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<36625595940017
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93runo Souet
feine ©egnet.
Sort
<$b$at Stattet*
»«»»<»$^f>»j$&$ j(-!£{.-e***« — - —
^erlitt»
Cottas S3er!«fl«f>u<fyf)anbluna.
1842.
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» »
BiBIIÜTHRA|
IMONACENSIS.
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p 1 1 1 b t.
©tefe$ 33u# toiß ni#t f#ito fein, afcer beutlt#,
nify au$feet#enb, fonbern gerabeauS, ntc^t für eine
artfiofiratifdjje ©eleljrtenfajte, fonbern für Seben, ber
Iefen fanrt.
»erltn, tm ©iforter 1842.
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«rfk$ ftapitd.
555fr Serliner ftnb bie SMttigfeit fetter. Söir (äffen WA §; *•
in unfern Sangen unb fonfl in 33rofä;ttren unb 39ro* J! nbiU, ^ e
fd^ftre^en fo gar mancherlei £armlo$ »orplaubern, unb fmb
lufrieben f Kenn un£ nur 3emanb eine 2Äetnung fagt;
$ut er batet einigermaßen ernftyaft, nimmt er He Sftiene
an, al$ $abe er alle bie pure Sßa^eit, »el<$e er un$ *or*
trägt, bura) wer »eijj wie »iel <£rfafcrung unb Wafym*
len ermorben, fo fmb »ir gern bereit, tym ju glauben unb
uns feinem Sfofe&en &u fügen. 2)er SWann muf bo$ SKe<£t
fürten, fagen wir, unb freuen und, baß n»r nun audj
mtrfpret&en unb mit einigen ftyeinbar plaujtbeln ©orten
bie @a$e abmalen fttonen.
2fber biefe 33illtgf eit tfl $ftftft unbillig, biefe Unpar*
ifceiligfeit $m WtWfy. , fafl alle Sage lefen
»tr in unfern 3«tnngen ba$ 3toMo: Audiatur et altera
pars, gu beutfö: aua) ba* anbre 2#eil muf* man ftfren.
%Ux biefen trßfilia;en @a$ jur ©a&r&eit »erben ju laffen,
gemattet unfer 3«tgcfü^l ntä)t; £>enn ntfre e$ nt$t un*
anftänbtg unb für unfere Vorliebe für Sflaafj unb <Sa)ranf e
j>8a)ft anflöfng, wenn unfern »eifen 3eitung*orafeln na$*
gerofefen Mrbe, fte &aben Unrety? 3fl e* nia)t ein un*
billige* unb unmenf^ltc^eö Unterfangen, Männern, »eWfre
faffc allein bie ©elegen&eit ju reben $abeu, Segler, Unwahr*
f>rit, ftatpfftgfeit .bprjuwerfen?
Unfer »iUigfelt$geflh)l barf alfo ni$t »erlebt werben.
Unb barum glauben »ir, e$ fei genug, bett ©runbfafr ber
Unpartye«i#feft au*geftrod>eu *u fcaben unb, eine foefenbe
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ga$ne, m und $er. jtt tragen. SBenn nun aber einmal
ba$ anbre £f>eil wirfli$ Mm madjit, |>ören $u laf*
fen, bann freien wir glei$ über SBolfSserfityrung, über
auSgelaffeneSMlberflürmerei, unb wer mi$m$ fonfl no$.
<5o ijt e$ und in ber Angelegenheit ©runo iöauerd
ergangen. 3!>r glaubt, tf>r fennt jte, aber 3!>r tduföt
<Su$ fr$r. Senn, in tex 3$at, ij* e$ bis jeftt trgenb ei*
mm Anhänger 33runo SBauer* serftattet gewefen, in 33er*
iin $u fagen, wie er nun bie (Sadje anfefce? £at man
nttjit vielmehr in unfern 3*üungen uitgejtrafi unb unwi*
beilegt bie gorfdfrtmgen SBauerS unb ijyre Sfcfultate unfttt*
maa$lo$, bilberftöroerifä nennen bürfen? Äönnt
3(>r aber wo$l b«$ 2Öa£re an ber <Sad&e erfennen, wenn
nur (Einer $artf*t 2Jia$t unb 3ta*t gefoffen wirb, i$re
auSfättjeifenbett Seföulbigungen gegen Söruno Sauer in
bie SEBeft ju fäitfen? — «rfijUn wir und alfo ni$t me^v
mit jenem ttn^rt$eili$feit$*2Rotto; feien wir vielmehr ©f*
fen unb fagen ungeföeut: $ur eine faxtyti $at ba$fte4>t
gebart &u werben.
§• 2. 3$r fefjt, wofrin <£«4> Sure aüjugrofe Silligfeit ffljjrt:
^flrt^iUd^ 3|> v werbet partf>eili$. 3Kan foll aber ni<f>t partyeiltd;
Ä*. fein, au# wenn man ftxtyti ergreift, ©er $ar$eili(f>e
{teilt ft# entweber au* vorgefaßten Gegriffen ober au*
sflebenintereffen gu einer !ßart$ei, ifl alfo, ba tyn nidjt bie
S&a$rf>ett$Kebe treibt, e$er fd^bli§ als nü$li$. ©er
wahrhaft ?>artyet ift, ift wa$r$afi unparteilich Denn
ni$t au« yar^eili^feit, fonbern weil er bie ©egenpartyet
»oltfommen erfannt, bur^föaut, gewürbigt $at, $at er
i/Ui Iii £1 fi fi 1 1 TTPTI*
§. 3. fcarum, greunbe, prüfet unb ergreift $artyei, um in
mn muß tat, wa* w^anbelt wirb, ein flare* ©nfe^en ju befom*
SS3& wen; lagt Sud> ni$t #ei$ bur$ Seben, ber in biefer ober
jener Seitung feine bo$wo$lwetfen ©orte ertönen W,
inm ©tauben »erführen. Um ©ottedwiUen, feib «w$t fo
billig; ma#t <Su# $wer, nta^t eine föwere «robenmg
m du*. einmal prüfet unb ergreitf $artyei.
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Damit 3$t bad aber fifont, ij* ed unfre ^tty, ben
^auptungen, bie ft<$ fctd jefct bei (Eingang »er*
[Raffen »ollten, anbere, richtigere entgegen&uffrüen. Cd tffc
eine 9>flt$t, bie $u erfüllen »ir uns fctbfl^ fo »ie @u$
fd&ulbig ftnb. Und felbfi, bamit 3&r und titmal in »öft-
rem Sickte frfret; £u$, weil im fett#fotbigen prüfen bie
SBfirbe bed 2Nenf$en befielt, 3&r aber nid^t prüfen fitont,
fo lange ntan (Stiel) uon und nur einen Ratten, ein ©e*
fpettfi »ormadfrt; Patt @u$ unfer SBefen, unfer gletf<£ unb
93lut »orjtellig &u ma$en. 2)ied ledere ©ef$äft »ollen
»tr $ier auf und nehmen.
2öir »ollen <£u$ in einfachem Sendet ben @tanb*
punft, ben »auer einnimmt, barftellen. Sir »ollen ßudj>
beweifen, wie »ityig ed fei, gerabe in biefer @ad^e «ar
$u flauen, »eil fte mit ben bebeutenbften »eforebungen
unferer 3cit jufammen^ängt. 2öir »ollen <£uc£ jeigen,
baf biefe ©adjie ntd^t etwa ju complieirt fei, um erft in
> 3a^$unberten einen <£infht$ auf bad Seben %n gewinnen,
nein, baß fte einfach genug ifi, um von Sebtm, ber bad
2)enfen nt$t f$eut, verflanben unb angewattbt juijtftben.
mx »ollen <£u# ferner bcmeifen, ba§ 2llfe, »el$e bid
ieftt gegen 33auer aufgetreten ftnb, vor bem logifd^en Den*
fen, vor bem fdfrarfen ftrittftren ft$ geffird&tet fcabtn, baj$
fte auf vornehme ffieifc von oben $er unb ita^ »orgefafc
ten Meinungen mit i&m fertig »erben $u Wunen glaubten.
&on (£ut!j aber »erlangen »ir fiird (Erfte gar ntd^td
Uebertriebened. 3fcr foUt fogar juerft nic^t oud (Surer be*
liebten 53idig?eit ^eraudtreten; 3!>r foUt und Mod anljtf*
ren unb nur einmal au$ bei und fagen, »ad 3&r fd^on
bei fo vielen «nbern gefagt fcabt: ber SRann muß »o}t
$e$t $aben. JBicUetc^t gelingt ed und, Gu$ nadf> unb
na# $ar$et ju machen, unb &»ar nur babur$, baf »ir
(£n$ bie ganje 6a§e »abruft unb tmverffilfdtf vortragen.
SRetn* fc^fitnntflen geinbe ftnb bie, bie mt$ tttyt »er* 8-
fielen. @ie mögen mi$ nun vertyeibigen, fte mßgen mt$ Wan
anHagen »oHen, immer fhtt fte mir f$Äbltc&. 3«, »et %* m m
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faiMatteegrif* micfj »erfleht, if* m'#t mein ftrinb; benn wenn et tm'c$ in
fen «nb faifä meinem ©efen ju erfaffen, wenn er mi$ au« bem, wa«
tori/ wln Ö !bit * tt wiberlf Ö«« wenn t$ gewiß fein fann,
nic^t ucrfJrtn- tx fttt * SWenfoterejfen, (entern aus (Streben
fem }at. ttft$ fßaf>r£eit gegen mi$ (fl, bann tji er eben nic^t ge*
gen m\$, benn in bem £mien, in ber ©a£r&eit«liebe,
fte|en wir &ufammen, fint» wir ein«.
9htn finb »tele ©ttmmen über SSruno Jöauer laut ge*
worben. SSoten aller Wrt |>at man abgegeben; ©eparat*
»oten, politif^e «nb unpolitiföe, tyeologifdjje unb unt&eo*
logif$e, miniflerieUe unb oppoftrtonelle. SWan f>at tyeil«
für, fyeil« gegen 33auer gefpro(f>ett. Slber faf* »on 2lllen,
bie tyre ©timme abgegeben $aben, iß &u fagen, baß fte
33runo Steuer ni$t fo auffaßten wie er wirfltcf> if*, baß
fte alle« 2R3gli$e au« tym gemacht, nur ntd^t if>n fo bar*
gefeilt £aben, wie er barjuflellen ift, baß fte tyn ni$t
»erftenben baben. 2Bie fann mi# nur £>er wiberlegen,
»te fann mf$ 3)er »ertfjeibtgen, ber mid> ni#t »erfleht?
^Bte aber tft btefe auffaUenbe (£rf$eimmg $u erflftren,
baß mn einen SRann, beffen ©Triften 3ebem jugÄnglt'4
ftnb unb ber feine ©runbfäfce auc$ nidjt tm ©ertngften
mtytyt, fo gerabe&u »erfennen fonnte?
§• 5 - Man fann $3auer ni$t »erflehen , wenn man ni$t
Um * attfr 'S***' um Wft * c $ W in unfrer 3eit fcanbelt.
«ÄeS 3n *tyt*X*W*m flauer *u feiner Bett? $or$t
9htr wenn wir un« btefe fragen richtig beantworten, ffln*
nen wir erfennen, ob alle Slnfetnbungen, welche bisber ge*
gen tyn unternommen ftnb, ntdjit »on einer un&eittgen, be*
fd^rÄnf ten ©tanbpunfte au« gemalt unb eben barum
fraftlo« unb erfolglos feien: Darum £abt ein wenig <3e*
bulb! 3fl bo$ bei un« in »erlin noeji «fliemanb aufge*
treten, ber bie «eflrebungen unferer 3^t bi« gu tyrer ©ptfce
$fo bargefleüt unb »ertreten H&ätte. 3&r fennt fte alfo nur
au« mißliebigen 2fabeuttmgen, weld^e $ur$t unb Unt>er*
ftanb gegen fte ju ma#en gewagt Ijaben. |)at man (Sud^
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bo$ fogat weiß tttad^ett Wolfen, baß, wenn bie fRcfultate
ber mobernen 2Btjfenfc&aft in* Mm übergeben fottten,
«tan nicl>t wte^r o$ne ^anaer&emb würbe über bie (Straße
getyen fflnnen. 2)a ift <£u<£ wobl treckt angß geworben,
3|r armen fd^u^Iofett fönblein, ai$3£r fcörtet, baß fortan
£ugenb unb Vernunft, mit $era$tung aller i^tifette, in
nafter <5<fyön$ät offen batyer ge£en würben? greili$, e$
wäre mögltdjj, baß ftcj> au$ (Sure im <5$Tafe ber SBcr*
ftotf tyeit erflarrten ©elüfte regen Wösten , baß au$ tn
dud^ ber 2Öunfdj> aufzeigen mö$te, »ernünftfg $u werben,
unb fein unb ft$ gu geberben, wie ber ungebuubene
freie SWenfc$. — £)$ne 9>an$er&emb nity über bie@traße!
33ebenftbo$ nur, was ba$ £etßt unb wie man mit folgen
SÖorten ber ganzen SWenfc^jett eine ©robfceit in$ <$efi$t
wirft. @o fcf»n>ac|» atfo wäre bie menf$li$e $9ilbung,
baß fte bie Barbarei $ur golge fcätte! 9Wn, ba$ ifl siel*
me£r barbarifclj, »on ber ßfoüifation, wel$e bie @efd&icf>te
feit Sa^rtaufenben erflrebt unb bcm ©eiffe ber 9Renfd$eit
entarbettet fmt, &u behaupten, baß fte &ur Unftttlic&feit, au
raubcrfraftem <3trol$wefen, jur ttnftd&er&eit flirre.
renb e$ bo4> ty* einiges Streben iß, bem SWenfd&en feine
eigene Söfirbe jum $3ewußtfein $u bringen, gegcnfeitige
SJdjtung, greiljeit, ©id&ertyeit be$ (StgentyumS, ©leid^ett
ber fftedjite $u eräugen unb $u ^eiligen unb gerabe ba$
9>anaer$emb ber $oli$ei unnötig ju machen.
<SoW^e ßeute, welc&e ftc^ gegen unfre 3eit aerpanaero
unb »erpaDtfabtren wollen, serftefjen unfre 3eft nu^t, Un*
neu feine (grföeinung unfrer 3«t "$t ( 'd auffaffen, tftanen
alfo aucf) SBruno 33auer ni$t begreifen, fte »erflehen gar
nid;ts, nid&t einmal ffdfr felber.
2öa$ ifi unfre ßrft? Sie ifl rwolutionair. 3$r er* §• 6.
fd&re<ft: man &at <£u$ »on ^tnb^fit an baran gewannt, *>» «««««
mit bem ©orte Solution fogleufc bie «orPeHung eine* JÖJÄ*
^^attsed *u »erbinben, ber wenigflen* mit ber ©uißotine Wr9Uwl,m,m -
unb ©rSueltN^ «Her SCrt im ©efotge ba^erge&ogen iemmt.
©o baß e* nfltyig if*, wa* ntd^t nötyig fein follte, ffiucfr
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tiefen einfachen unb unfdjulbtgfktt aUer begriffe beuttic^
$u machen unb tyn au« ber £ölle $u erlöfen, wo$in tyn
£uraftdf)tige unb gurcfitfame gebannt $aben.
§. 7. $&tr fmb fo ftolj auf uttfer 3afcr$unbert unb feine
demente ber Sntefltgenj, wir fönnen bal&er au# nify läugnen, bag et*
mnoluton. m ^ Untere* ( ß ber g^enf^ be* a4»^e|»nten f etwa« Sfobe*
re$ ber ÜWenfdji be$ neunzehnten 3a$r$unbert$, ja bafi et*
was Unteres tft ber Sflenfdj vom 3af>re 1842, etwa« 2ln*
bereS ber SWenfty »om 3*$« 41. 2>a$ ifl fef>r flar, aber
eben »eil e$ fo flar ift, wirb e$ son Denen, bte bie Älar*
£eit Raffen, geleugnet Diefe greunbe ber Dunfetyeit ma*
«fditimitäü djen folgenben weifen ©<|>ltt&: Die 2Kenfd>en be$ vorigen
©Mjhmb unb obcr »oworigen Säubert* fcaben ftd^ bei tfcren
Öinrftfrtttngen fo wof)l befunben, warum benn wir ni$t?
SBarum benn fort unb fort »erbeffern, ba wir ber menfd^
liefen UnwHfommenljeit wegen bo$ nie sunt ©effat ge*
langen Wunen? Unb, fagen fte weiter, DiefeS, 3*ne$,
wa$ man jefct als unwllfommen, als irrtj>ttmli# vertreten
Will, tft e* nuf>t »on unfern Hfmen heilig gehalten wor*
ben ? 3f* e* nun ni$t grevel, hieran $u fritteln unb ba«
ftalfdje aufflnben )u wollen? fRein, wa$ für fte gut genug
war, tfl au$ für uns gut genug ; was ffe glaubten, mttf*
fen wir au# glauben; wie fte lebten, müjfen wir att#
leben.
3eber 3uftonb, jeber ©tanbpunft, ben bie 9tenf$eft
Im ?aufe ber ©efälc^te tinnimmt, bilbet fty feine tfcm
eigetttljümlid&ett gormen unb <Sinri($tungett. Diefe gor*
men, bie für eine gewiffe 3«t gut genug waren, Witt man
ftlfo für ewige Seiten feftyalten; an fte flammert man ft$
an; ffe fprfc&t man heilig. &tott baf man einzig unb al*
lein Zeitig fpre^en foUte ben ©eift, ber biefe gormett ge*
frfmffen £at, fte alfo auc£ bei ^erer (Sntwidfelung $er*
trümmern unb ftott tyrer neue, jeitgemaße fd&affen barf.
Unb biefe SPtönner, wel$e ftorr an ber gorm feffyal*
ten, mad^en no$ barauf 8nfpru$ anerfannt ju werben,
weil fte in tyrer fatbungSvollen 3Beife bie ®ürbe ber
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2»ettf#ett aufregt erhielten. #etfjt ba$ etwa bte «teufet
itd^e SMrbe Raupten, wenn wir ben ewig föepferifd^ett
©eifl ber gorm be* 5lttflr«bitcfö aufopfern , wenn wir feie
©egenwart unb bte 3ufunft, bie einer immer gröflern
SMenbung entgegenfehreiten fotten, &u ©Häsinnen einer
un»ollfommenen Vergangenheit machen »Olfen? 2ftac$en
wir uns baburch ber Sichtung würbig, baß wir ber SWenf^
t)eit $umutheu, fte müffe im 3rrthum »erharren, um jia
nicht bie, welche früher gelebt, $u wtberlegen?
5(uf ^5d^fl uneigentltche SSöeife nennt man jene 2Rctn*
ner be* ettUftanb* ©efefcltche ober Segttimiffen. Senn
ba* nämlich nur ©efefc ijt, was bie gleite Berechtigung
febeS CSin&elnen fchüfct, fo ftnb bie allein gefefcltch, weld)e
ba$ 3to cht ber ©egenwart anerf ennen, welche nid^t bie Söer*
gangenhelt $u einer Slrijtofratin machen wollen, »or ber
ftch bie freie Gegenwart ju beugen habe, fonbern welche
bie fortfehreitenbe Seit fttr fear! genug galten, ben SWttt^
fdfjengeifl immer mel)t feiner gejfeln )u entlebigen unb ihn
$ur $er*orbringung paffeuber ©efefce unb freier Swftönbe
ju befähigen.
Senen Segitimifieu flehen nun bie SRänner be* Vor* ßwopijn u.
wärt«, bie 9Rämer ber geizigen unb polttifd)en greifet«
gegenüber: bic Vertreter ber Cppofftion. -2Benn bie 8egi*
timtfteti ba$ natürliche (Srjeugnijj unb bie Offawn ber
3uftönbe ffnb, aon benen fte ftch nicht Mmae^en Wnnen,
unb über beren £errlichfett tyntn nicht* gef>t, fo machen
bie £>wof!iton$meufchen gegen jieben überlieferten 3uftonb,;
ber für bie fortgerittene 2Kenfchheit nicht mehr pagt,
bte "greift be$ ©elftes geltenb, ber in febem Xttgenblict
feffeUo* genug fein mü|fe, um ba$ SReue, ®ebiegenere,
VoUfommnere au$ fi<h h^borjubringen. <3ie ftnb e$ tecfjt
eigentlich, welche bie SWenfchheit, ba$ $e<ft bie geniale
2Renf#eit vertreten; benn fie allein machen ben 2Jcenf<h*K
ttic^t jum Änec^t feine« Vorfahr«, ffe allein beftreben ffd^ #
ben fWenfchen au« ber burch atterljanb tfrücfen geftttfrten
itnb gehemmten Ätnbheit ber männlichen, $rrrif<h(it grei*
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fjett jttjufü^ten. Drum turnt man <ut$ fte xtfy uneigent*
lify £>ppofttionetfe. Denn wenn e$ nmjr ift, bafj man nur
gegen et»a$ 2Befentlid&e$ Stypofttion machen, nur gegen
etwa* burefr feine ©ebtegenfwt wa^aft £artnä<fige$ fu&
ftemmen fann, fo matten fte niefct Oppofttfot. Denn ba$
2Befentlt$e gerate ifl e$, was fte aufregt erhalten, ba$
©ebiegene, was fte $ur ©eltung bringen netten. 3ene
Segitimtflen aber fmb bie £ppofttioneUen, benn fte befäm*
pfen bie bem 2Renfc£en n>efentli$e Sretyett, fte wollen ba*
mtt, 2Rorfc$e, ba$ Verfaulte unb Ueberlebte immer no<£
al$ etoaS £eiltge$ feftyalten.
Die £>fe gijf Solution bejfrfct nun in bem ©iege ber £>wo*
3Wwf**eft bm S»«tf#rtt # btefe getflerfüUte Kreatur, jur geiftto*
fen, gebanfenfctyeuen SWafd^ine machen Witt. Der $e»olu*
ttonair maty ft# jum Diener ber 2Renfd#eit, um bie
2ftenfc|)f>ett $ur glorrei^en £errf$erin ju machen, er glaubt
aber, man fönne tyr nify bejfer bienen, al$ inbem man
ftc£ unb Sfobere gerebelt unb alle @$ranfen, # n>el<f>e bie
Kultur funbern, zertrümmert.
3fl nun bie Stoolution torirflidfr ein fol^er ^opana,
wie man @uc& gen>itynli$ glauben machen »oUte? $o*
jjanje giebt e$ überhaupt nur für ben Surd&tfamen, ber,
»eil er felbfi geiftto* ifk, ben ©eift ein ©efoenfi unb baS
©efpenft einen ©eift nennt, gflr ben SRann mit freiem
$3ltdf unb fttynem, felbftoertrauenbem SPhufc giebt es nur
bie ©lorie be* 8i#te$, tt>el$e$ ba fommt, um mit feinem
©tra^l ba* SWorf^e $u »erfengen, ba* Cebenbige *u
rer Äraft, ju freubtgerer SBirffamfeit anzuregen. — - Der
fflewfatiottrir &at immer nur bie SRatur, ben begriff ber
2Renf$$ett im $uge unb fu$t tym gemäß $u Rubeln.
3$r fragt: »a$ ifl aber ba$, ber begriff berSWenf^
$eit? <5ebt3f>r, »fr f&to nun ft$on fo unb fo »M3a$r*
taufenbe alt, bie 2Renfd^eit fcat ft# nun in einer langen
eietfrenfolge von Sa&r&unberten abgearbeitet, unb mir m.ttf*
fen uodfr nad^ bem Sinfa$f}en fragen, wir riffen no#
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n«$t, foel#ed bie Statur be6 SMenföen fei. Unb wir wer*
ben cd nü&t wiffen, fo lange als wir bem SRenfd&engetfl:,
ber fliegen triff, ©ewid^ie anbängen, fo lange als wir tyn,
ber vorwärts will, bur$ überfommenen Aberglauben ju*
tüetyalten wollen. 2)enn fo lange ber menföli^e ©eijt
ni$t feinet gretyeit unb ungebunbenen ©elbftentwidlung
überlaffen ifl, fo lange fönnen n>ir auc^ nid^t fagen, er
$abe ein Dafein, baS feiner würbig wäre.
gür jeftt aber ift ber ©egriff ber 5Wettf<ä$eit für und SDie grtOctt.
ber, ba§ fte frei fei. 2Renf$ unb frei, gret|>ett unb 9Renfö*
$eit, baS ijl für und ein unb baffelbe. Unb wenn nidjt
ber 3ttenf$ feine grei&eit au$ baju mifbrau^en fönnte,
bafc er fi$ unfrei ma$t unb gegen bie eigne greift
fämpft, fo wäre es ganj unerflärli$, bafj man jene unfre
^eilige Sorfiellung »on ber 2Henf<$>ett als gottlob frrcel*
Jaft, ja als unmenf#li<£ »erföreien fann.
£aS aber, woju und bie Statur benimmt f>at, Un* S- &
nen wir tttyt »erben, aufrr bur# SBtffenfäafi unb ftrfttf. ^t 'fT
£>ie Söiffenföaf* * *« W^W «bment ber SBa&r&eit,
in welkem allein ber ®ei|i fief» wo&l füjlt. SBeit entfernt)
einen 3Ri$tet über ft# an&uerfentten, i(l fte e$ »telme&r,
wel$e über $WeS rietet, »er ber flcf» Alles als fo&t *u
bewähren $at.
Unb in biefem SRtcfcteramte flefct i&r bie äritif &ur ßfrne ÄriHf
(Seite. 2)fe£ritif $at feine KJMftyt *u nehmen, als allein w«
barauf, wie fte i&rem eigenen Berufe, baS ffla^re unb »M»*
©ute von bem galfdjen unb ©d^le^ten ju Reiben, treu
bleibe, 93or t$r gilt lein Alter, feine #eiligfett, fein An*
fefcen ber $erfon. <©ie ifi baS feurige <3<$wert in ber
$anb ber Stjfenfäaft, womit biefe jeben <$tybtytx, jebe
Söefärftnffyeit t>ou bem freien ©eißeSparabiefe forttreibet.
<5ie aerftört alles ariflofratiföe Unwefen, bäS ft$ nidfrt
auf lebenbiges, »ernünftigeS !Re$t, fonbern nur auf »er*
gilbte* Pergament berufen fann.
3f>r folit nun felbfl entfd&eiben, ob bie flritif fo fe&r
ein Serf beS Teufel* tjt, wie man <Jud& bieder £at ein*
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reben Wolfen. SBogegen fte jt$ richte, was fie wolle, foüt
3f>r erfahren. £ann, wenn 3jjr fte fennen gelernt, ur*
tbettt, ob fte »erwerfbar, ober ob »on t|»r $eilfame folgen
für ba$ *Wenfe$engef$le$t $u erwarten jtnb.
5 9- 2>ie Äritif, bie Sijfenföaft, bie 9>j>ilofo$ie — man
w fi* H!n ^ fatttt e* nennen, wie'* beliebt — »tir, baß Seber burd>
m/m S W W ' * or Mm ' W tx ^ cnf * fet '' 6<c r< * tet
Prüfung öt- ftlfo gegen SllleS, was ftc£ bloS be$f>alb, weil e$ bef^ränft,
glaubt tterbm weil es alt, weil e$ Ueberlieferung ift, bemSRenfdjen oon
*>W, oorn^erein als Sa^ett aufbrängen mö$te; gegen 3WeS,
was, bie Prüfung »on ft$ abweifenb, an unb bunf> ftdj
ftlbfl wa$r fein will tmb einen unbebingten ©lauben »er*
langt. $enn wenn baS, was geglaubt werben will, wa£r
ift, warum foUte es bie Prüfung freuen; wenn es aber
bie Prüfung f$eut, wo^er foll idj wiffen, ob es wa$r fei?
Steine gret&eit aber verlangt, baß i$ wiffe; benn nur
wemt i$ weif, bin i$ frei.
Uim ' Unb man follte glauben, baß ber fteactionär, wenn er
folgerest benfen f (tonte, i^r l;ierin nur beiden bürfte.
$enn ifl eS nt^t fein oberffer ©runbfafc, baß ber ÜWenfdj
unb alles 9ftenf$ti$e unoollfommen fei? SBenn wir tyttt
nun beweifen, baß baS, was bisher als ^eilige Ueberlte*
- fetung auf uns laflete, eben au$ nur menfdjjlidji unb ba*
jjer umwllfommen, unb alfo abzuwerfen fei; folTtet ba
ni<$t weinen , baß uns biefe fogenannten Segittmiften in
Reffen Raufen ^rennen , uns um ben £als fallen unb fal*
bungSooll aufrufen müßten: $3ruberlieb bu baft 3fce<$t?
2lber nein, biefe Seute ftnb ber 2Biberfpru$ felber. (Sie,
bie in ber ©egenwart nur Un^oUf ommen^eit fe^en , ma$en
bie Un»ollfommenf>eit ber Vergangenheit gn etwas £et(i*
gern, Unoerlefclf $em , wollen und einreben, baß bie ifr'nb*
fd&aft ber natürlidfre M 2Kenföen fei, fte wollen
bie Barbarei oerewigen, bie Unfreiheit vergattern, unb ge*
ben uns flatt ber lebenbigen gorm eine SRumie.
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Stöer, ftfren wir (freien, bte Stxxtit xifytt ft$ gegen a^eit b« SU*
bie Religion; baS wirb uns »on attett (Seiten »orgewor* K 8*w-
fen, glet<$ als wenn wir es Wugneten. 3<t, »emt bieS
eine »efd&ulbigung ift, fo ifl fte richtig. SÖemt e* wahr
1(1, unb es ifk wahr, bag bie Sfreligion ftdh auf baS ©lau*
ben, auf bie Ueberlfeferung flüfrt, fo ift ebenfo wahr, bag
bte Shitit gegen bte Religion ift-.
Das ifl bas fifcliche Stefuttat , welches und gan& un*
befangen unb »on felber entgegengefommen ifl. Das ifl
ber $unft, bei welkem ft<h bte getnbe ber $$ibr*p)ie
»or allem aufhalten, um »on h*er aus bte Äritif $u *cr*
bawttten.
Das factum, baß bie SBtffenfchaft ftch ge$en bie Stell* § io.
gton wenbet, fleht fejl. 2Öir fürchten alfo nicht, bafi man £tfforifd&e Be-
lms tterhtnbern wirb, eS ausbrechen. Um fo mehr aber ö r « nbu »8 w**
fürten »fr, baß wir auf 4Mnberniffe flogen werben, wenn ' e * $ ÄCtttW *-
wir &erfu$en, bieS gaeium ju berthefbigen unb piauftbel
&u machen. Serhalten wir uns baher bei biefem Serfuche
rein tyfoxifä, moitbiren wir ben gortfchritt ber SSÖtffen^
föaft bis $u ihrer heutigen Sollenbung rein unb allein
burdh bie ©efd&ichte, beren gortfchreiten niemanb abWug*
nen, beren Darfteilung niemanb »erbächtfgen fann.
Der gortfchritt aber, ben uns bte ©efchtchfe jeigt,
ifl: ÄatholiciSmuS, ^roteftantiSmuS, moberne ftritil Der
^atholiciSmuS ftfi&t ftch auf bas gefchriebene Söort unb
bte £rabiton, ber $roteflanti$muS auf bas gefchriebene
Sföort aUein, bieÄritif auf ben freien SRenfchengeifl. Der
5?atholiciSmuS ifl religtflfe Unfreiheit, ber ^roteftaniiSmuS
bie halbe greihett, bie Äritif bie ganje rein menfchliche
greit)ett.
Der Äatholtct'SmuS täft gar feine Sritif ju; er ifl ^a^oltdsmtts.
wie er ifl, unfehlbar, Gr ifl baS boHftctnbigfte Sflb'lM
gittmer (Srjlarrung; er erfennt ben 2flenfchengetft gar nicht
an. ©egen biefe totakreligiüfe Unfreiheit beS ßatholictS*
mus erhob ftch ber ^roteftantiSmuS. Cutter formte, 2u* yrtfcfantil-
tjer zweifelte, Cutter befreite uns von ber Srabition. Unb
i
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n
eben weil fcet gtoteftantiSmus aus gorfdfrung, 3weifel,
Befreiung Vorging, fonnte er feinen Urforung nie ab*
läugnen. <£r mugte feie Äritif al* bere^tigt anerf ernten,
aber fte ganj ju befreien »ermod&te er nify. <£r verfiel in
ba$ 33e|lreben, ft(j> legitim &u ma#en, ftd> &u jtobiliren,
ein SBejtreben, welkem fein falber gortfcfjritt entgeht ßr
behielt nämli$ He ^eilige <5$rift bei, auf beren Serrain
ft(j> &war bie äritif »erfu^en fönne, beren göttlichen Ur*
fprung fte aber nid^t antaflen bürfe. 3>ie greift ber
5Trtttf foHte alfo no$ burd) eine <5<$ranfe, burd^ bie Un*
antaflbarfeit ber ^eiligen ©djjrift, be|>inbert fein, mit ei*
nem Sßort: bie 2Biffenfcf)aft fottte nocf) nict)t »ollfommen
«EBtffenföaftf fWte * um ^ eil ^8*™ f* itt -
Söiffcnf^aft fönte jtc£ *war mit ber ^eiligen ©djrift be*
fc&fiftigen fifonen, aber nt$t barauf $lnforuc& machen,
beruftet gegenüber felbfl heilig, ba$ fceifjt in i^rem SÄec^t
ber freien gorföung ungehemmt *u fein.
Äritif. 2(ber bie 2öiifenf$aft j>agt bie ©clawrei, &umal wenn
jtcfc au ber Äne^aft ber ©d&em ber greift gefeilt. Die
2Btffenfd>affc fu^t ft# gan* frei &u machen. Unb biefer
#erfu# fl* $ x in ^ mno Ö* lttn 8* n -
33runo 33auer tfi über ben $roteftanti$mu$ hinaus*
gegangen, inbem er bie f>eilige etf;rift, il;rer Slbfaffung
im ©an&en unb ©rofcen nad), ber gorfäung unterworfen
I>at. dt erflärte bie ßntjhl&ungäart ber ^eiligen 6$rift
überhaupt, ni$t gläubig, nity um fcpn gu finben, wa*
mgt f$5n, richtig, wa* ni<5t richtig ifl, fonbern er f>at
ftd> be$ freien SRe^t« be* freien ©eifte* bebient, ber, wenn
er Stberfprüd&e finbet, nict)t fiel) abquält, um biefe St*
berfprüctje fcfjeinbar &u löfen, fonbern ber nad&weifi, bag
eS wirflidje, unlösbare Siberforüdje fmb, welche burtfj bie
«Ratur unb bie Slbfaffung ber ^eiligen ©Triften felber »er*
urfadjt jinb.
3d& will <£udj> nun ein genaue« 2Mlb ber ©auerfcijen
äritif geben, i$ Witt <£ucj> bie ftefultate feiner gorfcfjung,
wo mtfglicfc mit feinen eignen Sorten vorlegen, bainit 3&r
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enbli$ wiffet, woran 3fcr mit tym fett, fcamtt 3$r tyi
ni<£t me$r nadjj leerem ©erebe beurteilt, bamit 3$r 9>ar^
ttyi ergreifen fönnt.
SWarcuS tfl nadfj iljm ber erfle, welker ein fogenann* § li.
te$ (Evangelium fd&rieb. »ber er färieb feine ©ef#$te,
»eil er e$ feiner Anlage na$ ni<$t fonnte. £>enn biefe SWtif *
feine Anlage fei eine reltgtöfe unb eine von ber religföfen
»nfd&auung ber ©emeinbe abhängige gewefen. $ie reli*
giöfe Slnfdjjauung beftimmere fid) nfimli^ nify um bie ©e*
fefce ber wirflf$en SBelt, fie feljre vielmehr biefclben um.
