologischen Par-
theien darüber aussprachen, u^d je reichere Mittel die
urkundlichen Quellen aller Farben znr einseitigen Dar-
*) Das non «mnfo ihBi ein wacfceKr Spanier recht schön aaf
•ich angewandt: Qvedn aliqua a me CMe fintefcrintMa, aut non
aat elifcttftrafa invmtriiU (neque etihn duhito , quht wnuHa Üu/us*
modi paBtim wieurrmiM), mtk$, IMorkßu gut sim, 9$ mo49 tim^
at eerU ^iudktvmfH9 tSm^ «m» eir mUcujus A^mä^mk»^ a$d «ar
medUa fori spaiUa prtfeetu» , cototfafiflfts, ämulpis ftelMlIiw
um i»mii«M fitugnn neptß ^mmtm arhor$m t» «auii fgro rtforkri
pOtt0.
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Stellung an die Hand geben. Man wird mit ullein Rächte
fragen: soll der Geschit htschreiber nicht nach Kräften
eich auf die Seite das Rechts und der Wahrheit schla-
gen i soll er tticilt in 6ofeni Parthei nehmen ? und noch
mehr: wenn er 4ie uDausweichlicbeii Nothweodigkeitea.
im Gange der meoBehltcheii Dinge so eprecheud offeo-
hart sieht, wie in diesem Theiie der Geschichte, soll
er nicht für die natürliche Entwicklung mit dem Schick-
sale selbati diesem unverbeßseriicheO) unwiderstehlichen
Partheigftngec» geMinsMM Sache, nwcfaeo? soll er das
nicht mit Warme und Frende thun, wenn er eingestand-*
nermafsen eine Entwicklung zum Besseren vor sich hat?
Dafs dies so gar nicht geschieht, wird aber bei unserem
Verf. erst dann recht auffallend, wenn man weifs, mit
ifekhem Feuert welchem Eifer er in seinem frft-
heren Werke yob Cairistenthttm seinem Kultus sprach:
man suche uns einmal h'er eine so begeisterte Stelle über
die Reformation, wie die unten in der Note*) gegebene
über die KuUusformen des Christenthums im Mitteiaiterl
Wir sind weii entfernt , diese Wärme argwöhnisch an-
ansehen: wir erkennen jene Fomien für jene Zeit und
jenen Knltnrzn^d als gut und heilsam: aber war das
die Reformation lur ilire Zeit nicht auch? Ninuit sich
•} Die Gcschicliten der D e u ts c h e n. 1,283 „Durch alle
Formen des chriötlichen Kuluis ward die Hoheit der Idee ober
die Er»clieinunjf , der Vorrang des SittUrhen vor dem Sinnli«
chen bcaoichnet, durch «gehend s das Irdische erniedrifct oder
vernichtet, damit das Ewi-^'c triumphiro, und durch die Ver-
ehrung der gequäUea Heiligen, durch die Anbetung dei Soboef
Gottes am Kreuz, nur die unbegreifliche, aher der Ver- ,
nnnft unablassip^ uub verkündigte Lehre Terfintilicht t dm
Schmach und 1 od gelten für Herrllehkelt ttnil Leben in de«
Augen deBHni, der dun Gebot der Tagend, «Im BewaCitaeyn für
Recht und Pflicht Bterbcn zu moMen ,
rhen Mensclien gepflanzt hat. UnanfhMacb ist diewr Wider^
epruch zwischen unserui Sollen nnd Vermögen , nber derSebnt-
ten de« Kreuzes füllt die achaudenroUe Klnft« und da» «wei-
fclnde Gerouth schwebt bernhigt hinüber auf den Flfigeln dei
Glaobene und der Ileffnong**
»
im Meaxel, GetchicliU der DeiilMsiMa.
«ler Verf. 8o eifrige des Einen ao, waram nichl ebea so
des Andereot Oder spielt er deo Brasmits, der fftr
jede Sache gegen jedeParthei iokimpft? So iai es ia
der Hial maneheo neartheitern dea Verfc. Torgehom-
men ; es ist nicht das erste Mal , dafs mao über eine an-
scheinende Unbestimmtheit seiner eig-entlichen Meinung
stutzig wird ; es sind iins manchmal di£ möglichst koa*
Mren Uriheile Aber seiae frfthere Geschiehle au Ohree v
gekommen : die Unache Hegt wohl daria , daA er dorl
in seinen Aussprechen offen, fast keck war, und wo er
onpartheiisch ein Ding von zwei Seiten betrachtete, kalb
dies oft so schroff heraus, dafs man nichts als Wider-
aprüche sah* In dem neueren Werke ward der Ver£
dorch eine gana sonderbare VeratecktbeU «ad Venchlas»
senbdi so arg miftrerstanden. Es üst doch wahrKch arg,
wenn einem und demselben Schriftsteller im Jahr 1828.
Yon einem Recensenfen in den Wiener Jahrbüchern vor-
geworfen werden konnte, er habe die heiligen Gegen-
atfinde der chrisiiichen Kirche uowfirdig behandelt, er
aei beherrischt Ton der Idee, das weltliche Element ia
dem Pabstthum seydas „ursprunglich Wesentlichste nnd
Grundsätzlichste der Kirche im Mittelalter,^ „die hei-
ligsten Geheimnisse und Lehren der Religion stelle er
^ ohne die allermindeste historische Nachweisong und mit
schreiender WUlkührlichkeit gleichsam als jeine achlaae
EriBndnng des Ilten und 13ten Jahrhunderts nnd trug-
volle Umstrickung tlar," — und wenn nach fünf Jahren
sich ein anderer Kritiker bewogen findet, in seinem spä-
teren Werke einen heimlichen Katholiken zu wittern,
der uns eine, etwa too lauterer Philosophie erleuchtete,
Hierarchie zuriickwIlBScheu Wollten wir apch zugeben,
dafs ihm beide Theile Unrecht thun , so hätte er doch
auch den Anschein, der den ^lölsten Anlafs zu dem
Mifsverstand in^ab . meiden sollen; er hätte bedenken
sollen, wie unklug es ist, den Anschein für etwas
Gleichgültiges zu halten, in einer Welt, die meist aar
nach dem Anschein iirtheilt, nnd auf die der Terf. gar
noch einwirken will! Oder sollten vielleicht nur die.
I
Schwamichtig^en selbst nur solch einen Anschein
bftben auffindea könnend Daun nmfii mcfa Ref«' «vob
dmi raihiien! Er imifs dabei immer eeine RedamaflM
zu dem Urlheil Unbefangener nehmen, da es sich hier
nur um den Eindruck handelt ; doch will er wenigstens
Etniges Yon dw-Vielea» (his ihn befremdete, anfuhren»
Bahio gehört , uat einen einselaen FaU ansufllhren , wenti
aaf dem Reichstag m Augsburg wohl (I, 847.) die
schdnen Wendungen der cieereniaimtchea Rede des päbsW
liehen Legaten , aber nichts an Melanchthons Apologie
gepriesen wird, die im Gegentheiie einige Seitenhtebe
erhält, vdie nicht ailzubülig noch allzu verständig sind.
Wemi er. 8. B* S58. sagl, Melaachlhon habe in aeir
aem Geaadi nta die Naeh^chl der Bischöfe, wem der
Tradition halben ein Mangel wäre, übersehen, „dafs
durch diese Folgerung auch die alte Kirche berechtigt
werde, von der neuen ein milderes Urtheii über die
etwaige Schattenseiten ihrer Tradition und irdischen
Ordniiiig sut fordern so anftworfei ifaini der strenge La«
dier selbst in einem Briefe an den Ghnrfilrslen von Maina
aus jener Zeit, worin er S. Ch. G. bittet, dahin zu ar-
beiten, dafs jenes Theii Friede lialte und glaube was es
wolle, und lasse die Evangelischen auch glauben, was
sie ala Wahrheit ansehen. Lieber Gott, sagt er, schadet
doch solche Lehre auch each nicht, hSlt sie doch Friedb
und lehrt Friede , läfst euch bleiben was ihr se^d und
lehrt auch , dafs man euch Alles lasvse und nichts nehmen
soll. — So ist die berühmte Confutation p. ein
Werk, „das viei Trefiendes enthält,"" und das „mehr
als blobea Menaohenwerk liätte sejn mitoen," nm die
Protestanten zu bekehren; sie erschien aber nicht
allein in den schwächeren Stellen (p. 364.) den Pro-
testanten als ein Gewebe von Lüf^^en und V erf^ilschnn-
gen, und „selbst der sonst so gemäisigte und billig den**
kende Melaachthoo filllte das harte Urtheii, diese
Confhtation sey nntiSr allen des Fahrt kindiscjkf n und
läppischen Büchern ein rechter Aasbnnd."' So ist auch
p. 414. über den Gehalt der Confutation , die gegen die
t
M«dm1, Getckichte der Dentwlieo.
Gonfession der vier oberläQdischen Reichsstädte gerichtet
war, keio Wort yerloren. Doch dies sind fimseiheiten^
dKe für die Aosicht, die dem Gaiisea m Gnmde liegt,
tfemg aiMmacheD dürften. Weno man aber die einlei-
tende Schilderung deo Zustanden der Kirche und des
römischen Hofs h'est und man kennt den PalLivicini und
Guicciardini , oder hat sich auch nur mäfaig in des
Deatschen Reichs Geschichlen ungeMben, so wird mm
jene SeMlderHBg wirklich mehr, ab gemäfelgt tedeik
Der TerE faatle IMfieh nicht die Abridit, eine ausftlhr-»
liehe Einleitung zu geben, wer sich aber aiultr^wo erst
orientirte und mit dem frischen Eindruck, den die ganze
Schmach der Regierung eines Alexander VI. and des
Hofs eines Leo X. auf ihn machte » aaf die eigne Schev
stiifst , -mit <ler Jene Binleitong das i^misdie Treiben
behandelt , was wird der sagen ? - Was wird der sagen,
der dort hört , dufs an dem Hof, an dem ein Pietro
Aretino willkommene Aufnahme finden konnte, die Ab-
sieht geherrscht habe, die verfailne Siltenzuchi der
Geistliohkeit hersustellen ; der dort, wenigstens dem
Anschein nach, aufmerksam gemacht wird, dafs die
ganse Wissensohaftlicfakeit der Reformatoren an dem
römi^^cheii Hofe Beförderung gefunden habe, indem
gerade der Streit zwischen Reuclilin und Hochstraaten
als Beispiel angeführt wird. Der Verf. wird sich zwar
Iiier auch wieder irgendwo nu Terwahrea wissen , denn
Bt«^as ist Ireilich an dem Gesagten; es ist wahr, die
Kirche war seit langer Zeit, sich selbst überlassen ^
auf dem Weg der Reformation, aber nicht der römi-
sche Hof, am wenigsten der des LeoX.; die Kirche
war Überali auf diesem Wege, wo noch wirklich Sinn
für Religion übrig war, wo dieser aber war, da war
die Richtung gegen den heiligen Stahl; ans der Mitte
des Pabstthums durfte die Stimme nicht erwat tet werden,
die die Menschheit zur Anf klärung rufen sollte , es be-
durfte eines Mannes, wie Luther, der dem dunkeln Rin-
gen der unschuldigen , einfachen Klassen des BÖrger-
wd fianemstaades zum Ausbruch, der unklaren Be-.
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Hemel , Geeclilclite der JhtMkUL 081
strebmig mm deutiicheo Ansdnick helfen nnirste. Bb
ist wahr, die Kirche verschmähte die Wissenschaftlich-»
keit der Ztit nicht, ihre Anwendung auf die kirchliche
Doctrin brachte Männer wie BaroninS und Sarpi herT6r^
ttlein die Kirche ic^ nicht der römiflche Stahl , und die
Art Ton WmenschaAlichkeit, die damals in"* Itonlschland
Wunder wirkte, hatte in Italien beieiis ihre meisten
Früchte getragen; die klassischen Studien, der Hafs
gegen Mönchthum und Scholastik, gegen Absolutismus
- des Pabstes und des barbarischen Aristoteles des Mittel-
alters trafen damals bei uns nnd in der Schweiz und
den Niederhinden noch mit Frömmigkeit und Glanben
zusammen, in Italien war Religiosität verschwunden,
der Cultus aber war geblieben und soweit Leo Kunst
und Wissenschaft branchte, um diesem Cultus Glanz za
geben nnd Ansehen , so weit nnterstntate er beide. Den
Geist der Hmnanitit aber nnd die Heiden , die doch die
ganze Bekehrung in Deutschland anstifteten , wirft er,
wie ja Herr Menzel seihst anführt, weit weg: in diesem
Geiste liegt aber die wisfenschaftliche Richtung der
Zeil — wie kann also gesagt werden , der heilige Stuhl
sej mit derselben befreundet gewesen! Und eine Ihn*
liehe Schonung des Pabstthuras tritt auf Wegen und
Stegen dem Leser in dem Werke entgegen ; eine Scho-
nung, die in der That nicht überall blofse Unparthei-
lichkeit zu seyn scheint Wollen wir uns nun darum
gerade auf die Seite derer steilen , die den Verf* in so ge«
hissigen Verdacht stellen?' I>iFeinf aneh die gehSnfte-
st en Stellen der bezeichneten Art wüiilea uns doch eine
Verdächtigung der Art als aus der Luft gegriffen ansehen
lassen. Kaxöv 8' dvefiüXia ßd^sivl £s wird sich jeder
leicht bei dem Erscheinen des ersten Bandes an die Be-
wegungen erinnert haben, die sich damals unter der ka-
tboHschen BevMkemng von Schlesien zeigten. Warmn
sollten wir dem Verf. nicht glauben, dafs er die Gele-
genheit ergriff, versöhnend aufzutreten? warum diese
Absicht des Buchs nicht gut heifsen, wenn wir auch
m^ea sollten, der Verf. habe wenige Gaben eines Ver«-
miitlers io seiner Darstellung entwickelt? wenn wir
auch meinen sollten , er habe och vielleicht der Ten-
dens seiner Regierung etwas zu indnlgent bewiesen!
Wie sehr er in diese Bewegungen verlieft und mit ihaen
beschäftigt war, und wie ihn die Nähe derselben über
ihre Bedeutung täuschte, scheint in der Vorrede zum
ersten Bande dentlich ansgedrUclit zn seya^ p. V. , j»Das
ätiftere Triebwerk der Leidenschaften und Mrimtogft*
fcSmpfe, in welchem die liirchliche Bewegung der Gei-
ster geschah, ist, nach langwieriger Ermattung, und
nachdem die Nation mehrere Menschenalter hindurch
ihre Neigung anderen Gegenständen zugewendet liatte^i
▼on Neuem in Gang gekommen, und religiöite Ideen and
kirchliche Verhältnisse sind wiederum Angelpunkte des
Deutschen Lebens geworden. Dieser Gang ist so leb-
haft, dafs eine trübsinnige Betrachtung desselben leicht
zu der Meinung führen könnte, der Deutsche Geist habe
sich über jjenes Triebwerk noch gar nicht erhoben und
sei mit dem Urtheile Ober die Hanptelemente feuies
Wesens und über die zwiefache Form ihrer ErscheinuDg
in die Verstrickung des 15tea und löten Jahrhunderts
zurückgesunken n.S.w. P. VII. ,,In (ier gemeinsaniea
Ueberzeugung, Yerschiedenartige , nach dem Geiste der
Zeiten und Völker abgeistufte, ihre Mängel gegenseitig
ergänzende Ausdmcksformen der ewigen Ideen des Chri*
stenthums zu sejn, werden dereinst die kirchlichen Ge-
gensätze zugleich die Bürgschaft ihrer äufseren , neben
einander bestehenden Fortdauer, und ihrer inneren Ver^
sdhnnng finden. Diesen Zweck hofft der Verf, des ge-
genwärtigen Werks fördern zu helfen ^ indem er, voo
persönlicher Vorliebe für die eine oder f&r die andre
sich fern haltend, nicht blos die Veranlassung und den
Fortgang, sondern auch die wesentlichen Gegenstände
des Kirchenstreites] in seine Darstellung aufgenommen
lind mehrere Punkte anschaulich gemaclift hat^ welchci
in der bisherigen Behandlung dieses Stoffes , der TiW'
logie und der Kirchengeschichte überlassen zu werden
pHegten, was die Folge IiattCi dafs neben der Kenniairs
*
Itanl» Clmliiltlito dmr.HeiitielMa. iü
ides Sufseren Verlaufs hinsichtlich des ^wesentlichen In-
halts Her Reformationshandlungen groi'se Unvollständig-
keit der Begriffe und Unklartieit der Urtheiie gewahrt
trird^ Utid dafir nicht wenige apgebiiche Bekenner md
Terfechter des Protestantismos Ar Lehren nnd Grund-
sätze eifern, auf deren Gegentheii Luther und dessen
Gehulfen iiiren Kampf gegen das ältere Klrchenthnm
begründet hatten.'*
Man sieht leicht, wie toU der Veif. von seinem
Gegenstände ist; nnd* das ganze Bach beleget es, dafe
er Sellien Zweek auch nicht einen Augenblick aus dem
Auge verloren hat. Wenn er nur auch, um diese seine
Absicht desto sicherer zu erreichen, allg-emein - ver-
fitandügher geschrieben, unumwundener geurtheilt hätte!
wenn er sich nur etwas freier und umsichtiger fiber sei-
nen Stoff erhöben und durch Beachtung auch anderer
als kirchlicher Momente sich selbst nnd dem 'Leser in
der Profanhistorie etwas Athem und Erholung gegönnt
hätte ! wenn er sich nur nicht , so gar versenlit in die
religiösen Angelegenheiten des Jahrhunderts , eine so
besoildre „Vorstellnngsweise" gebildet und diese ttberall
in sein Werk hineingetragen hätte. Zwar , durch dio'
Gewohnheit, sehr häufig mit längeren in den Text ge-
rückten Originalstellen seine Geschichte fortzuführen,
gewinnt das Buch einen Anschein von Objectivität , allein
gerade m der Wahl dieser Stellen spricht sich das Ei-
genthftmiiche des Verfs» und der ihn leitenden Ansichten
am geMirKchsten aus. Wir könnien ihm darin nicht
füglich nachgehen, wenn wir nicht selbst den Umfang
eines Buchs füllen wollen, doch sey es uns verg-önnt,
Ton der Seite aus , von der die Heformation einem For^
s(^er der weltlichen Geschichte, der sich uin die kirch-
lidien Dinge weidger bekümmern würde, erscheinen
kihinte', emge Bemerkungen zn machen; denn diese
Seite wollte Hr. M. ja auch nicht ansschliefsen ; nnd
nnter den Triebfedern des ganzen anfseren und inneren
Lebens der Ration y die aufisHspuren sein eigentlicher
Zweck 101, wird er ja nicht fiiis aimGbUeftUch diioe-
vig^ vergehen wollen , die die kircblicke Bewegung
hervorbrachten. Nicht g^anz ausschHefslich ; aber fast
scheint er sie doch, ^^enn man die oben ausgezog^ene
Steile- liest) einer ausschliefsiichen Beachtung werth zu
Jiaheii; noch mehr nach dem , \%'as der genanntea Stelle
gerade Tpiinisgeht: „Diegeistili^eii Lebeoikrifte, wetclie
bei den beiden HanptTölkerii dee heutigen Buropa'e ihre
Richtung auf politische Ideen und eiaatibftrgerliche For-
men genommen haben, sind bei den Deutschen im Zeit-
alter der Reformation in der Richtung auf Religion und
Kirchentlium ins lieben getreten." Und oben hörten
wir, dafe nach mancherlei IntervaUea Ton geänderter
Neigung diese kirchlichen Verhältnisee wieder ,yAngel*
punkte des Deutschen Lebens" geworden sind. Grade
als ob bei jenen bezeichneten Nationen nach religiösen
Ideen , nach kirchlichen Formen und deren Ausbildung
oiler Umbildung keine Richtung, und eine ausschliefs*
liehe nach dem Politischen und bei uns das umge^
kehrte Verhältnis Statt gehabt hätte! als eh nidit die
jBine eine nothwendige Vorläuferin der Anderen wäre!
Oder sind etwa' gewisse andere Nationen des heutigen
Europa's der Richtung nach staatsbürgerlichen Formen
aus einem aaclerea Grunde nicht gefolgt, als weil eben
die ReforniatioB nipht dahin drang, die man nur firei-
Uoh nickt eoifharzig auf Religion and Confewoo bloa
hemA99 nui(k So hätte denn naoh des Verib. Mei-
nung wenn er nicht etwa mit seiner Redeweise doch
etwas anders gemeint , oder wenn er nicht seit dem
letzten Jahre seine Ansicht geändert hat — in diesem
Augenblicke, wo doch die staatsbürgerlichen Verhält*
jiisse, mehr el» die kirchlichen , wieder Angelpunkte d^
Oeutschen Leben& geworden eind, unm tilohligiee, ker-
niges Volk , dem mit Gottes Hülfe kehie^ geistige Rich-
tung, zu der die Europäischen Völker erst Hang und
Anlage aus unseren alten Wäldern verpflanzen muikten,
fr^md hleibe^ «oU,, oo^r tfichtigusi keiAigea VoUi^ hätte
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MMel, GcfcUokte 4er 0ettlwIiili» 101
demiMch iif diesen AugenUIclce nichts ab die trfibe
Rückschau auf die drei letzten Jahrhunderte, in denen
es seioe „geistigen Lebenskräfte'* vertobt hätte? Für
nichts anderes häUen wir Muth und Kraft, ak fttr die
ewige Erneoeniiig dieser Zänkereieo?' F&r immer wiese
w» unser Loos aaf diese Aogelegenheileii aoHtekt Uas
wir* es eine traurgfe Folgerung , wenn man a«f
Schöpfung der Deutschen Nation schliefseu sollte , weil
•sie dort eine herrliche Natur entwickelte, weit ^rofsar-
tiger als irgend eine andre im äholiehen Streben aas
dem Daokei ans Xickl; ims haim. immer andere Et^-
wartangen — geHasdit, wenn der Verf. Becht hat
Naa begr^en wir freilieh, dalb'in seinea Augen eine
Geschichte der Deutschen, die von dem Kirchenwesen
absähe in dieser Zeit, eine armselige Figur spielen
würde. Die Reforniatioa hat aber auf die Begriffe des
Volks von bürgerlichen Rechten, von Verhältnis swi«
sohea Fürsl und Voik, eben so groAen, und wenn man
aaf die räumlichen nnd aaehhaltigen Wirkmigen sieht,
ttelleicht einen gröfseren Einflufe gehabt, als auf die
religiösen Ideen. Eine Reformationsgeschichte, die wie
die des Verfs. von einem höheren Standpunkte aus,
jinach dem gesteigerten Bedürfnisse der Nation" ihreti
Gegenstand behandeln wiüj sollte uns doch «eigen,
irie die Herstellung der Kirche nrit dem BnporstreMn
des^ Bürgerstandes im bürgerlichen mid literarischen
Treiben der Nationen in der engsten Beziehung steht;
wie überall , wo Adel und Ritterschaft allmählig in bür-
gerlicher Geltung hinter jene» zurücktral, die Refor-
'Mtion mit Leichtigkeit Gingang fand , wem ,nur nioht
^dae gewtase geistige Reg»Bunkdt fehlte, wie In Aragon,
wo trota der freisinnigen Vertretung der StSnde bis auf
die Vereinigung mit Castilien, trotz der Entfernung des
Binilusses der Geistlichkeit, sich nie ein Bedürfnifs der
Art regte. Ueberall sonst aber, wo das Bürgerwesen
im Flor war, sprach es sich ungleich über seine weit»
Uchen lind geistlichen Intereseen im Reformsinne aus,
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I
und dies war just uoter den Völkern, die Ihren germa-
nischen Character reiner behalten hatten, in Kngland,
in Skandinavien und Dänemark, in den Niederiandeü ,
in der Schweis, in DeultthlaiiiL IHaiier Reformainn,
dinM mm wuä der M»y erlitt » so w«li ee tiiDli ftiif
das fltaaiiweoan berog, eimi Rickfaü^ NaUra*
iiennte es mehr und mehr von ihrem inDerea Weseu;'*
wir fingen : erlitt das Kirchliche nicht denselben Rück-
fall f Oder war das Schttigezäuk der leisten HUfie
4m 16ten Jahrimaddrto ein Fortgang , der des AtAafta
der AälUiniiig irgend wirdig war ? Oder katoeo In
iraserer Zelt nicht eben so ungetrennt die beideraeid«-
gen Bestrebungen nach der langen Lethargie wieder
aum Vorschein? Daran hat aber unseren Verf. seine
^Riditoiig auf Religion und Kirchenwesen" nicht den- ^
ken lassen ; Üb ganEea< Bncbe finden wir kaum rine
Andeutung ttber 4lergiaich«& BimDai (IL p. IM.) 9
wo ihm der Zustand der Staatsverwaltung und Ge-
rechiigkeitspflege einfallt, soll die Geschichte des Hans
Kohlhase eine Veranschaulichung der Barbarei gebeat
worin sich beide befinden ! Und jenen Kampf zwi*
sahen Adel und BUrgeradiaß, jenen Katnpf der lein-
tsren gegen Pabstthum und iUerus, jene Wechsel^
Wirkung zwischen der kirchlichen Reformation und
dem Uebergewicht des Burgerstandes, die den Mit-
telpunkt seiner Geschichte hätte bilden mus^
aän, falls er das vor Ang^n stellen woiltn, vodvidl.
In jener Zeit das Laben der Nntiott . biewegt wuide,
befnerkt er etat p. MW. im Sien Bande bei gelegent-
licher Erwähnung der Aufhebung des Uebergewichts
der 8fto£tigen Bürgerschaft in mehreren Rrirhfntidiil
(Jhr^B6sckl^/9 folgt.)
N^4S. HEIDELa J&HR& 0. UTERATUa 18B1.
Menzel, Geschichte der DeuieehefL
\ 4 •
€9ekluf§,}
4
Dort (III) p. am.) helfet es: ^Der BQrferswut;
der sich io diesen demokralischeu Verfassuagen entwik-
kelle, war, wie bereits bemerkt worden ist, fast
fiberall dem alten Kirchenweseo feindselig und der Ein*
filhruog neuer, von der städtischen Obrigkeit abhän«
giger Kirchenyerhältntsse günstig gewesen. Es isl dieser
Deutsche Bllrgerzwisl bine achtungswerthe und sehr be-
deutsame Entwicklungslbrm des nationalen Lebens. Die
SUatstugenden und Staatskräfte , weiche in dem Ge*
sammtwesen des heiligen Römischen Reichs so oft un-
rühmlich vermiijst wurden , haben in den Oeutschea
Städten engere, aber desto bewegtere Wirkungskreise
gefunden. Aber Indem dieselben in der Form yon Ge^
nossenschaflen und Stadtgemeinden zu einer in sich ab*
geschlossenen Thätigkeit gediehen, verloren die Städte
nicht minder als das Fiirsten- und Adelswesen ihr Ver-
hältnifs zur Gesammtheit aus den Augen, und befestigten f
sieh in beschränkten Ansichten und engherzigen Gesin-
nungen, welche den Rdnigen., ain wenigsten aber einem'
Kaiser wie Karl war, nicht cusagen konnten. «Durch
seinen Beruf an gröfsere Verhältnisse und einen weiten
Gesichtskreis gewöhnt, durch Erziehung, Thätigkeit
und Umgang in andern Vorstellungsweisen einheimisch,
&nd er sich durch das städtische Treiben eher zurück-
(estoften .als angelogen. In Spanien und in den Nieder-
Uaden hatte er die Opposition fiel Bürgerstandes durch'
harte Mafsregeln bezwungen; in Deutschland hielt er'
sich, in Erwägung der Gewaltsamkeiten, welche die
. bögerlichen Magistrate gegen das Xirchenthum verübt
hatten, fftr völlig berechtigt, diese Magistrate ihrer
Aemter zu entsetien , und mittelst Henüellttng der alten
\XIV. Jahrg. 7. Heft 43
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Mewlt Getchichte der PeuUKlitii.
ursprdn^licheo Stadtverfassung den Widerstaad gegen
die von ihm beabsichligte ReligioDsordoung n blähen
und der lelziern Beschfiteer und Wortführer su ver-
schaffen.'* Scheint der Verf. nun auch hier den noth*
wendigen Uebergang zu einer Kirchenreformation aus
dem bezeichneten Ansehen des Bürgerstandes anzudeuten ,
60 sieht mn doch gleich, diafs er nur tod den Rejchsstädteo
epricbt; nad vllrd^ wir Qttii umgekehrt n»ch einer
Wirkung der ftefornuilion auf di<) SlMtsverbältoisse fra-
gen , so Avür de uns der Verf., scheint es, die Anlwort
schuldig bleiben, weil er keine gesehen hat. Wir wollen
Ußs nicbl bei Kleinigkeiten aufhalten; sonst könnten wir
nußibrfiq } flafs er den Biiiemkrieg uufter ulie Ver-
biufiung nil den kirchlichen Bewegungen fletven viii
(wi« stMcb neuerlich wieder Oechsle in seinen Beiträgen
zur Geschichte dieses Au^^tauds) ; er hätte aus einem
Artikel bei Flrsch und Gruber die Heihe von ähnlichen
U^uhen noch hob^r hinaufsehiebeq können , allein der
Umetand i«! der, dafa die letele Begebirnbeit der Arft
gunz nichl den Cbaraefter der früheren trägt. Doch
dies beiher. Allein dufs die Beformatiun wirklich unter
dem Volke neue Begriffe von Freiheit, neue Ansichten
von Kegentenpflichten, von Bürgerrechten, von Staats-
verwaltung in Gang brachte ; dafs die Deutschen Fürsten
tbeilweiisfl in dies« Begriffe eipgingeu und Mk an diewi
Fürsten^ oder nn ihren Lehrern und Meistern im Grunde
das S^-stem des Absolutismus scheiterte, das Karl V. in
Kirche und Staat einftihren wollte, davon bekommen wir
kaum etwas zu abnenr Wenn die ausscbliefeende Beacb*
tnog des Kirpheowesf ns in Duiitscbland d^n Verf. echoin
in eine solche Lage brachte, dafs er diese Wjirkungen
der Kirchenverbesserung Qbersehen mufste, so half dazu
noch viel mehr seine Ansicht, die er sich von dieses.
Kaisers Cbsracter gebildet hat Sie ist w m^kwürdig,
als dafs man ihr nicht einige Augenblicke widmen sollte.
Im Ganzen wird map finden daOi sie wieder mit das
Verfs^ Vorstellunjfmiattsammenflillt; im Ucbrigen scbeiol
lI^Bsel, Geich icl»le dcc Oeaiivlicit. f||(
er .utf auch niclil K«qDiiii§s» iq Aßn EnropUpchen Ge«
scbichleo genug m bafU^en, mn den Kaiser Karl auch
auf^r DeutschUncl gehörig' zu beobachten , in seinen
Verhältnissen zu seinen anderen Staaten. Wir seilen also
diesen Herrs^er ll^uischlantta SchiQi^sai in dem edel-
ftoa Herzen trag^eo, nnd da in mi«freiii Werke nur Yoa
d«iD Kircbanweaeo die Rede fet , ao handelt er denii
hw m religiöser Hinsicht überall nach efnem festep
Grundsatz, der aller kirchlichen Ehren werth ist: „Er
uiiide au« eignem Antriebe (II, 348*)> ^^^^^ ^^'^ ganzen
Stimmung aeinee GemQths und nach der Richtung seinea
Geiatea» miß ^waa der beateh^aden Kircl|WTeHaB«ttiif
ZawiderlmfiMidea uoiernomiiien haben;'* diese „Stini«>
mung ieines GeniQthes" wir(i I, 332. etwa so ange-
deutet: ,,er ist auf seiner eigenen Glaubenshahn in
zweifeifreier Gewifsheit fortgewandelt«" (U)« Wenn er
nun , auf dem Gipfel aeiner Macht angeiiuicti tttit den
Pmleataiiten etwaa aHaberlicher wu verfahrea ecbeinl«
ab man erwarten aollt^ , so ist sein Zerwarfnifa mit dem
Pabste lediglich Schuld daran. — D ds Karl so lange
Jahre vor Ausbruch der Feiudsfeligkeiten in Deutschland
mit aainea Planen und Entschliissen im Reioea gewea^
«ay, mm^ miariich dem Verf. unglaublich TorkouKneiv
Aber wer mag när bezweifeln, dab er die Flane z^
ßipführnng eines neuen monarchischen Princips in Kirche
iipci Staat sehr lange mit sich herumtrug ! alle Zöge*
rMog4in , alle 2wipchenipi(^le laaMn sich auf diese Plane
zurücHführen ( in diesen Planen spielten die Deutschen
Anfflegenbeiten nicht die Weinate BoUe Eifiheii und
Vereinigung der Oentschen Macht nnd UnterdrOckung
4e| Reformationsgeistes war nicht düs Geringste, was
ihm Noth that. Es ist wohl sehr recht , wenn sich der
V«ri; hütet, in das feinste Getriebe einer heioüipheq
f aiitik ap eeharf hineiaupehen a;Q wellen , wie Planck ver-
mehi hui; wohl mid, dafii er dem Kni««r nichl «ine
ia durchdringende Bestimmtheit in seinen Entwürfen zu -
4fr auch nichts so \yiderwärtiges hätte begegnen
•96 McBtel, Gctebichie der Dcatacben/
können, wogegen, nicht im Voraits Vorl^eiirnngeD ge-
troffen gewesen oder eogleieh ein Aueknnftomittet ge*.
funden worden wäre. Allein wenn man Ton irgend einem
Manne mit Zuversicht sagen kann: „er war stets yon
M'eitaussehenden Berechnung^en geleitet, er war von der
Entsdiliefsung des Augenblicks nicht getragen," so war
es gewifs Karl, tob dem es der Verf. eben hier mit den
genahnien Worten leugn«! Ein Mann von dem Geist
Karls V., eingeweiht in die Schale, die die katholi-
schen Könige und ihre Minister und Vertrauten Ximenez,
Mendoza , Turrekremata u. A. stifteten , mit ganz an-
deren Begriffen von Monarchie und königlichem Anse-
hen, als man bisher geiwohnt war; ein Mann, dessen
Macht in ' nie gesehener , bestaunenswerther Weise in
firei Welttheile reichte und in Europa eine Kette f^rofser
Besitzungen bildete, die von selbst zum Erwerb der um-
schlungenen Theile einluden ; ein Mann , dem uberall
die Beschränkungen der Volksrechte gelungen waren ^
sollte der nie auch auf Deutschland Berechnungen ge^
macht haben? Wir finden es zwar ziemlich leichtfer-
tig, auf „gleichzeitige Schilderungen Tdn CSiäracteren**.
schlechthin zu hauen, wenn sie nicht von Thatsachen
auffallend bestätig;! werden; aber da einmal Hr. Menzel
II, 176. folgende Stelle anführt : „Wir wissen aus gleich-
zeitigen Schilderungen von Karls Art, daib er, obwohl
in der allgemeinen Wiilensrichtung völlig entschieden,
doch Fall für Fall nur langsame Entschlösse fafirte;
dafs er auf jeden Vortrag anfangs unbestimmt antwor-
tete; dafs man sich hüten mufste , seine vieldeutigen
Ausdrucke für Gewährung zu nehmen; dafs er, nach-
dem er sich lange mit seinem Minister berathen und
endlich einen Entschlufs gefafst , unerschQtterlich bei
demselben beharrte, selbst wenn er hinterher ihn fttr
weniger gut hielt , dafe er aber stets eine gewime Scheu
vor der Ausfuhrung des Beschlossenen hatte, und daher
mit derselben zuweilen so lange zögerte, bis seine Sache
gefilhrdet und er im Nachtheiie war;'' da der Verf.
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Menzel , GeschichU der INaUcheu. 677
♦ . ' - ■ *
diese ^chiideruiig gauz mit Karls Art, wie er sie sich
flonstber denken konnte , überein^imnie&d findet , 05 .
fngen wir nnn : ist dieselbe nicht ganz geeignet, einen
Mann su bezeichnen , der von momentanen Eindrücken
so wenig als möglich geleitet wird? Wir sind aller«
diugs auch Hrn. Menzels Meinung, dafs es der mensche
liehen Natur eigen ist, sich von solchen Entschliefsungeli
des Augenblicks leiten m lassen , und an anderen Orten
haben wir einigemal gewünscht, er hätte sich dieser
Leberzeuguiig öfter und lebhafter erinnert. Allzuhäufig
hat er selbst Grundsätze, Doctrinen, Seyen es weltliche
oder kirchliche, als Hebel und wirkende Ursachen her-
Torgehoben, zu jeder selbst anomalen Handlung und
Eischeinnng findet er als geheimen Grund irgend ein
Princip, eine Lelire, oder, wie er so oft sagt, eine
Vorstellungs weise. Wenn man in dieser Art von Me- .
thode aus solchen Quellen schöpfen will, wie die Briefe
der Reformatoren, wohin gedeiht dann die Beurtheilung
der Minner,' die, da sie rficksichtsjos , schonungslos^
ind wie oft ohne die ndthigste Ueberlegung selbst in
öffentlichen Schritten uud Schriften verfuhren — wie
vieles im Sturm der Leidenschaft, in dem Dran^ fluch-
tiger Aufregung niedergeschrieben haben mögen, was
sie in der folgenden Stunde nicht vor sich selbst ver«-
. antworten konnten! Die Zeichnung solcher Männer wie
Luther und Landgraf Philipp ist ihm daher auch sehr
mir^rathen ; und in unserem angeführten Beispiele sahen
wir, wie übel er die Anwendung einer psychologischen
Beobachtung, die er an dij^sen heftigen Leuten tausend-
mal machen konnte, aber nicht machte, auf den kalt .
besonnenen und versteckten Spanier fiberfrug. Unsfih-
lige Dinge könnten wir anführen, die diesen schiefen
Grundansichten gemäfs uns nun auch schief zu stehen
scheinen. Karl scheint in Deutschland ganz den Deut-
schen Charakter anzunehmen und sich dem damaligen
Treiben hier ganz hinsugeben , wo (1, 883^ „Alles die
^rbe des Kircbenzwists annahm; wo die Politik wie
>
€7B Mentel, Gciekicbte der Dentevlieii.
clieXUMtur, die geistig wie die geselH|;e Cnittir düt
NmioIi Iii diese Riditnhg gezogen ward , wo ndl dM
ganze Staats- Und Volksieben nur auf (icm Gebiete theo-
logischer Lehrsülze bewegte." In guter, ehrlicher Ab«-
sicht verfolgt er diesen Kirchenzwidl und kommt erst
oftch den fnicfatioi^n Verhandiunj^ea in Augsburg aa
der Einsicht , daft fteligioasmelnaogeis schwer m ter^
mittein seyen. — Nach der-Scene am tten September
1530, die (f , p. 396) freilich auch in eirt wundersam
mildes Licht gesteilt wird, gehen die „aurserordentli-
cben'' Vorschläge des Truchsefs und Vehus als ehrlioii
gemeint too dem Kaiser atls, ein Beweis ^^wie sehr malt
mit Rettung des Allstandes ans der Sache stt kiommefl
wünschte,' wobei denn im Dunkeln , und zwar in einem
gehS<;«iigen Dunkel bleibt, warum „die Stimmutig der
Protestanten so war, dafs diese Vorschläge keinen Bin«
gang fanden " warum sie Luther in seinem Bedenken
weit Weg warf ,^ warum Spalalin in noch gräl^er
Blrbitterung aussprach. Auf diese Art, heiföt ei detttt,
war tu keinem Ziele zu gelangen , Und so blieb dem
unschuldigen Kaiser eben nichts übrig, als in Üeber^
einstinnnung mit den katholischen Ständen einen Heichs-
abschied m entwerfen. — Später betreibt der Kaiser
(II, 29.) bei dem Pabste die Benifang eines Cön^lü
aus blofser Gewissenhaftigkeit wegen der übernommenes
Verpflichtung gegen die Reichsstande. — Er hatte
(II, 66.) flas „ eines Kaisers würdige Gefühl ^ das nach-
mals so vielen ab aQ%eklärt gepriesenen Pürsten ge*
fehlt hat, daft das Daseju def TQrlcischen RaitbiMM
an der gegenOber von Btoiropa gelegenen Küste ttnd dü
Unglück der unzähligen dorthin geschleppten und gleich
dem Zugvieh behandelten Schlachtopfer eine SchmÄch
der Christenheit sey." Er spürte wohl nittächst nar
den Sehaden, «nd konnte vtiraussehen, wite es kommM
würde , ttnd wie es uht^r Philipp II. kam ; das hsM
schon Karl der Grofse in Bezug auf die Normannen ge*-
könnt, die doch nicht einmal, wie hier, die erkiäiteu
Mcnsflii« ti«tclikliie iler IHaiaclieii. C19
♦
fiimd^eiiosseo eines H^toptoebenbuhlers vrareu. In
ier fins&bluiig Yon dem» was vor dem Rell^ious^e-
sprSeh fa Speier vorherjEreht, erscheint fiberall derttüiser
wieder offen, grad, friedlich; so be^^reift denn der
Verf. gelbst nur schwer (Ii, 193.), wie er hoffen konnte,
ilif dieftein Wege eine Einigung der Partheien zu be*
wirkeit. Noch äut liem Reichstar in Worms, n«ch dem
, Flieden ton Crespy kann Hr. Menzel ans dem Beneh--
meh Ferdinands und Karls schliefsen, „Alles bezeuge,
dafs der Kaiser noch immer den Frieden wollte, wenig-
stens bei weitem noch nicht ^um Kriege entscliieden
wir." Waren des Kaisers Absicliten dteis sö legitim,
««her flUa piöt^iieh die Uebertretung der besdlWiirnea
WihlkafdttthlliM I Die Bundesgenossen hftben g<ts
Recht: „er hatte lieine andre Ursache, als die Reü*
jßfion zu verdrücken und die Nation in seineu spanischen,
tMirgttndischen und östreichi sehen Gehorsam zu brin-
gen ^ es mache gletdi S. Md. den Stehen dnen Sehet q
vftd Deckel , in^ie Sie immer Mnnen und mögen."* End-
lich aber trauten wir kaum unseren Augen, III, 198 — •
203, Karls Verfahren gegen den Landgrafen Fiülipp
vertheidigt zu sehen. Sciion früher war uns (I, 398.)
eine Steile aufgefallen, nach der es fast scheinen sollte,
als hfttte der Veri. «ach den vergelieus yerschweodeten ,
VebermlMgMiiMein in Avgshurg, wenn er en Karls
8lelle gewesen wäre, zn Gewaltmitteln gegriffen; nur
dafe des trefllichfen Kaisers „Gemöthsart den änfseren
Mafsregeln abgeneigt war,*' nur dais, wenn ja der Ger
dauke atn solebe Machtslreiche ia ihm au%estiegaii wSre,
•me. Rwhiliohkek denselben tielleidil m& nnler-^
brückte 4 als der Mangel an Mitteln ; denn* mit den
1400 deutschen und spanischen Fufsknechten , die er
bei sich hatte, meint Hr. M., sey schon etwas anzufan-
gea gewesen. Hier müssen wir non hdren , „es sej
im Kaiser nichi n« ver denkety dalh er denMnd-
gnfett «hIiAI tMieil lieft!" Und warwnf Elf König
Frauz habe den Madrider Frieden nicht gehalten (ein
Mensel , Geteliiclite der Ueotschen.
»
Fried« inil solchen ubBinnigen BedinguoyeB , dafs Karl
rieh wohl, indem er ihn diclirte, an den Rngern ab-
wählen konnte, er werde nicht gehalten werden!), und
der Herzog Christoph von VVürtemberg habe gegen die
von Ihm . iioterschriebene Capitulation heimlich prote^
slirl ~ und hier gesteht der Ver£ gleich selbst daTon
hätte der Kaiser noch gar nichts gewnrstl Beim Hirn- s
mely eine ganz herrliche Maxime! eine Maxime, die
in des Machiavelli Handbuch für Despoten nicht fehlen
durfte,*) die auch sein wackerer Schuler nicht ver-
gafa, obgleich er eine andre gute Regel desselben Mei*
alers nach Menzels Bemerkung dabei fibersah , eine Re-
gel, die sieh freilich in einem anderen Buche fand, das
auch nicht fiSr ihn geschrieben war, das sich auch dem
Gedächtnisse des grofsen Kaisers wohl nicht so leicht
einprägte. Bei redlichen Deutschen aber nannte man
jenes Verfahren Karls ein Bubenstück , und ein. Buben*
stick sollte es auch bei redlichen Deutschen Historikern
bleiben. — Der SchluA ist dem Allen angemessen. Im
Gefühl der Nichtijgkeit irdischer Dinge legt der Kaiser
^ IMicifie, cap. XVIII. Dovete mtungue aapere come 99M dvt ge«
neraaioni di comhattere; Vuna con le l€f(ge, V ultra con le förmig
quel primo modo ^ tfe^ti uomini , quel second^ i delle be$ti9S mm
perchc Ü primo spes8€ voltc non htuta^ biwgnm Wwme ol M*
condo. Pertanto ad un Principe e necestarh «(^|wr leiie mmr4
la beatia c Vuomo. — Essendo adunquc ttn Principe neeesaitaio
eapere bene usare la hestia , dehbe di guella pigliare la volpe e »f
lione: perche ü Hone non si defende da' lacci; la volpe non et
difende daUupi. Bisogna adunque essere volpe a conöiQcre i lacci,
e Hone a sgt^ottire i lupi. Coloro che »tanno semplieemwt^^ im
9ul Hone non se ne intendono. Aon puö pertanto un ^igmor» ffru-^
dente, ne debbe osservare la fedc , quando tale osservanüiu gti
iorni contro^ c che sono spentc h cagioni che la feciono promet-
tere E se ^li uomtni fussero tutti buoni, queato
precettß non sart'a huono ; ma perchc sono fr ist i •
non V OBterverebbono a te, tu ancora non l'hai da
e$$ervar6 a loro. mai ad un Principe manchmaan^
< gioni UgiUime di eolorure f inoaaervansQ»
Mensel , Geiellichle der DentecKcB €81
8eioe Wurde nieder in zufriedner Resignation. Wenn
man genau wufste , wie viel sein physisches Leitien
Theil an dem Entschlüsse hatte, so könnte man viel-
leicht auch angeben | welche andre Gefühle ihm jene
Znfrieclenlieil dann und wann gestört haben möchten.
So viel iisi eicher, jenes ^eeoy <p^oveQ6v desHerodol
hat er kennen gelernt, wie der Machthaber in unserem
Jahrhunderte auch.
♦
Bs that dem Referenten weh , dafs diese Ponkte
ihn Lei näherem Prüfen und unter dem Niederschrei-
beu dieses Aufsatzes in eine Stimmung gebracht haben,
die ihn nicht ßkhig macht, die besseren Eigenschaf-
ten des Werkes su erwähnen* Sie liegen ihm jetsi
a ferne nnd . standen ihm bei dem Dnrchleseii des
Werks immer allzu sehr von der Gesinnung verdunkelt,
die, selbst in eine dicke Hülle versteckt, nur an we-
nigen Orten , aber dort um so greiler durchleuchtete
und abstiefs. Man empfindet einen Schmerz, der keine
BAcksicht^ und kein Henchdn miä&t, wenn man si^htp
wie in den Bfichern , su denen Jung und Alt zuerst
greifen, wenn sie sich über die Schicksale des Vater-
lands belehren wollen , des Volkes Sinn fiir Gradheit
und Wahrheit 9 fl&r Einfachheit und Biedersinn ver-
leugnet wifd; wenn man sieht, wie Zeiten, aintf die
je^B andre Nation mit fibersehitsendem Stolze surüdp-
Uksken würde, uns hier mit einer mysteriösen Be^
denkiichkeit dargestellt geboten werden , als ob wir
des ehrenvesten Zeitalters uns schämen, als ob wir
den Erzvätern unserer Reformation die Bldfse bededcen
Bttten.
Oervinus.
1
■
082 Becker, zi^ Ta(;itt» Germania.
■ ♦
^nmerkun/^ und Bteune au Tueiiü$ 09rmmnia Cap, t kh Xf^ttt*
^ ton Dr. U. /. H. 0««fter, CmtMeUft la ilafsfftiirf>. Hmmmmr
1830. ImFerlagedtr JBMtthmi HofbuekkmuUung. IQSS.
In der Elttleiüing zu dieser Schrift, weleb^ eine
Reihe foiA Aemerkungfen tn eimeelneti Stellen aue den
achtzehn ersten Cupiteln der Germania des TacitUs eOt-
iiäU, sucht der Verf. seine früher schon einmal in See -
bode 8 Krit. BibL 1825. S. 18t bis 21& aucs^esprochene
Ansicht über die Oermanta Weiler ansaiftthren und
niher an begründen« Er glaubt nSmlicliY dieselbe
eine Episode aus d«6 Tacitus eig^eotlicheui Geschieht^-
werke und etwa in. die späteren uns verlorenen Büclier
der Historien eiuanreihen ; <lergleichen Episoden bei
Ifivius, Cäsar I ja selbst bei Tacitns (iv 5ten Buch
der Hisloden liber die Judea) V^rkenlmen« Er glaobt
durch diese Annahme mnaehes Attffaliende m dem Brv
scheinen (liev<ier Schrift erklären^ und manche für die
höhere Kritik sich darbietenden Sciiwierigkeiten be«-
aeitif en zu können. Innere Beweise für die to» Verf.
aufgestellte Ansicht finden wir nicht, und wir feste«-
hen , dafs wir es imnierlHn nodh benweifcin , eb mm
unbefangener Leser der Germania geneigt sejn werden
in derselben nur eine aus einem der gröfseren Werfee
des Tacitus herausg«risafiae Episode zu erblicken, und
nicht vielmehr^ ein in eich abg^escMossenes , selbaft«>
ständiges Ganie^ daa so rein ftt sieh und So abgereiH-
det, ohne all« Verbindungs<^ und Anknfij^nngsfNnilBle
mit irgend einem andern Werke ^ dem si© als iötegri-
render Theil angehört haben sollte , da steht , dafs
jede solche Beziehung verschwindet. Und ob bei jenen
Annahme, die Germania sey eine Episode, aus dem grto*
«eren Weifie entnommen, nicht noch grdfsere Schwie-
rigkeiten für die Kritik von aufsen her sich darbieten ,
will Ref. dem Verf., der mit so vielem Scharfsinn und
auch mit so vieler Klarheit (ein Vorzug, der überhaupt
diese Schrift auszeichnet), Alles, was für seine Vermu<«
thung sprechen konnte, entwickelt hat, zu bedenken
.Becker, su iucilu« GcruiaiHA. Üt
gehea. Was aämlich dem Verf. beMNid«» «yffallend
fich^iot, besieht darin, dafs die Gtemwnm ein den «pA*
um Gri«dlbcheii wie Rdmiscben Autoren, ja Mliwi
den Schriftstellern d^s Mittelalters fast ganz unbekannte
Buch sey, das, wenn es einmal genannt werde, ent-
weder einem, andern Verfasser, oder wenigstens nicht
dem Taciius beigelegt eraoheioe; daft ferner Tacitus in
der Oermatiia viel i«eiii|;er Aber Deat^hea Land und
Volk -aneugebeii wiaae, ata in aeitten Geaohtolitwerken ,
und selbst Widersprüche an manchen Stellen mit den
Aütialeo vorkämen [Möchte vieileicht ans Berückdichti-
gung der Absicht, in welcher Taoitua die Germania
tthrifdi-, ftberhii«i»t ana der TendeMi aeher 8chHft n
erklaren ,8eyo; eioigea Andere bringt der Verf. aelbal
& 18. bei] ; endlich dafs selbst die Zeit der Abfa^ung
dieses BOchleins sich nicht mit Geuilsheit ausmitteln
liise, indem es entweder lange Tor 118. p.Chr. oder lange
aacbher geachrleben seyn müsse [wir gfanben indefil
kaam, daA die gewMinMclie Abnahme aolche Sdiwie^
H|^6iien gegen sieli iMbe, in Welehe wir "rtelmdlir bd
der entgejSTcngeset^en Behauptung verwickelt werdefl].
Auch die Neuheit der Handschriften der Germania, und
der Umstand , daft iLeine Handschrift, welche die An-
allen md Hiatorien lenthalt, aiiclt dieOermaaia hat, die
Mrtena etttweriair alldn Ar aioh abgesdirieben «der
ttit dem Dtalogm de oratt,, und nur ein einziges Mal
mit dem Agricota verbunden erscheine, wird zu diesem
Zweck hervorgehoben. Dies, meint nun der Verf.,
Um stell erklären durch die Annahava, dadl dia Oer^
Wtik uhi eSiie EM$^ nur «nftliig Ten eineni liaaair
dai TaeiiM , wiMier den ganzeti ^aclina n#<9h tof
iMttte, iu kiemlich frQher Zeit herausgerissen, dann be-
sonders abgeschrieben und nun so durch Zufall erhalten
itOfdeu sey, fiie Unbekanntschaft der späteren Antoreft
tatt der Gennania erklärt denselbe aujs der Seltenheit der
Ainchrilfon des ganaett faeiitia [gewtfk mit l^eth^^ d«
^ Wreifelsohne nur der Sorgfalt des Kaiser M* Claudias
Xacitus die Erhaltung der Werke des Tacitas zu ver^
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IM ' , Becker, su TiicUufi Germaaia.
flanken haben, welche auch nachher weaig berücksich-
tigt und wenig gelesen worden zu seyn scheinen, da eie
eclion ihrer Natur nach , alUrdings nicht iiir die Menge
sumal in einer 80 gesunkenen Zeit berechnet und ge*
schrieben uaren. So erklärt sich auch eben so gut die
Seltenheit der Codd. der Germania, wie des Agricola,
der doch unhezweifelt ein achtes und ein selbstständiges
Werk des Taatue ist],- auch habe in späteren Zeiten, dki
man Germanien näher kennen gelernt und mit den Ger-
manischen Nationen in immer gröfsere Berührung ge-
kommen , die Germania des Tacitus bei dem Mangel-
haften ihrer Angaben nicht einen so grofsen Werth für
die apüeren Scbriflsteiler haben können ^ was uns be*
grdflich macht , warum weder Orosius , noch Cassio*
dorus, noch Joniandes diese ältere Beschreibung Ger-
maniens anfuhren oder benutzen. Auch diese Behauptung
ist gewifs sehr einleuchtend ; ob sie aber in Verbiodung
anit den ftbrigeA .rmsk Verf. aqfgesteliten Sätzen, hinrel*
ehend sej, uns die Germania als eine Episode danEuatet-t
len ; das ist es, was wir noch immerhin bezweifeln und
deshalb den Verf. bitten müssen , unsere Bedeniien wie-
derholt zu prüfen,, und dabei insbesondere neben den
üufseren Gründen anch den inneren Charakter der Schriftt
ttod ihre Tendens nnd Beschaffenheit in Betracht so-
ziehen, da es ihm selbst gewifs nicht entgehen wird,
wie manches Zufällige und Schwankende in Je^en bjos
von auben her. entlehnten Gründen sey.
Bei den nun folgeufien Erklärungen geht der VerC
viMi deni richtigen., aber oft so i^jahr yerkannten Grund*
Si|tc aus: „die Germania mufs nur ans sich selbst und den
ihrigen Schriften des Tacitus ihrem Inhalte nach erläu-
tert werden, mit Zuziehung der Schriftsteller, die Ta-
eitus als Quellen hat benutzen können u.s.w»" ^8 19.);
und er hat in den nachfolgenden Bemerkungen geneigt,
dafs er diesem Gmndsatn stets treu geblieb^ sey. So
ist es ihm gelungen , eine Reihe von schwierigen , viel
bestrittenen und vielfach gedeuteten Stellen richtiger zu
erklären und in ihr gel^riges Licht nu stellen, oder
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I
Becker, zu Tacitut Gerniania.
manche der vorgebrachten Erklärungen fester zu be*
f rifidea i wie man den llberbaopt wenig Stellen nnde«*
wird, in welehetf man nicht der ▼om Verf. gegebeiieii
Erklärung' zu foIß;en sich g;ef1rungeii fühlte. So bildet das
Ganze einen höchst schätzbaren Beitrag zur richtigeren
Auffassung und zum besaereo Verstäodnirs einer lür una ^
' in 80 vielen Beziehangen ao wichtigen Schrift, «nd mit
litiikenawerthe , aber auch nothwendige Zugabe m den
über die Germania bisher erschienenen Commentaren.
Eioige Proben mögen unser eben ausgesprochenea Ur-
theii rechtfertigen.
Gap. L in den -Worten: Germania omni 8 a GaU
B» — sepataiur weiat der Verf. auf daa Unrichtige dea
gewöhnlichen Uebersetzu ng: Ganz6ermanien, Ger-*
manien i nag e sa m m t hin und erklärt Germania
omnia mit Bezug auf die Farallelstelle im Eingang von
Ctaara Bellum OaUicum: „Gallia est omnia diviam
m partes trea ^c, aia daa eigeatliche Staaimland dar
Germanen Im Gegenaatz init dem Rdmiacben Germanien
auf (lern linken Rheinnfer. Die Schwierigkeit , in Kinem
Worte diesen in omnia liegenden Sinn wiederzugebeB
ohoe Umschreibung, fahlt der Verf. wohl« Giitmann
fvehte ea durch fiberhanpi zu geben, waa aber jnii
far Erklirong dea Verik nicht recht ttbereinatimmeii
will. — Ibid. Cetera Oceanus ambit , latoa sinus et
tfmlarum immens a aptdia complectens, wird durch .
die Erklirong dea Vetfa. jede andere Deutung wohl ba-
fldtigt seyn er erkttrt nämlich die Stelle durch Aanahme
daeaZeugma Ihr: '^jOceanus , laioa amua efficiena
insularum immensa spatia compleciens!' — Ibid.
denkt der Verf. bei den Worten ,ymodo ßexu in occi-
ieiUem viBraua" an die Strecke des Rheins von Bregenz
nach Baad : gewilii mit Recht; schon Miiller in d.
Mweizergeach. I, 9: not f. (p. 120.) wiea aof die Ge^
fnidhin, vm ^Xe. August aRauraeorum (bei Basel) lag.
Unter „adversus Oceanu s " cap. II. versteht der
Verf. der die Schifliahrt aus unserni Meer hindernde ^
•08 entgegenatffteiende Ocean ; und übersetzt fol-
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b#ck^, zu Tacitpt.Gerniiiiiia.
I^de aditur nicht: ,,der Oceao wird gelten vi»p uiir
•ern ^lehiffeo befahren/* sopdeni richtiger: „^ellßa
gelangen Schiffe aae aneerer Welt bie ao jenen Oceam*'
Cap. IlL itimmen >vir dem Verf. bei, wenn er BarrituM
mit doppeltem r verwirft, aber wir halten Baritus (und
tißtki ßardüus) für das richtige, wagen der Ableitung
▼im hmr (Geschrei ) und baria (achreien hei dein
Frkssen); yergL Cvfimni Deutache RechlaalleHhitBW ,
S. 8m Zwar will sich Barth (Uber die Druiden der
Kelten, S. 28. not.& S.56. not. 6.) wieder £utr Bardilus
erklären. — Ibid.: Ceterum et Uli^tm fmißfff opi^
mmkir, l^mgm iBe et fab^dom emre, m hmQ Ocea^'
mmm delatum tfü. erkläreif wir mil dem Vfrft fabu^
leati« lieber in dem Sinn: „durch die Sage gefeiert,
von den Dichtern in der Sage verherrlicht.** , Die gQ-r
wöhniiche Erklärung und Uebersetzung i^t: fabelhafk
Unser Verf. erinnert an dext J^abul^fuß Hydaap^^
bei Hnraliiia Od. 1, ST, 8^ »«t Bben en richtig ^limiM
dar Verf. ia den niohstfolgeaden Werten: i^wam fvim
etiam UUjci conseeratam ' daa Wort Ulixi in dem
Sinn; „Ein vom Ulixea geweiheter AUar," und zeigt
das Unatatlhafte dar aadem Erklärung: ^Kin dem
Ulixaa geweihetar Altar" Aaf eine eben SQ hMhl«
Waiäe verdan Cbp. V. dia Wort«: „Paaaeaaiowi? ^ UMf
huud pro'mde (tfficiuiäur ' so erklärt, dafa nach kauid .
pro in de nur ein „ac ceterue nutiones orbis terrm^
rum" au ergäosea und demnach die Stelle so MÜlil^
fiMaen iat s ,,Der BeaitB md Gabmneli (des SUbevft
Oaldea) rihH aie aar wanig, d* h. m famehen und
graben nicht nach Gold und Silber» weil ihneu wenig
daran liegt, «liese Metalle EU haben« da sie dles^beil
nicht einmal eu gebrauchen varaleliaiu £i«en ist ihne«
deahalb Uaber." laabaeoodera aber aMehfn wir auf die
Brhiimng dar oft «dftvarptandanen SItaUe Cla|i. VI. auf*
merksam: ,^Sed nee variare gyros in mor^m n^trum
docfmtur ( equi) : m rectum aut uno ße:m de^roM
ßgwU , ita om^umto orb^p til mmo posterior ^itn^
. I^a Avadraek varlmre ggrc^ deatat darVerf^riclitiff
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Becker, su Taf:UQB Geramiii«.
CM
i«f das Zureiten der ffercle in der Reitbahn (£ur varw^
gyroa ejßeere), wo aie in aJleo Arten ?oii Wendiiogra'
geübt wevden [d^r AuMrock «elmiit indtA haiii^lsiek-»
lieh auf das Reiten Im Kreia« su gehen , niMi namantlich
im Gegensatz zu dem Folgenden: y,m rectum aut uno
fiexu dextros ngtmt" bfc. zu stehen, oder vie Beier zu
Cicer. Offic. I, 26. liber gyrm bemerkl: f^cvm equi a
in replum verateheii wir nun mit dcni Vert von dem
VorrQckeii der Reiterai in gerader Linie, in vailer Pronli^*
und uno flcjcu dcjclros aguut von der Schwen-
kung der g^esainnilen Linie rechtsum, und zwar in drr
Art durch die Pferde ausgefftbrfc, dafti die gerade Linie .
sich nicht krümmt oder ifelirnchen wird, Einselae dem«:
aacb hinter den Uebrigen »irSckbleibea (nüm t^nfundm
ar6e, ui nemo poHev4or sWj^ eendern iinmer eine
Tolikommen gerade Linie sich zeigt. ^ Zu Cap. VII. ;
reges ex nohilHate , duces ex virtnte sumtmt *' vergl.
Cap. XI. init. , hiiUen wir jetzt Grimm in den Deotacheir
lUchtsalterth, S. 229, Teryi. Mi. m vergleichen; und
XU den Steigenden Worten über diia ricbterliGhe Ge^rait
der prieeter CaiH»odaielbat S. IVO. — Cap. Till. w-.
standen wir die Worte objcctu pect or um mit an-?
dem Auslegern in dem Sinne: „objectis pectoribus ,
fion hostium telin , aed virw ne fugerenty' und wir
fiaablen damit die felgendea Worte ^»el mnMrata eo^
eihnf e4ß/mvHa$^" in einen guten Zneamnenhiiig brln^ ,
9i| k<^niieti* Die EvkUrung den Verfe. will nne kier
weniger einfach scheinen. Er deutet pectu$ ^bji^
cere dahin , dafs die Weiber sich seihst auf den Feind
gestürmt 9 aber nicht , um mit demselben au kämpfen ,
sondern uni voo ihn gefangen genommen m'werden[fj«
«ad dampf b«iiiÄe eioh die «lenelMla eambm eeyli^
tdroi. — Bd Gap. IX. macht der Ver£ nnr In Allge-
nrfnen die Bemerkung , dafs Tacitus in diesem Cap.
ohne Zweifel den Cäsar vor Augen gehabt, jedoch das,
was dieser von den Galliern sage, unbedacht auf die
Germanen bezogen und Übertragen habe. £o föUt uns
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schwer^ das gestehen uir, bei eii^ein SchriftäteU^r nie
Tacitns , an eine solche Uubedachtsainkeit zu gl^ulien.
£her l&fel sich vielleicht die Vebcbiedenbeii daf: An-
^ gaben Aber die Gdtler der allen UmoBneti ans 4eii|
echiedenen Stonopanki , welchen CSear nncl ^Acitos ein-
\iahmen , oder aus der Verschiedenheit der Stämme ,
weWi« «ie vor Augen hatten , erkläreu. Doch dies be-
dart ^iner weiteren Ausführung, wozu hier der Ort uicht
iet TT- Cap. XL zu den Worten: „pum aui mch^jaivr
Ihm ami hnpMut" wird jelsl insbesondere Grinte a.
a. O. S. 821. zu benutzen seyn , eben so S. 244. zik den
Seblursworten : urmis laudare, — Ibid. zieht d^r
Verf. mit Hecht die Lesart: ,^nec ut jussi convenkmt"
•la die aliein richtige ror, wiePaäsow, Hefs und Walchs
«ad giebidie richtige Eriilirnng. — Cap» 18* bei den
Worten: „prmcipes , qui Jura per ptigas weosqu^
reddunt" werden die Erörterungen des Verfs. jetzt
elienfiriis mit Grimms Bemerkungen a. a. O. S. 2ä2. 1ä2.
M Tergl eichen seyn ^ wie denn auch noch zu manchen
nadfirn fitoUett diencs - und des folgenden Cap. diettt
Wefk nihere AttAchltlsse und Bestätigung bringt.
Zu Cap. XVI. giebt der Verf. einen ausführlicheren Ex-
curs über dic^ viel besprochene Stelle : y^nullas Germa-
norum papuü» urbes, habitari , satis notum est** tfc*
Wir ndlaaea dnranf, wie auf so manches Andere, das wir
desRanmes we^n, flNrrgaBgen haben, die Leser selber
verwaisen; die mitgetheilten Proben sind gewifs hinrei«
chend , ihre Aufmerksamkeit auf diesen für die Erklä-
rung des Tacitus schätzbaren Beitrag zu lenken und den
Verf,ftiif»iforde|ii, ttos eine vollständige BeaibcStong der
Ctermnnia ni liefern dieanch imeh den iteklrei<;hen Ans*
gaben, welche wir von dieser viel gelesenen Schrift be-
sitzen , gewifs allen Freunden des Tacitus recht er-
wünscht sejrn wird.
Cüu BAhr.
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N'.4i HEIOELa JAHB& n. UTERATUR. ISSL
Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande viit nUrksicht auf
mathematische Begründung. Dargestellt von A. Baumgartner,
Dr. der Philosophie f öffentlichem Professor der Physik und ange-
wandten Mathematik an der Universität zu H ien u. s. w. Suppte-
mentband, den mathematischen und experimentellen Theil enthal-
tend, H'ien IBSO bis 1881. {erschienen in drei Lttferungenf im
GiMzen). XU und 1060 8. ^, mU IX Kupfertafdn.
Die erste und zweite Auflage des unter dein ange-
gebenen Titel erschienenen Handbuches der Naturlehre
von Baumgartner ist in unserer Zeitschrift (Jahrg. 182&
H& 2. & m und Jahrg. 1S27. HfL L a &0.) ange*
leigt, die dritte folgte «cnon 1829, und jede folgende
enthielt alles dasjenige , was in der Zwischenzeit als
Erweiterung der Wissenschaft neu hinzugekommen war,
.AUgemeio wurde dieses Werk mit grofsem Befalle auf-
mommen, eine mathemalische Begründung der pbyM-
nligchen Geseise War aber nicht gerade mehr, aU
loderen Handbüchern in demselben enthalten. In der
Vorrede zar zweiten Auflage versprach jedoch der Ver£
dieses in einem eigenen Supplementbande nachzuholen ,
«if welchen dennDächat in der dritten Ausgabe an meh^
rena SteUen hingedettteC wurde. Mit Uogejdiild sahen
die Physiker dem Erscheinen desselben entgegen , und
der Verf. entschuldigt sich in der Vorrede , dafs er sei-
nem Versprechen zu genügen eiliger gearbeitet habe,
>b ohne diesen Umstand geacheheo seyn würde. ; Zh-x
gleich, wird dort gesagt , dalh ea ihm Vorzüglicher ge^
.schienen hiabe, eine znsamnMnhingende mathematisdie
Naturlehre, mit Uebergehnng des elementaren Theiles
derselben, zu j^eben, als einzelne abgerissene Zusätze
za scftoem Bbiodbiiche, welches allerdings weit leichter,
.aber f&r ^den Leaer minder bequein, gewesen, aeyh
^ürde» •
Ref. bekennt mit Verj^nßj^en, daft der Verf. die
^sehr nützliche Au%abe auf eine ausgeaeichnete Weise
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•flO BluinBgtHiier ^ Natuirlchre.
gdSsei, uod die etwas tiefer in das Studium der Natur-
lehre eindriogenden Forscher mit einem trefflichen HQlfs-
mittel beschenkt habe. Das Werk bildet nämlich ein
* vollständiges Ganzes, wie kein anderes der Art exlstirt,
und kftUD nach der Meinung des Verfs. selbst als Supple-
toientband zu jedem ntoereo gründlichen Handbuche der
IVaturlehi'e gebraucht werden; es setzt eine vollständige
Bekanntschaft mit der Naturlehre, wie sie in den bes-
seren Handbüchern vorgetragen ist , nebst miudeisteos
einiger Gewandtheit im höheren analytischen Caicüle
voraus, upd kann auf mehrfache Weise nfitziith werAsn.
Zuerst zeigt der blofls« Anblick desselben allen deoeo,
die in ihrer Kenntnifs der Physik niclit über die ersten
Anfangsgrunde hinausgekommen sind , dafs ein gründ-
liches Studium dieser Wissenschaß und eigenes compe-
ientes lirtheii in derselben eine weit tiefere Forschung
voraussetzt 9 als elementare Handbücher sie geben kdn?
nen , demiiiichst gewährt es solchen, cli(' nicht bei einer
oberflächlichen Kenntnifs stehen zu bleiben wünschen,
ein treffliches Hülfsmittel zum gründlichen Studium,
ohne daft sie gezwungen sind , die einzelnen zerstreuten,
oft sehr weitläuftigen und nicht immer leicht zu erhal-
tenden Werke und Abhandlungen zu studieren , miilto
nicht bietet es zur Berechnung der Resultate neuer Ver-
suche die nöthigen Formeln dar und zeigt , wie die
Apparate zu gebrauchen, mitunter auch zu oorrigiren
sind, ohne dafs mau ndthig hat, dieses selbst aufisufia<i«o
oder in den Quellen nachzusuchen, endlich aber gewähr*
es selbst den mit der Physik in hohem Grade Vertrauten
eine angenehme und lehrrei che Uebersicht der Wissen-
schaft in einem hohen Grade der Vollständigkeit, die
um so mehr willkommeii seyh muft, als es in der That
eine Unmöglichkeit ist, dieses Alles stets im Gedächt-
nisse zu haben, bekanntlich sind übrigens fast ohn«
Ausnahme alle einzelne Zweige der ^[aturlehre durch die
grdfsten Geometer mit einem solchen Aufwände des tief-
sten Calcüis mathematisch bearbeitet , dab ^ iinrecm
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m
9eju wQrde, diese bereite erruogeneo Fr flehte nicht m
beonteea, «ad statt deseen, oeaeDerstellungan wu sschen.
Mae nkofste es daher mit Recht erwarten, clfirs der Verf.
die Art der Darstellung seiner Vorgänger beibehalten
wurde, inzwischen hat er dennoch das Ginzeine so genau
so einem Ganses verbunden , dafs man kaum die in der
laberen Form etwas abweichenden Methoden wahr-
aimmt , nnd dafe derjenige , dem die benatssten Qaellen
nicht ü!)i!ehin bekannt sind , oder der sie nach den ge-
wi^«^enhaft mitgetheilten Nachweisungeii zu vergleichen
Diciii fflr gut findet, Jieine Verschiedenheit des Vortrag«^
auch weniger aber eine Unterbrechung des Znsanunea*
hangs, erkennen wiril.
Aulser der mathematischen Demonstration der Natur-
gesetze enthält das Werk noch Beschreibungen ver-
schiedener Maschiuen und Apparate p deren einige wohl
dien so gut in das Weric selbst geKorten, zum Theil
iber erst nach dem Erscheinen der letaten Auflage des*
selben ihre jetzige Gestalt erhalten haben, verschiedene
können jedoch blos dann in Anwendnn^ kommen, wenn
man tiefer in das eigentiiche Wesen der Wissensciiaft
dadnogeade Versuche anzustellen beabsichtigt. Auch
iMuichtiich dieses Theiis des Ganzen fatlen selbst dem
niflnerksamsten Leser keine Wiederholungen auf, denn
ircno auch eine im Werke selbst bereits beschriebene
Masdiine hier abermals erwähnt wird, so geschieht
dieses nur kurz und stets in Beziehung auf die hier zu*
aidist erfrteiten Gesetze. Es ist übrigens in dieser
Ricksiekt keineswegs unbedeutend , dafs dem Verf. ein
Cabinet zu Gebote steht , dem zwar manche ältere , blos
für die Geschichte der Wissenschaft noch etwas iuieres-
ttnte, Apparate fehlen, welches dagegen al»er reich an
4m neujegten ausgesucht schönen und zweckmäßig con-
^Irten Ist, wie denn überhaupt die Kaiserstadt Wien
rOcksichtlich der Menge und des Reichthums ihrer wis-
senschaftlichen Institute leicht mit jeder andern, das un-
«fneUiche London etwa atMigenoaimen ,
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Baiungaruier, NaUurlehve.
DMser Beschreibung einlfer TorzUglich wichtiger la-
«trömeDto. eiod die meistens damit Terbandenen Vor-
schrifteii Aber ansusteUeDde wissemchaftliche Versuche
an die Seite zu stellen , welche die dabei zu befolgenden
.Regelo, die zu vermeidenden Fehler und deren Ursachen
eothalteoi und deo Verf. nicht blos ^Is einen theoreti-
schen Pfa^ysiker srigen, sondern deutlich beurkunden,
daft. er. eine genaue Kenntnifs der Apparate und durch
Uebung erworbene Fertigkeit sie zu gebrauchen besitze.
Endlich sind als sehr nützliche Zugabe eine Menge Ta-
belien hinzugefugt, welche diejenigen Grörsenbestiin-
mUDgen enthalten , deren der Physiker b^ seinen Unter-
suchungen häufig bedarf, und die rieh iwar nach be-
kannten Formeln leicht berechnen lassen, jedoch nicht
ohne grofsen Zeitaufwand, weswegen es eine bedeu*
tende £rieichterung gewährt, sie hieraus mit leichtjer
Mühe zu entnehmen.
Diesem , allgenmnen UrtheUe eine Angabe der eiii-
selnen Theile hinzuzufügen, könnte leicht üb^riMssig
erscheinen, und Ref. selbst hält diese für unstatthaft,
erlaubt sich jedoch noch einige Bemerkungen, weiche
wegen der Wichtigkeit des ganzen Werkes leicht Eni«
schuldigung finden werden. Die ersten Kapitel handda
Tem Beobachten und Messen mit den TerschiedeneD
Werkzeugen, vou der Ausdehnung durch Wärme, so-
fern sie den Gebrauch der Apparate bedingt, der Prü-
fung und Correction der Instrumente, wobei unter den
Barometern Augustes abgekftrztes wohl einen Fiats
verdient hätte, über die Veränderlichkeit des Frees-
punktes bei Thermometern, wovon man sich (nach des
Ref. Erfahrung) durch einen einfachen Versuch leicht
fiberzeugen kann 9 wenn man di^ Kugel oder noch meiir
den Cylinder vorsichtig zwischen den Fingern drückt ^
so dab der Quecksilb^aden um ftst einen, halben Grad
'OSCilHrt, über die Correction der Thermometer nach
Besse Ts Methode u. s. w. Die hier mitgetheilte Ver-
gieichung der Quecksilberthennometer und Weingeist-
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BanngarUief « Natiuriehr«.
(hemiometer nach de Lttc und Lutz sind wohl dem
jeteigftfl Standpankte d^ Wissenschaft nicht mehr an-
gemessen 9 im Aligenieinen aber verdienen die letzleren,.
die allein zum Messen hoher Kältegrade brauchbar äind^
noch eine nichts weniger als leichte Berichtigung, wozu .
die £lemeote aus der Ref. neuesten Messungen der Ans--
detmuDg dieser Flüssigkeit durch Wärme für jetet wohl
uo besten zu entnehmen seyn möchten, die aber dem
Verf. noch nicht bekannt seyn konnten. Für die Kennt-
Difs des Manometers wurde es nützlich gewesen
sejD, Schmidt's Untersuchungen zu benutzen , und
hierauf sowohl t als auch auf theoretische Grftnde ein
Urtheil über smne nicht eben grofse Brauchbarkeit su
gründen. Den ersten Abschnitt, welcher auch als all-
femeine Einleitung betrachtet werden kann, beschliefst
eine nur kurze Beschreibung der wesentlichen Theile
eiaer gewöhnlichen Luftpumpe.
Der Eweite Abschnitt enthält die Statik der yerschie-
dtoen Körper nach allgemeinen geometrischen Grund-
sätzen, doch sind auch praktische Anwendungen, wie
z. B. namentlich auf das barometrische Höhenmessen hin*
zngeifugt, welche Aufgabe sehr ausführlich und grQud-
fich bdiaodelt ist» Bei den Gesetzen der Capillaritäl
konnten die neveeten gelehrten Untersuchungen von
Gaufs noch nicht benutzt werden, worüber der Verf.
selbst sein JBedauern später äufsert. Zur Bestimmung
der Elasticität der Dämpfe vom Gefrierpunkte bis zum
Siedepunkte des Wassers sind Dal ton 's Messungen be^
nslat, w«l sie mil den späteren tob Ure am genauesten
ttereinstimmen. Ref. mufs bekennen, dafs er gegen den
Scharfsinn jenes Physikers die gröfste Achtung hegt ,
auch ist der rege b«ifer und anhaltende Fleifs des bereits
Whbqahrten Mannes » welcher in Manchester nicht an- .
deis als old Master Dal ton genannt wird, und sei"
>sr beschränkten Lage ungeachtet allgemein bekannt
Wfld geschätzt ist, in einem hohen Grade bewunderungs-
^liritii^, allein wenn mau die noch vorhandenen Appa*
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rate, womit die Klasticitäten der Dämpfe vou iliiD ge-
messen wurdeo, mit eigenen Aogen betrachtet, so k;iDD
man »ich der festen Ueberzeiigang nicht erwehren , dab
vermittelst solcher auch bei iler gröfsten manaellen Fer-
tigkeit keioe sichere Resultate zu erhalten waren. Hieraus
und ans seiner Vorliebe fiir geistreiche Combinationen
wird es dann erklärlich , dafs er aligemeine Gesetze über
das Verhalten der Dämpfe gefunden haben \^Ute, die
«ch bei genauerer Prüfung als unhaltbar seigten. In-
swischen sind in Torliegendem Werke die Elastfcttitea
des Wasserdampfes für die Temperaturen von O** bis j
100" C nach derjenigen Formel berechnet mitgetheih,
welche Biot aus den genannten Versuchen Dalton*6
entwickelt hat , von 100° bis 224"*^ so wie die frana$*
aischen Academiker sie neuerdings gefunden haben , und
. von t24%2 bis t65%80 nach der yon letzteren ange-
stellten Formel. Ref. zweifelt indefs, dafs eine solche
Zerstückelung allgemeinen Beifall finden wird. Ueber
das Hygrometer sind wiederum aufser theoretischen Un-
tersuchungen die praktischen Anweisungen vollständig <
mitgetheilt. Dan ieli's Hygromeiler wird auch hier als
das schwieriger tu behandelnde, und daher leicht un-
richtige Resultate gebende dargfstellt, und in dieser Be-
. Ziehung dem Psyciironieter nachgesetzt, aucli huldiget
der Verf. ch-r allgemeinen Arisietit, wonach ersteres de«
Thaupunkt unmittelbar angiebt, letzteres aber einer Ra- i
duction betlarf, womit Ref. deswegen nicht einstimmen
kann , weil ein feuchter Uebersug auf der blanken Flftcfae)
wie dOnn derselbe auch seyn mag, um sichtbar kh seyn
eine gewisse Dicke haben niufs, mithin ein Herabsinken
der erkalteten ICugel nnd um um so mehr des darin ein-
geschlossenen Thermonielers unter diejenige Temperatur
voraussetzt , bei m elcher die Dämpfe ihre gröOste Dich-
tigkeit haben, jedoch Impn^ noch als Därilpfe, uad
ohne aus diesem Zustande der Expansion herausgegangen
zu seyn. Das I^sychrometer gieht unter geeigneten Um-
ständen die dieser Bedingung zugeliörige Temperatur an,
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BAHtHgartaer« NvMitMn. ^ «MI
iodem das befeochlet^ Thmnometor. so tief herabsinkl,
bu die tttiigebende Loft keinen I>ampf mehr aufiiehmeo
kann, aU»o bis zum Sät(igun;nrgpuiikte , und die dauii noch
Uigewaudte Coriectiousforinel dieul folgiicU blps dazU|
die nicht jederzeit gleichen Wärmegmde m berechnen ^
Bn welche die Temperatur wur ^tengnng dee eicht«
hären NiederMsblages aaf dem DaDieirachen Hj'gnMtteter
herabsinken mufs.
Der dritte Abschnitt handelt von der Bewegung,
aod ißt neben der I^ehre vom Pendel hauptsächlich flm
geoinetrieohen Unterauchiingeii Ober den Sehali gewidmeti
die in der neuesten Zeit so aufserordentlich erweitert
Mnd. Am ausführlichsten ist im vierten Abschnitte die
Optik behandelt, indem iViv theoretischen Betrachtungen
fiberall mit praktischen Anwendungen verbunden sind*
Zaerat werden die optischen Geaelae im Allgemeinen f eo-
metrisch demonatrirt', dann folgen die den beiden- be**
kannten Hypothesen eigenthümlichen Erklärungsarten
und eine Vergleichung heider mit einander, wobei der
Verf. seine wohlb^ründete Vorliebe für dieUndulations*
theorie nicht verhehlt, zugMch aber nicht levgoet, daft
die Uraache der Farbensemtreuong noch keineawefa
genügend aus ihr erklärt ist, Wobei man jedoch nicht
fibersehen darf, dafs diesii Hypothese erst in den neuesten
Zeiten gewiegte Vertheidiger gefunden hat, durch deren
Qm&huagra übrigens bereits unglaublich viel geschehen
ist. Es kann hierbei wohl nicht iq Abrede gestellt wer*
den, dafs die Emanationstheorie bei weitem die leichtere
Aufgabe hat, das Verhalten der einmal als bewegt an-
genommenen Lichtmaterien zu erklären, sofern sie die
Art 9nd die Modificationen dieser Bewegung willkühr*
Beb annttnehmen sich erlanben darf, als die llndulations*
dieorie , w^ohe auf eine apecieile Art der Bewegungen
ijeschriinkt ist, dagegen wird es wohl fdr alle Zeiten un-
falHbar bleiben, welche phy^sische Ursache jener stets
regelmäfeigen , von allen übrigen durchaus abweichen-
dM i Bow^^nny nun Grunde üegi. Der Verf. fügt sn-
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M BMUBgaHnftr, MtttarMt«.
leM noch eine nemlich autffihrlidie BesphrellHiogf der
.viehtigsteD optischen Apparate himo^ woniil eine Menge
prahiisehe Regehi Terbunden eiad, aoe denen nnch der
geübte Physiker manches wird entnehmen können. Ref.
rechnet darunter z. B. den Vorschlag , die Brillengläser
für abnorme und zugleich sehr reizbare Augen , denen
bekanntlich schwach blau oder gruo f efiurbte allein zu-
idiglich sind, aus ganz hellem Glase zu verfertigen, und
diese mit einem fiberaU gieichmftfsig didien hohlen Glm
n bedeckea Dagegen hat Ref. die Formel , wonach
die Brennweite der BrillenglSser bestimmt werden soll)
(& 50L) , nämlich f = , wenn f jene Brenn-
weite, a die Entfernung, in welcher das Auge durch
eine willkührliche biconvexe Linse von der Brennweite
= p ein kleines Object am deutlichsten sieht, bezeich-
pen, mit Terschiedenen Augen geprüft, aber alleaeit ein
«ogentigendes, viel au kleines^ Resultat erhalten« Bei
Lesern Al»8ehnitte, welcher Tom Lidite handelt, ist
HerscheTs vortreffliche Abhandlung in der Encycla-
paedia metropoUtana bereits benutzt, der Artikel Lin-
senglas von Brandes im 6ten Bande des Gehler'schen
Wörterbuches jedoch noch nicht, welcher indefs dem
Ver£ eine nicht unbedeutende Na^ese darbieten d&rfte»
Im fünflen Abschnitte, weteher die Wirmel^re
enthält, ist der Inhalt der gelehrten Untersuchungen voa
Fourier und Poisson, in Beziehung auf die Tempe-
ratur aber sind die Abhandlungen von Tralles, GaufS)
Hallström und JCämtz benulst, jedoch sind die
mehr tHr leichtere praktlsdie Anwendung bestimmten
Regeln von Brewster, ▼. Humboldt vnd Aiidern
lunberllcksichtigt geblieben. Hier sind dann auch die
Untersuchungen von Schitko Uber die Ausdehnung der
Körper durch Wärme und die Dampf Bildung erwähnt,
welche die Aufmerksamkeit der Physiker im hohen Grade
Terdienen , -weil nach ihnen die Wirkungen der Wärme
ailf das Wesen dieser Potenz nnd die In .d^ wfigbaren
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lUkpern wirksameo Kräfte sorllckgeflllirl^ -werden. loi
aedttteo Abichnitt'e, welcher Tom Magiietienin lumdell^
find anf gfleiche Weise dieGesetse der V«rtheil«n||^ eiaee
mit Grunde anzunehmendeo elgenthümlicheo Fluiduins
in den idiomagDetischen Körpern durch geometrische
Demooslration erläutert, die zweckmäfsigsten Inklioa«*
torien nad Deklimtoriea beecbriebea^ und hiermU
g;ieich die wichtigstea Regeln aar Anstellaog vm Beob«-
achtungen uud zur Berechaung der erhaltenen Resultate
verbunden. Zur Erklärung des tellurischen Magnetis-
mus nimmt der Verf. zwei Magnete im Innern der £rde
m, häh es jedoch f&r möglich, dab die Anwendao|^
der aufgeatdltea theoretischea Groadsätee aaf die zahl-
leiehen schon yorhandenen oder noch anzustellenden
Beobachtungen zur Annahme mehrerer Magnete oder
gar einer gewissen magnetischen Disposition der ganzen
Erde flihrea können. Ret trägt gegenwärtig kein Be-
denken rndilr^ dieser letalerea Ansicht .beiaapflichtea,
«od danach die Erde fihr einen Tfaermomagnet sa halten,
diie Hypothese, welche in der leichten Erregbarkeit
der Eiektricität und damit zugleich des MagnetisnattS *
durch Wärme eine bedeutende UnterstOtzung findet
Der siebente und letzte Abschnitt ist dea elektri*
sebea und dektromagDetischea Erscheianngen and dea
Gesetzen derselben gewidmet. Auch hier findet man
über den Bau der Elektrisirmaschine, der Voltaschen
Säulen und die Art der Behandiung beider zur Erhaltung
keaserer Wurkaagea viele prakttoch aaweadbare Vor-
idmften, insbesondere aber siad die sweckoiäfrigstea
Apparate zur Hervorbringung der elektromagnetischen '
Erscheinungen sehr genau beschrieben, so dafs der Phy-
siker sie hiernach durch mäfsig geübte Künstler anfer-
ligea zu lassen im Stande ist. Als Geseta der elektri-
Mhen AbstcvMng wird aach hier- das des umgid^ehrtea
yndra^hen Verhältnisses der Entfernungen angeaoai-
man, über dessen Richtigkeit gegenwärtig unter den .
Phj^äkern schwerlich noch ein Zweifel obwaltet, lieber
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die Vertheilung der Blekiricitit in leilendeii' Rdrpera
sind Coulomb*^ ttnd Poisson's trefüche Arbeite
benutzt, und für dio Bewegung derselben die von Ohm,
so wie über die ErM heinun^t^n und Gesetze des Elektro-
oiagoetisuilift die von Amper oha§ jedocli die Frage
zvr g^ennüt^ren Brörteruog zu bringen, ob die Hypothese
diese» Gelehrten über die Gleichheit der ' fiiektricitat
und dee Magnetiemiis Tor andern den Vorzug verfUeoe.
Die dem Werke hiasugefilgteR Tabellen sind bereite
oben erualiüt. Die erste giebt eine Vergleichuog der
in verschiedenen Laiaiein iUjüchen Mafse nach Vega,
eben so die «weile der Gewichte. Die dritte ist sehr
vollständig, und enthält in alphabetischer Reihenfolge *
die specifiscben Gewichte der Körper .mit Angabe derer,
wodurch sie bestimmt wurden« Nicht minder ausluhr-
lioh Ist <li« vierte über die Ausdehnung der Körper durch
IViüiiie und den un^leiclieii »Stand der Thermometer aus
verscliiiMlenen Müssigkeitrn , womit die folgende über |
i\le Rednction der Thermometergrade in genauem Zu- I
samnienhange steht. Die sechste und achte Tabelle gebeu ^
itie Capillar- Depression des Quecksilbers und Attractioo
sonstiger Flfissigkeiteo « zwischen denen die siebenlo die
Ausdehnung der QttecksiU>ers$ttle Im Barometer durch
Wärme in d; ;n nämlichen Umfange enthalt, als die in
Gehler's Wörti i buche der Phjsik befindliche. Ao die ,
netintr, ?iach Oltmaniis zur Bequemlichkeit der Be-
rechnung barotiietrischer Melsungen mitgetheilte, schliefst .
sich diezeliaie in ihrer Art für jetzt vollständigste, über |
die Berghöfaeo; Die eilfte bis fünfzehnte sind den £la* 1
elicitSten und Dichtigkeiten des Waaserdampfes wd den
hieraus entnommenen Reductionsgröfsea der verschiede-
nen Hygrometer gewidmet. Dann toliieii die Längen des '
Secinidenpendeis , Geschwindigkeiten des Schalles in der
Luft mit Rücksicht auf die Temperatur und io andem
Körpern, die Brechimgs- und Zerstreuungs^-Eltponenten
«ler verschiedenen Substanzen , die Lage der optischen
Aiten.9 die uur Bareehoung adieoniialiscber Uueeu >4lie-
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Brand««, Maturlehre. 699
tieircieü Bestimmungen nach Mersch ei, die Loituogs^
fifatgkett md CapacHäl der Körper für Wifoie, mid
erfiHfch die 8chae!B-> and Siede «PuDkte, im Guisett
25 Tafeln. Man ersieht hieraus , dafs der Verf. eioeo
gr«f??eo Reich hu ni an Thatsaehen mit gründlicher Wis-
seoschafllichkeil verhindet Im Ganzea i»i das Werk
lehr cerrect nml echöo gedruckt , und die Tieien sauber
f^eehenea Figurefi dieoes nr BrlfiateriiDg «od Ver-
ännlichiing der Demoostrationen in eioem so hoben
Grade, dafs dagegen einige Druckfehler und mangel-
hafte Bezcrichnungen der Figuren als leicht zu ergänsen
|ar nicht in Betrachtnag konmea.
M u n c k €,
Fminrnngen über die Nntnrtehr^ mar BeUhnmg 4mm % 4tm9m et ai»
maihefmi^isthm f^erkenntnksen fehlt, F^nB, W. Brande», Prof.
is Leipzig. Iter Th, XV u. 358 S. 8. mit 5 Kt. Uipa.
2tor T^. FII u. 3<)6 & 8. mit 4 Kt. i^«. 18S1.
Obgleich diese^^ Werk erst bis zur Hälfte vollendet
ilt, so verbindet Ref« dennoch geni eine Anzeige des-
ieHien mit der dee irorbergehenden, mm anC diene Weiie
ihn ergenihtmliclien CharalLter des einen und des andern
durch den Gegensatz anschaulicher zu machen. Beide
Werke sind ohne Widerrede Zierden der dentschen phy-
sikalisdieQ Literatur, auch siud keine ihnen ganz gleiche
in irgeMl einer anderen* Spraclie vorfianden, beide sind
daher dem Physikiir ^on Fach und allen denen menl-
behrlicli, welche tiefer in das Gebiet der Physik ein-
driri^en wollf ii, und wie wenijo; es auch möglich scheint,
beide in dieser Hinsicht mit einander zu vergleichen, so
dürfte doch die Aufgabe , tvelehe Brandes an lösen
-f«wähh bat» nie die schwererfB erkannl werdea. Dar
Physiker gewöhnt sich nämlich bald dm^n, die Natat>- ii
gesetze in geometrische Formeln einzukleiden , diebe
ciann m eoifiJbiuireo, wd s^aiif dem einmal yehalwtan
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mathemaiischen Wege fortznsdifdtoii, iaden die mlj*' i
tischen Au§drficke die Gesetze der Naturerscheiuungen |
in gröfster Schärfe darstellen; in dem vorliegenden Werke '
aber ist diese Methode gänzlich vermieden , und da
keine Formel irgend einen Werth haben kann ^ wenn sie
nielit biBStimmte, mit dem. Veiftande zu fameade, Be-
griffe amdriidrt, 8o sind dies« letstetm hier vomltldhar
in Worte ringdüeldei ^nfach nnd klar dargefil^f. Jeder
Lehrer der Fhysik mufs bei seiuea Vorträgen wohl be*
rficksichtigen , dafs der gröfste Theil der Zuhörer sich
keine solche Fertigkeit in der eigenthümlicben Zeichen-
sprache der Mathematik erworben liaben kann, um deo
Knn der analytischen Formeln sogleich bestimmt anlzu-
ÜHten, die Mathematik mJI anfeerdem nnr behiliich
seyn , die Natnrgesetae mit gröbter Schirfe aosaadrilckeii,
keiiiesvveges aber soll die Physik Veranlassung zur Uebuog
in analytischeu Kunstgriffen darbieten ; aber die Natur-
erscheinungen und ihre Gesetze müssen noth wendig mit |
mathematischer Scliärfe aufgefafst und gedacht werden.
Eben daher giebt es in di^er Wissenschaft kein bloCses
Meinen, keine Vetachiedenhett der Aaaichlen, deren
einer oder anderen aun nadi eigenthllmUcher VAef-
zeugung beipflichten könnte, wie dieses in andern Dis-
ciplinen der Fall ist, wo sehr oft die Gewifshcit mäu- I
gelt, ob die der Ck>nclusion zum Grunde Hegenden Be- |
diogungen alle und richtig erkannt sind oder nicht, und
ob sie Überhaupi ihrem Wesen nach nothwendig nnd
nicht vielmehr nrsprflngUch bios nach meHscUichsr
WiilkUhr festgesefKt sind; In der Physik bleib» es am
gleichfalb hnmerbin oft cweifelhaft, ob die PrimiMn
insgesammt richtig uufgefar^st sind, allein in sehr vielen
Fällen sind sie höchst einfach, aus eben so zahlreichen
als sicheren Erfahrungen unzweifelhaft abgeleitet, und
es müssen dann, sobald diese einmal angenommen siadf
die nothwendigen Folgemngea gleichfalls ahne Wider-
rede migdstanden werden. In dieser grofiien SehAife,
wsBut «nf gegebene Pirtaimen die itehhiftfolgenwig«»
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BrandM» Naturlelure. %9l
mit absoluter Evidenz gegründet werden, liegt ein eigen-
tbinlieher Worth der Physik ab ttoes hdehst fmeh«-
huett UdNmgMnitteh des VerstendcB im Nachdeid^eii;
allein dafs diese Wissenschaft eben hierdurch allen den-
jenigen als schwierig erscheinen müsse , welche sich ge-
wdhot haben, alles bios mit dem Gedächtnisse aufzu-
fassen, läfst sich keinen Aogenblick in iüirede steUea.
Vide Sachen daher mit Unrecht ebe Entschttldi|fttng,
warum sie rieh mit denjenigen , was doch offenbar jedem
gebildeten Menschen am nächsten liegt, nämlich mit
der Keontnifs der Naturerscheinungen und ihrer allge-
flieinen Gesetze, nicht ntiier Tertravtmi machen suchen,
io den Schwierigkelteii der mathematiseheo Forni^D,
allein diese rind im Torliegenden Werke gändieh ¥ef-
mieden , und es kann sich daher ein jeder hieran ver-
suchen, in wie weit er eine hinlängliche Uebung uod
Fertigkeit im scharfen Auffassen allgemeiner Sätze und
in der AUeitoag der aus diesen oediwendig CsIgeBdeB
Sddasse erworben hat
In manchen Fällen scheint es auf den ersten Blick
ganz unmöglich, die physikalischen Gesetze ohne alle
analytische Formeln mit Bestimmtheit auszudrücken,
allein man mnlli w^l ber&cksicbtigen, dafe die geome-
trisdie Construetioa da aofimordeoffidies mi&nutlei
darbietet, wodurch mehrere derselben vermittelst der
Gröfsenverhältnisse sich dem Auge anschaulich darstellen
lassen, und eben dessen hat sich der Verf. vielfach be-
dient. Inzwischenftbersieht man bald, dafs einige Kenn^
nib der Geometrie dennoch ganz unentbehrlich ist, wenn
die durch Worte ausgedrückten und durch Figuren er-
läuterten Gesetze eine deutliche Vorstellung erzeugen
sollen. So läfst sich z.B. zwar leicht nachweisen, wie
aus der gemeinschaftlichen Einwirkung einer erlangten
SlfliehmftiUgen Gesdiwindigkeit. ud der Schwere anf
«ben geworfenen Kdrper seine Bahn eine Parabel werden
müsse, allein dadurch können unmöglich die Eigen-
schaften dieser Corve klar vorslellbar werden* Auf gleiche
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t92 Krande«, Matorlelire.
Weise wird bei der Brechtuig des Lichtes gezeigt, daft
man die Perpendikei von dem Lichtstrahle auf das Ein-
fallaloth durch den Namen: Sinns, bezeichne, alleia
wem der Begriff dieser trigonomelrischea Linie nicht
' ohnehin bekannt ist, dem mufs diese Benennung als eine
blos willkührliche erscheinen, nnd was ein conslantes
Verhältnifs der Sinusse des einfallenden und des gebro-
chenen Strahles bedente, wird durch den genähitea
Ausdruck als sokher nicht klar werden. Diese Bemei»-
kungen können jedoch auf keine Weise als ein Vorwurf
■ gegen die vom Verf. gewählte Art der Darstellung er-
echeinen, indem ja gar nicht gesagt ist, dafs kein der
Mathematik kundiger das Buch lesen dürfe, ubd wenn
der in diese Wissenschaft gar nicht eingeweihete Leser
solche Ausdrücke auch nicht deutlich versieht, so ifst
<lieses seine eig-ene Schuld , und er mufs es vielmehr
dankbar erkennen, dafs in der Parabel ihm die Bahn
^les geworfenen Körpers deutlich TorgeBeichnet und
durch die Sinusse das Mafs der Abstände der gebra«
dienen und nicht gebrochenen Strahlen vom Einfallölothe
anschaulich dargestellt ist.
Ein nothwendig zu erwähnender Vorzug dieses
Werkes liegt in seiner grofeen Reichhaltigkeit, die der
Verf. durch einen concinnen, rein didaklleehen Vortrag
zu erreichen gewufst hat. In Gemäfsheit dessen werden
die aus der Erfahrung unmittelbar entnommenen oder
durch fidilOsse daraus abgeleiteten Naturgesetze in be-
alimmten Ausdrücken kurz, hfindig^ und ohne unndthigen
Aufwand von Worten deutlich angegeben ^ und von den
§o erhaltenen Bestimmungen sogleich zahlreiche prafc*
tische Anwendungen gemacht. So findet man z. B. bei
der Erklärung des 'rrägheitsmomentes einen Beweis des
won La Place aufgestellten Satzes, dafe die Tempe-
ratur der Brdeaeit Hipparch*» Zeiten ntdit merklich
abgenommen haben könne, weil ihre Umdrehungsge-
schwindigkeit nicht verändert sey, hei der Lehre vom
Stofee der Korper findet man die Mitlei zur Berechnung
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BmüM, Natnrklirei 70S
der Wirksamkeit, welche Rammkldtze ausüben , miil so
(Ibeniii sowolil allgemein wissenscliaftliclie als aucli id
teclinisciler Hinsicht nötzliche Betraclitijngen.
ROcksiclillich der Anordnung und Reilienfolge der
eiDzelneoTheile ist die seil Erxleben, und man könnte
wolü sagen seit Musschenbroek, sehr allgemein ein«
gefilhrte beibehalten. Nach vorawgehenden allgemeineft
Bestiinniungen daher zuerst der ni( < lianisehe Theil
der Naturlehre, die Statik und Mechanik fester und
fiüssig^er Körper, und die hieran sich zunächst anschiies-
seode Aknstik, indem die Schwingungen schallender
Rdrper mit genügender Ausführlichkeit behandelt, im
Ganzen aber einfach auf die vorausgegan^nj'ene Erklärung
der Wellenbewegung tropfbarer Flüssigkeiten znrück-
fenihrt sind. Alles dieses macht den Inhalt des ersten
Bandes aus. Der zweite beginnt mit einer weiteren Knt-
Wickelung der Anziehnngsgesetze und einer Anwenclnng
derselben auf die Erscheinung der Adhäsion, Cohäsion
und des Chemismus, jedoch nimmt alles dieses nicht
mehr als 54 Seiten ein 9 und der Rest dieses ßandes ist
den optischen Untersuchungen gewidmet Bekanntlich
bt der Yer£ gerade diesen so höchst wichtigen und
Oberaus interessanten Theil der physikalischen Wissen-
schaften vorzugsweise zum Gegenstande seiner Forschun-
gen gewählt, und Ref ist überzeugt, dafs sich gegen-
ivirtig in keinem Handbuche der Physik eine so voll-
sttndige UeberSfcht der ganzen Lehre Vom Lichte findet»
rfs sie hier gegeben ist , wenn man sich mit einer ein-
fachen Angabe der Sachen be^^nOgt, und nicht als un-
eriäfslich verlangt, dafs die optischen Gesetze durch
geometrische Formeln ausgedrückt seyn sollen. Dem
PgenwSrtigen Standpunkte dieses nicht leichten Zweiges
der Nftturlehre sehr angemessen wird gleich anfangs
bemerkt, dafs die sphärische Astronomie die am Himmel
sich zeigenden Erscheinungen vorläufig nach der falschen
Hypothese erklärt, als ob die Erde im Mittelpunkte
mhe , i|nd dafii imin daher auf gleiche Weise bei der
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Betrachtung der oplisdien t^hänoiiiene von einer aufi den
leuchtenden Körpern aoMÜrümenden Lichtmaterie redea
kdnne, ohne dladvrch eine wirkliche Eauuiatiott ata
factiach begründet anxiiMbnien. Najch dieeer Verena-
Setzung werden dann zuerst die Optik im engeren Sinne,
die Katoptrik und Dioptrik abgehandelt, mit Einschlufs
der Anwendungen auf opti^he Werkzeuge , auf das Auge
und das Sehen, desgleichen anf die StrahlenbrecbuDg,
hieran schliefst sich dann- ferner eine Unteraochung der
j^riBin^tlschen Farbenieratrenung vnd djßr Mittel , diese
bei epischen Werkneuged wieim anbiiheben, deeglel-
chen die ErklSrung des Regenbogens, der Höfe, und
snietzt eine Betrachtung der natürlichen Farben der Kör-
per , der subjectiven Farben und der gefärbten Schatten.
Et^i nachdem hierdurch der Leser mit den am häufig-
•len sich darbietenden, aus der nun vorläufig als Hulfir
mittel der leichteren Uebersicht angenommenen Hypo»
llieae ohne Schwierigkeit folgenden Erscheinungen be-
kannt gemacht ist, werden die beideii bekannten optisdien
Theorien auf dieselben angewandt, um zu prüfen, welche
von ihnen die wenigsten wiilkOhrlichen Voraussetzungen
und Modificationen erfordert, um den Beobachtungen
am bfindigjBten angepafst zu werden. Kein unbefangener
Physiker wird in diesem Augenblicke die eine dieser
beiden Hypothesen unbedingt annehmen und die anders
als dnffchaus nmsidSsrig darsteUen, weil beide bis jetzt
noch fordern, dafs man in Voraus einige uubewieseoe
und aus einem aufgestellten einfachen Principe keineswegs
nothwendig folgende Prämissen zugestehe, um die gege-
benen Erscheinungen zu erklären. Eben hierdurch aber
verlieren sie die für allgemeine Naturgesetse nothwendige
Einfachheit, und es kann daher nur ein gr^fteres o£r
geringeres Uebergewicht nach der einen oder der anderes
Seite hin einen Ausschlag geben , bis fortgesetzte Unter-
suchungen die noch vorhandenen Dunkeibeiten werdea
au%dieJlet haben.
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4
s
N*. 4& HEIOBLa JAHRa s. LITERATUR. 1831.
Brafide^j ^atur lehre.
fa 0 « e A f tt/f. J
Nach tinet nn&gJiehsl unpariheiischen Würfiig;iing^
«eheiat iiiswiaclieQ der Verf. gegenvfäriig der Unduta-
tioDsh^pothese doch mindestens einiges Uebero^e\\ icht
beizuleg^en , wozu wohl voi 7ng^*Äweise die neuesten Ent-
deckungen das ineiste beitragen, dafs nämlich vereinte
LichtstrahJeD einander aufheben, eine mit der Emanation
des Lichtes fiberall nicht wohl vereinbare, dennoch aber
Bich tahlreiehen Erfahrungen ganz unzweifelhafte That-
sache. So iange indefs die Undulationshvpotliese sich
ooch im gleichen oder nur beinahe gleichen Ansehn zu
behaapten rermag, als die ihr entgegenstehende Emanä-
tioofltheorie, kann nicht fllglich dasjenige gesagt wer-
den, was man 8.91: lieset, n&mlich: ^,69 mag hier
die Bemerkung geniigen, dafs auch die Wär-
mestrahlen eben so wie die Lichtstrahlen re-
iiectirt werden, also auch die von der Sonhe
sa nns gelangenden Wärmestrablen in jen«m
Veretnignngspnnkte gesammelt werden, und*
dert g rofse Wärrae, ein Brennen, bewirken.^
Da der V^erf. jeden Ausdruck mit grofser Sorgfalt abzu-
Mfügeo pflegt, so wundert sich Ref , dafs ihm die grofse
Bedeutsamkeit des hier gebrauchten Wörtleins : alsa,'
Mdit anfgefiiHen ist, denn w8re dieses geschehen^ so'
Wrde ein in zwei höchst wichtige Zweige der Ph;^sik
* tief eingreifender Satz nicht ohne weitere Befschrän-
kungen von ihm aufgestellt seyn. Rttcksichtlich der in
i&ehrfacher Besiehung wichtigen Frage, ob die Fort»
F'wttng des Lichtes in den dttrchsicfatigen Kdrpem'
dareh die Schwingungen des in diesen enthaltenen Aelhers
geschehen, oder ob diese Körper selbst in gewisse durch
ihre eigenthümliche Beschafifenheit modificirte Vibratio-
nen versetzt werden, verwirft der Verf« die letztere durch
niT« it^rg. r. Heft. 45
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lÜ Brasde«» lta|«ffl«lire. -
Rresoel «tid Young ausgesprocheneAnsiclU} weil sie
mit der mathematischen Strenge der anffestellten Theorie
nichl so verträß;lich sey, als die erstere durch Poisson
vertheidigte Meinung. Ref. erlaubt sich jedoch Idei gegen
ZU bemerken, dafs zwar Po isson*s auf diese Hypothese
gegründeter Calcüi einen merkwürdigen inneren Zusam*
menhaog darbietet, iilLeiu von der iinilern Seite i»t die
* jA^ehnlichkeit der l#ichtweHen und d^jenig^n, W^lohi«
den Schall sowohl Erzeugen ata auch fortpflanxen, fo
aufserordt iitlich auffallend, dafs ^ie genauere Kenutnirs
der letzterea hauptsächlicii dazu gei1it;nt hat, die Gesetze
^er er&tereii aulzulinden , und da ^iich überall in deu Na-
Uirersdieinungen unverkennb^ inifij^lM^deaÜi^hf^
Eiilifachh^ und yebereinstimmuug zeigt , nmts m^n
«clion bi^rPUcb geneigt «e/n , das Vi^rhaltc«! d^r Licht -
und SchaH - Wellen möglichst allgemdo fQr glei^hartüg
zu halten. Hiernach aber niü^tien bei beiden die von ihnen
getroffenen festen Körper gleichfaiU in Schwingungen
versetzt werden, und es ist dann fraglich, ob und wie
einfach na^h dieser Hypotti^s« unter Vprapfsetzuog ur-*
qprfngli^ll exi^irender längerer ut)d kuf^er, die Farben
bedi agender, Vf^\^ dl« G^beinniig Parbenvef-*
atrenung, der Polari|Nitioa vod der do^^Ueo Br«i^bn9g
erklärt werden können, wobei nanientUch das coostai|tf
Verhältnifä zwischen dem Polarisations - und dem ßre^.
chungs-Winkel einen w esentlichen Aiihaltpunkt darbietet»
i^t hier der i^t ^ch^« weiter üo cUes^ Jb^^örlj^
V^^o einzugehen , päd mß$ d^ber die Ansalige genü-
§en, dafa saletet die fein^f^n, i|siierding& hi^upMcbli^
i|l|t9rsiicb$«^ , optischen £irscbfi«iup|$en vorgetragen ,
nach beiden Theorien erklärt werden, ^jeq hierdurch am
^eigfii, ^eAche von ihnen Uier^u am meisten geeii^nei ist.
Ref. bescbliefst diese Anzeigt' niit dem Wun^ch^i d^'^fs
4aß ¥^^icmn l^il dVf 9h di^ t* or4lioU¥j»g ^lie& W^i^W»
^6[^et werdeo möge« welphea e^^W ieic)lSi< Wi gfldlir*
Ifihri^ mit, g«ii4go9de< InÜP^m iß^Sffi» v««#iiHgt.
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Oieft, Lelien un«i Werke der TruuJbadoara. 707
Ltben und fFerfce der Tr oub nd ottr Rin IhHia^ zur nähet n
k'cniitniß des MitUUUters von Iriedrick i/ies* Zwickau k^i
ik&ummn , ISm 8. XU und üi<>
Dieses Buch schliefst sich aa das voti dem Verfasser
frfiher herausgegebeoe Werk „Poesie der Troubadours^^
ladem dort das innere Wesen der Literatar d^r Trouba*^
doiirs und Ihre Beziehung' nach Aulsen entwickelt ward,
to weutlet er sich hier in dem vorlieg-eiiden Buche zu
den Dichtern selbst, zu ihrem Leben und ihren Werken,
Die Quellen ond Schrifiten, welche Hr. Dies su
diesen Biographien benutzt hat, sind in dem Vorworte
und im Anhange S. 606. angegeben ; es sintl haupti^acli-
iich die in den Liederbüchern entlialtenea sogenannten
proVen^tifichen Nachrichten, dann die Werke der Dichter
aeibsl und dre gelegentlichen Berichte der italienischen
ond französischen Schrifsteller vom 12ten bis 14ten Jahr-
hundert Von Bearbeitungen der Lebensgeschichten der
Troubadours sind vorzüglich die Werke von Millot,
Pägon und Gui^guend benutzt.
Bei def* Erklärung der sowohl gedruckten als auch
öoch hanilschtiftlichen Lieder selbst, welche der Verf.
zoin Theil bei deni Leben der Troubadours bald iu ge-
Ituiiden^ry bald in ungebundener Rede einreiht, oder
aug Aknhn er die Lebensüächrichten gröfsientheils ent^
(»MISlH^ä, #ären grofse Schwierigkeiten zii uberwinden,
die sowohl in den Eigenthümliclikeiten der Sprache,
als auch in den Künsteleien, Anspielungen und Andeu-
tOQgen der Verhältnisse der Dichter und ihrer Mitwelt
Afif & . tfei weitenoi in den meisten Fällen wird man
^en Att^hien lind Meinungen des Verfs. beipflichten.
Ueberau hier Vollkommenheit und Klarheit verlangen,
^äre Ünbilliges, zum Theil Unmögliches foidern. In
Rücksicht der historischen Nachweisungen wurden aufser
iiod^^n Bftchern besondera die vortreffliche hisioire ge-
neräte de Languedöe lind .Art de verifier ies daiee
m Rath gezogen.
Das \&M€ktaih s&nnmKcfaer bekannten Trouba-.
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tt0 Diei, LebM nad Werifie Troolmdom«.
doiirs, von denen noch Lieder oder einzelne Verse vor-
handen sind, ist nach R:i\ iiouard mit beigefügten kurzen
Bemerkungen S. 596 — Ö03. gegeben. Da Hr. Diez noch
12 Troubadours hinzugefügt, die Haylaouard nicht hat,
8o enthält das Verzeichnifs 859 Troubadours, worunter
14 Frauen. Aus dieser grofsen Anzahl haben nur 34
eine besondere ausfuhrliche Behandlung erhalten von
S. 3 — 524 ; von dreifsig andern Troubadours ist nur
Einzelnes (von 8. 524 — 595.) mitgetheiit worden.
Der Verf. beginnt mit dem frühesten bekannten Trou-
badour , mit Wilhelm IX., Graf von Poitiers,
dessen Lebenszeit dem Ende des Ilten und Anfange des
12ten Jahrhunderts an^( hört. Seine Lieder, die er dem
Ordericus Vitalis zu 1 olge über seinen ungliickiicben
Kreuzzug dichtete, siuci leider verloren gegangen ; von
seinen Minneliedern haben sich noch neun erhalten,
Virelche Hr. Diez sowohl nach der Form als dem Inhalt
beurtheift. In letzterer ROcksicht wird 8. 9. bemerkt:
*„die leicluleitigen Lieder des Grafen zeichnen sich aus
durch Witz und Laune, allein zugleich durch eine Nackt-
heit des Ausdrucks, wie sie sich die bessern Trouba-
dours nicht leicht erlaubt haben." Auch eine Art von
Romanze befindet sich unter den Liedern Wilhelms,
welche w egen ihres ähnlichen Inhalts mit einer Novelle
bei Boccaccio und mit einem altdeutschen Gedichte
(MüUer Bd. III. S. ^9,) verglichen wird, jedoch wird
ein unmittelbarer Zusammenhang dieser Gedichte für
sehr unwahrscheinlich gehalten. — Zaietzt theilt der
Verf. noch ein Lied ernsten Inhalts mit, von welchem
die frühem Lebensbeschreiber des Troubadours glaubten,
dafs er es beim Antritt seines Kreuzzuges gedichtet habe.
Die Gründe, die Hr. Die^ gegen die Behauptung auf-
stellt, sind sehr triftig; man wird ihm vollkommen bei«
stimmen , dafs Wilhelm dieses Gedicht als ein Bufslied
kurz vor seinem Tode (1126.) verfertigte.
An Wilhelm von Poitiers reiht sich wieder einer der
frühesten und VfirtiellQichätea Liedeidichter des Mittel-
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IKdB» Ii«b€n and Werlte der Troubadoun. 909*
litm, Bernart von Ventaclonr, dessen BIfltheseiC
in die Mitte des 12teü Jahrhunderts föllt. Aus seinen
fiber fünfzig- Minneliedern wird sein Leben , freilich
nicht immer zusammenhäng^end , erralhen und darge-
stellt. Dails er tod niederer Herkunft ivar, darüber waltet
kein Zweifel ; seine frfiheren Lebensyerbtitnisse sind un- -
bekannt. Zuerst sang er bei dem Vizgrafen von Venta-
dour, dessen Gemahlin der Gegenstand seiner Lieder
war. Von ihr verstolisea kam er in die Umgebung der
berfihmten Eleonore, welche an König Ludwig VIL von
Fhidnreieh Verheirathet gewesen war. Er feierte sie
noch in seinen Liedern , als sie Heinrich II. Königs von
Englands Gemahlin geworden war. Der Verf. glaubt,
dafs er ihr selbst nach England nachgefolgt se^, ohne
dafs er sich jedoch lange daselbst aufgehalten habe. Er
kehrte wieder nach Prankreich zurfidk, hielt sich eine
Zmtlang hA Raymund V. Grafen von Toulouse und
grofsen Freund der Troubadours auf, und nach dessen
Tod begab er sich in ein Kioster, wo er gegen das Ende
das 12tea Jahrhunderts stai-b. Beroart von Ventadour
kaun als Mnstertronbadour gelten: viele Stellen seiner
Gedichte sind von den besten Troubadours aufserordent-
lieh oft aachgebildet worden. S. 20. wird über ihn fol-
gendes Urtheil gefallt: „Seine Lieder athnien eine
schmelzende Innigkeit der Empfindung, so wie eine ganz
rigenthfimliche Kindlichkeit des Ausdrucks ; seine Stro^
phen sind einfach nnd harmonisch." — Ein Lied, wel-
ches oflenbar auf einen Kreuzzn^ iin gelobten Lande ge-
dichtet ist und wovon alle Handschriften Bernart von
Veotadour als Verfertiger bezeichnen , spricht Hr. Diez
S. 40. diesem Troubadour ab , wie dem Ref. scheint ,
rieht mit genügenden Gründen. Denn da man Ober Ber-
iiart*g Leben so wenige Nachrichten hat , dafs man fast
alles aus seinen Liedern errathen mufs, so giebt sonstiger
Maugel an Nachrichten keinen hinreichenden Gruud,
ilim das Lied abzusprechen.
Des Troubadour Marcabrun Lebenszeit wurde
früher in die letzte Hälfte des 13ten Jahrhunderts ge-
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Uft Dies, lübin and Werlie dff Ti!«vW9m»
setzt , - da ifiaui die Aufforderung in ein^m Lfede. cum
Kriege gegen die spanischea Saraceneii unrecht deutete.
Mit vollem Rechte setzt ihn der Verf. in die Mitte des
ISten Jahrli^nd^rt^; denn in dein eben erwähnten lißfibe.
Uft nicht vom Kaiüer Alfo^^oX. und I^udwig IX. Könige
T.oaPr^i]Ju-eich di^ Rede, fiQii4eri| von Kaiser AlfMMO ¥11«-
(Hr. Biek nj^nnt ihn. AlfoosQ. VlIL, was*, uitfichllg iu^j
da Alfonao von Aragonien der Schl9c1itefiI»i^N>er nicht
in der Reihe der Castilisch- Leonesischeii Könige ge«^
zählt wird) und von Ludwig V 11. Letzteren, der durch
die Heirath mit Eleonore von Guienne seine. Macht ver-
doppelt, halte , die Worte an :v ,,Fr«nkireichi
Poiiott und Bprry. Deigei»;9ieh ^iAAiii CfalhÜiPlur,*'' oüiPira
aber. <iiese beid^ Sftrophea.:
Mit Hülfe Portagais und des Konica von Narfirra sofern
nur Bfirrellonsi nlvh 7.\\ der kniRerHrhrn Toledo wendet , können
wir sicher d»s, FeldgeicbreL erüchaUcn. lauDn. un4 dav^Ueitew-
volk vernichten." . .
„Wireii die fliitae ntolii lo groh , «e iollt« et dta Atm«^
raviilea «chJiiain gejiea , 4a»' MaalMi witi ihaeai waynclie»^
Wolle« efn M»er untre Ventftrkui^. uj^ i^illtfiß Q^EtaM»
. erwartcyi^ e^. i^erden. wl? de^ yoiß, Cordpva, tiiii§|er, mäclüni.*^
Diese Stelle bezieht sich auf das Jahr 1146,. wo
Alibnso von Caatilien, der sich im J. 1135.,ii| Leon'ziyn
Kaiser hatte lirdnea lassen-, als. Bundesgenosse der AI-
moraviden einen Zug gegen die Almohaden und ihre
Verbündete, welche den gröfsten Theil Andalusiens inne
hatten, vorbereitete. Mit Mühe hatte es der Kaiher
dahingebracht, dafs seine Vasallep, der Graf von Bai:-
celiona, der auch Aragonien beherrschte , und di^rK^nig
von Navarra ihre Streitigkeiten aufgaben und mit ihm
Semeinschaftlich einen Zug gegen Almeria Hnterofihinf^,
RS 1147. den Saracenen auch entrh»en waril. In dem-,
selben Jahre eroberte h der erste König vop Poi;"-
tugal , Aifouso llenriquez, die Stadt Lissabou*
In Rucksicht der übrigen Lieder Marcabrun!si, wo-
vua noch gegeif vierüjig vorhapdei^ sdnd , bemerkt der.
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Diez , Leben und Werke Ucr Troubadours.
III
Verf. S. 47: „Martabruo ist ekier derjenigen Kunst-
Hehler wetehe da« Wesen il«r hoh^rir Poesie in de4
ihokelil' ftondVock s^tseii; seine laeder' find d&rgegMi
lÄfil Schwierigkeiten überladen, dafs wir kanm den vierten
Theil dcrsdben rein verfiteherf; doch sind einzelne frö[-
hefe Lieder frei von dieser Manier. Zugleich ist zu be-
merket, daraer, Siir WiderUpmch mit Ann Geist def
HtffjjKMffe, rfis Gegrfär* dtir tMhe und delr Fraoen sielf
^feen Ksltfli^tl zu ilfächen suchte; daher versichert er mit
Wah%efiHleii, er, der Sohn der FVau Maria Bruna (er
war ein Findelkind), habe nie geliebt und sejr oie gtf-
iiefert wMien. StdH^ Lieder Uber diesen Gegenstand sind
hSch&t veMditoitea'j Wü^ denn ftberhanpt Anmilfli selnift
Gib^ nidM wnn"*
Die Freundschaft des englischen Prinzen Richard
t^rilMrz Md di9s arigMlseben KMgs AMbnso II.
(beide gftitm' Q^iin^t der TrnnbAdeHrs nnd selbst Dich-
ter) geheint er im hohctn Grade besessen zu haben. Hr.
Diez glaubt au«« ein^m Liede schlielsen zu können , dafs
er ^0 bDbKü' Aller erreicht und noch 1060. gelebt hab«
Üeber den Troubadour Jau I i e Rudel, Prinzen
von Blaja, wird von S. 52 — 61. gehandelt. Dl^f-
seibe erwählte in der Ferne die lugeodsame, fromme
Giifin von Tr^lis, ohiie sie je gesehen nu haben ^ zür
fkam seih^- BeM^nss: dichü^te viele^, Lieder auf sie und
nahhfi endlich ihretwegen das Kreuz. Auf der See er-
krankt, gelangte erzwar noch nach Tripolis, allein er
lebte daselbst nur noch so jange^ bis er die Gräfin
•dm huMe, nm in ihren Armen sterben. Sie aber
flihiif nudh'Setflem'Tod den- Schleier. Die historischeil
Schwrerigkeiten , welche sich dieser Erzählung entge- '
gen^etzen , sUöHt cfer Verf. zu lösen; er setzt Jaiifres
lad. ins J. Wir können nicht sagen, dafs die ge
gdmen AiibcUilisse uite befriedigten , obwohl es mdg^
Ocikisf, dufe dieselben die riehtigeb sind.
Auf die beitl en Trou ba dou rs R am baut III. , G r a f
t0n 6r{Mge (& ffil -«- 68;) untf Pette von Au--
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IIS M/M HOil W«rlMi 4er Tfimbadevt«.
Vergne (a 60— 77.) Mst der Verf, 8. 77 deo
Guillem von Cabestaing folgen, der gegen das
Cufle des 12teu Jahrhunderts von Raymunrl von Rons-
sillon aus Eifersucht ermo.det unc! dessen lierz der Ge-
mahlto des Mörders. als Speise vorgesetzt wurde. Ueber
die, yeranlassupg des tragischen Todes Giiillcm's von
Cal>e8tain|r;hat man eine aieinlich ausfQhrliche Lebens-»
i^chrjchl aus .der zweiten Hälfte des ISten Jahrbanderta
Boccaccio bat den Stoff zu einer Novelle benutzt, Pe*
tiarca gedenkt des Troubadours im Triumph der Liebe.
- — G( g< II Papon , welcher (k n Schauplatz der Lebens-
geschichte Guillem s nach der Provence verlegt, wird
die Meinung von S. Palaye angenommen , dafs die Graf-
Schaft Roussillon die Scene der Handlung gewesen sejr^
was ge^ifs allen Beifall Yerdient
„Guillem's v. Cabestaing Gedichte (sagt der Verf.
S. SS,)y deren wir nicbt mehr als sieben besitzen « rind
idcht geeignet sein Leben aufziiklftren — (er) ist
einer der empfindungsvollsten Tröubadoars; wenige ken-
nen, wie er, jenes Schwelgen in der Wonne der Lei«
denschaft, das wie die Biene aus Gift noch Süfsig-
' keiten saugt."
Es folgen nun Peiie Rogier von Auvergne
(S. 91.), der aragonische Köni^ Alfonse IT. (S. 97.),'
Richard Löwenherz, Konig von England (8.100.),
Robert Delphin von Auvergne, S. 107. Von
. den drei letztem , besonders aber Ton Alfonse IL hfitte
man eine ausführlichere Behandlang erwartet, als ge-
g(;ben ist. Denn offenbar trugen sie am meisten danr
bei, dafs gegen ihide dvs 1 2ten Jahrhunderts die Dicht-
kunst im süclliclieti 1 laiikreicli und im norddstlicheu Spa-
nien so sehr in Aufnahme kam. — S. 113 fg. wird von
Raimon von Toulouse und S. 120. von Arnant
von Marueil gehandelt, bei denen wir nicht verwel-»
len, um bei den drei folgenden, Gnirant too Borneil,
Peire Vidal und Bertran von Born, die zu den bedeii-
tendsteu Troubadours gehören, Einiges zu bemerken.
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DImi, LebM ubA W«rk« dw XmiiMi^MU«* III
Obu^l die alftea Nachrichten d«n Goiranll ¥0Q
Born eil den Meieter derTroabadowraneoMD tindDiato
ihn als den poita reeiHudmh (Dichter der moralisi-
renden Canzoneo) neben Berti ao von Born, den Dichter
der Waffen, und Arnaut Daniel, den Dichter der Liebe
ia den Triamvirat der grofsen Trouboilowrt «vfniHMil,
la weift man (doch ?on eeioem Leben gw^weeig. Am
dea Minneliedem aelbst^ woTon wir noch gegen M be*
sitzen, kann man ersehen, dafs er noch am Anfange des
13teD Jahrhunderts dichtete. Ref. kann aber mit Hrn.
Diez nicht übereinstimmen, wenn er S. 138. sagt: jyEinS
ttliier Lieder iet den Kdoigen Ferdinand und Alfe«i su«» '
f)«ich gewidmet; die einzigen Kdnige dieses Namens,
welche in jener Periode gleichzeitig regierten , sind
Alfons IX. von Leon (1188 — 1230.) nnd dessen Sohn
Ferdinand III., der noch bei seines Vaters Leben (1217.)
König Ton Ckstilien warde; das Gedichl ist' daher awi-
«eilen 121T und 1280. entotandeB.'' Da Oaitaat tob
ßorneii schon um 1180. als Dichter bekannt i^t, so
scheint dem Ret, es M ahrscheinlich , dafs erwähntes Lied
auf Ferdinand II., König von Leon (reg. von 1157 —
U8&) and Alfonse IlL Ton Castilien (regierl von 1158
*^12]4.) m besiehcB ist, and wenn der Dichter ia
einem Liede den Triumph des Königs von Aragonien
feiert, so möchte es eher auf Alfonse II. (der 1196.
starb) zu beziehen seyn , als auf Fetrus II. oder Jacob I.
Ueber den mit Gairaat von Bomeii gleichseitig
iBcbteadeD Troubadoar Peire Vidal ans Touloase^
der fast alle Länder des südlichen Europa's und wahr-
scheinlich auch die Levante besucht hat , schickt Hr.
Dies S, 140. folgende treffende Bemerkungen der Le-
bcttsgeschiclite nnd der Beurtheilung seiner noch vor«
kndenen Lieder Tornas : „Vidal war der GftnstUng der
ausgezeichnetsten Minner nnd Fraoen seiner Zeit; sie
wufsten seine Dichtergaben zu schätzen , nicht ohne sich
über seine bis zur wirklichen Verrücktheit gesteigerte
Selbsiverbleadaag zu belnstigen, so dafs er in tier Thal
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III Hilf, htkm iMd- W«fi(e IVoftMonvt^
fiie IMfef Rdfitiebiefs m4 Hefmirrefi sai^leleh spielte.
Die Doppelseitig-keit seine« Wesens spaltete die Meiiltni-
g«en , wylehje' seifie Kunst^enossen ilb(F»r ihn hegten, bei
einigen ^alt er gradezu für einen Narren, während rli6
Etosichligeth das Msine MetaU von den Schlacken zu
MbsiiUii wufiKknib Bei den 0{iAtöreii tritt ec^n Ansehe«!
^ «jigetcMbt bervor «od eie* fUntm Ihn ttniMr d^a Mei^eni
thi Foem und Am Bwtik raf." * Wir hiftl^etl »weh gegeii
sechzig Lieder TOir ihili , tr^votl die meisten , besonder^
die Sirventes voll von histori**chen Beziehun|ö;-en sind;
jedoch miife man ihn in dii*ser Hinsicht mit Vorsicht ge*
biauehen, da er offenbar ein Freimd von gehässigi^a Aus-
iaUen uad Uebertreibungen wen
Nech wiehtigei» fHk di» 6f«ichieht« «teiaer Zeit iM
der el» Sinj^e^ und Held gleich auttgi»eldiltiißte Trenb^
dour Bertr-an B^rn^ Vizgrfcf i^ Perigord, Bfe^
b'itzer des Schlosses Häutefort Dante erhebt ihn hoch
als Dichter uiid führt ihn- im Triumvirat der TrouBa-
deurs als den Sünger der Watien an. Nachdem der Verf.
tod dediilSinneltedern (von S. 181 — 187.) gesprochen,
lieod0il>r aiisfithriidier Miel' die historischen Gedichte^
Irdtf^s.sich aiiekBeiir«i e Lebc^semständis gr^lStentheiii
nächir^iAeii li<lfseir. Bei den- 8tl'eitigiieiten dtr engti-
sehen Künigfs» Hetfirich II. mit seinem Söhnen ist Bertran
nicht nur Theilnehmer , sondern man sieht ihn auch
zuuiiTheii ais Anstifter m, Dante findet ihn daher ia
^iMt der untern Kreise der Helle in grofser Quaal;
nvie er.' den- Sohn vem Tater M^mfilt, sö^ät ifim dei
Haiipft ^mn Ratnpft ^ dae er in d^ Hend^ tru|f ,
tfennt». A-iif wdciieD- A^fiiiaitd de«i jungen tfeloridl
geg-ea Seinen Vater sich l>aiite bezieht, vi'ird untersttCÄt
und über die historischen Lieder, welche die Aufstämlc
und Kriege von 1180 — 1194. umfassen, aufklärende
Nachrieltt ertbeilt^ 8: 214 %. wird von einigen hdli^eit
Sltettalflso» gegen Alfonse« iL von Aragonienr gesprodieir,
die mil der gröfeten Bitleifteii gescilrieben efndi ftf
die Cresidiichte dieser Zeil Mod dieselben oiehir eliee
Üigiiizea by L^OOgle
IVidiligkeit Kineo ßewei« seiner rohen Ansicht vom
B&rger^. und Bauernstande giefot er ia eikiem politiechen
LMe y «dfashefr & Wl. inü^psaieiift witd. Die leitteA
l^ohickittl^ Ües JDüdiler» nach dem J. ItM , Ten wetehef
Zeit eft er eich aus der Welt zeröckzog, sind ungewiPs.
Ein Lied vom , das Bertran bisher beigelegt
n ard , schreibt Hr. Dies dessen Sohn zu , det ehenfalii
TiMibadottc war. -
Folquet von Marseille, dessen Dante und Pe-
trarca rühmend erwähnen, hatte besonders die Gemahlin
seines Gönners, des Vizgrafen von Marseille, znin.Qer
^enstand seiner Gedichte gewählt Unter seinen npch
Yorhalldell^Q Liedern findet aicb aach. ein Klagelied
•iif den Tod seines Gönners , das sich durch ächte Em-
pfindung und GemQthlichkeit auszeichnet. r)ies( r Trou-
badour ist noch dadurch besonders merliwürdig, dafs
er in der spätem Zeit seines Lebens, als alle seine Freunde
nnd Theuern gestorben waren , am Ende des 12ten Jahr-
hunderts, der Welt entsegte und weh in die Einsamkeit
eine* Klostert znrOckzog. Daib er später nim Bischof
¥00 Toolöiiee erhoben., imd mit dem in der Geschichte'
bekennten Verfolger der Albigenser, dem Folquet, Ei-
khof von Toulouse, ein und dit selbe Person sey, daran
zweifelt Hr. Diez nach <Ien beglaubigten Nachricllten
nkl|t!^ er entschuldigt ihn aber durch den Wahn seines
Zeilallese.iuid glaubt, dafs bei ihm keioe- eigeBiifilaErg0
AAsiekfteii) nje he» dessen^ Pfemd' Simon Ton Binntfofft
TMMsaiüeiawii seyen»
Üebngens war es durchaus nichts Ungewöhnliches^
da& sich Troubadours in der spStern Zeit ibreS' Lebens
^ din Kl<i^ter sfurflckzo^en , oder die Poesie der Liebe
mfl der ernsten Dichtung vertauschtea So nahm auch
der Troubadour Pons von Capdeuil, welcher in der
frühern Zeit seines Lebens zarte Minneiieder iliditete,
oacitdem Tode sei»»: Dame, w elcher er auch ein &iage«
tiflcli meüile ; caoe fslifiüse Richlnog in seiner Foeslei
üigiiizea by LiOü^it:
IXf Otes, Leben und Werke der Troabadourt.
Sdoe drei KreuzHeder zieht man selbst seinen Minne-
lledero vor. Aehalich dichtete auch Rambaut von
Vaqaeiras (dei^sen Leben und Werke & 263 — 306«
misfflfhrlieh behaddelt werden) znletet erngte Gedichte,
nachdem er lan^e in S&dfrankreich vnd in Oberitalien
Minnelieckr gedichtet, besonders viele anf seine Dame,
die Schwester des Grafen von Montferrat Aber auch
als Ritter zeichnete sich Rambaut von Vaqueiras aus,*
nicht nur in den üriegen , die Kaiser Heinrich VI., in
Sicilien gegen Empörer führte, als auch im Tierten
Kreuzzag ^ der seine Richtung gegen Constantinopel
nahm. Der Verf. vermuthet, daia er mit dem Mark*
grafen Bonifacio von Montferrat in einem Gefechte toq
den Bulgaren im J. 1207. erschlagen ward. Unter sei-
nen 28 noch vorhaiMh iien Liedern finden sich auch drei
Briefe an den Markgrafen Boniiacio in besonders künst-^.
liehen Reimen. Sie sind S. 297 — 306. in ungebundener
Rede ins Deutsche fiberlragen.
Das Leben des Troubadours Peirot hat mit den»
Vorhergehenden in mancher Hinsicht Aehnllchhdt;
avch er wählte sich die Gemahlin, seines Gdnners, dqp
Robert Delphin Ton Auvergne zu seiner Dame, die er
in seinen Minneliedern besang ; auch zum Kreuzzug
gegen Saladin forderte er eifrig- auf utid besuchte selbst
Palästina ; jedoch scheint er sich nicht als Kämpfer
ausgezeichnet und nach seiner Rückkehr bei seinen Zeit-
genossen nicht in besonderer Achtung gestanden zm
haben. Seine Lieder , wovon noch 30 vorhanden rimi ^
jrechoet Hr. Diez ohne Bedenken zu den schönsten ,
welche die Troubadours geliefert haben ; die Mannich^
faitigkeit der (xefUhle, welche sie athmen, in eben so
mannichfaltige Strophen aiis<r( drückt , verleihen ihnea
einen nicht gewöhaiichen Reiz.
Von des Guillem von Saint-Didier Liebes-
abetitheueni und Intriguen wie auch von seinen noch
vorhandenen 16 Minneliedem, weiche sich du^ch Kin*
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Diez, Lebeo uod Werke der iroubadoure, 7J7
fachheit und Originalität auszeichnen , wird S. 321 fg.
g^ehandelt; ein Sirventes aber, welches in der zweiten
Hüfte de» 13(en Jahrhniiderte, dem Inhalte nach, ge-
dichtet ^yn mufe, wird ihm abgesprochen und aie Ver-^
fertiger desi»elben sein Sohn odei Enkel Gauceran Yon
Saint -Didier angesehen.
Ein sehr merkwürdiger Troubadour ist der Mönch
von Montaudon, von welchem man noch zwanzig
Lieder hat, die gröf^tentheils satyrischen Inhalts, oder
Sirventese sind. Hr. Diez möchte zu Weit gehien. Wenn
er der proren^aliachen Nachricht über ihn , die ziemlich
fabelhaft klingt, unbedingten Glauben beimifst, weil
sie iu den Liedern des Mönches Bestätigung findet und
aus den letztern einen nicht unverwerilichen Beitrag zur
Sitteogeechiehte der Geistlichkeit in der damaligen Zeit
n gewinnen meint» Man darf nicht fibersehen, dafe
gerade die scharfe Satyre des Dichters zn der Nach-
richt Veranlassung geben konnte. Darin stimmt aber
Ref. dem Verf. vollkonimen bei, dafs man, Ton Millot
abweichend, dem Mönche von Montaudon eine frühere
Lebenszeit, Ende des 12ten Jahrhunderts anweisen miifis^
IIa Alfoneo IL, König von Aragonien, sein Gönner ge*
Wesen, ist .
Arnattt Daniel, dessen Leben gegen das Ende
des ISten Jahrhunderts fallt; welchen Dante und Pe-
trarca zum ersten unter allen provenc^alischen Dichtern
erheben, den diese beiden - italienischen Dichter dahei^
den Meister der Liebe genannt und zum Theil nach-
geahmt haben, findet der Verf. dieses glänzenden Lobes
oicbt würdig. 8eine gekünstelte Manier, so viel Talent
er auch zeige, behage nicht; man müsse daher glau-
ben, dals des Troubadours verloren gegangene Romane
ihm den nnsterblichen Rnhm erworben bitten; Schon
die Zettgenossen schienen keinen besondern Gefallen an
seinen schwer zu verstehenden Minneliedern gehabt zu
haben, weswegen sie ihm wohl den Guiraut von Bpr-r
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ae'ii vorgesetzt hätten. ' Alleio offenbar cleutet Dtmt^
nicht hlos auf die Hoinaue, «oodern hauptsächlich auf
.di« MiiineU^d^i ¥Mdw er FuwfpiMho XHIV. 118%.
l'crii d' a m or€y e prose di ritMttnvi
Soverchiö tutti; c hiscia dir gli htoiU ^ >
Che quel di Lamosi credon ch' avansi.
'< • • • « . ■ ' , *
Da§ Urtbeii solcher Männer, wie Dante «sd Pe- .
trai ca über Arnaut Daniel mufy jedes andere gegen iho
gewagt machen, um go mehr, als von den aufseror*
deutlich schwer zu verstehenden 17 Liedern- diesem
Troubadours nicht mehr als vier Tollstündig henauifer
geben wurden sind.
Die daran flolgeuden beiden Troubadours, die schon
mehr dem ISten Jahrhunderte angehören, Gancella
Faidil (& Ml fg.) , VM 4m man noch «# Mfciiie^
lieder hat, und Ratftto«i v^n Mirtfvat f 8. 879 fg;),
von dein noch 48 Lieder bekannt sind, geben in ibreli
Gedichten vielen Aufschiufs Aber die Sitten der Frauen
ihrer Zeit Zeigen dIeseUien sich bei aller Zwektea«
Mitßant im dm GedichteD des cretem deeh nodi iä ^^
liieiHnftein Lichte ihrer Treue, so erseheiwen^ «la ii dvl
Liedern des letztern in desto nachtheiligerm. Uebei^aH
Leichtfertigkeit,^ Betrug, Untreue.
Unter den BarMen SüdfnHdlreiohe ^ welek« db
Dichtkunst übten und ihr einen Theil ihre^! VernrtojB|;enfl
opferten, werden zwei mit besonderm Lobe erwähot,
Blacatz und Savario von Maaleon; beide als
Troubadour nwar wenig ausgeasiohiMi, heWieaBO iieli
als grofise Freuode der Oiotaor | der letoMt« wanosio'
vorzüglicher Gönner des Troubadours Uc von Sainl-r»
Cyr, der nach Art seiner Kunstgenosseu ein sehr un-
Steten Leben JiUicte, Speien, Sthlfraakrc^oh» Oberkalien
durchwandeitey und ebwi^l kein Freund von de» Gtal*
hellinen , dach inoe Zeitlang Ikd Bazolino d« Romano
und: seinem Bruder Alberico verweilte^ Ein ähnlicbflA
V
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Ule« , ii«iteti und WeHi« der Troobad^ttrs» tlü
Wanderleben führte Aimeric von Pegailani , der
unter Uep SäQgcrn cht liAem Jahrliiinderlft am meigten
ilb Qun»^ ier Yjffofsen erwarb imd mh ihnaa in ^Msel^
life «nid gläaeeiide Berdhrengen trat Vm lliln «itt^
uüch 50 Lieder vorhanden, Br scheint erst gegen IStO;
(QStortien zu sejru. :
Der Ti oiihadüur Peire Cardinal, der sich wenig
mit der Poesie der Liebe beschäftigte , gehoi t dem An-
fange des 13ien Jabrhnnderts an. Von ibni .sagt dec
Verf. S. 99 Peire Cardinal iai als l^ri^ter.dea tnora^
ibchen Sirventes auKzuzeichnen ; fflr fliege« wiirä'e er^-
Was Bertran von Born fQr das politische gewesen war.
Der EitVr und die Freiinuthiofkeit , womit er ß:e^eii den
Sittenverfall zu l eide zieht, die EigenthüiiiUchk^it.«ei#iei;
JDlariitelluDg, die Kraft aeioea Ausdrucks vejräieneji voll-
kummenes Lob^ allein seine Schilderungen leiden M
item Fehler einer zu allgemeinen Auffassung, in welcher
das Besondere fast gänzlich verschwindet, so dafs sie
tuir einen sehr untergeordneten historischen Werth be-
hauplea können. Seine Rfigelieder sind vondigiich
zwei Stände gerichtet, zn 4enan er in der näch-
Bfüialinng stand , den Klerus nnd 4en huben Adel
Unter den drei folgenden itaUeuiscUen TrMibadours
(S. 465 *^ 504.) 9 Sordel aus dem Mantuanischen,
Bonifacio Calva au3 Genua und B.art4ilQia€ ÜSorgi
m dem Veoetianischao« ist erst genannte unptreilig^
der Bedeutendste und schon durch DanWa G^^obt^
GiMBödie verewigt; auch in der Geschichte ist er be-
hfODt durch die Entführung der Cunnizza, Gemahlin
des Grafen von Bonifacio, Schwester des Ezzelin und
Alberico. Sein Leben beschlob er gegen die Mitte des
Uien Jahrhunderts in der ProyeoCe, wo er während
rines zwanzigjährigen Aufenthalts auch seine meisten
Wich voihandenen Lieder, darunter auch eJuige sehr
Mttere Sirveutese, dichtete.
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Biß fleihe der Trouba^o^üs , Üejben üni
Weriie rilif aiNfiniliHkfaer« B^ndlttpy erlM «»ehli^
der V^rf inU Oniraul* ikiqu\ef wä^ Nivrhon^,' <b»
bis gegen das Ende des 13ten JahrhundeHa lebte. S.Stlk.
wird der nflhern Beurtheilung seiner noch vorhandenen
Gedichte Folgendes vbrartgeschickt : ^Deutlich leuchtet
ans seinen snUirach^.Werliea,^ Q^stireb^o bervor für
diese liteii|t«r^ 4ltiß^^^^ noch weidge Verehrer
»hli^\ ^ mm^m^e ^ UegrApdM Dm M^il
glaubte er In dem Imrril^iaa vod, wo miBglicb, jp»
lehrten Vortrage gefunden zn haben ; der pichter Ijn
halberen Sinne des Wortes sollte den Gelehrten in sich
vereinigen, sein Beruf sollte in der poetischen Darstel"'
lubg moralischer und philosophischer Lehren bestehen
iind er selbst daher adch den Doctoriitel fuhr^o^ V^^'^'
Dichter ging mit seineni Beiapiei voran , wie ^^^jß'
Qriefe und seine fibrfgen belehrenden Gedichte ;m^B|PI
driiei aber Verschmlhte er die lyrische PoesicJm^^*
wegi, wie seine wohlgelungenen Versuche in Sirveniiff
so wie in gewissen leichten und gefalligen Liedergattij^
gen, besonders im Schäferlied, bezeugen könpen.'^'>^V
Hr. Weit M dnroh dieses Werk, d« nM
Gelehrsamkeit 9 richtigem Urtheil und in gefallifii,
Sprache abgefafst ist, einen sehr schätzbaren Beitrag
znr nähern Kenntnifs des geistigen Lebens der südwest-
lichen VAlker Europa's und ibier Sittengeschichte ^
Zeit der Kreuzzüge g^ieMrt| es ist. daher zii erwarteni^
dafli sehe %Mtai^en ftr ^Mtrung der
der fVotlMiMiirs allgenteipe Aimiieiiiiing 1litifeä%^^
•«41
•t]
* « .
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46. HBWKLit. JAHRB. b. LlTfiRATUR.
Atlat de l'Bmrop9 e« 2^0 /umilht, ä Nekelle de- la
^ßttddlü' nmiürM!kf eamHnät mtr la frojtetim de ttam^Uedf «lo-
dißie, mitfUie «9 difvt g^4rat de la guerre en Avance , — par
/«. H, iF'€i/§\ ei-deoani Ueuiemont^ttiomel au t^rpt t-oynl dee in(g^
^niem^geegrdj^ee ftanfaief. dreui d^apHe let m^ttu prhuipn ä
tmde dm wieUhmn mütiriuux avee wne trigenomÜHe fr^^^CeiuliM
htie Mir dn ohtenmßiem a$tnmwmfmu pwr ie pUuement dte^UmM
pur X S. WeerL Qrmni «» pmre mm I« direeUtn de VamUmt^
et mj^imii d^ttprU la mouveße miikede d^empXofier Ventre, re/Hg9
pour-Tindicuiion du rolltet« dis§ pwitime et diee frentUree: 1881.
Ct^ireake «t tHHwg, LikrMe et JEtaAHfiCMeiil Ihkogrmpkipiii
de 0. Herder.
Schoo durch das großse Kupferwerk , mit welchem
die Herder'eche Kunst- und Buchhandlung zu Karlsruhe
uod Freiburg im Breisgau das weit verbreitete Brock-
hausische Conversatioas- LexicoQ, als durch einen ;sehr
ttoterrichteodeo Anhangs begleilele, bf^wies sie auf eine
«isgezeichaete Weise, wie rein and treflfeod sie durch
ihre Steindrnekkanst Darstellung liefern könne, die
man soüst uur von einem g;esrhickten Griffel so erwartete.
Unsere Jahrbücher haben deswegen diese für die Be-
OMtzung des so beliebten ConversatioosTLexicons iaal
.^ehrliqhe Arbeit mit Verfi:nufren nach Verdienst
pwiieii*
Seitdem bewies ebendieselbe unteraefamende Kunst-
aosiali dlirch die io 19 Blättern yom gröftteo Atlasformat
getieferf#; iopo^graphtsche Kirte des Bhein-
siroms und seiner beiderseitigen Ufer von
Hüningen bis Lauter l)urg, was sie besonders auch
im Fach des Landkartenabdrucks durch vorzügliche
fteinheil und Genauigkeit in cler Lithographie zu leisten
vermöge. Anerkannt wurde von militärischen Kennern
te ftber Bederikitchkeiten der Schwachmüthigen sich
whebende Freisinnigkeit, mit welcher, auf Befehl des
Orofsherzogs Ludwig. !^on BadeQi.ans <lem Bureau
XXIV. Jalifg. T Bafft. 4tt
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19 Uerderiiclier Atlat tob JBuropft auf 220 Bog«».
der Bbeiogreoabef ichligUDgs - Commission , dieser für
Kriegsnoternehmting^eo zwischen Frankreich und Deutoch-
land so wichtige Hauptschauplate, in einer geraden Länge
von 40J/^ Stuudeii, ohne Rücl(halt, aus höherem Interesse
für die Wissenschaft der Staaten - und der Ki u g^kuode,
der OeSentiichkeit mitgetheilt worden ist l>ie Ueheim-
nifsliebe ist auch in solchen Dingen so ttnnlltz«'als ver-
derblieh. DievWefehe wollen, erhahen die geheimge-
haltene Notizen dennoch. Nur Manchem , der sie zum
allgemeinen Besten hätte studieren können , bleiben sie
geheim, bis der Fall eintritt, wo der Gegner zfigt,
dafs er sie für sich zu gewinnen und anzuwenden gewufst
habe, nnd folglich die Gelieininifskrämerei nur sich
selbst schadet Hier dagegen wurde bemerkt, daft der
Ingenieur nirgends mehr Erfahrungen über kunsigemäfse
Flufsühergänge, der Taktiker und der Strategct nir-
gends lehrreichere Beispiele von richtig berechneten
Unternehmungen, um 'l*ftuschungen des Gegners zu ver-
anlassen und vor TSuschungen sich zu hüten , auffinden
könne, als gerade in diiisen ÄliUheilungen. Denn nur
die genaueste Bekanntschaft mit der Gestaltung desFlufs-
ufers vermag für solche Wagstücke zum Voraus zuverläs-
sige Data zu geben. Und noch ist keine andere eben 6o
ausgedehnte Land^trecke auf eine gleich znverlfissige
Weise dem wichtigen Studium des Militärs und des
litikers vorgelegt.
So sehr wir Alle wünschen müssen, dafs von diesen
Karten zu wirklichen Krieg^unternehmungen nie ein Ge-
brauch gemacht werden möchte, so gewifs ist es, dais
dieses gerade dadurch am meisten verhütet werden kann,
Wenn durch , dergleichen wissenschafUich genaue Ar-
beiten den beiden Thailen , die einander gegenüber treten
würden , die für sie anwendbaren topographischen Mittel
zum Voraus recht anschaulich bekannt werden können.
. • , . . . . ' » . .
' Unmittelbar nach dieser wichtigen und sehr gel»'
genen Unter nehmuiV nunmehr obeadiesidUbe .Hsndr
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Nach VVeilH ton J. Wocrl. IM
kog den grofseo Plan zu einem Atia§ von Europa:
io S20 Blättern auf die nämliche auagiaeichiMteWeiaa
bflgODDea. Bs glebt noch keinen Atlas yon Europa Ynit
Zusammenhang enden Blättern in einerlei Projection und
von gleichem Mafsstab , und doch ist diese Gleichheit
der ganzen DarsteUuuff für einen wahren Ueberhiick
ron den Verhältnmen dieter Staaten iu der That unent-
behrlich. ' Reo. findet, dafa Napoleon, der Wissenschaft^
liebe Feldherr , welcher die militärische Topographie
sosehr zu benutzen pflegte, eine solche gleichförmige
Darstellung uosers kleinsten und der Kraft nach doch
(löbten Welttheils gewünscht uud projectirt hatte«
Eine ftinfjährige Vorhereituogsarbeit für diesen
Zweck hinterliefs der französische Ingenieur Oberst-*
Lieutenant J» H. Weifs^ dessen 'Verdienste durch sefaie
Verasssnngen in Baiern , Elsafs , Schweiz , Tyrol , Pie-
noDt und der Lombaitiei, auch durch §eine Karte der
Schweiz in 11 Blättern bekannt genug, und noch mehr
dorch seittiB viele im Krteg^depot zu Paris unter Napoleon
gefertigte Arbeiten beurkundet werden. Mit dieser
Oraodlage vergleicht nunmehr der Herausgeber alle
Mostige geographische Materialien , und dem Ganzen
gereicht es zum gröfsteu Vortheil, dafs der Steiustich
und der Abdruck unter seiner unmittelbaren Aufsicht
stellt
Jede von den 220 an einander eich anschliefsenden
Sectionen enthält im inneren Rande einen Plächeufaam
Tsn 288 QuadrulMrfl , worauf beinahe 196 geographisehe
Quadratmeilen aufgetragen sind. Dieser Mafsstab er-
laubte eine grofse Reichhaltigkeit in Einzeichnung auch
Ueioerer Ortschaften. Auch die Figurirung der Ge^
birge und des Terrains ist allerdings, weil der ganze
Siidi ausdrucksvoll ist, sehr charakteristisch. Der sehr
fdungene Versuch, Ortspositionen, Strafsen und Greil'*
Ztiü mit rother Dinte einzudrucken, ist schon beim ersten
AaUick fär das Auge aehr angenehm^ und macht au
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124 HerderUclier Atlas von Europa auf 1^0 Bogen d. 0. w.
»ich da§ Aufsuchen und Verfolgen dieser Gegenstände
um Vieles leichter. '
Die vor uns liegenden vier Lieferungen geben ,
aufser der Uebersiclitskarte von ganz Huropa in 220
Sectioneii, von diesen seihst bereits die Section N a n t es ,
Orleans, Rotien. IJijon, Corse, Linioges, La
RocheMe, Montpellier, Toulouse, Cherbourg,
Paris. In der vierten Lieferung wird die Section Ol-
denburg unil^ ^Bremen , von Dänemark dit; InAei
Bornholm und das Uferland von Christians-*
Stadt, von Preufsen die Strecke zwischen der Insel
Rügen bis nach Rugenwalde oder die Sec(ion
gegeben, wo Stettin in der i^itte liegt. Das erste
Blatt der vierten Lieferung setzt durch die Darstellung^
des Jaragebtets, des Genfersees, der 8avo^i8cben Ge-
birge und eines Theils von Piemoni wahrhaflt in Brslau-
nen. Welch ein anschanlicher Wegweiser, wie schwer
von dieser Seite Kriegsunternehmungen zu isclu n Frank-
reich und Italien sind ! Im \viuifc( lit würde es seyn^ wen»
die näcliste Lieferung den wichtigen Schauplatz von
Polen und den westlichen Theilen von RufsJand mit der
diesem Werke eigenthSmlichen Genanigkeit mItlheileR
könnte.
Die ganze Unternehmung verdient geWifs die lebhaf-
teste Unterstützung aller Bibliotheken und Sammlungen.
. .Sehr erfrenlich ist's,- dafe die Kunsthandloi^ ,^ welche
Dir ein solches Nationalwerk den M nth hat , bereits iiicbl
nur durch die Beurtheiiung vieler Zeitschriften , 'son-
dern auch durch ehrende Geschenke und Subscriptio-
nen mehrerer Regenten aufgemuntert worden ist Nur
das Zusammenwirken des Plutus jnit dem Apollo kann
ein Unternehmen dieser Art, dessen Kostenaafwttid die
Kräfte eines Privatmanns sonst fsst flbersteigen milfste,
bis zu ein«' der Nation wfirdigen und allen Kunst*
'freunden erfreulichen Vollendung begünstigen. DerSub-
scriptionspreis entweder auf den ganzen Atlas > oder
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Cuburger Aniiaicn d. gcsatuiut. Iheol. Literatur. 725
auf die Specialallasse einzelner Staaten (von denen diu
Zahl der Sectiooen in der i\nkündiguiig beüoaders ver-
seicbnet ist), beträgt für jede Lieferung voa 4 Blät^
tern auf extrafeioem Velinpapier 8 Rchlr« Sfichs. oder
ö fl. 24 kr. FQr Baden ist der UDternehraungsgeist und
der Vervollkommnungstrieb, welchen dieses Werk be-
weist, eine ehrenvolle Merkwürdigkeit, welche bereits
auch Yon der Regierung und den ständischen Kam-
mern aufmunternd anerkannt ist
KURZE ANZEIGEN.
AnuaUu dtr gesmmmi^n tktologitek^n Literutur und der
tkriMtliehtn Eireke überkaupt, Ueramg* wm meknroi G9-
le&rtofi, imfer MUwirkung von SiBontckmidt^ Gruner» Ifeii-
ktit Jaeohi^ Lomler, Alex, MülUr^ Perieek^ Sekreiher,
Sitkwoke^ Wald, Weher Mmd (D.) iVeklfurtk, Ereiet-Jokr-
gang, Breien Bd, 1. 2. 3. 4. Btft. Coburg bei Ühnef. 1881.
Gern« maclie ich anf diei« neue theologlaehe Zeitochrift aaf-
■ftfciMn: Die vier Hefte, welche schon ali Probe vor mir liegen «
iug«ii durch ihre Recentlonen and eigene Anfi&tse, dafe die Bear-
beiter gelehrte Kenntnieie genug anr Beartheilaag der nencn tbc«olo-
gticbeo Literatur anwenden hdnnen , dabei aber auf dae grdJWere le*
•eode Pablienm uad deewn Empfänglichkeit Rftckeicht nehmen , ohne
im ■chllmmeii Sinn |iopaUr au werden. Ole theologiicheu Annalen,
wiesle Dr. SehuUbeCe in Zürich fortietst, geben eo vlci aelbet*
gedachte, beeondert philologische Bemerkungen, und sogleich eo
Buiche freimnthlge Nachricht « dalTe Ihre ununterbroehiene Fortsetsong'
cia Wunsch aller Selbetdenker and Forscher seyn wird. Doch scheint
Ibie Wirltsamkeit mehr anf diese sich eininschr&nkett. Die hier be-
Siaaeiion Annalen beabsichtigen mehr das AllgemoinanwendbiuT*
öech enthalt sogleich das erste Heft anch eine lateinische Abband-
luif von Hrn. Conrektor Heinse su Saalfeld, über den Ursprung
<Ie« sogenannten AUianasianischen Symbolnms , auf welches neuerlich
wieder eine grafiere Aafmerbsamkolt gerichtet werden mulbtc , weil
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1^ Co1i9rgef ilftBäleir d. gteümnit. th«el. Literatur.
*
«g; gl«lelmiiii'mlt ei» kfarehlieliM Matter, in dlfe Prealtieelie Igente
aafgenoNitnen worden bt« aageachtet ieiae BebaBptang, M*s war
nicht gerade dietiia GUubea halle ^ ohne allen Zweifel Teidammt
eey, durchane anprotettantieeli and gewif* keiner Erncnemng wür-
dig ist
S. 95. wird, onter der Uebertchrift : ,,Kin gute« Beiiplel wirkt
«ttskr al« alle Redekanttf^' die eonti im Foblicam fast gar nicht be*
Kihrte Kunde iiJtgetheilt und commeBtirt, dai^ am Himmelfahrteta^
dea 20. Mni 1830. die Kronprinzessin TonPreufsen, Eli-
sa bet ha Liidovica, geborne Prinzessin von Baiern, in
der SchlorsliR pelle zu Fotsdiun i h. r evangelisches Glaubens -
bekenntniTs \ot dem Hiachof Ellert feyerliclr abl egt und
durch die Coiuoiunion in die evan^elifiche Kirche übertrat. Der Auf-
satz macht zugleich auf eine ukhlige Stelle nuB Friedrichs des
Grofsen Mdmoires pour servir ä l'histoire de Bramhhourg aufmerksaiu.
Der gewif« lur dit- Kit chlichkeit nicht partheiische , historisch - poli->
tisch forschende Kronprinz entwirft folgende Charakuistik : ftEn
regardant la r«ligiOn »implement du c6te dt la politigue ,
il parait , qne la prQt9ktant€ t$t la plus convenable aus
rdpubliquet et au» monareAtee. RUe e'accertfe I0 misax avee
cet e«prlf de Il6erf^, fni faxt {'e*e«nee de« jrreaii^re«,
daaf im üat , dt ü faut dat nigocian» , diei Idlavrear*, de* aHlsfifi« ,
du kobiaU. ite «m Mdl, ü ut «ar, dt9 ^ttoyen», qui font
t»a«a# de laltrer pirir Veipiee kamotne, dealenneat per-
nieiemt, Dom te$ meaarckler la religion jiraf e#t«af e, qui
na f eUi^e de |ierteaae, eet auf f^rement teniniVe au gou^
aeraemenf , fta ijaa que la caikoligue HatUi uu tftot ijpAtfaet fant
fwitroat, fieimd tn eon^ts et en nrHfien^ dan» V4tai UmporH' du
prinee^ fuo tet pr€tre9, gui dirigtut ie« eeaeeteneet et gui
n'ont dt Bupärieur gue le pape, 9ont ptu» maltre* de»
ptuple» gue le souverain, qui le» gouvernef et que par Uae
aäresße ä confonäre les intirits de dklu avee ^amhition dee koäuaee^ 1^
pape s'cst Vit souvent en Opposition avec des souverains sw des aujete,
qui n etaient aucunemcnt du ressort f/e NgUse.^'' Im 4. Heft ist vor-
sugtich aufnierkHain zu machen auf eine sehr uinsichtige Abhand-
lung über die Nothweiidigkeit, dafs auch 4ie ewaogeUache Kirche
ständisch repräsentirt Werde. . ' .
Dr. P.a n I a t.
Digitizea by LiOO^ie
$«;itrtftej| iibor den 4etq4i. |IV
1) Quadro istorico topographico delle eruzioni dclV Etna , cominciando
delV epoca dei Sicani sino oggi 1824 , formato dictro lo ätudio de
piu accreditati stritHri del Fulcano c dopo moltc accurate 0S9er-
vaztoni cht- ha per oggetto principale mostrare l'urigine ^ ü COrto t
l'epoca ä\>gni eruzione ; (Ii G iuaeppe GeMmeliaro.
Auch Ditt Englischeiii Titel:
HiUorM mmd topagraphicM map of lAt mrwi^hmä of Etna , from ^
ü9tm 9f ik9 Sieani lo tk€ prenmt iime, imtmuhd f» «Im» tk9 mgh^t
tk9 dbrwHiom und tk9 age of mwA tnpiim, Bf O. O9mm€ltmr0,
PMkM kg immnW^d. Lomtmf^ 1818. Elm tOmrh^ BtiU$ im
Z) Memoria dclV eruzione deW h'.tna nvvennta ntW anno 1809. Di
Maria U emmellaro. Scconda editiom Catanta, daUu Tipo'
graßa del Scwto i 1820. 'iQ pag. Spo.
' 8) Soprm ahuni pesaj dt OranHo e di Im anüekt frvMft fn$§9 PÜm
Mma ddp Bimm o$Mn)9iieml did Mior Carl9 Bnmmnliav,
Uada^ daltm T^gfnftä dd Cbw. Lon^o; 1818. 88 pflir- ^«
4) Gioninlc (klV eruzionc deW Ktna avvcnuta alli 21 Maggio 1819,
di Mario G emmai l ur o. Calania^ dalLa «tamperia dei Hegi
SUudii 1826. 30 pagf in Bvo.
W«r die Seitwlorigkeiten kennt, mit denen man sn kämpfen
. Iial , 1101 tfeli io de« Bettts te SicilUniaoheo Literatur %n «etimi «
ticeMM|«ni WM lKleiMre.GelqgeBli«te.-Sclirifll«ii angeht und cinaelaa
Blittar« Karten , biMlieha Dantellungen n.a.w., wird die Tenpatete
Aaaeige obiger Beiirftgn aar nähern Kenn taifa den Aetna and eeiaer
Eieigaiaso aad Eiaeagaiei« Cetachaldignag finden laiaea» Aaeh iet
ee «naera Ahiicht, helaeiwega, in /eiae aaefuhclicbe Darlegaag dea
lahaltet aiaaugeben | wir beacbräalten iina , oneem liesera vom Var-
Itandeiieeyn jener Scltriften , die wir vor Icaniev durch Freundeshand
«aa Sicilieo erhielten, Keaataifa an geben ond eiaige aligemeine Be»
traehtongen balaafagen«
Na. 1. giebt dae aaeehanll^ Danteilaag der Sra|rtiaBa-E|HH
eben dee gräfetea Bnfopäiaebea Feaerbergee; an» 8adel die An»«
bmcb- Stellen« la lo weit aolehe nachweiibar, geaaa angegeben «ad
Temiag dea Lauf der aablloeea Lareaeträme an Terfolgea« weleba
der Yalcaa Siclliene leit ftlteiter 2eit geliefert. Recht deatlieh wird
eo dnreh dienee Bild, wie die Laren -Ergfiece dea Aetna grelbe
Ströme aiad , aach Menge und Mäefatigfceit , im Vergleich aa denea
de« Vesuv. Meereshehe de« Aetaa, aa Felge der Aagaben ver.-
•chiedeaer Beobachten
Üigitizüü by LaOOgle
728
Scbrifien über de« AcUfi.
— Samtnr« - - - , 10:m8 — .
•^ Girgib - - - — —
— Ii-Tinr ■ ^ ' - ' - iniS — —
Jontiiie - s 12121 Ilal FaUueki ')
— Scliow und C, Gemmelliiro . 10484 Par. Fnfi.
Abtlieilang' des grofsen. Kef^eU in drei Hegipnen (auf der Karte dOrch
^crlichiedeoe Kolorirang angegeben). Die Heghfki pkämmUanat dtti
itÜere , liestcU änt mlUm "vuima^eh^ JM#ft« weldier einMlii Aeir^.
•treate Mdte/ Üldelemi irail IWifar Ufgt.^ Sltfm groStm TMIp i«4
dim RegiAn «iiA«:Mit^:«liwüU aielit Mo Wcingürtaa. iwd Frvefit-
bAmne d«r ^wiMw&mm^ Arty und danrfM^» erhelMif. «iiA Ströme
iieoer Laten, stftfr und iHtd, aie ge*tatt«n noeb Mae Hnltnrl Biese
Knif ar iM^ionl gf g«n- S. mit dem Meere, nnd endigt mhAi Nofden nn
nm 19 1 c ol o ■ i. Die mittlere \ die waldige ^gion *, HegiomQ neaioree«,'
finde! man na« vielen ättern Bergen zuaammengeaetst, .dni^h Lnven
gebildet, ^reiche den mannichfaUigdten Zeiträumen angeboreik Faet
•hne Ansnahnie ift dieser Bergtbeil äberdeckt mit Walduogen von
bnrhen, Eicben nod Ficbten. In der Ilichtung von Nicolosi nu«
reicbt diese Region bis zur bekannten Grn((ft ciegli Inglesi. Die
höchste Resrion, Re^ione (liscnperta, überlH<»:ert mit Asche, mit vnl-
lianischent Sande nnd mit Schlacken, träp^t einij^-e Ströme moderner
Layen. TSiir his zu gewissen Höhen findci man hmeholz mul Gnis.
Von di r erwähnten Grotte zieht si«h diese Region bis zum Gipfel
des Aetna. — Der Umfang des grorsen Kegels an gcinem Fiifue be-
trägt IßO Italische Meilen, jener des höchsten Kraters aber, nacii
M. Gemmellaro, 4806 Siciüanioclie Piiliiien. — Der berühmte
Fenerberg hat sehr viele Ausbrüche gehabt, und nicht wenige Schrift-
steller befafsten sich mit dfer' Giesehichte; alUin sie kiimmerlen sicli
.keine6wegs stets nm die £rn|Hions- Stellen V'noeli nm den Lauf, wel-
ehen die Strdme g^Ndmmetf. Von eiebennehn Anbrfiohen Vor der
cbriillichen Zeitrechnung fällt dtoi: frfiheate Int Jnhr 1216, der lettfe
ine Jnbr 42 Dnr6Ii jenen wniden die SIenner genöthigt, die nn^h-
barlicbe Gegend df • Feuerbergee in verinwen nnd 9itb imHnniara^
Tbnie annnaiedeln; dieeei bntte anr Zeit des Krieges awisdiert Gisnr
Octavins und Pompejus statt- Nn«h der ebristlichen Zeit- Reebnnng^
und bis anm: Jnhre 18UI. evf ignelen «icb n e u n u n*4 f ü n f s i g £m|itia-
nen. Zu den besonders mer|(wurdigcD gehören u. a. jene ▼an 1444«
18144. (der Lavensirom;, obwohl derselbe zehn Jahre lang geflossen
seyn soll, breitete sich nicht über zwei Meilen veit ans^ wie gesagt
wird), 1051. (aus der erhabensten Stelle des Aetna ergoTs sich die
LaTa, überschritt in 14 Stunden eitten Raum von 18 jMeilen und
tlicilte sich sodann in drei Arme), 16G9. (zur Zeit dieser berühmten
Eruption brurh au« der.Gr,oL(i^:d«ile Colomb.e eine Menge Saod
*^ Eine bjciiiänischc Faluie verhält 6ich zu einem Engl. Fuis = 1 : l,1du5«
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Mri Aeo &|ier 49m tA
iieryär; iKeM Hoftle, aaiigvteicliiict inwek 4ie prachivoUeii Sftulra*
fdrmigrn AbMinleroiigrn 4«r u« npwclifliwDusiiden I41VIMI - Hamnn ,
•teml lange aEeit bittdomh itai<Rfkfo<i|«li lliiwifAvglielilceift and wmn
ÜMtete sie, im irrigen Glaubfn befind««, diifo divtelbe ein dem
InBCra des Aetna sufährcnder Gang t^; sllein M. Gern mellar«
unilersiichte die Grotte bis in iliM entIcgeiMinn Theiln)« iW. (söge-
BMMtA Flammen- Ausbrucli« und f^ewattigcr A«cii«nre§cn , gkkh-
zeitig mit dem Erdbt-ben , wobei 593(iS Menschen auf Sicilien das
Leben einbürsten) , 1735. (der Lnvenstrom entatie^ dem grofsen Kra«
ter) u. s ^v a b. w. — In fönrundRcrhaijw^ StH<l(en^ Flecken, Dorfern
und Weilern lebt 11 nni dem Abhänge dca AetnH 188,700 Menschen ,
woTcm allein 45,(>^i(ul die Stadt Ctitania bewohnen. (Ferra ra gab,
in Reiner Moria generale deWEtna^ Catania, 1793, die Zahl (l<'r auf
der Bergflüche in ihrer weitesten Ausdehnang wohnenden Menstheii
XU 3€0,000 an ) — > Die Karte wurde nach G. Gemmellnro s Zeleb-
ntii}^, aber ohne die bcttiniderc Theitnabme des Verfassers , in London
geslociuii; man vermifst daher leider! eine genaue korirktui , tin
aafgebeltelos Blatt berichtigt indeiaen die bedeutendsten Fehler. Uec
Tczt.ia4.iil Italieiiiacliar Sprache, Uieii weite findet man deaanlbfQ
aseh, fdlinth dem Titel, ine Baglbolie «benetet beigefügt.
• Jlie Ueioe Sehrilt No. 2. aehildert den bernlimtea Avibrncb
>eaft JAiM» IfM, im abgelaafenen JabrbiMidei>t war der Aelna fast
«aawngeaetat tbiiig. Mehr ab «eehaeba betenden deali^irdige grua»
eere Kraptlonen hatten etatt and fibcrdiee sahHeee Aaebriiebe ven
Ranch, nad Flammen, Aaewarfe von Samt nad.Aflche n. e. w. Vor-
aiigaweiee Ita den Jahtea 180ft .aBd .1804. warea letstcre Phiaomene
heftig. > Im Jahre 1805. trat eine ümptian ein , die gieh swar gewic«
sennalhea anf das Innere des Kraters beschränkte, allein deaaecb *
22 Tage hiadnreb anhielt, ia 1806, 1807, 1808 nad 1809. daverton,
mit kleinem und, grefaern ruhigen Zwiachearaoaien die Aschen-?
fegen fort, die Flammen - und Rauch -Ausströmungen, die Hebun-
gen des Bodens Terbnnden mit unterirdiechen Detonationen. Endlich
erfolgte im zuletzt genannten Jahre eine Katastrophe, bei weitem
grofsartip-er , als ^\ele der frülirrrn. Durch die ergossenen Laven
wurde <lie G( penri auf weite Lrstrcckuny^ bedrolit , das Städtchen
Ii in 1,»^ ri a ^ rossa gerieth in grofse Gefahr u. «. w. Das Tag^ehuch-
ulu r den Ausbruch von 1819. (Nn. 4.) schliefst sich an den vorher-
gehenden Bericht. Wir diirfeii hii r eben so weni«f den umfassenden,
und wie nieht zu bezweifeln ist mit grölster Genauigkeit niederge-
schriebenen, Angulien des Verfs. folgen; sie führen fiir uiiKero ge«?ftn-
wartige Absicht zu sehr ins Kin?;€lne. lu dou Jahren 1810, J811,
1813, 1814, 18^5, 1811 und 1818. nahm man mehr und minder ber«
tige vnlbaaiacbe Ereignisse wahr; besonders traten lahlreidie £rd»
Erfcbptterungcn ein. Endlich am 27. Mai 1810. ereignete «Ich die
jewaltigc Entption, welche bia anm 1. August dauerte.
4
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SnAtihen über den A«Uia.
Von begondcrm IntcrcHse i«t die Abliniidi utip No. 3, in welcher
G. Gemme l laro von den Zinneiz-haUigcn ^rauiti^chen Bruclistiicken
redet, \vcl<:lio neucrlicli in der Nähe des AetBR-GipiVls /^efiindtMi
worden. Wir rufen unscrn Lesern ine GedäcIitniPg zurück , ilafs der
Fenerbcr;:: Siciliens am Ende der GiHnii - Reihe Ton Calabrien,
die durch den Granit det Monte Peloro und jenen der Uer^e dea
Ca^io LMilaszo nach der Insel fortgesetzt bind, ein eigenes kleines
llerj^ - System bildet. Urs präng^l ic h , darauf scheinen alle Verhält-
nisHc hiuzuweisea , mag der Aetna aus einem Erhebutior« - Krater
aus basnltifiehen Ablag-erung-en aufgestiegen 8evn ; denn Gebilde der
Art machen, nach allen Seiten hin, den FuIb de« Viilkatts aus. Nun
wurden kleine Fra«rinente granitiseher Gesteine — su weiiijj^ man dem
beschriebenen Gejuciige ;ius Feld^pHtb-Thcllen , Qnarz- und Zinnerz-
Körnern jenen Namen wird streitijx machen wollen, ho erregt den-
noeh dt r bei andern Brnehstücken angegebene HeHtand ; Feldspath-
und Hornblende - Theile mit sehr kleinen Zinner/ rartikel n , in so-
fern die Benennung Granit darauf angeuendet w orden , einiges Be-
denken — bald in xiemlieh tinrcränderteui Zustande, bald mit nicht
zn Terkennenden Spuren erlittener oborflRchUcher Schmelzung, und
mit unsitzender schwarzer schlackiger Lava auf dem Aetn. a und
zwar in der Nähe vom Gipfel getrolTen. Manche Zinnerz; - fiiUrendc
Granit -Trtimmer der Art sieht man ganz umwickelt von Laven-
Substanz u. s. w. Der Verf. glaubt Hieb berechtigt zu nachstehenden
Schlufsfolgen : 1) der Heerd des Aetna scheine von Ablagerungen
alten Granites begreüzl (dafs dcrtelbe unterhalb granitischer iVIns-
sen seinen Sitz habe , beweisen die erwähnten Auswürflinge sehr
augenfällig). 2) Die geschilderten Granit- Stucke mufsten aus dem
Vulkan mit einer LaTendecke bekleidet herrorgeschleudert worden
Htyn. 3) Die Warm - der Lava sey minder grofs, minder wirksaai,
als künstliche Glnth , indem Granit, dem Feuer eines stark ziehenden
Windofens aus^e^etzt, geschmolzen und in eine gewissen Aetna-Lavon
nicht u n ä h n Ii r h e Masse umgewandelt worden. (Wir müfsten
die Greii/cn dieser Anzeige um' Vieles überschreiten, wollten wir
unser auf die mannichfaltigsten Erfahrungen gestutztes Glaubens-Be-
kenntniis über die Wirkungen natürlicher Gluthea im Vergleiche zu
den künstlichen hier niederlegen; dies sparen wir fiir einen andern
Ort auf und bemerken nur, dals die Aehnlichkeit zwischen dem im
W indofen - Feuer geschmolzenen Granite und den Aetna- Laveu, selbst
nach dem, was unser übiigeus sehr wohl unterricliteter Verf. davon
fagt, nicht so grofs gewesen sejii könne. Die Umwandelung von Gra.-
niten in neuere La\ea durch vulkanische Mächte hat dieselben Gründe
gegen sich, welche man mit allem Rechte anwendet, um den Ur-
sprung der Basalte aus geschmolzenen Graniten u. w. abzulaugnen.)
* •Leonhard»
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Y. ümihaupfc« über Artillerie.
9*1
Ail^€nicincr Hinriß für eitw neue Or^'frntffation thr Ariilhrie. L.
von Ifreithuupt^ Obcistficutcnant und Bataillons ' Commandant
in Her höni^L ff ürtember^i^ic/icn ArtületU m» ^, w. Lmdwigsburg
1830. iV u 67 ^\ H. Mit 6 T^f.
m
Die lliiu|)ttt>ntlen7, dirser Schrift i»i ^ su zoigeiif dafa die kurzen
24 |)fünd. Kanotien und d'tt) tragbaren 6 pfänd. Brandraketen mlL \ or-
thcil bei der Artillerie eingeführt werden knnneu. In Bezieliuog ant
die 1- roteren Hegen insbetondere die «ehr schätabaren Verbuche zum
Grunde, welche 1828. in Main« angentellt sind, über die UrHialra
.keten sind die beiden bekannten Werke \on Bchm und Hoycr be-
nutzt, also niclit da« später erschienene vua Congreve selbst (Ab-
bandhing übel diu allgemeinen Grundefitse, die Kräfte und die Leieli-
ti«»-l<elt der Anwendung des Cungreve'schen Racketonsj'siems u. s. w.
Weimar 1829. 4.'^ Da« über diese merkwürdigen Wurfgeflcbiitze
Cresagte ist nberliaii];t ncbr kurz und mangelhaft, vermuthlich weil
e« hierüber nttch zu sehr an genügender Erfnhrnng fehlt, die der
Yerf. liinsichtlich der Artillerie in einem hohen Grade der Vollstän-
digkeit «ieh erworben hat.
Im Allgemeinen ist dieser Umrifs eine gedrati<;ti; Sammlung
von Thatsnchen, mit einer Menge tabellarisch zusammengestellter
Uebersichten , mithin ausgezeichnet reichhaltig , ebendaher keines
Auszugs fähig, und in eine Kritik des Einzelnen einzagelien , würde
einen theoretisch gebildeten und zugleich erfahrenen Artilleristen
crlordern. So viel ergiebt sich jedoch bald, daf« da« Wisrk diesf»
letzteren «ehr au empfehlen ist.
M u n € k
Aietätia, 2'ej|«üArtfl für GcfchiehU , Slaati- und Kirchenrecht,
beratug. wn Br, S. Münek. JoAr^. 1880. Haag, im dfer Fo^
UtgtkmiM» rffir Oeftrilifer BarimmoL.
Bei dem grofsen Reichthnme unserer Literatur an Zeitschriften .
kann es leicht geschehen, dafs ieino neue Zeit«chrift nicht den Ein«
gang findet, den sie ihrem WertLc nach zu finden Verdient hfitte.
Die Torliegcnde Zeitschrif t enthält so viele dem Inhalte nach intere««
«ante nnd der Ilarstellung nach wohl gelungene Auf«fltKe, dafs die
iinnnterbrochene Fortsetzung derselben in einem hohen Grade wün-
ftchensverth ist. Wir wollen, um, so viel art un« ist, die Anfmerksanikeit
det Pnblikaras auf diese Zeitschrift lenken , wenigstens einige der
iil dem. Jahrgange 18M enthaltenen Aufsatze namhaft machen.
Mehrere dieser Aufsätze beziehen sich auf die Geschichte und auf
den dermaligen Zustand des Königreich« der Niederlande, diese«
auch für die Peatsvhen Bttnde««tuaten in mehr «U eiaör Hlnatelit
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>
wichtigen Staat€«; z.B. der, auch in einriu bcRondercii Abdruck zu
lialiende, Anftatz über den bekannion Procerd der Ileiicn de Pot~
4er, Tiele in ans, Barth eis, de INcve, Coche-Moinens uiul
▼ a n der Str aet cn. — Andere haben die Geschichte uder die der-
malige Lage und die Zukunft ücutschlnndu zum Gegenslnnde. 'L. Ii.
die Abhandlungen: Rudolf III. Graf zu Habs bürg. Von seiner
Gebort, bi<« da er Konig der Deutsehen ward. (Von Jos. Bader)
\ aterländische Begebenheiten zn den Zeiten der Kaiser Adolph uihI
AIhrccht. (Von Feclit.) Deutschlands Vergangenheit n lul
Zukunft, die Gefahren, M^elche ihm drohen, und die I>1itTel, den-
sflhen zn begegnen; ein Wort der Zeit, des Frieden« und der Eini-
gung an die Regierungen und die Nation. (Vom He raus g. Ein
lescnswcrther Aufsalz ; auch in einem besondern Abdrucke z« haben.)
Allgemeine tkeoretisrhe [Erörterung des G esch worn en g e r 1 c h
mit Rücksicht auf Deutschland. — Auch Baden ist nicht unbedacht
geblieben. So findet man hier eine sehr wackere Abb. über den
Ursprung de8 f f ;i u k c k Baden; von Jos. Bader; eine andere mit
der Aufschrift: Der Grolshcrxog Leopold und die neue
II errs c h e r I i n i e in Kaden. (Vom Hcrausg.) — Einen Theil
ihrer Ausstatt(in<ir verdankt die Zeitschrift der zu Freiburg beste-
licnden bisturischcn Gesellschaft. ' . , ,
*• ■ • ■
Wo* bcdürjen ^ was V'ütuscficn und ivu.s erwarten demnach Jivrhesaens
Bewohner van ihrem erhabnen Fürsten ftausc mtff dem auf den IH.
Ort. IBäO. einberufenen engeren Landtage in Bezichttnf»' auf Ver-
fassung und VcrtPfiUnntr ? — Erste Jbtheilnnf^ oder: K'o*
waren und ^ntts irirkitn die althessischen Landständc bis 1816? —
■ Zweite /4b tk. oder li ünscf/c und Andeutungen zu der künftigen
Landschafts- Ordnung und l\ennung der sonstigen Deniderien. Fraukf*
a. M. in, Commünon der Jäger*scheH Buchbaaälung, 18^. ^
Diese Abhandlung, die Arbeit eines Sachkenners, bat in einer
dopfiülten Hinsicht eiucn bleibenderen Werth , als Schriften , welche
durch die Zeithegebenheiten veranlafst werden , zu haben pflegen —
Fürs erste in so fern, als sie in ihrem ersten Theile eine Ltber-
sicht der Geschichte der landständischen Verfassung des Churfür-
stenthumes Hessen giebt. Diese Uebcrsicht wird in dem Grade aus-
führlicher, als sie sich den neueren Zeiten nähert. (Sollte es wohl
erweislich sevn , dafs, mic der Verf. anfährt, in Churhesscn die
Städte bereits im zwölften Jahrhunderte zu dem Rechte der Land-
standschaft gelangt wären?) — Fürs zweigt tu so fern, als di€
Abhandlung in ^iireiu zweiten Theile einen Lnt\\urt zu einer ncadl
LandftcbafttordniAig (oder lamistandischeu Verfassung) enthäll, wel-
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Ueiier Kurhesion.
eher sich äberali an di« Vergan^cniicit. an die Ge-
schichte anlehnt. Die nfiie Verfnssungsurkiinde des Chiirfiir-
stenthuius Hessen ist viel weiter g^egangen , aU die^t t Kntwiirf; sie
hnt weit mehr die Antpruehe der Gegenwart , als die Andeutungen
der Verei'ang'cnheit , benlcksirhtigit. >Vir lassen es biilig an seiften
Ort gestellt seyn, ob mit oder ohne Grund V Alleiiial verdienen uuch
diejenigen gehört su werden, welche dem geschichtlichen üechte .das
Wort sprechen.
tkeorie des Lateinischen Styls, Mtt einem Lateinischen
jintibarbarus. Von Dr. C. J Orysar. Köfn a. Rhein. Druck
und Verlag von Johann Georg Seämitz^ 1881. XVI und ^6% ü,
(ohne das Hegiatm') in gr,S» • •
Das Bedfirfnir» eine» Werkes, wie das vorliegende iwt, da«
neben einer umfassenden praktiRchen (nicht blos tlK oiefiN« Ju n) An-
leitung zum Lateinischen Styl auch die Awtw erforderlichen Angaben
aller der hier zu vermeidenden Ausdrücke, Wendungen und Redent«-
ürten enthalte, entsprechend den Anforderungen unserer Zeit, und
dem Standpunkt, den jetzt die Wissenschaft überhaupt «^^ewonnen
hat, ist bisher so fühlbar gewesen, dafs wir schon aus diesem Grunde
die Erscheinung vorliegender Schrift willkommen heilten dürfen,
sniiial da die bisherigen älteren Werke der Ait anerkannt un^enü*
gend oder für den Gebrauch ungeeig^net waren , vorliegendcB alier
durch die eben so vollständige und uiulae^seude als gründliche uLd
zweckgemafse Behandlungsar t ise unsere Anforderungen zu befriedig-en
im Stande ist , weshalb wir möglichste Verbreitung dieses Werkes und
allgemeiue Anwendung bei den Uebungeu zur Bildung des Lateini-
schen Styls zu wünschen allen Grund haben. Zur Erreichunf; flieses
Zwecks beizutragen, i^t aiK h der Zweck dieser, wenn gleich nach
Vcrhältnils der Schrift selber nur kürzeren Anzeige, in der wir die
Freunde der olassischcn Stildien aufmerksam raachen und die we-
sentlichsten Punkte des reiche« Inhalts andeuten wollen, nni 8o we-f
nig^stens einen BcLrrifT von dem zu geben, was hier sa erwarten ist^
ond zugleich untrer eigenes Uriheil über Nützlichkeit und Brauch«
barkeit des WerktB einigermafsen in den Augen derer zu begrün-
den, die nicht durch eigene Anschauung Gelegeohmt finden, 'Siek
selbst davon zu überzeugen.
Nach einer Einleitung, welehe sich über die nnt^ den Alten
herrschenden Ansichten von der Reinheit des Stjls und den dazu er-
forderlichen Eigenschaften, sowie ülicr einige andere allgemeinere
Ponkte verbreitet, beginnt das Werk selbst in der ersten Abtlieiinng
mU der I^ehre von der richtigen Wahl dojr Wörter und
I
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tu Grytar, Theori« 4. Lat St^U und AntiUarbarii«.
R(>dt n «arten, vrtk dnim im cfvteii .^btchaill. die. PmomiBa, i«^
Kweiteo die Z«lii Wörter. * im düM^en 4m Snbttaiitiv« im ▼i«rt«ii\d«*
Adjectiv, im ffftnflM das VerlMtai I9iid Ui dei»|»ddM l«tst0ii Atacliait««
ten dl« Ffftpotitioaen ind FiHiliolB lidiudeli «efdmb Weai» di«
Ldir« van dem' Gebmcli der Promimira hier mit beeenderer itor;g-
Mi mid gröberer Attsfnlirlielikeit bei|«»delt' hl, eo iiA di«t tliaili
dnrcii die Wiclitigi^elt der Lelire , «ad die Sehwieriglceitm, die bei
Uebangen im Lateinteclien Stj^l hier gerade beronder« heryortreten ,
thetls darcb da« Ungenügende der Behandlungsweite in den bishe*
rigen Grammatiken und andern ähnlichen Werken, hinreichend ge«
f^chtfertigt. Wir möchten dasselbe ing^leichen auf die beiden letzte«
Abschnitte dieeer Abtheilung «nwepdfn , namentlich auf den sechsten^
def die in den meisten Latein. Grammatiken, selfmt in drn geprie-
gt'Tisten unBcrcr Tage, nur sehr stiefmütterlich und ungenügend he-
haiidcUc [.ehre von den Pru|>ositI»n< n IjctiilKt, und in «einer Ausdeh-
nung^ (^S. 391 — 467.) diesen Gegenstand mit eben so vi< ! Klarheit
and Bestimmtheit al« Vullständigkeit und Genauigkeit im £inze]nen
behfindtlt hat; wa« bei dem Man«?el tüchti«fer Vorarbeiten und dem
eben so umhevolLcn uls Bchwierigeii Gesehüli , die einzelnen in zahl*^
reichen Sehriften und Commentaren zerstreuten Bemerkungen über
einzelne Präpositionen and deren Gebrauch, aufzufinden, zu sam"
mein und zveelim&raig aa bflnutaen, nichts geringes war. Hier, wie bei
dem folgendea Absehaitt aber die.Ptoliltela Jel awar dce Tursellittos
Werk alierdings gebraneht wöidea , -aber aar al« Matertal-, da« dav
fcritlaehe» Sieltitaag.vad Otdauag ia aiebt geriagem Grade bcdiirll%
ietV mll besonderer ttorgfalt ist abdr die Syaeajmik irehandeit «nü
die. eigeathamlichea VemliledenlieUea dcv Partikela ia. Ihre» Bede«-
iaag aaid in ihcem Aebraoeh <eiaar der «elivierigitea Paakte, ^ier'
eb^ daher öfter« ^egea Oeb&hr ireraaaUftaalgt wird and dadttrüh .
