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Full text of "Petersburger Briefe von Kurd von Schlozer 1857-1862 : nebst einem Anhang Briefe aus Berlin-Kopenhagen 1862-1864 und einer Anlage"

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Petersburger 
Briefe von 



jjrd von 
Schlözer 
1 857-1 862 




Kurd von Schlözer, 
Leopold von 
Schlözer 



THE LIBRARY 
OF 

THE UNIVERSITY 
OF CALIFORNIA 

FROM THE LIBRARY OF 
PROFESSOR 
MANFRED F. BUKOFZER 
I9IO-I955 



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I 

Petersburger Briefe 



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«Bon bemfelben ©etfaffet fmb im gleiten 
«Berlage erfd)tenen: 

Sftömifd)e Briefe. 9. unb 10. Sluflage. 

^erüanifc^e Briefe. 1869-1871. 
3. Auflage. 

3ugenbbriefc. 1841-1856. 



^rterS&uraer Briefe 

ton 

1857 - 18 1 « 

ne&ft einem #n£ang 
»riefe au* Q5erlm-ßopen$aa,en 1862-1864 
uno einer Anlage 

herausgegeben oon 




2>eutf$e 2*erlaö,e«2(nffalt 

Stuttgart u, Berlin 
1922 



«tltc Weckte borbcfcalten 
GopiuinM 1921 i't] 3>eutjc^e 8etlao«.8titftalt, Stuttgart 
3)tud ber »eutfdjen «erlag« ««nflolt in Stuttgart 



GIFT 

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3D K 3 <2 
33 



(gfnleUung 

IS bie „9*omifchen Briefe", bie oielletcht obgefc^toffenffe 
Sammlung ber 93riefe &urb t). Schlepers, erfchienen, ba 
war ihr Snhalt, tro$ ber ein $atbe$ 3ahrhunbert jurüeftiegenben 
Seit, ben S)eutföen noch geben unb ©egenwart. Sefjt ftnb 
fle jum (frinnerungSMatt einer 93erbinbung jtocicr Hölter ge- 
worben, auf ber ber ©lanj twn Äunft unb SBiffenfchaft ruhte 
— einer getfttgen Q3erbinbung, nicht mehr »erflanben »om 
heutigen ©efölecfcr. 

3)ie „3ugenbbriefe", bie erft foäter veröffentlicht »erben 
tonnten, führten un« in ben &rei$ ber großen beutfehen SBiffen- 
fchaft beä 19. 3a$r(mnbert6 unb in bie Seit ber äoehflut be$ 
beutfehen (ftnheitSbrangeä, jeigten aber augteich auch bie Meinte 
jene« furchtbaren roirt fct)af ttic^cn unb fojialen Kampfes, ber 
in unferen £agen alle$ 93eftehenbe ju oernich ten brofct. 

(innen noch tieferen 93 Ii et in ben Urfprung be$ gütigen 
©efchehenS geben, in bejug auf 9Rufctanb, bie „Petersburger 
93ricfe". Sie ftnb faft alle an ben 93ruber unb bie Schwägerin 
gerichtet, benen Petersburg berannt war; hievburch ift ihr 
QtyaxaUtx bebingt. Oft ftnb e3, befonberä im ©egenfafj ju 
ben unter 9tomS fiarem ätmtnel gereiften Schilberungen ber 
(Ewigen Stabf, nur flüchtige ^otijen, hingeworfen im jeitloS 
wirren £eben ber Palmtra beä Horben«, „wo £üge unb ßeiben- 
fchaft raftloS auf ben Slmbofj menfchltchen HnoerftanbeS 
hämmern". *) 

Ä ) «Slömarcf an feine ©attin, 25. 3uni 1859. 

V 

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$11« Schlöjer btefen $lu«lanb«p offen erhielt, J ) ber al« erfter 
für befonber« e&rent>otl galt, $atte er, ebenfo »ie fein frü£- 
verdorbener greunb Otto 'Übel, ben 9*uf eine« melt>erf|>re<$en- 
ben ioiftorfterö, ber e« t>or allem öerftanb — ein bei ben 
£)eutf$en feltene« unb t>on ffrenger ©ele^rtenjunft leicht mifc- 
artete« Talent — , ben fpröben Stoff ber ©efd?i$te in ge- 
fällige ftoxm &u bringen, Sluc^ al« jufünftigen Renten 
maren grofje Hoffnungen auf ben jungen ©elefcrten gefegt 
motben. 2lu« 'pari« förieb ber 93ierunbätt>anjig jährige 1846: 
„cprofeffor 93enuparb$ 2 ) au« Salle, 9?eftor ber bortigen Uni» 
loerfität, tt>ar brei Soeben &ier; i$ mar täglich mit ü)m ju- 
fammen. 3n ber vorlebten 6u)ung ber 2lftatif$en ©efellfcbaf t 
^atte < 3DZo^t 3 ) unaufgeforbert einen Bericht ju meinem „*21bu 
©olef 4 ) abgeff attet, unb am f olgenben §age Wlug 9*einaub 6 ) 
mir t>or, SOWtglieb ber ©efellfc^aft ju roerben; atfo bin u$ nun 
membre Oranger de la sociStS asiatique. SDttt Bernfcarbö 
machte ich ^errlic^e Touren, bie in Begleitung eine« fo aus- 
gezeichneten Spanne« boppelten 2öert für mich Ratten. (£r 
mürbe ungemein fetiert unb führte mich überall ein. Cetronne, 
9*aoul-9$ochette 6 ) u. a. &abe ich burch $n fennen gelernt, (fine 
(finlabung jum §)uc be Cu^ne« fonnten mir leiber nicht an- 

— — — in i m ■ - ■ ■■ ■' ■ — 

*) 3)ie Reihenfolge ber Soften nach Petersburg unb Berlin ((Be- 
febäftäträger in Kopenhagen) toar: 1864 Rom (ßegationSfefretär), 1869 
3Keftto (Vertreter be« norbbeutfeben 93unbeä), 1871 gßafbington (©e- 
fanbter), 1882—1892 Rom (©efanbter beim heiligen etuhl). 

") ©ottfr. «Sernharbö, flaffifcher Philologe. 

8) 3ut o. SHohl, Orientalin fbäter präfibent ber Aftatifchen ©c- 
fellfcpaff. 

*) ©ie ©oftorarbett über ben arabifchen Reifebericbt be* ©efanbten 
Slbu ©Olef, ber im 10. Sa&rfcunbert n . tyt. oon 6amarfanb nach geling 
gefchieft rourbe. 

*) 3ofeph Souffaint Reinaub, Örientalift. 

*) 3ean Slnt. ßefronne, 9Utertum*forfd)er (Oberaufftc&t über bie 
Qlrchioe ^ranfretch*, Administrateur du Coll6ge de France). — <D6fU*6 
Raoul, gen. Raoul-Rochette, Archäologe. 

VI 



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nehmen, wir fafcen aber in ber Stobt feine &errli$e Äunft- 
fammlung. 3n VerfailleS unb an anberen Orten $ielt i<$ 
93enü)arb9 arofje 93orlefungen über bie franjöjtföe 9*e»olution, 
fo bafc er fagte: örbnen 6ie 3&re ioefte unb tommen <5ie 
nad) ÄaHe, um JU bojieren!" 

^lu« ben „3ugenbbriefen" tt>iffen wir, wie 6c^löjer biefe 
unb anbere 93orfcfr;läge feiner Sreunbe ablehnte unb, getrieben 
»om ©rang, ^anbelnb in baS polttiföe i'eben einjutreten, ju- 
gtei$ lebhaft angeregt bur# baS 6tubium ber franjöpWen 
©efanbtföaftSberic$te in «pariS, bie biplomatiföe Caufbabn 
Utxat. 3n Petersburg beenbete er nod> fein <2öetf „^riebric^ 
ber ©rofje unb Äatbarina IL* ©ann (jiefj eS für i^n: „93on 
\t%t ab ift mein <23eruf, Diplomat $u fein." 

©er ©rofjoater 1 ) fcotte unter 5latbarina II. ben Ein- 
tritt in ben rufjtföen auswärtigen 6taatSbienjt oon fi$ ge« 
wiefen, weil ifcm oor ber Diplomatie graute unb: „vestigia 
terrebant". (Er blieb Äiftorifer unb ttmrbe ber berühmte 
^ublijift. Sin bie 6tät(e feine« erften wiffenföaftlidjen 
QBirfenS führte je$t ber £ebenSweg ben (fnfel, ber ft<$ anberS 
entföieben, ni<$t afcnenb, wel<$ ©rofjem ju bienen er einft be- 
rufen fein würbe. 

Petersburg galt bamalS für ben politifdt) mictytigften Soften, 
©er JSrtmtrieg mar beenbet. $lber tro$ beS unglücflic^en 2luS* 
gange* mürbe 9*ufjlanb balb t>on allen Geiten ummorben. ©ie 
wirtföaftlidje (Sntwicflung beS 9Siefenrei$e$ »erfprac^ einen 
ungewohnten Qlufföwung ju nehmen. (Sin grofjeS <£ifenbabnne$ 
Würbe entworfen, Äanbel unb SBanbel bur$ ioanbelSoerträge 
unb Vereinfachung beS 3oUWtemS gehoben: 9*uglanb follte 
au« feiner 3foliert$eit heraustreten unb feine innere Äraft jur 
(Sntwicflung bringen. 93or allem aber festen — nad> bem 
ftarren ©efpotiSmuS beS 3aren 9tttolauS — eine neue 3ira 

x ) 1764 würbe ber ®rofjt>ater 3luguft ßubwig, auf Q3eranlaffung ber 
Äalferin, tmr$ ben etnflufjrcid)en ruffifc^en Staatsmann §eploff aufge- 
forbett, in ben auswärtigen GtaatStnenft einjutreten. 

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bct Freiheit unb beS £icht S anzubrechen, festen unter 'Slleranber II. 
feneS Söort xocfyx ju »erben, baS ber <5>tc^tcr 6chufon>Sfi 
feinem einfügen 6chüler zugerufen fyattt: „QBetbe SDfanfch 
auf bem ^^ron! w 3)ie Aufhebung ber ßeibeigenfehaft ffanb 
im 93orbergrunb beS SntereffeS. S)er bisher unterbrüefte 
6tubent erhob fic^ jum „Präger einer belferen 3ufunft". 
(Sein fctyärferer QMicf erfannte freiließ baS Trügerifche ber 
pl5$ltch aerfünbeten frönen SCBorte oon 93olfSbeglticfung unb 
bie ioilflojtgfeit jener Reformen, bie, zttrifchen Kotten unb 
9tichtn>oÜen, jttrifchen bem Doktrinären Schematismus rabi- 
faler ioeifjfporne unb ber trägen SDZaffe beS rufjtfc^cn Golfes 
^in unb fcer penbelnb, mit untauglichen Mitteln an einem 
untauglichen Öbjeft operierten. 9flan n>ar „oon bem einen 
Ufer abgefahren, ohne an baS anbere gelangen zu fönnen\ 
0er 9lihiliSmuS — heut* 93olfchett>iSmuS genannt — fanb 
einen fruchtbaren 93oben für feine llnterminierung beS ge- 
famten EebenS. (Ein halbe« Sahrhunbert barauf ttmrbe 93afu- 
ninS religionS« unb ftaatslofer 3rrjinn jur SöirHtchfeit: 9*ufj- 
lanb ein ßeichenfelb. 

SBährenb ber ungefchulte, rohe ©eiff beS 6latt>en, oon 
feinem Staatsmann geleitet, triebhaft inS ©unfelblaue fteuerte, 
lagerte überall in (Europa 3ünbftoff für neue friegerifche 93er- 
n>icflungen. 3uerft entfeffelte ber italienifche &rieg bie natio- 
nalen Ceibenfchaften beS SübenS — in ^olen gärte eS — auS 
bem Wirrwarr ber ^altanhalbinfel ftieg Rumänien als neue« 
GtaatSgebilbe empor — im Horben brohte bie GchleStoig« 
Äolfteinifche tfrage — burch ©eutfchlanb aber ging «tflfiföe 
(Erregung: man fyaxvtt beS Erretter«. 

Einfang« überlieg ftch Schwer mit ber ganzen Lebhaftigkeit 
feine« Temperaments bem eigentümlichen 9*etz beS gaftfreien 
rufjtfchen £ebenS. <2öar er boch neben fetner amtlichen 6tel» 
lung in Petersburg empfohlen als (Enfel beS 93egrünberS 
ber rufftfehen ©efchichfSforfchung, als 6ohn beS zur napoleo- 
nifchen 3eif burch feinen glühenben ffranjofenhag bekannten, 

VIII 



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t?on SftifolauS I. befonberS gefeilten „consul cosaqueV) Auch 
bem 93ruber 9faftor, ber unter bem 5^anjler ©rafen 9teffelrobe 
längere 3eit gearbeitet fyatte, unb ber 6chmägerin £uife nmrbe 
an ber 9ten>a ein freunblicheS Anbenfen beroaljrf. 93ei bem in- 
timen 93erhältniS ber Äöfe Berlin unb Petersburg aber galten 
perfönliche Beziehungen bamalS als günflige Borbebingungen. 
stimmt man bie burch manche 3)orpat«(Erinnerung mit bem 
95ruber »etbunbenen 5)eutfchruffen unb halten ^in^u, unb baS 
Sntereffe ber lederen am 93erfaffer ihrer ioehnafgefchichte, 2 ) fo 
wirb e$ begreiflich, ba& bem »on allen Seiten ilmmorbenen 
bie erfte 3eit mie im 9*auf<h ba&inflog. 

93iS ber 9?eij biefer ^albaftatiföen 9*efibenj oerblagte, bie 
feine Äeimat ift, fonbern nur ein Aufenthalt, ber „nicht Äimmel 
unb nic^t (£rbe 1)at u . <2öar ihm anfangs freiere 3eit gelajfen, 
bamit er baS ©ebtet feiner Tättgfeit fennen lerne, fo häuften 
jich balb bie „intereffanten" Arbeiten. C£^atatteriftifc^ mürben 
für Schleper fchon hie* ber (£ifer unb bie Energie, mit ber er 
für bie Sntereffen feiner CanbSleute im AuSlanb einzutreten 
pflegte. 

Unb bann fam QMSmarcf! 

SMefeS gemaltige, mit 9ftachtgefühl gelabene Temperament 
— unoerftanben. Aber boch gefürchtet t>on ber in Berlin 
herrfchenben Unfähigfeit 6ollte baher auS bem au nahen ftranf- 
furt entfernt, in Petersburg falfgefteUt merben, in bem 
Augenblicf, als abermals ein 5?rieg baS ©leichgemicht Europas 
ju erfchüttern brohte,. als PreufcenS, §)eutfchlanbS Schitffal 
jur Cntfcheibung bremgte! 3um politifchen 3om gefeilten ftch 
heftige förperliche £eiben. So, in ben Tiefen feiner Seele 
erregt, neroöS ■ gereift, trat er Schleper entgegen, ben er noch 

») ©ie einer fpäferen Veröffentlichung öorbehaltenen Aufzeichnungen 
beS VaterS über feinen Aufenthalt in Petersburg am Äofe be$ 3aren 
1835/36 geben baS <BUb einer untergegangenen ^öelt, toä^renb bie 
franjöfifdjeftrembherrfchaft feiner Sugenb toieber ©egennjart geworben ift. 

») „©efchiajte ber beuten Oftfeelanbcr". Berlin 1850/53. 

IX 



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nic^t fannfe, in bem er migtrauifch einen ©finftling ber Prin» 
jeffm oon Preußen, einen liberalifterenben geiffreid>en$&eorettfer 
ju roittern glaubte. (Er behanbelte ihn fchroff, faft militärifch, 
»erlangte oom Untergebenen nnllenlofe ©efügigfeit. 

Schleper, oom ©chicffal unb oon ben 9ftenf<$en oerroöhnt, 
ntd>tö toeniger ale ein mit ©ebeimratofuutt belaftetet preu- 
fjifcher 33ureaufrat, geriet aufcer fleh- (Er, ber baä ©enie oerehrte, 
beffen Abgott ff riebrief; ber ©rofje mar, ber in einer 3ugenb- 
erjä()Iung *) ben bämonifchen (Einfluf? Sftapoleong I. jum 93or« 
rourf genommen hatte, fah ftch oerfannt oon einem, ber boch 
mehr mar alt bie ©urchfehnittämenfehen. (Er nahm ben Stampf 
auf. Äeftige $lu$einanberfe$ungen folgten. §)ann eiäfalte 
äöflichfeit auf beiben 6eiten. (Eine „Äollenjeit". Schleper* 
Briefe atmen Äafj. Peinlichff erlebigte er alle Arbeiten, aber 
mitttnluft. Sein täglicher 6prud) mar: „<üo!l bi ftief 1" ©er 
einfamen £>errfd>ernatur be$ Preußen ftanb *er burdjauä eigen- 
artige, ebenfalls nict>t gefdmteibig nachgiebige i&anfeat gegenüber. 

6olche offene unb fühne öppofttion eineö Untergebenen iff 
bem „(Eifernen ^anjler" nur biefeö eine SCRat entgegengetreten. 
Unb er, beffen oultanifcher Stampf eSnriHe fonft feinen Söiber« 
ftanb bulbete, oerjieh unb — »ergafj. 3a, er marb fogar um 
ben 3Biberftrebenben. 3n lotialfter < 2Beife nahm er baS anfangt 
über feinen 6efretär nach Berlin berichtete jurücf unb erteilte 
ihm immer oon neuem ba* größte £ob. „6<$tö)er balv ich 
wegen feiner bienftlictyen pflichttreue unb $lrbeitfamfett alle 
urfprünglichen ©raoamina über fein betragen gegen mich 
ftönbig »ergeben unb oergeffen." 2 ) „3$ tyobt feine anberen 
alä fachlichen ©rünbe, ihm ba$ 3öort ju reben, benn im $ln» 
fang lebten mir in offener ffeinbfchaft; feine Süchtigfeit unb 
pflichttreue hat mich erft entwaffnet." 3 ) 

k , — 

*) „Napoleon unb ©raf o. äerDegan". 1852. 
*) Sin SKlnifrer ü. 6cbletnh), 21. 3unt 1860. (gbenfo 14. 3uni, 23. Sluguft. 
«) Sin benfelben, 15. 3uni 1861. Sin itnterftaatafefretär ». ©runer, 
31. SRai 1861. 

X 



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9ta<$bem 93iSmarcl feine Abberufung auS Petersburg er* 
Ratten hatte, unterftü|te er Sc^lÖjerS 93erfe$ung nach Berlin, 
um ihn bort jur Äanb 5U haben. 3n jenen entfehetbenben 6ep« 
temberfagen 1862 fuchte er ü)n gleich nach ber Antunft in 
Berlin auf unb »ollte ü)n als ^mifterpräftbent 5U feinem 
Abjutanten machen. 

Unb Schlier? 3n Petersburg war er auf bie juerft beiß- 
erfehnte 93erfe$ung nicht mieber aurücfgefommen; feinem trüber 
fdjrieb er: „STCit 93iSmarcf geht alles oortreffluh!" dennoch, 
gegen eine Stellung in ber unmittelbaren 9*ähe beS ©iganten 
fträubte ftch feine felbftänbige 9*atur. 3>te Genialität ertannte 
er, aber nicht bie 3iele biefer problematifchen 9iatur, nicht 
ben Sinn »on ParlamentSreben, bie einen 9Soon 5U ber Miß- 
billigung: „©eiffreiche (Srfarfe!" oeranlaßten. Sftur aus Über« 
jeugung tonnte er bienen. (£S reijte fogar ben Übermütigen, 
im berliner SfteunbeSfreiS bie Politif feines tyotyn d^efs, ber 
er turjmeg „Otto" ju nennen pflegte, mit oerblüffenbem ffreimut 
ju fritijteren. Seine oft burfchtfofen Äußerungen furfterten 
unb gelangten natürlich auch ju ben Ohren 93iSmarcfS. 3Bie ber 
über ben unbotmäßigen Untergebenen gebaut ^at? (Er fah in 
Schlöjer, auf ber ©runblage eines flaren GtyarafterS unb 
©eifteS, polttifcheS Temperament, ben offenen 93licf, bie Söelt 
ju flauen, baneben (Eigenföaften, bie, oereint, nic^t leicht ju 
finben maren: biplomatifche ©efchicfltchteit unb 3ioilcourage, 
feine oon ber Süchtigfeit abjujie^enbe (Eitelfeit unb nicht bie 
Spur ber üblichen Q3eamtenambitionen. Vielleicht lächelte ber 
große Sftenfchenfenner unb hielt eine oorübergebenbe Entfernung 
beS heißblütigen, ber boch in ber Arbeit fo ganj bei ber Sache 
ttwr, 00m fritifterenben Sftittelpunft Preußens nach $open« 
I)agen für nicht unangebracht. AIS biefe &ur nichts ^alf, Oer- 
bannte er ben Slnoerbejferlichen — nach 9*om, jur ©efanbt- 
fchaft beim heiligen Stuhl. 

ffür Schwer aber folgten unvergeßliche Sa^re in ber 
(Etoigen Stabt . . . 

XI 



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93i$ ber ^lufftieg beS beutföen 93olfe$ begann, unb ber 
Reiftet ben erprobten ©e^üfen, ber längft fein (eibenf<$aft- 
lieber %t£änger geworben mar, ju neuen Aufgaben rief. 

SDton fyat gefagt, 93i$mar<f &abe unter feinen SDfttarbeitern 
feinen <5reunb befeffen. ioier mar einer, ber ji$ atterbmgS 
nie oorbrängfe: ber muc^S ü)m immer fefter. 0er erfuhr an 
ji# felbft bie SDtoc&t be$ ©eniuS, über bie er einft gefdjrieben. 
£lnb al$ ber alte 5?anjter in ^etyt unb 33ann getan war, alt 
ber 9lame ViSmard in ber QBityelmftrafce nur ftüfternb ge- 
nannt mürbe, ba jögerte O^töjer feinen Slugenblwf, ben Ver- 
femten, ben »on u)m vergötterten ÄeroS in feiner 2öalbein- 
famfeit immer mieber aufoufucf>en. 

ilnb fiel 

93i«marcf aber fagte mir na$ bem $obe meine« ÖnfelS: 
„$)en {wtte i$ als Garcaffe behalten/ 

ßeopolb ». 6$lö&er. 



XII 



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3nl)attgt>er3eid)nt$ 



(Einleitung 6. V. 

1857 

Steife nad) Petersburg. QBarfd)au 6. 1 — Slnfunft in Petersburg, 
©ie preu|ifd)e ©efanbtfcbaft. ©raf ^effelrobe 6-2 — Petersburger Ceben. 
93orftellung beim ffaifer. ©ie 9?emSfi-Perfpettit>e 6. 6 — SBeibe ber 9toua. 
Stuf ber ©efanbtfcbaft. ©efeUfcbaftltcbeS Geben 6.8 — ©ie (fifenbabn- 
tonöention 6. 13 — ©efeUfd)aftlid)eS Ceben 6 17. — Untoerfttät ©orpat 
ober SKoSfau? 6. 22 — ©ie gemixten <5$en in ben Oftfeeproöinjen 
6.23 — ©aS 2lrd)it> ber ©efanbtfd)aft ©er 14. ©ejcmber 1825 6.24 — 
Slleranber II. 6. 28. — Slufforberung, bie ©efd)icbtc CiulanbS ju fcbreiben 
6.30 — $ob SegoborSKS 6.31 — Sluffiföe 3uftänbe 6.32 — ©ie 9ktt>a 
gebt aufl ©ie Ofternad)t 6. 34 — ©aS eifenba&nprojeft 6.37 — <23aron 
g^epenborff 6.38 — ©raf 9leffetrobe 6.42 — 9?uffi|'cbe £>iftortfer 6.44 — 
©ie €ifenbobnottien 6.45 — Gostau 6.48 — ©ie ©olbenc Soweit 
ber (Sltern 6.51 — @efd)äftsträger 6.54 Stu&lanb: eine fopflofe 
Sttenge unb ein regierungSunfäbiger £opf 6. 58 — ßinroeibung ber 93abn 
nad) Peterbof 6. 59 — $eierltd)feiten jur Vermahlung beS ©roßfürften 
SOttcbael mit ber Prfnjefjln (Säcilie t>on^aben6.61 — ^inanjloge6.71 — 
©ie Teilung polenS 6. 72 — Erinnerungen an ©eutfcblanb 6. 75 — 
Sufammenfunft ber tfaifer Slleranber II. unb Napoleon III. 6. 77 — ©ie 
Äaiferinmutter 6. 78 — <33aron 6tiegli$ 6.83 — Snnere 9*atlofigf eit ; 
bie Aufhebung ber £eibeigenfd)aft. ©ortfcbafoff min feine ©eutfd)e 6.84 — 
©ie Abberufung beS ©rafen Gbreptomitfd) auS Conbon 6. 88 — $rau 
ö. Vourfoff, bie Vermittlerin t>on3mmebiateingaben6.93 — ©ie dauern- 
frage 6. 94. 

1858 

9*eue innerpolitifd)e <£inrid)tungen 6. 95 — ©er 6treli$e9rloff 6. 96 — 
©ie £eibeigenf$aftSfommiffton 6. 96 — ©er ©egenfa$: allgemeine iln- 
jufriebenbeit unb ber ©lanj beS raif erliefen ÄofeS 6- 98 — ©aS <2Öoron5off • 
febe PalatS. Prinj Joeinrid) t>on Preufjen 1770 in Petersburg 6.99 — 
©ie ©enfroürbigfeifen ber Äoiferin Äatbarina II. 6. 102 — ©aS mini- 
fterieöe ©etriebe fa^roanft. Überall Unruhe, ©er Äampf im StautafuS. 

Xill 



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Berfte^en bie Stoffen &u futtioieren? 6. 104 — ©er innerpolitifcbejooriaont 
umjiefct fi# 6. 106 — ©ie ftinanatage 6. 108 — ©a$ Branntweinmonopol, 
©er Slmur 6. 109 — ©ie Bauernfrage 6. 110 — ©ie tfaiferinmutter. 
Äatyarina II. Veröffentlichung i&rer ©enfwürbigfeiten 6. 114 — ©ie 
Bauernfrage 6. 116. 

1859 

Ärieg ober ^rieben? 6. 119 — ©ie Slnletye 6. 119 — ©ie italienifcbe 
ftrage 6. 121 — Otto b. BiSmarcf ©efanbter in Petersburg. „Offene 
Seinbföaft" 6. 122 — BiämarcT* Brief an 6cblöjer. ©er „große Joüne" 
6. 126 — e^löjer* Berjweiflung 6. 130 — „Sriebrid> ber ©rofce unb 
Äat^arina IL* 6. 131 — ©er italieniföe Äcieg. Oortfc^atoffö ©oppet« 
natur 6. 133 — ©ie ftinanjen 6. 134 — BiSmarcfS Slbreife. Prinj Grob 
©efebäftöträger 6. 136. — Brief beö @e£. CegationSratS ÄeUtoig über 
Biömarcf 6. 139 — 6cfcambl gefangen. ©iSraeliS trafen über <Sng» 
lanb« Beruf, ©er <3ttaler S&eobor äorfcfcelt 6.. 141 — ©er 9?ücftritt 
oon 6tiegli$ 6. 145. 

1860 

BtSmarc! frant in Oftpreußen, ©ortfefjafoff 6. 147 — Baron Gtieglin 
©ireftor ber ruffiföen 9*ei$«banf. ©ie Slnlctye 6. 150 — Neapel, 
©aribalbi. Gapri. Qlmalfl ©er Befuo 6. 151 — Biämarcf tt>ieber in 
Petersburg. 6$lb^er fpeift täglich bei tym. „(£ä gc^t aHeS oortreffUc^!" 
©ie Qßarfcbauer Sufammenfunft. ©er Ginmarfch ber piemontefen in 
ben Äirc^enftaat. ©ie ^inanjlage 9*ufjlanb$ 6. 1 55 — ©ie Bauernfrage 
6. 158 — Biämarcf. Sob ber Äaiferinmutter 6. 160 — ©ie QBarfcbauer 
3ufammenfunft. ©er Äönig oon ©aeta 6. 164 — OrloffS Slttacfe am 
14. Dezember 1825 6. 166 — ©aS rufftfebe Papiergelb. Slbnabme beä 
beutfd)en (finfluffeä nach bem $obe ber ^aiferinmutter. $ür ©eutfebe 
nicht mehr empfehlenswert, in ruffifc^c ©tenfte )u treten 6.167 — Bis« 
maref. ©ie 6ehnfucht oon 9L C. b. 6chlö&er nacb einem beutfehen Bafer- 
tanb 6. 169 — öfterreieb broht &u jerfaHen. ©aä jöauptbauernfomitee 
6. 170 — ©ie Brüber Sfliljutin 6.173 — ©ie italienifche ftrage. 9fa. 
poleon III. unb ftürft Metternich 6. 175 — ©ie bolfteiniföe ftrage 6. 178 — 
Napoleon III. 6. 179 — überall politiföe Unruhe 6. 180. 

1861 

Bauernfrage unb polen 6. 182 — ©aS ÄauptbauernromiteeG. 183 — 
©ie rufftfefcen ^inanjen 6. 185 — ©ortföafoff 6. 186 — ©aS Qlmurgebiet. 
Batunin 6.188 - ilnru&en e.190 — BiSmarcf 6. 191 — ©ie Bauern- 
freiheit 6. 192 — ©ie <28arfcbauer Unruhen 6. 194 — Sranj II. ©ie 

XIV 



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Königin »on ©a«a 6. 195 — «Brief be« ©rafen 9*acatm«i 6. 196 — 
3öarfd)au 6. 198 — <S>it «proflamation ber <23auernfreibeit 6. 199 — 
<2ßarfd)au6.201 — £orb Papier. Snglanb« 9tti$liä)feit$prinaü> 6. 202 — 
5>ie $raglt SUeranber« II. S)ie fragil be$ rufjifcfcen <23olfe$ 6. 204 — 
$lufrubr bct 93auern 6. 205 — 5)ie £>erjogin t>on £euä)tenberg. 9lufftfä)e 
<2Birtfa)aft 6.208 — ^tSmarcf über 6a?löjer 6.209 — Unsere Suftanbe. 
5>ie „SRlfflon bet 6tawenl" 6.211 — S)ie italienifct>e unb bie ^olffeinif^e 
<5rage 6.214 — SHe ruffifä)e Gifenba^ngcfcttfc^aft 6.218 — 6ä)reiben 
beS ©rafcn Sf>un 6. 220 — ^iämarcf 6. 222 — 9*uffiföer gbrenfäbel 
an Äart »on 6d)töjcr 6. 224 — ©ärung auf bcm Canbe, in ben 
©täbten, unter ben 6tubenten 6. 2£5 — ^nfidjt ^lejanberä II. 6.230 — 
3n Berlin 6.231 — 92Bielopol«ti 6.234 — 3)ie diamanten ber ftürftin 
«Sarjatinäti 6. 235 — ©eneral b. ©erffenjtpeig 6. 236. 

1862 

93iSmarcf 6. 237 — ^inanjminifter t>. Meutern 6. 238 - «BiSmarcf 
tt>ünfä)t 6cbtöjer nad> Berlin 6.240 — S)er $ob SfleffelrobeS 6.241 — 
<$>aä le$te 3ufammenfein mit 9?effelrobe 6.244 — @raf©ou) 6.249 — 
S)te 93ränbe in Petersburg 6.251 — 93ebentliä)er ©eift im Äeer 6.252 - 
Qlbfa)ieb t>on Petersburg 6. 254. 

Qlnbang 
Berlin— flopen^agen 1862/64 

3m ^tnifferium 6.256 — Ä eilig enbamm 6. 257 — <23iStnarcf 
unb 6cbtöjer 6. 260 — „Otto" am 9$uber! 93iämarcf, ber 5?bnig, bie 
Parteien 6. 261 — Geben in 95erlin 6. 262 — ®ie S>anjiger Spifobe. 
<£>er ftronprinj unb «öiämarcf 6. 268 — <$äfytt naa) 6a)lofj Beichlingen 
6. 269 — Äopen&agen 6.272 — 6pätere Gbarafteriftif 6d>löjer« 
6. 275 — öaplöjerä Freimut. 6eine Verbannung nad> 9*om 6. 276. 

Einlage 

^at^atina II. unb tyre SJenfwürbigfeiten 



XV 



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1857 

<2Barf#au, 22. <5>ejember 1856. 
9Jiontag abenb, 7 Slfcr, auf bem 
t. f. öfterr. ©enerattonfulat 

Steine innig geliebten Altern! 

95t* tykxfytx bin ich glücUich gelangt 6onnabenb mittag 
maren mir in ©ranija, abenb« in Gjenfiochau, bem föä$erei$en 
retfgiöfen SDttttelpunft ber ^olen. 93on Breslau ab fanb ich 
einen angenehmen Begleiter an einem ©rafen Spina be©t ©ibier, 
ber jum fran jöjlfc^en ©enerattonfulat in SBarfchau oerfcfjt ift. 
©eftern abenb 6 üfyx langten mir hier an; ich fuebte unferen 
©enerattonful, ben £egation$rat SBagner, auf unb fpeifte bann 
mit Spina recht maefer im Hötel d'Angleterre, einem franjö- 
fifchen 9\ejtaurant, n?ie e$ Berlin nicht befitjt. ioeute morgen 
mar ich längere 3eit bei Serrn o. 2ßagner, mo ich bie «Befannt- 
föaft be8 ©rafen 6egur, be* Jrieftgen fran&öfifcben ©eneral- 
fonfulS, machte* S)ann befugte ich einen alten berliner 
<33efannten, ben Q3aron ßeberer, ber bie ffreunblicbfeit hatte, 
mich in feiner Equipage in ber Stabt unb ber näcbften Um- 
gebung $erum5uführen. 2Dir fahen bie faiferltchen Cufrfcblöffer 
93efoebere unb ba* an Katharina* ©ünftting, Stanislaus 
Sponiatomätf, erinnernbe ßa^ienfi unb gingen bureb bie herr- 
lichen Warnanlagen, 3eugen ber fäcbfifcb-polntfcben jooffunft. 
Äerrn t>. Ärufenftern, <£h<f ber biplomatifchen ^anjlei beS 
dürften ©ortfehafoff, 1 ) an ben 9?eftor 2 ) mir ein Schreiben 

*) <aKid)ael cjürft ©ortfebafoff, ber Detter beä SHinifferä, fett Februar 
1856 alä 9Ja<bfolger t>on cpaftjetpitfä) Gtatft)alter »on ^olen. 

*) S)er ältere 93ruber SKeftor. $ln ifcn unb beffen ©attin finb bie folgen- 
ben <33riefe gefd)rieben, mit SluSnahme einiger an bie Sltern gerichteten. 

». erlöset, ^eierttutaet 93rtefe 1 1 



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mitgegeben, traf i$ ni$t 511 äaufe; i<$ »erbe tyn bei <2Bagner 
kennen lernen, ber £eute abenb ein SMner gibt 

borgen frtt{> 9 Ufr ge&t e* über bie Söeic&fel na$ <3>raga; 
bort befteige i<$ ben 'poftmagen unb bin, menn 3(?r biefe 3eüen 
erhaltet, ^offcntltd> föon ein orbentli^e« 6tücf in 9*u&lanb 
»orgebrungen. 

~ « «\ WA „*t ..„ Ä 3. Sanuar 1857 
6t Petersburg, ^©caemblMSSe: 

2lm <&ien«fag, ben 30./18. ©ejember 1856, nachmittag« 
2 U&r, fagen beim ©eneral ßömenftern 1 ) ber ehemalige 9*eia)$- 
fanjler ©raf 9*effelrobe 2 ) unb ber preufciföe ©eneralmajor 
*>.9*ubotp$i. 8 ) 0a« ©efpräd> tarn auf neuere ^ftoriföe Literatur. 
Süud) „Gtyafot" 4 ) mürbe »om ©eneral Cbmenftern ermahnt. <23et 
bem tarnen be« ^erfaffer« fragte Oer ©raf, ob ba$ ein 93er- 
wanbter M ßübeefer unb 6tetttner$ fei. <£* erfolgte nun eine 
toeitläuftge $lu$einanberfe$ung, bei ber 9?ubotp$i nic^t unter- 
ließ, ju bemerlen, ba§ ber 93erfafer, ber preufjiföen ©efanbt- 
föaft attackiert, ftttnblt$ erwartet roerbe. 

ffaft um biefelbe Stunbe, ba biefe« im ioofel „§)emut&" 
vorging, langte na# einer ffa&rt oon fteben Sagen unb jUben 

l ) $>er rufftfebe (Seneral 5reü)err ». ßötoenftern, eine marfante <£r- 
Meinung beS bamaligen Petersburg. Seine „S>ent»firbigteiten eine* 
CiolanberS" auS ben 3<U)ren 1790-1815 gab Sriebr. 0. ömttt berauS 
(Celpjig 1858). 

") ©raf 9*effelrobe, Rangier beS ruffifeben 9lem)S, auf bem SBiener 
ßongrefc eine etnflufjreicbe Perfönlicbfeit, batte nacb llnterjeicbnung be* 
Parifer SriebenS am 15. 2lpril 1856, 76 Jährig, feinen labfcbfeb ge- 
nommen, ^ürft ©ortfebafoff war u)m als SWinifter beS Auswärtigen 
gefolgt. — Sfcftor 0. 6a)löjer, im ruffifeben 9Rtnifterium beS QluSmär» 
tigen »on bem ber Familie befreunbeten ©rafen Sieffetrobe befonberS 
beoorjugt, trat tro^bem fpäter oom biplomatiföen jum Äonfularbienft 
über, »eil biefer ben äanfeaten »irtfcbaftli<b mefcr intereffierte. 

■) Preufcifcber 90WifärbeooUmäcbtigter in Petersburg. 

«) „fya\ot. Sur ©efcbicfcte ftdebricbS beS ©rofcen unb feiner 3eit a 
mar baS 3a£r »orber erfebienen (fic^c „3ugenbbriefe"). 

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Stödten bie SWigence t>on Söarföau auf bem °Poff^of in 
ber SDtoräfaja an. Unter bcn auSfteigenben Paffagieren be- 
fanben ß# außer einem Staattrat SlnbS be Sion, <£$ef ber 
©omänen ber ©rofcfürftin Äetene, ber im Äerbjte mit ber 
©rofcfcerjogin »on Weimar au$ in Stettin gemefen ift, ein 
megen ilnterföletfen t>om Oberften jum Sitynric^ begrabierter 
Sünfjiger, ferner ein Petersburger tarnen« £u$, ber 1828 in 
©orpat 93urf$enfc$after gemefen, enblicJ) ein Slrjt oom 9?ar- 
waiföen Regiment unb ber 93erfaffer „(££afot$\ tiefer mar 
febr roofjl, mürbe fofort t>on feinem Liener Cinbemann auf 
9*eöal, ber früher beim ©rafen fünfter gebient £atte, in# 
©efanbtföaftäfcotel geführt, too er für bie na' elften $age unb 
Stöckte ba« Quartier be« CegationSfefretär* SBert&ern 1 ) be$og, 
ber abfi$tlu$ auf bie 3agb gegangen mar, um bem 91tta$e 
ben unge&inberten ©ebrau$ feiner 9*äume unb feiner ganjen 
(Einrichtung t>om 93ett bi$ jum Schlitten möglich &u machen. 
(Eine &albe Stunbe barauf ^orfteUung beim ©efanbten 1 ) unb 
ber ©efanbtin. öfterer ein fe$r einfacher, freunblic^er, offener 
9ttann, lefctere eine reijenbe Sübtänberin, Oriofo, Sc^mefter 
ber ioofbame, mit allen £ieben*tt>ürbigleiten unb £aunen biefer 
portugiejiföen ftamitie. 

Um 3 Ufa ju Stieglh). 8 ) ©fc Jocrren fämttic$ im Gomptoir 
beifammen. $)ann jur Baronin. (Eintabung &ur muftf aliföen Soiree 
am felben Slbenb. „Sie fmben," fagte bie Baronin beim $lbfc$ieb 
gans aufäOig, „triete Diplomaten, ©ortföaloff unb Steffelrobe." 

*) ©eorg $rei$err (fpäter ©raf) ». SEÖert&ern- «Setzlingen, fett 1856 
erfter £egatton«fefretär in Petersburg. 

*) Äarl ffrei&err t>. <2öert&er, feit 1854 preufHfc&er ©efanbter in 
Petersburg, bermäblt mit SHatbtlbe ©räfin Ortola. 

*) 'Saron ©tteglty, dfcef be* 93anf$aufeS unb fyäter SMrettor ber 
rufflfeben 9<ei$$ban?, ttmr alt Junger OTenfc^ bur# feinen frtt$ »erwor- 
benen <Bruber 9cif oll, ber aueb in 3)orpat ftobiert unb ber „Ctoonia" 
angehört fcatte, mit Sfteftor 0. (Scfclöjer befannt geworben unb bureb beffen 
freunbfc^aftlictyen 9*at in ber 3ßa$l feine« 93eruf« entföeibenb beftimmt 
morben. 

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Sllfo auch O^cffetrobe, benfe bann mufc er noch oorher 
9teffor$ ©änfebrüfte haben! 

Wafy einer falben 6tunbe fyält in ber £ifetnaja t?or bem 
Äaufe be$ ©trafen ber 93erfaffer „d^oti" mit ben pommerfchen 
©änfebrfiften. £e$tere werben mit einer Äarte burch ben beutfcfc 
rebenben Sortier hinaufbeförbert. S)er Überbringer mill eigent- 
lich gar feinen 93efuch machen. Slber nach jmei Minuten fommt 
ber Äammerbiener mit bem Auftrage, mich hinaufzuführen. 
<2öelch eine hinretfienbe (Erlernung biefer eble ©raf! (fr 
empfängt mich mit ben bamalS mir faß rätfetyaften Korten: 
„6ie fönnen »or einer Gtunbe noch nicht in Petersburg ge- 
mefen fein." 3)efto mehr imponierte ihm meine rafche ^e- 
förberung ber ©änfebrüfte. ©enaue ©rfunbigungen nach ber 
ganjen Familie. 9?ach einer 93iertelftunbe fahre ich, erfüllt 
oon biefem 33efuch, ju ioeimbürgerS, x ) n>o ich binierte. 

S)le 6oiree bei Gtieglu) mar brillant. 93iele 33efannt- 
fchaften. ©ans prachroolle ^Kuftt. 3)er bicfe, mir au« pari* 
unvergeßliche £ablache*) fang mit feinem noch immer unoer- 
gleichlichen ^ajj. ioerrlicheä 6ouper. Um 3 Uhr ju 93ett. 

51m folgenben borgen fommt Steffi 8 ) ju mir. (Ein ganj 
famofer Sunge. SBir gehen jufammen auf ben SJchuluv^roor; 4 ) 
bort fauft er für mich bie nötigen Sftbbel. (Er parliert unb 
parlamentiert mit ben ruffifchen Äaufleuten, al« märe er feit 
hunbert Sahren in Petersburg. Wittag* 3>mer beim ©e- 
fanbten, ber mich ben $ag oorher nicht fyattt einlaben tonnen. 
SlbenbS <23efuch bei £ön>enftern, ber fleh natürlich über meine 
(Einführung beim ©rafen herzlich amüjierte. Später ganj aUein 

*) Robert Äeimbürger, juerft im ftinanjminifferium, bann im 93anf- 
$au3 <5tiegli$, fpäter an ber SleichSbant angefteUt, al* ©orpater „Ztoone" 
mit 6d)lfyer* <33ruber befreunbet 

•) S)er berühmte neapolitanifche ^Safftft. 

") SKeftor, ber (Sofcn be* «ruber«, bamal« in Petersburg auf ber 
G#ule, fpäter im rufflfchen GtaatSbienft. 

«) Cin grofcer 93afar, nad) bem <23ranb oon 1862 2lprarin-3>tt>or ge- 
nannt 

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bei 6tieglu)en* bi* um Vi 1 Sty*. »ar bic beutföe 6il- 
oefternacbt. 

<£>onner«tag vormittag« öiele 93efuc$e, au$ bei ^unif. 1 ) 
Wittag« beim ©efanbten. Slbenb« ju 9Kenajeff«, »o bie 
frönen Softer Sebteifen») brillierten. «Jreitag mieber SMner 
auf ber ©efanbtföaft. Unb Montag bort — rufftföer heiliger 
Slbenb. 

/-„ cyn * 10. Januar 1857 

6t?eter3butg, ^^^^ 

Steine lieben 6cblo>r$! 
3$ lebe ^iev unau«gefe$t ein ganj reijenbe« £eben. Sitte 
3Nenfd)en ftnb entjüctenb lieben$n>ürbig, ba« <2öefter föjrlicb, 
bie ©iner« re$t fein, bie 6tabt in ibrem hintertreibe pxaty- 
»ott — tun, i$ bin mfitenb fibet. 90tan ©efanbter tft ebenfo 
mie feine Srau t>on einer ©üte gegen mieb, wie i$ (te nicr^t 
im entfernteffen erwarten tonnte; faft einen um ben anberen 
$ag labet er mieb jum (Effen ein unb erleichtert mir in feber 
93ejie^ung mein gefettige« Auftreten unb £eben. Slm erften 
SBeibnacbtStage, bei ungefähr 20 ©rab Äälte, fu$r er beinahe 
brei 6tunben mit mir ber um, um mi$ beim biplomattfcben 
RotpS unb bei ben Äoffraaten einjufttyren. 9Zeben biefem 
(££ef, nrie i<$ u)n mir ni$t beffer münfe^en fann, übertrifft bie 
5*eunblicbfeit ber guten <5tiegln)enS meine fttynften (Erwartungen. 
(Smlabungen jum 3)iner, ju einer 6oiree, in bie italieniföe 
Oper ober in« thefitre franc;ais — ti »ergebt niebt ein $ag, 
n>o icb nt$t in ber reijenbften heife ein ßebenäjeicben au« 
jenem &au$ erbalte, welcbe« nun febon feit fo langen 3a$ren 
einem jeben 6cblöjer feine gafiU^en Pforten geöffnet &at. 

*) Crnft tfuntt, rufftföer Äiftorifer. 

*) $)ie $ö#tet be$ hantier* unb babiföen Äonful« Äonfltontin b.fte&f- 
eifen ttmren ^abame Stall, Baronin Q3icfingt»off unb Sllejanbrine, bie 
1860 ben öfterreid)lf<fren CegationSrat, foäteren 93otfc&affer beim Quirmal, 
93aron b. 93rucf heiratete. 3&re jwet Äufinen (Söttet bon Äart b. $e$l- 
eifen) »aren «äRabame SNenaJeff unb Freifrau b. Ötterftebt. 

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©eftern mar bem 5)uc b'Ofuna 1 ) 511 Gtyren bort 3)iner — 
plberne« Seroice, ftlberne $afelauffä$e, bafc bie Siföe fragten. 
£>ö$ft gemütlich ift e« bei ioeimbfirger« , bort »erfammelt ft$ 
alte 9ftittn>o$ ein fe$r unterfcaltenber &rei« um einen Sifcfy, 
ber nebenbei auf ba« angene&mfte feroiert ift. 

©eftern abenb mar i$ mit ioerrn unb grau 0. SMtromo, 
3eremonienmeifter, in ber italieniföen Oper. 3n ber 9Zeben» 
löge er festen fpäter mein Gfcef, ber mir anzeigte, bafj tcb am 
folgenben $age bem ^aifer oorgefteüt »erben fotlte. 3)ie ffeier- 
Itd)(eit ging £eute t>or ju ber aufjer mir brei anbere Silo- 
maten — Sarbinier, §firfe unb Sfanjofe — befohlen maren. 
§)er Äaifer rebete mi$ beutf$ an: „Sinb 6ie ber So^n oon 
unferem alten 6d>löjer ?" — „Sllfo (fnfel unfere« &iftorifer«? w 2 ) 
,.Seit mann jtnb Sie im preufjifcljen SMenft?" — „Sie fefcen 
Syrern 93 at er fefjr äfcnlidj. £t mar 1836 (jier; bann f)abe ici> 
i^n 1841 in Cübedf gefe&en. Joei&en Sie au$ OTefttor?" ufm. 
<£ine taif erliefe (Erföeinung, ernft unb babei milbe unb n>o£l» 
ttr v Ilenb. Olm felben Sage, abenb« 6 Vi Styr, S>iner bei „S)onon\ 3 ) 
tfonftantin ftefcleifen fcatte eine Söette verloren; ßaffitte au 
8 9*ubet, 3o$anni«berger ufm., oft bie ^albe Slaföe nur au«- 
getarnten — e$t Petersburger Söirtföaft! 

OBelc^e« Vergnügen, um 1 ober 2 Ityr bur$ bie 9*en>$ti- 
perfpeftioe ju ge&en! Ööo fonjentriert jicf> fo oiel ©lanj, mo 
ein fo bunte« Geben unb babei fo oiel Originalität! SBenn ft$ 
eine ber alten oierfpänntgen ^aroffen einer 93ojarenfamilie 
bur# ben S#nee ro(h)lt, mäfcrenb re$t« unb lint« bie nieb- 
liefen Schlitten mit üjren bufgepolfterten ^utföern 4 ) unb flinlen 

l ) Gpaniföer ©efanbfer. 

•) Sluguft ßubtotg *>. e^löjer, ber 93egrünber ber rufftfe^en ©c- 
f$i$tSforf<$ung, ber „«Bater ber beutfeben ^ublijiftit* („^riefwet&fel" 
unb „6taat3anaetgen", 1776—1793), ber <33etamtfer beS „6ultani«muS" 
ber dürften. 

*) S3etannte« 9teftaurant an ber SWotfa. 

4 ) €in föicfer rufftfc&er Äutfcfcer muf brei «pelje üfcewinanber, ber 
Gelitten 9Kintaturform fcaben. 

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cpferben oorüberfliegen, unb fofette klugen au« ioermelin, 3obel, 
Samt bitten; ober wenn man ft$ läng« ber prächtigen Läufer- 
reihen langfam burch ba« ©ebränge ber ftufjgänger aller ßänber, 
ber bunten Uniformen unb brachten unb ber jahlreichen Strafjen- 
»erfäufer fd)iebt, bie hinter ihren großen fupfernen Santo- 
war« $ee unb ^rihtffa, au«fchreien, bann »ergibt man bie 
93ouleoarb«, bie 9*h>oli, bie ßinben, ben 3ungfernfrteg. <£ « ift 
hier einzig! Äurj — mir fehlen für ba« ^ieftge Ceben nur 
meine lieben Schleper« unb bie erforberlichen Silberrubel. 

«Petersburg, 24./12. 3<muar 1857. 

Steine innigffgeliebten Altern I 

<£>aS fragen nach meinem guten tyapa ift t>on allen Seiten 
fehr grof*. »Est-ce que vous Stes le fils de Mr. de Schloezere 
ä Lubec?" — „3jt 3h* Äerr 93afer noch immer fo gefunb 
unb fröhlich ?" ufm., ba« ift bie gewöhnliche Slnrebe. Sluch 
ber ^rinj von Ölbenburg, bem ich neulich »orgeftellt mürbe, 
ertunbigte fleh in feiner einfachen $lrt fofort nach ®**/ ebenfo 
<5ürft ©alü)in. Den ©rafen 9^effelrobe traf ich »origen 
Dien«tag bei Stieglitzen«, wo wieber eine brillante soir£e 
musicale mar : ^reujer* Sonate toon 93eethooen, $rio oon 3Beber, 
Solo unb Duo oon ßablache mit feiner Schwiegertochter, um 
1 £lh* Souper ; babei eine fehr gewählte ©efellföaft, jufammen- 
gefegt au« Diplomatie, £unft, Äautepnance unb frönen ffrauen 
in prachtoollen Toiletten, ©ort traf ich <*lfo ben ©rafen, 
ber mir fogleich erzählte, bafc er oon Dir, mein guter <?>apa, 
einen ^rief erhalten fyabt. Dann ging er auf „dhafot" über. 
Der SCRann ift aum Verlieben. Welche abgetlärte 9*uhe! 
Unb babei biefe 93efcheibenheit. $lm anberen SEftorgen Slubienj 
bei ^eter t>on Olbenburg. 1 ) QU« ich bamit fertig war unb bie 
treppe hinunterfrteg, jtanb unten wieber ber ©raf, ber ftch 

x ) «prins <¥>eter öon Ottenburg toar ^räfibent fceS 3i»u*- unb tfultu«- 
Departement«, leitete aufjerbetn bie „Ocechtöfajule" (2lu«bübung für ben 
6taat«t>ienft). 

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fcatfe melben tafTen unb bie 3eit, n>8£renb ber bic Reibung 
gefdjafc, benutzte, um mir mitzuteilen, bafc er nod) gejtern abenb 
na$ ber 6oiree ioerrn (££afot au$gelefen; feine &eirat$gef$ic$te 
fcabe ibn aufä tjöcbftc amüficrt. <£»ann fragte er mid> nacf) 
einer ^enge (Emjetyeiten, bi$ ber ßafai fam, um i&n jum 
«•prinjen $inaufjufti&ren. 3$ fann nic$t t>er$e£len, bafj i$ 
jebeSmal, menn t<$ mit bem ©rafen aufammenfomme, in einer 
gelinben inneren Aufregung bin, ein ©effifcl, ba« i$ dürften 
gegenüber gar nid>t fenne, bei biefem SDtfann aber fcabe, meil 
i# in ü)m ein ^iertetja^unbert europäiföer ©eföic^te t>or 
mir fe$e, an bem er mit feinen reijenben Keinen Äänben re$t 
$übf$ mitgearbeitet fcat. 9tac$ toenigen Minuten verliert ftd) 
bann bie« ©efityl ber Aufregung, benn ber alte &err ift ju 
gemütlich unb bringt einen jeben ä son aise. 

Vorigen Sonntag, <£pip(ania£, mar bie 'Jöei&e ber ^ema, 1 ) 
$u ber ba« biplomatiföe &orp« in« ^ömterpalai« belieben mar. 
«pra^toolle« ffeft! 3n att ben großen 6älen ftanben bie 
magnifiquen (Sarben aufgeteilt, t>on jebem Regiment ungefähr 
50 SO^ann, bie Garde ä cheval, bie (E&eoaliergarbe mit tyren 
golbenen unb fttbernen Welmen, SX ür äffen unb mächtigen 
«■pallafctyen, bann ©arbefcufaren, Ulanen, $f$erleffen, ^ofafen, 
Snfanterie — ba« 6<$lo& fafc mie ein ffelblager au«, impofanf. 
^ac^er ein §)iner mit fefcr gutem Seft, imp£rialement bien 
servi; mittag« um 2 ityr na$ ioaufe, fofort umgejogen, na# 
tfamennö-Oftroff, 2 ) bort jmei 6tunben auf ben <£i«bergen ge- 
rutföt, ein tö|tli$e« Vergnügen, bei bem i# jmölfmal in ben 
6$nee gefallen bin, bi« i# ben Äniff lo« {»atte, na$&er 
feine* 3)iner, unb fo ge$t e« fort. (£« ift frier ju pbel, unb 
babei bleibt man Immer gefunb, mofür f# ni$t bantbar ge- 
nug fein lann. 

») SHe griec$ifd)e £ir$e begebt biefe* $eft jum Slnbenfen an bie 
Saufe (grifft. 

*) S)te „eteininfel" mit SNUen. 3n bem 6tiegli$fd)en ©arten bort 
würben tm QBinter ©ärutföberge errietet 

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Gcrnfte Gcreigniffe (reten baanriföen, ©eftern morgen nmrbe 
ber 86jä&rige ©raf ©regor Stroganoff 1 ) in ber SUejanber- 
9fctt>3fi'.&ird)e beigefetjt. Der Äatfer mar erföienen, ber ganje 
&of, ba$ btplomatifdje 5*orp«. cprac$toott, ergreifenb ber 
£ir<#engefang, com $Sinberfopran bi$ in bie tiefffen liefen be« 
93affe«. Da« gibt e« nur in 9*ufjtanb! 

Q3ei 3öert&er$ bin i<$ au$ oft abenbS junt $ee, eingefaben 
ober uneingelaben. Die Heine Olga, 8 ) t>ier3a$re alt, ift fe&r 
niebli#, SO^ay, neun 3a£re alt, au$ ganj mader, bie ©efanbtin 
fetbft eine intereffante ftrau. ©ort traf i$ neulich bie ffürftin 
©agarin mit i&ren $öc$tern, bie (Eurer fo gern erinnern, 
binnen turpem mirb ber frühere berliner SORe^enborff») au« 
Sftjja &urücfermartet; er foH (£&ef be$ 5Saiferli$en Kabinetts 
merben. 

91ber f$auber$aft teuer ift Petersburg ! (Einen Schlitten 
unb ben baju gehörigen 5Sutftf)er mit gotbenen treffen, bem 
93orre$t ber Diplomaten, £abe i# mir no$ nt$t angeföafft 
unb fa^re vorläufig, n>enn i$ in Uniform erföeinen mufc, mit 
Söertyer* mir freunbli$ jur Verfügung gepeilten ^ferben. 

«Petersburg, ben 1857. 

Steine guten S$Wjer$! 

fieute ift ber ©eburtätag meiner ©ebieterin. Sompefö, 
ber ^aüer, 4 ) unb &önneri$, 6 ) ber 6a$fe, maren eingraben. 
«211« id> nac& bem Diner mit «Jßert&ern in bejfen QBo&nung 
hinunterging, gab mir unfer ÄauS&ofmeiffer einen 93rtcf. (E* 

*) ehemaliger Diplomat, «KitgUeb De« 9tei$«rat«, Sßattv be* bur$ 
feine ard)äologifd)en Stubten befannten Serge unb ©ro§t>afer bei 
©emafcl« ber ©rofjfürfrtn 9Harfa, t>em>ittoeten Äerjogin ». £euä)tenberg. 

*) (Später »ermä&tt mit SWayJmilion ©raf t>. Sirco-Sinneberg. 

*) <peter ffrei&err t>. SKe^enborff tt>ar ruffifa)er ©efanbter in Berlin 
unb QOien getoefen. 

*) Serbinanb ©raf t>. JöonUjefäVBoltyeim, ©efä)äftfträger. 

•) ^tei^ert t>. Äimnerttj, ©efd>äft$träger. 

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ift ber (furige, unb ba bin ich benn nun mit einem SDlale fo 
mitten in (Stettin, in ber ffrauenftrafce, in ber 2Irbeit«ftube 
meine« guten Schlöjer, mit meiner ^erjlic^ geliebten Schwägerin, 
ba& ic^ gleich einen Quartbogen jur ioanb nehme, um Such 
womöglich alle« ba« ju fchreiben, wa« ich f d )°" lang« für (£uch 
auf bem Äerjen habe. Übermorgen geht unfer ftelbjäger, ber 
foll biefe 3eilen bi« ©umbinnen mitnehmen. 

<23or allem freue ich wich, ^«<h gut g«fct. 3ch bin 

fo wohl, bafc ich oft «uf &* e Äme fallen möchte, um bem 
Äimmel für biefe ©nabe &u banfen. «äflein Sluge ift unb bleibt 
rabifal gefunb. 3)enfe £)ir, liebe Schwägerin, bie Keine rote 
2lber, über bie 3)u fo freunblich warft, 3)ich zuweilen &u ärgern, 
felbft bie ift gefchwunben. Unb ich fcabe wahrhaftig nicht« baju 
getan, 3)enn wenn man feit fünf Söochen — heute fünf 
^Bochen tarn ich hier an — banl biefer unbefchreiblichen ©aftfreiheit 
ber Petersburger {eben $ag ju Wittag unb ju 2lbenb au«* 
gebeten ift unb mährenb biefer ganzen 3eit nur ein einzige« 
SD^al nötig gehabt £af, ftch bei „Dominique" fein 3)iner ju 
taufen, fo mufc ba« 93lut wohl in einiger ^Ballung fein. 9lber 
bie Äälte ift prachtvoll, unb an Bewegung fehlt e« mir nicht, 
ba ich fehreeflich oiel ju laufen fyabt unb abftchtlich bi« je$t 
noch fcto eigene« ffuhrwert befuge, um ber guten 5?üche ein 
^ewegung«äqutoalent entgegenjufefcen. 

6oll ich <£uch nun t>on ben hieftgen Sftenfchen foreeben, fo 
fmb fte alle, mit meinem <£t)ef unb Srau t>. QBerther angefangen, 
t>on einer ©üte gegen mich, We nicht abreißt. Unter ber £aft 
ber Arbeit feufee ich bi« jetjt nicht, obgleich ich <* u f baö ©egen- 
teil gefa&t war, ja mich barauf gefreut hatte. $lber ba« wirb 
fchon fommen; »orläupg höbe ich 3eit, mich in ben Speter«- 
burger Strubel $u ftürjen unb mich w biefem ftfchft merf- 
würbigen ajtatifchen <pari« ju orientieren. 

93eim alten £öwenftern, ber feit biefem Sommer fein 3immer 
an ber SDioifa nicht ©erlaffen f?at, bin ich regelmäßig einmal 
bie Söoche unb höre unb fehe bort ftet« 9leue« unb 3ntereffante«. 

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QBie biefer frante ©rei«, einft auf ben Jobben ber ©efeU- 
föaft unb im ffelblager ber ffretyeitäfriege »oll fecfer trois 
mousquetaires-Streic^e, no# immer alle* an ft# ju jie&en »er- 
fleht! $ägli$ *on 4 bis 5 Ityr befuge i$ ©eneral 9*ubolp$i, 
ber feit 14 Sagen tränt ift, unb finbe bei u)m fapt immer 
jemanb au« ber ©efellföaft. ^leffen 1 ) &atte mi# t>or einigen 
Sagen mieber jum Diner eingelaben, mit bem fpaniföen ©e- 
fanbten Duc b'Ofuna unb &e£n anberen Diplomaten, ffrau 
t>. ^leffen mar untoo&l; bie jüngffe Gc^mefter, eine reijenbe 
93(enbine, machte bie &onneur& Äonftanttn ffe&leifenl arran- 
gierten ein £iebf)abertf?eafer — aHerliebft 6efcr nieblic^ iff 
^ftabame Sali,*) bie Sreitag* empfängt 

3ftit ben fciejtgen fremben Diplomaten ma$t (td> bie 6a$e 
aKmctyli$; einige nette ft'erte, mit benen man ein frif$e£ SBort 
reben fann, anbete etmaä öbe, ba$ muj? man bei biefem $ftetier, 
ttrie f$liejjli$ bei jebem, mit in ben SSauf nehmen. 6ef?r f reunb- 
1 1 ci> e $lufna£me unb geföt$tlu$eS ^erffänbntä, befonberefl 
Sntereffe für meine Arbeiten finbe i$ bei allen ßü>, (Eft- unb 
5?urlänbern, ben 93reoernS, Sieoer*, firWM, 6tacfelberg«, bei 
Stteoenborff, bem trüber be« früheren berliner*, u. a. 2lu$ 
ber UnterftaatSfefretär ». £an*toi, bem bie fremben Religion*- 
fachen im ganzen 9*ei$ unterfte&en — oermä^lt mit ber Söitme 
^uWfin* — ift toiffenftafttty interefftert. 

2luf einem 9?out bei ©ortföatoff, mo t# SSac^erac^t 3 ) 
ttrieberfafc, fragte mi$ ber So{m beS ©rafen 9*efielrobe: „SBte 
ge&t eS 3{>rem Stoter?" „3$ banfe, fefcr gut/ „3ft er no<$ 
immer fo oergnügt?" „3a, je$t befonber*, benn er benft feine 



l ) Otto $rei$err o. Steffen, bäniföer ©efanbfer, jüngerer trüber 
be* Oberpräjtbenten oon Gc&leSttng'&olfifein, oerma&lt mit SKaroara 
'prinjefjln ©agarin. 

*) ©et>. o. Se&leifen. 

•) (Sttattvat t>. 93a{&era#t, rufftfefcer Äonful in Hamburg. €r war 
t>ermä&lt gemefen mit ber bamalS betannten e^riftfteßerin „S&erefe", 
Softer be* rufftföen ©efanbten Ä. ». Gtruoe, bie 1852 auf 3aoa ftarb. 

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golbene Soweit ju feiern." «Sei tiefen ^Dorfen fettfe ber junge 
©raf, ber getrennt t>on feiner ©attin lebt, ein furchtbare* 
©ejt$t auf unb rief au«: „SXRein ©Ott, meld&er £uru«! M1 ) 

93on ben Diepgen Diplomaten empfängt regelmäßig ber 
(fnglänber in feinem frönen Äaufe £afareff am 9Dtt$ael$pla$. 
Vorigen ©onnerStag mar bort ber erfte 9?out, e« famen aber 
nur wenig SWenföen, benn furj oor&er war $ier bie 9*ebe 
be« jungen Robert «peel mit ü)ren heftigen Eingriffen auf bie 
5?rönung$gefanbten befannt geworben unb fcatte bie oorne&me 
unb biplomatiföe SBelt in lebhafte (Erregung über biefe grofj- 
britanniföe Slrrogan& oerfefjt. 2 ) 

S)er ©räfin £<*on 9*afumow«fi fttUtt 3öert$er mi# an beren 
(Empfangätag t>or; bie alte 3)ame ettunbigte ftc$ fofort nad) 
^apa. Übermorgen (Empfang bei ber Sürftin Sufjupoff. 
3ftittwo$«, ade t>iergc$n $age, empfängt ©ortföafoff; ber 
erfte SOcittwoc^ fiel wegen be« $obe« be« alten ©rafen 6tro- 
ganoff au«. 

©anj oerliebt iff man fcier in bie ffranjofen. Napoleon« 
Äalbbruber Qftornty, 8 ) ber burc$ feine $lbftammung unb ben 
6taat«ftrei$ oom 2. ©cjember befannte aufcerorbentlic$e 
„ÄrbnungÄbotfäafter" mit feiner jungen ffrau, einer Srubeftfoi, 
ift Selb be« Sage«. 6ein 6cfcwiegeroater $atte bekanntlich 

*) ©raf S)mitri 9*ef[elrobe, eine Seitlang ©efanbter in $ltben, war 
üermä&lt mit Cpbia ©räfin 3afren>«fa, ote, befannt bureb ifcr 95er^ättni« 
ju SUeranber ©uma« (.La darae aux perles*), nad> ber 6d)eibung Den 
dürften S>rucfoi-6ofolin«fi heiratete. 

*) SMe Krönung oe« ruffifeben Äaiferpaare« in 9Ho«rau batte am 

7 ' 2 f^ m ^ V 1856 fattgefunben. (SclbmarfcbaU ©raf 3Koltte« Briefe 
au« 9*u§tanb Ä .) 

*) ©raf t>. SRom^ ($)emornt?), ber natürliche So^n ber Königin 
Sortenfe *on ÄoUanb (S)ud)effe De 6t. £eu) unb ihre« ©rofjftaHmeiffer«, 
be« ©rafen ftlapault, n>ar al« gjeinifter be« 3nnern einer ber Äaupt- 
teilnebmer am 6taat«frreid> »om 2. ©ejember 1851. 3m Sanuar 1857 
oermäblt mit ber jungen, reidpen ""Drinjeffm Soptjie $rubet>foi. SM« 
«Huguft 1857 «otfebafter in Petersburg, 1862 Äerjog. 

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eine ©ante au« bem „(fnglifchen SDtfagajin" entführt unb tarn 
bafür al« gemeiner Solbat nach bcm Kaufafuä. später befreit, 
erlangte er ben ffürftentitel nic^t wieber unb führt nun 93iftten« 
larten: Serge Trubetzkoi, n6 Prince Trubetzkoi. 

Qf« geht immer in Sau« unb 93rau«. QA3te prachttjoü ftnb 
bie <23älle in ber Dworiaröfoe-Sobrame! 1 ) Dabei je$t »iel 
ju arbeiten, eine &errli#e Äälte, lteben«wfirbiger <£h«f, gemüt- 
liche SHenfchen, feine Diner«, gtänjenbe Nout« bei Muffen unb 
Diplomaten, Sonntag« ©«berge auf Äamennp-Öftroff — ba« 
friert äße« merfwürbig ab gegen meine fttUen Ghafotabenbe 
t>om vorigen hinter in ber guten alten 'Be&renftrafjel Doch 
ba« wirb föon toieber fommen. <E« fehlt mir $ier nicht«, nur 
^ac^ric^ten t>on meinen geliebten Altern unb ©efchwiftern. 

Nun mufj ich <&cv föüefcen, lieben S<$lÖjer$, obgleich ich 
Such noch oiel )u erzählen hätte. 31ber ich mufj noch auf ben 
9*ouf bei ©ortfebafoff, mu& bem guten 9tocj9n«fi antworten 
unb einen tner ffoliofeiten langen franjöftfchen politifchen Bericht 
an ben Äönig abtreiben ufm. borgen früh 9«&* bet Kurier. 

6onnabenb, 14./2. Februar 1857. 

«öeute nachmittag geht wie gewöhnlich ber englifche Kurier 
ab, ber fogenannte ^55ochen«(fnglänber. <£r befommt jebe«mal 
Sachen oon un« mit, bie auch immer rafch beförbert werben. 
Diefe«mal aber möchte ich, QBege unb fflüffe in gutem 
3uftanbe fein mögen, bamit biefe 3eilen Dir, meine geliebte 
Schwägerin, jur rechten 3eit meine aHerherjtichften ©lücfwfinfche 
ju Deinem ©eburt«tage bringen. 3ch benle unbefchreiblich triel 
an Such; <*« ^cm $age aber werbe ich befonber« siel in Stettin 
fein, wo wir immer fo pbel gewefen ftnb. 

«21m »origen Donnerstag hat ber Äaifer bie feiten« Stiegli* 
mit Sfchefffine, bem {»ieflgen 93erfehr«minifter, abgefchloffene 
<£ifenbahntom>ention betätigt; in bem Ufa« wirb nur Stieglu) 
namentlich aufgeführt. Ämter ihm flehen al« ffinanjträfte 

») Stbeistlub. 

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ber Credit mobilier (^eretre), &ope & do. in Amfterbam unb 
©ebrüber Döring in £onbon, 3n$aber ber 6taat$f$ulb 9*ufj» 
lanbä. 3cf> lege (£ucf> bie im Auswärtigen SDWnifterium burrf) 
SD^ren^eim angefertigte franjöftfctye Überfettung biefe« interef- 
fanten ®ofumentä bei, baS einen Abfdmitt in ber inneren 
unb äußeren (Entwicflung 9Rufjlanb$ bezeichnet. 1 ) Sftun ruft 
6tieglü) (Europa ju: 3ei$net Aftienl (fr glaubt, ba§ ba* 
©elb — junäd^ft £anbclt e$ fl# um bie £inie Petersburg— 
SBarfäau — mit £ei$tigfeit sufammenfommen wirb. An ber 
6ph)e be« Komitees für bie „Grande societe des chemins de 
fer russes" fte&t fttoftitt, ©efcilfe 2 ) beS SRitiiftof bc* 
3nnern, als ^räfibent, 6tieglu) all 93ijeprä(ibent. £e*terer 
unb $f$efftme £aben folgenbe a$t SSfttgtieber in 93orf$lag 
gebraut, bie *on ben ©efeUföaften in Paris, Conbon ufw. 
betätigt fmb: 1« $)en betannten SegoborSfi;») 2. prinj 
6erge äotföubei, 6taatSrat; 3. ©raf ^obrinSK, Slügel- 
abjubant beS ^aiferS; 4. Abafa, Kaufmann; 5. ©eneral $ima- 
föeff; 6. ©mper, {ncr anfäfjtger englifetyer Kaufmann; 7. pole« 
föajeff, Kaufmann, 8. ©anfaS, Senator unb SDfttglieb bei 
3uftt5minifteriumS (nebenbei ber 6etunbant im §)uett pufötin* 
<5)ant£S). 

^ranfreiety ift ber Abfd&Iufc eine« ioanbelSoerrrageS garantiert. 4 ) 
£)rei franjöjifc^e 3ngenieure ftnb bereit« $ier, weitere folgen, 
unter tynen ber jum tytf beS ganzen Diepgen (fifenbafcnwefenS 
ernannte 9^r. Golignon, ber bereit« im ©ommer $ter mar. 

3unä#jt ge&t eS nun über Pffoff auf S)ünaburg loS, 
mit ben 3ietyunften Söilna, Söarföau unb ber Abzweigung 



>) 8. Anlage 1. 

f ) Slbjoint (Slbfunft, ©e$flfe,) ber unter bem SOHnifiter fte&enbe 
„gRtnifterfotlege" (Unterftaatsfelretär). 
») 9*ufTiföer «Beamter unb ec^riftfleHer. 

*) 14. 3uni 1857 erfolgte bie Unteracid?nung beS mfftft^-franjöfifc^en 
ÄanbelS- unb <3#tffa&rt«»ertragS : bie nationalöfonomiföe «Besegelung 
ber franjöfifc^-rufPf^en SlHianj. 

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Söilna— &omno— (f ^btfu^nen : bie SJerbinbung mit öfterrei$, 
bereit $lbfc$nitt SDarföau— Pratau bereift früher gebaut ift, 
unb «Preufjen. <23iS £uga fott bie 93a&n in 1 bi« V/ t Sauren 
fertig fein, ba Diele (Abarbeiten ausgeführt maren, bie je$t 
natürli<$ für ein «Billiges ber <£ifenba£ngefeflfc$aft überlaffen 
»erben. 2US ameite grofje Cinie ift bann bie 93erbinbung beS 
6übenS mit bem 3entrum unb bem Horben, beS e^roarjen 
leeres mit Gostau unb Petersburg, inS Sluge gefaxt. S)tefe 
Cinie erhält Slnfölufj na<$ bem Öften, 9ttf$ni 9to»gorob, 
unb an bie Öftfee, jum eisfreien Äafen ßibau. Siberblittt 
man biefeS (Eifenba^nneg, fo fte^t man junäcbft bie militädfctyen 
3n>etfe, bann aber bie enormen n>irtf#aftlid>en 3iele. 93ei gleich« 
jeitiger (Erleichterung ber 3oll* unb ioanbetSbe^ie^ungen mirb 
baS bisher abgesoffene 9\u§lanb bie ju fünfter cid; c &orn- 
tammer ber 9ta<$barlänber unb, bentt man ft$ bie 93a£n 
na$ Often verlängert, ber grofje 3Belt(>anbelSmeg nacty Alflen 
unb ^merifa. $)o$ — baS ift nod> meiern ! $lufjerbem bleibt 
9*ufclanb 9to&tanb, unb vorläufig fcerrföt &ier ber Sfctyinonmit 
0er ffinanjminifter dancrin, ber, eine Umwälzung beS alten 
9*ei$S bur# bie (Eifenba&n befürctytenb, beren 93au (linberte, 
fagte: „9tofclanb mag bann mirtfc$afttic$ profperieren, aber 
ber fette iounb mirb leic&ter toll." Slu$ fcielt biefer e$rli$« 
pebantiföe 95ureaufrat, ber tro$ ber ftetS gerühmten 93erbienfte 
als rufftföer dolbert in gemiffer ^ejie^ung feinem urfprüng- 
lic^en Familiennamen burd>au* entfpracV) bie ganje (fifen- 
ba^nentmicflung Europas für einen oorüberge&enben liberalen 
6$minbel. 2 ) 0er tfrimfrieg mürbe eine böfe Ee&re! 



*) ®raf (Sancrin ftammte auS einer beffifcben Familie ÄrebS. 

*) 3)ie etfte ruffifdbc 93abn tt>ar bie ber raffen ^erbinbung ber 
beiben faiferli#en 9?efibenjen bienenbe ©trecfe Petersburg— Sarffoje 
6elo (1838). Unter Äaifer SWolat würbe fonft nur bie fcfcnurgerabe 
9Wolaibabn Petersburg— «attoSf au oon 1842 bis 52 fertiggebaut, bie 
Petersburg— Qöarfcbauer 93a&n bis ©atfd)ina, bie QEBarföau— Liener 
93abn bis 9*ogott>a öotlenbet. 

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3e$t ift e* ungefähr ein 3ahr f?er, bafj ber ©runb &u 
biefem erften großen rufftfehen (Eifenbahnprojeft — in feiner 
ShtSbehnung unb feinen Gummen ein Hnifum in (Europa — 
gelegt würbe. %n Gonntag ben 30./18. SD^ärj 1856 war ber 
triebe in <?>ari* unterzeichnet, am Montag morgen lommt bie 
Nachricht per Telegraph in Petersburg an, am felben $age 
mittag* geht 93aron Gtieglty auf bem ^uffiföen Äai fpajieren, 
trifft ben ^aifer, biefer rebet ü)n an: „La paix est signee; 
il en faut profiter" ufw. 0er 33aron ift eleftrifiert unb ent- 
fliegt ft<h fofort jur 9*eife nach <¥>ari*. S)ort ift SMorntt 
ba* treibenbe dement für ben politifchen Slnfchlufc ffrant- 
reich* an 9*ufjlanb, beffen Meinte bereit« auf bem «parifer 
^ongrefc oon £oui*, <2Balew*fi unb Orloff fo forgfältig ge- 
pflegt waren. 1 ) 9*ufpfch erfeit* wirb bie einzige Reibung*- 
fläche mit ffranfreich, bie $rage t>er Legitimität, Napoleon 
gegenüber ignoriert, franjöftfcherfett* n>irb weniger 3ßert auf 
bie für ben (Erfolg be* (Sifenbahnprojefte* erforberltchen frei- 
hänblerifchen 3ugeftänbniffe gelegt, unb — bie Gache fommt 
in ©ang. 

93ei allem bleibt Gtieglifc ber gute, einfache SDtenfch. 9toch 
neulich gebachte er mit (Ent&ücten be* tieinen Gchlafjtmmer* 
bei (Such mit ben großen, gewichtigen Gchränten. Unb wenn 
Wir um Mitternacht allein in feiner 6t übe jt$en, unb er mir 
bei einer guten Sigarre ©efchichten au* feinem ßeben erzählt, 
fo ift ba* einzig. <2öie bin ich (£uch beiben bantbar, baß 3h* 
feine Verehrung in fo hohem ©rabe erworben unb mich ba- 
burch bei ihm eingeführt habt! 3)iefe* ibau* unb ba* meine* 



*) Napoleon HL unb ©raf ^Bale»*«, ber natürliche Sohn Napoleon* I v 
franjöflf#er ©efanbter in Conbon unb ^orftyenber be« SSongreffe* »on 
1856, tarnen ben 3Kttnfd)en be* belegten 9cufjlanb* entgegen, bie ©raf 
Orloff gefchieft ju »ertreten »erftanb. .Quel est le vaineu, quel est le 
vainqueur?" (<$aron SSourqueneö.) ©raf, fpäter 5ürft $llerei Orloff, 
ber oertrautefte Ratgeber be$ oerftorbenen 3aren, (Sbef ber 3. Abteilung, 
erhielt Jc^t ba$ ^räftbium im 9Seiä)$rat unb ben ^orfty im Sttinifterium. 

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<£hef« ffo& ©runblagen meine« hieflgen Ceben«, ba« fty 
fonji fo leicht oermirren tonnte. 

S)ie 93aronin bereitet inamifchen einen großen äoppat »or, 
ber in t>ierje^n Sagen ftattfinben fott. Sweater, Oper, jmei 
fxronjöpfc^c Stoubeoille«, Sana, 6ouper, ade« an einem unb 
bemfelben Slbenb oben in ben etaat«aimmern. SlUe SBelt 
fpricht fchon baoon unb münföt cmgelaben au fein. Über- 
haupt ift bat £au« fe£r gefuebt. ??cit ben soirces musicales 
^at bie Baronin einen Qlpfet abgesoffen. Sebermann ȟnfeht 
baran teilzunehmen; boch bteibt bie ©efcUfc^oft gemäht. Vorigen 
S)ien«tag mar bie Soiree »irflich fublime. (£tn Quintett oon 
^eethooen, bann Quintett au« „Cosi fan tutte*% mit £ablache 
unb Fräulein öofoloff, Softer be« früheren ©efanbtfchaft«- 
popen in Berlin, jn>ei S(ftenbel«fohnfche ©uette, vorgetragen 
t>on ber Gofoloff unb $rau £efchetu)fy; ufn>. ioeute flauen 
mir alle au«, ob ba« Saumetter nicht aufhören toiü; benn 
wenn e« nicht friert, fo fann morgen in Kamennp«Qjtroff nicht 
gerutfeht »erben. <£« ift eine tolle <2Birtfchaft ! 

©er alte Sfteffelrobe fpricht je$t überall, mie ich h*re, oon 
„Gfrafor. 3n biefen Sagen föttc ßömenftern ihm „Shoifeul", 1 ) 
in ameiter Auflage. S)ie Komplimente feiten« ber £iolänber 
retfjen nicht ab unb rieten ftch natürlich oor allem auf meine 
©efchichte ihrer Seimat 

<E« ift ^ier ju fetyta! Siber ich möchte fertig rufiifch fpre^en 
tOtmetl unb 10000 9Subel 3afcre«re»enue haben. $>ann mürbe 
ich au* (fquipage halten, weniger herumlaufen, immer fahren 
unb — nicht fo gefunb unb fibel fein, 

Einige SKale bin ich W Gtieglh) m ©egenmart oerfchiebener 
Diplomaten mohl etma« au luftig getoefen, fo baf? ber gute 
^Berthern mir geraten hat, unferer Kollegen megen mich etma« 
au mäßigen. Da« fotl auch gefchehen. Sil« ich e $ ©ttegln) 
mitteilte, moHte ber fleh natürlich totlachen unb examiniert nun 



») „(Sfrotfeul unb feine Seit." 

». 6*15b«*, »tt«#ti««e* «tiefe 2 17 



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immer meine ruhige Haltung in größeren Greifen, bxtttt mich 
aber, nicht gor ruhig $u »erben: w 6ie müffen nur nic^t ben 
Äquator überphreiten, fonp tommen 6ie mit 3hren übrigen 
Kollegen in ben 6tiHen Ojean, in bem bie $erumf$ttummen; 
ber paßt nicht für 6ie." 

©epern abenb faß ich toieber £oge an £oge mit ber 2lm- 
baffabrice SKorntt — pe ift »irflich fehr fchön. 

9toch »iele« fönnte ich erjagen, aber ba« £icht jum Siegeln 
ber Ratete mirb fcfjon angefteeft! 3ch muß fließen. 

27./15. Februar 1857. 
2luf ber ©efanbtfchaft effen außer ^Berthern häufig Aorn- 
pefcb, ber fächpfche ©efchäft«träger unb ber Öfterreicher, aud> 
hiepge Serren au« ber ©efeUpbaft. 3)er $iph ip fehr gut, 
aber einfach, brei bi« öier (Sänge, baju 9Rotroetn unb Port- 
wein. Um 5 1 /* U^r fe$t man pch; nach bem SMner gehen 
mir in ba« ^rbeittjimmer be« ©efanbten, n>o Kaffee getrunfen 
unb geraucht n>irb. Bi« 8 U^r. <5rau gßerther ift babei. 
3$ (>abe immer einen Bärenhunger, unb mein armer 9ftagen, 
ber pch feit 1841 unau«gefe$t in ben 9*eftaurationen 
ringen«, Bonn«, Berlin« unb t>on «pari« Herumgetrieben hat, 
muß nicht menig erfreut fein, forrmä&renb eine fo gute, fräftige, 
gefunbe Nahrung &u erhalten, rnie ich fte ^ier in <peter«- 
bürg finbe. 

3ch habe je$t ebenfooiel franjöpphe ttne beutfehe Äorre- 
fponbenjen ju führen. Sin Qlrbeit fehlt e« nicht. 3eben 3ftonat 
jn>eu)unbert dummem im 3oumal, barunter S)epephen oon 
ac^t $oliofeiten; e« ift aber ade« fehr amüfant unb ungleich 
intereffanter al« im lieben SQZinifterium in ber 3Bilhelmftraße. 
Bon 10 bi« 3 Uhr ift bie tfanjlet geöffnet. 3ch arbeite teil« 
bort, teil« auf meiner 6tube. $>er übrige Seil be« Sage« ift 
fo fehr mit Bipten, §)mer« unb Soireen aufgefüllt, baß ich 
ju anberen Arbeiten nicht fomme. Unb ba« geht auch nicht. 
<£« gehört nun einmal sunt ©efchäft, Betonntphaften ju 

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machen unb ftdj) herurnjutreiben, unb ba* fft ja eine 3eitlang 
recfjt amüfant. (Späterhin werbe i<$ fc$on 3ett ftnben, etwa« 
anbere* öorjunefcmen. Neulich $abe ic§ bereit« für ben <££ef 
ein größere* Memoire aufarbeiten müffen. 

<2öegen meiner 9\eife jum 1* 3uli £abe td) mit bem Gtyef 
gefproetyen; felbftt>erftänbtic$ fte^t bem nic^t* im «SSege. 1 ) 

über meine QBot;nung folgenbeS: ba$ gro§e &ramerfc&e 
&au$, in bem ber ©efanbte jur SDftete n>o£nt unb mo SBert&ern 
fein Quartier fcat, ge£t mit feiner 9?ücffeite auf bie S^oifa. 
Sftun f?abe icb in bem ÄinterfrauS, ba$ ber Eigentümer felbft 
bewohnt, einige 3immer für 360 Silberrubel gemietet unb babei 
bie Qlmte$mft$feit, burd> ben JSorribor mit £ei$tig!eit na$ 
»orne fommen &u lönnen. 

Steine lieben Schleper«! 

Äeute haben ber Äerjog ©eorg t>on Sftecf lenburg, 9teffelrobe, 
ber alte Rahlen, 2 ) Cieöen,«) 9*ubolpht, Steffen unb Sutooroff, 
©eneralgouoerneur in 9*iga, bei un* gefpeift. £e$terer, ber 
(Sntel be« berühmten StymniWR,«) ijt ein unbeföreiblich reijenber 
unb natürlicher 3Renfdf>, ber uns oiel t>cm (Böttingen unb 
»on ber rufjlföen ^orrefponbenj mit meinem 93ruber fpra#. 
$)ie Äerren ft$en je$t beim Spiel, unb ich ^abe mich &urücf- 
gesogen, um ju arbeiten. 5)enn t>or acht Etagen ift ^öertf>ern 
auf fech$ ^Bochen nach 93erlin gegangen, unb ba £abe ich 

») «Jim 1. 3uli feierten 6d)löjer* eitern in Gilbert bie golbene Soweit. 

*) <3>eter ©raf Rahlen, ©eneralinfpetteur ber tfaüaHerie. 

*) Ö3aron SBilhelm £iet>en, ©eneral unb ©eneralabfutant, würbe 
1861 Nachfolger Sutooroffä al$ ©eneratgou&erneur ber OftfeeproDin^en. 

*) Suworoff erhielt für ben 6ieg über bie dürfen am ftlufj 9tymnit 
im 3<*hre 1789 ben Beinamen 9tymntf$fi, für feine Siege in Stalten 
über bie ftranjofen 1799 ben Namen StaltSfi. Sein (Sntel $lleranber 
$ürfit 6utoor©ff-9tymnifSfi.3taliSfi tt>ar ju Äofmbl in ber Schweift er- 
logen unb in ©öttingen Äorpäftubent gewefen. 

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furchtbar ju tun unb gebe mir bei allen franaöftfchen 9*oten 
unb beutfchen Berichten fc^r öiel 3ttfi$e. eigentlich fettte 
rt alfo arbeiten. $lber e* jieht mich unmiberftehlich, mich 
einen Slugenbticf mit <£u$ ju unterhalten unb Such für <£ ure 
Briefe ju banfen. 

Sange habt 3br nicht* t>on mir gehört, SJolgenbe* ber 
(3runb : ® effern, Gonntag, oor brei lochen fu^r ich au f ben 
Olbergen oon $?amennt)=9 (troff. Äimnerü) unb ich 1*3*1" 
fömeißen unten um, ich fall* auf ba$ (£i$ an ber Gelte ber 'Sahn, 
'Sönnern* auf mich, unb ich «halte eine Gchmarre über 6tirn 
unb 33acfe, fahre gleich au Dr. (Eanjler, ber mich näht uni> 
iaerbinbet. 3ch mußte »ierunbjnjanjtg 6tttnben lang (Ei*- 
umfchläge machen, jtpei Sage &u Äaufe bleiben unb hatte bann 
noch einige 3eit mein ©eftcht mit Galbe unb Ceinmanb »er- 
Hebt, fo baß ich wich in ber großen Söelt nicht aeigen tonnte, 
auch einen 2lbenb bei ber frönen ©räftn SRornö abfagen 
mußte, Siber mat (tnb biefe Petersburger für gute SDfcnfchen! 
IBie haben bie mich befucht! 3ch miQ lieber hier als in Berlin 
franf fein. SDtein <£h*f erfchien jeben Sag, bie Baronin 
Gttegln) fam mehrere SKale mit Stobt, 1 ) ^leffelrobe unb fcöroen- 
[rem ließen {ich roieberholt erfunbigen, grau t>. 2öerther fchicfte 
mir €jfen, unb bie (leine Olga machte mir fehr nieblich eine 
feierliche äranfemrifife. 3)ann habe ich mehrere Sage hinter- 
einanber mit ganj »erbunbenem Äopf auf ber ©efanbtfchaft 
gefperft. 3e$t ift bie ©efchichte faft vernarbt, fo baß ich Won 
Gonnabenb bemäerjog 2 ) Borrelien fonnte, ber ein fanatifcher 
Verehrer meiner Gchriften ift, unb nun fomme ich nrieber oben 
auf. Stach all bem tollen £eben mar ein folcher Slberlaß unb 
ein bißchen phttafophifche 9*uh* recht gut. 3ch freue mich, 

*) 9cabjefä)ba (£>offnung), bie fa)3ne, angenommene $od)fer M 
Ctnberlofen (£&e»aare« Stiegti«, ein 5tnbelttnb. 

») S>er n»iffenfa)aftUd> ßebilbete Äerjog ©eorg oon Sttedlenburg 
Gtrelif, rufPftyer ©eneralleutnant, ©eneralinfoetteur, mar oetmä^lt mit 
ber ©roßfttrftin flatbarina, $od>ter ber ©rofjfütfrtn äelene. 

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bajj e« ni$t fölimmer geworben tft; i$ fe&e je$t au«, al« oo 
\<S) einen frönen 6äbetyteb über« Sluge befommen &&tte. Vogue 
lagalere! 3$ bin föon mieber ganj ftbel gerutföt. $)a« tft 
ein einziges Vergnügen! 

©eftern t?or a$t Sagen mar ba« grofce 'Jeff bei 6tieglü)en& 
<£« mar pra<$tüoll, burc^meg gelungen. 3n>ei 3Bo$en fchtburd) 
Ratten bie groben gebauert. Oft, mfu)renb ber 93aron Dorn 
in feiner 6tube mit ben Sngenieuren bie großen ^rojefte 
<£ifenba$n befpra$, ftubierte man bei ber Baronin ben jmeiten 

au« „WarUta". 3)a« ${>eater mar m bem <£u$ befannten 
Saal aufgefötagen; £ef#eru)fy birigierte ba« Ör$ejter oon 
breije^n SERann, baoor fafjen 150 3uf$auer. 3n „La Niaise 
de Saint-Flour« fpielte bie 93aronin la Baronne de Baloinville, 
Slleranbrine ffe&leifen tyre Softer, @raf ejec^nvi 1 ) Fr^denc. 
3)ann „SKart&a - , bann „3)er 5Sapellmeifter »on gSenebig", ein 
mufttaliföe« Quoblibet. S)ann 6ouber, „Sanj" unb miebev 
Souper, üm 6 Ityr ift bie ©efellfc^aft au«einanber gegangen ! 
3$ »erjog mid? f$on um 3 ll£r, meil i$ micf) ni$t er^tyen 
mollte. £eute au« allen Greifen ber ©efeHföaft maren »er« 
fammelt. §)er alte Sfteffelrobe amüfierte ft$ mie ein Äinb; 
felbfl über ba« (taattmanniföe Slntli$ be« dürften ©ortfd&afoff 
50g ab unb ju ein läc^elnber 93ti$, unb bie alte 9tofumom«?i 
geruhte mehrere SDRale au«juruf en : „ Charmant ! H 5)ie ^enföen 
maren mie toll t>or (£nt$ücfen. 

S)ie (Eifenbafcnarbeiten Käufen ft$. $)er 93aron |>at Sn)un3 
über Sn)ung, aber ni$t me$r in ber entfernten 5Sommeraf<fcule, 
fonbern bei Eemföfn, an ber (Ecfe be« 3faafpla$e«. <£in neue; 
S<$ub t>on franjöflföen 3ngenieuren ijt angekommen. SDfttU 
Slpril, fo freist e«, merben bie Serien emittiert, «ine Böllen, 
arbeit! 93tele £eute Rütteln ben 5?opf, befonber« fol$e, bi? 

*) €tneri# ©raf 6j£#enöi, öfterreiä)if#er ©efanbtfd)aft$fefcetär, fpätei 
©efanbter in Neapel bei £dmg ftranj IL, 1878 93otf#after in Berlin. - 
.U Niaise de Saint-Flour ein botnal* befannfe« £uf*fpiel fcon <23atiart> 
unb ßemotne. 

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fty für ben <23aron intereffteren. 3$ glaube aber bocb, bafc er 
»ei|, wa* er tut 

SJHepenborff ift feit t)ier <2öo£ben b«*. ©eftern »ar tcb bei 
u)m, fceute beim icriftorifer Srnttt, l ) ber taub, aber gefc^eit ift. 
S)er alte Cömenftern träufelt nod? immer unb fommt »obl 
taum »ieber auf bie 'Seine, spieffcn befugte neulieb meine 
(Gebieterin )um $ee, blieb bi« 1 übt ; er ift mirflieb ein netter 
9ftann, offen, flug, läfjt ftcb feinen Söinb »ormacben unb maebt 
anberen feinen t>or. 

<£)ie 9ReifcpIänc jum Sommer fmb aranbto*. Sllle* gebt 
»eg. 3)iefe3 bureb ein 3arenmacbt»ort au« bem Sumpf $er&or- 
gezauberte Petersburg ift feine Äeimat, fonbem nur ein »orüber- 
gefcenber Slufentfcalt für ben, ber (ner fein mufc. 

5öenn ein $)eutf<ber mieb fcier fragt, ob er feinen Sobn in 
Qoxpat ober in "SfloSfau ftubieren laffen foll, fo fage i<b: 3>orpatI 

3n ber großen Stabt lernt man feine Stubenfen unb fein 
HnioerrttätSleben fennen. <5ür S>orpat ft>ri<bt aEe«, nur lernt 
er bort natürlicb niebt 9*ufftfcb unb btxtittt ftcb niebt fo grttnb- 
lieb &um „^febinomnif" »or »ie in 9flo*fau. $ür biefe* 
3entrum be« 9teicbeS »irb aufcerbem angeführt: 5)ort pulftert 
eebt rufjtfcbe* £eben. <$e»i$. <E$ ift aber bie ffrage, ober 
oielmebr e« ift gar feine 3 rage, ob e3 niebt »ertoofler ift, in 
beutfebeä Ceben fcineittjufommen, bie beutfebe Söiffenfcbaft oon 
beutfeben Cc^rern lernen unb mit biefen netten halten &u 
»erfebren, bie benn boeb fcbliefjlicb etwas anbereS ftnb al$ ber 
^fcbino»nif-9^uffe. 9Iucb bei bem präebtigen Sumoroff ift ber 
(Einfluß einer beutfeben Unioerfttät unoerfennbar. 

SMenttag. 

©ie eftlänbifcbe unb liolänbifebe 9Utterf<baft fcaben Depu- 
tationen an ben Äaifer gefebieft, um »egen ber gemifebten (Styen 
— bie barau* fceroorgebenben Äinber müffen befanntlicb alle 

*) $riebri$ t>. Gmttt, Q5erf affer u. a. »on „(Sutooroffl ßeben unb 
äeeraüöe". 

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griechtfch »erben, toa$ bte Offfeeprosinjen brücft, »eil fo lotete 
(f ffen unb Letten, feit ber (Errichtung eine« ortfjoboren 93f«tum« 
in 9\iga unb ber in ben 40er Sauren betriebenen orthoboren 
'Propaganba ohne Überlegung griednfch geworben ftnb unb 
bie« je$t bitter bereuen — »om Äaifer eine Aufhebung jene* 
Ufafe« )u erbitten, ber bie grie$if$e §aufe »erlangt. <3u»oroff 
\ft fehr gegen biefe Deputation gemefen. Die Herren ^aben 
ftch nicht belehren (äffen »ollen. 6ie ftnb tyhx angefommen, 
»om äatfer nicht empfangen. Dtefer hat ihnen burch Sumoroff 
fagen (äffen: „3ch werbe ba« nie aurücfnehmen," »orauf 
Sutooroff gefagt hat: „SWajeftöt, fagen 6ie ftatt nie, nicht." 
Äaifer: „9fcm gut, ich nehme e« nicht jurttct" Da« ift ben 
Äerren burch Sumoroff überbracht. 1 ) (Ein ju netter flerl. 
Der 93aron liebt ü)n nicht fehr, benn 6u»oroff forgt fttr 9*iga 
unb ^ätte lieber borten al« nach £tbau &ie (Eifenbahn gehabt. 
9tun baut 9?iga mit Äitfe einer englifchen ©efellfchaft für fleh 
eine 33ahn nach Dünaburg. 

©eneral 93erg 2 ) ift türjlich au« ffinnlanb angefommen unb 
ift aug enb Iicflich fe^r (ran!. (En glif cf) e Ou ä f er ^ ab en 20 000 9?ube( 
Silber jufammengebracht für bie verarmten 93e»ohner ber jenigen 
Gtübtt, »eiche t>on Papier in 93ranb geftecft »orben finb. 8 ) 

Äeute ift Diner bei Gtieglu); alle biejenigen, »eiche mit- 
gefpielt höben, bie betreffenben (Ehemänner, (Eltern unb au«- 



l ) Olm 25. 9^ärj 1865 gab SUeranber II. bie Äonfefflon ber in ben 
Oftfeeproüinjen au£ gemifc^ten (Sben geborenen 5?inber frei/ aber unter 
$üej anbei- III. unb bem allmächtigen ^objebonogjeff, bem ,,GiegeÄträger 
be« ortboboren ^anflannämu«", begann bie foftematifebe Verfolgung 
ber Slnberägläubigen, ber ^roteftanten im 93altifum unb ber Äat&oliten 
in <polen. 

*) ^riebrieb ©raf <33erg, ©eneral ber 3nfanterie unb ©eneralabjutant. 
©eneralgouoerneur bon ftinnlanb. 

*) ©er englifebe Slbmiral Papier war toä&renb be« Ärimfrtege« Ober- 
befebläbaber ber englifchen \yiotU in ber Oftfee unb machte feinem 
tarnen bort teine $bre. „^riganbagen, 93ranbftiftungen, Kapereien ufn>.* 

„3ugenbbriefe". 

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na$m$n>eife au$ i$ werben bort fpeifen. borgen ift 9\out 
bei ©ortfäafoff. 2luf bem legten Q3aU bei Sttornö* ersten 
ber 5?aifer. ^tornp unb alle feine ©efretäre natürlio> in 
Uniform mit toei&en Äofen. Um 1 ttfyx oerläfjt ber Äaifer 
bie ©efellföaft. (sofort gefcen Storni? unb feine Sefretare in 
ü)re 3immer, legen bie Uniform ab, begatten bie »eigen 95ein- 
fleiber an unb sieben fcbroarje <5xad I an. 3)er Äerjog ©eorg 
mar no<$ bort unb (tat biefe 3fta£terabe mit erlebt. $)a* ganje 
btylomatiföe Äorp* ift auger ft$ über biefe „franjbfiföe Slrro- 
gana" gemefen. 

3>o$ nun mu& i$ falteten. 3n oier 6tunben ge&t ber 
Kurier unb i$ fcabe no$ ju arbeiten. 

6t Petersburg, 14./2. <3Wärs 1857. 

Sfteine Oftfeelänber l ) jmb, bur# S)ön&off beförbert, oon 
ben SDfajeftäten febv freunbli$ aufgenommen; ict; fyabt neulich 
oon ber Äönigin unb oor wenigen $agen oom Äönig einen 
95rtef erhalten. 

Montag fcaben mir roieber oom ein grofce* ©alabiner. 
<5)abei immer oiel ju tun, aber fefcr angenehme* Arbeiten. 3ötr 
&aben in biefem 3a$r fo>on über 550 Stummem. <S J gibt 
<¥>ofttage, an benen mir 25 (Erlajfe au« Berlin befommen. 
SEttein <Ef)ef bleibt immer glei$. 

Äabe t# <Eu$ benn föon oon meiner neuen «Seföäftigung 
{>ier erjctylt? S)a« 2lr$io ber ©efanbtföaft, ba« bi* 1762 
hinauf ge$t! ©eftern la« ic$ ftonbenlang bie 93eri$te über 
ben 14. ©ejember 1825. Unbänbig intereffant! S)er $ob 
$Ueranber$ L — „&aifer Stottftantin". Steffen $&ronentfagung 
fommt au« 3Barf$au entließ an, unb nun foll am 14. ©ejember 
bie ioulbigung be$ &aifer$ 9ttfolauS ftattftnben. SlUeS oer- 
fammelt ftc£> im ^alaft jutn iooc^amt. §)a jie&t ba* eine 
rebelliföe Bataillon oom 'EüJoSfauiföen ©arberegiment mittag« 



*) „©efötc&te Der Deutzen ©ftfeettnber 

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i H£r bur# bie ©oleerenftrafje, fteUt fi$ t>or bem Senat auf 
imt> ruft: „<£« lebe 5?onftantin unb bie tfonftitution!" £)er 
afmenbe JSaifer fcört e$, will feine Regierung, nic$t mit 93lut- 
twgiefcen beginnen, föicft Offiziere ab. S)er taiferlid^e 93ruber, 
©rogfürft SQftc&ael, reitet an bie meuternben Gruppen $eran, 
|te gum ©e^orfam ermafcnenb — umfonft. ©er greife SDtilorabo- 
witfö, ber 6ieger in 56 6<$la$ten, fällt bur# "rörberjtfnbe. 
5>ie garde-ä-cheval unter Orloff ma<$t wteber^olt Eingriffe 
gegen bie 9\ebeüen, fann aber auf bem ©latteiS mrf)ts auS» 
eisten, §Me einbrec^enbe 9?a#t, bie 3ttgellofigteit ber Empörer, 
bie bitten ber Anhänger — alle« brängt jur <£ntf$eibung. 
<Enbli$ fahren Äanonen auf; bie Artillerie war banf ben 95e- 
mityungen be* ©rofcfürften SDttc^ael treu geblieben, $)ie Snfur- 
genten fliegen, üm 4 Ityr ijt alle« vorüber, 3)aS $ebeum 
beginnt. 5)er 3ar tritt fein Amt an. Äunberte t>on SDfanföen 
baben auf bem 93ouleoarb t>or ber Abmiralität geftanben unb 
(ange geglaubt, bafc baS ©anje nur ein ^arabemanöoer fei. — 

•äftornö ift mein College geworben. <£r ip neulu$ auf ben 
(Eisbergen gefallen, f)at geföwollene 2\pptn, mujj ju Äaufe 
bleiben unb ft$ von feiner jungen ftrau pflegen laffen. «Dag 
ein 30 Sa^re alter öberft, ©raf 6$uwaloff, So&n beS Maitre 
des C^remonies, ^olijeifcerr »on Petersburg geworben, $at 
u>cfcl in ben Seitungen geftanben. SÖRan jerbric^t ß# ben 
#o*>f, ob ber Süngling fein Amt wirb ausfallen Ibnnen. 1 ) 

3n wenigen Sagen Derlägt unS 9vubolp^i, um jt$, nad) 
einer ßrantyeit »on a$t Söod^en, in ©eutfölanb wieber&ersu- 
ffellen. <£* tut mir fe$r leib, benn er ift wirflidfr ein netter 
9ttann. 

©egenwärtig finb bie ©tragen infolge beS feit turpem 
an&altenben Tauwetters in einem 3uftanb, ber fowo^l baS 

■) ©raf <Peter 6cbun>aloff »urbe 1866 G&ef ber 3. Abteilung, 1874 
39otf$after in Bonbon, 1878 neben ©ortföatoff rufjtföer 93eooOmä^* 
tigrer auf bem «Berliner Äongrefj . Gein Stoiber ^aul ift ber frätere 
^©tföafter in «erlin. 

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fahren mit 6chlitten toie mit $>rofchlen faft unmöglich macht. 
3)ann fehen alle biefe Prachtbauten au* 3iegelfteinen mit ihrem 
hellen ober bunflen Anftrich recht mtfcoergnügt au«. 

et. Petersburg, 20./8.gW«rj 1857. 

Steine innig geliebten Cltern, 
foeben fomme ich ju ioaufe unb ftnbe (Eure Heben Briefe oor. 
0a morgen ein Kurier geht, fo muft ich (Euch gleich baffir 
banfen, n>enn auch nur mit wenigen Korten; fo Diele amt- 
liche Arbeiten roie jef>( haben noeb nie auf meinen Schultern 
geruht ober melmehr gelegen, benn jur „9*u$e w tommen bie Ar- 
beiten nicht; fie tooUen rafd) befeitigt fein. 3$ bin oon 9 Ityr 
morgen* bi« um 5 ober 6 Ityr im ©efchirr. Manchmal entföeibe 
ic^ über ba« Schicffal ganjer Familien, ba mein Gtyef mir mit 
5lu*na^me ber ffreng politifchen Berichte bie gefamten Arbeiten 
überlädt. Unb n>a« pellen unfere hieflö«« freuten nicht alle« 
auf! Äommt ba t>or oier ^Bochen j. 95. ein Äerr ^au mit 
feinem 18jährigen 6ohn, Älaoierfoteler, unb löjähriger Tochter, 
joarfenftnelerin, bie beibe p\tt SSonjerte geben. Söton emp- 
fiehlt fie an Abierberg, ©ebeonoff ufto. unb glaubt, ba& 
bamit alle« gefchehen fei. Q3or acht Sagen melben fleh nun 
bie Äinber bei mir, fie tonnten nicht beim 93ater bleiben, biefer 
mifjtpanMe fie unb tyabt augerbem ein 93erhältni« mit einer 
jungen Sterne angef nüpff. SDiit biefer Angelegenheit, bie täglich 
romanhafter mürbe, f?abe ich bie ganje ^SBoche ju tun gehabt. 
$)er Alte ift eine Canaille, bie S)ame, bie ftch 93aronin Äorff 
nennt, ^atte er oon (Elbing mitgenommen, um fie bei ^ieftgett 
93ern>anbten einzuführen, bie aber nicht« oon ihr miffen mollen. 
3ch bin überall herumgelaufen unb bi« unter« 3)ach be« Linters 
patai« geftiegen, rt>o ein ©eneral o. Äorff toohnt, t>on bem mir 
Äerr <p. oiel »orgefchminbelt hatte. Auch ber oerleugnet feine 
fogenannte Richte. .Joeute geht nun ein 10 ftoliofeiten langer 
Bericht nach Berlin ab. $)enn — ich fabe in bie väterlichen 
fechte eingegriffen unb bie noch unmünbigen tfinber gegen ben 

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93ater in 6cfru$ genommen; Darüber ntufj bie ©efanbtfcfraft 
ftcfr rechtfertigen. S)ie Baronin Äorff lägt fiel? »ielleicfrt balb 
über bie ©renje bringen; jum 93ater frabe icfr freute unferen 
gefanbtfcfraftlicfren 9*ecfrt$ann>alt gefefrteft, um bie fc'ffef ten feiner 
5?inber abholen ju (äffen. 3cfr fomme mir roie ein $lutofrat 
oor. ©aneben alle bie unjäfrltgen, oft reefrt langen franjö(ifcfren 
9?oten, bei beren 9fobaltion icfr mir oiel 9(ftüfre gebe — genug, 
ein unbänbig amüfante« unb fibeleS, aber auefr intereffante* 
unb frilfretefre* £eben. 

SDftt ftarfen ©^ritten gefren nur bem , 5rüfrjafrr entgegen. 
6cfron feit aefrt Sagen fte^t man feinen 6cfrlitten mefrr auf 
ber 6trafce unb bei fonnigem Detter i(t e* pracfrtöott im 
freien. 93on Gfrolera unb SöbfruS frört man frier nicfrtä; 
befto mefrr oon 9?eifeptänen für ben 6ommer. Sllle«, n>a* 
niefrt feine ©atfefren 1 ) auffuefrt, gefrt in« Slu«lanb. S)er alte 
9*effelrobe frat feinen fefronen ©arten 1 ) »erlauft unb rüftet ftcfr 
auefr ju einer längeren Qlbroefenfreit. $>ie 9\outS fangen tro$ 
ber Raffen roieber brillant an. ffaft jeben Slbenb in ber 
<2Docfre ift etma* lo«; nur lein Sfreater. 3Rein <£fref gibt je$t 
rafefr frintereinanber grofce $)iner$. (Einmal ber Serjog oon 
?Dtccf lenburg, Sfteffelrobe, ^afrlen, £iet>en, 6urooroff ufm., ein 
anbereS SORal Spornt?, Örloff, ber englifefre ©efanbte Corb 
<2Bobefroufe, S)uc b'Öfuna, 9ttbeaiunerre, SHenfcfritoff, ©or- 
tfefratoff unb bie ffttrfrin ^otfefrubei, bie ba$ rounberbare 
Äotel 93je!offel*ti an ber Slmtfcfrfoff-'Brücte frat, toofrm icfr 
ju 6onnabenb eingelaben bin. <E« ift frier eine granbiofe 
Söirtfcfraft, aber namenlo* teuer. S)efto banlbarer bin icfr 
S)ir, mein guter 'papa, für bie oom Oberfraufe gefteigerte 
3h>iüifte. Scfr »erbe mir morgen enblicfr eine 3)rofcfrte ju 
260 9*ubel laufen. 

1 ) £anb&äufer. 

2 ) ©raf 9leffetrobe befaß auf ber Qlpotyetertnfel bei Petersburg ein 
£anbfcau#, ba* faäter in ben 93efi* be# ^afteur-SnfHtut« (^rinj o. Olben- 
burg) überging. 