@ie fenne jum $3etfpiel feine (Erbe, erfenne biefelbe we*
ntgflenS ni$t an, nenne jte vielmehr ein Sammertyal unb
ftelle if>r ben julünftigen Gimmel entgegen. 9ti<j>t unfer
Seben, wie unb wo wir e$ führen, fei tf>r ba$ wa$re, fon*
bern e$ fei nur eine Vorbereitung, nur ein Sterben für
ein fitere« Seben. $ie 2öet$$eit biefer SBelt fei tyr Starr*
tyii, bie (Sclawrei biefer (Erbe £immel$glorie. ©fe »tffe
von feiner 2Öiffenf$aft, welche ber jlrebenbe SÄenf^engetfl
ftdfj erwerbe, fte fenne p$fien$ eine Begeiferung, welche
o^ne ba$ 93erbienfi be$ 2Renf$en über t&n fommt, eine
plöfclf^e (Eingiefiung be$ göttlichen ©eij*e$, eine meinen*
tane SWittyeilung prop$etif<$er ©abe, bie jt# noef» baju
f$wa<$e, vor ber SBelt getftlofe (Ereaturen auSfudjje. Sie
erfenne nidj>t ben ©eifl ber 2Kenfd$eit in ber ©efd&t#te,
wijfe nic£t, baf? biefer ba$ allein <5$affenbe, Sreibenbe
fei, fie »erwanbele vielmehr ben allgemeinen ©eifl in eine
einzelne 9>erfon, in ein einiges 3#, einen -ifleffiaS, *on
weitem jte behaupte, baß er ni($t au$ ber 2Renfdj#eit her-
vorgegangen, fonbern unmittelbar von ©Ott auf bie (Erbe
f>erabgef$i<ft fei. — (Eben fe wenig fei bie reltgtflfe Sin*
fd&ammg im ©tanbe, bie SRatur in t&rer 2Mrbe, al* eine
wirfli#e <5d&fyfung unb Offenbarung be* ©eifle* aufitt*
faffen. @ie begreife ntd&t, baß bie Statur geiflbegabt fei,
ba§ e$ beftfmmte ©efefce feien, nadj> benen jte lebt unb
webt. SBielme^r, wenn fte ©eifl unb Statur jufammen*
bringe, fo „laffe fte ben ©eif* gegen bie SRatur toben",
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fie verfaotte, tfrtrttmmere bie 9iatur, fie ntö$e fie unna*
tttrii$, b.f>. — fte verrid&te Stonber.
$>iefe religiöfe Slnf^auung ber ©emeinbe war e$,
»el#e, »ie $3auer na<£»eifl, bie (Erklungen vom SNef*
fta* f$uf. SBauer ma$t olfo bie 33eri$te ber (Evangelien
p @<ppfungen be$ menf$lt$en <5elbjlbe»ußtfein$, jtt
6d^pfitugen t>cr ©emeinbe, »el$e SDlarcuS auerft ttod^
einfa# auffaßte unb ber 9ta$»elt überlieferte.
SEBte verjtflt e$ ft$ nun mit Sufa$? $3auer meint,
baß CufaS bei ber Slbfaffung feinet (Evangelium* nify
mtfyx bloS burd^ bie religiöfe $fafdj)auung gebunben gewe*
fen fei, fonbetn au# unter ber #errfcf>aft be$ tyeologtföen
23e»ußtfein$ geftonben $abe.
2Ba$ nennt er aber t^eologifd^ed Sewußtfein? $>er
£f>eologe unb fein $3e»ußtfein, meint er, fei auf folgenbe
Söeife von bem Styilofo^en, bem 2Kanne ber ©tffmfc^aft
unterfd&ieben. 393äf>renb ber pintof*^ in Weiterer ©eifteS*
freifwt ni<£t$ als »af>r anerfenne, al$ »ad ft# vor fei*
ner frttifd&en ffrttfung bewähre, fo $abe ber 2$cologe et*
»a$ »on vorn herein ©egebeneä, alfo ein (Evangelium,
eine fanontfd^e 8$rift überhaupt, beffen Söa^afttgfeit
tym von Anfang an feflfte^e. siun fomme er aber in bie
fälimme Verlegenheit , feine eigenen ^nfd^auungen, feine
Ueberjeugungen, bie er nie ganj bei Seite fefcenfann, mit
bem, »ad ftci> i£m al$ »af>r unb unumfiößlicfr $injlellt,
in UefrereinfHmmung bringen ju mfijfen. (Er fudpe ba&er
&u vermitteln, 9hm fei befannt, baß bie SBermittelung
feine von beiben $art£eien ganj ya iljrem ffttfyt fommen
läßt, baß fte vielmehr beibe i»ingt, ettvaS von bem tyri*
gen nachäffen, unb ftd^ na^er boc^ ju überreben, baß
tynen voOlommen 3fte$t gefdj^en fei. hieraus entfiele
min eint pufllerei, burd> »el$e natttrli# bie Styatfacfje,
»el$e mit ber Ueber&eugung vermittelt »erben foll, verfln*
bert »erbe, obglei^ man glaube, baß fte no# biefelbe
geblieben fei. Äomme e$ nun gar vor, baß ber Geologe
uidfrt blo$ feine Ueberaeugung mit ber 2$atfa$e, fonbem
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in bem f>etUgett %utyt fettet 2$atfa$e mit ^fttfa^e in
2Ötberfpru<£ fube, fo werbe feilte Ouftlerei, feine ängfl*
li$e Arbeit boppelt. £>onn „tfrfelt, mißt, brürft, befcnt,
c|uetf$t, verbrelfrt, ver$werii>t er, tonn ballt er bie gaufi
unb bro^t er ben SSiberftrüdjen, fte foUen ft<^ jur »e
begeben, wenn er peinigt erwürgen folle. <£r ftannt feie
33ttel unb bie Vernunft jttglei^ auf bie fcortur, unb ber
tfritifer, ber e$ wagt &u testen, bafc biefe ©innlojtg*
feit eben fo enorm unb awedfotf, eben fo albern wie fri*
vol ift r broT^t er mit bem £immlif$en Stornier."
Unter ber £errf#aft btefeS „t|>eologif$en 8*wu£t*
fein*" $abe nun au$ f<$>ou SufaS geftouben. ©r $abe
ba$ Evangelium be$ 3ttarcu$ föon vor ft$ gehabt unb
nun feine fäon entwirfeiteren religtffen SlnfcfwMungeu mit
ben »engten be$ Marcus in Uebereinftimmung bringen
muffen. 33auerwei# ba$er au# föon int (Evangelium be$
CttfaS „gequälte Deutungen, UmfleUungen, 3Berbre$ungen"
na<$, wie ber SBerfaffer ft# Wltyt gegeben £abe, ba$ vor*
Kegenbe Evangelium mit ber $fafdmuung, wie fte jtdj fei-
ner 3«t in ber ©emetnbe gebilbet £atte, &u vermitteln.
$(tt(| bur$ bie 2lrt, wie SucaS bie $>arffcllttug be$ SPtor*
cu$ nac^ feiner Sfort anber* anorbnet unb abtreibt, etftörf
©auer in bem Evangelium beffelben man^erlei Sneonve*
niesen unb 2Biberfrröd>c. ? . , -
3n no$ größerem SJtaape ftfnben fi$ nun biefe 9te*
fultate be$ tfceologifäen JBewufHfein* im 2Jtott£flu* unb
im 3oJ>aune$. SWattftfuS £abe ben Cufa$ unb Marcus
vor ft<£ gehabt, unb er fetter batyer feine $fof$auung mit
Reiben unb ©etbe wieber mtteinanber vermitteln müffen.
%W fomme; 9»at^Äu« $abe fty wieberum na$ feiner
2lrt eine neu? förfftfielferifte auotbnung geraffelt. 3n*
bem er nun bie Zfyatfatyn, bie er vorfaub, umßeHte,
muffte er natötti$ tnan^e gaeta, wegen be$ verriebenen
£)fte$ unb ber vetf<birtitten SBerbinbungen, in wel^e er
fte braute, tyrem ©ittne unb tyrer Söebeutung na$ ganj
umänbern; efn $aar gacta er&ä<e er sweimal, * n * m
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er f?e ba3 einentöl bem ^ftareuS, btt$ anberemal bem §u*
U$ entlehnte, alfo baß et mandfwal au$ ßinem gactum
jmei gemalt |>at. — 33auer$ tfrüif mußte ba^er jebeämal
eine boppelte fein, dt mußte rrftettö fragen: »te tjl ba£
urfprfinglt<f>e gactum in bem 33e»ußtfein ber ©emembc
entftonben, unb a»eiten$ mußte er bei ber wf^tebenctt
Sit, wie bie et>angelipm e$ er&ä&len unb umjWlen, bie
Operationen nadj>»etfcn, burcfj »eldj>e, unb bie Qwtät,
na$ »el<$en bie ^eiligen e#riftjfcfler tyre Umänberungen
u. f. ». $u <5tanbe gekaut £aben. <£$ ftnb für 33auer alfo
j»ei Duetten, benen er bie Gftangelien entspringen läßt:
bie reltgtöfe $fof#auung ber ©emeinbe unb bie föriftfiel*
lerif^en 3»«** bw (Ssangelijien.
£)urc£ ein $>aar öeifptele »irb bie$ flar »erben. 3c^
»ill biefe 39eifptele anführen, um augleidji nad&juweifen,
burd& »eldfre »a^aft fttnjileriföe Sttet&ebe $3auer bis ju
feinen legten Stefultaten aufzeigt. Wlan $at tym einen
Vorwurf barauS gu matten gefugt, baß er in leibenf^aft*
lieber ©timmung feine 33tf$er &ufammenge»orfen $abe.
Die ©innlojtgfett biefeS &or»urf$ leuchtet foglcidfi ein,
»emt man fte$t, mit weiter ^larl^eit unb' ©eelenru^e
33auer feine SÖe»eife jufammenftellt, bis fte ^ule^t gang
wie von felbfl ba* föefultat $erau$fprtngen taffeit, fflafy
bem er nffmlidfj immer erfi bie ©ertöte ber @»angelifien
unterfuty, bie 2Biberfprfi$e, »el#e ft# in tynen ftnben,
l>erau$gef#ält, na$bem er bann bie 23erfue£e ber Sljeolo*
gen, biefe Söiberfprfic&e aufoulöfen, gu nickte gemalt |>at:
ge$t er gulefet auf ben Äern be$ gactum* frfn, unb »«j*
feine (Sntjle^ung^art nac$.
3$ gebe einen SJutyug au$ feiner tfritif ber 33er*
fu$ung$gefd&i($te. („Äritif ber esangelifc&en ©eföicfcte ber
e^noptifer" I. ©.213-244.)
Wlafyäni fagt, 3efu$ fei na* ber laufe im 3or*
ban »om ©eifte in bie SBüfte geführt »orben, „tomit
er aom Teufel wfud^t »erbe ". Gr „$at alfo bie %n*
föauung, baß ber ©rnr einer leeren 9iotf)»enbigfeit folgte
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ober vielmehr »on tyx getrieben würbe unb ber treibenbe
©eift if* ihm ber göttliche. Der Bwecf, um beffentwillen
3efu$ fa *>fe SBüPe geführt würbe, ift feine SSerfuchung
»on bein Teufel; fotl biefe aber som göttlichen ©etfke, ber
3efum führte, unmittelbar beabftchtigt fein, fo mtfle^t bie
fchwierige Srage, wie ber göttliche ©eifl $u einer folgen
f ommen fonnte. " Denn ©ott brauste 3efum nicht
gu prüfen, „ba er Ittfffett fonnte, ba& berjenige, ben er
eben bei ber Saufe feinen geliebten <5ot)n genannt hatte,
ber «erfuchung unzugänglich fei. " WlatfyäM tf* ber eht*
&ige <£*angelift, welker bie SBerfucfmng att J>om©eifi un*
mittelbar beabjuhtigt barftellt. „ Gr wate nämlich bie 2to*
gaben, bie er tu ben ©Triften ber beiben anberen @oan*
geliften la$, bod^ nicht blo* abfchreiben, fonbem erflären
unb in ihren inneren 3ufammenhang fefcen. ©o lief! er
bei £uca* unb Marcus, ba$ ber ©eifl Sefum in bie SBüfie
getrieben, unb baß ber £err in feiner Ginfamfeit verfugt
worben fei." 2öa$ alfo bie beiben unbefangen nebenhin*
anberfteUen, bringt SflatthäuS in ein Sßerhälmifj »on ttr*
fac^ unb Sßirfung, unb auf bie SBeife eräugt er benSÖi*
berforuch, baß ©Ott, ber bocf» 3efum fennen mufte, ihn
rrjl burch bie Skrfuchung fennen lernen wollte. — ger*
ner „in ber SBeflimmung, wann bie Sßerfucfmng angefan*
gen unb wie lange jte gebauert habe, gehen bie Berichte
fehr weit auSeinanber. " 2Karcu* fagt: Unb ber ©eifi
trieb ihn in bie Söttfle, unb er war bafetbf* in ber Söüjte
sierjig Sage lang, serfucht bon bem ©atan. SucaS fagt:
Unb er warb im ©eifie in bieSBüfle geführt, »iergigSage
lang »erfucht »om ©atan. Die Slnfdjauung M SRareu*
ift ganillar, : nach feiner unb ber@emeinbe urforttnglichen
Sbtftgt ift 3efu* .tifftft Sage lang »om <5atan »erfucht
worben. Unflar aber unb wiberfprechenb ifl, wa* Cuca*
meine, dx er^hlt nämlich weiter, r* habe 3tfw», nach
»ier&tgtägtgem gajlen, gehungert, unb btefen junger erft
habe ber <Batan al$2lnlafi bcnufct, um bie erjie Serfuchung
baran *u fnttpfen. Durch biefen 3ufa& wiberfprid;t er jt<h.
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3uerfl fagt er, 3efu$ frf ^'erjtg Sage long Dom <&atatt
»erfu^t worben, bann fagt er wieber, ber Teufel fei erfl
na# bem ©erlauf biefer Sage, ba (Sljiriflttm hungerte, $u
ihm getreten. SRattyffu* £at ben 3öiberfpru<$, beit er int
Suca* fanb, ausgeglichen, dt fagt nämlic^, 3*fu* Itftte
»ter&ig Sage in ber SSBftfie gefafiet unb bann fei ber &tr*
fucfjer &u tym getreten. Der Unterföieb unb SÖiberfprucfj,
ben wir bei biefer ©actye alfo in ben hangelten fhtben,
ifl: 3ttarcu$ fagt, 3*fu$ f« ttferjfg Sage lang verfugt
wwben, Sitcom fagt, 3*fu$ fti stetig Sage lang »erfud^t,
«nb $uglei# fagt er, ber SBerfuc$er fei erfl nad> Verlauf
jiener Sage gu tym getreten. 3Wattt}äu$ fagt, 3*M l^te
»ierjig Sage gefaxt, unb erfl bann fei ber SBerfud^r ge*
fommen. — 29Ba$ nun bie weitere <&r$l>fong angebt, fo
weif 2ttarcu$ weiter ntd)t$ berieten, al$ baf? bte Ser*
fucfjung überhaupt gefc$af> nnb »ierjig Sage bauerte.
ca$ er$äf>lt fcfjou »on befltmmten Serfucfmngen unb benufct
gu i$rer Slnhtiipfung einen beftfmmten Slnlaf?: ba$ gaften,
nnb jwar nimmt er biefe Eingabe, baß ber 2flefjta$ ge*
faflet fcabe, au« bem 2Rarcu$. 2flarcu$ näwlt$ enbigt fri*
nen 33etic$t mit ben Korten: „bie Gngel bienten i$m."
Da man nun au$ ber <Sr$ä£lung mn (Bia$ weiß, ju
»eifern S^edPe bie Qfogel bem $ro$eten bienen, nfimlta)
um i£n &u fpeifen, fo Jjatte ^«cae md^t Unrecht, wenn er
biefen <3inn in ben Sßorten beä Marcus fanb. 9htn ifl
aber baburcij ber gange 2Biberfpruc£ in ben 33eric$t be$
Suca* gefommen, ba£, al$ er ba$ (Evangelium fc^rieb,
bte ©emeinbe f#on »on befKmmfen Serfucfwngen wufjte,
er alfp für biefe $erfuc$ungen einen Slnfnfipfungtyunft
|Ktbm muffe — ba* gafkn — unb er bann boc$ ben ur*
fprftnglfctyen $ertc$t be£ 2£arcu£ aufredet erhalten wollte.
— UebrigenS läft £uca$ in fetner »eiteren &erfuc$ung$*
gefd^te bie Sott's be$ SflamtS »on ben Ingeln, bie 3^
fu$ bienten, fallen. „DieSBerfuc^ungen folgen ft<$ in fei*
ner (Sr^lung fo, baf ber <Batan erfl ben junger 3efu
für feine 3«>«fe benufceu will, als e* tym nify gelingt,
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ben Gerrit auf einen l;of>en 53erg fttyrt, unb enblirf; na$
Serufalem, wo er tfm auf bie 3mne be$ Stempels fhnt.
£ier tu ber ©tabt tyat er nun ferne ©elegenfjeft, bie 2lufc
Wartung ber @ngel, bte nur in ber Söüfle ßwetf unb 8inn
bat, $u benufcen, fle <(l ijwt flberflüfjtg geworben, er »er*
gißt jte unb bemerft bafür $um (sc^luß, baß ber 8atan
bis auf SöeitereS »om £crm gewi^en fei. " Anberg Sflat*
tl>äu$. 33ei tym „ fü^rt ber ©atan 3efum ol;ne Weiteres
foQlcicfj aus ber 2Büße auf bte 3inne be$ Stempels, »on
l;tcr auf jenen 33erg, wo er if>m alle 9teicf>e ber SSelt unb
ifjre £errlid)feit ^eigt, unb f;icr im greien, in ber @tn*
famfett treten bte (Sngel ju beut £errn, als tfm ber 33er*
fud>er serlaffen tyat, unb mxtm t(;m auf." $TuS tiefen
$erf$iebenf)etten, aus tiefen je nac$ bem6inn beS <5d)rift*
ftellerS jt$ anberS geftaltenben Anlagen ftefjt man, baß
„biefe ©ertöte öbevT^au^t nur ber fdmft|Mertfd>en 3fttnf*
tyren Urfprung serbanfen. " ßs bleibt alfo $0$ßen* nod>
bertfern beS 23erid;tS, ben wir bei Marcus einfach £aben.
Die Geologen fabelt benfelben als ein wivfli^eS gactum
auftufaffen gefud;t. 3ft tfjnen baS gelungen? „<5tyn
bann ergreift ben Xljeologen eine unüberwinbltd;e <5c£eu,
wenn er ben wahren tfern ber gräetylung, bte fttfjtbare unb
perfönlidje @rfd>einung beS XeufelS anerfennen foU. " @r
fkeidjt alfo ben Xeufel au« bem 33ertd)te, unb mad^t ben
ganzen Vorgang ber «Berfuc^ung $u einem fnnerlic^en.
91un tritt aber bte (sdjwierfgfeit ein, wie e$ benfbar fei,
baß in beut fünblofen SflefftaS böfe ©ebanfen aufzeigen
fonnten. <5$letermadjer , ber Geologe, fagt: „2Öenn3e^
fuS aud; nur auf bic pdjtigfk Seife fold[>e ©ebanfen ge*
I>egt, fo tfl er nidjt GljrifiuS mel;r, unb bie Grflärung,
welche bie Sßerfudmng als einen inneren Vorgang in (T^rfflo
felbft auffaßt, erfäeint mir als ber ärgfte gresel, ber ge*
gen feine $erfon begangen Worten."
Die $erfuc|mng$gefd)icJ)te tft bal;er nad; <£$leterma$er
eine Parabel, bie 3efuS feinen 3üngern vorgetragen bat.
hiergegen fagt Gatter gan$ richtig: „9hm müßte SefuS
2*
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gegen jtth felbf* gefrevelt unb gegen feine $erfon bie ctrgffc
©ünbe begangen Jaben, wenn er ft$ in tiefer Seife gur
3>erfon einer Parabel gemacht unb ben Büngern bie 93 or*
ftflfttng beigebracht fyättt, es fei möglich, baf* in feiner
@eele fol$e unwürbige ©ebanfen entfielen fönnen. 3*fuS
fonnte nicht einmal bie $arabet bilben, w«m er ftch nicht
felbfl folcher ©ebanfen fä^tg hielt " - (SS würbe uns au
>peit führen, wenn wir nun no$ bie einzelnen Stberlegun*
gen, welche Sauer ben Geologen unb ihren Serfuchen ent*
gegenfleflt, biefe ©efchuhie balb als innere Gegebenheit,
balb als innern Äampf ju faffen, hier nach einaber aus-
gießen wollten. <5it ftnb nicht ausziehen, weil man
fie, bie in fo fchlagenber Äürje etnanber folgen, nicht für*
ger faffen fann, unb ba fein SBort in ihnen überflüfftg
ifl, fo fann fte ein jeber in ber oben citirten ©teile nach*
iefen. SBir feilen hier nur noch «Schluß unb SÄefultat mit,
*u benen Sauer am <£nbe fommt. Die SerfuchungSge*
fchichte, meint er, iß nichts als eine Uebertragung ber
kämpfe unb (Srlebniffe ber ©emefnbe auf ben Präger unb
Steprüfentant berfelben, ben SReffiaS, in welchem ftch bie
©emeinbe &u einem einzelnen 3<h serförperi aufbaut, ©ie
ifl eine DarfUUung ber Rümpfe beS ehelichen 3>rincipS.
Dies eheliche $rincty aber ging barauf aus, bie Seit*
wh<niffe umjufehren, bem Seftehenben, Sirflichen ge*
gen bie innerliche Seit beS ©laubenS feine ©eltung &u
nehmen, bie SRatur unb ihre ©efefce $u nickte ju machen,
bie beftehenben Serhältniffe ber ©efchichte ju zertrümmern.
Diefen Streit beS chrifHichen $rincipS gegen bie Seit unb
ihre STOacht ftellt bie SerfuchungSgefchichte bar, jugletch
aber auch bie Umfehr ber ©emeinbe, wo fte „&or bem 2lb*
grunbe, in ben fte ihre fieberhafte Sfoftrengung &u parken
brorjte, erfchraf, $ur SBefonnenhett fam, unb baS Sefte*
henbe, bie Statur, bie gef<huhtli<h*tt Serhältntffe unb bie
Stacht ber Seit wemgfienS fo weit begehen ließ, baß fte
auf ben plityltehen Umfhtr$ berfelben reftgnirte, unb im
©Jaubeu an bie gattliche 9ülmacht, welche *ur rechten 3eit
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bett #ampf burd>fü&ren unb entfd&etben töerbe, ft$ beru*
J>igte. " 211S Sorbübcr „fanb ,baS bic <£r$äf>lung formenbe
©eibprtöttftfcttt, bic altteftamentlic^en Eerfuc&ungen, be*
nett bie grommen auSgefefct waren, ben $ur<&ug bur#
bie ©üfte, baS Mer&tgtägtge gajten 2Hofe'S, bie Huftoar*
tung beS GngelS, ber bem (SliaS <5petfe braute ", »or. —
$>ie$ etne^robeüon ber grünblidj>en, vorurteilsfreien
$ritif 33rtmo Sauere, worauf wir und pglet($ abnehmen
f ömten, wie wenig Qn biejentgen »erftonben, ja wie unauf*
werf fam ibn bie gelefen fcaben müfTen, wel^e t&m ein leiben*
föaf*lt<£eS Stürmen, ein unfittlic&eS $olemiftren vorwerfen.
(Sine anbere g>robe, wie er aus ber förtftfteUerifd&en
unb anorbnenben £l)äitgf eit ber <&>angelij*en 3ncon*emen*
$en in ber Slbfaffung ber (hangelten aHeitel. v :
$>er jweite £#eil feiner „Ärittf ber ©tmoptifer" be*
fertigt ftc|» von ©.1 bis ©.184 mit „&wei SBimberta*
gen". SBauer weift nämltd) nad), baß SflattyäuS eine
Spenge SBunber, bie er bei Marcus unb SucaS ^erfreut
ftnbet, auf swei Sage fo aufammenftfuft, baß am Gnbe
awtf<|>en betben Sagen gar fein «Raum für bie Mty mef>r
übrig bleibt.
2)o$ genug hiervon. Sir werben bei ber Siberle*
gung ber einzelnen ©egner Bauers no$ Jinrei^enbe ©e*
legenf>ett haben, um auf bie ÜRetbobe unb bie SHefultate
btefeS tfrittferS genauer &urü<f&ufommen.
@o »fr! ifi wenigflens Bar, Bauers ftrtttf if* I £ a
wiUfürli<h, fte ift wiffenfäaftlich begrünbet, ja fte ifi bur# gfg™
bie gortfäritte beS SBenfchengeifteS unb ber SBiffenföaft ^ J ec
bis &u uns vorbereitet. @S wäre ba|>er Unrecht, fte burd) smterföett
ein oberflächliches SBort ober gar burch bie <5theere ber Sttitil
Genfur befettigen $u wollen, ©onbern, wie eine außer*
orbentliche Sfttfmheit, ein großartiges ©elbftoertrauen ba$u
gehörte, fte ausbrechen; wie aber auch eine ungeheure
wi jfenfchaftliche Sirbett, ein felbjiopfernbeS ©tubium nöt^ig
war, um $u biefen ftefultaten ftch bur^uarbeiten, fo wer*
ben auch alle ©egner Bauers nichts gegen it)n ausrichten
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flnnen, als bis fie, alle äußerliche unb <5iaatej>ilfe wr^
fdjmft&eitb, «ner gleid&en c^ebanfenarbeit, einer gleiten
wtffenföaf^ 11 eelbjtoertöugnung jtc$ unterzogen fabelt
»erben. Dann würben fie aber »iettei^t »effott flatföeu,
wo f!e jefct jtf^m unb t)öc)nen.
§13. IBert)et)len wir und übrigens bie $ijlorif<$e Sötcfytig*
Sfre 2Bt$Hfl- !eit bfr ^ runo $ auer $ n{( £ t !Watt f Änn ^ nic £ t
mit ein $aar Lebensarten über fte berufen. <5S ijt viel*
me£r!PfK<$t eines 3eben, fu& biefelbe flar ju ma^en ©ber
llar machen ju laffen. '
$>aS ift gewig: ber d&riftlid&e gläubige <3inn unb bie
tteberaeugung t>on ber ©0ttli#fett ber SMbel get)en $>anb
in #anb. Rüttelt man an bem einen, fo gefäfjrbet mau
au$ baS anbete, n>etfl man bie lötbel als ein SRenfctyen*
»er! nac$, baS einem beftimmten (Sianbjmnfte beS menfd&*
liefen ©eifleS feinen Urfiming »erbanft, fo ifl eS au<$ auf
ber anberen (Seite baS <£f>rtf*entt)um, welkes man an*
greift, bem man feine <5tüfce raubt, unb bem man eben*
falls bie S$ergängli4jfeft anbeweifen wiK. Denn wenn es
nur ber bisherige #rf(flicf)*religt&fe ©tun ber 2Henfdf>t)eft
war, vor welkem alle 2Btberfprü$e ber ^eiligen Triften
ftd> aufföften, j[a gar nic$t berauben, fo bewrtfl fid^ bie
2lbnar)me beS $rifHid)en (Sinnes f<$on burd^ biefe diu
©rföeihung, bajj man ftc$ nur aufbieSijfenfd&aft ftüfen,
nur aus ifjr fein SReefrt tjerleiten unb vermöge bfefeS 3Re4>^
teS bie tjeilige <&$xift unb it)re 2lbfaffung fritiffren triff.
§ 14. Sflan !8nnte bat)er betätigen, was f<j>on fo oft bie
tri« bie <$ t&m t»er Äritif in bie SBelt gerufen J>aben: bie tfritü
9Mu ge$t auf ben <5turj beS OtyriftenttjumS aus. Unb hiermit
wftr' bie Srage na$ bem unb enbjwec! ber tfrittf
furj abgemalt. $oc$ ba Wir nf$t überragen, nid&t bur<$
ein 9>aar Söorte erfd&redfen wollen, fo müffen wir ®u^
bie ©ac$e flarer matten.
SBir tjaben f$on gefagt, baff ber <Et)arafter unferer
3eit bie Resolution fei. Run war au<$ baS (2tyrtftentyttm
eine große Revolution. Denn wenn es baS SBefeu ber
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mmlution ift, ft# gegen ba$ $3eßef>enbe ju tickten , fo
trägt ba$ Gtyriflentfwm ben <2$arafter berfelben in $o$em
©rabe an fta). £>a$ <£&rifient$um erflärt alle 2Ra#t, alle
£errlta;f eit unb mifytit liefet SBc(t für nid&tig; nur bie
SBeli ©lauben*, nur ba$ ienfettige 5Rei$ be« $im*
meld ift vor i&m gültig; na$ feiner 2lnfta)t fann bie
fSRtnfäfytit ttifyt au« ftcj felber ben £ero$ ^ermbringen,
ber fte erlöfe; fie empfangt nur ben SRefjwS, ber vom
Gimmel £erab anf bie <£rbe gefanbt wirb. — (Sine 9ta>o*
lutton $ebt bie anbere auf, bie moberne bie $riftlia)e.
2fo# bie moberne befömpft ba* Vefle$enbe, weldfre* als
foltfce* ewig fein will; audjf fte ma$t bie©ewalt be$©ei*
jkä gegen bajfelbe geltenb. -ftur, baf fte unfere (Erbe als
bad einige Xerratn anerfennt, auf welker ber menfc£liä)e
©et|i feine 2flad;t &u erptoben Ijabe; bafj fte erflärt, baf
bie 3^Mmmentng ber <5$ran!en blo$ baju bienen fotle,
um fftr ba$ #eue, Vernünftige $lafc $u maä)en. Die
moberne Revolution ift etnefftevolution ber Vernunft, wä$*
renb bie a)rif«i$e eine Revolution be$ ©laubenä mar.
Unb biefe* ift ber 3wd ber neuem tfrttff : ©ie baut
i»at-iu$t, fte will unb fann ni#t bauen. 3lber fte rei*
nigt unb ebnet ben ©oben, auf weitem bie Neubauten
ber Vernunft aufzuführen ftnb.
Vauer felber fagt (I, XXIV): „Durd&adfern wir nur
mit ber tftfttf ben Voben ber ©eföu&te; au« ben gurren
wirb ber frtfc^e Cebenäbuft aufzeigen unb ber alte$3oben,
ber lange genug brad) gelegen !>at, wirb neue Beugung**
fraft entwirfein. £at und nur erfl bie Ärittf wieber reinem
^et^ens unb frei unb jtttlt'$ gemaä)t, fo wirb bad Reue
nid^t me$r fern fein. 2lber wollen wir betttt me$r? ©e*
barf e$ benn nid^t nur ber (Entwidmung be* befreiten
<Sett>ftbewufjtfein$?" 1 vtv> f Ar.m
Reine* #er&eu*! benn nur ber ift rein, welker benft
unb allein bie £errliä)feit ber Vernunft anerfennt?
grret! benn nur ber ift frei, weld)er weiß, waxnm er
tymbelt unb in ber vernünftigen $anblung feine SBürbe finbet.
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<3tttlt$! beim nur feer ift ftttluf», ber feine geiftige
gfljngf eit ni$t bur$ 93orurt^eil unb Aberglauben befd^rän^
fen läft.
§.15. Sffite fommt e$ bod^, fragt 3!>t, ^ 53tuno $auer,
s ' uno ?* auer * ber bo$ fo $ofce unb ftttlt^e Senbenjen $at, vom acabe*
" ttn8 * miföen Se&rftu$le oemnefen ttmrbe? $ie$ gaftum tfl
allein au* ber Anlage be$ <&taatt$, ber if>m bie Zfyxfxti*
£ett genommen, unb aud ber geifügen IBefdjaffenfjett ber
Unfoerfttäten, n>elc^e auf ^Bauers Entfernung angetragen
nnb fte gutgefjetfj en tjaben, &u erftären.
<Bo viel ifl flar: Söenn e$ Bei ber SEBtffenfd&afi nur
auf bie Btffenfäaft unb auf fciffenfd>aftlid)e 33egriinbung
anfommt, wenn e$ bei iljr fepfte^t, baß £>er, welker eine
neue Meinung vorbringt, ni$t, weit fte neu fei, ju *er*
bantmen, fonbern ttriffcnfd>aftli# ju toiberlegen iß, furj
loenn e$ bei einer Sßabrfceit nur barauf ankommt, ob fte
wa$r ift, fo mufc man für unbedingte Se^rfretyeit auf
Unfoerfftäten ftimmen. $)enn ber <&taat toiberlegt Sfteman*
ben, inbem er tym bie gretyeit $u lehren nimmt, unb ba
er überhaupt burc£ einen *Wa$tfrru$, bur$ eine Slbfefcung
nify fcteberlegen fann, fo ifl e$ für tyn immer gefltyr*
Ii<£, ft$ fo unmittelbar in bte @a#en ber SBiffenföaft
$u mif^en.
£)o$ unfere Regierung £at ftdj> 9tneingemif$t. 3$r
e^arafter mufj alfo ein fol^er fein, bajj er fte biefem
©dritte ättang. Unb fo ift e$: ber preuf»fc|>e <Btaat nennt
ft$ einen d&riftltd&en. Er glaubt bafcer au$ ba$ ffttfy
*u f>aben, ftc£ gegen bie Söiffenf^aft *u erflären, tt>el$e
ba$ <£j>rtffcntyum angreift, er glaubt eine fol#e SBiffen*
fctyaft »on feinen Slnftalten verbannen $u müffen. Unb er
$at »irflid^ *Ke#t, fo lange er $rifUt$er <Btaat unb ni^t
©taat überhaupt ifl.
(£3 frägt ft$ nun: wa$ if* ber $rtftli(j>e (Staat unb
c 16 toa$ ift ber <3mt überhaupt.
2>« iripit^e Sanattfdje Triften sogen ftc$ in ben erften 3aW>un*
etÄttt. berten unfrer 3«tre$romg au* ber menfcf>lt($en Gefell*
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föaft ättttttf, unb glaubten ber etotgett Seltgfeit gewifc
fe in &u f taten, wenn fte in ber (ginfamfeit ber 2Bttf*c
ftdSi ben »eira$tuttgen über bie 5Ridf)tattu$igfeit ber Seit
eifrigj* Eingaben. 3« 2Riitelalter, als ba$ Gbriftentbum
in feiner p#en 93lütf)e fianb, al* ber cfcriftttd&e (gifer
ganje 2$ölfer na$ bem SRorgenlanbe trieb, um ba$ Zeitige
(brab ben ftöttfelmännern abzuringen, ba »erbargen ftdf)
bie gröntmflen in $föftarn, in ber $lbgefd>teben£ett von
ber SBeft, jic »ermieben ben »eltlidjjen unb fünbli<$eu 3**
ftenb ber <Sj>e, unb i&re $fl>gefötebenf>ett war e$, woraus
fie ftd^ ein Serbienft wagten. Sßtr fefcen alfo, baf ba*
$rtfHf#e $rinjii> in feiner erfreuten 2lu$btlbung, weit eni*
fernt bie menfcpd&e ©efettfc^aft gut ju Reifen ober jufam*
men^alten, btefelbe verwarf unb nur, wenn e$ fi# von
i$r trennte, ft$ rein erhalten &u f Annen glaubte. £a$
Gjjriftettyum in btefer feiner Trennung vom Seltnen
barf e$ nicftf leiben, bafl von einem <&rijHi#en Staate
gefyrod&en werbe. £enn ba e* ben (Staat gar ni<j>t an*
erf ennt, fo »ftre ber #rtfili($e Staat eben ein ttnbittg.