öfter Irrthumer lieliii'. Lateinseb reiben veranlagt) aaiiignirieoDC i
DaPs nun in dieser ersten Abtheiluag, wie i« den .beid«n f0lgeadea »
Manches bnröiirt tat oder viotmehr beröhrt werden maAi«, ^was mü'
in die Grammatik gehört nnd dort ebenfalls vorkommt, liegt In der
Natur der Sache und in der Unmögliehkeit einer Iiier sn voraaetal»
tendon Trennung oder Ausscheidung dessen, was mehr der Graut«
matik, Ton dem , was mehr dem S;trRehnpobrauch und dem Styl ange^
hört oder in das Gebiet der Synonymik einschlägt. Um «« befrif»di-
gender ist die Ausführung der einzelnen Abschnitte ausgefalien, was
bei der Reichhaltigkeit des Inhalts, bei der Klarheit nnd Umsicht«
mit welcher die einzelnen Bemerkungen Torgetragen und die Unter«
schiede entwickelt werden, nur dankbare Anerkennung finden kann.
Die «weite Abtheilung: Von der Hilduncr des L nte ini«
aeken Satzes (S. &98ir.) verbreitet sich über die Lateinische Cun-
nfraelion, über UoMrichreibungen , Abkürzungen, Wendungen, Dent^
liebbelt, f;aacinaitftt de« Auedrnck«, Aaaebmliehkeit , Tropea nmä
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Qr^MT« Theorw d. tmk, StyU niul AuiibarlwrML 7^
Figurtjii , und liher Umfang des SfitzeR. Di« dritto AhtfuMlun»:
(S. 625 fl'.) belinmfelt die Lehre von der Stellung der einzelnen ^Völler
vie der der Siiitzr und der \ erbindung- nielirerer Sat7.e in /UNaiuiuen-
liHriji^endf 1 Hi dc . Auch dk'te 4>e|deA AbtbeUungttB limi auf bofirieUir
g^ende Weis« Ijclianttrlt. '
Noch halu ri wir aber von einem weaeniHchen l'heile des Werkt«
SU rediii. nämlich von dem S. li^. eingeschalteten und bei kleiiKiciu
Drucke bis %u S 3f)6. reichenden /fntibarharu». Es ist dies ein alpba-
betisches VLizricJinlffi rem einzelnen Wortern nnd Phrnsen, weiche
entweder g^anz urilatt-iniKch Rind nrter doch der spateren gesunlteium
Latinität ang^ehoren, (Kirr «is Svnonvinf dur( h Verwechslung drr Nü-
hcnhepriüe zu vei krhrtmi Airsdi tu k l erlt itin könnrn Dt r V trf. will
dieses VerzrichnÜN iinifcsehen wisHcn , bIh « in hie und dort berich-
ti^er Auszug de» Nathwendi^sten aas den S» Iiriiten der Lnteinischeil
Grammatiker , an« (kn vi t«< fiicdrnpn Werken neufrer Gelehrten über
SjQonymik, und aus den Iruliirrii Srhriften eines Voorst, Vossins,
Cellarius . Noltrnius u. A., ziig^icich aber nurU mit Benutzung d*är in
den Aufgaben der Lateini»;r!H>n Schriltsteller . zeiKti crjten Bemerkun-
gen der besten Corameniataren. Gewifs wird Nieuiand , der dieses
Veneichnirs näher prüfend durchgeht , die Sorgfalt und Gründ-
lichkeit, mit weicher der Verfasser gearbeitet, oder dip Genauigr
keit in den einzelnen Angaben , verkennen und dem Verfasser die
Tcrdiente Anerkennung seiner Leistungen, so wie der Nützlich-
keit und Brauchbarkeit seines Werkes versagen können. Was den
lJuilaag solcher Verzeichnisse betrifft und deren Aosdohoung , so
ist es leicht begreiflich , dafs es an einzelnen Wörtern oder Redens-
arten nie fehlen wird, die Jeder nach seinem individuellen Sland-
puakl, als besondere \vLrliti<^ ansielit und darum heigefügt wünschen
wird« wenn er sie auf^i^elaNHen finden sollte. Wie läfst sich aber
überbaujpt hier eine Grenze ziehen, oder ein Endpunkt bestijumen,
da, wo nicht wie bei einem Lexikon, welches einen be#timint gege-
bnen Sprachschats enthält, das Gebiet in seine hettimiutfn Grenzen
•diarf eingeschlossen ist! Iiier liegt für den Bearbeiter mit tinp
IIaiiytsch^vieri«j^kcit gerade darin, dafs er das rechte Aüaais j,vl beob-
achten (ind bei der Aufnahme einzelner Wörter und R^edensarten sieh
inoerhalb der g^ln^rigen Schranken zu liiiUen wetfs^ indem flr das
Weaeotliche von dem minder We^t ntliehen nusscheide und nar.jencoi
eiiia Stelle in seinem Antibarharua einräume, lifld in dieser Besie-
hang haben wir vorliegende Arbeit. nur zu empfehlen, zumal da der
Verf. keineswegs aus den oben bemerkten Quellen in glucklicher Aus-
wahl das Noihwendigstc und Wesentlichste blos zusammengetragen,,
sondern durclf die logische Behandlung , Ordnung und Sichtung
für den Gebrauch noch nätzUcher gemacht hat. Gern werden wir
ibiu daher die erbetene Nachsicht schenken > „wenn hier und dort
ein Wesen tlich scheinender Artikel v^niftt oder eine richtigere Er-
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Gr|»ar, Th«oi-)^ il. jU^t. ^t^;/^ und Aaiit)arJ[|iirmi.
HtautI in liii0dert pd4 fbortoil li«^elt tliwlliiiten serfilU ,
dnrrhgftngig« VollkQ|MiHlifk«i| «Hl AOlA maMfltfym Uefcafifceito»
de« Gt^b€B|;^ arr«li}|ilN|^ ; MBmi, inian Üe MiilKBlM Hilfaiitfn%
PQ antMer «a^ scHwiKkt««^ ümI , »It fdi iie ««f Mumm QiMHe
Mit kctM^mr Aniwitftiiili»it i<t Iin4^ lifer ^ ^yAon^nntt ^«toi*
M(, ^'tf« Mftiig«! iui4.4f» UAfoAptMigliMt'ier MiMiitt «Me,
lnvefehMi, ^ieS..^UL fm» ffichüi; Mi«riit vM« j!;enui6 dt« wM-
ttj(atCB Reivtbmle« at« f^OBomina, PH^|NMidMH« md Partikeln eoU
ir«d*r '||ar nicht oder doch auf eiae awayelkafla W«|ie Miä«Mk
«lad, die Arbeit unendÜdi cnchwerea tpnftlen. Dagfgen hal alwr
der Vert die Resultate der Untersackaagaa ia JMderieins treffltvJMÖi
'Vfvrk aber die Lateinischen Synonyme, uo weit es der Zweck seinca
ffTerkes erforderte y benutzt und in kurzen Aiin?^ri^('n nir(«ethei}t.
Noch niiiMKcn wir beim ScUlul« unterer Anzeige einen Funitt
hcrrorheben , niimlirh die rn diesem Werke diirehffängtg vnlirnehwi-'
liarp Benutzung; luanelicr serstrent in den veiKeliiedenen CMinincn-
tartji neuer Gelelirten niederg-elegten Bemeikutig^cii über Spracbg^
brauch, Synonymik und ilerf^l. Gerade das isi h, wh<» Hef. in Wcrlfcn
ähnlieher Art, wie sie bisher erschien* n Hiiid , so wie naraentlieh in
den zablreleben LatciniKehen Graiuwatiken , die jede Me«He /u Tage
fordert, vermil^te , wiibrend doch iii den Cummentareu eitie« Grono-
Tius, Burmann nnd bq \ieler anderer Gelehrten nnserer and dM
"Hossenen Tage ekl lahra» Mia(% der hvamshbarslen N<»tlaMi Itttlr
Grammatik, SprachgehiWiiih , Synonymik uatf iatgl aie^rgelegt ini,
Waldie aadler« 8««f«lt wünla aatem . Lateiaiaehe ChPaiawaCilr
'natgffUtrfe Beaaliaiiir ^leMMf Miüae gawiaaaaV «aMar YoiAlMtt:, .
Wfllvli« Erleiähtafa^ aachr ißm galdbHtta FotMliar« imk Kvktttar,
aaraaa erwaefarie«^ 'dna «alaha AfMi int freMiäli -aiit h^ßätrn^
rtagea MMm Vcrib^rtet (aa^ das Int an ehaa , wan^MUtti haalifeii Tag»
beim BManaachen am amMm adiaat}'; iaimiia ftaJÜiwiaV
nMiUaBM antbatten schon eine Manna aalalMa SfarterMn, Am Mlf^
n6eh ent «u siebten ist, a«%anpei*hn(ri , nnd Itimteo in sofora 4ie
Arbeit einigata^fbea erleicfitern. Unser Verl hat for iiein«n 2wa«|c
diene Muhe nieht gescheot, und «n können wir nttr w&isciijt>a, 4alW
'nein Beinfiinl auch voa Andern befnlgt werden mö«^^. — Ein voU-
Irtandip^es Reg-iwtcr über die Latemisrhen Wörter erleichtert dna Ga^
^raadi iIm WerlM. I>rudk uad Fnfier nind hefctwligead. . -
Ck. Bdkr.
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N% 4r HEIDELB. JAHRB. d. UTERATUR. 1831.
P. Mahr t inack Luttere^ kah49 dwiikwojitf teem peemlnea»^
swehikeemt ha Luttera m^hitiba, — im« jau trihsBimU
gaddi, — Ukke kttikta ^ugshurg^, SM 49$nä Jukni-mehntH»
19Mtä gadää, par gokdm, un Latw€9$€ku iuutintem p9r
iabhu, apsikm^hft no M. TihlUy vewdba makzitaja p§9
Mahn» ha9niza$ int oAfra p€ea€hd9ti^ pev Mt€nigt» 0<Miilsat-f««iM
IKft^ pOwmktä, Tm^k% ur Umm wmMwm HahgtUäz^ kä
krhiigä dramtH BikgS «o Kuiitlu htkmkm mMbakm zehkikaHia
tmppuBL Rikgi, dHkkzhU pee n^, F. BMtr. 1830. 110 S. 1» 8.
MHcBe» iai ehe freie lelf tfeft« Uebtrsetzumg ßkr ämä Ftlfc «oii/rf-
f «»rfcr deuUcker volh^ändigertr Sekriß :
'J>r. Mcirtin Luther g Leben, nebst eiutr kurzen Geschichte
der lief orm dt ton in Higa^ urtd eincjii fac simile zweier^
auf der hiesigen Stadtbiblivt hck befindlichen, eigen-
Ji ä u (l i ^en Briefe Luther s ; ein Beitrag zur Feierde» dritten
Säiulai festes der Uebergabe der Jngsburgischen Confession , am
■ * 25. Juni 1530. Für Conßrmandtn vcrfafst, von M. Thiel, er^
staui Prediger an der Domkirche, zweitem As»e»90r dee
Stadt ' Consiatoriume in Riga u. a. w. den 1^. Juni 1880* Biga^
gedrueiei hei Wilhelm Ferd, Hacker. (Auch in Commlati9n hd der
SUinaekea- Bartkuoekiteheu Bvekkandlung zu Leipzig.)
4
Das Säcu!arfest der Auo^sborgischcn Confession hat
zur Freude des Recenseiiten eine Menge kleiner Schriften
io Deutschlaod veraniafst, von deaea gewüs eiue jede,
irgend einem Theil des Publikums aogemessen, wohl-
däiige Erinnerungeii ao jenen groften Bekenntnifisteg
«rweckt Denn so ungleich ihr Gehalt seyn mag , so
gewifs mufs- der Freund der Oeffentlichkeit und der Auf-
hellung immer dies bedenken , dafs doch wohl jeder
Schriftsteller f^leichsam der Repräsentant einer jo^ewissen
Classe von Zeitgeoossen ist., denen gerade seine Dar-
stellung mehr als eine höhere odjsr niedrigere entspre-
chend seyn mag. Immer also, wenn nur etwas Gut*
wollendes gesagt wird, ist, duiikt mich. Sprechen besser
als Schweigen. Dennoch ist es, fQr den Umfang unserer
Jahrbücher auch nur von den interessauteren Notiz zu
lULlV. Jaiiig. a Heft 47
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138
Or» IiVlhert MMn, letdtdi itqd dcuUeli,
geben , bisher (einige wenige aubgejioriHnen) dem Ree.
uebeo andern Beschäftigungen nicht möglich geweseu.
Aber die aus so ivciter Feme veo eioem krtftig^
Freund des eTangelisohen Protestantismua so eben erhal-
tene Gedächtnifsschrift kann er nicht, ohne Bezeugung
seiner Freude über die darin bewiesene Theihiahme an
der wichtigen Suche, aul die Seile le^cii. Klar, herz-
lich , ohne- Uebertreibung , durch gut ausgewählte Dar-
steltung der Thatuinslände , giebt der Verf. in einem
Umrifs von Luthers Leben auf eine recht Volks«
verstandliche Wet^e die Geschichte seines grofsen Werks
und der welthistorischen Unentbehrlichkeit und Wirk-
samkeit desselben. Er leistet im Kleinen, was Dr. Mar-
heinecke durcli seine Reformationsgf^srhirhte als eint m
oft wörtlichen Auszug aus den Quellen ingröfserem Um-
fang geleistet hat und ferner (weit besser als durch
seipe specttlativ seyn sollende Dogmätik) wirken wird.
Sehr hat es diese Darstellung des Verfs. verdient,
dafs davon eine lettische Uebersetzung durch das
Consistorium %u Riga verbreitet worden ist. Wie leb-
haft und energisch wOrde der unvergefsliche Freund des
Reo,» der General -Superintendent |}r. Sonntag, auch
an dieser Sehilderhebung des evangelischen Protesten*
tismus Antheil genommen haben, wenn er mit jenen
seinen Coilegen dieses Deukfest noch erlebt hätte.
Der Verf. zeigt besonders die Gabe^ geschichtliehe
Köge in einer ganz einfach scheinenden Darstetfung so
dem Leser vorzuhalten, dafs sie ohne alles Wortgepräng
einen recht tiefen Eindruck machen müssen. So S. 4.
über Hufs : „Der Kaiser hatte ihm Sicherheit zugesagt;
aber die Priester behaupteten, einem Irrlehrer dürfe
inan nicht Wort halten, wie jüdische Priester über Jesus
riefen: Kreuzige, ki^euzige ihn! . . Huftslarb mit ilör
'Gianbensfreudigkeit, mit derer gelehrHund' gelebt halie.
Noch in den Flammen war sein Gebet Fürbitte iiir seine
Feinde. Fr starb mit den Worten (Ps. 31, 6, «Me auch
linter deu letzten Worten Luthers s>ud) ; Isk deine Hiode
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befehle Idi meiiiett Geist Da bast mich erlöset^
Herr« du getrettet Gott! Lut(iei* sagte von Hufs:
Sie hallen die Erde, wo Hufs lebendig verbrannt wurde^
eine Eile tief ausgegraben ; sein Aadeoken bat nicht
vertilgt werden können! Er hat unerschrocken gelft^'
cbelt» da mm ihm zum Zeichen der Absetzung die Pria-
fl^rkleider an« und tvieder auszog. Da er sah, dab
ein Bauer Holz zu seinem Scheiterhaufen brachte, rief
er mit mildem Lächeln die Worte des h. Hieronymus 2
Axk, du fromne Einfalt ! Ein Priester drängte sich ua
ihn und fragte, ob Er widerrufen nud noch beichten
welle ? Aber Er antwortete : Ich habe nichts Uu wider«^
rufen , und weifs mich keiner Todsünde schuldig. Da
erstickte ihn die Flamme, und seine Asche ward in den
Rhein gestreut. Aber (fugt der Verf. hinzu), um eochi
liebe junge Christen ! mit dem Geist bekannt zu machen,
der auf dieser Priesterversammlung herrschte, diene
euch die Beiiierkuiig : drei Päpste, Johann XXIII.,
wurde „wegen 10 Schandthaten," Gregor XII. und Be-
nedict XllL wegen Unwürdigkeit, auf eben diesem Con*
cilium abgesetzt. Wenn diese für heilig sich erklärende
Stellvertreter Jesu und Nachfolger Petri, die sich
unter einander verflucht hatten, endlich auf
solche Weise abgesetzt w erden mufsteu , welchen Schutz
konnte ein Wahrheitsfreund, wie Hufs, neben einer soU
dien Entsittlichung der Hierarchie erwarten?''
i^beoso weifs der Verf. noch vieles aus den Vorbe-
Tötungen der Reformation, und dann eine Menge tref-
linder Zöge aus dem ganzen Leben Luthers hervorzu-
heben. S. 28. spricht sehr feierlich von Luthers Ver-
brennung der Bannbulle und des kanonischeu
Kirchenrechts. Dieser Act nämlich war nicht etwa
(wie so manches frOhere und spätere unnfitze BOcher^
verbrennen) entweder Gewaltthat , oder leerer Scherz*
Br war Luthers feierliche Lossagung von der
päpstlichen Gerichtsbarkeit und Kirchen-'
kArfMhi^fl Jetiel atät aymbolisch ^ärt, dufs eine
nilki Kirche um Luthers G^rvndsMK« irich vcr«
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740 Or. Lallien Lttbeii» leltiaeh und dcattch,
sammelo solle. Der Verf. setzt eindringliGh himu:
Hätte doch der fromme Johann Hufs von seinem Schei-
terhaufen auf diesen Holzstofs herübersehen können! Wie
glorreich ging aua seioe grofüe lürwarluog in i^rtüi-
S. 41. „Am 31. iVl^ii 1520. gab Papst Hadrian un-
serem Luther eine neue V< r.iiilassung , seine Anordnun-
gen anzugreifen, da der Papst einen gewissen Benno,
der ÖOO Jahre zuvor Bischof zu Meifsen gewesen seyn
sollte, dafür als eineo Heiligeu Gottes und der Aobe*
luog Werth erklärte, weil er seinen. Laudesherrn
in den Bann gethan hatti$.** Hierauf bemerkt S.46. :
„Nur in Sachsen, wo die Reformation begonnen uiui
am meisten Wurzel gefafst hatte, nahm an dem 1525.
ausgebrochenen Ba u er nanfruhr niemand An*
theil* Welch ein Beweis 1"
S. 58 spricht von der Protestation vom 19. April
1529. zu Speier, in welcher die evanjß^elischen Fürsten
urtd Reichsstä(he ihre Hechte gegen alleEingrifle mensch-
licher Macht in Sachen des Glaubens und des Gewissens
Tertheidigten nnd .yerwahrten. Der Verf. setzt kräftig
hinzu: Von dieser unendlich wichtigen, freimfithigen
und ehrenvollen Protestation führen wir eyangelische
Christen seitdem den Ehrennamen Protestanten,
den wir als ein theuer errungenes Gut der
Gewissensfreiheit mit allem Eifer auch für
unsere Nachkommen- zu behaupten haben.
Denn wir mllssen ohne Unterlafis gegen alle päpstliche
Irrlehren und ffegen jedes Uebergewicht menschlichen
Ansehens in Ghubenssftcheu protestiren, damit wir uns
gegen Gal. 6, 1. nicht wieder fangen lassen in das
knechtische Joch, sondern in der Freiheit Christi be-
stehen. Der Churfürst Johann von Sachsen bekam^ von
diesem Tage an, den Namen des Beständigen."
Ree. führt gerne diese Stelle an, die uns zeigt,
wie auch über Deutschland hinaus unter einer zwar ab«
soluten , aber über das Kirchliche toleranten Regierung
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von Domprcdigcr 'i'ltiel zu Riga. 141
der elgeailtch UMterscheidanile , Grundsatz des evaageli-
scbeaProteskiiilismufihoohgeachlet und festgehalleawird.
Auch Christen , welche das Byangeiiain oach der fbr sie
wahrscheinlichsten Auslegung zur alleingeltenden Auto-
rität machen zu dürfen ^vähnen, werden un protestan-
tisch, d. h. «ie verlieren die wahre Achtung vor gründ-
licher Ueberzeugungafreiheit
Die Geschichte von <ler Uebergabe der Augsbur*
giachen Confesaion beghmt S. 65. mit der Notis : Am
20. Juni 15M. eröffnete der päpstliche Legal Pimpinelli
den Reichstag mit einer Rede, worin er sagte: „Wenn
Petri Schlüssel die steinernen Herzen der deutschen
Fürsten nicht aufzuschliefeen vermöchten, so mülste
Petri Schwert d reinschlagen.** Dergleicheo kurse
Data entscheiden als charakteristisch.
Von S. 80 — 90. wird die Verbreitung der Refor-^
mationslehre nach Riga avsfilhrlicher erzfthlt S. 8T.
bemerkt, es wire su bedauern, wenn die drei eigen-»-
häudigen Briefe Luthers an die Stadt Riga,
welche in seinen Werken (Bd. V. uud Bd. X. der Wal-
chiscfaen Ausg.) noch aufbehalten sind, wirklich ver-
loren gegangen seyn sollten. Der Verf. giebt dann ani
Ende seioer Schrifit ein fac simile von zweien
Briefen Luthers, wovon der erste in der de Welti-
schen Ausgabe Thl. V. S. 302. 303, als eine bis dahin
ungedruckte Mittheilung aus der Stadtbibliothek in Riga,
das erstemal belcannt geworden ist. Der andere ist latei-
nisch , VHemhergae post festum Pvrificathm9 1540 ,
mit der Aufschrift : Venerubili in Domino l iro Georgia
Scarabeo , Mmistro verhi in Hannover, suo fratri
chatissrmo. Dieser ist, nach des Verfs. Versicherung,
Docli nie öffentlich erschienen, und wird also eine Zu-
gabe (dem Inhalt nach eine nicht gerade bedeutende)
zu dem VI. Theil der de Wettischen Ausgabe werden
können (deren baldiges Erscheinen Ree. bei dieser Ver-
mlassung gerne ins Andenken bringen möchte).
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Br. Lutliort lieben , I^Uiteh iin4 itoü^li w.
Andere Andeutungen kirchlichen Inhalts finden \s\t
S. 84 — 92. iu eioer andern Schrift d«^ Verfe uut^
dem Til^:
Unterhaltungen nu8 di r vaterländischen Geschichte für
die Juge^dt von M. Thiel. — thitU Hhr vermehrtQ Aufiagn.
Schon die Vervielftllig^UDg der Ausgaben beweint,
wie gut auch diese In yolksveri^tändlicher Weise gege-
bene patriotische Darstellungen aufgenommen worden
sind« Als Erzählungen für eine kleine ländliche Fa*
milie be^innl sie der Verf. von den fröbesten Zeilen dor-
tiger Geschichte. Wabrachetniich ivir4 er biesm bei
einer neuen Ausgabe auf die sehr interessanten Forr
schungen in dem Versuch einer Entwicklung
der Sprache, Abstammung, Geschichtet, My-
thologie und bürgerlichen Verhältnisse der
Iii wen, Litten, Besten u*8. w* mit Hinblick auf
einige benachbarte OstseeTdiker , von den Ältesten Zeiten
bis zur Einfuhrung des Christenthums/^ Von J. C. voq
Parrot. I. II. Theil. Stuttgart 1828. — gerne Rück-
eicht nehmen. Der Gesichtsuhifang , ans welchem hier
manchee Vaterlftndische ausgehoben ist f gehl bis aof
die Zeit des Uebergangs der Stadt Riga unter die Ros-
sische Regierung , wegen dessen am 4. Julius 1810. eift
Säcularfesl daselbst gefeiert worden Ist.
American annafs of Education and iTisU xiction , and Journal of Htcrnt tf
instifntifins , embracivf( a record of schonls^ College» and lyceum$.
Conducted by K'iUium C. ood br id g e f asaisted by severol
friends of education. Ao. 1. C56 p.) Ao. 2. C112 p.) »t>o. Jug.
and Sept. 183^. (/Amerikanische Jahrbücher der Ehrziehung und
ilfli Untert'ichts , und Journal der literarischen Anstalten ^ u^hhet
einen Bericht über die Schulen, Colleges und Lycecn enthält. Unter
• der Leitung von IV. C. IV oodbridg e, und der Unterstützung
einiger Freunde der Erziehung iter Band, Is u. 2s H.) Boston,
pubUthed Cartw mui Ihndtv^ Corner o/ iVa$kiu^Hn an4 Sfko9l
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Hier itnmrtg^ SusCaad , worin sich fk« VolkflechiiU
Dveseii in den Verein. Staaten von Nordamerika noch zur
Zeit hefiiidet, fordert den Menschenfreund und Gelehrten
auf, denjenigen Weg zur Veriiesseruog eiazuschlagen^
der allein den €lorti||;cQ Republikanern offen steht, die
Anfklaroag Aber diesen hochwichtig^en Gegeiisland in
▼erbreileii. Der ausgezeichnete Gelehrte, Hr. Wood-
bridge, insbesondere al^ Verf geographischer Werke
auch iu Europa bekanot, betritt Jenen Weg durch die
Herausgabe der yorliegenden Zeitschiift. Sie ist gans
g^eeigoei) um allen eeiaen Landaleuten , die nur in Eng-
flacher Sptacbe lesen , das Bedftrfnißt. yon- Volksschulen
besserer Art, als sie sich dort ßnden , von Lehrern n.«.w.
fühlbar zu machen und darüber guten Rath zu er^
tfaellen. Dieser Menschenfreund hat einige Zeit in Bit-
ropa angebracht, wo er M seiner Durchreise yor zwei
Jflliren dem Cnteraetchneten seine/ Idden mittbeille, au
deren Ausfuhrung er alsbald nach seiner Rückkunft in
sein Vaterland geschritten. Er verweilte damals nicht
in Deotschland, und hat daher von unserm Schulwesen»
nur erst von aufeen den blühenden Zustand bemerkt, dio
Schweis, aber insbesondere <li« Pellenbergiscken An-
stalten zn Hofwyl hat er durch längeren Aufenthalt k( ii-
nen gelernt. Die Aufsätze , worin er danlber seinen
Landsleuten Bericht erstattet^ nehmen die meisten Blätter
den ersten Hefls eiti. Der erste dieser Aofsätae gtebt
eine Ueberoicht Uber die Fortschritte der Ersiehung \tk
Deutschland und der Schw eiz , worin der Verf. die
Schulen seit ihrer Reformation in dem letzten Jahrhun-
dert classiflcirt : humanistische, philanthropistische, pe-
stalozaisch^ und productive, welche letztereor (gleich^
bedentemi mit ekleictisclien) er jetat ab die vorhesr^
sehenden in Deutschland und der Schweiz bezeichnet..
Wir müssen sehr wünschen, dafe diest r sorgfältige Beob-
achter das deutsche Schulwma durch einen eignen Be-
aaoh, woau er Hoffnung gemacht, genau kennen lerne
Audi im Steu Heft kommt noch etwas von dem wicbti«
gen Eraiehun^swe^iea zu Hofw^l vor. Die übrigen Auf-
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141
*
sSfse ^eben manche iDtereenfBle Kmide t«r pMagfogi-
sehen Einrichtungen und Schriften aus den \ dt ini^^ten
Staaten ; von dem aus unserni Weltlheil findet sich noch
ein Auszug aus Thiersch lier Abth. über gelehrte
Schaleo, unter der Ueberschrift: SgnAma of Clasaictd
Edueaium m Bmaria y vnd eine kurze Nachrichl Ton
Jacotots Methode aus Löwen 1829. Eine Abhandlung^
über Klcinkinderschulen , und eine über Musik als Uu-
.terrichtSBi^ eig inSchuiea gewähren ebenfalls eine hierher
gehörige Bdehrnng«
Sehr gehaltreich ist der erste Auftatz, tou Hrn.
Woodbridge selbst, EdHor*s addre98. Der Zustand
und Gang der Cultur jenes Landes ist mit wenigen Zügen
für den Pädagogen klar hingezeichnet. Wir erhalten iu
cUeser Zeichnung die Ueberzeugnng Ton den Vortheilea,
welche unsere Staaten , in denen das EntehangsweseD
eine Angelegenheit der Regierung ist, vor jenen Frei*
Staaten, wo das alles von der Wilikuhr der eiozelrten
Bewohner abhängt, voraus haben. Mögen iniiuer dort
in manchen Bezirken CommunaU Einkaufte für Schulen
angewiesen seyn , es fehlt doch an guten Schulen , und
wird, wer weifs wie lange daran fehlen, weil man auf
gute Lehrer niclit rechnen kann. Wir lassen hier ilea
Verf. selbst reden : „Wenn einmal <lie Schulverbesse-
ruogen eingesehen und gewollt änd, so ist das einzige
Mittel, sie ins Werk zu setzen, dafe man fttr tfichtige
Lehrer sorge und sie Dir ihr Geschäfte bilde. Das aber
geschieht nicht blos durch denjenigen Unt( rrichtscurs,
der ihre Person mit Kenntnissen versieht, sondern durch
Belehrung über das Unterrichts- und Erzie-
hungsgeschäfte selbst. Zu diesem Zwecke mfiflsen
Seminarien ffir Lehrer begründet werden , welche
sich ausschliefslich dieser Bestimmung widmen, so wie
das in den gebildetesten Ländern von Europa geschieht
Aber um für diese grofse Angelegenheit den auf solche
Art qualificirten Arbeiter sicher zu stellen, mufs noch
ein andrer Schritt geschehen , der nicht minder wichtig
ist. Eine bleibende Ciasse der Lehrer (einlieh-
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Bidagogik.
Ulk
rerstand) muta eingerichtet werdoii , dadurch dafii man
sie zu eiuem höheren Rang in der Gesellschaft erhebt,
mud ihoeu eiuen angemesseneu Unterhalt bietet Wir
ntaen bh niMerer Schande jener Spar§aiiikeil gedenken,
die in so manchen Theilen nnsera Landes herreoht; -aber
wir fragen: wie köuatn wir irgend einige Verbesserung
unserer Schulen erwarten , so lange die Bezahlung un-
terer Lehrer sie im Allgemeinen in ihrer Lebensweise
nnd 10 ihrem Umgang den Tagelöhnern nngeselll, nnd
ihnen durchaus alle Zeit und alle Mittel zur Bildung
durch Bücher und Studien anschneidet? Wir stimmen
ToHkommen der Bemerkung eines unserer Correspon-
deoten bei : ,,Da8 Amt des Lehrers sollte in gleichem
Range mit dem obtiglieitiichen nnd dem geisilichen ste-
hen; ea ioUte von Männern von den besten Talenten
gesucht und mit den besten Besoldungen belohnt wer-
den." Man kann doch in der Begel nicht erwarten j
dafs Männer, welche iahig sind im Geiehrtenstand einen
Platz einzunehmen, der 'sie in die Gesellschaft der Er-
sten im Lande versetzt , nnd ihnen auch die Mittel
giebt, ihre Stellung darin zu behaupten, diesen aufge*
ben werden gegen einen Platz, der sie einer mühseligen
Arbeit ohne angemessejie Belohnung, ohne Achtung,
nnd oft genug auch ohne.allen Dank nnterwirft/' Wie
nothwenclig es jenem Staate sey, dieses ins Werk Ztt
setzen, #enn er bestehen soll, erhellet aus derny was
der Verf. vorher bemerkt. Die Verein. Staaten hatten
bei ihrem Freiwerden höchstens 2 Millionen Menschen,
jetftt, nach 2 Generationen , zählen sie 12 Millionen ,
und nach dem bisherigen Veraehrungsgange sind in
einigen Generationen weiter vielleicht ÖO Millionen zu
erwarten! Jede Stunde werden dermalen dort 2000
Kinder geboren, das Jahr also 700,000, und da nach
bisheriger Beobachtung im Ganzen 350,000 Personen
im Jabresverlauf sterben, so nimmt schon unter den
Bingebornen die Bevölkerung vorjetzt um 850,000 des
Jahres zu , wornach mau denn jährlich einen Zuwachs
von 100,000 schulßibigen Kindern rechnen kann. — Die
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*
Sehllimit wird niniücli fkirt frUlier fttigfehngeii uii<1 weiter
hinaus verlängert als bei uns, so dafs man bogar auf
4 Seelen der Bevölkerung 1 Schulkind rechnet, da bei
uns nur auf 6 — 7 Eins kommt ~ und also mit jedem
Jahre wenigsteos 1000, sage fiintauseod Schul-^
iehrer mehr nöthig werden, während fiir das der-
malige Bedflrfiiifa lange niohi genug Lehrer da ei&d)«
Aiicli fiimmt mit jedem Jahre da« 8ittetiverderbea an^
und so mUfsten sich billig mit jedem Jabre auch die
Anstrengungen vermehren, die ilemselben zu begegnen
suchen, „um nur die Gesellt>chaft in ihrem jetzigen Zu-»
stand der IiHeUigeos und Reinheit au erhalten;'' wie
vielmehr um dem noch droheudeo Unheil zu wider«
etehen. „Wenn der Baum sich noeh üo herrlich ase*
breitet , sehligt aber seine Wnnseln nicht in demselben
Verhältnisse tiefer und weiter , so bietet er dem Sturme
nur eine um so breitere Krone dar, so dafs ihn sein
erster Stöfs niederstürzt — - Das mufs den Vaterlands-
frennd, das mufs den Christen ängstigen. Die Arbeitea
unserer Gesetzgeber , Obrigkeiten, Geistlichen aind alte
gleich eitel, wenn nicht Intel! igenn da ist, Mf
welche sie wirken , und ärnndaätxe, an welolie
sie sich wenden können , die in der Kindheit angebaut
und in den weiteren Jahren zur Reife gebracht sind*
Ja, MO (las nicht ist, wird der Gesetzg'pber , die Obrig-
keit, der Geistliche, werden sie alle mit einander in
denselben Abgrund der Unwissenheit nnd Verdorbeo«
heil hinabsinken. Wie aber das m ▼erbiten ? Anf die
gegenwSrtige Generation an wirken, läfiit firtl niohln
'heflfen, und die zur Reife eben heranwachsende können
wir schon nicht mehr erreichen. Indessen hoffen wir,
werden auch fÖr sie unsere Mafsregeln nicht ganz nutz^
los bleiben. Aber in drei und dreifsig Jahren wird die
jetnige Generation Yorüber sejn, und ihre Ptötae i»
4er Gieadlschaift, in nnsem berathenden Kamment^ 1«
naaem Gericlilalidfen und öflentlkhen Aemtern werden
veo denjenigen ausgefQllt seyn , welche jetzt unsere
Kfinderstuhen und Schulen einnehmen. Von da, mub
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147
die Erlösung (tfi£ redempiion) der Naüoa ToltetäiMlig
■wl die ForldMer 4hrer iMtikilioaeii gmeheri wer-*
«ha. BiMe kOsfliyen ErwiMer «nd Regieffer (ru^
lers) unsers Landes sind es, auf die wir wirken müssen.
Sie sind es, die wir dazu bilden miissen , dafs sie
jenen Forlschritten zum Lm$turz wiilerstehea ^ oder
iKe hiawdkeade Herriiohkeil wmler ini Leben rnfeii.*
HM «Im, Zeitgenwen ! Möge dwh diese püde-
gogische Zeitschrift des edlen Weltbürgers jenseits
und — diesseit» des AtbatiscbeQ Meeres viele Leser
feden,
S'chwar %.
fitlb s t b i 0 g r ap ki e eine» Landpredigers aus dessen Tage-
buchc und Erimierunf(€7i. EUera, Erziehern, Lehrern tmd
der heranwachsenden Jugend insbesondere gewidmet. Erster TheU,
Jugendge»chichte, Göttingeit öci Fanämhoeck Mn4 Ruprecht, 1831.
ü. 8. (140 SO*
So wie CS Bilder giebt, denen man es ansieht, dafs
iie der Maler ak Porträte gezeichnet hat, so stebi ia
diesec JvgMdgeeehichte ftberall die Wahrheit da, «ad
m iBl mit «oziehender NalOriichkeit aasgmprochen. Dai
g roiselterliche Haus , das den vaterlosen Säugling auf-
j^enommen , die fromme iVIutter, der Grofsvater , ein
fieamter von altem Schrot uad.KarD, der in seiner Bibel
j«4ea Tau: ha, die GfaTsmiiCter, die eheafalls oocli ia
•htr Siite.der deiileehen Haarfrauea, ffMimergeas , wean
DOdi alle im Hause schhimmerten, ihr Morgeuopfer be-
iead und singeoil brachte, die christliche Erziehung in
4iftiem Hause, die kindliche Frömmigkeit ^ die sie \m
loiiera daa Knaben unfachten uad afilwtea, and wie et
riah selig fthlta ia Galt , den aie iho kenneii aad üeban
khrleii; wie er kindlich gläubig war und den Allwak^
teaden in jedem seiner Geschicke so wie in der Natur
erbUckteL) wie, er überall den lieben, heiligen Vater sah«
d«a er am ^llee nicht dareh Süadea bahühe», den ff
r
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148
Fidagogik.
dankbar nur erfreuiiü wollten; wie er eischrak, wann er
Sich bei einem böseu Gedanken ertappte, und wo er
schlechte Hedea hörte, in Angst gerieth, — das alles
wird auch Le§er, die sonst wenig auf kindlichen Glan-*
ben geben I rühren und wenigstem ale eine wehmfiihig»
Po&ie anziehen; aber ^ ist 'mehr. ab Poesie ^ es ist
Wahrheit, und sie muft jeden Leser ansprechen. Die
Wichtig^keit einer religiösen Erziehung mufs allen ein-
leuchten, wenn sie sich nur irgend von ihren abstracten
Sätzen zum Hereinsehen in das Lf»ben selbst mögen ab-
rufen lassen. Aber die Zeit, wo der Knabe ain Tod-
bette der frommen Grofsmutter betete, pug auch bald
in die' der ängstigenden Zweifel und eines gewissen
LeichtsiilDS Aber. „Er folgte seinem Btgenstnne, sei«*
nen Leidenschaften. Re^te sich sein Gewissen , so
sprach er: warum soll ich das oder warum dürfte ich
das nicht? warum z. B. nicht wieder schlagen? das
Sehe ich nicht ein, das machen Andere ja eben so,
o. 8. w. So entfernte er sich immer weiter von Gott —
ihn vergessend und sündigend.* Die Art, wie der
Religionsunterricht „g e tri eben" wurde, half ihm
wenig, nicht cinnial bei der Confirmatioo. „Doch zu-
rück zu dem Knaben — &o lautet sein Bekenntnifs —
der an heihger Stätte , in der heiligen , wichtigsten
Stunde des Lebens, leichtsinnig , gedankenlos das hei«>
ligste Gelflbde ablegt, und darauf eben so gleich-
gültig sich dem heil. Alahle naht — — Schauder und
Entsetaen ergreift sein Hers, wenn er jetst daran ge*
^lenkt, wie er damals leichtsinnig gefrevelt, das Hei-
ligste entweihet habe'* u. s. w. Wie mancher könnte
wohl in dieses Bekenntnifs mit einstimmen — ob aber
auch sein Herz so ergriffen wird? und auf wie man-
chem Geistlichen lastet da die Verantwortung! Der
angehende Jüngling kam auf die hohe Schule. Da
wurden zwar die alten Sprachen gut gelernt , aber der
religiöse Sinn niedergedrückt, und weder in der Natur-
noch in der Menschengeschichte zu Gott gefithrt. Dafs
der Umgang mit edieo Familien, in welchen er sich
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maochmal befand , aicbi segensreicher auf seine Rdi^
(positit gewirkt hfilie , dkirilber klagt er sieb eelM a»;
er batie das Interesse an deni Göttlichen verloren. Oafs
er die Liebe eines Lehrers, <1er ihn näher zu ziehen
suchte, verschmähte, lag in cier Hingebung an die Vor-
Brtheile, welche ihm seine Mitschüler gegen den ord-
oiogsiteiieadea Mapn einfldfetea Die SchulstBdiensXithr«»
tea ibo nidit so Gott, ja es wurde manches «eincf
Sittlichkeit geiahrJich : Ovids Metamorpliusen , deren
schliipfi in^e Stellen zu Hause nur um f-o begieriger ge-
lesen wurden , füllten seine Phantasie mit unreinen Bil«-
dern; die Cenaurtabeiiea stachelten eeiaen Fleiis sunoi
hochm&thigen Ehrgeiz; gegen eineu edleren Jöngling
übte er mit leichtsinnigen Gesellen seinen Witz. Und
doch hätte das alles vermieden werden können, da er
die Wissenschaften aus Liebe studierte ; Lebr.er an Gct
lekrtenschuleo finden hier wichtige Winke. Auch ihOf
begeisterte damals der Ruf: „mit Gott, fllr Kdnig ua4
Vaterland und er wäre gerne mitgezogen; nachmals
fabd er selbst diese Begeisterung nicht rein von Eitel-
keit und von Furcht vor Verachtung. Doch führte ihn '
die ernste Zeit wieder zurecht; er lernte wieder beten,'
er fand wieder deo Seetenfriedeu , sein Ideal ging ihm
sif , und nun wurde er denn seines Berufes , Geistlicher
zu werden , den er früher durch einen frommen aber
bisher erkalteten Trieb gewählt hatte, erst recht leben«
diginne. Die Zeichen der Vorsehung, die dem Mittelr
Iwen Gelduoteratfltzungen und Gelegenheit zum Unler-
^ien finden liefs , fdilten ihm i^uch nicht , weil sein
Gottergebnes Gemttth sie verstand, und wie grofs wa?
Glück des Jünglings, als er ;,das erste selbstver- '
diente Geld an die theure Mutter senden konnte!*' lyie
dM alles in seiner Seele vorging , die Eitelkeit in eei-
Mi eifrigen Stadientriebe, dann die Erkaltung dessel-
ben, als ihm die Nichtigkeit aller dieser Dinge vor die
^ie trat, weiter die Gleichgültigkeit für gründliche
Vorbereitung m dem künftigen Berufe^ wenn er z. B.
I
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750
Pädagogik.
h^5rlfe: „der Püstor N. soll ein tüchtiger Hebräer, Grieche
und Lateiner seyn , un«l doch erbärmlich predigten 2
jener dageg^en sagt eelbet, er habe «lies Latein rer^
gefisen, v&d ist ein guter Preiligef!" ^ Iran ilber das
Wiedererwacben der Gettesfnrdit and itiit derselben
nete Liist und Liebe, wo<!tfrch er seine Tüchtigkeit
nnd ein vorzügliches Zeugaifs der Schulentlassung et-
langte — das und der ganze Ton wird Lehrern und
Lernenden in wenigen Worten viel sagen, $k> dafs sie
dtakbar das gemüthliche Bfichleln aus der Hand legcfti
und nach der Fortsetenng fragen. Solche fikigrafphieti
gdidren recht eigentlich eur pSdagogischeft Llterator,
tind die vorliegende macht sich zugleich auch unmit-
telbar um den geistlichen Stand verdient. So etwas
streuet Samen um in di ni Reiche Goü<s, wo es, wie
der Verf. in der gaosen Geschichte und mit ausdrück*
liehen Worten sagt, anf die Form weniger Ankommt,
eis auf die firweckirng des reKglöeen Lebend, nnf den
Oeiü der Fr(|mmi|(keit , der dA lebendig macht
S c hu) a r9.
huiißig Older u^d Lui$e Feld^ ^dmr Briefe übtr TiehtetbUämüf
und T9ehterBehvien. Ein Weihgeschenk für deutecke T&ehter von
Chrietian Ludwig Fe cht, Professor in Lafir. Heidetbdt^ it^
Aug» OfewaUk Vniv, Bwehh. mi. & {VUl u. Ui S),
Keine flberflttsstge Schrift, wie es so liianche
2lehttngeM^rifled sind, nnd eine recht lesenswerthe.
Dean sehen wir t^n dM Ton ab, der.uni €twa6
Mieht flclieinf , wid Urflrdigen \Ax den Oegenürfoff,
^MbiAi trfr, fM^ #lch der Verf. durch die ^i^MMIte
Behandlung desselben ein Verdienst erworben. Steht es
Im Hause gut, so steht eS auch in der Stadt gut. Int
Hanse steht es aber gut , wenn die KfÜtt^r , wenn die
Tllditer de« ifciim eiüd , sie eeyii soHeit DaUii
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IM
irbdld lier MwMi tiWFwwdm wnlS^geii, mul «lüBtt
erst Koamt an» ehr Boralhiiog f&r de» LAiuled BMi;
etwas heraus. Das Urtheil unserer Zeit lieg^i' "vielleicht
mehr als man glaubt in einer gt^viissen Verbihiung; cits
weiblichen Geschlechts, wodurch die häusliche Bestitu-
mong, und das oft aiM)|b physisch, nur sii sehr leitet.
Der Verf. der voiüegeadea 8chf i& spricht also mit
Aecht sogleich über das Wort BUdiiug , dessen Beg^rilP,
nie er sagt, toll gehandhabt wird/* und er stimtnt uicht
dem gewohutichea Gebrauch zu , wornach inaa dieje*
tigeo PraMmsimmer die gebildetco nesnt, die in Re-
dmarlen Md' Manieren aieb eo mi benebnen wisiet»!
wie es die Mode der Stadt verlangt , und ako de^oh
eigentlich Kleinstädterinnen sind. Darum billigen wir
auch die £nsieberin in diesen Briefen , dafs sie ihre
Kleine mit ihren Puppen spielen läfst, bis die SSeit
iMmt, wo sie denn anch anf die Bftile gehen mag , \m
nfcli dafs sie es lächerlich findet, wenn Hr. N. N. seine
14jährige Tochter aus seinem Landstädtchen in die
Rt^idenz schickt, „damit sie, aufser der übrigen ZurÜ-
stvng, auch eine reinere Sprache annehmen sollte," und
ne dann nach einem halben Jahre wieder xurfickrieC
Das Lächerliche bleibt doch von einer andern Sdte,
))Wenn er sie auch lange genug dort gelassen hätte, um
<ias reinere Sprechen völlig einzuüben : dena das soilt^
lie 2a Hause in der Sf^raebe ihrer MuKer lernen, ind in
nehrbcher Hinsieht erkennen wir das Urtheil dieses
Bfiefesals ächt pädagogisch : „es ist immer etwas unge-
schickt , wenn der Procefs der Sprach reinigung und
Sprachveredlung in einem andern als dem häoslichea
äetnent vorgeht»" Anoh wünschen wnr, dafe mati ntfr
Mht bcAMsif ^ mdge , was der Ver£ über die hami^-
ahche Bntwidtlung^ des Weibes zu Gemüthe zu führen
•acht, dafs der Garten, die Küche, die Gesindestube,
die Kinderstube sich recht gut vertragen mit den weib«
liehen Handgeschicklichkeiten, mit Musik ttndmi(I«elt>
(ftve, nnd dalk die Qeisteserhebnng vidmehr auch eine
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Erhebung- der ächun IlHuslichkeit sey. Täu«!che man
doch ja kein Mädchen damit, dafs es durch eine Unter<^
haltung in Phrasen und dergleichen Formen gefalle,
oder irgend ei^em Kreise, in welchen sie eintrilt , - wohl
thtte: befrlige man aber auch nicht den gebildeten Mann
nnd die Kinder ntid das Hanswesen mit einer sogenannten
guten Haushälterin, die übrigens roh i^t, inul nui hoch*
stens als Dienstmagd dem Hause dienen würde. Das ist das
Unheil z. B. so manches Landpfarrers, der sich mit einer
solchen Hausfrau versorgt glaubt, dagegen bald fühlen
mufs, was er entbehrt — er, der grade cum geistigen
Leben vorsuglich bestimmt ist, and der grade in seiner
iESinsamkeit der tftglicheu Erweckung hiersu bedarf, der
auch nothwendig eine gute Erzieherin seiner Kinder
haben inufs. Und fühlt er es nicht , was er in seiner
ungebildeten Frau entbehrt — dann doppelt schlimm.
Das Kennzeichen der harmonischen weiblichen Bildung
mdchten wir daher, obwohl nicht ganz in dem Sinne
wie die sei« Kar. Rudolphi in ihren schdnen Endehanga'
gemalden, darin finden, dafs das Weib aveh im lind*
liehen Leben ver^tiügt lebe, und wo sie auch lebe, die
> Sonne ihres Hauses sey. Sang sie ein Operniied gut,
nun warum nicht auch ein Kirchenlied, ihr Haus christ-
lich froh zu stimmen? Alierdings geh4lrt dazu, dafs
das Mädchen vieles lerne , was seinen* Geist bereichert
lind es zugleich in die Harmonie mit unserm Cultnratand
setzt. Wir sind auch im Ganzen der Meinung des Verfs. ;
wo wir im Einzelnen etwa abgehen, können wir in diesen
Blättern nicht angeben. Wir beschränken uns also nur
auf die allgemeine Empfehlung dieser Briefe, und wenn
wir gleich nicht in allem einstimmen, so glauben wir
doch, dafs die Leser das Meiste in der Erfahrung her
wShrt finden werden.
S Q hiJü ar
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}i\ 4a llBIOELa JAHRB. d. LITBRATUR. 1831.
»
1} Oeutsche Schuir edcn und beiläufige Andeutungen über das hö-
here Studieitwesen neutüchlandn iwn Dr. Friedr. TraufT' Friede-
mann, Herzogl. Aa^^. Oberschuh ath und Directoi- des Landes-
g^mnasiums zu H'eilburg u. 8. w. (^„?Vbn est vivere bud docere
vitu '). Oiens^n. Druck und Ferlaff von Georg Friedrich Ueyer t
laier, 1829. f /// und 330 .V. tu 8.
♦
2) Contiiia ^eholmMtiea^ mit «{««M AuJkmngtt „Ünh^r L«tel-
nitehe Spracht^ «o» FHedrieh Augwi Wolf. Siw Eimlm'^
dungtaehrijt ilen Öffentthken Sekulprüfiingtm am 13. 14. imil
U. Ajtrit im. fiA OynmMium tu fTtrihnm mm ttofr. Or,
FUtUek, Ofnvtar Oigmnatium», li^vtkeim hd C. MUU»
II m irr. &
Wir haben in No. 45 nod 4& Jahrg. 1828. dic^f
Jahi^des Hrn. Ober«chulrath Friede mann Paränesen
ang^fzeJgft uud dabei deu Wunsch baldiger Fortsetzung
eines Werkes ausgesprochen, das in jetler iiiusicht ge-
eigiwt war, beschränkten Ansichten sowohl derer, wei-*
ch«n der claasische Unlerricht anvertraut ist, als derer,
weiche mit der obersten Leitung der höheren Bildunga«
tnstalten beaultiagt sind, entgegeiizuarbeiteti , und so
einen woliUhätigen Einflufs auf das Gedeihen unserer
Ii oheren U^terrichtsanstaiten auszuüben, zumal wo es ciie
Rede^war, den Unterricht in der classischen Literatnr,
der die alleinige Grundlage einer wahrhaft Wissenschaft»
liehen Bildung ist, wo nicht zu verbannen, so doch
'lurch gröfsere Ausdehnujig' sogenannter Realien zu be-
schränken , und , si Diia ptaceai r aus seiner Stel-
lung, nach und nach wenigstens 5 zu verdringen. Hr«
Priedemann giebt uns hier nicht gerade eine PortsetKUng
öer genannten Schrift, aber er giebt uns Etwas, was
Seinem Inhalte nach damit eng verbunden ist, und daran
sich %'ollkommen aaschliefst. Wir sind ihm daher ffir
«iiese Mittheilungen oder vielmehr für deren Forlsetzang
fteaen Dank schuldig«
Den Inhalt des Ganzen bilden zunächst Schulreden,
XK V. Jftbfg. 8 Hefl. 48
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I
welche der Herr Verf. bei mehreren feierlichen Gelegen-
heiten, insbesondere bei dem Abgang einzelner Jung-
iinge auf die Universität gehalten hat; sie sind aber mit
einer Reihe von Beaierkuogen und Zusätzen ausgestattet,
auf die wir wi^derhoii die Attfinerkisanikeit aller derer
leiikeD m mflssen glauben , deoeD tüchtige Jugrendbil-
*d«nf und GrweckuVig eines Sinns fllr grOndUohe Wissen-
schaft am Herzen liegt.
Wohl hätten wir Ursache bei manchen irrigen An-
sichten, zu deren Widerlegung wir diese Bemerkungen
jusbesoddere empfahlen tn&sseo, gleich Ihrer Vorlaufe*
ritt, den Paränesen« l&nger xu verweilen, da dieselben
noch immer verbreitet genn|^ sind und selbst in man-
chen Ereignissen der neuesten Zeit \vie<ler Nahrung und
Stoff gefunden haben. Wir wollen indefs diese Klagen
nicht wiederholen, weil wir hoffen, dafs man sich doch
endlich einmal darüber verständigen werde , wie gründ-
liche Studien in der alten classischen Literatur und
'ein dadurch erweckter, ernster ' Lebenssinn , allein die
Mittel sind, die vor jedem Jrrw*ege in wissenschaftfi-
^chen Bestrebungen zu bewahren im Stande sind ; wie
darauf also der höhere Unterricht sein HaTiptau|2fenmerk
zu richten hat. Woher kommen die Klagen, die man
jetzt so oft von höheren Staatsbeamten vernimmt^ über
die unzulänglichen Kenntnisse derjenigen, die sich dem
^Staatsdienst widmen und deshalb den gesetzmäfsigen
'PrOfungen sich nnterziehen müssen, oder über dieOber-
USehltchkeit ihrer Leistungen? Woher die Klagen bei
so \iclen Gymnasien wie l niversitateri über den Mangel
an Discipfin , an Achtung \u\ dt n Vorg^esetzten , über-
haupt an sittlicher Bildung der jungen Leute? Woher
die öfteren Klagen über den anmafsenden und abspre*
chenden Ton , cler unter den jungen Leuten herrsche ,
und Uber die damit in gleichem Grade fortschreitende
und im innersten Zusammenhang damit stehende grobe
Unwissi^nheii? Gehen wir auf die (Quelle v,on allem dem
Üigiiizea by L^OOgle
£Uiuck, so ist es gewülinlich die Vernachlässigung eines
grfi(Mliifti»»Gjmiiasialunterrichts schon von den unteren
€kmn an, und fler cUilsrcIa harbelgcftlhrte Mangel aii
Skm für die Wmeoaebafl, der dat» Jiiigiing; auf iKe
Universität geleiten , . seine Studien durchdringen und
beleben, ihn selber aber vor jeder sittlichen Verderbnif»
bewahren und zur wahren Hunianität führen seil, welche
illeia jeoe Tugeod der Beaclieideahdt herverzubriogeo
fernlag , die der Zweck und Marsstab aller ächt wiseen-' '
schaftlichen BiWung ist. „Wo (>-agt Hr; Friedemamr
Sr 22.) der Geist der Wissenschaft, der Geist der
Thäügkeit, der GeUl der . Bescheidenheit , der Geist
IchteFSiiUiehkeil herrscht; da muft auch der Geist der
Ffdminigkeit, d« mu& der Geilt Gottes wohnca." ^
Mochte darum. doch die Wichtigkeit der Gymua^
siaklu (11(11 endlich einmal gehörig erkannt und gewür«
digt werden von Denen, die zu der Leitung derselben
berufen sind, und damit dem stets wiederkehrenden Ge^
rede der eich brüstenden Unwissenheit und Seichtig-»
keit, diesem Decknuotei der Bequemlichkeit und Träg<-
hthy flieser Quelle geistiger und moralischer Verkehrt-
keit, der Weg abgeschnitten seyn; möchte aber darum
auch an allen Orten, wo der Gymnasial Unterricht noch,
nicht auf die Stufe gestellt ist^ auf welche er sich noth^
wendig erheben rnnfS) wenn er Etwas wirken und cfea
oben bemerkten Zweck nur eintgermarsen drreichen soll ^
etwas Ernstliches geschehen und das geleistet werden ,
was die Wichtigkeit des Gegenstandes so dringend er-
heischt. Wenn Ref. hier unwillkfihrlich .an sein Vater-
iand denkt ^ so wird man es ihm um so weniger verar-^
gen, als daselbst die Mängel des Gymnasial-Unterrichts
anerkannt, durch einen seiner gelehrten Fi*eiinde, den
Hrn. Prof. Zell in der I. Kammer der badischen Land-
ende bereits öfientiich zur Sprache gebracht worden *)
*) S. Sebolzeitaog, 1831, zweite Abtheilung, No. 41. 49»
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IOC Friedenftan « Dentadi« Scbalreilen u. «. «.
uocl auch nicht ohne Erfolg geblieben sind. *) Ver-
nachlässigung (1 es Gymnasial u nterrichtb, und
der dafür bestehenden Anstalten wäre in den
Äugendes lieCi ein Frevel, begaqgeu au dem Hei^
UgsteO) das eine Nation hul^ an ihrer ipeiali*-
geo BiiiwickluB(|^; es wäre ein Verbrechen,
worfkber die Stäalabehörde , weil sie eine
ihrer heiligsten und theuerstenPfItchten ver-
nachlässigt hätte, eben so gut zur Verantwor-
tung gezogen werden konnte, als da, wo es an-
4;ebliche Verletzung politischer Rechte, oder Eingriffe
in die Rechte der Binzeinen , mit einem Wort , wo es
mehr oder minder die Verletzung irdischer Güter
gilt! ^Die Gymnasien bilden im Vereine mit den Hoch-
schttlen das Palladium des witasenschaftlichen
Lehens und der geistigen Wohlfahrt eines
Volkes, oluie welches dasselbe auch bei vollen Schatz-
kammern arm wäre und bald nichts Höheres kennen
würde, als Jenem Unsittlichen : „Vh'tus post nummos"
in schweigender Gewinnsucht zu buldigeu. Immer all-
gemeiner ist endlich die Ueberzeugung geworden, dafa
die höhere Geistesbildung eines Volks nur In dem Grade
ein classisches Gepräge und bleibenden Werth erhält,
als die wissenschaftliche Erziehung desselben , seiner
Eigenthümlichkeit unbeschadet, an gröndliche Studien
des Altf rthums angeknüpft wird." (S. die Schrift No. 2«
pag. VH und VIIL) So auch allein können wir hoffen,
einem blos auf Genufs und sinnliche Vergnügungen ge*
richteten und dadurch alles Edlere und Höhere in sich
zernichtenden Zeitgeist, der bei der Jugend so gefahr-
lich werden kann, kräftig entgegenzuwirken und den
**) Man vergl. den Commissionsbericht , in Folge dessen die hohe
Kanoraer dem Antrag des Hrn. Prof. Zell um Bitte einer Re-
vittioa des gelehrten Unterriclitoweaent beigetreten Ut.
Dieaelbe günstiprc Aufnahme fand der Antrag la 4er zweiten
Kumnier. (Späterer Zuaatz).
üigiiizea by <jOü^it:
t
Friedeuiann 4 Ileuiicbe SchulreiicQ u. w. 167
Sinn auf edlere und höhere Genüsse zu richten« Ai
irovai ^iogeif nai liop^dvetv » sag! der Stagiritische
Weise (Ethic. VIII, 12.).
Manohe LSniler unsers tIetitscheD Vaterlandes er-
fieueii sich seit längerer oder kürzerer Zeit bereits einer
verbesserten Gjmnasialeinrichtuiig'. Preufsen leuchtet
hier allerdings Allen voran ; andere Staaten bind seit-
dem seinem Beispiel gefolgt, überzeugt von der Wich-
il^keil, die eine auf claKsische Stu^lien gest&lzte Bil-
ilnag ftr das wahre Wohl des Staates hat, und geleitet
durch die Einsicht, ivie die Verbreitung classischer ,
grundlicher Bildung und die (hHinrcli geweckte mora-
lische Kraft nur liöchsst förderlich , Ja nothwendig sey
für das Gedeihen eines Staats. Auch in unserm Vater-
lande, wo keine Faction die freie Entwicklung des Gei-
stes zu hemmen und uns in die Jahrhunderte der Bar-
barel. surQcknidrfingen versucht hat, wo, seit Karl
Friedrich das Beispiel gab , wie wahre Wdfilfahrt eines
Volks von dessen intellectueller und sittlicher Bildung
unzertrennlich sey, die von ihm gegründeten Le!u;i(i-
staUen , höhere, wie niedere, sicli einer besondtreti
Ptiege erfreuten, läfst sich hofien, dafs der fortschrei-
tende Geist des Bessern, die wesentlichen Mängel und
Gebrechen, die zunächst in die Gymnasialeinrichtung
sich eingeschlichen haben, beseitigen , udd die in jener
Rede vorgetragenen Wünsche nicht unberücksichtigt
lassen werde. Tmdem bma causa trhunphut ! Vor
Einrichtungen und Anordnungen, wie wir sie in einem
andern süddeutschen Staat haben hervorkommen und
eben so schnell wieder vergehen gesehen, w ird uns hof-
fentlich eben die hier gemachte traurige Erfahrung be-
wahren , und wenn vor Allem eine gleichförmige Orga- ^
liisation der verschiedenen Mittelschulen, Einheit des
Plans und der Einrichtung nach festen Principien, nuthig
ist, so werden wir von manchen Einrichtungen, die wir
nur als Ausgeburten unserer Zeit Lezeichnen können,
frei bleiben, wie B. (um nur dies Eine anzuführen))
üigiiizeü by <jüO<^ie
"id^ Fricdemaon, Deulachp Scliiilrcden u. a. w.
Tor den Ljceen in der bairisclien Manier angelegt, die-
sen Zwitteranstalten , diesen Schmarotzerplianzen, wie
eio wohl brekanot^r Gelehrter Rie benenot, welche düt
von dem lebeo , was sie den ehrwürdigen StSiinnen .der
Gjmiia^ien nod UnivemtiUea entiidiett, und in 'denen
derselbe .Gelehrte den wahren Grund und die wahre
Ursache findet, warum Baiern hinter den übrigen «lent-
s{ heo Staaten in den allgemeinen Wissenschaften zurück-
geblieben sey. Wir können dann auch hoffen, dafs die
SiellttDg der t^ehrer gehörig reguliri «ud der der uUri-
Ifen Slaatodiener gleichgaalelli werde, vor Allem aber,
. dails nur solche ala Lehrer 'an den Gymnasien eine An-
•slellnng finden, die in einem strengen philologisi^eti
•Examen die zum Unterricht erforderlichen Eigenschaften
und Kenntttihstj nachgewiesen und dadurch sich als tüch-
tig tür ihren Beruf bewährt liaben. Eine bestimmte
Probezeit, wie ja auch bei andern Zweigen der
Staatsverwahnng elog^hrt ist und bilti^erweise einge-
führt sejn nmß^» und wie sie auch in PreuAm fUr
die Candiilateo des Lehramts besteht, kflnnte der de-
finittven Anstellung vorangehen. Denn ohne diese Ga-
rantien werden alle Verbesserungen und Einrichtun-
gen nichts nützen , da sie an der Untauglichkeii der
Lehrer «cheitern; um so strenger sejen demnach hier
die Prüfungen der Zulassung, um so sorgfaltiger gehe
man bei Anstellungen neuer Lehrer zu Werke; denn
so groTs der Vortheil für eine Anstall ist, einen. tüch-
tigen Lehrer eu gewinnen, eben so grob ist auch der
Nachtheii auf dei andern Seite! Und wichtig genug ist
wahrlich f)ie Sache, um volle Aufmerksamkeit au ver-
dienen.
Noch müssen wir bei dieser Gelegenheit einer An
sieht gedenken, die auch in unsern Tagen sich wieder
' regt, die schon im vorigen Jahrhundert sich geltend w
machen suchte , und ungeachtet die Erfahrung h\\U\ eines
Besseren belehrte, ungeachtet die in dem Sinn jener
Meinung aufgerichteten Gebäude bald in sich zusam-
menstürzten, jetzt wieder keck hervortritt, wir ineinon
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jea€8 phiiaalhropisclie Gk^tebea, Aiies bei dem linteiv
rieht auf den niicbilieii, unmilielbar^ Nutjsen uikI dei|
Gebraiich -im 9kf9et^n Lebea SBurQckwfilUiran , md den
nächsten ävfseren Vortheil, nicht aber die Bildung zum
Ziel des Ju^enduiiterrirhts zu setzen. Kin i»olches \ütz-
üchkeitäipriucip inag für den LiUerricht dea Bär^era
QD(I Laiidnuuins an seiner Stelle geweaen seyn, zu einer
Zeit, wo fiir dieaen in intellectueller Hinaicbt noch W»^
vig geficheheii war; ein acht wisaenachaftlicher Geial
wird aber durch solches Iiidusti \vt st n schon in seinem
Keime erstickt, und alle wahre Humanität, zu der die
Wissenschaft dea Jüngling bilden «oll , untergraben^
ader ihr Aofkomineo luim^lgUch gemacht. Durch eioev
solehea dkooomiachen Geiat^ aagt Jacoba (vergL Hrtu
Friedeinaiins Schrift S. liO fT), welcher die Blicke di r
Jugend auf ein Materielles und Nahes beschränkte, wel-
ches aie gewöhotef nur solche Beatrebungen zu acblent
welche die achiiellateo Frfichte erwarten liefaen^ diirdi
diesen rechnenden Geiat wurden die Gemilther «nver*
meidlich herabgezogen, <lie Einbihlungskraft erstickt
und das Götzenbild des Vo? iheils auf den Altar der du-
^eud erhoben.*' Was gegen dieses scheufsliclie Idol der
Zeit) .zoDächat in Bezug auf das 18te Jahrb. ein geistrei-
eher Dichter und Redner deaNordeoa, deaaeu Worte Ha.
Priedemanu 8. 194 ff. mittheilt, bemerkt hat, trifft auch
leider noch unsere Zeit. Wir erlauben uns nur Einiges
davon hier anzuführen. Betrachtea wir»" aagt Teg-
aer,. ^den Geiat dieser Zeit in seinen einseinen Aeufaer
taugen , ao war. ea ohne Zweifel .rechte dafa man da#
Vorurthell bekämpfte; aber es war keineswegs rechte
dafs mau zugleich alles Geistige, alles Heilige für ein
Vorurtheil ansah. Jede Zeit hat ihren Aberglauben,
ihr Unkraut ; aber mitten unter dem Unkraute wachaen
l^ftdie Lilien der Religiös , aml es ist uarecht, wenn
naa die einen mit den aadem auagitof. — Bs war rich-
tig, dafs man der Wissensehaft Klarh( it und Fafslich^
k«H zu geben suchte, aber es war keiueawegs ricUtig,
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769 FriedeiiMUiq , DeuUchc Scbiilreden u.h. w.
dafs es auT Kosten der Grlinclliclikeit g'eschali , dar?» man
an lier Steile des früheren Ernstes eine alig^eschiiffeoe
Oberflächlichkeit und eine plaaderhafte Vielwwserei da-
fahrte, die in Alles pfufichte uod inii frechem Ldchi«
mna ilher das Heiligste absprach. [Wie wahr, lerdei,
auch bei manchesi Erscheinungen unserer Zeit!] — D^k
das Wissen an und för Mch einen Weith haben könne,
lfiiig"nete ni;ni »^anz; dnin eigentlichen Werth hattf nicht«
Anderes, ajs das sogenannte Nützliche , d.h. das, was
Kur Nahrung eder Kleidung taugte. Daher beruhte auch
die Votikoiiinienbeii der Menschheit wesentlich auf deo
Fabriken; und einer der conseipieniesten Denker des
Zeitalters bewies, dafs der Vorzug des Menschen vor
den Thieren nicht in der Vernunft oder der Sprache,
sondern in <ler Hand und den fünf Fingern liege. Dieser
neue Grundsatz des >tutzens, dem einfältigere Zeiten
einen höheren unterwerfen an müssen geglaubt hatten,
weil er den Mensehen mit demTbiere gleich-
stellt, trat jetzt als höchste gesetzgebende Macht aal,
nicht blos fOr den einzelnen Aufgeklärten, sondern aoch
in einem höheren Grade für die Nation und die Staats-
lehre. Solchergestalt hatte man in Allem solide An-
sichten , und den Inbegrifi dieser ganzen Weisheit nannte
man mit einem allgemeinen Namen Aufklärung! In
ihrem Scheine wuchs auf und reifte das uchtzebnte
Jahrhundert, ein gar wunderlicher Baum mit ausge-
hehltem Stamm und wurmstichiüben Früchten ; doch in
dem Wipfel des ßaiinis zeigte sich am Ende, wie eine
biutrothe Krone, die französische Revolution.*)"
M(>cht^ die theiiweis^ Wiederkehr ähoiiclier An-
^ ■ I ■ 1 1 1 IL' •»
Den Bewei» so Rolchen B^baiiptungon, sunächst was Franbre'dl
betrifTl, bann «in in vielen Besieiinngen intcicnwuitry Weik
Hefern, wir meinen die Geechiclite der ^natcveraa-
fleruns Franlcreieli nntior La^wlg XIV., £ntet«*
|i«og; Forteclirttte, Wirliunsen der eogennnntea
nenen Philoftophie in diesem Lnnd^ Wjp^kS ^
firockliwiie. - IW* y BSn4<».
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Friedemaoit , O^utocke Scbulreden u. ■. w. 961
((ich(en io unserer Zeit nicht von gleichan Erfolg be-
gleit«! eeyn! Mdclite man sich doch endKeh eimnal
Ibefeeugen, wie solche Anmchten die Menschheit ent-
würdigen, wie sie jedem höheren F'liig desGeii^tes hein«
mend entgegentreten und in letztem Grunde auf eioem
eben so falschen als nüchternen Caicul beruhen. Möchte
inaii doch einmal erlcennen, wie jene Philoaophie) cUe
keine andere Schule als die Welt erkennen, die eine
Lehre für das allgemeine Leben s^e^n wollte, die durch
ihre Sc i( htigkeit und Farsliehkeit leicht hei allen denen
Eingang fand, die „wohlfeilen Kaufs weise werden woiU
ten,'' nnd daher gleich einem sehrenden Gifte in der
^nzen Zeit eich xerstdrend verbreitete , gerade dae ver-
warf, was das Höchste im Menschen ist: seine eigent*
liehe Lebensluft, das Geistige, die edlere Entwicklung
seioer geistigen Kräfte zu einer schönen inneren Har*
monie, die allein «eines Lebens Glück machen Icann,
aad ihn. allein den wahren Zweck des irdischen Daseyas
erreichen läfst Dies ist das wahre Leben , zu dem uns
Wissenschaft und Unterricht führen soll ; und von die-
sem gilt allein der ao oft mifsbrauchte und falsch gedeu*
tele Spruch : Non seholae 9ed vßae discniur, Oieses
Leben, das' wir Uumauitit im eigentlichsten Sinn des
Wortes, nennen, su erfassen, dann vermdgen uns ällela
ilie Studien des classischen Alterthums, auch abgesehen
von allen andern Vortheilen , welche dieselben beim Ju--
gendunterricht unentbehrlich machen , den Weg zu öffnen
aad KU bahnen. Auch waren die meisten Angrifie, die
Im vorigen Jahrhundert und auch selbst sum Theil noch
jetzt von Gegnern ausgingen , die nicht aus vorgefafsten ,
feindseligen Absichten, sondern aus einer gewissen wohl-
meinenden Ueberzeugung im Interesse der Jugend, wie
rie glaubten , gegen die Studien der alten Literatur sich
erklärten, mehr, wenn man ^ie Sache genau beim Licht
bezieht, gegen den Mifsbrauch oder vielmehr gegen die
\ erkell flheit gerichtet, womit allerdings von Manchen
der Unterricht in den genannten Studien betrieben wurde,
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VKi ICrMMIMA » OfuAtcbe Sclwl reden n. «. w.
HO (las zum letzten Endzweck und zur Hauptsache ge*
macht wurde, was seiner Natur nach doch nur Mittel
dazu Sfyn konnte. Indejssen wird es sich doch nicht
lätfgoea , lassen , dals im Ganzen hierin unter den Leli^
reoden eio befiserer Gai^t verbreitet ist und Klagen der
Ah jetzt weniger yorgebrachl werden dürfen. Dafs mui
aber oft von ülozelaeo — uad wer wird Uberall voll-
kommne Lehrer finden wollen? — und von deren Trei-
ben Gelegenheit nimmt, über die gesammte Beschäfti-
gung mit der alten Literatur sich tadelnd auszulassen,
ist leider wahr, kann aber nur von Uoverstand und Ua-
kunde oder.vmi felods^iiger Stimmuog uad «obiiligcm
Hafe Zeugntfs gebeo.
Wir haben uns bei diesen Gegenständen länger afs
udsere anfängliche Absteht war, verweilt, weil wir ia
60 manchen Ereignissen unserer Zeit hiercn leider eioe
Veranlassung fanden und deswegen nicht unterlassen
wollten, zu ernstlicher Prüfung Diejenigen anfzuftnr-
dern , denen zunächst die Sorge für die Jugendbildung
anvertraut ist, und die für V^erbreitung- gründlicher j
Kenntnisse und Eriveckung eines geläuterten wissen-
schaftlichen Sinus nicht gleichgültig und erstarrt, blos
in dem Genüsse sinnlicher Güter und einer behaglichea
Gegenwart den Zweck des irdischen Lebens suchen*
Wir kehren nun zur Schrift des Hrn. Friedemann zurOck,
um noch den Inhalt derselben näher zu bezeichnen und
einige Punkte, aufweiche wir besonders die Aufmerfc»
samkeit leokea möchten, bemerküch zu machen.
Die erste der Reden ward bei der Entlassung sn
iduidemische Abiturienten gehalten, zu Wittenberg 1821,
die zweite, dritte und vierte sind bei ähnlichen
Gelegenheiten in den folgenden Jahren gehalten ^o^'
den; die fünfte bezieht sich auf die Einftihrung und
Verpflichtung eines neuen Lehrers bei der Bürgerachule
W Wittenbelg 18S2; die sechste enthliU „Absehieds*
iKorte im Loccum zu Wittenberg 1823;" die siebeat^
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9
eine i^Anrede an die neu gestiftete. 6c4Mla im ILtihui«-
oem Sil BraiioK^weif " tö29; di« uchle kit iKe ^Aüp
IriMsreile Im G^^imiMfra eit WeilbotuT^ läMT iKe
Rennte: ,^ Festrede beim öffentlichen Redeact dessel-
ben Gymnasiums, 1829;" die zehnte: Retlebei der
«mtea Jahresfitter der Slifluog diefieeG^mnasiiMii^y ebea<r
Manche dieser Reden sind bereits früher im Druck
erschienen; sie er^^cheinen hier mit ilen andern in einem
neueu Abdruck, ausgestattet mit zahlreichen Beinerkuor
f en in de« einer jedeii einsselDea Rede fcdgenden NatM^
die bei der achlen am badeutettditeo rind, wo sie ¥M
8. 12T — 260. reichen. Hier hat nämlich der Verf. ein
Qmfassendes historisches Gemälde Yon der Begründung
(ier philologischen Gymnasialstudien in Deutsch(an<l ,
Rod deren Fortbildung und Betwicklnng geiiefarl, das
aneh im Eioselnm hdcbet treffende , .allgemein su ba^
^.erzigende Winke «od Aadentnagen entbiU. Wir mdcb^
ten es insbesondere der Aufmerksamkeit unserer Leser
empfehlen. Es gehören dahin (um nur Einiges wenige
steas anzuführen) die Bemerkungen iber die Organisa-
tioB der Gymnasien, inebesomlere über die einzelnen
'Ldirgegenstihide in den verschiedenen Ciassen, namenl*
lieh die in den Lehrplan der höchsten Classe aufzuneh-
menden Fächer u. A. der Art S. 127 ff.; was an die von
Schulze in Seebode s Archiv 1826. V. VL p. 19 fL ge-
lieferte Ueberstchl der von den Prenft. Behörden vm
1617*^1827 ergangenen Gymnasialverordnungen mid
isdie ebendas. 1829. i\o. 18. enthaltene, von dem Schul-
CoUe^iuin in Westphalen erlassene Dienst Instruction für
die Gymnasialdirectoren sich passend anreiht. Insbe^
M>odere finden wir hier bdehst schätcbare Beiträge mif
Gescbiohte der Verbesserung der Scholslndien in Deuftsek*
kad, wie sie im vorigen Jahrhundert von einer Vera}»
nigung der ersten Talente Deutschlands ausgegangen,
^leicii mit der Verbreitung eines besseren Geschmacks
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■
164 Friedemuiiti , Deutsche Scliulreden u. i. w.
un<l eiiii^r besseren Bildung im Allgemeinen, durch Wie-
ilarbelebunjg; der elastischen Studien, nacli und nach all*
gemelaer geworden isl^ S. 162 ff. Desgleichen zurGe^^
schichte der philologischen Studien 1h und seit dein 14«
und loten Jahrhundert, zur Geschichte des Philanthrop
pistnus, der übrigens, was er Gutes hatte, aus deu
Alien entlehnte, oder wenigstens unhewufst auf das
drarig, was schon von den Allen weit hesser und ge-
aigender entwickelt worden war, S. 170 £; ferner tut
' Charakteristik des achteehnten Jahrhunderts und des ia
ihm eingeschlagenen Weges im Vergleich mit den frü-
heren Versuchen. Auch die gehaltreichen Bemerkuogen
fiber die wissenschaftliche Tendenz Oberhaupt , su wel-
' eher der Gymnasialunterricht den Schiller wecken und
fSrde} n soll , S.149 ff., oder 8b«r den Werth der Sprach-
studien, S. 252 ff., oder üt)er den Kiiiflufs, den das
Studium der Griechischen Schriftsteller zunächst auf die
Jugend äufsert, 8.234 if. u. A. der Art Ueher Grie*
ohische StylUbungen hat der Hr. Verf. S. 248. ein sehr
irahres Wort gesprochen ; nie sollen sie auf Schulen Zweck
Werden , sie süllea nur Mittel bleiben, Mittel zur Erleich-
terung des Erlernens durch festere Einprägung des Un-
entbehrlichen. Von diesem Standpunkte aus müssen
allein UebuQgen der Art betrachtet werden, von diesem
Standpunkt ans wird auch ihre UnerlSfeiiehkeit einem
Jeden einleuchten, der nicht Oberhaupt das Griechische
fQr etivasUeberflüssiges und Beschäftigung mit derGrie*
chischen Literaiur als etwas für das Leben Nutzloses
ansieht. Eben so unerläfslich werden Abiturientenprft-
fhngen , worüber S. 24 ff der Verf. sich ausfÜhrUch ver-
breitet Ihre EinfÜhrunn^ gehört sn den dringenden
Forderungen, welche bei ein er. Verbesserung der Gymna-
sien zu berücksichtigen sind, da nämlich, wo solche
noch nicht eingeführt sind , wie dies in manchen Läo-
doru leider noch immer der Fall ist. Noch mftssea ^^vt
am Schlufs auf die schöne Erörterung des Wortes Äu-
mamtaa (8. 4 IT.) und des Begriffs, den das Alterthum
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liamit verband , und . der dann auch auf um ftbergegaiH
geo iai, ohne dafs unaere Sprache einen nur. einiger«
laafBen genftgenden Ausdruck daflir darbieten könnte)
aufmerksam machen.
No. 2. Hr. Uofcalh Föhiisch verdient für die
Bekanntmachung dieser Catwlia schokislica einee un-*
lerer genialaten Philologen gewifa allen Dank, sumal
er aicht unterlassen hat, den Werth dieser Gaiie, durch
eigene erläuternde oder den Gegenstand weiter ausfüh-
rende Bemerkungen und zahlreiche Li teratHrnotizeo , mit
besonderer BerQcksichtigung der neuesten Zeit, zu er-
Üben. Die hier oiitgetheiiteB CofistKn ackoimHoa he-
»ehen mch in ihrem ersten Abschnitt auf die: körper«*
liehe Erziehung, im. zweiten auf die jsreistige Bildung;
fier Vortrag ist einfach und schmucklos, aber durch die
iaaere Wahrheit der vorgetragenen Gegenstände und
dar hier att%esteliten VovM)hriftea ttberaengeod. ^^Mm
aiafs den Kdrper so ausbilden, dafs er der Seele go^
horchen kann und wie ihn die Seele bedarf." Von
diesem Gr und$^atz, <ler auch der Grundsatz eines Plato,
eines Xenophon war, wie der Hr. Herausgeher in der
Note nachweist 9 ging Wolf aus! Er verbreitet sich
dann Ober manche einselne Punkte der kdrperlicthen
Brriehung , über Nahrung , Kleidung , gymnastische
Uebangen und dergl. auf eine Weise, die uns manche
Andere ausführliche pädagogische Erörterungen dieser
Hinge missen läfst. 80 empfiehlt Wolf z. B. das Schlitl-
tthuhlaufen; das Tansen, das oft sehr schädlich sey,
mdate er (und nicht mit Unrecht) könne man daftr
ausstreichen. Dafs Wolf vor Allein geordnete Thälig-
keit empfiehlt, zeigt den richtigen Blick des Mannes,
der als Pädageg nicht minder grofs war, wie ab Phi-,
Mog. Bei der geistigen BiMuiig war sein Grund-^
•«Ii: „Die Gegenstände . der Bildung müssen fai der
Wfiteu Jugend allgemein seyn," Nun folgen praktische
Bemerkungen über den ersten Unterricht, über Sittso-
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W$ Woir§ CoMiHa »cholMt, v4mi Föbliaoli.
btlituag^ wozu das Lesen der Gedichte besonders em^
pfishlra wird (tyiiMii mufs durdi sebönes Voriesen Em-
pfindng arregm und dag 6d«Mne suffweadig ierneoi
lassen. Bis ins siebente und achte Jahr müssen Ge-^
dichte die Hauptsache seyo. Denn auf dieses Alter
macht die Poesie die trefllichsten Wirkungeii. Die
hUhere Schönheit der Proaa kdlmeft sie nickt empfin««^
deo. Bs gebl^ diea wie mit der gmnen N«lim. Der
I)eber<>ang^ in die Ptoaa Ist sehr schwer"),, Iber Le«
sen , Schreiben, Rechnen und Zeichiien; fiaiHi wird
vor All ( TU empfohlen ein guter Unterricht in der Mut-
tersprache^ während aber der Gelehrte mit der La**
triaischeB den Asbag maeiMi aelL Fftr fHeseO' wit«
aooh der Aiibmg mit der Gfiechiacben Sprache gut ^
aber nur bei guten Köpfen, setzt Wolf hinzu;
denn der Uebergang von der Griechischen Sprache
zu den neueren sey sehr schwer, nicht aber vom La«
leinischeiif ; wikrend man yom- Griechiachea ziim La*^
trfiiiselieii mit Leiehtigkeil fibergehen köBae m. a^ w«
(& 17.). Darauf folgen Bemericungen , in ähniicher
Weise vorgetragen fiber ihn Unterricht in der Deut-
schen Sprache , feruer über den historischen Unter-
fkrfai, über den geojgrapbiaeben iwl naturhistoriseheo
(yyiban mvfii die Natur selbst aehee »ad oidit den Um»
weg dareh Bficher mächen," 8. 83.), und am Sehhffa
noch Einiges fiber den Uuterricht in den alten Spra-
chen, womit man übrigens nicht vor dem zehnten und
aiehi nach dem fünfzehnten Jahre den Anfang ma-
chen aoll.
Wir beklagen ee aUt dem Herausgeber, dafs diese
ConsiUu gerade da abbrechen, was hie für uns dop-
pelt interessant und wichtig gewesen wären , um iles
genialen und doch praktischen Mannes Ansichten über
Gjfmaasial- und Uaiversilits- Bildung kennen zu lez».
aea. Es ' hat dafür der Herausgeber ^ia der lieber«'
Zeugung, dafs das gelehrte Sprachstudium hauptsäch-
Uek anif gründlicher Kennlnifs der Grammatik und
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Wolf « Consilift «cholasl. von Fühlitck. W
«weckinSfsiger Methode beruhe," gleichsam zam Er-
satz, Wolf 8 Einleitung zu der Lateinischen
Gramuiatik aus einer besondero Vorlesung des^lbea
in einem Anhang 8. 85 ff. mitgeihetlt, und diesen An*
Imng mgMeh mit ▼ieleo ^eoen N^eu ber^kslMil
Wolf belniGblete die Latemiiehe fi^rach« von eUm
4loppelteu Standpunkt: erstens als to die und zweitens
als lebende Sprache, und darnach folgt eine Reihe
von Bemerkungen und Vorschriften , die zwar nicht
g^erade etwas Neues enthalten (worauf auch Wolf durchr
aus kfdse Ansprfiehe machte), afber «loch Vieles, wws^
«ibic9HKB bokaimt , iloch oieht gewag wi«derhOl# wei^
den kann, w^i die kumiehlifro 2Ml'' -im» gem 'darüber
weggeht und ihrer Bequemlichkeit Polster and RnKe^
sessel durch Verwerfung desjien zu bereiten sucht;,
was nirlit ohne ernste Thä(lf>keit und tüchtigen Meifs
zu, erringen ist. Was Wolf S. 37. über die Nothweo-
-«ligkcit der Beibelialtung der Lateiuisphen Sprache, als
^ner lebenden sagt, -ist eben 0o fchir und fafelieh, ala
"vrahrt* Andere» luit der Heraaageber UtoengeAgt ,
fifichSC mit Bezug auf einige seichte Pädagogen oeue^
ster Zeit, die das Lateinschreiben wohl gänzlich aus
dem Kreise dos Schulunterrichts wegbannen möchten,
ohne in, ihrer Kurzsichtigkeit zu bedenken oder zu
ahnden , dafs grAndüches Studium der Lateinischen
Sprache nnd genügende Kenotnifs -derselben zu wiSt
IseiiBcfaaftlicher Bildung und Hnmanitftt ohne Latein^
aehreiben nnmög^üch ist, und dafs mit Entfernung die-
eer Uebung auch zuglich eine Entfernung der classic
sehen Römischen Literatur aus dem gesammten Unter-
rieht am besten vorbereitet wird. Das aber ist es
eben am Ende , waa solche Menschen bezwecken ,
deten wahre Absicht hinter solchen Angriffen nicht
verborgen bleibt. Die Litelnische Sprache , sagt Wolf,
Ist ein nothwendiges Mittel der Communtcatton der
Ween , wie Algarotti, D'Alembert und Andere schon
einsahen. Wir bitten damit die lesenswerthen Be*
Üigiiizeü by LiOü^ie
merkungen unseres Herausgebers, der hier gewifs
aus eig-eiifT Erfahrung spricht, über die \oth wendig-
keit fleifsiger und gründlicher Uebungen im Lateiiii«
sehen Stjri io <tea,^ Gelehr tenschulea S. 40 K zu ver-
bindeo, und stimmeo ihm ▼ollkommen bei, wenn er
behauptet : ,tUebrigeDS iiidchte es wohl bei zweckinärsi^
l^er Methode ki den St^lAbun^ea von Jpgend auf,
bei fortgesetztem StttdUim der LsteSnkchen Schrift-
steller nach Gattungen und Zeitaltern auch jetzt noch
gelingen , sich im Lateinischen einen Vortrag über mo-
derne Gegenstände zu bilden, der, wie Wolf sagt,
zpgleich autik «od von eigenthünilieher Neuheit wäre u.
8, w^, Ilarum mufs nach Wolf» Ansicht die Latein!*
«che Sprache als eine lebende Sprache erlerot werden
und die Methode beim Uoterriciit darauf «eh grün«-
den. Nun folgen kurze Urtheile über die alten Rö-
mischen Grammatiker und über die Werke neuerer
_ _ «
Grammatiker, wie G. J. Vois, Scioppius, Schwarze,
Bröder u. A., wozu, wie bemerkt, der Herausgeber
sahireiche iiterärieche Nachweisungen Aber die Werke
der genannten Grammatiker in den Noten gegeben hat
Am Sciilnsse, S. 52 ff., ist die Eintheiluog des Vor*
tragb über die Grammatik selbst gegeben.
Ref. kann nur wOnschen , recht oft durch Shn-
liche Gaben aus dem Naehlafs eines so geistreichen-
und auf die ganze philolo^rische Richtung seiner Zeit
so einflufsreicheii Mannes sich erfreut zu sehen.
Ch. B ä h t\
Üigitizea by i^OOgle
N\ 49. HEIDELB. JABUU. d. JUITEHA TUR. 1831.
f 'er&uch einer Abhandlung über die Geschichte den im Rheiuki eine bc-
^ stehenden Instituts der Friedens g er iekte, von seiner Entste-
kunff in Deut»thta»d a»; difttr die Na%w'der friedensricht er liehen
FunkH»ntu, auf ifem 6etteAl«fwiiM« tfei StaQttdienstes hiriwkM,
übtr dm mrQhii$ek€n H^erik der o» tflsM» Geriektem Itstekendtn
rermittlumgskammemf tiier tfte 5foAfllliil wnd die pragmatische
^hertteUunf^ ifwMr Betmien, Bermugeg^ken von einem Beamten
dee Ekeinkreieee, (Br unterMeieknei eieh unter def f^orredes GH.
IF. Bmuks Jveiiahettmter in Bergzabern.) Bkemkreie, gedr. in
WeieeeiAuyg* 16 & 8»
Diese mit Verstand, Sachkenntnifs und Mäfsiguni^
gescfariebeoe Abhandiong wird auch außerhalb- des
Rheiokreiscs mit Interesse gelesen werden ; unter ande-
rem deswegen, weil sie so viele treffen<le Urtheile über
die Mängel. und Gebrechen der franzötjiJscheii Gerichts-
verfassung samt VerbesseruogsTorschlägen enthält . .
Der Verf« beginnt mit der Geschichte des ibistHuts
der Frtedenf^gerichte. Er zeigt, dafs dieses Institut ger-
manischen Ursiprungs »ey ; dafs sich bei mehreren Vdl-
kerschaiten des deutschen Stammes ^chon frühzeitig
Beamte finden, welche besonders beauftragt waren, ne~
ben den or^entUcben Beara^ten den Landfrieden aufrecht
zu evJiaUen , ewservatores s. aasertores fach ; wie
aich. aus dieser altdeatpcbea Sitte die .englischen Frte-
dmgerichte eniwicketlen ; wie die Friedensgeriehte in
Frankreich im JF. 1790. eingeführt oder wiederhergestellt
wurden, ursprunglich iu der philanthropischen Absicht,
sich der brüderlichen Eintracht unter den Bürgern desto
besser zu versichern. — Hierauf geht der Verf. zu dea
verschiedenen Funktionen der Friedensgerichte über.
Er sfthlt diese Funktionen einveln auf, mit Angabe der
Gesetze, aufweichen sie beruhen, und mitHinzufügung
kritischer Bemerkungen. Von diesen will Ree. einige
beispielsweise anführen. Die Friedensrichter haben als
Vermittler den von ihnen gehegten Erwartungen bisher
UiV. Jalirg. 8. Heft. 49
L5iQiiized by Google
110
l eber di« FriedenBgertchtc iiu Klieiiik reite.
noch nicht entsprochen. Die Schuld Jag; nicht an den
Männern, welche das Amt bekleideten, sondern darau,
dafs' die Friedeosrichter eitieo VeVgleich verinitteln
sollten, ohne von der faktischen Beschaffen-
heit der Sache unterrichtet zn- seyn. Man helfe
diesem Uehelslande ab un<l das Institut wird seinem
Zwecke gewiis boscr genügen. Die Abhülfe wir(i leicht
zu bewerkstelligen seyn. Üeberdics ihut der Verf. den
Vorschlag, die Friedensrichter zu exekutorischer Aus-
fertigung der Ton ihnen abgeschlossenen Vergleich« 2i
ermächtigen. Die Friedensgerichte als CiTilge-
richte haben eine zu beschränkte Gerichtsbarkeit
Man soHte diese Gerichtsbarkeit billig, (wie auch in
Rheinpreiifsen geschehen ist,) jedoch mit Vorbehalt
der Appellation , w^eiter erstrecken. Eine weitere Funk-
tion des Friedensricliters ist die, dafs er in dem Fa-
milieorathe den Vorsitz zu führen hat. ■ Hierbei
stimmt ^der Verf. in die schon oft erhobene Klage ein,
"dafs' die französischen Gesetzt das ftecbt der Mfiodel
und Meglinge keineswegs gemigsam in Schutz
men , ohne jedoch auf Vorschläge zur Verbesserung^
des Vormnndsrhaftsrechts eif!zug»^lin , da dinsf^ Kwl-
gäbe von dem Hauptzwecke der Abhandlung zu iero
lag. — Endlich suc'ht der Verf. ztt neigen, dafs die
Friedensrichter, wie andre Richter, *yon "der Regie*
mng (nnd nicht' durch eine Wahl) zii ihrem Anrte
ernannt , auch derselben flechte , wie andere ^Stasts-
diener, theilhaft sevn .«-olltt n. Man wird dieser Aus-
fuhrung Schwerlich seinen üeifall versagen, wenn man
erwägt, welche und wie viele und verschiedenartige
Funktionen den Friedensrfichtem fibertvagen sind.
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ttoJit-nthnl , über d. Rechte kath. u. f^iat. ünierthaneii. 771
Gedanktin , die Parität 4fr Hechte swisehen den hatholiachen und nicht
kuthoHiekm Dntertkanem der deuUekmi BtmdButaaten hetrefftenä»
Ton IV&htlm Grafen vp« Hohenthat mtf Mkenberg. Leipzig
1891. BttumgärUuire BmMondlung, 58 & 8.
Der Verf. Iveginot m\t evattr Klage ikher die uilbe;-
stiiRinte Fassung des 16. ÄTt. der Deutflchen Btnules-
akte. (v^ie V^erschiedeuheit der christlichen Religioiis-
partheien kann in den Läadeni und Gebieten des Deut-
scheu Bundes iicinen Unterschied in dem Genüsse dfsr
bürgerlichen und polUischen Rechte begrüaden.'') —
Cr bemerkt weiter, jedoch nur im iler üiirzei dafs in
des Theiles der Oesler reichifichen Monarchie^ weiche
Kum 0eiil6c]ien Bunde gehören , diesem Artikel keioee*
weges Geniige geleistet zu werden scheine. Dasselbe
sucht er dann van dem Königreiche Sachsen ausffdir-
licher zu zeigen. Er führt für diese Behauptung fol-
^ende'-GrQnde an. 1) Die protestantische Kirche Och-
sens steht unter Landesbehördea; 4lie ihr vorgesetzten
Steliea eiyd mit Stastedieoera hesetzt, weiche sich aa
ihrem Berufe 4nii die gesetzlich hestlmmte Weise taug-
*lioh aa machen haben «. s. w. Ueber die katholbcbe Kirche
ist ein apostolischer Vicar geselzt, welcher nur
4i4irch Giottee und des Iteiiigen Stuhles Gnade zu seiner
Funktion berufen ist. 2) Die Ausgaben des protestaa-
tischen Kultus, z. B. Kirchenbaue ^ die Besoldung der
Gei«^licfaen und der Sdialiehrer, sind, theiis ia so fertt
^das Vennögen der piwleslaiitischen Kirche nicht aas*.
TcSdirt, *thc4ls «ehiecbihla von den Üttgliedem dieser
Ktvche ZM bestreiten. Dagegen werden die Ausgaben
für den katholischen Kultus insgesanmit aus Staatsmit-
teln bestritten. 3) Wenn in einer gemischten Ehe der
protestantische Theii auf Scheidung klagt, so hat er
die Klage bei dem katholischen geistlichen Consistorio
anaasteilea« Nachdem dieses auf lebenslängliche Soq-
derang Ton Tisch and Bette erkannt hat, erlheilt das
protestantische geistliche Consistorium dem protestanti-
schen Theile die Erlaubnifs zur Wiederverh ei rathang.
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m Hohenthai, nUer d. Reckte der kalh. u |»rot. Dnterthanen. '
Hierbei ist die Beschwerde die: Das katholissche Coii-
sistoriuin spricht jene Sonderuug nur wegen eines £he-
brnchs, also nicht wegen aller der Ursachen aus,,
wegen welcher die protestantischen Konsistorlen des
Landes auf Scheidung erkennen. — Es sey, Olhrt der
Verf. fort , zwar Unterthanenpflicht , Beschwerden dieser
Alt vor allen Dingen bei dem Landesfürsten anzubrin-
gen. Da fedoch auf diesem We^e ^(ll\verli€Il Abhülfe
zu erlangen se^o werde, so wäre es wüuschenswerth,
in irgend einer politischen Vereinigung, in einem mit
zeitgeni&fsen Veränderungen wiederhergestellten Cor-
pore Evangelicorum , eine kräftige Stütze finden zu
kdnnen — Der Verf. schliefst mit folgenden Wortes:
Jeder Preufsische Untertliaii , welcher die Vorhalle
des königlichen Antiken - Kabinettes in Dresden betdtt,
wird freudig ergriffen durch die täuschende Aehniich-
keiC, welche die dort aufgestellte MarmorbQste des
grofsen Churfürsten Moritz von Sachsen mit den edeleo
Zfigen seljDes jetzigen erhabenen Beherrschers hat. Der
hochherzige, wahrhaft ritterliche König wird mit sei-
nen weisen Käthen das theure Kleinod der protestan-
tischen Kirchenfreiheit eben so gut zu schützen wis-
sen , als Moritz es durch Heidensinn und hohe Weis-
heit erkämpft hat."
(Voch gedenken wir zweier Urkunden, welche der
Verf. mitgetheilt hat. Die eine ist das Glaubensbe-
kenntnifs , welches der Churprioz Friedrich August
bei seinem Uebertiilte zur katholtschaii Kirche im
1T12. ablegte ; die andere ist die ihm hierauf ertheilte
Absolution.
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freuf$§$ek9 Ocicrsreiiifffim. « £>«leif TAeil. Po» 4eii 6ertf«r
BgehtMpßeg9 vorkowunmuteB PtrioiMfi« — ^fteiiAiir)t , Merofar*
GMoptolr. B84 5. 8.
Weon es auch eioe Uabiliigkeil oder Uog^erech-
tigkeit seya würde, ein Werk^ von welchem nur ein
Theil ersclüeiieii ist, einer Kritik zu unterwerfen, so
hielt es doch Ree. für erlaubt, ja für Pflicht, die Auf-
merksamkeit des Publikums schon vorläufig auf das vor-
liegende Werk SU richten. Es ist das Werk eines Man*-
0€§, welcher mit gründlichen wissenschaftlichen Kennt-
uissen Erfahrung verbindet; es ist ein Werk, welchem,
was die Aufgabe, die es zu lösen versucht, betrifft,
kaum ein anderes an die Seite gesetzt werden kann*
Wenn auch mit unmittelbarer Berücksichtigung der
Preußischen Justizverfassung ausgearbeitet, ist es doch
mh für andere Deutsche Staaten von hoher Wichtig-
keit. — Hier nur eine Uebersicht des Inhalts des bis
jetzt allein erschienenen ersten Theils, damit wenig-
stens die Vielseitigkeit der Untersuchung (festo be-
Klimniler hervortrete. Die Hauptrubriken sind folgende:
l Deber das VerhSUnifs des Staates zur Rechtspflege»
II. üeber das Publikum in i-eiiier Beziehung zur Rechts-
pflege. III. Üeber die Ausbildung der bei der Rechts-
pflege konkurrirenden Personen. IV. Ueber die bei der
Rechtspflege konkurrirenden Nebenpersonen. V. Ueber
'ie Anwälte. VI. Ueber das Richterp^rsonale. — Der
Geist des Werkes kann vielleicht so charakterisirt wer-
ben: Der Verf. ist Feind des Ekl ekticismiis, d.i. der
Vereinigung ungleichartiger Principien in derselben Ge*
setsgebung.. Er stimmt mit den Grundsätzen über*
CIO, von welchen die französische Gesetzgebung ausgeht
Aber so wie er einerseits die Meinungen der anders Ur-
theilendeu mit Gründlichkeit und Unpartheilichkeit pi idt,
*o verkennt er andererseits nicht die vielen und grofseu
Fehler, in welche das französische Recht bei der An-^
w^dung jener Grundsätze verfallen ist, und so hat sein
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724 Archiv fiir Hi'chtRjiflcge in Baden.
Werk durchaus einen acht l)eutj;cheii Charaklrr. — .
Wenn es riecfn. erlaubt ist, einen l¥iiiföch zu äulseii),
v60 ist es der, daf» es (Tem Verf gefaifen möchte,, bei
der Fortsetzung des Werkes der englischen Gerichtsver*
fassung und Rechtspflege eine sorgfaltigere BerücksieU'
tigung zn widmeti , als in dem vorliegenden eisten Tlidle
geschehen ht Da i^t noch viel 2u i^^riien und zu ht-
initzeii. Wir kepnen m manche öffentliche ßinrichtun-
gen, welche.das franedsiscli^ Recht voir englissheu
entlehnt |Ktt, nur aus «ler zweiten Hand,
Mt^v für die iäurkispfleffm umi Ge$etzgebHng im Groftketzogthumt
Batten, Herautg^gtben vos Dr, J. G. Duttlinger , Freiherrn
G. von eiler und J. von JCettennaek^r. Freikurg 1830.
l B. U H. 2 ilft
Wenn in irgend einem Staate das vaterl^disehi
Recht emer e%R«fi iMege bedarf, mn ilie ReehtsaiH
tvendvng zu- sichern önd dfe ZwedcmS&igfceit md U»-
zweckmäfsigkeit dei vorhandenen gesetzlichen Bestim-
mnngen zu zeigen, 8o ist «lieses der Fall in dem Grafe-
herzogthum Baden. Während das Isanzösische €i?iU
gesetzhiicb mif einer Menge- Znsätzei» «eti dein Jaiut
1810. Gesetzeskraft hat, entbehrt da» Grorskerzogtbam
mancher Einrichtungen, durdi deren Vorhandensejn «Bs
WohHhätigkeit dieses Gesetzhuches bedingt ist. Rftck-
sichtlich de» Frocefs-, €riminal-, Kirchen-, Staate^
und Lehemredlts schliefet sieb iKe badisehe Geseti^
bang rfem gemeinen in Devtschlend geltentleir Rechb
lin, jedoch mit seit dem Jahre 1803. erh^sencn sei ticke
Erläuterungen und einzelne Bestimmungen, dafs es oft
schwer ist , zu erket^nen , was noch geltemies Recht ,
was mir historisch wichtig ist.^ Und so gehM <h*r ba-
dische Ricbter ond Praktiker gleicfassNn vwei Wehes
an, indem er sieh in Ansehung seines CiyilgesetaiMidicf
zur Sicherheit der Anwendung mit den Forschungeader
Franzosen und in Ansehung der übrigen Zweige der
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4rchiv lüi' licciltsyflcg«; iu Biiileii.
Rsctogeselzgebuog mit den Uoteniuchimgen deutocher
Recbtfigelehrteo , welche dem gemeinen Rechte gewid«
nielsind, bekannt und vertraut machen mufs. Will man
auch davon absehen , d.i Ts Vielen die literai ischea llülf«>-
mittel des Civi]ge.setzi>uche9 oft ganz unzugänglich sind,
R> »iqh doch nicht in Abrede stellen, dafs es wegen
des Dranges der praktischen Arbeiten . auch bei dem
besten Willen unmöglich ist, den Forschungen der neuern
Zeit iu allen ciiej»en Z,\\v\^vai der ilfchtsuissenschaft zu
folgen , hihI ssie mit den Pai iikulargej«etzen in Verbin-
ilang 8U setzen. Es ht darum ein verdienstliches Unter-
uehmen Seiten der Herausgeber , sowohl dem Theo-
fetiker €Megenkelt zu geben, seine Untersuchungen im
Gebiete des vatt;i ländischen Rechtes mitzutheilen , als
auch dem Praktiker möglich zu macheu, ohne Aufwand
?ieler Zeit, welche seineu Berufe- Arbeiten entzogen
«firdeut wh weiter fortsubiideo. Durch diese Zeit-
•chrift ist einem läogst gefühlten Bedürfnisse abgehol*
feil, und das Grofsherzogthum Baden tritt auch in dieser
BeJivehung ehrenvoll in die Reihe anderer Deutschen
Staaten , welche sciuin seit geramucr Zeit sicher Schcif-
t6D sich . 9U erfreuen hatten.
Wa» die Einrichtung «lieser Zeitschrift bcüiüt, so
erscheint sie in zwanglosen Heften , wovon 4 eiuen Band
bilden. Das Gebiet derselben umfafst alle Theile des
hadisdusD Rechtes ^ der Bechispolizei und der Gesets**
g«bung, Stottisr und Bolisei - Recht , Kirchen -* und
Ijehn- Recht, Civil- und Criminal- Recht, Procefs-,
Hande ls- und Wechsel -Recht , mit beständiger Rück-
Hcht auf ilas. luleresse und cias« Bedurfuifis der Pfasua.
Da9 Archiv enthält:
1) Selbstständige Abhandlungen und Erörterungen
ans dem Ciebiete aller genannten Zweige des badischen
Rechtes.
2) Mittheil Uügen nieri^würdi^er Criminal- und Civil-
HechtsGilie und Entscheidungen der Gerichte des Groh^-
hertsgthmnB.
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5) Kritiken oeiier GesetxeoiwQrfe f&r das Grofo-
henEOglhum,
4) Recensionen aller über das Indische Recht er-*
scheinenden Druckschrifteo.
6) ' Anzeige aller oeu erachienenen Werke der Fran-;
zosea fibier das französiache im Grofahereogthttm reci-
pirie CiTil- und Handelsrecht, ' -
6) Miscellen. ' '
Nach den Gesetzen dieser Jahrbücher können vfit
hier nur eine Anzeige der verschiedenen bisher erschie-
nenen Abhandlungen, mit Angabe fler Verfasser, lie*
fern, die Beurtheilung müssen wir andern Zeitschriften
überlassen.
Der. L Band enthalt:
1) Die Grnndzuge eines Civilprocefs- Rechtes ftf
Baden. Vom Herrn Geh. Rathe Freiherrn Ton Weiter.
— 2) Kann die von einem Orlsgericht^ über eine von
ihui selbst geleistete Bürgschaft ausgestellte Urkunde
für eine öffentliche angesehen werden? Vom Hrn. Hof»
gerichts - Director Wolf. — 3) Ueber die Geschlechts- *
helstandschaft unil namentlich über die Frage : Ist es
wfinschenswerth , dafe diese Anstalt beihehalten oder
daf« sie aufgehoben werde"? Vom Hrn. Miniisteriairathe
von Kettenacker. — 4) Ueber die Noth wendigkeit
einer gerichtlichen Ermächtigung der Ehefrauen zur
Uebernahme der Sammtverbindlichkeit für ehemännlicho
oder Gemeinschafts ^ Schulden , und zur Veräufserung
und Verpfandung ihrer Güter für dieselbe» Von Hrn.
Hofgerichts* Assessor Bekk. — 5) Von wann an lattfieni
die Verzugszinsen nach dem Landrecbtef ' Von Hm.
Ministerial -Sekretär A. Sander. — 6) Leber zwei
Brauer'sche Versehen im Handelsrecht. (Diese Unrich-
tigkeiten bestehen darin : a) daiis sich der Anhangssatz
231. auf die Anhangsätze 225 und 226. beruft, statt anf
die A S. 228 und 229; und 6) dafs der Anhangsats 23&
aof die Anhaogsätze 281 und 233. verweist, statt auf
die A. S. 282 und 284.> Von Hrn. Gehmmen« Rathe
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. iirckiv für R«chUpflcge in Hniw,
Btiii Professor Dr. llutilinger. — 7. und 52) Gruod*
%e (le$ Pflidii-* Erbrechtes. Von Hrn. Prof. Dr. Bau^
ritte I. Bemerkiing^en su diesem Anfsatae von Hm.
LanclamtS' Revisor RheiniHnder, — 8. 9. 41. u. 47)
Darf auf zusammentreffencle Inzichten peinliche Strafe
erkauni werden ? Von den Herren Freitierrn von Wei~
1er, Duttlingfer und Überhofgertchts - Rathe Esser.
10) In wiefern kann eine Ehefrao injhres Mannes
Gant fbr die Verbindlichkeiten, die sie f&r ehetninn-*' .
liehe oder Gemeinschatts -Schulden eingegangen hat,
Ersatz fordern ? Von Hrn. Hofger.- Ass. Bekk. — 11.
23. u. 38) Uebersicht der neuen Literatur de§ vaterlän-
dischen Rechts. Von Hrn. IMioister.-R. tob Ketten-
acker. — 12) Hat die gemeinschaftliche Pfandver-
Schreibung der Eheleute nach L. R. Zusatz 2180 a. die
Folge, dafs die Ehefrau, aucli wenn sie sich nicht
sammt verbindlich gemacht hat, in dem Erlöse aus den
Unterpfändern dem Pfand|plänbiger nachstehen mufe.
Von Hrn. O.R. Freih. von Weiler. — ]& 2a 49)
Ueber das qualificirte Geständnifs im Civilprocefs, be-
sonders nach dem L. R. Von Hrn. G. R Duttlinger
und Minist*R. von Ketteunaker. — - 14) lieber die
Adjudic^tion. Ein Beitr^ 'Sur Gesetcg;ebang. Von
Hm. Minist-R» von Kettennaker» — 15) Kann nach
dem L.R. in einem Ehevertrage eine Erbeinsetzung, ein
Erbvermächtnifs oder eine Schenkung i?tatt finden? Vom
Hrn. G.R. Freih. von Weiler. — 16) Ueber die Wir-
kung des Irrthoms in den Beweggründen einer letztwü^
ligen Verfügung , nach dem L. R. Erläntert durch einen
Reehtsfall. Mitgetheilt Ton Hrn. O.R. Dr. Dutllin-
ger. — 11) Beitrag zur Erörterung der Frage: Wfe
die von Gaunern verübten wiederhotten, beziehungsweise
qnalificirten, Diebstähle im Grofsherzogthume Baden zu
bestrafen seyen? Von Hrn. Hofgerichts -Director Wolf.
18) Ueber die Beeidigung der Schiedsrichter. Vom
Hrn. Minister R. von Kettt naker. ' — 19) Ist die
Gegenwart der Testamentszeugen bei dem ganzen Acte
des lotsten Willens nothwendig ? Von Hru. Uofger.^R.
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Ardbiv für ReelilApilcge iu Dailco«
DöBsbacit io FrelbiU'^. — ^ 20)- Ut dac 4C«iji^obewel&
gegen davi Inhal! eioe» öffeotUchea Testamentes ^olassig.
Von EbenTdemselben. — 21) Kann durch die Testa*
uienlHzeagen selbst der Beweis der F<iUchheit «lesTesla-
• uientf^s geführt werden ? V on Ebt-ndeni'ielheiK 22)t
Ueber die Ansprüche der Wiiiwe und der Töchter de^
verstorbenen Vasallen gegen den Lehenserben auf einep
Ijeb4in^ehalt, nach badischem. I^hnf echte. Ajitwartaiif
eine Anfrage. 24) Uebev Gescbworneu - Geriehte.
Eine Stimme dafSr. Von Hrn. Hofrichler Frhrn. von
Stengel in Maniiheinv. — 20) Leber die lanchechlli-
chen Bes'immungen , den Zeng^^nbewels betreffejid. Von
Hrn. Kiiegsraih Vogel in Karlsruhe. — ZU) üeber
Adiniui.strativ Justiz , mit besonderer Hiosicht auf Franko
reich und Baden. (Sanmit einer Beurtheiivng dea Wer*
kes: Bnüouje^ des conßHSf ou empiilemeni de (atdMk^
rU4 itdmmhirnthe «er* le po^voir judiciair^,* 2 Tomes
m ^lo. Petris Vom Hm. G. R. Frhrn. von
Weiler. — 21) Erörtern ng der Frage: Ob den mio-
derjährigen ivindern wälirend der Dauer der Ehe ein
gesetzliches Pfjmdrecht an (iein liegenschaftlichen Ver-
mögen ihre» Vater^zuslehe ? Von Hrn. Hofger. R* Lau g kr
hat d in Manalieutt. — 2») Ueber die Schäferei -pBop»
rechtigurn^ der Ei^entbum»r und ihre Aunöbuno^ nebra
jenerde* Dienstbarkelts - Berechtigten. ^ on Ilm. (i. R.
Frhrn. vo;i Weiler. — 30) Hat eine Khefrau , weiche
sich für eine eheniiiunliehe oder Gemeinschaftsschuld
noch, als ^rsöoliche Schuldnerin mit verbindlich ma-
chen witt^ hiezH die Mitwirkung ihres besonderB verw
pflichletea Beinfandes nulh wendig? Von Hrn. Hofger. R,
Me^rk in FVeibvrg. — 91) Reitrag snr Lelire über cUe
Pfandrechte der Ehefrauen und der Mündel. Erläutert
durch einen Reebtsfaü. Von Hrn. Hofier. Bekk
in Meersburg. — 32) Ueber die Zusätze des hadischen
|j»H. zu dem Jrranzosischen ehelichen Gemeinschaftsrechte
in Beniehoiig auf die Verbindlichkeit der Ehefrau znv
ZabhiBg der Gemeinachaftsschttldeit Von Hrn. Hofg/er. R.
6&8«r. ^ 8») Ueber die Frage: Ob die Bfaiti¥^h&U-
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' Btttie ilerj«fiigei» Gheleuie, weiche in ihren vor dem l.
Jtmms IMOi ervklllelea FIliev«nFft|£eii oline die Angabe
«iner l>e«ttmiiiiftii ^ememschaftfiairt-nur da» dainaiig^ Ge-
«efs,. «iler «lue daiiiaJ%e Obeervana zur Norm wftliliea
jjetzt nach d*»fi Re|;-e!n det neu gesetzlichen Fahrcifsge-
oieiiijschaft zm behandehi si^yeii? Von Ihn. llolger. Äss» '
Bekk. — 34) Ueber das Uiickiallsrt cht der xVscendeii-
t«n ixk Amthuüj^; der eiiiem De^cetidenteo« gef^cheuJkfcea
Sachen. Von Hrn. nraTard, Actvbcaten in Paris. —
te) SiekU einer Ehttfraii, welebe too Tisch un4 B»it
geschieile» iaiy «(ler nur alietti 4ie GütecsepaFaiieu er-*
wirkt hat , nach Art. 1449. de§^ b Gesetobuche^ eine «tt-
bedi[i*;fe Dispositionsgewalt ül)ei- ihr Mobil iarvennügen
zu, itilvr ist solche lici Handlungen, wobei ^ie über die
Greoaea einer blornea Admjniülratioa sich verUinilUch
jRMcbaLwill, nocli an die Autorlsatlon ihres Ehemannea
g^ebunden? Von Hra U«fger. R. Me r k ia Freibarg. —
M) Iii eine Hypothek^ die ani^taU auf den urakranGlai^
brger auf den Naaiieu ^nes andern eingescbriebew wor-
den, ak uoförndicii und nichtig anzusehen Von Hrn.
Hofier. R. Donsbacii. — iil) Rr§treckt sich die Ver-^
aiiiu'ortlicbkeit der Aüitärevij»oreu auf sämmtliche Ge-
schäfte ibcer Th<tUuogs)€onMiii«sarien , namentlich auch
auf die ¥on Ihnen verfid^leo Testameute? Von £bea*
denwalbenw — S9) lieber den Eigendioniserwerb im
Gefeilte rou' Cenvenlionen^ Ven Hvn. Prof. Dr. Bau«^
rittel. — 40) U« her (kis Recht des verzichtenden dr-
ben auf Zurückbehaltuug der erhaltenen Sciienkuugea
unter Lebenden. Von Hrn. OUerholVer. H. Esser.
4Ä) Ueber die Eheaufoebote , ein Beitrag zur Erläuter-
ung lier Sttze im wid iC^i:. des L. R. Voa Hrn. HUnisUL
. Br« JPicei i» Gkrlaruhe. — 43) Ueber Khevattöbuifiae.
Ve» Hr (lihlein, Pmatdocenten in Heidelberg. —
44) Darstellung der Rechtsvei haltnisse von Kiichen-,
Fiarr- und Schulhaus- BauUcbkeiten. Von Hro. Minist.-
Secretär Köfswieder. — 45) Zur Berichtigung der
Satze 2^1 uatl 2d6i .de«; Handelsrechts. Von Hrn. G.R.
Dr. DuilUufer. 4ft) 2&ir GeaeUcbte der Strafge-
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799 Archiv f nr Rechisfrflrgc ia Badmi.
richteverfilssung und StrafrechtepAege in Ba<i«n. Von
Ebencl. — 48) Materialien m einem Gesetcentwarf ttber
KrtegskostenaasgIeichun|^. Von Hrn. Kreibdir. Rettig»,
— 50) Ueber die Untheilbarkeit des Geständnisses nach
den Bestimmungen des bad. L.R. Von Hrn. Hofger.
Director Wolf. — 51) Ist ein Gläubiger verbunden,
sich mit seinen Ansprüchen an die ihm sammt«> orter
milverbindliche Eheflan bei entstehendem Gantproeesse
gegen ihren Mann «ur besondern Klage verweisen zu
lassen? Von Hrn. Oberhofger. R. Esser. — 53) Rechte
der aus verbrecherischem l^mg^Hng-e eri^fugten und der
nicht anerkannten natürlichen Kinder , nach dem L. R.
S. 334. 335. 312. 762. und 762 a. Von Hrn. Assessor
Trefurt. — 54) I. In wiefern sind Theiiungsconunis-
^re cur Aufnahme dflPentlicher letzter Willen berechtigt?
nnd II) Kann ein Amtsrevisor in der Eigenschaft , als
Zeuge bei Aufnahme eines öffentlichen letzten Willeos
für zwei Zeugen gelten? Von Hrn. Hofger. Adv. Ruef.
— 55) In wiefern ist das Eintreten der Ungehorsams-
strafen durch Ungehorsanisbeschuldigung bedingt? Be-
antwortet von Hrn. Geh. R. und Prof. Mitter niaier« —
56) Haftet auf den Liegenschaften des Pflegers eines
Abwesenden fdr das seiner Verwaltang anvertrante Ver-
mögen ein gesetzliches Pfandrecht? Von Hrn. Ober-
hofger. R. Stöfs er. — 57) Ueber das Besitzverfahren
und dessen Gestaltung nach dem neuen badischen Land-
rechte. Vom Oberhofger. R. von Weiler. — 58) Kann
die Bestimmung des §. 49. lit. c. der Eheordnung, nach
welcher bei einer aus einer bestimmten Ursache erfolgten
Ehescheidung der unschuldige Ehegatte von dem Schul-
digen eine gewisse Quote des Vermögens des letztem
als Entschädigung anzusprechen berechtigt war, auch
noch jetzt nach Einführung des neuen L. R. zur Anwen-
dung kommen? Von Hrn. Hofger.R. Lauckhard. —
59) Zur Statistik der Straf rech tspflege im Grofsherzog-
ibnme Baden. Von Hrn. Geh. Referendär Ziegier.
Die beiden ersten bis jetzt erschienenen Hefte des
Uten Bandes enflialten folgende Abhandlungen:
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Arrhiv für Rechtspflege in Baden. ^ 781
1) üeber die Dauer des gesetzlichen Unterpfainls-
rechtes der Miaderjährigen an dem Vermögen ihres
Vormunds nach geendigter Vormundschaft, auch ohne
Inscription. Vpn Hrn. Hofger. R. Merk. — 2) Von
dem richterlichen Unterpfande. Von Hrn. Hofger. R.
Bayer. — 3) Ueber clas CootninaciaUSystein im Ci?il-
processe. Von Hrn. G. R. Eifsenlohr. — 4) Vor-
schläge über flie Tminun^ (l( r Jusliz von der Admi-
nistration. Von Hrn. Hofger. A'^s. Rekk. — 5) Bericht
der Gesetzgebungs- Cooimisfiiouy erstattet an Se. Königl.
Holieit den Grof^herzog am 15. Nov. 1830, mit der
Vorlegung des £ntwttrfis der Procefsordnung in bürger-
lichen Rechtaalreitigkeiten fßr das Ororshersogthnm Ba-
den, die allgemeinen Motive des Entwerfe enthaltend.
— 6} Das Vollstrecknngs- Verfahren nach dem XLII.
Titel des Entwurfs der Procefsordnung; fiir Raden. Zu-
sammeogestellt mit den Motiven dazu von Hrn. Geh. H.
Frhrn. v. Weiler. — 1) Einige Worte über den Ad-
vokaten-Eid mit Rfickaicht auf eine zur Anwendung ge*
kommene Verpflichtnogs- Formel vom Sept. 1890^ Vom
Hm. Minist. R. v. KettennakeK — 8) Beitrag mr Be-
richtigung der Frage: „Von wann an laufen die Ver-
zugszinsen nach dem Landrechte? Von ObCrger. Ailv.
Brunne r. — 9) Ueber die Beweislast bei vorhandenem
qualificirtem Geständnisse im Civilprocesse. Von Hrn.
G.R Dr. Duttlinger. — 10) Mord aus Eifersucht.
Eni merkwürdiger CriminalfiilL Von Hrn. Hofger. R.
Donsbach. — 11) Gerichts -Polieei vnd Advokaten-
Ordnung. Ein Vorschlag von Hrn. Oberhofger. Rath
Stöfser. — 12) Die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
des Verfahrens vor Collegial-Gerichteu nach dem XLHI.
Titel des Entwurfs der Procefsordnung für Baden. Zu-
sammengestellt mit den Motiven dazu vom Hrn. Geh.R.
Frhrn. Ton Weiler. — 13) Beitrag zur Lehre Ton
den Rechten der Zehndherrn bei verfinderter Cnltarart,
und bei Neubrüchen. Erläutert durch einen Rechtsfall.
Von Hrn. Hofg^er.Ass. Bekk. — 14) Ueber die Pflicht
des Beichtpriesters zum Beichtgeheimnisse, und seine
üigiiizeü by <jOO^ie
3«2
Archiv >ür UixbUfllegt} m Budvn»
Befrahing von der Pflicht zum gerichtlichen Zeugnisse.
Von l]xa.«LJi. Ott. Uatillager. — ia)Ob der&lo«
aus einem zmchcB 4lem Heinitlisrertrag und der Bii»-
gehuug- der Ehe veräul'serten Grundstücke zur ehelicheu
fitUergemeinhciiait gehöre ocfer nicht? Erläutert durch
einen Reohlt^L Vom Hrn. Hofger.A««» Bekk. ~ IIS)
GuUfitUen «us dem Gebiete des Laodrecfcte , und lEwar :
A) Kann den Ekern di« elterliche Nutzniefeungf des
Pftiehttheil«» ihrer Kinder vom anderseitigen Eltern -
oder Ahueniheil entzogen werden? B) Stfht die eiter-*
hohe Nutzniefsung auch den Eltern des voo ibnen aner-
kannlen natitrlichett iUtidies suV C) üaan die gesets-
lidhe Vonmiodechaft -der Bitera durch etoe Bedingung
in einer freigebigen Verfügung entzogen werden? ©)
Sind die V eräufst^nni^en des nnwürdigeu Erben ungül-
tig? E) Kann der Erbunwürdige aacä seinoi* Uawfifr'
digkeil6-fiiikiäning«eine Fordenungen an flie ahgec^^
ebene Erbschrft wieder gellend machen? Von Ura.
Hofger. AfJS. Sander. — 17) Ein licchtsfali, als Bei-
trag zur Ltlire von tien Förmlichkeiten des g^eheiutefl
letzten Willens. Von ^rn. Hofger. Ass. Sauii^r. —
18^ lieber 4ie Beitragfyfliclit derlSläuibiger der eweiton
und dritten Ordnung sur Befriedigung der Glaubiger
der ersten Ordnung. Von Hrn, KreiNrath Kiiieinger.
. — 19) In M elcheni Verhältnisse coiitrilHiiren ilie Gläu-
biger der zweiten und dritten Or«! au iig im Conciirse zur
Seckiii^ der ersten Ordnnng? L.R. £..2818 a. nnd b.
:verfjt. vnU' S. Vw HrtL Amfaaas. Trefart
20) Ueber den Besitzprocefs. Ein Beivetuin zimb XX Vi
THtel'des Entwurf<?wS der Frecefso-rdnung. Voim IIiik
Oberhofger.& Siöl'ser. — 21) Ueber die V^e als
V«>llslrackiingBt)eaaite nach dem Einwurf der :lkei*en Pro-
ceftondnnag. V4im Mm* Hofger« Am» Bekk. — <22) Van
der gterichtliehen GiwiSdhligiing , widcher die Bli«irau
zu gfewissen RechtsgeKchäften bedürfen. Vom Hrn. GB.
Eisenlohr. — 23) Bemerkungen über die Nc^wen-
4i^ett der ^i4€hllicbe4i Emächtigung -der Ehefrauen
zur Eingehmg von SamnlverbittdlicMseileii CBr ehe-
d by Googl*
I
Kiclihulii, iihcr Uxanthcine. ^6
mär.oliche und GeineiiischaftjiscJiu'den. — 24) Ge^li
die Stockfichläge als Strafniittel. VonHrn. Ci. R. Dr.
D« Uli »Ig er. ^ 1>ie Strafe cter kdrperlijiflieii tfiuch
iigung, beirachlet Bm 4em Staml^iiiikte der'GeÜilir iw
€li« GefJüBcttieit. Von Hrn. Hofr. uml Prof. ör. Beck. — ^
26) Curiosa. Aus den liinterldästof^n Papieren eines Acl-
vokalcn. Mitge4heilt vom Hrn. Minist. Rath von Ket-
t^üBaker. — 21) Befriediget eine reine Sti mpel-Otd-
Dung in JustiE-Sacheai? Von Hrn Minbt. lir.Ficot.
28) lidDiiea £lieg>eiiieinscliaftsilteiiiiDg€ti «Fegen V«v^
letBuageii- über «in V4ertlieU umgeslofsea werdeo? Von
Hrn. Amts- Ass. Trefurt. — 29) Anhang^. Rechtfer-
tigung gegen einen Tadel des Werkes: „Gesetzgebung-
Badens, systematiscli dargestellt vom Verf. des Rechts-
Jcatechisoius für das badische Volk." Von Hrn. Amt*
flKann Kinzinger.
Die aus dem angegebenen Inhalte sieh ergebende
-Reichhaltigkeit und Viannichfaltigkrit des beliiindelLeri
Materiales werden diese Zeitschrift nicht bios dem ba-
diacbenüechlsgeiehrten empfehlen, sondern jedem, der
f nieresse an den Fortschritten dieser Wiasensdiaf t Qber-
iMHipl hat, und das Gnle^ wo er es findet, anerkennt.
Bandbueh'ü'htr dt9 B^kandlunff und Verhütung d§r eon-
ta^iÖB' fieberhaften Exantheme, ah der Btattem, det
^dkartaeh' und Peteekiai" fixere ^ der Maeem nad Rothdns «ad^
den Grundaataen der emfirteehen Fathophjfeiohgie* Vem 9r, H ein-
rieh M^ehhorn* MÜ kMgl. IFirtemb. tdiergn. FrhUegium.
Stettin und Etting. In der Ntcokueehen Buebhim^Kiing. 1631.
FUi nnd m iSL gr. 8. fl, 24 kr.).
Wir freuen uns, ein Werk hier inir Ameeige m
bringen, Welches zwar nicht durch rhetorische Rnnst-
stficke , schimmernde , eine Qber die gewöhnliche erha-;
bene Ansicht' verkfindende Idee und beliebte Analogien
seine Leser zu gewinnen sucht, um so mehr aber durch
üigiiizea by L^OOgle
m
EioMMini, «Iber EMmUleme.
den besonnenen, ruhigen Gang acht h issenschaftHeher
Forschung den Denker befriedigt.
Oer Verf. des vortiegeaden Werkes hat nBinem Ge-
^ ganstande keine llQchtige Aufmerksamkeil geschenkt
Salt einer Reihe von 11 Jahren hat er die genauere
physiologische Erforschung der Natur der Hautkrank-
heiten sich zum ausschliefslichen Ziele seiner Untersu-
chungen gemacht. Manches von seinen Ansichten und
Erfahrungen hat er in Horns Archiv, Jahrg. Id26. und
in ztvei besonderen Schriften (Neue Entdeckungen Qber
die praktische Verhütung der Mensehenblattero. Leipzig
< 1819. und : Mafsregein , welche die R^ierungen zm
gänzlichen Verhütung der Blattern zu ergreifen haben.
Berlin 1829 ) schon mitgctheilt. Das vorliegende Werk
enthält seine Lehre im Zusammenhange. Wir werden
unsere Leser mit den Hauptzügen derselben bekannt zu
machen sueheu.
In der Einleitung wird eine Definition der Haut-
krankheiten gegeben und dieselben in 4 naturliche (t)
Familien eingeüieilt. Dabei werden Regeln für die Fest-
stellung von Erfahrungen und Bemerkungen über den
jetsigeu Zustand der praktischen Mediciu angeknupH.
Wir müssen die nähere Prüfung dieser Regeln den Phi-
losophen Ton Profession flberlassen , glauben aber ups die
Bemerkung erlauben zu dürfen, dafs die Befolgung der*
selben wulii schwerlich den Irrthum in der Medicia
viel seltener machen möchte, so wenig wie durch Lo^ik
Einer richtig denken zu lernen vermag,, da die Hinder-
nisse, welche unserer Erkenntnifs hemmend in deii Weg
treten , meistens tiefer begründet sind. — Den S. 35.
geföUten Ausspruch , dafe In der gansen praktischen Me-
dtcin auch noch nicht eine unerschütterlich fest ste-
hende P>fahrung vorhaudeu se^ , glauben wir als la
hart rügen zu müssen.
(Det üenchlufti folgt )
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N*.50. HEIDBLa JAHRR B. UTBRATUR. 18S1.
Eichhorn, über Exantheme.
, Das ganze Werk zerföllt naa in 8 Hauptabtheilun-
gen ^ wovon die er§te (8. 39 — 219.) die Pathophy-
ttologie der contagids-fieberhaften Exantheme enthält,
— nnstreitig der wichtig«vte Theii filr uns , da er die
Groodlag'e des gesammteti Werkes bildet; die zweite
(v. S. 220 — 329.) von der Behandlung und VerhOtnng
derselben, und die dritte (von S. 330« bis zu Ende
& W. S. 618.) Ton den Veranlassungen des Nichtschüz-
lens der Täccine und yon der Verhütung der. Blattern
bei Vaccinirten handelt.
Seine Pathophysiologie der cootagiös -fieberhaften
Enntheme beginnt der Verf. damit , dafs er die mate^
rielle Natur der Contagien nachweist, wobei er die Hoff-
nung ausspricht, dafs es in Zukunft der Chemie ebenso
gelingen werde , den Stoff derselben abzuscheiden ,
wie es ihr z. B. mit dem narkotischen Piincipe wirklich,
gehmgen ist. AuAer hinlAnglich schlagenden allgemein
nen Gründen führt er auch die Aetzkraft der Contagien,
Welche besonders bei den Blatterarten auffallend ist, als
Beweis filr die materielle Natur derselben an. — Ver-
lage.dieser. Aetskraft, durch . welche man aber m deir
Ainahme einer alkalischen Beschaffenheit der Contagien
sich nicht verleiten lassen darf, wirken die Blattercon-
tagien fluidisirend auf den Malpighischen Schleim, den
Sohleim der Schleimhäute, die peripherischen finden
'er I^jrmphgefiifiie , die innere Haot der Arterien n. s» w,
(8.40 ii.£> — Wie der Verf. bei solchen Ansichten
Äber die Hypothese der endlosen Vertheilung der Con-
tagien urtheilen müsse, ergiebt sich von selbst. — Bei
B^twortuog .der £|r die Pathologie der fieberha£tea
KklY. Jahrg. 8. Heft SO
1^ filobh^rn, über £iaiitheine.
Exanlheme so wichligen Streitfrage: ol> nämlicli die
Regeneration der Contagien in den Effloreseenzen der
Haut , dieselben als Afterorganisatienen betracfatel « oder
ob sie ifl dem Innern des Organismus vor sich gehe?
{S. 51 — 84.) entscheidet sich der Verf. tiir die letztere
Ansicht. Die iioüberwiadlichen Widersprüche und Dun-
kelheilen, in welclie sich die entgegengesetzte Ansicht)
welche bekanntlich auf das gewöhnliche Nichtbaften der
Impfungen mit Blut und den Vorgang bei der Kuh*
pockenimpfaug sich stützt, verwickelt, nachweisend,
begründet er seine Lehre vorzüglich dadurch , dafs er
eine Indifiereiisirung der Contagien mit dem Crnor des
Blutes annimmt^ wie eine solche auch bei anderen, dem
Blute zu gefßhrleh , fremdartigen Stoffen welche nicht
ia demselben, wohl aber im Uritie und anderen Absori-
derungsflüssigkeiten zu entdecken $iad, angenommen wer-
. den mufs, und dafs er bei der spontanen Ansteckung
fdia Unmöglichkeit derselben dnrch die Safs^re Haut und
ihr Geschehen durch die Lungen nachweist. Den an-
wideHeglichsten Beweis glaubt er aber zu liefern in der
4hm vielfach gelungenen Hervorbringung von künstlich*
secundären Kuhpocken-^Pusteln, wie er diejenigen ächtea
ILabpoeken- Pusteln nennt, welche man nach Torge-
iiommener Vadcinaftion zo der -Zeit , wo das ineisll» Con-
tagium im Körper circulirt (am 5ten bis Iten Tage),
mittelst eines einfachen Einstiches mit einer von Kuh-
pocken-Lymphe gänzlich reinen Lanzette an jerlor be-
liebigen Stelle des Körpers hervorbringen kana. (S.'JSii.f )
Auch filtere Thatsaehen, welche AehnHcbes, wie diese
kfinstlich secundären Kuhpockea beweisen, führt er tu.
(S. 8Ö.) — W^ir glauben unsere Leser versichern zu
dürfen, dafs dem Verf. seine Beweisführung vollkommen
gehingen ist. Anfserdem ist die Annakaie der Reg^ne*
mllon der Ckmtagien im Inlierh des Organismus - eins
Lehre, fUr welche sich wohl jeder Arzt entscheiden
mufs, der seine pathologischen Erkenntnisse mit denen
der Physiologie in £iaklang bringen witt, umI ohn& wel-
«
- 'd vj^.vv '^le
1
EichhorM, ülHir EuuUbemc.
che wir viele Eracheiniingen bei den ansteckenden Krank«
heiteo, wie namentlich bei der Hnncbwuih s»B. stete
merklärt laeeen mSesen.
Mit der g^enaneren physiologischen Erforschung^ der
Gesetze dieses organischen Biidung^actes beschäftigt sich
fi«r Verf. nun im Folgenden (S. 84 —
tigkeit der Hypotheee Ton den PockendrOeen wird nach-
gewiesen nnd ans den Erscheinutio^tn, welche man^bei
erwachsenen Vaccinirten an den Achsehlrösen n. «. w.
beobachtet, sowie ans anderweitigen Gründen derSchlufs
gezogen, dafa die Regeneration der Contagien in dem
DrflsenejPBteni) ^und swar hauptsachlich in den lympha«»
tinhen Drüsen, vor sich gehe (S.85ff) Der nähere
Vorgang wird folgendermafsen angegeben (S. 94 ff.).
Die durch die fliiidisirende Wirkung der Blatterconta-
gien aus dem Malpighischen Schieime gebildete Flüssig-
keit, wohl Mich etwas nniersetste Lymphe, wird ans
der hnpfpustel bei Geblätterten den sanichst geiegeMi
Lymphdrüsen zugeführt, nm in diesen den Regenera*
lions-Act anzuregen. Durch die chemische Verbindung,
HO das Contagium, in den Blutgefäfsen angelangt, mit
dem Cruor des Blutes eingeht , wird eine Ausscheidung
ssd Verflüchtigung desselben durch die Lungen , snwin
«ae SBerst^rung durch den daselbst einwirkenden Sauer-
stoff verhütet, und so dasselbe durch die Arterien im
ganzen Körper Tertheilt, und endlich von den serösen
Arterien in alle normale Zellen und Höhlen des Körpers
in die impfhöhlen ausgehaucht. Da es in jenen
Zellen und Höhlen durch organische Einwirkung zer*
^rt wird, so kann nur das aus der Impf liöhle wiederum
^fgenommene, unzerstörte Gontagium den Regenera-
tioos-Aet von Neuem anregen, bei wekhem zweiten
BliAingsacte wieder nicht mehr Contaginm , als bei dem
ttsien paodttcirt wird , und so fort, bis endlich die eine
^et andere Zelle und Höhle von dem Contagium so
tlurchsängt ist , dafs auch Ton hier aus unzerstörtes Con-
>gittm.in ilas Lymphsystem gelangt^ von welchem Au-
IBd ' Eiolilioni t über sEzanik«ne.
geobiicke an die Vermehrung desselben rasch steigt,
und hierron das primSre Fieber und die Erhebung der.
Impf höhlen die nfichste Folge sind. — Bei der spon«
tanen Ansteckung der Exantheme ist der Vorgang der-
selbe, nur dafs die Re£;;eneration in den Bronchialzellen
und in den Schieioidrüsen der Respirationsorgane uod
des Rachens beginnt , (S. 104 ff.). — Die Vermehrung
, dies CSontagiums erfolgt bei jedem einiEelnen Regeneia-
tions - Acte ( Umlaufe ) in geometrischer Progression.
(S. 110.) Was. das primäre Fieber anbelangt, so ist
dessen Bedeutung schon in dem Obigen gegeben. Das-
selbe ist nämlich der äufsere Reflex dee im Innern Tor
sich gehendeu Regeneralionsprocesses der CSontagien',
bedinget darch die Reaction des Organismus; und sein
Nachlassen hängt von dem Aufhören des letzteren ab;
weshalb es bei den milderen Formen der Exantheme
mit dem Ausbruche des Hautaussclilags nachlifely . bei
den bösartigeren Fällen aber, die nur in einer starken
Anlage (z. B. Packenanlage) begründet sind, fortdauert,
weil da der Regenerationbprocefs bei dem Hervorbrechen
des Exanthemes noch nicht beendigt ist. — Aehnlich
verhält sich die , besonders bei den Blatterarten deutlich
wahrnehmbare Uebernähriing der äufteren Haut und der
inneren Schleimhäute (8. IIS ff., welche ale dne Reac-
tion des Organismus (des Ernähruogsprocesses m specie)
gegen die (zum Theil chemischen) Einwirkungen des
Contagiums auf seine Gewebe, und nicht als Entzün-
dung, wohl aber als derselben verwandt, m betrachten
ist Auch sie dauert bei bdsartigen Formen noch nadi
dem Ausbruche des Exanthems fort. — Wenn der Verf.
die Beziehung des pr. Fiebers auf Entzündung abweiset,
SO finden .wir dieses im Allgemeinen sehr Recht; nicht
aber können wir -demselben beistimmen in der - Erklä-
rung, welche er (S. 119 unten und 180 oben, sowie
8. 121.) von dem Zustandekommen der Fieber bewe-
gungen giebt, sondern finden dieselbe zu rein mecha-
nisch und chwiseh mit zu geringer Berucksichtlgang
- 'd vj^.vv '^le
£ichhoni, nh^t Exantheme«
m
de» dem Nervenleben zukommenden Antheils an diesen.
— Dafs auch bei den Kuhpocken ein primäres Fieber
vorkomme, wird erwiesen (S. 124 AT.). Nur die ge-
ringe Zahl von Impfpusteln , welche man bisher ge-
iföhnlich heryorgebracbt hat, war Schuld, dafs mau es
60 lange übersehen. Denn das frühere Eintreten , sowie
die Stifrke des pr. Fiebers sind bei allen Exanlhemen
ridiangig Ton der snr Ansteckung eingewirkten , Menge
des Cootagiums , also bei den geimpften von der Zahl
der Impfsliche (S. 152.). — Das pr, Fieber der Exan-*
theme enthält aber eine besonders wichtige praktische
Bedeutung einmal dadurch , dafs es bei den Kuhpockeo
ms äber den wahren Zeitpunkt , in welchem die IndiTi*
(lucQ geschiilzt sind (mit dem Ablaufe des pr. Fiebers,
da dieses nur der äufsere Begleiter des inneren wese-nt-'
liehen Krankheitsprocesses , und dieser letztere wiederum
mit dem Tilgnngsprocefs der Anlage Eins ist) Aufschlub
giebt, und yiele debfalsige Unrichtigkeiten (wie s. B«
die so allgemeine Annahme . dafs die Randrothe ein sol-
ches Zeichen sey) und Widersprüche aufklärt ; und
(iaan, dafs es uns über den richtigen Zeitpunkt beiehrt,
10 welchem wir bjei den Exanthemen mit unseren Mitteln
thitig seyn müssen (8. 100 ff.). Denn da mit dem Ab-^
laufe des pr. Fiebers der Vermehrungsprocefs der Con-
tagieo beendigt ist, so kann unsere zur Zeit des secun-
därea Fiebers angewendete Behandlung nichts mehr
nKzen. — In dieser Ansicht ron dem primären Fieber
Gflft der wahre praktische Brennpunkt des gansen Wer-
kte, und wir können die Aerzte nicht angelegentlich
genug aüffordern, in diese Ansichten des Verfs. einzu-
dringen, am nach denselben sowohl das ganze Impfver-
fahren , als auch die Behandlang der ttbrigen fieberhaflten
Eianiheme zu beartheilen«
Nachdem wir nun so den^ wesentlichsten Inhalt des
Werkes angedeutet haben , übergehen wir , was noch
weiter über den ferneren Verlauf der Hautausschläge,
die örtliche Bildung and den Site derselben , die TU-
790
Eichhorn, üUev Lxanibemi}.
gung- der Anlage, die Krusten- und IVarbeu- Hiidung,
die NacbkraakheUeo u. 8. iv, mit ebeu so vielem Scharf-
81011, als umsichtiger Benutzung der TorhaiMleBen £v-
fahrungen gelehrt wtrd^ nur noch darauf aufHierliMai
machend« dafs das Hervortreten des I lautaushchlages für
den Verf. nichts Kritisclies hat (S, lt)8.), dafs ein Zu-
rücktreten desselben nach seiner Theorie nicht, wohl
aber innere £ntaündungen , erfolgen können (& 110,),
und dafs er das seeundäre Fieber d^r Exantheme ab den
äufseren Reflex des im Innern des Organismus vor sich
gehenden Zerstörungsproce^^Ses desContji<^iuins betrachtet
(S. 201.), mit welchem secuudären Fieber übrigens bei
den Kubpocken in Folge des bisher ftblichen bnpfVeV"
fahrens, wegen su geringer Anregung des wesentlichen
Krankheitsprocesses , das primäre meistens zusammen-
geflossen ht (8. 130.).
Was der Verf. in der 2ten Hauptabtheilung
Uber die Behandlung der acuten Exantheme
mittheilt, ist grdfstentheils schon in dem Vorhergehen-
den begründet. Er geht dabei yon der Chiindansidlit
aus, dafs durch eine gröfsere, im Organismus befind-
liche Menge von Contagium , sey es nun , dafs dieselbe
sogleich bei der Ansteckung eingewirkt habe, oder erst
^ durch eine starke Anlage su dem Exanthem producirt
werde , der Krankheitsproceb heftiger und , gefahrdro-
hender werde, und dafs wir deshalb nur durch ein di-
rektes Handeln gegen das Contagium , durch Milderung
oder, womöglich, gänzliche Aufhebung des Biklungs-
processes desselben , die Gefahr in bösartigen F&lien ver-
hilteB können. Die zu diesem Zwecke dienlichen Mittel
bestehen in Kälte (kühle, sauerstoffreiche Luft, kalte
ÜVaschungen), in Mineralsäuren (innerlich und äufser-
lich, Häucherungen mit Chlor), in Mercuriaiieo, Aoti-
nionialien, und, wiewohl wenige direkt. Neutral - und
Mittebalsen. Diese Mittel eqtspreehen zugleich der Ke-
benrückdcht gegen den Charakter cles Fiebers. — Sie
müssen aber sämmtlich schon zur Zeit der Prodromi und
JEtebhor«, über Ksantli^m.
m
lies primären Fieber« angewendet wer<len , wenn hie
ihren Zwet k ( i f ülieji sollen. — Gegen den falschen Ge-
brauch der Biutentziehuogen , hio& voa der Heftigkeit
de» enteündlichea Fiebers hergenommen, eifert der Verf.
sehr, nnd will denselben nur bei BnfKfiadnngen wich*
tiger Organe und bei droliender Apoplexie angewendet
wissen, wo sie auch ihm die ifaera ancora ^ind. — •
Die hier ausgesprochenen Grundsätze will der Verf.
durch eine glückliche Anwendung am Krankenbette be-
stätigt gefunden haben , und wir empfehlen daher diesen
lehrreichen Abschnitt, der einen so wichtigen, und bis
jetzt von so vielfachen Widersprüchen verdunkelten Ge-
genstand EU unserer ßeiriedigung behandelt hat , der
Aafmerksamkeit der. Aer7:te angelegentlichst. — Kleine
Ansstellunigen , wie z.B. das Reichen .Ton Bouillon wäh«
rend des pr. Fiebers (8. 255.), den, wie ans dOnkt,
etwas zu allgemein ausgesprochenen Tadel der kalten
Sturzbäder (S. 278.), die wir bei manchen entzündli-
chen Gehirnleiden nicht entbehren möchten, die Auf-
wendung von kalten Ueberschlägen bei BrustentzQndan-
gen (S. 810.) U.8. w.) betr., unterdrücken wir aus Man-
gel an Raum.
Die 3te und letzte Ha uptab th ei I u n ^ des
Werkes (S. 330 bis S. 518.) beschäftigt sich ausschliefs-
lich mit der Verhütung der M enschenblattern
durch die Kubpocken -Impfung. — Es wird hier mit
Anziehung sehr vieler Thatsacheii bewiesen, dafs an
den 80 häufig vorgekommenen Fällen des Nichtgeschützt-
sejns der Vaccinirten nicht, wie Viele «mnehmen, fidsche
Knhpoekeo Schuld gewesen (8. 441 ff.), dafs die Hy-
pothese von der Regeneration 4er Pockenanlage und die
gegenseitige yon einer Degeneration der Kuhpocken •
Lymphe nichtig sind (S. 400.), sondern dafs vielmehr
eine zur Tilgung der. Pockenanlage nicht hinlänglich in-
tensiYe Anregung des Knhpockenprocesses durch in zu
geringer Anzahl hervorgebrachte Impfpusteln jene Fälle
▼emrsaebt habe. Deshalb fordert der Verf. fUr eine
192 Göppert) über das (««frieren der Pfianzea.
jMsfafitzende Vaccioation eine Ansabi von 12 — 20 Impf-
piwteln, und, um auch dabei ganz sicher m gehen,
eine 24 oder 48 Standen vor dem Eintritt der Randröthe
vorzunehmende zweite Impfung, Mrelche über das G6«
schQlzt- oder Niehtgeschiitztsej^^ü der Impflinge die letzte
Entscheidung giebt, und daher Frobeimpfung von
ihm genannt wird» — Aufaerdem werden in diesem Ab-
schnitte sehr genaue Diagnosen und Beschreibaiigen der
verschiedenen ^ Blatterarten mitgetheilt , der falschen ,
ächten und modificirten Menschenpocken , der Varioloi-
den (die ebenfalls vielfach, selbst von dem trefflichen
Diagttostilier Heim, mit Varicellen verwechselt werden,
▼ön diesen ^aber durch das Nabelgrübchen sich leicht
unterscheiden lassen) und der Varicellen.
Vhd hiermit beschliefsen wir unsere Anzeige. Der
Ranm dieser Blätter gestattete uns nicht, in das Spe-
cielle mehr einzugehen, so gerne wir dieses anch ge-
than haben würden , da der Verf. im Verlaufe seiner Unr
lersttchiingen auch manche neue» in das Gesammtgebiet
der Heilkunde einschlagende, des weiteren Nachden-
kens würdige Ansicht eröffnet hat ; glauben aber durch
das Angeführte den Aerzten hinlänglichen Grund zu
dem ernstlichen Studium dieses wichtigen Werkes gege-
ben zu haben. ~ Wir scheiden von dem Verf. mit dem
befriedigenden Geftthle derjenigen Hochaditung, welche
jedes wahre wissenschaftliche Streben, vereint mit
dem daraus entspringenden Verdienste um die leidende
Menschheit 9 uns eiiäöfst,
Dr. Weber,
Etchlwm, fibey EilUlilieflie.
CUcriße dnnm'BntiMMmg im ätm jyUm»en, dmm Qefriermi und
dk Sektaamittel gegen da$M€, V9n B* B* Göppsrt , Dr. Med,
€t Ckir., präktUehtm ^mU^ Frhat'Vwmtm^, Comsenrntor de$ bot,
Gorfeiit Mu Bndau u, 9, wl BreOtm IflSO. X/F u, m 8. 8.
Ohne eigentlicher PflanKenpbj'siologe zu seyn, glavbi
Ref. deo Inhalt des Torliegenden Werkes am so mehr in
den Kreis seiner Studien ziehen zu dürfen, als er sich
bereits mit ähnlichen Untersuchungen beschäftigt hat»
nnd alles zur Wärmelehre Gehörige mit der Physik in-
n%9t verflochten ist Vielleicht kdnnte Mancher durch
den Umlang der Schrift im Verhältnifs com erörterten
Gegenstande zu einem uugunstigen Vorurtheile g'egen
dieselbe bestimmt werden, alieia dieses wird bei näherer
Kenntnifs des Inlialts sehr bald yerschwinden« Aller-
diaga ist der Verf. in allen seinen Mittheilungen sehr
ToUrtändig, führt manche Resultate frillierer Unters»^
chuDgen über diesen Gegenstand mit den eigenen Worten
der benutzten Schriftsteller an, und verbreitet sich na-
mentlich über die Wärme der Erde in zunehmender
Tiefe ansffihrlicher, als die Torliegende Aufgabe erfor*
dert, aliein Letzteres ist eine onbedeutende Kleinigkdt,
und das Ganze ist für eine vollständige Monographie
keineswegs zu weitläuftig; im Gegentheii ist die Schreib-
art des Ver£s, klar und bündig, sein Urtheil unbefangen
lad besonnen, seine in grofser Menge angestellten Ver*
Sache siod sweckmftfsig gewählt, hinlänglich dnrchge-'
führt, beweisen einen sicheren Tact in der Auflassung
und Verfolgung einer wissenschaftlichen Aufgabe, im
Allgemeinen aber gewahrt man bald eine hinlängliche
Bekanntschaft mit der Literatur und genBgende Kennte
BiA der Sache, um den behandelten Gegenstand weiter
KB fordern. Eine Anzeige des Einzelnen wird dieses all-
gemeine Urtheil noch weiter begründen , und zu einigen
Bemerkungen Anlafe geben , die dem Verf« hoffentlich
willkommen sind.
Der erste Abschnitt des gansen Werkes handelt von
den Veränderungen , welche die Pflanxen durch das Ge-
frieren erleiden. 8L 1 bis 186.' Hierbei wird zaerst ge-
zeigt, flafs man bisher fast ohne Ausnahme die Meinung
heg;le, die Pflanzen würden in ihren Theilen, nament-
lich (las Zellgewebe, durch eine in Folge tlc«; Gefrierens
«tat! findende Ausdehnung der Säfte zerrissen, eine Hy-
pothese, welche durch das Entstehen der eogenannfei
Frostborstien der Bäume (fenugsam begrfindel schien.
Diesem steht jedoch die Erfahrung entgegen , dab fiele
wirklich &:efrorene Pflanzen nach dem Aufthauen weiter
vegetiren, was nach vorausgegangener Zerstörung ihrer
Organe nicht möglich seyn wiircle. Um daher diesen
Gegenstand genauer zu prüfen, stellte der Verf. eine
grofse Zahl von Versuchea an, die sich in Verbinduog
mit eben so bekannten als ausgemachten Thatsachen
hanfitsächlich auf die Erscheinungen bezogen, weiche
sich beim Gefrieren und Aufthauen der Pflanzen, röck-
sichtlich der in ihnen selbst erzeogten Veränderungen
und ihres Verhaltens gegen die verschiedenen Kälte-
grade zeigen. Aus den hierdurch erhaltenen Resultaten
geht hervor, dafs alle Pflanzensftfle, mit einer geringen
Abweichung der einige harzige oder salzige Thelle eat^
haltenden , bei einer Temperatur nahe unter V'C gefrie*
ren , in sofern nicht die ungleiche Wärmeleitung der
Pn cinzentheile iirul ihre Dicke (nebst ihrer hier über-
gangenen giolseii Wärmecapacität im V^erhältnifs zu der
der umgebenden Luft, hauptsächlich wenn letztere nicht
bewegt ist) einen Unterschied herbeiführt. Nach dem
' Aufthauen kehren die Pflanzen entweder sogleich wieder
zum Leben zurfiek, oder sie sind erstorben, in welchen
Falle nach den Ansichten des Verfs. keine Entmischung
der Säfte oder Zerreifsun«;^ der Gefäfse als Ursache des
Ersterbens vorausgeht, sondern vielmehr die Kälte zuerst
das Leben der Pflanzen vernichtet, worauf dann jene
den Erzeugnissen der Gährung ähnliche Veränderoog
eintritt Bei seiner sehr zu billigenden Abneigung gegen
▼oreiKge Sdtfilsse IfiCit der Verf. hierbei uneatsehieden,
ob die Zerstörung des Lebens schon beim Gefrierea
Digitized by Gopgle
GiiH^it, Bltet 4m Mnttem der Pflamea. W
seihst oder erst beim Aufthaueo erfolget, was allerdings
nicht leicht auszumiU^tii steht. Wenn übrigens die Be-
hauptung S. 44 . tlafs die VeräiKki u ig-en und Zersetzun-
gen der vegetabilischen Substaozea erst unmitteibar
nach der Tödtuog der Pflaozen als nächste Wirkung
«intreten, in ganzer Strenge ssu nehmen ist, tBO will Ref*
bei dieser allerdings sehr Terwickelten Aufgabe doch
■anfahren, dafs unter andern namentlich der braune oder
^^riiiie Kohl nach dem (ref'rieren ohne Tödtung seines
vegetabilischen Lebens einen iiiildereii Gesclimack er-
hält, und die Kartotleln durch gelinde Kältegrade, ohne
Zerstörung ihrer Lebenskrj^tt, süfslich werden. Es dürfte
jedoch schwer halten i su beweisen , dafis bei dieser un-
Iftugbaren Veränderung der Pflanzensafte kein partielles
Absterben eines kleinen Antheiis der gesammten Masse
stattfinde, auch bleibt es fraglich, ob die Zuckerbüdung
in den Karlofilln, wie im gemalzten Getreide, ohnge-
achtet de^ im Keime beider wirklich vorhandenen Le-
bens, kein anfangendes Absterben einiger Theile sej^,
in sofern alle keimende Fruchte wahrend dieses Processea
allmählig zersfdrt werden , um der neu < zu bildenden
Pflanze zur Nahrung zu dienen. Diese Betrachtungen
zeigen zugleich, wie schwer es hält, über irgend eine
Frage zur Gewifsheit zu gelangen, bei deren Beantwor-
tung es vorzüglich auf den Einfiurs der Lebensthätigkeit
ankommt Gelegentlich erklärt sich der Verf. S. 3L
auch über die Risse, welche namentlich Bäume (Frost-
borsten) und Gesträuchie durch das Gefrieren bekom-
men, dafs diese nämlich keineswegs durch die Ausdeh-
nung des gefrierenden Wassers lierbeigefuhrt werden,
sondern ihren Ursprung der nach dem Aufthauen schnell
eintretenden Vertrocknuog der in den äufsern getödteten
Theilen. enthalteneo Feuchtigkeit verdanken. Ref. hat
in diesem Stücke ztf wenig beobachtet, um diese Ansicht
bestreiten zu können, sab aber früher namentlich starke
Stämme der wilden Kastanie und des Nufsbaumes , in
denen sich tief in das Innere derselben eingehende und
Digitized by
1,6 bis S Zolle tod einander stehende sogenannte Froste
borsten befanden, die in dieser Gröfse unmöglich auf
die an^egfebene Weise eutstaoden seya konnten | ver-
mathiich aber aiimählig erweitert waren.
Die vierte Untersuchung dieses ersten Abschnittes
bezieht sich auf die nach Umständen verschiedene Em-
pfänglichkeit der Pflanzen für die tödtende Einwirkung
der Kälte. Den stärksten Einfialii äofsert ein erhoheter
Feuehtigkeitszustand der V^etabilien, weswegen auch
FHiste im Frfiblinge bei schon begonnener Circulation
des Saftes den Pflanzen so leicht nachtheilig werden,
wobei es jedoch sehr auf die Intensität der Kälte an-
kommt. Um hierüber einen entscheidenden Versuch zu
haben, brachte der Verf. eine grofse Menge trockener,
in ungleichen Graden feuchter, auch keimender Samen
und Fflansen , sftmmtlich in eine blecherne Bfichse eio-
geschlbssen, in eine Mischung für künstliche Kälte,
worin das Quecksilber thermojneter wenigstens bis —
bei einer äufseren Temperatur, die Abends von — 11°,5
durch — 22° bis ~ 19 am Morgen wechselte, und fand
alle trockne Samen erhalten , alle feuchte aber, nebfit
den Pflanzen erstorben. BeUäuflg wird bei diesem Ver*
suche bemerkt, dafe der eigentliche Grad der Kälte
nicht genau bestimmbar gewesen sej, weil blos mit einem
Quecksilberthermometer beobachtet wurde, und dafs der
Gefrierpunkt des Quecksilber^ noch wohl tiefer als bei
32° R. liegen möge; allein die Genauigkeit der letzteren
B^timmung unterliegt nach mehrfachen Versuchen wohl
keinem Zweifel , kann aber mit einem QuecksilberAer-
mometer wegen der starken Zusammenziehnng dicM
Metalles vor dem Gefrieren auf keine Weise gefunden
werden , auch ist es keineswegs auffallend , dafs das er-
starrte Metall so schnell beim Herausnehmen aus der
Mischung wieder flüssig wurde, da es ein guter Wärme-
leiter und von sehr geringer Wärme *- Capadtai ist Bei
geringerer Intensität der Kälte ist der Binlluft der gros-
seren Feuchtigkeit minder auflallend , und wird durch
Digitized by Coogl«
Ody^rt, Uber dai Gefrieren der PflsBstii* 797
deo ungleichen Grad der Lebensthätigkeit im Einzelnen
tvieder aufgehoben , allgemein aber betrachtet der Verf.
die troeknea Samen als in eioem dem Scheintode od^r
WinterechlafederThiere ähnlichem Zostande befindlich,
vnd sacht di« Ursache der Tddtvng bei Yorhandener
F'euchtigkeit zunächst nur in einer Erstickung des hier*
durch bereits wieder erwachten Lf bens. Aus eben die-
sem Grunde sind oft wiederholte schnelle Abwechselun-
gen Ton Kälte und Wärme so nachtheilig) weil dadurch
die erregte Lebenskraft endlich erschöpft wird, und
niclit minder lälstsich dieser Schlaft auf die längere oder
kürzere Dauer des Frostes ausdehnen. In Beziehang
auf diesen Gegenstand findet man hier eine für den Bo-
taniker sehr interessante Reihe von Beob ach tun jt^en im
botanischen Garten zu Breslau vom Juli 1828. bis April
1829. angestellt^ um mit Rücksicht auf Lage, örtliche*
Beschafienheit and allgemeine klimatische Verhältnisse
diejenigen Temperaturen aufeufinden, bei denen die yer->
schiedenen Vegetabilien dem dauernden Einflüsse der
Kälte unterliegen. Hierbei mufs Ref indefs bemerken,
dafs nach den von Jun/rnitz erhaltenen Mittheilungen
die mittlere Temperatur Breslau 's unter 30' N.B.
ans den Beobachtungen yon 1812 bis 1828. zu 6 ,62
angegeben ist, welche Bestimmung jedoch nicht richtig
seyn kann , da die mittlere Temperatur in Berlin unter
52' 32' N.B, und in Warschau unter 52° 14 N.B. t%3R.
beträgt. Aus den Beobachtungen um 6 Uhr Mor-
gens, 2 Uhr Mittags und 10 Uhr Abends mufste jedoch
die mittlere Temperatur zu niedrig gefunden werden;
inzwischen kann der fleifsige Verf. sehr leicht und ohne
Reduction die mittlere jährliche Temperatur finden»
wenn er nur tSgüch zu der nSmIichen 8tnnde vor und
nach Mittag ein sicheres Thermometer im Schatten und
im Freien beobaciiteii will, ein einfaches Mittel zu einem
wichtigen Zwecke, welches zuverlässig vielfach in An«
Wendung gebracht würde, wenn dieses und andere phy-
sikalisehe Gesetie nur allgemeiner bekannt wären. Aus
Digitized by Gopgle
TOa Gffinpert , aber QeMMn jte PfltMea.
(len oben genannten drei Beobachtuog^stuDcieD ist dann
ferner die mittlere Temperatur des Winters 1828 auf 29.
Yom Monat October bis März iaclus. b — S"*^ R. ge-
funden» welche Grdfse jedoch richtiger etwa — d!" %eyn
würde«. Die gröfste Kälte fiel auf den ZZsten JaQmr mit
— 8l%8 R. Nähere Angaben ans diesen reichhaltigea
BeobachtuogeQ über den Einfluß der Kälte auf die ver-
schiedenen Vegetabiiien können hier nicht mitgetheilt
werden. Eben so wenig ist dieses der Fall röcksicht-
lich der in vielen Tabellen zusammengeslellten , durch
eine graphische Darstellung versinnlichten , Angabea
über die Entwickelung der im botanischen Garten im
Freien statt findenden Vegetation ▼om 14ten Mirz bis
2teii October 1829. Hierbei dient als Mafsstab haupt-
sachlich die Zahl der zum ßl&hen gekommenen Ge*
wächse, und in einer graphischen Darstellung zeigt die .
eine Cwrve die mittleren Temperaturen als Ordinatea für
die nach ZeitinterYailen von 8 Tagen forschreitendea
Abscissen , die andere Dir die letateren die Zahl der m
Blilthe gediehenen Pflanssen. Der höchste Punkt der
letzteren fallt auf den ZÜ^tcn Juni mit 184, bis wohin
sie von 38 für den 12ten Juni gestiegen ist, und sinkt
schon für den 28sten desselben Monates wieder auf 169
lierab. flieriiacli will <ler Verf. dem Lichte eine noch
gröfsere Kraft beilegen, als der Wärme, allein hierzu
berechtigt im Ganzen die zuweilen stärk rficklaufeade
Curve nicht, well sonst unnidglich am 4ten Juni die Zahl
94 der blühenden Pflanzen mit G H. lemperatur und'
am 12ten Juni die Zahl 38 mit der Temperatur 8 R. zu-
sammenfallen konnten, vielmehr ergiebt sich deutlich,
dafs beide allerdings gemeinsam wirkende Potenzen
durch den ungleichen Entwickelungs ^ Cyklus der ihrer
Natur nach für Terschiedene Klimate bestimmten Pfian*
zen bedingt werden. Allerdinge fordern auch fliese Re-
sultate« die dem Verf. gleichfalls keineswejjs völlig er-
schöptend scheinen , zu weitereu Erörterungen dieser
interessanten Frage auf, wie dieses allezeit bei einmal
begonnenen Untersuchungen im unermefsUchen Gebiete
Digitized by Coogl
G^ppert, über dat Gefrieren der PflaBsen. 71M^
fler für menschliche Krifie unerlbrschiichea Naiur der
Fall zu seyu pflegt.
Der zweite Haoptabsehnttt des gehaltreiche« Wer*
kes ist der Erörterung der vielfach vnterstachteii: Frage
gewidmet , ob die Vegetabl Ken im lebende» Znstande
die Fähigkeit besitzen, durch eine ihnen eigenthüm-
Hche Kraft Wärme zu entl)fnden, wie dieses im Thier
reiche in sehr verschiedenen Graden unverkennbar (1er
Fall ist, und ob sie hiernach, eben %%ie im Gegen-
theil darch Bindung^ der von Aufis^n zugeführten Wäri-
me,, eine eigenthumiiche Temperatur haben, oder rOck*
sicfallieh der letzteren ganz von ' äufsern Binflüssen ab-
hängen. Es werden in dieser Beziehung zuerst die
Ansichten der Alten herih ksichtigt , die allem Leben-
den eine eigenthümliclie Wärme beizulegen geneigt
eind, und dann die auf höchst zahlreiche Versuche
|«eha«elen fiotsehetduBgea der - Neneren , unter de-
Deu die eiuander entgegenstehenden Behauptungen von '
Hunter, Schopf, Salom^, Hermbstädt, Nan
und Schnbler, deren Hauptinhalt hier mitgetheilt ist,
die meiste Berücksichtigung verdienen. Ref. begreift
nicht, wie dem in der Literatur so wohl bewanderten
Verf. die ausführlichen Abhandlungen von Schrank
im Sten Bande« der MOnchener Den^hrifteii entgehen
konnten , die um so wichtiger sind , d^ nach den aus-*
fnbriichen Untersuchungen von Nau die durch diesen
erhaltenen Resultate dort wich i legt werden sollen, und
in ihnen aufserdem manche scharfsinnig aufgefalste
Thatsaehen enthalten sind, die allerdings eine nähere
Würdigung verdienen. Dessenungeachtet ist Ref. Je-
doGsh mit dem Verf. darüber einverstanden ^ dafs den
Vegetabllieii keine eigenthfimliche WSrmeproduetion bei-
zulegen sey, was auch aus dessen eigenen Versuchen
unverkennbar hervorgeht, iruieni die zahlreichen Er-
scheinungen, die zu entgegengesetzten Schlössen führ-
ten, ungezwungen aus der schlechten Wärmeleitung
der. Vcjf etahtKen und^ einer durch Verdunstung be-
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iOU Göppert) über da« Gefrieren der Pfl«nseii.
dingten Vermiaderuog ihrer Temperatar «rklärt w«r*
den können.
An diese Uatersnchpuigen kipttpft der Verf. eine
iweHe , uninitlelbar damit Terwandle , nämlich ob ei-
nige Pflanzen snr Zeit ihrer raschen Bntwickelnng,
namentlich beim Blühen , Wärme erzeugen. Hierbei
werden dann zuerst die Versuche von Lamark, Se<-
nebier (nicht Seonebier, wie der Verf. schreibt),
Hubert, Bory de 8t Vincenti Theodore de
Sanssnre und Schuls neben anderen minder wich-
tigen erwShnt, und es folgt dann eine lange Reihe
eigener Beobachtungen , welche der Verl^seer an einer
sehr grofsen Zahl von Pflanzen mit Hülfe eines sehr
feinen Luftthermometers (Thermoskopes) anstellte, ohne
jedoch die mindeste Wärmeentwickelung wahrzuneh*-
men. Es ist sehr zu hilligen, dafa der Verf. ruck-
eichtlich dieser Frage in Folge der durch ihn selbst
erhaltenen Resultate und der wenigen fremden, weldie
hiermit übereinstimmen, nicht, auf gleiche Weise, als
bei den übrigen Problemen, die Folgerung ausspricht,
dafs auch diese Art der Wärme -Entwickelung anzu-
nehmen unstatthaft sey, und die Sache vielmehr ia ,
Zweifel läfst, t\enn die genannten Autoritäten sind so
gewichtig, und ihre Beobachtungen so einfach, dak
die ZuverlSssigkeit der Thatsachen im Gebiete der
Naturlehre überhaupt sehr geringe erscheinen mftfste,^
wenn man bei den hier angegebenen Täuschung oder
Betrug voraussetzen wollte. Hierzu kommt das bedeu-
tende, vom Verf. nicht übersehene, Argument, dafs
die Lebensthätigkeit der Pflanzen unter niederen Brei*
ten weit mehr gesteigert ist ab unter höheren, anck
hitle bei dieser Untersuchung wohl die bei rinigai^
Blumen zuweilen beobachtete Phosphorescenz, derkima
Zeit dauernde Lichtschein, einige Berücksichtigung ver^
dient , da muthmafslich beide Erscheinungen mit ein-
ander verbunden sind.
{Der B99ekluf9 folgt.)
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N°. 51. ilEIDELB. JAHRB. d. LITERATUR. IsSP
Göppert , über das Gefrieren der Pflanzen^
(Beschlufa.)
Hiernächst kommt die Frage zur Untersuchung, in
wiefern die Pflanzen aus dem wärmeren Erdboden Wärme
anziehen, und daher eine Abweichung von der Tempe-
ratur der umgebenden Atmosphäre äufsern. In Bezie-
hung; auf die Behandlung dieser Aufgabe läfst es sich
wohl nicht in Schutz nehmen , dafs die Erfahrungen
über die mit der Tiefe zunehmende Wärme der Erd-
kruste, die verschiedene Temperatur der Quellen und
das fortdauernde Gefrorenseyn des Bodens in hoch nörd-
lichen Gegenden mit in den Kreis dieser Untersuchungen
g'ezogeu sind , wohin sie zuverlässig nicht gehören. Ün-
g-leich wichtiger würde es gewesen seyn , wo möglich
auszumitteln , wie sclmell der Saft in den verschiedenen
Jahreszeiten und nach der Stärke der Lebensthätigkeit
der Pflanzen aus den ungleich tief in der Erde beflnd-
lichen Wurzeln zu gröfseren oder geringeren Höhen
emporsteigt. Dafs dieses in einzelnen Fällen unter ge-
eig'neten Umständen sehr rasch geschieht , und daher
einen Einflufs auf die Temperatur der Pflanzen zur noth-
-wendigen Folge haben mufs , unterliegt nach meinen
eigenen Versuchen im J. 1822. mit Weinreben (Schweigg.
Journ. 1823.) keinem Zweifei , ohne dafs sich jedoch
die Gröfse dieses Einflusses für alle Pflanzenarten und
die verschiedenen Zeiten im Allgemeinen angeben läfst.
In dieser und mehreren andern Beziehungen sind die
hier erwähnten Beobachtungen der drei eingegrabenen,
ungleich tief eingesenkten , Thermometer von gröfster
Wichtigkeit , und Ref. kann allen denen , die sich hierfür
interessiren , die angenehme Nachricht mittheilen , dafs
diese schönen Instrumente nach 9 Jahren im hiesigen
botanischen Garten glücklich aus der Erde gebracht
XXIV. Jahrg. 8 Heft. 51
802
Gdpj>ert, über das Gefrieren der Fflanzen.
sind , und jetzt unter der Aufsicht des Geh. Hofratktf
Zeih er in Schwetzingen anhaltend hofientKch eben sv
lange oder noch länger beobachtet werden sollen. Auf
diese Weise <larf man hoffen, durch <lie Vergleichung
des verschiedenen Bodens, worin sie gestanden haben,
der ungleichen' Temperatur in den einzelnen Jahren^
der gröfseren oder geringeren Fruchtbarkeit in denselben
u. 6. w. EU belehrenden Resultalon zu gelangen. Sehf
schätzbar sind aber die Bestiminnngen des Verfs. über
die im Winter 1828 auf 29. beobachtete Tiefe, bis zu
welcher der Boden bei den zugleich angegebenen Kälte*
Sraden gefroren war, und die durch Beobachtung er*^
altene Ueberzeugung, dafa die bia zu dieser Tiefe rei-»
. chenden Wurzeln ganz eigentlich gefroren waren. An-
dere directe Versuche bewiesen ferner , dais Pflan-
zen wirklich gefroren sejrn können , und dennoch
nach dem Auftbauen wieder vegetiren. Die geriDg#
Wftrmeleiiung der Erde und der Schutz des Schneie»
dienen daher hauptaSchlich dazu, theils die 2u hohen
Kältegrade, theils schnelle Abwechslungen der Tempe-
raturen zu verhindern , welche beide das Pflanzenlebea
zu zerstören geeignet sind, ao dafs dieses zwar dnrcK
das Gefrieren in einen Zustand der Ruhe gebraofatj
aber nicht gänzlich aufgehoben wird.
Das Resultat endlich, welches der Verf. aus seinen
sämmtliclien Untersuchungen erhält, möge deswegen
wörtlich mitgetheilt werden , weil dasselbe noch zu
einigen Bemerkungen Veranlassung giebt; „Pflanses
besitzen in keiner Epoche ihres Lebens dre
Fähigkeit, eine eigene Wärme zu erzeugen,
die etwaige während des Respirations- und
Nutritionsprocesses frei werdende Wärme
kann aich nicht anhäufen, aondem wird be»
üfftndig Ton^ der AtmosphSre 1iittWeggeno'm7
inen, so dafs sie ganz von der sie umgeben*
den Temperatur abhängig sind, und dersel-
ben in ihren Temperaturverhältnissen, je
nach ihrer grdfseren oder geringeren lioi-
0
- 'd vj^.vv '^le
G4»|i^ei't, uiier 4^» Gefrieren «1er i'fliiozeiii
tnngsfähigkeit , inelir oder weniger schnell
folgen. Als lebende Kdrper kommt ihnen-
l^jber allerdings Wärme su, die aber nur ijea-
vegen in ao eigenliiUmlicher Beziehung zu
dem Leben derselben stellt, weil bei ihnen,
als den nntersten Stufen der Organisation,
wohl ein üespiratiaus* aber lieia Nervensy-
atem gefunden wird*
Gerade gegen dieae allgemeine Schlufefolgernng
hat Ref. Verschiedenes einzuwenden. Zuvörderst möchte
man die Worte Ton : „die etwaige . . . bis : hinwegge-
noonuea»'' u^egwünschen , weil sie dasjenige wieder auf-
beben , waa biaher ana allen Uoterauchungen gefolgert
ist Indem nümlich apftter den Pflanzen ohne Beschrän-
kung, also allgemein, ein Respirationa- Sjatem beige*
le^t wird, die iVutiition aber während der gan^sen Ve-
getaliooszeit ohne Widerrede statt iiudet , so müfste,
mit Ausnahme der Zeit ihrer Erstarrung , eine stete
Wänne - Erzeugung statt finden , ui^d durch feine ther-
neskopische Werkzeuge wahrnehmbar ^eyn. Diese Fol-^
gening ist durch den Zusatz, dafs die Winnie sich nicht
anhäufen könne, sondern stets durch die Atmosphäre
v<^eAOjpnien werde, keineswegs aufgehoben, weil eine
Wegnahme erat bei wirklichem Vorhandenaeyn statt-
paijet , und die unliugbare schlechte Wärmeleitung der
yegetabilien eine vorläufige Wabrnehmung derselben
erleichtern müfste. Vermuthlich wallte der Verf. die
ffägliche Wärraeproduciion einiger Blumen (namentlich
JpHQi • Arten) in den Perioden ihrer stärksten £nwicke«-
lliDg YQu dem ellgemeinen Gesetze ausnehmen , fehlte
dabei aber im Ausdrucke, wodurch die Ausnahme mit
in die Regel verwebt wurde. Auf gleiche Weise ist
auch w letzten Satze dieser Schlufsfolgeruog der Aus-
druck mai^ettiaft gewählt ; denn w^a |M)U eigentlich
hßiS^ : als lebenden Weaen kommt ihif^^^
Wärme zu^ Man könnte sagen, das heifsjt: sie erneu*
gen Wärme ; aber da dieses mit dem Erwiesenen im
Wjdpi^lW^fiiie steht, so M»» der Aui^u^, Wr
t
dafs Wärme für das Leben der Pflanzen noth wendige
Bedingung ist. Wenn es dann ferner heifst, dafs die
Wärme nur deswegen in so eigenthüml icher
Beziehung zum Leben der Pflanzen steheL,
weil bei ihnen wohl ein Respiration«- aber
' kein Nerven-System gefunden werde, so lilkt sieh
diese eigenthfimliche Beztehnng nar etwa darin fiades,
dafs längere Zeit hindurch wirklich gefrorene Pflanzen
dennoch wieder zum Leben zurückkehren , was bei
Thieren schwerlich, und mindestens nicht iu gleichem
Grade, statt findet. Dann ist aber nichts weniger als
klar, warum dieses im Maogel des Nervensystems ge-
gründet seyn sollte. Bei den Thieren wird das Leben
durch das Gefrieren im All gemeinen giUizlioii Ternicllti^
weil zugleich eine Kutmischung der dasselbe bedingen-
den , weit mehr zusammengesetzten und höher organi-
sirten, Säfte erfolgt, welches dann nach der /Wieder-
belebung in der Regel den Tod unvermeidlich herbei-
führt. Dieser ist sonach keine unmittelbare Folge einer
Einwirkung auf die Nerventhätigkeit , weil die letztere
s. B. bei Ohnmächten und Apoplexien, ohne völlige
Zerstörung des Lebens temporär unterbrochen wird ,
umgekehrt aber nach dem wirklichen Tode nicht blos
bei kaltblütigen, sondern selbst bei warmblütigen Thie-
ren durch galvanischen Reiz wieder hervorgerufen wer-
den kann.
Eine nicht eben entfernt liegende , mit dem ver-*
handelten Gegenstande nahe verbundene , eben so w«^
läuftige als schwierige Untersuchung hat der Verf nur
beiläufig kaum erwähnt, nämlich ob den Pflanzen aus
theoretischen Gründen eine Wärmeproduction beigelegt
werden müsse. ^ Im Allgemeinen darf man den Satz auf-
stellen, dafs^ chemische Verbindungen Wärme erzeugen,
worauf sich sogar die durch den animalische Lebens-*
procefs hervorgerufene zurllcki^ren tftftt. Indem , aber
ähnliche Bildungen und Zersetzungen in den \ egetabi-
lien vorgehen , als in den Animalien , so lassen sich aller-
dings theoretische Grunde für den Satz aufstellen^ dafe
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CMmmtI^ fiW €hiM«Ma de» Mmon. flüft
mmA^ imwch diese Hmlicheii Proceme in beiden Claasen
Wärme erzeugt werden müsse , wenn gleich im Wesent-
lichen in sofern sogar ein Gegensatz statt findet , als die
Amiaiien dns Sanerstoifgas verzehren , die Vegetabilien
liver enengen. Zn wae für weitlftoftigen, für diese blofse
Aiweif^e nieht geeigneten, Untefsachnngen jedoch die
gründliche Bearbeitung dieser Frage führen müsse,
leuchtet von selbst ein, und Ref. hat den Gegenstand
fiberhaapt BOT deswegen berührt, weil er die Ursachen
indentet, wamm die vom Verf. genannten Physiologen
geneigt seyn mnfsten , den Vegetabilien eine eigenthfimr
liehe Wärmeproduction beizulegen.
Im 4ten Abschnitte endlich werden die künstlichen
Schutzmittel untersucht, wodurch Vegetabilien^ gegen
das Erfrieren m sichern sind, aiier das Wenige, was in
dieser' Hinricht anwendbar scheint, Icommt darauf hin-
aus, die durch den Frost bereits getroffenen Pflanzen vor
dem* schnellen Erwärmen zu bewahren , oder die noch
gesunden durch Umgebung mit schlechten Wärmeleitern
gegen die zu strenge Kälte zu schfttzen. Unter das Er-
fliere gehört das noch nicht hinlänglich bewährte Be-
^npfsen der von sogenannten Nachtfrösten getroffenen
Pflanzen mit kaltem Wasser und das sehr bekannte Räu-
chern, beides unsichre und schwache Hülfsmittel ; unter
das Letztere das Bedecken mit Stroh , Erde und Schnee,
das Abhalten kalter Winde durch Mauern, Wände oder
anch Decken u. 8. w. Zugleich verwirft der Verf. das
durch Bienenberg, Rafn u. A. empfohlene Mittel,
Bäume und Sträucher durch untergesetzte Geföfse mit
Wasser und in dieses herabgehende Strohseile gegen
^ Kälte KU schfttsen , weil er die Ursache hieryon nicht
legreifen könne. Allerdings ist dieses durch mehrfache
Erfahrnngen bewährte, leider im Grofsen nicht leicht
stiwendbare, Mittel so, wie es gewöhnlich erklärt wird,
nicht wohl zu begreifen, desto leichter aber, wenn man
As- Sadie umkehrt Es helfet nämlich, das Wasser
Mke-üe Kälte an, und diese gleite an den Strohseilen
herab , und auf diese Weise würden die Bäume dagegen
806 Collcctaiwa meteorologics.
geschfit^t ; da es aber keine positive KÜte giebt , son-
dern nur Entziehung" der Wärme, so streitet diese Hy-
pothese geradezu g<*gen physikalische Gesetze. Umge-
kehrt aber hat das Wasser im Verhaltoifs gegen Luft '
eine sehr grofse specifische Wärme, und entbindet aus>
serdem b^im Uebergaoge in Eis lö^'Oent Wärme. Ist
daher die Luft über einem Geftfse mil 'Waaser ruhi^,
und ihre Bewegung noch obendrein durch die Yom
Baume ins Wassergefäfs herabgehenden Strohseile ge-
hindert, die zugleich das Entweic h« ii der Wärme atis
dem Wasser in die Luit erleichtern und das Gefrieren
des Wassers befördern, so reicht die hierdurch aUmähli^
und anhaltend der LiaÜ zQgelUkrte Wärme hin, ihre
Temperatur nicht lief unter den Gefrierpunkt des Wno-
ners herabsinken z« lassen. Auf gleiche Weise pflegt
man iu einigen Gegenden des nÖttllichen Teutschlandes
Kartoffeln nndObst dadurch gegen die Kälte zu schützen,
dafs man ein «GelaÜB mit Wasser neben dieselben stellt.
M u n c k €.
CoUseioMa meUorologiea 9ub mupieii» Moeietaiia «ejtiiflffnmi danieat
edita* Fmc, I. towtinen* 9^ervati<mu D» Neubtti jfytnroe tnaii^
tuU». HafnUM tSüB. 845 S. gr, 4.