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3$ möchte (Such, meine geliebten Altern, nun noch recfjt 
viel fetyreiben, aber id? ^abe wirtlich feine 3eif. QBerttjertt 
bleibt noch einige 2Bo<#en n>eg unb wirb tooty erft mit beginn 
ber <5rf)iffaf)rt lieber ^ier eintreffen; bi$ bahin fjabe ich bann 
noch fortmährenb oiel ju tun; unb bann metbe ich fetbff an 
bie fchone golbene ioochjeitSreife beuten lönnen. S)a3 n>irb 
ein 3ubel werben ! ©ort gebe nur, ba | alle«, 3h* unb Söincf» 
lerS 1 ) unb ba« gute ©Ichen,*) gefunb unb wohl bleibt! 

6t «Petersburg, 28./16. <3Kära 1857. 
Siebe Schwer«! 

S)a$ ftbele ßeben bter reifct nicht ab. £)iner bei 5)uc b'öfuna, 
Cieb^abert^eater bei ber alten ©retgh 8 )— welche* SDionfrruml — 
<©iner beim <£h*f mit Sftornh unb feiner entjücfenben ffrau, 
heute Seter ber Stiftung be$ (fngltfcben &lub£, ju ber alle 
Diplomaten eingelaben ftnb, abenbä 9*out in einem feenhaften 

<Palai« . . . 

9*od) »terje&n $age lang fott tiefe fteftlidtfeit 
6i$ jebe Vlafyt erneun, mit Spiel unb £uftbarfeif. 

(S$ ^at immer etwa* ©etfterhafteä, n>enn auf einem biefer 
9*out* bie Sftajeftät erfebeint. Ohne Slbjutant unb irgenb welche 
Begleitung tritt er plö^lich in ben 6aal. Sllle« n>el<^t au* 
einanber — bie laute Unterhaltung oerftummt — langfam 
fchreüet ber impofante SWann burch bie ©äffe, bie fleh oor 
ihm gebilbet fyat Slucb bei ber alten 9*afumow*ti mar er 
neulich, bie trof> ihrer 80 3ahre ü>n in einem ganj jugenblichen 
meinen ©ewanb empjtng. Sluf bem legten 9?out bei ©ortfehatoff 
erfchien ber Äaifer bagegen in Begleitung ber jungen ^rinaefjm 
©olgoruefi, einer Aofbame ber Äaiferin, für bie ber 6elb(tt- 
herrfcher aller 9*eufcen eine ziemlich parle, oielleicbt $u parte 

*) S>ie ältefte 6$tt>efter ftrieberite Qöincfler. 
-) <Die längere £ri)meftet üäcitie Curtto*. 

*) göa&rfc&einlicb bie Srau be« in ruffifche SMenffe getretenen eng- 
Uferen Stbmtral* ©reigp. 

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Steigung ha&en foll. 1 ) $>ie S)olgorucfi unb i^re Butter, bie 
Grande Demoiselle genannt, al« Butter ber Demoiselle 
d'honneur, haben ft$ ber Baronin t>orftcUen (äffen unb geftern 
93ifUe gemacht. €)em ioaufe 6tteg(i$ fliegt je$t aüe3 ju. <E)er 
&<ufer fprad? lange mit it)m über bie (Eifenbahnen. 

9lm 15. Slpril a. 6t geht nun ber Spa& loS; baS iff ber 
$ag ber (Enüffton ber Strien. <£ $ ftnb auS bem ganzen deiche 
enorm zahlreiche llnterfchriften, auch in Berlin ift t>tct gezeichnet. 
SP^an meint, bafc nur bie Aftlfte ber gezeichneten Qlftien aus- 
gegeben n>erben tarnt. SlnfangS glaubte man, bafc fehr wenig 
gezeichnet n>erben mürbe; befonberS wollten baS bie Diepgen 
(lugen Diplomaten ganz ftcher nriffen, bie natürlich ata eine <=pi(e 
gegen baS Unternehmen i^abtn, befonberS Belgien, 6achfen, 
Gehweben. Stiegli* h^9«0«« faS** ntf* t>on Einfang an, bafc er 
nicht im minbeften beforgt fei, ob baS ©elb jufammen (ommen 
mürbe, unb er hat nicht geirrt, Slüem im Auftrage frember 
Joäufer fmb hier ^Billionen 9*ubel gezeichnet. Die ffürftin Äot- 
fchubei beteiligt fich mit 400000 9*ubel. <2Die »erben ftch alle bie 
franjöftfchen 6chaufpielerinnen,30Robiftinnen,6chneiber orangen! 

©eftern mit (fnxrS 1 ) jufammen, ber in feiner troefenen 
humoriftifchen ^Beife tnel oon 9?io erzählte. (Er (ann ftch 
immer noch nicht beruhigen, baß bu bamalS ben biptomatifchen 
Soften auSgefchlagen haft. 3a — ba mufc man meinen guten 
GchlÖzer (ennen! „Le temps des ambassadeurs est pass6 et 
celui des consulats revenu".*) 

») Äatfer SUeranber »ermatte fl<b nach bem $obe ber Äaiferin 1880 
morganarifö mit einer 1847 geborenen ^rinjeffin Äatbartna 5>olgorucK, 
fpäteren Sürftin Surfe»*«. — 5)ie Sitte, auf ben 9<out* ju erfcheinen, 
hatte auch SHtolauS II. beibehalten. 

*) Staatsrat o. (f wer $, r uf fif a>er (3efd)äft£träger in 9lio be Saneiro, 
bann im ^iniftcrium ber auswärtigen Angelegenheiten, roar ber Sohn 
be* beroorragenben Staat*- unb 93ölferre(bt$lebrerS ©uftat» (Srcertf, 
ber, Sobn eine« weftf älifc^en dauern, als Äinb bie (Banfe gehütet hafte. 

■) 2iuSft>ruä) oon Gftateaubrianb als 99eoottmäcbffgter auf bem Aon- 
gre§ in 95erona 1822. 

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(Sine mirfltcb entjürfenbe Srföeinung auf alten 9?out£ 
bleibt bie junge ©räfin SDtonu). 3&r (Satte ma<$t hingegen 
einen „Gtaatäftreic^" na<# bem anberen. Al$ er neulich bei 
©ortföafoff mit bem Äaifer ft>ra$, {>atte er feine beiben ioänbe 
in ben $af$en. 3)er ^rinj tum Ottenburg labet ü)n jum 
®iner, er tann ni$t lommen, lägt aber nid)t abfagen; feine 
ffrau ge$t allein $in unb rnufc bem ^rinjen anzeigen, bafc ü)r 
9ftann ni$t fommen fitane. Q3ei Ofuna &at er neulich bie 
ganje ©efeüföaft eine 6tunbe warten laffen. 1 ) 3m übrigen — 
einer ber größten speculateurs et joueurs de bourse de la France. 

Qöert^em ift mit «prinj tfarl na$ 9*om gereift, fommt »or 
(£nbe April ni$t jurücf . 93t* ba&in bauert mein Snterregnum. 

3>ie tfolanbifäe ©efeltfaaft $at einen ^rei« t>on 2000 9*ubel 
für eine ©eföicfyte t>on ßfolanb au$gefe$t. 9D£an fagte mir: 
„2Benn mir wüfjten, bafc 6ie ft# baran machen wollten, fo 
würben mir ben Dermin ber Ablieferung ganj na$ Syrern 
2ßunfcf) ^inauSrücfen." 3$ tue e$ aber bocf> ni<#t. Mon 
metier est maintenant d'elre diplomate. 

3um 6d>luf* meine neue §)roföfe! 6ie ift würbig, t>on 
einem Apollo bei feinen 6onnenwanberungen beftiegen ju werben. 
6oj>$ie Otterftebt 2 ) will au« ben 6oireen gar ni$t me£r anber* 
nad> Äaufe fahren al« mit meinem Äutföer, ber mit mir mie 
^tlemon unb 33auci$ auf bem 2Bagen ft^t; ber braue Sftenfö 
$eifct nämli$ „^ilemon". Hnfer Q3ater mürbe Sreubentränen 
»ergießen, wenn er biefe* teure 5?leinob fefcen fönntel 

6t «Petersburg, 14./2. Slpril 1857. 

SKein Gtyef überlädt mir mit Ausnahme ber ftreng polittföen 
95eric^te alle Arbeiten. 3e$t machen un$ aucty bie brei (Elfen- 

*) 5rau o. Äalergt* fd)reibt im Sunt 1858 au$ <¥>ari$: ©er Äerjog 
». «aflornp, früher mit Den Slllüren eine* liebenämürbigen Sloenturier*, 
tjat feit feiner QBermä&lung baß benehmen eine« ^aroenüs angenommen. 
(„SWarie o. «attouc&anoff.äalergt*" oon 2a Stfora, £ett>jig 1911.) 

a ) Freifrau t>. Otterftebt, geborene o. ffebletfen. 

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bahnen, welche ^Preu&en mit ber Petersburg— SBarfcbauerSifen- 
bahn oerbinben fallen, oiel ju tun; baju alle Verträge über 
Telegraphen, breite ber (Sifenbahngeleife ufw. 

S)te größere ©eleiSbrette ber «äTCoStauer <8ahn ift, um mit 
bem Söejten nicht ju intim ju werben, auch für bie neuen 
ßinien beibehalten, fo bafc ein Stettiner Waggon wohl nach 
Pari«, aber niemal« nach Petersburg fommen fann; folglich 
Ilmlaben an ber ©renje unb »tele Söeitlauftgreiten. SIber 
Tfchefftine 1 ) toitt nicht baoon abgehen; er behauptet, tlimatifche 
©rtinbe machten anbere ©letfe in QRufclanb nötig, unb Überbiel 
feien bie <£nglänber bei ihrer allerneueften ©reat-SBefternbahn 
auch jur breiten Spurweite »on fogar 2,13 Steter jurüefgefehrt. 1 ) 
darüber triel Schreiberei Sitte« franjöftfch, aber nur fparfame 
Korrekturen oon meinem <£hef. ®* ift einfach, will nicht gciff- 
reich fein, fyat oiel erlebt, fennt »tele SD^enfchen, ift nicht orbenä- 
unb titelfüchtig, ärgert ftch über £üge unb Unwahrheit unb 
fommf nie auä ber Gontenance. 

Seit awei Tagen hört man hier nur oom Tobe TegoborSfi«, 
ber morgen begraben wirb, (fr hatte ftch oor längerer 3eit 
beim kaperen oben an ber «Eacte gefchnitten; bie SBunbe 
eitert, e* bilbet ftch 6chorf, er retfjt ihn ab, bie QBunbe wirb 
größer, einen neuen Schorf reifet er wieber ab — bie« wieber- 
holt er fteben SKal; babei erhujte* «Slut, ftarfe ©iner«, Arbeiten 
bi« tief in bie ^acht, genug, eS bilbet ftch ein biete« ©eföwür. 
5)ieS ift oor acht Tagen operiert, eS foll frebSartig gewefen 
fein — Sonnabenb morgen 6 Uhr ift er infolge ber burch bie 
Operation oerurfachten neroöfen Aufregung, eS iff 9*ofe h*nju- 
getreten, geftorben. 3m (Eifenbahnfomitee war TegoborSft 
eigentlich ber einjige SRann oon ffachfenntniffen. 

9Jcan nahm an, bafe ber neue ÄanbelStarif nun auch noch 
liegen bleiben würbe, ba bie 3ahl berjenigen, welche bie iöerab- 

*) ©eneral ber Snfanterie unb ©eneratabjutant Äonftontin Sfdjefffine, 
©eneralbirettor fcerßanb- unb SBafferftrafjen unb ber öffentlichen Arbeiten. 
*) 3>ie <33a&n würbe fpäter auf bie normale Spurbreite umgebaut. 

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fefcung ber (fifen- unb anberer 3öHe ungern gefehen, fc^r gtuft 
ip, unb biefe £eute je$t wohl ©elegenheit ftnben würben, nod) 
manche« ju hintertreiben, wa« ü)nen ^egoborSfi gegenüber 
unmöglich war. ©eftern abenb ^5rte ich ober, ba§ ber $arif 
fettig ijr unb fchon bem Senate »orliegt, fo ba& man feine 
^ublüation jum 9ftai erwartet. $egobor«fi* rechte ioanb bei 
biefer Arbeit war Äagemeijrer, ber wahrföeinltch je$t ju hohen 
Ämtern fommen n>irb. 

Donnerstag war 9*out bei ©räftn «Sorch, 1 ) 6onnabeno 
bei ber tforföubei, unb bamit finb biefe ^eftlichteiten, ju benen 
man nie üor 1 1 £tyr fuhr, gefchloffen. %ich bie alte 9*afumow«ft 
^at ü)ren $lbfchieb$rout gegeben; fie »erlägt Petersburg auf 
lange. 93or »ierjehn $agen ein 3auberfeft bei ben fogenanntert 
9ttäbtfchi!«©alu}inS in ber SBlabimirftraf e. feenhaft! ©rotten, 
SSäche, ffontänen, KaSfaben, chineftfehe Campen, 3ftufiftovptf 
ber garde-ä-cheval, prachtvolle ©emächer mit 9SofotomeubleS 
— aber nicht* bejaht! 3Me SDtafchme jum treiben be# 
QBafferS ber Fontänen loftet 10800 9*ubel; ein pmffityx 
SEKe^anifer $at fte geliefert unb läuft feit fechS lochen Jebetv 
$ag in ba$ Calais, um wenigsten* 100 9*ubel &u befommen, 
waS i^m nid>t gelingt, $>a$ alles weif* bie ganje Stabt, aber 
tro$bem bewegte ftch bie »ornehme < 2BeIt |>ödt>ft »ergnfigt, mit« 
unter freiließ etwa« fchmunjelnb in biefem irbiföen ^arabiefe* 

Vorigen «Donnerstag fpeifie i$ im Katharinenhof bei 
^leranber ^rehn, 2 ) ber baS 9*eich ber Obotriten hier »ertritt 
unb ber mir allerlei „»erteilte". 6onnabenb »or vierzehn Sagen, 
bei ber 93owle na$ bem 6tiftungSbiner im „(frtglifchen Klub", 
hat SWonty in ©egenwart beS gefamten Diplomatien Korps 
einen $oaft aufgebracht auf 9vufclanb unb ftranfreich: »Ces 
deux nations faites pour se respecter, ces deux empereurs 
faits pour s'aimer!" Natürlich toller QlpplauS, ber aber ben 

*) Slle^anber ©r af ö. 'Bord) War 33iae»>rä jtbent be* Ovt>tnitapiUU 
fpätcr Oberinrenbant beS taifer(id)en &oft&eaterS. 
f ) OL ^Prehn war med lenburglfd)«r AottfuL 

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£atbtauben Slleyanber ^at 1 ) ni$t oer&mberte, inmitten be« 
tyn umgebenben ©ebränge« ganj ru&ig feine 33ott>le ipeiterju« 
brauen, au« ber foeben 9ftorn$ ben nötigen (ffprit ju feiner 
9*ebe geköpft ^atte. 2lu$ 5)iner« bei ©eoer«, 2 ) <£ffer&ajv, 3 ) 
ein fcöUifö netter Äerl, ufn>. ©enug, bie SBirtföaft bleibt 
amüfant 

93ei 6$lfiffelburg 4 ) $at föon ba« <£i« gefragt! <23alb fängt 
baä (Eintreiben aud) (>ier an, bie SDRotfa fliegt bereits feit geftern 
ganj luftig unb offen unter meinen ^enftern. 3n brei 'Söoc^en 
beginnt bie 5)ampffc§iffa&rt, unb (fnbe 3uni fc^iffc i<$ mt<$ ein. 

9ftan ge^t $ter mit großen Reformen im ^afjroefen um; 
alle bie SBeitläuftgtetten in ^ronftabt, bie oft »ier bi« fünf 
Stunben bie 3)ampff<$iffe aufhatten, follen n>egf allen; ber 
Kapitän gibt feine ßifte ab, bie ^äffe »erben geftempelt, jeber 
<paffagier behält feinen <-pafj unb brauet nid>t, mie bi« je$t, 
eine Slufent&altSfarte ju löfen. 3)tefe Vortagen {>offt man 
binnen furjem oom &aifer beftätigt ju fefcen; e« ift eine 
tfornmiffion niebergefe^t, befte&enb au« Herren ber SOttnifterien 
be« 9lu«n>ärtigen, ber ftinanj unb be« 3nnern, bie barüber 
beraten. 

6tieglh) fcat bie (fntbedtung gemalt, bafj e« eine llnja^l 
oon SOfonföen gibt, bie na$ meiern 6innen unb 9la#benfen, 
burd) träume ober auf anberem nüjftifcfyem Söege, manchmal 
aud> ganj o&ne »eitere« eine« frönen borgen« plö$li$ ju 
ber beglücfenben Überzeugung gelangen, bafc ftc ftct) an tyn 
toenben unb ü)n burcf>au« um 100 ober me$r Silberrubel an» 
pumpen müffen. §)ie 3afct biefer Supplikanten roirb je$t fo 
grofj, bajj er eine eigene ^3ittfcr;rift«fommif|lon niebergefefjt £at, 
bie au« §)attriboff befreit, ber tym über alle berartige SDZorgen- 
gebanfen einge&enb 93eri$t erftatten mufj. 

J ) 3)orpater „Cfifone", mit Sd)Iöaer« trüber befceunbet. 
«) 93aron ©eöer«, nieberlänbiföer. ©efanbter. 
*) ©raf (Sfter^aap/ öfterret$tf<$er ©efonbtcr. 
4 ) 21m SluSflufj ber 9ien>a au$ bem Cabogafee. 

». 6 d& löset, «Petetttmrfler «Briefe 3 33 



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liefen 93rief nimmt ber mir befreunbete belgiföe £egationS- 
fefretär ©raf 93or<$graoe mit, ein fe&r fluger, guter unb aanj 
Keiner SKenfö, ber <£u# bei Slnfunft in Stettin befugen mirb. 

17./5. ^riU 

3)rei §age mufcte ber 93rief no$ liegen bleiben. 

2Bir fcaben je$t fdftli^e* Detter. 21m Montag abenb, 
(Eurem jmeiten Oftertag, ging ba« <£iS ber 9*ema auf, unb 
am folgenben $age wogte aUeS beim fünften Sonnenföein 
am Rai auf unb ab, um na<$ fteben SORonaten ben ma jeftätiföen 
6trom o&ne feine (EiSbetfe ba&infliefjen ju fefcen. 60 frity ift 
bie 9?ema feit langen Sauren ni$t aufgegangen. 93a(b läuft 
ba« erfte Schiff in ben äafen ein. 3)ann regen ftd? taufenb 
Äänbc, benn bie wenigen Sommermonate müffen au$genü|t 
werben, um bie Qöaren be« SluSlanbeS für Petersburg unb 
fein Äinterlanb in (Empfang ju nehmen. 

3et*t nal>t nun aucfc ber Schluß ber ffaffen. 3)te Sürftin 
Äotföubei gibt in ber morgenben Ofterna$t in tyrem frönen 
^alaiS ein große« fteff, ju bem ba« gan&e biplomatiföe Rovpt 
eingelaben tff. SWan oerfammelt ft# um 12 Ityr in u)rer Capelle. 
9lacf> ber fteier, um 2 ll&r morgen«, Dejeuner — ober wie foH 
man ti nennen? 

<33or 6 ü&r abenb« aerlaffe i$ je$t fetten bie Arbeit 
S)abei bin t$ aber fefcr wo$t unb baute täglich bem Sdjictfal, 
meiere« mi$ in fo liebenSmürbiger Söeife ^ierfcer geführt fcat. 

3ttitrroo<$ ift be« «einen äarl ©eburtStag! l ) 3$ bitte, mi$ 
bem Keinen, netten Sftanne bepen« ju empfehlen. 

St Petersburg, 25./13. Slpril 1857. 

Söunberbar f#3n mar bie Öfternac^t, bie i# nie oer- 
geffen werbe. 

») ©er 1854 geborene Sofcn beS trüber« unb untere beutföe 
Silomat (julctjt ©efanbter im 55aag, bann in SKttncben), beffen erjter 
Soften ebenfalls Petersburg »urbe. f 6. Ottober 1916. 

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(£in Karer, fcerrlic^er Sternenhimmel breitete fleh über ber 
^aiferffabt au«. Hm 1 1 SJbr ging e« noch ftitt unb ruhig auf 
beu ©trafen ber. $11« aber eine $albe Gtunbe »or SDtttter« 
nacht ber erfte Äanonenfchufj oon ber SJeftung erfchallfe, ba 
begann ein Ceben unb treiben, ttrie e« noch nie in biefer Stacht 
gemefen fein foll. 3tf) fuhr junächft an« QBinterpatai«, ba« in 
feinem ßichterglanje n>ie ein Seenfcblofc balag. ©urcb bie 
Sailen M impofanten Triumphbogen« beim auswärtigen Mini« 
fferium bonnerten bie Äaroffen, bie ade bie ©arbeofftjiere jur 
faiferlichen Umarmung auf« 6chlo§ führten. Mein treuer 
^^ilemon hatte bie gröfjte Mühe burchaufommen. 6chon mar 
e3 faft Mitternacht. ^)un!t 12 ityr langte ich im ^alat* 
Äotföubei an. ©er entfcheibenbe Schuf* auf ber Seftung ge- 
fchah — ba« ©eläute ber ©locfen begann; immer mächtiger 
fchmoll e« an, bi« fcbliefjlich ein gemaltige« Meer »on Tonen 
bie <5tat>t überflutenb jum Joimmel emporftieg. 33ei meinem 
Eintritt in bie 9?ebengemächer ber fürstlichen ioauStapelle fam 
mir bereit« ber feierliche 3ug ber Gänger unb ©eiftlichen ent- 
gegen, bie — ma« bei Kirchen burch ben Umjug um bie Kirche 
felbft bargeftellt mirb — fax ihren $lu«jug in einen ber Capelle 
benachbarten Saal hielten, um „ben ßeichnam (Ehrifti ju fuchen". 
©ann ging ber 3ug mieber in bie Capelle jurficf — gleich 
einer antifen 3ubelbümne erfcholl ber jauchjenbe 3ufammenflang 
be« Männer- unb 5$nabenchor«. „Christoss wosskress 1" „Wo- 
istinno wosskress!" (Ehrift ift erffanben! $)ie Meffe bauerte 
bi« 2 Uhr. ©iefe jmei 6tunben hinburch f>at bie achtzigjährige 
9Safumom«fy bie ganje Joanblung, sum grbgten Teile ftebenb, 
mitgemacht. Um fyalb 3 Uhr gingen bie ©eiftlichen in bie 
oberen ©emächer, um bie Speifen jum Srühftücf &u meihen. 
3)ann folgte bie ganje ©efellfchaft, ba« biplomatifche Äorp«, 
eine Menge ©amen unb Herren, bie tnjmifchen Dorn hinter- 
palai« gefommen maren, bie Samilie $otfchubei-93jeloffel«fi, 
unb in malerifchem 3uge bemegten ftch ade biefe, burch ba« 
fech«wb'chentliche Saften unb tfafteien etma« abgemagerten 

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Figuren, bie tarnen in bem frönen rotfamtenen ^ationatfoftüm, 
jene unoergletchliche treppe fühnfter 'Sarocfphantafte hinauf, 
bie man ohne weitere« nach 93erfaille$ tragen fönnte. Oben 
angelangt, ging man burch bie ©emächer £oui$ XV. unb 
burch bie Q3tlbergalerie in ben oon $aufenben t>on ^erjen er- 
hellten prachtoollen 6peifefaal — ba$ ©ejeuner begann, ©rofje 
6chinfen, Staffen oon rotgefärbten <£iern, meifje hörnte »on 
„^a&cha", einer Slrt Quarftäfe mit SSttanbeln unb 9tofmen, 
parabierten auf ben tafeln. 93alb gab eS auch anbere 6peifen; 
bie Cafaien flogen oon allen Seiten mit fchäumenbem d^ampagner 
herbei, unb ©rieben unb Sttchtgriechen liegen eS fich tt>o^t fehmeef en. 
Sil« um 4 üfyx bie ©efellfchaft auSeinanberging, mar bie SWorgen- 
bämmerung f$on angebrochen, aber überaß brannten noch Sichrer 
unb Campen, oom SöinterpalaiS tarnen ganje 3üge oon ©rofehfen 
jurücf mit ben Offtjieren, bie erft fpät ben 3arenfu§ empfangen 
hatten, luftige ©efetlfchaften oon ©amen unb Äerren manberten 
umher, unb auf ber Sfteroäfi^erfpeftioe mar ein folcheä treiben, 
bafj ich cr f* um 6 Uhr trennen tonnte. 

3e$t finb alle biefe Ofterfreuben oorüber unb bie ganje 9luf- 
mertfamfeit be$ Corps diplomatique unb ber Haute finance ift 
auf ba£ große 3>rama gerichtet, roelcheS am nächften ©ienätag 
in bem Äaufe &arftntin am 3faatpla$ beginnen roirb. Über 
ben beiben Soren glänzen bereit« feit acht §agen mächtige 
blaue ©chilber mit ber golbenen 3nfchrift: „Administration de 
la grande societe des chemins de fer russes." ©er Eingang 
ift oom ^la^, ber Sluägang nach ber 6trafce. 3m erffen 6tocf 
fmb fieben 3immer eingerichtet &um Cinfaffteren be$ ©elbe$, 
jur Verteilung ber Quittungen unb jur (Emiffton ber Slftien, 
für beren jebe oorläuflg 12 9?ubel entrichtet merben. 6ieb- 
5ehn Beamte Jtnb in ben Bureau« oerteilt, achtzehn Hirtel« 
fehtfehit« oerfehen bie 9cebenbienfte. SBtonefen fungiert als flie- 
genber $lbjutant beS 33aron$; ^imafcheff, 1 ) beS bösartigen 

x ) ©eneralmajor §imaf#eff, in ber britten Abteilung, zugleich Gtyef 
beS ©eneralftabS ber ©enbarmen. 

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ShibbeltS 1 ) Nachfolger, mirb oor bcn öftren feine ©enbarmen 
auf [teilen; möglichenfalls gibt eS ein furchtbare« ©ebränge. <£>en 
Montag fyat ^fc^efftinc nicht jum beginn ber (SEmiffion ge« 
fiatttt, au« ben befannten rufftfehen religibfen Dücffkhten. 
£)ie (fmiffton bauert acht Sage. <23on 11 bis 5 Ityr n>irb 
emittiert, bann muffen Quittungen unb eingegangene ©elber 
tontrolliert roerben. 

borgen abenb foll ich mir baS fulminante neue Gtücf oon 
Dumas fils „La question cTargent" anfehen, ba« ben mit ber 
5?amelienbame beginnenben 9?ealiSmuS fortfe^t, unb SMenStag 
alfo bie (£mifjton — bie praftifebe question d'argent. 

<5ür bie (£ntbinbung ber Äaiferin ift ^rofeffor Scanjom*) 
au« 3Btirjburg herberufen, toorüber bie ^iefige mebijimfche <2öelt 
um fo mütenber ift, weil alle grauen, bie irgenbroelche ßeiben 
haben, fein ioierfein ju Äonfultationen benutzen wollen. Unb 
bic, meiere einer (fntbinbung früher ober fpäter entgegengehen, 
hoffen, bafc fte in biejer 3eit ftch begibt . . . 

<£* tft hier toütenb fibel! Qlbieu meine lieben 6chlöjerS. 

6t. «Petersburg, Freitag 

<Da« grofce (Sifenbahnprojett fteht im SUttttelpunft beS 3nter- 
effeS. 6oU bo$ baS 9*iefenreich nach allen Dichtungen »er- 
fürjt merben unb mit ben Nachbarlänbern in engeren 93erfehr 
treten; frifche £uft bringt ein — eine neue «Sra frieblicher <£nt- 
toieflung beginnt 6o träumt ber 9*uffe . . . Satfache ip, bafc 
mir mitten in ber (Smiffton ber (fifenbahnaftien ftnb. 91m 
SMenStag, am legten Sage, mar baS ©ebränge fo ftarf, bafj 
Suren burchbrochen ftnb, unb bie 3ftenfchen gemaltfam tyabtn 

*) 5>er berüchtigte ©eneraHeutnaut ©ubbett fcatte e$ oerftanben, bic 
rechte £>anb oon brei GtyefS ber britten Abteilung (©raf 93cncfenborff, 
©raf Orloff, Sürft ©olgoruefi) au fein, bt« er fd)liefjlid) cmgeftd)tg ber 
Reformen beä ÄaiferS ben Qlbfcbieb nat)m. 

*) ^rofeffor Gcanjoni »on £id)tenfel$, ber berühmte ©&nätologe, 
»ar &uerft in ^rag, bann in <2öüraburg. 

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jurficf gehalten »erben müffen. Sin jenem Sage ftnb oierhunbert 
flnterjeichnungen gemefen, barunter einzelne freiließ für nur eine 
Slftte, anbere aber auch ju 200, 300, 400 Slftien. Um 5 Uhr 
nachmittag« bornierte ein 3*n>ofchtfchif, beloben mit bem ein- 
genommenen Oelbe unb jmei SlrtelfchtfchifS, umgeben »on fedjS 
©enbarmen, bie ^emSft-cperfpeftioe hinunter nach ber 'Bant. 
2hn 9ttittn>och, am ©eburtätage be$ ^aifer«, atfo einem falben 
Sefttag, ift bie 3eichnung fchmächer gemefen, etma jmeihunbert. 
$>ie Orbnung mar übrigens mufterhaft; alle Gummen $aben 
beim Slbfchlujj ber Äaffe um 5 Uhr geftimmt; ber 93aron läjjt 
meiner 6chn>ägcrin fagen, ba& „Äanbmerfer ihn getragen hätten", 
fo grofj mar ba$ ©emühl. 

^öerthern fommt ficher in ben nächften trierjehn Sagen 
noch nicht jurücf. Snjmifchen rücfen mein <£$ef unb ich und 
immer nä&er; er teilt mir alle« mit, feine Unterhaltungen mit 
©ortfehafoff fomie ben Snhalt feiner berliner ^rioatforre- 
fronbenjen. %n 30./18. 9Kai ftyifft tfrau t>. ^öert^er ftch mit 
ben beiben ämbern ein, um nach 6tettin unb Berlin &u gehen; 
er folgt u)r (fnbe ober SKitte 3uli; bis bahtn mufc Söerthern 
5urücf fein; follte er aber nicht hier fein, fo reife ich tro$- 
bem am 8./20. 3uni t>on hier ab. 

Vorigen $ien«tag hW intenftoer 93efuch bei SWeljen- 
borff. 3$ traf föon oor 3 Uhr bei ihm ein unb oerliejj ihn 
erft nac^ 5 Uhr. <£r mar fehr leibenb, hielt ftch beim Eintreten 
in fein SlrbeitSfabineft, mo ich einen $lugenblicf hatte marten 
müffen, feinen öchlafrocf über ben halben £opf megen heftiger 
Sahnfchmerjen, fo bafc ich ih n fw*0ft> ob ich öuc h ütbtt mieber 
meggehen follte. (£r brang aber barauf, jubleiben; mir festen 
un$ unb begannen eine Unterhaltung, wie ich fl e noc h mit 
ihm geführt habe. 3Bunberbar intereffant. <£« ttrirb mir ferner, 
äße bie <perfonen unb ©egenffänbe au refümieren, über bie mir 
gebrochen haben: bie holfteinifche ffrage, 1848, bie Union, 
9*abomu) unb 93unfen, Stellung <preu§en$ ju 9*u&lanb, <23e- 
munberung für bie t>on bem Könige mährenb be« orientalifchen 

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Krieges beobachtete ioaltung, tiefer Qlbfc^eu gegen bte öfter- 
rcic^ifct)e ^olitif, beut fc^e <£inbeitßbeftrebungen. „3>a3 beutfehe 
Sftationalgefühl ift eine ^(prafe, ber preufjifche SKationalftolj, 
wenn er jtch auch oft 5U fehr fpreijt, fyat boch etwa* Süchtige* 
hinter ftch." „9*abowi$ war im ©runbe eine eble Statur." 
Sehr intereffante ©etail* au« feinem Eeben in Berlin unb 
SBien: „Schwarzenberg ^at 1850 oon 5?aifer 9Wotau* »erlangt, 
bafe <preufcen gelungen werben foQ, bie ©rafföaft ©la$ an 
Öfterreich ju geben; baoon 1>at ber tfaifer nic^t* wiffen wollen; 
Schwakenberg ift n>ütenb geworben." 93on ben tieinen Staaten 
in <5)eutfchlanb hält Sflehenborff nicht*: „Sie fönnen nicht be- 
ff eben, machen immer antibeutfehe, refpeftioe antipreufjifche 
Spolttif, fuchen bei jeber ©elegenheit Sct)u$ bei Qranfretch* 3u 
Einfang btefe* 3abre* h a & en fl e m ^art* angefragt, ob fte, 
im Salle eine* Kriege* ^reufjen* gegen bie Schweij, bte 
preu&ifdjen Gruppen ungehinbert burch ih rc Räuber foQten Riehen 
laffen. 3)ie l?o( ff einifche ffrage barf nicht wieber eine euro* 
päifche werben. S)a* will übrigen* ©ortfehafoff auch nicht." 
Sfte^enborff* Epitaphium auf Schwakenberg lautet: 

Caesarem imperio 
Imperium Caesari 
Mortem sibi dedit. 1 ) 

3)ann einige Betrachtungen über Nationalität, ©efchichte unb 
©efchichtSfchreibung. „(£* gibt wenige Siftorifer, bie man mit 
Vertrauen lefen tarnt." «plutarch ? „<9a fällt mir immer ba* 2ßort 
be* fchnetbigen £oui* Courier 1 ) ein: Pour arrondir sa phrase, 
Plutarque aurait fait perdre ä C£sar la bataille de Pharsale." 

„<2Benn ich fchreiben t önnte, fo würbe ich 'Sftenboja* 3 ) £eben 
befchreiben; aber ich fydbt feine orbentliche Schulbilbung gehabt, 

l ) ftürft $elir. Gd)t»arsenberg $atte 1848 bte 9*et>otutton nieber- 
geworfen unb bie Shrcmbefteigung be* ÄaiferS ftxani 3ofep& angetünbet. 

*) ^aut £oui« Courier be TOr£, fronjöflfcher öcbriftfleaer. (.Le 
pamphlet des pamphlets", 1824.) 

*) Gpanifd) er dichter, ©ef$id)tfd)reit>erunb Staatsmann unter ÄarlV. 

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unb baS $abe id) mohl in fpäteren Sauren gemerfr, bafj baä 
Schreiben auch ein Äanbmert ift, maS gelernt fem »id." 

„3(?r d^afot ift recht gut Solche Biographien muffen mir 
je$t fcaben, bie ftnb jeitgemä&." 3ch erinnerte barauf an oer- 
fchtebene £eute, beren £eben noch JU betreiben märe, 5. 93. 
6umoroff. — „3a, ©utooroff I ^Diflen 6ie, ba& ba$ nebenbei 
auch ein Mann oon tiefer Q3ilbung n>ar? (fr tonnte fertig oier 
Sprachen. 93eim 93erlaffen beS $abettenh<mfe$ fchrieb er eine 
SlbgangSarbett, bie für bie Arbeit eine« ber erften rufftföen 
^rofaiften galt. $US er in ben neunziger Sauren längere 3eit 
in $$erj>olm oereinfamt fa£, hielt er fich oierjehn 3eitungen. 
©amaW »ierje^n 3eitungenl" — Münnich. 1 ) „Sluch ber märe 
ju betreiben. Welcher d^aralter! 6ie miffen boch, bafj, als 
einft im türfifchen 5?rieg bie ^eft in ber rufftföen ^rmee aus- 
brach, Münnich ben Tagesbefehl erlief bafc jeber '■peftfranfe, 
b. h» jeber, ber fleh einfallen liefje, franf ju toerben, erhoffen 
werben follte. $lmfolgenben$age geigte ftch bie °Peft nicht meiter." 

9iad) 5 Hbr ftanb ich enblich auf. 9?iir mar, als ^ätte id) 
eine ^mfc^e d^ampagner getrunfen» (£S fam mir oft oor, als 
habe er eS förmlich» barauf angelegt gehabt, mich burch CiebenS« 
mürbigfeit »ie butch geiftooüe Mitteilungen $u berauben. 

Sonnabcnb morgen, 

SMe ^Iftienjeichnung geht brillant. (ES follten eigentlich nur 
150000 Slftien k 150 6ilberrubel in 9tufjlanb ausgegeben 
merben; bie 3eic$nungen fiberfteigen aber biefe 3ahl föon je^t, 
obgleich noch bis jum 23. gejeidmet mirb. (£in Nachfolger für 
SegoborSfi ift bis je$t meber im 9*eichSrat noch im <f ifenbahn« 
fomitee ernannt. $ür ben letzteren märe nach beS 93arottS 
Meinung Äerbu) ein paffenber Mann, ber bie grofce 9*ema- 
brüefe gebaut unb fürjlich ben 93ertrag mit uns megen ber (fobt- 

l ) ©raf <3ttünntcb au« Ottenburg, rufftfdjer ©eneralfelbmarfdjaU, 
ber geniale 3ögling beS "prinjen Gugen t>on Sauopen. 

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fuhner SBü&n abgesoffen fyat Nebenbei bewerft, Äerbu) ift 
ganj entjticft oon o. b. ^epbt 1 ) hierher jurficfgefehrt; ioepbt fott 
ein toahreS ©enie fein. 

3m 9tt\<S)$vat ttrirb £egoborSfi befonberä in ber ^ommifjton 
»ermißt, bie mit ber 9?emjton be$ «SoanbelSrarifä bcfc^äfttgt ift. 
6ein borriger Nachfolger foU ein getoijfer ^mäjenntfch fein, 
ber fchon einmal t>or Sßxod jum ffinanjmimfter beftgniert toar. 
Söann ber $arif »eröffentltcht nrirb, »eifj bis \z%t lein SDlenfch. 
3n biefen $agen ift eine Deputation oon ^ftoäfauer $abrtfanten 
hier eingetroffen, »eiche für mehrere Artifel h% re 3oüfä$e 
im §arif »erlangen. 3Kan meint allgemein, bajj ftch grofce 
Vebenfen gegen bie Veröffentlichung be$ liberaleren Tarifs 
erheben »erben. 3ebenfall* »irb ba* alte 3Kerfantilfoftem 
t>erlaffen, unb freihänblerifche ©runbfä^e machen ftch geltenb. 
3eboch fc^eint e$, bafc, »ie bei ben <£ifenba£nen, fo auch ^ier 
ber polittfche ©runb, bie Annäherung an ^ranfreicb, »efentltch 
mitfpricht. <5)ie franjöftfchen ÄanbelSintereffen »erben SD^e^r- 
begtinpigung erfahren.*) 

SORuramjoff ift SDftmfter ber Domänen, ber Apanagen unb 
ber Arpentage geworben. 8 ) 

6t. «Petersburg, 1857. 
$eure (fitem, 

hier ift jefjt t>on nichts anberem als oon Reifen bie 9^ebe. 
Alle Söelt jieht in* AuSlanb; eS roirb eine »ahre 93ölfer- 

l ) OL $r$r. t>. b. äe&bt, preufctfcher etaafSminififer, 1862 unb 1866 
big 1869 Smanaminifter. 

») <Hm 14. Sunt 1857 ttmrbe ber rufflfch-fransöftfc^c fianbelä- unb 
(Schiffahrtäöertrag unteraetchnet 2lm 20. Sunt 1857 Veröffentlichung 
beä retribierten Sofltarifä. 

*) ©eneral ber 3nfanferie 9Jttchael ( 2ftur<M>joff, bei trüber beä 
dürften Äargli, £>auptgegner ber SSaucrncmanjipation, würbe 1863 
©eneralgou&erneur ber fedjS norbtt>efflicf>en ©oubernementS jur lieber- 
n>erfung beS Slufftanbeä, bie er rädflchtSloS bur$fiü)rte. 

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wanberung »erben, man foricht oon fechaigtaufenb ^äffen, bie 
©erteilt finb. Unter ben Slbreifenben befinben ftch eine Spenge 
^erfonen, welche bie $lbfl<$t haben, meinen guten tyapa in 
Eübecf aufjufuchen. Olm beftimmteften $at mir biefe 9lbftcf)t 
ber hieflge hoUänbifche ©efanbte, Äerr o. ©eoer«, au«gefprod)en, 
ber ohne Liener in« 9Iu«lanb reift unb mich baher gebeten hat, 
ihm womöglich einen folgen in £übecf au »erraffen, ^öifct 
3h* oon jemanb, ber ben £ö£eren $)rang 5um tfammerbiener 
in ftch fpürt, fo (;abt 3£>r oielleicht bie ftreunblic&fett, bie gegen- 
feitige ^efanntfe^aft einzuleiten. 3m übrigen habe ich ioerrn 
t>. ©eoer« „©üffefe« Äotel" unb „Gtabt Hamburg" empfohlen. 
<£r wünfeht au&erbem feiner <5rau wegen, bie mitfährt, einen 
Slrjt in <5)eutfchlanb 5a fonfultteren — ba ^abe ich tym natür- 
lich unferen guten Slnton 1 ) genannt, für mich ber einzige ^Irjt, 
5U bem ic^ oolle« Vertrauen h*ge. 

Vorigen Gonntag habe ich *>iel an Such gebaut, ©er alte 
©raf 9*efTelrobe gab ein aUerliebffe« Keine« <£>iner, ba« gerabe 
bie 3ahl ber Stufen erreichte. 5)enn mehr ©äffe Hebt er nicht, 
aber auch nicht weniger al« bie ©rajien. ^leffen, <5tiegli$, 
mein <£h e f/ ©mitri 9tejfelrobe, Sönnern), ©raf be Songhe 
b'$lrboie (ber belgifche ©efanbte), ber alte Rahlen unb ich — 
eine Qlfyvt, bie fonft feinem ber {»ieftgen CegationSfefretäre ju- 
teil warb. <£« mar ein gaftronomifche«, tiefburchbachte« ^unff- 
wert 3um <5)effert gab e« (Erbbeeren mit 6a(me, bie alle« 
übertrafen; nicht je jehn ober jmölf 6tücf, fonbern häufen- 
weife mürben fte feroiert. S)iefe nun oerfetjten mich lebhaft 
nach ßübeef unb erinnerten mich an bie gemütlichen Slbenbe bei 
<£uch, wo mir auch in ben fünften (Srbbeeren fchwelgten, unb 
wo ich ft«i* fo unbefcheiben war, a*»ei grofce Portionen au oer- 
aehren. <2öa« tut man nicht alle«, um ben 93orfchriffen unferer 
guten Butter gemäfj fein <33(ut abaufühlenl SBährenb be« 
<£)mer« war bie amüfanfeffe Unterhaltung awifchen bem ©rafen 

l ) Dr. Triton ®ürföott> in Cübecf, Sürjt unb ^rcunb im 6d)löaerfd>en 
Saufe. 

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unb bem alten, pufferen Rahlen, bem 6o$n Jene« aperer 
Rahlen, ber um bie Mitternacht be* 23./24. SDcara 1801 ben 
^atfer ^aul ermotben lieg, Rahlen unb 9*effelrobe fyabtn 
jufammen bei ber Garde-ä-cheval gebtent bi* jum 3ahre 1800, 
wo 9*effelrobe burch ben Äaifer ^aul toegen eine* deme1£ 
ober einer 3nfuborbmation au* bem §)tenft entfernt n>urbe. 
tiefer 3eiten erinnerten ftch bie beiben alten ü>erren. Rahlen 
50g ben ©rafen auf unb bemerfte gelegentlich ber oerfebiebenen 
unterfchetbenben ffarben ber einzelnen C*fabron* unb beren 
Unterabteilungen etwa* fpöttifch : „3)aoon miffe 9?effelrobe nicht* 
mehr." S)a erhob ftch ber Heine ©raf ffolj mit ben ^Borten: 
„3ch mache mich anfceifctyg, S^nen alle biefe Farben herzählen," 
unb mit einiger Joilfe t>on Spanien enfttricfelte er unter heftigem 
Slugen&tomtern toirtlich feine ganje Farbenlehre. Stach bem 
SMner rauchten n>ir — ein $obe*oerbrechen in Sfteffelrobe* 
Wohnung — bei $>mitri, ber unten toohnt, unb befahen beffen 
SSunftfchätje, alte Gchränfe, ©emälbe, 3öaffen, barunter ein 
$?rbnung*fchmert, »eiche« ein Crjbtfchof oon $rier, ein Äerr 
». b. £epen, im 16. Sahrhunbert bei einer tfaiferfrbnung getragen 
hat. Um 8 Uhr enblich trennte man ftch. 3ch eilte mit einem 
95efannten noch in* Franjöftfche §h eorer > um Dem ^ieberauf- 
treten ber SWabame ^3olnp* al* „$lbrienne £ecouoreur" beiju- 
toohnen, unb befchlof* ben §ag bann bei Äonffantin Fehleifen, 

Olm 23./12. SKai reift 9teffelrobe nach S)eutfchlanb. 

SDftt bem alten ßömenffem geht e* je$t nun mohl ju Cnbe. 
Cr mirb immer fchroächer. Äeute fah ich lieber. Cr nimmt 
nur toenig £eute an. Cr erzählte mir, nrie ber itaifer 9Wolau* 
einmal ^apä gefragt $aU, mie er hei&e? „&arl." — „9iun, 
bann foflten 6ie Orloff unb 5tpölf £eute ©om ^arolotttfKregiment 
nehmen, Cübecf erobern unb ftch unter bem tarnen ^arl I. &um 
&öntg oon Cübecf machen." £öroenftern hat feine Memoiren 1 ) 
»or turpem bem ^aifer überlaffen, b. h- toohl für eine orbent- 

*) $>te franjöftfchcn Memoiren hmrben bem ÄriegSminiftertum über- 
geben. Slnbere, t>eutf$, erfd)ienen 1858. Joerauägeber $r. 0. 6mitt. 

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tidje 6umme ©elbeS, baS bem Gilten etroaS ausgegangen iff, 
feitbem er feine ÄriegSfaffen me&r erobern fann. (Ein Kapitel 
füfcrt ben $itel: „L'Empereur, le comte Orloff et Schloezer 
de Lübeck". 3)ie Memoiren foll 93aron Äorff *) ju einer <8io- 
grapse be$ öerftorbenen ÄaiferS benutzen, bie unter ber ^uf- 
jtc$t be$ jetzigen ^aiferS erföeinr. 

3)ie ^iejtgen üMftorifer ftnb augenblicflid) fe&r lebenbig. 
Hfrrjaloff föreibt an einer t>olumin8fen ©eföicfcte ^eterS beS 
©rofjen, ju bem u)m ba$ merfrofirbigfte Material geliefert fein 
foll; biefe Arbeit übermalt 93luboff.*) 6mitt ber Saube fareibt 
auger einer ©efc$i$te be$ ^rimföen Kriege« ben ^weiten 33anb 
$ur SSiograp&ie 6un>oroffS, beren erfter Seit ausgezeichnet fein 
foll, aber ganj »ergriffen ij*. 3n einer SSftoStauer gelehrten 
9*eoue $at neulich ber Sluffa* eine« rufftföen &iftorifer$ über 
©rofcpapa geftanben, toorin festerer fe&r fcerauSgeftrichen n>irb. 
Überhaupt foUen bie Slnfeinbungen, benen er lange au$gefe$t 
geroefen, je$t ööüig aufhören, je me$r bie £eute anfangen, bie 
rufltföe ©eföi$te grünbli$ au bet)anbeln. S?üralic$ ift au# 
eine Arbeit über bie ©efctyictyte ber 9*omanoffS oor °Peter bem 
©rofjen, alfo über bie jmeite ioälfte beS 17. 3af>r{>unbert$, er* 
föienen, bie bed^alb 91uffef>en gemacht bat, weil fte in fefyr 
grünblic^er < 2Deife biefe 3eiten als oöÜig barbarifetye fcinftellt, 
n>cu)renb bie eigentliche uraltruffifc^e Partei gerabe immer auf 
bie jmeite Äälfte beS 17. 3a&rj>unbertS, als auf baS für 9*ufc- 
lanb »erlorene <parabieS ^ingeroiefen £at, wo ftdj ber fc$äblic$e 
(Smflufj beS SBeftenS no<$ nic^t geltenb gemalt hatte. 5?unif 



x ) Sftobefte 93aton Äorff, berbient um bie 9cebaftion ber ©efetje 
unter 9WolauS I., 1849 SMreftor ber Äaiferlicfcen ^ibliot&ef, 1861 Gfcef 
ber feiten Abteilung (für ©efef>e) in ber ÄaiferUdt>en SSanjlei, fd)rieb: 
„S)ie S&ronbefteigung beS tfaifer* 9Wolai L* (1857). Orr nmrbe fpäter 
burch ben 3uftijminiffer ©raf °panin auS feiner Stelle üerbrängt 

2 ) ©rof §)unitri 33luboff, unter SUeranber I. ber gebilbete ßiberale, 
unter 9Wolau« Spftematifer beS etaatÄrcc&tS, unter Slleranber II. 93or- 
ftyenber ber Äommiffion jur Stuftebung ber Ceibeigenfcfcaft. ' 

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I 

frabe icfr aufgeforbert, feine Arbeit über ©roßpaüa fo n>ett 
vorzubereiten, baß icfr einen 93ogen, wenn auefr nur baä Titel- 
blatt, mitnehmen fann. <2Iber ber SDtfann ift bei aller feiner 
&ritif unb feinen frönen ^enntniffen etroaS faul unb fann mit 
niefrts fertig n>erben. (Er frat immer jefrn Arbeiten vor. 

Unb nun bie (Eifenbafrn, baS „9?iefenfinb" beS 93aronS, 
tt>ie SDfonbeläfofrn jie oorgeftern in einer telegrapfrifcfren ©epefefre 
nannte. ©ie 6acfre gefrt brillant. Trotj be$ ffarfen ^nbrangeS 
ift niefrt bie geringfte Unannefrmlicfrfeit vorgefallen; niefrt einmal 
ein 9*ecfrnungSfefrler bei ben großen ©elbfummen, bie gejault 
unb gejault »orben ftnb. ®* f™b über 300000 Qlftien ge- 
aeiefrnet, nämlicfr 319397, aber nur 150000 bürfen frier aus- 
gegeben »erben. <£$ tarn alfo barauf an, eine geregte 9*evar- 
fition 5U machen. (Sine SXKorbSarbeit! ©er 93aron frat mit 
©amiboff jmei Tage bi« naefr SDfttternacfrt bie langen ßiffen 
burefrgenommen, um ba« richtige 93erfrältni$ feftjuftellen, unb 
bann bie Aufgabe allein gelöp. $lm Montag morgen, 6 £Jfrr, 
im 93ett finb ifrm bie ©ebanfen baju gefommen; am SCRittmod^ 
frat er feinen ^lan bem Komitee vorgelegt. Allgemeine 3u- 
ftimmung. 9tocfr in ber 9Zacfrt gebrueft, ofrne 3enfur (!), am 
folgenben borgen in ber „93iene" erfefrienen. (fr ift ein 
ganzer S^erl! 3n $lmfterbam ift alleä »ergriffen. £>ier mürben 
geftern bie $lftien fefron mit 3 9^ubel ©eminn »erfauft, b. fr. niefrt 
bie $lffien felbft, benn bie frat noefr niemanb, fonbern Quittungen 
über 12 1 /* 9*., auf ©runb beren in aefrt Tagen, naefr ge» 
fefrefrener aweiter ©njafrlung, bie mirfliefren ^ftien ausgegeben 
werben, ©ie 9*evartition ift fo eingerichtet, baß alle, bie unter 
frunbert Slftien gejeiefrnet fraben, jte volfftänbig erfralten, ben 
übrigen werben ^Ibjüge ju V* X U, 1 U ufw. gemaefrt. ©er 
be!annte 93ranntweinöäcfrter 93ernabafi s.95. fratte 20000 ^ftien 
gejeiefrnet, erfrält aber nur 7000. 

(Etwas auefr nur annafrerungSweife SlfrnlicfreS ift in ber 
Sinanjmelt noefr nie bagewefen. (Ein burefrweg neue« 9?ecfren- 
ejemvel ift frier gelöft, unb jtoar jur Sufriebenfreit aller, ©er 

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5?aifer tyat bur$ Simaföeff jeben Sag genauen 93eric$t 
erftatten (äffen. 

3natt>iföen ift dolignon am Montag eingetroffen. 3Bemge 
Sage na$ tym ©canjoni unb bie greunbm ber^aiferin, SOfabame 
©rancu. "21m Sonntag ift bie Äaiferin nac$ 3arftoje 6eU> 
überge|1ebett, unb in ac^t big oicrjetyn Sagen erwartet fte bie 
9ttebertunft. *) Scanjoni, ber auf brei Monate engagiert ift, 
befommt jeben Sag 400 6ilberrubel, wenn aUe$ gut ge&t, 
am <£nbe noc§ ein grofjeS (Seffent. 

SDttttwoc^ ift <parabe auf bem SDfarSfelbe, ju ber micfc 
«■pieffen eingelaben fcat. 

©ortföafoff $at am ©eburtStag be$ ^atfer« ^tabimir 
1. klaffe erhalten mit fe&r ^ulbooUem 9Seffript. $>en Slbenb 
$at ber 5^aifer ganj gemütlich bei 3ean Sotftoi, feinem 3ugenb- 
freunbe, augebrac$t. a ) Solftoi »erreift balb. ©ortfc^atoff reift, 
wenn ber ^aifer reift hingegen Derlaffen u)n ft#er auf mehrere 
Monate feine beiben ioauptarbeiter 3omini unb Sc^erebjoff, ber 
bie ^rinjeffm Natalie ©agarin heiratet. <£wer* &at einstweilen 
bie 3enfur beS „Journal de St. P&ersbourg« übernommen; 
9J*eöenborff bleibt fcier unb bejie&t eine f#8ne 3)tenftwo(mung 
im ^otanifcfyen ©arten. 3)mitri 9leffelrobe &at ba$ Auswärtige 
oerlaffen unb arbeitet unter SDßeljenborff. SDhirawjoff, ber nad) 
bc$ SßaronS Sluäfage ein fe&r auägejeu^neter SOiann fein foll, 
wiü aüe« umftofcen, wa$ feine Vorgänger ^iffeijoff 8 ) unb 
6<$eremetjeff eingerichtet baben. 

Äeute war ber junge Segobordfi bei unä, ber bie J^open- 
Hagener 3uftänbe al$ furchtbar fdnlbert. (ES foü bort eine »od- 
ftänbige fojiale unb politiföe Auflösung fcerrfdjen. 0em guten 



x ) ©rofefürft Sergius tourbe am 2 9*<a^ril 9e6oren * 

») ©raf 3ean (3n>an) Solftot »urbe 1863, als 9la#folger be« ©rafen 
Slbterberg I, SOWnifter ber Soften unb Telegraphen. 

") ©raf Äiffeljoff »ar im 9io*>ember 1856 <33otfd)after in ^ari« 
geworben. 



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^leffen mag oft wunberbar &umute fein. 3rf> möchte ni$t in 
fetner äaut ftecf en. Überhaupt möchte i# jur 3eit nur EegationS- 
fefcetär ^reufcenS in St. Petersburg fein. 3e§t berrföt eine 
Entente jwiföen frier unb Berlin, wie fte wobt feiten bagewefen ift. 
<£$ ift 11 üfrr. <¥>{nlemon wartet. 

Gonnabenb morgen, jj^^ 

3)ie Sftacfrricfrten flnb au« aßen ©egenben gut. 3un>ei(en 
lommen a$t bis jefrn telegrapbiföe 3)epefcfren auf einmal. 
Stfrurneifen äu&ert ftcfr au$ '•pari* gttnftig, obgleich bort betannt- 
lid> «eine <£tmf|ton jtattftnbet. S)ie Sfepartition ftefrt geftern 
im „Journal de St. Pdtersbourg" unb ijf folgenbe: 

1. Les Souscripteurs de 1 ä 100 actions recevront le nombre des 

actions souscrites 

2. , , . 100 ä 800 . la moitie\ mais pas raoins 

de 100 acüons 

3. . , , 800 ä 3000 , un tiers, mais pas moins 

de 400 actions 

4. . . . 3000 ä 6000 , un quart, mais pas moins 

de 1000 actions 

5. , . • 6000 et au delä recevront un cinquieme, mais pas 

moins de 1500 actions. 

3)ie 93örfe ift entjücft gewefen oon biefer 6fala. 

Petersburg, 13./l.<3Kai 1857. 
borgen, «ättittwocfr, 12 llfrr, bampfe ic& mit meiner (Ebefm 
nacb 9tto«fau, wo wir Donnerstag nachmittag einzutreffen yoffen. 
cftibeaupierre 1 ) frat ben ganzen ^remt unb alle bortigen §föt- 
nowntf* in Bewegung gefegt, bamit wir mit tyomp aufgenommen 
roercen. 

Äier ift göttliche« Detter; am Boulevard des Italiens 
fann eS niefrt ferner fein. 



*) ©raf SHeyanber 9ltbeaupterre, QBirflic^er ©e^eimer 9Rat, Ober- 
tammer&err, früjjer ©efanbter in ttonftantinopel unb Berlin. 

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6je<$£npi fyat mir 3)eine ©rüfje gebracht. 
3$ fcabe eine 6$rift über ben alten SO^e^ern gefunben, 1 ) 
bie i# meiner «Sc^mägerin fötefen merbe. 

«Petersburg, 23./11.3Rai 1857. 
Steine lieben 6<$lÖjer$, 

über Gostau $abe td> (Eud> einen langen 93rief ftyreiben motten, 
mi<$ ermartete in Petersburg aber gleich fo t>iel intenpoe unb 
intereffante Arbeit, bafj i$ ni$t baju tarn. (ES tft ein treiben 
unb £eben fcier, ein ©e£en unb kommen, mie t$ eS in meinen 
ftinfunbbreifcig Sauren, bie i$ unter biefer 6onne manble bjm. 
in ben erften 6emeftern getragen mürbe, bis yt%t ni$t ge- 
kannt $abe. 

3)ie Sage in ^o«(au maren $inrei&enb. Söelc^ munber- 
fameS, frembartigeS 93ilb, biefe taufenbtürmige Grabt mit ifcren 
grünen <©äcr)ero, golbenen kuppeln unb ben meijjen, jadigen 
Stauern, r)o$ oben baS leucr)tenbe Äreuj beS 3man Söetrti! 
<£in bunted, ajtatifctyeS 3eltlager, ein 3ufammenftrömen ber 
93ölfer Elften« unb (Europas, eine 6ct)atjfammer auS Saufenb- 
unbeiner 9ta$t — baS „9fc>m ber Tataren", ttnb menn au<$ 
°Peter ber ©rofje biefe 9*eftbenj t>erlafjen t)at — Gostau bleibt 
boct) ber SOttttelpunft 9Su&lanbS: Moskwa matuschka.*) — 

25. gttai. 

SEftonfteur (Solignon p£re i(t in »oller Sätigfeit. ©egen 
$unbert ßofomotfoen finb in ftranfreicr) unb (Snglanb beftellt; 
einen Seil ber Schienen liefern SMmibojf unb 3afobleff. 

3n biefen Sagen fam bie 9Za<$ricr)t au* <£artS, ba§ S&urn- 
eiffen 8 ) falliert fcätte. ©rojje Aufregung. SNan glaubte, eS 



*) 3o$ann ©ottfrieb t>. «äKepern, ber berühmte «Eerfaffer Oer Acta 
pacis Westphalicae, f 1745. 
>) gftütterc&en Gostau. 
8 ) «Sant&auS in ^ari«. 

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fei ber alte Sluguft $£urnetffen. <£« fcanbelt flc$ ober um ben 
jungen (£(>arle$. 

Äeute abenb mufj i$ na$ Sflartoa fahren. 

©anj fonftbentiett folgenbeS: ^aifer unb äaiferin gef>en 
(fnbe 3uni n. 6t. über £tel na# 'Srütfenau bei Äifftngen. 
Äaiferin habet bort. 5?aifer ge&t allein bann na<# SBilbbab, 
um feine Butter na<$ 93erlin ju führen, ©ort foU ber 
13./1. Suli 1 ) gefeiert werben, ©ann ge^en beibe, SDZutterunb 
6o£n, na$ Petersburg, ©ortföafotj reift mit bem &aifer, 
fo bafj too&l etwa* ^olitif gemalt werben wirb; man fpri<$t 
»on einem 9^enbejoouö mit £oui$ Napoleon — um bie neue 
SJreunbföaft nicf>t erf alten ju laffen! 

6onnabenb, 30./18. «Mai 1857. 
9*am>a mit feinen Erinnerungen an bie£anfainterefftertemic$ 
natürlich wütenb! 3$ lernte ©ergebene nette (£ftlänber tennen, 
u.a. einen gefd>i$tli$ fe£r bewanberten 6tacf elberg. Ob Slbel ober 
Bürgertum — geiftig regfam ftnb bie halten! ©er gute, braoe 
©eutföe £at auf biefem 93orpoften ba$ ü)m fo leicht an^aftenbe 
^iliftertum abgeffreift unb einen weiteren iborijont erhalten. 

Unb nun: fceute über brei 'JBoc^enl *3Bie ein Schuljunge 
möchte id) jeben $ag burcfyftreicfyen, bi$ id? mit (Eu$ aOen in 
Cübed 5ufammen bin. Schabe, bafc id) nic$t mit bem pünft- 
liefen „Slbler", fonbern mit bem langmeiligen lr < 2Dlabimir" fahren 
mufj. $lber bie ioauptfactye ift: id? $abe meinen °plat}l 

93or turjem ift ber feit 1825 »erbannte Burgen jeff 1 ) (ber 
6c$üter unfere* ©rofjoater« unb <23erfaffer oon „La Russie et 

*) ©er 13. 3uli tt>ar jugteid) ber ©eburtätag ber Äoiferin Slleranbra 
fteoboronma unb i$r 93ermäbtung*tag mit 9ttfolau$ I. 

*) Sttfolai Surgenfeff, rufftfd)er «publijift, ber «ältere unb tt>ürbigf*t 
gjorfämpfer ber ruffifd)en ^auernfreibeit", tt>ar in ©öttingen ber <5d)üler 
Gd)lÖ8er* unb äeeren* getoefen, batte 1813—1816 al* rufftfdjeS «OHtt- 
glieb ber 3entralfommiffton jur QSertoaltung ber befe^ten 9?beinbunb- 
ftoaten 6tein$ befonbere* Vertrauen genoffen, ber u)n in preufjifd>e 
$)ienfte )u jieben berfuefcte. 

». 6d)H>a«t' VttMbüXQtx «tiefe 4 49 



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les Russes") wieber eingetroffen. 1825 follte er geoierteilt 
werben, ba« fcat Äunit mir neulich in ben gebrückten Aften 
über ben bamaligen ^roaefj ber ©efabriften gezeigt, ffür 
Burgen jeff unb brei anbere waren bie frrengften ©trafen belretiert; 
aber er hatte fich beizeiten au« bem Gtaube gemalt. 3m oorigen 
3ahre würbe er amneftiert. 

Aeute geht meine (H>eftn mit „Abler" weg. künftigen 
6onnabenb fchifft ftch 2Berthern in 6tettin ein. 3$ freue 
mich fehr, bafj er £)ir gefallen tyat 

3e$t fangt ba3 Frühjahr auch tytt aUmäf>tid> an; bie 
93irfen werben grün, bie Nächte ftnb ganj fyttt, unb ^efer^burg 
ift unb bleibt reijenb. ©er £>anbel«tarif ift »origen SD^onat 
im Plenum be« 9*eich«rat« angenommen unb wirb nun wohl 
balb oom 6tapel laufen. Am 27./15. b. SEK. hat „l'admini- 
stration des chemins de fer russes" bie 93ahn nach ©atfchina 
jum betrieb übernommen; e« ift bort alle« bereit« auf fran- 
jöfiWem ffufj eingerichtet. 

ftrettag, 4. Sunt 1857. 

SDftt ber Äaiferin, ber e« fehr gut geht, reift Dr. Aartmann. 
SJftein <Sh«f weife nicht« oon feiner Abberufung; bie wäre auch 
fehr traurig, befonber« wenn ber unoerheiratete ^roctyaufen, 
Schwager meine« ©önhoff, 1 ) hierher fommen follte. S)a« Ceben 
in unferem Äaufe war fo gemütlich, meine d^efin fo famö«. 
Söerther weife nur, bog ber Söiener Arnim ihn &u feinem 
Nachfolger empfohlen hat, wa« auch bem Söunfch be« tfönig« 
entflicht. <E« haben fich für ben burch Arnim« Abgang er- 
lebigten Soften in 2öien oier ^anbibaten gemelbet, unter 
benen mein (£h*f nicht ift ©er melbet (ich nie, ba« würbe 
feine Stau, tiefe ftolje Süblänberin, nie julaffen. 

©ortfchafoff leibet feit jehn $agen an ^obagra unb foll 
fehlest gelaunt fein, ©rofefürft ßonffantin wirb &um nächften 

>) Cugen ©raf t>. ©önpoff, Oberfityofmeifter ber Äönigin-Qöitwc «Ufa« 
betfr, war mit fimilte t>. «rocfyaufen »ermaßt. 

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Montag ober £)ien«fag ermattet; bann foll in 3ar$?oje 6elo 
bie §aufe fein, bet ober nur bie Chefs de mission beiwohnen. 1 ) 
ioeute ift SHner bei «^Meffen. Ünb nun lebt mohl, meine 
guten Gchlb^er«! 3n oierje$m Sagen pacfe ich, fo (Sott mill, 
meine 5?offer!I 

6t <*>eter«burg, 1857. 

„Le d£part de Leurs Majestes est fixe pour le 1 1./23. Juin. 
Elles vont ä Kiel." SHefe Söorte haben geftem ben 3m)alt 
oon ©u^enben oon tete*grap£ifd)en S)epefchen gebilbet, bie oon 
hier au« an ebenfooiele europäifche ioöfe unb Kabinette ab- 
gegangen finb. 93orgeftero mar bie Saufe in 3ar$toje 6elo; 
bort fyat jtch bie biplomatifche SBelt ber 9ft$tigteit biefer 
Nachricht oerfkhert. 

§)afj ber „$lblet" geftern ohne 3öertt)ern anfam, tat mir 
fehr leib. (Er fchrieb bem (£h*f unb mir — unb bie Chefin 
betätigte e$ burch einen 93rief au« Berlin, n>o fte ^ert^em 
gefefcen — , bafj er jtch fe£r unmohl füllte unb, menn irgenb 
möglich, ein 6eebab gebrauchen mfiffe, morauf ßangenbecf bringt. 
S)er ©runb, ber ihn oer^inbert ^at, je$t higher &u tommen, 
ift bie Ärantyeit feiner Butter, bie in oierjehn Sagen einer 
Ärifi« entgegengeht, bie Söetthern noch abjumarten münfcht. 
3ugleich fchrieb er bem (£hef unb mir, baß $h«*min nur auf 
ben Antrag be$ Gh*f$ lauere, um mich momöglich noch jum 
1. 3u(i &um CegationSfefretär ju bringen. 

SlHe biefe Nachrichten veranlagten eine tieffmnige Unter« 
haltung jmifchen bem &h*f vmb mir, infolge beren oor allem 
ein langer Bericht oom dh*f öuf9<f*$* loutbe, worin er meine 
ffähigteit ju ben biplomatifchen ©efchäften fehr prieS unb barauf 



*) §aufe be8 taiferltdjen ^dnjcn Sergius. ®eneralcjout>erneur 
t>on «aRoätau würbe er 1905 ermorbet. 3Me ©roMürffin (Slifabetfc, <prin- 
jeffm t>on Joeffen unb bei 9tyetn, ging noch bem $obe tyre* SNanne« 
in« Softer. 

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antrug, mtcfy nunmehr jum Cccjatton^fefrctär ju machen, tiefer 
s 2infrag ge£t £eute über ßttbecf ab. ©emnäctyjt beratfölagten 
toir, toie mir e$ mit <2Bert£ern machen tooflten, ober oielmefcr 
o&ne ü)n. (Einen $Iu$toeg &u finben, tt>ar ni$t leicht, benn: 
1. n>itt icf> oerreifen; 2. totU mein Gfcef gleich na<$ ber Slbreife 
be« 5?aifer« meg; 3. toiU Söert&ern in* 6eebab; 4. muß bo<$ 
irgenb jemanb oon un* $ier fein. SUfo — na$ langen Be- 
ratungen unb Beregnungen, bei benen feiner oon un* unter- 
ließ, fobalb ber eine irgenbein 3)atum genannt fcatte, fogleicfc 
ju fragen: „6ie meinen alten ober neuen 6fitt?" — alfo 
enbltcf> jtnb tt>ir ju einem beibe $eüe befriebigenben Befötuß 
gefommen, bei bem bie ioauptfa$e ift: baß id? j ebenfalls am 
20. /8. 3uni mit „QBlabimir" abreife, ^ber gtei$ na$ bem 
1. 3uti fdjiffe i$ mi<$ entroeber in £übecf ober in Stettin 
toieber ein, um fo frfnteü tote möglich jurücf ju fein. ©ann 
gef>t mein (£&ef am ll.Suli mit bem „$lbler" na$ &ttttm. 
3öegen be$ Charge d'affaires Ratten er unb icf> freiließ im Äin- 
blief auf unfer aopßge* SDttniffertum einige« Bebenfen. Nous 
verronsl 

Stettin, 4. 3u« 1857. 

greine lieben ©c^Iöjer«, 

nur no$ jmei ^öorte, e$e i# abbampfe. S)ie ßttbetfer $age 
toaren fo einzig, baß id> forttoä&renb baran bente. (Seffern 
fpeifte t$ bei Brunnom. 1 ) 3<$ meiß ni$t, toorauf flc& unfere 
gegenfeitige 6eelenoertoanbtf<$aft begrtinbet, aber ber SERann 
be&anbelt mi<$, ungefähr — toie foll i<$ fagen — »ie ein 
finberlofer Onfel feinen Neffen befcanbelt, in bem er feinen 
bereinigen finanziellen unb geifrigen (Erben fte&t. ©er Ber- 
gleich f>inft, toeil ia> Brunnoto nie beerben unb nie ruf|tfd>er 
©efanbter in Berlin toerben fann, aber er fpielte bie beiben 
SO^ale, bie i$ i^n gefe&en, unau*gefe$t ben $erjli#ett, oäfer- 



*) $reu)err o. 93runnott>, rufilfd)er ©efanbter in Berlin. 

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liefen «Jreunb. Steine Ernennung jutn Cegationäfetretär muffte 
er bereit«, ebenfo »ie auch Oubril unb ^Baffiltfc^ieoff. 1 ) 3$ 
würbe auf ber ©efanbtfchaft mit Subel empfangen. ^Bä'hrenb 
be$ ganzen 3)iner$ mufjte ich 93runnom t>on ber golbenen 
Soweit erjagen, obgleich ber oon Semaftopol h er befannte 
©eneral Äonftantinoff mitfpeifte. (Er fafct meine Ernennung 
als eine ^ufmertfamfeit auf, bie ber Stönig meinem 93ater 
ermiefen höbe. 

Stach $ifch fyattt ich eine längere ftaatSmännifche Unter- 
haltung mit ihm, bann folgte ein gewichtiger Äänbebrucf unb 
— bie beiben europäifchen ©röjjen Rieben. 

3n einer falben 6tunbe geht'S ab. 9*abjefchba 93ogbanoff 
unb Sfturu) 9 SOcontero, ber neue fpaniföe ©efanbte, fahren mit 

6tettin erfc^eint mir recht öbe. 3hr fehlt mir fehr! 

6t Petersburg, 8. 3uli 1857. 

S)ie fiberfahrt mar prachtoott; bie ©efellfchaft bot menig 
$lmüfanteS. QBir famen geftern, SttenStag früh 4 Uhr, fchon 
in Äronftabt an, trafen tytx aber erft um 9V a H^r ein, toeil 
natürlich baS ^oftfe^iff y\ lange gefd&lafen ^affe. 5>ie QSift- 
tation ber °päffe in ^ronftabt ift, bem 3ug ber 3eit folgenb, 
vereinfacht, aber boch langmeilig. 

ioeute bringt mich mein Gh*f 5« ^aljeff, um mich als 
Charge* d'affaires oorjuffeUen. SBte lange bie Äerrlichfeit noch 
bauert, hängt oon SöBerthernS kommen ab. 

3ch mar geftern faft ben ganjen $ag bis Mitternacht mit 
meinem <£h*f jufammen. (£r freut (ich fehr über meinen 
ßegationSfefretär unb fagte mir: „9ton müffen 6ie fytx (Erfter 
merben!" 

(fr fchifft ftch Sonnabenb mit „Slbler" ein unb mirb $)ich 
in Stettin auffuchen. 



l ) Paul o. Oubrtl, rufTtfcf>er £egation«rat 9ttfolauS ^rinj <2öaffU- 
tfd>ifoff, 2. £egatton$fefretär in Berlin. 

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et Petersburg, ben 11. 3ull 1857. 

liefen 93rief n>irb §)ir entmeber mein (£fjef felbft ober ber 
Sofmeifter feine« 6ohne«, Dr. Seichmüller, auffeilen. §)ie 
©erüchte über feine 93erfe$ung nach 3Bien gewinnen (eiber 
immer mehr an 903ahrfcheinlichteit. ^l« Nachfolger ttrirb (Sann) l ) 
au« Neapel genannt ober ©raf 9lebern, a ) ber trüber be« 
©eneralintenbanten, jefjt ©efanbter in S)re«ben, n>o er unb 
feine SJrau, eine geborene Öbe«calchi unb große dame du 
monde, ein große« &au« machen follen. 

<2öerthern ift mit bem £übecfer 6dnff geftern nicht gef ommen. 
Nun fann er oor 3)ien«tag nicht eintreffen, unb bi« bahtn 
tt>erbe ich fo oiele 93eric^tc jufammenfehmteben, baß bie berliner 
©eheimräte e« niemal« oergeffen follen, baß ich, toenn auch 
»ielleicht nur furj, boch einmal in meinem ßeben ©efchäft«träger 
in 6t <£eter«burg gemefen bin. (£« i(t ein fchrecfliche« £)ing 
um bie (Eitetfeit, aber amüfant iff e« boch! 

Unb nun, meine lieben Schleper«, noch ein 3Bort über unfer 
le$te« 3ufammenfein. 3ch bin unbefchreiblich glüeflich gemefen, 
(Euch miebergefehen ju haben! ^enn ich an ben 1.3ult jurücf- 
benfe, fo ftehen mir neben unferen prächtigen bitten immer 
(Eure beiben lieben Silber oor klugen. $)aß ich (Euch auf ber 
Nücfreife nicht in Stettin fanb, erfchien mir recht trübfelig. 
Unb al« td> mich bann bem ginnifchen S^eerbufen n>ieber 
näherte, al« in Kronftabt bie Sfchtnottmif« auf« 6d)iff famen, 
ba gebaute ich ber (Eichen unb «Suchen bei £übecf, ber frönen 
beutföen ^ornfelber, unb bie ganje {>ieftge ©eföic^te fam mir 
recht lebern oor. £)a« gab fidt) freiließ, al« ich mit meinem 
G(?ef fpeifte unb mit ü)m auf bie 3nfeln fuhr; auch ^abe ich 
rnic^ feitbem tytv toieber eingelebt; unter meinen Kollegen gelte 
ich für ben einzigen Diplomaten, ber ftch im 6ommer an ber 
Nema gefällt, unb bie biplomatifche Karriere ift unbänbig 

*) flarl $rett)err t>. CXanifc unb 3)ann>i%, 6o$n be« ©eneral« unb 
6taat«minifter«, 1854 ©efanbter in Neapel, 1859 in 9?om. 

s ) ©raf Heinrich t>. Gebern ttmrbe 1863 ©efanbter in ^etereburg. 

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intereffant — aber ber Moment, tt>o mir bie Ober hinauffuhren 
unb in 6tettin lanbeten, mar boch au prachtvoll, unb ba$ fünfte 
£anb bleibt «Seutfchlanb l 

<3t. Petersburg, ben 24./12. 3uli 1857. 

3e$t ift baS Vergnügen be$ Charge d'affairiats vorüber, 
ba« ift fchabe; aber — ber alte Metternich h<*t, wie Sftevenborff 
mir erzählte, bie ©efchäftSträger nie geliebt: „Le pire de tous 
les regimes, c'est le Charge d'affairiat. §)ie ßeute tvoHen 
fich auszeichnen, fchreiben ju viel S)epefchen unb bringen neue 
fragen unnötigertoeife aufs §apet. w 

£6 heißt, baß infolge ber heftigen legten Äammerjitjungen 
baS xOtinift erium in veränberter Qßeife vor bie nächften Kammern 
treten foll; ju biefem (£nbe n>irb Broctyaufen als auswärtiger 
9D2inifter genannt unb S^anteuffel foH, unter Beibehaltung 
beS SOftnifterpräjibiatS, bie ffinanjen übernehmen. 

Ob Söerthern bei bem bevorftehenben Revirement fyiex 
bleibt, ift unftcher, ebenfo ob ich bie erfte Bioline übernehme 
ober bie jroeite behalte. (Sinfttveilen ftehen unS je$t bie ÄochaeitS- 
feierlichfeiten in Weierhof ») bevor, tvohin, mie eS h«H baS 
ganje biplomatifche ÄorpS auf acht §age eingelaben »erben 
foll. <£)a* wirb tvieber recht viel ®elb loften, nämlich bem 
rufpfchen 6taat, unb biefer fcheint nach ber anberen 6eite 
boch ettvaS an« Sparen ju benfen. Rachbem im vorigen 3ahr 
bie 9\elrutenauß^ebung biö 1860 eingeteilt — ber S)anf an 
baS Bolt*) — unb bie ganje^lrmee bereit« rebujiert ift, n>irb 
nunmehr auch baS fdjöne (SarbeforpS verringert. (Sin jebeS 
ber jroölf ©arbe-Snfanterieregimenter foll gleich nach Beenbigung 
ber Manöver von 1800 auf 800 Sftann gebracht merben. 3ebeS 
©arbe-^avaUerieregiment gibt 100 <pferbe ab. S)aS macht viel 
Sluffehen unb böfeS Blut bei ben Offoieren, bie gattft plö$lich 

*) 93ermä&Umg beS ©ro|fürftcn 9Rt$aeJ mit ber ^rinjeffin Säcilie 
oon 93aben. 

*) ©nabenmamfeft anläfclid) ber Ärönung. 

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maffenmeife entlajfen werben. ilnb babei haben je$t gerabe, 
mie alljährlich um biefe 3eit, bie »ergebenen £ehrforp« unb 
Schuten 600 bi« 800 junge Öffoiere jutaeje geförbert, bie 
alle angepeilt fein »ollen. 

binnen ganj furjer 3eit bricht noch jmeite« Hngenntfer 
lo«. ©er Q3aron hat mir anvertraut, bafc bie SXKafcregel 
angenommen ift, monach ber 3m«fufc in ben öffentlichen Ärebtt- 
anftalten t>on vier auf brei ^rojent h«*abgefe|t merben fott. 
©er ©rofjfürft Äonftanttn, b. h- ber tfaifer, hat fich babei ber 
Minorität im 9*ate angefchloffen. 3u ber Minorität, bie eben 
biefe Äerabfefmng miH, gehören ber ginanjminifter, ber SDttniffer 
be« Snnern, ^eter SOßeöenborff u. a. Sin gefährliche« (£j> 
periment. ©er 93aron fchüttelt ben 5?opf. 3ch fage Such, 
e« geht tytt auf allen ©ebteten toU her. ©abei ein ©efchimpfe 
auf ben &aifer, ttrie niemanb eö je gehört haben mW. $lucb 
eine Heine (fmeute haben mir gehabt, ©ad $fchetfeffenforp«, 
bie faiferliche £eibe$torte, ift mit feinem Shef, bem dürften 
93agration, unjufrieben gewefen, meil biefer fie mie gemeine 
6olbaten behanbeln moHte, ihnen beftimmte (Efcfifunben t>or- 
getrieben unb befohlen hat, bafj fie um 10 £l{ir abenb« in 
ber 5^afeme fein follten. ©a« hat ben beuten mißfallen, bie 
teil« an ein freie« Ceben gemöhnt ftnb, anbernteil« al« Söhne 
ber »ornehmffen 93ergt>ölferftämme Öfftjter«rang geniefjen unb 
nicht gejmungen, fonbern freimillig bienen. $lm ©ien«tag oor 
merjehn $agen, ben 7. 3uli, al« ©rofjfürft tfonftantin gcrabe 
Don Strielna 1 ) bereinrommf , rücft ba« ganje 5?orp« t>or« 
Sfflarmorpalai« unb begehrt bie Äaiferliche iooheit &u fprechen. 
©er ©rofcfürft, ber fchon unterrichtet ift, »erlangt mit einer 
©eputation ju reben. Sie erfcheint, aHe mit ihren ©olchen, 
Säbeln unb Klinten bemaffnet. Einfang« fährt ber ©rofjfürft 
fie barfch an, mirb allmählich milber, oerfpricht bie Sache ju 
unterfuchen, fehieft fte bann in ihre Äaferoe unb tag« barauf 

l ) ©o« t>on <?>eter bem ©rofien am SDieet erbaute ßufffchlojj be« 
©roMürften Äonftantin 9Wolojett>ltfd). 

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in« £ager nad) 5?ra«noje 6elo — loa« toetter gejcfriefrt, toeifj 
man no$ nicfrt. (Sinfttoeilen ift bem 5?aifer 93eri$t erftattet. 
3)ie (Entföeibung toirb ertoartet. 3$ toieber&ole <£u$, lieben 
Scfrlöjer«, e« gefrt frier bunt frer; icf> fann e« fagen, toeil ein 
<23efannter biefen Brief mitnimmt, fonff möchte icfr ba« nicfrt 
unb aucfr feinen anbeten al« (£ucf) fdjreiben. $)e«fralb glaube 
icfr freiließ niefrt im entfernteren an Revolution, Barrifaben, 
^alaftemeuten ober bergleicfren — aber ber alte Sauerteig 
nurb in einer SBeife aufgerührt, bei ber für« erfte eben nur 
ba« 6$led)te jum Borfcfrein fommt — unb ba« ftnbet ft$ 
fraufentoeife. 3lHe« wirb oerfefrrt angefaßt: man n>itt fparen, 
be«fralb entläßt man Öf fixiere unb Beamte; aber bur$ ein 
folc^e« toillfürlicfre« (fntlaffen mirb ba« na* einem unglücf liefen 
Kriege mißvergnügte Joeer unb ba« Beamtentum noefr mefrr 
bemoralifterr, al« e« fefron je$t ift SDfam nriU bie Ceibeigenfcfraft 
aufgeben unb toeiß ni#t tt>ie. <£ine Sntrige folgt ber anberen. 
©er vorige äaifer fonnte tun, toa« er wollte; er fratte toenigften« 
bi« jum 3afrre 1854 ben 9ttmbu« ber Wtaty um jtdj, man 
benmnberte in u)m ba« kräftige, ba« S)ur#greifenbe, man 
fanb frarte unb frrenge Maßregeln ganj natürlich. Unb ber 
9*uffe oerlangt eine fefte Joanb. 3e$t ift ba« anber«. 3e$t 
ift immer oon 9!ftilbe unb Sanftmut bie 9*ebe, weil ber ^aifer 
milb unb fanft ift £äßt er e« firf? aber au$ nur einfallen, 
einmal fcfrroff aufzutreten unb ftrenge Befehle &u erlaffen, fo 
jiefrt ein Öfpjier ben anberen an unb fragt: „30a« fällt benn 
bem ein? 0a« tonnte toofrl ber $llte tun, aber biefer 
ba?" 60 entftefrt ein Schimpfen unb herunterreißen, oon 
bem icf> 3)ir fd^on oor meiner Reife fetyrieb, ba« aber feit- 
bem mit 9ttefenf$ritten jugenommen f)at. $lHe« wirb ange- 
griffen, unb ba e« toofrl fein ^ublifum gibt, ba« fo urteil«- 
lo« ift toie ba« ^eteröburger, fo fommen bie wunberbarffen 
91u«fätle aum Borföein: balb gefrt e« über Kierberg, 1 ) 

*) ©raf «SUeranber Slblerberg II, ©eneral ber Infanterie unb ©eneral- 
abjutant, Oberlommanbeur DeS ÄaiferUc&en Hauptquartier«. 

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Baranoff 1 ) unb bie Umgebung be$ 5?atferS £er; ba(b über 
feine 3agblieb£aberei. S)ie Offtjiere haben im 9*eftaurant 
„©uffeauj" 3etdmungen gemacht, 5. <ö. einen Bären mit 
bem allerhöchften Raupte unb barunter: „Qui va ä la 
chasse, perd sa place." 3n ben ffinanjen mufc irgenb 
ettoa* in Hnorbmmg fein. 93rocf hat fd>on jehnmal ab- 
geben foüen; aber e$ ftnbet ftcf> (ein Nachfolger. 9ttan £at 
alle« mögliche »erfucht ja fogar an ben alten ^enfe^ifoff ge- 
baut. ^Darum? meit er für fehr gefreit gilt, alfo — auch 
ein guter Wnanaminifter fein mu&! 2tf>er er mill nicht an- 
nehmen. 

fturj: eine fopflofe Spenge unb ein regierungsfähiger 
5?opf. Noch ift ber Ähnmcl Kar, aber bie Wolfen ballen 
jx<$. Bei einem Äranfen mufc ein SQBiHe fchliefclich burch- 
greifen. ÜMer aber fchreit ein ganjeä £!on|tlium »on ^Irjten 
burcheinanber unb menbet fich an — bie eben geborene 
Öffentlichfeit. Unb ber Äranfe? . . . Sunbert ^rojefte 
tauchen auf, um fogleich mieber burch anbere »erbrängt ju 
merben. 3ch ^abe ju »ergebenen Skalen folc^e 3eiten 
ber Hnjufriebenheit unb Aufregung in ^Preufcen burchge- 
macht; aber ba mar e$ boch immer nur eine Seite beS 
&taatt&, bie angegriffen mürbe, unb jur Beruhigung fagte 
man fuhr unfer ioeer ift boch gut, unfere gtnanjen ßnb 
gut, unfere innere Bermaltung ift gut. Äier jeboch foü 
alte 3 oeränbert werben, unb lein OJienfd) meifj, nrie unb 
mo anfangen. Spricht man mit einem Beamten au$ bem 
9D^uran>iofffct)en 9ftinifterium ber Apanagen unb ©omainen, 
fo bort man ebenfo tolle Sachen ttrie au» bem Äriegäminifte" 
rium unb au$ ben SJinanjen. 3ch bin neugierig ju fehen, nrie 
ba£ alles »erben n>irb. Nur eine Sache geht — ober fagen 
mir t>orjtcht$hatt>er : fchetnt glänjenb oormärtS ju gehen — 
bie gro&e Stfenbahn. 

*) ©raf 93aranoff, ©eneralmajor, ©eneralabjutant, 6tab«cW ber 
©orbe im ©renabierforp«. 

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Montag. 

©er belgiföe ©efanbte, 93icomte be 3onghe, gab ein ((eine« 
©iner für fünfter 1 ) — alter ©öttinger „ßüneburger", bamal« 
beliebter Sefanbant, unabhängige ^flehten, für Petersburg 
manchmal ju fehr norbbeutfcher ©raf; mir erfreuen un« einer 
hohen gegenfeitigen Verehrung — ©raf SSorchgraoe, ber in 
ßübecf bei ben (fitem tt>ar, Hein unb ^er^lic^ gut, SDtequi« 
Sauli, ber Sarbtnien feit ©ejember vorigen 3ahre« oertritt 
unb beffen rote« ©emofratentum ü)n nicht anjiehenber macht, 
93aron $lbel«n>ärb, ben ftyen fchmebifchen SOWnifter, unb mich. 

©ie 3in«fußangelegenheit ift noch nicht beenbigt. Sie 
macht ^ier immer größeren 9?umor. ©er ^aifer hat fein vor- 
läufige« „3a" per Telegraph *on ^ifpngen au« getieft, ©er 
Uta« nurb mohl erft nach feiner $Intunft erfcheinen. 3ebermann 
fragt jich je$t: w ^öie üiel Papiergelb haben wir benn eigent- 
lich? unb nne groß ift bie Summe be« 93aroorrat«?" unb 
bann fommen immer Betrachtungen mie: „9Belche furchtbare 
Staffen Papiergelb fmb mährenb be« Kriege« fabriziert!" ober: 
„Söenn benn bie 93anf ttrirflich fo oiel ©elb haben foU unb 
au« bem ©runbe ben 3tn«fuß erniebrigt, toarum fucht man 
bann nicht lieber bie Anleihen ju tilgen V 

VtUtihutt. 1857. 
lViGtunbe *>or Abgang be« Skiffe«. 

©onner«tag toar bie (finmeihung ber Peterhofer 33ahn. 
Äunbert gelabene ©äffe. $llle Perron« mit <23lumen, {Jahnen 
unb ©uirlanben gefchmücft. ©otte«bienff(iche dreier auf ben 
Bahnhöfen in Petersburg, Serqui, Peterhof. ©iner im großen 
Söartefaal in Peterhof. ^oap auf ben 93aron, mit echt ruffifchem 
<£nthufta«mu« getarnten, ©er Söartefaal ift eine moberne 

*) ©eorg Äerbert ©raf au fünfter (1899 $ürft fünfter t>. Berneburg), 
1857-1862 hanno&erfcher ©efanbter in Petersburg, 1873 beutfeher <23ot- 
fchaftcr in Conbon, 1885-1900 in ^ari«. 

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(f rinnerung an bie 9?emter beutföer 6d)löffer. Sbofy ©eroölbe, 
Strebepfeiler. §)ie Ausgänge, no$ nicf)t mit §üren öerfc^en, 
baben Sortieren, roaS ben anad)roniftif<$en mittelalterlichen 
(finbruc* no$ er&ityte. Eräugen bie SD^uftt ber Garde-ä-cheval 
aufgeteilt. 60 etwa«, meinten alle, ift no$ ni$t bagen>efen. 
©ans richtig, backte i$ im ftiUen, ba« mitb föon fommen: 
ba* ift bie bemofratiföe <£ifenba$n. ilnb nun gar eine (£ifen- 
ba£n, bie ni$t bie „SSrone" gebaut £at, fonbern ein Sprtoat« 
mann. Obgleich aUe ruffiföen (Siifenba&nen eine breitere 
6d>ienentt>eite £aben al$ bie bcutfdjen, fomit ein red>t inniges 
3ufammengreifen ber Schienen nic^t erhielt ttrirb — Sfctyefffme 
fträubt jt$ n>ie ein 2'6xvt bagegen, um bod> no<$ einen Keinen 
£lnterfd)ieb amiföen bem SCBeften unb 9*ujjlanb &u bewahren, 
obgleich er t>on allen Seiten getieft roirb, eine 6$ieneng(ei<$- 
£eit ju gejtatten — ba$ £ilft bo<$ ni$t$: 9?ufjlanb ttrirb ba$ 
bemofratifc^e Clement, ba$ in ben (Eifenba^nen liegt, nid)t 
jurücffcfyeuctyen tönnen. 3)a$ ijt mir neulich bei biefem $eft 
rec^t beutlid> gemorben, n>o 9Jttnifter, ©enerale unb $fd)inonv 
nifS mit ber Saute« unb ^ctiteftnance, bem ganjen domp- 
toir 6tiegli$, (EourtierS unb Slrtelfötföif* begegneten. (£$ mar 
fe&r intereffant. 

<23ei bem ffeftbiner ^at Simafdjeff gefagt: „Si l'Empereur 
Nicolas vivait encore, cette Inauguration n'aurait pu avoir Heu 
sans un grand manoeuvre militaire; d£cidement l'Empereur 
aurait fait defiler au moins une demi-douzaine de regiments 
de cavalerie et d'infanterie." 

et. Petersburg, -^gjjf 1857. 

§)ie fämttic^en Äerrföaften finb nunmehr aUe glücfli<$ an- 
gelangt; ber Äaifer fetyon am 6onnabenb um 5 U$x, fo bafc 
er nod> am felben <2lbenb in« Cager na$ ÄraSnoje 6elo *) &at 

») QöäfjrenbbeS (Sommer* belogen bie in Petersburg garnifonierenben 
Regimenter i$r „Cager". 

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reiten unb feine ©arben betfd&tigen fonnen. Äaiferin-Sftutter 
ift bann S)ien$tag fo früfc eingetroffen, bafj ber grofce u)r 
$ugeba<$te militäriföe Empfang in ^eter&of gar ni$t mit bem 
gemünföten ©lanj $at ausgeführt werben fonnen, n>eit bie 
erforberlicfyen Regimenter ni$t atte &ur rechten 3eit an Ort 
unb (Stelle waren. Olm 6. ^uguft a. 6t. ftnbet bie $aufe ber 
^raut 1 ) \iatt, am 15. a. 6t. bie (Entree in Petersburg, tagg 
barauf Äocfoeit im ^mterpataiä mit ben erforber(i<$en ©afa« 
binerS unb heften, ©ad biptomatifäe Storps fcatte eigentti$ 
gehofft, bafc bie ganje ffeier in ^eter&of oor fict) ge&en unb 
baf? mir bann alle auf a$t §age bort&in eingelaben unb auf 
taiferltct)e Soften einquartiert unb bewirtet mürben. 6o etwa* 
ift &ier gar ni$t fo unerhört unb früher oorgefommen, je$t mar 
mieber bie 9*ebe baoon. Run aber fliegt ba$ alles auf. 

21m 22. ober 23.2luguft a. 6t. begibt ftcr) ber 5^aifer nacr; Äiem 
unb <28arföau, um bann oon 3)eutf$lanb bie ^aiferin ju $olen. 
©ortföafoff ge&t mieber mit unb, mie e$ $eifjt, aucr; nac^ Berlin. 

©er Ufa« megen ber 3inS(>erabfe$ung »on 4°/ 0 auf 3% ift 
unterzeichnet unb mirb morgen in ber 6enaf««3eitung erfreuten. 

£)ie Rebuftion ber Qlrmee für« ©arbetorpä mirb nun aud> 
auf ba$ ©renabiertorpä unb auf ba$ 5. unb 6. $lrmeeforp£ 
ausgebest. 2 ) 93eim 1.— 4. $lrmeeforp$ hat ber ^rtegSmtmfter, 
ber mit alter ©ewalt fparen fott, e$ nicht burchfe$en fcmnen, 
weil ber Sürft-6tatthatter *>on «polen, ©ortfchafoff, per) 

*) ^rinacffln Gäcilie oon 93aben, 28. 16. Sluguft 1857 a(* Olga 
fteoboromna öermä&lt mit bem ©rofjfürften 9ftid)ael, 93ruber beä ^aiferS, 
Statthalter imÄaufafuä; Altern ber ©roffterjogm Slnaffafia t>on Sttect- 
(enburg-G$h)ertn unb ©rofjettern ber beutfdjen Äronprinjeffui. 3)te 
ort&oboje $?ird)e »erlangt beim Übertritt neue Saufe na# Ü)rem 9tftu$. 
9tt#t übergetreten ift oon ben 'prinjeffinnen beutfeben Urfprungä nur 
bie ©rofjfürftin Äonftantin (Sa^fen-^lltenburg) ; bie ©rojjfürfrtnnen 
3ßlabtmir C2Recflenburg) unb Sergius (Joeffen) traten fpäter über. 

*) ®ie ruffifc^e afttoe Slrmee beffanb au* fe$3 "IHrmeeforpS nebft 
bem ©arbe- unb ©renabierforpä. daneben bie abgefonberten Äorp* im 
Äaulafu«, in ftinnlanb, Öftfibirten, Orenburg- Samara. 

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bagegen erflärt unb bem iRaifer bemerfbar gemalt §at, bajj 
er mit fo geflächten Regimentern ba« S^omgreich °Polen 
nicht in Örbnung galten fönne, zumal \t%t nicht, mo pch bort 
atter^anb Regungen gezeigt haben foUen. «21uch bie 52 ©arnifon«- 
bataiUone bleiben, tt>a« ich anführe, meil bie« fehr d>arafteriftif$ 
für bie Diepgen 3uftänbe ift. 33ei biefen Bataillonen haben 
nämlich alle öfpjiere prachtooHe (Gelegenheit, pch zu bereitem; 
bie Oberftenftellen ftnb fo gefugt, ba§ pe fäuflich geworben 
pnb. 5^aum ^atfe nun ber ^rieg«mtnifter ben '■plan gemacht, 
pe aufzuheben, fo mürbe er au« allen ©arnifonen mit bitten 
beftürmt, feine Slbpcht nicht auszuführen, (Er mufjte nachgeben, 
unb bie Offiziere lönnen nun fortfahren, ihr 6chäfchen in« 
$rotfene ju bringen. (Ebenfo foUen auch bei ben ©arben, tro$ 
ber Berminberung ber 9ftannfchaften, bie Ofpjiere bleiben, 
meil ber ^aifer t>on ber grofjen Aufregung gehört, bie ftch 
unter ihnen funbgegeben hat. 6chon oon Äifpngen au« hat 
er einen befänftigenben unb beruhigenben Befehl ergehen laffen, 
wonach bie Offiziere bleiben foUen. 

Born Kanzler ftnb gute Rachrichten eingelaufen, ^ifpngen hat 
ihm fehr wohl getan, er foU pch einer vortrefflichen ©efunbheit 
erfreuen unb ftch föftlich in <¥>ari« amüperen. 6ein 6ojm fagte 
neulich, bog fein Steter c« fein Cebenlang oerftanben habe, mitten 
in ben unfreunblichffen Beziehungen mit ben oerfchiebenen euro- 
päifchen 6taat«männern boch bie perfönlich-freunblichen Berhält- 
niffe ju ihnen aufrechtzuerhalten; nur ein 3flann ejifttere, mit bem 
fein 93ater pch niemal« mieber mürbe oerftänbigen tonnen, ba« fei 
ber ©raf Buol. *) £)ie 'JÖut gegen Öfterretch fteeft hier in allen. 

Über ben Äcmig gehen bebentltche ©erüchte; er foU wirtlich 
fehr angegriffen unb geföwächt fein.*) 

») Äarl ©raf ^uol-Schauenftein 1852-1859 öftcrreic^ifc^ct «aWnifter 
be« ^uSroärtigen. 

•) 9k#bem Biebrich Söityelm IV. in biefem Safcr zwei 6chlaganfäHe 
erlitten hatte, beauftragte er 23. Ottober 1857 ben grinsen oon ^reufjen 
mit ber 6telfoertretung. 

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Petersburg, 14./2. Sluguft 1857. 

©eftern haben nun roieber, als am 1. Sluguft, bie 6traf*en« 
(ampen gebrannt unb bamit ift ba$ 3ei$en jutn Einbruch beö 
ioerbfteS gegeben. <£inftn>eilen ift ba§ Detter nmnberbar fc^ön; 
i$ babe täglich mit Söertyero, ba* Gaffer ^at 16°, maS feit 
3a^ren nicht üorgetommen fein fott. 93origen Montag fuhr 
ich nach Peterhof, um bem Prinzen ^öityelm oon 93aben, 
©roeben, 93onin unb £o£n meinen SSefuch ju magern $lü*e 
waren aber in ^raänoje 6elo, im £ager, unb ich ging ju fit^U 
eifenS, mit benen ich abenbS in bem ^errtic^en Part umherfuhr. 
SMe bunflen Mannen, bie meinen Birten, bie überall plätfc^eim- 
ben unb raufdjenben Gaffer unb in ber Seme baS 9fleer — 
e* n>ar italienifch fchbn. 

S)fe (Eifenbahn macht brillante ©efchäfte. £e§ten 6onn- 
abenb unb 6onntag abenb ift ein foteher *2lnbrang gemefen, 
bafc noch bi« 3 ll&r nacht* 3üge nach Petersburg haben ab- 
geben müffen. 

Stächften Gonntag ift bie Saufe ber <23raut. SRan ip 
gekannt auf ben tarnen, ben jte erhalten »irb. Äaifilia? 
„Ni sublime, ni correct", fagte mir ein 9*ujfe. Pamlonma 
ober ^wborowna? Eigentlich müjjte fte nach ihrem Q3ater 
£eopolb „£eopolbonma" fyifytn. Slber baS »erträgt ba$ rufftfehe 
Ohr nicht unb fo nrirb — nrie man annimmt — ber feiige 
Ceopolb in Paul ober ^riebrtch umgetauft. 93eim (finjuge oon 
Peterhof nach Petersburg am 15. ^uguft a. 6t. mirb bie neue 
93ahn benutzt merben. 93om Bahnhof geht bann ber 3ug am 
Öbmobno-Äanal entlang in ben 3arSfoje Oelofchen profpeft, 
burch bie QOßlabimirftrafje unb ben^emffi-Profpett sunt hinter» 
palai«. Sgnatieff 1 ) &at e$ „bemgemäfc für nötig gehalten, bie 
93en>ohner ber ^epbens, namentlich bie &auSbeju)er ber an- 
gegebenen 6trecfe, (nerton ju benachrichtigen, in ber 93orauS- 
fe$ung, ba& fte nicht unterlagen merben, biefe ©elegenheit ju 

*) ©eneral-@out>erneur t>on Petersburg. 

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benu^en, um u)rc rreuunrertänige Teilnahme burch Veranstaltung 
angemeffener 3Uuminationen unb Regierungen auöjubrütfen". 
(Petersburger 3eitung Rr. 163), unb 6chumaloff, ein übrigen« 
fehr netter 9(ftann, erzählte unS neulich im englifchen „^lubbe" 
— fo fpricht bekanntlich jeber cd>te Petersburger bieS <2öort 
auS — baß er ben »erfc^iebenen &auSbejt$ern angebeufet ha&e, 
mo ruffifche unb tt>o babifche Farben angebracht merben follten. 
6d)lief}lid) toirb noch ba$ ganjc ©arbef orps an bem $age baS 
8ager »ertaffen, um lanbeSüblid;eS Spalier ju bilben, unb fo 
n>irb benn bie 6ac^e gemiß recht fct>ön merben. 

S)er alte GanfrCSroeben, 1 ) ber &aifer unb Äonftantin foflen 
ftch fortmährenb in ben Firmen liegen. Montag beim ©iner 
im £ager ^at ©roeben RußlanbS <2öohl getarnten mit ben 
Sßorten: „<5)iefe3 Rußlanb, meines mir Preußen fo lieben!" 
worauf bie Offiziere ben Gilten im Triumph herumgetragen 
haben. $ag* barauf ^aben bie (SfcefS ber Regimenter ihm 
ein SMner gegeben, mo er mieber (Gelegenheit gehabt hat mit 
bem befannten oratorifchen Talent feiner marmen patriotifchen 
Vegeifterung in folgenber *2Bcife SluSbruct ju »erleben: „3a, 
meine Joerren, ba* miffen mir in Preußen ade recht gut, baß 
mir im 3ahre 1813 nur burch 9?ußlanb gerettet morben fmbl" 
(ES iß ein ©lücf, baß ^raSnoje 6e(o jiemlich meit *>on ben 
RureauS ber „Vofjtfchen" unb jy 9tational-3eitung lf entfernt 
liegt. Ron ©roebenS Rebegabe fagte QÜlarenbon 2 ) bekanntlich 
1855 im Frühjahr: „Pour expliquer une chose inexplicable, 
on nous envoit un homme, qui ne sait pas s'expliquer." 

*2lUe biefe ©efchichten fchreibe ich nur (Such unb vielleicht 
noch meinem (Ehef ; fonjt feinem SEftenfchen, obgleich bie hingen 
Diplomaten für ihre Verbreitung fchon forgen merben. 

Die ffamilienoerbinbungen be* ruffifchen ioofe« mit bem 
eübmeften S)eutfchlanbS — 6tuttgart, ©armftabt, ÄarlS- 

*) Äarl ©raf ». b. ©roeben, ©eneral bet Äat>aDerie unb ©eneral- 
objutant. Äommanbiercnber ©eneral beS ©arbeforpS, batnalS 70Jährig. 
Ä ) €ngltfcher 6taatSfefretär für auswärtige Angelegenheiten. 

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nu)e — lönnten einen jum 9kchbenfen oeranlaffen, befonberS 
wenn man ba$ gleichzeitige ßiebeämerben Napoleons um ben 
alten 9tyeinbunb fiet>t. — 

Der Überbringer tiefet 3eilen wirb ein ^rofeffor ioepfelber 
fein, au« ^üftrin gebürtig, Slrjt, lange 3eit ^rofeffor in 
(Erlangen, bann ßeibarjt be* dürften oon Äo^ensoUern, bahn, 
wetyrenb be$ ^rimtriege«, tytf be$ Sftebi&inatoefen* bei ber 
fmnlänbifchen 'Slrmee, baburch 3ntimuS beS ©eneral« ^erg, 1 ) 
SJreunb oon £owenftern unb fehr befreunbet mit ber ganzen 
Diepgen preufcifchen ©efanbtfchaft, je$t bem faiferlichen Kriegs- 
minifterium attackiert, hält in einem Diepgen großen militärifeben 
Äofpttal 93orlefungen, fennt bie Petersburger 93erhältniffe fehr 
genau — genug, bieS alteS, bamit Du, mein guter Schlöjer, 
orientiert bift, wenn Du Dich feiner freunblichft annimmfit. 

6t. Petersburg, 21./9. Sluguft 1857. 

$lm oorigen Sonntag, morgen* 8 &hr, fuhr baS gefamte 
Corps sacr£ ber Diplomaten mit feinen ßegationSfefretären, 
«Attaches, 3ägero unb Dienern per Dampffchiff nach Peterhof. 
Den h°& en Serren tarn eS ganj fonberbar oor, baf* fte fta) 
fo früh Ratten erheben müffen, unb ba& fie ftch ber Morgenluft 
exponieren mußten. 3wei 3eremonienmeifter fuhren mit. 21m 
ßanbungSpta* erwarteten uns jehn grofce faiferlia>e Äutfchen, 
bie unS in baS reijenb gelegene fogenannte „(Englifche PalaiS" 
führten. Dort würbe fehr faiferlich gefrühftücft unb bann eine 
Promenabe im frönen Part unternommen, ©egen 12 Ufa 
jogen ftch bie Jörnen in ihre ©emächer jurücf — baS ganje 
grofce Palais war unS jur DiSpofitton geftedt — unb nun 
würben alle bie golbgeftieften roten, blauen, grünen 9?3cfe, bie 
Sterne, Degen unb Dreimafter jur Toilette auSgepacft. (Einige 
Spiegel tyabtn mir nachträglich anvertraut, bafc oerfchiebene 
©efanbte fo tiefe 93ltcte hineingeworfen höben, bafc faft baS 

x ) $riebrt<h ®raf ^erg, ber ehemalige ©eneratgouoemeur oon 
ftinnlanb. 

». S$löj er, <^etet«utflet «riefe 5 65 



t 



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bahinter befmblicbe öuecfjilber gefchmoljen ift. Hm 12 Uhr 
fuhren bie ^aroffen roieber t>or, bcr 3ug fc^te fich, geführt 
oon faiferlichen Leitern, langfamen 6chritte$ nach bem Ochloffe 
^eter« be« ©rofcen )u in Bewegung. 

§)ort mar ber £>of oerfammelt. S)ie Verlobung fanb ffatt. 
<5)ann (Eercle be* Corps diplomatique, 3)er ^atfer erfchien, 
rebete bie Herren ©efanbten einjeln an, oon ben ßegation«» 
fetretären nur ben preufjifchen, meil tiefer mit feinem (Ehef, 
al« bem jüngften Charge d'affaires, untenan ftanb. 6eme 
Unterhaltung begann mit bem <2öorte: „6$löjer?" in einem 
$one, al$ menn er fagen mollte: „3$ irre mich boch nicht, 
6ie finb ©chicer!" — „3u 93efe^t, 9ttajeffät!" — „3)er Sohn 
»on unferem alten Gehlerer?" in bemfelben $on. — , f 3an>ohl, 
SDcajeftät." — 3)ann tarnen einige febr inbiätrefe fragen, u. a. 
marum ich eigentlich nicht in rufjifc^e SHenfte getreten märe? 
roa« ich ebenfo mbi$tret*freunbücb lächelnb beantwortete. 1 ) 
Übrigen« war fein ganje* ritterliche« 3Befen mieber fehr „hulb- 
ootl" unb jene ffrage feineämeg« trgenbmie böfe gemeint. (Er 
fcheint mirflich ein ehrlich-mohlmollenber, menn auch »einmütiger 
9ttenfch 5U fein; fein Sluge, ba* einft ood Verehrung ju feinem 
ßehrer, bem liebenämürbig befcheibenen 6cr)uf omSfi, 2 ) hinauf- 
flaute, ift fo gut. (fr erinnert mich in feiner Slrt unb Söeife 
manchmal an ben Jungen ^rinjen ffriebrich Söilhelm. 

Snjmifchen fyattt fich auch immer leibenbe &aiferinmutter 
un« genähert. Sil« fie ju Söerthern h«antrat, ber mich ihr »or- 
fteHte, fagte fie: „&ier bin ich alfo unter ^reugen"; bann ju mir 
geroanbt: „6ie haben boch ,QH}<x\ot' gefebrieben, ben ich mit fo 
oiel Sntereffe gelefen?" — „,(£hoifeuC ift auch *>m 3hnen?" ufrn. 

9*achbem bie Joerrfchaften fleh entfernt hatten, machte ich 
mit 3öerthem 93efuche bei ©roeben — übrigen« ein prächtiger 

*) 6$on 1844, al* 6cblöjer in «erlin ftubierte, fcatte @raf Steffel- 
robe beffen Übertritt in ruffifc^en ^)ienft beim «ruber anregen (äffen. 

») ©er ruffifebe dichter 6cbufon>Sfi toar ber tfrjieher be« Äaifer* 
gewefen. 

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Äerl — bei ^onin, 1 ) bem mir t>on früher bekannten ftbelen £o£n 2 ) 
unb beim ^abe-^ityelm. 

S)ann folgte ©alabiner im 6$lofj, unb bamit mar ber 6pafc 
ju (£nbe. < Sxüi)tx £abe icf> geglaubt, e$ fei Slffeftation, menn bie 
Diplomaten auf bie &of fefte fctyimpfen. 3$ fange jetjt gleich beim 
erften Soffefte, ma« bo$ faiferlicty genug mar, an, &u begreifen, 
bafj man biefe ©eföictyten fe£r leicht fatt befommen tann. 

