Basler Stadtbuch
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lUarüart) (College ILibrary
THE GIFT OF
WILLIAM BAYARD CUTTING, Jr.
(dass of tgoo)
OF NEW YORK
FOR BOOKS ON SWITZERLAND
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2Ubert EurdbaiM Xuiwlf Eiatfcnwgd
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Parte
Verlag v o n X. X c i cb
(»otntals £. Pctfoff's SudjbmiMuns)
( 905 .
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n|affemfeicl>tti£.
¥
prof. gurrfharbUScbajinaitn : Ur. Karl 23nrcfl;arbt-23nrcfbarbt 1
Dr.JSubolf Euginbiibl: Per legte offizielle Kaiferbetucb in ffafel 40
Ur. ,frift Saut: Per pafitpang 72
Prof, if. 21. Sdjinib : Bans Sanbreuter . . 110
Ur. £. f reicogcl : Stabt nnb £anbfd)aft I3afel in ber zweiten
ffälftc bes 18. 3abrliunberts * 124
Ur. 2Ubert (Segler: Per (Symnafiarcba prof. Hamjpecf unb jeine
gnftoben 172
Ur. <£, jj. Stütf el berg: Stbtpeizcrifrbe Santiagopilger . . . 190
prof, Daniel ffnrtfbarbt < 1P er t bemann: (Ein 23ilbnis bes
Walers Peter Sirmann 107
prof. 21 1 b e r t Sur(ffrarbt«.lfhtslcr: Safels bauliche (Entwirf-
jung im 19. 3flijrfrm*bcrt, II. 1850—1860. ...... 207
21. (Segler, (g. Cfr. ITtarfees nnb 21. Pifd?e r-r>an (Saasbeerf:
Pas fiinftlerifd?c geben in 23afel oom 1. flopember 1901 bis
31. (Oftober 1902 259
Ur. .frifr 23aur: gasler Cttronif oom 1. Itopember 1001 bis
31. Olftobcr 1002 _ . 280
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Prof. <C. <£fjr. J5uTcfff}arbt-5d?fljmann.
*
J^Var! Surcffearbt, beffen Sehen hier mehr nocf) in feinem Serben
alä iin Sitten erjagt merben füd , mürbe in einer für unjere
ÜSaterftabt fcftmeren geit, am 5. ^ejember 1831, als ältefteS Sinb
beS Sanbfabrifanten ftarl öurdtfjarbt unb feiner fjfrau ©ophie
geb. 9Sifd)er in 93afet geboren. 3m Vereine mit feinen brei iün=
gern Schmeftern oerlebte er im elterlichen fpaufe eine fröhliche
Sugenbjeit in ber einfachen Seije, toie fie bamalS Sitte toar unb
mie fie feinem Pater, einem richtigen Siepräjentanten beS alten
Pafel, jeitlebenS eigen blieb, piinftlich unb geioiffeuhaft in feinem
Perufe unb mancherlei öffentlichen Stellungen hat er bem ©ohne
ein fcf)öncS Peijpiel oon pflichttreue gegeben unb mit feiner herjlich
mannen Siebe ihm baS Pefte gefchentt, roaS ein Sinb fich roünjchen
mag. ®ie Üftutter, eine geiftig reiche unb ftrebjame grau, bie
burch lange ftränfliebfeit bem gefchäftigen Siichtstun fo mancher
ihres ©efchlechtS ferngehalten mar unb bie Piujje für bie pflege
tieferer Sntereffen auSfaufte, hat in eben biefer Siicbtung einbrüctlich
auf ihn eingemirtt. 3m Stange immer unter ben Grften, bejuctjte
er juerft eine prioatfchule, bann baS biefige ©pmnafium unb Pä=
bagogiunt. ©eine Slufjähe, Jagebudjnotijen unb Sieben, bie aus
biefer 3eit erhalten finb, tragen ben Stempel einer minutiös ge»
®aMer 3af)tbutfj 1903. 1
2
nauett ^Beobachtung, fnappen AuSbructS unb gefunben, etwas nücfp
lernen Urteils. Auch jein Vortrag muß trocfen, faft höljern ge»
roefen fein; non einer jolchen SBiebergabe beS belamiten ll^lanbjcfjm
©ebichtS erhielt er in ber ißäbagogia beti Stauten „Unftern." (Sr
loflt bei Schülern unb Sehretn als suoerläjfig unb tüchtig unb als
treuer Äamerab beliebt.
Sänger barf bei feinen eigentlichen ©tubienjahrefl üerroeilt
werben. ®ie finb ja für baS SBerbcn eines jebeit entjcheibenb, bet
nicht öorfjer oerbilbet unb oertrümmt roorben ift. 9tun lernt man,
biSh« mehr geführt, crft jelbftänbig gehen.
2BaS 93urcfharbt jurn ©tubium unb gerabe ju bem gewählten
SBiffenSjroeige trieb, mar, foroeit erfidjtlich, roirfliche Suft unb Siebe,
unb ber Sßater ließ ihn freunblirf) geroähren. 9Ran hotte ihn in
ber jed)Sten klaffe beS ©tjmnafiumS jroei 3ahre behalten, ba er
noch allju jung fchien. 3m ©ommcr 1850 roarb ber Achtjehn»
jährige als ©tubent ber ^Rechte an ber heimatlichen Unioerfität
immatrituliert unb genojj roährenb brei ©emeftern an ber bamatS
nur jpärlicfje Schüler jählenben juriftifcfjen gafuttät bie oorjügliche
Schulung oon SRännern roie |>euSler, Schnell unb 2Binbfcf)eib.
daneben hörte er, bet jeitlebenS nicht im fjachftubium aufging,
fonbern fich afljeitig ju bilben liebte, bei Sofob Surctharbt, SBilhelm
tßijcher unb SBilhelm Söacfernagel jpracf)licbe unb gefchichtliche $ol=
legien. (Sr hot eS SBadernagel nie genug bauten fönnen, bah et
bei ihm jehon im päbagogium baS geliebte 2)eutjch grünblich ge»
lernt unb greube unb SßetftänbniS für fc^öne Sitteratur gewonnen
hatte; bie pflichttreue, mit ber ber ©eiehrte bem Sehrerberufe
oblag, erfüllte ihn mit gewaltigem fRejpctt. Unb roährenb feines
fpäteren Aufenthaltes im AuSlanbe tonnte man ihm aus ber |jeimat
nie ju oiel über Satob 93urctharbtS öffentliche SBorlejungen fcf)reiben ;
noch als alter £>err ift er auf ben Sänten ber Unioerfität ju beffen
gühen gefeffen unb hot teinen feiner Aulaöorträge öerfäumt; baS
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„kleine biete 93ud)" begleitete iljn ftet§ auf feinen 3talienfabrten,
bie übrigen SBerfe ftanben nicht afS tote ©cha^e auf feinen Sie*
gatten, unb in feinen lebten fahren war ihm bie (Sriechifche Kultur»
gefehlte, mag aud) bie ©eteljrten baoon fagen mod)ten, ein wahrer
.'podigenufe. 3u ben Settern, bie ihm etroaS boten, blieb er über*
haupt in einem banfbar warnten ißietätgoerhältnig. Sßie er all*
mählich in öffentliche ©teilen oorrüdte, freute iljn oorab auch ba§,
baff er nun bet College bet einftigen üfteifter warb unb bi« lieber
ibr SBoblmoKen erfuhr. ®er antiten Srfcheinung ©dpteHs unb her
cbarafterDolIen ©cftalt $euSler8 bot er ftetg mit ber größten $och*
acbtung gebacht. Sin 3ug ber ißietät mar e» auch, wenn er bie
in jenen Sab«« unb bi§ jum Slbfchluft beg Unioerfitätgftubiumg
mit @ejd)id unb peinlicher ©auberfeit geführten zahlreichen ftol*
legienbefte forgfältig gebunben aufbemahrte. ©ebraucht hot er fie
fpäter fd)roer(id) mehr; er roar in feinem SBiffen über fie hinaug*
geroachfen; aber eg roar feine 2lrt, fitf) ferner unb womöglich nicht
tmn Dingen ju trennen, bie ihm etroag geroejen roaren. Die un*
enblidje Slufftapelung, bie baraug ermudjg, roar glüdlicberroeife burch
einen }o ejaften unb organifatorifcben Orbnunggfinn beberrfcbt unb
gegliebert, bafs bie tote SJtaffe jeberjeit lebenbig nerioertbar gemacht
werben tonnte. Unb biefelbe Irene, bie ficb an ber leblofen Statur
Zeigte, bewährte er auch an größerem unb wichtigerem, an greuitbcn
unb '-öerroanbten. 33on $aufe aug Iritifcb oeranlagt, in feinem
SBefen leicht herb, fcheinbar öerfchloffen, jebenfallg ein gefchroorener
Ofeinb allem ing ©eficht loben, gab unb mibmete er fich, weniger
in Söorten, befto mehr aber in ber lat unb im ^erjen. Sr fcblofj
fich oi<ht leicht an, aber wen er erfafjt hotte, bett hielt er feft;
als ©tubent jebrieb et fich beg ißoloniuä äJialjnung hetaug: „Der
greuttb, ber bein unb beffen ÜBaljl erprobt, mit ehernen klammern
fhließ ihn an bein §erj. u SRan tonnte fid) burdjaug auf ihn
»erlaffen; mag er jugejagt, hielt er utmerbrüchlich unb täufchte fein
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Vertrauen; barum fatib et auch folchem unb rourbe otelfatf) utib iit
allen möglichen ^Dingen um Bat angegangen; man roat bei ihm
etnge^enbfter Srroägung unb Teilnahme firfjcr. Sr fetbft bat übet
btefe Äonfultationen nichtm oerlauten taffen; et roat oerfd)roiegen ;
aber manche h^en bezeugt, erleichtert oon ibm roeggegangen ju jein.
2tlm er einft einem greunbe im Sluälanb aum Verirrung empor=
geholfen unb feine SDJutter, für ihn felbft beforgt, Slbbrud) jener
Beziehungen forbette, antroortete et: „3üh b a &t bnrcf) Beigung unb
burch meine ©tubien einen geroiffen ©inn für bam £iftorij<he,
b. h- für eine Sntroicllung bet Berhciltniffe roie fie finb, für einen
allmählichen fjortfehritt auf bet gegebenen Bafim. Sin Bruch mit
bet Bergangenbeit ift ftetm an unb für fich ein Unglücf ; roie im
ßeben ber ©taaten ift em auch in anbern Berhältniffen. Sinen
fjreunb roechfeln roie ein abgeneigtem $leib ober roie ein ©elbjube
feine Beligion, h°ft bu bebacht, roam bam heifet? Sine gteunbfchaft
macht fich, fie roitb nicht gemacht, unb einen 5 reun b aufgeben ift
eine Untreue, bie ich mir oon niemanb zugemutet roünjche. ®ott
aber, nach einer folchen gottlofen Jat, um einen anberen bitten,
bam roäre Blampheniie." ©chon in ber Schule, bann im .gofinger»
oerein, bem er im Booember 1850 beitrat, jpäter im $lu3lanb unb
noch im ÜJianncmalter in feinen mannigfachen Stellungen hat Burd=
harbt bam SJlücf gehabt, roahre fffreunbe zu erroerben unb fie fürm
ßeben ju beroahren, obfehon fich bie ÜBege bann trennten unb ber
fchroere ©chatten, ber auf fein häumlichem @lüct fiel, ihm bie Bffege
gejefliger Beziehungen Sabre lang oerunmöglicbte. ©o entfehieben
er für feine Ueberzeugungen eintrat, jah er hoch balb immer mehr
bam Sinigenbe alm bam Irennenbe; er bachte roie feine 'JButter, bie
ihm am Snbe ihrem fiebenm febrieb: „3e mehr roir im 2llter unb
im ßeben fortfehreiten, befto Unter roirb unm bie ©chroierigfeit,
Sinigung burch 2lnficf)ten unb ©runbjähe z« erzielen; jebem Sllter
unb jeber Sinzeine ift für fich ein (Sanzem unb 2lnberem, unb ba
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bleibt beim nichts als bie Siebe, welche, wenn etwas Bergen
worben, «lieber einlenft uub nuägteic^t." ®ie |orajij^e f^rage:
„Mitior ac melior fis accedente senectuf“ mar ihm ein tiebeS
Qitat, unb er tonnte etwa Ungerecfjtigteiten in einer SBeife hin*
nehmen, bie ben ©egner wirffamer entraaffneten als eine gel)at=
nijchte Slntmort.
3m SBinterfemefter 1851/2 trat er jum erftenmale aus bem
(Slternhauje in bie greinbe. @r fiebelte für ein 3af)t nach Reibet*
berg über, baS bamals faft als Sdjmeijerunioerfität in partibus
gelten tonnte. 9llS einjiger Sohn unb Stüber in einem £aufe
aufgemadjfen, in bem wegen ®ränflid)feit ber SJiutter fein lebhafter
gejelliger Serfehr gepflegt mürbe, empfanb er ben ©intritt in biefe
freie SBclt als görbernng unb boch micber als fchmierig ungewohnt.
@r mußte gegen eine angeborene, biö^cr ju wenig abgewohnte
Schüchternheit, Sroctenhcit, ©digfeit unb ©infilbigteit im Sertehr
anfümpfen, gegen eine Schärfe im urteilen unb richten unb gegen
Serftimmungen, bie teils aus häufiger $ränftid)feit, teils auS einem
gewiffen Sichgehenlaffen refultierten. Seine 9Jiutter, ber er nun
in fleißigem Sriefmedjfel womöglich noch näher trat als juBor,
hatte ihm fchon Bor 3at)ren getrieben: „Sah beine öfteren 2ln=
maublungcn non Saune beifeite, bah fic bic£) nicht meiftern, fonbern
fei ihr $err, halb möchten fie bid) fonft jum &'ned)t erniebrigen;
Bergleiche bid) nie mit anbetn beineSgleichen, bu h a ft einft für bid)
fRedjenfchaft abjulegen unb baS Sröften mit anberer Schwachheit
wirb bir feine Stüße fein. $abe etwas $oheS Bor klugen unb
im §erjen; fchaffe bir ein Sorbilb, baS bich nid)t entfchulbigt,
fonbern ftraft, wo eS nötig ift, bir aber auch h^f te '^ Bergebenb
entgegentritt, wenn bu gefehlt unb bid) wieber ju ihm menbeft."
Unb fpäter noch bem 35=iäljrigen: „®aß bu ftetS Bon Iferjen wohl»
jutun wünfcheft, weih i<h roo^t; bu bift aber leibet beiner U)iutter
Äinb unb jd)einft oft troden unb bift furj, wenn eS in bir ganj
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anbers auSfieht." @r ^at gegen biefe Schwächen beharrlich an»
getämpft unb unaufhörlich an feinem nicht ganj teilten unb aus*
geglichenen Sljarafter gearbeitet; innerlich warb er mehr unb mehr
frei, aber äufeerlid) trat etwa noch ein SReft ju Jage, unb bie
fchroeren SebenSftthrungen, bie er mit fid) allein burd)fämpfen mufete,
legten bann auf fein Sefen eine 3nrüdhaltung unb einen Srnft,
bet oft mifeöerftanben roorben ift, als Äiihle, ja Sälte, als arifto»
fratifche Steferoiertheit.
3unäd)ft freilieft mar bieS alle? noch unabgetlärt unb er, ber
fpäter etroa „bie fteigenbe ©erbollfommnung bet ©aSler im Ab*
fprechen" tabelte, ertoieS fid) batnals nod) als Siebhaber feftarfer
Sritif, in politifdjen fragen fomoht, in benen er fieft bereinft jo
unabhängig ju ftellen mufete, alä in $leinigfeiten beS gejeüigen
SebenS, bem er fid), ohne bieS recht eingeftehen ju roollen, nicht
ganj gemad)jen fühlte. Sie unbeholfen Hingt eS noch, menn er
über bie Janjftunben, ju benen er fief) fchroeren £>erjenS entfchloffen
hatte, feftrieb : „Sie ftören mich feftr in meiner ©equemlidjfeit, ba
ich, ftatt in SDtufee im 5Rad)trod auf bem Kanapee lefen ober
ftubieren ju tonnen, mid) um» unb anfleiben, auSgeben, ja fogar
grauenjimnter unterhalten mufe. ®od) int ganjen mag bie Sache
für mich 8 u t fein " Anbertljalb Saljre fpäter, am @nbe feines
Serliner Aufenthaltes, roo er boeft auch weiblich gegen bie „fteife
©ejeflfehaft" loSge^ogeti, lautete eS fchon einfichtiger : „ich ftnbe ein=
jehen lernen, bafe mir feftr bieleS fehlt, baS ieft roiffen follte unb
tönnte, unb bafe mir ein freiere! ©enehmen in größerer ©efcllfcftaft
unb Unbetannten gegenüber wohl anftehen roürbe.“ damals aber
roar ihm noch roohl, roenn er gröfeern ©efellfcftaf ten entgehen tonnte;
e? gelang freilich nicht immer unb bann regte fich leicht etroaS
einfeitige ßritif; befonberS entfefet roar er über bie äfthetifefeen
?h ec ® in einem befreunbeten fpaufe, roo tlaffifcfte üJieifterroerfe mit
Oerteilten Stollen gelefen unb tuntieftft geiftreid) gcroürbigt rourben-
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®a pflegte er ju Derftummen; berlei treibe man mit mehr ©enufj
unb ©eroinn für fid) allein, meinte er. äöoljler roar ihm im
fleineren Greife, im Setfehr mit $rofefforen unb mit f}reunben;
ba genofj er ben geiftig bebeutenben ober hormloS fröhlichen Um*
gang in Dollen 8ü9 en - Sn ben äQ^trcirtjen SöaSler Kommilitonen
gefeilten fid) ©chroeijer anbcret Kantone; unter ihnen h°t « in
König Don Sern, bem nachmaligen 5ßrofeffor, einen greunb ge*
funben, ben erroorbcn unb bis ju beffett £obe in ungetrübter 3u*
neigung befeffen ju hoben er ftetS als einen ber heften ©eroinnfte
feine® SebenS empfunben hot. „Sreit, ftarf, ein guter Kopf, ein
guter fRebner, energifch, oielfeitig, ein unermiiblicher Arbeiter; ber
roirb eS ju etroaS bringen," fo frfjilbcrte er bie einbrudsoolle gigur
an feine ÜKutter. @S ift fpäter Sahrjeljnte lang nichts in ber
gantilie beS ©inen Dot fid) gegangen, bas Dom anbern nicht roie
Don einem Sruber mitcmpfunben unb miterlebt toorben märe,
greube roie £eib; man jcbrieb fich nnb fah fid), roo nur bie 3eit
eS erlaubte, unb ftetS roar bie ©emeinjchoft eine Quelle reichen
geiftigen AuStaufdjeS unb Doller Sefriebigung.
Sieben ber SP f 9 e ber ejreunbfchaft roarb bie Arbeit nicht Der»
nachlojfigt. 9Ü?it lobenSroerter Vßünftlicfjfeit roarb bei 3öpfl beutfche
9techtSge)chid)te, bei SRenaub ßioilprojefj, bei Sriicfmaiin SBechfel»
redjt, bei 9Kohl ^Solitif gehört; KortümS Sorträge über neuere beutfche -
®efd)id)te unb Genies Anthropologie gingen als Abwechslung
nebenher; im ©ommer folgte bann beim alten SKittermaier Krimi*
nalrecht, nicht ohne ©inbrud, roie bie nachmalige jahrelange Se*
fchäftigung mit biejer ^iSjiplin beweist; ferner ©ncpflopäbie ber
Staatsroiffenfchaften bei 9)tof)l, fJtationalöfonomie bei 9lau, ein
2>anf beu Dielen ©chroeijerftubenten fehr jahlreid) befuchteS Kolleg
bei Kortüm über neuere ©chroeijergefchidjte, Dor allem aber römifche
SRechtSgejdjichte bei bem juriftifchen SRagnet £>eibelbergS, Sangeroro.
©ein weit berühmteres Kolleg, bie SanbeftenDorlefuug, bie }d)on
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mit fetjr ertlecftic^er Stunbenjahl begann, bann aumud)3, frfjtie^lic^
banf beftäubigem 3ufe(}en bie SBoche nahezu nofl beanfpruchte nnb
in ber trofcbem nid)t gefchroänjt routbe, h fl t Surcfbarbt erft in
feinem ©jamenfemefter jme? 3af)re fpäter mit SBemunberung be$ in
ihr ju Jage trctenben päbagogijcben JalenteS bejucbt; bie fRed)t§=
gejd)irf)te bagegen !am ihm ftarf antiquarijct) oor, fie ertranf im
Jetail.
Sieben ben Kollegien marb eifrig ißribatlettüre getrieben; eine
SSergteidjung ber femefterroeife hierüber angelegten SBerjeichniffe giebt
einen ©inblid in be$ Sefetä allmähliches 2Bad)fen. Jamals trat
bie juriftifdje Seftüre nod) juriid; neben ©erberS beutfdjem fßribat*
redjt, einem SBerte URittermaierS, 2fret)3 Cuellen beS Sanier Stabt»
rechts unb bent ’Äuffafe bon SÜJpß über bie fchroeijerifchen Saubs*
gemeinben finbet fid) als einjige cioiliftijdie fDionographie, bei ber
eä bann für geraume $eit fein Öeroenbeu hatte, 28inbjd)eib» Sehre
non ber Sebinguug. 3m übrigen trifft man neben einer geroiihlten
©efellfchaft, mie bem Jorfo non önchofenS römifdjer @efri)id)te,
fßertheS Sehen, ©uijotS engtifdjer Sieoulution, JanteS Snferno,
©olbonis teatro comico, Shatcfpeare, Senau, ®id)enborff unb
ÜJiörite, im Anfang and) bie teid)tgefd)ücjtcn fßlattljeiten ©erftäderS
unb SioquetteS füfjlid) roeinerlidje Stomantif, beibeS ein ©enre, baS
’ nach biefent Süerfud) enbgültig non ber ®ilbfläd)e berfchmanb. 2lud)
baS bei ©erlad) wolfl erlernte Satein warb roährenb ber ganjen
UniberfitätSjeit fleißig geübt; ©icero, $oraj, JacituS ftanben im
Surbergrunb; fie mürben auch fpäter immer mieber gur .'panb ge»
nommen, neben ihnen ©äfarS herrliche Kriegsberichte, roeldje ber
ÜJiißbrauch gunt 5InfangSunterrid)t fo manchen entleibet, unb an
ihrem Sdjauplah, in Stom, bie ©ejd)id)ten beS SibiuS; fo tonnte
SBurdharbt feinem Sohn aus eigener ©rfahrung oerfichern, er merbe
eS nie bereuen, roenn er bie Klaffifer in ber Schule mit ©ruft be=
treibe; bann tonne er fich auch nachher ftetS mieber an ihnen er*
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9
frifcheu unb erholen. ®ag ©ricchijcße nahm et mit 91ugnaljme beg
SJteuen Jeftamenteg, ifi bem er jebett 2)forgen big juleßt einen ?ib=
fdjnitt log, etft fpnter mieber auf; in bet trüben 3eit, ba et but«^
bie $ranft)eit feiner ©attin Don ißr getrennt roarb unb olg all*
mälfticf) bie Hoffnung, bie ©eteinjamung fei nur eine oorübergehetibe,
gurüdtrat, griff er nad) bem Ijofyen üieb beg ^eimme^g, ber Dbpffee,
unb nad) ißlatog unfterblidjer SBeigtjeit.
3n |>eibelberg aber fang unb flang bag Seben nod); bann
unb mann 50g bag Sweater öon SJtanntjeim ben ©tubenten aug
ben Xoren ber Unioerfitätgftabt ju einer Oper; alg einft bie ©ontt*
tag auftrat, fpürte er, beim Slnbrang jur $affe ftunbenlang in
brangooll fürchterliche @nge geteilt unb oon ben auf itjre Stettung
bebarf)ten Seibenggefäßrten geftoßen unb getreten, nod) (ange feine
ftnodjen, meinte aber, er fei bafür reidjlicf) entfd)äbigt morben. @t
hörte SJtufit mit großer greube unb ©enuß, ohne bod) eigentlich
mufitalifd) ju fein, ohne ©elför unb ©ebacßtuig unb Schulung ju
haben, Srforbcrniffe, bie bod) faft unerläßlich fdjeinen; in bet
eigenen 3lugübung hot er eg nur big ju befc^cibenen ©renjen ge*
bracht.
Slbgefehen öon biefen gelegentlichen £beaterbejud)en mar fein
Sehen mäßrenb beg erften ^eibelberger SSinterg ein giemlid) feß*
hafte«. ®ie Sälte mar ungewöhnlich hart, Xeuerung unb Slrmut
fcßritten burchg Sanb, bie 9tot erzeugte Unruhen. Unmutig Der*
glich ber ©tubent, ber aug einem $aufe tarn, mo man bei be*
fcheibenen Sehen« an jprüchen frembem @lenb gegenüber bie £>anb
roeit öffnete, mag er in ber Jrembe beobachtete, mit bem Slltge*
mahnten: „3iür bie Slrmen im Cbenmalb," fchrieb er, „fammelt
man jeßt hi«; bie ^Regierung roirb bie ©ad)e in bie $anb nehmen;
unterbeffen fchidt fie ©olbaten hjiit ; bie s Jtot ift fcht arg; aber
roährenb fo Diele hungern, finb h> et nidjtg alg Suftbarfeiteu; bafür
ift ©elb Dollauf, aber beim ©eben finb fie nicht befonberg bei ber
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,£janb." 3»oei 3al)re Später, furj oor feinem ©jamen, jeidjnete er
baö felbftjufriebeu luftige Sehen am SJlecfar tflit fotgenben ©trieben r
„©cbenfel beflamierte beute in bet Hirdje roie immer gegen Sonnen
beö ÄultuS ohne ©tauben, gegen ißriefterherrfchaft, gegen 2Bunber=
unb 3eichenoerlangen, furj gegen ben Äatholijigmug; babei rühmte
er feine liebe afabemifcbe ©emeinbe, bie fiib nicht an Sleufjere»
bänge, nicht nur leiblichen Surft unb junger habe, fonbern ba$
einjig 2Bal)te fucf>e unb banach hungere unb bürfte. Sabei mar freilich
bie 3ubörecfchaft nicht fo jaljlreicb mie fonft, bejonberg beim fcf)önen
®efd)terf)t, bag e8 fonft für guten Son halt, in bie Unioerfitätg*
fircbe ju geben ftatt in bie ©tabtfirdje. Ser ©tunb mar eilt
geftriger Sali, ber big in ben Späten 2Jtorgen gebauert b«t. 3D?it
ber Sanjrout gebt e§ hier tn8 Unglaubliche. Sa ift fein $to=
feffor, fein Beamter, fein Kaufmann, bet nicht einen SaH glaubt
geben ju müffen, roomöglich in ben Sonntag hinein, bamit man
bequemer augruljcn fann. daneben jiefjen täglich Scharen bon
Bettlern auä ben benachbarten ©egenben burdh bie ©tragen unb
haben fein 50rot, um ihren junger ju ftillen; ©onntagg um elf
Uhr aber hören bie Sängerinnen ihren ©cbenfel über alleg ©ute
unb Schöne prebigen, unb wenn er fie aufforbert, für eine arme
©etneinbe beijufieuern, fo legt jebe jierlidjft brci ober fechg Sheujer
auf ben Seilet beg ©infammlerg unb ift feft überzeugt, ihren an=
beren Pflichten nachgefoinmen ju fein unb fechg Sage roieber tanjen
ju bürfen."
2Bo fo biete Sanblteute jufammentrafen, mürbe natürlich ber
Heimat unb beffen, mag fie bemegte, nirfjt oergeffen. Sie Senge
einer eibgenöffifchen Unioerfität erregte bamatg bie ©emüter, oor
allem natürlich in ben |)ochjd)ulfantonen. Surdharbtg Sßetter unb
treuer Sreunb Söilhelm 33ifcher, ber Später bie neuerbingg afut
merbenbe Srage mit fo oieler ©infidjt erörtert hat, hielt ihn bamatg
bon 93afet auö auf bem fiaufenben unb oeranlafjte, bah auch in
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^jeibelberg eine fachlich furje ©egenpetition infjeniert mürbe. 3llS
baS ißrojett jmei Sah« nachher begraben roarb, mar auch bort r
unter ben SöaSletn menigftenS, ber 3ubel grofe ; fie „Derjäumten
nid)t, bem ©tänberat ein frohes £>od) ju trinfen;" boch mar 93urd=
harbt unbefangen genug, ob ben Saäler 3ntereffen unb beti 9?eben=
abfichten ber öefürroortet jenes planes, baS, roaS an ihm grofj.
mar, nicf)t ju überfein; er meinte, im 9tationalrat feien beffeu
©egner mitunter tief unter beffen Sefürroortern geftanben, benn Don
biefen Ratten manche aus matjrer öegeifterung für ein 3beal unb
ohne jebe ©elbftjudjt geljanbelt. Sr hotte alfo im gerechten 83e*
urteilen ber ©egner gortjdiritte gemacht, gemijj nicht julejit Sanf
feinen gcjchichtlidjen ©tubien, unb baS SBort, baS er fid) einft auS
3achariäS Süchern Dom ©taat notiert ^atte, mar ihm allmälich
ju eigen geroorben: „3n einer Meinung, bie Don einer grofeen 9ln=
jaht SRenfchen geteilt roirb, liegt allemal, follte fie aud) nod) fo
irrig fein, roenigftenS ein ,8ufa& »on SEBahrljeit; es ift belehrenber,
biefen Sufafe auSjujdjeiben, als bie Meinung fdjtechthin ju Der»
bamnten."
ÜJtit bem ^erannahen märmerer Sage mufften £)eibelbergS
herrliche Umgebungen ben aKjeit tüchtigen SEBonberer oft unb gern
Don ben 33üd)ern, ber ©ejetligfeit unb bem ftubentifchen Steiben
meg unb ins Sreic loden. Ser roeite ©otteSgarten, ber fid) bort
um Strom unb |>ügel auSbreitet, machte ihm jenen Slufenthalt
ganj befonberS lieb. SBettn er Don einem finnenben ©ang auf ben
roalbigen ^bhenjUgen jurüdfani ober einen golbenen Slbenb auf ber
Serraffe beS ©diloffeS jugebracht hotte, tonnte er in feinen ®e-
richten über baS ©efchaute bie mahrften unb rodrmften Söne echter
fßoejie finben. St hotte ein tiefcS SBerftänbniS für bie Statur im
grofjen roie im Keinen ; nie fühlte er fid) gehobener unb freier als
in ihrer Sftitte. Slud) fpäter hot er fid) ben ©einen in ben Serien'
roochen immer am rüdhaltlofeften gegeben; an bieje Sage Jörgen*
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lofen ,3ufammenleben3 unb tüchtiger SJiätjcbe tnüpfen fiel) für fie
bie froljften (Srinnerungen.
Ia8 3ßb r 1852 brachte eine reiche Sülle Don Steifen; in ben
Ißfingftferien mit greunb Stofenburger nad) bet burgreidjen ißfalj,
in ben gronleicbnamSferien in bett Qbenroalb, roo bie ©rbaebfebe
(Sammlung berounbert marb, im Sluguft bann, nad) jeiner 2Beife
roobloorbereitet, über .Vtüblcnj, Äöln unb Sieben jum fließen '-öefurf)
bet im Seebab Teilung fud)enben ÜJfutter naib Dftenbe, bann nad)
$3rügge, ©ent, 93riiffel, Slntroerpen, 'IJiainj. Siid)t8 entging feinem
eifrigen Sdjauen, unb er genoß e8 in Bollen 3ügen unb mit reichem
©eroinn. ©8 roat ba8 erftental, bafj ihm bie &unft in reicher
ffülle unb geroaltigen Sßerfen entgegentrat. ©r ift ihr in feinem
fiebeti fdjauenb, lentenb unb fammelnb in fteter Hebung immer
näher getreten unb b fl t ft<b ein Urteil unb Äenntniffe erroorben,
loie fie bei Saiett nicht geroöbnlid) finb.
Sn S3afel mar feines 331eiben8 nicht lange; fubroeft» unb bann
tnieber norboftroärtS ging e8 in rajebem gluge ju ben ©eftaben
be8 ©enfer» unb bann be§ SobettfeeS; b)ier fagte er ber ^eimat
für ein roeitereS 3ab r nbe. Sieben Ulm, beffen altreid)8ftäbtifd)e
^bbfiognomie ihn frappierte unb roo ihn bie Cetroabrlofung be8
DotneS befümmerte, ging eS nad) StugSburg, roo ihm roieberum,
roie in ^eibelberg, bie beutfebe Sienaiffance mächtig entgegentrat,
unb bann ju einroödjentlicbem Slufentbalt nach 2Jiünd)en, biefern
feltfamen ©eittifd) gemütlich futnpfenben 33ierpbilifterium8, eifriger
Arbeit unb SfiMttelSbadrfdien $run£= unb SunftfinnS. Die s $inn*
lotbe! roar nur ftürfroeije, aber boch in einem ihrer ganj großen
SBunber, ben ftiubensfälen ju febauen; um fo mehr $eit mibmete
er ber ©Ipptotbef; immer unb immer tnieber tonnte er fie fef)en,
febtieb ber Sntbufiaft. Slud) fonft roarb bie $eit auSgefauft, roie
e8 eben nur ber Sugenb möglich ift ; baS Ottoberfeft, ein Iraner»
gotteSbienft für Sönig s Uia£, irgenb eine ijSoffe im Stolfstbeater,
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bie Sintigone beS SophofleS unb baS tppijche Kellerleben liefen
fict) ohne Störung hormonifd) ncreinigen. 9?ur fcbwer rijä man firi>
aus einem fjeitern Ißtjäafenleben toS ; für Nürnberg blieb nur ein
Sag übrig, benn in ©erlin Hopfte baS ©emefter fdiou an bie Süre.
Die ©tabt bot bamalS nidit ben heutigen Slnblicl; bet ihrem
2Bieberfef)en nach 33 fahren traute ©urdharbt feinen Slugen laum.
Unb auch politijcb burfte er fid) bamalS Joot)I nod) fragen, ob
SRacaulap fßreufeen als ©Sacht jmeiten ÜtangeS nicht aflju h°d>
eingefchäpt habe, ©ei bem roie ihm roolle, an ber Uninerfität unb
am ©erlinerleben fanb er Dolles (Senüge. 3n Heller trat ihm nun
bod) ein Sehret unb belehrter ganj anbern Schlages als ©angerow
entgegen; ba mar nicht bie jpiegelglatt ebemnäfjige norauSfefcungS*
lofe Darbietung eines mie ©aumöl ju fchlurfenben Sehrftoffes, fon*
betn halb eine ©fijje nur, ein überrajchenbeS Streiflicht, halb ein
tiefes ©inbringen, eine frappante parallele; im ganzen ein ©fit*
erleben, eine ungeheure ^laftil geroefetien 9ted)tSlebenS, aber nur
bem, ber fchon etwas mitbrachte, aufpajite unb ben Kopf gujammen*
nahm, jugänglid). Heller wirtte ftarf auf ©urdharbt ein; er
erfchlofj ihm baS römifdje s Jied)t ganj eigentlich; Cuellen* unb
flitteraturftubien aller Slrt waren bie Solge. 5«r ben iKomaniften
hatte ber ©tubent eitel ©ewunberung, jo wenig ihm ber ©rioat*
unb ber Staatsmann fpmpathiich war. @r erblidte in fernem
politijchen ®efinnungSwed)fel leine (Soolution, fonbern eine Um*
Wölbung, unb oerftanb nach bett Zürcher Slntecebentien baS hei&t
bemühen um (Srhebung in ben SIbelSftanb nicht, ju bem ber
Klabberabatfch bantals boshaft bemerlte, bie SBieberaufnahme bcS
früher in 3ürtd) geführten ÜRamenS „Keller oom ©teinbod" würbe
trefflich paffen, ba fein Stöger in feinen Slnfichten injwifdjen ben
SBenbefieiS beS KrebjeS juriidgelegt höbe, ©urdharbt hörte bei
ihm ^permeneutil, ejegetifdie Uebungen unb mit bejonberem Sntereffe
römifchen Kioilprojefs. Kälter ließ ihn ©taljlS ©aturrecht, j. S.
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tooljl wegen her nicht tenbengfreien ®arftellung, bann aber lag eg
•aurf) am gad) an f»h; obfcfjon 23urdharbt fpefulatiö jufammen=
faffenber 53etrad)tung ber 5Dinge fein Snterefje nicht eerfagte, neigte
ec feinet ganzen Slnlage nad) weit mehr ju ^iftotifd)=praftifc^er
tlnfdjauung unb pofitioer ©tofffenntnis, im 9ied)te bor allem. 3m
übrigen waren eS Äirdienrecbt bei 3tirf)ter, ©trafprojefe unb 93btfer=
recht bei Refftet, geriefetlicfje ffltebijin bei Sajper, beutfctjeg ißribat«
red)t unb 2Sed)felred)t bei fpomeper unb ftanjöfifcbeS SRed)t bei
Saniets, bie itjn jenes Sah* befd)äftigten unb wo$u er fid) burd)
Ißrioatftubium mannigfache Dtotijen jufammentrug. SSon SRicht«
fadjfußegieit warb nur noct) $unftgejd)id)te bei ©uht gehört; im
übrigen trat mefjr unb metjr eigenes Slrbeitcn in ben Stijjj. 2)en
friminatiftifdjen ©tubien fam cS ju gute, bafj er unter ben Mittigen
eineä fid) als „ StcgierungSr ai" präfentierenben unb barum bienft«
willig empfangenen 93aSler ^Ratsherrn baS grofje 3 e KengefängniS
einge^enb befidjtigen tonnte; er notierte fid) oieleS über baS ®e=
flaute, baS ihm fpäter als Sufti^birettor nüfdid) fein mochte. ©ine
©tabt wie 93erlin nur jurn gachftubium unb Söücherlefen ju be*
nü^en, tag aber nicftt in feinen 9tbfid)ten. Sn ganj anberem Um«
fange als in fjjeibelberg genofj er Sweater unb Stonjerte; et abbierte
fid) fdiliefjtid) fclbft mit ©d)tecfen, bafj er fie in fieben SRonaten
wotjt gegen neunzig ÜDial befucbt f)abe; aber waS er an ©inbrüden
empfangen, wie er feine $enntniffe erweitert, waS er oon aflerbeften
Kräften angehört unb gefdjaut, unb waS er fpäter, wenn einmal
im angeftrengten SöerufSleben, in biefer 9tid)tung fid) werbe ber«
fagen müffen, baS, meinte er, redjtfertige bieje ^üfle oodauf, um*
fomet)r als biefe ©cnüffe felbft einer ©tubentenbörfe leitet erreichbar
gewefen feien, ©eine ©efcbmadSrichtung mag bie Jf)atfad)e tunb
tun, bafj ein Sechstel jener Slbenbe auf roieberholteS, brei= bis
viermaliges Slnljören bon 9llcefte, ^ribelio, C^tgaroS ^porfjjeit, ®on
4$uan, fjreijihüh, ©urpanthe, unb faft bie Jpälfte auf Opern über«
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haupt entfiel, ©paff bereitete eS ihm, in ©chiflerS Seil an ©tauf»
facherS §aufe eine SRenge SantonSwappen, barunter auch baS oon
Safel ju erblicfen.
lieber bet poetifd) oerflärten ©djroeij warb ihrer bamalS oft
traurig profaifcben Quftänbe nicht oergeffcn. fieibenfcbaftlicf) meinte
S3urcfharbt angefirfjtä ber ©ejfiner ßuftänbe, eS müffe einem jebert,
ber eine @hre breinfe^e, ein Schweizer ju fein, bie Schamröte ins
©eficht fteigen, mentt er baS ÜDiartten beS SBunbeSrateS mit Cefter-
reirf) anfehen folle; eS fei traurig, fich fagen ju muffen: mir tonnen
nichts mehr, mir finb nichts mehr ohne anbere; lieber bei ehrlicher
SBerteibigung untergehen, als biefe ©cheinfelbfiänbigteit fortführen,
©er greiburger Slufftanb, urteilte er, tönne jefjt, rao alles gegen
bluffen einig fein foüte, bei feinem Schweizer Slntlang finben. ,,©a8
aber entjchulbigt jene nicht, bie ben unnatürlichen 3uftanb biefeS
ÄantonS herbeiführten; ber ißutfch geigt ihnen oon neuem laut
genug, bafj cS nicht fo leicht hält, ein Soft oon feinen hergebrachten
©itten unb ©ebräuchen abjubringen, ihm fein fpeiligfteS ju oer»
tümmern, ihm neue ©ewohnheiten unb Slnfi^ten aufjubrängen.
Söäre ßarrarb oor gehn bis jmanjig fahren auf ber entgegen»
gefegten ©eite gefallen, fo märe er oon ben IRabifalen als 2Rät»
tprer oerehrt toorben. ©ein ©ob h fl t toirflich nichts ©eineineS;
er wollte fterben, weil es ihm unerträglich mar, com 18olf für
einen agent provocateur ber Regierung gehalten ju werben, ©ie
fiegreiche ^Regierung unb ihre Leibwächter rühmen fidf ihrer 2Ritbe,
ba| fie ißetriet nicht jum ©obe oerurteilt hoben, fonbern nur ju
breifeig fahren 3 u ^)thauS! ©ie lonnten nach 99unbeSre<f)t gar
nicht anberS, tt)aten alfo baS Slergfte, was ihnen möglich war.
2Rilbe gegen Slufftänbifche ift überhaupt nur rabifaler ©runbfafc,
wenn bie Strenge fie treffen fönnte; man benle an SRejfi. ©er
,S3unb‘ !ann natürlich bie ^Regierung nicht genug loben unb ihr
banfen; fie tljat hoch nur baS ÜRatürlichfte, wenn fie für ihre
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©elbfterhältung forgte. 2öie anber? nntrben bie Sujerner greh
fcfjarenjüge feinerjeit beurteilt, unb borf) roar in Sujem nicf»t bie-
felbe mächtige Mehrheit be? Sßolfe? gegen bie Regierung, roie jefct
in greiburg."
Solche ©ebanfen foioie Mitteilungen über feine 93efd)äftigungetr
unb bie ©rlebniffe be? Xage? beherrfchten feine Briefe; über fein
tieffte? Innenleben ju fprerfjen, roar feine 2(rt nicht, roie er e?
auch bei anbcren nur fchroer ertrug; er roarb ben tßergleid) mit
einem SBegroerfen aller Sleiber nicht lo?. 0b biefer £atfad)e r
bie bod) an ihm altgeroohnt roar unb ob bem ganzen bunten
öerlinertreiben roarb ber um ba? feelifdje Söohl ihre? ©ohne? bc=
forgten Mutter Slngft. 3n ihrem ftiflen, h“u?lid)en Seben !am
ihr jene laute SBelt frembartig unb feinbjelig Dor; fie fürstete ben
Sohn in ihren ©trubel mitgeriffen unb au? bem in ber Sugenb
forglich gepflegten 93oben alten, frommen ©lauben? entwurzelt ju
fehen ; ba fie ihn roenig oon Sirchenbefud) berichten hörte, fd)lo| fie
au? bem ©chroeigen auf ein fehlen bet ©efinnung; fie mifjtraute
feiner Umgebung; felber fränflicf) unb mit einer fronten Jodfter
fern bon ju £>aufe in einer ihr unftjmpathifdjen ©ejellfchaft ab*
roejenb, fteigerte fie, ber Möglichfeit ber ?(u?fprad)e beraubt, immer
mehr ihre quälenbe $urcf)t; fie roarb fie 2og unb ?iad)t nicht
mehr lo?, unb al? ihr ein Staunt ©djlimme? gegeigt, rebete fie
ihm einbringlid) ernft in? ©eroiffen, forberte Dfechenfchaft übet feinen
Sirdjen* unb 9lbenbmahl?bejuch, eine s Jfeoifion feiner greunbfchaften
unb Üluffcblufj über gortgang un b feiner ©tubien. Sie
ftorrejponbenj ift für beibe Seile ju diaraftenftifd), al? baß fie in
biefetn 2eben?bilbe fehlen bürfte. Seiner ©d)ulb beroujjt, an6
roortete er: „Slknn mid) alle Sriefe, bie ich erhalte, freuen, fo ift
e? bod) bei ben deinen ganj befonber? ber gall. S)a? entfpringt
rooht nidjt nur au? einem @efüf)l fiublidjer Metät, fonbern noch
mehr barau?, ba| ich weif!, roie unfere ©efühle unb ©efitmungen
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in fo »iclcm übereinftimmen, tnie mir ein? ba? anbere begreifen
unb bnber auch gegen einonber ein offene? gutraucn bffl eI1 - Sarum
Iefe id) Seine ©riefe ftet? mit greube, and) bann, wenn fie oott
untergeorbneten Singen banbeln ; benn e? entfdieibet nid)t bie Sadie,
bie gefdiriebeit nnb gclefen roirb, jonbern bie ©efinnuug, in bev man fie
fdireibt unb in ber man fie liegt. Ssd) mürbe aber Unrecht tun, roollte
id) Sir oerjdjroeigen, baß Sein fester ©rief mid) nicht fo ganj red)t
erfreut bat. G? fehlte mir barin ba? Zutrauen, fogar bie unb ba eine
liebeoofle ©etradjtung ber Singe. G? ift barin Diele®, ba? meiner
unb aud) Seiner früheren Slnfcbauung roiberfyrid)t. 2Ba? id) oon
ber Sircbe halte, weißt Su, unb Su »ueifet, baß id) fie aud) hier
befuebe; aber e? ift etroa? aubere?, e? ju £>auje mit allen ©e=
fannten unb ©enoffen ober in ber grembe mit Unbctannten ju
tun. Unb ba? ©emeinbegefübl ift ja gerabe beim Sircbenbefud)
etroa? SBefeutlicbe?; benn eine ©rebigt, ja noch beffere? al? ©re*
bigten fönntc ich aud) babeim lefen. Gbenfo ift e? beim $lbenb=
mahl; aud) b^r ift bie ©emeinfdjaft ba? SBejentliche, unb fie lann
für mich feine fo rein geiftige fein, baß ich mid) hier, roo feine
Seele mich fennt, babei fo recht mit anberen ein? fühlen fönnte.
Sa bleibe id) lieber 511 .£>aufe, ober gebe ftitl für mich unb finne
nad) ober Iefe. Set ftircbenbejud) ift bod) böcbften? ein ©eroei?
be? inneren 3 aftanbe?; er febafft ihn nicht unb erjeßt ihn nid)t.
3 cb bin burd) meine (Strebung utib Einlage in bet ©föglicbfeit,
über bieje Singe nad)jubenfen unb nadjpforfcben ; eine ©rebigt mag
mich belehren unb anregen, aber fie roirb mir nicht ben öovbanbenen
Sinn erft febaffen ober umänbern müffen. G? ift gewiß unrichtig,
roenu Su Sircbbefud) ©iditfird)befud) unb ©lauben Unglauben fo
jufammenftetlft, al? ob nur ein Ungläubiger nicht jeben Sonntag
jur &ird)e ginge, ©eroiß fuc^t fid) ein rechter (5t)rift mit ©otte?
-fjilfe im ©Uten immer weiter ju bringen unb roirb bie ÜJfittel
baju nicht oerfchmäbeu ; aber bie ©fittel ohne ben guten SBillen
®a$Ier 3af) r & uf fy 1903* 2
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finb nid)t§ unb e§ giebt aud) noct) anbere Mittel. ®afj ba nun
auch anbere ©djulb fein füllen, bie mich überhaupt nott allem Outen
abhielten, tann ®ein (Srnft nid)t fein. (Sin folcfjcS Süchten unb
3J2effen anbetet ift mir in deinen ^Briefen neu; idj fetbft bin baju
nur gar ju oft aufgelegt, aber e§ ift {»eilforn, menn icf) bann ftet$
an meine ©d)road)t)eit benfe unb mie nötig id) Stadjficht habe.
9Jfit meinen greunben unb ,ißfeubofreunben‘ bin ich hier im deinen ;
oon meinen Meinungen bringen fie mid) nicht ab unb id) bin für
bie Erfahrungen, bie id) mit ihnen gemacht, banfbor (folgt bcr
früher ermähnte ißaffuä über bie ffreuubjdjaft). SBa3 mein (Sjamen
betrifft, fo tonnte ich c8 mohl bis in einigen Monaten machen;
ba mir aber $eit unb llmftänbe erlauben, noch mehrere 3ahre
meiner ÄuSbilbung ju roibmen, fo jiehe ich eS oor, nädiften SBinter
noch ^ßaubetten ju hören unb bann im Schling j U bohorieren."
S3ei ber offenen Sluäfpradje jerftreuten fid) bie SBolfcn rafch- ,,3d)
bante für ®einen 93rief," jdjrieb bie äftutter; „benn ®eitte§ (per*
jenä ©efintiungen finb mir baburd) mieber einmal Har gemorbeu.
3d) bin tränt unb ich bin in ber ungeroohnten fjrembe; ba mußt
®u mir SßertehrteS etroa ^inge^en taffen. Safe ®u bentft, id)
moflte 2)id) tränten, fdjmerjt mich, roeit ich barin ein ju geringes
©rtennen meinet Siebe loahrnchme. ©ag ®ir ächjnfältig bei jebem
meiner ©riefe : eg ift bie alte SJtutter, bie jchreibt; nur ihre Siebe
ift nod) jung. Slngft führte meine gebet ; fie entjprang ber Siebe.
3d) fürchtete, alles ju fehr gehen ju taffen unb mid) um ®ein
inneres ju roenig ju fümmern, mid) ju fehr auf ®etne ©elb*
ftänbigteit ju ftirfeen unb aus 93equemtid)feit ber Pflicht ber (Sr*
maljnung nicht nadjjufommen ; ich fiirrfjtete, mein 3utrauen ju
®ir fei ju grofj. ©ift 3)u benn allein oerantroortlid) für Sein
Seelenheil ? eingenommen auch, ja Don je^t an, fo habe id) Diel*
leid)t bod) frühere ©eruadjläffigutig Derfchulbet unb füllte baS tUer*
fäumte toenigftenS nachäuholen fliehen. • Slber menn ®u nur ftetS
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in Sir fortfrf)tcitcft unb ein wirtlich innerel lieben öon Sir ge=
hegt unb gepflegt wirb, fo bin id) jufrieben; ©ott roirb bol anbere
öetfeben. ,3roanglweijel Ueberjengenraotten in biefeu Singen ift
öerfefjrt. Slber loürbeft Su ber Ijiftorijrfjen Kontinuität ftetl folgen,
fo ntüfjteft Su bal Kirchenöetfäumen all einen SBrud) mit bet
Sßergangenljeit anfeben ; beun oon Kinb auf warft Su an» Kirchen-
geben gemöbnt. Unb icb bädjte, bie Kird)e fei eine ©emcinfd)aft
aller ©laubigen, niibt blofj bet grennbe unb ®erroanbten. 3 d)
toünfcbe bei Sit nicht ©innelänberuug, fonbern ©innelerhattung.
Sin mit felber finbe id) jo oielel 51 t richten, baf} id) bacbte, bei
Sit möchte el oielleidjt auch nötig fein, unb ba mit hoch etroeldje
Slebnlirf)feit h Q be»t, beitfe ich, eine geraiffe Schüchternheit fei t»iet=
leicht eher bie ©runburjad)e Seinem gurüdäiehenl, ment» el gibt,
öffentlich feine ©efinnung ju betätigen. Sßal bie 3 teunbjd)aft
betrifft, fo bejog fich meine Zumutung nidjt auf einen $reunb im
fdjönen ganjen Sinn, fonbern blofe auf einen, bet ben Stauten
trägt, im ©runb aber uni ^erabsiebt. 3 ft bie» bet gatt nicht
unb bift Su ftätfer als ich gebaut, fo bin id) oon ^etjen froh
unb ift mit Seine Sreue golbelmert; ich miß glauben auch wo ich
nicht {ehe. 3Jtid) h at im ganzen Seben nichts mehr gehärmt, all
»Denn ich in Singen, bie mein 3nnerftel betrafen, oon meinen
Siebften nicht Derftanben mürbe; Sir hätte id) bicfel ©lüd ge-
münzt, unb ich weiß, baß ber Umgang bet Siädjften unenblichen
CSinflu^ aulübt unb mit unfete ©elbftänbigfeit eben bann leicht
einbüfjen, menn mit jemanb lieben unb alles mit ihm teilen
möchten. Sßeil id) felbft oft einel ©rntannenl aul bet «Schlaff*
heit, eine! Slufraffenl aul geiftigein Schlaf, einel 3 errc i& cng ber
mich h^mmenben irbifchen 93anbe bebarf, einel geroaltfamen 9tudl,
um mieber jut Freiheit 511 fommen, fefjte id) biel Söebütfnil auch
bei Sit ooraul. 9tun mag id) Süße geprebigt höben, mo foldje
nicht oon 9iöten ift, menigften! nicht auf bieje SSeije. Slrbeiten
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roir alfo, jcbe§ auf feine 2 ltt, jum griebcn mit ©oft ju gelangen-
SBag Sein ©tubium betrifft, fo fcßien mir, mir oerftnnben bie
©ache 511 roenig, niemanb tiintmere fid> um Seinen gortgang, Su
fiihlteft öielletctjt bie Saft beg 21lleintrageng unb niöctjteft Sir bei
Scannern Seineg gadjeg in Safe! Stat erbeten. 9?un, idf roerbe
raoh( ferner, um nicht feb)T ju gehen, biefen fetten angeftimmten
unb be?hot& bigharmonijch geroorbeteen Son fallen taffen müffen
unb roieber bie angeroühnte unb angeborene Stolle beg Sieben? unb
ÜWitteilen? mehr a(g bie beg ftrengen Grmahneng übernehmen; eg
ift mir lieber unb teichter, unb icf) bin froh, wenn ich bloß biefeg
anroenbeu barf." @0 fant bie beibfeitige 2 lu?fprache jum guten
Slugftang; in bet .'paiiptjache hotte man fich hoch Gin? gefunben,
unb alg gahrjcßnte fpäter ©nrcfharbt fetber alg ®ater bie grage
ftettte: „©ehft Su regelmäßig jur Kirche unb ftehft Su täglirf)
mit ©ott in evnfthaftem, aufrichtigem 93erfef)r?" oerftanb er
bie Sorgen feiner SJtutter, bie öebeutung fteter Uebung unb bag
Unjulänglicße beftgt’h’gter geftigteit toeit beffer alg bnmalg.
Sie s fßfiiigftferieu beg berliner 2tufenthotte8 beachte er, über»
rafd]t, roeil nicht mit afljuoiel Grroartuug hingereigt, in ber
fächfifchen ©diroeij ju; im ©ommer befudjte er bann auf fünf»
rauchiger Steife mit jraei greunben ©reifgtüalb, Steigen, ©tratfunb,
Stoftocf, 2öarnemünbe, Sobberau mit feinen jeltjam trinffreubigen
©rabinfeßriften, ©chmerin, Sübecf, Hamburg, .fpannoüer, 2 lmfter»
bam, £)aag, ©chebeningen, ßeejbeit, Stotterbane, Slntroerpen, 93rüffet,
Köln, SBiegbaben unb grnntfurt, bann rafcf) bie SJtutter am
©enferfee; unb nad) titrier Staft ging eg, biegtnat mit feinem
Süetter unb nachmaligen ©chraager 2 tbotf Suvcfharbt, jum lebten»
mal für? SBiuterfemefter 1853 54 nach beeil geliebten |>eibelberg.
Sie Gltern hotten ihn gerne bei fid) behalten; aber fie ließen
feinen ©elbftänbigteitgtrieb geraähren. gmmerhin eoünjdjten fie mm
ju erfahren, too bag ©tubium hinaugraolle unb euie ber ©ohet bon
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jufünftiger Dätigfeit unb Seruf benfe. Stanb bocf) ber unb jener
ber 911terlgenofjen fchon in ober oor einer praftijchen £aufbaf)n;
eine foldje für ben ©ohn in3 2luge jii faffen mochte bem Sätet
loo^l nahe liegen, roährenb bie ÜJiutter im |jinb(icf auf ben früh
öerftorbenen trefflichen ©chroager Stjriftoph Surcfharbt unb ben
noch in oollftem SBitfcn ftehenben Sruber SEßilhelm S5ifcf)er roofd
an atabemifrfje ^Betätigung badjte. Die Slntmort lautete baljin, et
föune nur ©inl Jagen: einftroeilen trachte et jo ju ftubieren, baf?
et in feinem gacfie lein bloßer 'Dilettant fei. Dal ftelje ihntfeft:
bem miffenfchaftlichen Serufe all Dojcut ober ©chriftfteller toerbe
er fic^ nicht mibmen ; fo gut it>m biefe Dätigfeit an unb für ficf)
besagen mürbe, fo lomme el ba eben nid)t aufl SSollen, foitbern
aufl können an unb ba fehle el. Slnbrerfeitl, all Üfotar in eine
©chreibftube ju fißen, Setmögen ju oerroalten unb 3inje einsu*
Sieben, furg, biejem trodenften aller ©ejdjäfte bei ©elboorteill rocgeit
fid) jujuroenben, baju fönnte er fid) nur entjcfjliejjen, menn et
butchaul barauf angeroiefen märe ; foroeit rootle er el bringen, baß
er, menn nötig, bal betreffeube ©jamen mofjl hefteten fönnte; aber
lieber märe et bann noch ein ganjet Kaufmann geroorben. ©I gebe
ober bocf) auch praftifd)e Sefd)äftigungen nnberer 5Irt, mogu er
mehr Neigung fpüte, jum Seifpiel all 9fid)ter. ©orocit bie in
mancher §inficf)t bejeidjuenbe Slutroort; im erften Deil eine ©elbft*
befd)eibung, mie fie in biejem Sebenlftabium rnohl nidjt eben häufig
ift; fie h a * Üju auch 1866 oeranlafjt, bie Don unjerer anberl*
benfenben juriftifd)en gafultät burd) ihren Defan ®. ^artmann
an ihn gerichtete Slufforberung, ihr all ©hrenbojent beijutreten,
mit berfelben äJfotioierung abjulehnen. Daneben äufjert fiel) in
jener Slntroort ein geroiffer fyreiheitltrieb, ein etmal einfeitig ge*
ftimintel 21blehnen ermerbenber Dätigfeit, unb pofitio ber Söunfd),
ber Slflgemeinheit irgenbroie, fei el auch nicht in oorberfter Sinie,
gu bienen, ißolitijche Karriere ju machen, barauf ging er nie aul;
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jebeS neue Amt matb ihm je unb je Anlafi ju neuer Prüfung, 06
er roohl beftehe; aber jene ©icfjtung feiner ©ebaufen fprach fid),
ftorer noch als in biefem Aufjchlufj, fcbon in ber mäljrenb be3
erften ^jeibelberger Aufenthaltes erfolgten ©ieberfdjtift auS Gicero§
©uch Bom Staate auS: „©ich* baju h«t uns baS ©aterlanb et*
jeugt unb erjogen, um nichts Bon unS ju forbern, um nur feiner*
feitS unS ju bienen unb nuferer ©uhe unb 9©ufje eine fixere 3u=
ftucfjtsftätte ju gemährett, fonbent um bie bcften unb ftärfften
Äräfte unfereS |>erjen 8 , ©erftanbeS unb Urteils ju feinem ©u^en
als ©fanb ju nehmen unb uns nur jooiel jum eigenen ©cbrauche
übrig ju taffen, als eS entbehren fann.“ @8 mar gemijj nicht
oorab baS l»iftorifrf) Stjpifdfe, baS für bie Grfaffung einer längft*
Bergangenen 3 c *t ethifd) 3ntereffante, maS ihn an biefem alt*
rümifchen Grebo anjog, fonbern es mar ein ihm aus ber Seele
gefprocheneS, bie eigenen fiebeuSanfchauuugen roiebergcbeubeS ©e*
fenntnis. 35aß bie ©erhältniffe ihm bie Freiheit gaben, es jur £at
umjufehen, bafiir mar er ftetS banfbar.
Sinftroeiten h°nbette eS firfi aber noch baruin, mit 9©ad)t
©anbeiten unb anbere GjamenSoorbereitungen ju treiben, gilt beibeS
mie auclj für beit Abfcfjlufj fctber fdjien ihm «fjeibelberg fomoht Bon
feiten ber oertrauten ikljrer unb Gjaminatoren als ber ungeftörten
ArbeitSmufje ber geeignetfte ©oben. $)ie ©nSler ©rofefforen mareu
inbeffen mit biefem erneuten Aufenthalt am ©eefar nicht atljufrieben
unb Berfefeten mit ihrem Urteil über bie bortigeit $oüegen bie
Gltern unfereS Stubenten in nicht geringen Sdjrecfen; fpejied
©angerom marb abfällig eingefdjäht unb baneben angetönt, es märe
paffenber, roenn ber junge ©aSler ben ®oftorhut in ber ©aterftabt
unb nicht im AuSlanbe holen mürbe. 2>er liefe fich baS aber nicht
anfechten. „Sch gebe ju,“ antroortete er auf bie mütterlichen ©Jam*
rufe, „bah unter unferen ©rofefforeti ’feier Bielleicht nicht einer ge*
rabe ein ©enie ift, baS auf Sahi'hunberte einen ©amen h fl b £ n
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mirb. Slber 3Binbfd)eib, mie er t>or jroei 3q^rcn 33ongevojt> ^örte,
rühmte mir, er fjabe feit Saoignp feinen folgen 2ef)rer mehr ge=
feben. 3n ber £at ift er in feiner 9(rt ausgezeichnet; alles, maS
er fagt, fönnte nitfjt beutlidjer unb flarer fein ; in biefem Seftreben
gebt er freilich oft etroaS weit unb wirb breit. UebrigenS bot
man and) itocb auf anbereS ^u fef)en als auf bie Kollegien; jeber
ift gerne ^ier unb jeber fpridjt noct) in feinen fpäteren fahren gern
ton ber Qeit, bie er hier perbradjt. 2BaS ben jDoftor betrifft, fo
gebe id) ju, er ift b^r leichter ju machen als an manchen anberen
Drten. 9lber maS beroeiSt fd)liejslid) fo ein Ejamen? Sei unS ift
ber Sitel ein notroenbigeS llebel unb einerlei, roo man ihn ge«
holt bat."
3lm 14. 9Wärj 1854 marb benn and) bieS Uebel in ber 92ecfar=
ftabt ohne ®iffertation mittelft jmeier fcbriftlicber Arbeiten unb
einet münblicbeit fßrüfung glüdlid) abjoloiert. 3>a8 peinliche Serbör
nolljog fich nad) löblichem UfuS abenbs beim Scbmauje in ber
SBobnung beS 35efan8. $er ©rabuierte fanbte tagS barauf ber
SöJutter folgenbeS ©enrebilbdjen gemütlichen UnmerfitcitSfleinlebenS :
„$5aS prädjtige Söetter lub geftern ju allem eher ein als ju einer
breiftüubigen EramenSfifuing; bie Herren mären roobl fo ungern bei
ber Sache mie ich unb farnen ade oon Spaziergängen, mären baber
mit einem guten durfte üerfcben; bem tonnten fie abbelfen, inbem
auf bem runben Sifcb, um ben man fab, oier grofje Skinflafdjen
bereit [tauben. Sei ben jroei erften, Dtojsbirt unb Stittermaier,
ging bie Sadje gut unb id) ftürfte mich au ber Siagoutpaftete, bie
ber |jerr Oberpebell je^t jeroierte. Unterbeffen marb eS bem alten
üftittermaier ju lange, unb er »erliefe unS, um fich im hefigen
5b eQ ter ben fpamlet anjufeben. 9iuu fam fRenaub; ba ging eS
minber gut; er tnquirierte auf eine obiofe Slrt über Srboerträge
biä ins fleitifte ®etail: über bie Einteilung in pacta constitu-
tiva, conservativa, restitutiva, devolutiva, disposiliva, übet
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bie gorm, über bie grage, ob JeftamentafähigfeitSalter genügt u. j. ro. ;
er roifl mehr jcigen, roaä er weiß, al$ fe^en, ma3 ber Sanbibat
gelernt hat. 53ei 3öpfl mar e» mieber bejfet, utib nun rüdtte eine
$aufe unb zu ihrer ^IitSfufiung ein ejcellenter 3tef)braten mit 2attid)=
falat an, üoit bem icf) jebocf) nicht mit großem Appetit aff, ba
SSangeroro mit ben ^ßanbetten brof)te. 2)od) beftanb icf) bann ge=
rabe hierin gut unb befain baburd) SKut unb ?lppetit, jo baf? mir
bie nun folgcnbe lorte nicht übel munbete. 3ut f fct lam 3J?of)l,
ber mid) über fri)roeizerijd)e8 ©taatgrecfjt ber lebten 60 5af)re fragte,
toorin er rcdjt gut bejdjlagen ift. Snblid) toar eg gegen neun Uhr
oollbrad)t unb ber 4)err ®efan h>c& mich abtreten ing Diebenjimmer.