Die Meteorolo^ hat;voQ den ältestes bis auf die
neuesten Zeiten herab eine Menge Anbänger gefunden,'
' welche thdls die BrseheinuDgen , havpteächllch am Him-
mel, beobachteten, theils diese aus physikalischen Ge-
setzen abzuleiten sich bejniiheten. Ebendaher hält es
nicht schwer, eine grofse Menge meteorologischer Beob-
achtungen zusammenzubringen, Tielmehr sind deren im
Allgemeinen «o Tiele vorhanden , dafs es an reidiem Ma^
teriale nicht mangelt, sobald Jemand irgend man hienm
gehörigen Gegenstand zu bearbeiten unternimmt. Allein
das Gebiet dieser Erscheinungen ist ein sehr ausgedehn-
tes,.die an einem einzelnen Orte %vahrgenommenen fahren
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8t?
ipilbi Itiehi zu mnem befriedif enden Resoltate , und ans
dieser Li^ache hauptsächlich ist in wisseoschafiiLcher
Wosicht Jkaiae^wegs uoch so viel g^escheheoi als man
«voa deu genannleo günstigen Bedingungen erwarten
.foUi^ Niebi bloa einzelne Gelehrte und Liebhaber näin>
JSoh inlere«0uen «loh dafür, sondern sogar Gesellschaften
1111(1 -seii)st einzelne Regierungen suchten Unternehmun-
gen dieser Art zu beiörilern. Dennoch aber bleiben die
Leistungen der Manoheiiner Gesellschaft noch immer
die vorzfiglichsien , wie weit auch die Naturwissenschaf-
ten seit jener Zeit vorgerQckt sind , und die Physiker
sehen sich auch jetzt noch gezwungen, bei der Anfjju-
xhuug der meteorologischen Gesetze hauptsächlich auf
Jeae Bemühungen zurückzukommett, welche das Anden-
;4qp ihres libewlen Beförderers, Carl Theodoras,
nmiterbllch »i machen bestimmt' schrinen. Inzwischen
begiuiit mit dem voi liegenden Werke ein Unternehmen,
welches allerdings bedeutende Resultate verspricht, und
allseitige Theilnahme verdient Dasselbe geht aus von
der Künigl. Societät der Wissenschaften in Kopenhag^en,
welche flir alle wissenschaftliche Unterndhmungen von
einer durch vorzügliche Bildung des Geistes ausgezeich-
neten Regierung die t r( igeliig^ste Unterstützung erhält,
und es wird gefördert durch drei Männer, welche als
Physiker uherbaupt und auch speciell im Gebiete der
Meteoroingrie un höchsten Ansehn stehen ^ nXmlich tou
Hauch, Oersted und Schon w. Diese geben in
.eiuem kurzen Vorworte Nachricht über die eigentliche
''Roadenz der mitentheiienden Collectaneen , nämlich dafs
such die Förderung der Witterungskunde billige von den
felehrtM Gesdlschaflea ausg'ehen mfisse, deren eigent-
liclie Tendenz auf Erweiterung der Wissenschaften ge-
; richtet se^', dafs daher die Kopenhagener Societät nach
dem Vorbilde der Maonheimer bereits eine Menge me-
teeiislpfieetaar Werkzeuge vertheiit habe, dabei den
uy^Mg-goniefee, von weit entfernten Cofonien Beobach--
laogen erhalten zu können, und daher von Zeit zu Zeit
Uebersichten derselben bekannt machen, diese aber nur
CftUgc^Mf« pyUtt«^i>irifa> 1
mit kurzen» oimiittdliar aich efgfA^ßdm^.Jftmmikmigm
, begleiten wolle, ohne sich in eine erididpfende jM^
handlange der Meteorologie im Gancen yorlSnfig; eionn
lassen. Diesem gemäfs werden dann hier zuerst die vom
Dr. Neuber zu Apenrade vom Isten Juni 1824. bis |
ebendahin 1825. aufgezeichneten BeobachtiiogeA ^uotift I
folgendem Titel öffentlich bekannt gwiaoki: I
OftMTvafloRe« m«teorologieae a Cah Junü» 1824. o4 Cal, Jm^ia» 18l|. 1
Jpehroae im ducatu Stesvieenn faeiat aft iVeufr^r, Docton^ I
phüoa., med et ckir., wrUa et proffoeiurm ApmrotMU^jfkfgiki* 1
Bt^mioM 1828. " • I
In der Einleitung wird zuerst der Beobachtungaoiti I
mit einer Angabe der Beobacbtnngateitett beaehriebeft|i I
dann folgt eine Beschreibung der gebmncblsii ItntQlti I
mente, des Barometers^ Thermometers «nd ThernKn I
metrographen , der Hygrometer, des Hyetometers und h
des Anemoskopes nebst einer Erklärung der gebrauchten I
Kunstausdrücke zur Bezeichnung der Wolken und der |
Beschaffenheit des Himmels. Da die BeobachtungeS; I
von T Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends tSgliek zehM* I
angeitellt sind, so ist ihre Zahl bedeutend groft, umül |
. mehr , da man die Tollständigen Originalbeobaohtangsii 1
mitgetheilt erhält^ z. B. den Stand des Barometers, des
an ihm befindlichen Thermometers und den auf 0°Tem-
peratur corrigirten Stand für jede einzelne BeobachtuDgii
Auf gleiche Weise sind die ThermometerständaiASsiHks
ten,.in der Sonne, und das Minimum des TherflüMMÜ
graphen , desgleichen yona Danieirsdleii Hygrspgllll
beide Thermometerstände nebst der Differenz mitgeth^MH
Die Beschaffenheit des Himmels endlich ist rttcksicht-» i
lieh der Wolken nach Ho ward's Bezeichnungsart so-
aufgenommen , dafs namentlich der Ausdruck curmdusa
X erste und 16 zweite UnterabtheUongea erhuhsn lüte
Bs würde hiernach schwer seyn, aus &r grotmmM&jM
Mittheilangen eine zu bestinunieu ResulMiuiiMb
r^ile Uebersicbt zu erlangen , allein euob.^lHeilibHIllii
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CoUetrtanea meteorologlca.
dur€h die Summaria diuma gesorgt, welche für jedea
T«f (ton hdchsteo , niedrigsten und mittleren Sland des
flMMMlers, btsider Tfaermoineler im Freien, der beiden
des DMieirschen und den »Stand des Saussure'schen Hy-
grometers, und atifserdem die BescliafTenheit des Him-
mels enthalten, denen dann das tägliche Minimum des
Thermometrographen hinzugefügt ist -
Als eine höchst welientiiche und sehr nOtzIiche Zu"
gfebe m dieser reichen Sammlung Ton Beobachtungen
sind die Folgerungen zu betrachten, welche Schon w
sogleich aus denselben abgeleitet hat. Sie betreffen zu-
eist die täglicheti regelmäfsigen Barometersehwankun-
pmi und es Mgt ans diesen Beobachtangen , verglichen
Bit froheren vom Isten Mai 1822. bis Ist^n Mai 1823,
dafs die zwei maxima auf 11 Uhr Morgens und Abends
bUen, das eine Minimum auf 3 oder 5 Uhr Nachmit-
li^, indem das correspondirende nächtliche in den mit-
plkriMeQ Messungen nicht enthalten ist Nicht biös
diMes weieht von der für niedrigere Breiten aufgefun'*
denen Regel ab , sondern auch ein anderes Resultat,
nämlich dafs das absolute Maximum in den Nachmittag
fallt, und dafs die mittägliche Grdfse dem Mittel aus
rileli glekdikommt Der mittlere, auf 0** Cent und den
Spiegel des Meeres redncirte Barometerstand beträgt
nicht mehr als 336,548 par. Lin. , und würde noch klei-
ner seyn, wenn die Beobachtung^ en mit einem Fortin'-
8chen Barometer angestellt wären. Schouw findet
Ittorin efaie Bestätigung der durch Hansteen anfge*
sMfen'Behauptnng , dafs die BarometerhÖhen Ton den
Pol en an nach dem Aequator hin zunehmen, welches
der bisher meistens angenommenen Meinung widerstrei-
te; allein so genau auch das hier erhaltene Resultat im-
MrMn seyn mag , so ist es zum vollständigen Beweise
dseh keineswegs genügend , weil Apenrode an. einem
Meerbusen gelegen und nicht weit entfernt von einem
andern sehr stürmischen Meere nach L. von Buch
wsgen ^er stets wechselnden Niederschläge leicht einen
^tt niedrigen mtUlereii Baromeiisratuid babep Iuuki. Dia*
«er eigeothüinliche Einflufs vielletclit aller, sicher aber
jund vorzugsweise einiger Küsten ist so hecleuLeiul , dafe
solche Stationen wahrscheinlich g«ii nicht zur Autiiiiduiig
einer sicheren mittleren Barouieterhöli« für die zugebö-
jrige Breill laii|;litih siniL So würde es schon umnögii^l^
aeyo, die zu Apeorade gefandene nultlere Höfae mit der
911 Kopenhagen durch Bugge geinndene« s 888,21
Lin., die zu Middelburg durch van de Perre erhal-
tene r=3 336,58 Lin., mit der mittleren in Kurland nach
-Shuckhurgh = 338,23 Lin. in Lebereinstimniuag
4au bringen. Auch die Differenz zwischen dem Maximum
«nd Minimum des ganzen Jahres ist Z|i Apqiiirade bedaur
tead grofa, Dfimlioh 86,j0l Lia«
Aus den zabireidbea Beobachlungen dea T}iech[}«>r
meters sind auf gleiche Weise interessante Folgerungen
abgeleitet. Das jährliche Maximum der Wärtne füllt
;zwischen 1 und 3 Uhr, das beobachtete Minimum sa4
11 Uliff Abepds, aber vermittelst des Tfaerpiioiiietr^igi'^r
phen wurdeo neeh gertogere Temper^itnreii aii^eaeigi;
Ubereinstimmend mit andern Beobachtungen ^ wonach das
Mininidm nicht weit vor Sonnenaufgang fölli Die in
dem genannten Beobachtungsjalue erhaltene mittlere
Temperatur von 6^69 R. siiiumt vollkommen mit der
überein, welche für die längere Reihe von Jabreu, nämr
l\ch von bis 1820. gefunden war, das aUsobitf
Maximum aber betrug im ersteren nur 22'', in l^t^ufMn
SA**, da^ absoluta Minlsium in jenem —8'', in diese«
1— 15 ,9. Auf die Beobachtungen des den Sonnenstrahl
Jen ausgesetzteji Thermometers le^t Schouw aus be-
greiflichen Gründen nicht viel Werth , weil sie durch
zu vielfücbe Einflüsse bedingt sind. Bei der Zusammear
ateiiuug der Hygrometerstände sind zugleich die Qua»;
titäten des io der Luft enthaltenen Dampfes 090h. D«t
01 eil hiazugeüQgt. Lassen wir nun die absolote Ge-
nauigkeit dieser Bestimmungen einmal auf sich beruhen ,
&o erglebt sich wenigstens so vi^l, dafs die Menge d«yr
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atiBOspSiSrischen 1 Vuchligkeit von 1 bis 1 Uhr zuaimmt^
und YOD da 11 Uhr Abends aboimiiit. Gal» ttbor»
cfastiflmeod mit der Natur der Snoiie ist dae Reaultat^
dafs die gröfste Meng-e der Feuchtig-keit in den Somnner^
die gering-ste in den Winter fällt, und daft» beide Grörsea
laekiem gewissen V erhältnisse zur Wäriw stehen, nichl
tter'auf gleiche Weise M dea BareaMterstäadeo. Ueber
dtti Maagel an Uebereisstimaang swisohen beiden geb-
rauchten Instraoienten getrauet sich Schouw nicht z«
entscheiden, aber die Mängel des Saussure'scheu H^gro^
meters sind längst anerkannt. Die Menge des atmosphär
fischen Wassers betrug Xl^Oll par. Zeile, der Uoter^
SBhied dea Bafooieterstandes beim Regea gegen deu
fliittierenr 3^1 lin* , beim Sdinee 0^6 Lin. and beios
Hag^el S,993 Lin. Im Ganzen waren die südlichen Winde
ia dem Beobachtuugsjahre häufiger, als die nördlichen,
laoh bestätigt sich hier die Itiegel, daft die Aenderun-
f^4^ Wifidee in der BiehlwgdesSomenlattfes&Sttmal,
«Keier -eDtgegengesetet liber 457 mal erfolgten, ein Ge*
setz, welclies bekanntlich Schouw schon bei einer an-
ilerea Gelegenheit als das herrschende nachgewiesen
hat. Eben so ist es eine, in einzelnen Monaten jedoch
Attchr nalüMeiie .Ausnalmien sehr beschiiiikte Regele
<hA<dfe sidlidheo Winde mit den niederen , die n^rdli»
oheo mit dea höheren Barometerständen correspondiren,
um aber über ihren thermoskopischen Einflnfs zu ent-
scheiden , wnrdte Beobachtungen aus mehreren Jahren
«ffenierUbeh . seyn. Diese letatere UntemMteng bieM
ibrigeaa Selbst dünn belehrende Resultate dar, weta
Beobachtungen nur an einzelneu Orten augestellt
fflnd, weil die eigenthümliche Beschaffenheit der von
gewissea Gegenden herkommenden Luftströmungen dar-
m ImvM^^t Der anfsmirdeatlieh vieifaehe Wechsel
An* Welkengtetaltangen am Hinunel ist bu wisnig bedeu*
^d, als dafs allgemeine Resultate daraus zu entnehmen
wären, und es ist daher zwar die ganze Summe der
*i%ezeiehnetea Beobachinngen mitgetheilt, aber bei
OoUectanea meteorologtca.
den nachfolgenden wissenschaftlichen UiHefmchs^ea
Ton Schön w nicht weiter berfldfisichtig^t
' Werfen wir mm Beschlnb noch die Frage auf, hl
welchem Grade die Meteorologie als Wissenschaft darch
diesen ersten -Band der somit begonnenen Coüectaneeii
geförtlert ist, so mufs man bekennen ^ dafs ein vielfacher
NHteen danaos herrergeht, nieht gmchnet die einmal
wieder gegebene Aufgang «nd die ahft Neue belebte
Aufmerksamkeit auf' die Lösung einer sehr wi<ditigen
physikalischen Aufgabe. Bekanntlich herrscht über den
mittleren Barometerstand unter den verschiedenen Breiten
noch grofee Uogewifidieit , hier ist derselbe jedoch filr
dnen bestimmten Ort mit grdfster GüwIMieit gegcAe»,
nnd fortge^etste Beobachtungen werden das Mittel der
Wahrheit stets näher briiig^en, und zugleich die Aufgabe
lösen , ob auch hierin periodische Schwankungen vor-
kommen. Merkwürdig iet daneben das Resultat, daft
das Maximum der Barometerhöhe onter jener Breite det
Mittagszeit so nahe liegt, und hinter dem cwdten, nsdi
zwölf Stunden eintretenden, wenn auch nur wenig", zu-
rückbleibt. Von gleicher Wichtigkeit ist die Auffia-
dung der mittleren Temperatur, welche künftig einmal
leicht mit deijenigeo liefer Qnelleii TergKciion werdet
kann. Alles dieses ist gewifs TortreflKch und dankbir
anzunehmen ;'allein auf der anderen Seite läfst sich ni<M
Terkennen , dafs die Masse der Mittheilungen im Ver-
häitnifs zu dem eigentlichen Gewione sehr grofs ist, und
ohne Nachtheil abgekfirzt werden könnt» , sobald mm ^
das Publikum iFon der Geimuigkeft der IBeobachlangra
in Voraus fiberzeugt ist , wofür jedoch der hohe Credit
der drei Männer bfirgt , die an der Spitze des ganzen
Unternehmens stehen. So sind mit bewnndernswiirdi-'
gern Fleil^e die sämmtlichen 8860 BarometerbeiAach-
taugen Mif O^C. redoclrt, und es kdooten daher dicQii^
ginalstiinde nebst den Angaben der Thermometergrade
am Barometer weggelassen seyn. Die stets wechselnden
Wolkengestaiteu sind in so überwiegender Menge ange-
gehen , dafs es die Gcdttkl des eiusigsteo Meteorologen
amiidet, sie insgotunmil sa fibersehe«) und hierdurcb
wird Ar dM fitadim de? Ifeteerolegie ebe» nicht viel
fewonen. Was aber hierfür von gröfstem Nnisen seyn
würde, sehr allgemein gewünscht wird, oft schon ver-
flicht, aber wegen der grofsen obwaltenden Sobwie*-
f%l»üeD aiifter der Manoheiiner Societät nirgend
Srifft werden konnte, ist die Angabe, die wichtigeten
■«teMolegleoheo Beobaehtnngen von bestimmten , einan*^
der nicht sehr nahen , vielmehr möglichst weit von
einander entlegenen Orten in einer leichten UebersictU
tt nsaanmenzuslelten » dafs aus der Vergleiehiiag ent«
waniea werden kMote, in weichem Zusammenhange
& Verinderungen des Wettete Ober einen etwas grös-
seren Theil der Erdoberfläche mit einander stehen ,
denn da sie insgesammt mehr oder minder mit . der
fimhaffenheit der Atmospliäre im Gannen zusammen«'
hiagietty so lassen rieh ihre entfernteren Ursachen nur
dMi eine solche allgemeinere^ Uebersicht auffinden»
Man hat den Nutzen solcher gleichzeitiger Beobach-
tungen unlängst eingesehen, und namentlich sind die
.&oȟhungen Brewster*s um diese Aufgabe am mei^
tlee bekannt geworden, allein e» edieint wohl, als eqr
Mb. nicht der gehörige Mittelweg swiachen dem ra*
lid und dem zu wenig aufgefunden, indem bei den
loeisten Versuchen dieser Art weg-en der jerrofsen und
^([emeineA Theilnahme eine solche Masse von That-
9Am insnmmenkommt , dafe es kaum möglich is^^
«Ha gevftnechten Resultate ans ihnen anfisufinden. G(e*
wi& ist zugleich, dafs die Kräfte eines einzelnen, auch
thätigsten, Physikers, selbst wenn sie dem Ge-
^afte, salche gleichzeitige Beobachtungen zeitig ge-
Qttg ina Publicum in bringen, um noch aUgemeines
kipwe m erregen, ansuDhliefslieh gewidmet .wsiren,
ftl^.sine 'Solche zum Theil langweilige und ermftdende
Arbeit kaum ausreiclieud seyn würden. Da die Sache
sdkst^. jedoch ton unläugbar groisem Nuioen ist, so
U4 BeUea, Kratooli nal Muimhng^n , ötar B«ieDkiitlie.
mufs man die Hoffnung nicht aufgeben, einen zweck-
mäfsig ausgesonnenen Plan dieser Art künftig einmal
cealisirt zu sehen , und sollte ein solcher noch 4>l>Qn-
dreiD von der Kopeahageim i^ietiU au^gehj^o, wb^
derch die bei dem vbrIiegeQ46D ersten Vensuche tM-t
iigeo Hänoer iinterstiltaft werden, so wurde das PiibU--
kam den Uoiernphnieo nicht blofe vdles Vertrauen
schenken, soudeiu auch willig allseitige LJuteräliiizuag
darbieten.
■ M u n c k
St. Böhlen: Lein huck der fh-hb-^s- und Bodenkunde ^ Kupfent^
Goika. I. 154 und U 251 i^. 1825, 1826. «.
K, L* Mrutseh:^ GM'gt'- fmd Boden- Kunde für den For«t- und
hand' Wirtk. ErMter T%alt Gehirgtkwnde* Dreeden und Leipzig.
im. XXXFI undlM S.
J. Ch» Hundeahagen: Lehrbuch der forst- und landwirthschaftli-
chen Naturkunde. Dritte Jbtheilung^ die Bodenkunde* Tübingen
18a0. 280 8.
Welche Aufmerksamkeit soll der Forstwiith einem
Werke schenken, das ihm eine „Gebirgs- und Bodenr
Kunde in Beziehung auf das FontwoBen** yeiqirichti
und nicfals giebt ak eine Orjctognofie, Geognoaie , Gaq^
logie und einen kufcen Abrife der Bergbau -Kiinde? --r
wo mithin das Wichtigste von Allem, die eigentliche
Bodenkunde* ß;dr nicht berührt und über die technische
Verwendung der Gebirgsarten nur kümmerliche Aodeur
fangen gegeben eind? — wo avfier einigen w^igen Zu-
sSlnen die gnue Miueialogie «igcsfthr noch iai 4mk
Standpunkte der Auririlduag Torgetragen witd , wie mw
rie M Jafaie frttker in einem Werner'sohen Helte
finden gewohnt war ? — worin endlich — um eine statt
▼ieler Proben anzuführen — die ärmliche Uebersicbt
der ,|Tonsäglichäitea Literatiir ' so iüderiich <M*^^gfaf?
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V
Beklen , Rrutsch nad Uundethagen , nber BodcMkunde* 816'
beitet worden, dafs von Leonhard's „Taschenbuch
der Mineralogie" auf drei Seiten 2 mal steht, dagegen^
zwar «ein LehrlNich der Miiiemlo^e, aber nicht ätsam
Oryktognoeie noch deeeen Natorgesehichte der Pefsarten-
miteaflfefihrt »iiid , woraus jenes Lehrbooh doch grdHH
tentheiis nur ein Auszug ist? In eine nähere ßeleuch*
tang des intensiven .Werthes dieses Buches einzugehen,
hahen wir mit der Würde der Kritik nicht für verträg-
lich, und welchen Grund B.- gehabt haben könne, sicii^
xwn Lfchrer Dnd Verfaeser der Gebirgs- und Boden-
kande bernfen m ftbien, möge ans 8. SS. erliellen,
oaeh ein Oktaider von 8 regelmfifsigen Figuren , und
zwar gleichseitigen Dreiecken, Quadraten, Rauten oder
Rechtecken eingeschlossen se^n kann! Nach S. 34. „ist
das rautenartige [?j Oktaeder von 8 Flächen begrenzt,-
welche [sogar?] nngleichschenldige Dreiecke sind,
iwt bai Mine Benennnng daher, wdl je 2 ein Torscho-t
benea Rechleok [?] bilden. O^e Bieaninienstofeenden'
nfehen bilden IS Kanten , wovon je 4 in einer Bbene
liegende gleich sind. Ks entstehen gleichfalls 6 Ecken,
von denen je 2 , welche einander diametral entgegen-
liegen, congruent sind. Eine Vereinigung ( — ?!) von
je 2 solchor Ecken gilt als Scheitel." Wir könnten nur
bidanorn • wenn durch dieses Bach, da* es einen Theil
Ml Bechsteiirs and Laarop« Porst ond Jagd-Wis«
MBsehaft nach allen ihren Theilen ausmacht, ein Werk
io ein höchst nachtlieiliges Licht gestellt würde, das
sich bis dahin durch so viele gediegene Bearbeitungen
nützlicher Gegenständ« im ehrenvollsten Ansehen erhai-'
te» hatte.
^&«itt:s4)h hat die Sache ihrem Zwecke niher w
MiRlui gesncht lAt liefert uns ein inlneratogisChes Lehr«*
büh^ welches sich auf die Heraushebung derjenigen
Aftgenstäude aus dem Gebiete der reinen Wissenschaft
beschränkt, von denen er erwarten konnte, dafs sie den
Forst- und Landwirth einmal interessiren könnten. Die
Q^blofnesie ist daher der Geognosie durchaus anter-
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B16 BeUen, Kmlicli ud Hiiiide»feuifeB> aber BtdhfhMJik
g^eordnet; viele in uosercm Feld- und Wald -Boden
nicht vorkommerule Mineralien sind gänzlich weg^e^e-
Ussen, selbst die Anordnung der .Materien verräth schon
den dkonomischen Zweck. Aber alles dieses ist nur Vor-
beroiiong snr Haupti^u^he, eur Bodeokimde, deren Er-
scheinen wir mt 4 Jahren vergeblidi entgegeiieeben)
und von welcher es scheint, dafs wir sie niemals er-
blicken sollen. — Hier die Gliederang des Buclies:
Einleitung. — 1. Vorbereitung zur orjktognostischea
]|iioeraliea-Kunde , Gestalten-Kunde, Physische lügest-
ficbitfi^n, Chemische Beschaffenheit. II. Vorhveir
.tnngen mr geognostiwheii Minentlienlcnnde^ Felnassen,
Feksirukliir , Räamliche VeihUhaiSBe, Alter, Verstei-
nerungen. — III. Beschreibung der Mineralien nach
ihren oryktognostischen Merkmalen und geognostischen
Verhältnissen: 1) Erdige Fossilien : A) sichtlich nicht
gemengte Gesteine: a) Kieseierdige : o) Quarz und
seine gewöhnlichen Arten Jiejbü9l den daraus bestebendea
Felsartea (einige seltenere Arten in den Noten) , dabei
jedoch noch der (Branit, der Schörl! a.8.w. ^) Kiesei-
thonerdige F ossilien : a) Ftildspath (seltnere Arten) mit
Weifsstein, Klingstein, Pechstein, Basalt!, Wackel,
Thonsiein ! u. s. w.; 6) Glimmer mit Thooschieier !,
Alaunschiefer I, Zeichenschieferli Wetzschiefer!; e)Kao*
Un , Thon n. 8. f. c) Kiesel - talkerdige Foaeilien :
Hornblende (seltnere verwandte Mineradien) nebet. Hon- ^
blendesohiefer , Dioril ; b) Diallagon mii Serpentin ,
Gabbro; c) Au^it mit Doleiit; d) Chlorit mit Clüorit-
schiefer; e) Talk mit Talkschiefer, ft) Kalkerdige Fos-
silien : ä) kohlensaurer Kalk : Kalkspath mit Kalkstein,
Rogenstein, Mergel (und ungewöhnlichere Arten), Bit-
terspath mit Dolomit; 6) Schwäfelsaarer Kalk, GjgB
iU$ht md körnig. —
• * ■ ■
(Der B€6chlu/9 falgt.}
f
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ti'. 52. HBIDELR JAHRa d. LITERATUR. 18*1.
Bahlen, Kruisch und Hunde^hagen, über
Bodenkunde.
fBete Altt/tf.)
B) DenlHch gemengte Felsarien : a) Chemisch ge-
mengte : — mit ^ einfachem Geföge : a) Granit , 6)
Goeifs, c) Glimmerschiefer, d) Syenit, — oder mit Por-
phjr- lind Mandelstein -artiger Bildang: o) Porphyre,
Vnefayfte, Aphanit, 6) Mandelsteio; 1^) MechaDiseh
eemengte Felsartea : Grau wacke , Urfels - Konglomerat ,
Sandstein verschiedener Formation , Nagelflue. — 2)
Brennliche Fossilien : a) Torf, 6) Braunkohle, c) Stein«-
koiilen (seltenere Arten). — 3) Metallische Fossilien;
inAilgemeiBen, dann im Besondern: a) Eisen und seine
TerUttdutigen ; h) Biel und seine Verbindungen; e) Zinn
mit Verbindung-en ; d) Kwpfer mit Verbindungen; e) Sil-
ber mit Verbindungen; f) Gold; g) Quecksilber und
Verbindungen; A)Zink; i') Antimon; ^) Arsenik; /)Ko^
Uk; m) Mangan ; n) Wismuth ; o) Molybdän; /i) Chrom;
j) Nicke! ; r) Scheel ; s) Titan ; 0 Uran ; u) Tellur ;
•JCerium; w) Tantalum; x) Platin und deren Verbin-
dungen. — IV) Gedrängte Uebersicht der Lagerung«
Verhältnisse der Torzugiichsten Felsarten, nach ^ron
Hämboldt's geognostisckem Versuche,'' woraus denn
ladt manches entnommen ist, was als Eigenthum einer
bereits geendeten Zeitperiode hätte betrachtet werden
sollen. — Werfen wir noch einen öl ick zurück auf diese '
Ueberislcht, so ivird uns tn bemerken erlaubt seyn, dafs
linn in diesem Lefarbuche nach seiner angedeuteten Ten-
deaz die Lehre der Krystallographie und Rrystallogenie
in nicht sehr entwickelter Ausbildung erwarten, doch in
Doch geringerer sie finden wird ; — dafs die Behand-
iaag der so wenig rerbreiteten Metall- Verbindung für
MnrerhUtntfbniftrsii weitlinfig gelten müsse ; — ' dafs im
XXIV. Jahrg. 8. Heft. &2
tt^ BehUn, Kruttcl» und llfiiifU»li»gen^ übet üedeiijiunde.
Bestreben, die in unkenntlicher Feinheit gemengten Cie*
birgsarten bei irgend einer einfachea Mineral- Art un*
terzubriDgeo, maDche Versuche als völlig veninglückl
zu beti Jichten sind ; — dafs selbst manche oi jktogno-
Stisch-eiri lache Mineralien zu sehr als chemisch-einfache
klassiticirt worden« Bei allem dies^ni Jbieil)! jedoch dieses
Buch eine etwas zugeschnittene reine Miaeraiogte ; sie
sorgt nicht fttr das Bedfirfnifs einer fwgewüuidien Mine-
ralogie als Grundlage forst- und landwirth^chaftliciier
Disciplin. — Man könnte aber überhaupt die Frage
aufwerte, ob es gut gethaa se^., dem angehendsa
Forst- und JLaodiyirih eiae derartig, ^{larirte MineiP»
logie ymsiitragen ? ob es nicht be^r «eye, ihn, was
ohne merklich gröfseren Zeitaufwand möglich, zuerst
in das weite und unentstellte Gebiet der reinen Wissen^
Schaft zu führen, ohne gerade zu verlangen, dafs eK
sich mit allen Tbeilf n derselben gieicb inaig befrenndiüv
l^id dsnn daraus die «othigen Anwendnogen auf dif
Forst- und Landwirthschaft zu machen? Ich halte mich
wenigstens überzeugt, dafs eine wissenschaftliche Bod^^Oh
k^odQ eben so gut oder besser vQp einem Studonten verV
standen wer^den könne» welcher eig^ gulw akndMU
iiohen Vjȧ fiber Minei^lenri^) ^ra einem , der eineii
Vortrag nach diesem Lehrbuch gefolgt ist, und dpnil
hat der erstere noch die allgeaieiaßn wissenschaftlieheik
Ansichten vor ieUsterem vorafis. — £190 Art SoUiMt
%it dem Bii^e abgehängt, ein „Flngerasiif wMaeh
man dprch methodische Verfolgung der Charaktere eMt
Fossils, allmählich zur Ausmittelung seines Namens ger.
laugt.
Die BoNdepkunde, welche die zwei vorigen Aütosfi
uns niir erwarten Uefsen, diese Uefeft mn Hnnde«'^
hilgpei^ Buerst, und Terqprieht eine Bearbeitung den
Geognosie für den Forstwirth in der Folge. Alles, was
die Mineralogie, die Physik, die Chemie, die Pflanzen-
pbjsiologie, die . Meteorologie in Beziehung ^if Boden-n
knode . Verw^i^dbiH'es wd Braiiohfaaree bisMv ^ i9il JM«ft
mammen^eitragen nnd zn einem Cbuwein vctsnhiyelpnt
JBüitaii, Ktüttill vmA HHadtotliageB» über BoAeaiutitdttf m$
■
iifksm 101 in g^iMi* Weite ab Grundlage diaaef
Sekrift m balrachfen dea Verfa nwaitor^Pand dea Lehr»
bfiches der forst- und land%virthschaftlichen Naturkunde,
welcher die Anatomie, den Cliemismus, die Phj^siologie
der PÜaaze» enthält ( Tübiog. 1829.). Allgemeioe Sätae^
Iber KlioEia» Lage, fiodeu und deren Wechaelwirkung
aaf die Planzen eröffnen <tie Schrift ala Einleitung. Der
erste Uaaptabschiiitt handelt von den J3e§tandtheilen des
Bodens, ihrem Seyn und ihren physisch - cliemischen
JSigeaachaftea. Im ersten Abschnitte von fintatehung
daa Brdreichea werden deaaen Elemente , deaaen Entate*
hätfg dardi Terwitternde Pelaarten , die Uraacben der
Verwitterung , iusbehoiidere der Galvaiiismus, die Oxy«
«lation, die Hydratisirung^, die mechanischen Ag^entien
dabei, die Verwitterungslahigkeit verschiedeaer Feta-»
arten vnd ihre Erd-Brnengniaae, die feaallen fcebligen
flabaiancen TegetabiKachen und mineraliachen Uraprnngea
and die verschiedenen Fuimen des Humus betrachtet
Der zweite Abschnitt handelt vom Vorkommen untl Ver-
haiteo der Linzel -Bestaadtheiie des Bodens, wovon die
kieaeligen» ihonigen, kalkigen, talkigen, daaEiaeannd
Ibügta^ der Hnmna und dm Waaaer ala weaentliehe,
die selten er n Erd - und Metall - Arten, Kohlen- und
BitHmen^Gehalt mancher Felsarten, Schwefel, Alkalien,
fieie KoUen- (und Unuius-) Säure, Salze und Gestein**
Xfiaraief ala aniSierweaentUdie gelten^ Im dritten Ah**
aAritCa areiden die phyrikaliaehen Eigenaehaften den
Bodens betrachtet: die Ei^enschwere, Wasseraufnahme*
und Austrocknungs-Fähigkeit, das Schwinden, Konsistena
imd Featigkeit, Wasser- und Sau erstotf- anziehende Kraft^
BrarilfÄuniga* und Wärmeanhaltunga- Vermögen , und
daa-tfleiilaiaclMs Verhalten. Der vierte Abaehnitt entwik-
kelt die Verhältnisse des Untergrundes, die physikali«»
sehen und ibrmellen Einflösse. Im zweiten Hauptab-
sebnitte iat von den ßoden als Ganzem die Hede , zuerat
van den {diyaikaKaehen Eigenschaften der fiodenge^
ttanjge, dann von den Bedenfchaaen inaheaoiidere : /vom
Sand-, Thon-, Lehm-, Kalk-, TaUc-, Eian»- md
820 Beblen» Kmtach and HmideslisgeB , öber Botaiktiiide;
Haniiis- Boden. Der dritte Haoptabschaitl setzt dem
Einflors and die^ Wirknngsweise des Bodens «iiseintnder,
welche dreifitch ist : mechanisch , physikalisch uod dy-
namisch-chemisch, und worüber nach den vorwaltenden
Bestand theilea gewisse Gesetze aufgestellt werden. End-
lich der vierte UMptabschnitt giebt die Merkmale zur
Unterscheidung des Bodens an Händen, welche empt<^
ribche , chemische , physikalische oder vegetabilische
sind.
Von vorn herein müssen wir bemerken , dafs es des «
Verfs. mit niehrern Chemikern getheilte und Miters aus-
gesprochene und zn Grund gelegte Ansicht ist, dtfl
gewisse sonst als chemische Elemente angesehene Stoffe
durch den Vegetations-Akt liervorgebracht und in einan-
der umgewandelt werden können , während andre Che-
miker noch nicht glauben, zu dieser Annahme gezwua-
gen ZQ seyn. Zu diesen Stoffen gehdrt ihm namentHck
der Kohlenstoff, und er stellt sogar die ohne Zweifel
schwer zu beweisende Meinung auf, dals Feuchtigkeit
die Quelle sey, aus der er gebildet werde (8. 4. &.}. Er
denkt ferner, gegen die sonst allgemeine Meinang, daii
In Dunstform kein Wasser in die oberirdischen Theile dW
Pflanzen aufgenommen werde (S. 5.). Die Lehre von
Verwitterung der Felsarten erscheint hier in
einer bisher nicht gehabten Vollständigkeit : Peuchtig^
keit und Sauerstoff sind die S mfichtigsten Agentien,
md letzterer wirkt |iie ohne erstere. Das Wasser wkfkt
mechanisch , durch gleichförmiges Auseinandertreiben
ganzer Massen beim Gefrieren , oder indem es sich
längs gewisser aus der Eutstehungszeit der Felsarten her-
rührender Flächen verbreitet, und diese so in Btittef)
Tafeln, KhomboSder u. s.w. zerlegt, oder endlich dunA '
Fortschwemmen, Abreiben u. s.w. Die eigentliche Vei^
Witterung aber beruht theils in einer noch problemati-
schen gänzlichen Aufhebung und Veränderung der an- '
fünglichen chemischen Anziehungskräfte zwischen den
die Felsarten zusammensetzenden Bestandtheilen, wie es
auch sonst unter galvapischem Einflüsse bemerkt wofds^
- 'd vj^.vv '^le
Beiiian« KmiMli und Haudoviiagcu , über BodeiikttBdc. W
tiniisui einer slaltfindenrlen höiiereo Oxydation derselbe«
•0 der feuchten Lufl, theile endlich in einer Neignng
dmelben , mit Wamr «ich zu Hydraten su Terbinden ,
und dadurch auflöslicher in Wasser zu werden , welche
Neigung bisher noch nie gehörig gewiir<ligt worden.
Mit diesen Kraoheinttn^en in engster Verbindung steht
jene andre, dafa gewisse, zumal Talli-, Thon- und
Kalk -Erde -reiche, Felsarten bis tief ins Innere der
Erde nafs, schwer, weich, formbar sind, nach einma-
ligem Austrocknen aber nur wenig und schwierig wieder
Wasser aufnehmen, iür dasselbe nndurchdringiich er-
idirinen, hart und spröde werden (Meerschaum, 1*opf*
liein, Serpentin u. s^ w.), und sich iiberfaaupt ähnlich
dem Thone verhalten , der an der Luft oder im Feuer
eine stärkere Austrocknung- erlitten , und seine vorige
Aaziehiiiigskraft zum Wasser und seine Weichheit, mit-
hin auch seine Fähigkeit der Vereinigung mit Sauerstoff,
«st nach langem Liegen in der Nässe theilweise wieder-
erhäU. Jene durchaus nassen Gesteine müssen geogal-
vanischeo Processen bis in ihr Innerstes geöffnet seyn ,
aod zerfallen oft auf einmal in ihrer ganzen Masse in
ihre Bestandtheile, während ihre gr^fstentheils abge<>
Itucknete Oberfläche vielleicht kaum Spuren der Ver-
witterung wahrnehmen Jäfst. Dieser Fall erfolgt um so
leichter, je verschiedenartiger die Mineral - Elemente
sind, woraus eine Feisart besteht, [wir möchten hinzu-
fugen ^ und je weniger innere Flächen eine Pelsart nach
ihrer Struktur enthält;" denn wir können ~ gegen des
Vcrfs* Behauptung — einen körnigen Urkalk anfuhren,
welcher zu ganzen Massen in Sand zerfallt}. — Erfolg
der Verwitterung ist nun nicht nur, dafs Wasser und
ftuersloff zu den Bestundtheilen deS' verwitternden Ge»
sieumi noch hinsntreten, sondern auch scheinen manche
seltenere (Alkalien) lösliche Bestandtheile leicht ganz
verloren zu gehen, wie dagegen andre in innigere und
schwieriger auflöshche Verbindungen treten. Solche
sekundäre Verbindungen scheinen zu seyn : Thonsilikat «
U||rii9i MS Kieselihett , da reine Thonerde im Grofsen
nie wrkotnmt; — erdiger KiMelkalk, mit oder ohdl
Wasser, anscheinend in Quell wasser etwas löslich, wäh-
rend sehr wenig freie kohlensaure Kalkerde selbst im
Kalkboden vorkommt; — kohlensauros Kolker de- Hydrat^
loelidior in Waasor als biorse kohlemmre Ktikerdo^ e»*
genilich aber nvr als ein Gemenge mi botvaelilaii OM
Kaikerde -Hydiat uiul kohlensaurer Kalkerder — reines
oder thooerdiges Talk-Silikat-Hjdrat , meist ohne Koh-
lensäure; — Bisenoxydttl- Hydrat, meiai aus Eisenoxy-
diul , «ach «imiuiligem Anfitrocknon aioht mehr loickl it
fiioren anflt^siich, — und Kiesdetseo, weichos in der
Kreuznacher Soole z. B. aufgelöst vorkommt ; Man«*
ganTerbiodungen ähnlicher Art; ^ in Wasser löfsikhes
KohionoaLyd - Hydrat (Humus) aua dem Bilrnnongehah
Hianoher Felsartcn. — ~ Untersucht man die Koh«
Ii gen Substanee» de9 Bodens, ao steht mao tooi
fossilen Holze an durch die Huinussäure, den Torf, die
Braunkohle, die Steinkohle bis zum Anthrazit und der
. Hoixkohle den Kohlenstoif- Gehalt im Ganzen eu-, dea
an Sauerstoff aboehmen ; die Aosiehungskraft g egen dm
Wasser und ihre Löslichkeit in Ac^ali nimmt in gM>»
ehern Verhältnisse ab, da es scheint, dafs jener stär-
kere Sauerstoff - Gehalt mit dem gleichzeitig stärkem
Waeserstoff* (Wasser-) gehalte jene KohlenTerbinduBr-
gm in vollkommnere nnd in Wasser anflötiicbere Kohlen*-
hydrate herstelle. Diese tragen daher a»ch mr ansehn*
liehen Vermehrung der Fruchtbarkeit des Bodens weit
< mehr bei, als die reinere Kohle. Bei der Vermehrung
der Vegetabilien aber bilden sieh solche Kohlenverbin-
dmgen, die idch mit den ana de« PAbdbbd aach frei
werdenden Alkalien nnd Brden nu nodi leiehler mM^
liehen Mischungen vereinigen, und die leichter »eieetr-
Uchen Saftbestandtheile, einmal in Gährung begriffen,
helfen die der holzartigen Bestandtheile schneller her» -
Vetfilhren* Die Behauptunf des Verfk (& 61.) •bei') '
dafe „wenn mao den milbig befenchteten oder iHfeelM
Pflanzenstoff in gröfseren Massen übereinander schiclite,
so da£s er hierdurch gegen die austrocknende und wv
- 'd vj^.vv '^le
llebtigetnle Atmosphäre oder auch gegen Answaschung
geschOtzt liege, er am schneüsten und vollständigsten
Terwese, ohne dafs an dem faulenden Stoffe
und seinen nachfolgenden Produkten ein fir«-
hebHches ▼erloren gehen kdnne," ist im dirdr*
testen WMersprifche mit Gaszeri's schönen Versuchen.
Sehr Icsenswerth sind ferner die Abschnitte über das
Vorkommen der Einzel- Bestaudtheile des Bodens und
deren Verhalten, über den Lfntergmnd u. s. w. , welche
grdiktentheils nea sind. — Der Wassergehalt der vie-
lerief int ClroAen - vorkemnienden Thon -Arten (6.68.)
wediselt von 0,08 — 0,22; sie sind nicht in Wasser,
und nur theilweise in einigen Säuren, leicht in ätzenden
Alkalien lösHch. — Kohlensaure Kalkerde kommt frei
im Boden nnr wenig vor, ist in Wasser nur IMieh,
wenn dieses freie Kohlensäure enthält; als Hydrat 18M
er sich etwas iu- Wasser, und zieht Kohlensäure lebr
iiaft an u. s.vr. — In dem Abschnitte über die physi-
kalischen Eigenschaften giebt der Verf. in sweckmäfsiger
fiiBarbeitong hauptsächlich die Versuche von Schfi bler,
Völker Q. A. wieder, mit manchen eigenen Betrach-
tungen. Den geo^alvanischen Processen jedoch wird
hier — wie auch schon seit mehrern Jahren iu den
Imtlii^hen Blättern geschehen — eine gewift verdiente,
grSfeere Wichtigkeit als anderwärts beigelegt, nicht nur
um die Auflösung und Zersetzung der Felsarten en be^
■gründen , sondern auch die Lebensthätigkeit der Ge-
wächse durch die Wurzeln hin zu erhöhen, und Pro-
cesto zn^ erklären , welche gegen die gewöhnlichen che-
Iiiischen Gesetze laufen. Von jenem Umstflde, dsfe
nnche Erdarten in der Tiefe sich in Hydrate Terwaii-
dein , nun den Sauerstoff und das Wasser begieriger
anziehen, elektrochemische Processe besser befördern
1.SI W.9 an der Luft aber diese Eigenschaften eine i^eit*
km^ behanpten , dann wieder yerlieren , wird die Notk*
%endigkeit des Stfirzens und Wendens der Aokerkniiw
hauptsächlich hergeleitet — Die Lehre von den Boden-
klawon (S. 159 ff.) ii^ ebenfitUs ziemlich in der gegen-
MA Miliii Mmfiili rniil liiiBlfaliitin ihtr BiirHirBMi
iB^^ ^^HlT»»^ ' 1 ^^^^ - ■ — "T^i»^^^^^»^'"^ * ' ■ ^^^^^"^"w*^»^^
I
wirtigen Form schoD im doii forstliclMii BUUtern ituga-
legt gewesen ; es werden überall die Felsarten nachge-
wiesen, welche je eine Bodenart zu liefern im Stande
sind.. £s bleibt dabei zu erinnern , da£s uns der Verf.
demjenigen tertiären Triebsande und Thone, iireich«)Dicbl^
aus anderweitig schon serstörten Felsarten, soodein in
primitiver Weise an Ort und Steile abgesetzt worden,
eine viel zu grofse Ausdehnung zu ^eben (S. 174. 181.
185.) geneigt scheine ; da er jedocb die liokalitäteD
nirgend näher bezeichnet, so müssen wir uns auf A»>
deutung dieser Zweifel beschränken* Auch ist* es des
Verfs. bleibende, und, wie er meint, „begründete" Act-
sieht, dals das Salz und der es begleitende Salzthoo,
Gyps u. s. w. im südwestlichen Deutschland nicht deai
Aluschelkalke, sondern dem Alpenkalke oder ZechsteiBS
angehören, woraus man denn' folgern mufste, dafs die
jetzige gegentheilige Ansicht wohl aller übrigen Geog^oo*
steu eine „ungegründete" seye. Sollten diese u. a. aber
gleichwohl bei der gegentbeiligen Meinung behjvrmi
wollen, so wird, ohne darum Zank va entspinnen, nnr
eine Umtaufung der Formation ndthig se^n , da min
über die Sache heutzutage im Reinen ist. Wenn der
Verf. ferner (S. 184. u. a.) des auffallend abweichenden
Verhaltens mancher Sandsteine gedenkt, so dürfen wir
sur Erklärung hinzufügen, dafs manche derselben nicht,
oder nicht hauptsachlich aus Quarz, sondern aus Feld*^
spath und Feldstein älterer Granit-, Porphyr- und an-
derer Bildungen zusammengesetzt seyen. Was überBo-
deuanalysen gesagt ist , zeugt von vielseitiger Kenntaiis
und Nacldenken (ä 260.)* — Schliefslicb mlissea wif
gestehen, dafs wir uns tou jeher mit derjenigen Lehrs
wenig befreunden konnten , welche die Kenntnifs der
Natur des Bodens allzu innig- an die darauf wachsenden
Pflanzen knüpft. Wir wissen recht gut, dafs der Sand->
der Kalk-, der Thon - , der Moor - Boden u. s. w; durch
gan^ eigenthfimliche Floren bezeichnet werden, die sich
nirgend- gegen einander austauschen; allein um die ger
nannten Bodenarten als solche zu erkenuei)> wird es
»
mMieh inemandfm eiaMlen, alle Siiiiie der «mnl^
telbaren Wahrnehmung; zu verschliefsen , nor um den
kleinlichen Triumph zu haben , die Natur des Hodens
erat aus einigen Pilänzchen errathen zu dürfeo, die ohne-
hin nicht tiefer als 2" — 3" hinabrelehen , und somit
dem Forstmaone fast giDelich aatalos werden» Wo aber
der Sand-, der Kalk-, der Thon-, der Moor*Boden
in einander übergehen , und die unmittelbare Wahrneh-
mung nicht mehr au<>reicht, nicht mehr entscheiden darf,
da mengen sich auch zwei Floren , die Charakteristik
echern Pflanzen verschwinden , und einige Bürger dieser
oder jener Flor , dem Beobachter vorzugsweise eben In
die Augen fallend, dürfen sein Urtheil entweder gar
nleht bestimmen , oder können Ihn nur zn Fehlschlüssen
verleiten. Auch Ist uns noch kein Verzeichnifs der auf
jeder Bodenart waclisenden Pflanzen zu Gesicht gekom-
men, das nicht theiLweise mit andern in Widerspruch
gewesen wäre, und in Ansehung des|enigen Verzeich-
ineees, welches der Verf. selbst mittheilt, haben wir
fihnliche Einwendungen sn machen (S. 271.). Aspte^
nmm Trichomanes u. A, Rtäa muraria sollen am zahl-
reichsten auf Basaltgebirgen vorkommen, und doch haben
vrir sie in grÖfster Ueppigkcit auf Granit und an Sand-
etein-Mauern sich entwickeln gesehen. Gemsta tmctoria
und & päoaa , welche dem Sande und lehmigen Sande
zugeschrieben werden, sehen wir hier, erstre auf be-^
sehattetem Kalkboden der Wälder nnd auf sonnigen
Wiesen am Rheine , die einen grofsen Tlieil des Jahres
überschwemmt sind, letztere auf kahlen Granitfelsen in
üppigstem Wachsthume gedeihen. Nardus stricta ver-
hält sich, ähnlich wie erstere, Patent illa vema wie
letztere; andi Sparthm Bcüparhan bleibt auf Granit«
felsen nicht feehr zurück. SerraHda arvensb sehen wir
nicht allein im Thon - und Lehmboden, sondern in jeder
Bodenart, wenn sie nicht allzusehr ausgebrannt ist. Von
den dem Kalkboden zugeschriebenen Pflanzen sehen wir
ABClepias Vincetoxicum häufig auf Granit^ Jumpei*U8
cmnmum auf den ödesten Sandstein-Plateaus in Menge^
Digitized by Gopgle
Uupoden, de Poricll» laudat. funebrl.
Euphrasia lutea häufig auf bewachsenen Granit -Ge-
InUig^n wie im dürresten Triebsande , Mercurialis pe-
renme in jed^ beschatteten, tiefen huiiiosreithen Wald-
bodea von Granit, Kalk oder Sandstein, Sorhus aucu^
paria nirgends üppiger als aus feuchtem Grunde zwischen
mächtigen Sandstein- Blöcken hervorkommend ii. s. w. I>ic
Gewächse bedürfen gewisser physisch -chemischen Qua«
IhUten des Bodens; aber zwei Bodenarten von der aller*
verschiedeimrtigsten Bntstehnngsweise , von den rer-
schiedensten Elementen können in uiauclien physischen
Eigenschaften oft sehr nahe ziisaipmentreffen. Betrachtet
man ferner die grofse Heterogenität der Elemente je
riner Gebirafsfomiatioo in Terschiedenen Gegenden oder
Tiefen, so kann man schwer das Urthett des Verfs. (8.
M3.) mit unterzeichnen, dafs „durch die Felsart selbst
anch die Eigenschaft und Charakteristik des ihr zugehö-
rigen Bodens ohne Weiteres, — and sobald einmal alle
Gebirgsformatlotten TollStindig chemisch darchgeprflII
worden, — auch eogleieh deren chemische Kasammeft*
Setzung im Besondern gegeben seje/' Dank übrigens
dem Verf. für diese erste Begründung einer umfassendea
wiMnachaftlichea Bodenkunde«''
0.. Bronn,
KÜRZE ANZEIGEN.
Äefnm mUmnem — indieit Lud. Phil Htipeden, ph. Dr. Lycei di-
r«etor. Praemi$$a est disputatio de Perielis laudatione fu-
nßbri Thucyd. II, '60 seqq. Cellii MDCCCXXÄI, es ^ßUbw
SthuUiana,- 16 5. in gr. 4.
Der ¥|Bvf. bchwiMt im ilieMi Programm aiata vwar voa mtHh
' rena andeni Gelehitni in 4cf IvtaiM Seit beluiMd«lteii Gf^^owtMrff
aber er berficlieiehtigl Bimfichet eolelie Punkte , die tob den- fräberea
Gelebrten fibeigangcn , bier In einer 'eolcben Weiee nnd In einen
dien ea cliialiebea alr gfindllcben Tortrag bebaadelt worden/ Alb
- 'd vj^.vv '^le
fle all« Benchtnn^ vei'cf feiten. Der €Neg«i»tanfl belHl^l ainilich M
in Athen eingefKhrien öffentlichen Loichomwden zti Ehren der G«-
fallenen, die Ton den in Rom TorkoniiiieiHlBn Lefchevreden gewifii
gänzlich Ternchieden sind und auf Athen zunächst boachrinkt wer»
iea aiitsen. Leider ist nun nber über die £at«tehunf^ und da« Auf-
taiiBta der Sitte grorscs Dunkel Terbreltet; nach Diodor von Sl< i-
}|60 mki es in Folg« eine« Gesetset saefat nach der Seblscht bei
Platäfi fre^rhehon eeyn; und die Vermnthnng nnserea' Kn. Terfa.,
lars Tielleickt Themistocles ein sololiea €}eaeta in Antrag* gebiacbft
nnd auch zuerr:! a)n Redner anTgetretett, hat, näher betrachtet, ge^
wift Manches für sif^h , ohnchon es de> Terf. durchaus für Nichts
Hwfler, als für eine l)I«>fte Vennuthnng fenaKebeii will. Denn dafb
mi9efgio« dem Sopbieten , keine ftade seyn kffiB^ ist S. 10. klft!^
naehgewiesen. Viele faiMen bereits Tor Pericles, nacb dea Tbncy-*
dides heattimnften Worten , solclie*Reden gehalten $ Yfcle anch gewiJb
nach ihm; nur drei Reden der Art aus dieser letzteren Periode haben
Bich erbaketi ; und auf allen dreien ruht der Verdacht der Verfäl-
«chong, so dafs wir nar ein einsigea iichtea« aber aocb trefflichea
Denkmal der Art in der berfibrten Bede dea Pariclea bei Tbney*
üiMi baaitaen Znoi Sebldra der web! begrindeten nnd wobl aaa<>
pfiybrtM UJteevelMttg beteaMt 4e> Teaf« aoefc Mpe&.eahtiteist
Mlfitt a«* Tbna^. H , 40 nad dlL» die in an« Mir den Wunanh ev-
Him, noeb öfteie dnrcfc abaliciie Beitrai^ erfrent an werdaM.
Itea andete« oüt deraelben Gelegenheit nna sngekennaine Fro-
IPiw (Hnebvieiit Aber daa Jü^ennm nn Cellab Eine Scbnl-
■akiift, dnreil welebe n. a. v. — etoladai Dr. I*. 9r. BA|»n4en>
IKreeier, Celle 1681. «SS. in 4.) entiiAlt neben den die GaaoUcKte
dtt Anatalt betreffenden Angabte einige bebemigenavertke Winke
akn ftealelanaan nnd Renbebnlen^ weran eine Udieraiehl der in-
atna Oaganlantien dieaer Anatalt, der Ifniarrielilagegenatinde , dct
UhMlnnden nnd dergl. m. eleb anaehllelbt« die nna dieae Anelnll
•Uaidinsa In elwaa «ebv Tartliettbaftm LIcMe neigt Wit «ollnn
Mnimfciitr «ni ndagegMi daimnCnnflnbriiinai nracimi.
CÄ. Bäh f.
0Mttav von Güliek, über den Handel und diu übrigen Zweifle der
Industrie im Königreiche Hannover , hcnondera über den Zustund
dertelbeu teit dem Jahre 1826. Hannover IbSl. 104 S, 8.
»
K ' Der Terf», ala Beinusgeber einiger andern flebriften dem Pn^
blllw beinnint, giebt eine Veberaiebt der einaelnen Handdanrtlkiii
Mdie weaha^aweiae den Anafnbr«- nnd Einitibr - Handel , jener ^
WaMn den .bkaibenden Sinfabrbandel , nnd wdebe den OnreMAl^
im I4, F. A. S^obeck , P9Urit»U«M " VeraoclMS
liandt'l d<H Königreichs bilden, uotersuclit die Production des Lanr
des, die Groise des UmsaUe«, die Verhältnisse, Avelche auf beide
förderlich oder hindtrlu h einwir]<en, die wirkliehen Fort- und Rück-
schritte der Gewerbe, di( Quellen des liczugi» der Objekte und der
Märlite ihre« Absatzes , die Preise u. s. w. , alles mit hau|>tsäehHrhcr
Rucksicht auf die Jahre 182ß — 1831, indem er im ersten iliesct
Jahre die Verhaltnisse der früheren Zeit in ähnlicher Weise ent-
wickelt hatte. Es ist keinem Zweifel Tintei worfen , dafs eine solche
Arbeit vielseitigen JNutzen gewähren müsse dein Landwirth , dem
Fabrikanten , dem Kaufmanne wie dem Staatswirthe , indem sie
jedem derselben tlieil§ brauchbare Data, theils rirhtif:;e Fin^^erxcige
«u ihren S]ielv(iliitionen |jjewü!irt. Die letzten Seiten sind der Hait-
delsbilanz des Könipreielis und den Mitteln rnr Hebiinjr der In-
dustrie g^e^vidniet. K» wäre sehr wünsehensw( rth , da Ts mtin ¥00
allen Ländern nu^ ,«elbit Fr4»?iiiwii ähnliche benrtlieüciMle Ueber-
«ichton heiÄr««» ^
B* B r 0 n n.
ntar rtfrimgmtikm 1^ , rtifrmgmivm H mngiilM IncMmHoe
fetftkmma. Diu, inmigmndh fumm amp^9$imi phU^tapkonm «r*
' Mnk mwimiMe pro Hmwii» m phUo$opkim kokwilma im mnhmt^
'Ms fücrorw BtrMtmti tiU tidipi$eeti4k 4tf. L/R 8h^
h€9k. BtniL IMO. 48 4. < Etipft.
Der Sohn eivet ilvrch gründliche optuche und andere pbysikft-
lische Untersuchungen rühmlichst bekannten GeUbrten besckenht
hier das Publicum mit einem tehf ecMB^n Beiiiage mnw £rwc&lami|
der epüiclien Wiseennolial'tBll 9 wvlcher keineswegs unbeachtet n
bleiben verdient, wie «• meiitolie mit dem Inhalte der GelegenbeiU-
nchriften der Fall zu seyn pflegt. Die vorliegende Aufgabe ist gleich
anfangs bestimmt aaagedruckt. Malus nämlich fand aus seinen V«f-
suchen, dafs zwischen dem Brechungswinkel und dem Pol^TuatioDS«
Winkel durchsichtiger Körper kein hettimmtes Verh&Unifi stattfinde.
Spätere Untersuchungen Ton Brewater ergaben dnp^egen das aUge*
meine Gesetz, dafs das BrechnngsTerbäUnifs die Tangente des Fe*
larisationswinkels giebt« oder ilafa der Brechnngs- und Polarisationi-
Winkel sich zu jeinem rechten ergänzen. (Die bierauf sich besie-
benden Versuche von Freenel in Ann. d. Cbim. et Phys. T. XXIX.
p. 175. sind hier nicht erwähnt). Brewster fand indefs augleiebt
dafs dieees Gesetz auf Glas nicht aair«ndbar eey, weil .die Ton ihs
io eeinea abeiehtlicb sttr Erfericbang dieser Aufgidie imgiitiiiltwi
I^MBlfteil erhaltenen Gröfien «O "wraig damit übereinstinmitrn , dafi
WH an%ab, die Sache weiter sn Terfol^^en. Theoreinch iMi «fek
iBfahren, dftlii die meiBten' aDtenttdlteii Kdrf^r vnllkoniiiMni Icrj-
iMlnirte «nreii , die Olaaarten aber an« dem Flussigkeitszuttande
erttamn, eime ▼ellkommett sn krjatallisiren , und aie können daher
allerdings eine Ausnahme Ton der Regel machen ; imnriachen war
n dennoch unlaogbar der Mühe Werth , die Tlialaaelie erat Bbcfamiia
mit der erforderlichen Genauigkeit festzostelleii.
Diese Aufgabe nahm eich der Verf.« nnd man mafe geetehen,
hh er sie trelBich gelösct hat, aneh mafe ihm das Publicum Dank
vimn, dafs er die hedeutendeB Kosten, welche die Anschaffung der
«rfiwderlichea Apparate verursachte, nicht gescheuet hat. Znersi
Utersuchte er Termittelst eines 10 zölligen Horizuntalkreites , wel-
cher bis 10 M inote» getheilt 10 Secunden durch Meseang nnd 5 See.
intk Sckitmng gab , die Winkel der gebrauchten Prismen , und
dann ihre brechende Kraft. Oeam&chst liefe er sich einen 6n6lligetr
Verticalkteis» welcher mit einem Nenius die Winkel bis su eiaev
Kiaote gab« ao cimnohtea, dafs er den Polarisationswtnlfel vmrmiC^
tdst eiiiea Prisaw Ton Dop^elspalh genau damit messen konnte.
Beide Instnunettte nnd die een^Umten Fehler der Beohaehtvngen
vaid« ▼oflhov gshirig imtoranch*, mm dHjanigoQ nsl in Essh^
msg an nehmen, die niehi hmerlmlh dar anderweitig ■nTeoBeid-
Mm Fehlorgrenae la^en, ee fand sieh jedoeh, dafs solsho hei
<hr gsnanen Arbeit beidar Instramente niehl i«rlwndea w«rmk Auf
4i«s Weise wurden Mgendn eilf Snlietannett «alierftnolil i .IMh*
knr Plnfespüh» biinlisher Vlnrsspath , geaminer Opal, eliglftsehen
Tafelglas CPIati^fiisO, aaderes desglelehan j gwmiiehes, ei^glioehea
bsglBs, grnnliehee Kronglas mit efwaa Blei» englisebee FUntglaa»
ttinres desglelaben, Vjnfp und gelbe Zinkblende. Die Versaalia
fßm Bwnr ResnHale , welche dem Gesetae tiehnlicli nahe kamen,
Ma die Abweichangen wann doch grMer , nls iafii sie Beobach»
tmgsMIer eeyn kemrten. Der Verf. glanbte daher, die FIMea de»
wm -Hessen der Breehttngaverhitlnisae bereits gelManefaM Priemen
WaatuB Tielleieht Tetindert seyn , er polfrte sie daher anfii Nene
^ gffdfecr Sorgfnit, nnd erhielt dann dnreh wiederholte yersnche
itgemve Reenltate, daDi man das aufgestellte Cksstn aneh fnr diese
MÜper nie gültig erwieeen betrachten kann. Die in den ersten Ver-
mim vorgekommenen Fehler leitet der Tmf. von einer g;ewimett
lÜtekaanten Veränderung der OberllScbe ab, die auf den Felarlsa-^
tfumsinhel einen Elnflnlb gehellt haben kdnne, und meldt, dafli
tae nicht eawehl eine chemieelie , als vielmehr dnreh dnnne Veber^
i|se In Folge der'Bearbeitnng erneugte gewesen scyn mege, well
Tan Ihm selbst wieder poUrten Prismen die geringsten Fehlet
gpAen. Bef. gesteht, dafs er* eher Verdacht hat, die FÜchea mdch*
•m akht'ini strengsten Sinne eben geweaeii eeyn, denn es isilHH
fli . * HrelMr» haimdmhm WöxterliuGli. *
kanntlich «ehr schwierig*, ganz ebene Flächen dfirasutteilen , nnd
KuriRtler geben sich ott nicht die erforderliche Mrihc, diesen /.u er-
reichen, sttDMil m Midit alt MthwtMidlfe I&cdiii9uqg. «a%e«
■«rilt ist.
Die Abhandlung ist der Schwierigkeit des Gegenstandes unge-
achtet in fliefsendeni Latein g-eschricbcn , auch sind Druck, Pi^kler
mml inahriii>n<lere diie ■auhereo Kvqfiew auf gUidM Weint v^rtafifflUfci
M u n €
tOeinercB fTdrlcrfttfcA der Lateinischen Sprache in etymologischer 0^
nünf^\ hearbeitet wm Ür, E» Kdrcher^ Grofiherzogl. had. Bofrelßk
vMtd Profeeeor am liyeeum »u Carlsruke, Stuttgart , im Fertig
der J. B. Metzkr'sehen Bvehhandlung. 1831. XX u. 267 in gr*i.
Der Verf., detsen frühere«, seitdem in Schulen allgemein eia^
gefähitw aljnwloginclifla Wörterbatk Mtch in diesen Blättern Btclif
tlürgmngton wurde, übergiebt hier ein neues in ahnlicher Weise ans-
gearbeitetes Werk, das besonder« für jlUifere Scbüler bestimmt ist,
indem das frohere für Anfänger so ansföhrlioli eM^n. Wir xWil-
fein niciit, dafs es gleich dmm Irmhern aberall den Terdienten Beiftll
oad die yerdieala ibacrktaMiag finden werde, da der Ycrf. durch
iMtganoMa etymologiaelie wl lesicologische Stndian aMi benäht
Mt, seiner Arbeit imnar grdfsere VolleadaBi* n galiea and da>
dmali devaa Bsasahbafliait «od NützHchkaH m erhöhen, tlebei^
Hefen die B«iraiaa Tan diesem Bemühen vor, ohne dafs es besea^
derer Machweisvng oder Fiaget Teige far da« bedürfte, dar <iaa frdhere
Werlt das Verfs. mit diesem, .ftoilich sam TJmU fdr eine andere
CMMaa Ton Soholem bestimmten and deslialto noch mm Theil aM
■
aadaaam Plaae geariieiteten, Wörterbuche vergleicht. In der leseap-
werthen Vorrede hat der Verf. sehr su berncksielitigende Wiidia wtik
YweäkriiU» aber dra Untamefat in der Lat. Sptaalia M AnfäagiiB,
iaa Memarlren dar Wörter und dai^L ukikigelegt , «nah iaifcona
dere über seine etymologischen Graadiätaa aiah ansges|»ffachaB t Wli
1»ei dieser Gelegenheit eine Aeihe vaa meist fAr dia füjoiolagia ühf
achwierigen oder in dieser Hinsicht bestrittenen Wörtern diurchganfeB,
aal die wir iasbasoadera dia Aofmatltmikait dar Galalirlaa laakai
iwOifctea. Um aar Eiaa aus dani vaiehhaltigen lalial* herranabilflVi
sa iit uns die AUeitang uud Mliraug ^ Woites IM^a, aa «ehe
wir aaaii bafiMitea «issea, wH daa ThaeHoffm^ tia maelia
■ill Forschungen iiier diaiaa Wort uad aaiwi AUaltuag galMlt haben,
darMwff ia Sireit wa gamthaa« gania aaa dar Saela. gasahidabaa; Um
Tarf. , und das war stete uasesa Uabamenguug» leitet daa Watt wie*
dar ¥au Uge, ich binde (aieht yan hgo^ i^^H^) ^9
Raclit van den aadarwfttte aawobl als auch Ter AUam liel daa Wr
- 'd vj^.vv '^le
inern gültigen Grundsatz ;ius^cht , dafa die aritpruiif^Hcbe Bcmennaiig^
der Wörter Tora Sinnlichen, Materiellen ausging, iadem später erat,
darch die ausgebildote Hellexiou die Beceiclinungpen sinnlicher 6e«
genstände nuf analoge nicht «innlic-he, geistige übertragen wurden»
Den beiden Hauptbedeutungen von Religio: Bedenklichkeil^
Gewissen 88 crnpe 1 und Ach tu n«:^ t ii r dem Göttlichen, Hegt
alier der gemeinsame Betriff des Angebundenseyns su Grundes
Und die« ist auch so ganz dem Geiste der früheren Römer gemafs,
«Ue aller Reflexion und Speculation abhold , sich den Menschen nur
in leiner Abhängigkeit , in seinem Gebundenseyn an die furchtbare
Macht des Göttlichen dachten. Dies stimmt dann wieder auch ganz
mit den ältesten Etrurischen Keligionsideen , die doch zweifelsohne
auf das alte und älteste Rom einen so ^rofsen Einflufs gehabt haben,
übsrein. IrVer den Geist und Charakter des RömischeA Volks, seinen
Glauben und Aberglauben aml die Terhnltnifim&ftig niedere Stufe
geistiger Kultur mit EnKevomig aller Reflexion, Speculation umk
It^tUfV^i^ erlmol hat« wM aa ilar Ricliiigkeit dieser Erklätwi^
ebenso wenige sweifeln, als er die andere, als das Product einem
■p6teren reflectirenden Zeit, aaerkeiMien miifa. Saectäum (ricbtl^wi
^fstai^-vird, wir glauben nit Reaht, von seco abgeleitet; SemuMi
^ icro^ 9€fu$a verwandt mjlll Ref.. doukt ebenfalls an lj>«e,
4?» MTo, fiecf«, £ia M^hfana m Cvamar'« Wimmt Amin. SA.*
i.|tYeit. Auag^. I
Docli näher ik^ii^laMt des Yf^wlM «iniBgolias mtd nher dati v
veidioostUc^ Uaternchmei^ ein MehraiPea aa iMeilcen , i^erbieti«*
iit Goa^tae «aMt« Instituts, «aUlia aaa. kitv aaf eine blofiMr
Hslation verweisen, die wir Ivk^r auch um aa eher g^ben kdaaaa»«
Mü die Nützlichkeit des Werke« und die Brauchbarkeit sich da, w^'
^ ^ehraucht und eingeführt M ird , hinreichend bewaliran wM, —
% Jlrai^.aa4 Papier mvk nU« Unaalia-« anfrMaa aa|tt.
€k. Bdkr.
, . ♦ * -
l) . Th emistii Orationes duae es codice Mediofunens i emendu lae^
^ ah GiulieloLQ Dindorjfio* Lipsiße, C. Cnobloch, iSäQ. 4H
8» ' . . *
^ Üpfaimaa Ut9rp.rimm immgwmh; aaMtow. otoriwtfoaat- eHti<' '
»i^mt la ThMmh ti4 #aal«eaa«« jpaa «aaumr da pftgaiiyll.^
mmM aataMt Ja«, hn. «M. ümlM » JNMIm». iKaan»?
IBSg. F//i »ad 92 & ta
No. 1. In diesc'iu Abdruck sind die beiden crattu Ueden des
Themiätiuü, die eine frs^i tp/Aav^^^vCuir/a; v) KcuvcrrivT/c; und die Mil-
dere €i\ Kwvo'ravTrcv tov aüroK^/a'ro^a Ö.ri /^aA/erra ^rXoao^o^ o ßctctkku^ ij
iü Tbmialii OmHI. €4. Q. Dimlorr. und Aoalez, Specimen etc.
ICa^KTTif^to^ , enthalten, p;leLchBain als ein Specinien oder Vorl^tiifer
einer Gcsaniiut - Aus^'-abe des Themistius, die wir im nächsten Jahr
¥Oii Hrn. Froi. i>indorf erwarten haben, wo dtnn mich auRführli-
eher über die benutzten kritischen Hülfsmittcl geredet werden Boit,
was hier unterblieben i^t DaFs wir von einem so erfahrenen und
geübten Kritiker, wie der Herausg-eher dieser Reden igt, zumal da
ihm hier nicht unbedeutende kritische Hülfsmittel zu Gebote standen,
indem Friedrich Jacobs, der selbst früher mit einer Ausgabe des
Theniistius umging, seinen dazu gesammelten kritinchen Apparat
dem Hf'n. Prof. Dindorf uberliefs , einen in Tieifacher Beziehung kri-
tisch verbesserten und berichtigten Text zu erwarten haben , bedarf
wohl kaum einer Erinnerung. Die beiden vorliegenden Reden bere(fh-
tigen voUkomiiieii, la solchen Erwartungen, die gewifs nicht nner-
fölit bleiben werden Zunächst ist hier für den Text benutzt eins
iMffliche Mailänder Handschrift , dann Harduin's Pariser Ausgabe
▼om Jahr l§ft4, unbedeutender ist der hier und dort angeführt«
MuBcliBer Codex No. 113. Nicht übergangen sind zahlreiche Yerbet-
aeraiigeToneliiigiD, die gelegentlich von verschiedenen Gelehrten ge-
MMicht worden •lmi\ namentlich von Jacobs und Roulez, dessen frä-
liere Terbesserungsvorschläge mehrmals daroh die Mailänder Haad-
achrift bestätigt werden, wie s. B. p. 12. D., wo Roulez für ^Jr?;
S» roxi ¥^ojTC'^ uxiTvyy^dvoi emendirte eure» av, Hr, Dindsrf
•her aus der Mailänder Handschrift edirte oZtw^ ydf av icr. X. eier
p. 10. D. , wo Roulez^s Verbesserung (^ikoa-o^ia durch dieselbe flnnd- >
•ahrift beetätigt wird n. A. der Art, während wir jedoch p. 17.
wo Roulez verbeiaerle orav — ^'Kokdßy^^ es lieber (auch wegen dH
folgendetf rdrt u. s. w.) mit Hm. Dindorf hnhen, welcher Ii d«a
Test gesetzt hat: Sra — uiroAaySor.
No. leichnet sich durch rühmliche Belcanntschaft mit der
alten Litemtvr nnd vielfnehe Belesenheit, die bei den einseinen kii"
tischen , gnmaiatilchen nnd apnchlichen Bemerhnngen in der FnUe
der mitgetheilten NachweSrangen und Belege hervortritt i rfihm liebst,
nla die Arbelt eines jnngen Belgischen Gelehrten » nns, nnd enthält
innnehe schätsbare Bemerlinngen nnd VerbessernngsTorschUge» welch«
ein känftigcr Bearbeiter des bisher siemlich vernachlässigten The-
mistius wohl wird sn benfitien wissen. — Ob freilich bei der seit-
dem erfolgten Umwälsnng der Dinge in Belgien von den ReforMt-
toren dieses Lnndes die dareh Dentsche Gelehrsnmlie^t nnd Deutsche
Thitigkeit dahin Terpfinnsten Keime eliMsiocher Bildung^, din wir ia
dem genannten Spedam and manchen ahnliohen, aamenäeh an him^
ersehionenen YoNnehen bonorht haben , weitere Mega aä «twMim
hahea , müssen arir leider benwalfein.
Ch, Bähw.
» ^
. j d by Google
N°. da. HEUfit^ i^H^ D. LITBBATUR. 1S81.
i
MutwieMung det PuuUnUt)k4n tikt%egriff9» mit Binnehi
ftteA-40^mat#t«ier FertnoA von lr«oiiil«rrf Utters»
Iiie. ä. TiieoL » DtTi imtf Prof, am ÜSfmmüiium mu Bem. ZmHUf
wrmtkrU und verbmvrte jtmgtAe^ (ffm. Dr, Sckl^Urmacher
4^jdrf.) Zürieh,bei 0r9Uu.9.w. 1819. XUn.tUS,inS.
♦
Der Supernatiiralismiis (oder der Glaube, dab be-
sämmle Lehi^eheimnisse in der althebräischen und in
der Dentestamentüchen Ueliponslehre durch eine die
Lehruofehibarkeit beweisende Mittheilaogs- Art bekannt
oder offenbar geniacht worden seifen,) hat nur alsdann
ein Inleresse, wenn* er, besondere ans den Worten Jesn
vad der Apostel , Reli^onslehren dieser Gattung , deren
Wahrheit ^onslher nicht erkennbar wäre, wirklich nach-
zuweisen vermag. Enthalten die biblischen Schriften
nicht solche, blos durch die Art ihrer Mittheilung als
iafaUibd •entsohiedene Lehrbehayptniigen Yon Verhält«*
QIKen der Menschheit zum llebermenschliehen , so ist
wie Jedermann sieht, 7Um Voraus eine überflüssige
Beschäftig^ung , wenn man durch allerlei, bekanntlich
Sttfserst gedehnte, philosophirendePeductionen die Mög-
lichkeit und Niltziichkdt, ja sogar die Nothwendigkeit
siaer Offenbarung solcher sonst unerkennbaren Religions-
flätze zu erweisen sich abgemühet hat. Nur wenn wirk-
Rcfi manches Wichtige da wäre, welches durch kein
Nachdenken über die Beschaffenheit der Sache selbst
(oändich über da^ Verhäitoifs der Menschen zur Obtl-*
halt) «ingesdbea und als gewifs behauptet werden könnte^
wQrde auch zum Voraus das Beweisen einer unmittel-
baren und daher unfehlbaren Entdeckung solcher Wahr-
heiten nützlich und nöthig seyn. Sind aber dergleichen
Geheimnifslehren nicht offenbar mitgetheilt, wozu dar
8if«it itiber eine Theorie der möglichen Mittheilnngsartenf
Salbst Pichte's dialektische Burebf&hrung, dalSs eine
unmittelbare (iolgUch iehrunfehlbare?) O^eabaruog
mV,Jahig. 9. Heft. &3
L. Ihtcrl, fiiitwkklaiig des Pmiliii. Iiehrl^egrifft.
'gewife da sey, wenn sie nothwendig gewesen seyi
maftte doch nur sich in einer CirfceUinie ohne Anfaiigf
und Ende heninidrehen , die niemand besser , ab'
Scharfsinnige, kannte und deswegen die Bewunderer
nur belächelte. Sehr wahr und treffend ist dies auch
angedeutet in der interessanten Erneuerung des Anden-
kens an diesen genialisch krafiTolien Denker. ,|Joh.
Oottlieb Pichte^s Leben und litterar. Brief-
wechsel, herausg. von seinem [für freies Philosophie-
reu begeisterten] Sojhne, J. H« Fichte (Suizbach,
1830.) S. 189. 192. i
Sieht, sich nun der Sachverständige auf dem ganm
grolisett Feld der theologischen Lehrsysteme na<£ der-
gleichen Behauptungen um, welche, als Bedingungen
des Seligwerdens durch re'igiöjsen Glauben, ohne eine
übervernünftige Mittheilung nicht hätten bekannt werden
können, so ist eigentlich nur Eine Lehre von dieser Af^
fibrig, nämlich diese, dafs der Tod Jesu den Hasfit-
zweck gehabt habe, durch stellvertretende Abbüfsung
der Sündenstrafen der Strafgerechtigkeit Gottes Genüge
zu thun , und dadurch der menscheuiiebenden Gottheit
selbst die Vergebung der Sünden, möglich eu machen.
Wäre dieses biblische Lehre, so mllfsle einseldies
Verhältnifs zwischen Jesus und der Gottheit in der ao- i
sichtbaren Geisterwelt gewesen seyn , das niemand , ,
ohne eine ausdrückliche Bekanntmachung von dorther, i
zu wissen vermöchte. Selbst die Lehre von der Trioilät
erhält im Kirchensrystem nur dadurch eine praktische
Wichtigkeit, wenn eben dieser bllfsende Messiasgeist
mit der Gottheit so verbunden war, dafs seine Gemi^-
thuung deswegen einen unendlichen Werth haben unil
für die unübersehbare Menge von Sünden ausreichen
konnte.
^ Um dieses dogmatischen Interesses willen ist längv^ •
vor und nach der Reformation in der patristisch- w
scholastisch -überlieferten Theologie jene , wie man sagt,
zur Beruhigung unentbehrliche Lehre, dafs nur um^es \
Todes Jesu wUlen die Sünden dem danm" CHsvbeiidea
- 'd '^le
vergeben werden konnten, als Mittelpunkt des mysteridseo
d. 1. nur durch unfehlbare Mittheilung erkennbaren-^
IKhtiJs der CUanbeneiehre behandeU and beeoaden als
«aeLebre des Apostels'^ Paulas behauptet worden. Auch
gegenwärtig besteht, sehr consequent, der stren/ar super-
naluralistische und sich aliein evang-elisch neuneiuie My-
sticisuius hauptsächlich darauf, dafs diese Art von Ver-
aöhnang mit Gott die einzig wahre Erlösung (redemtio
a mwie aeiema) sey , und vorzQglich als pauliniach-
apostolische Offeubaruug anerkannt werden müsse.
Dafe der seiner Willensabweichnngen Ton dem hei«
figen Gott sich bewufste Mensch mit der Grottheit, als
dem voiikommen ' guten Geist, in Harmonie zu kommen
oder sich auszusöhnen {naTaXkwyriycjLf^ 2 ^or. 5, 20.)
reu müsse, dies ist allerdings die Anforderung; auch
Religion des Nachdenkens, sobald sie sich Gotl
flribst als dorchans das Rechte wollend denkt Zwar so
lange man Gott oder die Götter nur als Machtwesen
dachte , war auch der Zweck ailer Religionen , mit ihnen
mdgliqhst in Eintracht zu stehen. Aber diese Harmonie
schien nach Menschenart durch Bhrenbeeengungen, Ga-
ben and demfithige Brgebenheitsbeweise erreicht wer*
deu zu können. Dies war deswegen der äufsere Inhalt
alier religiösen Bestrebungen so lange, bis manche, der
Visrnnnft- und Willensthätigkeit mehr bewufst gewor-
^me Gemllther dahin sich erhoben, dars sie selbst in
itSk and Andern nur die redlich gewollte Rechtschaffen-
fielt, SiHatocwr} j und zwar die geistige, wie Gott sie
sehe und wolle, achteten. Dergleichen Menschen konn-
te sich alsdann (sowie , nach der Geschichte , Abraham)
iich ihre Gottheit nicht anders , als unabhängig recht-
schaffen CJl^Vp und p'^'^S) denken. Daraus folgte von
selbst f dafii auch der Meqsch mit einer solchen Gott-
•iMit aar. durch den beharrlichen Bniachlnfs,
jedesmal das anerkennbare Rechte aa wollen,
d.h. nur durch ein apriorisches 2= sich vor den einzel-
"Wg. JjiifatirHogiin und Xhaten überhaupthin und
t
816 L. Usieri, Entfricklang den PanUii« ]UBli^^fy^4ffi|v
zum voraus selbstbestimmendes — Wollen der Recht-
scbaffeaheit, als lest aDgeoommenea Charakter , ia üi^^
iaoDie steheo köane.
In solchen zum Bew ufi-lso n der idealisehen WH-
lensvoUfcommenheit oder zur praktischen Vernunft pneu-
matisch erhabenen Geuifithern entstund demnach A
mcrrmg — ^^aus ihrer treufoljisamen Ueberzeugung'^
von Gott , als dem Rechtwollenden , auch die dixaio-
CTVYT] "^Bov = der Entschlufs , durch RechtschafFenheit
mit der nur das Rechte wollenden Gottheit zu harmo-
niren. Sie selbst waren alsdann , nebst den Beschreiben
ihrer Geschichte, gewifs, dafs eben diese ihre Ujebttr^
zeugungstreue, als die innere Quelle ihrer RecKlschafr
fenheit , von Gott, welcher ihren Geist kenne, als'füe
eigentliche Rechtschaffenheit gleichsam in das Rech-
nungsbach seiner Allwissenheit eingetragen, d. h ihneo
als ianere -mrUiche , fortdauertide Thai uttd Thafthandr
long nach der Warhdl^ und nicht blos ans WiUkftr ab-
gerechnet werde = Xoyiä,ETat sig Stxatoo'vvTiv* Und
so war den pneumatisch erhabneren Gemüthern der treue
Vorsatz, nur das, wovon sie als von dem Rechten über-
sevgt werden könnten, tu woHeQ uiid zu verwirkUGlien,
' die wahre Grundlage der „ReHgioli der Rechtschidbii-
-hett;" oder sie waren durch diese Religiosität des Recht-
wollens ihrer Harmonie mit Gott und gegenseitig des
Wohlwollens ihres Gottes gegen sie nach der Natur der
Sache selbst gewi(i§u
Bewufst war sich aber ohne Zweifel mancher, dafs,
ehe er jene Ueberzengungstreue für RechtscbaffeolMU
eich zum Vorsatz machte, oder anch während er schipp
jene Entschlossenheit in sich sn Staude gebracht hatte,
doch von der Uebeizeugung fttr das Hechte hie und da
Ausnahmen sich erlaubt habe, also von der rechten Rich-
tung „abgeirrt'* sey« Diese wahre Ansicht des Sfia-
digens, als eines AnsnahmemacheDS von., der
anerkannten Regel des Rechten, enthalten
alten Worte ftÖH und d^afjTapuvy welche ei^^ V. er-
. j d by Google
Nlflen der geraden Riehtnng oder des Ziels
andeuten, nicht aber, wie das deutsche nur kirchlich
enMao^ene Wort ^^Su od igen," schon den Begriff
iftwlr Sühnang einschlieTseo. Wurde nun aber ein
Man, welcher dch dem rechtwollenden Gott geheiligt
htte, doch (wie b.B. David) einer groben Abweichung
sieh bewufst, so finden wir, dafs dieser nach der alt-
bebräischen ReÜgionslehre (für zwei schwere Verietzun-
des Grundgesetzes der seha Gebote) doch nicht
ir^eed dnrch ateilvertretende Opfer^ sondern
Btf durch Reue und GesinnungsSnderung seine Harmonie
mit seinem Gott wiederherzustellen gewifs war. Um
Aer dies für möglich zu halten, setzten sie (ohne li^w^ifel
siph dem Ideal eines richtigwissenden nnd sachgemäfs
ailhrilenden, richtig) in Gott g)uo^ oder'^D^rni
Torans, das heifst, sie dachten als gewifs, dafs Gott
die Menschen nach dem, wie sie sind, nach ihrer das
KechtwoUen leicht überbietenden sinnlidien Reiabarlieit,
iMrtheile. Offenbar aber ist, dafs Gott oder der, wel-
ker das Wirkliche unfehlbar so, wie es ist, kennt,
gerade durch dieses Erbarmen* sie nicht anders,
als gerecht beurtheiie; wie dies auch der Sinn von
Klhi. 8, 2ö. 26. ist. Denn wer den Schwachen, gerade
m wie er leicht seyn kann, benrtheilt, ist eben in die-
BMo Erbarmen dn gerechter Bearthriiler. ^
Und so finden wir denn im gameen A. T«, dafs die Bes-
seren für ihre Verfehlnngen nicht an irgend eine eigene
oder stellvertretende Büfsung dachten, wohl aber durch
stark ausgedrückte redliche Reumüthigkeit und durch die
v^mi Ton dem Wollenden jeden Augenblick wieder zu
«nlmeriide nnd nnr desto festere Entschlossenheit für
ihil'Rechtwollen, ihre Harmonie mit der Gottheit wie-
derherstellen zu können gar nicht Bweifelten. Dies ist.
ohne Ausnahme der religiöse Gedankengang in allen
Zeitaltern der althebräischen Religion. Er ist ihnen so
idhr entschieden, dafs, wer nur die Gesetze l^Loses von
fci opf«nivnicht mit der Brille der Patristik und nicht
888 Ift Vstori, Entwicklaog de« Pftalin. LehrBegrlllil. *
nach einer hierin unhebräischen Uebersetzun«; liest , Jifr^'
storisch gewifs sej^n mufs, dafs Mose, Levit. 4, 1. 13. 27.*
5, 2. 3. durchaus aicht Opfer für Süaden als wiesent-
liehe Uebertretunireii der sehn uod anderer bestiftifliter
Gebote, zulielk Vielmehr Ist das, waa Luther „Stnd*
opfer" Übersetzt hat, nach Mose's bestimmter Angabe,
nur für V erfeh I u ngen , die aus Irrthum oder
Leichtsinn geschehen waren, also nur als strafen-
der und aelbstbestrafender Verlust, eingeführt; wie ich'
dies in meiner Erldärong der Johannesbriefe (Heldtsüp;
1829.) ausführlich nachwies.
Ebenso ist auch in der Reihe der aUtestamentlichen
Apokryphen überall die Sunden Vergebung nur von einem
Erbarmen der Gottheit, nirgends von der NothwencK^-«
keit, dalk ihrer Strafgerechtigkeit genug gethaa werden
müfste, abgeleitet '
Wer nun diesen historischen Entwicklungsgang d«r
vorchristlichen Religion genauer , als gewöhnlich , ülier-
blickt, der müfste sich wohl sehr 'wandern, wenn dift
anf daa Ailhebräiscbe, auf das Zeugnift Mose*s and diNr
Propheten sich so oUt berufende Urchristentum (s. Rdm.
3, 21. 1, 2. Hebr. 1, 1.) mit einemmal eine o^anz an-
dere Theorie aufgestellt hätte, nämlich diese, dafs der
Christ nur durch r7en Glauben an eine Ton Jesus der
Strafgerechtigkeit Gottes geleistete Genngthuang den
Zweck der Religion — Harmonie mit Gott — zu er^
halten habe und dafs ihm alsdann dieses Glauben an
einen geheimen Veisöhnunjg-splan zwischen Grott und
Jesus, statt der Rechtschatfenheit zugerechnet werde.
Dennoch war dies lange Zeit (selbst zum Schadeö
unsera sonst so merkwürdigen Epos , der Klopstockisdten
Blessiade) die einzig zugelassene Auslegung
des paulinischen Lehrbegriffs. Und weil diese
dann allerdings nur eine Entdeckung aus der über-
menschlichen Wirklichkeit der Geisterwelt seyn müfstd^
so mufste man um ihretwillen für eine Theorie über-
menschlicher InfalliblerLehroflfenbarung unablässig strei-
ten und kämpfen. Als sogar Viele nach und nach eine
Ii. VtUii, Eptwickliug de« Fanlin. UbAtpXft.
sdWie stellvertretende Genugthuung nnd eine juridische
G«nebüprechang (Rechtfertigung) derer, die nicht
nebtschaffflo wären and nur die Bechtschaffeoheitsbe-
weise eines Andern, wie für ne geltend, annehmen ,
als etwas dem Nachdenken über Gott ud gottes-
«ürdig« Äechtechaffeiiheit allzusehr Widersprechendes
•■erinnnten, nahmen sie doch meistens den Ausweg,
da& swar der Apo»tel Pavlns dergUdchen Zurechnung
und StellvertretBBg behauptet habe, darin aber entr
weder selbst als Rabbine in eine jüdische Vorstel-
luogsart verwickelt gewesen sey, oder sie wenigstens
Dtbeanunmcsweise gegen jüdische Christen, um durch
einzige Sfihnopfer den ganzen Sttndopfercultus der
Priester anfiuheben , gerne m angewendet habe.
Ins Deutliche, kann man wohl sagen, ist die Bxe-
lete auf diesem Wege immer noch nicht gekommen,
bmndera auch deswegen nicht, weil man, "™ eine
liehtigere geM^ichtUcheKenntmb der mosaischen Schuld-
opfergesetze nnbekOmmert — au« Mangel an Untersu-
chnngsfreiheit und tieferen Altertunwstudien — die ehi-
mal herkömmliche Voraussetzung gelten liefs, wie WMin
die «osaische Religion ebenso , wie die Heiden , steil-
«ertreteode Opfer für eigentliche, d. h. wissenthch be-
MUffene Sfinden zugelassen hätte. ^ ^ , ,^
Rühmlich ist anzuerkennen, da)^ Hr. Usteri seit
1824, wo die erste Ausgabe seines «egetisch - dogmatt-
tthen Versuchs erschienen ist, einer philologisch nch-
tiee» und dem mrrerkOnstelten Nachdenken weit mehr
entsprechenden Auslegung von dem Sinn des Apostels
viel näher geführt hat Erfreulich ist «bendeswegen
dafs seine Abhandlung, wie man aus dem BedOrfnift
«ner zweiten Ausgabe sieht , eine ausgebreitete Aufmerlt-
aunkeit »nd Erwägung veranla&te.. Um der Wichtig-
Tieit der Sache wiUen und weU man da, wo bereits gute
Schritte vorwärts getha« sind , deato eh« zmn Ziel zu
führen hoflfen darf, hält es Ree. sehr «r der M Ohe
Werth , zu zeigen, inwiefern doch noch manche dogma-
tiidlV V«l«WC«»wg¥B und einiges Unzureichende in
der philolo^seheh Exegese den Verf. das Ziel gani 4»
erreichen gehindert haben. Wenn daher Ree. daft, im
er für nothwendige Berichtigungeii l|äU , wGegBssätm
gegen diese, TerhältnUsniiiftig sehr lobmwtird ige Schrift
anzogeben unterninmit , so bittet er zum Voraps , dab
dieses nicht als Tadel des Verfs. , desseo BemUhnog
vielmehr viele andere übertrifft, sarnjei» nur als ein
Bestreben , den so gut angeregten Gcffentfaiid 40r
Entscheidung näher zu bringen , angesdbea werden ndge.
Schon auf die Anordnung der ganzen Un-
tersuchung hat eine dogmatische Angewohnheit Ei»*
flufs gehabt Der Ver£ meint, PauJos habe io feinen
Gedankengang Ober das Eigentümliche seiner Christus-
lehre von der vorchristlichen Zeit, von der Sünd-
haftigkeit aller Menschen, von derselben VerhäitniA zur
Erbsünde und zum Gesetz, angefangisn, und diesem Zn«-
stande der Menschen alsdann erSt das CSiristentiuii , als
Eridsung des Einzelnen und der ganzen Gemeinde Got-
tes, gegenüber gestellt An diese Kunstmäfsigkeit sind
wohl wir, christliche Theoretiker, längst gewohnt ^
der auti den Kirchenpoenitenzen allzu gangbar gewae^
denen Meinung, wie wenn die wahre Oeistesbessening
▼on einer recht auffallenden ErkenntaiA des SOndeozu-
standes der Menschen anfangen, d.h. vom Negativen
Positiven übergehen müfste. Daher verweilen die.
Systematikf r g^e wuhnlich äuTserst lange bei ausführiiohen
Theorien über das fiöse, welches nicht eimnal blos ntt
dikal (nämlich aus der Willensfreiheit des Menschen
selbst und also aus der geistigen Wurzel hervorgehend),
sondern sogar etwas Absolutes, oder wenigstens aus
einem vormenschlichen Abfall Ton Gott hergekommen
seyn soll. Nicht so weder Jesus, noch Paulus.
Beide beginnen sogleich auf das Wirksamste von
dem, was in dem Menschengeist werden soll, und in
jedenci Augenblick der Besonnenheit und der Gottandäch-
tigkeit von dem Wollenden selbst angefaagen w«cdsu.
/
- 'd vj^.vv '^le
L« Ufteri, £atwieklnog ilea' fftoliii. Lehrbegriffi. 841
kann. Wie wenig redet Jesus von dem Sündig-en? Dafs
eioh der Mensch dem, was er als das Unrechte anerken-
nen kann , nicht zum Sklaven fiberlassen soll , weifs in
der Tkmt ein jeder, olme ansf&hrftiche Stndhaftigkeite-
'dieorien. Desweg^en be^nnt Jesus und das Urchristen«
tum ohne dergleichen blos verneinende und entkräftende
Voreiügäuge überall unmittelbar mit der ,,gotteswfirdi-
gen Rechtschaffenheit.'*
Zuerst und vor allen Dingen, so sagt Jesu
Bergrede Matth. 6, 33, trachtet nach einem Regie-
rungsniBtand , wie ihn Gott wollen kann, und nach der
„ Räcblsdiaffenheit Gottes** (nach einem solchen Wollen
des Rechten, wie es in der Gottheit selbst seyn mufs,
und , um mit ihr übereinzustimmen , im Mens( hengeist
werden soll). Ungeachtet Jesus dort zu gemischten .
Volkshanfen sprach, so beginnt er doch nicht von Be-
sehreiboogen des Sttndenzustands, um erst dadurch auf ,
die Nothwendigkeit der RechtschafFenheit hinznleiten.
Denn wer könnte dies in Ernst bezweifeln und darüber
erst eines kunstgerechten Leitens von dem, was nicht
sejnsoll, zu deiii, wassern soll, bedürfen? Deswegen
geht jene Musterrede Jesu sogleich von dem allgemein an-
spreehendenGedanken aus: Wahrhaft euch wohlbefindend
(fimdpm) möchtet ihr Alle seyn; aber man ist es nicht ,
(•6, 6.) ohne dieheifiie Sehnsucht nach „Rechtschaf«
fenheit," in welcher man (V. 10.) auch als verfolgt,
dennoch beseligt ist. Freilich aber mufs diese Recht-
schaffenheit (5, 20.) von ganz anderer Art sejn,
als die der Pharisäer, welche, wie Jesus alsdann Bei-
spiele gi^bt, von jedem Gebot, oder Einsicht des Rech-
ten, etwas wegznkinsteln sachten, um durch eine leich-
tere halbe oder blos ftufeere Befolgung blos scheinbar
rechtschaffen zu seyn. Dagegen fodert (5, 48.) Jesus
einen der göttlichen Willensvollkonimenheit ähnlichen,
vollkommen guten, d.i. unbedingten Wiliensent-'
schinfs far die Rechtschalfenheit; denn im ächten Wollen
alUin imnn der Menschengeist ctie Vollkommenheit des
Vaters, der im Himmel unabhängigen Gottheit, nach?
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ahmen. Uod §o fiUurl diese Rede diircia allerlei Bmr
vpie\e ond etnselne Regeln endlich m jenem alleenn*
fassenden Satz: ,,Nur wer die gotteswiirdige Recht-
schaffenheit (in sich selbst und im Zusammen Ii ang- mit
Andern) als das Erste über Alles siellt, iiir den
igt audi alles fibrige Wohlbefiaden wie elM siohera
Zugabe^
Nach unserer Weise zu reden , kann man wohl
sagen : Jesu Lehre beginnt von der allgemeinen Sehn*
socht nach Wohlbefinden, von dem Eudämonismus. Aber
sie führt zum Reinen ; denn ihr Ziel ist Reehtschaffen-
heit , wie Gott sie wollen kann. UneigennQlsige Recht»
schaffenheit demnach aus Inniger Uebereengung und
Achtung für das Rechte , mufs erst im wollenden Geiste
Uber allem Andern, als das npäTov , stehen. Alsdaaa
ist auch das Wohlbefinden In dieser Ünterordamig unter
QoU im göttlichen Weltganaea, doch aber oor als Zv«
gäbe, nicht als eigennfitziger Zweck gesichert. Dies
war Jesu „Religion der Rechtschafienheit" oder die
allem heidnischen und pharisäischen Dienst gegen Goti
entgegengesetzte Vergewisserung , dafe Gott aar durch
geistige Rechtschaffenheit zu verehren, nnr dadurch
religiöse Harmonie mit dem Heiligvollkoramnen zu er-"
reichen sey.
Nichts Ist klarer y als dafs in allen solchen Reden
Jesu nicht etwa eine zogerechnete oder nach der sytB^
bolischen Reohtfertigungstheorie entstehende Gteraeh-
tigkeit, sondern nur die wahre eigen thQmliche Recht-
schafTenheit des wollenden Geistes angedeutet und ge-
fordert ist Sobald der generische Begriff Recht-
schaffenheit, welcher im Deutschen als das freie
Sehaffen -wollen des Rechten so treffend bezeichnet ist|
sthtt der specidleren Beziehung auf das Gewähren 4ai
Rechten an Andere (= Gerechtigkeit) aufgenommen
und festgehalten wird , so wird die (undenkbare) Um-
deutung in eine juridische Zurechnung, an eimt
Rechtfertigung dnrch die Genngthnnng eines Andern
veti sdbst entfernt.
- 'd vj^.vv '^le
L.- 1lrt«ri, BatwIdJang iei ftttlte« Lehigegflflii 84S
Ds mio Pftvlne so «ehr ein mNnittelbarer Schüler
des Geistes Jesu war (Gal. 1, 22.), so hKiie doch nie
cfn Schrifterklärer Hie dt-xaioar'iVTi ^fou, wie sie Paulus
Terlang^t , anders als eben so, wie sie Jesus selbst ver*
IttDgt hatte, verstehen oder ansdeiittn sollen.
Sehr geneigt ist nun swar HnU. (S. 16 — TS.) 9 bei
Piulus nicht mehr eine ans stellvertretencler Genugtuung
entstellende bixaioavyrj S^foi; zu verstehen, vielmehr
die Stellen, welche von dem Tode Jesu als einem Opfer^
einer Sühaung und einem Lösegeld zu sprechen schei-
oeu, symbolisch m deuten. Aber dann hKt das afr*
gewohnte System doch noch so groAm Blnfluft auf ihn,
dafs er meint, „mit gleichem exegetischem Rechte"
liefscn sich in jenen biblischen Ausspröchen Wirklichkeit
ebensowohl wie Symbolik finden. Evident lasse sieh
weder das eine , noch das andere (als det Iriblisch ur*-
sprOnglicite Sinn) beweisen. <~ Wie schlimm stünde es
demnach mit der biblischen Exegese, welche doch allein
das Mittel seyn kann , aus der schriftlichen Tradition
das, was Jesu und der Apostel Sinn in der Lehre war,
mif ZuverlSssigkeit tu erkennen!
Dahin mifitteiten jene um das Fundament der Biliet«
kenntnifs so wenig; bekümmerte, entweder dialektisch
oder speculativ theologisirende Methoden, welche ihre
Schüler nur von der Kirchenlehre aneufimgen gewöhnen,
und dieser eine probable Seite entweder abzugewinnen,
oder durch irgend eine Wendung anzufügen suchen,
nicht aber zuvörderst darauf zurückgehen , ob denn das
Geheimnifsartige in der Kirchenlehre , welches aus-
drfickllch bestimmter Offenbarung bedürfte, in den bi^
Mischen Texten in der That gesagt seyf oder etwa ala^
'nicht gesagt nur aus dem System in sie hineingetragen*
und exegetisch hinzugedacht werde? Denn hier mufste
dann doch der Grundsatz gelten, dafs, wenn etwas,
, das nur durch directe Offenbarung bekannt geworden
si^n mftftte, dort nicht evident oder offenbar zu finden
i^, eben dieses nur wie eine (selbstgewagte) Offenbar
rung der Kirchenlehre gelte , nicht aber als etwas Ur •
814 Ii. Uiteri, Satwicklaog de» panlio. Lehrbeipift.
christlich - gfeoffenbartes darg-estelU werden dürfe. WSre
nämlich der Sioo der ursprünglichen Steilen auch nur
zweifelhaft) so darf doch nie ausgesprochen werden,
dafe 816 mit exegetischem Recht als Offenbarung
jBines Lehrgeheimnisses betrachtet werden dürfen. Denn_
> Lehrgeheimnisse sind entweder nicht als Glaubensauf-
gabe angegeben, oder sie müssen offenbar g^egebea
se^n. Das exegetisch nur Zweifeihafte für geotfenbart
gelten zuJiMsen, fuhrt unmittelbar auf den Widerspruch,
als ob man das nicht evident angegebene dennoch Ar
eia« evidente Bekanntmachung eines s^^nsther ttuerkenn« ..
boren VerhäHnisses halten dihrfte.
Ree. kann demnach nicht anders denken, als dafs
Hr. U. , wenn er nicbt von einer Metbode, die Kirchen-
lebrgeheimnisse beizubehalten und so viel möglich ent«
weder durch sogenannte Speculation .oder n^ich rineA
▼ormejntlicheii ,)0edürfBi(a des frommen Gefühls" myer«-
sefadnern, ausgegangen wäre, als Bxegete evident h&tta ,
finden müssen, dafs in der einzigen Stelie, wo von „Jesu
fdr V ieie vergossenem Blut ' die Rede war (Matth. 26,
2a Mark. 14, 24. Luk. 22, 20.), eben dieses Blut als
etwas wegen des neuen Bundes Vergossenes^ also nach
alterthümücher Sitte und im Gegensats gegen die blu-
tige Einweihung des alten, d. i mosaischen Bundes
(Bar. 24, T 8.), als ein Bundesopfer, folglich nicht
als eine Sühnuug bezeichnet sej. Er hätte alsdann
als Exegete evident finden und erklären müssen, dafs
ein solches „Bundesopfer'' weder buchstäblich, noch
^mboUsch, je ein Sühnu ngsopfer für Sünden ge-
wesen sej, und also auch durchans nicht in eiper anf das
Urchristliche sich gründenden Dogmatik daflir genom- :
men werden dürfte.
Nicht weniger evident würde er gefunden und also
wohl auch zur Aufhellung des Bibelsinns ang-egeben
haben, dais der Tod Jesu in keiner Stelle mit Strafen
der Sünden, sondern nur mit den Sünden selbst als.
^ etwas mft i^agrtQv^ zum diQUV mid dcpaifelv der
Sünden (^cbt der Strafen) geschehenes in Beviehüng
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L. Usieri, £jitwiül^iaBg des pimliii. .I«elirb^riilk Ö45
gesetzt ist. Eodlich würde er als evident hervorgehobm
habeiiy dab swar tehr oft die Wirkamkeit Jesu umt
firdea von der liabe ud dem Erbarmen Goltee gegen
«KeMeotAen abgeleitel, niemals aber eine gött-
liche Strafge'rechtigkei t als eine Ursache, warum
er auf Erden erschien oder getödtet wurde, auch nur
lagedentet wird.
Dafs ein Selbstforschender, wie Hr. U., hierin der
Schrifterkiärung gegen seine eigene Richtung auf hal-
bem Wege, und wie wenn exegetisch nichts nn entschei-
den wäre, stellen blieb, dies zeigt uns, wie mifsleiteml
die Folgen der (eigentlich scboln^ischen) MethfideiHNl^
welche „die dogmatische Theologie blos wie eine Wissen-
§ehafi von dem Zusammenhang der in einer chrbtlich-
kirchlichen Gesellschaft (nach dem angeblichen Fröm-
fliigkeitsgefuhl derselben) zu einer bestimmten Zeit gel-
tfsnden Lehre behandelt haben will^ und nicht vielaiehr
mif die Entstehung und die Begründung der Lebren aus
dem Urchristentum zurückgeht, folglich mehr das all^
mählich Entstandene, als das Ursprüngliche i^ücksich* *
tigt und m berftckflichligen angewöhnt. . .
Wäre (kr so achtungs würdige Verf. von einem sol-
chen Systemsei nfl u fs , wie der Schrifterklärer es seyn
soll, vollständig frei gewesen, so würde er nicht bios
dies bemerkt haben, dafs man die Lehre von Christus
und Mnlns nicht, wie Meyer, in die gewöhnlichen
Pachwerke von Theologie bis Eschatologie eintragen
dürfe. Er würde gewifs sich selbst zugleich die Regel,
vorgehalten haben , dafs wir bei .jedem originellen
Lehrer seinem eigenen fGedaokengang michaenspilren und
das, woran er alles Uebrige zu knüpfen pflegt, auch
als das, was ihm das Hauptsächlichste war, voranzu-
stellen und sodann nur nach seinem Faden fortzuent-
wickeln haben.
Ebenso wie Jesus von der gotteswürdigen
Ilachtschaffenheit als der eigentlichen Religiosität
oder Verehmog^ Gottes im Geiste, beginnt, hat auch
Paulus in gleichem iircliri^icbea Siim diese SuLamauvii
^tov als Sixaioaiiißii 9urf£mg oder €U itiarrsGig (Röm.
4, 18. 10, C) wie das Ceiitrnm seiner Leiire (Rdna* 1,
IT), allem Anderen vorangestellt, so liafe auf der einep
Seite die niartg als die fortwährende Quelle dieser
Rechtschaffenheit, auf der andern aber die GewifsheU
eines Sehlen iiebeos (das ^^atvai) als die sichere Folge
daneben stellt . .
Und gerade dies ist die innige, wahre Bildung in das
Christliche hinein, fiben diese Toreist aus Uebersengungs*
irene entstehende und alsdann dadnrch ins Binceloe des
Woliens und Handelns fortrückende Geistesrechtschaffen-
heit ist auch an sich das, was immer den Menschen vor
Jlllsm Anderen zu zeigen ist, damit es, als das Affirmative
gegen das Negative, ihn gegen dasSindigen entschlossen
'mache. Sie Ist das, was (wie bei Piaton die Tagend
durch ihre eigenthömiiche Schönheit) durch Achtungs-
würdio;keit und Unentbehrlichkeit sich unmittelbar als
das Erste, nothwendig zu denkende und praktisch her»
vorzubringende, darstellt und wirksam macht
'Erst nachdem Paulus diesen durchweg herrschen-
den Grundsatz: Meine Heilslehre entdeckt die aus
Ueberzeugungstreue entstehende und {eig) in U^ber- '
zeugungstreue fortwirkende gottergebene Rechtschaffen -
heit, durch welche, wer sie hat, jei-ewifs wahrhaftes
Leben lebt!*' — als seinen Hauptgedanken (welchen er
dann 8, 2L 22. wieder fortsetzt) vorausgeschickt
hatte, kommt er auf die traurige Verbreitung des rell«
gionswidrigen Sündigens (1, 18 — 8, 20.), aber nicht
als auf das Erste in seinem Lehrzusammenhang, viel-
mehr nur wie auf ein mcisum, um das affirmative uüji
an sich nothwendige der durch Christus offenbar ge*
machten gottverehrenden und die Menschheit beseligen-*
den Rechtschaffenheit auch durch das Negative hervor-
leuchtender zu machen und es besonders ai$ ZeitbediÄcC-
nib zu zeigen.
.^.d by Google
Hätte demoach Hr. U., frei von dem jetzt umgekehrten
Systematisiren, einzig die Gedanke nfolg-e Jesu und Pauli
dargestellt, m würde gerade sein zweiter Theii, wo
die hSn^i^ Ti7( Sixoiioaripiiig dsov der Hauptpunkt ist,
der erste fewordea seyn« Haft cbeses iidthig gewesen
wäre, hätte wohl schon daraas bemerkt werden ktoniBO,
dafe der Verf. In seinoRi ersten Theil, wo er die Sünde
und den Zorn Gottes voranstellt, sich mehrmals auf das,
was erst Im zweiten erläutert werden konnte » voriäuiig
berufen miifiste.
Dieses Bedürfni(^, das, was erst folgt, zu anticl-
pieren, war nicht etwa nur zufallig, sondern unvermeid-
lich , weil von der Sünde « als Abweichung yon der
Rechtschaffenheit, nicht richtig gedacht werden kann,
wenn nicht der nrchristiiehe Begriff Ton Rechtschsffenf-
heit schon vorher beleuchtet ist. Ueberhanpt aber ist,
um der Sache selbst und um des wahren Effects willen,
nichts noth wendiger, als dafs, nach dem Beispiel Jesu
und Pauli, unablässig mit der Aufibderung zur über-
zeugungstreuen und daher fest entschlossenen Recht*-
schaffenheit der Anfang im Werk der menschlichen Bes-
serung gemacht , ^und immer aufs neue fortgewirkt w^rde,
^weil, wenn man bei der Betrachtung des Sündigens
noch so lange verweilt, und dessen Verderblichkeit und
Denk Widrigkeit noch so vielseitig; darsttllt, doch nur
etwas Negatives, das Verwünschen des Sundigens, be-
nrirkt werden kann, wodurch aber bei weitem noch nicht
das eigentlich Gute, das Wollen dessen, was man rieh*
tig als das Rechte denken kann , in dei^ Gemüth her-
vorgebracht wird.
SAr deutlich ndgt sich die .Gedankenfolge des
Apostels, besonders anch in Kap. 5. Erst Insofern die
Urchristen Sixata^ivreg waren (5, 1, 9.), d. i. inso-
fern sie aus treuer Ueberzeugung , die allumfassende
Rechtschaffenheit willig in sich hervorgebracht hatten,
haben «e nnn Friede in Beniehnog auf die Gottheit
Digitized by Gopgle
m ' h. »mit mMMuH ^^^9«^^»»^%}^$^^
(sl^ji^vriv ngög töv öedy), oder sind xaraXXayivrsg
(5, 10. II.)» 1- liaben angenommea die Umände-
rung aos der sündhaften Feindschaft gegen Gott (8, 7.)
zur Reconciliation mit demselben. (Dena nichts ande^
res, als dieses Umgeändertwerden der menschlichen Ge*
simmng gegen den heiligen Gott ist in dem xaraULu^
privat — nicht Gottes ! ! Sendern der Mensohsn gegen
Gott — enthalten!)
Anch deswegen also hätte , nm die Paulfnische -
Gedankenfolge genau darzustellen, Hr. U. (8l HS.) nüdit
von einem Xö^og rrjg xaraXXayrig (2 Kor. 5, 18 — .
sondern davon ausgehen müssen , wie Paulus das dt-
itoucad^vai oder das yevda'^aL SLxaioavvTi ^eov iv^
Xgiara als Vorbereitung des reconcUkUum esse odcär
xaToAXafiivai Toranstelit, als den ersten Punkt hei^ifr/
dein müssen. ' '
Und dies nicht etwa blos nm der schriftsiellotin
sdien Ordnung, sondern um des Wesens der.Sadil^
willen. ^ Denn die erste aus der Beziehung auf Gottc dm»
ans ReligiositSt entstehende Ursache der RechtschaffeHr/
heit ist die durch Jesus besonders hervorgehobene Ge-^
wifslieit, dafs der selbst rechtwollende Gottesgeist durchs
nichts Anderes als durch geistige Rechtschaffenhei^ jloib«i
ehrt werden könne. Dadurch fallen denn die in iiBwlQi
-empfindsam idealisirenden theologischen hehnyttaijjisß
jetzt gleichsam modisch gewordene Fictionen weg /mm
wenn , nach S. 63 , der Mensch hauptsachlich ^ dibl
Liebe Gottes durch das Urchristentum erst habe er-
fahren müssen, um alsdann zur Gegenliebe, und durch>
diese zur Gesinnungsänderung und Rechtschaffenheit be^
wogen zu werden. Wie selu' tiusoht hiev dittlfaiüditt^i
tigkeit des Worts: Udbe! . / • i^AM
• (Dt B09Bkluft folgt.) } «y^#dr
^ . . - * *• • . . i^^rj^i^
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N*. 54 liraDE|.a JAHRa D. LITERATUR. 1831.
t • ' ' . ...
*
Vsteri, EiUwickbmg des paiäm. Lebrbegriffk»
«
Rechtschaffenheit iat Willigkeit für das Rechte , weil
es als solche» achtungswilrclig uod wilnschenswerth ist
Und so ist Rechtschaflfeoheit allerdings auch Liebe gegea
Gott, indem man mit ihm^ um seiner Vollkommenheit wii-
l^Qf . innig übereinstimmen möchte. Aber hierin ist nichts
TOP jener sentimentalen Maxime, welche, wenn sie
d^tlich q^räche, sich ungefähr so ausdrücken miifste:
Weil wir denn doch (das, was wir aus der Idee
von Gott ohiieiiin gewifs wissen müssen) endlich histo-
risch sehen, dafs Gott das Wohl der Menschen, beson-
ders durch die Hingebung Jesu , so recht angelegent-
lieh wollte, so können wir ihm doch auch nicht die
fiegenltebe versagen, mit dem Rechten und Guten, was
er will, iu Uebereinstimmung zu treten ! — Die gottes-
würdige Rechtschaffenheit ist ein viel zu ernster, sich
2Ur Heiligung (ajtacr^og Rom. 6, 19. 1 Cor. 1, 30.)
dfcebemlei: Gemiithszustand , als dafs er nur auf gegen-
seitigem gefalligen Wohlwollen beruhen könnte. Es ist
keine Rechtschaffenheit, wenn sie nicht aas der lieber-
Zeugung, dafs das Rechte zu wollen an sich das Höchste
und Nothwendige, und ebendeswegen auch, das der Gott-
httt Genügende ist, entsteht
Allerdings sprich« die Schrifit öfters davon ^ dnb
die Sendung und Hingebung Jesu den Menschen ein
grofser Beweis der Menschenliebe Gottes, oder ein Zei-
chen des göttlichen Erbarmens (iXaaTijQtov Rom. 3, 25.
1 Joh. 4, 10.) sey. Aber nie wird die Rechtschaf-
fooheit DOf-uls eine Gegenliebe beschrieben.
Da wo die Liebe gegen Gott als das Gesets der Gesetze
angegeben ist, ist sie eine reine Willigkeit, mit
dem Vollkommenen oder AUeii^utea, um dieser Erha-
XXIV.Jslirff. 9. Heft. 54
4
henhmt wiUea, übereiuziistiiiiiii^a^ niclit abex e-tvit
— um dem Wohlwollenden auch einen gutes
WUiien 9tt bezeugen.
Wie^komnU es doch, dafs die verschiedeustea Sy-
steme alle mögliche Versuche machen , irgend eine aO"'
dere Verbindungsart mit der Gottheit, aufs er der
eigeutlicli moralischen der Selbstverpflich-
tung zur Reclitschaffe nhei t , anszusionen, und
der urchristlichen Heligiosität unterzulegen? Weiia mau
endlich aufgeben müfs, dafs die von Gott und Jesus
gewollte dixau}avv^ wie eine physikalisch gegebene
und gleichsam eingegossene, oder eine juridisch
' gereclinete sey, so soll sie nunmehr unserer mit einem-
mal so gefühlvoll gewordenen Mitweit doch eher wie
eine aentimentale empfohlen werd\en , nur dannit man
• der eigentlich reinmoralischeu Bestimmung
des Willens durch die unbedingte Verbind-.
licJikeit zum Vollkoiinnenca oder Gottähnli*
cheu so viel möglich ausweiche.
In einer mverkennbarei^ iJnbestitainilheit bewegt Mb
der Verf. (& 9T— 96;) gerade bei den HauptmomenteD
Über die l^nlinischen Grundbegriffe StxaiofTvyrf und
niaxig» S. 8T scheitjt ihm dgyii %€0v gerade das Ge-
gentheii der diTtaioavvri ^eov zu sejn, so dall$^, wo
jeneist, diese noch nicht sejrw Abefwie? Wo-ipgeud'
dixaio^vn ^sov als Eigensehafk dfer GMheit voiiUhnmt»
ist doch gewife der Unwille Gottos ge gen das SOndlgs»
eben so sehr ein Theil dieses Rechtwollens Gottes, als
das Wohlwollen gegen die Verbesser lieben und Verbes-
serten ! S. 88. spricht gar von Stxaioavvit ^$oß als
eilier gerechtmachevden ThMgiceH^Geitle», wMciM
die 'Liebe EU den Menschen mt Ihm Quelle^ haibiBi Mt&t
Paniiniseh ist es gewils nie, und durch keine Stelle
nachzuweisen , dafsf Grottes dixatoa^Vft aus der göt^-
- i-j vj^.vv'^le
che« SfcDSclienlLebiB fljjefse, odfNT dafe sie eia^ ge-
(•chftn^achtKd»« iejr». UmgewandeivUlmehr will Gott
doff tftiMcben Wobl , weil das Rechte schaffen zu wol-
len (die ^ixaioar^vn in Gott ) Gottes wesentliche Voll-
kommenheit ist, die aber niemand gej;echt macht, es
«Afeie ikw liier das specielle Wort gerech tma^chea
•MH des. gMBri^M^hea RechtschaffeniBaohea ge-
steht wocdeP. Denn GIbersJI; bei Paulus- ist das Sixato vy
in sofern eise Wirkung Gottes, als die gesapinite götl-
liebe Welteiniikhtung, und in dieser besonders die Wirk-
fltnlwil> Jwir ^uf viel&che Weise fortwäkrende Veran-
lawangen. iukA BovcggrOudo eutbalften, dais sich die
btiiudhiMilsn Menschen wahrhaft Tecbtschaffen
machen , oder zum Hervorbriiigea der gottäholichen
iixaLoavvri in ihnen selbst sich aus UeberzeugiMigstreue
bestimmeu.
Nach diesem Gedankenzusammenhang ist Rom. 1 , IT.
dixaioavvri ^sov das, was in dem Menschen aus treuer
Ueberzeugung werden soll, nämlich die dem AHwissen«-
deu kenubare geistige Rechtsch:ifretiheit. Ein conSe*
^enterZusammenhang der Panlinisehen Lehrbehauptun-
fen und Schlösse hierQber entsteht aber nur, wenn
iixaioavpn 9 wie das hebräische np"IX> generisch
als die Rechtschaffenheit überhaupt in dem
iuin gedeutet wird^ in weichem auch Aristoteles i}dcxd
1^9(0^.. 5, S. ausspicbt:
' 1b» 9tnmoo4piß mMulßdnm wm^- ä^^. aTiv»
JSlit Recbticbafflsnheit fafst stMammen jegliclie Tugend/*
Der Verf. awar läfst sich auch, wie man gewöhn-
lich thut^ dadurch, dafs Aristoteles dtxa^cj und dixatog
▼Ott Zij^ abkHel, und als etwas, dao gegen einen
Aud:0:rct'ii^ ^Jt^bq. ijifav^y ausgeObt weade, besohreibt,
«sdli (8^1ft> SU dMr- BMottug bowageo, wio w^nu 4io
iuaLoavifii immier sich auf ein Verhältnlffii aufser-
balb dem Wollendem» ali^ auf ei» Qe^eclitiieja
L. Utteri, Enlwicklnng de» paulüi. Lehrbegriflii.
gegen Gott uod den Nächsten , sich besiehe. Vielmehr
sollten die Philologen auf die erste Bedeutung von dixri
zui iickgeheii , nach wekher es (bei Homer und Pindar)
die rechte Art und Beschaffenheit eines Dings
bezeichnet. Daher ist der $ixaiOQ ein solcher, welcher
das Rechte (= das Sachgemifte) eben so wohl gegen
sich selbst, als gegen alle andere Gegenstände, will «od
zu verwirklichen sucht Vou der d^e%n aber ist die
Stxaioavyii nicht dem Inhalt und dem Umfang, son-
dern nur der Form nach zu unterscheiden. Während
nämlich der Rechtschaffene die. Betrachtnag des Reebten
snm Bestimmungsgrnnd seines Wolfens macht, so wird
bei der dgenj oder Tugend mehr auf das, was als tüch-
tig gefallen kann oder mufs, uändich auf das Gute, in
sofern es das Schöne und Wohithätige ist » bei der Gs^
mfithsbestimmnng Rücksicht genommen.
Erst alsdann wemi man die Pavlinische Bixaioatiini
dcov nicht mehr blos als einen relativen Begriff, als
ein gleichmäfsig rechtes Verhältnifs zu einem Anderen
(S. 79.) deutet, wenn sie vielmehr, ganz wie das teutsch«
„ Rechtschaffenheit als^der Inbegriff alles Rechte
wollene oder aller Tugend mn so mehr verstanden
- wird , weil der Hebräischdenkende für Tugend über-
haupt kein anderes Wort hatte; alsdann nur sehen wir,
dafs es auch folgerichtig ist, wenn Paulus immer darauf
dringt, diese gotteswttrdige Rechlschalienheit entstehe
ix nlarsm^t und swar nicht bloS bei denen, welche Jesus
Christus kennen, sondern auch bei Abraham und anch
bei Heiden , welche geistig Abrahams Kinder werden.
Denn so ist es in der \atur der Sache selbst. Das
Wollen des Rechten setzt natürlich im Gemütb
voraus ein redliches Uebernengtwerden f&r
das Rechte, so dafs ans diesem (s sjt mctnmc) die
Entschlossenheit , immer nach dieser Richtung zu wollen,
als Gemuthszusta n d, als wahre, innigste und eigen7
tUmliche dixaiocrvvnp sich bildet
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I«. Vitoi, Enfwiekluiiff 4w VwaVm. LdurbegrUb. 898
Der Verl hingegen ist (S. 81.) über nichti mehr
io Verlegenheit, als Ober den Inhalt der Paulinischeti
iriarig. Die nicrrig^ durch welche der Mensch Sl-
xaiog wird — so sagt er viel zu specieli — ist der
dorch die lebendige Ueberseiigang von der Stiftung
des Reiches Gottes durch Christum entstandene
Trieb zur Richtung nach diesem Ziele hin. Wie aber
1(dnnte dann die niarig Abrahams auch eine solche ge-
wesen sejn, wegen welcher der Allwissende ihn als
wahrhaft Sixaiog beuriheilte? (Ein Hengstenbergisches
Antedatieren der messiau. Reichserwartungen kann doch
ein Usteri dem NomadenRirsten, Abraham, nicht unter-
schieben lassen!) Wenn mau, nach S. 82 , den Begriff
TTiorrLg umschreiben mOfste durch das aus der Aner-
kennung und ErkenntniTs Christi entsprin*
gende, auf ihr beruhende Lebensprincip, mit Einem
Wort, durch christliche Prdmmigkeit oder Religio*
sität, wie hätte dann Abraham sogar vor der Beschnei-
dung^ eine solche ihn rechtschaffen machende niartg
(Rom. 4, B.) haben können? Und wie könnten selbst
Heiden, nach Röm. 2, 13. 14, wenn sie ihr inneres
Geseta, d. i. die ihnen mögliche Ueberzeugung vom
Rechten , wahrhaft thun , nach Paulus auch wahrhaft
iUaioi gewesen seyn?
Nichts, was nur einem Theil von Menschen be-
kannt seyn kann, wie das Christliche der Fröqimigkeit ,
kann einen wesentlichen Theilbegriff der ^lang bei
Paulus ausmachen , ' weil man sonst immer mit ihm ,
nach Röm. 3, 28. 29, die Frage erneuern müfste : Ist
denn Gott nur ein Gott derer, zu denen jene oder irg;end
eine besondere Kenntnifs gekommen ist? Gerade daraus,
W«l der Eine Gott fiir alle Menschen Gott ist, sollte
knan doch endlich mit und nach Paulus einsehen, dafs
^ie ächte, universelle niarig nur „redliche Ueberzeu-
gnng von dem, was zu wollen sey, Uberhaupt** bedeu-
tet, und sich nicht auf diesen oder jenen, nicht überall
erliennbaren Inhalt einschränken läfst.
"Am L. Uflteri, Entwlcklang des pBulin. Ijeh^bui^flli.
Nur wenn wir endlich diese generische Bedeutung
von ^icTTig richtig fassen, ist auch sogleich klar, wie
richtig der Paulinische Hauptsatz ist : dafs aus der ii^
gend einem Meoscheii redlidh mdgUdien , das Wdten
betreffenden (prafktischen) Ueberzeugung tfnd ans dcAr
Treue gegen dieselbe der Gemfithszustand der Sixoteo-
crvvrj entstehe, wegen dessen derseFbe Mensch im ür-
theil des Allwissenden der innern That nach ata eiti
^ftedhtscharffener" zuverllssig anerkaant wird.
Wer Jesus Christus mit Ueberzeugnng kraut, dar
wird freibch dadureh auf aioe sichere Weise:, wcan er
Hlem dorther erkentibaren Rechleii trev seyn wiM , eiti
Rechtschaffener. Aber auch des von allen dergleichen
historischen IJrkennbarkeiten entlerntesten Menschen Gott
ist doch jenor von Paulus deswegen gerühmte ^Eioa
Gott" (Rdm. 3, «0. Gah 8, 20,), sofern nar ^ solcher
Meosdi die, wenn auch ftorseiat beschriidcte, Ueber-
zeugung, welche er Yom Rechten oder Unrechten haben
kann, treu zu befolgen den Vorsatz hat Nur eine überall
und jedem Menschen mögliche Pistispafst in den Schlufs,
welchen Paulus so treffead eingesehen und gegen allen
P^rttoidarismas kräftigst ausgesprochen -hat Und diese
kann in nichts anderem bestehen, als in dem Entschlaft,
ittarog zu sejn in dem, wovon als dem dinaiov nian
Diese Erklärungen und Ansichten aber sind un-
streitig sehr wichtig, weil wir dadurch den hohen welt-
umfassenden (kosmopolitischen) Gesichtspunkt jcrkennen,
zu welchem sich Paulus als cbrisdicher Verkfindiger d^
Uberall möglichen , aber trtfr durch OeiMesreehCsehallen-
lieit möglichen Ctottesvefehrung erhdbmi halte. IhmM
die durch Jesus ChristUH seiner Zeit möglich gen'orderre
Üeberzeugung allerdings das Beste nnd Höchste, Rom. 4,
24. 25, und wer das Rechte will, wird gewifs die ihm
möglich beste Ueberzeagung eifrig suchen aad ftetfaaltcra.
Aber dennoch war Paalns's Geist bis ilahhi *gtfIifBgt,
- 'd vj^.vv '^le
JU lif«l«fi»^iflwicl(iuiig lies pait^. hidhfbagfiS^, jüft
fina Alien mögiMilie Recbtechaffleaheit und Beseligvag
tibeoso «Ugeineiii m denken, er eioeo allgeneieinen
43ell ilKr AlU merkawite. De9«regien dachte er sich dH»
%i(jTig^ aus welcher g^otteswürdig-e RecliLschaffenheit
fol^e , nicht als Ueix rzeugungstreiie gegen einen be-
stimniten lafaalt, sonciern als Treue iür Ueberzeqgai^
Iherhauyi, ao ?imdiiectoa das Objeot deraetben jedeamal
in Veivohiedeneii wmdk ihren Umatibiden sejn mag.
Weil nun aber dieses der BegriiS^ welchen Paulus
Ten der rechtschaffen machenden oviVt^: Oberhaupt haiie,
oflfenbar gewesen sejn mufs, so scheint auch die (nach
S. 81, dem Verf. unbekannt gebliebene?) üebersetzung
iUeses Worts <lurch „Ucberzeugungstreue" ange«
nessen pnd erschöpfend. Es giebl in den alten Spra-*
eben so itiele Worte, deren Umfang und Beziehung kein .
gewöhnliches teutsches Wort ganz zutreffend bezeichnet
Daher sind analog gebildete sehr nöthig, besonders um
recipierte einseitige Bedeutungen (wie hier das unbe-
stimmte 9,Glauben'*) abzuhalten. Die Uebertragung in
das mnfi»aendere Wort Ueberzeugüngstreue ist nicht
irar s^flchrichtig, sondern zugleich auch dem Ur^^rung
Uüd dem Gebrauch des Worts Pistis geniäfs. Uei^to^ai
ist „überzeugt werden," und zwar so, daO^ dabei
eine freie (nicht aufgeuöthigte) Erregung des Nach-
denkens und Wollens zur Befolgung mitgedacht wird.
Der, weldher ^imtaraii ist ein permasuSf der zu-
gleich als uvetaTog — 'Jitarn; für sein Ueberzeugt-
Beyn Treue haben und Vertrauen verdie-
nen will.
Hie übersetzenden Sprachen haben diese in dem grie-
chischen Nennwort mang vereinigte Bedeutungen zum
Naebtbeil der Einsicht in den vollen Begriflf nur zertheilt.
Da inan daAr bdd ßdeB setzte, bald ein or^dere* so
aerfiel der Begriff In seine zwei Bestandtheile. Nul* das
Wort Ueberzeuguiigstreue fafst diese (das G I a u h v n
tib UebeiTOUgteeyn ^tairch freie Grunde^ und die. Treue)
818 ' Ii. VilMi« Jbilvlikliuic.te BtäHm» IieUiritfflL
meAMT ia fiiees rasammen. 0och soll hierdurch niehl
geleugnet seyil, dafe bei de« Gebrauch des^WMi
xtiTTig in mancher Stelle mehr auf das vvUebereeugt-
BejD,** in einer andern mehr auf das „Treuseyn nach
LJeberzeugung'* hingeblickt wird. In dem Panlinischen
Hauptbegriff aber, nach welchem Sixaioavvri aus ttiot^
überhaupt entspringt, iai immer die volle zusammeofiM»-
scnde. Bedeutung nethmndig zu denken. Dann nur am
Beidem zugleich, aus dem Ueberaeiq;lwerdea (ar«^
crdaii) und aua dem Trena^nwoilen nach Uebenengung
(aus dem ntaröv elvai) entsteht im Gemfitb wahre
Rechtschaffenheit, dieses einzig allgemeine Mittel der
Umänderung zur Freundschaft oder Eintracht mit Gott
(der xaTaXkayn tghp Sixaia^svTmv Rom« 5, 1 — 11.)
und der geiatigen, wahren Getteaverehrung odTer t^^^
giosität.
Was ist deutlicher, als die Erklärung des Apostels
Rom. 14 , 22. 23. Er selbst versichert V. 18 : Dafs nichts
Materielles moraiiach unrein mache, davon bin ich^ ai% .
ein mit dem Herrn Jesna Verbundener völlig UbersMl
(jolia ixal dc^mio/ucf)» Ebctnao aagt er £na V«
Möge ein Anderer dieaelbe^^aTCC — Ueberzeuguags?:
treue haben, so solle er sie nur bei sich selbst in d^
Vergegenwärtigung Gottes anwendbar machen. Einen
Anderen soll er nicht etwa durch seine Autorität oder;
aonst äufsere Beweggründe zu dem, wovon deraejJbe
jioch nicht Ueberzeugungatreu^ habe, hinnöthigeiL Hpi
waa nicht ix sriaTaioc gewollt werdci'iaey; ein
Sflndigen." Was ist hier nioTH andere, mit
dem treuen Befolgungsentschlnfs verbundene üelieiN
Zeugung}*) ob etwas das Rechte oder das Unrechte
•
♦ • ( • -
*) Auch die neueste mir bekannte Erklärung a«a^ Briefs an dje
Römer Ton Hrn. WUh. Benecke (Heidelb. 18ai.>^ dtit
Doroharbeitiing , welche akht bloa iareli die gelehrM tbtfk^
.aliM und AMtrengungen 4m YBrlit»» mtetf YanaglifiMi|Ml'
•tina Dtakatl wmä Taaiiaa whw aeUttalM» lUf mmh^ttifl^
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liy. Nur auf UebetwuguDg von bk>8 theoretischen und
metaphysischen Gegeaständen ist diese Paulinische tcU
a%ig nicht zu beziehen. Denn aur dies ist wahr» dali^
im wid«r praktische Uebeiseugungalraue gewollt
•der gethan wird, ein Sündigen ist Waram aber sollte
imm miB dieae 00 enfaehiedeae Bedeotnog des Wor^
ifiarig bei Paulus nicht in seinem ganzen Gedankengang
als immer die nämliche anerkannt werden? da doch nur,
insofern wir sie fiberaü anwenden, fiberall ein riehiiger
Gedankengang (eive bewwdemngawftfdigd Coneeqnens)
ifbabar wird.
Das Nächste nämlich ist, dafs nur aus einer solchen
Üebercetigttnga^ene unmittelbar der Zustand der Recht-
'ichaffenheti im Gemllth entsteht. Dies war in sofern
etwas nicht Anerkanntes (Rom. 16, 25.) und daher
einer d'jToy.dXv'^K; oder endlichen Enthüll ung^ Bedürfti-
ges, weil, nach der materiellen Denkart der Menschen
nd im Gegensatz gegen das Urciiristentam , Tornämlich
itf Pharisäischen Juden , nur die änfteren , ihrem histo*
risch eigenen Gesetz gemäfsen Thathandlungen ihnen als
eigene, abgesondert-nationale Rechtschaffenheit (Rom. 9,
3 — 5.) galten. Dagegen war es eine praktische fiber
alle metaphysische Geheimnisse wichtige Entdeckung,
Ml Tor Gott jene innere , d. i. unsichtbare ThitigkcAl,
die aiks Ueberzeuguugstreue entstehende dixatocrtivn
. (nach iDciuer Ansicht) allzu Icieht zu transcendenten Kratdek-
liUDgen BUS der überirdischen Welt hinneigt — erkennt S. 203.
diesen Sinn: „Wa« der Mensch ohne oder wider Ueber-
zeugung thut (denn das heifst hier Glaube) das ist für ihn
Sunde/' Aber warum nur „hier"? Jeder nicht blinde Glaube
ist subjectiy g^egrandete und gewollte Ueberzeu*
gung. Und warum lolltö die in Einer Stelle unlängbare
1 Wortbedeutung nicht durchgängig angewendet werden? (Herz«
lieh nud anziehend ipricht S. 802. die Empfindungen aua,
welche diese Stelle in Ihm erweckten. Jeder, welcher allge-
mein mSgliche, heaeligende Religiosität denkt und wfinacht«
> «irA ekea dien mit Ihm innigst mitempfinden.)
(fMSm. -B, '6r) , die t^xkg ^vAm M Abidkam-, l»ei
Chrbten und bei aHeo Ueberzeugfungstreuen gfiHig« nod
. beseligeiwte Rechtschaffenheit sey.
Daher wird diese von Paulus immer dem vofiog
egymv und der Auffociermg : wer dies äufseriic^ ge^
^h« n iiat u. fi. w.. entgegengesetzt. A^mkk fibwr diflite
I^BlH 9 ifi wfefeni FattlM Mitte hiHmtw^vn ht üfhli^
dem ^|iicf|tr eiMgegenaetse ^ M der Terf., «eM <Mek
'ftberall U«/bert<e^e der f^iili*ifllli«chen dialektiBcIl i^eraohö-
cnerten Svstemslehre ihn umwölken, S. 25 — 48. nicht
ganz ins Klare durchgedrung^en. Er meint (8.25.26.),
was Paulus von dem jüdischen Gesetz ^ämlich wider
dasselbe) sage, das lasse sich nicht nur auf jedes §mth
eere Gesetz, welokes dem MensdieD sur .Befolgung «IS^
gehalten werde, 'sondern auoii aef das SiltMi-
(▼lelmelir Pflicht-) Gesetz, auf den yofiot; tov voo^
(Röni. 7, 23.) anwenden. Es gelte gegen jedes Gesetz,
in sofern der Wille, das Herz, die eigenen Triebe des
Menschen dami4 nicht übereinstimmen. Dies aber jit
Ibeineswegs dae Wiasandiche im Pawliwsehea Gmkutr
kengangk^ ^jn:
Freilioh «niencheidel, wie Hr.U. riek<% iMMlklli
Paulos nicht ein Mosaisches Moralgesetz von dem Ri-
tnalgesetz. Das Moralische (die unsichtbare Beabsich-
tigiing und Willigkeit) nämlich ist bei Mose, weil er als
ättüserer Gesetzgeber, nicht als I^eligionslehrer spricht ,
far nicht bezweekt. Auch seine zehn Gebote, wii^«a|hie
Febri^) mWmt nur iuftere Theten oAsr deMiHK
sere Cniterhissinig« Oben deswegen mehlte HUr- 'l^rMfe,
Theil der Judenschaft, dafs sie durch dieses äufsere
Thun und Nichtthun rechtschaffen genug vor ihrem
Gott seyn könne. Paulus aber eifert nicht gegen jeden
ytffiO(» «sondern nur gegen einen solchen vo^io^ ii'Bpfov^*
oder des blol^en ^rocTjO'aft » R^m. 10, 5, * i# li^^le^
man durch äufisere Befolgung der Gebote oddr'ifl|(pniMl
eigfenthilmliehe Reehtschaffenheit zu haben Mhi^^MK
unserer Weise zu reden, ineinte der mosaische
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Sfxrtfo«; zu 8eyn , wenn er (ebgleich in sich das wll»-
•rechte noch so gerne wollend) nur dennoch leg-al wäro,
Paulus aber dringt ciagegen auf das, was wir die morft^
JiBdie Ocrfuawug nenMi. Er eifett 4Ai«r gar Bichi «gegM
i^fiog flblwlialniU fMeacr tat iliin nvsvptMiicis f mä
■dem, was der Geist fodere-, abereinstimmeniL Nur in
sofern die mofsaische Cweselzgebong als Volksgesetzge-
bttDg bl<»8 igya^ Thath amUu ngen , nidit aber die innere
Ttaat der UeberBeoguogstrene, fod^rle, mafste Paulus
IfegeD «rineStiitgemsseB dmider stfer», ureil ebeo iKe»
mlS^m "imek die btos äoftierefi igya der 6»tdvoit ^enag
zu thnn meinten. Dagegen ist es nicht blos Wortspiel,
weun Paulus sagt (Röin. 3, 27.), dafs er einen vouoc
f^nUtmo^'' kabe^ d« i. -dafs ihm die Uebersieuguogsireae
um ^Gesete g^ewor^eo sey* Und dieses Gesetc oder
Aese seibslverpflichtemle BiMvcht nennt er mit grefsar
Afihtung (Rom. 7, 22. 23.) die Gesetzgebung seines
vovg oder seines inneren Menschen« Auch Ist ihm eben
diese Gesetzgebung dort ein voyLOq xov *biov^ eine mit
'6ott tbereiastimmende ; so wie er Rom. 2, 13« 14* toiv- .
Mssagte, dvft, wer eins Oesets seines OemQths^ also
seiner gewissenhaften Ueberzeugung, nicht blos höre,
Mildern als ül)erzevgt befolge, dadurch gewils ein Recht-
iidiaffener sey.
Wenn denn in dergleichen Stellen ein voiiog dieser
4lrt dem i€im6(im zugesoiirieiNm wird , wie Hdm. 8^ 3,
'jtvev^a dott, wie #berall im N. T.^ nicht liles
die eigentliche W il Ieni5thätigkeit , wie llr. U. (S. 26.
80.) diese Einschränkung auf den Willen — sich gemacht
lut Das ^evfxa des Urchristentums ist vielmehr im-
:Mr 'die ganee höhere Geistigkeit 4es MensehiBn, (se-
IMÜ {» sofern er dantsreh das -Reehte und gottftlutfioh
Vollkommene (Mt. 5, 48.) einsieht, als in sofern er,
\^egen dieser höheren Einsicht, sich selbst willig dafür
ibestimmt*
• Alles, was dann Paulus von Ge^tz ttberbaupi «as»"
*t|itielit, wird durA diese Unterscheidung von einem
'Ml» Ii. Vfterl; BnlirlckliiBg dM.Ptetill». L«biib«g|Ub.
■ •
bl08 ip'fa foilernden Getefs klar. Nach RSni« t. 8. iit
die Süocle todt ohne Geseiz; d. i. wenn der Mensch noch
nicht die Einsicht hat, dafs etwas das Unrechte sey, so
ist, wenn er. es thut, m seiner Haadiung doch die Suade
iadt, = das Sümlige ist ihm noch . unerkennbar. Er
wird also auch dadurch nicht beunrnhigt Dagegen
entsteht durch gesetzliche Einsicht vorerst genauere
Kenntnifs (i^lyvocfig) ^ was sOndig sey (Röm. 3, 20.).
Ist eine solche gesetzliche Einsicht noch nicht da (ft^
ovrog vofjLov seil, rtvog)^ SO wird die SOnde noch nicht
specificirt, oder gleichsam yorg;erechnet {iXXojimi^
Rdm. 5, 13.). Aber mächtig wird, nach 1 Kor. 16, S6^
das Silndigen durch die Gesetzeskenntnifs , nicht blo9
deswegen, weil das Verbotene oft reizt, und das Gebo-
tene in dem) welcher gerne freiwoliend wäre, ein Wi-
derstreben erregt) sondern vornimlich^ weil die perso*
nificirte Sttnde, auf das Gesets als ESusicht dessen, vtu
seyn oder nicht seja sollte, hinweisend, dem Menschen
zeigen kann , wie grofs ihre Macht sey, indem sie ihn
überwältigt habe, um das, was er nicht zu sollen wohl
.gewufst hätte ) dennoch ausznfiben. Allerdings aber kann
keine solche gesetzliche Einsicht ^ so wahr sie auch seyii
mag, das Gemüth belebt und frohthätig machen, ^oo-
%otriarai^ so dafs dadurch Geistesrechtschaffenheit ,
xatoavvn , entsteht (Gal. 3, 21.). Denn die Einsicht
giebt doch nur Ueberzengnng des Sollens, nicht die
Treue des Wollens. Nur ans dem Eineswerden aber des
Wissens und des Wollens im Geiste entstdit, dafe der
Geist recht so wie er sejn soll, == dixaiog ^ ist, und
diese innere That und Thätigkeit des Geistes von dem
Allwissenden als die wahre Rechtschaffenheit gleichsam
in Rechnung genommen seyn kann {iXoyl&iTi { yUatif
So weit ins Reine kommt denn freilich der Geist
nicht durch ein Gesetz, wie das mosaische, welches nur,
sinnliche Motive gab, und nur äufsere Handlungen for-
derte Thue daS) so wirst d« lebfin. Rom. 10, & Nur
I«. Uatari, ifiotvidilnffg des PauUn. Ubrbcgrifft. M
«oem flolchen , durch äuftiere Werke zu befHedtgenden
iSieselz aber seilt Paulofl die dtna^oaiSviq in maTe€i^
eotgegen, weil diese -Kiariq als eigene treue Ueberzeu-
gfling, nach Rom. 10, — 8, nicht irgend aus der Ferne,
fiondern aus dem Gemüth , d. i. aus Denken und Wollen
nigleich, komme. Nicht richtig ist deswegen die An-»
«cht des Verfa (8. 8flL), wie wenn Paulus g^gen jedes
Gesetz gesprochen, jedes Gesetz blos einen Buchstaben
genannt hätte, wie wenn jedes Gesetz nur sinnliche Mo-
tive in sich schlösse. So etwas liegt auch keineswegs,
Um versteckter, in Jesu Gebot r Was du willst, dab
Wandere Mensehea thun, das thne auch ihnen! Der
Aisdruck „thue*' geht dort nicht blos auf ein äufserea
Thun. Jesu Sinn ist : thue es aus Ueherzeugung und
mit Willigkeit Dieser Willigkeit aber wird nicht die
i€ciprok€ Gesinnung Anderer zum Motiv vorgehalten^
laius sagt nicht: weil du willst, dab andere n. s. w«,
vie wenn das 'sinnliche Motiv der Wechselwirkung den
Willen bestimmen sollte, gegen die Anderen wohlgesinnt
zu seyn. Das Gebot Jesu giebt nur den Inhalt oder Ge-*
genstand des Wollens an, und die Worte: was du willst,
haben ohnehin den Sinn : was du verstSndigerweise wol*
Mm darfst Das Motiv des Gebots aber ist : In jedem
Andern auch wieder den Menschen zu sehen und zu
äcl^ten, wie man ihn in sich selbst zunächst erkennt
Dies sind alsdann Gebote des Geistes {xov voo^
TO0 %vevp,aToq)9 sie sind der Gegenstand der niang^
Wem das Gemfith bald uadeutlieher, bald klarer davon
liberzeugt wird. Vollstfindig aber ist die «/arec» wenn
iurch Uebereinstimmung des Wollens mit der thätig-
flQweud baren Ueberzeugung sie zur Ueb erzeugungstreue
and also zur unmittelbaren Quelle der von Gott aaer*
jymbarep Binmoavvn wird. Nicht einem solchen voiiog
ist deswegen je Paulus entgegen. Gal. 2, 10. sagt nurs
Rechtschaffen wird der Mensch nicht ^| egyav vo^ou,
d» i. wenn das Gesetz nur Handlungen verlangt , und
ddier auch nur Uandlungen, nicht aus Ueberzeugungs-
treue y sondern bloe damit sie ioAerlieh gfetilM msA^
g^ethan werden. Ancb in der kMvner aiisg'«drflckte»8telh
Gal. 3, 11. iv v6fJL(^ ovSeig dtKaLOvrai napa tc*) Sfw,
konnte nach dem Zu^^animenhang blos au die iiio^^aiscbe
äussere Legalität gedacht werden , nvie dies bestifDiBtei
Aposigf. 13, 39: ausfedriokt ist, wo aber anch nieki an
df e jnridteclie JuetMcatien *) gredaebt werden solMe. Ha
Sinn ist vielmehr : Jeder Ueberzeugungstreue ^vird iy
TovTco = in Verbindung mit Jesus Christus, recht-
schaffen gemacht, und ven Allem dem (dno nd^TBp)
Aetiktrch abgezogen , wn<VM deir Jndn durdbi dias mosi^
sehe Geseti» nicht bis nur wahren BeehlsehnSenheifc kili
abgezogen- werden konntew Dort nämlich war es genug,
das Verbotene unterlassen zu haben, wenn es gleich
nicht aus rechtscliafiener Gesinnung pneuoialisch uuter^
lassen wurde. Daher geht aneh die xafrd^ GftL ft^ lA
nur auf jenes Gesete, welches nich* beM^fcwnr^ wssw
man ntebt jedes seiner Gebote nnd VerboSe ftnfser«
lieh erfüllt hatte. Dies aber nicht, wie S. 4L
meint, aut' jecks Gesetz anzuwenden, auck auf ein so!'«'
ches, dessen wesentliche Erfühilung in des innere» Hhfi^
in den Wolfen avs^Uehevzeiigung, besteht,, seihst, weai
Aas flufsere epyoit ohne Yer^iäralde» nichi hinnukiiinnii
— - Möchte nur en(Mich jede christliche Glaubens- und
Pflichtentehre daran siclir zuvörderst halten , dafs Jesus
umi das vernünftige Nachdenken nichts anderes^ als eine
Re^giosität-der Reefatsdmflfenhelt,. eina Gottihnksehknit
des woltettden nnd dnnkemistti Msasehengeistet vosk»
» <
*) Dim patshtiich - scholastische OrtKodoxie , w«klra Hatfoiie"
Hsmii» gerae iki den/ Vevdacht bviagt, wie wenn cn tm dlM
phiioivguiBhM Siwi «bweicho» iSllle bei dioseit Sl«U« twaaw
d«rs davanf merken, dafii das HaraTysAAfifrSai c^sQhtiv ajutq||tvy*
bezeichnet wird aU^twa«, welches durch Jesus 4'« rouroH«
nicht wegen seiner, geschehe. Wäre der Apostel ortflodox
genog gewesen , so hätte er ita raSrw auiepfeeheil nnd" dartsf
de» (^fbton Naebdroek legen mhMea. " t
- 'd vj^.vv '^le
N«r 4mcbt dtuse GeiileebflMfcdffenhoü i»4 d«lt«
jftli HtmUniig , WQM «•€! f i«icl^ meiiMlilieh .iiiiyoUki»iiir>
jum ki^ gebilligt. Ohne sie, ehne diese yialKiaclie
PiMis, ist kein epyov wahrhaft SiKaiov.
Dais We&öiitÜche hiervon halten wir deswegen eiuer
üiberwetöenden DafsleUimy UNBrlhir ^^^^ ^'^He Relir
gHüitil auf d»r'A«erk#«fiiii}9 hertihl, dal» nur «ime aiti
IhkeraeaguiigstfQue-eniapriiigoade Rechltohafl#DlieU der
Gesiunun^ wahre geistige Vecehiuug dci Gottheit ist,,
öfid daf« ebendiidurch Jesu urspröngUehe L< Ure und
dift £«iünische Urchgisf aaiMj» . oiaya üherail uad zu ailea
Ute inögüehe OoHgavarehnwig fcuod maiclite) ütf
vddier aladau auoh daa ttakte- G^Hasvertmuatt enl«
steht, nämlich die Zuversicht, nach dieser überzeu-
jafoiigsti euen Rechtschaffenheit innerhalb dieser Gottes-
mttk geistig fortdauernd wiffkeft W können » und hiei-
dirdi daa ^eBtUeha Labe« ew% zu habaa^ #tieihUI iäl
Miei DOthwendiger, ala daft bei 3ixa^oai5vii immar
tfo Rechtschaffenheit, und nie blos an die zum
Juridischea und Legalen sich hinneigende Gerech*
iigkeit gedacht werde. Auch wird der ganze Ger
dßblapunkt und der erhabene Sänn des Urchristentums
Mecamdlicli verfehlt, ao lange bei ^rforcc» in sofern
ife rechtschaffen mache, an einen objectiTen Glanbens*«
inhalt gedacht ^ird. Paulus zeigt so eifrig, ilafs
der mosaische vöijloq nicht, ein Beseligungsoiittel für
Aa Hanscb^n überhaupt gewesen seyn könne« weit
M8t der Eine Gott fiber Alle durch etwaa, cbs n|ur
dea Wenigsten historiach genau bekannt werden konnte,
nur für diese gesorgt, und die Anderen , welche dieses
Positive nicht wissen konnten, zu ihrem ewigen Unglücii
Hroaobiäsaigt hätte. Und eben > der Apostel, welcher
dkaen ao einleuchtenden Schtuft machte, dafa unter
dnft Einen Gott auch AHe ein gleichaehr mdgiichea
Beseligungsmittel fUr sich haben mOfsten , sollte dann
4och so inconsequent gewesen seyn , daPs er statt des
Aloaaischpositiven etwas Chriatlichpositives filr das
AUgemeirinothweodige gehalten hätte, welches doch
aach nicht allgemein und zu allco SMften richtig' bekanait
«Qjtt kaa«' GllleUioh preifirt er wohl aioh aad die-*
jeoigea seiner ZeitgenoMen , welchen d«*rch Jaena
JSinfleanrergebiing und Rechlsehaffbnheit hekanat ge-
macht (nicht: verdient) werde (Apostg. 13 , 38. 39.).
Und wer seiner Ueberzeugung treu sejn will, der wird
auch gewifs die ihm möglichbeste zu erkennen stre^
ben. Aber ebendeswegen bezieht sich in der Pauliol-*
sdien niang die Uebeisengnng nicht auf etwas tSW»
gesohiditlich Bekanntwerdendes, SMidern auf das, waa
jedem nach seiner Lage über das Rechte nnd Ge4tea '
würdige zu erkennen möglich ist. Deswegen allein
konnte Abrahams niarig so sehr, wie die christliche,
als wahre Sixaioorvvii gelten, und Abraham selbst als
der Vater aller Ueberzeugungstrenen unter Juden und
Nichtjuden warn Musterbild au%esteUt werden (Blink ^
11. M.). ;>
Ebendeswegen ist es auch mir so eben eine An-
gelegenheil ; durch eine Tollst&ndige Brklärupg; des.
Brleb an die Bömerchristen darzuthun, wie ei|itij|;^
nach diesen HauptbegrifFen der apostolische GedafdteiB->
Zusammenhang consequent und wie also die Religion
der Ueberzeugungstreue und gottergebenen Rechtschaf^
fenheit, als Urchristentum, mit der Religion der Denk-
glanbigkeit, oder des Vernllaftigen, von dorther reifer
S »wordenen Nachdenkens wesentUi^. in viHkr '^'^^7!
e stehe.
Br« P4iuIusiu}[i*'Msk
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N'.ii. HBHMgJi JAMHR i>. |JfW8BATUR. lan.
»* I ■ • j*
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Archiv derKirchenrcchtsii'{ss€Tisc/infty herausgegeben von €. E IVetfs^
heider Hechte Doctor und Pi ivatdorcntcn an der Ijiidirigs - Uni-
versität Giesen. Frankfurt ^ Verlag der Uronn^Mcktea Huckkatl/^
Währead 80 viele eiuzelne Zweige des mensehiichen
Wissens sich eijpener Zeitschriften zu erfreuen haben «
worin die angestellten Forschungen und Untersuchungen
niedergelegt werden , während namentlich die Rechts*
Wissenschaft sowohl für die Geschichte der Ausbildung,
als für die Anwendung des Rechtes, besonders des Civil-,
kriminal uud Procefsrechtes , eigne Zeitschriften hat,
eilCbehrte die Kirchenrechtswissenschaft einer solchen,
knd es wollte scheinen, als beabsichtige man, diesen
SEweig der Rechtswissenschaft der Theologie, deren
praktische Seite derselbe bis zu Anfange des 12ten Jahr-
hoDderts bildete, und der Pflege der Theologen allein
KB Überlassen. Den Kenner der Literärgeschichte des
Kirchenrechtes mubte diese Vernachlässigung tief be-
trüben.
Es ISfsl sich nidit in Abrede stdlen, daft sowohl
Ib ältern, als neuem Zeiten ToneOglich die Theologen
es waren, welche sich dem Studiuni des Kirchenrechtes
mit besonderni Eifer widmeten, allein es fehlt doch, be-
UMiders seit der Reformation, nicht an Juristen, welche
nlt grdAler Sorgfalt und Genauigkeit daeselbe bearbei*
teten, wie die Namen Carpsor, Lynck, Schilter,
Stryck, Böhmer, Pertsch und Anderer beweisen.
Wenn der Theolog die Kirche als das Reich Gottes von
der innem geistigen Seite auffafst und in dieser Auffas-
9Bng beharrl, and wenn det* Juris! die Kirche nur von
der äufsern irdischen Seite , nur als moralische Person
betrachtet und bei dieser einzigen Betrachtungsweise
Stehen bleibt, so entsteht ein getheiltes Wesen, welches
aar ii| sofern^ als beide Standpunkte, von denen aus die
UIV. Jahrg. 9. deft. , . . 6ft
bti$ WfUW^ ArchiT der Iüx«beiiieclil«wi«ft«ai(cl»«ft.
Kircli« aufgefafst werden aniTsy vereinigt werden , ein
Einziges Ganze bilden kann. So wie der Geisi und die -
ihn umgebende irdische HuUe erst zusammen Eine sind,
so darf bei der ßehandlungsweise' des Kirchenrechtes
weder die geistige noch <lie irdische Seite der Kirche
aufser Acht gelassen werden. Es ist daher für den
Theologen , welcher sich dem Studium des Kirchen-
rechtes nnterziebt» dieKenntnifs der Rechtswissenschaft
eben so junentbehrlich, wie für den Kirchenrechtslehrer
das Studium der theologischen Disciplinen. Aus der
Vernachlässigung dieser eiuzeluen Zweige entsteht Ober-
flächlichkeit, Seichtheit, und falsche Lehren werdim
statt der Wahrheit in Umlauf gebracht .
Bei dieser nothwendigen Vereinigung und Verbtn*
dung der Tlieologie und Jurisprudenz ist es erfreulich,
wahrzunehmen, dafs diese Zeitschrift unter den Mitar-
beitern sowohl Theologen als Juristen zählt, welche sich
freundlich die Hand bieten» um einen Terwaisten Zweig
der Theologie und der Jurisprudenz zu bearbeiten und
ihm das früher genossene Ansehen wieder zu vei schafi'en.
Nach dem vorgezeichaeteu Plane wird das Torlie-
gende Archiv enthalten : ^
L Abhandlungen aue alten Theilen der Kicchen-
i<edltsw{s6en6ohaft uB<l 'z>v#ar''
1) aus dem a II j2;t»m einen philosophischen KircheU-
rechte, sowie fler Philosophie der positiven Gesetze, und
2) aus dem umfangsreichern Gebiete des positiven
Rechts der Kirchen des In- und Auslandes, ebne au»>
sebliefsiiehe RQeksIcht aiuf eiHzelAe OonfessioMit lus*
besondere aber sollen die in Deutschland geltenden Kf^
chenrechte beachtet werden , sonach also ä) das christ-
liche und zwar namentlich das katholische und evange-
lische , und h) das bisher üist gänzlich irernachiissi^
jMfache Kirdielireclil.
IL EineUebersicht der neuesten deutsehen UftAM^
rechtlichen Literatur und zwar
1) ein;jilphabatisches; VerzeiehniOi derselben ^ ^
2) Reeensionen und Anzetgen, ^
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Weifilt AccMv dflr Kii«liMir4s«]iUwliMiiiehAft 8il
I
3) NachweisiiDg der Reoengioaeo «ncl Anzeigeo kir-
dttDrechtlidber Scbriftea in andern Zailschrifieo.
III. Ein Repertoriuin iler neuesten kirchenrechtli-
; eken Verorflnuugen , iii«ibe8ondere der deutschen Staaten.
iV. üifcbenrechiiiche Miscelien*
Jedem Bande aoH ein Sach* and Namen • Register
brigefif/Dift werden.
Der ite Band spricht sich von S* 1 bis 30. über den
Zweck dieser Zeitschrift aus.
Der Herausgeber dieser Zeifschrift stellt gleichsam
in einem Bilde der Verg-angenheit die Gegenwart des,
! kirchlichen Zustandes gegenüber und sucht dadurch zu
leigen, dafs ein neuer kirchlicher Zustand seine funda-
{ mediale Grundlage erhalten habe : die Vollendung dieses
' in seiner Anlage colossalen kirchlichen (?) JDomes zu fSSr-
(lerq, sej eine unabweinliche Anforderung aa jedes Zeit-
alter, insbesondere aber an das unsrige, das jene neuen
idrchlichen Einrichtungen ins Leben gerufen. Diesem
bähen Zwecke sej dieses Archiv geweiht.
, Die Abhandlungen sind folgende.
I ]} lieber die rechtliche Gleichstellung
der christlichen Confessionen. Vom Herausgeber.
&S1 Ibis 73. Die Fortsetznng folgtMm zweiien Bande
S, 1^1 bis 154. lind ist damit noch nicht geschlossen.
Da diese Abhandlung nicht vollendet ist , so bleibt
die fieiirtheil^g derselbe^ vorbehaUeo. ^abei glauben
m dem Herausgeber bemerken zu müssen y dafs e» den ^
bf^ieiQi 9icht angenehm ssyn kann, in 8 oder gar 4 Bän-
den den Zusammenhang eines Aufsatzes aufzusuchen,
besonders da ein ganzes Jahr bis zur Erscheinung des
zweiten Bandes verflossen. jUad cs scheint für diese
Zijtfcfirift am. . ssiveckm|iAig8tea 9 wenn nur vollendet»
AAfl^e abgedrocki werden, so dab die Abndifier in
je^em Bande ein vollendetes Ganze besitzen.
2) Bemerkungen über die GemeingülUg-
keit deT 4ieideai> fiictravagantensammlunge«.
Vm Pmf* Of. Lang In Tibingea»
068 Weift, Archiv der KirchenrechUwiMentcliaft
Der Verf. vertheidigt die in seiner äufsern Kirchen-
rechtsgeschichte schoD ausgesprochene Ansicht, dafe
beiden Exlrayagantensamnilungen der AulhenticitSlrefit?
behrten , 'weil in der Bolle Gregorys XIIL kein
davon stehe, dafs der Pahst dieselben den frühem Samm«
lungen au Authenticität gleich stellen wolle, und iveil
sie weder durch die Wissenschaft, noch durch die Praxis
nach dem Zeugnisse der Schriftsteller recipirt sejen. £9
wird bei der Verschiedenheit der Meinungen der ältern
und neuem Canonisten dieser Streit nicht beigelegt^ iÜ
Ar jede Ansicht werden Gewährsmänner angef&hri wäih
den können. Jedoch irrt der Verf., wenn er glanbt,
S. 75, dafs er der Erste sey^ welcher diese Authenticität
in Abrede stelle; schon Zallwein ^ow. II. quaest. t,
cap. 4. §. 1. schreibt: quod ambae (extravagantes)
destituantur ajyprohatione legalt , welcher ABsdriii^
mit dem Worte Authenticität gleiche Bedeutung liMi
wenn anders der Sinn des letztern richtig aufgefi^
wurde. Auch Van Espen m diss, m Extravagantes
Joh. XXII. et Communes (in dessen Opera, Venet
1769. torn. 8. /). 273.) sagt: nulla publica auctoritate
eoUectiones hae sunt publicaiae tuU corpari ^^moimii
8) Untersuchung der Frage: welches Prliic)^
über das Verhältnifs der Kirche s^ni'S|illle
in Deutschland jetzt eigentlich herrsche^
Von Oberkirchenrath Dr. Stephani^in GunzeflAkau
S. 86 — 91. ^
Der Verf. geht die 4 bisher aufgestellten Svit'
fiber das Verhältnifs -ider Kirche zum Staate dur^l
sucht darzuthun, dafe das bereits Im Jahru I)
ihm aufgestellte absolute Einheltssjrstem'dasjeiii|
welches in Deutschland herrsche. Das landesherrl
System, ineint derselbe, würde die evangelische Kirche
sich nicht nur gefallen lassen, sondern selbsii XJi
haben , deswegen ein frohes Dankfest anzuste]||j
darnach müfsten ihr die Reofete. zwalahA »^Wj
Corporation eingeräumt sejenl Dieaei-
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Weif« 9 Arditv der KirchenrechtowitMiischAfl. 86t
derFaJl. Zwar habe die kath. Kirche sich des Rechta,
ilüre AipgelegeiiheUen selbst zu orduen , oder des Rechte
Öesetzgebuog^ zu erfreDen, aber die evangelische
Kirche habe dieses Recht in den Staäten sowohl katho-
likher als protestantischer Landesherrn nicht. Dasselbe
fiMle statt in Ansehung der Besorgung der innern Ange-
tipheiten und der Verwaltung des Kirchenvermdgens.
Bedingungen, unter welchen sich das absolute Ein-
heitssystem erheben und zur möglichen Volikommeuheit
aq^biiden könne, werden angegeben:
1} Man müsse zur vollen Besonnenheit kommen,
ifb man von Seiten der fveltlichen Macht nichte Eünsei-
%BS mehr zum Zwecke des Staatsvereines machen, son-
£rn den ganzen Zweck der Menschheit zu dem seinigea
etheben wolle.
. 2) Es sey erforderlich, dafs man die Kirche für
wen Beitrag , welchen sie f&r das höhere Leben des
putes SU leisten habe, sweckmäfsig organisire, damit
Ä ihre grofse Kraft dazu entwickeln könne. Endlich
müsse man sich
3) in Hinsicht auf diesen integrirendeu Theil des
Slaatskörpers enthalten aller wiilkQhrlichen Macht, wie
Biiui sich in Hinsicht der andern Theile da, wo constir
tuiionelles Leben eingetreten ist, bereits derselben nu
beigeben angefangen habe.
Dafs die katholische Kirche in den deutschen Staa^
sich eines bessern Schicksales zu erfreuen* hat , als
& evangelische, bedarf wohl keines Beweises« Man
betrachte nur der Erstem Selbstständigkeit und die in
neuerer Zeit mit so grofser Freigebigkeit ihr zu Theil
gewordene Dotation. Der Grund dieses günstigem Looses
scheint dem Ree. aber gerade darin zu liegen, weil die -
Sikiats* und die Kirchengewalt nicht in einer Person ver-
einigt sind. UnH wenn auch in der frühem Zeit, wo
eine solche Vereinigung unter den geistlichen Fürsten
statt, fand, gleiches Verhältnifs obwaltete, so scheint
%r Grund darin gesucht werden zu müssen , dafs der
JllM^ der beiden Gewalten dem geistlichen Stande
selbst angehörte, und Über der Regieruiig^ der Diöce^e
bfi die Regierung des Staates vergafs ; obwohl nicht zu
läugaea isti dafs bei manchen das Geg^btheii statt fand.
In der evaagdischea Kirche ist gerade dAs iiingekehtie
VerhiltDifs; D^f PBrst, welcher die Staats* Md tOt^
chengewaü in sich veieinijs^t, M'ird erzogen und gebildet
.^uiH Regenten des Staates; ilie Bedürfnisse der Kirch^^
lind was zu ihrem und der Unterthanen Wohl dient,
bleiben ihm grdfttenthells unbekanitt. Auf den bishe-
rigen Lfsndtagen, deren Aufgabe es nnnftchst ist, dsi
" Beste der Landesbewohn^ Zli besorgött mnd deren Wün-
sche zur Kenutnifs der « Regierung zu bringen, ist bis
jetzt ^enig geschehen für das kirchliche Weseh, und es
fst darum kbin Wunder, Wenn di6 ^vmb^elisch« Kirdie
ihre Selbstständigkeit ganz verliert und iti deil Slint
übergeht. Davon aber ist nicht den Fürsten die Schuld
^ beizumessen , als vielmehr denen , Welche der Regent
bestellt hat, die kirchlichen Aogelegeaheiten zu besor-
l^en.^ Deren Pflicht Jst es, zu wuchen, dafli bei der
AusGbung der aus der Staatsgewalt flieftehden Riedite
* die Kirche aicht Gefahr laufe , zu Grunde zu gehen.
Aber öfters sind es gerade diese Personen, welche sich
zu Herren und llegentea der Kirche aufzuwerfen beab-
sichtigen, dabei aber Tergessen,. daik el^ dadurch bl^
Diener des Staates werden, und Art Kirche selbst der
welllichen Macht überliefern.
• 4) Welche Folgen hat die PrSsentation
eines unfähigen Subjectes für den Patroa
Von Dr, Lippert in Giesen. 8. 95 — 118*
Der Ver£ entscheidet nach positiven Be8timiMn|||«i
die aufgeworfene streitige Präge dahin, dafs dieAnsitkt^
der Laienpatron könne, auch wenn er die Unfähigkeit
des Präseutirten gekannt habe, dennoch in demselben
Erledigungsblle der PfrOnde seih Recht auf Mitwirkung
bei Verleihung derselben dlirch wiederlioiten V^^^hb^
eines andern Subjectes gehend machen, alleiii iMi 0^
setzen entspreche , wie denn in der neuem Ze!t auch
Vou der Mehrzahl der Canooisten angenommen worden*
- 'd vj^.vv '^le
In Itfgidtttiw Hittsifiht fkfefeii ist ilaratlba einer ut*
dero ifeineiijf« Die Abhamüanj^ ist mit Ruhe, Griliid'*
lichkeit umi Belesenheit abgefafst, uad da der Verf.
t^inmal das Institut des Patronates zur besondern Auf»
merki^aaikeit sich auserwähii hat, se steht zu erwarten,
dafe deieelbe noch mehrere coetroterae Fenkte beteuch«*
im werdei Zwei ^ jedoch aielü angeg^ebene Dmekfehler
S. 98. 110. werdienea hier nachträg^lich bemerkt zu wer-
den ^ dalls uäuiiich stali IVo. 118. gelesen werden mufs
Jio. 123. —
&) Aphorismen iber den Rechtasaatand
•and die Verfaaaunge^Gtschichte der e^ran«*
geli8ch-*prote8taiitischen Kirche im Grofs-
herzog-t hum Hessen. Vea Hofprediger ILöhier
k Gedern. & 11» — 1Ö9.
Dieaa tob dem Verf. gelieferten Aphoriamen aind
wm so adbilsbarer , nla. daa Farlikiilär<oKirchenreeht dee
A^fsherzogthums Heaaen noch, keinen Bearbeiter ge-
fanden hat , aber wie Bd. II. dieses Archivs S. 319. in
dem Verf. einen findet. Zwei Funkte glaubt übrigens
idsr Ree. heraasheben ztf mü^^en; nämlich
1) Dafs S. la« a. folg. behanpiel wird, das Cblle-
^Isjstem eej in neuem Zeiten praktiaeh geworden» Ree.
glaubt hier auf den vorstehenden Aufsatz vom Oberkir«
chenrath Dr. Stephani verweisen zu dürfen, und be-
ruft sich auf die Praxis. Die von dem Verf. angeführte^
fciMrlfiMeller haben dasaelbe btoa vertheldigt,' konnten
«8 aber selbst in der Kirohe nicht einf&hren. jSs waltet
gleiches Verhältnifs in der evangelischen Kirche zwischen
dem Territorial- nnd CoUegial- System ob, wie in der
kathol. Kirche zwischen dem Fapal- wid Episcopal-*
Sjfalem.
2) daft «Ke Naehweisong ▼ersncht wird , die hessi-*
»Bchc Landeskirche habe die Ausübung der Kirchen-
fewalt an den Landesherrn übertragen. Wenn nach
^. 122. auf .der Synode zu Homburg 1526. beschlossen
wird , dafii nur Anailbnng des Kirohenreginsentea jähr-
lich in der Sy— dnlatadi Harburg uaAer «ler OheaauMebt
und LeitaBffide« Regentea elM 8 jaöde gehollen y«iMfl« '
soll , so ist edamit ausgesprochen , dafs diese Sjnode,
bestehend aus der gesammten Geistlichkeit und den Rc:^
präsentautea der eiiiseineo CxeineiiMiea , die Iniuibenn
der Kjrchaogewall sey, oder mit aadm Worteir, dsfii
die GemeiDde sellMt die KircheuffewaK beaftce.
der von dem Regenten zu führenden Oberaufeicht and
Leitung folgt keineswegs die Uebertragung der Ausübung
der Kirchengewalt, so wenig, wie ia der kath. Kirchci
bei deren Synoded dem Regenten ein gleiohee Obei^
,aiifsichtsreeht Eukommt Der Grand dieses Oberaaf«'
Sichtsrechts lie^t in dem jsa» tnaje^aticum eir^ aomi
Und was die Leitung der Geschäfte der Synode betrifft,
so ist diese einfach daraus zu erklären , dafs die Mit*
gUeder der Synode die Directieo und das Präsidiiu»
dem Rennten UberliefteU) wodurch derselbe wobl kdM
grdfeere Gewalt erhielt, als jedes aadere Mitglied. Bc»
Verf. kann die versuchte Nachweisung auf nichts an-
deres gründen , als auf einen stillschweigenden fakti-
schen Vertrag und auf den unterlassenea Widerspauoh
der Kirche hinsichtlich der Ten .dem Landashem
schehenen Uebernahme des Kirchenregimentes, nnd stec-
hen daher dieser Behauptung alle jene Einreden entge-
gen, welche gegen die Uebertragung der Kirchen gewalt
au den Regenten im Allgemeinen vorgebracht werdeDi.
Auf gleiche Weise, wie hier, könnte bei jeder evange-
lischen Kirche nachgewiesen werden, dafs die Ansübuog
der Kirchengewalt dem Landesherrn übertragen wer-
den sey.
6) Üe b e r den J u d e n e i d. Von Oberprediger
Dr. W o 1 f in Kopenhagen. S. 160 — 172.
Der Verf. sucht zu zeigen, dafs rttcksichtlich der
beim Bidschwnre zn gebrauchenden Worte voAi Entste-
hen der judischen Kirche an bis in die späteste Zeit
Einfachheit herrschte und keine Abänderung statt fand;
. dafs nirgends in dem Alten Testament eine Anweisung
zur Vorbereitung angedeutet ist, weil über einen Gegen-
jrtand , der bei jedem indi vidunm ' verschieden seyn . mnli
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liDd jeder Sache eine andere Weadiingf zu nehmen hat,
es kdne Anweisung geben kann; und dafs sich als stän*
dige vad feaie Norm gebildet, den, der beeidigt wird,
«ihfwd des fichworeSi ^iie^iland ant üe 6 Btoher Mosef,
•der aaf die game Bibel, als das Ar jeden IsraaUlM
heilige Buch , legen zu lassen. Hieraus leitet der Verf,
ab, dafs zur vollen Kraft und Wirksamkeit des Eides
udrt mehr nöthig sejr, als a) der Eidschwur selbst sej
kais, h} die VorbereiinDg som Eide mflsae dem Ver-
btseiler Aberlasseo werden «nd c) der 8dhwÖreode hat
unter bedecktem Haupte den Eidschwur, welchen ihm
der Richter vorsagt, abzulegen. — Möge dieser Aufsatz
fbstt beitragen, manche in Ansehung des Jndeneides
Inmclmdn falsche Ansicht ra berichti|[eD , und die Ju^
deo, weldie dahin streben, in slaatsblirgertidier Berien»-
hong den übrigen Gliedern des Staates gleichgestellt m
werden, von dem Verdacht zu reinigen, als seyes ihnen
erlaubt, den Christen gegenüber jeden Eid abzulegen.
Durch baldige Lösung des Versprechens, eine beur*'
Mattende Ue^eraidit der in der jüngsten SSeit ersciiie*
Bcoen Verordnungen in Betreff des Jndeneides naehmi»
liefern, diesen Gegenstand noch von einer andern Seite
an behandeln und die Literatur zu sichten, wird der
T«r£ «obwohl das gelehrte Publikum als seine Glaubens*
fnomn aich Tafpftichten. —
' Die S. 175 und 276. enthalten die kirchenrecht-
lidie Literatur vom Januar bis Juli 1829. Von S. 177
bis 189. folgen Recensionen, Ton 8. 190 bis 292. Nach*
Weisungen der Recensionen in andern Zeitschriften, und
von S. 206 bis 293. die Kirch eng^esetze des Königreichs
Baieru, sowie von S. 294 bis 312. das Königl. Säch-
«sehe Mandat vom 19. Febr. 1827. Eine Zusamnieu-
atclhing der Vorlesungen über Kirchenrecht auf den
deutschen Universitäten im Winterhalbenjahre 18^^29
UQd Somnierhalbenjahre 1829. lieferu die S. 315 —319.
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Dmer Angalie de« Inhaltes des^rateit Bandes mögen
folgende Bcynerkungen nuch beigefügt werden :
1) Dafs der Herausgeber dieser Zeitschrift die
jieueste kirchenrechtliche Literatur angiebt und dieselbe
«Itter B«iirtheiluiig anterwirft, scheint dem Ree. beson-
4eii sweekmiTsif , weil dadarcb die Lieser mit dem
fiteiidpmikte der WSssensciiaft des KireheDreclites, sowie
nieht wenigier mit dem Wmtke der ersehleoeiieii fidbrif-
ten , sofern die Beurtheilung dei^eiben mit Unparthei-
lichkeit abgtbfafst ist, bekauat geaiaelit werden. Was
dagegen
2} die Nachweisung der RecensioMi und Anzeigen
kirchennBchÜteher 8ohfälea in andeni SSeitsclirifleii be-
tiifft, so kana Ree« mit dem Heransgeber nieht dieeeUbe
Ansicht theilen. Es sind hier 2 Fälle möglich, nämlich
entweder haben die Leser diese» Archivs die Recen&ionen
der andern Zeitschriften gelesen oder nicht Im ersten
Falle sind die Nach Weisungen überfli&ssig, und wenn sie
dieselben noeh nicht gelesen haben, so scheinen sie
ebenfaHe nnnülB^ weil sie oaeh der Art der Mi(lheilen|;
niclits lernen irad mit dem Inhalte selbst nieht bekannt
werden. Zum Beweise der letztern Behauptung TergL
man die in diesem Archive S. 19L u. S. 168. gegebenen
NachweisuDgen der liecens. von Ant. Th einer de
pseudoisidoriona canonum coffcctlone in der HaUer
Literaturzeitung v.J. 1829. Nci.82. und von Biener de
eMectionibus canonum eccUslae graecae in Scbnnek's
Jabrbttchern der gesammten deutschen juristiscKen Ute-
ratur v. J. 1829. 1 B. 2 Hft. S. 144 und folg. Diese
Rubrik dient daher alh iri dazu ^ den Preis der Schrift
KU erhöhen, ohne reellen Nutzen zu gewähren. Ver-
gleicht man übrigens noch die Zeitschriften, aus wel-
chen die Nachweisungen der Recensienen geliefert wei^
den, so wird man die Ueberzeugnng gewinnen, da&
noch manche vorhanden sind, deren hier gar keine Er-
wähnnng geschieht, namentlich ^iiid ajie theologische
Zeitschriften mit Stillschweigen übergangen , und der
Herausgeber wird nicht behaupten wollen, dais deren
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W#ift| AffdllY dSF Kit diMitoclilv wf MioiiciMill« tRtt
K«ttnlitf(^ tilchl Eweekffiii^t^ tttiil intereMitit wey. Ree.
hält es daher für angeme^Hen , dieee Rubrik entweder
ganz hinwc^g/iilassen , oder wenn sie beibehalten werden
t§oii, nur in der Art zu behandeia, dafs die Recensioaea
BUS allen Zeitschrifteo , sowohl theoioglscheii ale jori-
sliecheo, jedoch nm mil Aolahraag des Naoieiie des'
iiecettseilenv weoD seleher beiuu»t, ttiid <ier fieftenndil
der SeitoehHft angegeben werdei Dadtirch werden die
Leser des Archivs, welche den Inhall der Recension
näher kennen lernen wollen, in Stand gesetzt, ohne Auf-
wand von vieier Zeit und Kosten dieselbe einzusehen,
mil irieie Seilen des ArchiYS für bessere Arbeiten ge^
WMneH. Naeh der Vorrede zmi iL Baode ^. 6 «tid t.
eoheiiil derHemiisgeber «blliflt anderer Ansieht geworden
zu seyn and mit dem eben Angegebenen übereinzustim*
in«n. Aber eben dieses begt'ttndet die Frage : warum
sind diese Nach Weisungen nichl echoo im zweiten Bande
ausgefallen? —
d) Das Repertorium der oenesten kirchUciiea Ver*
ordnntigen^ iosbesondere fler deutschen StBaten.anlaR*
gend, eo ist das, wiis der Herausgeber lieferte, wegen
der vielfachen vorhandenen Abdrücke ganz entbehrlich ,
und kann der Raum, wie bereits im II. B. Vorrede S* T.
anerkannt und wirklich geschehen ist, mit solchen Ver-
i^douOgeii ausgefallt werden, die weniger bekannt siiid^
nnd iaamentlich dem Juristen nicht bekannt seyn kdnne&
Naicii dem Bisherigen dflrften sonach T Bogen als gans
nngee>gitet und nneweckmlfsig erscheinen, wovon sich
bei des Herausgebers bekanntem Streben nach dem Bes*
Sern eine Abänderung erwarten iäfst^ und zum Theil
schon im IL B. geändert erscheint.
Der If. Band enthält folgende Abhandinngen:
i. Ueher die behauptete Nothwendigkeit
der Reorganisation des Corpua Evang-elicB^
mm auf detti deutschen Bnndesiage. Von dem
Heransgeber Dr. Weifs. S. 3 — 45.
Nachdem der Verf. den Art. 16, der deutschen ßun-
-desakte in Ansehung der Gieidisteliung der christlichen
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ReUgionspartheieo in dem Qemme der bOrgerlicheD iiiid
politischen Rechte erörtert und auseinandergesetzt, geht
er über zur eigentlichen Beantwortung der Frage. Er
zählt die Nachtheile auf I welche die Beorgaaisalion eines,
€hrpus EvmgeUcümm erseuge, besondere weon das-,
edbe die Beatlminung erhalten sollte, nicht bIo$ als Re-
präsentation der evangelischen Kirche nach aufsen hin
zu erscheinen, sondern auch als Einheitspunkt der in-
nern kirchlichen Angelegenheiten zu dienen ; denn da,
die Episcopalreohte der Landesherren auf der Verieir.
bang!! der evaDgeliaeheo Geoieiodeo bemhen, so würde'
die Uebertragung dieser Rechte auf ein besonderes Corr
pus nur mit Einwüligung jener möglich, also davon be-
dingt sejn, dafs diesem Corpus gleichförmige Rechte
hinsichtiich der einzelnen Landeskirchen überlassen wQr-
den. ' Diese Gleichftanigkeit eey aber der localen Ver«
schledenheit wegen nicht mAglicb. Sollte hingegen dai
Corpus Evangeh nur einen Einheitspunkt für die evan-
gelischen Kirchen — der katholischen Kirche und den
kathol. Bundesfürsten gegenüber — bilden, so würde
Avch.dadnrch keine grdfsere rechtliche Befugnifo gcp;
bildet werden können, weil die bürgerliche und p^Ur.
tische Verbesserung der evangelischen Unterthanen katht
Landesherrn, im Falle der Art. 16. der B. A. noch nicht
erfüllt wäre, wohl nicht von dem Corpus Evang. aus-
gehen könnte. Die der evangelischen Kirche nöthigfin.
i^nrichtungen könoteii so gut ohne als mit der Bildung
eines solchen Corpus Evang. ins Leben treten. Der
Verf. zeigt nun die Entstehung des Corpus Evang. im
16ten Jabrh. und weist dessen Zweck nach, sowie dessen
Aufhören mit der Auflösung des deutschen Reiches,
weswegen die Wiederherstellung nur auf einem speciellen
Rechtsgrnnde beruhen könne, der aber weder als be-
sonderer Vertrag noch als Bundesgesetz zu erweisen
wäre. — Diese Darstellung des Ideenganges des Verfs.,^
beweist, dafs derselbe seine Aufgabe richtig aufgefafsti.
mit Lebendigkeit durchdacht und mit Klarheit undDeu^T»
UcUieit ^durchgeführt bat. >
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Weil«, Archiv der KircliearecliUwiMejMeliall. Sit
IL Erdriening der Frage: Kaon die Augsbur-
gisehe Confessioo von der eTangelisch * In*
Iherischen Kirche abgeindert oder aufgeho-
ben werden, und welche Wirkung^ würde eine
solche Abänderung oder Aufliebung hervor-
bringen? Vom fiLBaier« Uofr. und Prof. Dr. Grand-
ler. & 46— er.
Der Verf. bejaht diese Frage nach den Geseteen ,
welche zur Zeit des deutscheu Reiches galten , nach
der Rheinbundesakte und nach dem Art 16. der deut-
schen Buadesaktei bestimmt jedoch 2 Ausnahmen und
swar
1) wemi eine Kirche anter der ausdrücklichen Be«
dbguiig der Beibehahung ihres Sjrmbols im Staate auf-
genommen wäre, und
2) wenn nach der Constitution ausdrücklich nur 3
christlichen Giaubensconfessionen gleiche Rechte ein-
Kriumt wären, wie im Königreiche Baiern; In diesem
ille soll es, wenn eine^von den 8 angegebenen Kirchen
zu einer andern christli{ hen Kirche übertritt, insbesou-
dere die evan|2rensch ~ lutherische Kirche ihr Glaubens-
bekenntnifs ändert, vom Staate abhängen , ob er sie dul-
den, oder welche Rechte er ihr einräumen will. Dabei
wird aber , als angeblich nicht hieher gehörig , die
Frage nicht erörtert : ob solche abweichende Bestim-
mungen, dureh welche die Freiheit^ der Unterthanen
beschränkt wird, in einer Verfassungsurkunde gemacht
werclen können?
Ree ist hier in 'Ansehung der zweiten Ausnahme
eiaer andern Mtetnung, und zwar mit folgender Unter-
scheid ungf : entweder
a) tritt eine der 3 christlichen Kirchen zu einer
aadern in der Art über, dafs sie das Glaube nsbekeootnil^
diejenigen Kirche, zu welcher sie übertritt, geradesBu*
<Alie aUe Aenderung annimmt Dadurch hört die über-
tötende Kirche auf , eine eigne selbstständige moralische'
Person zu seyn , sie hört auf, zu existiren , und die
Glieder dieser übertretenden Kirche werden Mitglieder
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9tB' WeiCi» Archiv der üircketirccliUwifieiitcliail«
der andern Kirebe, erwerben durch ihren Uebertriti
alle jene Rechte , w^elche den M itgliedero dieser Kirdie
zustehen, and der Staat hat keine rechtliehe Befug^nifs,
sie von der Ausübung" irgend eines Rechte^, welches den
Mitgliedern der Kirche zukommt, wozu sie übergetreten
sind., auszuschliefsen. Ob dieser Ueberiritt auf eiamal,
Ton sämmtlichen Gliedern, oder Yon Eänseliien nnr nach
und nach g'eschehe, darauf kommt nichts an. Die iber-
tretende Kirche, aU nicht mehr existirend, bedarf keiner
Rechte. Oder
h) eine der 3 angegebenen Kirciien tritt zu einer
andern in der Art über, dafs jede der beiden Kirchen
ihr Glanbensbefcenntnifs ändert, oiid> kwar so, dafs jede
▼on der andern etwas aniiiimmt, ohne jedoch etwas fest-; '
zusetzen in dem Glaubensbekenntnisse, was bisher weder
in der einen noch der andern Kirche angenommen war,
wie dies bei der Vereiuigung der evangelisch - lutheri*
sehen and refbrmirten Kirehen in einzelnen dentsehen'
Staaten der Fall war. Geht man von der Ansicht, weUlii^"
Ree. für die allein richtigehält, aus, dafe den 3 christ^"-
lichen Confessionen darum die Gleichheit der Rechte
gestattet wurde, weil die Symbola dieser Kirchen nichts
dem Staate schädliebes enthidten, und dafs der Staat
doTcb die frfthere Anerkennung der Kivdien und 'die
EinHtamung von Rechtcir dieses anedviekiieh erUiit'
habe, so scheint unter der obigen Voraussetzung , dflAi*
nämlich in das Glaubensbekenntnifs nichts aufgenenunen
werde , was nicht das Glaubensbekenntnifs der floen
oder andern Kirche schon enthielt, eiM Vereinigung
^der beiden Kirchen fmm Staate weder gehindert werds#»
zu können, noch der Staat die Befugnifs zu haben, der'
entstehenden Kirche weniger Rechte einzuräumen, als
eine oder die andere bisher hatte. Denn der Staat findet
in denn Glaubensbekenntnisse keine Lehre, , weiche er*
bisiier entweder In dem Symtiolum der erugeHschei»
oder refomirten Kirche nicht gefunden und aneikuHil '
hat , und wollte er wegen irgend einer Lehre die Anei^>-
kennuog versagen, so könate immer aachgewiese^wesden^V'
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I
W«!!«» Arcliiv 4w KirchenreditewiMeiucluifti ttltf
difs diäte Lehre der evangelisehen oder refemiirtetf '
Kircbe geweMn und yom Siaele gebilligt -eey. Odei
c) bei (1er Vereinigung der beiden Kirchen werden
Deoe, bis jetzt iu dem Glaubensbekenntnisse keiner der
Kirchen enthaltene Lehren in das S^mbolum^ anfge*
oommen. In diesem einzigen Falle scheint es Toni
Staate abzuhängen , weiche Rechte er der neuen Kirche
einräumen wolle, weil das Glaubensbekenntnifs dieser
Kirche Lehren darstellt und verbreitet, welche die äan-
ctlon des Staates nicht erhalten haben.
III. Bemerkungen über das Verfahren
kath* Geistlichen bei Einholung kirchlicher
DiAp^BSationeo, vpa solchen Ehejiinderiilfi-^
tea, deren Oaiiejrn auph dem Beiehtstnhie
bekannt ist Von Dr. Uihlein. S. 68 — 1& Der
Verf. zeigt das von den kath, Geistlichen beobachtete .
unzweckmäfsige Verfahren und schlägt vor, entweder
d^ffarrem die Befugnils einzuräumen, selbst zu di^
pmr^a in solchen Fäileo und bloa die Anzeige., ras
Keanlnifa des Bischofs «n bringen, oder die Gesetze
d^r benannten Fälle ganz aufzuheben > wie schon viel-
f4€|^ der Wunsch geäufsert ipiurde.
'IV. lieber die Gegenwart des Pfarreve
bei Ab«chliefittng einer Ehe. — 10T. Nadl-'
dem der Verf. die absolute Nothwendigkeit der Gegen-
wart des Pfarrers als eines Zeu'gen zur Gültigkeit der
£bedftrg«thaB, nntersncht er die nöthigenfilgeaschafteii
leiielb^ft: der Pfairrer nämlich seil der etme Pfarrer
w Sraiitleule sejn , ab welcher nttr der Pfarrer dei
Wohnsitzes angesehen werden kann; ob er aber Priester
sey, oder nicht, ob die Gegenwart zufällig, erzwun-
gen, freiwillig oder durch List herbeigeführt sey, dar-
aaf kooinie nichts an« In Ansehung der Excommnni--
OftlioQ und Suspension des Pfarrers wird distinguirt
SoUiefslich wird noch Rücksicht fi:enommen auf den -
all, wo die Brautleute eine Ehe schliefsen vor einem '
Pfarrer, der einer andern Kirche angehörl. — Gleich^
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sam zur ErgäiizuDg will Ree. noch nachiräglicli der
Ehe , welche eine y früher dem geistüchen Stande der
' KathoUken aogehdrende , Person mit einer KatholikiD
eingeht, erwähnen. Denn dafii ein kath« Geistlicher}
eo lange er der kath. Kirche angehört, ohne erlangle
Dispensation eine auch von den Katholiken anerkannte
göltige Ehe abschliefsen könne, wird katholischer Seits
allgemein verneint; aber die hier zu berücksichtigende
Frage ist eigentlich diese: ob ein kath« Geistlicher, der
als Mitglied der evangelischen Kirche sich anftaehmeo
Mfst und eine Katholikin heirathen will , verlange» kaun,
dafs der Pfarrer der Braut bei AbschHefsung der Ehe
assistire? Bekanntlich ist es Ansicht der kath. Theo-
logen, dafs wegen des choraQier mdehbilis der Weihe
der -kath. Geistliche , selbst wenn er der kath. Kir<äke
nicht mehr angehöre, gültig eine Ehe nicht abschlieAea
könne. Eine kurze und bündige Widerlegung findet
sich in Kopp „die katholische Kirche im 19. Jahrhan-
derte,'* 8.270 u. fgde, weswegen von Seiten der kath.
Geisdichen auch die Assistens verwdgert ^ii^d. / Da der
Brftntigam der evangelischen Kirche sogethan isl,'*«e
wird der Abschliefsung der Ehe vor dem protestantischen
Pfarrer kein Hindernifs im Wege stehen. Allein wetin
die Braut zu ihrer Gewissensberuhigung, nachdem sie
schon von dem protestant. Pfarrer getraut ist, auch idie
Vornahme' der Trauung von dem kath. Geistlichen rtt^
langt, so entsteht die Frage: kann diesem letzten solche
aufgetragen werden? ~ Dafs ein solcher Auftrag voa
Seiten eines kath. Bischof es nicht erfolgen wird, läffit
sich denken, ob abet nuch nicht von Seiten des Staates t
darüber ist nach den bisher bekanpton Fällen die Piwli
der denfschen Staaten verschieden. • '
(Ver B€9ehlujt fol^t.)
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1V.56. HEIfifiLa JAHRB. o. LITERATUR, im
Weif 8, Archio der KirchemreehiäWinaenschafL
■
« (Beschlu/a. } ■»
In dem Grofsherzog-tliume Baden wurde auf die
Bitte eines zur evangeli&iclien Kirche übergeg^angeiieii
iJndi« Geistlichen, dafs »eine mit eioer Kathpiikia Yor
.4ein protest Pfarrer schon geschlossene Ehe auch durch
einen kath. Geistlichen eingesegnet werde, von dem Mi«
nisterium des Innern Kath. Kirchensection folgender Be-
schlufs vom 1^. October 1826. No. 1 1317. an das kath.
ij^^rraml erlassen: „dafs, wenn die kath.Braat des N.N.
seine . nunmehrige Parochiana zu ihrer Gewissensbe-
^rahiguDg auch von ihrem Geistlichen getraut oder prie-
steriich eingesegnet zu werden verlangt, .... die Ehe
rüu catholico unverwei^erlich einzusegnen sey" Ist
Ree. gleichwohl in der Hauptsache mit dem Beschlüsse'
f^^nverstanden f so steht er sich doch yeranlafst, folgendes
jn bemerken : Wenn die Ehe schon vor dem e?angeli"
«schen Pfarrer abgeschlossen war, so war sie gültig and
bedurfte nicht mehr der Einsegnung von Seiten des kath.
■ Pfarrers, welche selbst nach kath. Grundsätzen zur Gül-
tigkeit der Ehe nicht noth wendig ist, wie mit Angabe
Utern und neuern Literatur in den Heidelberger
«Ahrbdchern -v. J. 1830. 8. 8T8 n. fgde bereits dargethan
.wurde. Die befohlene Wiederholung der Einsegnung
¥0n dem kath. Pfarrer kann nur den Wahn befördern
Vod unterhalten , als sey eine Ehe, vor dem protestant
ir Murramte abgeschlossen, für den kath. Theil nicht bin*
dend. Wurde hiernach in dem vorliegenden Falle ^twas
Sntbefarliches angeordnet, was nicht einmal das Concil«
Trident. zor Gültigkeit verlangt, so kommt noch beson-
ders in Betracht, dafs die Einsegnung ein Ausflufs der
Weihe ist, und dafs in dieser Beziehung dem Staate das
Aeeht nicht zusteht, Verf&gungen direct an die Pfarrer
XXiy. Jahrs- 9. Heft. 56
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81^ IMIii» JktMt im KjWwOTdrtiwiimii^li.
zu erlassen, da nur allein der Bi^hof die Befugnirs hat,,
in Ansehung der Weilien , als eines rein geistlichen Ge-.
genstaiides , Anordnungen zu treffen. Solche Aaord-*
quDgen führen leicht Collieionen nwischen Staat nod
Kirche herbei.
Wenn es dag^egen Observanz oder ausdrückliches'
Gesetz des Staates ist, wie z. B. im Königreiche Sachseir'
und Grol^hierzogthum Sachsen-Wefniar , dafe der t*ßiri'<Sf
der Braut hei gemischter Ehe assistire, so dürfte wohl
die richtige Ansicht i^eyn. dafs auch ein zur evangeli-
schen Kirche übergegangener Geistliche, der eine Ka-
tholikin ehelicht, die Assistienz des kalh* Pfarrers bei
Ab^chlieFsung der Ehe verlangen kann, weil der Brläd-"
gam als Protestant und aufser der kath. Kirche lebend,
nicht mehr an die Öeobachfung der Gesetze der letzterft'" i
gebunden sej^u kann. Wollte hier der kath. Pfarrer die |
Assistenz verweigern, so könnte er allerdings dazu vöd !
Seiten des Staates angehalten werden, aber nur, daft ^ |
die Erklärung der Einwilligung der beiden BräntteHt^ ;
in Gegenwart von 2 oder 3 Zeugen vor sich ausspre-
chen lasse, was allein zur Gültigkeit der Ehe nothweio-
dig ist
V. Bemerkungen über die religiöse Ein-
ziehung der Kinder aus gemischtefl Ehen. |
& 108 — 124. Diese Bemerkungen sind, verzüglich
gegen die von Geb. Rtith Mitterlnaier in Elvert The^
mis ausgesprochene Ansicht : keine Veifträge lintei^ den
Ehegatten über die religiöse Erziehung der Kinder zn
gestatten, gerichtet. Dafs durch die Errtdltung der
Verträge vorzüglich der Einflufs und die Einwirkung«.
-der Geistlichen entfernt wird, läftt «ich liioht ta Abrefb;
itelleb^ Wie sehr aker von Seiten der katk KiltAe «k^*
Jiin gewiriit wird, derselben so viele Mitgliedf^r zu veir^
schaffen, als möglich , davon liefert der Beschlufs des
Erzbischöfiichen General Vicariates zu Freiburg vom
6. März 1830. No. 1186. den Beweis, wo es heMst:
Auch ist €9 des Seelsorgers heilige Pfliohtt Am JMmr^
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^eil^, AichiT iler KircbenrechUwiiteotcbaft.