9?o# an bemfelben 6onntag förieb mir ©eneral t>. 93onin 
einen «Srief, in bem er auf „(Eboifeul" jurüdfam: „<£* mar 
fceute abenb bei 3f>rer SWajeftät ber tfaiferin baoon bie 9*ebe, 
unb 2Uler(>i5$ft <£>iefelbe äufjerte ben SBunfd), ba& i# morgen 
au« bem QBerfe »orlefen foHte. können 6ie mir alfo ^mei 
(ffemplare burd) ben ffelbjäger im Caufe be« §age« na$ 
9*opf$a 3 ) abreffteren, fo mürben 6ie mi$ fe£r öerbinben." 
3n 9Ropföa, jenem frönen 6$lofj, in bem °Peter III. am 
17. 3uli 1762 eine« ,,ju plö$li#en $obe«" ftarb, 4 ) &at bie 
^aiferin fi# nun jeben 'Slbenb au« „Gtyoifeul" »orlefen laffen. 

SOtorgen ift grofce ^arabe in &ra«noje 6elo, t>on mo au« 
©roeben unb 33onin gleich naety ^ronftabt fahren, um mit bem 
„Qlbler" abjubampfen. 93orau«fi$tlk$ ttnrb letzterer aber ettt>a« 
marten mttffen, ba bie 'parabe erft fpät beenbet fein mirb. 
Coen tritt ©&ne 3»etfel gans in 9*ubolpbi« Stelle. 3unä$ft 
gefrt er mit bem 5?aifer na$ 2öarföau, »orau«rn$tli$ in ber 

*) 21. b. 93onin, ©eneralmaior, Äommanbeur ber 1. ©arbeinfanterie- 
beigäbe, Äommanbant Bon ^otäbam. 

*) ßeopolb ftrei&err b. Coen, bamal« ^oior unb ftlfigelabiufant, tt>ar 
27. 3uli 1857 jur 3Babrne$mung ber @efä)äfte als mitttärtfeper SSe&oO- 
mäd)tigfer om faiferltd>rufftfc&en &of tommanbiert unb trat ben 5. Wo- 
öember befinitit) in biefe (Stellung. 

*) $>a« bon <peter betn ©roßen in fcoHänbtfc&em Stil erbaute Sd&lofj 
9topf#a, einer ber fcfcönften fünfte in ber Umgebung Petersburg«, 
gehörte bamalS ber Äaiferinmutter. 

*) S)ie bebeutenbe unb tatträftige ftttrfrin Äatfcarina ©afötoff, bie 
€eete ber Sulireoolution non 1762, fagte narf) ber Crmorbung beS Saren 
»u u)rer ftreunbtn, bertfaiferin: JBttbmt, e$ ift ein au ptb$lid)er $ob 
für Sbren unb meinen Sfai&m/' 

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9?a$t *>om 3./4. September neue« Stils. $lm 11. mufj er 
bann su ben 9)?ani5öern in Berlin fein. 

Über QBert^er noch immer nichts ©emtffe«. SÖBir haben hier 
injmifc^en fnoHig ju tun, befonberS meit ©ortfc^afoff nicht hier, 
fonbern in 'peterhof wohnt, toa$ bei ^öertjiernö häufigen 
Konferenzen recht jeitraubenb ift §)ie ©onau befchäftigt un$ 
fehr. Weierhof unb SanSfouci ftnb in be^ug auf bie Bereinigung 
ber Dölbau unb Walachei ein £>er$ unb eine Seele, ©eftern 
hat ©ortfchafoff per Telegraph Butenteff 1 ) befohlen, fofort 
Bpjana ju »erlaffen, faßö noch nicht bie burch ba$ ©oppelfptel 
ber Pforte unb anbere 3ntrigen, jum $eil mit Mfe gefällter 
'Jöählerliften, entftanbenen feparatiftifchen ^Bahlen in ber 
Dölbau DoUftänbig annulliert mären, 3roeifello$ fommt e$ jur 
Union ber beiben ffürftentümer. S)aS liegt je$t in ber Cuft. 1 ) 

©er alte ßömenftern fann immer noch nicht fterben. 

6t. Petersburg, 29./17. Sluguft 1857. 

Borgeftern vormittag mar nun alfo bie CEntree ber ©rofc- 
fürftin Olga $eoboromna. £)er Bahnhof mit gähnen, geftonS, 
Blumen, bie ßofomortoe mit ©irlanben gefcbmttcft. ©er 
Baron mar mit ben Äerrfc^aften t>on ^eterhof hierher gefahren 
unb hatte grofce Komplimente ju hören bekommen. 3)ie Kaiferuv 
mutter al$ gute Berlinerin — benn ba$ ift jte im »oflften Sinne 
beS 3öort$ — fragte ü)n : ,,©ie $lu$gaben für bie Bahn merben 
Sie boch hoffentlich nicht in 3hren ginanjen berangieren?" 

%if bem Spiat* oor bem Bahnhof gelten ungefähr fünfzehn 
grofce golbene StaatSfaroffen ä la £oui$ XIV. unb ^aetonS mit 
gepuberten Kutf ehern ober 3ocfetö unb fech$ ober acht auf« präch- 
tigfte versierten °Pferben. ©ajmifchen bie Säger, Äoflafaien, 

*) 9*uffifd)er ©cfanbfer in Äonffantinopel. 

2 ) 93ei ben 9Zeun>a&len in ber Dölbau im September fiegte bie 
unioniftifd)e Partei. 1859 erfolgte bann bie ^erfonatunion ber beiben 
Dereinigten ftürftentümer unter Öberft Sufa, 1862 bie 9*ealunion. 1866 
beftieg Äarl L oon Äo^enjottern ben $&ron. 

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5?ammer£erren, 3eremonienmeifter, alle ftrotjenb oon ©olb, bann 
nrieberioofmo^ren, fctylanfe $f$erfeffen in 6<$arlad? unb ^anjer, 
^ofafen, ^agen — ein unoergejjlidjeä 93ilb, beffen malerifdjer 
9*eij nod> er^öfct ttmrbe, alä ber 3ug fl$ orbnete unb feierlich in 
93en>egung fefjte. ©tefe golbenen bur$ft$tigen SBagen mit ben 
gro&en ©la*f<$eiben unb ben ^öatteauföen Malereien, barin bic 
$ierli$en Keinen ioofbamen mit tyren frönen 5?rinolinen, 6ara- 
fanä unb ^aooinifä, &u beiben Seiten bie unabfe&baren 9*eü)en 
ber t>om 33a£n&of bis &um ^BinterpalaiS aufgehellten ©arben 
— i$ brause bie Memoiren be« 3)uc be <oa\nt Simon 1 ) jeftf 
ni<$t me£r 5U lefen, um mir ein 93ilb oon iooffeften ju ma<$en. 

Sin jtoeiter, ergreif enber Moment in biefem orientaliföen 
^omp n>ar geftern, al$ na<$ beenbigter ^rauungäjeremonie ber 
impof ante ö änger or feine S um neu anftimmte. 3öunbe r bar fcfy ö u 
rollten bie »ollen $Iftorbe burdj bie Wölbungen ber Capelle. 
Selber oom (fr^abenen jum £ä<$erli$en ift nid>f weit. Unb fo 
aud) &ier. 33ei einem beftimmten ©efange, beffen 3öorte baS 
Corps sacre des diplomates natürlich nietyt öerffanb, oerlangt 
ber griectyiföe 9tttu$, bajj ft<$ jeber niebermirft. $>ie Muffen 
tonnten jt$ 5U biefem gehörig vorbereiten unb n>ie auf ein 
<2öort lag bie ganje ^erfammlung auf ben ^nien. 9hm ffanb 
le sacre corps ba! Einige ermannten ft# no$ unb folgten rafö 
bem 93eifi>iele ber Hüffen; anbere aber blieben ru&ig freien. 3>a3 
ift fe£r übel t>ermerft morben. 3u benen, bie ni$t getniet Ratten, 
gehörte natürlich au$ ber engliföe £öroe £orb <2Bobe£oufe. *) 
©eftern abenb £at ber $aifer bur$ ©ortföafoff bem §)oöen 
be$ ^orpS, bem alten 9tegina, 8 ) fagen lajfen, er erwarte, baß 
au$ bie Diplomaten fnieten, wenn er felbft (niete. 4 ) 



*) ®ie berühmten .Memoires sur le siede de Louis XIV.* be$ &eraog$ 
»on 6atnt 6imon tief* nad) feinem $obe ber fiof befd)Iagna&men. 
*) Gnglifd)er ©efanbter. 

*) ©aleota, joerjog ». Regina, ©efanbter be« ^öntgreid)« beiber Siaüien. 
4 ) Über bie Beteiligung an ben 3eremonien ber rufftfdjen 5ttrd)e fie&e 
BtftnarcW Beriet üom 5. Stoöember 1861. 

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SBa^aft magifö mar e$ bann, als ba$ Brautpaar in fein 
^alattf am &ai begleitet mürbe. 93om ^BinterpalaiS au$ fa&en mir 
alle bie golbenen SBagen wieber oorfafcren, bieämal aber im £i$te 
ber §aufenbe »on Campen, bie ringsum brannten. §)er $ai mit 
Sflenfc^enmaffen bebetft ; auf ber 9?ema eine Heine Flottille, bie 
haften unb §aumerfe mit ^a&nen unb Campen oe^tert; baju 
bengaliföe flammen, mä&renb gegenüber bie 93örfe unb ganj 
Söaffili-Offroff i&ren £i$tcrglana fcerübermarf en — e* mar p£an- 
taftifö, »ie Com« XIV. eä ni$t föbner fcätte aufführen tonnen. 

künftigen 3)onner3tag reift ber äaifer alfo na$ ^öarföau. 
<£r tommt atoeimal na<$ Berlin. §)a$ erfte ojme Äaiferin 
am 14. unb bleibt bi$ muh 16. 3)ann gefct er na$ 3)arm» 
jtabt, 6tuttgart, 3Behnar ufn>., fommt mit ber ©attin am 
2. Oftober neuen 6til* nrieber na$ Berlin, bleibt bort amei 
$age unb ge&t bann über Söarföau na<$ Petersburg jurärf. 
9flan f priest abermals oon einer 3ufammenrunft mit Napoleon, 
ber bei ber legten Slnmefenfceit bei 3aren in S)eutf$lanb im 
©ommer ben Spröben fpielte. 1 ) 

9lun aber, meine gute 6c$mägerin, mufc i# §)ir nod> rec$t 
^erjlidf^ banfen für 3)eine freunblic^en 3eilen. ©anj befonberä 
freute i# mi$ über bie 9*a$rt$ten oon deinem <23ruber. 
äoffentli# toirb er bem 6$aupla$ ber ©reuelfeenen fernbleiben, 
bie ben (Englänbern feine ötyre machen. 8 ) 



l ) äaifer Stifolau* L batte bom ^oröenü Napoleon, ber nic$t „t>on 
©otteS ©naben" war, gefagt: „Bien, nous le reconnaltrons, mais comnic 
dynastie — jamais!" — SUesanber II. war bei feinen <8efucben an ben 
fttbbeutfctyen Äöfen im ftrü&fommer 1857 bie beutföe Qöeftgrenje umfonft 
auf- unb abgefahren, um bem in ^lombiereä roeilenben Kaifcr ber 
ftranjofen ©elegenbeit &u einer zufälligen Begegnung ju geben. 

*) ftriebrieb ^retyerr ». ^e^ern war auf *33eranlaffung beä ^rinj- 
gemabW von ßnglanb in engtifefce ^tlitarbienfte getreten unb maajte 
\t%t ben großen Äampf t>on 1857 unb 1858 gegen bie aufftänbifa>en 
6epo$* mit. S)te ©reuelfjenen ber (Snglänber, bie man bur# bie c^rift- 
li^aibitifatorifa^e «attiffion be$ 3nfelreid>$ ju berbeefen fua>te, finb be- 
fannt unb unter anberem bur# Sßerefcbtföagin bargeffcQt 

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3n ber vorigen 'SBoc^e tyat ber ^inanjminifter feine alljähr- 
liche 9*ebe oor bem Äonfeil ber verriebenen faiferlfchen ftrebit- 
auffalten gehalten, um 9\ecfmung über bie QxeichSfmanjen abzu- 
legen. SMefe jährlich roieberfehrenben 9*eben »erben hier felbfit 
von Sftalfontenten für glaubroürbige $)ofumente gehalten. CS« 
iff banaoh am 1. Sanum 1857 für 689279844 9Subel Gitter 
^aviergelb im Umlauf gen>efen. dagegen waren betoniert in 
fogenannten BermechflungSfonb*: 

1. an ©olb unb Silber . . 122838117 9*ubel Silber 

2. an fremben unb enu)eimif$en 
6taat«p<U)ieren für . . . 23714218 „ 

jufammen 146 552 335 9*ubel Silber 

S)iefe Summe in bie obige bfoibiert, gibt 47/10, unb babei 
tft noch angenommen, bafj bie sub 2 angeführten einheimifchen 
StaatSpabiere fo ohne »eifere« realiftert merben fbnnen, um 
wirtlich alä Barvorräte ju gelten. 3)iefeS 9*eali|teren foH aber 
fe&r jtveifelhaft fein; fomit mar, genau genommen, am 
1. 3anuar 1857 nur ein fünftel be« SDerte* be$ von ber 
taiferlichen Regierung ausgegebenen <3>aViergelbe$ burch Bar- 
vorräte repräsentiert. 

3njtvifchen hat fleh biefel Verhältnis noch ungünftiger ge- 
haltet. 3lu* einer fehr guten Quelle roeifj ich nämlich, ba& 
Broc* 1 ) am 23. 9Kärj b. 3. einen SJoflab») an ben ^aifer 
gerichtet hat, wonach bamalS fchon für 739 Millionen Silber- 
rubel 'paviergelb im Umlauf mar. Olm 1. Sanuar 1856 mar 
nur für 509 Millionen ^abiergelb ausgegeben. <S>it SDtoffe 
beSfelben r)at fleh alfo com 1. Sanuar 1856 bis jum (£nbe 
SDttrj 1857 um 230 SRtittone» Silber-9*ubel vermehrt, unb 



*) fttnanjmtntfter ». «Sroct 
") 3mmebiotbeti(bt. 

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e$ ift nicht anzunehmen, bafc fleh im gleichen 9(Ka&e bie Bar- 
vorräte im ^BechfelungäfonbS »ergröfjert £aben. 

Die legten arf)t 5age mögen wieber ein orbentlicbe^ (Selb 
gefoftet fyabtn. Äoffefte fönnen aber mitunter auch amüfant 
fein. 3)a$ (nibe id) am oorigen Dienstag auf einem reijenben 
Bad in °peterhof empfunben. 3ch h aDe mich bort fo weit oer- 
gefjen, bafj ich fogar tanjte. 911$ ich gerabe mit ber früheren Aof- 
bame ber ©ro&fürftin Katharina, ber fernen <5rau o.'Söeömaro, 1 ) 
geborene 6ebbeler, jur 3ranc;aife antreten wollte, näherte fich 
mir bie tfaiferinmutter, um mir mitzuteilen, bafc fle ftch in 
ben legten Sagen oiel mit mir befchäfttgt habe, woran fle bann 
wieber in echt Berliner Tonart bie ftrage fnüpfte: „Söann 
f!nb 6ie eigentlich auf bie 3bee gekommen, ju fchriftftellern?'' 
$>iefe« „SBann" fe$te ich ü)r barauf recht beutlich auäeinanber, 
fo baß bie £obe ?rau geruhte, ftch auch einige« über meine 
gegenwärtigen <5orfchungen in unferem ©efanbtfchaftSarchio 
erjählen &u laffen, bi« fte bie Unterhaltung mit ben ^Borten 
enbete, fle fyabt hanbfchriftltche Memoiren ber Äaiferin 
Katharina II. gelefen, als ob fte mir fagen wollte: Na, mein 
3unge, fo etwa« fyaft bu bod? noch nicht unter ioänben gehabt I 

<3Die« rührte mich inbe« fchliefjlich boch fehr wenig. 3)enn 
ich & a & e ge^ooe je§t wirfltch ganj unbefcr>reibticr> intereffante 
Sachen in unferem Slrchto gefunben: eine lange Neu)e oon 
äorrefponbenjen ffriebrich be« ©rofcen mit feinem hiepejen 
©efanbten ©rafen 6olm« au« bem 3ahre 1771, worin man 
6chritt für Schritt ben ©ebanfen be« Äönig« jur Teilung 
«Polen« entftehen, ftch erweitern unb enblich jur $at werben 
jteht. S)te Öfferreicher waren befanntlich bie erfreu, bie in 
cpolen einrüeften. 3)a« erfährt man in Petersburg. Solm« 
melbet eS bem ^önig. ©er will anfangt nicht« baoon wiffen, 
betrachtet bie 6ache al« eine „Bagatelle". Enblich betommt 
er genauere Nachrichten barüber, bie ihn ftufcig machen. Nun 



*) ©attin be$ Slügclabjutanten be* tfaifer*. 

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beregnet er: Sßenn Off erreich jtch oergröfjert, mufc ^reugen 
auch gröjjer »erben. 9*ufjlanb foll im 33unbe ber dritte fein. 
6olm$ erhält 93efehl über 93efehl, ben Petersburger £>of ju 
fonbteren. 3lber ber langfame ^anin, ber bamalige 9D}iniffer 
be$ ^luäroärtigen, roagt e$ anfangt nicht, feiner gürftin mit 
folgen $eilung$plänen fommen. 3njroifchen mirb ber alte, 
fechjigjährige ffru) fceftig »ie ein junger Gtubent: „N'oubliez 
rien," fchreibt er an 6olm$, „mais employez plutöt tous les 
moyens humainement possibles, pour me faire obtenir quelque 
portion de la Pologne et ne füt ce qu'une parcelle. Vous 
pouvez etre assure\ je n'oublierai certainement pas le service 
que Vous m'aurez rendu dans cette rencontre, mais que 
plutöt je m'empresserai ä Vous faire eprouver les effets de 
ma reconnaissance par une recompense proportionnee et teile 
que Vous aurez tout sujet d'en £tre content." $)ie ganje 
ftrage, n>er biefe erfte Teilung SpolenS angefangen hat, ip mir 
im ®runbe gleichgültig. S)ie Teilung iff gefchehen unb alle 
brei haben jiemlich in gleicher SBeife gefünbigt. 2lber biefe 
Briefe finb höchft merfroürbtg, um ben alten Äerrn in 6an$fouci 
ju pubieren. 

Äeute mar ich bei £ö»enftem, um ihm oon biefen ^Briefen 
erjä^len. S)urch ihn erfuhr ich, bafc ber ^ieftge Smitt, 
ber bie Biographie ©umoroff* vorbereitet, 9*achforfchungen im 
SKoSfauer «Hrch» angejMt unb bort grofce ©töfce oon 93er- 
% anbiungen abgetrieben, bie arotfehen Katharina, ^anin, 6olm$ 
unb bem Gilten $ru) ftattgefunben. $>iefe Slbfchriften hat Sieffei- 
robe gern fe&en »ollen, ju einer Seit, roo er noch am 9*uber 
mar. ©urch £ömenftern$ Vermittlung erhält er bie Slbfchriffen, 
bie er natürlich mit fo groger 33egierbe ftubiert, bafj er ftch 
gar nicht oon ihnen trennen tann. Sftach einigen Monaten 
forbert Cömenftero fte jurücf. 3)er Rangier mill nicht, er be- 
hauptet, bie Rapiere enthielten Gacben, bie für ^reufjen unb 
9tufjlanb ju fompromittierenb feien. 6mift fann e$ nicht roieber 
erlangen. (Snbiich nach Sahren, nachbem ber Äanjler feinen 

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$lbf$teb erhalten, beauftragt er Söeftmann, 1 ) feine Rapiere ju 
orbnen, alles toa« anberen gehöre unb toa« ftd) tiod) unter 
feinen 6a$en befänbe, an i^re (Eigentümer 5urücfjufteHen. 'Sluf 
bie $lrt ift aud) 6mitt toieber ju bem ©einigen gelangt. 

©er alte ^ejfelrobe interefftert ftcb fe$r für biefe polnifcbe 
Teilung oon 1772. Sctyon im oorigen ^öinter &at er mir &u 
toieber^olten Saaten gefagt, bafj unfer $lrcbio bö$ft tntereffante 
6aa)en enthalten müffe. §)iefe $ufjerung tonnte i# mir ba- 
mal« ni$t erftären. 3$ glaubte, 9tocbom 2 ) babe ty m (finblicf 
gegönnt. 3e$t toeifj üb, toie bie Sa$e aufammenfcängt. <£r 
$at au« bem, ma« in Gostau liegt, ganj richtig auf ba« ge- 
soffen, toa« bei un« fein mufc, unb ba« ift einzig. 

©eftern ift ber Äaifer na# £uga gebampft. ©er Baron &at tyn 
in 3ar«f oje, oon mo bie Sflajeftät abgefahren ift, empfangen, (Sbenfo 
toar er am oorigen Sonntag, al« ber &of oon bier toieber nacb 
^eterbof überfiebelte, abermal« in ber Begleitung be« Äaifer«. 

Vorigen ©ien«tag f>at mein (Efcef enblicty getrieben. (Er 
gebt, nrie 3)u fctyon oermutet battep, nicbt nacb ^ßÖien, erwartet 
ben Äaifer jtoifcben bem 14. unb 16. September in Berlin unb 
fefcrt bann Berber jurücf, toa« mir fe$r angenehm ift. 

Bei ben Äoffeften lernte icb aud> ben ^rinjen ioobenlobe 8 ) 
rennen, ben Bruber be« in Äircbberg repbierenben dürften, ber 
mir oon ©aggftabt 4 ) erjagte. 

17./7. 6cptember 1857. 
©eftem feierten toir be« Baron« ©eburt«tag. 3)a ^oft- 
tag mar, mürbe fp&t gegeffen, um 8 3 / 4 ll£r m Stammen)?- 
Offroff; ein Sifö mit fccf>« äuoert«. ^rac^tootte SKuftf ber 

*) 5>er 3flinifterfoUege QBeffmann tourbe unter ©ortfdjafoff ad- 
mächtig unb oertrat Ü)n frei Slbioefenbeit in ber ßeitung be« gflini. 
fteriumS ber auswärtigen Angelegenheiten. 

2 ) ©eneral o. 9*ocbon>, »reufeiföer ©efanbter in Petersburg. 

") Prinj Äeinricb 8U fcobenlobe, tottrttembergiföer ©eneral unb 
osrtnaliger ©efanbter in Petersburg. 

«) ©eburtSort oon Sluguft ßubtotg o. 6ä)löjer, bei Äird)berg. 

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Cl)Cüa(ier-©arbc. SDftt bem Gtern be$ Stanislaus fyat ber 
93aron ein befonberä r;ulbooUe3, in 2Bar(d)au unterzeichnetes 
SlUet£öd)f<e$ Schreiben erhalten: „ffür bie eifrige unb erfolg* 
reiche 9D?itnrirfung, roelche 6ie für bie Anlegung neuer <£ifen« 
bahnen im deiche an ben $ag legten, fyabtn 2Bir bei (Gelegen- 
heit ber in biefen $agen beroerfffelligten (Eröffnung ber (fifen- 
ba&n au« 6t Petersburg nach ^eterhof unb au« ©atföina 
nac^ f&* gerecht erachtet, 6ie al« ben ioauptgrünber 
biefer Bahnen jum bitter beS 6t 6tani«lau$-9rben$ erfter 
SSlaffe" ufro. 

©ie ^eterhof-^ahn hat »om 20. 3uli bis 20. Sluguft 
20000 6ilberrubel eingebracht, brutto, aber bie Unfoften ftnb 
nicht fo übermäßig grofc. 

Sonntag, Oftober 1857. 
9Rccht oft benfc i$ je$t an ©eutfchlanb! üm biefe 3eit 
pflegten mir un$ in ßübeef &u treffen unb unfere ioerbftfahrten 
)u machen. 1852 mit ©ir, meine liebe Gchmägerin, in bie 
9)iarf, nach Hohenberg $u ©einer (Eoufine Schulenburg, 1 ) bei 
ber ein junger Berber ■) ju SSefuch mar, &u 3agon>$, mo un$ 
bie freunbliche 33 ernh arbine in ihrem firfch roten bleibe mit ber 
locfenfchüttelnben Qllbertme empfing.*) ©ann Stenbal, $or 
allem aber bie °Perle ber SD^arf, ba£ ^oc^ejeteejene $angermünbe, 
ba$ einft feinem ftillen ©afein entrüeft merben follte, al$ ^aifer 
£arl IV. in <£rag reftbierte, unb ber böhmifche £ön>e feine $a$e 
auch nach bem Horben auSftrecfte. Söelche ffüUe intereffanter 
©efchichte unb herrlicher bauten fteeft in ber fanbigen unb 
boch fo tüchtigen 9Karf ! ©er beutfehe ^ttifter ahnt ba* alle« 

l ) <pauline o. < a5 f ievern-£>ohen&erg, oermäplt mit SHetricb ©raf 
o. b. Sahlenburg, ßanbrat oon Öfterburg. 

*) SSewbarb o.Söerber, ©eneral ber Snfanterie unb ©eneralabjutant, 
bamalS < $remierleutnant unb Slbjutant im £ebrmfantertebataiHon. 
1869-1886 9Kilitärt>et)oamächtigter in Petersburg. 

*) 93ernparbine o. halben (Gienau), fpäter oermä&lt mit ßbuarb 
o. 3ago» auf (Eatbertoifa). SUbertine ü>re 6d)»efter. 

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triebt 6$on ber alte 6$Iöaer rootlte au« unferen (£&ronifen 
„förnic^te ^«jüge" machen „für« grofce publicum, leicht unb 
natürlich in $o$em ©rabe. ßäjjt ft# ein 93ogen fo fanfte n>eg« 
lefen, bafc ber Cef er bie triele Arbeit, bie er feinem 93erfoffer 
gefoftet, gar m$t merft, fonbern jeber benft: ,<Ei, fo ein 5>ing 
moüt icfy au$ in ein paar müßigen 6(unben machen', bann ift 
ber $lu«jug geraten." x ) SBäre ba« nic^t etwa« für «Seine fteber, 
mein guter trüber? §)o$ jurütf au unferen gemeinfamen 
<5a£rten. 

1853 Hamburg. SHner bei 3enifcf>, Butter unb Softer 
9*ücfer. breiter 9*ei$tum, bie Söcite be« Speere« ... Hnb 
1856 trafen mir un« in Berlin, 3)ie Slugenlranfyeit, bie 
©ott fei S)anf nidjt« bttexitttt, liefe un« einen WM in bie fabel- 
£afte (fntmicflung tun, bie tiefe neue Äeilfunbe unter ber 
Leitung ©raefe« 2 ) genommen, 9luf bem bebeutenben $eebefu$ 
bei mir aber ftanben bie Petersburger SMplomatenpläne im 
^orbergrunb, Unb mä^renb ber 9*ücffa^rt oon 93erlin na$ 
Cübccf unterhielten mir und fo eifrig unb nur über bie golbene 
&ocf)jeit — n>ie mar ba« alle« retjenbl Unb bann bie erften 
Mittage in unferem fronen Cübed, im <£ltern(>au«. 3)eutf$- 
(anb ift bo<$ &u fdjönl 

9fcm bie ^artoff elfrage ! "211« mir bie legten in biefen 
$agen oerje&rten unb mit tränen i^re ©dualen benetzten, ahnten 
wir ni$t, bafc eine neue 6enbung bereit« unerfroren auf ber 
Samoföna eingetroffen mar. Soeben föitft mir ffrau 
o. <2öert&er normal« tyren ®anf für 3)i$ mit ber 93erft#erung, 

l ) Sluguft £ubn>ig t>. Gc^Jöjcr, ber burd> feine „QEBeltgefdjidjte" einer 
lebenbigeren 5>arfteUung becs (Stoffe« 93a^n bvad), beabfid)tigte tnapp 
umriffene Ccinaelbilbcr ber beutfd)en @ef$iä)te für bie 3ugenb &erau$- 
augeben. „3>ie QBiebertäufer in fünfter 1535« n>urbe öon bem Vertag 
fban« Ätrd)ner, Äöln a. 9ty., neu gebrueft. Obige« 3itat ift au« „Steine 
Gbronif t>on £eipaig", 1776. 

J ) ©er berühmte ^lugenarjt 2llbreä)t o. ©raefe, ber ^egrünber ber 
neuen Slugen&etlfunbe, fcatte 1850 in Berlin eine Älinit errietet. Sein 
6o$n ifl ber befannte Slbgeorbnete. 

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bafj bie Senbung einjig ift. $llfo mein guter Sctylöjer, meinen 
S<$lufjbanf für alle 5)eine SCKü&e auf bem §)ir fonft fo fern 
liegenben ©ebtet. Wir brauchen furchtbar »iel t>on biefen [üb- 
amertfanifdjen Emmanberern, bie bei (£uc§ fo braoe Bommern 
geworben jtnb, benn faff jeben §ag £aben mir (Säfte — (fmerS, 
S^önneru), bie Öfferreic^er, SSratj, 1 ) Äompefö ufm. §)a fmb 
jwei Tonnen bälb »erbraust. 

3d) mu§ föliefjen, benn baS tyaUt für ben (Snglanber mtrb 
fertig gemalt. 

Slnbei mein erfteS Kapitel *) 3)aS jmeite ift fd>on in An- 
griff genommen: 93ejie&ungen ^reufjenS 5U 9*u&lanb »on 1700 
bis 1770. 

dritte« Kapitel: ^rinj £>einri<$ fommt in Petersburg an. 
Sein (Smpfang, Äoffefte, ^atfcarina, Örloff, ^anm. 3ar$foje 
Selo ufm. 

10. Oftober 1857. 

%n 27. September $aben Slleranber unb CouiS bem ^önig 
t>on Württemberg in Stuttgart jum ©eburtStag gratuliert 
WaS für Erinnerungen! 

Olm 27. September 1808 fam Napoleon mit $lleranber I. 
in Erfurt jufammen. §)eutfctye Sürßen t>er£errüd>ten bie ffefte. 

©erfelbe Septembertag beS 3a£reS 1815 fa$ baS in ^ariS 
eben unterfcfjriebene 3)otument ber heiligen Slllianj. Unb unter 
biefem religiöfen Seichen begegneten ji$ im September 1833 
bie brei ©efalbten beS Äerm abermals, Je$t jur Slbmefcr ber 
reoolutionaren 3been unferer 3eit. 

Äeute ift baS 93ilb ein anbereS. Slleranber II. unb Napo- 
leon III. — bie Legitimität unb baS S^inb ber 9?eoolution — 
fcaben ffc$, mieberum am 27. September, begrübt. 9ia# langen 
Vorbereitungen „ganj jufätlig". 3ftögen bie nä#f(en folgen fein 
mie fte wollen, {ebenfalls ift bie Seilige Kilians begraben, etatt 

l ) Otto ©rof t>. «Braij, batoertfc&er ©efanbter. 
*) „5riebri# ber ©ro&e unb SSat&arina IL* 

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beffen ergebt fich, mährenb e« überall in ber Söelt gärt, eine 
neue Kombination oon h«*chf* praftifchen Konfequenjen: ber 
3ufammenfcf)lufj be$ Offen* unb 3öeften$. 3n ber Stifte ba* 
beutfehe 93olf, bem ber nationale Kitt ber ^ranjofen unb <£ ng- 
länber fehlt: ^reufcen, burchtobt t)om Kampf ber Parteien, 
bie pch in ihren Keinen Kreifen brehen. £>a$ &on ©eint- 
räten regierte ^reupen. (£$ ift ein Sammer! — 

SDtfepenborffä benfen beibe triel an 93erlin, wo eS ihnen, 
1848 abgerechnet, boch fehr gut ergangen ift. 6ie fügten je$t 
erft recht beutlich, baft jie beibe fehr an ^reupen unb an ben 
König attackiert ftnb, obgleich SSKepenborff feinerjeit mohl ju- 
roeilen gefchimpft hat. 6eine je$ige Stellung ift nicht bie, bie 
er in Berlin hatte. Hnb mit bem $eifcfj>ornigen ©ortfehafoff, 
ber nicht fchläft, morgen« 5 Ityr feine Sefretäre jum 3)cpefchen- 
fchreiben meeft, ber 93orfämpfer be* jungen Slawentum* (!) 
fein mill, babei »on einer lächerlichen (Sitelfeit befeffen ift unb 
j. 93. in Weimar unb ©reiben (ich fo auägefprochen hat, als 
mären bie michtigpen fragen oon welthiftorifcher 93ebeutung 
in Stuttgart oerhanbelt morben, Ȋhrenb Orloff, ber boch noch 
immer ber erfte 3ftann im 9\eid)e ift, ba$ (Gegenteil behauptet, 
unb £oui$ Napoleon gcrabeju ertlärt hat: „Nous n'avons fait 
rien. Nous avons fait de l'eau claire", alfo mit biefem mel- 
befchäftigten, ftubentifch renommierenben ©ortfehafoff lann 
Slftetyenborff (ich unmöglich pellen, ©eipreich ift ber SDlann, 
aber alle ^Belt lacht feit einiger 3eit über ihn. Schon al$ 
©ephäft*träger nannte man ihn bekanntlich: le surchargö 
d'affaires. 

Montag abenb. 

9*ach bem 3)iner bei ber Kaiferinmutter, t)on bem ich 
fchrieb, 1 ) fyattt ich nieine Unterhaltung mit ber ^tn Stau. 
Um etmaä oon ihr ju hören, png ich von ben 3Remoiren 

*) ©er ernannte 93rief ift nicht t>ort)anben. — S)ie Äaiferfnmutter, 
bie biefen QGBinter nid)t nach bem 6äben ging, lebte juniefgejogen t>on 
ber Söelt, Ü)ren (Erinnerungen unb geiftigen 3ntereffen. 

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Katharina« an — bie ich aber noch felbff fehen will unb mufc, 
benn fte flnb wütenb intereffant — unb habe manche« erfahren, 
wa« mich fehr aufregte, ^ä^renb mir im bejiten Unterhalten 
waren, näherte ftch ber alte 9Jeffelrobe, ber mich al« $lutor 
bei ber ^aiferin einführen tt>ollte. Sie lieft ü)n aber reijenb 
abfahren, „baft fte ba« fchon lange miffe". 9?och oiel amüfanter 
war e«, al« ba« ©efpräch jwifchen un« breten auf ben Sieben- 
jährigen S^rieg tarn unb ber ©raf zweimal ^intereinanber ba« 
21nfang«jahr 1756 al« ba« (fnbe be« Kriege* anführte, unb 
bie &aiferm, anfang« felbft etwa« irre, fleh boch balb fammelte 
unb nun ben guten ©rafen furchtbar retourtlappte. ©iefe 
ganje Unterhaltung tt>ar reijenb. 3Benn ich nur bie Memoiren 
t>on Katharina betommen tönnte! 3ch fyaU iniwifcben mit 
unferem 2lr$h> lieber herumfof ettiert : Berichte be« preufn- 
föen ©efanbten oon Öranienbaum *) unb oon *peterhof au«, 
mähttirt t>er 9*eoolution«tage 1762 — ba« fuhr ber Äaiferin 
in bie 9*afe. „'SUfo ber ©efanbte war in ben $agen gerabe 
bei bem anberen?" SDftt „anberen" bezeichnete fte ^eter III., 
fo, alt ob fte beffen tarnen nicht nennen wollte. 

„hißten unb Soireen?" SORetn guter Schlöjer, ich beute 
gar nicht mehr an Soireen! SlUe SBelt ift weg, niemanb 
fommt wieber; unjufriebene Stimmung überall. „Tout le monde 
qui se respecte, s'en va," fagte mir neulich ein 9?uffe. Unb 93e- 
fuche? bie mache ich ouch ™W mtfyx. 3ch bleibe jeben Qlbenb 
Saufe; ba« Slrchio ift wunberbar intereffant. „§)u wirft ©ich 
mit aller 3Belt oerfeinben!" 5)a« ift mir ganz fchnuppe. 

©er gute ®raf freute ftch neulich fehr, al« er oon mir hörte, 
bafc „ich wieber ein 93uch fchreiben wollte", aber anbere werben 
freilich nicht fo freunblich barüber benfen. ©nftweilen habe 
ich fr furchtbar triel Stoff, bafc ich noc£ nicht recht burchtommen 

J ) Oranienbaum am fttnnifc&en SIKeerbufen, ber ßieblingöfty ber 
Äaiferin Czlifabety unb ^>etcr« III., unb <peter$of bilbeten ben 6$am>la$ 
ber ^ataftreootution gegen ^eter III., bie t>on ben ©efanbten ber gegen 
^reujjen »ereintgfen 3ttä$te untejftüfjt n>urbe. 

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tonn. <S)en SDftttelpunft bitbet Prins £einrid>, fein Slufent&alt 
in Petersburg; er wohnte im jefngen PagentorpS, bamaligen 
©räftic^ Söoronjoffföen PalaiS. Sin Äoffeft nad> bem 
anbeten. 93on einigen ftnb ganj betaillierte ^Betreibungen 
»orbanben, j. 93. in ber alten „6t. Petersburger 3eitung" t>on 
1770. $lllegorif<$e ^euerwerfe in 3arStoje 6elo, wie fte eben 
nur baS reijenbe 9\ofofoaeitalter erfmben tonnte, daneben 
bie politifetyen Sntrigen. SDtac^t ber ©efanbte ©raf 6olmS 
feine 6a$e m$t re<$t, fo $unjt ber $Ute Sru) ü)n aus nrie 
einen 6$ufterjungen. S)ie ©efangenna^me ObreSfoffS, bie 
i$ in meinem „(Efcoifeul" betrieben, ein 93rief »on ü)m au« 
ben Gieben türmen, worin er bem preufnföen ©efanbten 
in Äonftantinopel erflärt, bafc eS nun wo&l balb mit ü)m 
au« fein würbe — baS wirb per (fftafette na$ 93erlin berietet, 
oon bort per (Sftafette na$ Petersburg. $)ie franjöftfc^en 
3ntrigen, um Äcrftfa &u befommen, Paoli, bie ©ubarrö — über 
alte« bie flugen, wiegen 93emerfungen oom SUten Sfrn). 3)ann 
fommt mal wteber ein 93rief von ü)m, worin bem ©rafen 
6olmS tout bonnement 70000 $ater jur ^)i«pofition geftetlt 
werben, um bie Umgebung paninS, beS auswärtigen SSftinifterS, 
in einer befrimmten 6a<$e 5U befreien; lange 3nftruftion oom 
Gilten $ri$, wie bie Korruption anzulegen fei! 9D?acr>t 6olmS 
etwa« ni<$t ju 3)anf, fo ftyreibt Sri! 8. 93.: »II faut vous 
acquitter exaetement des commissions que je vous donne, 
ou vous pourriez me jeter en d'etranges soupcons, et c'est 
une matiere sur laquelle je n'entends pas raillerie." 3eber 
93rief, er mag au$ oom nieberträc^tigften 3n y alt fein, föliefct 
bann aber mit: „Sur ce je prie Dieu qu'Il vous ait en Sa 
sainte et digne garde," unb bamit will benn au$ icf> fliegen. 

Petersburg, 26./14. 9*ot>ember 1857. 
Le „Prince Ministre" ift fetjon feit einiger Seit ni#t ganj 
WOyl Über feine Läuterungen im SluSlanb fommen t>on allen 
Geiten bie Wftli^ften 9tacvri$ten. <£r y at ft($ überall fo 

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{nngeftellt, al$ frabe er allein bie ßeitung ber 2öelt in ibänben. 
©er alte Ortoff nennt i&n nur „notre Mazarin", »notre 
Richelieu" ober „le grand-moutardier du Pape". £e$tere* 
teil« oft Slnfpielung auf ©ortföafoff, b. i. ©ortfe^ija, 1 ) teil« 
weil man fagt: „II se croit le premier moutardier du Pape", 
b. i. un homme medioere qui a une grande opinion de soi- 
meme. 3n ÖrloffS SDiunbe, ber boeb noety immer bie 6eele 
ber Regierung ift, machen ft<$ biefe Qöorte fcöcbft eigen. <Dafc 
93entfenborff 2 ) in Stuttgart 9ttitfenmarf$barre tyat unb &oll- 
ftänbig geftört ift, tpei^t 3)u mobt. $11$ tiefet ©ebetmniS teile iti) 
<2D ir mit, bafj ßtyreptottrit fd> $ier£er berufen ift unb baf? 93runnott> 
ma^rfcbeinlicb toieber na$ ßonbon fommt. SÖftt Sföefftine 
|>at bie (Sifenba&ntompagme oiele kämpfe; er fc^ifaniert, roo 
er tarnt. £)e$&alb £at bie 6trafje nad> Cuga no$ immer nic^t 
bem 93erfe&r übergeben merben fonnen, tpeit ber ©emaltige 
balb mit einer 93rücfe, balb mit einem Gruppen ober anberen 
©ebäuben nic^t einoerftanben mar. S)ie Äerren ftnb mütenb 
auf ü)n. Sine ^arifatur &eigt einen 6cbienenn>eg , barauf 
liegt ber t»erma$fene Sfcbefffine tt>ie eine «Earrifabe. <?in 3ug 
nabt. $lber bie ßofomotioe finbet boeb i&ren <2öeg: burcr; ben 
Tuerei §fcbefffine3 ge$t ein Tunnel. 

$lbefen, 3 ) btefer gute 3flenfcr>, &at mir fünfeebn 93änbe feiner 
„CEuvres de Fredöric le Grand" getieft. Vorigen 6onn- 
abenb $abe i<$ (S&ef unb <£&efefje ba* jmeite Kapitel meiner 
Arbeit öorgelefen, ba$ beifällig aufgenommen mürbe. (£3 ift 
je$t fo furchtbar gemütlich bei un«, baß icb meniger ausgebe. 
Unb babei fcabe t$ fc^rcetüdr) ju arbeiten, ^ertbern ift feit 
brei ^öoe^en in ben Öftfeeprooinjen unb fd>cint fo balb no$ 
nic^t aurttcfyufe&ren. 6$ulenburg, ber jefjt Negation« fetretär 
in 9Som ift unb al$ bereinftiger 9*acbfolger t»on SBertbern als 
1. eegationSfefretär &ier beftgniert mar, menigftenä in ber öffent- 

l ) ©ortfd)iaa = 6enf. 

*) @raf Äonftantin ^enefenborff, rufftfe^er ©efanbter. 
3 ) @efc. Cegationärat Slbefen. 



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liefen Meinung bei un$ im SÜftnifterium, hat fleh fürjltch üerlobt, 
unb toünfcht je$t um feinen <Prei$ hierher ju fommen. 

9ccultd) ^abe ich einmal nneber einen ganj reijenben s 2lbenb 
ganj allein bei ben unvergleichlichen OTepenborffS jugebracht. 
(fr iß SJeuer u n b flamme für meine jetzigen Stubien; mir 
fprachen fortmährenb über ftriebrtch unb Katharina, unb bann 
habe ich mit ber (ufrigen grau ». Sftepenborff — Patience 
gelegt. 

6eit brei Sagen ift fyxxltyt Schlittenbahn. 

Seben borgen mache ich bie reijenbften Spaziergänge. 2Ba« 
baS für eine Söonne ift, in ben <5rühffunben ben £ai hinauf* 
Zugehen, burch ben Sommergarten unb bie Slmgegenb, fann 
ich (fuch nicht betreiben! <5)ort, in ber SergieroSfaja, mohnt 
9*ubolpht$ Nachfolger £o£n, ein »otlftänbiger 3n>iUing öon 
©einem ftreunbe 9t, mit allen liebenämürbigen unb Heinlichen 
(Sigenfchaften; biefelbe äußere 9lu$e, Äunftliebhaberei, ©emanbt* 
heit in ftrauengefellfchaft. Äeute fomme ich gerabe au$ ber 
ßiteinaja, wo oor bem Slrfenal einige alte beutfehe Kanonen 
fte^en mit amüfanten 3nfchrtften, barunter eine plattbeutfche 
oom 3at?re 1559: „5)e robe Saunte (ßauf?) bin ich gebeten; 
mit einer ifern &ugelen bo icf na bem 93igenbe ©einb) fcheten." 
Siuch ein großer Dörfer fte^t bort mit bem gut gearbeiteten 
Porträt be* ©rofjen ^urfürften, 1678 in Berlin »on Martin 
&ein$e gegoffen. ©a« Slrfenal ift oom ©rafen Orloff erbaut 
unb ber SSaiferin Katharina jum ©efchenf gemalt. 

$ro* ber «einen Sticheleien gegen ba« &auS Stieglu) bleibt 
er für mich ein tnterejfanter, liebenSroürbtger SDtenfch, oon bem 
i^ »tel tone, Neue* V6vt unb mit bem ich über fo mancherlei 
fprechen fann, aufgenommen über meine finanziellen Singelegen 
heiten — in bem <punft $at er einen fonberbaren Slrgmohn 
gegen bie meiften SCRenfchen, unb ich möchte nicht, ba& er einen 

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folgen auch nur leife gegen mich befäme, ba et mir im übrigen 
t>oQe£ Vertrauen fcbeuft unb mir unter vier klugen Garben 
erjählt, bie er, n>ie ich »ermute, niemanbem fonft mitteilt. Qluger 
^leffen, ber in ^ari* ijt, unb bem fronfen £ön>enftern, fyat er 
hier eigentlich feinen 9)?enfc$en )u intimerer Qluäfprache. 3)aS 
meifct §)u, mein guter Schwer, auf ben er Reifen baut, Ja am 
beften. (f ine Sinanjgröfce ju fein iff {ein bornenlofe* Scbicffal. 
Unb fommen nrir auf ba* Kapitel, ob Reichtum glücflich macht, 
fo fehe ic^, wie S)u mit fchmunjelnbem ©eftcht „Sohann, ben 
muntern 6eifen|teber" jitierft 6eit einigen Sagen ift 6tieglu) 
mohl etwa« gebrücft burch bie Sinanjfrift*; aber noch 9*ftern 
maren mir ju einem recht ftbelen Diner bei ihm, unb er fagte 
mir, nachbem er mir ein Seiegramm mit acht ftatliffement* au« 
Hamburg gejetgt: ,fa ne nous empechera pas de boire 
quelquefois une bouteille de Sekt." 9Sührenb mar mir feine 
Sreube, al* ich if> m ^>or Engerer 3eit erjählte, ba& ich mieber 
etma* unter ber ffeber (?abe, unb ebenfo rührenb iff t$, mie 
er jtch nach meiner Arbeit ertunbigt, obgleich er f te getoip nie 
in bie ioanb nehmen mirb — biefe boch öielleicht, weil fie in 
Petersburg fpielt — unb obgleich er, toie er mir immer er- 
jählt, oon bem „berühmten" <£hafot nur einige Seiten gelefen 
hat. (£r nimmt einen folgen Anteil, bafc er e* mir nicht 
einmal »erübelt, rnenn ich halb nach bem Diner bei ihm 
oerfchminbe, toa* ihm fonft fchrecflich ift: „Natürlich, unmittelbar 
nach ber 3igarre nehmen bie Herren Diplomaten ben &uf, um 
in einen anberen 6alon ju laufen." 

Über bie Sinanafrift« h««e ettegln) neulich einen Bericht 
gemacht, toonach feit bem (Snbe be* Siebenjährigen Kriege« feine 
ähnliche oorgefommen ift. Die oon 1799 ift oiel geringer al* 
bie gegenwärtige gemefen. 

3n ber holfteinifchen Sache benimmt ftch ba* ^ieftcje Kabinett 
prachtooH. ^ein SERenfch begreift, bafj ^leffen je$t nicht auf 
feinem hoffen ift; mag fein, bafj ihm allmählich ba* Dänentum 
brücfenb mirb; er bleibt ben ganjen hinter meg, roie e* ^ci§t, 

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feiner <5rau wegen. 3Me bäniföen 3ntereffen »erben $ier 
burdj einen iberrn ö. Hagemann »ertreten, ber t>om Gimmel 
etwa« t>erna$läfftgt ift. SJänemart ift burc$ unb bur$ faul, 
unb bie QOBelt tommt allmählich ju ber ^lnftd?t bag fein Canb 
weniger bemofratifch ift al« ioolftein; ba$ ^at mir neulich auch 
SÖfaöenborff angebeutet. 

Hier ift bie Hnjufrieben^eit im Steigen begriffen. 3ch 
wieberhote §)ir, bafe ich be^^alb ntct>t ctit>a gleich an 93arrifaben 
glaube, benn eine etwaige Bewegung fann Ipier ntc^t t>on ben 
Stäbten ausgehen. 21ber auf bem £anbe ftc^t ti bunt au«. 
Qlüe ^ugenblicfe ^ört man toon neuen Sftorbtaten, bie burch 
bie dauern an ben (Ebelleuten oeröbt ftnb. <Die <5rage ber 
ßeibeigenföaft fpuft überall ^erum, immer neue ©erliste, 
93orfchläge, ^rojette, Hoffnungen — babei bleibt e«. <£>ie 
geheime ^ommiffton, bie fich feit Anfang biefe« Sahre« bamit 
&u befchäfttgen hat, befteht au« ^o&en Herren, bie, mit Qlu«nahme 
eine« einigen, weber öon ber fokalen noch oon ber wirtfehaftlichen 
Seite eine ^nung £aben. £)te dauern träumen öon nicht« 
anberem al« t>on Befreiung, bie ©utsbefifjer aber »erhalten 
fid>, unb 5 war au« teilwetfe gar nicht fo oon ber Hanb &u 
weifenben ©rünben, ablehnenb. Schon Katharina fanb bie 
Cöfung biefer ?rage nicht; fte wollte „©eOorfam gegen bie 
©efe$e, aber feine Sflat>en". Schon bamal« warf man bagegen 
ein, bafc bie »olle Freiheit bie ruf jiföen dauern unglücklich ffatt 
glücklich machen mürbe. 0er 33erg aber, ben biefe geift- unb tat- 
fräftige „Butter be« 93aterlanbe« w abzutragen imftanbe gemefen 
märe, fyat ftch bie {mnbert 3ahre hinburch mehr unb mehr oer- 
gärtet. 9*un jammern all bie «einen ßeute oon heute an ü)m 
herum, bis e« boch einmal ju einer furchtbaren <£rj>lofton fommt. 
<2öie will man mit biefer Äommiffton bie ©egenfä^e befeitigen, 
an beren Spi$e ein 9flann wie Orloff fte&t, bie »erförperte 
Oppofttion; „lieber lägt er ftch bie Äanb abhauen", al« bie 
dauern mit ©runb unb 93oben au befreien. Unb baran änbert 
auch vorläufig ber £iberali«mu« be« ©rogfürften tfonffantin 

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nichts. 9(ftan £at ben erften Schritt getan, jetjt fceifjt e$: Vor- 
wärts! (Ein 3urü<f gibt eö nictyt me£r. 

<Dte Verwirrung nnrb baburd) nod? größer, bafj alte bie 
burc$ bie ÄeereSrebuttion entlaffenen 6olbaten, bie, toic S)u 
wetfjt, freie £eute ftnb, in« 3nnere jurticfgefe&rt, betraten 
wollen, tüaö natürlich bie ©ut$beft$er if?nen ni#t o&ne weitere« 
einräumen. S)abei föle^te Staaken, 739 Millionen Rapier- 
gelb, bie burrf) 130 Millionen «Barvorräte repräsentiert werben, 
Neuerung unb nun no$ bie freie (!) treffe, bie über alle« 
föimpft. 9*irgenb3 ein gefunbe* politiföe* Urteil, nirgenbä 
ein SERann, ber Reifen tann; bie S)eutfd>en, bie bo$ bis 
jeftf allein bem Äaiferftaate politiföe ©rö&en unb (Staatsmänner 
geliefert &aben, überall jurütfgebrängf, bie ©efanbtf<$af* en 
mit jungen 6lamen gefpieft. (Ein SO^ann wie (Ewer* mufj, jum 
6taunen ber ganjen ^ieftgen biplomatifcben Söelt, bie Äänbe 
in ben Gcf^oj? legen, benn ©ortfdjafoff will feine 
3)eutf$en — ber alte SKeffelrobe wirb t>on jebem bummen 
Sungen für einen Verräter auägefctyrien, ber 9*uj?lanb herunter 
gebracht unb in öfterrei$if$em 6olbe (!) geftanben (jabc; ber 
SKoSfowit Rogobin, 1 ) großer al« äiftortfer wie al* Rolitifer, 
gibt in feinem neulic^en Vranbbrief im „Sftorb" bem alten 
9leffelrobe au$ no$ Joiebe. 3m rufftföen $$eater wirb feit 
oier^n Sagen mit ungeheurem 93eifatt ein Stüc! aufgeführt, 
betitelt: „(Es gibt bo$ no$ e$rlicf>e Ceute auf ber QBelt". 
93erfaffer beSfelben ift ein gewiffer Cwoff, Beamter bei ber 
Uprawa; bie $fa)inowntf$ werben in biefem 6tttcfe gerabeju 
alle an ben Oranger gefteUt, ©ebeonoff aber lägt *>a$ <5tücf 
ru^ig aufführen. 3)abei alle bie entlaffenen, unbefestigten, 
brotlofen Offiziere, (Ein Sftann wie ber &on 6ewaftopol welt- 
befannte ©eneral Gtyruloff ift mit 1500 9*ubel oerabföiebet 
unb fagt jebermann: „Se&t, fo ge$t 9*ufclanb mit feinen Joelben 
umj^_©enug, man fragt fi$, wa« foH barauS werben? 9tor 

l ) ©er in Gostau tebenbe fifftoriter ^id)ael ^ogobin tt>ar befannt 
»or aUem al$ panflannftifä)er Center, Sournalift unb Agitator. 

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bie (jöctyffen Äerren ftnb, unc e$ fiteint, unbeforgt unb ergehen 
in ben tmblidjften Gpielen. ©ro§ffirji 9tttolau$ unb <5rau 
unb SD?u$ael unb ffrau bringen ganje $lbenbe bamit &u, 
Jtartenbäufer ju bauen I 1 ) §)a$ ift (eine $lnefbote, benn i$ 
(enne jemanben fe&r genau, ber »on tynen auf biefe Ver- 
gnügungen emgelaben ift. 

Sin «Söhlen fefclt e$ natürlich ni$t. „Vous croyez que Ia 
langue russe ne se prete pas ä faire des calembourgs? quelle 
idee! Nous avons un livre qu'on apelle le Sswod 2 ): c'est 
toute une composition de calembourgs et de bons-mots." 

1862 foU ba« taufenbjä&rige «Seffern 9*ufclanb« gefeiert 
werben, obgleich alle ©ele&rten gegen baS 3afcr 862 als ba« 
ber ©rünbung fmb. 9lun foH in 9ton>gorob ein Monument 
errietet »erben. Slber welche 3nförift? 3)ie bbfe Söelt fagt 
folgenbe* : 

3m „^eftor"*) fommt ju Einfang bie ©teile t>or : „Un|er Canb 
iff grofj unb roeit unb rei#, aber e$ (jerrföet Unorbnung barin/ 

$llfo foH auf bem Monumente 9*urif abgebilbet »erben, 
wie er bem ßatfer Slleranber II. bie Sanb reicht unb u)m 
juruft: „trüber, unfer £anb ift grojj unb weit unb rei<#, aber 
eS ^errföt bie furc^tbarjre Xlnorbnung barin." 



©efpräc^ jtpeier dauern: 

(frffer 93auer: SBir foßen alfo frei »erben? 
3»eiter «Sauer: 3a. 

<£rfter 33auer: 6age mal, toai tun n>ir bann? 

3n>eiter <33auer: §)aä »eijj i$ m$t. 

») SMe ©rofprften 9Ufolau* unb «ätti^ael toaren 93rüber be« &atfer$. 

*) Sswod sakonoff, bie unter 9Ntotaut I. t>on 6peran«fi ge- 
fomtnelten rufflfc&en ©efe$e, bie 1835 aW allgemeingültige* 9tabt$bu# 
eingeführt n>urben. 

*) Sieftor, rufftföer Sflöncfc im Äitylenfloflfer au tfiero, beffen „9*uf' 
flföe Slnnalen" (Setter* ©rofcoater Verausgab. 

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(Erfter datier: 3a, mir müffcn unferen ioerw bann boch 
mohl totfchlagen. 

3meiter ^auer: 3a, ba« glaube ich auch- 

<£rffer 93auer: $lber ich habe eigentlich einen ganj guten 
ioerrn. 

3meiter 93auer: 3a, ich auch. 

(frfter 93auer: Via höre mal, bann roitf ich bir einen 93or- 
fchlag machen: bu fcblägft meinen ioerrn tot unb ich beinen. 
3meiter dauert 3a, ba« motten mir tun. 



©er SSaifer ift neulich auf einer feiner 3agbpartien genötigt, 
in einer ^auernhütte ju nächtigen. ©er 33auer ift natürlich 
au&er ftch »or <5reube, betreujigt fleh, fügt bem tfaifer bie 
5fifce. (Enblich fragt er: „6age mal, 93äterchen, merben mir 
nun nicht balb frei?" (Erfraunt fagt ber tfaifer: „&aft ©u 
benn einen fo fcf)lechten Äerrn?" ©er 93auer nieft mit bem 
^opf. ©er 3ar fragt: „9Ber ift benn ber (Ebelmann, bem 
©u get)örft?" 33auer: „3ch bin ein ÄronSbauer." 

©ie 93auernfrage ift feit einigen $agen in ein neue« 6tabium 
getreten, ©er $lbel ber brei ©ouoernement« Söilna, ^ornno, 
©robno — einige fagen auch oon SDcmäf — hat bem Gaffer 
au« freien Gtücten feine SSereitnriHigteit erflärt, bie leibeigen- 
fchaft aufgeben. 9Kan miü ben dauern gegen einen noch 
nä>r ju beftimmenben Kaufpreis ihre jetzigen Söohnungen al« 
Eigentum überlaffen unb u)nen etma« £anb in <pacht geben; 
bagegen »erlangt ber Slbel feiten* be« tfaifer« Qlnerfennung 
unb ©arantie feine« (Eigentumsrechte* an feinen gegenwärtigen 
93eft|ungen. ©er ^aifer f>at alle« angenommen; in menigen 
$agen foll ber Ufa« veröffentlicht treiben, ©a man aber nicht 
meifj, in meiner *2lrt bie dauern ihre junge Freiheit gebrauchen 

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werben, fo fyat ber ©ouoemeur jene* ^rooinjen, ©eneral 
9}aftmoff, 93efe{>l ermatten, alle borttgen Gruppen jufammen« 
jujie^en. 3)er $lbel bei ©ouoernement« Petersburg fetjeint 
ft$ ju rüften, bem 93eifpiel ju folgen. §)ann, fo £offt man 
in ben liberalen Greifen, n>irb fi# ein ©ouoernement nac$ bem 
anberen anföliefjen. 3)aS ift wo$l re$t fraglich ! 

93or mehreren 3Bo$en ift eine ©efanbtföaft au« Qtyiwa 
unb 93ud>ara angekommen. 9ieulid) befmben ftd) biefe 2l|taten 
bei ©ortföatoff- 3ur felben 3eit fä^rt ßorb ^Bobe^oufe »or. 
S)er bumme Sortier fagt ü)m: „<£i feien ©efanbte au« 3nbien (!) 
beim dürften." S)a3 fcat natürlich ^ntafc ju Cancan« gegeben. 

Unfere föbne 6$littenba&n $at nur wenige $age gebauert. 
2öir fahren f$on lange in $>rofc$ten. 

S)er alte ßbmenftern fpielt wieber SStyift 

6t. «Petersburg, 18./6. ©ejember 1857. 

(££reptowitf$ l ) ift feine« £>ienfie$ enthoben. 

Stell 3)tr oor : er erhält in Conbon oon ©ortfctyafoff folgenbe« 
Billett: »Je vous ecris de mon lit. Depechez vous de venir 
ä St. Petersbourg. C'est le d£sir de l'Empereur. Je suis 
trop souffrant, c'est pour cela que je ne vous ecris plus." 
93erwirrt setgte er eS an Glarenbon unb ^erftgnu. 2 ) <33eibe 
fagen: ©ortföafoff fönne niefct me&r regieren; C^reptotoitfö 
foüe SOftnifter be« Auswärtigen werben. 3n Berlin beffärft 
ü)n ber fölaue 95runnow in biefem Qöafcn unb foH ü)m beim 
$lbf<$ieb no# boshafter ^OÖcifc gefagt fcaben: „Mon eher comte, 
je me recommande ä votre bon souvenir," obgleich er ben 
gansen 3ufammenfcang re$t wo&l rannte, wafcrf$einli<$ f$on 
feit Monaten biefe 6a$e mit ©ortf$afoff abge!artet fcatte. 
3n 3öarfd>au fcat (£&reptowitfc§ ba« ©e^eimni« erfahren, ba(j 

x ) «■DMcfcael ©raf G^reptottltfö, ber 6#n>iegerfo&n be$ ©rafen Reffet- 
robe, ©efanbter in Conbon. 

a ) ©raf o. «perilgn*, franjöfiföer ©efanbter in Conbon, fpäter lieber 
9Hinifter be$ Innern. 

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^runnoro na$ Conbon unb er bafür nacr) Berlin folle. &ier 
angefommen, n>itrt> er glänjenb oom &aifer aufgenommen, erflärt 
aber, bafj er ben Soften in Berlin unter ©ortfdjafoffä Regime 
nid)t annehmen tonne; er wolle nad) Bonbon jurücf ober ganj 
austreten, darüber »ergeben ad;t $agc. Sn^roifc^en erjä&tt 
er allen feinen Diepgen 93efannten feine »erfetyiebenen Unter- 
gattungen mit Äaifer unb SRinifter. £)a« fcört teuerer, teilt 
e$ bem Äaifer mit, ber nun beim Qlbf$ieb ebenfo grob gegen 
Gtyreptoroitfcr) geroefen ift, toie er beim Söitltommen freunbli$ 
roar — de sorte qu'il est maintenant coule ä fond. Steffel- 
robe ift roütenb. 

9tun fuc^t man einen SUtann für Berlin unb fte^t mit 
33ubberg in Slnter&anblungen. 1 ) Stadj Söien fommt roa&r« 
f$einti$ <23alabine, 2 ) oorläuftg al$ Charge d'affaires, bleibt 
aber noer) in ^ariS, ba S^iffeljoff bei ben beoorfte^enben Äon» 
ferenjen o&ne ü)n nietyt fertig roerben lann. 5ür Stuttgart 
roirb ber 6o^n be$ dürften Ortoff, 8 ) für Äannooer ber ber- 
liner SDftlitärbeooflmäctytigte Slblerberg 4 ) genannt. 

6onntag roar grofje SJete bei 6tetfy, beffen Softer mit 
90? ö£ t>. llfebom, Leutnant im 2. ©arberegiment, oerlobt ift. 6 ) 

bor einem 3afcr oerlieg ierp Berlin, fa§ oor&er mit °peter$ Ä ) 
unb Äube 7 ) bei 93orcbarbt. ©egen 10 U&r fam Wag llfebom 
bortytn unb aufwerte fo lebhafte« 3ntereffe für Petersburg unb 



*) $rei£err o. SSubberg, ©efanbter in QBien. 

*) Victor 0. SSalabine, Cegattonerat tn ^artä. 

8 ) $ürft SWolai Orloff, fpäter ©efanbter in Trüffel, 93otfc$after in 
^ariä unb Berlin. 

*) 9tf!olau$ ©raf Slblerberg, ber jüngere Go&n M bekannten ©cneral- 
obiutanten oon 9ttfolau$ L Später ©eneralgouöerneur oon ^innlanb. 

*) Sftqimilian o. Slfebom, ber fpätere preu&iföe Äammer&err unb 
«tafü&rer be$ biplomattfcben tforpä. 

6 ) OB. Ä. ö. ^eter«, ^rofeffor ber ^ebijin unb ber 3oologie, SMreftor 
ber joologiföen Sammlungen in Berlin. 

7 ) S>er fpätere «öaurat t>. b. Äube in Berlin roar oermä&lt mit 
6d>li$aer$ 9tt$te 3enn* Curtiu«. 

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meine 9*eife, ba& ich ftufjig mürbe. <£r mar foaufagen ber 
letzte, oon bem ich in Berlin ^Ibfcbieb nahm, unb nun mu§ 
er gerabe ein 3af>r fpäter biefelbe 9^eife machen. <£h e er im 
6ommer bat 3amort erhielt, fam ^ßattx Sterfp ju mir, um 
ftd) nach einem jungen Leutnant §u erfunbigen. 3cf) moUte 
fchon in ber 9*anglifte nachfehen, al« er mir befjen 93ifif entarte 
jeigt. 0a mürbe mir mein 6tanbpunft !tar. 34 ftrid? llfebom 
furchtbar herau«. Sicht $age fpäter mar bie Verlobung. 

93or trieraehn $agen hat bie ^öntglic^e ©efanbtfchaft ben 
©eneralgouoerneur »on Hamborn, iöerrn <£)anfa«, geftürjt <£r 
hatte jmei preufjifche Untertanen malträtiert, ift feine« Soften* 
enthoben — möglichenfalls um einen befferen mieberjubefommen. 
<£« beburfte aüerbing« eine« Keinen ©rucfe« auf bie Qftagen- 
gegenb be« banaler«. 

©leichaeitig paffierte folgenbe«: bie ©cfanbtfcbaft hatte ftcb 
ein grofce« 93erfeben jufchulben fommen laffen. 3n einer 
^roaefcfache <23erlin- c peter«burg mar oor fech« Monaten oom 
Diepgen SQZinifterium eine 9?ote eingelaufen, meiere ^Berthern 
bem 9Recht«fonfulenten gibt; biefer lägt jte liegen — jte tommt 
in 93ergeffenheit. 3namifchen lauert bat berliner SDWnifterium 
auf $lntmort. Vergeben«. <28enbet ftch an 93runnom, biefer 
an bat Jneftge SQftnifterium, unb biefe« mieberum fc&reibt an 
Brunnen?, baß bie 6acbe fchon längft burch obige 9tote erlebigt 
fei. 9tun ergebt an un« oon unferem SDftnifterium eine Anfrage. 
9[Rein QLtytf unb ich fab i« groger Aufregung, meil bat 93er- 
fehen burch nicht« au entfchulbigen mar; a um Slnglfiä ift 
<2öerthern gerabe in ^urlanb unb fann ftch megen be« 9ttcht- 
einfenben« ber 9*ote nach Berlin nicht oerantmorten. 

Sftein Chef fagt mir: „<£« ift nicht« a« machen; ich mufc 
bem «-Dttnifterium eingesehen, ba& ich 9«W* &<*H mug mich 
entfchulbigen. 6o lange ich biene, ift mir ba« nicht pafftert 
dt ift mir fehr fatal - aber e« h«ft nicht«." 

3ch fetje mich alfo hin, mache für ihn langen Bericht, ge- 
stehe alle« ein. 

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(Ein fechS goliofeiten langer Bericht oon mir iff fertig. 

£)a lägt jt<$ jufälltg bie 6chaufjrielerm ffräulein Bärnborf, 
eine pifante 6d)onb eit, in einer ^afjangelegenheit bei mir melben. 
3ch fpreche mit ihr über bie« unb baS. ©anj jufäßig ermibert 
fte mir auf eine meiner Bemerfungen: 

©er fchlimmfte Gehritt ift, ben man eingefte&t; 
<2BaS man nic^t aufgibt, $at man nie verloren. 
Ovaria Stuart, II. Slft, 5. 6jcne.) 

3>aS fliegt mir burch ben Äopf. 3ch n>erfe ben ganzen 
Bericht um; mache einen neuen, eine rechte $lb©otatenarbeit, 
fetje mich furchtbar auf« h°&* ^ferb, geftehe nicht* ein, lein 
3Bortber (fntfehutbigung, furchtbarer Schtoall oon ntchtSfagenben 
Söorten. SWein d^ef n>iß flc^ totlachen: „S)a$ ift fehr getieft 
gemalt." <5o geht e3 nach Berlin. je$t noch feine 

^ntmort, alfo fcheint ber <£oup geglficft. 

£)iefe ©efchichte »ertraue ich abenb« 6ttegli$ bei ber 3igarre 
an. Seile« ©elächter. 5>a« obige 3itat fteigt u)m fe&r &u 
Äopf. 2öir trennen un«. 3$ bemerfe nur beim Weggehen, 
bafj er noch einmal ben betreffenben Banb oon Schiller, ber 
neben „6teinS Ceben" oon <3>er$ auf feinem Bücherbrett fte^t, 
herausnimmt. 

«21m folgenben borgen ermatte ich »on ihm ein Billett nebft 
einem Sürptenflagger Ääfe, 1 ) ben ich für «Jöerther befrimmt, 
aber ihm auf feinen SBunfch überlaffen hatte. 9tun grämte 
e« ihn, mir bie ©etegenheit geraubt ju haben, meinem £(>ef 
eine Meine Slufmerffamfeit )u ern>eifen — unb nebenbei wollte 
er feinen 3&i$ machen. 

3)a« Billett lautete folgenbermafjen: 

93ei folgen Safen bereiter ©effalt 
©ibt'S leinen 6#u$, al« in ber ©unfelheit. 
©er fdjlimmfte Schritt ift ben man eingefte&t; 
<2Ba8 man nicht aufgibt, fcat man nie »erloren. 

*) 5üfft«nflagge, ©orf unb Rittergut bei Stettin in Bommern. 

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$ro| ber vortrefflichen $lnn>enbung, bie Sie von tiefen 
Herfen gemalt haben, gibt'« boch ffäUe, n>o biefelben, obgleich 
t>on Glider, nicht anmenbbar jtnb. Sin folget ftall präventiert 
fich mir in bem benmfjten ftürftenflagger $äfe 1 §)ie ©enriffenä- 
biffe, meldte mir biefer Schritt verurfacht jtnb ftärfer, als ich 
geglaubt ^abe. 3ch ftnbe feinen Schut* in ber ©unfelheit, ich 
gefteh* ben (glimmen Schritt ein, ich gebe ben Ääfe auf, inbem 
ich ü)n hierbei feinem rechtmäßigen 93eju)er überfenbe, unb ver- 
liere boch nicht* babei, benn ich gewinne baburch meine Seelen- 
ruhe toieber. 

<£* münfeht 3hnen, mein »erehrter ffreunb, einen guten 
borgen 

51. ». Stiegt. 

§)ie Stabt Cübecf hat beim 93aron eine Anleihe oon jmei 
Millionen machen mollen; er hat e£ abgefchlagen. 

3um Schluß noch ein fcherjhafteä Souper. 93or einigen 
$agen erhielt ich *>on ber befannten SDftnnamanna beS alten 
©rafen Slblerberg *) ein jarte* Widert, am Slbenb „mit 
einigen befannten eine Suppe bei ihr au effen\ kluger 
einer Suppe mit ^irafchfiS gab e$ übrigen« Sterlet, 9*ch, 
Wachteln, °Poularbe ufm. Verherrlicht aber n>urbe ba* tfeft, 
an bem auger mir noch ©raf ffeftetitcS oon ber öfterrei- 
chifchen unb 93icomte be T^fpire oon ber franjöjtfchen Slm- 

*) ©raf QBlabimir Slblerberg \, ©cncral ber Infanterie, ©eneral» 
abjutant, <m$ einfacher Familie, hatte eÄ berftanben, firf) bem tfaifer 
9iifolaud frf)on als ©rofcfttrft unentbehrlich ju machen, würbe ©raf, 
Äaiferlid)er £>au$minifter, Orb cns f anjlcr, ©eneraltommanbant beä Äaifer- 
liehen jbauptquartier*. Aber feine an einen Beamten oerheiratete ftreunbin 
fchreibt 93i*marct am 3. <3Hai 1861 an 6cf>leini$ : „Sie (ftrau o. Burghof) 
hält einen 6alon, ben ich nicht wohl befugen tonn, in ben ich aber bie 
jungen Jöerren ber ©efanbtfajaft ju gehen oeranlaffe. £>urch ihre 03er- 
mittlung »erben 3mmebiatgefua> bei unb burch Slblerberg empfohlen. 
$>iefe 3)ame hält unter anberem tarnen ein <parifer Sftobemagajin, 
»o Ceute, bie ein ©efuch am Äofe h<»&en, ein ^>aar äanbfchuhe mit 
100 unb 500 9?ubel bejahlen." 

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baffabe teilnahmen , burch bie $än5erin gräulein Sriebberg 
unb bereu Sttufter. 1 ) <&ht Petersburg! 3^r n>if*t, bafc biefe 
SDftnna Smanonma, alias SDfabame be 93ourfoff, bie fchnrin- 
belnbe Karriere Don einem einfachen lettifcben ©ienftmäbchen 
jur maitresse en titre be« noch immer allmächtigen ©ünft- 
ling« t>on 3ar 9Wolau3 gemacht h<*t unb al« Keine rufftfche 
Spompabour nicht unbeachtet bleiben barf, roenn jie auch für 
bie auswärtige °pcütit ebenforoenig n>ie ihr (Gönner in 
ffrage fommt. ^>iefeÖ Souper M einer brauen preufeifchen 
ffamilie, für bie roir unä lange umfonft bemüht haben, 
lurjerhanb eine gepc^erte (ffiftenj oerfchafft. Cela vaut bien 
une julienne! 

26./14. ©eaember 1857. 

©ortfehafoff fann noch intmer feinen ©efanbten für Berlin 
ftnben. 3n btefen $agen gebt dtyxtptomtfä nach Bonbon, um 
fein 9*appeflfchreiben abzugeben. 3Kan h ö * 93egefacf a ) in 
München je$t fchon anmmal baS ©eneraltonfulat in ©enua 
angeboten — er hat e$ nicht angenommen, roeil er ftch au 
höh*«" fingen berufen glaubt. 93or acht Sagen lief* ftch 
Äenfelt 3 ) bei mir melben unb lub mich ein, ihn einmal be« 
Sonntag« &u befugen, um mir oon ihm öorfpielen &u laffen. 
(fr hat mir »tele ©rüge für ©ich aufgetragen. <£benfo er« 
lunbigte ftch neulich bie regierenbe S^atferin angelegentlich nach 
meinem 93ruber, „ber ja roohl im 6ommer entfetjltch oiel 
ju tun habe?" 



l ) Äat&arina ftriebberg, geborene Seemann, Sängerin, heiratete in 
jtoeiter fyt 3- Jouppmann (1868 italteniföer <23aron o. äuppmann- 
gklbeüa). 

*) t>. QSegefacf, ber fpätere ©efanbte in Äamburg. 

•) Slbolf äenfelt, ber berüpmte, mit Cifot befreunbete ÄlabieroirtuoS, 
tourbe 1858 ©eneralinfpeftor be$ Sttufttunterricht* an ben taiferlichen 
Crjiepungganftalten in Petersburg unb 9fto$fau. 

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• 

5)ie Skuemfrage ift in öollem (Sange, Äcute &abe t$ 
ba$ 9*effru;t gelcfen, toelc^eS an ben $lbel bei 'Petersburger 
©ou»ernement$ erlaffen iff. 1 ) <2ßie nrirb ftd> bic 6ad>e ent- 
roicfeln? (£$ {janbelt ft$ um 25 bi$ 30 Millionen „6eeten w . 
«•JMb^lic^e ffretyett?! $>ie Oftfeeprotnnaen [Reiben au$, ba bort 
bie £etbeigenf$aft bereits aufgehoben ift, ebenfo bie Gebiete 
ber ätofaten, bie ftetä frei toaren. 

*) ©aä 9?effrtt>t »om 2. Degcmber 1857 unterrichtete äße ©ouoerneure 
unb Sibelämarföäae t>on bev Slbftcfct Oe* tfaiferä. 



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1858 

6t Petersburg, 2. 3<*nuar 1858. 
£>te potitifd^e Stimmung fyzbt jich ttieber etn>a$. (£a regnet 
neue Einrichtungen: 

1. £)ie 93auernemanjipation. 

2. £)ie ©ertichte t>on ber Aufhebung be$ Sfchin. 1 ) 

3. 93erfchulbete $lbelige follen in 3u!unft gefänglich ein- 
gebogen »erben femnen. Reform beä ©erichtäroefenS. 

4. 3)ie SDttnifter haben einmal wöchentlich ^onfeil t>or bem 
^aifer. 93orgef<ern iff ber erße gemefen, bei bem einige 
ber iöerren, &. 93. ber ffinanjminifter 93rocf, fehr lange ©e« 
fichter gemacht fyabtn foUen. ©ortfehatoff fchmärmt für biefe 
Äonfeil«, in benen er feinen mit flafftfchen 3itaten gefchmücften 
©eift leuchten laffen fann. <£r ift ganj nrieber ^ergefteUt unb 
bringt jeben $ag mit bem ©iftieren feiner ©epefchen unb 
SDiemoireS oier Setretäre, ben ftet$ gesiegelten S^ohren- 
heim,*) (fmerS ufn>. jur Strecfe. Neulich fteQte jemanb bie 
ftrage, tt>a$ tuobl au$ ber <2Bett »erben foUfe, »enn alle 
Staaten fo aufgeregte Premiers fyätttn. 

Sonntag abenb »ar ich Den intereffanteften ^erfönlich- 
feiten ber ^ieftejen ^ünftlermelt, barunter auch Smertfchfoff,*) 
bei £efcheth)fi$; £)onner$tag füllte ich bei Stiegli$ ju einem 
©ro&fürftenbiner fein. $Jm Vormittag plötzlich 3itation jur 
93orfteUung um 7 1 /, il$r abenbS bei ©ro&fürftin 9Wolau«, ber 

x ) ©ic t>on ^eter bem ©rofjen, ber an Stelle be$ $amilienabel$ 
nur ben ©lenftabet anerfannte, eingeführte Perfonalranglifte mit ber 
©oppclreibe ber militärifd>en unb bürgerlichen ©rabe in 14 Stoffen. 

8 ) «Baron SHohrenheim, fpater SJotfäafter in pari«. 

3 ) ^ufftfeher <3Kaler. 

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olbenburger ^rinjeffm. ioeute ift UfebomS &o($jeit, bei ber 
i# garcon de noce bin. 3)aran retten ft$ »icle geffbiner«. 
5)ienStag abenb reift ba* junge (Styepaar per ©iligence na$ 
STauroggen. 

kennt ü)r bie <5amilienfage ber OrloffS t>on ü)rem $tyn, 
bem 6(reli$en 3man? <28egen $eilna£me an ber Empörung 
im 3afcre 1698 mar 3man mit »ielen feiner ©enoffen öom 
3aren jum §obe »erurteilt. 6$on fcatte ber Äenfer an ber 
^e&rjafcl berfelben bie 6trafe öoUjogen, al« auc£ 3tt>an an 
bie 9*ei|?e fam. heften 6$rttteS näherte er ft$ bem 6$afott 
unb fetyiefte jt<$ an, t>or bem ioenferblotf meberjufnien. "2lber 
ber SSlotf ift nic^t frei; auf bemfelben liegt nod> ba$ Äaupt 
beS 6trelu)ett/ ber julefct gerichtet mürbe; otyne ftrf) ju beftntten, 
ftöfjt 3man ben köpf mit bem <5uj* beifeite unb ruft: „^OBeg, 
$ier ift mein ^pia*!" ©er 3ar fte^t biefen Stft ber kaltblütig- 
feit unb $obe$üera$tung, lägt ben ©treiben fommen, begnabigt 
ü)n unb ernennt tyn balb barauf jum öfftjier. 93on Jener 3eit 
an führte 3wan ben Beinamen „Örjol", baS &eifjt „ber 3lbler\ 

26. Sanuar 1858. 

Stockem ba$ ©e^eimfomitee in ber 93auernfrage ffiaSfo 
gemalt &at, ift fceute bie gro&e Ceibeigenfc^aftStommifilon 
unter bem 93orjt^ be$ kaiferS, mit Örloff al$ Stellvertreter, 
eingefefct. 3m großen unb ganzen biefelbe (Eouleur, unb 
^aninS 1 ) Eintritt »erbejfert bie 6uppe ni$f. Sine *2luf- 
forberung beS kaiferS an bie ©ouöernementS, ben unabänber- 
liefen ^bfic&ten be$ 3aren entgegenkommen, mar bereits 
Dörfer erlaffen. 1 ) 

kaiferin kat&arina märe ber „^ann" gemefen, um für 
bie 93auernfrage eine baS ötaatSleben ni$t jerfe$enbe, fonbern 

x ) ©raf 93ictor ^anin — anfangt Diplomat, feit 1840 Suftijminiftcr ; 
fteif, frotbrntttig, SWann rücfftdjfölofer Orbnung — war ber ftreng- 
fonfert>ati»e 9?atgeber M ÄaiferS 9WolauS gewefen. 

*) 2. ©ejember 1857. 

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betebenbe unb förbernbe Cöfung ftnben. Unter u)r unb 
Sftitolai öiel erörtert, geriet biefe ffrage bann auf ba* tote 
(Blei*. Sie föneibet ju tief in aüe eefcenSoer&ältmffe be« 
deiche* ein, um furjer&anb auf bureautrattfehem 9Bege erlebigt 
»erben ju fönnen. Äeute ift fte auch benen, bie Don ber 
Unmöglich feit, bie Ceibcigcnfcr>aft länger beizubehalten, über- 
zeugt finb, unllarer benn je. Offiziell magt man nicht einmal 
»on „Freiheit ber leibeigenen" ju reben! £lnb boch t>at biefe 
3bee fich fo feftgefeftf, bafj mit ihr gerechnet merben mufc. 
fturj, man meijj nicht ein unb au*. 0ie liberalen Slnftchten 
be* ©rofjfürften ^onftantin, ber mit feinem ^Inbang junädjff 
bie SOftnberheit bilbet, ftnb auf ju unseren 93oben gebaut. 
9ttcht mit Unrecht ^ältft £)u ihn für einen mijfenfchaftlichen 
dharlatan. 1 ) 

S)em Muffen fehlt ber ruhige Q3licf, bie 6terigfeit ber 
Arbeit. Qtatt beffen promeniert er gern auf bem meiten 
©ebiete ber Äirngefpinfte. Slnb ber 93auer? 93ei bem ift ber 
bt*£er fchlummernbe ©ebanfe, bafc ihm ber ©runb unb ^oben 
ju eigen gehört, gemeett. 3Me grofje Sftaffe gerät langfam in 
Bewegung. 3)er frühere SOcmifter be* 3nnern, ^ibttoff, hat 
gefagt: „3&r merbet fehen, bafc ba* 33eil be* ruffifchen dauern 
Diel fdjärfer föneibet al« bie franjöfifc^e 9teoolution." 

Unjufrieben^eit überall. <©er Qlbel ift, menn er auch nicht 
mehr fo aufzutreten magt toie unter 511er anber I., mit $lu*- 
na^me weniger mütenb über biefe 93auerngefchtchte; er meint 
natürlich, baf? man an ben 3uftänben gar nicht hätte rütteln 
bürfen. Unb ber gute Äaifer? 3)ie Offiziere, bie feinen 
energiföen, groben 3aren mehr fyabtn, nennen ihn: „Staraja 
baba".*) 

,11 existe bien encore au sein de la noblesse russe quel- 
ques esprits immobiles qui croient ä la possibilite* de main- 

l ) ^ollenb« fteuerlo* tt»ar ber ©rofcffirf* Äonftontin.* (Sutiu* 
(EtfarM, „CebenSerimterungen", 1910.) 
») Sitte« <3öeib. 

t>. 6$l*aer, VtttxibuT&t «riefe 7 97 



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tenir quand mSme le vieux regime du servage, comme il 
existe en Belgique parmi les classes ouvrieres de vieux fileurs 
et de vieux tisserands qui sont persuades, que le regne de 
la vapeur passera et qu'on sera bien oblige* d'en revenir aux 
metiers ä filer et ä tisser ä la main." 

9lun au« biefer buntel toogenben 33ott«maffe mit tyren 
in elenben Ceyntyütten feimenben SBünfcyen unb Hoffnungen 
auf eine beffere 3utunft, au« ber Stiefluft be« mo«fowitifcyen 
Beamtentum* ju ber ffraylenben ioöye ber Halbgötter be« 
9*eicy« — ein faiferlicye« <5eft in bem naco bem 93ranbe unter 
OTifotai fo fcynetl mieber aufgebauten ^racytbau, 1 ) ba& eine 
©eefe einftürjte unb bie 3arenfamitie faft jermalmt {jätte: ein 
Sbofbatl im 'Söinterpalai«. ^ßelcy eine gülle oon 9*eid)tum 
unb ©tan& geftern abenb! xfcenfcafte« Souper. §)er immenfe 
mei&golbene Saal im fanften Cicyt unjäyliger ^erjen, bie 
£oyen 3Bänbe mit Blumen unb Spflanjen gefcymücft; bie 
faiferlicye tafel mit bem ©olbferoice, oon bem 'papa fo oft 
erjäytt $at, alle übrigen tafeln mit ferneren fübemen ^anbe- 
labern unb 2luffä|en — unb beim (Eintreten in ben Saal: 
bie Öuoertüre jum „«Sreifcpfj" — e« mar einzig. 

S)er Scyienenmeg naey Cuga ift eröffnet. (Sine ber erften 
Sachen, bie im SCRinifterfonfeit oeryanbelt mürben, mar ein 
^rojefc ber (£ifenba v ngefellfcyaf* gegen Sfcyefftme. Ce^terer 
v at gegen § 3 ber Statuten oerlangt, bafc oon oornyerein jmei 
Scyienentoege angelegt merben follten. S)ie ©efeüfcyaft mill 
nicyt, y at geflagt, unb ^fc^effCine ift mit Raufen unb trom- 
peten oom ^onfeil oerurteilt. 

Slm 13./1. Sanuar mar icy mit (E&ef unb «EBertyem bei 
ber Äaiferinmutter jum &anbfu£. Sie fcatte mit mir über 
meine Arbeit eine fo lange Unterrebung, bafc Sfle^enborff iyr 
5toeimal fagte: bie 3irjte yätten iyr ba« oiele Sprechen Oer- 

*) Slm 7. ©ejember 1837 würbe ba« SßinterpataiS jutn großen Seil 
ein 9?aub ber flammen, ©eneral £lcmmtd)cl, ber böfe (Seift be& 
tfaifer«, liejj ba« ^atai« in einem 3abr wieber aufbauen. 

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boten. 6ie fu$r aber bocb fort, unb all fic enbticb aufb5ren 
mufjte, fagte jle: „9ta, nur muffen über Katharina aber no$ 
fprecben." 3)er nette £oön fyattt ber Herfen 1 ) unb biefe ber 
^aiferin — i<b foü i(>r jet>t ßettüre »orfcblagen unb beforgen — 
»on meinem <2öunfcbe, bie Memoiren Katharina! einfe^en 
ju bfirfen, alfo fcbon etwa« gefagt 

3n ben europäifcben Kabinetten jte$t el, entre nous, fe£r 
toU au«. 

1. Februar 1853. 

Aber bal 2ßoron$offfcbe ^atail, bal (Sucb interefftert,fcbrcibe 
ic^> in „Katarina II." ungefähr folgenbel: 2 ) 

2lm (Enbe ber großen ©artenftrajje, etma bretyunbert Stritt 
t>or beren SDfainbung in bie $Ueranber»9Umlfö«^erfpettn>e, 
erbebt ftcb bem ©oftinoi-<£>mor gegenüber ein fölofjartigel 
©ebäube, bal in feiner ganjen Einlage unb (Sinricbtung burd)- 
tt>eg ben oorne&men Gtyarafter ber $lrcbitettur bei acbtjebnten 
3abr(>unbertl an ftcb trägt, <£in metter Äofraum unb ein 
bobel GEifengitfer febeiben bal ioauptgebäube t>on ber ©trafce, 
mä^renb bie ju beiben leiten sorfpringenben SlÜgel unb 
9?ebengebäube bie 93erbinbung mit berfelben mieber berffetten. 
9cad) (n'nten ftöjt ba$ ibauptgebäube an einen geräumigen 
©arten, ber fkb ebemall bil ju ben Ufern ber Sontanfa b^jog, 
unb ber erjt in neueren Seiten bureb Sluffüfcrung »ergebener 
Ovcgierunglgebäube an ^luäbe^nung verloren bat. 

©egenmärtig geb&rt biefer <5>alaft ber Ärone, bie bier im 
3a$re 1810 eine <Sraie{mng$anftalt für bal faiferlicbe ^agen- 
forpl errötete. 



*) (Elife ©täfln Herfen, geborene o. 9\au<b, ©attin bei £>oßäger- 
meiner*. g$re 6#tt>efter mar als ©räfin t>. Äo&enau mit bem 'prinjen 
*21lbi-ecf?t oon <preu§en »ermäbtt. 

*) §>aä ftolgenbe mürbe, ebenfo tote baS 6. 96 über bie ftamilfe Ör» 
loff Mitgeteilte in „^riebrieb ber ©rofje unb Äatfcarina bie 3»ette" 
»eränbert aufgenommen. 

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Unter bcr Regierung be« tfaiferl <paul befanb ftch bort 
bie ^onjtei be« SDMtheferorben«, ju beffen ©ro&meifter ftch 
ber 3ar im 3ahre 1798 erflärt hatte. 

<£)er ©rünber unb urfprüngliche 93eft$er beS °pataffeö 
war ber 9*eich«tanjler ©raf SDttchael ^OBoronjoff. tiefer 
liefe ihn unter ber Regierung bet Äaiferin (Elifabeth burch 
ben ©rafen 9vaftveüi aufführen, jenen genialen italienifchen 
tfünftler, bem bie norbifdje Soauptßabt auger ihrem prächtigen 
gBinterpalafte fo manche architeftonifche Monumente ju Der- 
banlen $at. 

93i« &um 3ahre 1763 blieb ber ©raf SBoronjoff im «Sefae 
biefe« <Palafte«. 93erfchiebene ©rünbe bewogen $n aber bamal«, 
pd> be«felben ju entäufeern, unb bereitwillig überliefe er ber 
ftaiferin Katharina bie fööne QSejtyung ju einem greife Don 
217000 9*ubet. 

93on jener 3eit ab blieben bie weiten Zäunte jene« «palafte« 
lange 3ahre unbewohnt, unb ebenbort, n>o unter ber früheren 
Regierung fo glänjenbe Sefte unb rauföenbe Cuftbarfeiten 
begangen waren, 50g jetjt bie Gtitle ber 93eröbung ein. 

©3 war im Spätfommer be« 3ahre« 1770, all man oon 
neuem ein gefchäftige« Ceben unb eine große 9?egfamteit in 
bem ^Palafte wahrnahm, ber nach wie oor bei jebermann unter 
bem tarnen be« ©räflich <2B er onj offnen Äotel« befannt 
war. $lUe ©emächer würben wieber wohnlich hergerichtet, unb 
balb erfuhr man, bafe bie Äaiferin einen erlauchten ©aft er- 
warte, ber bort für einige 3eit mit feinem äofftaate Derweilen 
werbe. 

6eit bem SERonat Slugufif jene« 3ahre« befanb ftch ber 
<=Prina fieinrich von Greußen, ber trüber be« Äönig« 
Biebrich IL, in 6toc*holm bei feiner Schwefter Ulrife Eleo- 
nore, ber Königin Don 6<hweben. Q3on bort beabfichtigte 
ber ^rinj fleh bemnächff an ba« Äoflager nach ^eter«- 
bürg &u begeben, um ber Äaiferin Katharina feinen ^efuch 
abjuftatten. 

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Aber bie ©rünbe unb ben 3n>ecf tiefer 9?eife, n>etc^e ba- 
malä bie Slufmerffamfeit faß aller europäiföen Äöfe unb 
Kabinette auf fi$ jog, ftnb bis l>eute bie oerfcfytebenffen Sin- 
flehten laut geworben. <£$ bttrfte bal;er wo&l an ber 3eit fein, 
jenen Vefuc^ be$ preufjiföen ^tinjen am rufftfe^en Aofe 
einmal nfu)er inS Qluge ju f äffen, um naefouroeifen, burdi 
welche ©rünbe biefe 9*eife öeranlafjt roorben, unb toie fte mit 
ben gleichzeitigen (Ereigniffen fomie mit benfenigen in 93er- 
binbung geftanben $at, meiere bald barauf eine fo bebeutfame 
9*ofle in ber <3ef$t$te Suropa« einnehmen foflten ufro. 

Über ben ^rinjen joeinri$ föreibt grau t>. ©ieoer* tyrem 
©atten, bem ©ouoerneur oon 9*orogorob: „<£r foU gar Wein 
unb mager fein, ganj föroarabraun, mit fefcr großen Slugen; 
feine Verbeugungen nichts weniger als tief — bie Uniform 
($$ft einfach, bunfetblau mit gelben Sluffölägen; biamantener 
Stern, {eine Stiefel, fonbern 6d>ur;e mit Ije^en Qlbfäften unb 
ein fe&r fyofyei fötidjteS Soupet. SDtan fagt, er fei nirfjtä 
n>eniger al$ ein SlboniS, roie n>ol;l mehrere unferer jungen tarnen 
erwarteten. Cr ift fe|>r ernft, fpric^t ni<$t t>iel, aber waä er 
fagt ift gut." Sin anbermal: „©eftern befugte i$ &um 
erftenmal wieber ben (Eourtag. 3$ fa& ben ^rinjen in ber 
Sfatye; f$ön ift er nic$t, fonbern äufierft &äjjli$. Qlber man 
fagt, er $abe ©eift, unb ba$ macf>t ü)n benen gegenüber 
frübfö, bie ba3 klügere ni$t ftört. Anfang« grü&te er bie 
ßeute faum, je$t ift er föon weit $öf(i$er unb ma$t bie Ver- 
beugungen tiefer." 

©er <?>rma foHte fuc$en, awifdt)en SRufjtanb unb ber $ürfei 
ben ^rieben fcerbeijufüfcren, ba fein föntgltc$er Vruber ben 
$luSbru# eine* europäiföen Kriege« befürchtete, £>ann tritt 
aber bie Seilung °polen« in ben 93orbergrunb, unb mit bem 
Safcr 1772 ftlie&t bie 6cf>rift. 

3er; glaube in meinem 33u$, t>on ber Seilung 'polen* ab- 
gefefcen, über «peter* Entfernung, bie gürftin S)afc$toff, ©raf 
Söoronjoff, Örloff ufw. 9*eue* mitzuteilen, 

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et TOeferS&urg, 13. ftebruor 1858. 

©er olfc £bmenffern ift tot. <£r toar rro$ feiner 82 3a$re 
unb feiner ^rantyeit bis jule$t geiftig frifö. 93origen Freitag 
£aben mir i^n na$ QBolfomo 1 ) {n'nauSgebrac&t. Petersburg 
ift um ein intereffanteS, an Abenteuern rei<$e$ Ceben ärmer 
gemorben. Sein fleineS 3immer an ber SPtoifa, baS oon ^e« 
fucfyern nie leer mürbe, mirb oielen festen. 

3cf> n>ei& metyt, ob i$ <£u$ fcyon fetyrieb, bafc i<$ bur$ 
einen 93efannten, ber im 6$lofj ju 3arSfoje 6elo bie Memoiren 
5?at y arinaS eingefe^en unb SluSjüge barauS gemalt fcat, (entere 
turj jur $>urd?ft$t erhielt. Sie finb unbänbig intereffant! 
„J'etais nee et douee d'une tres grande sensibilitg, d'une 
figure au moins fort interessante, qui plaisait des le premier 
abord sans art ni recherche ; mon esprit etait de son naturel 
tellement conciliant, que jamais personne ne s'est trouv£e 
avec moi un quart d'heure sans qu'elle ne füt dans la con- 
versation ä son aise, causant avec moi, comme si l'on m'eut 
connue depuis longtemps . . . J'etais un franc et loyal 
Chevalier, dont Tesprit £tait infiniment plus mäle que femelle; 
mais je n'etais avec cela rien moins qu'hommasse et on 
trouvait en moi, joint ä Tesprit et au caractere d'un homme 
les agr£ments d'une femme tres aimable." Sftad^er fpric^t 
bie 5?aiferin no$ mit fabelhafter Offenheit oon ^oniatowSti, 
Serge Soltifoff unb anberen ffaoori«. 

3)ie Sperren 9ftinifter merben allmä&li$ etmaS uneinig, benn 
bie <23auernfa$e ift eine frarte 9iu&. ©ortföatoff mill freiließ 
nod> immer mie ein 6fubent »ormartS, ftmctyt nur oon „$ort- 
föritt", aber ^anin ift ganj fopffdjeu, ganj reattionär unb fagt, 
bog ©ortfäafoff 9?ufjlanb gar nic^t fennen tönne, ba er bis jutn 
3a(>re 1856 im $lu3lanb gemefen fei. ©iefe Hnfunbe oeranlaffe 
ü)n &u gemagten Schritten. CanSfoi unb fein Abjoint £emf<$in, 
bie Äauptffü^en ber (Emanzipation, ftnb ft$ au$ ni$t einig. 



l ) $rieb$of in 'Petersburg. 
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&eute üor actyt $agen mar Bau* bei Äonftanfin fteb'eifen; 
fe^r t>iele fjübfcbe dornen, unter ibnen bie reijenbfte bie nun 
geriebene 6oj>bie Otterftebt; alle 5öe(t toar erftaunt — unb 
barüber freute fte fu$ ganj auänebmenb. 

3$ f>abe »iel ju tun, benn Qöert&ern jagt auf mer Söoc&en 
Sluerocbfen bei SBtlna. 

6t. ^eterflburg, 13.g^Srj 1858. 

Q11S icb t>or brei $agen auf bie ©efanbtföaft tarn, teilte 
mein dfcef mir mit, bafc er foeben telegrapbiftb* ^aebriebt au$ 
Berlin erhalten £abe, baß fein alter Ö3ater fo tränt fei, bafj 
er fofort von Ijter abreifen merbe. 0er Urlaub »om 'prinjen 
von ^reufjen unb von SD^anteuffel tt>ar mit in ber tele- 
grapl?ifcben ^>epefc^e enthalten. $llle $lnorbnungen jur $lbreife 
mürben getroffen, noeb am felben $age fufjr SBertfjer in Be- 
gleitung feineö 3äger$ fort. 'SBenn er, für ^ien in $lu$ftcf;t 
genommen, fjtertjer ni<$t jurücffelprt, tt>er tommt bann an feine 
etcUe? 95rodbawfen tt>iH ni$t — eigentlich mill oon ben in 
ftrage tommenben niemanb bieder. 

SDfct <2öertbern aU Gf)ef gefjt e* re$t orbentli*. <£r ift 
gut unb liebenäroürbig unb meijj im übrigen au* einem tleinen 
9vcncontre im 3anuar, ba& i$ mir niebt auf ber Sftafe berum« 
tanjen laffe. £)enn ettoa« nerob* unb launifö tann mein 
guter ftreunb fdjon fein! 3$ madje bie Arbeiten, toie unter 
3Bertber, nacb eigenem (Sutbünfen unb fctmfe fte ü)m ju; bat 
er baran tUvaü geänbert, n>a$ nur feiten gefebtebt, fo tommt 
er &u mir. Übrigens gebt er morgen toieber auf 3agb. 

ilnfer biefiger ©eneralfonful Äempe ift ein für uns bienftlicb 
fe£r nü^ lieber S^ann. (fr jiebt mit mir am felben Strang 
unb tut enorm t>iel für bie bienq.cn Greußen; icb ftebe fpejiell 
freunbfcbaftlicb mit ibm. ©eine 6aljfrage beantwortet er babin, 
bafj ba$ ganje {rieftge ©aljgefcbäft auf bem entfetjlicbften 
©cbmuggeupanbel berubt. $ür einen anftänbigen Kaufmann, 
»ie ©ein Petent, ift ba nicf?t« |u mollen. 

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3ft folgenbe ©eföidjte nic$t föftlicfc: Cuba &. &at an ben 
&aifer ein 3mmebiatgefud) (!) gerichtet, um eine feiner mfirbige 
9lnftellung &u erhalten, bie Um in ben Stanb fe$e: d'epouser 
une dame de la cour de Votre Majestel DaS ©efu$, baS 
mit ben Korten fc^Uegt : En me fiant ä Votre clemence et 
urbanite" ufn>., ift oom ^aifer täc^elnb an ©ortfctyafoff gegeben. 
Urbanite! Die dame en question, eine Softer »on Örloff- 
Deniffoff, will oon Cuba gar nichts wiffen. 

Die 6d>littenba(m oon jner na$ ©umbinnen ift \t%t einzig; 
unfer Selojäger ©ufe fcat bie $our wieber in 62 Gtunben 
gemalt. 

Öfterfonnabenb 1858. 

tfinan&minifter 93ro<f fcat enbli$ feinen Slbfc&teb. 6em 
9ia$f olger ift tfniäjemitfcb, ber föon na$ SBrontfdjenSfoS 1 ) $ob 
für biefen Soften in 93orfölag gebraut unb au$ im vorigen 
Sa^re als ber einige 9&mplacant SegoborSfiS genannt mürbe, 
ilnb fo ge&en bie Sinanjejperimente weiter . . . 

(Ebenfalls ift <=ttoroff oom ÄultuS ab nebft feinem Slbjoint, 
bem alten dürften ^BiäfemSrt. 9ta$folger ift ^owalewSti, 
bieb er T\d t or ber Unioer fuät 9ft o$f au unb 33ruber beS DireftorS 
beS affatifdjen Departements im Auswärtigen. Der bisherige 
Sioitgouoemeur 5?urlanbS, ^öalujeff, um beffentwitlen im vorigen 
3at)re Suworoff mit ioa^n Streit unb projektiertes Duell 
fcatte, wirb $lbjoint »on SDSurawjoff. 211S "SKac^foIger nennt 
man ^Sreoem. 1 ) DaS ganje minifterielle ©etriebe ift ins 
Sdjwanten gefommen. DaS Sllte wirb befeitigt — teils aus 
prin5ipietlen, teils auS perfönlic^en ©rünben — o&ne tüchtigen 
<£ rfa*. Unb bie Unruhe pflanzt ftd^ bur$ taufenb Äanäle im 
ganjen 9Retc^ fort. 

<£in 93rief meines GfcefS auS Berlin an feine <Jrau fölofc 
neulich: „©rüfce 6$lfyer unb fage ü)m, baf* ^alan unb i# 

*) ftinanjminiflter na# ConcrinS $ob. 

*) Sroon o. SSreoern, bec feätere 6enator unb 9let$Srat$mitgUeb. 
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barübet gefprochen, bajj er je$f £egation$rat werben müffe." 
Über ^Sien ift noctj gar tüd?t^ beftimmt. SDRöglichenfaHä f ommt 
ber @h*f mieber ohne 33efcheib, muß bann ben ganjen (Sommer 
hier jtyen, ba er feinen lirtaub nun fchon »erbraust ^at, unb 
macht e$ baburch möglich, bafj icf> ernftyaft jum 1. Sult an 
eine 9Seife bcnfen fann. 3$ fe(me mich nach anberer £uft, 
wenn auch nur auf ein paar ^Bochen! 3n ber legten 3eit 
habe ich mütenb an meinem ffriebrich M. gearbeitet unb 
oorgeftern abenb meiner (E^efiti mieber fechjig neue 6eUen 
»orgelefen. 

§)er JSaifer reift (fnbe 3uni nach «2lrchangel$f, ba« ift ficher. 
Später geht er oielleicht narf) bem Süben. 3m Staufafuä ift 
ber fagent)afte Scampi, ber Prophet ber friegerifcben ^erg« 
t>5tfer <5)agbeffan$, nodh immer unbejmungen; ja, feine 907acr>t 
nahm ju, „mie t>on beä ÄammerS ^Buc^t erfchüttert (ich <£ifen 
ftctylt, boch ©la$ aerfplittert". 1 ) 3e$t merben jwei ÄorpS gegen 
u)n mobilijtert. ^arjatinäft ■) mill ©rofje* unternehmen, ber 
einffige Spieltamerab be$ &aifer$, ber bann megen feiner £iebe$« 
affäre mit ber frönen ©rojjfürftin Olga*) — an ber einen 
Mesalliance hatte 9Wolat genug 4 ) — al$ romantifcher &elb in 
ben Äaufafuä oerbannt mürbe. 

<ZBie toiet <23tut mirb in biefem ^arnpf mit bem ©ebirge 
noch fliegen! (Stn Äampf ber angeblichen 3ioilifation gegen 
bie SBtttycit Unb tt>enn bie Hüffen ben JSaufafu« bedungen 
haben? S)ie 6chä$e be* <23oben« heben oerftehen fte nicht. 
93erffehen jte etwa &u tultioieren? 

*) 9lu3 ^uföfin« ©ebicht „cpuftatoa", überfe$t t>on «Sobenftebt. 

■) Slleranber tfürfi «orjatin*«, Gtatt$altex unb Oberbefehlshaber 
ber $lrmee im 5?aufafu$, ftelbmarfcpall. 

*) ©ie ©rofjfürfrin Olga mürbe mit bem tfronprinaen Äarl t>on 
Württemberg »ermä^U. 

4 ) 3)ie ältere Softer be* Äaifer«, Sttaria, mar mit bem Äerjoa 
t>. eeuebtenberg »ermaßt, bem Crnfel oon Sofejtne <33eaubarnai*. $>ie 
in biefer fyt geborene Softer heiratete ben ^rinjen Wilhelm »on 
93aben: CjUern be* ^Prinjen 3Ra$ von 93oben. 

105 



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185* 

©et (Etthrinb oom Cabogafee fcat gemefct — bic 9ten>a ift 
aufgegangen I 3Bir fcaben freute 15 ©rab SBärme. 51m trier 
H^r ge^e i$ &u ffu§ mit einem Kollegen naefr Äatfrarinenfrof, 
n?o ^re&n ein ©inet gibt. 93otgeftern mar toieber groger 
äofbaU im SöinterpalaiS. 5)a* ade« langmeilt mi$ aber ganj 
furchtbar; benn i<$ mag je$t nirgenbS anberS fein als in 
unferem Saufe, um an Sriebricfr unb Äatfrarina arbeiten 
unb ba« fertige bann meiner Ctyeftn »orjulefen, bie nrirflicfr ber 
reijenbfte Güngel ift, mit bem mi<$ in ben legten 3afrren ba* 
6d)icf fal jufammengefü^rt frat. Über 2Bien mirb in ben näcfrften 
Neonaten nid)t$ entfcf)ieben. 

©eftern ift 3ean Solftoi 1 ) auf brei QBocfren na# ^ariS 
gereift. 93i* )um 24. Sftat alten Stil« ftnb »on frier aüe <y>lä$e 
auf ben Stettiner Kämpfern genommen. 

<2öaS <£>u übet bie „Petersburger Spezialität" benfft, ift 
ganj richtig; icfr banfe fefrr für eine folcfre 3ufunft! Äerjlicfre 
©rüge metner lieben Scfrn>ägerin. 3)ie Sftacfrricfrten ifrreS 
93ruberS auS Snbien fraben tmcfr fc^r erfreut. 

Petersburg, 25./13. Qhtguft 1858. 

3Btr fraben frier einen Gommet, mie et feit 1826 niefrt 
bagemefen. flauet £>immel, Sonnenfcfrein, fein Staub, feine 
5M$e, marme ^benbe, ab unb 5U be« SKacfrtS ©emitter — fo 
gefrt e$ feit t>ier Söocfren. (ES ift göttlicfr fefron. 

©er politifefre Äorijont bagegen umjiefrt ftcfr langfam. Q3ie(c 
SBalb- unb Gtabtbränbe. Slftracfran ift niebergebrannt. S)rei- 
viertel t>on £uga liegt in Slfcfre; in ber llmgegenb ftnb 140000 
©eifjätinen (560000 preugtfefre borgen) <2Balb vernietet; 
oorigen Srcitag gingen jmeitaufenb Sftann ©arben borten ab, um 
ju löfefren. Sie hätten eigentlich fct>on oor ad?t $agen marfefrieren 
follen, ba aber baS Sflanöoet etft am ffteitag gefcfrloffen nmtbe, 

») 3»an ©raf Solftot, ftreunb be* Äaifcrö. 
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fo tonnte man ftd? nid)t cf?er t>on 5tr»ettaufenb blitjenben ^picfet- 
I)auben trennen — ba6 märe eine £üäe in ber 6$lad>tUnie 
gemefen, bie man 2lller£ö$ften Ort« ni$t liebt. 

Snjttriföen (feinen bie (Erfolge ber oftaftatiföen ^olitit 
9*ufclanb« au reifen. Slm $lmur ift bur<$ bie ©ef$icfli$fett 
be« ©rafen ^utjatin unb bie ©ntföloffen&elt be« ©rafen 
SRuramjoff ein ©ebiet gewonnen, ba« fo grof? ip ttrie ffranl« 
rei$ unb, mie man fagt, fdjöne« £anb. 3)en amiföen (Eng- 
land ffranfreic^ ufm. mit (Sfn'na abgesoffenen Sraftat &at 
ein Öberft ^artinoff gebraut, ber fünfzig Sage oon geling 
£terfcer Sag unb S^ac^t geritten ober gefahren iff. 

§)ie Äerrfc^aften jtnb ade abgereift, <5>er Äaifer ge$t in bie alt- 
ruf ftfe^en ©ouoernement«, na<$ Smer, SDJoSf au, 9ttfoni 9fon>gorob, 
bann na$ ^ßarfc^au; bie ©rofcfürften 9tifolau3 unb SÖftc&ael 
nac£ bem 5\auf af u$, ü)re ©atttnnen naefj ber 5\ rim. 3)ie arme alte 
JSaiferin barf ft$ ni$t rühren unb bleibt au$ ben ^öinter j»er. 

St. Petersburg, 3. 6ep(embcr 1858. 
Sieben Sc^löjer«! 