Dajer fennt ba« Sbriflentfmm br$ Mittelalter« feinen
tyiftlityn Staat; e£ fennt nur eine \fttrdf)e, eine allein*
feltgmadjenbe Stirbt, vor welker bie weltliche SMaifct tut
Staube frieden tmtfl. (grjt ber $rotefiantitau$ braute
ben begriff be$ dj>rifUic3j>en <£taatt$ tyervor. $)er $rote*
ftontitaus trat überhaupt in ber 2BeItgefc$t$te auf, als
bie menf$lt#e «emunft i&re ftec&te geltenb #t ma#en
begann. Cr jerbracji jum £$etl bie Ueffeln, unter welken
ber ©ebanfe btSber gefeuftt fcatte; ju gleite* 3ett gelang
eä bafjer au$ ber 2Ra$t be$ 3tbiföen, e$ gelang ben
rein menföUcfcen Stttereffen, wel$e im &aatt vertreten
ftnb, ft$ geltenb, fi$ wenigßenö Jalb frei $u madjen unb
ft$ neben bie Äir#e $u flellen. £ierbur# entftanb ber fo*
genannte cfcrifUtd* Staat, ber erfl bur$ bie SBiffenf^aft
äum toa^aften Staate werben famt. Der grifiltge
Staat nffmlty geftefct f#on bur# feinen Tanten, bafj er
ft<& ni§t auf feine wefentltc^c Äraft, ni#i auf feine IBlafy
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aU Staat, fonbern baf? er ftdf) auf eilt 53eftrttitmg unb
auf He Sfoltgton ftüfte. £ierbur<$ ma$t er ft$ felbft *u
einer 8rt #if#e, wäfcrenb er bie 5ttrc£e als StaatSanftatt
benu&t unb $u einer Slrt (Staat ma$t. £>er $rtftli($e
Staat erfeimt nämlt# nidfrt ben ©ürger ald Bürger unb
als S^enfdjen an, fonbern afc dfjrtflen. 3d^ muß tmc|>
taufen laffen, um in ben $rifHt$en Staat aufgenommen
»erben §u Wimen. 3$ muß meine Qfyt bur$ einen $rie*
fter fettigen laf[en, bamü fte &on bem Staate anerfanni
fei. 3d> muß bur# einen $riefto in bie d&riftlid&e ©t*
meinbe eingefegnet fein, um bürgerliche Siebte ^u Jaben.
— 2)aS ifl ber c$rtfHic$e <5taat, ber feiner ganzen Anlage
na$ eine Sefte, welche ni<£t feiner «Religion ift, alfo^iö.
bit 3uben, nifyt in feinen SBerbanb aufnehmen fann. 3***
glet$ folgt barauä, bafr ber <$rtfHi$e Staat ntyt bie
Sötffenfc^aft al$ foW?e, fonbern bie Sijfenfcfcaft, infafern
fte c$rifHi$ tft, ^onoriren fann. Unb eben fo gewiß ift,
baß ein foW^er Staat feine Cefyranftalten beaufftdjttgen unb
atfe diejenigen, weld&e ba Sßijfenfd&aft, nid&t aber $xip
Itc^e SBtffenfdjaft lebren, »on benfelben »erweifen muß.
§. 17. t* fann bat)er nfd^t ber $riftli#e Staat fein, an ben
©taat. Wf g m $ tt $fof r $ung $runo $3auer$ $u appelliren
f>aben, fonbern ber Staat überhaupt, ber <&ta<it t welker
feinem begriffe entfpred^enb ift.
Um $u bewetfen, baß, wenn wir vom Staate unb
»om Söürgertyum frre^en, welche* nidfrt in einer flonfef*
fion, fonbern in ft# felber feine SBebetttung unb ffiftrbe
fmbet, wir nity etwa ptyantaftffdjen unb tyeoretifcfjen
XrÄumereien und Angeben, vielmehr und nur auf bad
eigene $ewußtfein be$ preußif<!>en <5t<tait$ berufen, fffy*
ren wir guerjt einige SBorte be$ SWinifterS tt. fHodjow an.
2)en bürgern einer Stabt, Wellie beantragt Ratten, $wei
fatyolif^e, lebtglt<$ von tfafyolifen ju wtylenbe Stabträt|>e
in ben STOagiftrat aufzunehmen, wirb geantwortet, baß tyr
Unfrag ben ©efejen juwiberlaufe. „Staub, Geburt unb
Religion mad&en j>inftcf>tli$ ber Gewinnung be* ©ärger*
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rechts feinen Untcrfchieb ber 3nbegrtff fämmtlicher
Bürger macht bie ^ürgetfd^aft aus, welche He tf)t burch
baS ©efe& verliehenen fechte als ungeteilte ßinbeit aus*
übt unb $u ihren Vertretern diejenigen wäblt, }« benen
ffe baS weifte Vertrauen $at . . . Die (Stabtvcrorbneten*
Verfammlung, welcher bie 2öa|>l ber ©tabtrctthe fcufteht,
tft Weber in jtch in Gonfefftonen geseilt, noch ift berfelben
bei ber i^r jufle^enbcn 2öal;l ber 2ttagijtratSmitglieber bie
^erücfftchtigung beS ©laubenSbefenntnifTeS vorgetrieben,
tnbem fte nicht nur Sj)riften jebeS SöefenntniffeS, fonbern
nach §• 8. beS ©efefceS vom 11. Sflärs 1812 auch 3uben
$u tollen berechtigt, feineSwegS aber eine Gonfeffion be^
fonberS Jtt berücfftchtigen verpflichtet ift; fte fyat vielmehr
lebiglich il;rer Ueberjeugung von ber Süchtigfeit ber Äan-
bibaten &u folgen."
Diefe Sorte fprechen für unb burch ftch felbft. Sir
brausen nur, was h^ fr^ieU von (Stabtverorbneten ge*
fagt ifl, burch einen erweiterten (Schlug auf bcn Bürger
überhaupt an^uwenben, um in jenen Sorten unfre 5lnftcf>t
vom <5taat wieber$ufmben.
/ 3n bem wahrhaften Staate, ba ifl eS baS bürgerliche
SSewufctfein, baS SBewufltfrin ju einer allgemeinen menfeh*
liehen ©efetlfcfmft, welche vernünftige menfehliche 3wecfe
verfolgt, $u gehören, welches jebem (Einzelnen feine Sethe
giebt. Dag ich ber organifd;e Xtyil eines (Standen bin,
welches in feiner freien ßebenbtgfeit ben einzelnen anregt,
abelt, erhebt unb ihn feiner (Selbftfucht entfleibet, baß ich,
für mich h^nbelnb, zugleich für ein ©an$eS h^nble, baS
tft es, was mir ben Gfwrafter beS wahren Bürgers gtebt.
Der (Staat, baS ift ber Gimmel, wo im h^rmonifchen Grin^
flange 2ttleS ineinanbergreift unb alle einzelnen Stfne ju
einem ?obliebe für bie Sfllgemeinbeit ber ©efellfcfmft $u*
fammenflingen. Die Sirffamfett für bie greifjeit unb
Stirbe beS (Staates, baS ift meine Religion. Das po*
littfehe Seben, baS Siffen von bem, was in bem Staate,
meinem SebenSelemente, vorgeht, tjl mein ÄatechiSmuS.
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güt ben ©tcttt ge^anbelt $u $aben, ift meine Unfterblid^
feit. Die Sernunft ber ©efeUr^aft ift ba$ £öd[)fte wa*
t<f> »etejre. Bürger &u fein ift mein Sto^m, $u wiffen
unb mitjuf>anbeln meine Sebenäbebingung.
(Sin fol^er <5taat, ber ni$t auf $3e»ormttnbttttg,
ni$t auf ein (SHaubeuSbefenntnif, wek&e* ber gef^t^ilt*
$en gortentwicfelung unterworfen ift, fonbern auf ba* le-<
Benbige, freie (Selbftbewugtfein be$ ©ürgerS ft<£ ftflfct, ein
foldjer ©taat tttu# bie SBijfenfdfraft »or Sfllem fdtffcen unb
$od^alten. 3)enn fte ift e$ aHein, bie tf>m feine ©efttm*
mung begreift^ mac^t. $ie SÖiffenföaft ift ba* ewige,
Mwergänglid&e ßrbtyeil be$ SRenföen, »eil ba* SBtffcn
feine 33eftimmung ift; »er alfo auf bie 3Bijfenfc$aft baut,
ift eben fo ewig unb unvergänglich wie fte.
(Sin fol$er (Staat wirb aber au$, weil er weif, baf?
o$ne gretyeit leine Söijfcnfäaft ift, biefer feine gefleht an*
legen. Unb &ierbur$ allein werben bie (Spulen &u jenem
©rabe ber «uSbilbung gelangen au Wunen, welker fte am
fcetlfamften für bad SKenfd^engef^le^t mac$t.
Söir fönnen biefe 33et)auptung nity beffer unterftüfren,
all burdji einige Söorte SWirabeauS, bie wir in bejfen
SBerf über bie preufjifc|e 2Honar<£ie ftnben. „9llfe $inge
ot)ne 2lu$natyme gewinnen, wenn fte uollfommen frei ftnb.
Gin 93efolbeter ift immer unb unfehlbar fowol)l nachäfft*
ger, wie abhängiger, al* ein 2Renf#, beffen (SrwerbSmit*
tel einzig unb allein »on feiner ©ef$icflt$feit unb feinem
gleite abhängen, gtt&rt bie Regierung freie SWitbewer*
bung um ben Unterricht ein, fo unterwirft fte jeben &f>rer
bem öffentlichen, allgemeinen unb immer aufmerffamen
Ur$eil; änbert er nun fein Schalten ober feine ©runb*
f%, »erna^l&fftgt er ftcj>: fo folgt bie (Strafe umnittet*
bar auf bem gufje: er wirb »erlajfen. $ie gortfd&ritte
unb ber ©lan§ ber SBiffenföaften ftnb fetneSwegS ben 33e*
folbungen aufreiben. #at man jemals einen iWann
»Ott ©enie ober nur einen (Stngewei&ten in irgenb eine
ffiiffenfc^aft gefejen, welche bur$ irgenb einen anbern
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<5poxtt aU bur$ bie Webe *u tiefet StffettfdW* W
wann in SQtftigfeit gefegt »orben? »er wirfli# gro&e
Sttann nrirb eutyig unb allein btttd^ ben SReij, xotltyn ba$
(Stubiren (ot, bur$ bie in rote lebhafte (ginbilbunglfraft
lief eingebritäte Sorfteßung von bem Schönen unb 2öa^
ren bejKmmt. Die ffiiffenfd&affcen leben nur von #oei
Dingen, von ber greift unb von bem Stumme."
2>tefe Berte 3HirabeauS feinen freiließ nur fSr bie
äufcre «gvfrefyrit, olfo bafftr, ba£ ber <&taat nü$t au*
ber <£rri#tung unb Befolbung von @$ulen ein Monopol
ma$t, p flreiten, aber e$ liegt hierin unmittelbar,
bafj er au# bie $rtnjipien ni#t feiner Sufjtdjt unterwirft*), S jä
vielmehr au$ tynen e$ überißt, ftdji bur# tyren imtern "* | ™
3rrt$um felbfl &u »iberlegen unb bur# i&te innere ©a$r*
$ett felbfl |u behaupten; unb bann leiten un* jene
SBorte auf bie Beantwortung unfrtr anbern grage, *tl$
ein <S(£iu£ aus ber 2ftfe$ung Bruno Bauer* auf bie
Univerfttäten unb tyren (ewigen Gtyarafter $u machen fei.
Söir f (tonen au# fcier unfre Meinung nidjit beutltc^er
machen, als bur$ einige Sorte 2)Wrabeau$, meiere ftc£
in eben bemfelben Söerfe über bie preujjiföe 3Ronar#*
ftnben.
ftac&bem er bie 3urütfberufung be$ von griebric^
mWm i. verbannten ^ilofo^en SSBolf er&tylt £at *),
• ■
*) Jßai $ätte ia)" faßte griebridSf brr ©rofe „fco&l %m »e-
fielt ber beulen ©eie&rtett tyuu «»neu, ba* fo »ortytityaft für fte
gnoefrn feäre afe ber Umjranb, baj* ia) tyre 23üä)er niajt Ia*?" 5Ri-
rabeau bewerft hierbei: „£)er arojjeEtann teufte ein 2JN{»trauen in fidt>
felbfr ja fc^rn j er toagte e« niä)t, ber Un*rmunbbarWt feiner ©eele ba« •
befuge $fanb ber $re#reii>eit anvertrauen* er UKMbte bie ««gen
ba»ou ab, au« $ura)t, ftdj baran au »ergreife«,"
grtebrio) IL fd)rieb an fteinbart ge^n Stoße naä) bem £&be
feine« Sßater*: „3$ bitte 3tyt, {ia) tun ben fitolf SJWtye 3« gebe».
Sin SRenfa), ber bie 9Bafyrbeft fu<$t unb liebt, muf unter aller rnrnfö-
lidjen ©efellfajaft ^o^ge^altm »erben; unb glaube ia), bafi Cr eine
(Eüttquete im Sanbe brr SBaWrit gemalt >at, toenn <Jr ben ©olf
biffUrr ^rfuabirt."
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30
fagt er über bie Untverfttäten: „<B »erhält fty mit ben
UmtterfttcUert, wie mit ben ^ava^anert. 3** barbarifdf)en
Seiten unb Sänbcrn fömten lotete ben £anbel ermuntern.
Mtin wenn bie SSBege gut unb ftc^er, wenn bie 2*erfej>r$*
mittel gehörig angelegt ftnb, fo fäaben fte tym, inbem fie
bte ©efääfte in 3ett unb £)rt &ufammenpreffen unb eben
babur# efnföranfen. ©o Ijaben bte Univerfltfiten $fofflfi*
rung geben nnb verbreiten Jönnen, tnbem ffe einige
fd>tt>a$e aerffreute Swtet einem SBrennpunfte jufam*
menbraeftfen. SCbrr fcfrt, ba ba* 5euer brennt, gehört
me$r als Unvernunft baju, e$ an einigen £)rten einju*
fd^liefjen unb eben babur$ feine ^Ätigfeit ju bef^ränfen.
SWan Iaffe bocfi jjeben ©ränber au$ bem geuer $ie|en, um
ba$ ®eb«ube bis tn äffe <5d>lupfwinfel hinein $u erlern^
ten. Söemt man ben bersten, ben ©eiftli^en unb SRcc^t«^
gelehrten ba$ 3&tige wo fte »offen ju lernen erlaubte;
wenn man nt$t verlangte, baß fte fiel) ben ©eift tn gewtf*
fen (Spulen foffen Ineten laffen: fo würbe Jeber gef^itfte
3lr&t, 3tec£t$gele&rte ober Geologe, an bem £>rte, wo er
lebt, eine für tyn unb nocf> me£r für bie jungen Seute
nü$lü$e ©$ule anlegen; benn biefe fönnten alSbann un*
ter ben Slugen ifjrer keltern $u ben Söiffenföaften ange*
leitet »erben. Unb wa* mad>t man benn auf ber Untver*
fitfit? Sort wirb man ni$t gelehrt; benn wa$fe ©ele|>r*
famfett erlangt man erfl in reifen 34 rcn - ^ an Iernt
alfo bort ftabiren. 3f* benn aber burd>au$ nötigen-
big, ftdj fo viel Wtyt $u geben, fo viel Soften ^^ran ju
wettben, um nur baju $u gelangen? Üftan frage bo$ nie*
mal* na$ ber 6$ule, wo ein 3Renfö etwa* gelernt £at;
man prüfe nur, ob er e$ weiß; man laffe Seben ba$ le^
ren, wa$ er ftd> $u lehren fftr fctyig JÄft, wo er tviff,
unb barauG wirb man einen br tifafytn 33ortljetl stehen/'
„$a jieber ©ele^rte bte Saufbafm emeö tätigen Un*
temtfitS vor ft$ offen feigen wirb, fo wirb er ft# barauf
legen, feine SBiffenfcfcaft unenbltc^ beffer ju ftobiren, ftd>
bemühen um bie gctytgfeit, fie |tt lehren unb fic^ babur(f>
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me$r ©opanb ju erwerben. £te SWrt|>oben werben bur$
ben Setteifer beffer werben, wo» wirb beffer unb me$r
lernen."
„SWe&r SWenf$en ober wentgflenS brauchbarere @ub*
fecte werben jftt) ben ®if[enf$aften ergeben."
„2Wetn ber große SBorpg jene* ©^ftemS befiänbe
barin, baß alle biefe fletnen 33rennpunfte »o* ÄenutnijTen,
wenn jie fo burc* 3nfatt auf ber Stoffe eine* Sanbe*
umt>ergejrreut wären, bie ßentttniffe unter bteÄlajfe* »er*
breiten wforben, bie leine $rofeffion bawm ma$en. Unb
äetgt nity biet* bloße 2öort ^rofeffton fc^im , wie lädier*
ftc£ bie <&a$e tft 2Ba$ l)etßt ba£, $rofeffton son Äemtt*
niffen mad&en? »raucht nid&t Seber wei<$e? 3f* er »id&t
*on9Ratur berufen, ffä> tyrer fo viel er fatm gu erwerben?
©arum will man ein befonbere* ©ebiet au* Demjenigen
machen, was ba$ aflgemeine grbtjeil ber SKenft^ett tft?
«Barum legt man fogar «uSfdfrlicß enbe $rMegien |um
tJnterrid&t an?"
„Slußer bei« unpaffenben Monopol ber SBiffenfdjafien,
ba* ben Unfoerfttöten erteilt ift, erzeugen fte ein no$
größere^ Hebel, inbem fte ben ©eierten, worauf fte be*
flehen, einen <&prft be GorpS geben, ber einen £l)eil ber*
felben etnförfotft, ben «nbem aber überwältigt; weil man
fte nötigt, ft# wenigftenS ftuß erlief, entweber in bem, was
fte lehren, ober wa* fte befamtt mtyn, nadj bemfelben
riefrten; unb ifl e$ benn nifyt im ®runbe einerlei, ob
fte für it)re ferfon »on ben SBorort^eflen biefer gemein*
fd>aftli$en $)enfart angejfcdft ftnb ober ni#t?"
$>ie gafuliäten ber »ergebenen preußtfdjen Uniw*
fttfiten fcaben auf bie Anfrage M SWmfterfom* bai)in
entföieben, baß Bruno $auer bie greift, in »onn &u
lehren, genommen werben »nne. 8te glauben J)lermtt je*
ben rechtlichen €inwanb, ber fty gegen eine einfache (int*
fefcung 33auer$ hätte machen laffen, prflefgewiefen jn h ö *
ben. Iber babttreh, baß mehrere Korporationen in einer
<Safy entf*heiben, worin fte nt$t* $u flrtfcheiben haben,
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wirb it)re Cntftrfbung feine re$tlicf> begrünbete. Snbem
fte über Sauer ju ©en<$t faßen, wftl)renb bo<$ ni<|t ij>*
nen, fonbern ber 2Bat;rf>eit allein bie <£ntf$eibung juftottb,
fo bewiefeit fie, baß fte fd^on »on jenem ©eifle be* 9Ro*
nopol$ befangen waren, beit SRirabeau fo treffenb tya*
rafteriftrt. fRm ifi bo$ att$ttttej>mett, baß in mancher
gafultät Männer »on »ergebenen ©efinttungen gewefen
feien, »ort benrn einige tneflei^t gegen bie ßtttlaffung
Sauer* waren. fciefe würben aifo entweber bur$ jenen
ßfprit be fcorp$ in ber fleußerung tyrer Meinung gefcin*
bert, ober, wenn fte fi$ au# in (Separatsten ausließen,
fo war tyre einzelne Stimmt beseitigen ber gafultät ge*
genüber ot)ne ©ewtcfct. äber f^ott bieS, baß man über*
fyaupt «Ott f eparaten Soten fprtc^t, beweifl, baß man bte
©ac^c Ttt<$t »Ott bem richtigen ©tanbpunfte au$ anfielt.
3n ber Söiffenföaft giebt e$ feine feparate ©timme, jebe
ettmme ifl vielmehr glei# berechtigt. Ueberbie*, wie in
aller Söelt fann boc$ nur in ber SBiffenföafil bur$ <5tim*
menmebrfceit entfd^ieben werbe«? 3» ber SGBiffenf^aft,
wo oft ein <£in&elner meljr werty ift, al$ £aufenbe! 2Bte
fann in ber SSBiffenföaft bie 2He|>rJ>eit f$on burc$ fyxt
SWajfe m ber geijlrei(j>eren SWinbert)eit ein Sonett fcaben?
Senn nun aifo bie ttniwftt&tett fi$ ba$ !He^t ber
ßntföetbung guerfentten ließen, ofrne föon hiergegen ju
protefltrett, wenn fte nun no# baju gegen Sauer fic^ ent*
Rieben, fo ifl ba$ nur ein SeweiS, baß fte faum mefcr
bie beerbe ftnb, auf benen ba* geuer ber 2Biffenfc$aft
ängpitc^ $u pflegen wäre, fonbern ba§ bie ©iffcnföaft eben
babei ifl, mit (Sprengung au$ btefer geffel jt$ in ein$el*
neu Srftnben über bie SGBelt ausbreiten.
©fr beflage» un* aifo ni$t über Sruno Säuert
(Sntlaffung »on einer ttnioerftt&t, weil e$ nadji bem ©eifle,
ben bie Unioergtften »erraten $aben, faum eine ange*
neljme (Stellung wäre, auf einer Unfoerfttät }u lehren.
2öir beflagen un£ nt$t barüber, baß man Sauer ni$t
sum ^rofeffor gemalt fcat, weil e$ in ber £$at fc&abe
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33
wäre, wenn er aus ber 2öiffenfd&aft eine $rofeffton ma«
$en foUte. ©ir beflogen uns nur barflber, baß man ein
$rin$ip mifyatyut $at. Denn wenn eine gafultät ba$
9tecfjt $aben foll, Wer bie 3Öa$rj>eit nac^ ©timmenme$r*
$eit &u entftyeiben, fo nimmt man eben ber SBa^ett tf>t
foweraineS 9ta|}t, wona$ fie fein Slnfeben über fla) au*
erfennt, vielmehr tyre eigene ftid&terin fft Unb fo lange
bte Unfoerfttäten ber einjige Ott fmb, wo man feine wff*
fenföaftti^en fRefultate »ertragen unb ausbreiten fann, fo
lange muß man e$ beflagen, baß Sruno Sauer m<f»t tne^t
bie ©elegen^eit unb ba$ SRed&t |>at, bte feinige vom Äa*
tyeber £erab ju entwirfein. —
£ier ^abt 3b* nun, wa$ man <£u$ bisher un* §19.
flar bärgest, in einer bflnbfften 2lu$einanberfe*ung. »w»o »aue*
GS bleibt und nur no# übrig, Sauer« ©egner &u ® ränrr *
$arafteriftren unb ju flaffffoiren, um fie bequemer
überbauen unb wiberlegen gu fönnen. 3$ fabe f$on
gefagt, baß man es au$ »erfu$te, tyn &u verleibte
gen, baß aber aua) einige feiner Sertjeibiger, weil fte tj)n
von einem fallen ©eft4>t$pttnfte au« betrautet, weil fte
tyn nte$t verjtonben $aben, eben fo wie feine $fogreffar,
ju feinen Gegnern ju rennen feien.
Saßt man Sauer rein wiffenfajwftlia; auf, fo befein*
bet man tyn nic^t. Die „Deutzen 3a$rbü<$er" fcaben
tyn fo aufgefaßt, ba$er brausen wir $ier ni$t von tynen
$u fprec^en.
9hm giebt e$ aber no(f> eine anbere 35artf>ei, bie fla)
gleichfalls wijfenf#aftlicf> nennt, bie aber in pt£ felber fo
uhflar unb unbegretflta) ift, baß t# fte <£u$ nur burc$
einen Serglei^ sorfUUig machen fann.
Der poetifd&e #etbe £orattu$ beftngt einen ©ua)erer
tarnen« Sll^iu«. Diefer e^renwertbe SWann be$ ©elbel
erfdfjöpft ft# in bem Sobe be$ SanblebenS, wie man b<er
fern »on allem $rieg$getümmel, fern von allem niebrigen
<£&rgei$ ein fneblid&e* ungeftörte* Däfern fft^re. ©#on ifi
er bereit, ein Sauer ju werben, —
3
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34
£d>tm tüöi ber 9Wann bi* 3»«ftw in brt Obre ein Sawr,
£00) * ,e rIe ßifö* ©tfmmung, ftc toar von furjw £>aucr:
dr griff naö) bcm Äalcnber unb fa|> ba$ £)ötum an,
Ob tx an birfnn %a$t niä)t ®elb fürten fann —
ba übermannt tyn bie $ln£änglt$frit an fem alte*
fc$Äft unb fr fe(rt jum ®elb|äl;len prücf.
2lu$ folgen Sllp&ien beftyt bte $artfcei, bte tcf>
jetf failbern will. 3frre Siebe t» ber 9Btffmf4mft beftefrt
oud) faft nur in «RebenSarten. 2Benu e* aber ernfl wirb,
wenn ji$ bte gorberung fieUt, nun aucfi gan& unb .gar
auf bte ©fite ber ©tffenfcfjaft $u treten, fo ftnben fte jt$
no# fo fe£r in ben (Belingen i&rer alten Sorurtyetle, fie
wagen e$ fo wenig, einen entfe^iebenen (Schritt $u tyun,
bat fie vielmehr Sebent,- ber, ber Söijfenf^afi allein $uW*
genb, »or ben Auferßen ftefultaten niejt jttrücfftfcretft,
rufen, er fei ju ertrem, er liebe bte (Srtrasaganaen, alle*,
wa« er $en>orbrtnge, feien 3lu$wü<$fe. ©ie ftnb in ber
Stflenfgaft bie 3ufle*milieu*2Ränner. 3ur ©iffenföaft
ntuj man aber gan$ unb gar, mit $aui unb $aar, ge^ö*
ren, ober man ge&ört ntcjrt &u ij>r, unb fpricf>t mit jebem
Söorte nur einen Jlbfatt »on i&r au*.
Die anbern ©egner Sauere ftnb biejenigen, welche,
auf ©eilen ber Religion fte&enb, ft<$ buref) i&n in if>rer
©runblage angegriffen finben. ©tatt t&n nun aber auc^ in fei*
nerörunblage, ber SÖiffenftfcaft, anzugreifen, begnügni fte ft#
(eiber nur mit oberflächlichen 2lnflagen. Da fte ba£ un-
bebtagte Stecht ber 3Biffenf$aft ntcfct anerkennen, fo f&n?
nen fie t|>n eben niefct wiffenfc$aftli$ wiberlegcn. ©ie ftnb
ba&er entweber noeji gan& unflar über ba$, wa$ Sauer
will, unb alle tfcre Angriffe befielen nur in bem Shtffore*
c$en *on Sorurt&eilen — wa$ Sauer gar ni$t berühren
fann* Ober fte (alten an Dem fefc wa$ fte glauben, unb
na$ tyrer Meinung Jaben fte Sllle* gefyan,. wenn fte
Sauern nac^roeifen, bafj er gegen ben (glauben fei. Sin*
bere wteber meinen, Sauer müffe f$on bantm Unrecht
fcaben, weit bie Stegterung gegen tyn eniföieben $abe.
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©oldje SWänner Rubeln aber gerate am wenden im
@mne unferer «Regierung. $>enn biefe |>at oft genug aus*
geforot&en, bajj fte bie freie Prüfung ntd;( f$eue, baß fte
feiner üWeinung bie ®eiegen£eit nehmen wolle, ft<# au$$u*
fprec^en, bafj au$ fte ityre #anblungen unb ©eftnnungen
nify für unfehlbar Tratte, unb baß fte überzeugt fei, »ie
allein bur# ben SBiberflreit ber Meinungen jt# erfl bie
2öaf>rfceit unb bie ernfh, männliche Ueberjeugung bilben §.20.
fflnnen. Sir Rubeln bafcer ganj im ©inne ber SRegie*
rung, wenn tt>ir ni$t$ von 93auer$ Senbenjen Berglen,
benn nur wenn man beibe $ar$eten fcört, wirb man ft$
auf bie einzig »ürbtge 2lrt, bur$ felbßjtänbigeS Urteil
entleiben fönnen.
3*
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3*t>ette* SapiUL
Der $olitifer unb ber ©otte«gela$rtf.
§• *■ 0/ 3&* armen Vermittler, 3$r SHpbien, 3f>r fetb btc wahren
3>i* 95cn«it- gRfatyrer ber neuem 3eit. fting« um (Sudj> fefct 3{>r extreme
tftobrrt. ©egenfä^e, fe&t 3&r Stampf unb SBegeifierung; unb ba füref»^
tet 3^r für (Jure behäbige SRu&e. Da »ernefcmt 3&r »on
ben ©effrebungen ber mobernen 2Biffenfd>aft, unb baß biefe
barauf auSge&e, tyren 9ft$terftoj>l ju bem einzigen ju ma^
<|)en, von »eifern au« man Soweit fprec^m ftfnne. (£3
ergreift (£u$ orbentli$ eine 2lrt $reube, wenn 3&r fo et*
wa« £8rt; benn e« fei boef) bübfä, baß man bie 2öa£r*
J)eit jur Siegerin matten wolle. S$on feib 3tyr bereit,
<£u$ ganj auf bie Seite ber 2öiffenf$aft $u fhllen, ba
erfaßt <£u<f> ein gewaltige« 3i«ern, benn e« fommt <£u$
ein fernere« ©ebenfen: <£« tfl s»ar ganj &übf$, fagt 3&r
$u C£u$, baß biefe 2flenfäen fte$ ber Sa$e ber ©eijfe«-
fretyeit aufopfern; aber e« ijl au$ »ieberum nie$t |>fibfc£,
jt$ fo rücfftc$t«lo« gegen ba« ju toenben, wa« bi«tyer al«
2Ba$r$eit gegolten $at: ba^er muß man ba« 2Ute audji
no$ $um 2$eil aufregt erhalten. — 3^e« ©rtrem beun*
rufcigt Gudj, jebe Schärfe ift <£ucj> anpaßig unb 3&r
mö^tet fte abseifen; jebe ©pt&e ijl <£ud> gef%li(f> unb
35>r mö^tet fte abjhtmpfen. SKun, barum wollt tyx alfo
eben »ermitteln. $lber 3!>r bebenft ni$t, baß 3$r mit
(Suren $Bermittluttg«t>erfu4>ett feine Seite au t'^rem
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gelangen laffet, unb baß 3&t SNiemanben befriebigt, außer
felbjl unb Cure eigne $3cforgli$feit. £>a$ ftedfrt ber
lEöijfenfd^aft ftnbet 3!>r nfc&t in t^r felber, vielmehr barin,
baß fte ba$ SBorurtl&eil, ni<$t aufgebe, nein »erfXÄte; 3&r
entjtettt alfo bie Söiffenfäaft, beren SSBefen gerabe barin
befielt, ft$ bireft gegen ba$ SBorurtyetnu wenben. $)a$
Siedet be$ ©laubenS ftnbet 3$r tofeberum nic$t in biefem
felbfl, fonbern bann, baß er burtfj bie Siffenföaft bejiä*
tigt »erbe. Äönnt 3&r nun hoffen, baß eine von beiben
leiten <&\$ anerf ernte? 9lein, man achtet Surer ni$t.
Unb barum feib 3$r boppelte Sttärtyrer. 3$r feib bie
Opfer ffiurer Unentfcfrfeben&eit unb £abt babei ba$ Unglttdf,
baß man von (gurem Opfer gar ni$t$ »ijfen triff. 33on
jwei *part&eien $urfl(fgefloßen , erntet 3^ bie grüßte du*
rer gurefrt vor ben ffirtremen. Serbet baj>er enblufc ein*
mal Aug unb lernt e$, baß allein im <&treme bie Safrr*
$eit unb ber Sieg fein fann. Denn nur ba$©rtrem fatm
ein $rin$> rein aufnehmen unb bur^fltyren, nur ba$ ffit*
trem unb fein $rittjty fjat jeugenbfc ifraft, toäljrenb $>er*
jenige, welcher $toei $rincipien vermitteln will, nur ba$
2leußerli$e, bie Siebenfachen auffaßt, erfi ben ©eifl aus
i&nen treiben muß unb bafcer von vorn herein auf jeben
gortfd&rftt IBer^t leiflet.
3&r toollt ba$ <££rijient|mm galten; jtott aber feine
£altbarfett unb gefügleit baburej) $u betveifen, baß 3&t
<£tt$ it)m gan$ Eingebt unb in tym &ui)e ftnbet, Wnnt 3&r
e$ ni$t e£er anerf ennen, al$ bis 3$r einen unbejlimmtett
begriff, eine $altung£lofe SBorftellung barautJ gemalt ^abt
— 3j>t wollt bie Söijfenfc^aft galten; befolgt aber aud>
bei tyr baffelbe SWanoever; 3&r ffir$tet ßu$, bi* ini&re
äußerfien golgerungen tyr nadfouge&en, verfd&reit biefe viel*
me&r als SluStvttc&fe, bie mit ber 3eit von felbfl abfallen
würben, unb 3&r wagt e<3, von bem ©tpfel, in »eifern
ber (Stamm ber 2Biffenf$aft all feine $errli$feit entfaltet,
$u behaupten, man müffe fyn erjl abbauen, efe man bie
©iffenfd^aft felber erfennen möge. 3pr wollt ben Saum
38
bet <£rfenntnifi frfner Slepfel berauben unb uns ntc^t* au*
rtttflaffen al* ba* bflrreSaub; unb fl)r glaubt, triebe ge*
fcftftfffm au b^en, wenn ij>r befben $artf>eien ihre 2Baf*
fen nefnnt, unb f!e »erobert, ft$ in ihrer sollen tfraft
$u treffen, unb, ein ©an$e$ gegen ein ©an$e$ einfefcenb,
e* auf ben <£ntf$eroung$fampf anfommen ju laffen.
€>ol<he Vermittler, bte vor allem ft<h felber im $uge
haben, unb tyreföube nid>t geftört &u feben »ttnfdjien, ha*
ben nun au$ in ber ©auerf^en Angelegenheit ihre Stimme
erhoben. $a fte jum Xtyil auf Seiten ber 2Bif[enf#aft
fte^n, fo haben fle nicht umhin gefonnt, IBauer jtt »er*
tbetbigen. Aber auf ihre, b. b- auf falf<he SÖeife. Sie
baben ft<h in bem unfruchtbaren Bemühen abgequält,
Bauer* tfritif, ni$t al$ folche, nicht alt wlffenfcbaftlich,
fonbem, »eil fn bem (5^riflent|>um nicht gefährlich fei, ju
»ertbefbigen. $a fte alfo nicht fähig waren, bie SBtffen*
fd^aft in att ihrer Schärfe, Bruno Bauer in all feiner re*
»ölutionären £enben& ju »erflehen unb $u sertbeibigen, fo
fann man fte, trofc bet Scheint, ben fte angenommen,
bedj nur &u Bauers ©egnern rennen.
t>etfen wir nun ihre trügltcbe Xafti! auf; zeigen wir,
wie fte mit aU ihren Behauptungen SWchtt behaupten, mit
all i^ren Beweifen Sticht beweifen.
S 2. einer, ber fich nicht genennt Jat; |at ein ,>olitifchet
Da« »ontffte ©oturn" fttr Bauer abgegeben'*), (St ifl ein feierlicher
Schutt. jj ttfiU ^ in toel( ^ em bfefcr j BotftJtt ta ^ t f0mmt 3ntcw
tt unfere 3*** tbaraftertftren Witt, beengt er fi<h mitBtl*
bem au* ben gtefheittf Hegen , unb bie ehrwtfrbigen $or*
iraitt eines ©neffenau, Scharnborfl, Stein, ©lüd>er ftnb
et, burch bie er auch ffch ein impofantet Slnfehen »erfchaf*
fen mSd&te. $ie cble beutföe ©efinnung bet eblen beut*
fd^ett Cannes if* bat ©ewanb, in bat er fleh ^mt £ro$
bem aber, bafl er eine fräftige „beutfche ©ejhmung" in
♦) Sruttö SBauer unb bie prütefhnttföe ftrctyrit. Gut J>oKtiföe$
8*tom. £n>itg, 3W*rt »tob«. 1842.