Itfchen Thefle des Brautpaares, jedoch ohne alle Zo-
dfio^lichkeit 9 auf liebevolle uud beiehreode Art zu Ge«
.wmm cu reden / dafär besorgt zu seyn, dafs die in der
sa Bchliefseodea Bhe zu hoffenden Kinder in der kalh.
IMiglofl enogeo werden; wenn dnher der Brfintigam
katholischer Religion seyn sollte, so habe das Pfarramt
nach Möglichkeit zu verhindern zu suchen, dafs
äber die iLeiigieaaerziehnng der JLinder ein Ehevertrag
gcsckloM» werde , indem , wenn nicht durch einen £he-
veitrag eine andere Religiooeerziehnng bedingt wird^
sämmtliche Kinder nach dem Gesetze in der Religion
des Vaters erzogen werden müssen; sollte aber die Braut
kath. Confessiou seyn, so habe das Pfarramt dahin zu
wirken, dafs Ter Schließung der Ehe durch einen vor
dam Grofeherxogl. Amt^riaorate na errichtenden Ehe-
wtrag wo- möglich die katli. Religionsersiehung aller
ihrer zu hoffenden Kinder oder doch weaigsteas ihres.
Goscbleclita ausbedii^t werde."
Ree. glaubt diesen Worten nichts Weiteres bei fii gen
zu dOrfeu, da die Sache für sich selbst zu deutlich
spricht und das System zu erkennen giebt , welches der
luith. Brzbischof befolgt. Ob die Grofsherzogl. Regie*
lUi^ Ton die§em Ansschreiben Kenninifs hat oder nicht,
ist unbekannt; soTiel aber ist unläugbar, daft sie Rennt-
nits haben könnte und sollte, und dafs es ihr Pflicht
ist, jede verlnndende Kraft dieser Verfügung zu beneh-
men. Das Oberaufsichtsrecht, ne detrimentum capiat
n^UpaAliC^ß ficbeint nicht besonders exercirt zu werden.
VL Giebt es eine sogenannte freiwillig.
priTnÜT'e Variation? Beawtwortet von Oberland-
g«ielHle-AsMMr 1>r. Verjnefcren. & MS — 18&
DtrVerF. beetralet die Ton Dr. Li pperi in der Schrift:
)} Versuch einer historisch- dogmatischen Entwickluriöf der
Lehre vom Patronate," S. 112 — 125. aufgestellte Be-
hauptung, dafe der Peiron die Befilgnifs habe, unter
gl^riichir Anfliebnpg und ReToostien der firaheren Prä-'
MMlMi<db neaee Ad^ect gieedMaai als eieles in Vor-
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884 Weira, Archiv der KirchenrediUwiii^Bteiiftfi.
schlag zu bringen, so dafs der Kirchenobere nunmehr
an dieses eine gebunden wird, und jede Berücksichtig
gung des zuerst Vorgeschlagenen deiüselben entzogeo
ist. Keiner von den beiden Vertlieidigern der einander
gerade eotgegengesetzteil Meinungen kann ein poMtivee
Gesetz fftr sich anführen , nur da& die von Dr. VermehrliB.
yertheidigte Ansicht von der Praxis unterstOtzl wiiA
Die in §. 6. noch geäufserte Bedenklichkeit scheint nicht
so grofses Gewicht zu verdienen , als der V^erf. darauf
legt. Denn dafs eine Variation nur so lange stattfinden
Icönne, als der Präsentirte vom Bischof noch nichl tal^
stituirt ist, verstellt- sich wohl von seihst.
VU. Bemerkungen Aber den laddesberrllL
cfhen Tischtitel der kath. Priester iö W^«k
temberg. Von Prof. Dr. C. Scheurlen. S. 13X3.
146. Der Veif. versucht unter historischer Entwicklung^
des Tischtitels den §. 81. der Verfassungsurkunde mit
dem §. 28. der Verordnung vom 30. Januar 1830, welche
letzte in allen Staaten der Oberrheinischen Kirchenprci-
vinz Gesetzeskraft hat, zu vereinigen, und die ^"wQ
Jeder Bestimmung darzustellen. Das 'Resultat fsif^Är
Tischtitel hafte ohne Rücksicht, ob das Amt des Ordi-
nirten mit einem Beneficium verbun ien war oder nicht,
ftlr alle Fälle der unverscliuldeten Dienstunfahigkeit ,
und sey basirt auf den Intercalarfond; dagegen habe der
Staat die Sorge für die Reichuog des LebensunterhaK
'filr solche Geistliche, welche durch ihr Vi
''ihres Amtes verlustig geworden sind , ohne mi
dem Stande der Ordinirten auszutreten , durch die Ver-
fassungsurkunde übernommen. — Hieraus ist zu ertli*-
'hen, dafs die König!. Würtembergische Regierung *Äe
kath. Geistlichen mit gröfserer Liberalität behandelt, lüs
irgend Einen der Staatsdiener, weiche durch lrg«Mi#«^
Tersehisn die Entsetzung vom' Ainf^^lridi^^Mfiy^MM
haben. Ob aber diese Liberalität nidrt '(fMM^^
'fragen wird , die Kahl der unsittlichen GeislAyi^li^^
vermehren , wird die Zuknnft lehren. Hat ja doch die
ältere Kirche die Geistlichen, welche 'dHrQjli^^|i^||||^
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Weifi, AttiblT.ihir KirdMncechUwUseiuchaft. .881^
gehen sich ihres .Vintes iinwur4ii^ gemacht hatten, ge-
radezu eutlassea, ohne sie ferner zu alituentireii ; warum
viU amn jetzt dkea übrigen Mitgliedern des Staates die
IrfWtuibilrden, solche unwürdige Subjecte au ernähren?
ÜB dirfte allerdings aaf dem nächsten Landtage in Be-
rücksichtigung der Rechte der übrigen Staatsangehörigen
eine Abänderun&f des der Ver&ssuogsurkunde wüa-
^schanswerth se^n.
Aufser diesen Abhandinngen enthält dieser 2teBand
weit^ 8. 161 — 286. ein Veraeichnifs der neuesten ^kir-
cbenrechtlichen Schriften, Recension^n und Nachwei-
snngen der Recensionen in andern Zeitschriften, worüber
Ree. sich auf das oben schon Angegebene bezieht. Von
S. 234 — 294. werden Verordnungen des Erzbistbums
foeiburg, der Bisthümer Rottenbnrg« Limburg und
Ifaiaz geliefert. Hier kann Ree. der Frage sich mcht
enthalten: ob die Verordnungen der evangelischen Kirclie
ausgeschlossen sind ? Denn es ist niclit glaublich , dals
solche binnen eines Jahres nicht erschienen sejn sollen.
Unter den Miscellen befindet sich S. 295 — 303. eine
.statistische Uebersicht der Einwohner Europas nach
rVerschledenheit des religiiisen Glaubens, mit Benter'-
kungen. Dabei glaubt Ree. den Herausgeber darauf
aufmerksam machen zu dürfen, flafs, wenn später so iclve
Uebersichten wieder aufgenoniroen werden sollen , die-
eelben nuc kurz vor dem Drucke gearbeitet werden kon*
Jien, um die neuesten Nachrichten an benütaen. Denn
der hier gelieferten Ueberbicht scheinen die Schriften
vom Jahre 1831. nicht zur Quelle g^edient zu haben. —
Dann folgt ein Schreiben des Dr. Rettig an Prof. Dr.
:JM[arittt in Jena wegen der Herausgabe des Corpus
.fum emumieif und Nachricht Ober die Fnndation der
iJnlhoL theologischen . Facultat au Giesen. 0en Schlufs
macht ein Sach* .und ^amen - Register der beiden
.JBände.
Ohngeachtet Ree« über mnige Punkte dieser Zeit-
.Schrift miiabiUigend aich auflgesprochen , ao kanp ,er
dqoli daa^ UBternefamen des Herausgehers. . nur loben,
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886 Moltaar^a ftitfievlimidiMleft.
und gesteht ohne Rückhalt, dal^ doreh dieses Archiv
emem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen wurde.
M6ga dftnuh der Herausgeber »icht ertndden , l^i 9e\^
nem Streben haeh dem BomeFo dteeem Ardiim jene Bin^^
richtnng m geben, welche er Ar iHe BuredmiTsigste
hält Die übernommene Mühe lohnt das Anerkeuntnifs
des Verdienstes, welches er sich um die Cnhivirung der
Kirchenrechtswissenschaft erwirbt, und dna Benmfiii''
■eyn, nach dem Guten fetlrebl an heben.
J^ipzig bti MuguH F»i s Dia KiH4€rkramih9i$0m (,) n^eh 49»
neuesten AnBtektvn und Erfßhrunffen 9um Vntenrkikt fiir
prakiiBeht Amte und siim GeUraneke füv academigehe VwUtun^
ftMfMref CO «^0» tHedHth Ludwig M0if9ner(») Dwtotdisr
dicht, Ckimtgia und O^nrHkWfe , aemdenUtohtm MmMMMMii»
ä» naturfontkmtdm Qutikchmft und dtt ÜtiiiBrfiiiihie Smk/M
mu I^dpzig vrdmtUfikBm MitgUade. Sti$n Üftfitl. XFJ 44ß Sf
Zweiter TAeA. if' u. m S, gr. 8. 18S& (Prvii 7 fl« U kf«
oder 4 Rthlr.).
♦
Niohi einem weeenüichen Bedflefniaie in der litet
Tstnr woihn der Hr. Verf. dnroh diesee Werk nbhetfens
sondern er hält die Herausgabe desselben nicht für über«
flüssig, weil es manche Eig'enthüuilichkeit enthalte. Die
Haapteigenthfimltchkeit soll nun die seuiy daOs es die
bei den Schrifttetellern über die GebUir ye^nnchlässigte
{jiieratnr in eich aufaehme, und nehit eigenen BrfiilH
rnngen die Beobachtnngian und Ansichten Anderer
theile. ~ Hiernach hätte Ree. eine Literärgeschichte
der Kinderkrankheiten wenigstens im Umrisse erwartet;
Aliein diese such^ man Tergebens. Der Hr. Veal, tmi
vwar die Ansichten eimelner, nnmal nenerer AnteveB ge*
naner und umslindlicher, als eeine Vergänger angeAbflf
aber die Literatur nicht in dem Umfange benutzt, wie
man nach der Vorrede hätte hoffen können, und nicht
der Art, dafs dies ein Beweggrund hätte werden kenn
nen , ein zwei Bände dickes Buch zu schr«benk> Sin
Sohrift nelbst ist nar eine» iseitl«ttfige. AneMinai|r- ^
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d« Verfe. Illtem Thoite der Forschungen des nenn-
sehnten Jahrhunderts im Gebiete der Geburishülfe , der
Frauenzimmer- Und KiaderkrMikhaileii. Selbst der Name
des Werkes ist nichiaett; soadern von Henke, Wendi
«nt Jdpg. ^mikbuif ubA fände Ineri» etood »i er«>
«wten, mn aeaer, mehr mmMeliefUieher Weg
"eingeschlagen werde. Hätte der Hr. Verf. auf eine ge-
Bsne anatomi<;che und physiolog;ische Erörterung des
kindiiehen Organismus in seinen £ntwickebingsperiodea
und ftberhaupt in eUen setneo VethiltBiiseii Ach einge^
Iwen, ea hätte flieh ihm eine andere Bahn geSShet
HinsiehlHch der Darstellung der einzelnen Krankheiten
mofs Ree. bedauern, dafs sehr häuiig die Beschreibung
der Symptome und des Verlaufs nicht deutlich ^ und dafs
besonders die Diagnose nicht aeharf genug ang^eben
in -Dia HeUaweigeii diid mdsieag gtti, voUatilndig imd
adl vieler Umflicht beirbeilet; dagegen iel mkht mit
gleicher Umsicht jedeitD einzelnen Mittel ^eiu rechter
Platz angewiesen.
Um das Gesagte näher zu begründen, will Rea
4m» Gaage des Hrn. Verfiii folgen ; er Iniin sieh aber
aar widiügeii PaalMi aaf. eine «fthere Amafüiaiiag
flaiassMi , weil sonst die GroDBea einer Reoansieitt iliev^
schritten werden möfsteü.
Einleitung. Von den Kinderkrankheiten '
im Ali|»eaieln«D. Der Hr. Verf. beginnt, wie vor
äm Jdvg, waii den Krankhettea des Fotl^ Die hier
Hegendea Schwierigkeiten besondeas fai Benig auf Dia«>
gttose und Therapie einsehend, glaubt er, durch vsr«-
nüi^ge Analogie und physiologische Gründe versuchte
Aufechlüsse über dnnkle Vorgänge in der Natur müfstea
jedem Anste willkomnieii sein. Wie wenig uns diese
fijfflhsiaiea für dieDiagnose «ad Therapie geafital halian, *
itt belmot; Ar die physiologische Ps^elogie aind flr
die Staat&arzneikunde entspringt eher ein Gewinnst dar-
aaa — "Hierauf wird von den Gefahren für das Kiinl
wätirend der Geburt gesprochen und dann das Kind von
des Qehisi. Ihb aar PnbeHit betaachtet Mit (lenke sihil
1
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866 MeiJbiite*» KitfdtorkrMUiiiiBn.
der Hr. Verf. diejenigea Krankheiten noch deo Kiinler*^
'krankheiten bei, die durch die kindliche Org^anisatioji»
und dorch die verschiedenen Entwickelung8|iroce8se SAü^x
difieationen, sumal. hitisichlltch der Therapeatik eiliri>».
den s. B. die aottieo Bicantheme u»e. — Ohne iripnA
einen Zusammenhang reiht sich nun hieran eine Episode
Über die Sterblichkeit und die Ursachen der Häufigkeit *
derseibeo an, warin treffliche Winke gegeben werden. —
Die hier angehängte Literatur könnte sehr irervoibtai^-
digt werden, nicht einmal eines Rhazea, Bennert,
Banohin U.A. geschieht BrwfihtHtng, eelbtt neuere,
z. B. Lebreton, Auteiu ieth, Gölis u. A. sind nicht
genannt.
I. Diätetische Behandlung des JLindas.
^von der Befruchtang an. Dteaelbe fillU , ao lang»'
das Kind im. Mntterleibe ist', natariich mil de« Bdunri**
lung der Schwangern zusammen. Bei der diätetischen
Behandlung der Neugebornen hätte der Hr. Verf. auf
. das unvorsichtige Abwaschen des KäseschleiuDus der Kin-
der, auf dessen hohe physiologische Bedeutung aufinerk*-
aam machen mteen. Wie häufig wird das ungeaeli^kle^*
gewaltsame Abreiben dieser kisiehten Materie UisaA«
der verschiedensten Krankheiten der Neugebornen; weil
man die grofse Wichtigkeit, welche diese Materie Tdr
das aeugeborne Kind hat, nicht gehörig zu wiirdigea
, weifs, und meint, dieser fette Schleim müsse wie ein'
* Schmutn weggewischt .werden! IL Ueber die Wahl-
der Ammen und das kfinstlieiie Auffüttern-
der Kinder ohne Mutter brüst. Zwar nicht neu,
aber gut und vollständig. III. Ueber die physi-
sche Erziehung der Kinder in den eraten^Le-
behsjahren. Gut, aber nicht gedrängl gaiHig^ , Die
•Literatur hflite durch die - Schrifken Ton Kosiiuky,
Raulin, William Mofs, le Boy vervollständigt wer*
den können. IV. Ei genthümiiche Organisation
des kindlichen Körpers. DasBekannte. V. Ueber»
die n0thwendige Beachtung der. EntwioJLe«^
Inngsprocesse im KindesaUer to^d Snitnu d«a
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Mtfifmer'« iiiaderkrankhaiten,
Arztes. Hier dringt der Hr. Verf. nicht in die Tiefe
d«r Procefise ein. Bei d«r LUetalnr wird n«r Heeke
fettunrt; Hopfenf ftrtner und Oslander hätten
meht übersehen werden dürfen. Ueberhnvpt Ist von mm
an die Arbeit nicht so reichlich mit Literatur versehen,
wie man nach der Vorrede hätte hoffen sollen. VI.
Ueber noch einige bei Behandlung der Kin-
derkrankheiten wohl SV berficksichtigende
Regeln. Diese suid wohl Ell .beheodgen.
' 1. Abtheilung. Ueber die Krankheiten
des Fötus im Mutterleibe und der (die) Mög-
lichkeit ihnen vorzubeugen oder sie zu hei-
len. Nachdem der Hn Verf. Hufeland's Abhandlung
Iber ftdiologie «od Therapie der Krankhrilen des Fötos
siaer Kritik unterworfen, nnd besonders das von deni"*
selben angenommene Versehen mit leeren Gründen, wie *
Jörg, dem er gar gern folgt, bestritten hat, erfahren
vir in des weitschweifigen Abhandlung nichts weiter,
ib daft man die Krankheiten des Fotos eigentlich doch
nifdit diagnostidren nnd demnach anoh nicht Ibratlich
behandeln könne^ Mangel an Raum, Nahmng nnd Oxy-
gen (dies Wörtchen spielt bei Jörg und Meifsner eine
grofse Rolle) sind die Hauptbedingnng-en zum Erkranken
dts Fötus. Die Abnormitäten des Chorion, Amnion,
dm Sßbafwnsiers , Nabelstrangs s. f. sind hier angeg»-
bsn, «od nietet folgen die Miftbildungen bnnischeckig
durcheinandergeworfen. Hier sind die neuesten For»
schungen woni^ [jenatzt.
- II« Abtheiiung. Ueber diejenigen Krank-
heile d ' und Verletzungen, denen der Fötos
wihrond^der Geburt ausgesetst ist Die Kftme
iil-hier sehr za billigen , da dieser Gegenstand in der
Geburtshülfe gründlich erledigt wird.
Iii. Abtheilung. Ueber diejenigen Krank-
heiten, welche nach der Geburt des Kindes
eiu' Gegenstand der ärztlichen Behandlung
wosjdeu. .idf) Erste Periode. Von der Gebort bis
mm Durchbruch der Ifilchzähna 1. Schein» '
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.890
M«i£Hier'« KinderkraiUdicitMi.
lod der Neugebornen. Der Hr. Verf. fuhrt die
beiden Artea von Scheintod (Aäphyxia upofHeetica el
igfimpfileo) aik Aber leider! erlnilen wir oieltft eiap
•Irenge IMagooee. Gkins mibenwtet blieb Wigfaod'j
treffliche Abhandlung des Scheintodes (vergl. J. H. Wir
gan d , die Geburt des Menschen , 2ter Band S, 56T
u. 8. f.)* 2) Sehwäche der Neugeborneo. .ft)
Kopff eecbwnlel der Neugebpmen (eapmi am^
eedaneum). Der Hr. Verfl bilt ele ffet eiee Menplte
AoscbweMung (?). 4) Ko'pfblutgesehwolstY'^c-
chymoma capitis). Diese Abhandlung- ist theilwewe
befriedigend; die Diagnose ist nach Nägele besonders
giiland genau angegebeiK Avch Hr. M eifeaer beobach-
tete, wie frfther Fieeh er,, eitle Kopf blelgeepbwiit Beek
dner Fttfegebnrt 6) Angeborne Verechiiersiiaif
des Mastdarms. Die in Wlirzburg erschienenen DiSf
sertationen von Schäfer und Lop er unbenutzt
geblieben. Angeberne Vepschiieisuiig der
fibirigeD «JitQrlichen Oeffntingen (Impmwf^
nmH^nem). Ilie Vereohliefeiiiig^ dev Angealiederv «hp
Obren, derlfaeenlAcher, der Lippen, derHemrMirev di»
Muttermundes, der Scheide und der äufseren Genitalien
sind hier gut bearbeitet. 7) Abnorme Biidung der
Sunge. Die angewachsene Zunge; der Vorfall
der 2«ii|fe.' 8) Bie Frdiehlein-* Geiehwetei
9) Verw«cbee»e nad ftberafthtlg« Pinger md
Fufszeh en. Um der so leicht wieder erfolgenden Ver-
wachsung der durch Operation getrennten i'lnger und Ze-
hen vorzubeugen , räth der Hr. Verf zuerst eleea JBinstich
In die ebnerme Heut, so tief als die Trennung geechebee
eoUf m Biecben, «od deen eioee bleiemeo Ring dnreb diflie
Oeflmiiig Sil ftiebeii, m eie ausheilen tm Ummm, * lit-die
Ausheilung gelungen, so wird von diesem Punkte au»
der Schnitt nach vorn durch die ganze abooruie Ver-
bindung geführt. Nach der Operatie>n wird ein die
Finger oder Zehen anseioandeirhaUeiBdei Verbind mg^'
legt 10} Gespaltenee Rickgraiy Wa«MraMfct
dee lUIckgrete (%dna hydmrkaMii^. Mr
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m
Meiftner'« iLUderkninktieiicii« mi
abgehandelt Dai's stets ein liakiiger Tod er*
folge, wenn die HaUwifti«! gfelipalten 8^en, wt nkdrt
iMll%. Rm. kaanl ein Mali^rifM Kiacl mk ijjfid»«
eemiealh. AnfiMir tob Attlej Coaper
uod Laboüiie wurde die EntSeerung der Geschiniulftt
durch feine Einstiche auch von Burdaoh mit günsti-^
fMQ fkMge gemacht. 11) Angeb^me Verkrfim«
M das iL#rp«ri.- IS) Auf ebovsa Brück«
(h^imiae). a) Hlrsbrsch. BieMr healeh* oaeh
dem Hrn. Verf. in dem Hervordringen eines Theils des
Gehirns samtnt seinen Häuten durch ein vvidernatfirliches
iaeiueiii der Kopf knochen befimUiohes Loch ii.aw. Aiioh
kibr Qigaad der Nähte und Fontanellen {tift «r wai^*
iH^.ilMiM^ ünpoiie», ohgWoii acboa aellepag, derKra^
hMh niii 'VaraGheiB.^-»*- OhM waHwc Stektttapr wM .
aUo hier die alle Lehre wieder au%eni>inmen. Es düifte
^em Hrii. Verf. sehr schwer halten, einen einzigen Fall
HB Mirsbntoh nach der obigen Bestimmung evident
«chinmuen; den gmnde ffbe HinMuA% 9mg^
giAaMi RlUn warn nnoli nllea UnutiiidaB und
laaleu keine Hirnbrüche; sondern waren, wie Nägel«
(mgl. Hafeland's Journal Bd. 54. Stück 5.) klar nach^
^wiesen hat, Kopfblutgeschwölste, so der le Dran'sche,
der Trew'sche, der IXftharding'sahe und der von Ca^ar.
«liiolil mi^allMaia Fnü Die nach dar RapaaMoa
iMrtliaii zu antaiaobeiihiBdaOeflaaBg nod dar k&dcharna'
Rand derselben in der Milte des Knochens hat der Hr.
Verf. wahrsck« inli( It nur am Schreibtische wahrgenoni^
ineni 4) Oer Nabelbruch, c) Leisten^ nnd
ftadtemacikiirsoh. Gut. IS) H e rabstai|^aa dar-
lladait»aiao.b der Gabart; 14) Harabaachwar**
den der Rinder« 16) Anaeli walle ng der
Br^ s t e bei N e u g e b o i ii e n. 16) Gelbsucht
der Neufi-ebornen. Der Hr. Verf. führt viele An-
tiahtaa Anderer auf, ohne sich £iir die eina adar andara
tw urHiraa 19) Ai-e Aeae der Neuga&ernea
(Erysipelms me^^natMum), Der Hr» Vei£ er-
wähnt hier jiicht des Erythems, welqhea so häufig bald
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I
892 MeUfOer't Kitidcrkrankheiton. '
nach dem Waschen und Baden der Kinder beobachtet
imird, and welches auf dem unzettig^en, widernatürlictiea .
Abreiben des KlodtscUeims beruht. 18) Verhärtung
des Zellgewebes. Dieses Kapitel, wie «ich dsi
vorige , ist mit labras werthem FlMibe md mit bessis-
derer Berücksichtigung der neueren Leistungen bear-
beitet Nicht blos Wendt glaubt, ilais bei neuen l osea-
artigen Entsilodu ngen mit hochgesteigerier Diatbesis iu^te '
Umschläge mit Vortheil • assttwenden seieo ; siHidei» |
darüber hat sich frtther schon J. J. Reofti ausgesprs* |
eben 7 und die kalten Umschläge öfter in bolchen Fälleo :
angeH'audt. Bei Zellgewebverhärtung will der Hr. Verf. i
Aur bei Verdacht auf iSg/philia Mercurialia gebraucht j
wissen. Ree. würde, aaoh ohiie Rftekmeht auf Si^pMSti,
SaUiimtbider aiiwendeo Casper, Heyfeidsv,
Andry, Bruni, Gölis, Pafeita u, A* wolleo Hs»*
lung der Induratio telae cellulosae gesehen habea,
weshalb W^endt's Ausspruch, als sei dieselbe unheil-
bar, als Machtapruch erscheinen niiils. 19) Syphilis
der Neageboroen. Beschreibattg nod BehaasUaiig ;
«ehr ansfilhvlich. Mit Recht wird eine Ansteokmig «ik» '
rend der Schwangefsehaft^ geleugnet. 20) S c Ii w ä m nt-
eben der Neugeboruen (Aphthae), Die Be-
schreibung könnte vollständiger seyn. Die bösartigen
Schwämmchen sind nur oberfläehUch berührt. Die tai**
figste Ursache der Botstehnag der Apht^, 4n «fliH
derbliehe Abreiben des Sehleims im Mwide gleich mih
der Geburt , i^i ganz uiibei iicksichtigt geblieben. — '
Der Aphthen, die zur Zeit der Zahnperiode so häufige
xumal bei ohne Muttermilch aufgefutterten Kiodera sicä
seigeii, tiod «eh üb^r den ganse» Darmeaiial vetbreiM,
wodurdi sdir erscb^pfeode DurühflUe veraalaftt wer-
den , gesdiieht an keliier Stelle des Werks Erwähnung.
21) Augenlieder- und Augen-En tzündun^
(Ophthalmia neonatorum). Dies Kapitel ist
sehr fleifsig bearbeitet. ~ Auch diese Entzündang wild
sehr häufig dadarch venuilarst, da£» der die Augen mih
klebeide and gegen das rasdie ESadriagett'deSfUolü
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■eUiner s KioderliniuktKiiteii. 89ft
schüteende Sehleim von den Augeoliedern gewaltsam
abgewascheD wird. Die Dissertationen von Gdts usd
,8«6inft Sil fliad nicht beoHtst. 28) Die blaue Krank-
heil (CymnoBis)* Die yerschiedenen Ansiohlen der
Aerzte sind fieifsig zusammeng-estellt. Nicht erwähnt
ist, dafs Kinder mitunter hiaiisi'uhtig- geboren werden.
Bieser Fall wird sehr leicht mit A82)hijxiu apoplectwa
mwechsdt, und ist toq dieser hauptsächUch «iadurch
n nnlerschelden, daCs bei anhaltend fortdanernder Blfiue
der Hant die Nabelschnur pulsirt. 28) Hasenscharte.
24) V e r dauu ngsbesch werden der Neugeb orl
aen — Blähungen, Kolik, Verstopfung, Durchfall,
BrbreeheiK 25) AtrophtQ infantum. Unbeachtet
-Hieben die Abhandlungen von Chr. Fried. Ohndea
ttid von Joh. Val. Chuden. 26) OaBirm-^ et En-
terom a la cia. Das Bekannte. Unbenützt blieb Zel-
ler's Dissertation und die von Fels. 27) Blutb're-
ehen. 28) Die chronischen Hautkrankheiten«
«) Wandsein. Nicht bemerkt ist, dafs die zu grofse
Sorgfalt der Aerate und Hebanmien Ar Retnlichkeit,
4, ki das rohe Abreiben und Abspülen dtes ffir Sdiinnls ^
^halten en Kindsschleimes, die häufigste Ursache des
Wundwerdens der IVeugebornen ist 6) Mitesser.
c) Pemphigus neona t orum. Ree. sah solche
Blasen von der Grdfse eines Tanbeneies und noch grdfsen
•ÄfiT Hr. Verf. bestimmt dieselbe von der GrdÜM einer
Erbse bis zu der einer Haselnufs. d) Gneis (tinea
recens nntorum ), c) "M i Ichbo r ke f ernst a
lactea et serpiginosa). Zu voreilig verwirft der
Hr. Verf. die allgemein, zumal von Althof, Sti^ck und
Jahn empfohlene herb* jac^ae. Recht gute Dienste
'Müel als Getränk eine Verbindung der rad, Sa99aparUL
mit herb, jaceae im Decocto - Inf usum mit Zucker ver-
'fiöfst. /) Das Friesel. g) Hitzblätterchen.
'Beide sind , wie sie hier angegeben werden , eine und
^dieselbe -Krankheit, viFelciie man gewöhnlich mit dem
Namen „SdrwitBfrieseP' beneicbnet A) Nässen der
'flaut. Wenn der Hr. Verf. bezweifelt , dafs dnrch
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. Melfkiiei« Kiiiil«itoii[kli«Heir.
schnelles UnterdrOckea des Nässens hinter den Oim#
Augeoentzündung entstehen lp5nne, so kaaa ihm dieser
Zweifel durch die Praxis leicht |;ehobea werden. 2Sijf
Bt« krampf h«f teo KrttBkhteitsfarmen b«i£i»^
dern (SpBsmt neMm%^rum). «) Der Kintt«
backenkrampf der Neugebornen ist sehr obciflüch-
Uch abgemacht; die aeuerea Beobachtungen und Seciio-
nien sind nicht bedtekriebtigt. Die Abbandilii^eii vob
Gk O. AekemMm, N«ttb«ok, Pii. Vi. Brnmumuk kil^
im beiivtcl wer4en tnfteseii; anfiMrdMi «loiie^ giikf B«i«
träge in der Salzburger med. Chirurg. Zeitung 1818. uad
1819 u. s. f. 6) Die i n n er en K ränip f e ; c) Coo-
TaJsioueti und Epilepsie; d) Tetanus neo-
natorum. Bbenfalls m kiin 80) -Das krank««'
hafte ZaliD^s. Km nnd gat» Ree kann da« gßan
stigen BrfMg de« Dardischtteidefia des Zakallciiohif-
durch 2 Fälle bestätigen. Die Convul^iooen lieisea -sa*
gleich nach, und die Kinder wurdea geretiet.
Zweiter T h e i J. iL Zweite Periode.
V&m tlaai fii-acli«i«eto dter Biilcliailiaa b»t;i
an« lieeadiflfie« ZaJmw^cheeL 1) Kra«kh«t»r
ten tler Verd au u ngs Werkzeuge. Eine gute Cooi*>
pilatton. 2) Eingeweidewürmer. Der Hr. Ver£
zweifelt &a einer eigeothikBÜGben Wurmkraekheit.
Bnteü nduog«an ianvrer Organe da« kiad»-»
lialiea OrgaJiisaiua. Mit ekMr daraiMwi ntehtsM*-
geadea IMuitiM der BaMadung begiant ^ekia allge-'
Betrachtung' über diese und ihre Behandlung«
worin besonders die Angabe der für den Kinderarzt ^
wichtigen, objecdven Zeickea au« daa Hauptz^gea dif -
Gepiekte dpr Kiader Dank verdieat Haaaiif ^MffW d«li
baaioeheekig darebauMuridei|[|ieararfiBa die BaikfladaagMi«
eiaaselner Theiie. Reine Phiogosen stehen aebeu Neura^
phiogosen and sogar neben Hydropsien, wie die kwi->'
säbluag der einaelnen unter der Aul»rik JBiatzündungeii
a«%efiihrtefi Kraakheitsformaa a^en wkd. J. la ^sni
Bmsth^lila: a) Paa*<|Miatf tarnte ei iPlimri^
tUf b) CariitU in furtum. Sehr gv^ausgeaNv
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MiiiltaMr'i irirtiitimtliriliiir «H
beUet, zumalletztere, W<^bei Puchelt'S Abhandlung fleis-
mg benutzt wurd^. B.ln der Bauchhöhle: c) Pe-
ritönitis; Enteritis ; t) Hepatitis. Eben-
faklB fUft. C. Halseotvuoduilgea; f) Angina
aerosm fancium «1 a»^4Ma l#ii««*4/ari«. Ha-
iliiltot'9 SrflMttder B^kmMkkdu^ ist btir fairs g^cdaohi)
md das «irtle Atadimn deikelben gaM ttHrri^anged. NkM
mit einem den Aphthen Ähnlichen , weiften Flecke fangt
cKese Krankheit an; somleni sie begtünt als erysipelatÖse
Entzündung, g) Angina .meinbranac ea^ Croup^
Eine Aeifsige Coippilatfon. Eine g-enaue Diagnose fehlt
hm, Ivie fast öbevali) in Buohe* Jurioe'i Uateiflclm«^*
fliMif eiaeir LmryngHU «iid 'TrmüUUh ^xamiMua («Mit
ivM der Hr. Vmrf. sagt: ^yharyngitm «tfd 'JBNNi^Mlil»'*^
ist allerdings von giolser Wkhtijnjkeit , und es fehlt ikr
uicht der praktische Nutzen, ^vie Hr. Meifsner meint.
Gleich im Beginne und dann im ganzen Verlaufe haben
beide etwas EigeHthümlichleflk Laryngitis tritt plötsiioh
Mtf, Yerliiifl Viel ««{Md^srji d^ Toa dee Hwfleiii tet
gant aoderi, die R^^ratimieliMAwerdtoB md -acluHi
g^lelrih WlB Anflreleto vl^i ärger, die BraUdningsaaftUc^
heftiger (Royer-CoHurds croup aujjfocant) y als bei
Ttacheitis , die gewöhfiHch mit catarrh^Ü^chen Syiiipio-
meu beginnt^ Die Laryngitis metnbr. for<1ert von Sei*"
teil des Arztes ein i4eft rascheres Eingreifen, als die
Ttachei$i$ m^ftr* Sie Behaadlafig hat der Hr^ -
Jfmt «briglBiie VeeM gnt 'ebgegeben» h) P^rQi4t^^ •
Mir kfm. P. £«tc«lidHiigett ain Kopfei i) ify^
dre cephalus. Warum der Hr. Verf. niclU die
Ueberschrift: ,f Encephalitis infcaäiUs" wählt, ist nicht
einzusehen , besonders da es eine HirnentzündiHig (auch
biijyiidera) ^ebt, die nkkt in wtoerige Ansscihwic«
i^kf' dbergdbt Der «r) H^^r^t cepk^tu^ «ctitff#
tatlintt vM^' Flieift« und UrotlatiAdig dargelegt; dttoh .
dU (hindet^, Brächet, Senn, Levratu.A. nicht benntcl.
ß\Biydrocephalu8 chroui cus int ernus und
yy -e^ternus kommen hier, wie ein Dcus ex ma^
chm0i^. jmi&r, die Bntzüodiuigen. Der Hr. Ver£ sagt
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0Q> Meiftner'a lUiiilerltranUieiten.
zwar seihst , sie g-efiörten nicht hierher; aber Mrie mochte
er sich einen solchen Verstofs gegen die Logik zu Schiit-
den kommen lassen ? Mit der AbhandinDg selbst käse
man tufHeden sein, k) Entsfindnng des Rficken^
marks. Ganz nach Gölis. 1) Otitis. Gut. Hier
wird Jedem auffallea, dal«» die myeliti» unter die Kopf-
entzündungen rubricirt ist. 4) Die krampfhaftea
Krankheitsformen« a) jisthma Millari; h)
• Pertussis (Keuchhusten). Bei an8ei;em jetzi«
gen Stande des Wissens ist das iber das Mlllar*sch0
Asthma^ Gesagte befriedigend. Das Asthma thymicum
konnte der Hr. Verf. noch nicht kennen. — Den Keuch-
htt^n rechnet Hr. Meifsner mit Recht zu den contp^
i^ösen Krankheiten ; allein er hat das Verhältnifs üImmt;
sehen, in welchem derselbe zu den acnten Exanthesiiss,
und namentlich zu den Masern bteht. Vor nicht lan-
ger Zeit war in dem Wohnorte des Ree. eine Keuch-
husten - Epidemie ausgebrochen , und hatte sich
da östlich und. westlich verbreitet; aliein in einem
% Stunde nordwärts gelegenen Dorfe herrschten glot^
seitig die Masern bösartigen Charakters. Kein einzig«
Kind dieses Dorfes bekam den Keuchhusten , und in
des Ree. Wohnort wurden erst mehrere Monate nach-
her, nachdem kein Keuchhustenkranker mehr gefundsn
Wurde, die Masern und aswar ziemlich gutartig beu^
achtet Erwachsene Personen werden nicht so setteii»
als in unsern Lehrbüchern steht, vom Keuchhusten ger-
plagt. Hat ihn ein Erwachsener in seiner Kindheit oicfat
gehabt, so wird er, wenn er sich dem Contagium aus-
setzty leicht angesteckt — Bei Angabe der verschie-
denen M<»inungett fiber das Wesen dieser Krankhfift fai
der Hr. Verf. der Ansicht von' Desrueltes nicht erwilmt
Nicht blos Marcus , sondern auch Whatt setzen d^
Wesen derselben in Entzündung der Bronchien. —
«
* 1
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N\&r HEIDBLB. JAHRa o. UTERATUR. 1831.
M eifaner* 9 Kinderkrankheiten^
(BeteAlif/fO
Die oft erst nach vielen Monaten sich zeigenden
Whlimmen Folgen des Keuchhustens sind fast ganz Über-
lehen. Die gelind antiphlogistische Behandlung darf
äcbt blos auf das catarrhalische Stadium beschränkt
'verdeD. Sie thnt ooch im Vadium cemndsivum treff-
Itche Dienste. Ree. wendet in diesem Stadium kleine
Chb'en von Brechweinstein, vorzugsweise aber Salmiak
mit geringen Dosen von Biisenkrautextract mit gutem
Btfolge an. Den grofsen Ruf der Belladonna Icann er
durch seine neobachlnngen nicht vermehren* Siie
iihit Ihm fasi nie beim Renchhnsten gute Dienste. —
5) Die Scrophelkrankheit er) Scrophulöse Ge-
schwüre ; b) scrophulöse Augenentzündung ; c) scro-
phalöse Entzündung der Nase; d) der Kopfgrind ; e) der
jb^f; /) das scrophuldse Knochengeschwür (apina
*mioBa); g) die weifte Geschwulst, Gliederschwamm
(fmgu8 articulorutn). Dafs hier ganz verschiedenar-
tige Dinge zusammengeworfen , und einzelne Formen
der Scrophulosis gar nicht beachtet sind , ist auf den
eisten Blick ersichtlich 6) Rhachitia. Mit Recht
.^rd der Zweiwuchs nicht unter die Scrophutoaia, wie
Steinige gethan haben, gesetzt. Jener beruht gerade
auf dehn entgegengesetzten Processe. Bei Scrophulosh
ist die Tendenz zur harten Bildung, bei A/iacAilis zur
weichen Bildung vorherrschend.
L Q Dritte Periode. Von dem beendigten
Bahnwechsel bis zur Pnberflt Eine tief ein-
greifende physiologische Auseinandersetzung dieser Ent-
wkelungsperiode vermifst man sehr. — Mit den acuten
Exanthemen schliefst hier der Verf. sein Werk. Er
Technet hieher: 1) Variolae; 2) Variolae vaccmae;
XXIV. Jahrg. 9. Heft. 57'
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899 f ItfeiifliiQr's KimlerkrfnkhijiUn.
3) rarioloides; 4) Faricellae; 5) Morbilli; 6) Ru^
heolae ; 1) Scarlaiina. Allenthalben nimmt der Hr.
Verf. ao , dafs es keine sog^eqaaote exaoüieinatisctie Fie-
ber ohne Ausschlag gebe. Ree sali mehrmal wShrend
Scharlachepidemien blofse Aoeii|^i{ mit Fieber, und bei
einem 17jährigen Mädchen Hautabschuppung folgen,
ph«e dafs eine Spur von Exanthem «»eheD war. Der
Form, die unter derii Namen Chamäleon^ Scharlach'*'
^ekanpt ist , geschipj^t keiner Er^ähqung* — ' ?u \i euig
wird ftber Contagiuni der acuten Exantheme
Fassen wir nun das Gesäße kurz ««summen ;
ergiebt sich, dafs das Werk rücksichtlich ^iqer praktiw
^cheu Brauchbarkeit sich neben die Werke von Ros^nr^
Stein, Ja hc^,. Fleisch, Sch^ff^ir, Pl^pH, ^ienli^t,,'
Feijer, Jörg, Wendt luA. stellen l^nn Ba^Gapiif
i«t dn^ %ifsig^ OuppiiatioD. ^U<tiA g^r^^ «^^ii a^^i^
AirbifH «m ^m^m B^xW^n unaer^ Ze^^ - ilppf
thut eine streng Wissenschaft liehe Bearbeitung der Ki«^
derkrankheiten , freilich mit allseitiger , gehörig ge^jich*
teter Benutzung alles vorhandenea Materials, nacM ^eo)
li,eu.Mgeu Standpunkte unserer Physiologie und Fali|h0it
ipgie Noth. Eine 8i;^che M^bt ^jber trotz der Ti^ll^
kMrz a^f ^ioander e^gyhteBettw lybii<Agr afcn^mfidil^
VanUieilen biß jets^ wok ^i« phm 4i^^rim''¥ ^-Wk
Spraclie in der vorliegenden Schrift dürfte gedrängt
seyn. Zu einem Vorlesebucb isit si^ wegen ijhi^'ef. swf
grofseft \Sfeitschweifigkeit gar nicht zu. gehrsmchen. ^ ^lie
yij^eAi SionentsteMenden Druifk{4|^f|i mURfl^'l^f^
einer sehir naeUässige^ Conw^Wi . \ ^rVlMblf^
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von OeMtaer, UaiiAImicIi fl«r Mtttllttiik. M
JlMi^MeA dtr M4ekaltik 9m Wf^mnit i^4€ph Ritter toilk ^b^ttn^r,
h k. Omkmrniälraih ä^^fgu^t»ti mit B$i»9ßg%% Miri netitHk-
«K^iürAei» CMUtiwfliMR MriMAffi imil äerthugegt^ von Fr an 9^
Anton Ritter von Geratner. Erster Bund. Mechanik fester
Körper, Mit 40 Kupfer t afein , die in 'einem besondern Hefte bei-
tagen, f^Ag ISai. u. S, ' gr, 4. (Prei^ 19 a. 1% \r,}.
' PnUkMm etiiil« Mermil den ersteh, fttr Ach
be8leliettit«lf , Tll«tl eines ^ rofteti Werke« , tirelcbes rief
zu berühmte Namen deiner Verfassef aufzuweisen hat,
sIs dafs ihm nicht ein günstiges Vorurtheil vorausgehen
a^lte, altein eine nähere Bekunnlachaft mit demselben
fMhtfOMlgl AtneB nicht ntir, Bindern zeigt auch bald;
ilfti Ato We^k i6Wohl HIckirtchtlich des Reichthitm« und
derOediegenheit Seines Inhalts , als auch seiner eleganten
äufsern Ausstattung unter die Zierden der deutsche Lite-
raittr gehört. Ref. liält es daher für Pflicht, sowohl
4«fl ChiMkter deMfÜNMi hü AUgemelnea anziigebeti , alr
«0eb 4tä iaMt d^r «iAZelneii Abtkeilangeii täher a«tf
bcoeichneil, damit die Leser dieser Zeitschrift den Reich-^
AaÄi def Stehen Und die Art der Darstellung kennen
ietnea,^ nnd durch den zwar liohenr, an sich aber rück*'
Mtfich der 40 aelir «aübereit Kapfereafeln in
fm FtoM nir mtHigm Ft^ ridtt abgehaUen werdwv
iHk imM itt #d t^eMTeh^r Bezfehung sehr nUhlh
chen Werke näher vertraut zu machen, da <Jie Kenntnif»
der praktfschen iVIechanik in der gegenwärtigen Zeit ausr
Viele» Mdki hegr^fltoheti GriMileiir ¥or2itgawebi6 ter-
kMMp Ck IMrteii wfi^tlMl*
vi^ Fr#fltf ^Meph ¥oif ä^i^Stiteff, durdh «iM
Wenge znr praktischen Maschinenlehre gehöriger Ab-
handlungen hirrfSrtgHch bekannt, war der Gründer de«
vorlrefftichen, rekshiich unterstützten, technischen In-
flülalea in Prag, wel<^hed 1801. ertichtet irarde, und
dMh ehM IMhMge ckM-t gefoiidefe^ iMhkundigei' Schüler
d*i<¥ Lande stets eiiW^i reichfichen Ersatz für die anfge-*
wandten grofsen Ko^^ten darbrachte. fn einem Zeit-
tiimie vöü Z4f^ahren zählte von Gerstner über 2000'
äMMer, iM dmiw tid^ siclr hn Fächer dcfef StaSChiileit-
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Mi vttB ClmMnev, HMdbMh der ilsoliliBilr.
baues vortheilhaft auszeich Deten. Seine Vorträge waren
insbesondere so eingerichtet, dafs sie die Theorie jeder-
Beil mit hinlänglich bewährten Erfahrungen verbanden^
ein gerade hierbei nothwendiges ErforderniilB , wenn die
später in der Anwendung oft sehr bedentenden Kestfln
stets neuer Probt u vermieden werden sollen. Eine ge-
nügende Tlieorie miifs nämlich zwar jederzeit die er-
warteten liesultate wirklich geben, aber es bleibt immer
fraglich > ob dabei alle Bedingungen berfiidiriphtigi eindi
die sich häufig erst in der Anwendung zeigen » und ^
wäre daher eine tadelnswertlie Zuversicht , wenn man M
verschmähen wollte, die Ergebnisse der Erfahrung zu-
gleich mit zu benutzen. Aus jenen Vorlesungen ist das
yorliegende Werk hervorgegangen, ein Handbuch, wo-
iron mit Recht in der Vorrede gesagt wird, dals jeder.?;
mann, der dessen bedarf, sich in vorkommen-
den Fällen Raths daraus erholen kann, und
welches der Vater selbst herauszugeben sich vorgesetzt
hatte, an der Ausführung aber durch überhäufte Ge-
schäfte gehindert wurde. Der Sohn, Franz Anton
Ton Gerstner, realisirle daher dieses Vorhaben, r07
sete jedoch vorher in den Jahren 1822, 182T und 1828«
nach England , um das dortige Maschinenwesen keunen
zu lernen, was wohl ohne Zweifei die beste Schule fiir
die pralitische MechanilK ist, und so erhält denn ^
Publicum hier unter andern namentlich sehr genaue und
ins Einzelne gehende Beschreibungen vieler grofser, ttt
England ausgeführter Kunstanlagen, die man grörsieu-
theils nur aus sehr kostbaren englischen Werken, oder
mitunter sogar minder genau durch eigene Ansicht* ül
Ort und Stelle kennen zu lernen yermag.
In dem Torliegendeu Bande ist-die Art der DaiilfP
Jung im Ganzen genommen durchaus praktisch , und bei
den meisten Aufgaben sind die aufgestellten Regeln zti-
gleich mit den Resultaten im Grofsen gemachter firfah«
mngen verglichen. Zugleich yersteht sich von settet,
daHs man bei diesen Gegenständen ohne 'Mafhematik gtf
nichts auszurichten vermag ^ und diesemnach ist anefe
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r4»a Gerftncr » Uiuulltiicli der Jll«eliaiiik»
das Gauze geoiuetriscil behandelt, jedoch ist der Caicül
iberall eiofach , in einigen Fällen sind die BntwickeluiH
gen der Döthigea Pormelii 4«reh höhere Analytis onler
imn Texte hinzu g^ef Ii ^t, und wo man clarch ilie letctera
alleio zu <]en gesuchten Resultaten gelangen kann, sind
blos (lie^e in den Text anfgenommen , um dann die er-
fonierlichen AnwendiiDgen davon zu machen*
Der erste Band enthält die Mechanik fester Korper,
von den beiden andern, welche in den Jahren 1831 und
18^12. bestimmt erscheinen sollen, wird der eine die Me-
chanik tropfbarer, der andere die der elastischen Klus-
M||keiten, jeder etwa von gleichem Umfange als der
cfMe enthalten.
NrcH einer nur 12 Seiten !ang"en Einleitung, worin
die allgemeinen Begriüe über Kräfte, Maschinen, Be-
^ftgmg und die Verhilltnisse swischen der Zeit , dem
i^lkfthiaiifenen Ranme und dem erhalten^i Nutzeffecte
festgestellt werden , handelt das erste Capitel bis S. 72.
von den thierischen Kräften und ihrer mechanischen An-
' Wendung sowohl ohne als mit Maschinen. Nach früheren
Versuchen , namentlich von den Gebrüdern B e r n o u 1 1 i ,
die mittlere Kraft eines gewöhnlichen Arbeiters
angenommen, die mittlere Geschwindigkeit
c = 2,5 Fufs in 1 Secunde und die mittlere tägliche
Arbeitszeit t =: Ö Stunden. Hiernach giebt die allge-
Mne Formel
«-'(-t)('-t)
marin v nnd s die In der Anwendung stattfindende Ge-»
schwindigkeit und Arbeitszeit bezeichnen , die wirkliche
Kraftanwendung eines Arbeiters. Es ist einleuchtend ,
dafs diese schon von Bougner vorgeschlagene Formel
keine glins aligemeine strenge Anwendung leidet , unter
«■dem aehon deswegen , weil y s= 2c oder z ä= 2t fflr
K den Werth = o giebt , allein man kann sagen , es
«ey dieses ein ähnlicher Fall als beim Mariotte'schen
fiesetce, welches in seinen Extremen unzulässig ist.
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flhrlgens aber die mannichfach^ten sichern Anwendungen
gestattet Auf gleiche Weise ist in Beziehung a4iT den
Torliegenden aUgemeinen Ausdviick des KraümomeDtf^
eines Arbeiters Bichl btos ausgemtditV dalh ei« eiaeker
Mann «Ikrdings ISO auf herze Zeil eu beben 'veraaig,
wie der Verf. auführt, sondern Ref. hat gesehen, daft
ein solcher sogar 380 bis 400 16. auf eine nicht hohe
Xc^Ppe hiuauftrug; aHein dennoch ist merkwlfrdig,
ytßß jgir eime nUgemeine AQweDd^Heijt dM«er lS>miBl
auf cUe geifröMiohan Leislungee der ArbeiUer hier oKrik-
gew\esen wird. Zunächst geschieht dieses aiicb iM Be-
ziehung auf die Leistungen des Militärs auf Märscbeo«
M'obei jedoch k früher = 43 S^., jetzt 35^ gkkh
ist , wäb^iiii4, CiUr einzelne Tage t hie 91 odier 4 und sogar
& 8teig[t, und eß wi^ mit f^ht b«Qmkt» 4eftL^ ftA-
dski^n füglich fAr mehr als tiiiiielfliia(i»ig stark gelten
könneil, so dafs man bei ihnen k allgemein oder
rz=3 35 setzen darf. Auf aüen Fqii. zeigen die aagege^
benea Berechnun|;ea» vie vieL bei auh^^eod^a IVlIlrscbiQ
TOQ ibeeq Yeiiaii^ werde« keeo vq4 unter mL^chen Bft^
dinguQgeii ein Nachfuhren der Armatur erforderlich iit
Der Nutzen einer genaueo Kenntnifs dieser Gesetze fällt
von selbst in die Augen , und die Anwendbarkeit, der
Formel ergiebt sich uqter ajid^ro euQh daraus, dafa dii)
mittlere Ikr^/kK k ^ine^ Si^niaoiiea aee d^c E«f«liEiii|g nur
22 w. gefunden wird , weil ein solcher nicht attf hai^
geebneter Bahn geht. Unter mehreren andern werden
Coulomb 's bekannte schätzbare Erfahrungen Ober
Kraftäufserungen der Menschen der Formel angepaüst,
überhaupt aber. eij|d tUe verschiefleiiea' Jkelstmgen «tor
Arbeiter so TOllattniKgiJingegebeBY deftt maa-mribtlsMit
etwae vennMe» 'wird , Indem ohnehin eine Anweadvnf
auf die nicht ausdrücklich erwähnten, z.B. l>e im Ziehen
der Rammklötze und beim^Rudern aus dem Mitgethoill«a
leicht entlehnt werden k^nimK IVichi unwichtig iBt>4Üt
6. aa befindKehe Beaaerfcung, 4hil^ die KxafüBfllreiigttag
■ohr durch Gewoliohd)! beAiiigt wird, wehshe» muneoi*
lieh aMS der ungleichen Art der Fortscbaffuugf von £«a^iH
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ik filauf deiA Kopfe, auf den Sdhuit^rii u.f,iIf. und 4Mf
i^^eiell dabei IhMi^en Muaketn hervörgeht Vatet dUi
^dtenef^n Art^n gehart die vorti Verf. in Lyon heobach*
tele, nämlich (!as Traden au einer um die Stirn gelegten
Gurt, welches Ref. mit Verwunderung in Edinburg
(biohfalfst gesehen blt, WO ein Träger die Hauptlast M
lia«f Aber die Stirn g{il«gten Gnrt tfnd döch tw^l iMk€ '
Maftt^tsScke unter den Armen fortschleppte. Ffir Weibef
wird bei c 2= 2,5 i ufs und t = 8 Stunden k =J 20 an-
genommen, so dafs das Verhältnifs zwischen ihnen und
Männern = 20:25 oder 4:5 seyn wttrde. Endlich
Betragen 2& Osterreictlu^che Pfunde gerade 14 Ki|o-
|ftim«(lä, nnd man' sieht alsö, dafi^ die Kraft der Ar-
beiter im Crailzen hoch angenommen wird.
Bei der Untersuchung der Kraft der Thiere ist auf-
fiAend, dafa dieselbe beim Pferde weit geringer aoge-
^mmen wird, als' bisher allgemein geschah, ifämlicfi
nur zu 100 2^. bei einer mittleren Geschwin(li^koit von
4 P. in einer Secunde und 8 Stunden tägliche Arbeits-
seit, inzwischen sind die hierfür benutzten Erfahrungen *
80 Sprechend, dafs maii wohl thun wird, beim Baue und'
liei der Berechnung des Nützeffectes von Maschinen
kinfiig nicht mehr als dieses anzunehmen, um auf die
verlangten Leistun^^en mit Sicherheit rechnen zu können.
Auch hierfür wird die oben angegebene Formel benutzt,
Welche demnach heifst K =: 100 (2 — ^2 —
iild ergaben hiernach fotgmde Erfabncogen st^t
Mi aUgferrfornnM^n^n ton k c=r 100 (in nieder-
österreichischen Pfunden, welche 0,56 Kilogramme mit
der Bestimmung des Verfs. nahe übereinstimmend be-
jlragen), k=:t94 ^. und 100 5^. nach Poda, 101
^tf6h Nord wall, 100 nach Walcher, 182 und
-'flnr ^. nädi fifesaguliers. Ref. hielt es nicht iVr
fiberflüssig, die GiundbeStimnnuig des Verfs. mit einigen'
atidern vorzüglich wichtigsten Erfahrungen ohne ganz
scharfe Rechnung nach der angegebenen Formel zu
▼cirgleiehen^^ nhd erhielt das merkwflrrdige R^Miitar, dafs
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im Mittel aus Bruuacci s Beobachtungen, wean für
ifie Reibung u. w. = g-esetzt wird, gleichfalls nahe
geoau 100 öst. Pfunde hervorgehen. Nach der mitt«
leren in Eogland üblichen Annahme werden 150 ^. 2^
engl. Meilen in 1 Stunde bewegt, weiches 8,4 F. Ge*
schwiadigkeit in 1 See. und k =103 ^. mit Smea-
ton 's Bestimmung Qbereiostimmend giebt. Watt setzt
die Pferdekraft = 180 engl. ^. mit 3 Fufs Geschwin-
digkeit, und 80 giebt diese Gröfse in österreichischen
Pfunden gleichlalls nur 104. Hiemach scheint es also
am räthlichsten , f&r 8 Stunden Arbeitszeit und 4 F. Ge^
schwiudigkeit in einer Secunde 50 Kilogramme in runder
Zahl als Kraft eines mitteimärsigen , nicht schwache»,
Pferdes anzunehmen. £ine Anwendung, welche der
Verf. auf die Leistungen der Cavallerie- Pferde macht,
ergiebt k = 130 ^. bei 4,5 F. Geschwindigkeit, womit
täglich 2 Meilen zurückgelegt werden , aber bei 3 Meilen
taglich niüfste schon ein Theil des Gepäckes nachgefah-
ren werden, woraus der bekannte Satz folgt, dafs die.
Infanterie für läügere>Zeit grofsere Ausdauer gewährt als
die Cavallerie. Ree. fürchtet ihdefe m weitläuftig s«/
werden, wenn er den Inhalt der folgenden gchaltreichea
Untersuchungen über die zweckmäfsigste Benutzung der
menschlichen und thierischen Kräfte ohne Maschinen ,
näher angeben wollte. Die einmal aufgestellte Form^ ;
dient hierbei als allgemeine Norm, indem zugleich die«
verschiedensten TOrkommenden Bedingungen gehörig
berücksichtigt werden, und um den Zweck der prakti*;
sehen Anwendung nicht aus den Augen zu verlieren,^
sind zugleich Tabellen berechnet, weiche für . VoraOfT,!
Schläge die erforderlichen Zahlengrö&en enthalten, deDitt|-
Benutzung daher namentlich auch bei landwirthschaftU? l
eben Unternehmungen ^egen das gewöhnliche Uebel
sichert, dafs die berechneten Kosten hinter den wirkli-
chen meistens bedeutend zurückbleiben. H
Das zweite Kapitel handelt, von der Statik und deivli
vortheilhaftesten Anwendung der. thierischen KiälW M'*'
einfachen Maschinen. £s ist uicht unwichtig, hier^$o-v'
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▼OB Ci«ntaier, Bandbttch der MeclMiitk* Mft
I
gltieli die allgenfieine Bemerkung hinzozungen , daf«
bei eilen diesen Untersnchungen die angegebene Formel
gleichfalls zum Gi uude gelegt wird , wobei es sich von
selbst versteht, dafs durch Maschinen in der Regel au
absolutem Nutzefiecte nicht gewonnen wird, indem aa .
Zeit eben so viel wieder au%eht, ab an Last mbr ge^
fördert werden kann , aus^nommen wenn das eigentlich
an überwindende, nimlich das Gewicht, ganz oder zum
Theil durch den widerstehend^ Boden getragen wird,
2. B. bei Fortschaffung von Lasten auf Schubkarren ,
Wajs;^en u. s, w. Im Einzelnen werden zuerst die sta ti-
schen Gesetze des Hebels abgehandelt, wobei des In*
teresses wegen unter andern zugleich eine Anwendung;
auf das bekannte archimedeische Problem, die ganze,.
Erde zu heben, vorkommt Unrichtig ist hierbei das
spec. Gewicht der Erde nach Cavendish = 4 ange*
nominen , da dieser Gelehrte dasselbe vielmehr = 5,48
gefunden hat, allerdings zn grofs, indem es nicht füg-
lieh gröfser als 4,72 se^n kann, oder höchstens s=
wie Hut ton annehmen wollte, wo^ch also die vom
Verf. gefundene Länge des Hebelarms, nSmIich fast
zweimal hunderttausend Billionen Meilen , noch 0,2 mal
vermehrt werden mürste. Vor dem Uebergange zu den
Leistungen mit Maschinen geht dann eine für den vor-
liegenden Zweck genügende Untersuchung über die Be-
stMunung des Schwerpunctes voraus, wovon später die
nülhigen Anwendungen gemacht werden. Bei der Be-
traohtong des Transportes von Lasten auf Schubkarren
wisd der Widerstand des Rades durch Reibung und die
Unebenheit des Bodens vorläujßg nicht berücksichtigt,
später aber dieser Gegenstand in Beziehun|^ auf das
Fuhrwesen vollständig erörtert, wovon zwar leicht eine.
Anwendung auf die vorliegende Aufgabe gemacht wer-
daUiilcnnn^ Indeft dürfte es doch vorzussiehen gewesen.
SQrn, wenn der hiernach auch fllr Schubkarren erfor*
derllche Factor antictpirend schon hier mit in die For^
raein zu gröfserer Vollständigkeit aufgenommen wäre.
% £f>|g«i-4ayun die eben so vollständigen als grüodliclieu
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900 von Crtiritner , Handbuch der Uteclianik.
Untersuchungen des Rades an der Weile und mit 0*-
triebe, der Rolle und des Fiaschenzuges , wobei jedoch
die beiden Smeafon'scheii ttnd eioige englische Patent?
Il«8chefl2llge unetwfthot bfeib^, von wcfldh^n ttian sdte^
und von den letzteren mit Grunde , schwerlich überhaupt
Gebrauch g-emacht hat, Dag-egen sind auch diejenigen
Fätle erörtert, in denen der Flascbenzug mit der Winde
Verbunden ist, wddufch dann der Uebergang iü
▼«rsdkiedenen Crastnictioned der letsHeren llla^sbine gt*
geben wirtL Hierauf folgt die Zeriegnog* der Kräfte,
woran sich die Untersuchung' der schiefen Fläche und
die ßewegung der Lasten auf derselben durch Tragen,
Ziehen vermittelst eines- Haspels, auf Schubkarren u. s.ir*
nchliefst, mitreiner Dlgression Uber die torfbellbirtestlsi
Arten der Pdirderttiig des Baumat^riais iraf die in Htta
stets zunehmenden Gebäude, ein Abschnitt, aus wel^
chem bios empirisch gebildete Baumeister vieles zn ihrem
grofsen Vortheit lernen können , indem noch obendrein
eiiie für die vmsilglichstett An%«beir berecKtttfte Tabdh
dar leiditeren tfebetsicht beigefügt ist:. Wirklich mA
man sich oft wundern, wenn mansielU, wie nutzlos di€
Kräfte vergeudet werden, deren zweckmäfsige Artwcrt^
dung weit leichter nnd schneller zum erwünschten 2i6lc
führen würde.
Knie f'efglcfichung de« Tretrades nüt diNr T«6^
sclieibe ergiebt, dafs die letztere bei weitem den VbrÄOjJ
verdient. Bei der Schraube ist zugleich die praktische
Aufgabe über das Aufschrauben eines Dachstuhles ver^
mittelst der englischen Windeir, denen bei gt^oftenLalM
VW den fhm^fisisdien und denttehen der Vartug gtf
Hührt, gelöset; ohne jedoch den Reibungs-CdefflcieiMlf
zu berücksichtigen , welcher bekanntlich sehr bedeutend
ist, weswegen denn dieses nämliche Problem später noclM
mals vorgenommen wird. Zuletzt folgt der Keil^, wnW
jedoch die Kraft des Süfalagens, welche dteseim tm
chanischenr Mittel ehie' so unglaubiichfe iGrewah eribelH«
unberücksichtigt bleibt. Man darf bei der Vollständig-
keit des Werkes nicht erwarten, dafs der Verf^ die.Ua-
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tersijcbung des Stofse^ oder des Scbla^ns , z. B. oul
ll^ni Hammer, welches in der Mechanik 60 wichtige
g[stfiz. übergangen habeo sollte, Termulhüch aber wird
düiiellie in «loeiii «igeoeo AbsehiMite bei der ErUM«»
nm§ der BmimMB mh whgAtmML Inm ScMme ki
dieMtn Cbpilel noch eine BeinieliiaDg der tlebhdeii,
fler verschietkuea Waagen und des Pierdegöpels hin-
zugefügt. Unter die ersteren we«leii der Steinbrecher
OJid die ver^ichiedeneD Hebel gerechnet, deren man
sich zum Aaftreifsen der Baumstämme und der Pfähle
bedinpii,; dmgkiichom die b«kai»ii» deuiKiie «od die
mm iniiiMMieD' Hebladen, nalef denes vorsUgKeii
4Ke zwMte, wem sie vm Ckilk* wd Sehniedle^EiBe»
verferligt wdrde, natneatlich beim Aufladen schwerer
Lallen wegen ihrer Bequemlichkeit ^lofeen Nutzen brin-
gen mitfiitek Bie Waagen findet man hier ztemiich voll»
fltiiBdig) iMbeeoilflere aber sind die zum Wigen gvofyw
ioBim besftilBmteD «ebr «iflllhlirtiel» eiltatarti Ikmnilt
<fe srnfamnige, ode« die IBräHMTwaager, nebet den Be<-
dingnissao Ihrer Richtigkeit «nd-Fetnkeit, und den Me^
lein , diese Eigenscliaften deri»e[ben zu prilfen oder dorch
den Bau derseibeu am besten zu erreichen, dann die
Probirwaage, wornuter ftie sehr feinen nweiarmigen retr-
Steden wenkn, ferner dUe Schnell WMge, mit einer ge*»
nmiea Benchreifaiing dee s«getianaleo^W%ebrioknn zam
Wigm ^ Lasiwngw, welche MnentKoh n Hsgiand:
wegen der gesetzlich bestimmten Verhältnisse zwischen
der Ladung, der Breite der Radfelgen und des Weg»-
geldtariffr unentbehrlich sind , und die aus einem dop-
pelten Hebel bestehende schwedische Scbifiswaage. An
dmm seMiefet sich sehr nnthrtieb die gßmm Bescbrei«
buag der-fhireh ^itinteas- angegebenen Bridiewwang»,
dw^eogwiannlen B«ftolllev welche in der That Yerdleot^
überall eben so allgemein in Geb'raucli zu komme», als
im silfHichen Teutschlande bereits der Fall ist Auch
die Schrotwaage , die Waage mit einem Zeiger (gebro^
oben» HnbelwMge) .«od üure Anwendung als Garuwaagei
die yerjftng^u. > darwler .die eqgUüibe Vf^mr
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▼•II QfiTi^er» l%ipdbacli.ile? M^imnik.
waag-e and die Pederwaagpen sind nicht vergessen.. Zir
den letzteren rechnet der Verf. auch das D/oamomeler^.
und ^ebl eine fieschreibong des dareli Reg Bier
fimdenen, ohne der yertaderten Constmciioo sn gedoii«''
ken, welche ReC diesem ' nllteltchea Apparate gegeben^
hat (Gehler s Wdrterbiich N. A. T. IL p. 719.), und,
wovon neuerdings Egen bei seinen gehaltreichen Mes*.
suogen der LeUtuogen durch Maschinen sehr nOtslichM/
Gebraoch imachte. Eodlich ist der Pferdejfdpel so geoau
betohrieben, dafs ein übrigens kunstfertiger Machibiel
diesen Apparat für die gegebenen Bedürfnisse nach der
Bes!chreibung sicher herstellen konnte. Inflbesondere ist
der Machtheil der ungleichen zu wäUigeoden Last, wel-
eher bei cytindriechm Treibkörben aes dem Ciuefiohlij
des Sdles bei Tiefen von mehr als 100 Laehtera enl»>
steht (weswegen man sich des Schlepphundes hedieaen
mufs, um das negativ werdende Gewicht zu compen*
siren), so genau nachgewiesen, dafs man sieh WQaderai.
: mufis^ die von Fr« J«8. Gerat ner vergeaehlageMBj
kegelförmigen Treihkdrbe und Zngketten statt der 8eilei
, noch nicht allgemein eingeführt eu finden , um so mehr,
als die nach diesem Vorsehlage erbauete Maschine anf
dem Berge Krussua Hora von 1816 bis 1824. die Zweck*--
mäfsigkeit dieser .CeostructiiMi hinlänglich dargethan hat^i
Ref. mdchie nur die einige, nickt sdir erhebliche, fiv*:*
merfcvng machen, daft der MecliaBismas snr Verhütung
des Abspringens der Ketten von dem Treib -Korbe ver-^
einfacht werden könnte. Indem die Ketten nämlich
heim Abwickeln stets in gleichem Abstände bleiben mile-^c
sen, so dfirfte man aie nur «wischen swei PiwreD^
dieser Entfernnag von einander befestigten , Waben, kfan^'
laufen lassen , und sie würden dann das durch Gegen^ '>
gewicht balancirte Gestell der letzteren stets gehörig *
heben oder herabdriicken. Statt der älteren gewun-< '
denen Ketten dürften aufserdem die neueren gerad^^iedU^«
rigen den Vormg verdienen. Für die prahliaelM A»<ev
Wendung eudlich bat der Verf. sweckmäfsig gesorgt,
indf^m die Spiral form, weiche die Wimiuugeu de^iTrdib-.''
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YOB Gentner, Handbuch der MechaBiic ^ IM
korbe» liaheii mllsseQ, nur in geDäherton Werthen an--
fegdbeD iit, .damit ihre HerslellnDy den gew^luüiclieii
UMhittMloD erleichft«rl wird, io ^Bni ii^i «o grofl^n
Maschinen eine absolute PüncUichkeit filglich entbehrt
werden kann.
In dritten Capitel wird von der Fe§tiglKeit der
Kirper gebändelt, nnd swar sraent von der absointeo,
wobei eioh die dnrclians praktiselid Tendenz <le8 Werke«
sogleich aus der Art der Darstellung ergiebt. Ueber
die Tragkraft der Seile gieht es zwar viele Versuche,
allein eben derjenige, welcher diese und die Art, wie
de angestellt werden mfissifn, genauer kennt, wird am
borten wiaien , wie schwierig es ist, von den erhaiteiieo
Resultaten eine Anwendung in Fällen zn machen, wo
eio begangener Fehler bedeutende Gefahr und Kosten
herbeiführen luufs. Der Verf. begnügt sich daher nicht
mit den erwähnten Resultaten, sondern ftthrt hauptsfieh*
fish die dmeh Moda in Chennits genmchten Büfthraii«-
gen an , welche man mit ZuTersioht in Anwendung brin- -
fen darf, zugleich aber ist einleuchtend, dafs der Vor-'
(heile ungeachtet, welche die englischen Bandseile
darbieten mögen, Tragketien den Seilen in jeder Hin-
äeht, wegen ihrär grafteren 8tflrke, der lelditeren Re-
imatmr und der Brauchbarkeit des alten Materials nach
sogleich längerer Benutzung vorzuziehen sind, um so
mehr, als man bei bedeutender Läii^e derselben ihre
Stärke der erforderlichen Tragkraft genau anpassen kann.
Asiser den bekannten wichtigem Versuchen über die
thsohite FestiglMit das Eisens findet man hier die bisher
Bsdi unbekannten von Franz Joseph von Gerstner,
wdehe derselbe wegen zn erbauender Kettenbrücken im
bhre 1824. anstellte, die sich zwar nur auf dünnen
Draht und Uhrfedern erstreckten , bei denen . jedoch
aidit bloS 'die Siftrfce der Cohision, sondern ZQglmh
aadk das Veffhiknah dieser n der bleibenden oder wieder
zurückgehenden Ausdehnung berücksichtigt %vurdc. Es
findet sich nämlich , dafs die durch ein gegebenes Ge-
wicht bewirkte Ausdehnung selber Drähte der Summe
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deijenigea Austlehnung^eu gleicht, welche eine frühere
Spaouung bleibend eraeagt und derjenigeo, mieleht diif
Moere Bblaetang Uosnigeftgt Udherlnlq^ idw
gebt aus dieses. Vermiieii hemir , üktB mm» ihr dl»
praktische Anwendung- nicht Bios die absolute Tragkraft
des Filsens, sondera auch die Grofse seiner Ausdehnunio;
bei gegebenen Laslea herückdchtigea nmiiae) we«^weget
Stahldiähle ihrer gtdbeii Tf agkraffcMgeiiehtat zl Brüctatf
nridder tevglidi obkl ab Bieenataiigeo , «nd eugleteh;
dafo dem Eisen nur die Hälfte desjenigeii (jievvichtes aiH'
^ehän;2;t werden dürfe, was dasjselbe bei stärkster Reld-^
stung noch zu tragen vermag. Ana eioeni gegebenen
Beispiele ersieht man, dafs für ehMUi Qoadrata4»fl Qae^
anhnill eiiMr JBiaenalang« 600» bin hridiateiin «M» UMm^
gmminfe geaedinel iret^dan k#nnen, obgleich die absa*
Ittte Tragkraft 10 and bei Clavierdrahl 15 mal ho viel
in randeii Zahlen helrägt E» versteht sich dabei von
selbst, dafs alle zum Tragen bestimmla elsernarAppanill|r
warn dnnob ibr aerbrachen UnfMek nngerichM wandM
btanle^ %o«har esst anf Ihre Traghtnft vnd AnaJMmmg
problrt werden müssen. Auf gleiche Weise als beim
Eisen sind auch die aus den Versuchen van Musseh^O^
brnel^, Aarlaw und Bytelwein erballeaeB BesüMtM
ninifen dar abaokrtan Fastrgliail den Hainen inbalMariP
nnaanMiengestelilL.
Für die relative Festigkeit der Körper wird sfuer^t
die bekanofa Formel, wonach das Trtfgiing8verml^[pk
unnni B Mm Breiitt, » «Her H«bn, Ir die Llln^ md
einen durch Versuche auszuniittelnden^ Cneffieknfeif bst*^
zetchnet, ans theoretisehen Gründen abgeleitet'^ daa»
fU|^ ninn ftttühatlung diev Vetanche tm Muff^cbeiM
WnN»b| Bnakoiir, Bjttelweln,.R«ttdiad2n4. «nd frai*^
giMd^ nabst einf insflbiBebcn AtniamdusTg ni^M^'Mff'
VH» mum die Tragkraft der Balken ain votihieilttifft^n
hnmifggrt md ain dabei noi amdmtilngala» auleasiiitafm^
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im Q«rf^«r» UiMuUiuv^ Mimt iiiM?hiiiil^ Uki
UMitli di^igleicheii fiii^ AaweifHilg aiM* CopstructjcMi ge«
&w^m6f Ar Yorlwi<le«i9 afdH •imidlt«
obpQ jedoch das durch C^müß angegebene, durc^
Parrot beM^ährt gefundene Verfahren, wonach dio
Balken durch oinen ^inge&riebeueii ^i^roen Keil
i^annt werden, m erwthM«« Weii «|^er BfiUi64un|[^
mßß li^Ect fif4fiie prqporti^»«^ Bi^ting ersengt, die
n4tui|t#r voe iiachtlie||Mgem Einflüsse seyn kann , unct
hierauf nicht alkzcit die gehörige RUcksicht genommen
wurde, indem mau vielmehr als prilkti^he Hegel an^
lH|hii|, da|s ilm Em^ nur mii c^er Hälfte, da^ JHMi
illNir mi 4m inUmvk Th^lt^ »ww Triifkn«fl nnc^*
^Wücne^ iMt beicliwtrt werden dürfe, m stellte FK»iii
Antou von Gerstner im Xaveaiber verigen Jahr^
eigene Versuche über die Biegung der wichtigsten Nui*-.
äÄlzer an, nainenllich dei^. isiichen - , Buchen-, Fichteii^
«pdT^vMeo-H^itee«» fleigtw)^ de« CM»- enditobviwde^
j «pp4 evhjWt liN^«« Ar die P«eiie hdohsft wHdh;
tige Resultat über das bei den unlersuohten Holaarlea
Terschiedeae VerhäituifiH wischen d«r durch die Forok
pgle^ih bcKUeglen Tragkraft und Gvöfse der Biegung»
«eiche hi^ npit^UieiUn jeileehi an viel Raum erfi^devn
Ans, d^ Veiq|t^<^lWHHI heim Ekm eeM*
Umi Be&iUitate mU den, durch Tredgold gefuedenee
vgiebt 8ich , dafs das englische Gur^eisen unt ^^tel
stärker isj^^ ai$h das böiuiiische, das Sn^hnuedeei^eu abe«
tun mehr iJs difMie Qf4iee «chwäcl^v, wetehee da^ne»
^IkudnleiL iaiß fr^leiw 9wei»et {[«icliesiilz^^ Mft«
tspes a^her gewafaU wird» Vebiigees hei fteC in^ einigem
jedoch nur oberflächlichen , Versuchen das bessere rheir-
niscUe Gi^eisen , welches ati die FifitHiiwecke abgege-
^liliWwjLy stärlw ais das englische nach Tredgold'ü
kmi^e^flßfin^m B«MjM9 wMR«ifirdMsdee.Ww.
Mti8dheftU<Ae zunidist berackeichtigeaden. ttfür nMh
das interessante Resultat hinzufügen , dafs nach den
Versuchen des Veri^. fdr Tellkomnten elastische
K.oi:per die Biegung zur Ausdehaungi welche
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UVJi fon Crerttner, Uandbncli der MechauikC
dersel be Körper nach seiner Länge von einem
gleichen Gewichte erfährl^ sich wie das
Quadrat der halbeo Liog^^e zmn Quadrate der
Höhe (der gebogenen Seite) Terhält, weldbes
mit deu neuesten interessanten Beobachtungen des Capt
Kater über die Verlängerung der Mafsstäbe durch Bie-
gUBg in einigend ZuBammeohange steht.
Bei den Untemiehangen über die rückwirkende Fe^
stielt md TM den rerachiedenen durch MQaa€1l*ei^ '
broek, Raynolds, Rondelet, Duieau und Ren-
nte angesteihen Versuchen nur die letzteren benutzt;
welches um so mehr zu billigen ist, als der Verf. die
Tragkraft der Säulen aus den genauen Resohalen über
die Biegung der Kdrper ableitet^ vnd dann infibesondei^d
eine praktische Anwendung auf die in Yi^rsehiedeneil
Stockwerken ungleiche Stärke der Mauern macht, wor-^
aus sich ergiebt, dafs die gewöhnliche Regel der Baii-
meiater, jedem Stockwerke herab wärts eine gleiche Ver*
mehrtinjg ituamlegen, nnr in dem Falle dtett ftidet, warnt
4er oberste Theit der Maser ungewMinifeh stark %el^
stet ist. Ueber den Widerstand der Körper gegen Dre^'
hnng sind fast gar keine Versuche vorhanden , indem
die von Coulomb und neuerdings von Be van aoge*'
stellten keineswegs genügen. Aofter der theoretiscfeKsa
Untenmohung , weiche su dem bereits bekannten - ReMiN
täte führt, dafe der Widerstabd dem Prodncte aus dW
Biquadrate des Durchmessers in den Drehungswinkei di-
vidirt durch die Länge proportional ist , und einer ße*
tra<Atung des Binflusses, welchen die Form der Kürpef
hiemef hat, werden dann die Resultate derjeoigeo'VeK
Sache mitgetheilt, weiche nnseip Verf. erst in dlessin
Jahre am polytechnischen Institut zu Präg mit Tannen-
holze und einem geschmiedeten Eisenstabe angestellt hat,
und welche mit der angegebenen Formel nahe genau
üheffcinstimmsn.
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N^ Ö8. IIEIDELB. JAHRB. d. LITERATUR. . 1831.
von Oerstner^ Handbuch der Mechmät,
«
Ref. bedauert, dafs es ihm in dem Augfenblicke
noch an Zeit gebricht, die aus etwa 300 Versuchen mit
verschiedeaep Körpern (namentlich mit gufseiseruenStan-'
gen, dl« er grofseoUieiis durch die Güte des Herrn Ge^
h^merath Karsten erhieU) erhaltenen Resultate zk
lierechneQ, um hierdurch eine nicht unwichtige Lfteke
fcitder Meehanllc wo möglich ausflillen zu helfen, indeft
wird hoffentlich diese Arbeit nicht lange mehr verzö-
gert werden. Auch riicksichtlicli der vorlie«:;eiiden Auf-
gpabe^ werden sehr zweckmäTsi^ die im Grofoea erliaite-
nm.^IiiBeuhate sUr Bestätigung des Gesagten vom Verf.
MM der Ffiile seiner praktischen Eifiihningen beige«
kuscht *
Ein in den teutschen Werkea über Mechanik selten
überhaupt erörterter, noch weniger aber vollständig be-
handelter , Gegenstand macht den Inhalt des vierten
CsfAtels aus , nämlich die Statik der Baukunst. Der
dpin^aaus auf theoretische Gründe gestützte, durc^ si-
dMVe Erfuhrungen bestätigte reiche Inhalt dieses Ahr»
aihsittes ist Insbesondere den blos empirisch Verfiihren»
den Baumeistern zum fleifsigen und genauen Studium
dringend zu empfehlen. Ref. kann jedoch, um über-'
mäfsige Weitläuftigkeit zu vermeiden, nur den Haupt-
inhalt kurz angeben. Da bei allen Berechnungen dieser
i|f|t-die. durch Mörtel oder son8ti|^ Bindemittel gegebene*
BpSllgk<iit der-imgewbsen BestlinmuDg wegen nicht mit
fcssMonchtlgt wird , so läfst mch der Druck der Mauern
leicht angeben. Schwieriger ist die hier gründlich durch-
geführte Berechnung des Druckes schief stehender Körper,
wovon dann sogleich eine Anwendung auf einfache Hänge-
wwke bei Dachstühlen und Brücken, dann auf doppelte
'mr. Jalttg. 9. Heft. 58
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Yon Gerstner, I|anfBHi<^ der ük^liaiiili.
Hängewerke und namentlich Mansarcldächer gemacht
^ircL . Diese Betrachtungen fütiK n unmittelbar auf ila^
Gesetz der schiefen Zusammen^elliiDg inelirerer KSrp^^
und somit sur Constniction der Gewdibe. Nach einer
Erklärung der hierbei üblichen Kuqstausd rucke werden
die Curven der Wölbungen und praktische Methoden,
die Lehrbögen für dieselben zu zeichnen, angegeben,
namentUch für die Ketteniini« und die fiUipiMs (mchl
Elypse) roii einer Ar liDide zur Brlsl^hleriMig b^eelir
neten Tabelle, worauf dann voo'der erforderliehen Be-
lastung und der Stützliüie für Kreis- und elliptische Ge-
wülbc sowohl bei Bruckenbögeu als auch bei trelea
Kuppelgewölben gehandelt wird*. Uafs die hierfür er-
forderliche« BestimmnogeQ our durch hähore Anai^jm
j^elilDd«n werden können, yersteht si^h von selbst, und
daher sind im Texte die auf diese Weise erhaltenen, in
den Noten entwickelten Formeln ohne Weiteres aufge-
nommen. Zugleich ist eine Auweisung, die Stärke, der
Widerlagsmauer» zu berechnen*, nicht vergessen, Uie
am Schiiisse dieses Capiiel« befindliche kurve Geschichte
und ausfuhrliche Beschreibung der Kettenbrücken Dicht
blos nach allen ihren Theifen und deren Dimeusiooea,
soudera selbst auch mit Angabe der wirklich aufgs^
wandten Kosten und des Erfolgs bot ihrom naehrjahagefi
Gebnwche ist um so viel interossanler , d» man * den
sSmmtllcben mttgetheillen Bestimmungen volles Zutrauen
schenken kann, weil der Verf. die Thatsachen bei den
erwähnten, namentlich cngiischen, Kettenbrücken djutch
eigene Anschauung oder durch Mittheiluii^fOB toi^ dsp
Slrbaievn dmielbeA erhalten hat Hiev lisset atls»*
dings nicht ohne Verwunderung, chfli die herttuai»
Hanimersmithkettenbrücke die Summe von 50,000 JLstl.
kostet, was aber gegen die Kosten der vier neuen Bruckeo
in London nur eine Kleinigkeit ist, denn von den drei
pifiieiseroeo kos^i dio VaiixhaU-Bi^ttcks> 4Mjinii9 dk
South wark- Brücke 8011,000, und die Waterloo -Bfficki^
ein Prachtwerk, welchem in Verbindung mit seine»
schönen Umgebungen siclier kein m^i'^ a^H d^V^'
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Wim 6«ritner, Uanübach der Mechanik. fllft
i •
denrund gleich kommt, 1,1C>0,00Q Lstl. Die steinerne
nette Londos - Bricke aber wird hier nur zu 50,000 LstL
«nifegfeben , idleiD Ref* Mh «ie itn Oetobei* 1880. nöch
nicht vollendet, mufs aber scliliefsen , dafs sie auch ohne
die Kosten des Platzes und Ents€häclig;iing' für die ab-
getragenea Häuser, weiche hier dreimal so hoch ange»
«cUagen werHen , gewiCi an sieh doppelt so hoch hommt,
SD dafe sie im Gänsen ciicher über zwei Millionen Lstl
kontmen wird, wozu die Schwierig^keit des Bauens an
wneni Orte von so wnermefslich lebhaftem V erkehr und
die erlorderliche Höhe der Bögen nicllt wenig beiträgt
Der Verf. giebt biet" zugleich eine geiiatie Beschreibung
der dvrch Na Tier erbauete», aber, vor der VoKendttug
ftriten beschäftigten and daher wieder abgetragenen
Brücke in Paris, woraus sichtbar hervorgeht, wie nütz-
lich t8 ist, dafs in dem vorliegenden Werke alle durch
die Theorie gefundene Bestimmungen mit den Resultaten
äehcrer Brfiihraiigen verglichen werden; denn obgleich
dis Toh Na vi er verfafste 4¥erkiber die Keltenbrücken
allgemein für klassisch anerkannt wird , so scheiterte.
deriDoeh die Theorie bei der prakiisclien Anwendung.
Aufser mehrern andern Ketten - , Draht- und Stahlbrilcken
fiodei man hier auch noch eine Beschreibung der so be-
kAmi gewordeoeii Brficke fiber die Saale faef München*
Nienburg, deren Einsturz im September 1825. so grofses
l)ri|[>Ui(k anrichtete, und g-elan^t zu der UeberzeugfunjSlf ,
äais den Baumeister deswegen kein Vorwurf treffen kann,
<watt er eeine cdntraetmäfsig übernommenen Verpflich*
'iiwgliu w4#Ukh erfilik hat, daAr man aber vermeiden
an^, aieh itnter das Gedränge neugieriger Zuschauer
zu mischen , welches bei aufserordentMchen Gelegen-
heiten auf Brucken so leicht entsteht, indem dadurch
«iike alirhere Belastung gegeben wird, als durch die
«iobwevBie» FMirwerke, denn wirklieh hatte jene Brücke
'ine Probe eraes mit 110 Ctrn. beladeoen und von 10
'Pferden bespannten Wagens glücklich ausgehalten. Der
Marsch von Truppen, welche die ganze Fläche einer
bciske canoehaaen und gMchzeitrg antreten, belastet
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1
915 von Gerstner, Handbuch der Mechanik.
m
bekanntlich noch mehr. Ueber das Einsinken und Auf-
steigen der zusammenhängeoden Bögen der Ketleobrücken
bei ihrer stets wechselndeo nngleichea Belastuag fiodet
man hier endlich sehr belehrende Unteranchiingeii ,
welche deutlich iiacluveisen , warum die Haupttrag*
ketten über Rollen oder Walzen beweglich se^n müssen,
wenn die Pfeiler nicht der Gefahr des Zerfallens unter-*
liegen sollen.
• Ein wichtiges Capitel ist das Anfte , welches TOn
den Widerständen der Reibung, der IJnbiegsamkeit der
Seile und ihrem Einflüsse auf (l( n Effect der Maschinen
handelt. Man könnte billig fragen, warum diese Auf*
' gaben, die doch unleugbar bei den vorausgehenden Un->
tersttchungen gleichfaUs von Wichtigkeit sind, nidU
früher erörtert wurden, um dann fortwährend die ge-*
hörige Anwendung davon zu machen, allein es lafst sich
dieses damit beseitigen, dafs eben der Widerstands-
und Reibung s -Coefficient nicht blos aus Versuchen im
Kleinen gefunden, sondern sogleich in seiner Anwen^
dnng auf die Leistungen der Maschinen im Grofsen be^
trachtet wird , die dahei muh ihrer übrigen Construction
als bekannt vorausgesetzt werden, abgesehen davon,
dafs als Anhang eine belehrende Betrachtung des Fuhr-
wesens hinzugefügt ist. Ueber die Reibung findet man
hier die Versuche von Amontons, Mussehenbroek
und Desaguliers erwähnt, hauptsächlich aber sind
die gehaltreichen von Coulomb näher g-ewürdigt. Der
schon früher angenommene Satz , dals die Geschwindig-
keit bei hinlänglich geebneter Bahn die Reibung nieht
vermehre , ist nach der Angabe des Verf& nenerdings
< auf den Eisenbahnen in England bestätigt, und hat daher
Veranlassung gegeben, die Schnelligkeit der Bewegun-
gen so ausserordentlich zu vermehren. Auch zur Be-
stimmung des Widerstandes, welchen die Unbiegsamkeil
■ der verschiedenen Seile erzeugt, sind Amonton's ttn4
Coulomb^s Versuche, tnsb^ttdere die letzteren, be^
nutzt, und so wird tiann aus diesen für beide Hinrfer— '
niäise der. lieweguog eine bequeme Formel gefunden«
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▼on CrerBtncr, Haniibitcli der Mechanik.
Von dieser werden sogleich praktische Anwendiingeu
gemacht auf die Waage, das Had an der Welle, die
RoUe,.80^'ohl die bewegliche als auch die feste, wel«
ches dann den Uebergang zum Flascheosuge giebt, bei
welchem hierauf vorzüglich zu sehen ist, indem die nä-
here Untersuchung zeigt, dafs diese mechanischen Po-
tenzen uicht sctilechthin nach der Aozahi der Koileo
ivirkpn, in sofern die Reibung bei einem F'laschenzug«
mit 6 Rolieat mehr als dreimal so stark ist, als bei efaem
nit zwei Rollen. Hieraus ergiebt sich dann, dafs eß
besser ist , zwei FlaschenÄÖge mit 4 Rollen zu verbinden,
als einen mit 8 Rollen anzuwenden , und hierin liegt
dann auch ohne Zweifel der Grund, warum Smeaton's
ibrigens höchst sinnreich construirter Fiaschenzug mit
10 Rollen sowenig bekannt, und vermothlich Mos bei
dem Baue des Leuchtthnrnies zu Eddystone von dem
ffpnannteu berühmten Baumeister angewandt ist. Inzwi-
schen möchte Ref. nach einem Modelle des kleineren
Smeaton'iiohen mit tt Rollen zu urtheilen doch aimehmen,'
(laft bei diesem wegen seines eigenthfimlichen Baues die
Hindernisse der Bewegung so ^lofs nicht sejn können,
die sich bei einem ähnlichen des ersteren auch im Mo-
delle sehr auflallend zeigen , worüber jedoch zur Be-
gründung eines Schlusses erst genauere Versuche an-
gestellt werden mlirstenl Sehr richtig ist daher die
Bemerkung äes Verfs., dafs bei zusammengesetzten Fla*
fichenzügen die Reihungs-Coelficienten vielfach in Recli-
nung kommen, und man daher wohl thut, hierüber erst
vorläufige Versuche anzustellen, deren einige hier als
Probe mitgetheilt werden , woraus folgt, dafs die Rei-
boog grdfsel^ und unsicherer' zu bestimmen ist, als bei
eiufachen Maschinen, wo die Last nur auf einem Zapfen
beiderseits auliiejoft. Das Vcrhältnifs des dui:ch die ,
schiefe Fläche erzeugten Widerstandes zu dem durch
Reibung gegebenen ist gleichfalls untersucht, und damit
eine Betrachtung über die vortheilhafteste Richtung der
Zugstränge verbunden, ohne eine besondere Angabe des
übrigens bekannten Verfahrens, den Reibuug^coefficientea
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durch Herabg-IeHen auf der geneigten Ebene zu finden.
Aus der iieijthninung der Reibung bei einer Schraube
ergiebi «ich dia Cooötrucüoo solcher, die voq selbst a«f<
spriogeo mftisen » wie man ia manchen Fällen Yerlaiigl,
«nd so werden dann die für die "Winden, den Reil>
ilen Pferdegöpel u. a w. bereits gefundenen Formela
durch Biozuiüguug des Heibungscoefhcieaten vervoil*
standigt
Das sechste Capitel handelt nach der Ueberschrift
von der ungleichförmigen Bewegung, nnd begreift sueTSI
die bekannteren Untersuchungen vom freien Falle def '
Körper nebst dem ballistischen Probleme nach der pa-
rabolischen Theorie, also ohne auf den Widerstaad der
Luft Rücksieht zu nehmen, obgleich aagiegeben ist, dafs
diesea für geaane Resultate geschehen aittasQ; jedoA
Hegt Letzteres eigentlich aufser den Grenten der Ma<^
schinenlehre , und bei der Bewegung der Maschinen
und beim Falle auf der schiefen Ebene kann <ler ge-
ringen Geschwindigkeit wegen diese Bedingung füglich
Temaehlässigt werden. Von der l/eberwuchi bei der
Rolle, wodurch allezeit eine bescbicntnigte Bewegung
in Gemafsheit der Fallgesetze entstehen mnfs, geht der
Verf. zur Besclireibung des Atwood scheu Fallapparates
über, weiset somit nach, dafs die meisten Mai^chinea
keine gleichförmige Bewegitug habe« hönaeo , und i^i^m
daher am besten dmrch das Schwungrad erhalten werde,
obgleich dieses an sich keine lit we^^ung geben kann,
wie schon daraus augenfällig fo'j^t, tialk es selbst ohne
fortdauernde Wirkung der Kraft still steht. 8ehr nutat-
lieh ist endlich die ataafiihrliche Krörteiwg der mittelst
deis. Kromnizapfens eifseugteii Bewegung, wohai deutlieki
nachgewiesen Wird , ie welehem Ver^ltnife , die Wif"
kunpen der menscbficljtn Kraft bei der Anwendung der.
Kuil>el zu anderweitigen Benutzungen derselben stehen^
woraus dann folgt, dafs die Kraft eines Arbeiters ajii4#(«'
selben iim etwa ein Viertel geringer ist, als weu der-
selbe trägt oder zieht. Die Scheiben, weldie nvHi.bel'
grcifiieren Maschinen statt der Kurbeln auzuHcudeo pflegt-,
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Tom Gerttaer, Handbuch der AI«eiiaaik. 119
sind h'\vi nicht bt^bchi iebeo, tozwisciien wird dieses ohne
Zweifel daaa nachgeholl werden , weaa v«a Atlihlea)
BuBpfimfchtiiefi u«8.w« die Rede Ut
Den Besch lul's des ganzen Werkes endlich macht
da«« siebente Capitel über Frachtwägen , Strafeen und
Eisenbafaoea , ein an sich interessanter Gegenstand , wel*
eher jedoch durch die Behandlung des verfs. in sofern
gewinnt, als ihm die vielfachen Verbes«?erunrren genau
bekannt sind ^ welciie dieser Theil <ler Mechanik neuer-
dings namentlich in England erhalten hat. Bei gut ge-
liaueten Wagenrädern mit eisernen Büchsen und haupt-
sächlich eisernen Achsen folg^t aus Coulomb's Vevsu-
cUeu der Roibuagscoefiicieul m ^ g- , wozu dann noch
4m VerUknife der DvrchmeMr dee lUdeA «nd dei^
Ale £=2 t>0 und 4 Zolle kommt, so dafs bei ganz hori-
zontaler und ebener Strafse der Widerstand durch Rei-
bung nur y|2o^tel beträgt, ein Pferd ali^o mit mäfsiger
Anstrengmg; 180 Cenlr. täglich 4,15 Meilen weit siehe»
kAnnie, wen» die aus der Unebenheit des Weges und
IIIS den Erhöhungen hervorgehenden Hindernisse nieht
gleichfalls zn überwliiden wären. Zunäclist entftteht ein
solches aus den vorhandenen Steinen und den holien
Nagetkepfen der Radschinen, worüber die Berechnung
mfgiAh^ d«& ihre IMhe = swei Zoll und ihre Entfer-
99mg von crinnttder ss 4 Fufs angenommen , im Schritt-
fahren der durch sie erzeugte Widerstand f^chon doppelt
viel als der durch Reibung erzeugte beträgt, und
dem Quadrate der Geschwindigkeit proportional wächst.
Man sieht hieraue, wie ntttslich eut Btleichterung sehwe-
mr. FvbrM * die in Edinburg und seit 18S0. «ich in
London von den ostindischen Docks bis zur Royal Ex-
chantre ftihrenden 8teinf)ahnen aus 15 Z. hohen, 18 Z.
breiten und wenigstens Z F. langen Steinen sind, über
welehe die Räder hinrollen. Ref. hat in London » mi' *
* niMitlicli in der Gegend Ton Patt- Mall einen grofsen
Tlieit der Strafsen mit grofsen, refa behaltenen (fast
uur g#M)iUageueu) 15 Zoll hohen ^ 10 Z. breiten und
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eben so Iftagen vierkaotigeo und oben ebenen Granitz
stücken .pflastern gesehen, welche auf eine Umierhiga
von festgestampften Schotter dicht neben euiander ge*
stellt, dann mit einer düiinilüssi|o;en Mischung aus Kalk
und Sand Übergossen und festgestampft wurden. In
Gegenden, wo harte Steioarten in Menge vorhanden
sind, kann ein solches ganz ebenes und unverwustbarea
Pflaster zwar wohl in der ersten Anlage bedeutend kost-
barer als das gewöhnliche se^n, im Allgemeinen aber
ist es gewiis wohlfeiler und auf allen Fall ungleich rein-
licher und bequemer. Das schönste, was es in dieser
Hinsicht giebt, ist wohl ohne Zweifel das aus Steinplatten
bestehende ganz ebene Pflaster in Triest und Venedig.
Eine Erleichterung für die Zugkraft auf unebenen Wegen
giebt das Ruhen der Last auf elastischen Federn , wes-
wegen solche Wagen auf holperigem Steinpflaster durch
die Schnelligkeit der Betvegung eher gewinnen ab ver^:
.liefen, wie neuerdings fidgeworth durch Vecsnche
erwiesen hat, worauf der Verf. zur Vermeidung weil*
läuliiger Rechnungen verweiset. Das dritte Hindernifii
des Transportes auf Wagen, nämlich das Einsinken in
den Boden oder das Erzeugen einer Gleise ist hier aus»-
fuhrlich erörtert ^ und hierauf sind die Bestimmungen«
gegründet, wann die breiten Radfelgen mit Vortheil an-
gewandt werden, durch deren Benutzung die Fuhrleute
in Frankreich gegenMarti^j ein Viertel mehr zu liuVeh
vermögen als früher, abgerechnet die Schonung der
Strafsen, die sie zur unmittelbaren. Folge haben. £s ist
interessant, hierzugleich die gesetzlichen Bestimmungeai
über das Verhähnifs zwischen der BreHe der Radfelgen,
den Ladungen und dem Strafsengeide kennen zu lernen,
weiche in England und Frankreich eingeführt sind , nebst
einer Angabe dieser Gröfsen mit Einschlufs des Rad-»
durchm»ssers für den Fall , wenn die Strafsen nicht Aber*,
mäfsig belastet werden sollen. Dafs die breiten Felgen-:
übrigens nnr aul Kunststrafsen anwendbar sind, folglich "
in solchen Läiulein ktine alldem* ine Kinrührnng ^estat-'
teu, wo die Wqarentraxisporie noch.durcli eu^ee Thäler:
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. \ou Gcrstucr, Uaudbuch der Meehaoik. tSl
und über Gebirgsweg-e statt finden , liegt am Tage ; in-
defs ist die Leichtigkeit des Veriöhrens der erzeugten
Preducte liür jedes Land viel zu wichtig, als dafs die
Regierungen nicht daraof bedacht seyn soUtf^n , die KudsU
fitrafsen möglichst zu vermehren, wie dieses namentlich
in den Österreichischen Staaten gegenwärtig mit grofstem
Eiier betrieben wird.
Aufaer den gehannleB Hauptbedingangen zur Er-
leichtenutg des Fohrweseos findet' man hier noch viele
aadere erliutert, welche dabei in Betrachtung kommen^
namentlich den Eioflufs der konischen Gestalt bei den
Aädern, die absolute und die relative Höhe der Vorder-
und Hinter -Bäder, den Vortheil, welchen es für die
Stiaben bringt , wenn die hintere Äxe um die doppelte
Fdgenbreite der Vorderräder iSnger tet, ata die vor-
dere, die Resultate der Versuche, welche Rumford
mit verschiedenen Wagen auf unterschiedenen Strafsen
mit Benutzung des Dynamometers anstellen liefs, die zn*
ll9Mge Steigung der Kunststrafsen , und was sich sonst
auf den zm^eckmärsigen Bau der RUder und der Wagen
nebst der Art ihrer Ladung bezieht. Alle diese Betrach-
tunjßfen föhren zwar zu der Ueberzeugung , dafs durch
Verbesserung der Wagen und Strafsea viel für Erspa-
raag der erforderlichen Zugkraft gewonnen werden kann,
aber nie wird man es zu dem bringen , was die Eisen-
bahnen in dieser Hinsicht zu leisten vermögen. Letztere
haben neuerdings in England durch die auf ihnen wirk-
lich zu Stande gebrachte unglaubliche Schnelligkeit des
Xiinqportes so allgemeine Aufmerksamkeit erregt, dafs
es, auch abgesehen von der erzielten Belehrung , um so
mehr von allgemeinem Interesse seyn mnfs, hierilber
durch den Verf. eine genaue BescliK ibnn<>; zu erhalten,
als sich auf dem Confinente allerdings einiger Eifer zur
Nachahmung solcher grofsartigen Anlagen regt, die
iedoch nur durch die Kräfte der Staaten oder ganzer
Gesellschaften zu Stande kommen können. Man findet
hier eine durch Figuren erlfiuterte, ganz ins Einzelne
sehende , Beschreibung der verschiedenen Eisenbahnen
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G«jrilii«r , lfnn*«rtl dtw JinnlliBih. .
Ton solcher Genauigkeit^ wie Ref. sonst nirgend ang;e-
Iroffen hat , deiia manche anderweiiige in Menge ersohid*
nene Darsieliuo^au sind theib onveilsliiidig. und undevtt*
lich^ «der «iinwieii mit (hm^ w«»der Augmehm m
Ort und Stelle lehrt, oiehl iberan. Bs gieM überiumpt
dreierlei Eisenbahnen, flache Schienenwege (Rmiroads)^
Schienenwege mit erhabenem Haude ( Tramroads) «od
Paimer scbe, unUr denen jedech die erster eo die übrigei
botd guie WfdlräiigeD werden» D« der Baom «iclil; gi^
sintM^ hier «Uee Biaaelne nur namhaft m maehetty m
bemerkt Ref. im Alljgemeinen , dalb auf den Bigenbahnexi
zum Transporte von Lasten blos gufseieerne Räder ge-
braucht werdbn^ deren Con$$truclioQ und Ait der ¥er*
iertignng, eben wie die der A»n und Wagen man Mir
genau beschrieben- findet. Anf den meisteo engliselwa
Eisenbahnen werden die Wagen von Pferden gezogen,
und die Benutzung der Strasse kostet dann ein accord*
mäfsiges Avewum, welches bei den Steinkehieo, der
Menge: wegen, am kleinsten ist, die Fracht selbst abit
ist ediT geringe, und -'beträgt auf «1er Darlington»
Bahn pence (l V2 kr.) für die Tonne und engl. Meile
Dennoch verdient ein Pferd mit Begleiter täglich 6,6
Scibiüing (fast 4flor.) Die jährliche Einnahme der Actien»-
gesellschaft aber betrug im Jahre 182& .im Gaoein
Ibflbl IM\. 4 8UL 7 p. ( i8»,0U flor.) und im JaiM
leW. die irtel grdfsere Summe Vim S4,41» Lstl 14 sM)
(1 p. (293,fi40 fl. rhein.)^ woraus auf den ungianblichen
Transport geschlossen werden kann. Im Ganzen stellt
sioh. ein merkwürdiges Verhältnifs von WohlfefUüft^ent
der einen Seite und ▼oB naglaubHeh hohem Ertrags Mf
<ler andern Ssite, weieher durch die etetaunenswsfihs
Frequenz erzeugt wird, heraus, denn der Verf. herech^
net, dafs nach englischen Preisen , wenn man sie 2,5 zu 1'
gegen österreichische anschlägt , der Transport cäner
Person von Wien nach Prag auf einer solohen Bahn m
14 Stunden für & fl. Conv« Münne im Wag^ und Si'
20 kr. auawävts geschehen wftrde. Ffir die 81'»eBgi
Meilen betragende Strecke von Llveipool bis Mauchesisr
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vou U«rfitutir, Ilaadbuch der IKy^rhanilf r ttüft
bezahlte Ref. im vorig^eu Jahre 1 shL oder 4fl. 12
ibfli&t ^^bw die Rei$egefahrl#a. fanrl^a (HmoB thtfim
Ulk etw$rtidißu tterabfifiliing 4e» Prems, wnl dk
Bilm wa^ea enoriMir Frequen« sehr viel einirftf e.
Auch die ebeu gtsaaonte hin jetzt berühmteste 9
durchgfehendi? doppelte, Eisenbahn zwischen Liverpool
uml Manchester wird hier beschriebeo, obgleich dec
VfA «e aoch nickk voUen^elceseliM hat» luul Ref. hae
äih MiBeliaieod f efretiet, hier Qber moebe «BiaKelii^
hoiten BelehroDg^ zu finden, die er an Ort und Stelle za
erhalten nicht Zeit hatte, obg-leich es unmöglich i§t,
den Eindruck W vergessen, weioiien das Fahr^ auf der-»
NibeQ. kibesoodere bei einem an 4ie gcoibartigeii Aa^
flialteii Englands niohi gewdhoiea VremAm eraeogt. N»^
SMatlichhatRef. die Wagen nirgend richtig beschrieben
gefunden. Diese sind elegant gebauete Kutschen ohne
Plätze auswärts, ilQr Iii Per^nea eingerichtet und
im Mille abgetheili», so dafs in jeder Abtheilung 8 Per«*
SM» , je 9wm md a wei daaeh sebmale ZwisoiMobEeter-
{pstroettt einander bequem geg^adbenitaeiid Plate habeai^
und solcher Kutschen waren bei jener Fahrt 8 mit 126
Sersonen an die aut einem nicht grofsen Wagen ruhende
Bawffini^chine gehängt, weiche die gesammte Lasi da^p
aaii aA £itd«Sqpltl8i|0. wegen apch niohl ganz. voUeD-*
dMev Babn mit ui^leicher Geschwindigkeit, im Maxbao
die ei»glische Meile in zwei Minuten, fortzog. Die Wa-
gen haben das Eigenthündiche, dafs die vorn und hinten
ll0rvor8teliendenHatt|»ttragbäuaie derseliien anöden I:!Adea
gayetoept; si«d 9 um eine unangenehme ErschüMeriing'
m wuMident wenn sie bei ir^^eod dnem aEufiUlig^Hia«*
demsse gegeneinander stofsen sollten. Sehr Imposant
ist im Anfange der Abfahrt von Liverpool aus der Tunnel ,
ein unter der ganzen Stadt durchgeführtes Gewdtlbe von
mm^F. LiBge, 22 F. Breite and 17 F. Höbe, welches*
awK^yeselBt mit Gaelichi schdn erleuchtet wird* Die
Kasten dieser riesenbafiten Anlage bereehnet der; Verf»
2a einer Million Lstl., welches gewifs nicht zu viel er—
sßheiiien wird weap man berücksichtigt, dafs die
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924
von Crerstner, Handbuch der Mechanik.
haltnng der Parlamentsbili zur Ausfuhrung derselben
allein 46,000 Lstl. kostete. Eine der neuesten , schön-
sten niid grofsarligsten Anlagen in London, die Catha-
rlnen- Docks, acKeint der Verf. nicht gesehen su haben,
vermuthlich weil sie noch nicht ganz vollendet waren,
indem auf einer Mengte der zur Befestigung dieuendeo
gufseisernen Pfahle die Jahrszahl 1828. vermuthlich als
SSeit des GuSses steht, denn sonst wdrde er gewifs öber
manche dort ' bdSndliche Gegenstände, namentlich dia.
ftlr die schwersten Lasten bestimmten Krahnen, die
zahlreichen, mannichfaltig gt^krümmten, und sich durch«
kreuzenden, flach im Boden liegenden, für zwei- uod
yierrädrige Fuhrwerke bestimmten , fiäsenbahnea bdebt
rende Nachrichten mitgetheiit haben.
Ref. übergehl es, dasjenige nSher anzuzeigen, wM
noch weiter über die sonstigen englischen Ei!?enbahnen,
die auf denselben gebräuchlichen Wagen, die Mittel
des Ausweichens und Umkebrens nebst der durch die
verschiedenen Bedingungen yermehrten GhrObe des bi
tfberwindenden Widerstände«! gesägt ist, tollständig ge-
nug , um Jeden in Stand zu setzen , ähnliche Anlagen
mit Vermeidung der sonst so oft begangenen Fehler
herzusteilen oder die bestehenden richtig zu beurtheilen.
Den Beschlufs des ganzen Werkes macht die Bs»
r^hreibung der zwei fast Toilendeten Bisenbahnen ia
B6hmen, fleren eine die Moldau bei Budweis mit der
Donau bei Linz verbindet, die andere von Prag bie
Pilsen geht. Im Allgemeinen unterscheiden sie sich
Ton den englischen dadurch, dafs bei ihnen die Eiam^
schienen auf Holz liegen, daniit sie schwächer sq«
dürfen, und dafö überhaupt bei ihrer Herstellung mdnr
gespart ist. Dessenungeachtet ist aber keine von beiden
noch vollendet, und <lie erstere so ins Stocken geratheD,
dafs es zweifelhaft ersclieint, ob sie überhaupt ganz zu
Stande kommen wird. .Hier fragt es sich nun, wie es
zugeht, da(b solche grofsartige Anstalten in England ia
so überwiegender Menge vorhanden sind und auf dt»-
Contiuente noch bo sehr mangeln. Man wird antworten,
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▼M Gerttaer, Haodbiioh der SfechaoUc*.
« sey dieses eine Folge des Handels und der, dadurch
eneugteD ReichAhftmer, was im Gänzeo zwar richtig
kty alleio Yoa der andera Seite hat auch die firfiihrung ,
mneutlich in Verbessernng der Kunststrafsen und Ein^
flHirnng der Eilwagfen , sattsam (fargethan , dafs iiiaa
Tieles nur mit Behairlielikeil verbuchen müsse , um zu
rinem gedeihlichen Resultate zu gelangen , und dals das
Ganse einen tiefer liegenden Grnnd habe, iäfsl sich bei
oHieFer Prftfung keinen Augenblick verkennen. Wollten
die Engländer ihren Reichthum iu mü^^si^er Ruhe ver-
zehren, so würde es damit bald ein Ende nehmen; um
aber zu der Ueberzeugung zu gelangen, dais die na-
Mtttlich auf die Brücken in London verwandten .Miilio-
aea nicht zwecklos vergeudet sind , mnfs man das rege
Leben und das stete Gedränge, welches unaufhörlich
aof ihnen statt findet, aus eigener Ansicht kennen, lieber-
haupt herrscht in Englatfd aiigemeiu eine Regsanakeit,
ein ra^oses, entschlossenes und eiliges Handeln, wie
■un sonst nirgend findet Gewift ist, daft die Men-'
aohen eben so viel und noch mehr consumiren , wenn sie
mfifsi^ ^ehen , als wenn sie arbeiten , der Boden mufs
daher einmal seine Bewohner nähren, sie mögen viel
oder wenig arbeiten, und somit ist es offenbar aus den
trifligsten Gründen am besten, sie möglichst zu be-
adiäftigen. Durch Anschaffen von Kunstschätzen und
überhaupt von aubiiindisclK ii Erzeugnissen wird ofienbar
die Menge des vorhandenen Geldes vermindert, mithin
das Mittel zur Thätigkeit und zur Belebung des Ver-
kehrs beschränkt, durch öffentliche Bauten, Anlegung
Wi Kiinststrafsen , Brficken, durch Plufsbauten n«s.w.,
wozu die Arbeiter und das Material im La^de selbst
vorhanden sind, wird die bestehende Geldmasse nicht
verringert, sondern nur in schnelleren Umlauf gesetzt,
ind die doch einmal zu leistenden Arbeiten werden er-
Idcbtert. Ref. erinnert sich , an manchen Orten Straften
und Steinpflaster gesehen zu haben, über welche die
Lasten mit einem aufserordcntliclien Aufwände von Kraft
uad mit dem Verderben des Zugviehes und des Geschirres
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»26
Forceiiini: LaünitattH Lexicon. 4^8te Lief.
Deceanien lang fortgeschleppt werden nitifisteo. HStte
man nur den unnöthig Tergcudeteo Aufwand vott KnA
in «inm Jahre dasti benutzt, ,un diefitraiim za benenii
flo würde dieees na Ihrer Herttelinng veUkimimen Vm*
reichend gewesen , und alle künftige nutzlose Verschwen-
dung derselben weg-sfefallen seyn. Giofse Staaten kön-
nen in dieser Hinsicht allerdings mehr ausrichten, als
kMne^ aber da» Primrtp ist aUgemnin, md ttflit wUk
sogar auf einielne DorfiKlnfteii' anwenden , wto die ibir»
zcugendsten Erfahrungen sattsam beurkunden. Ks war
Tieileicht keiner Zeit nötliiger als zu der jetzigen,
wo Mangel an Be.<<ichäitigung der überwiegend grolsea
Menfichentneoge nicht wenige Uebel herbeifllhrt^ diessi
Gegenstand ernsllioh in Ueberkgung ra nehmen, aod
Ref. freuet rieb , dsfs ein so praktisches Werk ^ al» dag
vorliegende, dazu beitra«»en kann, die Aufmerksamkeit
hierauf zu lenken , und die Mittel zur £*rreichui^ M
nfttehcher Zwecke aiJgeauiner bekannt zu machen, Wi»*
wegen das Pablicnm aveb diese ausffthrlkdie Anzriei
Muh ci esi
J. Forcellini Totius Latinitaii^ Lexivon, corr. et cntctum.
Fol, Schneeher gnc et Zwiceaviae. 4t e Lieferung. Aus im — Burdo.
0— Deprehendi>. bte: Dcprehcnsa — Eß-reffiu». 6^«/
Burdonar ius — Chorus. 7tc : (Shasär oena > Conjigt*
Configuvatio — Ci^zieus.
So weit war das Werk bin zam Jnnins 1831, gediehen
Es waltet in Denlscbland Iber Ikerärhrchea Uatern^iaia»'
gen Ton einiger Ausdehnung ein eigenes Mifsgeschrek.
Ein früheres Beispiel ist die unterbi (x hene r rankfurter
Uacyklepädie , ein neueres, in anderer Art, die iyrseh-
nnd Gruber*aelie, das: neueste in anderer, schiimnaersSf
HioBiGiit der nen« i» Deaischland eraeheineiide Fbicst*
Uni. Der Ref. hat in diesen Jahrbttchem die drei erslsa
Liefernogeo mit dem verdien ten Beifalie angezeigt. Auf-
gefoederl, die FortsetzHüg anzuzeigen, findet er sieb
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F^cceUiai: irfiluiiUU« Lexicon. 4 — 8le Li«f.
921
B»ch den allbekaooten Vorialleo^) in Verle^^feBheii , da
er ttichl io dmi Falle is^ , während des Streite swischeB
im Yerleger und den biaherigeii MiterbiBttern ein g»BS
«MieiwUrlhetI mm ftHea; auch möchteii sich diese Jahr«
bächer zu einer ausfiilirlichen Erörterung über einen
Geg-enstand , wo auf beiden Seiten , wie es zu gehen
pflegt, etwas Recht und elwas Unrecht se^n dürfte,
VWff mgntfk Wir kdaiien es nur beklagen, dafii das
Werk bMI ganz in der Gestell nnd VoUkommenheit
mcheinen kann , die es durch deutliche Philologen
erhalten konnte, wenn, allenfalls auch in beschränk-
tersm Umfange, als von Voigtländer angefangen war*
4», virkUch in dasselbe die Reaaltwke • der ForsehniH
fse cfautit hemfener Gelehrten und andere, die «m
Tbeil schon in vielen Werken niedergelegt und Gemein-
gut geworden sind, in weiterm Umfange aufgenommen
wordea wären. Freilich haben nicht viele deutsche Ge-
lehrte so viele Mnibe neben ihrem Amte, da dergt^chen
AffbsiteD gogsnwiftif ae häufig in den Händen von GynrnMh*
rivms«- Direktoren und Lehrern zu seyn pflegen , da(^ sie
ein Werk, weiches der Buchhändler vielleicht aus guten
Gründen elwas schnell gefördert sehen möchte, in einer
harzen Zeitfrist beendigen könnten. Indessen kann dodk
Manehf^f fo aiemlicb seine Mnfse bereebne»,. mm mm >
^itpea, was er, wenn Htm niohi nnerwartete Sk4iwierig-
keiten oder Hindernisse aufstofsen, allenfalls leisten kann,
doch immer nur approximativ; und der Director eines
%flMiasiiinis (wie Hn Rosenbayn) kann dies weniger
'"*) Man sehe nur Jahn*« Jahrbb. f. Philol. und Pädag 1830. III. J.
1831. I 1 und 2. die bttondera ffedriieit»E^!4er«ng de« Vcis
legere ini Dez. 1830. auf 14 S , daoQ Jahn 1831. 1. 3. miteiter
Probe , "welirhc eine Verpteirhnttg^ elnijjer Artikel der neuen
itali^niflchea und der deutscheu Au«g;abo «ntlialt; wosti uiaa
n^ch die Nachricl^ des Verlegers bei der 4k^n. l4io.fieuru«e ircTr
fflelclhen niiihi , welclier nagt , er sey ihirch die Kranftheft efkiea
IH^MlerSv dca Hrw Utr Rovenlmjn inlijk,^ gsaothlg^t mom*'
den, den Buchstaben C, dessen Bearlteltung sich unter dcssea
Händen befinde, /u suspendiren. Die NarhUef'erung^ Merde bei
der 5ten Lieferung, unlchlbai,' folgen. Vergl. auch das von
C. Lebofann im Jan. d. J. mehreren Janmalen beigelegte Ver-
gleichnngtblatt. .
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IttS ForcelUni: LatiaitatU LexicoiK 4— (»te Lief#
noch, als eia anderer Schuliminn. Der Haf«, selbst an
der Spitze einer betleiitenden Anstalt stehend , hat des-
wegen vor einigen Jahren, tod einer -namhiiften Buch-
handlung zur Leitung und Theil nähme bei einer ähnlichen
Unternehmung' aufgefordert, dieses Geschäft blofs aus
dem Grunde geradezu abgelehnt, weil er keine Verbind-
lichkeit eingehen wollte , bei deren firftlUung seine erste
Verpflichtung ihn hätte hindern kdnnen. Docä sdrSacbtti
Die Yorliegenden 8 Lieferungen geben , nach der Ei^
klärung des Verlegers , das erste Drittel des ganzen Wer-
kes. Rechnen wir zu einem Bande 6 Lieferungen, so wer-
den es vier Bände; und wirklich schliefst der erste mit
der Sten Lieferung, die 4te und 6le.aber enthält sofaoft
einen Theil des zweiten Bandes. Der Bogen kostet, wirf
bisher, 1 gr., die Lieferung 1 Rthlr., das Ganze also
statt 16 Rthlr., wie anfangs versprochen wurde, jetzt
24 Rthlr., weil, sagt der Verleger, er aufangs bios dea
italienischen Forcellini in änmn Abdrucke"geb€n wollift^
Diese italienisc)ie Amtgabe war am Schlüsse des Jähroa
1880. bis mit N, fertig. Vergleichen wir /die neuea Lie^
ferungen mit den ersten, so ist die Verschiedenheit frei-
lich grofs. Den so vorzüglichen Forcellini , den so man-
cher deutsche Gelehrte wünschte, ohne ihn kaufsa st
können, erhalten wir nun freilich auch bei der gegeäwllP->'
tigen, schon früher nothig gewordenen, BeschräniEni^
des Voigtländer sehen Planes, und der Entbehrung der
Rosenhayn schen Umarbeitung vieler Artikel ; wir erhalten
1^ Furlanettos nicht unbedeutende Zusätze, auch eine nicht
unbedeutende Menge anderer, in Anföhmng YonlStefleB^
Nachweisungen , Angabe Von Bedeutungen u. dgl. bsst«^*
hend. Druck und Papier sind vorzüglich, und bleiben,
sich vollkommen gleich; nur will uns scIk inen , als ob
uns, ohne dafs wir sie aufsuchten, nach Verhältuifs mehr
Druckfehler anfgestofsen wären , als in den ersten Liefe-
rungen. Wir. werden deren unten Ar die Besitzer *dcs
Werlos eine Anzahl angeben.
(Der Be9ehlu/$ folgt.} , ' '
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ä9. HfiUkELB. JAHRB. UTERATTUR. isai.
ForcelUni ; Latmitaiin Lexicon. 4 — 8te Lief.
•i
Voraus sohicken wir einzelne Bemerkungeo zu eioi-
goi Artikelo, um den künftigen Herausgebern, wer eie
' weh sejn mdgeo, Winke su geben , in welcher Art aft
die nicht seltenen Beg^ehungs - oder Unteriassungs-Sünden
Porcellini's sich leicht verbessern lassen. Sind manche .
Verbesserungen dt^r Art, dafs sie gar zu nahe bei der
Hand zu U^en scheinen , so haben wir sie gerade dämm
hergesetzt, weil uns zuweilen scheinen wollte , als sey
dieser oder jener Artikel von den Herausgebern niebt
ganz genau vor dem Abdruck durchgelesen worden.^)
Auspicato, Hier sollte angedeutet sejn, dafs es
eigentlich AhlaHms abaobäus ist , und im Grunde fär *
mupieu8 hahüia steht Freilich als man, wie Plinius,
das comparativ Ische Ädverbiuni auspicutius schuf, sah
man in au8picato bereits auch ein Adverhinm.
Bei axiUa, woraus ala geworden ist, sollte die
Analogie von tnaia aus maxUla nachgewiesen seyn.
Bei dem Anfange des Buchstaben B. fehlt die Be-
merkung, dafs er auch fiir dv Stehe, wie bis aus dvis,
bellum — dveüum , horim — dvonus. Bei bellum ist
es bemerkt — Unter bis sollte die lächerliche Erklä-
ning Foreellini's verbessert seyn , die dieser von Cie. de
ir. A It 18. giebt -Zu dem bekannten (si) hia hina
(quot essent, didicisset Epicuma) sagt er i.e.quaiuar.
Das kommt ja heraus, als habe Cicero sagen wollen si
quatuor ^ot esaent, didiciaaet Epicurua! — Bei
*) Dies Rrheint unter Andern auch darauR hervonR!i!rf'1i<*n , daf« z. B«
S. 35S. Col. S. auf derselben Hälfte der Seite cim zuri Zeilen
lange Stelle au« Cicero de Ren, zweimal abgedruckt lüL: einmal
als Zufats von Farlaaetto, dana wieder ab Zatats YOn 0. d,
IW. Jahrg. 9. Heft. 59
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bellum feUt die Bemerkung, dafs die Adjectwa geih
iilia dabei die Feinde desjenigen bedeuten, der den Aus-
druck gebraucht Bellum Pumcum sag te nur ein Römer
alt Römer. Hätte ein Karthager lateinisch Ton demselh
bcn Kriege gesprochen, so bitte er BeUum Romanm^
gesagt. — Unter Decet ist der Fehler stehen gebliebe«$
bei Cic. de Legg. 18, 24. werde entgegengesetzt ^piäkm
deum haberi deceat und de um haberi debeat , weil
es nänilkh dort hei&t : quae (gern) mm etiamsi igmr
rei, guakm habere deum decemi, tamm habembm
eoiai. Wir brauchen den seltsamen MiTsgriff , der nwkl
bios in dem ganz falschen deum liegt, nicht zu erklä-
ren. — Warum hat denn die richtige Schreibung Üo*-
porus keinen eigenen Artikel , uud steht blos unter der
falschen Botphoruaf — Warum ist bei delibero nichl
bestimmter gesagt, «lab es yon Ubra herkoaume, vnd
ursprünglich gewifs abwägen, dann erst erwägen ge-
heifsen habe'i^ Da man von Uber, Bast, delibrarc , ab-
schälen, herleitete, so konnte man für jene Bedeutung
die syncopirte Form delibrare nicht brauchen. ~~ Unlff
denudcUu» steht noch ans Tuaeo. I. 44. der, längst Vim
llavisius eorrigirte, lächerliche Vers Yon dem- halb^
gebratenen K ö ii i g e (reliqakis semi a s s i r eg i s )f
derselbe auch unter Dwexo. — Unter domus hätte der
Satz, dafs domi (zu Hause) nicht der Genitivus, soli-
der Loeativus (Dativus localis) sey, wohl bestimvtsxs
ids durch mahmt nonmiUf^ ausgesprochen werden dfiiftn*
Denn dafs es ein elliptischer Genitiv sey, wie ad Jcsi
(sc. aedem)^ mit Ramshorn (wir haben nur die erste
Ausg. seiner Grammatik vor uns, und wissen nicht, ob
er dasselbe in der zweiten Ausg., wo viele Irrthümor b^
riofatigt sind, noch behauptet) anzunehmen, das mddUi»
wohl eine ganz unhaltbare Vermuthung seyn. Jenes bat
neulich ein Gelehrter (wenn wir nicht irren, in Jahns
Jahrbüchern) befriedigend dargethan. — • £ben so ist
unter dudum der alte Fehler stehengeblieben, daft bsi
Siaims Iheb. 6, 8ö& [in den Worten Jam dmhm re-
düuta] j0m dudum für mo» steht. ^ Untor f^dM
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Percellteifi Latinitatts L^xieoii. 4^0te Lief. 9$1
sollte die merkwürdige und bestHttene Stelle des SaHü--
stkw CatiLöA. effeta parentmn oder parente, oder^
wi0 man sonst Mch lese , berfihrt seyn. — Unter caecua
solUsn die eaeea perictda bei €Se. de R^. IL t. nach«»
getragen weyn. — * Uater etadea seHte erstlich bemerkt
se^o, dafs caeUtes bei guten Schriftstellern blos poe-
tisch ist, zweitens dfirfte angegeben seyn , dafs die bei
Cicero im Somn, Scip. 1 : Grates tibi ago , summe
M, vabisfue, reSfiä caeUUs poetisch ist; 4wie denn
«eh sehon «n Orales va erkennen ist, defs hier eine
leierüchere gehobene S])raclie statt findet, und Ref.
ao einer andern Steile nachgewiesen hat; es heifst ja
sfeabar
— — — — Grates tibi
Ago, summe Sol, tHibisgue rdipd Caetite». ' '
Drittens sollte nicht ibi für tibi in cHeser Stelle stehen. — ^
Unter ccmdens sollte der bekannte , bei Cic, de iV. D,
miki nur einmal Torkommende^ Ven citirt sejn: jid^ ,
sf^e hoc stiblme ^sandenSf fuem hwocani ofUfiet
itivemi Eben so unter Ccmeseo die Ueliertragun^ auf
eine alte Eiche bei Cic, de I^cgg, I. 1: cancscet
saeclis hmumerabilibm. — Unter Captus sollte «He
tische Erklärung Ton Tusc. 2, 27. getilgt seya: til est
^HftUb htinwmm^ deroh i e. fiionltfr/i eopft animue
ttMSudeii/^mm , da die Stellung jener Worte swischen* pm*
ientea und satis hinlänglich beweist, dafs hier blos
vom rngenium die Rede ist. — Unter Cassus steht noch
der Fehler, dafs bei der Vergleichung dieses Worts mit
lesmis ttttd feesae gesagt wird , diese Wörter s^ed
lid^eeHM ^sume arigmis." & Aber iassas Daderlein
Äjmoi. tt. Synen. I. 8. 10& und über fessu» 8. 102. dasL
Zu commentutio fehlt die Griechische Bedeutung
lAsXiTti f die schon wegen der hier citirten Stelle Cice-
ros: phäesepharum vita commeniaiiq mertis est
SebexeetBani; der lAiXs^ iaydr(>v) anmgeben war. — •
le tdU'Mter -Co^edfe die Bemerkung , es sey Irans-
tote i. q. c0yevtio^ boll das corgectura heilsen?
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MBB SwtwäMt LMiailirtle huSimn. 4—^.1^
Aufserdem konnten auch manche Incousequenzen FurceL-
Jini's ausgeglichen werden. Citirt er z. B. unter Culcem
den Baldumus de Calceo; warum nicht unter Culdus
die Schrift De Caldae et Caldi apud veteres potu,
Uber smgularia yob G. H. Gebauer. 8. Lip8. ITBlt
Haben die Namea der Komdtlien des Plautus und Teren-
tius eigene Artikel, z.B. die Aulularia , die Andria;
warum fehlen des Letztern Adelphii Findet sich d^s
Pacuvius Antiopa; warum nicht dessen Dutorestest
Sind viele Wdrter aua altea Gloflsarien aii%e9omineB|
die sich sonst in den Klassikern nicht mehr findeu; waraia
denn wieder viele nicht, die um nichts schlechter sind?
Z. B. aus A, ß. D. Ausumo f. absurno , Austrans, vo-
riicDV, iypaivQVy Auiumator; Babio, yavgia; Bar"
dala^ xogvdaXkig; Barhurra, und bei Isidor barbur^
rasy ä<p^oVj iidraioq; Baubo, lairo (dais Deponens ist
da); Bilabrum^ Siy/tXoi;^ Bibolnes , Slz^qjtoc (also
hwolnes vielleicht? So finden sich auch mit b eine
Menge sonst mit v anfangender Wörter, z. B. bicissim,
bi^u8f bUh [vilis] bamer); Bobare Lq. boare; Dapei,
ktmxit^y DarnnabiUiaef xaTanpiirtg; DecoUaiuSf tes,
iHrgaxtjXiafjiog'; DehoepUor , ^evi^ofiai; DeUcwm
(Subst.) %Taia(iay von deUnquo ; DivelUo, divelliunes
(vielleicht DueUio , duelUones), noXsfjtog, TroA^aot;
DomicuSj oixstog; JJocibilitas , didaaxaXia (nicht fer
nau); DupUcuUtriua ^ dtfioiplrn^. Die Menge , die wir
aais C anfiihrea bönalea, halten wir, des Baiiiiia wegea,
surück.
Am Sclilusse berichtigen wir noch eine Anzahl
falsche Citaie , auf die wir zufällig stiefsen; denn Druck*
fehler wie ^dgeiog f. Aagelog, CurL L Curtme, Amir
xogoras IL S.9ft, Picher a (f. Piehena, Heiaosgebflf
des Tacitus), a tatibue (£ aeiatibus IL 8. 94.), Ih»-
ceca ehr onus (f. duodec); S. 140. ab so leite, 144.
ef figerety 145. Riphaeo (f.Rhipaeo), Ctyt enmestra
(unter CatamÜus) , Catata (f. Catasta) , ecartate
( f. ecarlaie unter Cocotmt^ , viprofU (unter Catti0r^pieo)fx
€ogmius , I (f. ua) Cunapicie$idki8, unter fioan^
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I
4
Bat board oi iiealth aber die Cbolera. 98S
das Griechische xdiXfiog t x6friJtoi — Druckfehler
dieser Art, sagen wir, entstellen zwar den schdnen
Drack, und ewar nicht so selten, als es zu wioschen
wäre, schadeil aber im Ganzen nicht; falsche Citate
aber stören den Stiuiirenden und Gelehrten, und darum
warnen wir davor besonders. IJng^esucht sind uns schnell
Mgende anfgestofsen. Unter Diagondaa Gc. de Legg,
EST.f. U. 1& — IL S.94. de. de JV. D.L 1. f. 1, 11. —
S. 112. Cic. de Dh). I. 29. f. I, 28. — Unter Conceptia
Cfc. de Div. 22. für IL 22. — Unter ConsuUor Cic.
TuBc, V. 37. f. V. 38. — Unter Copulatum steht gar
eio drittes Boch von Ch. de Dw. (statt des zweiten). ' —
Ünter Creo CSe. de Div. II. 25. f. IL 26; unter (hgus-
dmmodi Cic. de Div. IL 15. ftlr IL 14.
Wir wissen wohl, dafs auch der schärfsten Auf-
sicht so Manches entgeht (wer weifs nicht, was vor
einten Jahren Herrn Tauchnitz mit seinem ganz cor*
recten Homer begegnet ist?); aber, auch noch zuge-
geben, dafs zuweilen selbst nach zweimaliger Correctur
tler Setzer nicht richtig verbessere: immer ist bei diesem
Unternehmen eine noch griiisere Sorgfalt auf die Rieh-
tigjkeit nothwendig, und dringend zu empfehlen.
M o 8 e 7\
KURZE ANZEIGEN.
*
flynii relstjM io ik$ dlMOte coUwi Chalera spasmodica in 1ndw$ now
fmmiUmg tk» norta ^ Banpe* Printed by auihority of tfie
hmrd» kU fliaj««t9'» moft kmunurabU prwy coiinetl. Ijomdqn ISSl.
Wir eilen, den Lesern dieser Blätter toq einer Jtlcincn Schrift
Nachricht mitzntheilen , die so eben in London erschienen ist, und
vor dem Heere von Fliigschri ften über die Cholera aus der neuesten
Zeit wohl einen Vorzug Tcrdicnt , m'ic schon der Titel angicht. Sic
i'ntiiilt nämlich dat Gutachten des GrofsUritaniiischen Medicinal - -
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984
Das board of healtb über die Cholera.
Collcgiums (Board of hcalih) an das Ktiniglfche Gehcimeraths- Col-
legium (His Majc^ty^a piivy Council ) über die Beschaffenheit der ge-
nannten Krankheit, ihre Behandlungsart und die Sichemngtmittel
gegen ihre Verbreitung. Ref. beschränkt sich indels bloB auf eine
Anzeige des Thatsächliehen , da es bekannt ist» vie irerschieden die
Ansichten selbst der Augenictigen aber einzelne nicht unweseHtliche
Modificationen dieses Uebels sin^*
Das Grofsbritannische Medicinal - CoUegiam besteht aus Sir H.
Haiford, Bart, als Präsident, den Doctoren Maton, Turner,
M arren, Macmichael iiiid Holland, Sir T. Byam Martin,
Comtr oller of ihe nav^t Eduard Stewart, Depntirten des Board •/
Customs, Sir Jamea Macgrigor, Generaldiieetor der Armee, Sir
Will. Bnrnet, Oboinparin«-Ar2i) Sir Willitni Pym, Obif«il^
«eher der Quarantaine* An«tal$en and Dr* ßejtt^our^ Secar^Hr. Jkß
Gutachten snthält saerpl «ine Beodureibnng der liidiicliea Gbolen
nach den Beriehten der aii Ort und Stell« ai« beobathtenden Doctomi
Daun, Alexander, Aehbarller, Bireh, WybroWi Beyle
und Meide, dann «tn« Miith«ilung der ^«mlitf) nb«r dlftalMidw
Kx^kheit in Mpecow rm Dr. K«ir, v«lc1i«r «i« lange d^oBfat Vwb-
aclitote, apd d«r Doctiir^ HiipfeU npd Barrj über Ifatotabnrg,
wohin beide durch das Gonrernemont geeandt ward«» , «rarerer fan-
heaonder« wegen der Kenntnilb dieier Kranlthelt, di« «r oieh Wniti
In Ottindien erworben hatte. Die kleine Sehrlfl lit gedmokt anf
jBefehl doe Goa?emonieote , um den Aorsten *6»ofabritenni«M «Ii
^ ^onn ibfor Yerfahrnngaarl an dianen. '
- Alle« , "WßM bier «Iber die eigentUoh« Indiaehe CSholem km go*
sagt wird, kann füglich abergangen werden, da ea aitef dhrliehor aai
d«n Abhandlnngen von Gilbert Blano In Bd. XL *dor Tram^^
Ike Med. Chhr, S»«., den Werken Ton Annealej, G. Hantiltea
Bell n. A. an eatnebmen ist SotIoI ersieht man jedoch bald, dab
die Krankheit dort awar im Ganaen als die nftmlieh« , Jedoch niter
so Tielfaehen Im Binaelnen raodifleirten Formen auftritt, dab idek
hieraus sowohl di« Ton ei|ii|nd«r ^weiohettden Boridita, al« anek
die Tcraehiedenen Arten der Behandlung leicht erklären !««««■•
In Moscow beihielt die Krankheit den ihr in Indien «fgonthSsi-
lichen Charakter fast unveripdert bei. Wtehtig Ist aber, und der
Beachtung sehr werth, dafs die Krankheit sehr oft, wo nielit stets,
. da hierüber keine Gewifsbeit lu erhalten ist, mit ein«r gewChnli^
chen , einige , selbst mehrere Tage anhaltenden , Biarrhü« mnfikgt,
die auch ohne besondere Zeichen , s. B. iMdentettde Ermattung, kei-
aeswegs T«rnaeh|assigt wer^pn darf« Auf die«« , 9iiiscbeii|cii|i jedook
meistens ohne einep solchen Yorlftufer , folgt daaii di^ «isaulM^f
sogleiish heftig ergralfeade Krapkkeif mit den b«k<|ni|t«a Syipplpp^«!»,
di« hier ala Ihf «rstes Stsdiuin betrachtet we|4fu. Hii^rMl Ufi^k
ein, dm Qr^h flar T#d|lich|(«it kAnf^ «fwitup ftMÜHl»
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wH'lfcf Jj^-^HgüwJwai Awwt» BeAclion nennra, entweder durcti
ih Nator ^lein., od«« darch Anenenii oder dorcb beides in Verei-
a%ug «seoLgt, Wiedmnreckitag ein«« bMcblauiiigteni PoUes ,
MMk0k» Jbr Wftnn« und HaataiMdimtiMg, allein et iet veit go-
Miij ■nwaabme», dofii hierauf atete Begattung erfolgt, Tielmebr
fibt 4ifi fUapbiMit da^n eehr leicbt in ontnondllcbe Fieber über,
die gav niobt la ibr gehörig sn ae^ aobeinea , nnd in den melaten
fjUien dan Tad wax Folge babon , aebv oft dauert aber daa sweito
todiam aicbl lange, oa taitt daa dritte nnd lotete ein , ganalipbea
■iuriiea d«r Kiftfte, wavanf oaoh einigen Stunden der Tod folgt. Im
Vaddlilt« Bolbat wird eo ala otwaa Eigentiiümlicbea nnd Intereaaantea
Wffgfbaa» dafa die Eatienton suweilen ao lange obno fühlbaren
.>F«1» loben. Nnaiontlieb wird erwftbnt , dnfb der Ant aieh mit einer
Jßeifpn luitanhtett, deren Am, 9^at und Geaieht mit bnltem Sebweifa
bidicbt, «ad die Goflirao dea Angea gorötbet waren, 4ar Fnla an
, den H&nden war aebon eoit einigon Standen nicbt mehr fdblbar}
dteiwab baMrtwarteto ate die Fragen aebnell nnd gebörig, obgleich
^ Mg|yli|)iff atiauue. 6io atarb erat 6 Standen nnehborw
. Baiicbt ana Foterabnrg iat Tom IST. Jnll, Tpa dem beb^an»
tm &Ha«al vad tou Barry aelbät untene(ehaet, kam, aber aelir
.lülimilit, weil Bälden alle Terlangten Haifunittel dareh daa nia*
. ahnbe G^uvememaut an Gebote atanden« Aneb bierin wird angego-
^baa^, dilb in Tiolan, and da ein grofaer Tbeil Torbeimlicbt wird,
i.adü potbmidig verlietralicht werden mnfa, wobl' in den meiaten
Fdllea, olno, mehrere Togo nnhaltende, Diarrhoe der eigentlichen
Saaablieit voaanaaagehen pflegt, welche Jedocb dann aobr plötalieli
naad gowalteam aintiitt. Ala Unteraebiode der nordenropäiacben und
daa ladianhaa Kranklioit werden folgende bestimmt genannt : 1) IHf
Aaaloorwigaa aind reichlicher und nnbeawinglieber in der indiacbear
Q Ha ladioB tral bftufigor Heilang ein nach dem eraton Stodium der
ftilto« ohao die Zariachenkunft einea ' leicht typlioa weidenden Fie-
bern. 3) Baa Verhaltnifs der im eraten Stadium aterbenden war weit
gf^oer.in Indien als in Petembaig. 4) Aufaerdem hcmerlten die Be-
richtomtotter» dafs bei weitem mehr Aerzte und Wärter in Peters-
burg 1^ der Kranliheii befallen wurden ala in Indien, setzen jedoch
hinan , dafa in den gut gelogenen geräumigen und hinlänglich ge«
löftoton Hofipttälern nur sehr wenige aeibst Wärter , Ton der Krank-
bait crgrißen wurden. Die Herstellung erfolgte in Petersburg schnell
niid vollständig. Auf Befehl des Minisleriama des Innern besahcu
die Benebtentattor ohngefähr 200 Personen , an denen keine Spur
^4nav überttendencn Krankheit zu bemerken war* Rückfälle der
HPÜillcbaif aind böcliAt selten, und noch adtener gefabrücb, wenn
im(, wie a. B. hei den Wär^rn, eintreten.
Der Wii;||^ig«te TbcÜ der Sclirift enthält ^le für ganz GvnTa-
kn^fmwim StchoirM^nuifiK^g«^ Zuef st aoil an jedem
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Orte eine Cemmianon m dem Gebttic^n , dem O^tevorstande ,
cmeni, öder ebigen AenUn n.n,w. erriebtet werden, welche mit
dem Board <{f keaith in Lenden über die geeigneten Mafsrctrtin cor-
»»pondiren« durch diemi eeU ferner daffir geaergt werden, dafs jede»
er&mnlende Indmdnnm aegleleb in ein teodcenee und baupt.äch-
lieh Infligea Lokal komme, wenn die Befligkeit dto Krankheit d.*
Tranaportifen nicht nnmdglidh mache, in welchem letzteren Falle
vielmehr die Umgebnagen enffonit- weiden mOwen. Die Familien'
h&npter weiden emttUch erinnert, keinen beginnenden Krankheit»,
fall in veracbweigen, dnmit die Hülfe aogbOch angewandt werden
hönne. Reinignng, Lüftung, «elbat ftioehea Widfean and Waschen
der Zimmer, worin Jemand erkrankte, Wuchen nnd Rauchern der
Kleider nnd Betton dereelben wird gleiehfalia empfohlen. In grö#.
•eren Stödten eollen anter den Hanptgeanndheite-Commiesionen klei-
nere atehen, nnd Übernil die Nnmoi imd Wahnnngen ihrer ÄliteHe-
der an die Kirchthüren nngeachlagen werden«
Dieses sind die ertheilten YorMihriften.nUe, und Jeder Temänfw
tige wird einsehen , dafs sie für ihren Zweck ▼oUatündig irennecn
Es ist auch M (»hl an «ich klar, dafe ea einem für aolche Gegen-
stände darch Erfahninj? und Nnchdenken hinlingliefa nnterriebteten
CoUeglnm, als das Brittieche hoord of ktoUk iat, sieht einfallen
konnte , die grofse Menge über die nratUche Behandlung einer tiel-
fach complicirten Krankheit belehren, oder Wehl gar die Heilune
derselben gänzlichen Nichtkennern <ler Anneiwiamechnft MTertraiiea .
%u wollen ; solche Sunden begeben wohl einnelne aeichfe Pampbiet-
Schreiber, aber gewila kein hoehachtbnrea Bfedicinnl - Collerinnu
Die Aerzte werden an die oben genannten Werke und nn« Mktln of
th9 Epidemie Spasmodtc Cholera of Ruuia, Vr, Üitecf Umwkint ■■
Bum gräiidlichen Studium der Krankheit Terwiceen, nnd für dkse
nUein gebort die Behandlung derselben; für üa« niehtiistlinhe Pnbli«^
cum aber genügen die hier ertheilten Vonchrilten ▼olUE«mman.
1^
4tla9 de$ plus m4morahlea hatailles, combats et ai^gti^^
dettempg anciens, du moyen a'ge et de Vage moderne '
• en 200 feuiUes, Par Fr. de h ausler , Major ä l'Ftat - J^ajor gi- ' '
nirai fFwtemhergeois. Ire Livraison. 1831. Carhruhe und def- '
hurg In der Berderischen Kunst - und Buchhandlung. * - * *'
Den meisten Lesern der alten nnd neueren Geachiehle mnseeny
wegen Hangel der Anschaabnrkeit, die Hinifeieongmi nnf Sdüaeh-
ten, darch welche doch so oft das Schickaal der Ydlker enlnehiedMi
worden ist, gewöhnlich dunkel bleiben« ITnd doch neigt dcsi Gaaf - -
de^^Hanptachlachton, anfiraidem,, waa nnmittelhnr dna KriegaweaMi»
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tttfi BeUgerangen alter oad neuer Zeit.
betrifft» oft auch vieles andere CtiarakteristiHche in den Terhältnissea
der nnt einander kämpfenden Nationen. Erwünscht ist es deswegen
fihr aUe Geatfhiebtafireniide» dafSi hier ein Mann vom Facli, Kriegs -
ymä 8pralslii[eniitniMe Tereiaigenil, dsrdi ein lieeonderee Stadiam
^iliBen die aaeehanlieheten Local- and Real -Ursachen von jenen eo
antaclieideBden' Krtegeerfolgen tot Ajigen stellt. Die Zeichnungen
Mclieii «vrerheanbar die Oertlichlreit mid wie die gegen einander
getretenen Heere aSchel tot dem Treffen dieee ilire Lage henntat
hatten. Aaeh dae Torrückea gegen einander wird im Riff lelbet in
eo-weit angedeutet» alt dieeeä ohne grofsere Venrirmng möglich iit.
Einzelne Veränderungen, die sonst eine doppelte oder dreifache IVie-
derholung 4lea. Schauplatzes erfordert iiaben würden, sind durch die,
heigegebene hurse Beschreibung so deutlich gemacht, dafs sie sich
der Aufmerlisanie leicht in die yerzeichnete Localität hineindenken
kann. Auf diesen AngrifTsplan folgt alsdann das Resultat der S( blacht,
nnd eine urthci^nde Nach Weisung Ton den Ursachen des Gewinns
oder Verlustes.
Wir geben zum Beispiel, wie wir atiR tlcn Angaben des Vcrfs.
im Umfang der älteren Geschichte die Skizze der Schlacht bei
Canna (vom J. 216. Tor unsrer Zeitrer.hn)iii<;) , ohne selbst Kriegs-
. verständig zu seyn, klar aufzufassen t« rino( hten. Die Römer, unter
den Consuln Varro und Acmilius Paullus, rucken mit 80,000
Mann zu Fufs und 7,300 Reitern gegen Hannibal, der nur 40,000 zu
Fufs hatte, aber 10,000 g-eiibte Reiter auf die beiden Flügel* dersel-
ben Stollen konnte. Auf die Ueberzahl seines Fufsvolks stolz, liefe
Varru , der an diesem Tage das Commando führte , dasselbe in dich*
Haufen gegen die Oarthager «aftaianeliicen« die aloh, um fiifa
BliadcraaM au Torbergen , so Tlel mdglich anidehntfB und ihre leichte
Truppen in klehieren Hassen' vor der Haaptlinle ein Vorderireffen
liildaii'-lleiNn. Haatfibal, den Angriff erwartend, lieih die Mitte
B«inea Fofln^lks In einem halben Kceiae gegen den Feind Torwirta
röefcan, damit die Romer nlclrt ihre Menge lum Ueberfldgeln seiner
KOfingeren Zahl anwenden, vfdmehr von allen' Seiten sich gegen
diaaen aus der Mitte herTorgetretenen Clrbelbogen eoneentriren möcli-
3. Die physisch nach dea Miltein, und psydiologisch nach dem
ect des H^miseheii Heerführers und dem Trete auf Ueberlegenheit
der Massen wnhlberechnete Kriegslist gelang vortrefflich. Das rd*
mtiyhr FufsTolk liefs sich gegen die Herrorgerückten hinlooken,
der 0arthagisehe Halbcirkel aber wich e'oen so halbkreisförraifir im-
mer in coacaver Gestalt rückwärts und zog: 8»*^h , wie zum Wider-
stand unvermögend , tiefer als die übrige Schlachtlinic war, zurück,
bis die Römer, tlpKto irMr/i^er herandräng-cnd . zwischen die beiden
ruhij!: gebliebenen Flügel des punisclicn Heers hereingelockt und
gleichsam nachgezogen waren. Die ohnehin übt i legene Reiterei Han-
aibftUi die auf die beide fiztreme gestellt war, hatte die eben so
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•IM Mßmüm^ Jkäm ^ ittM^ir« injilirliiti
(^banden rÖnitcfaen Reiter gegenüber. Der HnVc punische Flügel
begann den Angriff und drückte die Gej^ncr zurück. Bald wurden
die beiden Flügel der rom. Reiterei Ton de|i beiden Seiten ilim Fiifil*
^^oUte« getrennt i»Pd dieaee bliuige«^!!. ^
Wftlirend ann die «MirfbaglMshe Reiterei* dieieii ■ehwficheren Theil
des rdmliclien Heere auf der recliteo Seite gans wegtrieb nod Ter-
folgte, anf der.Iinlren wenigstens stark beschäftigte and Tom Yor-
räeiiea abblelt« liefs der schlank Carihager die beiden Flügel seines
FnAiTolks so vmrw&rts sich schwenken « dafs er mit einem Mal das
lönlscbc FafsTolk, welches sich von allepi Seiten in die enger halb- ^
kreisfdrmig snrnckgewichene Mitte der eartbagisclien Infanterie stür-
mlseh hineingewagt hatte» auf beiden Selten umklammern konnte«
Sr fabte demnach die tIoI groliMre ansammengedrangte Menge dock
mit seiner kleineren Zahl Ton J*iifsTolk so« dafs ofi jetat au gleudier
Mt Ton drei Selten angrlftweise In sie hlneinwi^kte* Varro bracble
seine In diese Klemme gestftmte Mehmahl nach r6misclier Taktik
schnell in eine Terbemerte Stellung, um ebenfslls nach drei Reiten
gegen diese Angriffe Front «u maclien. Ctonde Jetit aber kooBte
auch ein grolVer Theil der carthaglschen Reiterei von der Yerfol-
gong der römischen sich anrnckwenden » und Ton der Tiert^n Safe
her In das römische FufsTolk oinbrechon.
•
Hannibal» Schlauheit hatte die Römer wie in einen Sack ge<
lockt. I^logeengt und uljcmliher umwickelt mulbie der gröfste Theil
auf dem Schlachtfeld untergehen. Haufen, die sich zerstreut durch-
geschlagen hattefi, wurden in den nächsten Tagen gefangen, nnd
Rom hatte an Einem Tage sein ganzes Heer verloren. Uebermotk
wegen der Ueh^rzalil aP tüchtigem Fufsvoik war schuld , dafs der
angreifende Varro allzu lange nicht bemerkte, wie puniach ihn Han-
nibal zwischen sein FufsTolk , gleichsam in eine Fallgrube, lockte.
4ufscrdem hatte der rechte l^lugel der römischen Reiterei, da er
von der carthagischen lebhaft angefallen war, das sonderbare Gegen-
mittel ergriffen, ahznsitzen und den Kampf zu Fufg fortsusetieB
Dadurch wiir für die rechte Seite des Fufsvolks die Beichützung der
Reiter um so mehr verloren Der linke Flügel aber wurde durch
Hnnnibals numidische Reiterei in die Flucht gejagt. Auch die
Taktik, sehen wir wohl, hat ihren Geist und Ihren dafür uö*
tliigen , ab( r äliein unfruchtbaren Buchstaben. Der Buchstabe
,^ ißt, dais alle Theile des Heers nach ihrer Art und Bestimmung über-
baupthin ^vtililüusL^criistct und zu allen möglichen Bewegungen uie-
• ' cbanisch votg^^ubt seyn müssen. Aber die Anwendung all solcher
Vorbereitungen \«ird alsdann doch vom Geist abhangig. Hannibalt
genialer Ucberbliek niciit bios der Massen, sondern auch der morSr
llschen Kräfte beider Theile machte es ihm allein möglich, das WSS
dls QiiQbstabe^(das iät« als körperlich ^|ld als erlernt} da war, für
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aml BeJ^erungoii und iieaer 2oil.
MNeii Vortheil in Tb&tigkeit ^m Mtien. So gab sein Q^Ut den
«iMtnen Mmmb äbr «nd d«v darnaf troU^pden JHmaidni-
fltigkeit 4i« Uftir ÜHi TorlMllMiftwte lUiditiiiig, gemd« «o« wie wetoo
or aellMt eie n» ihvtn Unteifa^g in copmun^mi gel^abl glätte. Der
Bvehilalie eell« gnl wie ndflj^lb, imp Teimie da ««f «.
Qebl Mebt ihn , ee defe für ed A wider iidi eeUbel wirkt .
Die Tor uns liegende erste Tolle Lieferung gicbt auf die be-
flcYirtebene Weise an« der alten KriegsgeschiRbtc Ticrzehn Schlacht-
notizen und Plane, nämlich Ton Manlinea, Lcuctr:!, Yom Berg Tau-
rus (a. Chr. 274. gegen die Galater), yoii Agiigcut, Adis, Tunis
(a. Chr. 255. gegen Regulus), Panormns, Alta, Telamon , vom See
Tfarasiniene« von der Trebia, Ton Selasia und Canna« zaletil die
Belagerung Ten NnniaBtii* Ana dam MitlelelCer wird gegebeii Boiii*e
Bela^ffniiig Ten den Qetlien unter VUige« $ alidenn die Scblachteo
bei ^Hcnfpnm» Oan, am Veenv* bei Solaeen» Tragtna, Yemnk
Ca, $86.) und BMtinge. Die Schlafllit Tarn 19« August ftSS, «nter
i(Mg iPfle I. gegen die Ungarn anf dem LecUieldt tat durch eine
?avday|je|ie 4;eicfannng. Terdeidlielit. Eben ee die Selilacbt bei Sem|pi.
4kxush wird nocb die bei Onmeie« bei Trlnbola» bei Manskiert nnd
bei C^lnbi7% ira. für K. Nibephenie) dnigeiteUt. fin glockU-
cherQ^danke war es, auch die aecbeKrenisdge anf Einer Karte
neben ^^nder durch Tcrschiedene Farben, nach ihren Uaaptmftr»
echfsn zu verzeichnen. Daran nimmt der UniTeraalbiitor^bery wie
der Kircheng^cbichtskenner gieiehea AatheU.
-Der dritte Tbeil der Liefernng giebt Sefclacliten der neae-
cen Zell, In der hier mdglieben, weit grdlheren Yelletftadigfcelt.
Die Sdhlacbt bei Neerwinden lim, die Ten Fleanie IM, die tan
Zeatha 169Y, die Ton Belgmd ItlT, bedurften nnd erhielten jede
. ein eigeaes Blatt.
Das gutizc Werk ist in Hinsicht auf den Steindruck mit eben
der Uctuheii, und Zierliclikcit behandelt, die man ans anderen geo-
graphischen Unternchmuugen der Herder'sehcn Kunsthandlung mit
Vergnügen kcnut. Es wird ohne Piünumcratioa blas äubdcriplion
gewünscht , um die Auflage darnach bestimmen zu können. Nicht
blos für Bibliotheken, sondern vorzüglich auch für Gymnasien, WO
maa die Autoren nfcbi um der Sprache willen allein, sondern wegen
der Reelkcnntnife der geachichtlichen lirirkTidikelt , na expliciren
und' die Geschichte praktisch zu machen den Sinn hat, werdra dime
Danlellungen erwAnicht lejn.
Zngleieh iet echan anf ebendieeelbe Wetae begennea die I^iefe*
mag einer
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040 J. £. Worl, Karte y. Würt^berg« Baden a. Hoimcollen. /
Karte von dem Königreich IV ürtember g , dem Grnfsher-
xof^thum Baden und den Füratenthümern Hohen zol-
lern, in 12 Blättern. Gewidmet Sr. KönigL Hoheit dem Grofah,
Leopold von Baden. Entworfen und bearbeitet im Mafsatabe
Yot^fooo natürlichen Gröfse von J. E. ff örl.. In Stein geitoehen
unter seiner Leitung. Als Abtheilung der von dem K&n. franzöf,
Ingenieur - Oberstlieutenant JVeifs, nach der modificirt Flammatee"
düchen Protection entworfenen Marie von äiüddeuttchlatut.
Auf «inen FUchemnm rw M Qaadrataollen wnrien liiei^
US dentfche Q. Meilen mit ihrem topograpMeelMn Ulli clien ee
geseiclinet, wie diee dnreli den Ailae 'Toa Xnrepn maff 2M Bega»
edMin vnbmUeliet bekannt ist Alle Zeiehnnngen der Peeitimien , ,
Stcnfien und Grannen eind .nneb hier in rothem Dmek gegribea » wie
diee Vendemng und VerdenÜiidiQng nngl^eh iit. Der ▼erfiHfeer.lmf
aneh eine neeh nnedirte, in Originalieiehnnng TerÜegende SMe
▼en Wortembeig so benntien Gelegenhdt geliabt» die Ten dem dor-
tigen General- Qnnrtiermeieter-Stanb naagenrbeltet iet Die Gfdfte
der Schriftarten und die Beneielunng der Wohnplitne vnferactieideÜ
das RaagTerhiltnife demelben, wie ee theiie rem Sttete, tboile
durch die Meneeheanahl bestimmt iet/ Eine Henge tob C^Tentinn»^
Zeichen dentea andere Beieliairenheiten nnd Terfailtniiee an » en ditt
ein grofier Theii von Statistik hier mit der Topographie Tetbrnide«.
wird Die ganae Karte wird innerhalb eines Jahree Tollendet «ojn.*
Für Sabscribenten ist der Preis des Biatts ein hnllier Brabänie«
Thaler. Wer anf alle 13 BUtter baar pr&aomeriH, mahlt für das
Blatt nur 1 fl. '
Dr« PmulM%
Sfiatem der Logik von Wilhelm Ester, Dr. d. PhiL, ordenil
Prof, deraelhen tn der pkiloa. Facultdt und aweitem Direeior de»
pddag. philol. Seminarium» dar Ü. Preufa. Aeademie zu Münater,
Thoeite^ umgtmrMUU d^Uagv. MinaUr XI tk W & a '
Die Braachbarke it dieser Darstellung der Lnpik hat sich srhoa
dnrch das Erscheinen dieser zweiten Aaflagrc bewährt. Den Grand
dersellieB glaubt Ree. einestheiU in der lobtnsH crthcn Klarheit nnd
Verstindliehkeit dieser Bearbeitung, wciciic sie für den Unterricht
auf Sehulen geeignet macht, anderntheils darin zu finden, AnW der »
Yerf. sieh durchgängig an die gangbarsten am allgemeinsten ange-
nommenen Anelehten, wiesle rorsuglioh durch Kant und seine Schote
geltend gemaeht Warden, festhält« bisweilen auch da, wo die Wfo-
^ sensehaft eeltdem fortgeschritten, oder doch neue Anregungen sa
eoibetstindigen Fortachritten gegeben hat. In dem Inhalt stimmt
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W.. EmJif Sattem 4«r Logik. 941
igf tot g»ni, telbtt bU in Einxelne liinein, und auch
Miae Fahler ai^t ansgenomnieii , Mit Kragt Logik zusRininen.
Eigenthiliiilicliet findet ticli Ide and dn in der Anordnnng. Ein we-
MDÜlclier Fehler, den der Yerf» mit Krng — freilich nach mit lehr
Tiden andern hochgeprieeenen Logücem — gemein hnt, ist der gaoa*
liehe Hnngel an einer pajchologiichen Grundlage , was die ganze
Logik ale einen todton Meehaniemne ereeheinen lal^t. Statt deaaen
erhalten wir ala Groadla^ der Logik <«- ebenfalla nach dem darin
unglücldiehen Torhild Krnga — die allgemeinen Grandaätso dee
Bvttkeaa* die, ehe uher daa Weaea den Denkens psychologisch eine
tehnnll eitiieilt worden iat, gann anTCfetändlich seyn müssen , j«
Mit asgar aoa^den Beohformen oellist erst ahgeleiiet werden kennen,
also esst am Ende der ifineii Logik ihm walire Stelle hatten finden
ariwseni D&e Logfk wird eingetheilt in Analjrtik und Synthetik,
waawohl hesoer dnrch reine and angewandte Logik heaeiehnet wurde.
In der Lehre Toa dem Begriff hat der Terf. die in Kantiachen Lo*
giksB mit Beeilt an Grande gelegte Anordnung nach den Urtheiia^
iMsa Terlassen, and behandelt dagegea die Begriflb thetls in oh-
Jsstber oder materialer thelle in sul^liTer oder fsrmaler Hin«
lieht. Blee verdient aber keineewegs Bill^;nng , denn die Logik hat
iie BegvÜKs gar nieht in materialer, sondern allein in lormnler Hin-
«skt tu hetraehten, auch gehört der Umfang und Inhalt der Begriffe
gar nicht der Hnterie dea Begriffs an, er gehört nothwendig der
Feim. Noeh aiehtharer wird der Fehlgriff dieser nenen Anordnung,
wn ea nach die Urtheile, statt nach den Kategorien, nach'Ma-
tsrie und nach Form beiiandeln will, denn hier fällt ihm, und eben-
fidls eelir mit Unrecht, nur die Quantität der Urtheile unter die
Bnbrik der Materie, Qualität, Relation und Modalität wird, dann
auaannen unter der Rubrik der Form abgehandelt. Als ein Fehler
in der Anordnung mufs es ferner bezeichnet werdm, dafs sowohl
bei den Begriffen, als bei , den Urtheilen, die Lehre Ton der Be-
aeichnuttg obgleich nur als Anhang ^ In die Analytik 4»d«r-
xeioe Logik mit au fp^enommen worden ist, die der angewandten Logik
faanweisen wäre. 0ie Syntlietik wird eingetheilt in eine allge-
' meine Sfynthetik, worin von der Form und Metbode der Wissen-
Schaft, Ton den Mitteln der Yerrollkoiumnong der Erkenntnisse,
aämlich Erklärung, Eintheilung und Beweisführung die Rede ist, ^
und eine besondere Synthetik , welche TOn den besonderen Arten der
Erkenntnifs, und zwar erstlich von den empirischen Erkenntnissen
und deren Kritik , zweitens von den rationalen Erkenntnissen handelt.
Aach hier folgt der Verf. in Anaehong dea Gehalte gröfetontheiie
Krag.
U. Schmid»
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JhMM , SjMmk 9fmcf(M$^
Andeutung eines Systems speculat ivcr Philosophie. Vok
G. FV. Daumer. Nürnberg 1831. u. 116 S. in 8.
Wir erlialteii In diäten WdriEolHIi irteiw du« itf iie Hill»
philosophischer Tennlnelogie gdüMM INfMnig mm det SaMtf-
bang der Welt ud ven der Qetoiilelite ie» Heuilftheity wie «it
deMn eelt ScliellfB; aoifthlige erhalten hnbeiu
Wenn die groftärtlgen nnd 4elyendtgeft Znge dee Oettiftldee ree-
ier SeibutolFealMraqg Gottee in der Schdpfiing und QeechMte dtf
Welt, wie ee der echapferisefae Oeiet eince Sehelliifg hetteiMneliit»
flehnld msii einmnl anf wliaenechaftUehe Bedentang deMeHiaa vw-
ricteit hat, ab Pöesie genommen nicht olme Eindraelc W*r«;M M
die seitdem lomier wlederbeMen matten gehattenrfäee dleeHe ümMim
keineswegs erfreulich aasntehanen. Es ermfidet ddeir ee dmpdrt eegaff,
immer Ton Neaem die mit dem ilnspmch mnf wüseaeClinftllehe fielt
nnd absolute Wahiheit» nnd d6dl so Tflilig sifl||etet!Wn StaibHtagea
anaahdven» Vte Gott fAr sidi nicht habe hest^fc^h hdiraen, 'sold^
sich selbst habe darstellen mössen, wie er aber dinA dnrth gi^
Tiele ModItfcationeA hindoretigemnfM habe, ehe er die SeMpftmg
Tollendete, nnd wie er dann In def Gesdildlite d<jr ilelndiheit mnb*
eam selae SB^et^le tat Mfifcirea g«H9th{gt sey, bis dann iMnlikk ett
absoluter Znfttand der in der Wiederretelnigung der Ton Cfott stIM
erst geschaffenen , aber, wie es i^bdat, mifofatheben Wd€ mit GMt
h^teht, aller Noth Gottes ein Ende maeht. IHitselStodehUfhte GMt#
— denn dds sind eigentlich Üarstelinngen dieser Art ^ "nMM dil
Verf. in folgender Tabelle aaschanlleh (S. 19 fgg ): TorWelt«
liehe Geschichte des Geistes. 1) Das Absolute (ebne
Grand nnd Anderes), a. Das Tomnslletaangslose. ft. Der absolole
Geist, Gott (alsselbstbiwnfster« pendblleber). e« Dleljee iiadlM
Eatwickelnng in sich (die Ideenwelt in Gott). I) Das ttllgemeUH
Andere des absoluten Geistes, der Grund, a. Herroibringtiiig dü
Grundes, h. Eniwickelnng desselben Wur Teiiifibftigltelt a. IM
Grund als SelbeUoses (Stand der Unschuld), ß. Der Grund nls M
(Abfall)^ Termittlnng der Ichhelt, Temunft (Godifna, SofAllf
tiOgos). 4) Vebergang aur Wettsch£pfni|g. II. Geschlehte dt^
Wel tont Wickelung. 1. Der Fiistenihtiiiilt61. 2. Das 8dnie#
qpstem. S. Die Organisirung der Erde. 4. Der IHenseh der ücwiH»
Panthetsmus der Natur. ($). Uebeigaäg Ins atreite Wdltalter M
Henschheit nnd In die historische Zeits Vdlbertfdann^g. 5. Miia^
thum nnd Judenthum« titeldenthnm. a. Matnrreligioned. fk llo»
Ügion der Kunst , Bellenismns. 7.- Römische Ünireiealiat. k.tf
denthnm. 9. Ghristsathnm. «. Vcehristenthum nnd rorkatholiselnf
Grandungen. b. Katholicismus und Deich dee Mittelalters, e. Pro*
tsstantismus und modeme Woliblldua«;. V Die absolute Rellgioa
und das Vnirenabrsich das letnten Widtelteni. (9). Udtotgaag^nar
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•ÜmMmi W«ft; grollbft kMitaibdie Katailtopfce, WeltamvimAliiiiii.
in. AI>«olii«e Welt.*".
Dmt Y««f» «nteMclHMlft rieb filirigeRt darin Ton den neltien
MiSamt 0eMlM?elPiMiMliM^ tefli irine philoiöpbitc&e OonttraetioR der
GMohiehi« bMI Iii dein Cbrietentlinm ■cbim die bdebtte VoUendnnfr
«dw OottwetdMf dc^ Welt findet i cbndern iiocb aber dai Jetkt ver-'
nllflile Gbrietenthuni hiinmi eine nbtötute Rdifj^on wclMttgft, die
■toben jetzt im Etitsteliett «ejr. Er ielbst giebt Torläufig schon die
Runptlebrsfttze derselben ad, die in einem Gemisch \on Theismus
und Paathelslnus bestehh. Am Ende des Hnches finden wir auch'
noch «ehr kfihne Yei^l<iLchnngen aus der IVl^thologie und Symbolik
der filten Reli«]^ioncn , f^<»?en die eine bistoriRrhc und philosopbitdhe
Kritik ebenfalU nicht wenige Zweifel zu erheben Ikabcn würde.
ß. Sehmid,
Mimmrw «nr roH^fme et In |inyM|patte de I« ipcttin^ d« Ts«,
par M, Pautktar, cvmmenU pur Bt Klaprotk* parüJM,
trolt du notttmiv jtmauU jMaHftu}. ZI S» In gr. 8.
In China herrschen bekanntlich drei Terschicdcne Religionen,
die Lehre des Confucius, die Buddha Relig'ion , welche aus Indien
stammt, und die Lehre des Tao , oder der Urintelligenz , welche die
Welt gebildet hat und sie eben so regiert, wie der Geist den Körper
regiert. Die Lehre des Cohfaclus ist uns bereits hinreichend bekannt,
4ie des Buddha ist es erst Ib den neneeten Zeiten geworden ; die dee
Tae ist nlw btel Vem Madgfel an BlaieriaUen ' und Qnellea fast gana
unbekannt geblieben. Däe felilzige , wiia wir in einem icbwer ver«-
atändlieben Und mit eiiitflli «ibeii eo dunklen CJommentar begleiteten
Teil» iMtlften, let der Ta^-UkUiff, welebef deüt Stifter dieser Lebre»
IMre-MI «igeMbtfdben #ird. V^bef das Leben dieses Stifters bal
Mr. Abdl Bem^nsät elb WflUthrt ^liefert, tinf Welebes mit Recbt bter
tenrilttelt irM. Allflfeerdeita "finddt sieb in Fbrfs ein Cbineascbes Werb,
' . fli« in seiner geftebwirttgeb GeHtaft ans dem £dde des secbsnebnten
JabrhnhdeiK berrflhrt^ ttHd ein lAben jenes Lao-t«en enthält, in drei
mebr oder weniger Vob etaander verschiedenen faad mit Druckfehlern
angefüllten Ausgaben. Eine englische Uebersetaung davon durch
Merrisoh erschien 1812 in üen Borae sinieae; der Uebersetzer hat»
nach Tersicherung des Hrh. Klaproth, ungeachtet zahlreicher Mifs-
griffe, doch den Sinn des Originals noch besser anfgefafst, als Hr.
Pautbier in der auf dem-Titel gctiannten Abbandlunp: ; mth\ dici5er
Umstand bewo»^ dm Verf., hier eine neue Uebereetzung des zur
Kenntnir« der chinesischen Religionsieh rc wirkHcb se.lir wichtigen
Textes zu liefern, begleitet mit zahlreichen Noten und Erörterungen,
in welchen zugleicb die Irrthnbier der AsiatUchen wie der Europät*
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wOum InterpMleB aii%^cVt und widerlegt eind. So ialMWMinlJtBek
dieae« Stück ist , so Terdienstltch des gelehrten Heiaqegd)» Sofg- '
fall, mit welcher 8llee.£iiiielne behandelt ist, so wollen wir doch
nicht Terhehien, was er uns selbst nicht Terhohlen hat, dafs näm-
lich dasselbe noch keineswegs genügt, um eine Tollständige Kennt-
nifs der lichre des Lao-tsen zu gewinnen, so wie der verschiciU-nen
Modilu atioiieii , welche diese Lehren in der beständigen Berührung
der Anhänger derselben mit den Buddhisten erfahren hat. Wwh wird
erst dann möglich sejn , wenn man in Europa die zum Studium
dieser Lehre nötlii;^(n Materialien erhalten hat. Inzwischen aber
folge man dem -wohlgemeinten Rathe des Yerfg. , weil dafon allein
ein gcdeililiches und erspriefsHchcs , wie uuch gründliches Studium
der chinesischen Sprache uud Literatur zu erwarten ist, man studrre
eifrigst die Sprache, insbesondere die Grammatik, und foigc nicht
dem Beispiel eines gewissen „savant etrangtr der nachdem er (einige
Tage hindiireh die xa Pari« im ColUg« royal gehaltenen Vorlesungen
öberTdIie chiaetieeha Sprache Mracht» aMbald die Uebenetaung ma-^
taphjeUieiier Werke der Chineeen «aleniabm , in weielien er Alias
'vetataad, niit Aataahine «»rfet partieukt fui ladij^aent Im eat et «mltat
in ut Hit i9 grommmHeaU9 !" Leider gehSrt dieser „Sammß eiranger/*
weaa. wir nicht irrea * Deutsehland an $ wo sein Unfag iadessea eal-
lärn wordea i8t,.was abrigeas hei deaea Imam adthig war, die wia
Ref. seiiaB Torher die Bekaaatschaft eines sotehen liteiariselien Wind-
heatels gemacht hatten uad demaach wohl wafsten, was sia won
eiaem solchen Haan . naid dessea Iieistnagea auf eiaem Fal4a an
erwarten hatten, wo» weil der Keaatnirsreicfaen aar Weaiga sind»
nun glaubt, die Menge desto leichter tauschen zu kdnnen.
Znm Schlufs noch eine Bemerkung des in diesem Zweig der
Literatur Tor Andern wohlerfahrenen Verfassers» • £r bezeichnet als
höchst nachtheilig für die Fortschritte des Studiums der chinesisdisa
Literatur in Europa die schlechten Nachdrücke , die man in den süd-
lichen Provinzen Chinii's verfertigt und damit den Markt Ton Canton
überfüllt, wo man fast einziL,^ und allein auf den Ankfinf solcher tou
unzähligen Druckfehlern wimmelnden Bücher beschränkt ist, wenn
man nicht wenigstens ein Jahr in jener Stadt bleibt, um die zu Nan-
king und Soutcheou Fon gemachten Bestellungen abwarten zu können.
— Möchte unsere Kenutnifs der Volker Mittelasiens und ihrer geisti-
gen Bildung noch öfters durch solche Beiträge eines eben so gründ-
lieh als umtub^eiid gebildeten Mrinues erweitert, falsche Ansichlcu
beseitigt, und das Duakti, daei noch immer zum Theil auf diesen
Völbera und ihrer geistigen Ausbildung iraht, immer mehr erhellt
werden. FreUich wird dies nur nach nad. aach auf dem diM
VerCi selbst beidehaetett gesahibaii liianen.
• Ch. Bäht.
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\
ti'.W, HEIDELa JAilRa D. LITERATUR. 1831.
Gänzliche Vmgestnltunf^ aller Gtlehi Itn - Schulen Deutschlands, eine
höchst diingcndc Ztitfordcruiig ! Oder Drittes (Jebrechen der Ge-
lehrten - Schulen : Die vorvrtkeihvoUe und unwissenschaftliche lieber-
. Schätzung ^ kttehutekeit Ünterrieht», Eine AUrnndlun^i^ «on Mm,
B: B. O^to, Lehrer an der dHkthi'Sdiulp wtd Fruhpr. 09 ä«r
OnivertUättk* zu Lmpziff. Zweite» H^ß^ Nehtt einem mtef^rH^^
eken Plane %u einer ves^ewrien Gelierten 'Sehnle* Drittn
Lei^pig Jn 'Commita. der J. C Ktnfeer'eehen Bwhk» u» bei
dem terf, 8» (XXI u. 65. XIF »/ 117 S.),
Di« Bewffguqg gehl immer weitar« Wie geengt,^)
«8. dröb «uch hi^r dtm Besteh^den — ob ein Vm^
Sturz f Wc»igsteo8 sciieinl skh immer die Menge derer
eu yermehreo, die gegeu da^ Studium des bisherig^eil
Geiehrtenstandes und seiner Schulen eine gewisse Liizu-
friedenlieit hegen. Vielleichl werden nicht wenige dem
V«rf. des vorliegenden Buchet beistimniea, da er diese
Uainfri^djMibeit ^ dip pffeatiftch^ I^einnng ausrnft, «in
Sdbreefcettiwort in^mserer Zell für jeden,, der äi andere
meint Der Verf. hat daher gar nioht Ursache^ wegen
seiner Freimüthigkeit besorgt zu seyii; er steht ja nicht
auf der Seite derjenigen Partei, welche fürchten mufs,
äufserlich zu unterliegen; und schon auf dem Titel ver-
kündigt er, dafs die gänzliche Umgestaltung aller jeuer
Sttlmlea m Deuleehland höclial dringend gefordert werde^-
Mß^^ Kai aI80 der Einzelne, der in ^cher Reform, deren
Partei nach des Verfs. ansdrficklicher Erklärung „die
Mehrzahl" ist, das Wort führen hilft, anders zu er-
warten als grofsen Beifall? Nur könnte das den Verf.*
bedenklich machen , auf welcher Seite mehr Vornrtheil
und Uttwiaseoschaftliches sey , ob in der Uehersciiätzung
difce lateinischen Unterrichts oder in der Gerlngsch&B^
Sttilg y Und da wird vielleichl manche Anklage gegen .
IJ|l<i ethoben, wo ihm die Verthddiguog schwer werden
ij96chte; auch Y^ird der Leser, der nicht von derGegen-
?)*«eidelb. Mwb. IMl. N»* U.
my. $9hfg, 10. Heft. 00-
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946
Pädagogik.
partei ist, doch den leidenschaftlichen Ton, den aom*
higea sich oft wiederholenden Vortrag und dgl. tadeln.
Denn wer, anf welcher Seite er auch etehe, mnfa nicht
Ausfalle g'egen einen Thiersch, wie S. 42. mifsbill!^
gen , als unwürdig des Verfs. ! Die Entschuldigung ,
welche er dabei mit SelbstbekenDtnifs vorträgt, dafs er
„bitter werden müsse," wo es sich um das Wohl der
Jugend handle, ist doch im Grunde keine; ohne noeh
daran Ku denken , dafs auch der beste Zweck das Mittel
nicht heilige. — Indessen wollen wir übrigens den Eifer
des Verfs. gerne mit seiner guten Absicht entschuldigt
lialten, und nur auf seine Vorschläge hören. Auch wür-
den wir da« bekannte ; ura non hübet osarem nin %iia-
raniem nicht anf ihn •a&Mwenden bcreehtigt aeytf;:>d»»
gegen kann Rc41 nicht anders nitheilen, als dafs 'cr «ins
Unkunde in dem wirklichen Zustande der Sache ver-
rathe, denn sonst würde er durch seine Anklage, die so
ins Allgemeine geht, nictit so mancher unserer Gelebr-
Miscl|ulefl, so mandieiB unserer Phildogea ala Lehren
an denselben, nicht nnserer dentadien Kldung m «ih
recht thun, wie er es in mehreren Stellen thut. Ersetzt
Deutschland in der Volksbildung gegen die andern cul-
tivirten Länder zurück. Ist das gerecht? Er beschöl-
digt die Gelehrten des Rückschritts, während der
hochgebildete Mittelstand (mc) gerfthast wfapd.
Ist das gerecht 9 nnd m^hte man da nidht jenes Wort
erwiedern, das einem Rousseau gegen seine- Verdattt-
mung der Cultur gesagt wurde: „das stark gewordene
Kind schlägt seine Amme?" — Wenn uns nun gar Ja*
cotot's Lehrmethode i&r die Gelehrtenhildiingf' dies B«^
sere geben soll, ja wenn uns „dtä PnmaoM^iHid Mkk
minder der türkische Grofssultän, beschäme,"'^ der
letztere hat nämlich in seiner Scluil verhesserüng der la-
teinischen Sprache den Zutritt verboten — SO möchte
man am liebsten das alles für Ironie nehmen. Wer sisk
aber auf die eifnMiichen Meinungen des Verfti eialsfleia
wollte, mOfste ihn vorerst bitten^ dafs er doch klm
BegrlQe angäbe , was er unter wisseoschafdich » unter
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methodisch und einigem anderen, wovon er viei spricht,
Yeatehe ; Ref« wenigstens hat diese Klarheit in dem Buche
mniftt. JDaao würde der Beurtheiier in yielen Stellen
die Verwechselang einer , schlechten Methode mit dem
Lehrgegenstand zu rügen haben , und das um so mehr
bedauern, weil der Öfters gerechte l'adel der eisterofi
auf diese Weise seinen Zweck verielUt und nur zu einer
flogerechlen Verwerfung . des Lehrgegenstandes Reibst
hFerkatet Endlich wilrda er das', was als Vorschläge
m Verbesserung zu loben ist, nicht als neu, ja viel-
leicht schon als anderswo vollständiger gesagt und mit-
ttoter auch ausgeführt, das Neue aber wenigstens als
iiO€h nicht genug durchdacht erkennen, und die be^
iBumten Einwllrfe gegen die alten Sprachen nur al» wie-
dsfholt finden, nicht ab neae Begründang, auch die
Bekanntschaft mit den bisher siegreichen Gegengründen
vermissen. Den gemeinen Einwurf, dafs ja die Grie-
chen, der^ Sprache unsere Gelehrtenschuleu als unent-
ibdbiriich anpreisen , dafs dieses Mustervolk keine fremde
Sprache habe erlernen mdgen, nnd dafs wir also ihrem
Muster nachahmen und unsere Muttersprache zum Haupt-
stmlium machen sollten, wiederholt er mehrfach, aber
warum wird denn nicht daran gedacht, ilafs die Grie-
chen in ihren Schulen erst nach ihrer Blüthezeit Gram-
4«atik in der Art trieben, wie sie jetzt mit unserer deut-
^idben Sprache Torgenommen wird, Und dafe sie dai Al-
terthum , das ecst durch jene alten Sprachen recht auf- '
geschlossen wird, lebendiger aufnahmen, weil sie ihm
näher lebten. Wo haben denn ihre Weisen und Gesetz-
geher ihr« Bildung gewonneii? Waren nicht von Platon
csn rflekwirta bis Pythagoras, von Selon bis Lykurgus,
•nm Herodot bis Homer die Reisen das Mittel um die
Denkmale, den Geist und die Weisheit eines höheren
Alterthums zu erforschen? Ob ihnen da in Sais oder
Bahflon die fremden Sprachen so ganz fremd geblieben
Seyen , wdlen wir hierbei nicht untersuchen. Dje Volks-
biUnng der Griechen werden wir imlessen nicht zum
*liaahtbeil unserer Deutschen rühmen wollen. — - Wenn
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IM Pädagogik.
die Freunde Unserer tref&ichen Mutttereprache der deut-
schenr Grammatik das Wort redeo, so werden 'sie doeli
nicht übersehen wollen , dafs die HauptmSnner unsetet
neueren Sprachbildung von Luther an aus lateinischen
Schulen kamen, sie werden an einen Klopstock, den
„Lehrling der Griechen'' denken, an einen Lessing,
ß&n sein Schnlrector „doppeltes Fetter fBr sein Sta-^
dium der alten Classiker geben mufste o. s« w. , weldl^ ^
doch mehr für die deutsche Grammatik gethan haben,
als alle unsere deutschen Grammatiker, etwa Grimiö
ausgenommen , der gerade, am stärksten gegen die Pe-^
danterei derjenigen Neuerer ' spricht , welche so eifrig
daran sind , ihre Muttersprache ilnter die Gegenst&HÜB
des Unterrichts aufisunehmen. Auch Kefse sieh Viefei
an dem Schulplane erinnern, und wir würden grofse
Besorgnisse für die Ausfuhrung hegen. — Bei allen
dem wollen wir in dem Eifer des Verfs. seinen Ernst für
Schulv^rbesserung und in seinen Rügen manches B^«^*
Kigenswerthe nicht verkennen. Das Ueberspannle «ml
Anmsfsende, in das jetzt so häufig die jfange Generation
geräth , verdient allerdings gerechten Unwillen, aber
det altern ziemt es, mit Huhe zu vernehmen, ob sie
nicht auch manches Bessere im Sinne trage, und eiiieir
gegenseitigen Verstfindignng Werth sey.
Wir schiiefsen hier die Anzeige einer kleinen Schrift
an, als Nachtrag zu einer der wichtigsten G^enschriAiso
fegen den streng humanistischen Schulplan.
X
• /
Hie Gründtmg und SSröffnung der EniihmgB'' AnstäU m SUUm im
Hamatkah hn iCSnigr. Würtemberg, ^erfanftfii hemmitgetsi^
' von den Fontehem der jtiukd$. VMugm, gv^r^ M JL V, Wf/Umi*
IdSL a ^44 s.>.
Diese Anstalt ist nach den Grundsätzen von Hrn.
Prof« Klumpp, der sie zugldch seihst leiten hilft,
unter gftnstigen Anspielen begonnen errichtet worden-^
und alles ist so gut in derselben angeordnet, dafs siefbMr
Zeit durch Thatsachen das Urtheil für oder wider jene
Grundsätze bestimmen wird. Da sie sich darin Yon den
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PidagoKili* n9
«^nllichen Anstalten nnterscheiilet, dafs sie die Erzie-
hung mit dem Uoterrichi vereinigt, so kann sie freilich
nicht fQr die Gelehrtenechnlen als solche ein Master
anfetellen , indessen doch manches zur Nachbildung er-
scheinen lassen , wie das immer der Vortheii von Privat-
instituten seyn kann. Der Schutz Sr. Maj. des Königs
von Würtemberg , und die gUnstige Theünahme des
Oberstudienraths in Stuttgart ist daher erfreulich. Ueber*
hanpt^ mufs man doch in diesem Plane, so vie in der
frOher von uns angezeigten Einrichtung der Bloch-
man naschen Anstalt in Dresden , einen bedeutenden Fort-
schritt in dem Bildungi^iwesen gegen die früheren nam-
haften Privatanslahen erkennen. Auch widerfahrt der
classischeo Bildung iii diesem Institut ihr Hecht , Airenn
gleich nicht ihr volles nach dem Humanismus, und ein
zu grofses nach dem Reidismus,' weshalb es auch dahin
atdit^ wie die „innige Verbindung** von beidem,
mrelche ihrem Plane zum Grunde liegt, den Parteien
zusagen werde oder nicht. Die Eröffnungsrede ist von
dem am Orte anwesenden Vorsteher , Hrn. Pfarrer Dr.
Klaiber gehalten worden; sie ist klar und warm, und
sie beweiset pädagogische Umsicht, so dafs die ermun-
tenide Theilnahme des Publicums auch in ihr Bürgschaft
für die Erwartungen finden wird.
Nun noch, hoffentlich cum Schlufs dieser Streitig-
keiten Uier die Gelehrtenschulen , zeigen wir an :
IHe dritte Ahtheihmg de» dritten Bande» über die Gel, Sekuten intn
Fr. Tkiereeh (mit farHmtfender SeUentakl «. & 847 mU & MS>
Sie hat die üehenekrißt Vem feeter und wohlgeordneter Begrikt-
dmng und BinHehtung der iafetnjvcAm Sekiden und Gpomaeten,
mit hetonderer Rüeh»ieht attf den hai^ieeken Selndfian von IStS.
und de»»en Bemtion von 1880.
Der Verf. föhrt auf dem Wege der Bekftmpfung der stär-
keren und schwächeren Angriffe fort, jenen ersten Plan, an
welchem der Verf. den Hauptantheit hatte, als den einzig
durchgreifeudeu zu behaupten. Der Leser findet hier .
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Dicht grade Wiederholungen, aber eine Art yon EumnH
menstellung der Hauptmomente jenes Plans , so dafs
manches Einzelne mehr ins Licht gesetzt wird. Es ist
nochmals au«;(lrilckiich erklärt, dafs die Grundlage jener
Anstalten die Kenntnifs der altclasslschen Sprachen , nnA
dafs die lateinische Schule die Grundlage alles hdhere*
Unterrichts sey. Diese Schule ist für Knaben von 8 bis
14 Jahren, und über ihr ist das Gymnasium för Jüiig-
lin^e von 14 bis 18 Jahren angeordnet. Es wird weiter
erklärt, wie noihwendig die Scheidung dieser beides
Anstalten, sej, damit in dei* ersten das Granonnatische
erlernt werde, wozu es einer Bjihrigen Lehrceit be*
dürfe, Und das Gymnasium den Vortheil des classischen '
Studiums ungetrübt gewähre; darum sey es auch nöthig,
schon mit 8 Jahren den Knaben in die lat ^hule zu
schicken. Dabei wird noch klärer auseinander gesetzt,
wie die lat. Grammatik die deutsehe bedeutend erleich-
tere, wie denn auch der deutsche Stjl in jenen Studien
am besten ji^ebüdet \verde. Dals der BUrgerstand eben-
falls durch die lateinische Schule, die nach jenemPlaoe
eingerichtet ist, eine vorzüglichere Grundbildung ei^
halte, als durch die Lehrstoffe der deutschen Schale,
. und dafs demselben in den jetzigen Verhältnissen an der
classischeu Erziehung des Gelehrten einiger Anth( il zu
gönnen sey, wird dann weiter gezeigt Die lat. Schule
soll daher eine Gemeindeanstalt seyn. Recht gelegea
kommt da ein Urtheil aus den Verein. Nordamerikanischoi
Staaten, welches Hr. Prof. Th. mittheilt, welches den
drohenden Verfall des öffentlichen Unterrichts in jenem
Lande nur darin Hülfe weils, wenn die Erziehung auf
classischeu und mathematischen Unterricht gegründet
werde , der denn auch den Bürger zur Theilnahme tu
den öffentlichen Dingen besser befkhige. Wir möditea
wünschen, daik dieses Urtheil durch allgemdn gelesene
Blätter recht verbreitet ^vürfle, weil man doch so allge-
mein jene Staaten als Musterbild anzustaunen pflegt, um
tiefer zu sehen, und das Glück, welches wir in der
deutschen Schul- und Gelehrtenbiidung 'Voraus -hsib^tf"^
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mhi m WBtkmum uail zu verscherzeii. Ref. kdnnle
nodi anckr« Nordamerikuitfiche Klagen über jene Mängel
hinzufOgen. Wir übergehen die übrigen Punkte, da
wir schon früher in diesen Blättern sie betrachtet habea.
Die triftigsten gegnerischen Erinnerungen sind unsers
SrachleDB die von HrD.Geh.ORr. Joh. Schulz inBerlia
wid-die Ton Hro. Red Roth im Nüraberg; auf die letzo
terev antworfet Hr. HR. Thiersch init Achtung gegen
diesen verdienten Schulmann in dieser dritten Abth., auf
die ersteren hat er in der vorigen geantwortet, kommt
iber zuletzt wieder auf jenen Gegner mit einer sehr
framdlichen ErkUUntag, aller Fehde aiit ihm absageod^
«utOdK «od schliefst also sein wichtiges unter ritterlichem
Kampf durchgeführtes Buch auf die würdigste Weise;
„denn heilbar, sagt er mit den Worten Homers > sind
die Herzen der Jbdleo*".