35>r feib alfo umgejogen! 3)ie ffrauenftra^e ift oerlaffen, 
unb 3&r bewohnt nun 9?äume, bie mir ganj unbefannt ftnb. 
©ein gemütliche« 3immer mit ber weiten Shrfftyt, bie 6tube 
meiner guten (Schwägerin, ber 6aal mit allen feinen QBei&nac^t*. 
erinnerungen, bie (Efjftube, in ber fo manche« ©la« getarnten, 
fo manche« fibele unb emfte Söort gewecbfelt würbe, enbli$ 
meine Gc^lafftube mit tyren alten 6d>ränfen unb ben 93ücher- 
borten, in ber i# ben lauten SERorgenreben meine« 9$ruber« 
ober ben Vorträgen ber £e£rer oon Olga unb 3Banba lauföfe, 
bie grüne ©arbine, bie bie grofjen Qöafdjattionen »erfüllte, ber 
Heine 6piegel mit fc^malem ©olbra&men am ftenfter nacb bem 
iöof — ba« alle« gehört je$t ber Vergangenheit an. könnte 
i<$ mir bo$ ein 95ilb oon (Eurer neuen SBofcnung machen! 

Äier brennt e« in einem fort. Sieben ben 3Balbbränben 
flog jur 9lbwe$ftung ein ^uloerturm an btr Ö$ta in bie 

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£uff; 37 $ote unb CO 93ernmnbete. 3m $toerföen ©ouoer- 
nement finb Unruhen getoefen; ba$ requirierte SDWitär &at 
md>t reefpf and (Einbauen gefcen roollen. 

9am tyat ber $inanjminifter aud) feine wichtige alljährliche 
9tebe gehalten unb tjat eingeräumt, bafj roetyr en b 1 856 nur 689 Mil- 
lionen 'papiergelb furfterten — 180 Millionen me£r all 1855 — , 
im 3a(>r 1857 no$ 46 Millionen baju gefegt jtnb; ferner, bafc, 
mä^renb oon ber SWaffe oon 1856 bod> 4 5 /io &U*<$ 93aroorräte 
repräfentiert roaren, im 3afcre 1857 nur 3 7 / 8 be$ furjterenben 
Rapier« oertreten toaren. ^Ifo offenbare ^erfölec^terung. SDftt 
bem Äur« toill e$ au# ni#t; eS ge£en feine Söaren, feine 5?orn« 
labungen in« Siuälanb. <£>a« mug alle« bie ^ranntroempadjt 
gutmachen. 3)afür &at aud) ber ^inanjminifter — wegen feine* 
bieäjäfcrtgen guten satforbeS mit 93ernabalt unb JSonforten — 
oon 6etner SDRajefttt 100000 6ilberrubel (Seffent erhalten. 

©ortfebafoff ift fceute auf längere 3eit na$ SCftoSfau gereift 
um oon bort mit bem #aifer na<$ ^arfc^au ju ge^en. €roer$ 
oertritt Söeftmann. Sftifolai 1 ) ift ©efanbter in 33ern gen>orben. 
Vlad) £>re$ben fommt oielleic^t ^ofjebue. 

3mmer fööne* Detter unb $errli$e 9taoabäber. Mitunter 
SRegen oon einer 6tunbe. 

Joeute $at ba« fc&öne Hefter aufgehört — nur bie 9?etoa* 
bäber bauern noc§ fort, geftern bei je&n ©rab. 

5)ie ganje laiferlic^e Familie ift abw efenb, fo ba§ $eute bei 
ber großen ^ro^effton ber Butter ©otte* oon Äafan jum 
^eiligen Slleyanber 9}em$tt*) nur Äonftantht erföeint $lber 

*) 9W. $reu)err o. Stifotai. 

*) <Meranber 9te»*ft, rufftfeber «BotfSpelb, f 1263. <peter ber ©rofc e 
erfcob tyn jum Äeiligen unb baute t&m ju Sfcren auf ber 6teUe M 
Giege* über bie G#n>eben an ber 9ien>a ba$ S&leranber-9len>$fi-£lof*er, 
in bem bie ©ebeine biefeä 9lationatyeiligen nU)en, Oer aujjerbem l>ie 
Bereinigung ber grieö)ifd&en unb römifajen flirre oer^inbert batte. 

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tiefer foU fpäter erft recht auf 9*etfen gehen, unb awar auf 
jehn bi« &tt>ölf SWonate, unb jwar auf unfreiwilligen Urlaub. 
Denn in bem großen 93auernf omitee, wo er fa>on lange wegen 
feine« liberalen ©rängen« unb Treibens ba« enfant terrible 
hiefc, hat er Sfanbal mit Orloff gehabt unb fchlie&lkh — n>ie 
biefer ü)m ju mel oon Slbel unb 9*obleffe gesprochen — aug- 
gerufen: „21$, wir fcaben gar feinen Slbel in 9*ufclanb!" wa« 
natürlich ben übrigen Herren Slawen um fo eigentümlicher »or- 
gefommen ift, al$ biefe föon lange gemeint jtnb, baö ganje 
QBinterpalai« mit feinen (Einwohnern nur al« „beutfehe Kolonie" 
$u betrachten, ©rofjfürft ^onftantin, beffen 3ntereffe an „neuen" 
fragen ber $tefe unb Stetigfeit entbehrt, wirb nun wohl im 
$lu«lanb als liberaler Sftärtorer gefeiert werben — ein tpiU- 
fommene« Opfer für feroile Sa)winbler. 

3)ie 93ranntweinfrage gibt noch »iel ju reben. früher 
brachte bie Spacht be« Branntweinmonopol« ber trotte jährlich 
80—90 SOftMonen Silberrubel ein; je$t aber 39 Millionen 
mehr, alf o in ben nächften brei Sahren ein ^lu« oon 1 1 7 Millionen, 
unb ba« in einem Slugenblicf, wo hi« alle« »on 93olf«beglücfung 
fpricht! £)ie Pächter »erben fchon wiffen, nrie fte au ihrem 
©elbe fommen; ber gemeine SDZann aber mufc noch fehleren 
Sufel trinfen al« bi«her. $to| ©efchenf« an Äniäjemitfch 
foU übrigen« ber Äaifer bei (Empfang ber Nachricht biefe« 
^Pachtabfchluffe« an ben 9*anb be« Schreiben« getrieben haben: 
„Leiber mufc ich mia) freuen!" 

Petersburg, 18./6. September 1858. 
^Begen QLtyna unb $lmur erhielt ©ortfehafoff ben „$lnbrea« M , 
mürbe Sfturawjoff: ,%nur«fiV) S)er alte ^ejfelrobe h«tt>on 
ber ganzen Slmurgefchichte nie tnel wiffen wollen. $ür ©or- 
tfchafoff ift e« aber etwa« ^if ante«, unb 3TCuratt>joff — le comte 

*) Stacp römiföer ©itte (Slfrifanu*, ©ermanifu«) oerltep »or ollem 
Äatparina II. jur Erinnerung an fiegretc&e Qöaffentaten Ci&rennamen 
u>ie $fd)e*men3K (Örloff), 9ttmnit$fi (6u»oroff) uf». 

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de Tamour — fott gerabe&u Slmur-toU feto« „Europa beneiber, 
$lmerifa beglücfmünfcht und! 9vufjlanb fyat bem jabrbunMt 
einen neuen Weltteil gefcbenft! §>ort oben foU eine reiche 
^orntammer entfielen, ber ^olonifation (inb neue 3öege er- 
fchloffen" — fo Reifet e« oon allen 6eiten. ©egenüber biefen 
6chtlberungen eine« jutünftigen ^arabtefe« im Offen {>öre ich 
atlerbing« au« bem SDiunbe eine« Hüffen, ber längere 3eit in 
jenen ©egenben al« nriffenfchaftltcher Slgent oerfchiebener geo- 
graphiföer unb etfcnologiföer ©efellfchaften mar, ba« ©egenteil. 
Sebenfall« mirb eine 9Rtefenau«n>anberung borten erfolgen unb 
ba« 3ntereffe oon ber 93auernfrage abgelenft. 

* 

Sranjöfifcher Öffiaier: <2Birb bie rufftfehe Slrmee 
niebt bei ben Sd^arffc^ü^en bie 3)efoignef$en Verbefferungen 1 ) 
einführen? 

Äommanbeur ber 6c$arf fehlen: <£>te 93erbefferungen 
folgen je$t fo raf<$ aufeinanber, bajj mir Muffen immer eine 
überfpringen unb lieber bie nächfte abroarten. 

60 ift e« neulich mit ber hier projektierten ®a«beleud)tung im 
SDttmffertonfetl ergangen. S)er Antrag ift geffedt; bie SEftc^r&eit 
hat aber gefagt : man mäffe nod) märten, benn in jebn 3abren 
mürben oielleicht meteorartige Ballon« al« ©trafjenerleuchtung 
gebraucht unb bann fei bie ganje ©a«einrichfung umfonft! §)a« 
hat ber ^olijeimeiffer 6ct)utt>aloff meinem <Eh<f felbft erjä^lt. 

3)ie Slbel«forporationen oon ©robno, ^ilna, Äonmo haben 
— leine«n>eg« au« felbftlofen ©rfinben, fonbern unter bem 
£>rucf einer »on 3ar 9ttfolau« in £itauen, ^obolien unb Söol- 
hünien eingeführten ^olijeibeauffic^tigung ber gegenfeitigen 
Verpflichtungen jmifc^en ©utdbeft^ern unb dauern — aber* 
mal« eine Slbreffe eingereiht, morin jte erflären, ihren dauern 
noch sröjjere Freiheiten einräumen ju motten, al« bie faifer- 

l ) 3)aä gezogene 5>eU>ignegett>ebr nmrbe 1858 bei ben franaöflfchen 
GbaffeurS eingeführt, aber balb burd) S&ouoentnS Sernbüd)fe übertroffen. 

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liefen 9*effru?te »erlangen. 3&rc Slbreffe ift faffiert unb bem 
^aifer nic^t »orgelegt, weit ba$ fcteftge ioauptbauerntomitee 
jeben §ag reafttonärer ttrirb. 9hm ma$t ber b ortige *2Ibel 
aber bod>, n>a$ er roill unb gibt feinen 93auern Eigentum, 
(fbenfo get)t e$ im $ierofcr)en £er. 3)ort £aben SEBoronjoffS 
unb ^raniefte immenfe 93e|u)ungen : ade« £anb mirb alt Eigen- 
tum ben dauern übergeben. 60 im Söeffen. *2lber im ©üben, 
Horben, Öften unb 3nnern ganj anber*. 3n Sttftmi 9*on>- 
gorob ift ber Slbet fo renitent unb fo reattionär, bafc ber Äaifer 
eigentlich gar nic^t ben 93att f;at annehmen rooUen, ber tym 
bort oom $lbet offeriert ift. (fbenfo in SBlabimir. 1 ) 

9ftit näc^ftem „^ibler" t ommt fcierr)er prücf ioerr ^elct)ner,93or* 
ftonb unferer@efanbtfcr)aft$fanjlei, ein fe^r netter Genfer;, Söenn 
er irgenbnnean^eine&ilfemenben follte, fo forge bitte für u)n. 

«Petersburg, 24./12. 6eptember 1858. 

Seitbem ber 93aron fein glänjenbeS Kontor in ber ©aleeren- 
ftrafce fyat, ift ade ^n£änglid)feit bei upm für fein £>au$ am $tai 
gefcr>tounben. <£$ ift u)m ptötUicb fo eng unb unbequem, bajj et* 
ftetjer ein neue« Calais bauen läfjt. $11$ er neulict) auf *cer 
SPerfpeftioe ge£t unb oor einem 93ilberlaben alle möglichen Por- 
trät« betrachtet, tritt ein 3$tt>ofd)tfd?icf an ifm mit ben Korten: 
„$llle fold)e Silber roerben auSger)ängt, nur ba8 3(>re nict)t; 
gerabe 6ie müßten barunter fein.'' borgen &abe ict) in 5?am« 
menti^Oftroff ein grofje* ameritamfdj-englifcr;e$ SMplomatenbiner. 

<&at Keffer ift j>lö$li$ fo töftlid> geworben, bafc man faft 
roieber anfangen möchte &u baben. 

ilnfer ©efanbter in 3ftün$en, ©eefenborff, 2 ) ift geftor6en; 
3Bilbenbru$ 3 ) in SSonftantinopel &at feinen Slbföteb eingereiht 

l ) (E&emaHge* ©rofjfürftentum jroifc^en ^oäfau unb 9Nföni 9*ott>gorob. 
*) Sfceobor ©raf t>. Secfenborff. 

•) CubTOtg t>. <Zöilbenbru$, Gofcn be« ^rinjen Cubiwig fterbinanb 
fcon Greußen unb ber Henriette gromtn, juerft preufMfc&er Äonful in 
Beirut, bann ©efanbter in Slt&en unb onftantinopel, QJater M 3>i($terS 
(Ernft 9. <2ÖUbenbrua). 

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unb erhalten, fo bafc man mit immer größerer Spannung 
unferem 9?eoirement entgegengeht, ba$ nun mirflic^ in ben 
näcfyff en Söodjen eintreten foü. 

3unä$ft fd>emt eS ganj fidler ju fein, bafj ber 'prinj t>on 
^reufjen auf einige Sage na<$ ^öarfctyau ge^t, um mit bem 
3aren jufammenjutreffen. 

3n SaroSlaff ift ber Slnbrang ber dauern, um ben Äaifer 
ju fe^en, ber fte frei machen mill, fo grofc gemefen, bafc e* 
unmöglich mar, eine bort beabftebtigte 9*eoue abgalten. 3)te 
dauern brängten fi$ jmiföen bie 9*et(>en ber Solbaten. S)a3 
unb fu)nli$e ffatta merben ^icr mit (fntjücfen erjä&lt — man 
»ergibt babet, ba{j e$ auger bem ftaifer, ober oielme&r amifeben 
u)m unb ben dauern einen Slbel gibt, ber jum großen Seil 
nichts oon (Emanzipation miffen mill. 

Sluf Sf#efftme ift alle <2öelt mütenb, befonberS ber 93aron 
unb ba$ Gifenbal>ntemitec. Eeftfere* rann ftcb nicht mit ihm 
einigen megen be$ SrajeftS über ben fernen, fo ba§ bie 
&onmo— <£tobtlu$ner SSa^n feineSfaHS, tro$ be$ un* oon Sfcbeff- 
line gegebenen 93erfpre$en$, 5um Äerbft 1859 unb auc£ rno^l 
no# ni#t jum ffrüfjjafcr 1860 fertig wirb, borgen ift mieber 
<¥>robefa$rt nad> ^floff ; bie 93a$n tjt fertig, aber Sföefftme 
übergibt fte ni$t bem publif um. Tain jagen aueb fcfyon öiele, 
bafj bie ffranjofen &ier alle* leicht unb unfolibe bauen, beftige 
Qirtifel erfreuten in ben blättern gegen bie (£ifenba$ngefell- 
föaft, fo ba& fle oon u)rem Sttmbu* »erliert. S)ie Obligationen 
jtnb rafenb gezeichnet: ftatt ber gemünzten 15 SWilUonen 
150 Millionen in a$t Sagen. 

«Petersburg, 22./10. Ottober 1858. 
Ciebe Schwägerin, 

id) bin heute fo lebhaft an 3)ich erinnert morben, ba§ i$ S)ir 
notmenbigermeife febreiben mufc, toenn auch fehr eilig. 

3uerft las ich heute morgen in ber „$lug£burger 3eitung" 
»on ber glänjenben Aufnahme, bie ©uffao* patriotifcher ©raf 

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Schwerin in ©reiben gefunben, unb oergegenmärtige mir bic 
<5reübe, bie feine Schwerer bei biefer yiafyvity eiro> 
funben fyabtn muft. 9tun tommt bad 6tücf iooM auch 
balb in Berlin jur Siufführung, unb fo barf ich (Such 
bann »ermutig jur bortigen QSprftellung mit meinen ©e- 
banfen begleiten. 1 ) 

S)ann fyabt ich burch eine fefcr natürliche 3beenaffojiation 
deiner gebaut, all fleh ^eute ©raf ©rote*) bei mir melben 
liefe um mir einen 95ricf oon ©raf fünfter ju bringen. QBenn 
fooiel Äannooeranertum auftritt, bann fann ich nicht anber* 
als an meine gute Schwagerin benfen, jumal menn ein ©rote, 
ebenberfelbe ©rote lommt, über ben mir feinerjeit in Berlin 
fo oft gebrochen ^aben. 

«Dritten* gebaute ich ©einer — ber 3ufaU iß ^eute 
fe(?r (iebenäroürbtger Saune gemefen — als ich in unferen 
S<hu$fchemaffen blätternb auf 9ir. 413 fto^e unb barin 
baS Rapier meiner Schroägerin finbe, ba« ich föon ein- 
mal flüchtig in Äänben gehabt $atte. 3$ fenbe t$ $>ir 
anbei jurücf, ba unfer gefanbtfchaftlicher S$u$ bo<h föon 
mif bem SKonat 3uni 1852 abgelaufen ift, »o meine Schwel* 
gerin fclbß al« guter fchüfrenber ©eift in ba« ©ctyfyerföe 
&au$ einbog. 

Schließlich, meine gute Schwägerin, l?abe ich fortwäfcrenb 
an ©ic^ gebaut, totyxtnb ich biefen «Brief förieb, unb nach 

*) „ftelnricb »on Gebmerin*, Scbaufptel au* banifeb-beutfeber ©e- 
fc&icbte oon ®uftat> t>. SJceoern, ging bama« mit großem (Erfolg über bie 
QJübnen. 3u Jener 3eit jünbeten bic Scblufjmorte: 

SBtrb Je mit feinen hänfen 
S)et S)äne »icber beutfd>e* Canb umjiebn, 
3)ann finbet mobl ein Gänger neuer lieber 
3n alten 3TCaren meinen Flamen toteber 
ilnb (ebrt fein <£olt »on »einrieb »on 6£b»erin! 

*) Slbotf ©raf ©rote, fpäterer bannooerfeber ©efanbter in gjcabrib, 
»ermaßt mit ^Raria 3enif(h- 

». 6rtlöjer ( «eterf »wgcr Briefe S 113 



Di 



allen tiefen ©ebanfen barf ia) nun tuofcl hoffen, bafi aud> ia) 
einmal »leber »on 3Mr einige 3eilen erhalte, bie mir feit un- 
gefähr fea>« langen SWonaten fe&r gefehlt &aben. 

borgen ge$t eine neue Senbung SDRanuftripte naa) Berlin 
unb in wenigen 3Bo$en beginnt ber <£rud. 

<33on ber Söelt fe$e ia) \t%i fe&r »entg. 9?eulic^ am 
15. Oftober, &5nigt ©eburtötag, waren mein Gtyef — ber 
ben borgen ben „^Beigen $lbler" x ) erhalten {>atte — unb ia) 
bei ber Äaiferinmutter in 3ar*foie 6eIo. <£* mar ein fe&r 
amüfante« ((eine« SMner: bie alte Äaiferin, ber äaifer in 
»reujjifa)er Ulanenuniform, 1 ) ©räfin Herfen, ^iefen^aufen, 3 ) 
ber alte Slblerberg, 9}effelrobe unb 6a)utoaloff, alle mit 
preufcifa)en großen 93änbern. Äritifa) mar ber Moment, alt 
bei meinem (Eintreten in ben Saal bie &aiferin mit vieler 
OTübe anfing, ü)ren &anbfa)uf) au^ujieben. 3a) wollte bitten, 
u)n ft^en ju (äffen; aber er mufte herunter, bamit ia) ü)r bie 
Äanb (äffen tonnte! S)ann ging e* gleia) über 3erbfr unb 
Äatfcarina &er, wa* naa) ber $afel nrieber fortgefe^t würbe. 
3a) mugte »on bem 3uge ber äaiferin naa) «peter&of er- 
jä^len: fte felbft auf einem »eisgrauen, getigerten Äengft, 
in ber Uniform be« Regiment« 'preobrafc^entfi, auf ber 
Q3ruf( ben 3lnbrea6orben, ba$ fa)5ne lange &aar an einer 
einfachen Schleife jufammengebunben, auf bem breiedigen 
&ut ein (£ta)enjweig. Unb bann oon ber Q3eret>rung biefer 
feltenen ?rau gegenüber ber &elbengrö§e ffriebrta)*. $lua) 
ber 5$aifer, ein wirflia) fabelhaft guter SDtenfa), rebete 
mia) fofort auf &atyarina an. 9ieffelrobe ertunbigte ftd> 
fe£r angelegentlia) naa) meinem guten trüber. 60 floffen 
bie Stunben ba&in. 



1 ) tiefer urfprfinglid) polnifd)e Orfcen würbe 1852 in RuflanO ouf. 
genommen. 

2 ) $>er Äatfer n>ar tycf be* 3. Manenreahnent* (ftttrftenmaWe). 
») (gbuorb ©raf t>. $iefem)aufen, Slüaelabjutant. 

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<peterburg, 23./11. 9}ot>ember 1858. 

31m 13. Ocooember Königin ©cburt« tag; wieber 3)iner in 
3ar3foje. Gefcr gemütlich ! Äaifer fprac^ lieber tiel t>om 
„illustre voyageur". 1 ) 

3n biefen Magert habe ich entließ bie r>c Uff änbigen SDfcmoiren 
Katharinas erhalten, ^abel^aft intereffantf 3$ muß jie leiber 
fchon morgen wieber abliefern. 3uglei$ tytxt ich, bafj Serben 
bie Memoiren » er öff entließ cn m IH, beutfc^ unb ruf jt fö. 2 ) 9Bie 
(am er in ben 93ejt$?! ioier n>irb mit ©elb alles möglich- 
Übrigen« ift eine untritif^e Ausgabe fötm be^lb töricht, 
n>eU triele* t>on ber SSaiferin abfichtlich gefällt würbe, um fit 
ü)rem 6©hn gegenüber in möglichfr gflnjrigem ßichte erfreuten 
ju laffen. S)ie Memoiren ftnb bafcer als ©efchichttquette mit 
93erftcht aufaunefcmen. 3ct) werbe mich nunmehr ni$t genieren 
unb ba* veröffentlichen, mag für meinen 3wecf mistig ift. 3 ) 

SWorgen erwarten wir unferen ffelbjäger mit meinen erften 
tforrefturen. 

< Pet..«»»9.£fg£& 185B . 

Steine guten 6chl<foer«, 

ic^ Jam i e ^ ( Da ) u ' S u fc^retben. Sluch (ann 

ich nichts 9?eue£ melben. QOir (eben hier in gewohnter 3Beife 

l ) Slnfpielung auf ben <23efuch be« SJaterS in Petersburg 1835/36, 
bei: t>on Äaifer 9Wtolauä ganj befonberd ausgezeichnet tourbe. 93ei 
einem Äoftümfeft im QBinterpalaiS (S3obnentönigfeft) erfdjienen er unb 
ber preu§ifä)e SDWitärbeöou*mäcbtigte als illustres voyageurs, unb aU 
foldjer hielt Gchlöjer an ben ^ohnenfönig eine tt>t$tge Slnfpradje, bie in 
SBirtticbfeit an tfaifer SWolauS gerichtet war. 

*) ©er rufftfä)e foaialiftifa)e ^ublijifl Slleranber &erjen, Äerau*. 
geber ber 3eitfa)rift Kolokol („<3)ie ©locfe"), beberrfdjte unter 211er/ 
onber II. bie öffentliche Meinung, bid er uon ben 9<abifalen 33atunin 
unb ftrapotfin beifeite gefa)oben ttmrbe. 1859 erfd)ienen in £onbon: 
„M£moires de l'impöratrice Catherine II. ecrites par elle-meme etc." 
<3)eutfch Äannoöer 1889. 

*) 6<hlöaer ueröffentlichte foäter in G^bcW w Äiftorifö)er Seitfc^rift" 
anonym einen Cfffatt über bie Memoiren. <5. 9lnl. 

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fort, berieten maffenmeife, unb merten nichts »on allebem, toa« 
f!$ in «preufjen ereignet (ES fle£t bort freiließ bunt au«; bo$ 
oilbe i# mir ein, bog alle« gut gefcen n>irb. 3)ie ^en>egung, 
bie Jeftf bort fcerrföt, wäre &um großen Seil au$ unter 
SÖfomteuffel jum 93orf<$ein gefommen. ilnb fterft etma* 93e- 
»egli$e* irgenbwo, fo ift e$ beffer, baf? e$ (jeroortommt, alt 
baj) e$ immer nieberge&alten »irb. Geleimt* foll ft$ famoS 
machen, ade Diplomaten finb entjficft öon i^m. 1 ) 

iDier arbeitet man an ber 93auernfrage; e* laufen bie ©ur- 
alten ber &erf#iebenen SlbelSfomitee« ein, bie jum Seil gar 
ni$t gelefen, 5um ^eil an bie Komitee* jurücf getieft »erben, 
unb &tt>ar mit ^roteft, fo 3. 95. an baä SDRoätauer, n>el$e$ 
fe^r oppofitionett ift. 3)er ^ü^rer ber bortigen Oppofttion 
ift ber alte 6en>aftopoler ffürft SUtenföifoff,*) ber föon unter 
9Wolat jeber <23erftänbigung im <2Bege ftanb. 

«Peter SDtouenborffa So&n ge&t in ben näc^ften Sagen alt 
2ltta#e na# Berlin. 

<$> e 1 e r 8 b u r 9 , 1 4./2. Stejember 1858. 
3d) fcabe fefcr viel um bie 0$ren, ba ^Bertyern noc£ immer 
in Litauen ift, um Qluero$fen ju fliegen, beren Erlegung 
tym vom tfaifer felbft geftattet toufbe. Ö£ne 2lUer$ö$fte 
(Erlaubnis barf nämlirf? (ein Qluero$fe getötet werben, weil 
bie 3afcl biefer f eiterten Stere immer Heiner wirb. £)a§ 
SBertyern ni$t fcier ift, bringt freiließ anbererfeits fe&r mel 
Sntereffante« unb Qlngene$me£ für mi$, fo ba§ i$ — bis 
auf bie Dielen 9toten — ü)n gar nic^t »ermiffe, im ©egenteil 

x ) treibe it t>. 6#leinifi umrbe im Sttinififertutn ber neuen ^ira, 
SSarl Qlnton ftttrft t>on 5oo$enaoaern-6igmaringen, ^inifter ber aus- 
wärtigen Angelegenheiten. 

*) Aleranber ^örft SWenfcfrifoff, ber (Snfel jene* ^äeferjungen, ber 
ftürft unb ftelbmarföaU würbe, &atte burd) fein föroffe* Auftreten in 
Äonflantinopel ben Äritnfrieg eingeleitet, bann aber al* Äö^fttomman- 
bierenber berfagt. 

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ttfinfdje, bat? er gar ni$t äurücffommt. Aber ba$ revirement 
diplomatique fott je$t nrieber in Berlin alle* fötoeiaen, unb 
tiefe 6a$e mirb nun mo&l erft jum ffrityjafcr geregelt. SWein 
€$ef bleibt bann junöctyfi ^ier. 

S)ie arme alte Äaiferin ijt feit a#t §agen fe$r bebentlicty 
franf, fo baf fte möglichenfalls fterben fann. 

Sonnabenb freiffen 9*effelrobe, 6tiegli$, <£»er«, ^a&len, 
Herfen, 1 ) ioitromo bei un« Sauerto&l, ber ben alten Äantfer 
entjüdte. <£n>er« ijt mit SKabame £abien*fi fe^r a,lficflu$. 
«peter SKeöenborff bebauerte aUerbina* neulich im Äinblidf auf 
fle, ba| ni$t bie inbiföe Sitte be« Verbrennen« ber Söitmen 
fcerrföe, morauf einer ber Slmoefenben aufrief : „Quel röti!" 
S)ie Slrme ijt nämltc^ furchtbar birf. 

x ) «Paul ©raf Herfen, ioofjägermcifter. 



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1859 



2lut ben 3ettungen merbet 3&r nnffen, bafc mein G$ef nun 
bod) nad> SBien muß. St &atte tiefen ©ebanten f$on gänjli^ 
aufgegeben, aucb in Berlin backte man ntc^t mefcr baran. 
^ourtaleS 1 ) mar befnmmt für 3Bien beftgtiiert. 0a ftirbt 
Äatfelbt; 1 ) nun nnu* ^ourtate« na$ <pari$, unb für <28ien 
ift lein anberer ju finben a(* mein <E$ef. <£r ge$t in frätepen« 
oierjefcn Sagen mit ffrau unb 5*mb meg; ber föone Äau*- 
jtonb toirb bann aufgelöst. 93ermutli$ toirb 93i*mar(f batb 
eintreffen, ba e* je$t fceifc fcerge&t. ©lei$ na$ beffen Slnfunft 
jie&t SBertfrern na$ Slt&en alt Sflinifferreftbent. 

§)tefe ganje Äompufation ift für mi$ fe^r eigen. 93or 
fe$S 3Bod)en fjatte mein <£j>ef, fetfenfeft oon feinem hierbleiben 
überzeugt, bei 6d)leint| perf3nfi$ auf meine Ernennung jutu 
£egation*rat unb erften Gef retär, na$ 3Bertyem6 in %i$fi$t 
ftefcenbem Abgänge, angetragen. 9hm tottnföt er mic$ mit 
na$ QÖten ju nehmen. 3n tiefem Ginne fann er aber je$t 
ni#t nurfen, »eil er mi$ immer, jule$t oor fe$# ^öoc^en, 
als für frier fo fefrr geeignet empfohlen tyat. (Eine Qlnttport 
auf jenen 93rief an 6$(eini$ ift oon festerem nocfr nkfrt er- 
folgt. 3$ ttmf? alfo gar nic^t, toa* au« mir toirb. (Ein 
längerer 2iufentya(t frier märe mir greulich, aucfr felbft toenn 
^temarä ein angenehmer (Efref ift, unb icfr £egation«fefretär 
würbe. Scfr frabe je*t genug oon ber Stetoa! 

*) Ulbert ©raf ö.^ourtafel, ocrmä&lt mit Slnna t>. «Setymann-ÄoUtoeg. 
s ) gJloyimUian ©raf t>. Äa%felM, »ermäplt mit faulte« be GafteUane. 

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Ärieg ober trieben?! £at>our freUt Stalten auf ben Kopf. 
£oui$, ber (fgportyänbter liberaler 3been, förcetgt rto<±>; Öfter - 
retc^ ift auf alle* gefaxt; 9?uj?lanb mobiliftert t>ler 91rmeef orp« 
im heften, ich glaube aber triebt, um aggreffto ju »erfahren, 
fonbern um geetgnetenfaH* bie Öfterreicher fo ju ennuyieren, 
roie e$ üon biefen im Orientalen 5?rieg ennuyiert mürbe. 
93tel fann 9*ufclanb nic^t tun: Ccibetgcnfchaft« frage! f$(e$te 
^inanjen! äonffantin foll in Statten ärteg prebigen. Söenn 
man frdrt, ma* daoour ben fremben ©efanbten in $urin fagt, 
fo muß man ihn für toU galten, ober — ? 

9hm lebt mohl, meine guten lieben e^löjer«! Obige« 
alle* unter un*. liefen Slugenblicf liegt ©rote bei mir auf 
bem Gofa unb raucht feine gemütliche 3igarre. 

6cf>leim$ föreibt oorgeftern an 3Bertyern: „©rügen 6ie 
octylöjer recht fcfjr ; ich ^abe ^ier t>erfchiebene 3Rale oiel feiner 
gebaut 3$ glaube, bafj ti mit feinem biplomatiföen $rüh - 
ling balb ein <£nbe (at; an politifchen Arbeitern ift t>ier ootl- 
ftänbiger Langel 3ch fchreibe an Schleper nächften* felbft." 
Der 93rief tarn burch bie ^oft, baher etwa* unbeftimmte %t$- 
brüefe. „«Srühlfoö" bebeutet wohl „9lnfang*ftufe ber Diplomatie", 
bat ^tege alfo, ich mürbe avancieren. Doch ich rechne nicht 
barauf, bafj er für mich ©ro&e* au«t)ecft; 6$(eini$ h<* an 
hunbert 6upplttanten 5U benfen, unb für <BMen ift faft gem$ 
Äarrv Slrntm ernannt. 

Übermorgen reifen $>opt unb Daring *), bie roegen ber %t* 
leü)e hergetommen finb, unoerrichteter 6a$e »ieber ab. 6ie 
haben infolge ber je$igen politischen 93erhctltniffe nur unter 
fe^r hohen 33ebingungen bie Anleihe übernehmen motten. 
Dagegen trifft Sftagnu* 2 ) hier Montag ein, um jufammen mit 
^homfon unb 93onar 93orfchläge au machen. 

l ) 93anfyÄufer in Slmfterbam unb Bonbon. 

s > <Bttor, 6ofcn bei «Berliner «öantter* Martin t>. «W«anu*. 

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«Petersburg, 22. 3R*rj 1859. 

Cieber Gtyfytx, 

heute tff ber ©eburtSfag M ^rinjregenten; ba würben £oön, 
SBerthern unb ich plö$li<h jum Dejeuner &ur alten Äaiferin 
befohlen. 6ie frrach fo mütterlich unb teilne&menb mit mir 
»on unferem guten ^atcr. 1 ) Überhaupt pnb bie 2ftenfchen hier 
»ährenb ber mer ^Bochen, ba& SBertfcer« fort ftnb, ungemein 
freunblich getoefen; ich mar faft immer en petit comite ein- 
gelaben. äeute mittag bin ich mit £cen unb ^en^etn bei 
ber ©räfin Serfen. 3m übrigen Arbeit in Joülle unb $üHe. 2 ) 

SMämarcf hat gcficrn abenb Berlin oerlaffen. Über meine 
3utunft tocifj icr> noch gar nichts, darauf, bafj ich (ier faft 
jroei 3ahre als erfter 6e!retär fungiert habe, barf ich (ein An- 
recht grünben, um nach SBerfhcrn* Abgang auch wirtlich ber 
(£rffe ju werben. 3ct) bin in ber ^eigentlichen biplomatifchen 
-•■ • Karriere erft jweieinoiertel 3al;r, anbete fmb fd>on jetyn 3a'gre 
barin unb tonnen nicht unberüdftd)tigt bleiben. Qlngenehm 
wäre e* freilich nicht, wenn mir ein anberer oor bie Sftafe gefegt 
mürbe; aber munbern bütfte ich wich «uh*- 

Abwarten I 

Petersburg, 24./12.3Hftr| 1859. 
©eftern ftnb bie »orläufigen 93ebingungen &ur breiprojentigen 
Anleihe »on jw&lf Millionen «pfunb Gterling, etwa &weiunb- 
fiebjig Millionen Silber rubel, mit SHagnu« (*23iftor Sttagnu* 
ber SMcf e ift feit oierjehn Sagen hier), ^^omfon, 93onar & <£o. 
feffgeftellt. SHornn unb Couis Napoleon ftecfen ^inttr biefer 
Anleihe. 3ftit Daring <?at man fich nicht einigen tönnen. 
Gtieglü) bleibt bei biefer Anleihe au« bem Gpiet 

*) ©chlöjer« SJater mar am 13. Februar im Hilter »en 78 3«&wn 
geftorben. 

*) QUatard fc^reibt nad> feiner Slnfunft: „93iel *u tun mit 40000 
<£reu§en, bereit "Polizei, Slböofat, 9Hd)ter, $lu«&ebung*be$örbe unb 
Canbrat man ift, täglich 20-50 Untergriffen ©fcne TÖäffe.* 

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4 mm mm m a » • * ..«••». - • 

...... •- •....* »...... 

3ur (£ntfd?eibung ber italicnifc^en Trage föeint ein #on- 
greg juftanbefommen tuollcn. (Er foU bte $ronif$e 
5?ranf(?eit Europas Reiten. £)o$ ma$e idj hinter beibe 
6ä$e ein biete« Sragejei^en. S)ie Anregung $um tfongrefc 
ift »on fcfer ausgegangen, ©ortföafoff lam ber franjö- 
jtföen Sbeologie entgegen. 9Su|lanb unb (Englanb ftnb feit 
geffern in ben «Bebingungen einig, &u benen mir un* au$ 
Ratten »erben. Sranrreic^ mirb ni$t ärgern, ba e« mit 
9*ufclanb Äanb in Äanb ge&t. Öfterret$ aber ma$t 6$nrie- 
rigteiten. 1 ) 

© a$ tyeftge III. Slrmeef orp«, roelcf?e« an bie öff erreiche ' 
©ren&e rüden feilte, bat uorgeff ent Orber erhalten, in feinen alten 
6tanbquartieren im Snnern ju bleiben. $llfo au$ Qeutung 
auf ^rieben — menigften« »orber^anb. §)er Ärieg liegt n>ie 
ein (Semitter am Aorijont. 

SDRein neuer Gfcef bringt einen jungen Aufarenleutnant al« 
<Xtta$€ mit, »a« mir fe&r re$t ift. 2lufjerbem ift ü)m, freiließ 
nur oberflächlich, ein ©raf 6olm« unb ein ^rinj (froö al« 
erfter 6efretär »orgefölagen. ^Bert&er $at ü)m bringenb an- 
empfohlen, mief) sunt (frften ju machen, unb mid) aujjerbem 
offiziell jum ßegation«rat in «Sorfölag gebracht. «Satan *) unb 
$j>eremin 3 ) $aben aber barauf gefagr, i$ mttjjte erft all erfter 
Gefcetär ju einer «einen ©efanbtfdjaft. ffür eine SlnfteUung 
im SDttnifterium pnb leine SJonb«. ^cinetmegenl 3$ bränge 
mi$ ni$t »or. 



x ) ©et Äongrefj tarn infolge ber öfterretcbjfcben 93orfd)läge 
(©runblage ber 93 erb anbiungen bie Verträge oon 1815 ufu>.) niebt 
juftanbe. öfterreid) ft eilte 19. Slpril Ültimatutn an bie ©arbinifebe 
Regierung: innerhalb breier Sage ba« Äeer auf Sriebenäfufj, <y u f. 
löfung ber Sreiforp«. Caoour öerweigerte bie Qlnnabme be« Ulti- 
matum«. $elbmarfd)atl ©putai übertritt ben Sefftn. 4. 3uni 6$la#t 
bei SWagenta. 

fl ) ©eb. £egation«rat ö. 93a(an. 

•) ©eb. Cegationärat ö. $beremüi. 

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6t.<Peter«burg, 18. 6. 9lprit 1859. 
3?iein guter 6<$löjer! 

SDttt meinem SBerf , l ) ba« im SKanuff r \pt fertig in <3 erlitt 
oorltegt, geht e3 langfam, mag mich unter anderen Umffänben 
langmeilen unb ärgern mürbe. 3Rein jetziges Ceben ift aber 
berart, baf ich an folche Bagatellen nicht benfen tarnt. 3Rein 
neuer <£h«f *) ift nämlich ein SKann, ber leine 9*ficf flehten fennt, 
»oller TOfjtrauen gegen alle« oon SQÖerther 6tammenbe, ein 
©emaltmenfch, ber nach tytattxcoup* fcaföt, ber imponieren 
mW, ber alle* fennt, ohne e« gefehen ju ^aben, alle* n>eifc, 
obgleich er fehr oiele« nicht rneifc. (Er ift nur an blutjunge 
Slttach^« in ffranffurt gemb^nt, bie bei feinem (Erföeinen 
frramm ftanben unb gitterten. 

(Sans Petersburg erflärt unfer &au« für ein« ber gemüt- 
lichen — ber neue ioerr fmbet e« für fleh nicht paffenb, fua}t 
überall Wohnung, tann (eine finben, nimmt aber boch nicht 
unfer SauS, fonbern mohnt im bumpfen Äotel €)emutt). dort- 
hin muffen alle Arbeiten jum Q3efprechen unb Seinen gebraut 
werben; babei jagt ein Telegramm ba« anbere, alle« mufj 
chiffriert merben. 3Berthern ift auf bem <puntt abjureifen, gilt 
(ebenfalls at« {ner nic^t mehr in ^unftion, fomit (abe ich bie 
ganje £aft, bie ich ohne weitere« tragen mürbe, benn ich mag 
gern arbeiten unb au courant oon allem fein. Slber ich »er- 
lange auc^ 9*ücftfc$ten. 

S>ie erften Sage ging alle« fet)r gut. <£r fam beinahe 
täglich ftu mir, raupte unb arbeitete bei mir; mir maren 
faß gemütlich ftufammen. <£r 1>at bie Liebhaberei, nicht 
felbft 3U fchreiben, fonbern bödenlange ©epefchen ju bif- 
tieren. Oll« er mir bamit ru dement tarn, fagte ich einfach: 
„$)a« Talent, nach bem <£)\Uat anberer }u fchreiben, fehlt 

— — — ■ ■ ii i n » 

») „Sriebricb ber ©rofje unb Äatparina IL* «Berlin 1859. 6$löaer* 
le*te n>iffenfcf>afttirf>e Arbeit. 

■) "StSmarct »ar, naa) einer $abrt *on 130 6tunben bei ftartem 
Schneefall, am 29. Sttärj in «Petersburg eingetroffen. 

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-v 



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mir ganjtich." 93on ba an ift er mir bamit rtic^t mieber 
gekommen. Sein Attache Älüber x ) muß nun fchreiben, 
roä^renb er wie ein ^afcfja in bei Stube auf unb ab geht. 
93or $e£n $agen fchicft er abenb« 6 Uhr, af« id) eben $u 
Äeimbürger« jum Diner gegangen mar, ju mir: „3d) folle 
um 7 £l^r bei tym chiffrieren. " 9Rid)t$ afcnenb fomme icb 
8 Vi Hh* aurfief, ftnbe Älüber bei mir, ber föon feit 6 Uhr 
auf mich gewartet. Um 9 Uhr bin ich beim (E^ef mit ber 
<Et)iffre. (fr empfing mich fe v r hochmütig, worauf i$ lo«legte 
unb recht beutlich mürbe. <£r machte mir Vorwürfe, beren 
©runblofigteit ich ihm nachwte«, unb wogegen ich fet)r ent* 
Rieben auftrat. <S)a« waren Dinge, bie bem ©eigneur noch 
nicht geboten waren. 3wet $age barauf erhielt ich einen Uta«: 
„<5üt ben ©efchäft«betrieb ber königlichen ©efanbtfchaft be« 
ftimme fotgenbe«: 1. . . . 2. ioerrn o. Gchtöjer erfuche icb, 
täglich 11 ü\)x &um 93efprecf)en ber eingegangenen (Sachen ju 
mir ju fommen. 3. . . Durch ben (£h*f ker Äanjtei erhielt 
ich üon ^ m ben Auftrag, an ben 9?anb beS ilfafe« mein vidi 
unb tarnen ju fe$en. Da« tat ich. -Im folgenben $age 
präjife 11 ii\)x war ich bei tt)m, in ber DoUftanbigen Haltung 
eine« $fchinowni!6, fehr talt unb gemeffen. (Er war »erlegen, 
fragte mich, ob neue 6a<hen oortägen. 3ch antwortete furj: 
„^ein." darauf er: „Öh, fo ift e« nicht gemeint! 3$ bat 
6ie nur au fommen, wenn etwa« jum 93efprechen vorliegt" 
darauf ging ich falt au« ber 6tube. SUfo ba« „täglich" 
ift fchon jurfief genommen, unb nun foH er fufjeffbe ade« 
weitere jurüefnehmen — eher werbe ich nicht wieber freunb- 
(ich fei"» 3$ bin auf alle« gefaßt, will aber boch fefcen, wer 
oon un« beiben e« am längften au«hält. Dabei paffe ich 
auf ben Dienft wie ein Sagbhunb, gebe mir furchtbare 
Sftühe — aber ein freunbliche« ©eficht befommt er nicht t>on 



l ) «Der ftätere öeneral t>. Älüber, bomaW ©efonbeleutnant im 
9. Äufatenregiment. 

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mit. 1 ) 3n tiefer «SehanMung M 6eigneur4 bin tct> oorgeftern 
butch einen llmffanb bcffärft motten, ben f$tifttt$ au£- 
einanberjufetjen &u weitläufig iff. <E 0 fcanbelt fleh barum, bafj 
et, um ju imponieren, überall bie metrwütbigften 5)inge et« 
jä^lt; niemanb meifj, ma* mäht iff, unb ma$ man biefem 
6$aufpielet glauben fann. 

60 jemanb iff mit noch nicht »otgetommen! £tn neue* 
6tubium. ©emfi flieh ift bie 6a<$e nicht; aber liebet un- 
gemütlich, al* fleh untetltiegen laffen. 6eit oiet Sagen 
^abe ich «)« ™ht gefehlt; ade Sltbeiten metben ihm auf* 
ptompfeffe ju „S)emuth M gebtacht. 3m SWinipetium in 
93etlin mag man ihn nicht — n>a* alletbing* nut eine 
Empfehlung für ihn fein tonnte. 93on bott etfährt et 
manche Keine 6chifane. 3n fftantfutt (>at et jtch oiel 
fteinbe gemacht. Stach ^etetSbutg iff et gefchicft, um faft- 
geffellt ju »erben. Et tt>iU bicr nicht bleiben, et tviü in 
«Betlin kniffet be$ 3nnetn, b. h« alSbann ä la Sttonteuffel 
SDftniftetptäftbent »etben. *Seim 'prinjregenten ftfeht er 
. . . . gut. Ebenfo mit ©ortfchatoff, bet fchon in ff rantfurt fein 
College mar. 

*) «Siämarct benagte fla> 'am 4. Sibril beim OTinifter ü. 6d>leini$, 
bafe bei ber <Befanbtfd)aft in <peter*burg niemanb gemobnt fei, franjbfifd) 
unter ©iftat ju fd)reiben, unb fd)rieb am 22. <3Jiai: „ecblöjer ift ein 
oberfläd)Ud)er Arbeiter . . . 9iad)bem SBertbcrn fic^> aW au&er ftunftion 
befinblid) anfafc, mufjfe id) &erm b. 6d)löaer junäAft münblid) ben 
QBunfd) auesbrücfen, er motte fid) mebr ä portee ber ©efd)äfte halten, 
folange ber telegrabbifd)e Q3erfebr in Gbiffren fo lebbaft n>äre; unb auf 
feine fiberrafd)enb unböftid)e 93erantmortung erließ icb eine fd)riftlid)e 
Verfügung, burd) bie id) ibn erfud)te, fid) taglid) einmal in ben 93 or ■ 
mittagäftuuben bei nie ein&ußnben. ®ie vyolge babon mar, ba§ &err 
b. 6<bl3jer, ben id) M ba&in feiten unb meift nur, menn id) Ü)n be- 
fugte, gefefcen babe, bom 11. SÜ>ril an einen boHen Sttonat lang gav 
ntd)t ju mir tarn ufto. 3d) bitte (stellen meine JMage übet 6d)löjer 
für \ciyt nid)t btenftlid) aufzunehmen, id) werbe berfud)en, ibn &u jä&men, 
beuor id) amtlid)e 93efd)n>erbe fübre; id) motibiere burd) bie (frjäblung 
nur meine Sebnfud)t nad) <£rob." 

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. i 

§>iefe« Berhältni« jum ötyef unb bie raffen, angeffrengten 
Arbeiten beföäf tigten mich ben ganzen $ag. Äommt ber Äongrefj 
juffanbe unb geht ©ortfchatoff — je$t ein eitlerer 9*arr at« je — 
bann weg, fo tritt bei un« 9*u$e ein. Slbermer weif*?! Slffe 
fc Umffänbe unb Beregnungen fprechen für Ärieg. 

P. S. Bt«marcf hatte mir unter anberem einen Bor»urf ge- 
malt, über ben ich au« bcn Wolfen fiel, $>a ich ü)n am 
nächften $age nicht fprechen tonnte, fe$te ich ihm fchrfftlich ben 
3ufammen$ang fehr beutlich unb fühl au«einanber. 3ch lege — 
natürlich nur für <£uch! — mein Schreiben unb bie Antwort 
be« <pafcha« bei. 

<£uer Äoch»ohlgeboren 

haben mir geftern abenb bie »ieberholte Bemerfung gemacht, 
ba§ ich felbft $ur Befchleunigung be« ©efchäft«gange« »or- 
gefchlagen $&ttt, einen j»eiten Schlüffel anfertigen ju lajfen, 
bamit man auch Ȋhrenb meiner etmaigen Qlbn>cfent?eit oom 
Saufe jeberjeit jur Chiffre gelangen fönne. 

Bereit« geftern habe ich e« in Slbrebe ju ftetten mir erlaubt,' 
ba& ein folcf)er Borfölag »on mir ausgegangen fei, unb habe 
bie« (£ urer &och»ohlgeboren mit um fo größerer Beffimmtheit 
»ieberholen &u müffen geglaubt, »eil ich nicht gewohnt bin, 
3ufagen ju machen, ohne fte auszuführen, jumal »enn e« (ich 
um bienftliche Angelegenheiten fcanbelt. 

6oeben erfahre ich nun toon SBetthero, bajj er ben obigen 
Borfchlag (£. Ü>. gemacht f?at. 

Söenn ich Neroon nicht früher benachrichtigt bin unb nicht 
bereit« ber j»eite Schlüffel angefertigt »orben ift, bebaure ich 
bie« vornehmlich be«halb, n>eil ber geftrige Borfall baburch 
hätte »ermieben unb mir jugteich ba« peinliche ©effihl WUt 
erfpart »erben fönnen, Don meinem Borgefefjten ber 9ia<hläff!g« 
feit befchulbigt ju »erben. 

3)a ich nicht mit Sicherheit auf bie fyxt rechnen farat, 
<L £. noch h*«fc ungeftbrt ju fehen, ich e« aber mir gegen* 

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über für Pflicht fjalte, (einen Slugenblitf länger, aU nötig ift, 
einen 93ormurf auf mit rut)en &u laffen, bem nur ein Stttfi- 
oerftänbm« jugrunbe liegt, fo £abe tdb mir bie 5rei^eit ge- 
nommen, (f. &. mit biefen 3eilen jur £aft su fallen. 

(Genehmigen <L £. ben 2lu«bru<f meiner Jchulbtgen $h*- 
erbietung, mit ber ich »erharre als ufm. 

1>eter«bur ö , 1859. 

Cm. -fcotypo^lgeboren 

f?aben mich h«ut mit einem Schreiben beehrt, au« meinem ich 
entnehme, ba§ ber gef*rige Vorgang, auch bei nachträglicher 
(Erwägung, 9t)rerfeit* nietet biejenige QBürbigung gefunben t)at, 
in beren 33orau«fe$ung idr> glaubte benfelben auf fid) berufen 
(äffen &u tonnen. 

Um nic^t burch bie unt>ermeibliche Starrheit be0 fchrifrlichen 
SluäbrucfeS ein SDföjjoerftänbni* ot)ne 9tot fefoulegen, jiefje ich 
e« t>or, münbUch auf 3t)r Schreiben &u antworten, unb erfuche 
6te, mir morgen Vormittag um 10 ilhr bie €Jre 3t)re* ^e- 
fuche« su geben. 

(Empfangen 6ie ben 2lu*brucf meiner fchulbigen Hochachtung, 
mit ber ich bin 

(Em. Sochmohlgcboren ergebender 

o. <8i$marcf. 

28./16. Slpril 1859. 

Steine lieben Schliert, 

bie 3eit wirb immer fchwüler, wie mein ganzes tytftQtt 
Geben. S)af) ich )u arbeiten ^abe n>ie nie bagewefen, ift fein 
Unglficf; aber biefe fortwät)renbe &e$e unter einem rüc(|tchf$- 
lofen, nerobfen d^ef, für ben bie anberen SDRenfchen nur au* 
Schwächen &u beffe^en fcheinen, ber feine °piänc in Tuntel 
hüllt ober bie 3ut)brer plb$lich &u verblüffen fucht, ber (einem 
traut — ba« ift wahrhaftig nicht angenehm. Überhaupt pafjtert 

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gar nicht« (Erfreuliche* mehr für mich. 3cb arbeite mit allen 
Gräften, wenn ich ein 3iel fe&e. 2!uch für biefen Sllleinherrfcher 
arbeite ich, fo gut ich tonn, nur fc^lt mir bie Euft babel 3ch 
tomme f aft gar nicht mit u)m jufammen, nicht etwa au* £aune 
ober 93erftimmung, fonbern weil ich weiß, baß man unau*gefe$t 
auf bem Qutoioe fein, immer bie 3äfme aeigen muß, fonft ift 
man ihm gegenüber oerloren. <5>ie 3itrone au*brüden unb weg- 
werfen, ba* ift feine Politik 

borgen geht Söerthern ab. Gro^ wirb wahrfcheinlich in 
oierjehn tagen bi* brei 3Bo$en eintreffen. Einfang Suni »er- 
laffen Wir unfere 9flor*faja, um an ben Quai Slnglai* $u jiefjen. 
3Bo ich bann unterfomme, meiß t$ nod? nicht. (£roto Wirb 
mir nicht »iel Reifen tonnen; er foU ganj unbebeutenb fein, 
alfo muß ich u)n im günftigften 5a He einkaufen, wofür er 
3000 9vubel feblucf t unb ade* frei hat. dagegen barf kh aber 
nicht* fagen, benn wir haben, wie ich erff neulich erfahren, 
oierunbjwanjig £egation«fetretare, unter benen ich ber Qfociemti- 
tät nac^ ber breiunbjwanjigfte bin. 

3n oierjehn tagen wirb mein <23ucb fertig, SBie wirb e* 
bann in ber Söelt au*fehenl 3$ fratte einige Hoffnungen an 
ba* (Erfcbeinen biefer 6c^rift gefnüpft; bie werben nun auch 
ju QBaffer. ^urj, ich bin in einer £age Wie nie. Slber: 
Äopf oben! 

9?un muß ich au $ no $ ben ganzen 9? ad? laß meine* früheren 
(£(>ef$ regulieren, Qiuftion ufw. ©enug, ich fobt ön großen 
unb f (einen @ef Richten fo oiel um bie Ohren, baß ich *>on 
früh W frät w Bewegung bin. §>a&u ba* ewige telegraphieren, 
dhiffrieren unb dechiffrieren. 

Unb im iointergrunbe ber große &üne 33i*marcf! 

könnte ich jefjt hier wegl Womöglich morgen, ^leffen unb 
ber ruhige fünfter bebauern mein 93erhältni* jum (Shef, geben 
mir aber ganj recht; ebenfo Söerthern, Coön, bie fferfen ufw. 

Slbieu, meine guten ©chicer*. Ob ich im 6ommer reifen 
fann? 3öer weiß. Sftan fft hier wütenb auf unfer Sttobilifleren. 

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(Sorffctyafoff toifl nun au# mobili|teren. <£r fagt: „La question 
financifcre ' ne nous arr£tera pas!" ö£o! 700 Millionen 
<?><u>iergelb, 90 Mißtönen (?) bar unb bamit tfrieg? Unb ba« 
aÜ*e$ nur, toeil man Öff erreich ein« beipief en möchte. 9ctm bat 
(Englanb einen QSermütfungäoorfölag gemalt, 1 ) ber $ier »er- 
fftmmte unb engeren «Slnfölufj an «rjranfreic^ jur ffolge fcat. 

12. 3Hal 1859. 

£ieber ec$l5aer, 

mir ge&t e* föle#t. Slber i$ freffe mi$ bur$ ! SDfafn 6pru$ 
fft: „Soll bi ftief!" 3$ bin fo offen gegen ^iSmard auf- 
getreten, ba& er mi$ bat forbern tooUen. 3m biölomatiföen 
5?orp$ (>at er bi« jetjt gar (ein ©lud' 2 ) 

^Bert^er unb ^Bertberrt tooUen ba« irrige tun, um mi$ 
©on °(>tt ergbura, fortzubringen. 033 er roeift aber, ob jte reüffteren, 
unb »ojnn? 3ct> fefce 93i«martf faft gar ni$t. beultet) 
fuhren tolr jufammen nad) 3ar«foje jum (Dejeuner bei ber 
Äaiferinmutter. Söä&renb ber ffa&rt gegenfeitige Äftyle; i$ 
gab ij>m nur bie noftoenbigften Antworten. <E$ foll fein ^rinju; 
fein, £egation$fetretäre, bie tym antipat&ifö ftnb — toarum 
i$ ir)m antipatjrifö bin, toiffen bie ©ötter! — na$ brei Sagen 
baf)in 51t bringen, bafc fte in« Gaffer laufen. 60 oiel $at er 
ft$erti$ gemerft, ba& er mi$ baju nt$t bringt! 

2lm 13./1. 3uni oerläfjt bie ^anjtei bie gro&e 9ftor*taja. 
S)er e^ef tt>or)nt no$ immer bei „«Semuty". 3$ behalte mein 

l ) ©egenfeitige allgemeine Entwaffnung ber brei fernblieben «attäc&te. 

*) 3n bejug auf bie beutfajen floCegen fepreibt «BfSmard am 30. 9ttai 
1859 an Gd)leini$, bafc er u)nen „auf ©runb t>on ftranffurfer $lnte- 
jebenjien unb Q3erleumbungen feine persona grata" fei. — $H6mar<f£ 
©egner (legten Sd)löjer, ber feinen neuen Qtyef erft in Petersburg fennen 
lernte, nod> mct;r auf. 'Stämarct fdjrieb über bie 3timmung6mad)e gegen 
ifm an 6d>teini$ (22. <3Rai) unb befonber« über SBert&ern an feine 
6d)roe|ter (29. 3uni). — S)te S>ueUbarflreaung in ben CebenSerinnerungen 
(1901) be$ mit Gebier befreunbeten epracbforfd)er« 'SRar. Füller 
(Offorb) beruht auf einem «aKifjoerftänbni*. 

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Quartier im Äaufe Äramer. S)ie Arbeiten werben bann no$ 
unbequemer für mi$ — aber t$ n>iU bur$ alle* bur$. 9*ur 
nid>t einen 3oll nachgeben! £o6n, fünfter u. a. rühmen mt# 
ü)m immer furchtbar; er fetymeigt bann ftill. 

könnte i# bodj fort »on fcier! $lber i$ bitte um ni$t*. 

Petersburg, 20./8. <3Hat 1859. 

Steine* bleibend ift hier niebt mefcr lange. 60 n>irb mir 
nämlidj feit a$t Sagen von 93erf$iebenen au* Berlin ge- 
trieben. 3$ foll (Erop abwarten, tyn etwa* einbauten unb 
bann fort. 

$Iber wofnn? 

1. 3Bertber n>iU micr) ot eilet <$t, wenn er e* burcfcfe^t, na<$ 
3öien nehmen, b. (>. auf einige Seit ba Slrntm *) möglichenfalls 
ein 3nferimiftifum al* Charge d'affaires irgenbwo übernimmt, 
©rofce* ©e&eimni*! 

2. S&eremin unb Q3a(an*) wollen micf> na$ SSopen&agen 
Riefen. S)a* wäre förectfi$. 3)o$ tommt Seit, fommt 9*at- 
Äier nur weg! 

93or a$t Sagen &abe i$ wieber einen 9tttt mit bem <£{>ef 
gehabt. 2öir fcaben wä&renb einer falben Stunbe nur iln- 
lieben*würbigleiten gewedtfelt. <£r mar wütenb unb i$ ni$t 
weniger. 3$ fagte ü)m fcr;liefjltc$ : „(fr möge tun, wa* er 
»olle, i# ftürjte m\6) bo$ nid>t in bie 9tewa, wie er ^Bert&ern 
mitgeteilt $abe M ufw. 

Sin ber 93brfe jie£t e* fur^tbar au*. 93or ac$t Sagen 
S?ur* auf Berlin (Berlin wirb feit 3Ragnu* mit notiert) 82. 
Vorigen $)ien*tag etwa* befier; aber alle* fünftlicr); fein (Selbl 
6tiegli$ foll ä tout prix gepürjt werben. 6ein Äauptfeinb ift 
Sfcfaefffine, ber ben ftinanjminifter unb Äagemeifter gan& in 
ber Safere fcat. <£* foll wieber ©olb in* 2lu*lanb ge&en, aber 

*) Äarrv ftrei&err ». Slrnfm, ber fpätere QSotfc&after in ^ad*. 
3 ) Slm 10. <3Hai 1859 n>ar ber ©e$. £eflation*rat \>. <3alan al* ©e- 
fanbter in S?open£agen affrebitiert. 

». 6$lö|er, <petertt>ureer «Briefe 9 129 



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«i#t bur$ 6tiegli$, fonbern bur$ ^omfon unb <33<>nar. 
£e|tere fotlen jegt 9*egierung$bantier$ »erben; fo intrigiert 
»enigften« Sföejffine. 1 ) 

®ie ^agnuS-'&nletye Reifet: Le roman d'un jeune homme 
pauvre et Co. 

21./9. SKat abenbä. 

SEftein guter 6c$töjer, 

id) babe '"Dir ncct» ni$t gefdjriebcn, wie id) mid> an deiner 
Arbeit über unferen 93ater erbaut fcabe. §>er $ag ift Ein- 
gegangen, aber mitten unter allen ©efctyäften mar i<# mit 
meinen ©ebanfen in ber 93reitenpfra§e, 2 ) in 3frael$borf *) 
auf ber ^erraffe, im Söalbe bei ben «Euchen unb überall 
fanb t$ unferen teuren 93ater mieber. 3$ $abe recf>t ge- 
fügt, maS ic$ an ü)m toerloren, wa$ mir ba« Elternhaus 
alle« an Erinnerungen mit auf ben 3Beg gegeben, melden 
9Reij biefer gute alte SWann, aud> t>on meitefter <5erne au«, 
auf mi$ ausgeübt &at. 

Unb menn t$ nun bebenfe, mit melier 9ftufje unb Ein- 
gebung 3)u, mein guter 6$löjer, ben ©ebanfen an °Pat>a nach- 
geben fannfx, mä^renb id) gerabe in ben legten 3£o$en ein 
£eben geführt &abe, n>elct)e$ nur ganj öorüberget)enbe Er- 
innerungen an ben 93erftotbenen auffommen lieft, bann erföeint 
mir 3)eme 9\ul)e red>t beneibenSmert, befonberS im 93ergleict) 
mit biefer Unruhe, biefer ilnjtct)ert)eit, biefem ioafc, ben ber 
^afc^a bei mir angefacht I;at. $lber ftet)enbleiben fann id) 
ni$t auf falbem SBege. Unb beS&ato mirb e« frier bis ju 
meinem Abgang no$ frei&e Sage fegen. 

*) 9fcufabr 1860 gab baS 93antyauS 6tieglt$ & 60. fein ©efd>äft auf. 
<?ine neue ftirma, Äap-berr & Co., übernahm unter (Garantie oon 9tofp- 
fcbilb bie Qöeiterfü&rung ber biSber oon Gtieglig beforgten @elbgefd)äfte 
für bie &rone. 

■) S)a* elterliche ÄauS in Eübecf, «Bvcitenftrale, bamale 9Sr. 792. 
*) ßanbji* ber €Uern bei eübecf. 

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Söenn ber gute 93ater nocr) lebte, ba£ fü^le i$, fo 
würbe ic$ ni$t fo toeit gegangen fein; benn ein fol<$e$ 
Verhältnis hätte ü)n Utxübt, unb föon ber ©ebanfe hätte 
mich jum 6tiü{>alten gebracht. 9tun er mir fehlt, neunte 
ich biefe 9*ücf flehten nicht. SebeSmal, ehe id) in bie 6rube 
be« ^afc^a« trete, rufe ich mir „9*ur nicht weich 
werben! Äeine Überrumplung!" S)enn er mürbe f$on 
auf bie ^ombbte eine* SluSgleich* eingeben — aber ich 
will nicht. 

Unb menn tcf> mir auch ber Überragenben geiftigen Straft 
biefeä Cannes öolljtänbig bemüht bin unb mir eine Stimme 
im Snnerften fagt: „eS iß etwa* in ihm, waö ich Äerr nennen 
möchte" — ich will biefe 6timme nicht ^bren. (Er fott fein 
Unrecht mir gegenüber einfehen. 3)ie potitifche SluSetnanber* 
fe|ung — in ber ^olitil ift er ebenfo unbegreiflich mie in feinem 
perfönltchen 93erfet)r — ift eine anbere $rage. QBer hebt hier 
ber Sufunft Soleier! I 

Sonntag, 3Kai 1859. 

9Dlem Vuch »irb nun batb ausgegeben. 3ch &atte eS 
Äerrn ». Vreoern vorher »orgelegt, ber bie Diepgen 3enfur- 
oerhältniffe unb 6timmungen genau fennt. <£r fanb nichts 
SlnftöfcigeS auger ber 6telle, in ber e3 oon ber ^aiferin £atha* 
rina fcei&t: „3hre 9?egfam!eit behielt inmitten be* au«« 
fchweifenbften geben* ftet* bie Öber&anb." <9a« tann 
meinetwegen geänbert werben, um gribericuS Magnus ba$ 
^affieren ber rufjifc^en ©renje nicht ju erfc^weren. 3um 
93cifpiel fo: „3lber ade jene Neigungen, fo mächtig fie auch 
für ben Slugenblicf ba* teibenfehaftliche ©emüt ber <5ürjtin 
erfüllen mochten, fyatttn bo$ bei biefer mertwürbigen ?rau 
feine geiftige (£rf<$laffung jur ffolge. 3hre 9fagfamfeit be» 
hielt ftet* bie Oberhanb unb mit ber oollen <5id)erl;eit beS 
©enie« wufcte fie jtch unbemerft ben 2öeg jum tyxont be« 
3aren $u bahnen." 

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Hnfer <3rofh)ater fratte in ber 93orlefung oon #atl?artna 
gefagt: „©rofce« Söeib, grofje 6ünbermV) 

* 

L'Empereur Alexandre II. en quoi ressemble-t-il ä Alexandre 
le Grand? 

II veut faire de la Russie une Macedoine. 

6t. Petersburg, 24..12. 3um 1859. 

93or brei Soeben mar &err t>. 93i«mard in SDloStatt,*) 
SBäfrrenb feiner $lbtr>efen&eit langte <£ro$ 3 ) an unb fanb ber 
ilmjug ber ftanjtei in ba$ joauä Steenbocf am (fnglifefren 5?at 
frart. 3ct) bleibe alfo im fiaufe Gramer, nac£ ber Sftoifa ju. 
^aö VorberfrauG, in bem eS mir jroei Sa^re fo unbef$reibu$ 
gut gegangen ift, ftefrt nun leer unb obe ba. 3mei §age t>or 
ber 'äftoäfauer ^atjrt frattc icfr meine lernte $lu$einanberfe$ung 
mit bem °Pafd)a, bie einen t>erfrältni$m8fng ruhigen Verlauf 
na&m. &atte er plö%\\% au« Berlin, wo i$ felbftüerffänblicb 
orbentlicfr £ärm gefcfrlagen, ^GDinb befommen, ba§ t$ bort nu$t 
ganj »ergeben fei? Äam bie ^ünfterföc 9Kif (um baju,«) 
beren Vereitelung ben ^rtnjregenten um fo empfinblic^er berührt 
fratte, meil ber ^afdja mit bafrintergefteeft? ©enug, ob frfer- 
burefr »eranlafet ober niefrt, er föfug meiere 6aiten auf, fpielte 

*) 21. £. t>. 6c^löjec h<*tte 1767/72 unter bem tarnen M. &aigoIb 
„9leu »eränberteS 9lu§lanb" herausgegeben, ba3 oiete intereffante 
Sftottjen über bie Regierung ber Äaiferin Katharina II. enthielt €r hatte 
bie palaftreöolution, burch welche Katharina 1762 auf ben $fcron tarn, 
miterlebt. 

*) ©ort hatte 'SiSmarcf, baran berjtteifelnb, bafe bie preufjifche Re- 
gierung in ber italienifajcn SJernricflung bie bon ihm empfohlene Politif 
annehmen würbe, ba* angenehme ©efühl, w für ben Telegraphen un- 
erreichbar" ju fein. 

•) <?>nnj ©eorg Croij, erfter Cegationöfefrctär. 

*) 5>er frühere preufjifche 90Witärbet>©ainäohtigte ©raf fünfter fottte 
in befonberer ^Riffion nach Petersburg gefehieft »erben. 93iSmarcf n>ar 
au« poUtifchen ©rünben bagegen. 

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ben ©emütlicben. 3cb blieb fef?r fübl (Er f>at fict> aber ge- 
ändert, lobt micb hinter meinem 9vticfen als guten Arbeiter 
unb forrigiert ni$t$ me£r in meinen ^onjepten. 1 ) 3e$t ift 
er feit ad>t Sagen franf, &at @id>t, bie tym in bie £ungen 
geftiegen ift fo ba& er oor einigen Sagen mit SDtttye oom 
€rfticfen gerettet würbe. §>a« mad;t ü)n no$ fanfter unb 
milber. — <£rot> ift ein guter, wohlerwogener SERenfö, mit bem 
beffen Etilen, ober jum Arbeiten ganj ungeeignet. <£r benft 
mit 6$retfen baran, bafj er Charge d'affaires »erben fönne. 

SMe Äauptfactye ift je$t, wie fu$ bie Ga<$e in ^reugen 
gemattet Äier ift man erfc^ro<fen über bie Sftobilifation. 9flan 
möchte ju gern, bafj ber Ärieg lofalijurt bliebe 2 ) unb bafc e$, 
fobalb bie grofje 6cblacbt, auf bie alle* wartet, enbticb ge- 
lingen, balb jum ^rieben tarne, befonberä je$t, wo man öfter* 
reid> genugfam für ben Scbwarjenbergfcben llnbanf beffraft {mit, 
unb wo man bod> aud) anfängt, einjufefcen, bafj Couiö ctwaä 
}U übermütig wirb. 8 ) dlnx auf ganj beftimmteS Sureben be$ 
bieftgen Kabinetts £at biefer öeigneur fieb abgalten laffen, eine 
Canbung in Qalmatien ju machen unb bie ganje $)onau ju 
revolutionieren. $>ie Öfferreic^er wollen ganj ftcf)er au« Conbon 
»iffen, ba& ßoffutlj jwet Millionen erhalten (>at, um SJngarn 
ju unterwühlen. ©ortfäafoff würbe jlcb alfo genötigt fefcen, 
mit ber 9*eoolution ju ge^en. Slber fein faiferltcber Äerr föemt 
bo$ bebentlicb &u werben. 3wei (Seelen wohnen in ©ortfebafoffä 
93ruft, benn man barf ni$t oergeffen, ba& er mit ^ufebfin 
auf ber Sc^ulban! gefeffen unb bafj er in <5ranffurt im Äaufe 
be£ Siebter« öctjutowäti oerfe^rt unb bort mit ©ogol über bie 

l ) &err *>. ÄeubeH, ber ftreunb i m $aufe ^Mömardä, tarn al$ QJor« 
iragcnber Ouit biefem gegenüber „tvieber in bie (Stellung eine« G$üler£, 
beffen on;ept feiten unueranbert jtebenblieb*. Der fpätere Slbmiral 
». Gtofcb fcfcrieb: „^iSmarcf babe mit Ü)m eine Arbeit Durchgenommen, 
»ie ber 6cbulle$rer ba* Opus eine* bummen unb miberfpenftigen 3ö> 
lina*." 6iebe aueb „'Btemarct im eignen Urteil" oon Äarl ©roo*. 

») Siufftfcbe« Sirtular oom 27. 3Hai 1859. 

*) <X>ie 6cblacbt bei Solferino war an biefem Sage. 

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Äityen unb liefen t>e3 menfcfrlictyen Qafein* p^itofop^icrt fyat. 
AIS homo liberalis liebt e3 biefer, für einen Ruften literarlfdj 
auffatlenb gebilbete 6feptifer, manchmal bie 6a$e ber ^enfö' 
lic^fcit unb 3iöiHfatton ju oertreten, fffir RtfolaiS Kreu^üge 
gegen Konftantinopel märe er faum ju &aben gemefen. Anber- 
feitS jeigt er ftcfr in bem populären ÖfterreufrS als 93ott- 
blutruffe, ofrne hierbei in flatt>ifd>en RabifaltSmuS ju oerfallen. 
6iefrt er in Öfterreicfr feinen Staat, fonbern „nur eine Re- 
gierung", fo ift er no$ boS&after, wenn ber ©eutföe 93unb 
eine „auSfd)lie&lic$ befenftoe Kombination bleiben fou*V) bie 
eS erlaubt, einen Krieg &u loralifteren, alfo: eine Art ffeuermefrr 
jur Skrbinberung ber Ausbreitung eine« SSranbeS unb ju feiner 
£öföung. AIS folc^e Waty nrirb, mie man frier fidler frofft, 
^reufcen ben ^rieben »ermitteln. 3cfr !ann mir baS niefrt benten. 
Über furj ober lang brängen bie 93erfrältniffe &um Krieg« 

©eine Unterhaltung mit ^rins <5riebricfr Karl über „<£frafot" 
interefperte tnufr fefrr. 2 ) „ffriebriefr ben ©rofcen" frat ßoßn ber 
alten Kaiferin gegeben; {ie fc^ifft ftcfr näcfrften ©ienStag ein, 
um über (Stettin naefr (£mS unb in bie öcfrmeij ju gefren. $)u 
nrirft fte alfo begrüben fönnett. 

Über meine 3ufunft meifi icfr noefr nicfrtS. SBertfrer ^at baS 
feinige getan, um miefr frier megjubringen, §freremin »erfpritfrt 
alle«, aber eS gefefriefrt natürlich nicfrtS. — 

©ie ffinanjen maefren ben Ceuten frier triel ju fefraffen. 
Knäjemitfcfr ftefrt ganj unter Sfcfreffline« <£influ&. 3e$t ift Joerr 
Kap«frert ber oon Rotfrfcfrilb unb oom ©ouoernement be- 
günstigte SKann, mäfrrenb man ben 93aron ganj beifeite läßt. 
Am oorletjten 93örfentage fratte Karl ftefrleifen etmaS oom 



*) Strfular ber ruffif$en Regierung am 27. SDiai 1859. 

») Slm 30. SIpril 1859 tt>ar <J>rina ^riebrict) Äarl t>on Greußen jum 
Äommanbeur ber 3. Qtoifion in Gtettin ernannt toorben unb bejog am 
2. 3ttai feine Qßo^nung im alten 6$lo§. 21m 19. 3uni erhielt er bort 
für bie S)auer be« 5?rieg^uftanbe« baS Äommanbo ber mobilen 3. 3n* 
fanteriebioifton. 

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33aron ju 29'/« auf Hamburg unb »on Raptyxx ebenfalls auf 
äamburg, aber ju 29 l4 /ie gezogene« richtig notiert £e$terer 
wirb wfitenb, betlagt |i$ bei 5lnäjewitf$, bafj ffe&leifen fo 
notierte, wie <33aron e* wollte, unb $ag« barauf erfebeint ein 
Ufa«, wonach t ünftig&in trier oon ber S?aufmannfcf>aft ju wä&lenbe 
SORafler ben Äuröjettel mit untertreiben foUen, um ffe$l- 
eifen &u tontrollieren. £e$terer gilt al« Kreatur be« 93aron«; 
bem tommt ba« alle« lä<$erli<$ oor. (Er glaubt unb läßt fid) 
einreben, baß tbm alle wieber fommen muffen. S)a$ erföeint 
mir jebo$ problemattfa). (Er »erhält fi$ gänjli$ paf[h>; feine 
©egner aber jtnb fe£r tätig. 

©eftern war 3nfpeftion be« ©olbe« unb 6ilber« in ber 
{Jeftung. ^1$ i# ben 33aron fragte, wieoiel «Sarföaft bort 
gejä&lt fei, antwortete er fe£r nato: „(Etwa 80 Millionen." 
3$ jjatte bocf> noc§ auf 90 Millionen geregnet, benn im »origen 
3a£r gab ber Sinanjmmifter no<$ einen 95arbeffanb oon 
119 SUttUionen an. <2lber ba fte&t man, wa« alle* in« StuS- 
lanb gegangen iff. 80 Simonen unb baju 700 Millionen 
^apiergelb! 

Unb nun, meine gute 6d>wägerin, 3)ir no# meinen ganj 
befonberen ©rufe. 3$ £abe in ber legten 3eit ni$t oft an 
<£>id) gebaut, benn id) bin bur$ ben ^afc^a ein fetyleetyter Kerl 
geworben unb a(6 foldjer tann unb wage ich nicfyt an meine 
6dnoägerin ju benfen, bie allem, wa« ioafj unb 9?a$e ift, fo 
fern ftefct unb bie mir juruft: „^u irrft bi$ über tyn, fo ift 
er ni<$t" <5ür bie 9Me be« $affo bin i$ ni$t beanlagt; 
aber aucf> o£ne bafj fic£> „ber Q3oben unter meinen ftüfjen auf- 
tut", wirb biefe Aöllen5cit wo&l einmal enben. 

£ebt alte re$t wofcl! 

Sdtämaxd faneibt om 29. 3uni 1859 an feine Ödnoefter 'SRalmlne: 

„30) bin fd>on fett bem 3<»nu« in «Berlin nie toieber reajt gefunb 
geivefen, unb Sirger, ftlima unb Srfäliung trieben mein urfprünglicb 
unfd)einbare$ (ölieberreifjen t>or ettt>a jefcn §agen auf bie Äöfce, bafc 
mir ber übliche Altern nid)t me&r au*reia)enb juflofc unb nur unter fe$r 

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fdunfi^affen Slnflhrengungen cmjiijieben mar. $><tä Übel, r$eumatifa> 
gaftrtfa>nert>öÄ, $atte fuf> fo in ber ßebergegenb ehtgentftet unb mürbe 
mit ntaffcnl;aften Scfcröpffopfen tute ttnterfaffen unb fpaniföen ^yliecjen 
mit 3enf über ben ganzen l'cib befämpft, bis e$ mir gelang, nad)bem 
icb fc$on bölb für eine beffere Söett gewonnen mar, bie #rjte au über- 
zeugen, bo| meine Steroen bura) achtjährigen ununterbrochenen $rger 
unb Aufregung gef#mäd)t maren, unb »eifere« «Blutabaiefcen mieb mut- 
map$ tttb&o* ober blöbfinnlg machen mürbe . . . SOttt Gc^lo^er fte&e 
i# föttefjlicb fe&r gut, naepbem er felbft eingcfe&en, baß ber SMenft bier 
unter QSertyer unb feit 9*o#om $er oerlobbert mar.'' 

13./1.21uguft 1859. 

SStSmarcf ift in 'EBteäbaben, fommt t>or Sftitfe ober (fnbe 
Oftober nkht jurücf, oiellekbt überhaupt nicht. $)ie ^fufcher 
hier fyaUn ihm $att einer „leisten" eine „höllifche" fliege ju- 
fammengebraut, bie eine fürchterliche SSirfung fyattt. er 
abreifte, mar er fo elenb, bafj er getragen toerben mujjte. 

<£roh — adt) ja! (fr fann gar nicht*. Je vis pourtant 
dans les meilleures relalions avec son Altesse. Q3or attem 
arbeite ich jefct mieber mit Cuff, benn ich bin mein eigener Äerr 
nnb mit biefem «einen ^rinjen mache ich t>iel llmftänbe. 
<21n Sirlaub ift natürlich nicht ju benfen. Neulich erhalte ich 
*©n ^alan einen langen, freunblicheit 33rief, ber, ohne e« 
anzubrechen, mich abermal* »eranlaffen folltc, nach ^open- 
hagen fommen. 3ch bente aber gar nicht baran, menn ich 
nicht tnufc. 

Ääufig fehe ich \W ^eüenborff*; in bie Baronin bin ich 
gerabeju »erliebt. 

3ßte glüeflich mufct Du, meine gute 6chmägerin, gemefen 
fein, deinen 93ruber gefunb miebergefehen ju tyabtn, nach 
biefer langen Trennung unb nach ftfl feinen inbifchen Ärieg«- 
unb 3agbabenteuern ! *) 

l ) $riebrt# $r$r. b. Gebern (f. 6. 70), englifc&er Öffaier in 3nbien, 
mar ein befannter Sigerjäger; er lebte na$ feinem «Austritt au€ ber 
englifefcen 9lrmee, t>ermä>lt mit Slnna b. Sfcioblaucb, in Gtcnbal 

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4 



6t. Petersburg, 16./4. Sluguft 1859. 
<S>ie 9*ut>e, bie micb jeltf trofc aller <Sefd)äfte umgibt, be- 
fommt mir f?£>r gut na$ bem furchtbaren ffrü&jabr, meiere« 
ic$ burd)lebt. (Eron tut gar ni$t«, macht aber aucb gar feine 
31nft>rü$e. <£« iff ganj toll: auf ben micbtigffen, befc^äftigtften 
Soften ben größten $or al« erften Sefretär &u fcbicfen. Ünb 
babei befomme id) au« Berlin t>on ben ©e&eimräten $&eremin, 
ÄeHwig, Abelen ufm. bie liebenSmfirbigften 93riefe. J'attends 
mon astre. 

SDte^enborff« fömärmen für mein neue« 33uc$; er $at fein 
€remplar, meiere« icb ibm bebijiert, ber jungen ^aiferin mit 
bem kenterten übergeben, bafj tc$ tyr nic^t felbft ein <£remplar 
Überreizt fcätte, um ni$t ctma al« OrbenSjäger bajuftejjen, 
toai fte Derftanben tyat. 

Ob 93i«marc! jurücffommt, ift noer) gar nid?t jic^er. ©ie 
^ärjte fotten barüber entfcfjeiben ; feine ff rau mirb ficb fcier nfcfct 
gefallen, pafct ni$t für Salon, fann nia)t franjofifeb. 3öä£renb 
er in 93 erlin franf gelegen, $at jtcb fein SOtfenfcb, fein 3ttinifter, 
nidpt ber ^rinjregent um tyn befümmert. 9ftan liebt tyn 
bort nic^t, aber man fürchtet u)n. Überhaupt fürchtet tyn 
eigentlich bie ganje Söelt, t$ ausgenommen — beS&alb feine 
9öut gegen mi$. 

<¥>lö$licb lenfte er ein. (fr mar immer franf, neroö«, 
geretjt. Einern Diepgen Kollegen &at er furj t>or feiner <2lb- 
reife anvertraut, bafc er nie fo riefen politifrfjen «ärger gehabt 
$abe mie f»ier in Petersburg, ©emiffe Ceute follen i{>m erjagt 
baben, i$ fei ein getftreicb-liberaltjierenbcr Diplomat, ©ünftling 
ber Prinjefjin $lugufta unb berglei$en Unfinn me&r. 5)en 
£roty, ben er jt$ felbft auSgefucfyt, fanb er fc^on toor feeb« 
^Boc^en entfetjlfct) unb wollte nichts lieber al« ftcb immer mit 
mir über tyn mofieren; ba« mürbe aber nu$t oeraapfr, benn 
auf bergletctyen ©emfltlid&feiten (äffe ic$ mic$ nod> gar ni$t 
mit ibm ein, mie i$ i(;m au$ eine (finlabung ju einem SERiftag- 
ejfen unb mieberfcolt Sigarren abgefc^lagen &abe. <£r fotl erfl 

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V 



lernen, bafc e$ au<$ felbffänbige Sftenfctyen gibt. §)er &et>or» 
fte&enbe hinter wirb tymxaä) etmaä eigentümlich toerben: 
ber ^afc^a, <5rau ^aföa, Groty (I), ein bumpfeä, fc^mufngeS 
©efanbtf<$aft$£otel, in bem i<$ freiließ ni$t toojme, aber 
bod? mel oerfebre. 2ln Urlaub fann id) auc§ nidjt benfett, 
erftenS, n>eil bie Sftaföine o&ne mid) (>ier ftiUftefcen ttürbe, 
5tt>eiten$, »eil ic$, tt>enn i$ jetjt einmal oon &ier weggebe 
unb in Berlin erföehte, au# ni$t wieber hierher jurücf- 
fefcren nrill; folc^e ilrlaubäreife ex abrupto, too man bann 
»ielleidjt no$ 6$lemit> unb $&eremin gute SBorte geben foU, 
besagt mir nic^f. 

<3)o$ alle« fommt im £eben ja ganj anberä, al« wir Keinen 
6terbli$en un* ausmalen. 

Vorläufig fmb bie täglichen Stavabäber bei 11 Vi ©wb 

26./14. Sluguft 185«. 

6tiegli$ £atte au ber tt>icber aufgenommenen Slnlet&e 1 ) oon 
93onar, SDcagnu* ufro. 500000 <pfunb Sterling gejeietynet; 
aber jte ift boc^ nicht juftanbegetommen; ^tatt $n>5lf Millionen 
finb im gan&en nur fünf Millionen ^funb gejeic^net. ^33a« 
nun? Sagemeifter mag 9ceue$ au^eefen. <2öie oertoorren bie 
rufftfebe ^inanjpolitif ift, toeijjt £)u am beften. ^ein Sftenfö 
&at Vertrauen. 

6d)leini$ tyat mir bur$ §£eremin fe£r bringenb anbieten 
laffen, Äerrn ». 9tf doofen nac£ 3apan unb (Styina ju be- 
gleiten, um bort Verträge abaufölie&en! 3$ £abe natfir« 
lief) umge^enbä refüjtert. 3)rei 3a&re auf bem Ojean £erum- 
förnimmen! 9öir tooOen un* mal na# brei 3a&ren fprec&en, 
mein lieber 6d>leinü), ob 6ie mir bann no$ folc^e Offerten 
machen tbnnen. 

») 9ia# bem Qluäbrocb be* italieniföeti Kriege« $afte bie Slnletye 
ni«bt ausgeführt werten fönnen; fte tourbe nad) bem ftvteben t>on 
gwiafranca toieber aufgenommen. 

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(SluS einem 93ricf be$ mit G^löjer befveunbeten @eh. £egation$rat$ 

Jbcüwig in Berlin.) 

93erlin, ben 19. September 1859. 

3&ren ^3ricf, mein uerehrtefter ffreunb, ^abc ich geßern 
erhalten . . . ©iefer gefchäftlichen SDfttteilung möchte ich noch 
ein paar SDorte in bejug auf 3f>re °Perfon ^insufügen. 3ch 
rechne babei nicht blofc auf 3hre §)i«fretion, fonbern auch auf 
3hre ^enntni« meine* Gharafter«, b. h- ba|, toa« ich tue, nicht 
geflieht, um mich irgenbroie ein&umifchen, fonbern lebiglich, um 
möglichft ba« ©ute ju förbew. 

3)af$ 6ie einige Äämpfe ober SDftfjheüigfeiten mit Äerrn 
t>. ^tämaref gehabt haben, meifj ich burch *5reunb $lbefen. ^Iber 
auA ioerr o. 93iämarct fprach neulich mit mir barüber, äugen- 
fcbeinlid) ju bem 3n>ecfe, um über 3I)ren eigentlichen d^arafter 
Slufttärung ju befommen. £>tefe habe id> ihm gegeben unb 
bamit guten fönbrud gemacht. 3ch glaube nun, bajj öie jur 
6a$e nicht« weiter ju tun tyaben, al* ftrf) oöllig harmlo« unb 
unbefangen, mit 93cifeitelaffuttg alle« bi«her 93orge!ommenen, 
Serrn t>. 33i«marcf gegenüber ju benehmen unb nur ftch ju 
hüten, plöfjlich aufzuwallen. (Er fetyien mir burchau« geneigt, 
in ein gute«, freunbltche«, Syrern eigenen Söofcle färberliche* 
93erhältm« ju 3&nen treten ju wollen. <£* ift alfo gewig be* 
93erfuche* wert, ihn auch 3brerfeit* al« ben wohlwollenben 
93orgefe$ten ju betrachten, banach 3h* Verhalten ju regeln 
unb oon biefem 6tanbpunfte au* feine Slnorbnungen an- 
5ufel;etu 3 et) möchte glauben, bafj 6ie bann fid) febr gut 
mit i^m einleben werben. 93efonberbeiten be« 93orgefefjten 
fid) gefallen ju (äffen unb ftch fo einzurichten, bajj au« 
ihnen feine unnützen 3ufammenftöfje h*worgehen, ift ja unfer 
aüer Co«. 

3üfo feien 6ie mir über meinen 9?at nicht böfe, fonbern 
behalten 6ie ferner in gutem Slnbenfen 

3hten ffreunb 

Dellwig. 

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Gonnabenb, 1. Oftobec. 

©uter 93ruber. 

5)en Sluffat* über unferen ©rof oater lege ich §)ir in Öber* 
feijung bei 1 ) 

3ch möchte furchtbar gern etwaä beutfcfje Cuft einten; 
ober je$t? 3n merjehn $agen fommt 93i$marcf mit ffrau 
unbS^mbern. <2öa« gibt'« bann! 3unächjt eine 5?a$entomöMe 
mit (£roh — il n'est pas Prussien, il est Croyen. 

93ct ber 3Humination neulich mar ich nahe baran, mit £oen 
im ©ebränge umjufommen. S)ie Sftufchifä ftnb an jenem $lbenb 
an ben &aifer herangetreten: „Serben mir frei werben?!" 
Vorauf ber^aifer geantwortet: „3a, 3h* »erbet frei werben, 
nun ruft Äurral" 

9Ba$ auch gefchah. 

öonnabenb, ^i^S-^z— 185 ^- 
26. September 

borgen Sonntag abenb bampfen ©ortfehatoff, ^rinj oon 
Äeffen unb ©riegln) bi$ ©ünaburg ab, wo fie Montag nach- 
mittag 4 Ut)r mit ber Cofomotioe eintreffen. Leiber wirb ber 
$roncon Öftroff - §)finaburg bem publicum erft im Frühjahr 
fibergeben. 6tiegli$ bleibt juuäd>ft in 33erün. 

3n 3öarfchau ift groger 5?ongre&: 93ubberg, 33alabine, 
<23runnow, ßiffetjoff. 2 ) 

$)ie Äerjogin oon °parma £at jtch bireft tytvfytx an ben 
Äaifer gewanbt; biefer Witt u)r auch energifch helfen. 8 ) S)a« 
alles wirb ben ^ohl aber nicht fett machen. 

Äeute wirb 6chamul erwartet, ber bie Muffen fo lange in 
^tem gehalten hat. <£r ift bei fy*xtott> fchon mit bem tfaifer 

*) „GtyQtfV, maller unb Äerber", bon ©ogol. 

*) ©er Äatfcr tum 9\u§lanb u>ar in 2ßarf#au unb begab fiep »cm 
bort nac$ «Breslau jur Sufammenfunft mit bem ^rinaregenten bon 
7>reufjen, am 23. Ortober. 

') $ie Äerjogin <2Rarie £uife bon ^avma (<Öro§mutter ber äatferin 
3ita) war na# ber Gtyafyt bei gKagenfa mit i&rem minberiä&riaen 
So£n SRobert in bie 6d)tt>eig gep^fet. 

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jufammengetroffen, bleibt einige $age in Petersburg unb geht 
bann nach ^aluga in bie Verbannung. 1 ) <5üx bie Q3eftegung 
biefeS Propheten unb Krieger* h<* SkrjatinSfi jtpct SfliUionen 
9*ubel ausgegeben, ioier hei&t eS: „Une belle victoire, un beau 
fait d'armes!" 6chamöl in Petersburg, Slbb-el-^aber 1847 
in Pari« — eS fehlt nur, bafj fie im Sriumpfoug beS (Siegers 
gefeffelt burch bie ©tragen gefehlt merben: baS alte 9*oin. 
Montesquieu führt im fechten Äapitel feiner „Consid£rations 
sur la grandeur et la d£cadence des Romains" bie ©runbfäfje 
auf, nad) benen bie Börner bie Hölter unterjochten. 3ttrifchen 
u)nen unb bem Verfahren Oxuglanbs unb oor allem (EnglanbS 
tann ich, trofj ^^ripentum, feinen Hnterfchieb finben. <5ür bie 
Äerrfc^aft über ben &au!afu6 beruft man ftd), ba ein 9\ed;tS- 
grunb ^erfjalten mufc, auf ben Sraftat öon $lbrianopel, burcb 
ben ber 6ultan 1829 baS £anb &nrifchen bem ©chroarjen Meer 
unb ber Münbung beS Äuban abtrat — ein ©ebiet, baS ber 
Gultan, toenn ich nicht irre, gar nicht befafj. ©orthin bringt 
nun bie ruffifche — Sioilifation. Söenn aber (fnglanb ben 
€roberungSflug beS ©oppelablerS an ben Pranger ftellt, fo 
übertrifft eS noch bie Börner an politiföer — Weisheit? nein: 
ftrecbheit. (fcnglanb fürchtet nur für feine eigenen Eroberungen; 
eS fleht im ÄaufafuS bie 93rücfe nach Snbien. Sluf toaS für 
einen Stanbpunft ber Heuchelei unb beS Aoc^mutS eS ftch 
herbei fteflt, ift unerträglich, aber feine politifche Sicherheit ift 
granbioS unb imponiert ben £euten. hieran erinnerte mich bie 
wahrenb beS 5^rimfriegeS erfchienene antirufftfche Heine 6chrtft 
beS englifchen Gcha^fan^lerS unb SEftügtiebS beS Hnterhaufe« 
©iSraeli, bie ich Sufäßig in bie Äanb betam. 8 ) „2öir motlcn 



l ) 6chamol blieb, nachbem er fleh nac$ 35jährigem Äampf auf feiner 
33ergfefte ©unib ergeben fcafte, bis 1868 als (gefangener in Äaluga, 
leiftete bem Äaifer ben (Stb ber $reue unb ging bann nach SRebina, 
wo er 1871 ftarb. 

*) „<Die gegenwärtige Jeriji* ober ber ttufflfch-Sttrftfcbe Ärieg unb 
feine Solgen für Snglanb unb bie SBelt" bon (SoningSbo (SKSraeli). 1854. 

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un$ an bag Ratten, wa$ unfer 9*echt*gefühl (!) anruft . . . 3öir 
»ollen bie flare, beutliche, männliche, vernünftige ^olitil »er- 
folgen, belebe wir oorgejeichnet, unb bann fönnen wir erwarten, 
bafj minbeftenS 3nbien (!!) und bleibt, bafj ba* ©leichgemicht 
ber Stacht unb mir felbft fcötlig in Sicherheit bleiben." 9^u§- 
lanb foU niebergebrüeft werben. Natürlich! „$)ann werben 
bie Q3ebrängten »erfuchen, jtch au$ bem Staub ju ergeben, in 
welchen fle niebergetreten ftnb, unb »erben bie göttliche Stacht 
fegnen, welche bann ©üte unb ©nabe entfaltet, hinter ber 
lang erfehnten&errfchaft oon 9$egierungSprinaipien unb @efe$en. 
welche ©ort ehren unb ben Sttenföen Segen bringen, wirb 
ba« menföUa)e ©efchlecht ungehtnbert oorfc^reiten au bem glor- 
reichen <£nbe ber 3)inge, ba allgemeine Eintracht ba* Kenn- 
Seiten be« 3ufammenleben$ t>on SRenföen ift! ! !" ©laubt 
ber SRann an biefe rhetorifchen trafen t>on Snglanb« gött- 
lichem 95eruf für bie Freiheit be« kontinent«? Ober wei§ 
er ganj genau, wa* er fagt unb totfyalb? (£in Äänbler, ber 
feine SBare angreift, dahinter fteeft bie groge 3ctyigfeit <£ng- 
lanb«. TÖaS fpaben wir bagegen in Berlin, mein guter 
95ruber? 93ertrocfnete ©eheimräte unb ben Kleinbetrieb ber 
Parteien. 

2lu* bem 5\anfafuS faf> tct> hier 3eichnungen eine* SGKaler« 
Aorfchelt, ber unter 93arjatin6ti bie (fr^ebition gegen 6cc)ampl 
mitgemacht fyat; ffe mürben meine Schwägerin, bie ben Stift 
mit fo oiel ©rajte unb Korrektheit zugleich &u führen vor- 
fteht, auf« höchfte interef (leren! ©eiftreich in ber Sluf- 
fajfung, t>oH geben unb meifterhaft gezeichnet. 1 ) 3)er beutfehe 
SWeiffonnier. Slmüfant ift, baf* ber 93ater be« Künftler« 



J ) S)ie Aquarelle unb Segnungen »on Speooor Äorföett au* bem 
Äautafu* erwarb Äaifer Sllejanber; einige <23ilber beftnben fld) auf Oer 
9Ubred)t$burg bei $)re*ben, ba ber SRaler aueb ben ^rtnjen Stlbrecbt 
oon Greußen auf feiner &aufafuäe$i>ebitton begleitete. 9<eprobuttionen 
enthält ba« <Zßert „'S&eobor Äorfd)elt. 6ein ßeben unb feine Söerfe", 
»on $>. JooUanb. 1876. 

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^allettmeifter mar unb 1815 im tyalaii Metternich ben 
Liener Kongreß „^fen" lieg. 1 ) 

#arl ffehletfen ^at t>or acht bis jetyn $agen lange Unter- 
haltung mit Äniäjett>itfch gehabt. Cetjferer mtinfcht bafc „^aron" 
wieber eintritt, roaS Schleifen aber als höchff unmahrfch cinlich 
hingefteUt t?af. $Benn ber 5^aifer u)n bittet unb &niäjennffch 
entläßt, mürbe 93aron mohl ju bemegen fein, aber ba$ tut 
$lte$anber II. nicht. 

3n$mifchen hat ©ortföaf off in SBarfchau bie to$f aniföe Depu- 
tation*) empfangen unb zugleich ben Sarbinifc^en ^Innunaiaten- 
orben erhalten, ben nur oierjehn Sftenfchen in Europa beftyen 
unb ber u)m ba$ 9*echt gibt, ben Äönig oon ©arbinien „mon 
Cousin 4 « anjureben. 

Die 3Belt läuft furchtbar rafö: 6a$en, bie oor brei 3ahren 
unmöglich gwefen mären, merben jefjt als ganj natürlich h*«" 
genommen. 9Wo(au$ gab 9*abe$fi ben $lnbrea$ für feine 
6iege über ^iemont unb moHte ben ©efanbten beS Deutzen 
deiche* nicht empfangen. Unb nun §o$rana, ba$ feinen dürften 
»eggejagt fyatl „II faut bien poser la Russie dans l'opinion 
liberale de l'Europe" $at ©ortfehafoff gefagt. 

„Der Telegraph ip für bie Diplomaten, ma« ba$ 6chie&- 
puloer für ba« Rittertum mar." 

*) ©et «Sater be« SWalerS, ^auettmeifter in 2ßien, na#f)er in 
SWüncben, ber im ^alat* SWetternia) ben ©amen ber ©efeUfd)aft $änje 
unb lebenbe Silber einftubieren mußte, föreibf: „3n unferer nächffen 
9lacbbarfd&aft tourbe $öflict> Europa tranchiert Gämtlicbe «aftafabor- 
biplomaten tarnen ju un$, toenn fie brüben ben inneren ©rimm ober 
ba$ Cacl)cn nicht unterbrächen tonnten. 9cur £orb (Saftlereagf) lachte 
nie . . . Äerr ». ^aöebranb chafjlerte tritternb, feinen Älumpfufj grajiö« 
»ot fiü) berfchiebenb, aepfcirgleicb herein . . .* Äorfa)elt. Sin 

Süntflerleben", bon $>. ÄoOanb. 1890.) 

•) ©er ©roffteraog t>on Soäfana fcatte na$ ber e<btacfct oon Sflagenta 
^loreni »erlaffen. ©ie Hnionlften festen eine prooiforifche Regierung ein. 

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3)ie ioanfemannfche <23anf geht nicht. 1 ) <5)it innere 2tnleu)e 
ju 5°/o aud) nicht; man märtet, um bie Regierung &u6*/ a &u 
fingen, weit fte fchon, am Sage ber 93oajcihrigfeit$ernärung 
be« Thronfolgers (!), üon öier auf fönf ging. 
Äeute ober morgen wirb ber ^aföa erwartet. 3 ) 

20./8. Oftobet. 

Cieben ©chicer*, 

hoffentlich fommen bie 9*jäbtfchif$ gut an. S)aä SageSgefprclch 
ift 75ar on. $tögcmeme Trauer über feinen Abgang ; allgemeine 
'jßut gegen Sfchefffine. SSflepenborff fchäumt »or Söut: ,11 
me gäte tout, cet homme!" SOte^enborff wirb nun in fetner 
©genföaft al« ^räpbent am 29./17. Öftober bem Äaifer bi« 
©ünaburg entgegenfahren unb ihm bann alle* gehörig au«- 
einanberfetjen. 

SluS Berlin erhalte ich immer neue 93erjlcherungen oon 
93erwenbungen für mein „ftortfommen" — ich lefe bie 
Briefe fauin noch. 3)en hinter mu& mich tytt jebeit- 
fallS noc^ burchfölagen, unb wenn ich nu* gefunb bleibe, bin 
ich auf eine ftarfe Kampagne oorbereitet. (£* ift eine greu- 
liche Karriere — biefe biplomatifche; aber mürbe bin ich »och 
lange nicht. 

3ch t>in mit jemanb in Slnterhanblung getreten wegen Sin- 
faufS einer Äorrefponbenj jwifchen Katharina II. unb ihrem 
ÄammerherrnSfchertaffoff, ber 1773 nach gefehlt würbe, 
um bie ßanbgr&ftn oon &ejfen«5)armftabt nebft brei ^rinjefjtnnen 



l ) SMe ,/peterSburger «Sani- unb ÄanbeWgefetlfc&aff tuar im Sluguft 
an Äanfemann, Wl. t>. Äabec unb 3flütyenS fonjeffloniert 3m Caufe 
eine« Safcreä foUte oon ipnen ein Viertel be$ auf 200 9WiCionen $caot 
feftgefe^ten SUticnfapitul» befebafft »erben, bafür warb tbnen in StoS» 
be&nung ipre« ©efebäftäfreife* große ftrelbelt gelaffen. 

•) 95i«marcf erfrantte aber Anfang 9iooember in Oftyreufce« an 
fc&toerer ßungenentjunbung unb tourbe bt* Anfang Sttära 1860 bort feft- 
gehalten. 

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&u empfangen unb unter Unteren eine ffrau für ^au( aus- 
suchen. 1 ) 0ie Briefe ftnb fehr amüfant. 2öenn ich fte er- 
halte, »erben fte mir 6(off ju einer Keinen Arbeit geben. 

et Petersburg, 27./15. 9tot>ember 1859. 
Steine gute Schwägerin! 
Qöir {tnb eigentlich ganj auSeinanbergetommen! 9cicht 
innerlich, &enn M> bente \* Qty* aber äußerlich, 

benn mir fchreiben und gar nicht mehr. Unb ba£ h at ÄU ** 
feinen ©runb in biefem ^afcha, ber je$t franf bei (Srlbing liegt, 
(fr h<rt mein 3nnere* fo umgelehrt, bajj ich ®** «weht 
5eigen mag. 

3)ie ©efchichte wirb immer bunter in (Europa unb bei ber 
föniglichen ©efanbtföaft in 6t. Petersburg, droo bient bem 
ganjen biplomatifchen 5^orpS jum ©elächter; ©ortfehafoff ächjt 
unb ftöhnt, wenn (Erop {ich w)m melben lägt. 

3)ie Stieglitze Sache befchäftigt hier bie £eute noch immer. 
£)ie 3ahl berjenigen, welche feinen 9vücftritt bebauern, ift fehr 
grofc: bie grands seigneurs wiffen je$t feinen ftcheren ^lat* 
für ihre Kapitalien, daneben fommt e$ mir aber oor, als ob 
{ich feit turpem auch eme anbere Stimmung geltenb mache; 
man hört mitunter: „Stiegiii hätte Patriot genug fein mfiffen, 
um fich nicht je$t in ber ftrifU jurücf Riehen." — „(Er oerbanft 
boch fein ganjeS Vermögen bem rufftfehen deiche." — „£« ift 
feige, bafc er in« SluSlanb gereift ift" ufw. Seit otelen Sahren 
ift bie Baronin 9%prfiflbentt!t in einem hieftgen SBohltätigteit* 
oerein, an beffen Spi|e bie regierenbe Äaiferin unb bie alte 
Stroganoff ffehen: oor fünf Sagen ift ein Schreiben für bie 
Baronin eingegangen, worin ihr oom herein angezeigt wirb, 

l ) ©rofcfOrff «paul ocrmählte fieb 1773 nach feiner "-Kutter QBabl mit 
ber ^rinaeffin Natalie t>on £>efTen«5)arinftabt, nach beren $ob 1776 mit 
ber ^rinjefftn 902aria t>on Württemberg. Seit Katharina mürbe eä in 
ber ©ottorpfchen Äaiferb&naftie brauch, burch beutfehe ^betraten (Einflufj 
in Qeutfcblanb )u gewinnen. 

». 6 <$ l ö s e t , <peter*tmrfler «riefe 10 1 45 



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ba§, „ba fie fränflich unb m'el abn>efenb fei, man ihre ©teile 
befe&t j>abe". ©er angegebene @runb fcheint öorgefchoben, ba« 
fin mot bagegen foll eine allerhöchste (leine 9*anfüne gegen bie 
ffrau be« 33aron$ fein, ber ftch fo unpatriotifch jurüefgejogen. 
(£3 ift ein Unglücf, bafc bie Ceute ftch gar (eine ffreunbe ju 
föaffen n>iffen; mit SluSnahme einiger «Sbrfenleute fmb e* — 
glaube ich — nur Steffen unb ich, bie e$ ehrlich mit bem 
^aron meinen unb feine vortrefflichen (Eigenfchaften aufrichtig 
fehlen. Sluf bie gros bonnets Örloff, 9*efielrobe u. a. gebe 
ich titäfti. Unb bie gute Baronin! bie finbet hier auch nicht 
einen einzigen 93erteibiger — gefchmeige benn eine 93erteibigerin. 

Sftun, meine gute Schwägerin, lebe recht wotyl Äerjtiche 
örü&e allen ben ©einen unb deinen. 

©ein treuer Schttager. 

gftinifter t>. 6ehteim$ febrieb am 31. S)ejember 1859 an 33iSmarcf, 
beffen Ärantfein fleh in bie Cange 50g, in bejug auf bie Scottoenbigfeit 
eines anbeten Vertreter* an etette be$ prinaen Grob: „<2öir ftnb 
je$t in ber $at, binftibtticb unferet btylomatifcben Vertretung beim 
ruffifeben Äabinett, auf bem boUftanbigften 9cuu>unft angelangt . . . 
<2BaS bie Äanbibaten betrifft, bie hierbei in (Erwägung fommen, fo ift 
ihre 3abt fetjr gering, »ort QBertbero fonnte bei ben mir betannten 
unb bon S^nen ^eroorge^obenen 93er&älfniffen nicht bie 9tebe fein. 
5>arrb ^Irnim Wäre gemifj eine an ft# febr geeignete °Perfön liebfeit, 
allein, ba er aueb nur £egationSfefretär ift, fo fonnte man ihn ni$t 
ofcne fanglante Verlegung bem erften Setretar unb interimifrifeben 
©efcpäftStrager in Petersburg borfefcen, e* fei benn, ba§ biefem gleich 
jeitig ein anberer Soften bätte gegeben werben tönnen, wa« für ben 
Slugenbllcf untunlitb ift Unter biefen Umftänben erfchien als bie einzige 
geeignete unb jugleicb biSponible Perfönlicbfeit ©raf Perpond&er, auf 
ben bie 3Babl beS prinjregenten nun au$ gefallen ift, unb ber in außer- 
orbentlicber SO^iffton nacb Petersburg abgeben foll, was aHerbings nicht 
bor «-Witte fünftigen Monats wirb gef$e&en tönnen." 



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1860 



Seit aty $ageu ift Sperponc&er *) &ier; ein fe£r angenehme*, 
feiner Sftann, mit bem id> in fo guten ^3ejiefiungen lebe, ba§ 
i# fogar na$ feinem <£>\Hat gefd&rieben $abe, al* er mia) barum 
bat. (fr fcat ben yafäa in Äo&enborf bei (flbing befugt; 1 ) 
legerer glaubt in fünf 3öo$en frertommen &u fönnen, ma$ 
ia) bereifte. 93or a$t SBoc^en erhielt ia) t>on Stau ». SM«, 
maref einen fe&r liebenSmürbigen 93rief, t>or brei ^Boc^en öon 
<£i$mar<f felbj*. 3)a« <£$epaar ift feine* Äaufe«, feiner 9Wöbe( 
unb feiner 3)ienerfa)aft megen beforgt. §)a nun Älttber, ba# 
^attotum, nia)t &ter ift, <£ro$ aber, mit bem er n>ie mit 
feinem Maitre d'hötel umftmngt, in aflem ^onfujion maa)t, fo 
i)at ber ^afa^a in ben fauren Qlpfel beiden müffen, mir ju 
(treiben. 3d> l)abe gemeffen geantwortet, tym aua) auf feinen 
^Bunfa) jmeimat ^am'ar gefa)idft. (£r fa)rieb mir, er $offe im 
Sebruar „reifefertig" ju fein. 6eit Grob« $ia*fo $at <&or- 
tfa>afoff angefangen, jta) mir &u nähern. 93or oier^e^n Sagen 
teilte ia> $m auf einem 93aU bei 9tarifc#ht mit, bafc ^3i*- 
maref im Februar reifefertig fei. @ortfa)atoff — er $at ein 
$enbre für 93timar<f — fyütttUt ben 5Sopf: „Non, non, 
c'est impossible; il ne peut pas voyager aux mois de fevrier 
et mars. C'est la mauvaise saison. II doit se mgnager! Dites 
lui de ma part, qu'il se menage, dites lui 9a." $)a$ fcabe 

1 ) ©töf Söityelm «perpondjer, pteu§ifd)cr ©efanbter in Neapel. 

2 ) 93i*marcl (09 tränt bei feinem 93eroanbten$.». < 33elott>in&o&en' 
borf (Oftpreu§en). 

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ich bann auch fofort getan — je me suis acquitte de cette 
commission importante avec beaucoup de gräce, bien que la 
commission soit tant soit peu equivoque. 

3ch fyabt Don morgend bt$ abenb« ju tun, flnbe bafcer 
feine 9tohe unb SDfatfje jum ^rieffchreiben. $)a$ Diele Ar- 
beiten, 93eforgen, Äerumlaufen, konferieren, um 9*at gefragt 
werben ufn>. macht mir aber grofce« Vergnügen. Qabei bente 
ich $ag unb 9ia$t baran, nrie ich tytx in anftänbiger 3Beife 
megfommen fann. $lber in Berlin rührt fleh nicht«. 

S)afj mein «Such 1 ) hier nachträglich boch »erboten ip (!), 
haft bu tt>ohl erfahren. (Ein fcarmlofer esprit d'escalier, nur 
hier möglich. 

15./3. Februar 1860. 

3ch benfe je$t boch ftorf an Urlaub, 95i«marcf mag nrieber- 
(ommen ober nicht. 9Dftt °perpon$er lebe ich au f fecm heften 
9ufc; ich W*t ihm aber auch, nachbem er mir unb nicht droh 
in fehr fteunblicher ^Qßeife feine $lnlunft annonciert fyattt, 
einen raffiniert feinen Empfang bereitet. 