3eßt mürbe ba8 Urteil gefällt unb ich bann mieber hineingerufen;
eg mar mir äufjerft lieb, al8 eg f)tc§, ber |>err Äanbibat habe jein
Gramen summa cum laude beftanben unb eg werbe mir Ijieju
gratuliert. SBangerom forberte mich nun noch auf, mit ben Herren
anjuftoßen, mast id) mit Sreuben tat, roorauf ich mich fofort mit
einem ft'uir entfernte. Gg mar mir bebeutenb roohl, mie ich ba8
,§aug im 3tiiden unb meine harrenben g-reunbe oor mir hatte;
3hr fönnt (Sud) benfen, baf) eg an biejem Sfbettb etroag jpät mürbe.“
3>er neue 2)oftor mar nidjt gejonnen, fid) ftratg in bie ißrajig
cinjpannen ju laffeit. Sr meinte, jeßt fange bag ©tubicren erft
redjt an; um fich adfeitig zu bilbett, tnüffe er feine fjachfenntniffe
Oertiefen, fid) tüchtig in anbetn SBiffenggebieten henuntummeln unb
allerlei fianb unb fieute fef)en ; roer fönne roiffen, mie meit fid)
baju nod) ©elcgenhcit biete, roeun man erft einmal in 93ajel feft-
jiße. ®ie Sltern willfahrten bem ©ohne in ber weitherzigen
äBeijc, mit ber fie fein ©elbftbeftimmunggrecht je unb je achteten,
unb jo marb bie errungene grei^eit zunächft noch einen Sommer
lang im jefjönen |)eibelberg genoffen; bie mannigfache Seftüre unb
biegmal noch mehr bie oiele 93eroegung im freien, beibeg £ebeng=
bebürfniffe, bie ob ber Gjamcngoorbereitung etroag waren t»erttarf)=
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tätigt roorbeit, mürben mieber aufgenommen; neben 9Jiobt3,Slunt)cbliS,
SlittermaicrS unb ^euerbarfjS juriftijcfjen Serien mürben DiacaulapS
(SffapS, ^euSlerS Trennung beS SlantonS Sajel, Sfonnarbs 3ort=
fefcung ber ©cbroeijergefcbicbte burcbgelefen unb »on ftf)öner Sitte»
ratur einige J)uf}enb Serie genofjen, Don SXriftop^aneä über Salberon,
Seffing, Sielanb, ©Ritter, ®oett)e, 3ean ^Sou(, SOianjoni unb
Qmmermann bis hinunter auf |jmuff unb |>et)fe. 3n ben ißfingft»
ferien mürben bann bie Jtfjeinlonbe, nad) ©einefterjcblufj (Stuttgart,
Ulm unb Slugsburg unb im fpodijommer bie biinbnerifcfjen 9thein»
thäler, baS Sngabitt unb baS Scrgell, roo ein alter gofingerfreunb
beintgejucht warb, bereist; ein prächtiger ©emSlopf, eine Seute
feines fyühterS, beS berüchtigten Sägers ßotlani, hielt jeitlebenS
bie (Srinnerung an bie gelungenen Serg» unb. ©letjcberfabrten
lebenbig. ©o warb ber ©omnier im mefentlichen mit fröhlichem
Summein 5 iigebrad)t. Sei all biefent Säubern fehlte eS nicht an
©efellfchaft. ®ie gelungenfte (Spifobe mar bocf) mohl bie, wie er
einen in Sonn ftubierenben fjreunb befuchte, ihn aber auSgeflogen,
unb als er bann nach |>eibelberg jurüdfehrte, bort oorfanb; jeber
hatte beni anbern biefelbe Ueberrafchung jugebacht; natürlid) roarb
nun bie Jour Derlängert unb bein abgeriffenen Sonnet nach beftem
Sermögen mit ®elb uitb (Sarberobe unter bie 9lrnie gegriffen. @iit
Silb, baS ber SJhitter biefen unb einen ^eibelberger greunb fcf)il»
bette, mag als gengniS für SurdharbtS fieberen Slid hier feinen
ißlab finben: „3£. ift ganj beutfeher ©tubent, Doll ißhontafie, t»olt
frifcher SebenSluft, ooH Siebe unb Segeifterung für alles ©d)öne;
baS Sllltäglidje üerad)tet unb üernad)fäffigt er oft bis jur SJtffel»
tiertheit; (Selb unb ©elbeSroert finb ihm gan$ gleichgültig; bagegen
ift er ein trefflicher Segleiter in ber freien Satur ober in Äirdjen
unb s D?ufeen, freut fid) an jeber fd)önen 3lu8ficbt, an jebem male»
rijeben Swnft, bleibt entjüdt unb erftaunt oor jebent ßunftbitbe.
43- bagegen ift ba§ Urbilb citteS foliben SaSlerS: immer fid) gleich,
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wenigftetig nie fo bewegt, baft cä äufcerlich beroortritt, nüdjtenT
ofteS betrachtenb unb bann feine oft richtigen 3been anbrittgenb,
auf bag ©elb teiber nur jn tjo^en B?ert fefcenb, bagegen äuoer=
läffiger auch i m Steinen alg X., praftifcher, foliber. Slergerlidj
mar eg ntir, wenn er oft an ben fchönften fünften fein 5Rechmtngg=
bud) h eröor 5°9- bie Sluggaben berechnete unb abmog, wag teuer,
wag wohlfeit fei. 3- f fl b in 3£. nicht üiel mehr alg einen Suntp
unb X. fcfjalt 3- rinmal iiberg aubere einen gebauten."
Ser Stbfchieb oon ^eibelberg warb Burdharbt nicht leicht; er
fanb aber im §erbft einen freilich anbcr» gearteten ©rfafc in ^ßarig.
Bon feinem bortigen Slufenthalt hat ec immer mit befonberer fjreubc
gefproefjen. @r war ein ju guter Beobachter, alg baff ihm bie
Sdjattenfeiten beg franjöfijchett SBefenS unb fpejiell beg ^Satifcr
Sreibeng unter bem jmeiteu Saiferreiche entgangen wären; er pflegte
über beriet fchonungglog ju urteilen unb cg womöglich jur ©eite
liegen ju taffen; aber er muffte unbefangen bag @cf)te unb (Srofee
ooranjuftellen, bag fiel) ihm bort bot, unb wie einige oierjig Saljre
nachher in feinem §aufe ein guter SBuppertater SJiijfionggaft mit
©ntfehen tion bem „mobernett Babel“ unter berber apofalpptifcher
Benennung jprach, geriet er weiblich in ^»arnijeh unb meinte, man
möchte hoch juerft oor ben Suren oon Berlin lehren. Sieben oer=
fchiebenen Surfen an ber Ecole de droit unb ber Sorbonne waren
eg bejonberg bie ©jungen ber ©ericfjtghöfe, bie ben jungen Suriften
anjogen. @r ftubierte in feiner mett)obifchen 2öeife eifrig bie üer=
fchiebenen 3 ro eigc beg franjöfifchen Stectjtg, bie Bermaltung, fpejietl
bie Sltmenpflege, bag ©oilftanbgmefen unb ben ©taatgfchulbenbienft,
bann Strafrecht, ©trafprojefj, §anbelgrecht, Berfchollcnheit, ^t)po=
thefarwefen unb (Sprecht; eg ift ihm manches baoon fpäter birett
ju gute gefummelt. Sattebeu trieb er frangöfifche unb oerglei^enbe
Sitteraturftubien, forfchte fpejidl auch bem ©inftujjj ©Ijafefpearcg
auf bie neuern Sichter nach unb fchenfte ber franjöfijchen Sunft
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eingeljenbe 58ead)tung. Sie golbene Slltartafel im ^otel be Slunt;
roecfte alte ©djmer^en; oielleirfjt ift bamals bet erfte ©runb ju
jeinet jpätercn Sßublifation über ben öaSler Sfirctjenfc^nfe gelegt
motben. daneben bejudjte et bie grofjen Sammlungen, bie ft'on=
jerte beS Eonferöatoire unb bie SLtjeater mit bet unermübtict)en
SeiftungS; unb ?lufnal)mefäf)igfeit, bie if)tn bis in jein Sllter in
einet für bie ^Begleiter ftetS unbegreiflidien unb mitunter rectjt füfjl*
baren SSeife eigen roat, unb erfreute fict) montier gaftlicfjer 93e=
Reifungen, forooljl in 93aSlerf)äujern als aud) mit Stünftlcrn, ju
benen er fid) je unb je gern fjielt; er liebte öon ifjnen maudjeS in
Singen bet ftunft gu lernen unb in if)rent ungegmungenen Serfefyr
mar ifjm ftetS bejonberS rooljl. So Ijat er jpäter öon einem 23ejud)
bei Slrnotb Söcfliit in Slorenj, bejjen EnbergebniS ber Slnfauf beS
OpferfjainS fürs SHujeum mar, bctannt, er Ijabe in einer Stunbe
angeregteften ®cfpräd)S meljr gelernt als jahrelang in Südjern.
Sn s }?ariS ging er bantalS bei Äupferftecber SBcbet auS unb ein
unb jal) aud) häufig Sanberer, SBinterfjalter unb öiirfli. Safe
aud) fein fjfreunb Df- ftarl ©teljlin in ißaris roeilte, erfüllte bie
Slnnelpnlidjfeit beS SlufentfjalteS.
Sranfreid) jtanb bamalS mitten im Ärimfrieg. Ser Sontraft
jmifcben beut Jammer in ber Jenie unb ber ungetrübten .pcfee ber
Buftbarfeiten in 'Baris gab 33urdf)arbt nad) feiner SBeije oiel ju benfen..
Er mar nicfjt erfreut über bie 9lrt, roie offtjien baS Sletib öer=
tufdjt, für bie gloire tfjeatralifd) Stimmung gemadjt, ber natio»
nalen Eitelfeit geroeiljräudjert, ber gcitib als öerädjtlidj, fjalbmilb,
lügenhaft, feig, trunfenbolbig unb graufam, baS öcrbüitbete £>eer
bagegen unb oorab ber ftangöjijdje Solbat als liebenSroürbig, tapfer,
felbftloS, furj als SluSbunb ber (Itfjif bnrgeftellt mürbe. Sie
enorme 3ugfraft eines SpeftafelftüdeS, Srfjlatfjt an ber Sllnia be=
titelt, im theätre du Cirque, mobei mof)l auf poliere SJeranlaj-
jung oftentatioe iölufenmänner in beit stalles fafjen unb im paffen-
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ben Piomeut in Peifall arbeiteten, täujchte itjn uicf>t barüber, baß
im $aijcrreitf) nicht alles, mag glänjte, ©olb mar. @r notierte
ficf) mit Staunen bie nur allju offen öerftecftcn s 45erftfffogen frf)lintm=
fter Art, bie in ben Sweatern unb Plättern trofe alter Scnjur über
Ä'aijer unb Ä'aiferin auSgefchüttet mürben, unb bie Ühatfache, baß
in einem Abenbfurje einfache Arbeiter mit gejpannter Aufmerfjam=
feit unb, mie bie Klarheit unb Schärfe ihrer fragen unb Ant=
roorten geigten, mit beftent (Srfolg fich über 9ted)t unb Perroaltung
belehren ließen, ©r erjchraf oor bent ©ebattfen, baß ®umaS in
feiner deini-inonde mahr unb nicht bramatijch übertrieben fönnte
gefchilbert haben unb berounberte bie Sreue, mit ber ponjarb iit
„l'honneur et l’argent“ baS riicffichtSloS materielle Strebertum
unb ben ©elbfultuS gefchilbert hatte. ©r, ber im ^Reichtum eine
Perantroortung unb eine Duelle oon pflichten fah, hatte für egoi*
ftifch'gcnüfjlerifcbe PermögenSanhäufung, für ©elbftolg uub für
fogiale SBertutig je nach ber 3aßl ber Dtutlen feinertei PerftänbniS.
1852 hatte ihm ftortiim auS ber Seele gesprochen, als er baS
fontmuniftijche Schaßgraben ber Perner unb baS fonferoatioe ber
SSiener Spefulanten, baS Treiben beS jyabrifabelS gegenüber bem
oon ihm gefchaffenen Proletariat, überhaupt baS gange genuß» unb
gclbgierige Sßcfen tabelte, bem höhere 3 been unb 3 ro ecfe fern lägen.
Sei Ponjarb fanb bieje Stimmung ein miHfomuteneS ©cßo; bie
Per je:
„et quand on est pourvn de tont ee qu’on aouhaite
il faudrait etre un sot poar ne pas etrc honnete“
«rjcßicnen ihm als 2Raf)nung, gehltritte unb tS^cbarfeit ßorficf)tig
unb nicht fatt gufrieben moralifcß ju roürbigcn.
Dieben allebem hatte er in Paris engtifche ©ejcßicßte, Sitteratur
unb Pe^tSoerhältniffe 311 ftubieren begonnen, um fich 8 U einem
Aufenthalte in Ponbott öorgubereiteit. @r führte ihn im Sommer
1855 aus, befuchte mit erfchopfenber ©rünblichfeit bie Stabt unb
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ihre Umgebungen, mit beionberem ©nt^üdeu bie ©artenanlagen unk
funftgefcbmücfteu Seboufungcit ber englifdjen ©roifcn, Stidjmonb«
liebliche |jügel, ben $flanjenreid)tum nun ®ero, bie Scheine be«
Sritifcben 3JtufeumS utib ber Stationalgallerie, ttidjt ntinber eifrig
aber auch bie ®erid)t«böfe mib bie Sibliotbef. Slbeub« bitbete er
firf) gerne im Cigar Divan gegen ©rlegung bet üblichen t)ntben
Srotie bei ambulanten £ef)rmeiftern im Sd)ad)fpiele au«. ®r ift
ber ebefn ßunft bi« in bie lebten Sabre, mo iljn jemeilen nad) ben
erften 3üge» ba« Slftbma anpacfte, mit ©ifer abgelegen nnb tjat
SDhifjeftunben gerne jur Söjung oon Schachaufgaben nnb jum Stu»
btum einfd)(ägiger £itteratur öerroenbet. 2i$a« itjit bamal« in @ng»
lanb äße« interejfierte, jeidjnete er mit fpäter nid)t roieberbolter
Soflftänbigfeit auf; neben Jagcbiuhnotijeu über alle«, mal er ge»
fdjaut, finben fid) ba in bunter Dleitie Semerfungen über englifcbe
fiunft uub übet frembe S?unft in Snglatib, über SJtacaulat)« grieb*
rieft ben ©roßen, über ©olbftnitb« Seben unb 2öerfe, über Sohn
Siuffcl« ißolitif, marfaute SlfftfenfäHe, neuere englifcbe Slrcpiteftur,
englifcbe« Ubeater, Slgin SJiarble«, antife Spigtapbif, englifcfjen
^vojefe, ßioilredjt, «Strafredjt, Serfaffung unb Serroaltung, 2f)°ma8
äJtoore, Surfe, ©uijot« 9)tacd)iaoelli, englifcbe SInfid)ten über bie
Surt), Strafjenfcenen, englifdjeS Slnnenmefen, Stirdjenaerfaffung unb
üftilitärroefen, politifdje ®efd)id)te, bie ©renjeit gioifctjeit Suftij unb
Serroaltung, um nur einige« aufju^äblen. (Sr la« mit ®eroinn
©bafefpeareg $önig«bramen, bie 3uniu«briefe, Slacfftone, Sacon,
Dfacaulap« englifd)e öejd)id)te, 35cÜüline« englijebe Serfaffung unb
eine reiche Sa^l Dan ÜBerfeit jeböner Sitteratur unb aon Siogra»
pbien. Seinen Slufeutbalt befd)loi er mit einer Steife burdf @ng'
lanb, Sdfottlanb unb Urlaub, bie febönfte, bie er je gemacht,
meinte er bamal«, wo er Italien nod) nid)t fanute. ®ann febrte
er für einige SJtonate nach Safel jurüd, roa er fid) jum erften»
male bem Staat al« Serbärfcbreiber im Sobnbof nüblid) erroie«
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— HO —
unb im übrigen bie englijcfjen ©tubien, benen er immer treu blieb,
fortjefcte. ©eine äBanberperiobe bejdjloß er bann @nbe Januar
biä April 1856 mit einem lebten Aufenthalte in ißariS im $aufe
bei trefflirfjen SBaabtlänber lEidjterg Seifte Dlioier, ben litterarijrfje
Sroede non feinen ftitlen Surahöfjen j n fcj e franzöfijdje Gentrale
getrieben Jjotten, roo fein ©timmchen eerloren roar roie ba3 eine»
$eimdjen§ in einem tofenben ÜRafdjinenraume. 93ur«ft)arbt trieb
hier fratijbfifcbe nttb euglifdje 9led)t3gejchid)te unb @eftf>idjte be3
SRittelalterS; er madjte fidj an» C£^ronifen= unb Urfunbenlefen ;
fo mürben z- 93. 93arante, Philipp be Gommineä unb groifjarb
mit ©enuß unb unbefcfjobet moberner franjöfifcber .piftorifcr, ©e*
ridjtSrebner unb DJationalöfonomen burdjgenommen; baneben ftanb
in üorberer 9ieifje ba§ moberne 9ied)t, oor allem Strafrecht unb
Strafprozeß; bie Surfe eou 93aubillarb, Atnoulb, Scmin, 9£ifarb,
©t. 9J?arc unb Somenie mürben bejucht; nebenher ging ber 93efuch
bet ^arifer äBohlfahrtgcinridjtungen; bie oeuvre centrale unb
bie oeuvre evangelique, ber franzöfijdje ißroteftantiSmug über»
haupt unb firdjlidje fragen aller Art fnnben, burch ®. 2RonobS
ißrebigtcit angeregt, fein lebhaftes Sntereffe. ißariS unb feine Um*
gebung mürben nad) allen ©eiten in Segleit trefflicher fjreunbc,
bie er hier gefunbeti, befonberS ber nachmaligen ißrofefjoren §i3
unb £>agenbadj, burdjftreift, Jljeater unb Sonjerte, troß utiroill»
fommenet S’cantheitSunterbredjung, eifrig frequentiert, als füllte hier
noch ein Diejeröeoorrat auf äebenSjeit angelegt merben, unb in ber
Hat mürbe bann in Safe! Sljalia ftatd Bcrnadjläjfigt. 5Die ©e=
burt beS ißrinjen unb ber erjefjnte griebenäfdjluß brachten eine
tReilje glänzenbet öffentlicher ©djaufpiele, Illuminationen, ©ratis*
theater, Te Deum ec. Gin fünftägiger DfterauSflug nach 9touen,
fjaore unb Ciaen fdjenlte tiefgeljenbe Suufteinbrüde unb fröhlichen
93erfehr mit Sanbgleuten ; einen traurigen Ginbrucf bagegen madjte
ihm ba? 93egräbtiiS 4?einridj .'peineS am 20. Februar, mo er als
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■einer her wenigen Begleiter bem Seicfeenwagen jum Ginietiere SDtont»
martre folgte. 2 t. ®umal unb Sljeopfjtte ©autier Ratten fid)
al» einzige ftanjöfifche 2 tutoren aitgefd)loffen, baneben einige 3 our=
natiften, Neugierige unb 23erchrer bei ®icf)ter!. Sßort», fang» unb
tlanglo! warb ber Sarg in bie ©ruft »erfenft; ba! fteine |>äuf*
tein jerftreute fid) unb ein Xagelblatt fafete ben troftlofen ©inbrud
baljin jufammen : „on etait indifferent ä la mort d’un liomme
indifferent.“ ©ine fd)ted(id)e SBaljrheit, meinte Surdharbt; ihm
fdjien ba! ©djidjal bei im glänäenben ißati! felbftoerbannten unb
bort at§ ein gleichgültiger grember geftorbenen Poeten trauriger all
ba! Doib! in Storni.
©ed)l 3 at>re hotte SBurdljarbt 511 feiner 2 lulbilbutig oerwenben
tonnen. ©r hatte fie öietfeitig aulgenüfet unb freubig genoffen;
er lehrte tüchtiger, fefter unb gefbrberter prüd, all er fortgegangen.
@r mar nun bodi froh, in heimifdje 2 $erhä(tniffe jurüdäutehren unb
für anbere nufebar madjen §u tonnen, mal er fid) erworben. @t
hat fpäter ben ©egen, ber in ber täglichen mitunter auch unerquid»
liehen ^Berufsarbeit liegt, immer unb immer mieber betont; bamal!
aber hatte e! mit ber 2 lu!füljrung jener SBorfä^e junäd)ft hoch nod)
gute SBege. ©I ift nie leicht, fid) au! gtofeen Sßerhältniffen unb
au! ber Freiheit eine! Sehen!, ba! man fid) nad) SBelieben ge»
ftattet hat, mag el noch fo gut oerwenbet worben fein, in ba! 8 od)
einet oon außen ^erautretenben, in oft engen ©chranten fich be»
wegenben Stagelaufgabe ju begeben, löurdharbt, ber einen gewiffen
$ang ju befchaulichem ©tubium unb wefent(id) reeeßtioer SSSätigfeit
hatte, liefe ben Seruf mehr an fich h er anfommen, all bafe er ihn
fud>te ; bei bem öffentlichen SBirten, bal er erhoffte, war bie! aud)
taum anber! möglich, ©r trat etwa all 25erteibiger in ©traf»
fachen unb all SßrototoKführer in Sätigfeit; im ganjen aber fuhr
er junächft fort, feine ^rioatgelehrfamteit ju förbern. @r befdjäftigtc
fich mit amerifanifdjem Stecht unb IBerfaffung, mit 2 lrbeiterfragen,
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Sf)efcbeibung§red)t, ÜDforatftatiftif, ®efängni?mefen unb gefd)icf)tlici»ert
Stubien. 9tad) ben 28anberjat)ren tarnen bie SBartejahre, unb mit
ihnen ein reiche», aber jät) abbrectjenbeü ©tuet.
Sr grünbete im Sat)« 1857 mit {einer Sugenbfreunbiit unb
Soufine Slife ©nrcftjarbt {einen eigenen £>au$ftanb. 3$on bem in
frühen Satiren oor ihrer ©eburt oerftorbenen trefflichen $atcr, bem
Profeffor unb 9tat»hertn Sffriftoph Surctlfarbt, nnb non ifjcer geiftig
hocfjftehenben ÜWutter, einer £od)ter beä 3ürd)cr3 ©aüib £>eß, hatte
{ie ein munberbar reichet ©eifteä* unb ©eniütsleben empfangen,
einen tief ergrei{enben 3auber ber äußern unb innerit Srfcheinung,
einen lebhaften Sinn für alles ©rofje unb Schöne unb einen mannen
Sifer, an unb um ficf) ftetS förbernb unb oerebelnb ju mieten; {ie
mar ein tief beglücfenbeS SBefen üon ungeroühnlichem Steichtum
innerer ©oben, Sliebe unb greube fchaffenb, roo fie ^intam. Sin
bauertjafteS inniges ©lüd fd)ien gefertigt. Aber nad) achtjähriger
Stje, in ber fie ihm bret Äinber fdjenfte, roarb fie ben S^rigen
burd) eine Anfangs jahrelang in ftetem SBedjfet Angft, Trauer unb
Hoffnung mit ftd) bringenbe intermittierenbe, bann unteilbare geiftige
Scfrantung in junächft öorübergetjenber, bann bauernber Trennung
entrücft. Sin fd)toerer ernfter Schatten tag feitbem auf bem Sehen
beS öereinfamten ©atten unb Paters. SEBaS er burcfigefämpft, mie
er bie{en bunfctn $B3eg ging als einer, ber bie Anfechtung erbutbet
unb überroinbet, mie er nicht nur in ber Arbeit Sroft fanb unb
maS er nun, öon feinen Sttern, Perroanbten unb treuen Pflegerinnen
unterftiifjt, in oerboppeltein SJtaße feinen Äinbern mürbe, täfet fid)
hier nur anbeuten. Am Snbe feinet SebenS angelangt, bticfte er
aber barauf jurüd „mit SDant gegen ©ott für baS niete ©ute,
ba{j er ihm getan unb in ber Hoffnung, baff aud) baS erfahrene
Seib ju feinem |>eil bienen müffe."
Auf jene Sßartejahre roareu rafch bie Salfre einet Uätigfeit
gefolgt, bie bis junt testen Atcmjuge nicht nadjlicfj. Sr roud)S
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in Slemttein unb Stemter unb non Keinen in gro§e Slufgnben hinein.
2öa3 unb wie er ba geroirft, lafit firf) nidjt fo im einjetnen fd»it=
bern, roie bie fronen 3ugenbjal)re. 9iid)t nur, weil mit am iöeftcn
basi mar, roonon fid) eben nid)t8 lagen läßt: bie Srfütlung ber
täglichen laufenben ©erufSarbeit, fonbern and) roeil bie Seiten unt>
bie mitfjanbelnben ißerfonen gefchicfjtlid) jit nat) unb bod) bem
©direiber biefet Seiten mieber ju fern fteljen.
28a3 fid) in ber fie^rjeit gebilbet, tarn je&t jur 9ieife unb
jur ©ermenbung. 2)amal3 mar ber ©intritt in bie ©eridjte ber
©eginn öffentlichen SBirtenS. Unb ba3 mit ©edjt. ®enn hier,
in bei ba§ tEatfad)Iid)e forgfättig feftftellenben, im Sßereine mit
Softegen unb nad) attfeitiger Srörterung öfter ©tanbpunfte an ge*
redjten ©ormen meffenben Sätigfeit bitbet fid) ber Sinn für ejrafteS
Arbeiten unb unparteiifd)e8, atlfeitig burrf)barf)teg (Sntfdjctben meit
Boflfomntenet at8 im frühzeitigen potitijdien Stampfe um bie Ber*
mirrenben fragen be8 Sage?. 3Ba8 ©urdf)arbt I)ier gelernt, ift
ifjnt aud) in feiner abminiftratioen üöirffantfeit nid)t abtjanben ge*
Jotnmen unb f)at itjrn aud) fpäter nod), j. ©. al8 ©räfibenten ber
©etition8fommiffion be8 ©rofjen ©ate8, erheblichen ©nflufj Ber*
fdjafft. @r fudite ba8 fRecht unbeJümmert um Opportunität, um
^ßarteiintereffe unb ©arteiftanbpunft, roottte nichts für fich, meber
SJiadjt nod) Sinflufj, unb hielt fid) in feinem ©erfahren frei Bon
ben fteinlid) fdjtauen 9Jiittetd)en unb kniffen, bie für matidje Da8
Sl©S ber politifdien 3Bei8t)eit bebeuten. 3m 3at)r 1858 mar er
jurn ©iitglieb unb halb barauf jum ©tatttjalter be8 Kriminal*
unb ®f)egerid)t8, 1861 aud) jum ©otigeiricbter gewählt morben
1862 roarb mit bem ® intritt Bon Start gelij ©urdtjarbt in ben
Steinen 9iat bie ißräfibentenftelte bcS @t)egerid)t8 für it)n frei,
beren Siimmerniffe er nicht eben leicht trug; bie Sätigfeit am
©ioit* unb am SBaijengeridjt mar ihm eine mififommene §tbroed)8*
tung. 3)a8 ©id)teramt abforbierte aber feine S«it nicht ußttig ; er
®a»tcr Saljvtmd) 1003. 3
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fajj feit 1862 im ©rofjen 9iat, jeit 1863 im Äirdjenrot, beibe§
nun auf CebettSbaucr, jchrieb in bie „Sanier Leitung" unb eine
fEei^e oon 3eitfd)riften, machte, of)ne große 93egeifter«ng, eine 21n=
phl militärifeßer Uebungen alä 3uftijjefretät mit, am Sujienfteig,
in Senjbutg, in Sitten (roo bantalä nirgenbä ein 5öab p befommen
mar, aufjer im Spital, wenn man e3 jroei Jage Dorier befteßte!)
unb roibmete firf) baneben gemeinnüfcigen Gingen, jo bem Kinber»
jpital, bem et faft 45 3al)re lang, plefct 15 3ahre alä ißräft*
bent, treu blieb. 1858 pg er fürä StaatSarchio Üiegeften über
jirfa 3500 Urtunben beä 9luguftineriitnenflofter3 Klingental unb ber
Kattljaufe SKargaretental aus unb publizierte bann mit S. 9iiggen=
barf) im achten bis je^nten ^pejt ber Ulitteilungen ber ©ejefljehaft
für oaterlänbijdje Slltertiimer Slrbeiten über baä Klingentatflofter
unb ben Kirchenfchate be3 3J?ünfter3 in SBafel. Er hatte, objehon
bureb feine Stubien unb bie Jätigfeit alä Kommiffionämitglieb
ber 9Jf ittelalterlidjen Sammlung roohl oorbereitet, biefe lefctere 3Iuf*
gäbe nur pgernb übernommen: „ ict) oerfteße nict)t oiel baoon unb
mache mir nicht gar oiel barauä," fagte er, „aber ba firf) fonft
niemanb bran machen miß, muff ich eä tooßl ober übel tun."
Snblich faß er auch in ber Kommijfion für baS neue Sioilgefefc,
um ba8 unä furjfichtiger Unoerftanb pni bauernben Schaben
unjereä 9techte§ bringen foflte. üftimmt man p aß biefen
Gingen bie eben ^tefüt roie pm fonftigen SBeiterjdjreiten er»
forberlicheu oieljeitigen Stubien, jo ergiebt fich ein moht auäge»
füßteä ißenjum.
Sr h Q tte fich ncirf) manchen Seiten fo tüchtig beroährt, bajj
er am 2. Scjcmbet 1867, a(3 eä galt, Karl 93ifcher unb Smanuel
93urctharbt»f5ürftenberger p etfeßen, neben feinem Onfel SBilhelm
iBijcfjer pm ßJiitglieb beS Kleinen ßtateä geroäßlt mürbe, lieber»
rafcht forberte er Sebenfjeit. Sä fiel ihm feßr fchroer, bie ihm
lieb unb geläufig gemorbenen gerichtlichen ®ejd)äfte ju oerlaffen,
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gu benen ihn Neigung unb 5 'ö^igfeit, rate er meinte, mehr ^injog,
unb auä ben angenehmen perfönticfjen ^Beziehungen jit ben bischerigen
Stollegen ju jcbeiben ; er raar ungeroifj, ob er fich im abminiftra*
tioen ©ebiete ebenjo leidet raetbe ^urecf)tfinben unb beroegen tonnen,
bejonber3 bei bem tomptijierten Stollegiatfpftem; anberfeitS todte
ihn bie neue Stufgabe unb freute er fidj, Stoflege oon Gönnern
raie Äart fjetij SBurdf^orbt, Stbolf (Stjiift unb Sllfonä Söchlin 511
raerben. ®r nat)m nad) turpem ©ebeitfen bie SBahl an; an feinem
Geburtstag tarn ihm feine (Srnennung mit bem großen Staatsfiegel
bekräftigt ju. SEBie ihm babei ju SJtute raar, geigt ein batb nad)-
her jum Sahreäfdjluffe an feilte tränte Gattin gefdjriebener S3rief:
„Oebe Gott, baff ®u im neuen 3at)re batb Seine Strafte roieber
ertangeft unb roir bann roieber oereint bie Pflichten unb Stufgaben
unfereS SebenS tonnen ju erfüllen trachten. SSenn ich für mich
noch einen anberen 2Sunf<h h°be, fo ift eä ber, baff ich in meinem
neuen SBitfungäfreije meine Stellung auäfüfle unb baä in mich ge=
fejjte Zutrauen rechtfertige." @r badjte eben oon ben Stttforberungen,
roeldje öffentliche^ SBirfen ftetlt, t)od) unb oon ben eigenen gähig*
feiten bejdjeiben. 9J?anchem, ber ihn nicht nähet fannte, unb ber
au3 feinem nötigenfalls recht beftimmten Stuftreten anbete Schlüffe
jog, ift bieS erft in feiner fetbftoerfajjten EfBerfonatie überrajdjenb
entgegengetreten ; er, bet jeber ^ßh ta f e abhotb unb ein ffeinb bei
3umarfttragen8 innerfter Gefühle raar, fprad) ba u. a. au§, er er=
hoffe Vergebung für feine nieten Sünben unb Schwächen, beren er
fich gar roohl beroufjt fei.
Suftij unb (Srgiehung waren bie groei Gebiete, in benen er
fortan tätig raar, unb Sdjtag auf Schlag tarnen nun neue Stn=
forberungen: Suftij» unb GrgiehungSfoöegium, Suratet, -Jtotariatä*
prüfungSfomtniffion, IBürgerrat, Spnobe, feit bem Sobe oon Stn»
brea? Neuster baä fßräfibium ber Stfabeniijchen ©efeflfehaft unb
bie Sujpeftion be3 ©pmnafiumS, ber aud) fein Schroiegeroater ber=
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einft öorgeftanben unb jein ©rofeöater Oberft ©ijcfeer breifeig Safere-
lang angefeört featte. ©r roofente häufig betn Unterrichte bei unb
unterzog jicfe bei ben Promotionen bem toofeltätigen ,3roang, feine
Scheu gegen öffentliches Auftreten ju übertoinben. ©on biefer ©r=
roägung auS mürben ifem auch bie mancherlei Seftlichfeiten, benen
er als SJiitglieb ber ^Regierung fortan beiroofenen mufete, erträglich).
@r mar in lleinem gciftig feocfeftefeenben Greife ein guter ®ejet!=
jdjafter unb tonnte mit ben öerfcfeiebenften Leuten Slnfnüpftmg unb
Xaufcfeoerfefer finben, aber bie ©anfette mit iferem pferajenjcfemalX
unb iferer enblofen Sifeerei roaren feine Sache nicht, ©egen jene
Scheu t>or öffentlichem Sieben unb Auftreten fent er jeitlebenS
tämpfen miiffen; er pflegte, roenn er länger 511 fprecfeen hatte, fid)
forgfältig roomöglich mörtlicfe oorjubereiten ; bann mar er äuoer*
läjfig, erfchöpfenb, fadjlich, furj, tlar unb fliefeenb, fo bafe man
ifem gerne unb mit rufeiger Sicherheit jufeörte. ©ei ernfter ©e=
ratung in tleincn unb grofeen Kollegien, fo auch in ben ßom*
miffionen fürs Obligationenrecht, ju benen er roiebctfeolt einberufea
roarb, [teilte er jeinen SJlann ooflauf, unb im ©rofeen Slat mufete
er fid) aufmerffameS ©efeöt ja oerfd)affen; aber es fehlt {efemer ju
glauben, bafe er in einer ©olfSüerjammlung jünbenb geroirft feätte.
Sa^u fefelten ifem allerlei Slacfeteile unb nflevlei ©orjüge, oor allem
aus in ber Siegel ein fid)tbarlicfe tommunicatioeS geuer, etmaS
^»inreifeenbeS. @r geroann and) im perjönlicfeen Umgang niefet fo*
fort; fo geacfetet er mar, fo mar er eigentlid) niefet populär; feine
Äurjfichtigfeit unb fein fcfemacfeeS PerjonengebäcfetniS, baS 511 feinem
fonftigen nie oerfagenben ©rinuerungSoermögen feltfam tontraftierte,
fpielten ifem manchen Streicfe. SSiec aber mit ifem näfeer ju tun
featte, ben überrafefete er burefe bie SBärme feines SnterejjeS für bie
oielgeftaltigften ©ebiete, burefe bie geiftige fjreifeeit unb Reinheit
feines Urteils unb burefe ein Oon .{perlen tommenbeS perjönlicfeeS
SSofelroollen.
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3m ©ebiete be? ©rzieljungsroefen? mar e? befonbecS bie Ku*
xatel ber Unioerfität, bie ihm angelegen mar. 91(3 ihr ÜDtitglieb,
unb nach SBtl^elm 93ifcf)erS lobe al? if)t ©räfibent, arbeitete er
bi? im 3af|r 1890 am 9lu3bau ber Unioerfität mit unermübtichem
Gsifer. J)er reiche unb rege ©erfetjr mit ihren Slnge^örigen, ben er
amtlich unb gejellig unterhielt, mar ihm eine Quelle fdjönften ©e*
nuffe?. ©eine mannigfachen ©erbinbungen unb jein eigene? fad) 5
liehe? Urteil machten ihn gerabe für bieje Stellung befonber? ge*
jebidt; er h°t an <hr ouef) nach feinem 91u?jcheiben au? ber Ste*
gierung feftgehalten, bi? ihm bie au? mieberholten Srfahrungen ge*
fd)öpfte Ueberjeugung, in roichtigen fragen nußlo? mitzuarbeiten,
ben 91u?tritt au? ben @rziebung3bet)örbcn jur unabroei?lichen unb
fchmer^lirf) empfunbenen ©flicht machte. Jie Slufzeichnungen, bie
er in biefen unb anberen Stellungen über bie ©ejehäfte führte,
Zeigen, mie genau er alle? nahm unb mie fachlich er «orging; ba?
roohlerroogene ©emeinmoljl mar hier mie fonft für feine Stellung*
nähme allein entfeheibenb. Jer Belehrung mar er ftet? zugänglich,
aber brutale ffltajorifierung unb unlogale Kampfroeije tränften ihn
auf? tieffte; ba fonnte et ben jehärffteu Jon anfchlagen.
@3 jeigte fich ba? u. a. naef) feinem 9lu?tritte au? bet Ste*
gierung, bei Slnlafj be? etroa? fpät nachhinfenben Kulturlampfe?,
ber anfang? ber achtziger 3ahre ba? 93a?ler Seben erregte unb bie
Aufhebung ber fatholifchen ©rioatjchule znr Solge hoUr- 3eber
Intoleranz feinb unb burcf) feine gejchichtliche ©ilbung überzeugt,
baß Knechtung h‘ ec nur z«<« gegenteiligen (Srfolge führe, trat et
im ©roßen State gegen bie formell, mie ihm fchien, anfechtbare
unb materiell tabeln?merte Stellungnahme ber Stegierung Z“ bem
oon bet lattjolijcben ©emeinbe erhobenen Stefurfe mit fräftigen
©Sorten auf. @r befämpfte bie Anträge ber (Regierung unb ber
Kommijfion?minberhcit al? reglementarifch unjuläffig unb rief bem
9tegierung?präfibenten, ber megmerfenb meinte, man foKe fich bei
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folcfjcn formellen Sinroänben nicht aufbalten, bie @adje fei ju
roicfjtig, ju: „Sin trauriger SRut! gernbe in einer fo »nichtigen
Sache, roo man unferen tatbolifdjen Mitbürgern recht eigentlich
einen Stofs ins §erj nerfeßen miß, foQte man auch ben Schein
eine» ungefeßlidjen SßorgebenS oermeibeit unb fid) nicht bem Süor*
murfe auSfe^en, man b^e in ber ißarteileibenfdjaft nicht einmal
bie äußere gorm gemährt.“ Unb nadjbem er biefe rein juriftifdje
grage erörtert, futjr er fort: „©S ift bemiibenb, im Berichte beS
SrjiebungSbepartementS ju lefen, roie eS auf bie Suche auSging
nad) gefuiten unb gejuitennerroanbtfdjaft, unb mie erfolglos biefeS
Suchen roar; eS ift bemübenb ju lefen, roie man nergeblidj oet=
fud)te, baS Sufnmmenfeben ber fatbolifdjeu Cebrer unb Seherinnen
als Klofterleben ju fonftruieren unb roie man fdjliefslidj ben foit-
fufen 9lrti!el 27 ber SunbeSoerfaffung bebnte unb jerrte, um bie
Dmnipotenj beS ©taateS über bie ißrioatfdjulen ju bebujiercn. Sluf
biefen Slrtifel 27 unb bann auf linfer Sdjulgefeß, roelcfjeS an=
erfannterm affen bie Kongregationen nidjt aufbeben roofite, ftüßte
man fdjliejslidj ben ©ntfcbeib, roeldjer ber fatbolifdjen Schule baS
Seben unmöglich machen fotlte. 93on biefem ©oben fpringt nun
aber ber fRegierungSrat in feiner SRefurSbeantroortung plößlidj ab.
SS ift barin nidjt mehr tion ber SBunbeSoerfaffung unb nicht mehr
loom Sdjulgefeß bie Diebe. ®et fRatfdjlag belehrt uns, bafs eS fich
empfehle, ,ben fdjroierigen unb beftrittenen SBeg ber Interpretation
ber 83unbeSoerfaffung' ju berlaffen unb bie fatbolifdje Schule unter
£)inroeis auf einen allgemeinen Slrtifel ber KantonSöerfaffung burcf)
ben fRelurSentfdjeib aufsubeben. Ss ift fcfjabe, bafs man baS nicht
früher einfab, man hätte fid) öiel Schreiberei unb ben Mitgtiebem
beS ©roßen States Diel unnüßeS Sefen erfparen fönnen. 9lber mit
biefer ©djroentung nicht genug, öerläfst ber IRegierungSrat and)
biefe jroeite rechtliche s $ofition unb fdjliefjt fich roieber ber Minbet*
beit ber ißetitionSlommiffion an, roeldjc bie Schule nidjt aufbeben.
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aber burrf) ein ©pejialgefeB bie Sefjrbriiber oom Unterricht aus*
fdjlieBen will. 2J?an fragt fid) mirflid), warum bie ^Regierung fid)
nidrf lieber bem Anträge beS £jerrn ©. anfd)lieBt, ber fich in erfter
Sinie auf bas fünfte Surf) 2J?ojiS ftüfct unb als ©runb ber 2Iuf=
Hebung angiebt, bn§ fein SebürfniS für eine fatfjolifcbe @d)ule ba
fei. 2)ieje »öllige Unfidjcrtjeit in ber rechtlichen Segrünbung be=
weist, mie fd)led)t eS mit einer ©arfje ftet)en muff, bie man auf
biefe Sßeije oerteibigt.
„Sine große Atolle in ber SeroeiSfüljrung beS SrjieljungS*
bepartementeS jpielt ber Sjpertenberid)t, unb aud) hier ift oor allem
ja fonftatieren, baß bei üluffteflung biefer Sjperten oon beu etemen-
tarften rechtlichen ©runbjä^en abgegangen mürben ift. $er eine
biefer Sjperten ßnt in ber lebten ©ißung jugefianben, baß er 2)?it=
gtieb eines rabifalen SeteineS fei unb baff biejer Serein bie Stuf*
Ifebung ber fatf|olifd)cn ©djule »erlangt Babe. ® e r Serein unb
feine Ülfitglieber maren alfo in biejer (Sache Partei; nirf)t§befto=
meniger mirb ein fotcBeS üJütglieb als Sjperte ernannt. Sr jagt
uns nun, er B»be ben Auftrag nur ungern angenommen; icß be=
greife baS, aber id) begreife nicht, warum er ifjn nicht abgelebt
Bat. ®aß biejelbe S^f 00 S Qt * e i unb unparteiijdjer ©arfjoerftän*
biger fein fann, märe im fleinften ^Srojcffe nid)t möglich ; eS ift
ein SBiberjprud) in fid) felbft. SRun ift betfelbe £>err auch SRit-
glieb beS ©roßen 5RateS. 3h weiß nicht, ob er bei bem Sntfd)eibe
mitftimmen mirb; mir hätten bann geroiB aud) ein baSlerijd)eS
Unifum, nämlid) einen 2J?amt, ber in berfelben Sache Partei, un=
parteiifdjer Sachoerftänbiger unb fRicßter ift! — 3d) fonftatiere
übrigens, baB jdjon im SrjiefjungSrat, unb jroar »on einem rabi*
taten üöiitglieb, eine Sjpertife burd) unbeteiligte auswärtige ©acB^
»erftänbige Bedangt würbe, aber umfonft. — $er SericBt ber
Sjperten ergeht fid) mit fidjtlidjem Seßagen in ülufjäbluug einer
Steiße oon SerftbBen, bie beim Unterricht ober in ben Sehrmitteln
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bet fatholifchcn Schule oorgefontmen feien. Sinige bet leibenjcf)aft=
lichften Mgfätle finb übrigens bei bet lefeten Dteoifion fiit ben
(Srofeen 9iat unterbrüclt worben. So h'eß eg früher beim Unter-
richt in ber Diaturfunbe mit unmürbiger 33erhöhitung: ,Dafj l)* e & e i
ob unb ju gonj neue 9luffchlüffe gegeben roerben, ift für bie ÜBiffcn-
fchaft wohl nicht ohne Snterefje;' — unb bei einem SBanbatlag,
er fei ,fo gut erholten, baff bie Vermutung nahe liegt, bie Dafein
werben feiten gebraucht.' 2Bag hätte man wohl gefügt, wenn ber
SBanbatlag fd)lecf)t erhalten gemefen märe? Da liegt bie Vermutung
auch nahe! — Md) ber öon §erru ©peijer citierte Saf) betreffenb
©chreibunterricht ift in ber neuen Auflage nicht mehr oorljanben.
„@g ift für mich fein 3'°eifet, baff man bei unfern öffent-
lichen Schulen, wenn man baSfelbe fritifche ©e^iermeffer ge-
brauchen wollte, gaitj ähnliche Dinge eruieren lönute. 2Ba» fpejicll
bie Sehrmittel angeht, fo hat oor einer Mjahl fahren bem @r-
jiehungSrat ein beutfcfjeS Sefebuch oorgelegen, bag oon einem Seiftet
nnjrer ^ö^ern Schulen »erfaßt war unb oon fehlem unb SSerftößen
wimmelte. Sn jenem 33uct) war j. 33. ju lefen, baß ba» Sieb
,ffreut euch beg Sebeng' oon 9Katl)iag Slaubiug fei; mag hätten
unfere (Sjperten gejagt, wenn bag in bet fatho (ifrfjeic Schule wäre
bojiert worben? Unb jeßt jirluliert beim Srjiehunggrat ein @e-
fchichtSburf) , bag in ber ÜRäbchen-Sefunbarfchule joll eingeführt
werben, unb bag Stoff ju reichen Mgfehungen liefern würbe!
„Der Expertenbericht oerbanunt nun bie ganje Schule, mäh-
renb eg heißt, bah oier Spcjialberichte oon je einem Sjperten oor-
liegen, unb baß bie jwei, welche bie ißrimarllaffeu betreffen, burch
aug nicht jo ungünftig lauten. Seiber finb bieje Spejialberichte
nicht einmal ben SJHtgliebern beg Srjiehunggratg gezeigt worben.
Mein auch für bie obern klaffen fteljt bie Sache offenbar nicht fo
jdjmarä wie man fie barfteQen will. (Sinmat jeigen bie Siefruten-
prüfungen, bah bie fatljolijcheu Schüler benen ber frühem Sieal-
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fcbule utib bet Sanbfcbulen gleich ober überlegen finb. 9?un will
man freilich biefen Prüfungen plöhlich feinen SBert beifegen, unb
bet SRegierungSrat führt in feinem ^Bericht als {einen ©emäbtS*
mann £>errn 9Jat.=9fat ©egefjer an; man {iefjt, bafj je nach 39e*
öürfniS Autoritäten aus allen Sägern citiert roerben. ©onft mar
biefeS anberS, unb neulich noch bei ©nfübrung bet obligatorifchen
ejortbilbung^fchule roaren jene Prüfungen ein roefentlicheS (Sfement.
„©obatm läjjt {ich nicht leugnen, baß man bei unfern ®e=
fchäftSleuten eine gatij albere Auficfjt über bie in bet fatf)oli{cf)en
Schule gebitbeten jungen Seute finbet, unb fchtiefjlich ift bie
©dtufe hoch für baS Seben ba, unb nicht für ©amina unb für
©rpertifen!
„Au cf) bie ©perten fönnen nicht umbin, ben Knabenhaften
roenigftenä im ^Betragen ein gutes Zeugnis , nicht ju oerfagen,' unb
bei ben UJfäbchen oerfteigen fie ficf) jogar $u einem pofitioen Sob
in Sejug auf 9iube, Anftanb unb 9feinlicf)feit. Auch ben Sebrern
mitb Eingebung unb bet befte ÜBide äuerfannt — aber fie hoben
nicht bie rechte äJietfjobe! Auf biefeS ©ebiet toiff ich mich nun nidjt
magen, bis auf roeitereS glaube ich, baß man auch im ©chufraefen
auf oerfchiebenen SSegen junt Siele fomrnen fann, unb bah matt
auch bi« jeben nach feiner Spanier fotf jefig merben laffen.
„Um nun noch ein Süort über bie Opportunität ber ÜJJafj=
reget ju jagen, fo fällt auf, bafj man nicht märten fonnte, bis bie
SöunbeSbehörben bie ffrage bet Sebrfchroeftern entfchieben hoben,
©ne ©efaljc im SBerjug liegt bi« fiel)« nicht oor. Statt beffen
äiebt man eS oor, unfere zahlreiche fatbolifche Seoölferung burch
baS einfeitigfte ißorgeben ju oerleßen. ÜJfan bebenft nicht, baß mir
ein fleineS ©emeinroefen finb, baS ju feinem ©ebeibett ber ÜJiit*
roirfung aller guten Kräfte bebarf. 2Bir hoben in ben lebten
3ab«n oiele Arbeiten unternommen, faft ju oiel, unb noch üiele
Aufgaben jovialer Art märten bringcnb ihrer ©rlebigung. ®iefe
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Aufgaben ober gerabe fijnnen nicht nach einer ölten ißnrteijcba&lone-
gelöSt werben, fonbern nur mit Ipilfe oller, bie eg mit unferm
©emeinwefen wof)t meinen. Jag ift ober nicht möglich, roenn
ganje Stoffen ber SBeoölferung in bem Staat nicht mehr ben |)üter
beg 3ierf|tg unb ben @d)üßer alter beredjtigten Fntereffen jetjen,
fonbern nur bag Organ einer ihnen feinblichen Partei.
„933it finb oor ad)t Jagen mit einer fjlnt oon Urteilen be=
fannter unb unbetannter 2lutoritäteu überfcfjiittet worben. 3d)
erlaube mir aud) eineg, nur ein eingißeg, aber eg ift atg ob eg
für ung gefd)rieben worben wäre. Fuleg ©imon fagt in feinem
93udje über ,®ott, ißaterlanb, f5reib>eit' folgenbeg:
„Stnbern eine Meinung aufbrängen, welche nicht bie ihrige
ift, unb eine Haltung, bie fie mißbilligen, ift webet etwag neueg,
noch etwag felteneg. Sg ift oietmehr ein jeberjeit unb überall fehr
befannteg Verfahren, welches mit feinem wahren Slawen Jprannei
heißt. Jsie frühem Anhänger ber ßehrfreißeit unb alter Freiheiten,
welche eg jeßt unternommen haben, bag Seben Franfreicfjg ju retten,
inbern fie alle Sinber in ben gleichen Fbeen unb nach ben gleichen
ÜJlethoben erjiehen, geben oor, man müffe auf bie Freiheit »er»
jid)ten, aug Furcht, Franfreid) ju teilen. 2tber auch bag hat einen
fehr alten Slamen: eg ift ber Fanatigmug. 2>er Fanatigmug
unfrer Seute ift ooti bem anberer baviu oerjchieben, baß biefer an=
bere bie Freiheit einer Fbee opfert, unb baß er fie einer Stegation
opfert; aber, oom ©tanbpuntt beg SRechtg unb bem beg SSerfahreng
ift bie Analogie ootlftänbig." Unb einem Freunbe, bem er über
bag ©efcheßene berichtete, fanbte er atg Gharafterifierung beg ge»
troffenen Sntjcßeibä ©ulwerg SBorte: „Right! down with those
who take the liberty to admire any liberty except our
liberty; that is liberty! Jie ©chlagwörter Ultramontanigmug
unb Fefuitigmug haben wie immer ihren alten Sauber auggeiibt.
SDer Uiebnererfotg war auf ©eiten ber Opposition, aber jd)tießlicf>
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tjaben webet SRcben noch ©rünbe, fonbern bie 3o!)l bet aufgefirecfteit
H>änbe entfcbieben."
3JJit berfetben @nt)ct)icbenf)eit wonbte et fiel) gegen bie Ber=
folgung bet Heilsarmee utib ihre laue Beurteilung int Sntjre 1887 :
„Seiber hot Bafel fid) ben 9tuhm nid)t wollen nehmen laffen, nach
bem Borgang bet ebeln ©emeinben Biel ttnb Slutjerfil)! and) feiner»
feitS feine fortgefchrittene Bilbung burcl) Störung ber llebuttgen bet
Heilsarmee ju bofumentieren, unb ebertfo teiber wirb bei uns bie
Bolijei übet ben füfeen Böbel bei folgen ©elegenljeiten nicht ÜUleifier
ober will nicht Steiftet werben.“ ©benfo unerbittlich trat er in
Singen bet eigenen S'irdje gegen alles intolerante SBefen unb für
bie Blöglicbfeit auf, ungeftört feines ©faubenS ju leben, ©ewifj,
bie CrganifationSgcjehe ber 3af)re 1874 unb 1878 hoben nid)t
jebermann befriebigt unb oiele im eigenen Saget hoben Burdborbt
bamalS nicht öerftanben. Unb boef) mar eine attbere Söfung int
Sntereffe ber SanbeSfirche felbet, bie bamalS ferneren Spaltungen
entgegenging, nicht möglich, foftte nicht ihre oöllige 3ettrümmerung
eintreten. Sa§ freimütige ^Referat, baS er im Sejember 1873 im
©rofjen SRate hielt, ift für feine (Stellung ju einer Sieilje Don
©runbftagen bejeichnenb; eS wirft in feinet ruhig irenifefjen SBeife
echt entpfunben unb oornehm. „2Bic auf ftaatlichem, fo wohl auch
noch mef)t ouf firdilichem ©ebiete," fchlofj et, „ift nun freilich bie
Berfaffung nicht bie Houptfache. Sie Houptfache ift ber ©eift, in
welchem fie gehanbhabt wirb. Unb fo werben muh bie h<er oor»
gefehenen (Einrichtungen, namentlich bie ©pnobe, nur bann ihren
3mecf erfüllen, wenn ber wahre ©eift djriftlirfjer Siebe in ihren
ÜDJitgliebern ^ercfc^t, wenn BerftänbniS auch für anbere ©tanb*
punfte unb Slnfdjauungen, wenn ein weiter Blicf auf baS allen
©emeinfame öorbanben ift unb ein jeber nicht baS ©eine, fonbern
baS Befte beS Slflgemeinen im Singe h Q t. Unter biefett BorauS»
fefcungen werben bie neuen formen ein ©egen fein für unfere SanbeS»
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f ircfje unb ju i^rer Kräftigung unb 2Seiterbilbung beitragen fönnen. “
(^Xllg. ©chmeijer Leitung 9fr. 56. 58.)
Da» ftirdjentnefen tag im eigentlichen 9lrbeitSfelbe ©urcfharbtS ;
ec hat nornemtich baS 3uftybepartement oerroattet. Unter feiner
Seitung mürben eine Sieifye roictjtiger ©ejeße erlaffen. @r mar nicht
blofj formet! teitenb unb anbern bie Arbeit übertragenb, fonbern
eifrig in Dorberer Sfeifje fchaffenb tätig beim 9fotariatSgefeß, berrt
Grlaffe beS fantonalen unb ber Durchführung beS etbgenöjfijcben
©ioilftanbSgefeßeS, ber Einlegung beS ©runbbucßS, ber Kobififation
ber ©trafgefeße, ben ©erichtSorganifationS=, Gioilprojefj* unb 93e=
treibungSgefeßen ber 1870 ger Sabre nnb ber Unififation beS ftabt=
baSlerifißen 9fed)tgebietS, unb als bie eibgenöffifcße 9fecf)tSeinbeit,
beren ©rroartung bem baSlerijcßen Gipitgejeßentmurfe oerbängniSBoß
gemorben mar, ficf) nur teitroeife Bermirftichte, griff er baS 3* e ^
einer Sfeuorbnung beS fantonaten StecßtS auf einem anbern üöege,
bem ber ©pejialgefeßgebung, an. ©oroeit fich baS oon ber Arbeit
eines ÜDfanneS fagen lägt, maren feine Schöpfungen baS 9facf)bar=
recßtSgefeß, j. %. auch baS ©efeß über eheliches ©üterrecßt unb
©rbrecfjt, Bor atlem aus baS SSormunbjchaftSrecht oon 1880, roetcheS
baS S3ormunbfchaftSroefen auf bie Dfiebergelaffenen auSbelfnte, ina=
teriell neu orbnete utib einer bejonberen ftaatticfjen Gentralbebörbe
juroieS. Daß bamit ben 3i* n f ten , bie eS bisher atS bürgerliche
93ef)örben beforgt hotten, bie ©jnftenjberecfitigung eigentlich entjogen
mürbe, ift ja mäht; aber bie Slenberung mußte fornmen, unb ihn
reute nur, bafs bie neue 93ef|ötbe nicht noch einheitlicher, etroa nach
%t ber ®runbbud)Oerroattung, geftattet morbeit mar. $icr unb
in anbern ©ebieten ermieS fich 93urcfharbt, roie einer feiner Sfefro»
löge jutreffenb fagt, atS eingreifenber teuerer, ber fich bie 91uf=
gaben meit ftettte unb fie ohne ängfttiche SJücfficht auf in fach*
liehet ober perfönticher töejiehung hergebrachtes löste, ©in gegne*
tijcheS 931att urteilte in ähnlicher SBeife, fein SBirfen habe ihn jum
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f5ortfcf)ritt3mann im beften Sinne gestempelt, roeil er mit um*
fafjenbent Ü8lii unb flarer ©inficht in bie 93ebiirfniffe her Seit
jeraeilen mit feftem SBillen uitb Starter £>nnb eingriff, um im
©taatSroefen biejenigett g° rmen S u bie et als ju beffett
©ebenen nutroenbig ertnnnte. damals freilich ift bieS bei ©egnern
unb Sreunbcn nidjt immer anerfanut roorbcn ; Bielen fionjeroatiBen
galt er bann unb mann als ein gefährlicher 2Rantt Bon erjrabitalen
Allüren, mährenb ihn bie ©egenfeite als ber tonSeroatioen Partei
Zugehörig befehbcte. @r mar eben unabhängig, unb barum halb
ba halb bort angejmeifelt. ©emijj mar er ^iftorif«^ Beranlagt unb
naturgemäßer gortentroidflung jugeneigt, aber barum auch nicht für
©tehenlaSSen unb nicht für Regierung , jo lange fid) überhaupt
pofitio mitarbeiten liefe, ©in Keiner Sng, ber bie nicht ganj leichte
«Stellung djaratterifiert, ift ber, baff er im elterlichen $aufe non
^olitil ju Sprechen oermieb; als er feiner SWutter einft Bon einer
rabifalen ©röfee, bie er tennen gelernt, Schrieb, ber ÜDtann fei merf*
mürbig tonferoatio, erhielt er jur Slntroort, bieS Urteil rounbere fie
nicht, ba er felbft in 2)ioetfent ultrarabifal fei.
SRadjbem er bie alte Seit Bor ben fiebjiger fahren nod) mit*
erlebt unb bann nad) ber eingreifenben Uleuorganifation non 1875
noch Sechs 3af)te ber Regierung angehört hatte, Schienen ihm 1881
bie politischen Serhältniffe feinen Slbgang ju bittieren. „Tempus
est abire,“ Schrieb er barnalS einem fyreunb, „ober tempus est
abeundi; bet alte Rechter hat uns Seinerzeit ben Unterfd)ieb fo
fein auSeinanbergejcht, baß mir fd)liefelid) nur baiüber tlug mürben,
in ber ^auptfache tomme eS aufs Selbe herauf. Unb jefet merte
ich, e§ tarnt im Sntereffe ber ©ache Selber jur Pflicht roerben.“
©t blieb biefem ©utfchlufe treu unb mar auch 1890 nicht mehr
für eine Sanbibatur in bie ^Regierung ju gemimten.
$)ie fo errungene 3Jiufee mar feine arbeitSlofe. @r lehrte jur
erften Siebe, ber richterlidjcn Sätigfeit jurüd. ©eit 1882 mar er
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«iS SJJitglieb, feit 1883 a(8 Statthalter im AppeflationSgericht bis
on§ @nbe tätig. ®ie Aufgabe biefer Sehürbe fafjte er, ben Appel»
tanten öießeid)t nid)t immer ju ®an! aber bod) geroifj richtig ba^in
auf, fie höbe etlatante Unrichtigfeiten gut ju machen, nicht aber
mit ffeinfic^em Sefferroiffenrooßen unb neuerungäfüchtigem fluten
an aßen @<feu baä Anfchen ber llntergcridjte ju fchäbigen. ®a=
neben präfibierte er ben ßflünfterbauoerein feit feiner ©riinbung bi§
jum Abfchluß ber Seftauration unb bi§ ju feiner Auflöfung (1879
bi§ 1901), mar in einer Steife oon Anftalten, roie Alumneutn,
ftinberjpital, ©emeinniifciger ©efeflfchaft, unb roie fchon ermähnt,
geraume 3 e <t in ben Grrjiehungäbehörben tätig, gehörte bem Ser»
roaltungSrat ber (Sentralbahn, in bem er feinerjeit Segierungöoer»
treter geroefen, unb einer Seihe anbever Snftitute an, ertebigte Auf»
träge be3 3uftijbepnrtement3, fafs bis juleßt in ber ©pttobe, bem
ftirctjenrat, ber 3uftij= unb ber Sunftfommiffion, betätigte fid) in
nunmehr freierer SBeife im ©rojjen State unb besorgte al§ $aupt
bet gamilie bie ftetä roadjfenben Aufgaben, bie ihm für öerroaiSte
unb oerroitroete Angehörige errouihfen. fturj, ein reichet SRajj oon
Anforberungett aßet Art forgte bafür, baß er fith ber lätigfeit
für anbere nicht entroöhnte. Smmerhin tonnte er fi<h nun roieber
mit befferer SDJufje unb einem ©efüljl ber Befreiung, benn bie
testen Sahre hatten fdpper auf ihm gelaftet, ben geliebten ißrioat»
ftubien juroeitben. ©eine fdjöne Sibtiothel, bie er ftetä oielfeitig
oermehrte unb auö ber, roenn ber ißlaß au^jugehen brohte, bie
Sücfier törberoeije in aßerhanb öffentliche Sibliotheten ju roanbern
pflegten, bot ihm reichen ©enufj; er fchrieb auch roieber juriftijche
nitb hiftorifche fßublitationen, bie ihn mit ber Sergangenheit feiner
Familie unb, roie ba§ bei folgern Auätaufd) roißfommen ift, mit
einer Seihe trefflicher ßJiänner betannt machten. ®et alte SBanber*
trieb, ber fich Saljre lang nur in ben Serien hatte betätigen formen,
<rroacf)te roieber mit Stacht unb locfte ihn in manche Sanbe, oor
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«rÜern aber miebecbolt in baS geliebte Italien, baS er fdjon auf
feiner £ocb 5 eitSrei}e unb 1872 nach jcbmerem $bpb lt8 monatelang
als ftets beroäbrten Sungbrunnen befugt batte. 3m Sommer aber
erquicfte er fid), fo oft er bie Stabt oerlaffen tonnte, an feinem
Sanbbaufe oberhalb ^Sratteln, baS ihm fdjon feit langem als Ipeim
ber ©Itern teuer geroefen mar. ®ort, in ber Stille auf fonniger
^)ö|e am grünen 93ergeSbang, liefe er bie innige unb geroaltige
Stimme ber Statur ju fidj fpred)en, menn er Don beS XageS &e=
fdjäften ermübet btnauffam; nirgenbS lieber als bort oerfammelte
et feine greunbe unb feine gamilie, bie allntäblicb fid) erroeitert
unb mit Ausnahme einer treu für ibn forgenben Tochter fein £auS
oerlaffen batte, ßettüre aller 2lrt, SBanberungen, botanifd)e Stu=
bien, benen er feit jeber mit ©ifet obgelegen, unb bie Seforgung
ber töebürfniffe beS ©uteS medjfelten bi« ab. Sr empfanb bie
SBabrbeit beS äBorteS: „God müde the cotmtry and men made
the town“ unb beherzigte als SBeifet SenecaS 9tat: ,,9lud) ju
©unften ruhiger SJtufee mufe etroaS geroagt roetben, menn man
nicht im ©etriebe ftäbtifeber Slrbeit altern mill, in biefent ©e»
tümmel, biefer ftets neuen £>od)flut, ber boeb niemanb entgehen
tann."
Seine ©efunbbeit, bie nie ftart geroejen, obfdjon er ein ein-
faches, abbärtenbeS Sieben führte, tarn in ben lefeten fahren mehr
unb mehr ins 2Batifen unb micberbolte heftigere Sranfbeiten mahnten
ihn, nadjbem ihm oiele SSermanbte unb greunbe tmrangegangen,
an fein Snbe. s 2tm SKorgen beS 7. 3uli 1901, eines Sonntags,
ift er auf feinem Sanbfifee uad) furjern Sranfenlager mitten im
©efpräd) plöfelid) unb ben Seinen unerroartet geftorben. Sc batte
bis faft julefet feine mancherlei Pflichten roillenSftart unb geroiffen*
baft erfüllt, feine Dielen geiftigen Sntereffen road) erhalten unb mit
bem alten ©ifer, menn aud) nicht mehr mit alter föraft, ftetS neues
binjuftuleruen gejucht. Seine Söeftattung fiel mitten in ben Sturm
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unb ®rang bet Ütiiftjeit bet SöaSfer Söunbeäfeier, Dielen geroifj un*
gelegen. @t fe(6er hätte ftcfjcrltc^ liebet, um nicfjt ju ftören, einen
anbereit ^eitpunft au3geroäf)It. SIber ba§ ungeroöbnlid) johtreidhe
©eleite, bas> feinem ©arge folgte, jeigte, baß trofj bem alles be=
hetxfdjenben Stinnerungäfefte SRaum blieb für bn3 ©enm&tfcin, aurf)
hier h°& e c ' n fteiueg ©tüd baSterifdjer ©efd)id)te feine Serförperung
unb feinen ^Ibfdjlufj gefunben.
T
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U%U offtjwlTe ^atfcrBcfucB in Hafer.
Don Jtubolf Cuginbüfjl.