Soll nun Ref. noch kurz seine Meinung in der Sache
abgeben , nachdem er die Acten in dem Hauptpunkt für
geschlossen hält, so ist es die, dafs jener Schulplan für
Sie Gelehrtenschulen auf der einzig wahren Grondlage
beruht, aber in der Ausfuhrung Einiges, mit Hinsicht
auf die überall zu erwartende beste Methode, verbessert
werden könnte, dafs er aber eben diesen Plan ^ wenn er
die lateinischen Schulen zugleich als Volksschuten will,
U08 nicht zweckmäfsig erscheint, endlich dafs wir in
die Gelehrtenschulen die Knaben erst mit etwa 10 Jahren
aufnehmen , aber die Elemente der lateinischen Sprache,
die allerdings so frühe wie möglich dem Gedächtnifs
äozuprägen sind, Tpraussetzen würden.
• Der Anhang zu diesem Werk berichtet die Ge-
schichte des baier sehen Schulplans auf eine
Biehrlach interessirende und belehrende Weise. Die
Vorrede daso sollte überall dfientlich gehört werden ;
ie spricht von nnserer ernsten Zeit , wo alles Alte er^
schüttert- wird , und „wie nicht nur in Deutschland ,
sondern überall in allen Landen und unter allen Völ-
kwk die Maaerbrocher der Neuerer und Umkehrer
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t
■
Segen das übedieferte System der gelehrten Jbir^sliuog
in Tiiätigkeit sey,'' wie aber mit denen. EäüsliinB .^fri^
das starke Band lösen würde, durch welchea wir^ mit
der Vergang^enhbit und der Weisheit besserer Ahne« '
verknüpft sind. Eine Barbarei, Meoig verhüllt durch
die hohlste Abstraction einer bedenlnsea und trastlosea
Weisheit dea Tages, und achwanger mit dem dop«
pelten Despotismus. der Gewalt und .der UttwiasenheiH
•teht an der Thflre: — Wir Umpfen Ar des Feele ^
für das die Freiheit und Gerechtigkeit Schirmende im
Staate*'* . > -
S c h.w ar z,:-
♦
De Jure ewammienHum » üte^htu Bmiunmmm» Script «TActtfl.
Henr, Fr id. Qatdkt, J, u, D: in Aead, Boiteekietui. ümM*
wiä OiMrow, Ii üf. Otherg. 1810. 148 'S. 8.
In der Vorrede erklärt sich der Vetf« kQrdich fib«^.
die Wichtigkeit und Schwierigkeit der Aufgabe, welcluii
er in der \üi liegenden Schrift zu lösen versucht hat.
Zugleich entschuldiget er sich wegen des üebrauchs tier
lateinischen Sprache. Doch möchte eher der lateinischem
Styl des, Verfs. einiger. Entschuldigung bedurft habeoi#
Das erste Kapitel handelt von dem Begriftei
der Zusaniniensterbeaden. S. 1 ff. — Das Römische llecW^
unterstellt in dieser Lehre offenbar den Fall, da Mehrere
aa demselben Orte und zu derselben Zeit eines gewalt-
samen Todes (z. ß in einem Schifibrnche) gestorben
sind, ohne dafs man weifs, welcher zuerst und welcheii»
zuletzt ums Leben gekommen sey. Bin Theil der Ana-i
leger ist der Meinung, dafs man die Regein, welche
das Römische Recht iür diesen Fall aufstellt, nicht über
ihren Fall ausdehnen dürfe. Amiere Ausleger , z.B. M Uh-
lenbruch f wenden diese Regeln auch aur £nl8clleidunf
der Fälle en, in welchen Mehrere an verschiedeeeA''
Orten und durch verschiedene Todesarten ueM-
Xeben gekomnnen sind i ohne dafs man übrigens weiffr»
m
%
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%
Qtü>i d« jttre comoiorittiitiaiB»
wer zuerst gestorben sey. Der Verf. tritt der letztereo
Meinung* bei, ohne jedoch die Grfinde Itir hiitreioheBd
m halleoy welche filr aie von Aodem angeführt worden
mnd« Er iMItzt sie Tielmehr auf folgemie ihm eigene
Giüntle: l) Die Krde ist ein stetiges Ganze; was an
verschiedenea Orten geschieht, ist demnach gleich als
ob (s an demselben Orte geschehn wäre, zu betrachten«
2) Bie i 9* §. 1- J^' de rebus dubS$ betrachtet dieje-
a^en, welche in demMlben Kriege ums Leben ge-
hMiaMB aitfd, anadrOcklieh ab emtimtirierdes y ohne
überdies zu unter^icheiden, ob sie in einem Treffen ge-
blieben oder an einer Krankheit u. 8. w gestorben sind.
3) Auch die Römischen Rechtsgelehrten Terfuh reo 6O9
daft tte einen Rechtabegriif ftber aetne nreprttngliche
Grencen auaddhnten. Ein Beiapiel isi der Begriff dea
furti man'ifesti. (Es braucht kaum erst erinnert zu
werden, dafs sich gegen die Haltbarkeit oder Erheblich-
keit dieser Gründe mehr als eiii Zweifei erheben läfst.
Nur eine Bemerkung! WiU man bei der Erörterang
diter Streiifrage nn einem genügenden Reanltale ge*
langen, aemnfe man vor allen Dingen die Gründe der«-
jeuigen Regeln in Gewifsheit setzen , welche das Rö-
mische Recht für den Fall aufstellt, da Mehrere an
demaeiben Orte und bei derselben Gelegenheit eines ge»
walteainen Todes sterben. Aladann enl lamn nMin mit
Befolg znr Beantwortnng der Fragen fortgehn: Sind
diese Regeln auch auf den Fall anwendbar, da Meh-
rere zugleich und an demselben Orte an einer Krankheit
an einer und derselben Krankheit oder an verschie-
denen Kranlilieiten — sterben? ferner auf den Fall,
da Mehrere an ▼erscfaieflenen Orten an einer Krankheil,
~ an derselben Krankheit oder an verschiedenen Krank-
heiten — endlich auf den Fall, da Mehrere an ver-
schiedetiei) Orten eines jcrewaftsamen Todes sterben ? Nicht
um die Ausdehnung eines Begriffs, sondern um die Aus -
dehnung gewiaaer Regeln handelt es sich. Der Verf.
hat sogar die hier angedeutete Verschiedenheit der
tlragen und der Fälle nicht genngssm «olerachiedeu.) ^
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9
fM GNiedke» de jare eommojrleatiuui.
Uebrigens lassen die Regeln, föhrt der Verf. fort, welche
das Römisehe Recht über die Reihenfolge der Todesfälle
anfttellt , swar den Beweis des jBegenlheiles xn. ^och
kann der Gegenbeweis nicht bids durch ei« Gnlachlea
der Aerzte oder Wundärzte gefuhrt werden. (Sehr
richtig! Praesumtio jurk praesumtione facti vimi
nequit.)
Zweites Hauptstfick. Von den Gründen,
aof weichen die Regeln des Rdmiw^en Rechts fiber dm
Kwammensterben benthn. S.2T Aach bier fihrt der
Verf. zuvörderst die Meinung^en Anderer über diese
Grunde an. Er erklärt sich ^^odann für die Meinung-,
nach welcher der Grund dieser Regeln lediglich uod
allein in die rcflative KörperkvafI derer, die sar*
sammen gestorbeA sind, ma setzen ist Bei der Anwea«
dung dieses Satzes, fahrt der Verf. weiter aus, sahen
die Römischen Juristen, wie in andern Lehren (? vgl.
101. §• 2. D. de V. S,) so auch hier , blee auf das
Alter und auf das Geschlecht; der Schwächere war ihnen
beaiehnngaweise der Umnfindige und das Weib, (Atf
die individuelle Körperbeschaffenheit derer, welche ua«
sammen gestorbeil sind, kt^mmt es dabei nicht an.) Der
Verf. zeigt hierauf, dafs sich die einzelnen hier ein*
schlagenden Entscheidungen des Römischen Rechts ins*
gesamml^ auf diesen Grund uurückfiihren oder aue dem-
' selben ableiten laseen. YgL L 8. 9. %. 8r L 1& §. 1. l IX
22. D, de rebus dubiis, l 32. §. 4. D, de donat, mter
l \ et [J. L 26. jD. de mortis causa donat, L^Z. §. LD.
de religiös.
In dem dritten Hauptstucke, (S. lOS.) weir
welehes eine wissenschaftliche Ausführung der Lehre
enthält, zeigt der Verf. zuvdrderst, dal^, weno audi
das Römische Recht fast überall den 1 all unterstelle,
da Verwandte zusammengestorben sind, dennoch die
Regeln, die es, von dem Zusamm^Mterben enlhaltf,
auch auf den entgegengesetzten Fall anweudbar seja.
Er fafst sodann das Resultat seiner Untersuchungen ia
folgende Regeln zusammen: L Wenn zwei Personen zu*
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Gaclikc, de juru cuoimorieftUam.
sanimen umg-ekommen sind, ohne dafs man weifs, welche
zuerst, welche zuletzt gestorben sej, so hat der Stär-
kere den Schwächeren üherlebl, also 1) der Mündige
(pubes) den Unmttndigen, 2) wenn beide mfindig waren,
der MaoD die Frao , §) der mündige Sohn seine Asceo«
de&len. k 9. §. 1. D. de rehm dubm. S. jedodi l 9.
§. 2. eod. und /. IT. §. 1. D. ad Set. TrebeU, IL Wenn
beide von g^leicher Körperschwäche, also 1) beide un-
mündig, oder 2) beide weiblichen Geschlechts , so sind
beide in demselben Augenblicke gestorben. III. Das-*
selbe giltifou denen, welche Ton derseiben Körperstärke,
atae mfindige M^nnapersoneb , waren. --^ Folgerungen
aes diesen Regeln : 1) Wenn ein Recht oder eine Ver -
bindlichkeit von der kttrzereu oder längeren Lebens-
dauer eines bestimmten Individuums abhängt, ^o tritt das
Hecht oder die Verbindlichkeit dann in Kraft, wenn zu
Folge der obigen Rechtsvermuthung anzunehmen ist,
die Ferson beziehungsweise früher oder sp&ter ge-
sterben eejr. 2) Unter derselben Voranssetenng ist das
Recht oder die Verbindlichkeit nnwiriisam, wenn su
Folge jl^ner Rechtsvermulhungen die Betheiligten in
demselben Augenblicke gestorben sind. S. jedoch zwei
Ausnahmen, die eine in /. 9. D. de rebus dubiJs , die
andere in l 8- eod. L d2. D. de donat. inier V. et Ui
£ 2A. i>. de mortis c, donat.
D^s vierte und leiste Kapitel handelt Ton
der praklischen Gültigkeit dieser Regeln. S. 133. Der
Verf. widerlegt hier diejenigen Rechtsgelehrten, welche
die Anwendbarkeit dieser Regeln mehr oder w eniger be-
schränken. Zugleich fühlt er Recht^jfäile an, welche
nach diesen Regeln in neueren Zeiten entschieden wor-
den sind.
Nach dem Urtheile des Ree ist die Schrift ein
schfitsbarer Beitrag zur Erläuterung der Lehre von den
Zusammensterbenden, einer Lehre, deren Interesse so
vielseitig ist.
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I
, 9§§ ftlit»» AiidQtttaiifl^n.
C« H. Pölits, Andeutungen über den f>taatsrcchtUchen und poUti-
Bcbcn Charakter des Gi-^nd^eset zgs für das llcrzogthum Sachsen-
Altenburg y mit vcri^lcickcnder Rücksicht auf die Verfassungen von
Schwarzbur^ - Sonäershausen , Chur Hessen ^ Hannover und Braun-
' schweig. Leipzig ISSl. Fil u. 112 8.
Der als Lehrer der Staatswissenschaften rühmlichst
hekaoote Verf. setzt der Schrift Brougham's Watte alu
Motto mr: ^l^sh habe ein haibeiB Jahrhuadeci
gelebt, und weifs, dafs die mälerielle. Krall
. oft ohne effective Stärke ist;** zwar wenige
Worte, aber inhaltschwer, nicht weniger bezeichneßd
den Verf. als den Inhalt Als Zweck wird in dem
Vorworte selbst angegebea, eioe Forteeteung der frü-
hem Schrift: vtttber das.ooftatitttlionalLe Xiobear
8U tieferB , da die VerfasewigOT • der auf dcni Tilei*'
blatte genannten Staaten erst nach dem Erscheinen
jener Schrift ins Leben traten und deshalb nicht be-
raoksichtigt werden konnten. In deai gehaltreichen
Vorworte macht der VerC aafiaerkeam auf die Wieh*
tigkeit der Aufgabe, .die seit dem Jahre 1814^ iaa
Leben der europäischen und deutschen Staaten einge-
tretenen Verfassungen zu vergleichen mit denen, welche
erst seit den Ereignissen im Sommer 1830. eingeführt
Warden, wwl nur dadurch ein bestimmtes Urtheil Uber
gegenwärtigen Standpunkt der Gvilieation dee Valp-
kea und iber den etaatsrecfatiichen und f»olitiediea
Charakter der Verfassungen selbst ansgemittclt werden
könne. Als KLiuptveischieclenheit der den beiden Zeit-
räumen angehörenden Verfassungen wird angegfsben,
dafs die eratere nur auf die Vertretung der materiid-
len siaatsbflrgerlicfaen Interessen — nach dem MatÜH
Stabe des Hufenbesitzes und der Steuerquote — be-
rechnet waren, während die neuesten, wenigstens theil-
weise, die Vertretung der sogenannten immateriellen
Interessen — der Intelligenz im Staate — beröcksich*
tigen. Den Grund dieser materiellen Verscbiedenh^il
findet der Verf. in der Geschichte, denn seit dem
Jahre 1815. habe mau alle Mittel für die Befuide-
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Pdiits, Attiletttinigtoii. Wt
roDg nnd FV>rlbildoii|^ d«8 itiaterielleii Interesses , und
die möglichste Einengung des geistigen Interesses an-^
gewandt. Die Völker sollten reichlich essen, trinken,
Und wo möglich Capitalien saiiiiiieln, aber nicht den-
ken, aufser höchstens zur Verdauung; dabei habe man
iher nicht in Anschlag gebracht, dafs die materielleR
Interessen im Staate nur dann zur höhern Entwicklung
nad selbst mr bedeutenden Rente ffir den Zweck der
Besteurung gelanj^ten , wenn auch die Intelligenz be-
reits so weit fortgeschritten sey, dafs sie einen unver-
keunbaren Einflufs auf die Beförderung der materiellen
Interessen gewtene. Dieser Gegensatz habe die seil
1880. eingetretenen mächtigen Bewegungen bewirkt;
Weswegen jede neue Verfiissung, wenn sie die Bedih-
guog ihres zukunftigen Lebens und ihrer langen Dauer
in sich tragen soll , auf dem Systeme der Reformen
ruhen müsse, welches die Vereinigung des geschieht^
Neh bestehenden, soweit es noch branchbar sich an«
kindige, mit den ans den Fortschritten der Civilfsa^
tion hervorgehenden zeitgemäfsen Fortbilduiigen im Neu-
bane des innern Staatslebens beabsichtige. Ob , wie
und bis wie weit diene Verbindung in den bereits er^
schien«nen neuen Verfassungen festgehalten worden und
gfliingen , das soll in diesen Andeutungen Ober die
Ghwidgcsetze nachgewiesen und im I^nzelnen dlirch«.
geführt werden.
In der Einleitung S. 1 — 15. zeigt der Verf., dafs
seit dem Jalire 1H3Ü. im europäischen und namentlich
im deutschen Staatensjj^temc ijedeuteiide Veränderun-
gen erlolgt seyeüf und dafs bald kleinere, bald gros-
Bare Bewegungen darauf hindeuteten, dafs das Beste-
himde einer 'Fortbildung, das Veraltete einer Veijün:-
|UDg, das ans dem Mittelalter stammende Gebäude
einer Reform bedürfe. Das gegenwärtige Zeitalter er-
scheine unter einer grofsartigen Richtung, deren Lei-
1^1^ den Regierungen zustehe, damit Einheit, Hai-
tang und Zusanunenhang und frische. Lebenkraft in
>
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dieselbe komme. Und wo die Regleruagen selbst auf
dem Höhenpunkte der Civiüsatioa des Zeitalters stüii-
deo, da werde auch der Uebergang vom Alten zum
Neuen » 'die ndthig gewordene Reform der wesentlich-
sten Bediogiingen des innern Staatslebeos, ohne neue
Bewegungen und Starme,' in die Wirklichkeit ein*
treten. Von S. 16 — 50. werden die Grandsätze Ar
die Prüfung des staatsrechtlichen und politischeu Clia-
rakters neuer Verfassung-en eiUwickeit, denen die bei- ,
den Vorfragen gleichsam als Grundbedingungen der
snr Benrtheilung des Charakters der neuen Verfasson*
gen anfzastelienden Grundsätse, Toraiisgeachickt wer-
den: 1) Bestand Tor dem Eintritt einer neuen Ver-
ftssung^ In dem Staate, welehem sie gegeben ward,
bereits eine fi üheie V erfassuiig und mit welchem Grund-
charakter? und 2) Welche Rücksichten mulsten bei
den Bestimmungen einer neuen Verfassung auf das in
der Mitte des Volkes und Staates als geschichtliches
Recht bestehende, auf die Oertlichkeit des Landes »
auf den eigenthllralichen Charakter des Volles und auf
die Givilisation genoomien werden? — Es werden
dann die Ci^geiistiinde, nach welchen in jeder neuen
deutschen Verfassung gefragt werden mufs, theils ob,
theils wie sie in derselben vorhanden sind, unter ein-
zelne Rubriken gebracht^ und deren 50 angegeben,
die keinen Auszug leiden , und daher in der Schrift
selbst nachgelesen Wiarden mdgen. Nach diesen Grund*
sitzen werden dann geprüft
1) Das Grundgesetz für das Herzogthum Sachsen.*
Altenburg v. 29, April 1831. S. 51 — 120.
2) Die landständische Verfassnngs - Urkunde flU
das Ffirstenthnm Schwarzburg -Sondershansen, t. 2&
December ISM. a 181 — 14d.
4) Das von dem Prinz- Regenten Grofsbritanniens
am 1. Dec 1819. erlassene Patent , die V^f fassung der
allgemMnen Stände -Versammlung des Königreioha tfail*^
ndver belr^ & 144 ~ 16&
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&) Die eraeveffie Laadschafte ^ Ordnung des Her»
sogthun» Bnmnschweig 2& April 1820. &
IW, welchen beiden leisten eine neue Gestellung be-
vorsteht.
Die vielen Freunde des geschilzten Verffl» wer-
den ihm f&r die Mittheilung dieser Andentnngen und
llr fUe IKrltik dieser Verfflssungen Danic .wissen: aber
auch dem praktischen Geschäftsinanne wird die Schrift
willkomraen seyn , welche ihn so tief in die Grund-
bedingung jeder neuen Landstäodischeo Verfassung ein-
ahrt. —
C F. Eichhorn Utecht »gittaehten über die f'^erhältnüte (fcr St. Pctri-
Domgemcinde der frvien Hanseatetdt Br&men zum Bremiaehm Staate.
Zum Druck befördert durch die Diaeonie der St, Ptitri - Domkirche
zu Ureimn. liamiover 183^ u. iÖl S, S. Mit 28 Beilogenp
S. lOä — 162.
Der rechtlichen Erörterung des Verhältnisses der
St. Petri - Dortigem ein de 7Aim Breinischen Staate geht
eine historische Darstellung der icirchlichen Verhält-
nisse der Lutheraner zu Bremen, seit der Reformation
Imnuf die neuesten Zeiten Torans. Das rechtliehe Gut-
aehten zerfilllt in S Abtbeilungen, nämlich in die Br«
Ärterang der rechtlichen Verhältnisse der Domgemeinde
I. vom Stadischen V ergleiche im J. 1639. bis zum Ueber-
gaoge des Domes an die Stadt Bremen durch den
HflichBdeputetionsschlufii im Jahre 1808; IL von da
bis zum 26«December 1810, und III. von dieseifi Zeil* ;
punkte an bis in die neuesten Zeiten.
Als Resultat des ganzen Rechtsverhältnisses er-
giebt sich» da(s eine lutherische Kirchengemeinde be-
st^, welche das Redit der Religionsflbung in der
8i,Petri- oder Domkirche habe, und dafs eben diese
Gemeinde Eigenthiimerin der den Lutheranern zuge-
tljuBilten Structurg&ter 8ey. Die der Domgemeiade
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900 Eichborn, RediUgiiteclitos. ,
eingerSnmten Rechte , welche als WdUerworbeo ^atgfi'
eehea werdea kdoneo, siod:
1) Das Recht der selbststSndigeo Verwakmig' dM
Kircheogutes nach der bei andern Kirchen zu Bremen
bestehenden Einrichtung durch von der Gemeinde selbst
gewählte Bauherrn. ' ' * '
2) Das Recht der Wiederbesefzung ,der Prediger-
und Schulfimter, der Diacooea oüd der Bauh^m wStilk
mittelst einer Wahl.
'3) Das Recht der Ausübung der natürlichen C<9|^
legiaU Rechte, welche jeder evangelischen Kirch engQ|
meinde zustehen, mithin die JBefognifs, als mUrmnim
ihr kirchliches Interesse in allen Fällen geltend /m
machen, wo' es Glaubens- oder Gewiaseii«|aohieQ| iin
trifft, oder wo nach der Kircheriverfassung ihre Zu-
stimmung zu Verfügungen des Obern nothwendig ist,
diese zu ertheilen oder zu versagen, sowie auch in Be-
ziehung auf die ihren Gemeindebeamten zur Aosfibij
fiberlassenen Rechte auf die nach der Kircfi^
sung ihr selbst custäfidig« Art bei jenen Btt
i^ren.
Sowohl das Interesse der behandelten Materie, *
auch der rühmlichst bekannte Name des Verfs. en^-
pfehlen die$chrift hinlänglich. Wir glauben ^ber
deswitten uns jedes Urtheils über «las MaterielTc;
selben enthalten zn müssen, veii.
ReohtfverbSltiiUs zwischen den strel
nnentschieden ist, andern Theils aber auch d^.Aa
dieser Jahrbücher eine umfassendere Duffit^UOg. ei
speciellen Rechtsstreites nicht g^iü^ieUi, ti .Vf '
' ' i , ' '. ftjiTi} i^Hth
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»•.iL limBI B HHim MWaWB. 18»
#MMMtfWMMMWM|il»iBiii><^^ III I
4t
Her Corvey»ch9 Qüierbesifz , okj f/tn ^ej^ 4ßrgesteIU und als ForU
ietsuug der Corvcy'achen Geschichte herausgegeben mn Dr. Paul
Wigand. Mit einer Karte. L^mgQ iti^L Mß^ioke Hof buch-
kandlung. FIII und 243 S. 8. ^
Weur e» gleich in neuemr Zeit mcJir md mehr
laerkanDt wird , welch grofses Licht Aber die Geschichte
mch der gröfscren Verfassuogsverhältoisse Deutschlands, •
wie Aasbiidiiiig der Landeshoheit, des Bitterstandes
u. 8. w. durch Erforschnng der kleinsten und specleilslm
jßlfeDStftnde f wie die Veiftaderang des Güterbesitses in
jriftem eimelnen Weller, Terbrritet wird (denn wir wollen
Uer von dem historischen und praktischen Interesse,
das solche Forschungen schon an und für sich gewäh-
ren , gar nicht einmal reden) , so ist doch die Z^ahl der
SeMfien» urelche solche Untersnchnngen nnm Gegea-
jBlaid hoben» iram^r noch ^ehr gering. Die Bearbeiter
der äufseren Geschichte , wenn sie auch immer mehr die
grofse Bedeutung der Verfassungsgeschichte würdigen
«od nicht mehr so stolz als früher auf den Rechtshisto* -
titEer ak einen nnr für Juristen Arbeitenden -hembsdien,
Ahen fwar jetzt schon regelmäfsig auch den Gang der
Verfassung in den Bereich ihrer Forschung , glauben
aber damit ein Hinreichendes g< than zu haben. Aber
selbst Rechtshistoriker haben noch öfter mit einer ge-
5ri9sen VcMnehmheit anf solche specielle Untersuchnngen
IhWrer Verhältnisse ab kleinlicher Dinjge herabge-
VRckl. So kommt es denn, dafs Abhandlungen wie die
trefflichen von Kindlinger über die Geschiehte der Herr-
schaften Merfeld und Volmestein, und die von Lüntzel
4)b«r dio Gepchifdite des Dorfe Heinde (In seiner Schrift
Iber die bin^Kcheh Lasten im Ffirstenthnm Hildesheim)
Wid Arbeiten, wie die einiger Historiker, z.B. Dahls (in
der Beschreibnng des Fürstenthums Lorsch) , Schmidti^
(in der Geschichte und Beschreibung des Grofsherzog-
tfiaaMTHeiSiui), Wigand» (in seinem trefflichen Archiv
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fftr Geeeh. iinil AliefIbsiiiskttiHU WeetpliaUn^ iulU moh
riemliGh isolirt stehen.
Mit besonderer Freude miifste es daher jeden Ffeund
des deutschen Rechts und deutscher Geschichte erfüiien,
als vor einigen Jahren der Verein für Geschichte. uihI
Altertfaamskaade Weetphalens „die Bearbeitung ein«
We^hMfecb^ii Qstn^ nadh «diien äliM^ Spof««^ seinen
Bes^taadtheilen an Marken , Hufen urid Ville^i^ seinem
Umfange und «teihen Schicksalen in der späteren Terri-
torialeintbeilung und Verfa^ung" ab Prelsairfgahe be^
•iitnmte.
Mdirere Mitgiicid^r Yereliin l^ieu Mdh älAM
Hand anö Werk, zur Preisbewerbung ist es aber leider
bis jetzt nicht gekommen. Herr Wigand übergiebt Äber
in der vorliegenden Schrift die erste Frucht soiciier Be^
mftbnngen, nämlich eine g^chichtlidie fitatwlckelua|[,
des CorveyscHen OflierbesitKes , so wdf es Irin g^^hins^.
Isenes Fürstenthum zu beiden Seiten der Wöser ffMlsl
innerhalb der Grenzen des ehemaligen Gau Auga bil-
dete. Er führt zu dem Ende die einzelnen Weiler uad
Höfe auf, die schon in den älteren Urkuaiden in jettm.
fieärirke ermrShnt werden , weist sie in deii jeM Mek
vorhandenen Dörfern nach und bestimmt, falls Sie Hin-
tergegangen sind , ihre wahn^c heinliche Steile. Hiei
geben besonders noch jetzt vorkommende Namen ^\n-
zelner t^luren einer Dotfgemarkun^ Pitigerseige. Oe fter
taftt sl<<h auch bestimmt nachweisen , sH welchem Dalf
die Be*\vohner des zerstörten sich gesellteti (t,B. S. tÖ.).
Im Allgemeinen wollen wir aber nur darauf aufm et-k^fttfi
machen, wie unumgänglich nothwendig^ die genaueste
!Lokaikeniltnifs bei solchen Forschungeil tat, weswegen
ctenn dieseibetf ton jemand, der nicht all OM and SiBÜft*
sich längeren aufgehalten, stets ittit geHttgent- El*i|'
werden angestellt werden Ein Interessantes Beispiel,
Wie es nnsenn Verf in dieser Beziehung einmal ergau-^
gen, £ndet sich S. 84. in der Note erwähnt. Die Zald
der ausgegangenen Dörfer In der Umgegend nm Gmf^fi:
ist übrigens im Gauzea nicht so bedeutend^ Als-
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derh Gegenden, z.B. in (!er Wetterau, wo nach Schmidtft
Angaben in einem Distrikt , in ivelchem irr d^n Urkuii(ieri
deiOten and det folgenden Jiihrhutiderte SO Ortschafleri
«Mhnl #terd<^ii , heuMfägc liiiiP hoek 6 besteH^ii. Dies($
YMt^tedettiteii hängt mnAidh h^mättü d«tM ab , (M
ein solcher Landstrich mehr oder ^Vehiger den Verwü-
Stttllg^ea benachbarter Volker ausge«;etzt war.
Von jedem einzelnen Weiler wird nun, soweit es
rieh vrlfttlldlith nächwefoen ttbt , die tlleste Beschaffen-
iMi, die ONffte, die A&mM Hctfe und HfifdA, dW
Zeil der Erwerbddg' tön Seiten des Stifts , die nachhei
vorgenorilflfiefie*« Verändern n ii^en , z. B Verwandlung in
Viliicationen oder Auflösung und Zersplitterung elneif
sölAeii, Bßog^be sn Lehen ait eioen oder mehret^e
UeMiiMlnni»!! des Silfls und E^weiteniAg der Rechte
tei'sdben durch Aamafsung und Verleihung, Efitstehungf
Tori Burgen nebfen dtm Weilfer und Verhältnifs der Be-
Wohtfcr dieser letzteren zu jenen, Erbauung von Kir-
Äett^ jäHlr^erUiig des Dorfs, Verwatidlung des offetieri
9m in HiW Stadt Mt Weidlbiidl-echt Di« Reiäaltoiä
rftld hiet- tfieksichtlidh fhref ke!cllhftftig1tett bei ded
einÄelnört Weilern nÄtöi*lich äuf^erst Verschieden. Bei
einigen lassen «ich aus TräditiörisnfkUttden , Heberollen
md Oesehiclifschr^ihern die VefaddeiHUgfen sehr genau
«fl^eblSn« B. bei dem Dotf Attidunge^en, S. 84 — 29,
tMVO^erfbHl , ft. 148. 140, tirlthr^ftid bei Hildd^tt • dtd
Nachrichten sehr dürftig sltid.
' * Aftfser diesen speciellen histofischeri t)ars(ellungen
M% nun uii^er Verf. äh i^as^endefi Orten noch aUg;erfiei*
nm hitM^Hsblie Ulrtersn<!!liong61i eliigestfedt, denen Mfttt
all lli^oiider^fti Ifhtlfres^e folgeri xntA. So ^trd §. 4.
dl•P/^^g^: Wdher das viele Eigenthum der Könige iif
SÄCflSÄn? dabin 1)( antwoi'tet , däfs theils durch Erb-
schaft, thells dttfch häufige Confiscationen vieles erwor-
iMfMVd, Ihelli dadlifdi, dafs !d den vielen Kriejfen
«flter Ktff I d. tih". tilkd äbdh ^ter Vf eU CHkier her^eulist
uftd datier vom König ei'ngeÄöör^ti wtifdefi, (heils endlich
dAduf^^ däft die Kduige die grofsea Waldungen als
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MI F. Wigaad, aber dbu Gtnr^telieB Qnterbciiti.
ihr Eiganthuin. beftraoktcMO) und dadurch Gelegeaheii
n oeuem Anbau erhielten. In §.3, 0 und IS. werden
die Bedeutungen der WMer välar cwih und curia
untersucht. Hier hätten wir mehr Rlarlieift fewfinecht
Die Hauptbedeutungen im Gegensatz der sehr schwan-
Iceuden Nebenbedeutungen treten nicht bestimmt geuug
hervor. Verstehen wir jedoch den Verf. recht, so bestä-
tigt sich die Eichhorn sehe Ansicht (Geschichte der
•ttdliaehen Verlesung in cler Zei|achrift fflr geechidU-
Hche R. W. Ir Bd.), daft cmik and curia in der Reggl
einen einzelnen Hof, sey es nun blos den Hofraom oder
auch die auf demselben stehenden und ihn einschlieiseu-
den Gebäude , oder auch noch das dazu gehörige Land
bedeutet, mUa aber eine Mehrheit von Wohnungen, .
■ey es nun, dafs diese lauter freien Leuten gehören,
oder dafii nur eine von einem Freien, die andern
Unfreien, die die Gilter des Freien bauen, bewohnt
werden. In §. 22. nimmt der Verf. von der Geschichte
des Dorfs Il^enrode, d. i. Fiichenrodung, Anrodung in
einem Eichwald, Veranlassung, von den Ansiedlungen
der Germanen in den Bergen und Wäldern zu reden.
Ven der ITnwirthlichIceit jener Genend in firttherer Zeit
geben hfinfig vorkommende Localitätsbenennungen , wie
BSrenwiese, BSrenbmch, Wulfsgraben, Wulfsgrund^
Wulfsthal Zeugnifs. Zunächst liefs man sich in den
fruchtbaren Thälern nieder. Hier findet man daher
noch später die Höfe der Edlen und Freien. Von dem
mnherliegenden Waid wurden Stucke zu den Höfen ge-*
eehlagen. Dann begann- der Anbau in den Wildem
^ eelbet und auf den Bergen. Eine Menge kleiner Htfe
und Dörfchen bildete sich dort Nooh später, als der
iJeberflurs an Waldung mehr und mehr abnahm , ge-
schah diesen Anrodnngen Einhalt. Der Kaiser umzog
die grotsen Forste mit seinem Bann , kleinere Waldun-
gen wurden den Gemeinden als Markwälder cpgetheill
Ref. freut sich , hier eine Ansicht ausgesprochen n fin-
den, die Ihm schon geraume Zat -als die ridit%e te^
schienen ist. Bekaouilich ist es nämlich eiue sehr ge-
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P. Wigand , aber den Corvi^iMlieB QAterbefifs. M
urdholiche Meiunng, daCs die Markgenoseeiiscliaften ia
(fle^iHe^e- Zeit umres Voiles Mtumf reiciien. Allein wei-
uigsteiis in ßezieliung auf die Waldiiagen wird man dieser
Ansicht schlechterdings nicht beipflichten können. Weide
Sud Gewtaer, die den Höfen eines Weilers sunichtt
tiiieii, mdgen vieUeicht schon frfihe nach einer bestimm*
4ra Regel von den Bewohnern dieser Hdfe gfemeinsoluiüh
Heh benutzt worden seyn. Aliein die Wälder mufs man
sich zufolge der Beschreibungen, die besonders bei Ge-
legenheit der Gründung der Klöster öfter gemacht wer-
-Am, noch ha lOten Jahrhnndert so' angeheuer an Un»-
hug denken 9 dafs an eine Vertheilung derselben und
Besehrinknng de# Nutzungsrechts damals wohl so wenig
gedacht ward, als es heut zuTa^e den Regierungen ein-
fallen würde , den Gebrauch des Flufswassers zum Wa-
schen, Schöpfen, Baden und dergl. zu Terbieten. Ein-
zelne WaldsMIcke mochten wohl die Besilser der HÜe
la Ihrem fibrfgen Privateigenthnm schlagen , alleofiitis ^
um bessere Holzgatfungen zu ziehen, oder weil sie ihnen
' Eur Befriedigung des gewöhnlichen Holzbedürfnif^ses pas-
send gelegen waren, daher dann schon in den ältesten
Volksgesetzen solche Privaiwälder Torkonmeii» Allein
bei den Qbrigen Waldungen erschien das Anshanea offen-
bar mehr Wohlthat für Alle, als Beeinträchtigung der
Rechte andrer zu seyn. Nur so wird es auch erklärlich,
warnm es den Königen so leicht ward, grofse Wald-
streeken gradezu sich als Privateigenthum nnzusprechen.
BrsI isiell dem Ilten Jahrhnndert scheint man auch die
Wilder unter die einzelnen Gemeinden vertheilt und die
Art der Benutzung genauer bestimmt zu haben. Daher
denn aus dieser Zeit die ersten sichern Zeug-nisse von
Waidgemeinscbaften herrühren. Von allem diesem mufs
man jedoch wohl eine Ausnahme in Beziehung auf die
JLlnder silkrischen der Donau und den Alpen maolien.
Wie man steh denn überhaupt nirgends mehr als bei
solchen Gegenständen, die mit der Naturbeschalfenheit
zusammenhängen , vor dem GeneraHslren hüten mufs.
In jenen genannten Gegenden nämlich scheint durch .den
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ins ' P. Wigoiid, ühcT den Coirf^cJiQii Qißi^ttf9m^im,
langen Aufenthalt der Reimer schon IVüh der Anbau Xdir
sgt^r fortgeschritten , die Wälder vertilgt M'ordep
f^yp, d«!« vieU^icht schon im HOte^ J^ihrhua^^rt gwr
^ir fnUhia aus diesen Q^nnden Qber jenM interessantQ
InstitQt vergeblich weiteren Aufschlufs, \vi^ e8 Grimm
T^f^te^ erwarten dlirfeiv- güDJslicha Mangel allev ^r^
Im^diiQhnD.lVachFichteii Qber da« VarlM^mW^ dm^tim
i^htlef tigt . wohl di^ Bohaqptupg.
Iq §. 52. berfibrt der VerC noch dio Frag«, V4>n
wein wolii die Abgrenzung des (^aus Auga und über-
baupt der SächMScheii Gaue herrühre? Seine Ansicht
|;ebi dahip , data wohl die Eintbeiluog in Gau^ im
gemeinen ab^ wUlkMl|»ji($be iUcl d, ^r. vprfSjl|f|||e
zu betrai^hten sey^ dafs er aber doch eoTiel ele mOglidli
sich bestehenden Landeintbcillingen, wie solche natyr-
lich Ton jeher vorhanden gewesen wari ii, anschlofs. So
^liilärt er sich ipsbesQ0d4^e di|i ^bu^Q VersQb^y^Hldfft
(Sauanwi imh kuw^ Dauer, irtihrepd ap4are Oin
gmmngfm «elbst wibrepd der AftsbiLdu^g der Tf>M
rit^rialverfassuDg erhalten hieben.
Herr Wigand hat den Plan , das begonaeoe Ge^
niäld# des Corveyscheu Güterbesitzes durch weitere A|is-*
ftibroog d^** HfsprüpgUchen Verwaltungs- und ßflaW*
nengsweiee und de^ Verltülipissea d»r Q^wabper d«
Giller fsttUi Stifte, sowie der Veränderupgeo , welche im
JLagfe der Zeit in jener Verwaltung^sweise und in diesem
Verhältnisse vorgingen, yoüendea. IVuf geringe
Auiinunterungi iv<B4ißbe er anfilAg ^ fVNir ¥Ml^
^ Arb«il i^Adetf «pheip» ihn sviV^M^ wipfhr W ifjiMI
Vorhabeo abfufißbreclceii. Mächte cNe sUiN Ap^r)(e»^
jiang^ welche sein mühevolles W^rk bei allen wiihrea
Freasdeo der Wissenschaft finffen wifcf^ ihm ein F^ipb-*
Uqber^ JUobn ee^n t als dei? fiMpe«d^ QiiajM V&elff « «nI
den bei «p)ßben JPomhmigW aififm^W im rephrnm 9^
vird, qypd iQScbteo wir yop de« GfüiUppg diemiHimA
Waeeches re^b^ bald diir^ ErscheipeD der Fprtef^bnPf
vSeines WerKs das sicherste Si^eiigüi{i§ ftirbf^il^ß«
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Bpcklet und §eine Ileilquelleu für Aerztü und ISichtürztc be-
schrieben von Dr. r. J. HauSf tc. bair. Landgericht sphys-ihns in
Fricdbcr^ , fi ülun ui Ihunncnarzfc in Bocklet, H^ürzburff Xb'6Xm'
Gedruckt bei Franz Bauer. 160 6. b.
Die eiseiihaiiigen Miiieraiquelleo zu ßockiet io Fran-
ken gehörea mil su den mioWiakigsl^f) iu Oeutschlsiu4
ml rafflitiitea tfiiM Uiigat ßii^ nem ipeci^le Mono-
gmfkim^ die ihntfii avo wirktioh m der vorUeg««ciea
bcluift geworden ist. S'iv z( ifallt in drei Ablheilungeu,
dfitü beschreibenden^ nieuicinischen und diätetischen.
In (leiu^ ersten liest nu^a eine kur^^e Ije^chreibung.
it» IL^ireHm Mlbsi , mrotoher im o^r^iichm Tbeiie de».
Unter« UfiiinkreMK» im Konigrmobs B«ierii, 14 SUmden
TOD Würzburg und 2 Stunden vom Kurorte Kissingen
liegt. IJas Bad bildet ein abgeschlossenes Gauzc und "
betitaht «US aaehfi grofseo Gebäuden, worsifi ^^qM luehrer«
m OekMüinie nötliiye Häuser, S<^leiigea ao«
aHiKofiMi. Bin grofker Gerten w) fcSri^ob angelegte
lohliUlge Alleen befinden sich in der Nähe, ^as der Herr
Verf. so wie überliaupt die Umgebungen dieses einsamen
üQd ab|gefi}cbieclenen BadeortHfi Aäher besclireibt und über
die inneren fiioriohliingen , Bequemlichkeiten , Preise
dw WMoMBgen u. «. w. cüe nöihlgeB Nacjiriehleii ^wimr.
Mistellt. Dafi nahe Hhöngebirge, welches nochSparea
einer vulkaiiisclien Revolntioii zeigen soll, wird iür den
Heerd aller im Saallhale sich betindendeu Mineralquellen
ttod aonut einch jener zu BocKlet angesehen , wobei man
bidaiwro nuie» defr diese Si^obe «li^ päNr erlerschl
«M der epecielle Ursproog dieser Heilquellen naoli sei-*
esQ geoguostiscben VerhäUai(»sen geneuer ausgemittelt
Mriirde. . >
Jbis] sind vier Quellen vorlianden, weiche bt^^ondre
NetM* irsgeo, die liudwigsqeelle , Friedriclisquelle p
kerlequeUe uml SdhWefelqaelle, welche eile sehr nahe
hbtsemmen entspringen und deshalb enter mu einziges
Gebäude gebracht werden konnten- Sie sind im Jahre
1120. von dem damaligen l*farrer Scböppner in Aschach
mefimig eetdeoki uad daen auf Beirieb des Dr» Behiingef
•
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fan Jaiire 1785. zuerst ge&iftit worden. Die oeweHi»
chemischen Untersuchungen dieser Quellen nnd die d#
Herrn Hofrath und Prof. Dr. Vogel in München, ent-
halten in dessen Schrift : Die Mineralqueileu des König-
reichs Baiern, IVlünchea 1829, weiche wir als aUboi-
kannt hier nicht näher anffibren w^lleu. .
In dem zweiten oder nedteittliohen Theile roM
Hr. Dr. H. zuerst von den Wirkungen der Bockieter Heil*
quellen im Allgemeinen , welcher Abschnitt wesentlicll
alles das entiiält, was von dem Gebrauche der StaUf
quellen flberhaupl M sagen ist, nur sind sie mit oimgsi
andern berühmten Stahlquellen Deutschlands - paaMai
verglichen, so kommt die Lddwigsquelle in Bocktet dem
Pynnonter Wasser sehr nahe ; letzteres aber enthält
etwas mehr Kisen, daher \virkt es stärker roborirend|
weniger aber auf den Oarmkanal, auch das Dtibuigil
Wasser enthätt weniger« saiinische Theile, aber mdhr
Eisen und Kohlensaures Gas als das Bockleter; Schwal«
bacher Wasser ist in jeder Rücksicht ärmer an den wirk-
sanisten Bestand thcilea u. s. w. Als specielle Krankhei-
ten, gegen weiche die Bockleter Que.llen nlltalich seya
sollen, werden: Schwäche der Verdanungs- und Bi*
nährnngsorgane , allgemeiner SehwSchesustand naeh iber«
Standenen heftigen Kranklieiten, Lähmung-en, Gicht und
Rheumatii»mus , Hämorrhoiden , Brustieiden , Nerven-
krankheiten, Hypochondrie und Hysterie, Bleichsuchii
chronische PufsgeschwOre, weifser Fluft, Uttordnungea
der monatlichen Reinigung, BlutflAsse ^ans der QMr-^
mutter , beschwerliche Schwaiig-erschaft durch Atonie
des Uterinsystems, Neijj>:ung zu Abortus und Frühge-
burt, Unfruchtbarkeit u. s.w. genannt, auch von jedem
mnzelnen Uebel näher gere<let und hie und da Beispielt
von gelungenen Heilungen erzählt Bs ist bekMAt^
dafs bei rheumatischen und gichtiscben Leiden , so wla;
bei Hämorrhoidalbesch werden Schwefel wasser als Heil-
mittel im Ganzen den Vorzug vor den Stahlquellen ver-
dienen; allein der Herr Verf. zeigt recht schdn und fco«}
lehrend, in ^welchen besondem Pleiten der . g^paattls»>
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fN^lyinorphen Uebel auch diese mh angenscheiiiHc^heiii
Nutzen gebraucht werde» können, und es verdient be-
mutern Dank, dafs er die Zustände genau bezeichnel^
Mch das Bockleter Wasser nor schädlich werden
In besondern Abschnitten zeigt der Hr. Verf. noch
4wi Nutzen seines Brunnens als Nachkur nach Kissingen
oder anderen auflösenden Heilquellen , giebt ausführliche
Nachrichten von den Anstalten ftr Dosch* und Trepf-.
M nebel ihrer Oebraaehsait, mnul der sogenaonted
aafeteigenden Dasche, und erläutert endlich die Ver-
haltungsregeln bei dem Gebraoche der Bockleter Heil-
i|veUen. —
Die dritte Abtheilnng, den diätetischen Thei! ent-
haMflMi, Mirt das ndtbige Verhalten rficksichilich d^r
DÜt wd Lebenserdnnng bei dem Gebrauche der Staht-
quellen, wobei der Arzt freilich nichts Neues erfahrt,
aber der Laie als Kurgast wird diesen Abschnitt mit
besonderem Nutzen lesen und befolgen.
fihie Abbildung in Sieindmck, den Kurgarteu und
Branneu m Beeklet darstelle&d i ist der Schrift bei-
gegeben.
Er^esti Meyer de Plantis Labradoricie Libri trcM.- ijipntt«
»iimti6tw Lw^Ui Fouü. MDCCCXXX,
Die Veranlassung zur Bearbeitung und Herausgabe
der vorliegenden Schrift gab eine Sammlung von ge-
iraokneten Pflanzen , welche ein Missionär der mähri-*,,
ssheo Brilder (Hersberg) io Labrador zus^mmeoge-
bracht, und sie dort theils betOkak, theils bei Nain
gefunden hatte. Die genaue Bestimmung derselben, die
Berichtigung der Synönymie, nebst der ausführlichen
Besdireibung der neuen Arten, war zuvdrderst .die
Haq^üaohe, allein der Herr Verf., der schon dem bo-
iaaisoheu ftbKcum sehr vortheilhaft durch seine Mono-
graphien dar Gattungen Juncus und Lusula u. s. w. be-
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m
sanie Mtea AbBUfcwioseii, und ilio «nf eine ebeo «o be«-
Ii^hrenile als scharfsinaig durchdachte Art darziu^teilen.
Die Schiilt zerfallt ia drei HaiiptaUschnitte, wovon
der erste überschrieben ist JAbcr botamcus seu Florida
Labradorica, wo zuerst eioe Uebersiclii der beatitztea
Literataip gegeben ist , di« sieb übrigens nichl blo6 wafi
Librador bti^krftvkt^ mmitm anch die Biobar angiobl,
ifi welchen- aidi Ffichrioble« T#fi der Vegetii^M tör
(xröiiland, Islaod , der Farüscheii Inscia, von Lappland ,
Spitzbergen, des nördlichen Rufi^lands, Sibiriens, des
russischen und brittischen Amerika, so wie Uberhaupt
über die Pflanzen der arctischeu Gegenden beiluden. Hef«
Termibi Mgeode, die Tielleifiiii auoh eine Atette-Ter-
dteat bitten { Job« Andetson, Naehriohten von, Mendy
Grönland und die StveTse Davia Hanberg 1T46. ~
An account of several latc voyages and discovcries
to the South and north , etc, by Sir John Narbm"-
oughy Cupt. Jasmai Tasmwm, Capi, John Woody cmd
FredwOt MaHen of Hanihurg He. Land. im4. 8. —
ji ^um^g propöted eta. PbUm. Tranaaetimm VoL XLIL
jVo. 456. p Sil etc. — Naiiee sur ttle de TerreNeme
et quelques ilcs vohines ; par M. B, de la Pilat/e. —
Annales de la Soc. Linn, de Paris. 5 Livrais. jSov.
1625. p. 411. (Enthält eine V ergleichurig der Flor des
nördlichsten Amerika mit der in Europa und Asien unter
gleichen Breiten). — Reisen im Norden Europa*», Yor-
züglich in Metid In den Jahren )6W und 18». ▼<>«
Thienemaian «nd Gunther. Lelpeig 1887. {im sweiten
Buche citirt. Enthält manches für den Botaniker In-^
teressante. Weniger wichtig sind Hendersons| Reisen
in Island , doch kommt auch hie und da etwas Braaeh-«'
bares vor). —
Die Pflanaen sind nun nuch dem aatilrliafaen
.Sterne geordnet^ beginnend mit denFleehtetundsoUieat»'
send mit den Rannneataceen , attsammea HB ArüSf
weLh( l)is jetzt in Labrador von verschiedene« Botani^r
kern gefunden wurden , wobei (kr Herr Veril aber auch
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Immer (Ue Qbrigan l^iulorf« dieser IjMirii<1or - Pflupzeii
anführt. Von nemui Arltn und Abarteu lind et msu be-
SDfidtii die uaclistelienden : Eh/fnm urenßrius ß villesus
Met^et*^^ welche i*lianze in L^hx%i\^v wUd^l' Wfadn
hflifrt» m AAfiHW d«0 Aufußt Mab>9 oelte» reif
«Ird. Miri^phorum mespUemm ß hmn^m Me^er^
hu:>ula urcuata 7 procerior , WQZU jedoch frag weise
Jm^uIq ht/perborcu Ii. Brown gezogen Mir4i Solidago
iklP'mit^ M*i mm^t Jirt, die d^r ge^rOhP liehen ^
Virgß MTW Mmt 4lMMi ifH) «Mb ab#v diirpb die
IHanjj^^l der Bracteen aq der Blume |i. s. w. uqiersQheidet.
Der Herl* Verf. fiihri Cachlearia offi^hmlis nur
fnigwei^ io GröqlancI an, alieiq Jggede, welcher
Jbfar« lang dort ^ Missionär lebte » MWdrfloUitib:
gegen den Scharliok aqgeaelißn wird, iväehsl fiberall
qnd häuüg üi Grüüliiud, voruamlich an der Seeküste.
Ks ^war seibigeä qjcbt so bitter aU unseis (das aof-
wt^isQ)i4^)t> h^t aber $f(er so 8I1 sagen Wunder bei Krnn-»
k#« v^Pivchlrt." thtwAh^ »I9 Gr#«lhiduiib»P««ii^
sen mwAtJumpepue eamnnmf^p Arohang elha offiomoUs,
Lediiin puluslre , Rhodiolu rosea» Huhus Ckautaemo-
rm , wilden Thymiap, Blfitwurz und mehrere andere
49* Arenarm grßfg^Umdha £. J£ is4 4i» StMatia
gfsepfoiicima Rets.
Die sswdie Abiheilwig trägt die Aii&dirifl Uhe^
g€Ograpfucus seu Terrae arcllcae. Eine nicht bl©s
dem Botaniker 9 sondern fast mehr nooh dem Phj'siker
und Gti^raphen höchst wiciiiiga Arbeit, denn der Hr«
V^. Iiai sich die Mähe gepewam, «Ke aUteiolMa
Ä«r eehr seraleeetepi^ Machtioliteu vm Wittemngs-Beob-
aebtungen in den arctischen Gegenden zu sammeiu und
sa ordnen, und <iaiaus, so viel die^ die Beschaffenheit
dei^ vorfaaudeoßn Materialiea zulä^it, Sehlüsse eu zieheai
nvm fiadet hie» iiie'g^eeig«eten Betbaohtimgeii nichi mm
I^ImpAmt , fonilef Q Mich wo den Kieieo der Baf-
finabnif des we^lieheii und eelliehea Grönland, V4>fi
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911 B. Heywi de PlatttU Ltlwidnrlcit.,
Idand, der MayeDiosely BäreniDsel, Spitzbergen , des
flchwedischen Lapplands, Fionlandaund rnssbchen Lapp-
lands, von den rui^sischen Provinzen zwischen dem weis-
sen Meere uod dem Uralgebirge, dem westlichen, mitt-
leren und östlichen Sibirien, Kamtschatka, von den alea-
tischen Inseln , den Westküsten in Nord-Amerika a. & w. —
Wo es mdgilch war, ist die mittlere Wirme jedes
Monates, meistens aber die des Winters, Frühlings,
Sommers und Herbstes, so wie des ganzen J«ihres ang;e-
geben und sehr interessante Bemerkungen über die eine
sehr krumme Linie bildende Schneegrense in diesen Lia *
dern mitgetheilt Nach Hersberg, föngt der Schnee bei
'Okak im Mai an zu schmelzen , kommt aber nicht selten
wieder, und öfters friert es noch im Juni. Im Juli bltl-
hen die meisten Pflanzen und reifen im xlugust; manche
aber bringen dort niemals eine Frucht Gegen Snde
Augast ffüit schon wieder Schnee, bleibt aber eist fan
September flr längere Zeit liegen , es ist also da wed^
Frühling noch Herbst. Pinns alba wächst zwar aa .
geeigneten Stellen zu einem Baume heran, wird aber
doch nicht höher als 20 Fufs mit verbältnifemafsigefli
Umfiinge. An offenen Stellen wachsen nur PlechteD,
Moose und Empetrum. Unter 58^ ist kein Baam mehr,
nur Weiden und Birken kriechen noch auf der Erde. —
Nach Egede kommen in Grönland die Rüben und i
der Kohl sehr gut fort, insbesondere die ersten , welche
von aniberordentlicher Güte und Annehmlichkeit segrn
sollen, aber über dem OSsten Gh*ade wird das Land so
felsig und unfruchtbar , dafs die dort wohnenden Grön-
länder nicht einmal so viel Heu haben , als zur Ausfiitte- '
rnag ihrer Schuhe nöthig ist —
In Island bilden Betula alba, Sorbu8, «Ssifess |
n« & w. , die asderwtrts schöne Bäume sind , mir kINiH
nierliche Strftttcher , «nd kamn kann man noch Ksi loWilu
pflanzen. ~ Viele dergleichen Nachrichten sind hier '
gesammelt, die man mit Vergnügen lesen wird.
l>ie dritte Abtheilung ist als Liber geogre^hico \
botanieuB beedchnet, und in swet Gafitsl gsdMSk,
r j
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dem erstes von der Zahl und Formenverachiedenheit
(vatietaa) der Labrador-Pflaosen , so wie von ihrer geo-
graphischen V eriheWmg (dhtribuiio) handelt, und wo
sugleicb sehr scharfsinnige Bemerkiiogen ftbitf.die Eior
Ibdlung and BehandluQg der PflaOMO- Geographie TOf^
ktinmen, auf die wir Tomgeweise aufmerksam maobea
müssen. Als Labrador -Pflanzen, die sonst nirgends ge-
funden wurden, sind folgende genannt: Agrostia tri-
chantha Schrank ^ Avena squarrosa S., Orchis dHa-
tatß Pur9h, Salix Uva Urm P., SaUx cordifoUaP.,
ß&Sx plamfoUäP., Vmdmumßsmm Schrmk, SoU^
de^o thtfrsoidea E. M. , Solidago mulUradiata Alton ,
Potentilla emargmata P. / Arenaria thymifoUa P.,
Slellaria labradorica SchranL — Die zahlreichen
.VeifieicbiBgeD und Tabellen, die Verhälloisse der
l4ibnidorflon bu denen vieler anderer Linder,, rück«^
richtlich der Artenzahl , der Gattungen , der Familien
und der Hauptklassen (Acotyledonen , Endogenen, Exo-
genen) zeugen eben so sehr von dem Fleifse als von der
lloisiqhl und Gewandtheit ihres Verfassers. <
Das zweite Kapitel dieses Al^schnittes ist bestimmt,
SB zeigen, in welchem Umfange die Labradorpflanzen
auf der Erde verbreitet sind, wobei zuvörderst erinnert
wird, dafs die Pflanzen» je näher ihr Vaterland dem
Pole ist, um so eher denselben in einem geschlossenen
•JM^ie umgeben, doch thnn dies nicht alle, und manche
Jasseii eine bald grdfsere bald kleinere LScke, wo sie
nfcht anzutreffen sind. Um sich leichter verständlich
zumachen, werden die Polarländer in die europäischen,
asiatischen nnd amerilumischen eingetheilt, wovon dann
..«Mer der mittlere, Sstlidie und westliche Theil un-
jlerachieden wird. In besonderen Paragraphen werden
nun aufgezählt: 1) Labradorpflanzen, die um den ganzen
Polarkreis zu finden sind, worunter Polygonum vivipa-
rwn, laatda campe^ris, L^dum palusire, Schotter a
Papavet nuäißmie,
Jfmnumki patuhrb n. s. w., so dafs also, wie man
sieht , auch manche in Deutschland einheimische vor«
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9H MMg« aMMM flMnffiBii fiU* lt»iii«r.
iMiiMik S) LalmMk>rpfhillleen, die oichi firti den ganzen
MirlH^ «Kdltf^il^ Mfid^l^li b«f^tiend grofse Lücken
zwischen iich lassen , die der Hr. Verf. näher bezeichnet.
3) Labradorpflanzen^ die nicht lini den ganzen Pol ge-
heo, soadero ZwischOnräame von oder V? lassen,
utid dem CenUrtüMadpatikt ih^iFs in Antei'ikA , Ih^ite
in BufOpft tt. e. Sil 8Mh«n lit 4) LftbradorpÄanÄen ,
dureli Vörbreitöiig um d^n Pdl «wefmal nnterbiochefi
M. 5) Solche, diör tnir auf eine einzelne Strecke der
arctischen Gegenden beschränkt sind. Warum abet
wachsen gewisse Pflanzen nur da oder dort? eine Frage»
die der Hr. Verf. aufwirft und viel Schdäcis darftbdr
9Agi^ er fa&it daftlr, jede Pflaiuteil - Speci«^ seV üut an
«iaeiti betftiimtiteii Ort« «fllMad^ti uttd hübe 6ic1k alK
mihtigwetM* verbratet, itteb ron den Labradorpflanzen
seye» einig'« Wiflclieh einheimiseh , ändere eingewandert
(advmae)^ und liooh von andern sey dies zweifelhaft
\\» , welcher fxe^eustand ganz speciell erörtert ist und
die grofseste AufmerksAirtkeit Verdient , wie demt Über-
haupt das Torti^getid« Biioh ati ein Marter M ähdlidhen ^
Jitfttdiell ati%«eMli Werden d^rC
1) Greg, QmU, ^iitz9ck, J&fp$, H PhOoL P. P. O. (in «ie$) Ai-
dagandae ^ ß^meri Odytteam interpoiatuniiB praeparaOm*
P. t, SfmmMMs M Üdlnmi^ tt^riuiae fiahikianae , 182d. 58 S. |.
2) l^€99€lhen historta Homert mtucimequc de scriptorum tar-
' mMM äAat0 ftMbMahl/ Fd^ditulus prior, Uid. ISZO. FI und
/ ^teuser, Vorfragen übtr tiomeros, sietne Zeit und Gesänge.
F.vHter Thvil. Frankfurt out UAin^ tu ditt Andreäüehen Bnekk.
FI u. 8.
4) Ocor^ii Lan^e DisquiaithneB Homert cäe. Piitiktki il CMb-
mcntutio de consiflo ac ne^esgitatd I*'hooemn dt priorütn pf*rtiU$§$
Odt/sseac, Argeat. iy^U viduw Silbermann ^ 1828. 19 4.
5) Adelh. Herrmann (Retter der Schule zu Otttmdorf) C»mfi<| .
tatiodeVl (lies IV) Odyeseae Ubri veres. 620—624 commisi^rm
tuspectis ; accedunt aliqua de umversi caimitttt oHgine, tiifnn09,
in €6mm. Kkr. Bäku. IBM. tl ^ 6.
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Bs scheial eine notti^vendige Folge der roeiischli»-
chen Schwc^che zu seyn, daf« einem jeden bedeutenden
PortschriUe in irgend einer Sphtlrc der Wisseusohafl^,
gerade je grdPser, gemulüg^r er isi^ deita Ui^rer SIsfl»
Itend ihm a«f dem Päfre m folgen piegt; fleidrtali
di bedürfte der ermüdete Gnistüuhei unisitK voti'd^
Anstrengung zu erholen , die allerdings nicht den ein^
^ehm pioductiven Denker allein^ sondern mit ihm seiw
^^nze Zml trifft 9 in 6o fern es disier wohl noch grötswe
Aühe kosf«l, «eine Selid|iftiiig sn ümm mmA mck mir
imeigMn^ afofhm, sie hmiromirwiin« Aller di« SSfeil IIb
Allgemeinen sieht darum nicht still , und je länger
Wandel er sich auf der Lagerstätte der behaglichen Ruhe
überlassen ha^, jdetto stärkerer Schritte bedarf es naoÜ^^
ker wieder y mn di« GeMliadiaft der übrigen ^Wteenv*
MMketi eiiiBuholeiiy die imnvistihen' ihren *Oang gleieh*-
ttilfttger, aber eben darum auch anhaltender foitgesettÜ
babeu. Man kann die schöpferischen Geister , die liaho^
breeher in der Wissenschaft mit den Eroberern in der
l^^ltgescbidite Teiyleiohen r heiner defeeeilien» den die
Nichwelt <l«i Prildicat des Of^lMi versagte nad eeiien
IitBien nicht bewundernd an die Spitze der Periode
stellte, die von der Saat, die er atif dem frischgepflügten
Boden gestreut, bisweilen Jahrhunderte l&g ihr Daseyn
f^ie; aber aoch keiner denielb^, den ntohl dieNotk**
#^tldigkeit, «eine eigene Sth^lung zli ertlulM , hMÜr
Wr minder zum Tyrannen gemacht und das neue Ge*
Wand^ mit dem er seine Zeit ge$»chmfickt, älhnählig in
^loe drückende Feseei verwanileit hätte; vnd daft jeder
'^annel eine Rendtion folgt , «dd «#er «m se enHcMm
^teerend ertoliOtler^ider , liiig«ir nad ' ilinipfiwr' jener
^fen Geist in nnthätiger Ruhe und blinde^m Gehorsam zu
halten gelungen war, findet s!ch in der Geschichte der
Wissenschaft wie in der des Lebens stets neu bestätigt«
Systeme, die gatt^e Gefteratienen lati^ durch die ma-
giüche Gewalt blendenden Scharfsinnes und Überraschen-
äerGenialitat die Geister beherrschten, werden plötzlich
tnit eben so blinder Zerstörungswuth angefallen und kein
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9»
flteis die Gedftodea.vnverschoiii gelassen, wo bisiveilen
dÜB 'WegMhM einflB eiozigeii lUnges hingereicht hätte,
die Kette zu Iton v ohne sie n Sj^engen ; md die dSh»-
liche Menge , deren Beifalljauchzen vielleicht wenige -
Jahre vorher noch jede einzelne Warnungsstimme über-
täubte, ist €89 die jetzt ihr Kreuzige! über den Baa-
ndeler ausruft Und doch i«t dieeer gewMinlich eben
M WHdraMig^ wie ein Regent , dem der luiEdtigeBifer
wner Diener öder • der Mifebv*nch «eines Nimcm die
' Liebe seiner Unter thanen entzieht ; nicht der Meister ,
die Schule ist es, die ein System zum Gefängnifs des
Geistes macht und gerade die Lücken und Bidfsen des-
•selbeD S(D lange vertheidigt, bis der Ebgesperrte auch
dferÜBStett Thdle iiichi mehr schont ^ um sich Luft zu
machen r die in ihrer' Knrzsiebtigkdt den Rnhöpnnki,
bis wohin sie jenen auf seinen Schultern getragen Ifiit,
fttr den Gipfel des Berges hält, und denBann über jeden
ausspricht, der sie erinnert, wie jener sie vielleicht
selbst nur Über die schwierigste Stelle hinwegzoleiten
woA in denfitiind zn setzen v beabsichtigt htbe, nunmehr
auf eignen FUAm die HMie zu erklimmen. Von d|en
Nachtheilen dieses Stillstands an sich wollen wir hier
inzwischen um so mehr schweigen, als wir ihn nach
dem oben Gesagte als nothwendige Erholung betrachtet
eben so wenig, als den Zeitverlust, den der Mensch
dai«h den Schlaf erleidet /beklagen dürfen; bei weitem
w^ntiicher' wenigstens aber und für das wirkliche Por^
schreiten hemmender ist der eben berührte NachtheH^
wenn die Opposition sich nun gleichfalls auf den Kampf
mit d^m Götzenbiide beschränkt, das die Schule sich
▼on ihrem Meister aufgerichtet hat, und gleich wie jene
iiHes blos, weil es dieser gesägt, äoiiahm, alles hitt-
wiedertmi, was er gesagt, Mos darum umstüfst
^ «VI . > i »
'S
^ ■ ♦ fPf« F9Ti9tii^%ng folgt.) • '
. j ^ d by Google
4
N*. 68. HEU^LB. JAHRK o. UTERATUa 18tl.
•
Einige neuere Schriften über Homer.
(F9ri$€t9Ung,)
Es ist ein alter Satz, dafs kein Begrüader eines Sy-
Sternes jemals auch vollendet; je tiefer überzeugt Ton
der unuinstöfslichen Wahrheit der Principien, auf die
ihn Genie und geläutertes Gefühl geleitet, desto einsd-
%er werden bisweilen seine Beweise, desto falscher ge^
{rifien seine einzelnen Beispiele, weil er zn unmittelbar
nr seiner Idee gelangt ist, um den Weg genau zu wissen,
zu voll von ihr ist , um nicht überall eine Bestätigung
ron ihr zu erblicken;, glaubt nun aber jemand das System
seliiBt stfirsen m kennen, wenn er nur jene Beweise wi-
derlegt, jene Beispiele entkrXftet, so begeht er denset*
bcn Fehler, wie die Schule, die es blos darum sclion
SDgenommen hatte, und stellt sich, während er sie be-
kämpft, auf gleiche Stufe mit ihr, während der wahre
Kampf und Sieg gegen eine Idee nur darin besteht, sie
Iber rieh selbst hinausznfilhrett. Dem Verf. von No.
iMi Folge freilich ^besteht seilen das Forschen im Auf*
stelJen von Wahrheiten, gewöhnlicher im Wegräumen
der Irrthümer," aber von solchen kadmischen Siegen,
WO jeder' neue Gewinn nur ein neuer Verlust ist, wolle
dtar Himmel jeden redlichen Forscher bewahren! Zwar^
nicht Hr. Kreuser besser gethan hätte, blos Irr-
thümer wegzuräumen, als seine Kräfte im Aufstellen
neuer Wahrlu it( n zu versuchen , werden wir gleich
nachher näher sehen ; aber im Allgemeinen spricht Ref.
diKsh ans Toller Seele mit einem seiner Frennde^): „die
Rritik ist niclit wesentlich negativ; sie ist keine nur
iferstörende Macht , feindselig gegen das Bestehende ge-
richtet — sondern sie ist auch in demselben Mafse po-
*) F. aUsig Begriff der Kritik l fg.
MIT. Jahrg! 10: Heft
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m
Billige neuere ächriften aber liilMit'
sitiv, und zwar wie möglicher Weise in ihrem Hesiihatei
so auch in ihrer Methode," und hält es mit demselben
,,fur einen grofsen FortecJiritt in der Theorie der Kritik,
dafs man einsehn gelernt hat, Hypothesen niGsseii cit*
durch widerlegt werden, dafs man andere au ihre Stelle
setzt, lind dies zn thun , bej der Kritiker gehalten;
unterlasse ^ dißSi^ ^üiclA, so habe er ^ijQ Werk nicht
wlleadety sondern «ey auf halbeoi Wjege ^steheb ^
bBelnen"
Ref. glaubte diese allgemeine Bemerkung über die
Gesichtspuiikte^ die namentlich auch bei der neu er^va*
ch enden Ojppositiian gegen die Wolfischen Anwehten von
Homer und seinen Gedichten m betrachten komroii»
um so jnehr voranssdiicken bu müssen , ^Is et von einem
grorsen Theile derselben allerdings weit entfernt ist, an^
irgend eines der hier anzuzeigenden Bücher im Einzelnen
eine Anwendung macheu »u wollen. Vielmehr mufs er
sowohl der gehaltenen Mäfsigung, mit welcher selbi^
Hr. Nitzsoh liei «Her £ntschiedenheit der .abweiche
den Ansicht die Sache., mIs deren Vorkämpfer er aofga*
treten ist, verficht, das höchste Lob erthcilen, als auch
seinen Lesern die ansdr iickliclie Versicherung geben,
dafs der beabsichtigte Unistur« ihm keineswegs Zweck,
soodecn nnr Mittel ist, um das alte Gebäude 4wrcb,ei|i
neuies m erseteen, dessen Wolf selbst sich ▼ielleiobt nadi
dem erhdheten Standpunkte unserer Zeit nicht zu schämen
haben clürfte. ^sNihil aiUcm^^ sagt erinNo. 1, p.25, „mfl*
f^is niurütos rogatQS4jUjß ^elim juniores hprum studiomai
sodos^ (fuam ne^ si vel plurimum de PUUtrati glorm
deiractitm viderint^ continuo iUutn unutn^ 4ju0mmti'
ff^0l/ium tenebamus^ ffömerum ab omni aiscrimiae
sakum inlegrUmque fore opinentur. Est eni/n ca in"
vcnti IVolfiani natura ^ ut^ si^ abjecta diascmasios
opinione^ 4fuandam carminum occuäe cr^soeniuun <iQik^-
dicionem ad priara Pisislrtuo . tßmpam refeeetH^i
lange probabilior judicatio evadatr und Indem er
(p. T) Wolfs unsterbliche Verdienste im Allgemekien
anerkennt, cujus vir tute tantum in his literis profo-
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£uii^ neuere Scltril'ten über Homer.
QunaSy ul si criUcae arlis actatis nominibus di^ün^
gu&idaej huic nasirae non illüts imponere nomm^
impium videiUur" u&M er, gaas is dem Sione, wie
wir oben den ächten Kritiker bezeichneten , hinzu : est
autem hoc assequutus ^ ut ne ^'inci (juiilem ejus seru
imUa possit nisi seguciido" Auch lir. Ivreuser be-
bnuii sich gleich von vorn herein als ^Schüler des ge-
wsHigea Mannes und stellt sich ihm sogar noch bei
wekem näher, als Hr. N., Indem «r glaubt, „dafs Homer
mit Recht seine bisherige Persönlichkeit verloren habe
uod sich nun in viele Männer und Zeiten spalte" (S. 7)
,t4hfs «ad Odyssee und die eiu^elnea Tbeile beider dem
GUaabea umcb. verschiadeaea Zeiten angebdrig s^en"*
(& 181); BekeBobiisse , die allerdings das günstige
Vorurtheil erwecken miliisen , dtift» es diesen Gelehrten
bei den einzelnen Widerlegungen Wolfs, die sie ver-
sachen, einzig uod allein um die Sache, ja nicht sowohl
wm Seroicbtiiogy als am Läiilening und festere Begrün-
daag der Wölfischen Idee zu ihon scgr. Wenn es jedooh
dazii verdoppelter Vorsicht bedarf, um sich nicht alier*
band Paradoxien und Phantome^ dergleicliea Freunde
uad feinde a|is den einfachen Worten des grofsen Mannes
IS( 4racJuH4a iCfewetttfifert haben, als ächte Nachrichten
W^lf's wnspiegeln an lassen, so fragen wir jeden Kenner
dar Prolegomeoea , ob er Hrn. Kr. dasNt f&r geeignet
häk , wcaia wir ihm sagen, dafs dessen ganzes Buch auf
der VorauiBiietpung bembt, Wolf läugue allen un<l jeden
Gebrauch, Ja alle KenntniCs der Buchstabenschrift in
fihf ^pfe^nfauHl votr Solon, und sich aas die undankbare
Mühe Iflebt, dnrch Zusammenstellaug einer Menge ein«
Keiner Nachrichten aus Stellen der Alten, die Wolf wahr-
scheinlich alle nicht gelesen hatte, auch Urkunden und
deqgl. seupen Lehrer des Gegentheils zu belehren (
Ghttbt d«on Hr* Kr«, W^V wlirde sich auch durch eine
ashmnal ^Böfaere Sammlung von Erz* oderSieinschriilben
von der Möglichkeit haben überzeugen lassen, achtund-
vierzig Gesänge von mehr als 30,000 V^ersen schriftlich '
aafiiuae|cha(Bn und in Abscbrifieu su vervielfaUigeo ?
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Einige neuere Schriften über Homer.
Allerding^s hat Hr. Kr. auch diesem Puokte zu Ende des
Buchs einige Seiten gewidmet, aber auch hier ist es
immer unr das Paradoxon der Schule , gegen das et
seinen Beweis von dem Alter der Schreibekunst richtet,
deren jLäugnung Wolf selbst, wäre sie ihm nicht blos
Mittel gewesen, sicherlich ganz anders modificirt haben
wQrde. Denn dafs es diesem nur um das späte Asf-
kommen des Bficherschreibens, der sogenanntes
Schriftstellerei galt, sagt er in den Briefen an Heyne
zu wiederholtenmalen ; und wenn Hr. Kr. fragt (S. 186),
was das heifse, ein Dasejn der^Schrift ohne ihren Ge
brauch, so antworten wir ihm mit Heyne selbst (G.G,A.
ItSS. Na 186) ganz einfach : weil die Verbititung des
Gebrauchs von bequemeren Schreibmaterialien , als man
Anfangs kannte, abhing. Dafs ;iher dieser Punkt die
HauptstSrke der Wolfischeu Argumentation ausmacht,
kann niemanden unbekannt seyn, der auch nur einen
Blick in die Prolegg. gethau hat; und wenn ans' den
Briefen an Hejne klar seyn soll, daf^ Wolf dieSchidldie
tiieses Grundes, so wie seiner andern Gründe selbst am
besten g^efilhlt habe (S. 198), so wissen wir nicht, was
Hr. Kr. dort S. 49 gelesen hat. In unserm Exemplar
steht nur, dafs von dieser Bemerkung, so wahr sie anch
seyn möge, nicht alles abhänge, sondern anch nach dsr
Kenntnifs der SchriftzQge selbst zu fragen sey; dfess
wagt aber Wolf selbst an derselben Steile der Zeit nach
Saec. IX. a. Chr. nicht abzusprechen , und wir glaabeo
uns daher noch sehr gelind auszudrücken, wenn wir
Stellen wie S. 178 von dem „guten Pisistratuls, der nAt
Solon die Schrift erfunden haben solle als Bewril«
der höchsten Flüchtigkeit bezeichnen
' Was freilich Hrn. Nitzsch betrifft, so sichert ihn
seine bekannte Gründlichkeit und reiche Gelehrsamkeit
vor dergleichen Vorwürfen, und wir werden später sehn,
wie er in No.' 2. denselben Gegenstand mit Hm. Kr. anf
eine ganz andere und fruchtbarere Art behandelt IwÄ»
um so unangenehmer aber ist es uns aufgefallen, ihn sich
gleich zu Anfang von No. L. ansdr&ckiicb mtt^ den
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Ettt^« aeam Sohriflm filMr Homer. 961
fffb^anis beromsehFagen zu sehen; und meh im
Verlaufe der Untersucliung hat es uns mehrmals be-
(lunken wollen , als ob dergleichen Rücksichten ihn
theils ge|j^ea Wolf ungerecht gemacht , theils dea wahren
^ndponkt der Frage ihm verrückt hütten. Was er z. &
inederhoU (No. 1, p. 0 und p 48) Wolf vorwirft, er
habe zwei Fragen verwechselt, und indem er von seiner
eigentlichen Absicht, die Geschichte des Textes als
Kritiker zu erforschen, auf Vermuthungen über die Eat-
siehung der Gedichte selbst abgeleitet worden, inler^
pokuionis indida^ quae ricissimdines produntt non
aliier quam discrepantiam^ quae originem special^
iur ejus dem sententiae documenta gehalten, bo trifft
doch eigentlich nur die Nachfolger, die sich der ein-
Seinen Andeutung oder Vermuthuog, die Wolf fiber die
isSgliche oder wahrscheinliche Entstehung der Ge*
diehle zum Behvfe der Texteskritik gegeben hatte, be-
mächtigten , um daraus eine Geschiclite der Gedichte
selbst zu construiren, die unter Wolfis eigenen Händen
gewifs nicht so schroff ausgefallen sejn würde. Dafs
Weif den Unterschied zivischen jenen beiden * Arten der
hierpolafion wohl kannte, beweist das, was er zehn
Jhhre vor der Erscheinung der Prolegg. in der Ausg.
der Theogonie p. 54 — 57 gesagt hat; und wenn Hr. N.
p. 6 meint : qui pi opviam vocabuLl potestatein leiiuerUy
interpolationem ab Homericis , qualia Wolfius prima
mformas^erity propealienam putabit^ so wird man fast
a«ch an ihm irre, ob er hier seinen grofsen Gegner
scharf und direct ins Auge gefafst habe. ..ffi igitur^
{Rkapsodi)y^ sagt Woif schon dort, ^^quuin icnn /nuäa
vd , ejusdem i>eL sinulis argumenU aliorum carmina
cmmo drcum/errentj neque unquam aliier nisi con-
okiUiore spirita et dmno quasi impelu correpti versus
Skos effunderent , duhiiare rede licebit , an Ii dem
ßierint ilioruni carininwn custodes salis fidi et reli-
^iosi^** zwar sine fraude (ProJegg. p. UHI), aber doch
ivpntr eine wahre inierpolaiio , selbst nach Nonius De-
Initiftny auf jiei^iohHr.N. slfitst: ^yoperi^ qiiod primus
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M Eiafg« neuere 8clirifliBii IßMt Wm».
mtctor ad suam'^uandatn integritatem excudit^ nc^&s
partes ita interponcre , ut veterem specieui inenlian*
tiir^ Noch mehr pafst clie«je, wenn wir von der deut-
lich ausgesprochenea Ansicht Wolf '8^ (Frolagg. p. 123>
u. p. 185) TOQ eioem wahren Homer als prinms aHMr
ausgehen , a quo filum fahulüe , majorem partmk H
priorum rhapsodiarwn se/iern jam aliqudlenus de-
ducLatn esse — die freilich bei denen, die, eNvig den
Vielhomer urgir^ead, Wolfs Ansicht nur aus dem
l^hiller sehen Epigramm m kennen scheinen , dergestah
in Vergessenbeil gerathen ist, ilafii- Beruhe Tbiendt,
dessen „UrgestaU d^r Odyssee, oder Beweis, dab die
Homerischen Gesänge zu grofsen Partien interpolirt sind,**
im Gfunde ganz das Nänvliclie beliailptet, dieses gera- <
dezu als eine nene Ansicht der Wolfiscllen entgegeiistelU :
(fib. das Zeitalter m. TaterlaB«! des Homer> & 10)v Mb
aher Hr. N., als er Obiges schrieb , aveh- keifte* afoAf^ i
T\ltitinng im Sinne hatte, als die Hn Thiersch ebend*
für den Inbegriff der Wolfischen ansgiebt, „dafs die
Homerischen Gesänge Produete mehrerer gleiohzeitig;er
Sänger Seyen, welche, da ihr Faden historiseb ^ |
leicht in ein Ganzes Teretnigerr Heden sicilfi man MB .
dem, was er hinzusetzt: ^^uatn si Ilms et Odjssea 9 |
singidis varionun poetanifn rhapsodiis coalucrunt^ \
quis uUerpolatiom locus ^ ubi oninia et pariter \>elcra \
et suo usiä imenta erarU?^^ Wäs sagt dagegen Wolf |
selbst? „Dafs die Anordmrng der G^nge, «wel '
' drei ausgenommen, einleuchiende Sparen einei* sl>^
siclitliehen Fortsetzung durch die ursprünglichen ;
Verfasser selbst an sich trage" (Brief an Hecyne S. 2^)» !
und stellt die letzte enlschetd^ilde Frage Ude dahin:
„ist Hom er (der erste ttnd'vorzllgliohste Singer Tip^ |
nischer Sagen) oder sind die Rhapsoden dureh-
poL^p^ ^ oder die Sanimlef, Ordner. DSaskenasten , oder ,
die nachherigen Berichtiger und Kritiken, die vor- j
nehmsten Urheber der Tor uns liegenden grofseo
kunstmäfsigen C6mpositionenf " Hr. Nitaeoh »«Ts dieie
Stelle ganz vergessen haben, sonst häftto er «nmogflkifc
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UDter aadern Einwendiiogea auch diese (p. 46) gegßA
Wolf OMchen könaem , wenn Soloa UDd Pwiilratiis zuerst
diase^fllrattten Rbapsodieo «i Gänsen Terbnoden hfttten,
so sey es möglich , ja consentaneum gewesen , alibi
aliam cannirium coniplexionem et consudsse et deinde
Uleris consigrialam esse. Wolf selbst schciat diesem
Gedaakeii nicht sov San gewesen zu seyn , wenn wir ana
dflo W«ct0B Proiegg. p. CLXXII: Jons iüe PisistnUeus^
si.modo is unus fans fidt^ Sohlnfii Biehea dür*
fen, ond eben danrum nicht die pisistrateische, sondern
die aristarchische Recenbion als Ideal des nenen Kriti-
kers aufgestellt zu haben. „Man hat/' sagt er (an Efejne
h i) ,,liia da in das Biiah hioeiagelemi , ieh anehta
zw €Sompositioa> der hMiariadhan Gesinge einen einnelnen
Mann, einen, der uns Ilias und Odysse aus zerstreu-
ten Bruchstücken geschaffen hätte; ich schien
dazu den JLyluirg, deu So Ion u,s.w. ausgreilen zu
maUon ; dieai verstehe ich. nicht so recht; weifs wenig-
iiena nicht« Mdatdk ich dicaa abendienerliclie, längst
4KMlnchte Meinung könne TerankiTst haben/' Sollte Wolf
die Gabe der Prophezeiung besessen haben? Und wer
sein System ein atomistisches genannt hat, hatte
der wohl Proiegg. p. 134 gelesen? Wir wollen aller-
diDg» Jim. aeioe AüfiiTersländaisse in so fern nicht so
96hr TarfUbein , ala* wir ihn wiederholt darauf anirlick'«
kommen sehen , Wolf bleibe sich nicht gleich , stelle
bald diese bald jene Behauptung auf u. s. w. ; er gesteht
aiaa seibat, daft er gunächst nur yereinzehe Aeufserungen
iaa ,Ailga fun» , andere auf eia andermal Terachiebe»
flUdiiMilil war, waa Wolf wahrhaft wollte, nur ESna»
die Unmöglichkeit, dafs beide Gedichte in dem Um-
iange , in dem wir sie jetzt besitzen, in der Gestalt, in
der ihre Totalität uns jetzt, erscheint , Einer Zeit ut^d
ftaer Und aatapniogea aeyn könnten; das nämliche ^ ,
lana-noch nauüch G. Heraiau (Opuaoc. HL p*80) mit
den kräftigen Worten ausgesprochen hat : Non Tsse '
totam lliadein aut Odysscani imins pocUic opus , ita
exira dubilalionem posUutn essa pulo, ul^ qui seciis
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Hü 4!MW usii«re .S«{urif(ea aber Kmtf.
serUiai^ cum non satis lectitasse ea carmina content
dami^ mit dem wir dann aber freilich noch liioEiiselieB
milsseD: r^qui {fFbIfius) si non satis habuisset mon-
strare. vinm ei quasi adiium patcjacere ad intetiora
et magts recondita^ sed aut perfecisset^ quod ii»-
choaverat^ aut saltem longius pcrse^culas esset j non
eacstitissent , qui vel in dubiiun vocarenl ea , quoruM
causas raUonesque non ei ani assequuti^ ^el male iiu
teUedd viri sumrni sententiä ad perversa abuterenttdr"
Denn den wahren Beweis ist- Wolf adiiildig geblieben;
was Schiller nnd Gegner dafür genoiinneo. haben , sind
nichts als Andeutungen, wie die Erscheinung der „Dis-
krepanzen" sich auf geschichtlichem Wege könne er-
klären lassen, Rechtfertigungen gegen den Vorwurf aus
der Luft gegriffener Hypothesen durch Nacbw^Mug
' alter Schri^teller , die ähnliches ge^plaubl oder yermfr
ifaet; änfsere Ghrtinde, die ihm, wie er selbst (Bma
Heyne S. 16) sagt, als populär Ür die meisten Lasar
und den ersten Schritt am zuträglichsten schienen, ohne
der Sache iiachtheilifif zu sejn, um die < r aber selbst
bekannte, dafs sich zur Noth herumkomm ea lasse, so-
bald die Innern die Prüfung nicht aushieltea: Auf-
gaben, wie es ebend. S. 17 hei&t, die ganz unab-
hängig von Rhapsodensitte nnd OeschtclUI
der Bucherschreibung behandelt sejn woUes*
Von diesen Aufgaben ist nun ^ber in beiden Abhandlun-
gen des Hrn. N. noch nicht die Rede, indem die erste
nur die Wolfische Ansicht von der Rhapsodik^ die zweite
die Folgerungen, die er zn' deren Gunstaa aus der Ge-
schichte der Bflcherschreibung zu, ziehen gesacbt hitf
zu widerlegen beabsichtigt; und obschon wir dahei Mi*
«ern Lesern nicht bergen können, dafs der (^ifijosihit
Inhalt der Prolegonienen hier durch die Gelehrsamkeil
und den kritischen Scharfsinn des Verfassers einen tödt-
liehen Stöfs erlitten hat, so halten wir doch Wolf seUtfi
dadurch noch keineswegs in dem Grade, für jßessbhfai*
Dab uns Hr. N, mit seiner der Wolfischen gerade si^
. j ^ d by Googl
90*
gegeng esetsleii Amiolli Aber die Biitstehaiig der Ge*
dichte selbst schon hier bekannt gemacht hat, können
wir nur loben, da seine Kritik nur «ladurch den oben
^efodertea positiven Charakter aaaehmeii konnte; dafs
es aber zu deren Begründung noch ganz anderer Streit-
krifte ab der hier eatwickeiten bedarf, erteimt er selbst
mn , iodem er ausdrOokli«^ Dor Praeparationes und Me»
lete.maLa giebt; und in so fern werden wir uns auch in
der jetzt folgenden Relation vorzugsweise auf die nega*
tlTeo Resultate beschränken.
Von dem, was der Titel besagt, enthält daher No.l
anoh niciits, als eine Betichtiguiig des BegnSb nöd der
Vorstetlnngea tod Interpohtiiui oder ylehnehr von Dias*
keuase der homerischett Gedichte, die durch Wolf herr*
sehend geworden siiid. Bekanntlich hatte dieser seine
Ansicht von ursprCnglicli vereinzelter Entstehung und
Verbreitung der homerischen Rhapsodien namentlich
dnrch die SKengnisse Cicero s XOrat. III , 34) , Pansaniss
(VIL M), Aeüan's (Var. Hist XUL 14) geschichtlich
fta begründen gesucht und diesem gemSfs das Verdienst
der ersten Sammlung Pisistratus beigelegt, von dessen
Sohne Hipparchus auch der Dialog trr. cfjL^oxegSovg
das ähnliche berichtet, mit dem Znsatze , dafs er die
Ahapsoden g^wongen habe, an den Panathenäen, ig
inoXit^mQ i(pe^rig a'AtA SiUva^^ m^mg mI vviß Ixi
o99< ftiHQvüi , damit aber die Nachricht des Diogenes
Laert. I,-37, dafs Selon t« Tf 'O^ri^uv vnoßoXiji
ydy^acj^e ftaxj/cpSelG^ai ^ oiov o%ov 6 tt^wto^ iXiq^sv ^
ixETbsv dgx^sa'^at tov iy^ofXEvov ^ dergestalt aussöhnt,
dnfii er diesem die künstlerische Anordnung , den Pisi-
stmtidcB .die sduriitiiche Aufseichnung und MSentliehc
Bekamitmehung als Gänsen saschreibt Dagegen be-
wttt sich Hr. Nlt»ch darsnthnn, dafs man die Begriffe
der spätem Rhapsodie auf die altern Zeiten übergetra-
gen, dafs, was Pisistratu*« gethan, sich auf Athen's Be-
darf und seine politischen Zwecke beschränkt habe, und
(hA beides bereits das Vorhanden*» und Bekaantssy«
9m
beider Gedioble tb Gtnser rmviBefse. Shi «lieseaiBfti»
erinnert er zuerst, wie die alten Schriftsteller, wenn sie
auch bisweilen einzelne Theile derselben mit besondern
Namen bezeichnen, doch eben 8o häutig dieselbe ab
Ganze citiitto:, und nie «Ich veo jenen einzelnen des N»»
met» Rbnpeodie Mienen^ der mprttnglioh nur die -
Arl dee Vontmg'ei heaeiofane (§.3), geht dann aaf die
RhapMden selbst Uber , die er nach Pausan. IX. 30. 2.
den epischeo Citliaröden (Terparider u. s. w. vergl. Plat
de Musiea c. 3 u. 5) eotge^eii^etzt und rücksichtlich
des. Namens sich für die Etymologie von pdßSog eat-
•oheidet (§• 4.), und weist darauf hin, wie diese kd-
nee Wege einem Phenrioe oder Deinedpkoe gleidt hei Pdr
▼atbelestiguDgen^ sondern bei dffenttioiien Peelen aaf«
traten, wo einer den andern ablösen konnte: räumt zwar
ein, dais sie nicht immer möchten ein ganzes Gedicht
recitirt haben, macht aber aufmerksam, dafs Vortragea
eioneiner Stücke doch wohl nur bef solchen Zuhören
mögliob ifeweaen eey,. die die SteUe, die jene iA Gaa«
nen einoihmeQ , schon gekannt^ hätten und legi
die UnWahrscheinlichkeit dar, dafs die Rhapsoden erst
auf Pisistratus hätten warten müssen, um so nahe lie-
gencie V ortheiie, wie die medilatio de scriplo (eine
reciiatio^ verwirft er gleichfalle) zu findan, nmnal da
Cynäthus^ von Cliios W(»i3ro( 4v X^payonow^* 4p*
SeboL Ftndar. Neni« II. 1) fast gleichseitig und gwa
• unabhängig von jenem erscheine (§. 6). Pisistratus
Thätigkeii beschränkt er daher darauf, «reordnete Welt-
kämpfe der Rhapsoden an den Panatheuäen , vidieicht
tiberhaa^ erst die BekanntschaÜ mit den hooieritchea
^ &edleiilen in Atüka eingefttiirt^ nnd die Rha|»odea.«fi
einen beatimmtan Tfüct gelHindt« an haiwn, mmenrtBek
auch um das Lob Athens zu verewigen, womit er diese
Gedieiite, die zunächst nur seine Ahnherren, die Ne-
hden, verlifirrlichten « auch seinen Unterthanen auge-
nehm Ml machen Jgeancht tiabe, freilioh dine daraa
. ^ d by Google
fiioige neuere Schriften «Ime Honier. 1181
jene herabzusetzen ; vergl. Iliaci. II. 655 : Niarfsp oloQ
ift^ei^ M, T. X. RuckmchtJtch dieser Interpolation eritf-
wrt er ao die beloiniilen Sireitigkeiten deir Alheaer mil
Mtofaim mm Saisnie n. a w., aad aucht zugleich 'den
Ausdrack ii, v'jzoßoXriQ bei Diog-enes ^rachgeinärser
dahin zu deuten (p. 30): ^,sub ornaUun rhapsodis re-
dtalionetn sü^e iia nexam ut eaAiberenl^ quod reci"
iare jussi mnt" aa jed#eh) <laft er dieee» aoweU ak
die aof eblteh» Filaelniiig ran liiad. IL S67 u. wie
"mies andere, nur irrig auf Solon von Pisistratus über-
getiagen glanbt (§. T — 10). Theilweise will er die§
itbNgeaa aelbat nur als- Uj'pothioaa batisacklet wissen;
j^nkiUir igitur^* sagt er 4Af ^auanium Ueiium pu-
tmrit^ ea probabiliiate ^ qua Momeri Mrmina
sislraii Hipparchii^e jussu e prohaüssimi cujusque
rhapsodi et pei scripta et ceteris deinde excipienda
ßusse stuikserit; modo ne turn prirnuin liier is con-
Signatar credal etc.;^* nur eine so wesentliche Epoche
10 der Gesehichle' dee komerilMdien Textes will er nicht
ia Pisistratas erblicken, keinen Diaskeaasten, in so*
fern nämlich dieses Wort einen Constituenten desselben
oiid nicht vielmehr , wie jedoch schon Heinrich {de
äiasa Homer, Kilon. 1801) dargethan habe, einen Coiw
MnpsffiM iMBeiohtten solle (§11)« £r erinnert daran,
Me' iiir^end^ toh einer «rtkemschen BAiapsodensehnle di#
Rsde $ey ( §. 12), uud bemerkt, dafs sich kein Grund
^^tdecken iasse , warum Pisistratus nicht auch die Cy-
khkeranlgenomiiieii hätte ^ woin niehtliias und Odjrasee
stillen nMf' Hmh als eigene Gtansen da gewesen wänen
(§.lS)»'efst*nt der Art nnd Weise, wie din Rhapeew
den an den Panathenäen und ähnlichen Festen um die
Wette recitirt hätten, nämlich nicht alle das gleiche,
sondern jeder ein anderes Stiick^ um den Zuhörern zu««
gMeU das InteresM des WetMreits und cIob Gmnb de»
ganzen Gedichtes zu verschaffen, sej die-lVennttng in
dnzeine Theite und mit der Etymologie von pd-\^ai rä
itti^ die 8a^e entstanden , «die Aelian s und Fausaoias
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t§S £ini§e ii«o«re Schriften ük^sr Hornel^
Nachrichten zu Grunde liege (§. 14 und 15). Dies ist
der Gang der Untersuchung, y^quam qiii accurcUius
persequutur^' mg% er S. 12, nihil magis inteiiiget^ *
quam quicquid unquam im Homericis sit nos^atumj
Id ad redtationis uswn pertinere debuisse ideoque
nemini probabiüus tribui quam ipsis rfuipsadis!* Deon
ilafs Hr. N. weit entfernt ist, vielfältige Neuerungen uud
Verderbnisse der homer. Gedichte zu iäugnen , geht
schon aus detu Obigen hervor; nur scheint er dieselben
weder far so äusgedehnt , noch für so Terschiedeo TM ^
den InlerpolatHHien anderer SofarifttteUer »i halten ^ dab
Mm, um sie w erklSven, m mner eigen thümlichen Eni-
slehiMii^siirt seine Zuflucht nehmen mfifste. Neutra
Wolfil senlentia heifst es No. 2, p. 148 fg., y^ulUs
yeteruni tcsUtnoniis susUiictur ^ non modo eUy qua e
minoribus carminibus major a coniposiia finxU^ sed
ne altqra quidem^ si Jäadetn et Odjrsseam sensim
in ampUorem. ambium productas esse interdum pa^
suit; quidqfutd testimonii repetiri polest inier po^
latio n e m latitum arguitr Der Beseitigung des Haupt-
grundes, den seine Gegner aus der späten Verbreitung
der Schreibekunst för eine eigenthümliche Entstehungsart
jener Gedicble heroelmieii, hat nun Hr. N. die Schriüt
N4I. 2 gewidmet, von der wir jedoch nnsero Lesern im
Voraas beamken mflssen, dafs ihre einzefaien Theüe ui
verschiedenen Jahren als akademische Programme ent-
standen sind und daher um so weniger das Gepräge
eines einzigen Gusses tragen, als der Verf. selbst be*
kennt, seine Ansichten unter der Arbeit erweitert, smi-
düeirt, und wir setseo hioza, m klarerem Bewulklaegni
gebracht zti haben, welches letalere aanenllioh auch.i«^
Style ersichtlich ist, der, in No. 1 und den ersten Pe-*
rag^raphen von No, 2 nur zu häufig im hohen Grade
dunkel und verworren, gegen das £nde sich zusehends
bessert und erhellt.
' Dar erste Abschnitt Sect» I — X. führt aaerst naber
sns^ was bereits in No. 1 , p. 2ft beitttifig angedeiilel
. j ^ d by Google
Einige neuere Schriften ul>«r H»wier> i8i
war, dals eine me^iiatio de scripio sich aaeh den fit«>
leni Bhapiodeo tochwerlioh abqpreelMi iMse. Er be*
gröMiet deii vm Wolf ^asKch Terkaniiieii Unlaraeliiefl
Ewischen einer solchen Schreibekunst, die schriftliche
Verbreitung, und einer solchen, die nur Un terstfitzung
des Gedächtnisses bezwecke, und erkennt Weife Re-^
aBMite tm rikskai^Atlich der eratern ab riebtig mt^ wüt*
read er ea Ar oDbeatreitbar hilt, 4afe Ae Rhapaedeai
aad andere ältere Sänger das, was sie mundlich vor-
trugen, gleichwolil vorher aufgeschrieben gehabt und
de scripio eingelernt hätten; waa er bei dieser Gele-"
genheit über ht^aanaXia vttd diMmtaXoq im Allge«
aMiaeo aagt , wird aich mgetheiltea BcpMIla erAam
dttifeti, nämentltcb aach wenn er nna ava dem SehuN
meister Tyrtäus einen Lehrer von Sängerchdren macht,
was wohl nur einmal ausgesprochen zu seyn braucht^
am nie mehr angezweifelt zw werden. Aehnliche Idees
fiaden wir auch bei Hrn. Krewaer, wenn er 8. 196 engt«
„ferner acheiwt man aioli Torznatellen ; ala ob Selon aeine
Gesetze nicht zuerst für sich überdacht und aufgeschrien
ben, sondern so ohne weiteres auf den Stein oder das
Holz eingemeifselt oder dem Steinhauer in den Meilbai
dictirt habe; wie könnten aonal fthnüehe Behaaptangwn
flMI finden, dafa man zoeral in Stein geaobrieben l**
und Hr. N. erkennt S. 19 fgg. aehr dankbar dleio Vor-
arbeit und die Erleichterung an , mit w^elcher sie ihn
mea Theils seiner Forschungen und Beweise ttberheboi
wenn er aber nichla dealo weniger hinznaetsl; ^^Al qum
probandi yifn haberent^ miacie depr^hmdeham et qua»
truenda ex iis , qiiae nihil v alcrenl ; oinnino rarum
progressum et aetates parnm disliticLas ^' iit scripta"
rum et non scriptarurn legum et äteraturae rebus
p^Aticis 'adhibÜae; desidßrabam priarem judicaiiom
p/iAaiionem iestium ^ poiiusj quam eum ßdmm
iisäem scriploribus nunc dari nunc levi arbitrio de^
T'ogari exprobrantem audirem^ i^el sie quid ipse se^
queretUTy non salis habebain dicerCy so k<kin«i war
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9pi Bjpjgy ttnnw MyriMtM fily Hemer.
dies nur in vollem Mafse unterschreiben uüd bestätigen.
Weder Talent noch ausgedehnte Belesenheit wird Hr.
Nitzsch eben so wenig ais wir Hrn. lir. absprechen;
«eno er ihm aber Mangel an Kritik vorwirft, so itft ciiep
nur dia ^eriag«0r Tfaeii de» g^io^Uclieii flangiets an
seincliclilcbem TaM , geläateriam WahvlieitsgeAUa aad
bemineRer 8(reD|fe gegen ^ich «elbst, an der uns das
ganze Werk zu leiden scheint. „ Cum Kreitsero sagt
Hr. N. S. 3d, ^yhaec mihi iniercedet ratio ^ ut post"
' quam potuisse Graecos m^mre lUeris uli.mb ilia
aemonsiriUum esi^ ego num s^olmrint quaer€m^ iwd
aa ist daa gaasee. Bttdi eina H^nfiuag von MöglicdMiaB,
M denen« mehr dai^aaf geaeha ao sejn «cheiftt, dala der
Verstand nichts an sich Widersinniges finde uncl jede *
Behauptung ein Citat, gleichviel ob alt oder neu, gut
oder schiecht, für isich habe, ate fMi^ die \l^f^l^\uka^
der Angaben oder Thatsachen unt^ sich vnd mit andern
flie aar Ge^vi fabeU pder Wabrac4i<eioli<cbk'eU ei^
ftebaa». Haft vi« liier, im ea sleii im wr -um Hemer
handelt, keinen detaiillrten Bericht über das Buch ids
solches erstatten kuiinen , möge eine einfache Inhaltsan-
zeige dieser „ersten Vorfrage" eotscbMldigeu ; 1. Biicli»
fitabenschiift bei den Ägyptern S. 15; II. bei d^n Her
Imierii 8. 60$ bei 4en Fia^oikero & iV. Badb-
«iabeaaahrift dar MeUeaan & Ulft ; V. der Allan Sagen ,
Thaieachea und Meinungen iH>er das Alter ihrer Bach-
stabens('hrift S. 121; VI. Einige vorsolonische Denk--
mäler S. lüO; VII. Schriftgebrauch im Staatsleben der
AUea S.169; VIII. Schlufsfolgea £u^l5; %voran sktk
dann erst noch zwei Abschnitte ; ,,aas ivelcheo Gründl
iMt Wolf die edirifl hei Hoaneroa {;eläiig«el?'* «ttd
^Widerlegung'' reiften, aad anieiat S. 213 -—326 die
reichhaltigen Anmerkungen und Belege folgen. Diese
enthalten manchen schätzbaren Stoff, auch längere Eic*
carse, wie z. B. gleich vorn, über den Wechsel verkehr
zwischen Hellenen und Barbaren In den veiaehied«nea
Kaitett» nach über die relativ -^päle Bektaniacihaft vmi
. j ^ d by Google
f Einige neil«fe hchrüten über lldiiier. tlOi
den Aegjp lern ; vergleichen wir aber die Hj'perkritik,
die in dieser üiivaciiit im ersten AJbschoUite herrscht^
■Mi den Hji^otheseo der foigendM» so kimien wir iMtr,
wie kiralioh bei H. PItfs Vor- mmI Ufg«8cliiolite der
HcUenen, parodtreMdl »«Mifieit : ,,Hiit datf kalte Fieber
der Aeg^yptonianie uns verlassen, fällt in der Phö-
nikoinanie ^ar uns ein hitziges an!'* Uod doch macht
Ujc. f i^ifs die Miu^oicier nur zu ausschliefslichen Sittigera
der eicheiesseoden iri^i^d^teaarUgen Peiaager^ Hrn«
Ibr« aber eied die Peh^ger eelfaat eaemt imd amdeie «
gleich den CkaMiere, Sj^rero, Arahera, Aethtepern
und was alles sonst noch , Phftnicier , oder viehndhr die
Phönicier Pelasjerer = üfAajioe (S. bki — 87), so wie
denn Phönicien selbst ein sehr junger Name und da»
. Iiaad von Tjrus (Zor , 8or), viehnehr sonnenklar Sy-
riea oder mil dem Airtikd Aisyrien isft (6* Oo<leBe-
iel Pbeideieeh: Beth^dieaai, das Hau» dea Herm
(a 90); Arkadien und BMs gMchfells (8. »1);
Boiotien, wo Kadinos sicli ansiedelte, nichts anders
als Syrien in hellenischer Mundart, das Land Thor,
syrisch Sor, das frucbibfire Ochseniand bezeichnend
(& W) «mI doeh vA, lUeser NapM.erst entstaaden.« nach-«
dem .Kiid«iier des ftoliadien BMern iiaittea weiclMn
nuAaeaii (Thee. L 1S){ Ree. iat weil eidfcrnt, Kadmae!
und seiner Colouie phöniclschen Ursprung zu läugaen;
eben so fest aber glaubt er auch ^ dais die dem Herakli-
denzuge vorhergehenden Umwälevngen, die gerade (ien
Kadtneersteiii so euleehiedeii iwie wentge vertilgten^ alle
Folgeim Agen 9 die mae jms dieear Tereinaellen Anale*
deliiig Ar die Cultiif Griedbeelande in der Beifemt.
ableNeir k5nnie , eben "ao aiHslich medien , als wen»
mau aus den Niederlassuogea der Araber inj Spanien
Schlüsse auf den geistigen Zustand dieses Landes im
lOten Jahrh. machen wollte. Hrn. Kr. freilich müssen
afimmtliche Pelasger dem obigen Satze zu Folge im nr-
aprilaf liehen Beaitze der Biichdtabenachrift gewesen aeyn,
die oQA die PMkiicier ftber die ganze Erde verbreite!
I
i^^S £iaige neuere Scbrilteo iber Homer.
haben . und er beklagt den Verlust der hellenisch - phö-.
nikischea SchriftsteUer ane deoea eich yiellei<^
Vieiee nachweisen Hefte, wogegen die Rvhmredigkeit
der Aegypter Terslummen mufste. Denn Aegypten stellt
bei Hrn. Kr. in grofser Ungnade, und obschon er auch
ihm „Aithiopen Araber oder nach Andern die
•püerea Juden oder, was gleichbedeutend ist, Phelniker*'
(& tt) an Urbildnern (8. 84) giebt, eo btk er ee doih
für lächerlich (8.41), dafe Aegypten, der 8itt eiaer
geheimen Priesterschaft , aufser seiner Bilderschrift in
Hieroglyphen noch eine Volksschrift besessen habe, ver-
wirft Herodote Zeagnifs, der dieser nur mit einem eia«^
,nif en Worte erwihne, und glaubt (8. 18), daft wir
▼OD der letsteru , der Volkeachrift nämlich , ao tief «h
Nichts wisseil, wobei er hofft, dafs es ihm erlaubt seya
M-erde (S, 16), die Bemühungen eines ChampoIIion,
Young, Seyffarth, Spohn H.A. zu übergehen. Ref.
iat hier nicht auf seinem Felde nod bekennl offen , dato
«r aUerdioga von diesisr 8dhrift ao viel ata Nichta weMb,
dafs aber Hr. Kr., der darüber zu schreiben, ja abzn-
urtheilen unternimmt, noch weniger als er davon weifs,
dünkt ihm doch so stark, dafa er wenigsteos mit zwei
Worten darauf aufmerkaam machen will, wie aewohl Cham-
poIIion alaSejANTth, trots der abnatigen diaaielraleo-Vaa-
achiedenheit ihrer Anaiehten, ni^ mr in den Hiera*
glyphen gleichfalls Buchstabenschrift , sondern auch in
der s. g. Volksschrift, man mag nun diese aus jener, oder
jene aus dieser entstanden glauben, immer beide dieselben
Grundsfige wie in jener erUidLcn (6. Sejffmfik kreris
defensio p. 14 fgg.; Koaegarlen in Wiener* Jahabk)«
des grofsen Irrthumes zu geschweigen , da& ägyptisdw
Volksschrift uns noch immer so gut wie voUig uaba-
kanuft aey.,
(Der B^$chtu/9 folgt. J
!
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fi\ 6& HEIDfiLB. JAHRB: n. UTKRATUB. 188L
Einige neuere Sehr ift-en über Homer.
' ' (B€$€klufi,)
Nach diesen Proben glaubt übrigens auch Ref.
•dibst, was die Griechen betrifit, nicht weiliäutüg aus
Hra, Kr. referiren zu müsaeo« Ohnehin kano er sich
«iohi vorstellen , dafa dieaet eelbtt alle die ainzeloen Bei*
«ipiele^lftr Sehraibekunal aeit der üUeslen Zeil^ von Aktie
«fem I1«liaden ji», der ale schon vor der deakaltooischen
Fluth nach Aeg^ten gebracht habe (Diodor. V. 57),
.wie sie hier aus den verschiedensten Schriftstellern in
'^ronologischer Ordnung in Reihe und Glied sub No.
li^JLl- aufgeführt siiidi fOyr-^-f^eschichllich wahr halte';
l^lier aiidi.der eierii^e verottp(t%e Grimd, den er dabei
liflben kopote, oäoilioh zu beweisen , daf^den Griechen
des fünften und vierten Jahrh. a. Chr. die Schreibekunst
bereite so alt schien , daCs sie unmöglich erst zu Anfang
des sechsten könne erfunden worden seyn, fällt weg,
nachdem wir dargethan hab^n , dafs der Gedanke au
•l^^li^ als Sohrifterfiader wenigstens in Wolf 's Seele nie
<g!eknnwMi ist; und selbst jm dem , was bereits dem
gesohiohtlichen Zeitalter angcdiort, wie Uber den Schrift-
^ebrauoh im Staatsleben der Alten, ist vieles zu übereilt
nnd cupidius geschrieben, als dafs wir es unbedingt
juit^pfehlen könnten. Wenn z. B. Hr. Kr. S. ilZ das Alter
iim AliU|se|l als Beweis für das Alier der Schreibekunst
imtQlirt^ anscheint er nie gesehen oder gelesen zu Ijiaben^
defs die ältesten MünKen, namentlich die Schildkröten
von Aegina, mitunter auch ohne alle Schriftpräge vor-
kommen (Muller Aegin et. p. 95), zu gescliwei <;eri , dafs
die Schriftpräge fast nie, wie er meint, wie bei uns eine
Bestimmung des Warthes enthält; dafs die Gesetzge-
imnf Dral^'s durch die Geldverlegenheit des Volkes
▼enudsGit wnrden, steht nirgends geschrieben; und eine
. JtXlV. Jfthrg. 10. Heft, 63
994 Einige neuere Schriften über Homer.
Zusaiuineo»*teUung, wie die Münzen eines Theseus, die
Damaretia des Gelon und die Falschmünzerei des Poly« ,
. kratea" ist den historischen Kritiker doch ein wenige
EU viel zogemiithet; dafs alle Erwähonng von Gold iiiid
Silber, von Talenten «nd Halbtalenten Homer aif
gemünztes Geld gehen soll , fiel uns erst dann nicht
mehr auf, alg wir S. 188 ft>. lasen, dafs alle Stelleo
Homers, wo man bisher y^dcpetv durch ritzen fiber-^
Setzte, Metaphern iron der Schreibeknnst hergenommen
Seyen; ,,nnd es beschrieh das Geschofe die obenis
Haut" wiebet uns: „eineni etwas anf denlBuctelsohfri«
ben^ und dergl. Einen merkwürdigen Centl^st bildet
es, S. 167 Pausanias , weil Hr. Kr. ihn braucht, als
„einen eben so grofsen Schrift- als Kunstkt^aiier"
rfihmt zu 'sehen , während S. 19& der „schon einer spä^
lern Zeit angehörige, aUfch wegen seiner Genauigkeit
und Wahrheitsliebe nicht 'beffihmtie'' Ephorus verwofftll
wird, well sein Zengnifil hei Strab. VI. MV voti tu»
leukus als erstem schriftlichen Gesetzgeber Hrn. Kr. stark
ül die Queere kommt, der nun schlechterdings auch bei
Lykurg und wohl gar schon bei Minos u.s. w. geschriebae
Oesetze haben will. Hr. Nitzsch hat auch hierin «wi-
schen Wolf und Kreuser einen giAekMohen und beeoi>*
neuen Mittelweg eingeschlagen , dcSsen- BntwiefteiaBf
Sect. IX — seines Buchs gewidmet sind. „Triü
maxlme sagt er p. 35, H'oljius ptrperam posuisse
ifidelur : prirnwn quod poetarum scriptionem legum
scripLarum antiqiätaie aesUmavit; deinde quoäs^f^
tos leges ipsas male interpreiatus' est negmjti^ue
liquas vitae uüiiiatesn qtabus Hietäturam hhge prtuf
aahibitnm esse negare nah potiiit ; — d^mtfue cpufi^
minus verum viderct , UUid maxime offecU , (juod
■ nescio quo errore didnscaliae uswn opposidt scn/^
iionir Der letzte Punkt bezieht sich insbesondere auf
den Ausweg, dafs man bei dem Mangel ^chrrflllehMr
Clesetzgebiing mllndKche Portpflanzung und V^irb^MMf'
deneiben durch Gesang annehmen zu mOsMi gMihlu;
Hr* N« macht wiederholt darauf aufinerksam, wie eine
. Kj i^ .d by Googl
Einige neacre Subrifteu üImt ll«JB«r»
solche StdacrxaXia 8elb8l, Qhoe schiifiliohd Anhalts-«
p«iikte oichl zu d^ok^o aej; wei^t aber dabei aucllihrHch
ttDfi gelehrt nach , daf» aater dem., waa a. & Terpander
«ad Thaletas aaf dieae Wabe Sparta compaairt and
Ipelehrt haben •allen , g-ar keine Gesetze, sondern Lieder
zu gotiesdienstlichem und anderem Gebrauche, auch
blo8 musikalisch -rhythmischfi \V< isen (voiioi) eu ver-*
atabea wären. Vallstäadi^e schriftliche Geeets^gebHngell
aeyan aofitreitig apiteren Uvsi^rvoga; dagegen atreita
mobto gegea die httchele oothweadige Amakme, daAi
etaaelae VelfcabeaehUtoae , Vertrfige und dergl. achon
frihe schrifdich aufg^ezeichnet Warden ; was Hr. N. bei
dieser Gelegenheit p. 52 — 62 über die Rhetren Ly-
kurgs, ihre Entstehung und Bedeutung sagt, stimmt im
Wesentlichen so sehr mit dem, waa Ref. in seinem Lebrb«
d* griecii. StaatsaHerth. 2ft nur kura andevtea koaaie ,
ftberein, dafa er aeina lebhafte Freude darflber hier
nidht neterdrileken kann. Deinde^ sagt Hr. N. , pri*
vatus rci usus^ puhliciun , ni fallor^ adeo praeter*
terato was er bereits S. 29 bestimmter so ausgedrückt
hatte: f^Fecle nuhi contendere videor, Graecos prius
Sacra sacrorumque ut iia dicam apparaüun^ i/uam
rerum publicarum et dvilium rationes accuratius dU
siinm99e uherhisgue instruxisse; iia ut sacrorum poe^
tarunujuc usibiis viulto ante Hieras Jrequentaruii ^
quam vid publica monumeiiLa uberiora conderentj vel
muneribus civilibus reliquisque vUae uUlUaUbus Ute*
raUdra^ imäium adklberentr Da inawiaohen alles diesea
aar ia aafara Kraft haben kann, als dte iron Watf ge-»
Magnete Möglichkeit genügenden Schrelbmateriala vor
der Einführung des Nilp^piers nachgewiesen wird, so
hat Hr. N» dieser Frage Sect, XV II — XXL g-ewid-
niet. Bereits Hr. Kr. hat S. 197 die Aufmerksamkeit
anfs Neue auf dte von Wolf höchst einseitig mifsbrauchte
Steile Herod. V. 58 hingeleitet, aas deren richtiger In«
terprvlatlon die frOhe Verbreitung der Schrifl auf Feile
{iifp^i^ai) ulizweifelhaft hervorgeht; ebendaselbet be«
reits ^ut au die Sk^Ui^ Ußf i^akidäineiliar ^rij^qeirt und .
996 Einige neuere $cliriften über Homer.
p. 312 — 314 mit seiner gewohuten Beleseniieit Slellea
der AUeQ über ntvdxtov, aeWg, Selrov ^ aavig^ ntt-
j(al EusainmengestelU, beide freilich wieder iingrüm^
lieh, dafk die Hälfte der Stellen Über ntvdietov bei Lichte
betrachtet auf Gemälde geht, und Redensarten, wie
Si%Tv^OL veaviai u. s. w. bei Euripidt;s U.A., wie oben
j^dxpBiv bei Hoiner, von Blättern hergenommen sej^o
sollen ! Dies alles bat nun Hr. N. weiter begrdodet, tÜA
. obschon wir nas voo nianchem Einzelnen, s. B. wenn er
S. 76 nach SthoL Pindar. Olymp. VI, l iG auch nXarela^
axvTdXag , tabeUas ligneas , annimmt , oder S. 85 fgg.
gegen Creuzer's histor. Kunst S. 16 die Entstehiiog der
ersten prosaischen Werke aus reiner Uebertragang der
titern Dichter läugnet ^) — noch dicht ganz ftberzeages
kdnnen, so halten wir doch tlie schHefriiche Modifea*
tion, die er S. 95 fg. der Woißschen Ansicht giebt:
„TVbn scriptorum librorum^ sed intl^o lectorum, sed
edUorum, dimlgatOitim , in bibliotheoas congestorum
isia prima est aetas — * ^ mtehac Pias qvidquam
fiwrät lihrorum^ nisi quod äut commerUanmuSf out
ediscentihus aut praelegentibus iisui esset*^ — um so
*) Vgl. imilieaondere |h 90: Logogrig^kunn ne natam gfUdm tm
out«» quam mmma fabularum discrepaniia et efltel et paraiä le*
gmdi opportunitate faeile innotetceret — primos aeriptores neuti-
guam m /a6ultc «oiir kaeeisse neque poetarum vestigta ut plun-
mum pressUse; sed quum fabuiUu ah historia iestatiorß pttrum
duereUt» kabereatf kanm 9S wrktaU et diverntaU perpetum
^uoddam fuat9U$89 et amcinnum;' nom- mhim atifm pemtwMA«'
attigisM i . in wmmtmm denigne regimmm magU H foppmü ^
crimine uBOi eue quam remm gCBtarum, plßurUmmfH^ profeeim
€ populorum tpsorum memoria f nmmmentis et sermonibus trodita.
Das letztere steht inzwiscTien, lammt dem Citate Dionys. Hai*
de Thucjd. c. 5, schon bei Crenzer aelbst auf der folgendes
Seife; find das Factum der Uebertragnngen (Strab. I. p. 18|
Clein. Alex. Stromatt. VI. p. 629. A.) lafst sich doch aiebl
we^lfitif^nen ; später noch gab Agatharcliides 7. Knidlis dieLTde
des Aiitimachus in Prosa wieder (Phot. Eibl. c. 213) der
£öeii.von SosikratcN titui des Herolnenkatalog^ TOB Niclnctof)
(b Niisadi «elbat p. 11S> «i geachweigon.
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Eiaigfi neuere Schriften Aber Hom^.
mehr für begrfliidet, als sie, wie Hr. N, S« 9B fg.. zelglj
mit der £ots4ehungsarl der Prosa , io der Wolf ein so
groAHBS Argumenl fand, nichl minder trefflich harmoniri
Hierauf geht nun Hr.N. zu dem Hauptzwecke seiner
Untersuchung über : „ (U I/omefn carinina , jam utile
Pisistratuin inte^ra inultis Graeciae locis celebrala
.esse aul pen^incam aul probabile faciam'' (p. 103),
4er der Rest des Buches gewidmet ist. Ueber Pisistratus
selbst war allehrdings scfaim io der vorhergehenden Schrift
■iisflihrlich gelMBdelt, und hierzu |;iebt er daher nur
zu Ende dieser Sect XXV III — XXX. einige nähere
Ausführungen und Zusätze, um es wiederholt zu be-
:gründen, dafs, was Pisistratus für Homer gethan, sich
auf Athen beschränkt habe, und aus keinem andern Ge>
sichtsptincte , als dessen übrige literarische Verdienste
um die Mineryonstadt au betrachten sey (p. 15T); ^^quod
PausaniaSj^ setzt er p. 167 hinzu, ^^quod Cicero eun"
dem pi iimim Homeri libros^ antea confusos^ sie dis*
posuisse s er i bunt , ul nunc leganius , iis profecto nihil
aliud subesL nisi hoc, rhapsodos neque omnes tota
(deinceps carmina esse persequutos neque^ integris
Semper exemplis Juisse itistructos^ und erblickt daher
«hier nur eine „ ex copia citius qumn ex inopia " ent-
standene Textesreceiüsion , die nur dem sonstigen G!anze
ihres Urhebers ihre Berühmtheit vor andern ähnlichen
verdanke. Ehe er aber auf dieseu 8chlu(ispunkt zurück-
kommt, giebt er Sect. XXII — XXVII. eine SkiKze der
früheren Schicksale der homerischen Poesie, die wir
ihrer episödischen Kürze ungeachtet als einen wesentr
' liehen Theil des Buchs der Aufmerksamkeit unserer
Leser namentlich empfehlen, wenn sie auch nicht durch-
gängig den Ansichteti des Verfs. sollten beitreten können.
£r geht von der Pflege aus, die die homerische Poesie
schon frühe, nicht etwa blos in Chios, sondern auch na
. vielen andern Orten genolk, betrachtet die einzelnen
Städte, die sich Geburtsorte des Dichters zu seyn rühm-
ten, in dieser Rücksicht, und leitet jene Sage nament«
lieh von den Grabmäleru her , die von Homer wie von
m
H«Bioil (p. 110) an mehreren Drteft gettmjgir ^«itle»
(p. 12T). Doch will er darin noch nicht mit Wdckct
(in Jahn s Jahrbb. IX. 2. S. 138 %.) Zeichen von Dich-
terschukn erkennen, die er überhaupt alierwärts aufs
entechiedeosle bestreitet; er maeht vielmehr aafinerksam
(8. 108), wie ^^aKaewbesy ijuae ipsi patriae hi^ri
v'olthant^ nnUos nisi ipsum poeias habaenmiy aliae^
quae poelas a emulos gemierunt^ ewn sibi cii^em nun^
ijuani arroganmt^^ und g^laubt (S. 101), dafs erst
ziemlich spät Homerts Name auch auf afmterit Gedicht«
als tlias und Odysaee öberlragpea worden ^eey$ mirNaeli^
ahmangen lfeiMr% erhficki er in d«n cyprisahe* wd
andern cyklischen Gedichten, nimmt aber daraus zugleich
einen Hauptbeweis her, dafe jene beiden Werke sehen
frühe als Ganse i)estanden haben m&sseii {8. III %.),
wogegen die eineeloen Vereefciedenheitmi iler homcri^
eehen und cjFklischen Poesie »o wenige «i^rmögen , dds
"Vielmehr auch gerade sie ihm die'frUhe Vollendung jener
2u bestätigen scheinen, die sonst von den umgestaltenden
Einflüssen der cyklischen Periode nicht frei geblieliea
«eyn würde (8. 153). Dafls Hr. Nitesch demiUM^ dea
Rhapsoden die SelbstslSndige Wichtigkeit , wie Wolf
nicht einräumen kann , Versteht sich von selbst ; wohl
leitet auch er von ihm bereits die Interpolation des
Textes her und unterscheidet sogar gleich Wolf zwei
Perioden der Rhapsodie, in deren ersten sie*seibst looo>s
&>/i^corei' eingescflioben Mtten (S. 121 fg.). Doch wafit
er smgleich , indem er die charakterisiische Verschieb
denheit der homerif»chen und hesiodeischen Poesie ent-
ivickeit (S. 110 fg.), vor einer solchen Ausdehnung dieser
Annahme, wie aie etwa in der Theogonie oder den
Eden aatässig se/, ood wiederholt es t& IM fg.) , «M
die Rbapsodeh &d anii<fuissifna iemp^ra regr^
dimur ^ ubique aiU carmina audiloribus bene nota
repetiertint , aiit quos^is pacio hene parati et compo-»
sili ad recilüliones accedere debiteruntP Was flr. N,
bei dieser Gelegenheit Sect XXVt. und XXJHh weher
filier dte Ithapsodeti und ihr aeho« tu 4kft Pht^^^
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Il«ig0 MMN MirUloi flMt Hm*. N9
ttnhrtet Vevfalltiiifii m dem lyriadiw VoHrige home»
rtiefaev Stoflb durch Ktthat^Oea, Aber Cyoälhns von
CUof viid die homeridischen Proöinien und übrigen
HjoineD sagt , die er lieber den Kitharödea als den
Rhapsoden zuzuschreiben geneigt ist, wqUc iBan bei ihm
selbst nachlesen; dagegen dürfen wir unsero Leseru
Eine AosiGhi de» Vorfii. nlchi Torenlhaitea, die nellMebt
für Maohan jdenelben das. Wichtigste seyn möchte, da»
v#rlli«flge allgemekie Ergebnifs seiner Untersuchungen,
dessen Begründung allt^rdings erst theilweise vor uns
liegt, and das er daher auch S. 112 nur mit folgenden
Werten ausspricht: n-Ergo lU dicam quod mihi num
maxiine probatur^ Bomerum interpreior eum\ gui
ex pariis maiiqmorum carmimbus% quae de reous
Trejanis ßierirU ifUnora, multum profeceritt dt qtd
lliadem quac antea de soLi Jovis ßovXTi ßässet^ co?u
Jbrniaverit in haue quam legiinus de ira Achillis
primum Graexis gravi, deinde in ipsuni verleite,
donec PrianU nuKcime admorUiione, in temperantiam
humumaeqm sortis eonsdenüam vocatur" Ret Icaun
niohl umhia, zu bekenneii, dafa er sich das WeeeotUclie
iKeaer Ansicht bereita vor z«ha Jahren ans den Vortri«
gea seines hochverehrten Lehrers Creuzer angeeignet
hat, und dafs sie ihm noch immer die tauglichste scheint,
um alle die unbestreitbar wahren Kücksichten , die voo
. den vmchiedenen Behaadleni dieser Frage angereg^t
Verden aind , aaohgemaft zu Tereinigen und zu veraoht
neu. Nach den Modificationen , die Widr» Grinde diirch
Hrn. N«'s Beleuchtung des Alters der Schreibekunst und
d«r Angabe Aelian's unstreitig erlitten haben , bietet es
keine Schwierigkeit mehr dar, Homer selbst die Stel-
lung und 4aa Geschäft übernehmen zu sehen ^ das \VoU
eaet Selon und Piaiatralua amreihen zu kdnoes glaubte;
md w&hrend die unirerkeuubare Ein^lentaCehung der
iMMBdiiedeoen Theite dadurch ungesdimilerl bleibt, so
hat doch der Kritiker den Vortheil , schon im neunten
Jahrh. a. Ciir. einen in seinen Grundlage« festen home-
mcbeu. Test annehmen au käunen. Auf den Namen
4
Homer kommt 'dabei allerdiog» wenig: an« wmA' wmk
könnte dem übrigen uobeschadei seihet mit Bernhard
Thiersch den ersten Säuger iu dieser W eise Homer
nennen und bereite in Europa vor dem Heraküdenzuge
dichten lassen, wohin ja auch Friedr. Thier§€b
(über die Gedichte des Hesiodus, Abb« der Mftnchiier
Acad. 1818, S.41) die eraten Anfaii|fe der Bestandtheile
der homerischen Poesie setzt, bis sie datui mit den Co-
lonien der Aeoler unter den Nachkommen der Atrideo
liach Kleinasien überging, vgl. ßode de Orpheo poeUk
■ p. 65 — in sofern wir jedoch gewohnt aind, mit jenem
Namen den €ulmination«pttnkt der epischen l^oeeie ud
die Entstehung der uns bekannten beiden grofsen Ge*
dichte in ihrer Ganzheit zu bezeichnen, mochte Hr. N.
ihn richtiger angewendet haben. Dazu kommt, dab er
60 fortfährt: „/n hoc carmine (in der liias) piurima
ex antiquioribus retenta suspicor; Odjsseam vero
ab eodem foriasse poela simiU quidem antiquiorum
imi y sed tatm n ila composilam ^ ut non solum hanc
opcris descripLionem primus inv^encrity sed eiiarn sin-
gula ipse exoniaverit pieraque omnia* - — - — MulU^
enim sunt in lliadtj quae aeiaiis antiquiwis nokm
habere pideaniur; et si quis certa satis indida cU»
legen polar U forsitan ejjlctre ^ Odj sseae poelam
lUadem non nisi ultima quasi manu conformasse
atque perjecisse; subsequutos^ianien esse aiios» am
uirique cannini pärücuias passim adsciUtias inpet\
renC So bliebe also selbst sein Dichterruhn den grü*
flen Namen , und wenigstens Eine grofse Schöpfung ihm
unverkilmmert, die Odyssee, der ja selbst die Wolßaner
(vergl. Müller's homer. Vorschule 8. llöj gröfsere Ein-
heit der Handlung einräumen; und wenn dann Hr. N. in
dem Dichter der ddyssee anch den Ordner der Iii«
erblickt, so ist nicht an vergessen , dafs Wolf anch an
seinem Solün das Dichter^aieut zu diesem üehufe heraus*
hob, 8. Prolegg. p. 141.
Zur Vervollst&ndigung dieser Ansicht müSvf^en wir
nun allerdings noch von Hrn. N. eine nähere Belenchr
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MaigV neiif re SeMIten fll^ Uoimv. im
tttog UDfl Rechlfertigiing' der angeblichen Commissureu
und Discrepanzeii erwarten, die Wolf selbst p. 130 an-'
gedeutet und Koes, Spobu, B. Thiersch, W. Müller
weiter ausgefuhrl haben. Den Anfang d«su bat er ia
eeioer Quaesäö Hmierica /. de Odysseat eax^rdio
edm 18X4 gemacht, auf die Fortsetzung aber bishef
▼ergeblich warten lassen, und wir zweifeln, ob die Paar
kleinen Schriftm Anderer, von den wir unsern Lesern
Jetzt noch schiiel blich Bericht erstatten wollen, uns dafür
entschädigen. Voo Abekens Programm de VlI prio*
ribus itiadis rfmpsadüs (Osnabrllck 1820) wissen wir
fteilioh nur ao viel, dafs auch ea gegen W. MüUer'e
Voracbule gerichtet Ist , ohne es aelbä gesehn 2U haben;
und beschränken uns daher auf die beiden 8ub No. 4
und 5 genannten Abhandfungen über die Odjssee, auf
die €8 uns hier ja zunächst auch einzig aakommt. In
No. 4 giebt Hr. Georg Lauge, dea uosere Leaer viel-
leicht bereits aJa Veifasser des SeodschreibeiNi ao Gotha
über die poeCiaehe GSuheit der Iliade (Darmstadl' 1826)
kennen, eine Art von Nachtrag; zu seinem „Versuche,
die poetische F^iinheit der Odyssee zu bestimmen,'' in der
Allg. Schulz. 1827, St. 36, und betrachtet zu diesem
Bode das Verhältnifs des Prodmiums zu dem folgenden
Inhalte und das iler beiden Stellen 1, 86 — 85 und
4S, worin MOller (Vorschule S. 127) gleichfiOls
&me Spur späterer Vereinigung zweier Gesänge , deren
jeder ursprünglich ein selbststiindi^es Ganzes gebildet
habe, sieht. I e Ix r die berühmte Commissur IV, 620^ —
624 haben wir dagegen vergeblich etwas gesucht, und
verbinden daher mit dieser Sohrift sogleich die Anzeige
▼on No. 5, die diesem Gegenstande ansschlielslich ge-
widmet ist, obschon sie uns noch weniger als die Lange'-
sehe befi Itidigt. Zwar trägt sie in höherem Grade den
Anstrich philologischer Gründlichkeit, den wir bei Hrn.L.
ganz vermissen — denn Eine Bemerkung über dfjLd^iP
abgerechnet, das er nach den Worten des Scholiasten:
dopci rivog iisQOvg dpIafcVyQ, auf das mediam in rem
rapere bliebt, bewegt sich dieser ausschliefslich auC
lOOlL Einige neuere Schriften 4Hkr Himier.
dem Gebiete ästhetischer Kritik — doch hat Hr.L. mit ,
Geist und Klarheit Alles gesagt, was sich aus seinem
^ Standpuncte über des freilich minder eehwierigeo Gm.
genstaM sagen liafti, ivährend Hrn. Hemann'n kriliMli«
Grubenlichi n spärlich breimt, am nicht in der Tieh;
in die er zu tlringen sucht, ihn nnd seine Leser mehr
zu verwirren als zu leiten. Zwar hai er mit vollem
Rechte nicht nur mit Spohn (de extn p» Odyss. p'S|
die Besi^hnng: «HeMT viel bef^rocbenaa V«rae ^) auf
Freier in Ithafca TermrfenS eondem Meh die ai»depe ma
Spohn Selbst gebilligte EJrklärung von igavoTTaig gut
bekämpft; «oli er aber jetzt seine eigene Ansicht sageo^
po schwankt er io der BesMmiiiiiiig van ^iTu^^r j^prout
wd ministros acL jcowims tW omnino e/puumiies dakiM
hia poee- irUeUigere visum siC^ (p. 16) Mo md her,
und wenn er sicli zuletzt, si in all qua se.nLcniia subsi-
slendum esl^ für <iie ffostcrior entscheidet (p. 18), so
weifs man «nEi Ende doch nicht, weiche von den dreiea
gemeint eej. Oletoiiwehl dankt mm die tiMle nicht m
Jeliwer« Hr. H. acheint Qbereeh« m kabatl, dafr
Erklärung von daLTVjxoveQ durch ol t^v Salra irc^
fxd^oPTeg oder dergl. , lediglich auf der alten Ansiebt,
die diese Stelle von den Freiern verstand, beruht, uod
mit dieser' afaN» von aeifoer wegfällt; was «her die haiilw
«•dem Mdglieiiketlen betriffi, 8atw(M6v€^ eaAwedereif
die, von denen vorher die Rede war, Menelm mA
Telemach; oder auf dritte Gäste zu beziehen , so glau-
ben wir mit Sicherheit behaupten zu können , dafii im
letztern Falie das fotgenda oi 9i iqyow nath wendig ma^
4m BmwiJiiai arffast fenommeu werde« mUrte ,. w4
*) Die Stelle laotet im Sneammenhenge so»
Ol 5' ^yov jucv yi,rjXa ^ cpi^oy <V ev^vopa alvov
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Kinige neoere Scliriftoii über Hooier.
iMs dieses absurd «ey, liat Hr. H. p. 10 «elbst eingebe-
Im: prindpes , mäßcimies ifiädem neUmas pim
hco deprehendi; nur hätte erdMii aooh It-M Mdl
in diesem Falle nicht durch reoc ipse cum filio et mi^
nisLris erklären, sondern einfach auf die Hirten beziehen
sollen, von denen dieses Geschäft zu bekannt war, als
Atfoiie'iiieht uich lAiie W^ittfren Zusiüt Mlier di '^er'*
Anden it«Hlen kannten; vergfl. R XXII, 199s Ijtln*
' ^mi^ alyaq ^v^at'i/i^€Gtn hoyLov xdra Saira itevi^
fi^at Bann aber müs$»en wir v. 621 (ßaitvitovBq als
Prädical auf Menelaus und Telemaoh construiren:
«/lie j»iagiBO sur Mahlzeit;" die fröfeere Interponctim
grffUrl naeh ßam7^^c$ »i^^ Ayo^evoi^'f und oi
fiiy und oi Si bilden den unmittelbaren GegensM; -erst
T. 624 werden die erstem wieder Subject; deAn dafs
Ttma^m nicht , worüher Hr. H. gleichfalls schwankt ,
^ 'appamiii coenae genommen werden könne, |*efai
m 4«r AMiMilelle XXIV, 411 deutKcAi hwrar. So
4rt über die Interpretntim der St^le, die den gröfimii
Theil der AbhandlunjO!^ einnimmt; der Rest , sollte man
enrarteo, möfste der Frage gewidmet seyn , ob sich
im dämm wirkttdi eine 9. g. €oMimissnr ergebe; statt
ilMleA ibet eetit dh» 4er Verf. se siemlidi als aosge^
iMht^'oraus und^tfpmndet die sedis leteten Seiten n
^er Entwickelimg seiner Ansicht über die Entstehung
<ler 0<ly^e aus verschie<ienen Theilen von ungleichem
Alter ^ die der vorhin entwickelten des Hm. N. über die
Hiüle tiemlich f4eioh ist Bs wflrde uns KlIerAings m
^ flfhren , hier in die vMbespraehene Frage ▼oit dem
Dasej^n von Commissuren überhaupt einzugehen; aber
rticksichtlich der fraglichen vier Verse seH)st können
"Wiriins dooh mir wundern, dafs Hr. H. nicht wahrge*
i^nen hwt, dktselbin an sieh nrit jener Frage g«r
nilArts tm thun hnben. Nur wenn ohn6 sie der üHirtas _
«wischen v. 620 und v. 425 so groFs wäre, dafs dentlii3h
<lie Absicht liervorl-ewchtete, ihn durch ein solches Ein-
iciiiebsel wobt oder 4tiie4 $m verwischen, konnte daran
r
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geclachi werden; aber das tnüfste doch eio sehr un-
geschickter Diaskeuaste gewesen seya , der t»ich uiioöihi-
ger weise diese Mühe gemacht und nicht geseha bälle^
wie jene beiden Veree selbst:
60 gut an einander passen, dafs ohne jene vier in der
Blitte :¥ielleichl kein Leser hier eine Härte des Uebeiy
gangs gefunden hätte. Freilieh wer Comnussuren snchip
kann deren in jetltm Absätze finden; dafs aber g;erade
diese Verse „a priinis SiaaxEvaaTatg duabus r/iapso-
diis ncctendls adjecti' wären, können wir Wolf S. IM
lind Schneider (Praef. Orph. Argon« XXIV) unnid^,
lieb zugeben; hätte der Grammatiker^ dem wir die Ein-'
theiluug in 24 Bücher verdanken, mit V. 624 eine neue
Rhapsodie begonnen , so würde gewifs keinem Men-
schen eine Interpoiatioa der v. 621 — 62$3 w statuirw
eingefallen seyn, und wir glauben daher wenigstens,
viel behaupten zu kdnufsn^ dals hier keine slirkere Sl|mr
einer Conimissur als an jedem andern gröfsern Abschnitte
des Werkes zu finden sej. Was aber die Zusamtnen-
setziing der Odjssee aus verschiedenen altern Thtilea
im Allgemeinen betrifft, so ist diestir Awcht nwar «Mk
Hr. Lauge keineswegs fremd, wenn er p. 4 si^t^ ^Hi^
merus qui fabulam in Oefyssea expositam haud diMe
e /fopuli narralionibus sparsis et jain pridem vulgatLS
.concitinavU ornavitque potius , quam de suopte /«-
' genio deprotnsU,^ und^Hr. H. kann sogar Hrn. Nitaseb^
eigene Aeufseru^g in der Vorrede in s. erkL Annwwjk
& S. X. filr sich anführen ; doeh mdchten wir dies ▼iel>»
mehr auf den Stoff, wie es sich von selbst versteht,
beschränken, als denselben bereite auch der Form
nach so sehr vollendet von dem Dichter vorfinden
lassen, dafs die getrennte Enrtstehnng an Commipo<reii
bemerkiich wäre. Das Wenige, was Hr. N. von dmm
.Unterschiede des Geistes in den mittlani Büchern, die
grdfsere Einfachheit athnicu sollen, gegen die erslM
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Steige Schriften ober Uombr. lim
ugi , in welchen er iivr den Schlufsstein den grofsen
Ganzen sieht, erklärt sich wohl schon aus der Verschie*
denheit des Stoflfs, den kein Dichter anders behandeln
, konnte, ohne die Eigenthumlichkeit des Charakters zu
▼erletecn, and einen Hauptpunkt, der, nach der rieh*
Ilgen Bemerkung Ton Wachsmuth, hellen. Altei»-
thmsk. I, S. 88, ein bedeutendes -Licht auf die Frage
tan Bnheit der Odyssee wirft , hat derselbe ganz Ober*
sehen: die deutlichen Spuren des hervortretenden Kampfs
und der grdfseren Gleichstellung des Adels mit dem
Königthume, die sich bei den Phäaken nicht minder
« ^ in Itfaaka wieder finden ; vergl. VIIL 90» : S&d$xa
jäo naxA dii^ov agiüipi^eeg ßacriXrjsg U.S. w. Ob
daher Hrn. H.*s Prophezeiung (p. 20) in KrHilhing '
gehen werde: Evincetf/r , si Diis place aliquando^
*tfUOid in imius loci ambiguiUUe occupa$uSj /a-
iitor ianttm auäeam atdngere^ non modo singulo'
rtän reruni copiam deprehendi in quatuor pHmis
OJj'Sseae libris ^ quae conipositionern dä crsam iiidi^
cmt , sed totum etiam eorum corpus muho reccji"
iioris originis quam reliquorum esse plurima^^ möch-
ilib wir uns einige bescheidene Zweifel erlauben; selbst
•{lohn Welt sie n«r paulo receniioris originis;
•Yergl. Weisse de diversa cii^it const. indole p. 83.
Nichts desto weniger wollen wir damit dem Fleifse des
Verfs. und der Selbstständigkeit seines Urtheils den
^lebükrenden Beifidi nicht versagen, obschoo wir das«*
Snibe dorch gröfsere Klarheit der Latinität sowohl alt
der ganzen Darstellung etwas genieliriiarer gewtinscht
hätten.
JL Fr. Hermann.
T
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IMK» UerlMt, Bibliothek fOtfifttUciier Denker.
fterbBt. Enter Band. Johann Geoff HammM, Rkdrieh BHnr
rieh Joe«»! Pili «. 808 S,
» ■
Ueb^r deaZw«ck ^UateraehnMW) du mit dional*
Schrift begaBBen wird, «rkUUri «icb d^r Verf. «itf fU*
gende Weise in dem Vonvort: „Kau4 hat den Begriff
det» Negativen in die Weltweisheii eingeführt Sollte
es nicht ein nützlicher Versuch seyn, nun auch den
griff des Positive« in die Philosophie einzuführen?
io fragte vor Jahren Priodrieh Seh^egel, als «r
in' de» b^bionten Charakterislilcea und Ktritlice«
•tne Samailung eigener GMIanken im Geisle Leasings
gab. Nicht thöricht war diese Frage; denn gegenwärtig
sind die Hauptbestrebungen der Philosophie auf die Lö-
sung dieses Bestrebens gerichtet. Ja es gilt, mit aller
Energie des Gedankens den Begriff des Pqaitivea in die
WiesensebAft eioaafiibren. Und damit bdri die PhiiiH
eophi« auf 9 blos abstraeie Wiseeoaehaft sn seja Anf
die Urthatsachen in der Geschichte alles \V erdenjS go^
richtet, gewinnt sie mehr und mehr den Charakter eiiier '
tninseendentalen Weltgesclucbta , und ihren HöbepuniU
^ in der christltclinn Offenbarung findend f wird sie im
eminenten Sinne ohrieiiiohe PhilAsopkie.*' Um
BodenCendMe aua diesem Gebtele der litefmtnr , nidiehat
des achtzehnten Jahrhunderts , zu bearbeiten und io
Einem Werk zusammenzustellen, ist der Zweck dieses
Unieroehmens. Christliche Denker sind dem Ver£
8olche>y t^die in dem positiven Gehalte des
^ Ohriatenthttme sngleioh die liichipnnkte fif
die philoaophtache Speeülation erkannteaii
und die eige nth&mf ich christlichen Ideen
zur Energie lebendiger, individueller Ge-
genwart sich machte n.*" Diesen Grundgedanken
fbhrt der Verf. in der Einleitung durch eine kurze
Darstellung des Entwickelnngaganges der neueren Gei«
ateabiidnng, ipsbesondere der philosophischen, näher
aus. ' IMe durch englischen Empirismus und dureh fran-
zösischen Materiaiismus bestimmte flache Aufkläraugt
. j ^ d by Google
efaarakterisjrt er als leeres, blos negatives Denken , auf
Yvelchem sich die Philosophie durch di« drei Stadien
' dar Kritik Kiml'li und Lfssiog^^ der Natiiraii6i.cbi Schelk
|ii^0 und der »eligffdeeii WelieAtiolit eiaee Hmiw, Ji^
icobi , Lavater , Pascal u. A. zu iler Auerkennungf als
.Glaubea, der Offenbarung;, des positiven Christenthiims
erhoben habe. In den Kreis dieser Männer, ,,\velche
Minaer elitd von Genie für das UnsiobUmre," eoU.dai
ffcgtawIHige Werk\filbreo, mit dem beMndem S&wecke,
mr GelleBduuM^lNing dieser, wahrhaft dirisdicheo PhibH-
Sophie, mitsuwirken , itnd dadurch in den gegenwärtigen
Streit der Fartheien, hinsichtlich der Glaubensansichten,
Wilochieden mit einzugreifen. Für diesen Zweck werden
Biographien, Charakteristiken und Benrtheiiungea der
Jbedetttendatta. Mänaer vdo dieser Dtofcert (eigene «od
ftetaide), nnd AfmOigt. ans ihre* Schriften ia dieser
Bibliothek christlicher Denker gegeben.
Zur Beurtheilung dieses Werkes liegt uns vorzüg-
lich ob, die dem Unternehmen zu Grunde lirgeiule An-
sicht-von der ehristlidben Phiki0ophie Uberhaupt, einer
tgenanen Priifisnir onterwefffen, um Uevuacb das U^*
Aeil Mber den Werüi dieses Werken an bestinuifea.
In der leider nur in flOehtigen Zügen gegebenen
und darum etwas dunkelen — Entwickelung des Begriffs
von christlicher Philosophie , unterscheidet sich eine
doppelte, stufenweise verschiedene Ansicht: einmal uäaK
lUk die.Feidernef eines Pestdven in der Philoseybie,
sMid dann die-Fnrdemng, dafe dieses Positive itf dem
Christenllumi als bistotisolK Thetsaehe bestehe sc^le*
Wenn nnn das für die Philosophie geforderte Positive
in einem that.säch liehen Gehalt der Vernunft bestehen
seil , weksher über oder hinter aller jN^egatifOn durch ab«
etraktes Banken oder leerer Begrilfsform als pesidrer fiteff
ftr die Vernnuitosk^nnlnilb sieben bleibt, so edkaant aaah
Ree nicht allein dies als eine sehr gerechte Forderung
an , sondern er glaubt auch seine philosophische Denkart
in diesem Sinne als christliche Philosophie betrachten su
dürfen« Die bJofseAbstraotion^ der bloise Begriff, das
um Hcrbtt« BiblioÜieJt chrfttUdier MMC
reine Denkm, irird rieh nie ilbervdie Fomder.NegatiiM
des Seyns erheben kdnnen , ein PeshlTes giebl es imr
aufser und Ober dem BegrifT; und da ferner der blofse
Begriff das Uebersinnliche, das Ewig-e nie erfassen kann,
sondern dies nur als im mittelbare Thatsache der Vernoni^
abo als Positives der Vernunft, geflinden werden kana,
so ist es allerdings wohlbegrfindet, wenn man diese Ms-
tere philosophische Ansicht, als die der religiösen Weit-
ansicht allein fähige, vorziig-s weise eine christliche Phi-
losophie nennt. Wenn wir nun aber weiter znsehen, in
weichem Sinne der Verf dieses Positive als noihweodlgoB
CSharakter der christliehen Pfailoeephle fordern, imddtal
in die Philosophie einsnif&hren äls die höchste Aufgabe
der Philosophie unserer Zeit ansieht, so bemerken wir
bald, dals er noch etwas anders damit wolle, als das,
was so eben dargestellt wurde. Dies wird znnlchst scboi
darin sichtbar, wie er, mit Fr. Schlegel, Kant als di)t!>
jenigen betrachtet, der^den Begriflf des Negativen in die
Weltweisheit eingeführt habe , und nun diesem gegen-
über die Einführung des Begriffs des Positiven sucht
Zwar soll* die th eil weise Wahrheit dieser Behauptung ii
Besiehung auf Kant nicht in 'Abrede gesieih ^dM;
nnr darf man auf keinen Fall in demselben Sinne Ksnii
Philosophie einen l>Ios negativen Charakter zuschreibeo,
wie der ihm vorausgehenden Philosophie der Aufklärung
oder der Wolfisch - eklektischen Pepularphilosophie ia
Dentpehhittd, denn im Gegensatz gegen diese miA iM
gerade Kant das Verdienst suerkennen , das P^tivA k
die Philosophie eingeführt zu haben, indem er gegen
die leere Logik und den flachen Empirismus dieser SchsN)
eine reine Vernunftwahrheit des Heyns an sich, wiedsr
Seitend machte, und so der Philosophie,, die in NatiMf*
smn Teiwipkeii war, wenigstens Im Moraiisohen , sinp
reinen Gehalt, also etwas Positives, wieder gab. >^
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N^64. H£lDJbX.B. JAHRB. 0. LITERATUR. 183t
Herb 8$, Bibliothek christlicher Denker.
(Be9chlufs. )
Es war das grofse Werk , der Kritik der V eriiuuft,
durch Zerjfliederun^ iirid Selbstbeobachtung die Urthat-
«achen der Vcrauuft, als iebeadigeu, inoerea Kern alJer
menschiicheo Erkenatoifs, a ufsu weisen ;. und weon dies
auch' von Kaut jBelbsl nur unvollständig gelang, wenn er
nur einseitig, in der praktischen Vernunft, und zwar
nur für die sittlichen Ideen, diese ursprüiiglichea That«
Sachen entdeckte, in der theoretischen Vernunft hinge-
gen noch nicht bis zu dem reit^en idealen äehait durch-
drang und deswegen auch die religiösen Ideen nur mit-
telbar aus dem Sittengeselz abzuleiten wufste, so War
doch durch die kritische Methode dem Denker ein Weg
gewiesen, um sich vollstfindig aller ursprunglichen That«
Sachen der Vernunft, also des ganzen reinen Gehalts der
Philosophie, zu bemächtigen. Aerger kann man das
Weseu der kritischen Methode kaum verkennen , als
wenn man sie, nur an dem Namen der Kritik festhän*
gend, als eine solche ansieht, die nur negativ, nur
zweifelnd und ^serstdrend th&tig sey, ohne etwas Posi-
tives, Eigenes anzuerkennen. Man bedenkt nicht, dafs
die Kritik, die Zergliederung, nur das Werkzeug ist,
wodurch die unauflöslichen, positiven Bestandtheile des
menschlichen jBrkennens gefunden werden; dafs also nicht
das negative , abstracte Denken selbst ein Positives aus
sich hervorbringen, sondern vielmehr als ursprünglich
schon vorhanden nachweisen solle» Es ist nur ein Wahn
der unkritischen , dogmatischen Philosophie , aus blofsem
Denken ein S( vn hervorzubringen , und darum trifft
diese, wie die Identitätssysteme, oder das System des
reinen Denkens , mit Recht d^ Vorwurf der blos leeren
Negativität oder des Mangels an einem poritiven Gehalt»
XXIV. Jahvg. 10. Heft * 64
1010 UerUt, Bibliothek cliruUlcbe« QtM^kff.
Der wahre Kritieismus dagegen hat einen über allem
Denken erhabenen, unaiitteibaren oder idealen Gehalt
der Vernimft anerkaqnt, und durch jUoblfertigUQf ^tt
Ideen des Ewigen die Philosophie ans der Leerheit dca
abstracten oder negativen Denkens befreit
Damit möchte vielleicht itn Widerspruche zu stehen
fickeinen, da% die kjritigohe Philosophie selbst» und zwar
am schärfsten, wie ne in der volLsiändigsten Gestalt
& B* von Fries ausgebildet worden ist, die Idee» diS
Ewigen oder Seyns aa sich in BegriSeji nar negativ aus^
drücken zu können bekennt (vergl. Fries [Metaphysik,
§. 91.). Jeiloth (1( r Widerspruch ist nur seht inbar. Nur
jßlr den Begriff nämlich können die Ideen nur in nega-
tivet Form dargestellt werden, aber die ideale AmMä
der Dinge erhebt sich eben iher den Bfigrifi ued
kennt ein Seyn an sich an, das nur in der Verneinsag
der Formen des Denkens vorgestellt werden kann. Da
Dämlich nach dieser Lehre der Begriff nur die notttwee?.
dige Fem fiftr das endliche Sejn tsl» wA de wir nadl*
dieser Lehre des Kritieismus m der AHMirkemung dar
Ideen nnr durch Erhebung über alles Bstdlicbe kommen*
können, so können diese Ideen logisch nur utgativ , d.h.
nur durch Verneinung alter Schranken <ler Endlichkeit,
l^edacbt werden. Aber eben m der Verneinung der Schraor,
ke&, also in der Verneinung des Neifativen,, wwd.M^
'ja gerade das absolut Positive gegeben« Was kann pe*,-
ijtiver seyn, als ein Seyn, das keine Scbraidce, keias^
Negation mehr an sich hat? Nennt man, im 8iinaS|
dieser neueren kritischen Schule, diesen unmittdibaree.
Act der Anerkennung eines ewigen Seyns Glall'beI^!
tHid gilt Rechtfertigung des CUauheds als Chasaktes 4ef
wahrhaft religicisen, also auch ehrislUohe» PMIoso|ihii^-
so darf man der kritischen Philosophie dieses Piädicat
vindiciren, und man kann denjenigen, welche ein Posi*
tives, Glauben, das Ewige, für die Phitesofibie be«
hauptet zu sehen, als Uau|^lantgebe der Phiionijpliie ud*
Seren Skit ansehen , zurufen: Wae ihr suchet > ist Mi
lins g^fundea Ihr irret,, wenn Str di^^ 2j^W!lck:
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H«rlMt, BibiiatUek chruUiühe» Ueaber. 1011
die ganze neuere Philo.sopliie anklagen, und ihr gegen-
über ein ganz Neues sokälfea su milteen glaubt.
Jedoch die Forderungen underer chriediohen Phi-
^ losophen an die Philoeophie «neerer Zeit gehen noch
weiter, und darin kann ihnen die kritische Philosophie
freilich nicht eben sogutGn!ig;e leisten, wie bisher. Das
Positive nämlich, was sie tiir die Philosophie fordern,
•eil die hislorieche Thataache des Chrieten«
lllnaie, die Thatsache der christlichen Of^
fenbaruug seyn , der Glaube derselben soll der
positiv cbristliche, der Offenbar u ngsg;laube *
sejD. Hier niufs die sich selbst getreue Philosophie zu«
ruckirelen , ihr Unvermögen, aber auch ihr Nichtbe*
dirfttUk bekennend. Sie unterscheidet am Christenthum ^
wis an ihm ewi^, «nd was Eeitlieh ist, was der Idee
nnd was der historischen Hülle, der individuellen Ge-
staltung der Idee g'ehört Die Ideen des Christenthums,
die ewigen Wahrheiten in ihm, sind aucli der kritischen
VhMoBophie ,ydie Lichtpuncte filr die philosophische
SpeonlatioQ und sie nennt rieh 4n so fern immer noch
mit Recht eine christliche Philosophie, aber die Philo-
sophie mfifste ütifhören Philosophie zu sejn, wenn sie
den positiven Gehalt des Christeothums , zum Ge*
genstand der Philosophie machen, und den Wunder*
gkmben an eine in der Zeit geschehene göttliche Offen-
batttig als ihren Grund anerkennen sollte. Besonnene
Philosophie verachtet zwar die historische Gestalt des
Christenthums nicht, sie erkennt darin die Formen,
nnler ^denen die reinen Ideen der Religion für das
menschUehe Hera lebendig werdien und in das Leben im
Orofsen durch GrOndnng einer religiösen Gemeinschaft
eingreifen konnten. Aber sie gesteht diesen Formen nur
eine astheti«?che , symbolische Bedeutung^ zu, an wel-
chen das religiöse Gefühl erregt wird und in welchen
dieses die ewige, ideale Wahrheit ahnet. Die Aufgabe
also, wrfche von den Verf. an die chrietiiehe Philas»*
phie gemacht wird, dafs sie „die eigenthümlich (dwi.
historisch gegej^enen, positiven Gestalten der) Christ-
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1012 Herbat, Bibliothek cliristlicher Denkdr!
liehen Ideell zur Energie lebeudiger, individueller Gc-
, gen wart sich mache,'* mufs sie, als der Philosophie
nicht gehörig, von sich abweisen, und dem frommen
Gefilhl in dem Leben und der Dichtung zuweisen^ So-
bald diese blos ästhetische und symbolische 6edeoliin|f
der historischen, in<iividuellen Gestalt der Ideen ver-
kannt und filr die ewige Wahrheit selbst gehalten wird,
sobald also, wie hier gefordert wird , diese Symbole al^
Idee gefafst werden sollen, so sinkt die Philosophie is
das Gebiet des Mysticismus herab , und diesen Vorwarf
können wir demnach auch der hier aufgestellteu Idee
von chrisUicher Philosophie nirht ersparen.
Die Grundidee also , von welcher das Unternehmen
des Verfs. ausgegangen ist, konnten wir nicht billigen^
deinungeachtet aber halten wir darum nicht das ganze
Unternehmen für ein ganz werthloses. Ohne Zweifel !«t
es eine bedeutende eig-enthümliche Geistesriohluug, die
sich in dem Kreise der Männer, deren Andenken da-
durch erneuert wird , ausdruckt. Wenn nian dieser
nun aucK nicht gerade ^diese eminente Bedeutung zaer«
kenneil kann, wonach sie als die wahre gegenwärtige
Aufgabe der Philosophie auf^efafst wird , so hat sie
doch gewifs so bedeutend in die Bildungsgeschicht^ ua-
serer Zeit eingegriffen, ja sie hat, in ihrem Gegenstre-
ben gegen einseitige leere Abstraction und Verstandes-
richtung, für unmittelbare Erkenntnifs des Ewigen oder
fBr die ideale Richtung des menschlichen Erkennens,
bedingungsweise eine so beachten^-^^ erthe Wahrheit in
sich, dafs eine besondere Bearbeitung und Darstellung
derselben fttr unsere Literatur nicht ohne Werth seya
kann.
Hamann und Jacobl sind suerst ausgewählt Af
diesen ersten Band zwei Männer, grofs und reich ia
Ansehung ihrer Individualität, aber dennoch nur von
geringer Bedeutung als Philosophen. Keime der tiefsten
Wahrheit liegen in der rauhen H&Ue und in dem Ter«
wcirrenen, dunkeln Gedanken -Chaos Hamana's ▼er*
borgen, aber nichts ist zum klaren Gedanken herais-
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gebildet, fiberall leuchtel dieser nur ia wunderbaren
Streiflichtern aus grotesken, irerzog^enen Bildern hervor:
man glaubt ein gotliihches Gehau tle zu sehen mit seinen
seltsamen Ecken und Schnörkehi , erhabenen Bogen ,
dunkeln. Hallen und gemaUea Fenstern. In einfacherem i
reineren Stj^l ist das Gebäude der Jaco bischen Lehre
aufgebaut. Reiner und klarer tritt hier überall die Idee
^ der Wahrheit hervor, aber fragt man weiter, woher!
wartinif so erhält man keine Antwort. Die Wahrheit
ist ausgesprochen, wie \ou einem SeJier, dem feie ge-
offenbart wurde, sie erseheint aber nirgends als eine
Frucht des beschränkten, menschlichen Denkens, und
gewährt aläo nie die volle Befriedigung des nach Be*
grflndung Strebeoden Geistes. Mit Einem Worte,, beide
haben die Wahrheit nicht Im Denken, sondern in der
Anschauung^ erfafst, ihre Darstellungen sind daher eigent-
lich nicht philosophische , sondern poetische. In der
Anschauun«»- al)er wird uns nicht das Ewige selbst, son-
dern nur dessen sinnliche l:^rscheinung sichtbar , wli*
erkennen nicht Ideen, sondern nur Ideale, nur Ideen in
ihren Verkörperungen, die Ideen selbst sind nur in den
höchsten Abstractionen durch Denken erkennbar. In
diesem Sinne können wir von Hamann und Jacobi,
und andern ähuliclien, mehr poetisch als philo^uphisch
organisirten Geistern , behaupten: es liegen grofse Wahr-
heiten in ihren Darstellungen, aber sie sind immer niiK
in individuell bildliche , sinnliche Hülle gekleidet« Der
Glaube ist das erhabene Stichwort in beiden, und von
welcher hohen Bedeutung diese Idee, welche die un-
mittelbare Anerkennung eines idealen Seyns aussprach,
der leeren logischen und empirischen wolßsch- eklekti- .
sehen Philosophie gegenüber war, kaon nicht genug an-
erkannt werden. Aber dieser Glaube, wie dunkel und
verworren tritt er noch bei Hamann auf; wie schwach
leuchtet der rein ideale Vernunftglaube aus den dilstern
Gestalten des positiven Christenthums und Lutherthums ,
aus Golgatha und Scheblimini , aus Dreieinigkeit und
Versöhnung hervor. Und wenn auch Jacobi seineu
1
1014 Herbit, Blbllothdc chrbtlleher 0ciiift«
Glauben von diesen dunkeln Hüllen entkleidete , wenn
er kräftig einen unmittelbaren Vernnnftglauben aus-
epraoh, that er mehr, als ihn aussprechen, adii Da-
ee^ behaupten? wnMe er ihn auch als nothweadig
nachzuweisen nnil seine Grenzen fesizastellen 9 Die
eigentliche Aufgabe der Philosophie blieb hier 'noch
ungelöst, und diese konnte nur durch das von diesen
Männern so sehr verachtete oder gefürchtete abstracto
Denken gelöst werden. Wohl haben diese Minner
durch, die unmittelbar ausgesprochene Wahrheit der
Philosophie vorgeleuchtet, so wie Ja die Poesie der
Philosophie vorauszugehen und dieser den Weg^ zu zei*
gen pflegt, ja, wie viel Jacobis Lehren vom Glauben
und Gefühl zur richtigem Fortbildung der kantischea
Lehre, wie diese hesondere dorch Fries ^eieislst
wurde, beitrug, kann nicht Terkannt werden; aber es
mufsle doch erst ein acht philosophischer, scharf den-
kender Kopf, wie Fries, kommen, um Jacobis Ge-
danken der Philosophie als £igentham au gewinnen
imd ztt sichern.
Dies wird es einleuchtend machen, dafe es ein
grofser Irithum ist, wenn man jetzt, in der Absieht,
dadurch der Philosopliie einen positiven, lebendigen
Gehalt zu geben, der Abstraction willhührlicb entge-
gentrete, und gewaltsam den Standpunkt der Ao-
schannng, der Dichtung, der Ahndung feethaften wiB.
Und wenn sich hierans einestheile ergiebt, dafs sehr
mit Unrecht von dem Verf. dieser Standpunkt ftr die
Philosophie geltend gemacht werden soll, so bleibt
dabei anderotheils der historische Werth dieser Dar*
etellangen ans einem Ar die geistige Entwiekelntig ir
eerer Zeit so bedeutenden Gebiete stehen.
H. 8 c hmii.
s
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Mfoi/iiei Sjti«m der AetUieUk.
101»
Softem der Aesthetik als IV is » en $ chaf t von der Idee de»
Sr /i o 71 en^ von Christian Hermann fi^eifse^ Professor an
der Universität zu Leipzif!^ f. Hand. Einleitung nnd da» ertte
Buch. .Vr/ ti. 320 .V. Leipzig ^ ?s auch y \m^, IL Band. Zwriteg
ihuL drittes Buch enthaltend. 524 ^. Leipzig, Hartmann ^ ItiSO.
Vorliegendes Werk bietet eineo iloppeiten Gesichts-
paokt der Beurtbeilung dar^ ^Melcbeo wir den esoterischen
«ad exoterificheo neoiieii mochten. Eines TheiJs nftm-
Jkh ieft ee eine etrnif wiMenschafftliche Bearbeitung^ der
Aesthetik , und macht als solche einen Theil des ge-
fammten Systeme« der Philosophie aus, wie es der Verf.
jach denkt, und wie er es hier auszuführen beginnt: an-
dern Xheile aber behandelt es doch auch die einzeJoeh
.GeDfeoetände so reichhaltige nnd aasfiühriich, dab es da-
doFch tii<^ht nnr voti den sonstigen sogenannten '«rissen- '
schaftlichen Bearbeitungen der Aesthetik sich vortheil-
baft unterscheidet, die meist so abstrakt und scheniatisch
bleiben , dafs selbst von einer nothdürftigen praktischen
Belebrnng oder Anregung fiir den Künstler kanm die *
Bede seya kann, sondern durch Gedankenrelchthum
jwd vielseitiges Einjg^ehen ins Einzelne sogar vor mancher
empirischen ßehaiHihing dieser Wissenschaft einen eut-
«»chiedenen Vorzug hat. Und so ist es für den Philoso-
phen, wie für den Künstler und jeden Gebildeten über-
.iiaapt gleich beaebtenswerth , voransgesetzt nämlich,
dafs der Letztere einige Gewandtheit im Denken nnd ina ^
Auffassen eines philosophischen Vortrages sich erwor- .
Acn habe/
t ' Was nun zuerst den speculativen Standpunkt des
.Terfs. belrifit, so schliefst er sich an Hegels philoso-
{bische Methode an, zugleich jedoch dem Geiste dieser
*bilosophie und ihren Resultaten auf das Entschiedenste
•ich entgegensetzend; und wiewohl dies die oberfläch-
lich Hinbückenden nicht abhielt, ihn zu jener Schule
zuzählen, sowie die Schule selbst, ihn als einen ab-
Monig Gewordenen anzufeinden, so\ist es doch diese
•tgentbÜioKche Haltung eben, welche seinen Darstel-
Ittiigen ein besonderes wissenschaftliches Interesse ver- ^
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leiht Der Einfiprs und die Bedeuiiio; der He|j^el- sehen
Philosophie filr die nächste Vergangenheil lifst sich
kaum mehr läugnen : aber ihr Inhalt und Hesuliat hat
sich bis zu einer Einseitigkeit gesteigert , die als solche
nicht nur ins Unwahre übergeht , sondern in ihren Be-
ziehungen auf Religion und Christenihum. sogar zu deo
geist- und gemlithsverwirrendslen Irrthttmern Venuila»>
sung giebf. Hier ist es nun Weifse's Standpunkt, sie
über ihre abstrakte Einseitigkeit hinauszuführen , und
was sie hierin als letztes Hesultat behauptet, durch die
lintergeordnete Stellung, welche es erhält, zu einem
relativ Wahren, also, auf die höchste Wahrheit nur Vore
bereitenden uod durch sie eu Berichtigenden zu niachea
Bei Hegel ist nämlich — wie ihm dies ganz in Ueberein-
Stimmung mit Weifse auch unserer Seit» mehrfach ist
nachgewiesen worden -r— die absolute Form, der logir
sehe Procefs des Satzes, Gegensatzes und dessen Wier
deraufoahme die eigentliche Wahrheit der Welt, d«
Kern und das Geheimnifs aller Dinge: die einzelnen Ger
bilde der Natur und des Geisteslebens treten nicht
etwa nur ein in diesfe Form, als ob sie nebenbei oder
darüber hinaus noch einen Gehalt und eine tiefere Be-
deutung hätten, sondern sie sind selbst nur die ra^kr
oder minder entfaltete Selbstgestaltuog jeder absoluten
Form, die Alles ist. Gott selbst aber ist diese end-
lose Weltdialektik; aber um sich als dieses zu wis-
sen , mufs er in den Procefs des Selbstbewufstse^^ns ein-
gehen, und Mensch werden, der wiederum in dem
Philosophen seinen Gipfel erreicht In der Philosophie
nämlich erst erkennt Gott sich nach seiner WahrMlf
turährend Kunst und Religion selbst nur vorbereitende
Stufen derselben sind, nach welcher als dem höchsten
Ziele der Dinge Alles sich hindrängt. Lnd so ist diese
logisch theoretische Tbätigkeit nicht nur die höchste d#
Philosophen , sondern Gottes sogar und der gesamiulei
Schdpßing. Dieser merkwfirdigen Conseqnenn und iil
ihren verstrickenden Irrthümern setzt sich nun Weifse
QberiiU eutgegen ; ihm ist d^s Logische recht eig^tiidl
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Weifte, Syttem der Aettlietilt.
im
nur die Form des Denkens wie der Dinge, in welche
sich der wahrhafte G eha 1 tj <lieWeh, als Schöpfung
fies lebendigen Gottes , dessen freie That sie ist,
hieineingestaltet. (Th. I. S. 19» 29. 32 ff.) Durch die8e
Wendung^ der Sache bekommeD' nun auch die. eioselnea
Theile des Sjrstenies eine ganz andere Stellong^ als sie
hei Hegel hatten, und so nrnfs a>ich das Verhälinifs,^
in welches Kunst und Religion von Hegel zur Philoso-
phie gebracht worden , bei Weifse gerade das umge-
kehrte werden. Bei Heg^el ist die Kunst nur die ^pecu-
lative Wahrheit in äufseriich unmittelbarer Gestalt und
sionlicher Gegenwart, sowie die Religion die noch in
der Vorsteliong befangene Hülle derselben , welche sich
in der Philosophie erst zur Tdlllgen Klarheit erhebt;
bei der , als dem Höchsten , es sein Bewenden hat. Bei
Weise wird g^eiade auf entgegengesetzte Art jene ab-
strakte Klarheit nur als die formale Grundlage be-
zeichnet, zu welcher sich die Schönheit und die
Güte (die persönlich selbstbewufste Gottheit) als das
Höhere und allein Wahrhafte verhalten« Dies bildet
Mch Weifte die beiden erst besehliefsenden Theile des
philosophischen Systemes, Aesthelik und speculative
Theologie, in welchen, besonders in letzterer Wissen-
sclialt, auf die daher in vorliegender Aesthetik Oberall
'hingewiesen wird, seiner Idee zufolge erst der höchste
StamlpDokt wie der letzte Aufschlufs über Gott
md die Dinge gewonnen werden kann.
Wenden wir uns nun zu der wissenschaftlichen Be-
handlung des geg( nwärtigen Werks, so begegnet uns
auch hier freilich wieder der bekannte Formalismus der
HegeTschen Methode : wir haben hier mit einer sub-
jektiven, objektiven und Subjekt- objektiven oder abso-.
huien Fonn des Begriffes der Schdnhdt zu thnn, nnd
auch fibrigens wird Alles nach der bekannten Triplicität
eingetheilt nnd geschlichtet. Dieser zu Gefallen scheint
nun dem Einzelnen mancherlei Zwang angethan worden
zu seyn , nnd Manches blos der Symniefrie wegen seineu
Phits gefunden zu h^beu, was an sich vielleiqht io ein
Mderes VerhiHoirs f •treten eejra wlirda Di man indflA
bei solchen Fragen über die Systematik einer Wissea-
Schaft dem B^weilelten oder Gerügten eig;entlich immer
gegenüberstellen sollte , was inan nach aigener Meiouog
Ar das Richtigere hält, dies aber itnai9glioli Sache
einer Reoension seyn luinn; so wollen %dr nns im Fo(>
genden an allen solchen Stellen wenigstens eine Anfrage
an den Verf und an die Mitbeurtheilenden erlaubes.
Nacb unserer eigenen Ansicht von der phdosophischei|
Foroi soU diese nirgends ein feitig waedcrkolirettdel
ficheina durcbaiiflIhreB bemüht seyn, sondern sich ga-
atalten nach dem Gegenstände selb«! und dessen mdk
darbietenden Kintheilungsgründen ; es scheint uns im
Gegentheile die wahre wissenschaftliche Kunst, den Ger
genstand -zu lasaen, wie er ist, «od die ihm einge^
prfigte Form treu wiedersiigebeo« Dies meint freUich
Megel nach 5 indem er immer behaoplet, es sej nv
der Drang der Sache selbst, die innere ihr eingebildete
Dialektik, welcher der Philosoph zuzusehen habe: wo-
bei nur zu bemerken, dafs sich an den Proben, die tos
ihm darüber ausgegangen sind , die Wahrheit diessr
Behauptung kainesw^ges ergeben hat, noch weniger
aber ein gültig wissenschaflllieher Grund Torbandea ist,
um die logische Dreitheiluag auch an allen coocreteo
Erscheinungen der Natur und des Geisteslebens wiecler
finden au wollen. Ea läfst sich Tielmehr im Voraus
schon erwarten , dafs, wenn für die abstrakten logischsa
Formen die Dreicahl auch die^ richtige wäre , jenaa
höher stehenden , coa::reten Gebilden auch ein compli*
eirteres Zahlenschema — wenn man einmal ein inneres
BegriffsTerhältniis durtsh die Zahl ausdrücken will ^
«B Cknodo liegen wet de. An sich selbst aber Uiut rM
Maerea BrachSeas am besten , den freien älick hierftbü
durch solche Willklhrlichkeiten einer oberflächlidisa
Konsequenz sich nicht selber einzubauen, sondern wahr«
haft die Sache selbst sich fügen und gestalten zu lassen.
Diesen fbrmalen Zwang abgerechnet, welchen dsf
Varf, sich auferlegt hat, ist der wiaseoschaftlioh« ^fmg
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iBit «trenger, tilchli|^«r, nie «blamnder KooiequoiMi
durclioefahrt; ja munchmal scheint die Form selbst ihn
auf neue, iihej ias( lu luie und tiefe Ansichten g'eieitet zu
haben. Wir möchten nämlich solchen äufseriichen
Pormaiismus in . manchem Betrachte für den Philosophen
mit dem vergieiclien, was der Reim dam DinkCer iti
Gkicbwie dieter nämliob dem geielloeen mencherlel
Swangf ottd Leid anihiit, in dem ^entrollen ^a^^egeA
erst recht die übern» sc heodsten und kühnsten W eiiilun-
gen hervurlockt : so «nag freilich dein geistlosen Nach-
ahmer jener Form manches überzählige oder fehlende
Glied für seine Dreiheit, welches ihm dei gftOBe System
m rerderben droht, 8orge und Plage genug ▼erurea^
ebeif , Proben daTon -liegen in allen SchMerwerkeii
vor, welche sich in diesem philosophischen Terzinen-
gange versucht haben , — während das spekulative Ta-
lent auch in fiicsem Zwange noch sich jo eist reiche zu
bewegen vermag^; nur möchten wir aber dabei bevor-
werten, dafa avch, wenn er glücklich überwunden oder
ganz yersteekt wird , damit noch immer oiebt den eigent«*
Kch wissenschafllielien Anforderungen ein Genüge ge-
leistet ist, weil man immer der Sache äufserlich ge-
blieben.
Der wissenschaftliche Gang des Werks bewegt sich
nun folgend ergestalt :
Bie Phantaeie, welche hier mit Recht von der
Mofiien Einbildongskrafi, als deren Höherae, aehdpfeH
irisch Gesteigertes und kunstgemälk Ausgebildelet , m»*
terschieden wird (Tbl. 1. §. 30. 31.),^ ist der subjektive
Geburtsort des Schönen in unsenn Geiste. Dies tritt
daher zuerst a) in uns als ein völlig Subjektivee
hervor, dessen innere Unbestimmtheit eben daranf kio*
'dentet, wie nahe jener Begriff hier noch «eineai Ui^
Sprunge ist HIemaek wird er 6) anf mnen Gegen*
stand tibergetragen; wir bezeichnen einzelne Dinge da
Und dort als schön, trotz ihrer inneren Verschieden-
heit. Bald aber reinigt sich dieses IJrtheil wenigstens
in so weit| daüi ans dae Schone c) ajs JBigenachaft,
im
1
aifl bdber Gemetnmnes, Jenseiliges filr d! jene da-
zelnen Dinge erscheint.
Hiermit hat sich aber ein Geg'ensatz ausge^{) rochen
zwischen dem Schönen , als der höhern , abstrakten All-
gemeinheii, und den aufser ihr fallenden äufserlicheo
Objekten. (Der Verf. drück! dies so aus: Dae Schdae
iet ini Gegeoeats mit sieh selbst gesetzt Dies.scbeinl '
mir gerade nicht zn folgen ; es ist in der Reflexion ▼ielmefar
befreit, abgelöst, gereinigt worden von dem, was ihm
in der zufälligen Aeufserlichkeit meiner Exi^^tenz als frem-
des sich beigesellt hatte. Es ist der abstrakte Begriff
des Schönen liberbanpt hergestellt, der an sieb reine
und gegensatslose , weil er befreit ist von: seiner zufül-
ligen Gegenstindlichkeit.) Treliich wird dagegen das
Scbdne in dieser Allgemeinheit a) als das Erhabene
bezeichnet , worin eben der Widerspruch ^egen das
einzelne Ding, welches in sich jener Erhabenheit nicht
zu entsprechen vermag und von ihr negirt wird, zum
Bewufstseyn kommt. *) «Dieser Widerspruch , diese Un-
angemessenbeit des Einzelnen gegen den Begriff* der
Schönheit steigert sich aber ferner bis zu dem, was wir
'6) das Häfsliche nennen, welches sich nach dem
Verf. am Energischsten in der phantastischen Geister -
und Gespensterwelt offenbart. (S. 178. 190.) Er be-
zeichnet die Häfslichkeit (S. 179.) als die verkehrte
oder auf den Kopf gesteilte Schönheit, nnd die
tiefe Parallele mit dem Bösen, die darin liegt, wird
In sehr bezeichnenden Analogieen Ton Ibra ausgebildet«
— Aber auch dieser Gegensatz schlägt in sein Gegen -
theii, c) in das Ko mische um, das sein Wesen in
der Anschauung und Darstellung der gemeinen Wirk-*
lichkeit hat (S. 207 ff.) Um über diese, wie es uns
scheint, gezwungene Stellang jener Begriffe den Verf;
selbst näher zu Yernebmen , ffthr^n wir folgende llbei^
sichtliche Stelle an (S. 213.) : „die Komik bleibt nichtr
' *) Oie weitere Entwicklung: dieses Begriffs, und die bedentea^«
SieU» (S. 101. SS.) mulW in Werke «eliift lUMsligeleeeB weHei^.
. j ^ d by Google
Weifte, Syetom tf«v AoiiliHil^. IM
dabei stehen, wie die häfsliclie Phantasie, das
Paradies der Schönluit »in einst gewesenes, aber
verschwundenes zu beklagen, sondern sie weifs den Be-
griff alier in der Phantasie erscheimenden Ahsolutheil
als etaen an sich öfter ooth wendig verachwiMteo«*
d(en oder nichtigen, indem sie die Bndliehkdt des mhr
jectiven ßewnfstseyns , d. h'. die gemeine Wirlslich-
keit, für seine Substanz und Wahrheit er-
kennt. Diese Krkenntnifs ist nicht, w\e jene vermeint-
liche Erkenntnifs der häfslichen Phantasie, eine Lüges
dißnn nur, dafs das £wige, was wirklich als Bwtges er«
kamit wird, untergegangen sey, helfet [gelogen; nicbt
aber, dafe die unmittelbare Gestalt dieses Ewigen
in der Phantasie keinen Bestand habe, sondern in der
endlichen Subjektivität aufgehe.'*
Dafs in der Aesthetik überhaupt der Begriff des
Häfslichen bestimmt werde, scheint uns wesentlich, und
indem dies in vorlieg-ender Aesthetik zum ersten Mal
geschieht, ist dies schon als ein Fortschritt dieser Wis-
senschaft anzusehen. Eben so treffend parallelisirt es der
Verf, mit dem Begriffe des Bösen , scheint lins indefs
diese Parallele nur zu isolirt benutzt zu haben* Wie
nämlich auch dies die stets begleitende Negativität und
der Widerspruch des Guten in allen seinen Ge*
stalten ist, wie jede Tugend in ihre Sünde um-
schlagen kann , keioesweges aber blos ein einzelner dia-
lektischer Uebergangsmoment am Begriffe des Guten
seligst ist: so yerhält es sich auch, dunkt uns, mit dem
HSfslichenf es ist die begleitende Ironie an jeder
Gestaltung der Schönheit; jede hat ihr Häfsliches sich
gegenüber; nicht aber kann es als einzelner Moment
im Begriffe der Schönheit selbst betrachtet werden zwi-
schen dem Erhabenen und dem Komischen, wie
hier geschieht« Wie die Erhabenheit am Niedrig-
^ *> Doch wif4 diese Bebaoptang spilerhia (ThL II. 8. 14.)
lam Theil berichtiget and Frieder aa^ehoben« Mem dacelbet
I
k o mi s e h e wie das hohe EbeDmafs und die Harmonie
der ScliöoheU überhaupt aa jedem Uusj^mmetrischen,
an VarsemiD|^ und Disharmonie jeder Art ibreu häTsU-
eben Gegeneats bei eieh filhrl; so iai jede endlicba
Geitait dar Schdnbaii (wie dar Ta/gfend ) , abaa ab
solche, von ihrem Feinde bedroht, und der Versur-
chung auagesetzi, in die ihr noch verwandte „Seibsi-
. varlcehrung" des Häfslichen überzugehen , go wie ja
der Var£ aalbst böcliat beaeiebaattd aaf diaa aligamci»
nera Varbiltalfe hiadeutet, wann ar (SL 186 ff* sagt,
dafs manche Kuostprodukte., die man vielfach für schön,
ja fUr Werke ersten Ranges angesetieo habe, in Wahr-
heit für häfslich au halten seyen, — eben durch jeM
Salbat^aralriekaog ihm Urbabera ia des Baodea «äiwf
SubjektivitSt oder dea Zaitgeschraacbas. DabeT 4mm
auch die Schwierigkeit, den Begriff des Komischen mi
Lächerlichen zu bestimmen, so lange man beides als eine
Gestalt und Eigenschaft der Schönheit betrachtet, und
nicht als ein im Uebergaoge in ihr Gegentbeil Be*
griffenes; weahalb einige entscblosseoe Aestbefiker alcb
nicht enthielten, dem Komiseben ganz den Antheil am
' Begriffe der Schönheit zu entziehen, was sie wieder in
andere unzulässige Folgerungen verwickelte. Als die
Vermittelttog zwischen beiden scheint ans nämlich diu
bewttfste poetische Ironie, der Hamor, gefafst ve{^-
den zu müssen, der eben dem Komischen allein w.
poetische zugleich und schöne Element , die Folie gleich-
sam für seinen Glanz', Unterlegt, und dessen Begriff
bisher viel zu eng gefadst worden ist. Bei unsenn Verf.
. sind alle jene Begriffe nun in ein Verhältnifs gabracht«
wie es dem gewöhnlichen Bawafttsejrn derselben utui
f ihrer Anwendung im Einzelnen nicht ganz entsprecbea-
möchte. Das HäfsJiche soll in der phantastischen Ge-
spensterwelt, in den Gestalten dea Todes und der Verj
ausdrücklieh zugestanden wird, dafs „das Häfs liehe in
allen übrigen Sphären der Scböaliai| all^rtfiBf^^
wie4erke||reA könnci** a. w. •* v*"*
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\y«ir»e , Sjiteiu der Aetihetilr.
wesuagf yorzügiieh seioen Ausdruck tinclen. Was das
Letetere betrifft, so scheint, was Häikücheii darin uäre»
QMhr Kkel erregender, also gemeio-phjfitscher Natur;
iiii4 «las speeifiücbe Geapenslergratfeii , ja GaMelacui
mddite mil dem WeMii des HifeUoheD wenig gami»'
haben, das hSufig gar keinen widtij^fn Eindruck sn-
machen braucht, wenn es, als Komisches, gerade
am stärk&jten wirkt. Noch mehr aber 8oll das Komische
und die gemeine Wirklichkeit der direkteste Gegen-
aals und die Auihebong^ ciea Häfslichen aeyn, eine Be-t
himiilting^ Mrelcbe jeiMm g:erade den reichsten Bodeaiy
Am niedrig: Koniaehe, raubt, daa recht eigentUeh'
in der häfsUchen (gemeinen) Wirklichkeit verkehrt»;
Fefetzubalten ist dagegen ohne Zweifel der direkte Ge-
g^osat« zwischen dem Erhabenen und dem Koini-
«€ben, wie er wenigniaan hier mitteibar aiifgeatelU und
habuiptel wird« ,
Indem wir rascher die andern Theiie des reich-
haltigen Werkes durcheilen müssen, genfige die An-
deutung des wissenschaftlichen Fortganges mit einzefnen
Kfirzern Bemerkungen. Im dritten Abschnitt des ersten
Buchs wird die Phantasiethfitigkeit ganzer Vdlker und
Zeitalter dargestellt, als den Begriff der Ideale erzeu-
gend; es giebt hiernach drei gleichfalls processirende
Stufen der weltgeschichtlichen Idealbildung, das an-'
üke Ideal (die Mytlioiegie der Griechen; w«bei wif
mur den Orient vermissen» dar sieh ahaehtn Tor den-
opncrn Ftnrsehungen immer reicher und unterschiedli* .
eher gliedert. Sollte' seiner Mythologie das Element
der Erhabenheit und Schönheit ganz abgegatjgen seyn?)
— das vornan tische Ideal — (die Sagenwelt des.
Mittelalters) und das moderne, daa ijt der philoso-
phisch-ästhetischen Denkweise der neuern Zeit swm
Dursteilung findet.
Das zweite Buch enthält die Lehre von der
Kunst, und bezeichnet den Uebergang der vorher noch
•nlijektiYen Phantasiethlltigkeit ,iu objektiTMi Da-
I9ti , Weifsc, Spatem der jiestlietik.
seyn iind äufserer Wirklichkeit. Hieraus ergiebt sich
eine symmetrische Gliederung der verschiedenen Kunst-
formeo, oder der einzelnen Künste, und zwar nach
dein inniern Fortschreiten Tom Abstraktesten zum Con-
ereteren, wo die Tonkunst TorangeBteUt wlrd^ weil
sie als die einfachste noch gar keinen gegenständli-
chen lühalt hat ; die Poesie dagegen ist am liöchsten
zu stellen , weil sie^ des reichsten und mannigfachsten
Inhalts fähig ist. (Die sogenannten verschönern-
den Künste, wie die scttöne Gartenkunst u. s. w. sind
dabei mit Recht gans aus dem Gebiete der Kunst
verwiesen. Uebrigehs ist dieser ganue Abschnitt auch
im Einzelnen auf das Reidiste ausgeführt und voll
von g( ist reichen Winken und treffenden Bemerkung^en
iiber die einzelnen Kunstgebiete, auch in ihren neue-
sten Erscheinungen und Tendenzen." So , was über
die historische Darstellung (ThI. 11. S. 283 ff.), üb«r
die lyrischen Dichter (S. 289.) , über den wahrhafitea
Charakter der Landschaftsmalerei (S. 431.) /wobei eine
Vergleichung mit den neulich erschienenen Briefen
von Carus über denselben Gegenstand sehr interesr
sant ist), über die Gattungen des Stils (S. 464.) und
60 vieles Andere, gelegentlich weiter ausgeführt wird.)
Das dritte Buch zeigt uns die Schönheit endlich
in ihrer absoluten Gestalt; es ist der Genius, der
individualisirte , Mensch gewordene Geist der
Schönheit. Und dies ist ohne Zweifel der originalste
Abschnitt des ^ganzen Werkes , indem der Verf;- hitar
Ideen einer philosophischen Behandlung unterwirf!, 'diu
theils noch gar nicht, theils nicht in <k r Aesthetik , oder
überhaupt nicht systematisch behandelt worden sind-;
nur Pia ton und Jacohi haben gelegentlich an sie ge-»
streÜL —
(Der B99ehlu/9 folgt.)
. j ^ d by Google
N^ 65. HEIDELB. JaUKB. b. LlTEHATUiL 1881.
WeiJ^se, System der Aesthetik*
\h e 9 c h l uj s.J
Der Genius in subjektiver Gestalt 1) ist, was
U'ir Schönheit der Seele neoaen können, in drei-
facher Art, als Gemttth (wobei wir auf den höchst
eigeDthfimlich eDtwickelten Gegensats von Geist tind
Seele aufmerksam machen, der auch sonst wohl iriet-
fach zur Sprache kommt (8. 372 ff.), als Talent, und
als Genius (im engern Sinne). In letzterm durchdringt
sich lebendig Gemüth und Talent, worüber Neues und
Treffliches gesagt wird, wie über die Weltgeschichte
liehe Bedeutung desselben. — Die objektive, unmit-
telbare Form der Erscheinung des Genius 2) ist nun
Euerst die Naturschönheit, sich darstellend in dem
Totalbilde der selbstlosen iVaturdinge; sodann der phy-
siog nomische Ausdruck, als die unmittelbare
und äufser liehe Gestalt einer geistigen Individualität
Überhaupt, wohin der Verf. auch das rechnet, was in
der Kunst Stil und Manier heifst, das unmittelbare und
oft nnwlllk&hrliche Sichgebehren derselben in der ein'»
seinen Persönlichkeit. ' Endlich findet er drittens die
höclistc objektive Gestalt des Genius in der Natioual-
ßitte, als dem Ausdrucke der Volksindividualität, und
seiner unmittelbaren Aulfassung und Gestaltung der
ästhetischen Ideen (Thl. II. S. 473.). Aber warum
nur der ästhetischen, und nicht auch der rechtlichen
und sittlichen? Ueberhaiipt drängt sich in dieser
Sphäre der Betrachtung, was hier freilich nur ange-*
deutet werden kann, die Sittlichkeit so nahe an den
Begriff der Schönheit heran, dafs beide kaum ohne ein-
ander scheinen recht begrifieu werden zu können, ein
Umstand, auf welchen wir überhaupt bei dieser Gele-
genheit hinweisen wollen. Es konnte nicht fehlen , dab
XXIV. Jahrg. 10. Ueft 65
14)26
Weifae, Syatem der Aesthetik.
auch der Verf. bei dem Vielblick und der Tiefe, mit
welchem er seinen Gegenstand behandelt, stellenweise,
besonders im letzten Abschnitte, daran hinstreifea muüste,
doch scheint er jenen Parailelisrnns nicht fest genug imi
Auge gefafst KU habeA.)