(Eine ruhige 6tunbe fyabt ich \*W feiten; ba« fühle ich 
biefen Slugenblicf fchon urieber, tt>o ich 3)ir fit reibe unb wo 
auch natürlich fofort eine 6törung eintritt. 3ch fyabt ^er- 
poncher meine ganje 3eit jur Verfügung gefteßt, unb ba er 
fehr biSfret unb jartfühlenb i(t, aufjerbem ein pafftonierter 
Spaziergänger wie ich, Q<™b Europa fennt unb 6inn für Diele« 
hat, auch gerne eine gemütliche Sigarre raucht, fo fmb mir faft 
ben ganzen $ag jufammen. 



l ) (Sine 93efpred)ung »on „ftriebrid) ber ©ro&e unb Äatt)artna bie 
Smeite" im ßiter. Sentratbl. (11. Februar 1860) fc&liefct mit ben Qöorten: 
„Schleper bat tnit feinem <23ucb, ba« man mit @enu§ lefen fann, nid)t 
nur einen banfenämerten Beitrag jur Crbrenretfung ftriebrieb« be« 
©rofcen, fonbern aud> neue $luffcblüffe über bie preufeifeb-ruffifebe ^olitif 
gegeben, meiere ba«, tt>a« un« au« rufftfd)en 'Jlrchioen geboten mirb, 
toefentlid) ergänzen." 

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SMe alte Sfletienborff erlennft £>u in folgenber ©efchichte 
ob« oielmehr an folgenben jehn Söorfen: (Sie fh)t mit ihrer 
dritte »or einet ioäfelarbeit, £o6n fot bei u)t. <pib*lich 
fragt (te biefen mit größter 9Suhe unb Unbefangenheit: 
„©(auben Sie wohl, bafj <£rot? föon wetfj, ba§ ^erponc^ev 
angetommen ift?" 

6t. Petersburg, 17./5. 2H>riU860. 

(Eine hoffnungSlofe ©efchichte ift bie oon Srau o. ^lifcmg. 1 ) 
ftier gibt e* feine ^Rechtsanwälte. 3)a« glaubt teüt 9Xenfch, 
aber e$ gibt (eine. 3Bte machen e$ benn bie Ceute, bie ^rojeffe 
führen? 6ie fommen felbft tyx, menben ft$ jwar an einen 
„fogenannten" $lboolaten, beauf (tätigen aber felbft ben ©ang 
ber 6ache, jahlen hier, jaulen bort, fehiefen in bie oerfchiebenften 
93ureau$, treiben hinterher, jaulen abermals ufw. ufn>. unb ge- 
winnen. $un fte baS aUeS nicht, fo oerlieren ße. S)ie ©efanbt- 
fchaft tann ba* nicht, um fo weniger, alt wir unferen 9?e$t«- 
tonfulenten entlaffen ^aben. Qllfo — jemanb mufc herfommen, 
um bie 6a$e felbft in bie Äanb &u nehmen. <£* tut mir 
leib, ba& ich ber liebenSmürbigen ffrau leine beffere Shtffunft 
geben lann. Söir ftnb eben in 9*ufjlanb: Äalbaften. 

6tieglu> gerät hier allmählich oollftänbig in 93ergeffenheit. 
93om biplomatifchen Roxpü, welche« bort im Äaufe oiel »er- 
fehrte, tommt niemanb mehr hin, außer £o£n, <pleffen unb mir. 

2. Suni 1860. 

Q3i«marcf fyat geffern oon Äowno au« telegraphiert, ba| er 
morgen ober übermorgen hier einzutreffen gebeutet) 3)ann geht 
cßerponcher lünftigen §)onner«tag oon tykv fort. Qienttag 
wirb hoffentlich 6olmS au« äannooer fommen, ber mich 
treten fofl, unb bann benfe ich fytutt über oierjehn Sage fpäteff en* 
abreifen su fönnen. 

l ) Über ben <3>roae§ berietet au# «Stfmarcf, 18. Slpril 1859. 
") 93i*marcf traf fcen 5. 3uni ein. 

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<5)er ffinanjminifter $at eine große (?) SERaßregel ausgeführt: 
bie bisherigen Ärebitmftttutt — tfommerjbanf, ßombarb- unb 
£etybanl — »erben ju einer einigen großen taiferlichen 33aut 
»ereinigt, alle 93anfen im 3nnern al$ Silialbanfen organiftert, 
unb an bie S»i$e tritt al« ©ireftor ber 93aron Slteranber 
Stiegli*! 3)er mirb nun ©e&eimer 9*at, befommt mohl fehr balb 
$lnnen«Stern unb ift »ollftänbiger $fchinot»nif unb i'humble 
serviteur »on Äagemeifter unb ^niäjemitfd), um berentwiHen 
er fein ©eföäft liquibiert &at! Örloff unb ber alte Sieffeirobe 
haben Ü)n bearbeitet. Vorigen Sonntag $at er e$ beftnitio 
angenommen. (£r fyat es mir in entfchulbigenbem §one mit' 
geteilt, toorauf ich nicbf« ermibert habe, benn 1. gefct e$ mich 
nichts an, 2. ift e3 boch ju f»at unb 3. ift er jetjt in feinem 
eigentlichen Sa^rmaffer, Uniform, iooffepe uft». Seine Un- 
abhängigkeit ift ^in. 5)ie oorfe iß natürlich fehr glücflich- 
Daring unb ioope (£abouch$re) »erhanbeln noch megen ber 
^nlei^e. <5* fd^eint, ba& man einig ift: ju 4 Vi ^ojent; 
bie 4 Millionen ^funb Sterling, bie Magnus, ^omfon unb 
93onar im »origen Sahre mit 2Rühe &ufammengebracht haben, 
»erben ignoriert. Einfang« ^te& e$ nämlich, Daring folle bie 
fefclenben 8 Millionen mit aufreiben; ba« miß er nicht, er 
»erlangt eine neue »olle Anleihe »on 12 Millionen. 

SlmurStf *) läfjt £)ich grüßen unb melbet feine »on hier nach 
Stettin jurücffehrenbe, am 19. n. bort eintreffenbe grau 
bei 3)ir freunblichft an. 

SMmarct fchreibt am 14.3uni 1860 an «^inifter ö.6chlemi$: „(Euer 
Stettens habe ich/ in Betracht ber be&orfte&enben Sufammentunft in 
■Saben, baS mistigere au£ meinem beifotgenben 3mmebiatbericht fcfaon 
telegraphtfä) gemelbet. ©en ^eridjt überbringt Aerr t>. 6ä)lö$er, biä 
ba^in fehlte eine fixere (Gelegenheit 3n ^arenthefe bemerte id) babei 
baß id) bem Überbringer in gefäjaftlicher ^ejie^ung, befonber* maä 
Eotalfenntni* unb ©ienfteifer für lanb$männifd)e 3ntereffen anbelangt. 
ba$ größte ßob erteilen fann, fo bafj barüber meine anfängliche 93er- 
ftimmung gegen i$n gänjlid) berblid)en ift* 

J ) ©eneral ^uratoioff-Slmuräfi. 
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Neapel, 14. 3uli 1860. 

Cieber Vruber, 

meine flüchtigen 3eilen au« SNarfeiUe roirft bu ermatten haben. 1 ) 
Q?orgcftern fmb mir hier früh morgen« 7 ll^r angelangt. 0er 
(finbrucf ber ©egenb ift überm ältigenb. §)iefe Vegetation, 
ba« blaue 9tteer, feine in märchenhaften 9)uft gebüßten Reifen- 
infein, ber 93efut>, bie fchönen Linien ber 93erge, bie ben ©olf 
umgeben, baju bie amphithtatralifch auffteigenbe Stabt mit ihrer 
bunten, lärmenben 93eo5lterung, biefe au«bru<f«»oHett ©eftchter, 
bie man fo oft auf ben 93ilbern ber italienifchen Sfleifter ge* 
fehen hat unb bie einem hier bei jebem Schritt entgegentreten — 
ba« alle« ifr mahrhaft beraufchenb. 

(Sinen bramatifchen ®egenfa$ ju ber Aeiterfeit, bie Gimmel 
unb €rbe unb 93olt fax au«frrbmen, bilben alle bie 93or« 
fehrungen, welche ber £i$nig ju feiner Sicherheit hat treffen 
muffen. Cangfamen Schritt* burchjiehen fortmährenb Pa- 
trouillen bie Strafen ber Grabt; oor allen < ZBachthöufern 
ftehen gelabene Kanonen; grofje ^uloertran^porte werben 
nach Den Sort« gefchafft; oor bem Schlöffe, beffen $er- 
raffe ich f° °f* * n öer «Stummen oon ^ortici" gefehen, 
liegen ÄriegSfchiffe ber ffranjofen, (Englänber, Spanier, Öfter- 
reicher, um bie ?remben ficherjuff eilen. 3Ran macht t>icr 
alle Wtt ber „Stummen" burch : bie 9Karftfjene mit Snfchero 
unb ßajjaroni, unb ein SXKafanieuo fann jeben $lugenbticf 
auftreten. 

2ßie lange mirb ffranj II. fich noch halten? Schon ift 
©aribalbi in Palermo eingebogen, umraufcr)t r>om Subel btefe« 
leicht beweglichen Volte*.*) S)ie 3eit ber Vourbonen ift ge- 
tf$t Mancher fragt: Söirb bie au« fo »ergebenen Ele- 
menten 5ufammengefe$te Veoölterung ber frönen äalbinfel 

x ) $>er "Brief ift ni#t oot&anben. 

*) ©aribalbi fcatte ftd) im °Efla\— 3uni, im Gcinüerffänbni* mit Caüour, 
jum £>errn Sizilien* gemalt. 2im 7. September 1860 jog er in 
Neapel ein. 

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ftcf) auf bie Steuer jufammenfchliefjen? Unb 9*om inmitten 
tiefet 'Branbung? $>te «Begebenheiten überftürjen fich unb 
»erben mächtiger al* ber Söille be« einzelnen Weinen SDTenfchen. 

Neapel, 21. Suti 186a 

^eine gute, liebe Butter, 

ich möchte recht febön fchreiben fönnen, um S)tr nur ungefähr 
ein c Ötlb oon biefem munberbaren Neapel unb feiner Um« 
gegenb entmerfen $u fönnen. SOcan fommt $ier oon einem 
(Entlüden in« anbere; oon allen Seiten ummeht einen bie 
«■poefte be« ßeben«. 2lm »origen Sonntag fuhren mir über 
eportici natfj GafteUamare unb teerten nachmittag« gegen 
5 Uhr aurfWf. 3Bir gingen bann in bie Santa Sftaria bei 
(Sarmine, n>o äonrabin t>on Schmaben begraben liegt: „ber 
le$te ioerjog be« foiferlichen ioaufe« oon Schmaben anno 
1269." Slucr) Sflafaniello i$ hier beftattet. 3n ber Kirche, 
bie jlch an ber Stelle einer Keinen ^armeliterfapelle ergebt, 
mar Sepgotte*bienft, bie SOfaifif fpielte ben Geginn ber Ou- 
vertüre ju Robert ber Teufel"; ba« bunte Stolf, bie ©eiff- 
liefen unb Mönche, bajmifchen bie fchönen Sfeapolitanerinnen 

— e« mar beraufchenb. Unb brausen im ftrahlenben Sonnen« 
fchein ber 'plat*, Cargo bei Sülercato, mo Äonrabin auf 
bem Glutgerüp enbete . . . n>o bie 9(ftarftfjene au« ber 
„ Stummen" f Dielte, unb mo SDRafaniello hingerietet mürbe 

— Qlnfang unb Cünbe be« Slufftanbe« gegen ba« frembe 
Soch. Gon bort fuhren mir läng« be« £afen« in bie 
Stabt, linf« ba« blaue ^fleer, im Äintergrunb bie 93erge, 
ringsum bie 93olf«menge mit ihrer mannigfaltigen bracht, unb 
über allem ber ernfte 93efut> im oioletten Slbenbglanj biefe« 
jauberhaften Gimmel«. 93eim Gaffel SRtto*« angelangt, hören 
mir »löblich SOWitär|tgnale. Galb befanben mir un« in einem 
©etümmel oon Gruppen aller ©atfungen. S)ie ©atben hatten 
SBein erhalten unb burchjogen bie Strafen. 3eber Gegegnenbe 
mufcte „Evviva il Rel« rufen. 0a mir ben ganjen $ag auger- 

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halb Neapel« jugebracr)t Raffen, wußten mir t>on nicht«, tarnen 
jeboch unangefochten bi« jum Schloßt»la$. ©ort aber mürbe 
unfer Söagen angehalten, unb fäbelfchtoingenb brangen bie 
6olbaten auf un« ein. Söir beruhigten fle unb fchmenften 
bie Äüte. (Ein Vtytxtx Offtjier jagte bie Aufgeregten au«- 
einanber unb führte un« fehr höflich burch ba« ©etümmel 1 ) 
Sch fchreibe biefen Äergang, meil er möglichenfalls entffeüt in 
bie 3eitungen gelangt Beben Qlbenb machen bie ßajjaroni, 
bie teil« rooaliftifch (?), teil« garibalbiftifch finb, eine S)emon- 
ftration, bemolieren bie Säufer ber oerhaßten früheren ^olijei- 
agenten unb anberer mißliebiger ^erfönlich teilen. 93orgeftern, 
am <3eburt«tage ©aribalbi«, mar bie halbe <5tM glänjenb 
erleuchtet. 

©aribalbi« Vortrat mirb in allen ©tragen oertauft, ba« 
Q3olf burch 33ranbfchriften jur 9*eoolution angetrieben. 

ünb boch iff e« hier göttlich! Säglich 93äber im SReer. 
Außer «perponcher faft immer mit ©raf 6j6ch£noi, bem 
öfterreichifchen ©efanbten, jufammen, einem meiner heften 
Petersburger Sfreunbe, ben ich in btefem hinter, im 3anuar, 
bei 22 ©rab Äälte, an bie (fifenbahn geleitete unb ben ich 
hier unoerhofft toiebergefunben. SÖttt ihm machten mir oor» 
geftern eine f)immlifcf)e Partie nach Sorrent unb nach ber 
3nfel (Sapri. S)ie SDZaler, bie ba« neapolitanifche SEKeer in 
einem buntlen, für ben 9torblänber unoerftänblichen 33tau 
miebergeben, jle lügen nicht; jebe < 2öctlc »erfe$t einen in neue« 
entjticfen! Unb biefe« dapriü! 

«freute abenb große «Jejtopet in 6an darlo jum heften ber 
Amneftierten; morgen nach 6alerno unb Slmalft unb fünftigen 
Mittwoch siehe ich a & «ach 9\om. 

Abieu meine gute, liebe SERutter. Äerjliche ©rüße an ade 
©eförnifter. 



l ) 3n einem 93rief au« 9tom öom 17.5Wärj 1864 („9<ömifd)e Briefe") 
tt>irt> on tiefen Vorgang erinnert. 

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Neapel, 28. 3uli 1860. 

S)a« hochgelegene Slmalft, einft ba« ©cnua be« 6üben«, ein 
SBirrmarr »on Käufern, ftelfengeflüft unb üppigper Vegetation 
— 6alerno, mo ©regor VIL als fflüc^tling ftarb unb begraben 
liegt — ^äftum, im Altertum ber SDftttelpunft be* £uru« unb 
ber <5ru$tbatfeit, freute eine SBilbm«, au« bereu (Sinfamfeit 
ber ^eptuntempel leuchtet — toa« pnb ba* alle« für <£ inbrütf e ! 

9*un »erlaffe icfr in menigen 6tunben biefe fefröne 6tabt. 
Um 1 / 2 5 Ütyv fpeifen ^erponefrer unb icfr bei ©jeefrenvi mit 
93aron SöttüerStorf, 1 ) ber auf ber „9*ooara" bie ffafrrt um 
bie 2öelt gemacht fcat unb gegenwärtig bie frier liegenbe öfter- 
rei$ifcfre (Eäfaber fommanbiert Um V« 7 Ufrr fäfrrt un« feine 
6cfraluppe an ben franjbTtfcben Dampfer „Qutrinal", ber mi$ 
unb ©unblacty, ben bisherigen Diepgen Charge d'affaires, naefr 
dioita 93ecdjia bringen fott, tt>o ttrir morgen, Sonntag, vor- 
mittag anlangen, um jn>ei 6tunben fpäter in 9*om ju fein. 
<5)ort bleibe i$ bi« S^itttpoc^. 3>ann über ©enua, Sftailanb, 
Srieff na# SBien. 

<3Benn bu mir gleid> na$ (Empfang biefer 3eüen na<$ 
<2ßien, preufnföe ©efanbtföaft, föreibfr, fo mirb mi# $)ein 
Vrief bort mofrl noefr treffen. 

©eftern maren mir auf bem 93efm>. €S ift ba« bämoniföfte, 
maS i$ in ber 9latur gefefren &abe — baS mtlbe SXfleer t>on 
förnarjer, abgefüllter £at>a, baneben bie fliefcenben, glüfrenben 
ßaoaftröme. 3n biefer frimmliföen 9?atur ber ffeuerfölunb 
ber ÄöUe. Unb feinen Slbfrang Kimmen Weinreben hinauf, 
bie, getobt oon Gonnenglut unb unterirbiföer £h)e, Jenen 
munberbaren 2öein erzeugen, ben man (EfrriftuStränen, Lacrimae 
Christi, genannt frat. 

Stämomfö jinb auc§ bie Gräfte, bie je$t unter ben SOtenfcfyen 
mirfen, unb niemanb meijj, toaS au« tynen entfielen mirb. 

x ) ftretyert ». <2öüUerStorf unb SlrboiS fratfe 1857-1859 mit ber 
„9touara" bie Grforfd)ung«reife um bie QBelf <9iot>ara.<%t>ebition) aus- 
geführt, beren n>iffcnf$aftUä)e Grgebniffe befceutenb waren. 

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ioier biefe göttliche Watux — in 9*ußlanb bie unenbliche ebene 
in ewiger ©leichförmtgleit, baS fyalbt 3ahr mit 6chnee bebedt... 
unb überall outfanifche$ treiben, 2öann toirb ftch bem tyaoi 
9teueS unb boch SIralteS offenboren? 

«Petersburg, 31./19. Sluguf* 1860. 

6tiegli$ förieb mir: „S)er ©raf 9^effetrobe möchte, baß 
6ie heute abenb um 8 Styr ju ü)m tommen. 3ch propontere 
3hnen ba^er bei unS 6 1 /, Styr au fpeifen, um bonn nach $ifcf> 
ben toürbigen Veteranen mit 3h*er ©egentoart ju erfreuen." 

©raf 9ceffelrobe toollte nämlich über Neapel ^ören. <8ei 
ber (Gelegenheit fyabt ich auch feine Tochter 6eebach*) fennen 
gelernt, bie er morgen abenb bis Königsberg begleitet, um 
von bort na<^ feinem ©ute bei 9\iga getyen. 

3u morgen 11 Ufyv hat (Scrtfc^afoff mich M r b^vt bitten 
laffen, ju u)m ju tommen: „Pour causer avec moi de Naples." 
Weitere ©aftoorftellungen biefer *2lrt »erbe ich aber nicht geben. 

9)cit «SiSmarcf geht alte« oortrefflich. 3n Berlin h^e 
ich Won, baß er mir in ber 'Jöilhelmftraße große« £ob ge« 
fpenbet unb in burchauS looaler 2öeife alle« jurüefgenommen 
hat, maS er — tranf, polttifch gereijt unb oielleicht burch ge- 
miffe Ceute beeinflußt — anfangs über mich geäußert hatte. 
«SefonberS foll ihn oerfchnuoft ha&en, baß ich nicht ftunben- 
lang nach feinem 3)tftat fdjreiben wollte. 3e$t alfo — 6trich 
unter biefeS Kapitel. ^JnberS liegt eS mit ben politifchen 
fragen. (Ein höllifcher Äerl ift er, aber — n>o n>iH er hinaus ? 

3n £übecf erhielt ich <™* ^Bieti bie Nachricht, baß SBerther 
jetjt feinen ber gemünfehfen (Schritte tun tdmte, ba er oor 
einem 3ahr, als Äarro Qlntim nach Berlin oerlangt rourbe, 
auSbrüctlich erklärt fyabt, baß er fleh mit einem Qlttache be* 
gnügen tönne. Sobalb $lrnim toeggehe, werbe er midh als 
6 efretär erb itten. 

») OKoria ©räfln 9*ef[elrobe, 1840 öermäfrlt mit bem bamaligen 
Cöniglicb-fäc^f.CegationSfefretär unb fpäteren ©efanbten £eo t>.6eebaeb. 

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Sonnabenb, Ottober 1860. 

3$ fpeife täglich, ba« Reifet infolge täglicher fpe&teller <£in- 
labung, bei 93i«man!, fall« icr) nidjt fonft engagiert bin. 3$ 
r)abe niefct« mer)r mit i&m gehabt, dt ift bie »ertörperte ^olitif. 
Witt gärt in ir)m, brongt na# Betätigung unb ©effaltung. 
(fr fu#t ber politiföen 93err)ättnifFe £>err au »erben, ba« G&ao« 
in Berlin $u meiftern, toeifc aber no$ m$t n>ie. Söenigften« 
fe$e ic$ feine SBege, fein 3iel ni$t. (Ein mertmürbiger Sftenfö, 
ftyeinbar »oller SBiberfprttc^e. — 

3e$t blief en alle bie 6c$af«föpfe auf Söarföau ! l ) 3)a wirb 
ebenforoemg ©efcf)ic$te gemacht n>erben nrie in Breslau unb in 
$epli$. *) ©eneral (Eialbini iff a$t $age oor feiner (Sjpebition 
f?eimli<$ in (^amberp bei £oui« gemefen, unb biefer f?at mit 
u)m bie ganje ^omöbie gegen bie pontiftf aten 6t aat en abgemacht : 
„Fate, ma fate presto !« ÜMer ift man |e$t mütenb auf £oui«; 
SWontebeKo ift mit büpiert t>on feinem faiferli<$en ioerrn. ^m 
^leranber«9*en>«fi'$efr fam er mit ber 9ta$ri$t, ba& Coui« 
ben (£inmarf$ ber ^iemontefen in ben ^iretyenftaat ntc^f motte — 
allgemeine ^onfternation im ^eiligen Äorp«. 9öut bei einjelnen. 
9*un fott bie rufftföe ©efanbtföaft au« $urin abberufen 
»erben; aber nur mellei^t, i$ glaube no$ ni$t«. 8 ) 

et^eterÄburg, 24/12. Ottober 1860. 
Äier n>irb e« immer toller unb immer bunter I S)u r)aff 
»o&l ben j%lic$en Beriet be« ftinanaminifter« pro 1860, 

J ) *33om 22. bi« 26. Oftober war bie 3ufammenfunft ber «attonarc&en 
t>on Öfterreid)/ ^reutjen unb 9*ufclanb in <2Barf$au, wie &u ben Seiten 
ber Zeitigen 2Wianj, um jur itatieniföen ^vage Stellung ju nehmen. 

*) 3m Oftober 1859 Ratten flcb ber Äaifer oon 9*ufllanb unb ber 
^rlnjregent in <33re$lau getroffen, om 26. 3utt* 1860 war bie Begegnung 
ber Unteren mit bem Äaifer oon Öfferreicb in $epli$ gewefen. 

') S)en Unfall auf ben päpftlicben Staat — Sieg ber ^iemontefen 
unter ©eneral (Eialbini bei (Eaftelfibarbo — bezeichnete Slleranber II. 
al* .piraterie en terre ferme'. S)ie ooHfommenfte entente cordiale ftranf- 
reich« unb 6arbinien« galt babei al« fkber. 

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• 

refo. 1859, gelefen? Am 1. 3anuar 1860 waren 35 Millionen 
<pap\tt'9t\\bel mehr al* im 3a$re 1858 in ilmtauf, atfo fap 
680 SDtttltonen. dagegen fyat fich ber Barfonb wieber um 
14 Millionen verringert! S)ie 9^abität $at nachgerate feine 
(Örcnjen. <Dabei, rate ich t>on fach»erpänbiger Seite weifc, in 
(einem 9?ciniff erium (f rfparungen, fonbern gerabe ba* ©egenteil. 
3mmer neue fopfpiettge Äauö^attungen ber©rofcfürpen. ffurcht« 
bare Betrügereien im oereinigten Apanagen-^omänen-TO- 
nifterium. (Ein Beifpiet: SJiurawjoff erhielt im ffrühjahr tiefet 
3ahre3 »om Äaifer 40000 ©efrätinen x ) Canb gefchenft. 3m 
3uli \)t\%t e« i>lö$lich in feinem Apanagenminiftermm: „5>ie 
Ärone habe ju siel Bauern unb &u tt>enig ßanb." (Er oerfauft 
feinem SWiniperium bie 40000 ©efrätmen für 800000 9tubel 
SBenn er Reifen macht, lägt er ftch in feiner boppetten 
miniperiellen (Sigenföaft au« ben Waffen beiber SOftnifterien 
diäten jaulen. 

©er Aufenthalt in ^arfctyau unb bie 3agb in Biatowieje 
mu§ furchtbare Summen {offen. \vür bie Auerochfen ftnb 
wochenlang $aufenbe Don Bauern als Treiber angepeilt gewefeu. 

3>ie Äaiferimnutter ift fo franf, bafj ihr fötbe ftcfjcr nahe 
ip. Sie fann nicht mehr Cuft holen, um ben Schleim aus- 
zuwerfen. (JEbenfo geht e$ mit Ortoff. ©er alte #anjler 
träufelt auch oft. 3)a« Stifotaifche Seitalter gehört halb ganj 
ber Bergeffenheit an. 

Unb <2Barfchau! Welche ^omöbiel 911« ich hier fcnbe 
Auguft anfam, war immer nur oon ben brei dürften ber Zeitigen 
Allianz gegen ff ranf reich bie 9*ebe. <piö$Uch lautet bie Carole 
anber«: „Solibarität ber fontinental-fonferoatioen 3ntercffen", 
b. h- mit ffranfreich gegen (fnglanb, unb warum? Um ben 
^arifer Bertrag »on 1856 au reoibieren unb bie Bepimmungen 
wegen be3 Schwarjen Speere« aufzuheben. Cnglanb hoffte 
man burch biefe Quabrupelallianj ju jwingen. Aber (£ngtanb 



*) 1 S>eßi«ine = 1,0925 fceftar. 

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fängt eher einen feiten ^rimfrieg an, als ba& eS ba« 6<$ttmrje 
«ätteer toieber preisgibt. 

Söenn SUejanber II. offen gegen «Jrana 3ofef ift, fo fagt 
er ü)m, bafc 9*ufilanb für Ungarn unb ©alijien nichts tun 
tonne. 3)aS loäre vernünftig unb fönnte ben Habsburger 
jur 9*aifon (?) bringen. Slber man n>irb tooht um ben 93rei 
herumgehen unb nrirb möglichenfalls, ba QUejanber II. in 
fe^r legitimiftifchen Haltungen von (rier abgereift tff, ben 
öfterreichem allerhanb »age 93erfprec^ungen machen, bie 
ftch nie erfüllen laffen, benn 9?ufclanb ift ebenfo banfrott 
toie Österreich. 

0a« „'SauernrebaftionSfomitee" f>at je$t unter ^aninS 1 ) 
Leitung feine Arbeiten beenbet. £e$tere follen gleich nach ber 
9*ücftehr beS ÄaiferS bem ioauptbauernfomitee vorgelegt n>erben. 
S)ic 6eete beS Kampfe« für bie Emanzipation ift SÜWjutm, 
©ehilfe £anSfoiS, burch feinen 6d>tt>ager *2lbafa in naher ^3e- 
jie^ung jur ©rofcfürftin Helene. ®ie Vorlagen ftnb ein 
formibabler ©ädhiS. Unausführbar! 3namifchen »erben bie 
«Bauern im Snnern immer unruhiger. Unb toä&renb tytx 
Borniertheit unb ßeichtjtnn h**rfchen, ftarrt Öfterreich mit »er« 
glaffem Sluge bem 3erfaÜ entgegen, ben ba« neue „Diplom" 
nur noch befchleunigen nrirb. 2 ) 

'SBenn ich je$t bei SÖRetyenborffS bin, bie ganj in ber alten 
3bee befangen ftnb, ober n>enn ich bei §h u " m feinem fepnen 
^alaiS Cajarcff fpeife unb höre, n>ie nur oon ber ^Bieber- 
eroberung ber ßombarbei, oom „Schürfen" 93iftor (fmanuel unb 
oon bem „Äunbe" ©aribalbi bie 9*ebe ift, ober oon bem SSflantel 
beS heiligen ßeopolb, ber boch noch Öfterreich retten nrirb, unb 
wenn ich bann bie (Sntmicfhmg ber SHnge fehe, fo fomme ich 
mir immer gan) eigentümlich oor. 

l ) €)er Suftijminifter ©raf ^iffor^anin »ar felbft ©rofjgrunbbefoer 
unb (Eigentümer oon 20000 dauern. 

») 3>aä faif erliefe «Diplom oom 20. Oft ober 1860 [teilte in Ungarn 
Oie frühere SSerfaffung oon 1848 n>ieber $er. 

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Über e$leim*en« bliebe« (Srfranten ift man frier fefrr 
öerfönupft. Äennjt £)u benn eigentlich bie ©efcfricfrfe »ort 
if>m unb SKcfrrenfreim? Am 19. Oftober reift 93ubberg nacb 
Qöarfcbau. 6$(eim$ fratte flcfr tag« suoor tränt gemelbet. 
Am 20. morgen«, al« au$ ber ^rinjregent abgereiff ift, »irb 
SP^ofrrenfretm bei Gcbleinu) gemelbet „&u einer »ertraulicben 
^efpredjung". 6<$leini$ lä§t fagen: „(Er fei umpobl," trf) glaube 
fogac „bettlägerig". SDto&renfceim befreit barauf. 6cbleinu) 
erfcbeint. darauf erffärt SÜ^ofrrenfreim i&m, natürlich im Auf- 
trage oon 93ubberg, er fei gefommert, um f\d) baoon ju über- 
zeugen, ob er »irftiety fo leibenb fei. ©anj fo frat Söhren- 
beim e8 natürlich ntc^t gefagt, aber ungefähr fo. 6cbleini$ ift 
»ütenb ge»efen, frat *3Wofrrenbeim faft jur §ür {>inau«»erfen 
»ollen. <23ubberg frat biefe ©eföic^te fefrr geföabet. 

Sßenn bie alte Äaiferin au«fcbeibet, »erben bie 93ejiebungen 
$u un« ffi&ter »erben. 3)rei SBocben frat man fty mit un« 
berumgebalgt, um au$ un« jum Abberufen ber ©efanbtföaft 
au« Surin au bewegen. S)efto inniger ift man mit £oui«. 
©ortfebafoff mar ben ganjert $ag mit StftontebeUo jufammen. 
§)ie berufrigenbff en (Ertlärungen mürben über 3öarfcbau gegeben, 
^frouoenel 1 ) bortfrin eingelaben, »a« Unterer aber abgelehnt frat. 
93or ber Abreife frat Aleranber II. noeb oon £oui«, ©ortfebafoff 
oon §from>enet Schreiben befommen: bafc 2Öarfd?au nur ja 
„niefrt" bleffant für ffrantreieb merben möge. „Vous voulez 
enfoncer une porte ouverte," frat ©ortfebafoff an ^frouoenel 
geantwortet, $)a« Abberufen ber ©efanbtfctyaft au« STurm 
geföafr teil«, »eil ber tfaifer Alejanber II. ftcb, »ie gefagt, 
pl3$licb ungeheuer auf Legitimität fpielt — al« „&üter jener 
emigen ©efe$e, ofrne bie e« »eber Orbnung, noeb triebe, noeb 
6icberfreit in Europa gibt" *) — teil« au« Steigung ju ffranf- 
reiefr, ba« Ja auefr pro forma feinen 93aron Salleoranb abge- 

x ) $rÄ«jöfifd)er SDtfntffer be« äußern. 

*) SRote oon ©ortfä)afoff an ben dürften ©agarin, ©efebäftäträger 
in Surin, »om 10. Ottober 1860. 

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rufen hat. 1 ) SHan fcergif t ^icr aber, bafc CouiS in $urin unb 
9*om Äomöbie fjrfelr, benn „(Er" barf nichts gegen Stalien 
unternehmen, fonft fchiefjen jte ihn tot. ©aribalbi hat ihm 
fagen laffen: „Prenez garde, vous avez une queue de paille, 
ä laquelle il est tres facile de mettre le feu." 

©räftn 3epj>elm hat ben ffürften UchtomSf i geheiratet, SDcarine« 
offtjier, $lbjutant beS ©ro&fürjten 5?onftantin. <23or acht $agen 
hatte ich bie ffreube eine« 93efucheS t>on ©ubamel, ber nach 
Homburg mager geworben ift unb (Euch beftenS grüben läßt. 

3Rem ^afcha lebt hier fehr ftill unb fleht feinen SERenfchen. 
(fr h«>ffc bafc bie Äammerftyung für 6chleini$ fehlest aus- 
laufen unb er bann 3ftimfter nrirb. 3$ f;abe noch immer ba$ 
gute Verhältnis mit ihm aufrecht erhalten; er labet mich jeben 
$ag jum 3)iner — höüifch intereffant, immer jutn SBiberfpruch 
refeenb. Unb im übrigen furchtbar triel ju tun. $lber roaS 
wäre baS tfeben ohne Arbeit! 

©onnerStag, 3. 9*o»ember 1860. 

„La Conference de Varsovie est un coup d'olivier dans 
L'eau/ h at ©ortfehatoff gefagt. (£S ift bort gar nichts paffiert. 
€ine einzige Äonferenj ber SDftnifter, roo ©ortfehafoff grofje 
9\ebe gehalten unb ausgerufen hat: „Messieurs, j'ai bien des 
cartes, mais je n'ai pas d'atoutsl" — roorauf $h un wW 
erroibert: „Allons, mon prince, on joue sans atouts." 93ci 
bem Petersburger 6piel: „Sarolafch", ber Wirrwarr, fpielt 
man befanntlich auch ohne SltoutS. 

immerhin hat fleh bie ^Option 9?ufclanbS gebeffert. 3)ie 
Erinnerung an ben Ärimfrieg fchttrinbet 3)aS ift ein biplo- 
matifcheS 93erbienft ©ortfchatoffS. 

SUeranber II. ift franf, ^aifer ffranj 3ofeph toütenb abgereijt. 
®ie ßeute haben (ich ö&er »erftänbigt. 9*ur perfänlich 

*) ©er franjöfifdje ©efanbte ttmrbe abberufen, tt>eit 9?apoteon ber 
franjöfifd>en Äat&otffen toegen nicfyt ben 93erba#t enoeefen wollte, er 
billige bie ßroberungäpolitif beS ÄönigS tum Garbinien. 

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fcaben ft$ bie $mei &ai|er genähert ffranj 3ofep& $at in 
Cajtenui in benfelben 3immern geroobnr, in benen et jule^t 
mit 9ii(o(au6 gekauft £ar(e. 93dm Eintreten bat er 
^Ueranber gefagt : „3Bel$e Erinnerungen merben ma$ ! könnte 
id> bo$ bie 3eit jurücf&olen!" Die <¥>olen ftnb fe^r ffi^l 
gemefen. ^Bir baten mit unferer engüföen SlDiana renommiert, 
tonnten freiließ no# m$t bie groben $ime*-$lrttfel — genug, 
e$ ift eine ganj lumpige ©eföic^te gemefen. 

9laä)mittag6. 

>^leranbra fteoboromna 1 ) ift ni<$t me£r. Dienstag abenb 
traf äronprinjefim Olga ein, bie 6onntag morgen 10 Ityr in 
Berlin abgebampft mar, alfo in 55 ©tunben. 93atb barauf 
folgte SOftc^ael, oon ßonbon fommenb. bie laiferlic&e 

Familie beifammen mar, tauchte no$ einmal bie Äoffnung ber 
93efferung auf. <S* mar eine Säuföung. Sftittmocfj abenb 
$ie& e$ in 3ar«!oje: „6ie ftirbt!" Sitte* ftrömte in« Schloß. 
Äranfenftube unb anftojjenbe ©emäc^er waren »ott oon meinen- 
ben, betenben, tnienben ©ro&fürften, ©rojjfürftinnen , $lb- 
jutanten, #ammer£erren, ©eneralen, Äofbamen, Kammer- 
frauen ufro. Die 6terbenbe r>at Slbföieb oon allen ge- 
nommen. Der JSaifer faß am 33ett. Qlber fte ftarb bo$ 
ni$t. (£rft am heutigen borgen trat bie ftrijtä ein. $lber- 
mal« jtürmten ade in« 6<$lojj. ilm {>alb neun gab bie 
Dulberin tyren ©eifl auf. 

föne £a(be ötunbe na<$ bem $obe f?at Qltejanber ju l'otn 
gefagt: mürbe tm$ fe&r freuen, menn eine Deputation 
»om 93ranbenburger äüraflterregiment täme, SWama $at ft# 
immer fo fe&r für ba« Regiment interefftert." *) 

Der 6(ame freut |t#, baß nun enbli$ bie „beutföe Söirt- 
föaft" auf^rt. Die Herren Greußen ftnb je$t unten bur$. 

l ) S)ie Äaiferinmutter ftarb am 1. 9tot>ember 1860. 
*) Statt) bem $obe be* Äaifer* 9Wo(au$ würbe bie tfaiferin tyef M 
Regiments. 

».Sftlöjer, <Peter«nr«et «tiefe 11 161 



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<£>er Ämfer ift fo elenb, ba§ er ni$t in einer $our bem 
Sarge r>on 3ar$toje bis jur ^eftungöftretje folgen tann, n>o 
bie Äaifer unb JSaiferinnen feit ^eter bem ©rofcen ru£en. (£r 
mufj nSmlicty ju <5uf folgen. 3)ie Cetebe »irb ba£er erff na$ 
£fct>egma, bem 3nt>aliben&au£ auf bem 3Bege na<$ 3ar3foje, 
gebracht unb bann eitenb* meiter, benn ber hinter tft »or ber 
3Tür, unb menn bie ffeffungäbrütfe abgenommen »erben mufj, 
fo »ei| Slleranber gar nid>t, ttrie er e* mit biefem angreifen- 
ben Trauer gang machen fotl. 3Ba$ fe&lt u)m? ^überfein? 
SSommt ber ^affljebnif 1 ) auf ben Sfrron? Sticht oieOeic^t 
©ro&fürft Äonftantin? ^alaftreoolution? 3n Slflen ift alles 
möglich. 

Vorigen ©onntag mürbe 9*abi« Verlobung mit ^olornjoff 
beflariert, einem Beamten be* 6enat$. a ) <£r tft ni$t föon, 
foU aber al* Sföinonmif eine grofce 3ufunft fraben: „II y a 
quelque chose de phänomenal dans ce jeune Polowzoff," 
(>at ein alter $f$inomnif, 6taatSrat S&td, gefagt. Unb fo 
ma$t baö retjenbe ^äbdjen, ba$ einft in ^Binbeln oor ber 
$ür ©on 6tieglh)en$ lag, ba$ 3uni*&mb*) unbefannter&erfunft, 
jefct bie einzige (frbin, biefen SOfann einmal )u einem ber reiften 
£eute 'Petersburgs. 93aronin t)at brei 3Ronate $ag unb 9?ad>t 
an biefer Partie gearbeitet; nun freut fle jt$: nrie ft# biefe 
beiben jungen Ceute gefunben unb alle« hinter ü)rem 9Sttcfen 
abgemalt &aben. 

et 'Petersburg, 18./6. 9*o»ember 1860. 
<3)a übermorgen unfere 'prinjen abreifen, fo boffe i$, eine 
fixere ©elegen&ett jur 93eförberung biefe« Briefe« &u finben. 
93on ben ganjen $rauerfeierli$feiten fcabe i$ ni$t$ gefe&en, 



4 ) $&ronfolger. 

f ) S)er bamalige GenatSfefretär ^olowjoff, foäter 6taat«fetretär 
unb SRitglieb be« 9>*etä)*rat$. 

■) £>a$ #inb mar im 3««i bor bem 6tabt$au$ bon Stieglty aus- 
gefegt unb erhielt, ba e* nity abortiert mürbe, ben Flamen Sunin. 

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»on ben preuftffchen (Soften nur biejenigen, melche mich befugt 
haben, u. a. Den ganj famofen fünfter, ber breimal bei mir 
mar. 1 ) 3$ habe mich nämlich, als ich ben legten abretfenben 
farbinifeben 6efretär an« Schiff begleitete, in fo unangenehmer 
Söeife erfältet, ba& ich erft je$t allmählich biefe ©efchichte lo« 
»erbe. 3ch bebaute e« nicht, benn obgleich ich bie ^rinjen 
5?arl unb Wibrecht perfönlich nicht fenne, fo fühle ich mich 
gar nicht &u ihnen hingezogen. ®ie jmei Feierlichkeiten felbft 
jlnb natürlich fehr ermübenb gemefen. ®a« hat Arbeit unb 
Unruhe unb Seit getoftet, ehe bie gute alte ffrau jur 9*uhe 
gefommen ift! %n Slbenb »or ihrem $obe foll (ie ihrem Beicht- 
vater noch ba« merfwürbige ©eftänbni« abgelegt $aUn, fte 
müffe eine 6ünbe mit in« ©rab nehmen, nämlich bie, bafj fie 
bem Äaifer ffranj 3ofeph nicht »ergeben fönne, fo fehlest gegen 
ben Äaifcr ^ifclauö gehanbelt ju haben. 

$)ie €>eftion h<*t ^rofeffor ©ruber gemacht; er ift baju 
in 3ar«foje im ftrarf erfchienen. 9iach beenbigter Geftion hat 
ber bumme alte Qlprarm, ber immer mit ber Äaiferin reifte, 
ihm gefagt: et märe in ber Orbnung gemefen, baß er jur 
6ettion ber Eeiche 3h*er SWaJeftät bie Uniform nebft Örben 
angelegt hätte. <Me« fchimpft je$t natürlich auf Äarett; 2 ) bie 
rufftfehe Partei, Scnfchin an ber 6pu)e, mid ü)n burchau« ent- 
fernen. 93ei bem Srauerjuge t>at auch <£n>cr« in Uniform 
reiten muffen; er hatte Borch fußfällig gebeten, ihn baoon 
ju bi«penfteren — umfonft! Sicht Sage hat er in ber SWanege 
6tunben genommen, unb nachher ift alle« ganj gut gegangen, 
©ie Ceiche ift in ber ff ejtungStirche neben 9*ifolau« eingefenft. 
Beim ©raben ber neuen ©ruft ift au« berjenigen be« Äaifer« 
ein formibabler 3Rta6mu6 gebrungen, toa« natürlich mieber bie 
alten 93ergiftung«märchen aufrührte. 

*) Ätigo ©raf &u ^anfter'gftetnhitoel, ber frühere SWilitärbeöoU- 
mä(htigte in Petersburg, bamalä ©eneralmajor unb preufcifcfcer ©e- 
fanbter am SurWftfc&en Äof. 

») Dr. tfareU, ber Ceibarjt be« Äaifer« 9»tolau« L 

163 



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Der $Barf$auer 9*out tft, rote gefagt, »icl fümmerlicher 
geroefen, als bie 3eitungen eä nriffen. Die Öfterreicher ftnb 
mit einem entfe$Iicrjen &o$mut aufgetreten unb furchtbar ab- 
gefahren. 9\e d?bera/) tyat »on vornherein erflärt, e$ roerbe 
nun jur (Entfcheibung fommen, ob bie Kabinette au6 3afcbinern 
ober Cegitimiffen beftanben. Ort ber einen Äonferenj h at 
$lleranber II. felbft ihn jurechtgeroiefen. ©ortfchafoff ift immer 
auf feiner ^veunbföaft mit £oui* herumgeritten, ftat ftch beffen 
gerühmt, bafj er ftch nicht föeue, feine für sparte beftimmten 
S)epefchen burch bie Kuriere be« 3)uc be SWontebeüo ju ejpe- 
bteren, unb ^at einmal ausgerufen: „Mais, messieurs, nous 
ne sommes pas ici ä trois, nous sommes ä quatre" — als 
fömebte £oui$ im ©eift über ber 93erfammlung. 3)a& (euerer 
»ä^renb ber tfonferen* einen 93rief nach Söarfchau gefehlt, 
tft gang richtig; Sn^alt: 1. ^LBenn Oft erreich 6arbinien angreift, 
fo ficht Coutä Garbinien bei 2. ©reift ©arbinien Österreich 
an, fo bleibt £oui£ 3u flauer, ber triebe oon 93ittafranca roirb 
aber aufrecht erhalten, b. h- wenn Österreich auch fiegt, fo barf 
eS bod) bie Combarbei nic^t tt>iebernehmen. Die Sran&ofen 
haben ba^er ben 933ii> gemacht: „Que l'Autriche ne pourrait 
que remporter une victoire piaton ique", b. h- einen 6ieg, bei 
bem eö nicht* geroinnt. 

S)em „Sftmig oon ©aöta" geht e* fpottfchlecht, auch in 
finanzieller «Sejiehung. (fr tyattt tytx im oorigen 3ahr für 
brei Millionen 9*ubel <£ifenbahnpapiere getauft unb lefctere 
9*ot$WUb übergeben. 93on biefem »erlangt er je$t jmölf Mil- 
lionen Stancd barauf. Slber 9fothfchilb fchlägt e* ab, „benn ba« 
©elb gehöre nicht bem Könige persönlich, fonbem bem (Staat, 
unb oielleicht würbe in Neapel ftatt be« Königs ein anbere« 
©ouoernement fein, welche* bann »on ihm (9*othfchilb) Bechen* 
fchaft oerlange". $llfo hat ftranj II. feinen ©eneral <£utroftano 
hergefchief t, um hier auf jene Rapiere brei Millionen 511 pumpen. 

*) ©raf 0. 9?ecf>bcrn n>ac im SWai 1859 an bie Stelle M ©rafen 
t>. <33uol al« «aJUnifter De« Slufjern getreten. 

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Slber: 9*efu«l darauf frat Gutroftano fi# mit Vorföufc ©on 
500000 9\ubel begnügen motten; aber baS ift i^m oon bem- 
felben ^atfer abgeflogen, ber ben £egtttmiften fpielt unb feine 
©efanbtföaft au« $urin abberuft* 

Äeute ift bie Vafrn Oftroff— 5>ünaburg enbli# publico 
übergeben! 93 on frier im ganjen fünffrunbert Qjßerft; Abgang 
oon f>ier abenbS 77 2 £l^r, Slnfunft in ®ün ab urg ben anbeten 
Wittag 12 ober 1 ityx. 93on bort bt« StaUupönen <poff 
24- 28 6tunben. 3urü(f Slbfafrrt oon ©ünaburg mittag« 2 üfrr, 
Slntunft frier morgen« 6 Ufrr. 3n <pjfoff nimmt ber 3ug bie 
Briefe auf, bie nocfr immer über $auroggen— 9ftga frefbrbert 
»erben. 3m ^ejember foll Äotono— (Sobtfufrnen eröffnet 
merben; bie bortige Vafrn ift fcfron fertig. 6ie fott bann früfr 
6 Hfrr oon Äomno abgeben, fo ba& man jum €«jug 2 1 /» ilfrr 
in Königsberg eintrifft. 

©epfo täfct Sucfr beften« grüßen; er ift mit ftürft 6oCm« 
jur 5?onbo(arion frier, ift Oberftleutnant unb (ommanbiert ba« 
frannooerfcfre ©arbe-5^üraffter'9Regiment in SKorbfreim. 

Petersburg, Donnerstag, 22./10. Sfoöember 1860. 
Steine teure SEKutter, 

icfr frabe 3>ir fcfron oor einigen Sagen burcfr ^lefjtng 1 ) meinen 
S)anf fagen laffen für deinen lieben Vrief oom 9. b. — 
Äeute fcfrreibe i<fr ®it felbjt burcfr ©enfo, ber mit Golm« 
morgen mieber abreift. S)er ©räfin Herfen frabe icfr S)eine 
©rüge no# nicfrt beftetten tonnen, meil fte in biefer 3eit fcbr 
befcfräftigt unb otet in 3ar«toje 6e(o mar. ©er &atfer frat 
fte neulich in fröcfrfteigener °Perfon befugt, um ifrr feinen ®anf 
unb ben $)ant ber Äaiferin auSjufpretfren für bie 'pflege unb 
$reue, bie fte ber Verstorbenen ermiefen frat. 3ugteicfr fyat fte 
ben &atfrarinenorben ermatten. 3)a« (eben«(ufttge °pubUfum 
ift frier natftrlicfr fefrr unglücflicfr über bie lange Trauer. Vi« 

l ) Senator QBtl&elm ^pieffmg. 

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SOWtte 3)eaember Pnb bie tytattx gefchloffen; bie 3taliener, 
um bie Pa> tytv eigentlich alle« breljt, fönnen nicht (Ingen, $an$ 
unb <3Jhiftf fehlt — bie SDZenfchen pnb recht au bebauero, &umal 
bie tarnen, bie pch im äerbp bie fünften, mobernpen 6toffe 
au« ^arte mitgebracht Ratten! 

<5ür alle §)eine lieben ^ac^rtc^tett, bie $)u mir immer mit 
fo treuer ffeber au« bem guten Cübecf gibft, fage ich ®h meinen 
beffen 5)anf. <£>u glaubft nicht wie mich jebe Äunbe »on bort 
erfreut unb mieoiel ich an Such alle benfe, befonber« an ftiHen 
Sonntagen, n>o ich bti <3)tr ober bei ber guten Scfe ober 
bei meinem lieben Mielchen vereint glaube. 1 ) $)a fteigen bann 
fo manche gtücttiche Erinnerungen toieber auf, an benen mein 
Ceben im elterlichen Saufe fo überfchmenglich reich geroefen 
ipl . . . ©ort erhalte 3) ich, meine gute, teure SERutfer, nun 
gefunb unb bei Gräften. S)ap ber gute 9*oecf *) S)ich fo treu 
befucht, banfe ich *N h^jlich. 

ffrettag, 26./14. 9tot>ember 1860. 

Äier in <Peter«burg felbft ip eigentlich nicht« 9ieue«. <5>er 
alte Orloff fiec^t immer mehr hin unb ip halb »errüeft. <£r hat 
6fieglty neulich innerhalb einer 93iertelpunbe ungefäh* achtmal 
gefragt: „Comment est le change sur Paris?" 3e$t erzählt er 
allen beuten, bap bie alte Äatf erin geftorben fei. Übrigen« hörte ich 
neulich t>on einem gut Unterrichteten, bap Orloff feine berühmte 
Äaoaflerieattacfe am 14. 3)ejember 1825 erp bann ausgeführt, 
nachbem er mit feiner garde ä Cheval, bie juerft auf bem ^Ma| 
mar, jn?ci 6tunben hinter ber Äaferne gehalten unb 'bort abge- 
kartet habe, ob 9ttfo(au« ober beffen ©egner Pegreich fem mürbe. 
(Erp al« er hörte, bap erperer im 6iege begriffen fei, brach er 
mit feinen Leitern auf. Söenn ich biefe ©efchichte bem 93aron 
erjagen roollte, fo mürbe er Krämpfe befommen, benn fein 
ganje« Richten unb brachten umfreip nur ben „ffürpen". 

l ) 5>ie @d)tveftern ftdebertfe Qöincfler unb däciUe CSurtiu«. 
*) ^ttrgermetfter t>on Cübecf. 

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3m Rublltum wirb, wie immer; oiel auf ben „«Saron* ge- 
fchtmpft; gegenwärtig bauptfächlich be«halb, weil er fehr eigen- 
mächtig unb willfttrlich Ceute oon ber <23ant weift, bie bort 
auf Söecbfel ©elb leiten wollen, liefern ©efd)rei traue ich 
aber nid)t, benn 93aron bat au« feinem früheren ©efdjäft eine 
grofce &enntni« ber ^ieftgen guten unb faulen Käufer herüber- 
genommen; auf? erb em freien tym nur 15 Millionen jur 3)t«- 
pofttton. SDJerfmürbig ift ^ier ber grofje SOZangel an Rapier- 
gelb. 9Ran jerbrtc^t ftd) über bie Urfacfyen ben Kopf unb 
meint ober ift oielmebr jweif etyaft, ob bie« baburch herbeigeführt 
fei, baf? bie Slnmaffe oon 2lttiengefettf$aften, welche fict) in 
le$ter 3ett gebilbet unb an benen (Id) auch ber Heine Kaufmann 
unb ioanbwerfer beteiligten, oiel Rapiergelb au« bem «Serfehr 
gebogen — wa« mir nicht recht einleuchten will — ober ob 
burch ben ausgebreiteten 93erfehr im 3nnern allmählich Rapier- 
gelb in ©egenben getommen fei, wo man e« früher gar nicht 
habe nehmen wollen. 3m (enteren ffalle würbe alfo Nufclanb 
an feinen 700 Millionen noch ni<h* 9«n«9 Rapiergelb haben. 
S)er einige ^tage hinburch fehr günftigeäur* oerbreitete olompifche 
ffreube. (Er ift aber nur burch 9 U ** Nachrichten au« Obeffa 
unb 9\iaa unb bortige ©etreibeau«fuhren £ier öl« Nücffchlag 
entftanben; ift auch fchon wieber gewichen, ba bie 6act>e hier 
(einen lofalen ©runb hatte« 

§)te laiferliche Familie wirb nun ganj au«einanberfaüen, 
ba fie nur noch burch 3l(eranbra $eoboromna jufammengehalten 
war. 5)ie regierenbe Äaiferin ift in ber Familie fo wenig beliebt, 
bafc ©rofcfürften unb ©rofjfürfrmnen fchon feit 3af>ren ftcb immer 
barum herumgebrüeft haben, ju ihr ju gehen. Unb ber &aifer fei b ft 
ift auch nicht ber SEftann, um einen Sftittelpunt't ju bilben. 

S)er beutfehe ©nflufj fchmiljt bahin unb (ann nur noch 
tünjtlich aufrecht erhalten werben. <Da* rufftfehe National- 
toftüm fängt an, SDRobe ju werben. Unb ba ba« äaiferhau« 
bereit« al« ein „frembe«" bezeichnet wirb, fo mifchen jtch flawifche 
unb antimonarchifche Senbenzen. «Der 93oben be« Neicije« 

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toirb auch in biefer 9Rtchtung langfam unterhöhlt« ^reu&en 
tt>irb in ben äintergrunb treten. J)<an hatte jt$ fjier noch 
ber Soffnung Eingegeben, unb bie alte ^aiferin fcatte e* immer 
al* einen ßteblingäplan »erfolgt, auch noch auf bem Sterbebette 
baoon fehr einbringt gebrochen, bafc nämlich ^rinj Silbrecht- 
6ohn bie Heine 19jä^rige SGfaruffa, Softer ber ©ro&fürftin 
9Harie Luchtenberg, heiraten foHe. < Skx ^rinj bleibt je$t 
freiließ noch brei SBorfjen tjier, auf fpejieQe (Einlabung be$ 
tfaiferS, unb SRaruffa foll it?n fehr lieben; au« ber ioeirat nrirb 
aber, tt>a$ i<$ al$ grofce* ©eheimnia mitteile, nicr>t«. 
©riechifche ^rinjcffxn — Tochter oon ber leisten Sftarie! 
^avuffa felbft foü ber ^aiferin Katharina II. lächerlich ähneln, 
fo bafc einem in ihrer 9}ähe ganj orlofffch jumute wirb. S)aS 
alle* geht nicht 1 ) 

3Ba* beine Anfrage betrifft: ich empfehle ^eute feinem 
3)cutfchen, in rufftfehe ©ienfte au treten; ba* gegenwärtige unb 
jufänftige 9*ufclanb ift ba* gräulichfte Canb, wa« man ftch nur 
benfen (ann. 6eitbem mit 9ttfolau* ber ganje 9iimbu* ber 
Slrmee, ber ffinanjen, ber Diplomatie ufm. ju ©rabe gegangen, 
ift ba* Söiberliche biefe* £anbe* jutage getreten, <5)u fennfi 
ba* feurige 9tufclanb nicht! Seber "äRenfch möchte Slufjlanb 
je$t »erlaffen, felbft eingefleiföte Petersburger wie ^leffen 
fprechen im Vertrauen baoon. 

Unb bagegen unfer gute«, liebe«, fchöneS $)eutfchlanb mit 
feinen groben Bommern, feinen hochmütigen unb aopftgen 
Beamten, feinen Änoten, feinen unhöflichen 93emohnern, feinen 
mitunter fehlest tanaenben, fchlecht franaöfifch fprechenben, 
fchlecht brefperten Herren unb tarnen — e$ bleibt ja boch baS 
erfte £anb ber ^Belt, n>o innere dxufyz unb 3ufriebenheit ju 
finben ift, unb bem mir ade gottlob! angehören. 3m Sahre 1860 
fein S)eutfchtum aufgeben, um rufftfeher $fchinownit 5U werben 
— baS ift ein Verbrechen gegen jich unb ba« Skterlanb. 

*) ©rofjfarftin «-Marie würbe 1863 mit T>rtnj <2ÖÜ>lm üon <8aben 
t>ertnÄ&lt 

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3Kein tyafäa ift je$t in entfetteter Aufregung. 3)er Sluf- 
enthalt in Berlin, bie borttge 9Ratto(igteit unb 93ertt>irrung 
fraben fein «Blut ttrieber in Söathmg gebraut. Sßte e* föeint, 
fcält er balb feine 6tunbe für gefommen. (£* wirb eine heftige 
Äammerftyung geben, 6$(eini$ n>irb ftd> ärgern, roirb feinen 
Slbföieb forbern — bann fcofft ^afc^a ein&urücfen. <£* tft 
ober bie große ffrage: pajjt er für Greußen? paffen bie Greußen 
für i^n ? 3n bie engen, beföränften «Bcr&ältniffe plö|li$ biefer 
»uttanifd&e (Seift! QBenn er über bie au6n>ärtige ^olttif 
Greußen« raff, fo üerjtefje id> tyn. Vlaä) daftelfibarbo u>tU 
ba« berliner Kabinett energifö »erben : „^ir fönneu bie Slfte 
unb ©runbfä$e ber farbinifc^en. Regierung nur tief bebauem 
unb fprectyen auf ba$ beftimmteftc unb au$brficflicf>jxe unfere 
SDtt&btfligung biefer ©tunbfä^e unb ifcrer 9tefultate au«/ 

3ft fo etma* ju glauben?! 

(Ein ftotje* 93aterlanb! SBte oft benfe i<$ an be* ©rofj- 
oater« SBorte, ber oon feiner ^öo^nung an ber 9ietoa jebem 
6$iff, ba* ben Slufc hinunter na$ S)eutfc$lanb fegelte, f^mcrj- 
tt$ na^fafc: „£)eutf$lanb ! unter biefem Söort backte t$ mir 
eine (fin&eit, gar ein 93aterlanb — **) 

3njtt>ifc$en erfährt 93i6mar<f au« Berlin fein 'Sßort, b. 
au« ber 3Bitye(mftra£e n>irb i&m ni$t* getrieben. 9?ian 
mag i(m bort nicb t unb tut fo, als n>enn er gar nu$t erjftierte. 
QUf o treibt er ^olitit auf eigene Sauft. (Sin fogenannte« &au$ 
macf?t er {rier nirf)t, Wagt immer über Neuerung, ßefct toenig 
SOReuföen, ftefct 11 ober II 1 /« U^r auf, fh)t ben gan5en $ag im 
grünen 6$lafro(f, ma$t ftd) gar feine ^emegung, trinft befto 
me£r unb — fäimpft auf Öfterrei$. a ) 

l ) 0 < 3Stdn £eben in Shifclanb* erföien 1802. 

*) 93t$mar<f fa>retbt am 9. S)e&ember 1860 an feine Scbttefter: „(Be- 
teilig fmb mir gar nicht; meine Littel erlauben mir ba« nicbt; in fremben 
Säufern erfätte ich micf? unb im eigenen ift man hier alß ©efanbtcr 
mit 30000 $b.'$en ftu grofjer Sinfcbränfung oerurteilt. 3$ laffe mia) 
ju Wittag befueben, b. b. man i§t ä la fortune du pot bei mir, aber 
ia> gebe feine $>iner«." 

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ße$tere«, fmbe ich, ift \t%t ganj unnötig. <Denn bie ©eföidjte 
ge&t ba in QBten mit Sttefenfaritten au« bcm ßeim. Söen 
©ott »arberben miU, ben fchlägt er mit S)umnü)eit; unb bie 
$oten reiten föneH. SftrgenbS eine Äa^ajität, nirgenb« Ver- 
trauen, nirgenb« 3ufrieben^eit 3n ber 2lrmee eine fe$r fehlte 
Stimmung. Ättrjlich — ganj unter un« — traben fleh jtr>et- 
hunbert öfferrei$if<he Offiziere jum Übertritt in bie preufjifche 
3irmee gemelbet, ftnb aber abgenriefenH 3m 3a£re 1859 n>aren 
noch otele öjterreichifche Staat öpapicre in 9torbbeutf<hlanb; man 
fpratf) bamal* »on 200 Millionen ©ulben. 3e$t ift bort fefjr 
menig. (£« ift faft alle« nach Äollanb gemanbert §)ie ÄoUänber 
lieben befanntlicf) £ol?e Sinfen unb taufen gerne °papiere an, 
bie niebrig fielen; ftc glauben, baf? fte bo<$ einmal lieber 
ffeigen merben, mie j. 93. bie fpanifchen unb früher auch bie 
öffcrretc^ifcr>en. 2>a$ wirb aber jefjt nicht n>ieber eintreten. 
3<h fe&e in Öfterreich nur SSanferott unb Surteinanberfall. 

3n einigen Sagen gefct (Eroto auf jtoei bi* brei Sftonate 
Urlaub. (Sin <5olm« II. mirb ni$t fcerfommen, ich merbe mich 
alfo mieber allein burchfchlagen. 

6t. <?>eter* bürg, 29./17. Scooember 1860. 

93ei ber föfenbahn ift gar nic^t« ju machen. 0a eine Spenge 
früher projezierter hinten aufgegeben ftnb, fo entlägt Golignon 
bie ^e&rjafcl ber Beamten unb £at boef; noch Überzug baran. 
Qßenn bo$ bie °preujjen enblich aufhören wollten, tyre 33 lief e 
nach bem x> er meint lieb reiben 9uij?lanb )u richten! 3ufrieben- 
gefteüte treffe ich f?ier ^öchft feiten, dagegen n>ie oiele klagen ! 
9ceuerbing« mieber bie »ier&unbert unglücklichen Bergleute in 
©rufchenrtf, bie un« oiel 3eit unb ©elb foften. 

3m joauptbauerntomitee, in bem feit ber Srfranfung Orloff« 
©ro&fürft SSonjtantin präftbiert, frerrfcht grofje Sätigfeit. $äg. 
lic^e 6i$ungen. Slber alle« in bieten 6<hleier gefüllt, fo ba§ 
felbft 93reoem mir nicht* ju fagen ttm&te. 9*ur 3ntrigen 
unb 6chifanen. Slu« ber Seme arbeitet Äerjen* „©locfe" mit 

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tyrem Pfeffer. Anfang näc^ften Safrre« rommt bie 6a#e in 
ben 9teicb«rat; in ben alleroften Monaten 1861 wirb ber Ufa« 
publiziert; i# weif, bafj bie <5taat«brucferei bereit« tyre Ein- 
richtungen trifft, um innerhalb brei 3Bo$en eine Million 
(£remplare fertig liefern &u fbnnen. 5)er Äauptfatfeur im 
großen Q3auerntomitee ijt $f$efffine, »eil er bie liberalften 
Sbeen »erbringt unb baburc§ immer oon neuem ben 5?aifer 
geroinnr, ber SDftljutin nic^t traut. 

<3)ie antiöfterreic^ifebe Partei bat $ier mieber ihr äaupt 
erhoben, weil man na$ ben ^länfeleien unb Äofetterien, bie 
$Ueranber II. biefen Sommer mit öfterrei$ getrieben, eine 
mir flicke politifebe Sinn ä Gerung fürchtete. 93 on 9J?o3iau, au« 
bem 6c$ofje be« Slltruffentum«, £aben ft# gewichtige Stimmen 
— Sermoloff, 6troganoff unb ber SWetropolit — beim Äaifer 
fd>on t>or beffen Söarföauer ffa$rt@e$ör üerföafft unb ü)m 
Hinneigung &u Söien al« antinationat bargefteöt. S)a&er ift 
SUeranber and) in 3Barf$au in politif^er 33ejtebung tatt gegen 
«Jranj Sofepfc unb 9*e$berg geblieben. SWit Äiffeljoff in <¥>ari« 
ift man fet?r unjuf rieben; bat SOtfnifterium möchte tyn gerne 
lo« fein, benn er wirb f$wac$, föreibt fonfufe Berichte. Sftadb 
feiner 9\ücftebr oon ^tfarfebau bat er mit £oui« eine Unter- 
haltung gehabt, auf beren 9*efultat ©ortföatoff febr gefpannt 
gemefen ift. Kiffeljoff fyat dbix fo unjufammenbängenbe« Seug 
berieb tet, ift bem fanget feine« ©ebäd^tniffe« mit fo äugen 
f$emli<$en €rjeugniffen feiner weifen ^antafte ju Äilfe ge- 
fommen, bafj ber Surft Wütenb geworben. Qlleranber II. l>ält 
tyn no$. SERan fpric^t oon 93ubberg ober 93alabine al« 9*ac$- 
folger. 6tacfelberg wirb für $urin aufbewahrt. 

3n SBien fott e«, na# ber «Sefareibung <23atabine«, ben id> 
übrigen« felbft nicht renne, jwet Parteien geben : bie &o$tonj«, 
bie natürlich oon einem Verlauf 93enetien« nicht« wiffen motten, 
unb ber SDttttelftanb, Bürger, ©ewerbetreibenbe, bie in bem 
Verlauf bie einjige Rettung fehen. Sluch bie bfterreichifchen 
3eitungen fangen mitunter föon an, in leererer SBeife &u 

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fprecfcen. 9latürli$ nrirb bie Äauffumme, bie Stalten eoentueu" 
für 93enetien jaulen roürbe, mit jeber 2ßocbe niebriger; im 
6ommer »ar frier no$ oon märchenhaften Millionen bie 9Sebe; 
ba* genMfj je$t ni$t mefrr. 

Äier nimmt bie ©thnmung für ©aribalbi unb 93iftor 
(Smanuel in bemfclben Sfta&e &u, nrie Herr ^appelmannä, ber 
9?ebafteur beS „Journal de St. P£tersbourg" ft$ jeben borgen 
bemüfrt, eine £anje für ffranj IL 1 ) su brechen. £)a« gefcfciefrt 
aber nur M Qlnffanb* falber; benn ©ortföafoff ift gar ni$t 
für ftranj, foU trielmefrr bem (General Cutrofkno ben 9var 
erteilt fraben, barauf ju tcirfen, ba& (Öaeta balb geräumt merbe. 

^iftor Emanuel bie Sftacfrri^t oom $obe ber alten Äaiferin 
erhalten, frat er fofort — in Ermangelung eine* friefigen ©e- 
fanbten — oon irgenbeinem Hauptquartier in ben ^brujjen 
an ^llejanber II. bireft feine Teilnahme telegraphiert. „. . . je 
plains cette perte . . . d'autant plus que j'ai vdnere" la d£funte 
comme une seconde mere" — toai getuif* auf ben meinen 
#aifer (Sinbrucf gemalt frat. 3)mitri 9*effelrobe ift fömärmenb 
für bie „unitä d'Italia", oon 9*om jurücf. 

9*a<$trägli$ fc^etnt e«, al« ob bie gan5e ©eföicfrte oon 
bem legten ^efennrniffe, meiere* bie Äaiferin«9ftutter u)rem 
93ei$toater gemalt, fingiert ift, um neuen 3ünbffoff gegen 
Öff erreich ju föaffen. S)enn n>er ift babei gewefen? llnb eine 
foldjc Sjene, bie nebenbei gefagt gar ni$t ju bem (Efrarafter 
ber Kaifevin pafjt, ift geeignet, beim 93olfe ben alten $>cfy gegen 
Öfterrcicfr tt>ieber roacr^urufen. 

3n Neapel unb in ben ^rcDinjen follen Diele öfferrcid>ifd?c 
(Emiffäre fein. bie Seitungen neulich auä jmölf Statten ^an- 
richten Don roöaliftifcfren §)emonftrationen brachten, fjat e$ frier 
frappiert, bafc 9&cfrberg fefron t>or 2öocfren eben biefelben Ort- 
fefraften al* biäponiert ju folgen 3)emon|rrationen bejeiefrnet frat. 

x ) ftranj II., SSönig 93eibcr eijiUen, war bi* 13. Februar 1861 in 
©aeta: ba* tfnbe Der «Sourbonen in Italien. 18. Februar 1861 Sßiltox 
(fmanuel 5?önig bon Statten. 

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§)er Langel an ^aptergetb &at in ben festen $agen ftcf> 
^ier weniger fühlbar gemacht. $U$ ©runb be« Langels be- 
zeichnete man mir jefjt ben fe^r plaufiblen Umftanb, bajj bie 
dauern in (Erwartung ü)rer balbigen Befreiung bat nötige 
(Selb aufammenföarrren, um fofort na$ Veröffentlichung be« 
ütai ft$ t>on ityren Joerren loöfaufen )u fönnen. 

©er ^olijeimerjrer 6$uwaloff ift $lbteilung$chef im SWi- 
„ nifterium be* 3nnern geworben, unb an feine 6teüe be* Äaifer* 
3ugenbfreunb unb (Seneralabjutant ^atful getreten, ber feiger 
baö ^awlowäfiregiment fommanbiert unb ftd> burd) ©rob^cit 
ausgezeichnet $at. (Eine grofje 9Me foielen hier feit geraumer 
3eit bieOebrüber^iljutm; ber eine, ©mitri, mar früher imäau- 
lafu« ©eneralftabfiftef b«* ffürften VarjarinSft, hat flc^ befannt 
gemalt burch eine grofce^Mographie 6uworoff«, ift \t%t Slbjoint 
be« £neg«minijier«; jugenblich, tüchtig, ehrgeizig. 1 ) SMefer 
homo novus unb nicht ber frühere ober je^ige Ärteg*mimfrer 
Qolgorufi, ber oor bem Ärtmfrieg bie traurige (Jrbfcbaft beS 
gewiffenlofen ^fehernitfeheff übernahm, 2 ) ift befanntlicf) ber 
Spiritus rector in ber 9*eorganifation ber ^rmee. 6ein 95ruber 
9tteolauS, Slbjoint be* SDftnifter* be« 3nnern, hat wefteuropäifche 
^3 Übung, fehr liberale 3been, war im 9?ebattion$tomitee für 
bie Vauernfrage dl* Führer ber rabifalen Minorität fehr tätig. 
(£i fyeifyt, bafj er Sefretär be* 9?eich*rat* werben fott an ©teile 
be* bekannten Vutfoff, be* Vertrauten Orloff*, &auptfaifeur* 
im Stadtrate, ber babei ein folche* Ceben führt, bafj feine 
5)ame in feine 9(ä(>e fommen fann, ohne ftch su rompromittteren. 
SDZit bem fc^eint e* je$t etwa« bergab ju gehen. 



J ) ©mitri SRüiutin mürbe 1862 äriegSmtnifter unb reformierte unter 
SSeoorjugung ber „gelehrten" QBaffen (©enie unb Artillerie) bie Armee 
aunäcbft nad> franjöftfc&em, 1871 nad) J>reu|ifc&em 9Kufter. 

*) Sföernitföeff (1841 $ürft) mar ^riegdminifter öon 1827 bt« 1852. 
itaifer 9?i!olau£ vertraute it>m blinb, btä ber tfrimfrieg ben OJerfaU 
ber Armee jeigte. 3&m folgte $ürft QBaflltt ©olgorufi (ber Militär- 
föneiber*), 1857 bur$ ©eneral Gucbafonnet abgelöft. 

173 



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3)ie großen Veränberungen, bie £oui« in fetner Umgebung 
oorgenommen, follen barauf beuten, bafj er entfcheibenbe Schritte 
gegen ben <papff unternehmen, bie« aber nicht auf eigene ffauft 
tun, fonbern fich einer Slrt 3ufrtmmung be$ ©ouoernement« 
oerftchern null. (Eugente $at ü)n burch ihre ffamilientrauer 
unb ihre bem ^apft gemeinten tränen fo gelangtoeilt, bafc er 
|ic auf Reifen gefdncft. „Quand on se trouve dans une 
Position elevee comme la vötre," ^at £out$ ihr gefagt, „il 
ne faut pas montrer sa douleur; ce sont des sentiments 
bourgeois." Sftabame ÄalergiS, 1 ) bie feit furjem fyitx iff, be- 
hauptet, bafc er nichts weniger alä friegerifche ^bjlchten fyabt. 

9Bir haben \i%t, unter un$ gefagt, ben ^oftbampffchiffahrts» 
«ertrag von 1843 getänbigt. (£r geht mit bem 3ahre 1862 ju 
(Enbe; bann fotl e$ aber beiben Regierungen fiberlaffen bleiben, 
ob bie eine ober bie anbere e* für erfpriefclic^ halt, ihre 5)ampf- 
förffe bie fahrten fortfe^en ju laffen. 

Äarell geht toirflich auf unfreiwilligen Sirtaub; ©rimm 2 ) 
iff oollftcinbig oom ^affljebni! entfernt unb wirb auch »o&l 
balb ba* <2öeite fuchen muffen: ba* 6lamentum n>ill einen 
9*ehugung$proaefj mit fich vornehmen — fchmufcig genug ifSt e$. 
Unbegreiflich, toie man in 9Rufjlanb »on Reformieren fprechen 
fann. „3)ie Oftfeepromnjter," fagte ein „«©eutfcher", „h<t&en 
befannte Vorurteile gegen Sfafjlanb." 3$: *§)a$ ift fein 
Vorurteil, fonbern ba* Urteil, »eiche* ein Ehrenmann über 
bie hieftge 6chtoeinerei höben mttf.* 

*) Stöarie t>. ^udjanoff-tfalergiS, geb. ©täfln 9*effelrobe, bie bur# 
©eift, 6c&önbett unb mujtfalifc&eä latent ausgezeichnete 9ttd>te be« 
Äanjler*. (3hr £eben*- unb Stjarafterbilb, herausgegeben oon Ca 9D*ara, 
geizig 154.) 

*) 2lug. §heob. t>. ©rimm, Gcf>riftffeaer, 9ceifebegleiter ber ©räfin 
QÖielhorSfy, bann be$ Seines beS ©rafen SRefielrobe, fpäter beS ©rofc* 
fürfiten ftonffantin, Crrjieher ber ©rofjfürften SÖttchael unb 9ttfolauS unb 
feit 1858 ber Äinber Äaifer ^lejanberS II. im europäif$en Sinn, fiier- 
burd> unb burch ben Vornan „3)ie ^ürftin ber siebenten Söerfi" geriet 
er in tfonflitt mit ber nationaliftifd>en Äofpartei. 

174 



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I 



Berlin, Gonnabenb, 7. ©ejember 1860. 
iöeute abenb bampfe ich nrieber ab. 
95ernfforff rooöte mich fto befchäftigen. S)a$ geht nicht: 

1. toeil ich 93i$marc? oerfprochen habe, ü)n nicht ju lange 
allein ju laffen, 

2. tpeil ich nicht £uft habe, fo ohne »eitere* tytx einjutreten. 
3$ $abe ba« erftere münbltch bem ©rafen au«einanbergefe$t 

am SDtfttrooch nach einem großen <5)iner, ju bem er mich ein« 
gelaben. 

Petersburg, 28. ©ejember 1860 
^lu« <J>ari* höre ich folgeube*: 

93or einigen Sagen ift Stetternich jur 3agb nach Rambouillet 
befohlen. £oui« $at ihm bort gefagt: „Qu'on l'accusait 
d'avoir une politique double, ou plutöt d'en avoir deux (in 
betreff Statten*); qu'il convenait, que cette accusation etait 
fondee, mais qu'en examinant equitablement la position dans 
laquelle il se trouvait et les devoirs et les difficultes qui en 
resultent pour lui, on comprendrait qu'il ne püt en €tre 
autrement; qu'en Italie il ne pouvait evidemment rompre 
ouvertement avec le parti revolutionäre et unitaire, qu'il 
avait encourage et soutenu par sa politique, suivie depuis 
2 ans; que de plus, issu lui-m6me du suffrage universel, il 
ne pouvait renier son origine ni se mettre en contradiction 
flagrante avec les prineipes mSrnes, sur lesquels son autorite 
gtait basee; que cependant il £tait loin de vouloir que la 
revolution allät jusqu'ä ses dernieres cons£quences et qu'ainsi 
il cherchait les occasions de l'arreter et meme de la faire 
rentrer dans de certaines limites et que de lä r£sultait cette 
espece de duplicite" qu'on lui reprochait et qui etait pour lui 
une necessite\ w 

Offenherziger fann man nicht fprechen! 

Stetternich h at & Änn fortgefahren ttnb gefragt: Welche 
^rojefte Com* für 3talien habe? Slnb ba tyat legerer ihm 

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erflärt (im Sßiberforuche ju Sbouoenel« &a%, baß für bie 
ßomborbei nur 93iüafranca unb 3ürich x ) ©eltung fcätten): ba& 
er fehr »ohl begriffe, bafc Öfterreich ftch ^infic^tti^ ber Com- 
barbei nicht im »oraul gerne bie Äänbe binben rooHe, bafj er, 
£oui$, aber auf bie Stimmung in 9ranfrei$ 9\ücfftd)t nehmen 
muffe, meldte nicht julaffen mürbe, bafc bal 9vefulfat ber 
Kampagne oon 1859 in ^yrage gefteUt roerbe. 

(Einen neuen Stoff ju eigentümlichen politifchen Kombina- 
tionen bietet je$t bie ftrage: ob ©arbinien an ben Konferenzen 
ber ©rofjmächte teilnehmen foU, bie Ober furj ober lang in 
5tonff antinopet jur 9\eformierung ber dürfet abgehalten merben. 
511« SDtttuntera eich neter be$ traite de Paris de 1856 hat Gar- 
btnien ein gewiffe* 9*echt. SMefe« Siecht beftreiten 9*ufclanb 
unb Öfterreich, bie ja fogar ihre biplomatifchen Beziehungen 
ju $urm abgebrochen haben unb nun nicht in Konftantinopel 
mit bem 6arben gemeinfehaftlich tagen roollen. £e$terer Um- 
ftanb hält aber ftranfreich nicht ab; bie Sujiehung (Sarbimen* 
&u protegieren, unb (Englanb, b. h« 9?uffeu*, 2 ) roünfcht ebenfalls 
Garbinien in Konftantinopel im »oraul all ©rofjmacht &u 
behanbeln, ba er boch fehr balb bie „Italia unita« all ©roß macht 
begrüßen mitb. <£>ann roirb ^jeglio in £onbon 93otfct>af(er, 
unb, ba er all folcher ben °[)a$ t>or 93runnoro haben würbe, 
fo hat biefer „fatale" Umftanb vielleicht mit barauf geroirft, 
baß 93runnom 93otfchafterrang erhalten hat 

9lm 23. ^ejember fagt §:hout>«nelju ^ourtalel: 8 ) „Nous 
n'avons aueun droit ä nous opposer ä ce que la Confederation 
Germanique couvre les frontieres et sauvegarde ses interels 
en envoyant sur son territoire des troupes qu'il lui plaira ä 

l ) $)te Überetntunft »on QSiHafranca tt>urbe im ftrtebenSüertrag t>on 
3üd(h (10. Sttoöember 1859) beftättgt (^emi^tung beS Sinffuffe« Öfter- 
vti$i in ber apenntmfehen fialbinfel, 2lnftofj jur ftaatit#en (Stnigung 
Statten*). 

*) ßorb3obn Buffett, fett 1859 nneber 6taat*ferretär be« Sluttoärtigen. 
■) ^reufjtföer ©efanbter in «pariö. 

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cet 6gard. II y aurait cependant des objections ä faire, si 
l'occupation du Tyrol par exemple par des troupes bavaroises 
et würtembergeoises avait pour effet de permettre ä l'Autriche 
de tourner toutes ses forces contre le Piemont. II faut, ä 
mon avis, que le contingent federal autrichien reste sur le 
territoire allemand et ä la disposition de la confederation 
germanique, sans cela Toccupation partielle d'un territoire 
autrichien par des corps allemands, mais non autrichiens, 
constituerait une v£ritable instruction en faveur de l'Au- 
triche. Si p. e. l'Autriche retirait toutes ses troupes de 
la Boheme et les portait en Italie, en faisant occuper la 
Boheme par un corps d'arme'e prussien, la Prusse, ä mon 
avis, sortirait de l'attitude d'abstention que nous devons 
desirer qu'elle observe." 

3t Petersburg, 2l.fi. ©ejember 1860. 
(£$ nrirb an Bewegung anno 1861 nicht fehlen: bie dürften 
unb ihre SRinifter machen fo öiele ^Dummheiten — toirb bie 
Vernunft unb Snthaltfamfeit ber 93ölfer um fo gtänjenber her- 
vortreten? §)en Serren in ber WUhelmftrafje h<*t Schmarcf x ) 
einen frönen Weihnachten aufgebaut. 6chleinu) foll in furcht- 
barer $lngft *>or ben Kammern fein, fo berichtet 93ubberg. 
£)abei toeiß er gar nicht, wie er fleh ju ber oene jianifchen Srage 
fteflen fotl; al* <23ubberg ihm tfirjlich be«halb fehr ju £eibe 
gegangen ift, fyat 6<hleinu) enblich gefagt: »Je me mettrai ä 
studier cettequestion." ftranfreich, Snglanb, 9*ufjtanb brängen 
auf ben 93erfauf 93enetien$; aber ba Öfterreich nun einmal, 
nrie e* fcheint, früher ober foäter untergehen fott, fo mirb eS 
auch bermafjen mit Dummheit gefchlagen merben, ba& e« biefen 
einjigen 3öeg jur Rettung nicht wählen wirb. Snjmifchen 
regnet eS neue 33otfchafter, unb ba fann Öfterreich, trot) feiner 

■) 3m Proaefj 6(^tt>arcf-Stieber fcanbelte eä fi# um 93eamtenbe- 
fteebung burch Sinna&me t>on ©eföenten feiten« be« ^oUaeiaffefTorS 
Gtieber. 

». S<$töje*, ?f>tttxM>mztx «riefe 12 177 



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^inanjnot unb tro$ ber Äoftfpieligfeit biefer QlmBaffaben- 
renommage, ntd)t jurücf bleiben: auö) ^un roirb avancieren. 
6ir 3o$n (Erampton aber, ber &ier allgemein beliebt ift, £at 
xii(S)t «Sotföafter werben fönnen, »eil er bie 6ängerin ffräulein 
9?alfe geheiratet &at — er mu§ mit tyr nac£ 6panien ge(>en. 
$113 fein 9ca<$folger wirb ßorb Papier genannt. «StSmarcf 
fä&rt fort, mit feinem SDtenföen umjugeben; niemanb fommt 
ju un«. <Sr bentt nur an feine ©efunb^eit, um im Sanuar 
augenbli<fli$ ba« Portefeuille übernehmen ju fönnen, baä tym 
Jebo<$ no$ fein SKenfö angeboten £at. <5rau t>. 93iSmar<f ift 
ber Äaiferin no$ ni$t »orgepellt, wa« ü)n au$ ärgert. 
3lHmä&li$ änbern ft$ be*&alb feine Slnftc^ten über ba* früher 
fo heißgeliebte 9*u&lanb, er föimpft auf aUe$, ift aber immer 
ber paefenbe ©eift. 

3n ber fcolfteinifc^en ffrage benehmen wir un$ ganj na<$ 
meinem ©efetymatf. 93emfforff, ein enragierter GctyleSwig-iool» 
ff ein er, fyat £orb 3o{m mit feinem bänifetyen 9ftemoranbum 
furchtbar ad absurdum geführt unb eine famofe 3)epef<#e 
barüber gefc^rieben. 33eim ^unbe brangen wir fe&r pari auf 
(frefution; Öfterrei^ fpielt aber fein alteä 6piel, tut fo, al$ 
ob eS auf unfere 93orf$läge einginge, wirb aber föliefjli$ 
bagegen agieren. 

Olm 16. SHjember &at ^ourtate« su ßoui« gefagt: „Un 
refus persistant du Danemarc pourrait entrainer ä la suite une 
execution föderale, mais ce ne serait-lä qu'une affaire purement 
federale ä laquelle les autres puissances de l'Europe devraient 
rester Strangeres." 

£oui«J (sans h£siter): ,0h certainement, certainement!" 

91 uf bem Äauptbauernfomitee ru£t, trotj unauS gef etjt groger 
§ätigfeit unb täglicher <5u)ungen bi$ 6 iltyv abenbt, tiefe« 
©e£etmni$; fein Sö^enfc^ weiß, wa$ bort »orgelt. Einige 
fprecfcen t>on Reißen kämpfen; felbft ©rofcfürft SSonftantin, 
ber früher wegen feiner liberalen 3been »erfetyrieen war unb 
be$&alb 1858 auf Reifen getieft warb, foll einlenken, wa$ 

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mid> bei ü)m nic^t munbert Sföefffine ip ganj liberal. 
120000 ®ut«bep$er gibt e$ in 9*uplanb; »er fann, bringt 
feine flüfpgen Kapitalien in* SluSlanb; bie reiben Äerren — 
etwa 20000 — »erben ben ©turnt aushalten, t>i e übrigen 
100000 müffen, fo fagt man, jugrunbe gefcen. Unb toirb ber 
'Sauer jufrieben fein? 3)a$ alle« n>irb pcb in febr wenigen 
3Dod>en entföeiben, benn barüber ip nur eine 6ttmme: im 
Sebruar erfebeint ber fernere, gemiebtige Ufa«. 3$ fprec^e 
mit jebem ^enfcfyen, ber ettoaS baoon nnffen fann, über 
biefe Sa$e: alle fe&en fc^warj. 6elbp ©ortfebafoff foH P$ 
pet* £interm Ö£r fragen, fobalb er auf biefe ffrage ju fprec^en 
lommt 

£oui$ bringt bur<$ feine boppelte italienifcbe 33u(bfüyrung 
feinen Syouoenel jur 93er jmeipung ; in berfelben 6tunbe yat 
er Pcb neulieb für unb gegen ben 'papp ausgebrochen: 
fe$ung 9*om* fei ein groper politifeber Sedier gemefen, ben 
er fefcr bebaure" — unb bann mieber: „<£3 fei jmeefmäpig, 
ben «papp ferner ju ftytyen," fo bap ^ouoenet beim Äerau«« 
treten au« feinem Kabinett aufgerufen $at: „Pour d'autres 
l'Empereur est impenetrable, pour moi il est incompr£hen- 
sible." ©o y on unb barbier pnb mütenb; legerer y at ge- 
trieben: „Si cet £tat de choses dure encore quelque temps, 
mes canons partiront tout seul." Äat £oui$ nun nrirflieb 
^ranj II. geraten, ©aöta aufjugeben? SOtfan ip aueb yter im 
<Dunfeln. Qlber pbliepticb mup er boeb ben 3talienern yelfen, 
fonft febiepen pe it)n tot; babei bleibe id). 

(£nbe Sfooember mar Kiffeljoff bei £oui6; (euerer fagte: 
„Si les Piemontais attaquent lesAutrichiens et si, comme on 
doit le pr£sumer, ces derniers sont vainqueurs et poursuivent 
l'ennemi en Lombardie, il est evident qu'il ne saurait m'Stre 
indifferent que cette province soit reconquise par l'Autriche. 
J'aurais donc ä choisir entre deux partis: ou bien faire 
passer les alpes ä mon armee et intervenir ainsi seul en 
Italie, ou bien en appeler ä l'Europe et ä un congres afin 

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de regier de concert avec toutes les puissances ces questions. 
Je prefere cette seconde alternative. 

Le commerce d'exportation et d'importation de la France 
avec ntalie atteint — au dire de Thouvenel — le chiffre 
enorme de 1600 MM." <S><$tt au# «Sranfrei^« <Xadf\ty 
für 3talia. 

3m ruffiföen «polen $alt ft# bie Aufregung. 3n Ungarn 
iff eigentli$ föon »oüftänbige Revolution. Slu$ suriföen 
3)onaufürftentümern unb 3tolien fmb elettriföe Verbindungen. 
S)ie Rumänen festen ü)re „lateiniföe Slbfunft" fcerau*, fe&en 
in ben 3taltenern ein 93ruben>olt, rooHen bort ftubieren unb in 
Tnftor QcmanuelS $irmee bienen. ^ufa iff ganj rcbeüifc^, 
©ortfc^afoff fcat roütenb t>on tym gefagt: „II se pose en 
Romulus des Roumains et il parle dans le style des bulletins 
de Napoleon I.* $ht$ biefe «Seroegung ift ben Öfterreic^ern 
fe(?r gefäfcrtt<$, unb fotoeit id) (Schmerling oon 1848 au 3 ^ranf* 
furt tenne unb fooiel i<$ je$t übet ü)n Ipöre, ift er rec$t fcr)(au 
unb geroanbt, ober ni$t ber SDZann, ber grofje 3been f äffen 
unb au« führen fann. 3e$t ift e$ gerabe brei 3afcre, baf* Vrucf l ) 
ben Hamburgern 6 Millionen oorföofj. Unb roie förie man 
bamal« »on ben moratiföen (Eroberungen, bie Öflerrei^ in 
Rorbbeutfölanb gemalt! 

S)ie 6$meben fprec^en oon ffanbinaoiföer Union o&ne 
6$le3totg unb Äotftein. ©räfin Banner 2 ) ift für biefe 3bee, 
benn fie fca&t ben präfumtioen Rac^folger, ben 'prinjen 
Gfcriftian, 8 ) unter beffen Regierung e« i^r nur föle$t ge^en 
fann, meS&alb fie toünföt, bafj er ni$t auf ben $&ron fommt. 



*) Äarl 2ubn>ig $rbr. b.93ruct (Grlberfelber Kaufmann), öfterreicbjfä)er 
ÄanbelS- unb ftinanjminifter, tooUte Mitteleuropa &u einem Soll« unb 
£>anbel£bunb einigen. 

*) ©ie ^änjerin 9*a«muffen, bie (Beliebte, bann $rau be« Äönia* 
ftriebrid) VII. »on ©änemarl, tourbe £eben$'©räfht t>. Banner. 

») ^dnj Gbriftian ju 6ö>U«TOig-Äolftcin »p.urbe 1863 als GbrijtianIX. 
Äönig. 

180 



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6o fönnfe biefe £)onna no<$ für Solffein nüfjlic§ »erben! 
$luf ber golbenen Soweit, bie für$H<$ in Äopenfcagen gefeiert 
würbe, iff ber 5?önig in f$mebif$er Uniform erföienen, 
um G&riftian 511 ärgern. 

Sier in ber 9ttü)e bei Hamburg |inb bie dauern fo rebeKtfö 
geworben, ba& oor wenigen Sagen »on frier Militär bort- 
en ging. 

SroerS tft in bie liolcinbiföe 9*itterf#aft aufgenommen; will 
ftcfr, fooiel i% weif*, in Cwlanb anfaufen. 



181 



4 

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1861 

i Petersburg, 6onnabenb, 12. 3<»nuar 1861. 

93auernfrage unb <polen machen hie* gro&e öorge. 1 ) Über 
erftere erfährt man noch immer nichts 6tchereS; aber im ioaupt- 
bauernfomitee herrfchen grofce Uneinigfeiten. 

Sluf Sranfretch ift ber Äaifer mütenb, uttb ©ortfchatoff tut 
fo, als märe er mütenb. 2lm 2. 3anuar hat <Hleranber mit 
9Äontebello lange SluSeinanberfetjung gehabt: ffranfceich föüre 
in^olen; SDtteroSlamSti flehe mit ^lon-^pion 2 ) in engende- 
jie^ungen. SWontebelloS Reifen nach §urin, Neapel, 3affti 
feien mehr als verfänglich; er laffe in ^ariS Uniformen für 
polmfche Segion anfertigen, baö Hüffe Com'S, »erhinbere eS aber 
nicht ufm. SDZontebello ift ein bummer Äerl unb tt>irb ein 
noc^ bü mm eres (3efl$t aufgefegt haben. 8 ) 

3n ben S)onauf ürftentümern bilbet fleh eine große rumänifch- 
ferbifch*montenegrinifcb*gtiechifch»>>olnifch-mabjarifche Äonfpira« 
tion. äufa foll bie 33ufottnna ^aben. Gaoour tyat bort feit 
1859 gemüht. Schon bamalS gingen 50000 Stinten au« 
£fittich borthin. 

^arifer Nachrichten beuten auf burchauS friebliche 2lb|icbten 
Napoleons. 6eine ftinansen fangen an, ihn felbft ju beun- 



l ) „5Me «Sauernfrage obforbiert alles 3ntereffe" (93i$marcT an 6d)teint9 
21. ©ejember 1860). 

*) ^rtnj Napoleon, genannt pion-^lon, 6o$n beS Königs Seröme. 

8 ) Joerjog o. «-ERontebello, franjöftfcher 93otfd)after in Petersburg. 
„SCTContcbeUo ift tt>o$l nid)f ganj au secret de la pensde intime feines 
Äerrn. £>ie ©ef#äfte gehen mefcr burch ÄnTeleff* («SiSmarcf an 6#leinh} 
21.3uli 1860). 

182 



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ruhigen. <£r bat bie 93er(tc^erung gegeben — freiließ (eine 
fd)riftlicf>e — ftd> ni$t in bie £olfteiniföe ff rage ju miföen; 
bie fei „certainement" innere ^unbeSfrage. $lu$ £orb 3ofcn 
föeint ben §>änen ni$t grün fein. 

£oui« fürchtet, bafc ffranj IL ft$ na$ 9*om flüchten (önnte; 
be^^alb läfct er 6#iffe t>or ©afita, um einer eventuellen Stockt 
be$ Äönigä onbere SKreftion geben ju (önnen. ffranj in 9*om 
mit °pio IX. märe für Italien eine gro&e Hnanne^mlid;teit. 

Äier fortmftyrenb äälte, fe$« bi* jtoölf ©rab, unb *>iel 
6d>nee. 

«Petersburg, Montag, 28./16. 3anuar 1861. 
93orgeffern 6©nnabenb, 26./14. 3anuar 1861, $at ber ^aifer 
ba$ „'PrototoU", fcier „3ournal* genannt, be$ Sauptbauern« 
(omiteeS untertrieben, 1 ) b. bort finb bie Arbeiten geföloffen, 
unb je$t (ommt bie 6a$e an ben 9*ei$$rat. 3m ioaupt- 
bauerntomitee fcaben ft$ brei Slnftc^ten gebilbet: 

1. <Paul ©agarin »iE nur ffretyett ber dauern, aber (ein 
Canb für fte. 

2. SDturamjofF, Apanagen- unb £)omänenminifter, 33a(Ue 
S)olgorufi, geheime «poli^ei, Äniäjenntfö 1 ) galten bie SOfttte, 
b. jte ßnb ju feige, um eigene Qlnftytett auf jufteüen. 

3. ©ro&fürft Äonpantin, $f<$eff!me, 93Iuboff — feit 
1. 3anuar ^rfiftbent be« 9*ei$Srat* an Orloff«*) Stelle, melcfc 
festerer immer toller n>irb — 'pantn unb £an$(oi, 4 ) eine »oll- 
ftänbige 9iuU, ftnb für bie liberalen Qlnficfcten, meiere ba$ 
9\ebaftion$(omitee biefen Sommer unter ^aninö Leitung aus- 

*) 51m 26. Sanuar 1861 toar bie leflte Styung bei &auptfomitee$ 
jur Sluf&ebung ber Ceibeigenfc&aft. 
*) ^inanjminifter. 

■) 5ürfi Stieret Orfoff trat infolge Äranf&eit im Sanuar biefeS 3a$reS 
aus feinen Ämtern, »erfiel in SBabnflnn unb ftarb am 21. SRai b. $• 

4 ) Sergei Cansf ot, al$ ®ema$l ber QBitme ^pu(d)f ins befannter n>ie 
al« ^inifter be* Snnern. €r tourbe im <3Kai 1861 mit bem ©rafentitel 
entlaffen. 

183 



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v/ 



gearbeitet $at. 3u jenem 9?ebaftton$tomitee, beffen Arbeiten 
im Oftober vorigen 3a£re« gefd)loffen waren, gehörten SÖftljutm, 
2lbjoint £an«foi«, SKann ber 3nitiatit>e, x ) ffürp Sföerfafffi — 
roter 9?evublifaner, ffreunb ber ©rofcfürftin Helene, fe£r ge- 
bilbet, befu)t feinen 93auer unb fein ©elb — unb anbere fe^r 
avancierte liberale. ^>anin £at f$on viermal ffarbe gewedtfelt: 
antiltberal bi« <3rü&ja&r 1860, liberal im 6ommer 1860, anti- 
liberal im ^ovember^ejember 1860, liberal im Sanuar 1861. 

Äeute ift bie 6a$e bem 9*eicb«rat übergeben, ©ort wirb 
alle« von ber ffrageftellung abhängen, bie ber 93orp$enbe 
^luboff, natürlich im Auftrage be« JSaifer«, ma$t. 3ft fte 
berart, baf? ©iäfufjton möglich wirb, fo jie^t ft# bie 6a#e 
lange fcin; aber fte wirb wo&l gleich in 11 tagten gefteHt werben, 
unb bann bebarf e« nur weniger 6u)ungen unb bie ©ef duckte 
tommt, wie allgemein angenommen, &um 19. <5ebruar/3. 9Kärj 
(heraus, ba« ift ber 5ag ber $(>ronbefi£eigung von Slleranber II. 

©er Äaifer will, foweit feine ^njtctyt befannt, Steifcett 
unb 93efi$, unb gerabe biefer ^unft be« „'SefujeS" ma$t 
alle je^tgen ©runbbeju)er mütenb. 

SDÖirb ber 93auer mit ffretyeit unb mit 95ep$ aufrieben 
fein? 9*ein! ©eS&alb raufen föon bie ©ut«beff$er Munition, 
Klinten unb 9Revoloer. ÄriegSminifter unb SPftnifter be$ 3nnern 
jinb in ^ommumfation getreten wegen ber 6tabtteile von 
Petersburg, welche im $aH eine« ^ufffanbe« burd> (oolbattn 
gefönt werben müffen. 

Serben bie Solbaten tt)re «pfttc^t tun? ©a* ift fe$t 
fraglich, (Einmal, ja. ©a« jweitemal?? 

<£in gefährliche« Clement auf bem£anbe finb bie93e§rrotfcr)m, 
bie terminlo« beurlaubten Solbaten. ©iefe bringen aufregenbe 
3been au« it)ren früheren ©arnifonSftäbten in bie Käufer ber 
93auern. ©er $lufftanb in (ffflanb 1858 war j. 93. bureb bie 

*) 9lifotai SflUiutin, <33ruber be« foäferen tfriegSmtnifter«, fennrni«- 
reid), c^rgcijig, rücffid)tslo«, 1866 GfaatSfefretar für «Polen, »oHtc^olen 
au einer rufftfd)en ^rooinj unb ort&obo? machen. 

184 



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entlaffenen ^arinefolbaten ^eröotgerufen. §)e«halb f ollen 
vielleicht tiefe Vefctrotfchm jum 9^ärj eingebogen rcerben, 
tvoburch bann auch bie Regierung über größere ©treitfräfte 
biSponieren fbnnte. Slber ba« toftet 9 Millionen l 

93on ben rabifalen (Elementen wirb bie Aufhebung ber £eib- 
eigenfchaft nur al« Vorftufe jur Aufhebung alle« perfönlichen 
©runbbefttje* unb jur Verteilung beSfelben unter bie 93auern 
angefehen: 3eber 9*uff« fcat gleiten Anteil an ber Butter 
<£rbe! 9*ur verliert biefe« 3bealbilb leiber fehr an ©lanj 
burd> — Faulheit unb 33etrunfenheit. 

Unb bie Sutanen? <£ie bcffern ftch nicht. 6tiegli$, in 
feiner (£ igenföaft al« 93anfbireftor, hat eine neue 2lnleu)e auf« 
£apet gebracht. (Er fann bie grofjen Qlnforberungen, bie von 
«■privaten an bie 93ant geftellt ro erben, nicht erfüllen; ober er 
müfete barauf antragen, bafj noch me^r °Papiergelb fabriziert 
unb ü)m jur §)i«po|ttion geftellt tverbe. 9 hm will er 100-3RU- 
lionen-$lnlethen im 3nlanbe (?) unb Slu« lanbe (??) gegen 4 % 
Rapiere k 300 9?ubel, bie nach 41 (!) 3aj>ren amortijiert tverben 
follen. S)ie 3infen follen fehr prompt in ©olb unb Silber 
an ber «San! gejault n>erben unb alle 93e£örben verpflichtet 
fein, biefe Rapiere ju nehmen, meiere leereren be«halb nie 
unter '■pari gehen tönnen. S)ie lefjte innere Anleihe fte^t fchon 
unter 98. 6tiegli$ (at bie Sache felbft im Qtnaitsfomitee be« 
9*eich«rat« vorgetragen, fte ift angenommen, 12 Millionen 
»erben für« erjte emittiert, dagegen fallen aber je$t bie ©olb- 
lieferungen tveg, welche bie 93anf auf 2lu«lanb«päffe machen 
mufjte. S)urch biefe le^tere Verpflichtung $at bie Van! im 
vorigen 3a£r für 6 Millionen ©olb hergeben müffen. 

Ob bie Anleihe geht? Sehr verriebene Anflehten. (£« ift 
bie ffrage, ob ber Stoffe, ber täglich auf feinem ^apierrubel lieft: 
„baf3 er i^n gegen Gilbergelb (eben $lugenblicf an ber 93anf ein- 
tvechfeln fann", ber aber, wenn er bort biefe Sorberung ftellf, 
weggejagt tvirb — alfo ob biefer felbe 9*uffe neuen 93erfprechungen 
ber Regierung in betreff ber 4 °Projent trauen ttrirb. 

185 



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V 



ioagemeifter h a * bte alte ^afcfteuer nneber einfügen motten, 
ift aber glänjenb bamit im "Sinanjtomttee burchgefallen. 

5)ie °parifer 93anf braucht ©olb, ^atte jich fchon mit ber 
93anf in Conbon eingeladen, festere tonnte aber nicht alleä 
©olb fchaffen, wa$ fie ber ^arifer 93anf jugefagt. deshalb 
manbte ^ari$ ftch an bie Petersburger. Äier braucht man 
6ilber, maS Pari« liefern miU. ^^nefen be!am baS ©efchäft, 
unterhanbelt mit ioagemeifter, erhält oon biefem bie fefte 3u- 
jtcherung, bafj bie 6a<$e ftch unter ben unb ben SSebingungen 
für 30 Millionen <5ranfen mürbe machen laffert. «Efynefen 
nimmt ade« an, telegraphiert nach Pari«: „S)ie 6ac^e fei 
abgemalt", arrangiert C^rtrajug oon (Shbtfuhnen nach parte 
für 15000 ffranfen; »ierjehn 6chlitten mit öierunbjmansig 
ÄommiS unb Slrtelfchtfchif* foUten baS ©olb »on hier trans- 
portieren. piö$lich jieht ioagemeifter ftch jurücf, ffeeft ftch hinter 
ben ^inanjminiffer; biefer fchiebt ben ^aifer t>or. 60 mar bie 
Gaa)e »orgeftern faft aufgegeben. 3njmifchen ift man in Paris 
mütenb unb menbet ftch an Äiffeljoff, ber geftem hierher tele- 
graphiert: bie 6ad>e muffe fid) machen. Tum ftnb bie 93er« 
hanblungen mieber aufgenommen, unbQBmtefen tann vielleicht 
boch noch feinen (frtrajug benu$en. $luch gerbet h<rt ioage« 
meifter ftch alfo blamiert, um nicht mehr ju fagen. 

©ortfehafoff fyat toirflich auf ber QBippe geftanben: ber 
&aifer mar jii mütenb auf CouiS unb fomit auch auf ©ortfehafoff, 
ber immer für ffranfreich gefchmärmt ^atte. 1 ) 0a ift bem 
ffürpen je$t Stirien fehr &upaj gefommen.*) <£>ie Stellung 
(EnglanbS, meldte* ben 9*ücfjug ber franjoTtfchen Gruppen 

x ) ,La pers6v6rance ä rechercher l'alliance francaise indispose contre 
lui les patriotes senses,* fd)reibt <3Rabame be ÄalergiS, SceffelrobeS Richte; 
hu ©eaember 1860 au« Petersburg. 

«) 3n Sorien hatte ber friegerffd)e (Stamm ber ©rufen, füblid) be« 
ßibanon, bie im Horben beS ©ebirgeä tt>obnenbe tS&riftenfette ber 
§Raroniten angegriffen. 93ett>affnete Snter&ention ftranfreid)*, ßinjug 
in ©amaSfuS. ©er Söiberftanb (EnglanbS uerbinberte bie bauembe 
OWupation, n>ie flc $rantreid> in 9?om erreicht batte. 

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»erlangt, entfpric^t nic^t bem ioerjen AleranberS; biefer fteht 
fehr mohl, bafj feine correligionaires in Serien oerloren ftnb, 
n>enn Vvranfreid) bort abgeht. $llfo mug er boch mit £oui£ 
gehen, wenn nicht übermal« SWorb unb $otfchlag im Libanon 
entftehen feil, n>ie (£nglanb unb auch Öfterreich ü)n rutptg mürben 
geföehen lajfen. SUfo, ©ortföatoff fu)t mieber feft. hätten 
feine Diepgen ©egner einen tüchtigen ftührer gehabt, fo tonnten 
fte ihn oor oierjehn Sagen oielleicht fftirjen; aber ber Führer 
fehlte. 

3)ie 93otfchafterfrage h*t ^ier oiele 6chn>anfungen burch- 
gemalt, meil ©ortfehatoff feinen Ciebling 93alabine ebenfo un- 
gern nach bem entfernten Sftabrib, mie ben ü)m antipathifchen 
«Subberg 1 ) nach Sßien al« Ambaffabeur &iehen fleht. §)e*£alb 
hat er bie ganje Sad)e ju hintertreiben gefugt, morüber 3^un 
mütenb war, ba ein Ambaffabeur ^ter 30000 ©ulben mehr als 
ein ©efanbter befommt, unb in ^arfchau alte« feft abgemalt 
gemefen mar. ©ortfcr)afoff hatte bem &aifer gefagt: 9\u£lanb 
»erbe barin eine Annäherung an 3Bien ftnben. $)er ftaifer 
mar barauf eine Seitlang eingegangen; aber \t%t tyat er boch 
mieber feine Anftcht für Slmbaffabeur« geänbert 

9Döhr haben fo anhaltenbe, ftarte £älte, ba& jejm ©rab für 
milbe gelten. Seit Anfang 9iot?ember {eine Ghmbe Saumetter. 

<33or öierjehn Sagen ift 93aron Äolftein 2 ) al« Attache bei 
un$ angekommen, 23 3ahre alt, fpricht fertig franabfifch unb 
englifch, fe^r eifrig, guter 3unge, triele Vorurteile, fehr jung 
unb unaufmertfam, eine Spenge ^laufen merben ihm hier noch 

l ) AnbreaS <frc1)t. ».Himberg, ©efanbter in Berlin, 1862 93otfd)aftec 
in ^ariä, galt für ben Nachfolger ©ortfehafoffä, btä er burch baä S)ueH 
mit bem geifteStranfen 'Saron Sföepenborff in München feine biploma- 
tifche Saufbahn beenbete. 

l ) $ri$ ». Äolftein, ber foätere S3ortragenbe 9*at im Auswärtigen 
Amt. S3iSmarct treibt über ihn an feine Scheper am 26./14. <3Kärj 
1861 : „gRit Äolftein al* Attache bin id> geföäftlich fehr aufrieben, unb 
natürlich bemüht feine gefeUfchaftliche Grföelnung oon jugenblichen 
Cfrtraoaganjen ju fäubern." 

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au 6 bem Äopf gebracht werben muffen ; aber er jeigt (fifer unb 
ift nid)t bumm. Grot) tyat m'er QBod)en 9?acburlaub ermatten. 

Mitunter no$ Meine 9Rit(e mit ^ofe^o; bann aber toieber 
groge ffreunbföaft. Cr erjä&lt mir öiel, fabelhaft offen, 
intereffant, fprungfcaft, reoolutionär, wirft alle $&eorien über 
ben Joaufen. Unb ber in ber Qöityelmftrajje — Donnerwetter ! 
$lu$ feine ©efeUtgteit ma$t er jt$ auf eigene "Sauft. g) a g 
imponiert ben Hüffen. 

<£* ge&t auf 2 ü$x. S)a* ift feit ad>t 3Bo$en bie gewityn- 
li<$e 3eit, wo \% aufhöre &u arbeiten unb wo i$ fölafen gej>e; 
i$ bepnbe mi$ aber unberufen fe&r wo&l babeu 

30. Sanuar 1861. 

Hnfer SJelbjäger ift einen $ag surücfge&alten, ge&t erft f>eute. 

S)ie jtoei Äinber ber <5. fmb auf Söunfö ber alten tfaiferin 
grte$ifcl> getauft, foUen bafür aber au$ je 40000 9*ubel ßegat 
oon i£>r erhalten haben. 

©eftern abenb la$ i$ in ber ^reu&«3eitung, bafj GolmS 1 ) 
mterimiftifö na$ QBien oerfe^t ift, alfo gerabe ben Soften 
erhalten fcaf, oon beut ^Bert^er mir feit Sauren oorgefungen 
£at. 3)enn nun wirb GolmS o&ne 3weifel in einigen Monaten 
bort befmttfo bleiben. 

3$ £abe meine ganje ^ilofo^te jufammenne&men müffen. 
21ber alle« fcat fein ©ute«. 

Tout vient a point ä qui sait attendre. 