O *
2 ft.ni 4. 3onuar 1563, einem 2Kontage, oerbreitete ftc^ gegen
91benb in öajel bie Äunbe, bafj ber beutfcfje Äaifer gerbinanb I.
in ben nächften Jagen bie Stabt ju befuchen wiinfche. J)iefe 9lad)=
riebt war foeben non greiburg im ÖreiSgau her münblich unb
Schriftlich überbrad)t worben. 9?och waren bie SBunbett nicht ner-
harf^t, welche ber ptb^Iidje §in)d)ieb beS atljeit umfidjtigen 83ürger=
meifterS Sran^ Obettieb, ber gerabe not acht Jagen ju ©rabe
getragen worben, ber Stabt gefcblagen batte ; Sie jrf)ien alfo nichts
weniger als ju einem frenbigen gefte, wie hoch ber ßaiferbefuch
eines fein füllte, bisponiert ju Sein. Jrat nun auch biefe Nachricht
nur in ©eftalt eine« SBunfcheS auf, fo haftete bod) fold) faifertichen
SBiinfchen etwas ÄommanbohofteS an, benen nicht ju willfahren
fich felbft ber gewanbtefte Jiplomat nrdjt getraute. UebrigenS war
8a8Iet 3af)t6udj 1903. 4
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bie 9ind)ri(^t mofjt für bag ®tog bet ©tabtbeuölferung eine lieber*
rafchmtg; für Ufte Rauptet unb Statglfetren roar fie eg niefjt ; benn
fie roufsten fetjon feit jroei Sagen um beti ©Sunfch beg fioiferä, feinen
©Jeg über ©afel unb nicht über beti „©Salb" nach Äonftonj gu
nehmen.
gerbinanb I. ( ©ruber beg beutfdjen föaiferg Start V., unb ruie
biefer @nfel SRajimiliang I., hatte fiel) Söhnten unb Ungarn an*
geheiratet, mar feit 1531 römifcfjec Stönig unb feit 1558 atg Sttad)*
folget feitteg ©ruberg aucl) fiaijer; allein unaufhörliche ©ufftänbe
unb Stampfe hatten ihm bie grcuöe am ©cfifc ber ncuerroorbenen
®ebtete oergäHt. ©rft fegt, am ©benb feineg Siebeng geftalteten
fid) bie politijehen ©erhältniffe günftiger für ihn; nicht nur hatte
er mit ber Sürfei ^rieben gefchloffen unb roar alg Stönig oou Un*
garn allgemein anertannt, jonbetn eg roar ihm auch gelungen, bie
©Saht feineg ©ohneg ÜUtajimilian jum römifchen Stönig burchjufejjen ;
eben — im Sftooember 1562 — roar fie in tJranffurt oollgogen
roorben. 3m Sejember hatte er föne Steife nach 3nngbrucf an*
getreten unb roar über ©trajjburg, Golmar unb ©reifach jroei Sage
öor ©kihnadjten in §reiburg im ©reiggau eingetroffen. §ier hatte
er einen Öanbtag abgehalten, ber bie (Srhebung beg „böjen ißfenningg"
(Abgabe oon ©Sein) auf fein ©etreiben befchloffen. ©Sie öerlautete,
gebachte ber Äaifer nach ben Jefttagen feinen SBeg über ben „©Salb“
nach St'onftanj einjufchlagen.
Sie fchlimmen feiten machten eg bamalg jebem ©taatgroefen
gur Pflicht, ein roachfameg Sluge über alle roichtigeren ©orgänge,
namentlich an tnafjgebenber ©teile gu haben unb fid) burd) ®efanbte
ober fonftige ©ertrauengmänner baoon rechtjeitig in Stenntnig fe^en
ju laffen. ©Sohl aug biefem ®runbe — benn ein fpegieller ift ung
nicht belannt, — hatte bie ©agier ^Regierung ben 3oh«nn ©afiling
Jperolb nach grantfurt unb bann nach fjreiburg im ©reiggau gefanbt.
^jerolb oon ^ödjftäbt an ber Sonau gebürtig, alg ©djriftfteller
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geflößt, oon einigen jogar für berühmt gehalten, als Uebcrfeber
flajfijcfjer unb italienifd)er Sßerfe geachtet, Bon ben Satter Such*
brudern auS einer ba^Icrifcijen Sanbpfarre in bie ©tabt gerufen,
hier 1556 mit bein ^Bürgerrecht befcfjcnft, ftetä fprachgeroanbt, in
Ijiftorifchen gingen aufferorbentlid) Berfiert, fd)ien fid) für politifdfe
SRiffionen ganj befonberS ju qualifizieren, Vom $ofmarfd)atl erfuhr
^erolb, baff ber Äaifer geioiftt märe, nach SBafel ju fommen, wenn
er Bom Ütate baju eingetaben mürbe. Sefeterer, baoon jofort be=
nacf)richtigt, beriet barüber am 2. 3anuar. 2>er faijerliche Söunfcfj
fejjte ihn in grufje Verlegenheit. SBarum? Scheute ber 9iat ctma
bie großen Äoften, roeldje ein folcher Vefud) üerurfacfite? gürdjtete
et etrna, ber $aifer roerbe alte fRedfte gettenb machen, um biefen
oom beutfchen ^Reiche abgebrödelten Heil roieber aitä ©tanimlanb
ju litten? Ober fürchtete er, ber Saifer tonnte in religiöfen Gingen
einen ®rud auSüben, um bent ÄatholijismuS roieber Eingang ober
gar |>errfchaft ju oerfchaffen? 28aS bie Äoften betrifft, fo hüteten
bie ©tabtoäter bie ginanjen roohl mit peinlicher ©orgfatt unb
mieben jebe unnüfce SluSgabe, aber einet Ehrenpflicht entjogen fie
fith nie. SDurchjiehenbe gürftlichfeiten, unb folcher gab eg beinahe
jebeS Snh c > mufften bie ©aftfreunbjchaft VafelS nicht genug ju
rühmen. 2>ie furcht Bor politijchen Eingriffen beS ÄaiferS roar
hingegen nicht gattj unbegrünbet; benit turj barauf bat bie ©tabt
©t. ©allen bie Jagfaßung um fRat, ba ber Ä'aifer feinem Äanjler
URatthiaS ©trafjbergcr bie ©teuer ihrer Stabt an fich ju löfen
beroiUigt h°&e, worauf ihr geantwortet rourbe, man glaube, baff
ber Äaifer nur einen Verfud) h fl &e machen rootlen unb barauf nicht
beharren roerbe; fie fülle juroarten, auch nicht? barauf antworten,
wenn eine fernere Sntimation einlangen feilte, fonbcrn e? oor bie
Eibgenoffen bringen, benen leicht ba? ÜRämliche juftojjen lönnte, ba
Vaben, Steingarten, Stellingen unb Uhurgau ebenfalls ißfnnb*
fchaften beS fReiche? feien. 2lud) bie furcht oor Eingriffen rcli*
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giöfer Strt entbehrte nictjt beS ©runbeS; galt bet Saifer aucf> für
tolerant, }o blieb bodj feine gut !atbolijct)e ©efinnung unangejioet*
feit, unb gerabe jefct roufste man nictjt, tnoju er ficfj bent fßapft
gegenüber hatte üerpflicfjten müffen, um bie SBahl feines ©otjneä
jum SRadjfolger burdjjufehen. 3n gfranfreid) ^atte ber fReligiwtS-
Weg begonnen; am 19. ÜDcjember 1562' roaren bie Hugenotten bei
SDreuj gejdjlagen unb iljr Haupt, fßtins Sonbe, gefangen genommen
roorben. Sludj ©djroeijerfölbner batten fid) baran beteiligt; burd)
fie erhielt baS ©ift beS fReligionSfjaffeS in ihrem Saterlanbe neue
©tärfung. H* er batten fid) bie toufeffionellcn ©egenfäfec bur«f> baS
fdjtoffe Stuftreten ber fatljolijdjen Orte gegen bie reformierten ©larnet
unb ihre Parteinahme für baS tatholifche ©aootjen gegenüber beut
proteftantijcfjen Sern fo febt jugefpifct, bafj jeben Slugenblicf ber
SluSbrucfj eines (HeligionSWegeS ju befürchten mar. SIm folgenben
äRorgen füllten bie IHatSherrcn Sonaoentura oon Srunn unb ÜRetjer
jur lagjahung nach Saben oerreifeti, um hi« ihr möglidjfteS jum
grieben ju tun. Stber raeber ber Äoftenaufroanb nodj bie furcht
oor ©ingriffen politifdjer ober retigiöfer Slrt roaren eS, bie ber
©tabt bie @b« beS faiferlicfjen SefudjS als jroeifelhaft unb nicht
roünfcfjbar erfdjeinen liefjen, fonbern ihre ftaatliche ©tellung als
©lieb ber ©ibgenoffenfdjaft unb ihre offijiefl nidjt anertannte ober
roenigftenS nidjt auSgefprodjeue Slbgelöstljeit oom beutfdjen tReidjS 5
oerbanbe. ©o lange Safe! roirtlidj IReidjSftabt geroefen, hatte fie
ben Üaifer als ihren Cbcrherrn empfangen, fo ^jeinric^ VII. im
3abre 1309, $orl IV. 1348 unb 1365, ©igiSmunb 1414 unb
1433/34, griebrid) III. 1442 unb 1743, 3Rajimi(ian I. 1493;
allein feit 1501 roar Safe! ein eibgenöffifdjer ©taub; als foldjer
folgte ec roeber ben ©iulabungen ju ben beutfdjeu (Reichstagen, noch
entfprach er ben namentlidj in ben 1540 ger fahren oft roieber*
holten fjorberungen beS (Reichs um Sruppen ober ©elb. ©(eich 5
roohl hatte Safel fo gut roie anbere ©djroeijerftäbte dRülje, fich in
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beit ©ebaufen einer DoUftänbigen Trennung ju finben. ®er 2lb=
löfungSprojefe erforberte eben mehrere SJienfcfeenalter, bis er ficfe
ganj oolljogen hatte. Sftoch jä^fte Söafel „braufeen" unter bie
fReidjSftäbte; ihre $luSfd)eibung mar offiziell, b. i. Don ©eite beS
Gleiches roeber anerfannt noch auSgefprodjen, btofe gebulbet. Söäferenb
mir heute fcfearf umgrenzte SBerhältniffe lieben, alles hübfd) fäuber*
tief) auSeinanberhalten, gefiel nton ficfe bamalS nufer in flüffigen
tßerfeältniffen, bie ber ißaffioität be§ einen ebenfo Dorteilfeaft fein
tonnten als ber Energie beS anbetn. ©o befanb fid) SBafel, menn
and) nur formell, in einer 3'ßitterfteHunß, bie e§ ifem ratfam erfefeeinen
liefe, auf bie St)re be§ faiferlicfeen Sefucfeä ju oerjidjten. UebetbieS
mochten gerabe bie beiben lefeten Säiferbefucfee nicht in angenefemfter
Erinnerung fielen, griebriefe III. nämlich batte 1473 an feinen
S3efucfe bie gorberung ber ^ulbigung gefnüpft unb äRajimilian I.
1493 an ben {einigen biejenige eines SlnleifeenS Don 2000 fl., nacfe=
bem ihm Dorfeer ein folcfeeS Don 6000 fl. unb auf bie $erroeigerung
beSfefben ein rebujierteS Don 2000 fl. mar abgefcfelagen morben,
fo bafe fein 93e}ucb roirtlicfe in eine ©elbbettelei ausgelaufen mar.
Ein rein äufeerer, unpolitischer ©runb mochte feauptfächlkh bie Slenbe*
rung beS faiferlicfeen Ütei jeprogramtnS bemirlt haben : ber nahezu 60=
jährige ÜRann jog in biefer rauhen gafereSjcit bie SRoute übet 33afel
berjetiigen über ben „ÜBalb" Dor. ®afe babei auch politifcfee SRotioe
beftimmenb eingeroirft, fann roohl mit 9tecf>t bejroeifelt roerben.
2luS obigen ©rünben tarn ber 9tat am 2. Januar 1563 jum
Sntfchlufe, furolb ju beauftragen, bahin ju mitten, bafe ber Äaifer
auf feinen Sßlan, 23afel ju bejuefeen, oetjiefete; et teilte ihm bieä in
nachfolgenbem Schreiben mit:
®em erfamen, molgelerten, unferm lieben befonbern Johann,
,£>erolben bp jpten ju grpburg im ^ßrpfegoro.
Unfern gnnftigen grufe juuor, liebet befonber. Söeffen fich bet
remifefe f^eiferüct) inajeftät unfetS allergnebigften feerren marjchald
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imt einem gefjaltnen gejpred) Ijnt bereit onnb oernemmen laufen, mie
biefelbige, mann fi burd) bie Herren oon 93afefl gelaben, oiflicfp ir
retjS Ijieburd) nemrnen onnb ein ftatt 93ajell befucfjen routbe, ba§
Ijaben mir, bind) Ürner fcfjriben an geftern nun? jugefanbt, innl)alteS
oerftanben. SSierool bann mir alles, roaS feecfeftgenannter f^eiferlicf»
majeftet bienftlid) onnb gemeiner unjet ftatt eerlid) mmb rünilid)
fin !enbt onnb mecfjt, gern befürbert fedjen melten, )"o rourb bod)
Don jcfemere megen ingeriffner Ärantfeejten onnb fterbenben leuffen,
bamit nad) gotteS gefallen ein gute namfeaffte anjat ber unfern
aflfeie g(td) fedjen at(S ntjbetn ftanbeS aitgtiffen onnb belaben finb,
bp uns bebadjt, baS eS uns feinen roegS ttjunlid) fitt mofle, bie
f)ed)fternante fljeiferlid) majeftet in follicfeen ftcrblicfeen lufft onnb
pr ute ju beruffen. Serfealbeti onnfer begirlicfee uieijnung bafein ftatt,
baS ir, bod) fljeiiier anbern mt)S bann für od) felbs, obernenten
Herren marfdjald^en ber hingen mit güetigen frunbtlidjen Dimb be=
fd)epbentid)en bienftlidjett reben onnb morten oerftenbigen, ber ju=
üerficbt, ermeltcr feerr marfcbald Ijieruff bero ffeeiferlid) majeftet
gnebigfteS bebendljen onnb reifen nad) gutem onnb befferm luffte,
bann jefet bt) unnS, ridjten onnb legten roerbe. Steffen mir od) \j\t--
mitt beridjten, bis feienad) nfesefueren t)aben. 93nnb ift Ijiemitt
onnfer geufjlicfeer gepietenber mifl, bas ir bis onnfer fdjriben nt)e>
manbem jeuggen, nod) alls üon onnS fommen fin, offenbaren, jon-
ber fellidjS bg od) felbft bemalten ober bent il)nen beooldien. @o
fdjidfeen mir od) Ijiemit jeljen tl)aler, biefelben ju eurem bebürffen
glidjroie bie ootigen gegeprudien feabemt.
Saturn 2. januarii anno 1563.
Sie get>egmen rät, genannt
bie brgjedien ber ftatt Söafefl.
Safe bamalS in Safel fefemere Grpibemien ober gar bie $eft,
„fterbenbe leuff, “ gefjerrfdjt feätten, mie feier ber 3Jat behauptet,
baoon roiffen jeitgenöffifdje Sferoniften nicfetS; eS mar roofel e^ec
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ttur ein Slorroanb, roenn übrigeng nidjt beftritten loerbcit fann, bofj
bie ©tabt feiten feu<f)enfrei roar. U)ie furd)tbare s -ßeft beS 3af>re3
1564 begann nad) SEBurftifen erft im SBinter 1563/64. (Das
©djredgefpenft fdjeint auf ben ßaijer bie erhoffte SBirfung gang
öerfehlt gu hohen; benn fcf)on am 4. Sanuar gelangte ber 8erid)t
nad) 33ajel, „roie fjöcbft ernennte tf)et)jer(id) inajeftet einen gang gne=
bigen onnb begirlichen luft onnb mitten fjett, burd) ein ftatt ©nfell
gu repfen, rougu jette ntajeftet roiffen über oernemmen möchte, baS
eS ben berren gu 93afett geoettig onnb tritt guroiber mete." Sefct
tonnte ber 9tat bem 93efudje nid)t mehr anSroeichen. (Sr befdjlofe,
fogleidj bie offtgiette (Sinlabung an ben Siaifer ergeben gu taffen
unb betraute baniit SBerner SBötflin, £iauS SRubolf fjäfcb, Heinrich
$etri unb Söernljarb 93ranb, bie fief) unOergüglid) auf ben S33eg
nach greiburg i. 83r. machen fottten, um bort bie Sinlabung oor=
gutragen. „3ft georbttet, baS h- £>einrid) (]3etri aflS ber etter bie reb
tljun fotte." „3ft aud) bebadjt, baS fi fid) beS g-ufjoattS gepruchen
füllen, onnb tnegen fie befünbett benn banpben annbern bericht, baS
fettid) gu unberlaffett märe." 9tad) biejem im 9tatSbüd)tein eitt=
getragenen 33efd)Iuf5 tourbe bie pringipiette grage, ob ber ßaijer
al§ @aft ober als Oberljerr gu empfangen fei, im legieren ©intte
entfd)ieben, ba ber gufjfatt ohne groeifel als gcichcn ber Unter-
tänigfeit aufgefafjt mürbe. 3nbem ber 9tat bie äufjeten formen
früherer Uutertänigfeit beobachtete, hoffte er oietteidjt, ben äRonardjcn
ben Süerluft ber ©tabt nicht fühlen gu (affen unb ilpt für feine
ÜBiitifcbe in guter ©titnmung gu erhalten. Smmerhin ging and)
barin 53afel nicht fo roeit roie etroa nachher baS öfterreid)ifche
©täbtdjen IRheinfelben ober roie 1414 bie DleichSftabt Sern, bie
beibe bem cinreitenbett ttJlonarchett ber ©tabt ©chlüffet barbrad)ten.
(Die 3lborbnung mürbe oom Staifer aufs hulbootlfte empfangen unb
bie Sinlabung, roie gu erroarten, oon ihm angenommen, roaS ein
berittener Sote unoergiiglid) nach Safel nielbete.
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3>n ber gleiten ©ifcung traf bet 9iat bie 2>ifpofittonen junt
©mpfang. fjrübere SJtonarcben roaren oont ©ifdjof in feierlicher
©rojeffion an ber fianbrägrenje abgebott roorben. 2)a nun aber
bie ©tabt ibr eigener $err roar, oerftanb e? fidj oon jetbft, bajj
bie „foüupter" ben Smpfang ju beforgen Rotten. ®er ©iirger»
nteifter Äafpar Ärug, bie beiben Dberjunftmeifter ©ebaftian Stoppen:
ftein nnb Safob Siiibin unb ber ®tabtjd)reiber $einridj Offner
foCtten bem ßaifer bi? jum gofltjauS an ber SBiejenbrüde entgegen:
reiten. Stfnen fotlten fid) unter ber gübtung be? Sßerner SBötftin
unb fiuj ©ebbarbt bie junge ©urgerfdtaft ju ©ferb anfd)tiefjcn nnb
biejenigen „9tat?friinb onnb (anbern) ©urgere, junt jüberften ge»
bufet onnb angelegt, bie tuft fetten, mit ber jungen burgcrfcbaft
binau?juritten;" SBötftin unb ©ebbarbt „fotlten benfetben maß onnb
orbnung geben toi fp ritten fotten." ©i? an ben Siirgecmeifter
batten alle biefe bem taiferlidjen 3 u 9 e oorau?jureiten. „Unter bem
©t. ©tafientbor fotlenbt bie betten, fo ben ^inttitel ju tragen oer*
orbnet: |>an? Stubolf gefd», ^cinricb ©etri, Utrirf) Schulreif),
^beobot SOJerian, ©ernbarb ©raub onnb |)an? Sjjtinger märten
onnb bie f'beijertid) majeftet, mann fi bafelb? anfumpt, ntitt ge»
biebrenbe reoerenfe bebccf^en onnb attjo bife ju ber fbeijertid) maje»
ftet tofament bebarticb fiirfaren onnb bann iren abfcbeib nemmen."
ferner mürbe befcbtoffen, bajj bie Surgerfcbaft unb £>iuterjefjen fid)
mobt mit ^arniftb unb anberen &’rieg?rüftungen oerfeben unb auf
ben ©trajjen ©polier bilben fotlten unb jroar bie Äteinba?ler oon
ber SEBiefe bi? jur Stbeinbrüdc, bie ©rofjbaSler aber oon hier bi?
junt Utenbeimerbof, mo ber Äaifer abfteigen foüte. 3roei ©orgejejjte
ober ©etbfer jeber Sunft batten für Stube unb Drbnung bei ihren
•Sunftbrübern ju forgen. S5a? Staditatifen am 3 u 9e fomie ber
Stufentbatt auf ber ©trafje mäbrenb be? ©inritt? tourbe unterfagt.
Studj marb ein ©anfettfomite beftebenb au? Suj ©ebbarbt, Safob
Stturer, $au? fieiberer, Utrid) ©ratteter unb 2)iebolb ©ed eingejejjt.
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<5}anj befonberg lag ber ^Regierung bie Sorge für bie Sicherheit
bet Stabt am ^perjen: brei £ore: St. Sllban«, St. Sotjantu unb
bag ,fpeer» ober Steinentor foKten gefdjloffen, bie übrigen mit je
gehn 2Jfann, ad)t unten, jmei oben, befefet werben; aud) alle
„©rcnbel" oor ben loten wollte man fchliefjen „onnb fie nur ben
wanberern onnb herreijenben mit befcfjeibcn^eit öffnen.“ ®ie Sieben*
gaffen foßten burch Setten oon benen, bie bie Schlüffe! baju Rotten,
ofegefperrt, bie Sichter rnoljl in Stanb gefegt werben. Sobalb bet
(Sinritt ftattgefunben, Batte jebe ßunft jwei wohlauggerüftete 3Rann
auf bag Seugbauö ju fd)icfen, bie hier fo lange 3Bad)e ju galten
Ratten, big ber Saifer oerreigt war. SBäljrenb beg Slufentljaltg
beg Saiferg burfte lein Bürger hinauggelaffen werben. $ie grojje
Sorge für bie Sicherheit ber Stabt, eine Sorge, bie moljl ein ge=
wiffe?, aber für bamalige 3 e *teit oöftig geredjtfertigteg ßRifjtrauen
oerrät, offenbart fid) aud) in eitlem Schreiben beg IRatg an bie
Sanbfdjaft, oon wo er gwar nicht, wie eg 1473 gefdjehen, einige
hunbert 2Rann §um Sdfufce ber Stabt einbetief, foitbertt fid) mit
ber Mahnung, fid) gerüftet ju h Q lten, begnügte. Sin bie 8anb=
oögte oon Sieftal, SEBalbenburg unb g^ngburg erließ ber 9iat
folgenben Befehl:
„©eftrigen tagg fitib mir intt aller tjle oerftenbiget (worben),
wie bie remifch fheiferlid) majeftet uff necfjft fommenbe fritag hie
bi) ung aitlommen werbe, ^ieruntb ift unjet ernftlicher beneid),
bag bu unfere unberthanen in binem arnpt oermartteft, bah fie fid)
gerüftet haßten, bamit, wann wir bero ein jafl berüeffen würben,
bag fie jum beften gerüftet Ijartommen, auch fonft beffen, fo mir ine
jumuteu möchten, erwarten, hiermit ift and) unfer miß, bag bu ine
fageft, onnb gepieteft, wenn fie oögeß ober fmener hatten ober über«
fämen, bag fi biefelben beg oermeßten tagg ju oeißem fauff hie
inn unfer ftatt pringen. 2)oran gfdjicBt unfer gepietenbe meinung.
2)atum, ®iengtag, ben 5. januarii 1563.
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(P. S. ©o ift linier begirlicfeer bcüetcb, ba3 bu nacf) wilbprett
tracf)teft, unb fo bu etwa« fachen linb betommen magft, önnä ba8-
felbig gebauten tagä ju fertigen laffeft."
Um anfälligen ^Reibereien äroifctjen ftaifcrlieben unb Saälern
Dorjnbeugen, füllte mit bem |)ofmarjctiafl gefptocfecit roerben, bn3
ffufeoolt §u ermahnen, ficfe jo §n oerbatten, bafe „niemanbem fljein
unjucbt begegne." üRatiirlid) mufete ber Äaifer unb bie ibm Qu=
näcbitftcbenbeu auch mit ben üblichen ©efcfeenten in ©elb, SEöeiti
unb (betreibe bebacfet werben. Die $öhe berfetben beftimmte man
nad) bem Ufu3 anberer ©täbte, namenttid) ©trafeburgä unb früherer
feiten.
3efjt entftanb in 93afel eine fieberhafte ; alles 3n-
tereffe fonzentrierte fid) auf bie Vorbereitungen jum ©rnpfang, wozu
man ja !aum brei Jage 3 e <t ^atte. Seber fuchte feine militärifdje
?lu3rüftung in präfentationSfähigeu 3uftanb ju fc^en. lieber bie
offiziellen Sßräparatorien giebt uns bie ©taatSrecfenung einigen Sluf-
jd)lufe. 3ur ©rftellung be§ Salbad)ing taufte man 24 ©llen
weifeeit unb fchmarzen Daniaft im Höert oon 41 fßfunb, jur @in-
t faffung beSfclbeu 52 2ot oenetianijcfee ©eibe um 17 ißfb. 12 Safeen.
?U8 Slacherlohn tourbe für jebe @(le 2 Sahen bezahlt. 'Der Sal=
badjin ruhte auf jecfes mit ben ©tanbeSfarben bematten unb mit
oergolbeteu knöpfen gezierten Stäben. 3BaS bie ©efdjenfe betrifft,
fo hielt bie ^Regierung immer ziemliche Quantitäten SBeinS unb
©etreibe in Vorrat, fo nud) je^jt, unb bieS obgleich fie furz üor
2Beihnad)ten bet ©tabt grcibutg im VreiSgau auf beren ©efucb
400 ©äde Jpabec läufüdj iiberlaffen hatte. 9luS 515 ©tlen Duch
im SBcrt oon 50 fßfb. liefe fie 155 ©äde machen unb biefe mit
bem Safelftab bemalen. Dem obrigfeitlicfeen ßetler füllten 20 Jaji
ober halbe ffuber enthoben werben, wooon 13 zur Verfchenfuiig,
bie anberit fiebeu ohne Sroeifel zur Verteilung in bie faijerlicfjr
©äfte beherbergenbeu ^ßrioathäiifev unb ©afehöfe gelangen füllten.
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3)a» ©anfettfomite, bem aud) bie püriere, b. t. bo8 Quartier»
ontt unterteilt gewefen ju fein jdjeinetl, Ijatte utiterbeffen auch feine
©orbereitungen getroffen. ®en Äatfer wollte man int Utenbeimer»
bof logieren, ber, laut gütiger Mitteilung be§ ^errn ©ijcber»
©adjofen balb nachher, febr roa^rfc^einlicf) burd) ©rbfdjaft au3 bem
©efifee ber Utenbeim=Oon ©ptingen in benfenigen ber .fjobenfirft»
oon ©ptingen gelangte. Sind) ber grofje ©amfteiner», ober, wie id>
burd) bie ©ute be§ $errn Dr. Steblin erfahre, ©edjburgerbof,
SRittergaffe 17, würbe iljm referüiert. 3m r bie §artfd)iere unb ihre
Änaben nahm man bie ©aftböfe jum roten Dd)jen unb jurn Silber»
berg in 3lu3fid)t; bie übrigen ©afte würben wobt weift in ©rioat*
bäufertt untergebradjt. 3 U biefem $roede M t^eilten bie furier bie
berbergen au& onnb jeicbneten fie au, uit allein in gemeinen b« J
bergen, funber aud) in bcn ftruembften tmnb lumlicbften mit ge»
machen omtb ftaflungen (oerfebenen) beufeten, bo man auch man»
biert, alle fachen jum befielt anjericbten." 3m Sdjlüffel follten
bie fcftlicben Mabljeiteu abgebalteit werben; man rechnete babei
auf cirfa 100 ©erfotten. SDa8 Silbergejcbirr würbe in guten Staub
gefegt; ber Sftat johlte nachher „fürs ujjbuöen" beleihet! bem ©olb»
fcbmieb 6 ©fb. 3 ©afcen 3 geller. ®a§ ©anfettfomite nahm au,
bafj ber S'aifer im Verlaufe be§ Diadjmittagä antontmen toerbe unb
fab belbatb jwei ©anfette: ein „Smbifjmabl“ unb ein ,,9Jad)t»
mahl" üor. 3mr baä erftere würbe ba§ Menu wie folgt befteüt :
1. jurn ooreffen uff jebett $ifd) ein hafteten mit jungen tuben
ober bünlen;
2. fuppen onnb foHgcnfc fleifcb Onnb inn jeber pfannen 2 Der»
fottne bennen;
3. ein effen beifjgfotten fijdj;
4. witbprett in einem Pfeffer;
5. gebrote§, junge benneit, tuben onnb falmen rüdben;
6. fallfannen;
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7. obä onnb föä.
3m fort man ober fein milbprett ubertommen, foflt man
für ben Pfeffer ein rpjjmufj geben.
.3um nact)tmoh( modjt man borftellen:
1. ju einem ooreffen: broten rhüemtin oon follmen onnb ein
jimmetbrüelin herüber;
2. jum anbetn ein manbelmilch onnb in jeber blatten 2 aiU
Rennen ;
3. ein effen Ifeljjs gjottner fifdjen ;
4. gepraten junge hüner, tuben onnb maS man belommen mag;
5. faltgfottene falinen ;
6. feig onnb ob3.
®a§ „SRachtmaljl" benötigte 80 fßfb. SRinbfteifch, „2 fetber,
4 gpji ober tomber, ba§ toilbprett, 50 alter Rennen ober
Kappuuen, 100 junge hüner onnb 50 tuben."
®a8 Komite »erteilte bie Slrbeit ber S3eauffid)tigung am
Söanfett auf folgenbe SBeije unter fid*:
bie effen aiijetragen, jführen 2uj ©eb^arbt.
in ber ftuben ufffechen$ jhaben onnb bie effen
uffjbeben §an8 fieiberer.
iitn hufs unben uffjechen jljaben 3afob äfturer.
bie abtragenbe fpgjj uffiehabettn ®iebo(b Sei.
be3 mepnnä ju märten 3örg ©pörlin.
be3 filbergfct)irr2 jmarten 3. Üientcluä.
Stuffaften mag, bafj baä Sanfettfomite für ba3 ©ilbergefchirr
einen eigenen Stuffeljer beijog. SBenn eä nicht nötig gemefen, märe
c3 roohl nicht gefchehen. 51(3 bie Söerner feinerjeit ben König unb
fpäteren Kaifer ©igiSmunb in ©ilbergefchirr beroirten moflten, ba
mehrte ihnen ber §ofnteifter: „9Jein, bie beheim mügen nit ane
fteln fin; e3 mürbe halb öerftotn; alfo tranf ber füng u? bünnen
meljchen gtejern." !£er faiferlicfjen SRajeftät fjerbinanb I. mit
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„SRpfemufe" an Stelle be3 SBilbpret? aufjuroarten, warb nicfjt oon
nöten; beim noch re^tjeitig mürben au§ bem jjarnäburgeramt jroei
erlegte $it)cbe gebraut, roofür man bie Ueberbtinger reichlich be^
mirtete.
$ie Vorbereitungen mären nahezu ooflenbet, bie Stabt junt
Smpfange bereit. Freitag, ber 8. Sanuar 1563, war heran*
gefommen. ®er ßaijer tiefe lange auf ficfe roarten. Grft gegen
Slbenb, b. i. gegen fünf Ufer, traf er, oon Sieuenburg am Ülfeein,
wo er übernachtet, ^erreiteub, an ber SanbeSgrenje ein ; hier harrten
bie Stabtoerorbneten feiner. Sobalb fie einnnber anfichtig mürben,
begannen bie taiferlichen Trompeter ju blafen utib bie Vaufer iu
fdjlagen. Von ben Sßätten VafelS fnallte baä ©ejchtife. $et
Slaifer, einen hübjchen Schimmel reitenb, h)iett an unb reichte ben
VaSlern nach beren „gepieljrenber reüerenfe" t(ulboollft bie £anb. ®er
Vürgermeifter föafpar Sfrug ^ielt hierauf ftefeenb folgenbe Slnfpracfee:
„Slllerburchluchtigefter, grofemedjtigefter, unuberroinbtlichefter
remifcher fepjer! atlergnebigfter t)err ! Vacfebem eure teiferliche ma*
jeftet uff ber raten onnb bürgern ber ftatt VafeH, onitferen lieben
grünbeit, unterthenigfteä pitten allergnebigft beroilligt, in bijet irer
!. m. oorhabenben repfe ein ftatt Vajetl allergnebigft je be juchen,
beffen onnb baä o. I. m. in froticfjer guter gejunbtheit pefeunber feie
anfhemmen ift, fagen bie rät onnb bürgere ber ftatt Vajell bem
allmechtigen gott bemüetig baue!; hiermit i. f. m. onberthenigft pit*
tenbe, fi mellen iren inrptt frolich unb mit gueben nemmen onnb
fich peberjitt gegen einet ftatt Vafell, auch bero burgerfdjafft Onnb
gemcinbe atl§ ein gnebiger ^erc onnb fepfer erjeugen, ihro auch
biefelbe attjit in gnaben laffen beoolchen fin. 2Baä bann rat onnb
gemeinbe ihrer f. m. ju bienft thun fonnbten ober mochten, baä
mürben fie mit unberthenigft geneigten roiflen onnb gern thun.
Sollte hiemit gott, bem allmechtigen onnb gmepner ftatt Vafell in
freuben millfommcn fin."
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hierauf ftieg ber jur Siebten be3 Äaiferä reitenbe ^ofmarfcfjalt
öom 5ßferbe unb beantwortete bie Slnfpracbe ÄrugS mit ben SSorten:
^ette bie remijdj feiferlicb majeftet ber ftatt 93afefl unter*
tbenigefteä beruffen, frofoefen, bero froltcfjenn anffjommenä önnb
unbertbenigftenä erpietenS allergnebigft angetjert önnb öernommen.
®aruft ft muffen foöten, ba3 i. f. nt. ein ftatt Safell ufj ganft
gnebigem willen ju befudjett nitt untertaffenn wollen; bie were auch
bebaebt, fidj gegen einer ftatt 93afell aHjit all3 ein gtiebtger f) e rr
»nnb feftjer ju erjeugen.“
hierauf feftte fidj ber $ug in Bewegung: öorauä 80 23agfer
ju ißferb, ©ölbner unb SBurger mit „ettlicben trommeter — mir
folgen b* e t ben Slufjeicbnungen be8 Slugenjeugen fjrelij glatter,
infofern fie nicht mit ben amtlichen Sitten tollibieren — wol auä*
gebubt önnb beritten, Ratten alle rafagen über fdjöne panfterbembbt
angetbon, bie ermet boran uftgetban öitnb ^angenbt, bie bient mit
weiften ftrauäfebern gejiert, bontttber ettlicb, bie in eeften gliberen
ritten, gulbe fetten auch am bolfe fürten. ®oruff bie regietung
ju @nfi?beim, beten eble iungen mit fcbefelitien oorreiten; boruff
bie feiferfeben grafen, betreu önnb prälaten öom abet; auf folc^e
bie feiferlicb majeftet önnb öor berfelbigen öil trummeter mit be§
reit^S fanen, berbeufen, bie öaft furjwftlig önnb luftig fpiKten, öil
brabanten je füfj um ibr majeftet. S)oruff öolgteit bie ard)ier in
barnift je roft, furten fdjwarfte fanen, bernacb bie reutet in großer
jal. Sieben ihr majeftet ging ju füjj ber berr burgermeifter ftrüg,
brug fein fcbmeifterbarretlin in bet banbt;" „rebte bifj in ben hoff
binuffe mit irer majeftet; ban er ein man foldjen lib?, ba§ et faft
feiferlicb majeftet je pferbt fiftenbe glief) fang wa§." „@r warbt
öon irer majeftet üoti öil fachen im injug, ma§ eins ober ba3 anber
were, auch maä e§ betreute, gefrogt; bo bann unber anberem bie
erfte frag war, bie ftatt 93afef were nit feer befeftiget; boruf ber
burgermeifter, man habe gute uoebburen, mißlich, erftlicb bie Oft*
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reifet ottnb anbre anftofjenbe, alß mit bcnen man feilt gefpait,
fcemnad) bie CSibtgnoSfc^aft, oon beren man fcßirm ^ette, antßeu=
tßenbe geantwortet."
Unter bem Släfitor darrten beS KaiferS bie Satbacßinträger
„in iren burgerS ratSröden angetßon mit entbecften ßeupteren.“
„SUfo jog man aufj bet f (einen ftatt über bie brucf, bie ßfengaffen
<tuf, über ben forntnerdt, bie frpenftroS bim benmtin ßinuf bis für
Uotenfjeimerljof onnb SRet^burger^of. Unb ftunben oom tf»or an
bie ganße ftroßen, barburd) bet inritt gefdiacß, auf beiben feiten
ein bürget an bem anbere in fjarneSt, gcmer tmnb fleibung juni
äietlidjficn gerift onnb gebubt."
Schon war 'Jüinfelßeit eingebrocßen ; bie ©tabtoäter oerfdjoben
ben feierlichen 5lft mit bet lleberreicßung ber ©efdjenfe auf ben
fofgenben lag; einzig eine größere 3aß( 5ifd)e würbe in ben
Utenbeimetßof gefanbt, nämlich gorellen, Slejdjen unb anbere s Dhinb=
fifcf)e im SBert oon 18 $ßfb., 41 große £>ed)te ju 15 Saßen baS
©tüd, alfo im 2Bert oon 30 $ßfb. 15 Saßen; 136 Karpfen
ii 5 Saßen = 34 fßfb. unb fedjS gtofse Stale h 10 Saßen = 3 ißfb.
Sn Slnbetracßt ber oorgerüdten tonrbe nur ein Sanfett ab=
gehalten ober gar leinS unb nicht toie oorgefeßen jwei. fiuftig
mochte eS itn roten Dcßfen, too 94 |>artfd)iete mit 54 Knaben
untergebracßt worben unb im ©ilbetberg, wo 17 ^artfcßiere mit
11 Knaben logierten, ßcrgeßen; ber Rechnung naeß $u fcßließen —
naßeju einen ©ulben für einen ^artfdjier — haben fie nicht gehungert.
$lud) in ben s .ßriüatßäufern uioc^te eS luftig jugeßen. glatter
erjäßlt, baß er bei ?lmbrofiuS g ro & e11 P nacht gegeffen ßabe, bei
bem beS KaifetS ^perolb, ein „luftiger" 9Kann, einquartiert war.
Stm folgenbett borgen ßörte ber Kaifer im 9ted)burgerl)of,
wo man einen Slltar a uf gef cß lagen, bie SJieffe. hierauf empfing
er bie Häupter in Stubienj, bie ißm abermals mit „gesiemenber
reoerenß“ entgegentraten. Krug oerbanfte ißm nochmals ben Sejucß,
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gab auch bet Jreube übet bie 2Sat)l be3 fatjerlicfjen ©ofjneä gunt
römijt^en ßönig StuSbrud 1 ) utib empfahl bie ©tabt bem 333ot)l=
motten bcä ftaijerä. 9Jad) einer „ganj gnebiglidjen" SIntroort be£
Süijefanjlerä überteicfjte Ämg bie Oefcfjenfc bet ©tobt, nämliefj:
(Sin ^überoergotbeteS Irinfgejdjirr im 2öett Don 150 ißfb.
SDariit 1000 t^eitiifdje iSolbgulben = 1600 ißfb.
10 Jafj ober ^afbe Juber SBeinä, roooon 3 Jab „t>on bem
Sßpn be§ 40. jar§ onnb bie anbere 7 Daß oon gutem rotfjjem
unb rotfjem ropn."
50 ©öde £>aber.
Jetnet ertjietten jum ©efdjenf:
Ser §ofmarfd)aIt 1 Jajj SSeiit unb 15 ©äcfe §abet.
Ser S8iäefanj(er beä 9leid)3 1 Jab 2öein unb 10 ©ade $aber.
Ser böbmifcbe fianjter 1 Jab SBeiu unb 10 ©äde ^aber..
Sie faifertidjen Stempelet 8 Stjater — 12 ißjb.
Sie faiferticften §erotbe btto.
Sie „innetn" Sorbüter 9 ißfb.
Sie untern fßortnec 3 ißfb.
Sie !aijerlid)en Srabanten 20 feiferifd) fronen = 40 ißfb.
Sie faiferlicben Safaien 20 Stjater = 30 ißfb., „atl3 mau
bamit ben binieü oon inen miberumb getobt."
*) Cdjb behauptet in feiner ©efd)ichte ber Stabt unb üanbfchaft SJafet
VI. $b., S. 226, ber fiaifer fei mit feinem Sohne eingeritten. Sad fann
nic^t richtig fein; beim fonft märe ber Sohn auch befdienft worben, wie cittft
SRapimilian, atd er 1473, batnald noch (Srjfjerjog, mit feinem 'Haler, bem
Jtaifer griebrid) 111. nach Safe! fam unb 500 Sturei erhielt wie biefer 1000
Sie ©efdjenflifte oom 3af)t 1563 erwähnte aber feined Sofjncd mit feiner
Silbe, hingegen gebenft ber fehwer Icferlichc S3ericf)t Qalfitero bc3 Sohneä
mit fotgenben Süortcn: „firug empfieng ire majeftet abermale onnberthenigft
mit frolocfd)en ired harfhoinmcnä, wunfeht bero ju ir feiferlid) majeftet ge=
liepteit fun SJtarimiliano niier erwelter remifd) f()enig burdj gott ben herren
höchftcä GSliirf." Stlfo hanbelte ed fich bloß um eine ©ratulation, bie ttrug
bem fiaifer für bie SBahl feined Sohned barbrachte.
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35erbtetf)er beruhten foldje feftlidje Slnläffe, um begnabigung
ju erlangen. bon einem roenigftenS, nämlief» Dom Wiener beS
£anS non Slnblau, miffen mir, baß er auf ÜBunjdj beS ÄaiferS
Dom 5Rat ber ©tobt bafel begnabigt roorben ift. Slm jeitig ge»
haltenen 2JtittagSbanfett ^ielt ber ©tabtfchreiber Heinrich 5 a ^ ncr
bie Siebe ober „®bbanfung." 2BaS er gefagt, roiffeit mir nicht;
hoch läfet fich’S leicht benten. Um Mittag brach ber faiferlidje
8ug Don bafel auf, bis Slugft, b. i. bis jur SanbeSgrenje Don
ben basier berittenen begleitet. 3 tt, *i c ^ en brei unb oiet Uf>r traf
ber ftaifer in Sitjeinfelben ein, roo er bann beim 3 unter Don ©cfjünau
übernachtete. bon tyet Je^te er feine Sieije über SEBalbShut, ©cf)aff»
Raufen, S’onftanj ac. bis nach SnnSbrucf fort. S)ie ^ofleute chataf»
terifierten he tn ad) ben Empfang einer jeben ©tobt mit einem tref»
fenben ©pitlfeton. ®er Äaifer mürbe aufgenommen in „Qrranffurt
unbefinnlich, SJiainj fürftlich, Oppenheim Dermöglid), ©peper tapfer»
lid), ßanbau lieberlich, SBeifsenburg nachgüttigliih, ^agenau bemü»
tiglich, ©trafjburg prächtig, ©d)(ettftabt bäurifch, Äolmar freunbtich,
breifach triegerifch, Qfreiburg chriftlich, bafel herrlich, Siheinfelben
jierlich, SSalbShut einmütiglich, ©r^affhaufen einfältiglich, Äonftanj
ftattlid), Ueberlingen liftiglid), 3Snp tnäfjiglich, Sempten ehrlich,
SnnSbrncf feiferlicp."
5elij glatter bagegen fagt: „eS gieng ein reb aujj, ir majeftet
mere ju ©traffburg am reicheften, ju bafel am jierlirfjften, ju
©cfjafhufen am frigiften empfangen morben.“
3)er Sfaijer pflegte feinen £anf für feftlichen ©mpfang mib
©efchente in ber g°rm Don ©rljebung ber .perDorrageubften ber
©tabt in ben SlbelSftanb unb Don ©rteilung Don fßribilegien aus»
jubrüefen. $>er bürgermeifter ftajpar Ärug erhielt für fich, feine
brübet unb 2)eScenbenten ben 91bel; beSgleichen b. branb unb
Heinrich f5 a ^ner, ber ©tabtfehreiber, bie alle brei Dom 2lbelStitel
feinen ©ebrauef) machten. ÜJferian befam einen SBappenbrief, ber
SBaätct 3a!)rburf) 1903. 5
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fetn bigberigeg Sßappen mit einem ©ferneren oerme|cte. (illadj
Sailer £f)™nifen I, 170, Slnmerfung 8.) 0b beit SIbel noch
anbere erhielten, fonnte niefjt «uiert roerben. |>ang ÜHubotf Fäfch,
9tat3berr, ber itjn nach einer 1811 in SBten auggefertigten Urfunbe
erhalten haben fofl, frfjeint ihn boeb nicht empfangen ju haben, ba
fid) bieje Urfunbe alg galfififat ^erauSgeftclIt bot- ©ein ©nfel,
ber befannte 83iirgermeifter gfeitfjen Dlameng, jagt in feinen l 2tuf=
jeicbmtngen nidftg baoon, mag ibm 0d)g (Sb. VI, ©. 226) irr*
tümlid) als SBefdjeibenheit auglegt.
Ungleich wichtiger al3 biefer papierne ober pergamentne £ri6ut
bet dürften an bie menftf)Iicf»e ©itetfeit, ber oom Smpfänger ge*
möbntid) teuer genug bejaht werben muffte, febien bag ju fein,
wag bie ©tabt alg bleibenben ©ewinn beg 93efud)g ju erhalten
anftrebte. $ie Sleicbgftäbte benu^teit folcbe SBefudje, um fief) ihre
s $rioilegien oom Äaifer beftätigen unb Dcrtnebren ju taffen. 2)er
beutfebe Äaifer befaß aber bamalg in Safe! nid)tg mehr, bag er
bet ©tabt hätte febenfen fönnen, unb bie Don frühem Äaijeru
auggefteflten ffkioilegien beftätigen ju taffen, fcfjien ganj jwedlog
ju fein. SBobl angefiebtg ber febweren $eiten glaubte ber fftat eg
nicht unterlaffen ju bürfen, auch Don biefem Sfaijer eine 93eftäti=
gunggbufle augjuwirfen, wie er feiner 3 e *t, näntticb 1536 unb 1541,
trobbem 93afet bamatg fdbon febweijerifeb war, fotebe 93ußen Don
$arl V. erhalten hatte, ©anj befonbereg ©eroidjt glaubte er auf
bie 93eftätigung ber Dom Äaifer ©igigmunb 1431 erteilten ^|5rioi=
legten legen ju müffen, bie ber ©tabt nicht blofj bag 23efteuernngg=
recht auf ihrem eignen, Jonbern auch Steuerfreiheit ihrer 93e*
fißungen in frembem ©ebiete, jowie iöeftätigung aßet ihrer big»
berigen fßrioilegien juficberten unb aße biejenigen, welche bie 23ag(er
an ihren ©ütern unb Steuern, 23ete ober ©ewerff bejehweren ober
fie Don ihren Siechten, Freiheiten unb ©ewohnheiten brängen
woflten, mit empfiublicber ©träfe bebrof)ten. Unbegreiflicherweije
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würbe bec 1488 oon SJiajimitlian I. erroorbenen ©rioitegien gar
nirfjt (Srroäbnung getban. Sieben biefem potitifcben Sefiberatum
erhob 99afet noch einige anbere ntel)t materieller Slatur, auf roetcfje
ficb ju* befcbrätiten e3 toobl beffer getban hätte. ©eit circa 40
Sabren befaff e3 ©rolbüitingen at3 Sehen. Surj oorber roar ibm
oorn föaifer bie ©ertängerung ber ©fanbfcbaft gugefidjett roorben.
©ein ©egebren mochte nun auf öollftänbige Srroerbung au?=
geben. Saran Inüpfte e§ einen SSunfcb bie 3J?ünjprägung betreffenb,
ferner ba§ ©efucb um Aufhebung ober ^erabfebung einiger 3ö£Ie
im benachbarten öfterreicbifcben ©ebiet unb rettamierte für ficb unb
bie anbern babei intereffierten ©täbte, ©reifaib unb greiburg, ben
fünften Seit beä im elfäjfifcben Sebertbat, unb iu anbern oorber*
•öfterreicbifcben Orten auSgegrabenen ©itberS.
Ser ©ürgermeifier trug bem Äaifer biefe SBünjcbe oor;
festerer aber ocrfdjob bie ©eantroortung. ©ibon am 11.3anuar
beriet bet 9iat barüber unb befcblofj, baf$ ©etnbarb ©ranb
unb Heinrich gatfner, bie ben ©afiliuä |jerotb mit ficb nehmen
möchten, bem SJionarcben nacbreifen fotlten. ©ie machten ficb ani
18. Sanuar auf ben 2öeg, trafen aber ben Äaifer nicht mehr in
Äonftanj, fucbten ihn aljo in Snnäbrudf einjuboten. Set ft'aifer
fieberte ihnen bie ©eftätigung ber ©rioitegien gu, gab aber über
bie anbern fünfte auäioeicbenbe Slntroort. Sie roeitere ©erfotgung
ber Slngetegenbeit, foroie bie Stuäfertigung ber ©eftätigungSurfunbe
marteten fie nicht ab, fonbetn überließen fie Jperotb unb begaben
ficb am 22. gebruar auf bie ^eitnreije. ©ie trafen am 8. SJiärg
rnieber in ©afet ein unb galten (aut ©eebnung 370 ©fb. 5 ©afeen
10 ©fg. „oerjebrt, oertept, oerfebmibet, oerfatttet, oerert unb
umb gotts mitten geben." Ohne 3meifet roaren fie es auch,
metebe noch oor ihrer Stbreife oon Snnäbrucf ben ©attinnen be§
§ofmarfct)aItä unb beä ©igefatigterä ©efebmeibe im 2Bert oon
86 ©fb. 11 ©aben 8 ©fg. öerebrten, natürlich mit bet 2tbfid)t,
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baburcf) berett einflußreiche ÜJiänner für 93afet noch günftiger ju
ftimmen.
^jerolb blieb noch etwa 50 Sage; über feine ©errichtungen
finb wir gauj genau unterrichtet; beim fein Sagebuch, feine fieben
an ben 9tat in Safe! getriebenen ©riefe, fomie feine betaillierte
iftechnung geben ung allen wünfchbareit Üluffdjlufj. Seine ©riefe
gelangten nur auf Umwegen an ben 9iat. £>erolb fctjirfte 5 .-©.
ben erften ©rief ooni 27. gebruar an einen 3lrjt in greiburg i. ©.;
benn jroifchen 3 rreiburg*(£nfigheim unb SunSbrud beftanb ein
ziemlich reger ^oftcnlauf; oon greiburg aug gelangte bet ©rief
an Dpotin in ©afel, unb biefer erft fanb bann beim Oeffnen bie
SIbreffe an ben 3Sat. Ser jroeite ©rief Dom 6 . SDiärj 1563 ging
über (Snfigheim unb Heinrich fßetri an feine enblicfje Slbreffe. 28ag
ben Inhalt biefer ©riefe, beg Sagebuctjeg unb gan$ befonberS ber
^Rechnung anbetrifft, fo gewähren fie ung oor allem aug einen
Haren ©inblicf in bie ©elbmacherei ber faiferlichen Sanjlei. |>erolb
follicitierte halb bei biejem ^ofbeamten, halb bei jenem, lief halb
ju biefem Sefretär, halb ju jenem; aber er fam in furjem jur
Ueberjeugung, bafj ohne reiche Spenben aug ber taiferlichen Äanjlei
nid)tä erhältlich war. ©oller ©etjweiflimg ruft er einmal auö:
„SSJill man etwag gefürbert haben, fo ift beä bettelwerdg fljein
enb.“ §erolb fat> fich genötigt, beim öfterreidjifdjen Statthalter,
bem ©rafen oon ^elfenftein, 220 fl. ju entlehnen. Ser fRat ber
Stabt ©afel oergalt nachher bei ber tRücferftattung beg ©eliehenen,
bie ©efäHigleit beg ©rafen mit einem toftbaren ©olbfcbntucf.
§erolb h ött e cg unter anberm auch mit jroei Sclretären ju tun,
bie ihn glauben machen wollten, „atlg ob fpe allein bie fache
förtigten." „Ser Roller" — einer ber beiben Sefräfere — „fang
wiber fpn alt lieb: wollte bag beft thon.“ „ 3 ch fi& warlich imt
börnnen," bann würbe £>erotb wieber getröftet „gut bing will wpl
haben; h 0 &* ein flein wenig gebulb." SBährenb er ungebulbig
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4>et §tu3fertigung bet Urfunben harrte, 50 g er ©rfunbigungen ein
übet bie ©ewinnung unb ben 5ßrei§ be§ bottigen ©aljeg unb
berichtete barüber nach SSafet. Sluch übet bie gorberungen be§
Äaiferä an ba 8 Jtibentinerfonjii erfahren mit 9lähercä. 3118
^erolb enblich bie golbene 93ufle erhielt, betnerfte er 51 t feinem
©chrecfen, baff ber Urfunbe bie Sontrafignatur beS SBijefanjlerä
©elb fehlte; al§ er aber biefe erhalten, wufjte er nicht, roo er fie
fidjer öerroahren fonnte. 2 Bie teuer öafel biefeä $lftenftücf ju
ftehen Jam, erfahren mir auä ^perolbä betaiUierter Rechnung :
176 pfb. 11 bähen 3 heller in bie Äanfclet) non wegen fheijerlich majeftet
confinnation nnnb gegeben gulbin bull über hochtoblicher gebec^t=
nufj fünig ©igmunbä frJjh e 'lr namblich für bie laj 50 golbgulben
nnnb für bie bull, fo 45 bucaten ungcrifdjen golbeä gehalten hat.
6 pfb. 1 bähen 8 heller umb brigg utijen golb, fo ju ber fchnur
»erprucht, bie an bie bull fommen ift.
1 pfb. 5 ba^en baran ju machen.
2 pfb. 10 bähen bem regiftrator für fin recht bi ju behenden.
22 pfb. 10 bähen bem ^offgolbfc^mibt bie bull p machen.
1 pfb. 18 bähen für uftmect)fel be§ ungerijchen bucatengolbg.
15 pfb. 8 bähen für baö boppelfdjriben uff bie golben bull.
26 pfb. 11 bähen 3 heller für canhlcirecht nnnb oererung onnb
bann 8 fecretarien, 4 fc^ribern, bem tajator, bem canhleitnecht,
pebellen, uffroarter nnnb thorhüter: hebern ein gulbin gebenn.
4 pfb. 10 bähen in bie hoffammer non foflicitierenS nnnb befür*
berenS wegen nerert.
5 pfb. bem Jammerfnecht oud) heeren 3oller3 tammerjchribern tmnb
bieneru oerert.
71 pfb. 18 bähen 9 heller geben umb ettlidje bidjer, fo inn bie canhtei
ju SnnSprutf nerert finb worben. (<S§ waren folgenbe ÜBerle:
^Ph- 3J?elonchthon3 ©heunifou unb Opus christianae doctrinae,
Frisii dictionarium, ©leibanuä, 3 ooiu§, @. 5D7ünfier3 SoSmO'
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grapfjeq, SMuterbud), Cutter# neugebrudte ^ßoftille, beutfcfte
93ibef, 3ojcyf)t<3, $erolb§ ^jeibenroeft, Cbib SBunberbüctjer.)
@o foftete biefc Urfunbe über 300 fl., roährenb £ieroIb für
bie anbere, bie ©rofjhüningerpfanbjchaftSDerlängerung betreffenb, blojj
22 ft. 10 bähen notiert. ®aju tarnen nod) bie ißrioatau3lagen
.perolbS non nafjeju 200 ft. Schlägen mir bie ßonti SranbS
unb g-attnerä nod) baju, fo betaufen fid) bie Stoften für bie gol*
bene Söutle oom Sahre 1563 auf runb 1000 ft. Unter ben Äaijer*
urtunben, beren ba8 ^iefige ©taat§ard)io eine ftattliche 3ahl ent*
hält, ift fie eine bet fdjönften, aber auch bie tefete. Safel ^at e£
oon nun an nicht mehr für nötig erachtet, feine ißrioitegien jeroeileu
oon bent S'aijer .betätigen ju taffen. Uebrigenä fchtt biefer testen
Äaiferurfuube SafelS bet jonft in ähnlichen Slttenftüden enthaltene
fßaffuä Dort ber Seftätigung fämtticfjer öon römifdjen Königen ber
©tobt erteilten ißtioilegien. £ätte banialS ber 9fat eine 9tl)nung »du
bem 20 Sahre fpäter eingetretenen ftarnpf mit bem Sifcfjof gehabt,
fo hätte er fid) ohne groeifet and) ba§ am 1 2. Stuguft 1433 oom
Äaijer ©igiätnunb erhaltene iprioiteg fonfirmieren taffen, ba2 berStabt
alle ißfanbjdjaften „bon mein auch bie gefommen finb," jufid)erte.
tDiefer tefcte Staijerbejud) tarn bie Regierung Safet§ auf roenigften§
5000 ft. ju ftehen, eine ©urnrne, bie für fie ben SSert eines ®orfe§
au?mad)te. ®ie ©taatörechnung jener 3^'t meist fotgenbe auf:
1561/62 ©innahmen
46,892
2
Sahen
7
geller.
Stuägaben
27,914
rr
—
It
11
rr
Ginnohmeüberfd)ufe
18,978
m
1
Sahen
8
fetter.
1562/63 ©innahmen
44,963
n
5
rr
1
rr
Stuggaben
38,703
rr
13
rr
9
rr
©innahnieüberjchufe
6,259
¥fb.
11
Sahen
4
fjeller.
1563/64 ©innahmen
45,297
rr
9
rr
11
rr
ütuägaben
32,264
rr
13
rr
—
rr
©innahmeiiberfchufe
13,032
s ^fb.
10
Sahen
11
/pellet-
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2Bir fönnen mithin anuehmen, ba{j bet 5taiferbe)ucf) ©afel auf
etwa 15% bet ©taatSauSgaben ober 10% bet Staatseinnahmen
ju fielen fam.
Unroitlfürtict) btängt fid) unS jum ©cblufi bet SSergleirf)
biefeS lebten offijiellcn ÄaiferbefudjS mit bem oor !urjem ge-
feierten ©unbeSfeft auf: bort ein aufgelöster, in gafto nid)t
nieljr oorhanbener ©taatSoerbanb, Ijiet ein 400=jähriger, burd)
genieinfame Kämpfe, Seiben unb greuben gehärteter 93unb ; bort
Ipett unb Untertan, hier ©ärger gleichen s Jled)tenS; bort Sßer*
legenheit bei ber Sunbe beS ©efud)S, hi« ein freubigeS 23egrüfjen
unb görbern ber gcier üon ©eite ber ganjen ©eöölferung; bort
ein Mißtrauen, allgemeines ©cmaffneti unb 33orforge gegen eine
adfällige ©ergeroaltigung, hier baS ©efühl oollftänbigfter ©idjerheit;
bort ftarrt SBafel in Sßaffen, hier geigt eS ben ©unbeSgenoffen
fein fünftlerijdjeS unb geroerblicheS Sonnen; bort empfing man
Seute, bie ©afel fremb waren unb blieben, ^iec fommen gute
©elannte unb greunbe; bort genügt ©afel einer burcb bie ge=
fcf>id)tlid)e Sntroitflung oerjährten Untertanenpflicht unb fiebert fid)
baburch für bie 3 l| lunft baS faiferliche SBohlwollen, hier hingegen
feiert ©afel, bent freubigen Strang feines §erjenS folgeub, ein
patriotijcbeS geft unb förbert bamit öaterlänbijdje ©efinnung.
SSorliegenbe Slibeit fcfjöpf tc i)auyt]'«cfjUc() aus folgenbcn Ijanbjdjriftlidjai
Duellen im (jtefigen Staatsjarcl)iu. Ccftecrcicf) B. I. ; jttcineS SBeifieo iüucfi,
gol. 201 ff. ; Scrfaffung A. 1. 2; Siatojcbbct ; Hatsbüc^lem ; 'Diiifiuencou jepte ;
Slngariabucf) ; SBocbenauögabenbud). SIucl) baS Slutgrapljon gelij 5|Jlatlerb
auf Ijiefiger Uniuerfitätsbibliotljef trmrbc ju Kate gejogen.
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Pon Dr. 5riq 25aur.
jH'er Safstoaiig, ein Don SBeftcn nadj Cften ftd) tange t)in=
ftredfenber Sergrüdcn im ©übroeftot oon 93afcl, gehört 5 U ben
^öc^ften Don biejer ©tobt aug in einem Sage ofjne ©djroierigfeit
erreichbaren fünften im Sura. ©eine ?Iugjitf)t, roenn aud) nicfjt
fo auggebetjnt unb jo reich an 5lbroect)g(ung ioie bie beg 2 Bei§en=
ftein ober beg Gljafjerat, umfaßt bocf) einen Umtreig oon oielen
©tunben unb rairb oon brei (Mebirgen begrenjt, ben Sogejen unb
bem ©cfjroarjroatb im 9?orben, ben Sttpen im ©üben, ©eine
93efteigung geht für Sagtet am (eidjteflen oor fich oon Stellingen
an ber Surabaljn ober oon Dbetborj an ber SBallenburger Saljn aug.
Senüfct man ben einen biefet SBege jum Stuf», ben anbern
jum Siieberftcigen, jo ift ein Jag bequem auggefütlt unb bie Reifee
9J?ittagjeit bringt man in luftiger $ölje ju. J)ie Sijenbafjnen
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73
erleichtern bie Stuäfüljrung biefeä 2lu8ftug3 butch SluSgabe non
3iunbrei|'e=5a^rfarten 33afel*Saflenburg unb ©reflittgen * ©afel
ober umgefeßrt ju billigen ©reifen. Seitereä über bie jaf)! 5
reifen möglichen ©efteiguugen beS ©etgeä ju jagen, ift b|ter nicht
ber Drt. Safür muß bet ßefer auf güljrer unb auf Stcijehanbs
buchet oerroiefen roerben.
@8 wirb fid) mieberholt auf ben nadjfotgenben ©eiten ®e-
legenheit bieten, oon ber lanbfchafttichen (Schönheit be£ ©ergeä unb
feiner Umgebung ju fprechen. SIber auch bie ©efchidjte fommt
nicht ju furj, unb für bie greunbe unb Äenner beS ©olf3(eben3
bieten fid) an feinen 9lb[)ängcn oiel Slnfnüpfungen ju lehrreichen
unb angenehmen ^Beobachtungen.
SRach ©üben fällt ber ©aßmang fteil ab gegen ba8 joto*
thurnifche 2ftümli8mit, ein Sorf, ba 3 fein gut juraffijcheä ©epräge
aud) barin betunbet, baß e8 neben ber ßanbmirtfdjaft Snbuftrie betreibt,
unb jmar ^Bearbeitung oon fporn, Knochen unb Seflulofe ju dämmen,
fiujuSartifeln unb bergt. $D?ümli§mil mit feinen 1818 jumeift fatljo*
lifcßcn ©inmohnern liegt in einem tiefen Äeffel, bet feine Soffer
nach ©üben ber Siinnern unb ber Stare jufenbet. Silb fteigen
3fel8mänbe unb 3 ai &n, man möchte fagen unmittelbar au8 bem
Salboben auf. ÜDtilberen Stnbticf gemährt nur ba8 nach SBeften
ftreichenbe ©ulbental. Sttlein wer einbringt in biefe bünn bewohnte
Salfcfjaft, ber finbet bei jebent Schritte, ben er weiter nach ber
£>öhe tut, grünblicher verfallene £>öfe, fahlere Sapetlen, wilberc
geläroniantif. Unmittelbar im 9?orben oon ÜDtümliömil fteigen
bie Sönbe be§ ©aßmang fahl unb bleich au8 jpärlichem Salb
auf. 3nt Dften führt ein ©träßefjen hinüber nach ßangenbruef.
Ser ^elfenberg, bie Sanne unb bie anbern oon Seften nad) Cften
jiehenben 3urafetten jeicfjnen fich hi« als fdjroff auffteigenbe ©pißen
oom §immel ab, fo baß nach biefer ©eite ber obere 9tanb be8
$efjel8 einen gleich einer ©äge auSgejahnten Umriß jeigt.
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Uie feltfnmfte Ueberrafdmng frort baS Ual, toenn man, ber
äanbftrnße folgettb, fid) fübioärtS toenbet. SBenige Schritte außerhalb
beS UorfeS treten oon linfS b er getoaltige, fenfredft abfadenbe
roänbe bis .unmittelbar an bie Straße heran. @3 ift bie garisberger
Süd), ber rocftlidje Slbfad beS 2BaunetibergeS. ÜBer bieje ^tub
befudjen will, toaS am bequemftcn oon ber 53eretenf)öt)c auS jmifctjen
dRütnliSioil unb Sangenbrud gcjdjiebt, ber muß fcbtoinbelfrei fein.
Sind) für ben Schroinbelfreien ift es immerbin ein feltjameS ®efül)l,
feine 2Ritmenfd)en 300 dReter unter fid) in ftrenger £>ori 3 ontafrroief tion
babin trabbeln ju feben! Uer ffarisbcrgflub entspricht auf ber
anbeten Seite ber Straffe eine ähnliche ffelStoanb. 21ebnlicf)eS ift
ixberaft ba ber gad, roo baS SSaffer butcb eine ber langgeftretfteu
Suratetten fid) quer binburd) gearbeitet bat. 28ir bcjeirfjnen foldje
Steden als Älufen. 9tod) einmal öffnet fid) füblid) oon biefer
SlluS baS Uälcben. Sluf beiben Seiten treten bie geljen beinahe
im |>albfreiS auSeinanber. Es bilbet fid) ein großartiger natürlicher
EirtuS oon gemattigften 9Raßen. ®ie Straße ftrebt bem fßuntte 3 U,
mo bie beiben Sßänbe fid) 3 U berühren, ben SBeg ju Oerrammeln
fcfjeinen. Sin biefer Stelle bat 3Renfd)enfunft ben fReijen ber ÜRatur
fid) beigefedt. ®a thronen unmittelbar über ber Straße auf ber linfS,
alfo im elften aufragenben fölippe, bie noch im SBerfad ftattlicben
fRefte beS einftigen DiaubncfteS 97eu = 5alfenftein.