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je^tger 3eit anerfennt, fantt er bo<$ ein gewaltig %u
fremden m$t unterbrfWen, wenn er lote 3ett ber ©rjebung
£>eutf$lanb$ mit unferen jefcigen 3ufMnben aergteity. Dort
©ieberfeit, £reue, Gtofyuff a$mu$, unb wer weif wa$ föttfl
no$, fcier ©ebrüdftyett, Äätte, ©efäränfung. Unb bo#,
meint er, £abe bie beutfäe ©ejtnnung feit „$>eutf#lanfe$
Gfrfjebung" gortfi^ritte gemalt.
©o&er fommt bfefer Siberfprucfc ? SBeil tym feie „beut*
fd)e ©ejinnung" überhaupt nur $$rafe ift (Sprint er jte
au«, fo glaubt erSBunber, was für ein bebeutenbeS ©ort
tx fage; fu^t man genauer na#, fo ftnbet man, baf?
nt$t* bahntet fledft. $>a$ ifl überhaupt unfer geiler,
ba§ wir und mit Jjoljett ©orten f<$mei<|eHt, nicfft aber ba$
Söefen, bur<£ wel$e$ jene Sorte erfl etwa* ffnb, &u er*
reiben trad^tett. ©ir glauben genug getjan $u |aben,
wenn wir un$ ed&te beutfd&e 2Mnner nennen; wir glatt*
ben bann föou etwa* &u fein, unb geben utt* feine Wltyt
mef>r, etwa* ju werben.
Unb biefe* $>etttf($t$ttm, worauf grünbet e$ ft$?
(Sine Srtage, bie fdfiwer &u beantworten tfl. Selber fommen ©«*W*N«-
wir meinen* nur auf jene ©orte be$ flbelen ©urföen in
$foerbadj>$ Keffer aurücf:
„(Sitt echter beutföer ^ERatttt mag feilten ftrattgeit leibe»,
X)«4 feine Seine trinft er gern."
3)0$ in ber 2$at, fl* ba$ ©olttbewujjtfein, wel*
d)e$ ni$t bur# eigene ©ifrbe, fonbern nur im $ajfe ge*
gen ein frembe* ©oll ft<$ aufredet erbalten fann, unb in
jenem $afft feine (Sinbett ftnbet? 9fe$ unfer 9>oliticu$
fprid&t »on bem „betrttgerifd^en frftttftfc^ett 511p", unb in
feiner Unbanfbarfett erinnert er ft# ni$t baran, baß gerabe
ber $fojtop »on granfrei^ $er in fceutfd&lanb, welche« bf$
bafcin gefd&lummert Tratte unb &erfrJdfelt war, neues pott*
ttfd^es Gebert unb Straeten na$ (Einheit jurttdfrief. ffia$rli#,
ber $n$ufta0mu$ unb gran&ofenl&afi ber gretyetttfrfege ij*
nid^t ber &rt, um an $m bie 3ntereffen unb bie (Erhebung
unfern 3*<t i« meffen. ©anj anbere JWmpfe ftnfe e$, bf e mt$
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jefct in 2lttfpru$ nehmen. (ES ifl jefct nid&t me$r an ber
3eit, bafj He SÖUlfer einanber Raffen unb ein 3ufftmmen*
menwirfen für bie 3t*f <fc ber greift fcinbern. Unb wenn
wft&renb unb na$ b*n gretyeitsfriegen baS £)eutf$tyum
im £affe gegen ben „grbfeinb, ben granfen", unb in ber
Erinnerung an längfl gefäwunbene $mli$Uit beflanb, fo
ifl eS jefct an ber3eit, MS i&m> was bamalS nur^rafe
war, eine 2Ba!?r^eit ju ma#en, einrn wirflic^ beutfd^en
SBolf Sc^araf ter , ber bisher nur in ber (Einbilbung war,
$erauS$ubilben. Dies ifl aber nicfct anberS mtfgltdfj, als
wenn man nun flatt beS (Splittert in beS 9to$barS Sluge,
ben ©allen im eigenen fte&t, wenn man ftcf> aus ber 3n*
bolenj aufrafft unb eS enbli$ wagt, an jtc& felbfl ju ar*
beiten. 3m 3«weren ber (Staaten, im (Selbfibewufjtfetn
beS SÖolfeS, ba ifl baS Xerrain, wo man ft$ £eut$utage
auSftugeignen f>at.
®n nötige« ®efü&l föeint ba&er ben «erfaffer beS
©otumS geleitet ju fcaben, als er eS ein „ polttifteS "
nannte. 2>enn in ber £$at, ber @eftd?tspunft ber 3>olitif
ifl $euQutage ber einige, »on bem man einßreignig rf$*
tig würbigen fann. 2BaS für einen (Einfluß eS auf ®taat$*
unb 93oIf Sieben äußere, was für einen €>$luß man von
tym aus auf bie politifd&e unb gefellfc£aftlic£e 9ty$ftogno*
mit eines Staates machen fönne; biefe gragen ftnb gewiß
bei jebem <$$xittt einer Regierung juerfl ju flellen.
^röfett* Slbcr bie $olitif unfereS Steinten fmbet ft# fafl nur
V* lm auf bemSitel, unb in ber ewigen SÖieber&olung ber Strafe
»on ber „eblen beutfd&en ©efmnung". UebrigenS fd^eint er
ben©egriff$olitif in einer gar frecietten^öebeutung aufgefaßt
ju $aben. Senn nämlt$ $olttif bie Äunfl ifl, gerabe
bie (Spraye jur $er$ttttung feiner ©ebanfen $u gebrau*
4en, wenn ber $olitif<$e mit »ielen ©orten wenig ju fa*
gen »erfleht, fo fann unfer Sotum mit SRety ein politi*
fäeS genannt werben. £>enn ber SBerfaffer foriejit au# nur
»iel $in unb $er, er »erläuft ft$ in ein Sftoifonnement,
welkes man ein gutmütiges ÄannegtefSern nennen fönnte.
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«
3n biefem fRaifonnement, ba$ erföredlicfc gut gemeint
ift, wirb eben alle* &ur SftebenSart. @o ^um SMfrirt,
wenn ber ©erfaffer »om <5^riflent|)ttitt unb feinem Bernte
nifj $ur tfritif fpri$t. Der unbebingteflen Prüfung, bie
bi$ an bie ©runblagen be$(£$riftentf)um$, bis an bie
j>eilige Urfunbeu wagt, ber freieren 2Bijfenf(j>aft rebet et
baS SBort. Senn er nun f^terttttt au$ fttrSBruno 33auer
bie Cefrrfreifceit in $tnfpru$ nimmt, fo ifl bo$ $or<*t$&u*
fefcen, bajj er beffen ed^rtften grfefen unb eingefefcen bat,
wie biefer burc|> feine tfrittf ft$ gerabe^u an ba$ Triften*
#um felber mafy, unb feine ent^ung aus einem 33e^
untftfein nac&weift, welkes für bie SBiffenf^aft ein untere
georbneteS fei. 5)enno$ behauptet unfer Sotant, bafl bei
aller <3$ärfe ber Äritif nur ©löbfmn 'wffl&nen fönne, bem
G&rfßentyum ju fäaben. <£r £at alfo Sruno 8auer nidjjt
»erflanben.
©r fpri$t »on bem unvergänglichen ©elfte be$ tyxU
ftentyums, von ben Stödten Gtyriflf. Söir fragen i&n
aber, woraus er biefen ©etfl erfennen »olle, wenn ttity
aus ben ^eiligen Urfunben; wir fragen i$n, ob er biefen
©etfl no<$ als ewig behaupten fönne, wenn bie Urfunben,
in benen er feine bebeutenbße Offenbarung gefunben, als
vergänglich nac^gewiefen »erben. Unb ba er uns auf biefe
fragen ni#t wirb antworten fönnen, fo erlaube er audj>,
baf wir feinen ©eift beS (^riftenthumS fttr inhaltslos er*
ftären, bei bem er jtcj> gan$ unb gar 5Ri$tS benft.
$o# nein, er benft pc$ etwa« barunter: „baS ein* M*m%.
fadfje SBer^ftltnif beS 9Wenfcf>eu $u ©Ott bem Eoter". Das
iß freiließ fe£r billig; einen folgen ©lauben, ber in ber
Sosfagung von allem Dogma unb in ber einfachen 5ln-
nannte eine« ^d^ften SöefenS eine SluSfunft fmbet, nennt
man Deismus. Diefer Deismus tft aber fein <£&riflcn*
t&um, well er ßt)riftom ni$t als <5o$n ©otteS, an ben
wir au glauben haben, fonbern Alfens als einen SRora*
liflen auffaßt, ber uns jum glauben an jene« $ö#e 2Be*
fen babe anleiten wollen. Diefer DeiSmuS »erntetet alle
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$3efttmmtj)ctt ber ©laubett$lef)re, unb maty au£ jenem
&ö#en Söefett mieberum nur eine Hofe $$rafe, An feie
er fti$ um fo fefter fcfilt, »eil man bei i(>r $lle« ju $aben
glaubt, unb e$ fo bequem ift, ft$ bei biefem $8$ften ffie*
fen j[ebe6 9)Wglit$e $u beuten. 3)iefer S)ei$mu$ ge^t alfo
au$ lieber rein unb allein au* ber @$eu vor ber 23c*
fhmmtyeit unb »or bem f$arfen S)enfen $en>or, benn ba*
f)tf$fi# Söefen ber Deinen ifk fo gütig, fte benfen unb
machen §u laffen, wa* fte wollen, alle mGglige (gfcrentitel
auf ft# jtfufen unb bafttr bie Sachen ge$en ju laffen, nrie
fte eben Wnnen. Sin ein folge* dfjriflentfmm ber J>etjien,
»dl e$ bie UnbefHmmtyeit felber unb unfaßbar ift, tarn
freilig feine tfritif; benn biefe richtet ftd> nt$t gegen ®$aU
ten, fonbern gegen Haftungen, bie auf unbebingte Stner*
fennung 2fafpru$ magen.
Se^rfrci^it. Unb für biefen 6tanbpunft ifl bie Cefcrfretyeft went*
ger ein Jfcegt, ba* in feiner $eiligfeit unantafibar ifl, als
aielme&r etwa* gtetdjgülttge*, ba* man eben barum ni$t
ju befdjrftnfen £abe. Denn wenn man bie Se$rfretyeii be*
fonbers barum bef$rftn?en toiü, weil fte bie ©afruugen
ber Ätrge gefÄ&rbe, fo fommt ber Deijt unb fagt, baß
bte ßtrcfje au$ ofme ©afcuttgen befielen fönne. 9lun fmb
e$ aber gerabe bie ©laubensfäfce, bie ^eiligen Urfunben,
fanonifäe SSüd&er, furj bieSafcungen, in welker bie flirre
t&re notjwenbige gorm, tyre (Einheit, ibren £alt finbet
Da* 2Jtonoe*er, welche* ber 2>eift befolgt, ifl alfo: <gr
raubt ber $trc|e tyre »ebeutung, inbem er bie jungen
berfelben $u 9iebenfa$en ma$t, unb bann fagt er, bie
£ c$rfre$eit brauche nt$t beföränft &u werben, »eil bie Sif*
fenföaft eben nur gegen jene 5flebcnfa$en fftmpfe. Um
bie Söiffenföaft |u bef$ü>en, ma$t er fte lägerlig , «tagt
er fie ju einem »eiblufcen Don Duirote, ju einer f$&n*
ta(Hn, »el#e mit fuufitbarem ©dwcrte gegen Statten &u
Selbe $te|)t. Unb babet freut er ft$, fein unbefKmmte*
f>öd#e* ffiefen tyrem ©ereile entrüdft, unb in bie 2öol*
fen, auf beutfdj: in ben blauen £mnfl serfefct a« fwben.
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$>iefer ©tanbpunft ge$t alfo barauf aus, beibe $ar*
treten fampfunfälng ju mad&en, intern er fte ibreS ©elbfc
bewußtfeins btrattbt. $er £ir$e will er einreben, bog fte
in baS Unwefentlid^e i&rfßefen feft, unb ber ©iffenföaft
will er weiß machen, bafi fte gegen etwas Unwefentli<j>eS,
was gar nic^t ber 9tebe wertfj fei, all tyre Gräfte unntifc
anfpanne. SEBenn es na$ [einem ©inne ginge, fo wäre
ni$ts als £armloftgf eit auf ber 2öelt. 9li$t etwa, weil
man ftd& »ernünftfg »ertragen Ijfttte, fonbern weil man nir*
genbS einen energifd&en ©egenfafc unb SBMberflanb fennen,
weit baS ganje Seben ein rityrenbes einerlei fein würbe»
(Sin SluSbrucf biefeS altflugen Juste-müieu-SöefenS S 3.
ifl nod> ein anbereS äßotum, welkes ft# „ein tyeologtfc|eS" ^«J
genannt l^at *). 3ww fommt in bem ganzen 93ttd>eld>en ™ e
ber 9>tome Bauers ni$t Sin 2M vor; bo# ift $u flar,
baß fi$ ber Sttyatt bejfelben auf bic Söauerfd&e Singelegen*
fceit &e$iej>t, als bag wir fcier nity an fbm jefgen fottten,
in was pir wunberlt$e Auswege ft$ ber ©ermittelnbe »er*
läuft, um ja nid&t feiner fftolTc unb feiner gurdjt »or bem
$ufrinanberplafren ber Grtreme ungetreu &u werben.
2luc£ ber SBerfaffer btefeS SBotumS, ber ben 2$eotogeu
in feiner 3*ile »erläugnet, $at ftc£ bie @a$e im Anfange
leidet itt mad&en gefugt. <£r gtebt ben ©egnern ber 3Bif* x)te streute,
fenfe&aft &u, baß bie moberne ©iffenfd&aft ©erirrungen,
ättSwüdjffe, ßntßellungen Vorbringen f önne, forbert aber,
baß au# biefe 0ffentlf$ »ertreten feien. <Sr tritt fefnr leife «• •
unb fce&utfam auf; er iß, baS fte^t man, gegen bie erfreute
unb confequente $ur<$ftt$rung ber $rttif, wie fte 33runo
Sauer angewanbt $at; er iß bagegen, föon weil er bie
2Ritte liebt unb bie <34>ftrfe jjajjt; unb weil er bagegen tß,
möchte er aucfi gern unfern Slnflägern augeße^en, baß jene
äußerße Ärfttf eine Sperrung unb (Sntßettung ber ffiif*
■
*) UeBer bic 9InffcHmtg ber S^eefogen an ben beulten ttniuerft-
taten. SteolO0if4(S »otom. Berlin 1842. Berliner 2rfe*<&aNnet.
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fenfchaft fet. 9hm fotTte er aber [auch offen unb ehrlich
fein, ttnb ftch nicht noch in bemfelben ©afce wiberfprethen.
<&x foHte md5»t für bie Verirrung al$ folche ein fRed^t ber
öffentlichen Vertretung in Slnfpruch nehmen ; er foUte nun
auch gan$ unfern ©egnern beiftimmen, unb. bie confequente,
reine SBtffenfchafi von bem tfatheber verbannen, $>a$ aber
fyut er nicht, »eil er ba$ ©Räufeln liebt. 6r fleht ni$t
ein, bajj er etwa* UnflttlicheS forbert, inbem er für eine
ertravagante Stiftung ber ©tffenfchaft ben Cehrfhthl ver*
langt, unb er fleht e$ nicht ein, weil er in feinem ga*
nati$mu$ für bie SJMjjigung ben flaren, föarfen ©lief
verliert.
9hm frffgt e$ fleh aber, mit »eifern Sftechte man be*
Raupten bürfe, baß bie 2Biffenf$aft 2ln$wüchfe ^erwbrin*
gen Wnne. IMe SBiffenfchaft !ann nur bann ver&errt wer*
ben, wenn man fle mit bem, »ad fle burch ÄrtHF gu jer*
frören hat, »ermitteln, wenn man fte fingen m^te, et*
wa$ von vorn Jerein al$ wahr anjuerfennen. $>te Sif*
fenfchaft wirb alfo entflellt gerabe burch bie Vermittler,
benn biefe faffen fte nicht rein, in ihrem Stechte, auf, fon*
bem möchten am liebflen nur neben ihr herlaufen unb fleh
von 3*ft $u 3^ unter ihrem Dache fchttfcen, wenn ber
@turmwtnb unb Stegen beg Vorurteils ju flarf wirb,
©er bagegen fo, wie Vruno Vaucr, ber unabhängig lau*
teren 8Mffenf$aft ^ulbigt, ber Jat nicht $u befürchten, bafc
fte if>n auf Abwege leiten fönne , ber wirb vielmehr von
ihr fehnurffcaefs ber Söa^eit entgegengeführt.
Unfer ZtyoUgt fleht gar nicht, wie er mit feiner 2lu*
na^me ber Verirrungen in ber 2öiffenf<haft fein ganzes
Staifonnement fleh fo bequem machen fönnte. (gr will e$
nicht bequem höben; er will nichts gerabeau verwerfen, unb
verwerfen müfte er jene Verirrungen, er Witt überall
vergleichen, austragen. Daher giebt er gleich barauf ju,
bafj bie Söiffcnfchaft ber Kirche unb ihrer (Sriflenj benn
boch gefährlich fei, er giebt ju, baß bie SÖiffenfchaft, in
ihrer ©ebunbenhett burch bie Tagungen ber Kirche, ftch
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tut Suftanbe ber fyalfytit beftnbe, unb baß fte btefe »on
ftch abzuwerfen traute. <£r giebt $u, baß bie Äirche bie*
Streben ber SBiffcnfc^aft bemerfenb , fit nieberhalten unb
hemmen motte; fur& et giebt $u einen &f ber ßtrche
unb SBiffenfchaft unb zwar einen uu»ermefblichen Äampf,
»eil er im SBefen betber begrünbet i% Unb biefen Äamtf
will er fehlten.
#ber wie? Snbem er gegen ben 3uftonb ber §alh*
heit, in bem ftch bte ©iffenfchaft befmbet, eine |>aDbe SWaß* ©fminarfm.
reget anwenben, inbem er jene £albf)et't auch äußerlich
barfletten unb verewigen wttt. Sr fchWgt »or, baß auf •
ber einen ©eite bie ttnfoerjttäten ©ige ber freien, unge*
bunbenen SBtffenfchaft, unb. auf ber anbern €>eite €>etm*
narien für bie Diener ber#ir$e eingerichtet »erben f ollen.
£ierburch beenbigt er ben Stampf nicht, er Jält nur bie
fceiben ^artjeien auäemanber, $artheien, in bereu Slatur
e* liegt, baß fte einanber befehben.
<5o biegt er benn auch augenbltdflich tun. (Er (ann
ft<h gegen bie <£tnfi$t nicht »ernähren, baß ed ba$ ewige
^eflrebm »on #ir$e unb SBiffenf^aft fein wirb, (Sinfluß
auf einanber auszuüben. (Sr fagt: „£)ann erfl, wenn bie
ntobeme «Richtung bie £errfchaft errungen unb auerfannter*
maßen ben ©feg basongetragen hätte, wenn ftch bie Äirt^e
ber SöifFenföaft gegenüber nicht mehr galten Wnnte, bann
rrfl ließe ftch baran benfen, bie Sötffenf^aft unmittelbar
auc^ in bie Ätrc|e einzuführen." £ier ift jebeä ©ort eine
UnbefHmmtheit unb ein ©tberfpruch gegen ba$ frühere.
Qint Rixfyt, welche ftch gegen bie SBtffcnfc^aft nicht mehr
halten fann, ifl eben feine £ir$e mehr, unb baher auch
gar nicht mehr Werth, baß bie ftefultate ber SBtffenfchaft
in fte eingeführt werben. 3Ba$ h«ft *MH ber
SSerfaffer nicht gerabe bie Kirche gegen bie Berührung unb
gegen ba* (Einbringen ber Siffenf<haft bewahren? Sie
tonn er außerbem annehmen, baß bie „moberne Dichtung
bie $errfchaft errungen unb anerkanntermaßen ben ©ieg
bawngettagen haben t itane", fo lange bie Kirche in Äußere
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lieber Trennung bavon bliebe? §3cftel;t ni^t eben ber
©icg ber 2Diffenfdj>aft barin, ba# bic Stixty burcji fie auf*
gehoben wirb. 2Öie fanti fte- nun ftegen, wenn tyr ber
Setnb, gegen ben fte fflmpft, endogen unb von tyr abgefoerrt
wirb? Der SSerfaffer, ba$ ifl flar, tritt nur 3*i* gewin*
nett, nur für fic£ unb feine $e$agli$fett Qtit gewinnen,
was fpäter gefd^t, ba$ fümmert tyn nify. Dag aber
faäter bo$ ba$ Unvermcibli4je gef^e^en werbe, giebt er
ju, bog bie Söiffenf<$affc bodjj wieber ftcfi mit ber #ir<$e
cinlaffen »erbe, fann er ni$t läugnen. ©er fle^t un*
• nun bafür, baß nidfrt $u ber 3eit biefe* „fpäter" bic Äird^e
mit eben berfelben $artnädftgfeit ft$ ber Söiffenfd^aft ent*
gegenftemmen werbe? 3a mit.noc^ größerer ß^tgfett, ba
fte fldj> bur$ jene Trennung befefttgt, verfeinert l>at? Söirb
ni<$t bann berfelbe Slamtf beginnen , ben man Jejt ver*
meiben will? — Do$ ber Geologe tröftet und: „3f* bie
Seit ba, fagt er, wo ein neue* große* $rinsip ft# *Ba$u
bre^en fott, bann wirb e$ ftdj> unwiberfle{>lt<$, Sittel burd>*
bringenb, glei<f> ber #tmofpf>Ärc, in ber wir leben, bur$
bie <9effflfd)aft verbreiten.'' SWtt btefer dtebendart glaubt
er und SBunber wie fd&fln abgefpetf* &u fcaben, benn fte ifl
bloße Lebensart, weil ber 33crfaffcr nie fo fü|n fein wirb
ju fagen: bie 3^t ift ba. <£r wirb un$ immer nur bit*
ten, wir mö$tcu bie 3«t abwarten, wo ft# bie @a(|>c
von felbfl ma^en würbe; unb über bem vielen ©arten
werben wir bie 3eit »ergeben. SBie? wenn wir nun be*
Raupten, baß je$t gerabe biefe 3eit ba fei? SBenn wir
meinen, baß jefct gerabe ein großes 9>rin$ip ftdf> 33a£n bre*
#cn fotte? Der Serfaffcr muß und ba$ entweber äuge*?
ben, unb bann fÄttt fein ganzer $orfc$lag über ben £aiu
fen. £)ber er giebt e* nity &u, unb bann fcätte er ja gar
ntd)t ju fyrecfjen gebraust. Denn bie (Defafcr, bie er bur#
feinen Sorfölag abwrnben wollte, wäre ja bann no<$ gav
ni#t ba. $ä£c er aber biefe ©efafcr nidfrt, fo verftönbt •
tr überhaupt nt$t$ von unferer 3*ft> unb er $ätte bann
lieber ganj unb gar fd^weigen fotten.
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I
47
& i|t wirflicjj fornifä $u fefjen, mit welker £arm*
loftgfeit unb Unbefangenheit jene Vermittler i^re SBtber*
fprüc^e »or unfern Slugen ausarten. „Die ftr^lid^en 3«-
jtttute, fagt unfer Geologe, werben bem Einfluß ber SBifc
fenfc^aft ntdjt wiberffcfjen ftfnnen." „£)e$£alb" fott betbe*
getrennt werben. %xo$ btefer Trennung aber serwa^rt er
ftd) bagegen, baß bie' Geologie jene praftifcfie ffiiffenf^aft
»erben fott, woburcf) nur bie Dt'ener ber före^e gebilbet
werben. 2lber, fragen wir ifw, wer foK benn nun auf jenen
8eminarten lehren , bie bo$ gerabe barum angelegt wer*
b.en, um prafttfdje ^trctyenbiener ju bilben? £0$ gewiß
nur Geologen, unb gwar fol#e, bie ft$ fo viel wie mög*
U$ uon aller 2öiffenf$aft. fern gehalten fcaben. Senn
man nun nur bann wa^aft lehren fann, nad&bem ttimt
eine 6a«e wiffenfc^aftlt* unb fritifö bur#forf$t $at, fo
werben gerabe jene tyeologtföen ©eminarle&rer , welche
Ji$ gegen äffe SöifFenf^aft unb #rittf »erwägen fol*
len, nur Se&rmafdfjinen, unb i&re ©dritter nur ?eroma*
feinen werben.
2)otf) genug von biefen abnormen iürfdjemungen §. 4.
einer übermäßigen Vermtttelung$fu<$t. Sir ffnb nun ©tyujj.
f>mlängltdf> uuterrid^et, wa$ e$ mit unfern Vermittlern
auf fid) ^at. 3ene Juste - milieu'* Wnnen fein Verölt*
niß fdfjarf «uffaffen. ©ie bringen immer alte 2ttaaße an
neue ©egenflänbe, unb neue fWaaße an alte ©adj>en.
üHi$t$ fönnen fic rein unb utwerfffljtyt betrauten; benn
bie <£onfequen$ nennen fte 2lu$artung, ba$ richtige t>tn*
fen nennen fte <£rtrem, baS flate @el>en nennen fte SBlinb*
j>ctt. (S$ ifl immer nur tyre eigene gur$t »or rttdfji<$t$*
lofer ßntföeibung, welc&e fic balb fcierfcin, balb borten
fd&wenft. @ie ftnb in einem ewigen Sange tegriffat,
unb man wirb et und ni$t »erbenfen , baß wir tjnen
baju aufgefptelt fcaben. 3n ber $$at, unfere gange 2lr*
beit beftonb barin, tynen bie bto$armonif$in SWelobien
*or$ufpiefot, bon weisen fte glauben, baß ffc ber gfrte
bettfengel felber mc£t melobifd^er »ortragen Wune.
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dritte* Äapttel
Dr. g> {jiltpp JWar £einefe.
-
§• *• „9D?ü Stauen fott «tan ftc£ ni<$t unteren &u fc^ergen."
W«ofortic f $ ttud ^ s^e^ifto^elc^ ift, ber und biefen Sflat^
<£$ ifl fd^on geftyrlic£, wenn mau eS nur mit <£iner grau
&u tyuu £at. £at man nun aber gar $»ei auf bem £alfe,
fo ijt ganj unb gar nic^t au^ubmmen. SBer ba beibe
befrtebigen unb bette überreden tmtt, baß er fte glei$ lieb
$abe, wirb feinen ©tauben bei tynen fmben. Denn bie
grauen ftnb gar $u $äflt$ ; fte rooUen immer unfer gan$e$
£er& fjaben; am bejlen ifl, wenn man bie eine gut Xfyüx
binau* tttrft unb ft<j> mit einer einigen begnügt.
Die 9tyilofo$te unb bie Religion ftnb jtoei fold^e
grauen. — Sffienn td> pei beliebte fwbe, dou benen bie
eine etwa Helena, bie anbere SWarie £ei£t, menn nun biefe
beiben Äinber äugerfl eiferfti$tig ftnb, unb ity roottte fte
bamit &ur Stolpe bringen, bag ify bie eine meine $elenifd>e
Sftarie, unb bie anbere meine marianifäe Helena nenne,
würben fte. mid^ nt$t mit 9te#t auslasen?
<5o giebt e$ au$ ©eierte, welche bie gtyilofo^ie unb
bie SReli&ion jufammen bei ft<$ beherbergen »ollen, tnbcm
fte bie ^itofopbte religiös unb bie fteltgton $iiofotf>if#
&u machen &erfu$en, t>bglei# beibe einanber aufliegen,
ftyrittmt«. 9>Mmli<j> fo: bie ^tyilofop&ie $at man oft genug at£eißtf$
genannt unb tyr hiermit einen Vorwurf ju ma^en ge*
glaubt, fflenn nun bie ^ilofopfcen biefen S3or»urf ntc^t
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49
von |t$ (Mutten, wa* »erflehen jte bemt untet einem
Sftheitfen?
gromme ©eettn haben ben Sltheiflen al* einen fol*
$en Unmengen aerfchrieen, baß ich nur &uerjt serjtchem
muß: ber Sltheifi ifl ein 2flenfch. <£r wirb geboren unb
er flirbt wie anbere SSKenfchen, er ißt, wenn er Stypetit
unb er trinft, wenn er Durfl ^at; ja wenn er 6$ulben
macht, fo Bejaht er fte tt>o|>l auch. 2to S&heiji ift allen
3uftfllen auSgefefct, wie -anbre Sflenfchen. (Sr fann gerab
gewathfen, er fann bueflieb fein; er lann ftch ba$ 33ein
brechen unb baägieber Wommen; er fann fchön, er fann
häßlich fein; unb wenn er recht viel Unglücf l^aben foll,
fann er ftch auch verheiraten. Der Sl^etfl ifl alfo ein
■ilflenfeh, tote anbre mehr; fann man eä ihm nun »erben*
fen, baß er ein ganzer SMenfch fein will? Unb baSijt
ba$ (Sinnige, was er Witt. Um ba$ aber ju fein, bebaup*
tet er, bürfe er feine Religion haben, ja mttjfe er bie 9te*
ligion befämpfen.
Die Religion |>at ttic|»t^ mit ben Dingen biefer Seit
ju Raffen; ber Sithetfi fennt nicht* als biefe SBelt unb
bie Vernunft biefer Söelt. Ueberfinnlicbe ©egenftönbe, eine
unnatürliche £)rbnung ber Dinge, welche ju begreifen bie
Vernunft be$ fWenfchen fchlecbterbingS gu febwach ijt, »eil
fte unvernünftig finb, ba$ jtnb bie ßbjefte religtöfer 8or*
fiettungen. <£in jenfettiger ©ott, ber bie üflcnföen nach
femer ©nabe leitet, ein ßrlflfer, ber bie fchwache fünbige
2flenfchhett au$ bem ©taube be$ Srbifchen erbebt, bie 35er*
gängltchfett unb MichtSnufcigfeit ber menfehlichen X$at unb
bie unbegriffene £errli#feit ber göttlichen Serfe: ba* ftnb
bie Dogmen, ohne welche feine Religion ift. Die ©$eüu
Griftes im irbifchen Seibe unb bie wahre ßriflenj be$
SWenfcben in einem Jenfeitigen Ceben, ba$ ftnb ©orjlettun*
gen, in benen ftch ber religiöfe 2flenf$ befeeligt.
Der «Ityeift ter tritt herein
Unb fcetoetfet euch, tat muff ni$t fo fein.
(Sx beweifet nämlich, baß ber SWenfch religio if, fo
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lange fein ©eifl noch unfrei, fo lange et noch nt$t in
jtch eins, er noch gefpalten tjt. Unb wie fönnte ihm bie*
fer ^Beweis fdwer fallen, ba ja bie <5d> wache, bie Unfrei*
Jett bie innere <Spolttttig be$ «Wengen 2>ogmen ber Sfte*
ligion ftnb?
<5r beweijl feine ^Behauptungen nicht etwa au$ ©ud^t
nach fBla$ph em ten, nein, au$ bem Söefen ber Religion
felber, welche* er $t begreifen fucht.
(Suer ©Ott, €uer Ghriftenthum, fagt er, exifHrt ja
nirgenb*, aU in eurer gläubigen ©efmnung. SCenbert alfo
(Jure ©efmnung, lernt (Such fühlen, lernt ben <Stol$, ber
bem 2Renf$en gekernt, unb 3h* »erbet balb ber Religion
abholb »erben. 3h r füt)lt (Such fchwach , 3h r glaubt ba*
her an ein jenfeitiged ©efen, ba$ (Such führe, tnbem 3h*
nicht bebenft, wie wenig wahrhafte menfehliche Kräftigung
barin liege, wenn 3h r nicht an (Such, fonbern an einen
©ott (Such galtet, wenn bie <5t«rfe ntc^t in (Such, fonbern
in einem jenfeitigen Söefen liegt. £>a$ ©effiht ber ©finb*
haftigfett übermannt (Such, gleich muß bn$ ganje 2Ren*
fchengefölecht mit ber (Srbfünbe behaftet fem, gleich gehört
eine übernatürliche (Sinwirfung baju, um (Such aus (Surer
Verworfenheit yt ergeben, währenb für ben ächten 97len*
f^en boch nur ein energtfcheS ©elbftbewußtfein baju gc*
|>ört, um ftch rein $u erhalten ober bie Schwäche *on ft<h
abzuwerfen. 3h* fönnt bie Slngft ber UiwoHfommenheit,
ber ewigen SÜbhängigfett nicht lo$ werben, 3h* &"h
unfrei, gefchlagen; biefe Söelt hier nennt 3h* nichtSnufctg,
ba* ?eben hier unwal;r unb ein Scheinleben, baher glaubt
3hr an einen ©Ott, in bem 3h* bermaleinft »oflfommen
werbet, 3h r glaubt an ein jenfeitigeS Sieben. 2)enn 3h*
feib noch nicht reif genug $u ber (Sinftcht, baß ber wahre
Sty ber Vernunft bie SWenfchheit ifl, baß jene Spaltung
^wifchen einem Dteffeit* unb 3enfeit$ nur hervorgegangen
ijt aus einer Spaltung in (Such felbft, bie (Such glauben
macht, baß 3h* t>urc^ euch felbft nie *u bem ©Uten ge*
Tangen ? (tonet.
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3&r bebenft ni<f>t, ba§ bie STntta^me eines fckttSna#
bem Zott unftttlfd> unb ein grevel gegen bie ©efefce ber
Statur ifl Unjtttlt$, weit jene Sfona&me uns le$rt, t)£e
<5a$en tiefer SEBelt als ni$% unnü& betrauten, weit
fte uns »er&inbert, irgend etwas um feiner fetbjl willen
31t t$un, für irgenb eine <5a$e wa^re ©egeiflerung ju
fügten: bemt ber ttnflerbli($fett$glÄubige Rubelt ja nie
um ber £anblung willen, bie er »errietet, nie, weil er
btefe $anblung felbfl für gut $Oft, fonbern er Rubelt aus
Mdfify auf ein SenfeitS, was er ft$ bur# feine Saaten
vetbient. 3$m ijl es ba$er au$ unmöglich, für bieS un*
fer einiges unb wahrhaftes Seben auf biefer unferer (Erbe
alle feine ärclfte anjufpaunen, unb mit energifetyer Söeget*
fterung biefe Seit jtls ben SQ3o^nft$ ber SBernunft, als ben
©<$auplafc unb bie SRutter feiner Saaten, ben gortfärttt
auf biefer 4EBelt als baS j)8#e 3iel beS £anbelnS &u be*
greifen. $er religiöfe 2Renfcj>, ber eS no# uicf>t gelernt
$at, ft(f> unb bie 2Kenfd#eit als bie wa|>re Verberge ber
©ernunft ju betrauten, ber ben natürlichen unb in ft$
vernünftigen Sauf ber $>inge ni$t &u begreifen vermag,
wirft bie Vernunft ganj aus ber SBelt hinaus, mac^t
ffe ju einem ^Privilegium etneS jenfeitigen Rottes, beffen
Xfyaten ber SWenfthenvernunft unbegreiflich, vor bem bie
Singe biefer 2Mt nichts ftnb. Der religiöfe SWenfö Ityt
burcf> ben verje^renben £auc£ einer Slbftraction , bie er
@ott nennt, bie Statur verweif en, ben ©eifl im freien Up
nen gluge erraffen.
$>er 8ltt)ei1t ge£t nun barauf aus, jene (Spaltung,
welche bie religi&fe SBorfleUung fc^afft, aufgeben, jiene
(Spaltung &wifd>en einem DieffeitS unb S^nfeitS, einem
fne$tif$en SRenfdjen unb einem fernen ©ott; er will ben
Wienern $u einem ©anjen, $u einem aus freier (Sin*
ft^t, aus wahrhaft pttltc^er ßrfenntnifi felbflbejlimmenbett
5plenf<f>en machen, ©$on infofern ifl er gegen bie Sfreli*
gton. dt fte|t h bem SBiberftoube, ben ber SReligtöfe lei*
jtet, nichts als ben SBÖtberflanb beS <5c£wa$en, ber bie
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©tSrfe für einen uttttatilriid[)en 3uflanb, be$ fiebrigen,
ber bie £flf>e für einen Abfall »on feiner 93eflimmung, be$
Unfreien, ber bie greift für ein Unrecht l>ält.