9. Februar 1QC1 
28:3anuäi 186L 

borgen ge£t ioerr Cü&borff oon &ier nac£ Berlin. Cr ift 
au« Clberfelb, Kaufmann, feit fünf 3a&ren in SWojalewäf 
am ^Imur etabliert, bat oon bort fcierfcer oier Monate gebraust, 
glaubt, ba& ber Slmur eine grofce 3utunft fcat, miß \t%t na$ 



l ) (Sbertjarb ©raf ju 6olm«-6onnem»albe, ber fpätere SSotfc&after 
beim Quirinal 

188 



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V 



©eutfcfjlanb, um »on ioamburg au« jtoei Griffe mit kolonial« 
maren au«jurüften. (Er meint, bap SDluramjoff-SlmurSfi geftütjt 
wirb megen ©emalttätigfeiten, feonach ber Sftann mir gar nicht 
au«fah- 3n Sfluramjoff« Äanjlct ift je$t ber biefem anoewanbte 
33ahmm, ber einpige 5^önig t>on 3)re«ben, angepeilt, b. h- er 
bummelt bort herum unb prebigt eine neue philofophifche SBelt- 
orbnung ber Vernunft, i. e. ber Vernunft be« geipigen unb 
pttlichen 3errbilbe«, genannt 93afunin. ®amtt foU er aber 
feinem Äerm 93ettet imponieren. $luch nur in 9?uplanb mbg* 
lieh! 9*ujfe unb ^{»ilofop^ie ein Hnbing. ©er arme, emig 
unoerftanbene Äegel mirb burch biefe« oerfommene Qlbeßprobutt 
be« rufpfchen 6umpf« ju guter £e$t noch jum Aenfer alle« 
^Seftehenben. 1 ) 

6icherer al« Sfturatojoff« 6turj ift ber einer anberen 
©röpe, nämlich be« ©rafen 95erg; al« alter SKilitärabfolutift 
peht er bem politifchen Ceben ffinnlanb« fremb gegenüber, 
hat pa) mit ©raf Atmfelt, 6t jermoall unb überhaupt bem 
ganjen Diepgen pnnifchen 6taat«fefretariat übermorfen, lügt 
auch fehr pari, (Er fott einproeüen ba« Äommanbo über ein 
Slrmeeforp« übernehmen 4 , meiere« in Äiem au« breifachem 
©runb aufammengejogen mirb: Ungarn, ©onauffirftentümer 
unb 93auern. 2 ) 

3)ie Angelegenheit ber dauern ift heute j U erp im »ollen 
9Reich«rate jur Beratung gefommen. AHe ©utunterrichteten 
behaupten ganj pcher, bap ber Uta« jum 19. Februar herau« 
foH. Äniäjemitfcr) $at bie« noch geftern au«gefprochen. 3$ 



l ) ^atunin, ber eigentliche "Segrünber be« 9M&ili$mu«, toav in ©rei- 
ben in ber 9ftaireoolution 1849 SEitglieb bec revolutionären Regierung, 
später in 9iu$lanb al« GrrafTolonift narf) Öftftbirien oerbannt, erhielt 
er bie Grlaubni«, in bas rufufebe Qlmurgebiet überjufiebeln, oon n>o er 
nad> ßonbon entflog. Gr fcatte Jöegel ftubiert unb tooBte nac$ tytn bte 
QBirtlic^teit bur# bie Vernunft umgepolten : „3>te £uft ber 3erftörung 
ift jugleicfc eine föaffenbe £uft." 

") ©eneralgouoerneur ©raf 93erg rourbe 1863 Statthalter oon <£olen. 

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glaube, ich förieb fchon, ba& bereif« in ber 6enat«brucferet ba« 
Bambule, mit bem jeber Ufa« beginnt, fowie ber ©chlufj im 
6a$e fertig flehen, fo bafc nur ber $e$t be« Ufafe« felbft noch 
gefegt au merben brauet — unb bann gehen 300000 (Exemplare 
in olle tfirchfpiele, mo bie Spopen ben Ufa« »on ben tfanaeln 
oerlefen. Sluch bie Befürchtung »or Unruhen ^ält fleh: bie 
Balagan« 1 ) ber 9^a*(ani|a*) fmb für bie« 3ahr oom 3faaf«- 
ptatj nach bem 3ftar«felbe verlegt, bannt ber betrunkene 9Dcufc^it 
nicht gleich beim ^öinterpalai« iß unb bort bie ^enffer einwirft. 
0a« iff ber eigentliche geheime ©runb biefer SORaflregel, für 
bie ofpjieü bie Hoftrauer angegeben n>irb. $Iuch werben feit 
acht Sagen alle ^Baffen- unb S£Runition«oorräte in ber ff eff ung 
in Sicherheit gebracht 

<23or acht Sagen feierte Äniäjewitfch fein 50jährtge« 3ubiläum : 
„Sölabimir," große« ffefleffen mit 600 tfuoert« im 2lbel«Hub, 
$lbreffen au« ßonbon (!), 9Ro«tau ufm., Gtipenbium au feinen 
€hren gefltftet, au bem bie hieflge <23örfe 10000, bie 3tfo«fauer 
93ärfe 40000 9?ubel gezeichnet hat — al« ob biefer Routinier 
ein jn>eiter Volbert märe! Unb boch h«* alte SÖfonfchif off 
neulich gefagt: „3ch werbe gewtfl nächften« ff inanaminißer ! 
©enn al« 9*ufjlanb feine Marine hatte, mar ich Marine- 
minifler. 3$ oerteibigte 6ewaflopol, al« bort fein ^uloer mar. 
3e$t fein ©elb, alfo ich ffinanjmimfter." 

künftigen ffreitag, abenb« 9 Uhr, wirb 'Sftabi in ber Meinen 
Senat«tapelle ohne Pomp getraut. 5)a« liebe Petersburg 
fann {ich noch immer nicht aufrieben geben, baß bie tntbfd^e 
9?abi ben fraglichen Polowaoff 3 ) heiratet : Mademoiselle Nadi 
et Monsieur Nadin. 



*) Gc^aububen. 

*) S)te «Buttemocpe, ber ruffifebe ÄameoaL 

*) ©iefer (Epe entfprangen &tt>ei Söcbter, t>on benen bie eine einen 
©rafen 93obrtn«fi, bie onbere einen dürften Öbolen«fi beiratete. S>urcp 
bie (Snfelftnber 93erblnbung mit ben altfürftUc^en Familien ©olgoruK, 
$rube$foi unb e^eremetieff. 

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3n tfopen&agen unb 6tocf&olm foll bie ffanbinatrifc^e Union«* 
jtrbmung immer fcö&er gefcen; bcibe Äöntge fmb bafür; nur 
SWanberfrröm, ber fömebiföe Premier, i(x bagegetu 

S)ie 3a$l ber gemiffen awetyunbert öjterrei^iföen Offnere, 
»on benen \$ im ^ooember förieb, fott jt$, »ie i$ ijtfre, 
föon um ba« doppelte öerme&rt $aben. 

9*euli$ fogte 'Eümartf mir: „©rofcfürjtin Äelene" — bie 
burcty trüber «iluguft immer öiele« au« 93erlin £8rt *) — „be- 
Rauptet, 6ct)leini$ foüe ioau«mtnifter werben, bann £at ber 
&önig bie ^a^l jmifc^en 93ernftorff, Pourtate« unb mir jum 
auswärtigen Sttinifter" — ipsisissima verba Paschae. $ag 
unb ^actyt träume t>on Portefeuille. 

S)ann ^üfet (£u$, u)r ioerren in ber ^©ityelmffrafce! 

16./4. Februar 1861. 
ioier lebt ade« in ber «Bauernfrage. 3eben Sag ftnb 
6f$ungen be« 9Reicb«rat«. 3)a« erftemal $at ber tfaifer felbft 
präjibiert, am 6$lu& ben ©ro&fürften Äonftantin, ben <5ü£rer 
ber liberalen Partei, umarmt, um ju jeigen, bafc bie trüber 
eim>erffanben ftnb. €>ie Grimmen »erteilen ft# bi« je$t fol- 
genbermafjen: 

1. für ^aul ©agarin 8 

2. für Sfturawjoff (3entrum) 16 

3. für £onftannn-pamn.93luboff.$föefftine 29. 

Sllfo föon je$t Majorität »on 29 : 24. «aber »on ben 24 
»erben no#, tt>ie behauptet ttirb, einige abfallen. (£« ftnb 
1000 Paragraphen burdfoune&men; 300 ftnb föon erlebigt. 
%n 19. Februar foll e« pubfyiert fein, daneben ber 
5öof in fortgefe$ter ffurc^t. ©eiftlic^feit unb Heiner Qlbel 
regen bie Sttenföen bur$ falföe 93orfpiegelungen auf. Söenn 

*) ©ro&fürfittn joelene, bie Softer be« ioerjog« tyaul oon QBütttemberg, 
»or bie 6(f>n>efter be« ^dnjen Sluguft, be« bamatigcn fommanbitrenbcn 
©eneral« be« ©arbeforp«. 

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t€ bem Reinen $lbel gelingen fottte, ^uffc^e ober (Ententen 
bur<$ bie im ftreiheitäraufche begriffenen, nach mehr oerlangenben 
dauern ^erbeisufü^ren, fo fann er bem liberalen ^aifer fagen: 
baf? bie Stftajeftät au weit gegangen fei unb jurütfjiehen mfiffe. 
9iur fo fann man ftch erflären, warum fo grofce 93erteibigung$» 
maßregeln getroffen »erben, (E S Reifet fogar, bafc Petersburg 
unb Gostau aum 19. in «SelagerungSjuftanb ertlärt werben 
follen. 

«JBnnefen $at nunmehr baS ©olb-6itber-2öechflungS-©e- 
fchäft jwifchen ber Diepgen unb ber Parifer 33anf abgefchloffen. 

S)er oon 3)ir genannte fommt in unferen <5chu$fcheinliften 
nicht oor, welche bie tarnen oon jirfa 20000 ^reufjen ent- 
halten, bie ftch auf ioeimatfeheine bei un$ legitimiert fyobtn. 

Sonntag. 

SO^an fchreibt hierjulanbe heute ben 19. Februar: feit geftern 
ift baä ©enfmal be$ &aifer£ SKitolauä mit weisen unb roten 
Kamelien au« Rapier gefchmücft; aber ber 93auern-(£man- 
jipationSufaS ift nicht erfdjienen. SWaSlantya ift oor ber Sür; 
Branntwein unb junge Freiheit oertragen ftch wohl nicht gut 
jufammen; man will ba^er bie jweite ffaftenwoche jur Ver- 
öffentlichung be« HfafeS abwarten. 6eit brei Sagen ftnb bie 
Giengen be* 9*eich$ratS gefchloffen; bie ganje Arbeit hat bie 
liberale Färbung be$ 9*ebafcion«lomiteeS erhalten, unb wo bie 
liberale 2lnfi$t in ber Minorität blieb, &at ber Äaifer eS boch 
mit ihr gehalten. Saufenb Paragraphen ftnb in jtrta brei 
^oc^en burchgenommen. 3)er Ufa« ift ein brei Singer bicfeS 
93uch. $llle$ wa$ t>ier ftlügelabjutant ober auch junger ©eneral- 
abjutant iff, hat Befehl, ftch reifefertig ju halten : in etwa acht 
Sagen gebt ba£ ganje Äorpä in bie o er fc^i ebenen ©ouoernementS 
ab, um bort bei ber Proflamation jugegen &u fein unb über 
Stimmung ufw. ju berichten. 

©eftern oor acht Sagen war gro§e Aufregung im 9*eich5rat: 
<£aul ©agarin hielt e* für feine Pflicht, noch in ber elften 

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Stimbc einen BermittlungSoorfchlag ju machen, ber einige 
künftige Bedingungen für ben ©utSherrn enthielt. 

SMefer Borfölag ift oom ©roßfürften ^onftantm jurücJge- 
n>iefen, bann aber, mit einer Äonaeffton, oom 9*eich$rat ein- 
ftimmig angenommen. 3)ie älteren Herren n>ie Sfteffelrobe, 
Rahlen, 9tibeaupierre — ich nenne biefe brei, »eil fie a«' 
fammenjt$en unb ein merfmtirbige« «Srio bilben burch gemein» 
fc^afttt^e Taubheit unb Beraweiflung über bie liberale 
Strömung, bie burch bie Sailen beS alten 9SeichSrat« fliegt — 
alfo biefe alten onferoattoen $aben ben «5ürp fßaul ©agarin 
al* 9Retter 9*ußlanbS begrüß unb große Ooationen für ben- 
felben projeziert 

$lber bie Sache h<*t einen Äafen. <Die ganje ^ropofttion 
ift fatultatio für iberm unb Bauern — e$ hängt fomit »om 
letzteren ab, su Wählen, ob er burch ©roßfürfi 5tonffanttn ober 
burch ^aul ©agarin frei werben will, um ftch bann mit bem 
ioerrn oerftänbigen. können ioerr unb Bauer fi<±> nicht 
einigen, fo ift ©roßffirft ^onftantin — ich meine bamit bie 
liberale $luffaffung be$ 9*ebaftionStomitee* — berjenige, ber 
ben $lu«f$lag gibt unb maßgebenb ift. 5)aburch wirb aber 
ein großer Übelftanb herbeigeführt, nämlich*, ber Bauer foU 
räfonieren. 3fcm, au bem bi« je$t im ütafenton gebrochen 
ift, wirb plö$li<h eine Sllternarioe geftellt. S)er Slawe wirb 
nun freiließ fagen, baß ber rufftfche Bauer ein (Engel unb ein 
überirbifdjeS Söefen ift, beffen Klugheit unb Befonnenheit gan$ 
(Europa in Sturm »erfe$en wirb. Slber? — ich ha&« meine 
Bebenfen. 

$)ie Aufregung ift hier groß. &eute oor acht $agen, als 
ber ^aifer ausfuhr, fifanben Äunberte oon Bauern »or bem 
QöinterpalaiS, um ihm &urra$ au bringen. £)a$ finb Auftritte, 
bie man hier früher nicht getannt hat. 3)a I>ier ber SDßufchif 
nun {icher am heutigen $age ben £UaS erwartet, fo fyat ber 
©eneralgouoerneur e£ boch für gut unb rätlich gehalten, in ber 
^oliaeiaeitung befanntmad&en au laffen, baß am 19. ffebruar 

».6$lö 8 er, <P«tet«>iKfler *rief« 13 193 



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fein £lfa* irgenbmelcher $Irt erfcheinen »erbe. $luch fotten heute 
äße 'Branntweinbuben gefchloffen »erben, unb fdjon feit oor« 
geftern tff au&erhalb ber 93uben fein öchnap* oerfauft. (Einem 
9abrtfbejl|er in Ochta ift anbefohlen, feine 600 Arbeiter heute 
unb morgen ju fonftgnieren. *2luf feine 93emertung, ba& er 
bat nicht fonne, hat man ü)m 60 Solbaten al* Äilfe jugefagt. 
Kierberg, 93ater unb 6ot)n, unb ber ©enbarm ^olgorucft, 1 ) 
^aben in ber »ergangenen Nacht folche $urcf>t gehabt, bafj fte 
fi<$ im SBinterpalai* Letten aufschlagen liegen unb bort bie 
Nacht jubrachten. 

Slnb nun bie Söarfchauer (freigniffe! ©ejtern unb oorgeftern 
war frier alle* baoon erfüllt, ©tatthalter ©ortföafoff hatte 
am 16./28. telegrc»hif<h angefragt, ob er ^elagerungäjuftanb 
erflären folle? 5>er ^aifer lieg antworten, er hoffe, bafj 
©ortfchafoff burch gelinbe SDla&regeln bie ganje ©efchichte be- 
fänftigen »erbe. Überhaupt ift man hier in ben höheren Greifen 
ȟtenb, bafj man bort gleich gefd) offen hat: eine ftaoallene- 
fch»abron hätte bie <5traße fäubern fönnen, bamit wäre alle* 
befeitigt ge»efen ! 3e$t hätten bie Nuheftörer bie ©enugtuung, 
bafj 93lut gefloffen fei, unb ber ^ole liebe e*, ben 33aum 
feiner Sreiheittträume ab unb ju mit 93lut anzufeuchten. (£* 
heigt fogar, bafj ber Offtjier, ber <5euer fommanbiert hat, oor 
©ericht geftedt »erben foH, ma* in ber Slrmee natürlich einen 
fchlechten (Einbrucf machen »irb. 

^ubberg unb 93atabine bleiben nun boch, »o fte ftnb, unb 
6tacfelberg ift für Sftabrib ernannt, b. h- bie ganje 93otfchafter« 
frage ift in ben Brunnen gefallen, ©ortfchafoff ift oon Ein- 
fang an bagegen ge»efen, »eil er fuh ben Öfterreichern nicht 
nähern »itl, unb »eil er 33alabine nicht nach ^abrib fchicfen 
»ollte. (£ine 3eitlang ftanb er, »ie ich ®u f*on fchrieb, 
auf ber ¥8ippt; ^anin f ollte fein Nachfolger »erben. 3ene 
Seit hat man, »ie e* fcheint, benu$t, um bie Botschafter $u 

*) ^ürft 93aftle S)olgorucft ein „gutmütiger militärtfcher Stüter*, h>ar 
feit 1856 Nachfolger be* ©rafen Örloff al* Ghef ber 3. Abteilung. 

194 



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V 

t 

machen, £)a er aber infolge ber föriföen <5rage ben ^aifer 
nrieber für feine franjöjifcfre ^ofttif gewonnen, frat er aud> in 
ber 93otfc^aft erfrage feinen < 2BtHcn burctygef e$t. 

3)ie §)änen berufen bie frolfteiniföen Gtänbe, tooHen ibnen 
aber erft ba$ 93ubget oorlegen, ba$ ift alfo eine ^onjefjton, 
bie feine Äonjefjton ift. 3e$t üben ffranfrei#, (Englanb unb 
9*ufjlanb auf ba* tfopenfragener Kabinett eine douce im- 
pression au«, um baSfelbe jur 93ubgetoorlage ju beftimmen, 
ba ofrne biefe Untere bie (%etutton ftc^er ift 

Sranj II. 1 ) frat urfprünglicfr na# <5ranfrei$ gefren »öden, 
ba Coui* ü)n eingelaben unb ifrm °pau jum Sßofrnfu) angeboten 
fratte — ^au, ber ©eburtSort &einrid>$ IV., fomit bie Sßiege 
ber 93ourbonen, fotlte alfo auefr ü)r 5^ir<$frof »erben! 9ttan 
r)at iVranj II. f päf er oermodjt, biefe (finlabung ab$uf$(agen* 
3)ie Königin 2 ) träumt nur uon 9?eftauratton! SJRepenborff«, 
befonber* bie alte 33aronm, jtnb fefrr unglü(füc$ über ©aöta, 
9*om, ßoui« unb 93enebig. Slber 3Keoenborff felbft tritt frier 
mefrr unb mefrr in ben Äintergrunb; er fpri$t toofrl über 
man$eS, tt>a$ er nid)t oerfte&t, fo 5. 93. Sinanjen unb (£ifen- 
bahnen, ©olgorudi 3 ) in ^ari« fagt in feinem neuen 93latt 
„3utunft" »on <peter ^epenborff : bajj er äße« tenne, nur ni$t 
9*u&lanb. eprinj ßuitpolb oon kapern toar in Berlin, um 
tarnen« Öfterreic^« unb kapern« oon 'preufjen ©arantie 
93enetien$ ju erlangen. <£r ift abgebuftet. 

3u ber neuen frieftgen Slnletye ftnb über 14 Millionen ge- 
jei^net. Vorläufig tönnen aber nur 12 ?3iilIionen angenommen 

*) Äöntg Reibet Sizilien, bejog na$ Oer Kapitulation Oon ©aöta 
(13. ftebruar 1861) ben ^atajjo ^arnefe in 9lom. 

■) Stöaria, Königin Reibet Gijilien, $od)ter be$ Äerjogä 9ttar. in 
93aoern, Scbioefter ber Kaiferin <Jlifabet& oon öfterreid), lebt tneift in 
TOncfcen. SU« beim Umfturj 1918 ©efepoffe in i&re QBo&nung flogen, 
fagte fte: „<S)at erinnert mico an ©aöfa." 

») ^rinj °peter ©olgorucfi, ^amp^letift, würbe wegen feiner Gegriffen 
(.VSrite" sur la Russie*) au« 9tu§lanb oerbannt unb fpäter au# au« 
•Jranfreidj entfernt. 

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roerben, ba ber &taat etnfttoeilen nicht mehr garantiert ^at. 
3)urch bie beutföen Settungen ift ein falfche* ©erücht t>on 
rofftfchen 3oütarifrefotmen gelaufen. S)aran ift nicht ju 
benfen; bie Regierung fann nicht alle Slugenblicfe ben $arif 
änbern; ba« untergräbt alle Sicherheit. $>ie „$>eutfd>e Peters- 
burger &anbel*aeitung" ift eingebogen; bafür ^at ioagemetfter 
eine rufjtföe «Sörfenaeitung grünben (äffen burch einen Äerrn 
$rubnifoff. Cefjterer ^at in bem blatte einen Entwurf ber 
Regierung ju 3ollreformen veröffentlicht, »eiche fleh aber nur 
auf Formalitäten unb ©efchäftSgang be$ 3oUS bejief?en; von 
$arifreformen ift barin nicht bie 9?ebe. 

§)ie (Smanjivatton mirb bie (Ernennung von 120000 $f$i- 

noroniW für baS „heilige 9*eich M nötig machen. 

* 

<£in Bonmot von ©ortfchafoff : „Quand je cause avec une 
dame, je lui donne le brevet d'esprit.« 

(^rief M ©rafen ^t^anaflu* 9cacjpn«tt.) 

«Berlin, ben 23. Februar 1861. 
$euerfter ffreunb unb ©önner, 

ic^ mufc n>ieber um acht Pfunb See bitten. <£* ift eine grofce 
^o^ttat, bie Sie mir ermeifen »erben. 3$ bitte 6ie in- 
ftänbigff, bie Qualität unb ben Kaufmann nicht ju mechfeln, 
benn ich \)oht nie befferen gehabt. 6agen Sie mir gtitigft, an 
n>en ich mieber jagten foH. 

<££ ift bier ftarf bie 9?ebe oaoon, bafc Schletnilj baä &au£- 
minifferium übernehmen mirb. SD^an fvricht von 33ernftorff jum 
Nachfolger, einige fogar von @ol$. 

Q3on Sdt)önhaufen weht glücflichertveife ber 3Binb noch nicht. 

SDttr fcheint — vielleicht ift e$, tveil ich münfche — bafc 
fleh überhaupt in Europa ber QlMnb breht unb bafc baS 3ahr 1813 
fein 50jährige6 3ubi(äum feiern tvirb, tro$ ber bebeutenben 
Störungen, melche bie früher fo glücflichen @hen Jüngft erlitten 

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haben. 9ftir ift e$, ol* müf*te je$t unausbleiblich ber erfte 
&anonenfchufj alle, bie aufammengeh&ren, auf ben ^ampfpla$ 
jurücfrufen. Söeber Muffen noch (Snglänber »erben bann aus- 
bleiben. Äollänber, Belgier ober 6ch»eijer werben ben $anj 
mitmachen. &ataftroph«t, 93er»üftungen, 9*eoolutionen, lieber- 
lagen »erben nicht fehlen, aber mit bem fleau de Dieu n>irb 
man am <£nbe boch fertig »erben. 3öenn boch nur bie dauern- 
gefönte in 9tufjlanb balb jum 6$lu& gelangen »oltte! 3$ 
erblicfe barin einen »efentlic^en ©runb beS 3aubernS. Schlägt 
einmal ber 95Mnb um, bann glaube ich, »irb felbff (Eaoout 
ben (od)u$ für feine Snfamien ebcr bei SJ>almerffon als bei 
£oui< Napoleon fudjen, unb biefer »irb fttf) in ber £age du 
diable dans un benitier fehr unbehaglich füllen. 

Sftit Odhlcini^' 9frben in ber Cammer »ar ich M* aufrieben, 
mit 6ch»erinS Haltung unb Verfahren noch mehr; nur glaube 
ich immer, bafj 2luer«»alb ein fehr gefährliche« Gubjefi ift: 
riecht nach Säulni*. 

93on ^erthern höbe ich fürjtich einen 33rtef erhalten, (fr 
ift nicht aufrieben. Söenn er boch feinen 93eruf et»a3 ernjrer 
nehmen »oHte! Steine junge 6ch»ägerin ift t>or ein paar 
Monaten geftorben. 5)er 93ater ift barüber fehr unglücklich. 
6ie hat «wen 6ohn unb eine Tochter hinterlaffen. 

3ch höbe Je$t einen fehr guten #0$. Cr hatte im 9*ech- 
nungSfach eine 93irtuofität entfaltet, bie mir nicht behagte, aber 
auch in biefer ioinftcht geht eS nun erträglich. §>ie 6ch»inbeleien 
»aren »irflich — man möchte beinahe fagen — parlamentarifch 
ober napoleonifch» borgen binieren bei mir 93oguSla» 
9*abai»iuV) tfleift, ber ^räftbent, JoiHer, Zuliefe unb Dehler. 
3ebeSmal »enn ich Den Vty m * r gegenüber nicht oon 3hnen 
befe$t fehe, gebenfe ich 3hw* mit 2öehmut unb £iebe. 

5)er tieine 3anber »irb je$t in ^befen« Abteilung be- 
fch&ftigt 

*) <33ogu«an> «Prina 9cabjta>iH, preufjifa)er <3ttajor a. S>. € ine« ber 
Äfiupter Oer ultramontanen Partei. 

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3$ fcafce ba« ruffifche OTachmerf über bie Leitung ^olen« 
angefangen, aber mit ber ßeftüre nicht fortfahren tonnen, fo 
fehr hat fte mich gelangmeüt. <£>a« Sranjöftfch in ber <£in- 
leitung ift tffteuU*. ^ ^ ^ ^ 

21. 9*ac50n«ti. 

6t «Petersburg, 13./1. 3J<ära 1861. 
Steine lieben Schwer«! 
93or einigen $agen mar Qu^amel bei mir unb trug triefe 
©rüge für (Such auf. Cr hat für ben 6ommer ba« h&hf* 
langroetlige Kommanbo bef ommen, mit 40 Kanonenbooten im 
3uni, 3uli, Sluguft in ben Schären be« Sinnifchen Sfteerbufen« 
ju manövrieren. 6ein trüber, ber Senator, ift geffern al« 
©eneralgouoerneur be« Sßeftlichen Sibirien« nach $om«l ab- 
gegangen; er ift 60 3ahre alt, alfo fchtoache« Vergnügen, ben 
Slbenb feine« £e ben« bort sujubringen. <S« ift aber fein «ZöiUe. 
(Er tritt an bie Stelle »on &a«forb; legerer unb 2lmur«fi ftnb 
befmitto ihrer bortigen Stellen enthoben. SDton fpricht baoon, 
QImur«fi nach 3Barfchau ju fehiefen, ba man im QBinterpalai« 
auf ^amieftnif ©ortfehafoff fehr mütenb ift, weil er überhaupt 
bie $lbreffe angenommen, ba« comite de sürete gemattet unb 
fUh einerfeit« ju h e frt& onbererfeit« ju fchmach benommen hat. 1 ) 
©ie Unterfuchung, melche fchon gegen ben öfftjier, ber &uerff 
Seuer fommanbiert hatte, eingeleitet toorben, ift auf allerhöchsten 
Befehl niebergefch lagen, §)ie 93eforgni« megen «polen ift ^itt 
m ben haften Greifen fehr emfthaft, unb mit 9*echt, benn 
bie ©efchichte ift noch ^nge nicht au«, fonbem mirb, nrie ich 
glaube, noch meitere £)imenjtonen annehmen. 

l ) S)a$ 9tationalität«prinitp, bie Utmoälaungen in Stalten unO bie 
ungarifdje 9*eoolution toaren ni#t ofcne Ginflufj auf «-polen geblieben. 
3m Februar 1861, am 3abre«tag ton ©roc&ott», foHte bie (Erhebung 
ftattfinben. ©er Statthalter (Stamieftnif) $ürft ©ortfa)a!off ftonb ber 
Bewegung ratio« gegenüber. 

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borgen oerfammelt bcr Äaifer bie sunt Seil re#t jungen 
42 Slbjutanten im SBinterpalait, bic bann (£nbe biefer <2Bocf>e 
alt 93oten bet 3eut in bie oerfctyiebenen ©ouoernementt ab- 
geben follen, um bei ber ^roflamation sugegen ju fein, SDttfj- 
oerffänbniffe aufsutlären, Streitigfeiten ju fölic^ten unb übet 
aUet 5U berieten, £>at SÖfanifeft foU fef?r fdjön fein, et iß 
oom fleinalten SKetropolit ^fnlaretet in Möttau rebtgtert 
*2lm Ufa« toirb $ag unb 9tac§t gebrutft ^QBie et fceifct, wirb 
er in jirfa 10—12 $agen publiziert. S)ie dauern tooUen bann 
ju £aufenben oor bat ^alait sieben, um bem Äaifer ju banfen. 
3m ©ouoernement 3etaterinotlato jinb Unruhen getoefen unb 
rft mit 5?artätf$en geföojfen n>orben. S)er Srantport ber biefen 
llfafe im 3nnern toirb fe$r fc^mierig fein. 9ia$ ßitauen 
ge&en jmölf Gelitten ab mit ©erntet oon 4000 ^ub. 1 ) 

9Kit Äap^err« ©lorie unb ©elboerbienft &at et nun ein 
(fnbe. SMe «San* toirb nämli$ aUe 9*egierungtgeföäfte über- 
nehmen, bie toä&renb jtoei 3a£ren oon 5?ap-(>err beforgt toorben 
fmb. 93aron tt>irb alfo toteber in bat alte ffa&rtoaffer fommen, 
nur je$t niebt mef;r alt Sanfter, fonbern alt 93anfbireftor. 

93erg fcat im 9?ei$trat fe^r liberal geffimmt, fo baß aUe 
feine alten fonferoatioen ^reunbe nictytt me^r oon ibm toiffen 
n> ollen. S)ie alte SDtfepenborff xft tt>ütenb auf i&n. (£r $at Diele 
ffeinbe. $>at fttmiföe &taati fefretariat toill ft<# au# nic^t mit 
tym autfö&nen. Seine $rau ift 3talienerin; er $at für fte eine 
tat&oliföe ÄapeHe in ioelftngfort bauen laffen, toat übel oer- 
merlt ift Qlu&erbem aber no$ eine Spenge ^öillfürlic^feiten. 

S^leinu) toill toirfli# burc^aut ioautminifter toerben. 8 ) 
6ein 9*ioale ip ©raf Gebern. Crop iff Sonntag n>ieber an- 
gefommen; er &at ftd) in ^Pari* mit ber $o$ter bet §)uc be 
£orge oerlobt 5)er neue „9tttter ^elorget" toiH aber bo$ 
erffer Sefretar in Petersburg bleiben. „Unb mit 6taunen unb 
mit ©rauen fefcen't bie bitter unb (Ebelfrauen." Söir aUe, 

*) l <pub = 16,38 kg. 

*) <S>it Ernennung erfolgte am 12. Oftober 1861. 

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„^aföa" an ber 6pi$e, maren fo glücflic$ in ber Äoffnung, 
Ü)n fern t>on STCabrib ju miffen. 1 ) 

SÖfabame be äalergiS, 2 ) bic f$on im oorigen 3a$r in ba* 
ioau« 9*effelrobe einjog, ift eine intereffante, fafjinierenbe (£r= 
föeinung — \$ traf fte neulich wieber bei ber ©ro&fürftin 
ioelene — unb brillante Qtyopinfpielerin. 9lber überall gefeiert, 
ßet6 gepaeft t>om 33rou$a£a ber 2öelt, bleibt biefe merfmttrbige 
<5rau, biefe« Meteor, bo# otynt jene göttliche Harmonie, bie 
bem <2öeibe erft bie 2öeu)e öerletyt. 

9tabi n>irb (eben Sag fölanter unb $übfc$er, ^olomjoff 
immer &äfjli$er, Baronin immer röter unb biefer, Moneten 
immer ttüger unb reifer, ^paföa immer fanfter, 5utrauli$er 
unb juoorfommenber. 

Wlan n>ia je*t Verausgaben, bafc «Jmgatföeff 8 ) fein 9*uffe, 
fonbern ein Öfterrei$er gemefen fei unb Sott ge$eif?en &abe. 
Ob ba* ni$t eine 93em>ecf>flung mit einem anberen $h>enturier 
Sott ift, ber atterbing« fpäter lebte? <£r foll beffer beutfö al* 
rufflfö getrieben haben, ma* für feine 9*oHe als <peter III. 
ganj richtig gen>efen n>äre. 

^paStjenritfch ift oorgeftern nach 9^om getieft mit ©eorgS- 
orben für tyranj II. unb mit ©eorgS- unb Äatharinenorben in 
^riUanten für Königin oon Neapel — eine nachträgliche 93er- 
jueferung ber fauren spide t>om »origen 3a&r. 4 ) 

J ) ^nnj ©eorg ». (Erop »o^nte nacb feinem Slbfctyeb in ftrantreieb 
(6cblo& Gbambrai?, TöariS). 

*) blatte ©räfin SReffelrobe, in erfter <£be bermäblt mit bem ©rieben 
ÄalergiS, in jweiter <£fyt mit bem rufflfcben Oberft SXucbanoff, to ar bie Siebte 
be« Äanjler«. (Übet fle: „«-Karie ö. gWucbanoff.Äalergi*". 93on Ca 9ttara.) 

•) ^ugatfebeff batte im Siebenjährigen Ärieg im rufjtfcben, öfter- 
relcbifcben unb preuftifeben Äeer gebient. 9lacb ^eter« III. (Ermorbung 
gab er ftcb für biefen au« unb entjünbete einen SSauernfrieg. Crr würbe 
1775 bingeriebtet. 

*) 3>ie (Sntfenbung be« ©eneratabjutanten dürften ^aäfjetoitfcb foUte 
bie Ablehnung ber früher in ^Petersburg erbetenen s 2lnleil;c toieber gut- 
machen. (93rief bom 18./6. Slobember 1860.) 

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S*eU« 9 ,b.„ Sgl«. 

3m Sunt foK $rau t>. 93i#marcf mit Familie nach Bommern. 
(Er felbft n>iU jtoei Neonate Urlaub jum Seebabe (?aben. 2öenn 
ber 6ommer politifch fo milb toirb, toie tch ihn mir oorfteUe, 
mirb 'Stemarcf nicht reifen fönnen. 2öirb ber Sommer ruhig — 
olfo habe ich mich getäufcht — , fo bin ich gefpannt auf <£rop« 
Stellung. Q3tSmar<f felbft erjagte mir üor einigen Monaten, 
ber Äönig $abe ü)m im iberbft, bamalä noch ^rinjregent, ge- 
fagt, er tönne nie auf Urlaub gehen, folange <£ro$ erfter 
Sefretär fei. 1 ) 

Äier pc^t alle* auf <2öarfchau. Joat man bem unterjochten 
°Po(en folebe Äonjeffionen gemacht, unb jmar infolge einer 
einzigen fleinen Strafjenbemonftration, fo tann Nujjlanb felbft 
'Ü^nlicfjeö oerlangen; mährenb ber legten Seit $at baher fyitx 
oft ba* <2öort „Äonftitution" fleh »ernehmen laffen.*) S)er 
^Ibel ^at fo t>iete$ aufgeben mttffen, miß fomit neue Nechte 
erlangen. 3)a* mirb ©ortfehafoff ein fpejteUe* Vergnügen 
machen, ba er oft föon bebauert f>at, nicht einem Parlamente 
anzugehören, oor bem er bie fffiHe feiner 93erebfamfett entfalten 
tonnte. Sein Detter in Söarföau fcheint mieber f eft ju ftefcen ; 
eine Seitlang tourbe 93erg ober Sumoroff ober $lmurffi al« 
beffen Nachfolger genannt; \t%t ijt oon tiefen nicht mehr bie 
Nebe. Unb nun n>irb fleh bie Sache bort ganj föftematifch 
meiter enttoicfeln. „^Oßtr tonnen °Polen all eine &uh benu|en, 



l ) 93i«marcf münzte bie tntertmifrtfü)e @efa)äftSfü$rung bura) 
6<hlöjer. <£r feprieb an 6#leini$, 6. Slpril 1861: „3a) »«be bafcer, 
fobalb bie gefchäftliäje £age eS juläfflg erf#einen läfct, im 6ommer mit 
einem ttrlaubSgefua) an 3b*e ©ü** appellieren, unb menn mir babei ber 
Steifet an (Sroöä $8bigfeit &ur Vertretung binbernb entgegentreten 
follte, fo bleibt mir niä)t$ übrig, atä biefen eiTtcn Getretär an meiner 
eigenen §afet &u oergiften. Gr felbft münfebt in Vrautangelegenfceiten 
Urlaub im 3uni. 6a)löjer mürbe bie ©efebäfte ganj jur 3ufriebenheit 
führen fönnen, menn er bie erfte 6teUe bätte.* 

*) ©er Uta« oom 27. SWärj orbnete für 'Polen 95er»altung«reformen an. 

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bie moger ift, fu$ aber in ©alijien $erau$freffen fann," meinte 
ein 9*uffe. 

©roge* ^uffe^en macr)t feit brei 3öoc§en ßorb Papier/) 
ein geuerbranb f) q U i ne se mouche pas du pied". $Im 
22./ 10. Sflä'rj fcatte ©ortföafoff Ü)n, SKontebello, <8i*mar<! 
unb §&un ju einer Äonferenj megen Montenegro eingelaben: 
man müffe eine europäiföe äommiffton jur Regelung ber 
türtiföen 3uftänbe einfetten. Papier war ni$t ganj bafür, 
meS&alb ©ortföatoff tym, refp. feiner Regierung, 3n!onfequenj 
oorroart: 

„3£r fprec^t in (füren S)epefc$en t>on «Sretyeiten ber Q3ö(Ier 
unb töranniftert bie 3onif$en Snfeln!" 

darauf Papier im engufetyen ffranjöjlfc^: „Je ne trouve 
pas que mon Gouvernement soit inconsequent; les iles 
Joniennes sont tres-bien gouvern£es, meme tres-liberalement" 
— bann auf bie 'polittf (EnglanbS überge^enb: „Nous avons 
protege toujours les tendances liberales des peuples contre 
les Gouvernements: en Amerique, Espagne, Belgique, Portugal, 
dernierement en Italic £a nous a coute beaueoup d'argent, 
et nous n'avons pas toujours reussi; mais cette-fois ci, en 
Italie, j'espere que nous reussirons." £)a$ in ©egentoart 
be* guten $&un! 

©ortfe^afoff: „Unb roarum ne£mt 3&r (fucr) bann ni$t 
ber Triften in ber dürfet an?" 

Papier: „Parce que c'est dans l'interel de l'Angleterre 
de conserver la Turquie." 

©ortfe^afoff: „©ibt es benn aber feine ©renje, über 
bie fcinauS tyx bem ^fi$li$feit$prinaip juliebe nic^t bie liberalen 
$enbenaen »erfolgt?" 

Papier (trotfen): „S)iefe ©ren^e ift eben bie tütfiföe." 

tiefer Qiftur* ift me$r ober meniger ©e&eimniS, &at frier 
aber grofreS Sluffefren gemalt, «pieffen fpricfrt fefrr bebenflicfr 

*) £orb kopier, eng«fa)er <23©tfc$after in 'Petersburg, 9ia#folger 
oon Gtr 3ofcn Grampton. 

202 



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t>on biefem gefährlichen Papier, ber aber ein ganj famofer #erl 
iff. 42 3afcre alt unb ^otföaftcr! 1 ) 

S)ie bänifche ff rage, biefer § 13, ba« 93ubget ufw., ba« 
alle« wirb für ©ortfc^afoff ju bunt Cr oerfteht fte nicht. 211« 
QM«mar(! ihm neulich wegen § 13 hat Q3orffellungen machen 
»ollen, hat ©ortfchatoff ihn gebeten, ftch be«halb an 6acfen 
ju wenben, „er felbft müffe aufrichtig feine Hnfunbe befennen". 

^a« biefe S)änen aber lügen! §)te 6u)ung oom 25. SO^drj 
in 3$ehoe ift flafftfch- ©iefer blamierte 9*aa«l5ff ! *) ©eftern 
hat nun 9tifolai 8 ) telegraphiert, bafj fte nun boch ba« 93ubget 
vorlegen wollten. 3$ glaube ben Äerl« aber noch nicht. S)a« 
ift wieber irgenbeine ff inte. £eiber foll fflahault 4 ) in ßonbon 
jtch feit einiger 3eit günftig für ©änemart au«fprecf>en; ob ba« 
feine perfönliche $lnftcht ift, ober ob £oui« bahinterfteeft, weil 
man noch nicht, ^enn bie Söilhelmfrrafje unb (ffchenheimer- 
ftra&e je$t biefe Sache au« ffurcht wieber im ©red ft^cn laffen, 
fo haben wir balb ^Resolution in S)eutfchlanb. ©eht bie 
(fjetution t>or ftch, fo wirb bie Gchle«wigfche ffrage unsermeiblich 
mit hineingejogen, unb ba« bebeutet wohl ^rieg. 

$11« am 6onntag, 17./5. ^ärj, bie 93auernfreiheit proflamiert 
Würbe, ging ich mittag« 12 Uhr in bie 3faat«firche. 0a« 93otf 
War in einer wirtlich lächerlichen 3Beife apathifch. ^ßa« bie 
3eitungen t>on (£uthufta«mu« reben, ift nicht wahr. 3n ben 
^beatern hat man bie Ämnne gefpielt, ba« ift alle«. 91m 
folgenben Sonntag haben einige taufenb SDtufchiW bem ^aifer 

*) „l'orb Papier bat fid) burd) att^u offene Darlegung feiner eigenen 
rabifalen 2lnfid)ten feine gute GteHung gemacht. <33Ric tut ba« leib, Denn 
bei näherer <33efanntfd)aft ift et nid)t fo fdplimm toie fein 9fuf, unb 
feine ©erbbeit bat aud) u)re gute Seite.* (93i«marcf an 6d)leinhj. 
6. Sipril 1861.) Aber bie erwähnte Äonferenj berichtete 95i«marcl unter 
bem 23. 9Härj 1861. 

■) S)änifd)er SBiniffer für bie Äerjogtümer äolftein unb ßauenburg. 
hierüber S3i*marct« 33erid)t t>om 5. Slpril 1861. 

*) <33aron 9Wolai, ruffifd)er ©efanbter in Äopenbagen. 

4 ) ©raf be SlcU)ault, franjoTtfcber «Sotfcbafter in ßonbon. 

203 



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am SBinterpalaiS 93rot unb Salj überreicht; oorigen Sonntag 
ftnb Deputationen auä SftoSfau unb anberen Stäbten gekommen. 

Kein Defpot !ann ein Canb glücf lict? machen, bai feine Vor- 
fahren unglücflich gemacht haben. Die Spuren jahrhunberte- 
alter Unterbrücfungen fönnen nicht burch ein faiferliche* Defret 
ausgelöst derben. 

Da« ift bie Sragif <Nleranber$ IL 

3mmerhin bleibt für ben furjen menfehlichen VUcf bie Sluf- 
bebung ber £eibeigenfchaft einer ber größten unb t>erantn>ortung$- 
»oUften 9*egierung3afte. <£ine ähnliche Bewegung in bejug 
auf bie Sflaoerei bereitet flc^, wie e« föeint, in 9*orbamerifa oor. 

Söieoiel Unruhen unb Vlutoergteßen wirb e« aber noch 
geben, ehe ba* Unrecht, unter bem Diele Generationen (»er ge- 
litten haben, gutgemacht ift, ehe ber [tumpf e, arbeitSfcheue rufftfe^e 
'Sauer ben je$t plötzlich tym juteil geworbenen Segen oerfte^t 
unb gebrauchen lernt! Sc mu§ ü)n mißoerftehen. 

Da« ijt bie Sragif be« rufftfehen Volte«. 

6t. Petersburg, 27./15. Slpril 1861. 

Äier ge^t e$ an ber Vörfe feit einigen ^Bochen h*iß & ev: 

1. Q3or einigen ^Bochen $at ©raf 93obrtn3fi, ber Vefaer 
ber großen 3u<ferfabrifen im Äiewfchen ©ouoernement, feine 
3ahlungen mit einem Defoit t>on 3 OTUionen 9*ubel eingeteilt. 
Der Äaifer hatu)m, refpeftfoe feinen Söhnen, bem 3it>ilgouoerneur 
»on °peter«burg unb bem fflügelabjutanten, brei Millionen ju» 
gefagt, bie in halbjährigen 9*aten oon 5000009?ubel zahlbar (tnb. 

2. Vor öierjehn $agen h<*t ^enajeff, Schwiegerfohn oon 
5t <5ehteifen, fich faüit erllärt. ^afftoa: 2 Vi Millionen. 

3. Vor acht^agen hat Äarl Vranbt, 1 ) früherer 3lffoci£ »on 
Stiegli$, fich sahlungäunfähtg erftärt, hat aber Kierberg burch 
grau t>. Vourfoff 2 ) ju gewinnen gewußt unb baran erinnert, 

x ) ©rofce« £>anblung$&auS in Petersburg. 

2 ) 93rief »om 18 /6. ©ejember 1857. - «SiSman! fd)reibt über <23obrin«ri 
unb <23ranbt an GchleinU) am 3. <3Kai 1861. 

204 



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bafc bcr Äaifer %mo 1858 bei i&m in $lrc$angel$f gewohnt 
$abe, unb $at e« bafcin gebraut, bafc ber tfatfer für 6000009*ubel 
»gutgefagf, b. feine ^ajeftöt $aben ni$t 600000 9*ubel 
gegeben, fonbern erflärt, bafc, menn ein anberer fte geben moHe, 
fo würben 2lUer$öd>ftbiefelben bafür gutfagen — ein (£oup, 
ber mo£l be$ Selbft&errföer« aller Muffen ni$t mürbig ift. 
©räftn 6teenbocI $at bie 600000 9*ubel geliefert, babur$ ift 
<23ranbt gebetft. Siufjer 93ranbt ift au$ SStynefen gebedt, 
ber mit 300000 9tubel in bem ©eföäft fteefte, ma« er 
bem 93aron t>erfceimli<$t $atte, fo bafc Unterer fe&r auf« 
gebracht gemefen, jumal ba ^öpnefen au<$ bei SUieniajeff 
— ebenfalls o&ne Riffen be* 33aron$ — mit 50000 9*ubel 
oernricfelt ift. 

SBäre 93ranbt ni$t unterftüfct morben, fo fcätte — nrie e$ 
allgemein fceifct — fein Gturj eine Spenge ioaufer mitgeriffen. 
SOtan meint, bafc beffenungead^tet fe$r balb no$ anbere Falliten 
folgen merben; bie ganje 93örfe foll morfö fein, unb amar föon 
feit oiel längerer 3eit, al* ba« SluSlanb glaubt. 

3m 3nnern mel Bewegung 1 3m ©ouoernement 2Biteb$f, 
<3>enfa, Skiern ufm. S)te dauern mollen bie ftlügelabjutanten 
ni$t als ©efanbte be« Äaifer« anerfennen: „3)er ^aifer miß 
uns f<$on je$t frei machen. 9*a$ bem £lfa$, ben 3£r un$ 
vorlegt, foHen n>ir erft in &mei 3a£ren unb nod> fpäter frei 
fein; ba« ift nid>t ber SBiUe be$ Seifert. 3&r lügt! 3&r feib 
ni$t (Sefanbte unfereS Äaiferä!" 6o reben bie dauern, da- 
gegen laffen bie $lbjutanten bie Ceute burc^prügeln, ftefce 
QOöeümarn in *2Bitcb«f. ©ort ift audj ein polnifcfcer (fmiffär 
mit aufrü&rerifcfjen ^roflamationen öerfcaftet. ^öeumarn mar 
beS&alb felbft einige $age (jier unb mürbe t>on ben ^IHer^o" elften 
äerrföaften fe£r fetiert; in benfelben Greifen, mo je$t nur oon 
Srei^eit, ffortfaritt, 3ioilifation, 3Kenföenre$ten gefafelt 
mirb, ging man glatt über bie 35 Äiebe meg, bie ^öeömam 
fcunbert dauern, bie no$ ba^u nur lettifö fprec^en unb rufftfc^ 
ftylec^t toerftefcen, fcatte applizieren (äffen. 

205 



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ffinnlanb foU eine ^onftitution haben, b. h. ber au$ Abel, 
bürgern, ©eiftlichtett unb 93auern beffehenbe £anbtag, ber 
jule^t Anno 1809 getagt, fott jufammenberufen werben, um 
über ba$ 93ubget ju biltutieren unb ©efe$e t>orjufch lagen. 1 ) 
9Jun rotrb auch wohl 9?ufjlanb balb mieber feine alte Bojaren- 
buma befommen, bie feit 150 3ahren begraben ift. 2 ) 

©raf ^ontebeUo, Abjutant be$ ÄaiferS Napoleon, 93ruber 
be$ Diepgen 33otfchafter$ &erjog ». SftontebeHo, fyat in ^ari* 
einem $rauergoftc*bienft ber <polen in »otler Uniform bei- 
gewohnt. S)aS hat Anlafc 5U heftigen Auftritten smifchen 
©ortfehatoff unb Botschafter gegeben — beibe bleiben aber 
boch gute ffreunbe. 

3)ie laiferliche ffamilie geht auf t>ier lochen nach Hög- 
lau, fpäter nach btx Rxim, wo ber Äaifer eine grofce 93ejt$ung 
mit 6d)lofc getauft hat. 8 ) 5)er alte 9leffelrobe geht nach ^iffingen. 
€)ie 54 jährige ffürftin Suffupoff heiratet am 30. April einen 
ioerrn dh^uoeau, beffen Q3ater in ^ari$ bie pompes funfcbres 
beforgt, unb für ben (te einen römifchen ©rafentitel getauft unb 
jich h*«* fogar hinter <5rau »on Q3ourfoff gefteett hat, um ihm 
ben rufftfehen tfammerherrnfchlüffel ju »erraffen. 

©eftern ift bie 9*ewa aufgegangen. 

6t Petersburg, 11. OTai 1861. 

3n Äafan, wo »tele 9*a$folnifi 4 ) ftnb, ift unter letzteren 
ein „Prophet" aufgetreten, ber ihnen erflärt fyat, ba§ fte fofort 
unb nicht erft nach ft^et Sahren frei fein fodten. ©em faifer- 
liehen Abjutanten Aprajin — ein furchtbar bummer 5^erl — 
hat man wegen ber jwet 3ahre nicht ©lauben Renten motten. 

") ßrft 1863 berief SUeranber II. ben finnlänbtfc&en Canbtag unb er- 
neuerte ^tnntanbä Autonomie. 

*) ^eter ber ©rofce befeitigte 1761 ben 93ojorenrot (Bojarskaja 
duma) unb fetjte on feine GteUe ben „birigierenben 6enat*. 

*) £it>abia. 

*) Äe*er (9caStol = 6#iSma). 
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<£r $at bte SluSlieferung be« ^rop^eten oerlangt. Sluf bte 
Weigerung ber Bauern, bic wie bic 6ßafe fte&engeblieben, 
£at er o£ne weitere« *5euer tommanbiert. Bier dauern 
faden. „3)aS Blut gehört bem $?aiferl" ruft bte S^affe, bte 
noeb immer ffe^enbletbt. Abermalige Saloe. Seßjig SDfann 
fallen unb tnele |mb öermunbet. §)a liefert ber ^rop^et ftß 
felbft au« unb wirb gelängt, ©er bortige ©eneralgouoerneur 
ift ©eneral Äaälemoff, ein Berwanbter x>on <5e{>leifen$. Bor 
aßt Sagen ift *33ibifoff, ber frühere ©ouoerneur t>on Söilna, 
borten gcfcJ>icft, um bie 6aße ju unterfußen. Auß in ^enfa 
unb 3elaterino«laff ftnb Bewegungen geroefen. $)ie jwei <28arte- 
jafcre wollen ben Bauern nißt in ben 5?opf. 

Baron $at Slnnenftem erhalten, obgleich bie Söelt wieber 
einmal fe£r aufgebraßt gegen tyn war unb wiffen wollte, bafj 
auß ber Äaifer ärgerlich gewefen, weil 6tiegli$ bie t>on ber 
gttaießät garantierten 600000 9*ubel für Branbt nißt $atte 
jaulen wollen. §)ie 2öelt t>ergifjt aber, bafc Baron, b. 
SBpnefen, felbft mit 300000 9*ubel in bem Branbtfßen @e- 
fßäft fteefte; j>ätte er alfo bie 6eß$&unberttaufenb gegeben, 
fo &ätte eS ge^eifcen, ba& er flß nur auf ^aiferö Soften ftßer- 
ftellen wolle. 

<£>a& ber alte £an«fot ba« innere aufgegeben unb mit Bei- 
behaltung feine« ooHen ©e&alt« t>on 16000 9*ubel unb mit 
brillantenem $?ammer&errnfßlfiffel Oberrammer&err geworben, 
maßt wenig Siuffe&en; befto auffallenber ift eS, bafc SOttljutin, 
über ben iß S)ir früher fßrieb, feinen bortigen Soften als 
$lbjoint verloren fyat, obgleiß er al« bie eigentliße chcville 
ouvrtere in ber liberalen Bauernfrage galt. SRinifter be« 
Snnern ift 3Batujeff geworben, Protege t>on Gumoroff, 1857 
3ioi(gout>erneur in Äurlanb, bamal« bort 6lawop£tle unb 
beim furlänbifßen $lbel nißt beliebt; bann im Apanagen- 
minifterium, bann 6taat«fefretär im SKinifter-donfeil. Sluß 
er gilt für liberal, aber weniger al« SDWjutin, fte£t beim 
©ro&fürften ^onftantin fe&r in ©naben unb foll nun ba« 

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fchmante 6taat*fchtff jmifchen ber Gjötla ber 9*eaftion unb 
ber (Ehartobbi* ber 9ta>olutton auf bie 93ahn ruhiger Reform 
feuern. 

Über ben SSerfaffer ber „ffürffin ber jtebenfen SBerft" fchrieb 
ich 5ttr fchon früher, bafc er bereit* im vorigen iberbjt t>om 
^^ronfolger etwa« entfernt unb gleich nach bem $obe ber alten 
Äaiferin mit 12—14000 9*ubel Penfion öoUftanbtg geftürat 
mürbe. <£r geht je$t in« SluSlanb. 1 ) 

3n Berlin h#t e« fe&r ernfthaft, bafc <33i«marcf SKinifter 
be* 3nnern werben foU an 6chmerin* ©teile. 

Son Altesse Imperiale la grande duchesse Marie, »ei- 
lanb ioerjogin t>. Luchtenberg, jetzige ©räftn Stroganoff, 
9?if olaiS noc^ immer fdjöne Tochter, '0 gab t>or einigen Sauren 
eine soiree musicale — nur beutfehe Slflujtf, 'Jöeber unb 
^enbetefohn, mit 9*ubinftein unb bem jugenblichen SSHe- 
niam*fi. S)er „Gommernach^traum" $immtif$I 3m Pro- 
gramm ftanb „Lied et Choeur des Elfes M . 3)er ^ranjofe 
hat fein <2öort für unfer beutfehe* Cieb; er fennt nur Ia 
chanson. 

„2 300 000 9*ubel Schulben 1 . . 6o etma* fann nur in Peters- 
burg paffieren!" fagte mir geftern ber 95aron unb »ollte fleh 
totlachen. „93or menigen Sagen fteht öor bem ioaufe Äon- 
ftantin ftehleifen* i tt ber ^orifaja ein prachtooHe*, elegante* 
doupe mit jmet fehemen Pferben. £)a* ©anje mar fo auf- 
fallenb, bafc ich Äutfcher frage, mem ber ^öagen gehöre. 
Slntmort: ©o*pobin ^enajeff 1 

2300000 Schulben!!" 



J ) Slug. $$eob. t>. ©rimm ging naep Berlin unb feprieb bort „SUejanbra 
fteoboromna", ba* Ceben feiner ©önnerin, ber Äaiferinmutter. 

*) S)te ©roftfürfttn SKarie, in erfter Gtye mit bem ©eaubarnat* 
Äerjog t>. £euä)tenberg öermäplt, burfte auf «SefebJ be* SSaifer* 9litolau* 
nie an ber* al* „©rofjfürftin Sftarie" genannt »erben, ©te SJertoit- 
roete lebte feit Anfang ber fertiger 3a$re in ber für Äerjog Goftmo L 
angelegten «SiHa Quarto bei ftlorenj. 

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1.3uni 1861. 

S)ie SJntoerfttät, bie na$ ber früheren fflaoiföen ©ebunben- 
$eit plö|li# ftar* im rabifal Politiken $a$r»affer plätföert, 
foll je$t gejügelt, Unglaube, liberale Sbcen uf». foUen gebämpft 
»erben. ©eäfcalb {>at Äo»ale»3fi Slbföieb erhalten; ber &o#- 
ort$obo$e $lbmiral (!) ^utjatin »irb ber geftrenge 9ta$f olger! 
2lu$ foUen bie Gtubenten ftatt 50 9*ubel fortan 250 9?ubel 
jaulen. 

93ranbt $at »orgeftern tro$ ber !aiferlid)en 600000 9?ubel 
boc$ feine 3a£lungen eingeteilt, »ad je$t um fo fcfyimj>f(i<#er 
ift. ^ügemeine ©elbtlemmel Äelene ^otföubei jammert 
über 200000 ffranfen »eniger Revenuen im »origen 3a$r. 6te 
$at — ganj ungeheure« ©e&eimniS — - neulich t>om 93aron 
200000 9?ubel pumpen, ü;m bagegen bie ganje &reffo»«fi- 
Snfel 1 ) al« ^fanb geben »ollen. <£r felbff $at fein ©elb 
geliefert, aber bie ioerbeifctyaffung »ermittelt. 

3n fünf $agen ge£t Familie 93i$marcf fort, na$ Bommern. 
<£r felbft folgt »o&l in m'er 2öocf>en. 3n ber ^ityelmftrajje 
jerbric^t man flc$ ben 5Sopf, »er tyn vertreten foll; meinen 
tarnen £at bort (ein ©e^ehnrat sunt Charge d'affaires ge- 
nannt; alle ftimmen aber in ber ünmöglic^feit (EropS überein. 
©ortföafoff &at gebeten, mit mir ftatt mit (Erop ju »er^anbeln. 

9tun pat enbli$ °pafc^a ft$ ein ioerj gefaxt unb &at £eute 
in einem langen Briefe, ben er mir eben »orgelefen, mi$ 
$erau£geftri$en, (Erop als unmöglich JnngefteHt. 3)a6 (fnbe 
»om £iebe »irb fein, bafj Äarru Slrnim als befonberer OTfjtonär 
auf a$t SBodjen ^>ier^etr fommt; barauf »irb bann (Erou ge- 
nötigt, ft# 5u brüefen. 

<2lm 31 . 3Jiai 1861 patte Q3ismarcf an ben HnterftaatSfefretär o. ©runer 
gefc&rieben: „$aH« feine (Gropä) fcieftge Stelle oafant »irb, fo fann 
ia) für biefetbe niemanb anbereä alö ben feiten Jeggen 6efretär6ä)löjer 
»orfd)tagen. 3* foUte jtoar naä) bem (Erlebnis mit (Jrop miä) fcüten, 
eigene 93orfd)läge au mad)en; aber ia> toüfcte niä)t, toie i$ eä)löaer 

l ) Sine 9*en>ainfel mit G<$lo% unb ^art. 

».S^löjer, «Petersburger «riefe 14 209 



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augenblicftidj $ier entbehren foHte. S)af$ er in ber feit 3a$ren inne- 
gehabten Stellung als fetter Sefretär unter einem neuen unb an Sauren 
JebenfaHS Jüngeren erften verbleibt, fann i# bon i&m faum erwarten, 
obfebon id> it>n nict)t barüber befragt t)abe. Gr ift oer&ältni$mäfjig in 
reiferen 3abren unb wobtyabenb genug, utn fetbftänbig leben ju fönnen. 
<£r ift ber einige, an bem i# bi^er eine wirtliche jöitfe im Arbeiten 
babe, unb bie CotattcnntniS nebft ben ^erfonalbeaie&ungen ju ben 
fcieftgen Q3eamfenrreifen, bie er ftcb erworben hat, finb fo lange nicht 
ju mtffen, al$ nicht ein anberer Beamter ber (Befanbtfcbaft ihn barin 
erfetjen fann. ©abei bewährt er für jeben unter ben ^aufenben öon 
Untertanen, welche beS "SeiftanbeG ber ©efanbffchaft bebürfen, ba$ 
tä'tigffe Sntereffe, wie e$ febwerlich ein anberer 6etretär leiften würbe. 
Schleper ift im Ilmgang mit 93orgefe$ten fchwierig, unb ich $abe anfangt 
üble Seiten mit ihm burchgemaebt, aber feine bienftliche §üchtigfeit unb 
©ewiffenbaftigfeit hat meine Q3erf(immung »oUftänbfg entwaffnet Sluch 
©ortfdbatoff $at mir, bei feiner wieberholt ausgekrochenen Abneigung 
mit Grob ju oerbanbeln, empfohlen, ihm lieber 6chlöjer ju fehiefen, mit 
bem er ganj gut fertig »erben würbe." 

10. 3uni 1861. 

2ln eine Stelle, n>ie ioerr £. f!e toünfcht, ift frier nic^t &u 
benfen. §)ie <23örfe, baS ©efchäft, bie 2ht*jichten unb bie 
fämtlichen Äanblungäfräufer jtnb fo trüb, bafc leitete e^er baran 
beuten, bie 3afrl uprer Arbeiter verringern als ju ertoeitern. 
^Böneten felbft t)at au$ biefen ©rünben fchon angefangen, in 
tiefen $agen einen feiner ÄommiS ober Slftitarbeiter ju ent- 
laffen. ©leicheS ift, tote ^Btmefen mir fagt, ^ier in faft allen 
ioanblungSfräufern ber ffaU. Unb unter ben (Entlaffenen Jtnb 
t>iele fröchft brauchbare Ceute. 3)enn bie Slnforberungen, bie 
|>ier an einen hominis geftellt toerben, finb fefrr ^od^. „3dt> 
oerlange/ fagt mir 2öönefen, „ba& bie betreffenben Äorre- 
fponbenten unter meinen ^ommi* ba$ ^ansöftfe^e ober (Eng- 
lifche ober 9*ufftföe fo grfinblich rennen unb fo forreft fcfrreiben, 
bafc ic^ nur nötig frabe, bie betreffenben Briefe au unterzeichnen." 

$luf mich macht e$ immer einen eigentümlichen (Einbruch, 
toenn ich auö Qeutfchtanb fröre, ba§ jemanb ©efrnfucfrt hat, 
nach 9*uftfanb überjuftebeln, »äfrrenb hier alle« jammert unb 

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flagt unb ft<$ na$ ©euffölanb jurücff e{mt. freilich, »er oor 
fünfttg/ t>rei^ig, amanaig, auc$ tnelleictyt no$ »or jejm ober 
fünfte^n Sauren mit flenntmjfen unb einigem Vermögen {uer- 
£ergefommen ift, bem ift e$ mitunter gcgtücft, jt$ £ier eine 
angenehme ^Option $u machen. ift £ter für einige 3eit 
fogar Millionär geworben unb t>atte ni$t$ — nur einen oor- 
jügli$ gut organijlerten ^opf. Slber bie 3eifen biefer golbenen 
93erge ftnb worüber, unb wenn jemanb eine Söoche $tnbur$ 
bie 5?orrefponbena lefen motlte, welche bie ©efanbtfc^oft mit 
ben in 9?uj?lanb befmbli$en ^reugen aller $lrt fü£rt, ber 
mürbe fiel) fefcr raf$ t>on all bem Unglücf überzeugen tonnen, 
in meinem fid> bie Diepgen armen ^reugen beftnben. 

$lber freiließ, fo prebigen mir feit 3cu)ren, unb niemonb 
glaubt e$ und; unb ftnb bie £eute bann $ier, bann l)eiftt cä : 
„91$ mären mir bo$ in unferem guten, gemütlichen 3)eutf$lanb 
geblieben!'' 

§)ie Hnft$er^eit ber Diepgen 3uftänbe fteigert ft$ oon 9Bo$e 
ju <28o$e. S)ie 9?a$ri$ten au« bem Snnern finb berart, ba& 
möglichenfalls eine ioungerSnor, menigfrenö gro&e Neuerung in 
9lu*ft$t fte^t, ba bie dauern bur$au« ni$t bie gelber befrellen 
motten. $>abei ber ^ifcfrebit, in melden bie fcieftge 93örfe in 
ganj (Suropa geraten ift. ©enug, bie 3ufunft ift feine roftge. 

5)er (fmanjipationäufaS t;at bie ©eifter in neue 93en>egung 
gebracht, Söünfctye gemeeft, Hoffnungen enttäuf$t, Heuern 3ünb- 
ftoff gegeben. Äinbü$e Barbarei unb ein fonfufeä $Uir$' 
einanber meftlictyer 3been unb Probleme oerbt$ten ft$ in bem 
eigenartigen, gänjli$ unlogif$en ©e^irn beö 9Ruffen jur „gött- 
lichen TOfßon be£ 6lamenootteS\ £)a mirft e« benn ganj 
merfmürbig, nimmt man ben braoen ÖleariuS x ) mieber einmal 

l ) 3lbam OleariuS, ber &ofmat$einatifer unb SMMiot&efar be$ £>er- 
jog« Sriebricb t>on £olftein-®ottort>, bereifte im ©efolge ber fcolffeiniföen 
@efanbtf#aft in ben breifjiger Sauren beä 17. 3a^unbert« 9*ufclanb 
unb <perfien unb gab fpäter fein iHuftrierfe* 9*eifen>ert fcerauS, ba« 
19 Auflagen erlebte unb in uiete 6prad)en überfe^t tourbe. 

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in bie £>anb: „QBcnn leibeigene ^ne<$te fretgelaffen werben, 
»erlaufen fte ft$ bo$ balb nrieberum auf« neue; benn »eil 
fte fonft mctytS fcaben, tt>ooon fte leben fbnnen, achten fte feine 
^rci^eit, nriffen au$ nt$t, ft$ barin ju föitfen. 3&re 9?atur 
ift, toie ber fluge Slriftotele« oon ben Barbaren fagt: bafj fte 
ni$t beffer al$ in ber ©ienftbarteit leben fönnen unb foUen!" 
S)ie falte gefeltf$aftlia)e 3t»ilifation ber ^almpra be$ Horben« 
— baS meite Canb, baS im ©runbe noc§ in bem <£nttt>fcflung$- 
ftabium jur 3eit oon ÖleariuS fte^t: toelcty ein ©egenfa$! Unb 
babei fc^reit alles nad> ffortföritt, ein ^öorf, ba$ bie grojje, 
(rage SO^affe ber dauern in Bewegung bringt, o£ne bafc bie 
ßeute ft$ etmaä babei benfen fönnen. 6e£r avancierte 
6d>n>ärmer »erfünben natürlich: SÜRan braucht bem dauern 
nur beutföe ioofen anjuaiefcen, unb ba$ golbene 3eitalter für 
9*ufclanb fteigt empor, ^roft ^a^ljeit! ©ogol fannte föon 
fein 93olf: „$räg$eit unb geiftlofeS Arbeiten liegen auf bem 
jungen 9*ufjtanb. £)er 3auberer ift ni$t ba, ber ben 3Deg empor 
mit einer Söünföelrute jeigt. (Etrna« fe&lt im 9*äbern>erf, i$ 
toeifc ni$t toa*." 1 ) 

3)a nun fein 9ERann ba ift, müffen 3aubern>orte n>irfen: 
Äonftitution unb „SOftr"! 3)a$ eine ^öort entftammt bem 
heften mit feinen ganj ocrfcfytebenen £ebenSbebtngungen unb 
feiner anberen (Entnricflung — ber altrufftfcfye SDWr 2 ) erhält 
plö$licl> eine propaganbiftiföe ^enbenj. ^a&f aber bie n>eft- 
eutopäiföe ^onfrifution nietyt für ba$ no<$ immer aftatiföe 
9Rufjlanb, fo ba« ©emeinlanb — biefe Hnterbrücfung jebeS 
ffortföritteä, biefe görberung ber ffautyeit — no$ weniger 

*) 2lu* ©ogol« berühmtem Settgemälbe „Sote Seelen". 

*) S>er t/SBlW, bic «Sauerngemeinbe, ift näcfcfi ber Ärone ber größte 
©runbbeftfier 9*ufjlanb$. 3>a3 ©emeinbelanb, an betn Jeber ©emeinbe- 
ange&örige Anteil unb 9tu$niefjung §at, füi>rt mit feiner folibariföen 
Äoftbartett ba&tn, bafc „ber tätige, umftä)tige, gett>tffen$afte ^arjeflen- 
inbaber jum xOtitfdjulbigen , ja jum Bürgen ber trägeren, lieber- 
licben 9uirf)barn tt>irb. Gtrebfamteit unb jeber fyoiffd>vitt n>irb nieber- 
ge&alten". (6. Gefärbt. «Baltiföe unb ruffifäje Äulturftubien.) 

212 



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für ben SBeften. ©anj gleich, e« ttrirb fojialiftifcher 5?ultu« 
bamit getrieben. 

&aoour fyat ju einem rufftfehen Diplomaten gefagt: „©er 
gleiche wintert, ben 3hr jebem Surer dauern an ©runb unb 
93oben einräumt, ift un« gefährlicher al« alle Sure Slrmeen." 

6ie^t man ba« jmnlofe treiben fykx, fo mujj ich immer 
an jmei ffabeln be« trefflichen ^rploff 1 ) benfen: Der SDftffe- 
täter, ber Äecht, ift oom hohen ©ericht«hof — Öch« unb <£fel — 
jum $obe mit bem Gtrang verurteilt Da fommt ber fchlaue 
Such«, bem man fulinarifche Neigungen jum Äecht nachfagt: 
„20a«, nur hängen, Rein, erfäuft mufc ber 6chlingel »erben!" 
ilnb — man ttnrft ben Äecht in* SBaffer. 

Die anbere: Der ßome oerfolgt im ©ebirge eine ©emfe; 
flüchtig fe$t fte über eine Schlucht. Der £öme jbgert. Da rät 
ber Such«: „Du 6tarfer fannft biefen 6prung toagen! 3$, 
bein ffreunb, rate e« btr!" Der £$me fpringt unb ftürjt in 
ben $lbgrunb. Der Such* aber macht fich al«balb an ben 
trafen. 

Unter ben $lnf lägern Rufclanb«, mögen fte auch taufen b- 
mal recht fyabtn, ßnb leiber recht oiel Reinecfe« — ob man 
bem rufpfchen Voltaire*) ganj über ben 2Beg trauen fann, 
meifc ich «tc^t — unb bie (Ehrlichen rechnen nicht mit ber 
grenjenlofen iöalbbilbung, bie ^icr herrfcht 2öa« für eine 
6aat geht ba auf! Die praftifchen Fähigkeiten? - OTic^t 
einen Bauernhof möchte ich oiefen Revolutionären ohne inneren 
joalt übergeben, gefchtoeige benn ba« rufftfehe Reich. 3n ber 
Regatioe, ba fucht einer ben anberen ju übertrumpfen! Für 
bie 9D^ehrjahl gilt ba« 2Bort: bie klugen finb hungriger al« 
ber 93auch. 



*) S)ie berühmten fabeln Ärfclop, t>on benen Die erften 1809 er- 
fepienen »aren; ba$ betiebtefte rufftfehe SiottSbuct). 

") SUejanber &erjen, ber natürliche 6ot)n beS ruffiföen Äröfu* 
3afon>leff, übte befonber« burcf> bie rufftfehe Seitung „3)ie ©locfe" gro§en 
tSinffofc in ber CeibeigenföaftSfrage. 

213 



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S)a§ wahre SOfonfchenliebe recht ffreng auftreten farni unb 
mufc, Darüber, mein guter ©chlöaer, fyaUn wir un* in bejug 
auf Kmbereraiehung oft genug ausgebrochen, ich als ber pafftoe, 
3)u, ber fo tnel ältere, balb alt höchft aftioer Seil, unb ich oertrre 
mich baher auf ein ©ebiet, ba$ 3>u weit beffer oerftehft als ich. 

©ute 9?acht, mein lieber 6<$löjer! 

13./1. Suni 1861. 

§)er Kaifer ift in SOfoSfau oom $lbel fehr (au empfangen; 
faft niemanb oom $lbel mar bort; bie wenigen, bie aurtief - 
geblieben, fyäbtn ihre Kollegen beim Kaifer mit ber 93auem- 
frage entfchulbigen wollen, bie alle ^3ejt^er nötige, aufs ßanb 
ju gehen. „3$ wollte, ba& fte oon jeher bort geblieben mären!" 
Jat ber J^aifer mütenb geantwortet. Slu« bem Snneren bebenf- 
lic^e ^a^ric^ten. Äeine Resolutionen unb Erneuten; aber 
allgemeine SlrbeitSunluft ber dauern. 

6eebach war befanntlich oor oier lochen hier, unb $war au« 
bem geheimnisvollen ©runbe: weil man ihn mit 100000 fronten 
jum ©ireftor ber (Eifenbahngefellfchaft machen wollte. <£$ 
fcheint, bafj er in ©reiben auf Schwierigteiten geftojjen ift 
3n 'pari* hielt bie* 935rfe feine Reife für fo wichtig in be&ug 
auf bie fpieftge (Eifenbahnfache, ba§ bie flirten t>on 106 auf 113 
{riegen, fehr balb freilich wieber fielen. 3e$t will bie ©efell« 
fchaft bie StftoSfauer (fifenbahn anlaufen, £)ie 6ache wirb 
gleich nach Rticffehr be£ KaiferS oon Gostau entfehieben unb 
hat folche ^ebeutung für ben alten Reffelrobe, bafc er Kifftngen 
aufgegeben, hier Äifftngen trinft unb am 29./17. 3uni ft<h über 
Cübecf nach <£m* begibt. 93aron ift auger jtch oor Q3ewunberung 
über biefen Stft patriotifcher (Sntfagung be* alten Kanter*. 

93orgeftem fyat Sftontebello oon ^h^uoenel Telegramm be- 
kommen, bafj CouiS bat Königreich Stalten anerfennen will, weil 
€ nglanb fehr brängt unb in ^ariS geltenb macht, bajj bie Sarbinier 
ohne bie franjöjtfche Slnerfennung ihre Anleihe nicht juffanbe 
bringen lönnten, welche lederen notwenbigerweife effettuiert 

214 

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»erben müfle, ba man in §urin in großer ffinanaoerlegen^eit fei. 1 ) 
^KontebeUo »eh) ni$t, ob biefer Vefcfjluf* no$ oor daoour* 
$ob gefaxt unb in biefem Salle einer OTobiftfation au$gefe$t 
ifl, ober ob ßom'S föon bie $obeSna$ric$t ermatten $atte. 

SluS ^ari« föreibt Sfcufc 1 ) am 30. ^ai: „Thouvenel 
s'est plaint des Communications nombreuses qu'il recevait 
des Cabinets de Londres et de Stockholm et qui entraient 
tellement dans les d£tails de cette question (holsteinoise) dejä 
si difficile ä comprendre, qu'il lui etait impossible de suivre 
les dissertations dont la correspondance avec ces Gouverne- 
ments abondait. Aussi— a-t-il dit — qu'il ne repondait que 
fort peu ä toutes les depfcches qu'il recevait et que le Gou- 
vernement francais n'avait pas envie de se m£ler, plus qu'il 
n'etait strictement n£cessaire, de cette question. Le ministre 
ne m'a pas dissimule" qu'il £tait tant soit peu ennuye* de 
cette affaire en gen£ral." 

SBenn^iftnarcf mit©ortföafoffoonioolftein fpre^en n>ia,fo 
fällt ü)m biefer in« SBort : „Si vous etes mon ami, ne me parlez 
pas de cette affaire dont je comprends tres peu." <£r mufc bann 
mit bem alten 6acf en tonf erieren, bem (£tn jigen im ganzen Sftiniff e- 
rium, ber nä$ft<Sn>er* bie ^olffeinif^e^age fennt unb oerfolgt.*) 

$)te Äombbie in ber ^ityelmftrafje n>egen ViSmarcfä 9*eife 
unb feiner Vertretung tt>irb immer amüfanter. 



l ) 91m 17. g^är» 1861 na&m <23ittor ßmanuel ben Sitet „Äönig oon 
Statten" an. 5>ie vertriebenen dürften öon Soäfana, 9HoDena, Neapel, 
<Parma unt> ber ^apft protestierten, boc& erfolgte bie Slnerfennung oon 
feiten gnglanb« bereit« am 30. SKära, oon Srantrei* am 15. 3uni 1861. 
SMS sum 5rü$ja$r 1866 marb ba* neue tfönigreicfc Stallen oon aßen 
europäifc&en SKäc&ten, außer Öfterretcfc unb bem ^apft, anerfannt 

Ä ) äeinricfr VII. «prinj 9Seu§, bamal* CegationSfetretär, fpäter 930t- 
fc&after in <2Bien. 

*) „93aron (Sacfen $atte unter £>errn t>. ©runer* Q3ater in ber 3cntral* 
fommiffton oon 1814 feine potitiföen Gtubien gemacht unb galt feitbem 
al« Spezialität für aöe oertoicfelten beutfa)en fragen.* SMSmarcf an 
6d)leint$, 28. Suni 1861. 

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20. Suni. 

Äcutc ober morgen fommt ber &aifer »on SO^oöfau jurttef. 
Die ©arben jie^en tn$ Cager ober ftnb jutn $eil f$on ab- 
marföiert. 2lm 11. Suni a.6t. ift baS £eft be$ 3Smailon>$K- 
Regiments. 93on ba ab bleibt ber Äaifer meift im ßager unb, 
ba bie SBeimarfcr/en Serrföaften jur Sreube be$ ganjen fcteflgen 
ioofe* nic^t fommen, fo bleibt ber Äaifer länger als gemä&nlidj 
im £ager. Die SReife in bie ärim foll feftfte&en, fte »irb 
jtoei Monate bauern. ©ortföatoff ift fe&r aufgeregt, ob ber 
^aifer ü)n borten mitnimmt; er liebt mefrr bie ioofluft al* 
bie Diplomaten. 

ßegationSfefretär Söafjiltföifoff ift au« 9*om angefommen. 
9tocr/ feiner ^efc^reibung foll ffranj IL ein öcr^napan 1 ) unb 
an ber Königin au$ nietyt fooiel fein, nrie bie &gitimiften ber 
< 2Bctt ft$ einbilben. Die Erbitterung ber Börner gegen bie 
©eiftlictyfeit fei fo grofc, bafj ft$ bie ^ut, marfd&ieren bie 
ffranjofen morgen ab unb rüden bie ^piemontefen nic^t gleich 
ein, in furchtbarer 2öeife ßuft machen tonnte. 

SKactybem ©runer 2 ) 93i$marc* mitgeteilt, bafc meine Ernennung 
äum fommerli$en Charge d'affaires bem SDttnifter nieftf „munb* 
gerecht" fei, $at 93i$marcl oorigen 6onnabenb per „$lbler" an 
6$leinh) einen fulminanten 93rief loSgelaffen, ben er miroorlaS. 3 ) 

*) Chenapan, Sdmapan, £d)napp(;a^n. 

2 ) o. ©runer, HnterftaatSfelreftär im preufjiföen SHinifterium be« 
2lu*tt>ärtigen. 

») „<Wle Snterjeffionatien unb fonfrigen ni#t Politiken ©efe&äfte, 
fomeit i# fle nt$t felbft maefce, leiftet Seriöser, unb id^ $alte u)n für 
ganj unentbefjrlid), folange nid)t neben ihm ein ebenfo fleißiger unb 
gemiffen^after Arbeiter für ben ^ieftgen 'plafj angelernt ift unb fiep bie- 
felbe ,: }>crfonal- unb Sa$funbe erworben f>af, bie Gcblöjer jetjt in großem 
ilmfange beftyt. 3$ &<*be feine anberen al$ fa#licbe ©rünbe, u)m 
baft ^ort ju reben, benn im Qlnfang lebten tr-ir in offener $einbfa)aft; 
feine $fiü)tigfeit unb pflichttreue t>at mia> erft entwaffnet ^3ei @or- 
tfct>afoff ift er perjonlid) gut angefd)neben, unb ber würbe U)m bie 
©efa)äft$fü&rung ebenfo erleichtern, wie er jle <£ro& erfömert." (93i$marcf 
an 6o)leintt), 15./3. 3uni 1861.) 

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(Ein folctyeS offene« (SingeftänbniS mir gegenüber nad> Berlin &atte 
i$ bo# ni$t ermartet! Vln (£roö (>at 33iSmard ben 9*at erteilt 
unb ben fefrr beftimmten 2öunfc$ auSgefpro^en, ba§ er feinen 
Urlaub verlängern möge, ba im ffad feiner ((Ero^S) 9tücffe$r 
baS SOftnifterium tym n>ieber einen jmeiten «perpond&er auf bie 
9*afe fefjen mürbe. «SiSmard nnU burc^auS einen ^erponc^er 
9*r. 2 nic$t mieber fcaben. 3$ felbft tue in ber ganzen 6a$e 
nichts unb fe&e ju, tt>ie bie Äerren ft<$ bie ^öpfe jerbrec^en. 

©onnerStag, 27./15. Sunt 1861. 

(Srop $at infolge beS ViSmarcfföen 3)rü(ferS in Berlin um 
ilrlaubSoerlängerung, vorläufig bis 15. 3uli, gebeten. 6$leini$ 
&at ü)m alles gemärt: eS fei „@efd?äftSfttü'e 1 ' in «Petersburg, er 
möge feinen tränten 93ater pflegen, ftd? ni$t beunruhigen, menn 
«öerr t>. ViSmanf früher abreife, als er ((Srop) mieber $ier fei ufn>. 

3uglei<$ &at 93iSmar(f per „^bler" Briefe oon 6c$leinü) 
unb ©runer betommen, bie er mir oorgelefen £at. 6$leini$ 
ift bamit einoerftanben, bafj i$ Charge d'affaires merbe, oor- 
ausgefegt, baf? ViSmarä ni$t 5U lange abroefenb fei. 

ViSmarcf ermartet nun täglich per Telegraph Urlaub. 

Äeute reift ©rofjfürftin Helene per (Eifenbafm ab. 6ie 
nimmt Bremern als „SofmarWatt" mit, ba er feit anno 1830 
nicf>t im SluSlanb gemefen. Übermorgen 6onnabenb gel;t ber 
^anjler, Sftepenborff unb Brau per Dampfer na<$ £übecf. 3n 
aetyt Sagen Äagemeifter, ber feine Srau t>on ^ariS fcolen nritt, 

£ouiS $at bei (EaoourS Sob gefagt: „Le cocher est tombe 
du siege — il faudra maintenant voir, si les chevaux prendront 
le mors aux dents ou bien s'ils rentreront ä 1'ecurie." 

©t. Petersburg, 4.3ull 1861. 

(Ein neues Sntermeajo! 

3$ förieb S)ir alfo, bafc (Eroti oor oierje^n Sagen, infolge 
eines einbringli^en 95iSmarcffc^en Briefes, um Verlängerung 
feines Urlaubes gebeten, unb ba& Sd>leim|-©runer, ebenfalls 

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infolge be$ 93i$maräfc$en Schreiben*, tiefen Urlaub mit dornte 
bewilligt. 

©iefen 3u<fer um bie ^iöe $at nun ber gute Sunge falfc^ 
»erftanben! (Er f treibt sorgeftern an SMSmartf, bafj er alfo, 
faß« ni$t$ 93efonbere* einträte, im 3uli na<$ «Petersburg 
jurücffäme. 

Unb faum war sorgeftern per <poft biefer 93rtcf eingetroffen, 
fo bringt ber Selegrap^ an 93i3marcf bie ^ac^ric^t, bajj ber 
äonig ben gemünzten Urlaub bewilligt, er folle mir bie ©e- 
föäfte übertragen. 

9hm jtyen äße biefe Äerren in ber ^atfctye. 5öcil man 
mcf>t gewagt hat, bie Gactye gleich &on Einfang an flarjulegen 
unb <£rop felbige in einer < 2Beife auäeinanberjufetjen, bie feinen 
93erftanbe«fraften entfpric^t, fo mujj man ba$ je$t na$£olen. 
3$ bin neugierig, wer ftdj baju ^ergibt 

93origen Sonntag fagte ber «Baron mir: „3)ie gro&e (Eifen- 
bafcngefellföaft ift ju ©rabe getragen." Sie hätten f$on feit 
langem fein ©elb me£r unb »on ber Regierung 90000 9Rubel 
per SBerft ©arantie »erlangt, um bie Sübbafcn ju bauen. 
Sßegen biefer Srage, ni$t wegen ber SOtoSfauer 93a£nfrage, 
blieb ber alte 9*effelrobe fcier. ioeute S)onner$tag öor a$t 
«Sagen lam biefe Sad&e in« SÖftnifterfonfeil, bem ber Äaifer 
felbft präftbterte. 6ieben Stimmen (©rofjfürft ^onftantm, 
9tefielrobe, «afteöenborff, Söalujeff, ©ortföafoff ufw.) waren 
bafür; jmölf C23luboff, ^anin, Srföefffine, änäiewitfö, SJhl- 
jutin ufw.) bagegen. „$llfo," fagte 33aron, „fönnen wir ni#t 
Weiter bauen, bie Regierung übernimmt bie bauten &owno— 
<Dünaburg unb 3BUtta— 2Barf$au; Regierung will ben 
Slftionären 5°/ 0 garantieren." ©ortföafoff fratte ft$ in ber 
Sifwng fo fjeftig für bie Einträge ber fteben ausgebrochen, 
ba& felbft Sttejfelrobe ängftlicty geworben iff unb — inbem er 
ba$ unbewußte 3ei$en feiner $ö<$fien ©emütSaufregung ge- 
malt, nämltcb bie 3unge auSgeftrecft — ausgerufen bat: „II 
va trop loin l M Qlber (Solignon Witt no$ keinesfalls baS Ceicben- 

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begängni« ber ©efeUfchaft feiern; er $at $lbafa unb anbere 
aufgewiegelt, bie franaöftföe 93otf*aft ift auch föon bafür 
interefftert. Sfcheffline barf nicht ohne »eitere« bie ©efeUfchaft 
fortjagen; bafür erjftieren bie Gtatuten unb ^ontrafte. SWan 
ift auf bie €ntn>i<fiung biefer ffrage gekannt. 3n acht Sagen 
fett arojje < 33erfamnu*ung ber $lltionäre fein. 

Übermorgen bampft ^«marcl nach ßübeef; ich glaube, er 
bleibt in «Berlin al« SKmifter be« Snnern. 1 ) 

3>onner«tag, 18. 3uli 1861. 

Äier ijit ein 6ommer, ttrie man ü)n nicht fehemer toünfchen 
lann — feit jtoei bi« brei ^Bochen immer blauer iotmmel; faft 
tägliche ©enntter, bie 6taub unb ioi^e oerfcheuchen. 

Qkron hat oor oierjehn Sagen feinen ganjen ©üterlomple$ 
im ffibfic^en 9*ufjlanb an ©rofjfürft Michael ju gutem greife 
oerlauft unb freut fich tt>ic ein tfinb, bafe ihm auch biefe ßaft 
oom Äalfe ift. 

S)ie telegraphiert ©erüchte oon ber Diepgen ©elbtriffo 
waren übertrieben unb au« bö «williger $lbft$t hervorgegangen. 
§)er $lutor, £>. Srubniloff, 9&balteur ber ^iejigen 93örfen- 
jeitung, ift oom «Sörfenlomitee &ur 93erantn>ortung gebogen 
unb foll ^eute öffentlichen 2ötberruf abgeben. 3d> habe fchon 
oor acht Sagen burch Seiegramm unb burch langen Bericht 
6chleinn) in ben 6tanb gefegt, bie berliner SSörfe ju be- 
ruhigen. 

SKit ©ortfehaloff habe ich über Äolftein lonferiert. SMe 
S)änen follen pro 1861 auf bie Quote Äolftein oerjichten; mein 
Eintrag ift oon ©ortfehaloff in Kopenhagen unterer, unb 
fo unterbleibt vielleicht einfttt>ei(en 95unbe«eyelution, ba auch 
(fnglanb unb SJrantretch ben Eintrag unterftüttf ^aben. 

x ) SBSfcrenb feine« Urlaub« tarn 93i«marct »ieber&ott mit bem 
Äönig jufammen, »erfaßte feine ®enffd)rift über bie beutle ftrage, 
mobnte ber #römmg«feier in Königsberg bei unb teerte im Oftober, 
nad) tiermonatiger Slbwefenfceit, mieber auf feinen Soften jurücf. 

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S)a$ Attentat $at fyitx grofceS ^Iuffe^cn gemalt. 1 ) 
3)ie äaiferin reift 14./2. Sluguff. S)ie 9^eife ift auf 
900000 9*ubel »eranfölagt. 9*elaiS müffcn toiele fcunbert Söerft 
weit jufammengebractyt »erben, ©ortfc&afoff bleibt £ier. ©er 
#aifer &at u)m gefagt, bafc, wenn etwa« 33efonbereS »orftele, 
er (©ortföafoff) ju i{mt »erfügen fönne, worauf ©ortföatoff 
erwibert haben foU: er £offe, bafc in folgern <3alle ber ^aifer 
jt$ na$ bem centre des affaires jurücfbegeben würbe, 3)ie 
^aiferin £at ©ortföafoff gefagt: „Jusqu'ä present vous avez 
ete d'une logique impitoyable; ä cette occasion vous avez 
manque." <2Me 2öelt ift wütenb über biefe tfrimreife. 

3m 3nnern lobert bie 93auernfa$e weiter, S)ie hinten- 
truppen jinb fo in $lnfprud) genommen, bafj biefe« 9ttal in 
5?raSnoje eine ganje ©arbebrigabe fe£lt, wel<$e ben <Dienft in 
6t. Petersburg t>erfe£en mufc, wo früher immer Cinientruppcn 
wä&renb ber Eagerjeit in ©arnifon einrücften. 

(6#rciben be* öf*errei$if#en OefanDtcn in Petersburg ©rafen $$un.) 

i tt w o ben 24./12. 3uK. 

93ere£rteftet 'Jfreunb, 

faum haben Sie meine erfte (Epiftel ermatten, unb ftefye ba! 
\d) tomme mit einer ^weiten. SMeSmal enthält biefelbc aber 
nicht eine inbiSfrete <23itte, fonbern oertunbigt 3hnen ein be- 
»orftehenbeS ©lücf. 3ch war fceute bei ©ortfehatoff, unb ba 
er hörte, ba& ich abenb* in bie Stabt ginge, erfuchte er mich, 
6ie wiffen au laffen, bafc er 3hnen auch eine Mitteilung ju 
machen wünföe. Sie möchten alfo ffreitag ober 6onntag — 
nicht morgen, ba SDttnifterrat beim Äaifer ift — ihn in ^eter- 
f>of befugen; wenn Sic ihm burch ben Telegraphen bie Stunbe 
S^rer %ifunft wiffen liegen, würbe er 3hnen auf bem Bahn- 
hof ober jum ©ampffchiff einen ioofmagen fehiefen. Sinb Sie 

*) Olm 14. 3uli 1861 xvax auf Äönig <2BiU)ehn in 93obcn-93aben ge- 
soffen roorben. 

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fe£r neugierig, bie Ur fache tiefet feltenen ©lücfeS ju fennen, 
fo melbe ich 3hnen, bafc ich morgen ben ganzen Ö3ormittag 
bis 2—3 ityr in meinem 6chrei&aimmer fmben bin, mo ich 
3&nen ba* ©eheimni« »erraten miU, natürlich unter ber 93e- 
bingung, ba& 6ie mich nicht bei ©ortföafoff »erraten. Vielleicht 
ift e$ 3&nen angenehm, barüber nach Berlin ju telegraphieren, 
ba bie 3)eöefche morgen bafcin abgebt. 9*un mache ich 3£nen 
baju ben fe£r egoiffifchen 93orfchlag: gehen 6ie ffreitag ju 
©ortfchafoff, fo melbe ich 3fcnen, bafc ict) mit bem 2«ltyr-6c$iff 
nacf) ^peterhof fahre, bort mirb mich meine ffrau erwarten, 
mir »erben eine Viftte bei ber Stau Olömpia VarjatinSfi 
machen unb bann in merftgiger Kalefc^e nach Oranienbaum 
fahren. SDtfunbet e$ 3&nen, fo tdnnten mir, »enn 6ie, nrie 
ich nicht &wetfle, big bafcin ©ortfchafoff ejpebiert haben, über 
ben Ort fonoerfteren, mo mir uns treffen fönnten. 6ie fimnten 
bei un* effen, promenieren, fölafen — auch fchreiben, menn 
6ie »ollen, unb 6onntag früh jurücttommen. *2Bic märe baä? 

3h* aufrichtig ergebener 

<5r. ^un. 1 ) 

Riffen 6ie, bafc ber (frjeuger be« inteUeftuellen ^eifter- 
ftüct«, ©eorge <£rop genannt, enblich boch geftorben? 

27./15. 3uli 1861. 

6omit mar ich benn geftern bei ©ortfchafoff. Äofmagen 
erwartete mich am CanbungSpla^e. (fr felbft fabelhaft liebend« 
mürbig, machte mir oiele Mitteilungen, „bamit man in Berlin 
jteht, bog 6ie mein Vertrauen haben", Nachher ermarteten 
mich bie retjenben tyunt, bie je$t in Oranienbaum mohnen. 

lächerlich triel Arbeit! Äeute morgen oon 6 &fyt an $)e- 
pefchen getrieben. £>abei 35—40° £i$e. 6eit oier lochen 
ber fchönfte blaue Äimmel mit unvergleichlichen Sftorgenben, 
^Ibenben un b biefen italienifchen Sftonbnächten be« 9torben$. 

l ) $riebri# ©raf t>.$fcun unb Äo&enfteta toar &ermä$lt mit Ceopolbine 
Gräfin o. ßamrbeg. 

221 



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9*ett>abäberü Äeute abenb 95oa auf &eftofSfi bei Äelene 
tfotföubei — bei „bie" £u)e. 

Äeute ober morgen ge£en ioollinger unb ^ereira 1 ) &>ieber 
ab : e$ bleibt beim 'Sitten, b. bei Dem, n>a$ ^föefffine öor 
brei 2öoc§en proponiert £at, um bie banferotte @efellfd>aft 5U 
ftü$en unb bie 93a&n na$ 9ttfcfmi unb na$ $omno unb 
^Barföau fertigsuftellem 3)afür fommen aber brei Regierung«- 
Herren in baS Komitee. Skron ip überglficflich über biefen 
SluSgang ber ©efeflföaft unb mirb fi$ felbft gar ni$t me£r 
um bie 6ac$e belümmem. dagegen miH er aber je$t $ur$ 
haben (i<$ glaube ftarf) bur<h ©olbfenbungen! (fr fe£nt jic^ 
nach Neuerung im Söeften. 

©och ich mufc je$t fchliefen. ©ortfehafoff fagte mir geftern, 
^iSmarcf bliebe nod) fehr lange fort unb fe$te lächelnb t;in$u 
„ba$ ijit fehr angenehm für 6ie w , morin biefer grofce S^ann 
mieber 9*echt f>at. 

üblichen ©ruft meiner guten 6chtt>Sgerin unb 5?inbern. 

29. 3ull 

«SiSmarcf fchreibt mir, 1 ) er habe e8 jtch mö^renb ber 6eefahrt 
überlegt, „ob unb quibus auxiliis" er fleh jur Übernahme 
einer 9*oHe im fytytxtn ^olijeifache »erftehen fönnte. „3n 
Berlin angelangt, fanb ich bie $rage ohne mich ju meiner 
Q3efriebigung erlebigt, alle furulifchen (Seffel t>on ben bisherigen 
3nhabern toieber befefct, mit Ausnahme unfereä <£h*f*/ ber 
ben feinigen gegen bie ^Inmartföaft auf ba$ behaglichere £>au$- 
minifterium an 93ernftorff gebiert i)at 93ei legerem fanb ich 
ju meiner Überraföung eine mit ber Mehrheit ber SKinifter 
atemlich übereinftimmenbe Sluffaffung ber $age$fragen unb 
93ereitn>iaig!eit für «Sunbeäreformfragen." S)a 93t*marcl für 



*) (Smilc unb Sfaaf 'pereira (^ariS) Ratten 1852 ben Credit mobilier 
gegrünbet, bev 1867 aufgelöft ttmrbe. 

*) «rief »om 24. 3uli 1861 au« Sceinfelb. 

222 



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ben 9Binter frier ioolj faufen will, fcfreint er bocfr vorläufig 
mit feinem bleiben noefr ju rennen. 'Sei ©elegenfreit fefride icfr 
S)ir feine Briefe — auefr über ©alwigf 1 ) öerfcfriebeneS, wa« 
S)icfr intereffleren wirb. 

24. Slugujt 1861. 

©ie Stacfrricfrten au« bem 3nnern werben immer fester; 
bie dauern beftellen nur ifrre eignen ffelber, niefrt bie ber ioerren. 
Neuerung Slnno 1862 fidler. 3um ^ontraftabfcfrlufc bringen e$ 
wenige ioerren. §)ie Äontrafte »erben naefr langen 93erfranb- 
lungen aufgefegt; wenn e$ ans Untertreiben gefrt, nimmt 
'Sauer fröflicfr SO^ü^e ab unb fagt „9tein". — 3n 9fto«fou 
wimmelt eS von ©utäfrerren, bie jtcfr auf bem £anb niefrt ge- 
heuer füllen, ©mitri 9*effelrobe aurütf, erjäfrlt 9florb$gefcfricfrten. 

(Eine aufrfifrrerifcfre ^rollamation ift frier in 93efrÖrben unb 
J^afernen »erteilt SRuf naefr Äonftitution n>irb immer lauter. 
$lbel$partei fefrr aufgeregt, $rube$fot, attache" surnumeraire 
ä l'ambassade de Paris, Gcfrwiegerfofrn ber Sfirftin ioelene 
tfotfefrubei, ift frier feit jroei Monaten. <£r war in ^ari* t>iet 
mit ©olgoruefi 2 ) aufammen. ^aifer will ifrn niefrt fefren; enblicfr 
boefr oor öierjefrn Sagen ^ubienj in 'peterfrof. 93or bem ganjen 
ibof fagte ber ^aifer ifrm: „J'espere que vous vous conduisez 
en gentilhomme et que vous ne ferez pas honte au nom que 
vous portez.« $rube|toi frat fofort $lbfcfrieb eingereiht 

©raf Solftoi, ©ouoerneur »on ^enfa, abgefegt, weil er 
laut gezweifelt, baf? 9\omartoff$ noefr lange frerrfefren. 

93ubberg fafr icfr auf einer fefrr amüfanten Ooiree bei ioelene 
Äotfcfrubei. £e$tere ftellte miefr ifrm »or; folgenben §ag machte 
er mir in meiner SBofrnung 93efucfr; ein fefrr angenehmer SERann. 



*) $rfrr. ». SJatoigr, 1850—1871 Wftfcfrer 3Kiniffer|>räfibent; ^arti- 
fulariff, ©egner Greußen«. — ©er fur&effiftye 93erfafiung$ftreit fratte 
1859 in QBürftburg mehrere beutfefre Regierungen ju einem gemein- 
famen ibanbeln veranlagt 

*) ^rinj <peter ©olgorutfi. 

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3)afa>igf n>ar ^icr, nictyt in SOftffton, aber boty um bei 
ber fürfllid)en ^ewanbfföaft unb bei ©ortföafoff für SBüra- 
bürg ju »fielen. 'BtSmarcf fc^rieb mir, tyn anfttnbigenb: „S)ie 
£üge ift tym fo jur 9*atur geworben, ba& ein n>af>re$ SBorf 
i&m 93lafen auf ber 3unge jie^t." 

©rojjfürjtin Äelene &eifct #er ^abame <£galit£! 

©onntag. September 1861. 

ffotgenbe« toirb S)i$, mein guter 6$tb>r, interefperen. 

5?ommt geftern ein preu&iföer ©eföäfßmann vorn Ural 
jurücf auf bie ©efanbtföaft; i<$ frage ü)n na# biefem unb 
jenem unb natürlich au$ na$ ben beutföen (Simpanberero bort. 
(Er erjagt mir aller^anb unb fagt ptö$li$: „3n 6latott>u$t 
ftefct ber 9*ame 6$löaer au$ £übe<* no$ in (£$renl" 3)a 
£aben nur und bann einge^enb über bie brauen S$n>ertfeger 
aud bem 9tyeinlanb unterhalten, benen unfer Q3ater einp ein 
neue* Äeim in biefem fernen Offen t>erfc$afft $at, unb bie i&m 
jum 3)anf ben (ä^renfäbet fanbten. 1 ) 

6 t. «Petersburg, 14./2. Oftober 1861. 

S)ie 5frbnungSbotföaft*) jie&t $eute ab; i$ null üerfu^en, 
in aller (Eile einige 3eilen für S)td) mitzugeben. 

Äier ift feit fe$S <2Bo$en ber Teufel tot. 3eben Sag 
treten ©ömptome ber inneren Säuini* auf. 'Seim (frföeinen 

*) 9tad) $lufteben ber Äonfinentalfperre litt bie r$einif#e Snbuftrie 
bur# bie #berfcf;tt>emmung beS «OJiartteS mit engltfä)en QGÖaren befonberS 
ferner, »eil fle bie Slbfatjgebiete im <2Beften oerlor unb oom beutfc&en 
Offen no# burä) SöÜe abgefd)nitten war. S>ie ferneren Äungerjatjre 
1816 unb 1817 tarnen $inju. ®amaW oerf^affte 6d)löaer« 93ater ver- 
armten SBaffenfabrifanten be$ 9tyeinlanbeS Gelegenheit jur Überfieblung 
nad) bem Ural 3mmcr neue bitten auS Solingen unb anberen 
r$einifd)en Stäbten folgten. S)er erwähnte Gtyrenfäbel, ein 'Stteifterftficf 
ber 6d)miebetunft, ift ein fd)öne3 3eugniS bantbarer ©efmnung unb 
freihritliger Qlnerfennung empfangener QEBo&ltaten. 

*) Slnjeige ber in Königsberg erfolgten Krönung König <2öil$elmS I. 
t>on «Preußen. 

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ber erften ge^eimniSootlen revolutionären ^roflamation lächelt 
ber gut gefault e Petersburger. 95ei ber 5meiten würbe er 
ffufug, bei Kummer brei bebenfli$. 9ftan fann n>eber $lutor, 
no$ §)rucfer, noety Kolporteur entbeefen. Ämter ber jnmten 
mag Äerjen fteefen, aber Kummer ein* unb brei, ber „©rofj- 
ruffe" genannt, &üUen fi$ in tiefe« ©efcetmniS. 9lummer brei 
forbert: Konftitution, Freigabe Polen«, Trennung t>on 6üb- 
rufclanb — alle« Slnfu^ten, bie für mt$ gar ni#t neu ftnb. 
SluS bem Snnern bereiten ft$ SlbelSpefitionen »or, bie eine 
93erftärfung beS 9tei$«rate« oerlangen. S)abei fein ©elb. 3n 
$ranfrei# Neuerung, au* Obeffa ff arte Kornau«fufcr, unb 
bo$ f$le<$te Kurfe. ©ortföafoff $at no# neulich an 6tteglu) 
erflärt, er fönne nichts machen, n>eil er fein ©elb fcabe. Unb 
ju einem anberen fcat er gefagt: »Ah, quel malheur pour moi, 
d'fitre appele ä la t£te des affaires dans un moment oü la 
Russie est tellement affaiblie!" 

dagegen ba« offizielle: »La Russie se recueille!" *) 
§>ie $lrmee ift über ba$ ganje 9*ei$ jerffreut; man tann 
nic^t eine Kompagnie miffen, benn e« gärt überall in ben 
Otäbten wie auf bem platten ßanbe. 3)abei reifen 6eine 
SDJajeftät na$ Krim unb KaufafuS ! Slber ber Selegrapfc fcolt 
tyn $ier$er jurücf, benn bie 6tubentengeföi$te ^at bie ßeute 
bo$ ängftli$ gemalt. 

Vorigen Montag fing ba« an. 

Slbmiral-KultuSminifter Putjatin, ein ffrenger Slbfolutift, 
fcatte ein fe&r fc&arfe« Reglement erlaffen unb jum Unioerfttät«- 
furator ben ©eneral p&ilippfon gewählt, ibetman ber Kofafen, 
ber fid> al« folo^er im Kaufofu« mit bem 93ölrerffamm ber 
6$ap5ugen ftegreic^ gebalgt £>at. Vorigen Montag alfo jie^en 
1500 6tubenten, bie in ber 'Stocke t>or£er fo heftig in ber 
Untoerjität gelärmt unb gerebef, ba£ man leerere gefdjloffen, 
in großer Projeffion mittag* 1 ütyv bur$ ben 9Jen>ffi'Profpeft 

*) .La Russie ne boude pas, eile se recueille.* 2lu$ bem Krönung«- 
9*unbf#reiben be$ dürften ©ortfdjatoff *>om 2. ©eptember 1856. 

t>.6$lö|«*, ^etfcWutge* «rtefe 15 225 



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st 



in bie SBlabimhtffaja, mo Wlifcpfon roo^nt. $rtu>l>en ftnb 
aufgehellt, ©eneral 3gnatieff, ein Ö3ermanbter be« ©ejanbten, 
unb ^atfut müten $erum, brofcen mit ©emalt. S)ie 6tubenten 
jie&en ab. $>tefe Sjenen nrieberfcolen jirf> bie näc^ften $age. 
<£nbli# Verbote gegen 93erfammlungen »on 6fubenten. Pa- 
trouillen jie&en bur$ bie 6traßen. $lber Ingenieur-, Artillerie', 
Kriegs- unb SHoiflonäföule fcaben fi<$ für bie 6tubenten aus- 
gebrochen, fo baß außer bretßig 6tubenten fe&r oiele Offiziere 
eingeffeeft ftnb. 3)a« alle« in ben ©taaten be$ großen 9ftfolau£ 
fteben 3af>re nad> feinem $obel 

3m 3nnern parlamentieren bie ©utäbeftyer mit i&ren dauern 
fcerum. kontra! tc f ommen enblid) juff anbe. 3lber untertreiben 
ttriU ber 93auer ni<$t, benn er fagt, baß ber 3&eliti-<$offubar 
fte näctyften« bo<$ ganj freimachen »erbe. ®er©laube ge$t 
bur$* ganje 9lt\d). 

SOttr liefern alle tiefe Sachen (Stoff ju oielen 93eric$fen, 
bie, n>ie 93i«marcf mir föreibt, aller&ö^ffen Ort« mit 3ntere(fe 
aufgenommen ftnb. Unb ©ortfäafoff ift bie ßiebenSmfirbigfeit 
felbft. Oll« i$ i&n neulich na$ einer langmeiligen dominum- 
tation in <Donaufürftentümerfragen *) »erlief u)m aber beim 
$lbföieb für aUe feine intereffanten Mitteilungen bantte, fagte 
er mir in onfetyaft-freunblic^em $on: „3<$ miH, baß 6ie eine 
brillante gestion d'affaires (jaben." 

^iSmarcf föreibt, baß bie 3eit feiner 9?ücffe$r noc$ fe£r 
unbeftimmt tp. 

et. «Petersburg, 16./4. Ottober 1861. 

33or einigen Sagen $atte ji# $ier ba« @erü$t oerbreitet, 
baß am 2. Offober a. 6t. ben 6tubenten bie neuen Sftatrifeln 
erteilt, unb baß bemnäc^ft au$ bie 93orlefungen mieber eröffnet 
»erben follfen. 

*) 3nt 9tooember 1861 betätigte bie dürfet bie &eifn>eilige abmini- 
ftratioe Union ber Sftolbau unb Qöalac&ei für bie 9?egierung$aeit be£ 
dürften 3ot>ann I. (Oberft Äufo). 51m 23. ©ejember 1861 'Protlamatiott 
ber Union unter bem tarnen Rumänien". 

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Obgleich bte Spricht allen ©runbeS entbehrte, fo biente 
ftc boer; ben 6tubenten jur 93eranlaffung, jl$ üorgeftern frfi$ 
wieber »ielen iounberten t>or bem HnioerfttätSgebäube ju 
oerfammeln; eS war inbeffen na$ wie »or geföloffen, unb in 
ber 9*ä$e ©enbarmerie unb eine parle Abteilung Snfanterie 
aufgeteilt. 

$11$ bie 6tubenten ber $lufforberung beS ÖberpolijetmeififerS, 
auSeinanberjuge^en, ni$t $olge geben wollten, lieg biefer fofort 
baS SDftlitär oorrüefen. 5)ie ioaupträbelSfü^rer n>urben »er- 
raffet unb auf bie ffeftung gebracht, wo fleh gegenwärtig bereit* 
über Rimbert 6tubenten beftnben feilen. 

3uglei$ mit ber ilnfoerfttät ift in ber oorigen ^oc^e au$ 
bie HmoerfitätSbtbltothef geföloffen worben, unb jwar — wie 
ic$ je$t fcöre — au« bem ©runbe, »eil jt$ ber »on ben 6fu- 
benten angefertigte 93ücf>ertatalog als falfö erliefen, unb man 
in ben ^ücfcerföränten ganje 9*eifcen t>on Äerjenfc^en unb 
anberen verbotenen 6c$riften gefunben $at. 