UaS Sdjloß mit feinem ftoljen Ultra utib ben nod) beute
troßig brein fcbanetiben dRauern biente oon 1417 bis ju feiner
3erftorung 1798 als folotburnifdjer Sanboogtcifiß. Korber batten
fid) üerfd)iebene gamilien, fo lang man baS Schloß 31 t oerfolgcn
oermag, um ben 33efiß geftritten. ®ie galfenfteiner jelbcr inbeffen
befanben fid) nicht unter ben $3eraerbern. Sie ftanunen oon Sllt*
f^alfenftcin bei ®öSgen. Einmal bat bie ff-efte aud) bei unS in
töafel oiel oon fid) reben gemad)t, oor mehr als 500 fahren, im
3abr 1374. UamalS gefdjab öon S3afcl aus ein $ecr 3 ug miber baS
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ben 33ed)burgerit juftänbige galfenftein.. Senn einige oornehme
Sujchflepper Ratten non bem Sdjlojf aus baSlerifcfjen Äaufleuten
Ufte ©üter, barunter acht 3entner Safran genommen, etliche ißerjonen
gefangen unb auf bie Heftung gefegt. Safiir nahmen bie VnSler unb
ber ©raf oon Stjburg, ihr Verbünbeter, Ötac^e, inbent fie Ralfen»
ftein belagerten unb bejmangen. Sie perren, bie an ber Stäuberei
bie fdjroerfte Sd)ulb trugen, mürben gefangen, bie Siener oor bem
Schloff enthauptet. Slber ihren Safran unb bie anbern äBaren
erhielten bie 93aSler boch nicht guriicf . — Von 9Jeu = tjaltenftein
führt bie Straffe hinaus tiad) ben Stäbtchen ValSthal, bann burd)
eine jroeite ruinengefchmücfte ®luS in bie offene ©bene ber Stare,
ju bem Sorf Denfingen am guffe bet Vedjburg.
SBir aber teuren juriicf hinter bie Stuine galfenftein, nicht
ohne im Vorbeigehen bem reijenben Vilb unfere Stufmerfjamfeit
gefd)enft ju hoben, baS baS Schloff »om Süben bietet mit ben in
feinem Sd)ufce fid) erhebenben VauernlfäuSchen, ber fiapetle unb
ber Sdjente. Ser Oorhin ermähnte grojfe gelScirfuS jrcifchen ber
jerfallenen Vurg unb bem Sorfe SJtümliSmil ift in feiner ©in*
famfeit ein unheimlicher Ort. Sie fi ob i f ep nennen ihn bie @in=
roohner unb oertegen bahin eine greuliche Sage oon einem geizigen
Vauer, ber aus pabfudjt einen Vejudjer ermorbete. 2Bie er lange
Sahre nachher bie Stefte bes ©rmorbeten burd) Bufatl roieber ent»
bedt, ergreift ihn Verjmeiflung, unb in berjelben SRacht haucht er,
oon fdjrecflidjen ©emiffeuSbiffen gepeinigt, feine Seele au«. Stod) Diele
3ahre nachher h°t llia n in ber Sobifep näd)tlid)ermei(e baS Seufjen
unb Slechjeu beS unfdjulöigen ©rmorbeten oernommen, ber feine 9luf)e
finben tonnte. Soch tat biejer ©eift niemanbem nichts ju leibe.
SlnberS ber Schatten beS SJforberS. Unftät bie Schluchten ber
Sobifetj burchirrenb, gräfliche Söue auSftoffenb, 3?einb jebeS menfd) 3
liehen SBefenS, faffte et manchmal fturmroinbartig ben harmlofen
SBanberer. Sr umflatterte bie Stätte feines einftigen SennhaufeS
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unb ftredte bie jdjönften Siinber. Oft trafen in ©eftalt feuriger
Äugeln bie beiben ©djemen jufammen unb ein Äampf entfpann
fitf), baß roeitum bie Junten {prüften. 92ic^tS nüfete alle® 33e=
fcfjroören unb Sannen her Säter Äapujiner. 2Wit bem ©inriitfen
ber Jranjofen erft nabnt ber ©puf ein @nbe. Ta3 2obifetj*@ut
roedjfelte oielfad) ben Sefifcer. 3efct ift ba§ 2Bot)nbau3 Detfcbrounben.
Tie Siatten f) a &en einige SJiümliäroiler unter fid) geteilt. Ter
2obifep=Teufel erfd)eint nicht mehr.
Son SRümliäroil führt ein Sträßchen, oon bem fpäter noch
bie Siebe fein roirb, hinüber nach ben norbjuraffifchen Teilen be§
Äantonä Solothurn. ©eine S°f$öhe, genau 1000 SUieter, ift nic^t
mehr roeit entfernt non ber mit einem ©ignat öerfehenen ©pifce
be$ S°B roan 9^ er 8 e? - ®as ift ber eigentliche 2lu3fid)t3puitft.
?!m ©üben erblidt man tief ju ffüfjen baS Torf ÜJiümtiSroil, bie
Reifen best ffariäberg?, bie Siuine ffalfenftein; unb barüber hinauf,
jroifcben ben Sluäläufern be§ üBeifjenftein» unb ber Sioggenfluh
frbroeift ber Stic! roeithin über bie Gbene. 3n buntem SBerfjfet
reifen ffelb unb SBalb, fjlur unb jpofftätte, Torf unb SSiefe fid}
aneinanber. Tatnit aud) baä SBaffer nicht fehle, glifeert fern au§
bem ©üboften ber ©piegel beä ©einpadjerfeeS herüber. Tann fteigt
ba§ Saitb langfant an ju ben Sorbergen ber Sltpen. 2Bir ertennen
ben Sligi, ben fßilatuS, ben liefen. Tarntet enblid) fchliejjen
baä t)errtid)e Silb in ununterbrochenem Sieigen bie ©cfjneeljäupter
ber ?Ilpen, ftolj jum bunfelbtauen £)immel fid) emporredenb. greilid),
feiten ftcllt ba8 ganje ©emätbe fid) ohne 2lu3nahme gleich beutlid»
bar. SEBenn bie (Sbene fid) bi2 in alle @injelt)eiten flat jeigt, fo
lagert oft ber Tunft auf ben Sergen unb umgefet)rt. 9lm meiften
2Bal)rfd)einlid)!eit, eine ungetrübte Stuäfidjt auf bie Serge unb in
bie @bcne ju geroäbren, bietet ein flarer Sommer* ober |)erbft>
abenb. ffiir bie Üllpen empfiehlt fid) am meiften bet SEBinter. Siur
bcbedt bann in ber Siegel bidjter Slarenebet ba§ ebene Snnb. Tafür
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branbet ober an bie 3urnroälle bag Siebelnteet, unb bag ift ein
'Sc^auipiet fo eigener 2lrt, baß man ißm Diel mehr Serouitberer
roünfctjen möchte, als eg in ber Siegel hot.
Seltener lagert ber Siebei auf ber nörblidjen §älfte ber
Saßroang»$lugficht. Stenn aucf) oft unmittelbar auf bem 9il)ein,
bi8 über ©äcfingen hinauf «fennbar, bicbte fünfte liegen, fo ift
bocf) bie übrige üanbjcfjaft meift oollfommen frei unb glänjt in
golbigeni ©onnenlüht. ^jier ift eg weniger bie ©roßartigfeit unb
ber 93licf über eine fr^einbor unermeßliche (Ebene, mag ung Saglern
ben Saßwang fo lieb macht. Sielntehr bürfte eg ber Umftanb
fein, baß mag fidf ba unten augbreitet, im engften ©inn unfere
^eimat ift. ®a liegt er, ber Söinfel jmifdjen 3ura, ©chroarjroalb
unb Sogejeu. 3n feiner SJiitte, am ftoljen Sogen beg ©tromeg,
recft bie Saterftabt ben SBalb ihrer Sürrne empor. Ster Slauettberg
unb ber ©empenftotlen, ©rfjauenburgetfluf) unb Sieftaler Slugfid)tgturm,
©iffadjerfluh, Qiarngburg, Schafmatt unb alleg, mag brin eilige»
jcßloffen ift — mag frommt eine trocfene §lufjäf|lung? S)ag ift bie
©egeitb, wo faft jeber Saum ju ung jpricf)t unb beren Sieije man
nicht burch trocfene .getglieberung anjiehenber macht; ba ift £>eimaterbe l
Sine befonbere (Erörterung mürbe bie 3lugficht in bie 3ura=
berge nach SBeften Derbienen. 28ie ba bie §ohe SSinbe im ebelti
Schwung ihrer ©piße oon ben ©enofjen fich abhebt, roie bei gün»
ftigec Steuerung genau über ihr Signal hin man bag Sllpbörfcßcn
fRaimeuj gemährt, roie noch weiter, etroag noch linfg oerfchobeit,
ber 9J?ont SDforon auffteigt, ber fich bann anfcßließt an bie £afeu=
matt — ich breche ab, um nicht ju augfüfjrlich ju werben über
biejen fRunbblicf. 9iur jo Diel mag noch erwähnt werben, baß
barüber ein braudjbareg Sanorania Don SBintertin oorliegt, Don
bem Sacfjbilbungeti auch im Suchhanbel erschienen finb.
Sott ber ©pifce in jübweftlicher Südjtung nieberfteigenb, ge»
langt man nach einem Steg Don etwa einem Kilometer ju einem
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in filberglättjenbe ©djinbeln gcfleibeten 93 erg^of, bem Obern
mang. Sal §aul fteljt in fotothurnifchem Sefifc unb auf bem
Sobeit bei Santonl Solothurn, roitb aber feit langen Streit öon
Safelbieter Sehenteuten beroo^nt. Sie £eute betreiben bor allem
fianbroirtfdjaft, Viehzucht unb ft’äferei. Sod) nehmen fie gern auch
SBanberer auf, bie mit ber befcfjeibenen auf folget ^pb^e (11O0 m
ü. 2 Jf.) jur Verfügung ftehenben Verpflegung jufrieben fitib. S>er
Obere ^Safemang gehört nad) bem Urteil eibgenbffifcber unb fan»
tonaler @ad)berftänbiger ju ben beftgelfaltenen ©ennlijöfen beS ©olo-
tljurner 3ura.
@1 ift oieHeicbt nicht allgemein befannt, baff bie Seltnen
unferer SBeftfdiioei^er Serge neben bem Unterhalt bei eigenen Süieh^
nocf) mit einer fd)mungbaften, um el fo auljubrüden, ftoftge&ecec
für frembe ©uftiroare, b. h- für fRinbet aul bem Sal fich befaffcn.
Von weit ^er, 5. V. oielfach auch aul bem ©Ifafj, überfbmmern
bie Säuern ihre halb aulgemachfenen ©tierlein unb $iihe auf ben
SBeiben bei 3ura. 3n bem herben jubalpinen Slima merben bie
^iere abgehärtet unb leiftunglfäfjiger all bei ber ©tallfütterung
ber ©bene. Saju tommt bie fachoerftänbige Sflege ber erfahrenen
jurajfifchen Sergfennen. Ser Viehbefifcer entrichtet für bal $aupt
unb auf ben Sag bem üßeibinhaber ein geiuiffeS Äoftgelb. Somit
aber nicht biefer, ber mährenb bei größten Seill bei ©ommerl
unbeauffichtigt unb felbftänbig über ber fperbe fdjaltet, feine ^ßfleg*
linge hungern läfet unb bal fdjöne ©clb einftreicht, ift eine eigen»
tiimliche (Sinridftung getroffen: el roirb ben Siinbern ber Stuft»
umfang gemeffen unb nad) Slblauf bet ©ömmerung bezieht ber
©enne für jeben 3 oK, um ben ein Siet ^genommen hat, einen
geroiffen junt ooraul feftgefefcten Setrag.
Sal Serggut bei Obern V“Ü ro ang fteht umgeben junäd)ft
bon einer roohlgepflegten ffläche Äulturlanb. Ser größte Seil
trägt SBiefe; ein ©tüd pflegt mit §afer angefäet ju merben; an
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zitier jonnigen $olbe gebeten Kartoffeln. SDurd) Sctjciterjäune
u nb 3Jiäuerchen, bie leiber aud) hi« oben bem ^eimtüdifdjen Stächet*
braht ju roeidjen beginnen, ift ba§ angebaute Sanb ooit SBalb unb
SSeibe getrennt. 2)er Diarne be« Serge« fdjeint anzubeuten, baff
nicht überall, roo ^eute 2Beibeftäd)en liegen, foldje oon jeher fich
behüten. $enn er ift niiht, wie mir feinerjeit noch in ber Schute
gelehrt mürben, eine SBanb — nach folothurni)d)er ?lu«fprache
SBang — , übet bie ein ißaß führt. Sielmehr geht er höchft roahr*
fcheintich, nach freunblicher SRitteilung unfere« ®ia(eftforfcher« Slbolf
Seiler, auf bie noch otelfach, Z- S. auf ber Siegfviebfarte gebrauch'
lidje gornt Sarfchmang jurüd. ©chmanb, in ber SOhmbart Schroang,
ift eine 9iobung, too bie Säume nur oberflächlich entfernt, nicht
roie bei einer 9iiiti famt ben SSurjeln au«gereutet mürben. Sar
ift ba« nämlkhe 2Bort, ba« oon bar»fuß, barhaupt h« befannt
ift. ®er Sltame h^fet fomit fahle Siobung. 2)aß oon bem 9fanten
einer begrenzten Certlid)feit — roeldjer, ba« fönnen mir nicht mehr
ermitteln — ber So| unb ooit biejem ber ganze Serg ben Flamen
befam, hol burcf)au« nicht« auffalletibe«.
Som Ober=^ßa§roang ift bie Safjhölje nicht mehr meit ent=
fernt. Son ihr führt ba« Sträjjchen nach SEBeften zu Sal. Stuf
eine Strede meit läuft e« beinahe eben bahin. Unroeit fteht auf
bem SEBicjenplan, oon prächtigen Schattenbäumen umgeben, ba«
^pofgut be« ÜDlittlern ißaßroang. ®a mo ein Sebenmeg zu bem
red)t« fidjtbaren Untern ^aßroang abzroeigt, roohl bem ftattlichften
ber brei Serggüter, betritt bei einem funftlofen Siehgatter ba«
Sträßchen ben SBatb. Salb fommen linf« bie fyeljen fo nahe heran,
baß auf bicfer Seite fein Saunt mehr ÜBurzel jchlagen fann. 2)a«
finb merfmürbige ©ebilbe, bie hier au« müftem Schutt unb ©eröfl an
Stelle ber Säume turmhoch emporragen, einige fenfred)t auffteigenbe
fpiße Klippen in ber gortn regelmäßiger gleicbjdjenfliger EDreiedc.
<5>latt fallen fie nach ber Dlorbjeite ab, al« mären fie fünftlid)
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poliert. 3m JBinter haftet an bieien SSänbeu feine Scbneeflocfe.
Xie impofantefte, bie am roeiteften nach SEBeften gelegene, trägt
wenige EDfeter über ihrem 5 U B einen Slbfaß, auf bem fpärlidje
©rasbüfchel wachfen unb — man rounbert ficf), woher fie bie
Nahrung $ief)e — eine fcblanfe, fräftige tföhre gebeizt, öefonberä
fcharfe Slugen wollen an ber Spiße be§ Reifen? eine 3nfcf)rift ent=
bedt hoben. ®i e Sage erjählt non einem fabelhaft reichen EßaBroang»
bauern, ber feinem 3$ieh bie £>örner oergolbete unb ihm fifberne
Schellen anhangte. £er hat auch bie oberfte Spiße biefer fjh'k
mit ®olb überfleiben taffen. Oft faß er auf ber Eßaßhöh? unb
fchleuberte bie harten SSaler weit gegen EDJümliSroil unb 9famiSmil
in bie 2iefe. 3u ber lat gelang e3 ihm, mit jeinem Reichtum
fertig ju roetben. (Sr ftarb im (Slenb. ®ie Saufe fraßen ihn bei
lebenbigem Seib.
(Stwa§ unterhalb biefer {pißen 3flüf)e ftanben am 2. ÜJJärj 1798
einige Solothurner mit einem ©efcßüß. Sie roaren oor einer 2lb=
teilung einbringenber granjofen burd) baS ganje 93einroilertal lang 1
fam bis in bie 9iäf)e ber EfSaßhähe juriicfgemichen. (Stwa jroei
Kilometer weiter unten, beim fogenatinten Schilbgatter, hatten bie
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roelfthen Siiibringlinge fi<h gefegt, an bet Stelle, roo jefet am 2Beg
gegenüber einem Scbeuerlein eine Keine halb oerfadene Kapelle fteht.
$ier mürbe mit bem 9taub aug bem Sal abgetocht. Sa fchlägt
plö^lid) mitten in ba3 franjöfijche Säger eine erfte fo(otf)urnifdie
Äuget. ÜJfehrere granjofen roerben getötet. Sie anbern fließen fic^
auf eiliger glucht talaugroärtg ju retten. Sod) mürben bet Sürrenaft
unb bei 9ieul)äu3lein nod» einige ber glüd)tigen tion ben Äugeln
ber ®olotf)urner getroffen.
Ser ®afsroangroeg t)ier auf ber Söeftjeite beg ®ergeg folgt iit
feinem oberften Seil nicht bem rinnenben SBaffer. ®on ben (Platten
glühen unb oom Untern ißafjroanghof fieht man in beträchtlicher
Siefe einige ®üter liegen, bie Schiithöfe, beten Slblauf burch eine
rauhe, befchmetliche gelfenfcbtucht, bag Äeffiloch, ing ®ogental
flieht. Sie Straffe aber bleibt in ber |>öbe nnb roenbet fidj lintg
nach einem anbern Sälchen. gn ber 9iähe beg ftattlichen .fjofeg
0ber=®ud)en geroinnt man einen freien ®lit! big jur $ohen Söinbe
hinüber unb in all bie oielgeftaltigen ®erge unb SE^äter, bie auf
ber hi« fichtbaren füorboftfeite oon ihr nieberfliejjen, über bie be*
häbigen ®auerngüter an ben Jpalben unb auf bie mit SGÖiegrouchg,
grnd)t unb Äartoffeln roohlbeftanbenen gluren. 2UI bieg mar
früher Älofterlanb. @g gehörte bem Älofter ®einmil, eine gute
Stunbe roeiter oorn im Sal, bag noch ießt in feiner ®auart an
bie einftige ®eftimmung erinnert, feilte fitib ang ben gellen ber
®rüber ®fair* unb Schulhaug gemorben, unb bie ehemalige Älofter*
firche bient alg ©emeinbefircfje. Sie ©rünbung beg bem ^eiügm
®incenj unb allen ^eiligen gemeihten Älofterg geht big in bie erfte
|jälfte beg 12. gahrhunbcrtg jurüd. Spater aber oerlor fich ber
Äonoent, unb mit bet geit mußte ein ÜDlönd) befonberg nach ®ein=
roil gefefct roerben, nur bamit roenigfteng jemaitb ba fei, um für
bag geiftige SBoht bet Satberoohner ju forgen. gm gahr 1642,
alg bag Älofter roieber h«geftedt mar, lehrten 2lbt unb Äonoent
®a*Icc 3al)rbu(f) 1903. 6
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bem Ja! ben Würfen unb grünbeten in milberer Sage SWariafteiri.
Woch heute befudjt man nicfjt ohne Wüljrung ben hölgernen Streus»
gang unb bie bejcheibenen Octaffe ber SWöndje, unb man beroun»
bert, auf ber Jerraffe beS ©ärtleinö ftet>eub, aurfj in biefer an»
jpruchlofen Slttlage ben fidjern 93(irf für lanbjchaftliche Schönheit,
ben geiftlidje '-Bauherren immer bewährt hoben.
Sange oor bem ßlofter jebocf) trifft bet oom SSafjwang nieber*
fteigenbe SBaitberer auf baS ftattlicf) im ©Ratten roeitäftiger Sinben
rutienbe Weul}äuStein, ein empfehlenswertes ©afthauS. Jet erfte
Jeil beS WamenS jehon beutet an, baff eS nicht auf ein jehr grofjeS
Sllter jurürfblidt. 3n ber Jat biente urjprünglid) als Verberge
für bie ißajjfahrer, als bet SBeg noch nicht feine jefeige Wichtung
»erfolgte, ein $auS an ber ©teile beS unfern liegenben fjofeS
Jürrenaft. Jiefer Warne jehon ift eine Grinnerung an bie einftige
SJeftimmuug beS fjaujeS. Gin aufgefterfter Slft bejeidjtiete früher
bie Verbergen. 3nt 3u(i 1598 gejchal) etwas unterhalb oon
Jürrenaft ein Grbrutjch, bet mehrere SBohnungen begrub. Jet Sage
nach joll man bamalS roährenb gehn Jagen einen |)ahn unter bem
33oben frühen gehört haben, Jer ©ergrutjeh ftaute baS SBaffer
unb eS bilbete fich ein ©ee, ber foiooht in baS Ja! oon Jürrenaft
als in ben untern Jeil beS oon einem roeit bebeutenbern SBaffer*
lauf burchflofjenen öogenthalS hinein reichte. Jer Werfehr mar
gänglicf) unterbrochen. Jie 93ewof)ner ber umliegenben $öfe h°tten
bem SBaffer einen SIblauf ju graben. Joch würbe babutch ber
©ee nicht bejeitigt. SSielntehr blieb er bis jur Weuaitlegung ber
©trafje im 3oh re 1780 berühmt wegen feiner oortrefjlichen Forellen.
Jie neue ©trafje lief mitten burch ben bisherigen ©ee auf einem
30 fjufj hohen Jamm. Ja man ben Jurchlajj für baS 93ogett=
talroaffer ju wenig tief angelegt hot, treten nach jebetn ftarfen
Wegengujj oberhalb beS JammeS gegen baS Wogental fein Ueber=
fchwemmungen ein. 9iocfe heute heifjt in Grinnerung an ben frü»
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Ijern guftanb bie SBiefe, bie Don biejctt Ueberjchroemmungen bebroljt
ift, ber SBci^et. ®ie ©traßenauffuflung nennen bie Sanbberoohner
tDegen ihrer ©eftalt bie ©cfyattje, bie {(einen |jäugchen oberhalb,
bie jeinerjeit alg Slrbeiterroofinungen joden errichtet tootben jein,
fennt man als bie ©chanjenhäujer.
3m 3ah r 1730, bem bie jeßige ©trage ihre ©ntftehung Der*
banft, rourbe bag alte Sdeuhäuglein gebaut; bie 93er!Ieinetung8=
form, bie auj bag jeßige ©afthaug nid)t pajjt, hotte *h« 8erech s
tigung für biejen bejcheibenen Sau, ben bie ©cheune ho<h überragt.
9ioch heute erinnern geroijje 3ierjormen an Jürfüdungen unb S)eden
an bie Stofotojeit, ber biejeg ©ebäube entjtammt. 2)er gleiten
3eit bürjte eine gujjeijerne Ofenplatte mit bem Sßappen beS
Sauphing, ber H’ette beg ^eiliggeifhOrbeng unb !riegetij<heit @m=
blemen angehören, bie lange 3 e *t in ber ÜBajdjfüche beg jpcitern
.fjtaujeg ben geuerljerb becfte. jpunbert Saljre lang genügte bag
{(eine ©ebäube unb eg mürbe in ber erften |jälfte beg 19. Saht»
hunbertg barin auch gebabet.
23ann mürbe in ben 1830er fahren, mie eg bamalä an
manchen Orten beg 3ura gejchah, im untern Sogenthal eine ©lag*
hätte angelegt, ober eine in ber diähe ftehenbe ermeitert, ober bie
IRefte einer jolchen, bie früher in ber ©egenb jchon beftaubeit hotte,
»erlegt unb roieber betriebjähig gemacht. SBenigjtenS jagt Srudner
»om Sogenthal: „Sor fahren mar h<et eine ©laähütte, melche
abgegangen ift." ©enug, ehe man mußte, mag für ©ejthäfte man
mit ber neuen ©inrichiung machen roerbe, legte man in ber ÜJlähe
alg SSoljnung für bie Seamten unb jur »ermehrten 3ed)ge(egenheit
jüt bie Arbeiter bag grofje neue dieuhauglein an. Seiber jeigte jich
halb, bajj bie Unternehmer jich »errechnet hotten. 3)ie ©laghütte
lief? man verfallen ; ihre dtuine bient jeßt alg Strmenhaug. ®ag
Sieuhäuglein mujjten Die Sürgen übernehmen. 3h r Satter hat
bag Slnroejen jpäter an jich gebracht unb burch gejcßidte $äufe
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a6jimmben öerftanben. 3eßt bient bie au?gebehnte Sanbmirtfchaft
ber (Saftroirtfchaft, unb baä oon ben (Säften eingefyenbe bare (Selb bem
Sauernroefen. Sei biefern SerhättniS ftellen fich alte ^Beteiligten
gut unb nicht juleßt bie, bie im 9ieu|äu§Iein (Sinfeljr galten-
|)ier, roo ba3 Sogenthal, ba§ fetbft roieber oerfcßiebene Seben*
täler aufnimmt, in baä Sal oon 0ber=Seinroil einmünbet, liegt
ber mirtjcfyaftlicbe 2Jiitte(punft einer weitläufigen unb au§ Serg
unb Sal, ?lbl)ang unb (Sbene mannigfaltig jufammengefeßteit
(Segenb. Sirgenb? finben ficf) hier äujammentjängenbe borfartige
Slnfiebelungen. Sie nieten ©injelfjöfe bienen um fo mehr jur Se=
lebung be8 Sanbfcf)aftbilbe2. ©ie alle Ifaben ihren naturgemäßen
©djmerpunft beim ÜJieuhäuSlein. Si3 ßier^er fährt benit autf)
täglich bie ^oft. 3n ber 9?ä^e haben mir bie ißoftabtage unb
ben Sramlaben, ferner bie Stäjerei, roo au3 aßen |)öfen ber Um»
gegenb jmeintal be§ Sageä bie SKildj h'ngefahren unb nermogen
roitb; fie ging bis nor furjet Seit auch ou8 biefen Sergen an ben
Sanier Äonfumoerein. Jpier lehren alle ^aufierer unb Sanbfahrcr
an. @o henfcht in ober nor ber Verberge immer ein gemiffer
Setfehr unb e§ ift bei bem lebhaften Anteil, ben man auf bem
Satib an ben Seegängen ber ©traße ju nehmen pflegt, bafür ge=
forgt, baß bie Semohner ftetä furjmeilige Unterhaltung finben.
3m rechten Sebental be3 Sogentalg ftehen jmei Sauernhöfe,
eine Siertel* unb eine ^albe ©tunbe t>otn 9?euhäu§tein entfernt,
ber Sorbere unb ber Hintere S i r t i 3. San ihnen oerbient ber
leßtere, baß man furj bei ihm oetroeile. Senn e§ laffen fich an
ihn einige gerabe für Sajel nicht roertlofe (Erinnerungen anfnüpfen.
Ser oerftorbene folot^urnifrfje ©taatSfdjreiber 3- 3- Ülmiet hot fie
gejammelt in einem ju Slnfang ber 80er 3ahte be§ notigen 3<»h ts
hunbertä im ©onntagäblatt be§ Serner „Sunb“ erfchieneneu 2Iuf=
faß, bem ich bie meiften ber fich auf ben Sirtiä bejiehenben Sln=
gaben entnehme. $ier hinten im SirtiS faßen um bie ÜJJitte be&
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16. 5taf)i:l)unbert3 einige nieberlänbifd)e Fünfer, bie bett §of betn
bamaligen (Eigentümer, SRarj ©aner, obgefauft Ratten. 9Zod) ftel)t
an bem Jürfturj be§ |>aupteingangä auf einem ©prud)banb in
fpätgotifcfjen 3>ffan bie Sahrjaljl be3 $au§faufl 1556; im näm=
liehen 3a^t bürfte ba§ $ 011 * einem Umbau unterzogen roorben fein.
®ie nieberlänbifchen Werten lebten hier in bem ftillen 3uratal in
angenehmem Umgang mit bem fpäter belannt geroorbenen ®olo=
thurner ißatrijiet 3unfer |jan3 3afob oon ©taal unb mit ben
beiben ©erroaltern be3 oerfatlenben $lofter3, oon benen bet eine,
©träler, ein gebilbeter $umanift mat, unb u. a. ju ©larean 33e-
jiehungen unterhielt. 3m 3af)re 1563 finben fiel) bie lefcten 9tn*
jeidjen non bet Slnroefenheit bet ^ollänbet im ©irtiä.
©ie hinterlieffen aber unerroartete ©puren in bem biä bahin
ftreng {atholifcfjen Sanb. ©chon 1558 roar ein ©eiuroiler bet
Äejjerei oerbäd)tig befuubeit roorben; im Sah 1 * 1571 belannte fid)
eine ©terbenbe al§ Jäuferin. 2)ie nieberlanbifdjen Snfafjen be*
©irtig roaren Söiebertäufer geroefen, Ülnhänger beä ®aoib 3ori§ in
©ajel, unb hatten fid) nad) beffen Job 1556 hieher gezogen. ©anj
unbcfanut roar e? roenigftenS in ©afel nicht, baß h' ec “it ©prthu?
folche Seute roofjnten. 2lud) auf baäletifdjem ©oben Ratten in
biefem ©cbiet bie oon bet ioriftifdfen Sippe, bie überhaupt ihr (Selb
gern in fianbgütem anlegten, feften ff-uff gefaxt. „3n bem 3af)te
1500 unb etliche 50," }o lefen roir bei ©rudner, „befaß .fjerr
©ebaftian Joppenftein, Sanboogt auf SBalbenbutg, bie Ullnt= unb
Ipunbämatt, roelche er bem in unferen 5Hrd)engefd)id)ten befannten
3unfer ^an§ oon ©rud ober Jaoib ©eikgen unb beffen (Ehefrau
Sieterica Sunnden oerfauft hat.“ SDZag bie ©olothurner Regie-
rung um bie Seriellen ber ©irti§bcroohnec geroufjt hoben ober nicht,
fie legte ben fieuten leine Steine in ben 2Beg. 91ber feft haftete
ieren Äefcerci in ber ©egenb. Rod) 1595 roarb ©eat ©aner jur
^Buchen 00 m ©ogt oon fjalfeitftein gefangen gefegt, roeil er „fid) an
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bie Oerbampte tßeufferfche @e!t ergäben." 3a fogar 1629, meljr afö
fechSjig 3a^re nacf) bem ©erfdpoinben beS festen fpoltänberS, finben
mir bie bamafS ben 93irtiS berooljnenben Seute ber Keßerei ber=
bärtig, narf)bem 1627 ber bamalige 2Ibminiftrator oon Seimotl ben
©eorg 3eder, „ben unriiraigen Stopfen 3örg im ©irtljiä“ Ijatte
freiten miiffen, roeil er ficf) mißbilligenb über ben neuen Kammer*
herein geäußert batte. 3efet füllte er fe^erift^e Südjer beftfcen. 3n ber
Sat mürben foldje bei einer ^auSjucßung gefunben. Soct) erfährt man
nicbtä oon ©eftrafung, möglicherroeije weil bie unmittelbar nadjljcr
ausgebrochene ^ßeft alles 3ntereffe für ficb in Stnfpruc^ nahm.
Ser hintere ©irtis fieht noch ießt nicht auS roie bie atiberen
§öfe ber ©egetib. ©t trägt mehr baS ©epräge eines $errfchaftS=
fifceS. Sie SBetterfahne oon ©cßmiebeifen auf bem ©iebel, bie
fteinernen fjenfter* unb Sürpfoften, bie geroaltigen ©erljältniffe beS
Sarf^eS laffen ben ©au oon roeitem auffaÜen. Sritt man näher, fo
erfennt man ben ©cßopf neben bem SEBohnbauS als ehemalige Kapelle.
3m 3nnern jeigt fie oerbticßene Malereien, mie cS fcßeint auS bem
Slnfang beS 19. 3ahrhunbeitS. Sie Kapelle felbft tourbe 1670 oon
bem bamaligen ©efißer beS fpofeS, 3obann 3afob Slregger, geftiftet.
©anj in ber 9fäbe beS hintern ©irtis geroähren jroei roeiße
gelSroänbe, nahe jufammentretenb, für ein fchmaleS Söäfferlein
Surdjlaß. (Sin nicht leicht gangbarer ©fab führt hier gleichfalls
ins Sidicht unb über gefallene ©aumftämme unb fchlüpfrige QfelS=
platten hinan, bis man in halber |>öbe ber Söanb in einer ©ifdje
baS etwa halb lebensgroße ©ilb eines heiligen ©ilgerS geroahrt,
ben ein Sotengerippe au ber £>anb geleitet. Ofrifdße ©aben be*
roeijen, baß baS ©ilb noch heute ©erehrung genießt. 9?acß ber
Ueberlieferung foö biefeS ©tanbbitb geftiftet fein oon bem reichen,
tinberlojen ©efißer beS SanbeS ©farttS, ben ber heilige gribolin
oom Sob erroedte, bamit er felbft bezeuge, er habe feine hinter*
laffenfcßaft bem ^eiligen oerfprochen. SiefeS SBunbet roar roünfd)'
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bar geroorben, weil her ©ruber beS ©erftorbenen bie Srbjcfjaft für
ficf) beanjpruchte. Satfädjlich flammt baS ©ilb erft auS ben 1680er
Saljren. 9118 Stifter nennt ficf) auf einer nur noch mit Sütühe
unb jum Seil lesbaren Snfcfjrift SoIjanneS ftejjler, ber um eben
jene 3«* ben ©irtiS unb auch einen ber ©uchenhöfe befafj. 2In
bem Ort aber in falber .£jöf)e ber g^h, roo jefct ber ^eilige
ffrtibolin fteht, befanb ficf) feit 3af)rf)unberten ein ©renjftein. ,pier
fließen bie ©ebiete non ©einroil unb oon Diunningen jufammen.
Safe gerabe bem heiligen Sribolin liier ein ©ilb geftiftet mürbe,
barf nicf)t Sßunber nehmen. SBirb er bod) im Sura oielfad) oer»
ehrt. SnS ©ilb bat biejem gangen ffelSroinfel ben Flamen ge*
geben. 2Kan nennt biefen Ort ben grieblisbrunnen.
Ser $of ©ogental liegt im unteren Seil beS Sales, baS
unmittelbar nörblid) trott ber ©ajjmangfpifce anfefet. ©eine ®e=
fcfjichte gebärt im ©egenfaf} gu ber feines Nachbarn beS ©irtiS
gänglid) ber SReugeit an. $ier rooljnte bis öor etroa einem 3ah r '
jebnt einer unferer ©aSler ©Mitbürger, ein alter reicher ©onberling,
ber bnS gange ©auernmejen prächtig im Stanb hielt unb baneben
in feinet 9lrt SBohltätigfeit übte, ©ein Sob erfolgte in ©afel,
roo er feine Sage gu bejd)liejien gebacht, aber nod) nidjt rcgelredjt
9lieberlaffung genommen hotte. @S erhob ficf) jroijd)en ©afelftabt
unb =2anb, benn ©ogental gehört gur bafellanbjchaftlichen ®e=
meinbe fiauroil, ein ©treit um bie, roeil feine bireften Srben ba
roareu, feht anfehnlicfje SrbfdiaftSfteuer. Sa8 ©unbeSgericht ent*
fchieb gu ©unften oon Sajcllanb. SaS @ut fam jamt bem be=
träd)tlicf)cn Umfchroung in ben ©efijj einer ^olgfjänblerfirma.
SahtauS jahrein fahren jefct bie jchroerbelabenen ^oljroagen burch
baS ©einroil talauSroörtS. Sin namhafter Seil beS gu Sajel in
$ücf)e unb Ofen gebrauchten |jo(ge8 unb mancher ©alten gu ©au»
groecfen fommt hier auS bem ©ogental. Ser 9ieid)tunt ber teils
oon Anfang an gurn ®ut gehörigen, teils erft in neuerer 3eit bagu
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erroorbenen SBätber ecfrfjeint beinahe nicht ju erjcbopfen. Sinjtg
toaS an gefallenem |jotje balicgt, mürbe auf 3ab re hinaus ge*
nügen, unt niete .fjauebattungen eor allen geuetungSforgen §u
fdjüfeen. 3mar fleht fyier nicht ber prächtige ^)od}roalb ootl febtanter
Säume, roie etroa im ©cbroarjroatb; roie man eS im 3ura gemotjnt
ift, mäcbSt ba oiet Jtieberbotj, ab unb ju eine mächtig aufragenbe
Suche, unb über bie nach korben abfaftenben Serglehnen bat ein
meift aus Sannen beftetjenber fjorft feinen bunfetn Dfantet gebreitet.
SSJenig nörblicf) 00 m Sogentat unb bamit burd) ein fahrbares
(Sträuchen oetbunben, liegt ber beni SaSter Sürgerfpitat getjörenbe
|)of Utmatt an fonniger $albe, oietleidjt baS fchönfte Serggut beS
SafelbietS. Socf) mir tommen bamit ooti bem Sterna ob, ba§
uns jur Pflicht macht, uns öom tßafjroattg nicht attju roeit ju
entfernen.
Ser Sau ber ©trajje öon SJtümliSroil ins Seinroitertat,
bie in biefen Stättern mieberbott ermähnt mürbe, oerbient eine
etroaS eingebenbere Srörterung. Senn er ift ein bejeid)nenbet Sor=
fall auS ber 3 f it ber alten Sibgenoffenfcbaft unb beroeist in feinen
tonfreten 3ü0 en beffer atS eS lange Stbftraftionen oermöcbten, in
roaS für einem Serbättnis gelegentlich bie getreuen lieben ©ibgenoffen
ber alten 3eit 5 U einanber ftanben. ©ototburn hatte ficb längft
im s Jiorben ber ,£>auptfetten beS 3uta feftgefe^t. Stile feine ©e=
bietSerroeiterung im Ütorben beS ©ebirgeS gingen auf Höften SafetS,
benn eS mären auSnabniStoS Sefifcungen, auf bie unfere Sibeinftabt
rechtlich ober moratijd) begrünbete Stnfpriiche erhob. ©S ift fd)on
bie Sermutung geäußert roorben, hinter biefem Sreiben höbe Sern
geftanben in bem ©inne, baß eS ©ototburn carte blanche für
Srroeiterungen nörblich Dom 3ura gab unter ber Sebingung, baf}
biefeS SentS StuSbebnungSpoliti! an ben Ufern ber Stare unb bis
jum Seman nicht ftöre.
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©ei bent wie ifjm motte. Ser Äanton Solothurn beftonb uitb
befte^t aus gmei butcf) beit hohen Surawatt fd)arf getrennten Seiten.
©S nutzte hüben ttnb brüten com SBerg ftetS baS ft arte 23ebütfniS
nach einer rafdjen, bequemen Sßerbinbung hefteten. Sie itiatur
bietet eine foldje nicht. Ser bireftefte Uebergang führt con ©oto*
tfjurn baS ®äu hinab bis Denfingen, burd) bie ÄtuS hinein nad)
33atsthat unb ÜDiümliSmil unb con ba ftreng norbmärts hinauf
ginn ©attet ber Sßafferfatle, taufenb 3J?eter über 90?eer. Sine
ÄapeÜe im rauhen Sergmatb begeidmet bie ißafshöhe- lieber bie
Urfadie it)reS 23aueS erfährt man, baff eS fid) um einen ^oftien»
raub in fototf)urnijd)en Sanben in ben 1650er Sagten fjanbett.
Sie Siebe, bie fpäter bem ®atgen unb 9?ab oerfielen, warfen auf
ihrer flucht bie §oftien auf ber SBafferfafte fort, fßaffanten ent*
bedten fie, unb fie mürben itt einer hochfeierlichen, mehrtägigen,
fird)tid)=metttid)en ©otennität roieber an Ort unb ©teile gurüd*
gebracht.
Siefer ißaff über bie SBafferfalte ift überaus befdimertid),* gur
SSinterSgeit auf weite ©treden hi« mit einer ftarfen GiSlrufte über*
gogen unb ungangbar. Stud) entfprad) er ben SSebürfniffen ©oto*
thurnS nicht, weit er auf SaSler ©ebiet, fReigotbSwit, münbet.
Sie eigentliche SSerbinbung, ber ^anbelS* unb ÜDiititärmcg, fdjon
gur Slömergeit eine ^eerftrafje, führt mit weitem Umweg nad)
Often unb gu einem großen Seit auf SSaSter ©ebiet con SatSttjat
über SBalbenburg unb Sieftat nach öajet: ber Obere ^»auenftein.
58on hier geh^ 3 bann «ft twd) mehrere ©tunben weit birSaufwärtS
bis in bie norbjuraffijc^en Sänbereien ©otothurnS, houptfächlid)
ehemalige 9?otbergifd)e unb Shierfteinifche 53efijjungen. So blieb,
wenn man baSterijcbeS ©ebiet umgehen wollte, eingig ber Ueber*
gang con ÜDfümliSmit an ben ißajjmanghöfen corüber nach ber
Satfdjaft töeinwit. 3n>ar wenn man burch baS gange Sat hin-
unterging bis in bie ©bene con Saufen, fo ließ frembeS ©ebiet
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fidf and) nicht umgeben. S§ mar fürftbiftfjöflid) ba?lerijd)cr ©oben
auswärts Dom Schloff 2hierftein. Slber mit bem geiftlidjen §errtt
Dertrug fi<f) in her Sieget bie fathotifche Stabt jelfr gut. Unb
überbieS tonnte baS ©iStum jur Slot umgangen loerben auf leib*
lieben SEBegen, bic (Stjchmil mit SDfeltingen ober ©üfferad) mit 9iurt=
ningen Derbanben. ®aS waren wohl bie ©fabe gewejen, auf benen
1499 bie ©olothurner Knaben Don bet SDlargaret^enfilbe jum ©nt=
faße $ugiS nad) Sornad) geeilt waren; hier $otte 1,10,1 °ud) 5 ur
3eit beS ©algenfriegS 1531 gearbeitet, um für ®e)d)ü| fahrbare
©erbinbungen ^eräuftctlen, als man auS nalfeliegenben ©rünbeir
wünjehen muffte, ©aSler ©oben ju umgeben.
Stber für ben einträglichen ©crfel)r, für Ipanbel unb für
SEBarentranSporte tonnte Don einer anberen ©erbinbung jwijchen
©afel unb Solothurn nicht bie Siebe fein, als über ben Oberen
•fpauenftein. SDieje Straffe, obwohl and) bi» weit inS 18. 3ah r =
hunbert hinein nichts weniger als bequem fahrbar — fie würbe 1738
bis 1760 fdjlecht genug forrigiert — war ber Kanal, ber bie ganje
SBeftjdjweij mit ben über ©afel eingeführten Srjeugniffen ®eutjd)lanbS
unb f5 IQ ntreid)S Derforgte. QsS tarnen ba Don unentbehrlichen Slah=
rungSmitteln in ©etracht Frucht unb SEBein auS bem Slfajf unb Sal$
aus fiothringen. ©afel hatte als Stapetplaß an bem U«h rrDe t en unb
an allem, was brum unb bratt hing, einen beträchtlichen ©erninn.
®aff bie Konjumenten, bie aud) bieS in lebtet fiinie bejahten mufften,,
ihn gerne unbejahlt gelaffen hätten, wirb man ihnen Derjeihen.
Slnt 31. Sanuar 1729 berichtete ber folothuruijche ©aljbirettor
Sunter Siubolf bem ©ate feines hohen StanDeS, waSmajfen baS
©aSlct 3olIamt oon jebem nad) ©olothurn beftimmten burch*
führenben Saljfäjfli fechS ©aßen 3°ß abforbete. @in ©leiere» fei
gegen ©ern gegeben. $ier aber habe eS nur ber @injprad)c beS
Schultheißen oon ISrlad) beburft, unb bet 3°ß fei auf brei ©aßen
gemilbert worben. Slud) ©olothurn habe burd) feine ©pebiteure
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<$ebrüber äRüller reflamieren Iaffen, eS fei aber baS @(iicf bent
Roheit ©tanb |’o günftig nicht als bem löblichen ©tanb Sern ge=
wefen. SDian habe in Safel bie Meinung, wenn Solothurn an
bet Sache gelegen fei, fo werbe bie Regierung jelber Schritte gu
tun roiffen. SEBenn nun ber Sftat an Safel baS gehörige ©ollicita*
tionSjchieiben abgehen laffen mochte, fo berichtete ber ©aljbireftor
weiter, fo lönnte auch beigefügt werben, baff an ber S ortcn benen
Fuhrleuten ein [tarfeS SEBeggelb, als brei ©olS per F u ber geforbert
unb hiermit bie Fuhren hintertrieben werben. 3m übrigen märe
Don SRöten, bah |jerr SEBallier oon SBenbelStorf, ber ben Jraltat
mit ben Herren FemiierS son Lothringen gemacht, baS ®efcf)äft
bahin leiten unb ju refommanbieren trachten möchte, baß hoch bie
Führung recta auf SDornecf unb nicht in Safe! abjulaben befohlen
würbe. S)ann eS 3- ®n. großer SRußen fein mürbe, mähen bie
Fuhr aus ®otned auf Safe! fünf Saßen per Fah foftet, auch bie
^ßrooifion in Safel mühte bejahlt werben.
Sachbem fo Siubolf referiert unb jeine Anträge gefteHt hatte,
erftattete ber Dielgereiste 91atfcßreiber Sah in feiner Eigenfcßaft als
©efretär ber ©aljbireftion Sericfjt über ben SBeg Don Sartenheim
bis ?lfljcbmil. S)et 9iat fonnte fid) nicht entfcßüehen, einem Dont
löblichen ©tanbe Safel ju erwarten habenben SRefuS entgegen ju
gehen unb ein ©ejuch um fperabfeßung beS ©aljjolls objufenben.
ESagegett würbe ber ©aljbireftion aufgetragen, baS ®ejd)äft ju
überlegen, ju beraten, waS bieSfallS am SEBägeften unb Sftüßlichftcn
fein möchte unb bie Einrichtungen barnach ju treffen.
3m 3J?är§ unb im SOfai beS gleichen 3aßreS hatte fich ber
9tat bamit ju bef affen, bah Safel für 163 F°h Lothringer ©alj
mit ber Seftimmuug Solothurn einen 3)urchgangjoll Don fechS
guten Saßen per ©tiid unb überbieS 5 */* fireujer SEBagengelb be*
anfpruchte. 2Jian befcßloh bieSmal, ein SemonftrationSjcßteiben an
ben Sßein ju fenben. 3 lI 9ieich nahmen bie ©olothumer Herren
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mit Vergnügen baoon Stenntniä, 3. fiirftl. ®n. beä Sifdjofä Dort
93afel fßremier*'Diinifter 33aron Slamfcbroaag molle mit Slnerbietung
eine? leiblichen 3°Eß ober SEBeggelbeö bie Strafe über Sllljcbtoil
clfo einrid)ten, baff man fiinftig nic^t mehr über Safel, fonbern
über SReinad) ba§ ©alj haben fönnte. SSaÜier Don SBenbelötorf
mürbe bejeiebnet, um mit 9iamfd)inaag bie tüerbanblung ju führen.
<£r mürbe babin inftruiert, bajj Solothurn att bem Sau ber ge*
planten ©trape ficb gerne beteilige; auch füllte er trachten, ju Der*
nehmen, roaS man Dom ©tüd (Fajf) forbern rootle.
®er ©ebanfe, bie Straffe über 93afel aufjugeben, mar feineSroegg
<janj neu. SBielmebr butten bie ^nbrleute längft berauägefunben, bafj
man 23ajel abfatjren unb bamit bie ßagetbau?gelber fparen fönne.
9iact)bem am 12. SioDembet 1727 ©ajel terfiigt batte, baff burd) ben
Äaufbau§fd)reiber Dom F Q fi ©alj fecf)8 fflapen eingeforbert unb be*
jogen roetben foflen, mirb am 12. 3uni be§ folgenben Sabreä bem
rooblioeifen £)errn Sürgermeifter amtlich h'nterbracbt, ber Stauf»
bausftbreiber habe elf Söagen mit 27 gaff ©alj Don ©t. Slmarin
über Mfdpoil fommenb, burd) feine auägejanbten ©olbaten bei
Sinningen angetroffen, ba fie an ber ©tabt Dorbei längs ben
©unbelbingen nad) Sleinacb fahren roollten. $ie gubrleute feien
angebalten unb Dor baä ©teinentor geführt morben. SDie Sauf»
bau§b«ren Derfammelten fid) unb ließen bie SJiärtner Dor fitb führen;
fie hielten ihnen Dor, mal bieS für ein greoel fei, bie orbinari
3oflfiätte ab 5 ufahren. 35ie fieute roiefeit aber ju ihrer Siecht*
fertigung einen mit Sir. 72 Derfebenen Frachtbrief Dor. 3b n ^atte
ein geroiffer Slieuret in ©t. Slmarin auSgeftellt, ber auch bie Fub t:
leute befteßt unb bejablt unb ihnen expresse befohlen hatte, neben
ber ©tabt Dorbeijufahren. 33ie F e btbaren erllärten, e3 fei ihnen
bieS leib genug, muffen ber Slbmeg allju groß, ©ei ein Fehlet
gegeben, fo moflten fie in ©otte§ Siamen ihr ©alj in 93afel ab*
laben, man fönne bamit machen, roaä man moHe.
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Suf ein ©utacfeten ber SDreijehnet Werten, benen bet 8ericf)t
bet gufjtleute unterbreitet worben wnr, tiefe bie Sagerfeouabireftion
jwei ber SEBagen mit fünf Fafe ©atj famt bem c. v. SBieh unb
ben Fuhrleuten anfealten unb im SEBirtäljauä junt fpirjen einfteflcn.
Stm Nachmittag würben wieberum 13 SSagen auf bem nämlichen
S33eg angehatten. Such baooit würben jwei SBagen mit fünf F°&
©atj famt gutjrteuten unb c. v. ®iefe im SBirtähauä junt öären
eintogiert. 3n feinem 93erid)t an ben Siirgermeifter unb bie Nöte
über biefe Sugetegenljeiten macht ber ftattfbausSfchreiber befonber8
auch barauf aufmerlfam, bafe ber erwähnte Frachtbrief bereite ber
72fie ift, ber mit ©atj nach Neinach gefanbt wirb. @8 erfcheine
bamit Härlich, bafe jcfeon eine grofee Snjahl ©atjfafe neben ber
©tobt borbei müffen geführt worben fein. $arum wäre eine wün*
fchenSmerte SJJafereget, fo meint ber &aufhau8jcfereiber, wenn ber
93efet)t erteitt würbe, bafe ohne 3e<tbertuft bei Sinningen wieberum
einige ©renbel, wie früher fchon welche ba ftanben, gejefet unb in*
jmifcfeen burch bie ©otbaten bom ©teincn* unb ©palen tor fteifeig
patroui fliert würbe.
Cf) ne 3 roe >H hohen bie SaufhauSbirettoren mit Siecht eine
Umgehung ber ©tabt burch bie ©atjfuhrteute at8 eine ftehenbe
Sinricf)tung betrachtet. Sin Fuh r monn Fatob ©chmib melbete im
Suguft 1728 bem ^aufhauSfcfereiber SSenebift ©ocin, bie Noute
füblich oon ber ©tabt werbe feit fünf Fahren benüfet unb e3 feien
nach feiner ©«häfeung woht taufenb ^Jäffer bajelbft paffiert worben.
Sin 3»tter unb ©pebitor in ©otothurn gab nach ben Sufttärungen
@chmib8 bie Raffer ju laben, unb ein gewiffer SJieier in 3)ornach
empfing fie.
©o hotte 93a}et nicht gerabe @runb, fotot^urnifcfjen ©atj*
fuhrteuten gegenüber fein erhöhtes SBagengelb hetobjujefeen. -Dian
barf bermuten, bafe bie Kenntnis bon bem SBeg, ben biete ©atj*
tranSporte fuhren, auch mitwirtte, atä ber Nat bon ©otothurn
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barauf oerjicfetete, ein <Sd}retben um ©erminbcrung bet ©ebüferett
nad) S3afet abgeben ju taffen (f. ©. 91). 51flein 20afet tonnte @r=
Hebung eines feöfeeren 3olteS aucfe fonft begtiinben. Urfprüngticö
batte man oom 3*ntner fecfes Sreujer bejogen, oon einem
jecfeSjentnerigen alfo fec^S Saßen. ©ei biejent ©aß roar e3
geblieben, obroofel bie fjäffet immer größer unb fcbroerer mürben.
„®ie lotferingijcfeen germietS machen bie gafe faft noch jo groß"
als ju bet Seit; & Q bet 2)urcfegangSjolI feftgejeßt mürbe, roirb im
Safer 1735 oon Snjel auS bie Grfeöfeung ber ©ebüfer gered)tfertigt.
Sluf bie Gntbedung biejer 9iebenftrafee über ©inningen unb
9Jeina<b folgte am 7. Stuguft 1728 ber ©atSbefcfelufe, bie 3oHer
ju ©t. Satob unb am Slefcfeentor Ratten folcfee naefe ©olotfeurrt
fabrenbe ©aljroagen anjubalten unb inS ÄauffeauS ju roeijen, roo
man tfenen jebn Saßen SBagenjott forbern metbe. ®er ©oll*
ftänbigteit roegen erroafenen mir, bafe ©afel bie 1728 eingejogenen
Suferleute unb ©ferbe naefe turjer 3”* laufen liefe. $)aS ©alj
aber mürbe jurüdbebalten. ©rft im 3luguft 1769 mürbe es oom
bijd)öflid)en ©afjfcfeaffner granj 9lttton ©öß in 9teinad) in @m*
pfang genommen. ®ocfe finb „bei benen XranSoafietungen bie
äd)ten ©umeroS oerloren gegangen" unb es mürbe blofe baS ®e»
toiefet beS oor oierjig Saferen tonfiSjierten ©aljeS juriiderftattet.
SDaö ©tubium, baS bie ©olotfeurner ©aljfeerreti ber ©erlegung
ber ©trafee toibmeten, füferte halb ju feften ©orfcfelägen. 91m
17. 91uguft 1729 featte Sunfer ©ubolf angebracht, auS fiotferingen
feien in Sornacfebrud 800 gäfelein ©alj angetommen. ©oit ifenen
lägen ein großer $eil auS ©Jangel beS Sogements, jroar bebedt,
unter ber Sinbe. Ss märe fefer nüßliefe, in ber Sammet ©einmil
ober in ©üfeeraefe ein ©aljmagajin auSjubauen, bamit baS ©alj
bei ©erbefferutig beS SEBegeS über ben ©aferoang bis naefe ©alftal
tonnte gefiifert roerben, in Slnfefeeti bie 3°^ bei meitern niefet fo
feotfe fteigen mürben, als menn man baSfetbe burefe baS ©afelbiet
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führen füllte. 9iun beauftragte bet 9t at bie ©aljbireftoren, bag
SSorhaben ju beroerfftelligen unb bie nötigen Sefeljle unb ÜDliffioen
ergeben ju taffen. 5lm 7. September traten bie fetten bemgemäfs
xeferierenb not ben 9tat. ©ie legten ein ausführlid)eg 9ftemorial Dor
über bie Slnlage ber ißajfroangftraffe. 2 B ag bie Abhilfe für bag im
freien liegenbe ©al$ betrifft, fo beantragten fie ben Sau eineg
©aljlagerhaufeg in Sornach an ©teQe ber Grotte in ber Äanjlei.
S)iefer Sorfchlag mürbe in sessione angenommen. Sann mürbe
bag Slemorial Detlefen unb ber roeitere Auftrag erteilt, bie ©alj=
bireltion möchte einen Sotanfdjlag über ben Sau ber ©tröffe aug*
Arbeiten, „mag für SOtagajing unb Slblag ohne Slntauf einiger
Jpäufer oonnötlfen ober gemietet merben foöte, roie oiel eint unb
aubereg, abjonberlid) aber bie SBeggeinridjtung über Sajdjroang
foften möchte."
Slud) bieg jeheint beförberlid) gefcf)eljen ju fein. Sie ©olo»
tbumer fRatgmanuale, aug benen biefe Eingaben jutn Seil roörtlid)
geköpft finb, enthalten batüber nichts. Soch fchoit im Sejembet
beg nämlichen Sahreg oernimmt man, bie (Hemeinben Sreitenbach
unb Siifferach füttert bie am Sau bet Straffe ihnen jugebadjte
Arbeit anfänglich Derroeigert, banach aber, alg niemanb mehr
gegen, bie befagte Slrbeit juft bem SBefe^l juroibet gemacht. Unb
^roar roirb biefe Silage Dorgebracht üorn fRatglfenrn Sugginer im
Sluftrag feineg ©chmagerg, beg Sauherrn unb Sngenieurg Urg
3 ofef ©urp, bem bie fß(ä ne für bie neue ©tröffe unb beten Sau
roaren aimertraut morbeu. Ser Sogt Don Sljierftein mürbe an»
geroiejen, bie roiberhaarigett ©chmarjbuben, menn fie nicht Hein bei
gäben, ju türmen unb bem 9iat übet beten Serhalten ju berichten.
Sagroeimern unb Sebürftigen aber, bie an ber Straffe fronunggroei»
arbeiten, fei im Sag ein fßlappart für Srot ju Derabreichen. SJloch
im s JtoDember ging ben Sögten Don (Hilgenberg unb Shierftein bie
SBeifung ju, fie möchten ihre Slmtuntertanen 5 U {fronungen für bie
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— 96 —
neue Straffe and) weiter als blofe im ©emcinbegebiet oeiroenbeii,
ba bie in ber Sammer Seinmil foldjeg ?lmt allein ju oollführen
nicht genugfam mären. Sie Aufgabe ber gronarbeiter beftanb
barin, auf Slnmeifung beg Sauherrn ©urp an ber neuen ©trafje
bie auggeftedte ÜSeite forgfam ju machen, bie @rbe aufjufjeben, bett
Soben mit gtojfen nnb anberett Steinen ju »erfüllen unb gfeich*
moht einen fatten unb bauerhaften 2Beg ju machen.
Son ©chmierigteiten mit ©fpropriationen unb begleichen üer=
nimmt man bei biefem ©traffenbau menig. (Stnmal ift baüon bie
Siebe, baff bie Serbefferung ber Straffe auf bem Selb ju
ligroil bunh einige Slecfer burchgehe unb ben Sigcntümern ber
©djaben oergütet werben müffe; ein anbermal, baff in Süfferach ein
fleineS unb fd)(cd)tcä ^päuSlein müffe erlauft unb gejcpliffen roerben.
Siicpt ganj (eicht lam man bagegen ins Steine mit bem hothmürbigett
Soabjutor Sluguftinug ju Seinroil. Siejer geiftlidie £>etr beftürmte
ben Stat unb beffen Sommijfion mit Slagejchreiben, baff man bie
neue ©trage unten im Sal bem Süffelflüfflein entlang führen unb
nicht ber alten Stichtung folgen wolle, wobei bag etwa 25 SJteter
über bet Salfolfle gebaute Älofter an ben 2öeg wäre ju liegen
gelommen. Sllg man mit Siecht oon biefer Einrichtung, bie eine
oerlorene Steigung ohne jeben oernünftigen ®runb gefchaffen hätte,
nidjtg wiffen wollte, erbot fiel) ber Soabjutor fogar, bie obere
©traffe in beg Slofterg eigenen Soften einjurichten. Sluch bieg
oergebeng. SÖenig grijffern Srfolg h atte einige 3ah te fpäter im
Sebruar 1734 ber in Seinmil begüterte Srigabier Sefenbal. Sief er
glaubte eine ®ntfd)äbigung beanspruchen ju biirfen bafür, baff bie
Zufahrten ju einer neu gebauten Srüde burch feine SJiatten follten
geführt werben. Sig bahin mar man burch, nicht über ben Sach
gefahren an einer anbern Stelle als wo fegt bie Srücfe ftanb.
Sefenoal Sprach barunt bie fwffnung aug, man werbe ihn wie
anbere anfehen unb einen billigen Slbtrag fdiöpfen. Ser Stat ent*
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feilieb, bie ©trafje werbe }o nuSgeführt, wie fie auSgeftedt fei.
SBenn fid) nachher jemanb ju erflogen t)älte, fo werbe fief) bie
Sehörbe nicht hinter ben ©chratif fteden. S33aS für praftifdje folgen
biefer Sefcheib tjatte, ift unbefannt.
ÜRetfwürbig ift ber Umftanb, baff jroei mit bem Sau ber
©trafje in Sejiehung ftehenbe, für jene 3 e <t nicht unbebeutenbe
Arbeiten in ben amtlicfjen S3erict)ten nur beiläufig erwähnt werben:
ber Sau ber Sangen Srüde oberhalb @rjd)wil unb bie ©ntwäfferung
bet Sümpfe beim 5)ürrenaft r in bet Oegenb beS heutigen SReuljäuSleinS.
„Sange Srüde" Reifet heute nod) eine 3el3jd)lucht etwa 2 Äilo»
meter oberhalb @rfd)wil im SBalbe. ©ie ift jo eng, ba& in ihr
nur ber Sach 9taum finbet. ®arum flieg bet alte ©aumpfab
hinauf bis jur $öhe ber litterten auf bem rechten Süffelufer, unb
jenfeitS, flufjaufwärtS, wieber hinunter in bie bewohnte lalfohle. 5)iefe
falfche ©teigung oermieb ©urp baburd), bafj er ber Sänge nach
über ben Sad) etwa 30 SQieter lang eine Srüde wölbte. 2)iejeS
333erf würbe als wahres ÜBunber angeftaunt. ©o fdjreibt noch in
ben breifeiger Sohren beä 19. SahthunbertS in ben „ßJemälben ber
©chmeij" ber biebere ©trohmeier: „55a... fcheinen auf einmal
hohe fenfrechte 3rel8mauern ben 28eg ju Berrammeln, bie 225 fjufe
fortlaufenb unb !aum 10 gufj öon einanber fteljenb einer Straße
jur ©eite beS fJluffeS nicht 9iaum (affen. Sftach bem fßlan beS-
Sauherrn ©urp würbe bei Einlegung ber neuen «Strafee über ben
ißajjroang in biefer geljenfchlucht über bie Sänge beS Q’tuffeS eine
120 jjujj [ 011 ge Srüde lünftlid) hineingebaut. $aum bcmerlt man
ba$ in ben ©ngpafj h'neingejwungene merfwürbige SBerf, welches-
ben 9t amen Sange Srüde führt."
Safob Schließ ber Süngere, SUauret ab 9iüttinen, ber bie
„lange SluS*Srüde am neuen 2Beg int Seinmiler $hal" im Set-
bing ju machen über fid) genommen, bamit aber im ©chaben ju
liegen oermeinte, bat im Suli 1733 ben 9tat oon Solothurn, et
fflaätcr 3at)r6u<fj 1903. 7
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— <18 —
möchte bod) burcf) unparteiijdje IReifter baä ÜJBcrf unb bie ?Xrbcit
bcfidjtigen unb ben Scfiaben jcftäfteit taffen. Die Stommiffarien ä u
ber Strafte berichteten aber, er habe ben SBerbingafforb nidjt beob»
ad)tet unb man Ijabe ifjm barum 60 'ißfunb eiubefjalten. Da befdjicb
itjn ber fRat, er folle ba§ (Srntaugelnbe roabrjdjaft madjeu, fonft merbe
e§ auf feine Soften befurgt werben. ÜBiebcrtjott liod) roenbete fid)
Schneft mit feinem Anliegen an bie '-Bewürbe. Die Herren ftomntif*
Arien roiejeti aber entgegen feiner 53ef)auptung, baft er bie iöriiete, rr>ie
fie itjni aufgeftedt mürben, nerfertiget Tjabc, nach, baft er bieS feinet
weg* getfjan, fonbern nad) feiner Sommlidifeit geftaubelt. Da mürbe
er mit feinem Segeljren für ein» unb atlemat abgcmiejen.
fRicftt einmal jo niel erfahren mir oou ber Verlegung be§
©tväftd)en3 beim Dürrcnaft. Der urjprünglid)e 3Bcg folgte Don
ber Stelle beim |>of (Srütt, ungefähr mo bn§ Sogcntal unb ba3
Dal be3 Dom töucftenljof nieberfommenben Söafferä jufammentreffen,
bem fdiroacften jRinnfal be§ lefttern öadieä. 28o jeftt eine s ilrt
Dalfefjel fidt weitet, tag bamalS ein Sumpf. @m am CSnbe bc§
16. Saftrljunbertä ergangener ©ergfturj, beffen Spuren am fRoten
(Srütt auf ber linfen Dalroanb nod) beutlid) jn jeljen fitib, hatte,
tuie weiter uorn ermähnt, bie (Seroäffer geftaut. ©leidijcitig mit
bem 58au ber auf Damm angelegten neuen Straße, bie
jeftt bem 9lbf)ang ber linfen Dalfeite entlang aufwärts geführt
tourbe, entroäfferte man ben Sumpf unb gewann fo eine weite
Strecfe frudjtbaren SanbeS.
90?it 9tufang 1732 fdjcitit bie Strafte, foweit ber Uebergang
über ben fßaftwatig in ®etrad)t fonunt, fertig geftellt geroefen gu
fein. SBeil fie burd) Stblaffung beS fjwljeä im 9tobi»eggberg Der»
fdjleipfet unb Derberbt toitb, weist ber fRat ben 93ogt Dott Ralfen»
ftein an, alles lotsen in gejagtem fRobiSeggberg fowoftl ob als
unter ber Straft allerbinge unb bei ftödjfter Strafe unb Ungnab
ju Derbieten.
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9iicf)t lange bauerte e3, jo fingen für Solothurn aud) bie
Sdjattcnfciten be3 Sfuraiibergang? an merf'bar ju roerben. 3m 3af)t
1 736 metbcte bec Pogt üon Sornad), ei fei eine große Quantität
<Satj au3 Sotßringen für Sern über Sornad) unb beit neuen 2öeg
geführt roorben. 3°^ D ^ er S33eggelb aber tjabe man bafür nicfjt
bejat)(t. Saratif befd)toß ber 9tat, oon benen burdjfaßrenben
SBareit unb Satj feinen 3°fl< 1D0 ^ aber einen Paßen SBeggelb
oom 29 a gen ju forbern.
9Jod) immer t)ing aber bie Paßroangftraße meßt ober minber
in ber Suft. Sie fffortfeßung nad) bem S3i$tum ließ troß ben
Perfprediungen 9lamfd)roaag3 nod) immer auf fid) märten. 93ei einer
fionferenj jroifdjen bem bi}d)bf(id)en Sonfeilter Seder unb breien
fototßuruijdjen delegierten loegen 3 ür tf e ß lin 9 ber Straße burd) bie
Pogteicn 3 nj *“S c n, Pfeffingen unb Pir»ed mürbe mitgeteitt, ber
Pijdjof fetje fid) leiber roegen ®etbmaugel3 außer Staube, bie
Sadje jetbft oorjuneßmen ; er übertaffe ei aber bem löblidjen Stanb,
ju oeranftalten, baß für biefe-3 'JOtal „an beit notßigften Orten bie
Petbcfferung jur ISinricßtung biefer Straß“ gefetje^e. Saä au**
gegebene ®elt> t'önne entmeber am Soljjofl bureßgeftridmt ober gar
refunbiert merben. 2tm beften märe e3, bie Straße burd) baä
granjöfifdje über Ploßßeim 51 t führen. Stuf bieje Üüöeije mürbe
gegen ben SBeg über Purgfelben eine gute Stunbe gemonnen. 3it
Solotßurn jeigte man fid) über biefe Stitäficßten menig erbaut.