Der 2lt&eifl ifl 9tytlofo$, unb ber ^tlofo^ ifl Xtyeffi.
Der $tyeifl erfennt baS Söefen ber Religion, ba$ SBefen
beS religiöfen SöewußtfeinS, Weldas bie (Sr&eugnijfe feiner
<5c£wä$e, bte Dogmen feines ©laubenS für ßffenbarungm
£cüt, unb welkes feine eigenen (Srbic&tungen $u garten,
$u wirflid^en ©riflenjen ma$t. 3- 23- 23auer weifl na$,
baß bie Gelungen »on G^rtfluS feine wirflid&en S#at*
fadjen berieten, fonbern baß fte rein aus ber fc&ityfert*
föen fcbätigfeit beS c^riflüd^eit $3ewußtfeinS tyeroorgegan*
gen ftnb. Denno$ gehört eS gerabe $u bem SBefen biefeS
33ewußtfeinS, baS, was es felbfl erfl J4>afft, als wirfli$
gefd^ene Styatfad&e £tn$uflellen unb an bie £iflorifd)e gac*
rteität berfelben $u glauben. iWit anbern Sorten: eS ge*
}trt ju bem Söefen beS religiöfen 33ewußtfetnS, ft# nic&t
felbfl in feinem SBefen ju begreifen; benn wenn eS ft<£
^flnffe, fo würbe eS wtffen, baß eS atte Jene gacten, an
weld&e eS glaubt, erfl felbfl ma#t, eS würbe alfo ni#t
nte&r glauben, baS £eißt, eS würbe ntc^t me$r religiös
fein. Da$ 2Befen ber Religion ifl alfo ein boppelteS.
3u tf)rem wahren Söefen barf fte ft$ ni$t begreifen, weit
fte bann auf^ren würbe, Religion ju fein; fte fann alfo
nur als <5c£einwefen, als Unwefen erifliren.
3f>r wahres SBefen $u begreifen, baju ifl erfl ber
lofo^ , baju ifl ber 2ltj>etfl berufen. Slber inbem er fte
begreift, fo fann er ni$t meljr gläubig, ntcfjt meljr religio
fein; unb eS ifl' eine müßige grage, ob benn bie SQBerfe
ber atbeiflifäen, ber wiffenfc&aftlid^en föritif $riflii($ feien,
weil in biefer grage ein SBiberfpruc^ enthalten ifl. dnu
Weber i$ bin fritif$, unb bann bin i$ ni<$t religiös, ober
ity bin gläubig, unb bann barf ity nt$t fritiftren.
greili$, man fönnte fagen, baß ber flritifer, inbem
er baS ©efen beS CtyriflentyumS begreift, erfl re$t fyip
li$ ifl; aber babttr#, baß er es begreift, ge|t er über baS
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O^riflent^um $inau$, erfennt er feine Seftrtaltyeit,. ifl
er bafcer und^nflltd^.
<£$ tfl alfo erften* ein 2Biberftru<|>, wenn t$ frage,
ob He SRefultate ber freien Äritif mit bem d^rt{lentf»um
ttbereinjHmmen; ja e$ ift eine ßntwttrbigung t>cr SBiffen*
fd&aft, $u »erlangen, baß biefe ft<£ bem SRaaßftabe be$
Qfyxxftlifytn unterwerfen folle, ba fte ja gerabe berufen ift,
ba$ <5$rifUic£e ju meffen unb tyrer aufföfenben fBlafy un*
tmrt^an &u ma$en. $We 33ermittelung$»erfutlje müjfen $ier
f Reitern.
Unb ^weiten* fann son bem Gtyrifletttfmm, *on ber
Religion au* feine grage, weld&e bie 2öiffenfdj>aft betrifft,
Beantwortet »erben, weil, wie wir gefe^en £aben, ftcf» bie
Religion nat£ jwei (Seiten brefcen läßt, j[e nafytm man
tfjr Söefen erfennt ober an fte glaubt.,
$te grage if* alfo nur auf wf jfenfd&aftli^em ©eblete
&u beantworten. 2>a$ $eißt: nur in ber freien, unge^emm*
ten (Entwidmung ber 2öiffenfd^aft felber fann entfd&ieben
werben, ob etwa* wa$r ober ni$t, ob e3 anjuerfennen fei
ober ni$t.
Söenn nun alfo bie Regierung bei ben gafultäten §• 2-
anfragte, weites SSerl&ältniß S3runo 93auer$ jftttif ju bem 3m Weit
(g$riflent|>um £abe; wenn jugleid^ in biefer grage bie (£r* ^ ale * fr
Wartung lag, baß, im Satt ber wiffenföaftli^e <5tanb* m n
punf t Sauer* ni<f>t mit ben ©runbfäfcen be$ <£()rtffcnt$um3
übereinfHmme, ifwt bie greift ju lehren genommen wer*
ben müffe: fo mußten bie gafultäten, fobalb fte tyre wif*
fenfdfjaftlid&c (Stellung begriffen, jene grage son »orn $er*
ein abweifen, weil fte jwei in ft$ wrfcfrfebene Dinge un*
mittelbar aneinanber bringen wolle; fte mußten ft$ batyin
entfd&eiben, baß, wenn man jene grage fleUen wolle, fte
feiner Antwort bebürfe, bie Antwort unb bie Serbammung .
SBauerS »ielmetyr fogleid^ in ber grage liege, ßeine ga*
fttltfft f>at j?# aber bie bafcin erhoben, ba« *fte$t jener
grage gar ni$t anjuerf ernten; man $at ft$ bajer gan$
ccnfequent gegen Sauer entfätebeu, unb wer, o&ne ftcfj
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über ben (Stanbjmnft jener ftrage $u föwingen, bo$ nodj
für Sauer fpred&en wollte, mugte ftdj notfcwenbig in ffii*
b*rfyrü$e »erwitfeln, »eil er »ermitteln, weil er bie SBif*
fenfcjjaft al« <$riftlic$ unb ba« G^rifientymn al« wiffen*
f$aftli# tta^weffen wollte.
$e» $a« £ai £err 2Rar£etnefe »erfu$t*). $err SWar*
2Rar$efotfe. ^nefe mad^t barauf $lnforu(J>, al« Geologe $f>ilofop£ ju
fein. 511« 3tyilofopf> füllte er ft$ gebrungen für Sauer,
als Geologe gegen i&n ju fümmen. 2)a£er ijt fein @e*
parafootum au$ ni$t« Slnbere« al« ein ©emtfö »on
©rünben, bie tyefl« für, tyeil« gegen Sauer foret^en, ober
»felmefjr, genauer angefe^en, alle jufammen gegen Sauer
ftnb. 60 fagt £err 2Rar$einefe $uer|i, bie $rijttt$e tfir^e
£abe bie ffiiffenf^aft frei au« ft$ entlaffen, o&ne für ft#
unb tyre ewige 2Bal)r£eit irgenb etwa« $u befürchten. 3Me
$rf|iltc$e #tr$e fle|>e fejl, bur<$ ijnre innere göttliche Wlafyt
gefdjttfct, trof aHef Angriffe auf fte. tfeine «nfed^tung
£abe fit »ermo$t, »on tyren wefentli^en Se&ren unb *>on
ber ®0ttlidj>Wt ber Sibei etwa« nad^ulaffen. — 2öir wollen
$ier baoon abfegen, baß bie ßin&e ein Unrecht begangen
l;ätte, wenn ffe troft be« Sewuftfein«, bie Söa^eit )u
beftyen, bie Siffettf^aft au« ft$ entließ unb bem 3rrt|um
überlieferte. Sir wollen ni$t baran erinnern, baf man
nf<$i barau«, weil bie #tr$e bi«£er wiberjtanben $abe,
nun gleich fölteflen fönne, fte werbe fortan immer wiber*
fielen. Söir wollen nur ba« (Sine in biefen Se^auptun*
gen feftyalten, bafl £err 2Rar$einefe für bie SHMffenföaft,
ber $<r$e unb tyrem Ctyriftentyum gegenüber, bie Sretyeit
unb Unab^ffngfgfeit in 9fafpru$ nimmt Dann wfffen
wir aber ni$t, wa« wir ba$u fagen foHen, bafi£err *War*
tyintlt balb barauf Sruno Sauer« ©Triften eine »er*
*) (Stnlettung tn bie öffentlichen SBcrlcfutt^cn übet bie Sßebfttimuj
ber f)fflclfc^ett WiUMit in ber c$ri|Ht$en £f>eotoflie. «Re&ft einem
Se|)ftrah)ohtm über ©runo 33aucr$ Ärüif ber esangelifttjen ©efötcfjtr.
Son Dr. www SWarbfinefr. SBerlfn 1842.
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^errXtd^uttg beö ß^rtfient^umS nennt, unb fyterburd^ ttfyu
fertigen »id. 33e&auptete er ni$t fclbfl fur$ Dörfer, baß
bie tftrd&e »or Wütm bur# baS gegolten an ber Cefcre
beS G^riftentBumS unb an ber Unantaftbarfeit ber $ibel
tfcre @$riftlicBfeit bewahrt ]&abe? taflet nun ni$t Söruno
33auer bie 33fte( unb i£r Sfafejen aufs <5nergtfd?fie an?
£err 2ttar5>einefe muß alfo eine boppelte SBorfteifong son
bem B^Ben, was cBnftli$ fei. SöorauS Beweijt nun aber
£err 2Rar$einefe bie <2tyrfftlt$feit ©runo 33auerS? Seil
man baS Dogma »on bem „unleugbaren SlntBeii" beS
göttlid&en ©eifteS an ber Beigen ©<$rift fc$r weit faffett
Jönne. D ocf> i# meine, ©runo ©auer faßt biefeS Dogma
fe^r weit, wenn er jenen „unleugbaren Slnfyeil" gerabeju
läugnet äntittnt, fagt $txx Sföar&efaefe, litten »iele
^i^eologen, bie man ni$t un$riftli$ nenne, au$ f$on
bie ©ibel rn'ttftrt. SÖarum follte man nun ©auer ntd)t
$rifHt$ nennen? $lber £err 9War$einefe mußte Bebenfen,
bafj, wenn f$on anbere Geologen baS Unrecht, &u fritifc
ren, Begangen BaBen, bieS Unred&t ni^t 3fte$t wirb. Unb
bann, baß jene Geologen, neben tyrer ©lÄubtgfett, Bei*
läufig au$ fritiftren, baß aber ©auer nur Ärittfer unB
ungläubig ift.
Söir fe^en, baß £err SflarBeinefe Bei bem ißerfuc^e,
bte Siffenfc^aft als $riftlic£ ju d^arafteriftren, ft<$ in fef)r
ftarfe Söiberfprttd&e »erwidfelt £at. 2lBer ni$t Bio« baS,
£err 2Rar&etnefe £at au$ bie ffiiffenfd&aft $eraBgefe£t.
Denn er fte&t ©auerS unb anberer tfritifer „£wotj)efen"
»on bem Urfprunge ber 33iBel ttify an als Jworgegan*
gen aus wiffenf<$aftlic£em Drange im flrittter unb aus
einer notywenbtgen ßntwieflung in ber 2Beltgef$idjrte, fon*
bem als 2Biflfiirli$feitcu, als zufällige ßreigniffe, bie
ttiellei^t wieber 'mal bur$ einen j&ufaU »erfd&winben.
Unb warum foHte^errSflartyeinefe baS nicljt meinen, wenn
man ftefct, aus welken 3ufätfigfeiten er Sauers töririf er*
flffrt? Sruno 33auer fei gerei$t, fagt er, jia er $abe feine
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mfytt getrieben, um ju ertfKren. SWatt müjfe i^n als
einen „irrenben trüber" efcer bemitleiben als unterbrfldfen.
<5ol<$e Se&auptungen fann nur Semaub aufjteKen, ber
bie ff#te Sötfrbe ber SBiffenfäaft nify erfennt. tfann
fciefer ein größerer (Schimpf angetan werben, als wenn
man fte betmtletoet? können wtjfenfdjaftli^e Sftefultate
auf eine grimmigere 3öeife £erabgebrfieft werben, als wenn
man fte aus OTotf» unb (SmitfMt £eraorgel>en läßt? Unb
wenn Sruno Sauer »or Ottern bie <£rtflen$ im 2foge fcatte,
fo £ätte er nur fein orbinär ju fd&reiben brausen, unb
eine Scrforgung wäre i$m gewiß gewefett 3»m ©lücf
ifl eS nur #err 3ftarbeinefe unb ber Vermittler in i£m,
ber ft$ £ier irrt. Denn wir wiffen, baß ftd) Sruno Sauer
»tele 3abrc lang mit bem Eartnätfigften (Eifer ber Unter*
fu$ung ber Qwangelien Eingegeben, unb baß er feine $ri*
tif nf<$t aus iCaune unb nc$ etwas ^nberem nieberge*
f^rieben. Söir fcaben au$ fcfion im erften Kapitel gefe*
j)en, wie bie gef$i$tttc$e Gntwidfelung ber 2ötffenf$aft
felber auf bie Ärttif Sruno SauerS Eingearbeitet &at.
Da nun alfo £err SWar^einefe Sruno Sauer nifyt
»erjknben £at — benn baS Ser^ältniß beS freien 2ften*
fd)engetffcS $ur 2öiffenf$aft, &um G&rijlentyum, $ur Ärttif
iji i£m unbefannt— , fo ift fein ©eparatootum fltr Sauer
— gegen Sauer, unb eS war eine 9*ot£wenbigWt, baß
wir es jurürfwiefen.
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Sterte* Kapitel
Dr. £>. ® X XL p p C *).
^eilige SWarta ! SEBcntt ich ba$ »olljtönbigfle «Recht in 5- 1 -
$änben hätte, unb man hörte meine AuSeinanberfefrungen ^JSS^.
mit (Stummheit, mit (Stumpfheit an, ich fänbe nirgenbS
(Sitten, ber mir tt>iberfpräche, wie unglücffoh märe ich-
Söenn bann nun gar Semanb aufträte, mein Siedet $u
»erfechten, unb er brächte lauter &erfe$rte SMnge für mich
&u Sage, au$ jebem feiner ©orte ginge h*n>or, baß er
nicht mid^, nicht meine (Sache »erftefct, — bann »ürbe
ich boppelt unglütfltch fein.
Unfere Sftegterung $at nun freilich in ber 33auerf$ett
Angelegenheit ba$ groge ©Ittdf gehabt, bajj man it)r ener*
gif$ »iberfprach. Aber f!e hat auch zugleich ba$ Unglficf
gehabt, baj* man ihre (Sache mit feiner großen ©efehtefc
Itcftfeit führte.
£err ©nippe tft aufgetreten, um bie STOafSregeln ber
Stegterung nach allen (Seiten tyn &u »ertheibigen. £ber,
wenn e8 aud^ nicht »on »orn herein in feiner Abftcht lag,
bie Regierung, blo$ al$ folche, $u »ertreten, fo trifft er
feoch in all feinen Anflehten mit ber Regierung fo nmnber*
bar jufammen, bafj er e$ felbjl für nöt^tg gehalten $<it,
») Srutw Satter unb bie o!abemifdE>e 2c$rfrctycft. JBött Dr. JD-
8- ©ru^e. Berlin bei Ulbert 9tottcJ tt. (Eont*. 1842.
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feine ttttfttyftttgtgfett öott jebem ©nfluffe ju erflären unb
ft$ gegen baS Untergeben niebrtger SWotfoe &u »ernähren.
greili$ liegt in biefer 33erwat}rung eine boppelte 93e*
leibtgung ber Regierung. $>enn wenn bie Steuerung, n>ie
fte eS als SluSbruc! beS SBolfSwiüenS fletS foU, bie SBeiS*
jeit unb baS 3fced>t auf it)rer (Seite $at, fo fönnen es
niemals „ntebrige SKotioe" fein, wel$e weine Seber für
fte in ©ewegung fe&en.
Dann aber liegt fc$on fo beS £errn '©nippe Boraus
fejung, baß irgenb 3emanb glauben ftfnne, er $abe auf
Seranlaffung ber Regierung gefd&rieben, eine 3nffnuation,
welche bie lefctere mit aller Äraft t>on ftc$ abweifen foüte.
Denn wenn es watjr ifi, bajj eine Stegteruug eigentlich
immer baS Talent, bie 33ercbfamfett, bie tfenntnijj, ben
2Ba$r$eitS* unb 3fcec$tSfreunb auf ijrer (Seite fcaben, ba#
flty um fte, fo fte nur bie rechte ift, bie Wftigflen ©etfter
jtyaaren müffen, was würbe ber, welker £errn ©ruppe
für ein Serfyeug ber Regierung $ftlt, »on biefer lefcteren
Ratten müffen l Qx würbe glauben, bie Regierung ftnbe
in it)ren Maßregeln fo wenig Entlang, tag bie ßarfen
©eifler alle gegen fle feien, unb fte nur nocfi bei ber £a*
lentloftgfeit £filfe jinbe.
3u glauben, $err ©rupfe fcabe im £>ienfl ber 9te*
gierung gefd&rieben, ifl eine ©eleibigung für fte; nac$*
weifen, bajl £err ©ruppe bie @a$e ber Regierung nltyt
fltyrt, weil er ffe fälecfjt füfcrt, tfl ber glflnaenbfk ©efalle,
ben wir ber Regierung tyun Wnnen.
$)ajj #err ©ruppe aber jenes tl)ue, wollen wir be*
weifen. $>errn ©ruppe fejjlt bie £auptbebingung, um
über Angelegenheiten unferer Qtit $u fprec^en: er jtflt
»on bem Denfen nichts. Unb eS fet)lt it)m bie £aupt*
bebingung, um über Söauer tu fprecfcen: er $at Bauers
©Triften ni$t gelefen.
»flautet bm fprtcfct fowo^l feine SBerad^tung gegen ben
wtorfm. ©ebanfen unb gegen bie greitjeit beffelben aus, wie it)m
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au$ in JJolge beffen alle Gonfequenj beS Scnltn* ab*
ge$t. Unb jwar $ftlt er *om Deufen ntdjts, weil «tan ja
bo#, wie er fagt, immer mir „mettf^tt^" benfett Wime,
»eil er im ©ebanfen feine üftotywenbigf eit , fonbern nur
„fubjeftfoe SMttfür" ftnbet. Dalmer nennt er bie $$flofo*
p$en unferer 3*ft „9H>etf>oren unb <5opljijtat". — Sir
lernten nnn freiließ noefc feine anberen ©ebanfen als
„menfd>Uct)e", unb fo lange und £err ©nippe no# ntd)t
bie #unft beigebracht $at, reit ein flafabu &u benfen, fo
lange mag er und erlauben, menf$lt$ &u benfen. Unb
wenn Jeber „menf4>li$e ©ebanfe" falfd^ unb tt>iUf ürlicfi iji,
»arum bettft $err ©ruppe, warum f$rribt er feine $o<$*
betyeuernbeu SÖorte? Unb wenn er bie neuere 3>f>ilofop$ie
fttr fop$tfttf(l)e$ @pielwerf anfielt, warum Witt er und
ba* nehmen, warum giebt er fu$ fo große SERüfsc , es $u
befÄmpfen? »ber er weif re$t gut, baß wir feine bloßen
wortprunfenbe Styetoren ffob, baß wir e$ mit STHem, wa*
wir fagen, ernft meinen; unb wir wfffen eben fo gut, baß
bie ©ebanfen unferer 3tit bie Arbeiten *on 3a$r$unberten
umfajfen.
Stter e$ fte^t feft $err ©ruppe aera^tet ba$ menfdM
li$e Denfen; unb biefe 93era$tung $at ft$ an i£m felber
betraft; benn fein Sfcaifonnement Ift unlogif$, wa$ und
«ar werben wirb, wenn wir ba$ (Einseitie feiner ©c&rift
burc^ne^tnen.
3weiten$ : £err ©ruppe will über Sauer fpred&en, & bat Sauer«
unb er j>at feine ©Triften nid^t gelefen. J)er Ceweid ifi ©$riftrtt mdjt
lei$t. $err ©nippe fagt nürnlid^ (<5. 20.): „ba$ (gotf 8 eU f en *
berbarffc ift babei, baß ©auer ft$ felbft al* einen $ro*
Preten barflettt. @. 296 lefen wir bie emp$atif$e ©teile:
,,„#ebe bi$ weg bon mir, Geologe! benn e$ flehet ge*
Rieben: $ier ijl me$r al$ 3ona$, mefcr al$ ©alomo,
b. |. bie SRinfoiten $aben auf bie $rebfgt beS S^aS Suße
getrau, bie Königin be$ 2Rittag$ fam bon bem 6nbe ber
(Erbe, um bie ffiei$£ett ©alomo'S ju fctfren; 3$r aber £abt
meinen Sorten, mtinm Äeben feinen <3huUn geföenft,
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uttb benttod^ ftnb biefe Sorte ber 2Tu$brucf unb bte äfcu*.
feruttg einer $erfönli#feit, beren geifHger Umfang unenb*
lf$ ift, wäljnrenb 3onaS unb ©alomo no<$ befd&rfinfte
$erf0nli$feiten waren."" — 2luS btefer ©teile in SauerS
„Jfritif ber ©inoptifer" will alfo £err ©nippe f$lie§en,
bajj Sauer jtdj> felbft für einen Propheten erfläre. SEÖenn
wir nun aber ben iMäntmen^ang, in weitem Jene ©teile
ft$ fmbet, anfeben, fo wirb fl$ getgett A bafj £err ©nippe
fte entweber uwerantwortlid&er SBeife an« bem 3ufammen*
|>ange gerijfen, o£ne ftd§> weiter um biefen &u befttmmern,
ober baß er , wenn er fte in tyrem 3ufammen^ang las,
biefen ni$t »erftonb. Denn bap er i£n »erßanben unb
benno$ bie ©teile bewillig herausgenommen unb falfd)
gebeutet hat, trotten wir ni#t einmal annehmen. Sauer
fpricfct nämlich bort oon 3efu Verweigerung eines 3ei*
c^enS, unb wie 3efuS bem „bflfen unb e^ebre^erifd^en
@efd>lecht" (Tlatfy. <£. 12.), Weldas ein 3ei<hen »erlangt,
antwortet (©er* 39. 40.) : es werbe ihm fein anbereS 3ei*
$en gegeben werben, als baS beS SonaS, benn wie 3«^
naS in beS SBaUftfcheS Sauch brei £age unb brei dächte
gewefen, fo werbe er im ©choofSe ber <£rbe fein. 3*fuS
fagt bann weiter (SerS 41. 42.): „Die SWnfoiten werben
beim @eri$te auftreten mit biefem ©efd&lecht unb es »er*
bammen, weil fte Sufe traten auf bte$rebigt beS3onaS,
unb fiehe, f)ier ifl met)r als 3onaS. Die Königin
»om SRittag wirb auftreten beim @eri$t mit biefem ©e*
fdS>tecf)t unb eS »erbammen, weil fte »on ben <£nben ber
ßrbe fam, ©alomo'S SöeiShett au unb f<eje #
^ier ifl mehr als ©alomo." 3n jenen ©orten nun,
bie £err@ruppe fo weife citirt: „|>ebe Dich weg" u. f.w.
wenbet ftch Sauer gegen bie falfd&en ßrftörungen, burcfi
welche bie Geologen jenen äuSfpruch GtyrifH »erbret)t %<\*
ben; unb er, Sauer, fefct bie nötige Slrt auSeinanber, wie
man biefeSBorte im 2Runbe3efu »er^en mttjfe.— £atte
benn £err ©ruppe fo wenig ©chaam, bafS er feine eigene
gtüchhgf eit unb 2lnmafmng Säuern anbieten mufte?
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%xn alfo, wenn wir fefcen, wie gebattfenloe $err
©nippe in golge feiner SBerad&tung ber gtyitofopbie fpri^t,
»erben wir um fo efjer wijfen, ob wir tym aufiimmen fol*
Jen, ba wo er $auer fabelt, weit er bie 5>f>ilofo^ie für
berufen erflärt, bie Söibel *u föfifcen. Söenn nämli* bie
Geologen bur$ $re ßrflärung ben Sibeltert $iu unb fw
wenben, o£ne bie SMbelworte in tyrem richtigen 3ufam*
men&ange aufoufaffen, fo fomme, meint $3auer, bie Äritif,
um jenen 3ufammen$ang j>er$u(frtfen, unb bie 33ibel rein
aus ftt£ felber, rein au« bem religiöfen ©eijte unb tl&eolo*
giften «ewuftfein, in welkem fte getrieben warb, jube*
greifen. 2>te Geologen, fagt 33auer, „erwürgen ben
33u#aben", inbem fte i&m i|>re Slnftc^ten unb 9lbft(f>ten
aufbürben, ffe bringen tyr tyeologiföe« ©ewußtfein &u bem
ber SBibet; unb babei fann m$t« ©Ute« ^erauSfornmen.
£)te ^ritif befreit ben btblif$en $3u4>ftaben »on feiner
tyeologiföen Saft unb »on bem bombaftifd^en föram, mit
welkem tyu bie Geologen umpfer^t i&aben. £>b ber
23u#abe, na$ biefer Befreiung, no$ wertfc fei *u erijte
ren, iffc eine anbere grage, weld&e bie Äritif bann gleich
fall« Mt.
(Sine aweite $robe »on $errn ©ruppe 1 « ßenntniffen.
#err ©ruppe $at ft$ bie Aufgabe gejtetlt, dauern gegen*
Uber ben i&eologen <S$leiermad&er hervorheben. 2ttau
foUte bann alfo sorauäfefcen, baß £r. ©ruppe bie $>aupt*
werfe <5$leierma$er« gelefen $at. 9hm fagt £r. ©nippe
(@. 34.) : „2>ie Riffeln be* $aulu* unb $etru« tragen
alle ©puren ber Slut&enticität an ft$, welche unfere« 2Bifc
fen« no$ »on SRiemanbem in 3weifel gebogen worben."
SBenn au$ £errn ©ruppe'« $eologif$e« „Sßiffen" no$
fo gering tji, fo jtftte er, ber entyuftajhfd&e 2fo£&nger
©$Ieierma$er«, bo$ wiffen follen, baß <5$Ieierma$er
feiber in einer ©$rift über I. Xim. bie 8lut$enticität bie*
fe« ©riefe« in 3weif«t gebogen.
2ötr finben alfo: £err ©nippe ift Um Detrfen ab*
Hb, » 5^ ®Äuer« ©Triften ni#t »erjtonben, er $at
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@<$leierma$cr$ ^au^twerfe tttd^t getefett: flfouie man e$
uns ba Maxell, »enn »ir £errn Gruppe gan& fei (Seite
liefen, b« tym aUe Anlage fe$lt, um Sauer befpred^en ju
Wunen? Do$ »fr »ollen fo gut fein, unb £errn Gruppe
na$»effen, bap er Sauer S 2öa^ett nur SBorttrtyeil eui*
gegengeflettt unb in golge beffen »on Seite gu Seite
in 2öiberfprfic£e mwidtlt £at. Denn £err Gruppe ifi tm*
mer gut genug, um fei biefer Gelegenheit Sorurt&eile, bie
er mit fo manchem Anbeut tyeilt, $u »iberlegen.
Cr »elf 'tri*t, £err Gruppe fdjrflbert *uerf* bie ©abläge; er tnefot
»at &Wrci- (©.4.): „Die alabemifd^e Ce^rfä^tgfeit in ber tf>eologifd>en
$rit ift gafultÄt, nur biefe ifi e$, »eldje Sauer entzogen nwben."
$öelcf)e milbe SluSbrucfSweffe, »ie füfj, o »ie füfil »enn
nur ni$t ein Unjftm bat)inter fteefte! $err Gruppe f#eut
ft$ ja orbentlich, baö SBort Cehrfretyeft in ben 3Runb ju
nebmen; er fagt Cel^rf^igfeit, unb bebenft nicht, bag bie
gäljtgfeit $u lehren eine «Katurgabe if* unb »on einer fRt*
gierung »eber gegeben noch genommen »erben famt. Cr
meint alfo bie Cehrfretheit unb fogt „nur" biefe tjt Säuern
genommen, als ob er et»a kleines »äre, biefer Stritt
ber Regierung. Söoburch begrttnbet aber £err Gruppe
bie 9te$tmäfHg?eit biefeS Schrittes? <£r fagt Sauer fei
$rfoatbocent ge»efen, unb bie gafultäten Kütten baS Stecht
ber Slufft^t über ihre $rfoatboeenten. Deshalb habe auch
bie Senner gafultät mit »ollem 5Re<hte barauf antragen
Wnnen, dauern in ber »eitern Ausübung ber ftjrfreiheit
ju hinbern. — #err Gruppe bewetfl hiermit gar nt$t*.
Denn baS iji eben bie grage, ob eine gafultclt baS SRed^t
habe, über bie £ef>rfret£eit $u entfdpetben. #err Gruppe
«ber löft bie grage, inbem er fagt, bie gafultäten hätten
baS Recht ba&u, »eil ffe e$ Ratten; baS ifl gerabe fo, als
»enn i<h fagen »oUte: 3<h nehme Dir baS £eben, folg*
H$ |abe ich baS Recht ba$u.
UebrigenS ifi £errn Gruppe biefe Sehauptung noch
auf berfelben Seite $u flarf. 4x fagt, Sauer |afe felbft
feine S<hrift bem 3Rinijierium eingereicht, bfefeS alfo aus*
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brütflig veranlagt unb genögigt, nSJere ^enninifj von
ber tttgtung feiner Begebungen &u nehmen. ©. 17. fagt
#err ©nippe «og einmal, baji Bauer bürg bie „herauf
forbernbe" ©nreigung feiner ©grlft bem SRtnifiettam bie
G ntfgeibung gegen ibn „abgebrungen". £>ag $err ©ruppe
aber bat fagt, bafl er hiermit bie «Meinung hervorbringen
Witt, alt ob, wenn Bauer uigt angefangen, bat SRinifte*
rium gar nigt auf feine Begebungen geartet tyttte , biet
fhreitet gegen feine anberweitigen Behauptungen wonag
bie Regierung verpflichtet ifc «He wiffeufgaftligen Senbeu*
jen im Staate *u überwachen.
Bauer, fagt $err ©ruppe weiter, geht über ©trau?
in mannen fünften weit $inau*. Unb bog h*** «an
aug feine ©griften nigt »erboten. Denn et fei fehr »er*
fgteben, „ob man alt ©griffileUer ju SRftnnern ber 2Bif*
fenfgafi rebet, ober ob man alt Cehm ber afabemifgen
Sugenb gegenüberfleht". „«Rur" biefe lefctere ©teÄung )aU
bie «Regierung Bauern genommen; bemt bie auf ben Unt*
verfttäten flubirenbe 3ngenb fei noch nicht in bem «Älter,
um felbftftönbig urteilen $u Wunen; man bürfe ihr alfo
nicht ben Srrgum, man mfiffe ihr bie pure Wahrheit geben.
2)iet fgeint wirflig regt ehrtar, unb für jarte forgfame
(Slternherjen regt einleugtenb, ergreifenb. Slber $tuc
®ruppe foll unt erft beweifen ,' ba£ Bauer bat galfge
lehre ; er foll unt femer beweifen, ob ber ©taat baburg,
bafl er einen «ehrer einfefct ober abfegt, bie «ehre beifei*
ben beftötige ober wiberlege; er foll unt beweifen, ob bie
«Regierung, alt folge, über bie Wahrheit einer Cehre ab*
urgeileu bürfe, ober ob |tg nigt jiebe Söabrheit bürg ihre
eigene «Wagt unb baburg, baß man jte begehen lägt, *u
erhärten habe; er foll unt beweifen, ob bie Sugenb ba*
bürg, bafj man tyx bequeme Gompenbien in bie $anb
giebt, gebilbet, ober nigt vielmehr in ihren ©tubien jurtt*-
gehalten werbe. Sann et einen bilbenben ©nflufl $ritn,
wenn man bie ©ewiffen ber 3ugenb, bie erjl bat Cernen
lernen foll, abrfgtet, tyr bie von ber «Polizei anerfannfc
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Söa^eit aU unumfWßltd& unb uttantaftöat gtefrt, wenn
man i^r »on vorn herein bie Überzeugung ber eignen
„£ülflojtgf eit" beibringen mö^te? Siebet man tynen ein,
Hefen „fcülflofen" Ätnblein »on 20 Sauren, baß fte nid?t
urteilen fitanen, fo »erben fte überbauet ba$ Urzeiten
»erlernen. <Sie werben gute 2ttaf$inen fein, um ju regier
ren unb regiert ju werben, ober 2ttenf$en, 33ürger, wer«»
ben fte nid&t.
5rei(i<b möchte ffcf^ $err ©ruppe nun au$ wieber
ni$t gänjli$ »on ber 2Btj[enf$aft loSfagen. <£r meint
ba^er , bie neuere ^ttofo^te müffe erfl fein ru^ig unb
artig geworben fein; fte müffe erfi „aufgegoren" l&aben,
bann werbe etne „wof>lberat$ene (Staatsverwaltung" fc|>on
»on felber nad^elfen unb bie Sftefultate ber Siffenföaft
in bie Äird&e einführen. $3auer möge alfo fürs erfte nur
in ber „tyeologifc^en Literatur" etne Sftolle finelen. „Dort
mag ^auer feine (Steife behaupten, fte wirb ihm ni$t
ffteitig gemalt; bort ifl für tyn bie 2Wglic|>f eit einer gu*
ten SBirffamfeit no$ »or^anben." £err ©nippe merft
erfienS nid&t, baß er ft<$ mit biefem 3«g^anbnip wiber*
fprid&t. Denn wenn er 33auer vorder als einen Se&rer
be£ 3rrtbum$, als einen, ber giftige, »erberbltc^e SBebaup*
tungen aufgehellt £at, $arafterijtrt, wie fann er nun fa*
gen, baß biefer 3rrt|>um, bieS ©ift, bieS 3$erberben wieber
eine gute Sötrffamf eit £aben fönnen? Unb bann, wie in
aller Söelt fann ber <5taat bie Stefultale ber Sßiffenf^aft
in bie Geologie einführen, als wenn er fte frei gewähren
unb ungeflört tyren (SMwtcffungSgang »erfolgen lägt!
SBirb bie SBtffenfc&aft überhaupt einmal fertig, wäre e$
nid&t ein Unglücf für fte, wenn fte abgefc&lojfen würbe ?
Der ©taat müßte bafcer entweber einmal baS Unrecht be*
gelten, fte für abgefd&loffen unb fertig ju erflären — bo#
baS fann er sticht — ober er müßte fagen, ba bie ®iffen*
f<$afi no(ty ni$t abgesoffen fei, fo fei eS au$ no$ nify
Seit, fte in bie Äir#e einzuführen — bo$ baS barf er
ni$t — . €r muß alfo, er $at eine JflfdM, unb bie*
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SWüffen, tiefe $ffi*t befielt barin, baß er bie ffltffrnf^afk
in tyrer freien ßntwidflung unb üt tyrem &erfWrenben ©n*
fluß auf baS ©orurtfcetl ni#t $tnbert. > ; >r
$txt ©ruppe mö$te aber außerbem beweifen , baß
SBauer nity bloß feiner wiffenf$aftli$en Stiftung na#,
fonbern au$ feiner ftttlid&en (Stimmung wegen ni$t auf
Unfoerfttäten lehren bürfe. 33auer fei o$ne „ftttlt<$e §aU
Jung"; unb baS begrünbet £err ©nippe burc£ einige
(Stellen aus Bauers (Sd&riften, worin biefer über bie du
genfd&afien ber Geologen auf gebüljrenbe Söeife fpri$t.