Militärpatrouillen bur$jie£en no$ forfwä&renb bei $ag 
unb bei 9*arf>t bie 6tabt 

Über ben Einbrucf, melden bie SKacr)ricr)t von allen biefen 
Vorgängen auf ben Äaifer ausgeübt, £at man fcier no$ feinen 
beutlicben begriff, ba bie weite Entfernung vorläufig nur tele- 
grap&ifdje Reibungen unb felbft folc^e erft am vorigen Donners- 
tag augelaffen, Wo 6eine SDfajeftät von bem $luSfluge na$ 
bem ^aufafuS jurücfgefe&rt unb wieber in CivaMa angelangt ift 

3n ben Diepgen ^ö&eren 9?egierungStreifen £iefc eS anfäng- 
lich, baß ber Äaifer bie 9*üctte&r nad> 6t. Petersburg be» 
föleunigen unb bereits am 27./15. b. na$ anberen fcr>on 
Enbe biefer 3Bocr;e $ier wieber eintreffen würbe. Die balbige 
Slnwefenbeü Seiner SKajeftät bürfte befonberS bem Surften 
©ortföafoff erwünfe^t fein, ba biefer jtcr; von Einfang an auf« 
llnverfco^lenfte gegen bie Krimreife ausgebrochen unb auf bie 
bebenf liefen Eventualitäten aufmerffam gemacht baben fotl, 
welche bei einer längeren Entfernung beS ^aiferS von ber ioauvt- 

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ftabt beS 9*eic$eS eintreten tönnten. 3nbeS $at man mir $eute 
auf« 93efttmmtefte oerfi$ert, bafc Seine OTajeftät — mie ur» 
fi>rüngli$ feftgefe^t mar — bo$ erft am 31./19. Oftober, alfo 
am §age »or bem Sterbetage bcr 5laiferinmutter frier mieber 
eintreffen merbe, um ber ©ebäc^tniSfeter beijumo&nen. 

<5>er 9*egentfd>aftSrat, melier für bie $)auer ber Slbmefen- 
£eit be$ 5?aiferS eingefe$t morben mar, beftanb urft>rünglfc$ 
nur au$ bem OTnifter be* 3nnern *2Batujeff, bem §)ireftor 
ber fcöfceren ^olijei ©rafen <peter Sc^umaloff unb bem ©eneral 
Sftfljutin, bem emftmeiligen Vertreter be$ ftriegämmifteriumS. 
S)ie Arbeitälaft, meiere biefen ioerren aufgebürbet morben, ift 
fo anprengenb, unb bie mit ben ©eföäften oerbunbenen Auf- 
regungen fo angreifend bafc ^öalujeff ni$t unbebentlicfc erfranft 
fein foH. 

6eit etma je$n Sagen ift ffürft ©ortföatoff ber Regent- 
föaft beigetreten, $at aber bereit« am vorigen 6onnabenb 
einen heftigen ftieberanfad erlitten, ba bie nrieberfcolten, oft 
fhmbenlangen Beratungen mit ben übrigen ^ftitgliebern unb 
ben Spitzen ber Beworben für feine neroöS-reijbare 9*atur um fo 
angreifenber ftnb, alt er auf Anfielen unb Meinungen geftofjen 
fein fofl, bie er für burc^auS oeraltet unb ni$t jeitgemäf) erflärte 
unb mit allen Mitteln ber 93erebfamfeit fyat mibertegen müffen. 

©egen ben ©rafen tyun £at SJürft ©ortföafojf ft$ geftern 
über biefe Angelegenheiten etma in folgenber oertrauli$er 'Jßeife 
ausgebrochen: 

„Je vous avoue que la Situation est tres-grave et on ne 
peut pas se dissimuler qu'un mauvais esprit regne ä St Peters- 
bourg et en g£n£ral en Russie. Les dSmonstrations des 
£tudiants ne doivent servir qu'ä couvrir d'autres desseins. 
Quant ä nos autorites, il faut reconnaitre que, dans le cou- 
rant de l'6te\ elles ont manque* d'habilete et d'£nergie dans 
le maniement de ces affaires. Maintenant il faut agir avec 
beaueoup de fermete, tout en menageant d'une certaine facon 
les etudiants.* 

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18. Oftober 1861. 

„9*auf$ feine QSegeffterung" — ba* ift fe£r tocfyx. ©iefe 
tfonigSberger ^omantifl 1 ) 

Äier toirb bte ©efctn'<$te immer toller. 6tubenten $aben 
ben erffen $ag in ber ffefrung fein (Ejfen befommen, benn e$ 
„lag fein ^rifa« *) oor". 6päter per Sag a$f, je$t fünfunb- 
jtoanjtg &opefen für 33eföftigung ! 

©er alte 9ieffelrobe ift oerjüngt aurücfgefe&rt. Schrieb i$ 
©ir föon, bafj e* jet>t in SBarföau brei Parteien gibt? 
Parti Montalembert, 8 ) monde ä l'envers et monde avec 
Lambert. 4 ) Sluf (enteren ttnrb man immer gefpannter, nac^bem 
er fo lange gezögert. 

©eftern abenb grojje mupfalifc^e (Soiree bei Äelene 5?o- 
tfcfcubei mit Samberlif, ©rajiani,*) Sioretti unb SOZautier- 
©ibier; glänjenb aber — fdjmüle ßuft. SJttein fleiner Ringer 
fagt mir, bajj biefer GuruS t>icr mal ein (£nbe £aben roiib. 
Äein «Sauer unterjeic^net bie JSontrafte; alle fagen ober benfen: 
©er ^aifer $at fein le$te3 Söort no$ ni$t gefproc^en, er 
mad>t un$ nächtens ganj frei. 

Petersburg, Stobember 1861. 

©uter 6c^löjer! 

6eit bem erften ift 93i$mar<* ttrieber fcier mit Familie. 3$ 
n>ill micf> jetjt einmal amüfieren. QMerie^ntägigeS llrlaubägefuc^ 
na$ Berlin ift abgegangen, Stammt feine abfölägige tetegrapjnföe 

>) <S)it Ärönung in Königsberg. 
«) 93efe^t. 

») ©er franjöfffc&e Publijifit unb 6taaWmann ©raf b. SCRontalembert 
»ertrat bie ftreng flerifale 9H<btung. 

*) ©raf Cambert, ein „fräntlicper Träumer", t>on Sluguft biß Ottober 
1861 etattbalter M Königreich Polen. SBielopolSti fcatte oon tym 
gefagt: er würbe eine gute ftrau für einen ©arbeleutnant abgegeben 
$aben. 

5 ) (Enrico Samberlif, au^gejeiebneter Senorift. — ftrancoi* ©rajiant 
93aritonift an ber Oper in Petersburg. 

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Slntmort, fo bampf ich tiefe 'Stocke mit ^un ob, ber fleh auf 
ixvti bi« brei 3Bo$en in feine Äetmat begibt. 

2lm 10. b. ift 93i«manf in 3ar«foie »om äaifer 
empfangen morben. 1 ) Au« ber Sinterhaltung ift eine «Sufjerung 
be« JSaifer« bemerfen«mert, bie auch oon 33t«marcf al« burch« 
au« richtig bingeftellt wirb. Aber bie furchtbare ©efahr ber 
innerpolitifchen Cage 9*uglanb« mtrb baburch nicht gebannt. 
S)ie 93erhältniffe machen ben dürften unb 6taat«männern 
über ben &opf. Alejanber fyat etwa gefagt: „3)a« rufflfehe 
93oIf fleht im Monarchen ben oon ©Ott eingefegten väterlichen 
unb unumfchränlten ioerro. 3)iefe« ©efühl oon fajt reltgtöfer 
Äraft ^at mit perfönlicher Anhänglichkeit nichts ju tun. <E« 
lägt fleh nicht teilen. SBoUte ich 9lbel«- ober SSolfSoertreter 
an ber 9?egierung«gemalt teilnehmen laffen, fo mürbe ich biefe 
fchmächen, ohne hrgenbeinen (Srfag. £)ie Ehrfurcht, mit ber 
ba« 93olf jum $h™« be« ^aifer« emporblicft, märe bahin. 
SQBa« mürbe au* ber 6a$e ber dauern unb ©runbbeflger 
»erben V 93i«marcf glaubt in bem <5aH an bie 9D?5glichfeit 
eine« «Bauernfriege«. — ©ortfehatoff fteht befanntlich auf einem 
anberen 6tanbpunft al« ber Äaifer. 

Alejanber hat femer einen Vorfall, ber ihm mährenb feine« 
legten Aufenthalt« im 6üben beim 33aben jugeftofjen ifl, er- 
mähnt. -Unbekannt mit ber ftarfen 93ranbung be« Schmarjcn 
Stteere«, mürbe er fo h e ^9 öon eme * SöeHe ntebergemorfen, 
bafc ber ©iener ihn aufheben mufcte. <2ftan h<rt *on einem 
Attentat gebrochen. 

Alfo auf balbige« 2Bieberfehen l 

Söie munberfchon fmb bie ©änfebrüfte! Saufenb S)anf. 

Berlin, Mittwoch. 9to»etnber 1861. 
6oeben ©einen <23rief erhalten. S)ie Au«flcht mit SHr 
nach £übecf ju gehen ift f öftlich I 



l ) 3mmebiatteriä)t 93i«marcti t>om 10. SKoöembet 1861. 
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3<$ bin feit Sonntag morgen $ter. 93on Petersburg mit 
12° Äälte unb prachtvoller Schlittenbahn abgefahren, b. h- per 
(fifenbahn. Sonntag bei 33ernfrorff biniert; SDtontag bei 
cjönSfi, h*wte bei Q3ubberg. 3)ie nächften $age fmb befe$t; 
aufterbem ^abe i# noch t>iele ©efchäfte unb 93efuche. 

3ch hoffe, ich faö* ^of f Sonnabenb ober Sonntag 
ju €uch au fommen. 3n jtoölf $agen benfe icf> an 9lücftehr 
nach Petersburg. 3e$t fchrecflich mel um bie Ohren. 

Steine Shrfunft in Stettin melbe ich rechtzeitig. 

SKontag, 2. 3)ejember 4 H&r. 

Soeben mar ich bei 93ernftorff, um mich abjumetben. Cr 
harte Konferenz mit 9ton$au unb ©runer. $)urch Unteren 
lieft er mir fagen: er fönne mich iwU nicht fehen; ich müftte 
aber noch hier bleiben. 

3ch bin fehr ärgerlich. 

Freitag mar 93emftorff mit meiner 9Eftontag$reife ein- 
öerftanben. ^öarum jefct nicht? 3ch lieft meine ganje 9But 
gegen ©runer au$, ber mir in feiner liebenSmürbig ängftlichen 
Slrt tout confidentiel, mie immer, aUerhanb geheimnisvolle 
%tbeutungen machte t>on fchmeichelhaften ©rünben, bie ftch 
meiner Slbreife entgegenstellten. 

©eftern 3 U^x mar ich «och einmal bei ^önig unb Königin, 
blieb bort mit beiben eine Stunbe im 3miegefpräch. Sie tt>aren 
fehr gemütlich. 

P. S. §)ie Königin fenbet mir eben einen SlbfchiebSgruft 
bur$ bie ©räfin Äacfe. 

Berlin, Sonnabenb, 7. ©ejetnber 1861. 
deute abenb bampf ich a &» 

«Sernftorff moUte mich #tt befestigen. $>a« geht nicht: 

1. meil ic^> «EiSmarcf nicht länger allein lajfen fann; 

2. meil ic$ nicht £uft habe, fo ohne meitere* tytx ein- 
zutreten. 

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3ch fmbe baS erffere münbltch bem ©rafen auSeinanber- 
gefegt am Mittwoch nach einem großen £)iplomafenbiner, &u 
bem er mich eingelaben. 

künftigen SHenStag ift BenbemannS 1 ) filberne ioochjelt. 

Petersburg, ©ienStag, I7.fi. S)ejember 1861. 
Zotigen SSflittmoch, nachmittags 4 Ityr, traf ich ^ier ein, 
bin aber gleich in eine folche &e§e geraten, bafc ich erft heute 
[^reiben fann. 

S)ie Äerreife war langweilig. <£in Berrücfter nebft Be- 
gleiter fuhr mit un$ im ^oftmagen. ©er 9ttann war 9?uffe, 
^ammerbtener eineS ©rafen Sofoloff in 'SBieSbaben, irre ge- 
worben, oon bort burch ben ©rafcn mit einem bummen 9laffauer 
fortgefchieft, um nach SDRoSfau ju gelangen. 3n 'JöieSbaben 
war er ftill geworben, (Eifenbahnen regten ihn aber fo auf, 
bafj ber 9taffauer aOein nicht mehr mit ü)m fertig werben fonnte, 
fonbern in QBilf omir einen jweiten Begleiter baju nehmen mugte. 

Überfahrt über Siemen um Mitternacht, in einer fetjr leicht- 
fertigen Barte, umgeben oon <£i$fchoHen, bie in bem tiefen 
£)unfel nrie Ungeheuer auf unS losfuhren; ein Heine« h arm ' 
lofeS $algltcht am 6teuer genügte ben Fährleuten als Sluf- 
tlärungSmittel, b. h- eS genügte nic^t. 9tttfchewo! §)abei ber 
Berrücfte mit im Boot, ben nur bie furchtbarften Drohungen 
jum ruhigen Su)en oeranlaffen tonnten, 3)aS ©anje fehr bra- 
matifch — in ber (Erinnerung. 

£)ie beiben ©Ünaburg-'PeterSburger 3üge — nachts 2 tttyt 
unb nachmittags 2 £lt)r — waren feit wenigen §agen auf einen 
rebujiert. 9tur ber Sftachtjug ift geblieben, aber t>on 2 £H;v 
auf 12 Vi &h* »erlegt. 9tach einer ebenfalls mitternächtlichen 
Überfahrt über bie Qüna fommen wir, nichts ahnenb, 12 Uhr 
29 Minuten auf bem Bahnhof an unb fehen ben 3ug ab- 

*) 5>ec mit echlöjer« 93ruber »on 6tettin her betonttte ©ebetmrat 
S3enbemawn, S3ru0er bcS SJüffelborfer <3HalerS, 93ater M Stbmlra«. 

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fahren. £)er i^onbufteur $atte e$ »erfönriegen, um bem 2öirt 
in ©ünaburg ©äffe jujufü^ren. 

<2öir mufjten alfo 24 6tunben in S)finaburg bleiben. 

ioier angekommen, fofort inä <5euer ber tfanjlei unb 6alon$. 
6onnabcnb 93att bei ioelene &otf<$ubet; ber ganje ioof ge- 
laben. QL$ foll ba$ ^rillanteffe werben, toaä biefeS brillante 
<£alai« je gefefjen &at. <£m ioofbatl ift n>egen Ulbert« $ob *) 
aufgehoben, ©effern abenb 9*out bei ber alten 9$afumon>Sfi. 
Einige S)iner3. Slber baS ift »orläuftg au# alle«. 3m übrigen 
fcerrföt &ier in ben großen Käufern 6tiae. 3)ie ©elb- unb 
93auerm>erluffe fmb ju groj*. Slnb ber S^urSI ^llefanber 
ßjubimonritfö') £at ju oiel ©olb t>erf$n>enbet, um ben £ur« 5« 
galten. Sllte* fünplic^ — je$t umfonft. 

26./14. ©ejembec 1861. 

Sftorgen ift jt^ere ©elegen^eit, unb fo föreibe i$ <£u$ 
no$ furj t>or einer Petersburger 3auberna$t, um <Euc& für 
(£ure 93riefe t>om 22. ju banfen. 

6eit bem $ob t>on ^ourtaleä, befonberä aber feit ber neuen 
9DMniffertnji$ 3 ) in Berlin ift 'Stemartf in großer Aufregung, 
bie er nur fünfflid) oerbedft. (£r orbnet alle feine Rapiere, 
fäubert feinen toüften $lrbett$tif$ — n>ett er jt<$er glaubt, ba§ 
er nad> ^arte fommt, ober bafj er ü>ei( unb 6egen über bie 
^Öityelmftra&e ju verbreiten berufen toirb. §)abei ift er aber 
fe$r lieben&oürbig unb juoorfommenb. 9ti<$t nur, bafc er, al$ 
i$ ju lange ausblieb, an 93ernftorff telegraphiert &at: „Söo 
bleibt 6$lö&er?", au$ ©ortfe^atoff, bem i$ neult<$ bei ber 
alten 9*afumon>$ti begegnete, begrüßte mi$ mit ben Söorten: 
„Mr. de Bismarck soupirait apres vous.* 

*) ^rinj Ulbert oon Sacbfen-^oburg, ©emabl ber Königin SMttotia 
t>on €nglanb, toar atn 14. ©ejember 1861 geftorben. 
a ) «Saron 6tieglt$. 

3 ) Ärafauttar 1846 ber 9Hitf etpunft be* polnifc&en Slufftanbe«. SMe 
QGßiener ^olitif öerftanb e$, bie dauern bon ben (Sbelleuten trennen, 
„©aliiifae StbelSüefper". 

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©er ioelb ber <peter«burger Sage — foroeit bicfe blafterfe 
6(abt einen berartigen begriff fennt — ift <2öielopol«fu SKan 
fte{>t i&n in allen 6alon«. ©er Äaifer jei^net ü)n au«, fpra$ 
neulich bei Äelene ^otföubet unb jroei Sage fpäter auf einem 
ffefte bei 3uffupoff fe$r gnöbig mit ü)m. Ott ift ein großer, 
entfe$lt$ forpulenter, bictWpfiger Wann, trägt dritten, fco&te 
6timme, fpri#t roenig. 3mmen« rei<$ unb t>on {>errifc$em 3Befen, 
}eigt er aller 9Belt, baf? ü)m ber ganje f)ieftge 6$n>inbel )U- 
n>iber ift. <2Bir £aben eine practytoolle ^örofcfyüre, bie er 1846 
über bie 8fterrei<$if$e 'politif in ©atijien fcbrieb: 1 ) „Lettre d'un 
gentilhomme polonais sur les massacres de Galicie, adressee 
au Mr. Metternich ä l'occasion de sa d£p£che circulaire du 
7 mars 1846", aufmerffam fhibiert. ©ortföafoff $at tyn mit 
benQöorten empfangen: „On est heureux de rencontrer dans 
ce monde bätard un hommel* 1 ) 

Äeute t>or 36 3afcren bonnerten auf bem 3faaf«plat>e bie 
Kanonen, mit beren Äilfe 9Wolau« fein reformatorifcbe« Söerl 
begann. 93on ber heutigen rufftfc^en ^rmee fagte mir jemanb: 
„930m ©eneral bi« jum SDfajor ift alle« auoerläfjtg, aber fefcr 
borniert. 93om Sftajor bi« Selbroebet alle« unjuoerläfftg. ©er 
gemeine SCftann ift unberechenbar, folgt bem, roa« auf tyn 
eiuroirft." 

©e« 3aren 9ttfolau« Schatten, ber alte $lblerberg mit ber 
eleganten $f#erfejfentaiHe unb bem eroig fötparjen ioaar — 
roa« bleibt oon ifcm übrig, roenn er ftcb „betoilettiert"? — $at 
$eute fein fünfjigjftyrige« 3ubtläum gefeiert. tfaifer unb ©rofj- 
fürffen ftnb perfonli$ bei tyrem &au«minifter gewefen, bem 
Veteranen einer unterge^enben Söelt. 6ein weniger eleganter, 
aber gutmütiger 6ofcn 6afcf>a {>at 7000 ©efjjätinen ßanb sum 
©eföenf erhalten, ma« er brausen fann, ba bie QBec^fel biefe« 
fnanjiett ftet« brouillierten Spieler« nur mit 40% bejaht 
toerben. 

>) 3ttarquf « SUejanber QötelopoWti erprebte bie 93crTd^nung jtpfföen 
^olen unb 9<u§lanb. 

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Sfirp 93arjatin$fi, 93ruber be$ tfaufajier«, (Sfcef be« ^reobra» 
f$en«t>9*egiment«, SGfttglteb ber JSönigSberger £rönung«bot- 
föaft, leibet föon feit 3a(>ren an gleiten arit&metiföen Übeln, 
ma« i&n unb feine ©attin aber ni$t fcinberf, ben impertinenteften 
ßuru« 5U treiben. 3m SWära tiefe* 3a$re« brauste ba* (Efce- 
paar (Selb fe&r bringenb. S)ie Sürpin entfölofc fi# tyre bril- 
lanten ju oerfefjen. 3&r homme d'affaires roenbet p$ u. a. an 
baS &auS ©ütföom, meiere* fid> na$ langem 3ureben breit* 
fölagen läfjt, eine parle Summe auf bie diamanten »orju» 
pretfen, freiließ gegen einen <Projentfa$, ber ein Hein toemg 
an Söuc^erei grenzen foH. %n öperfonnabenb fommt berfelbe 
homme d'affaires ju <Sü(fd)on? mit bem Auftrage, bafe bie 
ffürftin i^re 3un>elen für bie 9*ad)t im 6$loffe fcaben möchte, 
©ütföom toiü fi$ auf nichts einlaffen, nrirb grob, immer gröber 
— enbli$ fo grob, bafj ü)m feine ©robfceit leib tut unb — 
gibt bie 3umelen fcerau«. „borgen befomme i$ fte aber ju- 
rücf!" — „©enrife!" — Cr »artet no$ fceute, tonn megen ber 
fcofcen ^rojente nic^t Ilagen . . . 

«•Montag, 1861. 

3n ^olen ge^t e$ f<$le$t. „II faut se debarasser de la 
Pologne" fceifct e£ toieber in ben £ö$ften Greifen, BiSmarct 
behauptet, man fcabe tym unter ber ioanb angebeutet ba§ man 
e« un« überlaffen mürbe ! l ) Ob bie* toafcr ift ? Gfrarafteriftifö 
ip bie ©efäic$te mit <23ialobrae«fi. S)ur$ bie „Sfreujaeitung" 
Ratten ©ortföafoff unb QBalujejf erfahren, bajj biefer «propft 
megen Beteiligung am $lufru&r oerurteilt fei unb na$ Oren- 
bürg transportiert roerben folle.*) SSEan fragt infolgebeffen in 
«JBarföau an. £über$ 3 ) leugnet e* ni$t unb bemertt ganj 

l ) ©ebanten unb (Erinnerungen I, 6. 308. 

•) $>er tropft h>ar na$ bem $obe be* Srjbiföof* Slbminiftrator 
ber Gr^iöjcfe Q©arf*au. 

*) 9lm30. 33*011861 ftarb $ürft ©ortföafoff. Sein 9*a$folgem>urbe 
©raf Cambert, bem ©eneral £über« am 5. 9looemt»er 1861 folgte. 

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harmlos, ba& feine Stellung tym berartige Strafen ju biftieren 
erlaube, of)ne baf? er eS nötig tyabe, f)ier anzufragen, ©er 
&aifer befiehlt bie ^eilafTung &e$ ©eiftltc^en, unb tag« barauf 
wirb bureb „Journal de St. P£tersbourg" bie 9*adjri$t »on 
ber Verurteilung al« — falf<$ bejeiebnet. So fcofft man bie 
ungünftige «SBirfung auf bie neuen 93erf>anblungen mit 9*om 
toieber ju befeitigen. 

Wad) ben meiften fe&r gebeimen CeSarten $at ©erftenjtoeig *) 
fl<$ ni$t felbff erföoffen, fonbern &at bie jmeite Äugel t>on 
Cambert erhalten, nidjt etma im ©uett, fonbern infolge einer 
fe(>r heftigen Sjene, bei ber eS ju §ätlid)feiten getommen ift. 
Cambert ift je$t in Teneriffa. §)a ber &autaßer 93arjatm$ft 
SDtabeira ju trinfen liebt, fo ift Äarifatur erfc^ienen: eine 
SeneriffabouteiHe unb eine SOkbeiraflafc^e mit ilnterförift: §)ie 
beiben Statthalter. 

J ) ©enerat ©erftenjtoefa., ber energtföe 9J?tlttärgout>erneur t>on 9Bar- 
fcfjau unö 3teth>ertreter t>cä <3tattt)alter3, ftarb, nad) Dem Tßorüoec^fet 
am 17. Oftober mit ©raf Cambert, am 5. SKooember 1861 an einer 6$u§. 
tounöe, Deren iirfprung nid)t aufgegärt ift 



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1862 

*Peter«&urg, 5. $efcruar 1862. 

SWeiner guten 6chtt>ägerin fenbc ich anbei 93erg, Gumoroff. 
$ot(eben, eine fabelhaft ähnliche ftarte toon bem unglücklichen 
©erftenaroeig unb eine t>om alten Rahlen, ber fo häufig mit 
meinet 6cbroägerin gefpeift bat. 

'Bubberg, bie englifebe ©efanblfcr)aft in Berlin unb anbete 
bortige ©röfcen febrieben fcr)on öor btei <2Bochen al« gan$ jlcher 
hierher, ba& 93i«marcf nach Conbon fäme. <£r ift baburch in 
eine um fo größere Aufregung »erfefct, al« un«, b. h- ibm 
unb mit, »on Berlin au« fein SWenfch auch nut eine 6tlbe 
hierüber mitteilt, ^aifet unb ©ortfebafoff ftnb fehr unglüeflich 
übet bie Sfloglichfeit feine« Slbjuge«; im übtigen fe^en ihn 
bie meiften, befonber« bie beutfeben Äleinbiplomaten, recht 
getne fortgeben — et iß ü)nen im &ö$ften SERafje unbequem, 
unheimlich. 

93on $h«**roin, feinenfall« nach 9*io geht, hatte ich t>or 
acht $agen einen 93rief. Slucb bet fchreibt fein 2öort t>on 
93i«marcf« Abgang, mohl abet fagt et, bafc ^etnftorff bie 3bee, 
mich in* 90ttni|i(erium ju nehmen, noch immet nicht aufgegeben 
habe, eine 6ache, bie mich »unbert, teil« roeil ich * m Sftoocmber 
bie bie«be)üglichen 93ethanblungen feht tafch abgebrochen hatte 
unb eigentlich glaubte, bafc bet feht leicht »erlefcbare ©raf mir 
nicht nrieber mit berarttgen 93orfchlägen fommen mürbe; teil« 
»eil 93i«mar<f au« «Serlm erfahren hatte, ba| ich mir bort 
„burch unoorfichtige Säuberungen" einige fteinbe gemacht habe. 
SBir moUen nun einmal roieber abmarten! 3)em guten ©rafen 
SfanSau 1 ) — ba« ift mahr — bem h<*be ich « m 2l&«nb toor 

l ) Otto ©raf ju 9<an$au, ©eh. Cegattonärat. 

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meiner $lbreife recht unverhohlen meine Anficht über bieQBtthelm- 
frrafce gefagt, unb als er mir mit einigem 6tolje t>on bem 3n- 
halt ber 5)epefche vom 5. Qejember fprach, bie bamal* gerabe 
nach Kopenhagen abgegangen mar, beutete ich ü)m fehr fühl 
an, bafc bie ben Kohl auch nicht fett machen mürbe. <£r hatte 
nämlich brei <2öochen früher, al« er eben au* Äolffein einge- 
troffen mar, ganj anberS mit mir über bie Söeltbinge gefprochen, 
fo bafc ich mich ben erften Slbenb vortrefflich mit ihm ver- 
ftänbigen fonnte. ^Iber brei <2Öochen in ber 'SÖilhelmftrajje — 
unb aller Gpiritu* ift flöten. 

$lm vorigen Sreitag, 31. /19. 3anuar, $at Kmäjemitfch ben 
Äaifer um feinen $lbfchieb gebeten. <£in ioerr von ©roote näm- 
lich, ber bie neuen ^ranntmeinafjifegefc^äfte einzuleiten bat, 
hatte mit vieler SCRühe eine ßifte von refpeftablen «perfonen 
jufammengefteUt, meiere er — nach reiflichen Ermittlungen unb 
Überlegungen — für geeignet hielt, um in bie neuen, fehr gut 
ju befolbenben Stellen bei ber Sl^fe einaurüefen. Site er biefe 
gifte in voriger SBoche Äniäjemitfch vorlegt, sieht btefer eine 
anbere au« feiner Safche mit einer Spenge verbächtiger tarnen, 
bie ©roote gerabe hatte vermeiben tvollen unb bie man bem 
guten alten Äerrn Kniäjenritfch aufgestockt hatte, ©roote: 
„3n biefem Sali rnufc ich um meinen $lbfchieb bitten." Noch 
am felben §age reicht er fein Qlbfchiebägefuch bei Äniäjetviffch 
ein. tiefer legt bem Kaifer ba$ ©efuch vor. 

Kaifer: „äaben 6ie paffenben Nachfolger für ®roote?" 

Äniäjetvitfch: „Nein, 3flajeftät. Er ift nicht *u erfe$en. 
©agegen bitte ich um meinen ^Ibfchieb." 

•21m 6onnabenb ben 1. ffebruar, mar gro&eS £)iner bei 
6tieglu), mo auch Neutern mar. Kein S^enfch tt>u§te ettvaS 
von ben Vorgängen vom $age zuvor. Nur ber alte Neffel- 
robe raunte bem 93aron ju, ba& im ginanjminifterium eine 
gro&e KriftS fein foUe. $lm Gonntag merben Neffelrobe, SDteven- 
borff unb §fchefffine pli^lich vom Kaifer aufgeforbert, ihre 
^nftchten über Meutern, al$ Nachfolger von Kmäjemitfch 

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afyugc&en. Sitte brei bejeic^nen ü)n at« ben geeigneten 
<=D*ann. ilnb Sflontag ift Meutern ffinanjminifter, b. fr. ber 
Detter in spe au$ ber ftinanjmifere. 1 ) 'Baron Stieglh) unb 
triele anbere ftnb entjücft über biefe Söa&l. £>er SGtann ift 
— ttne ©oloronin, ber neue liberale llnterric^täminifter 2 ) — 
burdj ©rofjfürft ^onftantin pouffiert morben, ift f)ier auf 
bem Ct^eum (!) gebitbet, fcat eine t^ä^lic^e &erunter£ängenbe 
£ippe, fielet fetjr emft unb toürbig au$ unb (jält fi<$ ge- 
n>i& burctyauä für ben ioerrn ber Situation. 9ttir ift er 
ni$t angenehm. <£r fcat lange in ber SKarineabteilung ge- 
arbeitet, ift babur$ fcäuftg ju Senbungen in« Sluälanb, na$ 
(fngtanb, Sftorbamerifa ufro., gefommen unb mag bort t>iel- 
leicht ba$ ftubiert fcaben, ma$ er auf bem Cpjeum fic$erlt$ 
nie gelernt fcat. 

93or oier 3a{>ren war alle SBelt fro&, 93ro<f lo$ 5U fein, 
toie man je$t über ben Abgang oon 5?niäjenritf<$ jubelt. Wer 
baä 93erbienft finbet &ier fdjeinbar immer nrieber Slnerfennung. 
93rocf ift am 1. 3anuar b. 3. &um ^räftbenten beS ffinanj- 
fomiteeä im 9*etd)$rat an Stelle 3flenenborff$ ernannt, mel$ 
letzterer hiermit gänjlic^ ad acta gelegt ift. S)efto tätiger ift 
bie Baronin ^epenborff 3 ) in 6fferreid>ifc^-Jat^olifcr>cn Singe- 
legentyeiten. Sie unb 'JÖietopoläfi baben feinen geringen Slntetl 
an ber Söafcl <5elin«fi$ jum (frjbifc^of in SBarfaau. Unb 
bafc nun bo$ ein 9^untiuö fcierfcer fommen foU — mooon @or- 
tföafoff nod> im Oftober nichts Jtfren tooüte — ift fein fleiner 
$riumi>& jener gartet. 



*) StKicfcael ».Meutern — feit 1890 ©raf — na&er <8ertt>anbter beS 
©üffelborfer 3ttaler$ unb beS 5>icfrterS 6#ufon>3fi, gehörte jur „neuen* 
Schule. 

*) «Weranber ©olonmin ttmrbe batb all „(SapabniP (QSeftlicfcer) 
unb ßiberaler angefeinbet unb al« Steter beä 9tt&ili$muS bejeietynet. 
S)a* Äaratofoffföe Attentat auf ben 3aren führte feinen 6turj 
gerbet 

*) SMe Baronin <Otte$enborff toav eine geb. Gräfin «33uot. 

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Petersburg, 21. 9Barj 1862. 6lu)r. 

Äeute SDttttwo^ ift gewiffermafcen föon ein 2lbföteb«binet 
bei ©ortföafoff für <23i$mar(f. ^ 

93or mer 3öo$en traf Traufe $ter ein mit einem 93rtef 
t>on «Sernftorff an ^iSman*, Moxin teuerer gebeten würbe, 
ben Überbringer mögUcbfr rafö in bie ©eföäfte einjufüfcren, 
„ba t$ ben Äerrn ». 6$lözer notmenbigerweife im 9^inijxerium 
fcaben mufj, n>o SlrbeitSfräfte fehlen", ©eitbem $at man ftdj 
in ber 3Bityetmftra§e anfd>einenb fctyon wieber anberä befonnen, 
fo ba§ xö) al$ (Sir ff er t?ier bleiben foll. 9cun wirb aber 93iä« 
marct, feitbem er feine 93erfe$ung fieser weif, in betreff meine* 
hierbleibend ganj bebenlli$, unb jwar in einer ebenfo auf- 
faUenben ^Deife, wie er früher, alt feine 93erfe$ung no$ be- 
zweifelt würbe, mir immer riet, $ier ju bleiben. „Sie werben 
ftd) mit ©olf**) ni#t »ertragen. 3bre 9luiba paffen nic^t zu- 
sammen, ^enn 6ie mit ©ol$ blant fte&en, fo tonnen 6ie 
Unannehmlichkeiten haben, benn ©ott> ift nicht gutmütig, er »er- 
gibt nicht, er treibt bie Sache auf bie 6pu)e." 

Solche* unb ähnliche* fytutt 1862 nach ben Vorgängen oon 
1859 au« 93t*marct* Stftunb macht einen ganj fchnurrigen (£m- 
brucf. ^Difl er mich etwa gern in Eonbon haben, n>o ber lang- 
weilige 93ranbenburg jt$t, oon bem ^Öert^ern fagt, bafj er fo 
eine $lrt au*einanbergelaufener blanomanger fei? 

^ernporff fpricht in einem neuen ^rief an 'Siämarcf mit 
(Entwürfen oon ber &ammerauf(3funcj unb bem $lu*fcheiben ber 
liberalen Sfthufter unb ift oerwegen genug hinzuzufügen, bafc er 
mit ooller <f ntf^loff en^eit feine Äanb zu einer zweiten Cammer- 
auflöfung bieten werbe. §)ie SRenfchen jtnb wie betrunken in 
ber SBityelmftrafce! lochte biefe SBirtföaft boch balb ein (Snbe 

x ) <Da« <Nbberufung*telegramm war eben eingegangen. 3tn Sflai ging 
«Biämarcf als ©efanbter na# <pari«. 2lm 23. September würbe er an 
bie Gpifje be* '•Ütiniftertuma berufen. 

*) @raf 9<oberf ö. b. ©ol$, preufcifcper ©efanbterin Sttyen, 28./16.2u>ril 
1862 in «Petersburg, bann in «pari«. 

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£aben! ioo^enlo^e l ) toiU nur jtoci Monate bleiben. $11$ 9tad)» 
folger fyat man ^iSmard in $lu$ft<$t genommen. §)ie Königin 
foll, wie 93emf<orff fc^reibt, fefcr »iolent über ba$ $luäf<$eiben 
6$merin$, ^atowä ufn>. fein. 

Stalten foH nun bod) anerfannf werben; aber, mie 93ubberg 
föreibt, foflen erft bie 923a£len vorüber fein, bamtt bie Ultra* 
montanen m$t fcblec^f, b. contra Sttinifferium n>äb(en. 
3miföen bem <£nbe ber «Skfrten unb bem Anfange ber Cammer 
fod bie Slnertennungäbombe planen. 

Petersburg, 28./16. SWärj 1862. 
9tun iff aud> ber alte 9*effelrobe geftorben unb &at no# 
ju guter £et>t alle$ in (Erftaunen gefegt bur# bie $lrt unb < 2Bcifc / , 
n>ie er au$ biefer *2öclt gefetyieben ift. 6ein Ceiben, 93ruft» 
mafferfucfyt, bie fid) mä&renb ber legten 3afcre $erau$gebilbet 
£aben mag, mäbrenb ba£ ^obagra, an bem er früher litt, 
jurüefging, mar ber Qlrt, bajj er no$ monatelang £ätte (eben 
fönnen; aber ber jmeiunbac^täigjä&rige — man möchte fcinju« 
fe^en, leid>tfinnige alte ioerr lägt ju feiner erften $lu$fa$rt bei 
gclinbem ^Detter ein Slaned&emb au«, fe$t ft$ nebenbei an« 
offene 3öagenfen{ter, um bie langentbefcrte friföe Cuft in »ollen 
3ügen einjie^en ju tönnen, unb $o(t ft$ baburd) eine ßungen- 
entjünbung. 2lm Wittwoö) wirb fein 3uffanb fe$r bebenflic^. 
2lm S)onner«tag fh}t ber Äaifer 20 Minuten an feinem 93ett 
unb »erlägt meinenb ba* Simmer be$ Spanne*, in bem er »on 
frityefter 3ugenb an bie gröfjte Autorität in politiföen fingen 
»ere^rt ^atte unb ber ifm nun balb oerlaffen follte: »Sire, je 
ne peux plus vous etre utile." ©onnerstag abenb (äffen bie 
Stinber ben englifcfyen ©eiftlic^en fommen. ©er ^(te mar näm- 
lich auf einem engliföen 6$iff geboren, mä&renb ber ffa&rt 

*) Unter bem <präflbtum t>on Slbotf ^dnj ju &o&enlo$e • 3ngel- 
fingen n>ar am 18. gRÄcj ein fonferoattoe« gjttntfterium einge* 
ie$t, bem u. o. ber Sfriegäminifter ö. 9*oon unb ©raf 95ernftorff am 
gehörten. 

». 6 $ l ö a e t , <petet#*uraet «tiefe 16 24 1 



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feiner (Eltern *) na$ £iffabon, unb fcat fi$ immer jur anglifaniföen 
^irc^e gehalten. 911« ber ©eiftli^e eintritt, erflärte ^effelrobe, 
er fei no$ nic^t genügenb öorberettet. <Sr lä§t ftcf> ein ©ebetbu$ 
bringen unb bittet ben öeiftltcben, morgen frity trieberäufommen. 
911« biefer nun am Freitag abermal« bei ü)m erföeint, fragt ber 
9Ute junä'ctyjt, ob er aud> unrafiert unb unangejogen, trie er fei, 
bie ^eilige Äanblung i>orne£men fönne. 9fatd>bem er ba« 9lbenb« 
matyt genommen, banft er bem ©eiftlic^en mit ben Korten: „3$ 
tyoffe, Öftern trieber in 3&re #ir$e &u fommen." 3u (E^repto- 
tritfety, ber ü)m bie ßifte ber neuen berliner Sflinifter »orlieff, 
fagt er: „Ce ne sont que des doublures"; jum alten 9ttbeau- 
pierre, 2 ) ber t>on tym 9lbfd>ieb nehmen tritt: „Non non, pas 
adieu, mais au revoir." <3)a& er ben ©ro&fürften Äonftantin ge- 
beten t>at: „Monseigneur, sauvez la Russie!" — für $lleyanber IL 
ni<$t f^meic^el^aft — gebe i$ mit einem „On dit" trieber. 3)ie 
9Za$t »orfcer (>atte er no$ ©efa&r gelaufen, ju »erbrennen; er 
bulbete nämli$ ni$t, ba§ jemanb bei ü)m machte. 9*ac§t« braucht 
er 2\ä)t <£in 3tinb£ols tritt ni$t brennen; er trirft e« meg. 9lber 
ba« 3ünbbolj glimmt, o£ne bafc ber 9Ute e« merft; ba« Äopffijfen 
fängt ff euer, unb ber ^ranbgerucfj ruft no<$ jur rechten 3eit ben 
&o\)ti au« ber 9?ebenftube an« 93ett. 9lm ffreitag abenb fommt 
6tiegli$ ju u)m; er fpri<$t mit u)m t>on ©efdjäften unb Äanbel 
unb SBanbel — fein £iebling«au«brudf — unb erinnert üpn baran, 
bafc er ein 93uc§ oon ©en$ nod> ni$t jurütfer&alten, welche« er 
bem 93aron oor brei Monaten geliehen fcatte. 0er alten ^ftetjen' 
borff fagt er in bejug auf einen 93anb 93arn$agen, ber neben 
feinem 93ett liegt: „Schabe, e« fehlen nur no<$ frunbert (Seiten." 
9lm Gonntag oormittag biftiert er bie 93efrimmungen megen 
feiner 93eerbigung, bie &öcf>ft einfach fein fottte, unb lieft ba* 

©eföriebene genau bur$. ©ann föreibt er felbft ber Baronin 

# 

x ) ©er 93ater, t>ermä&lt mit ßutfe, geb. $reiin ©ontarb, tt>ar rufftfd)er 
©efanbter in Ciffabon, fpäter in Berlin. 

*) ©caf Stlejranbet 9*ibeaupime »ar t>on Sugenb an mit ©raf 
SKeffelrobe befeeunbet. 

242 



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Geebach 1 ) einen 33rief. Um 4% nachmittag* verliert er 
allmählich bte «Beftnnung; abenb« 8 Uf)t entfchlummert er. 

©eftern morgen \OUt)x haben n>ir ben alten iberm bei pracht- 
vollem Detter ohne vielen ©lanj auf bem ©molenffer Kirch- 
hof begraben. 0er engliföe ©eiftliche förach in ber Slngli- 
fanifchen Kirche nur ein lurje* ©ebet. (£« folgten einige 
Örgelaflorbe, bann Gchlufcgebet. <£in 9Suffe fagte ju biefem 
einfachen 9fttu«: „Cest une farce." 

93ier ^Bochen vor feinem $obe, am 25./13. ffebruar — 
3)ien«tag in ber 93uttern>oche — fyabt no $ m ^ ^hreptomitfeh 
unb 3rau, <pleffen unb Könnern) ein unvergeßliche« Qiner 
beim ©rafen eingenommen. <£r mar an jenem §age fo ge- 
fvrächig, bafc bie (Ehreptomitfch mir nach $ifch fagte, fle habe 
ihren 93ater feiten fo gefehen. 

Kurj vor meiner berliner Äerbftreife fyattt ich ihm meine 
6chrift über bie Familie Bevern gegeben. 9<ach meiner 9*ücf- 
fehr rebete er mich fogleich barauf an: „SBtr müffen einmal 
tvieber jufammen ejfen, um unfere hiftorifchen Unterhaltungen 
fortjufe^en. SBir fyabtn noch ju fvrechen über „Oettern", 
95aoreuth, ben ^öefrfälifchen ^rieben*) ufra." darüber mürbe 

*) S)ie jmeite Tochter be« ©rafen 9*efTelrobe, bie SWutfer be« 
©eneratbirettor« ber Ä. mufif. Stapelle unb ber Äoftbeater in S)re«ben. 

•) „$)ie Familie t>. Gebern in ioannoöer unb am marfgräfli#en Joof 
&u •Sabreutt)" von &urb u. Sc^lö^er, ^ erlitt 1855. (3)er ältere trüber be« 
93erf äff er« roar üermäblt mit Cuife t>. <3Rebern.) 93arnbagen t>. Cfnfe förieb 
hierüber: „$)er berbiente 93erfajfer $at einen 6toff, ber bem erften «SSllcf 
wenig &u entfpreeben f cf)ien, ungemein glücf Xid> unb ju reifem ©eminn be- 
arbeitet. S)te ©tbilberung 3o^ann ©ottfdeb« \>. Gebern, be« ©efebtebt* 
fa}reiber« be« QBefrfälifcben ^rieben«, ift befonber« bortrefflieb, unb baß 
mir mit bem anjiebenben93Ube feiner großen unb febmterigen 2lu«fübrung 
unoermerft aueb einen bellen unb fieberen Cinblicf in ba« mübfame unb 
langwierige 5rieben«gef(bäft erlangen, möa>te icb gerabeju goetbifcb 
nennend 6tebe aueb 2it. <£entr..<23l 29. SKärj 1856. — gewann ©ottfeieb 
o. «-Webern, 1729 ©irettor be« Äönigltcb u. Äurfürftlieben Slnbib« in San* 
ncöcr, hatte bie Acta pacis Westphalicae publica (£>annot>er 1734/36) 
berau«gegeben, bie erfte oollftonbige Qarftettung Jener 93erbanb(ungen. 

243 



et Ccnbc Sanuar frant unb fo (eibenb, ba§ man fcfjon bamal« 
feinen $ob erwartete. 3)ie 93rufitt>afferfucbt fteflte ftcb immer 
beutlicber £erau«. 3$ gab bie Hoffnung auf, u)n mieber ju 
fe$en. 

Olm 24./ 12. ffebruar, Montag, ging icb gegen 4 Ityr nach- 
mittag^ am ©ommergarten fpajieren. §)ie (£j>repfonritfcb fäfjrt 
im Schlitten vorbei, läfct galten unb fragt, ob icb tyr 93iüetf 
empfangen, meiere* fte ben borgen oom $lrbeit«fabinetr tyre« 
Q3ater* au« an mieb getrieben. S)a icb mehrere 6tunben 
ni#t ju Äaufe gemefen war, fo ttmfcte icb oon biefer (Sin- 
labung ntebt«. 3$ fiel au« ben Söolfen. 

2lm folgenben $age fufcr icb Styr mit SSönnerty *) jum 
©rafen. Statt einen Sterbenben anzutreffen, fanben mir ben 
alten Äerrn äuf?crlicr> ganj unoeränbert. (fr fa§ im £>au«rocf 
in feinem grünen Kabinett. €)ort fte$t in ber einen (£cfe ein 
6ofa, in ber anbem fein $lrbeit«tifcb. Äinter letzterem Rängen 
6umoroff, Wellington, 9Sof(tni unb 6c§tller. <£r liebte nämlicb 
6c^iUcr über alle«; menn er nacb Äifftngen ging, na£m er 
oon 93ücbern frauptfäcblicb exilier« SBerfe mit. Sfteben bem 
2lrbeit«tifcb fte^en auf einem Keinen 6$ranl SDttmaturporträt* 
»on (Efcreptonritfcb, tytpaax 6eebacb unb <5rau t>. 5Salergi«. 
3m übrigen ifr ba« Kabinett einfach unb ernft, o&ne 6$mucf 
unb ^rodtf. 

Wir fpeiften in bem «einen grünen (Efoimmer, bem bie 
Porträt« be« 93ater« be« alten ©rafen unb feine« 6cbmieger- 
oater«, be« ^inanjminifter« ©raf ©urjeff, Rängen, kluger bem 
(S&epaar <E$reptomitf$, &3nneri$ unb mir mar nur noeb 
^leffen ba. 

0er QUte lieg ftcb anbertbalb Q3ttno« febr gut febmeefen, 
tranl nacb ber Suppe feinen SO^abeira, bann Moselle mousseux, 
ber ibm oortreffltcb munbete, unb afc oon ben meiften 6peifen. 
Wir tonnten im« oon unferem (f rftaunen niebt erholen, äein 



l ) Äan« t>. Äönneri$, fäd)fiföer TOnifterrcftbent in ^etertburg. 
244 



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iouffen, leine 93eongftigung, fem 3ei$en ber früheren Cetben. 
S)a« merfmürbigfte aber mar feine geiftige Stifte. S)ie jüngften 
Debatten über bie fcefftföe <5rage, bie er aufmerlfam in ber 
oon tf)m $o#gepriefenen „ftreuMcitung 1 ' »erfolgte, fomie bie 
neue &rei*orbnung u. a. Ratten ü)n alle bie §age fe&r bc- 
föäfttgt. €r erfunbtgte jt$ na$ ec^ulje-^eli^fc^. 1 ) „(£in 
(£nglänber," äufjerte er, „&at einmal einem ^reugen gefagt, 
bafc (£nglanb gerne fein Seif Government aufgeben tt>ürbe, 
menn e« bagegen eine Q3em>a(tung mie bie preuf?if$e erhalten 
fimne. Unb biefe föbne QSermaltung unb ba$ prächtige £eer 
n>iU man je$t bei SJmen ruinieren. 3)a$ lann ni$t gut ge^en; 
ba$ mufc mit einem 6taat$frreic$ enbigen." 

3e$t fam Steffen, ber immer feinen (Spafc baran &at, mi$ 
mit anberen in politiföe ©iSfufjionen ju öerttricteln unb in 
aller Sreunbfdjaft babei Öl in« $euer au gießen, baamiföen: 
„Siber, Äerr ©raf, Äerr o. 6c^löjer unb 5?önneru) »erachten 
bie ^reujaeitung'; bie finb beibe Äinber tyrer 3eif, bie nur 
,93olföjeitung' unb ,Nationalaeitung' lefen." 0a mürbe bie 
Unterhaltung — mir Ratten un$ inamifcfyen oom 3)iner er- 
hoben — erft reetyt lebhaft, benn nun mollte ber ©raf mid) 
belehren. $lu$ ädern, maä er fagte, leuchtete feine fyotyt Ciebc 
unb 93ere$rung für <preufjen ^eroor. 3Bir famen auf Na- 
poleon I. 

„Napoleon," fagte ber ©raf, „mar grofc in abminiftratioer 
unb ftrategiföer Äinftc^t; im übrigen ein Schürfe. 6ie Ratten 
ba$ felbft miterleben müjfen, mte er a- 33. ba$ arme S)eutf<$- 
lanb gemiftyanbelt $at." 3)abei mürbe ber alte ioerr immer 
bemegter unb rütfte jebe 6efunbe an feiner Frille, ein 3ei$en 
großer Aufregung bei tym. 

3$ entgegnete: „Slber 3)eutfc§lanb ift i$m inbireft oielen 
©anf fcfyulbig, benn o&ne ü)n mären mir ntdjt au« bem SDforaft 
be$ heiligen Nömiföen 9*ei$3 £erau$gefommen." 



*) Slbgeortmeter unb 6ojiatpolitifer. 

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©raf: „21$, baju mar Napoleon nicht nötig! ©lauben Sie 
mir, ba* hätte ftch alle« t>on felbft gemacht!" (<2Bte Qaxattt- 
riftifch ftnl> tiefe SBorte für ben 3Kann, ber breiig 3abre hin- 
burch fo erfolgreich mit 9Wolau« gearbeitet, fein eigene« 3Bert 
ober no$ oor feinem $obe hat aufammenftürjen fchen!) „Slber 
fo fmb bie S)eutfc$en — heute beten f»e für biefen Reiniger. " 

Obgleich ich be6 ^ifcfallen« be« guten alten ioerrn im [ 
voraus jtcher mar, tonnte ich m * r »erfagen, ihn jetjt 

ju fragen : „2Ufo ba« QBort 9Rou(feau« : Les grandes pensees 
viennent du coeur mürben Sie nicht auf Napoleon anmenben?" 

$)er ©raf (fehr gereijt): „Du cceur?l" llnb bamit ftanb 
er auf, ging rafch burch bie Stube unb fttefc oerächtlich au«: 
„<3)er SEenfch fyattt fein Äerj. llnb oon mem jlnb bie SBorte?" 

3ch: „93on 9*ouffeau." 

©raf: „9tun gar oon 9*ouf[eau, ber burch feine Schriften _ 
fo viel Unglücf in ber <2Belt angerichtet hat. SBte gefagt, Sie 
hätten S)eutfchlanb nur im 3ahre 1806 fehen müffen — tiefer 
Sammer, biefe« Glenb!" 

(Erff nachträglich ich übrigen« gehört, bafj obige SBorte 
gar nicht »on 9*ouffeau ftob, fonbern von ^auoenargue«. 1 ) 

9iachbem mir noch öerfchiebene« oerbanbelt hatten, manbte 
ftch plötzlich ber ©raf &u mir, fchlug mit ber Äanb auf mein 
5?me, fah mich grofc an unb fagte mir mit halber Stimme: 
„9hm miU ich 3(men noch al« 3hr ffreunb unb al« ber ffreurib 
Shrer Familie einen guten 9fat geben, e« ift ber 9*at eine« 
alten Spanne«. Solange biefe Söirtfchaft in Greußen bauert, 
oerlaffen Sie bie biplomatifche Karriere nicht gehen Sie nicht 
nach Berlin, um nicht in bie bortigen ©efchichten mit hinein- 
gebogen &u merben." 

3ch: „<£« ift merfmürbig, bafj, mie ich 3hnen anvertrauen 
mill, gerabe je$t fehr ftarf baoon bie 9*ebe ift, bafc ich im 
SOftnifterium arbeiten foll." 

*) SWarqui« bc ©auöcncirgue«, franaöitfü)er ^oralijl (,R£flexions 
et maximes*). 



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©raf: *9tun, bann ge£en Sie £ut. < 2lber laffen 6ie 
nt$t nxiMert, galten 6ie feine Gebert im Parlament. 3)a3 
enbet bort bo<$ no<$ bamit, ba& alle*, ma* ooranfte^t, gelängt 
nrirb. 9!fta$en Sie, bafc 6ie balb mieber megtommen, nac$ 
Bonbon ober 'pari*.* ... 

6e$r c^arafferiftifd^ mar ba« ©efic^t be« Gilten, al* oon 
ben lieben«»ürbigen $&un* bie 9*ebe mar, oon betn 9*eij ü)rer 
ff amilie, i^rc« ibaufe*, ü)rer 9?epräfentation, oon i&rer ffrömmia/ 
feit, bei welcher ©etegen&eit einer ber ^nwefenben äußerte, bie 
©räfin fei fo fromm, bafc jle immer no<$ für Öfterreic^ eine 
glücfli^e 3ufunft »or&erfage: „3)er ^eilige Eeopolb 1 ) wirb . . 
feinen Hantel über Öperreic^ ausbreiten." §>iefe ^orte 
mieber^oUe ber alte 9leffelrobe: „§)er ^eilige ßeopolb?!" 

<33ei (Ermahnung be$ tarnen« ViSmarcf betätigte er bie 
©efd>i$te, ba§ ber bamalige 93unbe*tag*gefanbte, al* er 1852 
oon ffranffurt na$ 95er(in jitiert mürbe, um bem 3aren 
Sftfolau* oorgeftettt ju merben, bie ^lufforberung ermatten £abe, 
feinen Vollbart abjuföneiben: „3$ mufc ba* miffen, benn i$ 
felbft fcabe e$ tym bur<$ 93ubberg injtnuieren (äffen." 

©er ©raf fef>te ft$ bann mit G&reptomitf$, ^pieffen unb 
Sönnern) jum 6piel. 3$ Hieb bei ber ©räftn <I&reptomitfd>; 
fie fagte mir, bafc tyr 93ater fo fetten über ^olitif unb ©efaic^te 
ber ©egenwart ober jüngften Vergangenheit fpre$e. 33eim 
(£rfd>einen be« $&ier*f$en „Le Consulat et l'Empire" ^fitte er 
eine Spenge <ffe$(er gefunben, bie 9iettei$t nur er imjfanbe fei, 
ju roib erlegen; bie &inber hätten tyn gebeten, ba* betreff enbe 
menigften* aufouföreiben, umfonft. Um fo größer mar i£r 
(f rftaunen über bie heutige Cebenbigfeit be* 93ater$. bie 
U&r auf 9 ging, er^ob ber alte Äerr oom ©pieltifö. <2öir 
entfernten un«. 93eim £>inau$ge&en brütfte er meine Äanb 
mit ben ^Borten: „9lun, mir &aben un* $eute orbentli* ge- 
babbelt; ba* ift gut. Du choc des opinions jaillit la lumierel" 

*) ßeopolb, gflarfgraf oon Öfterrei#, geftorben 1136. Gtifter oon 
Älofterneuburg. 

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<£r war in jebem Söort ber SRatm ber Cegitimität, bic er 
50 3ahre hinburch gegen bie ^ogen ber 9*eoolufion oerteibtgt hat. 

€in paar Sage fpäter fagte mir bie ©räfm Ghreptowitfch, 
bafj, nachbem tt>ix weggegangen wären, ir)r 93ater fe y r beben!» 
lieh, aber freunbfehaftlich geäu&ert ^abe, bajj er e$ für feine 
Pflicht gehalten, mich ermahnen, bamit ich nicht etwa ein 
©ironbin werbe. 

Am Sage nach 9}ef[etrobe$ Sob würbe |>ier ein ^rief be- 
fannt, ben fein 93a(er im 3ar)re 1804 an ben öfterreichifchen 
©efanbten im &aag, Q3aron fteuj, getrieben ^at: 

Mon eher Baron, 
ces lignes vous seront remises par mon fils qui vient d'etre 
attache ä notre tegation ä la Haye; laissez moi vous le 
recommander. II ne fera jamais grand'chose, mais c'est un 
bon garcon et vous pouvez £tre certain qu'en l'accueillant 
chez vous, outre le plaisir que vous me ferez, il ne vous 
occasionnera aueun embarras. 

9?effelrobe war bamalS 24 3ahre alf. 

3wölf 3ahre fpäter würbe er OTnifter ber Auswärtigen 
Angelegenheiten, um faft ein halbe* 3ahrhunbert beren Leitung 
in ber &anb ju behalten. 

S)a& er 1856, nach Abflug be« ^arifer Vertrage«, ba$ 
Auswärtige abgeben würbe, war lange bei ü)m feftgeftellt. AIS 
dafrelbajac *) 1851 anfing, ir)m oon ben saints lieux ju fprecf)en, 
^at er u)n gebeten, biefe 5rage möglichft noch fünf 3ahre 
ruhen ju laffen; bann fönne fie ein anberer beforgen. 6o 
wenigftenS erjählte mir Courier. 

3)ie rufftfehen banaler «Eeftufcheff unb Steffelrobe — jwei 
Antipobenl 

©er erftere ein SEKann ber 3ntrige unb 2üge, oon bem man 
fagt, bafc er ftotterte, um nicht oerftanben &u werben, ba& er 



x ) Sttarqui« be Coffelbajac, franaöfiföer ©eneral unb Genator, tt>av 
1844-1854 ©efanbter in Petersburg. 

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ben 6$n>er{>örigen ftmlte, um nachträglich alle« bementieren 
ju fönnen, ba& er feine biplomatiföen 9*oten obftc^tlic^ felbjt 
unb unbeutlu} förieb, meil fte bann, al« unleferlkh aurücf- 
gegeben, ber »eränberten Politiken £age entfprectyenb forrigiert 
tt>erben tonnten, unb baf? et nac*> feiner (Entlaffung ptö$(i$ 
famo« fpracty, fcörte unb fctyrieb. 3m ©egenfa$ ju biefem 
Gtocfrujfen ber beutfc^e Staatsmann — ber Vertreter einer 
ibealen '•polittf ber ©efinnung, in bereu SO^tttetpunft 3ar 
Sftifolau« I. al« 3)tftator ftanb. 9hir fann ba« <£ rfcabene mo&l 
eine 3eitlang glänzen, aber auf biefem 5?ampf»la$ irbifcfyer 
3ntereffen nicf>t burc$ allein befielen. 

St. Petersburg, 10. 9flai 1862. 

fielen 3)ant für ba« Schreiben oom 4. b. SR. <£>afi ber 
ffortföritt au« fölünmen Elementen beftefct, glaube i$ gem; 
au$ bin i$ im unflaren, ob er Regierung*- unb Skrmaltung«« 
fäfu'gfeiten befhjt. Slber oergeffen barf man nic$t, bafc bie 
Partei feit 1848 oiel gelernt fyat, gar nid>t tumultuarifö ift, 
unb baf? fie an (£inft<$t gemonnen £aben müfne, n>äf?rcnb anbere 
womöglich no$ hinter 1848 unb Sftanteuffel jurttcfge^en. 2öer 
meifj alfo, ob bei foc^en 93eränberungen fid> nic^t cuut im 
„^ortfcfyritt" politifd&e Äöpfe jetgen. Ober jiefcft 3)u $ier nur 
abffrafte« Kenten, 93erffänbni«lojigfeit für bie (Entnricflung ber 
§)inge, ^rinjipienreiterei? ^iSmarcf fcält ba« beutföe 93olf 
für politifö unreif, man müffe e« 5ur (£in&eü amingen. 

©oty ift fel;r angenehm; mir ftnb öiel jufammen. (fr er« 
5ä(>lt intereffante 3)inge au« feiner früheren (Stellung unb au« 
feiner jüngften ^nmefen&eit in Berlin. 93or a$t Sagen £at 
er mir felbft bie (frflärung gemalt, ba& er fe&r münföe, midt) 
al« (Srften f)ier ju behalten. 3$ bin barauf ni$t weiter ein- 
gegangen. §)enn mer meifj, mie je$t bie ©inge jt<$ gepalten. 
3m 3anuar fcat ^Bityelm I. entf Rieben an Qlbbantung gebaut, 
rocnigffen« für einige SWonate; bann foHte ber ^ronprinj 
regieren unb @efe$e über 9ftinifteroerantmortlict>feit u. a. unter- 

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jet^nen, bic bcr $bnig ft$ geweigert onaune^men. $lugufta 
xft ber Sluäfttyrung biefe* ^lane* entgegengetreten; e*tfrau$ 
geltenb gemalt, bafj, ba ein ©efunb£ett$grunb bie $lbbanfung 
mc$t erforbere, letztere unmotiviert unb ba^er gefährlich fein 
würbe. s 'h;n liebe ©erüchte gelangten bamalä bereits tyitxtytx; 
bie Sad)c erfchien mir unftcher. 3ef*t ^at @ol$ e* beftätigt. 
S)ie Königin iff fftuer unb flamme gegen 93ernftorff, 9?oon, 
fogar gegen ihren früheren prot£g6 Aepbt. 1 ) 3)ie ioerren 
werben faft nie &u ibofe gelaben, ba ber 5?dnig ba* Kapitel 
ber (ftnlabungen ber Königin cjänjlicb überladen $at. 3ent 
hat ^uguffe Berlin oerlaffen, weil fie in ber fteme burch Briefe 
»iel beffer auf ben S^önig ju Wirten »ermag als burch u)re 
©egenmart. 

93or brei Sagen ift ^iSmarct abgereift unb wirb geftern 
abenb in Berlin eingetroffen fein. <£r würbe (Enbe »origer 
2ßoche unwohl, gab an, nicht oor Mittwoch reifen &u fönnen. 
©ol$ lächelte unb behauptete, c£ fei oon ibm nur barauf an* 
gelegt, bie Wut in Berlin, bie 9?atlof!gfeit im ^alaiä, bie 
Hnenffcbl offeriert im 'äftinifterium immer höher fteigen ju (äffen, 
um fd)Iief3ltd) al$ ber Detter in ber 9?ot auftreten ju fönnen. 
S)abei fprtcht ^tömaref Ungeheuerliche« 1 ©anj Petersburg 
behauptet, er wolle ba« TOnifterium nur unter ber 93ebingung 
übernehmen, baf) ber Äönig ü)m oorher SMmacht ju brei- 
maliger ^ammerauflöfung gibt. Vorläufig fchwanft ber &önlg 
aber noch, biefem QBaghalS, ben er fürchtet unb bie Königin 
hafct, bie Ceitung anauoertrauen. 2 ) 

*) o. b. Äeobt, ftinonaminifter im SOttnifterium bei «Prinzen &u 
Äopenlof)C. 

8 ) Slm 22. «aftai, auf ber ffrfipJobrSparabe, teilte ber Äönig «SiSmorcf 
bie Ernennung jum ©efanbten in <pari$ mit, bot u)n ober, ouf bem 
Qutotoel $u bleiben. Stm 17. 3uti 9ing «EiSmorcf nod> 93iorri$. 2lm 
18. September erhielt er 9?oonS betannte* Telegramm: „Periculum in 
mora. D6pechez vous." 9lm 23. September erfolgte bie (Ernennung 
jum interimiftifepen Q5orfi^enben bei Gtoottminifterium«, om 3. Oftober 
1862 jum Sttinifterpräfibenten unb Sfttmfter be* SluSmärtigen. 



250 




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6t Petersburg, 12. Sunt 1862. 

Vorige 3Bo$c brannte e* jeben Sag an »ergebenen 
eteUen ber ©tobt; in ber SemSfaja brannten swanjig bi$ 
breiig ioäufer meber. 3uglei$ würben bur$ anonyme • 
<23ranbbriefe »eitere ff euerföäben in Slu«|tc$t gefteEt ^ftngft- 
montag £atte id? mic$ foeben um 6 lltyx mit @ol^ jum <£ jfen 
gefegt, als ein Liener un* auf parle 9tou$wolten aufmerl- 
fam machte. 

Um 7 £lf>r brang bie 9?a$ri$t ju un$, baß ber 6$tf$ufuv 
5)wor in flammen fte^e; an Letten fei nic^t ju beuten. $11$ 
id> bort um 8 U&r eintraf, brannten fämtltctye an ber ©fabowaja - 
gelegenen 9ftagajine jene« 3)worS, welcher bem ©rafen $lprarin 
bisher eine jährliche 9\et>enue oon 200000 0\ubel abgeworfen 
$at, unb bejfen 17000 <23uben in wenigen 6tunben ein 9?aub 
ber ff lammen würben. 3)er Äaifer war foeben t>on 3arSfoje 
. eingetroffen unb £atte auf bem Äof ber ^ant <pofto gefa&t, 
um fie ber Rettung ju empfehlen. 5)ie 93an! ift au$ oerföont 
geblieben, obgleich nur ber ibof unb bie 6fabowaja fie oon 
ben fflammen trennte. (£benfo ift bat ^agenforp*, biefer 
ehemalige ^ala^o ^öoronjoff, ben 9?aftreQi aufgeführt unb 
wo ^rinj ioeinric^ 1772 wofcnte, oerföont geblieben, tro$ 
ber 9iäl;e be$ (Scfytfcfyufin - 3)wor, oon bem er nur burc$ bie 
$fc$ernif$effffaja gerieben ift. 2lber ba* SDftnifferium be$ 
Snnern ift »olljtänbig aufgebrannt, einzelne Slrctyoe finb 
gerettet. 

Snjwtföen war ba* ffeuer föon jenfeit« ber ffontanfa im 
Äol$magajin ©romoff«, bef reiben ^aroenüf, aufgebrochen,, 
»erbrettete fi<$ über ben $rou)fi. c pereulol bi« jur «©labimtrffaja 
unb erfüllte au$ bort bie ganje 93et>Mferung mit 6$recfen. 
3n allen ©trafen fafc man lange 3üge oon Söagen, bie mit 
ben Äabfeligfeiten ber 93ebro(>ten gefüllt waren, flnactylige 
ffrauen unb ^mber lagen auf ben 6tra§en £erum unb fugten 
ft$ Cager für bie 9*ac$t &u bereiten, ©lücflicfcerweife toar ba« 
^Detter milbe. 

251 



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©egen 11 ilh* ftieg ich mit 9?et>ertera *) ouf ben §urm 
ber ®uma, 2 ) Don mo ttür ba$ ganje ffeuermeer überfein 
tonnten, ^rachtöoH jeichneten ftcb am blauen ioimmel bie 
<fflammen unb qualmenben 9?aucbn>otten ab. 

<©aß alle biefe Seuer planmäßig angelegt jtnb, ift jtcher. 
$ftan metß, baß bie Vranbfttfter eine braune tyfyoiptyoTmattxk 
t>ertt>enben, bie fleh, auf ioolj gefömiert, nach Verlauf einiger 
3eit oon felbft entjtinbet. $luch unterliegt et feinem 3n>eifel, 
baß bie 93ranbftifter nicht bem gemeinen 93olf angehören, 
fonbem eine geheime polttifcbe ©cfeUfchaft bilben, bie burch 
fortgefe^te 93ränbe bie ^apitaliften ruinieren unb bat Proletariat 
oermehren nrill, um bann mit Äilfe bet (enteren »eitere Um- 
roäljungtpläne auszuführen. $lber entbeeft ift noch {ein ein- 
ziger, obgleich iounberte t>on SDRenfchen arretiert finb. 6eit oor- 
geftern Reffte man burch Einführung bet <5tanbrechtt bie £eute 
ein&ufchfichtern. 3) och [eben am felben $age bat et an &n>ei 
©teilen gebrannt, unb bie im *>oraut annoncierten 93ränbe 
in ber ©aleerenftraße unb ber SKcfcbtfchanffaja, bie auf geftern 
angefe^t maren, fmb nur burch 3ufall rechtzeitig erffteft morben. 
3n beiben Straßen hat man, tro$ ber föärfften polizeilichen 
Qlufpc^t, jene unheimliche Vranbmaterie auf &olztt>änbe 5U 
furnieren gemußt. 5?ommt ber plan, bie $amofchnja 3 ) anzu- 
werfen, jur Ausführung, fo ift bie 93örfe bankrott. 

3)ie <5tabt ift natürlich in unbefcbreibltcher Aufregung; 
jeber benft an bat, mat noch kommen fann. 3)ie Polizei ift 
oerboppelt; alle ©mornift §ag unb 9la<ht auf bem Soften. 

©aneben jeigt (ich &on neuem im Öfftjierforpt ber ©arbe 
ein bebenfttcher ©eift. 93eim ©arbe«6apeurbataillon finb brei 
bit mer Offiziere ber Verbreitung verbotener 6chriften ange- 

l ) <5riebri<b ©raf^eöertero^alanbra^ffcrreic^if^ereegationÄfefretär. 
<5päUv ott «Botfcpafter beim äeiltgen <3tu$l »ieber mit 6$löjer &u- 
fammen, bem Vertreter ^reujjen«. 

*) Gtabt&au*. 



») ®a* Solkau*. 



252 




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flogt; bei 3«mailoff $at ein Ofpjiet offen Slufru^r geprebigt. 
Sine 5?ommifjton ift emftg mit Unterredungen bef$äftigt. 
Äeute ift ©raf 9*ofton>joff, ff Ifigelabjutant beS 5?atfer$, arretiert, 
©er ^aifer »eint ben ganjen §ag. ( 2Baffiü ©olgorufi, ber 
(Efjef ber geheimen ^Polijei, n>itl in feiner 9*atlo(tgfeit al(e$ 
t>ertufc&en, bamit <£ uropa feine föte<$te Meinung *>on 9*ufjlanb 
befommt; Gumoroff, ber no$ am ^ftngffmontag vormittag 
bei ©ol$ mar unb i()m fagte, bog „bie Unru^eftifter je$t Hein 
beilegten unb ben 6$mana jtpifc^en bie «Seine sögen", baUt 
feit Montag abenb bie ffauft t>or 3öut, feine 93ranbftifter 
attrapieren ju fönnen. ©enug, bie 3öirtf<$aft ift ganj tott. 

Unb abermals erwartet man eine neue «Sra: am $age ber 
^aufenbjabrfeier be« 9?ufpf^en 9tei$e$ in Stomgorob. 1 ) 

Sn^mifc^en führen bie Oftfeepromnjen ein »orläuftg ncd> 
märdjenbaft rufcigeS ©afein, $luf fie unb auf ffinnlanb fte^t 
ber 9*u|fe t>oH Sfteib. Ö3efonber$ ba$ ©eutfötum refyt i{m, 
baä fid) unb feine Snftitutionen jäfc erhält unb bo$ jugleic^ 
in aller 6tttte fulfureü, geifrig unb mirtfäaftlidj fort [errettet. 
*2lngeft#t$ be$ ermaefcenben flamiföen 9tationalgefü£l$ fann 
bie beffere 93ern>altung ber baltiföen ^rouinjen &u einem Der- 
$ängni$t>ollen ©ut merben. ©er 9*uffe bleibt tro$ aller 2*er- 
golbung ein barbariföer 9*omabe — ba* mogenbe ^ornfelb 
be« f(et§igen 9*ad>barn reijt feine Äabgier. 

<}Mr$ ift nun für $ier ernannt, unb i$ werbe n>of>( in 
&tt>et bi« öier 3Bo<$en abgeben, um in ber SBityelmfrrage $u 
arbeiten. 60 menigften* föreibt §&eremin, ma$t mir babei 
aud? ben 93orf$(ag, al$ (frfter nad? Äonftantinopel 511 getyen, 
maS icf> natürlich ni$t tun merbe. @ol$ ift über bie ganje 



*) 3tn 3abr 862 f#Iug ber ton flatt>ifc$en (Stämmen herbeigerufene 
Waräger 9Rurif feine 9?eftbenj in 9lott>gorob auf unb beberrföte bie 
beutigen ©ouöernement* 9?ott>gorob, 6t ^eteräburg, ^ffoff unb (Sftlanb. 
91m 20. September 1862 tturbe bie <£rmnerung*feier mit großem tyomp 
begangen. Slteranber II. gebärbete ftcfc al« ^rimaS aUer Glatten. S)ie 
neuen Reformen änberten in ber Äauptfacfye wenig. 

253 



Oigitized 



Einrichtung fehr ungehalten, »eil tt>ir beiben un* fehr gut aer« 
tragen fabtn unb faft ben ganaen Sag jufammen finb; auf 
einige Kapitel barf man ben guten ©rafen nicht bringen, benn 
er ift boch fo fonferoarto, ba& er in biefer argen 39elt noch 
fchlimme Erfahrungen machen mirb. dluv in ganj unberufnen 
Momenten flüftert er mir ju: „§)a$ einzige Element, mit bem 
nur je$t gegen baS $lu$lanb und rühmen fönnfen, ift boch bie 
fompafte 9ttaffe ber ffortfchritttpartei." 

^Daä ich im Sftinifterium neben 9*an|au, *21befen unb 
ioepte 1 ) machen fott, n?ei§ ich noch nicht Dorf) ba£ toirb ftch 
fchon entwicfeln. Einfrmeilen fchretbt SSttohrenheim, ba§ ©runer 
auf bem beften 9Bege ift, oerrüctt ju merben, unb bafj bie ner- 
»Öfen tfopffchmerjen <23ernftorff« auch bebenflich feien. Ab- 
berg bereitet nun fein £ager in 'Pari* unb Jftffeljoff foricht öon 
Abgehen. 

93on 95i*marct $attt ich einen «Brief. Er ift 

über feine 3ufunft im «©unfein — ^ari* ober OTmfterpräflbent. 
Er fchretbt: 2 ) „3ch fäe noch immer tote ber 93ogel auf bem 
3)ache . . . Barometer in ^olitif fleht tytt auf ,beftänbig', 
bie £ofung ift fonfen>atto, öolibarität ber ©pnaftien, behalten 
tt>a$ man hat, Sppu* ber 95efriebigung unb $lchtbarfett. 9?u{j« 
lanb unterfchä^t man unb ttberfchä|t ben Effett feiner ^rifen. 



Steine guten Schlöjer«, 
am 1. 3uli 1857 erhielt ich ba$ Seiegramm meiner Ernennung 
jum eegattonSfetretär. %n 1. 3uli 1862 habe ich £egation«- 
ratäpatent mit Slufforberung befommen, „perfönlich, unter Vor- 
behalt toeiterer Vermenbung im ^uSlanbe", im 9Dfömjterium 

- 

») 3>ie ©e*. ßegation«räte Heinrich *be!en (t>ormal* ©efanbtfcbaft«. 
prebiger) unb Äepfe (©pmnaflaUe&rer au* Wen, feiner franaöfifa>en 
eprac^fennfniffe megen in« gjtfniftertum übernommen). 

») «rief »om 7. 3uni 1862. 




6t.<peter«burfl, 3. Suli 1862. 




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Digitiz-ed by 



in ber politiföen SlbteUung ju arbeiten. 93on ©ortföafoff 
üerabföiebe i$ mi$ morgen in 3ar$foje, unb in &e$n bis 
jroölf $agen jie^e icf) ganj ab. 

'Siämarcf föreibt mir au$ ^ariS : *) „5)er J^atfer, bei bem 
i$ gepern in ffontainebleau frübftücfte, gebt am 10. nac^QMc&ö; 
er erjä&lte mir auf einer langen, einfamen «promenabe ötet 
3ntereffante$, aur ^offforrefponbenj nic$t geeignete*. SlUe 
©erüdjte über feine ©efunb&eif jinb falfc^, er ifif fo mo^l n>ie 
je, etma« mejtfomübe, fonft geiftig unb förperlicb rüfrig; fie 
$at ft# feit fünf 3a$ren w>d> embefliert. . . 3$ $öre, <pirc$ 
ift nun bo$ ernannt. 

3$ fann alfo hoffen, 6ie in Berlin »ieberaufe^en. 1 * 

x ) Skief t>om 29. Sunt 1862. 



255 



Briefe aus 93erlitt^oJ>ett$agett 

1862-1864 

Am 16. 3uli »erlief Äurb t>. 6chlöjer Petersburg, ging 
aunächft nach ßübeef $um <23efuch feiner Butter unb ©efchmifter 
unb bann nach Berlin; bort arbeitete er oon <£nbe be$ Sftonat* 
ab in ber politiföen Abteilung be« SflinifteriumS ber Aus- 
wärtigen Angelegenheiten. Am 26. Auguft begleitete er feinen 
<££ef, ben SKinifter ©rafen SSernftorff, nach Doberan, tt>o ber 
^önig alljährlich feine 6chmefter, bie ©rofcherjogin Aleranbrine 
»on SEftectlenburg-Schwertti, $u befugen pflegte. 



foeben ©einen 33rtef »om 2. erhalten. 3m TOnifferium fu}e 
ich fo feft, ba£ ich vorläufig in ber SBoche Berlin nicht »er» 
laffen möchte. 9tur an einem Gonnabenb nachmittag biö 
Montag früh toärbe ich abfommen fönnen. 6omtt nehme td? 
ben nächften 6am$tag für 6tettin in AuSficht. 

©eftern follte ich 93ernftorff ganj en famille foeifen, 
mußte bie (Einlabung aber ablehnen, ba ich f* on meinen 
alten Gelaunten Porter, Attache bei ber englifchen ©efanbt- 
fchaft, angenommen hatte, too ich SXKohrenheim *) fanb, ber ein 

*) <33aton Slrtur SKohrenheim, ber foätere ruffifche «otfehafter in 
^ari«. 

256 



Berlin, Sluguft 1862. 
Montag morgen 9 U$v. 



©uter 6chlöjer, 




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fehr unterrichteter SWann ift, aber auch mit aller ©eroalt brillieren 
null. Mittwoch war ein atterliebfteö Keines Qtner auf 93abel$- 
berg, um 2 Ufyt tyn, um 5 8 /* ll^r ttrieber fykx. Sonnabenb 
fpeifte ich bei ©rimm au$ 'Petersburg, ber in ©emcinfchaft 
mit feiner ©attin mir »iele ©rfifce für 3)ich aufgetragen fyattt; 
im übrigen brachte ich ben Sag mit ÄönneritjenS au, bie abenbä 
nach Petersburg abbampften. Äeute abenb bin ich mit ber 
japanifchen ©efanbtfchaft r ) bei «Sernjtorff. §)a* ferne Slften 
in Berlin! Welche ^erfpettiüen eröffnen jlch! 3$ fann mir 
bie SBühelmftra&e im großen SBelrjufammenhang noch nicht 
recht beuten — ber Äorijont ift ju eng, ba$ ganje £eben ju 
geheimrätfich. 

borgen bei Meters ufn>. Qu fiehft, bafc e£ ttrieber fytip 
hergebt. 0er ftronprinj lub mich cirt / beftellt mich ö ^ er wieber 
ab, weit (fntbinbung erwartet roirb, bie freilich noch nicht ein- 
getreten ift.*) 

(Ehreptoroitfch ift nach 3Barfchau telegraphiert worben, roo 
er bei Stonftantin Oberhof marfchatt »erben foH. 

Wan fpricht hier in fompetenten Greifen noch immer »on 
<8i«marcf al« ^tnifterpräftbent, 

&eiligenbammbei Doberan, 2. September 1862. 

<£$ ift hl" mirfüch n>unberbar fchön. 5)a6 2fleer hat ein 
93lau, roie ich ber guten Oftfee gar nicht zugetraut fyattt, 
unb babei 'Buchen, rote ich f ie meinem £eben nicht gefehen. 
211« ich geftern »or acht Sagen t>on WKpp SBilhelm 8 ) Slb- 
fchieb nahm, um &u SSemjtorff jum See $u gehen, hatte ich 
feine 2lh nun & bafj ich festeren hierher begleiten foHte. dxft 

*) 9lm 24. Sanuar 1862 hatte «Preufcen für fleh ben Solloerein 
burch ©raf ^Ulenburg einen Äanbeläoertrag mit 3apan abfchlie§en 
laffen. <?$ mar bie erfite japanifche ©efanbtfchaft, bie bamalä mehrere 
europäiebe Äöfe befuö)te. 

*) ^rinj Äeinrich mürbe am 14. Sluguft 1862 geboren. 

*) Senator 92B. «pleffing in eübect. 

»,60108er, «peterfburflfr «riefe 17 257 



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bort fp&t abenbS erfuhr i<$ bte $o$e ^efftmmung. 3lm ©ienStag 
abenb 11 Hb r bampffe icf) mit bem Äöntg unb bem ©efotqc 
ab. 93on joagenoto führte un$ ein nächtlicher (jfrtrajug na$ 
9?offocf. ©ort mar bei unferer Qlntunft, tro$ ber frühen 
Sftorgenfhmbe, aUeS auf ben deinen, ©er &$nig mürbe mit 
ftarfem iourra betrügt, ma$ befonbcrS beörpalb auffaUenb ift, 
meil eine gleite Gtyre bem ©roftyerjog oon ben al$ „©emo- 
traten" oerförienen 9*oftotfern nie &ureU nrirb, nrie un* $ier oon 
ben eingeborenen Magnaten ergäbt morben ift. 

©er ^eilige ©amm, ber etwa eine fcalbe Gtunbe oon ©oberan 
entfernt liegt, befielt au* bem JSur&aufe, jmet groj#erjogli$en 
„«palaiS" unb einem ©ufcenb „GottageS", bie oon ben baben» 
ben Familien bemo&nt »erben, mit (EottageS aber fo Diel 3lfm» 
licfcfeit fcaben tote ein englifdjer Ääfe etwa mit ber Sonne. 
3n bem einen ber „^alaiS" toaren mir geftem jur oernrirmeten 
©roffterjogin, ber Sctymefter be$ Königs, jur §afel „befohlen", 
jufammen mit ber oermitmeten Äerjogin oon Wittenburg, Sc&toeftcr 
be$ oerporbenen ©rof#crjog$, unb bem aus einem alten j&of- 
fräulein t>. Stenglin unb einem 5?ammer^erm o. 3Rin<f be- 
fte&enben Äofpaat. 95ei ber ©roffteraogin felbft ift Schöning« 1 ) 
Scheper ioofbame, unb ber OberfcofmarföaH o. 6tenglin ift 
ber Sojm unfereS alten ßübeder SSammer&errn.*) Seine <5rau, 
eine geborene 9*eftorff, fort$t oiel »on £übe<* unb bem föonen 
Qlufjern unb ben ^rebigten be$ feiigen °paftor ©etbel. 8 ) 

9to$bem i$ nun alle Sflügtieber be« ioofe« aufgejät>tt 
(>abe, fltyle i# mic^ in ber richtigen ©oberaner Stimmung, in 
bie ft<$ unferein* ni$t fo leicht &ineim>erfe$en tarnt. <£« ift 



*) S)e« <Sriefföreiber$ 9W$te, Olga o. Sc^töaer, n>ar mit Sftajor 
o. Schöning oermä&lt, ber 1870 aU ^ommanbeur beS 2. 6$lef. ©reit.- 
9*eg. 9fr. 11 infolge ber am 16. Sluguft bei ©orje erhaltenen 93em>mv 
bung geftorben ift 

*) Otto Sreu)err o. (Stenglin, 3>otw)err oon Cübecf, metflenb.'föw. 
Äammerberr. 

•) 93ater be* S>tc$ter«. 

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burü)n>eg ber ©uft be$ vorigen 3a^unbertt, ber ft# in biefem 
fleinen Fintel Europa« in fpafftaftefter 9Beife ju erhalten fu$t. 

93ormittag$ fte£t man fid^ menig; man babet unb ru$t. Um 
l 3 /« ttfyv ertönt ein &anonenf$tag, tt>elcf>er bie ©efeflföaft 
baran erinnert, bafc um 2 £tyr bie $able b'&ote im Äurfaal 
beginnt Unb faum ift biefer 6d>lag erfolgt, fo fefjt ft# alle« 
in Bewegung. ©a sieben bann bie 93ülom3, bie SDklSaJmS 
ber t>erföiebenften Linien unb Käufer, bie &arborp, bie 
6tenglin$, bie BlÜc^erS, bie Oerzen, bie Reffen, aUeS im 
tfvacf mit ben um>ermeibli$en jroei ©olbfnöpfen, bie blonb- 
gelocften $ö$ter unb Stauen mit mallenben Äletbern unb 
reijenben ©aribalbü)fiten — alle« fc§tt>arj«tt>eifj — in 93emegung, 
um tyrer leiblichen 9?a£rung nacfougefcen. 3)a$ ©efolge beä 
£önig«, a$t tafelfäljige ^erfonen — jmei 21bjutanten, ber 
alte Äabinettflrat 3llaire, ioofrat 93or(f, ba* Sttilitarfabinett, 
ber geibarjt unb t<$ — bilben bie „preu&iföe dtät". ©er 
^öntg fpetf* Jeben $ag bei feiner 6c$n>efter. üm 3 Ufr ergebt 
ft# bie ©efellföaft, um auf bem 9*afenpla$e t>or bem „^alai*" 
ben Kaffee ju nehmen. 

tiefer Kaffee ift fe&r ptfant. ©er 9*afenplat* mit feinem 
93li<f auf ba$ nmnberbar blaue SDfaer, an einer Geite *>om 
<2öalbe begrenjt, beffen 6aum pinienartige Buchen mit blenbenb 
graufilbernen £o£en Stämmen bilben, n>ie id) jlc in meinem 
£eben ni$t gefe^en, auf bem 9*afen felbft malerifc^e Blumen- 
beete, niebrige 1 ) — 

* 

©er preufjiföe 93erfaffung«fonflitt fpi^te fu$ immer me$r 
ju. ©er tfomg fafc, o&ne Äilfe in biefem 6treit, nur no$ bie 
2lbbanfung t>or ftc$. 

3M6marcf £atte bei feinem furjen $luf enthalt in £onbon 
im 3uli 1862 ju ©iäraeli gefagt: „3$ merbe binnen furjem 
genötigt fein, bie ßeitung ber preufciföen Regierung ju über« 

J ) £>ier bricht bw nur im 93rud)ftücf »orfcanbene 33rief ab. 

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nehmen", unb bann feine ^piäne über Öjterreich* unb §)eutfch- 
lanb« (Einheit entwicfelt. Vorauf SMSraeli ben (fnglänbern 
jurief: „6eib auf ber S>ut oor biefem SSflann! (Er glaubt, 
n>a* er fegt." 

Am 18. September erhielt ^ttmaref in <?>ari$ 9*oon« be- 
kannte« Telegramm: „Periculum in mora. D£pechez vous." 
Olm 23. September erfolgte feine Ernennung jum intertmiftifchen 
93or ji$enben beS StaatäminifteriumS, am 5. Oftober jum SD^iniffcr- 
präftbenten unb SERtnijter ber Auswärtigen Angelegenheiten. 

Über ben neuen SDtfnifterpräfibenten, beffen 9lame mit 
9Seaftion unb Sunfertum oerbunben mar, feien bamalä, auch 
t>on befreunbeter 6eite, bie Jeftigffen QBorte. ©uftao Sreutag 
nannte u)n einen mahn finnigen Schürfen; bie t>on ©eora, t>. 93incte 
unb bem ßiterarhiftorifer 3ulian 6chmtbt beeinflußte „berliner 
Allgemeine 3eitung" fchrieb: „AIS ein ßanbebelmann »on 
mäßiger politifcher 93ilbung, beffen (Ernftchten unb SSenntniffe 
fleh nicht über ba* erheben, ma* ba* ©emeingut aller ©e- 
bilbeten iff, begann er feine Caufbahn. Gr trat in feinen 9*eben 
fchroff unb rücfftchtSloS auf, nonchalant bis jur Srfoolität, mit- 
unter nri$ig bis jur Derbheit — aber mann ^ätte er einen 
politifchen ©ebanten geäußert ?* Seine auswärtige ^olitif er» 
fchien jur Unfruchtbarkeit oerbammt. 6ogar 9Roon fprach oon 
„geiftr eichen (Ejfurfen". 

Schleper, ber mit ^SiSmarct feit bem 3a$r 1860 perfim- 
(ic^ burchauS freunbfehaftlich ftanb, mürbe je$t oft oon ü)m ein- 
gelaben ober fie aßen jufammen bei Schott „Unter ben £inben", 
balb allein, ba(b 51t britt mit bem ©efceimrat ^^eremin auä 
bem TOnifferium ber Auswärtigen Angelegenheiten, ^Bieber- 
holt fchrieb ber trüber, wenn er in Berlin war, hierüber nach 
ioaufe, wie 5. 93. am 12. 9cooember 1862: „&urb mar geftern 
mittag bei «BiSmarcf mit $heremin ganj allein/ Aber — tro% 
ber magnetifchen Anziehungskraft, bie «SiSmarcf auf Schwer 
ausübte, tonnte auch tiefer ftch boch nicht enthalten, in feiner 
manchmal braftifchen Art „OttoS" ^olitif $u fritifteren; noch 

260 



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weniger war er bereit, beflen „Slbjutant" &u »erben. 3£m fiel 
ein 9Hp t>on ber 93rujt, al« biefer Soften mit bem ©rafen 
^3i*mar<f-93o^en befe$t würbe, 

Berlin, 25. (September. 
„Otto" alfo am 9?uber! 3$ wu&te e« t>or&er. Seit 
feiner 51 n fünft $ier wieberfcolt mit tym jufammen, auf einem 
5)iner bei Bernftorff, langer Spaziergang, bei 6(bott ufw. 
$11« er au« Babenberg tarn, traf ic§ if>n au$; er fagte in 
ganj mertmttrbigem $on: „3$ fürchte, man fcat mieb ein» 
gefangen!" 

(£r maebt aller&anb $lnbeutungen, will mid> £eranjie£en. 
3$ biege immer au«. 3$ Hann mieb niebt mit ioaut unb 
£aar verlaufen. 5ür einen Silasen paffe i# nic^t. 

«erlin, 5. Offober 1862. 

©uter <23ruber! Äier noeb immer ftarfe ^rife. 33i«marcf 
fpielt na$ allen Seiten bin Äomöbie, »erfuc^t ben Äönig unb 
alle ^arteten etnjufcbttctytertt, um eine Bereinigung ber »er- 
gebenen Stiftungen ^erbeijufü^ren. Borgeftern £atte er • 
^eremin unb mi$ jum (Sffen bei Schott im tieinen 3iminer 
eingelaben, wo wir Diel Seft tränten, ber u)m feine t>on 9Jatur 
lofe 3unge noeb me$r löfte. (Er freut jicb, bajj er alle 9öelt 
etwa« hinter« Cicbt füf;rt. 5)en 5*ömg fuft er teil« felbft, 
teil« bureb anbere (Stnflüffe jum Stacbgeben in bejug auf bie 
jwetjäbrige SMenjtjeit ju bewegen; bem Äerren^aufe gegenüber 
fteüt er bie t>on i$m projezierte 9*ealtion in fo föwarjen 
ffarben &in, ba{j — wie er meint — bie Joerren felbft Slngjif 
triegen t>or ben 3upänben, bie er eoentueH ^erbei^ufü^ren ge- 
fonnen &u fein oorgibt 93or ben Herren ber 3weiten Cammer 
tritt er balb fe&r ftramm auf, balb fo, bafc ffe feinen Söunfcb 
aur Vermittlung burebriefen follen. 5)ie beutföen Kabinette 
enblicb maebt er glauben, baf? ber Äöntg nur mit Wltyt ben 
<£at>ouri«mu« feine« neuen SDftnifter« ju jtigeln vermag. 3)a« 

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läfct ficfr nicfrt leugnen, bafc er bis je$t burefr feinen ©etft 
unb feine 93lu)e imponiert C'est un hommel 

3n welcher 6timmung ber &taig »on 93aben freimgefefrrt 
ift, toeig icfr noefr niefrt. (Sin neuer 93ermittlungSoorf<$lag ifif 
neuerbtngS *>on ©neift 1 ) gemalt; wenn ber &ömg in ber 
SKenfoeit ein bifcefren nachgibt, fo ftnb 9?oon unb 33iSmar<! 
bie erften, bie barauf eingeben; in biefem <5all lönnen fte ber 
Cammer „materielle" Äonjefftonen in ^uSftcfrt ftellen, unb bann 
befommen fie — ofrne 3tt>etfel — bi« 1863 Ärebtt, fo ba& pe 
33ubget unb SDttlitäröorlage ausarbeiten fbnnen. 9?oon ift 
auf 9}a<#gcben vorbereitet, unb bem guten SSiSmard ftnb bie 
detail« «©Urft. 

©eneraltonful $$eretmn foll au« SBarfcfrau fort. ©ol$ 
i)at mid) als einzig möglichen ?cad) folger beriet)« et; ttf? frabc 
mi$ aber fefron unter ber ioanb auf« aüerentfc^iebenjte für bie 
(S^re bebanft. 

3n Petersburg ftnb föon 6 ©rab teilte unb ©cfrneegeffo'ber 
gemefen. äier täglich ftrembe unb ffreunbe; ilrfüHS, «per* 
ponefrer, ©eorg (Surtiu* mit $rau ufw. 

«Bertin, 1. Februar 1863. 

SReto guter 6$(&serl 

Söir fraben eine fefrr aufgeregte Sßocfje hinter uns, fittb 
aber freute noc$ ebenfo flug tt>ie oor aefrt fragen. 

6onntag, 25. Sanuar. SMner bei 9SacarniSfi*) mit bem 
alten 3ünglen. 8 ) Gelange oon <politif bie 9*ebe toar, frielt *<$ 
ben SQtunb; ber eine überbot ben anberen bur$ ertraoagante 
Slnjlctyten t>on Sluffrebung ber 93erfaffung ufn>. 



*) 9tub. ©neift, 9*ed)t«gete$rter, OTttgtieb beä Slbgeorbneten&aufe*, 
einet ber erften 9?ebner ber liberalen Majorität, jeooc^ immer bemüht, 
bie SRögli^feit frieblic&er SSerftänbigung offen au galten. 

*) SltpanafluS ©raf StacjonStt. 

») 3o^. Gfcriftian Süngten, Chirurg unb 9lugenarjt. 

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Sülontag, 26. Soiree bei %:nim- «Boizenburg. 1 ) <23l$- 
mard war jur Vorbereitung au ben Parlamentären 
Laufereien auf ber Saab im ©runemalb gemefen unb er« 
*äfclte mir mit großer (Genugtuung, bafj er ftd) fefcr mofct 
fü^te, unb ba& er bem Äronprinjen ein Sttc^lein »egge- 
fäoffen £abe. 

S)ien$tag, 27. Von 972 Ityr an patroullierte t# oor 
bem ^Ibgeorbneten^aufe auf unb ab. Um 10 Ityr lam Viä* 
manf mit gelber ©eftctytäfarbe unb fo präottupiert, bafj er mi<$, 
obgleich icb auf bem £ rot t oir ihm entgegenkam unb ir>n grüßte, 
triebt erfannte. Lebe be$ Referenten Söbel,») Söalbec* 8 ) uf». 
VWmard fpra$ Diel geläufiger al* im Joerbft. 5)amal$ ftotterte 
er gerabeju unb t>ern>i<felte in jebem Sa$, benn er &atte 
no$ jtoei ^ferbe gefattelt unb nmgte nietet, ob er na<$ re$t$ 
ober linf« mit bem Könige reiten »erbe. S)amal$ n>ar er au# 
no$ — in meiner ©egentoart — ftu)l gegen £leift«Re$ou>. 4 ) 
3e$t aber iff er mit letzterem ein iöerj unb eine ©eele. £)ie 
äufcerfte Partei ber „S$reu$-3eifung" £at Ü)n ganj in tyren 
Prallen — er glaubt &u Rieben unb er wirb gefd&oben; je|t 
bat er nrieber bie Stellung üon 47, 48 unb 49, (ann ftc^> rfidf- 
baltlo* unb rüd)I$t$lo$ au$fpre$en, unb ba fe^lt tym ba$ 
^ßort nietyt me$r. 

SWitttoocfc, 28. $rü& 10 £l$r al* Seuge t>or ®eri<$t 
am Sftolfenmarlt in 2lu$n>anbererfac$e be$ Agenten Ceoinfon. 
S)ann Äammeroer^anblungen. 

Äerr x>. Settau, Sltta^e unfere« @eneral!onfulat« in SBar- 
föau, ift angekommen, um &ier perfonli$ über bie ßage 93eri$t 



*) ^2Ibotf ©raf ». 2lrnim-93ott)enburg, ehemaliger 6taat$minifter, im 
&erreM)ou$ ^ü(;rer ber Äonferöattoen. 

8 ) fieinrid) t>. Spbel, äiftorifer, gehörte al« Stbgeorbneter jur Op- 
pofttion. 

*) 'S. $*anj Ceo SBalbed, £auj)tfü&rer ber r»reufnf#eit 3>emofratie. 
«) Äan* &U90 t>. 5$leift-9?e&ow, $fl$rer ber Slltfonfert>attöen, n»ar 
1850-1857 Oberpräjtbent ber 9tyeinprot>tnj. 

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^u'erftotten, 1 ) ba <Po\t unft^er unb Telegraphen jerriffen fmb. 
©eneral 9?amfatt in SBarfd&au $at tym gefagt, bie 3nfurgenten 
feien 15000 SWann pari, fcaben an 14 Orten Waffen geplfinbert 
imb Waffen geraubt 9?amfatt meint ferner, bafj jebenfaü« 
brei Monate erforberli$ fein mürben, um bie 93er^ä(tnijfe §u 
orbnen. 3n <2Darfc$au, mo bie Regierung einen Goup erwartet 
unb bzöfyaib bort Truppen jufammengejogen bat, ift alle« rubig 
geblieben ; ba$ fcaben bie 3nfurgenten fölau berechnet unb auf 
bem von Truppen entblößten platten £anbe agiert, Kommanbant 
von 9Roblin*) bat ben ©efcorfam veroeigert. 6pione bt$ in« 
Kabinett be« ©rojjffirften. 8 ) 5)ie Bewegung nrirb jtc$ tva&rföein- 
lid) nietyt nad) Sßeffen, fonbern naef) Offen unb Litauen au«be£nen. 
<3)en Muffen fefclt Kavallerie; <£lifabet&grab,ba« ioauptfavallerie* 
bepot, rft tvett, unb bie Sa&reäjeit jur SWobilifterung f$le#t. 

S)ie SWieroflatt)«fi-bemorratif^e gartet agiert; bie ^ar- 
tortefi-ariftofratiföe Partei ift gegen biefe (Erhebung. 

3ftittag«5H&r SKner bei 93i*marcf mit 5rau v. Slrnim. 
Äröc&lenborff, <23i«marcf« 6c$mefter, unb #leift-9*e$om, ber 
mit <23i*mar(f« 9?eben fe&r aufrieben mar unb meinte: jie freien 
wie eine eherne 3ftauer ba. Slllgemeine* ©eftf>impfe auf bie 
Kammer. 6$ul5e--3)elu)fö 4 ) mürbe al* talentvoll anerfannt. 
Äauptmut gegen 93ir$om, 6 ) ber ^iämaref perfbnlic^ angegriffen 



*) S)er polniföe Slufffonb oon 1863 tt>ar burtb bie oon 9hi§lanb 
angeordnete Ovcfruticrung befcblcunigt toorben. Vit l^oUn verlangten 
QBieberberfleUung ifcrer Nationalität, Sfcprafentatiooerfaffung, eigene« 
Äeer, eigene« ^ttinifterium, (Sinoerleibung ber altpolniföen 'prooinjen 
in ^olen. 

2 ) 5>ie fteftung 9ion>o-@eorgieto*f, bt« 1831 SWoblin genannt. 

s ) ©rojprf* Äonftantin, ber «ruber be« Äaifer«, war am 8. Sunt 1862 
an 6teue be« ©eneral« ßüber« jum Statthalter oon ^olen ernannt 
»orben. 

*) Äerm. ßcbulje • ©elififö, 93egrünber ber §>eutf<ben (Erwerb«» unb 
^irtfebaftigenoffenfebaft, Sibgeorbneter („ftortfcbrittÄpartei"). 

•) Nub.SMribofc/patbologe unb^olitifer,^bgeorbneter(„$ortfa)ritt«. 

Partei"). 
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fcat. Shid) &ier frielt i$ in politicis ben SWunb unb amüfterte 
mi# mit ber eleganten Stau o. Slrnim. 

Slbcnb« 9 tt$x ganj intimer $ee bei ^ugufta im Sinter- 
pübc^en, ber fogenannten Bonbonniere" ober „Seebfidrfe": 
Sürftin W, 1 ) ©rÄftn Oriola *) unb Do&na, <2TCar. Sfcffelrobe, 3 ) 
Slbjutant 9*amV) Ober^ofmeifterin ©räfin ©^Ulenburg unb 
6tittfrieb 5 ) mit ©attim 6e$r gemütli*. ©egen 9 Vi Ityr 
fam ber Äbnig. <£« mürben Silber befe&en unb 9*inge au« 
ben pommerföen JoerjogSgräbern. Der ßbnig fafc angegriffen 
au«, mürbe aber ganj ftbel, al« mir über Dobberan fprac^en 
unb unS gemeinföaftüc^ alter ber niebli^en SfKecffenburgerinnen 
erinnerten. 

Donnerstag, 29. 95ei Slbefen mit 2tp\\\i& 6 ) unb ©raf 
«Sord jun. 7 ) gegeffen. 

Freitag, 30. Diner bei Hfebom: 8 ) £o$entt?al, •) Dön- 
hoff, 10 ) ^erponc^er, 11 ) Slblerberg/ 2 ) ©räfm 93efcr, Comt&er 13 ) mit 



*) 90larie ftttrfttn b. ^Mefc, geb. b. Äleift. 
») ßuifc ©räfin b. Oriola, Äofbame, foätere ^alaftbamc. 
*) gÄasimUion ©raf t>. Steffelrobe, Oberbofmeifter. 
«) Sllfreb b. 9*au<b, 3Rajor unb Slügelabfutant, ber foätere ©eneral- 
abfutant unb ^räfe« ber @en.«Orb.'ßom. 

6 ) 9Subolf ©raf». Otillfrieb, Ober jeremontenmeifter, Q3erfaffer mehrerer 
6Ariften über bie ©efa>ia)te ber Äo^ensoOem. 

•) Äarl 9H(b. CepfluS, ber befannte ^gbptologe. 

7 ) <paul ©raf j^oxd b. QBartenburg, bermäblt mit ßuife ö. QCÖit- 
bcnbrua>. 

*) Ceutnant b. Ufebom, ber ftwtere 3ercmonicnmcifter unb ©nftt&rer 
be$ btplomatifdjcn Rovpi. 

•) 2lbotf ©raf b. Äobentbal, öermäblt mit ber ©räfin b. «Bergen, 
qöitwe bei Äurfürften 3öil&etm II. bon Soeffen (jiebe „3ugenbbriefe"). 

i°) Sugen ©raf ». SWnboff, Ober&ofmeifter ber Königin- Qöitwe 
Crlifabetb- 

") ftriebria} ©raf b. ^erponeber, ©eneral ber ÄabaCerie, 93orftanb 
ber Softaltung ber Äöniam Sluaufta. 
u ) ©raf Slblerberg, rufiifa>er 9JWitärbeöoUmäa)tigter. 
*) Sngliföer ßegationSfefretär. 

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$rau, 3ärta, ber 6$n>ebe unb bie ©ebbenju). 1 ) SibenbS 93aU 
bei Porter. 

6onnabcnb. <£our. Sfte^erbeer fetbft birigierte ba$ tfonjert 
im <2Bei&en 6aat. Steine «Sefanntfäaft mit ©eorg gSimfe*) 
erneuert. 93on deputierten tvaren au&erbem antoefenb: ©ra- 
bom, 8 ) <8ocfum.£)olff$,«) 93efrrenb/) Garften, ^etfrufü-jouc. 6 ) 
93i$mard fat> fefcr angegriffen au«. 

Settau ift na$ Söarföau aurfitf. ^oftbireftor Wfipps- 
born 7 ) erjä^tt, ba jj ber Sdegrapfr amifefren S?ottmo-<Söbtfufrnen 
mieber serriffen fei; bie potmföen ^oftbeamten an ber ©renje 
meigerten fid^, SBertfenbungen anjunefrmen, ba jte für (teuere 
«Seförberung niefrt einftefren tönnten. 93on frier fod SlfoenS- 
teben, ©eneratabjutant be* Königs, 8 ) mit 9*au$ na$ QBarföau, 
um über £age ber dinge mititärifö &u berieten. 

Slbieu guter 6$tfyer! ©iefe 3ei(en ftnb nur für S)i$ 
unb meine gute 6$n>ägerin. 

©eftern abenb ift ber alte 9?an$au*)na<$3)reSben abgegangen. 
Slucfc <£ Ulenburg 10 ) ift fertig; er frat mit fetner leicfrtjtnnigen 



l ) 3ofep$ine ©räfin 6evben>ifi, Jbofbame ber ^rinjeffln Äarl. 
») ©eorg ffretyerr t>. SHndte, ber langjährige $ü&rer ber altliberalen 
Partei. 

») göiu). ©rabott>, ^räfibent be* Sibgeorbnefen^aufe*. 

*) Ä. ©. ö. ^ocfum-^olp, liberaler ^olittter, 3»eiter ^ijepräftbent 
be* Slbgeorbnetenljaufeä. (21m 11. Sflai 1863 ber betannte Äonflitt mit 
bem #rieg*minifiter b. 9loon.) 

*) &. S&eobor 93e&rcnb, 93ije^räjtt>ctit be* 2lbgeorbneten$aufe*. 
(93ilbung ber beutföen „ftovtfärimpaxUi".) 

«) (Jb. ©eorg @raf t>. «Setyufe'&uc, fonferoattoer 2lbgeorbneter. (1866 
ftrattion ber „ftreitonferoariben*'.) 

7 ) 9Rid)arb t>. ^Uippöborn, preu§if$er ©eneralpoftbtreftor, trüber 
be« ©efanbten. 

8 ) ©uftab ». SllbenSleben, ber frühere Cfcef M Stabe« beim SRiliiär- 
goubernement ber Oxbeinprouinj. 

») Otto ©raf ftu 9tan$au, preufctfd>er Diplomat. 
10 ) ftriebr. <Mbre#t ©raf ju Gutenburg. 3>ejember 1862 SKinifter 
be« 3nnem. 

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9?ebe Biaüto gemalt. £. nritl ganj pcher n>iffen, bafc immer 
triebet t>on Slbbtfation be* £onig* bie 9^ebe ift. 

©te SBorfe ©neift* am ©onnerStag t>on ben ©io*furen 
3M*mar<f unb 5?leift=9*e$on> matten auf mich grofcen (Einbrucf, 
ba ich tag« suoor bei bem ©inet gan$ ba*felbe ©efühl ge- 
habt hatte. ®iefe ftortfchrtttler haben parte Witterung oon bem, 
rca* hinter ben Äuliffen oorgeht. 

«Berlin, 20. Sebruar 1863. 

Ciebe Schmagerin ! 

3ch fcfyretbe ©ir fytutt, um ©ir meinen ^erjtic^ften ©lücf- 
»ounfeh 5U ©einem ©eburt*tage ju fenben. ©u feierff ben $ag 
biefe* 93tal in Unruhe unb wohl in einiger Hngenrifchci* toegen 
ber 3ufunft. 3$ totinfehe <£uch alfo t)on ioerjen, bafe 3h* alte 
über* 3a£r gefunb unb toohl in 9*obenfanbe eingerichtet feib. 1 ) 

©a*fetbe möchte idt> für unfere Diepgen 93erhältniffe toünfchen, 
oon benen boch fo fefcr oiel für ba* übrige ©eutfchlanb, mithin 
auc^ fü* *> en deinen QBinfel abfängt, in bem 9*obenfanbe liegt, 
©aju fcheint aber oorberhanb gar feine %t*pcht »orhanben 
ju fein. 93i*mard geht immer toller in* 3eug! ©ie SXow 
oention mit 9?u$lanb! Ulan xvaxUt nicht, bi* 9*uftlanb barum 
Mtttt, fonbem ber Aerr Sftintfterpräpbent bietet fie großmütig 
feinen 5reunben ^Ueranber II. unb ©ortfehafoff an. 

Vorigen 6onnabenb ben 14. n>ar 93alt beim $ronprin5en. 
©ort tt>ar aufcer anberen deputierten auch 33ehrenb, ber 93ije- 
präpbent. TOt biefem fyat SMSmard bort toieber eine jener 
tollen Unterhaltungen gehabt, burch bie er pch fo fehr aus- 
zeichnet: „3ch tt>erbe am Montag bie polnifche 3nterpeHation 
beantworten. ©ie Stoffen »ollen ^olen aufgeben; ber ^atfer 
hat e* mir, toährenb ich w Petersburg n>ar, felbft angeboten. 
SBir müffen bann ein orbentliche* 6tücf, »enigften* bi« aur 

*) 6chlöjer$ trüber 9Zeftor fiebette, nad)bem er ben Slbfdjieb ge« 
nommen hatte, auf ba* ©ut 9?obenfanbe im $ttrf*entum £ttbecf (£>ot- 
ftein) über. 

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3£eic*>fel, womöglich aüe$ an un$ nehmen!" Vorauf 93ehrenb 
erwibert fyabtn foll: „6ie (feinen wieber in feh* munterer 
£aune ju fein." 

SWontag erfolgte bann in ber Cammer bie (Erflärung 
SMmarcf«, unb Mittwoch ^at er t>on Unruh 1 ) unb Zirchow 
n>ieber fehreefliche SMnge fcören müffen, auf bie er rafch ge- 
antwortet, ftch aber boch — wie feine gelbe ©ejtchtsfarbe 
oerriet — furchtbar geärgert &at. $11$ bie JSonoention juerft 
im SRinifterfonfeil beraten würbe, ^at ber tfronprinj, ber ihm 
beiwohnte, fein (Erftaunen nicht oerfchwiegen: „(Eine &om>entton 
mit 9Ru&lanb ift für mich eine fo unfaßbare 6ache, bajj ich 
nicht mi% wa* ich baju fagen foll." 