SUJan ßatte nieftt oerßofft, oon burd)gefüf)rtem Salj einen 3°ß
ju jaßten fdjutbig ju fein nnb tarn fd)tießlid) überein, baß ber 3 otl
über bie neue Straße beibjeitig atfo eingerichtet roerben fotle, bamit
bie fjußrleute ineßt angejogeit al§ abgetrieben mürben.
Stießt oßne Sorgen hatte man alle bie 3eit ßer in Pafel baä
Gntfteßcu ber Straße übet ben paßroatig oerfotgt. frfjeint
nidjt bloß bie Qwtßl uor materiellem Perluft geroefen 51 t fein, bie
biefe Sorgen roedte, fonbern nod) oiet meßt Siebenten politifcßer Statur.
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SDtan feielt bet unS DieOeicfet in aCtju fchroarjfefeerijcher ©timmung betr
©tanb ©olotfeum nicht für ben einzigen Urheber unb görberer ber
©trafee. an roar ju biefer 3 e >t in 93afet ofencfein in banger
©orge roegen Qrrroeiterung ber |>üninget gefeftigungen. „®aS
Dorhabenbe gortififationS=(5Etenjum ju Rüningen," liest man in
einem grief beS ©tabtfctjreiberS granj Sferift Dom ©ommer
1731, „unb bie ©träfe burcfe baS ©olotfeumijcfee fommen m. gn.
£>. u. 0. unb ber ganzen gurgerfcfeaft je rnefer unb mehr bebenflitf)
Dor . . . giele halten bafür, bafe @inS mit bem Anbern lombiniert
fei unb bafe foroofel in ©rroeiterung ber gortifilation als ger*
fertigung beS SBegeS ein 3 roc cf malte unb eS Don ©eiten granf»
reid)S bafein abgejcfeen, fiel) beffer ju Rüningen ju fefeen unb mit
ben !atfeolifd)en ©chroeijern näher gu Derbinben." Stuf ber Sag»
fafcung gu gaben im 3uli 1731 gelang eS ben gaSler ©ejanbten
©amuel SÜterian unb Sodann 9iubolf gäfcfe, aud) bie Vertreter
non gern unb 3ütid| jg r i{j te 0 a d) e gu erroärmen. Sieje gaben gu,
bafe ifetien bie Angelegenheit urfpriinglid) nicht jo bebenfüd) ge*
fefeienen hatte, roie anjefco bei Anhörung ber baSlerijcfeen gebenlen
unb bebauerten, bafe man fie connivendo jo meit habe fommen
laffen. 2öie aber gu remebieren, ba fei guter 9{ at teuer. 9Jtan
gog aud) ben faijerlidjen Abgejanbten ins ©efeeimnis, fam aber
auch mit feiner £>itfe über bie SrfenntniS nid)t hinaus, bafe man
bieSmal gu fpät aufgeftanben jei.
@in3 fonnte man freilich tbun, um ben gerfefer ber alten
©trafee über ben Obern tpauenftein gu erhalten. SDtan tonnte bieje,
bie längft in fläglidjem guftanbe mar, fahrbar einrichten. SDaS
gejdiah in ben 1730 er Saferen, roie man beS genauem in ben erften
Stummem ber gaSter 3 e itfd)tift 1901 einem Auffafe Dr. gurcf*
fearbt»giebermanuS entnehmen mag. SSeiter roanbte fiefe im ©ep*
tember 1735 gafel an gern mit ber Aitfforberung, jefet nicht ben
neuen ©ololfeurner 3öeg für bie ©algtranSporte aus Sotferingen gu
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'henüfjen, fonbern auch im finanziellen 3nteteffe be? SDtitftanbe?
beim |>auenftein ju bleiben, ©teicbjeitig erhielt Sern eine fetjr
beträchtliche Stebuftion be? ©alzzotle?. ©o ^atte bet Sau bet
Sahmangftrahe mitgeholfen jut l)örf)ft notroenbigen Serbejjerung
be? Uebergangä über ben §auenftein. Der Umftanb, bah bet
Sijchof bie nötblidjen Sugänge nicht rechtzeitig anlegte, gemährte
ben Sa?lern eine griff, um ihre alten Sunben an fich z u frffUn
unb ohne großen ©chaben fich au? ber Angelegenheit zu Z' e ^ en -
Auherorbentlich lohnenb märe e?, noch einige anbere ©freit«
punfte, bie zu biefer $eit ber ©pannung zroifthen Safe! unb ©olo*
thurn ben 9iat?herren hüben unb brüben zu benfen gaben, in biejem
gujammenhang zu erörtern. Doch ber geneigte Sejer ift fchon jo
lange aufgehalten roorben, bah wie mit furzen Aitbeutungen un?
begnügen müffen. Sejonber? oiet boje? Blut machte ein $a»bel,
ber fich mieberholt mit ber Angelegenheit ber neuen Straffe freugte,
roeil bie nämlichen S er fonen babei beteiligt finb, aber eigentlich oon
ihm unabhängig unb ganz fetbftänbig ift. Um bie geif, ba roegen
Srhöhung be? Durchgang?zolIe? in Sajel bie ©olothurner Stage
führten, juchte ber genannte jolotljurnijche Statjchreiber Sah in
jeiner (Sigenjchaft al? ©efretär ber ©alzbireftion z roe i Siften mit
»errufenem ®etb in Sajel umzuroechjeln. @? maren angeblich
®iünzen, bie beim obrigfeitlichen ©algoerfauf eingegangen maren,
unb im ganzen 1490 Sronen. (Sin jolcher Stöechfel aber ging gegen
bie Sorjchrijten, oon benen man freilich in ©olothurn behauptete,
fie feien erft erneuert morben, naebbem Sah ba? jchlechte ®elb
oerjucht hatte anzubringen. Auf ©runb biejer Sorjchriften mürbe
ba? ©elb im Saufhau? oerarreftiert unb bem gi?co zuerfennet.
Da? Sechalten Sajel? mürbe in ©olothurn als fehr hart
empfunben. Doch behielt man genug falte? Slut, um ben (Snt*
mutf zu einem Sefctjroerbebrief, ben Sah bem State »erlegte, al?
.„in einigen terminis zu ftarf" zur Umarbeitung zurüefzuroeijen.
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2lnt 9. grimm 1731 mürbe Doti beti fflerner (Scfjult^eigen ü. Srlacf)
uub 0. Steiger ber Sntrourf eine? Schreiben? an Söafel bcn Solo»
thurnern oorgelegt; ^)err alt Schultheiß Sutlj o. Steinberg rühmte
baoou, eS jei „in joteben glimpflichen terrninis begriffen, baf? 3l)ro
©naben baefelbe pro bono pacis annebmen tonnten." Heit Stimmen»
mebrbeit mürbe eS jur 2$erjeubung angenommen. 2118 aber ©aß
c8 in feiner Kanzlei ruhig iiberla8, fo fat) er, baß er eigentlich
perjöulicb al8 ©iinbcnboct ben 23aSlern bargeftellt roerbe, miihvcnb
er nur bie 2lufträge feiner Herren au8gefüt)rt hotte. Sr befanb
ben 23rief „feiner Shre uub gutem Seumunb 311 nahe tretenb.“
2S>ieberholt mußte er oor bcn Siäten oorftellig merbeu, bi8 man
bejdfloß, ba8 ißiojetPSdfreiben nicht abjujdfiden unb ba8 ©efdfäft
einftmeilen in suspenso ju (affen. 3)ic ftanjlertrifiä mar be»
fchrooren.
2lber ba§ mar nicht bie einzige geige bc8 Streites um ba8
Saljgelb. gn ber gleidjeu Sijwng be8 Solothurner 9tat8, am
31. Oftober 1730, mo man in ber Sadie pro ultimato ein
Schreiben an 23ajel fcefdilog, mürben jmei Hiitglieber beauftragt,
„äufaiumenjutreten unb über bie non ben sperren 23ir8öogten ein»
gejanbten ©ulten unb ©iiter, rocldfe bie 23a8lerijd)cn Herren non
©ürgern unb Unterthaucu in jolothurnifchcu ilanben aufgerichtet
unb anertauft, ihre ©ebanten sujammet^ubringen unb felbe bem
9anbjcbreibcr 31t eröffnen." ®amit beginnt eine obrigfeitlidje gagb
auf baelerijchen 23efih im Sulothurnifdien, ber um fo roeuiger
ritterlich auSfieht, als SBafel teiuerlei Htöglidfteit fanb, an jolo-
thurmjehem ©ut auf feinem ©ebict fich jdfabto? jn holten. 2(nf
bie 2lnfragen be? 9iat8 antmortet 3. 23. ber Sanboogt auf garnSburg
u. 21.: „t£ie ©olothuvnifchen befißen in m. gn. .£>.$. ©ebiet ju 2lnmit
nichts." dagegen tonnten jene beiben Dtatebelegicrten in Solothurn
am 8. Hooember 1730 mitteilen, „baß ein gemiffer |jerr greif
au8 23afel ein anfehulid) ©ut in ber |)crrjd)aft Sortiert 311 9?uglat
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unb Pantaleon befitjc unb fünften fel)r gute ©iilten in bie Stabt
93afel gel)örig feien; auf roelcfjeS oerfdjiebene ©ebanfen, mie mau
fict) roegeu bemustern oerorrcftiertem ©elb errufen fönne, auf bie
SBalfn Jommen."
2Mefe ©ebanten erhielten halb eine feljr prahijdje löeberitung.
Solotf)urn roätmte eine alte Serorbnung oom Saljr 1657 auf
über bie gäljigfeit grember, iiaitb ju befi^cn. Stuf ©ruub biefeS
SrlaffeS werben im grüf)jal)r 1733 bie im Solotljuruijcbeu be-
güterten 93asler, ooran ftclft 3Keifter 5«*)- benad)rid)tigt, bnfj fie
bis nndjfte Cftern il)re ©üter oertauft fjabett müffen, anfonft fie
if)ttett oerfteigert mürben. Stodi auf längere gabre b'oauS fpielt
biefe ®ejd)id)te. lüiit ibr läuft parallel ein ähnlicher, für baS S$er=
halten ber beiben SDlitftänbe in jener bejeidjnenber £>anbel.
Solothurn ^atte im Sluguft 1709 beitt SöaSler DaitbelSmnmi DanS
gafob Snt^mfi eine Quantität gujils, bie er in granffurt erfauft
unb nadier @d)aleuS in ber ©djmeij fenben roollen, untermeg» ju
feinem l)öd)ften IHuin als Stontrcbanbe JonfiSjiert ; jubem mar nad)
Eingabe Solothurns bie ÜBare unter falfdjcin gradjtbrief gereist.
SBieberbolt fommt Slafcl auf bie Slnfprüdje feines 33ürgerS unb
nad) beffen 2ob auf bie nun beffen Srbcu ju jpredjen. Solothurn
bot erft uubebeuteube, bann ^ö^ece Summen an. Sublid), am
21. Sluguft 1745 mürben bie beiben Stiften mit bem fonfiSjicrten
©elbe bem Schwager bcS in ber 3roifd)en$eit jum Slatsberrn oor-
gerüdlen ©afj, bem Sanboogt ©erber $u ®ornnd), Sbietftein unb
©ilgenberg ausgcljänbigt gegen eine oon Solothurn an bie Süitme
gm.fpoff geb. Slinber ju beja^lenbc @ntjd)äbiguiig oon 100 3)ublouen
== 500 Stroueu.
IBeiter liefee fid) als ©cleg für bie 9iei$barfeit ber ©emiitcr
buben unb brübeu oom gura in jenen gabren ber unerquidlid)e
Streit um bie ©renje an ber SBanuenfltil) anfiibren. geruer fann
erinnert merben au ben Dünniger Sadisfangftreit, mo baS fl{ed)t
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hoch unbeftrittenermafjen auf Seiten fflajelS lag, Solothurn aber
roiflenloS nach ben SBünfdjen beS ftanjöftfchen SmbaffaborS
be SDJarianne fich richtete (oergl. Sari Sßielanb im SaSl. Sahrb.
1889, ©. 57 ff.). Slud) 0d)S hält biefeS gefpannte SBerljältniS
für ber (Srraä^nung wert. @r fdjreibt (VII, 511): 2)er 90?erci’fcbe
2)urcf)jug lag bei ber ftanjöfifchen SImbaffabe in Solothurn immer
noch in grofljüchtigem Slnbenten, unb bie ©olothurner unb anbere
Äantone ftimmten ben franjöfifchen Klagen bei.
SBenn |ier biefe ©treitigleiten ermähnt mürben, fo erinnern
mir uns mit hoppeltem Vergnügen ber guten 9iad)barjdjaft, bie bie
Hiact)fommen ber bamalS feinblidben Stüber beute mit einanber
pflegen. 2Öir SaSler gebenlen mit fyreuben ber erbebenben 5eft=
tage, bie mir 1899 unter 3)ornachS Stauern unb ju Solotburn
mitfeiern burften, unb mir finb ftolj barauf, baß neben ben offi=
jiellen auch uiele nicht offizielle Sefucber aus Solothurn ben
•jpeinrichötag 1901 mit unS feftlicf) begingen.
S)ocb lehren mir jurnd ju unferem eigentlichen Jbema. 3llS
bleibenbeS 3eithen jener h fl berreicf)en 3 e *t beftebt bie ^Saßmang*
ftrafje. ©ie barf um fo eher ein gerichtliches 3)enlmal genannt
roerben, als fie feit ber 3 e it ihres SaueS im großen unb ganzen
leine Seränberungen erfuhr. ®ie8 ergibt fich aufs beutlichfte aus
einer Sergleichung ber heutigen ©traße mit Sanbtarten, bie ben
Seftanb oott 1730 bis 1731 roiebergeben. ®ie öffentliche ®ib=
liothet in Safel beroahrt in SOiappe A 8 ihrer ßartenfammlung
u. a. ein Slatt mit oiele 3eilen langem SEitel, baS aufjet ber
^ahmangftrafee auch bie bamit in Serbinbung ftebenbe erft in ben
1740er fahren »ollenbete ber SirS entlang Iaufenbe ©trafje burch
baS Sistum barfteflt, jenes SBert ber Sijchöfe 3alob ©igiSmunb
»on Dteinad) unb Sofef SBilhelm 9iind oon Salbenftein, baS lßro=
feffor Sujtorf in feiner SirSreife als opus plus quam Roma-
num preist.
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105
Sie ft'arte tft oon £>anb feht faubet gejeichtiet, Eetber nictit
i»atiert. Sie Strafe betritt, aug bem ©unbgau lommenb, bei
^afcbioil bijct)öfli(f)e8 ©ebiet. ©ei Obermil geht fie jroijchen ber
Magier ©teilte unb ber baglerifcften Sjflaoe ©ie(=©enfen ^inburcö
nach Steinach unb Slefd), bann ber ©irg entlang auf beren linfem
"Ufer big unterhalb ©teflingen. £ier überfchreitet fie ben fj^ufe-
Sie folgt ihm nod) bis 3mingen. ©ott biefem Ort an oerfchminbet
feie ©irg aug ber Äarte; eg bleibt nur nod) bie Süffel alg Seit*
faben ber Ißaftmangftrafte. Sieje geht über Siiglad) unb „©reiten*
berg" (bag burd) ein auf einem £>ügel fteljenbeg Sd)loft bezeichnet
ift) nad) ©üfterach, roo fie bag linfe Ufer beg f^tuffeS gewinnt.
Schon unterhalb Srfchmif führt eine weitere ©rüde auf bag rechte
Ufer. Unmittelbar über ©rfcfjwil bemerft man Schloff „Sirftetn."
9tun bleibt bie Straffe auf ber redjten Seite bei) ©ad)eS, big biefer
bei „SUofter ©etnwil" oerfchminbet. 91uf ber nörblichen ©eite beg
SBegeg ftelft „3um büren Slft," weiter oben auf bet fiiblicften ift
bei jwei Raufern „Ißaftmang" angcmerft. Sie Strede Sürrenaft*
üflümligmil, burd) Su)d)fd)attierung fürchterlich gemacht, trägt bie
3nfdirift „ber in Reifen auggeljauene 2öeg" nörblid) oon ber Strafte,
wälfrenb jiiblid) fteftt „ißaftmanger ©erg." Uebereinftimmenb nennen
manche ältere harten bie oon ber .'poften SBinbe jum Ißaftmang
giehenbe fjelfenfette fßaffroang. SBie jur ©ergleichung ift auf ber
nämlichen Äarte bie alte IRoute über ben übereil |>auenftein ein*
getragen. Sind) h* er gibt bloß einen SBafferlauf, bem bie Strafte
folgt. St ift bezeichnet alg ipilftenfluft unb fällt big Sieftal mit bet
Srgolj, oott ba big über ÜZÖallenburg ftinaug mit ber ootberen fjfrenfe
gufammen. SWerfmürbigermeije erwähnen gerabe ältere harten bie Sange
©rüde nicht. Sie tritt erft in berhältnigmäftig mobernen SBerfen auf.
3m ganjen ftimrnt ber in biefer Äarte wiebergegebene 2öeg
mit ber heutigen Sßaftmangftrafte überein. Sinjelne Slbweidjungen
bürfen ung nicht irre machen. SBenn j. ©. ber 2Beg oon 3 ro * ll 9 en
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bi* Siifierad) auf bei« liiifett Ufer ber Siüjjel läuft, entgegen bent
jeßigen Xatbeftanb, jo bürfen mit barau# taum jcblicfjen, baß bie
©trabe hart urjprünglid) nicht jo lief wie beute. Xer Xitrrenajt
uub bie Safemangbänjer ftanben aurfi ermiejenermaßen feit 1730
jo ^it ber Straße mie jeßt unb bod) jeigt jie bie Starte oerfebrt.
Ülud) bie mangelhafte Ortbog aplpe mancher ©gemiauten inng ba=
rauf biuroeijen, baß joldten Starten nur ein brbmgter SJert jufomnit
unb baß man llnredit täte, oon ilpien bie ©enauigfeit eine# tno*
bernen ©latte# ja forbern.
3um ©lütt für Sajel# Serfebr batte in ben erften fahren
nach Sollenbnng ber ^aßroangftraßc tnie ermähnt bie bijchüflicbe
{Regierung nicht# getßnn, um bie Xurcbiubr ber ©iiter über bieje
neue Strafte ju erleichtern. X’ie« bot ber ©tabt eine ffrift, tuäb =
reub ber jie baran arbeiten tonnte, ba? broheube Unheil abjumenben.
3unäd)ft rombe bie Straße über ben ©bereit .pauenftein mieber in
©taub gejtellt (j. oben). äSeiter gemährte Sajel oerjdiiebenen Stau-
tonen namhafte 3ollerleid)teruugeu. Sogar für Solothurn moflte
man in biejer pmjicht 'IJt'ilbe malten lajjen. bautet bod) bie 3n*
ftruftion für bie ba#lerijd)en Sertreter an einer Slonferei^ jmijcbeu
Seoollmäduigteu ber beiben Dlachbarftäube am 11 September 1735
in yangenbrud über nerjclmbene ftreitige fßuntte, menn ©olothurn
auf ber ßrmäftignng be? leitebenben ©al^oHe? beftehen jollte, jo
tonnten bie ba#lcrijdien «jpei ren Xrputieiten alle Hoffnung niadien,
bafi bieier 3nfl auf eben bein Jun, m-e leßtbiti gegen bent löb*
liehen Staub Sern gejdicben, gejeßt merbe, unb hätten bie ©acht
;id referciutum et rccotmnandaiulum ju übernehmen. 253eiter
oenolgte ben 3med, ber alten Sölfer unb panbelftrafte über ben
3ura ihren Seitehr erhalten, ein neuer Zolltarif mit bau pnu#
Oejterrcid) non 1733. Xieier füllte für Oefterreich günftige 3oll*
nnjaßc fejt, wogegen bie {Regierung bei- .pan je? Cefterreid) jid) oer-
pf(id)tct, ben Süoreimertebc au? ihren Saubeii jo Diel al? möglich
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über 33a[el ju leiten. Sagen bann nad) ©üben beftimmte ©üter
ber öfterretcütfcfjen Jpünbler einmal im Satifbaug ju Safe! ober bei
einem Sagtet ©pebiteur, }o mag auf irgettb eine SBeijc bafiir ge«
forgt roovben fein, baß fie nid)t übet beit ifSaßroang, fonbern übet
ben ^»aueuftein iljrer Seftimmung entgegengeffiljrt mürben.
Sajelg Semidjitngen, bet neuen ©traße ben Setlebt abgu«
graben, jebeinen nid)t erfolglos gemefen gu fein. 9Jian barf bieg
mit gug baraug fddiefeen, baß Stagen übet empjinblidje Scbäbi«
gung bet ©tabt burd) ben neuen $u[tanb ber ®inge augbliebeu.
Sind) erttärt eg fief) genügenb burd) ben Umftanb, baß bie ißajj«
mcmgftrafie über ein 3at)rjet)nt taug nad) SBeftcn atg Stumpen«
gelcije eubigte. 8ntere[[ant ift, baff in einer Sepie ber Dorn be«
jcbrtebeiten Satte aug bem Sfabt 1773, bie jene lange Scgenbe gc=
fingt miebergibt, eine ©teile in erweiterter fyorm auf tritt. ‘Jluftatt
ber SBorte „ftofect ber neue Sßeg ..." beißt eg bi«: „ftofjt ge«
bad)tc nun nicht mehr ftar £ bejudjte neue Straße an bie fönig=
tid) fraugö[ifd)e Sanbjdiaft ©uubgau."
Sic je^t beftebenbe, in ben 1730er Sabreti gebaute Sßafe*
mangftraße bebcutet freitid) einen gcroattigen Sfortjdjritt gegenüber
ibtem Sorgänget, bem unbequemen unb bejcbrocrlid)en Jußpfab
burd) bie Santmer Scinwil. Sie» mürbe namentlich für bie Sange
Sriicfe auerfannt, bie man uod) beute a(» ein adjtunggmerteg 233crf
bamaliger Sngenieurfunft fdjä^t. Slber bie Straße bat bnnebett
aud) genug 9iad)teile. s JUfan braudjt nur ein einjigeg 9Jfal bag
Sal hinauf ober hinunter gefahren gu fein, um fid) üoh ben bieten
uerlorcneu Steigungen unb bem häufig gefährlich [teilen ©efälle gu
überzeugen.
Sieje Nachteile empfanben bon jeher bie Salbemohner, nnb
Urg ißeter ©trobmeper in feiner weiter born fchou benüfeten in ben
©etuälben ber Schweig (Sb. X) enthaltenen Scjdircibung beg San«
loug ©ulothurn äußert [ich (©• 36) im 3abre 1836 unroirfd) mie
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folgt: bie Straffe übev ben ^nferoang „fteigt an Dielen Orten über
20 % unb ift unftreitig bie fdjledjtefte ßommunüationäftrafje her
©djroeij SS jcheint, man habe bei bem Sau biefer
brechenben Straffe bie böcfiften 3oche unb bie unfchidlidjften ©teilen
gefliffentlid) auägeroählt, um fie ba burchjuführen." ©old)e Slagen
bauern bis in bie unmittelbare ©egemoart. Sine Sinjenbung in
einem ©olothurner Statt oom Snnuar 1902 lautet: „®aff baS
©cbroarjbubentanb in Sejug auf Setjanbtung Don oben herab baS
fototburnifrfje Seffin ift, unterliegt feinem 3roeifel. SEBie oft fdjon
ift reftamiert morben roegen ben fd|led)ten ©tragen, ©enüfct ^at
e3 jo Diel, baff unfere geplagten f^hrmannen faft burd)get)enb§
neue S33agenräber machen taffen muffen, bamit bie ftarfen ©tei=
gungen unb £üget an unjeren ©troffen .eben gelarrt 4 rnerben lönnen.
Si3 aber bie fßajfroangftrajfe oom 9?eut)äuälein bis Süfferad) auf
bieje ülrt beffer roirb, flucht noct) mancher 3f u hnnann unb 9>bt3
noch oiet Ungtütf."
SBeniger Stntah ju Sluäjefcungen bietet bie ©traffe am ©üb=
hange be8 SergeS. £)ier ift ihr Sertauf gegeben, unb e8 ift an*
^nehmen, baff ber 3Beg bon 1531 im ganjen mit bem jefcigen
©träffchen jujammenfällt. fiangfant feutt ei fid) juerft oon ber
ißnjfhöbe bet Serglehne beS SRobiSegg entlang ein gutes ©tücf
burch äöalb nach Often, um bann fid) nach ©üben ju menben
unb burd) bie Cbftgärten unb fauberen ©etjöfte oon fRedenfien baS
$otf ÜRümlieroil ju erreichen. ®ie ©traffe hat auf biefer ©eite
ein gleichmäßiges ©efätle. 3n ©djneerointern fährt bie liebe 3ugenb
bet fßaffroanghöfe ohne Slufentljalt im Schlitten oon hier oben bis
oor bie ft'irchentür jur ©ßriftenleßre unb braucht fünf bis fieben
SJfinuten für eine ©trede, bie einen rüftigen guffgäuget abroärtS
fünf jig, aufroärtS fiebrig Minuten unb manchen ©dpoeifftropfen foftet.
®er SRuf beS S a & ,Dan 9 unb feiner Umgegenb braucht bei
Jouriften unb SRaturfreunben 93afelS nicht erft gefchaffeit ju rnerben.
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jDettrt fie fenneit genügenb ben Raubet biefer Sanbfchaft, ben ®(anj.
biefet ^errlid)en 9tu§fid)ten. ÜBeniger befaitnt biirften in weiteten
Greifen bie gefct)id)tlicf)en Srinnetungen (ein, bie ficf) an biefe ®egenb
fniipfcn, unb bie potitijcben unb S3erfeljr8öerljältniffe, benen bie
<Strafee übet ben Sßafjwang i[)t (Sntfteljen Derbantt. ÜEBenn e» bent
5ßerfa((et gelungen i(t, burd) biejen 3Iuffa|j aud) bei ben ®efct>id)t8=
fteunben ba8 Sntereffe füt biefe ©egenb gewedt unb if)r öieöeicfjt
neue Sieb^afcer gewonnen ju haben, (o ift (ein 3<wd erreicht.
*
Js
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*°S ff
^ankcufcr.
Hebe
ßcljaltcu bei brr OrttifTiiung öer §nnbrruter-|iiis(lcUunfl iin JHär? 1902
pon
Heinrich 2llfrcb 5 d? nt i 6.
£^$ir fenuen alte ^jan? ©anbreuter al? einen Äünftler, her
tro£ig 1111b fietjer jeine eigenen SSege ging, ftetig fid) wanbelnb,
»orroärt? ftrebcnb freier roerbenb, oielfcitiger feine firäfte entfaltenb.
3öir fannten ihn ober nur al? ÜJJieifter, al? einen SJJann, ber
längft innerlich mit fid) felbft int Steinen, feilt 3«! »erfolgte, unb
jroar ohne ftonjef fronen, obwohl er e? tief empfanb üerfonnt 511
fein. 2Bir tannten il)n aud) al? Stünftler, ber ©djritt für ©cfyritt
an Soben unb an Ülnjefjen gewonnen l)at. 3Jfit fjreuben burften
e? feine 3reunbe erleben, wie bie 35aterftabt, bann ba? weitere
Slaterlanb, bie franjöfijche wie bie beutjdje ©cfjmeij unb enblid) aud)
ba? Sluälanb anfittg ihn mit (Streit ju bebenten, bi? eine tiicfifdje
ftranlheit ihn mitten au? einer reidjen Jatigteit ^inroeg^otte.
91on ben lebten fünfsehn Sah«» gibt and) bie 3Iu?fteßung
iin oberen ©aale ber ftunftljafie ein umfaffenbe? 5ötlb burd) bie
©emälbe unb bie Äarton? ju ben monumentalen Arbeiten für
3ürid) unb 33ern. 2Ba? oon biefen nod) fehlt, befinbet fid) fogar —
mit 2lu?naf)me ber Arbeiten für ©tein am Stheitt unb ber abge-
brodjeuen 5 d ff Q be be? SEBeitnauer’fdjen fpaufe? au ber greienftrafje —
alle? nod) hier in 33afel teidjt jugänglich an ^äuferfaffaben unb
in ber ©djmiebenjunft. §öd)ften? oon feiner Jätigfeit al? Slqua=
reöift gibt bie 9lu?ftellung mit ihren wenigen wenn gleich treff*
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> ICHTORUCKANSTAlT HENRI BESSON, BASEL.
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lidieu groben fein öollftänbigeä Öilb; 51 t febr finb bieie flotten,
nt artigen, fri)'d) ber Statur abgclaujcbten Öilber nnb öitbdien im
S^titmtbefi^ jerftreut, jabireid) finb fie and), baß eine größere
Vertretung ober anef) nur eine größere, eine diarofteriftiicbe Au**
n)al)l inöglid) geroejen märe.
Saubreutcr jdiicn in ber un§ ollen befonnten regen Hätiqfeit
aud) gaitj aiifjugefjen; in bunter i)ieit)e fat) ber Öejueticr be? Aie=
lier3 Sntmürfe, größere (fiemälbe unb bie umfangreichen Norton»
entfielen, er fab gattje Stöße oon Aquarellen unb Celftubien nod)
jeber ©tubienreife in feiner SBeifftatt oufgeitnp.lt, bre geit, bie
^nnfcbeu Aufnebmen unb Verarbeiten nod) ihrig blieb, feigen au§*
gefüllt burd) Verbatiblungen mit Sefteßein, ©ifeungen in Äunft
fommiffionen, Öejudie ber jeify luten großen Aufteilungen, nament-
lich in SJtiindten, unb bie (Srbolung in förperlidjer Hätigfcit, bie
er nie Deriiacbläffigt bat.
Aber bie Schöpfungen erjeibten un§ boeb oon Stimmungen,
roie nur bie geiftige Sammlung fie bietet. Seine Öilber, bie juerft
namentlich wegen ihrer ourjiiglicbcn beforatioen SUirfung nerblüffen,
fie fefcen bod) nod) etwas anbere« ooranS als jdiarfee Auge, (^e=
fcbmnd unb eine folgfame .Ipniib. ©elegeutlid) merfte mau beim
nud) ben benfeubeu Äunftler, ber uidit bloß mußte, was er wollte,
fonbern and) warum er e$ wollte. SJtau fühlte ben SJienfcben oon
tieferer öilbung, einer öilbung, bie freiliit) nidjt auf ber Schule
erworben war. 2 Jfan oernabm and) Srjäblungen oon Abenteuern
früherer 3abrc, abgeriffeue Gpijoben aus einem anbern Hiben „ooll
gliicflicber Stot," wo ber tätige Ultanu nod) als Jüngling ge»
fchmärmt bat, einem Heben weniger reich an (Srfolgen, weniger
reich an fünftlerijchen Heftungen, aber oielleidit nod) reidier an
unoetgefjlicben (Sinbriicfen, einem Heben, wo er bie tSinöriicfe auf»
nahm, bie ihn ju beut machten, was) er geworben ift. Saubreutcr
tonnte bann and) burd) fein ©rjäblertalent gläiijen.
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Der Zünftler Ijat begonnen feine Grinnerungen ju jammeltt
itnb ift nur burcf) ben Job an ber ©oflenbung oeiljinbert worben.
SEBie immer liegt auch auf biefen Äüufilererinnerungen ein ganj
befonberer SDuft. Sie geben ung aber audj ein flareS ©ilb beg
Sütenidjen, ber hinter ben ©Seifen ftet)t, eine roiitbige Vorbereitung
jum (Senuffe jener Schöpfungen, bie mir heute oor ung fehen roerben.
Sanbreuter toäre oon Anfang an gerne äRaler geioorben unb
hat aud) neben bem SRealgpmnafium mit Gifer bie ftäbtijcbe Reichen*
fchule bejud)t, mußte fich aber bann baju entfchließen, fiithograph
ju werben. ®a entberfte et noch als Schüler, wie eg fcheint im
^ahre 1862 ober 1863, alfo flroötf* big breijehnjährig , eineg
Sonntagg im 3Rufeum eine herrliche große fianbjcßaft, bie er juoot
nie gejehen, an h u ^er Stelle aufgehängt, fo baß ber 9?ame beg
UReifterS nicht ju lefen mar. Gr mar ganj Ijingeriffen unb fragte
einen alteren §errn, oon mein mohl biejeg prächtige ©üb fein !önne.
SDiejer gab ihm bie barfdje Slntroort, ber URann heiße ©ödlin, bag
©ilb fei gar nicht fertig, müßte eigentlich mieber jurürfgefchirft
roerben unb fei überhaupt eine ganj oerfehlte ©ejdjichte. „So alfo
fehen oerfehlte ©über aug," fagte fich ber ftnabe; eg befd)üch ihn
toie eine Slßnung feiner jpäteren ßeiben, baS nieberbrüefenbe ®efühl,
nie etroag beffereg leiften ju tönnen unb mit bem beften, mag er
leiften werbe, oerfannt ju fein. ®aS Sßerf mar bie 3agb ber
üDiatia; fie ift tatfächlid) lange ^od> aufgehängt ben ©liefen ho!f>
entzogen gemejen unb ift auch fonft nicht oon allen Seiten gepriefen
roorben. Gine abfällige Äritif, bie mohl auf ßenbaef) juriief^u»
führen ift, finbet fich in bem ©ud) beg ©rafett oon Scharf über
feine ©emälbefammlung. SReuerbingg roirb bag ©emälbe oielfad)
alg ein jeßt oeralteteg Sugenbroerf bezeichnet. 31flein anberjeitg
liegt bod) auch aug SÖeimar ein $eugnig üor, baß auf empfängt
liehe Slugen bie Schöpfung gleich bei ihrem Gntftef)en einen be*
raufchenben Ginbrurf machte unb für iene $eit wirtlich eine epod)e*
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ntachenbe lat roar. Sie feat ja auch bei bet 93ötflinau§fteltung r
öom ©taube gereinigt unb in3 rechte Sicfet gerüdt, eine glängenbe
Sluferftebung gefeiert, ©o nieberfd)lngenb nun bie (Erläuterung im
erften ?(ugenbtid auf ben jungen ©anbreuter roirfte, er liefe fid)
mit bern fieberen Snftinft roirllicber Veranlagung oon jener Ven
eferung nid)t mehr abbtingen unb befud>te nun öfters baä Sftufeutn.
Sie Sebauptung, bafe Södlin bod) ber gröfete HJlater fei, bat ifem
aber nod) oon einem geidjenlebrer eine rofec gücbtiguug eingetragen,
fo bafe ber Ättabe feeulenb nad) §aufe lief. (Sitte neue greube roaten
i^m bie greifen beä ©arafin’fcfeen ©artenfaaleS oon 1868, bie
lurg nad) ber Vollenbung einige Sage für jebertnann gu feben roarett.
Sa feat ibn nattientlid) bie glucfet nad) Slegppten mit bem filbrigen
Sid)t, in bem bie grüfelingslanbjcbaft liegt, angejprodten. SBeldje
Vergleiche er aud) mit anberen mobernett Äunftlern anftetlen roollte,
SödlinS Silber ftanben ibm itnttter bauäfeod) über allen anbertt.
Sie ©erüfte auf ber Sreppe beS SJiufeuntä roaren inbeffen
nod) nidit herunter genommen, als ©anbreuter int grübiafet 1870
nad) SBürgburg iiberfiebelte, utn als 3eid)nungSlitbograpb eine
©teile angutreteit. Sie Arbeit, bie er bi pr gu »errichten batte, roar
leine lünftferifebe. (Sr batte faft nur ©bampagneretiletten gu geid)nett.
(Sr bilbete fid) aber and) b^t meiter. gunäcbft lernte er gunt
erftemnale ba§ Vufolo unb groar gleich oon ber glängenbften Seite
lennen in bem fürftbifcboflicben SRefibengfcblofe unb im ^Saxt oon
VeitSböcbbeim. Sann bejuebte er auefe bi er bie geicbenfcbule ; frei*
liefe roar ber Unterriebt nicht oon bejonberem Söert, er rourbe oon
einem alten afabemifchen s JJlaler gegeben, bod) fiel biefent auf, bafe
ber Schüler Salent batte: „©anbreuter. Sie haben ein plaftifcbeS
Sluge," roar ein SBort, an ba$ fid) ber Sünftler mit ©enugtuung
erinnerte, gn SSürgburg fab er aud) bie ftangöfifdjen ©efangenen
in grofeer gafel in bie geftung Sfarienbttrg eingieben unb in bunten
©nippen auf bem ©cfelofeberg lagern. @3 entroidelte ficb ferner
Sagtet 3at)rburf) 1903. 8
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«in fröhliche» geben mit ©dpueijer ©tubenten bei 3 ither unb
SMnnboline.
3m ^rütjjn^r 1871 aber trieb e$ ihn mächtig lind) bern
©üben. (Sr puffte firt) neben feinem Berufe in ©tünchen auf ber
Afabemie weiter ju bilben, ging juerft und) Nürnberg, bann mit
ber ©alfn nach SugolftQ^t unb fam enblid) nach manchen ©er=
jögeruugen in ©tünchen an. Jpier fanb er nicht gleich eine ©teile,
bloß merjehn Zage hätte er warten miiffen; ba entfchloß er fich öoQer
UngebulO etwa? neues ju lernen, nad) 3 talien ju gehen, nad)bem
■er flüditig bie $nuptfehen?mürbigfeiten ber ©tobt gelüftet hatte.
Ohne (Smpfehlungen, faft ohne Senntni« ber Sprache unb
mit bürjtiger ©nrjchaft wauberte er jnerft 511 ben Alpen ju.
3 n ßuiftein, als bie £>iße anftctg unerträglich ju werben, nahm
er bie ©ahn. 3 bei mann aber, bein ber mitteilfome Abenteurer
feine jßläue aiwertraute, riet ihm ab, fich nicht in? ©eiberben ju
ftür^en, ba fein ©eruf in 3talien ööüig barnieber liege. Zie erfte
'Stacht brachte er in ©etona ju, gan* überwältigt oon ben neuen
(Sintirücfen, eie jehon beim erften ©etreten äeS italienijchen ©oben?
auf ihn eingebrungeu waren. Anbern Zages finbet er eine ©teile
bei einem githogrnphen unb arbeitete nun im (Stbgcjchoffe »on
©atimicbelis beiühmtem ©alajjo ©eoilacqua, ber aber wie ba?
<Sejd)äft feines ©roiherrn bie ©puren allgemeinen ©erfülle» gezeigt
haben füll, ©alb fanb er eine beffere ©teile bei einem $onfur=
reuten unb blieb nun bis jum fjerbft, bann aber würbe er oon
neuem oom Söanbertrieb ergriffen. ®r befudite erft ©enebig, bann
©tailanb, wo er grünbliche Umjchau Ipelt, unb fam enblid) gerabe
jur 3«it ber Aequiuottialfiürme in ©eitua an. Dtun fchiffte er fich
auf einem ÜtabDampfer, ber bie ftiifte entlang fuhr, nach 9feapel
als Zedpaffagier ein, ohne ©rooiant unb wieberum faft ohne ©elb.
4 )ier lernte er ba? ©teer jurn erftenmale unb gleich in feiner mil=
beften töcrnalt fennen. Unabläjfig wälzten fich bie ftahlblauen
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HBogen heran mtb ergoffen fid) mit Stegen unb ^mgcf über baS
$ecf. 2)ie ^ßaffagiere waren 6a(b alle fantpfunfähig geworben,
roätjrenb Sanbieuter in feiner öegeifterung ob bem ungewohnten Schau*
fpiel munter unb aufrecht blieb utib ein ©uotSmann ihn auch noch mit
bem nötigen Sffen oerjah. ‘üluch in Neapel fannte ber Zünftler feine
Seele, er roufjte nur, baff jmei Sefannte feines SöaterS, bie Stüber
fferbinanb unb Slbolf grep ba roohnteu unb ber eine in Slngri eine
fyabrif f>atte. Sc roar aber bei einem beutfchen SBirte abgeftiegen
unb biejer teilte ihm mit, baff in bem 2itbographengefd)äft Stiebtet
unb Sie. eben eine ©teile frei geioorben roar, roeil ein anberer
Schweizer ÜJtamenS ©rob, ber fpäter als Waler befannt geworbene
Sonrab ©rob, eben nach Wündjen übergefiebelt fei. Ohne Smpfehlung
hat et auch hier fofort Arbeit unb lohnenben Serbienft gefunben. Sr
hatte acht Stauben ju arbeiten unb burfte fich biefe }o wählen, baff et
3eit hotte, fich nebenbei weiter $u bilben. 9tun ftellte et fich mit feinen
3cicbmtngen einem fßrofeffor Sariflo an bet Slfabemie oott Steapet oot,
e« war wohl ber erfte wirtliche Water, bem et als Schüler ent»
gegentrat. ®iefer, ein jooialer alter ^crr, nahm fich feiner liebenS»
wiirbig ait, ertlärte ihn, obwohl et ein Jrember fei, aufnehmen ju
wollen. So würbe juerft im fernen Sanbe fein ^erjenSrounfcb erfüllt.
Sanbieuter arbeitete nun Dom frühen Worgen big mittags
im ©ejthäft, bie übrige 3eit in ber Slfabemie. Sc machte fjort»
fchritte unb beftanb auch im fjrühia^c ein faft fomijcf) umftänb*
licbeS Sjarnen. Sin unoergefjlirheS Schaufpiel bot aisbann ber
Sejtw. 'Siebt Sage oor ber gewaltigen Sruption Don 1872 hotte
ber fiünftler mit greunbeit bem Serg einen iBefucf) gemacht, ber
bereits nicht ohne 3 lü ifd)enfall abgelaufen roar. S)a, an einem
Wontag, als er eben jur Arbeit gehen wollte, fieht er bie ftata*
ftiopbe anbredien; er fährt mit einigen Öefanntett nach fßortici,
geht Don ba ju <$u& weiter in ein gefafjrbeteS ®orf. |)iet ift er nun
3euge oon einem unbefchreiblichen ShaoS. Slngefeuert nod) oott
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ben Ijinbeorberten Ir uppen fuchten bie lorfbercohner in roahitfinniger
Angft unb Serroirrung Sieh unb £)augrat ju retten, Gnblid) roirb
eg ihm unb feinen ftameraben felbet etroag ungemütlich, fie befleißet»
einen Cmnibug, ber mit SDfenfchen, SSie^ unb |>augrat überfüllt ift,
unb fahren in rnfenber Gile in bie Stabt. G« folgte ein Augflug nach
Saeftum, roobei er mit ben Stübern Jrep tagelang ju ^ßferbe in bem
üerlaffenen Sanbe hcrumjog. Dort bat namentlich ein gtufjeg SBratf,
bag in ber einfamen Gbene feine Sippen jum ipimmet ftredte, einen
befonbetg tiefen Ginbrucf auf ben ÜJlaler gemacht. ler Sommer
brachte rounberoofleSootfahrten am ßaftefl bell’ Odo unb am'ißofilipp.
lie firone aber aller Grinnerungen mar ber Aufenthalt im
Älofter ßa Irinita bella Gaoa. Gg ift bieg eine alte Senebiltiner*
abtei, bie im Seginn beg elften ^ahvhunbertg Don ben ßongobarben
gegrünbet mürbe. Die (Sattin beg Sormannentönigg Soger liegt
bort begraben. lie Abtei befinbet fich rechtg Don ber Sahn, roenn
man Don Socera nach Salerno fährt, in bem ©ebirge, bag man
Don Soiupefi aug int ©üben fieht, unb liegt hoch über einer Reifen-
fdjludjt am Abhang beg füblid)en Augläuferg beg SSonte S. An=
gelo bi Gaoa. lie fulturlämpferifche Segierung ber fiebriger Sahre
Derlangte Don ben Sfönchen einen Augmeig über nüfcliche lätigleit,
unb bieg mar bie Serattlaffung jur Grrid)tung einer Grjiehungg*
anftalt, bie big oierhunbert 3öglinge beherbergt haben joQ, utib
jur £>erauggabe eineg $obej, ber bie mertoollen Urlauben beg
Älofterg enthalten füllte. 3 ur tünftlerifchen Augftattung roanbte
man fich an bag ©ejdjäft Sichter in Seapel, unb nun mürbe
Sanbreuter augerfehen, bie Aufnahmen ber alten Abtei ju machen
unb ben übrigen tünftlerifchen Schmucf h^juftellen. Gr ift ju
biefem ^roede für mehrere ÜDlonate in bag ftloftcr übergefiebelt
unb bie Stönche haben an bem Siefcer offenbar fofort ©efallen
gefunben. let S" 01 ’- ein Sßrachtgmenjch äufeerlirfj unb innerlich,
ein echt napolitanifcher gentilhonibre, jooial, geiftreid) unb Doll
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-Junior, bat jofort, ihn mit ®u anreben ju bürfen, fein 2lb*
junft, ®on Sftauro, ber gleichaltrig mit Sanbreutec roar, mürbe
beffen ®ujbruber. ifkior, ®on NJauro unb uujer ®on ©iooanni
bilbeten bann für SOionate eine fröhliche ®i)cbgenoffen}chaft unb ber
Zünftler erhielt ein 3immer angemiefen, roohin nur au? ber liefe
ba? Naufdjen eine? S8nrf)C§ brang. ®en Vormittag roibmete er
feiner Aufgabe. Nachmittag? fletterte er in ben Äalffelfen herum.
Siiimal überräfchte ihn auf ber ißafehöhe eine Slu?flcht auf 9lma(fi
unb ba? 3J?eer, Dun ber er meinte, bafc fein Sterblicher, auch ein
SBöcflin nicht, fie je roerbe fchilbern fönnen. Sin anbere? SNal Der*
fperrte ihm beim ^eimroeg ein bebenflid) anfchroellenber ©ebirg?*
bad) ben 2öeg. Um nicht ganj abgejchnitten ju roerben, matete er
rafch entfchloffen burcb ba? ÜBaffer, unb al? er nun triefenb nach
.ftaufe tommt, blieb ihm nid)t? übrig, al? fich auch in eine Äutte
ju fteden, roa? ben SNöndjen Dorjüglichen Spafj gemacht hat. 93e*
fonbere? Sntjücfen erregte er aber bei einem mufifliebenben SÜiönche
mit feiner 3>ther, ba ba? Snftrument bort noch ganj unbefannt
roar. Sr mußte 9Nufifunterrid)t geben unb hat ba? Snftrument
beim Sbfcbieb al? 9lttbenfen bort gelaffen, 2JJit fchroerem fersen
ift er Don bort gefdfieben. ®ie 3ftönd)e beftürmten ihn, noch länger,
roenn nicht für immer ju bleiben. Slber e? trieb ihn, nach Niünchen
ju gehen, um fich Dollenb? jum Sfünftler au?jubilben. Sr hatte
nun genug Derbient, um einige $eit Üben ju fönnen. So fehrte
er, ohne fich lange aufjuhalten unb in ber SJieinung roieberjufehren,
über Nom unb glorenj nach ®afel jurüd.
Ipier fanb er feinen 2llter?genoffen üörünner fchon in Doller ®ätig=
feit unb berounberte auch beffen ©efchicf, allein e? fdjroebten ihm anbere
3bcale Dor. 3nt SNufeum fah er bie neu augefauften SBerfe Don
Sööcflin, bie SJeilchenbame unb bie ißietä, unb er hörte, baff ber
UJieifter auch nach ÜJfünchen iibergefiebelt fei. ®a? mochte ihn noch
in feinem Sntfchluffe beftärft haben.
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118
©anbreuter malte bort juerft toähtenb beS ©omitierS 1873
bie beibeit fleinen ßanbfcbaften, bie im Sorjaal auSgeftellt finb
(„Sbene bei Vorbau“ unb „^elbmoching," beibe im Sejifce oon
§. <Sorjbreuter=Sünbig). (Ss lafjen biefelberr unfern fiünftler, wie
et fpäter mor, nicht erfcnnen, Dielmehr finb fie charafteriftijcb für
ben ©til ber fiebjiger 3ofere int angemeinen. Slehnlidje SBerfe Don
befannten Dfanten finben fid) in ber Dienen Sinafotfeef. Sie Silber
jeigen aber, bafe er fein Dleuling mehr mar, ber Citfeograph ift
jebenfaÜS Döfltg itberwunben; er mufe bamalS jehon recht Diel gelernt
gehabt höben, obwohl er fid) hoch ber ftunft nur nebenbei hotte
wibttten fönnen. ©attbreuter wollte fid) nun aber im Figuren»
geicfenen unb im giguretimalen auSbilbett, weil er bie# in ber JJunjt
für ba$ allernotwenbigfie hielt. ScSfealb bewarb er fich im .fperbft
um bie Slufnohme in bie Slfabcmie. Sei bem erften Seferer, bent
er fid) borftcflte, hotte er mit feinen bisherigen ©tubien aflerbingS
fein ©lüd; aber er liefe fid) nicht abjefeteden unb bei Ißrofeffor
Sartfe würbe ihm fofort eine fehr günftige Aufnahme in eine
fonft fefeott oiel befuchte SDfalflaffe ju teil. Diun hätte er aud>
nod) gerne fid) an bem abenblichen fSttjeidmen ber Dlfabentie be*
teiligt. Sie Dlnftalt befattb fid) aber bamalS noch im alten ©e=
bäube an ber SJiidiaelSfitdje, ber Saal war ftetS überfüllt unb ber
Zutritt würbe beShalb einem eben erft ©ingetrcteneti nicht leicht.
Sa hot ihm Sbdlin auegeholfen. ©anbreuter hotte fich biefent
fefeon borher Dorgeftellt unb war gleich in liebeniWiirbigfter SBeije
aufgenommen worben. 2113* er jefet bem SJicifter oott jeinem SSunfche
erjählte, billigte biejer ihn burchauS, griff fofort nach feinem Jpute
unb führte ben Schüler ju Söilbelm Don Äaulbad), ber bamalS
Sireftor war unb erft im folgettbett Sollte an ber Sljolera geftorben
ift. Sbcn entliefe ber gefeierte 2}fann eine ©cjellichaft bewttnbernber
unb jum Steil aud) fefer fchöner Santen, als Södlin eintrat unb
ben ßanbSntann mit ben SSorten Dorftellte: „Sa bringe id) Sh ncn
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119
einen jungen 2Wonn, ber aud) baS Ungläcf bat, Si'aler roerben ju
rooflen." ®ie Sitte mürbe geronbrt unb Sanbreuter jab jich mm
vorläufig am 3iel langjähriger SBünjche. Sr batte idmn mehr geieben
als bie meiften feiner fDhtjcbüler, unb bie erften italienifcben Sinbrürfe
mögen autb in 3 u fttnft nod) ihre ftifle Söirfung ausgeübt haben.
®ie jujammenbängenben 'ilufjeicbnungen hören mit biejem 3e*t=
punlt auf. Son nun an legen aber, beiitlicber als ©orte cs oer*
mögen, bie SBerfe, bie in bet Slusfteüung oereungt finb, non feiner
Sntroidlung 3 cu 9 n *§ ab.
9iad) einem Sabre im iperbft 1874, folgte Sanbreuter bem
bodmerebrten fianbsmanne nach Italien unb bat ficb infolge beffen
nod) enger an ihn angejdiloffen. Sine gauje ih'eibe oon bod)begabteu
jungen HHäunern finb bamalS mit nad) glorenj übergejiebtlt. So
bie äWaler ißreisrocrt, jß'botl, oon bem mir baS Sud) über .£)anS
öon SRateeS „9lus ber SBerfftatt eines ftünftlers" befijjen, Vllbert
Sang, ^ermann ©üjcber, bann aud) ©elebrte unb Scbriftftellcr
mie Slb. Sagersborfer, ^). oon Ujcbubi unb ©uftao fjlörfe. Ss ent=
roidelte fid) ein ibealeS Üeben. 55er Unteibalt mar noch billig unb
fröhlich ber Shit, eS mit ber 3 l rtm'ft aufjunebmen. 55ie Sialer
roaren alles jd)on ÜJfäntier, bie übet bie eigentlichen Stnbieniabve
hinaus maren unb arbeiteten in eigenen Slteliere, ÜCieje betäuben
ficb in einer jauberen Sorftabt am Öungo lüfugnone unö boten
eine herrliche Slusficbt auf ben ÜJfonte Scoreflo. Södlin bejudjte
etroa alle SBochen einmal bie SEBerfftätten bercr, bie ficb als feine
Schüler anjaben; fie roieberum jähen eine Seihe oon beffen lpaupt=
roerfen entfielen. ülbenbs traf man fid) in ber ftneipe. Sonntags
mar Sanbreuter bei SödlinS ju 35ijcb, unb im jroeiten 5tab r bat
biefer ihm jogar bas freiftebenbe S ür tierbaus feiner Söobnung als
Sebaufung überlaffen. Sr mar ber Steblingsjdüiler Södlins, mie
benn biefer ihm nod) in ben lebten 3ab ; en einen Auftrag, beu er
felber hätte auSfiibten fallen, jugi jehoben bat: bie £eforationS=
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120
malereien für ba§ ®ranb Jpotet in ©oben, bie heute in bet Äu8*
fteflung ju feljeit finb.
Ällein bie Florentiner Jage finb bie Quelle jahrelanger Selben
geraefen. 35er Sehrer bat jroar immer betont, bah man fidj felbft
geben müffe, nur fid) felbft geben tonne, unb er furf)te baS (Sigenfte
in feinen Schülern ju entroicfeln ; allein fein Sinflufc mar benn
bod) ju übermächtig, unb inbetn Sanbreuter feine frühere, jroeifelloS
tiel gefälligere Spanier oerließ, um etroaS höherem nachjufireben,
mar fein Schicffal für Fahre hinaus bcfiegelt. ÜJtehr als etroa ein
©an unb feine ÄlterSgenoffen oon ÜtubenS ober bie Schüler
beS ßornetiuS oon biejem hat et roohl nicht oon ©ödlin über»
nommen; eine perjönlidje 9iote haben feine SBerfe auch in ben
elften Fahren ber nun folgenben Seit behalten. 'Mein man cft
heute ftrenger als früher, ber Stenner unb Siebhaber jahlt im
®runbe weniger bie fchmüdenbe Seinroanb als baS Äutograph einer
eigenen Stünftlerperjönlidjfeit. Fm Florentiner Streife raubte man
roenigftenS SanbreuterS feltene Fähigkeit ju fchäjjen, baS Sbaraf»
teriftifd)e in Farbe unb Form in einer ©eleud)tuug ober Suftftim*
mung ju treffen, eine Fähigteit, bie ja rairflicf) ju feinen heroor-
ftechenbften CSigenjdjaften gehört, ©ödlin felbft h Q t mir gegenüber
noch in Sürid» feine oorjüglichen Starrifaturen gerühmt, unb bie
Sicherheit, mit ber biefei einen beftimmten F ar benton, ben er gar
nicht oor Äugen hatte, auf ber ©alette bis auf bie feinfte 9iuance
ju treffen raubte, jeigtc fich unter anbernt noch bei ber ÄuS=
fchmüdung feines ^aufeS unb fall bie Jpanbroerfer gerabeju oer«
blüfft haben. Mein fdjon feine Florentiner Freunbe hätten ihm,
roie eS fcheint, bie jpätere Unabhängigteit nicht jugetraut.
®ein raeiteren ©ublitum roar aber ber fpätere ©tilÖödlinS felber
iiod) ju neu, man mochte raohl überhaupt nur bas jehen, raaSSehrer unb
©djüler in gleicher SBeife oon allen anbern unter jehieb, unb für bie feineren
Uuterfchiebe jroifchen Schüler unb Seljrer taum ein Äuge haben.
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121
2>afj aber nun ©igentümlichfeiten, bie man beim 9Jieifter
■glaubte genügenb uerurteilt ju hoben, gar noch non auberen nach»
geahmt roerben, baS erregte bie größte ©ntrüftung, wenn eS in
SSirflichfeit auch Vorzüge allgemeiner 9lrt, wie bie Sntjipiebenheit
bet Stimmung, bie ©efcplofjenheit ber SEBirfung roaren. 3)aju
bürfte bei ©anbreuter im meiteren Verlauf feiner Sätigfeit aller»
bingS no<h baS gefommen fein, baff roohl infolge junehmenber Ver»
ftimmung namentlich fein Äolorit, aber auch bie gejamte Sluffaffung
oft einen roirflid) büfteren unb ablehnenben Shorafter annahm, ©o
ereilte ihn benn baS hoppelte SWifjgejchicf, bah er ju gleicher geit
ebenfo roohl als SJachahmer, roie auch als ©onbcrling, ber oon
anbern feinen 9?at annehmen roollte, oerjchrieen roar. (Segen jefjn
3apre hat er in glorenj, bann in ißaiia, 9tom unb Neapel ge»
arbeitet ohne ©rfotg unb faft ohne 2luSficf|t auf ©rfolg.
SD?ir fcheint, buvch bie Slrt, roie man beit Verdorbenen als
Siacpahmer oerjchrieen h°t, ift ihm baS blutigfte Unrecht getan
roorben. @S gibt freilich eine Siacpahmung in ber bilbenben ßunft,
bie unbebingt ju oerurteilen ift. gaft in jeber $unftmetropole gibt
eS ©rohen, roelche anerfannte SWeifter ober anerfannte 2)2anieren
blenbenb für ungeübte ?lugen nacf>äuäffen oerftchen unb bamit ihren
Veutel füllen; eS gibt auch folct)e, roelche bie großen ©ebanfen
oon Zünftlern, bie felbft noch ju ringen hoben, bem ißublifum
gleich in gefälligerer jjfornt aufjuroarten roiffen. Jpätte ©anbreuter
baS getan, jo roäre jebe öffentliche Verurteilung berechtigt geroejen.
Allein bann hätte ouch er im ©egenteil eines rafchen, roenn auch
oielleicht oorübergehenben ©rfolgeS fiepet fein fönnen, jein Ver»
fahren roäre öom 5ßublifum nicht bemerft, oon ber $ritif faum
gerügt roorben. 1 ) 9iicf)tS pflegt jo mühelos unb reichlich ©etb unb
’) latjädjticf) ift non einer firitit, bie in ifjrer Slrt flaffifcfi roar, einem
fotd^ fcfmöbcn Jtadjafjmer cinft bie Sßalnte gereicht roorben, roäfjrcnb oon
©anbreuter unb anbern tjeroorragenbe SBerfc auSgcftellt roaren.
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122
(ihren eingutragen, al§ jolch breifte Ausbeutung frember ©ebanfen*
arbeit.
©anbreuter hatte eS aber nicht barauf abgesehen, gu blenben,
fonbern juchte bie Äunft in bem ©eifte auSguiiben, roie ber SD?eifter,
ber ihm oon Sugenb auf als 3beal eines ßünftlerS erfchienen roar;.
beShalb ift bie Schule ©öeflinä für ihn benn auch junätf»ft ein
SDlartprium geroorben. @S hot allerbingS auch ©anbreuter manches
übernommen, roaS nicht notroenbig mit 93ödtinS höherer Auffajjung
utib reiferer technifchen Grfahrung oerbunben mar. Aber bieS mar
bei bem engen 3 u fammenleben in gloreng jcbließlich gang natür*
lieh- 5)ie ©inbrüefe, bie lööcllin gerabe barnalS anregten, perfön*
liehe Srlebniffe, bie bie einzelnen Jöerle oeranlajjten, felbft feine
gange Slnfchauung oom SBerte beS SafeinS mürben oon feinen @e=
noffen geteilt. Sftan lebte oon ber SBelt abgejcblofjen unb atmete
biejetbe Suft. SSörflin, ber angeblich 23eftohlene, urteilte benn auch)
gang anberS über ©anbreuter, er jah in jeinem ©chüler ben Jreunb
unb ©uubesgenoffen unb h fl t ihn bei feinen SJJijjerfolgen mieber
aufgumuntern gejucht.
9Jiit ber bauernben Ueberfiebelung nach Söafet im 3ahre 188»
begann für biefen aber eine glüdlichere Gpod>e, bie britte unb (e|te
feiner Sätigfeit, bie 3 c it ber grojjen Aufträge. @r nahm noef)
einmal einen Aufjchroung unb auch mir fehen mit ben ©egnem
SödlinS in ben SBerten biefer 3eit bie beften feine? SebenS. ©einen
äufjeren Gefolgen tarn groar auch baS gu gute, baß auch fein
Sehrer nun immer mehr an Anfeljen geroann; es mar gu beobachten,
roie 3 e itungöfritifer, bie Södlin anfingen gu loben, halb auch
©anbreuter gelinber behanbelten. Allein es ift leine fyrage, baß.
er nun auch manche Aeußcrlichteiten ber Sörflin’jchen ©chule abge*
ftreift hot. 2>aS jubjeftioe Glement, baS aller mähren $unft eigen
ift, tritt nun unoerhiillter gu Sage in einem ftarf ausgeprägten
perjönlidjeit ©efchmad in fjarbe unb gorm. Sefjt entftehen bie ÜBerfe,.
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123
bie an niemnub anbcrn mehr erinnern. wirb Er oudj
reoliftifcher, [Jaibe, 3ornt nnb ülnorbnung roirfen äuföÜtger, bie
Palette inirb reicher, bie Sttobellierung weither, bie räumliche 2öit=
fung ftärfer, bie Stimmung buftiger. (Sine oiet reichere Sfala
oon Farben unb $önen oerrocnbet er and) ba, tno er wie im
„Dolce für niente“ ober in „SOfalerei unb Sichtung" auf bie
31ormüife ber früheren (Spoche priidgreift. 3cßt [teilte er aud)
fein brforatiDeS Salent, bas in beu Sanbfdjaften ber lebten 3al)re
fo mn^iglidi jur ©eltung fommt, in ben Sienft bei Setoration
im engeren Sinne, unb eS emftel)en feine gejd)inadDof(en SJJöbel, bie
uurfuuaeDollen ißlafate nnb bie ’äluSftattung feines eigenen |)aufeS.
SUitr jdieint, baff aber gerabe jcßt, roo bie Sleufeerlidjfeiten
einer fremben Snbiüibualität jurüdtreten unb auS ben nieiften SBerten
Döllig öerjdnpunben finb, baS, maS an 33ödlin mirtlid) oorbüblidv
ift, leinen Schöpfungen ihre befonbere SBeihe Derlieh: ber einfache
unb grofje 3»9, ber ^«jicht auf ödes überflüifig niebliche unb
hitbiche, bie (Sutjchiebenheit, mit ber alles einer großen ®ejamt=
umfnng bienftbar gemacht ift, überhaupt baS Schaffen, um in ber
Iß nuft uub nidjt butd) bie Stunft etroaS ju erreichen. ®S finb bieS
freilich lüor,',üge, in benen ein Sehrer roohl einen Schüler beftärfen
fanu, bie aber aud) im Sdjüler einen ganzen SJiann oorauSfeßen,
SBor^üge, bie man n>ol)l bei jeher großen Seiftung aller Stilepochen
uub Golfer ftitben fann. So h Qt [ich bie 93eharrlid)feit ge-
lehnt, mit ber Sanbreuter feit ben ßnobenjahren baS 3*^ ver-
folgte, als fehöpferijeher Sünftler einft tätig ju fein; baß er aber
einem ©emaltigen roie Södlin gegenüber feine (Eigenart beruatjren
tonnte, ober btffer, bafe er fie oon einem folchen 'JJteifter in foldier
SÖJeiie jurüderobern tonnte, mar eine echte SManneStat, bie ihm ju
baueruber @hre anuiredwen ift, unb bezeugt ein Salent Don felienet
£ oft unb Unoücbfigfeit.
- -
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iaht mt& ^an&fößaff 1§ajef in hx ymirn
Jlälffe h$ 1$. §a$x$mhxt$.
Don Dr. £. 5rei»ogeI.
*
5. Sie 23asler Canbrögte. (gortjefcung. 1 )
D. ^ilimc^enflem.
1. ©manuel gäjd), J. U. L. (1749—1757).
(Siegen beö ©tammbaumsS ficf)e §omburg 5.)
Sec Sanboogt ©manuet Qfäjd) ift nidjt, wie jdjon behauptet
worben, bet 1760 öerftorbene SSBagmeifter, ein ©obn be§ ©tabt*
fritreiberä 3- 3- 5äfd), jonbetn ein ©oljn be$ Soljnljerrn SufaS unb
fflrubet be3 Seputaten tiufa8 gäjd). @r würbe am 5. Sejember
1724 ju ©t. Sllban getauft unb Ijatte aufeer fiufaS nod) jwei
©efdjroifter, Sl. ÜJfaria unb ©ara, Don betten bie erftere bie fjrou
be3 Sanbüogts 3ofeplj 23urcfl)arbt Don $omburg unb 2ßünd)enftein
war. 2Bie nod) Diele aus! biefet gatnilie roanbte er fid) bem juri=
') S. Saöler 3af)rbnd) 1902 ©. 134 ff.
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ftifdien ©tubium ju unb mürbe Sijentiot beibet Siechte. ®arnuf
erlieft et 1748, noch nicht einmal 24 3nf)re alt, trofc 50 Se=
roerbern bie Sanbüogtei ättündjenftem (4/17 j. 9t nt 8. ÜJiärj 1740
legte et ben Slmtseib ab unb fieflte als Särgen feinen ©chroaget
Sofeph Surctharbt unb ben ©tabtfchreiber oon Sleinbafel, $ietrid)
Srorcarb.