3) Die absolute, Subjektives wie Objektives io
sich zusammenfassende tiestalt des Genius ist endlich
die Liebe. Ueber die merkwihrdige Theorie derseU
ben, welche der Verf. entwickelt, hier nnr so viel:
Der Begriir der Schönheit verlangt die Doppelheit
eines Angeschauten wie Anschaueuden. Ei n s e i t i g ist
dieser Procefs in <ien bisher betrachteten Gestaltungeo
derselben durchgeführt worden; wo immer ein an-
schauendes, geniefsendes Subjekt* einem Objektiven ge*
genfiber blieb. Daher ist eben das wechselseitige Sicli-
anschauen und Geniefsen in seiner Schönheit, die
Wechseldurchdringung dieses Anschauens und Geschant-
werdens nach des Verfs. Behauptung das Geffihl der
Liebe, was sich nun wiederum dreifach gestaltet, zu-
nächst als platonische Ltebe, worin die Anschan,.
die adorirende Verehrung des geKebten Gegenstandes^
noch das Vorherrschende ist; sodann als Freund-
schaft, uiul endlich am Höchsten den Gegensatz aus-
gleichend und völlig vernichtend, als Geschlechts-
liebe. — Damit ist aber endlich — was zugleich
auf das Verhähnifs der AesthetHc 'ZU' der steh daratt
reihenden spekalatiren Theologie hindeutet, wie
der Verf. sie auszuführen gedenkt — die Grundlage
zu dem höhern Begriffe der Gottheit gegeben, M
welchem erst das rechte philosophische Verständnifs
Gottes und seines Verhältnisses zur Welt sich ergeben
soll (S. 485. u. 523.).
Schon diese letzten AndeutuDgen werden gewif«
jeden Denker auf das verheifsene Werk des Verfassers
über spekulative Theologie aufmerksam machen, zumal
wenn, er in demselben mehr mpcbf als ei ift ^^M.
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Schreiben eiue« Urauntcbweigm.
10X7
Aesthetik geschehea, bei der Darstellnog deo äufser-
lieh dialektischeo Apparat der fk-eiern Beweg^lichkeil
und Klarheit des Vortrags opfert Aber auch jetzt
schon scheidea wir mit auiVichtigem Daok Qnd Hoch-
achtung- von dem Verfasser, und können den Wunsch
üicht bergen, daüs unsere Anzeige dazu beitragen möge,
mn ideeoreiches Werk dem allgemeioen Gedanken«»
rerkehre nneerer Zeit elwaa näher zu bringen.
Schreiben eines ßrautischweigers an einen auswärtigen FVeunrf, die Er--
richtung einer Universität oder (eines) polytechnischen instituta in
Hrauntchweig betreffend. Braunschweig 1831. 39 S, 8.
Ref. kennt weder den ungenannten Verf. dieser
Schrift , noch die Veranlassung derselben , noch auch
den Einflufs, welchen dieselbe auf die Ausfuhrung des
vergesclilagenen Planes haben kdnnle j erlaubt sich aber
flir den Fall , dafs letzterer nicht gann unbedeutend seyn
sollte, einige bescheidene Zweifel gegen die aufgestellten
Behauptungen und Vorscliläge vorzubringen. Im Ganzen
wird die Ecole polytechmque in Paris als ilas non pbu
»itra. eines Institutes, selbst durch die Ausrufungen:
Hdrti hört! auf eine Weise geschildert, daft man glaa»
ben sollte, alles Wichtige und Nützliche in Naturwis*
seoschaft und Technik müsse in den neuesten Zeiten aus
dieser Quelle ausgeflossen seyn, dagegen aber kommen
die lastitute in Wien , Prag, Berlin a.s. w. tief iuSchat*
tenztt stehen. Keiner von denen, die mit der Geschichte
und dem jeteigen Standpuncte der exacten Wissenschaften
vertraut sind, wird den hochberühmten Männern, La
Place, Le Geadre, Poisson, Cauchy, Monge,
Hachette u. s. w. ihre ausgezeichneten Verdienste
absprechen wollen, auch haben manche Zöglinge jener
Schule, z. R Biot, Arago, Gay-Lussac, Pon-
celet u. A. die Gründlichkeit des erhaltenen Unter-
richts sattsam beurkundet; eben so beo^reiflich ist es
lagleich, dab^ wenn ein Staat wie Frankreich alle fllc
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IIM Schniben einet Brnuuecliwelgere.
seine verschiedenen Zwecke erforderliche Praktilier in
einer einzigen Central -Anstalt bilden läfst, in einer sol-
chen schon der Natur der Sache nach grofsartige Mittet
mit glänzenden Erfolgen vereinigt werden müssen. Ob«
gleich aber auch noch in diesem Augenblicke der Stand«
punkt, auf welchem sich die mathematischen Wisseo»
Schäften in Prankreich befinden , gebührend hochgestrfit
werden mufs, so darf man doch die Bemühungen anderer
Länder deswegen nicht zu tief herabsetzen. Die feinste
geodätische Operation ist in Teutschland gemacht, die
Volta'sche nnd Zambonische Sänie ist in Italien, der
Elektromagnetismus in Dänemark erfunden, die Undida-
tionstheorie ist in Teutschland begründet, und wenn
gleich der berühmte Interferenzenversuch auch in Paris
aufgefunden seyn mag, so hatte Thoni. Young den-
selben doch bereits viel früher in den jML Trmn^ be-
kannt gemacht, Navier's Kettenbrflcke stfirste zusam-
men, die Construction der später erbaueten aber wurde
nach einem englischen Muster ausgeführt , und für die
Dampfmaschinen, Eisenbahnen u. s. w. stehen die Eng-
länder noch immer als Meister oben an. Obgleich es
daher in Frankreich allerdings viel Licht giebt, so litt
sich der vorhandene Schatten dem unpartheiischenBeob*
achter doch nicht ganz verbergen. Die Institute und
der Unterricht in Wien werden durch unsern Verf. sehr
herabgesetzt, aliein wenn e9 ihm gefallig wäre, an Ort
und Stelle naehzusehn, so würde er bald finden, dais
namentlich v. SUingshausen, Baumgartner iiad
Baron Jacquin an der Universität unglaublich nel
leisten, wie auch schon die Zeitschrift der beiden er-
steren genügend zeigt, nud wenn das polytechnische
Institut nicht In allen Stücken die gehegten Erwartungen
befriedigt, so hat dieses in manchen schwer zu besä^
genden Verhältnissen seinen Gruiid; im Ganzen aber
darf man nur das unermefsliche Prachlgebäude mit seinen
von Schätzen strotzenden Sälen betrachten und die Lei-
stungen des gröfsteu Theiis der dort unterrichteten
Schiller kennen lernen , um gegen dieee gsoÜNurtige An**
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Sülii-tiiben eioea Hrauotchweigera. lOM
stalt die gebührende Achtung- zu erhalteo. Dafs das
Studium der Malhematik im Ganzen in Teutschland mclU
T^rnacUässigt werde , beweisen die vielen grandlich ge*
bildeten Mathematiker , die grdfklentlieile blos anf dttrftig
nährende Lehranstalten beschränkt sind , statt dafs Frank-
reich eine grofse Menge seiner Schüler für die prak-
tische Laufbahn in Anspruch nimmt, in der Cliemie sind
die Teutschen hinter ihren Nachbarn gewifs nicht zu-
rück, von der Physik aber sagt Biot selbst , dals er
sie in Paris nur popuür vortragen dttrfe , und wenn dieses
auf unsern Universitäten noch mehr der Fall ist, so Hegt
die Ursache hiervon nicht an den Lehrern, die sich
rücksichtlich ihrer Kenntnisse gröfstentheils anderweitig
genügend legitioiiren , sondern an dem Umstände , dafs
nnr die Mediciner und Cameralisten diesen ZM^eig der
Wissenschaften für ihr Studium als unentb^rlich oder-
mindestens nötzlich ansehen, die weit zahlreicheren Ju-
risten und Theologen dagegen nur der praktischen Zu-
stutzung ftir ihre künftige Amtsthätigkeit nachstreben.
Die Haupttendenz der vorliegenden Schrift ist, zu
zeigen ) dals Braunschweig nicht füglich die Kosten
f&r eine grofse Universität aufbringen könne » dafe da-
gc^^en das CoUeghm Carolmum schon jetzt eine Menge
Hulfsmittel darbiete, um in eine grof«artige pol;jrtech-
nische Academie verwandelt zu wertien. Unter diesen
werden der physikalische Instrumentensaal, gröfser als
ihn das polytechnische Institut in Wien aufzuweisen hat,*)
das chemische Laboratorium, die Sammlung der geodfi*
tischen Apparate, nnter denen ein 12zdlliger reichen-
bach'scher Theodolith den ersten Platz mnnimrot, die
Naturalien des Musenms , ein Herbarium vom Hofrath
He 11 \v ig und die Mineraliensammlung des Colle^iums
besonders angeführt Diese sollen die Grundlage einer
groTsartigen Anstalt abgeben, auf welcher der Uiaiver-
*) Ref. kennt i!cn Brannschweiger Saal nicht, wcifs aber, dals die
bekannte liieBen-Elcktrisirinaschiiie in Wien mit ihren Batte«
rieen aiiein einen ziewUch groUen Saal füllt«
1060
Schrailieii eioeo BrMUitcliirolgefft-
oalil&t w^gen auch eio bischen Theologie uud Jurispru-
deDZ gelehrt werden infisse , weil die Universitäten ebeo
dofch die Allgemeinheit der auf ihnen gelehrten WiMe»-
echaften rar höheren Bildung der Studierenden wirken,
die Chirurg^ie aber zieht der Verf. ganz eigentlich in den
Kreis seiner neumodigeti Lehranstalt, und es soll hierfür
das schon vorhandene chirurgische Institut verwandt
werden. Letzterer Vorschlag kann wohl nicht anders
ala dem Leaer ein Lächeln ahndtbtgen, indem der Verf.
Tergeasen hat, dafs Ifir einen gründiidien CMrurgea
Anatomie, Ph^raiologie , PbanHasie, Materia medica,
selbst Pathologie, Klinik und Entbindungskunst, ai§o
genau alles das, was eine medicinische Faeultät leistet,
ganz unentbehrlich ist. Mit dem Bischeu Theologie
und Jurisprudenz dürfte das Bestreben des Verfa nach
Tieft und GrQndItchkeit gewaltig ins Gedränge kom-
men, sein Plan im Ganzen geht aber darauf hinans,
ein Institut zu errichten, welchem eine eigentliclie theo-
logische und juristische Facultät fehlen, wo dagegen
die philosophische und die dieser zugleich angehörige
medicinische in höchster Vollendung und von gtöfserer
Wirksamkeit^) als die Universitäten sie darbieten, vor-
handen seyn sollen, wobei er jedoch wegen der medi-
cinischen Wissenschaften noch mit sich selbst nicht im
Reinen zu seyn scheint, indem er im entworfenen Plaoe
blos von Chirnroi(^ und Thierarzneikunde redet. Ref.
hegt hiergegen das Bedenken, dafs die Theologen und
Juristen nur Bücher bedürfen j die für diese Fächer
immer noch am leichtesten anzuschaffen sind, die bst
unerschwinglichen Kosten der größeren UniYerntiteD
werden aber eben durch die übrigen Disciplinen her-
bei^ieführt, und der Verf. kommt sonach mit sich selbst
in Widerspruch. Namentlich ist filr die Nautik, die
er mit aufnimmt, eine Sternwarte gans unentbehrlicbt
die bekanntlich allein oft mehr kostet, als eine gaoae
UniTersität von mittlerem Range, und wozu sein 12aäl-
liger Theodolith und ein Fraunhofer von 3 Zoll Oeff*
nung doch schwerlich auslaugen würden. Die zahl-
. j 1^ d by Googl
SchteÜMa eine«, Brauo«cliw«igef«*
mal
reichen und theuern Zeitschriften, welche selbst die
reichsten Uoiversitäten kaum vollständig herbeizuschaf-
fen vermögen, die kostbaren technischen Kupferwerke
(Telford*B Beschreibttog der Meoai^Ketleabrücke allein
kostet t und auf feinem Papier 10 Lstl.), die physi-
kalischen und chemischen Apparate und insbesondere
die zahlreichen Modelle, welche in grofsem Mafsstabe
ausgeführt seyn müssen, wenn sie nützen sollen, und
so vieles andere scheint der Verf. bei seinem kühnen
Projecte gar nicht vor Augen gehabt zu haben, oder
0r hat erwartet, daft die freigebig spendende Zcat (!)
4liese8 alles bringen würde , da er sehr naiv sagt : „Ein
angemessenes Akademiegebäude, welches alles vereinigt,
würde die Zeit von selbst schon bauen."
Als Endresultat dieser im Alig eineinen nicht un-
wichtigen Betrachtungen geht wohl unverkennbar her-
vor, dafs die teutschen Staaten aus Rücksichten auf
ihre obwaltenden unabänderlichen Verhältnisse wohi-
thun werden, die HQlfsmittel zur gründlichen wissen-
schaftlichen Bildung nicht zu zersplittern, sondern auf
den Hochschulen, für die doch einmal vieles gesche*.
hen mufs, zu vereinigen, aufserdem aber in andern
Städten nach dem Verhältnisse ihrer GrÖfse angemes-
sene Realschulen für Künstler und Handwerker zu er-
richten, deren Wirksamkeit jedoch ausschliefslich auf
das Praktische und Elemeufare gerichtet sej^n mufs,
ohne sich in die höheren Sphären zu versteigen und
durch ein unvollendetes Streben nachtheilige Halbwis*
serei und verderbliche Frojectensuclit zu erzeugen.
KÜRZE ANZEIGEN.
■" I II I I
der G^mtuttten, wie auch für Bürger und gebüMe Landkvie» Ek
£eAr- und Lwebuch, enthaittnd EMund€t NuHirUkre, Naiur^
aekrtSbung , Menaehetdekre uttd GewJkMt«. Btrmu^^^gt^
vermehrte Auflage. Aachen 1681. 821 8, gr. 8.
SlMes Buch rnilmlt irirklich dttsjeni^e , irM auf dem Tit«l
aagvgelmi ist, nämlich dasNölbigste nml WisteiMwuriligste ans den
genannten Disciplinen elementar Torgetragmi,|||ld kann daher allerdinga
anch «U Real-Buch beim Unterrichte in Elamentar- and Bürgerschulea
ÜMieB. Für die anter^n RImmh der Gjamasien ist es jedoch nach
Unaem Ansteht nicht geeignet, und swar nicht etwa auR dem in dM
Varrede widerlegten Grunde^ nämlich weil sein Inhalt für Gymna-
iSaiten Yon XO bis 12 Jahren in dar 8ten und 5ten Klasse su niedrig
aey, sondern weil für die la den ernsten Stadien bestimmten Schäler
der anteren Klassen ein soieliar Real -Unterricht noch gar nicht ge-
hört , diese vielmehr sich ernstlich mit der Erlernung der alten
Sprachen nnd der hierzu gehörenden Hulfsmittel beschäftigen müs-
sen, ohne hierbei durch die weit leichteren und interessanteren Rt al
Stadien serstreuet und abgezogen zu werden. Schon die Teod^nz
nach grundlicher Bildung auf den Gymnasien erfordert aber, (laf^t
die für den Unterricht in den Realien, wozu nur Geographie, Ge-
schichte, Mathematik und Physik gehören sollten, zu wählenden
Lehrbücher jeden dicker 7^\\v\'^c aussrhlic Tslicli , zujrlcich aber in
gröfserem Umfanfre und in mehr wisnenschriftUcher Form enthrtUen.
Dn^eg^en Ktirnnit Ref. ^()llknln^len mit dem Verf. öherein , wenn er
diesee Uiich Bürgern und geliildcten Landleuten Tnm Lesen empfiehlt,
aber ein Irrthnm ist es, w.enn or glaubt, dnfs diese sich die Zeit
mit dem Lesen des Till EiilensiiicgeU und des gehörnten Siegfri^^i
verkürzen; dieses »i^esrhieht jetzt nieht mehr, sondern sie vergifteJi
ihr riehtigeH Lrtheil und luiturlich gutes moralische« Gefiihl darch
das Legen der zahllosen Pamphlets, worin mit schamloser Frechheit
alles Heilige und Ehrwürdige zerrissen und besudelt wird, damit
ihr betäubte» GewiBsta ihnen niclit dns Unrecht einer Tödtiing- der
edlen Zeit und UebcrlüUung mit sinnlichen Genüssen vorhalten mog«<
Ref. hat das Buch mit g-rofsem Vergiiü|:^en gpelescn, und kaan
es mit gutem Gewissen als zwe^^kmiifsig und sehr nutzlich empfeh-
len, selbst für die heranwachsende Jugend beiderlei Geschlechts wird
d»a IieMn deaselbcii uni^leich nütaUcher seya aU d«a der Romans
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nad Mer SeVssipiel«, Im Mfern dto Wahrlieit jederzeit eiamgiortih
Yonng vor der £rdiclitaiig b«haaptcn niiiri. Der Verf. bat aa« d«a
|fewfthlt0ii Disciplinen das Wiuenswnrdigtte niitgetheilt , eeine Dar-
rtellmig itt lebendig und dem jagendlichen oder minder gebildetes
FastnngaTermogen angemeMen, insbesondere aber ist dto Torherr«
sehende, zur Zufriedenheit, Thätigkeit und zur Dankbarkeit für dae
yiele dem Menschen zu Tbeil werdende Gute führende, Tendenz des
Ganzen sehr lobcns^ i'rth. So gern übrigens Ref. dieses Urihcil nne-
epiiclit, eben no dringend füitfert es seine Pflicht, die ihm aufgefal-
lenen Fehler einzeln namhaft zu machen, damit sie in einer folgen-
den Auflage wo möglich verbessert werden.
Zuvörderst läuft durch das ganze Buch eine Abweichung Ton '
der üblichen Rechtschreibung mancher Worte, wofür zwar in einigen
Fallen sich ein Grund auffinden Ififst, allein wenn jeder Schrirtsteller
nach einem von ihm gewühlten Principe die gangbare Orthon;niphie
andern will, so mufs zuletzt eine babylonische yerwirri]n<^ cntHtehea,
und atii dUcn Fall gehört nur das einmal Bestehende utul allgemein
Lebliclie für junge Leute und Leser von nicht eigentlich wissen-
achaftlicher Bildung, weil dieie daa ihnen Gegebene alt Autorität
Mraoliteii, wovon aie keine eigentliche B^clienichnft abzulegen ireru
aiignn* Beiiplele dieter Sehreibnfi eind fblgendo: Se^e» Bineliöffet
Komete , Aengelland, Märgel, geleecht, Aeime, Aodeirtelne, effttot
milbdrnii» Boliindigkeil, Aente, Litoho, teidrengen» «nd iriolleieiil
«och nndere« die ftef. dberaebon hat. HimiekiUeh den Snehinlielto
oliid nichralle einielne Oiseiplinen gleieh gni bearbeitet, weawegoa
«• am beeten «eyn wird , jeden Abechnltl für Mch nn benrtlieilea.
Daa Werk beginnt mit «incm wobl geiathenen Abrilb der allge*
amiaen Krdknade, jedoeii zollten billig die epater nodmiale Torkom*
meaden, fnr.den jetafgen Standpunkt der Wimenschaft ganz naetnt^
Baftea, vier Elemente der st holaetieelMn Physik nicht aafgenommon
eoya« aach sind Steppea keine aatgedehnte eingeeebleeeene Tbüer,
aoadefB unübersehbare, meiatens mit hohem Grase bewaebwaOf
Ebenen. Ueber den zweiten Abschnitt, die mathematische Geogra-
phie, lafst sich das namlicbe Urtheil fällen; kleine Unriebtigkeiten
aber sind die nach Hcrschel auf der Sonne angenommenen sehr
hohen Berge, die aber unstatthaft sind , weil fiie nicht durch die
hypothetische I<ichtatraoRpbäre hervorragten tind unter dieser der
Dunkelheit wegen nicht sichtbar seyn können , auch würden bei
einem iJrd- Globus von 21 Fufs Durchmesser die höchsten Berge
nicht Sandkurnchen gleichen, da ^ie auf solchen von 18 Zollen schon
0,25 Linien betragen. Die beiden letzten Abschnitte di^er ersten
Ahtheijung^ nämlich die £rdbe8chreibiin^ nath Naturgrenzen mit
besonderer Rücksicht auf Europa und die «taatliehe Erdbcschreibting
Kuropa's stehen den ersteren nicht nach, nur weifs ninn nicht, was
" miNi Tpn dem Fehler p. lü. dcnkea soll , dafs das Seewamer mkJi.
Ilojrle 45 mal Mkwoiev aafiM» Wasser mj, auch ist der Rhem-
lliU bei MbafhauMA oor «Iwa keuMiwega aber 89 Fufs hoch«
immI die sonderbar gestalteten Namen xveier Flosse , der Sau usd
Pr»ii,' ••Ilten billig in den Geographien richtig, nämlich Saw (lies
Sawe) und Draw (gesprtclia» Dmwe, nach der dortigen Anaipraelia
des W, z B. in Wrbna, ausgesprochen Werbna) angegeben werden.
Weit weniger kann Ref. seine Zufriedenheit mit der zweiten Ab-
ÜMiilung, näiulich der Natur lehre , und mit dein ersten Absehnttte
der dritten Abtheilung, näwiioli der Mineralogie, bezeugen) weil in
beiden sehr arge Schnitner verkomaieaf wodnrcli der übrigens klare
Vortrag des Richtigen auf eine vnengcnehine Weise geetert wird.
In der Physik namentlich kommen wieder die vier Elemente vor,
«a4 no wird dann vnn der reinen Erde geredet, da ee doch entweder
deren mehrere oder gnr keine giebt. Eben so ist es naeli S. 121>
nicht dae SUdigaa, weiches durch den Procefs dee Atlupens uai
Verbrennens erzengt, von den Mannen aber Aufgenommen aad ser*
legt wird , sondern das kohlaaMaiia 6aa «der die Kohlemtare ; was
aailen aber Kinder denken, wenn S. 13€L gegea ihre Erfah-
rang behauptet wird , dafs ganz kaltes Wasser , an einen glühendea
Ofen geliracht , gefriert. Dafs sehr kalte Gefäfse in der Wirrae eine
•Kiirinde erhalten und erfroVeae Glieder durch Schnee aufgethaaet
werden, ynkrt nicht daher, dals sie durch die Warme anfängU^
kälter werden , sondern das Bretere ist Folge der niedergeschlagenen
and auf sehr kalten Körpern gefrierenden Wasserdänste, wie S* 14S.
richtig erklart wird, der Schnee im letateren Falle dient alier daza,
die Wärme langsam eindringen an lassen, und dadurch eine Zer-
eetaung der Säfte an Terhnlen. Die Spiegelfolie besteht nicht aas
Qaecksiiber oder geschlagenem Zinn, sondern aus beiden zugleich,
und wenn S. 14li. die Empfindung des Erschlagen Werdens durch den
Blitz als höchst fürchterlich und gräfslich angegeben wird, so ist
. dieses eine einzelne, aber nach zahllosen anderen Erfahrungen uod
in Folge der Theorie nicht richtige Behauptung, da der elektrische
Sehlag die Nerven zu schnell betäubt, als dafs eine EmpflnduDg^
mdglieh wäre, die erst bei und nach der Wiederbelebung allerdings
als sehr unangenehm eintritt. In der Mineralogie möchte es für den
vorliegenden Zweck immerhin angehen, dafs zuerst die Erden, dann
die sogenannten vulkanischen Erden , Steinarten und Edelsteine ab-
gehandelt sind, der 0iamant nicht unter die verbrennlichen Körper
gerechnet wird u. s. w., aber der gleich anfangs aufgestellte schwsii«
kende Begriff von Erde ist gar zu unwissenschaftlich , und dafs d«t
Glimmer wegen enthaltener kleiner Metallblättchen |2:lanzeB soll,
ein zu arger Verstofs. Von dem vielen in Rufsland varhandenea
Platin konnte der Verf. schon dareh die Zeitungen Nachritlit haben.
Dem ganzen Absclinitto , auch wenn man sich blos auf populäre
Koaatnisift beecbränkea will, iet eine gäaaliche Umarbeitaag t
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IM
iHkimhen , mm i—fctJWiMlere die ▼«nrirrang s« entferiMii , welclM in
deo^enigeo liemelie«, wm von den Snhaa und Sinrati gesagt lit.
Vngkieli beater Itt der AlMclmltt Ton de» Fllannen ImM^beitel« wenn
gieicli der Anfnng, aber die Beetandtheile derselben, Einiges «i wAb-
•eben Abrig Iftfct , nnd minientlleb der Kleber mit Lekn nieht iden-
liieh ist, noch bester nber Ist der Verf. In de« SSeelogie in Hnnse,
nnd eelbet die vierte Abibellung , welche in drei Abeehwilten vtttti
Kitrper dee Menecben t wn der Seele « 'Hiren Krifflen nnd Fihighei-
ten , und endlieh Ton den wiehtigeten Geenndheiteregeta handelt»
bildet ein wohlgelungenee Games , den bleiben Yerstofs S. M. ab-
gerechnet, dar« die Lungen nicht eowehl den Lebenseteff (was elgent-
li«h niehfe sagt) , als TielniehT dae Saaeretnll|s;ne aufnehmen , nneh
darf Wehl nicht an unbedingt gegen Kopfbedeckungen geeifert wer-
den, wie Beerhanve*s bdcannte Vorschrift beweiset, noch nuch dbi
Lnftigltelt der Sehlafgeinftcber als erste und irorsfigllcbste Bedingung
erecheinea, da bekanntlich alle Thiere enge nnd warme Räume anm
Ifdcbtlager suchen. Ble Warnung ^, ITl. gegen den Schnupftabak
mmf; hingehen , obgleich die Thalsache fblsch ist Die fünfte Ah-
theilong eiTdllch enthftlt in swel Abeehnitteii auent eine allgenleinn
Geschichte und dean eine beriondere tou Preulhen. Auf lielde palWt
«ollkemmen das Urtheil, welchee Ref. fiber das'Werk Im i^llgemel-
aeu Buigesproehen hat.
M u n e k 9*
iitat in tisch' t op o r a p h i s r h e Sc kilderung von Rheinbaicrn.
f^on G Fr Kolb. 1 Tliüil, dk Statistik enthaltend. — Speier
1831 , in der J. C. Kolb'schen Buchhandlung. 8. (PreU 1 fl. ZI kr.
auf $clireibpapicr 2 fl.)*
Das Wesen der Statistik ist utoslreltig *ieht auf Inbeliu-
rieche Formen und troekeae AuMhlnng der Gegenstattde , welche
sie behandelt, einsttscIiTinlien $ wie auch Jetat noch Mandker nach
•tffcter Obeemina an glauben scbefail. Tlelmebr Ist mit der eo noftlh
wendigen Prftcislon und GHIndflclikelt augleieh eine hdhete nnd
edlere Tendenx, nftmlich die lebendige und klare Daretellung de«
physischeb , moraltsehen mnd poUi^*^^ Znstaodee der lAnder und
Tdlker an rerblnden. Daher Ist klar , duAi dieser Eweif der Ute-*
rbtur nicht blas als ein meebunlecher Gehnife der Gesehlehte und
Erdbeschrefbnng, sondern im wdrdigen Vereine' mit deneelben auf
dem Slundpnnkte, den beide Jetat einirehoMn, emcheineYi «olle. Na-
mentlich hat Seh User durch «eine gele»- und li^ittolle Erwellertfhg
der Sttttlstik ein wisoeuecbafllieliee Vorbild gcfeben, welche« zu er*
fefiehen der ümechwung nnd dae Fortichreitea der politischen Ideen,
der Staats - uad RellgiensTcrfessnngen und der feistigen sowdhl aili
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IMS O. Fr. tLM^ SMhMa vm AlMiRM«rii.
•etbil 4er p!i jtUehea Knlliir den stetiaüschen Schriftatelier , bcson-
dien da Miffurdern, fruchtbarer , berichtigfcnder Vergleichung
4m ffrAb«rai mit dtm gcgenwarligea ZiMtMid battpUachlieb dU Re4e
•ejrn murik
Wendet man dieie GrundtätM auf dM Torliegende Werk aoi
dMMO Verf. durch g«gchichtliche und geographische Schriften be-
reits auf eine lob«uwertbe Weite Fleifs und Kenatniste nebet eiMC
patriotisch nutsUclMi Tendenz seiner Bemühungen bewiesen hat, ta
darf Ree. Tersiehern , dafa sich dasselbe durch Planmäfsigkeitt un- •
ermadelen Flcifs , Genaalgkeit und anziehende , j^edicgeae Darstel-
lung empfiehlt , die freisinnige Ansicht des Autors in Bezug aaf In*
•tittttioncn und Volkalabea offaabart and dareli die den Orte- aad
SMtbedürrnissen angeniesaene Gesinnung für constitutiaaalle Ord-
nung, Gesetz und Rechtlichkeit sich sehr nUmiUch aaaaeiehaat
Dem Ref. ist keine Arbelt dieser Art über irgend einen aadera
deutschen Staat bekannt, die ihren Gegenstand ToUkommener er-
sohöpfta. In folgerechter Ordnung wird in ^mehreren Unterabthei-
laag^aa des Landes Zustand in ph^^sischer Hinsicht , in Beaag anf
geographische Lage , Beschaffenheit , Nati9nalcharakter u. s. w. als
Basis des Ganzen vorgeseichnet , sodann ist über Institutionen , Kreis-
Terfassung, Ackerbaa, Industrie, Handel, Finanzen, Justizverfas^
sung, Polizei, Militär, Kirchcnsystcin , Erziehungs- und Bildungs-
anstalten u. s. w. anschaulich, nach allen wesentlichen Umständen,
in einer nicht gedehnten Mnnier berichtet In derj] Einleitung wird
der Zustand des Landes vor seiner Vereinigung mit Baiem geschil-
dert ; am Schlufs des Gafi?:cn folgen Berichtigungen und Nach-
träge, ferner ein bcrcchneiuler Anhang über verschiedene, in dem
Werke vorkoramcudc, adniinUtrative und gerichtliche Gegenstände,
und die Beifügung eines SaclirrgiKtcrR. Zudem sind die bei einer
Beschreibung von Rheinlmict n anwendbaren Quellen (Charten , Ge-
setzsammlungen, ofßcielle und niehtofficiell^ Schriften) , mit kurzer
Angabe ihrer Vorzüge oder Mängel, angezeigt. Aufser dem Brauch-
baren , das der Verf. in einigen derselben fand , bat er mancherlei
ungedruckte Notizen, und die eigenen reellen Kenntnisse, welche
er, wie man schon aus andern gemeinnützigen Schriften von ihm
ersieht , von dem inneren und äufseren Zustande seines Vaterlandes
crlnn>;tr , als Hülfsmittel benutzt. Zur Grundlage des Systems, nach
welchem sein Werk bearbeitet ist, schien ihm das von CA. Fi-
scher in Reinem trefflichen „Grundrifs einer neuen systematischen
Ilarsteliung der Statistik als Wissenschaft. Elberfeld, 1§29/' auf-
gestellte das zweckmäfsigste , wovon er jedoch in versohiedeaea Ab"
theilungen ganz oder theilweise abzuweichen Grund fand.
Noch cxistirt keine Schrift, welche einem grofsen Theii der
Inländer und den Bewohnern der Nachbarstaaten die gehörige Aof-
Märaag über die. VarbiUaiM« dea Abciafcraiiea g^n köaati», wah-
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FallnaiiB, St jlitclies Elemcatarbnch n, Pkraktltciie Rhetorik. IMY
iMkl ioeh dertelbe d«refa eeiiie coaitftatloiielltt iiiid. Iftnger ■duHi
erprobte Blniehtongen in muchea Pankt^n mit Recht als Maeter
sa betraehtea wire. Ebea deswef^n eiad hier manehe'Farthiea« aa-
BMBtlleh daa Jaetiaweeen , aaailAhrlich behaadelt
Saehfcaadige werdea diese erete Tollet&adige Statietik
Ebel abai erat ala eia aoihweadi^s Haadbucli fAv dea Biaheiari-
whea, den ee am geaaae Keaatailb eeiaee Yaterlaads au tbna l«t,
aber aaeh ale eiae willbommae Kraeheiaang fär dea Aaew&rtlgea «
der dch Mr deeeea Lage ia phyeiecher aad intelleetaeller Bla-
liebt belebrea will , begrälbea. Ee kaaa aogleieh ale elehereHAlAH
faelle bei Torlesaagea Aber dea aagewaadtea Th'eil Jener Wiieea«
•cbafl« oad ale aweekmAriiger tieltfadea bei dem hdberen Ojmaa^
•ial- aad Scbalaaterricht dieaen.
Der B, Baad» welcher die Ortebeeehreiboag CTopograpM«)
eilbilt, eelt baMmdgUebet folgea. Draek» Pftpier aad Freie eat-
■pfwbea dem Eweek der Aibeil aod weideo Ihre Aawendbarkeit be«
firdeta. Dr. ^««Itif.
1) StyljetleeAee J^lementarbiteb oder 'Er§i€r Cur 9m9 der
St^lühungen, mtkaiUndt elae kun^ Anleitung mum gnHn
Shßt eine große JnnM At^gaken emeoM s» eiaeefaen Fbrd^on-
gea, olf ttueh ea lieteArelftaagea, ErzdMmgen, Abkandhingen ^
Brünen tind GeteAdj/iltaaftiltse» alter Art^ nehti einer Adfte Bei^
Ingen dfter Gramaiatib« TSMmnren «. e. «. fBr Anfänger hn eeftrfff- ,
Hdkea Fortrage und nur SeibetbMkrung leetimmi, «en Cb. F. Falb-
el a an» tÜretL JApp. Rath und Lekrer am ^ßpnnanum au Delmold«
Dritte verbeeHrte und bedeutend vermehrte Aefuge. Banmawr
18tl. Im Verlage der Hakn*eehen HeifbuMmnAhmg. FIH und
M 8. Ia gr. B.
2) Praktische Rhetorik für die obem Klassen der Schulen und
sunt Selbstunterrichte t ah zweite völlig umgearbeitete und vielfach
erweiterte Ausgabe des Hülfsbuchs der deutschen Stylübungen von
Ch. F. Falkmann , Fürstl. Lipp. Rath und Lehrer am Gymna-
sium "ZU Detmold. (Mit dem Motto: Der Buchstabe tödtet ; über
der Gtiat macht Lebendig, 2 Cor. 0 ) Hannover 1831. Jm Ver^
läge der Höhnischen Ho/buchhandlung, JX u. 526 iS. in gr. 6.
No. 1. Die aweita Auflage dieeee dareh ReicbhaUlgbelt und
MiaBigfaUigkeit dee Inhalte eo wie aweekmifelge Einrichtung für den
Gebianeh beim Unterricht sich empfehlendea Bochee i«t in diesen
BUttem Jahrgg. 1828. S 528 ff. aaeh Verdienst aagezeigt wordea.
OiTs wir ans in unsern. Erwartongen nicht getnuscht haben, leigt
das schnelle Erscheinen dieser dritten Auflage, in welcher des
^erfs. beeeerade Uaad nicht blos in Tielen einzelnen Zusätzen und
TerbeMeraagea » wie ale för dea Eweek dee Bache dieoileh ereehi^
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I
neiit Boiidern auch in mehreren neu hinzogekommenen Absr.hnitteR,
' wie dies Damcntlich Lei den Beilagen , und den darin enthaltcnet
grammatischen Erörterungen der Fall ist , bemerklich wird. Wal
den Inhalt und die Anordnung I>ütrifl*t, so verweisen wir aof dt«
frühere Anzeiii^e , da der Verf. dariti Nichts geändert und s^btt m
den Nuramerii (wan uir sehr Lilligen) keine Veränderung vorge-
nommen hat , um die Iruliereu Aiisgahen nicht unbrauchbar,' zu ma-
chen. Etnplehlung von unserer Seite wird ein solches Buch, das
sich in Kelincll iinf einander foli^eiuien neuen Auflagen schon hinrei-
chend durch sich selbst empfohlen hat, um so weniger bedürfen,
als, die vielseitige Behandlung des Gegenstandes und die Zweck-
ruärsigkeit der gegebenen Aufgaben betrifft, die dritte Auflage vor
den Irühcren nur den Vorzog verdient. Wenn dtesen Elementar«
bucli, was die Uebungeo im deutschen Styl anseht, fnr den Unter-
richt des Sehiüera den ersten Cursus bildet, so bildet die unter No 2,
verzeichnete Rhetorik^ welche an die Stelle des vor acht Jahren
von demselben Verf. bearbeiteten H ü 1 fs b u c h e s der deutschen
Stylübungen" getreten ist, dazu den KWeitm Curaus. In einer
dritten Schrift („Methodik der den t sehen S t y l ü b u n p^en,
182;5. 2te Aufl. Hannover b, Hahn) hat der Verf. die Grundsätze und
Ansichten niederp^elcgt , Melehe ihn bei Abfassung dieser Werke lei-
teten, sie soU iur den Lehrec das sf^n, Wim die beiden audera für
•lleil Schüler.
No. 2. Was nun zunächst die Rhetorik betrifft, so haben
wir auch hier umfassende, gründliche und zweekmäfsige Beband-
lungsweise in gleichem Grade anzuerkennen, wenn wir nicht unge-
recht gegen den Verf. sejn wollen. Nach einer Vorrede für den
Schüler, Zweck und Bestimmung der Schrift, so wie l'mfang und
Inhalt derselben naher ihm bezeichnend , folgt die Einleitung oder
die allgemeine Rhetorik in fünf Capiteln , die von der Epigraphik
(Lehre vom Thema), Heuristik (Lehre vom Stoffe), Oekonomik (von
der An>vetulung des Stoffes), Phrastik (von der Einkleidung des Stoilk
in Worte) und Epanorthotik (von der Verbesserung schriftlicher Ar-
beiten) handeln. Das Werk selbst zerfällt in drei Hauptabtheilun-
gen, von denen jede wieder in zahlreiche Unterabtheilungen und
Abschnitte zerfällt. Die erste Abtheilung befafst die Vorübungen
(d.h. solche schriftliche Arbeiten, durch welche einzelne l'heile des
Sprachdarstellungsgeschäftes gelehrt und eingeübt werden sollen),
die zweite die Hauptübungen (d.h. solche Arbeiten, w^elche ein
in sich abgeschlossenes , im Leben oft vorkommendes Ganzes bilden,
wo also sämmtliche etylistische Regeln zu lerücksichtigen sind),
die dritte Abtheilung die Nebcnubungen (d.h. solche» die nicht
für jeden Schüler und in jeden Lehrplan passen, %vovon albo nur IR
gewissen bestimmten Fällen Gebrauch zu machen ist , weshalb der
Verf. hier kürzer war, als bei den beiden andern Ab6chnitteo)t
welche sämmtUch poetisch sind. Die erste Abtheilung oder die Vor^
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B. H. TOD der Hade, 'S|«wlilflliN.
übuDgen serfallca «Mm itt gffRMiMitfMhe «od in ilietoriMilw , jeM
in die Satilefani'aiNl in die SatSTcrliiadaiigsMire « Mi9 wicwkrnn
in «iMa thesfotitcliMi naäl pvaltthcfien.Tlieil; dieaa enthalten INeye*
«itionen 4er vmcliiedentten Art, Eedefigmea , Velierg&iig;« «ad Ab^
wedieloag im Anedradll, Die Ilanptäli«ng^en entlailten' ia eiaev
ReiliefTM Abechaitleaj BeiebreibnngeB« Eraililaagea , Ahliandlan*
gen« Briefe, GeeeliftftsaaieRtoe , Redea, Vebertragaagen (aae dem
de» Lateiaieebea« Fraaadiieciwn and fiaglieebea), Na^afamaaKen,
Aaeaage, Comneatare oad Beartheilvagea i Alles in angeneMeaer '
VolUtandiglteit, aber aurli Lebendigkeit aad Anschauikhfceit ^orge*
tragaa uad bölAet swcckmäriig eingertcbtet. Auch Ton der dritten
Abtbeilung« wenn tie gleich, dem oben bemerkten Zwecke des Verfi.
gemäüb, aioht den Umfang hat, in welchem die beiden andehi Ab-
, tbeilvagea ansgearbeitet aind» läfst sich im Ganzen daRitelbe rnh-'
aMti f snmal da der theoretische Theil , welcher die H^^eln der
<laat«chen Prosodik, Rhythmik und Metrik enthält, mit vieler Sorg-
falt abgcfafet iet. Drei Beilagen und ein doppelte! Regiiter buh
ehea.dea Seblara.
JCietne deutscht Sprac hte hre, Tunacftst ftir Töchter- und Hur-
^erschufen. Mit einem Anhange fthfcrhaftcr Aufsätze^ -i/r rich-
tigen Anwendung der gesehenen Regeln und zur Vermeidung der
gewöhnlichsten Schreib - und Sprac^ehler ,• von Bern har d H ein-
rick von der Hude, Pastor an der Marienkirche zu Lübtxk.
Sechste, aufs neue durchgesehene Ausgabe. Lübeck ^ in der Rohden*"
sehen Buchhandlung. 1830. Xil u. 260 Ä\ in 8.
Torstehende Ausgabe wurde nach des Yerfs. Tode von der
Verlagshandlung besorgt, ohnedafs, wie in der Vorrede getagt wird,
etwas Wesentliches Teränttcrt worden iat. Ob wirklich, wie es ebenda
S. X. heifst, ein-AcIne Regeln näher und schärfer bestimmt oder er-
weitert worden^ kann Ref. nirht nnehweiten, weil demielben die
früheren Ausgaben ni( ht zur Hand sind.
Bei einer Spnn hlehre für Tochter- und Bürgerschulen darf
man, wie von dem Verf. mit Recht in der Vorrede S I lienierlit
wird, ii;raraniati«ehc Begriffe nn ht voraussetzen, wie in den soge-
nannten Mittetsehulen , in welchen durch Erlernung des Lateinischen
der Grund zu aller Sprachkenntnifs gelegt wird. Dennoch müssen
aber die Schüler mit solchen Begriffen in soweit bekannt gemacht
werden, dafs man auf den durch sie gelegten Grund ullen weiteren
Sprachunterricht bauen kann, obgleich wiederum eine zu groTäc Aus-
führlichkeit, welche eine Menge von Regeln und Beispielen aufstellt,
leicht Terwirren kann, und bei aller Vollständigkeit dennoch manche
Lücke für einzelne Fälle übrig lassen würde. Eben so wärea itrei^
aebulgeteebte Befinitionen hier nicht immer am rechten Orte, «ondera
B. H. ▼•a der Hud^, Sprachlehre«
es mÜMen die Regeln so gegeben werden, dafs der Schüler sich von
der Richtigkeit dersfUicn überzeup^t. Dies j^cfichieht aber Torzüglich
durch gut gewählte Uci^piclc. Auch crgclifint ca keineswegs zweck-
märsig, die lateinischen Kunstausdrücke mit ({cutRchen zu vertäu»
sehen, wie z. B. Müller in sL-incr Lehre der deutschen
Sprache^' (Berlin 18üf).) pi^etiian , und Suhject etwa --- S;itz-'
griirtdlage oder Grund ding, Prädient — Auesage, Cojjula
— B i n d Ii n ET , alle drei zusammen Urredestande zu nennen.
Mit solchen Ausdrücken verbinden sich oft X<iebenideen , velche tu
falschen Vorstellungen führen.
Diesen eben ausgesprochenen Forderungen an eine deutsche
Grammatik für Tciehter- und Bürgerschulen entspricht die vor nni
licp^ende in hohem Grade. Sie ist eingethcüt in vier Hauptab«
sehnitte. Der erfite handelt von den Redctheilen , der zweite von der
Rechtschreibung, der dritte von der Syntax, und der vierte vom
guten und angenehmen Lesen. Diese Hauptabschnitte haben wieder
ihre Unterabtheitungen , und jeder derselben sind Fragen zur Wie-
derholung (des Gesagten beigefügt, welche auch sa Aufgaben für
häusliche Arbeiten benutzt werden können.
Auf viele einzelne Augstellangcn cinzugelien, erlaubt der Raum '
dieser Blätter nicht; es sey uns daher nur vergönnt. Folgendes su
bemerken. Statt die Deklinationen , wie es Uciosius f^ethan , auf
drei zu beschränken, nimmt der Verf. acht an. S. 71. heifst ei
unrichtig, Bäcker (von backen) könne man auch Becker schreiben,
weil der ScIi reibgebrauch schwankend sey. Dem ist aber nicht so.
Der Schreibgebrauch spricht entschieden für die durch Ablcituncr ge-
botene Schreibart S. 122. wird bemerkt: ,,e8 wäre vielleicht besser,
wenn man bei lehren nur dann das Personenwort im Accusatif
setzte, sobald kein ausdrückliches Oliject, sondern nur ein Infinitir
folgt. Z. B. Ich lehre dich rechneu; aber; aber ich lehre dir das
Rechnen.^^ Dies ist nicht ganz richtig. Lehren wird mit dem Accn- !
■ativ der Person verbunden. £s muf« daher auch beifsen : ich lehn
dich das Rechnen.
Beigefügt ist ein „Anhang, enthaltend fehlerhafte Aufsätze,
um sie nach den vorhin anccp^ebenen Bemerkungen und Regeln so
Terbessem.^* Diesen Anhang wünschen wir aus dem Buche entferst.
Solche Ucbungen sind dem Schüler in seinen Fortschritten mehr hem-
mend , als fördernd. Ls gewöhnt sich derselbe durcli die sinnliche
Anschauung leicht an einen Fehler, den er vielleicht nie würde ge-
macht haben. Oft schon sprachen sich erfahrene Lehrer gegen diese
Methode aus , und es wäre sehr zu wünschen , dafs endlich derglei-
chen fehlerhafte Aufgaben, welche zum Richtigen fuhrea soUfliif
ans unseren Lehrbüchern wegblieben.
Druck und Papier sind gut , auch ist die Correc^cit des Drucket
an rühmen.
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N%ML HBIDBLE JAHRB. IN LITERATUR. IMI
Römische» Bullarium oder Auszüge der merkwürdigsten päpstli-
chen Bullen aus autkentieehen Quellen durch alle Jahrhunderte big
auf die neueste Zeit^ übersetzt und mit fortlattfenden historischen,
archäologischen und andern nothigen Bemerkungen verftehen von
C. M. Ei senschmidt , haier. Gymnasial - Prof. su Sek wcinftirt.
Zweiter Band, vom «f. 1535. (tif^cnlHch 1542, Ree) 6m 18ä0. ^eu*
stadi «. d, 0. 1831. bei Wagner. IV u. 834 Ä\ in a
Mit diesem zweiten Banile ist das ßullarium, dessen
erster Baad m diesea Blättern (1831. No. 14) angezeigt
wurde, beenciigt; fOr die Freunde der christlichen
Wahrheit eine reiche Materialien - Sammlung , um die
dttrch alle Jahrhnoderte «ich j;leich hMbemio Verflevb*-
liehkeit der Papstaachi darch «nwiderlegbare Tha#*
Sachen zu beurkunden. Sie finden in diesem Band Bullen
und Breven von den Päpsten Paul IlL, Paul IV., Pius IV.,
Pius V., Gregor XIIL, Sixtus V., Gregor XIV ., Cle-
mens VIII. im 16ten Jahrb.; — von Paul V., GregCNrXV^,
Urban VIIL) biBOCeos X., Al^iaader VII., Clemmis IX.»
ClemeoaX, InnoGenaXlM Alexander VIU., InnoceniXIL
im ITten Jahrh.; — tod Clemens XI., Benedici XIII.,
Clemens XII., Beuedict XIV., Cleineub XIII., Cle-
mens XIV., Pius VI. im ISteo Jahrh.; uud toq PiusVIL^
Leo XU, Pius Via un 19teii Jahrh.
In diesem Bande sind^ wegen der grüfeeren Anoi'*
heruDg aa an^r Zeilaller, noch~ wichtigere Belege von
mrrerflnderlen BealreblingeR nach IJttlerdrfickQDg der
Glaubens- und Ge%vissensfreiheit durch inquisitorische
Ausforschung und gewaltsame Ausrottung unpäpstlicher
Lehrmeinungen , von Förderung mechanischer Andäch^
teiei und mönchischer Frömmelei; von Ausspendung
sahUoser^ die .aiUlich-ndlhige Strenge zerrüttenden Ab-
liese für werthlose Andiobtelei; von Bestätigungen des
Glaubens an Hexereien und Tenfelswerke ; von Mills«
brauch der Excommnnicationen und des Intcidicls für
zeitliche Zwecke ; von Bestrebungen nach unbeschränkter
UIY. Jak«. 11. H«lt 66
Suprematie in der Kirche und in dem Staate; von Treu-
bruch und Mclitigerklärung geschlosseuer Vertrüge
durch geheime und diirch offeatliche, im Namen, der
chrifitUdieB ReUgioi» vorgebradiU PxotiwialkMiea und
In diemn Bande #ind 'die allgemein berichtigten [
Bullen m coena tlom'mi, Unigenitus , die Verdaimnung;
der vier Propositionen der gailikanisctien Karcheufrei-
heit, die Nichtigerklärang (tes westphälischen Friedens,
dteB«ll#ii von 4w Ehmeimng^ Avfhebung nod Wieder*
hentellung Her Jesiilen , die VerdcnraMDg der SjrMle
von Pistoja u. s. w. aufs neue ins Licht gestellt. Frucht-
los u ircl die Mühe des römischen Stuhls sejn, das Pri-
mat als nethwendige St&tae der fiiekeit Md Reinheit
der ehriflUteheo Reügimi «He 4ea vwrikgeDden Beilen
so rediMlrligea. Die rliiiiieehen Bleohdfa rergafteirdio
Reinheit der christlichen Religion so sehr, dafs sie die
Grunclwalirfieiteii des Christenthums in der Biilile „Unh
genitus " ( S. Zlii^ fi.) als irrieiiren verdammten. Z. B.
(S. 284. No. 44.) die 8it»et „Es giebt nur mei Arten
der Liebe, worane uneer Wellen enlepringi Die Uebi i
Gottes, die alles um Gottes wiüen thut und welche aaeh
Gott belohnt, und die Liebe unserer Selbst und def \
Welt, welche der Gottheit nicht giebt, was ihr ge-
bührt, und daher bKse UtT (No. 47.) „Der Gehorsam
gegen 4as Geeetz mnft ans 4er Quelle der 'iiiebe lieip'
men. Wenn die Liebe GoUes die Quelle dee^ OehorMM
und der Zweck die Ehre Gottes ist, dann ist die äufsere
Handhing rein; f;onst ist es lauter Heuchelei oder falsche
Gerechiigkek.*' (No. 51.) „Oer Glaube macht gerecht,
we»o er thütg; er ist aber durch Liebe Ihidf." (N«/6a)
,,Die liebe allein macbl «wiere Handliing^efti ilorehidii
Beziehung auf Gott und Jesus Christus christlich.'^ Die»
Bulle wurde von Clements XI, 1113. gei^^eben , später
dann bestätigt von Clemens XII. , Benedict XIV. , Pius VI.,
Pius VU., Leo XU. Nack eeleke« pftpiffichen firUft*
fongen waren aiidi Ohrietas «nd die Apoetal IrrleUim
Ketaer» i ; 4. . / • ^/
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In der Bulle cocuac von dem P. (Jrbau VUL, welclie
nach (Jrii ueueblen Nicln ichteii iiocli aiijährlich ifl Rom
verlesen wird, wer<ien alle Akatholischen verdammt und
verAuchl, and der P«f0t ah k^kshßioK Behemoher dei'
Kirche uid der Staeteo Uigenibn (a 118 Verb«HL
i« A&haoge S. 2.).
In der Bulle des P. Sixtus V. vom J, 1585. (S.4«ff.)
wird uicht uls beklagenswerthe Folge der Unwissenheit
erkannt, sondern als wabr bestätigt, deft Bhuge durch
(tairBtiittl mU dep OäniQiien die GeomaMie, Onemi^e,
Hjdroipiantie , ActMuuiiie , Pyremanlie , Chiromantie,
Nekromantie und anilere Wahr^agereien treiben. Wieder
Andere macbeu einen Bmnl mit dem Teufel, umSchätsEe
äiidea oder Frevelttmleo w verllbeo , mifebrauchea
die Sacrameote und SaeramevlaUeD* Ana apastülieeher
VMki wird MO jegliche «Ari der Wahr8a<>erei, welche
auf Anstiften des Teufels, zum Betrug* der Glau*
hi^vn getrieben wird, yi^iüUuuut uad dagegen strenge
Bestrafung verfügt.
Wie wenig die Treue und der Glaube beachtel
wurden, wenn irgend eine Verhandlung gegen das In-
terwse der römischen Hierarchie anstiefs , zeigen die
Mcluigerklarungen des we*itphälischeri Friedens durch
Iflooc^z X. (S. 146.) ; des Vertrages zwischen dem
Herzoge von Savöyen und dem protestantischen Magistrate
ai fifenf durch Clemens X (& 194 ff.) ; des Vergleichs
VÖR dem Domcapitel zu Hildesheim mit Hannover durch
Clemens XL ( S. 315 ); die Annulliruag des Eides der
Treue gegen Heinrich IV., König von Navarra und gegen
(len Prinsen von Cond^ durch Sixtus V. (S* 59 ff.) ; die
AmmiUrnng der BeeeUliafie der Sifinde des pobischen
Biichs gegen die päpstlichen Nnntien und gegen die
Mrehliche Immunität durch Benedict XIII. (S. 3Zb fT );
<lie Protestationen das F. Pius VlI. gegen die Säcularisi-
tmg der geistlichen Güer in den J, 1803, 1804, 1805.
(&68Sk); 4ie Protestetion gegen die Staalsrerliige auf
im Geogresae in Wien im 1816. (8.094.); fwier die
AnnuUirung des Friedeossclilusses des Abtes von St. Gallen
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mit den Cantotiea von Bern und Zürich durch Clemens XL
(S. 300.); die Annullirung dcvS Eides, der .von dem
Propste zum heiligeu Beraard im Wallker- Lande dem
Herzog von Savoyen gelaislei worden war, durch Beoe«
diel Xm. (S. 859.> Almoder VIL hatte mit Ludw^
XIV. durch seinen Abgeordneten einen öffentlichen Ver-
trag geschlossen ; im geheimen Archive der Engelsburg
hingegen wurde derselbe, als widerrechtlich, erzwoa*
gen, für aufgehoben erklärt (S. 181 ff.). \^as soll d«r
fliiitlDh deukeude MaDD von Ehre and Biederkeil tm
einem religi^il, zur treuen Bewahrung des Christeiir
thnms eingesetzten Institute nrlheilen, dem die Beobach-
tung der ersten Grundsätze der Moral, Treue und Glao-
bens, so wenig heilig sind? An die Stelle der wahren
Religion und Sittlichkeit werden Andäehteleien des Bo-
e^dtraazeS) Verehrung von Reliquien , geweihten Roses,
agnu8 dei, Heiligenbildern, Wallfahrten, UnsittlichkeU
< fördernder Ablafskram gesetzt!!
Da in der Sj^node zu Pistoja unter der Leitung des
Bischofs Ricci im J. 1T86. auf Beseitigung der Ablafs-
tafeln , der privilegirten Altäre, des Aberglaubens der
speciellen Application der FrQchte des Mefsopfers^ lof
Verminderung der Altäre, auf Entfernung der Reliquien-
kästen und auf die Feier der Liturgie in der Volks-
sprache angetragen wurde, waren die Päpste Pius VI
und Pius VII. mit der römischen Curie die ersten Wi-
dersacher der so dringend nothwendigen* Reformation
des öffentlichen Coltus. 8. die Bulle:- auctarem fddf
S. 657 ff.
Wie unzugänglich der römische Hof filr die Vs^
Schläge einer fortschreitenden Verbesserung sey, aii
welcher gef&hllosen Härte er auf blinden Gehorsam und
knechtische linterwerfung" dringe, zeigt besonders die
inhumane Handlungsweise gegen die Bischöfe derUtrecb-
ter Kirche und der Widerstand gegen die gutgesiaaten
weltlichen Regierungen yon fittddenfsdhland in dcpi
J..18M« Vergl. die Acten im Sophrpnizon.
«
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aat den ttaUehett Ballwim.
Die BischMe und der Klerus der Uftreehter Kirche
erklärten sich als ganz ergeben dem katholischen Kir-
chensysteme, als bereit, alles anzuerkennen und zu be-
schwüren, ohne Ausnahme alle Glaubensartikel der ka-
tholischen Kirche , und nur jene Lehren und Meinungen
vonniftrageni welche zu allen Zelten durchs die heilige
Kirche bestimmt und bekannt gemacht wurden , in Ueber«
einstimmung mit der heiligen Schrift, der Tradition ^
den Ökumenischen Concilien und neuerdings mit dem
Coneil von Trieut. Rom liefs sich an diesen Erklärun-
gen nicht genügen, sondern bestund auf einer unbe-
dingten Unterwerfung unter die päpstlichen Satsmngen.
Bs sollte von den Bischöfen und von dem Klerus die
bestimmte Formel unterzeichnet werden:
„Ich Unterzeichneter erkläre, dafs ich mich unter-
werfe der apostolischen Constitution des Papstes Inno-
cenz X., datirt vom Wilsten Mai 1653; ferner der Con-
stitution des Papstes Alexander vom 16ten October 1656;
so^ wie der Constitution Clemens XI. , welche beginnt :
'den Weinberg des Herrn Sebaoth' vom 16ten Juli 1705.
Ich verwerfe und verdaninn' von ganzem Herzen die fünf
aus dem Buche des Cornelius Jansen gezogenen Propo-
sitioneo » in dem Sinne , wie sie der Auetor genommen
hat; so wie sie der apostolische Stuhl selbst in den ge-
nannten Constitutionen verdammte. Ich unterwerfe mich
aa&erdem, ohne Unterscheidung, Vorbehalt
oder Erklärung, der Constitution Clemens XL
vom 8ten September 1713, welche beginnt : 'der Ein-
geborne (Unigemtus)** Ich nehme sie rein und
ganz unbefangen an und beschwöre sie, so wahr
mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium.*' (S. 76Su
TIS— 794.)
Welcher Redliche von hdherer GelBtesbildung kann
in unserer Zeit einem solchen Glaubensdespotismus, wo-
durch unchristliche Satzungen aufgedrungen w erden sbl-
len, sieh unterwerfen, ohne gegen Gott und gegen das
Oewlsseo zu sündigen? Wer kann ein solclies Instiliit
als eine gdttliche Anstatt aar Bewahniog des veraunft*
1046
l^i-of. Eisenscltmid'ii Auszüg'e
gemSfsen christlieheu Glaubeus uod der christlicheu
Tugend erkeonen?
•
Im verfloss(inen Jahre 1830. hatten die süddeut-
scbea Hegiciruagen der oberrheiuii^chea KircheDprovios
Termoge des obersleo Rechts des Schutzes und der Obar-
aufsieht mn\ Besten' der katholischen Landeskirche meh-
rere nutzliche Anordnungen getroffen, Ton solcher Art,
wie längst ähuliche in der österreichischen Monarchie
bestehen, .Mit Rechl hätte dankbare Anerkennung der
ivohl wollenden Gesinnung erwartet werden sollen. AUeb
der Papst, Pius ViiL erklärte in einem Schreiben vom
SOsten Juni die erlassene Verordnung als eine Feind-
schaft gegen die katholische Kirche, abzweckend auf
den Untergang der Seelen. Die katholische Kirche, die
Braut des makellosen Lammes, dürfe keiner irdischen
Gewalt unterworfen, nicht in schändliche Knechtschaft
gebracht werden. Die Bischöfe sollten rieh den Ein-
griffen der weltlichen Regierung entgegensetzen oder
dem Papste Nachricht ertlieilen, damit er selbst ein-
schreite. — Was soll aus diesem Zustande der katholi-
schen Kirche werden? Rom will keine yerbesseruii|^
nach der Forderung des Zeitalters , keine bemere Ge-
staltung des Symbols, des Cultiis und der Discipliib Der
Glaubenszwang, die mechanische Frömmelei, die Ver-
derbnisse in der Discipiin sollen uoverändert fortdau^ra.
Wenn die weltlichen Regierungeo . wohlwollend <kp
Uebel zu steuern suchen $ so lärmt ftom wie gegen Uo-
terdrückung der Kirchenfreiheit und fodert die Bischöfe
zum Widerstand gegen die weltlichen Fürsten auf. Wie
lange qoch soll das allgemeine Wohl der ChristenllQil
der Herrschsucht zum Opfer gebracht -werden?
Der Verf. hat sich durch dieses Bnllarinm ein un-
längbar grdlkes Verdienst um seine Zeitgfenesden erwor-
ben, dafli er dnroh imwiderliegbare Makntmmto'ilie Vf^
Terbesserlichkeit des rOmischen HoAss UmI dto NoA»
wendigkeit einer neuen Grundlegung der 'llatholtisoheB
Kirche dargethan hat ' ^
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^«M fleAi rlMnitciiBa B^ladliiai» IMH
Neben der eehuldigen AnerkeDOung des Verdieoetee
im Ganzen bemerken wir einige Versehen infi Einzelnen.
Es wäre zo wünschen, dais der Druck korrekter uad
hie und da die Uebersetzung genauer wäre.
lo Hinsicht des Verbotes vom Bidschwur durcli
Gregor XIIL (S. 44.) sollte es heirsta: „die g^lstli*.
dien Persooeo sollten künftighin nicht mehr unerlaiibte ,
unindgKche, sch&dftlche, für die Kirchenfreiheit ver-
derbliche Eidschwül e abzulegen sich erkühnen," nicht
dais alle Eidschwüre ungültig se^en." — In der Bulla
coenae S. 138 — 139. Prae^eiUes nostros processus
iBoserer gegenwärtigen Verfügung der Excommunicatio-
nen^ nicht: ^ Unser gegenwärtiger Pro^efs." — In der
Nichtigerklärung des westphälischen Friedens 8. 150
15 i. die Rechte des Palliums, nicht: „des Palastes*
(Jura palln , nicht palatü); die päpstlichen Monate,
nicht die päpstlichen Tische (menses^ non memae). —
S. 151. Die Bestätigungen der Wahlen und Postolationen
der vorgeschlagenen Erzbischöfe , Bischöfe oder Prä*
laten^ nicht: die Bestätigungen der- Wählen oder prä«»
tendirten Foderungen der Erzbischöfe u. s. w.; der ehr-
würdige Bruticr Fahius, nicht: „mehrere ehrwürdige
Bruder. — S. 152. Z. 10. v. u. verursachet statt verur-
sachen; Z. 9. V. u. konnte St. könnten; es st. sie; Z. 8.
V. u. habe st. haben; Z. 7. habe st. haben. — 8. 153.
S. ISi Anderes, wie vörausgesetKt wird , präjudioirlich
wird. Z. 10. II. Bs wOrde die Klarheit befördert wor«
den se^^n, wedn das Redewort „deceminma" voraus-
gesetzt und die neue Gedankenreihe «»o angefangen
würde: „Wir fassen den Beschlufs, dafs gegenwärtiges
Schreiben mit Allem'* «.s.w. Z 3. v.u. wäre st sind.
& IM. Z*' l&i T. 0» Der Pnnkt isl zu streichen und
des Semikolon m setaen. Der Context ist dann Z.'l#»
so fortzusetzen : „dafs ferner so und nicht anders in allen
lind einzelnen vorbesagten Dingen durch die ordentli-
chen und delegirten Richter o. s. w. geurtheilt werden
rnttsse" iK s. w. Z. 9. v. u. Non obßimiilnia unbeachtet
oder ohne AicAtsichl auf die yorbMgten und alle andern
IfM BM^ff TcmMOe JarUHtcli^ AtOUIm.
ConsflUittooeD. — IS. 231. Die UebeiteiiBDg der ptio^
bablen Meinimg durch wahrscheiDÜch iMehi eim
Störung. Zu einem probablen Urtheiie wurde nicht ge-
fodcrt , dafs dasselbe wahrscheinlich war, d.h. durch
das stärkere Gewicht der Gründe uoterstfitzt wurde
vor dem Gegeutheil. Ein probables Urtheil war die |
blofse Meinung , eine Handlung kfione recht «nd gut |
. seyn wegen einer dafür statthabenden Aucto-
rität Schul ausdrucke dieser Art sollten in dem Deut*
sehen beibehalten werden.
Bei einem so grofsen Werke kommen solche kleine
Anstöfse nicht in Betracht Die Auswahl ist im Ganzen
passend und die Uebersetzung klar und bündig; die
beigefügten Erläuterungen sind oft sehr ausfSbrlich und
l^rftndli^
Dr. Paulu9.
Vermischte juristische Aufsätze mit Erkenntnissen und Ge*
meinbeacheiden des Civilsenats des königlich vmrtteTnbergiscken Ober^
tribunah , vom Oberttibuiiül " DtTector H, hJ. h\ Bolley, J^^stct
Band. Stuttgart ^ M Jfoh, Friedr, SteinkopJ. 1831. FIU Md
455 6\ 9,
Bücher, wie das anzuzeigende, gehören zu deo
erfreulichsten Erscheinungen im Gebiete der juristischen
Literatur. Der Verf., Director des Civilsenats in dem
höchsten Gerichtshofe Wttrtiembergs, widmet hifsr ssiie
Mufl»e der Erörterung von wenigstens zum Theil sak
interessanten Rechtsfragen und Fällen; diese Erörterung
bezieht sich zwar meistens auf das Württerab. Particular-
recht, ist aber so sehr mit Uotersuchungen über die ge-
meinrechtlichen Normen verwebt und benutzt lotateres»
JlUoklich und.) mit Beacht'u|ig der Fortschritte , wefadü
ie Theorie des gemeinen Rechts in neuerer Zeit ge-
macht hat, auf so wissenschaftliche Weise, dafs diese
Abhandlungen unbedenklich als Gewinn für die Wissen-'
sch«ft deij f emi^iiea Rechts angesehen w^dsn dfiftat
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BoUey, Tenuiichte juriiUsche Aoftftta««
m9
fiiiyenigen, welche ia der JLäuteruo^ und Berichtigung
der gemeiarechUichen Theorieen, besoodera weno sie
sich auf gaae posilive Besthlinniogeii des rdmischeii.
Rechts bsBieben, weder fUr die gemeinrechfliehe Praxis
noch weniger für die Fortbildung des Partikularrechts
einen Erfolg erblicken können oder wollen, bo gut wie
' Jene, welche dem Partikularrechte die wissenschaftliche
Seite nicht abzugewinnen vermdgen, möchten diese die
Pteis der Theorie, das Leben der Wissenschaft ent-
fremdeudeo Kleingeister bei dem verdieoslToUen Verf.
lernen , wie innig Beides Terbnnden werden kann. Diese
Abhandlungen gewinnen aber auch noch von einem an-
dern Gesichtspunkte aus besonderes Interesse. Kaum
ein deutsches Partikularrecht ist weniger für die Fort-
bildung des gemeinen benQtzt als das Wörttembergsche,
nnd doch kann kaum eines besser dben hiefz«, benaUet
werden; in sofern ist es sehr wichtig, dafs uns der Verf.
immer zugleich die Entscheidungen des höchsten Wurt-
tembergschen Gerichts vorlegt. Möchten wir recht bald
einer Fortsetzung entgegen sehen dürfen.
]>er vorliegende erste Band enthält dreifsig Auf-
sitse, welehe beinahe in alle Tbeiie des Privatrechts»
einige auch in das affenlüche Recht einschlagen. Eine
kurze Uebersidit der Abhandlungen , bei welcher nur
hinsichtlich einiger Fragen naher eingegangen werden
soll, wird das gegebene Urtheil rechtfertigen. —
Gleich die Abhandlung L „über die Schen-
kung To des halber" mag von der wissenschaftlichen
Leiituttg des Ver^ Zeügnifs geben. Es ist bekannt 9
dalk die ansgezeiehnetsfen Olvilisten unsrer Zeit sieh mit
der rechtlichen Natur der mortis causa donatio be-
schäftiget haben, und dafs insbesondere die neuesten
Abhandlungen von Hasse und von Schröter sehr in
das Detail dieses zwitterhaften Rechtsgeschäftes einge*
gu^en sind. Unser Verf. ist zu besoheiden, wenn er
im Anfange der Abhandlung gegen die Erwartung
seiner Leser verwahren zu müssen glaubt, als wolle er
durch seine Arbeit die Wissenschaft weiter fördern. Ge^
«
MM BoUey, ▼ermUcUu Jurisirkcbe AufbäU^*
rode dar mi ihm ausgesprochene Zweck , uämiich Be-
Mlworliing der Frage : ,,welch«n Gebrauch. maa in WQrl*
leinberg rott den oeuesten Rechlsfoffechuiigett in dieaor
Materie nach des Beatimnivngei] des Landrechta machaa
könnte/' ist, wenn er erreicht wird ^ an und für sich ^
schon fördernd ; kommt aber in der Verarbeitung allge-
meiner wissenschaflUcher Forschungen fiir ein Landreobt
Mch so viel Eignes «ad seAbslslindig Gedachtes Vor,
wie bei unserm Verf., so kann an der Fffrdening fler
Wissenschaft nicht gezweifelt werden. Indem nämlich
der Vtilf. in getreuein Auszuge die Untersuchungen der
BeHero Jurtstea über die m. c, dmuUio verloigt, bs~
(leitet er ihre Ansichten mit höolist werlh¥oUen NoMi
. Anf diese Weise macht er seine Leser mit den Abhaad
lungen v. Bülows, Schirachs, Müllers, Ziitt*
merüs, Hasse» und v. Schröters bekannt. Die
ältere Abhaudiung. Haubolds giebt er zwar nicht im
Anszuge, doch verweist er daraiif hftnfig in den Nots»
Endlich BiMi er das in WQrltemberg gellende Recht,
wie es sich durch Verbiildang des Landreehts ndt dsHi
gemeinen Rechte ergiebt, zusammen, und benutzt auf
diese Weise die neuesten wissenschaftlichen Untersuchua-
gen.im Gebieite d«s gemeinen Rechts, um dadnrch dtf
WdrttembergsGhe Particnlarrecht geUntert durch die
Resultate der Wissenschaft darsmtellen. In s<dner eignen
AustüUriiiig erörtert er den Begriflf der ml c. donatio,
den Gegenstand derselben, ihre Erfordernisse sowohl in
der Person des Schenkers als in jener des Beschenkten
und in der Form , geht auf die möglichen Nebenhesliflir
nuingen der m. e. ffmolls ein, seichaet die MeckuMb
dieses Geschäften aus, handelt von der Verwandlung
desselben in ein V ermächtnifs oder in eine donatio inier
vivoSy und erörtert die Folgen und Wirkungen des Ge-
schifie , besondere In seiner BIgensohaft nh badinglss«
rttckdchtltch seiner Verwnndtsohnfk mit negotii^ itkir
vivos und mit V^ermächtnissen. Nachdem er noch Ves
dein Erlöschen der c. donatio gesprochen hat, g:iöbt
er die RecbtsjMttei, welche den Betheiüglea »i Gebets
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Bolley, rermitclite^jitrislltclie AnlMte». MU
Steilen, an, nrnl ersähit endKch einen in diese Materie
eiDschle^emlen vor dem WüHtembergisdhen Obertribomii
in ietzter fnfltanz verhandelten Rechtsfali nebst der Ent-
scheidung dieses Gerichtshofes und der ihr zu Grunde
gelegten Hechtsausführung. Sehr interessant ist des
Verl«. Dttretelfung dwrch die genaue Angabe derjenigen
Bf enteilte gewoi'den, in welchen das Wfirttembergieche
Recht Tön dem geitieinefi abweicht.
Die Abh. II. verneint die beiden Prägen: ,,Kann
eine Ehefrau, welche mit ihrem Manne zusammen lebt,
fär ein angeblieh im Ehebmche erzeugtes Kind von
ilirem angeblichen Schwängerer Alimeate fordern 9 Kann
sie eine ihr und ihrem Bhentanne angeblich Tersprociieiie
Abfindungssumme geg;en den Ehebrecher einklagen — *
Die Abh. III. beantwortet in ansfilhr lieber Darstellung
die Ifrage , ob es eine Reclitsverniuthung für das Leben
eines Verschollenen gebe, und ob für ihn eine Eriisebaft
korben werden iKdnne, Teroeinend. Die GrQnde sind
B<Ar gut entwickelt und reduciren sich im Ganzen darauf^
dafs ans der im sieben^igsten Lebensjahre des Verscliol-
lenen erfolgenden TodfHserklSrung, nicht eine Rechts-
▼ermnthiing für das Leben vor dem siebssigsten Jahre
gefolgert werden Icdnne. — Die Abb. IV. sieht mit der
verigen in einiger Verbindung und beantwortet die
Frage , ob das mit der Ehefrau eines Verschollenen er-
Beugte Kind aduliertnua und als solcher erbunfahig
eey. — Die Abh. V. schlägt in das Lehenrecfat ein und
«rSrtert das V«rhiitnifs der Leheüsgiäubiger gegen die
AHodia^glftabiger in Beziehnng auf die wMirend des
Coiicursverlahrens erwachsenden Früchte aus Lehen-
götem. — Die Abh. VI. giebt einen Beitrag zur Lehre
von der Vei*sionsklage, namentlich in Beziehung auf das
Verhiltnift der Agtalen gegen einen Gläubiger, mit
dessen Oelde, ohne erneuerten Omsens, dne vormals
consentirte, mit der Verpföndung- von Lehen- und Stamm-
gütern verbundene Schuld getilgt worden ist, und be-
antwortet die Frage, ob der consent! rende Agnat, wel-
•^er m den Genufe der^rerpfilndelen Gäter kam, Ar die
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Mi Btlkj« vmiiMlits ioritUtolie AaMbm,
• *
1NN1 ihm TOT dem Aogriff des Pfandes yerzehrlen Fruchle
dieser GQter den Gifiobigern Brsals 8u leisten habe. — »
Die Abh. VIL erdrlert das VerhSitoife des Waldeigr«»"
thüiners gegen die zu einer bestim lutea Holzabgabe
Berechigten, im Falle eines verminderten Ertrags der
Waldungen. — Die Abb. Vill. hat die lex Anaataaiana
warn Gegenstand, wie sie nach älter n WQrttembergi-
abhen Gesetzen nu beschränken war (denn d«8 Geseia
Tem 21. Mai 1888. hat die Anwendbarkeit des Anasfa-
sischen Gesetzes in Württemberg ganz anfgehoben). —
Die Abh. IX. verwirft die Zulassigkeit gerichtlicher Klage
auf Leistung ungemessener Frohnen in Württemberg,
und stellt dabei die richtige Ansicht über das Verhalt-
ttfe des ältern Besitzers zu dem nenern bei dem sogf.
p0$8e99orium ordmarhan auf. — * Die Abh.X. betritt
die Frage , welchen Eänflufs die Ausscheidung einzelaer
Gemeinden ans einem Oberamtsnexus auf das bisher ge-
meinschaftliche V ermögen der Oberamtsrorporation , na-
mentlich aui^ Oberamtsgebäude, die aus dem Vermögen
der einzelnen Gemeinden errichtet waren , habe. Ss
ein&ch die Grundsätse sind, so oomplicirt ist ihre An-
wendung auf diesen coiicceten Fall. Mit dem Saise»
die universilas ist eine von den einzelnen Personen, die
ihre Mitglieder sind, verschiedene moralische Person,
und die Mitglieder haben keinen Anspruch auf das Ver-
mögen der wdversUii» , kommt man hier nicht zaa
Ende. Zwar war dieser Sats der Grund » warum in dem
der Abiiandlnng zum Grunde liegenden Processe die
ausscheidenden Gemeinden einesWilrttembergischenOber-
amts vom Richter erster Instanz mit ihrer Klage abge-
wiesen wurden. Allein anders war die Ansicht der Ge-
richte der zweiten und dritten Instana, welche die Klage
der Gemeinden auf Entschädigui^ fro nUa des Bei-
trags 8u den Oberamtsgebäuden im Gänsen nu Recki
beendig erkannten. Die Ansftthrang ist sehr intereS»
sant, und die Eatscheidungsgründe des Obertribuaals
bewähren aufs Neue den wohlbegründeten Ruf dieses
ausgeaeicluieteo Gerichtshofs. — Die Abh. IX beziebl
. j 1^ d by Googl
BoUejp» Toniiitclite jiuritiUclie Aufsätae.
109S
sich hauptsächlich auf Urkvndenedition , besonders auf
die Zulässigkeii der ad exhibenduni actio, als Torbe«
reileiid« Milftels fBr eine Erbschaftskiage , um die Her*
aos^falie eines Erbschaftsinyenfars zu bewirken. DaeOber^
tiibunal hat diese Zulässigkeit , wie zu erwarten, ver-
Worten, und besonders auch eine Eidesauflage in dieser
Beziehung für unstatthaft erklärt. — Die Abh. XII.
giebl einen in das Znnftreoht einschlagenden siemtich
oomplicirlea Fall, in welchem et haupMchlich anf die
Frage ankommt , ob eine landesherrliche Concession zu»
gleich in. das Kigenthuni der Privaten und der Corpo-
rationen eingreifen könne, welche Frage von dem Ober-»
tribnnal mii Abänderung dee Erkenntnisses erster und
Bweiter Instans, yerneittend beantwortet wurde. — Die
Abh. XIII. hat die Abtretung Yon Paehtcontracten zum
Gegenstand. Der Verf. nimmt, gewifs mit Recht, an,
1) dafs der Eintritt eines neuen Pächters in den Con-
Iract eines bisherigen Pächters mit allen seinen Bestim-^
Binngen, nicht unter den Begriff der Delegation sub*
samirl-werden müsse; 2) daAi die Fortsetzung des bis-
herigen Pachtverhältnisses bei dem Verkauf des Pacht-
guts festgesetzt werden könne, mit rechtlicher Wirkung
sowohl für den Pächter als deo. Erwerber , wenn beide
CDosentiren; 3) dals aber nach der Veränfiferer des
Gmndstilcks durch eine ohne Einwilligung des Miethere
getroffene Vereinbarung mit dem Erwerber auf diesen
den Miethcontract übertrafen könne, so dafs derselbe
den Miether zur Fortsetzung des Vertrags zu nöthigen
berechtiget sej. Hierbei schlieM sich also der Verf.
an die Ansieht toq Heise und Cropp (jnr« Abh.Bd.IL
No. 10.) an gegen Mfihlenbruch Cession (Anfl. II.
S. 309.). So sehr Ref. hiermit einverstanden ist , So
kann er sich doch mit einer Incidentbehauptung unsers
Verfs. nicht befreunden, mit der Behauptung nämlich^
dafs der Delegatos dem Delegatar die Einreden entgeh
gensetzen kannte, welche dem Deleganten gegen den
Delegatar zugestanden hätten. Zwar mnfs zugegeben
'^exSifkf dafs die L 19. D» de novai. (40. 2.) das Ger
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ÜM jünaM^ JuiMtMbft Anftiltti-
geiitheil upmitteltiar nicht beg;rüiHlel, weil sie mir Am
Satz auffü llt , dals der Uelegatus gegen den Delegatar
nicht Jene Exceptioaen ycMrschüizexi köiiue, weiche liem
Del^ans eatgegenstauden. Allein dessencrfingeachtet isl
die gemeine Afisicht, welche der Verf. verwirft, richitf
iiml vollkoiumeb hegrflndet durch l 4L pr. D. de re
JudicuLa (42. 1.), wo besonders die Schluisuorte : ,,ita
et ei, cu'i iiou donavH , in solidum condeftmatar" ent-
scheidend sind. — Der unter dieser Rubrik weiter er»
zählte ttechte&U schlägt besonders euch ia die- Lehn
YOü der sog. lae»h emßrmh bei Pachtcoatracleii etik
Dabei siqd folgende Punkte beaierkenswerth , welche
sich aus der Verhandlung ergeben: 1) Das Obertribunal
oiiBint« wie es scheint, im Al)ge0iejnen eine Aasdebnung
der Grundsätze über laemQ emrmh auf aljUr onerose
Vertrüge an. Das Obertribunal halt 2) die Biarede tbi
euomien Verletzung nur dann für begriindet, wenn über
eine Sache contrahirt wurde, welche einen geineiiicn,
dem einen Contr^heuten iiBi[>ekannt gdbU^bispen Wertb
habe* 'Ref. hält .ea fttr fiherflfssig, sich ausfiiiirücb
gegen die easte Anäahiiie zu. erküraa; die 4cwMch^ Prat
xis hat nun etainal jene Ausdehnung aii gemein gut ge«
heifsen, gewifs ohne gesetzliches Fundament. Aber
aach die zweite Annahme, so yerbreijte^ sie ist, kann
gewifs nicht vapr^heidigt ward^i^* In der Cardinalstelle
l 9* co^ dß reßifmdemdm vmü^iWß (4. 44.) i«t mf 4^
Wissenschaft des Verkanfers nicht im Geringsteo ROdb*'
sieht genommen; nirgend ist der Irrthum des Verkiv*
fers gefordert , damit er rescindiren könne. Die häufig
filr diß hier verworfene Behauptung i|ngefuhrte iL 11. pi**
oad. ^«jiem esgt NJeiUs dafftri jpjen» ^ie b\m ^ oia^
resdBsh 416 dob^n sp-icht und gar- nicht von ^ihm
enormen Verletzung. Äie sagt nur, wenn der Verkäufer
den dolus des Käufers nicht gekannt habe , könne er
wegen desselben klagen , w^aans zwa^r folgt», dafs von '
fsnani dobßs nicht die Rade seyo 10np?, vcpn dii» <ae»
g^qNurtei diaaaa kanae ; keiaeawegs bMieht isieli difi
aber auf eine k^sio ^ornüsj, welche ohne Men, dßibiß''
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Btlky, ycHMfatiHB jatfitiiMhe AiiMm. Uli
de» 'Kfiüfera wickl. Nur däan kaan iur Mg«o, fiiUe A\t
Resciflsion dwi VariiOTfe ^eg , wen« d«r V#rkiiif «r wiillse#,
dafs er zu wolilfeil verkaufte und donandi aninio dazu
schwieg, — Die Abh XIV. über die \ erielzung ver-
pachteter Mühiban arechte giebt zugleich tiuen interes-
santen Beitrag sii dem Satze, dafs ein, wenn auch allge-
toeines aenes Gesetz <lie durch ältere Singularien wohl-
erworbenen Rechte nicht aufhebe. — Die Abh. XV:
„Was hat der Verpächter einer Schäferei zu gewähren?**
beantwortet diese Frage Unligiich in Beziehung auf einen
concreten Fall , woraus sich nur durch Abstractionen all-
gemeine Resultate bilden lassen« Die Abh. Jl^Vi :
^^Ueber das Verhältnifs der redhibilorisehen Klage m
der Contraktsklage** beantwortet in gedrängter Kfirze
Bwei Fragen: ob die Contractskla^c wegen eines Feh*
fers begründet sey, welcher nach dem Lanclrechte nicht
zu fl^n HanptniäniJ»-eln zu K chnen svy , und oh in diesem
Faiie die Coiitractsklage der kurzen Verjährung von
sechs Monaten unterworfen sey. Die erste Frage wird
bqjahend, die vweite verneinend beantwortet, beides
unter der Toranssetenng , dafs dem Auetor iler Fehler
bekannt gewesen sey. Incidenter schliefst sich der Verf.
der Ansicht derjenigen an, welche die Contractsklage,
iu sofern damit nur dasjenige erreicht werden soll, was
eigentlich aliein im wahren Wesen der redhibitorischen
Klage liege, im Allgemeinen und selbst ihrer Daner
nach nicht weiter wirksam werden lassen , als die fidlH*
tische. Wenn dabei GlUck (Comm. XX. 8. 154.) als
Auctorität angeführt wird, der sich lediglich auf L 2.
cod. de acdilit. arfionib, (4. 58.) beruft, so ist Ref. da-
mit nicht einverstanden. Diese Stelle ist ejln Rescript,
in dem Factum selbst liegt das Fundament für die €on-
tractAlage nicht, darum kann der Aussprach Gordians,
er sehe nicht ein, wie der KISger eine Klage gegen ^en
Verkäufer durchsetzen wolle, nichts für die behauptete
Ansicht entscheiden. — Die Abh. XVU : „Ueber die
Verletzung bei Vergleichen" macht den Leser mit einem,
wie ea Ref. dünkt, sehr vnciYiliatischai Sktse das Wfirt-
JBMligr» mnüehto jwMmIw AvMto.
tembergischeii Laadreclrts bekttmii Das Ltadredil Th. IL
Tit 22. enthält die merkwürdige Bestiminung;
,,Welcher in gütlichen VertHlgen , über den halben
Theii desjenigen, so ihm von Rechtswegen
gebührt hfttte, verkürzt oder yernachtheilig^et
worden, der mag entweder um Rescission oder
Aufhebung solchen Vertrags durch rechtliches Kla-
gen ansuchen, oder aher ihm den Mangel Ton sei-
nem Gegentheil nochmalen ergänzt zo werden be*
gehren *
Dieser Satz ist eine w^hre mater rixarum, und selbst
diqenigen Juristen, welche eine Ausdehnung der Grund-
sätze von der- sog« loosio enamus auf alle onerose Ver-
träge für civilistisch halten, müssen diese Bestimmoog
als der Natur des Vergleichs widerstreitend anerken-
nen , da sie ui:;ht nur <lie Anfechtung des Vergleichs zu-
läfst , wenn Jemand bei dem Aufgeben der ihm gewiis
zustehenden Rechte , oder am Object des Vergleichs bei
einer von beiden Theilen für gewUs angenommenen Vor-
aussetzung über die Hälfte verletzt ist, sondern aoch
dann, wenn Jemand an dem, was als Ungewisses Recht
Object des Verg^leichs ist, enorm lädirt ist („so ihm
von Rechtswegen gebührt hätte"). Die Abhandlung selbst
ergiebt die Inconvenienz jener Bestimmung zur Genüge.
Sie hebt viele wohlthätige Folgen des Vergleichs auf,
und veranlabt die Parteien, den Proceft, der durch
Transigiren abgewendet werden sollte, nach allen Seiten
durchzufechten, wobei noch die sublime Frage sicher-
geben kann, ob das, „was einem von Rechts-
wegen gebührt,'' so viel heifst als das, was „einem
materiell an und für sich gebührt, oder daa,
was man auf dem. Rechtswege hätte erlangen, also wM
man zum formellen Rechte hätte erheben können. Dtf
weitern Streitigkeiten, zu weldien allen diese IM$
Frage führen kanu, ist eiu Ende nicht abzuseheii.
(Der Be9ehlM/9 folgt.)
. j ^ d by Google
N<-.67. HElDELa JAHRB. ä UTEBATIJR. 183L
»
Bolley, vermischte jurktische Auf sälze^
( B e » c h l u f 9.)
Dafii ftbrigens das Obertribunal auch dem Schuld-i^
acr, wmm er. fiber die durch dea Vergleich erlUtene
Umm €MorrmB klagt, den Beweis der Gröfte seiner
8chul(1 auflegt, hat allgemeine Grundsätze und die Ana-
logie der condictio indebiti für fsich. Für die Berech-
auQgsweise der laesio emrmis auf Seiten des Schuld-
ners, wie sie der Verf. gegen Weishaar (Handb. §.085.)
giebl, mächte sich jedoch Ref. nicht erklSren. Nur
wer Ober noch einmal so viel weggiebt, als er er-
hält, ist enorm lädirt; die Verletzung über die Hälfte
bezieht sich demnach nicht auf die Hallte des Gege-
benen, sondern auf das Empfangene. Wenn daher der
Verf. behauptet, weil der Gläubiger, der 400 zu for-
.dera Int und nur weniger als MO erhält , enorm lä-
dirt 8ey , müsse der Schuldner , der 400 schuldig sey
und mehr als 600 zahle, auch schon enorm tädirt
seyo, so beruht diese angebliche Gleichheit des Hechts
auf einem Bf ifsrerständnisse. — Die Abh. X VIII: ,,Ueber
die Einwirkung der Verweisung im Gante auf Pfand«-
mhte** ist in der Hauptsache gegen einen Aufsatz in
der Justiz-, Caraeral - und Polizeifama von 1829.
No. 20. und 27. gerichtet. Hinsichtlich des in dem
itafeatze^ besprochenen Falls ist es Ref. aufgefallen,
wie sehr hier die Natur des pacti reaerviäi dommä
TMannt wurde , auf welchen besondern Punkt sich der
Vcrf nicht näher eingelassen hat, wiewohl ihn die
Abhandlung von Müller „üeber das pactum reaer-^
vaii dominii ' (Archiv fdr civ. Prax. XII. S. 24T ff.)
dazu veranlassen konnte. — Die Abb.. XIX: „lieber
den BiuflnA der Verpftndung eines ganzen Gutes auf
dsssea «rsprüngliche BestandlheUe und deren Surro*
UIY. Jahrg. XL Heft. 67
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gaie" ist durch einen sehr complicirten Rechtsfall ver-
anlafst, und giebt wiederum Zeugnifs«, wie fruchihar
der Ver£ die neuere Literatur verarbeitet hat. —
Die nun fol^^den Abhandiungeo XX— XXX. be»
treffen sswar mnichel die Wilrterabergieclie Geaetagir
buog, besonders in processualischer Beziehung, hkhA
aber auch sonst allgemeines Interesse. So sehr es Ret
reizt, dieselben im Detail sn verfolgen, insbesondero
die in Na. XXX. gegebeten Winke wu BeeeUomigssg
«ad Abklmiag der FtooeBee^ m eiiMerl nun deek
die dieser Anaeige gesteckte CiiWBe aa di# Blothme*
digkeit) hier abzubrechen»
«T. Lang.
Mir€k§mr$ekUiek9 Fmnmeh» Sur B^gHMimg thm SfiißUm» 4m JBMsf«
rM<. Fan ür. A. F. Ja««»!««. JKMgtkrg 1881. Fl «»
184 & 8. J&teer ITet'tro^.
Der Verf. entschuldigt die Herausgabe dieser kir-
ehenrechlUoheo Versuche mid iudel die BecditfertigBS|
fci denni lebeadigern Siudium der Redttswissenseheft/i
unsern Ta^en , welche auch auf das Kirchenrecht weht*
thätiger einzuwirken begonnen hebe« Der uitgelhsiitei
Abbandlungen sind es 3:
L Das fiyiteal des Kirdieaaeehls ias GavndriSMf
a I ~ 67. Hier findet der Leset niohfg alsUdbesichaf-
ien der einzeluea Paragraplien. Im Allgemeiuea ist wf
Boehmer princlpm und VValter's Lehrbüch verwiesen»
Nach des Verfs. Ansicht läist sich nach vorauageschiditat
Einleitang Ober die Grundbegriffe von BeU^m, BsU^
gionsgeseUsdiaft^ Kifehe) Kirehsagesstfi iba^ w. Üi
Syrern im % Hauptth^e darstellen:
1) Der allgemeine Theil enthält die äuisere (Ss^
schichte des Kirchen rechts,
2) das Verhältniis der Kirche am Staaia^ welch«
phiieeephisdi, histeriacli «mI degtnaüaah daigasidit
werden aoH^ • - n
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I
JMobMBi Kireh«iif««litlkli«^ V«nyelie.. t€6d
* I) dtr bMcmdere Theii eolwickeli dogmalisch diel
dmelnen LdHm ch« Kifchenrechts. Das gaoKe Mal«- .
lial hnipft' Aar Vei£ ao deo Begriff der Kirehe tfh «ioer
Vminigung^ aller CMiabi^eo in GIlfialD^ und dhirch Chri-
stus mit Gott, in der Absicht, das Reieh Gottes nach
deo Vorschriften des Evangelti zu begründen. Darnach
üifkUl, dg deai B^nff» eMtoprecheod , dieser Theil in
t HaapttlMile:
' iL KiMlMmrflMBung , imd cwav im eraten Bndie
in BesiehoDg auf die einzelnen Mitglieder der Kir«fa«
fiberhavpt , und im zweiten in B^iehnng auf die Kir-
cbearegierung ioabeeondere.
B. Kircheimrwaltiing, wovon das 8te Buch von
der VerwattUDg der Rirehendisciplin , das 4te dar
Veraraltang des Kirclienwniögens , und das 5te von
der Verwaltung des Gottesdienstes handelt Dabei wird
die Combi aationsmethode fÖr die Entwicklung <Ier ein-
zdnen Lehren der katholischen und evangeiisclien Kirche
iMfiilgt. Ref. will sich in die Beurtheilang dieser Fara-
gtvphen-UeberschrifteD nteht einiassea, weil er, ehn-
§[e&cht6t aller ihm schon vorgetragenen Gründe für die
Zweckmäßigkeit solcher Grundrisse , immer noch die
Udberzengung hat, dals der beste systematische Grund-
rib der Alt Mr Vorlesungen nicht taugt. Denn es ist
b« derTerweiaung auf iKe Lehrbücher anderer Kirchen-
i%chtsiehr«r unwaaeidlieh , 4aft entweder In d^m Grund-
riß oder in dem darauf sich beziehenden Werke dna-
oder die andere Lehre vorkommt, welche noch nicht
^ollstSndig entwickelt ist. Badutch entsteht Verwirrung
in deu Hdpfai der Zuhftrer, weicke des Materiales nie
i«UBiAn#^ Meister w^rdenw Bs ist auffallend , dafe bei
dem V^iderauf blühen des StndhiaM des Klrchenreehlea
die Lehrer so oft die Materie der Form opfern, und
vergessen, dafs jeder Mensch, nachdem er das Mate-
rial au beherrsehen Ycrmag, sino eigenes System sich
Mdet
fl. Debor dm lüdividualilit deu Wortes nnd
griffes Kirche. Dien»ge wurd idgMlttcsll
*
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untersucht: „Darf das Wort und der damit zusam nie n-
häogende Begriff Kirche als ein aH^eiiieiner , zu bezie-
hen auf jede BeligioDsg^eseilsehaft oder our als ein be-
sonderer, eu beschffiaken auf eine eigeotbA^iliohe (die
christliche) Religiensgemeiaschaft^ angesehaii weffdeuJ*
Der Verf. ^eht von der Etj^mologie de« W^fiee KIrdie
aus und sucht von S. 69 — 85. zu zeigen, dafs es nicht
deutschen, hebräischen und lateinischen Ursprunges sey,
eottdera ufahrscheinlich aus der griechischen Sprache
abstainine. Diese AnsAcbl wird ¥on & 8& — 10& odber
begründet, mit hesoaderer Nachweieung ans dl» all-,
mittel- und neu - englischen , aus der gothischen, islän-
dischen, aUiViesischen , niederdeutschen, polnischen,
russischen und böhmischen Sprache. Hiernach isl jdii
Kirche die Vereinigung der Gemeisde mit dem xi5peo^',
dem Herrn, d. h. mit Chrisiiis aod durch Chrieliis laü
Golf. Die Bedeulang des Wortes ist mithin indiTiduitl
and einzig auf die cluistliche Kirche zu beziehen. Dt
aber die Wissenschaft die Aufgabe hat, den Sprachge-
brauch technisch zu fixiren, so wird noch die Frage ua-
lersDchl: ob die chrialUche Kirchs, ihrem i^ifie
nach, eine individnelle Gemeinschaft seyef Kaan
Ref. dem Verf. das Zeugnifs der Belesenheit und eioer
guten Zusammenstellung nicht versagen , so mufs er sich
doch die Frage erlauben : wenn es Sache der Wissea--
Schaft ist, den Sprachgebrauch technisch en fixirea lad
wenn man henlzutai^e jeden religitain, vom Steele ab-
erkannten Verein eine Kirche nennl, wozu' flir den- Ja*
risten eine solche etj'mologische Nachweisung des Ur-
sprimo^rs des Wortes Kirche? Für den Sprachforscher
mag dieses interessant und wichtig seyn; ob auch für
den Juristen,^ der thätig in das heben eingreift, will-
ich dahingeslelll seyn lassen. Nur eins .will ich dspi
Verf. snr Erwägung geben. Wenn in einem Recblssirdto
ein Gutachten^ worin auch der Begriff: Kirche erörtert
werden müfste, abzugeben wäre, und es würde eiue
solche Deduction geliefert, was würde der Verf. jselbst
dazu jsagen f liasse man danini jeden Zwe% e dm
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nieiiflehlieheii Wiflsens, was ihm angehört, nnd bringe
man in die^Rechtewisseasohafl nichl» was der Sprache
angehört und so umgekehrt. Durch solche Uutersu-
chungen wird das Studium des Kirchenrechtes nicht be-
fördert, sinkt vielmehr in eitlen VVortkram herab.
'Iii, Ueber das Verhältaifs der Theologie zam Kir-
chenrechte und die ßenutauog jener iilr diese Dlsoiplin.
126 168/ Naoh Voransachiekung einer kurzen Li*
ferärgesclilebte des canoniscfaea Rechtes sucht der Verf.
die Forderung der Verbindung theologischer Stt^dien
mit dem Kirchenreclite dadurch näher zu begriinden,
dafs er die Gleichheit der Form und der Materie oder
die Identität der Methode und des Gegenstandes der
Theologie und des Kirchenrechtes im Allgemeinen und
in einzelnen Lehren nachweiset. Die Durchfuhrung ist
gut und gelung^ zu nennen, und eigentlich ein Wort
zur rechten Zeit, besonders da man heutzutage fast an
jetlem , wenn arich noch SO kleinen Aufsatze über ( in
Thema des Kirchenrechts, wahrnehmen kann, M'elchar
der christlichen Partheien der Ver£ angehört. Der
Grund davon liegt einzig in der Vernachlässigung des
Stttdiums der theologischen Wissenschaften, besonders
der Glanbenslehre der christlichen Kirchen , wovon eine
Folge ist, dafs Jeder die Ansichten der Kirche, wel-
cher er angehört, auch den andern Kirchen entweder
beilegt, oder sofern sie entgegengesetzt sind, verwirft.
Noch nachth^liger aber für das richtige Verständnifs
dea Kirehenrechts ist es, wenn der protest. K.rechts-
lehrer das katholische Kirchenrecht nach dem Stand-
punkte der evangelischmi Glanbenslehre beurtheilt und
vorträgt und umgekehrt. Dadurch werden immer fal-
sche Sätze aufgestellt und unrichtige Folgerungen abge-
leitet. Um hier eines Beispieles Erwähnung zu thun,
will Ree. nur anführen, dafs rücksichtiich des Pabstea
yielfach gelehrt wird, der Pabst sej infaiiibei, könne
Glattbenssätze aufstellen, und der Cdlibat der kathoL
Geistlichen sey Glaubenssatz. Wer die Geschichte der
christlichea Kirche und die Glaubeoslehre der Katholiken
im
unbefangen studlrt hat, wir4 iinnillgliGh die WftlnlMk
solcher Salze behaupten können.
Einen wichtigen Grund fiir die nothwendige Ver- i
binduug der Theoiogie mit dein K.ir<^enrechte findet
Ref. besonders darin, dafs avf diesem Wege allein €8
möglich wird , die Dieciplin von der Giaubeoslehre ridi-
tig za scheiden nbd die Greoslinie zwisdien beidea n
ziehen. Bei der in den «enem Zeiten statt gehabten Er-
richtung der kath. bischöflichen Stöhle und den da-
durch nothwenili^ gewordenen neuen Einrichtun|a^en wird
man gewahr, «lafs Hianckes Institut za seiner Zeit gut
«nd erspriefslich , in seiner damaligen Einriohiung für
«Dsere Zeit mchi mehr pafst, vod daher einer RdfonD
nnterworfeo werden mvft, wie sich seit 18 Jahrfranderlni
dieDiscipIin mit den Sitten, Gebräuchen und der Cuitnr»
stufe der V olker immer in Einklang zu setzen suchte.
Kennt man das Gebiet der Glaubeoslehre ued deren Zu-
sammenhang und Eioflttfs «uf ein solches Inslital, so uird
aMD auch bemüht seyn, die neo« Eiinrichtnng ao nn traCeo
nnd Vorsehläfe zn einer Aend^rnng in der Art mi machiiit
^ dafe die nene Organisation mit dem Ghnbensentse in is-
niger Verbindung bleibt. Ref. erinnert hier nur an die
so . vielfach vorgeschlagenen neuen Reformen der Beicht-
anstalt der Katholiken , der Abschliefsung der Ehe for
dem Civilstandsbeamten in Frankreich. Bei diesem V»-
hiltnisse und der innigen Verhindnng^ beider DiscipüiND
wSre es fllr das Stadium des Kirehenreehts hüehrt Mi^
derlich , wenn , ehe und bevor dieses begonnen wM«
Vorlesungen wenigstens über Kirchengeschichte und die
Glaubenslehre der verschiedenen christlichen Kircheo
von den Juristen besucht würden. Der Lehrer des Kir-
chenrechtes würde dann manche Stunde, welche er j«tst
den ihealogischen Bisciplineo widmen mofti dam KirolMi*
foehte selbst «snwenden können. Aber es wird AeNi«
wie so manches Andere, ein frommer Wunsch htsitai»
. j ^ d by Google
„j^ MJ, ^. Mf.* DU d$numi9ek€n eehurtsBfdrungen,
J&n ^enmh rotwuflhm Ä^fr&wfwp«- äer dynamischen Gehurt»-
kü^e »on Dr. Carl (»rUtoph Hüter, ErMier Band: Hyperdyna-
ndtehe und Mfntameh« G€ihtrU8törungen, ZweUer Bamd / Dy§'
dffnmmUeke ' Mwrtiitörungen und Zusammmtetenngen und Fer-
wiMItmgm der dynamischem C^ehurtsstörungen. 18«0. gr, 8. Beide
BdltdemforÜa^^^SeUmmAl Fiai. 610& CPlr«» ^A- 241(Y.
Laut der Vorrede kam der Hr. Verf. bei dem Ab-
fassen eines früheren Werkes (die Pathologie und The-
rapie der fünften Geburtsperiode (Marburg 1828.) zu
4er ESnsicht, dafs eine neue BearTieitung der d^nami-
90htn GebyrtosWrunffen nicht überflüssig, ja vielleicht
8C^n in sofern nlltzMch sey, als dadurch dift Aufmerk-
samkeit der Acrzte und Geburtshelfer auf den wichtig-
sten Geg^cnstand der Gehurtskunde gelenkt werde. Die
vorliegende Schrift beabsichtigt nun, alle dynamische
Störungen der Geburt auf gewisse Verschiedenheiten,
• ans dem hier der Betrachtung unterworfenen Gegen-
Stande folgerecht hervorgehen sollen, anrückziifühieo;
aus denselben die richtigen Anzeigen ÄSur Behandlung
zu entwickele, und die auf diese gegröndeten Method^
den iHdivifliiellen Fällen möglichst anzupassen; selbst
. den empirischen Mitteln die richtige Stelle iu der The-
■ rapentik anzuweisen, und dadurch überall ein rationelles
Verfchren b^l dem gebnrtfehülflichen Handeln zu be-
. gründen. Auberdem sucht <ie das Gebiet der dynami-
■ scheu Geburtsstörungen mehr zu befestigen, und gegen
. das der mechanischen etwas zu erweitern. — Der grofse
• Wigand suchte durch seine Schriften und beson-
deis durch sein Werk: „die Geburt des Menschen,
< «voTZnirswelse eine dynamische Geburtshülfe zu begrün-
den. An ihn schlössen sich die besseren Geburtshelfer
unserer Zeit , und diese waren demnach , ehe Hr, Hüter
seine Schrift der Publicität tibergab , auf diesen wiChT
tigen Theil der Geburtshülfe aufmerksam gemacht Der
Wigand'schen Bemühungen, die vom Hrn. Verf. so sehr
benutzt worden sind, geschieht nur kurz und nebenbei
rfne BFW^hnnng. — ©urcli eine gedrängte Uebersicht
I
11164 Hüter'8 djoamiscbe GeburUttöcuvseii« ,
dieser Schrift wird das hebärztliche Publikum in den
Stand gesetzt werden, zu beortheMeo, was »ob der Hn
Verf. Neues gab*
In der Einleitung wird yon der Eintheilung der
Geburten überhaupt und voq den dj^namischeu Geburts-
störungen im Allgemeinen gehandelt. Die Eintheilung
der Geburten in regelaiäfsige und regelwidrige ßndet
Hr. Hüter zwar nicht genügend ; allein auch er läbt
sich den von Nägele in die Augen springend nach-
gewiesenen , groben Verstofs gegen die Logik, -nSm-
lieh; die Verwechselung der Begriffe von TegelmäfRiger
und regelwidriger Geburt mit denen von Eutokie uucl
Dj^stokie zu Schulden kommen« Die sogenannten cegel«
widrigen Geburten zerfallen nach Hrn. H. in abnorme
Geburten a) mit dynamischen Störunger; b) mit orga-
nischen Störungen; c) mit mechanischen Störungen.
Wie wenig eine solche Eintheilung der Wissenschaft und
Kunst nützt, ist leicht daraus abzunehmen , dafs selten ■
organische Veränderungen der bei der Geburt interss-
sirten Theile vorkommen, ohne dafs sie zugleich miK
chaniscbe Störungen für. die Geburt werden, und ohno
dafs zugleich Störung in der Dynamik des Geburtsge-
schäftes eintrete. Wie häufig fallen die organischen Stö-
rungen mit den mechanischen ganz in Eins zusammeo!
Doch dies mag hierüber genug seyn» da der Hr. Vei£
nur die dynamischen Geburftetorungen zu betrachten
bezweckt
Die dem Uterus inwohnende Kraft kann nun 1) dem
Grade (der Intensität) oder 2) der Art (Qualität) nach
von ihrer Norm abweichen. Der Intensität nach kaaa
die Kraft den normalen Grad übersteigen oder unter
denselben herabsinken. Demnach erhält man folgende
Eintheilung : I. Dynamische Gehurtsstörungen durch
iibermärsige Energie der Gebärmutter ( Hi/perdi/namid
uteri); II. Dynamische Geburtsstörungen durch Ver-
minderung der Energie der Gebärmutter (jiifyaafnh
uteri) und UL Dynamische Geburtsstdrungen duf^
Verstimmung der Energie der Gebärmutter (Dj/sdgnamik
I
I
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Wter*« 4)r]i«Biliclie GQlnurtiiCßrttngieii« 1065
uteri). AuLser diesen drei verschiedenen dynamischen
Geburtsstörungen müssen noch Zusammensetzungen der-
eeiben untereinander und Verwickeiiiagea derselben mit
andern Geburtsstörung^en angenommen werden. Diei
letzte Anhängiel ist wahrlich nicht eine fimpfehiuDg für
die hi«r gegebene Bioitheilung ! — Das im Allg^emeinen
über die Eigenthumlichkeiten , die Erkenntnifs, die Ur-
sachen, die Vorhersage und Behandlung der dynami*
sehen Geburtsstörungen Gesagte zeigt von vielem Fleifse
und Nachdenken; allein das Verhältnifs der dynamischen
und mechanischen Störungen und das Verhäitniili der
dynamischen und mechanischen HSlfen zn und gegen,
einander ist nicht erwogen.
* Erste Abiheilung: Hyperdynamische Ge-
burtsstorun^en. Schon gleich bei dieser ersten Ab-
theiluog beweist sich des Hrn. Verfs. Classification als
UDZwecIcmärsig. Die hyper dynamischen Geburtsstörun-
gen gäben sich (sagt er) in den meisten Fällen durch
sehr wirksame Thätigkeifsäniserangen der Gebärmutter •
selbst zu erkennen, und er handelt hier nur von den
übereilten Geburten; allein er wird selbst darauf ge-
führt, dafs es auch Fälle giebt , wo die Gebärmutter
ihre in Uebermafs angehäufte Kraft thätig zu zeigen ver-
hindert wird , wo demnach ans Ueberfttlle an Energie
Wehenmangel und mit diesem Verzögerung der Geburt
eintritt; dafs auch Fälle Totkommen, wo die Wehen
iiufserst schmerzhaft werden. Hier fallen die quantita-
tiven und qualitativen Mifsverhältnisse der Kraft häufig
zusammen. Gar Manches müfste an dieser Stelle ange-
führt werden , was der Hr. Verf. in die anderen Abthei-
Ittfigen geworfen hat, und dies gilt ebenso umgekehrt
von den übrigen Abtheiluugen. Die nächste Ursache
der hyperdynamischen Geburtsstörungen liegt in einer
übermäfsigen Steigerung der drei Grundvermögen des
Uterus (Irritabilität, Sensibilität und Reproduction) ;
doch können auch nur eins oder das. andere der Grund-
verm^en ftbermäfsig gehoben seyn. Die allzugrofse
Energie in den irritabeln Theilen l^eaB^chnet der Hr« Verf.
lÜS Hütern d^araitche Gebartfstörungcn.
mit Hypertonie als Gegfensatz von Hyperdynamie ,
die das Uebermafs der Energie überhaupt beKeichnen soll.
IMe Be|:riffia von Sensibilitit, Irriftäbilifltt md fie-
pfoddktion riüd nur alMiilkte Befriffe , iind md nldit
g'ceig'iiet 5 uns eit^ klares , lebendiges Bild des mensch-
lichen Organismus zu geben. Innig verschluogeD er-
scheinen hier überall diese sogenannten drei Grtindver-
mögen (nnr bsdd das eine, iNdd das udere mehr
iteehend) ats Bhis.
Zweite Abttieilung. Adjnamische Oe^
burtsstör ungen. Der Hr. Verf. sagt : „Die mit diesen
Störungen verbundenen Gebarten erfolgen gewöhnlich
sehr langsam, daher man sie auch langsame, tfig«
Geburten nennen kann.^ -Doch will er nnter dieseo aar
diejenigen verstanden wissen , bei welchen die einsehiM
Perioden in Betreff des Verlaufs hinsichtlich der Träg^-
heit sich gleich sind. Treten aber diese Störungen üür
in der einen oder anderen Periode aof; so sollen solche
"Geburten venOgerte oder gehemmte genannt wer-
den« ' Abemäl neue Benennungen, die doeh mat ttt
Verwirrung fUhren |ind um so mehr , da sie in unieftr
Sprache keine Begründung finden !
V erminderung oder Mangel der Energie des Uterns
wird als nächste Ursache der adynamischen Gebarlf-
Störungen angegeben. Diese Adjrnamie des Uteras harn
hl den drei Ch-nndTermdgen desselben ihren Ursprnag
nehmen. Ist der Kraftmangel der Gebärmutter durch
^ Mangel der NerTenthätigkeit bedingt, so nennt man iha
Adynamie im engeren Sinne;. liegt er in den irrili-
bdn PMern, so heiM er Atonie. Das nu 'geringe
Reproductions-'Vermögen hat keinen Namen. Aufssr ^te
Verminderung der Energie der Gebärmutter mufs asdl
die Receptivität berücksichtigt werden. Die Rece|^-
^tät iLann bei gleichzeitig gesunkener Energie erhöht
sejn ~ irritable Schwäche. Bei einer solchen süt
besonders nach Aufsen gehenden Richtong der ümiftt^
ibätigkeii Ist die Readion oft geringe , und die WrfNn
werden schmerzhaft. — Oft ist sowohl die ReeeptiviMit,
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im die Reaetion gesunken, welches mit dem Namen
i,iorpide Schwäche'* Megi wird. MHmilir «pridii
Mch dmr Hr. V«rf. Tm walmr Sehwiche. Amch B!wwüt
indirekte Schwäche kdimnt zur Sprache (!?).
Zweiter Band. Dritte Abtheilung». Dys-
dynamieche Geburtsstöruogen. Die Verstim-
mmng der Energie der GeMriDUller kü «atweder in der
speciilidMi Abwcidraog der dem Ulemi tidwohaenden
Kmft ym ihrer Nmn , oder fn dem regelwMrigen Vei^
hältai&se begrüuclet, welches zwi^chen^ den einzelnen
Orundrermögen dieses Organes statt findet ; oft ist sie
dnrch diese beidee Uieechen snigleich veraniafst Die
Wehen, welche man im Allgemeinen regelwidrig«,
lormwidrige, anregelniäfeige, krampfhafte
nennt, werden hierher gezählt, und es wird Vorzugs--
weise vom Krampf zustande der Gebärmutter gehandeil
Hier kommen sehr yerschiedene Zustände zur Sprache,
S.E die Scinefbeit der Gebärnmilter, der krampfhafte
JMntterbhrtfltt A , die Pletbera, der iUieiinnCismm der
•AvUrmotler , die OenToMonen der Gebftrenden, dte
Eiasackung der Nachgeburt u. s. w. Die Lehre von den
Convulsionen ist fast ganz von Wigfand entlehnt. Treflf-
üoh und mit grofiror Umsicht isi die Behandlung der»
üito» «useinodergesetsl«
Vierte Abtheiiiings Zoe«mm^oeet«iingeii
tnd Verwickelungen der dynamischen Ge-
bartsstörunge o. Wenn die bis jetzt abgehandelten
GeburtsstiMnmgen in einem bestimmten Falle sich mit
iiaander Tereintgen, so nennt sie der Hr. Verf. issam-
nengeeetite-; kenraien sie dagegen nrit gans andern
' flehmtsstirnngen rasammen vor, so nemil sie derselbe
Verwickelte, complicirte. Dies ist abermai eine
^viHküh^liche Nomenclatur ! — Hier wird nun von den
Zusanrniensetnungen der Hy perdynamie mit Adynamie;
der Hyperdynamie mit Dysdynamie; der Adynamie ndl
Dysdytiiunfie^ von der Verseftnng der Wehen; von den
Verwickelungen der dynamischen Geburtsstdningen mit
organischen , mit mechanischen u. s. w« gehandelt.
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t
1MB Hnter't dynaiDiiclie Ckbartttldnuigeii.
Hat man eiaen ricbtigen Begriff vou uDgesf9Keni,
voo gesundem Zustande der Verrichtung des Gebäreas
(Eutokie) uod von fehlerhaftmn oder gestörtem Zustande
^ dieser FunctioD (Dystokie), eo fUlt vod eelbet in die
Augen, daft den GebnrtsMniagen , herrQbrend ^roa feh-
lerhafter Wirksamkeit der austreibenden Kräfte ihrem
Grade nach (oder den hypei - und ail^üami«»chen Ge-
burtestörungeu), der Name djad^namische Geburtmid
- mng durehaoe ood gaus mit demcielbM Rechte ykoBwti
als den Dystokien , weldie Ton fehlerhafter Wirfcsamkeil
des Uterus ihrer Art nach herrühren; dafs also die von
Hrn. Hüter aufgestellte Haupteintheilung logisch
unrichtig ist»
SoUen wir ein Resume über die ganze Schrift ent*
werfen, sa ergiebt ach, daft die Yom Hrik Vet£ ga-
wählte EintheiloBg weder unserer Wissenschaft, noch der
Logik entspricht; dafs Hr. Hüter ein allzu^^rofser An-
hauger der Brown'schen Theorie ist ; indem ileceptivitat
und Reactioa eine allzugrofse Rolle in seinem Werks
spielen. Di^^en ist sehr lobenswerth, dafs er die Ogr*
nsraik in der GeburtshillfiB imner mehr zu verbrsilaB
sucht, und ganz besonderen Dank verdient er, dafs in
allen vier Abtheiliingen die Erkenntnifs, die Ursachen,
die Vorhersage und Behandlung der dynamischen Geburts-
störungen mit Geist, mit grofsem Fleiüse und Tieler Uoi*
sieht bearbeitet sind. Dies ist der verdienstlichste lad-
am mmten beachtungswerthe Theil seiner Arbdt; wenn
gleich auch hier manche Gegenbemerkung sich machen
liefs, und es zn wünschen gewesen wiire, dals bei den
. einzelnen Mittein genauer der Ort bestimmt wordep» wo
ne, und die Verh<oisse, unter welchen sie angewendet
werden können , bestimmter angegeben worden wären.
Pie ESutheilung des Hrn. Verfii. hat zu häufigen Wieder^
holungen und unergiebigen Aoeinanderreihungea Anlafll.
gegeben.
Dr. JPr« Zsifftc^. W^UU
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£g€a*8 UatertiaeliuDgeB. IQS^
ihUmmkungm 4k» im «kßigtt In .UMiImmI- H^tn^fAtden he^ '
treAciMlefi !VamrweHB9» Fom P. N* C* Sg0n, Mh, L Mmd It
Herausgegehen at(f Koete» de< Mutisterii de» hinem für Bändel^
Gewerbe und Bauweten, Bert, 1981* 222 8. gr, 8. (Da»u ge*
Mrf «Hf^ dtm tiämlioken Titti ^ mit 12 Aqi/Brfqfelfi
Unter den Staaten des Contineiits zeichnet sich der
Preufsische wohl vor allen durch die ßesirebungen aus,
Ackerbau, Industrie und selbst auch Handel möglichst
zu befördern. Anstatt aber Zeit und Geld an nutzlose
Deliberationen Aber aHgemeine Verbesserungen des Staats-
haushaltes zu verschwenden, leg-en die hohen und hö*
heren Behörden sog-leich Hand ans Werk, untersuchen
im Einzelnen, wo etwa eine Productionsart vervollkoramt,
irgend ein Industriezweig verbessert werden kann, und
unterstützen dann durch Belehrung, GeldTorschßsse und
sonstige Ermunterungen die Bemühungen derjenigen
welche KweckmSfsige Verbesserungen mit Eifer undSach-'
kenntnifs einzuführen i^icli bestreben. Beim gesainmten
Maschinenwesen ist es bekanntlich eine Hauptsaclie, die
zu Gebote stehende Betriebskraft am vortheil ha ftestcn zu
benutzen. Um aber die Maschinen für diesen Zweck am
geeignetsten zu construiren , werden nicht gemeine Kennt-^
nisse der Mechanik erfordert, die man deswegen in den
wohleingerichteten polytechnischen Schufen durch den'
Anblick zweckmäfsig und in hinlänglich grofseni Mafs-
stabe construirter Modelle zu verbreiten sucht; allein
auch hiermit ist meistens noch nicht alles geschehen,
sondern oft ändern die im Grofsen Torkommenden spe-
cielleo Bedingungen so manches ab, dafs derjenige,'
welcher sich ein entscheidendes Urtheil anmafsen will ,
sieh durch eigene Anschauung auch mit diesen bekannt-
gemacht haben mufs. Eine der vorzüglichsten Betriebs-
kräfte ist ferner das Wasser, aber diejenigen Privaten,
welche Wasserwerke anlegen, wenden sich fast aus*
schliefslich nur an bekannte, gröfetentheils blos empi-
risch gebildete Baumeister, weil sie dann gesichert sind,
w«o!gstens den ▼ersprochenen und vorher genau un be-
rechnenden, wenn auch geringeren, Nutzeffect zu er-
halten. Sehr richtig würdigt unser Verf. dasjenige, was
die Theorie and was die Praxis zu leisten vermag, welche
beide vereint seyn müssen, wenn man das gew&nsclUe
RewlM wuWieli eriinlt» wiH» keiM darf dt^ mim
>riMie groben Nnchthcnl aMohliefoen , mm wenigste» ik«r
darf eine gründliche Theorie da fehlen, wo man beste-
hende Mängel zu verbessern beabsichtigt, und dafs die
letztere so oft in Verruf gekommen ist, liegt meisteot
umt darin, mil niemand alle aimeliie nahlloee Btdiih
guogaa in aeine Baeehreibnogen TOn praktiaoh anwende
baren Maschinen aufzunehmen vermag. „Wollte," heifiit
es „der Experimentator alle Umstände , die er bei
seinen Vej»uchea wahrgenommen, in seinen Schriitea
mittheiien ^ so würde er dadurch su den ibertrtebeo8t«a
Weitläuftigkaitea geführt wefdea, ohoa doch saima
Zweck CO arrelchan. Darum können aeine Waike nie m
belehren, wie es die Erscheinungen selbst verniögeo."
Es war daher gewifs ein eben so wohl gemeinter
ah» fruchtbMiigender Beschlufs, dais Hr. Egen in Soest
den Auftrag erhielt, die Waaserwarke i« Rheiolaad-
Weelphalan jHimantlich in Besidiung auf das VerhüUnlk
awischen der vorhandenen Kraft und dem erhalteMB
Nutzeffecte näher zu untersuchen. Hr. Egen ist mit dar
älteren und neueren Literatur der Mechanik innigst ver-
traut, kennt genau die Tielen Verbesaarangen der Ma-
aoUaao, weldie ia den naueelan Zeiten akh bereils ia
Enghmd und Frankreich durch praktische Anwendung
bewährt gezeigt haben , und hat sich daneben durch
einige zweckmäfsig auj^gesonnene und fein durchg-eführte
Versuche als einen gewandten Experimentator hiniänglidi
lig;itiniit , die erhaltanen Aetultala aeinar üntersudiua**
gen waniea hier deaa Publicum vorgelegt^ damit^fiaah^
ver8tind%e sie prüfen, und diejenigen, die eawüuucikaHi
den erforderlichen Gebrauch da?oo machen können. Re£
macht sich ein Vergnügen daraus, den Hauptinhalt
Ganzen etwas näher zu baaeichnen, am dadurch die
Wiahtigkeit des Untemebfnans mehr inalAafat au atsHsa
In eiomr. inhaltirflirhfln Bialattonar wird iinafit aWa*
itisch nachgewiesen, wie viel Kraft in Preufeen, Frankr
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1031
reieh und England znm Betriebe von Maschinen verwandt
wird , woraus lUaa ia ip«cieüer Bezieh luig aui Rhein«
lMkUWe8iphilcn iMtf^Mgeht, dafs an einif en Orlen fftf
<Miiüiohnlifh ▼Mnchirt« Jadiiairk dieWaaitttaraft beniit
MftMMi beginnt In England Iii man dieaer Kraft wegen
nirgend in Verlegenheit, indem die in nnerschopflidher
Menge vorhandenen und überallhin mit gröfster Leichlig-^
keil zur See über Gaiiite and F.ifcpjbahnen transportirt«B
fWrinfcnhla» ulaa beqMMft BewBgngßmhKbtl darbaelea^
ibar es iai ein groA^ Irftthnoi , wcm man glaubt , dalb
nach dem Beispiele jenes Landes auch auf dem Continente
der Industrie haupt<$ächiich oder gar ausschliefslich durch
ttwpfinaschinen aufzuhelfen sey, indem es vielmehr un«
gUohsweekmilaiger iai, dieWaaaerwerkeMverbesserni
ihren Nntseffecl, wie hier gezeigt wird , in Rheuihmd-»
We^faalen ohngeachtet ihrer jetzigen keineswegs allge-
mein zweek\^ i<irigen Construction dennoch leicht um 50
bis 100 Froc. vermehrt werden kann. Als zur Beiehrung
hierQber brauchbare SchHfkeu, in den^ eme richtige
Theorie mit anwendbarer Fnssßg verbunden ist, emf fieUt.
der Verf. bloe die Recherehes experimetücHes ii;a* w» von
Suieaton in der Uebersetzung von Girard und die
neuerdings mit so grofsem Beifalie aufgenommenen
motres mar les roues hydrauUques etc. von Poncelet»
Der praktischen Tendenz des Werkes angemeaaeny
aad um fiBr die Folge Undeutlichkeiten und MiAverstlind-
nisse zu vermeiden, j^tellt der Verf. zuerst das Mafs der
Kraft fest, welches für Secunden, rheinländ Fufse und
Pfunde bei einem Pferde zu 110 x 3 = 510 , bei einem '
Menschen an einer Kurbel s= 24 X 8 s12 nnd filr Wasser,
den Csb^Fufa zn 66 gerechnet 66 qv (wenn q die
MMUge'der CnbikfuliM nnd v die Geschwindigkeit be*
zeichnet) angenommen wird. Es versteht sich dann von
selbst, dafs eine Maschinen-Pferdekraft eigentlich dreimal
tagrofs .ist, als eine thiensche, weil ein wirkliches Pferd
inr 8 Stunden m einem Tage, din-BIaackine aber 24 fit.
«bAen bnn. S» Idcht diese Beatimmungea rind, eben
iQ schwierig ist es, die Masse und Geschwindigkeit des
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Wassers mit j^^enügender Scliärfe aufzuiladen , >velche^
durch eine Scliützeoöffnung von gegebenem Fläclienin-
haile ausströmt. Unser Verf. verfährt hierbei mit der bei
ihm bekannteii gröftlen Geaauigkeit, indem er zuerst
■elbat die Grtfaa g aua deo aanoaten Veranchea ableitet,
md = S1^114 Aidet Die im Gauen bekaonle VmaA,
wonach
q = ab y^2g. ^(h — 0,5a)
. iat, wenn a die Höhe, b die Breite der Schutzenöffnung
und h die Höhe Tom Bodeo der SchützenöffiiOBg bisxiRi
Waaaetapiegei beseichaet y wird daan fftr deo Gebraaeh
beqaam und hinlänglich' geaaa
q =: 7,9 ab >^(h ^ — o^a)
für preufsisclips Mafs, indem für englisches der Coeffi:
eient = 8,024 und filr englisches = 7,771 wird. Der
Aufgabe, die Zusammenziehung der Wasserader ' zu be-
stimmen , hat der Verf. einen aufserordentlichen Aufwand
von Mühe gewidmet, iiuh m alle ältere genauere Versuche
benutzt und ihre Resultate zu besserer Uebersicht tabel-
larisch zusammeogesteilt sind. Als Endresultat, welches
den Praktikern sehr willkommen seyn mufs, die eine solche
mühsame Arbeit selbst vorzunehmen schon wegen der
Schwierigkeit, alle hierzu erforderlichen Quellen herbei-
zuschaffen, nicht wohl geneigt seyn können, wird hier der
Coefßcient der Zusammenzieliung, wenn sie von allen vier
Seiten statt findet, = 0,63, wenn von drei Seiten =0,f)T
und wenn nur von zwei Seiten 0,72 angegeben. Mit
. Recht heifst es dann: „Die Masse des Aufkchlagwassers
durch die Druckhöhe und die Grdfse der Ausllufsdffbuflf
zu bestiuitnen , ist das einzige Mittel, genaue Kesultale
zu erhalten, wenn man im Grofsen kostbare und zeitrau-
bende unmittelbare Cubicirungen umgehen will. Darum
i<^t es für die Praxis von so hoher Wichtigkeit , den AbS;;
llttfscoefficienten für aile Fälle sicher gestellt zu sehdr.
Wer hier nicht ircen will, mufs die Erscheinungen ft>
Ausflusses in ihrem ganzen Detail kennen; allgemd^
Regeln nützen so gut wie gar nichts.**
(Der Bemhlu/t folgt,}
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e& HEIDELB. JAHRB. d. LITERATUR. 1S3L
Egen's Unter suchungetL
Wenn gleich durch die beiden erwähnten Sätze die
IV^iitel zur Bestimmung der Kraft, welche eint; gegebene
. Wassennasse zu erzeugen vermag , theoretisch festge*
stellt sind , so wissen erfahrene Praktiker doch sehr woäl,
wie weil der wirUiohe Mutsoffect oft hinter dem hieraus
bereohneleo znrückbleibl, tpeil bei der Bestimmung des
crsteren noch gar viele anderweitige Bedingungen zu be-
rücksichtigen sind. Hier fehlt es aber fast ganz an Er«
fahrungen, und Hr. Egen sah sich daher genöthigt^
fdch gaozauf eigene Untersuchungen zu beschränken, auf
welche man indefs bei der Prlifiui|f eines einzelnen be*
stimmlen 6e Werkes jederseit znrfickkommen liiofs. Mit
Recht bemerkt er, dafs es am einfachsten scheine, die
Kraft einer Maschine aus ihrer geleisteten Arbeit zu be-
1 ecbnen , aber nur wenige der letzteren sind von (ler
Art, dafs sich die dazu erforderderüche Kraft mit Be^
Stimmtheit angeben läfst, und es bleibt daher nichts ao'-
deres Abrig, als <Ue Kriaft der Rad welle unmittelbar zn
-messen. Für diesen Zweck hat indefii erst in den neuer*
sten Zeiten die Mechanik die erforderlichen Mittel an-
gegeben, aber man findet, so viel Ref. weifs, nirgend
weder so zweckmäfsig construirte Apparate noch die Me-
thode ihrer Anwendung so genau beschrieben, als in dem
vorliegenden Werke, und ss ist daher allen Besitzern
. gvftfserer Wasserwerke sehr zu rathen, sich hiermit be*
kannt zu machen, wenn sie Ober die Leistungen derselben
' nicht im Dunkeln bleiben wollen. Die beiden gebrauch4
tan Apparate sind die Federwaage und ein vom Verf.
selbst construirtes Brems -D^pamometer. Die erstere
(das bisher sogenanntig Dynamometer) ist ein in vielfacher
Beziehung so oillsliches Werkzeug, dafs man sich in der
XXIV. Uhrg, 11. Heft '
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1«T4
Sg^n'i L'utertuchungeu.
That wundern mufs, dasselbe nicht allgemeiner verbreitet
zu findeo« Chladui wunderte sich schon 1818. sehr
darüber, ein solches im hiesigen Cabinette niebl zu findeo,
und setzte, wohl etwas fibertrieben, hinzil, dafs jeder
gröfsere Landwirth den ganzen Preis desselben (SLdere)
beim Ankaufe von nur einem einzigen Paar Ochsen wieder
gewinne, wenn er ihre Kraft damit niifse. Bekauntlich
ist Regfnier dt^ fiffinder desselten^ Ref.iKlb8t hat«
Müdem t^eM^H, find in dieser wtnm ChssnH iai «
atieh Vistf« sug^wfin^t, mit Ifens Umnftniehierfe, M
der fedei'nde Bög-el nirgend durchfahrt seyti soll, und
dafs det Zeiger, nicht die Pfunde, sondern nur Grade
ätigiebt , um jene hietafis feu berechnen. Re£ ist iwitfe
nicht ^ai^efgt ^ vön seinet Obnstrfictioa abtrayehstti die
sich bbifend^eiA tn eitii|i^en S^eitiplarto «Ai zwteckmiHg
bereits bewährt hat. Der Bügel Sst fiSmlich so stark,
«fi'd rtt*öfs so g\H g-ehärtet seyn , dafs die durch die
drängt durchgehenden Zapfen wieder ausjgefällten LÖcker
keine i^;g;4Mche Fedel*fili|; 6rzeu|;e& bStinM. Shi6 Haaftl-
mibMe bei der V«tferti)|^lkn^ ^dmr BjwaifiMneler bMtokt
•hher dürin, dafs der fibrig^ns ganz fertig gemachte BH^l
vor der Oi^duinirig mit dtier tiicht 'Äi^bedeutcod gros-
gieren Last beschwert wird , iiis w(4che er i^ter jeisais
M trafen hat, ^obdl alierdinjfi die «ioht pmb>ehaltiflD
ifeerblr«61ien kllkinen , irte tfuch frca «9«reien ^»irhlich gf
ibhah ; nW M ^Mbt , Aer Kttnsdiefr inetum6blt eiSMi
schlechteren B&gel il^it ettiem besseren , als dafs er ein
mang-elhaftes Werkzeug abliefert, indem er 'bei dem
pK ise hierauf Rücksicht nehmen darf. Wird «aiysr ein
Plastischer Körp^ nie wted^ 4>is ttl deifijlftiflgm Oe-
wicMe, 1«tetehtte eir sehbA^ittMlfl ^hMMi iftftittgM M,
liclfMtei, iiHe dieses bei dem Dyhatnometer durch eitwö
eigenen Mechanismos unmöglich wird , so fedfert er auch
iiadi den neuesten Versuchen desRitterä von Crerstner
kfinftig jederzeit richtig-, irnd tsö darf man tfuch die weit
bte^WeiliiKrb Zahl 4er F^de 4t^st «nf •dnn IMbüb, «rf-
trägen, iitai M<ftr, rfs ^ MneMMB^ islii^ InMite
jjfabe ist, die greii>e Menge der Crewichie^ weivn diese
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KUofrainwea steift , np^uiiäof ^Il » dann ^^r CpnlroU
wi^dar rOckwSrts litirabxusteigeo , upd zu gröfserer Si-
cherheit die ganze OpcratiQii nochmals zu wiederholen ,
womit drei Arbeiter m ejpeip g^nzßi^ Tilge k9||m itsrUg
sn werden im Siip^^ ^md.
Der Bweile YQip Verf. gebrauchte App^ra^ Ist eio
Jj^framed/iifiiiipinetar. Zudra^ tIpaUt deraetbe ans fMioem
r/aichen jSkbM^sa ron Belesenheit dia durch Zaichnungea
erläuterten Constructionen der verscliiedeneu , hls jetzt
inVorschlag uud gi ufs« nlhriJs» in Anwendung gef>rachtea,
Pjrnamomel^r ii|it , ui^d zeig^ bei den meisten die JVläii-
gpfai, welche Uira sweckmäfsige Apwendunghiadeni. Am
h0iteß iat das yom Macb«M^ pnd f^nceiel ^e-
lumchte, allain die neue ConatirjiciioD, welche Hr. JBgen
ihm gegeben, ist so überwiegend besser, dafs schwer-
lich irgend eio anderes künftig in praktische An^^eudung
kommen wird , sobald dieses hinlänglich bekannt ge-
worden is^ Dasselbe heateht im Wesentlichen aus einem
§tßjrkm eiserjpan Ringe, welcher mit Schrauben ai«f Wellea
l^oglfeichar Picke coacentrisch befestigt wefden kaon,
M^d aiis einem zxveiien, über dem ersleren rer^chieb-
baren Ringe , dessen Reibung in dem VerhälinisSje wächst,
ßls er duiTch Scli rauhen fester ajigezogen wird. Wenn
4wA 4ie Wci|e für ß^ße gegebene IJmd^ehuog^geschwipt»
^digkiei^ ibire ganze Kr^t/t auf dj^ Eeibuaig verwendet , sa
^ieki iin }M'^m% Mf^M^ eiAeü J^de auf dem
zureiten Ringe baüestigt ist, am andern dnrch die Fe<ler-
^aage die wirkliche Kiaft des Rades an. Hierbei ist
nicht zu versäumen , dafs das lir emsdynamometer auch
..während ^ea Versuches sitets gehörig in Schmiere er-
halten wird, aAich man seUbat hei entstehender Er-
iMtKVfg kein Wasser avfgiefseo, weil sonst die Bewe- •
-ffWV ^ ungleich iKnd hüp£ejid wird , dafs jede genaue
Beobachtang schwindet. Es versteht sich zugleich, dafii
die Welie ap vielep freien Raum darbietet, um das Dj-*
namomqter ai^ubringen , was 55war meistens aber keines-
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Sgeik'a Uniertucluiii^^iii^
welches mit dem ganzen Apparate nur etwas über
Wiegt, und wenig mehr als 100 Rthlr. preufs. kostet,
sollte billig an allen grdfseren Banstattea zam beliebigen
Gebrauche für Privaten vorhanden seyn , da die prdc^
tische Anwendbarkeit desselben durch eine grofse Reihe
von Versuchen hin hinglich bewährt ist.
Bei der bisherigen Anzeigte des ersten Abschnittes
ist Ref. dem Gange der Untersuchungen in der Haupte
Sache g;^^<oI^^ 9 vnd hat den Inhalt deraelben etiinis^vott*
ständiger angegeben, weil dieses Wegen ihrer Wichtig*
keil lind Allgemeinheit nolhwendig schien; bei dem nun
folgenden zweiten Abschnitte darf dieses weniger der
Fall se^n, nicht deswegen, als ob er von geringerer
Wichtigkeit zu sejn und weniger Belehrendes zn ent-
halten schiene, sondern weil er sich mehr auf eimehn
specielle Gewerke bezieht und zum Thdl die Bigdtt^
thümlichkeiten ihrer Construction mit berücksichtigt, die
nicht ganz vou bo all^eiueliiem Interesse sind, und" vor-
zugsweise nur die Aufmerksamkeit der Besitzer dieser
oder ähnlicher Anlagen erregen werden^. Für den Zweck
dieser Zeitschrift wird es genUgen^ nur mtiifjil0^
tigsten Resultate aus dem reichhältigeuf
näher zu bezeichnen. Es sind nicht weniger als 14 Ai
>ou Gewerken einer genauen Prüfung unterworfen, uad
zwar zuerst die liammer werke, welche in den preufti-
sehen Staaten im Allgemeinen nach den in Karstens
Handbuche der EisenhUttenkuode eipAÜ|^en Vorschrif-gi
t^n angelegt sind. Der Verf. besiolifftfi^i^^ sein^Bifl
Untersnchun^en nicht blos auf seine jägenen Beobacfa* |
tunken, soiid« rri es wurden ihm höheren Orts auch die 1
Leistun<:;en sonstiger Kisenhiimmer , namentlich der schie- 1
jpjfiche^ zu Theii, die er tabellarisch zusammeosteüt und I
;E|ir Tergleichottg benutzt. EsMst unmöglich, mit kuip# 1
W^n den HauptinhaU :|jier;^I^M^^ 1
gen anzuheben, wodukW der V^k^illm^ ZusaiilllliP* \
btelluni? th( oretischer Gesetze mit den aus der Erfahrung
entnommenen Bediogungen das \ erhältnifs zwisj&hen der
IKgU^ Uiit«itlicbttngcn.
chen Nutzeffecte ausmittelte , aber sehr belehrend ist
dieses selbst in allen Einzeloheiten für Besitzer und Er-
bauer solcher Anlagen. Er hat sich dabei die Mühe
geaoiDinen, nicht blos die Kraftmittel «od LeistBngen
der TOB ihm selbst geprafteo HammerVFerke , sondern
.auch die der schlesischen und selbst der schwedischen,
wozn di<B erforderlichen Data aus der Maschinenlehre
von Sven Rinman entlehnt sind, tabellarisch zusam-
menzustellen, und aus diesen Uebersichten die Folge-
rungen in einzelnen deutlichen Sätzen den Lesern vor
Augen zu legen. Hieraus ergeben sich- manche , auch
in theoreti^her Hinsicht hdchst interessante Resultate,
welche sehr geeignet sind , alle diejenigen zur if eiteren
Prüfung aufzufordern, welche sich mit dem Studium der
Mechanik beschäftigen, da es einmal ein nothwendtges
Gesetz für diese seyn muTs^ jede scheinbare Abweichung
▼on einer anderweitig fUr richtig gehaltenen Theorie so
lange zu rerfolgen, bis die Ursache des scheinbaren
Widerspruches aufgehoben ist Es findet sich nimlich
Z. B., ilafs die schwedischen Hämmer 1,5 mal so schwer
als flie teutschen sind, und dennoch nicht mehr Kraft-
moment zum Heben erfordern. Indem aber der Nutz-
efTect <ler schwedischen Räder um höchstens 0,06 bis
0,66 groAer seyn mag, so folgt , dafs die schwedischen
-Hämmer weniger hoch gehoben werden , und mehr durch
ihr Geuicht als durch die Prellung einen kräftigen Schlag
führen. Dieses scheint aber ge^en das Gesetz, wonach
das Moment des Stofses der zweiten Potenz der Ge-
schwindigkeit proportional ist, zu streiten, und der Verf.
.sagt daher mit Recht , dafs es sehr nfltzlich seyn wftrde,
die Leistungen beider Arten yon Hämmern genau zu
vergleichen, wozu aber bis jetzt die nöthigen Angaben
fehlen, Die ganze Untersuchung führt dann zu dem
Resultate, dafs diese Gewerke nach ihrer ganzen Con-
Strnction noch bedeutender Verbesserungen fähig sind,
wozu die sehr ins Einzelne gehenden , von allen prakti-
schen Maschinisten sehr zu beherzigenden , Vorschläge
hier initgetheilt werden ^ einen bedeutenden Nutzen geben
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107S Egen't Uniersuehmigeii.
scholl die duriib Poncelet empfohienea Räder, wetiri
diese stall d^lr oft Mkt si^^kwidH^ <HiD§lriiirteif ftllfe-
Ineioer eihgef&HH wflrdeb.
Es folgen zunächst die tliil gleicher Giüntllilillkeil
angestellten Piilfiing^en ctei'Gc^bläse» ufld, wie sich dieses
TOD selbst versteht, zuerst eine theoretische Bestitnitmtl^
dei* AusfluHigeschwiodigkeit der Luft aas rieft Dfii^;
wobei der beständige Coefficie6t oaeh D'Anbiil98öik\i
Versuchen für kurze cylindriscbe und koni^he Rdhfrtti
iiiigewöhnlich hoch = 0,9 angenommen wird. Ref. hat
io seinem Uandbuche nach Schmidts g^ehaltreichen
Versuchen di^^n nur = 0,7 gesetzt , allein es läfsl sich
nicht yerkehnfeb , dafe A a b u i s S o n's Mesitiii j^ett Dich
einem grtit^^n Mafsstabe angestellt stod , tmd da
durch Adhäsion wirkenden Wandungsflächeii der Duseii
im einfachen, die Massen der sti-ömenden Luft aber im
quadratischen Verhältnisse ihrer Durchmesser wachsen,
iso eirslöhriiii die Besllmmiing Vei^fo. hiei*nach als die
richtigere. Gleibh belehrend Weiset Hir. tlgeki ^4Ui
die aus der Consli uction der Gebläse nothwendig hervor-
gehenden Verluste nach, und wendet sich dann zur Prü-
fung der wirklich construirten Gebläse, die er in d«n
Terschiedenc» Gewerken in betrieb fand^ Demaadlit
werden auch noch andei*e In Vorsdli^g* gebrachte ttff*
bläse beurtheilt, Und es ergrabt sich hieraus, däl^ di9
Henschersche (nicht Herschel'sche , ^'ie hier durch
einen Druckfc Iiier steht) Kettengebläse einen reinen NWtK-
effect von 0,48 gt^bt^ Also 'mehir als irg^tid äiii iiinder«s,'
iironach dasseiho eine Sügehh^ll^e AhM^Anng vi^dMK^
Us ihtn hMi^t* »i tlitifl tvvHe. In Begehung ä^tPtMlh'
Walzwerke wird zuerst g^zMgt, ivte 'n^ht diesfe d^^ö
Blechhammern vorzuziehen sind, da sie die achtfirt^ß
^iBintität liefern, Wozu man rtoch Obend^dn nilgl^^ch
bessere Afrbeil iÄ Abschlag bringipn MSfs. Wi^ V^sttk^-
' haft abrig^ettli bei tli^o f3eWe^^ken «fli ^oKeS mWiM
bedeutender Gesell windigkeit umlaufendes Sch'f^^utt|'tt!d
sey, wird deutlich nachgewiesen, auch unterlieget
keineoi Zw^el^ dafe das SteHen *der WaIsM v«hliitldit
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Schranl^B vor dem Keilen grofse Vorzüge habe. Wena
ferner die Bewahiier der preiiliKiscIicii üheiolniide die
wm dam Vwf. gegebenes Vorschläge ood Belehrungen
gebührend beachten, so wird sein Wunsch gewifs bald
in Errüllung gehen, dafs nämlich in jenen Gegenden
eine jt^nbrik von englischem Weifsblech dogeiegt werden
mjlgny dessen Verfertifiiqf Kurslee im drilten JBa»dfi
seines Archirs ^hr gene« bencbreibt Unter vielen an^
dern, sehr zu beherzigenden, Vorschlägen ^ namentltch
nber genaue Festi^tellung der Dicke der verschiedenen
Drahinniiimern , über die V^bindung der WübiverKe
mit Strenkwerben n»et w. war es für |tef. sehr ajogeneliaif
fkber veipi^n Gc^epstend hier Belehrung m fini|en, der
iim Melnog noch nioht vMh'g klar geworden war. Der
Verf. berührt nämlich das bekannte Vorurtheil, dafs das
gewalzte Eisen an Güte dein geschlagenen nachstehen '
soll, was allerdings theoretischen Gründen widerstreitet»
und hier d«ro|i irigene B^ohaphtvifgep m$A die jgrüodli*
dien Untieriiiehupgm von Peter Legerhieli^ ab
gänzlich unstatthaft nachgewiesen wird. Da bei den
Drahtziehereien die betreibende Kraft abwechselnd grös-
ser uskd geringer sej^n mufs , so wird es erfordert , die
OeSaiUig d«r ^tMitze nach dein jedesimUigen BedfU"^
hisse «II IMidern, nr^cbee 3war dur^ eipen eigfuifie
hierzu angestellten Knaben geschehen kann, allein nn- -
gleich bjesser ist offenbar ein eigentlicher regulatorischer
Apparat, zu dessen Coastructipn hier genaue Vorsch ritte»
ertkeilt werden. Ref. mdchte n^nviafsgeblich vorschla-
p» , nioht die SAütm selbst weicht 9m leichjt he*
greifficheo Gründen achwer beweglich iet, m beiregen»
sooderu vor derselben eine auf Rollen laufende Sperr-
schntze anzubringen, durch deren Herabla^^sen die durch-
fliefsende Wassermenge regulirt werden köniite, Auc^
den VoreehUg findet man hier i ^ach den VersuM^heii in
Snglnnd, 'die feioeren Brahlsorim dui^h Oefibfing^n in
sehr härten Steinen auszuziehen, welcher nm so fnehf
Beachtung verdient, je wahrer der Satz ist, dafs ^ile
ßewerke ¥m nQthwen4.iger vA>n 44V Vi'm^mih^K die
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Mittel xto ihrer VervoHkommmiiig ermtrtM uMsMi^ je
mehr ^sie ins Grofse erweitert werden.
Mit Uebergehung der fast allezeit schlecht cod-
«truirtea Schleifkotten folg^ wir dem Verf. bei seines ■
gehaltc^ichto UotersilchuttgeD ftbcr^lie GietreidenillUni
denn kein Zweige der Technik yerdient naiMBdioh tk
das mitdere und hauptsächlich das sfidliche Teutschland
160 sehr die ailgeineiac Aufmerksamkeit, als die Berei-
tung eines vorzüglich guten Mehls. Obgleich nämlich
V. Humboldt gezeigt hal, über welche ausgedehnte
tStrefsken dch die Cereaiien sum grolben Niitsen der
hewobner den verschiedenen klimatischen VerhtttnisBsa
fügen , so giebt es doch- nicht viele Gegenden , wo sie
^ reichlicher und in gröfserer Vollkommenheit gedeihen,
als gerade im mittleren und sudlicheii Teutschlande , und
fla von den. Mündungen des Rheins ans eine direete Vev»
bindung mit fernen Weltthellen bereits wirklich erMoet
ist, so gebenr diese den sichersten Artikel der Exporta-
tion ab, auch werden die Bemühungen, sie in gröfserer
Menge und von vorzuglicher Güte zu erzeugen, in eben
dem Verhiltnifs steigen, in welchem die Anssioht auf
Gewinn zunimmt. Dabei isrst sieh keinen Augenblisk
verkennen, dafs es am vortheilhaftesten ist, Ues im
feinere Mehl dem Auslande zuzuführen, weil hierdurch
die zu transportirende Masse ein Minimum wird , und
dem Boden zur Erhaltung seiner Productionskraft djs
roherea Stoffe verbleiben ; aber diese Aufgabe erfordsH
nothweHdig die Erzeugung eines vorEugUch guten M^bki
woran es in Teutschland nach einstimmigem Unheiie
noch sehr mangelt , weil die Construction der Mühlen
der in England und Amerika üblichen weit nachsteht
Dennoch aber gehören die rheinischen Möhlsteifie nittr
die besten, die es Qberall giebt, und stehen nur e$m'
dem porösen Quarzsteine von La Ferte sous Jouatre
' nach. Der Verf. beschränkt sich bei seinen Untersu-
chungen darauf, die Mängel der üblichen Muhiencoik
structionen theils im Allgem^nen, theiis bei bestlmmtss^
genau von ihm geprüften, Geweiken saehsuwMien, Mt
V
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£geii'« Untersuehuiigfiii« 1001
Schwierigkeiten zu enthOttea, welche eiaer genauen Be-
stimmung des Verhältnisses ^wischen der vorhaudaBea
bifl vod dm wirklichea Niiiseflbote im Wc^e stehen ^
die Lefetangett der «m beiten eoBetroirten- MAhleii aiii
sicheren Angaben zusammenzustellen und einige allge-
meine VerbesserungKvorschläge hinzuzufügen. Die letz-
teren, auf bewährte Erfahrungen gestützten, beziehen
^h jedoch nicht bfos anf die Cvnetiiictien der Räder
ind die vbrthelliinfteste Bemrtsiing deeAnfiKdilagwasser^
•ondern auch anf die Gröfse, die Umlaufsgeschwindig -
keit und selbst den Hau der Mühlsteine, wozu dann
noch eine Angabe der Torzttglichsten Werke kommt,
aas denen man aiehere Belehrung Uber allen diese»
flehfipfeii knnn« - i
Nicht minder wichtig, aber vng^eich mit grofsen
Schwierigkeiten verbanden, sind die Constructionen der
Odmöhlen , welche meistens noch an grofsen Mängeln
leiden. Der Verf. des vorliegenden Werkes theiit ver-
aehiedene Vorschüj^e sn Verbessevongen mit, allein als
nmsiehtiger Praktiker vermeidel er irorsiehtig , irgend
eiflen noch nicht im Grofsen versuchten Vorschlag un-
bedingt anzupreisen, so vollständig auch die aus der
Theorie folgenden notliwendigen Bedingungen zur Mtt^
zielung genügenderer Resnitate angegeben werden. Die
SSerdrickung der Saamealcdmer dnrch ▼erticale MnhU
steine ist durchaus verwerflich , weil das SEellgewebe der
Mhaltigeii Fruchtkörner zerrissen werden mufs ; besser
sind die Stampfen , noch gröfsere Vorzüge aber scheint
eine den- Kaffeemihlen nachgebildete Vorrichtung zu
haben, wcnhit um so leichter Versnebe im Groften ge-
%iq[t. werden kdmten, als eine solche Anlage im nnrer-
hofften Falle des gänzlichen Mifslingens zum Zerkleinern
der schon einmal geprisfsten Kuchen für eine zweite
Auspressung anwendlmr seyn würde. Als vorzüglich
vortheUhaft werden nngleich die Walnen, wenn sie
SWeckanfiMg consimirt sind , empfohlen, jedeeh ndimen
"die gufseisernen bald eine der Politur nahe kommende
Glätte aui und es scheinen also poröse steinerne den
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Vorzug zu habeu. Als Pressen dienen meistens die kei-
, neswegs verwerflichen Keilpressen (die Schraubenpressen
werden nicht ervähat). und ia seltenen Fällen die hjdrtn*
HidiM, im thmmt erwartet flie Fabricelioii 4«i OakB
moli mehrfitöbe Yethmmnmgm. Waa der Ver£ in Bar
Ziehung auf die 8ägemühlen sagt, nämlich dafs höl-
zerne Maschinentheile zu viele Reibung haben und avr
ungenaue Arbei/t. liefern können, insbesondere aber d«jb
bei einer gatea CkHWtrMtiM der Maithiiie die Verfiah
gung melmrer Sägeblätter estaebiedeMD V^vtheil ge^
währt, hat Ref. sehr im Grofsen an einem überaus schön*
gebaueten Gewerke dieser Art in Liverpool bestätigt
gefunden. Die ßetriebkraft des Ganzen gab eine un-
▼ergleichlicbe Dampfmaaobine. voo 16 Pferdekräften,
welohe swei rertieabs Säg^egatter, das eiw mit 18 das
«edere mit 10 Sägebiätteni , enfkerdem eine riesenblAft
Kreis -Furnirsäge, und eine kleine 18zöliige Kreissäge
in Bewegung setzte, welche letztere nur gelegentlich
Air zaföllig Torkoounende Zwecke benutzt wurde; Dir
mh arbeitete bke die gMAe Säge mit Ii BttOenit ifie.
Furnir- «od die tJeine Kreiaäige , aber der BigenthBnMf
versicherte , dafs alle vier zugleich arbeiten könnten»
Der groi'se Nutzeffect war ohne Zweifel Folge der voi7
leodeten Arbeit aller MaaehiAeatheile^ denn aamentlMlIi
^aiur 4te llampfnniBohine aenccnrat gearbeitet, daft mxt
keinen Steft empfand, wenn man den Fnft «of dflpi
. Stiefel derselben setzte. Für die Sägengestelle wird
diejenige Einricfatuog als die beste empfohlen , welche
Chriatian aogiebt. Unter den Voraohlägen zur Ver*
Imaerang der Papiermühlen sind allerdings dii jiini|üi
wa grolfaer Wiehiigkeit, welobe eieh niif eine bmmP^
Dentttming der B«triebskraft benieiien, Torcugewebi
aber verdient die Verbesserung der Pressen grofse Auf-
merksamkeit. Für das anfängliche Auspressen des Was-
aere dikften wohl die gewöhnlkhen 6ohranbefifir«ciwa
wü nwnfirnaäfmger fimmbtwif , der nehneUer m iiJul^
landen Wlrknng balher, den Verzug verdienen, flbr ifie
später erforderlichen sehr starken Cotti|>re§^aaea fiiad
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/ ' >
Egen^t Untenachnngea.
aber cHe hydraulischen Pressen ohne 2Wreifel allen an-
dern vorzuziehen. Merkwürdig bleibt jedoch der sehr
SU beachtettde Umstand , difil das flutsche Papier , aelbsl
das achweltöer nichl aus^uomaieti, swar anPeiolieh des
Waferiiita und WetAe dem eng-lisf^^u hichi nachsteht ^
Von letzterem aber Stets noch durch eine cijg^ene perga-
Inenfaftige Festigkeit und Glätte öbertrofifen wird, so
d^rs es sehr der Muhe Werth wäre, zu untersuchen,
darcfa welche eigenthfimllühe Mittel bei der FabrllsatiM
gehide dteee verstigliehe Eigenschaft etveugt wird , die
dem Drucke und insbesondere den Kupferabdrficken
eine so ausgezeichnete Schärfe und Eleganz ertheilt.
Ohne bei demjenigen zu verweilen, was über die
Pliitermablett , die WalkemQhlen and Tnchfabnfcen gt^
sagt ist, Wendet sich Ref. noch tum letsten Chpitel über
Wte^rhebungs- Maschinen und Salinen, worin vieles
dtt Beachtung sehr werthes zur Erörterung kommt
Ohng^ftchtet verschiedener vorhandener, und gleich gut
dieses gewöhnlich der Fall ist, betriebener Salinen,
hit Rheinland ••Westphalen dennoch Mangel an Sah^
M dhft jihrlich iddit weniger alsr ffer S10,OiO prealk.
Tlmler eingeführt wird. Der Haupt Vorschlag des Verfe.
gAt darauf hinaus, die schon gradirte Soole mehrerer
^hr et^iebiger Quellen durch eine 11 Standen lange
AMH^Ieitang nvdi UHiig^born za briagen , we sie wegen
Tfts g^ingen Prdse» des Brenmnatieriats wiAlfetI ver-
^\tn Wehden kötinte« Eine so lange RÖhrenfeitung ist
allerdings eine riesenhafte Unternehmung, allein in der
jetzigen Zeit pflegt man audl vor solchen nicht zu erbe«
^1 i^öch wOirrfe es vor iter wirkKehen AusfUhrang
Mlh#^dig opyn, den Plan am cAner Midien Anlage mit
Bfetfi^STchtignng aller Nebenbedingungen und ei»er Vor-
ftirtibwechnonc; der Kosten £;enau zu entwerfen, welches
Qrti 80 schwieriger seyn dürfte, da für Salzsoeie keine
^^e odct tköaenie Rdhren nnwemlbar tünd , und die
Koer delr hdhmien gar za anbesfinmit M. lief Idteo
W^flMen Salinen wird die Soole zuvor gradlft, vnd
^^Igemein durch I>ornengrftdtrung., allein dieses kann.
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1064
Egen'a Untertuchun^n.
our durth eioen grofseo Aufwand geschehen, und der
Verf. räth daher zu Bohrversucheu , um das zu findende
Salzlager entweder bergmännisch zu bearbeiten , oder
die Yorhandene Soole mit stärkerer zu verbessern. Die
bergmännische Gewinnung des Steinsalzes dürfte aber
schon im Voraus zu verwerfen se^n , denn selten oder
fast niemals ist das Salz so rein, dafs die Stücke unmit-
telbar zerkleinert und verbraucht werden können, we-
gfegen es ungleich vortheilhafter ist, die in den Salz-
Lagern oder Stöcken meistens von selbst gebildete ge-
sättigte Soole zu heben und zu versieden. Nach den
Erfahrungen aber, welche man namentlich in Rappenaa
und Wimpfen , so wie auch anderwärts zahlreich ge-
macht hat , liefern die in ein Salzlager herabgehendeo
Bohrlöcher eine so unermelsliche Menge gesättigter
Soole, dafs es unmöglich wird, sie insgesammt zu ver-
sieden , und so leidet es wohl keinen Zweifel , dafs die
vielen in den westlichen preufsischen Staaten vorhan-
denen Salzquellen das Vorhandenseyn eines Salzlagers
genügend beweisen , welches mit einiger Berücksichti-
gung des^ Ursprungs jener Quellen und der geognosti-
schen Beschaffenheit jener Gegenden durch nicht eben
kostbare ßohrversuche aufzußnden seyn müfste. Da-
durch würde dann nicht blos eine hinlängliche Quantität
Soole gegeben, sondern auch die kostbare Gradirang
vermieden werden , so dafs die für jene Provinzen er-
forderliche Menge Salz vermuthlich zu niedrigerem
Preise gewonnen würde, als sie jetzt vom Auslände be-
zogen wird , statt dafs der Verf. nach seinen Planen
einen Mehrbetrag der Kosten von etwa jährlich 20,000
preufs. Thalern berechnet. Uebrigens kann man sich
hierbei einer sehr wichtigen Beobachtung nicht enthalten
Es ist nämlich gewifs im Allgemeinen aus von selbst sich
aufdringenden Gründen ein nothwendiges Bedurfnifü.
dafs die höheren Behörden in allen Staaten sich ernst-
lich angelegen seyn lassen, die Industrie und Gewerb-
thätigkeit möglichst zu unterstützen, ob aber dos sehr
allgemein herrschende Princip, wonach jeder Staat)]*
Marx, über Cholera.
selbst jede Provinz alles dasjenige, was sie bedarf, selbst
prodaciren soll, in gröfster Allgemeiobeit und Strenge
ciii richtij^es ist, dürfte noch einer genaueren Untersu-
chtDg Werth seyo. Hierdurch wird oftniHeh der HaDdel
«od der gegenseitige Asstaoich, mtthio auch der ge*
geoseitige Verkehr unter den Bewohnern selbst benach-^
barter Staaten stets mehr beschränkt, welcher ohne Wi*
derrede von grofsem Nutzen ist, und daneben konimt es
doch auf das nämliche Resultat hinaus, ob s. B. Baden
Sals ao die Rfaeinknde abgiebt und Bisen daAr em-
{rfkogt, oder ob bride Linder* bdlde Gegensfimle, jedes
ftr seine eigenen Bedürfnisse selbst pfrodnciren.
Ref. bricht hier ab, um die Anzeig-e des reichhal-
tigea Werks, die doch immer dürftij^j; bleibe» mirfs,
nicht noch mehr zu vergröfsern, wUnscht aber, dals das
Buch recht viele Leser finden mdge, da es so reich an
belehrenden Thatsachen ist Drnck und Papier sind
vorzuglich I die Knjpfeff aber deutlich, InstrnctiT nild *
schön.
M u n c k €.
9m Srkmninijk, i^trkßhmg^ mtd Ht&ung iCor antUektndm Ckohra
vom Dr. K. F. 0. Mcr^r, vrdmiUokmn Pn^tatot i§r MedMn
Güttiugm. Carltnbß und Badm im der Mars'^km w4
KwMtkandltinic* 188L gr. 8. JT amtf 885 &
Wenn zwar unter einem bekannten Namen, aber -
mit eigenthümlichen Erscheinungen und einer ganz ver^
änderten Weise des Vorkommens und der Verbreitung
eine Krankheit immer weiter rfickt , so bilden jedenflills
zuerst die einzelnen Berichte der Augenzeugen die Basis,
auf welche die Vorstellung von dem drohenden Uebel
sich gründet; wenn aber die Zahl derselben einmal be-
trächtlich geworden ist, so wird es dringendes Bedürfe
aifs , solche einzelne Berichte zu vergleichen und allge^
meine Resultate aus denselben zu ziehen. Solche, welche
die Krankheit auch nicht wirklich zu beobachten Gellf-
yenheit hatten, können sich daher wirklich ein Verdienst
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. erwerbeo, weiNi de ohne yfmgehSsU M^inHOg ^her
fleiffeiig und mit der gehörigen Kritik die anwachsenden
Materialien sammein und redigiren. Hiebei darf nie
vergessen werden, dafs solche Berichte, so lange 4|e
KranUteil noch in weiterer VerinreiHiMg b^^ri^leq ie^t
noch nicht erschäpfeod seyn kdnoea unci oiir ftlr kftrsew
Zeit ihren Werth habeii , für dca Verf. nmh es aber
hauptsächliche Angelegenheit seyn , nicht gleich v^^r^*
^greifen, ^otkrn die Möglichkeit der weitf^rieu Aufklä-
foag Hfl eodlichen Bericfatiyiinf rwTuJaiwen, J>er Veif.
Tarliege«4er^ Schrift geht , wie schon der TUel ee eß-^
weist , weiter , und meint laut der Vorrede , die Acten
Jasseii sich bereits schliefsen , nud die ßedingmngen der
Ajetiir der lUrankheit in ihrcyoa vollen Umfange zu erkea-
aen und ihr Verhältai^s mu eitoi Schutz* Hdd HeilmM«»
teln, welche der Süiatsg«well und AfediCHi W Gaboto
etehen, fssteuetellefl , seyen bereits voHstlindig vorhrndc^
Mnd keine weitere m isse.nscbaftlLche Ber^ichernug mehr
zu erwarten. Schon eine Reihe von Jahren mit
Studium der «ontagiosen Krankheiten beschäftigt, habe
er bald nach dem Erscheinen der Krankheit in derOetiii-
dischen Halbinsel diese für ein welthistorisches Unglück,
AUch ihre V exbreitung nach Europa für walu^cheioficb
gehalten und ohne jedoch , soviel lief, bekannt ist ,
irgendwo, z. B. in den von dem Verf. versehenen Göt^
tingischen Gelehrten Anzeigen frtther als in dem Tor-
leisten Jahre Proben «i geben 4ie> Materialien gesam-
melt. Jetzt fühlt sich der Verf. besonders aber aucb
fladurch berufen, weil er zunädist ans kostbaren, Andern
Jivenig zugänglichen Quellen zu schöpfen vermöge. Hi^^
hei wird die Anabenle, welehe ms der deutschen h\tß^
nim gewecMte« wmlen keneie 9 mI» eehr «nhedeiff^^
jmgegeben, und von allen über Cholera rcrschienenen
JSk^hriitt^a überhau|>t, welche nicht Augen^^eugen zu Verfn«
liaben, gtelanigen nur die von AinsUe, EU^ier und Mocem
4ßß tIeiMNi «MT Ebite» «nter dcpr LiiecaMir eii%efilhi4 .ph
ivieRden.
Aue 15 angeführten fiehriften, unter mdck^A^ßf^-
lische sich befinden, setzt nun der Verf. sein Buch in
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der Art ^vsaininen, dafs er 13 Absohiiltto bildet, duq
die angeführten Schriften gleichsam zerlegt, und was er
it demdbe« aaf seiae ikbsckuilte bofiEiehhsr ftidet, maier
dme Wagt
in den auf dieliitonrtar folfreiideR Abielioill, KTank«-
heitsbild , erklärt der \ erf. , mit sich selbst im Wider-
spruch , dafs die Cholera doch noch keine völHg* abge-
schlossene Form darstelle, Madern imaier nach weitere
Madifioalieaeii arieida; Von dar diolam aber nilkshia
■Mn gaiada Miaaptco^ dalb m viel aiah avch noch aa
ihr lernen lassen mag, sie doch gegen die Weise anderer
wandernder Krankheiten in ihren Zufallen noch wenig
sich modlficürt iiabe , noch nirgends gutartig geworden
segr, und wenn in «iaaeiaaa Orten^ wie zu EKmabarg,
taa T45 Krmafcen aadh aar 7& fvsloiban aiad , «mtar
hlaii^M sich doch frfihar Tollkomtnen G^aaode befiia-
den , welche in weniger als sechs Standen hinweggerafft
wurden. Höchstens liefse sich nvr sag«n , dafs sie durch
LocalanMlMnda noch büsartigser w«rd«n kdana, wie za
Avohaagid) wa Scoribat aich aoeh daani eomplicirla,
^•raufirodv, wo Maimorrtiagieii hinijg fainEugetrelaa
sevn Süllen , wie denn auch in d^^in die Krankheit be-
sonders begönstigendf?« Terrain von Ungarn es noch
manche weitere Steigerung dies Uebel^ l^egeben haben
«Ig. AttHsar daa Hfnareiaaagan aaf PecMia «ad N. A.
Vogel , iMteha awirilekHch benierfcl hitlea , daft «adi
fc'rf der g;ewohnlichen Cholera das Ausgebrochene tii<^
immer ^allicht sey, sondern, wohl im weiteren Verlaufe
des Er^jirechans, auch seröse ^illsetgkeiten ausgesciMedea
wurdw aiyen , wendon io «Kesem Abnohnül 4ieiaa m^ttlmc
SaMla , ab airicika arach 4n dar aabadealaadaftea Bio-
"^oi^kcMinTra , ang^cAlirt , so klaffe man glauben
sollte, ^en zahlreichen Schriftstellern wäre in den ver-
BChiedenen Zeiten and Orlen in ihrer Praids gar niohls
Bcsavdenea aafg^tofsen. S^hr danken^m eiith wäre es |^
Wesen, waaa^ar VmC aiolü biaa dte Ihiftftio 4ar iLwafc-
heit, wenn nie aum Tod filhrt, sondern eben so genau
auch die ihr eigenthfimlich angehörenden Folge-Krank*
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1068
Htrs, iUmr GliAlm.
heilen bei dem Reichthum seiner Quellen hätte aufsu-
chen nnd sammeln mögen. . Einiges hierüber enthält
fewar der nächste Abschnitt, immer sind es aber nur
einzelne Zufalle und kein Complex Ton Eischeinsngen,
der den körperiicheo Zu9tend , irricber auf diese Krank-
heit folgt , erkennen liefee. Dea eig^enlhOmlichen Befind
dens fast der ganzen Bevölkerung eiues Ortes während
derZeit, da die Cholera in demselben herrscht, erwähnt
der Verf. gar nicht; nach einer Aeufserung weiter unten
käU der Verf. einen aoiehen einsig filr daa Produet der
Angst. ....
In dem Abschnitt, der Verlauf, führt der Ver£ die
verschie<lenen Versuche an , welche schon gemacht wur-
den, die Krankheit nach Stadien abzutheilen. Ein län-
geres VerzeichniOs der warnenden Zeichen, die eine
latente Periode der Krankheit anzeigen sollen, oder der
Vorboten, milchte wohl wenig praktischen Werh haben»
wenn, wie bereits angeführt wnrde, in den .meisten
Orten gleichsam ein allgemeines Erkranken eintritt ^ und
alle diese Erscheinungen noch kefne wirkliche Anzeige
der vorhandenen Krankheit bei dem Einzelnen bilden.
Von der Prognose. Hier wird wohl Alles daraul
ankommen , clafs der Puls sich wieder hebt und gleich-
fftrmige Wärme eintritt. Wenn aber Schlaf und HvQger
als Erscheinungen von gMth günstiger Bedeutung aar
gegeben werden, so möchten sich dagegen manche Wi-
dersprüche erheben , da man auf den Schlaf bei der Cho-
lera eben so wie nach dem. Bits von giftigen Schlangen
die Zufalle sich TerschlimmerD sah,. und maaDhe* Kranke
«amittelbar vor dem Tode noch nach Speise TerhingteB.
Wie die Prognose jo nach den verschiedenen Perioden
der Epidemie sich verändere , ist gar nicht erwähnt,
überhaupt sind bestimmte Sterblichkeits - Verhältnisse ,
wie so manche andere statistttsche Uebersichten , welche
man in einer Schrift, die mit diesem Tone Milltaill)
hätte, sollen erwarten dtttfcn, nkht angegeben. , ,
(Der B6»ehluf9 folgt-) '
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N . 69. liEIDELB. JAHRB. d. LITERATUR. 1831
M a r X y über Cholera.
(Be9chluf8,j
m t
Leichen- T^atefsuchung. Niehl our keine den Tod
«■mittelbar bedingende Veraademog der festen Theiie,
Mch irf eod etwas der Obolera E^enthttmliches wird
hier angegeben , da der Verf. sieh aueh wir an das rein
Mechanische , wie sich solches durch das anatomische
Messer ergiebt, hält, so kann auch nicht die Rede von
einem Total - Habilna und von den Eigealhimlichkeiten
des Ayasehene aejn, nameallich der Hanl nnd der Gra^
di^iiiie, ihrer iet^entbfloiliehen Welkheit, Blnliinterlcw-'
fungen unter der Schieimliaut und ähnliches; dem Verf.
eigenthümlich ist, dafs die Nackenmuskeln mehr aus einer
coagulirten Masse Bl«tg| als aus Muskelfasern zu be-
sieheo schienen, und die aufotelgende Uohlader iaa
Dttfehmesser nieht seilen dein ZwiMAingerdami gegli-
chen habe.
Um vollkommeu schul^eieclit 7ai seyn, durfte auch
der Abschnitt über die Diagnose nicht fehlen. Diese
-muchle. freilich da, wo die Cholera nichl wie m Jtia^
tore, Aslraehan nnd Orenburg frisch ansetet, sondent
Yon einem Orte zum andern wandert , sich leicht erge-
ben , und die Kaschheit des Verlaufs gleich die Aecht^
heil des UebelK erweisen , wobei sich wieder die Eigen-
iMailichkeit der Krankheil ergiehl, dafs sie überall
«Ater denselben Brs<^heiannj|^tt aufkrilt Sollte aber
wiriilich dieser Absehnill nichl fehlen, so hitie der Verf.
ein Verdienst bich erwerben können, wenn er aus der
F*ülle seiner Materialien gezeigt hätte, wie meist dem
Ausbruch der ILrankheil eioaeine verdächtige schnelle
TiNlesfillle Tomngdien, Ja wie selbst elmeliie wirldiohe
CholerafiUie TorlLoinnien , «nd es wieder einige Zeit an-
steht, bis dann die Epidemie ausbricht, wie dies auf
XXIV. Jaiifg. Ii Ue(L 88 .
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Ceylon , der mascarenischen Insel imil, aucli in Europa
auf gleiche Weise der Fall war.
Sechsler AbiQliBHi. Von der Natur der Kraakbeii
Zuerst sey es umgestiminte und erschöpfte NerTenihl««
tigkeit, dyrch welche eine Umto^derung der BlutniW
schuog und des Kreislaufes bedingt werde , dies gehe
daraus hervor , weil man in den meisten Fällen gleich
Aafangs Niedcrgesoblagenheit , Muthiosigkett, Einge-
MBsmeiiheit des Kopfes , SehwiDdel t, kmgiä^ iuCstüls
Scbwidie^ selbst KHImpfe m4 EvekiiBgeii besaeriMr«
worauf erst die Verlangsamung und der Stillstand dil
Herzens^ wie d<^r Lungen sich zu liilden scheine. Wer
kana ohne sobmerzliohes Gefühl die treekene Anfeih»
lang der versehiedeiieD VoretetkRigiartea der Atitis
leseo, von welohen jede; die andere wieder anflsMf
und deren keine streng an den Verein der Erseheinmignn
sich hält, sondern immer nur einzelne Symptome heraus-
greift und diese mit irgeml ein^r Theorie gewaltsam
snmnnen zwängt?
lieber die Etymologie und Beneravng ^ Tosml h
China, Indien und Persien, wollte der mit demStttdittn
des Ursprungs der contagiosen Krankheiten , laut Vor-
rede, längst beschäftigte Verf. nichts Neues mitthcilea,
sondern kommt a» Ende bloe darauf : bei ans solile dis
Benennung der Krankheit von Ihrem wesenüiehett. «si
' miTeraad^lchea Kemmeiehen ansgoheii) darum oeaat
man sie Cholera contagiosa , auf deutsch: die aostek-
kende Brechruhr. *
Bntstehungswme. Es sey ein Ck>nta|ftiim , dsaa
kl Travaaeore sey man duTor gelohen« Biue cmwtMtäB
0pUk$wka ktene niohtbesehiildigt watden^ dieeodsMili
seit 1817 etwas zu lange (!!). Wenn etwiw allgemdb
Wirkendes der Krankheit zu Grunde liege, so sey e«
wunderbar , dafs Solches seine Gewalt nicht auch in deo
abgeschlosaenen Orten ^itialle (H). Per Yerf. hmhe^ wm
einen weseptiiehen Beitrag mv ^Maum ^Kaau*imi Mirf
l^idessien überhaupt liefam na IcMneii^ auf'^ie -Ai»
schichte des in dieser Beziehung böchai nKUskwüniigeB
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I
Mkm l»Vt «b«r di« gM»« Bida TMa Biit mtd Miha
Terwanilt, alieio nach der angestreo^lcataa A.'Hbeil 9$ff
«rMaii M dal* Ueb^mauifiitigf ^elang^t , dalk es nicht
möglich sey, dtien innereo Zusainm^nhaiig der Ersehet^
Dungen wii^^sensch^fliHGh aufeiißpdeii) dafs nur t^iii Ag^gre^
gat von loie uiid kfluatlieh Verknapften Betmaliinagail
Md iMilnraDgfeii M |»dban iay, and dali ar am ba^atf
Am , ^ iittfgaMhifta Matta aaittir OoHaotanaaa d^
Fiammen tu -übergeben.
Im neunten Abschnitt : über die ursächlichen Mo-
DMtei heifst es : die Ge5iog«n find^ id den limwil*
laagea dar firdabarflicha^ die Maleorologaa hi daa
WlM^hMtf aMldan dea LiifllMiaaA mi* Erfolge regelAflfeig
wirkender, gesetzlich in einander greifender und ver-
flochtener Kräfte, wie sie , nur in einem kleinem Mafs-
sto^ in unseren Laboratorien ihälig sind^ wkrunn abo
riMsa lellatriaohen Binflafe da aaoehnali , wo kein
difakiM, haia iiiaAbarea, ja mak kaaa wähl sagen, kain
denkbares Agens aur Wirksamkeit kommt. Ist denn abar
wirklich Aile«, Was über und untr.r der Erde vorgeht,
^genftu erforscht, und wäre dieses, giebt es denn nicht
Hnaier nach aaarwariala Kataj^tropkaa^ und üoilten denn .
diu arf aai«<Aaa Wasen i mit walekan man dach daa 6al^
▼Mlnttaa entdeckte , nickt noch fahiara Raaganlien- Mr
solche Vorgänge abgeben, als alle Apparate der Labo'^
i^töHen, kare sollte denn immer nur von dem unorgani-
soh^ Leben das auf daa orgaoiadia^ und bei der steten
W«ohaalwifkunf swlschan baiden« nltbl anch von
Mm aaf fMai gaachlaeaan wardan divftinf Da ^r Varf»
weh hier nirgends zu eiuein Total überblick gelaugt, so
öielrtt er, einzig und allein nur an Ansteckung- denkend,
das ZusamHienalehen der Heere in Indien im Jahre 1811
kiba wnfal gar daaContaKitfm aar BaHrickkuig gebracht;
«od baaaft steh aof Kaanady, walahar Mshda' Auraaf «nf»
marksam machte, dafs im Jahr 181T ^m er^nmal «in
Conscriptionssystem in Indof^taa eingeführt wurde. Doch
^^t der Verf. auch wieder so billig, sich Selbst den Ein-
watf wmaakan, #aAi Ma-ftraakhait gar nktewrt^ dkm
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im
Kriegsheere und auch nicht auf dem KriegfiSchaMpbig«
Klierst sich äufserte.
Zehnter Abschnitt. Receptiviiät* Gtsgea die mü
der l^rbreituDg der Krankheit in Europa gemadite Er*
fahrung, nach welcher nicht ein ängstliches aber sorg-
fälliges Regime, Diät und Bekleidung, wie sich solche«
auch bei dem Militär erweist, weit mehr als Vermeiiiimg
der Nähe Ton Kranken vor dem Uebel schOtae, wd
solche Menschenclassen , deren Mittel er$teres aidit ge-
statten , fast ausschliefslich befallen werden , endigt der
Verf., der auf Alles, was vor unseren Augen vorg^eht,
keine Rücksicht nimmt, sondern immer nur auf die Aus-
spräche entfernterer Beobachter geht, dafs es «nter du
Momenten, welche die Receptivität bedingen, wenifB
gebe , die einen entschiedenen Charakter besitien wid
bei einti etender Krankheit als eine Norm gelten könnteo.
Eilfter Abschnitt. Ansteckungsfahigkeit. Die Gegner
der Verbreitung durch Ansteckung sey^n ans AbergUv-
ben und Vomrtheil der Scbnie da nntbätig , wo es aiA
Handeln ankomme« Doch sollte man denken , dafs m
sorgfaltiges Beachten der Disposition , auf welche bei
dieser Krankheit doch Alles ankommt, genug- V ei anlas-
sung zu Rath und Hülfe gebe. Es sej ein fixes Coota-
giltm, das freiHch durch äuftere Umstiiide yiel&cb mft*
dificirt werde , hfiufig auch neu entstehe« Um die Ab-
steckung und zugleich auch die lange Dauer der latentes
Periode zu erweisen, genügt dem Verf. schon das Fac-
tum, dafs ,,8W^ Brüder, welche ihre Mutter nach ne-
nigen Stniäen eines h€fltig<ea Anfaills der Cholera Tu-
toren «ad diese gepflegt hatten , auch in d^r nfinriidMi
kleinen Wohnung schliefen, nach lö Tagen erkraoklui
und starben , es sey nicht gesagt , dafs sie einer neues
Ansteckung ausgesetzt gewesen seyen, die Krankheit
werde anch durch Leichen verbreitet , sonst nimmt der
Verf. an , dafs in ihrer Hdhe sich die Krankheit am leieb*
testen mittheile. Unbegreiflich ist es , wie lm dM SGi^
Stande des höchsten Collapsus ein Contagiuni entwickA
werden soUte. Eher liefse sich noch denken, da& w^a
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jeein Contagiüm sich bildet, dies dann geschieht, wenn
sich auf den NacUafs der Haupteufalle ein tjphoserZu-
stend eiosiellt Auch durch Gesunde werde die Cholera
verbreitet, ein Kaufmann habe sie voa Sara low laiigs
der Ufer der Wolg;i bis nach Chwalinsk gebracht; un-
bestreitbare Thatsache ist es , dafs die Krankheit überaii
il^ii Eltoen najchsieht, dafs sie aber durch einen Kauf-
manti verpflaozl wurde « ibi blofse Vermuthung.
' Dafs die ii^rankheii immer aus einem Centralpuniit
ausstrahlend sich verbreitet habe, in einzelnen Fainiiiea
«in Glied nach dem andern erkrankte, die HülfeleisCen-
den, namentlich die Aerzte, ergriffen, und ganze Spi-
täler durch Cholerakranke inficii t worden sej^en , alle
scheinbare Spiünge, nelche die Cholera machte, leiclit
sich haben erklären lassen, sonst immer die Krankheit
nur den Hauptstrafsen gefolgt sey, immer nur durch
menschliche Communication sich verbreitet habe und nie
entstanden sej, als nach Ankunft verdachtiger Personen ,
die Krankheit nicht nur geholt, sondern ancU einge-
schleppt worden sey, selbst Stoffe, z. B. ein wollener
Pudel (sie) sich durch dieselben inficiren lassen und dann
die Krankheit verbreiten, glaubt der Verf. alles durch
Thatsachen erwiesen zu haben ! Sätze , welchen sich eine
zehnfach grdfsere Zahl von Thatsachen entgegensetzen
liefsen und die, wenn sie auch wirklich erwiesen wären, ^
doch gegen die u^nbestreitbare Thatsache nichts vermögen,
dafs Schifte mitten auf der See, ohne alle; Com municatiau^
sowie Institute, wo man die strengste Abschliefsung be-
folgte, ^rgrilfen wurden, dafs die Krankheit«^durchau»
nicht nach den Landwegen ^ sondern nach den FInfs- unit
Canalverzweigungen sich verbreitete, ' dafs in Cholera-
Spitälern weniger starben, als in PriTafwohnunofen , und
dafs Cordons und Quaraniaine nirgends halfen, als bei
der Familie des französischen Consuls zu Aleppo, wo
man doch nicht hörte, dafs die übrige Stadt vollkommen
erkrankt wäre^ den russischen Bauern in Karmola und
SU Sarepta.
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MM Mini • «MP €h«bMii.
Auf Tter Seiten giebt der Verf. eine Mttr^eimMile 4«r
Kraabheit bla Raab. Ai|» Versekea hdfel e» wAI, die
Krankheil dringe ftb«r die Odef «94 nSkere aieh der
Wartha.
VorsichtsinafsregelQ. Eine eigene Behörde mit Com-
miaiiionen soll in jedem Lande gebildet werden, auf öfient-
liclia> Blätter sali inaD «i» wachsames Aage haben , viele
Aerzte «iUmi aagettdlt und dea Brkraafcwidw ^Umk
jed.^ Hälfe .geleistet werden. Strenge CTerdons iiDd Qaft-
rantainen, Räucherungen, Aufsicht auf die Post, auf öffent-
liche Versammlungen, Sorge für Beiulichkeit , für Beer-
digung werden empfohlen. bisher gegen die Cholera
belMinnten M.ittel werden unter die vierfaqlie Aozeige
gebracht: man mfis^Q dle^timaiHog des Mdgens wd
Credärme wieder reguliren, die Störung der<SrciiIift|iMtl^
seitigen , die Empfänglichkeit der Haut erböbeq, Schwc»Rl
hervorbrin^^n^ uod endlich ^uUuischte StaQe hinweg-
bringen.
Schon AUß, 4i.e<ser Ueber^icht, erh^U.t , d^üs der Vect
auch in diesem Abschaitl. weder etwas Neues., noch ü\
hiiupt irgend etwas, was der Chplera, toü andevil
heiten entspräche, angegeben bat, und somit ISIML
wohl sagen, dafs der Verf aus 75 Schriften eine
verfaPst hat, nicht in sofern er in dieser den in jenen be-
ündlichea Gehalt verai'bcitet und zu ^inenn orgauiscben
Gamsen gebildet hätte, sondern indem er,, i^eMs
In. seioei: iPceia^chrift über das g^lbe Pieber.).
di(|se Schrilt nachgebildet scheint ,^ jene 75 in Ti
zer^hlug und diese miter seine 13 Abschnitte. brachte,
so dafs, wenn man diese Ingredienzien wieder auf ihre ur-
sprüngliche Stelle zui;i4cKbJräcb^,,gar nichts nl|rJi|L,%l|^,bie4
ja es Täfst sich noch weiter sagen^ disft
• Schriften Ubes. die Cholera dj.e ajige.9^ifft9.)^
minosesteB, allein auf die Nachwelt. Mmq, dtes^ aus^
weniger ein Bild von der Krankheit erhielte, als a^s dgf
i|n9|)ru9hlpsestQn QrQ^cbüre von ein j^r l^Skf^
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N.
i» Mikufiun, Zw^ Barnim, ifiuttgart und Tübingtn Aei CofU»
1880. Beufo Bände »tuammen 898 5. 8.
DliBes oeaesle and reicMialtigste Werk des faoch^
geeinten ¥erfr. «teilt eieh ttoeerea seho» Y«rliifiideoen
MnUMkem (Ityer i*9jC7tu>log^ie eioestheils «lie Seite,
hldem es grofsenfheiN cllfselben Gegprif^tände behaiHlelt,
wekrhe man In eilier 8eeleotelire zu behmdein pflegt;
Mrferntheita aber aiiBitii cM eine von den meisten jeaer
Terachiedene Ricbtuig diireh die Metliode in der Be-
iMmdititfg^ dee Gegemifaiide«i Venn ee eeil , wie auch
scilon der Titel anzeigt, hier nicht eine Theorie, soB-
rfem eine Geschichte der Seele, eine Geschichte der
saceessiipen EotWicketuog «tief BeMrafstseyiiealafoi d^
geiitig«)!! Lebent gegeben werden. £e MM eich i^watf
kelatf Seaefafohte der Seele denketr , «hM Aift imm auf
Ende dabei auch auf eine Theorie der Seele käme ;
, dtese aber wiiti dann selbst als da» Resultat der gc- -
schicbtlichea fiafstelkmg er«t hervortreten müssen. So
itt*^ hiw geWMiet. Ber Verf. , weither Ublgnl der gd-
hArte» dttrek aeioe «elwiife, tief «Indtfin^efli^ u«A
geniale Beobachtwrgsgdbe Ut dert Phäncdmenen: der Natur
and der Seele bekannt ist, führt uns die Resultate seiner
vieljährigen psychologischen Beobachtuagen vor , indeoi
er mit uns^ in dem Gebiete des Nätur- und ftfensohen-
iebeaa, trie eioer gtoAeu Cbllerie herrHciier Getnäld«
spasieretf geht, andf um eines nueh dem an#ern erllte^t,*
seinen grolsen Gegenstand von dem ersten lebendigem
Nervenzucken vtn bis zur Erhebung des Geistes in die
imsterbKche R^ion hin^ verfolgend. Aiier es ist nichts
aUein- der -feine und tiefsinnige BMiachter, weichten Wir
In di^n Dirsfellmigen bewundern, ionderve^ist ameh
der warme und hochherzige Menschenfreund, welchen
wir in ihrren lieben und achten mössen; der warme
Meoschenfreund , welcher zwar die Erforschung der
Wahrheit f&r eines der bftchsten Gftter der Menschheit
adittst, abtfiMehrfa'weit höherem dut kennt, als Walir^
keit und Erkenntnis, närnHch die ffeehachtniig iMil
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Werthschätzuug des Höchsten und Edebten in uns, dm
Bewufstseyn der unsterblichen Natur in der frommeo
Menechenbrnst;^ und der dem lernbegierigea Jfiogliog
nebeo der Wisfieiifchaft de§ VerBtaodc#,MM^1i gern di«
noch höhere Wissenschaft des Herzens, der ErkenntDifs
und HeiHghfiltong des göttlichen P^unkens im Gewissen
mittheilt, ja gerne und von ganzer Seeie die letztere
zur Haupt§ache, die ersftere aber zur Nebensache machen
wird, wo sich einem solcheii Uulerriohte der edebf ea
Natur ein fruchtbarer Boden anbielet.
Es sind drei Hauptstadien , welche der Verf. io sei-
nem UntersuchungSjSfaiige durchmifst, das Stadium der
Lebenskraft, der Seele und des Geistes. Nämfich das
psycbifiche Priocip wirkt zuerst im Korper als gestal-
tende und bewegende Viialkrafli sodann ab Seele » d. i.
als das SelbstbewuCitseyn unserer Person, oder unseres
Ich 9 von wo aus, wie toh ihrem in der irdisdien Welt
gesetzten Centrum , die Actionen der verschiedenen See-
lenkräfte ausg"ehen. Dies Cenfrum ist aber nicht der
Quell der üräfte, sondern dieselben stammen aus einer
noch höheren Region des Geistes, unter welchem gtoieh-
sam die reine und unvermischle psycbisdie iSubstfum
selbst Yerstanden wird. Hierdurch zerfiilit das ganse ^
"Werk in sieben Haiiptabschniite , welche folgende Titel
tragen : 1) Die äufsere Natur. 2) Vorbildliche Abspie*
gelung des Wesens der Seele in der Natur des Leibea
3) Die Seele des Menschen. 4) Die Lehre Tom Geist»
5) Die Herrschaft des Leibes. 6) Die Herrschaft der
Seele. T) Die Herrschaft ides Geistes. Daneben serftUI
das Ganze in 63 fortlaufende §§.; jedem §. ist eine Reihe
reichhaltiger Bemerkungen nachgeschickt, in welchen
diejenigen Thatsachen aufgezählt sind, welche zu den
im §. aufgestellten Resultaten die Unterlage bilden*^ Jeder
§. ist so ausgearbeitet, dafs er als eine besondere fitar •
sich bestehende Abhandlung gelten könnte , und eins
Art von abgeschlossenem Ganzen für sich bihlet , anlok«
kend sowohl durch Inhalt, als auch durch DarsteHiing,
sowohl durch Xieici als durch Schmuck^ der Gedmikent
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/■ »
so dafe nicht blos der gelehrte Forscher, sondern aiick
überhaupt jeder iB^ebitdete Mensch sich dadurch muHi
ange^^on und geiesseil iilhien. Es giebt keinen Punkl
im ganzen Buche, jMf welchem die Attfmerk^mkel|
nieht mit einer Rahe und Freude gern Terweilty keineii
Pankl , welcher eich als bloftee Mittelglied oder Ueber'«
gangspunkt darstellte. Sondern jeder kleinste Theii
zeig-t sich mit gleicher Sorgfalt, mit gleicher Vorliebe ,
gleichsam um sein selbst willen, ausgearbeitet. Diese
klaseisehe Gestalt des Werkes ist die laute Zeugin für
die eoenehmende Sorgfalt und Liebe, Ifir die g t ofse Ge-
wiesenhaftigkeit und heilige Schee Tor dem erhabenen
Gegenstande , womit der Verf. dasselbige ausgearbeitet
hat „Seit 25 Jahren,'' schreibt er in der Voriede
& Vy „habe ich die Grundgedanken zu dieser Arbeit in
mir getragen und sie zu gestalten gesucht ; fttr eie habe
ich, mitten anter den Qbrigen Beschäftigungeo, smaiii-
meit^tragen, was ich yermochte; zu ihr kehrte ich
immer, wie zu einem Punkt des Ansruhens zurück; ihre
endliche Ausführung war einer der angelegentlichsten .