(Solche ©teilen fönnen nie etwas beweifen, wenn man fte
außer i&rem 3ufammen$ange lieft. Senn S3runo SBauer
bie Srrfyümer ber Geologen bis ins etn$elnfte nad^weifc
wenn er tyre SBerbrejmngen, tyre fünften Söenbungen
bis in alle <S#lupfwinfel »erfolgt, unb wenn er bann am
<5nbe einer folgen SluSeinanberfefcung no# mit einem
Kraftworte fließt, fo ift es »ielleid^t nic&t ber 2Rü£e werty,
ben (Sieg über bie fru^tlofen Slnjlrengungen ber S$eolo*
gen bur# ein folcfjeS 33ictoriarufen ju betätigen, aber baS
3fce$t baju fann man ^Bauern ni$t abflreiten. Solgen
wir übrigens ben SluSeinauberfefcungen ^Bauers mit bem*
felben <£ifer, wie er fte anfiellt, beulen wir mit tym, ffim*
pfen wir mit i&m: unb jene Ausrufungen am <S#luß ber
Kritifen, jene Srudfer, jene Slccente werben »on felbfl un*
fern kippen entfahren, 33auer wirb fte uns aus ber (Seele
j>re<$en; wir werben wenigffenS ni$ts AufaUenbeS me&r
in tynen ftnben. — £err ©ruppe j)ätte alfo gewiß
Slnflanb nehmen follen, bie öegeiflerung für bie
SBa^r&eit, ben <£ifer für bie gefunbe freie SBer*
nunft, bie G^aracterifUf unb 3lufbecTung beS
SrrtfjumS unfittlid^ $u nennen.
Aber £crr ©ruppe erfcppft ft$ no# in ben fpaßfcaf*
teflen Krümmungen unb Sßinbungen. (Er will alles grü*
$ere aurücf nehmen; er Witt gar nicfct me&r behaupten, baß
bte gaf ultäten, »erptftge tyreS SluffttySrec^eS, gegen 33runo
S3auer fo »erfahren burften, wie fte »erfuhren; er will
5
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tti$t tttc^t baran benfen, bag »ntno ©auer bcr Siegferung
fetbji eine (gntföeibung abgebrungen, unb bafj bicf^ alfo
au$ mit fted&t dauern entfefct £abe; er borgt Jefct bei
£erm ftfüw fWar^cinefe unb fagt, wie biefer, Sauer
£abe au« freien etütfen feinem (tyarafter al* Geologe
mtfagt.
3fl ba* nun wa|r?
5> 3 - $a« ©efen ber Geologie beftefrt na$ ber 2fof?<$t ber
*A eoto ' neuem JMtR barin, ff $ felbfl aufjulöfen, barin, baf
fie, bie ftd) nur tnit einer untergeorbneten ©timmung be*
5Wenf<$engeifte« beföäfh'gt, bie« na^weife unb fo fid> fet^
ber aufhefte. 2Öcnn ft$ alfo bie 3$eotogte fetber be*
greift, wenn fte bie ^rätenfton aufgiebt, ba« $ty$t jtt
fein, fo ifl bie« begreifen tyre eigene $emtc|tung. |>ier*
au« folgt, ba£ biejenigen Geologen, wel$e auf bie Stuf*
Hebung i&rer eigenen $Öiffenf$aft Anarbeiten, bie einzig
wahren Geologen fmb. $er frttifäe Geologe befdftfftigt
fty mit ben 9tyänomenen ber Religion, mit bem »ttd^fl«^
ben, weisen ba« reltgtöfe $3ewu£tfein niebergeftyrieben.
<£r unterfudjt biefen, mcf»t in bem fallen Sefheben, tyn
mit etwa« tym Sremben, etwa mit ber eignen Sfoft^t ober
mit ber $$ttofo#te in Ueberemjlimmung ju bringen; fon*
bem er Vftt ben 33u#aben »otljtönbig ju feinem «flehte
fommen; er frägt, weld^er Stimmung, welker reltgiöfen
$nff($t er fein @ntftef)en wtbanfe; unb na^bem er biefe
grage beantwortet, weifl er na$, bafi ber $uc$ftobe, ge*
rabe Jener (Sutmung wegen t>erg8ngft$ fei. Gr weijl
na#, baß er feinen rein menfd)l«|>en, feinen gan$ »er*
Künftigen tttfprung |>abe, unb bafl er gerabe, weit er ni$t
für reine« SMmföenwevf angeben wirb, untergeben wfiffe.
<£« ijt wa£r, ber »otlf ommene Styeotoge liegt, weil
et bie Geologie erfannt £at, in ewigem (Streite mit tyr.
flber e« fft au$ eben fo Aar, baf* nur ber 5?ampf gegen
bie 2#*ologfc, weldje an unb für felbf* etwa« fein
will, nirr ber 5?ampf gegen ffe, wet$e alle menfältdje
Wetten, bie »wwnft, ben SBerjtanb, ba« freie <Se(bjibe*
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wuftfeüt unterjochen Wtff, t>ctt bottfonttttenett Jtyeologen
atämty. T)itt ift wenigflen* Sauer* Stuftet <Sx glaubt
no$ fo lange wirflic$er Geologe ya fein , als er gegen
bie Geologie Wmpfit, unb bie SBorurt&etle , mit welchen
fi$ biefelbe serpafltfabirt £at, auszurotten trautet. Unb
er würbe nur bann aufhören e$ ju fem, 'wenn «3 ifrm
gelungen »fite, jene 33orurtf>cile gänzlich ju belegen unb
bie $$eologte ber Sergänglt^fett gänalidji anheimzugeben.
Rauptet 3ht bafcer, Sauer fei fein fc&eologe mehr, fo
fagt 3f>t ibm bie größte ©4>inei$etei. Sauer aber will
ftc^ mcfjt felber fehmetdjeln.
#trr ©ruppe ^at eine ^afjton für ben ©iberfprwh;
nur foüte er feine Cetbenfd^aft nicht fo auf offener ©träfe
beliebigen. Gr, ber furj vorher gefagt $at, ba$ bie dU
ntgfett unb Ginförmigfeit für eine tyeologtfäe gafultät
$rten$bebürfitt# fei, er, ber furj vorher denjenigen nicht
wefr einen Geologen nennen wollte, ber im <3($oof}e
biefer 2Bijfenf«j>aft einen ^igen £ampf erregt }at, er,
£err Gruppe, gefleht balb barauf, baß ba$ evangeKfche
23efenntni§ fleh ^eutjutage in einer Grifte befmbe. <£r ge*
ftt% bag ber ^arafter ber heutigen Geologie ber ftampf
fei, au« bem ba$ fNeue, ©efunbe hervorgehen folfc: ba§
ba$ Sötrf ber Deformation noch nicht gesoffen fei.
Söenn ba$ mm wahr if*, unb wenn eben fo wahr ifc
ba& bie theologif^en SafuttcUen föeprctfentantm be$ fytt*
logij^en ®et|*e$ tyrer 3«'t feto mfijfen, wie fann £err
©ruppe folgeret benfen, wenn er jene Grifte, jenen ©treit
vw ben gafultöten fem galten will.
' 2öir mtffen £emt ©ruppe freiließ biefen Sßiberfpruch
verleihen, »eil er felbfl nicht* als ein 3öibcrfpru#r
!Denn auf t*r «nw ©eite h«t er fo vi*l Slngft vor bem
Kampfe, unfc auf ber anbern ©eite lft# er ft<h mft Sauer
in einen Äampf ete. <£r füllte ftch $u £aufe fo befrag*
lieh, warum verlief er ben warmen $eerb, warum fiür$te
er fleh auf ben tfampfplafr? — #err ©wippe, ich *h ue
3frä«t etom großen ©efallen, ittbem ich Sjfntn'.mty
5*
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weife, baß Sit feine Stoffen jum ©freigaben unb baß
e* für ©ie am ftcfierflen ijl, fty in bie »e&äbigfeit beö
@roßt>aterflu$l$ surfid^u^e^en.
2ßfo: ba$ »angelt j$)e 33efenntntß beftnbet fic^ £eutt*
ge$ £age$ in einer Grifts: etwas 9ieue$ wirb ficf> gejtol*
ten. 9tor fofl e$ um ©otte$ unb um £erro ©nippe'*
willen ni#t $$auer fem , ber bieS Sfteue in$ Ceben «tf*.
„SÖotin nun eigentlich ba$ «Neue befiele, ba$ 33auer bringt,
SBas Sauer* ba$ fei nic$t fo leidet ju fagen. (Eigentlich J>abe 33auet
Stm WtM nur $fojt(^ten ber Geologen SBilfe, @$leierma#er,
nnflt ©trauß aufgenommen unb etwas »erallgemeinert." 3it
ber 2$at, fagt £err ©ruppe, ^Bauers IBud^ mac^t auf
mt$ ben ßinbruef, baß ber Serfaffer flc^ foltert, etwas &u
meinen, baS it)m bodj> ni$t gelingen will, nämlich in al*
ler (gtle eine neue Anficht &u Sage $u förbern.
mf ben erjten Slnblicf ftei)t man gar nu$t, wa* für
eine g&tltd&e Äomöbie in btefen ©orten enthalten tfl; baß
jtcf> nämlich £err ©ruppe bie entfefclich ergöfcliche Sttühe
giebt, fich felbft auftupfen. 2)aS Jorntte freiließ £erm
©ruppe nicht fchwer werben; benn et ifl balb fo $ucferig,
fcafo fo faljig, baß e$ wunberbar wäre, wenn nicht bte
unentlt^e gaffe »on Söajfer, mit ber er ftd^ im Uebrigen
überfchwemmt, ihn in SRühtS auftöfen follte. SBir haben
nun Vichts &u tyun, als biefen SSernichtungSproaeß', in
ben ftch £err ©ruppe feegtebt, gan$ ruhig mit ansehen.
<&rftenS: 33auer bringt nichts SfteueS. 2foer, mein
33efler, baS müßte in 3h*en klugen boch ein großes 23er*
bienfi fein, ein SBerbienft, baS ^Bauern f$on fät)ig machte,
pxm ^rofeffor beförbert $u werben, £aben @ie nid^t
felber eine fo große üntöpafyit gegen baS SReue? Unb
nun wollen Sie ^Bauern ein Verbrechen barauS machen,
baß er fein neue« S>rinjtp aufgehellt habe? Sauer müßte
jia 3h«* fonfKgen Meinung nach ein ehrenwerter SRann
fein, wenn er nur baS $llte aufgewärmt hätte. Wlüfocn <&it
W ^^t gu tym, al« ju S^re^gleit^en ^ingejogen füllen ?
5lber fo mfld^t 3^ 3^t Herren, ©egen ba$ ßine
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rebet 3$*, t»etl e$ nid&t ölt fet, weil ein öltet Stttyum
e$ nity ^eilige; gegen bö$ Untere, weil e$ ölt fei. Unb
bö$ f ommt bo^et, weil 3!>t felbft nid&t , wißt, wö$ ölt,
wö$ neu ifl 5)öS einzig Utölte, Utbete<f>tigte ift bie
33etnunft.
Unb nun &weften$: wo$et foU 35öuet feine ölte 8ftt*
ftd&t £öben? SBon ©(ftfeietmö^et, *on ©ttöujj. Söte?
Sßcn ©d&Ieietmöd&et? 2Rein lieber, <5ie bebenfen ntd^f,
böß @ie geröbe biefen Geologen in <3$ufc nehmen woU*
ten gegen bie Snffawtrton, öl$ |>öbe er $u bet neuem Stxu
tif 5lnlöß gegeben! Slbet 3&t @<$leietmödj>et tfl 3$nen
fo lieb, böß ttid^tö Styeologifd&e*, nichts 2fatit$eologtfc|>e3
auß et i$m erifHten fotf. SBeitet, von ©ttöuß £öt Söttet
fein $tin$ip entlehnt? $ett ©nippe, Bit Jöben fein ®e*
bficfjtnißl ©onfi müßten ©ie wiffen, böß @ie einigelet*
ten »otfcet etfWti fcöben, SBöuet fei »tel totittt gegangen
öW @ttöttf .
2>ttoen$: 33auet*»U($i ma$i öuf Bit ben CKnbtudP,
böß bet Setföffet flty foltett, in aller (Eile eine neue Sin*
ftd^t &u £age )u bringen, was i$m bo$ nic$t gelingt. Sluf
Sie! 2Bö$ liegt batan? ©e wiffen bo$ no$, baß <3ie
33öuet$ 38ud> gan^ otyne öUe Sfofmerffamfeit gelefen $aben.
©onfl öbet ift 3$te 2toft$t son bem wiffenf$aftli<|en
©tteben eines SWanneS alftu — nennen (Bit es, wie Bit
wollen. S#un (Sie mit ben ©eföllen unb ntnntn Bit bie
$lnftdf)t, baß ein wiffenfcJwftlicfjeS 9>tin$> öuS putet ©fan*-
balfud^t f>et&otge$e, ebel, gewiffentyaft, männiidfr u. f. w.;
nennen Bit fte fo; benn wit wiffen ja, baß ©ie ftetS im
SBibetfotutfc mit bet 2Ba|t£ett ftnb, jia baß Bit e$ lieben,
ft$ fclbfl jtt wibetfpted&en.
Du liebet Gimmel, wenn ein Äritifer fid^ 3a$te lang
bötttit beföäftigt, gewiffe ©Stiften intern Sfcataftet, intern
Söefen nad& ju erfotfd&en, unb bie ftefultate feinet got*
föung bem JMMtfum mitzuteilen, bann nennen Bit baS
(Eitelfeit, ©elbßfoltetung. ©olc$e SWeinung etwtoft fein
gutes Sotuttyetf für Bit, unb für 3$re Hd&tung für. bie
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2Btffettf#affc überhaupt. Unb wenn (Sie Sauer für fo un*
fobeutenb galten, fo tfl »irber bie einige golgc, t>a$ (Sie
jt$ unb baß (Sie bie Regierung »ibcrlegeit.
©idj> felbft; benn warum sieben (Sie bann gegen Sauer
$u gelbe? $te Regierung; benn 3f>re Söorte führen $u
ber golgerung: 2öenn Sauer nid&töSfceue« vortrug, warum
$at ft# bte Regierung gegen i£n gewanbt, ba er ft<£ bocf>
in leiner ^inftc^t von ben Geologen unterbiet? Senn
Sauer unbebeutenb war, weftyalb j>at t$n bie Regierung
erjl bur# i£r (gfofd&reiten gegen tyn bebeutenb gemalt?
$a« ift eine fd&led&te a^ltif, bie juerfl fcanbelt unb bann
fagt: tcf> brauste ba« gar nt$t (Sine fold^e StafHf fefct
ntdtf ben, gegen welken fte eingefdjjritten, fte fefct ft$ fei*
ber Ijerab.
£err <3x\xp$t tyut alfo ber Regierung gar feinen ©e*
fallen, wenn er i£r na<$weifen mö^te, ba§ tf>r (Stritt in
Se^ug auf Sauer gan$ unnötig war. <£x erzeugt £ier*
bur# einen 3tt)etfeX an ber Umfltyt ber Regierung.
$0$, $anf ber tfritif Sruno Sauer«; fte ijt webet
unbebeutenb no# au« diUlhit hervorgegangen, no$ f»at
fie ni$tö Weue« gebracht. Sielme£r ftnb tyre SRefultate
ade neu, unb bid auf i^n nie auagcfprodjen. 2Rit biefer
ßntfd&iebenl&eit ift e« nodf> nie bur$gefüf)tt, baf bie (Svatu
gelien rein f$riftflelleri|d>e 9>robufte ftnb , baß tf>te Se*
richte t&eil« au« ben Sfofd&auungen ber ©emeinbe,
fytil* fogar nur au« Kompilationen ber heiligen @(£rift*
geller hervorgegangen. Wlit foldjjer Klarheit ift no# nie
»ad^gewiefen, baß bie Sorflettungen vom 2Reffta« rein unb
allein in bemSewußtfein ber®emeinbe iJreSaft« unb ty*
ren <£ntftej)ung«grunb haben. greili# war Sauer«
Jeit feine anbere, al« au« bem Söefen, au« bem Segrtff
be« dhriflent^um« $erau« bie (Sntjtehung ber övangelien
$u erfldren. Slber eben barum mußte gerabe hierbei feine
3)erföntf$feit ganj unb gar jurttdf treten, mußte er gerabe
am wenden bie 9>etn eitler ©(hriftfleller füllen, weld^e
aUein in ihrem <£goi«mu« ben Stapel jur gorfdfrung fmben.
71
, »auer fann fagen, baf er *uerft bur$ feint Äritif
ba« SBerflänbnip beröibel eröffnet unb bie reltgiöfen S5ot*
ftetfungen be« ®&rifteut|mm« beutli* gemalt f>at. grei*
lief) nennt £err ©nippe biefen 2lft ber ^«ofo^ie, bur$
welken fle ba« <J$riflent$um erfemtt, einen unrebitc^en,
aber ba« fann er nur bei feiner blinben Vorliebe für ba«
23eftefcenbe, welche ifcm einrebet, baf* ba« ßrfennen nur bap
ba fei, um etwa« in feiner ©eltung flehen $u Iaffen. Stein,
ba« (Srf ernten i(t aufltöfenber Statur, Sitte«, wa« e« al«
befäräuft na^weifc Sittel wa« jt$ troft feiner $3ef$ränft*
$eit auf ben 2#ron ergeben will, jtürjt e«, inbem e« uxt*
feine Statur beutlidfr ma§t.
Sbti biefer feiner ttuwfffen&eit über ba« Söcfett ber
$$ilofop$fe fann es und auej» nic$t wunbern, wenn $ert
©ruppe &ule$t erflärt, e« fei 3#or$eit, an bie ©teile ber
Steltgion bie ^ilofop^ie fefcen pi wollen.
Da« ifl eine »on ben ^Behauptungen, welche $ert
©ruppe au« ber Cup greift, o$ne' $u wijfen, wa« er bamit
faßt, <£« fommt £errn ©nippe immer nur auf ba« ©e*
ben an, j[a er wäre au$ mit ber $$ilcfop|>ic aufrieben,
fall« fte tym etwa« gäbe. greili$ wäre e«St$or$eit aon
un«, wenn mir bem #olfe mit ber ?tyilofopf>ie etwa« ge*
ben wollten. 2öir, bie wir barauf au«ge$en, aHe@$ran*
fen auftu&eben, würben ja bie $$ilofop$te au$ bogma*
tifö, b. ju einer <5$ranfe machen müffen. Die Itytlo*
fo^ie foH gar ni$t« geben , fte foH nur befreien. Wlit
tyrer $ülfe wollen wir nur ben 3Benf<$en au« bem 3u*
ftanbe, wo er no$ n($t gana «Wenfö $u fein wagt, $ü
btr $5$e ergeben, welche i^n allein &u feiner äSefKmmung
gelangen Iaffen fann. Äeine p$ilofopbif$en Dogmen,
feine wiffenf^aftti^en Cefyrfäfce, feine ©pefulattonen wollen
wir bem 35olfe aufbttrben; wir wollen nur sermütelft ber
$f>ilofop$ie ba« fcerraln gewinnen, auf bem wir felbfc
flftnbig Rubeln, weil wir un« felbf* füllen, unb »on al*
len «uferen ©djnranfen frei fmb. SBottt 3&r ben freien
SWenfcftfu einen $$ilofop£en nennen — immerhin! ?lber
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»enn bie gret^ctt au<$ ba$ ^>5<$»fle ifl, »ad ber SKcnfd>
crreid&en fann — benn bie gretyeit tft fem Siefen — fo
ifl fte bocf> ni$t ein (Clement # tit »el$em er ru^ig unb
behäbig leben fann; vielmehr ift fte e$, »eld&e tyn ewig
anftocl>elt, aufregt, unb n>el4>c i&m erji bie ©elegen^ett
$ur frönen »a&r^aft menfd&lic&en 2#at giebt. $)ann fin*
bet fcer fflmfä fein ©Xücf in ber 23e»egung, fein Unglütf
in ber Sfatye. £>ann ift er aber au$ mef>r *&l$ ber blofe
9tytlofo$.
3$r »ollt ba$ S3olf abf^redfen, inbem 3$r fagt, bie
9Pofo$le fei etwas ungeheuer ©c$»ere$, epefulati*
»e$, £>bftrufe$. (Sie ift nur ferner, fo lange fte gegen
ba$ SSorurtfcetl fftmpfen muß. $>at fte aber ben (Sieg er*
rrotgen , fo iß eine fol$e Steläumbung ber $$ilofop$ie
gerabe baffelbe, al$ »enn3$t fagen wolltet: (£$ ifl et»a$
ungeheuer ©d&ttere*, SlbflrufeS, @pefulatfoe$, ein SWenfdjj
ju fein.
<E$ fann Säuern nur lieb fein, wenn me$r foldper
33ü$er, »ie ba$ ©rttppe'fd&e, gegen i&n getrieben »er*
ben. Cr fann mit Martin Sutyer fagen:
„gtir mi# $»ar $u reben, fcab i# fej)r gerne, baß
folcfyer 2lrt 33ü$er »iber mf$ getrieben »erben, benn <$
mir titelt allein im £er$en, fonbern aue£- in ber Änie*
fe&le unb gerfett fanft, »enn i<$ merfe, baß bur$ mi<|>
armen, elenben attenfd&en bte {jtJHtföen unb »eltlic$en gttr*
flen alfo erbittert unb unfmnig gemacht »erben, baß fte
für 33o$$eit ft# ^ureigen unb auberften »ollen; unb i$
bieweil la$e ber Teufel unb feiner <5$uppen in tyrem
großen 3om, $lerren,unb %tmn, bamit fte bo$ ni$t$
ausrichten, o£ne baß fte tyre <5a$e tägltd) ärger unb
meine <Sa$e ftfrbern unb beffer machen. Unb »enn fte
es fönnten leiben unb »erflehen, »oUt» i$ tynen bafür ge*
ban^t £aben unb litttn, bafl fte o&n* Unterlag fold&e $tt*
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d)er ttnbet mify fd&nefcen, foI$ Serten unb gierten trie*
tat, fampt allen Teufeln in ber Sötten, 2ßte fönttf td>
jte Keffer plagen? $enn b<won werbe td> jung unb frtfdk
jtorf unb frö£lt$. 2)enn fol$e $tt<$er alle, Nenn berfel*
Ben no$ fo stel £aufenb ttären, ftnb fte bo$ let^tltdj $u
manmoxtttt mit einem Sflftlrin, ba$ $etjjet: Teufel
Du lettßefU"
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»uttfte* SapiUL
Das Watytft brt SWinersa. *)
gnnere sr«f- ©i* ptoteflanttfd^e Geologie arbeitet jefct na$ jwei Sei*
ibfuttgber i>ro- tcit $tn an tyrer eigenen Sluflöfung, tnbem fte ben @4>efn,
tfftonHföftt i n tottytm fie Mfyev erifiirte, $ur 2Öa£rlMt $u machen
spießte, fud^t. Die @adj>e ift nämlidfr biefe:
Die ^roteflantifd^e Geologie beftonb »on je $er
rem Söefen na^> barin, ba$ burefc ben ©lauben Ueberlie*
ferte, für unantaftbar Aufgerufene unb bie SBiffenfd&aft,
ben begretfenben ÜWenfdfiengeifl jufammenjubringen. ©dfjon
im erften Äapitel $abe tdj gefagt, baß ber ?)roteflanti$*
ittuä nur bie l^albe gretyeit fei. Denn er erfannte jroar
ba$ 9te$t be$ SUtenföen an, Begreifen, loijfenfd&aftlidji
$u erfennen; aber er wagte nofy ni$t fo weit fortzugeben,
bie« ffttty als ba$ einige, ba$ oberfte Sfce^t be$ 2Ren*
fdjen au$$ufpree|>ett, sor bem ft$ SltfeS, ©laube, SCrabition
u. f. to. beugen $aben. SNein, ber 3>roteftonti$mu$
wujite ni$t$ von biefer unbebingt freien, ungebunbenett
¥ ) „Beitrag $ur SBerftanbigung über 93egriff unb SBefen, Sftoty-
tüenbtflfett unb <S$ranfen ber ttyeologiföen Setyrfretyett 3DW SBejfe*
f>utig auf ben Brutto 93auerf$en gaU." %nt Wlinwoa. (Sin Jour-
nal (ifforiftyeit unb polfttftyen SttfcalW »on Dr. grirferfty 33ratt.
Wai 1842. £. 312-358.
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ßrfenntntß; er gab tyr steintest ritten ©egenftonb, ben
fte flehen taffen müffe, ben fte $ö#en$ belügen bflrfe;
anb btefer ©egenflanb war ber bibltföe Glaube.
2)te yroteflantifc^e Geologie $atte alfo bi$ $>ato nur
eine Sc^einerifienj, mit anbern SBorten, t^r Söefen war
tiifyt als ein Söiberfimtilj, ber fte $ur Sfopfutig treiben
muffte, fobalb jener S$ein in feiner {Jansen ©efpenfta^afc
ttgfett begriffen würbe. Die proteftontif<|e Geologie war
nur fd&einbare ©iffenfd&aft, »eil fte ba$ ©iffen bur# ben
©tauben $emmeu, befdjränfen wollte, unb fte war nur
föeinbarer ©laube, »eil ffe ben ©lauben bur$ ba£ SÖtffen
beftötigen wollte. Surbe biefer 2öiberfi>ru$ gefüllt, fo
mußten bie beiben fetnblicljett Seiten, wel<f>e bisher auf
unwahre, $eologif$e Söeife neben einanber befknben $at*
ten, auäeinanber ge^en.
Unb jwar fo: ba* ©iffen mußte, al* tfrtttf, ft#
gärtjlid^ befreien, mußte ben entwürbigenben Snftanb ber
£alb$eft unb ©ehmben^ett serlaffen, mußte tyr burcf> ben
$rotejlantt*mu$ nur f$efobar anerfannie* ffitfy ju einer
Söa^ett machen.
9to$ biefer Seite würbe bie Geologie jur ©iffenfäaft.
9fof ber anbern Seite mußte ber ©laube, ba er nun
allein ftanb, erklären, er fönne au$ allein fertig werben;
er bebürfe ber SBiffenföaft ni$i, er fei mächtig unb ftarf
genug, um für f$ $u erifKren. <gx mußte fi$ glel^fall*
von ber ©iffenf^aft loSfagen; unb nic$t blo* bae: bae*
in feiner SBefc&affen&eit liegt, Wk$ be£errf<$en )tt wollen,
fo mußte er bie 8öiffenfd>aft/ bie ft$ t>on tym emanctyirt
$atte, »erbammen.
SRa$ biefer Seite fdfrlug alfo bie Geologie &ur soll*
fornmenen Unfreiheit um, fte würbe Äat&oKciSmu*.
SRun frägt eS fi$ aber, wel^e Seite hierbei &u fur&
gefommen, wel$e Seite gefftfcrbet ift, inbem ffcf) baS ©ff*
fen *om ©lauben, ba$ ©lauben »om Söiffen trennte,
kommen mußte e$ ba^in, aber wa$ ift bie golge? $lö
ber 3>roteftanti*mu$ in ber Seit mfm, war er
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ein ©ebürfmß betr SWenfd^eft. £>ie SRenf($eit Befrttbfgte
fö'ittyt mefcr mit bem Mögen SrabittonSglauben, fte
wolfte felbfttyfftig unb fcn>Pfiänbtg beim ©lauben fein, unb
$ierauS entjtonb jene proteftotttif#*t$eologif(f>e ^Bereinigung
»Ott ©lauben unb SBiffen. £>aS S3ebürfntß einet folgen
«Bereinigung Bewies baß bem reinen ©lauften, als folgen,
ber ©tab gebrochen war. 33ei fortfd&reitenber 33ilbung,
bei immer me$r wat^fenbem (Selbftbewußtfein mußte baS
Sötjfen immer ftörfer werben, immer me$r ft$ in feiner .
<3owerainitöt füllen, es mußte ben ©lauben jurfofföleu*
bem, um frei unb rem unb fittli$ bajttfte^en, wie es jefct
ba ff e$t. 2)aS Söiffen beburfte nify me^r ber Sereinigung
mit bem ©lauben; inbem eS aber ben ©lauben ber tir^U
gen ©tüfce beraubte, bie er, freiließ im 3Biberfpru# mit
ft$ felber, am Söijfen gehabt £atte, fo gab eS benfelben
bem Untergänge preis. £er ©laube baftrt ni$t in un*
ferer 3e<t; benn ber fortföreitenbe ätit&tifk gebiert bas
felbflftönbfge Söiffen; ber ©laube baprt auf frühere 3a$r*
Rimberte; er wirb alfo, um $u erijüren, immer jurürfföret*
ten müjfen; wirb ftd^ ber Bewegung unferer 3eit, bie
energifcfi »orwffrts ffrebt, eben fo energifdj entgegenfiem*
men müjfen; unb er fe&t ftcji ba^er ber gewifen ©efa$r
aus, bur$ bie Bewegung über ben Raufen gerannt $u
werben.
$arum firäuben fu$ au# bie Geologen unferer Sage
fo febr gegen eine Trennung von ©lauben unb SBiffen;
benn fte füllen es, baß na$ jener SCrennung ber ©laube
pifs* unb rettungslos ba ße$t. 2>arum »erbftc&tigen fte
ni$t bloS bie 2Rffnner ber freien 28tjfenf$aft; nein fte
toenben ft$ au<$ gegen bie confequenten äftänner beS ©lau*
bens, gegen bie Ärumma^er unb Kompagnie.
S)as binbert aber ni$t, baß ni$t ir#nb ein Geologe
in feiner Unföulb einmal alle bie Gonfequett&en ausformt,
bie ber ©laube gegen bie SBtffenf^aft jie^t.
$er Serfaffer beS äuffafceS, ben wir £ter befpre^en
wollen, ifl ein fol$er Ijarmlofer Geologe, beffen S3e£aup*
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tuttgert wir tytx nur im ätusjuge' mitteilen brausen,
um &u feigen, twtjin ber ©laube füfcrt unb ttelcfren eop$i*
flereien bie Geologie fief> in bie ärme »trft, um tyre ge*
fä^rbete ©riften* einigermaßen ju friflen.
£)er 33erfaffer »iH gurrfl bewetfen, baß e$ tt>o$l eine
greil&eit ber 2Biffenf$aft, aber feine greift ber Sef>re
gebe. $a$ iffc ac^t tyeologifö! $ie Söiffenfcfcaft wirb
bur$ biefe 2lnfic£t $u einer 9>rfoat4fogeleöen|)ett gemalt;
au einer epielerei, bie und in unferer Häufung re#t
gut amüftren Wune, bie wir aber ni$t öffentlich treiben
bürften, wenn und ni$t bie $Wi&ei auf bte Singer flopfett
foHe. £er Serfaffer, »eit entfernt, bie 38iffenf$aft ald
biefe fettige, allgemeine 3Wa$t ju begreifen , welche jtcf>
rücffic&tdlod au$$ufprecf)en Jjabe, glaubt »ielme$r, baß fte
als Set)re ftd> ben Umfttnben anbequemen, ft$ ber Stufitc^t
bed ©taated unterwerfen, ftdj ben ©gittern, ben „3un*
gend " gegenüber mobiftciren mfljfe. Qx meint, »ie
}tyifto$eled : Ur.':i ■ ,*, ••• :
,,t>a« »tjle, tttt* JDu toi lfm latwff,
SDarfft Du bm Strogen 3 bocj »i#t fagen."
Slber er bebenft ni$t, baß $We$iflo$eled bem freien
Spanne bed SBiffend ben SRatf) gtebt, eine fol$e mttyanU
fcje <£intrf$terei „bem 3fca$bar Söanfl tu ftberlaffen", ber
ed vieHei^t gebulbiger auf ft# neunte, „ftcfj unb bie 3un*
gend gu nmupirm".
$a ber SBerfaffer »on ber Ce&rfret&eit nichts »iffen
tttll, fo fann hinter feiner gretyett ber 2Bijfenf$aft natiir*
liä) aucjj nic^td fein. Unb er ma<$t aucf» gleich bie feine
£>ijtfnctiw, baß bie Söijfenföaft in ber Geologie nicftf
frei fei, benn fte fei bur$ bie äußere Autorität ber 2>ög*
nten bebingt. £>ad |>eißt: bie tt}eologifc$e SBiffenf^aft ijl
leine Söijfenföaft $ie ©egenflanbe ber Steitgitm, mtirtt
ber SSerfaffer, ge&en über aUed menf$li$e Grfmnen $in*
aud, »eil jte iiberfmnli$ unb ber SBermmft unbegreiflich
ftnb. £>ad £eißt: Sie ©egenftönbe ber IReligion fielen
unter aHem ertennen, ftnb unter aKer Sxitil
78
Stovern ber- Berfaffer auf biefe ©eife bie SHHffett^
fdjaft ber Geologie auf 3W$t* rebudrt j>at, fc^liefi er enb*
Itc$ gan$ cottfequent bantit, baf bie proteftantifte Sirene
aucfi o&ne SBtjTcnf^aft mUmmtn ftfnne, ja ba£ tyr bie
fiicfjten$ ber Geologie gan$ gleichgültig fei, weil fte ja
bo<$ immer nocf> bie Ijetltge <5fyxift behalte. Der 3$eo*
löge ftfont tyr nur in fo fern »on 2öert& feht, all er tyr
brauchbare Liener, Ärdfrcnmafötoen, $eranbflbe, »nb bie
9tW fo ober fo erflftre-
<&* if* fiar, baß ber »erfaffer, Bei folgen fbiföfc*
«runo ©auer* gan&e Stiftung mtßbt&tgen, feine <£nt*
fefcung als re^tlic^ anerfennen muß. Der SBerfaffer
e^rt ba$ SBefle&enbe, »eil e$ befielt, wie fann er $nmo
Gatter richtig wtfrbtgen, ber gegen ba$ $efle£enbe
entert, weil e$ ft$ *or ber vernünftigen Äritif niefrt
fcfitt? £*r IBerfaffer fennt fein Stecht ber ©tffenföaft
wie fann er Bauer begreife«, ber mir au* btefem Stocke
heraus fc-anbelt? Der «erfajfer entrüeft bie Sdeltgion bem
geuer ber Äritif, mie fann er Söruno Gatter anerfennen, ber
bie$ geuer anjiinbet, um ber «ewunft feiner ©Min, ein
$3ranbopfrr $u bringen?
<£$ ift aber eben fo Aar, baj? ber SSerfaffer, ber nur
bct$ 9te#t, ober vielmehr Unre^t, be$ rollen $ef!e$en$
fennt, ber tntr Sßorurtyeile beizubringen weijj, wo er ur*
feilen follte, ber ben 2Henfc$engeijt seradftet, mit an fei*
nen 3fceben$arten fefoen gewichtigen ®nmb gegen »auer
anfübren fann.
Unb ba* Älarfte ifi, baß eine Stiftung, bie ffd>
«on ber SBifJenfdjaft loäfagt, bie jtc$ gegen ben 3*it*
getft flemmt, bie ben menfc£lic£en ©eift nt^t in feiner
tfraft &u wtrbigtn »erfaßt, fl$ eben £ierburcf> felber »er*
urteilt: fo baß ber 3eitgei(! ni$t* weiter *u t$un $abm
wirb, afc biefe 6elbftt>inrtc^rung &u betätigen, unb Den*
Jensen, ber mit GfeWÄtt jn ben lobten wia, mm <ro#
wirflic^ p bwrbijjen.