®ie neue Stellung mu& baS ©elbftgefüljl beS jungen 9Jianne&
bebeutenb gefteigert haben. SßenigftcnS mürbe ihm 1750 mit un=
jroeibeutigen SBorten gejdjrieben, bet fianboogt foüe ficf) gegenüber
bet Obrigfeit jo Derbalten, mie eS jeine Pflicht erforbere; jonft {ehe
man fid) gemüjjigt, ihm auch fernerhin baS äJtijjfaflen ju oerjtehen
ju geben unb ihn jur Serantraortung ju gieren.
3n Sinningen müßten Sarbara unb &tanj ©eilet an ©teße
eines alten ©tafleS einen neuen mit ©cheune bauen; eS roiberjefcte
fid) jebod) bet Machbar. ®arauf roünjchten beibe Parteien einen
9tugenjd)ein beS ßanbnogtS. @t aber fanb, bie Untertanen berei=
teten jid) nur unnüfce Soften; jie joflten jid) mit bem gerichtlichen
Spruche begnügen. Slßein er empfing bie SBeijung, ben Stugenjrfjein
öorjunehnten unb nach Sißigfeit ju entjdjeiben.
3n ber golge finben mir gäjd) eifrig tätig. ®od) nod) im
lebten 3ahr blieb ihm ber Sorrourf nicht erjpart, bafj er baS
übrigens jebr engherzige ©efefc roegeu gernbaltung ber fremben
©chuhtnadjer bejjer hätte hanbhaben joflen.
1757 lehrte er, erft 32 3af)te alt, mieber nach Sajel jurüd
unb lebte ziemlich jurüdgejogen. Srft 1761 tarn er in baS ©ericht
ber minbern ©tabt unb 1766 als einfacher SlccebenS in bie Sanjlei.
9lm 1. 3J?örg 1769 mürbe er jum ?ßoftmeifter geroählt, bat aber
jchon am 25. beSjelben Stonats mieber ab, rocil, mie er in einem
Schreiben an ben Steinen 9iat jelbft ertlärte, feine Sräfte zur
Serjehung einiger gunftiuncn nicht geroachfen feien. ®r behielt
bähet feine Sanzleiftefle mieber bei, bis ihm im folgenben Saht
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«in beffer jufagenber fßoften roinfte unb er al3 Diadifolger feines
£>(jeim3, §anä |>eintid) fjäfd), jurn ©tnbtfchreiber non Sieftal be=
förbert rourbe. Er trat fein neue? 21mt fofort an, ^atte aber nodj
ein 3af)t lang, im fogenannten ©nabenjabr, ba3 Etufommen ben
Erben feine» SSorgängerä ju überlaffen, roofür aud) feinen s J?adj*
fommen biefelbe $8ergünftigung in Sluäfidjt geftellt mürbe. 9iaef)
einer ruhuitrofleii Uätigfeit ftarb et in ber 9iad)t com 21. auf ben
22. 2lpril 1796 unb rourbe am 24 ju Sieftal begraben.
Sr hatte fid) am 1. ®ejember 1749 mit ®urotl)ea dürften*
berget öerljeiratet, bie ihm in 'JÄuncbenftein bret Sfrnber gebar,
©ara, Philipp §einrid) unb 21. ÜJfaria, über bie icb feine roei=
tern üüiitteilungen ju machen imftaube bin.
»
2. £>ieroni)mu§ Shrift (1757 — 1765).
®er ©tammöatcr be§ baSlerifctjen ©efdjlecbte? Shrift roar
nad) Sufe JobiaS (S^rift, ber öon SQfarfird) im Sljaß nach 23ajel
auSroanbertc unb b' er 1647 ftarb. ©ein Eiltet »eranj, fßrofeffor
unb 9iatsfd)reiber, roar ber 2$ater be3 Saubtrogt§ ^ietunpinu», über
beffen Familie folgenber ©tammbaum ba3 Nötige enthält :
granj Cfjrift, 1688—1744, J. U. D., ißrofefjor unb SRatejcfjreiber
3ut>itl) gäiri), f 7751
§anä 3atob St. 'Dtaria granj granj §icroitt)mu6, Sanboogt
1722 — 43 1724 1725 1728 1729-1806
31 d fing fintier, f 1782
SHoftna Sknebict graiij, $anbcl6maim tueromjmuo
1748—1811 1749 1750—1815 1758-1827
3of). 9tub. Stiefel* 3t. ajlarg. grep 06 er!m>arf)tmeiftci-, mittet.
berger t 1819
jDer Sanboogt ^ieroithmuä S^rift rourbe am 3. Sali 1729
ju ©t. 2übnn getauft. Er roanbte fid) bein juriftiidjen ©tuoium
ju, rourbe fdjon 1751 ©erichtäherr biesfeitä unb trat 1755 als
2lccebent in bie Äatijlei ein. 2lber fc^on am 22. 'Uiärj be« fol=
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-genben Sabreä erlangte er unter 23 Seroerbetn bie Sanboogtei
HJfüncbenftein. 211s er bei Uebernabme feineg neuen 21mte8 am
19. 2re&ruar 1757 ben @ib ablegte, bürgten für ihn fein ®cbroieger=
nater, bet S33irt Sencbilt Äubet, unb ber Sobnbert SufaS ©arafin.
25er junge iöiann warf ficb mit roabrer Segeifterung auf feine
neue Aufgabe, galt e§ bod), auf bem ©ebiete ber £anbroirtfd)aft
etroaS ju leiften, für roeld)e bamalS bie Seften unb SEägfien im
ganjen Saterlanbe fd)roärmten. 2)et Strieg gegen bie 2)reifetber=
roirtfcbaft mar erflärt, unb baS frfjfet^te 21der(anb fällte burch ©in*
fcblagen in 9J?atten unb burd) richtige Süngung öerbeffert merben.
©brift rooflte auf ben ©d)lofjgütern eine ällufterroirtjdjaft entrichten,
ließ fcbott 1756 50 Saunte fe^en unb brachte einige Sanbleute
baju, ibre in bet Sähe beS ©d)loffe§ gelegenen Sieder gegen attbere
an ber Sagtet ©renje augjutaujchen. I)ann ermarb er ficb 1761
bag augfcbliefjlidie ^J3riot(eg ber SluSbeutung einer äJJergelgrube,
um mit biefent ßunftbünger auf bett ©chlofjgütern unb bem SlHmenb»
lanb Stoben üornebmen ju fönnen. Sluf ein ferneres Segebren, bag
er noch im gleichen 3abre ftellte, ihm bie etwa eine halbe ©tunbe
oom ©cbloffe entfernten Slegerten als ©rbleben ju übertragen, bantit
er fie oerbeffern föttne, ging ber Sfleine 9iat nicht ein. dagegen
mürbe er nod) 1761 mit Sic. fjäfd) beauftragt, roegen ber in
Srehroil begehrten @infcf)läge eine Unterfuchung ooräuttebmen unb
überhaupt roegen ber Serbefferung ber Sanbroirtjchaft einen Serid)t
einjugeben, ein Sluftrag, ber 1770 erneuert routbe.
2)iefer Serid)t ') bejpricbt junächft bie begehrten ©infdjläge in
ben Sännen IReigotbgroil, Sauroil, Srehroil, Oberborf, Sangenbrud,
Sennroil, ^olftein, ©ptingen, Siegten, Sennifen, §äfelfingen, 3^9*
lingen, Sünenberg, ©elterünben, ©iffacf), 3 un J9 en > tJrentenborf im
einjelnen aufs eingebenbfte, um bann im allgemeinen ben ©taub ber
') $ater(iinbif(f)e SBibtiothct 0 31.
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bamaligen Sanbrnirtfchaft einet Sritif ju untergeben. Sie fpaupt*
gehanten finb furg folgenbe : Sin grojjer Seil beä l ilcfer!anbc3 finb
s 2 Iegerten ober mertlofeä Sanb, baS entroeber ben SBobcngiiiS tiid)t ab*
wirft ober nur mit großer SRülje bebaut wirb. SEBelcben Stufcen baS
©infcblagen oou fcblecbtem Slcterlanb einer ganjen Drtjcbaft bringen
fann, bat ßangenbrucf gegeigt, wo bie blübenbfte ßanbroirtfcbaft
beftebt. Sa§ übrigbleibenbe Slcferlanb erhält um fo beffere pflege,
roeäbalb auch ber 3 ebntenau$fa[l nicht jo grojj ift, wie man geglaubt
bat. Ser ^eujebnten ift in eine ber Statur be§ ßanbeS ent*
fprecbenbe ©elbabgabe ju oerwanbcln. Slllerbingä gebt bie Srad) s
meibe für bie ©efamtbeit öerloren; aber man gewinnt bafiir bie
4 ?erbftroeibe. 2 Ser ba 8 9ted)t ber ©igenmeibigfcit erlangen will,
jablt bafür eine beftimmte Saje, bie 511 m Stufen ber ©emeinbe ju
öermenben ift. Sie Söeitweiben befinbett fid) meift in einem tläg*
lieben .ßuftanb, ma3 oon ber na<bläjfigen Säuberung betrübet. SaS
Sieb tauft fief) barauf mübe, ohne ficb jatt freffen ju föntten. 3 m
Stalle gefüttert, märe ei nicht nur leiftungSfäbiger, jonbern leichter
ju mäften. Sie gtou tonnte bitrd) eine Sluflage auf bie ©üter
beffer georbnet werben.
1762. befahl man auf ben Sorfchlag be§ ßanboogtä, an ber
Sit§ unb am Sirfig SBeiben ju pflanjen, unb 1763, bie 2Seit=
weiben ju jäubern. Ser Sau ber ÜNündjenfteinerftrafee, bie unter
feiner Sermaltung beenbigt mürbe, brachte ihn auf ben ©ebanfen,
bie jjron auf einen befjern f$ufj einjuriebten, unb berfelbe fanb
folgen Slnflang, bafj eine Slrbeit barüber 1764 fogar in ben „?lb=
banblungen unb Seobachtungen bureb bie öfonomifebe ©ejeüjchaft
in Sern" Slufnabme fanb.
Ser mejentlicbe 3nbalt biejer Schrift ift folgenber: fronen
finb eigentlich Sienfte, welche bie Untertanen früher ihren f>erren
ober ©emeinben perjönlich unb unentgeltlich leifteten. Später waren
fie bie golge ber Sienftbarteit, ba bie ßanbe§berren jugleich ©igen*
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tümcr bet liegenben unb fafjtenben §obe waren. Slls ober eine
Derniinftigere unb milbere ©efinnungSart Dberljanb gewann, rourbe
mit ber junefjmenben Freiheit aftmäljlid) bie Siealfron eingefiibrt.
Sin nieten Orten bet ©djweij befielt aber nod) immer bie Sßerfonal*
fron, wobei Jauner unb Weinbauern bie £>anbfron unb bie Sc*
fifeer Don 8 u 0°' e l bie fjuljrfron leiften. ®er SSerfaffer tjält bie
fRealfron, roenigftenS für bie größeren ftaatlidjen fronen, für baS
allein Süchtige unb jeigt, wie biejetbe an einem beftimmten Orte
aufä trefflid)fte eingerichtet mar. |jerrfd)aft3=, $farr* unb prioi*
legierte ©üter waren mie biSljet frei, eine Sergünftigung, bie in
8u!unft ben an Herren übergeljenben Bauerngütern nicht ntef)r ju
teil werben fott. Jie 90tannfd)aft beS JorfeS mar in Stötten ein*
geteilt. Seben Jag trat eine anbere unter einem Stottmeifter an.
Seber frönet, foroie jeber $uf|rmann, erhielt einen beftimmten
Sotjn. Jiefer mürbe aus ber Stuftage befahlt, bie nad) bern
©dja^ungämerte ber @üter erhoben mürbe, ©o mar bie neue Sin*
ridjtung für bie Sinnen, bie feine @üter befaßen, jugfeid) eine Ouetle
beS SerbienfteS ; aud) trug fie jur ^ebung ber lianbroirtfdjaft bei,
ba mieber mefjr Sugtoieh gehalten, baS fjutter im fianbe Derbraud)t
unb bie Sieder infolge beffen beffer gebüngt unb gepflügt mürben.
Sei ber Skrtung ber ®üter berüdfidjtigt ber Serfaffer bie §l)po*
tiefen nicht unb glaubt, gemäß ben ©runbfäfeen beS p!jßfio!ratifcf)en
©gftemS, |>auä, §of unb Saumgarten, fomie bie angelegten (Selber
oon jeber Sefteuerung befreien ju müffen, tro^bem ihm beibeS nicht
ganj billig erfcheint. SSie fehr er übrigens feine SDtitbürger ju
überjeugen Derftanb, beweist bie neue gronorbnung Dom 7. ÜJtärj
1764, roo alle biefe ©ebanfen fid) faft unoeränbert mieber ftnben.
3n feinen Slmtsljanblungen blieb Steift ber Sormurf ber
Sparte unb Sigcnmädjtigfeit nicht erfpart, unb bei aller Segeifterung
für ben Sanbbau mar er mit feinen Herren ber Slnfid)t, bafj baS
hanbüolf in patriardjatifdjer Sinfacf)l)eit, fern Don allen Ser»
Öaältx 3a[)cburfj 1903. 9
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130
gniigungen unb in finbltt^er fjrömmigteit ju Rotten ') fei, mübtenb
fie felbft fid) nicht ben geringften 3»“tig auftegteu. Sietleicht war
bie ©infübrung feiner Neuerungen nicht frei bon bieten ©ebäffig*
feiten. SBenigftenS b«* er ficf) beim Sötte ben Nuf eines geftrengen
$ertn erworben, beffen Negierung man biejenige eines „dürfen" ober
„Reiben" borgejogen ^ätte. 8 )
SDiit bem ©rojjjen ©efcheib führte er 1758 wegen bet ©erictjtS*
Barfeit in ben Sännen Sinningen unb Sottmingen einen S r0 S e &r
ber atterbingS ju feinen ©unften entfcbiebcn würbe, dagegen be»
hielt 1760 trofc jeiner Stage ber Sefifeer beS Sriigtinger ©uteS,
§err Söffet, fein ^3rit>ileg, ben 933einje^nten teitweife mit ©elb ab»
tragen ju bürfen.
Nach Sajel jurüctgetebrt, würbe ß^rift 1767 ®efcf}eibt)ert
unb 1769 ®o^ten^err. ©einen ©intritt in ben ©rofjen Nat er»
reichte et jcboch erft 1771 burct) feine 2Bat)t jum ©echfer ber
©chtüffetjunft, in welcher er 1789 jum NatSberrn borriitfte. 35a*
neben mar er 1772 unb 1790 ©begerictjtStjerr, 1777 Serorbneter
in Sanb jachen, 1779 unb 1789 Sigilanjben:, 1779 tDtitgtieb ber
Sommijfion für 9lmtS» unb tßfrunbbäujer, 1783 grudjtfammer»
berr, 1785 Snfpeftor beS ©tebtinSbrunnenS (©tapfetberg), 1788
Necbenrat, 1790 Sßotijeiberr, 1791 Srotfcbauberr unb günferberr,
1793 SBalbberr, 1795 beS ©iebneramteS, 1796 Neoifor,
1797 $thpettationSberr unb 1790 unb 1793 ennetbirgifdjer ®e»
fanbter, weSbatb et 1791 unb 1794 ju Sieftat bie $utbigung
entgegennabm.
3m 3abr 1778 erftärte ©brift i m ©rofjen Nate, bafj Seute
non gunbamentatgefefjen rebeteit, bie nach biefen ©efefjen nicht ein»
mal in ber Serfammtung fi|en biirften. 35er ißrofeffor unb Stein*
’) SRebe in Sieftat 1798.
2 ) JRünbticfje Uebertiefening.
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131
Tat Sßeifj bejog bieS fofort auf fidj unb erhielt ben Befcheib, baf?
er Bcnfionen empfange, eine Behauptung, welche jebocf) fein Segnet
nicht ju bemeifen imftanbe war. Stls Befifcer oon Brüglingen
mürbe Shnft jmeimal, 1780 unb 1784, juerft öon ÜReifter ©täljelin
in bet SReuen SBelt unb bann öon ben ÜJJüflern ju @t. Sllban
öerflagt, bajj et in feinem leicharme gafchtnen unb SBeiben an*
gebracht unb baburcf» BJaffermangel heröorgerufen. das erfte 2RaI
behielt et recht; welchen SluSgang aber bet jmeite ißrojejj nahm,
fonnte ich aus ben Sitten nicht etfehen.
Beim Sluäbruch bet Basier ^Resolution erfreute fich CS^rtft
beS öoflen BertrauenS ber alten ^Regierung. deshalb würbe er
am 10. Sanuar 1798 als deputierter nach Sieftal gefchicft, wo er
burch feine unbebachtfamen SBorte ben Sang ber Sreigniffe unb
ben ©ieg ber gegnerifchen Sache mejeutlich förberte, „ba man feine
eigene 3Roralität nur aflju gut lannte." darum belleibete er
webet jur 3 e ‘l SRationalüerfammlung, noch ber $eloetit irgenb
ein politifcheS Slrnt. dagegen würbe et 1803 als BatSljerr jum
©chlüffel wieber SDtitglieb beS kleinen States. ®r ftarb am 9. 2Rär$
1806, nachbem ihm feine Semaljlin fchon 1782 im dobe ooran*
gegangen war.
©ein jüngerer Sohn $ieronpmuS hatte es in Ofranfreicf) im
SRegimente ©atis=@amaben bis jum ÜRajor gebracht. SllS baS*
felbe 1792 aufgelöst würbe, nähte er auf ber flucht 90 SouiSborS
in feine §alSbinbe ein. ©ie würben ihm aber in ißierre^ontaine
im departement bn doubS abgenommen, der Bater bat feine
^Regierung um eine „gürbitte." Ob fie ihm aber öiel genügt, ift
ju bezweifeln. Sn Bafel mürbe ber junge SRann fpäter ÄriegS»
lommifjär unb ©tabtrat unb lebte bis 1827. ©ein älterer Bruber
3rranj war feit 1784 ©echjer ju SBebern.
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3. $on§ ©ernljarb ©arafin, J. U. L. unb Sürgermeifter
(1765—1773).
(Siehe bie ausführliche unb fctjßnc Arbeit oon gelij Sarafut im Basier
Jahrbuch 1892.)
4. Sofepf) 93urdf)arbt (1773—1781).
(Siehe ßomburg 1.)
5. Solfann Safob S^utnetjjen, Med. Dr. (1781 — 1789).
®a3 alte ba3terifd)e @efd)led)t ®^um^äujer ober ®^urne^ett
fpattete fid) feit bem @nbe be§ 17. SatfrVunbedä * n ä ,De ‘ 3>®etge r
bie fid) bon 9iat2^errn Stubolf, f 1683, unb beffen Stüber ÜBil-
^e(m Verleiteten. ®er @n!el beä legtern war ber Sater beS Sanb-
DogtS, beffen 9lm>etmanbte man au8 folgenbem ©tammbaum erfetjen
mag:
Subroig $f)urnei)fen, Kaufmann, 1690—1735
SJlargaretha Sinbcr, getraut 1723
3oh ann Safob, Med. Dr., Sanboogt SufaS, Kaufmann
1729-89 1732-87
1) Äatfj. Sattet f 1758; 2) 21. SDlaria §euöler f 1772
fiufaS Salcria ÜufaS 3°h- Safob üufaS ; SlnbreaS Subroig
1753-64 1754—1827 1755-56 1756-1804 1758—59 1760-61 1761 f 1761
Sich- SJlicg, ^irof. Stof-
§ieronijmuS ÜSargaretha St. SRana Di. ©alomea
1763-82 1764 1765 1767—1806
®et fianboogt Solfann Safob -HEturne^fen, ©o^tt beä Submig
unb ber Äatfjarina, geb. gattet, nid)t ju oermed)jeln mit jmet
anbern ^eitgeitoffen beleihen ©efdjtedjteg, nmrbe am 13. Sanuar
1729 ju ©t. SeonVarb getauft. 9113 er 1745 bie ^itofop^ifc^e
äRagifiertoürbe ermatten, manbte er fid) bem mebijinifd)en ©tubium
ju unb mürbe 1751 Dr. med. unb 1756 Seifiger ber mebijinijdjen
fjafutteit in 93afet. ®od) fonnte ifjn fein 93etuf nidjt auf bie
®auer feffeln; benn 1763 tiefe er fid) jum ®ompropfteifd)affner
roäVten, nacfjbem er aud) ein 3af)t lang ÄoßeftVert geroejett mar-
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17 3öh« fpäter metbete er ftd) mit 31 Beroerbern um bie fianb*
uogtei SRünchenftein unb mürbe am 28. gfebruar 1780 burd;? So?
gemählt, tro^bem nur brei bon fiebjc^n Stimmen auf ihn gefallen
roaren. SRun bat er am 21. StRärj beäfetben 3ob re8 in einer oon
ber „§au?hattung“ roarm unterftüfeten Bittfdjrift, ifjm feine SSer=
mattung bi? So^anni 1781 ju taffen; feine SBohnung motte er
bi? auf jmei 3immer auf Oculi 1781 räumen. ®? mürbe ihm
im Steinen iRate entsprochen. 216er tag? juoor mar im ©cofjen
IRate bie ffrage geftellt morben, ob e? nicfjt tunlich fei, ben neu
ju erroä^Ienben Bermalter einer beftimmien Drbnung ju unter*
rnerfen, morauf bie Bemerfungen fielen: 1. (Sin fünftiger Schaffner
fotte feine 3a^rretbnungen unb 2. bie ^Rechnungen über SSein unb
Brot nach bem SRufter be? ®ireftorium? ber Sdjaffneien ein*
rieten; 3. feine Baumaterialien burd) ßoljnfubren unb nicht butd)
eigene 2Bagen abtjolen; 4. ba? Stuhl* unb ©rabfteinbuch richtig
führen unb ber ®ireftoriatfeffion jut Prüfung bortegen unb 5. Ber*
matter ^huwehfen möge ba?, ma? 1763, 1773 unb 1779 an
©elb, Stud)t unb SBein oorhanben geroefen, jujammentragen.
®er neue Sanbbogt ftettte am 10. SRärj 1781 bei ütntafj
feiner (Sibleiftung at? Bürgen ßufa? ißaffabant unb Sufa? %b u nt*
epfen. Slber am 27. 3uni 1787 erftärte et bor fRat, baff e? bie
Umftänbe erforberten, ftatt ihrer feinen üEochtermann ißrofeffor
Stchitte? 3Rieg unb feinen Sohn ‘tßrofeffor Slfurnepfen borjufchtagen.
3m fotgenben 3oh te 1788 mürbe jE^ucneofenS SRadjfotger in
bet ®ompropftei, Berroatter fjatfner, jum ®ireftor ber Schaffneien
gemähtt unb bei biejer ©efegenheit bie Sompetenj eine? ®ompropftei*
fcbaffner? neu georbnet. ®abei geigte e? fidj, baß fich forooht
Xhutnepfen at? Qfaffner tjerfdjiebene Stccibenjien in Stroh, -fpotj,
(Shtfchäfeen, bie Uebermajje (S)ifferenjen be? Sieftaler unb Bürger*
mafje?) bon SEBein unb grüßten, Sabi?, 9Ru?, bie Benü^ung einer
■Beunbe ju Bothenfluh unb einen ^eujehnten ju grenfenborf an*
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geeignet. Sa3 Urteil bom 23. Februar 1789 ging baljin, bajj
Jburne^fen ber Sompropfteioerwaltung 400 unb Zöllner 200 9?eu-
toter innerhalb bier SBodjen juriidjuerftatten Slm 13. beS
folgenben SDionatS würbe ßanboogt Sljumepfen begraben. 3eljn
Sage barauf baten bie beiben Smtsbürgen Dtieg unb Sljutnepfen
um Slccefs bor SRot, aber erhielten am 8. 3uni 1789 ben toenig
tröftlicben Vefdjeib : „ßaffen eS meine ©näbigen Herren bei ber
GcrfanntniS bom 23. $ornung bewenben unb finb bie bef«f>toffenen
100 ßouiSborS innerhalb 24 ©tunben ber Somberwaltung ju
bejahen. Sen beiben fetten werben iljre ©djriften jurücf gegeben,
unb jeber bon ilfnen ift jur Vejeugung ber ©näbigen Herren unb
Obern SJiifjbergnügenS in eine ©träfe bon 100 Sfteutalern juöunften
ber beiben ülrmenljäufer @r. Sllmofen unb SBaifenljauS berurteilt."
Sieje Verljanblungen Ratten jur Qfolge, bafj fiel) aucf) gegen
bie lanbbögtlii^e Verwaltung SJjuntegfenä 3 roe ’? e ^ erhoben. Silber
am 2. Slpril 1789 erflärteu in ber „£au?t)altung" Sreierljerr
ÜJiüntb unb SRatSljerr ©täljelin, bie mit alhßanbbogt ©arafin
bie Unterfudjung ju fügten gehabt, eS fei meljr Sluffeljen gemalt
worben, als an ber ©at^e fei. Von umgeljauenen Väumen t>abe
man nidjts gefunben ; allerbingS feien bie ©üter ftarf benüfct worben,
unb ber grofje ^olsborrat fei boUftänbig oerfd)Wiinben. ülurf) war,
wie fidj’S am 15. 5D?ai barauf erwies, bie ©djlofjregifiratur nid)t
in Orbnung unb bie SaljreSetnte, bie man fonft gegen eine ©nt*
fcf)äbigung in jJrürfjten bem s Jiac£)folger ju überlaffen pflegte, fdjon
an ßanbleute oerlauft. Sie ©tben Ratten fiel) mit fianboogt
9Q?un$inger ju üerftänbigen. Sott) am 8. Sejember 1789 waren
baS Verhör» unb SlugenfdjeinSprotololI norf) nid)t ju ©nbe geführt.
3m übrigen fdjeint ßanbbogt S^urnepfen ein milber §err
gewefen ju fein; wenigftenS fragte er am 8. Sejember 1786 an,
ob er bem 3alob ©tingelin, ber ju biel .fpodjjeitSgäfte eingelaben,
ntt^i oon ber gefefclidjen ©träfe bon über 200 Sßfb. (10 ©ulbett
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pro ißerjon) einen £ei( erraffen bürfe. ®iefer $ug ift um jo metjr
beroorjubeben, als biefe ©trafgelber einen mefentlidjen 2eil bet
lanboögtlid)en Sinnaljmen feilbeten.
3n 93afel mürben oon 3obann 3atofe Iljurnepfen am 1 . 3uli
1780 ben brei Oefettfcfeaften oon Steinbajel brei Suchorten Sanb
unb Oon beffen Stben am 15. üftai 1789 baS .£)auS $um 3<tgb 5
berg an ber SS3ebergaffe bem ^aubelSmann ^»ieronpmuS be la Sb e nat
oerfauft.
6. SftillauS SWunjinger (1789 — 1797).
SUS im 3abt 1393 bie ©aSler „gegen einen oon Krentingcn"
nad) SDfuttenj jogen (Ocfes), bejcbenflen fie unter anbern aud) einen
Sftunjinger mit bem ©ürgerredjt. ©eitbem blühte biejeS ©eftfeletfet
in unjeret ©tabt, unb menn eS ficfe auch nicht ju ben jogenannten
herrjdjenben jäfelte, jo beteiligten ji<h hoch feit bem 16. 3ab r bun*
bert immer einige ©lieber an bet Seitung beS ©tnatSroejenS. ©eit
1539 bejahen fie fajt foctroährenb ben ©ejtanb ber fjijcferoeibe in bet
SilBiefe, jo bah 1768 ber iRotgerber Sriebrid) üon einem Schlehen
jprad); es toar ihm aber nicht möglich, bieje ©ebauptnng ju etmeijeu,
jo bah oon ba an baS Vorrecht aufhörte. Sin grober leil ber
gamilie mohnte im Äleinbajel ; ein anbeter betrieb ju ©t. Slijabetfeeit
ben ©äderberuf. ®iejein entjtammte ber Sanboogt SRiflauS, über
bejjen Stnöerroanbte jolgenber Stammbaum SluStunft geben mag :
§an3 3ato6, SGBei^6ecf, f 1725
Stalharino Stellet
2t. Gfjriftine 2t. CSlifabett) <pan§ ^einric^, 2Bcif;bcct
1693-1753 1697-1763 1704—1748
Sof). Ult. ©ulger Seft Maria ©porlin, perei). 1734
9titlauä, Sanboogt, Deputat
1735-1809
©ufanna Margaretha Sinber, ocref)!. 1758
JJtanjiäfa 21. Katharina ©ul. Margaretha
1758 1760-1835 1762-1820
3. (Shriftoph Siiggenbach §. ©corg ©pbler
Kaufmann
©lifabetf) 9tiflau6 SRubotf
1765—89 1770-83 1771—1820
beerbigt ju Cberl. ber
SRändjenftein. Staube*«
truppen.
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2)er Sanboogt 9JtfIauS ÜJJunjinger, nicf)t ju oertoechfeln
mit bem nur ein holbeg 3ahr ättern, ebenfaflg oon einem §ang
Heinrich SffJunjinger abftammenben -Jtiflaug -Dfunjinget, Ißofamenter
unb Sümmann oon Sleinbafel, toutbe am 11. Oftober 1735 gu
©t. ßlifabeihett getauft, ©ein ©ater, beit er fc|on alg groölf*
jähriger Änabe oerlor, hotte oon 1742 — 1746 eine ©echferfielle
ber ©ädergunft inne, eine ©^re, bic 1768 aucf) bem ©ohne gu teil
tourbe. ®arauf mar er 1770 ©algherr, 1771 ©erichtgljerr, 1775
©eformationgherr, 1782 Ulppetlationgherr unb 1783 ©tatutenherr.
1788 melbete er ficf) unter 25 ©emerbern um bie Sanbbogtei
■UJündjenftein unb empfing fie am 25. Februar, nachbem er in ber
©orroahl 6 oon 17 Stimmen auf fid> bereinigt hotte. SI(§ er
am 11. SRcirg 1789 feine ©teile antrat, bürgten für ihn feine
©cfjioiegerfüfjne 3afob ßhriftoph ©iggenbad) unb |)an§ ®eorg ©pjjler.
SKuttgingerg 9lintgperiobe fiel in eine ernfte, beroegte 3eit.
Slrn 5. 2ftat 1789 traten in ©erjaiKeg bie 9teid)gftdnbe gufammen,
unb Silbe 3ult mar an unfern ©rengen bie ©eüolution jdjon in
ooKem ©äuge, }o bafj 30 big 40 SWann aufgeboten mürben, um
bie ©irgbrüde unb ben ©teg su ©t. 3afob gu beroadjen. ßbenfo
mürben im ßinücrnefpnen mit bem gürftbifdjof nach bem 9Jeubab
unb nach ©enfen ißatrouiöen angeorbnet. SDJit ©echt befürchtete
bie Regierung, eg möchte bag Sanboolf in bie ©emcgung hinein;
gejogen merben, befotiberg ba ber Club helvetique ©vojchüren in
ber ©dpoeig »erteilte unb auf alle SBeife jchürte. SBirflich mürbe
1789 fjriebrid) Sauglin oon SDiutteng s u nier Sohren ©aleeren
unb sn einiger ©erbannung aug ber ßibgenoffenfchaft oerurteilt,
meil er im ßlfafj einen ®iebftnljl begangen hotte. 9?och gefälp
liehet mürbe ©afelg Sage, alg 1792 bag ©igtum oerloren ging
unb ©ieb©enfeit eine franjöfifche ßnftaoe mürbe, ©on nun an
erfolgten häufig ©rengoerlefcmtgen, unb S)eferteute flüdjteten auf
nufer ©ebiet. 3a 1792 sogen fogar 53 feinbliche ®ragoner butcf)
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Uftuttenj. Schon 1789 blieben bie gruchtgefätle aus bem ©tjajj
nuS unb 1792 auch biejenigen auS bem Sistum, jo baß ber
Ißf ortet Don SWünchenftein ootn Staate entfchäbigt merbett muffte.
Unter folgen Umftänbeti beburfte es eine? unwichtigen Se=
amten, bet but<h roeije Maßregeln jid) baS 3 u trauen be§ SSolfeS
geroann. ®ieS muß UKunjinget gan$ unb gat gemejen jein; benn
am 14. 3anuat 1797 mürbe ihm nicht nur eine Summe oon
500 ^ßfb. für aufjerorbentliche Unfoften unb beit Ausfall oon Som*
petenjfrüchten bemilligt, jonbetn auch bie 3ufriebenf)eit bet Sehörben
auSgejprochen. 3n bem betrefjenben Schreiben Reifet eS roörttidj:
„2J?it Slugljeit, Sachtunbe unb $ßüntt(icbfeit ^abt 3hr bie @ucf)
jugegangenen Aufträge ftets bejorgt, an ASachjamfeit unb treuer
Serichterftattung beS Sorfaftenben eS nie ermangeln lafjen, unb
ber ©ifer, ben 3f)t ben Angelegenheiten ©urer Amtsangehörigen
ftets gemibmet, jeigt nichts als eine jufammenhängenbe Sette jcfjönet
gemeinnüfciger SBirtjamteit für baS SBohl ©urer Untergebenen,
meldje e§ mit SDanl unb Führung ertennen. Süfj muff biefer Sohn
in ©urem £erjen bereits liegen; jum Reichen aber, baff ©uet un-
auSgejefet lublichjteS Setragen auch @urer Obrigfeit bie reinfte unb
tebhaftefte greube gemährt hat, unb bafs ber SBert eines jolchen
SenehmenS berjetben bejonberS jchäßbar ijt, bezeugen mir ^iemit
beS feierlidjften unb einhellig ©uch, als einem oerbienftooKen Se=
amten, unjer ho^eS unb befteS Vergnügen übet alle Sure ju unjerer
Sufriebenheit ausgefallenen AmtSüerrichtungen." ')
Aber auch SDtunjinger hatte eS nicht allen reiht maihen fönnen.
®enn am 7. 3uli 1798 oerlangten bie Seamten oon Sinningen
unb Sottmingen AuSlunft über bie Siegeltaje, bie fie ihm beim
S erlauf beS SchloffeS Sinningen hatten bejahten müffen. ®rei
■Jage barauf führte er gegen 3. SöKnth Oon Siffaih Slage, roeil
') 3Jtiir«Den 1797. 14. I.
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biejet im ©d)lüfjet ju fflinningen oor oielen ßeuten gejagt batte,
bie SJanboögte feien alle ®iebe unb ©i^etme geroefen, unb trofcbem
man ibn auf bie ißerjon Sftunjinger« aufmerljam gemalt, ba8
28ort mieberbotte. SDet Stngeflagte mufete Abbitte tun unb bie
©eridjtsfoften tragen.
fftacfe bem ©turj bet alten ^Regierung roat SRiftauS 2Run*
jinger ÜKitglieb ber Soinmijfion jur Slnbörung baterlänbifcber Sßor*
jdfläge, roäbtenb ber fpeloetif ßantongricf)ter unb jur Seit ber URe*
biation Äleinrat, Deputat unb Pfleger beS ©pitatS. Sr ftarS am
16. Stooember 1809 unb mürbe am 20. beäfetben SRonatS ju
©t. Stifabetben begraben.
7. 3afob (S^riftop^ SRofeitburger (1797 — 1798).
(äöegen ber gamilie ftc^c Somburg 6.)
Safob Sbriftopb IRofenburger, einer ber bebeutenbjten Sagte*
rifeben tßotitifer im 18. Sabrbunbert, mürbe als ber ättefte ©ofen
beg Sanboogtg ißeter JRofenburger unb ber St. 3J?aria §otner am
10. Februar 1733 ju Strigborf geboren. 1 ) SRacfebem et ba8 tjiejige
©pmnafium mit großer Stugjeicbnung burcblaufen ^atte, machte er
eine faufmännijcbe 2e|re burd) unb begab fid) bann ju feinem
mütterlichen ©beim ©amuel fmrner nad) Dublin. Srft nach }e<b8=
fäbriger Stbmefenbeit lehrte er mieber nach 93afet jurilcf unb er*
rirfjtete mit feinem SSruber Stanj eine Snbiennefabril. SDamt Oer*
mäbtte er fid) am 25. 2Rärj 1754 mit ©ufanna SRofa Sfetin,
oertor fie jebocb fcbon ben 18. ©ejember beSjelben 3ob re3 burd)
ben Job. $otb balb feben mir ibn mieber auf greiergfufeen ;
biegmat oertobte er fid) mit feiner eigenen Soufine 2R. URagbatena
fRofenburger, unb ba fie mit ibm in oerbotenem @rabe oerroanbt
mar, tiefe et ficb in jugenblicbem fieicfetfinn am 8. ©eptember 1756
’) ßimlftanb.
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ju Süllingen trauen. ®a§ Shegerid)t, baS ton bet ©ad)e ßenutniS
erhielt, rourbe getauft. ®a riet ihm ber ©tabttonfulent, ben man
um ein ©utad)ten erfuc^te, fid) mit einer ©ittfchrift an ben ©rofjen
Stat ju roenben, unb biefer betegte ihn mit einer ©träfe oon 100 ft.
ju ©unften beS ÜSaifenantteS unb *§aufe8.
Sud) als tJabrif^err jog fid) ©ofenburger anfänglich Jabel
ju. 1757 tief ihm ber junge Sodann Slafpar SRiebtmanu au§ ber
Sehre, unb als et ihn beSroegen terflagte, rourbe er bejdjutbigt,
if)n ®ieb gesotten unb gefdjlagen ju haben. SDarauf muffte ihm
Stofenburger ein SeummibSjeugniS au^fteHen. 1758 geriet er in
einen fjarten ßonflift mit bem Snbiennefabrifanten Smanuel
Stainer, weit er einen feiner entlaffenen Arbeiter, SohanneS äJiürp>
oon SSinterfingen, in fein ©efdjäft aufgenommen unb fidj ^art*
närfig roeigerte, if)tt ju terabjdjieben. Sr tat bieS überhaupt erft,
als er gerichtlich baju genötigt rourbe. $m folgenben Sah« hatte
et fid) roieberum roegen beS ©ergehenS, einen ßetjrjungeu an ficf>
gezogen ju haben, gegen bie Herren Äödjlin, Joflfufj unb Sie. in
SHiÜhaufeti ju oerantroorten. 35iefer ©treit jog fid) mehrere 2)lo=
nate hinaus. 3roar gab Stofenburger nach; aber ber ton ben
©aSlern borgefchtagene ©etgleid) }toifd)en ben ©aSter unb 2Rül=
häufet Snbiennefabrifanten fam nicht juftanbe. 1 )
©eit bem Snbe ber fedjSjiger 3ahre biirfen roit 3afob Shri*
ftoph nicht mehr atS Shef bet ffiabrif anfehen. J)ieS rourbe bet
©ruber, Oberftmeifter g-ranj. Sr roar es, roetcher am 31. Dltober
1775, atterbingS unter ber Kaution beS ©aterS unb ©rubetS, baS
SHingental um einen jährlichen 3inS oon 610 ißfb. pachtete, um
in beffen zahlreichen Räumen baS ©efchäft beffer betreiben ju
fönnen. Sr burfte jebe roünfd)bare Slenberutig tornehmen, hatte
aber baS ©ange auf feine Äoften ju unterhalten; nur empfing er
‘) $anbe( unb (Seroerbe 2.2.59 gnbiennefabrif 1753—1754.
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140
1
«m 12. ÜRooember 1776 jut ^Reparatur beä |jauptgebäube3 fünf*
ljunbert neue ftanjöfifdje ©aler. ?luf SBeitereä liefe fidj ba§ ©iref»
totium ber Sd)affneien nid)t meljt ein. Slm 24. äRärj 1779 taufte
bie fjtrnia bon |>einrict) Neuster, J. U. L., bie SEBalfe im Klingen*
tat, beräufjerte aber 1778 baS SdfjauS beim SRieljentor unb 1780
bie Käufer jum füllen SQ3inb unb jum ^irjburg. 1791 ftnbet fidj
im fRagionenbudj ffranj Ütojenburger allein bezeichnet, voa^rft£)ein=
lid) roeil Safob CS^riftop^, bem 1790 feine jmeite grau, 9R. ÜRag*
balena geb. SRofenburget, geftorben, nun enbgiiltig jurüdgetreten mar.
1794 mürbe bie fjabrif, roie bie fämtlidjen berfelben 93rand)e in
ISafel, in einen fdjroeten ?tu§ftanb bermidelt. @3 maren aufjer ber
IRojenburgerifdjen biejenigen ber Herren fftanj SEBert^emann, Qoljann
unb Samuel 5Rpljiner*2Rakinger, (Smanuel Stainer, Deputat Surd*
Ijarbt unb fiinber. ©ie Seranlaffung ju ber interefjanten 93e*
megung gab ein 5lbfcf)ieb be3 |jerrn Smanuel 3J^iner, motin ber
betreffenbe Arbeiter berpflid)tet mürbe, fed)3 SBorfjen auf bem Sanbe
ju arbeiten unb erft bann in ein ähnliches ©efchäft ber Stabt ein»
jutreten. Sofort mürbe in allen 3nbiennefabrifen ©onnerStag bcn
23. Oftober bet SluSftanb erflärt. ©rüder unb SRobellftecher be*
gaben fid) in ben Scfjroatjen Slbler, unb als bort nidjt geniigenb
^ßlajj mar, in ba§ Stebljauä unb mahlten fed)3 ©eputierte, meldje
bei ber gabriffommiffion Dorftellig roetben unb Slufhebung ber für
bie Slrbeiterjdjaft jo läftigen Seftimmung berlangen füllten, ©ie
Arbeit mürbe erft am Samstag barauf mieber aufgenommen, nadj=
bem bie Qfabrifanten nachgegeben. SRad) biejem (Ereignis beftanb
bas ®efd)äft nur nod) turje 3 e 't; benn 1797 figuriert gtanj
IRojenburger unter ben ißapierfabrifanten.
Safob (S^ciftop^s potitifcfje ©ätigteit begann im 3taf)re 1760
mit feiner SBaljl jum SKitmeifter jum ©reifen, roa£ auch feinen
Eintritt in ben ©rojjen fRat gut golge ^atte. Sobann mürbe er
1768 93igilanj* unb SleformationS^err, 1769 SRitglieb ber Snfpef*
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tion be$ SBaifett^aufeS, 1770 ©ecbenrat, 1771 deputiertet ju beit
Statuten, 1774 ©efdjeibSbetr jenfeitS unb deputierter 5 U ben
mßianjen, 1778 SlppeflationSberr, 1780 SJiitglieb ber Stommiffion
für ülmtS* unb ^ßfrunbbäufer, 1784 ©aubert jenfeitS, 1786 SJJit*
glieb ber ßanblommiffion unb beä @^egericf)ts. ©nblicb gtücfte e&
iljm 1787, SJieifter ju ©afran ju werben, nacbbem er fc^on 1781
in biefer 3 unft eine ©ecbferfteße erhalten tjatte.
S 02 it biefer 2 Bal)l ^brte micf) feine dätigfeit als 9ied)enrat
auf, als welcher er ber Ütepubtif wichtige dienfte geleiftet. SBenn
eine Unterfmbung ober ein Slugenfc^ein, befonberS oon ©ebäuben,
oorjune^men war, }o beauftragte man gewöhnlich ßiojenburger.
die? gefdjßb j. S. beim ©tabtfcfjreibereigebäube ju Sieftal, bent
SBaffcrfaßenbauS, bent ©djlofj ©amftein, ber ßlatalircbe, bem
©t. Ulbanftofter, ber SOJägbleinfcbute ju ©atfüfsern ttttb anberen.
@r hotte über bie ©tammlöje nnb ben 91uf= unb Slbjug ber ßanb»
oögte oon ^ontburg ein ©utadjten einjugeben. ©ot allein aber
erwarb er ficb 1771 im ©etreibegefdfäft ©erbienfte, fo baß man
iljn aufeerorbentlicf) belohnen wollte. @r roieS aber äße ©ejcfjenle
jutiid unb erflcirte, baff er in bem ©emufitfein, jurn allgemeinen
©efien etwas getan p hoben, ben fünften dan! fe^e, worauf eS
bie ©näbigen Herren bei bem „obrigfeitlicfjen ©ergnügen" bewenben
liefen.
Sll§ $leinrat mürbe et 1787 ßJJitglieb ber lanbmirtfefjaftlicfieu
Äomtniffion unb deputierter ju ben 21Üianjen, 1788 ennetbirgifc^er
©efanbter, geuer^auptmann unb ßtfitglieb ber üföicbelfelberfommif*
fion, 1789 Cberfcbiifeenmeifter bet geuerjcbüfeen, deputierter jutti
©emeinen ®ut unb wieber ennetbirgifrfjer ©efanbter, 1790 ©au*
ljerr, 1791 Jünferbcrr, 1794 mieberum ©auljerr unb dreijebner*
berr, enblitb 1795 unb 1797 SJiacbgefanbtet an bie dagfafeung.
drofj biefer hoben ©frenfteßen bewarb et ficb 1796 um bie
fianboogtei SDiüncbenftein unb erhielt am 29. Februar bet ber ©or*
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mahl nur Bier Bon actjtjehn Stimmen, Ijotte aber ba? 2o? für
lieh, ba? ihm ba? gahr Borget bei ßleinhüningen jroeimal un*
künftig geroefen mar. SRun mürbe er mieber Seifer ju Sdjmieben.
©ein neue? 2lmt, ba? er um Dculi 1797 antrat, |atte er
nicht einmal ein 3af)t inne, aber erroatb fi<h in biefer furjen
Ißeriobe fo fefyr bie Siebe unb Sichtung feiner Untertanen, bafj fie
jetbft bie UlationalBerfammlung um feine @ntf<häbigung baten;
„benn er mttrbe geliebt unb niemal? al? ein geftrenger .fperr er*
ur^tet. " ®e?roegen BoHjog fid) ber 2Bed)feI in aller URinne; ba?
©d)lo| mürbe geräumt unb ba? ÜRobiliar unb 9lrcfjiB in? S)otf
SRünchenftein gebraut. ®arauf erfülle er um bie (Srlaubni?, in
bie ©tabt jie^eu ju bürfen, roa? ihm am 24. ganuat 1798 auch
gemährt mürbe.
fRofenburger hotte roie fein College £u!a? Segranb in fRiehen
bie 3rid)en ber geit Berftanben. ©o fam e?, bafj et am 1. ge*
bruar 1798 in ber ntinbern ©tabt mit bet größten ©timmengahl
(129) jurn SBahlmann bet $Bolf?repräfentanten ernannt ronrbe.
2lm 6. gebruat barauf mar er unter benjenigen IRepräfentanten,
melcbe Bon ben 93 ärgern au? ihrer 9Ritte geroählt mürben, unb am
20. 2Rärj mürbe er ÜRitglieb be? gitianj* unb guftigtomitee?.
Sährenb ber ^elnetif gehörte er bem S?anton?gerid)t an.
Sine gang herborragenbe Stellung nahm er in ber SRebiatioit
ein. @r mürbe nicht nur mieber SReifter, jonbem ©taat?rat. 2)a=
neben befleibetc er ba? fßräfibium be? 2)eputatenamte? unb mar
SRitglieb be? guftig* unb ißotigeifollegium? unb Sßorgefeßter ber
geuerfchüßen. 93efonbere Serbienfte erroarb et fich al? Deputat bei
ber fReform bet Sanbfchulen, „bie gum Heil fein SBerl mar" (£ufc).
<5r ftarb am 14. ®egember 1812 in feinem 79. £eben?jahre unb
mürbe am 17. be? gleichen SRonat? gu ©t. Sljeobor begraben.
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E. ^ieflciC.
a) Basler S^ultfyeifien.
<9?eu in ber jraeiten §älfte ber geraben unb ber elften ber ungeraten 3 a ^ rc
unb alt in ber jtoeiten Hälfte ber ungeraben unb ber erften ber geraben 3 a $ re -)
3ol)ann S)aüib §ebbenftreit, J. U. C., genannt ßa 9iocf)e.
(1744—1798).
9iad) ßufe rautbe 1591 SJücfjaet §ebbenftreit, ein $afnet Don
^ulbridjätfaufen, inä ^Bürgerrecht aufgenommen. $)ie Sliite beS
<55efdi)lecf)te8 aber beginnt erft mit Sodann Safob (1650 — 1714),
bet ben größten Xeil feines ßebenS in franjöfijc^en Äriegsbienften
.jubracfyte unb fich ben Seinamen ßa 9iorf)e erraarb. @t mar ber
©rofjoater be§ ©djuftljeijjen, übet beffen fjamitie folgenber Stamm-
baum baS ÜRälfere angibt.
3ofj. 3a!o6 §ebbenftreit, £a Stoche, 1650-1717 *)
1) äBatg. §emian 1655—1692 ; 2) St. Rati). Summe!, oeretjl. 1694
(Jricb. 3of>. SEaoib, Dberft SÄ. Ratharina 31. SDiaria StiflauS Siubolf ©atome
1692—1783 1696 1698 1699—1783 1704-49 1709
1) 3Jt. SDtagbal. '-BranbmüUcr f 1729
2) Sufanna Rrug f 1784
3ot). SDaoib, ©chultfjeife 21. Süiargaretlja 3t. Ratharine 3°f)- Rafpar ßmanucl
1722—1807 1730—32 1733 1735-40 1T37
Si.äKario ©tupanug f 1789
Saotb, J. U. L. 3tnt. Ratharine ©ufanna ©manuel 21. SDiaria
1745-1817 1747—1827 1748 1749 1750
8aufl>au8beamtet SBirj f3fr
Ghart. 2J!argaretf)a 3t>h- Sernharb Slnbreaö*) 3°h allnc3 Senebict
1752-1828 1754—90 1757—1817 1759—72 1762—1808
£anbeI8mann flaufmann.
9iacb langem SlufentljaU in granfreich unb Dielen rutjmboHen
f^elbjügen, ©rf)tarf)ten unb Selagerungen teerte Sodann f^riebriib
') Sei §ot}halb unb £ufc unrichtig 1714.
*) Der bei ^oljtialb unb £u$ figurierenbe Stnbreaä, geboren 1768,
«jiftierte nicht ; im ipfarrbuch oon iiieftal fleht 1757.
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jDabib .fpebbenftreit nad) Safet gurüd unb öermä^ttc fid) 1721 mit
9ft. SJiagbatena Sranbmütter, bie iljnt im 3a^te 1722 ein einiges
©öbntein, Sobann ©aoib, fcfjenlte, metcbeg am 14. 3uni beöfelbeit
3at)reg gu ©t. ißeter getauft mürbe. 3>er ©obn, bet fdjon im
fiebten fiebengjabt feine SWutter plö&lid) »ertöten, roanbte ficb bem
iuriftifctjen ©tubinm gu unb mad)te eine Steife nad) ^tanfteid).
9ltg er gurüdgefebrt, mar eben bie Sagtet ©cbultbeijjenfteHe in
Sieftat febig. St bemarb fid) barum mit 28 anberen unb mürbe
am 20. SCRai 1744 geroätjtt. 2)ie Sürgfd)aft teifteten guerft fein
Sater unb ©cbmiegeroatec, bie Herren Oberft §ebbenftreit unb
©tupanug, nad) ihrem $obe aber 1787 bet Sruber Smanuet
^ebbenftreit unb ©amuet Sieng.
2)ie Familie mar auf ber Sanbfdjaft nid)t mehr fremb. ©d)on
ber ©rofjöater hatte gu lennifen ein @ut bei gmangiß fahren be*
feffen; barauf hatte eg beffett ©obn, ber füleifter 9liftaug, big gu
feinem lobe 1783 inne, morauf eg auf ben @d)miegerfobn 2)tetrid)
überging. ®er ©cbuttbeifs fetbft crmarb fid) bag Subenbörfer Sab,
mo et am 2. Stuguft 1760 gmei Sudjarten 9lcferlanb einfehtagen
burfte.
®afj übrigeng fiebbenftreit fid) in feinem neuen Ülmt halb
heintifd) fügten muffte, forgte bie ^Regierung »on Anfang an. ©d)on
am 4. 3Jiai 1744 mar tmm ÖJrofjen 91at befdjtoffen roorben, baff
ber Sn^aber ber neuen ©djuItheifjenfteKe aufjer ber alleinigen 2luf=
fi<ht über Sagb, gifebengen unb Sßeiljet bag Äornmrifteramt be*
fleiben unb ein eigeneg Slmtg^aug bemobnen foße, big gu beffen
Segug ihm tjunbert Sulben atg ^augging augbegabtt mürben.
STiath bem lobe beg ©ebuttbeifjen ©ingeifen ging man nod) einen
©d)ritt roeiter unb beftinunte am 5. SDtai 1764, baff aud) bie 93e=
forgung ber ©troffen unb SSälbec ©ad)e beg Sagtet ©«huttheifeen
fein fotte; nur blieben nad) einer Srtäuterung oom 10. 3anuar 1766
bie ©trafgetbec in SBalbjadjen noch bei Sebgeiten beg ©djuttbeiffen
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@afe bem neuen Schultheißen, fielen aber bann ebenfalls betn Salier
©djultbeijjen ju.
®er etroaS fjifcige Sa9tod)e geriet batb foroohl mit bem ©tabt*
fdjreibet 3oljann ^jeinricf) gäfch, als mit feinem SltntSgenoffen
äßicbael ©trübin non Sieftal in (Streit. 3ener |atte bis bafjiit
fed)S 3ah« lang nicht nur baS 3agbred)t genoffen, fonbern autf)
bei 93erE)orett roie bie Seifaffen ju Sieftal fein Sotum abgegeben.
9tun erlegte ein für ifjn jagenber Sieftaler Sürget einen §afen,
mürbe aber beSroegen oom Schultheißen getürmt. ®a tlagte Qräfcf)
unb mürbe oom ®teijef)nerrat am 20. SIpril 1746 in allen feinen
Stedten beiaffen.
©einem ÄoKegen ©trübin roollte |jebbenftreit im SIptil beS*
felben 3aI)reS bie ©trafgelber üon 3agb unb gifchenjen oorenthalten,
unb er ftedte jogar einen an jenen abreffierten Srief ein, unter
bem Sorgeben, baß et eigentlich für ißn beftimmt fei. 2luch biefe
©adje mürbe am 4. üttai 1746 an bie „Haushaltung“ gemiefen;
beoor aber ihr Sericßt einging, refignierte ©trübin.
3u nod) größere Slbfjängigfeit geriet bet Slachfolger 3- 3- ©ing*
eifen, ba er megeit feiner Unfähigleit, größere Schreiben ju Der*
faffen, auf feinen Salier Kollegen angeroiefen mar. 21m 19. Sluguft
1747 mürbe ißm aud) bie @rmäd)tigung erteilt, foldje oon ihm
beforgen ju laffen. dagegen mochte eS für iljn recht bemütigenb
fein, baß man im Cf tobet 1747 nicht ißn als regierenben Schult*
heißen, fonbern ^ebbenftreit beauftragte, ben oorbeijicßenben fran*
jöfifdjen (Sefanbten, 9JfarquiS be Sourtetefle, im Sfatnen feiner 9tegie*
rung ju lomplimentieren. ©tabtfchreiber gäfcf) hätte ihn begleiten
füllen; et füllte fitf) aber burd) bie Slrt ber (Siitlabung Don ihm ab*
geftoßen unb ritt nicht nach 9lieberjd)öntbal hinunter, roaS am 4. unb
7. Citobet mieberum Slnlafj ju einer Sefpredjung im 9iate gab.
®iefeS §erbe in bem Sharalter HebbenftrettS trat mit ju*
nehmenbem Sllter ein menig jurütf, unb er galt für einen tüchtigen
BaSlet 3af)tbitrf) ]M. 10
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1
I
t
Beamten, bet ficf) baS 3 u trauen bet regietenben Häupter in Vafel
erwarb. 9ltS barum tat 3af)t 1757 fianboogt ?lbel SBettftein
gegen einige ftörrifc^e Säuern eine Untersuchung »erlangte, mar eS
neben ßanbfcf)reiber ©ilbernagel in Siffad) auch $ebbenftreit, ber
mit biefer Stufgabe betraut würbe. (Sbenjo erfucbte man ihn 1768,
wegen einer beffern (Sinrichtuttg unb Sinteilung ber ßanboogteien
$arnSbutg unb §omburg ein Vebenfett cinjugeben.
©ewifs hatte et auch feine Verbienfte als Verwalter bei Sforn»
häufet in ßieftal. Sie§ war gewiffermajjen für bie in ber ßanb=
fchaft eingehenben 3rud)t= unb SBeingefäfie baS |jauptbepot, aus
bem bann wieber bie 3rucf)t= unb SBeinfompetenjen abgeführt würben.
Sie übrigbteibenbe grucht würbe oon 3eit ju 3 e <t oerfauft unb
ber SrlöS ber Regierung »errechnet. Ser ßornmeifter hatte mit
beit 3ebntenbeftänbern ju unterhanbeln unb©treitigfeiten ju flüchten,
{für folcfje ©jtraleiftungen würbe et bejoitberS belohnt; hoch fdjeute
fid) SafJioche namentlich in jüngeren 3ah«n nicht, auch für an»
bereS, wie baS Sintreiben beS ©etreibeS, baS {yaffen beSfelben auf
bett Äontböben, baS Sortieren beS ©elbeS, eine Ißroöifiou anju :
rechnen. SllS er beSwegett am 8. SJfärj 1747 jur Verantwortung
gejogen würbe, berief er fich auf baS Seifpiel feines Vorgängers.
Slber wie grofj auch feine anberweitigen Verbienfte fein mosten,
bei ber Veoölferung oon ßieftal founte er baS SKifjtrauen nicht
befeitigen, baS fie nicht nur gegen feine 'Sßerfon, fonbern baS »er»
hoffte VaSler ©chultheiifeuamt unb bie nicht ntinber »erhoffte 5Re=
gierung hegte. ViS 1653 hatte ihre ©tabt jwei jährlich mech=
felnbe ßieftaler Schultheißen, große, bis an bie Unabhängigfeit
gcenjenbe Vorrechte unb einen eigenen Vat befeffen. SieS wieber
ju erhalten, war ihr feljnlichfter SEBunfcf). StlS barum ber Club
lielvetique oon V fl riS aus feine Vrofchüren in bie ©chweij warf
unb bie brei ©chlagwörter „Freiheit, ©leichheit, Srüberlichfeit"
auch in ber ßanbfchaft Vafel jünbeten, ba wagte eS am 31. 3uli
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1790 Sieftat guerft, in einer 93ittjdfrift feinen Söünfchen Stuäbrucf
gu geben. untertänigen SBorten, aber auf! beftimmtefte
»erlangte e§ 1. bie Seibelfreitfeit atter Untertanen, 2. bie Setufl»
unb £)anbet!freit)eit, 8. SSerfrfjonung »or weitern ^Bürgern unb
.fjinterfaffen, 4. bie 5 re ^ e >t, ih re Sßalbfacben unabhängig öom
Schuttlfeißen unter einjiger Stufficht ber SBatbtommijfion in ihren
©inunglgemeinben fetbft otbnen gu bürfen, 5. betaittierte ^arfchiet»
recßnungen, 6. bie ©rtaubnil, wie früher, bie Straße butth Sieftal
»om Saibgaßbrücftein »or bem untern bi! gunt obern £or burdj
ba! ©enteineroerf auf Soften ber „Stube" unb nicht burrf) bie
Sannmarten auf Soften ber Qfronrechnung machen git bürfen, 7. bie
Freiheit, bie in ber ©emeinbegiegelei »on ben Schauntciftern gut
befunbetie Sßare aulrufen gu bürfen, ohne fie »ortjer burcf) Schutt»
heiß §ebbenftreit prüfen gu taffen, ber auch »ergebene ber ®e=
meitibe gehörenbe ?Ir<hi»alien, loie ißrotototte, Srfanntniffe unb
©inunglmeifterrechnungen gurüctbeljalten , 8. bie Rührung eines
Sßerhörprotofofll unb Slnroefenheit bei Stabtfdjreiber! bei geeicht»
liehen Verhören, foroie bei ®efan! 3 ra ‘ n 9 ec & e i &en ®eratuitgen
über Irmenfadjen, 9. einen Sihuttheißen au! ber Sieftater töiirger»
fchaft nach bem $obe ^ebbenftreitl. 1 )
SEBenn man auch über biefer Sefdjroerbe im Skalier State jur
EEagelorbnung überging, fo ift fie hoch nicht ohne gotge geblieben,
unb man barf wohl bie Stufhebung ber Seibeigenfcßaft »om 20. ®e=
gember 1790 barauf gurüefführen. Mein biefe Songeffion genügte
nicht mehr, unb ba! SJiißtrauen fchroanb nicht. So behauptete
man »on ^ebbenftreit, er h^e auf ben Stat feine! geiubel, be!
®reierherrn gürftenberger, um fich mieber eine fotibere Stellung
gu fdjaffen, bie ©emeiitben bei Stmte! gegen ba! Stäbttein gu
Ißrogeffen aufgereigt, fo baß bie einen |jo(g au! ben Sieftater 3Bät»
') Saterl. SiMiotljef. D ‘26 2 .
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bern, anbere 2Seibere<hte betlnngten ; bodj nad) jmei Sauren Ratten
fie fid) i^rer geinbe erwehrt. 1 )
SBie fid) übrigens SaSRoche feine Unpopularität allmählich
felbft gefcfjaffen, mag folgenbeS öeifpiel jeigen. Sin 23. Sejember
1790 münfchten bie 33orfteher bet Sicftaler ©emeinbe, um ben
SEBalb SRunien ju fronen, einen Seil beS Stompetenjholjeä in ge»
ringern ©orten ju geben. SKe ©eainten mären eitwerftanben, mit
SuSnaljme beä ©djultheihen §ebbenftreit. 2Bir bürfen uns habet
nicht lounbern, bah er ficb nach jenen ftürmifcben 3anuartagen nicht
mehr fieser in Sieftat hielt. „@r roch ben Sunten“ unb begab
fich junächft nach ©iffaef), um allen Unannehmlichfeiten ju entgehen,
unb bann nach S9afel.*) Sm 18. Januar forberten bie Susfchüffe
beS SanbooIlS oon feinem ©ohne, bem Pfarrer SafRodje, bie 9täu=
mung be§ MmtähaufeS unb bie Schlüffe! beS fßuloerturmS unb fö>rn*
fjaufeS; hoch liehen fie fich baburch befchwichtigen, bah ber ©cf)ult=
heih noch jnoor feine Äomrechnung oblegen müffe. 3 ) SieS tat er
nicht mehr felber, fonbem fein ©rofjfohn am 12. SRärj 1798. @r
ftarb am 20. Suguft 1807 unb mürbe ju @t. ißeter begraben.
b) tieftaler Schultfjeffoen.
(31cu in ber jroeiten fbälftc ber ungeraben unb ber erften ber geraben 3afjre
unb alt in ber jroeiten §älfte ber geraben unb ber erften ber ungeraben 3af)re.)
1. §anS Safob ©ingeifen (1747 — 1764).
Sem alten ©efchlechte ©ingeifen in Sieftal mar fdjon oiermal
bie @hre ju teil geworben, Sngefiörige jut ©djultheihenmürbe empor»
fteigen ju feiert, nämlich 1496 Pantaleon, 1534 Pantaleon f 1549,
1550 SobiaS unb 1591 Pantaleon f 1623. Ser fünfte war
’) Mcuolutionägefdncfite im gleichen ®anb.
0 ©cfiroeigiiaufcrä Xagebud), SBaterl. SBibiiotf)ef D 26 ! .
*) SU. Mp.
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149
•4?an§ Sofob, bet at8 ©obn be8 Heinrich ©ingeifen unb bet @18«
Betb tUiurer am 4. tflonember 1677 in bet S?ird)e ju ßieftal ge»
tauft mürbe, ©eine? 3eid)enä ein ©dfmieb, öeref)(id)te et fich am
8. 3Q?ai 1703 mit 5lbetbeib Ißfaff, bie ihm fet^ä ft'inber jrfjenfte,
non benen einige früh ftarben, nämlicf) |jeinrid) 1704, ©tsbetb
1706, 3afob 1710—1745, Heinrich 1712, Slbetbeib 1718 unb
£einrid) 1726. 1 )
1729 mürbe ©ingeifen SBeififcer, b. b- einer bet acht, rocldje
feit 1653 bie gunftionen beS alten 9tate8 auäübten, unb 1731
©tubenmeifter, b. b- 2Kitgtieb be8 engetn S3ürgerrat§, bet ba§
©tubengut ju betmatten batte- Stoßbein et lebenslänglich geroäbtt
mar, fe^te es bod) Sfart ©manuet |>otn, ein Slngeftellter beS Sanb»
fdjreiberS Sobann Heinrich $äfcb, 1745 butcb, bafs an beffen ©teile
Seitin ©trübin oorgefcbtagen mürbe, unter bem Sßotgeben, bafj
©ingeifen nur auf fed)S Sabre ernannt fei, bie für baS ©tubengut
gemachten Serorbnungen in ben SBinb fcbtage unb ju biel Stemter
auf fid) bereinigt b Q be. Stber am 27. Sanuar 1745 mürbe er
burcb ben Äteinrat mieber beftätigt unb fporn als „©puriuS" bon
feiner Seififcerftette entfernt.
9?acb bem Sobe beg ©chultbei&en HKidjaet ©trübin mürben
am 17. 3uni 1747 fotgenbe fedjs Äanbibaten in bie 3Babt ge*
jogen: ®|riftopb 3mbof, Stnbreaä SBrobbed, Safob ©pinntet,
Sftidjaet ©trübin, fämtlicb Seifiger, Sotjann ®obnp, &biwrg, unb
§a nS Safob ©ingeifen unb ber tefjte burcb baS So3 geroäbtt. Stber
fcbon am 12. tKuguft beSfetben SabreS gefdjab im 9iate ju Safet
ber Slnjug, ©chuttbeij} ©ingeifen ju Sieftat fei in Äuffefeung ber
Äonjeptfcbreiben an meine ©näbtgen fetten unb im Schreiben nicht
eben roobt erfahren unb fällte feine Schreiben burd) einen gefdjmo*
renen ©chreibet öerfertigen taffen, rootauf befchloffen mürbe, ©ing=
*) ben freunblidien Sötitteitungen non §errn Pfarrer @aujs in Sieftat.