Wunsche meines Lebens. Wenn daher Anstrengung der
Kräfte, wenn der gute Wille allein hinreichten, um ein
Werk gelingen zu machen; so mflfsten wohl einzelne
Partien dieses Buches unter dem zum Theil vielmaligem
Bearbeiten und wieder Umgestalten gelungen sejn, und
die mannichfachen Opfer, welche ich dieser sehnlich er-
wünschten , lieben Arbeit gebracht, wären vielleicht nicht
ganz verloren gewesen." Mehr als dieser Worte bedarf es
eioherlicli Dichte nm Alle, welche den bisherigen Be-
strebungen des hocbgeebrteo Verfs. nicht abhold sind ,
dringend mm Stadivm dieses Werkes elmmladen , aber
nach diejenigen , welche vielleicht diesen Bestrebungen
bisher weniger Beifall geschenkt haben, aufzufordern,
nicht eher, als nach der strengsten und sorgialtigiteil
Prüfung ein Urtheil darüber zu wagen. \
Wae aber der geg eawürtigen Schrillt in unseren
Augen den grfilsten Werth gi^, iet Folgendest Es
gewinnt durch sie die tieiere und schailsinnigere von
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1098 SchaWt, GetchidkU der Seele.
lim beiden verscIiiedeiieD Jetzt herrschenden AnsicbleB
•her 4a0 Weten der Seele eine bedevtende Sifitse. Wir
mlleii TerMche» , diese beiden Tmekiedenen AnM«
fen , welche wir «einen , In ihvem Oenlmt gegen cii-
lader oüber za beceichnen.
Es ist gegenwärtig eine MeinungsverschiedenlHA
unter den Ps^chalogen über das Wesen der Seele, wel-
. che eine grofse Aehnlichkeit hat mit jener der alten
Astronomen über die Meclianik des Weitgebäudes. Diese
stritten darüber^ ob die£rde, naser Wohnort, derMit-
<elpanl(t des ganzen'Weltgebäudes sej, um welche Sooi^
Mond und Sterne als Diener und Trabanten ihreBahneo
besciiriebea, oder ob die Erde ^ammt den Sternen sich
um die Sonne oder noch einen anderen unsichtbigren cen-
tralen Fenerheerd bewege. So streiten gegenuiräg
die Psychologe darSber<^ ob die Seele mit allea: Uinb
Thätigkeiten blos um ihren eigenen Mittelpunkt, das
Ichbewufstsejn , gravitire, oder ob es noch für die«el6e
einen höheren Schw.erpunkt gebe. Nach der ersteren
Ansicht nimmt man das egoistische BewuüstsejfD oder
Ich fihr den Quell alier Seelenlhätigkeiten an , nach der
zweiten dagegen wird derselbe in einer anfserhalb 4p
Ich, aufiserhalb unserer ganzen Person liegenden unW
kannten Region gesucht, so dafs die Seele nicht, gleich
den Gliedern des Körpers, aus unserer Person hera^
wücbst^ sondern ähnligb einer eingetthmeten Luft^ fw
N«eft d«r enteren Ansieht wird rw& der 8eele> m
vra einen» Cegenetande gebemMt, «nd wem» tnM dt
aneh nicht mehr gern auf die Teraltete Weise als
immateriale , simfiex u. s. f. deflnirt, so hat man »tet*
dessen ähalicheueue Ausdrücke erfunden, als: Ichaich)
Mbr^t =r Object, reine Denkthitigkeit n. dgl., wiM«
Ton der Definition eines* Em prmcise ae- dlsMasie-ee*
gHkm» de» Gffrtesins' nicht sehi^ dbweichen^ Seele
ist ein Gegenstand, und zwar für sich selbst der bdelute
Gegenstand » ein sich selbst durchaus durchsdinttbercri
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8ch«b«irt, GMcliichte der Svele. 1000
dBrchskhtijGfer , begreifender und begreifbarer Gegeo-
stand. Wir moA liemiHieli oicbl alieia im Stande, eine
ttiftiitin Ton der Seel* m gtÜMm, MMMieni 4i»m IM!-
«Mob trifh hi«r mdm^ als irgen^w» aoMl, Mit dw'
Saeha sasaimnen, weil in di^em f^lle, und eineig in
diesem Falle, die Sache als eine sich selbst denkende
' Sache mit ihfrem eigenen Gedanken von sich, alsa mk
ihrer eigenen Deliniiion ganz znsanraieDfällt
Gans anders aielit die Sache aus nach der kweiieu
Amiclit- Da werden die ps;^ehologiscliei> Thatoadiea
Mgeseheo als Phänomene, welche aus einer unbekannten
überirdischen Region hineinstrahlen und hineinblitaen
in die irdische Leibhchkeit. Zu der Leibhchkeit aber
wM AMss g^reehaat, was lNaltti|^e6eta , was nolKwcn«
dfger Praeeft, wue MechaaisaMJS in irgend einer Art iOI.
So gehört dean auch der Mechanismus unseres l>enkens,
Begfehreris n. s. w. als solcher der irdischen Letbliehkeit
aa; ja selbst jeneH Ich sich, S«^j s Obj, und an-
dim ttlniliche De^NiilloBen des SelbslbewttfilseyM sind
wif Ansdricke Mi das irdische Geseia, unter wekben
kl dieser Erdenlaft Bewufstseyn und Freiheit erscheinen .
mal^ Es darf uns aber eben so wenig einfallen, diese
^griffe für Definitionen der Sache zu halten, als es
aas einfallt, das Gesete der arithtnelischen Progression:
i, 4, fr,»ltt u*s.w., nach welchen» di>e Kdrpsv s«r
Brde fklleii, Ar die PaMtraft der Kdrper s^er ua
halten. Die Phänomene der Psycholegie sind üeber-
gaegserscheinungen von der in Gesetzen und Fe^^seln
^ fliatf utg bewsgUeU' trdiechen Natur in eine ganu hetePO«>
gena- a«»^ fem geubnle gdilliche Nulur, In ■welolier
Mkl^ die Frincipien 4t» Lidits , der (feitwmss der Ir-
vllabiBtät, Sensibilität, des arithnoetischen Calculs der
Gedanken, der chemischen Ml«ch»tigen und WahUer-
wandtschaftea von Affekten und LeidetK»chaftea walten,
sondMi wori« «taqenif» hsfrscht, was wir niit irdioalisn
nur fem* andeutend als FVeiheit, Bswuftpteeyn ,
Tagend, Heiligkeit, Gottheit, LasterbKchkeit nu be^
aeichaen vermögeu.
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iiOO
Schubert, Geschichte der Seele
Nach der zuletzt genannten Ansicht der Sache ist
das vorliegende Werk bearbeitet Ganz consequent im
Sinn dieser Theorie ist es, dafs nirgends Definitionen
von der Seelenthätigkeit oder von einzelnen Seelenver-
mögen angegeben werden. Denn indem die- psychischen
Phänomene angesehen werden als Uebergangserschei-
nungen aus der irdischen in die transcendentale, aus der
definirbaren in die allem Begriff entfliehende Region:
so hat jede Erscheinung eine doppelte Seite, eine,
welche in den Begriff hinein, und eine, welche über
ihn hinaus fallt. Von der ersten Seite ruhet eine jede
auf den Gesetzen der Erdenwelt , als auf ihrer Basis
fest, und es ist die Arbeit des naturforschenden Psycho-
logen, das Phänomen so tief , als möglich, in alle, selbst
die untersten Stufen der Leiblichkeit zu verfolgen ; sich
also nicht blos angelegen seyn zu lassen, noch in der
einfachsten animalischen Nervenzuckung ein geistiges
Empfinden zu entdecken : sondern selbst in den unorga-
nischen Regionen auf analogische und symbolische Weise
das Walten unbekannter Seelenthätigkeiten zu entdecken.
Je weiter wir hinabsteigen in die niedrigeren Regionen
der Leiblichkeit, desto fester, sicherer wird unser
Begreifen, desto näher finden wir uns an den Gebieten
der einfachen IVIathematik und Logik; je höher wir hin*^
aufsteigen in die Werkstätte des moralischen Geistes, in
dem Leibe, welcher sein Werkzeug ist, desto weiter
entfernen wir uns vom Gebiet mathematischer Berech-
nungen und logischer Definitionen. Es geschieht uns also
das Eigenthümliche, dafs die reine Seite des Gegenstan-
des auf unentwickelte und dunkele Begriffe in unserem
Vorstellungsvermögen trifft, dafs aber die unreine, gleich-
sam die Kehrseite des Gegenstandes klare und distinkte
Begriffe im Vorstellungsvermögen vorfindet Wo also in
den niederen Regionen der Leiblichkeit die Seelenkraft
alsein unsichtbarer, aber mannichfaltige Spuren zurück-
lassender Schöpfungshauch über die Fluren und Gefilde
geweht hat, da müssen bestimmte Begriffe und Nach-
rechnungen die Spuren dieses Weseus, welches zarter
SohiilMrl, Ge«chielit» 4«r Seele.
im
ist als FrühÜBgdiift und vergfinglicher, al§ das irdische
fittck , eiftiBMi «od feti hftlleik Wo aber die Seelen-'
ftnm, gefemmeltuod Mif einen erhabenen KriNileiiokter
gepflanzt , als MetüHche ngestalt durch die Schöpfung wau-
deit, wo die unsichtbare und unbegreifbare Herrlich-
keit der Seele anfgefafst und erkannt werden könnte,
Mem eie g^eowärlig In teäerer N&he ist, da bettniilr
■Bf iki« Gegenwart', and da eeheitern alle Beoillliungea
■flserer Begriffe. Wir, die wir vorher die symbolische
Seelensprache der Natur und der orjBfanischen Leiblich-
keit durch Hfttfe klarer und distinkter ßegdfie z« ent«
Ziffern suchten, mir sind nn seibat. genöthigt, In 8y»-
beten und. dunkeln Woi;t«a nn reden , um dafgenige wissen
vnd empfinden zu lassen, was wir in lebhafter emjnH*
scher Krkenntnifs haben | aber mit Mühe in Begriffe zu i
verwandeln - vermögen.
Letzterer Ist der Standpunkt der Be^achtung, anf
wefehen «as das vorliegende Werk führt Dieses ifiag^
<hroh folgende der Schrift selbst entMNnmene Sikeile«
■och deutlicher werden :
S. 1. „Mitten in dem Reiche des Seyns steht eine
^QQe, welche Alles trägt und hält, Alles belebt und
bewegt^ and es ist ein Auge, selber von Sonnenoatnr,
jene Sbnne ^enuicht Die Sonne ist Gott, das Auge
^•1. die Seele."
V Mächtig und still, wie der Drang, womit das eben
aus dem Dunkel geborene Auge das noch niemals em^
fiiadenelitcht sucht, wird in meinem Wesen ein Sehnen
^'Mionunen naeh der lebendigen Qoelle alles Sejasj
^»erans ich bin."
8. 2. „Wie der ausgeworfene Anker, durch die
Meereswogen hindurch, gerade hinabeilt zum Felsen-
grand, da er ruhet; so ist in mir ein Verlangen , wel-
<)hes seinen Lauf mitten doreh die Oreatnren hioduroh,
tu Gott nimmt,"
' „Das ist das Fragen im Geist des Menschen nach
^ea Anfangen der Dinge, das Fragen, welches rastlos
ttud unstillbar, dem Strom entgegen, wekher mit den
Anderen Creaturen- spielt, sich hinanriogt sur Quelle.**
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V
UM Schubert, tieäuhiclite der Seele; ,
^Religion ist das innere Band^ das den Mem^chen
mit Gott vereiat, wie <ks Band eines oaidrliclieti Be^ '
Mifnimi dM Sind mU der Mutier^ We ebea efüW
dev^PuppeahAHe faenrorgebrwlMHie Bmm wird dMob
eimen innern Zug des Bedurfiiisses von W iese zu ^Vi^^i
von HQgei zn Hügel stundenweit hinübergefiihrt näch
des blühenden Ljaden, bei denea sie die ersehnte Ntii-
r«i^ findet jener Flug^ anf welebeiti der iMtiniBl
die mmä über Bei^r «od TM ftliti, bt in 4e9 Mmh
schenseele ein innerer, geistiger von Grednnken en CM
danken, die 'sich einer den anderen fragen und antwor-
ten , einer de^n anderen hervorrufen und verdrängen»
Die Gescliiekte unseres GescUeobts in alter und tmm
%mi MAt nnn. freilieb sehr hftnfig jenes innere fiehaii
im Menaehen in einem Zustande des Aettlttsnhts^ng wm
derVerirmng erblicken, wie das Sehnen nach der ersten
Nahrung im Säugling, wenn dieser mutterlos erzogen
md, und staader Miicb andere, etwa «nnaiirlich auf*
mtende Nidumganiittel nnifiAHgi^ %Aber selber disNf ,
Nifsbranch, diese Täuschung deubmersten B^Mtfulliii
der Menschenseele geben nicht blos einen Beweis für
das Da^Jcyn des Bedürfnisses selber, sondern auch Auf-
schinla über seine eigentliche Natur und HichUing'»''
8. 85. - ,9 Der Stein suchet die £rde^ fon welch«
er genommen , deren Theil er ist ; das Leben , dal in
TM?re lebt, sucht den Quell des Lebens, aus welchem
es gekooioien, dessen Ausflufs e§ ist."
40. „So ist in der ganzen Vl'elt des Sichtbarett,
nbttU 'den MienBChen) das Warten und Hoffen auf äa
Etwas, das gewesen und das kfinftig ist: ein BliMij
dessen tfinr der Geist als eroes Cr^nwiftSgeti gentefli
Jene Weit des Sichtbaren g^leicht der Arbeit und Mfllw
der Woche, welche nach einer Feier des Sabbaths hifl*
ringt 9 deren geweiheter Teo^el der 'Mensch ist.''
S. 414. „Wir betrachteten am Leibe des Mennhsi
die «lementarM Formen der Zelle, Faser nntl Kugrf»
in welche das zergliedernde Messer die Gebilde*
organischen Korper auletzt zu zerlegen scbemi An
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SAjkabert» aMtyiiitB der Steim.
8Me «lad es 3 GnindnchtaDg^en der inneren Thätlgkeiti
irodtiFeh sich dieselbe, in der Leiblichkeil kiMd nuichl^
db JLnA 4m Bikh» «mI OeitalteDS , j«M det Bmpfin-
deos und die des Bewegens. Bis hiuauf in die oberste
unserem Erkennen nöch zugängliche Region des Seelen-
lebens sind diese drei Grundrichtungen noch eckeaabar ;
bis dabitt , wo dl» ieiMieh gestalteodk Kraft mu eelbet
sshafcadeB BmbikliiifdLNif i , das lUensdie BBupiivilea
mm geistigen Erkennen, das Bewegen zum freien Wil-
len wird.**
& 450. „Was für den Leib und seine Erhaltung
Speisen und Gstrinke , das ist 0lr die Seele die RegiM
dir-'GeAllile. <~ Bin «ioaiger AnfjpenMieh voll Mmdigef
Grfriile, vnd die inaae aum Wirken nnfHbige Seele Ml**
pföngt neue Kraft und neuen Muth ; die stiiiucheinden
Tritte werden fester, die inneren Augen wieder waclwr
SB» Sehen."
SL 57 1. fy Eine innere Natur der Seele ist da , voUer
flNiniloiifiiltig«r Gestalten, Bewegnngm und TSne. Diese
innere Natur in ihrer Gedchiedenheit und seibstständigen
Abgrenzung strahlt aus den von auisen empfangenen
Eindrücken hervor, wie ein vom hellen Kerzenlicht be-f
IcaehteMs Gebilde dier liensehenhand iber die von M—d
Kcht bestrahlte LandsohaHL**
„Es erscheint hier öfters ungewifs, ob das, was
die innere Welt iler Menschenseele vor fh;n Augen deS
betrachteniieu Geistes entfaltet , das Nachbild der äusr
men Stehtbarkeit, oder ob sie niolil vielmehr das Ur-
«td Vorbild aHer der Oaslaltan «ad Bewagongea «nd
Tine sey, welche gegen einen solchki innern €Han8 g»*
halten , die äufserUohen Sinnen mir wie Schattengestalten
iMogaukeln/'
& dSSL „Bia »ächtiger Drang, gleich jenetn das
Bitatigama «ur BmoI, niahl tIberaU die iiAbenaWle aum
Mangel , die HOlfe zur Noth, und eine durch die ganae
Natur gehende, heilende, die Mangelhaftigkeit des Ein-
zelnen ergänzende Kraft eifert mit dem mächtigsten Eifer
(rade um die Erhaltung des Verlassensten, mfthet sich
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im
Schubert t GMchiclit« «1er Seele.
am heifsestea um die Pflitge des Cxebrechlicshiteit imd
Elendesten.*'
„BiB Wmer des Alfterlhnni (HefaUit mßA Didg.
Lafrt IX, 8.) redet von eiiwr eifiagfuevv 9
Weltordoung; , welche, selber uawaudeibar und ewig:,
durch das Reich des Wandelbaren und Vergäuglicheo
hindBrohriebly und die Einzelnen und GetreBBleii, wie
I^iMOiUHweD SV einem melodieoiMB Einklanign rwHk^
— Das GeseMtfl jener h^apfxiyri an den fieelra gU*
chet dem Geschäft der Lcbensluft am athmenden Leibe;
es wirket ohne Aufhören, iingefühlt und ungewufst, eio
herab wärts von der oberen Einheit zu dem Eieaeineo mi
Ctetrennlen gellender Sng, und win anderer 2hig, wel-
eker von dem Binnelnen aufwSris gehel cur ESaMi
Dieser wechselseitige , sich begegnende Drang ist der
Lebensodem, weicher der Seele das Entstehen und Be-
stehen ihrer Wirksamkeit an der Sichtbarkeit gab uid
erhält.''
• 8.'M8. 9, Die Scale , wenn sie das Erbnrraes, «ri*
ches den Lebensmangel aiisfQllt, die Liebe, w^heiei
Sorge gedachte, ehe diese war, ohne Anfang und Bnfc
nennt, irret nicht; der Mangel aber bat einen Aufaog
genommen, und die Soi^e ist von gestern her. Es stellet
ober und neben dem unTollkommMMMn BlnseUeheo.ciD
aUergiaeendes Complement ; tiber dem Leibe iHe Seele;
über der einzelnen Menschenseele eine Liebe , die in
Gott und aus Gott war, vor dem Anfang der Creaturee,
eine Liebe, in welcher auch der Mensch gekannt ge-
mieten, ehe noch die alten Berge -worden. Diese Lieb«
ist ySn Ewigkeit , das Rufen aber der MelisolienseelsM
dem lebendigen Gott hat in der Zeit seinen Anfang ge-
nommen. Wie der Lufthauch da ist vor der Lunge,
die ihn einäthmet; so ist ein erbarmendes Auge zu mir
gewendet gewesen, ehe das loh da wir, ygfMm sich
jenem' Auge fragte.^
i
r.. {Der BetcAln/f ./olf f.>
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N*. TO. HEIOELB. JAHRB. d. LITERATUR. Idtl.
Sohuberi, Geachichie der Seele»
*
iBtiehlufs.)
8. 673. „Das eigentliche Ich des Menscheo, die
Seele, ist C8, welche jetzt im Fleische, jetzt durch
^ne hdhere ihr zu Theil gewordene Kraft im Geiste zu
seya Temiag; welche schoo hienieden an dem eioeo
ileiachlicliY an dem anderen yeieüich gerinnt und. ge-
«ftabet gefunden wird.**
,,Au8 dem innersten Mark der lebenden Pßanze ent-
faltet »ich der Mittelpunkt der Blüthe, in welchem sich,
zur Zeit der Zeugung , ein Leben von thierartiger Natur,
mit seinem eigentbümiichen Begehren und seinen bewe-
genden Klinten riegi Der Moment dieses Lebens ist
mn schnell yorObereilender , sterblicher; weil sich das
innere Bewegen noch nicht, wiederholt, mit jenem oberen
Element zu überkleiden vermag, in welchem und durch
>velches allein es sich beständig wieder erneuern und so
fortlebend erhalten kann, mit dem Element des Odems
aus der Atmosphäre. Am Thier und am Menschen ist
das, wae die Pflanze nur auf einem vorübereilenden vor-
bildlichen Moment in ihrem Innern empfangen, zu einem
fiir die Zeit des ganzen jetzigen Daseyns bleibenden
Leibe , zum wesentlichen Organ der Seele selber ge-
worden. Dieser thierische Leib erhält sich aber im
Leben und Bewegen nur dadurch, dafser sich ohne Auf-
hdren mit dem obern Lebenseiement der Luft vereint
und fiberkleidet — Was die beliebende Lnft zum Leibe,
das ist der Geist zur Seele des Menschen , deren Leben
nur durch ihn ein bleibendes, ein ewiges wird.**
Auf diese Weise findet sich die zweite der obenge^
nannten Seelentheorien in vorli^endem Werke begriin«
det, als dn zwar nicht auf demonstrative oder synthe-
tiaehe Weise dargesCellfes, aber darum ipicb^ minder
XXIV. Jahrg/ 11. Heft. TQ
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consequentes und durchgebildetes Sjstem, Im Ganzen
erfreut sich diese Theorie wohl keiner so grofsen Theil-
nahme unier den Psychologen, als die entgegengesetzte.
Oer Verf« giebt uns seihst einige der bedeutenderen Män-
ner an, deren Grundsätzen er sich io Bezug auf diese
seine Theorie anschliefel, indem er in der Vorrede S. VIL
spricht: „Möchte denn dieses mein ßuch als kein ganz
untüchtiger Zeitgenosse, an Eschenmai ers, Heinroths
und anderer würdigen Männer Werke iiber die Geschichte
>*der Seele sieb anschiieisen.*'
Um nun den Contrast g eji^^enwartiger Theorie , nach
welchtii das Ich für das lilofse Gefäfs der Seelenflamme^
und der entg-eg;engesetztcn Theorie, nach welcher das-
selbe fär die Quelle und Aktivität dieser Flamme seibrt
gehalten wird, in ein noch helleres Licht zu setzen,
mögen folgende Consequenzen dienen, welche nnmiMel-
har aas den beiden yerschiedeneo Principien IHefsen.
Der Kürze halber wollen wir dabei die letztere Theorie
mit dem Namen der Ichlehre, die erstere mit dem Nam-
men der Seelenlehre bezeichnen.
Nach der Ichlehre hat von allen Geschöpfen des
Universums der Mensch allein Seele in der Tollkomniiien
Bedeutung des Worts. Was In der Natur von Seele vor-
kommt, verhält sich zu dem, was im Menschen vor-
kommt, wie ein niedriger Grad zum höchsten oder doch
einem höheren Grad. Das Extrem dieser Theorie ist die
Behauptung des Cartesiiis, dafe selbst die Thiere nur
bewegte Maschinen Seyen.
Nach der Seelenlehre hat der Mensch vor den an-
deren Geschöpfen nur die gröfsereSeelenempfanglichkeit
voraus. Dagegen lassen sich sogar ganz seelenlose Men-
schen denken, welche blofse bewegte Maschinen sind^
aber auch Pflanzen und Thiere, in denen ein, wenn^
zwar flüchtiges, doch energisches Daseyn von Seelen-
jiatnr , eine Art von moralischem Daseyn vorkommt.
Nach der Ichiehre ist der edelste Theü des Men-
schen die Vernunft oder das Rdch der Ideen^ und wdi
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Sdiubert, Geschichte der Seele.
1191
von fliesen im Handeln streng determiniren lassen, heibl
sogleich frei und soglifich moriliech liattdeiB«
Nach der Seelenlebre urird Uber dem Verautiftde-
teiminism noch eine absolute Freiheitsnatur angenommen,
welche sich zum Ich verhält , Vfie etwas Kommendes
nnd wieder Fortgehendes, wie eine eingesogene und wie*
der ausgeathmeie Luft
Nach der Ichlehre ist das Bewufstseyn die allerbe->
greiiiichste und durchschaubarste von unseren Erkennt-
nissen. Denn ich hin mir selbst darin ganz klar und
ofien, seihst Subjekt und Objekt, loh s ich für mich
Solbfi^
Nach der SeelenJehre ist das Bewufslseyn die un-
begreifliche , durchaus undurchschaubare Grenze unsrer
ganzen Erkenntnifs. Denn Bewufstsejn ist reiner Akt
des Begreifens. Begreift es sich ^ so macht es sich einen
Begriff von sich selbst, es imcht also aus einem reinen
Akt einoD Begriff, es nmcht also etwas anders atis siohy
ab es ist
Nach <kr Ichlehre erkennen wir empfindend , vor-
stellend , denkend und urtheilend die Diiig-e, wie sie
sind. Denn da loh s Bewufstseyn ist, so heifst ins Be-
wufstseya fMm oder adilechthin erkannt werden , so
ml, ale las Ich fallen, also in die Empfindung, Vor-
stellung , den Begriff und das Urtheii laUen , und wir
erkemien die Dinge schlechthin.
Nach der Seelenlehre erkennen wir die Dinge nicht
tthlechthin, sondera auf irdische irrthümliche and täQ*>
sehende Weiaei ' Denn da das Ich etwas anders ist ^ als
B^Wurstsejn , da aber schlechthin Erluinntwerden so vid
ist, als schlechthin ins Bewuistsejn fallen: so sind die
Empfindungen, Vorstellungen, Begriffe und Urtheile,
Welche die Objekte in uns erregen, nicht för Bestand«
theile, sondern fttr Zuthaten derjenigen linmitteUiarsten
Bifcenntnifa an kdien, womit nas die Gegtostftnde ge*
genwärtig sind.
Nach der Ich lehre ist die Region des wachenden
Bewafstseyas die Region der Walirb^it, worin der Gteiit
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1108 ' Schubert, Geschichte der Seele.
sich selbst begreift. Es g'iehi also überhaupt keiaen
höheren Geisteszustand, als den des Wachens.
Nach der Seelenlehre gehört das, was mvIt am wa-
chenden Zustande am meisten schitasen, nSmltchJPreiheU
und Bewttfttseyn, eigentlich gar nicht ihm, sondern
einer höheren Region , einem höheren Zustande an , aus
welchem diese Strahlen wie Streiflichter in die wache
Region hineinfallen.
Nach der Ichlehre giebt es nur zwei geistigpe Zu«
stände, einen des Tranms und einen desi Wachens. Im
ersten projicirt sich der Geist eine Welt von Bildern,
Vorstellungen und Gedanken ohne streng logischen Zu- .
samnif nhang , im zweiten sieht er sich in einer Welt be-
fangen, worin cler streng-ste logische Zusammenhang
herrscht, welcher sich auch als physikalischer Zusam*
menhang u. s. w. kund thut.
Nach der Seelenlehre giebt es drei geistige ZuetSode*
Im Zustande des Traums lebt und -webt das Ich in sUsh
selber, in seinem eigenen ^priori von Vorstellungen,
Bildern, Gedanken und Empfindungen ohne sonderliches
Bewufstseyn. Im Wachen beginnt es zu erkennen. Mit
einer aposteriorischen Aufsenwelt geht ihm Bewufstflejo
und Freiheil auf. Aber der reine Erkenntnifsakt ver-
wandelt sich augenblicktich in einen Mechanismus tou
Empfindungen, Vorstellungen und Begriften, der reine
Freiheitsakt verwandelt sich augenblicklich in einen Me-
chanismus von Trieben, Idealen, Affekten, Berechnun-
gen, Maximen und dergL £s wird daher ein dritter
Geisteszustand postniirt, worin das Bewufstseyu von
allem Aprioriy d. h. von allem sowohl geistigen als kör-
perlichen Mechanismus und Determinismus ledig werde.
Nach der Ichleiire besteht die Unsterblichkeit der
Seele in der Erhebung des Geistes ins reine Ichbewulst-
seyn oder Seibstbewurstseyn ; denn dieses ist keine zeit-
liche, sondern eine Qberzeitiiche Anschauung, daher
10 Minuten oder 100 Jahre in diesem Bewufsteejn ge-
wesen zu seyn , denselben Werth für den Menschen hat.
Himmel und Hölle sind daher schon innerhalb der Gren-
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SdniHrt, GMbiebto der Seele. llOi
zen des gegenwürttgen Lebens m finden, nnd die ^Qti
aicjvtog bedeutet ein moralisches Leben in strenger
Rechtschaffenheit , Wahrhaftig^keit und Heiligkeit des
Gemüthes. Die Unsterblichkeit hat nicht die Bedeutung
^nes Lebens nach dem Tode, sondern eines Lebens über
dem Leben, eines Lebens in der Ewigkeit Ein solches
lieben ist jedem Menschen erreichbar, welcher den
festen Willen hat, ihm nachzustreben.
Nach der Seeleniehre besteht die Unsterblichkeit
der Seele in jenem dritten postulirlen Lebens2usfande,
welcher sich zum ge^^enwärtigen wachen Zostande. etwa
▼erhahen dürfte, wie diet^r sich zn dem des Traums
verhält,*) und welcher daher nocli niclit im g-egenwär-
tigen Leben, sondern erst nach dem Augenblicke des
Todes seinen Anfang nehmen kann«
Nach der Ichlehre sind Freude und Schmers, Sym-
pathie und Antipathie , Triebe und Leidenschaften Pro-
dukte unserer sinnlichen Natur, und es ist, um uns in
die ewiig-en Regionen des Bewufstseyns , und also auch
ins religiöse nnd moralische Gebiet zu erheben , eine
grdfstmögliche Befreiung von diesen sinnlichen Affekten
erforderlich.
Nach der Seelenlehi e ist die Sinnlichkeit nicht die
Quelle der Aflfekten und Leidenschaften , sondern nur
ihre Erweckerinn per accidena* Dem Wesen nach stam-
men A0ekten und Geftthle aus dem höheren unoffenbaren
Seelenreiche, dageg^en Vorstellungen und Begriffe ihre
*) So iMseichnet« fhn unter Verf, auch wbon Mlier in dier Schrift»
die Urwelt und die Ftnteme , S. 29 : „Wae Imt denn mein
waeli gewordener Geiet (lolNild ieh einniBl dieeen Bock TOn
hrde abgelegt habe) mit Jenen «dmmaeiitigen , dann nnr gda
Sdiatten surncltbleibenden Tnnimbüdeni nu eehaffen (nfimlieli
mit den Syatemen dee Wel^ebdodee)» mag sie mir anch die
Pliantaeie im Selilnf noch ao ungeh'ener grofe Torgemaefat ha-
hen* VnA wenn mich im Ttanme wilde Tliiere lerfleiicbt and
Rieacn aerhaiien iiatlen, eo eteli* ich liclielnd lielm ErwadMU
liber alle Jene leeren Sehrecknime u. a. w«
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I
1U9 MelMt» Oanriu^tf dar Mib
finbstaiiK aQU dem apriorischea Reiche BMerer Phaotiiie
und unseres Verstandes habea.
Nach der Ichlehre hat das gegenwärtige Lebea,
darin wir sind, einen grofseii Werth für uns. Wir jfthleo
uns rastlos getrieben , durch energische moralische Be>
strebungen dasselbe gleichsam in jeder Sekunde ans
einem zeitlichen Leben in ein ewiges zu verwandeln. Jede
umsonst verschwendete Kraft , jeder Augenblick der
Ruhe und Passivität, jede versäumte Minute siiid unwie»
derbringliohe Verluste In unserm Lebeusprocefs.
Nach der Seelenlehre ist der Werth des gegenwär-
tigen Lebens, darin wir sind, sehr unbedeutend, and '
alle Verluste, welche wir machen iu unseren Bestre-
bungen an Seit, Kräften Qnd Anstrengungen habeo,
vom Standpunkt der Wahrheit angesehen, ungefähr die-
selbe Bedeutung , a!s beim Wachen eine verlorene ü\)Gt-
wachte Stunde Schlafs in der Na^ht hat
Auf solche und ähnliche Weise läfst sich ein scharfer
Contrast heider liehren hinsichtlich ihres Bezuges auf
metaphysische Krkenntniis, auf die Ansichten vom menscb»
liehen Leben , auf die moralische Praxis und die
müthsstimmung des Menschen bezeichnen und dentfidi
machen. Wir entdecken dabei , dafs dieser Streit nicht
hlofs ein Streit «ler W issenschaft ist , sondern ein Streit
des Lebens 9 welcher daher nicht allein den Gelehrten
und den Philosophen, sondern jeden nachdenkendes
Menschen in Beziehung auf feinen moralischen Lebens*'
Standpunkt in sein Interesse verwickelt So geschieht
denn auch, dafs wir selbst im gemeinen Leben vieles
von den eben angeführten 0>nsequenzen aus den beider,
seitigea Theorien, bald zu Gunsten dieser, bald zu Gon-
gten jenm*, als Lebenserfiihning «nd darauf gebauete Le*
bensmaxime ausgesprochen höi^en, ein Beweis , dafs der
blüfse gesunde Menschenverstand selbst im Schwanken
zwischen beiden Hypothesen begriffen ist, und dafs es
•ines genialen psychischen ßeobachtens oder aber einer
sorgfältigen metajibysisclmi Kritik bedatf , um den ttf
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SMteri, OtMliicirt« d«r Met Uli
mh Mhxipaiilwiidtii .Memchenvetstaiid hier wt elo^*
nähren Eiosicbt so bring^iftn.
Nun hat unserer üelierzeugiing nach Schubert im
vorliegen (i ( II Werke ungemein viel zur Stabiiirung der-
jeuigea Theorie geleistet, welche wir oben der Kürze
halber mit de» Nemen der Seelenlehre beieicbnet haben.
Ob aber diese gro&enlheile fein eehattirten ans Beobach*
taofen der Naflar nnd des Menschen entnommenen Dar-
stelluugen und Schilderuugen im Stande seyn werden,
bei jedem blos gutwilligen Leser iliren Zweck zu errei-
chen, daran zwei fein wir. Die Staubfäden einer Pflanze
zählen «der die Knochengeienke einer Wirbelsäule 9 das
kann man einem jeden Unwissendsten sogleich beibrin«
gfcn, und darauf gründet sich daou alsbald eine über
allen Zweifeln erhabene Wissenschaft. Aber zu entschei-
den , ob z. B. die letzten Schmerzens oder Friedens -
lisvte «nes Sterbenden aus seiner znsammengekrampften
Lunge stammten, oder ans unoffenbaren transcendentaleff
Regionen ; ob die Gesänge M osis und die Psalmen Da-
vids die Volkslieder politischer Heroen sind, welche
klug und mit kunstreicher Taktik ihr Volk zu ihren
^«wecken am leiten wufsten, oder ob sie brausende Ströme
nnd ans der unoffenbaren Seelenregion, eingegossen
bi die GefiÜ*se der Mosaischen und Davidischen Harfe;
sb der Gesang der Xachtigall, welchen wir mit dem
Namen eines seelenvollen zu bezeichnen pflegen , filr das
Repetireo eines ein für allemal vom Schöpfer ^ingerich*^
teten. überaus kunstreichen Uhrwerks su halten sey, oder
•b er wirkKch etwas von Seelensnbslans in sich habe?
hierüber dürfen wir eben so wenig jedem beobachtenden
Ohre ein Urtheil zutrauen, als wir es einem iu der Musik
gänzlich Ungeübten anmuthen, eine Fuge von Händel
oder Palästrina m verstehen, oder stt entscheiden , ob
^ae gespielte Fuge von einem dieser grofeen Meisler
oder von ehern Pfuscher herrühre, obgleich ein Musik -
kundiger dieses im halben Schlafe herausschmeckeu wird.
Aber manchen Menschen ist von Natur das musikalische
C>«hör vemgl) BMuidiea soheiat auch jenes höhere mu^
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ttkalische Gehör versagt ;eu seyn , und diese werden
auch ia vielen M ohliautendea Akkorden des vorliegeode»
kanslreicben Orgelspiels nur verworrene Laute em^nden
mOsseii. Geateheo uns doch die Aente, dafa rie durch
vieljährige Praxis am Krankenbette endlich eine feine
Beobachtung;sgabe , gleichsam einen witternden und si-
cheren Geruch für die verschiedenen Krankheiten be-
kommen , welcher sich nur haben und anwendeo, aber
keinesw^ .mitlheilen liiSsL In einem ühnlidieD Falle,
wie der Arzt am Krankenbette, ist der psj^chiBolieNaiiur-
forscher in den meisten Fällen seines Beobachtens. Er
kann nicht, wie der Physiker und Chemiker, dunch Ex-
perimente die Natur zwingen , ihm auf einzelne und be-
stimmte Fragen einaelne und bestimmte Antworten zu
geben, sondern, er mufr der Feinheit und Sensibilität
seiner Beobachtimgagabe, seinen geiatigeii Gecueh oder
richtigen musifcalischeB Gehör iu dieslm Felde vei^
trauen.
Es ist daher sehr zu wünschen, und auch bei dem
erfreulichen Eifer, mit welchem gegenwärtig die Wia»
Benschaft der Psychologie bearbeitet ivird , zu hoffen
und zu erwarten, dafs die genannte tiefere Ansicht von
der Natur der Seele auch von apeculativer Smte her immer
festere und sicherere Beg^ründung erhalte. Kant legte
in seinem System der praktischen Vernunft einen herrii«*
chen Grund zu einer speculativen Sicherstellung der See-
lenlehre, indem er zeigte, wie es zwei ganz verschie-
dene Welten sind, iu denen aidh unser lieben bewctgt,
eine physikaliaohe, eingeriehtei nach den aprieiiacliea
Anschauungen der menschlich - irdischen Phantasie und
den apriorischen Begriffen des menschlich -irdischen
Verstandes, und eine andere moralische, eingerichtet
nach dem Gesetz der praktischen Vernunft, deren Ge*
aelze nicht in vnaerer menschliob-^irdisoben Natur wur*
^dn , sondern unserer Person von andemrcAer ein-»
gepflanzt sind , gleichwie ein Saamenkern ui einen
Acker, in welchem es Frucht tragen soll. Aber nach*
4m Üant diesen sicheren, und nutzbar ea Grund zu. einer
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tieferen Seelentheorie gelegt hatte, ist leider die Mehl**
zahl der späteren speciilativen Philosophen wieder aoi
der neu entdeckten Bahn gewichen , und zu dem Frineip
<ler Ichlehre, wie dasselbe schoo TOii Cartesiüs und
LfliboHs io der Haaptitche mit grofter Klarbml ent-
wickeil wordea war, aarttckgekehrt Jedoch haben wir
wohl nicht zu befürchten , die Ichlehre zum zweitenmale
in einer so einseitigen Gestalt, wie in der alten Monado-
logie auftreten zu sehen , und wir bemerken mit Freude
seihst in denjenigen Systemen des heutigen Tages, welche
diesee Priadp am InrUiickigaten darchenfilhren etrebeo,
aaoh doch faia und wieder mdirere AnnlheruDgeo an
entgegengesetzte tiefere Ansieht. Wir schöpfen aus
diesem Umstände die oben ausgesprochene Hoffnung,
<1afs sich bei regem fortwährenden Eifer för diese wich-
tige Sache das wahre und ächte Phncip sowohl durch
die Arbeit der Beobachtung , als dar specnlatiTen Kritik
aeinen baldigen TdUigen Sieg erringen mnft.
Dr. C, Fort läge.
it. TuUii Cieeroni^ Oratüt Brutut Topiea De Optima
09n€r€ Oraiprnm cum /fnnotationibw Car, Beiert et Edi-
toris. Op€ CM, SmGalL Mmidl Reg. Erlanf^. Fiteherg. Edd.
Fett, denuo recensuit Jo, Casp. Orelliut, Praemittitur Epistola
Critica ad J. N. Madvigium, V. e. — Turici^ typis OrOIÜ^
fku^MÜni €t Soee. MDCCCXXX. CXXU und 4S9 & gr. &
Während wir begierig die Vollendung der Orelli*-
achen Gesammtausgabe des Cicero erwarten, die durch
fitwaa» das den Epp. ad Attic und Qu. Fratr. beig^;^
baa werden eoll, aafgeliahen zu aejn scheint,*) ba^
aoheakt nna Pr.i.Or. adion mit der dritten, dteemal
wieder sehr gehaltreichen , Separatausgabe einzelner CS*
ceronischen Werke, wodurch diese auf einen weit höhern
Grad von Einheit des Textes gebracht sind, als es dem
*) So eben, Tor Abgang dieser Anzeige, erhalten wir die Epp. all
• Att. und ad Q. Fratrem , Bml «omlt den Schlafi M Werke«.
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Slilfe A ^« ^NiiHI $ 0iiiMMMiw "OisMvv «BMirttfe de*
Hrn. Herausg. sie in der OeMmmtausgabe m bringen
möglich war. Zugleich erhalten wir aus den Papieren
des für die Ciceronische Kritik zu frühe gestorbenen
Pnif. C Beier in Leipsig« besonders nnni Oralarj kdst^
lidie AonerknngCT, worin wir gnas seinen Sdiarinnr
nnd seine Belesenheit, dag;eg;en aber (was ans besoadeis
erfreüt liat) nichts von den Eigenscliaften wiederfinden,
welche ans, während wir stets seinen Geist und seine
Geiehrsamlieit bewunderten , seinen Charakter als wenig
aehiungswierth darsteUtan; wiewohl liesser gemm
sajn soll , als er stell in seinen Scbriilen anaspridrt. Zsr
Ehre der Menschheit und der Wissenschaft möchten wir
gerne dasselbe von so manchen noch Lebenden glauben,
an welchen die Humanitätsstudien das Gegeotheil von
dem bewirkt m haben aehdaen, was man wohl MOift
ran denaelbea rtthmte, nnd welche unserer , jelit steh
im Aaslande gesdiStzten, Philologie durch ihre Mal^
dicenz und Gemeinheit Schande machen. Dafs Hr. Pr.
y. Gr. auch in diesem Punkte eine elirenvolle Ausnahme
von dem macht, was jetzt so sehr häufig ist, haben wir
schon bei einer andern Gelegenheit bemerkt. Wir weodos
nns jalKt zu seinem Buche.
Voraus geht auf CV I Seiten eine Epialola CtiLod
Mtidvigmm , zur Erwiederung der von diesem Grelehrtcn
an ihn geschriebenen Ep. Crii. (Havn. 1828. 8.) , die eine
Menge dankenswerthc Gaben enthält, ob sie gleich am
Theil mit dem Cicero in gar keiner Verbindung stehett.
Nicht fOr die Leser ^ Freunde und Kritiker des Qc&^i
welche ohnedies das vorliegende Buch nicht werden ent-
behren können, sondern für andere Gelehrte, welche
in einer TOr vier rhetorische Werke des Cicero gesetzten
BpbMa erUiea das Andere nicht vermnilien und 41^
warten worden , gehen wir doren Inhalt etwas geaaiir
durch. S. VI — XL Mittheiluog der von Cujacius Yer-
zeichneten V arianten zu den Verrinen, aus einem CoA
Reg. am Kaade der Liambiniana 1566. auf der Bibliothek
tu Bern, verglichen mit dem von Hrn. M. gehrauchten
Go4 iU^.,' woraus beidor Identität nn erhellon scheint
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1. a OmIB, CleM*Bik OMtor, Brntu Mc UI&
S. XII f. Über den Cod. Asoonn S. Gallensis , die Qaelle
der übrigea , weichen neuerlich Hr. Pr. t. Or. vergebens
in S. Gallen gesucht hat. S. XIV £ wird über M8$. des
Hrn. T. LaOsberjr in Ej^haosen beriohitt 6. XVI &
Frobea Ton & Galler I^SiS. ▼erschiedener Art; z. R Pro-
ben einer Lateinischen Interiinearverijlon des Evange-?
Iitiins des Johannes, nebst Varianten zum Griechi-
schen Texte des ganzen £vao|^eiiuBia, bis S. XXXIX, — ^
S. XLI. bis XLUL Varianten zu Seaeeae Imd, de morte
CXauäu CaeBorh; 8. XLIX. za Serviusi & UU iE .
ans einem ungedruckten Cominentar zum Horaima, aus
dem XI. oder XII. Jahrhundert. — S. LV fF. Verbesse-
rung 2U dem Craoierschen Abdrucke des Scholiaalen
des JuTeoalia. S« LVIII. Probe aus einem (auch,
iieaern) nnediHeo Scholiasten deaaelben Sohrifistelle»«
^ 8. LXIV. Varianten ans einem Virgil ans dem IV«
oder V.Jahrhundert. — S. LXVI ff. Aeufserung des Hrn.
Herausg. über die nothwendige Beibehaltung der gegen-
wärtigen lateinischen Orthographie, die der Ref. (vor
der Oind nooh nicht durch die GHIade der Hrnn* Beier
und Wunder vom Gegentheil fiberzeogt, und entacMoe*
sen, erst die versprochene Orthographie des neuesten
Herausgebers der Planciana abzuwarten) vollkoniiuen
iintci:schreibt. Ceierum, sagt Ur« Pr. t. On, ex hoc
yuaque specimme videa, quot quantajue mendae ir-
repBerini vel m antiqumimB8 Codd. aeeularttm qutnft
ei qumii , » quibt» scriptura seeuU AttguHei nnre
permixt a mveiiUur {nun qmtidianis Ulms aetatia,
qua ipai comcrrpti sunt , erroribua. Propter hanc
nmxime eauaam eqtddem efnnn m pMerum aervabo
eam Mcribendi rtMmem , quae per manue meUa .tra--
Süm eei mde a MatmUhy Siephims , ac plerkqee
Seculi XVI. philologis , nil magni me Utcraturum rcUtta
e scriptura pctrtim anthiua, partim ^ ut Persii voca-
bulo utmr ^ semipagana Palimpaealorum Maii et
aimäum CodA, quam mune tmmuüi cwn ommbua euk
vHiia hmimtur. Nam ai nttbia m kta raiiene eenatare
volemus , illico cum HUa SangaUenaibua fragmeeik
N
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im J. €. OtM^ Gicmiiit Omtor, Bnite» d«.
9crSßmmt$ twcewc e9i: haut, adquCf eincxere,
dei'ige, supraemo , Phehea, sivi, quity brac^
chia etc. — S. LXV II ff. über den Pseudo - Plautioi-
sehen Querolus bis S. XCV. — S. XCVL bis GL über
die Quintilianischen Deciamationen. — S. CVIL
Dedication an Beiers ManeiL — Es fol^ die Vorrede
zum Redner, worin bemerkt wird, dafs es zweierlei
Gattungen von Handschriften des Buches giebt Die
älteren sind verstümmelt, die ganzen nicht älter, als aus
dem I4ten Jahrhundert, wo erst der ganze Oraior ge-
'fiinden wurde. Auch die yerstfimmelten gehen nicht
fiber das ISle Jahrhundert zurück. & CXI ffi Aufzah-
lung der MSSL Die yerfttQmmelten sind voller Interpo-
lationen ; die gut scheinenden unter denselben mögen im
4ten oder fünften Jahrhundert hineingekommen sejn,
und zwar durch einen tüchtigen Grammatiker, denn sie
sind oft sehr täuschend. Eine andere Art von Interpola*
tionen ist schi^lit und gehört entweder abgeschmackten
Abschrdbern oder Correctoren. In den Tollatindigen
sind nur wenige. — S. CXVI f. Probe eines reinen und
eines interpolirten Textes. — S. CXVIL Geschichte des
Textes ; Gruter nahm den seinigen gröfstentheils ans den
Pseudolambinischen Ausgaben, Ernesti meistens ausGra«
ter, Schütz, wenig bekümmert um bessere Quellen, ans
Erneati. Remer kannte die beasem Handschriften und
Lesarten, wenigstena beniitzten sie sie nicht. Hrdk
Meyer giebt den bisher besten Text Hr. Pr. v. Or. er-
hielt nun noch den Einsidler Codex und zweierlei Pa-
piere Beiers. Erstlich , von Anfang bis zum 27sten Cap.;
ausgearbeitet nach dem Erscheinen der Orelli sehen Aua-
gabe; zweitens, kürzere, unaufljgearbeitete, aber dare^
ans von B*8. Geist durchdrungen. R kannte Meyers Aiiffi;
gäbe nicht; aber oft treffen sie zusammen. Auch Billefr-
beck, der zuweilen das Rechte sah, wurde berücksichtigt.
Der Herausgeber folgt hier vorzüglich den Codd.Ein^-
und Viteb., und weicht an etwa 230 Stellen von Bl'l^fy
ab. Meyers Ausgabe wird nicht mgeßC^M^r i
dem ihr BigenthiUnliches ihr gelaaaeau ^-^'^
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J. C Ofelii« dceronis Omtor, Brniut ete. 1111
r
wird angegeben, was für MSS» noch su yergleichen
sind.
Am Schlüsse der Vorrede S. CXXII. wird eine Emen-
datioD eines neuern Kritikers zu §. t3J magnus locus hie,
für magnus esset locus hic, gebilligt. Esset gefallt
uns auch nicht; aber bef^iser als jene Schreibung ist Hrn«
0.*8 magnus est locus hic. Soll est auch wegbleiben,
dann wftre besser magnus hie heu». Uebrigens unter-
schreiben wir seine Anmerkung zuS.2: (Quid enim est,
wo B. sagt: Or. alns emendcmdum relmquit : Quid
est enimfj „Hoc nimirum signfßoare volebamy ino-*
nem msum operam in transpoTtendaa particulas enim,
autevi, etiam ac aimßes: kern, addo nunc, m eß^
ciendum et inserendum verhum suhstantivum , nlsi ubi
optimi quique Codd. mutationem vulgatae suadent"
£bendas. ist eine gute Bemerkung über den Gebrauch
der Bndttogen endi und undL §. 4. ist «i* quem aut
natura — aut ingem via deficiet mit Recht beibe^
halten, und kaum durfte, in der Umgebung von natura
und vis, dem destHuet , das im Cod. Vit. neben jenem
steht. Einiges zu Gunsten gesagt werden* Desiituere
braucht Cicero in andern Verbindungen und anderm
Sinne. Bbend. billigen wir zwar nicht, nach eben Yor*-
'hergegangenem Prima enim sequentem, das yon R
'gewollte Non enim in poetis, und w^üiden Hrn. Or.'s
Sane in poetis non vorziehen. Aber so ein wieder-
kehrendes Wort verwerfen, blos wegen der vernieintea
Kakophonie, und wenn man urkundliche Schreibung
guter MS8« verlassen mfifste, ist bedenklich. Wir wer-
den über einen ähnlichen Fall über das, zuweilen an-
stöfsige, wiederkehreude si zu Tuscc. II. §-67. Etwas
bemerken. — S. 8. ist ein falsches Citat de Rep. I. 23.
für IL 23, und ein nicht ganz richtiger Ausdruck, weuft
Ton einer richtigen Lesart gesagt wird: nullam reeiam
^aämätit explicationem. — 4^ IS. muUis qmdem üta
adjumentis magnisque i hier würde Beiers iUa quidem
'wenigstens den häfslichen Hiatus aufheben. Besser klänge
auch das nudtis quidem äia magnisque a/ä^umentia des
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Iil8 C OffeHi, Ciceronig Oraior, BrnlOf ett.
Cod. Eins.) das vielleicht Aufbahme verdieat htUe.
8» 25. o/>im«m quoddam et tanquam adipatae
orasUonb gern». Wäre dies die Lesart der betten AK&
ja überhaupt nor g«Dz gewiCi eine reeht urlniiMilidie,
wir wQrden nichts dageg-en einwenden, bedenkend, dafs
ähnliche Abänderungen der Coiistruction auch anderswo
vorkommen (§. 86. adio non tragica nee aeenae,
'welche Stelle B. citirt, obwohl eie nicht pinz pabt, m
wenig als seine andern Citate); allein da dar BinddiVal
Andere wirklich adipale geben , welches neue Wort
durch tanquam hinlänglich entschuldigt wird, so f^chreckt
uns der Gedanke , dafs jenes Adjectivura erst wieder h&
Arnobius vorkommt ^ nicht so sehr von der Bmpfehkuf
desselben ab, dab wir dächten, Arn. habe jenes Wsrt
erst gebildet, und Cic. es gar nicht gebrauchen kSofltt.
Adipatae ist um Nichts ciceronischer. — 9, 29l koosen
wir unsere Ansicht von den Worten fulgerCf tonarey
permiscere Graeciamy dafs sie ein absichtlicher jambi-
scher Senar, f&r das Aristdphanisohe (Acharn. 5U.)
ijo-rpaiTT*, ißpövra^ ^vvexvxa rriv 'EXkdSaf das ••
getreu übersetzt ist, sevn sollen, noch nicht anfgeben;
und wenn uns Hr. Pr. v. Or. den von B. Offie. II. §.
aufgefundenen Hexameter (Spdrtam nuUa re, nisi wd*
ritid perUdram) entgegenhält, der jenen den Bekann*
ten f^iXoyßTifiarim End^av 6Xil^ [ikAAo di eidtf]
nachgebildet glaube; so geben wir ihm diesen
sehen erzwungenen Hexameter gern Preis , der so ganz
nnhexametrisch klingt, und dem Cicero gewifs so aa-
willkührlich entfallen ist,, als <Ue gan scandirtm Stelle
de Or. IIL & aa ^ itM^tti qmdaam Mkm
€om I plepci rmdto plus etiam vidiase videntur, | fuM
quantum nastrorum mgenhrum acies etc. Unser Vert
hat mit jenem nichts geoMin, Iiis die oratio obliquo-
Ueber fulgere siehe, aufter unsern Symbb. Critt. ad
CXc n. p. la, noch Forbiger cu Lvcret. V. p^46L
ibiqq. laudd. ndd m VL ISO; dam nodi SHmve iMf
die Lat. Declin. und Conjug. S. 190. 244. Uns stimÄ
auch bei der |iec. in der Aiig. Schulseitiing 1828. Ose
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J. C. Offelli, CiceroDli OnUor, Bnitot aU, illO
No. 154. — Cap. 12, 37: Umdatioaum, scriptionum
ei hkiarimrum et taUwn suasiomum, fvotem Isa^
üTfdes feeÜ Ptmegurumm. Die von Lsab. und Meyer
aufgenommene Versetzun/iff laud, suasiounm et hista^
ritirum et talmm sct*ipiiomim wollten wir ^ei ne geg;en
des Heraus^. Veribeidignng der arkundlichen Schrei«'
bang aufgeben , wenn nur dann amiptiiMm nicht gar
zu gelungen erklärt werden mtlfgCe (aerq^tu piUlos&pha,
eoL #$(9T€pMeA, inriatu ormHrh mairaeia), wie es über-»
haupt so für sich bei Cicero nicht vorkommt, und neben
laudationumy historiarum (concioTtum apud iüstoricos,
wtergrumque ofmd historicoB ümamenlorum) und m»»
WMum^ ohne besondere Ajtdeutmg in einem «o ape^
cidlen Sinne gar nicht stehen kann. — C. 11 , 87: lo-
thiS generis (formurn), quod Graccc iTnSiixvLxov
^ominatur, quod quasi ad impiviendiun delectattonis
causa comparcdum est, twu cmnplectar. Der Zweifel ^
ob das zweite quod das Pronomen oder die Conjunctioo
sey , welches Letatere (dafii es fUr fdeo yuod gehe) uns
weniger geftllt, würde sich gleich heben « wenn mall
auüähme, Cic. habe QVODQQVASl (quodque quasi)
geschrieben , da ein Q vor dem andern leicht ausfallen
konnte. Indessen sdUitzen die von Hrn. Pr« v. Or. ange-r
f&lurten Stellen das wiederholte Pronomen hinlänglich)
wozu noch die Bemerkung des Heransg« in der Separat^
au^^gabe der Tusculaneu, 8.^33. unten, zu füg;en ist.
Am Sclilusst* fies 13. Cap. würden wir alierding-s jam in
acietn dmücationemque veniamus , welches alle ho*
kannte MSS« geben, in den Text wieder aufgenraimen
fanbea; denn an deaeemdamm haben wir sieher dne^
wenn auch recht elegante, Conjectur im Texte. — * 0.15,
49. Da diese Periode so abrupt anfangt , so ist der Vor-
schlag: Qumam igiiur modo iüe in borm haerebii,
nicht zu verwerfen* Vielleicht ist aber des igi0to* vor
ille ausgefallen wegen einer Abbreviatur, die mit dem
folgenden Worte gleichen Anfang^ hatte. — C 10, 68.
Eben so ist das sie de rebus placalis — loquuntur
vom Vorigen zu abgerissen , als dafs uns nicht, statt der
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IIM J. C OreUi, CieeronU Orator, Brutus etc.
mancherlei voo Andern versnchten Ausstofsungea, ^velchc
die Rede ungelenk und schroff machen würden, da« vor-
angesetete el des Hrn. HeraiMgebers gefallen eoUte. Doch
wäre ee vielleicht weniger kfihn , su yermiilhen , dafs a
SICQDE (sicquc de) geheifsen habe. Ein solches «C-
que steht auch de Leg. Agrar. 11.21. 5(>. — S. 49. braucht
B. das fatale eliminare des Notenlateines, ataitj^/iiaer.e.—
C SU» 12: de mafeaicUe P.R. mmmhae ei mibtilifer.
Dae vetOt das hier Hr. M« ana ftnf Anagabeo ?or JP.&
eingeschaltet hat, wirft Hr.Or. mit Recht wieder hioaaa
Solche Partikeln schoben die Erklärer gern ein, umSchS-
lern oder andern ungeübten Lesern einen Wink zu geben,
dafs hier ein Gegensatz sey, der doch so oft durch dea
bloben Ton der Rede bezeichnet, und durch daaWig<-
laasefl der Partikel sogar noch Terstlrkt wird. Ebea so
ist gleich darauf statt e/W sine re von Lainb. und Schütz
ohne Noth etsi enim sine re, von M. et8i sme re enim
geschrieben worden , um gleichsam dem folgenden tarne»
eine Art von Gegengewicht zn geben. C. 21, 13: b
ommbtia dicik faeihf mhumia fmuthnbL Hier hat' Hr. ft
mit Recht die beiden et nach dictia und nach mmhnb
weggestrichen, nach einem Cod.öptimus, den Hr.Görenz
zu Cic. de Legg. L 9. 26. p. 38. citirt, an welchem in-
desaen Hr. v. Or« aich einigen Zweifel erlaubt. Wie diai
auch aey : die Leaart ist gut ; nur wird aie im CSo. de LqK*
nur Vertheidigung einer andern, gans unhaltbaren w
unciceronischen (verum plurmamm obscuraa ne»
cessarias mteWgentias , wo übrigens Ref. seine eigeae
Conjectur, weiche jedoch nicht im Texte steht, gern
sarficknimmt) angewmulei Lieber citiren wir f&r aoott«
Stelle Cic. Tuace. L 26: enmia, sttpera mfera, prim
ultima media, videremus , zu welcher Steile der Ref. hl
seinem Commentar, der vielleicht itn nächaten Jahre er*
scheinen diUfte, mehr bemerkt hat.
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mtl. HBIDBLB. JAURB. ». LITBRATCR 18tL
J. C. Orelli, Ciceronk Orator, Brutus etc.
C. 23, 10: Ummaderft, — omatum iüud, suave
ei affbiena : acutae crebraeque aeadentiae poneniur
et — ejr abdito erutae; atque m hoc orator e do^
mmahilui\ Dafs der letzte Satz ^ich gar nicht an dag
Vorher^sifeg^an^ene ansrhliefst, haben schon Mehrere ge-
6ehea, und deswegeo aut verschiedeue Weise, zuniTheil
sehr unglacklichf einenüirt. Hr. Pr. v. Or. glaubt damil
helfen zu könnea, dafs er annimmt^ die Worte acuiae
erutae stehen gleichsam parenthetisch. Doch, als ob
er fühlte , dafs Cicero solche Parenthesen gar nicht
'mache, die sich eher hei Tacitus finden, vermuthet er
am Eode der Note , es mochte wolil aique id (i. e. id
■genu» totum) m hoc or, dommabitur zu lesen seyn.
Gut* Wie, wenn wir noch leichter idque (für atque)
in hoc or. dorn, emendirten? — C. 24 , 82: idque m
oraikmc humili ponilur y quod idetn in alta dccerct.
Der Heraus;n liat liier wohl daran ^ethan, die schlechte
Juesart a^a. nicht mit Beier und Billerheck erträglich zu
ünden. Wir hätten die passende Parallele aus unserm
Buche C. 5T §. 192. citirt: tfa neque humilem ~
orathnem, nec mnh alt am firoftn^ (Aristoteles)«
, Ueher die Verwechslung von alius und altm spricht
auch Buriiiann ad Ovid. Am. 3, 5, 4ü, besonders aber
Drakenb. zu Liv. 37, 16, 7. — C. 27, 100. würden
.wir Meyers treffliche Conjectur: Tenemm igHur, —
jquem quaerhnus : aed tmhno, non manu. Manu ai
prehendissem etc., wo nicht aufgenommen, doch als
der Aufnahme ganz würdig empfohlen haben; da die
Codd. Eins, und Vit. nou tnartu haben, und noch an^
dere, so kann ja das doppelt zu schreibende manu leicht
berausgefaiieo seyn* Jetzt schliefet das biofse 8ed animp
XXXV. iahrg. IL H«lik tl
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■ •
den Satz bei weitem nicht so güU C« 2& 103. 9^<id.
igitut m Accuaatioma Septem Ubris non« reperUut
genus? So haben zwar die Handschriften. Allein da
Cicero unten §. 167. m quarto Accusatioms schreibt,
wo es, wenn man mit den Grammatikern sieben Bücher
der Verrinen zählt, und ^enn Cicero selbst so gezählt
hätte , *«ei£rlo heifsen müfste, die Stelle aber wirklich
Act. IL Lib. IV, 52 , IIS. steht ; da ferner eben so be-
rechnet §. 210. steht: in Accusationis secundo — —
m quarto Accusatioms (Lib. II. 1. und Lib. IV. 49.);
so glaube WUT, dafs Cicero an unserer Stelle eben so
gerechnet I und quinque Ubria geschrieben habe. Dafr
die Grammatiker (die sonst die Bivmaiio vnd die Actht
als die zvNei erbten Bücher rechneten) an den drei ange-
fQhrten Stellen die rechte Zahl stehen liefsen , und nicht
auch emendirten, ist sehr natörl ich i da sie schwerlich
nachsahen, ob jene SSahien (quartay secunda) mit ihrer
Rechnung zusammentreffen. Aber daft sie sioben
Bficher zählen, nicht f&nf, mufste ihnen an unserer
Stelle gleich einfallen. — C. tl2, 118: nihü enim de
religione , nihil de morte, nihil de pietate y nihil de
caritate patriae etc. Hier geben einige MSSL, Schutz,
Qeier und selbst der Herausg. in depr Gesaihmtausi^ai^
de more Dagegen spricht Meyer: y,Scripm9tA (Sh
cero y si hoc sigmßcarc voluissel , nihil de moribus^'
und citirt dann de Or. I. 15; auch der Ref. hat sich
schon dagegen erklärt. Die Erklärung von more durch
more meglarum, die Hr. Pr. v. Or. mit Schütz Fersucb^i..
und wofür Beier drei Stellen anfuhrt, von deren erstttf
und zweiter der Herausg. selbst sagt, sie S( jen unstatthaft
und gehen .luf die mores (Or. 4. 16. de Or. I. 10. 42.),
wie es denn auch dort de moribus heifst, bei der zwe^,
ten gar de hommum morihm», ist unhaltbar^ da es ay
unserer Stelle dann de more jiairio heUsen.ulMhlai
wie wirklich in der vom Herausg. citirten Stelle Pars:»
dox. 4. 27. 8teht. Aber auch Beiers dritte Stdie de
Orat I, IL 48: neque sine legum, moris. Juris scimh
tia, wo aUerdings der mos major um oder faMif;
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J. C OtüiU CictfMiM Qr*io/, BriutoB etc. U2S
g;enieiai ist, pafät gar nicht hierher, uod beweist nichts
für unsere Stelle. Deuo moris Hehi zwischen legum
juris y kann also michi anders Terstaoden werden.
Um Hiebt w^iilHuftig^ m seyn , uriiUen wir hier nicht aqcli
das BisoluieineDt gegen Burchardi, der anoh för morie
spricht, zu widerlegen suchen, besonders da der Hrsg.
sich am Ende selbst für morie entscheidet, uoii die
8chl«|{eiide Stelle Paradox. Prpoein. 3. eitirt —
Wir haben für den Orator schon zu viel Raum in
Anspruch genommen, als dafs wir uns in gleicher Aus-
dehnung über die drei übrigen Schriften verbreiten durf-
ten. Wir lassen also die beiden letzten ganz unberQhrt,
and sprechen nur noch über drei Stellen des Brutus,
eine Menge guter Verbesserungen und Erläuterungen, die
wir hatten besprechen, auch einige Ein Wendungen , die
wir hatten machen wollen, fibergehend*
Brut. 22 , 86: causam illam a Ser. Galba, quod
m dicendo airocior acriorque esset y gravius ei
pshmemimif p^see dejenäi Hier istr atrßcifir €on-
jednr von Triller und ButtmaniK 9i# HandscWr« haben
adhortor, adkoriaiior ^ adhortior. In der Gesammt-
ausgäbe hat der Herausg. mit Ellendt und einigen frü-
hexß gravior , was wegen des iolgenden gravk^ nicht
m empSMw echeint; Gruter mit Andern omathr,
fichlkz in der gt&Safirn Ausgabe mk Victorius /orlaar;
Schätz in der Gesammtansgabe , nach Beiz's Conjeetur,
ardenihr. Hr. Pr. v. Or. vermujtbet in der ersten Ausg.
merhior, mit Berufung auf §. 136. acre^ et aeerbi,
$. 222. (1. 221.) acer, acetbus. Möglich. In dar
neaen Anagabe nahm er« acbwankead xwisehea /orlftor^
acerbier und cvfroeior, das leteteve mA Die VenM-*
thing hat bei dergleichen Stellen einen weiten Spiel-
raum, ungefähr wie bei Paradox. L 3. 14, wo man für
accurate äefendmi «riersuclu Mat; jc^Qse, ete&o-
rote, aMjrie, metfte, «rg^e^ merken .^er wie bei
Hontfw BpM. H. & W, «o vm filr mOemeMa vide$
humane cummoda bereits einJDiUzmd Coi^^tuceo hat
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UM J. C OmIU» CiMffonli Otitor, BniUii «tc
So liefse sich denn auch hier noch TenmitheD audacior
acriorqucy und belegen mit Cic. Pro Font. 1, 1. aei-
dacter hoc dico , Judices ; Or, pro Sex. Rose. Am.
11, 31: omnia no» modo dicere , verum eiium, —
audacter Ubere^pie dicere; man könnte vorschlagen
asper ior acriorque^ und sich berufen auf Epist. ad
Famm. I. 5: a Catane asper e et acerbe' — est aceu"
satus; de Or. I. 53. 227: M C«/o, Galbae gravis
atque acer mimicus , aspere apud P, R. et vehe-
menter — locutus; ja man könnte, im Eifer der Emeii-
dirsucht^ den Ciceroniscben Sprachgebrauch bei Seile
setsend, mit dem kühnen audentior acriorque auf-
treten , und mit Allem hätte man vielleicht doch Cicero*s
Wort nicht g^etroffen. — C. 37. 140: J'erba ij)sa, tum
illa quidem elegant issimo sermoiie : (iluque d'digetitcr
loquendi laude caruit , neque tarnen est admodum hi-
qumate locutus) sed Hla, quae proprie laus ora-
toris est in verbis: (nam ^psicm latme toqtti, e^
iUud qmdjem — m magna laude ponendum; sed ^
videtur) sed tarnen Antonhis in verbis et eligenms
(neque id ipsum tarn leporis causa, quam pondcris)
et collocandis et comprehensione devinciendis nihil
non ad rationem et tanquam ad artem dirigebat.
Hier sagt der Hr. Heransg. zu den Worten : quae proprie
hms aratoris est in verbis, es sey breviter diettm
pr^ eOy quod möx dicitur in verbis et eUgendis et
collocandis , und Ellendt hätte die Worte in verbis
nach oratoris est nicht verdächtigen sollen. Was das
' Letztere betrifit, so sind wir derselben Meinung. AUeia
eine Ibevilpquenz sind die Worte m verbis nicht. Wir
hätten uns so erklärt : Cicero will eigentlich schreiben.«
quae proprie laus oratoris est in verbis y quae efi^
gendo videlicet et collocando cernitur ; aber
ehe er so fortfährt, unterbricht er sich durch eine lange
Parenthese , und fangt dann , nach seiner Weise mit Sigd
tarnen einlenkend, von Neuem an, wobei er absich^j»
ganz SU Teirgessen scheint, dafs er uHt ^i^Mi^iMßpjBMw
hat, und also sagen soUle: Verbä — et e^ebat^jSSh
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ahne ei eolhcabia eammodmaime, iisque cotnprehm-
ahme devmciendis nihil non ad raiionem — dirisebat :
eamque ego praprie oratoris laudem esse dico, —
C. 38. 141: gestus erat non verba eatprimens,
sed cum aenteniiia congruens, mmw», humeri^
UHetai supplaah pedü, aMm, hweaamSy amnisqu^
motus; cum verhia aenientiiaque vox perma^
nens, verum subrauca natura. So giebt jetzt Hr. Pr.
V. Or. die Stelle, von der er sagt, Schütz, Scheviog,
Eilend t hätten in die Wette daran durch Aenderung oder
Wegschneiden zn heilen geandit; er habe blo6 nach
aenietäUsque daa Wort oanaemiiena weggelassen, was
auch die Asccnsiaiia prima nicht habe, und was aller-
dings durch den Ausdruck cum sent cniiis consen-^
tiena anstöfsig ist Schütz gab, und nach ihmEliendt,
nach motna ohne Interpunction cum rehua aenieniiia*'
que conaentiena. Vax permanena ete, SchMs's,
jedoch nicht aufgenommene, Conjectur ist: gestus erat
non verha exprimens , sed cum sententiis congruens;
vox permanens , verum etc. Alles Uebrige (manus —
aententfkque) will er als Glosse weggeschnitten habem
Gewaltsam genug. Denselben Schnitt schlägt anch Sche-
▼ing (Obserratt. critt. in Cic. Brntum. Havniae 1817. 9*,
p. 38 sq.) vor. Eltendt findet iie als Glosse verdäch-
tigten Worte für einen Glossator zu elegant, und schlägt
vor: gestus ercU non verba exprimena, sed manua,
kumeri, UHerUf a. p, at L o. moiua cum verbia aen^
ieninaque oongruena. Vox etc. Abermak^ obgleich
weniger, gewaltsam. Hr. Pr. v. Or. giebt in der Ge-
sammtausgabe die Vulgate : ommsque moiua cum verbis
sententiisque consentiena ; vox permanens etc,
Dafa dies nicht richtig seyn kann, erkennt er nnn, glaubt
aber darch Ausstoftnng Ton conaentkna und die obige
Interpunction geholfen, wobei er die sonderbare Re-
densart , die nun herauskommt : vox permanens cum
verbis sententiisque, so erklärt: ^^Est ea , quae rn rede
exprimendia srngüUs et verbis ei aefUentiis oratorem
ma^quam dqficU." ^Jhem^ernnkia auißm/* fiihrt er
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fort, „m vtägata, ta de eeieris taceam voa per*
tnanens absolute diciiur. Rede vero eonatrm per*
manere cum all quo patet ex Ovidii loco a For-
celUno alkU»: Trist, 4, 10 ^ 73. mecum serös per»
maneit in annos" Wir bitten ileri Hm. HeraiMg.)
Dur eioea Bliek auf die Oyidiscbe Sleil« to werfe», M
SB gehen , dal^ ee niebt mögUeh wi j swei nmpa98eadet$
Stellen zusammenzustellen, als Forceiii ui hier mit Ovid's
und Cicero s Worten thut. Ein unbefangener Blick auf
•eiae eigene Erklärnog aber wird ibm sagen « dafs zwar
dieser San eün ganz gvler wftrc, aber im den Worin
vex permanene cum verhi» et eetäentöe ebeoaowMig
liegen kann, als Cicero je so sprechen oder solche
Worte susaiiinieo8teliea konnte. Ref. ist überzeugt,
dafa die Steile ao geheifsen haben mag: gestus ernl
imi verba eacprimemy (dafii er, stin Beispiel} weno
ei Von dem einem Schauspieler gapwatdenen BeilaU
^ach, mit den Handelt geklatscht hilt^} eed €WR
sententiis coagruens , (nun geht er die einzelnen Gesiea
durch, und sagt am Schlüsse: omnisque moiusy d. hi
überhaupt jede Bewegung) manm , bumeri, b-
tetOf euppkmo peiße, eiaime, utieeeeue wmtisqtie me^
Hiet vex permamene ^ mrum eulbremoa naiurA Ai
mochte nun ein Glossator zu den Worten non verhe
exprimerw , sed curn senteni/is eongmens an den Rand
geschrieben haben , der gestus habe zwar nicht die
Worte ansgedrüekt ^ aber niit diese» «od den Gr
danken (enm vethi» eenieniäeque) hamonirt fosAM* '
iiens); und diese Glosse schlüpfte nach ornmsqae
tus y das die Erläuterung de8 gestus schliefst, iu deo
Text hinein. Dafs aber, wenn man voce permänpra
ohne die Worte cum oerUa eeatefitikqkie leset
beiden Worte abeohit stehen « wiAriiea iwmtcime ge-
apiodiett eey^ ist mcht lichtlg, dA sie durch die M*
gende Beschränkung- verum subrauea natura hinläa^
lieh bestimmt werden. — Für Freunde der deut-
aehen Sprachforschung bemerken wir nocb^ da£i ^^f
der leioten Smie dentaohe Qloi^B^n tm eiem
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Kep^ler 8 hebern und WirkM. 1183
St. Galler Cod. des Saltust sletmi. Bio guter Index
echJieii^t das Werk.
Wir echlleftea unsere Anseig« mit wiederholter
An^rketaouifg eewehl der eigfenen Leietungen dee oner*
müdeteo y verdienslvolien Herausgebers, als des Ver-
dienstes, das er ^iich durch die Mlttheilungeo aus
Beiers Nachlasse um seinen LieUipgsschriftsielier er-
worben hat
Ulm. O. H, Mo 8 e r.
.Johann Keppl^f's Lehen und fFtrfcen, nach nmtfUeh auf ge*
/mtUm» Mmuueripten bearbeitet von J, L. C. FreUterm v. Breit-
tchwert, iVürtnib. StaaU'Bath» Stuttgart IM^L. Xll und
228 & 8.
Das Publicum ist dem V^erf. Dank schuldig, dafs
er dasselbe mit dieser Biographie eines der gröfsten
Ciolehrten, den die Weltgesohiohle kennt, beschenkt,
md wokrher gewift noch mehr geleistet haben würde,
wenn nicht die widerwärtigsten Schicksale sich unauf-
hörlich sei neu Bestrebungen entgegengestellt hätten.
Nothwendig mufs die Hoohachtung gegen Keppler
und die Bewunderung seiner seltenen Anlagen durch
diese Lebensbesehreibnng noch erbdhet werden, denn
wihrend iKe groften MSuner, Newton, Leibnits und
Galiläi in wenig* geslörter Ruhe und unter ermuntern-
den äufsern Verhältnissen ihre Forschungen gröfstentheiis
sorgenfrei anstellten, mufste dieser ihr gleich grofser
Zeitgenosse Hindernisse überwältigen; nnter denen ehi
minder starker Oetet erlegen seyn würde. Die Veran-
lassung zur Bearbeitung des vorliegenden Werkes gab
die Auffindung eines Actenconvoluts, welches den bisher
unbekannten, an sich in mehrfacher Hinsicht lehrreichen
Md interesMinten HexenprooeA enthält, worin Kepp*
l'orVi Mutter Torwiekelt wurde, nweier Sehreiben des
berühmten Mannes «n llefcog Friedrich von Wür-
temberg und Sl ungedruckter Briefe an MästHn in
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J' Kepi>l«r'c Leben und Wii^e«.
Tübingen, welche zusaminengenonimen vieles von dem-
jenigen ergänzen und berichtigen , was bis jeijit in
Omckschrifiten einzeln über ihn bekannt ^ewtrdeo kH^
Da die Biographie ««ehr verdienl^ ganz gelesen so wer-
den , so wird es genügen, in dieser Anzeige n«r Um
wichtigsten Momente hei auszuheben.
Johann Keppler (nach der teutschen Schreibarl,
lateinisch Keplerus), aus dem adlichen Gescblechte der
von Kappel, Sehndes Heinrich Keppler und der
Caiharine Guldemann aus Weil im Wurterabergi-
schen, wurde am 27sten Dec. 1571. in Magstatt, einem
nahe bei gf^anntem Städtchen |2;e!e^enen Dorfe, wo die
Mutter sich zufällig bei Verwatidien authieli,^ geboren ,
wegen seiner schWächiicbeu Gesundheit zur Theolegta
bestimmt, daher auf die Schulen zu Hirsau undManlbma
gesandt, und erhielt -seine Bildung im theologischen
Stifte zu Tübingen. Hier war der bekannte Mästlin
sein Lehrer in der Mathematik und Astronomie, ein
Bekannter G a i i I ä i 's und Anhänger des copernicanischeu
System*s. Natürliche Aulagen för die astrouMiiselMU
Wissenschaften^ insbesondere aber dielleberzeugung van
der Unziilassigkeit der in Tübinge« hartnäckig verlhei-
- digten Ubiquität. zogen ihn von der theologischen Lauf-
bahn ab, und brachten ihn in solchen Widerstreit mit
den Theologen seines Vaterlandes, daft dieses ihn aie
wiederaufnehmen wollte, so grefs und bleibend auch
seine Anhänglichkeit an dasselbe war, und so oft er ans
seinen stets bedrängten Verhältnissen dorthin zurückzu-
kehren wünschte. In seinem 22sten Jabrc nahm er daher
die Lehrerstelle der Mathematik und Moral in Grätz au^
weil der freisinnige Erzherzog Garl von Oeaterreleh iu
seinen Staaten l^iermark, Kärntheu Und Krain den Pr»*
testanten freie Religionsübung gestattete, und die^em-
nacii die meisten Gutsbesitzer .sich zur Augsburgischen
Confession bekannten, liier verfertigte er sogleich einen
Caleoder für die Ftirstenthilmer nach den durch Gregor
eingefllbrten Verbesserungen, gegen dessen Eiaftbru^
jedoch die teutschen protestantischen Fürsten, insbe*
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Kcp^ler*« I<«b«n aml Wirken.
sondere WOrtemb^rg in Folgt eioes GhiUchteiis der Uaw
wrtitii Tfibingeo sieh luirliiicki|^ striobteo. Keppler
tmirste Welterbestimmtingen und astrologische Prophe-
zeihung-en in seine Kalender aufnehmen , und benutzte
die letzteren auf eine feine Weise zu Rüg-en politischer
Mifsgfiffe und kirchlicher Streitigkeiten , hauptsächlich
•her ging seine Bemiihnng dahin , die Richligkeii des
Copernicanischen Systems darzuthnn, wodurch er sich
jeilüch die Vorwürfe der protestantischen Theologen zu-
zog", welche mifsverstandene Bibelstellen zur Norm alles
Wissens machen, und sich daher im alleinigen Besitze
desselben behaupten wollton. Seine Antwort, dafs die
Bibel ikber menschliche Dinge menschlich rede , und bei
ihren höheren Zwecken kein Lehrbuch der Optik oder
Astronomie sej^, koimiU dem sehr nahe, was Poli hier-
über sagt, nämlich dafs Jo8ua nichts zweckwidrigeres
habe thun können, als seinen Truppen eine Vorlesung
ftber theorische Astronomie zu hatten« Tycho setzte
dem copernicanischen Systeme den richtigen Einwurf
entgegen, dafs hierniich die Fixsterne eine Parallaxe
zeigen rTiii fsten , worauf jedoch Keppler erwiederte ,
dafs die groise l:t<ntfernung derselben diese verschwinden
mache. Als er demnächst gefragt wurde, mit welchen
Iwtrumenten ^r beobachte, so beschrieb er seinen Ap-*
parat mit dem Zusätze, man möge nicht darüber lachen,
denn dieser müsse ihm einmal genügen , da er keinen
besseren habe. Derselbe war ein rechtwinkeliches Drei-
eck aus Latten von 6, 8 und 10 Fufs Seiten, vermittelst
eioes Senkels an einem Bindfaden hängend balancirt und
mit Federchen versehen, durch welche der Gegenstand
statt der Dioptern betrachtet wurde. Mit diesem enorm
rohen Werkzeug'e f)ehalf er sich indefs nur in der ersten
Zeit, denn später standen ihm bes<;ere zu Gebote. Seine
chronologischen Untersuchungen führten ihn zu dem Re-
sultate , dafs die Geburt Christi fünf Jahre früher zu
setzen sey, was man jedoch für absurd und die Ruhe
der Kirche gefährdend erklärte.
Nach dein Regierungsantritt^ des bigotten Fei di-
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UM
.iimDd floh Keppler aicbi, wie |^ewöholich «rsAit
wird , eondern entfernte sich anf den Rath seiner Ver-
gesetzten eine Zeitlang nach Kroatien, kara jedoch auf
Verlang-en der Minister znröck, erhielt auch seines hohen
Ruhmes wegen einen Freiheitsbrief, wodnrcb ihm eeia
Aufenthalt, jedoch nur bedingt, gesichert wnrde, und
benutzte die ans der Vertreibang der protestantisclww
Lehrer Ton Grätz entstehende Mnfse zu astronomischeD
Forschlingen. Aus den von unserm Verf. aufgefundenen
Acten ergiebt sich jedoch, dafs die Verfolgungen gegen
jdie Protestanten Toa den gleichzeitigen Schriftstellern
nnr yerschwiegen worden, vnd dafo ihre Vertreibni^
keineswegs so gerinschios geschah, ahr Schiller er-
zählt, denn selbst Keppler mufste in Beziehung auf
ihn selbst und die Güter seiner Frau so viele Unbilden
ertragen, dafs er sich entschlofs, unter seinem Gegner,
den stolzen Tycho, welcher jedoch seine Kenatniann
schätzte nnd ihn f&r sein Sjstem zo gewinnen hnttte^
eine Stelle anf der kaiserlichen Sternwarte zu Prag an*
zunehmen, um die Pruterilst hen Tafeln zu berechnen.
Hierdurch wäre fUr ihn gesorgt gewesen , um so mehr
als' er nach Tycho's im Jahr 1601. erfolgtem Tode
dessen Stelle erhielt, wenn nicht die dnrch aichemlaH*
sehe Versuche vnd nnordentliche IVirthschaft stet» er*-
schdpfien Kassen des Kaisers Rudolph II. die Auszah-
lung seiner Besoldung und der Geldmittel zur Unter-
Stützung seiner Forschungen gehindert hätten. Hier war
es jedoch, wo er seine wichtigen Beobachtungen den
Mars anstellte, Kometen und Sonnenfinsternisse beefc*
achtete, letztere berechnete, und die berühmten Rudol-
phischen Tafeln ausarbeitete. Im Jahr 1623, also zur
Zeit des dreifsigjährigen Krieges, war die berlliHttte
Ckinjuncthm des Saturns und Jupiters im Zeichen dsn
Löwen, weiches Ereignifs als Vorzeichen wichtiger EtaH
gebenheiten tielfach gedeutet wnrde. Auch Keppler
mufste in seiner Stellung den astrologischen Voruitheilen
huldigen, und es bleibt immerhin fraglich, ob seine
lebhafte Binbiidungskraft nicht einigen Glauben an dia-
I
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Kepplcr*! Iiebett nnd Wivkeo. IUI
selbe hervorrief, indefg zeigte er durch seine DetttniN
gen j dafti er im Gaiizee keinen höhen oder vieiiliehr gar
keinen Werth darauf legete , indem er seine SSeitg;enossen
▼lelmehr darauf verwies, Iriedfich und der unbefangenen
Vernunft geinäfs zu leben, so wie das göttliche Gesetz
verlange, welches der Erscheinungen am Himmel nicht
bedürfe. Zugleich' benutzte er seinen hohen Credit in
astrologischen Dingen zur Erreichung nOtzlicher, mit-
unter politisch wichtiger Zwecice, wie dieses aus dem
Gutachten hervorgeht, welches er dem Kaiser Hu-
dolph II. in Beziehung auf den Ausgang des Streites
^wischen dem Pabst Paul V. und der Hepoblik Venedig
fiberreichte, dessen Einkleidung zwar astrologisch ist^
inzwischen zeigt der Iniialt deutlich ^ wie genau der
scharfsinnige Denker den eigentlichen Zusammenhang
der Sache durchschauete, und hiernach richtig prophe*
zeihete ; endlich aber bekennt er in einem Briefe an
seinen Freund Berneker ganz offen, dafs dieses für
die Wissenschaft ganz unnütze Feld ihn ernähren mufste,
denn er sagt; ,,die Astronomie moft bei ihrer buhleri*
sehen Tochter Astrologie Uoterstfttznng suchen | darom
ist mein Verleger darauf bodacht, eine groCbe Zahl
meiner Vorhersagungen zu verschleifsen/'
Eine grofte Zahl von Ungllicksfilllen traf Kopp-
lern in Folge vielfacher Unordnungen in der Regierung
Rodolph's, denn nicht hios die Geldmittel fehlten ihm
zur Subsif5tenz und Förderung der Wissenschaften, son-
« dern als die in Passau geworbenen Truppen wegen nicht
bezahlten Soldes in Prag plünderten, wnrde seine Frau
▼or Schrecken epileptisch , nachher wahnsinnig und
starb im, in welchem Jahre er zugleich drei Kinder
an den Pocken verlor. Unterdefs blieb Keppler sei-
nem abgesetzten und im Prag-er Schlosse eingesperrten
Kaiser bis an dessen 1612. erfolgten Tod getreu , wurde
von dessen Nachfolger Matthias bestätigt, aber noch
schlechter bezahlt. Als er daher gefragt wurde, warum *
die von den Astronomen so sehnlich erwarteten Tafeln
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1132 J. Keppler*» Lcbeo und Wirken.
noch immer nicht erschienen , antwortete er: ,claniU che
£hre des Kaisers, bei dessea Kammerbefehtea ich ver-
huBgero mufste, geschont werde, schrieb ich nichls-
iwflrdlge Kaieoder mit prognostica; dies ist etwad besm
afs betteln. Als mein MSdchen starb, yerliefs ich die
Tafeln und wendete mich zur Harmonie des Himmels."
Mit Recht bemerkt der Verf. bei dieser Stelle, dafs me-
chanische üieustarbeit und trockne Rechnungen sich
mit dem Vaterschmense nicht vertrugen , die Lieblings-
beschäftigungen des Geistes dagegen das verwundete
Gemüth besänftigten.
' Keppler war eigentlich Astronom des Kaiseis
und des teutschen Reichs, weswegen auch auf dem
Reichstage zu Reg^ensburg 1613, wohin der Kaiser ihn
mitgenommen hatte, um die Einführung des verbesserten
Kalenders zu bewirken, die Auszahlung seiner ruckstän-
digen Besoldung durch Stimmenmehrheit beschlossen
wurde ; altein Letzteres unterblieb dennoch , und er
nahm datier die von den Ständen ob der Ens ihm ange-
tragene Professur am Gymnasium zu Linz an. Hier wurde
er nicht blos selbst durch den nämlichen Hitzler, wel«
eher später während <ler Belagerung der Stadt bei ifam
Schutz fand , als Ketzer von der Commtinion ausgeschlet-
sen, sondern in diese Zeit von 1615 bis 1621 fällt änch
der jetzt zuerst bekannt gewordene Hexenprocefs seiner
Mutter, ein lesenswerthes Actenstück der grauenvollsten
Unwissenheit des Zeitalters und der unter ihr sich ver*
bergenden abschreckenden Schlechtigkeit der Richter
und öffentlichen Beamten^ welches hauptsächlich von
denen beherzigt zu werden vei(iie[it, welche wegen un-
bedeutender Mifsbräuche einer irregeleiteten Aufklärungf
die Finsternifs vergangener Jahrhunderte zurückwüa-
sehen. Hätte nicht der bekannte Name und die Uigtt
Geschäftsführung des berühmten Astronomen eioenSehati
gewährt, so wäre die 72 Jahre alte Frau auf der Folter
zum Bekennttdfs ihrer Zauberei gezwungen, und nachher
mitten im eifrig protestantischen Wfirteroberg nachUr**
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J. Kcppler'ü X«:bc-D uad Wirken.
im
theil und Rechtsspruch der höchsten Gerichte als Hexe
verbrannt, wenn sie durch Quaalen überwähigt sich
schuldig bekannt häUe. Rührend ist das Bekenntnifs
lind das Gebet der Unglücklichen , als sie bei der An-*
drohung der Tortor nnd Vorseiguog der Marterwerk*
zeuge nochmals ihre Unschuld betheuerte , und sich
willig in ihr Schicksal ergab, worauf sie jedoch aus
Rücksichten auf ihr Alter und in Folge der Bemühungen
ihres Sohnes freigesprochen wurde. Man mufs jedoch
diese Sache im Einzelnen kennen, um den gerechten
Abscheu an derselben ^anz zu empfinden. Merkwürdig
ist es zugleich , dafs selbst der aufgeklärte und hellse-
hende Astronom die Existenz der Zauberei keineswegs
in Abrede stellt, woraus isichtbar hervorgeht, wie sehr
man sich bemOhen mufe , seinen Geist Tor Befangenheit
durch Vorurtheile zu schützen.
Die durch das erwähnte Ereignifs abermals Ter«
schobene Herausgabe , der astronomischen Tafeln fand i€(k
Jahr 1626. ein neues Ilindernifs in der 14 Wochen
dauernden Belagerung t>on Linz durch die aufrührischen
Bauern und Graf Mansfeld, bis Wailenstein die
Stadt entsetzte, worauf jedoch alle Protestanten vertrie«
hen wurden. R e p p I e r durfte auch diesesmal bleiben ,
wählte aber zur endlichen Vollführung seines Planes ein"
verzweifeltes Mittel, indem er in einer anonymen, schnell
verbreiteten, Druckschrift die Ursachen der verzögerten
Herausgabe der Tafeln bekannt machte. Der Kaiser wies
darauf zum Druck derselben 6000 fl. auf die Reichsstädte
Dürnberg, Memmingen und Kempten an, allein die
erste Stadt zahlte von ihren 4000 fl. gar nichts, die
andern beiden nur einen Theil. Um jedoch aus den
österreichischen Staaten zu kommen, ging Keppier
mit dem ganzen literfirischen Apparate nach Ulm , wo-
selbst dann die bekannten Tahtdae Rudolphmae im Jahre
1627. erschienen, und er mit Besold bekannt wurde,
welcher um diese Zeit in seiner religiösen Ueberzeugung
wankte , 1630 heimlich und 1634 öffentlich zur katholi-
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im
SohcQ KirchiB übertrat Weil Keppler an lücksiandi«
ger BesoldoDg und ILofiten fllr den Druck der Tafefai
12000 fl. an den kaieerliehea Schatz zu fordern hatte,
sachte man ihn dadurch los zu werden , dafs man diese
Summe auf Mecklenburg anwies, nnd den Astrouoiuen
selbst dem Herzoge woa Friedland in den Kauf gab*
Wallen^iein nahm Jetnteren gern an, der sich nach
Sagaa begebmi hatte, wo er aich am aichersteo g^lanbtei
Als ^dbtt die Mahauiigea au die Zahlungen erfolgten ,
Standen des Herzogs leere Cassen im Wege, dem seia
Aatrolog Zeno (gewöhulich Seoi genannt) zu viel ko-»
etet04 weswegen der acade«iische Semal in CUislock g^f^
nwnngeo wnrde, Kepplern den Ldmtnlil der Matbe^
matik an jener Universität zu übertragen. Diesen nahm
er jedoch nicht an, um durch seineu Aufenthalt in den
Staaten des Kaisers Peine Fordfrnugeu au diesen in blei-
bender Kraft zu erhalten, verheirathete seine Tochter
Snsanna an Jacob Bartsch, nachmaligen Professor
der Mathematik in Strafiibnrg , nnd reiset« im Jahr 16M
zur Uuterstiitznng seiner Forderungen nach Regeusburg,
wo der berühmte Reichstag zum Sturze Wallen Steins
gehalten wurde. Ermattung von einer beschwerlichen
Reise und die Kfftnknng, dals der tnmuttnarische Reiehn*
tag auf seine Forderungen nicht achtete, zogen ihm eine
schwere Krankheit zu, welcher er den 15ten Nov. 1630
erlag, und daher in Regeosburg beerdig-t wurde, wo
der dortige Bischof Carl v. Dalberg ihm 1808. das
bekannte schöne Monnment errichten liefe. Seine Tochter
Teilor ihren Mann nach 4 Jahren durch die Pest, nnd
Tcrheirathete sich wieder an Martin Heller, sein
Sohn Ludwig aber hinterliefs in Königsberg einea
nnverheiratheten Sohn, mit welchem die djrccte Nach-
kommenscbaft K e p p 1 e r's erlosch. Die Wittwe des
grefsen Astronomen ictbte mit ihren yier nnmfindigeny
epiter jung verstoßenen Kindern in grofser DQrflti|^di
Jlaft KeppUr m Mhattend orit ti9^m$g9migtä'
ta kijqpfen hM^^ Ist mm «jdnen gedrackfts» ßjogra«»
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phiees sehr alJgeoMui bekanst BimnUfitehi Indeft dti
kaum anders als rach m aeiiiieade Invaiitaf iam un Wl-
derspruche , welches über seine nachgelassenen Effecten
aufg-enommen wurde. Man darl jedoch aus diesem kei-
aesiyi^s scliiieüsen, dafs Jüeppier nach äufsern Gik*
tero vorzugsweise begierig gewesen sey, end aus dieser
Ursache die ihm veisprecheoaa Gelder so dringeod ge».
fordert habe^, vielmehr isl wohl zu berltcksichtigen ,
da£s er einen Geliülfen theils zu seinen Beobachtungen,
theils für die weitiäuftigea Rechnungen haben inufste,
und das ermüdende Geschäft der letzteren allein zu über*
nehmeo gezwungen war, wenn seine Besoldung ausr
blieb. Aufiierdeni aber er^erderfte der Druck der Tefela
bedeutende Vorschüsse , wovon er kecs vor seieein Tode
erst einen Theil durch den Verkauf derselben zurück-
erhielt. Endlich hatte er insbesondere mit der ersten
Frau ein nicht unbeträchtliches Vermögen erheirathet,
was aber in jenen unruhigea Zeiten sieht leicht flüssig
20 machen war, UBd daneben wfirde es gegen das Pflicht**
gel&hl des gewisseabaAen Mannes gewesen seyn, alles
dieses auf wissenschaftliche Unternehmungen sn ver-
wenden, die der Kaiser und das Reich von ihm ver-
langten, und daher auch bezahlen mnCsteo.
Dß la Greee moderne 9t de ses rapports avee Vantiquiti,
Par Edgar Quint t, membre de la commisaion envoyde par le
prouvemement en More'e. A Paris chez F. 6* LevratUt Libraire
Hue de la Harpe ^o. 81. et ä Strqßburg^ me de Jviff Mo. aS.
ISaO. XU und ms. m gr. 8.
Diese Schrift, auf welche wir unsere Leser auf-
merksam machen wollen « enthält weit mehr, als man
nach dem Titel zu erwarten geneigt seyn dOrfte; denn
es giebt der Verf. In diesem Werk eine Uebersicht der
Reise, die er als Mitglied der von der französischen Re-
git rung nach Morea geschickten Commission von Ge-
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IIM Q^set, 99 HQrhe9 modcoie et wm tapp. mvee VuaHqaHM,
lehrleo, durch den Peioponoes und einige andere Punkte
Grieclienlands im Jahre IStÜ, unternahm; er knüpft
dann an die einzelnen Schilderungen Bemerkungen der
Art, wie sie nach dem Titel der Schrift zu erwarten
waren. Da wir über die Resultate^ so wie über ilen
Erfolg jeuer Expedition, bis jetzt fast so gut wie gar
Nichts — wenn man einige allgemeine, briefliche Nach*
richten abrechnet — erfahren haben und von Seiten d«
Gouvernements noch Nichts von den gelehrten Forschun-
gen und Arbeiten der Mitglieder jener Commission be-
kannt gemacht worden ist, so gewinnt natürlich vorlie-
gendes Werk ein Interesse, das die besonderen Ver-
hältnisse des Verfs. 5 seine Ansichten und Schilderungen
in jeder Hinsicht erhöhen. Zwar hat der Verf., wei-
cher för das Fach der Alterthumskunde der Expedition
beigegeben war, seine gelehrten Untersuchungen zur
Disposition des Gouvernements, das ihn zu diesem Zweck
abgesendet , gestellt , und wir können nur baldige Be-
kanntmachung derselben wünschen, indem sie manchen
in diesem Werke aufgestellten Behauptungen und Sätzen
nähere Bestätigung geben und uns mit manchem An-
dern, z.B. mit den zahlreichen Inschriften, welche
der V^erf. an verschiedenen Orten copirte, und deren
er verschiedentlich in seinem W erke g^e<h nkt , bekannt
machen werden. Demungeachtet linden wir scheu in
diesem Werke eine Menge neue' Aufschlüsse über ein-
zelne Punkte der Geschichte und Geographie deß altcjpi
Griechenlands, zunächst der in neuern Zeiten Im Gran-
zen weniger bekannten und bereis'ten Pelopsinsel, in-
dem der Verf. zum Theil Gegenden beschreibt , die
vor ihm von andern Keisenden gar nicht berührt wor-
den sind.
{Der B€9ehlufä folgt.)
f •
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ti\n. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR. ISSL
£. Qu inet. De la Crrice moderne ei aes rapporU
avec Vanti^te.
( B 9 9 € k l U f 9. )
Aber es. ist nicht blos das Alterthom, dem d^
Verf. seiaeii Blick zug^ewenrfet hat, mit einem oft an
Begeisterung; gieazenden Eifer betrachtet er auch die
Gegenwart, und hier werden seine Schilderungen des
Landes nnd seiner Bewohner in ihrem geg^enwärtigea
Zustande, seine Betraphtungen üb^r ihre Lage und über
die Mittel 5 das angefangene Werk der Befreiung m Tol-
lenden, und die gesunkene Cultur wieder zurückzuführen,
auch f ür jeden Anderen von Interesse seyn, der nicht blos
als Aitertbumsforscher gern in diesen ciassischen Ge-
genden weilt, sondern mit Wohlgefallen das Wiederanf«^
blftheo eines in die Reihe der civiiisirten Nationen Eu-
ropa*s nun wieder aufgenommenen Volkes betrachtet,
zumal da der Verf. in dieser Beziehunis; seinen Gegen-
stand nacli den verschiedensten Seiten hin aufgefatst und
behandelt hat. Besonders gelungen erscheinen die
SohUdernngeo einzelner Gegenden, Naturscenen und
dergL m.' Die ganze Darstellungsweise hat etwas Erhe-
bendes, das uns unwillkührlich erig^reift und dahinreifst;
sie zeugt, von welch' einem tieleu Gefühl und welch*
erhabenen Gesinnungen der Verf. durchdrungen ist
.VonKfaiTarin, wo auch nnser Verf. nur das aUe.Ne->
slorische Pylos wieder finden kann, unternahm er zuvor«
derst die Wanderung durch die von neueren Reisenden
so gut wie gnr nicht hesuclite Landschaft Messenien,
das 9 um die alte Fruchtbarkeit wieder zu gewinnen, nur
dner besseren Cultur oder nach der Bemerkung des Verf«.
nur noch der Thätigkeit der Europäer bedürfte, zumal
da die reinere nnd gesunde Lnfk in diese Gegenden
mehr als in andere einladet. Mit welchen Entbehrungen
mV. Jalirg. 11. Heft. 72
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1188
E. C^ainct, De la Gr^ modene
iiod Gefaliren, mit welchen MQhseligkeiten eine Reise
durch das Iimere Moreas verkufipfl ist, mufs man bei
dem Verf. selber nachlesen, der aas davon eine Schilde-
xmg entwirft , die freilich wenig einladend für Andere
seyn wird , obschon wir bei der sunehmenden Caltnr des
Landes und einer durch die Befreiung' von dem äufi^erea
Feinde nun möglichen besseren Administration manchen
Fortschritt in der Zukunft erwarte dürfen. Die freilich
«rat später angelegte Hauptstadt Messeaa, daim insbe-
sondere der in der filtern Geschichte Messeoiens m be-
rühmte Berg Ithome , mit seinen, bisher so gut wie gar
aicht gekannten Ruinen, welche utis durch ihre gewal-
tigen Massen an Werke der Cyclopen erinnerte, wesdea
Kitt AnsiMMrltchkeit geschildert. Oiiter den hier mifg^
fnndenen Inschriften fand «ich anch ^e wn FonrMoi
mitgebrachte; ein Umstaail^ der h^A der Frage nadi
der Aechtheit oder Unächtheii dieser Inschriften über-
haupt zu berücksichtigen ist. Merkwürdig aber ist es^
dafs unter den Bewohnern dieser Gegenden, wie der
y«r£ nasdracklich anfitfint^ noch Traditionen Ton Ail->
stomenes sich erhalten haben.
Ueber unwegsame Höhen eilte der Verf. nach dem
Gebirgskessel Arkadiens. Der Eintritt in dieses Gebirgs-
land war sehr überraschend; der Charakter des Ganzen
hAchsl auffidleod , die Gebirgswelft gnAarlig and furrii^
bar. Didite Eichenwälder, nwisehen dienen wflde Bergw
Wasser sich hindurch stürzen, Stämme durch Wind und
Wetter entwurzelt; Felsen bedeckt mit Moos ; auf den
Gipfeln der BerjD;e Saulea anfrecbt stehend mitten unter
Gehölze, die Trümmer dbemaliger Tempel nnd PrachtK
hauten; Reste Cjclopiscbea ^mSoers, aber bedeefc*
mit der Vegetation des Nordens, welche die Städte der
Vorwelt unter Wäldern verbarg; hier «nd dort einen
Ziegenhirten , in seinen Mantel gehüllt; einige Hütten
umher zerstreut ; in diesen Uitten ein Fell aasgehreüel
iher die Srde» einige wild waehsende Kitaler, un4 efai
OeMiqif ; so eraeheini hentigen Tags, sagt unser Verf.,
das Yoa den Dichtern gefeierte Arkadien! Unter den
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verscbiedeoen Funkten dieses Binnenlandes) welche der
Verf. auf eeioer Wanderimf berührte, nennen wir zu-
vorderst Me|^el4>po)j«'^ dfsSMiB Rmnen basdhrieben
werden. Eine herrJiche Aussicht bot das auf gewaltigea
Grundmassen erbaute Theater, und wir erinueru hier
an die Bemerkung des V^erfs.^ dafe überiiaupt in Grie-
chenlao4t wo ein Theater sich angelcjgft finde, man auch
elfter ausgiedehoten Aassicht siciier seyn ktone.
Bfebr MQhe kostete es^ die Stelle der alten Ly^
casnra aufzufinden; es lag der Ort wahrscheinlich un-*
weit des heutigen Dorfes Stella, da wo Trümmer cyclo-
pisclien Mauerwerks, Säulenreste und andere Trümmer
aeWM FilMtK zn beurkunden scheinen. Bei diesen Wan-
derumgen erstieg der Ver£ auch den Berg Cotvlus^ '
Toa deesen Höhen man einen grofsen Tbeil des Pelopon*
> uesus erblickt, er sah die prachtvetlen Ruinen des Tem«
pels des Apollo Epicui i US. „\ach einem beschwerlichen
Wege," schreibt Derselbe, ,,\vard ich plötzlich mir ge-
genüber eine Masse von ganz aafrecht stehenden und
w^diierhalteDen £äulen gewahr, welclie ein herrliches
Ganze bildelen , wehl das herrlichste , das ich je erblickt
zn haben glaube. Ich wufste wohl , dafs ich hier merk«^
würdige Beste des Alterthums fiaden würde; aber der
Eindruck, den das Ganze auf mich machte, war so un-
erwnr^, iso j^lotziich, dafs er ganz mefne Seele ergriff.
I}i^r, «uf eineiB solchen Felseng^fei, nahe an der Re*
^nn des Schneens , wo kein Baum mehr emporspriefst
nnd kein Fufetritl eines Bf ensehen l^nr beurkundet, hier
ein solches Wunder der Baukunst zu ßnden, das hatte
ich nicht erwartet ! Noch ein und dreifsig aufrecht ste-
hende Sänlen konnte ich zählen ; sie waren meist noch
durch ihne Arcbitrave verbunden ; anfserhalb lagen die
Trflmuier der Hbrigen Säulen ^ welche die ZUhl der
nwel und vierzig fQlUen, Ober einander hingerollt. Noch .
ist der ganze Fufsboden erhalten, aber Dach und Mauern
liegen durcheinander an den Seiten übereinander aufge-
httittft" u.«. w.
Nfcb einer beschwerlichen und |;efahrvollett Reise^
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1140 £. I^ninet» De la Qrhce moderne
deren Abentheuer eine nicht uninteressante Episode io
diesem Gemälde bilden, gelangte der Ver£ über die
wilden mit Schnee bedeckten Hohen des Tajgetns in die
verödeten Gegenden des alten Sparta's, über welches,
so wie über das nahe Amyclä und mehrere andere Punkte,
wie z.B. das Schlachtfeld von Sellasia, wir hier nähere
Aufschlüsse erhalten. Der Verf. konnte sich kaum von
diesen Gegenden trennen, die in ihm einen tiefen Ein-
druck zarfickitefsen. „Cette viUe^ raft er ans, ,,qm
mavoit peu frappe en arrwant, est ceUe que j*ai eu
le plus de peme ä quitter, II y en a plusieurs , dont
Vejffet est j}lus soudam : Argos , Athenes et m^me
Coriathe. Mais cette vallee de Lacaniej qm nwvre
nuUe part dissue ä Vmstmot du voyageur, voua €»•
cldi, vau8 enaerre peu ä peu, vaus presse de-
meurer. Auiant est lente thnpression quem en re^oU ,
autant eile est profonde et souterme*' (S. 168.), woran
noch einige weitere Betrachtungen sich knüpfen. Darauf
finden wir bald den Reisenden zu Tripolizza und bei
den eine Stunde westwärts davon gelegenen Ruinen Te*
geas, und auf der Stelle, wo wie er glaubt, der be-
rühmte Tempel der Minerva Alea gestanden , dann weiter
zu Mantinea und dessen Schlachtfeld , von wo aus er den
Weg über die Gebirge nach den reizenden Ebenen von
Argolis einschlug. Nun tritt Argos mit seinen grofsar-
tigen Resten der Vor weit vor uns , das uaheMycenä und
Tyrinth mit den Pydopen werken, das Löwenthor, das^
Schatzhaus des Atrens u. A., worüber uns der Verf. zum
Theil neue Angaben mittheiit. Selbst die die Ebene be-'
grenzenden Gebirgsmassen , w elche in ihrer ganzen For-
mation etwas Aehniiches mit den Cyclopenmauern dar-
bieten, entgehen der Aufmerksamkeit des Verfs; niiM^
der überhaupt in seiner lebendigen Schilderung Alta^
und Neues stets zu einem grofsen Bilde zu vereinen, iml^
Beides gleichsam neu zu gestalten weifs. Von hier ausJ
zog sich der Verf. landeinwärts in den Gebirgskessel ^
N^meas, dessen Stelle kaum noch einige Säulen
einige MarmorfragmeUte beurkunden. Der A|i|)|||||jg||§
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et sei rapportt ayec Pantiqnil^*
1141
Corinih mit seiner die beiden Meere beherrächenden
Acropole war im Ganzen wenig erheiternd , so herrlich
und so ausgedehnt auch die Aussicht von dem Akroko-
rinth war; das Plafeau von Korinth bot nichts Angeneh-
mes dar. Nach einem Absteclier nach Sicjron und den
bisher wenig gekannten , hier aber g^enauer beschriebe-
nen Ruinen dieser Stadt, eilte der Verf. auf einem wenig
oder gar nicht besuchten Wege von Corinth nach Epi-
daurus , wo der Tf^mpel und Dienst des Aescnlap ihn
besonders bescliaftigtc und seine Aulnierksanikeit auf sich
sog; von da nach Aogina, wo aufser Andern die pracht-
vollen Ruinen des Tempels des Jupiter beschrieben und
gewürdigt werden. Nicht ohne Gefahr ward eine Fahrt
nach tleni von den rürken noch besetzten Athen unter-
' nommen und ein ilort verstntteter Aufenthalt von meh-
reren Tagen zur näheren Untersuchung der bedeuten«
deren Denkmale des Alterthums , die durch ein glück-
liches Geschick auch bei den neuesten Kriegsereignissen
unmittelbar zuvor wenig im Ganzen gelitten hatten , be-
nutzt, wie z.B. der Theseustempel , der Thurm dts
Andronicus, das Denkmal des L^sicrates, der Tempel
des Olympischen Jupiter u. s. w« Auch die Umgebungen
Athens ) bis nach Acharnä hin worden besucht; der fast
ganz trockne Ilyssus und der schon etwas wasserreichere
Cephissus überstiegen. Ueber Andres und Sjra eilte
dann der Verf., durch ein heftiges Fieber zur Ruckkehr
gendthigt, auf einer Ipsariotischen Brick in die Heimath
ißurfick.
Wir haben in kurzen Umrissen eine Uebersicht der
Wanderungen des Verfs. zuvörderst mittheilen wollen
und hier besonders die eine Seite des Werks — in so
fern es das Alterthum betrifft — hervorheben zu müssen
geglaubt. Es bleibt üna nun noch übrig , auch die andre
Seite za berühren, und insbesondere der geistreichen
Bemerkungen und Betrachtungen bald historisch - philo-
sophischer, bald nij'thologisch - symbolischer oder auch
artistischer Art zu gedenken , welchen der Verf. sich
anwillktthrlich tberläGst^ wann er bei der Betrachtung
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Uil
E. Qatnett De 1» Grtee nodem«
einzelner merkw&rdiger Puokte der Vorwelt oeWillkahr-
lieh in die Ge^nwarl herabgesog^en , diese* mit der
Tergangenheit m Tergleiehen sieh yemnlafet ftlMt; denn
dais er auch diese in seinem Werke aufgefafst und dar-
gestellt |hat , haben wir bereits oben angedeutet; hier
müssen wir deshalb noch Einiges über diese Seite des
Werkes, die yieileicht für Manchen ein noch gröfseres
oder wenigstens ein gleiches Interesse haben dirfte, be-
merken j weil der Verf. ans ein so getreues und leben-
diges Bild der gegenwärtigen Lage Griechenlands und
seiner Bewohner, zunächst des Festlandes Morea ent-
wirft, dafs wir wohl dabei noch einen Augenblick ver-
weilen dürfen, so sehr es auch scheinen will, als trete
Griechenland über den gröfseren Breignisseir, die unsere
Zeit jetzt bewerfen und unsere Blicke anderswohia rich-
ten, schon einigermafsen in den Hintergrund zilrGck,
aus dem es, wir wollen hoffen, bei fortwährender Ruhe
von Aufsen wie im Innern, bei zunehmender Cultur des
Bodens und geistiger Bildung seiner Bewohner, bald
desto glänzender heiYmrtreten wird. Zu dieser Hoffnung
berechtigt uns namentlich das, was der Verf. Über den
Charakter des aus harter Zwingherrsehaft nach mannich-
fächern Druck und Leiden , dessen frische Spuren noch
überall tiem Verf. entgegen traten, eben erst befreiten
Volkes an mehr als einer Steile seines Werkes berichtet
SeinUrtheil über die Griechen ist, ohne besondere Par-
theilichkeit fftr dieseS^ Volk, in Gafoen gfhisfig; Ruhe
von Aufsen, eine geordnete Administration im Innern,
besserer Anbau und Cultur des ganz yemachUfssigten
Bodens, Eindämmung der verheerenden Gewässer, wel-
che den Anbau erschweren, und zugleich die Luft ffotch
ihr stetes Austreten und die dapdurch termhS&^Süfmj^
verpesten und da» Klfma so ungesund matflNEiqr^j^^
Bildung des Volks dufch Anlage von Sehrolen iSfPi^
breitung des Unterrichts ; dfes sind hauptsächlich die
Punkte, von welchen das Emporkommen Griechenlands
demnächst abhängig ist. Ein Hindernifs für dieAgricuttur
ist jetzt noch der Mangel au llnnnlMrrW: "dlTj^
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iiiUbarer ist ab der an M eascii«» io den verödeten
j^nden Moteas, ud dnen traari^e« «adi niederscM»-
gendeo Bmdradc auf den Reisenden macht Bs ist,
sagt unser Verf., für den Reisenden schon ein bemer-
kenswerlher Umstand, während seiner Tagfesreise auf
einen Ochsen zu stoi^en; auch ist die ganze Ra<^e durch*
ans entartet; Esei und Schweine , namentlich die lets-
ferai, md fast gme ausgegaoge»; einige Heerden too
Ziegen und kleine Pferde, deren man sich übrigens
nicht fQr die Feldarbeit bedient , sind das Einzige , was
^rtg geblieben wU In ganz Griechenland wird man
nicht einen Pfluge mit zwei Rädern finden ! Selbst in
dm Reich der Vögel zeigen sieb ibnliefae Brscheinttn-
l^en. Wohl trifft nraa m Messenien Schwftrm» ywa Ra-
ben, da zunächst, wo Skelette und Cadaver die Lager-
stätten Ibrahims oder die verheerenden Zöge seiner Afri-
kaner bezeichnen; auch erblickt man in Argolis Störcbe
nod a«f den Gebhrgshdhea Arkadiens Adler, Sperber,
Fhlhen* and fthnliebe Thiere ; aber weder Sperlinge nodi
Lerchen oder Nachtigallen beleben die stummen Wälder,
während das unablässige Geschrei der Katzen , ver-
mischt mit dem des Schakals einen höchst widerwär-
ügett nnd Mangenehmen Eindrack zviickläftt (S. Iftl —
IM.). Si» sehneller wid pWididier Wechsel der Tem-
^peratur^ besonders in den Gebirgsgegenden, ist nach-
theilig; für die Gesundheit und wird för die Fremden,
die weniger als die Einwohner daran gewöhnt oder
darauf Torbereitet skid, Ursache vieler Krankheiten
- (& 118.). Für diese werden auch die Nächte, bei der
fencbten , Ülberall dnrcbdringeaden und aaf die Geswid-
heit nachtheilig einwirkenden Luft gefährlich, zumal da
jedes Mittel, dagegen sich zu schätzen, fehlt. Um eini-
\ferniafsea weniger diesem Uehelstantte ausgesetzt au
eeyn, streckt man eich auf die Erde «oi das Feuer,
das man fortwährend bis Sonaenanfgang softer nnter-
halten mufs. Seit unserem Auf bruch von Modon, schreibt
der Verl,, Ilaben wir, mit Ausnahme einiger Tage zu
Arges I keiae Nacht in Morea zugebracht, ohne cUe
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im
Sterne vor uoserm Haupt funkeln zu sehen , und ohne
da§ empfindliche Weben eines Windes 2u fühlen, der bis
zu dem Gesicht hindurchdrang , oder iu unserem Mantel
sich fing, unci ohne aufzustehen, erkaltet an allen Glie-
dern von des Morgens Fieberlufl" (S. 40.). So g;ef ähr-
lich und beschwerlich durch diesen Mangel des Unter-
kommens und jeder Art von Bequemlichkeit, an wekdie
der Europäer gewohnt ist, eine Reise durch das luere
Moreali wird , so wenig hat der Reisende von der ver-
schrieenen Unsicherheit dieser Gegenden zu furchten;
davon wenigstens wird die ganze Reise des Verfs. einen
Jeden leicht überzeugen können, selbst wenn wir auch
nicht darüber ausdrückliche Angaben, wie s. & SL 14ff,
und sonst' findtti. Charakteristische Zfige zur Kenntoifi
des Volks in seiner gegenwärtigen Lage nach seiner ia-
tellectuellen und sittlichen Bildung sind überall einge-
streut, und mit besonderem Vsrgnügen haben wir die
Nachrichten über die Ausbreitung des Unterrichts dttroh
Anlage neuer Schulen und den überall regen Eifer daflr
gelesen. Man vergl. z. B. S. 218. Auch über die reli-
giöse Bildung des Volks ^ über die Geistlichkeit uod
deren Einflufs fehlt es nicht an einzelnen Winken ood
Bemerkungen. Der Kinflufs der letztern erscheint hier-
nach nicht von Bedeutung, und ohngeachtei des Au*
theils, den die Verfassung ihr gesetalich verliehen, und
des Ansehens, das sich die Geistlichkeit durch ihre
rulimvoiie Theilnahme und eifriges Mitwirken zur Be-
freiung des Vaterlandes allgemein erworben hatte,
scheint sie doch in dem Geföhl der Untahigkeii, die
Leitung einer neu geschaffenen Nation au führen , sieh
selbst jedes Ansehens und Einflusses iu die öffentlichen
Angelegenheiten begeben zu haben. An einer andern
Steile (8. 218.) äufsert sich der Verf. foigendermafseo:
„Auffallend ist die hülfslose Lage der Geistlichkeit uod
die geringe Sorge, die man anwendet, sie wieder empor
zu bringen. Die Griechische Kirche erscheint in einer
der Anglicanischen gleichen Lage; und so darf es uns
dann oidit auffallen , wenn wir einst den Geist dei
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et tes rapporti avcc Taiitiquitd.
1146
Protestantismus in die Hallen der Byzantinischen Kir-
cheD eindringen und den Germanifiohen uod Grieclü-
0^60 Geisl) der sich schon friher ia dem Arianisnins
vereinigt, wieder von Neuem rieh verbinden sehen."
Auch über die politischen Verhältnisse des neuen
Staates erhalten wir manche Aufschlüsse; man vergl.
z.B. S. 214 If. Von dem dermaligen Präsidenten i^) dem
Grafen Capo d^klria entwirft der Verf. eine sehr vor-
iheilhafteSchildernng; er traf ihn zufilllig anf dem Weg
▼OD TripoliczB naoh Argofl, als der PrSsident seine erste
Reise durch Morea vornahm, umgeben von einem Ge-
folge, unter welchem besonders Nikitas, „der Ba^ard
Griechenlands,'' und Colocotroni die Aufmerksamkeit
des* Veifs* auf sich zogen« Von Beiden» insbesondere
von dem Ersten, giebt er eine sehr ansiehende Schil-
derung, die wir gern hier wörtlich inUtheilen möchten,
wenn wir nicht befürchten müfsten , die uns angewie-
senen Grenzen zu überschreiten. Nach einer kleinen
Unterredung erfolgte der Aufbruch der Caravane, wozu
der PrSsident das Zeichen gab. Der ganze Zug sammt
dem Präsidenten setzte sich zu Fufs in Bewegung, indem
der Piad für Pferde unwegsam war. Kinige Fähnlein
eilten voraus, dann folgte, mitten unter einer Gruppe
von Uauptleuten, die alle in Linnen von blendender
Weifte gekleidet waren, der PrSsidenl; hinter ihm die
Rosse , die man am Zaum führte , und die jeden Augen-
blick an den Abgründen sich bäumten. Eine kleine An-
zahl irregulärer Soldaten klimmten, rings umher zer-
streut, um die Felsen hin; einige Maulesel , nut demGe-
päcke beladen, bildeten den Schiufr des Zuges, Lange
blieb ich, so schreibt der Verf., mit meinen FAhrern
unver weihen Blickes auf demselben Platze, die Augen
gfcrichtet auf jene Karavane , die unter uns in das Thal
sich verlor, und an deren Spitze ich immer nur .den
Mann erblickte » den sein Alter und sein Leben zu sol-
ohen Beschwerden nicht vorbereitet zu haben schiaii
Geschrieben vor der £riuordang de« Präsidenten.
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der die Hoffnuog und die Rettung seines Landes war;
und den blos innere Kraft und Seelenstärke io diesen
Anstreng^ungen aafrecht zu erhalten vermochte. Um ihn
hatten «ick Alle Tersammelt, die wie er flhr die Brkai-
tm; und Beftrelongf des Vaieriaiides ihr Bestes, ihr L»-
ben, aufauopfern bereit waren, um mit ihren Waffen ihn,
den allein Waffenfosen , auf den aliein ihre Blicke stets
gerichtet waren, zu schirmen und zu schützeiu Darch
ihft, den ruhigsten nad bcsonnensteB, aber Mch deo
entschlossenste» Mhnn wollte die götMiobo Voraehnnj
Griechenlands hhftige Tag^e enden, und mit Europa wie-
der ein Volk verbinden, das seine geistige Lehrerin war;
ich kann ihn nur vergleichen mit einem Missionär , der
die wilden Stefipen durchzieht, nnd ihre Bewohner no-
wiilkQhrUch «n sieh zieht und mü sich CMrtreMU"
So kdnntett wir noch amdeve Stellen Ober die gegen,
wärtige Lage des Landes, seine Bewohner, die politi-
schen Verhältnisse und (iergl m. anführen, wir wollen
indef» Heber auf eine Sc^lufsbemerkatig 8. 444. oder
Mf difr Benwrkungen im Werke setbst S. 8140. 29» ft
w. e. W« verweteen. MancAie andere allgememe mytho-
logische Betrachtungen oder ZusammensteUun|?en mflsisen
wir der Würdigurrg des Lesers überlassen, eben so wie
die Bemerkuogen üb^r den Charakter der Baukunst im
AJIgemeincn i wio inzbesondere der Byzazitinischoii (vgl.
kRA M SOffX nach dürfen wir woM «zn Sehlnfc* zaf
die Note S. 271 ff. und die darin in wenigen aber kräf-
tigen Zilg^en enthaltene Schilderung unseres Heidelbergs
aufmerksam machen.
Von & an folgt ein Anhang: „De Im Nafufe
• ei <is tlMoite Am a leura rapporU omc lea li iwff
^lOfis religiemes et epiques," in^ welchem man bald deo
geistreichen üebersetzer und Eiaföhrer der Herder 'sehen
Schriften in die Franzosische Literatur wiederfinden
wird. ~ Eine deutsche Uebersetzung des gesammlen
Werken mMaten wir in mehr ab einee ÜMsiclil wflnzchsn.
Ch. Bahr.
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• SaliwtX OpeM ol. Fr. D. QeflMli, Ihm. ' UÜ
KURZE ANZEIGEN.
GL Cri$pi Smlustii fMt» txstant, Mif9gnovit, varias hctionmß
Hfäd* BmßUe^m. Bemenss. Turicen§$, JPturits. Erlangensi Tegern-
99mm eeteruque, f«M IVamhUf Hmiferemapiuä ^ CweUus aliique edi*
H^a. toutulerunt , eollectaf^ eomnunUtrios atque AMfiicet hcuphtls-
8imo8 tzdjecU Franciscu» DorothemM Gerlach, ph. Dr. lAtU
Lmtinn. in Acatttmia Banleenai profestoTf BikLMead. Prae/ßctm»
Vol. ///. jBofildM m libra/im Sehweighaeuteriana, Typh et sum»
ttbus Jugusti H^ielmü^ t^agrtipk, AM, MBCCQJLJLkL — Fi «.
Aoch mit deoi TItet:
Commentarii et Indieet fe C, Salus Iii Crispi Oitilinam , Ju-
gurtkam et Ilintoriurum fyagmenta, Auetore Fr. Dvrothco der»
lachio. Fol. II. Accedunt fragmenta Vaticana Jnfü Kxsupe-
raniii de bellis civilibus Marti Lepidi ac Sertori Opusculani ei Fa^
rietet» lectionis e coäd. Pari^inin ^angallensibus et Einsidelensi.
Die Mlierai JEhimfe dictes grofbttitigcii Viilenieta«ii« , da« ia
der kfHia^bm ond exegetftchen B6kaiidliln[^ des Mluallii» Speefte
1^ iMcheo geeignet Sil ^ Imikn in di«*Mii BlitlMr fiKHieffUii die ver»
dieete Anerkennung ge^mfcii. Wir habea Wo* noeh ia vcMtiegeft-
änm-MiUm Bande die ViiNeüAttg dM Ctenieil sniMeigen«
iHitoeT Band entMU twfMknt die Colirmeiflerien sa den Fing-
ikentetf der Hktorien des Sunnit« ioweiil in efMchlicli-graniniati
MiNV aU in sachlicher Rinnicht , sehr ToIIalindfg nnd fiefriedigeiid ,
-e|ng«leit«t dnrtH eine gevdilchtriehe Mieniiclit der BreigniMe jom
'Jtflir S19 ^699. n. G. (irelchen Zeltramir die Hki^riae deeMteetÜw
« ^mMe%0tt) , w^i-, wi^ nuehf in den (/OmilfeWItrien selber, nicht we-
nige dlinkle oder beitrHitene Ptankte mis der noch immer nicht so,
wr« \fir t9 wiinvehen mocfvten, an Tg-« klärten Geschichte jeiver denk-
würdigen Periode , he«|iroclieB nnd erörtert oder berichtigt werden*
Bafs daltoii diese ErArtening manehe Firagmenfe eivt fichtig aofge-
' fMTof H^rdeif «der iifre wahre Stellmtg* vnd Annr(?ntrng^ erholten^ be-
' 4iftf )(anm einer befteudem Erwfthnong. Ber Verf. Mfligt , und nlebt
ttttne Grund , die yermtithottg' von De Brosies, dafs mit der Zatam-
nelllillnfl de» Pompejo» und Lvcnflui in Plirygien SallustV Hisforien
steh schloriiieo^, deren weitere Fortsefznng Und Vnllendnng dvrHl den
Tod eder äui- imdem Ursachen unterblieb- Mit Recht macht utta #Rr
Hefttusg. TinfmerkHam , rfafs Sallustius aTelber in den Historiett ein
gtdfieM'Werfc «n iiefe» gednclite, dnreb «reldketer aidiehivBfalle
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X'HS Ülmtlt OpMM ««. Fr. D. Cl^riftoli» Tot ItC
unter den groDieii Cleieliielifoclireibent Bomi nehere. — Mit p. 117 Iff.
folgt der Commentar sa den Fragmenten unbekitnnter Bncher und
tnm Solilofo S. 191 IK eine » um die Anlage« den ZueammenhaDg dei
verlorenen Werke und die Reilienfolge der darin beliandelten Gegen-
■tftnde nfiher kennen an lernen i edhr leeenewertlie Abhandlung: „
trdkUt remmfiie <ü<Ppoa«adaruflt raHone, fuam SaituHum in V Histo*
rktfum Ubris teeutum e««e eerifim^ etf." Oarane erglebt lidi, dalW
dae erste Buch die Geschichte der Jahre glO nnd 677. n. c. umfafste,
das aveite Buch ifie beiden folgenden Jahre 678 und 679, das dritte
eben so die Jahre 680 und 681, das vierte die Jahre 682, 683 und
684, das fünfte endlich die Jahre 685. 686 und 687. n. c. Denn die
Altere Anoielrt ven eeche Bachern Historien des Sallustius oder gar
▼oa noch mehreren ist längst widerlegt, und darum hier mit Recht
gar nicht veiter beräckslehtigt. — Daran schliefst eieli 8. 157 IT.
,i Index fiagmentomm Salustianorum^^ (nach Bardiii), und nnn fnl<^
S. 16? if. ein lehr sorg^rältiger Index hiatoricv; , an den sich S. 190 ff,
der sehr ausführliche Index Latinitatis nnsr.liliurst , welcher bis S.
SOG ff. reicht u. s. w. Eine höchst schätzbaro für Kenntnifs des Sal-
luetlecheo Ausdrucks wie selbst für die Kritik und RechtechreibnUg
im Einzelnen wichtige Zugahe ist die Abhandlung : De proprietate
" reraionw Salustiani 607 — 332. Zuerst von der Orthographie , nnd
von der alterth um liehen Schreibart, die eben eowohl in der Wahl
der Worte und deren Stractur, als in der ganzen AusdrucksMeise
hervortritt. Aach hier wird gerne Jeder den Grundsatz des Verfr.
billigend aaerkeanen mueeen, dafs, um Irrthumcr jeder Art an TW*
meiden, man hierin einzig und allein der Autorität der ältesten ond
vorzüglichsten Uandschiifteo .au folgen habe. Unter diese zählt te
Verf. zunächst eine Basler, zwei Vaticaner und die vier Pariser (Toa
denen weiter unten noch nähere Nachricht gegeben wird, da sie der
Verf. bei den früheren Bänden eeiner Auegabe noch nicht kannte)*
Darauf durchgeht er die einzelnen Fälle , wo Salluet Ton der g^
wöhnliehcn Schreihart in einzelnen Wörtern, Endungen und Femia
eich entfernt, und dies führt ihn dnim weiter auf die Abweichnngea
in dem Gehrauch einzelner Rcdetheile, wie namentlich der Prono-
mina, so wie in dem Gebrauch der Tempora nnd Modi (wir crinnein
Beispicishalber nur an den Inßmtivus historicus, der dem Sallust lO
eigen ist , S. 817 ff.). Dar» der Charakter der Salluetiechen^ Ow-
«tellung eine gewisse Lebendigkeit und Anschaulichkeit, oder wie
es die Griechen nannten, die iv8\^yEia igt, wird mit Reeht S. 319.
herYort;cholien , weil daraus viele einzelne Erscheiniingcn «ich erst
richtig ciklaicn und auffaRRcn lassen. Am Schlusee folgt noch ein
genuiics Ycrzoichnifs chur Anzahl von Wendungen und HedensarteB,
die dem Sallust zunäcli^t eigentbümlich sind, und Ton der gewöhn-
lichen Sprache mehr oder minder abweichen. Auch wird an die
Griechiiche I^achbildang «rinnert und aa die e« oft ,iP»«gabraeMe
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SalosUi Opera ed. Fr. D. Geriacb. YoL III. 1149
Aehnlichkcit der Sprache des Römers mit der des Griechen Tbucy-
didcs. Wir küimca nicht umhin, über diesen Punlit des Verfs. Worte
niitzutheilen (S. 831.): „guae omnia ita sunt intelligmda , ut quod
Thucydidcs primus viam tnteraf, quam In historiü eonscribmdii sihi
ingrediendam esse Salustius judieaverat, tanti viri esemplum md Sotlu-
stianam orationem exomandatn vaiutsse ütmtum» l^rnn quae notmuilonm
fuit opinio, plurima apud Salusiium ex Graeois esse tranalata, ea toi*
illorum testimonio refeUitw^ qui in eratione eomponenda Stüuntkm
priscos Latmos scriptores irprimisque Catomm seeuioa comprvbav€^
nmt." —
Ton nicht geringer Wichtiglceit fär die Kritik ist die andere
Zugabe: „Farietas lectionü e eoditsbu» FcrMiw iMisque^" S. 883 ff.
Der Verf. entdeckte nämlich unter der Masse der m« Paris bcfindli«
eben , bis jetzt von keinem Herausgeber des Sallust benatzten Hund-
schriften (da sie auch nach des Herausgebers Versicherung meistens
aus neuerer Zeit stammen oder nach w^hlechten Originalen copirt
sind , daher auch in abwaiekanden Lesarten faet gar nicht von an-
dern durch den Herausgeber befoita verglichenen Handschriften ver-
schieden find) doch einige, die ihrea Alters und ihrer Vorzuglich-
kcit wegen allerdings eine nShmn Collation verdienten. Diesem Um-
stände haben wir nun eine genaaa Tergleichung von vier der lor-
zügUchsten Handschrifln an verdanken! die vollständige Varietas
aller von dorn Verf. in der Sckwois, Italien und Frankreich vergli-
chenen Handschriften aolka vir daim eriialten , wenn der Verf. auch
die Englischen verglichen lial. Unter jene vier Pariser Handschrif-
ten gehört die eine nach des Terfs. Versicherung in das eilfte Jahr-
hundert (No. 5748.) ; eine andere , mit No. 6085. bezeichnete , ist ihr
sehr ähnlich. Die dritte, No. 6095, ist zwar neuer, aus dem An*
fang" des fünfzehnten Jahrhunderts, aber sie scheint nach einer vor-
züglichen, älteren Handschrift copirt zu seyn, und gehört dadurch
mit zu den vorzuglichen Handschriften des Salluet. Die vierte, die
vorzüglichste von allen, ist eine ans der Bibliothek der Sorbonne
der Königlichen Bibliothek einvcrU ihte (daher auch in Montfaucon's
Catalog nicht verzciehnetc) HandKc l>rift aus dein neunten udcr aus
dem Anfang des zehnten Jahrlumdci ts , in Grofsquart, No 1576.
Uebrigens scheinen doch diese vier Handschriften sämmtlicli aus
einer gemeinsamen Quelle geflossen zu styn. Von diesen vier Hand-
schriften theilt nun der Verf. die volifitilndip^en Farietas Lectionis
mit; von den übrigen toild. nur einzelne Spcciminat aus denen sich
ein Urtheil uLcr Beschafl'enheit, Werth und Ansehen der Handschrift
bilden läfst. An diese Collation schliefst sich die einer Handschrift
de« Klosters Einsidlen in der Schweiz ans dem zehnten Jahrhundert,
and darum von keiner g^crin/:^en Bedeutung, dann die einiger Hand-
schriften ans St. Gallen, die von geringerem Werthe sind, dabei
•ehr verstümmelt und nachlässig geschrieben. — Am Schlüsse folgen
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liMiii^egelMAMi VvtaomMM« Wßngmntß dm JB^cIpp 4«' Hl*
Wattige AwiÄbeii aU^r SchrilMiUkr »M^ iiaiMptiM M ab-
aOTft ««r ami ittaM W«te Hü «iflicil^. ^«^4 1 .»Hl
KriÜlc MüifHitoUeiai ^gimifte» ,«fd[t Mm m l^oww
wd «I mmtm EmdnmOM m gdiiwpum Wie whh Niill« /rtüM
nir Sonunlang , Siehtwig unA Anonlniiiig «ine« solcbeo hf^mfH
ymUnmAmt til« im wmB^ te, AeMMp* jMimciil lull
IN« ÜBiiti» irfekflü tiur mftMi -nai «r ii^wufr p« »aMV^iiw
«Ml iNa T«ii fl« MilMaimi» 4n Irailaiii ii,ifcv«a JUadw 4Hi»
gans awleM iQiwUU «Mit, aU araptiaogUcli« ««maaa mi
ni^. 8a MMia «cb Atugaboa anf AnisiriMa« iBhaa 4afr dar Tot
to MrifliMlaM a«A dia Kiitik vMattiali waitaa gßtßopiM^ wild.
Ak DttekaNUital diasar WfuanMo IMaalar dfeat Jatt» mmt^ m» i***
nalnaar, haffalHraadar Taa« ni«; velahaia Abar alta iia «JifaartMU
wM^ wakha dia.flaBfa Maba dar fiaaaai&aaff ^aca aa aralt alaMf-
liah '▼allatiadigea brillaoliaa A^famlm mUM «aaabaat nad daiaaiib
deai Taxt «iaa aricaadlidha AqgäüadaBg sa gabaii nwwaidii hmhiß^
Unaar Hamasgeber gabM aa daa üiieaigea, dia M. dar biitiaaNi
Babaadlaag «daa« BtlmiMttMtm AHaa,. ivaa idia vaiattlMlaaiba
Südte «ad lindar .daOv 4td»ktm^ eifii«al« atea Maba «ad
waad aaaabaaaa« dia aaaHnflIa ImaibtiMari ajr Aaaaaa Um latamaa
dar WiaaanadMt «ar «iaaabaa» dadi iant dbr Aaidliaanaag aia«
aalabaa FcaribNiaka «aab «ia üetMhtti« 4aai «i^abMaa M^at
lUgaa« «arbaadaa ai^a ^üpgib IKiai aiir mmk-mmk wiaarbai «al
aMcb^Maalaa« mim aiaa «aab daaida fatfaataa Aaagabaaiaiwi
SdMip «dar Idr ■ ijbalawdiiiba YaalaaaiigaiiN
du Bid Ar.
Bimtkungen da 4kNa MlHa rfar biiawi Jdaa^fab «aü «ba ÜMailiiiai
ddL S# ba. rbatn.)'
Der Verf. erlaubt sieb , seine aa eben enabieaaaaa Fofacboagea
ia dein Gebiete der Analjreie ia diaaaa Blätter a aaaiuieigea.
M Ojamaauini. d. Aed.
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9m "Wwat mumU I« M DBtonwIiwgDit Wb mü M iie
S^vWlttJtgM aer Zm&lMi ia ikf B^ttakdihaiU flu ümi
CtofenilaMo mnA tgMri 49t Lehre ^ i«o C^inliiMlSoua aa« 8«
•M «dioti Mther «wo BnloBi» WeiaÖArtner , ¥. BMiapliaMea Ii. JL
bcflirliMiet weHka mmi «rteheinea gviriliiifieh «nler düm NunicBs
Conbiiiationeh an d Tari ati onea zu l»«atllBii||^lfln Sniaaiea»
Der Yerf, hat ticli Iwalliti dKeaMi iSegcnstand evaehupfenil, aof
elementareai Wege «ad la adnem gaasea ümlaage sa behandeln»
Bad glaubt nldit iMnrHiiDMaa»Me Heitrfige hierüber gegeben au hahoai
IKa Beetimmting der JiaoieriBchen A«tdri<Ae iür die Zerfallua«»
g^eo mit Wiied erhal angcn bei aus ^e«efa1fMsenen Elemeatea*
oder V eri ft t i o nen zu bcsti mm ten Summen niie einer be»
«schränkten Elementen zahl, die der Verf. nicht vorfand, ist
mitgetlieilt , und iiichriaihc Anwendung-aol JPoijraoBliea und Wahiw
achcinlichkeita-Rechnung gemaciit.
Bei diesen Untcrsuehunp-en führte der Calcül auf ein merkwür-
diges Resultat, wornach die Entwieklung der gebrochenen Funettonen
nicht immer, ^ie man glauben aoUte, uuendlicho, aondern auch
endliche Reihen erzengt.
Diese nicht zu übersehende Bemerkung seigt sich auch bei an*
dem Untersuehiing-en , wie au8 der 2tcn und dritten Abhandlung' mei-
nes Differeutiulcaleüls hervorgeht. Die weitere Unters uchunp^ dieses
Gegenstandes scheint nicht ohne wissenscbaftlichet Interesse.
Der Untersuchung über die Zerfällungen der Zahlen ist ein Au-
hang 'über die Blaxima und Minima beigefügt, welche entstehen,
wenn die Bestandfheile der zei fülUca Zahlen als Factorea betrachtet
und ane ihnen Produrte gebildet werden. Er hat si der Batdtiitung
geffihH, dafs ein Max im um unter den MaxioMi «ateteht , wenn la
einem solchen Prodnct nur die Zahl 8, «der die ffdAit BMig|iolie Aa»
sahl TOtt ^ Torhonmit; ein Mialmaia ealiMl« wena die falil*
Inngiklaete ein Maziniom ist.
Die awehe IJalenadiQng bat dfo Iftr die eoniblaileriielM itaa-
lj«i« ea «lehfige Snanafvaag doT Terbiadangea mit «ad
aliBe Wlederhalnag^a aam Gegeaetaade.
Ale Meriier gehörige Afbeltea aiad ralmilielMt aa «taacat
Biae BBfU€>k1aaff<Biide SamaSraagea elie dee Herta He^Hrtke
8eh«eiae, e. deeeee Aaaljde» %U Al^baadlaag» MM. aal A afe-
eieller VUl rea Hra. Kranqp bearbettei» e. Der yeqnoniMlie Leba»
•ata Toa Hiadeabarg UM.
Biae anabliSagige atlgemeiae Saanairaiigtwelie iit ia dem ror-
licgeadea Werke mitgetheüt Die Aibeitea dieser ansgezeichneten
Ifatheiaatiiier aad die Wicbtigbdt dieses Gegenstandes rechtfertigea
Ualdaglicli die ihm gcechenbte Aufmerksamkeit, lieber Anwcadaag»
AUgeaielabeit und Brauchbark( it der mitgetheiiten SamaHraagtwelie
▼erweist der Verf. aaf das Werli selbst.
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ItSi ScUckMle Feidwekei« r. T«eiget.
flitrkwdrdig ist der Zaaaniineiili«D|^, der zwischen den Satt-
menaiiBdrücken der Verbiodangen mit WiederholuBfea
und den höhern Unteriehieden der Potcnsen einer ver-
äaderlichen Gröfse und der zwischen den SummenansdräulceB
der VerLindun«r(^ti ohne Wieder Ii olun g^eii and swischea da
Dif f e r en 7 i a 1 e n Her Facultälen lu-rrscht.
Die dritte Untersuchung ist der Sumniirung einiger ztiHammen-
gesctster, bisher nicht untersuchter, Reihen gewidmet, die in ihrer
Anwendung auf Wahrscheinlichkcits - Rechnung und auf die Sammh
ruog irgend einer Glieder-Anzahl des en t w i c c 1 tea Hino-
miums von Wichtigkeit und grofser Brauchbarkeit sind.
Schliefslich ist noch zu bemerken, dafs in den Tabellen sa §. T.
und 11. mehrere Unrichtigkeiten stehen geblieben sind , nnd dafs
deswegen von der Buchhandlung eine Berichtigung» -Tabelle gratü
ausgegeben werden wird.
Sehicktale und Beobachtungen des Feldwebels v. To enges während da
Rückzui^es der französischen Armee aus Rufsland bis zu seiner
H iederunkunft auf vaterländischem Boden i %>om ^ovembet 1812 ^
Aprü 1813. Vm und 88 kl 8.
Unter der Vomoaaetiimg, dftAi dieiea Büdikm in etn^gilM
Sliiii« lanteie Wahrheit enthalte» wie aas der Eialheliheit dar ft*
a&hlang, der aamentlicben Nennung auhrerer hetlieiligtifr P^fiMMi
und der Uebefelattlmniniig mit anderweitig bekanaten Thatnck«
in einem hellen Grade wahracheiniich wird , gewährt damelbe eise
fatereeaaate nnd anterhalt« nde Leetüre. .Man kennt zwar im
nueinen daa achreckllche Elend» wae aus der Kriegslust nnd Erobc-
mngasucbt Napeleon'fl herroiging, allein es giebt eine weit la-
eehaulichere Idee, wenn man durch aaaammenhaagende Erzählon^
die Schicksale eines Einzelnen kennen lernt« dessen physische ud
moralifche Kräfte gerade nur hinreichten « alle jene Quaalen iind
Entbehrungen aaszuhalten, welche die Strenge der Kalte und cm
stet« verfolgender anfs höehste erbitterter Feind in einem fO WMjjl^
Uulfsmittel darbietenden Lande herbeiführten. ,
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ti". Ii. H£1D£LB. JAHRB. s. UT£RATUR. 18S1.
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J9il| Ge6rducAc unrf ^e/^nung'en der romitch-katholifektn
Kirche, kritisch beleuchtet von C. M. Eitfinnchmid^ G^nasial'
Professor d. Z. zu Schweinfurt am Main, Neuttadt an dtr Orla»
bei ff Offner, im. XIF i». 209 ' . i . . .
Sehr wichtig f&r die Bildung tarn christlicbeo Leben
ist die zweek'riiüilisigeEinrichtoiig der'flufeern GoUesvereh-
iting oder der Liturgie. Das Erste ist zwar immer die
innere Religiosität, der auf redlich geprüfte Ueberzeu-
gtfng gegründete; religiöse Giaiibe und die reine gotl-
aodfichtige Liebe. ^ ^\\ aber * dieselr Glaube iio4 dieee
Liebe lebendig und fhichibar ftf guteif Handiongen wer-»
den, so bedarf sie auch im Oeffentlichen und Gemein-
samen einer steten Anregung und Erneuerung. Unter die
wirksamsten lind gemeinnützigsten äufseren Weckungs-
und Stärkungsmittel der innern Religion gehört daher di«
Liturgie. Die christliche Kirche, welche das Menschen*
geschlecht 2a dem religiös-sittlichen Denken und Wollen
zu erziehen hat, soll deswegen für eine zweckmäfsige
Hinrichtung derselben eine wachsame Sorge tragen. Was
den Aberglauben und Unglauben befördert, deih guten
Geschmack und die guten Sitten beleidigt^ ein^ geisi-»
t(»dtenden Meoh^nisainfli.o^er sogar icreligidse Gedanken
und unsittliche Gesinnungen hervorbringt ^ das soll mit
strengem Ernste beseitigt und jede liturgische Function
geistweckend luid geistYeredelnd eingeleitet werden. AU-
gemeine ]^(orderung«a m die Liluig^ sind # dafs sie auf
eine einfiiche , eiadringliohn Belehrung über die wich-^
tigsten Wahrheiten des übersinnlichen Lebens gebauet
sey, aber auch durch weise Benutzung der ischönen
Künste, die Dicht- und Redekunst, Musik, durch wohl-
giefiUi^e Schönheit des. XfnnjK^ls die Gefühle und din
Phantasie, der Glftu^g^en ergreife«. SieaoU durch Untere
rieht, Gesang, Gebet und passende religiöse 8ymbet#'
SU ehrfurchtsToller Lieb^ gpg^ GpU und zor wohlthätj|p
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gereehlen Liebe gegen die MeMohen , mit inaiger Ver-
ehnnig itsn Cfaiisli eriiebeir nd die 'QeHiMhcnp niil
darchdriogender und stärkender Begeisterung erflUlen.
Um den Aberglauben und Mechanismus, weichte für
sinnliche, geistig träge Menschen so gefährlich sind,
zu verhüten, sollte kein ausgedehntes,, geprängvolles
Ceremoniell, keine fremde» dem Volke uoTers'äodliche
Spmclie, kein Abheten Torgesohriebet^r ^ ifieder*
kehrender Formeln in den Kirchen gesehelich werden« Bei
zweckmäfsiger , Ton den Umständen zunächst motivirter
Ahuechslung soU die Einheit des rt ligiösen Glaubens
und Wqilens, es soll die Hichtung siuf d*^ Eine Kotht j
lirendige iinvers^rt erhnlten werden. Ferner dürfen die I
gottesdieosflichen Vefsammlungen picht einmal dnrch£r-
bauungsreden und Predigten, noch weniger durch Oefeets-
formulareund dasGedächteifswerk vieldeutiger Glaubens-
bekenntnisse gedehnt bis zur Ermßdungf und Geistasab-
spanaung dauern. Wer wird dadurc^h sittliches Selbstr
wollen qnd Seib^tbandelp in dep Gläubigen «i fördem
^fßßß t wer wir4 enfa Nene 4ßq,unprotea|ant|schen Waim
erzeugen wollen, wie wenn es zuvörderst iiuf das opui
operatwn des Kirchengehens und mehr auf mechanisch
kirchliche Feierlichkeiten , als auf selbstthäjlige ^p8^
rui^ uad Veredlung ankomme.
Wird nach diesen Kriterien die Einriclitung des
katholischen Cultus benrtheilt, so kann der Unbefangene,
leider, kein günstiges Urtheii ftllen. Schon vor mehr
ab vierzig Jahren sprach der nnyergefsliche Werk<»
meist er als katholische^ Hnfprediger tod Oansistnrisl»
rath zu Stuttgart in seinen Beiträgen zur Verbesserung j
der katholischen Liturgie in Deutschland (LUm 1789.
S.XV1I.) öffentlich folgendes Urtheii aus: ,,Unsere abend-
ländische Liturgie hat ihr DaseyDi, ihre Vergrdfimiiiif
mid ihre geschmaeklese Zusammensetzung meietena dien
- Päpsten ond andern rdmtsehen Gelehrten zuzuschreiben.
Sie hat alle Fehler, die die Liturgie nur immer haben
K^ao. Simplidtät, Reinigkeil der Begriffe, Ordnung
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der Theile und SchAoheH deiGaozea nuiii^a ibr überall.
Jhkgegen sielU rie uns ein verworrenes, unziisammen-
hängendes Ganzes dar, worin der Geist der Kleiiifü|»:ig^
keit Überali herrscht. Aiimählig^ durch Päpste vermehrt,
i«i sie auch iimner mehr verdorben worden. Sie trägt
naverkennbare Sparen aller, roheo Jahrhuoderle, derea
jedes Toe seiner Hefe etwas an die Liturgie anselaste
oder einen ans den ersten Zeilen des Christenthums übrig
gebliebenen Zug der SchöuUeii wegwisdite."
^ Prof. Bisenschmid , der sich schon dnrch mehrere
grundliche Arbeiten über die katholische Glaubenslehre
als einen tüchtigen Kämpfer für das evangelische Chri-
stenthum bewährte, hat <lurch die früher angezeigte
und beurtheilte Bearbeitung des katholischen AlefsbueheS'
wie durch diese neue Schrift sich der Mühe untersqogen,
auch den Werth der liturfifischen Bucher zn untersuchen.
Zur gründlichen Ueberzeugung aller Aufmerksamen hob
er aut h in dieser Schrift mehrere Hauptpunkte wörtlich
aus, fügte eine deutsche üebersetzung hinzu und suchte
die Richtigkeit seiner Urtheiie gleiclisam diplomatisch
911 rechtfertigen. Er verkennt nicht, dafs in den kaiho^
Bechen liturgischen Büchern auch gute Gebetsformulare
und angemessene religiöse Symbole vorkommen ; nur
werden dieselben dnrch die schwarzen Wolken der feh-
lerhaften zu sehr in Schatten gestellt,
i
In der Einleitung (S. 1 — 5.) werden die Eigen-
schaften einer zweckmäfsigen Liturgie und der historische
Gang der fortwährenden Erweiterung des kiiichlichen
mtus kurz angegeben ; dann folgen in sechs Abschntttea
Betrachtungen über die verschiedenen Arten, der Ver«
derbnisse, nebst Nach Weisungen derselben durch ansge«^
hobene Stellen aus dem Rituale und Pontyicale roma^
uum; aus dem Ccremoßiuie episcnporum. Auch LM
tres rltuum ecclesiaaticorum ecclesiue romanae und
die. Rrilnalea mehrerer Oi^cesen.yon BaierB gebetfBei*
Vräge. . ,
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1115 Prot BmiellinMi «ber die debriucli« d«v InllioU Kitifte.
Der erste Abschmit (S. 8— -29.) zeigt den unchrist-
liehen, lieblos verdammenden Geist gegen Ketzer und
alle nicht zu der katholischen Kirche gehörige Mit-
chrisi^O) die Aufdringuog spitzfindiger SchulmeinangeB
ahnodiweDdigerGlaabenswahrheiten bei dea geistlic^eB
WeihttDgen und bei der AblegODg des kathoHscheirCIlaii-
bensbekenntnisses , die groben anthropomorphftiscIieB
Vorstellungen von Gott , die Entstelhing der evangeli-
schen Moral durch Mönchsmoral und durch den Heili-
gendienst. Zu der unsittlichen Moral gehören auch die
Gebete der Kirche. daÜB GoU denen • welche derseibeft
irdische Güter scheokeiii deswegen den christliclm
Glanben eingieftieii und die ewige Sehgkeit scheokea
möchte (S. 118 — 120.).
Im sweiten Abschnitte (S. 30 — 116.) wird der
Aberglauben von Anstiftung aller Arten der IJebel durch
den Teufel, und von den kirchlichen Schulz - und Heil-
mitteln dagegen; ferner verschiedene Arten der Wei-
hungen , wodurch den geweihten Dingen überirdische,
heiligende Kräfte Yerliehen werden, angegeben. Man
lerne hier die wahre Hyperphysik, wunderbar mit der
Mystik Ton Eschenmaier und seinesgleichen zusamineit-
treffend.
Wohin n^ir unsere Blicke richten, überall in der
Natur hat der Teufel sein Spiel. Derselbe herrscht nach
dem röiTii<;f h - katholischen Ritual in der Luft, im Was-
ser, im Feuer, im Salze, in den Menschen und im
Viehe, im Donnerwetter Und Erdbeben, in efaelichsB
Geschlechtsverhältnissen und in neugebometf Ktnfdeffi.
Sehr lesenswerth zur Kennfnirs des römischen Aberglai-
bens ist (S. 179 — 102.) die vorgeschriebene Verfah-
ruügsart, die Teufel auszuheiberi. Welche Menge vwt
Bekreuzigungen und Besch tvörungeni weitiäniiges Gebet
über den mit der Stola bedeckten Besessenen! vielfao|he
Würfe gegen den Feind mit unpa<9senden Stetltti ans An
Evangelien und Psalmen! Um das Wasser enr Tüsfe
braachbar zu machen, bijid ebenfalls viele Beuiühuogeo
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Fknf. EteeafdiiiiU, filier die GeMiuelie d«r la^h Kiwhe. IMT
r
gegen flen Teafel , Anhanchangen , Bekreuzig^ungen ,
Salbijri£;(n des Taufwassers, viele Lesungen aus den
Evanjq;eiien , aus den Ps?ilmen nothwendig ; lange Ge-
beteformulare , um die versteckte iVlacht des Teufels aus
dem Wasser herauszuschaffen (8. 36 ff.). Sollte er nicht
gewifs vor cler Langweiligkeit und Lächerlichkeit ent-
fliehen?
IdeuIiaireDde Katholiken« welche in den Benedictio-
neu die magische MUtheilung einer heiligenden Kraft
in den geweihten Dingden leugnen , diese nicht als wirk-
same Schutzmittel gegen die Hexerei und TeufeU i erken-
nen, und deswegen die Benedictiouen als blofse Für-
bitten der Kirche für die Bedürfnisse der Gläubigen an- ^
sehen . wollen:,, sollten nur Berichtignag ihrer Meinung
die Benediction der Kerzen (S. 44.) , des Oels (S. 46.) ,
des heiligen Dreikönigwassers (S.4T), des Salzes (S.56.
12.), des Kreuzes (S. 63.), der Bilder (S. 65 ), der
Kräuter (S. 67.), des Habers und der Gerste (S. 69.),
des Johannisweines (S, 66.), des Viehes am Leonarda-
Sebastian- oder Wendelinsfeste (S. '30.), des Hexennm-
clies (8, 74^, der behexten Eheleute (&15.), eines be-
hexten Kindes (S. 78.), die Segnung zur Vertreibung
der Gewitter (S. 96.), bei der Glockentaufe (S. 114.)
leseu. Sehr reich an Beschwörungen des Teufels sind
auch die Feierlichkeiten bei der Einweihung einer
l^he (& 105.).
Im dritten Abschnitte (S. 117 — 126.) wird aus den
Gebeten bei der Ausspendung der Sakramente, der Taufe
und der letzten Oelung, bei der Leichenfeier ^ bei dem
Anssegnen der Sterbenden und bei derGenerdabsolutioB
(8. 125.126.) gezeigt, wie sehr in der katholischen Li-
turgie die freie Thätigkeit des Menschen verkannt, und
ein passives Sich -heiligen -lassen- von - Aussen befördert
werde. Dieselbe Ansicht offenbart sich auch bei den
sahiloseii Benedietionen-, wo man durch den priesterli^
chen Segenspruch, durch Besprengnng des Weihwae>
sers, durch den GenuDs geweihtei Speisen^ durch das
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1158 Prof. Eiscnschniid , über die Gebräuche der kaihol. Kirclie.
Traden geweihter Kreuze, Skapuliere, Gürteln, tlarch
das Anziehen des priesterlichen Ornates (§. 120. 121.)
geheiligt 'werden kann. Je passiver der Mensch» desto
fclayischer ! aber auch desto Schlechterl
Der 4te Abschnilt (8. 127 — 1380 weiset das Am-
atöfsige der katholischen Liturgie gegen die Reehtf» md
Wurde der Regenten. Dahin rechnet er den Vasallea« i
Eid der Bi^sehöfe gegen den Papst, wo die Bischöfe sich
vei bindlich machen , die Privilegien und das Ansehen
des Papiütes zu vermehren, die Ketzer und Schisniatikef ;
nach Kräften zu verfolgen; ferner die Krönung^sce-
renionien der Könige (8* 133.); die Vorschriften für die
Pürsten und fSr sämmtKche Sterbliche in Hinsitht der
Reverenz gegen die Päpste nach dem rdmischen GHv-
nionienbuche (S. 131 ff.). Alle Sterbliche, und beson-
ders die Christglaubigen , von welcher Würde und Er-
habenheit sie immer se;yn mögen, müssen nach der Vor-
schrift^ des Ceremonienbuches (8. 183«) > sobald sie d<o
Papst cn Gesicht bekommen, in gehdrige^ BntfeniQi%
drei Mal das' Knie beugen, und zur Ehre unsers Hei-
landes JeJ^u Christi , dessen Statthalter der Papst ist,
dessen Füfse küssen. Kaiser, Könige, Fürsten ersten
Ranges , Gesandten der Fürsten und Mächte werden dis
erste Mal auch zum Hand- und Mundkasse' sagelaMi)
die Übrigen nur sum FuAkusse. DieCardinäle kllMi l
die Rechte, die Bischöfe nur das Knie, die Kaiser, Kl^ '
llilge und hohe Fürstefi H^nd und Fufs. — — I
Im fünften «Dd^secfasten Abschnitte (8. 189-^ Wt*)
werden noch besondere Betrachtungen über den gf^*
und g^eschmneklosen Inhalt der liturgischen Hanciiung^efl
und über die Anhäufung eines kleinlichen, cndloJ^eD
Ceremoniengepränges sngestelit« Geschmacklos ist das
unvernünftige Zusammenstöppeln aus Psälmen und Bifarf* .
Versen , das Unpasseoile der Anreden und Gebete Hr
Zeit und Ort. So wird z. B. bei der Aussegnung
Sterbenden der Triumphgesang (Ps. 118, .Vulgat. 11^0
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Prof. ilisenschmid , über die Gebrsacll« M lit^h Kk«^. tU
*eines Königs über die Besiegung der Feinde vprgelesen,
und der eben so ttopasseode P& 119, Vulg. 118.)-
Öei den Ordinationen der Kl erikffr Wörden
diese noch immer zu dt in Amte eines Thürhüters, Leuch-
tertr&gers, Teufelsbanners (Exorcisten) geweiht.
Bei der Einweihung su Exorcisten y^\ril den Ordinanden
cesafft (S. 142.): Mkket wohl, geliebteste Söhne, was
ihr empfanget 0er TcüfersbanniJi' Äöll die Teufel auf-
treiben und dem Volke sagen, wann die Nicht:- Comtint-
nicirenden Platz zu machen haben, nnd mufs Wasser
bei dem Altardienste eingiefsen. Ihr erhaltet also die
Macht, die Hände auf die Besessenen zu legen, und da-
werden dann zugleich^ oMlIelst der W^cte des
Exorciimu«, die unrehien Geister von den fcdrporft der
Bef^essenen vertrieben. Wie kann zu Verhannung das
rohesten Äberglanbens gewirkt werden , wo die Kirche
*^f#leichen Ueberlieferuogen immer wiederholt, und
«Uetdiese Kirche filr iufiittibel gilt? i
Beider Einweihung der Nonnen (S. 146. l4T.)
ruft der Bischof die Jungfrauen vor, mit der Antiphone :
Vertdbe dich, meiöe Geliebte; der Winter ist verbau-
ceti das Turteteh^JÄ sitigt, die blttbenden Rebhügel
duften. — Nun faftt der Bischrf döll Bing mit seimff
Linken, ^»terkt ihn an den Goldfinger der rechten Harttt
der Jungfrauen und verlobt sie mit Christus, spreCll*»d:
Ich Teflobe dich mit Jesus Christus, dem Sohne des
bSdl^en Vaters, der dich unversehrt bewahre. Nimm
den Ritag der Ti^euev das Siegel des heiligen Ger-
rite«, damit du eitie Braut «ötfes beiDiest, uttd tfunii du
ihm treu gedient, in Ewigkeit geklont Werdest. Aineii.
_ Hierauf singet die Jungfrau: Ihm bin ich ▼erloM,
dem die Engel dienen , dessen Schönheit Sonne und
JÜUA&heml^m, — Sind aUe verlobt^ so erheben sie
Wdh ntcli Kttieb4»«gtliig$ telgch die Hechte vor,
littd sihfeen : INiwA «etueÄ Bihg bit lliich nHslo Henr
JfeöttH mit dem Mahlschatz^ iteA4bt und ^to Braut mtt
^der Krone geichmilÄt. — — : Wird durch eoloh« «J^
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1?fot EümflmU» über di« (^«bräupUe ^p^k^ik^ Küche. i
4
»tische Spielereien die ^ipfache Würde des cbri^tUcIiM
Glaubens uod der Tugend bewüt^rHi} .
Bis zjar Bewunderung seltsam ist die Todten-
vigil, welche in der Kirche vor dem Seelenamt am
JBeerdigungstage^ am dritten , siebenten und dreirsigsten,
SO wie ab den jährlichen Erinnerungstagen (Anniversa*
rien) Abg^schiedeneo in aller Eil^ abgebetet od»
öfter abgeleiert wird, aus den ▼ersehiedenartigsfeD Ben
standtheüen zusammengesetzt, wie S. 148 ff. darthut.
Als .Muster eines , er müd^d langen barocken Cer^
'monleospisls können die CeremoDiep bei der Eioweihtiflg
einer Kirche (S« 156 ff.) aageeeheo werden^ , /
Unglaublich mc^chte es seyn, wie w^eit die römischen
Ceremonienmeister es in dem Oer emooieogep ränge ge-
bracht, und wie edir sie durch deu'oerenienlöse&^Fttlik
sogar die jOdischeii BiafaMiier fihertriaAeft'hUieo,'«wMi
flieht TbatMH^en wr Augen lägen.' Dbr Verf. giebt de
Belege eines endlosen , theatralischen Ceremonieprunkes
nach den römischen Kirchenbüchern die Schilderung eines
bischö^ichen und päpstlichen H^^chaaites (S. 166. 1901}
Wenn Christus der Stifter unserer einfaclien , geisti-
gen Religion, wieder käme und eine solche ausgeartete
Liturgie sähe, was ^vüide er über solche Ausartung ur-
theilen? £r, weicher lehrte ; yf^n ihr betet, sollt ,^ir
mcht viele, . leere Wortei machen , wie die ai^f die Mei^
der Gebivte yertrauenden Heiden X .. Was würde er . wijh
tlieilen Uber- die Vernachlänsignngs des .evaogelischeD
Unterrichtes und über die Umwandlung der einfachen,
rührenden Abendmalsfeier in die ceremoMiose, durch eine
.unverständliche Sprache mecbanisirt^, .^Messe ? \f[fß
würde* der erhabene Lehrer, welcher f^if • V;ei:e|»rqa{
Gottes im Geiste und in der; Walur^.ei^ drang t fibef d«n
iheatriilischen Pomp, über die gerühmten Schanstucke
einer geistlichen Mimik urtheil^n, welche die Phantasie
aufregen, das Herz aber ungebessert lasse^n? Das Volk
sollte durch den C)vtt«s zum. Apdt^en an Got^ geführt,
•HS 4er XeratffiMQf ysammelt, m miit^
1
flilil
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Prof. Euenftclimld , ülier die Geliräuchc der liathol. Kirche. IMl
gegen die Heiligkeit Gottes erhoben und in der treuen
f üic Ii (erfüll ung gestärkt werden. IVeiciie schwere Ver-
bindiichkeit haben deswegen die Kirchenrorstände , da0
SiUei|>verdBrbiiche» das Geisttödtend^t^da^ Geschmack-
lose aus dein CuUus . der chri^ÜicheD Kirche a ent-
fernen! . ...
Vor mehr als vierzig Jahren sprach der hellsehende, .
i^edKch gesinnte Werkmeister! ,,Es wäre Zeit, dafs die
deutschen Bischöfe auf die grofse Ln Vollkommenheit un-
serer religiösen Atistalteti, auf die nur ailzusichtharen
Mängel und Mifsbräuche unserer Liturgie aufmerksam
wurden. Was wäre mehr za wünschen, als dafs sie
ihre bischöflichen Rechte, die sie in nenern Zeiten bei
mehr als einer wichtigen Gelegefnheit wieder ata sich su
bringen versuchten, auch in diesem Stücke geltend mach-
ten! Wir haben von Rpm keine wahre Ver-
besserung der Liturgie zu hoffen. Wenn die
Rdmer amk jenen Grad der Aufklärung erreicht hätten,
der den Deutschen nunmehr, die Unvolikommpuheit ihrer
Liturgie so fühlbar macht, so würde doch da^ Interesse
sie abhalten, einen so wichtigen Pfeiler ihrer Prätensio-
' nen , wie die Lituig^ie ist , selbst einzureifhen. Verbesse-
rungen der deutschen Liturgie können also nur von deut-
siiken Fürsten oder deutschen Bischöfen erwartet werdeoi
liYid es wäre lächerlich, wenn sie sich diirch die Schlüsse
älterer ' Ktrchenrä'the, die die Bedürfnisse des 18ten
Jahrhunderls nicht voraussehen konnten, oder durch den
irrigen Wahn von Einförmigkeit, der nirgends weniger
nis in der Liturgie statt linden kann, davon abschröckeo
lassen wollten'* (Beiträge & XVUL XiX.).
♦
^^r verdiensliich und der innigsten Achtung werth
^ waren die Bemühungen des letzten Generalvicars von Con*
stonv, im Vareipe mit mehreren aufgeklärten katholischen
Geistlichen für die Verbesserung der katholischen tiiftur»
g\e. Allein, wie Werkmeiste;r richtig sagte: „Rom ist
den Verbesserungen nicht hold!'* Der romische Hof
wendete aiie ihfn 2u Gfibote stehenden Mittel an^ um den
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im
Dr. Riihr s Chriitoiog. und andere Predigten.
verhafsteii Reformator der deutschen Kirche zu entferueo,
und, tvo möglich, dea statm quo in Deu tächiaod wieder
faerzttsteUen. Was fordert in solchem Zuilande das Besle
der christlichen GIfiubigent Midhf das Pocheo auf eioe
infallible, dorch den Hi&iligeti Öeistyor sfleii wes^iit*
liehen Irrungen bewahrte Kirche führt zum Heile. Der
Anfang des Heiles ist unbefangene Erkenntnifs der herr-
schenden Gebrechen und redlicher, standhafter Wille aar
Verbesserung derselben, ,
Dr. Paulus,
1} Ckriaiologiaehe Predigten oder geietlic he Reden ühtr
da» Leben, den fVandel , die Lehre und die Verdienste
Jesu Christi, gehatten von Dr. Joh, Fr. Röhr, Oberhofprcd.,
\ Obcrconsistorial - und fCtrehenrutk au H'eimor. Hoetmar ^ btiBe§-
mann, ISSi. XVl ik 263 6..
»
S) PrmUgt am inletfeffe iler Jugsburgiteken Cotifeedmii ISM. im VMr
Jlff^pf • vM StaMirek9 s» fTHmar gatUm «M Dr. f. Fr. B^ki»
Nwtiadi cir. il. Ma, M Wagtur. Si 8. la 8«
• ~ ■ •
Mil Rfihrnng erinnert sich Ree. hei dem Zweek^
und Ton dieser wahrhaft christlich belehrenden Kanzel-
vorti ig-e an die gleichgestimmten Predigten des frühe
ge.storbenen General Superintendenten Dr. I!<öffier zv
Gotha, als an gediegene Beispiele erst gründlich durch'
dachter und dann auch tief gefühlter Erweckungen das
^christlich religiösen Denkens und Wollens. Welch da
Glück für Weimar und Gotha , nach Herder and Lölfler
gleichgestimmte, würdij^e Nachfolger zu hören, und
mehrere Generationen hindurch an das Vernünftig-Erliau-
liehe gewöhnt zu werden. Im Gegensatz nämlich gegen
eine Üoaahl dogmatischer und mjrstlscher Frt^gMf
welche entweder ein sich wtllkllf lieh, hingebendes 6ta^
ben des Unglaublichen zur Hauptsache machen , oder
grundlose, häufig nur selhstsüchtige Einbildungen für
vermeintlich Auserwählte und gleichsam von Gott Privi-
legirte Terbreiten, ist nichts mehr BeAffnifs^ ab dab
i
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l)r. Kohrs Chrütolog. aad andere Predigten.
die Beispiele kirchlicher Erbaiiungsreden vermehrt wer-
den, welche das Glaubrwilrdige , Gefeterhebende und
den Willen Besserode der urchrtstlichen Religion durch
Benatzung seiner Geschichte und* Lehret fahr« ogen ein-
dringlich zu machen lehren, mit der allein für Ueber-
zpiigiing wirksamen Abf^icht, übrrall die wesentlichen
Religions^tze , wie sie in der Bibel allmählich deutli-
cher gemacht worden simi , in ihrer Harmonie mit den
rieh seildem fortbildenden menschlichen Erkenntnissen
zu zeigen. Denn woliin m&(l^te es (wahrscheinlich bald
unter unsem ^elbstdenkend werdenden Zeitgenossen) mit
der Christuslehre und mit der ganzen Wirksjamkt^it des
geistlichen Standes kommen, wenn immer nur der un-
glaubliche und der sitlHch unfruchtbarste Theil der Kir*
chenlehreD als das Unentbehrliche erschallen solltet
OeffentHch genug bekannte Anmafsungen ▼ernanft«
Bcbener Unfehlbmrkeits- Gläubiger^ welche allein das
E^Dgelium rein zu yerkfindigen, behaupten, ▼eranlafs-
den- Verf. in seinem Magazin für christliche
Prediger (2. B. I. St S. 1 ff.) ausführlicher darzu-
thnn : Was „Christuni prjedigen'* eigentlich
keifse? Er erklärte in Bezug auf jene Behaupter einer
^^^egengesetzten Ansicht bestimmt folgendes: ,,Sie
^tieil nicht den Christus der heiligen Urkun-
«<*n, soiidein das unwahre und unhistorische Gebilde,
""welches ihre (mystisch-) dogmatische Schule von Ihm
aufstellt; nicht ienen erhabenen Menschen- und Gottes«
Sohn, für welchen Er sich selbst gab, sondern das ab-
göttische Idol , wozu Ihn antibiblische Kirchenlehren .
^obett; nichi den göttlichen Gesandten, welchen der
TitÄr mit Geist und Kraft zu grofsen Thaten auf Erden
^'bte (Apostg. 10 , 38.) , sond em den wesentlichen Mit-
if^Qlfen desselben bei der Schöpfung, Erhaltung und
Regierung der Welt, den eine rohe Deutung morgen«
jändiscKer Denk^ und Redeweise aus Ihm machte; nicht
^ ernsten Verkftndiger geisterleuchtender und herz-
^rcdelnder Wahrheit, wie ihn die Evangelien schiidern^
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sondern den übermüden Gnadenpred ige r , m welehem
Ihn sittliche Trägheit herabwürdigt; nicht den unerbitt-
lichen Bekämpfer der Sünde und des Lasters, wie Er
unter seinem verdorbeaeo Geschlechte wirklich auftral|
flondetn einen Bufser meosc^licher Schuld und Strafe^
darch dessen SteHvertretaBf sich die, freche Boshek
(oder träge Schwäche) gerne decken möchte; nicht diS
begeisternde iVIusterbihl eines göttlichen Sinnes und Wan-
dels, an dem sich jeder Sittlich - schw^ache zu gleichem
Streben aufrichten soll, sondern einen geialligen Sun*
dendtener (Gal. 2^ lt.), welcher mit seinem Thon und
Leiden für jeden (welcher seiaerjGewissensangst gerne
los wäre) einstehe; nicht den Heiland der Welt, der
sich um die Heiligung und VervoUkommnung der Geister
die umfassendsten Widieubte erwarb, sondern den Helfer
und Mittler, der für den schlechtesten Theil derselben
nur das £ine Verdienst hätte , ihm ohtie eigenes Zuthnn
den Weg zu Gottes Gnade immer offen zu halten.*
Nunmehr zeigt der Ver£ in diesen Beispielen acht
christlicher Predigten durch stete Hinweisuog auf die
heiligen Urkunde^ des Christenthums Sjellisti
dafs auch die Evangelisten und Apostel Christum
nicht anders verkündigten und predigten , als er Ihn
nach Person, Lehre, Leben und Leiden zu schildern
beflissen ist. Wenn gleich die Verbältnisse und Bedürf-
nisse ihrer Zeit im Einzelnen eine etwas abweichende
' Darstelluttgsart ndlhig machten, so hielten sie doch-<iia
Allgemeinen stets den Grundsatz fest: „Nur dann könne
von einer ächtchristlichen und sittlich -fruchtbaren Be-
trachtung der Person und des Lebens Jesu die Rede
seyn, wenn. man nicht aus der Acht lasse, dafs sich
in beiden das Menschliche mit dem Göttli-
chen verband*. Die, welche dies leugnen nnd dfe
' evangelischen und apostolischen Aeufserungen fiber den
eingebornen Sohn Gottes nach ihren (aus den
unwissenderen Zeiten der Kirche) vorgefafsten Meinun-
gen deuten, müssen die klarsten und einfachsten Schrift-
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Dr. ttdlir*ki diristolog. und widm Piedig^B. IM
stellen, welche ihnen dabei entg-e^entreten , geradehin
wegleiig^nen. Wenn sie aber ihita Schrift Verdre-
hungen durch angebliche Uebereinstiniiiiuo|^ derselben
mit kbrchlichen Symboleo ein besonderes Gewichl za
geben suchen, so mflfeten sie vor allen Diagen beweisen,
was nicht zu beweisen ist, nSmlich dafs diese Symbole,
neben der protestantisch - evangelischen Forderung; die
hellige Schrift aus sich selbst, niclit aber aus
l(irchiicheu Traditionen zu erklären, das mit der
fortdauernden Forschnngsfreiheit unverträgliche, eine At
alle Zeiten unTeränderUche und systemmäfslge Scimfter^
Uäriing feststellen.'* ^ -
Als Bestätigung dieser Ansichten ermuntert der Verf.
au einem eifrigen Studium einer, wie es scheint, fast
ganz vergessenen Schrift eines unserer ehrwürdigsten
Oottesgelehrten , des Antistes HeTs, dessen Darstellung :
„Ueber Lehre, Thaten und Schicksale unsers Herrn*
u. 8. w. (einige exegetische und philosophische Mängel
abgerechnet) auch unserer Zeit noch zu der Ueberzeu-
gung helfen kann,. dafs sich der gegründete Glaube an
die Göttlichkeit der durch Christus geschehenen
Offenbarung mit einer vernunftmafsigen Auffas-
sung und Prüfung ihres geschichtlichen und sach-
lichen Inhalts auf das Innigste vereinigen lasse.
Des Verfs. Beispiele zeigep vornfimlich bei derglei-
oben IPestpredigttexten , aus denen der herkdmmlicUe
Schlendrian nur für die Verwunderungssucht einige Er-
regung des Erstaunens abzuleiten weifs, das wahrhaft
erbauliche und christliche, wie ein jeder solcher Theil
der Christusgeschichte bleibend - wahre und dringende
Grwägungen filr daa pralitisclie Leben des Christen ent^
ludte und yeranlaasA Gerade iiir selche Tage, wie
Weihnachten, Charfreitag, Osterfest, Himmelfahrt,
«
■ Beiläufig mficbte Ree. wohl fragen , ob ee denn für uns teutßch«
Christen nicht zweckmäfaiger ^ärc, jene Feste mit tciitsi hen
und solchen BeDennangen za bczeiclineo, welche, ^ubdid man
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llt»9 H^ihr'a Christolog. und andere Predigten.
Pfio^ifeft U.S.W, sind mehrere Predigten gegeben ^ ^^f
einander gleichsam ergänzen und folglich zeigen^ wiÜ
fiber 4en nämlichen, sonslfür schwierig gehaltenen Ge-
genstand mehrere gottandächlige Betrachtungen, etwa
in verschiedenen Jahren , der Gemeinde vorgehalten wer-
den können.
•
Ree. kann sich wohl denken , dafs maaohe dieier
Materjen auch anafytiacher,. mit mehr VergegeEwRrdr
gung der hiatoriscben Thälmchen, dnrch welche «idi
viele Zuhörer gar gerne in die alte Wirkliclikeit , wie
anschaulich, zurückfQhren lassen möchten, auch viel-
leicht populärer, aufregender, unrl mit einer weniger
sichtbaren Auszeichnnog der logikalischen AbtheiluDgei
rednerisch behaodelt werden könnten. Dem VerC.ab^
ist es^ mit Recht, vorzüglich nm das Belehrende «B^
Ueberweist Ilde zu thun ; und wer ihn nachahmt, darf
nicht vergessen , wie sehr die würdige feste HaltuBg
eines solchen tief Uberzeugteb Mannes in dem lebendigea
Vortrag seiDe Wahrheiten belebt und den Herzen näher
bringt 9 wogegen dem Leser solcher inhaitsreichon PrO'
digten die Erregung seiner Eippfindnn^ea mel^r. eeUjit
überlassen sejn mufs.
Schwer ist s in der That; Eine dieser Heden vor ciea
andern ansmzei^^bjven. Doch. pM^ht^n .wir, et w» folgoi4^
zuerst zn lesen aufmuntern : 3) Die kindlichen Eigeor
* thÖmlichkeiten Jesu (als zwölfjährig), verglichen
der Uns umgebenden Kinderwelt (die jetzt eben nicb
sehr zur Verähuiichung mit 4em wifsbegierigen , folgr
samenf Knaben Jesus erzogen erscheint). 5) Die fSiff
•ie hört, den Zweck de« FeetM Itennliar ninchtai. Flrage
4acli , wie wenige Jener ollbeletteB Mniett »iehtig efeh fe
ktenta; nni. w«He 4sgeg|Bil aidik der Sinn «ogleid klac ee^
wenn man Tom Gebartsfeit, der Todeefeler, 4em Aufenfe«'
knogltag, der Verkerrlichungsfeier Jesu , and von dem Begel-
sterungilfeet der ersten ^Christen — spräche 'i^ Oder Ut nnd
bleibt gerade das Unverständlichere das S«vliaiaei|4e t ^enmilss
Uelldank«! CUngeweiketc» Pekaglicket
»
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Dr. Wlir*i C|iiiirtol<v äste» Pr«iligteiv. im
•t
lidMi MftdU Einsdner Uber ADilere. (Eid Beispiel eiaer
Wnnderpredigt fiber Luk. 4,81 — 44.) 1) Der Glaube
Christi an das ursprungliche Gute des.meuschiichen Her-
zens. (Denn sonderbar genug mufste unsern nur vom
Bösen ausgehenden Theologen , wenn sie ohne vorgefaiste
/Dogmen die Bibel läsen ^ die unleugbare Bemerkung in
den Weg treten, dafs J^s, einer riohen Volksmenge
redend) doch nie von der Erbsünde v nie von einem un«
überwindlichen Verderben ihnen vorgejammert, vielmehr
immerfort von der Rechtschiiilenheit und Gott nachah-
menden WiilensvolUiommenheit begonnen, und da^uA^le
al/i Fähige aufgemuntert hat!) 8) Die Lehre unsere
Iferrn {Iber Vergebung der Senden, 15) Der unend«
Hohe Gewinn, welchen die Auferstehung Jesu der christ-
lichen Welt brachte. Die unter No. 6. wiedergegcbeae
treffliche Zeitbelehrung: Jesus als Freund der
Vernunft in religiösen Dingen! ist ohnehii^
bekannt , und kann ak Eifijieituii^ in das Ganse betrachn
t^. werden*
Eine Bemerkung erlaubt sich Ree. , wie man leicht
seheo wird», aiua persönlichem, doch aber auch aus all-
gemeinerem Interesse. Sehr richtig erinnert S. 188.
vom der Oster- (oder; Auferstehungs-) Freude: „Be-
einträchtigt sie Euch nicht selbst durch vorwitzi-
ges und nutzloses Grübeln über den eigentli-
chen Hergang der grofsen Thatsach?« virelcber '
Eure goitandäohtige Oj^terfrendje gilt. ^ Allerdings
ist in Vortrsigea für eine ganze „Gemeinde** nur
das ^weckmäfsig zu sagen, ^vas allen gemeinschaft-
lich wahr (oder überzeugend) und erbaulich (oder,
zum Nachdenken förderlich) gemacht werden kann.
Hierzu ist die Gewifsheit der Thatsache unentb^hr'^
li^h. Diefe beruhe auf den yiel^ch^il, nicht, täuschep«-
dem ' Erscheinungen des Wiederlebenden , vor . Zeil**
g^en, die es gar nicht erwartet hatten, also nicht von
der Einbildungskraft geleitet wurden, vielmehr selbst
durch das begehrte und gerne gewährte Befühlen sich
Dig'itized
IttS
B^, Mltf's Cbrlitol^. mil andere Predi|Btea.
Ton der identischen Körperlichkeit so überzeagten,
dafs auch die, welche eben dies nicht mehr zu sehen
und zu filhien vermögen ^ nun mit Grund dpch der
Genauigkeit ihres Untersuchens glauben können: Ton
Möglichkeite'ii aber, urie dieser Erfolge tfeine in
Naturkräften gegründete Ursache gehabt haben kSnne,
würde ich , wenn ich noch so oft über d^e Auferste-
hungstige zu predigen hätte, schwerlich je vor der
Gemeinde reden; und zwar nicht aus Furcht vor den
Verketzerern, sondern vregeii einer -doppelten Rf|pel.
Erstens : der Lehrer soU nicht Nachsprecher', flonimi
Ueberzengte machen wollen. Puiglich soll er S n dar
Geineinschaftlichkeit nur das saj2;rn , worüber er
allen Aufmerksamen Ueberzeugun^ beibringen zu kön-
nen voraussieht Zweitens: der Lehrer soll nicht durch
Aufreizungen einer Neugierde, .'welche doch nicht ent-
scheidend zn befrkdigen Ist, .zerstreuen, Ti^lmfehf dnnch
dte, was gewifs gemadit werdcte kann, Efbatinng (Er-
hebung des \ erStandes und Willens zum höheren Wah-
rea und Guten) zu bewirkeu tr^ichteii.
Aber ebcfn so wenig w&rde ich , ' in einen' solchen
Gemeinde- Vortrag Stellen einflechten , wie folgende
sind : „Und so dünkte es nicht Wenigen nach den
Sadducäern wenigstens der Mühe werth, die
Auferstehung ttnsers Herrn tn das'Gebiet des Be-
grelftichen zu zieheti, vnd über dici Mdg^KcliKbii
vad'den wahren Hergang dersefben allerhand un-
gehöriges zu wähnen und zu träumen. . . Es er-
weiset sich auch dieses Rathen und Meinen über die
eigentliche Beschaffenheit der Sache als vermehrt
vnd zwecklos, weil ja doch,; so lango dies als oo-
nrnstOfslich gdträ mufs, dafs Goti Cliristbm yoii' di»i
Todlen anferweckte , nichts in der Weli mit. der emg
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NM4. HElDfiLB. JAHB& 0. LITERATUR. 1831.
Dr. Röhr' 8 Christologinche und andere Predigten,
(^Besehlu/ t.J
Mit alier Verehrung , die ich für den Verf. iinaus-
gesetsl habe, gebe ich folgende Betrachkui|^ea zu be-
deidLcn : Oer Glaube)* dafs GoU, Christas von den Todtea
erweeb habe, kam fad oaehdeiikeDdeD Znhcireni nicht
unentwickelt bldben. Sie werden sich vielmehr fragen :
Sollen wir diese Wiederbelebung so denken, wie alles,
was geschieht, nicht ohne Gott, das ist, nur durch den
Zasammenhang der unYollkonmienen Kräfte mit Gott als
dem ToHkommeimi Kraftweseo geschieht 9' Oder haben
wir an denken, dsfs diese Thatsache .durch einen anders^
artigen, nichtbegreiflichen Einflnfs der vollkommenen
Kraft erfolgt sey? Die Behauptung, dafs jener unbe-
streitbare Erfolg in das Gebiet des Unbegreiflichen ^e-
hdre^ oder als Etwas für immer UnbegreiHiches gesche»
hen scgr, können die Nachd^kenden doch nnr alsdann
«onAmen, wenn sie erst versucht haben, ob das Be-
wirkte durch keine begreifliche Möglichkeit von zusam-
menwirkenden Ursachen aus der uns bekannten göttlichen
Weltordnung, das heifst, von dem re^efmäfsigen Zu-
sammenhang der vielfachen. Naturkräfte mit Gott, abzu-
leiten sey? Ilenn von dem Unb^reiflichen ^t iloch
nicht eher zu reden , bis man im Gebiet des Begreifll«
eheu die Mdglichkeiten aufgesucht liat, und durchaus
keine zu finden gewUb ist. Auf jeden Fall wäre dem-
nach das Rathen über be/E^reifliche Ursachen des Erfolgs
nicht zwecklos, noch weniger etwas Verkehr-
tes, weil selbst der Zweck, eine Unbegreiflichkeit der
Thatsache au behaupten, nicht au erreichen ist, ohne
dafs alle (nicht gana nngehdrige) Versuche, sie au b^
greifen, vergeblich gemacht wären. Es scheint also da«
durch , dafs man die Auferstehung Jesu vjorerst im Gebiet
ÜXIV. Jahig. 12. Heft. t4
Digitized by
1110 Dr. Rdhr*f Chrittoli^. and ftndere Pf^^igten.
des Begreiflichen aufzufiadea sucht, so gar nichts Ver-
kehrtes zu geschehen, dafs vielmehr dergleichen Ver-
suche in der Gedankenordnang das Erste seyn mösseu;
wie mao überhaupt onr Tom bi)jahenden oder-positiveD
eum verneinenden (s. B, vom Gnten zum B5sen al$ dem
Gegensatz des Guten) nur vom Begreiflichen zum Un-
begreiflichen übergehen kann. Folglich, dünkt mich,
dürfte — wenn man je vor einer gemischten Gemeinde
f llberhaupi auf erregte Zweifel und SttHMtigkeiten- eine An«
spielung zu machen , flir gut findet nur ihiAuf fest m
halten sej^n, dafa die Thsrteaehe. ihmh -Zeugen uud
•Umstände so gewifs sey, als irgend ein geschichtlicher
Erfolg gewiiä gemacht werden könne, wenn gleich die
bewirkenden Ursachen keinem der Ueberlieferer bekaoat
waren. Folglich solle die Gemeinde sich nicht durch vn*
-eutacheidbare Vermuthungen in ihrem Eibaaungsuweek
atjhren oder von der Haupfaacke ahEiefaeii lasaen. «-^
'Manche der Vermuthungen mögen Wahn , unzureichend ,
den Verhältnissen widersprechend gewesen seyn , wie
die Vermnthungen des Fragraentisten von gewagtem Be-
trug und andere von Täuschung durch die PhuntMc
Aber dürfen wir denn da^ Rattonahairen (wozu rdaia 8u^
eben begreiflicher Ursaehen Torzügiieh' gahttr^) deswe-*
gen überhaupt ferne lialten, weil gar oft unrichtig ia*
und aufserhalb Zions ratiocinirt worden ist? Ist nicht
vielmehr die Unrichtigkeit mancher Vermnthungen ge-
rade dadurch für Alle klar und für immer abgethan
worden, weil die Versuche, das Geschehene auf diM
Wdae begreiflich zu machen, vor die allgemeibe Bein^
Aeilung gebracht als unbegreiflich oder undenkbar an-
zuerkennen waren.
Wird aber nichts desto weniger in jeder gemischten
Gemeinde nicht eine Zahl von Zuhörern, und gerade
▼on den achtbarsten, graeigt aeyn, jenes GeseMiene
•mn so zuversichtlicher als llaistfclie anzanehmeny weili
flinen wenigstens Möglichkeiten, wie sie vnter den er-
zählten Umständen aus einer ungewöhnlichen und unbe-
kannt gebliebenen Zusammenwirkni^ Ton naterieUea
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Dr. Bölir*fl Chriatolog. und andere Fredigten. lltl
Kräften entstanden seyn inoishte, angegeben werrlen kdh^
neu? Nidinaod wird leidit behaupteo, dafeour allein die
ihm Veraiathelen If S^lichkeiten die wirklich wirksa-
men gewesen Seyen. Aber je mehrere Combinationen von
Möglichkeiten zu finden sind, desto gewisser wird die
Thatsache für die Nicht- leichtgläubigen in die Reihe
des Begreiflichen und folglich des Glaublichen eintreten.
Denn- dahin ist ohne Zweifel der fftr un^ 'ijrwttnschtere
Theil unserer ZabSrer nicht (ntit dem so gläubigen vnd
doch ketzerisch gewordenen Tertnilian) zuruckzubrin-^
gen, dafs ihnen das Unbegrc iiliche gerade als das Glaub*
iichste annehmbar würde. Bei den Nachdenkenden wird
g^ewifs der Glaube an die durch Zeugen und Umstände
bew&hrte Thatsache sehr durc|i den Gedanken erleich-
tert: es kann durch mancherlei , aUeii den Zeitgenossen
unbekannt gebliebene, Ursachen factisch geworden seyn.
Gerade in den redlich erzählten Umständen kann vielleicht
eine durch spätere Erfahrungen unterstützte Forschung
hinreichende Spuren von jenen Urtsachen entdecken,
4ie höchst anfrichtig beschrieben, aber daniats oicht auf
elA^'BegTefflichmachen' des 'Erfolgs angewendet worden
sind.