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9 9
»
Die ©erUner Seitungett.
i
£W £Wg unb ^err Steflflab — bo$ «ein ! 34 w# §• *•
rrft Stttftmfi a^en, n>fe <* baju fotrnne, (ier ixm ben
eifKinr 3ettungen $u fpre^en. Ben biefen fcarmlofen $fo* ** w « nl -
gerben, bie ft<|^ nur bamalS grimmig in ben 9>artl>eienfampf
ftttr&ten, als e$ f)fef? : |>te gafhnanu, $ie $ö»e. IBon bie*
fen Crafeln be$ guten ®efcf)ma(f$, bie und fo getreu be*
nuteten, ob bte gl5|e jene* Stalfener* ffrre 2flanoe*er awc$
funftfertig genug burc^fityrten; »oft jenen allgemeinen (Ste-
fanen, in bie Jeber Civis, jeber Sincems, jieber Unus pro
multis, ieber Audiatur et altera pars, feine patriotifdjen
Stnft^tnt über bie «Berbefferung beS Xxotoixl aus Kütten
fonnte; — *on tynen tritt i# fpre^en.
üftein! fingen mfo^te ify em £oj>e$ $ieb, ba ic$ Ott
it)nen fo gute — SBorfäfce gefeiten $abe. Itter freiließ,
nur öorfäfce. Unfre 3eitungen wollten anberS »erben,
unb e£ ifi tynen fölet^terbingS nic$t gelungen, eigentlich
$aben fte ftc£ *erfc$le4>tert. £>enn fte glauben in berjelbm
383eife, *oie fte früher über @tra§enbeleuc$tttttg foracf>ett,
nun über SBolfsaufllärung fprecfw $u f tonen. 2>iefelbe
Jftttif, bie fte an Sänger unb ÄomGbianten legten, legen
fie nun an Staatsmänner. U*b * tt berSlrt, »fc efo***
neuen 3ug von STtecflenburger Äü^en, nne ffe Stmburgrt
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£äfe unb ein <£on$ert im Wintergarten an^et^en, berichten
fte auch über eine £ohe SReife, über eine <5$iafy, über
einen Sanbtag. <£d ift fretlic|> wahr, bie Resolutionen,
bie bei und in Berlin gesehen, gelten ficht berlinifch sor:
man merft Richtd ba&on. Der 3^^gcifl, bie 3#itutionen
»erben liberal, man merft 9H$t$ ba&on. $>ie 3^tungen
änbern ihre£enben$, n>emgflen^ wollen jte eine annehmen:
man merft 9H$t$ bason.
#ber, baj? ft<h bie berliner fo foppen laffen, bad ij*
mir unbegreiflich. SBad fann jte an ben3*fotngen reiben?
Unfre 3ettungen »erfpre<hen und Sörob $u geben, unb fte
geben und einen (Stein. SBir forbern eine fräftige poltti*
fd>e (Suppe, unb fte geben und einen 3JHl$brei. 2Bir
forbern Champagner, unb jte fefcen und Äinberwein sor.
(So foUen wir und »on ihnen abfpeifen laffen? 2Bir for*
bern Unterhaltung bei unferm politifchen SWahl; bie 3ei*
tungen geben und „8iuger$etge"; aber flatt auf bie ßrbe
in jeigen , weifen fie in bie Wolfen , in bie blaue Beere.
$>ie berliner müffen alfo wohl hinter ihren S^ungen
noch gan$ etwad Sfoberedsermuthen; jte tnüffenwohl glau*
bat, baß bie 3^ungen no<$ nicht mit ihrem sollen fHetc^^
fyum heraudrüefen wollen, baß fte btd je$t ihre Giften
noch »erfchloffen galten. Slbet »er heutzutage wirfltch tu
»ad in ben tfiflen hat, ber serfchlteft fte nicht; nur jener
mnn in ber gabei thut ed:
gabuU «crföltcfjet aWe Ätfrett
Sßor ftremtbett, ©{eitern, SBefb ttnb Stinb,
Damit jtdfr 9Hananb läfft ßelfiffot,
3u ft$cn, bafi fte lebffj fittb.
$llfo entweber täuben ft<h bie berliner in ihren 3et*
tungen, ober — fte ftnb eben fo wie ihre 3*itongen.
£eüige ®8tttn ber *polittf, wenn man son ben 3ei*
tungen auf ben @harafter ber 6tabt fließen barf, in ber
fte erf(heinen; wenn man <wd bem (Sharafter ber ©erliner
3ettungen auf ben Charafttv Berlind f^Itrßen müßte: o,
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wäre fölimm. «erlitt, bie ^aupiftabt Greußen* -
unb feine a*ei 3*ttungen, bte auc$ no$ ni$t einen neuen
bwegenben ©ebanfen in bie Sflonardne gefdfwft ^afcen!
Berlin, feie ^aitptflabt Greußens, in welker ft<$ alle 3n*
telligenj concentriren, aUe £uft $um ftortfc&ritt bilben unb
fammeln, jebe grage ft$ erlebigen ober wenigfhn* mit
Gifer aufgegriffen werben foU — unb feine $wei 3ettun*
gen, bie fein wa^aft großartiges 3ei#en ber 3eit ju be*
greifen, bie fautn bie ©ebanfen, weiche bie $ro*tnjen
nen aufliefen, &u »erbauen vermögen! 2)trfe 3eitungen,
welche alle fragen »on bem flemlid&flen, fpießbflrgerlf($*
flen @efuf>t$punfte auffaffen, bie ntrgenbS fcjjarf ju fein
wagen , bie überall ber 3lu$bru<f be$ wei(f>li$jien Sufle*
milieuftnb! 2>iefe 3eitungen, bie ntf^tern fein wollen,
»o Mt* trunfen ifr »om neuen ©eine neuer ©ebanfen.
@3 fajeutet, baf £>« b« einige Srunfc bifr,
2Bc« Du tt»Hfr näc^tern fein, too Äeinrr nüttjUm i|h
3)0$ nein, unfere 3ettungen fcaben ft$ ja in ben Taumel
ber 3«t geflür$t. £aben jte un$ nic^t 33efpre$ungen in*
länbtfäer Slngelegen&etten gebracht? Unb Singer^eige?
Unb SfläfonnementS über bie 9>ojtoerwaltung ? <5tnb fte
ni$t mit großartigem fompt baljergejogen gefommen?
#aben fte ung ni^t mit Raufen unb (ZimMn angefünbigt,
tag fte fortan fpre^en »ollen, wä&renb ijmen »or&er nur
ber 2Kunb jugebunben fei? £aben fte ni#t ben Segen
gebogen?
SBarum 30a, ba$ erzürnte §Jaar
2)te Degm aller SBrit $um ©a)r«tot?
©ic fwblidj toirber etnaitftecf m l
@ie wollten frred&en, aber nun geigten ^ ^ mn ^ ntn
gar ni$t Jtftte ben SRunb sujubinben gebraust, weil fte
gar nt$t fpredjen fflnnen.
Söarum aber fonnten fte ni$t fpretljen? Söarum
fonnten jte feinen neuen ©ebanfen probuciren? Söeil fte
nt$t wußten, baß jeber ©ebanfe fäarf, extrem ifl, unb
6
82
»eil fte fty bor ber ©<$ärfe, »or bem fettem färbten.
(Bit wollten immer mit gemiitylid) bldBen, nirgenb* an*
flößen, immer anftänbig unb wobfotetoenb fei«.
5fter in ber £bat, ein fol#e$ gemü$lH&e$ SQo^Ifcfn
if* cannfbalifty, weit e$ gegen jiebe Energie wfttyet. fene
fol^eWebejurS^ä^tgungt^wa^rljaftfanatifd^ unb ercentriff.
2)enn biefe 3titungen f bie ft# fo fe$r gegen ba*
fettem abbämmen möften, |>aben fte ft# nt$t mtf bie
ertrcmfte ©etfe gegen 33runo 33auer anSgelajfen? ®it,
benen alle ©fftrfe »erjagt if*, £aben fte ni$t tyren flum*
j>fen Jammer erhoben, um gegm Sönmo ©auer einen
©$lag &u führen ?
9htn alfo, ba iß $uerfl £err SReUftob. fe, bent bie
2öeltgef#i$te unb nebenbei bie SBoffsffe 3ritong bie SWif*»
' fton erteilt bat, ftf über alle £>io * $ano * tfogmoramm
„nad> ben ©runbfäfcen grteftföen <5$(ta$eit$ftnne$" aus*
julaften; er bem bie Sorfefcung ein £)&r »erite&en, um bie
3W$tigfeit be$ $o$en % ju beurteilen; er, o^ne beffen
Ueffeln unb 33ef$reibung ber ©ttalauer gffäiug tbx 3
©|ne ben $unft ifl; er $at ft$ auf einfommen iaffen,
über 33. 33auer $u ftrefen *).
3war £err üMftob fann ba$ nur oberftäflif, ba
„e$ tym bei feinen Dielfafen 93eruf$gef$äften unmöglich
war, btefer wfftigen Angelegenheit fo $u folgen, bafi er
auf bie Duellen babei jurücfginge". fe empfiehlt baf>er
ba* $u$ 9on Dr. £). ©ruppe, „weld;e$ ben ©egen*
jtonb tiefer etngejjenb bef>anbele". 5lber £err SReflftob,
<5ie gefielen felbfl, baf @ie S3atter$ ©friften nift gele*
fen, wo^er »tffSen Sie nun, baj? #err ©nippe 35auer
triftig beurteilt $at? 8te fennen bie neueren Stiftungen
ntft au3 ben CueKen, unb <5ie wagen *on tynen au fpre*
fen, ja <5ie wagen ein ©uf $u empfehlen, *on bem @ie
nicf>t wijfen fönnen, ob e$ fte rif tig befprift? 6ie ta*
*) ÄomgK$ ^itoüeölrte SerKrtifäc 3"'ta«3 von <ötaa«' ttttb
ftde$rtm ©a$en. 9io. 145. *t* 25. 3wii 1842.
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beln nn$ wegen twferer „bilberflttrmerifd&en Stiftung" utib
bebenfen «i#t, baß ©te ber 53ilberfHlTtttrt finb, ba ©ie
gegen ein irugbitb fämpfim, ba$ 3^nen $mr ©ruppe
aufgefüllt $at? <5inb ®fe ni$t gerate tytt wa&r$afl
ertrem? @inb @ie ttid^t $ier in „einfeitiger 93ef$ränft*
£eit" befangen? Unb ba$ wollen Bit an uns tabeln, ber
©ie un$ gar ni$t fennen? <5inb <5ie benn bier mit
„ftolitym @rnf*", 6te mit „liebenbrr ©eftnnung an bie
Jöc&flen Aufgaben be$ Sebent gegangen? 3^te eigenen
©erftd^erungen laflen e$ uns Bezweifeln. Bit loben ben
©runbfafc grtc^tfdjcn @$ita$eit$flnne$, mit welchem fytxt
©nippe ba* «Waag an bie <5pifce aller (Sigenfc^aften im B**
©uten unb ©djtfiiett fhHt, mit welkem er bem ©lauben
unb ber erfenntniß tyr Terrain abmißt, hätten Bit, wie
e# einem gewtffenfjaften, ^^efinnung^ollen" Referenten
fciemt, bie ©Triften gelefen, gegen wel^e £err ©ruppe $t
gelbe gebogen ift, fo würben Bit gefel^n f>aben, wie
maaßlos unb itnrt^ttg £err ©nippe gegen 33auer fpricf)t.
Slber Bit wiffen nify, wa£ in ber SBiffenfäaft ba$ wallte
SKaaß ift. ©fe wiffen nfd&t, baß ni$t bie $3efd[>ränftyeft,
nic|t ba* 2*orurt$eil ber SBiffenfc^aft tyr Xerrain anju*
weifen |>at. ©ic wiffen ni#t, baß bie SBfffenföaft, biefe
Sraem^rrfäerin, ftd& nadf> tyren eigenen ©efefen Ufiivmt,
baß fte fu$ nur na$ eigenem SWaaße mißt. Bit wiffen
ni$t, baß bie 2Ötjfenf#aft nur bann tyr wal&reS SWaaß
erfüllt, wenn fie bi$ $tt tyrer ertremften ©|>t^e fortgebt,
^e^ren Bit bajier, {<£ bitte Bit, gu 3Jren Panoramen
jurüdf unb legen (Bit an fte ba$ 2Raaß be$ @<$0nf>eit$*
ftnneS ©offtfäer <£rben. — < . , ./ t : i
3$ muß eine Slnefbote er^len. § 3.
Der Karsai «oufleur, anftt&rer be* fransen
£eere$, wollte mit bem Gnglänber, ©rafen ^crtlanb, un* ° inflW * nflr -
terjHmbeln. 3Settor er aber im engltfc^cn Sa$er erfäien,
fdfndfte er einige Leiter au$, weld&e in geffredftem
(Galopp gegen baffelbe reiten unb aufrufen mußten:
Monseigneur vient, Monseigneur vientl £)ann marftfjfr*
6*
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ien efnaelne Raufen gußaolf, immtx jm <3turmf$rttt, ge*
gen ba$ Säger, unb förieen unauSgefefct: Monseigneur
vient, Monseigneur vient! Unb mehrere <Stttttben lang
\Mt man ittd^l^ als bie Sfofünbiguug: 2)er £err Sflar*
fc^al fommt. (Er^ gan$ $ule$t langte biefer in eigner
9>erfon an.
3Matyan Swift, ber btefe Slnefbote er^lt, fe0t j>in$u:
£)iefelbe Spanier &abe iä) tn metner 3«g«tb bei Storno*
nettcnfptelen gefefcen. (Simge Marionetten »on geringer
ober gar feiner 2öi#tigfcit geigten ft$ $u »ergebenen
Skalen an bem genfler, um bie fötafcen unb ba£ gemeine
SSolf |erbei$ulo<fen; ber Trompeter lief ft$ flfterg öftren
unb ber XfyüxfyüttT fc^rte wofcl ^unbertmal unb bi$ er |et*
fer warb: fogletc^ würbe man anfangen. Deffenungea^tet
mußten mir oft eine ©tunbe lang »arten, bi* enbli<j> £an$*
wurfl in eigner $erfon auftrat.
auf «$nli#e Söeife foppt un$ bie ©penerföe 3*fo«tgv
<sd)on feit geraumer 3*ü Qtebt fte un$ „gingerjeige", olme
baß wir WS jefct ein 3i*l frjwt, worauf fte eigentlt$ |>in*
weife. 2>ie gauft &u ergeben, ifl fte ju f($wadj>, fte £ebt
ben gtnger; fte weift unb fttnbtgt an unb ffi< ft# babei re$t
brf>agli4>, ba man, um &u weifen, ja immer im bequemen
©roß oaterjhi&le ftfceu bleiben fann. & ift gar gu jrfibf#,
som breiten Se£nflu$le aus &£ren $u geben unb babei
Söunber gu glauben, wie fe$r man ft$ ber Bewegung an*
fließe, wie tyätig man fei. Unb uns, bie wir babei fte
$en unb biefe <S>elbf)gcfäÜtgfeit geru^tg mit anfejen müf*
fen, und wirb ftebenb £etß sor Erwartung, baß enbltdj
einmal Monseigneur ober wenigftenS $an£wurft felbj*
f omme. 2lber er wirb nie f ommen , bie <5penerf$e 3ei*
tung wirb immer nur weifen, immer nur in* »laue J>tn*
ein aeigtn, unb wer fönnte au<$ fo graufam fein, bie un*
geheure gorberung an fte gu ftellen, baß fte ft<$ felbfi ein**
mal $om ©orgenjh^le ergebe, baß fte „auftrete", baß fte
einmal etwas üReueS, 2Btcf)ttgeS, kräftiges in bie SBelt
Wdfe. $iefe gorberung ifl fo groß, baß fte M$rrli$ if*.
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85
$err £tfctg $at in Sejug auf Steuer* Httgetegert&eit
eilten „gtnger&eig" gegeben*). Slbgefejen ba»on, baß biefe
@a$e ni#t bur# bloßem SBeifen abaumad&en tfl, baß fle
ein tiefere« (Eingeben »erlangt, gefh|)t £err f>i$ig felbfr
baß er itt^t bie #efä$igung tyafce, barüber }tt fpred^en.
(St fagt: er fei „freiließ nur efnSbiot", mit anbertt 2öor*
ten, er giebt, wie £err fteflftob, felbfk &u, baß er ni#t bi«
$u ben £toetfen aufgefHegen fei. 2fl>er, Ijeilige ©öttin SBer^
mmft, i<$ frage, ob Semanb in (Sachen ber 2öiffenf$aft
ein competente« Urtfyetl fcaben fönne, ber tyre ®typfwx*
gen nify fennt. #err £i$ig gefleht, e« fei tym nie »or
einem ©iefle ber mobernen 2Bei«$eit «ber ba« <£&rifhntf)ttm
bange geworben. §reüi$ fonnte er bie gurdjjt ni$t $a*
ben, weit er ja biefe tnobeme Söetätyeit gar ni<$t fennt
3T6er foflte er wirfttc^ int ßrnfle fpre^en, fottte er wirf*
lt$ glauben, über bie neuere Äritif &tnau$ $u fein ba*
bur#, baß er fte ganj ignorirt? ©ir wollen ifim nid&t
ba* Stod&t nebmen ju fagen: wa« i$ nfc^t weiß, ma$t
tmcf) mcf>t fjeiß , aber ba« Sfted&t, über ba$, wa* er gar
nt$t fennt, $u urteilen, müffen wir, muß jeber Sernünf*
tige tym abfpre$en. <£r mag immerhin auf feinen 33or*
urt^eüett beharren. <£r mag immerhin an feinem <tyxl*
ffcnt&um feftyalten, wa« tym ja fo leidet ifl, ba er bie#tt^
griffe auf baffelbe nid&t fennt. <£r mag immerhin au«*
rufen: Um ©otte« Sitten, icf> muß einen ©Ott jjaben.
2lber weiter gefct feine 33efä$tgung ni#t. 3a gewiß bie
Umfefcr ber begriffe, bie j>eut$utage ftottftnbei, ifl entfefc*
lidj>. 2luf ber nmn<Btxit brauet ftdfr nur ein fogenannter
efyrenwertyer 2ttann auf bte 53rujl &u (plagen, er hxauty
nur in feiner <£f>rlid&fett £o#mttt$igcm ©cfü|>lc ftd^ $in$u*
pellen unb ju rufen: <Btfy |>ier, i$ bringe ba« $8a$re, ©er e^rti^e
i# fe&e bie <5afy fo an; ja er barf fogar gelten, baß **aim.
er eigentlid^ feine« Urteil« fltyig f", jW* fammelt
¥ ) SBfrltnifdje 9iaa)ritt)tctt Mit «Staat*- unb ©eiferten C^ad^ett.
9)0. 154. 2Kitttto$ ben 6. 3uU 1842,
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86
ft$ eine gatt&e <3$actr 33ewunberer um tytt, &u rufen:
2>er e$rli$e SWann, ber e$rent»ert$e Sefftnfrtger. ©r, ber
itfc^t« verfte^t, unb benno$ feine &o$betf>etteritben Sorte
für orafelnbe ginger^eiflc auSgtebt, wirb verehrt, benn
er tfl ein <£f>rtft Unb auf ber anbern <5eite eine gange
(Schaar begrtflrrter SBatyr&eitafreunbe, bie nid&t in feigem
(5<j)redfen vor ber fd^Ärfflen Unterfudjmng &«rttdßbeBcn, bie
i$r gan$e$ ©elbfl ber 2ßiffenf<£aft aufopfern, bie, bie
kämpfe ber ftritif m#t fd^euenb, nt$t auf ft$ $fnmeifen,
fonbern auf bie ©tffenfd&aft, ni$t mit ber &rroga«i etned
$ro#>eten auftreten, fonbern von vorn fceretn flehen, baß
nur aus bem fortgeben frttiföen Äampfe ba$ 2Ba$re
fccrvorge&en fönne; biefe SWÄnner, bie ij>re $erfon im
$>ienße ber <Sad>e ganj jurücf treten laffen, bie fern ftnb
von allem fleinlic^en ßgoiämuS , von allem l^len ©elbfl^
gefügt ; fte »erben als unjtttlicfc, gefctyrlitf) verförien; benn
fte ftnb ja ätyeitfen.
£err £tfcig läßt ftcfp benfelben Segler wie £err *ReU*
ftob &u ©Bulben fommen, einen geiler, ber unwttrbig tji
rittet „Gtyriflen" unb eine* „ef>r(icj>en SRanneS": er lobt
Staublungen, von benen er nifyt tt>tffen fann, ob fte rief»-
tfg ftnb; er lobt baS 53ue^ von £). g. ®ruppe unb bie
2lM;anblung im SWatyeft ber SHinerva. ^eibe Slbjjanblun*
gen ftnb dynfklify, unb nur ba$ fonnte, burffce £err £ifcig
an tynen loben, »eil er felbjt nichts ift als ein <£l>rift unb
nic^tö rennt als ba$ G&riftentlmm. 2>aß fte aber im Ue*
fcrigen bürftig ftnb, tyaben wir fd^on grjetgt, unb ^err
£i$ig, ber ben ©egenftonb nicfjt fennt, burfre nityt
Raupten , baß fte tyn erfdjrfpfen. — Slber $err £i$ig will
ntdjjt blo* loben; er will auc£ ©rftnbe gegen bie ?e$rfret*
£eit anführen, <£r fagt, tta$ bem Vorgänge ber „WIU
nerva": „©efefct — unb was ift in £lnfu$t auf neue
S^eorieen mty möglich — e$ bilbete, ft# ein junger S)o*
cent eine fold&e aus über eine von if>m imaginirte #etl*
metyobe mittelfl Slnwenbung von ©iften; würbe man ber
mebiciniföen gafultät bie <£cmpeten& befreiten mögen, ju
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erfahren: fte ftfnne eine fotd^e nur al$ ntdjt auf bte Ur*
grttnbfÄfce tyrer Stffenfdjaft baftrt, al$ gemeingeffl&rlidj
unb geeignet, bie mtft *on Rangern in ber SCrjnei=
3Btffenfcf>afit &u »erwirren, anerfennen." 3ntam #err
£i&ig ein l«$erli$e$ Söeifpiel anftt^n, ma$t er nify bie
(Sad^c f er matjji fcl^ft KU&erli$. ^eilige Sernimfl!
£at bemt SBauer fdne förttif rein au$ fetner 3ntaginatioft
genommen, ift feine „neue £$eorie" benn bloß ein (Srgeb*
nif* ber Smagination? ^err £ifcig, ber bie SBiffenf^aft
nid^t f ennt , fann fte nnb tyre 3Öerfe für ßraeugnijfe ber
<5fanbalfu<$t galten; aber er fottte ft$ boc^ freuen, fo
vor atter SBBelt bie 2Biffenf$aft, biefen &ö$f*en SBeftfc ber
SWenfcf^eit, $u proftttuiren. Söenn jener mebicinifäe 2)o*
cent ganj gegen alle Regeln ber SBtffmfc^aft unb Vernunft
Ie$rt, fo tfi er in ein 3rren$au$ ju fperren; wenn aber
Söauer nur bie ©efefce ber Stxitif, bie ewigen gelungen
ber Vernunft befrägt, fo mögen feine ©runbfäfce ber $$eo*
logte, bie feine SBifienfd^aft ifl, gefäf>riu& fein; aber ob
feine Ärittf wa$r, ob fte ber 3ttenfd$eit Jeflfam fei, wirb '
fte bur$ ft$ felbfl betoetfen müffen, wirb feine Äußere 3lu*
torität tyr abftreiten ober anbeweifen fönnen.
Do$ £err £ifcig weiß nic^t, wa$ er Witt. SBenn
er 93auer$ Stxitit t>urc|» jenen 33erglet# mit bem ©tft*
XtyoxttiUx aU eine unftnntge tytnflettt, fo Witt er gleit!)
barauf für SBauer bie „wiffenf$aftli$e gretyeit" in 2ln*
fpru$ nehmen, ba$ $effH, öauer fott feine Sefcre fgrifttugt
au$fpre$en bürfen. £err £ifcig „ber 3biot" fagt hiermit
einen boppelten 9lonfen$. GrflenS: ifl Bauers Ärttif ab*
folut gefä£rli$, fo barf man i&r, wenn man confequent
fein Witt, gar feine 2lrt ftcj> aug£ufpre$en laffen. QwtU
ten$, wenn man tyx bie fogenannte wifTenf$aftUcj>e gret*
|>ett ni$t nehmen barf, wenn man fte alfo felbfl eine wtf*
fenföaftlit&e nennt, fo muß man i&r ba$ tfltfy geben, fty
auf atte Söeife au^ufpre^en, b. man muß tyr auef» bie
Seljrfretyeit gejlatten. 3m entgegengefe&ten gatte »erfün*
bfgt man ft$ an ber 5Biffenföaft. £err £ifcig ftönmt bem
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£X g. ®t uppt bei, baß bte ^rtttf er tttiferrr £aflc Steteren
unb (Sopfuflen feien ; et tfi afcer felber ber größte So^tfl.
2)enn jene Trennung a»if$en ttrifFenfäafttic&er unb Se$r*
fret^ett ift rem fopjnfKfö. ßnttoeber ettt>a$ ift »iffett^
föaftticfc, bann fann e$ nur bem SBorurtyeil flefftyrlicfc
fein, unb man muß tym bog CebenSelement jieber 2lrt »on
gretyeit geftotten, ober e$ tfi nt$t nrif[ettfc|>aftlt(£; unb
felbfi bann fott man ba$ erjfc nad^eifen, afcer man foU
ni$t »on oben £er, mit vornehmer feierte unb mit ni$t$*
fagenben ftyrafen bagegen $u gelbe $te£en.
89
-
3ener arabiföe Eroberer Keß bie ©ibliotyef in SHeranbria
»erbrennen. $enn alle ©eleljrfamf eit, alle* $enfen ber
loergattdenett Seit »ar tym 5Ri$t$ gegen ba$ <£ine, ben
Sbran. <5r Rubelte, »ie jebeS neue tyxincip f>anbelt,
»enn e$ ftd> ©eltung »erraffen »tll; er »erni^teie. Unb
ba$$rincip betoeijt um fo me$r ©tergie, e$ »erfünbet um
fo me$r feine innere Straft, ft totaler bie Vernietung fft,
bie »Ott if>m ausgebt.
2tu$ bas a$rif*ent$um war ffHfyi, al* ein gemalt*
famer Vernt<$tung$fampf, ben ein neue« $rincip gegen
bie alte SBelt an^ub.
Unb bie franjöftf^e Resolution? Die <3ef$i$te fennt
fein Ä$nli$e$ ©eifyiel einer urpl0fcli$eren, mächtigeren
<£rf#tttterung unb SNeubelebung ber SWenfd^eit.
<3o t(l es benn gewig, bag jebeS $rincip, weites neu
auftritt in ber ffieltgeföid&te, »anbalifclj ifl. Unb e*
ift sanbalff<$, »eil e$ big $u feiner ertremflen &u$bilbung
fortgeben mufj. Unb bieg mup e$, »eil e$ ffd^ ni$t an*
ber$ in feiner »ollen SBa^eit entfalten, nf$t anberS ba$
3iel zeigen fann, $u »eifern e$ bie 2Renf<|#eit $inftü>ren
mitl. $ei biefem feinem jHirmtf$en Vorbringen bis jum
Siele £in wirb e$ um fo energiföer, je me$r e$ SBiber*
ftonb tfnbet, ja biefer SÖiberjtanb ijt netyig, um tym feine
gan&e £raft &um 33e»u$tf*fo 5" bringen. Das $rfocfp
vertritt auf feinem ©ange, ben i$m bie eifeme SRotfwen*
bigfett felber »orfcfjreibt, Mt$, »aS ftcf> tym n«j>t unbe*
bingt auffliegen will; bie Störung, bie es anhebt, ifl
90
f$0mmg*t06; unb e$ rufct nt$t e$er, als bi$ ei feine
geinbe bi$ auf ben legten 2Jtonn barniebergeworfen $at.
#ein 3w««8 »ott außen !ann tym angelegt werben; fein
©efefc »on außen lann e$ $etmnen. 3Mcfft$t$lo$ bringt
t* an, unb nur bas ®efe$ ber eigenen <5$were, nur bie
Siegel, bie e$ in jt$ felbji $at, fann eS fein, wa$ tym
feinen 2Öeg vorfd&reibt.
Unb nun, wie unenbli$ verhieben ffl bie Revolution
unferer 3*ft ben Revolutionen aller früheren. Sener
Araber vernietete; ja, aber er fcatte bie Traufe fd^on
bereit, bie für alle anberen fein fodte, wel#e er nieberriß.
dx befreite von ben vielen Äetten, um bie einzige, welche
er ben SWenfc^cn anlegte, um fo fefier unb brttdfenber ju
ma#en.
<5* tonnte bem ©raube ber ©tbliot&ef rujng jufe^en,
benn et*©u$, wa* WjHger fein foHte, al* berÄram aller
alten ©eW&rfamfeit, bentforan f>atte er f$on in ber £af#e.
@ein 9>rincip war felb|*ftt#tig, er wollte nur feine ©e*
föränft&eit an bie ©teile einer anbern fegen; er braute
ben 9Kuf)amebatti$tttu$.
Sltt4> ba* ^rißent^um äerftörie, ja ba$ Sftivettement,
auf wel$e$ ba$ <£fMri(tentyum Einarbeitete, war foft
fo umfajfenb als bie ®tei#eit, welche ber 3we<f ber
mobernen Revolution tjl Snbem e$ f?t£ floft von ben
gürften unb Gewaltigen biefer (Etbe abwanbte, waren e$
bie Äleinen, bie Slrmen an ©eift, bie 3>reßf>aften unb
f<$lagenen, benen e* bie tr&ftfi$e mifytiWt, baß vor
tym lein Untcrföteb be$ <5tanbe$ unb $lnfe£u$ gelte. <£$
erfannte feine ©ilbung an, feine $o$mütj}ige ©elebrfam*
feit, unb e* erflärte audbriidfli^, baß Riemanbcm ba$ $im*
ntelreffgi fei außer benen, bie ba geworben ftnb, wie bie
tftnblefo, bie abgeworfen fcaben alles ©ewußtfeiu ber frfc
^erett 3eit. Die ©anbe ber gawilie waren Rid&tS gegen
bie 2Wa#t be* (fcrifHidfren ^rincipS, ber Ctyrift f annte ni$t
SBater, m$t SRutter, er mußte fo flarf fein, ©ater unb
Butter, Seib unb Äinb, ©ruber unb <£d>wefter ver*
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löjfctt unb ft$ bem 92euen gan$ unb gar aufzuopfern,
tfeüt Unterföteb ber 9latiottm galt vor bem Glmßentyum,
unb e* föWte feine ©efanbteit &u allen Reiben in bie gan$e
weite SBelt; bie ©d&ranfen ber «Rationalität (aufm vor tym
wie ein *fttd)td, bie ©renken ber Cftnbcr unb Speere «er*
fc^wanben vor tym, wie ©chatten. Unb baä G^rißenfyum
wußte re$t gut, baß fein neue* $rinctp jtd^ o$ne &antpf
unb &lut burdfrfefrt, benn e$ verfünbete aller Söelt: 3dj>
bin ui$t gefommen ben Srieben pt bringen, fonbern ba$
3«/ ba$ <S$riftent$um war bemofratifdfr; aber e* f%if^
tele eine £>emofratie be* Rimmels unb ni$t ber (Srben.
d$ mied anf einen (Statt im Gimmel £in, vor bem wir
alle gleich feien unb verfcjmftyte bie praftifd^e Durchführung
feiner ©runbfä&e auf ßrben; weil tym bie (£rbe gottver*
laffen feiern <5o ließ e$ bem €goi$mu$, ber £errfd>fudj>t
alle ©ewalt, unb inbem fein 3bealt$mu$ ft$ von aller
jreveipayten ^ernuicpung mu rein ^rcticpen aDipanwe, ge*
ftottete e$ ber ©elbfifudjtbe* 3Rateriali$mu$bfe »eitere Slu$*
be^nung. <&$ braute hervor eine gelbgierige 9>rießerfchaft,
benn vor feinem ©otte war ja aller SKetc^um wie ein
Sßinb; e$ hob ben ttnterfchieb ber Stationen nur ibeell,
auf eine nicht wfrflich vernünftige Söeife auf, unb ließ
baher bem $aß ber Stationen bad freieße <Splel.
$>a$ ^riflent^um aerßflrte alfo, aber nicht ber ^Begriff
einer vernünftigen iWenfchhett toar e$, burch ben e$ aüe
<5$ranfen nieberriß; e$ braute vielmehr nur einen ab*
ftracten 3bealt$mu$, einen jenfeitigen ©Ott unb ein jjen-
fettige* 9Hetc^. <B fe&te bie 3Kenfdj#eit noch ntc^t in if>re
volle SRacht, in lt)re vollen Sterte ein, benn e$ ßeHte ihr
eine äußerliche, jenfettige Slutoritfft gegenüber.
«Rur bie Revolution bringt Weht*, unb ba$ iß ihr
Sor&ug, welcher ihren SöanbaliSmuS wieber gut, ober viel*
nteljr welker $n votffommen macht, ©ad follen <£ure
fragen nad) bem, was mir (Such benn Steuer bringen?
mx bringen (Jucfi reine neue gep, feinen neuen $oran,
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wir bringen nur (Su$ felber. £te SReöotution Will
bie fDVenfd^eit nidjrt von iReuem bmben^ nidfrt von Beuern
tyr mit gewaltfamer tfotoritöt eine Siegel aufbringen, nad^
meldet fte ffd^ fortan $u entwfdfeln f^abe. Unb ba$ fatw
bie Stoolution ni$t, weil fte ni$t eine Revolution beS
2Huf>amebant$mu$, ni$t eine Solution bc$ @$rtfKatti$*
mu$, fonbem eine Revolution bet 2ftenfd$ett tjt @ie
will, bafj bie 3»ettfc|>|)eit in ft$ felber bie Siegel ftnbe, nadfr
welker ffe neuen Entwicklungen &uftrebe. <5ie will, baji
bie 2Renfd$ett rein aus ft# felbfl unb mit bem ftolsen
33cwufctfein ber eigenen Shaft ben f^mbau beginne; einen
33au, ber großartiger fein wirb, als 2lüe$, was bie SWenfö*
^ett bisher vollbrad^t &at; benn bie Vernunft felbft wirb
e£ fein, tt>elc|>e tyn leitet.
Die Revolution ift «anbaltfd^, weil ffe SflleS, worin
ftd> bie üftenf$$eit bisher verfugt $at, eben ni$t al$ foldfre
©ernunftbauten betrauten fann. <3te$t fte bo# in tynen
als 33abelt$firme, bie unvoHenbet bleiben unb untere
ge$en, »eil, bie an tynen arbeiten, nu$t ft$ felbft, nity
bie Ruberen »erflehen — benn fie reben ni$t menfd>*
licj>. <£r|* unfere 3*i* ftH tofr menf(p($>e <5pra($e ftn*
ben, biefe (Spraye, in ber e£ ber ängftlidjen Untertänig! eit
nid&t m0gti$ iß, ft<|> au^ubrüdfen, in weiter bie gebrüdfte
2lbj)ängigfeit, bie religiöfe Stogfi eined in ftdj> gehaltenen
33ewufHfetn$ nidjit ju Söorte lommen fann. 2>iefe©pra$e
wirb fein bie @prat$e be$ Wltnföm aum SWenfdfren, bie
6pra<j>e beS greien $um greien, be$ ©leiten jum ©leiten.
3n $r werben ft$ bie S35lfer erfennen, in i&r wirb leine
Verwirrung bie SSoHenbung be$ 33aueS ver^inbern fftmten.
ffiaS uns fo oft vorgeworfen wirb, ift watyr: baS
neue f Tintip ift fanScfilottif$. $aS fcctjH, bie Sabrfceit
ttitt in i$m nadft unb unverljüttt auf, unb fte glaubt um
fo ejer $u fiegen, je rutfftc^Slofer fte tfl <5ie ij* fanS*
cfllotttfö, au# beS^alb, weil fte ft$ ni$t artfiofratifdji ab*
fperren, nidjit als eine haute volee von Sbeen ertfüren wflf.