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etfcn foKe jeine Schreiben, wenn jie ihm ju jt^ioer fielen, in ber
©tabtfchreiberei oerfertigen lajjen unb bet ©tabtfdjreiber ihm babei
behilfliche $anb bieten. 9lber biefet »erlangte für ein jolcheg
Safeen ; barum bejorgte ©ingeijen bie $olj* unb anbete 6i»il=
fdjreiben felbft unb liefe bie anbern bittcf) Schultheiß ^»ebbenftreit
ausfertigen, mag am 26. Sluguft 1747 aud) h ot h°btig!eitli(h ge-
nehmigt roittbe.
©pater fpifete fid) bag leibe Serhältnig ju ©tabtfe^reiber Johann
Heinrich Oräjd) no<h mehr ju, jo bafe ©ingeijen am 20. 2lpril 1748
in Safel flagte, er roerbe non ihm unb einigen @erid)tgleuten ju Sieftal
»erachtet, unb wenn er nicht in ihre Slbfichten einmillige, öffentlich
aufgeforbert, fid) ju rechtfertigen. SDer 5t leinrat überroieS bie 51 n»
gelegenheit ben 2)reijehnern, unb bieje ließen fie burch eine &»m*
mijjion unterjudjen, inoranf am 18. SO?ai beSjelben Wahres bejchlofjen
mürbe, ber jcroeilen präfibierenbe Schulreife jofle bie ©erichtgleute
ber Drbnung nach fragen, jo bafe jeber jeine ÜJieinung frei au»»
fprecfjen !önne, unb leinet ber Oberbeamten fid) in bie ©efefeäfte
eineg anbern einmijehen. SBer ba§ tue, höbe empftnbliche ©träfe
ju geroärtigen.
Su feinem Kollegen ^ebbenftreit, ber {eine rechte fjja nb mar,
fefeeint ©ingeijen im ganjen gut geftanben ju hoben. ©ie hotten
auch gemeinfante Stuf träge ju beforgen, jo 1750 gu Saufen ben
burd) ein ©erütjd) entftanbenen ©efeaben unb 1761 bie geuerftätten
ju Sieftal ju unterjuchen; auch mürben 1755 beibe megen ber
©trafeen oor bag Sauamt citiert.
2lnfangg 2Wärj 1764 mollte ©ingeijen mit £>auptmann gorcatb
nadi ^etnfenborf fahren. ®od) beim SDrahtgug ftür^te bie 5tutjd)e
um, unb ber alte ÜUfann jog fid) folche Serlefeungen ju, bafe er
am 16. SIpril beS gleichen Sahreg bett ©eift aufgab. SBeil er
regierenb mar, hotten feine SSitroe, f 1766, unb feine ©rofelinbec
big Sohanni noch bie ©infünfte ju geniefeen.
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151
2. fRubolf ©a& (1764—1791).
$>er ©c^ult^eijä Kubolf ©afj, Sol)n beä 3afob ©a§ unb bet
^Barbara @rni, Manien, welche nad) fRotljenflulj weifen, würbe am
5. Januar 1716 ju Sieftal getauft, ©eine? ein äRefcger,
cetlieft et cirfa 1735 Sieftal, um iit g ren fartm r f neben feinem
Seruf bie uorbere SBirtjcfjaft ju betreiben. $enn am 28. 3uni 1735
bermciljlte et fid) bafelbft mit Üttargretl) ‘ißlattner, bie if)iit nach
bem bortigcn ^ßfarrbud) bier Slinbet fdjenfte. 91ät)ere3 über feinen
fjanülienftanb mag folgenbet Stammbaum 1 ) jeigen:
3afob ©ajj
^Barbara 6 tut
SRubolf ©afe, ©d)ultt)eifi
1716—1791
äliargretl) ^lottner
§anö Safob SWargret^ §and Stubolf Safob
1736 + 1736 1737 17:39 1742-62
(3 iBurfji'n) öorbcrer SBirt in grcnfcnburf
J'orotbea 3Met(er, nerefjl. 1763
£>anö Sitibolf §atiö Slmia SJtaria Sobanneb SRagbalcna Siargaretba
1764 1761—9 0 1763 f 1763 1763-69 1774 1776
2)orotijea St. Siatia
1778 1781
SRadjbem SKubolf ©afj bie SEBirtfdjaft feinem ©ot)ue übergeben,
würbe er nad) bem $obe SingeifenS mit Samuel Sörobtbetf, SRiflauä
SBefcel, ®aniel ißfnff, Sinigmeifter, Soljanneä 83ot)ng,
Sf)irurg unb SRillaul SjSfaff, ©eififeer, als 9?ad)folger oorgefdjlagen
unb am 3. 3uli 1764 buvd) ba8 fio8 ermäljlt. SCod) er blieb
wenigftenä am Anfang nod) in grenfenborf. ®enn am ©nbe beä
3al)te3 jd)tieb ber bantalige Pfarrer fjrratij ffäfd) in baS bortige
Sßfatrbud): „URertmiirbig ift, bafj biefeä 1764. 3af)t, weld)e§, }o
’) Stad) ben freunblidjcn 3)titteitungen ber Herren Pfarrer ©aufi unb
Saumann.
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lange grenfenborf fteljt, nie gefcbeben, bet Pfarrer biefet ©emeinbe
unb einet betet moblweifen $etten ©chultbeijjen »cm Sieftal, SRamenS
£err fRubolf ©aff, Siirger in Sieftaf, in greitfenborf wohnhaft
waten."
SSie erwähnt, war 1764 bie 9tufficf)t übet bie ©troffen unb
S33älber bem SBaSler ©chultbeiffen pgeroiefen worben; boch blieben
©aff notf) bie betreffenben ©trafgelber. tlu<b et bebiente fid) gut
StuSfertigung grö&etet ©Treiben beS ©erichtSfchreiberS 23obng.
©eine Vermattung war wobt eine ruhige. §1(8 er batum im Sunt
1791 burch einen ©chlagflufs gelähmt würbe, bebauerte e8 ©rfjult»
beijj |>ebbenftreit aufrichtig unb bat bie ©ttäbigen Werten, feinen
SoHegen nicht »on feinem timte p entfernen unb bie (aufenben
©efdjäfte burdj ben ©egenfcbwäbet, ben Seififter SBe^el, führen p
(affen. @8 würbe ihm entfprochen. Slber fdjon am 16. ©eptember
1791 machte ber Job beffen Seiben ein Qrnbe.
3. SRiflauS Vrobtbed (1791—1798).
3)ec ÜRame Vrobtbed mar urfprünglid) }o wenig a(8 SReier,
SRüfler, Seiler unb anbere an einen beftimmten Ort gebunben
©o würbe nach Sufe 1360 ^einjmann 93robbecf, ©pengfer bon
^altingen, 1522 ©eorg, ©hneiber »on ©teinenftabt, 1528 ©b^’
ftopb, SRehger »on SRotjbeim, 1569 Sbriftian, SRebmann »on
5Rutteng, ins 33aS(er ^Bürgerrecht aufgenommen. tluS bem Sieftaler
©efchlecbt mar am 9. ©eptember 1476 beim Verlauf beS „fReuen
Kaufes " £an8 Vrotbed Urteilfprecber. ©er ©chultbeifj SRillauS,
bet am 8. September 1740 in Sieftal getauft würbe, gehörte einer
anfebnlicben gamilie an, bercn SRacbfommen noch bis auf ben
heutigen ©ag blühen. Sch ftelte biefelbe in folgenbem ©tamm*
bäum pfammen:
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153
©amuet Srobtbed ‘)
©atomc ©rübetlin
SJtiflaud, @d)ultf)eifi ©amuet, ®crber 2tmbrofiuö
1740—1816 1 1828 ffiirt jum Stglüffel
SI. Maria SBniberlin 1741—1827
©amuet £an6 3afob 21. Maria ©atome Jtiftaua
1764—1812 1765-79 1767 1769-1838 1771-1812
9J1 egget urtb ffetjenmotger
©. ©gfin f 1832 ^oi). Siubotf 21. Maria Safob
1772—1846 1778-1826 1781
Gterirfjtöfjerc unb SfdbmüQer.
©iflauS SBrobtbecf, ein oetmögenber SDJann, bet 1805 non
Sufc als ©efi^et beS £>afenbühl8 unb eines bet SBannengüter er*
wähnt toitb, 2 ) rourbe am 28. September 1791 neben Gfprutg
©ohnp, Slltfopfwirt ©rüberlin, 2lmbrofiuS .fpeinimann, (S^iturg,
Safob ®pfin beim oberen lor unb ©eififcet 28ej}el für bie Sieftaler
©chultheifeenfielle »orgefchlagen unb gemäht. 211s ©erwaltungS*
beamtet bot er geroijj feinen ÜÜiann gefteßt. ®och brängte et fid)
fo wenig oor als feine beiben ©orgänger ©ingeifen unb ®afj. ®rft
als ©onaparte feine benfwiiroige unb für bie ©djroeij fo wichtige
9teife nach ©aftatt machte, war feine ©tunbe gelommen, unb et
begrüfjte in feuriger ©ebe ben fflefreier Italiens. ©eroifj gehörte
auch er im §erjen ber ©atriotenpartei an; aber er burfte es öffent*
lieh nicht jeigen. §öchft oorfichttg liefe er am 7. Januar 1798
ben grcihritäbaum mit ber Safobinermüfee wieber entfernen, ben
man bie ©acht üorljer auf betn ©ruunen aufgepflanjt hotte, wofür
ihm am 10. Januar ber ®an! ber regierenben Häupter auSgefptochen
würbe. Sbenfo teilte er am 16. 3anuar mit, ba& er bie übrig*
feitlichen ©ublifationen burch bie £arfd)ieter an bie ©emeinben ge*
fanbt hohe, bafs baS ©olf aber barauf geftürjt fei unb jmeitaufenb
©auern fiih anfehirften, in bie ©tobt ju marfchieren. 21ber freube*
') 9tad) ben freunbtidjen Mitteilungen uon §errn ififr. ©aufs in Sieftal.
*) Merfroürbigfeiten II. ©. 4 f.
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ftraljtenb empfing et am 20. Januar mit ben Sluäjchüffett bcS
Sanböolfs bie non Slarau jurüdfehrenbeit 33aSler ©efanbten, 2)reiet=
^errrt äRünd) mtb ©ürgermeifter SlnbreaS Sujtorf, bei ihrer 25urd)=
reife nad) 23afel. 2öaS meiterljin gefdtja^, entzieht fid) unferer
Kenntnis. SBahrfcheinlid) haben aud) in Sieftal, wie in ben
übrigen Remtern bie ftcibtifdjen Organe ihre Munitionen eingeftellt,
ba bie SluSfdjüffe beS fianboolls biefelben übernahmen.
9lath ben Jagen ber Stationalüerfanuntung unb ber ^pelbetif
trat aud) Srobtbed mieber für einige 3eit an bie Deffenttid)leit.
@r mürbe Siatsherr, 1 ) äJiitglicb beS ÜDiilitörloflegiumS unb ©berft
im britten Siegiment ber Sanbmilij. 25od) mar lefcte ©teile fd)on
1807 oalant. @r ftarb am 13. ©ejember 1816.
F, fließen.
1. Johann Utrich Schnell (1750—1772).
(Siebe SBalbenburg 9tr. 4).
2. ÖufaS gäfch (1772—1792).
(Sicf>e aticb §omburg 3it. 5).
25er Sanboogt SulaS Mäl’eh, jnr Unterfcheibung öon bem ®e^
putaten SulaS be fiufaS fjäfcl), geroö^nlict) ÜDieifter Mäfd) ober SulaS
be Mafob Mäfdj genannt, mürbe am 23. 25ejentber 1723 ju
©t. (Slifabeihen getauft, ©ein 33ater Malob, fiijentiat beiber Siechte,
belleibete baS Slrnt eines ©berftherrenbienerS. ©eine SJfutter
St. SJiargaretha, geb. SSiettftein, mar bie ©chmefter beS Sanbüogts
Slbel SBettftein. ©ie überlebte ihren 5üinnn mehr als 25 Mahre
unb ftarb am 21. Sluguft 1781 hochbetagt, ©emifj ift baS ßeben
beS abenteuerlichen DheimS nicht ohne Sinflujj auf ben SUeffen ge»
') Stcgimcntöbiicblcin gcb. 1740.
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155
bltebeti. 2113 biefer barum feine ©tubien ooKenbet unb bie philo*
fophift* SWagiftermiirbe empfangen, trieb eS ihn in bie gerne. @r
trat 1742 in bie föniglidHpanifcf)en ®ienfte ein, beteiligte fit
1745 unb 1746 an bem gelbjug in gtalien, erhielt 1747 eine
^jauptmannSftelle in ben SRieberlanben unb mürbe 1749 mit gleichem
Slang in ba§ ißriii 5 *Statt^a(ter=@arberegiment aufgenommen. Balb
barauf mufj er nat $aufe jurüdgetehrt fein.
2>enn 1751 meiste man ihn jum ©etfer ber Slebleutenjunft,
roo er 1757 jum SJteifter oorriidte. gn biefern galjre unb roieber*
um 1769 mürbe er ans ennetbirgifdje ©gnbitat unb 1768 att
bie Stagfafeung ju grauenfelb abgeorbnet. daneben mar er Un=
jütterljetr (1757), ßollettherr unb Slcoifor (1758), SÜlitglieb be&
@rofjen ©efteibS (1759), ®ol)lenherr (1767), 2lppeflation8l)err
(1768) unb gradiert (1769).
2lber mid)tiger als ade biefe ©teilen, bie jebet ©piepbürger
belleiben tonnte, maren bie bleibenben ®ienfte, bie er feiner Baten
ftabt leiftete, bei ber Beitreibung ber ©renjen unb hauptfätlit
im gahr 1770, ba eS ihm als ©efanbtet in ©trafjburg unb ißariS
gelang, bie freie SluSfufjr ber elfäffifdjen 3 toten unb Bobenjinfen,
foroie Don ©alj ju ermirfen.
211S Belohnung mürbe il)m am 11. SUoüembet 1768 bie
SBoljnung beS Stamfteiner ©tlofjguteS nebft 600 Bfb. oom 9Jliet=
jinS unb jmar fo lange jugefidjert, bis er ju einem .£>aupt ober jum
Sanbbogt Don Stiegen befbrbert merbe. 21m 20. ÜUiärj 1771 mürbe
aut biefe Befträulung aufgehoben, gäft jum £>reijel)nerl)erru ge»
roählt unb feine ©attin mit ©itbergeftirr bejtenlt. 2lm 4. SJlärj
beSfelben gatjreS fiel ihm burd) baS 2oS bie fianboogtei Stieben
ju, natbem er in ber Borroahl fetä Don jmanjig ©timmeti er*
halten hatte, ©eine neue ©teile trat er am 21. SJtärj 1772 an
unb ftmor ben iibliten 2(mtSeib. 21nt 1. gebruar biejeS gahteS
mar er Don ber SBerbiingsfammer, bem ©efteib, ber Büterfom*
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156
mijfton unb ber ©oblenmeifterftetle am 2)iünfterberg entlaßen
worben.
2Bir bürfen wohl annebmen, bajj er auch als ßanboogt bie
ihm Obliegenheit ©ejcbäfte gut 3ufriebenbeit jeinet SSorgeje&ten be*
jotgte. SBenigftenS lefe idj nirgenbs, bafs ibm ein Sabel au3=
gejprorfjen mürbe. ©emifj mar er bei ben (Streitigfeiten, bie wegen
beä SEBiejenflujjeS in ben fiebjiger 3abten beS 3abrbunbertS mit
ben ©emeinben Stetten unb SBeil auSbracben, für bie !Betbanb=
lungen ber gegebene SOtann. 3m 3abte 1791 erhielt bie Schule
in Stieben einen tüchtigen Reifer, bei welchem Slnlajj baS jo läftige
Schulbolj ber Äinber butch eine fjoljgabe ber ©emeinbe erjefet
würbe.
3m 3abr 1777 mürbe Qfäjtb bie ©bre ju teil, ben neuen
franjöjijcben ©ejanbten, ©reifen con ißolignac, begrüben ju öürfett.
1782 half er ben langjährigen Streit mit Solothurn wegen ber
SBannenflub beenbigen. ©aneben war et Ouärtierbauptmann im
Slejcbenquartier bis 1775, SJtitglieb beS SelletamteS feit 1778 unb
beS SatjamteS bis 1778, ber Sanität, beS 235aijenamteS unb ber
IDtichelfelberfommijfton (bis 1783), beS SBauamtS (1784), beS
3eugamt3 (bis 1784) unb StriegSlommiffär. ©emobnt b®t er,
wohl menigftenS im SBinter, beim filingental ju Sleinbajel, wo er
im 3ob r e 1765 ein $au3 faufte (SBebergaffe 5). So erllären fidj
auch bie öfteren ©inbrüche im BanböogteibauS Stieben. @r ftarb
am 8. SJtai 1792 unb mürbe ju Stieben begraben.
©ie ©attin ÜDt. SDtagbalena Stobner, mit bet ficb SutaS fjäjcb
am 5. September 1768 oermäblte, mar eine SBerwanbte, weshalb
et für fie bie übliche Strafe oon 100 ©ulben bem SBaijenamt
fahlen muffte. Sie jehenfte ihm jwei fiinber, 3obann SufaS unb
$1. SJtargaretba. ©iefe heiratete ben S3ucbbänbter Slbant fjlicf unb
ftarb 1841 in Stbeinfelben 65=jäbrig. ©er Sohn jeboch machte
ber SKutter wenig Ofreube. 1792 bejihimpfte er bie granjofen unb
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liefe fid) im folgenben Safere arge öergefeungen ju ftfeulben lommen,
fo bafe auf ifen gefafenbet mürbe. 2)a oerltefe er bie Heimat unb
feferte mofel niemals mefer jurüd. SSaferfcfeeinlicfe ift Sofe. 2u!a&
gäfcfe, bet am 22. Oltober 1798 ju ©t. fßierre auf 5D?artinique
als Seutenant ftarb, mit ifem ju ibentifijieren.
21m 11. Stuguft 1792 erfucfete bie SBitroe gäfcfe in einet
SBittfdjrift bie ©näbigen sperren um bie fernere SJiufeniefeung be4
fRamfteinerguteä. ©ie erfeielt aber nur nod) einmal 600 fßfb. $a&
@ut felbft aber nebft 300 ißfb. jäferlicfe mürbe auf öebenüjeit bent
SJreierfeetrn äftiincfe juerlannt.
3. fiulaä Cegranb (1792 — 1798).
Siefie in Öen „Sanier Biographien" 1900 bie treffliche SErbeit uon §anä Bufer
„2ufa8 Segranb, 2)ireftor ber heloetifdfen SHepu&Iil."
G. ^Cein^ünmgett.
1. Sofeann 2ufa§ Sfelin (1744 — 1773).
Sn 33afel bliifeten jroei ©efcfelecfeter beä ÜRamenS. 3)aä ältere
acfetbürgerlitfee ftarb in ber SRitte beä 16. Saferfeunbertä au3. 5Da£
jefeige leitet fiel) oon ^einriefe Don fRofenfelb ab, ber 1364 auS
bem SEBürttembergifcfeen feiefeer lam, unb beffen ©ofen Sonrab 1403
in baä feiefige Sürgerrccfet aufgenommen mürbe. 2)ie oier ©öfene
Oon Sofe. fiufaS, geft. 1560, Safob, Ulricfe, $ieront)mu§ unb flulaS
roaren bie ©tammoäter ber oier 3 lue rge. ®ent lefeten gefeörte ber
fianboogt Sofeann £ufa§ an, beffen SBerroanbte man auä fotgenbem
©tammbaum erfefeen mag:
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— 158 —
Sljriftopt) Jl'elin, Sreierljerr
1645-1719
ScrenaSubcr f 1719
(ifiriftopt) §an8 SRubolf 9Jlargaret()a §8. 3ntob Seronila SC. 9J!aiia
1672 1673 1674 1675-173« 1677 1679
§6. Sufaö, Stanboogt
1665 — 1774
9. 3R. SRrttinger 1687—1749
flrtraut 1703*)
<Sftf)cr Scronifa 91. Sflaria Süiargaretlja 2R. 6!i(abctt)a 61)riftopl)oru0
1764 1706 1712—48 1714-61 1715-59 1717—22
§ar[cf)er 9titl. ^Jreiöroerf
$anbel»mann
§8. Scronifa (Shriftopt) $8. £>einricf)
1720 1722 1724—73 1727—74
$tanbel4mamt §anbel?mann
3ol)ann fiufaS Sfetin jurn Stoßhof*) mürbe am 23. Sunt
1685 ats jiiiigfte§ Sinb bc 8 dreierherrn S^riftopb 3felitt unb ber
Verena ßuber gu St. ^Seter getauft. Seine ©Übung fcheint eine
taufmännifche geroefen ju fein. darauf beutet rootjt auch feine
frü^e Verheiratung Dor jurüdgelegtem 18. 9Uter3jahr. denn fie
erfolgte fchon am 18. Suni 1703 1 ) mit 91. SRaria ©ieltinger, bie
ihm jeljn ftinbet fdjenfte, Don beneit einige Salb mieber megftarben.
1706 mürbe er in ber Vebleutenjunft Seifer, um 1712
Duarticrherr 511 Spaten, 1722 3 clI gh e u, 1724 ©ericSt^^err ber
mehreren Stabt, 1727 ©auhert, 1734 StppetlationS^err unb 1735
ÜÜiitgtieb ber aßerbungSfammer, 9temter, roelthe er außer ber
ßuartierherrenfteße 1740 infolge feinet 2Bat)l jurn 9iat3herrn auf*
geben muffte, nacbbem er fchon 1730 oon benjenigen eines ©erichtS*
unb 3 eu 9 ^ err n gurücfgetreten mar. darauf mar er 1741 mieber
©erichtshere ber mehrern Stabt, 1742 Dberftmeifter ber geuer*
fchühen, 1746 deputierter in SanbcSfadjen unb VeformationShfu,
1748 9tppettationS= unb ÄaufhauStjerr unb 1754 direftor bet
*) Srrtiimlid) 1704 Giöilftanb.
2 ) 9lemterbuc§ fiinber.
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Äaufmannfd)aft. Schon 1740 mar iljm bie ®b rc eines erntet»
birgifdjen ©efanbten unb 1742 biefenige eines 9?ad)gefanbten an
bie IJagfafeung ju teil geworben, unb 1751 würbe er fogar in baS
SJreijeljnerfoQegium aufgenontmen, „in welchem er fidj balb bor
jeinen ÜJäträten berourtat." *)
3utn Dbernogt bon Äleinbüningen würbe er am 30. Oftober
1744 gemäht, als et bereits fein 59. SHtersjaljr erteilt batte,
unb blieb über 28 Sab« in biefer Stellung, bis ibn am 20. 3Jtärj
1773 bie SUterSbejdjmcrben jmangen, äurüdjutreten. GS war eine
rubige StmtSperiobe, eine _3eit beS griebenS unmittelbar nad) bem
Söaffenlärm ber borbergebenben Sabre. 9?ur 1758 geriet Sjelin
mit bem SBeft^er ber Untern Älhbed, bem Äronenmirt §aufer in
Sleinbüningen, in Streit, ba er ibm borfd)rift§gemäfe nur erlauben
wollte, fünf Partien §au3leute ju batten. §aujer liefe fid) beS*
balb ju ben Sßorten tjinreifeen, ber Sanboogt feabe ifem 90 ißfb.
aus bem Sad geftofeten, wofür er am 26. S«li beSfelben Safere
bor IRat abbitten niufete.
Dbne 3roeifel bütfen mir in bem Streit, ben 1759 bie ftlein=
büninger tJifcbec mit ber SBorftabtgefelljcfeaft jur SOiägb führten, bie
UJf itbilfe ibreS bo<b 9 e ftenten SBorfteberS im ©reijebnertat annebmen.
Sene befafeen nämlid) feit ihrer gugefeörigfeit ju 93afel baS gifd)»
recht bon 9 f tb e i nn,e ^ er bis Stugft. ®aran wollten fie nun ju wieber»
holten Süialen bie löaSler gifd)er binbern; biefe mürben aber aud)
jefet mieber abgewiefen.
Slm 29. gebruar 1752 erwarb fid) Sfetin auf fed)S Sabre
bie gifcbmeibe in ber SBiefe „an biefenige beS SanboogtS bon SHein»
büningen ftofeenb.“
@t ftarb am 20. Sanuar 1774, 88 Sab** unb neun ÜDionate
alt, unb mürbe ju St. ^Seter begraben.
*) 2u$, Sürgerbud).
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1
2. $aniel 2Rijj, J. U. L., ©ürgermeifter (1773 — 1777).
Stä im breifei gjä^rigen Stiege nad) bem Srlaffe be§ ©efti=
tution2ebift3 bie SBogen ber (Segenreformation am ^öcfeften gingen,
manbte bie gut eöangelifcfje gamitie 9©ifc iljrer ffiaterftabt Sötn
ben ©liefen unb liefe fid) naef) fürjerm Sufenttjatt in granffurt a. 9Ä.
unb ©trafeburg in ©afet nieber. ©ie betrieb ben Raubet mit
engtifefeem unb niebertänbifefeem lud) unb öffnete fief) baburd) leiert
ben 3ugang in bie angefefeenften ©a3ter Raufer unb ben ©atlfaat.
®ie 2(nget)örigen bei ©ürgermeifterS mag man au3 folgenbem ©tamm*
bäum erfefeen:
Stnhrcac Düfc, ganbelämanit
1. ©alome 3BerU)emann; 2. fialf). ©arafin
Xanicl SHifc, ©endjtöfjcrr 1680—1751
Signets gre t; f 1758
Sat^arina 3ol). 3afob Slgned 3ol). Sutmtig Xaniel, ©ürgermeifter
1701 1715—17 1715 1719 — 67 1724 -89
ftanbcismann %. 5tatl). 3)terifln 1715—1805
SDtargaretlja Signets SJfarie ©alome ©amuel
1752—1830 1756—1815 1758-1821 1758
SJtartm Sßcnl 2cont) fiteuöler 3of). SKub. Jäfd)
Stabtrat Stabtrat tjSrof.
lieber ba§ Seben beS Sürgermeifters SDaniel SJfife geben un&
aufeer Seu unb |>otgf)alb üor allem feine felbftgefcfyriebenen ©er=
fonatien unb eine finge ©iograpfeie bei ÜKarfuS fiu| Sufjefjtufe.
@r erbtiefte atä jüngfteä Sinb be§ Gteridjtäfjerrn 2>aniet 2ftife am
20. ®egember 1724 ba§ ßiefet ber SBett unb eignete fid), neben
einer guten @rgiet)ung, in ber ©efeute auf ©urg baSjenige SBiffen
an, ba§ bama(§ jungen Seuten beigebradjt mürbe, ©od) nicht
öierget)njät)rig, mürbe er am 8. Sprit 1738 gu ben öffentlichen ©or=
tefungen gugetaffen unb empfing groei Safere barauf oon ©tofeffor
|)arfd)et ben erften afabemifcfjen @rab primae laureae. 2)arauf
maefete er feine pfeitojopfeifefeen unb pfeitotogifefeen ©tubien unter
ßeferern, bie fid) teitmeife fpäter eines europäifefeen ©ufe§ erfreuten.
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toie bem 3 uriften Slnbreag SBeife, ber aber bamalg ©ittenlefere,
Statur* unb ©ölferredrt, unb bem SDtatljematiter Sofeanneg ©ernoulli
bem Süngem, ber ©erebfamfeit lehrte, Jomie ^ßeter Seiner, 3 ol)ann
©eorg Srjberger unb Sofeann Safob $faff, bie ifen in bie öogif
unb in bie gtiedjifdje unb bie morgenlänbiftfeen Sprachen einfüferten.
Stacfebem er am 8 . 3uni 1741 jum Sekret ber SEBeltmeigfeeit
promooiert, ftubierte er unter Slnbrea« Sinber 3 ura unb erlangte
enblid) am 8 . Sanuar 1745 bie SBiirbe eines Sijentiaten beiber
SRedjte. dreimal gab er differtationen ein, um fid) um einen tebig
geworbenen fieljrftufjl ju bewerben, fo 1741 um benjenigen ber
©etebf amfeit, 1744 ben ber griedjifcfeen Sprache unb 1747 ben ber
©efd)id)te, aber immer ofene ©rfolg. @o begab er fid) auf Reifen
unb !am 1745 bei Stntafe ber fiaiferfrönung oon 3 ran S I- nacf>
granlfurt unb jpäter burd) bie ©djmeis unb gnmfmct) unb Ijielt
fid) faft ein Safer lang in ißarig auf, um fid) neben ber ©pradje
im franjöfij(|en Sterte auäjubilben.
flfS er miebet jurüctgefe^tt mar, liefe er fid) 1750 3 unt
©ecfefer in bet ©(^lüffeljunft unb 1751 jutn ®erid)tgfeerrn bieg*
feits miifelen unb betrat fomit bie politifdje fiaufbafen. dagegen war
er öorerft nur (Sfeegeridfetgfeerr (1757) unb ©taßfeerr (1759). die
©ferenftellen feäuften fiel) erft, als er 1760 als Statgfeerr in beit
fileinen s J?at aufgenommen mürbe. Stun war er 1763 Oberft*
jdjiifeenmeifter ber Qreuerfcfeüfeen, 1766 ©aufeerr, 1767 deputierter
in 5Dtefegerfad)en, 1768 gabrif*, fiolleft*, günfer* un ^ gtefornta*
tiongfeerr, 1769 wieber ©aufeerr unb ©anitätgrat, 1770 ©crorb*
neter 311 ben ©iben, 1773 Steöifor, 1774 Slppellationgfeetr, 1775
©feegericfetgfeerr unb 1776 ©erorbneter in Suft^facfeen. 1767 unb
1775 würbe er ang italienifcfee ©pnbifat abgeotbnet unb benufete
bag erfte SDtal bie ©elegenfeeit 3 U einer Steife nacfe SJtailanb, ©enua
unb durin. ©0311 erfeielt er am 22. QJ^ärj 1773 (11/19, gröfete
@timmen 3 afel) bie fianboogtei fileinfeihtingen, bie er jcfeon am
S0a*let 3al)r(iuff) 1903. 11
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27. Sanuar 1777 mit ber SBiirbe eineg Dberftjunftmeifterg unb
am 17. ?tpril beg gleichen 3aljre» mit berjenigen eine« Söiitger-
meifterg oertaufchte.
Uebcr feine Hätigfeit alg ßanboogt !ann ich nid^ts mitteilen;
hoch ift wohl anjunehmen, baff fie einen ruhigen Verlauf fyatte.
2US Dberftjunftmeifter befleibete er bag Slmt eineg 3 eu 0^ errn unb
atg öürgermeifter bag eineg '-Bauherrn. Daneben fanb er aber alg
©efanbter an bie Hagfafcung unb bag ennetbirgijdje ©ijnbifat oon
1777 — 1788 felfr häufig Sßerroenbung. Mein er übte wohl auf
ben ©aug ber eibgenöffifcfjen ißolitif einen felfr geringen SinftuR
aug, unb eg beutet eher auf feinen ftiQen, friedlichen ©hntafter,
baff er 1781 neben ben ©efanbten oon Sürich unb SBem oon ber
©tabt ßiehtenfteig alg ©d)iebgricbter gegen ben ?lbt oon ©t. ©allen
angetufen würbe, für welchen bie SBoten oon ßujern, ®latu3 unb
Sd)iDt)j eintraten, ©ie brachten auch Brieflich einen beiben Heilen
genehmen Vertrag juftanbe, burch welchen bie lünftige Stellung
ber ©tabt ju beit äbtifchen ^Beamten genau beftimmt war.
Daniel 9Jiih jeichnete fid), wie bie üeic^enprebigt ihm nach 5
rühmt, burch große Klugheit, ©erechtigfeitgliebe, greunblidffeit,
ßeutfeligfeit unb oöllige Eingabe an fein Slmt aug. 9tachbem er
fchon einige Sah 16 öorher eine fchwere Äranfheit überftanben, rourbe
er äßittwod), ben 29. 3uli 1789 abenbg, in einer ©eheimratg 5
fifcung, plößlich oon Ärämpfen, Seibegfchmerjen unb SBangigfeit
überfallen, bajj man ihn nach $aufe bringen muffte. Darauf ftarb
et in ber folgenben 9?ad)t jroifdjen 1 unb 2 Uhr, umgeben oon
ben ©einigen, unb würbe am 1. 9luguft beim SJfünfter begraben. ®t
hatte fein ßeben auf 64 3ahre, 7 SRonate unb 10 Hage gebracht.
3. Stnbreag Suttorf, öürgertueifter (1777 — 1783).
lieber bag SBujtorfijche ©ejchlecht befifcen wir nicht nur bei
£eu, ^oljholb unb ßufc wertoolle s JRittei(ungen, jonbern im ©ernleri;
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fcben ©tammbucb eine etmaS eingebenbere ijamtüengefc^ic^te. *) ®a8*
felbe ftammt au2 bei meftpbälifcben ©tabt Samen, rno im 16. 3tab*’
Rimbert 3foacf)im Surtorf ba§ Sürgermeifteramt betteibete, ©ein
Snfel 3obanne8, geboren 1565, tarn 1588 nadj 93afet unb erlangte
hier 1591 bie 93rofeffur ber bebräifcben ©pracbe. Sr ift ber 33e=
grünber einer (Mef)ttenbt;na[tie, beren s Jtubm oon Safel au3 über
baä ganje proteftantifdje Suropa ftrablte. S5ie näbem Angehörigen
be8 33ürgermeifter8 geigt folgenber ©tammbanm:
3ofjann SJuporf, ^rof.
1663-1732
2(ugufta 3)orotI)ea §ummel -j- 1747
3lagiift Jofjann, ^fc. Ipö. 3afob $orotf)ea
1696-1765 1699 1703—1785
31. Jäfcf), Gm. Strccfeijen
getraut 1728 1 1758
3)orotf)ea ^ofiaimcö ättna 2tnbreaä, öiirgermeiftcr
1729 1731 1735—37 1740—1815
(Sara S<tm>eigf)aufer
getraut 1765 1 1810
Xnbreaä Sara Gmanucl
1765—1825 1766 — 1834 1767
$anbel&mann <£>ierom;mu'3 Sifdjof.
S)em 93ürgermeifter SlnbreaS 99ujtorf mibmet Pfarrer fiufe in
ben 9tauraci3 1828 in einem langem Artifel einen marinen 9?acb-'
ruf. ^lufjerbetn befifct bie äkterlänbijcbe öibliotbef über it)n eine
Keine 93iograpf|ic. 2 )
St mürbe am 24. April 1740 geboren '■') unb am 26. beleihen
SDionatS in ber Äircbe ju ©t. Slifabetben getauft, mo fein Sßater
Auguft 3obann bamalS Pfarrer mar. 3bm unb feiner ÜÜtutter
Slnna, geborene fjafd), üerbantt er feine ©eiftelanlagen unb feine
S3orliebe für bie ©efebiebte unb ba8 Altertum, bie ibn burib ba3
*) 9?atcrl. 23i6liotf)ef Q 73. 33aäfer 3at;rbud) 1879.
*) P 52 8 .
*) behauptet fälfdjlicf) am 26.
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gange Seben begleitete. 3m 3at)re 1758 ermatb er ftd) bie pt)i=
lofopl)ijd)e Wagiftermürbe unb fdjeint bie fotgenben Satire gu mei*
tern ©tubien auf biefem ©ebiete oermenbet gu Ijaben.
Sr gehörte guerft ber ©djtüffetgunft an. da fie iftm aber gu
toenig 9lu8fid)t auf Seförberung bot, trat er 1764 gu $auS*
genoffen übet unb mürbe fjier 1765 ©edjfer unb 1768 9tat8^err.
di e Stemter, bie et fortan betteibete, finb faft fiegion. ©o mar er
1768 Witgtieb ber gabriffommiffion, ber Sigitang unb be8 Un=
gücbterfoIIegiumS unb $otteltinjpefior, 1769 3in§t)err unb ®erirf)tg*
tjerr ber minbetn ©tabt, 1770 Witgtieb ber SBalbfommiffion un5
©efcbeibä^err biesffeitä, 1771 Witglieb ber SBerbunggfammer unb
1772 ber Siicftertommiffion, foroie deputierter gu ben Statuten,
1774 Sigilaitgljetr, 1775 Guartiertjerr be3 ?lefd)enquartierg, 1777
Snfpettor be2 SBaifentjaufeg, 1781 $aufljau8tjerr, 1782 St)egerid)t3*
Iferr unb direttor ber grud)tfammer unb 1783 ©äußert, dreier«
fjerr unb ©anitätärat.
5lm 27. 3anuar 1777 mürbe er at$ SJtadifolger üon daniel 3J2i^
gum Sanboogt oon Stteinftüningen gemäht. 3n roetdiem ©etfte er
roäljrenb fed)§ Sauren bie Sanboogtei geführt, fagt fiuft, taffe fitf)
am beften aug bem Seifatl entnehmen, ber itjm gu nerfdjiebenen
Waten gegoftt mürbe. Sr fei bemüht geroefen, bie öfonomifdjen
Scrljättniffe feiner Stmtguntergebeuen gu oerbeffern, unb bie Ser*
fcftönerung ber $ircf)e, fomie ber pbfdjen Anlagen um bag dorf
Ijetum feien fein SBert. ©emift t|at er aud) 1780 feine gifcfier in
bem roieber auggebtodienen Streite mit ber SorftabtgefelIfd)aft gur
Wägb in Scftuft genommen, in bem fie roieberum fiegten. Sr meitte
bejonberg gern in bem tjübfdjen ßttybedfdjlöftdjen, mo er neue Sänfe
anbringen tieft, unb bag er nod) über feine 9tmtggeit f)inaug be--
moftnte.
9tm 15. Stprit 1784 mürbe er gum Gberftgunftmeifter beför»
bert (9/19), unb am 23. Wai 1796 rüdte er als SJtadjfotger ooit
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-3oljanne8 Gebart) gut ©ürgermeifter würbe oor. 3n biefen @t el*
fungen mar er 1789 Seug^etr, 1790 S3au= unb 3tatt^err unb 1793
ÄriegStontmiffär. Seine Sätigfeit t)atte fid) aber jefct meljr ber
äufjetn ißolitit gugewanbt. SRadjbem er }d>on 1770 unb 1772
als ennetbirgifcfjer ©efanbter unb 1773, 1774, 1777, 1779 unb
1780 als ÜRadjgefanbter an ber Sagfafcung gewirft, treffen mir
iljn fegt feljr Ijäufig als SBorgefanbten, }o 1785, 1787, 1789,
1791, 1792, 1793, 1795 unb 1797, ju einer 3«^ wo bie
roidjtigften fragen befprodtjen würben. Senn eS würbe Oer*
Ijanbelt über bie franjöfif^e SReoolution, bie ©rfjweijer ^Regimenter
in granfreid), bie oerlotenen gelten unb 3'ofen im Sljajj, bie
'^Neutralität ber bifdjöftid) baSlerifdien unb föniglict) neuenburgifdjen
Sanbe unb nid)t jum minbeften über bie gefafytoolle Sage 23ajelS.
Sin ber Sagfafcung ju grauenfelb oom 14. bis 30. 9Rai 1792
war es Sujtorf, ber auf bie SRotmenbigteit eines eibgenöffij^en
3ugugS IjinroieS unb iljn aucf) mirftid) juftanbe brachte.
Silier ber midjtigften Sage feines SebenS war jener 20. Januar
1798, ba er mit Sreierljerrn 9ftünd> auf ber fRüdfeljr oon ber
lebten eibgenöffifcf)en Sagfafcung in Slarau überall oom SBolfe ber
Sanbfdjaft bemitlfommt unb gefeiert würbe. groljlodenb empfing
man iljn an ben ©renjen; in ©iffadj erhielt er bie breifarbige
Äolarbe; Sieftat begrüßte ifjn aufs freubigfte, unb baS bürger»
lit^e Komitee junt 93ären fanbte i^m eine SMatbc unb galjne
entgegen.
93iergef)n Sage barauf, am 5. gebruar 1798, trat bie alte
^Regierung jurüd. ttlber am folgenben Sage ftanb ©ujtorf neben
feinem Kollegen im neuen ^Regiment, ißeter Söurdljarbt, an ber
Spifje ber SßolfSrepräfentaten, bie oon iljren SRitbürgern ernannt
würben, unb gehörte barauf bem ©efonomiefomitee an. SKm 3. ge»
bruar begab er fiel) mit Segranb nadj Sreitönigen, wo eine ferner
<Sefanbtjd)aft weilte, um if)r bie Unmöglic^leit einer ^itfeleiftung
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borjufteflen litib fie ju bitten, bie neue ^elnetifcfje SSerfoffung an®
junehmen. ©benfo reiste er am 27. Februar mit SBilhetm £>ocfy
boit Sieftal nad) 3ürirf>, bamit aud) biefer ©tanb fein ÜJ?ögIid)fte8 tue,
83ern bom SSiberftanb gegen granfreid) abjuhalten. 1 ) Sßährenb ber
$elbeti! befleibete er fogar bie ©teile eines ißrafibenten ber 2Kuniji*
palitöt. 4 ) $od) mürbe nid)t er, roie fdjon behauptet mürbe, als Äom*
miffär ins SBatliS gefdjidt, fonbern bet ©enator Johannes Sujtorf.
9lacf) ber ^elbetif jog fid) StnbreaS SBujtorf faft bon allen
öffentlichen ©efdjäften jurtiif unb blieb nur noch Äleinrat. 35od>
mar er bis in fein h°h e S Sitter immer nod) ritftig unb gefunb.
©rft im SBinter 1814 begann er ju träufeln unb begab fith im
3uli 1815. nad) ©chinjnad). §ier [ftarb er am 18. beSfelben
Sftonats unb mürbe auf bem ß'irchhofe jtt S3irt beigejefct.
4. 3ohanneS Äienjel (1783 — 1795).
SDer Sanbnogt Sohann Sienjel gehörte einem @efd)ted)te an,
baS meber bei Seu nod) bei Sufc Aufnahme fanb, ba eS Iefcterer
bereits auf bie Sifte ber üluSgeftorbenen fefet. 9lur ^»oljholb er«
mahnt brei Flamen, roorunter aud) biejenigen beS SanbbogtS unk
feines Katers. ®ie $aufe jenes finbet fich jeboch meber im Sioil«
ftanbSregifter nod) in einem ftäbtifdjen Saufbudje bezeichnet. SRur
baS ©eburtsjahr 1719 ift im fRegimentSbüdjlein unb bei ^oljhalfr
genannt. Somit ergibt fid) fof genbet ©tammbaum:
3oljanne3 Äicnjel
fflrujrat
3ofjanned, fianboogt 1719 — 1803
Gupf)roft)ite 6enj
flftr. 1742 t 1757
©ertrub ©ftfjer 3)t. ©alome 21. 2Jlaria ©alome 3 . 3<»tob
17«— 1806 1744-1812 1746 t 1746 1747 1749 1 1749
2tnbreas SDiärHin
Sreficc 21. Katharina 3°l)- Solob 2)t. äliagbalciia
1751 1754 — 57 1757 +1757.
’) 9teujaf)rSblatt 1877 6. 7 f.
2 )
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J)er fianboogt Sohann .Äienjel war wie jein gleichnamiger
Vater non 93eruf ein ©djneiber. ®r oermählte ficf) 1742 mit
(Suphrofine ^enj, oerlor jie aber fdjott 1757 burd) bett Job, brei
SRonate nad) ber ©eburt be? achten S'inbe?.
1765 würbe er ©edjfer unb 1769 SReifter ju ©chneibcrn,
worauf er eine SRenge (Shrenftellen befleibete ; benn er war 1769
SSigilanjIerr, 1770 gleifd)fchäfcer, 1771 ^euerljauptmann unb .£iolä s
otbnung?herr, 1772 deputierter ju ben Surgerred)t?fad)en, 1773
Jfofleftljerr, 1774 SBein^err, 1777 @^egerid)t#^err, 1780 ©ericht?»
Ijerr biesjeit?, 1782 @efcheib?herr unb .£>auptmann be? ©palen*
quartier?, 1784 ÜRitglieb bet ’IRichelfelberlommijfion, 1785 3J?üfler=
unb günferljerr, 1786 §o( 3 marft?heir unb 1794 93annl)err ju
©t. fieonljarb. 9tm 9. 3uli 1785 trat er infolge einer Ärantfjeit
non ber §auptmann?ftefle be? ©palenquartier?, fowie bem Fünfer»,
ßRarft* unb 9?^etnantt juriict.
Slm 18. Jtuguft 1783 würbe er mit nur jmei oon breijetin
©timmen jum Sanboogt üon Süeinhüningen twrgefd) tagen unb burd)
ba? 2o? gewählt. Heber bie Verwaltung ift mir nid)t? bcfaunt;
bod) bürfte fie bem tragijdjen ©nbe entjpredjen. Schon feit einiget
3eit war ben Herren be? Jreieraint? bie eigentümliche Strt auf»
gefallen, wie fiienjel am Vrett (ber ©taat?!affe) ©elb ju jählen
pflegte. @r fdjob ba?felbe mit ber rechten $anb oor unb bilbete
Heine Häufchen; jugleich aber fdßofj fid) bie juecft offene linle £>anb
immer mehr unb fuhr julefct in bie Jafdje, fo bafj er alfo mit
ber linfen £anb teilweife wieber nahm, wa? et mit ber rechten
gegeben h fl tte. 1795 würbe er oon jwei Herren beobachtet unb
jur SRebe gefteßt; aßein er beteuerte feine Unfdjulb. Ja würbe er
ben Sieben überwiejen, fchulbig befunben unb am 24. 3uni 1795
nicht nur ber fianboogtei, fonbcrn aßer feiner Slemter entjefct. 91m
4. 3uli be? gleichen 3ahre? bat für ihn, ben 77*jährigen ©rei?,
SReifter 9(nbrea? 3Jiärfliti, in feinem unb ber übrigen Jochtet»
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mönner, Sudjter unb ©rojjtinber STamen, unb beroirfte, bafj itjnt
bet kleine 9tat fortan roödjenttid} einen Steutaler auSjaf)len ließ.
Siacf) biefem mora(ifd)eii Sobe lebte et nocf) fieben 3al)re;
benn er ftarb am 15. Sanuar 1803 unb rourbe ju @t. fieonljatb
begraben.
5. Soljann 3afob ä f (1795).
(Siebe §om6urg 92r. 5.)
Sodann Safob 3mfd) rourbe als jüngfteS J?tnb beS 2Bag»
meifterS Smanuel gäfd) unb btt S(eopt)a Rummel am 20. ÜRai
1732 ju ©t. Seonljarb getauft. Sr roar ju ©artnern jiinftig,
mürbe ba 1771 ©edjfer unb 1780 Statsljerr unb befleibete fobann
baS Slmt eines SBigilanjticrrn (1781), eines ©eridjtsljerrn jenfeitS
unb eines Sauljerrn (1784), fomie eines Cuartierljerrn ju ©t. Stoljann
(1795). 91m 25. 3uni 1795 erfolgte feine $Bal)l jum ßauboogt
oou ßleinljüningen (3/14) j er bat aber jmei Sage barauf toieber
ab unb jroar „rnegen bem Sib." 1 ) 9lm 22. 91uguft 1796 jog
mau feine ßeidje bei ßembS aus bem IRljein unb beerbigte fie ba*
fetbft am folgenben Sage, lieber bie Urjacbe biefeS tragifd)en SnbeS
ift mit nidjtS befannt.
6. Saniel ©djornborf (1795 — 1798).
Sie Familie ©cfjornborf, bie unS im lebten Viertel beS
15. 3al)rt)uubertS in 93afe( begegnet, foll aus bem ©täbtdjen
©cfyornborf in SBürttentberg ftainmen. Sie mufs ficb halb ju jiem=
lieber Söo^l^abentjeit aufgefdjtoutigen l)aben, ba Stubolf ©djornborf,
t 1084, 1664 fogar baS ©d)Io& SBilbenftein bei Subenborf taufen
tonnte, ©ein oierter 9tad)tonime mar bet Sanboogt Saniel, übet
beffen gamilie id) baS 9?ötige in folgenbem ©tanimbaum mitteite :
') Stemterbucf) von ^ßrofeffor 3(16. SSunfljarbt.
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§ano Subolf Sdjornborf, jünger, Silberbrefjer, 1671 — 1758
Salome Sranbmiiller 1682 — 1752
■3Raria SKoftna 'ä.äSaria §0. 3afob Spannes 3-9tuboIf §st. Jafob Salome
1Ö96 — 1765 1700 1703-1709 1705 — 1769 1706-1709 1710 1715—1789
^5j)il. §einr. «oftmeifter
Stern Su[. 3(elin 1716—86
fleh. 17 40
3of|. SRubolf 3oj)anneö Salome Saniel 3obann
1742 17411 — 47 1744—1820 1746 tl746 1748
ffianiel §ö.3afob S3enebift Sujanna Charlotte
1750-1817 1750 — 1880 17fö-l815 1759-182«
üanbooflt u. Xepiitat fflccfifclfciifal 'üofttnffirr (J m . ginber, Wmcf)t«f)crr
3B. ®tagb. Sfelin
1760-1832
3Ji. SKagbalcna Suf. SRaria SR. 3Rargaretl)a Suife Salome
1780 1782-1830 1785-1801 1788-1805
3 af. Sunfljarbt
IHntiftc*.
Sianiet ©cbornborf tmirbe jugleicb mit feinem 3 ro <tti”S®Bruber,
bem fpätern 2Bed)feIjenfaten f>an§ Satob, am 30. 3ult 1750 ju
©it. ißeter getauft. 9(t§ et feine ©cbutjeit beenbet, mürbe et Stauf*
mann unb Ijatte 1797 eine ©eiben* unb gtoretfabrif auf bem
Dtabetberg. Stuf fein STnfe^en meifen bie sa^lreirfjcn Slemter, bie
er fd)on in jungen labten betteibete. Stacbbem et 1788 ©ecbfer
ju SBeinteuten geroorben, roat er 1789 $eug= unb 5Bigilanjb«r.
1791 rücfte et at§ 9tat?^ea not unb mar nun 1792 Gljegerid)t8=
unb 9Jefütmatiou§fjerr, 1793 Serorbnetcr in SJtefjgerfacben unb
Cuartiermeifter ju ©palen, 1795 @ericf)tSt)err jenfeitS, Slppeflationä*,
SJtünj* unb 3 ei >gf)«t unb 1796 SUtitglieb bet 2Berbung?tammer
unb bet 9tuffid)t§!ommiffion, fomie 93ürgfcbaft8beputietter.
2)ie SBabt jutn fianbnogt oon ßteinbüningen erfolgte am
29. 3unt 1795, nacbbem er bie Ijöcbfte ©timmenjaljl auf ficb Der*
einigt b“to (5/17). @r tonnte ba3 9tnit nur fünftbatb Sabre
befteiben; aber nach SSerftujj berfetben mürbe itjm bie nic^t benei*
benäroerte @bre ju teil, neben einem fpagcnbacb, SDtüfler unb
<Memufeuä öffentlich burd) ©cbrift unb Sitb nerfpottet ju merben. 1 )
') Sdnmifjgebicljt. Sktert. Söibliotfjet.
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©eroijf roar feine Stellung feine leiste; beim an unfertt
©renjen tobte ber Ärieg, unb bie bebrüdten Untertanen richteten
jebnfud)tgt>oll ihre tilgen nad) graitfreid), a(§ bem fianbe, oon too
ihnen fpilfe fommen füllte. ®ag Ratten bie bamaligen Siegenten
mehr berüdfidftigen füllen. aber autb ©cbornborf bieg nid)t
getan, gebt aug allein, üomeljinlicb aber aug ben ßlagebriefen
beroor, bie ber Äronenroirt unb öefifeer ber Untern Äftjbecf, Stubolf
Äafpar Raufer, an ibn unb fpäter an bie Äommiffioit jur Se*
ratung üaterlänbifd)er Sßorjcbfäge richtete. 1 )
Söofil finb eg bie Grgüffe eineg erzürnten ÜJfanneg, bie mit
ba ju bören befomnten; aber fie enthalten ju oiel Ginjelbeiten, atg
bajj atle§ aug bet Suft gegriffen fein fönnte. $er ^pauptanlafj
jur Unjufriebenbeit mar bie Söegmeijung ber SJlietgleute in ber
Untern fölpbed, roäbtenb bie frühem Sanboögte bod) roenigfteng fünf
gamilien gebulbet Ratten. SDann flogt Raufer über bie aUju
großen Auflagen, fo bnfj er an 3«f)nteit, Ungelb, ©trafen, 33otcn=
unb ©iegelgelberit 30 % oom Grtrage feiner SBirtJdjaft ^abe jablen
müffen, ber man bag Sledjt, ©peifen auSjugeben, genommen f>abe..
©g fdjeiitt überhaupt bie Ißvajig ©djornborfg gerocfen ju fein, alle
grentben ober utmermögenben Seute, felbft Untertanen aug bem
ober» SBafetbiet, aud) raenu fie genügenb ©ürgfdjaft leiften fonnteii,
aug bem ®orfe ju entfernen. S)ag mar j. 33. mit $ang ©eorg
3immermann, einem „ehrlichen DJJanne," ber galt, obfcfjon er eine
Sürgergtodjter jur grau Ijatte. Gbenfo burfte ein anberer, beffen
£od)ter an ber ©eburt üjreg jüngften ftinbeg geftorben mar, feine
©rofjfinber nid)t bei fid) bemalten. Stud) ber ©djulineifter ©dparj,
„ber oierje^n Sabre lang ^ur .ßufriebeiibeit ber SSeüötferung fein
Stint geführt," erhielt ben 93efebl ing ©pitat ju geben. 911g er
bem Sanboogt eine 23ittjd)rift eingab, jerrijj fie biefer unb marf fie
bem Seiftet oor bie giifje, mit ber Semerfung, er fötme frob jein,
*) ^Dlitifdjcö 1798, 3trcf)io Söafet.
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bofe fie nicht in bie .§01106 ber ©nöbigen §erren gefommen; fonft
^ätte fie iljn inS gw^ 011 * gebracht. SJicht einmal Derfcfjiebene
©ffeften Don ©chroarj burften im 25orfe bei bem frühem ßoftgeber
bleiben. SBä^renb aber Scfjornborf gegen bie Untertanen bie gemifs
bamals fcfjarfen Seftimmungen über bie SJfieberlaffung fo ftreng
hanbljabte, Derroeilte im ^Ipbedfchlöfscljeu eitt franjöfifcfjer (Smigrant,
ber einen SÜJorb begangen ^aben foltte. SBenn §aufer nod) h>n s
jufügt, aud) bie ^Reformation, Sanität, bas ©efdjeib unb günfer=
amt feien öfters Don ber Otbnung gemidjen, fo erfeheit mir barauS,.
baff ©djornborf nur im Sinne feiner Kollegen ^anbelte, bie als
§erren ben Untertanen nicht atlju Diel Slücffidjt ju frf>ulbett glaubten.
3m 3aljre 1798 mar Bürget ®aniel ©djornborf ÜRitglieb
ber Slommiffion für ©inquactierung. @r trat aber am 15. Oftober
biefeS Sa^reS roegen ber Dielen eigenen ©efrfjnfte jurücf.
1803 begann eine neue Sßeriobe Don ©djornborfs politi}d)er
ITätigfeit. 2llS ÜtatS^err ju SBeinleuten gehörte er miebet bem
kleinen IRate unb halb aucf) Derfchiebetien Äommiffionen an, fo feit
1806 bem Seputatenanit, @f)egerid)t unb ber ^Sflcgerei beS ©pitals
unb feit 1807 ben Slelteften ber franjöfifdjen Sirene. 3a 1813
trat er fogat in ben ©taatSrat ein, melcfjer an ©teile ber frü=
{fern XIII bie roidjtigften fragen beS Staates beriet. 3)er Hob
ereilte iljn am 25. 3anuar 1817 in SBpt bei SRafj, unb er mürbe
auf bem bärtigen ^riebfjofe begraben.
$et SRadjruf, ber iljm im gleichen 3af)te in ben Berf)anb=
lungen ber fchmeijerifchen gemeinnüfcigen ©efeOfcfjaft ju teil mürbe,
rühmt ihn als freunblich forgenben Bürger, als 2Ritglieb bet
gemeinnützigen ©efeflfdjaften unb Slnftalten unb als liebeootlen
Unterftüfcer unb Berater ber Slrmut, ber aller Siebe unb Sichtung
erroorben h Q ^-
(gortfefcung folgt.)
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er <^tnnaftarc(ja f|atttf^$ mb
feine Hn^en.
Don 2Ilbcrt «Segler.
9
||fer twr bem Sagte 1880 in? 93a?ler ©pmnafium gegangen
ift, wirb fief) erinnern, baß jum Snöentar biefer Slnftalt jwei
ihr [toben gehörten, ältere ©c^üler, benen bie 93ejorgung bet hinten»
fäffec unb anbere Heine $au?gef(f)äfte oblagen. Segt werben biefe
Arbeiten ootn Slbwart beforgt. (Sin folget ejiftierte im ©tjmnafium
febon im Sagte 1797; aber bi? jum @nbe ber fiebriger Sagre
be? lebten Sagrgunbert? gatte er bie Äuftoben jur ©eite, bie eben
ba? beforgten, roa? bie weiften oon unfern Sefern fie tun gefegen
haben. S8or 1797 mar ba? anber? gewefen. 2)a Ratten bie ^uftoben
bie ganje Slrbeit am ©tjmnafium oerriegten müffen. 21jeopgil
S3iucfgarbt*33iebermann *) berichtet barübet am ©egluffe feine? fo
»erbienftticben 99ucbe§ über ba? 93a?ler ©pmnafium.
|jeute nun möchten mit ein ©cgriftftücf twrlegen, roeltge? fi«b
mit biefen Äuftoben gattj befonbet? eingegenb befegäftigt, au?fügr=
lieber al? bie? in bem genannten SBerfe gefegiegt. 9lber nicht lebig*
lieb barum möchten mir e? barbieten; ein folget Sjlur? ju bem
bei Surclgarbt gegebenen SSefentlicgen ber ©aege gat al? folcger
nur untergeorbneten SBert; ba? ©egriftftürf lägt un? jebo«b in
aÜerganb anbere SSerbältniffe bliden. 3unä«gft in petfönlicge be?
^Reftor? (©tjmnafiartga) 3a!ob ©griftopg 9tamfped, ber genug
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in getjerabenbg fnrifierenbem ©orträt jdjon manchem unferer gteunbe
»ot 2lugen gefommen fein roirb. ©obann in aHerbanb ©ürger*
lid)e§ hinein, bem oft bet Stnftug einet geroiffen Somit nicht fehlt
Surj, mit tjoffen, baß mir für unfere ©ublifation, abgefeben non
bet ©rgänjung bet ®r)mnafium8gefd)id)te in einem unmefentlidjen
Jeit, einigeg Sntereffe raetben finben tönnen.
Sßa8 mit bringen, ift alfo ein au8 bem Slrdjio beS ®pmnafium8
gejogeneg ©cbriftftüd beS ©tjmnafiarcba ©amfped, eineg ©tanneg,
Don bem ©urdbarbt 2 ) nid)t atlp öiel ®ute8 ju berichten meife.
3d) entnehme bem ©urdbarbt’fchen 93ud)e fotgenbeS: 3. ©. ©amfpetf
mat geboren am 6. September 1722 al8 ©oljn be§ ©farrerg ju
©t. Qrlifabetben, ^atte, nach Slbfolüierung bet ©astet nieberen unb
hoben ©(buten frfjon 1737 bie ©tagifterroürbe erlangt, batte bann
©tebijin unb Sotanit ftubiert, als Dr. nied. 1743 ©eifen nach
©ertin unb anbern Unioerfitäten gemacht, mar in ©öttingen Sllbrecbt
oon patter näbergetreten unb bann na(b ©ari8 gegangen. ©ad>
feiner §eimfebr erbiett er burcb ba8 So8 bie ©rofeffur für ©tatbe=
matif, oertaufcbtc fic bann aber, nacbbem bie ©cgenj bem ©rofeen
State oerfcbiebenttitbe ernftlidje ©orfteltungen gemacht batte, 1748
mit Sobatin ©ernoulti II., ber ibm bafür bie ©rofeffur ber @lo*
quenj abtrat. 3 ) @r unternahm bann nocbmat8 Steifen unb tant
babei nach Serben, nad) ©nglanb unb mieberum nad) ©ari8. 1755
tief it>n bet afabemiftbe ©enat unter Stnbrobung be3 Stmt8oertuft8
jurüd. @r begann bann eine tnebijinifcbe ©raji8 unb bat biefe
aud) nod) nach feiner ©rroäblung junt ©eftor (1765) fortbetrieben \
namentlich fott er Sinberfranfbeiten bebanbett haben. @r ftarb ant
28. ©ooember 1797.
©urdbnrbt bejeidjnet feine SBabl jurn ©eftor al8 feine gute;.
e8 habe ihm namentlich an ©eroiffenbaftigfeit gemangett. Jabei mar
et ein Querulant, „unermiibtid) in ©upplifationen, roo er ju futj.
ju fommen glaubte, unb in ©eftamationen, mo ihn gerechter Jabel
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1
getroffen fjntte, ober Heine Strafte gum 2Bof)le her ®d)ule Oon ibtu
»erlangt mürben, bie nicht au?brüdlich in feinem Sßflicbtenbefte
ftanben." ©o wenig wie mit ben 23ef)örben »erftanb er fidj mit
Settern unb ©Gütern.
Unter fein Steltorat fällt bie Sieuorbnung bet Stuftobenange*
legenbett. 4 ) 2öie fdjon gefagt, Ratten oon 2llter? !fer gmei ©d)üler
bie Neigung unb Steinigung ber ©djuljimmer beforgt unb waren
bem Steltor gnr Verfügung geftellt gemefen. ©ie wohnten in einem
befonbern „©tüblein" be? ©pmnafiutn?, befcbeiben genug; benn au?
bem golgenbett gebt b etöot - bnfs fie ihre Setten felbft bortbin
liefern mufften. Slfit feinen Stuftuben batte nun Stamfped nicht
»iel @lüd. 3m 3ab re 1769 mar ibm ein $ufto? näcbtlicbernjeile
in? §au? eingebrocben unb batte ihn beftoblen. Slnbere Unorbent*
liebfeiten fanten bingu; man glaubte ihnen fteuern gu fönnen, inbent
man bie (Srneuerung ber Stuftoben in bie §anb bet Sifitatoren 5 )
legte. 2lber aud) ba? genügte nicht, unb ber Slntifte? (Smanuel
Slierian, ber bie eben gemachte Sluftobenorbnung entworfen batte,
»erlangte ftatt ber Stuftoben einen Slbroart. 2lber bie ffinatig;
»erwaltung wollte, wobl weil c? billiger war, beim alten Stuftoben*
Stegime bleiben. Ser Slntifte? aber fefcte nochmal? an unb brachte
bie ©a<be »or bie ©chulfoinmijfion. Sie? mar im 3fabre 1795.
Silan fteßte nun eine Unterfuchung an: ©djultbeih SBielanb »er*
langte »on bem Sieltor eine genaue Slufftellung über Pflichten unb
Siedjte ber St'uftoben, unb bie Antwort auf biefe? Segebren ift nun
ba? »orliegenbe ©chriftftüd. @? ift fo beutlid), wie man bie? nur
wünfchen lann unb geigt unter anberm, bah ber $ert ©tjmnafiard)
mit ber Stbfcbaffung ber Stuft oben gar nicht einoerftanben gemcfen
wäre, ^namentlich aber läfjt e? un? erlernten, au? wie oiel {feinen
unb lleinlichften Singclbeiten ficb bamal? noch — man benfe, im
Zeitalter ber Slufflärung — bei un? foldje ©tellelein wie bie ber
.Stuftoben unb ihre Sefolbung gufammenjebten.
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175
3m übrigen ift bann bie Sommiffton über bie Sßünfche
Slarnfpeds ^inroeggegangen unb b°t 1797 für bie roicfjtigeren ®e*
fehäfte wie Peinigen unb §eijen einen Abwart angefteKt, nicht fij,
nur im Afforb. ®a8 Amt ber Stiftoben t>at fortbeftanben, allere
bingS in anberer fjorm. ©ie mürben ju Votenbienften, 3 um 9iei=
nigen ber lintenfäffer u. f. w. benüfct. ©rft ber notierte fReftor beS
©hmnafiumS, Ißrofeffor grijj Vurcfljarbt, hat, auSgehenb öom ®e*
banfen, baß baS feine Arbeit für ©cf)üter fei, bie Seamtung aufgehoben.
P. P.
2)a äJfeitt 3njonberS .gwchgeehrtefter $err ©tabtfchrcibet
SBielanb 6 ) biefer lagen, nomine (£. £. ©chulcommission, 7 ) einen
Bericht non mir Oerlangt hat, anbetreffenb bie Custodes beS Gym-
nasii, fo habe bie @h te SolgenbeS SO? einen ©näbigen, |>och a
geauten unb |>ochgeehrteften ^errett über biefen ©egenftanb
gejiemenb ju metben.
@S ift fcbon feit Anfangs biefeä Seculi, unb auch noch früher,
ber ©ebrauth gemefen, baß jttr Beforgung ber Angelegenheiten
beS Gymnasii, jmeg ermachfetie ©thulfnaben oon Bürgeren, oon
bem jeweiligen Gymnasiarcha finb angenommen unb beftellt worben,
unter beffen Direction, Anleitung unb befehlen fie geftanben, ber
bie Aufficht über fie gehabt hat, unb fie jur Beobachtung ihrer
Verrichtungen unb Pflichten angehalten. ®iejet Observantz jufolge
habe ich feit Anfang meines Amts bifj jejjmtb jeberjeit jmet) Gustodes
gehabt; bie letften, bie Anfangs ber §unbstagen im oermichenen
Saht quittiert haben, waren 2 ©ebrübere ©riininger, beS ÄüfferS
©ohne in ber SCfcfjemet Vorftabt, 8 ) worauf ju neuen Custodibus
angenommen Baltljaf. Ofuntpf, beS SornfchreiberS S’nab, 9 ) unb
©man. ^inbenlang, beffen Vater ein Saglöhncr, betjbe über
15 Sahre alt. 3)iefe ihre Väter haben mir alles Siebs unb ©uts
non ihnen »erjprochen, wie bajj ihre Snaben alle ihre obliegenbe
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©efcf)äfte benötig beforgen, unb mir ade salisfaction geben werben ;
ben ^inbenlang habe icb mit Sßorwiffen unb ©ut^eiffen ©einer
hodjwürben fetten Antistitis, 10 ) bor etmon 4. Söorfjen, als einen
lieberlidjen Surfchen unb JaugenichtS, ber oft 3. 4. 5. Jage fid)
ntct)t hot fehen taffen, unb untetbeffen baS ^anbroet! eines s. v.