3n 3fto6fau befte^t eine geheime ©efeUfchaft, in 93erbinbung 
mit Revolutionären in 3BUna, Söarfchau ufw. $llle biäponibeln 
Gruppen jiehen nach 'polen, unb oieUeicht geht binnen furjem 
bie Bewegung in Rufjlanb lo$. 3)enn ber zweijährige Dermin 
in ber 93auernfrage läuft je$t ab, unb ber 93auer rennet mit 
ooller 93eftimmt&eit barauf, ba& ü)m je$t bat £anb frei unb 
ungehinbert übergeben werbe. 93on ber Refrutierung, bie fett 
fteben 3a^ren nicht ftattgefunben ^at unb föon im Sanuar 
oorigen 3ahre* beginnen follte, £ört man (ein 9Bort. 

3m Sunt 1863, nach ber Wniglic^en 93erorbnung jur (Em- 
fchräntung ber treffe, ^atte jtd> ber Äronprinj in 3)an$ig 
gegen bie «politit ber Regierung oerwehrt unb am 30. 3uni 
an 93t$marcf bie für bie bamalige Stimmung c$arafterijrif#en 
^orte getrieben: 

„6ie werben fo lange an ber 93erfaffung beuteln, bi$ bie» 
felbe ihren 3Dert in ben klugen be$ 93otf£ oerliert. 6ie 
werben baburch einerfeitg anarchifch* 93efrrebungen, bie über 
bie 93erfaffung hinaufgehen, wachrufen. 6ie werben anberer* 

l ) fian« Q3iKor o. Hnrufc, $eü)ntter, liberaler Slbgeorbneter G/ftort- 
ftbrittöpartet"). 

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feit«, mögen 6ie e« »ollen ober nicht, oon einer gesagten 
Snterpretation jur anberen, bi« ju bem Anraten be« nacften 
um>erfchleierten 93erfajfung«bruch« getrieben werben. 

diejenigen, welche S eine SOcajcftät ben Äönig, meinen 
allergnäbigften Äerrn 93ater, auf folche 933ege führen, betrachte . 
1$ al« bie allergefährlichften Ratgeber für SSrone unb Skter- 
lanb." 1 ) 

die ber danaiger (fpifobe ftch anfchliefjenbe ^orrefponbenj 
amifc^en bem Äbnig unb feinem 6o{m gelangte an bie Öffent- 
lichfeit. 

©chlo^er fchrieb hierüber feinem trüber: 

24. 3u« 1863. 

die &orrefponben& ift fo echt, baf beren ^ublilation 
^«marct »tel tfopffchmerj macht. £ Ulenburg, bei bem i$ 
in einer falben etunbe fpeifen foll, fagt: „diefe ©eföitye 
hat un« um fech« SDtonate aurüctgebracht." 

2öir fmb gekannt, n>a« £oui« in 93ichu ju ©ortfchafoff« 
Antwort fagen wirb; legerer werf* alle« juriltf, will nur 
^onferenj mit Öfterretch unb un« in ^eterfburg! 2 ) 

Berlin, 11. Sluguft 1863. 
%n (Sonntag ben 26. fuhren ^^eremin, 3öerthern unb 
ich vormittag« 11 Uhr r»on Weimar ab, um bei feinem 
jüngeren trüber auf Heuhaufen ju fpeifen. dorthin fam auch 
ber alte Söert&em, 3 ) unb nachmittag« 6 il^r fuhren wir äße 
nach Beichlingen, da« alte 6chlofc liegt am Slb&ange eine« 

1 ) 93iSmarc!$ 9canbbemertung : „3$ ni#t. 6$nell fertig ift bie 
3ugenb mit bem Söort." 

2 ) 3n ber polnifd)en ftrage, ber Äaifer 9t<woleon fäjon „überbrüffig 
tvax", n>ä$renb bie öfterreidjifcbe 9cegterung auf ben SJorfcblag ©or- 
tfcbafoff* niü)t einging unb ben neuen Äonflift ^reufjen* ju bem 93orfto§ 
be« „ftürftentageS" benu^te. 

3 ) Ottobalb ©raf x>. Qöertyern-'Eeicblingen, ©roffteraogl. fäö)|ifd)er 
Qßirtl. ©epeimer 9tat. 

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fchön bemalbeten Äöhenjuge«, »on bem man runb umher viele 
leiten meit in bie fruchtbare Salebene fcinabfte&t. 3n ber 
äufjerften fferoc erbltcft man ben 5fyffhäufer unb baoor bie 
(Sachfenburg. 5)a$ <od)lt>$ &aben bie 2ßerthern 1552 aufge- 
baut, unb ^eu(e noch ffe^t e$ mie bamalS mit feinen 'JBenbel« 
treppen, feinen langen fchmalen Äorriboren, ben mebrigen 
6tuben, ben gebälften Deelen. Räch allen Geifen bie föönfte 
$lu$fchau, entmeber auf ba$ $al ober auf bie kuppeln be$ 
3Dalbe3, bcr 5et)n 6d>ritt hinter bem 6chlof?graben beginnt unb 
fi$ ftunbentang auSbefmt. 

2lm Dienstag 8 lli)r früh — e$ mar einer jener Sage, an 
benen fein Sßöltchen am äimmel fteht unb fein Blatt ftch 
bewegt — fuhren mir über ffranfenhaufen, mo ^^oma* SRünjer 
gefangen ttmrbe, nach bem Äöff^äufer. 3m fronen (Eichmalbe 
mürbe ein fet)r paffenbeä ffrühftücf eingenommen, meiere« ber 
alte 2öerthern mit Aitfe feines Rotyt gefchmacfooH hergerichtet 
^atte, Dann beftiegen mir bie majeftätifche Ruine — ein 6ombol 
DeutfchlanbS, eine emige Mahnung ftoljer Vergangenheit an un$. 

9cad?f;er fuhren mir über Rothenburg jurücl unb maren 
um 5 $lt)r mieber in Beichlingen. Sftittmoch oerliegen mir 
ben braoen alten ©rafen, tranfen noch Heuhaufen eine fehr 
anjiehenbe 'Slnanaäbomle unb rücften Donnerstag früh 8 ttfyt 
mieber in Berlin ein. 

Seitbem ^abe ich fytx mährenb einer Söoche meinen alten 
ffreunb SKar. Sflüller au* Ojforb *) mit feiner ff rau gehabt. 
Äeute i(t Söerthern eingetroffen, ber ftch injmifchen mit einem 
ffräulein t>. Bülom oerlobt hat. 

Söa* mir unter BiSmarcf nicht alle« erleben muffen! Der 
Äaifer rief, unb alle, alle famen. Run mufj „Otto" 8 e *9 e «/ 
mie er auö ber klemme fommt. <£x hat neulich ^beremin 
gegenüber eine Säuberung getan, ich möchte mich boch meniger 
freimütig äujjero unb — abmarten. 



*) S)er betannte 6prachforf#er unb Gonöfritift. 
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Berlin, 5. September 1863. 

S)er <5 ürftentag ift vorbei. 1 ) <£afj SBttyelm nid>t borten ging, 
mar richtig; aber nur be$h«tö richtig, meil er jtch mit „Otto" 
nirgenb« barf fehen Iaffcn. (Er ift je$t mehr al* je in feinen 
tfratlen, flehe bie geftern veröffentlichte 2luf(öfung«orber be« 
Canbtage«! 93t«marcf bilbet fleh nrirflich ein, ba& ba« preufcifche 
93olf leine <5ortfchritt$teute mahlen wirb, n>eil er jmei forföe 
3)epefchen lo$ge!affen fyat 

3n ber beutfehen ftxaQt mijfen mir natürlich gar nicht, 
n?aö mir machen foüen. 

(Schreiben beä ®e&. CegatlonSratt $$eremin an Äurb ö. Sctyöaer.) 

Berlin, 11. September 1863. 

ßieber Gehler! 

©er Gb«f ^at befitimmt, baf* Sie nach Kopenhagen gehen, 
unb ich bitte 6ie, fleh fo einzurichten, bafc 6ie ben 16. bort (inb. 
©a* Entliehe erpebiere idt) morgen. «SiSmarcf fagte: 3ch merbe 
Schwer boch vorher mohl noch fehen? 93atan h«t übrigen* 
telegraphifch um 6ie gebeten. Vielleicht fe^e ich 6ie noch 
biefen Slbenb. ^ ^„ 

Qluf ber 9*ücffeite be« Briefe« fchveibt Schwer am nächften 
Sage feinem trüber: 

Sonnabend 12. September. 

QUfo get)e ich übermorgen abenb über Kiel, Äorför nach Kopen- 
(jagen, um mährenb vier big fünf ^Bochen 93atan oertreten. 

$)ie SDorte: „3<h merbe Schleper boch vorher mohl noch 
fehen?" ^at Vtämarcf — mie ^eremin fagt — in merfmürbig- 
fragenbem $one vorgebracht; ich mar heute früh bei ihm; er 
mar feh* freunblich. Gr fl$t je$t f efter al« je beim Könige. 

3n mit. 

*) Sluf bem Sürftentag in ftranTfurt a. foHte ba« neue SJeutfd)- 
lanb unter öfterreid)« ftüfcrung in* Ceben treten, 3>er 93orflofj gegen 
Greußen »erlief o$ne crrfolg. 

271 



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tfopen&agen, „fcotel ^öni*^. 
Gonnabenb, 19. September 1863. 

93on Altona fu^r ich £)ien$tag abenb 6 1 2 ab unb traf 
gegen 10 in ^ie( ein. SDtttttooch früh 6 ü$v toaren tt>fr in 
ätorför unb um 10 1 /« in Kopenhagen, too 93alan mir fchon 
am 93ahnbof bic Nachricht brachte, ba(j er nicht am folgenben 
$age, tote er anfänglich beabfichtigt hatte, fonbern erft ^eute 
reifen mürbe. 3ch »ohne im „Äotel ^b^nif" unb bleibe bort 
toobnen; 1$ fcabe bort jtoei alte 5«unbe gefunben: ben Ober- 
(eßner Srifj, ber früher im 6c^tt)ar5«(Camm-)fchcn ^terlofat mir 
manche* ©lad ©rünthaler gebracht, unb meinen ©tubenfellner 
©uftao, ber erft »or !urjem ba« „Äotel bu 9*orb" *) »erlaffen bat. 

S)onner*tag fchiffte ber König ©eorg 2 ) ftch ein, um feiner 
ungenriffen 3ufunft entgegenjubampfen. £>ie 93eobIferung gab 
ihm ba* ©eleit; ber 3)anebrog toehte in allen ©trafen neben 
ber grie$if$en flagge. Einige biefer grie$if$en ^a^nen Ratten 
noc^ ba* ba^eriföe Wappen, unb ber $lbmiral 33i((e, ber am 
Ufer bem ^rinjen ein 9ibfd)iebgj?oci> aufbringen trollte, fyat • 
ftdE> bei ber Gelegenheit »erfprochen unb — „König Otto" ftatt 
„Peinig ©eorg" leben laffen. §>er junge ^rinj ift t>on ange- 
nehmem 'Üufjeren. ^öir fahen ben 3ug t>om ffenfter be$ öfter« 
reic^ifchen ©efanbten au«. Nachher ffellte «Solan mich bem 
gftinifter &aU toor, ber geftern ju ^hren ber SSunbeSgenerale 
echlichting unb SBieberholt 3 ) ein gro&e« mittt&tiföcf 3>iner 
in Slmalienborg gab, in ben febönen alten 9?oKotofälen, in 
benen einft bie Königin SIRathilbe mit 6truenfee ju fpeifen 
pflegte. <£$ würbe bort geftern recht ftarf gerecht. 

*) S)a$ „&otel bu 9fo>rb" war 6d)löjer« Slbfteigequartier in Berlin. 

2 ) 9lach ber 21bfe$ung bog Äönfgä Otto au* ber baoerifeben Stynaftie 
£atte bie ariechifche tonftituierenbe Sterfammlung ben jtoelten Sohn be$ 
ÄönigS (Shrifttan IX. t»on «Dänemarf al$ ©eorg L jum #önig erwählt 
(fr tanbete am 30. Oftober im «piräu*. 

*) Gbuarb o. 6d)licbting, ©eneralleutnant unb ©irettor ber Äriegä- 
afabemie, unb ber tofirttembergifc&e ©eneral QBieberbolt foDten ba* 
beutfaje ^3unbeifontingent auf 6eelanb infpijieren. 

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Äeute fpeife ich in ä^ntic^ milttärtfch-feftTicher 9ö«fe beim 
©eneral ioegermann. SlUe* ju fyxm Gchlichttng« unb ^Bieber* 
holt*. 3ch ^atte bte betben Herren unb Sllbeböll 1 ) fchon auf 
ber (Sifenbahnfahrt öon ÄorfÖr nach Kopenhagen fennen gelernt, 
unb alä ich mich als 6$mager beä «Senator« (Surtiuä au er- 
nennen gab, glänzte baö ©epcht beS alten ©chlichting t>or <5reube 
in Erinnerung an biefen „angenehmen SDiann" unb an bie 
freunbliche Aufnahme in £übe& 

borgen früh fahre ich nach (Elfeneur ju Krüger*. 2 ) 3cb 
^abe i^n £ier fchon am §)onner$tag gefehen. ffreotag 8 ) fah 
ich fieftem unb werbe SWontag ober SHenätag *u ihm auf« 
ßanb gehen. 

Stopenfcagen, 17. Oftober 1863. 
<Der Moment wirb immer gekannter, Iritifcher unb bewegter; 
ich f?abe fomit fehr oiel ju arbeiten, daneben feit acht Sagen 
ioofbipten,. ^lubienjen ufw. Hnfere ^rinjefpn Slnna, ©attm 
beä 'prtnjen Sriebtich oon Joeffen, Tochter unfereä ^rinjen 
Karl, ift feit voriger QBoche hi**« 4 ) 3ch höbe mich »orfteUen 
laffen, mich famö« mit ihr amüpert unb fchon ebenfo famb* 
oorgepern en petit comite bei ihr gefpeift. 'Söenn '•prinjefpnnen 
fo flnb, wie biefe, nämlich amüfant, geiftWou* unb mupfalifch, 
bann gehe ich weht" gerne mit ihnen um. 95ei ihr ift Kammer- 
herr ©eorg Oerzen, 93ruber ioeinrich«. 5 ) 

l ) (Emil y . SUbebpU, Slittmciff er, tommanbiert jum Jrriegöminifterf um, 
wax bem ©eneralleutnant t>. 6d)Uc&ting beigegeben; Der fpätere (Seneral- 
abjutant unb Äommanbierenber General bei VII. SIrmeef orps. 

») 5*t$ Ärüger, biplomatifä)er Vertreter ber ÄanfeftÄbte. 

») ftretyerr ». 5rebtag-£oring&ot>en, ruffifäjer ©eneralfonful, ein 
ftreunb be« trüber«, ber <23ater bei bekannten preufcifd)en Generali 
unb 9Rilitärfc^riftfteUer«. 

*) Canbgräfln Slnna bon Äeffen, bie Butter bei Jeggen ßanbgrafen. 

•) Siebe „Sugenbbriefe". — ©. t>. Oerzen, ßeutnant, Slttadje' beim 
93unbe*taglgefanbten b. 93igmarcf, joofmarfä)au* bei ^ringen bon Äeffen, 
mürbe fpäter t>on 93i*mar<f in ben biplomatifd)en unb ftonfularbienft 
berufen. 6eit früher Sugenb n>or er mit 6d)löjer betannt. 6. „Sugenbbriefe". 

*.e*\öh*x t <p«let»ur«« «rttfe 18 273 



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Äeute 12 llfrr fott id> ju 5töntg ffriebri* VII., ber feit 
üorgeftern ab enb ^tcr ift. Ob i$ bort bic Garnier 1 ) am Äorfyont 
finbe, tt>ei& l# nod? nid?t. 

borgen Hilter bei Brenner, 1 ) bem öfterref$ifc$en ©efanbten. 

Vorigen SRittmoc^ fe$r ftbele* S)mer bei ber luftigen ßotti 
«Pauli 

<Dien$tag ©hier bei Sharon 93li$en, ©arte ber fprinje§ 
Slugufte (6c$tt>efter be« ^rinjen 5riebri# oon Joeffen), ein 
amttfanter SDlenfcb. 

Äimmliföe« Keffer! Äeute früfr 8 bi« 9 üty Spaziergang 
mit S&üger am Speere, auf ber „ganzen £inie". 

«Balan $at nun jum 22. angemelbet. Ob er bann 
mirtlic^ fommt, toeifc i<$ ni$t. 3ebenfaU« bleibe i# bann 
no<$ ein paar $aae. 

9to$ ni$t bei$£om>albfen gemefen. ©agegenSDftttwocty friu) 
7 ttfyx mit Oerzen nad? 9\oe3filbe gekämpft, um in einer Stunbe 
5)om unb 5?öntg$gräber 511 fef?en; lOVt f$on ttrieber t>icr. 
^Belc^e tarnen jogen im Dom an un$ vorüber I Joaralb ^laujajm, 
ber in ber 3omSburg feinen 3öunben erlag — bie grofje Königin 
be* Horben«, beren parte Äanb bie brei 9*ei<$e vereinigte — 
bitter 6050, ber (rille 6ammler altiSlänbtf $er 6agen unb ßieber . . . 

P. S. ©er biefe tfönig fpra$ juerft nur von Ballett unb 
9Wabeira. 3um 6#luj* fptelte er ben fforföen unb fölug an 
fein 6#mert.») ^ 

9ta# Sauren entwarf ©eorg 0. Oerzen, 4 ) ber talentvolle 
Smpromfator unb Sc^riftfteller, in (Erinnerung an ba* 3u« 

*) ©räftn Banner (9*a«mufTen), Sänjerin, bem Äönlg 1850 jur Unten 
ftanb angetraut 9*acb bem $obe be$ Äönigä »erlieg fle ©änemart. 

*) Slbolf ftretberr Brenner t>. fteläacb- 

•) 3>er Äönig ftarb am 15. 9io»ember 1863. 

*) 95erfaffer ber ^Crlebniffe unb 6tubien in ber ©egentoart" (1875 
unter bem ^feubonpm ßubmig Robert erfebienen) unb „Äapitel au* einem 
bewegten Ceben 1855—1864*. (Einjelne ©fi^en aueb in ber „ftrantfurter" 
unb „tfölnifcben 3eitung\ 

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fammenfem in Kopenhagen, ein turje« fyavalttxbitb feine« 
SJreunbe«: 

„Shtrb Schwer — nicht oft mag ein 9ttann fo burchau« 
fonberbaren ©epräge« gefunben »erben tpie biefer. Schon fein 
"•SußereS war ungewöhnlich. 21uf einer erma« mehr benn mittel- 
großen, niemals mit Sorgfalt gefieibeten, mageren unb Mageren 
©eftatt ein Heiner Kopf mit ftraffem, furj aufftarrenbem Braun- 
haar, unter bem $ert>or bie fingen 9lugen, gleichfam jmei 
glühenbe Brombeeren, ihr ©egenüber wie ju beftänbigemSJorfchen 
anblicften, einerlei, ob biefe« ©egenüber ein anberer SWenfch 
»on ffleifch unb 03 tut mar, ein ©egenftanb ober nur ein ©c- 
bantengebtlbe. Unb fein 3Befen entfprach folgern (Erfcheinen. 
9ttcht« hergebrachte«, nicht« u)m urfprünglich ffrembe« ^at 
jemal« auf biefe« abfärben tonnen. Schleper überragte burch 
Hnmittelbarfeit Sie mar e«, burch meiere feine an gebiegenffem 
unb feingefchuttem Snhalt reiche 9latur, fein wohlwollenber 
6inn unb nicht jule$t feine ebet oergeiftigte Steube an Reiferem 
£eben«genu|j eine gern oerfpürte Stacht über feine Umgebung 
allerorten unb männiglich ausgeübt ^aben. Unb ftet« jeigte 
er fict) in ber Betätigung ber oerfchiebenen, einanber fcheinbar 
wiberfprechenben bittet feine« inneren Befl$e«, fo fe^r man 
tt;n im Olugcnblicf al« nur ben glauben tonnte, ben man jefjt 
eben fah, bennoch im ©runbe al« ein einheitlich ®anjer. ^er- 
felbe mar er, menn er eine fftafc^e töftlichen 9*affe« fyalb broHig, 
halb wichtig oor ben SJreunben enttorfte, unb berfelbe, menn 
er pfeifent) jum Älaoier fein Stegreiffpiel mit ebenfo melobifchem 
mie fräftigem äauch begleitete. S)er flare elegante 6tilift unb 
ber »ählerifche Safelgenoffe labten fich an einem 5*abinett«ftücf 
in ber Schüffei unb an einem ßeeferbiffen ber Eiteratur mit 
»erwanbter (Smpfänglichtett, unb ber ©efellfchafter, ber heute 
un« burch fprühenbe Caune fortriß, um morgen üoll be« (Ernfte« 
wuchtiger ©ebanfen unter fein ©efpräch un« bannen, wieber 
fanben mir ihn am Oöerfe feine« Berufe«, auch h* cr immer 
frifch, immer neu, niemal« eigenpnnig ober fchwerfälUg. 60 

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würben, wie bie ^mf^füfjrung be$ Diplomaten jum ©ewinne 
für 6taat unb 9*eich, in Söahrheit bie Mitarbeit unb bie 
©egenwart tiefe« 93ielwiHtommenen $ur &erjen«luft für alle 
Diejenigen, bie ü)n &u »erftehen wugten. Stob bie nicht Heine 
6c$ar feft anfänglicher ffreunbe blicff ih m nach wie unter ber 
(Empfinbung, al« fei für jie bie Söelt langweiliger geworben, 
feitbem SSurb t>. ©chlifoer un« nicht braftifch mehr fagt, wie 
biefelbe in feinem Äopf gerabe biefer Stunbe fleh malt. 
Crfah rung ohne SDtübigfeit unb ^Tüchtigkeit ohne ^ebanfentum 
flnb an bem 93aume unfere« ©afein« erquicfltche, aber feltene 
$rü$te. 

©er Freimut be« SJreunbe«, einen 3rrtum ju ernennen unb 
&u gefte^cn, bilbet ein« ber wertttotlften 3eugniffe für bie mann- 
hafte Echtheit biefe« an^enben Shararterfopfe«." 

* 

(fnbe Oftober traf 6chlöjer wieber in Berlin ein. «Ato- 
mare! empfing ihn bei ber 9Rücfmelbung mit ben Söorten: 
„Söie geft e«, 9*ofenfrana unb ©ülbenjtero?" 

©er innerpolitifche ^arnpf tobte weiter, ber fchle«wig«hot- 
fteinifche ^onflift fpu)te fleh ju — einfam fchritt 93i«marc! feinen 
3öeg. ©en beflen Patrioten erfchien er al« Spreufjen« biJfer 
©cift, al« ber 93ernichter ber beutfchen Einheit. 93i« ba« bamalige 
©efd)Ied)t begreifen lernte: ©urch c Prcuf3cn jur (Einigung 
©eutfchlanb«. 60 lernt auch ba« heutige ©efchlecht erft in 
tiefer 93olf«not wieber ben einfachen ©runbfa$ eine« QtaM 
t>erpehen: ©urch Stacht jur Freiheit. 

3u einem ©efanbten $attt 95i«marcf gefagt: „Sluf ßtebe 
fommt e« mir weniger an al« auf Sitturateffe." ©afc er bei 
Gehler in ber Arbeit auf Stffurateffe rechnen tonnte, wufcte 
er, aber einen Politiken ©efolg«mann fanb er noch nicht in 
ihm. 3Bie bei bem perfonlichen Aonflift in <£eter«burg jeigte 
er fleh auch \W 9™6- & tief? bem aHju freimütigen am 

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20. 3<muar 1864 bur$ ben Unterftaattfefretär Stiele mit ber 
Ernennung jum l'eaationSfefretär bei ber preu£ifd)en ©efanbt- 
föaft in 9*om fagen, er ttfinföe feine balbiae Slbreife. 
©^Ufoer aber förieb fcumoröoCl ben 6einen: 
„Sannfraufer, 6<$lu& be* 2. Sitte«. Otto fingt: 9*a$ 9*om, 
bu Günber!" 



277 



Anlage 



£atf)arttta II. unb tl>re ©enftotirbigfeften 1 ) 

Äat&arinen* S>enrn>firbigfeifen, bie \t%t t>or j»ei Sonett 
erf$ienen jinb, $aben mit 9^cc^t grofce* ^uffc^en erregt SDlan 
£atte lange t>or$er bann unb wann munteln gebort, baß ber- 
glei<$en »orfcanben tnfire; aber ntemanb tonnte etwa« 9ttü)ereS 
angeben; ober »er e$ tonnte, föttrieg too$ltt)eiSli$. <£)em Wüst- 
ling, ber »on ben Slfern ber $$emfe au« fein Skterlanb mit 
ffiegenben 93töttern, 3eltfcbrifren unb 93ü^ern überfd&toemmt, 
bie u)ren ^öeg, n>ie man toeifj, btd in bie $ö$ften ^Regionen 
finben, bem betriebfamen Spanne, ber föon fo oieleS Q3erftecfte 
au* 9*ufclanb jutage geförbert, oerbanft au$ jene merftoürbige 
6*rift u)ren Eintritt in bie Öffentlichen*. 

SSaifer Paul fanb biefelben, n>te 21. äerjen eraä&lt, un- 
mittelbar nac$ bem $ob ber JSaiferin unter ben geheimen pa- 
pieren, bie er »eritegeln Uefc. 0a« Sttanuffript lag in »er- 
ftegeltem Umfölag, beffen Slufförift an tyn, ben S&ronfolger, 
gerietet toar. Paul fcielt baS Söerf feiner Butter fe$r geheim 
unb $atte, n>ie beffen 3n£alt bereift, alle Hrfa<$e baju. 2Öa3 
für Urfa$e aber $atte $Saf£arina gehabt, U)re ^enrmürbfgfeifen 
aufoufe$en? 

QBir nrijfen, bafj au$ Gäfar ©enfwürbigfeiten getrieben 
fcat, nic^t ettoa, ft$ in SDtufjefrunben angenehm ju beföäftigen. 
S)enn ^ufjeftunben fannte er am toemgften, ali er bie &om« 
mentarien über bie gaHfföen Kriege unmittelbar nac$ beren 

*) 95on Äurbö. 6#ldaer, in 6$bel3 ätjfor. Seitfc&rife (93b. V, 1861, 
6.88) ononpm etf$tenen. 

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«Seenbigung fchrieb. 3^m (am e« oielmehr, als er ben ^ampf 
mit ber (Gegenpartei übernahm, oorjugSweife darauf an, bie 
römifche 'SBelt mit feinen großen 93erbienpcn um ben 6taat 
unb mit ben Äelbentaten befannt ju machen, bie ü)m ba$ 93ater- 
lanb eben auf 93etrieb toon Biebern unb Seinben fehlest *u 
»ergeltcn brohte. dagegen foHte bie folgenbe 6chrift, bie er 
über ben 93firgerrrieg oerfafcte, tym mithelfen am großen QBerl 
ber 93erföhnung entgegcngefe$tcr Parteien, ba« er p$ &um 
3iel gefegt fyattt. 

3öie ber grofce ffriebrich oft ba$ 6chwert mit ber ffeber 
t>evfaufd)te, unb tvo ba$ eine nicht ausreichte, bie anbere in 
Bewegung fe$te, wie er pe als Slbmehr unb als SlngnffSwaffe 
ju benuften wufctc, ift und befannt. 

Vlifyt minber oerftanb eS Katharina, bie «5eber ju ü)ren 
Steden ju hanbhaben, fei es, ba& jte oertrauliche 3eilen an 
$reunbe ober geiftreiche Briefe an 93oltaire unb bie (f njp- 
ftopÄbipen fchrieb, bie ihr £ob auSpofaunen follten, ober bafc 
pe Keine 6tücfe für ihre äofbfihne Einwarf ober auch, ba& 
pe eine StaatSfchrift abfafjte, wie offenbar jene S)enfwttrbig- 
retten jtno. 

«Seim (Srfchemen berfelben wollte man oielfach i^re Echt- 
heit anzweifeln; aber ber 3weifel oerftummte gar balb, als man 
pe nä^er anfah- <£>a pellte pch gleich, tt>a$ bie Sprache be- 
trifft, baS SOWiercfche ffranjöpfc^e ftercm!, ba* Katharinen* 
Briefen fo fchon anfleht; eS pel bie Slmnut, ffrifche, Cebhaftig- 
leit ber 5>arfteöung auf, welche nach bem Urteil ber 3eitgenoffen 
ihrer mtinbttchen Unterhaltung einen fo eigentümlichen 9*eij 
»erlief; man füllte pch mitten in bie 3upänbe oerfe*t, bie pe 
bem ßefer oor führen wollte. 3)en mochte ich kennen, ber in 
einer abfonberlichen Sprache, bie fo ganj Katharinen* dharafter 
an Pch trägt, baS £eben, burch welche« bie mertmflrbige ffürftin 
pch burchwinben mupte, in großen Sügen unb mit feinen 
Strichen fo ju fchilbem vermocht t>&ttt, bafc man ü)m bie 
Wahrheit fogleich anfähe. Katharina ihre S)enfwürbig- 

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leiten nicht fo ohne weitere« Eingeworfen, ober jum 3ettoer- 
treibe getrieben fyabt, bezeugt fchon i^rc (Einleitung ba&u. 
„S)a« ©lücf," fo beginnt fie, „fei nic^t fo blinb, al« man'« 
ftd) oorftellc. (E« fei oft ein Erfolg richtiger unb genau be- 
ftimmter SDtaöregeln, bie t>om grofjen Saufen nicht bemerft, 
bem (Ereigntffe vorausgingen. (E« fei noch tn«befonbere ein 
(Erfolg oon (Eigenfchaften, (Ehatafter unb perfönlichem <8e- 
nehmen. 3tt>ei fölagenbe <8eifriele feien fie felbft unb ü)r 
©cmahL" 

Slüerbing« folgt nun eine fe&r tebenbige 6chilberung oon 
Leiber perfönltchen (Eigenföaften, Gharatter unb benehmen, 
bie, wenn fie brei Safere weiter geführt n>orben wäre, °peter« III. 
93erfctyult>img an feinem eigenen Unglücf, unb ba« oerbiente 
©lücf feiner ©emahun oon felbft al« 9cu$anwenbung ergeben 
hätte. Ceiber bricht fte inbe« um bie SRittt be« 3afcreS 1759 
püfylu$ ab. (E« oerlautet noch oon jerftreuten ^loti^en, bie 
oorbanben gewefen wären, Kaifer ^aul warf fte jeboch, wie 
einige behaupteten, in# 'Jeuer. 3)a« wäre nun freiließ föwer 
ju begreifen, ba jene 9Zotijen taum irgenb etwa« für <Paul 
©flimmere« au«gefagt $abtn möchten, al« ba« SWanuffrtpt 
bereit« enthielt. <2öarum alfo ba« «attanuffctyt aufbewahrt, 
bagegen alle« anbere oerbrannt? ©och gewöhnte ber junge 
Äaifer gar föneU* bie Söelt, fich über nicht* §u wunbern, wa« 
er tat. 

©em fei, wie ü)m wolle, ba« SRanuffript war, wie ber Ilm- 
fölag befagte, oon ber SDfcsttet an ben 6ohn gerichtet, biefer jeboch 
nicht angerebet. Vielmehr hält (ich bie Schrift gang objeftw, 
al« wäre oon ihr ba« grofce ^ublihtm gemeint, ba« auch fogar 
mehrmal« angebeutet wirb. 91ber wer, ber irgenb Katharinen« 
(Eigentümlichkeiten fennt, möchte glauben, bajj fie oor ber 
<2öelt ftch in ü)rer ganjen 93lö^e hätte aufbeefen wollen? 6ie 
erlaubte ftch, ba« wiffen wir, jumal al« mächtige Kaiferin alle«, 
wa« ü)r gefiel, ober wonach i^r gelüftete; aber feinem Sftenfchen 
lag e« mehr am Äerjen al« ihr, bie SDehor«, wie bie oornchme 

280 



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QBelt e« nennt, ju magren. 3)aher £auptfä<$lid) Rammte bie 
Duplizität, in ber fte beinahe burcbmeg erfcbeint. 6ic mar toon 
großen ©ebanfen, von ffarten ©efü^ten erfüllt, unb fyattt faß 
immer ben 3ftut, beiben ben <2lu«brucf au geben, nicht etma 
burch ^orte, fonbern burch bie $at. §)abet fonnte fie'« ober 
faum je fleh »erfagen, bem 6<hein ju hulbigen, ben fie gern 
»or ber «JÖelt retten mochte, benn fte mar ein DoUftönbige« 
Söeib. ©erabe ma« fte ben brutalen SWännergeftalten gegen- 
über, mit benen fte ftch umgab, fo gemaltig unb ftarf machte, 
lief* fte $inn>ieber nicht feiten unenbltch fchtoach erfreuten. 9tur 
mußte fte immer, n>a« fte wollte. 

20a$ mollte fie alfo, ober meld?c Slbftchten ^egte fte bei 
9ibf affung btcfeö <2Berfe« ? Denn fo tonnen mir füglich, menn 
fte auch Fragment geblieben ftnb, ihre 3)enfn>ürbtg feiten nennen. 
SBäre bie 3eit, mann fie biefelbe abfaßte, und betannt, fo fiele 
e* mahrfchetnlich nicht ferner, au« bem, ma« bamal« mit u)r 
unb um fte vorging, auf bie &auptabji$t su fliegen, welche 
fte babei »erfolgte. S)och befpricht fie meber bie eine, noch bie 
anbere. 9lur beiläufig fommt bie (Ermähnung einiger Momente 
t>or, au« benen mir bie 3eit ber Slbfaffung ungefähr ju erraten 
imftanbe ftnb. S)ie Äaiferin erzählt au« bem ©ommer 1749 
ein anmutige« ©eföi$t$en, über ba« fie etma amanjtg 3ahre 
fpäter mit bem ©egenftanb berfelben, bem ibetman 9?afu- 
momeifi, ftch unterhalten ^abe. Nachher befpricht fte ben öfter« 
reidjifchen ©efanbtert ©rafen 33erni«, unb ernannt ihre« 
©efpräch« über benfelben im 3a{>re 1780, al« fte in SRohile» 
ihre erfte Sufammenfunft mit Gaffer Sofeph II. hatte, hier- 
nach fonnte bie ©chrift nicht oor ber jmeiten Sufammen- 
funft gefd)rieben fein; btefe fanb bekanntlich balb barauf 
in 6t. Petersburg ffatt. §)amal« ftanb ©raf ^umanjom in 
vollem ©lana feine« 9?uhme«; unb menn bie Äaiferin gleich- 
zeitig etma« megmerfenb oon ihrem befannten Selbherrn 
fpricht, fo fe|t fte mit Stecht hinju, w rro* feiner je#gen Be- 
rühmtheit unb feiner ©tege^. 

281 



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Sllle« mohtermogen, bfirfte in btefelbe Seit, b. h. in ben 
Anfang ber achtziger Sahre, bic SIbfaffung bcr fraglichen 6chrift 
fallen, <5üx Katharina »aren bie« gemitterfchmangere 3ahre, 
in benen fte, ungeachtet ihrer leibenfchaftltchen Eingebung an 
bie ©ünfflinge, beinahe mehr al« Je bie 6pringfebern ihre« 
reichen unb tatfräftigen ©elfte« fpielen ließ. 6ie jerrlfj ba« 
© en?ebe, mit bem ftc achtzehn Sa^re lang be« großen griebrid)« 
fd)lauer (Seift unb einfchmeichelnbe ^erfon umfponnen fyattt, 
fit fchlofj zugleich einen geheimen 93unb mit Öfterreich, bem 
fte ihren ältefifen ^3unbe«genoffen unb ben treueften Vertreter 
ihrer auswärtigen <?>olitil opferte. 3u «panin« Gturj bemn)te 
fle nicht minber ben ioafj ^otemfin«, al« bie 9fönfe unb Um- 
triebe be« gemaltigften Unterhänbler«, metchen ihr (Engtanb }e 
gefchidt hatte, bei 6ir Same« &arri«, bem jum §ro$ fte gleich' 
seifig bie bewaffnete Neutralität ber Heineren Seemächte burch- 
fegte. S)em alten SDftnifter ben 93oben *u entziehen, auf bem 
er ihr entgegen noch fetner Nänte fpinnen tonnte, fomie bem 
öfferreichtfehen «Sünbni« eine feftere ©runblage &u geben, be- 
fchlofj fte ben $h™nfolger auf 9?eifen in« ^uSlanb, junächft 
nach 9Bien ju fehiefen. Nur follte <paul« argmöhnffche« ©e- 
müt tt>ie oon felbft auf ben ^unfeh &u reifen tommen, ohne 
ju merfen, moju er gebraucht merbe. 

3h* <?Man gelang, aber ber fchtaue spanin burchfehaute balb 
bie Slb Festen ber Kaiferin unb hegte gegen fte ben ©rofjfürffen 
unb beffen ©emahlin auf, bie er beibe all feine einzigen Stütjen 
um Jeben <prei« autücfyuhalten fuchte. Nänfe aller Slrt mürben 
in Bewegung gefegt; man fprach »on <paul« Enterbung — 
noch fchlimmere Q3erbächtigungen gingen oon <¥>anin au*. S)er 
ganae £of geriet au« einer Aufregung in bie anbere. ©iefe 
teilte fleh fogar bem 93oRe mit, ba« bei ber enblichen Greife 
be« 6cheibenben laut feine begeiferte Teilnahme benrie«. 
3>arßber fchtooU Katharinen« &erj oor 'ärger unb Xlnmut, 
melden ba« benehmen ihre« 6ohne« im 2lu«lanbe &u be- 
fchtoichtigen nicht geeignet mar. dt trat ihren Plänen unb 

282 



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Slbfichten oft fchnurftracfS in ben Sßeg. S)te 3ntrigen frtelten 
bcftänbig jwiföen u)m unb 6t Petersburg fort. £>ie* entging 
Katharinens 6charfblict nicht unb entflammte bermafjen u)ren 
3oro, baf fte <paul$ 93ertrauen*mann unb &auptoermittler 
feine* ^riefmechfelä nach 6ibirien bringen lief*. 

Söelche Stimmungen fich ber Äaiferin in (bleuer £age be- 
mächtigten, ift leicht su begreifen. 6ie war gewohnt, baf) fich 
alle« oor u)r beugte, unb hier oerfagten ü)r gerabe bie Stächen 
ben ©ehorfam. Slber jte war ein wunberbare« SBefen, ba* 
ftch befonber« in ben flärfften ©egenfftyen bewegte; balb feuer- 
forfihenb wie ein Sultan, balb falt wie (Ei*; balb (rfngebenb 
Poll Teilnahme, balb coli £>of?n abftofcenb, ein h<*rmlofe$ #inb 
unter Äinbern, unb fütjn unb entfchloffen, wo e* galt, unter 
Bannern. §)abet ragten befonber* jwei gewaltige (Eigen- 
fchaften ^eroor: ein eiferner 3BiUe unb ein unglaublicher Taft 
in großen wie in Keinen fingen. 93on beiben tonnte fie wenig 
an ihrem 6ohn oerfpüren. 

$luch war ber Sftut feine fchwache Seite, 3)a^er trieb er 
bepanbig ohne fepe Slnjtchten, wie ein Schiff ohne 'SaHap, 
auf ben bewegten SBogen be* ßeben* umher. (Er warb ein 
Sonberling unb geriet oon einem (Einfall auf ben anberen. 
3)ie* tonnte u)m am wenigften bie Sichtung ber Butter ge- 
winnen, beren Ciebe er längft ocrloren hatte. & xt i^rerfeit* 
litt fanget an gutem ©ewtfien, unb warb oon brennenbem 
(E^rgeij oerjehrt. 60 gab er ihr feit feiner 9ftfinbigleit, feit 
einem 3ahrjehnt, oft genug 93eranlaffung ju peinigenben 93e- 
forgniffen. Sa, feine erfte ©emahlm $e$te Ü)n bermafcen gegen 
bie Butter auf, bafj Seitgenoffen, welche (Einpcht gewannen 
in baö ©etriebe, bie Meinung auäfprechen, e* würbe )u argen 
fingen gefommen fein, wenn bie ©rofefttrfttn fliegt im erpen 
^öoehenbetfe geporben wäre. 

Vorher unb nachher tauften bepänbig ©erttchte auf oon 
93erfchwörungen augunpen be« Thronfolger*, welche bie Jtaiferin 
jebeSmal mit bem u)r eigenen ©efehief nieberjufchlagen wugte. 

283 



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3il« nun u)r 6o{m im 2Iu«lanb mciff ü)ren Qlbftdjten unb 
^öünföen &utoiber&anbelte, mo$te fle toofcl in ©ebanfen &u 
u)m fagen: 

„Sftem <5ofcnl n?a« fällt bir ein, na$ meiner trotte ju 
trotten? 9*oöte fic etwa, all bein 93ater com $$ron ftürjte, 
bir oon felbß auf 6 Äaupt? ober mu&te nfc$t oielme&r td> 
mit entföloffener &anb ausreifen, bamit fle ni$t in alle Söinbe 
ginge? SBollte bein ^ater bo$ eben mi$ in« Softer »er- 
ftofcen unb bf $ jum «Baftarb ff empeln ! 93m f $ ni$t 6$ mieb 
meinet eigenen ©lüefe«? &abe iä) nic^t lange f^recflic^e 3afcre 
gelitten unb gerungen, bi« i$ entließ an« 3t et gelangte? 3Kan 
£at mtety arme« f$u$tofe« ftinb an biefen bamal« oerpefteten 
Äof gefdpteppt, unb mein 6$idfal an bie Jaunen eine« im 
5?ern »erborfrenen Knaben gefömiebef, ber mi$ ebenfotoenlg 
liebte, al« i$ tyn lieben mochte. 2ßie ein »erfolgte« 9*e& 
ge&etjt, $ielt i# mi$ benno$ ein 3af>rjef>nt $inbur$ mitten 
unter ben Caftern aufrecht unb fromm, bi« auf atlerfpöcfyften 
93efe£l meine Unföulb erlag. Da toarb i$ freiließ SBeib, rnarb 
Butter oon bir, unb bie ©luten ber £etbenföaft bur^urften 
mu$; aber i# nmfjte mU$ f äffen, mic$ ju fügen, unb i$ 
lernte bienen, bamit t<$ frerrfaen lernte. Da« lern' au$ bu! 3$ 
fcielt unoerjagt unter allen ßränf ungen unb Demütigungen ben 
<23li<* auf bie £rone gerietet; &atte i$ jte bo# al« ba« 3n- 
frrument erfannt, auf bem i$ ber 3Be!t eine« auf fpieten fdnnte, 
n>ie faum einer &uoor. Unb i<$ benfe, i$ tyab'ä geleitet. 3mei 
3a&rje&nte ber (Styren unb be« 9fcu)m«, tote fte 9*ufilanb no# 
ni$t erlebt (parte, ftnb, feit icf) bie Ärone trage, dahingegangen. 
Dante bu auf ben Knien beinern 6d)8pfer, baf? er mic$ bir jur 
Butter gab, bie fronen oergeben unb oenoeigern fann. Dein 
93ater fcätte bir feine erteilt." 

Die« ungefähr mo#te ber &ern beffen fein, toa« &at&arina 
in tyren Denfmürbigteiten barjuffellen beabfutytgt. 6ie foruty 
na# ifcrer Söeife bie 2lbfi$t nirgenb« gerabeju au«; aber »er 
u)rem ©ebanfengange folgt, errät fte al«balb. <£« fcerrföt bur$ 

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las ©an$e eine Klarheit unb ©urchfichtigfeit, bie allenthalben 
oom feinen föarfen ©eipt ber großen fffirftin jeugt. S)a* 
Porträt be* eigenfinntgen, in ben ©runb oerborbenen «-prinjen, 
ber fpäfcr ü)r ©emahl werben follte, eröffnet bie ©alerle ber 
t'6)ti\d) gehaltenen ©enrebilber, bie ftch aümählid) ju (»ifto- 
rifchen ©emälben erften Range* ergeben. 6ie felbff er- 
fcheint babei oorüberge^enb al* jehnjährige* &inb, unb tritt 
nicht »olle fünf 3ahre nachher beim &of in SIRoSfau mit ihrer 
Butter auf. 



m 









beiben Parteien, bie ftch bort unter (Elifabeth befämpften. 
Katharina follte balb felbft ein 6pielbaH berfelben werben. €* 
mar nahe baran, baß man bie junge Vraut mitfamt ber 9Rutter 
nrieber hetmfehiefte. 5?aum mar fte aber oermählt, fo pferchte 
man fle mit bem unliebenämtirbigen Spanne förmlich ein, ober 
hielt fte n>ie ein gefährliche* §ier unter Verfchluß, bem niemanb 
außer Vertrauten ber h^rrfchenben Partei nahen burfte. 3h r 
liebebebfirftige* Äerj tarn jebem entgegen, ber ihr Teilnahme 
benrie*, aber gar balb mußte fte'l erleben, baß ihre ©unft jebem 
Verberben brachte. (Ehwnbamen, äoffräuleln, Kammerfrauen, 
3ofen, Liener, alle, benen jte fich befonber* gnäbig bemie«, 
»erfchmanben mie ber Vli$, plö$lich oerheiratet, ober heimgefanbt, 
ober auch n>ohl eingelerfert, unter ferne Regimenter gefteett, 
fogar in bie Verbannung gefehlt. 

Vor unferen klugen tut ftch immer meiter ein mahrer Söllen« 
pfuhl auf, je roeiter mir im Cefen ber Gchrift oorrüefen. Unb 
ba* nannten neuerbingi Ruffomanen bie mahrhaft rufflfche 
Regierung ber milben (Elifabeth- ®er junge ffürft fchtt$te fo 
menig feine bebrängte ©emahlin, baß er {ich vielmehr meift 
ihren ^Biberfachern anfehloß, unb fte mohl mit eigenen häuften 
mißhanbelte. 3ähsornig, feige, bofyaft, benimmt er ftch ^gleich 
fo (inbifch, baß er halbe Rächte burch mit puppen fpielt. Slber 
er h$t in ben SBohnjimmern feine Äunbe ein, treibt bie 
Liener unb 6taU!nechte mit &e$peitf<hen umher, aecht unb 

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raucht bann nrieber mit fernen ©enoffen, bi* er betrunfen in* 
<8ett fällt. 

3öir glauben bem gefränftem Qöcibe Bern, bog ftc pch por- 
nahm, ihren ©emahl nicht $u lieben, „meil fie fonp ein folget 
Sttenfch ju unglücflich machen mürbe". 9?ur bie fefte Hoffnung 
auf bie Jerone, fo tautet mehrmal* ü)r ©eftänbni*, h©b pe über 
all biefen Sammer $inau«. (Slifabeth hing ju fe&r u)ren ©e- 
lüften nach, al* bafe pe pch öiel um ba* unglückliche ^Beib 
getümmert hätte. Slber enblich pel ihr ein, bajj noch immer 
bie 9la$fommenf<$aft ausbliebe. $)afür fchatt pe bie (Ehren- 
bame aus, melche feit Sauren bie Qlufpcht über bie junge ©rofc- 
fürftin führte. €* mar ber Äaiferm eigene 'Safe, geborene 
©räftn ioenbriclfon, je$t an ben Oberjeremonienmeifter Tfchogto- 
fojf oermählt. §)er gefchäftigen ©räpn lag nun nicht* fo fehr 
am ioerjen, al* bafj pe ben beutlichen SBinf ober vielmehr 
93efe^l ber Äaiferin jur $lu*ffihrung bringe. 

93ereit* feit längerer 3eit Ratten jmei junge Äoffaoaliere 
pch an bie ©rofjfürftm fcerangebrängt, offenbar oon oben be- 
günpigt ober befehlt. 6onft Ratten Pe mohl faum gemagt, 
ein fo gefährliche* 6»>iel mit ihr ju treiben, al* infonber&eit 
6ergei Salttfoff pch »ermafe. 3mifchen beiben SDlännern liefe 
ü>r bie ©räpn bie 3Bahl. Katharina &atte bereit« gemäht; 
ersten ü)r boch längft 6altifoff „fötm mie ber Sag", unb 
menn fchon ooU oon 9?änfen, boch hö$f* unterhattenb unb 
gratfö«. 0a* Q3er^ältni« be* liebenben «paare* jic^t pch burch 
ein drittel ber öchrift, balb $alb oerfteeft unb n>ie in*geheim, 
balb fcharf unb Mar heroortretenb, bi* e* urplöfclich bie lieber- 
fünft ber ©rofjffirpin im Joerbft 1754 auf immer jerreifjt. 
©altitoff marb al* Überbringer ber 93otföaft, bafj ein Thron- 
folger geboren fei, nach Schieben getieft, bann al* ©efanbter 
nach Hamburg unb fpäter nach <}>ari*. 

(Ein dichter möchte laum feiner unb jarter Jene* 93erhältni* 
barfteüen, al* Katharinen* 6chilberung e* ihrem 6ohn gegen- 
über tat. 6ie marf bem ©an&en ben leichten 6<hleier um, ber 

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einen 9fcia mehr t>crlei^t, ohne ba& er bem 6ohne »erftecfte, 
»a* biefer miffen foUte. ^aul erfuhr mehr, al* er münfchen 
mochte; unb blieb ihm noch ein 3roeifel, fo muffe tyrn eine 
unoorßchtige #uf erung, ber fleh ber ©rof fürff ^eter hin- 
reifen tief?, benfelben t>oUenb« benehmen. Ölte nämlich im 
Äerbft 1758 bie ©roffürftin »ieber fchwanger ging, rief er 
einft im Greife feiner ©enoffen ärgerlich au«: „'JBeif ©oft, 
tooher meine "5rau ju ihren 6chtoangerfchaften fommt!" 

Katarina ftopfte fogleich bem gefchn>8|igen ioerrn ©emahl 
auf ihre fchlagenbe QBcifc ben 3ftunb; aber ber $lu«ruf fiel 
u)r fchtoer auf« Äerj. 3h* 6<$arf blicf ernannte bie furchtbare 
©efahr, in ber flc fchmebte. „<£ « galt/ föreibt fie, „mit u)m 
ober burch ü)n sugrunbe ju gehen ober aber mich felbff, meine 
Kinber, vielleicht auch ben Staat oor bem Schiffbruch &u retten, 
ben bie geifrigen unb förderlichen (figenfchaften be« ©rof fürffen 
in muifttyt pellten, tiefer le$te (£ntfötu§ festen mir ber 
ftcherfte." 3hm gemäf btttat fte fühn ben 9Beg, ber allein 
tum 3iele fähren formte. 

3 ff nun obiges, wie mir au«einanberfe$ten, ber Kern oon 
Katharinen« Qenfmfirbigteiten, fo begreifen mir, me«halb fte 
aller 'Skhrfcheinlicbfeit nach biefelben gerabe nieberfchrieb, al« 
ihr mährenb ber 9*eife im Qlu«(anbe Oohn unb Gchnrieger- 
tochter fo oielfachen 93erbruf bereiteten. SMc junge fchöne 
©rof fürftin mar, mie e« bamal« ber gan5en oornehmen QBelt 
erging, t>on ffranfreich, beffen Stoben unb SWanieren bezaubert: 
fie hatte einen ununterbrochenen «Briefroechfel mit STCHe. Nerton 
unb anberen SWobehanblern oerabrebet, fogar 200 Kiffen mit 
au«gefuchten Sttobemaren »orau«gefchicft, auch neue Kammer* 
biencr mitgenommen unb ben fühnen 'plan gefaxt, eine Ilm- 
»äljung im Kopfpu$ ^erbeijufü^ren. $lber bie Gchmiegermutter 
tarn ihr juoor. 6ie erlief einen Ufa« gegen bie 3ftoben, ber 
befonber« fchmer ben 3nhalt jener 200 Kiffen traf. w 3ch bin 
genrif ,* fagte ber grof e britifche Diplomat, bem mir jene Nach- 
richt »erbauten, „baf wenn bie ©rojj fttrßin in 9tfga ba« Q3erbot 

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erfährt, jte barüber fi<$ me&r ärgert, al* märe irgenbem llnglücf 
bem 9*ufcme ober bem <3öo$lfein be* 9Sei$e* begegnet" 

Winf 9öo$en fräter — ben 17. ©eaember 1782 - föreibt 
berfelbe 6ir Same« iöarrtS: „S)a* «Sene^men be* ©roffürften 
unb ber ©roßfürftin mar feit tyrer 9tthffe&r vernünftiger, al* 
man'* erwarten tonnte. Sie leben beinahe ganj oereinfamt, 
fte $aben oon ü)rer ©efeüföaft it>re früheren ©ünftlinge au$- 
gefetyloffen, unb man foüte meinen, fie münföten {jtnfort nia)t$ 
melter, aU fid> nur na$ ber Kaifcrin Hillen ju r> erhalten. (£5 
ift ferner ju fogen, meinem ©runb man biefen 3Be$fet be* 
^ene^menS auftreiben müffe." 6ir 3ame$ jerbru^t jl$ ben 
Äo|>f, ©rünbe bafür ju fmben. Kenten mir un$ aber, ^at&arina 
$ätte bem ftörriföen 6o£n jene S>enfmürbigfeiten mitgeteilt, fo 
märe ba« ein ©runb, fölagenber al« alle«, ma* ber fluge 
Diplomat erftnnen mochte. 3&re tflug&ett mürbe, mie jt# oon 
felber oerftefcf, bafür geforgt fcaben, baß <paul allein bie ©c&rift 
läfe unb feine Slbförift nä&me. <£ine folc^e Mitteilung möchte 
«)m aber fo ferner in bie ©lieber gefahren fein, baß er fic£ 
fcinfort gern rufcig oerfcielt. 



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9Zameni>er3eid)nte 



91 

Qlbafa, Äaufmann 6. Ii 
Slbeten, foeinricb,, ©e$. £egation£< 

rat im preufj. SKtnifterium ber 

augm.Qtngelegenfreiten 6.81. 137. 

139. 254. 265. 
2lbel$n>arb, 93aron, f#tt>eb. S>i- 

plomat 6. 59. 
Slblerberg I, QBlabimtr ©raf, ruff. 

©eneral, ©enerafabjutant (©eno 

ralpoftbir ef t or, SDiiniff er be£ f aif . 

Äaufe*) 6^92. 111 IM. 234. 

— II, SUeranber ©raf, be8 öortgen 
Gobn, ©eneral, ©eneralabjutant 
(Ctyef be* (Oif. Sauptquarticrs, 
g^iniffer beö f aif. 5b auf e«) 6.26. 
57. 194. 234. 

— 9iitotau£ ©raf, jüngerer trüber 
beä »origen, ©eneral, ©eneral- 
abjutant(3Mitärbeooümäcbttßter 
in Berlin, ©eneralqouoemeur in 
ftinnlanb) 6.89.265, 

^Ibcbpü, gmil o., preufj. ©eneral 
ber Sta&aHerie, ©eneralabjutant 
(1872 Gbef be* 9J?ilitärtabinett3, 
1888 Äommanbierenber ©eneral 
be* VII.21rmeeforp$) 6. 273. 

SUöenöleben, ©uftao preu§. ©e- 
neral ber 3nf., ©eneralabjutant 
(dtjef be« Stabes beim Militär- 
gouoernement ber 9?bcinprooinj ; 
1870/71 Äommanbierenber ©ene» 
ral be« IV. 2lrmeeforj>*) 6. 266. 



Slnte be 6ion, ruff.6taat#raf 6JL 
Qlprarta, ©raf, ruff. ©eneral, ©c- 

neratabjutant 6.163. 206. 
Slrmfelt, ©raf, 9Äinifter«6taat«- 

fefretär für baä ©rofcfürftentum 

$innlanb 6. 189. 
91rnim-93oi$enburg, 9lboif£> einrieb 

©raf preufc. 6taatäminifter 

6.261 

— Äarrt? ©raf |>reu§. (beutfei) er) 
Diplomat (1864 ©efanbter beim 
93atitan, 1871—74 93otf$after in 
(parÜ) 6. 119. 123. 146. 155. 203. 

— &einric$*borf, &einri«b $riebri(& 
©raf o., preufj. Diplomat (1845 
bi* 1848, 1851—58 ©efanbter in 
QBien. 1849 ^inifter ber 2lu*n>. 
Qlngelegenbeiten) 6. 50. 

— Äröcblenborff, «attalnrine r»., geb. 
t>. 93i*marcf 6. 264. 

<Hulicfe,Slbteüungsbireftor im p r e u fj . 
Äulfuöminifterium (f atb. #ira>n- 
angelegen^eiten) 6. 19L 

Qi&eglio, (Em. ^apparelii b', "3Kar- 
c^efe, ital Diplomat 6. 126. 

«B 

93a$era$t *>., ruff. Diplomat 6.11. 
93aben, QBil^clm ^rinj oon 6.61 

67. 

93agration,5ürft,ruff.Offljier6. 56. 
33af unin, 9Kicbael, ruff. 9\eoolutio- 
när 6. 189. 



t. ö <$ l ö } e t , «Peter« burger «©ctefe 19 



289 



93alabine, 93iftor ruff. Diplomat 
(1858 in bef.Sfliffion nad> SBien, 
1860 affr.) 6. 8& 140. 1ZL 1SZ. 
194. 

93atan preufj. Silomat (1859 
©efanbterin Kopenhagen) 6 104. 
12L 129. 136. 2Z1 224. 

93ärnborf, Fräulein, Sdjaufpielerin 
6. 91. 

93aranoff II, ©raf, ruff. ©eneral, 
©eneratabjutant (1860 ©eneral- 
ftab$$ef beS ©arbeforpä) 6. 58. 

«dring, ©cbr. (93. 93. & Co.), fcan- 
belä* unb Hanfbaues in ßonbon 
S. 14, 119 f. 150. 

93arjatinäfi, Aleranber ftürft, ruff. 
5elbmarfd)all (Statthalter unb 
Obi-rbcfet)l0babor im Äautafuö) 
6. 105. 14L 235 f. 

93aoern, Cuitpolb Prinj »on 6. 195. 

93ehrenb, &. preufj. Patla- 
mentarier 6. 2fiii ff. 

93enbemann, ©ebeimrat 6. 232. 

93encfenborff,£onftantin ©raf, ruff. 
©cncral unb Diplomat (1857 ©e- 
fanbtcr in 6tuttgart) 6. 8L 

93erg, $riebrich ©raf, ruff. $elb- 
marföaK, ©eneralabjutant (©e* 
neralgouoerneur in $innlanb, 
Gtattbaltcr b. äönigreich« "Polen) 
6. 21 65. 189. 199. 

93ernabaft, ruff. Kaufmann 6. 45. 
198. 

93ernftorff, 2llbre#t ©raf preu§. 
(beutfcfcer) Diplomat, Gtaatä- 
tntmfter (1861—62 SÖZinifter ber 
auätv. Angelegenheiten, 1862—73 
©efanbter bjn>. 93otfchafter in 
ßonbon) 6. 125. 128. 19L 196. 
222. 23L 232. 24üf. 256. 

93ethufh»iouc, <£b. ©eorg ©raf 

290 



preufj. (beutföer) Parlamentarier 

6. 266. 

93ialobrae«fi,propft(Abminifrrator 
ber <£rjbiöjefe Sßarfchau) 6. 235. 
93ibifoff, ruff. ©eneral, SRinifter 

6. 97. 

93iamarcf, Otto o. 6. 118. 129 ff. 
145 ff. 155 f. 160. 168 f. 178. 188. 
19L 196. 200 f. m 215 ff. 222. 
226. 229 ff. 233. 236 f. 240. 250. 
254 f. 261 ff. 262. 276, 

— Sohanna geb. Puttfamer 
6. 1 37 f. 140. 142. LZ8. 201. 209 f. 

— 93ohlen, tfarl ©raf »., preufj. 
Offaier 6. 26L 

93li?en-9inefe, «aron o. 6.224. 

93luboff, ©mitri ©raf, ruff. etaati- 
mann(3ttintfter be*3nnern, 1861 
Präfibent be* 9Reich$rat* unb 
beS gjliniftertonfeil«) 6. 44. 183 f. 
19L 

93obrin3ti, ©raf 6. 14. 204. 
93ocfum.©olff«, £.©.», preufj. 

Parlamentarier 6. 266. 
93onar, 93antyau$ 6. U9. 130. 138. 

150. 

93onin, Slbolf b., preufi. ©eneral, 
©eneralabjutant (1857 Äomman- 
beur ber 1. ®art>ctnfantcrie-93rt» 
gäbe, bann ber l.©arbeinfanterie« 
3) i 0 i ft o n, Püom m a nb ant o o n p£> 1 $■ 
bam) 6. 61 62. 

93or(h, SUejanber ©raf t>., ruff. 
Oberftjeremonienmeifter, ©iref« 
tor ber fatf. $heatet 6. 32. 

— ©räfin 6. 32. 

93orcf, preufj. Äofrat 6. 259. 
93orchgraoe b' s 2Iltena,Paul@raf 

belg. Diplomat 6. 34. 59. 
93ourfoff, 3Rimta 3»öno»na 6.93. 

204. 206. 



93ranbt, Äarl, Qlffoett »on <33aron 

Stiegt S. 204 f. 
93rai?, Otto ©raf bai>r. Diplomat 

g. 77. 

93renner t>. $elfa<$, 2lbotf ftretyerr, 
öfterr. Diplomat S. 224. 

93reoern, Siran *>., ruff. Senator, 
SRttgtteb beS 9teid)SratS (3tt>tt- 
gouocrneuu oon Äurlanb 6. UM. 
13L 

Skotf, &., ruff. Staatsmann 
(Sinanamtnifter) 6. iL 58. ZL 
95, IM. m 

93rocf&aufen, ftretyerr b., preu§. 
Diplomat (1858 ©efanbter in 
SBien) 6. SO. 55. 1111 

95rucf, Sretyerr t>., öfterr. Staats- 
mann 3. ISO. 

— Äarl ^retyerr beS vorigen 
6 olm, oft cur. Diplomat (1860 
EegationSfefretär in PeterS- 
bürg) S. 5 Qlnm. 2. 

93runnon>, P&ilipp ©raf b, ruft, 
©iplomat (1856 ©efanbter in 
93erlin, 1858 inßonbon) 6. 52 f. 
8L SS f . 90. 140. 126. 

93ubberg, QlnbreaS ^retyerr t>., ruff. 
Diplomat (1851 ©efanbter in 
«Berlin, 1856 in QBien, 1858 in 
Berlin, 1862-68 in Paris. 3Rit- 
glieb beS 9ieicbSratS) 6.89.140. 
159. 12L 18L 134- 223. 23L 236. 

SSuol-Scfcauenftein, ftarl fterbinanb 
©raf o., öfterr. Staatsmann (1852 
bi« 1859 gttinifterpräftbent, TO. 
niffer beS Rufern) S. 62. 

93utenieff, SIpollinar, ruff. Diplomat 
(1856-58 intfonffantinopet. 3Hit- 
glieb beS 9tei$SratS) S.68. 

93utfoff, ruff. Staatsmann (9?eid>S- 
fetretär ber 9*eia)Sfan jlei) S. 1Z1 



£ ernenn, ©raf, ruff. tfinanjminlffer 

S. 15. 

GaniQ unb S>aDtt>i$, tyreif>err 
preufj. ©iplomat S. 54. 

Cancer, Dr. S. 20. 

(Saoour, CamiUo ©raf, SKiniffer- 
pr äfibent, als Schöpfer ber natio- 
nalen <?in$eit StalienS größter 
Staatsmann 6. 119. 182. 197.213. 
217. 

Ctyreptotuitfö, «-IRic&ael ©raf, ruff. 
Diplomat (1856 ©efanbter in 
ßonbon, 1862 Oberbofmeifter beS 
©rofcfürften äonftantm) S. 8L 
88 f. 92. 242 ff. 257. 

— Äelene ©räfin, geb. ©räfin 
Sfleffelrobe S. 244 ff. 248. 

Gbruloff, ruff. ©eneral S. 85. 

Gialbini, £>erjog ». ©aeta, ital 
©eneral S. 156. 

Clären bon, ©raf, engt. Staatsmann 
(1847—52 Corbftattbalter bon 
Srlonb, 1853- 58 unb 1868—70 
Sftinifter beS SluSwärtigen) 
S. 88. 

Goltgnon, gjfr. S. 14. 46. 48. 120. 
218. 

Grampton, Sir 3o&n, engt. Diplo- 
mat (1858 ©efanbter in Peters- 
burg) S. 128. 

(Erob-<5)ülmen, ©eorg, Prinj ö., 
preufj. £egationSferretär in Pe- 
tersburg S. 12L 122. 129. 132f. 
136 ff. 145 ff. 120. 139. 201. 209. 
217 f. 22L 

CurtiuS, Sbeobor, Dr., Senator 
(mieberbolt oorjigenber Bürger- 
meifter) oon Cübecf S.2Z1 

— Gäcilie, geb. ». Sc^löfter S. 28, 
166. 

291 



Cutrofiano, ©raf Aragon, $lgent 
ftranj II., Äönigo* beiber Sizilien 
e. 164 f. 122. 

<5)al»igf, 9*einborb, ftrelfrerr b., 

$eff. SHinifter 6. 223 f. 
©änemarf, $ rieb rieb VII. £önig fcon 

6. 1ÄL 274, 

— S&riftian IX. Äönig oon 6. ISO. 
©anner, L'ebcnägr äfm (Oxaömuffen), 

1850 ©em abiin äönig $rieb- 
v\m VII. 6. ISO. 224. 
<5>anfa«, ruff. 6enator unb ©efceim- 
tot 6. 14. 

— ruff. Offtyler (©eneralgouoer- 
ncur) 6. SIL 

©iäraeti, Benjamin, Carl of <23ea- 

con«fiett> 6. 14L 260. 
S)ön&off, (Eugen, ©raf o., Oberfcof» 

meifter ber Königin (SUfabetb. t>on 

«Preußen 6. 24. 50, 265. 
$)otgoruft, <peter, <prina 6.155. 

223. 

— 9ofUe, ftürflf, ©eneral, ©enerat- 
ab ju taut (J?r iegäminifter, 6b ef ber 
2. Abteilung) 6. 121183. 194.253. 

— ftttrfttn e. 29, 

— «Prinjeffln, $o#ter ber borigen, 
5b of bame ber Äaiferin SHaria von 
9Sufclanb 6. 28 f. 

©ubbett, ruff. ©enerat 6. 32. 
©ü&amel, ruff. ©eneral (1861 ©ene- 

ratgouoerneur in QBeftftbirien) 

6. 138. 

— beffen 93ruber, ruff. SWorine- 
offoier 6. 160. 193. 

(Efoire, SMcomte be t', franj. ©iplo- 
mat 6. 92. 

292 



<Jfler$aab-©alant$a, Valentin ©raf, 
öfterr. Diplomat (1854 ©efonbter 
in ^Petersburg) 6. 18, 23. TL 

Ohilenburg, 9riebriö> @ ra f au, 
preufj. Diplomat unb Staats- 
minifter (1862 «Minifter be« 3n« 
nern) 6. 266. 

Groerö, o v ruff. Qiptomat 6. 
46. 77. 85. 95. 108. 112. 163. 181, 

Se&letfen, Äarl o. 6. 134 f. Iii 

— äonftantin b., Sanfter, bab. 
©encralfonful in Petersburg 
6. 6. IL 43. 63. Uli. 

— 3l(eranbrine b., $o$ter bon 
Äonftantin, f^ätere 93arontn 
b. 93rucf 6. 2L 

SelinSW, 6igiSm. Selir, Crjbif^of 

bon QBorfcbau 6. 239. 
Herfen, Paul, ©raf, ruff. ÄofJSger- 

tneifter 6. 112. 

— Sltfe, ©räfin, geb. t>. 9?au# 
G. 99. Iii 120. 122. 165. 

$eftetic«,©raf,öfterr.©iplom. 6JJ2, 
^labault, ©rof be, franj. Diplomat 
6.201 

9r an fr c i Napoleon III., Äoifer bon 
6. 16. 49. 20. ZZf. IIS f. 133. 156. 
1 59 f. 1 64. 1 74 f. 1 78 ff. 197.217. 255. 

— Gugenie, Äaiferin oon 6. 17L 

— SKaboleon^rtnjbon/gen/plon- 
<pion 6. 182. 

$rebtag-£oring$ooen, £. $r$r. 
ruff. Silomat (1863 ©eneral* 
f onful in Äopenbagen) 6. 2Z1 

ffriebberg, Äatbarina, geb. See- 
mann, §än&erin, in jtoeiter £f;c 
oerm. mitSofef £>uppmann,fpäter 
itat. 93aron o. &uppmann«93al- 
beUa 6. 93. 



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ftriebberg, Äatyarina, Softer ber 
borigen, Sängerin, fpätere ©räfin 

® 

©agarin, <Paul, $ürft (1864 «Präft. 
bent be* 9?ei$$rat* unb be« TO- 
ntffertonfeilS) 6. 183. 131 ff. 

— ffürfrtn 6. 9. 

— Natalie, <})rinaeffln 6. 46. 
©altyin, ^firft 6. 32. 
©aribalbi, ©iufeppe 6. 15L 151172. 
©ebeonoff, 2lle$anber, ruff. Öberft- 

fcofmeifter 6. 26. 
©erebjoff, 3Ki#ael, im ruff. SHinifte- 

dum beä äußern 6. iß. 
—Natalie, geb. ^rinjeffin ©agarin 

6 46. 

©erftenjmeig, ruff. ©eneral unb 
©eneralabfutant (1861 TOlitär- 
gouDcrncuu in QBarfc&au) 6. 236. 

©eber«, 3. 93aron, nieberi. Di- 
plomat (1856©efanbter in'petetS- 
bürg) 6. 33. 42» 

©ebfo, b., frannob. Offizier (1860 
Oberftleutnant unb Äommanbeur 
be8 $annober. ©arbe-Äfiraffier- 
9? egiment S), üerm. mit 91. b. ßa«- 
perq, (£ntelm bon Dorothea 
b.9*obbe, geb.b.6#löjer 6.165. 

©neift, 9tubolf b., 9te#t«le&rer unb 
«Politik« 6. 262, 262. 

©ogol, Sttfolau« 6. 140. 

©olotontn, Slley anber, ruff. Staate* 
mann (3Rinifter beä öffentlichen 
ilnterricfct«) 6. 239, 

(Boll, Robert ©raf ». b., preufj. 
Diplomat (1859 ©efanbter in 
Äonftantinopel, 1862 in 'peterl« 
bürg, 1868 in sparte) 6. 196. 240. 
249 f. 



©ortföafoff, Slleranber ftürft, ruff. 

banaler (1856 SOiinifter be« 

äußern, 1862 9fei$$üiaefanjler) 
11 ff. 2L 24, 22 f. 30. 39. 

46. 49f. 6L 68. 78, 80 f. 85. 88 f. 

93. 95. 102. 108 f. 12L 124 f. 128. 

133 f. 14k 143. 145. 147. 155. 159 f. 

164. 12Sf. 182. 186 f. 196. 201 ff. 

215 ff. 225 f. 228. 233. 
— 3Ri$ael, Sürft, Hefter beä 

oorigen, ruff. ©eneral (Gtafc 

balter beS tfönigret#$ 'polen) 

6. L 6L 194. 138. 2QL 
©raboto, QBityetm, liberaler preu§. 

^olitifer flSräfibent be* Slbge- 

orbnetenbaufed) 6. 266. 
©räfe, SUbrecfct o., Slugenarjt 6. Zfi. 
©raneb, SWabame 6. 46. 
©reigfc, SKabame 6. 28. 
©riecbenlanb, ©eorg L Äönig bon 

6. 222. 

©rimm, <Hug. b., ruff. Staat«- 
rat 6$riftfteHer (Srjieber ber 
tfinber Slleranber* II.) 6. 124. 
2Ö& 252. 

©röben, Äarl, ©raf b. b., preufc. 
©eneral ber 5taoaQerie / ©eneral- 
abjutant 6. 63 f. 66 f. 

©rote, Slbotf ©raf, fcannob. Di- 
plomat (1860 £ega ttonöf ef retär in 
^Petersburg) 6. 113. 113. 

©ruber, ^rofeffor 6. 163. 

©runer, Suftuft, b., Slnterftaat*- 
fetretär im preu§. 9Rinifterium 
ber $lu£n>ärtigen Angelegen- 
freiten 6. 209. 216. 

©ütfefcott), Slnton, Dr., Sirjt in Cü* 
beef 6. 42. 

©ufe, Leutnant im ftelbjägerforp* 
6.104. 

©tober, engt Kaufmann 6. 14. 

293 



Aacfe, Abelaibe, ©rSfin, Äofbame 
fpalaftbame) ber Königin (Äai f e- 
rin) Augufta 6. 23L 

fiagemann, \>., bäni[d}er Diplomat 
3. 84. 

Äagemeififer, «Beamter im ruff. 
ginanjminifterium 3. 32. 129. 
138. 15Ö. ISfi. L96, 

&au*, bän. Staatsmann (^flinffter 
tcr^hiöwarti^cn^lncjclegenbeitcn 
unb ÄonfeilSpräftbent) 8. 222. 

— gjttnna, geb b. ffe^leifen 3. 11. 

Sbanfetnann, Dauib, preuft. ffinanj- 
minifter 3. IM. 

ioartmann, Dr., 3. 50. 

&a$felbt, «atfajimilian, ©raf b., 
prcufe. Diplomat 3. US. 

ßegermann, b., bän. ©eneral, ©ene- 
ralabjutant 3. 221 

Äeimbttrger, Robert S.Li 

ÄeHieig, ©e&. Cegationlrat im 
prcuft. 3Hfnifterium ber Aus- 
wärtigen Angelegenheiten 3. 132. 
139, 

Äenfelt, Abolf, Älabterbirtuofe 

3.93. 

Äerjen, Aleranber, ruff. Revolu- 
tionär (1834 berbannt) 3. 115. 
170. 213. 

Äeffen-Äoffet, Anna Canbgräfin b., 
«prinjeffin ju Greußen 3.223. 

Äebbt Auguft $r&r. b. b v preu§. 
3taat«minifter (1848 öanbelfif- 
minifter, 1866—69 ftinanjmini- 
per) 3. 4L 250. 

Äebfelber, ^rofeffor 3. 65. 

Äitrowo, gflidjael, ruff. Ober- 
jeremomcnmeifter 3. 6. 11L 

Äobenlobc • Äircbberg, ^einrieb 
'Prinj ju, »ürtt. ©eneral unb 

294 



©iplomat (©efanbter in ^eterf- 

bürg) 3. Z-L 
Äobentt>al, Abolf ©raf b., tonigl. 

fäc^f. Diplomat 3. 265. 
Äolftein, $rif> b., «Bortragenber 9*at 

im Auswärtigen Amt 3. 187. 
Äompefcb • 93oHt>eim, fterbinanb 

©raf t>., bobr. «Diplomat 3JL 18. 
ibope & (So., 93anfbau$ in Amfter- 

bam 3. 14, 119. 150. 
Sorfcbett, 93aQettmeifter 3. 143. 
— 'Sbeobor, 3o$n bcS borigen, 

SHaler 3. 142, 
Äube, £ er mann b. b., ^aurat 3. 

3 

Sgnatieff I, ruff. ©eneral, ©eneral- 
abjutant (©eneralfriegsgouoer* 
neur bon Petersburg) 3.6122fL 

Sago», Bernfcarbine *>., geb. o. Kal- 
ben 3. 25. 

Särta, Äarl Aug., fc&toeb. ©Wo- 
mat (1859 ©efanbter in «Berlin) 
3.266. 

Senifö, ©ottlieb, ©rofctaufmann, 
bermäfclt mit Caroline o. Cürjott), 
oertt>ittt>eten ©räfin bon QCßeft- 
falen 3. Z6. 

Senfd&tn, Dr., 3. 161 

3Qaire, preufj. ©cb. Äabincttsvat 
3.259. 

3ong^e b'Arboie, SJicomte be, belg. 

Diplomat (1856 ©efanbter in 

Petersburg) 3. 42, 59. 
3fturi$ b <attontero, ft>an. Diplomat 

<5- 51 

Stalien, 93ittor Smanuel, 5?önig bon 
3. 122. 

Süngten, 3o&. (£br., Chirurg unb 

Augenarzt 3. 262. 
Suffupoff, Sürpin 3. 12. 206. 21L 



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II 

Äalben, SHbertine b. 6. 25. 
Slalergil, $rau b., geb. Gräfin 

Sleffelrobe (9ti#te bei £anjlerl) 

tt>ieberberm<tylt mit bem ruff. 

Obcrft 3)?u$<moff, P oli^c im ci ft er 

bet 6tabt QBarföau G. 124. 200. 
S?ap-b<rf/ 5bermann 93aron b., 

«Banfier 6. IM f. 133. 
ftarcU, Dr., Ceibar^t bei ffaiferl 

SWolaul L 6. lfil 124. 
Jteblcr, P., QJortragenber OSat im 

preufj . 9Jiinifterium ber Slulmär« 

tigen Angelegenheiten 6. 197. 
ftelcbner, preufj. äofrat, QJorftanb 

bet ©efanbtfcbaftetanjlet in 

Peteriburg 6. HL 
&empe,preufj. ©eneralf onful 6. 103. 
ÄerM* 6. 40. 

Äifferjoff, «Paul ©raf, ruff. ©enerat 
unb 'Diplomat ( 1 856 <8otf$after in 
Paril) 6. 4L 89, 140, 171. 179. 186. 

tfleifi / P.,preufj.©e$.Oberjuftiaratu. 
S?atnrnergcnrf)tßpräfibent <B. 192. 

8leift-9te$ott>, Jöanl p., Öberpräft- 
bentber ORbeinproöinj, $lbgeorb* 
neter (ftfibrer ber Ältfonferöa« 
tiben Partei) 6. 263. 262, 

Älfetng, $rau p., 6. 149. 

Älüber, ftriebrid&b., preufj. ©enerat 
(Äommanbeur bei Dragoner* 
tegimentl 9?r. 23) 6. 12L 123. 

Äniäiemitf^SUeranber, ruff. TOni- 
fter (1858 ^inonjminifter) 6. iL 
104. 1H8 f. 129. IM. 143. 150.156. 
ISfif. 237 f. 

Äönnerty, &anl $r$r. b., fönigt 
fäcbf. Diplomat (1858 ^tnifier- 
refibent in Peteriburg, ©efc. 9*at 
unb Oberbofmarfctmll) 6. 9. 18. 
20. 42. 22. 243 ff . 252. 



S^orff, <3Hobeffe 93aron fpäter ©raf, 
ruff. Tßirft. ©cb. 0?at (6taatl- 
fefretär, ©ireftor ber Äaif. <33f- 
bliotbef in Petersburg, ©enerat- 
bireftor ber Äanjlei für ©efe$- 
gebungl« unb innere Angelegen- 
heiten) e. 44. 

Woffutb, Cubmig 6. 133. 

&otf$ubei, Helene SürfHn 6. 22. 
29. 32. 34 f. 209. 223. 229. 233 f. 

— 6erge Prlnj 6. 14. 

5?oöebue, Sßilbelm b. (6o$n bei 
£uftfpielbi<fcterl), ruff. Diplomat, 
6(briftfteaer 6. 1Ü8. 

Äowaletolfi, ruff. SJcinifter für 
93ot!laufflärung 6. 104. 209. 

Ärüger, Dr., fcanfeat. Diplomat (1856 
9ttinifterreftbent in ftopenfjagen, 
fpäter ©efanbter in Berlin) 
6. 223 f. 

Ärufenftern, b., ruff. Beamter 6. L 

Sfrploff, ruff. $abelbi(&ter 6.213. 

äunif, ruff. Äiftorifer 6. 5. 44 f. 50. 

Äufa, Oberft, atl Sobann L Sfirft 
ber Donaufürftentümer Dölbau 
unb 3öala$ai 6. 180. 182. 

8 

i^abjenSfi, 93?abame, fpätere ^rau 
p. (ftoerl 6. 112. 

Cablacbe, ßuigi, ber beriibmfefte 
93affift ber 9?eujeit 6. 4. 2. 12. 

Cambert, ©raf, ruff. ©eneral, ©e- 
neralabjutant ((BtattfjalUv bei 
Äönigreia>l Polen) 6. 229. 236. 

Canlfoi, 6ergei ©raf, ruff. Gtaaf !• 
mann (Senator, ^inifter bei 
3nnern) 6. 11. 102. 181 202. 

Ceberer, Äorl $rbr. b., öfterr. Di- 
plomat (1857 ©eneralfonfut in 
3Barf$au, fpäter, gleichzeitig mit 

295 



Kurb Gcfclöaer, ©efanbter in 
QBaf&tngton) G. L 
£ej>flu«/ Karl 9Ricbarb, «Sgbptologe 
6. 265. 

£efa>eti$tt, Sbeobor, <$ianift unb 
Komponift (^rofcffor amÄotifer- 
»atorium in <Peter«burg)G. 21 .95. 

— Annette, geb. (Sffipoff, be« »od- 
gen Schülerin unb ©attin ( gefcb.) 
6. IL 

Cemfdjin, Alerei, SKinifterfouege 
(3>treffor bcö Canbmirtfd?aft3- 
bebartement« im ruff. Stöinifte- 
rium ber 9vetcf^bomänen) G. Ii. 

2L 102, 

Sieben, QBityetm 93aron, ruff. ©e- 
neral, © eneralabj utant (©encral- 
quartienneifter, ©eneralgouuer- 
neur bec Öftfeeprobinjen) G. 19» 
27. 

ßoen, Ceopotb $rbr. preu§. ©e- 
neral, ©cncralab j utant (1858— (55 
gRilitärbeuotlmäcbtigter in 'Pe- 
tersburg, 'präfeö bcr ©eneral- 
orbenlfornmiffion) 6. 63. 67. 82. 
99. 120, 127. 129. 134. 140. 149. 
lfiL 

Cöroenftern, <2Bolbemar $rfcr. t>., 

ruff. ©eneral G. 2. 4. 19 f. 17. 20. 

22. 43 f. 65. 68. Z3. 83. 1D2. 
fiowtfcer, 6ir Qöilliam, engl. ©f. 

blomat (1863 £egation«fefretär 

in Berlin) G. 265, 
Eüfcborff, Kaufmann G. 188. 
ßttbff/ ruff. Beamter G. 85, 

Sflagn u «Martin 93aron b.,93anrter 
6. 120. 129 f. 138. 150. 

— QJiftor 93aron b v beffen Go&n 
6. 119. 



SWanberftrdm, ©raf, fcbtoebiföer 
Staatsmann (1858 9Ji int ft er ber 
5lu«n>ärtigen Angelegenheiten) 

6. 19L 

«IRartinoff, ruff. Offtjiet G. 1ÜL 
^etflenburg-Gtrelifi, ©coro, joer- 

jog b., ruff. ©eneral G. 19 f. 

24. 2Z. 
«aflenajeff 6. 201. 208. 

— Sflabame, geb.b.$e$lelfen 6.5. 
9Renbel6fo£n • "Bartbotbb, <paul, 

Cbef beä <8anf baufe« 6. 45. 
SRenföitoff, Slleranber $ürft, ruff. 

"Slbmiral, ©eneralabjutant C2Ra- 

rineminifter) G^2Z. 58. 116. 
Sttetternicb, Kiemen« Surft, Sperr. 

Gtaatöfanater G. 55. 

— 9tt<barb ftürft, öfferr. Silomat 
(93otfä>after in <pari«) 6. 1Z5. 

SHebenborff, ^eter $r$r. o., ruff. 
(Diplomat (1839 - 50 ©efanbter 
in Berlin, 1850-54 in QBien. 
Oberbofmciffer, SHitgtieb be« 
^eiAärats, Gbef be$ Kaiferl. Ka- 
binett«) e. 9. 22. 38 ff. 4fi. 55 f. 
78. 82. 84. 98. 117. 136 f. 158. 

— Freifrau b., geb. ©räfln SSuol- 
Gcbouenftein G.TS. 82. 136. 195. 
239. 

Gebern, 3o$. ©ottfrieb b. 6. 48. 
243. 

— Joofcenberg, ^riebri<b $r$r. b., 
engl. Offaier G. ZO. 106. 13fi. 

— ©uftab $rbr. b., ©e&. Kabinett«- 
rat G. 112 f. 

SRiliutin, S)mitri ©raf, ruff. ©ene- 
ral, © cn er alabj utant (al« Krieg«- 
miniftcr 9\corg.anifator ber Ar- 
tnee) G. 123. 228. 

— Sfttolai, ruff. Gtaat«mann GJ 58. 
123. 184. 20Z. 



296 



SKo^ren^eim, Slrtur «33aron, ruff. 
Diplomat (1860 CegattonSrat in 
Berlin, lSSS^otföafterin'PariS) 
S. 14. 95. 159. 

SHontebello, fcerjog b., franj. Di- 
plomat (1858 SSotfc&after in <pe- 
terSburg) S. 156. 159. 182. 214. 

— ©raf b., 93ruber beS vorigen, 
franj. General (Slbjutanf Äaifer 
Napoleon« III.) S. 206. 

SttorierjSir Stöbert, engl.Diplomat 
(1863 Vittad)6 in Berlin) 6. 256. 

SOi orn &er&og ».(Demorott), franj. 
Staatsmann (1856 ftrönungSbof- 
Softer) 6b 12* 16. 24 f. 2Zf. 30. 
32. 120. 

— Äerjogin P., geb. ^prin jeffin §ru- 
betjfoi (in jtoeiter Gtye öerrnäbjf 
mit bem fpan. Oberftyofmeifter 
SftarqutS be $UcantceS, Äer^og 
». Sefto, Detter ber Äaiferin ßu« 
genie) S. 12. IS. 20» 28. 30. 

Sftüller, SWay (Offorb) Orientalift 
S. 270. 

Sftünnicfc, ©raf t>., ruff. ftelbmar- 
fcf>aU unb Staatsmann 6. 40. 

fünfter bon Berneburg, ©eorg 
iberbert 5 ü r ff, b e u t [d> e r Diplomat 
£.59. lia.12Z.12S. 

— 9Reinfcdbel, ©raf ju, preufj. ©e- 
neral, ©eneralabjutant (Militär- 
beooHmäcbtigter in Petersburg, 
julefjt ftommanbeur ber 19. Di- 
bifion) 132. 163. 

SRuran>joff, 3Rf$ael ©raf, ruff. 
©eneral, SRUiiflttf (©eneralgou- 
öeroeur in QBilna. Sein 93ruber 
Surft Sttifotai g^uran>ioff.Äar*ti 
toar 1854 Statthalter im Äauta- 
fuS) 6.41.46. 58. 104. 15Z. 183. 
191. 



gfluratoioff-SlmurSft, 9Wolai ©raf, 
ruff. ©eneral, ©eneralabjutant 
(©eneralgouoerneur in Oftjibi- 
rien) S. UQ2. lfflBf. 150. 189. 198. 

Papier, SirGfcarlef, engl. $lbmiral 
(1854 Oberbefehlshaber ber engt, 
flotte in ber Öftfee) S. 23. 

— Coro, engl. Diplomat S. 128. 202. 
9taftmoff, ruff. ©eneral, ©eneral- 

abjutant S. 88. 
SKeffelrobe, tfart Robert ©raf b., 
ruff. 9*eid>Sfanjler S. 2 ff. Z f. 12. 
19 ff. 22. 42 f. 62. Z3 f. 29. 85. 
109. 114. 112. 146. 150. 155. 193. 
212. 229. 241 ff . 

— Dmitri ©raf *>., beffen Sofcn, 
ruf) .Ober I; of marf d)aü S. 1 1 f. 42 f. 
46. 62. 122. 223. 

— «Maximilian ©raf b., preuß. 
Oberr, ofmeifter S. 265. 

SKitolai, 9ttl ftrctyerr b., ruff. Di- 
plomat S. 108. 203. 
Sioroff, ruff. SKinifter S. 104. 

O 

Obre«! off, b., ruff. Diplomat (9teft- 
bent in tfonftanttnopel) S. 80. 

Oerzen, ©eorg o., preufj. Diplomat 
S. 223 ff. 

Olbenburg, <£eter Prinj ö., ruff. 
©eneral (Präfibent be* Departe- 
ments ber jioil- unb !ir$li$en 
Angelegenheiten) S. L 30. 

Oleart uS, <2lbam ©. 21 1 f. 

Oriola, £uife ©räftn Äofbame 
(Palaftbame) ber Königin (Äai- 
ferin) Slugufta oon preugen 2L3. 
265. 

Orloff, Stieret ftttrft, mff. ©eneral 

297 



ber JfaoaUerie, ©eneralabjufant, 
«präflbent M 9tet$6rat* (93er- 
tretet 9to§foltM auf bem^arifer 
Äongrefc 1856) 6. 16. 25. 2L 43. 
28,8L 84.96.1ßkl4fi.l5Q.152. 

m, 

Orloff, 9Wolai ftürft, 6ob> be* 
vorigen, ru ff. General unb Diplo- 
mat (1872-84 ^otfc&after in 
<pari*, bann turje 3eit in Berlin) 

6. 89. 

Öfterreicfc, ^ranj Sofep&L Äaifer 

»on 6. lfiQf. 
b'Ofuna, Aer^oa, 0., fp an. Diplomat 

(1858 ©efanbter, 1860 ^otfaafter 

in «Peteriburg) £JL IL 22 f. 30. 
Otterftebt, Gopbie Freifrau p., geb. 

t>. ^ebleifen 6. 30, UiL 
Öubril, «paul ruff. Diplomat 

(©efanbter in Berlin) 6. 51 

<P 

^o^ten, «pefer ©raf, rufT. ©eneral, 
©enorolabjutant unb Diplomat 
(1835-41 93otfcbafter in «Pari«, 
1847 ©encraltnfpefteur ber &\v 
pau> rie, OTitglicb be« 9*et#«rat$) 
6. 13. 2L 42 f. 112. 193. 236. 

«Panin, «Siftor ©raf, ruff. «attiniffer 
(3uftijminiftcr, ©eneralbirettor 
ber Äai f . Kanzlei für © ef efig ebun g 
unb Snnere Angelegenheiten) 
6 96. 10?- 158. 183 f. 191. 194. 

«Parma, «0Harie Cuife, äerftogin Pon 
6. 140. 

«Patful, ruff. ©eneral, ©cneral- 

ab jutant 6. 123. 226. 
«Pauli, Cotte 0. 2Z4. 
«Peel, 6ir Robert 6. 12. 
«pereira, 93anf ^ aus in «pariS 6. 14. 

222. 

298 



^erponc^er • Geblniftfö, «UBilpelm 
©raf P., prcuft. Diplomat (1860 
©efanbter in Neapel) 6. 141 ff. 
152 f. 262. 

«Perftgnp, ©raf P., franj. 6taaf $• 
mann 6. 8JL 

«Peterä, <2ö. Ä. «profeffor ber 
g^ebiain unb Soologie 6. 89. 
25L 

«pbJlareteÄ/aHetropolit Pon SKo« au 
6. 139. 

«ppilippäborn, P v preufc. ©eneral- 

poftbireftor 6. 266. 
«pbiiippfon, P., ruff. ©eneral (Set* 

man ber Äofalen Pom Gcproarjen 

«ätteer. UniPerfttätÄf urator) GJ25. 
<pina be 6t. SMbier, franj. Diplomat 

6.L 

^ircfc, ftretyerr P., preu§. Diplomat 

6. 253. 

Steffen, Otto ^ret&err *>v bänffc&er 
Diplomat (1849 ©efanbter in 
Petersburg) 6. 11. 13, 22. 42, 
46f. 5L 81 12L 146. 243 ff. 

— «JBaroara Freifrau P., geb.^rin- 
jeffin ©agarin <3. 11. 81 

«pieffing, Qöilbelm, 6enator 6. 165. 
257. 

piel^arie^ürftinp.^geb.p.Äleift 
6. 265. 

«Pogobin, «-Ölic&ael, ruff. Äiftorifer 
6. 85. 

«Polefcfcajeff, ruff. Kaufmann GAA* 
«Polorojioff, ruff. Senator, <3flitgiiep 

be« «JieicbJrat* 6. 20. 162. 190. 

200. 

— «Kabi, geb. 3unin 6. 20. 162. 
190. 200. 

^ourtale«, Ulbert ©raf o., preufc. 
Diplomat (1859 ©efanbter in 
«Pari«) 6. 118. 128. 19L 233, 



Google 



«prefcn, Robert, mec!lenb.-fd)n>erin. 

Äonful in «Petersburg 3. 32. IM. 
Greußen, ftrlebricfc 11. Äbnig t>on 

3. 72 f. 8k 114, 

— öeinrit^ 'Prinj »on 6. 100 f. 

— <5riebrid> 2BityelmIV. tfönig t>on 
6. 24. 62, 

— Qöilbelm L Äönig oon, Äoifcr 
pon Deutfcfclanb 3. 112» 112. 21L 
250. 25Sff. 263 ff. 

— Slugufta Königin oon, Äaiferin 
x>on Deutfdjlanb 6.231.241.250. 
265. 

— ftriebricfc SBityelm Äronprinj 
»on 6. 26Zf. 

— Sllbrecbt «prtnj pon 3. 161 

— #arl «prinj »on 3. 163» 

— < ^iebri<bÄarl c prinjoon3.134. 
«Putiatin, <2. ©laf, ruff. Slbmiral 

unb gjlinifter 6. 107. 209. 225. 

9*aa«l8ff, ban. SRinifter für Äolftein 
unb Cauenburg 3.202. 

9lacäpnsf i, QU f>an afui g ©raf, pr eufj. 
Diplomat, <3Ritgtieb bed iberren- 
fcaufe* 6. 13. 196 ff. 23L 

9*abairoill, < 23ogu«lan> < Prina 3. 197. 

Hanftau, Otto ©raf ju, preufj. Di- 
plomat 6. 237. 254. 266. 

9tafumott>«tt, ©räfin 6. 12» 2L 23. 
32. 35. 233. 

9?aucr>, Sllfreb P., preufj. ©eneral 
ber tfaüaUcrie, ©eneralabjutant 
(1858 Slügelabjutant, «Präfeö ber 
@en -Orb.'Äom.) 3. 266. 

9?ecbberg, Q3ernbarb ©raf öfterr. 
Staatsmann (1855 «präfibial' 
gefanbter beim «Sunbeätag. 1859 
SRhufterpräftbent unb *3Winifter 
be* ^lufeern) 6. 164. 172» 



Gebern, iocinrid) ©rof *>., preufc. 
Silomat e 54. 199. 

— SMttoria ©räfin t>., geb. 'Prfn- 
jeffxn Ot»ccfcold>i 3. 54. 

Regina, Joerjog Don, fpan. Diplo- 
mat 3. 69. 

9teu§, Äeinrid) VII., <prina, preujj. 
(beutfö.) Diplomat 6. 215. 

Meutern, SERicbael t>., ruff.ftinanj- 
minifter 6 238 f. 

9? e o er tcr a - 6a(anbra , $riebri$ 
©raf, öfterr. Diplomat 3. 252. 

SRibeaupierre, Slleranber .©raf. ruff. 
QBirfl. ©ebeimrat Oberfammer« 
fcerr 6. 27, 47. 193. 

9*icbt&ofen, fterbinanb $r$r. t>., 
preufjifcfcer ©et;. 9tegierungä- 
rat *profeffor ber ©eograp&ie 
6.138. 

9to$on>, $b*obor P.,preufc. ©eneral 
unb Diplomat (©efanbter in 
«Petersburg) 3. 74. 

9voecf, (5. £, oorfitjenber Bürger» 
meifter »on Cübecf 3. 166» 

9*oon, Sllbrec&t ©raf ü., ©eneral- 
felbmarfcbaH 3. 250. 260. 262. 

9?ücfen, Smtlte, geb. 3enifcb, S.Zfi. 

9*ubolpbi, Äarl t>., preufe. Offizier 
(185 bi* 5. 9lot>. 1857 «Militär- 
beooQmäcbtigter in «Petersburg. 
Äommanbeur be$ 6. Aufaren- 
9*cgtment$ unb juleät ftomman- 
beur ber 8. Dioifton) £»2. IL 19. 
25. 6Z. 

9Ru$(anb,$atbarinaII. Äatferin t>on 
3. 72» 78. 84. 96. 99. 102. IM f. 
131. 144. 

— SUeranber L 5?atfer oon 3. 24. 

77. 

— Slifolau« L Jtaifer oon 3. 24 f. 
39» 43» 57. 1Ü5» 163. 16S. 249, 



299 



9tufjlanb, Sileranbra (Qtyarlotte) 
$eoborottma ftaiferin Don, °£>v in- 
jefftn oon freuten, ©cma^lin 
9ttfolau«L(il855) <3.49.6L6fi. 
68. TL Z8f. 98f. 102. 114. U2. 
120. IM, 152. lfilff. ML 

— 9iler anber IL tfaifer OOll 6. & 
9. 13. 16. 22^24.28, 19. 5L 56 ff. 
68. 69. TL 8fif. 89. 92. IM f. 
107 ff. 114f. 131 140, 158ff. 164. 
171. 182. 203, 214 ff. 223, 230. 237, 

— 3Raria Äaifertn oon, ^rinjefiin 
oon &effen-S)armftabt, ©emablin 
<äleranber* II. 6. 3Z, 46. 49 ff. 
91 137, 167, 220. 

— Äonftanrin ©ro&ffirft oon, <23ru. 
ber olau« L e. 24. 

— TOc&ael ©ro§fürft oon, Grober 
9iifolau« L (f 1849) 6. 25. 

— 5belene ©roftrürftin Oon, <Prin- 
jefftn oon Qöürttemberg, be$ 
Porigen ©emablin 6. 184. 19L 
217. 224. 

— 9lifolauS©ro&fürftoon,3afare- 
toitfdj (± in SttM« -865) 6. 144. 

— JVonftantin ©roftfürft oon, 93ru» 
ber «iMeranber* II. 6. 50. 56. 84. 
ÖL 108 f. 119. 170. 178. 183. 191. 
193. 242. 

— SRitolauflöroffürftoon^ruber 
SUeranber* IL 6. 86. ULZ. 

— Slleranbra ©rofjfürfrin oon, 
^rinjeffm öon Ö Iben bürg, beä 
borigen ©emablin 6. 61* 86. 95- 
107. 

— Stticfcaet ©roßfürft »on, trüber 
«Weranber« IL 6. 86. 142. 161.219, 

— Olga (Gäcilie) ©rofprfth7~öön, 
«Prinjeffin »on 93aben, bc$ vo- 
rigen ©emablin 6. 6L 63. 66 ff. 
86. 107. 

300 



9?ufjlanb, 3Karia ©rofcfürfrin »on, 
6$n»efter 2Ueranber£ II., oerm. 
L mit 3Rar.imtlian iberjog »on 
£eu#tenberg (f 1852), 2. ©re- 
gor ©rof ©troganoff 6. 105. 
208, 

— Olga ©rofcffirfrtn »on, oerm. mit 
Starl, Äronprinj (SWnlg) oon 
ODBürttemberg 6. 105. L6L 

— 6ergiu« ©rofcfürft oon, Go$n 
«Weranber* D. 6. 46. 

e 

6ain% gftarebefe, farbiniföer Di- 
plomat (1 856 ©efanbter in Peters- 
burg) 6. 59. 

Gcanjon i oon ßie$tenfel$, ftriebricfr 
OB., ©»nätologe 6. 32. 46. 

Geb, ambl^fcber f eff enbäuptling (oer- 
einigte bie 93ergoötf er ® a g b e ft a n $ 
jum Stampf gegen ben ruffifcben 
(Eroberer) 6. 105. 140 f. 

Srf)lctnifl, ^Ueranber ©rof o., preufc. 
6 taa t ömi n i ft er, 3?i i n ift er b er 91 u ö - 
mär (igen Angelegen beiten (Sbaus- 
minifter) 6. 118 f. 138. 146. 159 f. 
169. 127. 191, 196. 199. 216. 

6$li$ting, <Sbuarb 0., preu§. ©e- 
neral 6. 222 f. 

Scbjöjer, Slug. Cubto. o., ©efcbi$tö- 
forfefcer unb «publijifi 6. 6. 44. 
49. 26. 132. 140. 169. 

6cbufom«fi, Söafjlli, ruff. Dieter, 
(Srjiefcer Äaifer SUeranberi II. 
6.66. 133. 

©cfculenburg-^riemern^ufia» ».b., 
preu§. Diplomat 6. 6L 

— «pauline ©räfin o. b., geb. 
o. Sfteoero-Sbobenberg S. 25. 

Srfm^e-^clitjfd), jbermann, prcu|. 
Parlamentarier ©. 245. 264. 



6#un>aIo|f, <3>eter ©raf, ruff. $H- 
ptomat (Qtyef ber 3. Abteilung, 
fcotföafierinßonbon) 6.25,64, 

110. in in m 

6$marjenberg, ftürft, 5f!err. 

Staatsmann 6. 3£L 13! 
6ecf enborf, $$eobor, ©raf o.,preu§. 

Diplomat 6. 111. 
6eeba#, SUbin £eo ©raf P., 

föntgl. fäcbj. Diplomat 6. 211. 

— SRarte (Sräpn P., geb. ©räfm 
Oi«ffeirobe, beffen ©emabjin 
6. 151 243. 

6£gur-3)upepron, be, franj. <Di- 
ptomat 3. L 

6epbett>i$, Sofcftnc ©räfin P., Äof- 
bame ber fprinjefftn Äart pon 
<preu§en ( fp ätcr Perm, mit Äarl 
©raf p. 3)ön&off) 6. 266. 

Sizilien, $ranj II., Äönig bctber, 
6. 151. 164. 172. 183. 195. 200. 216. 

— <-Dtaria, Königin beiber 6. 1H5 
200. 

6mitt, $riebri# p., ruff. ätfiortter 

6.22.44. 73. 
6ofoloff, $räutem 6. 12. 
6otm«, (Eberfcarb ©raf au, preufj. 

Diplomat (äulefit^3otfrf?after beim 

Qutrinal) 6. 121. 149. 188. 
6 t a cfelb er g, ©raf, ruff. © encr at unb 

Diplomat 6. 171. 194. 
6terfp, £ubtt>ig, fc&meb.-normeg. 

©eneraltonfut in Petersburg 

6. 89 f. 

6tiegli$, Qileranber "Saron, han- 
tier, ©hrettor ber 9*uff- 9tei$$. 
banf 6 3ff. 13 f. 16f. 2L 23^29. 
31 38. 42. 45. 5Ü 68. Z4 f. 82 f. 
91 f. Iii. Iii 129. 135. 138. 140. 
143 ff. 149 f. 155. 16j f. 185. 139. 
207. 218 f. 233. 



6rieglf$, Caroline 93aronin, geb. 
9RüDer &_3. 12. 20f. 145 f. 162. 

6tiHfrieb, 9*ubolf ©raf o., preufj. 
Ober)eremonfenmeifter 6. 265. 

6rjernn>aU, 93aron, ^Ibjunft im 
flnnl. 6taattfetretariat 6. 189, 

6troganoff, ©regor (©rifc&ta) ©raf, 
ruff. Diplomat 6. 9. 

6umoroff, Slleranber ftürft, ruff. 
©enerat unb Staatsmann (1848 
bis 1861 ©eneratgouoerneur ber 
Oftfeeprooinjen, ©eneralmilit&r- 
gouoerneur »on c Petergburg)6.19. 
22 f. 2L 104. 253. 

6n>ertfcb,roff, ruff. «Kater 6. 95. 

Gpbel, Sbeinricb, P. 6. 263. 

6j4cfcenpi, <äftnmeri# ©raf, dffcetr. 
Diplomat (1860 teaationärat in 
Petersburg, 1860 ©efanbter in 
Neapel, 1878-92 «Sotfc&after in 
93ertin) 6. 2L 48. 153 f. 

$egobor«fi, ruff. Staatsrat, Schrift- 
fteDer 6. 14. 31 f. 4L 104. 

Seicfrmüller, Dr., Wlotog unb 
lofopfr (1888 Profeffor in ©orpat) 
6.54. 

$$at, Slteranber, bar.n. ©eneral- 
tonfut in Petersburg 6. 33. 

S&eremtn, preufj. ©et). Cegationörat 
6. 12L 129. 134. 138. 232. 253. 
269 ff. 

— preufj. ©eneraltonfut in 92ßar- 
fcbau 6.262. 

Sfcomfon, 93anfier 6. 119. 130. 150. 

^oupenel, franj. 6taat$mann 
(1855—60 93otföafter in Äon- 
ftanttnopet, 1860-62 SWinifter 
be« 21ugn>ärttgen) 6.159. 126. 129. 

$&un unb Äofcenftein, 5riebri<& 

301 



©raf P., Bfterr. Diplomat (®e* 
fanbter in Petersburg) 6. 158. 
160, 178. 187, 202. 220 f. 228. 217. 

$$un unb jöobenftein, ßeopolbine 
©räfinp., geb. 9*eid>*gräfin Saarn- 
berg 6. 22L 24L 

Sfcurneifcen, Sluguft, 93anfier 
6. 47 f. 

— (IbarleS, <33anfier 6.47. 
Siefen&aufcn, Sbuarb ©raf ruff. 

Öffoier 6. 114, 
Simafc&eff, mff. ©eneral, ©eneral- 

abjutant 6. 11. 3JL 60. 
Sobleben, $ranj €b. ©raf P., ruft. 

©eneral, ©eneralabjutant (1861 

fltyef fre« 6tabe$ be$ Sngenieur- 

torp«) 6. 23k 
Solftoi, 3»an (3ean) ©raf, ruff. 

gjttniffer bcr Soften unb $ele- 

graptyen 6. 4L IM. 
Srubefjfoi, 6crge ftürft 6. 13. 

— 'Peter $ürff, ruff. Diplomat 
6.223. 

Sf^efffine, Äonftantin, ruff. ©e- 
neral, ©eneralabjutant, Sftinifter 
0. 13 f. 3L 37. 81. SS, 111 129. 
134. U4 171. 129. 183. 19L 219. 

$f#erfaffri,QMabimlr 5ürft,6. 184. 

Sf^ermfcbeff, ^ttrft, ruff. ©enerat 
(Äriegäminifter) 6. 123. 

Surgenfeff, 9Wolai, ruff. Publijift 
6.49. 

U 

UQtomtti, pfifft ruff. OfPjier 
6. lfiö, 

Ufebom, gftajimitian P., preu§. Cfft- 
äier, Äammerfcerr (3eremonien- 
tneiffer, Cinfübrer beS biplom. 
Äorpä) 6. 89 f. 96. 265, 

ilfrr|aloff, ruff. Äiftorif er 6.44. 

302 



SJegefatf, Otto p., ruff. Diplomat 

6. 93. 

Q3ir(b om, Stubolf, Patfcolog, Par- 
lamentarier 6. 268. 

Boings, ßeontine^öV/ffönj- <5#au- 
fpielerin 6. 43. 

Wagner, (Emil t>., preufj. Diplomat 
(1 857 ©eneraltonful in QBarfcfrau) 
6.1 f. 

<2öatctt>«ft ©föf, franj. Staats- 
mann 6. HL 

SBaluieff, ^eter ©raf, ruff. Staats- 
mann (Siöilgouberneur Pon Äur- 
lanb, 1861 TOnifter be* 3nncrn, 
1872 ber 6taat«bomänen) 6. IM. 
207. 228. 235. 

<2öaffUtf($ifoff, Prina, ruff. Diplo- 
mat 6. 53. 21& 

Qöerber, 93ern^arb p., preufc. ©e- 
neral ber Infanterie, ©eneral- 
abjutant 6. 25. 

Söertbcr, Äarl $rbr. b., preu§. 
(beutfdjer) Diplomat (1854 ©e« 
fanbter in Petersburg, 1859 in 
<2Bien, 1869 93otfcpafter in Pari*) 
6.3ff. 9f. 18 ff. 2Z ff. 38. 42. 50 jf. 
68. ZL 8L SO f. 98. 103f. 114 ff. 
121 f. 12Z ff . 134. 155. 

— g^atbilbe Freifrau P., geb. ©räfln 
Oriota 6^3, 5. 9f. 18 ff. 38. 47. 
50. Zfi. 8L 105f. 

— Olga P., beren Softer (fpätert 
©räfin Slrco • Sinneberg) 6.9. 
20. 

— gttor. p., beren 6o$n 6. 9. 
<2Bertyern • SSei^lingen, Ottobalb 

©raf P, ^itglieb be* preufc. 
SberrenfcaufeS 6. 269 f. 



gßertyern-^eidtfingen, ©eorg ©raf 
be$ vorigen ßofcn, prcufj. 5>i- 
plomot 6. 3.9. 17 ff. 30. 38. 50 ff. 
fifi 68.81. 90. 98. 101 llfiff. 125, 
122 ff. 19L 269 f. 

— ©crtrub, ©räfm t>., geb. b. <23ü- 
loxo 6. 2Z0. 

<26eftmann, <2B. ruff. ©e&. 9*at, 
Slbjunft be« dürften ©ortfa)atoff 
6. 108. 

Qßepmarn, Slleranber ». (93arclap 
be §oüV3öe9marn)ruff. ©encral 
unb ©enerolabiutant 6. Z2. 2üi 

— 'Srau *>., geb. t>. 6ebbler 3. Z2. 
göiäfemäfi, ^eter ftürft, ruff. 

qöirtl. ©e$. 9*at 6. IM. 
Söielopolätt, SUeranber ©raf, poln. 
Gtaatömann (1862 C^cf ber 
3ioilt>em)alfung unb $lblatu$ 
bcö «3tattl?altcu£f uon 'polen) 
6. 23 t. 



3Bilbenbru#, ßubmig preu§. 

©eneral unb Diplomat 6. 11L 
QBincfler, $rieberife, geb.». 6$lö« 

jer 6 . 28. m 
Söobeboufe, £orb, engl. Diplomat 

6.2Z 69. 88. 
gßüUerStorf, $r$r. b., dfterr. 9fta- 

rineofftjier 6. IM. 
Söürttemberg, 9luguft ^rinj 

V renn . ©eneraloberft, ©eneral ber 

Batterie 6. WL 
Söbnefen, «Bffocie im «Sanfyau« 

6tiegli$ <5.3fi. 186. 192. 205.210. 

^orf t>on Söartenburg, ^aul ©raf 
6. 2Ü5. 

3 

Sebpelin, ©räftn b., bermftytt mit 
$ürft il^tome« 6. 150. 



303 



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15MAR'60RT 




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MAR 1 i960 


OCT 3 1975 # 




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— RETCD lu 




JUN9 1960 — 




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