Vielmehr will fte in alle <5$tfren einbringen, bis in bie
93
uMerfien Stötten »ifl jte $inafcftetgen; ttnb bur<$ ben
erhobenen begriff ber SWenfd^eit vernietet jte jebm Un*
terföieb, abelt fte, fceiligt fie ben ©eringflen. «Rur bur#
biefen ©egriff , unter beffen Saline fte tyre Streiter beruft,
gelingt. e$ tyr, in tiefen bie 93ereit»tlligf eit für bie gröften
£)pfer, ben fd^onungSlofejten (EntyuftaSmuS hervorzurufen,
unb einen Fanatismus, welker vor SWd^tS $urücffc£ntft.
Sttag nun bie9>art£ei ber SWenfd^ett für jefct no<£ fo Hein
fein, fte iß bo$ gewaltig unb unbe$»tngltd[>, mil baS
panier, unter bem jte ft$t, ewig ijt 3a, fte brauet faum
iu f ämpfen, benn bie Gegenpartei, ba fte in ber »ernunft
f eine <3tüfce ftnbet, ifl geijtoerlaffen; unb, als ein gefe&lofe*
Gf)aoS, &ufammengefefct aus ßtgenftt(£t, £aß unb SBorur*
tyefl, muß fte in ft$ felbj* einftöraen, muß fte ft$ fetter
Serflflren.
2öaS »oUt ifcr ba&er gegen bie Äritif, »ad gegen
33runo SBauer beginnen? Sßenn bie Äritif einem bejHmm*
ten 9>rincip folgt, wenn fte ni$t ru$t, als bis fte bieS
f)rineip bis junt ertremjftn dxtttm burd&gefüjrt $at, fo
flnb afle SBtberlegungen, bie bagegen verfugt »erben, fc&on
babur$ felbji »iberlegt, baß fte ^Überlegungen fein »ollen.
Sötberlegt »erben fann ein bejttmmter ©tanbpunft, auf
»el$en ficf» bie Äritif ftellt, nur fo, baß man »eiter ge$t,
tucfjt fo, baß man $urütfge£t. gallS eS eu$ ba$er gelingen
follte, über 33auer f>inauS&uge$en, »erbet i&r tyn auf bie
einzig vernünftige 2lrt »iberlegt £aben. $ie «ernunft
fann nur burdfi bie Vernunft »iberlegt »erben. SöoHt i&r
bagegen jurücfgetyen, »oOt i£r bei ber Unvernunft $ilfe
ftnben, fo »irb eS eu$ nie gelingen, bie Äritif in ijjrem
©ange aufhalten, unb ungeftört, o$ne SRu|> »irb fte bis
SU i&rem 3iele fortf^retten.
3n ber 2#at: |>aben »ir trgenb et»aS <Sti#attigeS
unter Mtm gefunben, »aS man gegen bie Äritif sorge*
bracht? SSBie fann au$ baS 5llte, »enn eS fd&einbar noc£
fo ausgebreitet $errf$t, Äraft genug Jaben, um gegen ba*
9kuc einen erfolgretd^en Äampf 31t führen? 2Bie fann
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ba$ mtt, ba* nur in Äußerer Slutoritftt feine ©tftfce ftn*
bet, gewaltig fein gegen bo* 9leue, welche* in fty fetter
bie Oneffe fetner 2Nadf>t unb feinet »eflel)en$ Sie
tonn bfe bisherige ®efdrf#te, bie nur Hne Vorbereitung
»ar für bie neue, gegen it)re eigene VoHenbung auffommen?
Da$ 2Ute ift an fi$ mac|>tlo$; barum t)aben e$ einige
burd> ba$ 97eue &u jHtyen gefugt, inbem fte beibe* vtxmiu
teln »Otiten. Stber »emt fie wußten, baß im *Reuen allein
bie SebenSfraffc ift warum »anbten fte ftc^ fl)m nic$t gan$
ju? SBarum l)aben fte benßebenSfaft be$ bleuen *erfätfd>t,
inbem fte es mit bem SHten *erfe$ten? 3*)r, bie tl)r €i)d*
flen $u fein behauptet, wißt ni$t, baß auc$ ba$ (griffen*
tfmrn an 9Hemanbem feiner 33e? enner e$ gelitten Mtte, wenn
er 3ube unb (Sfytift, $eibe ttnb <£t)riffc juglei# Ijtltte fein
»ollen. iRein febeä $rincip, befonberä »enn e$ auerft auf*
Kitt, muß ft$ *on aller Vermittelung, aller »ermifcfmng
fem galten. Unb <$r »oUt 9tyilofo^en unb ©Iäubtge au*
glei$ fein. Da begebt i|r eine gälföung, enlweber an ber
SBiffenfdjaffc ober an ber Religion — tielmel)r an Selben,
ftann au$ einer fo gitterartigen Sermifityung eine gefunbe
^robuetion benoorgefjen? $ann aus einer fo unnatürlichen
@t)e ber SWeffta^ erzeugt »erben? SWmmermet)r.
5>iefe Vermittler frab bie «rgften geinbe be* $ort*
fdjrttteä, »eil fte uns überreben »ollen, baß ber fdt)einbare
^c^ntt, ben f?e rt)un, ein <5fyxitt »orntfrt* fei, unb »eil
fte bte 2Bal)rt)eit, bie naeft fein »ill, mit Sumpen behängen.
<Et)ren»ertt) ift allein ber, welcher confequent ju fein
wagt, er mag e$ nun na^ binten ober na$ vorn &u fein.
Die Regierung ifl confequent gewefen, inbem fte gegen
5kuer »erfuhr. 6ie £at einSbftem befolgt, als fte Sauer
entfette. SU* elftem ift baffelbe ber Ärftif unter»orfen.
2ötr »oHen nun 9K$t$ tyutt, al$ bie* Aftern ent»icfeln,
ein »erfahren, weites ja bie Regierung felber jebem „treuen
Untertan" gefe<dj> erlaubt.
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Siebente* SapiUL
Die SÄeflieruttg unb bie Uniserfitäten.
S)er $ri|Hi<$e (Staat, ft<$ auf Me £tr$e fHtytflb, ttirb S- i-
fettf* $u einer Krt »Jr*e. — *ri|H«e
©a* »ir im erflen ÄapiW nur mit ein $aat etri^en ® ,aat *
andeuten fonnten, »a$ bort no<£ unbefltmntt blieb, führen
»ir £ier »efter unb genauer mt*. — 2Ba$ $eij?t ba$: eine
$trdS>e? 2öa$ $eif?t ba$: ein d>riftttc|>er (Staat?
(£3 ftylt »iel baran, bafc bie blofe ©emefofäaft ber
©läubigen bie £ir$e atömatyn fotfie. ßwifö« 1 religio
fem ©fauben nnb Äir^englauben tf* ein $immel»eiter ttn*
terföieb; fann es bo$ wrfommen, bafl ber SRenfö au«
purer SMigfofWt m »on ber £irc|>e nnb tyren $anben
Mfagt. Denn bie SeKgiofMt ij* i|rer Stotur na<£ föran*
fenloS, »flfrrenb bie £ir<£e <&tyanto ityt. 3ene ©tim*
tmmgen be$ 2Renf$eu, in benen er balb »oK 3erfnirf<$ung
unb innerem 3ammtr ft$ vor einem leeren SBefen Beugt,
fidj, fein gan&e* <5elbj* ba$in giebt unb befemtt, baß er
unwürbig, fttnb$atf, baf er ein Surm fei gegen bie <&x*
|>aben&eit ©*tte$: Mb aufiau# im £fobiicf nad> oben .
unb in $antafHf<$em Sluge ft$ über alTe Seibenföafc
über allen hbif^en flamtf erhoben flp: jene 6timrnun*
gen ffob religiös, aber fie ftnb au# tyrer Batur uadj> grän*
ytx&tä, unbeftimmt unb in feine fixere gorm ju faffett-
Die £ir$e bagegen, eine gan& pofftfoe Snfütutfon, muf,
wenn fie lenken »itl, Reiten unb begrftu$en, fie muf
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ffore Dogmen geben , unb nicht bloS baS. (Sie muß, ge*
tabe »eil ber 3«Nt fteligiofttät ein in ft(f> serfchwe*
benber iß, unfähig, ben SWenfchen an bie #ir$e $u fejfeln,
fte muß, fage ich, in äußerlicher Zeremonie baS 33anb fu*
chen, burch welches fte ihre ©Heber an einanber unb an
ftch feiger fettet 3ene reltgiöfe Überzeugung $Rlt ftcf» nicht
innerhalb ber ©renjen vernünftigen DenfenS auf; fte ift
alfo auc^ ntc^t in vernünftige ©efefce &u bringen, noch
fann mir befohlen »erben, baß ich fr h a * e - ^ r $*
muß baher, »eil jene Snncrlichfeit allzu innerlich ifc wie*
berum bie äuß erlichfr #ußerlichfeit jum SJWttel machen, um
mich als ben ihrigen $u erfennen. Söeil fte mich in meiner
Überzeugung nicht controliren fann, fo wirb fte mit großer
Strenge barauf fehen mttjfen, baß ich tyw Zeremonien mit*
mache. Unb obgleich biefe ber Überzeugung nicht entfpre*
$en, obgleich «h nügiös fein fann, ohne ceremoniöS, unb
ceremoniöS ohne religiös gu fein, fo wirb fte boch an mei*
ner Beobachtung ber Zeremonien meine Sfceligiofttät meffen
wollen. DaS tyify: fte wirb baS »erfchiebenartigfk an
einanber bringen unb als gegenseitiges SWaaS brausen.
@o fommt es benn bahin, baß bie för$e gerabe in jenen
Dogmen, gerabe in jenen Zeremonien, in ber Xaufe, bem
Sftenbmahl u. f. w. ibre 33egrttnbung unb ihr Söefen ftnbet.
Unb baS ifl ber große SBiberfaruch, ber große 3»«*
fralt, ber jum Sßefen ber Äirche notywenbig gehört.
2fof ber einen (Seite forbert fte, als «orauSfefcung,
bie innere Überzeugung, bie ©eftnnung ihrer jättttglteber,
unb auf ber anbern (Seite fann f?e boch, gerabe wegen ber
UnbefHmmtheit jener Überzeugung, Vichts als äußere @e*
bräune, Zeremonien geben, bereu Sichtung fte unbedingt
forbert, währenb fte boch nur bann etwas Werth fein fön*
nen, wenn ich ™* mim Überzeugung bei ihnen bin.
33in ich baS nicht, fo ftnb jene ©ebräuche geiftloS unb eine
brttcfenbe gfffet
hieraus ergeben ftch alle bie anberen Zonfequenzen,
ohne bie eine Kirche SlichtS ifl Die wahrhafte Äird^e mufi
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wgen ber mtytijittii tyxtx ©ebrfoufie, fefl an biefen
lert, ft muf bo$er au$f#lieflid{i unb intolerant fein, ©te
muff, ber föranfenlofen, willfürltd)en Steligiofltät gegen*
(Hier, ein unfehlbare«, b. ein eben fo willfürli4>e« £>ber*
$aupt £aben; mag bajfelbe nun ein $apfl ober mag e«
ein ftmboltfäe« 9$u<$ fein, ©fe muß Diener fcaben, welche
genau an ffc gefeffelt, von tyr autoriftrt ftnb, $riefler,
mify fytil $aben an tyrer Unfe^lbarf eit, unb foelt&e im
S3er|»ärtntß ju tyrer ©emeinbe eine unantaflkre Waty
1mb. (Sine golge bavon ifi, bafj fte eben nur biefe 9>rie^
fler für bte einigen förd&enbiener anfielt, »ä&renb fte bo<£
ade ©Heber tyrer ©emeinbe für fold&e erftären follte. Sie
muß alle bie, »el$e ju i|ir gebören, beauff?c£tigen, unb bie
3nc|ttijttion ifl fein frantyafter 2lu«wu<j>«, fte ifl eine
nofymcnbige gru$t be« fir$lt<$en Seben«. £>tm ba bte
xeltgtffe Ueber&eugung etwa« fo Unfaßbare« ij*, »el$e«
t\i%t gerietet, ni^t beaufftdjtftgt »erben fann, fo »itb bie
iftrdje mit bem äuferffcn SRiftorauen i&re 2Ritglieber be*
aowronben, fte in feinem ©ebanfen, fn feiner SWefttung
freilaffen »ollen.
SH'e fir#tt$e ®emeinf$aft tfl alfo nl<$t, unb ffe »ttt
au$ gar ntt^t fein eine freie, vernünftige ©efeHf^aft. £)a«
$ei|t eine ©efeUfdjjaft, bie, o£ne in feffelnben 3nßitutionen
i^r SBefen &u fmben, bur$ bie SSemünftfgfeft ij>rcr ä»edfe,
bur# bie freie Ueberjeugung tyrer SWttglieber, bur$ ba«
33e»ufifein berfelben, in einem voUfommenen ©anjen
leben unb für baffelbe alle eigenartigen Sntereffen auf?
-opfern $u Wunen, befielt.
2Ba« tft nun t>er d&riftli$e <Btaat, ber in ber ^rifllfc
<$en tftrdjje feine ft^erfte 33egrflnbuug futbet?
2öte bie #ir$e jene fteügiofttät &u tyrer 8orau«*
fefcung $at, fo $at ber $rifHi$e ©taat ba« Vertrauen
*u fetner Sorau$fe$ung. 2lber bie« Vertrauen ift, feiner
Statur nad(>, eben fo unbefHmmt, »ie jene Stoligiofttfft
<£« $at in fccf^ felber feinen 3n£alt, vielmehr wirb i$m
berfelbe immer erft von außen £er gegeben, unb ba« 33er*
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I
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träum £at ni$t* )u t^utt, aU — eben vertrauen. So
muß ber ©taat be* ©ertrauen* au einem Staate be*
Mißtrauen* werben. 9tömli$ au$ ba* ©erträum tonn
ni#t burdj ©efefce befohlen werten , unb ber ©taat be«
©ertrauen* jtflfct fi$ ba£er auf etwa*, wa« außerhalb ber
©efefee fle^t. Unb ba er in feinem Jtogenblidfe fifyer fein
fann, baß nf$t Jene* uwerbinbli^e unb unbfobbare ©er*
träum auf^re, fo muß er fiet* aufraffen, tnqutrfrm unb
auf einer mtßtrauifcfjen £ut fle&m.
5)a* bloße Verträum if* alfo ein eben fo ungewtffe«
unb unbrauchbare* ©anb für ben <5taat, wie bie Religio*
fttöt für bie ftir$e. $er ©taat bebarf ba$er ebenfall*
ber Zeremonien, unb ba er ftdj felbjt no$ ni<$t für ben
unbebingt vernünftigen, fonbern für ben <j>riftKc$en erftört,
fo bebarf er ber Zeremonien, bie heilig fmb, bie aber nt#t
er, fonbern bie Äird&e heiligt, bie i<h jum 2$ri( unbewußt
mitmache, burch bie ich alfo auch unbewußt, ba* $ti$t wi*
ber mtxnm SMen gebunben werbe. <£r nimmt burch bie
Saufe in ben ©taat*»erbanb auf; nur ber, welker ben
chrijttichen ©lauben ^at, fann auf ©taat*rechte2fofpruch
machen; unb bie@f>e wirb nur anerfannt, wenn bieÄirche
fte eingefegnet $at $ie* $We« fommt baher, weil ber
(Staat ftch felber unb ba« geforberte ©erträum feiner ©ür*
ger nicht für nt^tidr ba* beißt nicht für vernünftig genug
hält, um burch bie reine Profit feiner 3bee unb tn ber
ftegreichen ©ewalt feiner 8wetfe bie ©tfrger an IJn unb
an einanber $u galten.
Senem unbebingten ©ertrauen gegenüber muß eine
*ben fo unbebingte unb unfehlbare fDlafy befielen, ein
Oberhaupt, auf welche* wir »erträum, ber SWonarch, befc
fen Zfyton recht ftnb, weil fte feine Späten fmb. SBie
bie SReligiojttät ein wittfürlicher @emüth*äuftanb ift, unb
bie Stixty $u einem eben fo wiHfürlichen äußerlichen 3n*
flitut wirb, fo iß auch ba* politif$e Vertrauen ein will*
fürliche*, unb ^ entfpri$t bie SBiKfür be* Regenten.
3ene* ©erträum, ba* in jiebem 2htgcnblicfe »erfd^winben
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fann, muß au«fi tn jebem StugenBQdTe erprobt werben. 3e*
ncS Vertrauen, baS nt<J>t burdj ©efeje geregelt werben
fann, muß fortwdtyrenb burc£ ©efefcloftgfeit in Sltyem er*
galten werben. $)ie Untertanen flehen &um Regenten tm
93er£Ältniß ber $tnber jum Später, ober, was bajfelbe H
(fc im SSer^ttniß ber SBormunbfdjaft. <£x besormunbef
fte bur$ Beamten, welche gleichfalls an feiner Unfehlbar*
feit unb Un^erleeli^feit £f>etl haben. Unb wie jene $rfe*
fler »or Ottern $irc|enbiener ftnb, fo ftnb biefe Beamten
wr Willem ©taatSbiener. Söeil nun im $rifili($en <5taatt
nur ber (StaatSbiener (Staatsbürger ifl, fo jfnb jene
eigentlich bie einjig echten (Staatsbürger.
S3ei jenem innigen Sufammenjange beS ehelichen
<Smm mit ber d^rifllu^cn flirre, ja bei jenem ßinSfein
beiber, muß, wie ber äirche, fo bem <Staatt bie inquffito*
rtfehe Stacht über bie ©ewiffen unb ©efmnungen feiner
Untertanen jugeflanben werben. Unb baS Stecht ber 53e^
»ormunbung erteilt bem (Btaatt nicht blos baS Stecht,
nein auch bie Pflicht, jebe Wtffenfchaftltche $rtttf, wel<h*#
auf bie SWa^t ber Vernunft unb Sa^eit trofcenb, bie
flirre in ihren ©runbpfetlern anfeinbet, $u Seiten, unb
»on feinen Unterri<htS*3tnfialten ju »erbannen.
Unfere Regierung nun, ba fte bie Regierung eines
^riflli^en ©taatcS fein Witt, war ganj confequent, als
fte bei ben Unfoerfttäten auf bie (Sntfejjung Bauers an*
trug; ja, fte wäre noch confequenter gewefen, wenn fte,
ohne es auf bie (Stttfcheibung ber Unfoerfttäten anfommen
ju lajfen, S3runo 33auer gcrabeju bie Berechtigung , in
33onn ju lehren, genommen hätte-
Staren nun aber bie Unfoerfttäten es ber SRegterunft §• 2.
fthulbig, auf ihre 2tnft*ten einzugehen? n JM
©an$ gewiß!
Die Uitfoerfttäien, fo lange fte (Staatsanwälten ftnb,
unb jwar bie Sfoftolten eines d^rtftltc|)en (Staates, fftnnen
unb bürfen ntc^t barauf 9foforu# machen, <Stye ber freien
7»
ttnfocrjttcitm.
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Stffenfd&af* &u fein. Der $rofeffor an einer Unfoerfttät,
wenn er bie @taat$*3*ü<fjt#ten nitty befragen, wenn er
ntc$t feine Sßtffenf^aft bem <£t)riflentl)um unterorbnen,
wenn er m$t immemr aßen Dingen fragen wollte , ob
jeine 2fajt($t an$ mit bem <£t)rifientj>ttm in Uebereinfüm*
mung fei, würbe ftd& beS UngeljorfamS ft&ulbig mad&en.
Der <5tMt muß fein ©pflem unbedingt burc&fütjren. (Sr
fann an ben Unfoerfttäten nur fold&e brausen, bie Mt
feinem <£ramen beftonben f>aben, bie in bt'efem dxamtn
tyre <£f)rifHtd)fett unb it)r unbebingteS Vertrauen, it)re
rüdf|trf>t$lofe Umgebung für bie $rincipieu beS d^rtfbltd^ett
©taateS bewtefen bftben. ÜRur treue Diener, auf bie man
wieberum Vertrauen £aben fann, nur gewiffen^afte Untere
tyanen, nur fol$e, bie in jjebem Sfogenblicf bereit ftnb, ben
SÖinlen ber <&taatämaty jn get)orc$en, nur fol$e f (tonen
unb bürfen auf eine Aufteilung unb SBefolbung 2fafpru$
wachen.
Senn ber <&taat Slnftalten einrichtet, auf welchen
feine Diener gebilbet, feine Bürger $erange$cgert roerbett
follen, fo mufj er au$ barauf fetjen, baf? feine $lnft$ten
bort geletjrt werben. <So lange er ni$t ber freie <Btaat
fein will, fo lange er nity auf ber Söernünftigfeit, fonbern
auf bem Vertrauen feiner Bürger bafirt, fo lange er nic$t
ben Unterricht frei unb bie 2öiffenf$aft ft# ungebinbert
ausbrechen lajfen Witt, fo lange fann er nur bie Sfftänner
auf feine 2lnftalten berufen, bie burcf? ein feinet ©efüf>l
für bie Meinungen ber Regierung ftcfji auszeichnen.
<£S wfore alfo ein Sßtberfprucf? gewefen, wenn ber
(Staat, wie man wo£l fch»«rmerifdf>er Seife »erlangt fcat,
aud^ auswärtige gafultäten befragt hätte. Denn auSwär*
tige gafultfiten ftnb eben feine preufif$e gafultäten.
Die Regierung l)atte aber |)tt$jien$ itjre eigenen treuen
Untertanen, bie in bie ®runbffffce ber (£t)rtfiti$feit etnge*
weit)t waren unb wußten was ihnen obliegt, &u fkafyt $u
jie|en. Auswärtige gafuMten befragen t)ief fich ber ®t*
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101
fa$r auSfefcen, bafj man auf eine Unwerfttät gefioßen »fae,
mtyt Hu tt>iffenfc^afrti4>t^ unb fem ^rifttt^e* 3nfütut
$u fetn glaubt.
greiltdfj, alle Unfoerfttäten ftnb (^rtfl(t(^e3nflt^
tute. Denn »ollen fte nfd&t auöfd)ltef?li$ bie unfef)lba*
ren 2lnftolten fein, auf benen ba$ SSBtffen mitgeteilt »trb?
©d|on im erften Kapitel fallen »ir, baf? bie ttnroerfttäten
gtei$fam ein 3Honopol mit ber Söiffenföaft treiben , ein
konopol, »eld&e$ »om ©taate fanctionirt tfh 9htr »er
auf Unfoerfttäten gelernt $at, f ann in ben höheren ©taatä*
bienjl aufgenommen »erben, unb ber ©taat f (Immert ftcf>
viel me$r barum, »o, al$ »a* Semanb flubirt &at.
Die Unfoerfitäten ftnb mittelalterliche Snflttutf. ©ie
»aren gut genug, ald bie Söiffenftfnift, um fu£ gegen
Barbarei $u f<$üfcen, ftrf> *u Korporationen »erbieten, ftdg>
an bejKmmten Junten concentriren muffte. $eut &u Sage
aber bie SBiffenfdfraft jum Söeftfc einer Korporation , bie
SDWtyeilung berfelben &um ^Privilegium einer Kafle machen
»ollen, fctc£e bie Suft, bie ber Söelt gehört, in ein ©e*
fängnif? fperren, l)tef?e ba$ organifetye (leben, ba$ 3ebet
»on Statur fcat, bur$ ($afaani£mu£ mitt^etlen. „Die
Unioerfttäten haben ft$ überlebt'', fo fnef* e$ f$on lange.
3&re 3eit tfl gefommen, unb fte foUten flol^ barauf fein,
©ie foUten flolj fetn/ba* ba* Söiffen iefrt ni*t mefrr ber
*öeft& eine* ©tanbe*, fonbem be* S^enf^en überhaupt
ntd^t mehr @taat$4lnftolt, fonbem 33ebingung be$ ©taats
ifh Können fie ft$ ntd&t biä $u jenem ©tofye auffc^wtn^
gen, tu bemfte ft<h felbft aufgeben unb ber3ett überliefern,
Wunen fte e$ ni<ht begreifen, bafj ^eut &u Sage bie ffiiffen*
föaft, »enn fte »irtfam fem fott, unabhängig fein muf,
fotb fte taub gegen bie ©timme ber greift, nun gut, fo
mögen fte ftdj> , bie bie 3eit jtch ihnen energf fd&er bemerk
bar macht, jenem dolce far niente überlaffen, bem ftc^
jrbe veraltete Korporation fo gern hingiebt. -r
2öa$ »itt baf>er 33mno $auer? S8a$ fann er »ofr
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len? (Seinem $rittjty unb bem ^tin^ip ber Regierung
naty, bie einauber gerate rntgegettgefe^t ftub, tonnte $auet
nichts 2lnbere$ erwarten, al$ wa$ gef$e$en ifl (£$ er*
. gtebt ftcf>, bafc 33runo ^auer »on ber (£rijHi<£en ftegie*
rung be$ preufHfdjjen (Staates 9li$t* »erlangen fann, weit
er fonfl mit ft$ in 2ßiberfprudj> flehen würbe.
&tn fo ergiebt ftdf>, bafc er e$ für einen 9toub an
ft$ feiger galten müßte, wenn er eine DocentenfieHe an
einer Unfoerfttfit in 2tnft>ru# ntyme. £>emt ni$t einmal
Sefcrer ber y${fpfop$ie fann er werben, weil ja ber $riffc
lidje @taat au$ bie 9tytlofop£ie beaufftd&tigen, ttnb weil
bie &ir$e au# bie 9tyilojb$te i&rer aHeinfeligmadjjenben
fJtorm unterwerfen muf*.
£>af* bie Unwerfttäten ftdf> fo entfcfueben fcaben , wie
e$ gef#e&en tfl, fann i&nen, als folgen, nid^t aum $or*
würfe gemacht werben, £afj bie Regierung, bie c$rtßti$e,
gegen Steuer fo »erfahren tfl, wie fte verfuhr, fann nity
getabelt werben. £ennocl> $aben wir gegen bie gafuttftten
gefpro(|en, weil fte &auer eben nityt als gafultäteu t>er*
wiefen, weil fte ni$t an einer einfachen, btctatorifdjen ($x*
flärung genug $u ^aben glaubten, fonbern weil tfe wtffen*
fd^aftltc^c ©rttnbe gegen tyn anführen wollten, weit fte
alfo bie Prätention matytn, 3n£aber ber SBiffenföaft
unb feine @taat$4lnfialten $u fein. " @te ftnb 3ünfte, bie
ber <&taat pritntegirt, unb bie bafcer benjenigen aus tyrer
2Httte flogen muffen, ber ni$t aunftgemäfj ifl. 3lber ber
Staat $at fd&on bie bewerbe ^3^fte aufgehoben unb bie
inbuftrieHe Bewegung freigegeben; wie viel wichtiger ift es
nun, baß er au$ bie wiffenf^aftltd^en 3ünfte aufgebe unb
»oHfommeue wiffenfdfraftlid&e Se&rfretyett gebe. (So lange
ber ®taat bagegen eigene $nftolten an ben Unfoerfttäten
£aben will, auf benen feine ffiiffenföaft gelehrt wirb,
fo lange wirb er au$ bie felbflftönbfge gortbilbung ber*
felben ni$t bef&rbern Wunen. <5o lange bürfen aucgi bie
Unwerfttaten ntd^t behaupten, baß auf tynen bie freie ©if*
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fenfcfiaft ttertreten fei. Vielmehr wirb bie ffitffenfchaft,
angekommen auf bem fünfte, wo fte weiter iß, als *er
(Staat, ftch »Ott ben Uniwfttäten loSfagen unb eine ©$aar
freier SW&nner bilben, welche bie Bewegung reprctfentiren.
SBttt ftd> alfo ber (Staat nicht ber Gefahr auäfefcen, t)ta*
ter ber 3fo«bilbung ber ©iffenf^aft jurücfaubleiben, fo
barf er biefe nicht burch Veaufitchtigung unb $rfoilegirung
autoriftren, er muß »ielmebr bem tonen unb &t)ren »oll*
fommeue Unabbctngigfett geben, er muß ber 2Biffenf$aft
bie Gelegenheit laffen, f«h felbft, nachbem fte ftch im £er*
$en be* Volle« f$on fo feft gefegt, nun auch weiter au«*
jubreiten unb $u behaupten.
$a« fann aber nur ber freie (Staat 9iun haben wir §. 3.
föon im erffen Kapitel SÖorte eine« preußifchen SWtnfflerd freie
angefahrt, au« benen erhellt, baß auch unfere «Regierung ©taat.
ni^t fefl an ba« §>rittjtp be« chrijtlichen (Staate« ftch bin*
bet, fonbern einer gortentwieflung jum freien Staate bin,
bewußt ober unbewußt, entgegengeht. Söenn nämlich ber
$rifttt<he Staat rein auf bem Vertrauen, auf bem chrtfHt*
chen Glauben baftrt, wenn er eine unbebingte Vevormun*
bung auf ber einen, eine rücfftcht«lofe Eingebung auf ber
anbern (Seite forbert, fo regen fleh fo unferer 3«* ©Hm^
mungen, ftnben ftch auch in unferem <&taatt 3«fKtutionen,
welche jenem $rinjip wiberfrrechen. (Schon bie Vertretung
ber ^roöinjen, woburch wenigfhn« ein SWitreben gefefc*
lieh geworben ifi, fchon bie (Selbflregierung ber ©töbte
burch ihre Verorbneten, in beren Versammlungen fogar
3uben jugelaffen werben f flunen, fefcen nicht bloß Vertrauen,
fte fefcen ein politifche« %M\x$tftin unb eine Ueberfteugung
»orau«. @ie bebingen ein £anbeln für unb burch ftch
felbf*, fein bloße« £anbelnlaffen. (Sie begttnftigen bie freie
Bewegung be« (Kleinen, unb nicht bie wiberftonb«lofe
(Jrgebung. <&\t rufen ben Vttrgerftolj tymx unb »er*
mchten bie Unterthanenbemuth- 6ie forbern »ernünfttge
tfritif unb nicht ben Glauben unb ba« Vorurteil. Unb
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bo$ ftnb jene 3«fKtutionen nur £inbeutungen auf eine
wettere , voüf ommnere entttidttung. <S$ regt ft# überall,
aber bie freie @4><tyfung ifl nod) gehemmt. (£& gä&rt,
unb man jlrebt noc^ nad^ ^larbeit. 2ttan will, aber man
Ijanbelt no$ ntcjjt. Zrft im freien Staate £anbelt man.
SBenn mir von bem Staate glaubten, baß er jtd& um
Sittel befümmern müffe, fo fönnten »ir über ben d&rtjlli*
$en Staat nidfrt |)inau$gef>en. £)enn ber vollfommene
$rifllid&e Staat tfl ber, »o hin £aar von bem Raupte
beö Untertanen fällt, oljne SBiffen unb Sitten be$ 5He*
genten. 2Btr glauben vielmehr, baß ber Staat, mit bem
ftoljen ^enmßtfein feiner 33ernünftigfeit , gerabe in ber
gretyeit baä Clement flnben muß, »eitles feine Bürger
alle ju flogen, füfcnen, felbflftänbtgen $erfönli$feiten $tx*
anbilbet. Sir glauben, baß er, jebe tfraft be$ Snbivi*
buum* frei gewähren lajfenb, bte £raft M Allgemeinen
am meinen flftylt. $iefer Staat txbUdt ba$ 53anb, »el*
feine Bürger mit bem Allgemeinen $ufammen&ält, nt$t
in Zeremonien, bte eine ijjm frembe Snflitution ifjm leitet.
Denn jene Zeremonien, weil fte bloße Zeremonien unb
feine vernünftige £anblungen ftnb, $aben immer ein Zle*
ment ber S3enmßtloftg?eit an ft$. 3$ »erbe &um $3eifotel
getauft; bin idf> nun $ierburcf> auf eine freie, vernünftige
Seife in bie ©emetnf^aft ber flirre, welche bo$, wie fte
vorgtebt, tteber^eugung forbert, aufgenommen? 3Bin,i$ auf
freie Seife 2ttitglieb einer politifc&en ©efellfd^aft getvor*
ben? 9tt\n. Unb bo<|> foll i# gebunben fein. Dtx freie
Staat verbannt alle fold^e 33enmßtloftgfeit; »eil er felbfl
nur bie freie, vernünftige X$at anerfennt, fo foltert er
aud£> ttic^t bte Anerfennung einer Zeremonie , bei »el$er
i<$ unfrei bin. Sa* er forbert, tfl ©elbflbefKmmung,
freie (Selbflbefttmmung. Unb fo ifl e$ benn ba$ 3ufam*
memmrfen für bie %mdt ber ®efamm$eit , e$ ifl bie
&taft ber airgemeinen Vernunft, »a$ feine ©ürger $u*
fammenjtflt.
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Diefer 6taot &iebt feine ^Bürger nicht in Offelten,
welche et)er 3flafchinen ald freie 2Nänner hervorbringen;
er feffeft nicht bie ©ewegung ber 35ßijfenfch«ft , bie, wenn
fte gebeten fott, fchranfenlos fein muß: <£r ld#t Seben
lernen, wo er will, Stben lehren, was er will unb wa$
er !amt; benn er $at bie Ueberaeugung, baß bie 2öat)rheit
in ftch felbf* bte ftcherfte SBaffe gegen jeben Srrthum trägt.
<gr autoriftrt feine lebenbigen ßompenbien, welche bte 3u*
genb nur bemüthtgen, nid^t ergeben Jönnen. dt erniebrigt
ftfy nicht &um Saftfchläger für eine fftwifdjje unb mecha*
nifche SMobie. Hein er weiß, baß ber glorreiche Gin*
Hang bort fein wirb, wo bte Vernunft beä Bürgers unb
nur fte ben £on angtebt. @r hält nicht feine Bürger aus*
einanber, er ruft nicht, inbem er felbft Sitte beargwöhnt,
ben gegenfeitigen Argwohn unter ihnen hewor. Vielmehr
lägt er f\t, in beut gemeinfamen 33ewußtfetn, Sflen*
fd^en f freie 2ttenfcf>ett $u fein, auch frei Rubeln unb frei
fprechen.
2ötr fämpfen noch, 30fe$ fämpft, unb bte ^Regierung
felbjt ijl in einem innern $ro$e([e begriffen. Der chrifc
liehe ©taat, confequent butchgeführt, muß ftch felbft über*
flttrjen. Die bem Sflenfchen angeborene gretheit läßt ftch
nicht für immer unterbrüefen. Der ÜRenfch, ber <5o$n
ber <£rbe, läßt ftcf> ntd^t mit Söec^feltt auf ben Gimmel
abfoetfen. £ier, auf erben, ifl e$, wo er Rubeln, wo er
frei Rubeln wtd.
3(1 erft bte greift jum panier für Mt erhoben,
fo Wirb auch für bie ©iffenfd&aft ein neuer £ag anbre*
djjen, weil bann bie Vernunft bie ©onne fein wirb, welche
Sittel beleuchtet unb belebt.
Dann wirb man auch er(l entfehetben fönnen, wel^
<he$ bie geinbe, welche* bie wahren greunbe be$ 2Nenfchen*
gefachte* waren.
33t$ batjtn fleh* und noch mancher |>arte ©trauß be*
»or. «n grieben ifl nicht $u benfen; unb wer ihn fehlte
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flen tofflf, tfl unfer gfeinb. S^ur Erbitterung, nur tobes*
mutiger tfampf, nur ber Fanatismus für bie <5atyt ber
SBernunft famt uns fruchten. 2öo baS $rin$t> einer
neuen 3«* ben SnfHtttrtonen unb veralteten Sorurtyetlen
ber Sergangentyeit gegenüberliegt, fann bie »ete$)mütyige
33erföf>nung nur eine fold^e <5($öpfung hervorbringen, bte
ben tfeim be$ £obe$ fd^on in ftd> trägt
Stur eine *Berni$tung$fd>la$t fann bie @at$e $u
(Snbe führen.
©tbrudft bei @tbr. Unger.
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