Wenn demnach ich je fiir räthlich halten würde, vor
einer gemischten Gemeinde über das Forschen nach mög-
lichen Ursachen irgend etwas zu sagen, so würde ich
eine „iingehöngf^" Neugierde vornämlich dadurch vikmt-
ftaltett und tfnsch&dlich m machen 'suchen, dafs ich erin-
nerte: kein Mensch könne wissen, ob Gott jenen be*
stimmten Erfolg unmittelbar, das heifst^ ohne alle exi-
stirende Mittel bewirkt habe, Aber auch, was durch
Maturkräfte erfolgt, ohne dafs es die Menschen
beabsichtigt ond vorbereitet haben, ist jeben
deswegen «Is etwas in der gütlichen Weltordnung . Ge-
gtilndetes und gleichsam Bereitgewesenes 'anzuerkennen.
Von Gott (in der philosophischen Speculation) anfan-
gen und alles von ihm ableiten, dies führt nothwen-
*dig, wie bei dem vonCartesius dahin geleiteten Spinoza,
tu Paiftfieismfis. Wer vom Menschen anfangt und Won
Digitized by
111t Otto, über Behandlung hiitox. Predlgtteite.
den erkennbaren Naturkräften , der wird zuerst der "Wil-
lensfreiheit und der Natnrregelmäfsigkeit gewifs, und
denkt desto klarer eine von dem AU der unYoUkomnuiea
Krftfte verschiedene und davon doch untrennlNure GeH-
hmt als daa Tollkomniene Kraftwesen.
Weil diese Predigten die Ueberzengung in mir er*
neuerten, dafs die möf^ichste analytische Benutzung der
biblischen Geschichte so grttndlicfaen flynilieliachen Kaif-
selTorträgen , wie die des Ver& sind , viel licfat mi
eine leichtere Aufnahme gewähren kdnnen, erinnere ich
mich hier gerne an die
au Herhürn. (ISIO. 66 A 1» 4.),
WO Herr Prof. Otto durch eine keonlnitareiche Abhaad*
lung aber den Werth und die Behandlung hi-
storischer Texte, in Predigten besonders die
analytisch - synthetische Methode, S. 34 n. f.
durch theoretische Gründe und.mustermfilisige Beiqpieie
aehr gut empfohlen hat ' •
Dr. Paulus
Cthersichi der für die katholische Geisiliehkett in frUr-
tcmberf^ bestehenden Staat»- und Kirehengeset xe, fort-
gesetzt bis auf die neueste Zeit. Von Dekan und Stadtpfarrcr
Maurer in ff an^cn. H^angen^ gedruvki wm Rtgibael Scbuitagr^
isai. XLix u. a92 s. s.
Beilagen zur Uehersickt der für die katkolitckß Geitt'
liühk^it in tfürtemherg be»tehenäen Staats- und Kir-
9k€ng999tM€, Mit angehängtem ehronohgisehen Register, oder
BeperUnHmm 4bet tömmiiche in den amtlichen 09$ch^fiekrets dtr
GeistUekm eimeMßgtnden Geictw. Fon Dekan und Stadtpfarrer
- Maurer in Wangen. Wangem, gtdmiM «tu Bafimü Mi|iUw.
ISSL xxiv u.ms.
In Württemberg, nach seinem jetzigen Umfange,
bestand die katholisc|i^ Kirche früher aus ParceUen der
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^Mwim« ühw WiitCemb. Staats- fmd Kif«hei|g«f^e. IIM
Bisthumer Constanz, Aogsburg, Wurzburg, Worms uad
Speier. Sur aUmähli«^ kamen diese Parcellen unter eine
einzige geistliche Verwaltung. Uenn bis zum Jahr 1812.
blieb das katholische Württemberg in die fünf genannten
bischMiehen Sprengel eingereiht. Nachdem der Bischof
von Augsburg gestorben war, erhielt der Fürst von Flo-
henlohe, Bischof von Tempe, die Stelle eines GeaeraU
vicars für die DiÖcese Augsburg, welche Stelle ihm
auch für die Württembergischen Diöcesentheile Augs-
burgs unterm ZSsten Sept. 1812. übertragen wurde. Im
Jahre 1814. wurden diesem Prälaien nach dem Tode
des damaligen Generalviears Ton Wllnsburg auch die
Württembergisch ea Orte der Würzburger Diöcese unter-
geben. Zugleich wurde der Sitz des Generalvicariats
nach Eliwangen gelegt. Die Behörde bestand aus dem
Generalvicar , vier geistlichen Räthen und einem Secretär«
AI» sptter der Bischof von Gonstanz , Fürst I^rtmaa von
Dalberg, mit Tode abgegangen war, kamen die unter
seiner Verwaltuuc; stehenden Bisthumsantheile von Con-
stanz, Speier und Worms ebenfalls unter das General-
vicariat in Ellwangen. So bildete denn seit dem Jahre
IBIT Württemberg ein zusammenhängendes Ganze in
der katholischen Kirche. Noch, am Ilten Sept. 181T.
wurde der Sits des OeneralTicariata nach Rottenburg
verlegt , in Ellwangen blieb ein provisorisches General-
vicariats - Commissariat , welches die nächstgelegenen
Landcapitel unter sich hatte, jedoch bald aufgehoben
wurde. Die endliche Ausführung der Bullen provida
BOhrsque und ad donumd ^egh eu^odiam verwan-*
delte das Generalvicariat in em bischöfliches Ordinariat ^
die Räthe in Domcapitularen. — Auch mit der Staats-
behörde, welclie die weltlichen Hoheitsrechte über die
Kirche auszuüben hat, ergaben sich seit der Acqnisition
der katholischen Landestheiie Üx die Krone Württem-
berg manniohfache Veränderungen. Zuerst wurde filr
alle neu erworbene Landestheiie eine alle Zweige der
Administration und Justiz ausübende Behörde, dieOber-
landesregiemng besteilt (am Isten Jan. 1803.). In dem
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UH llliiim» fiter WütiUtnii* Slul«- Mid KifcliiiigiiMili
Bdicte, welches iliese Behdrcle anordoele, heifiift #s pptev
No. V: „Die geistliche GerichtsbarkeU und kirchfiche
Administration betreffend, so bleibt es iu Absicht der
■ katholischen Lande in sofern bei der bisherigen Epis-
copai- Jurisdiction , als die Fälle auf blos g^iatiictie Ge-
genstäad« Bezog haben. In Ehe-, Dispensations* und
amlern nicht blos geistlichen Angelctgenheiten aber wii4
das Ordinariat mit dem ersten Senat der <Obedandesr#*
gierung eommuuiciren , und dürfen, bis und dann in Ab-
sicht eij^nen Landhierarrhie neue Vorkehrungen werden
getroffen werden können , iieiae Verfügungen , Abstra*
fangen, AoitseotsetEungen ohne dessen Cognition statt
finden.'' , ^
IMese abgesonderte Verwaltung der alten und neuen
Landestheile wurde indessen schon im Jahre 1806. wie-
der aufgehoben. Das Organisationsmanifest vom 18ten '
März 1806. enthielt zugleich im §. die BesiimoMingy
dafs in Ansehung der katholischen Kirche neben dem
Bischöfe und dessen Ofiicialate ein befonderer sogenan»»
ter geistlicher Rath uu Besorgung und Wahrung de»
Souveränitätsrechle bestehen, und mit zwei weltlichen
und einem geistlichen katholischen Käthen besetzt und
einea Secretär und einen Kanzlisten erhahen solle.'' la
einem Circular - Rescripte vom 28sten Juni 1800* irird
bestiiyimt» in welchen Angelegenheiten man sich an diess
Behörde zu wenden habß. ,,Da nun," heUht es darin,
Unser katholischer Geistlicher Rath, den Wir nach
dem 63. des Staats- Verwaltungs-Manifests vom 18ten
März 1. J. iu Ansehung der Katholischen Kirche von
ganz Würtemberg angeordnet haben, seine Sitzungen
wirklich eröffnete, und folglich alle Ehigaben» Bf richte
n,a w., welche dias KathoHscbe Kirchenwesen und die
Geistlichkeit, namentlich auch die Ernennung zu Pfrun -
den u. s. w., selbst bei Unsern Patronaten, ferner Dis«
pensationsgesuche in Ehe- und andern dergleichen Sa*
eben betreffen, an das Colfogium, unter der Addresse:
An den König. Xnm ktfnigi hochUbk Katk GewlL Rath
zu Stuttgart einzuschtckon sindi so bubt Ihi gownhl Bncli
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Mmunt^ ötter WäsUenlpt. fitMlt- ii»4 KisdieiigeBetse. 11%
SüilMst darnach 2tt achten y als auch dies unter den Euch-
aii^petfieilleo Ober* mid Staabsänttero ii.s,w., katholt-
gohaa Pebanatcn^ und etwaigen Laadesherrliclieo Dekav
nats-^Ominisiiimiea, Bit ihrer Wtsgenschaft und Nach-
achtuDg- schleunig'ist Circulando bekannt zu machen. Die
Behörde erliielt später im Jahre 1816. den IVamen : ka-
tholischer Kirchenrath , besteht «eit dem ISten
Novw.1817. aus einen Direktor , swel weitlichen nnd
zwei geieHichen Bithen, und ist dem Ministeriiiin des
Innecn und des Kiroben- und Schul wesene untergfeord-
net. Durch das Landesgrundgesetz vom 15teu Dec. 1819.
ist derselben eine verfassungsmafsige Existenz garantirt,
indem es- im 19. der Verfassungsurkunde heifst: „Die
im der Siaatagewalt begriffenen Rechte über die katho-
lisclie Kirche «erden ?on dem Könige durch eine ans
katholischen Mitgliedern bestdiende Behörde ausge&bt,
welche auch bei Besetzun|2f geistlicher Aemter, die von
dem Könige abhängen, jedesmal um ihre Vorschläge ver-
nommen wird/' Da alle das katholische Kirchenwesen
ttnd die Geistlichen betreffende ätaatsanordnungen von
dieiem Kiroheniathe aui^ehen oder doch ausgesclirieben
wenden, so ist er das haupisäohlichste Organ flir die
Thätigkeit der Staatsgewalt in Angelegenheit der katho-*
lischen Kirche. Die Grenzen seiner Gewalt können le-
diglich aus dem eben angegebenen Paragraphen der V.U.
beurtheiit werden; seine Instructioa ist weiter nicht öf-
fentlich bAanot gemiiebt; nur Einiges , sein* Verhältnis
mn bischdiliohen Ordinariat Betreffende enthält aufeer
der bekannten Kirchenpragmatik eine Verordnung vom
2l8ten Mai 1828, —
Die Queiien für das Partikular recht der katholi^'
Oßhen Kirche in Württemberg sind sonadi die Verfas-
nuogsurknnde, die übrigen Landesgesetse, die königli4
chen und MinisteriaN Verordnungen^- und die Erlasse
des katholischen Kirchenraths. Dazu kommen die bi^
fichöflichen Verordniing'en und Erlasse von der kirchli-
claen Seite. Bedenkt man nun^ dafis die katholischen
Imudestheile- «or ihr^sr Veceinigung mit Württemberg
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HIß Maurer» üUir Wurtteoib. Staatt- and mrfhcpggactiie.
SO vieierlei Landesherrn in weiÜicber, und fünf Ordimr
mteD in kirchlicher
dehnag angehörten; erwägt man
den tangen Interimmutand, di« Verwakimg dev
flohöflichen Sifihla, die Abhiogigkdi der promeriseliBn
Kirchenbehüi den , und endlich und hauptsächlich die
Neuheit der Landesregierung^ in kirchlichen Angelejgfen-
heiten der Katholiken , so darf es uns nicht Wunder neh-^
man, wenn in Württemherg gerade die Staatatieh^rde
«ne besondere ThitigkeiA im Verordoeo, Brkssen» Aae«
flchreiben enlwickelte. So war deno aeoh schon wMiM
ganze zehn Jahre nach der Eiustenz des katholischen
Kircheoraths das BedürfnUs einer erleichternden Zusam*
menstellung der für die katholische Geistlichkeit wichti-
gen weltlichen Gesetze oder vielmehr Verordnungen so
fühlbar, dafa bereita^m Jahre 181& eia Uaadbach ßbt
die katholische Geiatlichkeit in WOrttemberg in iwai
Bänden von Knapp erschien. Da zwischen diesem
Handbuche und dem heutigen Tage wichtige Verände*
rungen sich ergaben, das Land eine V erfassung erhielt,
in Tübingen die katholisch- theologische Fakultät mn-
gesetzi wurdiB , die iärrichtiiii^ der ^^erdieiniacken Vt9^'
vinz alatt fand, aodi der Kirchearath in aeioen ikneidF'
Bungen nicht feierte, so mufste das Bedürfnifs einet
neuen Handbuchs sehr fiihibar werden. Dieses Bedurf-
niis steigerte sich noch durch den besondern Umstand,
dafs die wenigsten Erlasse das kathoUaohen Kirchenraths
in dem Regiernngablatte erachieoen sind, aondam aar
achriftlicb an die Geiadidien bekannt gemacht wordaa.
Zwar wurde schon unterm lOten Nov. 1808. von dem
Katholischen Geistlichen Rathe verfügt , dafs ,,die sämmt*
liehen Geistlichen alle Landesherrliche Verordnungen,
die ihnen aukommen, mit Ausnahme derjemgen, welche
im Regiernngablatte enthalten aind , in ein ordentiichen
Bvch eintragen nnd darüber ein Regiator fUiran aollaa,
welches sie bei jeder Dekanats- Visitation vorigen mie-
sen;" aHein theils wurde diese Verfügung voraussicht-
Jich nicht von allen befolgt, theils kamen in diese Be-
fehlbüchar durch der SteUeo miveimeidücha
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IMm; Iber WArMcmb. Miati- and Kifc1i«ngete«M. im
Ltteken, theils endlich waren die jSngern Geistiicheo
durch jene Verfüg-iin^ nicht herathen. *) Der Herr
Dekan Maurer in Wangen hat sich deshalb eio Ver-
dKeosI um die katholische Geistlichkeit Württembergs er-
imrbed, indem er die beiden in der Rubrik tarwihnten
GMirifteti hennisgab , wovon die zweite, obwohl bedeu-
tend stärker gewordene, nur ein Anhang zur ersten ist
Die ganze Arbeit war znnäehst für den Privatgebrauch
des Hrn. Verfs. bestimmt. Sachkundige haben ihn zur
Herausgabe bestimmt Wir können die beiden Bücher
im^fiiinielnen weniger bemrtheilen, als uns tfber Anlage
und Plan missprechen. Der Verf. -sagt daHtb«r 8. VL
der Vorrede zu No. 1. selbst, er habe sich „bei seiner
Arbeit, weit entfernt, nach Originalität zu streben, an
das Rnapp'sche Handbuch angeschlossen, und. fast den
nlmliehen Weg, wie dasselbe, eingeschlagen. Sämmt»
liehe Gegenstände sind in No. 1. alphabetisch geordnet,
«He einschlagenden Gesetse und Verordnungen citirt, ihr
Intiait in kurzen Sätzen angegeben; in minder wichtigen
Sachen wurde Kürze halber nur auf die Gesetze hinge-
wiesen; die Citationen wurden, um des unangenehmen
Attf- und Abschanerts und Notensuchens flberhoben zu
flsiyB, gleich mit dem Texte verwebt, und beinahe
sSnimtliohe eitirte Gresetse, mit Ansnahme der im Staats«
und Regierungsblatte befindlichen ,* besonders abge-
druckt, so dafs sie einen eignen starken Band (No. 2.)
bilden." Dieser Band Urkunden läfs$ in der That , mit
einer einzigen Ausnahme, nidits zu wünschen übrig*
die Urkanden folgen dem Gange des Textes in No; 1,
nnd die Brauchbarkeit erlidht nicht nur ein Register der
aufgenommenen Verordnungen , sondern auch , und dies
ist besonders lesenswerth , ein chronologisch geordnetes
. *} Gelegentlich kann hier bemerkt werden, dafa es sehr sweck-
^ tnär^ig- lind überdies einem constitntionellen Staate ang^emeiaen
wäre , wenn alle allgemeinen Erlasie des Kirchenraths und was
man Normalien nennen kann, sogleich im Drucke bekannt gc-
. macbt wurden. Die Grunde hierfür liegen anf der flachen Hand.
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Register ttker «SoMitltohe ia N«. L iillegfirl0OMeln.wA
Verordnungeo, auch weoii sie iü Nu. 12. nicht abgedruckt
sind, also auch Qber die im Regierungsblatt eDthalteaea.
D^r eiuasigQ Punkt, in weichem wir mit dem Verf. aiohit
«Mnirerstaadoo ^iad, betrtSIt dea Umstand, dafs er die
eben er fiihQfi^a Veirordawigea ^ welche im Reg.QL . «b-
gtedrookl sM, niohl aiifDahfn. Allerdings hätte (Kese
Aufnahme den zweiten Band bedeutend grofser gemacht,
und der Verf. scheint eben das ^rofsere Volumen ge-
scheut zu haben. Aiiein jedenfalls wäre seia an sich
so brimchbares Buch noch br%eohbarer geworden , bor
eendefs auch filr dea Auataeder , .d^m dae WfirjttMilier«
gisohe Begiermigablait oichl' eo Idicht zufäoglioh e^fii
mochte; iiberdies ist der Druck doch beinahe zu weit-
schichtig, und wenn der Verf. auch den freilicli sehr
billigen Preis (beide Bände 3 fl.) nicht steigern wollte^
so konnte bei engem Druoke der nämliche Raun alle
Regieraogablatla- Verordonngeo oul aiifoebinea« -~
Wa« Aim aber den Plan vaa Nok L heArifft, so wftrde
nach den Forderungen der Wissenschaft gar Manches
anders zu wünschen sejn. Allein der Verf. wollte nun
einmal kein Handbuch des Württembergischen Kirchea-
rechts liefern, sondern nur ein brauchbares Repertorium;
deshalb mi^gan aaoh alle wia8oneohaflAich;e Aafiar-
deradgea hier zai1lcktrele&. Ba bleibt daher weder aa
der alphabetischen Einrichtung des Werks, noch an der
ungeschichtlichen Behandlongf der einzelnen Nummern
etwas zu rQgen. Vollständigkeit und Genauigkeit, ietz^
' tere besonders durch gewissenhafte Angaffe der Quellen,
aas weichen die Sätze geschäpft sind , dürfen mit AeeU
erwartet werden. I>abei genflgt/es nicht, bloa aaf die
Verordnungen zu verweisen , wo diese die Grandlage
bilden, sondern es ist auch nothwendig, das, was sich
von selbst ohne Verordnung gebildet hat , was auf ir-
gend einer Art Herkommen beruht, auf stiiischweigen*
der VorSQSsefzuog oder wohl auch CoUe|^ial- Ansicht,. als
anf solchen Grundlagen beruhend dar^astellea. Hieria
läfst nun aber „die Uebersicht" Maaches a» Wunsches
übrig.
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Wir wählen uur Beispielshalber eineu Hauptartikel
aus, den Artikel : Katholischei* Kirchenrath.^' Hierüber
heifst es S. 126. wortHck: „Schon durch den §. 63. des
Organisations-IVIaiiifests Tom ISten März ISM. (RegAL
S. ÜSi): wiurfe MUT Besorfnog und Wahnuig des 6pluitB«>
und Aufsicbts^ Rechtes des Staates über die katholische
Landeskirche ein geistlicher Rath bestiniinit, an
welchen nach einem Circular-Rescript vonoi
289ie Juoi 1806. (Beil. 14T.) alle Eingaben u.s. w. übe«
da« gaaee Kirchen- und Elementar-Schul we-
gen einsureichen sind" «k s» w. Jiier ist auf jeden Fall
eine Unfenauigkeit zu finden. Jeder unuaterrichtete
Leser glaubt nach diesen Worten gewifs, dafs durch das
erwähnte Circular-Rescript alle -Einzelnen hinsichtlich
des Elementar - Schulwesens an den geistlichen Rath ge-
ivieeen seyen. Vergleicht man aber die Beilage 147 1
so- Steht darin kein Wort Tom Elementar -Schulwesen»
Bntweder ist die Beilage nicht richtig abgedruckt, <Mier
der Verf. hat die Quelle nicht richtig bezeichnet, aus
welcher der Leser sich überzeugen kann, dafs wirklich
alle Eingaben hinsichtlich des Elementarschulwesens an
den geistlichen Rath zu machen sind. — Nachdem der
Var£ nun noch die Gesetze und Verordnuiigea Uber die
Bstistenz, den Namen und die ZosammenseUning desKir* .
chenraths angeführt hat, handelt er die Stellung dessel-
ben in zwei Nummern ab, indem er spricht I) von den
einzelnen zum Geschäftskreise des katholischen Kirchen-
raths geJiörigen Gegenständen^ II) von den Verhältnissen
daiaselbea. zu andern Behörden. Unter I) würden seine
Oeschftfte A) hinsichtlich des kaiholiseben Kirchenwe-
seQs und der Geistlichen, B) hinsichtiieh des loitlieli^
sehen Elementar-Schul Wesens , und C) wegen der Dis-'
pensen, die bei ihm nachzusuchen Seyen, auf diesen
^;likei verwiesen. Alle hier verhandelten Funkte mufs
de^r Leser, vom Verf. auf Treue und Glauben annehmen ;
denn ea ist weder iu' den schon vorher ^itixtm allgemei«
nern Verordnungen dieser Geschäftskreis de» kafthoL Kir-
chenraths besiiniuiät, noch hdt . dar Verf. sich auch uur in
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einem einzigen Punkte auf t;iiie Verordnung speciellern
Inhalts bezogen, noch endlich ist auf eine Instruction
oder etwas Aehnliches hingewiesen. Sollte denn, kami
hier derUnunterrichtete fragen , in der Thal io Württei»;'
bat^ der GeechAftekreie des kttii» Ktrcheofallis raf lutim
Weise MTeodich bestimmt seynf iiihI woher weifli dir
« Verf., was er darüber beibringt? Ref. filr seine Person,
weifs wohl, dafs alles Angegebene richtig angegeben ist,
und andere können dies schon ans der Stellung des Ver&
als Dekans vermuthen. Aber da sein Buch keinen MH
thentischen Gharakter iiat, so mufs sieh bei jecbv StMh
mer immer wieder die Frage ergeben: wodmreh fsl^
begründet? Denn dafs die Begründung der einzelnen
Nummern in unserm Artikel schon in den zuerst citirten
allgemeinen Verordnungen und Gesetzen läge, kann auf
keine Weise angenommen werden. Der §. 63. des Or-
ganisalions- Manifestes vom ISten (tfins ISOft giebl^tti
kalh. gdsilichen Rathe keine andere, als die aligwM||s
Bestimmung: Besorgnnf^ nnd Wahriin|f drertU^
veränitäts -Rechte. Das Eingangs dieser Anzeige
mitgetheilte Circular-Rescript vom 28sten Juni 1806.
verkilndet die Aasführung des Org.-Man. §. 6%tlQ4
sagt nur allgemein : alle Eingaben, Berichte C-t^r^
welche das kath. Kirchenwesen und die4Mii||*
lichkeit, namentlich «Tuch die BrneniMii^^Mi
Pfründen u. s. w., selbst bei Königlichen Pa-
tronaten, ferner Dispensationsgesuche in Ehe-
und andern dergleichen Sachen betreffen,
se-yen an das. Collegium einzuschicken. tSIb
Verordnung vom lOten Oct 181& enthik BHalita^^
die Veränderung des Namens der BehMe*- . %^ߧ*
der V.U. wiederholt nur die Bestfaimrang', dafsif^li^
König die in der Staatsge *
Rechte durch den kath. Kir
und dafs letzterer bei Besetzung
ter, die Tom Könige abhfii^en, J.
Voreohläge Vernommon we
|>ragmalik iwo M^ton JEm«* ßpt^i
waii oegriii^n
chenrath ana«
geistlicher
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Maoror, Aber Wärttemb. Staat»- und Kitelieogeaetee. U81
meinen von den Rechten des Staats über die Kirche,
mdki aber toib Geschäftskreise des Kirchenraths , wi«
dkna uoh manclie Rechte des Staats sieht Vfm Kirehes-»
ranAa ansgeübt werdeit Gehen wir mn B<ne)^iel8weiM -
zur Prüfung einzelner Punkte über, so sagt der Verf.:
y,Was nun die einzelnen zum Geschäftskreise des katho-
lischen Kirchenraths gehörigen Gegenstände betrifft |
ttod zwar das. kathoUsche KirdieaweseD nad die Geis^
liehen, so werden
„1) alte diese und jene betreffende Anordnnngen roa
ihm an die Dekane aasgeschrieben " Worauf diese An*
gäbe beruhe, ist vom Verf. mit Nichts ang-egeben. Da
sie in keiner der vorstehenden Verordnungen begründet
iat,^ so kann aor das thatoäehlic^ Bestdieode hier iieferirt «
aejn. Dies war aber f eWiA anzttdsQten.
„2) Die Anfticht mit dem bisehöfllchett Ordinariat
über das Priester - Seminarium , über das höhere und
niedere Convict (vielmehr : die niedern Convicte ; denn
es sind deren vier); beide visitiren von Zeit zu Zeit die
Dekanate." So wenig an der Richtigkeit dieser Angabe
m sweifeln ist, so wenig versteht sich dieselbe doch von
selbst; io den vom Verf. aDgefUhrtea allgemeinen Vftr^
^Hrdnnngen steht davon nichts; daher war anch dieser
Punkt als thatsächlich bestehend in der Relation zu be-
-seichnen, und es genügt nicht, dafs unter dem Artikel
^Dekane'' im §. Ö5. die Verordnung angegeben ist. Wo-
-mgstens war. aaf den §. ö5. sa verweisen. —
„3) Er nimmt jährlich in Gemeinschaft desbischöf-
-liehen Ordinariats die Concnrsprüfungen mit den Geistli»
chen vor." Nach der Kirchenpragmatik §-29, die der
Verf. hier so wenig anführt, als unter dem Artikel „Con-
oursprfifungen , ist nicht der Kirchenrath und das Ordi-
foariat die Prufiwgsbehdrde, sondern beide Behörden
»haben gemeiiiSchafiUch eine Commission cur Con-
•mr^pHlfang ansQordnen. — •
Aehnliche Ansstellungen lassen sich auch an den foU -
^enden Punkten machen. Uebrigens war zu dem Artikel
-^KathoUscher Kircbenrath" vom Verf. gewifi) auch die
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IlM . Hegetschweiler , SchweiserpflanseB.
^Verordnung vom 21stea Mai 1828. (Reg.Bi. S. 356.) zu
citiren , und ^er Inhalt in den Artikel beziehungsweise
awflnioehiiien. Denn die erste Ablheümg gehört unM*
Angl Meher , WMn #ie sagt : „ Die Comniiinicafton Mi-
schen der Staatsregiernng und den bischöflichen Stellen
geschieht in der Regel durch den katholischen Kir-
chenrath, als durch diejenige Staatsbehörde, welche
mit der Ausübung der in der Staatsgewalt begriffenen
Rechte Ober die. katholische Kirche verftsnungemiftil;
biMuftnigt ist" ' Wie liftt sich hiermit Tereinigen , was
der Verf S. 188. der Uebersicht sagt: „Durch dasselbe.
Ministerium (das Ministerium des Innern u. s. w.) com-
municirt auch der katholische Kirchenrath mit dem bi-
schöflichen Ordinariat?" Nach der Verordanng isi jft
die Sache „in der Regel** «mgekehri — « •
Wir enthalten uns hier weiterer Bemerkung-en und
Berichtigungen, so leicht wir auch bei andern Artikeln
dazu Veranlassung hätten. Es genügt uns, den Verf. im i
Allgemeinen darauf aufmerksam zq machen, dafs,. je
weniger die wissenschaftliche Form in dem Bache be-
achtet ist, desto mehr die Erfordernisse eines Reperd»-
» rium's verlangt werden dürfen. Bei einer gewifs zu er-
wartenden zweiten Auflage wird diesen Mängeln leicht
abgeholfen werden können. Für eine solche zweite
Auflage ist dann auch eine gröfserc Correktheit des
Dmcks zu wünschen. Bas Verzeichnift der Druckfciu^*
ist zwar in beiden Bänden groft, aber keineswegs sm3 |
alle citirt.
Beiträge c» einer kritieehen Aufmählung der Schwtieer-
pflanzen und einer Ableitung der helvetischen Pflanzenfffnim
von den Einflüssen der Aufsenwelt^ durch Joh. Heget sc hweilerr
M. Dr, Zürieh, bei OrM^ ^^^eU u.,Cemg> S. Mit cl#m Metlßi
Dividet eed ti^Mro.
Es ist bekannt, dafs der Herr Verf. der vorliegen-
den Schrifit vor einiger Zeit eine neue Aiifli^ der Sotec -
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Ucg«Ucliweikr, Schweiierpfianzefi.
116S
sehen Flora Helvetica besorgte, auch später dazu einen
Anhang iieferle, und einen ferneren, der atie Beuern
BotdeokuttgeD int Gebiete der hehreltoelieii Flor entbiilMi
«»llie> im geben yerspnch ; 8MI aber ftieeesleMer^nkieli
hergebrachter Welse m thurt, entschlofs er sieh, alle
Schweiserpflanzen, die als Arten au%estellt wurden,
einer kritischen Prüfung zu unterwerfen, um ihr Kecht,
•Is eigeae Species gehen zu köfmen , näher m tjnter«>
radieo. 2a dem Bade mmmeHe er atle Ihm zu Bei^g
wd Thal aafttoftetide) etwas abweichende -Fbritieii vott
genieinen, so wie tor weniger bekannten Gewächsen,
benierkte ^enau die Standorte und die änfsern Einflüsse,
welchen sie vorzüglich ausgesetzt waren; und erforschte
vieiföhig, ^ wirklich flUe gleichen Formen unter gier-
igen äufeeren JKDflttflUen immet wiederkehrtai.' Niehl
Mfriedea mit diesen Sammhingen , die- noch darch zahl«
reiche Beiträge seiner Freunde und die verkäuflichen
Herbarien von Schleicher und Thomas verni< In t wur-
den, hielt er es noch für nöthig, die biegsamen Formen
in verachiedenem Cultareustande zu beobachten, und
sog' deswegen unter manniehfäUigen äufsern^ Binflfiseen
alle helvethichett Aconiften, die AUia^ Mieradaf meh-
rere VerbascOf Violae^ Porte , Potentillae , Delphinm,
TussHagmcs , Orekides u. s. w. Nunmehr nach bald
neunjährigen TTntersuchungen über die Lebensart deir
helvetischen Pflanzen und nach eben so lange fortge*
Mtnten Versuchen fiber den Binflufa der Anf^iltreU aiif
iHeaelbea^ erhäh das Pnblikam in der vorliegenden
Schrift die Resuhate dieser Forschungen. Gerne wird
man mit dem Hrn. Verf. die Ueberzeugung theilen, dafs
die gänzliche Losung der berührten Frage : was ist bei
dien Pflanzen unabänderlicher Typus und was Folge von
filifaeren Binfllüsen? ehier ein Menschenleben, ala nur
wwtglft Jahi^ Von Beobachtnngen erfordern , uihd da(k
bei dem so ausgedehnten, noch zu bearbeitenden Felde,
jeder Beitrag, wenn er nur richtig ist, seinen Werth habe.
Die Erörterung des Begriflfes von Art oder einer ve-
getabilischen Spedes mulato hier allen übrigen Unter-
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IIM * HegeUch Weiler, Scbweiierpflanieo.
snchuDgea vorangehen, nm\ wir hätten daher erwartet,
eine exquisite Deüaition der Species anzutreffen ; allein
etwas vieldeutig sagt der Hr. Verf. nuo, das Pflauzeu-
irich bestehe m einer umidlichen Zahl vou lodividueo,
denen einige einender in allen Theiieii, die Grifte
etwa abgerechnet , gleich Seyen ; andere in weniger we-
sentlichen Organen mancherlei Verschiedenheit zeigten,
und wieder andere auch in wesentlichen Organen sich
IndierrliGh verschieden erwiesen. Die ersteren gelidrtan
m einer Art, die zweiten iMÜdeten verechiedene Vntie-
lilen nnd znwrilen selbfll Arten, die dritten verediie*.
dene Arten, meist aber vertehiedene Gettnogen, und
nweilen selbst verschiedene Familien. Offenbar das
Vage dieser Bestimmnng fühlend, setzt er später hinzu,
man könne den Begriff von Art aoch so festsetzen , daüi
nindich so viele Individuen zu einer Speeieto genMiOMn
werden, aie Yen einender abstammen oder abatamnicn
könnten ; was, wie man leioht bemerken wird , von dea
älteren Annahmen auf keinerlei Weise abweicht — Es
wäre jedoch höchst unpabsenii, um Worte zu streiten,
wo es sich um Thatsachen handelt; denn offenbar richtig
ist im Ganzen die Art und Weise, wie der Hr. Verf. zu
Werke ging, um die Bestindi^ett oder BiegsamiDBit
der Mansenformen zu prüfen ; es verdient allen Beifidl,
was er in dieser Hinsicht von der Einschränkung der
Lehre von den vegetabilischen Bastarden sagt: nicht
minder wichtig dürfte die Beurtheilung der vielgelobteo
Ansicht von der Metamorphose der Pflanzentheile eeyu;
am meisten aber aflnnat Ref* dem Hnk Verf. bd , wenn
er bei der Bestimmung dea Werthea der Organe, von
denen die Charakteristik der Pflanzen entnommen wer-
den soll, die Wurzel der Frucht gleich rechnet; denn
ofi'enbar ist durch die jetzt so gewöhnliche Vernach-
lässigung derselben mancher IrrUium in die Fflanan-
knnde gebraeht wotden,
(Der B98chluJ$ folgt,}
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N°. tlEIDBLa JAHRB. o. LITBRATUR. 1891
Hegctach weiter, Schw ci^^e rpfl anzen,
(Heschlu/t, }
Sehr g^rolsen Werth haben die zahlreichen Beob-
achtungea des Hru* Verfs. über die Ursacheu der Viet-
förmigkeit der Vegetabilien $ er zeigt speciell und mil
Bcabrlogang einer Menge Ton Thatoachen, welchen
mifalienden'Einittfb das Licht, die Wfirme, das Wasser
und die verschiedeueii Boiltiiarten auf die Gestalluug
meiner und eben derselben Pilanzenart haben; nicht min-
der werden deren Veränderungen auf sehr überzeugende
•Weise n^bgewiesen, weiche durch die verschiedenen»
giatiirlichen sowohl als kOnstlichen Fortpflansnogs-Arten
•bedingt sind; vor allem aber ist auf jenen Abschnitt
aufmerksam* zu machen, in welchem (S. 61 — 74.) von
dem Verhatten der Blätter in Zahl, Stellung, Form u. s, w.
die Rede i^t, denn gerade dieser Umstand war es und
■ ist es noch, weicher zur Aufstellung so vieler neuer
• ISpscies, welche die Natur nicht anerkennt^ Veranlassung
gab, doch darf man nicht unbemerkt lassen, dafs der
'Hr. Verf. in ^inen Reductionen etwas m weit gegangen
«seyn mag; ganz besonders aber durften die Ansichten
des Hm, Verfs. von der Ausbildung eines Blüthetheils
-auf Kosten eines andern und die Anwendung derselben
•af Species-Bestimmnng heftigen Widerstand finden^
Sehr augenscheinlichen £inflofs auf die Formen diM
Gewachsreiches» zeigen die Höhen ihrer Standorte, Ober
- Avelcheri so iiitciessanten Punkt der Hr. Verf., in der
!Nähe der Alpen wohnend, den besten Aufschlufs geben
konnte; das darüber Mitgetheiite durfte der genauesten
«Beachtung würdig seyn; eben so die Bemerkungen übef
die Abgrenuungslinien der Alpin -Vegetation Und di6
dadurch entstehenden, für die Pflanzen-Geographie 40-
zunehmenden, Regionen; die Beobachtungen über den
XXIV. Jahrg. IS. H«ft. Vi
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\1M U^tachweikr, Schwcts^rpflawie».
Einflufs der Alpenlult und anderer erhält nisse ; endlich
wird man mit Vergnügen die anziehende Scliilderung
der Vegetation auf der Nord- und Südseite» so wie der
östlichen und westlichen Züge der Alpea nachlesen.
Nach dieser Uoterbrechung wendet sich der Hr.
Verf. in nicht ganz logischer Ordnung -za der Behat-
lung, den Stacheln und DüJiien der Gewächse, deren
Veihällnils. zu den äufseren Kinflussen auf sehr befriedi-
gende Weise erörtert und gezeigt wird, dafs auf diese
SO veränderliche Tbeile nicht wohi Arten gegründet'
werden können, was insbcflonder« dnroh eioeB Blick aif
die zahlreichen Formen von Rübu9 frutieamt9, ileoen
man das Speeles - Recht einrävmte, einleuchtend ge-
macht wird. Diesen Untersuchungen sind noch andere
von der Vielförmigkeit durch das Aller der Pflanzen, so
wie von deu Veränderungen der Gewächse, welche die
CilUvr erzeugt , beigefägt, bei welcher Gelegenheit ma»-
ohe passende Bem^angen Uber die CulturpBanaeB der
Schweiz beigebracht Werden.
Mit mancher Wiederholung des bereits Gesagtea
geht nun lir. Dr. H. die einzelnen Organe der Pflanzen
io Bezug auf die öfter herührtQii Verhältnisse durch)
und erläutert ae einzeln an den Wurzeln, Stengeln,
Blättern, Bracteen nad Kelchen, an den CornUcSn, Stanb-
geßlften, Pistillen und der Frucht, so wie an deiiNeetiH
rien und dem Blüthenstande. Ref. kann sich unmöglich
auf alle einzelne oft ziemlich gewagte Behauptungen ein-
lassen, und erlaubt sich nur auf einen Gegenstand aui-
merlcaam zu machen,' mit dem der Hr. Verf. seine Un-
tersuchungen begmnt, indem, er sagt : IMaa habe dnreh
Verenche erwieeen, daft baumartige Gewächse wngft-
kehrt werden könnten, und dafs alsdann die Aeste dle
Function der Wurzel und die letzten die der ersteren
übernähmen, woraus man sehen könne, dafä» our die
Aufsenweit die verschiedene Geataltuog dieser Theik
bedingten, IMeee annst sehr verbreitete Ansicht wird
Jedoßh bedeutend durch dae modifieirt^ wae BeeuMfailk
(Organographie Deutsch. Uebers. p. 211.) darüber be*
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Hegetschweiler, Srhweizerpflaozin. litt
merkte, uad von iinsertn Hrn, Verf. nicht berücksich-
tigt worden ist. Aber dieser groDse Abschnitt enthält
znglieich auch eine ansehnliche Reihe offenbar vollkom*
men wahrer Bemerkungen , die dem Physiologen höchst
interessant, zugleich auch dringend den Systematiken»,
bei der AulVite!lun/i- neuer Arten, zu gelioiiger Berück-
sichtigung, empfohlen zu werden verdienen.
Wendet man diese Grundsätze auf die Gewächse der
Schwei/^ an, §o wird man die Zahl der wahren Arten
sehr vermindert sehen, so ewar, dafs nach einer Mge^
meilien Berechnung gegen 1000 unächte Species gestri»
chen werden müssen, «nd eine noch weit gröliiere ahl
wird sich herausbringen lassen, wenn man die von den
Deutschen Botanikern neuerdings aufgestellte Arten einer
eben so strengen Kritik »aterwerfen wollte. — Schätz*
bar ist das , was der Hn Verf* von den fioarbettem delr
Helvetischen Flor mittheilt, so wie die Pflanzen -Gata*
löge von Graubündten , aus dem Rhe^iiitliale , aus dem
C. Schaff hausen , aus dem C. Zürich und von i\ev Um-
gegend von Como, besonders aber die Nachweisungen
ftr reisende Botaniker, wefche die Schweis besucheo
and hier gennui erfiibren , wer |uid was für diese Wl»-
senschaft Interessantes an des dttzelnen Orten BW fin-*
den ist. -
Zuletzt fo!o;en nun noch clie Anwenfhingen der in
diesem Buche vorgetragene n Gmadsätze auf einige po^
lymorphe Gattnngen und Arten, namentlich auf Calti*
trhhe, Vermdea, Pk^mctd», Uiricutaria , SiMa,
Ciroaea^ Vnlerktma^ Croeu9, Ctladioht»^ ScirpaSy PoHf
Gentiana, Epilohium , Hieraciimiy SaUces und manche
andere. — Manche der hier bezeichneten Redactionen
sind ganz gewifs den Naturgesetzen geniäfs überall an-
zunehmen; allein Ref» ist weit entfernt, dem Hrn. Verf.
belzustiiBnien , wenn er s. & Vermmäa ar^ensi^ Und
Ktfemmf ferner Vemha iriphyllöB moA V, praec(^
einerlei Art erklärt]; so wie denn überhaupt in sehr
vielen Fällen sein Kifer, alte Arttirt einzuziehen, gewifs
ZU weit geht, was näher nachzuweisea gedenkt |
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1188
£Uenmaon , über den Tripper.
sobald iVie ver<;prochene Enwnef'ath critha plantftrum
Helveiiae wirklich erschienen §e^ii wird.
Die der vorliegenden Schrift angehängte Gebirgs*
karte stellt tVie Nord- und Südseite der Alpen vor, mit
Angabe der bekanntesten Höhen, der Gletscherlinieii
und der vorherrschenden Vegetation ; sie scheint uns
mit vielem Fleifse bearbeitet zu seyn.
Der Tripper in allen eeinen Formen und in allen eeinen
' Felgen. Von Dr. Sitenmann. J. Bd. Der Tripper in aUem
eeinen fitrmen. II, Bd. Der Tripper th aUen eeiman Folgen. A*-
' Umgen 1830, hei J. J. Palm und Emet Enke. gr. 8. (Fr. 4 11.).
#
Je mehr eine Zeit lang in der neueren Medicin sub-
jective Ansichten und sabjectives Streben ilberhanpt die
Oberheri^chaft zu gewinnen getrachtet, and, theil-
weise wenigsten«, auch wirklich errangen haben (maa
denke nur an so manche naturphilosopliische Bearbei-
tung der praktischen Medicin!), — eine Richtung des
Zeitgeistes, weiche, bei manchem, unläugbar Guten und
für die Wissenschaft wahrhaft Erqpriefslichen , dennoch
so manche literarische Mifsgeburt zur Welt gebracht,
und hierdurch sowie hauptsächlich durch Verkennung
ihres wahren Standpunktes, der ächten Wissenschaftlich-
keit vielfachen Abbruch g( than hat, — um so lebhafter
mnfste sieb natürlich, besonders in den besseren Gei-
stern, das Bedürfnifs nach etwas Haltbarerem, als sub-
jective Ansichten seyn können, regen, das Bedürfnife
nach einem Objectiven in der Wissensehaft. Dieses
BedOrfnifs nan gab «ch auf mancherlei Art and Wmae
zu erkennen, bald durch eifrigere Rückkehr zu dem Stu-
dium der Alten, bahl durch gröfsere Werthschätzun^
reiner, ungetrübter ärztlicher Erfahrung. — Mehr oder
weniger diesem Geiste, den wir den faten der neueren
Medicin nennea möchten , entsprossen scheint auch die
neuerdings iinmer lebendiger and klarer hervorgetn^eoe
Idee von einer naturgeschichtiicheu Bedeutung der
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Eifettimiiiii» Aber den Tripper. 1180
Krankhetien , und somit von der Nothwendigkeit einer
solchen wissenschaftliclien Behandlung der Heilkunde —
eine Ansicht, die, wofern sie, innerhalb der natürlichen
Grenzen sich behauptend, nie vergifst, dafs sie es mit
dem Lebendigsten unter dem Lebendigen, folglich mit
dem Wandeibarsten, zu thun hat, und dafs jede Krank-
heit nur das Produkt doppelter Faktoren , des aufseren
Momentes und der tief in der Idee des Organismus
wurzelnden, organischen Reaktion , seyn kann, gewifs
nur sehr erspriefslichen Einflufs auf die Wissenschaft
Qben wird. Auf diesem Standpunkte befand sich auch
der Verf. dea Toriiegenden Werkes, als er, ein Schiller
des trefWchen Schdnlein, seinen Gegenstand bearbei-
tete , und wir glauben demnach Werth und Gehalt sei-
ner Arbeit am besten zu bezeichnen, wenn wir tliesf ibe
eine Natur- Geschichte des Trippers nennen, soweit eine
solche Dämlich bei den zum Theil noch so mangelhaften
Kenntnissen über diese Krankheit gegeben werden kann.
Da es jetKt, wo dieses Werk schon von mehreren
kritischen Instituten in das Publikum eingeführt worden
ist, überflussig seyn würde, in den speciellen Inhalt des-
selben näher einzugehen, so begnügen wir uns mit der
Heraushebung einiger Uauptzüge der Untersuchung, der
wir gelegentlich unsere Bemerkungen beifügen wollen..
Nachdem der Verf. eine Geschichte des Trippers
geliefert hat , gelangter (Bd. L S. 92ff.) zur Nosologie
tles Trippers. Dieser vortrefflich ausgearbeitete Abschnitt
begirnit mit einer Naturgeschichte des Tripper- Conta-
giums, in weicher die pathologische Selbstständigkeit
des Tripper - Processes , namentlich auch dessen Ver-
schiedenheit von derSjrphilis, nachgewiesen wiriL Hier-
bei missen wir es als ein besonderes Verdienst des Verls,
rfihmen , dafs derselbe nicht versäumt hat , das Tripper-
Contagium auch von seiner chemischen Seite (alle durch
Tripper-Procefs bedingten Absonderungen rei<ji^ii en ka-
linisch, wie die durch Syphilis erzen (^ten sauer) zu be-
trachten, indem wir nämlich der Meinung sind , dafs
diese Seite der Untersuchung bei den Contagien aus einem^
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1198
-wl« f» fcheint miftverataiicienen Dyntmiimiis bwliar mVifU^
«ehr vernachlässigt wordeu ist, während doch so manche
Erfahrungen der neueren Zeit wohl dtzu gfeeiguet gewesen
wären, die Aufmerksamkeit der Aerstte auf diesen Punkt zü
leiten, iiDd bei ihnen die Ansicht rege zu machen, dafe
doli Doeh mancher Schatis för die ptaklieche Hdlkwde
▼ergraben liegen möge. Denu wir erUftren nna ein filr
nlle Mal, selbst der Gefiihr, bei uaeern Kunstgenossen
für einen ärztlichen Ketzer zu gelten, zum Trotz, offen
und frei dahin, dafs die Aerzte, nach un»^erer festen
Ueberzengung , bei allen bösartigen un<l schweren ee»-
tag^6aen Krankheiten (und wie viele aiwi nichi covta«-
^öaV) mit ihrer, flbrigena auch nooh ao ratiooellea
handlang Nichts, gar Nichte aMNiriehleo im Stabde
aeyn werden , so lange es ihnen nicht gelingt , auf die
ContajG!:ien selbst (ii rekter Weise einzu^virken. Ob nun
dieses, und in wie weit es uns jemals gelingen werde,
darüber wagen wir selbst noch keine definitive Entaoiiqa-
dnng., halfen aber jeden Falle die Sache des Versuches
und der ernslUchaten Anaf rengungen werth. *} Fmmk
•) Anm. Man Tergl. die von uns in diesen Blättern geliefoFte
Anzeige der Schrift Ton Eichhorn, üher Behandlung und Ver-
hütnn«^ der acuten Exantheme ii. s. w. Nur halten Mir die Be-
merkung beizulügen für nöthig, dafs man uns mifsTerstehen
würde, wenn man ans dem dort Getagten eine vöBige Ueher-
etüstimmung t^serer Ansichten' mit denefi de« Verf«. folgern
wollte. Oean nuuiolia Abwoicbung anaerer deifaHaigeo An«ic^-
ten hah«o wir dort antenlrficltt, thoüs wall eo uns an Ort und
Stella XU weit geführt 'haben wArde, dicaelben gründlich an
erörtern , thelle aber aneh , wir geatehen ea offen , dämm , weil
die Sache eellier n«eh keinaaw^ bei ona abgeaehlaeaMi fat
Einen nbev, nnd wie «upi dMti» den Benpl-JPahlar Jaeoa Wm-
hea wallen wir ainatwailae » bia wir «na einmnl anderen tk^
wie wir bo^epi anefdbflich und gruadU«h aber daa pmuß
Thema aauprechen lidnnen« Torlaufig' beaeichnan, den nlif-
lieh, dara der Terf. die britiiche Bedeutung der Ablagerungen
auf die ftuOere Haut geliugnet« ein Irrthuin« in den er im
Theil dareh mikTefatandnifa «einer eelbat gefttlm' «»• etfi
«Ma^ worin wir ihih aber hniiiwwega >»litliiwa liiaaan*
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/
Swomano, über don Tripper. UM
betrachtet der Verf. (S. 126 ffi) das Verhdllfiirs des
Tiippers zu anderen Krankheiten. Bei dieser Gelegen-
heit müssen wir bei einer Behauptung; des V^erf«?. etwas
verweilen, weil dieselbe so, wie «ie gestellt ist, leicht
Sil Mirsverständaissen Veranlassung geben möchte. S. Itt4.
aftmlidi helfet es: ,,Zwischeo Syphilis und Tripper halten
wir eine Verbindnng für nicht denkbar; denn wie ist es -
möglich, dafs zwei Krankheiten in einem und demselben
Orj^anismus hausen, von denen die eine ein saures, die
andre ein kalinisches Secret liefert'' — „Wenn Sehanker
mit Tripper zugleich vorkommen, so sind entweder
erstere keine syphilitischen 5 sondern Tripper-Greschwiire»
€>der wenn die Geschwuro wahre Sehanker sind, so ist ^
der sie begleitende Harnröhrenflnfs nur eine consensuelle
Blennorrhoe, kann sohin auf den Charakter des viru-
lenten Trippers keinen Anspruch macheu." Wir glau*
ben , dafs der Verf. hier gewissermafsen mehr behauptet
hat, als wohl selbst seine Absicht war. Denn S« 139.
nagt er : ,,Schon Sydenham erzählt, dafs ein Venerischer
dnrehden Speichelflnfs von einem Schanker, aber nicht
▼on einem gleichzeitigen Tripper geheilt wui dr. Aehn-
liches erzälilt Hunter." Ebenso S. 150. „ jji fiiller will
sogar gesehen haben, dafs die schiaflosen dächte eines
Syphilitischen verschwanden, als er auch Ton der Trip-
perseuche befallen wurde,** und S* 153: „Vor allen dürf-
ten wir das Verhfiltnifs des Trippers' zur Syphilis, mit
welcher er so hauiig in einem und demselben Individuum
vergeselUchal'tet vorkömmt , ins Auge fassen/' Auch
noch S. 148: „Uns ist der Fall einige Mai vorgekommen,
dafs ein Individuum an Tripper und Schanker zugleich
litt Wir lieHsen ersteren unberücksichtigt , reichten ge-
gtn leteterea Quecksilber und Holztränke bei strenger
Diät ; der Sehanker verschwand immer innerhalb 3 Woh
chen, der Tripper forderte später eine eigene oft lang-
wierige Behandlung.' Da nun in dieset! SleUen wohl
nehwerlich von einem secundären syphilitischen, oder
von einens indifferenten IVachtripper die Rede seyn
nsdohte, so glauben wir die Meinung des Verls, am rieh-
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JJL92 . Eiaenmann , über den Tripper.
tig-sten anfzufassen, wenn wir das (S. 1H4.) Gesagte nur
auf den Zeitpunkt beziehen , wo der Tripper ia seiner
Eoiwickluog begriflfeu oder auf seinein Culniiiuition»-
pttokie steht y denn dies- und jenseits dieser Grenze
lifst «ich das gleichseitige Vorkommen sj^philitischer
und gonorrhoischer Infektion gewifs nicht bezweifeln.
• Schliefst doch seihst, wie wir ans Thatsachen wissen,
bei den Blattern- Arten (deren Contagium übrigens, so-
viel uns bekannt, keinen chemischen Gegensatz bildet),
die doch als rein acute contagidsf Krankheitsproiccm in
dieser Beziehung mehr zu bedeuten haben, als Tripper
und Syphilis, die stattgefundene Infection mit Variolen-
Gift eine Vaccinen- Ansteckung, und umgekelirt, nicht
immer aus. Ja sojo;ar, wenn es erlaubt w iirc^ , Analogien
hier unbedingt anzuwenden , so möchten diese Thatea*
chen, namentlich der von Willan erzählte Fall, wo auf
dem Rande einer Knhpocke eine M enschenbhitter eal^
standen, die aufgestellte Behauptung selbst in 4ler tou
uns untergelegten Einschränkung anfechten. Doch wir
geben gerne zu , dafs hiervon keine direkte Anwendung
auf die in Bede stehenden Krankheiten gemacht werden
dürfe, und sind selber der Meinung, dafs eine eigent-
liehe Complicatlon des Trippers mit Syphilis die Erfah-
rung bis jetzt noch nicht nachgewiesen habe , und dieses
hauptsächlich nur schien der Verf. behaupten zu wollen.
Sehr ansprechend ist es, was der Verf. (im ISten
Kapitel) von dem Keimen der Contagien auf den Schleim-
häuten sagt Aber so Manches auch diese Ansicht für
sich hat, so wagen wir, bei dem groften Dunkel, wel»
ch'es noch auf dem Bildungs-Frocesse der KrankhritS'^
Gifte innerhalb des Organismus ruht, doch nicht, uns
unbedingt für dieselbe zu entscheiden« Die auf Ein*
spritzurif^-en von Tripper- oder Schanker- Gift in die
Venen nicht erfolgende Infektion (S. llSw) ist auch nicht
so beweisend , wie der Verf. zu glauben scheiat^ da die
Infektion schwerlich ausbleiben möchte,^ wenn diefis
GiftiB in die Lymph-Geföfse eingespritzt Werdern ^
y^llkomnien aber stimmeq wir piit dem Verf. über^iq.
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Einnniwin , Aber dea Tripper. 1198
wenn er (S. 181. und an a. Stellen) sich für die Ansicht
erklärt, dafs keiae coutagiose Kraakheit, aU solche, eine
blofi örtliche sey.
Bei der Behandlung des Trippeis neigt sich der
Verf. einigerinafsen zur chemischen Ansicht, indem er
innerlich die verdünnte Salzsäure , und äufserlich Ein-
gpriüEUngen mit Chlor , selbst auch beim synochalen Trip-*
per, empfiehlt . Mit Recht warnt er Yor allen Mitteln,
welche den Tripper in seinem Verlaufe stdren , oder gar-
unterdrücken können, somit auch vor dem zu frühzei-
tigen Gebrauche der Cubeben und der Balsame. — Den
Nachtripper im gewöhnlichen Siqne unterscheidet der
Verf. näher in einen chronischen Tripper (Stehenbleiben
auf der Involutions* Stufe des acuten Trippers) und in
den eigentlichen Nachtripper, (torpider Tripper ohne
. Contagiositat).
Der Bweite Band,, welcher tou' den Folgen des
Trippers handelt, beschäftigt sich mit den Tripper-Me-
tastasen, den wandelbaren, und den fixen (Stenosen,
Tripper -Toberkeln) Tripper -Seuchen. Dankbar mufs
es anerkannt werden , wie hier der Verf. mit grofsem
Fleifse und vieler Umsicht sich bemüht hat, den oft
uehr spärjiich Torhandenen Stoff in ein wissenschaftliches
Gem&lde m Terarbeiten« Leider aber bleibt hier noch
gar manches Dunkel ruhen, und es eröffnet sich somit
zukünftigen Beobachtungen noch ein weites , Feld. Am
fühlbarsten ist dieses liinsichtlich der Therapie derFolge-
krankbeiten des Trippers, welche als solche, wenig-
fitons was die Tripperseuche anbelangt , eigentlich noch
gvr nicht gegeben ist Und doch sind wir überzeugt,
dafs diftse Uebel häufiger vorkommen, als man gemein«
hin glaubt. So erinnern wir uns einer unsrer Kranken,,
die am Carcinoma uteri gestorben ist, bei welcher nach
ihrer eignen Aussage (die Unglückliche war von ihrem
liederlichen Manne angesteckt worden) nicht der ge<-
' ringste Zweifel über die Herkunft des Uebels obwalten
konnte. Und noch in dem letEtveillossenen Frfllqahre
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1194
Durand, Vorlcsungün äber Banlcunst.
woliMten wir einer mit vieler Geschicklichkeit an einim
ju!ii;eii Manne volizogeDcn Operation einer Sarcocele
(die ziemlich voluminöse Entartaog hatte, hauptsächlicli
den Nebenhoden und den Samenstrang , letzleren aber
bis in den Oanatia htgümaUsg ergriffen) bei, welche
deneeiben Ursprung hatte. Sehr bald nach der Opera«
tioü zeigte sich die erstere Production im Leibe, und
nach einigen Monaten starlj der Kranke unter schreck-
lichen Qualen. Das bei der Operation gewonnene Prä-
parat wird, soviel wir wissen, noch aufbewahrt. —
Gerne gestehen wir, manchen ähoiichen Fällen, die ans
jetzt noch dunkel vorschweben , nicht die Terdiente Aaf- .
merksamkeit in dieser Beziehung gewidmet zu haben, ;
weil uns iiamals die Selbstständigkeit des Tripper-Pro-
cesses von der Sj^phiüs noch einigermafsen zweifel-
haft war.
Uebec den literarischen Werth des hiermit angfe-
Seigten Werkes noch Weiteres zu sagen , halten v^h für
rein überflüssig. Je höher wir dasselbe schätzen, am
so mehr müssen wir wünschen , dafs der Verf. auch fer-
nerhin Mufse zu wissenschaftlichen Forschungen Saden
und die Früchte derselben uns nicht vorenthalten mdg«.
0r. fV eb er.
Jbrif» der Forletungen über R'au1tun$t, gtikatten an dv hb- |
nigUeken poltfieehnUeheu SehuU 9U Paria mm J. iV. L, Dmrani, ;
BamiuhUr^ -frofeMor der Bmdnmi und iarretp, -BMigHedi Mr
jtkmdmk dm eehBmen UatU 9u Jn$umfen* IVMi 4tr nmtiim
Aufiagn am dem A-im«« «ftcTMM. fotar Jtali« «it jQ JMül^ih. |
82 & ZweiUr Bandt nät 32 üteintafehu XVI fmd 49 & gr, 4.
Cartaruhc und Freiburg in der Herder^sekeu Kunet' und Buckkudr !
lung. 18S1. (PreitlZfi.)*
Bei dem hohen Rufe, wekheo ttck die polytech-
nische Schole zu Paris erworben ha*, wd m vieia bs-
ileutende Meister in den versehtedeiiefl Zweigen der Bsa-
kunst ihre Bildung'^rhielteQ , könnte man erwarten , hidK
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fia.?oUsläRdig>e9 unü mgMt^ fs^ slenwiwfdm Werik Ober
^nen Geg^staud sa-firbaken, wdclwr Ttele tmcl s«-
gleich schwierige Aufgaben aus dem Gebiete <1( i W is-
^uschaften und der Kunst in sich vereinigt; allein die
Angabe der Seitenzahlen zeigt schon aui dien erste» Blick,
dafs dieses unmöglich der Fall 9«yfi kotin. Wenn aber
von der andern Seite oaeb einem oberflächlichen Schlüsse
«es diesem geringen Umfange das Ganze ab mangel-
haft, ma^er und unvoHkommen erscheinen könnte, so
ist hiergegen zu hemet ken , dals einerseits das Werk
nur einen Theil , nämlich die sogenannte bürgerliche
Baukunst im engeren Sinne umfafst, und dafs anderer-
seits die Zdglinge der polytechnischen Schule verschie-
dene vorbereitende Kenntnisse in den Vorlesungen aber
Physik, Chemie, Mechanik und Technologie sich zu
eigen machen, demnächst aber in eine besondere Schule
übergehen , wenn sie sich einem bestimmten Zweige der
Baukunst ausschliefsUcb widmen wollen. Hiernach sind
^SQ diese im AllfemeiAeaJ&her Baukunst gehaltenen Vor-
lesungen sonlchst nur d^m bestimmt» dea Gegenstand
im Ganzen darzustellen , mit seinen wesentlichsten Thei-
len bekannt zu machen, und dadurch zugleich eine An-
regung zu geben, damit diejenigen, welche Talent und
Lust hierzu in sich fühlen, denselbea in seinen wei-
teren Vemweignngen ernster und enfmerksamer stU"
diren«
Will rotn das vorliegende Werk zuerst uo Allgemein
nea beurtheilen, so mufs man berücksichtigen, dafs es
einen Abrifs wirklich ^elialtener Vorlesungen enthält ,
IQ denen manche rhetorische Wendungen und einiger
fiohmuck der Il( fle nicht fehlen dürfen» Die violfacheD
mitgetheiUen Belebrungen sind daher nicht in nackter
Binfschheit systematisch geordnet eoeinniider gereibei,
noch viel weniger in couipendiarischer Kürze so zusam-
mengestellt, und vom Ein£acheren zum Zusanimengesetz-
leren lorlsehreitend auf eine solche Weise vorgetragen y
dafs der Leser durch eifriges Stadium eine Ueberaicht
des Gänsen der BaukuDst sich an eigen maehen könnte,
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ilM Dsiasdl, VorletBSg«! Aber BMikwil.
Um in frorkommemlen Fällen Uber einzelne Aufgslieii
genügende Auskuiiit aus demselben zu schöpfen. Eben
sowenig würde derjenige sich befriedigt fühlen, wel-
cher mit den nöthigiten alJgemeinea physikalischen me-
chanischen nnd chemischen Vorbereitungskenntnissen wasr
gerfisCet Terlangen wollte, durch diese Anieitung* sidi
zu einem vollständig unterrichteten Baiikünstler aussu-
bilden, denn von solchen Fordeiuugea ausgehend würde
er gar Vieles vermissen, z. B. genaue Angaben über Be-
* reitungsart und Güte des Mörtels, Bestimmung der Kenn-
zeichen eines hinlänglich festen Grundes, Anleitung zum
Pilottireo, festbegrttndete Regeln über die Di6ke der
Mauern je nach ihrer verschiedenen Höhe und dem aus-
zubauenden Drucke, Belehrung über die erforderliche
Dicke und Verzahnung der Balken, so wie Ober die
schwierige Construction eines Dachstuhls, und mehrere
sonstige für den praktischen Baukünstler höchst wichtige
Angaben. In diesen Bemerkungen soll jedoch keiaes-
/wegs ein Vorwurf d^ Arl liegen, als ob ohne alle Ord-
nung die verschiedensten Gegenstände durch einander
geworfen wären; vielmehr befolgt der Verf. allerdings
einen Plan, wonach er vom Einfachen zum Zusammen-
gesetzten übergeht, die Hauptsachen sind sogar durch
besondere Ueberschriften hervorgehoben ; allein die ein-
aelnen Regeln werden durch den Flufs der Rede im
freien Vortrage minder kenntlich', und mufsten schon
dadurch mehr zerstreuet werden, weil der Verf. sich
nicht stets wiederholen durfte, und doch bemüht war,
die aufgestellten Regeln jederzeit durch Hinweisung auf
lihre Anwendung bei wirklich auszuführenden Gebäuden
niUier zu erläutern. Auf gleiche Weise ist Ref. weit tsdt-
fernt, den Vorwurf eigentlicher Mangelhaftigkeit ofar
gar eines Inhaltleereu Wortreichthums aussprechen zu
wollen, denn dieser %väre höchst ungerecht; vielmehr
ist das Werk durchaus belehrend, und wenn dessenun-
geachtet viele wichtige Sachen fehlen, so' mufs man be-
denken , dafs der verhUtuUlHiiäfeig geringe Uai£in|^ 4m
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I
Dnmiid, Vorletvngen über BmikaDat. 1199
Buches das Gaoze einer so weilläufdg^o Wissenschaft aii
sieh schon gar nicht zu omfassen vermag.
Will man den elgenUichen Werth dieser Vorlesun-
gen gehörig würdigen » so darf vor allen Dingen nicht,
übersehen werden, dafs der Verf. die Bamnaterialien
der yerschiedenen Länder genau kennt, insbesondere
aber eine bedeutende Menge hauptsächlich grofsartiger
und kostbarer Gebäude von dea ältesten bis zu den neue-
sten Zeiten herab in Zeichnungen und in der Wirklich-
keit gesehen hat, vorzüglich diejenigen, worauf Ilc-ilien
noch immer stolz seyn darf. Aus diesem reichen firfah«
rungsschatze theilt er eine Menge Regeln und Vorschrift
ten mit, welche namentlich in Beziehung auf Pracht-
gebäude unmittelbar in Anwendung gebracht werden,
oder noch wohl mehr dazu dienen können, in dem ta-
lentvollen angehenden Baukttnstler fruchtbare Ideen zu
wecken. Hierbei darf aber vor allen Dingen da^enige
nicht fibersehen werden , was die eben so zahlreichen
als sauberen Zeichnungen leisten, die hier in eleganten
Steindrucktafeln mitgetheilt sind, deren reiche Fülle und
grofse Mannigfaltigkeit gerade in Beziehung auf den
angegebenen Zweck des Werkes selbst für weit grölsere
Mängel desselben, als die bereits gewissenhaft ange-
zeigten, noch reichlichen Ersatz* gewähren wfirden. Dafs
der Verf. sich mehr in den höheren SphSren der. bür-
gerlichen Baukunst hält, und in Beziehung auf ganz
einfache Gebäude für das Land und für kleinere Städte
kaum etwas aus seinen Vorträgen zu lernen ist, kann der
Verständige nur billigen , indem man sich die Erforder-
nisse hierfür fiberall leicht zu verschaffen im Stande ist.
Das Publicum wird es daher dei^ Verlagshandlung dan*
ken , dafs sie dieses nfitzliche Werk in einer fliefsenden
Uebersetzung und mit hinlänglich eleganter Ausstattung
auf teutschen Boden verpflanzt hat.
Es se^ jetzt erlaubt, den Inhalt etwas nSher anzu-
geben , und zugleich einige Bemerkungen hinzuzufügen
In einer Ijiinleitung sucht der Verf. hauptsächlich eine
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ll9g DamiMl, W«ih»ungtn Ab«r Baoknnst.
Liebliogsidee voo ihm m beweisen, die im gstnmi
, Werke oft wieder berthrt wird^ nSmIieh dab dotek
(las Streben nach Verzierung eine Menge Geld unnüte
verschwendet, und dennoch die eijSfentHch erzielte Ab-
sicht nicht erreicht Merde, wie ei hauptsächlich durch
zwei Beispiele, das Pantheon iaParis und die Peterskirche
in Rom zu beweisen sucht, wovon das erstere 18, die
letztere 8&0 Millionen Pranken kostete; inzwischen ge-
langt man zu keiner deutlichen Einsicht, was unter Ver-
zierungen eigentlich zu verstehen sey. Grofse und kleine
Gebäude können immerhin so ein|2ferirhtet seyn, dafj* sie
Festigkeit und Dauerhai'tigkeit oiit einer für ihren Zweck
Tolikommen genügenden Bequemlichkeit vereinigen ; aber
deswegen sind sie noch keineswegs schön» <L b. sie nuh
chen keinen angenehmen Eindruck auf das Auge des
Beobachters. Dagegen ist es auf der andern Seite nicht
schwer, zu zeig(^n, dafs eine Menge uiul mitunter höchst
kostbare Verzierungen verschwendet seyn können, ohne
dafs der unbefangene Beschauer die Gebäude schön nea-
nen kann. So ist z. B. die Marcus -Kirche in Venedig
mit dem kostbarsten Mosaik Qberladen, aber die un-
gleich einfacheren Kirchen des PaUadio in Padua und
' Vicenza machen einen weit lieblichem Eindruck, sodass
man sich kaum von ihnen zu trennen vermag. Hierbei
. stöfst man ohne Widerrede auf ganz unüberwindliclis
Schwierigkeiten. Ohne Regeln .Ist die Bestirnmung dfi
Schönen gewlfs nicht, denn sonst mllfste dabei das Ge*
fühl jedes Einzelnen gleiche Göltigkeit haben , und es
X wäre gar kein Gesetz darüber möglich, wer aber sein
Urtheil bios durch allgemeine Regeln bestimmen oder
hierdurch begründen will , der wird sish in ein solches
Labyrinth Terstrickeu, dafs er zuletzt jede feste Grund-
lage verliert Die Ursache hiervon Hegt darin, wsB
der Verstand und das Gefühl eine Menge von Bedin-
gungen verbinden müssen , wenn der richtig geleitete
Geschmack das wirklich Schone bestimmen soll. Daher
kommt es denn auch , dafs namentlich so manche Bau-
meister ungeachtet der vielen wahihafft schönen Vor-
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I
Buraod, Vorl«suBg(Qfi ubor Bftiikiiast» llUf
bilder, die sie sa sehen Gelegeoheit hatten, dennoch
80 oft geschnuicUose Ueberiadiüigeii oder wobl gar abr
sohlt barocke Sonderbarkeileii sich so Schulden kommeo ,
lassen. Von beiden Fehlern ist indefs der erste, näm-
lich eine Ueberladung von Verzieruugen für ein Mittel
der Schönheit zu halten, am häufigsten, in welcher Be-
ziehung jedoch Ref. eine Ausnahme macht, und eben
daher auch der goüiischen Bauart keinen Geschmack
abgewinnen kann, ao allgemein und hoch dieaelbe auch»
namentlich in dem vorliegenden Werke, gepriesen wird.
Ein nicht zu übersehendes Argument für die Richtig-
keit seiner Ansicht glaubt Ref. mit Sicherheit aus dem
Umstände hernehmen zu können , dafs man die an Zier* ^
rathen reiche gothische Bauart wieder verlassen hat«
und zur griechiachordmisclien zurückgekehrt iat| wa9
schwerlich geschehen wäre, wenn jene rUcksichtlich der
eigentlichen Schönheit mit dieser w^^^^^^*^'*!^ könnte. Man
wird dieses Urtheil übrigens nicht so sehr auffallend
finden , wenn man lieset, dafs unser Verf. selbst von der
Peterskirche sagt, dafs sie mehr mit kostbaren Verzie-
rÜDgen überladen^ aey, als einen wohlgefälligen Eindruck
auf den Beobachter mache.
Mich einem in der Einleitung mitgetheilten Plane
besteht das ganze Werk aus drei Theilen, deren jeder
in mehrere Abschnitte zerfilllt. Oer erste Theil .handelt
TOP den Elementen der Gebäude, oder nach einer nä-
heren Bezeichnung von den Materialien, ihrer Anwen-
dung, von den Formen und Verhaltnissen. Die beiden .
ersten Abschnitte, worin die Eigenschaften der Mate-
rialien und ihre Anwendung bei der Constroction der
Gebäude zur Untersuchung kommen , würden a^hr dürf-
tig zu nennen seyn, wenn nicht in zwölf Noten die das
Einzelne beschreibenden Erläuterungen hinzugefügt wä-
ren; ungleich ausführlicher dagegen ist der dritte Theil ,
worin die Formen und Verhältnisse mit steler Hinwei-
sung auf eine Menge instructiver &ichnungen anschau-
lich dargestellt werden. Hierzu gehören 11 Tafeln in
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ItOO ' Dnraii4« Vorletangen jftber BmikaMt
Querfolio, welehe mit den emn sweiten Theile g^ehd-
rigen 21 zusammen die auf dem Titel genannten 32 Ta-
fein des erpten Bandes geben, üeber den zweiten Theil,
welcher der Ueberschrifi nach von der Erfindung^ im
Allgemeinen handelt, worunter die Vereinigung der
einzelnen R&ome eines Gebäudes zu einem zweckmis-
aigen Ganzen verstanden wird, scheint es ftberllilssig,
in eine specielle Kritik des Einzelnen einzugehen, in-
zwischen dürfte der möglichst besümmte Belehrung
suchende Leser sich leicht unbefriedigt fühlen , wenn
nach der Norm altrdniischer Mustergebäude die Höhe
der gewölbten Säle zu ein und ein halb mal der Breite
'zwischen den Säulen angegeben wird , wenn ihre Form
ein Parallelogramm bildet, der plafonnirten zn einmal
dieser Gröfse , wenn sie länger als breit sind , und zu
weniger als einmal , w^enn sie quadratisch oder rund
sind. Bei der Beantwortung dieser für die Construc^
tion moderner Säle höchst schwierigen Frage ist vor
allen Dingeq dte Rücksicht auf die erforderliche Be-
leuchtung fiberseben , indeni diese letztere mit der
flöhe in einem angemessenen Verhältnisse stehen mufs,
sehr unverständlich ist dagegen der Znsatz, die Höhe
müsse nicht nothwendig das hier angegebene V^erhält-
nifs.zur Breite haben, damit die eingeschlossene Luft-
masse mit ihrer Ausdehnung übereinstimme; mit Recht
aber wird bemerkt, dafs man die angegebenen Ver-
hältnisse nur als eine gewisse genäherte Norm zu be*
trachten habe , an die man sich nicht sklayisch bin-
den müsse. Ein räsonnirendes Inhaltsverzeichuirs, worin
alle Hauptsachen einzeln aufgenonuuen sind^ ist die-
sem ersteil Bande hinzugefügt.
' (Ihr B9§ehluf$ folgt.) ^
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N'. 79. HfilDELB. JikHRR LITERATUR. 1881.
. Durand, Vorlesungen über BaukttmL
Der lohalt des zweiten Bandes scheint vom Verf.
seihet nicht als ein nothwendig integrirender Theil des
Ganzen betrachtet zu seyn, sondern vielmehr als eine
Vervollständigung; und Erweiterung des im ersten Bande
vorgetragenen, ja man wird zu der Voraussetzung ver-
anlafst, dafs derselbe eia sich bestehendes Ganzes
bilden soll, indem in der langen V'orrede der Inhalt des
ersten Bandes kurz wiederholt ist Oer Zweck , welchen
der Verf» durch diese Fortsetzung , die nach einer an-
deren Abtheilung den <1ritten Theil des Gänzen ausmacht,
zu erreichen beabsichtigte, ist wohl kein anderer, als
eine Uebersicht der mehr im Grofsen anzuwendenden
Baukunst zu geben , indem sich das wenige, was im tirit^en
Abschnitte über Privathäuser gesagt ist, mehr als eine
unbedeutende Zugabe betrachten läfst Dafs es sehr
schwer sey, in dieser Beziehung allgemeine Regeln auf-
zustellen, die so sehr durch örtliche Verhältnisse der
Lage, der Umgebung^en, vorhandener Flüsse und Canäle,
durch die Gröfse der Städte, den Reichthum ihrer Be-
wohner, die Vorzug«; weise betriebenen Geschäfte und viele
'andere Umstände bedingt werden, leuchtet von selbst ein,
auch geht die Absiebt des Verfs/ hauptsachlich nur dahin,
allgemeine Ideen zu wecken, und das natürliche Talent
insbesondere durch g-eschmackvolle Musterzeichnungen zu
regeln, woraus dann die Menge der hierzu gehörigen
Tafeln erklärlich wird. Diesemnach handelt der erste
Abschnitt von den hauptsächlichsten Theil en der Städte 9
ihren Zugängen, Eingkngen, Straften und Brücken nur
«ehr kurz, obwohl namentlich die Kettenbrücken,' und
hauptsächlich die so aufserordentlich prachtvollen neuen
Brücken in London gewifs ei i^r Erwähnung werth gewe-
XJUY, Jahrg. 12. Heft 76
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Daraod» Vorlesungen über Baukunst.
gen wären, ausführlicher dagegen wird voo den öffentli-
chen Plätzen geredet, und nameDtUch gezeigt, dafs diese
in den Städten Griechenlands und Italiens mit weit mehr
Geschmack eingerichtet waren, als sie es namentlich in
Paris sind.
Vorzüglich anziehend ist der zweite Abschnitt, worin
für Kirchen, Paliäste, öffentliche Schatzkammern , Jn-
stiz-Palläste, Rathhfiuser, Museen, Bibliotheken, Bör-
sen , Zollhäuser , Schauspielhäuser , Bäder, - Hospitaler,
fieläiignisse und Kas( i ru fj grofsartige und wahrhaft
schöne Plane mitgetlieilt u erden. Minder befriedigt
wird der Leser durch den Plan zu einer Sternwarte,
weil dabei der eigentliche wissenschaftliche Zweck
nicht vollständig berücksichtigt ist. Für die Vor-
schläge zur Construction der Markthallen, Messen und
Kaufhäuser würde es vortheilhaft gewesen sej u , die
Anlagen dieser Art namentlich in Liverpool und London
zu berücksichtigen , die Einrichtung der Metzigeu ist
fBr ihren Zweck wohl etwas zu kostbar, auch scheint
es nicht angemessen, die Schlachthäuser damit zu Ter*
binden.
Dafs im dritten Abschnitte auch die Privatwoh-
nungen mit abgehandelt sind, ist bereits erwähnt, aber
hier zeigt sich ein auch sonst im ganzen Werke oft
fithlbarer Mangel bei den zwei- höchstens drei-stät-
kigen Wohnhäusern, welche allein berücksichtigt sinci,
nämlich die Abzüge für den Rauch, welche den Hau-
smeister allezeit, aber am meisten dann in Verlegen-
heit setzen, wenn der Kaum beschränkt ist, und den-
noch, wie in Dresden, Wien, Edinburg u. a w. fünf
oder gar sechs Stockwerke verlangt werden, lieber
di^e, und die Anlegung anderer filr PriTathänser so-
wohl als öffentliche Gebäude, Insbesondere für Caser-
nen , Hospitäler und Gefängnisse zur Bequemlichkeit
ganz unentbehrliche Anlagen fehlen alle Vorschriften,
und nur wenige der gezeichneten Plane deuten die
Abzüge .für den Rauch oberflächlich an 5 so sehr ste
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^rant Spangenber^, rraktiiclie ErörUruagoii. 1292
AQch übrigens Zweckiuäfsigkeit mit äiifserer und hi-
serer Eleganz verbinden. Bodlich baoilcli der Verf.
noch aii^hrlieh über Landhäuser ^ tbeilt einige treff-
liche Master mit, und giebt dann zuletst noch Aus-
züge^ aus den Schriften der Alten über diese nament-
lich bei den Römern bo ausiiclmu n<l schönen und kost-
baren Anlagen, ?oa denen sich noch, jetzt Ueberreate
in Italien finden.
TkMo'd, Bog ernannt Prok^Ueh» SHrterungcn aus aütn Theilen der
BeekUg^ehnamkeit km und wieder mit Urtkeil$§priieh€n des Celle"'
edken THbunats' und der übrif^en JueiinMffe heet&rkt, Fortgtsetni
99n Srnsi Spangenberg, iX Band, Hannover 188L 4.
Auch unter dem Titel :
Srnet Sp angenberg. Praktische Erörterungen aus allen Theilen
der Pccktftgehhrsamkctt hin und wieder mit Urtheilssprüeken des
CeUe'scheu Tribunah und der übrigen JuttuAf^ bestärkt, LBanä,^
Hannover 1831. XX und d78 S. 4.
Die Urtheilssprüche des Celle'schen Gerichtshofes '
haben sich von jeher einer besondern Auszeichnung und
Aufnahme zu erfreuen gehabt, und es ist gewifs jedem
Rechtsgelehrten willkommen, daft nach dem Tode dea
Knaelei-ilirectors Hagemann, an deasen praktische Er-
örterungen sich diese Schrift als IX. Band cunSchat an-
schliefst, aber zugleich als ein für sich bestehendes W erk
sich darstellt, dieselbe von einem Schriftsteller mitge-
thoilt iverdeo, dessen iiterärischer Huf gegründet und
dessen VerdieiMito um die Recbtavissenschaft anerkannt
«Bd. Grofae Fortschritte wurdieo aast 40 Jahren in allw
Zweigen der Rechtswiasenadiaft gemadit, tfiglich wird
die Zahl der vorhandenen Controversen durch neue Un-
tersachungen vermehrt und der Rechtsgrund unsicher
tuid schwankend. Wahrzunehmen , wie diese Forschun*
g;>en eingeführt werden ins Leben, wie die obersten Ga-
jrifditahAre eine o£t Jahre lang gehandhnbte Anaicht, go-
€MiBBi auf ueMre Unterauchungen , TerbMen wd aine
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i
1204 Erott S|iang«iiberg, Praktische Erörterungeii.
andere Meinung adoptiren , ist gleichwichtig fßr deo
Theoretiker uod- Praktiker. Es eotspringt aber aus der
Mittheilung solcher Urtheilssprilche und deo Ansichten
der praktischen Rechlsgelehrlen noch ein eigner Vor-
theil, der darin besieht, dafs dadurch, dafs die Sen-
tenzen der verächiedenen Gerichte Deutscher Staaten be-
sonders in der neuesten Zeit bekannt gemacht werden,
ein Mittel gegeben ist, durch welches möglich Mird,
dafs nach Verlauf eines halben Jahrhunderts über manche
streitige Rechtsansicht eine Vereinigung der verschie^
denen Meinungen stattfinden und der Sieg eines Rechts-
streites nicht mehr davon ahliaugen wird, ob dieses oder
jenes Gericht die entscheidende Behörde ist Denn so-
viel darf man wohl voraussetzen, dafs gerade die von
einem Gerichtshofe angenommene und vertheidigte An-
sicht, welche jener eines andern widerspricht^ in Tor»
koiuaiciulen Fällen eint r besondern Untersuchung und
Prüfung unterworfen wird. Eine solche gfenaia^ und
gründliche Prüfung einzelner streitiger Materien finden
wir in vorerwähnter Schrift, welche folgende Erörterun-
gen enthält f die wir dem Inhalte nach angeben M^ollen,
um auf die Wichtigkeit aufmerksam zu machen. Es sind
darjn enthalten Abhandlungen
A) Aus dem Staats- und Verfassungs-
rechte:
1) lieber die Landeshoheit und Gerichtsbarkeit, in
Bell tft des Salzwerkes zu Salzliebenhalle bei Salzgitter,
im Fürstenthume Hildesheim. 2) Ueber das Verhältnifs
der königlichen Consistorien zu den übrigen höhern Ge-
richtsstellen 3) CJegenseitiges rechtliches VerhftltBils
der Rent^r und Lehens-Cammer zu Hannover. 4) Ueber
flie standesherrlichen V^erhältnisse des Herzogs von LooB
und Corswaaren zu dem Königreiche Hannover. 5) Ueber
Insinuation in Auslrägalsachen , wenn der sti t itt ude Tlieil
noch keinen Anwalt zu den Akten legitimirt hat. ü) Ueber
die in der Grafschaft Diepholz zur Anwendung kommende
Landesverordnungen. i) Ueber die in dem so genannten
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Emst Spangenberg, Prakiiflche Erörterungeo. 1205
g^rofsen Stifte Hiiclesheiin zur Ainvendung^ kommendeu
lyaudesgesetze. 8) Ünativveadbarkeit derLüaeburgischea
Polizei-Ordnung des Herzogs ChristiaD von 1618, in
dem Amte Westen «Thedinghausen.
B) Aus dem römischen Privat- Rechte :
9) Ueber die Rückforderung der Brautgeschenke.
10) Eine Ehefrau, welche mit ihrem Ehemanne gemein-
schaftlicii ein Schuldbekenntnifs ausseilt ^ ist nur als Bfir-
gin zu bttiachten. 11) Dem Vater eines unehelichen
Kindes steht die Befugnils zu, daiiselbe der Mutter,
auch wider deren Willen, zu entziehen und bei sich zu
^mähren, um sich dadurch von Zahlung der Alimenta-
tionskösten an jene zu befreien. 12) Üeber das Erb^
recht unehelicher Kinder in dem Vermögen ihrer Mutter,
mütterlicher Ascendenteu und sonstigen Verwandten.
13) Ueber den rechtlichen Begriff der unwiersitas verum
dtstcmtium. 14) in welchem Falle ist ein auf den Pflicht-
ttieii beschränkter Enkel verpflichtet, sich den, seinen
verstorbenen Eltern gewordenen, Brautschatz in dem
grofsväterlicheaPflichttheil imputiren m lassen. 15) For«
derungen aus Anleihen, die ein Vormund oder Curator
aus der von ihm verwalteten IMasse jß^emacht hat, sind
\n dem über dessen Vermögen ausge)>rochenen Concurse
nach der von demselben bei Uebernahme seines Amtes
bestellten Hypothek zu classificiren. 16) Das den Pu«
pillen , Minderjährigen und Wahnsinnijgen an dem Ver-
mögen ihrer Vormünder und Curatoren zustehende ge-
setzliche Pfandrecht ist nicht auf andere, in den Gesetzen
besoiulers ausgehobene Falle fremder Vermögenfeverwal-
tung auszudehnen. It) Richten und Neffen, welche
ihrem Oheim in dessen Hauswesen ökonomische Dienste
leisten, wodurch demselben eine Magd oder ein Knecht
erspart woitlen ist , können daf&r einen billigen Dienst-
lohn fordern. 18) Ueber den Stellvertretungsvertrag und
dessen Förmlichkeiten. 19) Ueber die rechtliche Wir-
kung der Deposition einer Geldschuld, in Bezug auf
einen nachmals über das Vermögen des Schuldners aus-
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1206 Smat Span^enberg , Praktiache Erörterungen.
gebrochenen Concors. 20) Nur bei reinen Stundungs-
Verträgen kapn die Majoritäl der die Standung bewilii-
geodeii Glivbiger ein Zrwaogsrecht gegen die Mniorität
der Dissenlirenden ausfiben. Sl) Besoldtmgeii und Gna^
(lenpensionen , die ein Scliuldner von einem answSrtigen
Staate' bezieht, sind als Reuten anzusehen, aus welchen
der. Gläubiger seine Befriedigung fordern kann.
C) Aus dem Deutschen Privat- Rechte.
2'i) Ueber die Statute der Stadt Braunschweig.
23) lieber die Privilegien und Stadtrechte der Bent«
heimischen Städte SchüUorf, Neuenhaus und Nordhorn.
24) Ueber den Begriff eines Bin* und AuslSndev« nach
hiesigimi Rechte. 25) Die too den personlichen Eigen-
schaften eines Individuums abhängende Recht^higkeit
desselben niufs lediglich nach den Gesetzen seines Wohn-
ortes beurtheilt werden. 26) In wiefern werden Ehe-
frauen, die durch ihr fippiges und yerschwenderisches
Betragen den Concnra über das Vermdgen ihrer Ehe-
männer veraniaftt haben, ihrer Bmutraialisprivikgieo
▼erlnstig? 27) Darstellung deä im Herzogthume Sach-
sen-Lauenburg geltenden M eierrechtes. 28) Ueber die
Meierverfassung im Furstenthume Grubenhagen. 2d) Ge-
wohnheitsrecht im ehemaligen Amte Auburg über die
Erbfolge der Kinder in den dortigen Leibdienster-Stättent
M) Das bei den eigenbehörigen Sifttten des Firalen^
thums OsnabrOck eintretende Anerbenrecht des jüngsten
Sohnes, wird durch den Frei kauf der Stätte nicht auf-
gehoben, falls der Anerbe zur Zeit desselben schon ge-
boren war. 81) In Ermanglung vertragsmafsiger Be-
stimmungen über die Zeit der Auszahlung der Abfindnh*
gen aus Meierhöfen mufe auf die Zeit der Verheirathnng
oder eignen Besetzung des Abg^efundenen RAtksicht ge-
nommen werden. 32) Hat bei eröffneter Erbfolge in
dem von einer Erbtochter herkommenden Meierhofe die
aus der Ehe mit dem aufgeheiratheten Eheuianne erzeugte
Tochter den Vorzug' vor dessen iil zweiter Elie erzeugtn^
Sdhnen % oder gehen letztere der erstem bei der Suooes*
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sion in diesem Hofe vor? 33) Was ist eine Meierfrau
aus dem Coocurse ihres Etiemannes zu reclamiren befugt^
^enn sie demselben die ganze Meierstelle zum Braut-^
8chalee eingebracht halte? 34) Die Befreiung von
Deulscheti Reallasften Jiaan nur durch unvordenklicdie
oder durch qualificirte Verjährung erworben werden«
35) DerZdinlherr eines Fleischzehntens ist befugt, von
dem zehntpflichtigen Scliäfereiberec hligten zu verlangen,
dafs er die Schäferei nicht als gü^^te, sondern als Mutter-
«chäferei betreibe. 36) lieber den Kartofifelzehnten in
den Fürstenthümern Calenberg, Güttingen und Gruben-^
hagen. 81) Ueber das Recht der Auslöse, nach den
Gesetzen des LAndes Madeln. 88) Uebelr die gericht«
liehe Confirmation der C'ontracte über Immobilien nach
Km hessischem Rechte, 39) In wieweit wird der Chef
der Handlung durch die Geschäftsthätigkeit seines Hand«*
lungsdieners verpflichtet?
D) Aus dem Kirchen-Rechte.
40) Ueber das Privilegium der Hildesheimischen
kath. Geistlichkeit, ohne alle Feierlichkeiten gültig te-
stiren zu können. 41) Auch fiine zeitliche Freiheitsstrafe
berechtigt den unschuldigen Ehegatten , auf Scheidung
zu klagen. 42 J Was ist in Betreff der Ehescheidung
Rechtens, wenn einer der Ehegatten der katholischen,
der andere aber der evangelischen Confession zugethan
ist? 43) Ueber die Beweiskraft de^ Geständnisses in
Ehescheidungssachen. 44) Ueber die Einrede der Ver-
zeihung im Ehescheidungpprocesse. 45) Competenz bei
Rechtsstreitigkeiten über Kirchenstühle.
E) Ans dem Criminal* und Folizei-Rechtä'
46) Ueber die Auswahl unter mebrere;n gleich ver-
pflichteten Untersttchungsgerichten zu alleiniger Unter«*
snchung der in mehreren, Gerichtsbezirken begangenen
Verbrechen. 47) ZnlSssigkeit des Ferhorrescenzeides in
Strafsachen. 48) Ueher tlie angebliche Befugnifs des
Uenuncianten , gegen ein deu Denunciaten loissprechea-
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tM Enwt Spangenberg, Pnltiifilw BtMflvniige«.
des Erkenntoifs Rechtsmittel m verfolgen. 49) Das «v*
kennenfle Criminalg^ericht erster Instanz hat auch über
solche Anträge des Defensors vorlaufig zu erkennen,
wodurch derselbe in der weitern VertheidiguogsiQStaox
eine aoderweite lostruktion nicht sowohl neuer Tbata*
cheu, als vielmehr frflherer Thatsacheo zu Teraolassen
sucht. SO) Bedingungen zur Ertheilung einer Abolition
in Strafsachen. 51) Ueber die Strafbarkeit des Bücher-
Nachdrucks und deren Umfang in Bezug auf die hiesigen
Laude. 52) Die Recurse, welche gegen die is^rkenat-
nifise der Patrimonialgerichte in Wrugersachen ergriffen
werden, sind bei den Landdrosteien anzubringen und
gehören nicht zur Competenz der Mittelgeriehle.
F) Aus dem Civil-Processe.
58) Streitigkeiten in Bezug auf die Mooitnr abge-
legter KSmmereirechnungen gehören selbst dann aus*
schliefsHch zur Cognition der Landdrosteien , wenn solche
bei Gelegenheit eines über den Rechnungsführer ansge-
brochenen Coocurses erhoben werden. 54) In wiefera
ist ein Kläger, welcher mehrere Klaggegenstande yer-
folgt, befugt, im Laufe des Verfahrens, ^ie erhobene
Klage auf einzelne derselben zu beschränken und in Hin-
sicht der übrigen sich competentm vorzubehalten. 55)
Der Beklagte ist nicht befugt, falls der Kläger sofort
mit der Klage zurückgewiesen , dieser Bescheid aber
nachmals dahin abgeändert worden ist, dalli die Ver>
D^hoUassnng des Beklagten einzufordern xUnd weiieie
Handlang zuzulegen sej, durch ein gegen dieses Abin-
derungsdecret zur Hand genommenes Rechtsmittel, die
Wiederherstellung des ersten Verwerfungsbescheides ZD
verlangen. 55) Ueber die Bedingungen der Zulässigkeit
der PauUanischen Klage , insbesondere , w^nn durch die-
selbe vom Cridar geleistete Zahlungen oder hinfendniB
bestellte Hypothd^en angefochten werden sdlen. 51) h
welchen Fällen kann sich der Arzt, Wundarzt oder Ge-
burtshelfer, sowie der Apotheker und eine Hebamme
weigern, ^ich in einem, deii von ihnen behandelten Kran-
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BffOil S|ii»igfliBlMi>8r, PriktUdie Brorteruiigoii. IM
km betreflfeoden Rechtairelte als Zeugen vernehmen m
lassen. 58) Ueber die Verbindung- des Glaiibenseides
mit dem Nichtwissenseide. 59) FAn Amtserkcnnhiils ist
deshalb , weil es nur von Einem der mehreren Beamten
einseitig abgegeben oml pnblicirt ist, nicht nichtig. 60)
I^nteeheidungsgrilnde und deren Inhalt gehen nicht in
Rechtskraft Uber. 61) Rechtskraft der PrioritSts- Er-
kenntnisse im Concorse. 62) Ueber die Befiignirs eines
Miigläubigers , die zum Vortlieile eines andern Mit-
gläübigers geschehenen Zugeständnisse des Cridars oder
Contradictors anzufechten. 63) Ueber den Vorbehalt
der SappKcation oder Lenternng bei Ermanglung der
Appeilationssnmme. 64) Ueber die Vollstreckung eines
▼on einem auswärtigen Gerichte gesprocheoeo Erkennt*
nisses in den hiesigen Staaten.
Als Anhang sind beigegeben ; 1) Altes Meierrecht
der Schillings^uter bei dem Kloster St Michaelis zu Lfi-
iieburg vom Jahre 1585. 2) Das Echtding und Statut
der Stadt Braunschwetg. 3) Vollständiges Sachregister.
So gerne Ref. wünschte, fiber mehrere der vorste-
henden Ili (irtei uiigen Bemerkungen beizufügen, so mufs
er sich des engen Raumes der Jahrbücher wegen auf
folgende beschränken:
1) In Ansehung der Rückforderung der Brautge-
schenke No, 9. behauptet der Verf. , dafs die L 16. Cod,
de donationib» ante nuptias in Deutschland keine An-
wendung habe. Die Gründe^ womit diese Behauptung
unterstützt wird, sind folgende: Jenes Rescripl sey f&r
Spanien erlassen worden , wie sowohl die AoÄdhrift als
Unterschrift ergebe; es bezöge sich mithin auf eine dort
herrschende Sitte und nicht auf die römischen Gebräuche.
Aus einer Steile feieneca's, Melclie Arnaud du Ferron in •
fieinen Commentarüs m consueiudmes Burdigalensiutn
aufbewahrt habe, erhelle, dafs das Rescript auf eine
eigenthfimliche Sitte zu Cordova sich bezdge und nie
allgemein gesetzliche Kraft gehabt habe. Um so weniger
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1210 £ni«l 8|»Angciili€rg9 Frokliiclie Erörieriuigei^
adieine daher diese Bestimmung gegenwärtig uoch an^
weodbar zu seyn , als auch in aodern Staaten , z. B. Frank-
reich, jenes Rescript als durchaus unanwendbar ange-
sehen worden. Die deutschen Parömien : Küssen ist
nur ein Abwischen, Ein Külschen in £hren kann Nie-
mund verwehren, sejen ofienbar entgegen. Rei. inuüs
gestehen 9 dafs diese Gründe ihn noch nicht besliminen
können, der Ansicht des Verfs. beizutreten» Denn dab
sieb diese Verordnung auf eine spanische Sitte, auf eine
eigenthümliche Sitte zu Cordova , und nicht auf römische
Gtbiäuche beziehe, davon scheint das Gegentheil zu
erhellen aus Oviil, der schreibt järs amaU h 669;
OmoIs ffd anntit» tl nnn et eirefera «imet,
Baet ftto^Mf fiMve data fimtt perdert diguua «if«
Ferner Amor, 1. 4. 631 :
Oaevla jam mihmI.* Jam non taiifuiii oictäa «timel.
Quod mihi daa fiiriim,Jvre eoatta dahh.
Und die Christen besonders habei» geglaubt, dafs chirch
einen Kufs die Schamhaftigkeit des weiblichen Ge-
schlechtes verletäst werde. So schreibt Teriutlian de
velandis vhgmibus lib. XI: Si autem ad desponsatio*
nem velantur , quia et corpore et sprritu masculo
mixiae sunt per osculüm et dextraa, per quae pri-
nmm resfgnavermt pudarem spiriius, per commune
conedeniiae pignuSf quo iotum eendixerunt confusia*
nem>, qumdo magie iUas veiabH, sine quo spmeari
hon possvnt? Kurz vorher sagt Derselbe voa der lie-
bte ca : quae cum ad sponsum . . . perducerelur , rmn
susthmit dextrae colluctationem nec oscuU congreS"
sionem. Dabei verdient noch besondere Beachtung der
hohe Bfgriff, welchen die Christen von dem Kasse hat-
ten , wie aus Chrysoatomm homü, de proditione Judae
zu ersehen ist , der sagt : aanctum oscuktm teneamus ,
quod anrmus aociat ^ reconciliut menles , et unuui cor^
pu8 ostendit , quia umim corpus videmuv esse sortiti:
et ideo tnkceamua nos m corpore uno, non m cor-
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£rntt 8|miigenborg , Praktiaehe Erdrtertmgeii. Uli
forum mixtkme, sed m ammorum ehatitaie d§vfncti,
ui 810 dwmae menaae fructibus posahnua 84äiarL Et
gfeschah daher hSuiig, dafs die Spotisalieii mit eloem
Kusse besiegelt wurden, was vorzüglich in der griechi-
schen Kirche geschah. Der, obgleich unächte, c. 18,
C 27. 2, 8ed neque osculum parii propmqmtatem ,
befreisei wenigstens die Sitte fröherer Zeil. Resuttirl
hieraiis, dafs der Gmnd des Gesetzes eine ailgfemeia
verbreitete Sitte und Anstellt der <lamali^en Zeitgenossen
ist, so wirtl auch nicht behauptet werden können, das
fragl. Rescript habe nie allgemein gesetzliche Kraft ge-
habt Zwar herrscht heutzutage diese Ansicht nicht
mehr ttud ist das Küssen so zur Mode geworden, dafs
Niemand oMlir etwas darin findet, allein dirain, weil
der Ghrnnd des Gesetzes wegfallt , ist der Richter noch
nicht befugt, das Gesetz nicht zur Anwendung zu brin-
gen. Wie viele Gesetze haben ihren Grund in eignen
Verhältnissen des römischen Staates und des Lebens der
rteischen Bürger; sollen diese aber jetzt nicht mehr
angewendet werden, weil die Verhältnisse des Staates
imd*des bOrgerlichen Lebens sich geändert haben? IVo«
hin wird die Wissenschaft, wohin die Praxis kommen?
Wenn diese Verordnung in Frankreich nicht gegolten
hat, so kann davon nicht auf Deutschland geschlossen
werdeb. Es dürfte hiernach der L 16. Cod. de donat.
anio uupiiaa die Anwendbarkeit so lanjge zu gestetten
se^rn, bi« wichtigere Gründe für das GegentbBil Tor*«
gebracht wurden.
2) In der Erörterung No. 42. S. 884. 88& behauptet
der Verf., die Unauflösbarkeit des Bhebandes sej von
der kath. Kirche als Glaubenspunkt festgesetzt und als
Dogma sanctionirt und in der Not 7. heifst es weiter :
Andere finden in der Entscheidung (des Concil. Trid,
Sess. 24. can.7.) nicht einmal einen Glaubenspunkt, son-
dern nur eine blofse DisciplinarTorschrift. .... Ob
jedoch jene Entscheidung als Dogma oder blos als Dis*
ciplinarvorschrift zu betrachten sey, bleibt m effetAu
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• >
12IS Erott Spangenberg, PraUUche Effirlerangeit.
gleichgültig;, da auch Disciplinaryorschriften , weon sie
auf gehörig-e Ai t promnl^ii t worden j^iiul , z. B. das prie-
sterliche Cölibat, den katholischen Chri^jten in seinem
Gewissen voUkoiumen verpilichleo. Solches bezeugeo
alle ächikatholischen Theologen, z.B. Ziegler, Bossuet"
Ref. kann nicht begreifen , wie der gelehrte Verf. die
Unauflösbarkeit der Ehe der Katholiken als einen Grlan^
hensbatz ansehen kiinn , da er selbst anführt, dafs An-
dere in der Trideiit. V ei fügung' eitie hlofse Disciplinar-
vorschrift erblicken oder vielmehr eine kirchlich-doctri-
uelle Erklärung, wie Ref. glaubt So iin bestimmt nnd
.der WilikOhr der einzelnen Mitglieder Preis gegeben
können die Glanbenslehren nicht seyn nnd sind es anch
nicht. Der gröfste Theil der kath. deutschen Theolo-
gen, welche an Gelehrsamkeit jenen anderer Nationen -
nicht nachstehen, wird die erwähnte Vorschrift als Glan-
benssafz nicht yertheidigen , ohne darum aufzuhöreni
ächte Katholiken zu seyn. Was aber die weitere An-
sieht betrifft, als sey es m effecht gleichgültig, ob man
die Unauflösbarkeit der Ehe als Glaubenssatz oder als
Disciplimu Vorschrift betrachte, so kann auch diese An-
sicht Ref. nicht theilen , da sehr wesentliche Unter-
schiede zwischen beiden Meinungen stattfinden , tob
denen nur des einen erwähnt werden soll, dafs, wenn
dl« Trident. Verordnung einen Glanbenssatz enthält, eine
Aenderung desselben wegen der allgemein gelehrten
kirchlichen l ntrüglichkeit nie erfolgen kann, dafs da-
gegen eitie JJisciplinarvorschrift nach den Sitten und
Bildungsstufen der Mitglieder sich richtet und in den
verschiedenen Zeiten yerschiedea modificirt werden kann.
In ^ectu sind daher diese Ansichten sich dnrchaos
nicht gleich nnd kdnnte diese Gleichheit nur für die
Zeit zugegeben werden, für welche die Disciplinarror-
schrift besteht. — Ks nimmt ferner der Verf. S. 389. als
ausgemacht an , dals ein katholisches Consistorinm nie
die Befugnifs des evangelischen Gatten, wenn er gegen
srinen kath. Gatten ^uf Scheidung vom Ehebande Ua-
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Emst Spangenberg, Praktbche Erdrtemngea. ^ ISIS
gen würde, beachten, dafs es nie auf Trennung der Ehe
quoad vmculum , sondern nur auf beständige Trennung
vom Tich und Bett eikeniieu wurde. Allein das Ge*
gentheil kann man ersehen aus Kopp, die katholische
Kirche im 19ten Jahrbuaderle, welche Schrift selbst
'S. 884. aogeführt wird. In diesem Werke wird S. 888.
erzählt, dafe 11f88. eio protestantischer Ehemann aus
dem Eichsfelde gegen seine kath, Ehefrau wegen 2 ma-
liger VeilasKung und böslicher Entweit^hung auf die
Trennung vom Ehebande geklagt und die Erlaubnifs zur
Wiederverheirathung verlangt habe. Die Frage: wie
die kath. geistliche Behörde entscheiden müsse? sejr
sammt den Akten der theologischen FacultSt zu Mainz
vorgelegt worden, welche ihr Gutachten dahin gege-
ben, dafs das V^icariat, ohne dem kath. Lehrsysteme zu
nahe zu treten, hier, wo Alles in via juris erschöpft
sey, richterlich sprechen könne, dafs die fragliche Eh^
Dach protest. Grundsätzen als geschieden quoad vmculum
zu halten sey. Es wird ferner eine Entscheidung des
Grofsherzogs von Frankfurt und Erzbischofs von Re-
gensburg vom 12. März 1810. angeführt, durch welche
tlie Frage dahin entschieden worden: „In solchen Sa-
chen ist das forum eath, rei hoc ipso auch das forum
competen» aetoria proteat Dieser hat also das Recht ,
dafs Ober sein Petitum nach seinen Religionsgrundsatzen
förmlich und ausdrücklick entschieden und gesprochen
werrle; dabei ist aber der katholisch -geistliche Richter
sich und dem kathol. Theile schuldig, in eben diesem
Urtheile, falls es gegen die Lehre seiner Kirche gefallt
werden mufs, ausdrücklich zu erklären, dafs er die der
entgegengesetzten Confession nicht anerkenne. Folgen-
des wäre also das Formular: Wird zn Recht erkannt, dafs
descrtio malitiosa erwiesen , und der klagende Theil
ganz schuldlos hierbei, und deswegen zu der, Kraft
seiner Gonfession und denen hierin eintretenden, ob-
gleich von Uns hierdurch nicht anerkannten, Religions*
grupdsätzen, ihm zulässige Ehetrennung vom Bande und
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ttU ]>r. II Sehillipf • Alihaadlwigeit
«nderweiltgeo Verehelichung bertehfigt sej.** — Ob foi
Jahre 1832. die deutschen katholischen geistlichen Ge-
richte die vorerwähnte Aasicht theilea werden, möchte
zu. bezweifeln se^n*
Es wird weiter in derselben Erörterung behauptet,
dafs die Frage : ob ein Katholik eine geschiedene i'ro-
testantin, bei Lebzeiten geschiedenen Ehemanne^^
ehelichen dürfe? durch ein päbstliches Breve vom 8. Oct.
1803. verneinend entschieden , und dadurch der StretI,
wenigstens ffir die kathol. geistlichen Behörden , als bcK
endigt anzusehen sey. Erwägt man aber , dafs jedes
päbstliche Breve auch der Genehmigung des Staates zu
seiner verbindenden Kraft bedarf, dafs diese aber, we-
nigstens soweit Ref. weifs, dem erwähnten Breve nicht
ertheilt worden ist, so dürfte der Streit selbst fftr die
geistlichen Behörden nicht als geendigt betrachtet %ver-
den. —
Zum Schlüsse glaubt Ref. anfuhren zu müssen, dafe
die Hahn sehe Hofbachbandlnng die Schrift mit der ge-
bührenden Aasseichnung im Droclf; und Papier ausge-
stattet hat.
Dr. E. M. Sc hilling, Abhandlung vom Kirtketuiuhtrerhie von Joh
Ch. Köhltr für das Königreich Sachsen wd die Königl. Säekt,
Oberlatuitz , neu bearbeitet. II. gänzlich umgearheiMß «iMf Mf-
l>6r«eI6e, der Ekeacheidungaproce/s in den Säch$Mchen Gerichten, Leip'
»ig 1881. XX will SSO eil 8.
Die erstere Schrift lianddit nach ?oratiSgeschickter
Einleitung über die Lehre vom Kirchenstuhlreclite üb^-
hanpt in 4 Abtheihingen , von den ordinären oder ge-
meinen Kirchenständen, von den mit (iriiDdsiuckeo liftd
Häusern verbundenen Kirohenständeo^ von den Amis*
oder Of fieialstfibien , und endlich von den beeoiideini
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Dr. £. 11. Schilling, AbhandlnogeD. 121»
coacessionirten erblichen Hirchenständen io Giafistühlen^
.Emporkircheo, Betstuben und Capellen*
Die zweite Schrift zerfallt nach eiijer Einleitung
über einige allgemeine in Eliesacheii stattfinclenclen Ver-
fassDngs- und Rechtsverhältnissen in 2 Hauptstiicke «
deren erstes in mehreren Unterabtheiinngen von den
Grflnden, ans welchen, und den Rechtsgmnd^fzen,
nach welchen eine Trennung des Ehevertrages stattfindet , •
und deren zweites gleichfalls in mehreren Unterabthei-
lungen von dem richterlichen Verfahren im Elieschei- •
dungsprocesse handelt. In einem Anhange wird noch
gesprochen von den Wirkungen der Trennung der Ehe
durch- Tod und wegen der aus dem Kriege i|icht zu-
rfickgekehrten Ehegatten, von den Ehesttftungen , von
den Dispeusationsbehörden in Ehesachen und dergl.
Ref. gesteht gerne, dafs der Verf. mit vieler. Beler
senheit beide Schriften redigirte, nur mufs er bedauern^
aussprechen zu müssen, dafs durch den Inhalt nur ein
Praktiker^ Befriedigung finden wird, da der Geist der
Wissenschaft fehlt. Um diese Ansicht zu rechtfertigen,
will ich in Ansehung der ersten Schrift nur anfuhren,
dafs man vergebens nach der Zeit und Art der Bntste-»
hung der Rirchenstfihle sucht Jeder wissenschaftlich
gebildete Mann wird aber nicht damit sich begnügen,
dafs Kirchenstöhle existiren^ sondern er wird auch ZU
erfahren wünschen, wann und in welcher Einrichtung
und mit weichen verschiedenen Modificationen sie bis
10 die neueste Zeit existiren.
In dem Ehescheidungs l*focesse wird vermifst eine
Aufzählung derjenigen Personen, welchen das Recht, zu-
steht, die Gültigkeit einer Bhe zu bestreiten: die jedem
einzelnen Ehescheidungsgrunde ifidglicher Weise ent-
g^egenzuseföenden Einreden sind nicht angegeben , und
fast jeder §. erinneit daran , dafs die Ansichten anderer
Schriftsteller und die Urtheilssprüche der Consistorien
ohne wisseaschaftiiche Bearbeitung zusammengeschrie-
r
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litt Hr. E. M. Schilling, AiilinMllitpg»«.
ben sind. Zum Belege fÖhft Ref. an den §. 48, wo es
lieifst, dafs ilie auch aus einem gültigen Ehegelöbnisse
erzeugte Kinder, wenn uur das Ehegelöbnifs der Eltern
wirklich ein öffentliches und an sich richtig und erweis-
lich ist, auch sich sonst kein erhebliches Hindernifs. oder
lODerer Mangel dabei befindet, als eheliche uod reclile
Kinder und Erben Ihrer Eltern gelten und anzimhen
sej'en. Aus welchem Grunde sich diese Ansicht und
selbst das angeführte Mandat rechtfertigen lasse und ob
die sponsaUa de Juturo durch Beischlaf in sponaalia
de praesenti der Katholiken sich verwand ein , ui
unter, welchen Bedingungen, ferner ob dieM V|
Wandlung mit den Grundsätzen des evangeliecben
chenrechts über Abschliefsung einer Ehe im Einklänge
stehe, darübtr herrscht tiefes Stillschweigen. Ferner
wird §. 80. gesagt: Aus dem Grunde verletzter Keu^h-
helt des weiblichen Theils findet eiike Nichtigerklä*
rung der Ehe statt, wenn der Mann enift andiü^
Vollziehung derselben erfahren hat, dafs die Jwat arihM
vorher durch unkeuschen Umgang ihre jungfrauschaft
verloren hat. Wenn dieses richtig ist und bei den säch-
sischen Gerichten dieser Grundsatz adoptirt wird , so
mufs man das in Sachsen wohnende weibliehe Geschlecht
bedauern, welches auf tliese Weise unendliehi^if
^on^' Preis gegeben ist Dabei ver^^nt JedA^
besttsAere Berlicksichtigung , dafe dfe-Aehste «mr-'lSe
Zeichen der Jungfrauschaft gar nicht einig sind , und
deren Verlust auch auf amUr« ^Weise-als^lirch Beischlaf
stattfinden kann. — • i :. v*4t »1.4^
* *
Ref. hält es für unnöthig, noch mehrereS anznfQh-
ren , da jeder Leser der Schriften die Anj^cht desselbjpi
bestätigen und theilen wird. "^"^'^^
1h.
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4
N*. n. HEIDELB. JAHRR d. LITERATUR. 1881.
Darmatadt , Vtrlag von Johann IVilhelm ne^trs Vademccum für die
' Behandlung der morgeiiländischen ChohrOf oder Materia mediea
und Handbuch , welches nach den altern , nettern wirf neuesten Er-
fahrungen in Rufsland, Polen, Preufsen, GaUizien und Ungarn
für praktitehe Jerzte bearbeitet worden ist, von Johann August
He gar, Dr. und Grofsherzogi. Hess. Hofmcdicua u. «. v. .
Toächenfürmat. Ul u. 157 S. (Preis Xfl. ISSkr.)
Die Cholera orienlaUs scheint ein Modeartikel in
der meclicinischen Literatur geworden zu seyn. Beru-
fene nod Unberufeae treten als Schriftsteller über diese
Seuche «uf. Kaum war Schnurrer^s in historischer
Hinsicht höchst interessante Abhandlung (Schnnnrcr
schöpfte aus den Quellen) darüber erschienen, als nns ,
ein Strom von Schriften über diese Krankheit öberflu-
thete. Leider! mufs man mahsam aus dem Sande die
wenigen Goldkörner suchen. . -
Ree. zeigt die vorliegende Arbeit nur deshalb an,
weil sie dafür bestimmt ist, deujeaigen deutschen Aerzten,
welchen es aus irgend einem Grunde nicht möglich ist,
.die verschieclenen Schriften und. Abbandlungen über die
ganz Europa bedrohende Seuche zu lesen, einen lieber-
blick der bisher angewandten Methoden und Heilmittel
zu geben.
Die Einleitung berührt nur flüchtig die Qenetm der
' Krankheit, beschäftigt sich, ohne ein Bild zu entwer-
fen, mit de» Hauptsymptomen, giebt kurz einige An-
sichten über das Wesen derselben und eine Eintheiluhg
in SUdieo, spricht von den Todesarten, stellt 3 Haupte
fiirmen von morgenländischer Cholera auf und liefert
endfich die Heilanzeigen in den verschiedenen Stadien.
' — In Bezug auf die Indicationen hat der Hf. 'Verf. viel
Gutes gesagt; aHein er hat sich von seinen theoretischen
Ansichten, von seiner Ei nth eil ung der Krankheit, sowohl
ihrem Wesen als ihren Stadien nach zu sehr hinreifsen
MIV. Ährg. It Heft. Tt
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1118 Uei^ar, Tademecntn der or. Ckolm.
lassfin. — Wir kennen noch nicht einmal den Sitz der
Krankheit, noch bei weitem weniger das Wesen der»
selben! — Auf eine strenge Eintheilung in Statiieo wer-
den diejenigen gewlfs nicht viel halten, die wissen, wie
schnell oft die Cholera in Indien ihre Opfer hinweg-
geraflft, die wissen, dafs zu Bellary ein Schneide i mit
meiner Arbeit in der Hand plötzlich starb, dafs ein Kauf-
mann, ats die Ürechruhr in.Muscate wüthete, an Bord
eines Schifles in dem Augenblicke befallen wurde, als
er einen Handel abschliefsen wollte, nnd daft er schnell
nach zweimaligem Erbrechen starb.
Es steht zu vermuthen , dafs man in der Behand- |
lang der indischen Brechrnhr glücklicher a^n wird,
wenn man den Regeln der allgemeinen Therapie mehr
folgt, nnd nicht mehr so sehr nach speciiischen Mitteln,
die es ja doch nicht geben kann , hascht.
Nicht uninteressant ist es, dafe diejenigen Aerzte,
welche die Cholera nicht beobachtet haben, sehr be^
hende in der Anfstellong einer Theorie über das VVeseo
der fraglichen Krankheit sind. —
Das vorliegende Schriftchen xerßlllt in 4 Abthcfi-
lu Ilgen. Diesen ist ein Nachtrag angehängt. Die erste
Abtheilung handelt von den äufseren, das Leben der
aligfemeinen Bedeckung erregenden Mitteln, von den
Dampf-, Wasser , laugen- Bädern, von den Fomen-
tataoaen, dem Frottireii, Ramaasiren, den Einreibungen
nnd den Ansichten mehrerer Aersle hierfiber»
Dar lfr. Verf schlägt die «ntmaHsehen Bider irer.
Dazu sollen Gänse, Enten, Huhner, Taub<^t, auch Ka-
ninchen, Hunde, Ziegen, Schafe und Kälbe^ver\vendet
werden* „Brust and Bauch der leb enders V ö gel
werden g^opft, nnd diese Thiere, nachdem diüipeine
in dicke Säckchen elngehOllt worden sind,- anff di^Mn^'
gengegend , auf den Unterleib cies Patienten un^flf
diejenigen Theile, welche sich kalt anfühlen, in hiä^l
chenfler Menge gelegt u. s. f.** „lirühende Heaiieii sio]
wegen der hohen Temperatur der ganzen unteren tiö^.
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H^||;ar, Yademecam der «r. Cholera.
perfaSlfte um so wünsehcmwertlier«*' Geairen diese
Thvere durch ihre Bewega&|; den Kranken, se vemefst
man sie dnreh einen passenden *Sohhij|^ auf den Kopf in
asphyktischen Zustand. Auch mQssen dieselben gleich
Fl eisch b ü r st (' ti als Reibinstromente gebraucht wer-
den — Ree. hiitle dit^sen Vorschlag" für einen Sehers
gehalten , wenn der Hr. Verf. nicht in vollem £rnste in
dem Nachtrage darauf zurückgdcommen wäre. Risum
tmeatis amid!
Die zweite Abtheilung handelt von den Biutentzie-
hangen und den Ansichten verschiedener Aerzte über
ihre Anwendbarkeit
Die dritte Abtheilung enthält die inneren beleben-
. den, reizenden, krampfstilienden und einige andere
Mittel, — Kampfer, Ammonium, Naphtha, Moschus,
Opium, ätherische Oele, Säuren ii.s.'w., nnd die Mei*
~ DUDgen mehrerer Aenste darüber. Hier wird nun noch ,
ohne dafs die Ueberschrift dazu palst, das Vei fahren
und die Heilmethoden einig-er Aerzte angegeben. —
Einer logischen Anordnung hat sich der Ur. Verf. über-
haupt, nicht sehr befleifsigt.
„Vierte Abtheilung , welche die Fortsetzung der
inneren Mittel, die Purgantia, den Gebrauch der C!y-
stiere und den Vorschlag zu einem Proph^lacticum der
Oitlerm enthält'' — Bachstäbüche Abschrift der Uebeiw
sefarift! Hier Unnte man veisncht werden, n gknben,
der Hr. Verf. ^hle die Purgantia nicht zu den imieni
Mitteln ; denn ohne die anderen inneren Mittel in dem
Titel zu nennen, spricht er nun noch von dem Weine,
den gebrannten Wassern, dem Hj^oscjramus , den Maci-
laginosis, des absorbirenden Mitteln o.s.w. — - Das vom
Bm. Verf. roorgesohlagene Prophjlacticnm besteht ia
' ffinnoberränchermigen. Der Nachtrag liefert noch. Bim«
ges zum Aderlässe^ zu den äurseren in der Cholera an-*
Uwendenden Mitteln, und aufserdeui die Methode Kra-
^ijWsky's und eine Kritik derselben. Angehäugt ist
^"..».j Litmter, die leidit vemdlständigt werden könnte.
IZZO BranijW, Grundrir« der Logik.
Denjenigen Aerzten , welche sich mit der Literatur
der orientalischen Brechruhr aus irgend ei oem Gruade
nicht bekannt machen können (doch solke die§ keiner
yeraiumen!) ist das Torliegemle Werkchen ein Noth-
nnd Hillfs Bfichleiu; indem es anf 145 Seifen da«
bis jetzt bekannte Bessere über das Heilverfahren und
die einzelnen Mittel enthält.
Sollte eine zweite Auflage erscheinen ; so wäre sehr
wiinsckenswerth , daCs der Hr. Verf. in der Einleitung
Statt der theoretischen Speculationen ein Tollständiges
Bild der Krankheit nach den Beobachtungen vorlegte,
dann das llesultat <ler LeichenöfTiiungen niitlheilte. Für
das Ganze müTste eine strenger logische Ordnung ge-
troffen ; auch müf^ten der Titel des Büchleins wegen der
Verstdfse gegen die deutsche Grammatik umgearbeiteti
und die vjelen Druckfehler verbessert werden.
Dr- Fram Lmdw. FeisL
Grundri/s der Logik y zum Gebrauek bei «einen Forlening-en , cnt-
V>9rf9n 9on Dr. Chr. J, Brani/St außerordentl. Prof. der PhH^.
eopkk an der üniver§iiät zu Breslau, Breelauy 8. 241 A
,^Die Logik ist Darstellung der Beziehung zwischen
dem Deokeo und dem Se^n," von diesem im Istea §.
ausgespsochenen Grundsatz aus ist die Logik hier dar-
gesteiit, und diesen kann Ree. nicht für richtig aner*
kennen, und siebt sich daher mit der gansen Darniel*
lung in Witlei Spruch gesetzt. Ree. ist nämlich der —
bisher ziemlich allgemein jn^eltenden — Meinung, dafs
die Logik gerade dadurch als eine besondere Wissen-
schaft erscheinen könne, dafs sie das Denken ffir ncii,
in der Abstractiön von allem GehaH desselben, zum Gch
genstande habe. Wenn dagegen nach dem Verf. die Be-
zH'hiing zwischen Denken und Seyn zum Gegenstand der
Lo^ik gemacht wird, so wird das ganze durch Denken
vermittelte Krkeiineu überhaupt der Logik flber^oheat
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Bnwifii» Groadrift der Logik, 1181
and die Scheidewand zwischen ihr und Metaphysik,
zwischen iormaler und matcrialer Philosophie wird nie-
dergerissen. — Jenem obersten Grundsatz geinäfs ent- .
wickeit der Verf. seine Ansicht von der Logik auf fol-
gende Weise Weiter: Das Mitilere zwkchen Denken und
Sejn, welches wesentlich diese Beziehung^ ist, nämlich
dasjenige, worin Denken und Sejn einander berühren
und eins sind, ist der Begriff (§. 3 und 4.). Die Lo-
gik ist dalier <lie Darstelhing des Begriffs (§. ö.j. Die
- allseitige Fassung des Begriffs verlangt aber, dafs er
weder alleiu als das ini Denken gesetzte Seyn , noch als
das im Seyn gesetzte Denken > sondern als das wechsel-
seitige Ineinsgesetztseyn von Denken und Seyn aufge-
fafst werde (§. 6.). Ree. glaubt diese Ansicht von der
allseitigen Fassung des Begriffs modificiren zu müssen.
£in Mittieres zwischen Denken und Seyn oder die Be« ^
Ziehung zwischen beiden, das wechselseitige Ineinsge-
setztseyn beider kann man allerdings den Betriff in so.
fern nennen, als er eben ein Act des Denkens ist, somit
aus seiner Ahstractheit heraustritt und, als concretes
Denken, auf ein Seyn bezogen seyn mufs. Unabbän^;ig
sind Denken und Seyn nur in der Abstraction , das Denken
m concreto hingegen mufs immer in eine Einheit mit
dem Seyn treten, denn es. mufs etwas Gedachtes in sich
haben — ein Seyn , welches hierdurch als Eins mit dem
Denken vorgestellt wird. Der Begriff, als Gedachtes,
Gedanke, als concretes Denken, hat freilich noihuerHÜg
ein Seyn in sich, und stellt somit, wie der Verf. sagt,
Akn so ein im Denken gesetztes Seyn als ein im Seyn
gesetztes Penken dar 9 d. h. er begreift eben so eine Be-
stimmung des Dqpkens durch das Seyn, als des Seyns
durch das Denken in sich. Aber daraus folgt keines-
wegs eine Einseitigkeit oder Unrichtigkeit der Betrach-
tungsweise des Begrifis in seiner Abstraction von dem
S^n. Der Begriff erhält seinen Charakter als Begriff
doch nur durch das Denken, das Seyn mag seyn Wel-
lies es wolle, sein Wesen besteht in dieser so bestimm-
ten Tbätigkeit des Denkens» Der Bügiifl , sagten wir
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1»
Bmilii, Ornndrite 4er Iiogik«
60 eben, ist allerdings coocrelee Deakea, ist Berfehmig
des Denkens auf das Seyn. Aber in der blofsen Form
des Denkens, in dtm Denken 'm abstracto es be-
reits schon y dals es concret werden, sich auf ein Seyn
hesiehea kann. Folglich ist auch die Möglichkeit des
Begriffs in dem Denken m ubsiraeto mit gegeben. Mehr
.Aber als die blerse Möglichkril des Begriffs , d. h. die
Nachweisnng der Bedingungen und Gesetze, unter denen
ein Begrifl gebildet werden kann, ist för das Wesen des
Begriffs als solchen nicht nöthig; was darüber noch
hinzukommen kann^ besteht nur in zuliilliger ßestimmung
der Begriffe eofierelo durch ihren yerschiedenen In«
halt, wodurch das Wesen des Begriffe als solchen Immer
dasselbe bleibt. Dieses Wesen des Be^-riffs wird also
aus dem Standpunkt des abstracten Denkens ganz toU-
ständig, ohne Einseitigkeit, ilargesteUt»
Hiernach bestitmnt sich anch das Urtheil des Ree
über die von dem Verf. für nothwendig erachteten drei
Entwickelungsstufen des Begriffs, weiche die Logik
darzustellen habe. Die erste Auifassungsweise des Be-
griffs ist die, wonach das Denken als von dem
affleirt und bestimmt erscheint, — das Seyn ist Inluilt
des Denkens, — der sinnliche Begriff. Nach der
zweiten erseheint uni<^ekehrt das Denken als das Bestim-
mende, das Seyn als das Bestimmte, , das Denken ist In-
halt, Wesen des Seyns, Verlan d es-Begri ff. Die
dritte Anffassnngsweise betrachtet Denken und Seyn als
sich* gegenseitig bestimmend , der Begriff Ist die ftir
sich gesetzte Einheit beider, V e r u u n f t - Begr i f f ,
Idee. Eine umfassende Darstellung der Log-ik soll alle
drei Ansichten nacheinander darstelleif, und in der Kiq^
' seitigke^ der beiden ersten die absolute Wahrheit det
letztern aufeeigen. — Man bemerkt leicht, dalk nmA
der gewöhnlichen, von dem Ree. f3r richtig gehaltenen
Ansicht von der Logik nur das Weseutliclie der 2ten
Auffassung« weise des Verstandes- Bcjcrriffs dieser ange-
hört. Die erste Außassungsweijie trifft aicht das Q^t^ken,
r
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Branifs, Grandrirs der Logik. '
1223
wenn es lediglich als etwas durch das Seyn Bestimmtes,
Afficirtes, Leidendes dargestelk wird: das Denken ist
oie blo^ leidaod, immer seibsUhätif. ' liierija wäre nur
ein Wafamehmen , nicht Denken beBeichnel. Wenn das
Seyn dabei ais Inhalt des Denlcens vorgestellt wird, so
mufste zogleich das Denken als Foi m des Seyn vorg^e-
Stellt werden, und darin hätte da» Denken allerdings
eine Stiihstthätigkeit dem Seyn gegenüber, und es ist
abo unrichtig , wenn hier das Bestimmtwerden des Den->
keos durch das Seyu dem Inhalt nach, als ein schlecht*
hin Bestimmtwerden dargestellt wird, da es der Form
nach nicht bestimmt wird. Ferner aber der Vernunftbe-
griff, in so fern er nicht mehr die blofse Form des
Denkens festhalten, sondern Denken und Seyn in ihrer
absoluten Einheit auffassen soll , geht in das Gebiet des
Erkennens durch Denken hiafiber, und ist sonach Spe-
cnlatlon , nicht Mos Denken , und gehört der Metaphy-
sik, nicht der J.ogik. Allein von diesem Hinübergehen
in das Gebiet des Erkennens durch Denken ist auch der
Verstandes-Begriff des Verfs. nicht frei , denn er fafst'dle
Logik ajs Wissenschaft von dem Endlichen auf, und be-
greift somit die endliche Ansicht der Natur und das ma-
diematische Wissen darin. Beides aber iSfst sich wieder
nicht rein aus dem Denken selbst entwickeln, sondern
setzt aus der Anschauung und Vernunft materiale Er-
kenntmfe voraus.
In der Ausfuhrung ist der erste Theil , die Logik
des sinnlichen Begriffs, bei weitem der ausführlichste,
4cnn hier finden wir die Darstellung der eigentlich lo-
|pu9cheQ Gesetze von den Begriffen , Urtheiien und Schlüs*
sen. Es mufsauffanen, wie diese hier entwickelt werden
konnten , da das Denken auf dieser Stufe schlechthin
bestimmt wird , während feich in diesen logischen Formen
unläugbar eine Selbstthätigkeit des Denkens kund thut.
Dem Verf. konnte es auch nur dadurch gelingen , dafs
er ausdrücklich diesen Gegensatz zwischen Stoff und
Form in nngerem Wissen hervorhebt und die Beschreib
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Brinifli« G^ondrlf« der Logik«
' bu Dg fies Denkens als der Form, unter welcher dasSeyn
gewufift wird, zur Aufgabe der Logik macht (§. 4 — 1.).
Wie hiernach das Denken als ein blos Afficirtes ge-
dacht werden könne, bleibt freilich unerklärlich, zumal
wenn, man ein von dem Sinne (dem Vermögen, afiicirl
zu werden) verfchiadenes Vermögen, das flieh als Thi-
tigkeit zeigt, unterscheiden sieht (§. 18. lO.). Auch
wird als Resultat der ersten Logik (des sinnlichen Be-
griffs) ^efunilen, das Denken habe, unabhängig von
der Sinnlichkeit, einen eigenthiimüch^n Inhalt (§.498.),
uud die Darstellung dieses eigenthumiichen Inhalts, d.h.
derjenigen Begriffe ^ die das Denken, unabhängig von »
allc^ Sinnlichkeit nnd als ein selbslstSndiges geistiges
Vermögen kraft seiner eigenthümlichen Natur producirt,
im Unterschiede von denen, weiche das Denken auf
Veranlassung sinnlicher Wahrnehmung (also nicht
blos durch Affection) bildet, ist der Gegeitötand der
zweiten Logik des Verstandes-Begriffs (§.4ftB.),
Dabei nun spricht es der Verf. am deutlichsten aus, dafs
dieser ganze Unterschied zwischen sinnlichen und \ er-
standes-Bewriffen g-ar nicht das Denken für sich, soo-
derq nur die Beziehung desselben auf die Gegenstände
berühre , und dafs es also dem eigentlicheä Standpunkt
der Logik gar nichts angehe, wenn er sagt, dafs die
Logik des sinnlichen Begriffs und des Verstandes - Be-
griffs rücksichtlich des formalen Wesens der Begriffe,
Urtheile und Schlösse einerlei Resultat liefern , dagegen
In der Lehre vom Wissen verschiedene Resultate geben
(§. 500.). In der Verstandes - Logik sollen nun die'
apriorischen Elemente des Wissens, als die nrsprttngli-
chen Denkbestimmungen, dargestellt werden*. Als das
reine, unabhängig von allem Einflufs des Objektiyen ge*
setzte Product des denkenden Geistes wird das Selbst-
bewufstseyn aufgewiesen, und daraus werden zuerst die
logischen Grundsätze der Identität, des Widerspruchs
und des zureichenden Grundes abgeleitet Zu diesem
aber, welche nur a prhri die Mdglichkeit Ton Ge-
genstanden fBr unser Wissen a priori bestimmen, nicht
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I
IM
die QegeaMBde ^Mmtf kommen claon noch die reinen
mathematischen AniHi^hfttfUD^en^ in welchen ciigleieh der
Gegenstand des Wi^^sens a priori gesetzt, fl. Ii. produ-
cirt wird. In der driltt^n Lo^ik, der des \ erniiuft-
Be^riil«, wird endlich die Eutwickeiiiag der ßezie*
hung zwischen Denken und Seyn cor Einheit in der Idee
vollendet Das Thema derselben : nur die Idee iai die
wahre Wiaaenachaft, lal dasjenige, welchea aller Iden-
titätsphiiosophie seit Schelling zu Grunde gelegen hat,
dessen Nichtigkeit hier aufzuweisen, nicht die Stelle ist,
zumal da die AusfiQhrung desselben nur selir kurz ange-
deutet ist. Dafs dieses Thema in die Metaphysik hinein-
führe, dafa damit also die Greuse der Logik fthersohritten
worden, hat der Verf. selbst (§. 542.) zugestanden.
Wenn er dann aber deuooch diese Vollziehung der Ein-
heit zwischen Denken und Seyn nur ihrer logischen \atur
nach, d.h. so fern sie mittelst des denkenden Subjekts
vollzogen wird, als besondere Aufgabe der Logik her*
anahebt (§. Ö4S.), so thiifa sich dagegen der Zweifel er-
heben, ob nicht darin doch wieder eide moseitige, diso
unwahre Betrachtungsweise liegt, und somit die wahre
Aufweisung der Beziehung zwischen Denken und Seyn
io der absoluten Einheit der Idee unerreicht bliebe.
H SchmiA
1 «
Human, der htknr einer uud«nn und AfiAeren VolkuehidM In ietnem
tVetm und irtrJben. Pon J. i. l^wleA. t Tkmh. 1829t Ai
Cmmi. iet Bogel in FFetef. 8- 1. TknL Der Lehrer und die
ZneAt. If. TA. Der Lehrplan. (Fiorr. «ncf Suheer -Ve^ß,
XXX f, leier Th, 228, tter 7%, 866
Es 4«t achon das ein Beweis von dem richtigen
Sinne eines Schulmannes, dafs er die Person' des Lehrers
vor allem in Betracht zieht ' Denn ist der ein tüchtiger
Mann, so gedeiht die Schule, ist er es nicht, was helfen
dann die besten Einrichtungen ? Wie er dann ein tttch-
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1326
Pädagogik.
tiger sey, wenn ihn bei seiner Geschicklichkeit die Liebe
zu seinem Amte begeistert, spricht der Verf. klar aus,
und so lebendig , dafs man ihn selbst als solchen er-
kennen kann. Er bezeichnet ihn als den humanen.
Warum gerade mit diesem Worte, das wir für diese Be-
ziehung entbehren könnten, und das so unbestimmt ist,
dafs es der Verf. selbst vielfaltig beschränken mufs ? Wir
dächten, der gute Lehrer, und noch mehr der christ^
liehe Lehrer, sagt dasselbe, was der Verf auseinan-
dersetzt, viel besser. Als Herder i. J. 1793. seine
Briefe zur Beförderung der Humanität heraus-
gab, war dieses Wort wegen eines Gegensatzes zeitge-
mäfs, jetzt ist es das für den Schulzweck weniger, so
wie auch die von Gleim hierauf gestiftete Schule der
Humanität nicht als etwas Besd^nderes begriffen werden
konnte. Wenn Hrn. E. jene Herder'schen Briefe zu der
Idee begeisterten , die einem guten Lehrer das rechte
Ziel vorsteckt und seine Schritte richtig leitet, so ist
das ein Lob für seine Bildung, das Princip aber, das
er in der Humanität glaubt aufgefunden zu haben, ist
80 wenig wie jenes von Gras er in der Divinität aufge-
stellte, so für sich richtig und anwendbar ausgedruckt
Wie jene drei von ihm angegebenen : „Bilde den Schüler
zur Gottähnlichkeit; Erziehe ihn zu Gottes Ehre; Bilde
ihn für das Ideale," die er als erhaben, aber nicht als
einen Mafsstab für das Endliche gelten läfst, bedarf
auch dieses der Ergänznng, welche der Verf. auch recht
gut angiebt. Da kommen wir denn doch immer auf
jene höheren, oder vielmehr das Eine höchste, zurück,
das in jeder von jenen drei Formeln liegt. Es ist die
de/ menschlichen Natur und Bestimmung gemafse Bildung.
Von dieser redet auch wirklich der Verf. und verlangt
sehr recht, dafs sie vor allem in dem Lehrer selbst leben
soll , der denn auch als der wahrhaft christliche von
höherer Liebe geleitete Jugendbildner aufgezeigt wirdi^
Wir mufsten gleich vornherein bei dem Worte verweilen,
da es nicht ganz Nebensache ist, wir wenden uns aber
zur Hauptsache.
Pftdagogik.
Nachdem in der ersten Abtheilun^ der humane
Lehrer dar|w;estellfc worden, wird in der zweiten von
dem Geiste der humanen Schulzucht geredet, und
denKIterO} Schuivorständen und Lehrern vieles gMigi,
das sie gegca die vielfacheo schlechten Vetfidinuigisarleii
sorechiweiset. Die Slrafen weiche der Vei£ iNirschiägt,
gehen- von dem pädagogischen Zwecke aus, der sie vor
den obrigkeitlichen unterscheidet, und sind mit der Ein- '
ßiclit, wie sie wirken, angegeben; auch findet man da
einige neue Vorschläge. Um indessen diesem alles aa-
weodbar und recht wirksam zu machen, wäre noch man-
the^ 2« bedenken und einzurichten. So ist das z. B, ein
ganz guter Vorschlag: „den frechen SchQler entferne
man auf der Stelle als einen Unwürdigen, und dem Wi-
derspenstigen setze man Körperstrafe entgeg-en." Aber
wohin mit jenem? - Wir reden nicht von einem Privat-
institut , sondern von öffentlichen Schulen , worin fär *
alle gesorgt werden soll, so diBkfs keiner verloren gehe;
so lange nun nicht eigne Verbesserungsanstalten fllr sol-
che verdoibne Kinder da sind, welche allerdings da
sej^n sollten , läist sich auch die Aus Weisungsstrafe nicht
anwenden. Was den andern Fall betrifilfc, so müfste die
körperliche Züchtigung so angegeben seyn, dafs sie mit
der humanen Behandlung nie in Widerspruch trete, und
was eine Hauptsache ist, es mQfsten die pädagogischen
Schulmittel angewendet werden, wie man sie auch be-
reits als bewährte kennt, die es, seltne Bösartigkeit aus-
genommen, gar nicht zur Widerspenstigkeit kommei^
lassen* Sehr wahr und als Kenner des jugendlichen
Herzens sagt Hr. £1: »lAber was ist lächerlicher und be«
denUicher, als die Habdlungsweise , Kindern Eigen-
schaften und Würden beizulegen, nach welchen der Er-
wachsene streben soll. — — Lehrer, die einer solchen
Schulzucht huldigen können, und ihre Kinder zu Po-
lizeibeamten, Juris und Richtern macheu, können keine
reine Begriffe von den Eigenschaften humaner Menschen
haben ; §ie haben ein jämmerlidies SchriDideal vor An^
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IW Pidigiigllt.
geil , UDd freilich mag es ilineD leicht werden , ihre Kin-
der zu diesem Idol zu erheben , d. h. dieselben zu ver-
derben.** Auch äufsert dieser würdige Lehrer gute
Wünsche über das Verhältnifs der Schulzucht zu den
Ersiehung^behÖr den des Staates und der Kirche, aber
nur auf einigen Blättern und ohne auf den Grund ein-,
zugehen.
Die dritte Abiheiiung, unter dem etwas sonder*
liareu Titel Kdrper der Schulzucht, stellt die Re-
geln und Gebote auf, wornach der Lehrer den guten
Cjiei^t (1(1 Schule bewirken solle. Wie Aufmerlcsamkeit,
Fleifs, Ordnung-, Ruhe unter den Schulern bewirkt,
wie dem Lug un<l Trug, dem Ungehorsam, Eigensinn,
der Widerspenstigkeit ge%vehrt werde , darüber sind
eine Reihe vereinzelter Regeln aufgezahlt, welche aus
der Schtilpraids hervorgehen , und die der Lehrer wohl
meist recht gut linden, wenn gleich nicht die für einen
Fall empfohlene Reitpeitsche ergreifen wird. Wie der
Lehrer Keiith( lt des Gern üthes, der inneren undäufseren
Sitten, und Frömmigkeit befördern solle, dazu sind auf
ein Paar Seiten die vorzüglichsten praktischen Regeln
aufgezeichnet. — Die vierte Abth« hat in ihren ausfhhF-
lieberen Erörterungen einzelner Materien einige Schul-
gebete, welche sich durch Wärme und Angemessenheit
auszeichnen, ohne durch zu vieles Belehren, wie das
8onst gewöhnlich geschieht , aus dem Gebeistone zu
fallen. Die Regeln, welche der Verf. vorausgeschickt
hat, scheinen uns weniger nöthig zu seyn, wenn wir
nur das Gejsctz anerkennen, welches in <ler Natur des
wahren Betens liegt. Eine Rede, dafs die Schule ächte
Liebe zu König und Vaterland erwecken müsse, athmet
, ebenfalls edle Wärme, und spricht selbst diese Liebe
aus, des treuen Lehrers würdig.
Der zweiteTheii enthält den Lehrplan. Vor*
her giebt der Verf. einige Grundzüge von der ESawir*
kung des Staates auf das innere Leben des Unterrichte-
t
1
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Pädagogik.
1229
Wesens an, wo er Vorschläge zu iDspectionen, Ober*
und Provioziai-Schulr&ihen u. §. w. erthc^iU, welche zwar
nicht so zur AosfUhrung; geeignet seyn indchtoo, jedoch
▼erdienen gehört zu werden. Die Trennung der beiden
Geschlechter findet er in diesen Schulen nicht durchaus
nöthip;. Den Schulplan selbst mit seiner in nües Ein-
zelne gehenden Ausführung können wir nicht durchge-
hen, weil uns das weit über die Grenzen dieser Blätter
hinausffihren würde. Wenn z. B* der Verf. die latei-
nische Sprache zurücksetzt, so mMsten wir zeigen , und
wir könnten es, dafs er hier nicht aus Sachkenntnifs
spricht ;^ wenn er die l^ehrgegen^ilaiuh; nucli meiner An-
sicht wiirdigt und ordnet, so inüfsten wir ihm hier und
da andere Ansichten mit ihren bewährten Gründen ent^
gegen fetzen ; wenn er gewisse Methoden als gut be-
funden hat, somfifsten wir auf die Grundgesetze zuröcliT
gehen, um hiernach jtne Unterrichtsweisen zu prüfen,
in wieferne sie nicht blos Maniereu sind , die man jedem
Lehrer zugestehen mag, sondern aligemein zu empfehlen
wären. Tm Ganzen können wir es nur bedauern , daOl
der Verf. nicht diejenigen Bficher zur Hand genommen
hat, deren Werth schon anerkannt ist, wie Denzel,
Zerrenner, Harnisch, Zeller, die ihm manche?^,
sey es zur Berichtigung oder sey es zur Ausbildung sei-
ner Gedanken, angeben konnten. Lobenswertii ist aller-
dings das Selbstdenken und Selbsterfinden, aber wer in
Schnlsachen das Publicum beiehren will, darf es nicht
verschmähen, sich erst nach dem zu erkundigen, was
(Schon vorhanden ist , damit er das , was er aus seinem
eignen nimmt, wenigstens den dernialigen Forlschritten
gemäfs durciidenke. Denn dafs seit dem Campe'schen
Revisionswerke in dem Schulwesen Fortschritte sind ge-
machl worden, wird der Hr. Verf. doch nicht in Abrede
stellen. Wir begreifen also nicht, waruni er, wie er
den Benrtheilern seiner Schrift gleich voraus gesteht,
„alle pädagogische Bücher sorgfältig bis jetzt noch
entfernt gehalten , um seinen eignen Erfahrungen im
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1230 Ptt«lagogik.
Schnlfache, am dem Ideale desto näher zu bleiben,
das sich durch , ihn und Andere seii einer Reihe vor Jah-
ren in ihm gesiaUel hat.** Solche AnUNÜdaxie^ beson*-
dere bei einem trefflich wirkenden Manne, f&r wdchen
auch dieses Buch Zeugnifs ablegt , hat ihren Werth nur
bis zu einem gewissen Punkte allein da der Verf., wie
er ebenfalls sag^ , „Nützliches und Wahres aufstellen**
wollte, so häUe er, billig das, was er in einer so wich-
tigen Angelegenheit vorschlug, vorerst mit dem, was
vielleicht nicht so gut, vielidcht aber auch beaser,
irgend sonst angegeben , auch wohl ausgeführt ist, ver-
gleichen sollen. Was der Verf. am Schlufs dieser Vor-
rede wünscht, (lals einsiclilsvolle IVlantur „das Fehler-
hafte seines ersten Versuchs ausmerzen , — mit
. wahrhaft grofsen Gedanken seine Arbeit bereichera möch-
ten" — das konnte er in Schriften sich Idchter und
siellerer verschaffen. Das würde auch dem Buche ge-
dient haben, alles kurzer zu fassen, und bei seiner Klar-
heit manclus Gesuchte zu vermeiden. Hiermit aber
N wollen wir den Werth desselben uicht herabsetzen, sou-
dem ihn vielmehr nach unserer Ueberzenguag darin
anerkennen, worin er wirklich besteht: ein vorzSg^Kciier
und eelbstdenkender Lehrer theilte ans' dem Kreise seines
schon lange her bewahrten Schul lebens seiae von dem
Geiste^der FTnmanität erfüllten Gedanken imd Vorschläge
mit. In dieser Hinsicht ist das Buch Allen zu empfeh-
len, die mit den Volksschulen sich beschäftigen.
S ohw ar
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t
1
Ta HEIDELB. JA HAB. d, UTERATUK 1831.
Phaedri Fabb. ed. X C. Orelll
8) Die retus Charta DameUs , bekanntlich nur ein
Fragment, das die sieben Fabeln dei» ersten Buchs ent-
häU) über d«s9eQ Schicksale wir nicht wiederholen wol-
len , was wir nn den aben bemerkten Orlen Näheres be-
merkt heben. Das fugen wir ^ bei, daß» eine sorgfilltiga
¥ergleichung der bekannt gewordenen Varianten dem
Herausgebei bevvicb, <lafs dieser Codex seiner Natur
nach gänzlich von den beiden aiideiu verschieden ist,
und dies bringt ihn dann weiter auf die Verniuthuog)
dafs dieser einst vollständige Codex, obgleich in vielem
den beiden andern eben genannten vorasuziehen , doch,'
snimäl In den Prodmien von einem nicht ganz ungelehrten
INlaiHi interpolirt worden. Denn die Ansicht, wornach
der gesaiiiiiite Pliädpus, wie er jetzt vorlieget, durch In-
terpolationen wundersam entstellt auf uns gekommea,
kann der Heransgeber, und mit Recht, nicht billigen«
Zwar, fährt Derselbe dann weiter fort (die Steile ist
v^ichtig genug, um hier mitgetheilt zu werden) , sunt
etiam nunc kommes noimulU Ua ab omni Latinitatis
scientia deMiuii , tU inhume mtelUgmä hrnic haud
mmis admirabilen». et artk poeticae faeuUatem et
sermonis nm eemper pari cmmetudmem prorsm co-
dere m Graecubm Ubertum , qtä Tiberio hnperaiare
vixerit : neutiquam vera m posteriorem aetatem , aal-
lern pos't Trajanwn. ' Equidcui si vel paullo a Phaedro .
Phaedrus noster discreparct , in aüa omma irem,
Nuac vero omnibus accu7*ate pensitatiSy haec mea
ophdo esty ut in hia fabuüs Phacdrum ip9wn, ehe
Thraeem sive, Macedonem, Ax^usti Ubertum, potws
agnoeeam quam uUum fabarium'* (8. 20.).
4) Der Codex Perotti, welcher zwei und dreUMg
XXIV. Jahrg. 12. Ueft. 78
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in« PbaeiUi Fal^b. cd. J* Onllt
Fabeln enthält, wi^ es scheint, Dach eiiiein sehr ver-
stummelten Codex des, Phädrus, wahrscheinlich Itali-
schen Ursprungs, coptrt. Demungeachtet zeigt diese
Handschrift an vielen Stellen auf eine auffallende Weise
die vahre Lesart, und enthält selbst ganze Verse, weiche
in den beiden ersten Handschriften fehlen.
5) Die Kditio princeps von 1596, höchst selten
und bisher noch nicht eiiinia! |nfena!i collationirt ; der
Uerau«;geber , indem er mit bekanntem Kifer diesem be-
* schwerlichen G^häft sich unterzog , hat durch «eine
genaue Cbllation mhnche Zweifei gehoben und gerechten
Anspruch auf unsern Dank sich erworben« Nteh dieaan
Hulfsmitteln hat Orelli tleii lext des Phädius jET^^altc^
und ihm die eben lipnierkte urkundliche Grundlage zu
geben ver^^ucht; er hat sich überall an die Lesart der
Handschriken gelialten) deren Varlanten unter dem T«xl
nabst den Abweichungen von Schwabens Ausgabe und
den wesentlichen Verbeciserungefi, welche in aehwierigen
oder verdorbenen Stellen seit dem eisten Erscheinen des
Phfidrus ^ r macht wor<len sind , ang;eführt \\ erden. Grofse
Vorsicht in Aufnahme von Conjecturen, denen eine haad-
echriftliche Begründung abgeht, konnte man von einen
00 uttsichtigen Kritiker, als der Herausgeber tncb fibeidl
bewehrt hat, erwarten. Und so hoffen wir, wird w
dieser Hinsicht gewifs nicht den Heransgeber begrön-
deter Tadel treffen können. Auf die Fabeln des Phädrus
folgt S. 113 ff. ein Abdruck der zwei und dreifsig xtt
Neapel aas einem »Coc/ex Pef^otthms zuerst zu Tage gie«
fdrderteh, engeblichen Fabeln cles PhftdriM^ lUber d^ven
Aechth^it oder UnSchiheit seitdem vielfiich geslritlea
worden ist. Ref hat darüber in seiner Röm, Lii. Gesch.
§. 151. S. B15 ff. der n. Ausg. ausfiihi lieber gehandelt,
und fQhrt deshalb hier nun unseres Herausgebers im-
mafsgebllches Urtheil an , wornach diese Pabelo keines-
wegs für ein Werk des Ensbischofe von MaafredMia
gelten dürfen, da sie vielmehr in Absicht auf Aslage
«nd Erfindung, so mIc selbst hinsichtlich des Ausdrucks
und der Sprache von den ächten Fabeln ^les Phidrits
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Pliae«fl Fabb. ed. J. C. OfeUl/ IM
oiohl Terschieden seyen (S. 23.)$ Unterschied mit
dea Versen des christlichen BiÄchols, von M'eichen eia
Stück liier niit^ethcilt wird, ist ailerdingfs auffallend
genug. Auch diese Fabeln siod mit gleicher Sorgfalt,
was das Kritische betrifft , vom Herausgeber behandelt
worden; der, da ihm Cassittis seiteae Ausgabe olcht
Bur Hand war, Manches aus der Zeirschen aufeunehmen
genöthigt war. Seia Grundsatz; ,yOptrmuni facta mihi
Visum est ne uUa quidem Utera immutata repetere
codiceni Perotlimim JarmelUi , ut Uberior unicuique
remanerel conficiendi facultm" (8. llö.), wird ouir
allgemeine Billignog finden können.
Zn dieser neuen Bearbeitung des Phidrns sind nun
noch einige gleich schätzbare Zugaben und wahre Be-
reicherungen unserer Literatur luuzugekommen, die wir
der Reihe nach auflühren wollen«
Zuvörderst S. 137 f!. Germamci CaßmriM ^iratea
e oodd. BaaiL Bern. EkmedJL emendaia et 9upplekL
Wir erhalten hier des Germanicus BrnchstQcke in einer
vielfach berichtigten und verbesserten Gestalt, zu wel-
cher Hr. Orelli mehrere neue Hulfsquellen aufs Treff--
lichste zu benutzen verstand. Das Vorwort giebt auch
hierüber näheren Aufschlufs. Aufser der ältesten Hand-
schrifit, nach welcher Hugo Grotius diese Bructistüclie
edirie (sie ist bekanntlich mit lauter Uncialbuchstabea
geschrieben von unserem Herausgeber mit ff be-
zeichnet), kommt hier in Betracht eine Basler des neun-
tea Jahrhunderts (neb^t dem Scholiasten) von vorzügli-
idiem Gehalt, die der Herausgeber selbst verghch (/^);
dann eine Bemer (B) ohne Scholien aus dem asehnten
Jahrhundert, ebenfalls vom Herausg. rargltchen; eine:
Handschrift d^r Atiiei Einsiedlen ohne Scholien aus dem
eilften Jahrhundert (E)^ von besonderem Gehalt, ward
von Hru. Orelli ebenfalls selbst verglichen. Dazu kommt
die in Seebodes Neu. Archiv fü^ PhiloL II, 2. p. 125 ffr
jni^etheiiteCollation einer Freiberger Handschrift, deren
Keitait^ oidit näher bekannt ist (/^), und die Sicilisehe
iP) Handaehrift, von welcher die Edäio prkieepB des
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1286
PhacdrI Fabb. cd. J. C. Oralli.
Victor Pisanus (Venet, 1488.) ein genauer Abdruck zu
sej» scheint. Auch letztere befand sich im Kesitz des
Herausgebers, der die Angaben über diese Handsiohriften
mit einer Untersachung fiber deo Werth derselben hin*
nchtlich ihres Binllusses auf die Gestaltung des Textes
begleitet hat, welche durch die belgefögte Tafel, in
weither die Abweichungen dt r genannten Handschriften
von einander nnd von dem Texte des Heraiisofebers in
eine tabellarische Uebersicht gebracht sind , nicht wenig
an Anschau lichiceit gewinnt. Als Resultat dieser Unter-
suchung ergiebt sich , dafs die mit A. F. P. bezeichneten
Handschriften meist eine auffallende Uebereinstimmung
zeigen und deshalb wohl Einer Familie angehören mö^eii,
während die drei andern B. E. G. eine zweite Familie
bilden, welche im Ganzen den Vorzug vor jener ver-
dient, und die der Kritiker nur bei sichtbaren Fehlern
und Verderbnissen verlassen darf, wo er sich an die
andere Classe und zwar zunächst an die Handschrift A
(die Basier) zu wenden hat, indem diese, obwohl von
einem höchst unwissenden Schreiber copirte und durch
mannichfache Schreibfehler und selbst Auslassungen ent-
stellte Handschrift doch auffallend genug an mehreren
Stellen die allein richtige Lesart oder doch die nächsten
Spuren derselben darbietet Die SUeren Ausgaben dieser
Bruchstöcke sind für die Kritik von wenig ^(iVdug^ da sie
alle aus der Edith princeps |2reflossen sind. I>esto mehr
Werth hat die von HugoGrotius, dessen Verdienste nach
Gebühr hervorgehoben werden, besorgte Ausgabe; aus
der Vorrede ist auch S. 161 fi. das mitgetheilt , was aaf
die Gestaltung des Textes und dessen Schicksale sich
bezieht. Der Gebrauch, den man von diesem Gedicht
und dessen alten Erklärer auf den Schulen des Mittel-
alters von dem vierten Jahrhundert an bis zum zwölften,
zum Unterricht in den Elementen der Astronomie nnd
Mythologie machte , wo oft selbst der Text dieses Ge-
dichtes blos zu Erklärung, unter astronomischen Zeich*
nnngen und Fignren, benutzt wurde, hat unstreitig viel
zu dem Vcrderbuifs des Textes selbst beigetragen , und
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FlMMlri Fabb. ed. J. €. Oretli. , IXft
. ist mit als eiine Haupiiirsache zu beirachten , warom daa
Gani(e so yerstfimmeU aiff uns g'ekomrnen. Denn bald
wurde der Text allein ab^creschrieben , bald mit dem
alten Erklärer, bald in liegieitung von Fig^uren und
Zeichnungen, bald in abgekürzter Form, mit beliebi*
gen Und willkührlicheD Auslassungen und Interpolationen
und dergl. m. Unier solchen Umständen konnte das
Bestrieben eines neuen Bearbeiters gewifs kein anderes
seyn, als das, was unser Herausgeber S. 150. in Absicht
auf seine Leistungen bemerkt: „Id vero unwe propo-
9itum mihi fuit, id Germamei opmculum dermo ad
eaäieum auctaräaiem, revocarem et probabUUer, guanr*
tum nunc licet, emendarem;" obschoo 'er selbst die
Worte unmittelbar darauf folgen läfst: „permulia sane
quum plur'mm Codd,, tum confecturae ope m tarn
depravato poemate corrigct posterUasJ' Indessen ha-
ben .wir itnmerhia durch die Bemühungen des Heraus-
gebers bei der eben so umsichtigen als verständigen Be-
nutzung der oben bemerkten handschriftlichen Hülfs-
mittel die^e Bruchstücke in einer ungleich lesbareren
und berichtigten (^e^talt erhalten, was schon ein ober-
flächiiciier Blick in diese Au*^abe zur Genüge lehren
kann. Die äui'sere Einrichtung ist übrigens der bei den
Fabeln des Phädrus vollkommen gleich, indem auch
hier unmittelbar unter dem Text die Abweichungen der
Handschriften mdglichst gedrängt und kurz angeführt
sind.
Auf die Aratea M^vn in ähnlicher Weise kritisch
behandelt und berichtigt und mit Angabe der abwei-
chenden Lesarten unter dein Texte, 8. 198 ff. die Reste
der Prognoatica den Germanicus ; das erste Stück findet
sich in den Handschriften B,ELG, und fehlt dagegen
in A,W,P; von dem zweiten Stück sind iWv ersten fünf-
zig Verse aus Burimmn Anthot hat, V, 51. (Tom. II.
p. €ili8.) und nach der Basler Handschrift gegeben, der
Rest nach den Handschriften A, F, und der Edit. prin-
ceps, indem er in den Han<lschrifCen fi. £. O, fehlt
Nach diesen drei Codd. ist dann das dritte Bruchstück
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1288
PbMdri Fabb. cd. J. C. Orelli.
geliefert, welches dagegen in A,F,P. fehlt. Dazu kommt
noch endlich ein yierles unbedentendes Brochatfick aw
Pfiaeianus.
P. 118 ff« Pervtgilkm Venerts ad Codd* «Sufeiaa.
et Pilh, exaeiuhf. Eine zweite, nicht minder achfitc-
bare Zugabe. Bekanntlich fehlt es, was die Zeit der
Abfassung und den Verfasser dieses Gedichts betriflfik,
nicht an den verschiedensten Urtheilen und Ansichten
unter den Gelehrten, welche aich damit beaehifligt ha-
ben (a. daa Nfthere In mdoer ROm. LIt. Geacb. IM.
8. 269 ff. neue Ausg.), nnd diese grofse Verschieden-
heit der Ansichten, die sich natfirlich auch auf Darstel-
lung und Inhalt, kurz auf den Charakter des vorhandenen
Gedichts bezog, hat auf die Kritik im Einzelnen md
die Geataltnng des Textes, der uns vrktiBdllch nnr
Ewel Handschriften bekannt ist, einen hdehst naehtlid-
Ilgen Einfluf^ gehabt Man machte an ein Produkt des
dritten oder vierten Jahrhunderts nach Christo, an einen
Afrikaner, die Ansprüche, die man an ein Product des
claaaischen, Augusteischen Zeitalters, zu machen gewohal
nnd nach berechtigt ist, und da man sich hier bald fe-
linscht sehen mnfete, so liefs man sichsu ungereckleiD
Tadel gegen den unbekannten Verfasser des Gedichts
verleiten. Ein solches Urtheil eines Hegel'schen Philo-
logen y.quorinii sucpenutnera permira sunt judicia^
mufste auch uosern überall mit gewohnter Grbadlidl^
keit und Umsicht der Forschung uu Werke geheadeu
Herausgeber um so mehr befremden , und dies Teranlafst
ihn zn folgender allgemeiner Bemerkung, die wir mit
ganzer Seele unterschreiben: „Nos, qui nuWs tmquam
Sophislarum scholis ohnoa 'n, antfqjiitatem ipsam per
se et spectamua et eogmvimus, saepksime in atia
onmia abeämu» itecease est : recthutque omniao de
Ma htatum scholartm stultäm , qttae eertam atque
utdce verenn »apientiam, scieniiafn , veritaiem ttrrö-
ganiiasime seae JacUtat , aUquando judicabii poHe-
ritas"
Ur. Orelli hält den Verf. des PetvigUium fiU eiusn
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Afrikaiidi: aus dem Ende des driU9|i oder /aus dfun AR'-
üng d^ vierten Jehrhqaderts unserer Zeitrechnung:,
mtl IMcksioht auf den ganzen Charakter dieses Go-
ilichts, die darin herrschende Ausdrucksweise, Dar-
stell lii!^ und dergl. m., ßo dafs, wer mit Appulejus,
Teituilian, Arnobiua, um aur die^if sm peniieD, eiiiiger-
mafsen näher bekannt ist, gern diese Ansicht tbeiien
wird.. Andere, davon abweichende und sinn Theil
anoh hier angefllhrte und beertheilte Ansichten über
Verfc^s^er und Zeit <ler Abfassung- des Gedichts wollen
wir hier nicht wiederholen und verweisen deshalb auf
liBSQce AönujLit. Geschichte am oben a. O. Das Einzige
bemerken wir noch, dafs nach Hrn. QraJii's Urtheil tod
dem Ver£ des Pervig'diwn nur das mit Qewifsheit sich
behaupten labt, dai^ er älter als Fulgenttus gewesen.
Fiir die kritische Behandlung des Gedichts im Ein-
zelnen lag bisher mit darin ein grofser Uebelstand| daTs
die froheren Bearbeiter, indem sie das Gedicht in ein
höheres, besseres Zeitalter (wo möglich, das classische,
goldne) zurückzusetzen suchten, nun auch bemüht waren,
im Einzelnen, d.h. in den einzelnen Worten und Aus^
drücken diese ihre Ansicht zu begründen, und den
Text des Gedichts auf diese Weise nach der Sprache
und Ausdrncksweise einer besseren Zeit zu modeln (was
man denn heut zu Tag emendiren nennt). So war
freilich der Conjecturalkritik ein weites Feld eröffnef. — r
,fCertathn ergo " ruft der Herausgeber S. 218. aus»
ifUBque ad kodiemum diem cumulatae sunt emenda-
tianeSf suajüdones, trajecttone» — und die Unsi-
cherheit des Textes; die Ungewifsheit in Absicht auf
das, was Lesart der Handschriften sey oder nicht, also
mit andern Worten, der gänzliche Mangel einer diplq-
inatischen Grundlage des Textes, mufstedazu nicht we-
nig beitrageup Bs kam also auch hier vor Allem .darauf
an« dem Text diese urkundliehe Grundlage wieder eu
verschaffen und ihn so seiner urspriinglichea Gestail
luiber zu bringen. Diesem Geschäft hat sicli der Her*
Digitized by
ISIO
PJuMdri Fabb. ed. J. C. Oralli
au8geber mit gleicher Beharrlichkeit nod gleich gOs-
6tigeiii Erfolg unterzogen, wozu ihn die genaoi^ Colhir
tion der beiden von tüesem Gedicht allein noch tot-
handenen Handschriften , welche er durch die Hob.
Sillig und Hauthal erhielt , insbesondere in den Stand
setzte. Beide Handschriften , die eine als Codex Sal-
masii, die andere als Cod. Piihoeanus bekannt, und
beide jetzt zu Parte befindlich , Yariiren im BinzelnM
ao eehr, dafi^ sie offenbar ans ganz verachiedenartigen
Orig-inalen abgeschrieben sind. Daher war es sehr
zweckrnäfsig , einen Abdruck des Gedichts nach den
beiden Handschriften, einander gegenüber zu veran-
stalten und die einzelnen Abweichungen des Textes in
beiden Codd. durch den Druck hervorzuheben, wie
solches der Herausgeber S. 220 ff. gethan hat ; darauf
folgt erst die von dem Herausgeber gelieferte Recen-
sion des Textes , welchem am Schlufs Amiotationes ^
& 234 ff., beigefügt sind, in weichen die wesentli-*
chen und befleutenderen Verbesstorungsvorschläge der
gelehrten Bearbeiter des PervigiUum (nicht alle und
jede Conjecturen, sondern nur die ^^quae vere con-
ferre viderenlur ad carmmts crilicam tractulionem
ac neccssario Signjficari dehebant , ubi abevndum du*
xeram ab amborum Codd. lectimibua, & 219.), der
älteren, wie der neueren, deren Ausgaben Hr; Orelli *
zur diesem Zweck sorgfältig verglich, aufgeführt und
mit zahlreichen, eigenen hdchst schätzbaren Bemer*
kungen des Herausgebers ^ sowohl kritischen als exege*
tischen 9 vermehrt sind»
Endlich als Appendix S. 240 ff: Prisciam Cor-
men de ponderibus et mensuris ab Aloysio Angelonio
e cod. 7*cgio versibus XXXII supplelum. Diese Verse
förderte zuerst ein gelehrter Itaüäner, Luigi Ange-
loni, in einer zu Paris 1811. Uber das Leben und die
Werke des Guido von Arezzo erschienenen Schrift aas
• einer in der Pariser Bibliothek befindlichen und die
iuusikalischen Schriften des genannten Guido entbai-
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Fhaedri Fabb. pd, J. C. Orelli.
«
1241
teiiclen Handschrift zu Tage, nocl Hr. Orelli giebi sie
uns hier aus diesem seltenen und wenig bekannten
Buch (in welchem gewifs Niemand eine nene Aasgabe
jenes Geilichls des Constantinopolitanischen Gramma-
tikers, als Zugabe suchen wird) in vielfach berich-
tigter Gestalt , mit Beifügung der Abweichuogeu von
dem Texte in den übrigen bereits bekannten, und
neuerdings durch einen glücklichen Fund von iSudli-
cber aus lelnem jetzt zu Wien befindlichen Bobbio*schen
Paiimpsest bedeutend vermehrten Versen.
Chr. Bö Ar,
■ ' Am Schlüsse dieses kotiimt uns folgendes zu:
Phaedri fahulae ,novo9 XX XM. e eodic9 Fatkano redintegratae
ab' ^Mgelo Maja, Si^^pUmentum tditumu OrdUanae. Aeeedtmt
FuhlU Stfri eodd, Basü. et JMe, antiqmusimi ewn ieateniiis eir-
efter XXX, nunc primum edtitB, TVimt ; fsr|itf (MIU , RiueUni «f
Soetorum, MDCCCXXXIL
Die oben S. 1234. erwähnten zwei und dreifsig Fa-
beln, die, wie man bisher glaubte., bios in der Neapo-
litaner Handschrift (und hier sehr verstümmelt unA ent-
stellt) existirten, erscheinen hier ans einer durch A.Mai
aufgefundenen Vaticaner Handschrift des 15teii Jahr-
hunderts ungleich vollständiger und berichtigter , 'ob-
schou beide Cudd. aus einer gemeinsamen Quelle, wie
es scheint, geflossen sind. Wir werden auf diesen wich-
tigen Fund , dessen Bekanntmachung in Dentschland wir
Hrn. Orelll's Bemühungen verdanken , später zurückkom-
men, nnd können hier nifr im Allgemeinen auf dieses-
alierdings wesentliche Supplement der gröfseren Ausg^abe
aufmerksam machen , da es durch des Hrn. Orelli liemil-
Hungen nicht Wenig gewonnen hat,
Chr. Bahr,
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IM! BMur'att-
KURZE ANZEIGEN.
tianäj iUcl. Erste Ahth. haut- und IforthüchUin. IJascl 1830. 8.
C60 S,) Anweisung zur Kiiirichtung äiis graten Sprachunterricht».
Batet 1830. 8. ^200 S.),
Wenn wir ein Paar Elementarbfichlein in dienen Blattern an*
seilen « 80 liann das nnr dnrch deren tiemmdem Werth ii^rechtfertlgt
werden , den eie sngleieh filr die WiMentehnft der Methodik haben.
Diese vorliegenden neigen nAmlich in einem so reiflich dlirehdachlen
Gange und «o sorgfällig gcwähtten Materialien, die Gegetae der lünt*
wickliinp^ im Beispiele auf* und lassen die Sache seihst epreehen.
Der Lehrer, welcher eie gebraachti liedarf nichts weiter, ntn den
gerade« Weg zu einer erwünecliten GrondkenntniTs der dentechpii
Sprachlehre darin so erblicken, und eich dabei selber anschanllck
w belelire«»
Dk EniehumgiomHalt f§r*Kmiar ont Fogantm^- F^mUim i» ff'ein^
garten , mttpk ttre« Vmfang vmd ZutHk tescArtefleit «on J. A.
«e Mw 4§r AwMt. MU mmr fVre^ «en Pi^. M. G. A.
BmU Oöppmgm. /. C. 6an/f . 1881. a (XX «. 82 S,).
„Man kann nur dann jrrofRC auf das piiiize Volk üntf drsscn
l*>hclHin^ 8\c.li erstreckende Fruchte der Jiif^-tMulrr/iehiing erwarten,
\f4'rtn die liirzieTiiing- nicht schon im 14tcn Jahre abgebrochen und
Uli Tg^i'g eben , Hondern wenigstens biH inn 20Htc Jahr fortgesetzt wird ;^
sagt der wnrf1t«^e Vorredner als ein Ueherzif^cnswerthcs Wort, und
wendet en ritif die Anstalten für AriDonkinder und Waisen an,
die Ton iinserm pädng^ufjischen Zeitalter ihre Vollendung erwarten.
Jene AuRtalt ist hier besehrieben, nnd als eine von der Zeit gefor-
derte und sehr wichtige Angelegenheit erklärt. Sie ist Ton S. Mtg.
dem jetzt rcg^ierenden König von Würtembcr*^ gestiftet worden. Sie
reihet sich an die namhaftesten äfuilii hen Institute nn , — das Fel-
lenbergiseh - Wehrlls( hc in Uofw vi , von der Reckische in Düssei«
thal, Kopfi8(.he in Berlin — als eine Rettuiigsanstalt für verwahr-
los'te kindcr. Die GcHct^^e und Einrichtungen, nebst luiiiichen Nach-
richten sind interessant für den Criminalisten und Polizcibeamten
wie für den Pädagogen, und der Menschenfreund freuet sich solcher
Fortschritte In der Verbesternng einer sonst zum Unheil heranwach-
senden Jugend^ «
^ Sekwar9»
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MIchaaUi, f|b«r 4m Iionollleii dar Oitm. IM
t9m, wm 6. MteAaeltf f Dr* mtä* m JITtol. Jlßl «mein For-
worfe «001 Herrn KtaUratk^ Profeisor Pf off, BbUr 4e9 PaaM-
^brag u 9. w. MU 2 SfHn. ikmburff 1830. 52 J^. 8
Diese kleine, aber <rc halt reiche ^ Schrift verdi<'ut sehr die Auf-
luerkRiiiukeit des Ptiblicunis. Seitdem Tiftiulich J'ilesIuB die lie-
haupfnn^ aufgestellt hat, dals nui- WeltuiDBegler über die nierk-
"würdige Kr8c:h«Mniin|a^ des Leuchtens der See gründliche Forsehiingen
anzustellen vermuehten , weil nur diesen genügende Bcübiiehtnnjycn
£U Gebote ständen, scheinen alle nbrigen Ton der Lnler8iiehun<^ diü>
ses interessanten und noch iiniiier nicht genügend erklarten Fhäno-
mens abgeschreckt zu scyn. Ganz richtig bemerkt aber der Verl.,
dafs dem VVcUiuuscgler auf seinen i aiirtcn im nnermerslichen Oeeanu
die lliilfhinittel zum ruhigen Ex^imentiren weit mehr fehlen, als
dem Uewolnier der M'eercsküsten , und diiTs daher der letÄterc zwar
nur partielle Uatersuciiungen , die«e aber dc«to gründlicher anzu-
stellen im Stande ist. Die vorliegenden beziehen sich daher zunächst
blos auf das Wasser der Ostsee, sind aber wegen der Genauigkeit
und Umsicht , womit sie angestellt wurden , ein eelir schätzbarer
Beitrag' sunt Gänsen.
Endresnitat neigt' der Yerf* tehn ^ibemeugend , dafs daa
Lenciiten der Ostsee im Aligemeinen von gewissen Arten selir Itleiner
Infusorien herrüiirt, deren sich in Menge inn Seewaseer unter anderen
nieht leuchtenden vorfinden. »Auf einer der l>eiden Kupfertafela sind
die meisten der lieoliachteten so abgebildet» wie eke in einem Tropfen
bei SOfacber TergröiWerung des Durchmesserr ersclieinen, die lench-
Icnden al»er einzeln nach einer 8S0 rächen VergrdfWemng« Das Leucb-
teo denelben tritt nach Jedem mechanischen und chemischen oder
elelitrischen Reise derselben ein , und verschwindet einige Zeit nach
ihrem JTode. lieber die eigentliche Ursache der Lichtentbindung
fuhrt der Verf. die verschiedenen frfiheren Meinungen an (wobei man
jedoch da^^nlge \nngem vermifet « wae durch P ijae i d n.s Heinrich
bereite gesagt ist), und neigt die UnsulinglichMt der meisten nnf-
gestellten Hypothesen. Dafs das Licht kein elektrisches, sondern ein
phosphorischea sey, wird jeder für gewifs halten, der die Phäno-
mene selbst beobachtet hat, worin aber das eigentliche Wesen dieser
Phosphorescenz bestehe, darüber will der Verf. seine Untersuchungen
weiter fortsetien» deren Resultate das Publicum gewilb dankbar auf-
nehmen wird*
M u n e k 9*
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1244 Piauti Camoediag ed. ÜoUie.
AwotoreB clussici Latini ad optimorum Ubrorum fid^m cdili cum variu'
ram Icctionum dtlectu Curante Carola Zell, f 'ohtnicu XIV, XF,
Xri u. XVII. Stuttffartiae sümtitu« LaroU Uogmann, MDCCCXXI
und MPCCCXXXI, 8.
«Aach mit dem betondern Titel:
M> jttii Piauti Comoedtae. imrimrum leetienum deUetu ttr-
imm ediäit Frtdericn« Jf ewrleu^ Boikt. Fotnmmi L XIU
und m S. Fol. IL 167 S, Fol HL 171 & Fol. IF. 187 &
m 8. (Preu 1 Rthlr. 12 gr. oder 2 fl. 24 kr ).
Als Fortsetzung^ der in diesen Blättern frühcrhin angezeigten
Tlieile dieser Sauiiiihing Römiseher Autoren zum SchulgebiaueJi
füliren ^vir die zulntzt erscbieiienen vier Bdndc des Pfantus an, die,
Hüwoiil MUH Anlage und Einricbtung des Ganzen , als auch was die
äulserü Form betrin*t, sich gan^ genau den früheren Bänden aa>
sehliefsen, ho dafe dn^ dort in diesen Beziehungen Gesagte, auch
von dieser weitereji 1 ui iselzung gelten mufs, zumal da de« Heraus-
gebers Sorgfalt 8irhtl>(trlii:h überall zu erkennen ist. Unter dem
Text sind die bedeutenden Abweichungen uutgefubrt, dem Text selbst
roögliehste^Corrcrtheit gegeben und auch durch berichtigtes Metram
gesorgt, das in ähnlicher Weise, wie der Herausgeber solches bei
b<j inen Ausgaben der Griechischen Tragiker befolgt hat, am Rande
eines jeden Verses durch kuraore Zeichen bemerkt ist Eine Uebev-
bieht der Lcbensumaliade dea Plantna nach FabrSeliii ttnd Andern»
so wie eine Gharakteriatik der Teracbiedenen Anagaben dea^Plautna
bis auf oDscre Tage herab iafc dem ersten Bfiadchen Tornngeatellt,
welchen nberbanpt folgende Stucke enthätt, nnd xwar in folgender
Ordnnng: Ampkitmo^ Atmaria, AwMariui das a weite Bandchen ent>
bftit Bacehutes, Epidiemt Menawkmis daa dritte Cadiio, Cwlelfana,
' Cuteutio^ CapÜMi da« fierte MweaUr^ Mün gtoHonu^ StUkm. Dio
billigen Preise« die der Verleger fnr diene . Ausgabe des^Plaatna, oo
wie fdr die früher erachienenen Thelle der Sammlung geatellt halt
erleichtern, anmal bei dem' schönen und correcten Druck die Ein-
führung nnd AnscbaiTnng anf Schulen.
IKt fuadHIo^ero c&'cnloH oftsertiatfioaet j'uaadam onctore Em est, GuiL
Ore6a« Pkiloa. Pect., AfoMaet. m acad, Philippina prwa$i» do-
ecftte. Marhurgif Mnij>fl5tts fifvwrt. 1881. 14 & 4fo*
Diese kleine St In ift enthält einen schätzbaren Beitrag zur Lehre
von den Vierecken im Kreise. Alle Vierecke in einem Kreise, welche
von vier gegebenen Linien gehüifet werden können , haben viele Ei-
genlhümlichkeiteu , wuvuu einige bcbou bekanut sind; die Eniwicko-
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Chrebe , d« qnAdrilfttoro circaUri. 1245
long einer ganzen Reihe nrner Uicihcr gel4öri«yei/ Sätze iimrJit den
Gcg-enstand dieser Alihandlun^^ aus. Zunät^hst zeigt der Verf. , dnfs
RUB vier Linien, deren line iiuroer kleiner igt als die Summe der
drei üln"in:en , in einem Kreise nur drei verschiedene Viere( k<' ^v.-
bildet Meiden können: daTs von den zwölf Winkeln dieser Vi< re« kc
nur sechs, und von den vorkonuuenden sechs Diagonalen nur drei
Tersrhicden sind. Elien so wird die Zahl der verschiedenen Dreiecke,
velche durch die Diagonalen entstehen, auf sechs rcducirt. Unter
YoraiiH8et7nn«r des bekannten Satzes: dafs in einem Viereck eines
Kreises das Product der beiden DiajLronalen der Summe dci l*roducte
aub den cnlgegengcselzten Seiten gleich ist, entwickelt sodann der
Verf. mehrere Gleichungen, welche theils den Zusammenhang der Seiten.,
titul der drei verschiedenen Diagonalen, theils die Darstellung einer
jeden 'dieser Diagonalen durch die Seiten der drei Vierecke angeben.
Der Halbmesser des Kreises, dem ein Viereck eingezeichnet ist« wird
durch die Seiten dieses Vierecke bestimmt | eben io iet der Fliehen-
räum eines solchen Vierecks durch die Selten desselbenTdarslellbar.
Weil nun die Seiten und die drei Diagonalen lieh gegenseitig be-
stimmen , so kann sowohl der Halbmesser des amschriebencn ICrei^pss,
als der Flachenraau eines Vierecks auf mehrere Welsen angegeben
werden, wie der Verf. durch Entwicklung einer gansen Reihe sehr
einfacher Gesetve zeigt So wie in den .dtei Vierecken, welche
einerlei' Seiten haben» nnr drei Diagonalen unterschieden werden
können, eben so lassen sich« wenn man die Segmente einer Diago-
nale mit einander multiplicirt, nur drei solcher Prodncte unter-
scheiden» und es ist aufserdem noch der TOfu Verf. gefundene Satz
merkwürdig, dafs ein solches Product dem Product aus allen Selten
des Vierecks, dlvidirt durch die iwelte Pötens jener Diagonale,
welche in dem Viereck nicht vorkommt, gleich ist. Auch finden»
wie der Verf. zeigt, aur Bestimmung der Entfernung des Durch-
schnitts der beiden Diagonalen in einem Viereck von dem Mittel-
puncte des umschriebenen Kreises ganze einfache Relationen statt.
Zuletzt zeigt der Verf., dafs ans dem Halbmesser des Kreises und
den Winkeln der Vierecke, ferner aus dem Halbmesser und. den drei
Diagonalen die Seiten der Vierecke gefunden werden können, und
schliefst mit der Entwicklung der Bedingungen , unter welchen die
drei Diagonalen der Vierecke in demselben Kreise ein Dreieck bilden
können, in welchem die Vierecke gezeichnet sind* ,
Ans dieser kurzen Uebersicht wird sich ergeben , dafs die ge-
fundenen Wahrlieiten eben so interessant als neu sind , und Hof.
kann noch die Versiehernng hinzufügen, dafs man dem Vortrage des
Vcrfs. mit Vergnügen folgt.
Müller.
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1210 OeuUche Spracblebren Ton Richter und Schabart
1) FoUttändige Deutsehe Sehulg rammat ik. Von J. C.
Richter^ Direetor einer Erziekungsanstatt in Leipzig. Jjt^uig,
bei Ludwig SeAmmmn. 1821. HU wid 405 & 8.
2) Faf»l%9k9 D9ut9€he SpruehUkr^ fär B^gtnduJIem
mU&mr9 XUuum der Gumnmiem, Vem Fr* Sekuburt, f'ortfeter
mner kbkerem TbektenekuU m BvUm, Berim, bei O. Beikge.
10SL XIF umd SI4 S. 8.
No. I. JOer Verf. hatt^ (Vorrede 8. IV.) bei der Bcnrl^eitung
dieses Lebrbuehee sunächst «eine eigene Anstalt, in welrltcr^ein drei-
ÜMher Corene der Deutschen Sprache Slatt findet, im Auge. Der
erate CursuB nmrargt die Etymologie; der zweite^eine ^Viederholaag
und ansfübrliehere Behandlung der wichtigsten Capitel der Etyma*
logic, naiucntlich der Zeitwörter, Präpositionen und Cenjunctionen ,
sowie die Reetionslebre ; der dritte die Satzlehre als Fundament,
des Styls. Mit diesem dreifachen Carsus gebt der Unterricht in der
Orthographie purallel , welche letztere überhaupt mit besonderer
Sorgfalt und Ausfühi lichkcit behandelt ht (von S. 'i*J9 — 372.); auch
Tcrdient es dankbar anerkannt zu werden , dafs der Verf. gicfi bei
der Lehre von der K<'riitBchr( t!)ung an das gangban: Ressr rc su ts
gehalten, und seihst den Grundnatz aufgestellt liat, dals luan in
einem LehrljiK }i( tur Schulen mit der Aufn;i1uiu- ilvs von dem Uebli-
cheo ganz abweichenden Neuen mit Vorsicht zu Werk© gehen iiifiRsc.
Eine ge\viH8€ Vollständigkeit und Ausführlichkeit lälst sich dem
Bache nicht ab^tprechen, und was es a'irscrdem für den Unterricht
sehr enipliehlt. sind die im Durchschnitte gut gewählten Bcifipiele,
weiche die »rhwierigeren Regeln den Schülern deutlicher and ihre
Anwendung leichter machen.
Die Lehre von der Prusodie (st mit Recht von dem Inhalte der
Grammatik ausgeschlossen ; denn dieselbe wird in dem Wirkun<^8-
lireise, für welchen dieses Buch bestiuimt ist, wohl selten ein Ge-
genstand des UnterriilUcs , und sollte die« Bcdurfnifs eintreten, so
, fehlt es nicht an guten Anweisungen.
Zn hedanern ist nur , dafs die Brauchbarkeit des Buches in
etmi durch TieleDraclt fehler, welche freilich groftentheila mmf den
iwei letsten Seiten berichtigt sind » eradiwert wird.
No. 2. Hier findet man nicht eine nach hergebrachter Ordoaag
aafgestallte Sammlung von Regeln , sondern rielmehr die Graadiige
•inar fiiftltchen Erkllruug des Sprachbaues, wodurch den SciiilM,
besonders auf Gelehrten -Sehulen, unter der Leitung den Lohn»
an einem Bewufstaeyn der angeborenen Sprache verliolfen wcsdaw
aolle.
Das Buch ist eingetheilt in diel Thelle. Dar crate handeU vaa
der Bildung des Sataea und seiner aanieUen Worte ($. 1*-11S.){
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4m «weite von der Bildiifit *m FtoHode (a Ü9-^114.)$ der driUo
▼on den ' Alnreiclmiig«!! der. Sprache und Yon der Anwendung der
Spnwblebre (S. SIS*— S74).
£ineii beienderen etjriliologieelien Theil litt dieee Gtfanmnük
aaeh dem Zwecke« für welehen aie bearbeitet iet« niebt* Brig^filgl
•M «ber etjmalegieebe Tafeln, welebe .aebea den Bügeln
Aber die Yerwaadlungea der' Werte ancb die Aadentnngea aas der
Lebre vea der Wor^ilduog entfaaltea» die dleear firkl&ruog der Mal*
'lerepraebe nocb binsasoftl^eii sind.
Da« Ganse Ist mit SergfalC und Liebe beliHnciclft, aad der Verf.
erwarb «ich durch diese Arbeit ein vaUriia Verdienet, am die JUe-
tlMde bei dem Unterricht ia unserer MutlerRprnehe , so wie denn
nach das Buch selber, wie der Verf. ausdräckttvb beiaerkl» aieiit
der Spraebwieeeaaebart, eondern der Lebrknait angebdrea idll.
SpUtolae BitHtieJi, Croeett, Aababettll, fr^ieeaftaebtt
releetae. ^naofottene tnifra^'f Frtderlea« CttrolUB Kräfte
tkeoL et phü Dr* Johannei HamburgenaU Dkwiw H Pre/eiser,
. ^JUontu, impenak Ubrmiae Bammetiek^anaa 18S1. Z/F. a. nd 8.
Ia gr, B.
Wir können dieser Briefsamini un , ho >vic sie hier ausg-eHlattet
yor une liegt, nur recht viele Leser unter der Classe wünschen, fiir
welche sie der Herausgeber suoHehst bestimmt hat. Wir wollen
liier aiaht die Grunde wiederholen, welelie die Lertüre nen>)atcini<
scher Schriftsteller nicht blon nützlich und erspriefsüch , sondern
selbst notliwendig machen, wenn gründliche Kenntnifs der lateini-
sehen Sprache, iosbesoudere wenn eine gewisse Fcrtiirlveit im lütoi-
ui^chen Ausdruck (es sej schriftlich oder münülkb) irzielt werden
soll, die iuaa doch von j edera Gelehrten , von jedem uitiscnächartlich
gebildeten "Mann , biiligerweise erwurten kann oder doch wenigstens
erwarten sollte, auf dafs er der ialeinischea Spruche, uin de» ge-
lehrten ^ustabtebungsmittele aller Nationen und Zeiten, vollkommen
mächtig sey. Dafe aa Erreiehnn^ dieaee Zwecks die Lecture Vorzug-,
lither aetterer Latinietea aich inabeaondere eigne, iat anerkannt, und
bedarf daram hier keiaer lieaeadern Anaeinaadereetiung , aelliat ab-
geaebea voa maaehea aadera Vortbeileai die mit dieaer Lecture Ter^
bond^ eiad. Aacii anaer Heraaegebcr bat in dem Torwort aaf Meh-
rerea der Art aafmerkaam genmebt aad beberaigeaewertbe Wiabe
gegebea*
£• eathält die vor uns liegende Sammlung snvdrderst nean
und awaatig voa Beatiey and Gräviae aa einander gegea-
eaitig geaehriebene Briefe. Denn felgea Briefe tob Babakea, aad
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1848
Epp. Bentiajl , allorniii ed. F. C. Kraft
swar fanftelm an Bitter« vier an DorTÜle, acht an Ei-
ne« tl» acht an Heyne« und sieben an Tericbiedone FteramMa
(darunter einer an Kant« der bekanntlich Bahnten*! Mllechfiler ii
jongern Jahren war). Den Beet ffillea fnnf und Tlersig Briefe
▼on Wjttenbach, meiet an verechiedene Gelehrte» nnd iwar an
die bedeatendeten jener Seit, noch an manche aoob lebende, ge-,
flditet$ was natnrlich dae Intereice Tcrmeliri« via dann nberbanpt
dar Beraaegebar bei dar getraffenen Aotwahi eben lawahi Form aed
Daretellang« alt anch den Inhalt berficbeichtigt nnd dadnrch sdeer
Sammlnng einen eigenen Bein Terlieben hat. S. 848. folgen kante
Biographiea der vier Mftanar« Ten velehen Briefe in dleie Sanm-
lang anljgendDinien dind, angleich mit Angabe der Quellen, am
daneip auifülirllchere Nachrichten^ über das Leben nnd die Wiik-
■amkeit diecer M ftnner an entnehmen sind. Der eini^he , klare Tor-
ttag nnd die claceliche Sprache dce Herancgebere macht diese Schtl-
dernngea zu eiiur recht angenelitnen , für junge Leute pasRendeB
Lecture. Mit S. 2()0. beginnt die j4nnotatio ; kIc enthält Bemerkue-
gen über einzelne StcUcn, Aasdnicke und dcrgl. in , die in den ver-
lier abgedrnekten Briefen vorkommen, und als minder cloBaiseh, um
eo ober einer Berichtigung oder Bemerkung bedurften, aU der Ge-
brauch nnd die Anwendung solcher mehr odci* weniger iin lateinischen
oder doch wenigstens nicht ctassischen Ausdrücke in den Schriften
neuer Lnteiner, die als Muster dem Jiin|rlinp^ dienen sollen, um to
gefährlicher und nac'ttheiÜjii^er fnr diesen werden knnn, wenn er
nicht bei Zeiten «gewarnt und auf das Riehtijje InnjirwirBen wird.
So enthält diese AnrAotatio (ähnlich der , wlU lu- i\vv N erf. einer fni-
her erschienenen Sammlung Ton Mnret's Brieten beigefügt hat) ein^
Masse von S[)riielil)emorkuno:en zur Förderung der Reinheit des La-
teinischen Ausdnicks , aim welcher Lehrer w ie Schuler Viel lernen
künncn; damit sind nurli Erörterungen zum Verständnifs iiianeher
in den Briefen vorkiMiiiiiciiden 'Anff|iielnngen oder mancher Verhält-
nisse und Personen, die darin mrkomraen, so wie zahlreiche literär-
hUtorische Nnchwi iKimgen \cil)undcn.
Aus dem Alh ii erhellt zur (»enüge die Nützlichkeit dieser Samm-
lung, der wir nur iiilgemeine Verbreitung und Theilnahme wna«
■eben küiuien.
CAr. Ad Ar.
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