©chweintreiberS getrieben, fortgefchicft, beffen SSater auch ein fchlechter
tieberlidjer 2Jtann, unb neülicf) in Utij. ®n. Herren Serljaft ge=
roefen, beme bet) feiner Soßlaffung unsagbare Aufführung bet)
3uchthouSftrafe ift injungiert morben. 11 )
SJor^eiten unter meinem feel. Herren AmtSborfahr, 12 ) unb auch
eine 3eiilang mährenb meines Amts hot bet Gymnasiarcha bie
Auswahl unter 4. 5. 6. unb noch mehreren finaben gehabt, bie
ficf) um eine Custosftefle beworben, unb fich beßwegen bet) mir ge=
melbet. Allein feit etwan 6. 8. iahten haben ft<h b\t Seiten ge=
waltig geänbert, inbent fich bie Anzahl ber baju tauglichen erwach'
fenen Knaben, unb bie es begehrten, fehr berminbert haben. Sch
war barüber berfd)iebene mal fehr berlegen, wo ich einen tauglichen
ffriab auSfinben tonnte, unb anftatt, bafj bie ©chultnaben fich
barum beworben, muffte ich ihnen f° jureben, nachgehen, fie an=
fragen, ob fie bie CustosfteDe annehmen wollten, unb fie ober ihre
Eltern gleichfam bitten, es anäuneljmen. ®rofje unb erwachfene
SürgerSfnaben finb fehr wenig in ber Jeutfchen ßlafj, unb Heinere
bon 10. 12. Sahren tan man nicht gebrauchen.
@S beliebten mir ÜKeiit hochgeehrter §err ©tabtfchreiber ju
melbeit, bafj ich an beS fortgefcbidten ^tinbenlangS ©teile leinen
neüen Gustodem biß auf ferneren Söejdjeib annehmen möchte.
Allein, erlauben ©ie mir, ein einjiger Gustos ift nicht sufficient
alles gehörig ju berftehen, infonberhcit 8. ©chulflaffen ju wifchen
unb anbereS mehr. Sch habe gleich nach gortfchicfung beS §inben=
längs, alfo fcfjon bor 4. SBochen, ad interim einen jungen SBhbert,
beffen Später ein bürftiger Sörbcrgefell 13 J unb SBittmer, einen ge*
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177
jitteten, ftiHen Snob, unb fleißigen ©chüler, roie e« $err Cand.
Seüdjt u ) bejeügen tan, angenommen, unb, jo ju reben, bitten miijjen,
inbent et mir bebeütet, roie baß jein Sater oernommen, baß bie
CustosfteQe jo wenig eintrage, unb man ja baSjenige, roa« jie
bißheto bejogen haben, Stnftanb mache ihnen jufommen p lafjeu;
Siejem jungen SBtjbert fann ich ba« Conge geben, mann man e«
nöt^ig finben wirb, et roirb e« aud) gar gern annehmen; inbem er
bie Custosjlelle meiften« aus affection gegen mich angenommen,
ba icf) mit jeinen @roß@lteren, benen icf) jdjon oiele ©efälligfeiten
erroiejen habe, rooljl befannt bin. 2)er Custos Stumpf will ferner
bleiben. SBa« nun ihre obliegenben Verrichtungen unb Pflichten
betrijt, jo habe bie @fjr foIgenbeS p melben. @8 ijt oon jeher
ihr 2lmt geroefen, am Söinter bie Seürung ber 8. ©djulftuben, unter
be« Gymnasiarchae öbjorge unb Veranftaltung, p Herrichten, p
bem @nb be« SDtorgen« frü^c, etwa« oor 6. Ut)r, aufpfteljen, ba«
geuet in ben Öfen anpjünben, oon geit p Seit gehörig nadjp*
jeßen, nachpjtoßen — überhaupt alle mögliche Sorgfalt p Ver*
hütung eine« Unglüd« anproenben, unb bann gegen 8 Uhr, wenn
alle« oerbrennt ift, bie Öfen p bejchliejjen, bamit bie Stuben,
roatm bie Schul angeht, benötig erroärmt fepn jotlen. Sch habe
eS aber gar nicht ber Custodum arbilrio unb SBillführ über*
lajjen, roie man e8 etroan oermepnen möchte unb man e« auch wirf*
lieh oermepnt hat, nach SBohlgefallen ftarf, mittelmäßig ober nur
roenig einpfjeißen, jonbern nach bem SDfaaßftab ber falten ober ge*
ünben SEBitterung; p bem (Snb habe ich ihnen alle Stacht, ehe jie
p Seite gegangen, angejeigt unb befohlen, roieoiel ©cheiter ipolj
jie ben folgenben SDtorgen in ben Öfen thun jotlen. Srenuroetlen,
bie mir bie 25omprobftep liefert |: welche« feine jogenannte Depu-
taten*2Bellen jtnb, jonbern nur geringe ordinarie fleine :| haben
jie gewöhnlich pr Slnjünbung, bamit bie ©cheiter halb in flammen
fommen, brep genommen, freilich war e§ difficil, ba« punc-
SBasIct 3af)rbutf) 1903. 12
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tum saturationis, nicht ju oicl unb nicht ju wenig, ju treffen;
batb war eg ben fetten Praeceptoribus ju falt, botb ju warm,
barüber ict) oft öielen Serbrug gehabt hob. Sieje Jeürung ift nun
biß dato oon ben Custodibus beftänbig oerridjtet worben, unb ift,
Oiott fei} San!, niemat fein Ungtücf gejcheljen, aud) nicht einmal
eine Qieüerggefahr. Sie hoben für biefe ihre öemühung beS Gin*
feücrng, oon benen 17. & (öfteren tpolj, bie ich jährlich ju belieben
habe, jeber oon ihnen ein ©djeit genommen unb nach -paufj ge*
tragen. Gg bot aber für biejen SBinter G. 2. Ijaußhaltung 15 ) für
gut befunbeu, ju mehrerer Sicherheit, einen geftanbenen Wann, ben
^ßeter ©eiffer, jur Ginfcüerung ber Classen ju befteKen, ber alle
Worgen gegen 6. Uhr fommt, um einjufeüern, bem ich ju bem
Gnb ben $au6fd)(üffet jugefteßt unb ber aud) bie 34 ©djeiter ^»olj
bezogen, bie bie begben Custodes oorhero gehabt haben.
ferner ift ihre Pflicht, bie 8. ©chulftuben gehörig ju wifchen»
ju fäubercn, Sijd)e unb 33änfe abjuftauben, bie Spinngewebe weg*
juwifchen :r., baju fie oon mir wöchentlich jweg 5}ejen empfangen.
Söifjhet ift eg gewöhnlich jwegmal bie Söoche Sonnftagg unb ©am*
flagg gejdjehen, ba fie ban gewöhnlich gleich Nachmittagg um
1. Uhr |: ba nad) ber alten Drbnung an biejen Nachmittagen feine
©d)ul gehalten würbe :| angefangen unb gegen Slbenb bamit fertig
geworben, inbent, wenn eg gehörig gejchehen foll, eg geit unb SBeit
erforberet. 3efeunb aber, ba am Sonnftag bijj um 4. Uhr Schul
gehalten wirb, ift eg infonberheit in ben furjen SEBintertagen, biß
Nnfangg ber Sunfelljeit bamit fertig ju werben, jehr difticU. 3lm
©amftag wirb bijj um 3. Uhr Schul gehalten, ba beim bie gleiche
©djmierigfeit fid) wegen ber ßürje ber 3eit ereignet. 3a biejen
Nachmittag haben fie noch mehrereg ju Oerridjten, alg nämlich bie
affixa ber ©ejänge für bie Sättftunb unb ben folgenben Sonntag
«ufjujudjen, beg Slbenbg für bie 33ättftunb an ben ftirchtljüren an*
juljängen unb wieber abjuljängen, in bie Somprobfteg ju gehen.
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um bie 99cfen abjuholen, allmo fie auch öfters oufge^atten werben ;
bie ©offen üor meiner SBohnung ju wifcffen, ben ©ingang in baS
£jauß, unb auch öon 3eit 3“ 3«it ben |jof; non biefetn aber ift
ju bemerfen, baß, wenn er fdjon geroifdjt ift, er oft fogleich öon
ben gruchtroägen, bie öfters fommen, wieber üerunreiniget wirb. 3a
es gefdpeht auch ju 3 e >* e n, baß, menn fie 2>onnftagS unb ©amftagS
finitä scholä roijdfen wollen, ficfj 3intmer(eüte in ben Classen
biß Nachts aufhalten, wie es erft oorgeftrigen ©antftag gefdjeljen.
gerner füllen fie öon 3 e >t 3 U 3 e it baS s. v. privat, meines
öon ben ©djulfnaben |: unb bieS öfters aus SNuthmiden unb aus
ißotfaß :| üerunreiniget mirb, mit l)eiffem SSaffer büßen unb faitbern.
ferner müffett fie alle greptage Nachmittags gegen 3. Uhr
■auf bem Sarfüfferpfaß bem £>errn Hlmofeufcfjafner bie ©affen not
feinem |jauß fauber mifchen, 16 ) bie öon bem c. v. $8ieh öerunrei<
niget morben, unb ihm nod) iiberbieS eint unb anbere ^außgefcßäfte
öerrichten, fo baß fie oft erft gegen ülbenb fertig werben unb in
bas Gymnasium jurüdfommen. @S praetendiert ©erfelbe ferner,
baß, fo oft er $olj befommt, bie Custodes baffelbe in fein §öf=
lein hinter bem §auß tragen unb beügcn foUen; er fdpdt beß*
wegen feinen 93ettetoogt, ben Cladi Sßeiffenburger 17 ) in mein |jauß,
um es ihnen anjufagen, baß fie ohne alles gehlen fommen foden,
eS fetjen ein ißaar SSägen $olj atigefominen; bieS ift mir öfters
fdjon fehr ungelegen unb unangenehm gemefen, inbem es etroan auf
einen ®onftag ober ©amftag gefchehen, ba fie bie Classen mifchen
füllten, ober auch an einem anbem Jag, ba fie fonft ©ejchäfte in
bem Gymnasio haben, als etwan SBrenmoeden, §olj, fo ich
empfangen :c. ju bejorgen unb üor bem Negen ju öerroahren.
•t>r. ©cßafner aber praetendiert, biefe feine ^oljgejchäfte gehen
auf feinen Söefeht allen anbetn üor, unb brohet ihnen, biejenigen
■6. 93ß., bie fie wöchentlich aus bem 91dmofen ju beziehen hoben,
ihnen nicht öerabfolgen ju laffen unb innjubehalten.
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geeiter, roenn SSägen mit ®rennroellen in ben ©chulhof, jur
geüerung her Classen unb auch jit meinem ©tbraudj, fommen r
fo jotten bie Custodes fie Reifen ablaben, jählen, in bie baju
destillierte SBellenfammet tragen unb aßba gehörig rangieren
unb beugen, groar, roaS baä 3“^ en berfelben betrift, fo f)ab ich
e§ biß^ero felbft beforgt, unb bin, bei) aller SBitterung, bei) ber
Slblabung berfelben felbft gegenwärtig gemejen, roie eg £>r. ©afjlet
in ber Somprobftet) betrügen lann, bamit @. £. ^»au^altung, bie
bie SBefien burcf) bie Somprobftet) fourniert, nidjt betrogen roerbe,
inbem bie c. v. fchelmifchen SEeKenbauren, ju ihrem SBortljeil, im
Säulen, wenn man nicht genau Sichtung giebt, gern betriegen.
SSenn bie 17. Slafter $oIj, laut meiner Competentz, fotn*
men, feilen fie baffelbe, wenn e8 genauen unb gefpalten, in ba&
§oljhaufj tragen, bafür fie au8 ber Somprobftet) jufammen 17. ßftaafi
SBein unb fo eiel Sßfunb ®robt, allfo jeglicher bie Reifte baoon
ju bejieljen l)at.
gerner follen fie Sienftag Niorgenä, ©amftag SIbenbg unb
ben Sonntag bie ©efangaffixa an bie Äirchthüren exact beforgen,
ju rechter 3eit anhängen unb abljängen, ^ernac^ bie ©efänge in
bie baju gehörige «Schachtel ober fiaben roieber gehörig oermahren.
(Sinige Sage oor bet Slugtheilung be8 SchulertuchS 18 ) follen
fie bie Sucher auf Slnmeijung feiner .podimürben §erm Antistitis.
bet) ben Saufleüten abholen, fie in 355of)lbeffen ®eljaujung tragen,
unb oott ba ben Vormittag oor ber SluStljeilung in ba8 Gymna-
sium, unb felbigen Nachmittag bijf auf ben Stbenb jur Slufroattuug
ba fepn. Sit Literas circulares üon SBohlbemeltem £>ertn An-
tistite an bie S. T. sperren Visitatores l9 ) gehörig herunttragen,
roie auch jur Examenjeit bie Themata ober Argumenter an bie
S. T. Herren Professores. 3ur Promotion» jeit *°) bie ®üchet ju
ben praemiis bei) ben ®ucf)hänblern abhofen, ben Suchbinbern über*
bringen, unb alle anbern aläban oorfallenbe ©efchäfte mehr gehörig.
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’fiejorgen. Sot ber Promotion bic ©tiihle au! ber Sirene in ba8
(£ljor trogen, bomit bie Knaben fifcen fönnen, unb fie beit folgen»
bett Jag wieber megtragen, unb au8 5lnlafj ber Promotion nod)
fonft anberel ju oerrichten.
Sorhero haben beftänbig bie Custodes in ihrem ©tüblein,
barinnen fie ju SBinterljeit mit Sorficht einjufeiiern bie (Srtaubnil
Ratten, fdßaffen miiffen, jefctunb aber habe ich ihnen erlaubt, bet)
4?auj5 ju bleiben, ba fie nicht meljt nötfjig haben, bei SDJorgenS
früh einjufeüern, infonberljeit aber weil fie aul Jürftigfeit um ben
3in& ihre Sette entlegnen mußten, unb ihnen bie Koften bei Sett»
jinfel ju erjparen.
©ie foßen aber bei SDiorgcnl, infonberljeit bet) ben längeren
Jagen, gleich nach Ijalb 8. Uljr fid) in bem Gymnasio einfinben,
um bie §aufjthüre, jammt ben Säben ber 2. ©d)u(ftuben gegen ben
SJJünfterplah ju öfnen, fict) aber ohne mistige Urfad), unb ofjne
bei Gymnasiarchae SBormiffen unb (Erlaubnis, nicht megbegeben,
fonbern ba oerbleiben, bifj um 11. Uhr bie ©cf)ut geenbiget, itibem
wegen aßetl)anb unöorgejehene SßorfalXen^eiten unb ©reigniffe ihre
©egenroart nöt^ig ift. Um 11. Uhr foßen fie in bie Classen
gehen, um ju fehen, ob 51ßel in gehöriger Drbnung fet)e, ob nicht
etroan ein t^enfter offen unb nid)t in bem Niegeli, ba bann oon
bem 2Binb fömtten ©cheiben ^erbrochen werben, mie el auch fefjon
gejdjeljen; ob nicht etraan, mie el fihon öfter! gefchehen, unb ich
felbft bet) meiner öftern Visitierung ber Klaffen nach 11. Uhr
beobachtet, oon ben Knaben bie ©tubenthür fönnte offengelaffen
toorben fepn unb allbann bie ©tube auf ben Nachmittag üerlältet
werben, mie benn auch fchott meine unb auch ftembe Kafcen, wenn fte
bie Jljüren offen gefunben, in bie ©tuben gefchtidjen unb fie oerun»
reiniget haben. Wlbantt fönnen fie fid) nach Sejchlieffung ber |>auf5=
thüre nach §aufj begeben, ©ie foßen aber um */* auf 1. Uhr fich
toieber einfinben, um bie fiaultljür ben Knaben wieber ju öfnen,
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itibem eg nicht bei Gymnasiarchae Stml unb ^ßflicfjt ift, eg 511
tljun, bafür finb bie Custodes |: hoch ober habe id) bifjanhero
bie Öfnung bet Iwufjthüre um biefe Seit felbft beforgt .| Sie
füllen jebocf) aufg fpcitefte um 1. Uf>r fid) einfinben, weil eg gu
feiten gefdpeht, bafj etman einer her fetten Praeceptorum au§
Unpäjjlichfeit ober fünften nicht in bie Schul lommen Ion, ber
bann ben Gymnasiarcham borübet berichtet, worauf ich ben
Custodem in bag Collegium bet) Seiten fd)iden muff, um ben
Studiosum Vicarium, 21 ) ehe et auggeht, gu befteöen. Weine
Wagb beg biefem Slntafj in bag Collegium gu fchicfen ift nicht
meine Pflicht, roie eg aber auch jd)on gefcfje^en, ba bie Custodes
noch nicht um bie gehörige Seit ba mären. Sie füllen aber auch
in bem Gymnasio, mie am Sßormittag, bifj gu Snb ber Schul
bijj um 4. Uhr oetbleiben, weil man nicht miffen fan, mag etroan
oorfallen fan, algbann roieber in ihre Classen gehen, um wegen
ben genfieren unb ber Stubentljüt nachgufehen, mie um 11. Uhr,
inbem bie Herren Praeceptores öfters beg SRachmittagg, wenn
bie Sonne in bie klaffen fdjeint, bie genfter öfnen, wenn fie
oermeinen, eg feg in ber ßlafj gu warm; hernach bie ^aujribür
gumadjen, unb bie Säben gegen ber ©affen gehörig befchlieffen unb
üetriegeln. S^ar wirb feit etmag Seit oon bem Schreibmeifter bijj.
um 5 Uhr Schiri gehalten, ba bann bie §aufjthüre bife um biefe
Stunb offen bleiben mufj.
SBag enblid) ihre Pflichten unb Obliegenheiten gegen mich ben
Gymasiarcham betrift, fo ift eg jdjon Oon Sllterg her bie Obser-
vantz gemefen, bah fie unter beg Gymnasiarchae ^Befehlen ge»
ftanben, um fie in feinen ©efd)äften gu gebrauchen. Unter meinem
£nt. ?lmtgoorfahr feel., ber, feinen übrigen SBerbienften unb ®e*
lehrtheit unbefdjabet, wie befannt, eine etmag unorbentliche deran-
gierte menage gehabt hat, unb auch mit ^intetlaffung oieler
Schulben geftorben, haben fie müffen Oöflig |jaugfned)t* unb Wägben*
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bienfte thutt, in bie @d)ot unb auf ben SWatft gehen, ben SSein
in ben S33ein= unb SßirthShäuferen übet bie ©affen holen, ba er
feinen Competentzroein ju ©eit gemailt unb nertauft ^at, SOSaffet
oont Srunnen in ben 3überen in bie Äudji tragen unb noch BieleS
anbereS mehr, roie id) es non noch lebenben Custodibns unter ihm
oernomtnen, als |>r. ©pittalmeifter ©alathe, is ) SJJeifter Safob
3D?eper ä3 ) bem ©cfjneiber, roie aud) Bon bem erft Bor ein $ßaar
Sauren Beworbenen ÜDJeifter ©alatfje bem ©d)umather ju ©t. Sllban,* 4 )
beS ©pittalmeifterS Sruber.
3cp meine? Orts brauche fie, ohne fie Bon ihren Slmtsoer»
richtungen ober Bon Sefuchung ber ©cfjul obju^alten, nur ju ge^
ringen unb leichten Commissionen, als etroan eine 3eitung ju
holen unb roegjutragen, einen ©rief ober fonfit ein Rillet irgenbroo
absugeben, ein Such in ber Sefegefeßjchaft für mich ju holen ober
roiebet hmjutragen, ben fftathSjebel an Seljörbe ju überbringen, in
ber Slpotljef Krjnepen für mich ju holen, unb etroan eine Bouteille
frifch 2Ö affet, infonberheit jur ©ommerSjeit unb etroan noch an=
bere unbebeütenbe $(einigfeiten. Sünbep thun fie biefeS mir nicht
nöÜig umfonft, inbem ich ihnen jum ÜDfejjfram, llteuen Saht, meinem
DtahmenStage ein Jrinfgelb gebe, bamit fie rool)l jufrieben fepn
fönnen, unb bet) fonft noch anbeten SInläfjen.
SBaS benn enblich ihre fixen intraden betrift, fo finb fie,
bie Sßabrbeit ju gefielen, bei ben iefcigen theüern unb flammen
feiten nicht fonberüd) grob, ba baS tneifte fchon oor Bielen fahren,
vielleicht fchon im notigen Seculo stipuliert roorben, in roelchem
ein Wappen, roie befannt, jo nie! geroejen als jejjunber 4. ober
noch mehr.
©rftlich hoben fie wöchentlich non |>rn. Slllmofenf^afner aus
bem täglichen 2Wmofen alle greptag bet) SBifcpung ber ©ajj Bor
feiner SBohnung 6. Saßen ju beziehen, roie ich fcpon ju tnelben bie
©p gehabt, ferner haben fie geroöhntid) biß dato ein Stipen-
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dium Don 5. ißfb. fronfaftentlich gehabt; ber Custos SHutnpf hat
aber dato nur 3. ^ßfb., barübet fid) fein Sater [fich] jeht beffagt.
Item hoben fie Don mir bi§ dato fronfaftentlid) Don ben 13. ^ßfb.
pro pauperibus scholasticis loco panis jeber 50. Sahen ju be=
jiehen gehabt, barüber id) fcfjon bie Ght 'gehabt bie benöthigte
SluSfutift ju geben. Item hoben fie fronfaftentlid) Don jebem
©cfjulfnab 2. Wappen ju bestehen, roeld)e3 jo eine Äleinigfeit, bie
SWiemanben lauer anfommen füllte ju entrichten; bie Slnjaljl ber
ünaben ift Deränbertich; mären einmal roetiiger alä 250. unb
auch n«cf)t mehr als 300. Item hoben fie Don bem Sifchoff*
Safetfdjen ©djafner §rn. Sinbenmepet 25 ) ben lebten ©arnftag in
jebem Sßonat ben foßenannteit SRonatlaib, 6. ß betragenb,
nebft noch 10 onberen bürftigen Snaben, ju bejiehen. Qä ift aber
habet) ju benterfen, baff fie bieje 6. ß fdjou bezogen, ehe fie
Custodes tuaren, unb e§ aQfo fein specialeS beneficium für fie
ift, inbem fie fich geroohnlid) unter ben 10. übrigen Änaben ftpon
befunbcn hoben. Item haben fie am (S^arfreitag laut einer alten
©tiftung aus ber ®omprobftep jeber 1. fl. ju beziehen, bafür fie
beS 2)forgen$ früh öon 0- bifj 9. Uhr ben SKünfterplah roifchen
füllen. Son ben fogenannten Äirc^eujebelenen, raorinn bie Nahmen
ber gierten ^Scebiger famntt ben ©efängen Derjeichnet finb, unb bie
fie an Siebhaber beS ©amftagS h^omtragen, hoben fie auch nicht
mehr üiel einjuneljmen, inbem bie Siebhaber berfetben fiep eine 3eit
per fehr Derminbert hoben. ®a ihre Vorfahren steiferen 30. unb
40. Don biefen Sfirchenjebelenen ju Dertragen gehabt hoben, fo finb
fie jefct bijj auf 10. ober 12. gejcbmoljen, Don jebem hoben fie
jährlich ungefähr 12. Sahen, baoon rnüfjen (fie) 3. ©tüd gratis
auSgeben, als nämlid) bem $ernt $omprobftepfchafner, 26 ) SWmofen*
fepafner unb $errn S. ©engenbach 27 ) als Organiften.
$ln SBein unb Srobt unb anberem, baS nicht baar @elt,
haben fie ju empfangen: 2luS bem täglichen Slßmofen Slnfang^
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Decembris ein ©aar ©cf)ul)e famrnt 6. (Sflen leinen 2uch ju einem
4?emb, welche? ober, nach intern ©orgeben, fefjc gering, fhtecht
unb grob fetjn foU. Um bie fämmtlichen oielen genfter in ben
8. Glossen in ben |>unb?tagäferien an bent ©cunnen ju faübern
unb ju roafchen, haben fie au? bec 2)omprobftet) jebet */* fl. famrnt
3. 2 Kaa| Sßein unb 3. ©funb ©tobt, meines wahrlich für bieje
Slrbeit, mit bet fie einige Jage ju tljun haben, niiht alljuoiel ift.
©on ben 17. klaftern ^>olj, um fie in ba? $oljhau| ju tragen
unb §u beügen, roie fcfion ju inelben bie Sh* gehabt, jufammen
17. Nfaajj 2Bein unb jobiel ©futtb ©tobt, gür 2 mal be? BaljreS,
griih 5 unb ©pätjaljt, in bet $arb ober fonften bie baculos ju
hauen, au? bet Somprobftet) jebet 3. SNaafj 2Sein unb V* fooiel ©funb
©tobt, ©et) jebet Promotion Dftern unb $erbft fiit ben ©cf)uf=
hof ju roifchett ebenjo oiel, unb 12. ©robtroecflin. ©et) bet ©cfjul s
tuet) Slufjtljeilung befomnten fie nach ®utbepnben ©einet ^joef)’
mürben fterrtt Antistitis unb nach bem SNafjftab ihre» SBobloet«
halten? eine portion ©chulertucf).
Sie? ift, jo oiel id) mich ju entfinnen roeijj, toa? fie an
fixum bet) gegenmärtigen theüern unb flammen Beiten ju bejieljen
haben. (£? ftnb aber oiele accidentien unb Xtinfgelter, bie ihre
©orfahten genoffen, unb bie ein 3*emlidje? ausgemacht haben, ihnen
oöfiig abgegangen, übrigen?, toie ich fc^ou ju ntelben bie (Sljt
gehabt, fo oetmehne ich unmaaSgebtid), bafj e? nicht mohl angehe
nur (Sinen Cusloflem in bem Gymnasio ju haben, ba ja be*
ftänbig 2. gemejen, auch Jiueifle id), ob man eine taugliche erroad)*
jene ©ecjon finben roetbe, bie fich resolvieten mirb, roie e? bie
Otbnung erfotberet, täglich aon 8. bifj 11. Uhr, unb Nachmittags
oon 1. bifj 4. Uhr beftänbig in bem Gymnasio jit betbleiben.
(Ss haben oetroichenett gfretjtag Nachmittag? gegen v 2tbenb
©eine .fjoebroürben §etr Antistes beliebt, mich mit feinem feht
roettheu ©efuch ju beehren, ba ich benn auch mit ©Johlbentjelben
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Bon biefem ©egenftanb bie Custodes betrcffenb gef proctjeti , unt*
meine ©eftnnungen borübet eröfnet.
3d) überlaffe e§ übrigen^ bei prudentz unb ben 6injid)ten
ton ÜReinen ©näbtgen, f)od)gea<bten unb $o<bgeehrtefterc
Werten non S. ©tbulconimission gerinnen natf» ©utbeftnben
ju oerfa^ren. Segelten Sie etioon eine weitere Srlaüterung ober
einen ferneren Serid)t Bon mir, fo bin id) bereit bamit gejiemenb'
aufjumarten.
Sajet ben 24. Januar 1796.
J. C. Ramspeck, Gymnasiarcha.
N. R. 3 cf) depreciere feljr bet) (Jroer 2Bohl@belgebornetr
SReinem |)ocbgeebrteften Herren ©tabtfchreiber, bafj id) nicht e^enber
biefen ©eridjt 3h nen überjd)idt ^ob; bie Urfad) banon ift, baß icb
leiteten Sonftag auf bem regten 3trm, wegen Äopfmelje unb an*
beren Sefdpoerben, habe taffen eine Stber öfnen, banon mir ber
Strm ein paar Sage lang etma§ gefdjmerjt hot fo bafj ich ba4
Schreiben untertaffen mußte, unb erft geftern wieber im ©tanbe
war bie gebet ju führen, ©ie belieben atfo biefen meinen Stuf*
fdjub gütig ju pardonieren.
Sem 2Remoriat be§ ©pntnafiar^a liegt ein Statt bei r
in welchem bie ®omprobftei*@chaffnei genau mitteitt, ma§ bie
Äuftoben jährlich Bon bort ju beziehen hatten. S3 ift an bie
©chutfommiffion gerichtet unb ftammt Bom Sejember 1797, atfu
au8 einer 3 e *t, ba SRamfpetf bereits feit einigen 2Bod)en tot mar.
3<h taffe eä ber Sollftänbigfeit wegen b<« folgen; e3 fügt bent
Bont IReftot berichteten nod) einige (Sinjetheiten bei.
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Serjeidinifj bet öon ben Suftoben beä Gymnasii au§ ber
Xom^ßrobftet) bijjljer bezogenen jäl>rt. Competenzien.
£ob( c . ©djut Commission auf Segelten eingegeben im De-
cembr. 1797.
$)ie Custoden tjaben bifj bato jätjrt., ba§ ganje Sotjt burd).
in ber Stotnißrobfteg bejogen:
SBotfjentlic^ 10 93efen, bagegen lifern fie baS Sirdjen gebetj.
Stuf Sapjer §einrid)3 Jag jebem 3 9Jfa§ SBein unb 3 Sßfunb
93rob.
p in ben §unb§ Jagen bie fämttidjen fjenfiet im Gymnasio
ju bufeen jebem V» ©utben, 3 $D?aä SBein unb 3 ißfunb
Stob.
3 m griitj unb ©patbjabt für bie ißacfeten ju fammten jebem
3 9)ia§ SBein unb 3 ißfunb SSrob.
p ben £>of im Examen ju föubern jebem 3 9J?a§ SBein unb
3 Sßfunb Stob.
p jebeä Stafter $otj ju oetforgen unb ju beiigen beib ju-
fammen 1 2Jfa§ SBein unb 1 Sfunb Stob.
Stm Öfter Sftontag ben SKiinfter 5 U faübetn jebem
3 9D?a& SBein unb 3 Sßfunb Stob.
J)ie Sanieren, SD?et)I= nnb Sobenroifcf), ©prifefad)et unb ©tuben*
©djaiifelj mie aud) 3 über unb ßübet, werben nur ange*
fdjafft, man e§ nöt^ig, gehören aber ttirfjt 5 U ben jätjrt.
Competenzen, mie bie Custoden fid) eä b>aben attmaffeit
motten.
Safet, ben 9* Xbr. 1797.
Jwmißrobftep ©d?affnetj.
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Jlnmerfutttgen.
') ©eftbicbte beä ©pmnafiumä ju Safel. 3 ur britten ©äfularfeier im
Auftrag ber Sd)ulbel)örbc »erfaßt oon Xi». 33urcff)arbt»Bicbermann. Safcl
1889. (Gitiert als S.=S.)
*) S.=S. ©. 149 f.
3 ) Setgl. über biefe bamals fel)r ernftc, tjeute tragifomifdfe ©e[c^icE»te :
^Scter Sierian „Sie 2Jiatf)emati!er Sernoutti," ©. 50 f.
*) 33.4). S. 208.
5 ) lieber biefe f. u. Slnm. 19.
®) 3o(). ®einr. SBielanb (1758 — 1838). ©. über iljn $3.»8., ©. 187 ff.
’) lieber bie ©dfulfommiffion oergl. S.43. passim.
8 ) Gin Süfer ©rüninger rcoljnte bamals Slefdfenoorftabt 1003, jc$t
77 („3um .öauenftein").
“) 3afob Gfjriftopl) Stumpf, Siitmeiftcr jum ©reifen, roar Äornf^reiber
feit 1774. f 2lpril 1803.
10 ) aintiftcä roar oon 176G— 1817 ©manuel Slcrian.
“) Ser Saglöfpter SHubolf §ittbcnlang ift laut Urfeljbbud) (oon 1794
biä 1798; Staatäarcfpo), ber §aft in ber „Sarenlfaut" (©t. Sllbau @dfioib=
bogen) cntlaffcn unb roirb oor @. Sann geroiefen am 12. Hpril 1794. 3tm
21. Stooember 1823 ftirbt ein 3 e t ti; 0räger Stab. §inbenlang (begraben ju
©t. ©lifabetljen. — Gioilftanbsregifter), lootjl ibentifd) mit bcm „Sagliiliner.*
* 2 ) Slmtsoorfalir Sfamfpccfs roar oon 1729—1763 Cand. granj Äafpar
Saoib. Son 1763—1766 gab eö feinen Jteftor.
,! ) ©in ©cibenfärber 3ol). 3af. SBgbert, f (laut Gioilftanb) am 2. ge=
bruar 1819 (ju ©t. Scon^arb begraben).
“) Cand. 3- 3- Scucfjt, angefteUt feit 1793, roar Seljrer an ber „Seutfdjen
filaffe" (93. =53. ©. 199). ©r rourbc bann Pfarrer in Siegten, 1820 Siafon
bet St. Bieter unb ftarb 1324. (Söeifs, Basilea Sepulta.)
,s ) fbausfjathmg = ginanjoerroaltung. lieber itjre Stellung ben Seljrem
gegenüber, f. 93. =8., ©. 175 ff.
I8 ) 2llmofenfd)affncr roar feit 1759 ©matt. Srutfner J. U. C. ©r + im
2lpril 1805 unb rourbc im Sföiinfter begraben. (Bas. sep. unb Gioilftanb.)
©r rooljnte auf bcm Sarfüjjerplatj, naef) 2lbrcfjbud) oon 1798 Dir. 737 (nad>
bcm oon 1862 Dir. 937). ©eine DBofjnung roar ein Seil beä Sarfüßerfl öftere,
ungefähr an ber ©teile beb ©tabtfafinoä (oergl. fjeftbuct) jur Gröffnung bcs
Ipiftor. DJlufeumd, 1894, S. 284).
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”) 3>er „ßlabi" (ßlaubiuö) äOeifscuburger fdjeint eine 2trt ftebenber
Skjeidfnung geroefen ju fein ; ein foldjcr f 63-jährig im Slpril 1753 (ßioil»
ftanb); gemeint ift aber tjicr jebenfaUcS ber in bet Bas. sep. at$ im 3abr 1806
geftorben ermähnte „SUmofenbiener" 3“*- ßi)tift. SÖeifjenburger.
,B ) Uebet bao ScbiUertucb am ©pmnafium f. SS. =33. S. 207.
'*) lieber bie $ifitatoren f. 8.*8. passim. — 3m ^rotofoil ber Sd)ul=
lommiffion fol. 39 jum 3obre 1796 (21. September) roerben alä fotdje, bie
roodjenroeife baS ©pmnaftum ju befugen hoben, genannt: 1. Stabtfdjreiber
gäfdf, 2. ^tof- Dr. §erjog, 3. SÄcifter Scgranb, 4. ^3rof. galtncr, 5. 6tabt=
frfireiber Söielanb, 6. Mppellationsrat 3afob Sarafin.
• 0 ) lieber bie im ©b or bei! SWünflerS abgefjattenen spromotionäfeicr[id>=
leiten }. ».=». S. 158 f.
S1 ) Ueber bie Silarc f. 8.=8. ©. 205 f.
ss ) ffllagiftcr 3- 3- Salaifie mar erft „Gonbolierer", mürbe 1780 Spital:
meifter unb ftarb 1801 (begraben St. Seonfjarb, [Bas. sep.]).
s ') Sin Sdjneibcr 3»b- 3olob 'JDtepcr roirb am 10. SRouember 1798 ju
St. ©lifabetben begraben, (ffiergf. 3- SBeiji, Serjeicbnis ber in Bafel oer»
ftorbenen unb begrabenen 8ürger unb ©inroobner feit bem Sab« 1730 — 1819).
**) ©in Scbubmatbcr .fjeinr. Salatbe mirb beerbigt }u St. 2llban 19. 3uii
1791 (Söeijj, Serjeicbniä).
”) 3) er Sifcbof = Safelfcbc Schaffner 9ticlau8 Stinbenmeper »ar fpätcr
SEBarenfenfal ; 1816 roirb er alö „SllOScbgffner" bejeid^net ; f SDjäbrig am
9. 3!oöcmber 1842 (begraben ju St. iJSeter. ©ioilftanb).
M ) ®omprobfteifcbaffner roar feit 1789 Dr. med. Daniel 8emouUi=
®urdbarbi (1751 — 1834), feit 1792 l’rof. med.
”) ©briftopb »on ©engenbad) 8. M. C. rourbe 1784 ^Jräceptor ber
Söcbterfcbute auf bem ©arfüfjerpiafj unb Drganift am Sliinftcr. ©r ftarb
1797. (Bas. sep.)
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Don <£. 31. Stiicf clberg.
*
^ie Sitte beS SEBaHfabrenS gc^t in bie altd)riftlid)e 3nt
^unid; baS 3^ bet Pilger ift junärfjft baS (Stab beS SrlöferS,
bann baS ©rab ber Slpoftetfiirften, bann baS anberet berühmter
10?ättprer. SBidjtigfte SBaUfaljrtSorte finb alfo Serufalem unb
tRom. Sin britter ©teile *) fpielt im 9J?ittetalter Santiago eine 9tolIe.
®er ÜRationalljeilige oon ©panien roat anfangs ©t. Sßincenj;
<tn feine ©teile tritt feit bem neunten 3at)rl)unbect ©t. Safob, beffen
Heiligtum Santiago be Sompoftela ift.
®ie Segettbe berietet, bet Ijeil. 3a!ob fei ber Slpoftel Spaniens
geroefen unb feine ©ebeine feien nad) beS ^eiligen aRartertob ju
Serufalem burd) jroei @d)üler oon 3oppe nad) ©aticien gebracht
worben.
3>er 93ifd)of oon Sria foll uniS Salfr 800 baS ©rab entbedt
l)aben; fieser ift, baff baSfelbe halb baS 3«l fpanifcfjer, im je^nten
3al)rljunbert fdjon auSlänbifdjet ©ilger ift. ©ifdwf ®almatiu3
') 3to(f) 1670 gibt £>«begger Diss. de peregrinationibua religiosis,
3iirid), bic Sieitjenfotgc : ^erufalcm, SRont, Santiago bc Gompofteta, 2orcto,
<Sinfiebetn.
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t)on 3ria erreicht 1096, baß bet 9tame be3 ©ifdjoffifceä in ©an*
liago be Sompoftela untgeänbett werbe; einer feiner 9tacf)folger fe|t
im 1120 bie Srlfe&ung ber ®iögefe gum @rgbi8tum burdj. 1 )
©t. 3nlo6 wirb gleicf) ©eter unb ©aul Slpoftelfiirft genannt ; er
ift ber gewaltige Reifer in ben ©d)lad)ten ber ©panier. §ll§ foldfer
wirb et ber ©d)ufcpatron be3 Stitterorbenä oon ©t. Sntob gum
©d)wert in ©panien unb Portugal 2 ) (um 1170).
@3 war nun im SJtittelalter ©itte, bei großen unb Eieinen
©ülfn* unb ©ittfaljrten ben ©efucf) mehrerer SBatlfa^rtSftätten mit
etnanber gu öetbinben. Sie bie ©d)weiget mit ber fßilgerfabrt
nad) (Sinfiebeln eine fotrfje nad) ©djöntljal, nacf) ber ©eatuäfjöljle
unb nad) ©äcfingen 8 ) Eombinierten, fo pflegten bie fDeutfdjen auf
bem Seg nacf) Santiago Sinfiebeln gu befugen. 31ef)nlicf) wall»
fahren bie Stompilger oon fjeute audj nad) ÜDtailanb unb Soreto.
®ie Saflfaljrt nad) ©antiago war, wie alle anbern Steifen
in entfernte fiänber, im SJtittelalter befdpoerlid) unb gefälfrlid); gar
monier ließ auf ber Jpin* ober Stüdreife ba« Seben. 1 ) SDtan pflegte
baljer oor foldjem Unternehmen ba3 Xeftament gu machen. 6 ) ®ie
Ißilgertradjt, 6 ) (Smpfet)tung3= unb ©ettelbriefe fdjü^ten gwar biö gu
') 5- unb 3t. g. ©uerra Recaerdos de an viaje a, Santiago de
■Ciaücia. HRabrib 1882.
J ) Manuel Roquette Ordens Militares Portuguezag I. Seiria 1901.
’) Sergl. bie Slusgabepoften beo 3iecE)nungobiic£)3 »on Älofier Älingentlfal
im Sabter Staatbardpo, ©. 186: „gan ©infibten unb fant batten," @. 194:
„ju unfer froroen gan ©infibten unb unfer froroen gan Sdjöntal unb ju
fant frpbtin," 6. 198: „gan einfplben (fo) unb gan frontal unb gan fant
batten unb fant fnjblin," ferner ©.211; biefc regelmäßigen 3öallfaf)rten
fallen in bie 3af)rc 1463 — 1470.
4 ) 3. SB. bie Sdpneij. Pilger » 01 t 1648 unb 1659.
4 ) 3- ®- 1279; SSermä^tniffe non SRomfaßrern fommen fdjon weit
früher (im 3aQr 744) nor. Sßergl. SBartmann, ©t. ©aller U.=0. 1. S. 12.
•) diejenige beb Stiirnbergerb ißraun ift im ©erman. fRationatmufeum
ermatten.
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192
einem geroifjen ©rabc ben fReifenben ; ausführliche SReifebücher ')
gingen ihm an bie Jpanb unb unterrichteten ihn in praftijcher SBeife
über Seg unb ©teg, Unterfunft unb ©elbroechfel. 3n ©infiebelt«
pflegten fid) beutfche ©antiagofahrer, fogen. 3afob3brüber aufju=
halten, roelche ißaternoftcr, mahrjcheinlich auch SafobSbilber »er*
tauften, ein Brauch, bet oon ben ©tiftsbehörben gelegentlich ein»
gefchränft mürbe. s ) 2)iefelben Brüber roerben moht auch münbtich
9lu8funft unb SRat für ißilger erteilt haben.
3eugniffe beS Safobsfults finben mir junächft Reliquien 3 }
be§ Slpoftels unb jroar feit bem neunten 3ah*hunbett. £)ier eine
fnappe Ueberficht über Heiligtum non @t. Safob in unfern Sipfano«
thefen: SßfäöetS (nach 875), ©anft ©allen (9. 3af)rhunbert), Grinfie*
beln (987—1039), SRuri (1064), ©chaffhaufen (1064), ©ngelbetg
(1 1./12. 3ahrhunbert), SRheinau (1143), gürich (1170), ©anft
Urban (1231), ^eitigenberg (nach 1252), Bern (1343), Bern*
münfter (14. Sahrhunbert), Bafel (©t. ?lnbreaSfape£le (1459), fiujern
(1460), ©hur unb SRanneborf (15. Sahrhunbert), Bafel (®ont 1511),
^Bedingen (1517), Büren (St. Bem, um 1528), 3«9 unb Ufhufen
(16. SSabrbunbert), ©anft ©allen (1693), Stltenburg (1715), Baar
(1735), fiüfcet (18.3ahthunbert), ÜBollerau (1789), ©throtfö.
©piriS Sujerner ®chaf)Oerjeicbtti§ J ) qualifijiert bie 3afobSreIi=
qnien ber |>offirche näher, inbem er jagt: de casula sancti Jacobi
Apostoli.
') Sonrab fjäbter. 25aö SBaBfafjrtäbucf) bc« ftcrmannug Jtiinig oon
Sadj unb bie ^itgerrcifen ber Scutfäen nach Santiago. Strafeburg 1899.
2 ) Solche gigiircben würben in ©inftebcln ausgegraben. ?tnj. f. fcfftoeij.
ätttertumsSfunbe. 1869. ©. 76—77 unb Jaf. VII. SRingbol} a.a.D. S. 279A.2;
wie man in 3ürict) SWuttergotteäbilber für bie Pilger itacfi Sinftebeln IjcrfteUte
unb uerfaufte, fo oertrieb man an lefcterm Crt Silber für bie Santiago»
pilger. P. Dbilo SHingfjoIj 3üaUfat)rt0gcf<t)id)te 6. ‘282.
3 ) 2Me Siadpoeife tjieju in ben SHegeften meiner „8efd)id)te ber SReliquien"
unter ben bctr. Sauren, foioic in ben SUten meine« 9teliquienarrf)ios.
*) Spiri Thesaurus, 6. 58— G2. SDicicr. ber Sürgcrbibliottjet Sujern.
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®a3 finb nur einige menige 0 rte, öon benen unä nuSbtücflich
überliefert ift, ba& in ihnen ^Reliquien beä ^eil. 3nfob lagen; aufjer*
bem l)aben mir Stnbenfen an Santiago oorauSjufefsen überall ba,
roo Sirdben, ÄapeHen, Slltäre, Sruberfcfjaften in bet ©bre be3
^eiligen Slpoftel» Dorbanben roaren.
®ie§ gilt öon folgenben 0rten:‘) ftleinbietroql (1149),
Portalban (12. Stabrljunbert), ^ürirf) (1221), Safel (1268), §ei=
ligenberg (1273), Sucbreiit (13. Sahrhunbert), $hun (1340),
@ftaoat)er4e=2ac (1363 unb 1379), pianconthet) (? 1412), Sujevit
(1418), Sülle (1453), Sachen (1476), SRein (1482), ®ome3roalt>
(1497), Steinen, Senlen, ÜRärftetten, Jänifon (15. 3ah r ^ un ^ er 0c
Söfingen (1508), greiburg (1512), ©rmenfee (1565), ÜReufitcb,
$aoel (a. b. 2f)ut), ©mmetten, Schropj, ©harntet) (1619), fjritf,
Sacbfeln, @ftaöat)er4e=®iblouj (17. 3tabtf)unbert), SSJittnau (18.
Saljrhunbert). fjünf ober jedß Kapellen geboren ju Siecbenbäufern.*)
3tt jablreidpen finb nun forootjt bie ^Reliquien bureb
fcbtneijerifibe Santiagofabrer in8 £anb gebraut roorben al8 auch
bie ßapeKen, Slltäre, Silber unb Sruberf^aften bureb foldbe ^Silger
jur ©rinnerung an ihre Sittfabrt geftiftet roorben. Ülucb ber Dfattte
be§ ^eiligen roitb im fpäteren 2Rittelalter einet ber beliebteren unb
nerbreitetften Sornamen in Stabt unb Sattb. St. Satob non
©ompoftela ift ber „roabte Salob" im Unterschieb ju anbereit
^eiligen biefeg SRatnenä.
Ser ber St. 3a!ob?oerebrung in ber Scproeij nadjgeben will,
roirb ficb in beit ®efcbicbt$quellen umtun müffen, um ju erfahren,
wann unfere SanbeSgegenben beginnen, an ber Pilgerfahrt nach
') 5!ergl. Dellion Dictionnaire für bic Jreiburgifdjen Orte, 3iüfcf)elcrä
Ootteäfeüufer «nb TOalbburgerä SRegiftcr baju ©. ö5 (Seil, jum f. gebroeij.
©efdjicbte 1900) unb Sangä ©ninbrifj.
s ) 91üf<beler in StrdjiD f. ©cbioeij. ©efeb XV, ®. 182 — 219; ©ü()Ier,
55er Sitöfab in ber Schwei}. Sujern 1902.
®o8Ier gabrbueb 1803. 13
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Santiago teiljunehmen unb welche ^ec)önlitf)!eiten bie befcbtoerliche
Steife unternommen unb ju (Snbe geführt haben.
,f)ier eine Ueberficf)t über bie uns belannt geroorbenen
Wahrten :
um 1072. ©raf Gberharb oon Sßeflenburg unb feine ©attin. 1 )
1279. ÜJtai 26. Heinrich SBaflijetler, Bürget bon 3üric^, ber nach
Santiago roafl fahren miß, macht ein BermächtniS.*)
1449. 9ticolau§ be ©gra, gotterer oon SBafel. 3 )
1490. Satob $eib, ©ohn be3 21rmbrufter3 Heinrich $eib oon
Bafel, erllärt fict) jum Befud) oon acht 2Satlfahtt8orten,
barunter Santiago, bereit für ben gaü feiner Befreiung
aus bet ©efangenfchaft. 4 )
1498. |>an3 Milchmann oon Bajel. s )
1509. Hlban ©ernler oon Bafel.
Satob S?och oon Bafel. 6 )
1518. S)iethelm Böuft oon ßürict), ©offn bes Bürgermeifterä 30?arj
SRöuft. 7 )
1518 — 19. Heinrich 2Bolf oon 3üric^. 8 )
1521. @3lin §ittinen erhält oom Berner Diät einen Bettelbrief
für bie 5ahrt nach ©antiago. 9 )
1531. Heinrich ©chöitbrunner oon 3 U 8- 10 )
') gcftftfirift be$ ÄantonS Schaff häufen 1901, S. 140.
s ) 3ürcber U.*SB. V, n. 1734.
s ) Saeler U =8. VII, S. 389.
4 ) Siingbolj a. a. D., ©. 109.
5 ) Jpiftor. Jeftbucb j. 8asl. Scrcinigungsfeier, ©. 259. Sael. (Stjron. VI,
<©. 443.
•) Söaoler Staatbarcbio, Urf. V, 118, SJtitg. oon £r. Dr. 9t. SBacfernagel.
’) (£f)ton. be4 8. SBbfi eb. ©. ginöter. 1901. ©. 42 A. 1.
•) 3i*rd)cr Saföenbucb. 1901. S. 176-177.
•) Raiter, Sern, in feinen Statämanualen I, <3. 92.
,0 ) ©efebfr. XVIII, u. 3n>ingliana, §eft 8.
195
uot 1535. ©eter Fü&li Don .Büricf) (?)•')
1535. SB. tfaefet.
fetter (Sbp.
§an3 ©armiätopl.
fetter Sorant. 2 )
1549. SBilfjetm oon ©rarontan bon Jteiburg.
1556. 9iappo.
SHufiel SEBerlt).
©enoit £ljun.
P. 9tub. ©jablej, orb. f. Slug. 3 )
1589. ©itter 2Jietd)ior Sufti bon Stand. 4 )
1640. Witter 3afob ©talber, £anbe?}äl)nricf) au§ ©eggenrieb;
ftarb 1640. 8 )
1648. $einrid) £>erjog aud SBpnott bei ©eromünfter ; ftarb auf
ber ^jinreife. 3 )
1659. ÜDfarcud Sfnüjel bon SKeierdfappel,
3oft $aijer oon Ubligendrotjl ; beibe ftorben auf ber 23afl=
fa^rt. 8 )
1679. @et§d Freiburger unb eine F rau - 3 )
9todj in jpäterer 3eit »allfa^rteten manche ©cfftoeijet nacf)
(Jompoftela, einzelne oießetdjt um fid) in Spanien nacf; Ärieg«bien|'t
*) Stuf ben Porträts biefeö ptgerd in Solotfjurn unb 3> lr >^ finb
fec^ä ^ilgerjeit^en abgebilbet : 3orbantaufe, Seronica, roeifser Siocf, Safere
unb Stab, fjeiiiged $aud unb eine Himmelfahrt. 3<h bejietje fie auf bie
SBallfaljrten nach 'patäfsma, Siom, Girier, Santiago, Soreto unb einen fedjften
mir unbetannten Ort.
*) Dellion Dictionnaire VI, p. 375.
*) ©efthfr. XXXI, S. 345.
4 ) Sufi ng er. ©eftb. Unteramtbend, S. 149 unb SatthafardHetoetia: 3of).
aJietcf). Sieur: Seben, Söanbet unb fei. $inf(f|eib bed eblen §rn. Dberft 3JtcIrf)ior
Sufft .... SJtitg. oon Dr. 9t. SCurrer.
s ) 9t. $urrer. 2Jie ma. ftunftbenfmäter Unterroatbcnd, S. 38.
6 ) ©eföfr. LVI, S. 72.
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umjutuit. Sind) bie iKblafjprebiget tun ber ©ilgerreife Srroähnung,
fo j. ©. tropft Sodann ©luter laut feiner Don ißapft 3uliu8 11.
1509 erhaltenen Soflmacht. 1 ) Snfofem als manche ©antiago»
fahrt bie SrfüHung eines gerichtlichen Urteils mar, hoben biefe
ÜBaflfahrten eine gemiffe Sebeutuitg für bie mittelalterliche Stedhts»
geferchte. Snjofera als fie zahlreiche ©eroohner unfereS ffeinen
SanbeS ins ferne SluSlanb, ju fernen Söllern führte, hot fie bie
Seifeluft beS ©djroeizerS unb beffen Kenntnis auSlänbijchet Ser»
höltniffe geförbert. ©o finb bie ©antiagofahrten als futtnrefle
Qraftoren jn betrachten im Silbe ber Sergangenheit unjereS ©ater*
lanbeS.
') £f). u. Siebenten 3 . ber 9l&lafcprebiger, S. 2 in SaSter 3 e ’ t=
fc^rift f. ©. u. Stltertumofunbe. 1902.
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UCMTORUCKANSTALT HENRI BESSGN, lUSEi .
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bin
Don Daniel Surcftfjarbt.TDertljemann.
io muß er auSgefetjert haben, ber treuherzige alte Sanbfchafts*
maler, ben einft ©oetlje unter wifciget Ülnfpielung auf ben Familien*
namen eines befannten SBinterthurer SierjeidbnerS ben „ächten
Siebermann" nannte.
SDas tteine, hier wiebergegebene Porträt ergebt nicht ben 3tn»
fprnch barauf, als ßunftwerf ju gelten; bie ungefcfjulte £)anb
3. ©tiinjiS, eines SlrbeiterS ber Sirmannfchen Äunftanftalt, hat
einft baS Sifbdjen ohne Sorroiffen beS ÜJiobeEtä ausgeführt; fo ntag
für bie oerfchiebenen, nicht wcgjuleugnenben 2Jiängel, welche bem be*
fcheibenen, an bie SSJeife beS .fpieronpmuS §eß erinnetnben 2öer!
anhaften, bie naioe, frifche Stuffaffung ber fo ehrenfeften ißer»
föntichfeit Sirmannä entfehäbigen ; irren mir nicht, fo ift unjer
öilbcfjen baS „ähnlichfte" unter ben noch erhaltenen Porträten beS
Zünftlers. SSBer fidh ein wenig in bie 2Berfe Sirmanns hinein»
gelebt unb ein Silb oon beS SJfeifterS CS^arafter gewonnen hat»
wirb feinen Sinbrucf burch baS oorliegenbe Porträt auffallenb be*
ftätigt ftnben.
Sei Sirmann werben wir oergeblich nach einem genialen ober
auch nur originellen .gug fuchen; was uns bei ihm an feinerem fünft =
terijehem ®ef)alt begegnet, bat er ziemlich mühfam burch baS ©tu»
ibium oon SBerfen höher beanlagter Serufägenoffen erworben, wobei
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er baS ©lüd hatte, in ber SEBaljl feiner Porbilber burrf) einen an*
geborenen guten ©efdjmad fidjec geleitet ju merben. Sin fcharfeS-
Sluge unb eine gefd)idte £anb waren ihm bis in fein h°h^
Sitter eigen, unb burd) getreulid)e Senüfcung bet wenigen, ihm an*
nertrauten ^Sfunbe bat fid) ber SJJeifter einen ehrenüoHen Plafc in
ber 6aSlerifd)en Jhtnftgefd)id)te unb oor allem auch namhafte Per*
bienfte als !ünftferifd)er Grgieljer erworben.
SBetin wir es im Sftachftehenben öerfuchen, Sirmann als
ßünftler gerecht ju merben, fo ftüfcen mir uns für bie mehr
äufjeren Satfadjen feines SebenS auf bie jmei frönen Mono-
graphien, bie wir oon ber pietätootlen |>anb beS ©tänberateS
Martin Pirmann befifcen.
®a8 Seben ltnfreS Malers meist wenige beroorfterbenbe Gr*
eigniffe auf. Peter Pirmann würbe in befcbeibenen Perljältniffen
1758 ju Pajel geboren. Anfänglich für ben oäterlidjen Peruf
beS ©teinme|en exogen, mürbe er 1771 bei einem Porträtmaler
in bie Sehre getan; eine bürftige weitere SluSbilbung erhielt er in
oerfd)iebenen Pentet Malerateliers als Sslluminicret ber bamals
beliebten banblolorierten Pabierungen, bis eS ihm enblid) gelang, mit
einet Unterftüfcung beS Oberften Sol). Pub. Purdljarbt jurn Sirftb*
garten nacf) Stalien ju gelangen. Peun Sabre lang (1781—1790)
mar er in Pom unb beffen Umgebung tätig unb mürbe burd) ben
anregenben Umgang mit PerufSgenoffen unb oerfdpebenen heroor*
ragenben beutfdjen Pompilgern (©oethe) offenbar and) geifiig
etwas gehoben. Pach Pajel jurüdgelehrt, ging Pirmann aber
halb in bet Profa beS SebenS unter. Gin auSgebehnteS ©ejd)äft
(ÄunftDerlag, fpanbel mit alten S'unftgegenftänben, Glasmalerei),
baS ihn mehr unb mehr an eigener füiifilerijcher Probultion hin*
berte, bilbete unter feiner Slegibe eine anSgejeichnete Schule für bie
jüngere ©eneration oon PaSler Malern, welche in ben engen
Räumen ber am Plumenrain gelegenen SBertftatt als Sopiften,.
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©tedjer unb Äolorierer ftet? überreiche S8efd)äftigung fanben. 911?
ißeter Virmann hod)betagt am 18. 3uli 1844 ftarb, mar er felfcft
in feiner Vaterftabt als ßünftler faft ganz oergeffett.
^Seter Virmann fleht auf ber ©renzfcljeibe jmeier 3eiten. g r
rauch? heran» al§ in Vafel ßunft be? SRofolo langfam burch
ben $laffizi$mu? Derbrängt mürbe, ©eine lünftlerifchen Anfänge
murjeln nod» DöOig in ber eleganten, etraa? banalen Sanier be?
achtzehnten 3fahrhnnbert§; mit einem gemiffen 9Jiitleib mag ber
gemachte SWeifter fpäter auf biefe erften 4? er juche geblidt hoben;
niele geugniffe feiner früheften lätigfeit hot er offenbar fpäter al?
fünftlerijche Verirrungen oernichtet, ba ber in ber Äunftfammlung
aufberoahrte Virtnanttfche SJiachlafj nur roenige SBerfe enthält, roelche
bi? in bie 1770 er 3af)te jurürfgehen. Vor nn? liegt ein ge»
tufchte? Vlättchen, „©d)[o& (9ieu=)3falcfenftein am ^auenftein 1777,
ba mich ber £mrf<hier roeggejagt hot," lautet bie Dom SJialer
beigefefcte Vezeidjnung. Ia? anfpru<h?loje Heine SBert ift doii
einer überrafchenb flotten Viache, bie Umriffe finb mit bem ißinfcl
leicfjt hingemorfen, bie 9lu?führnng in lujche ift äufjerft breit unb
entbehrt nicht einer 9?eit)e pifanter Sichteffefte. ©chon biefe reizooll
geftimmte „©ömmerlanbfchaft im Sura" ftellt Virmann entfchieben
an bie ©pifce ber ba?Ierifd)en £anbfd)aft?maler be? aditjehnteu
3ahrhunbertä unb mir fragen un? billig, mie Diel ber junge Sünftler
hiebei roof)l feinen ßehrmeiftern ju Derbanlen hatte, Don roelcheu
bei ber @ntftchung?jeit be? Vilbdjen? nur SBochet unb ®berli in
Orrage fommen lönnen, beibe? tüchtige Zeichner unb jchäfcbare ülquarell»
maler. @? ift uns noch Don Virmann? £>anb eine ©ruppe Don
Zart in filbcrnen Ionen gehaltenen, lanbjchaftlichen Aquarellen ec»
halten, bie an Slberli? franzöfijche SDfaniet erinnern, roäl)renb anbere
SBerte mehr ber präjifen, zeic^nerijc^ert Söeife äöodjer? oermanbt
finb; mit folgen, unter fvembem Sinflnjj entftnnbenen „Atelier*
Arbeiten" ftimmt aber unfer Vilbdjett ganz ut, b gar nicht; hier
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200
hat Sirmann einen ihm plijfclich gelominenen fiinftletijt^en ©inbrucf
in einem ureigenen, perfönlicheit Stile feftgeljalten. Sold) gute
Stunben, wie jene im Sommer 1777 auf galdenftein, hat bet
Äünftler nicht oiele erleben bürfen; er ift leiber auch nicht ber
SDlann baju gemefen, fid) unbeirtt burdj bie alles betjerrfcfjenbe
geitmobe eine inbioibueße SBeife im h°h ere11 ©inne 51 t fdjaffen ;
unb bod) hatte er, roie bie SCnfic^t oon fjalcfenftein lehrt, bas
3 eug jum echten Zünftler in fid).
SirmannS £>eranronihieu fiel in eine ißeriobe, welche jeber
fräftigerett (Sigenart oon oorneherein abholb mar. Süßer bie bei ben
iöaSfern beS ad)tjehnten Sahrhunberts fo beliebten Silber ber grant*
furterfchule burchmuftert, wer bie afabemifchen Sieben be» 3ofua
StepnolbS liest ober jenen feinerjeit berühmten Srief Salomon
©efjnerS 00 m 10. Sanuar 1770 jur |janb nimmt, wirb ftcts bie
Sotjchaft oernehmen, bafj baS £>eil ber Sunft nur in ber 9lad)-
ahmung ber alten grofjen SJieifter beruhen tönne; als Sorbilber
würben oon ber granffurterfdjule unb teilmeife auch oon ©efjner
bie ^oHänbet empfohlen, mährenb fich Siepnolbs entfliehen für
ben großen Stil ber Italiener auSfprad).
Sillen Sehren unb Slnfdjauungen, bie mährenb feines langen
SebenS laut geworben finb, hat Sirntann mehr ober minber getreu»
lief) nadjjuleben gefudjt, unb beShalb gemährt auch bie ®urd)ficht ber
jahllofen SBerfe feines 9la<hlaffe$ immerhin einen getoiffen ©enufj,
fpiegelt fich bod) in ben SlquareOen unb Delgemälbett biefeS un»
fiefjern unb jd)roan!enben Talentes ein gutes Stüc! einer fünftlerijdj
intereffanten 3 eit mieber.
Sirmann arbeitete noch in ben Serner SltelierS als Stad)*
ahmer oon franjöfijdjen unb hoÖänbifchen Sfteiftern, als bet grofie
Umfchmung auf bem ©ebiete ber Äunft auch in ber Sdjmeij fühl»
bar mürbe. @S liegt außerhalb ber unferm Sluffafj gezogenen
©renjen, auf bie oielfadjen äufeern unb innern ©rünbe einjutreten,
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welche bie nunmehrige Äünftlergeneration auf bie Antife, als baS
allein noHgültige, ber '-Nachahmung merte ©chönheitsibeal, ^inroiefen
unb eine neue Äunftrictjtung, ben ßlajjiäiSmuS roadjriefen. Sang*
fam nur errang fitf) in bet ©d)ioeiä bie anfänglich als fpröbe unb
fall empfunbene SBeife ihren ©ieg; in 93afel jchuf ihr not allem bet
feinfühlige Sohann 'Jiubolf Bunfharbt*®eBarp Singang, ber als
Bauherr beS §au|’eS jum ftirjcfigarten (1780 — 1782) unb um
ermüblicher ©önner unb Auftraggeber beS BitbhauerS Alejanber
2rippel ben neuen ©til in impofanten unb muftergültigen SDtonu*
mentalroerten feinen Sföitbürgern jur Anfchauuttg brachte. Auch auf
bem ©ebiete ber ÜÄalerei gebachte je§t Burcfharbt bie flajfijiftifche
^Richtung ju pflegen unb glaubte in bem talentboKen SanbfchaftS*
malet Birmann jeinen ÜJiann gefunben ju ha^n- burch
SBurrf^arbtS Bemühungen ermöglichte Aufenthalt in 9iom manbelte
BirmannS Sunftmeife non ©runb auS um: Als tppifcher Bertreter
ber fonoentionellen ß’unft beS BofofojeitalterS hatte ber junge Basier
bie ©chroei 5 oerlaffen; jum „antifen Reiben" unb überjeugten Ber*
«hier ber SBintfetmannjchen 3beale machte ihn fdjon bie Anfangs*
jeit feiner römifchen Sehrjahre.
2)aS römifche $unftleben ftanb jitr Seit oon BirmannS Stalien*
fahrt noch notlftänbig unter bem Banne beS 1779 nerftorbenen
Ant. jRaphael 9J?eugS, jenes h^te fehr obfc^ä^ig beurteilten 2fta*
lerS, ber SSincfelmannS £h eot i cn in tünftlerifche £at umfef}te.
©erne hätten wir an biefern Orte an ber .fjatib non BirmannS
eigenljänbigen, {ebenfalls höchft anjiehenben Aufjeichnungen eine Heine
©chilberung jenes Bom*AufenthalteS nerfucht, hoch ift leibet ber
gefamte hanbjchriftliche 97achlafj beS ÄünftterS, auf bem noch Stäube*
rat Birmann feine biographifthen ©tijjen aufbauen fonnte, mittlerineile
nernichtet roorben; meber über beS SNalerS BerhältniS ju ©oethe noch
über feinen famerabfdjaftlic^en Umgang mit ben jahlreichen in SRont
lebenben beutfchen ©tubiengenoffen roerben mir bähet jemals auf*
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gettärt werben. 3um ©Uict bieten beS ÜReiftetS @fijjetibürf)er
etwetchen (Srfafc für bie tertorenen littcrarife^en Duetten. ÜRit alter
$eutlid)feit nehmen wir h<« wahr, bafe ftrf) ber junge $unftbeftif*
jene bei feinet Setrad)tuug ber tömifchen Sanbfchaft oor allem
burd) einen bnrnatS jcfjon längft terftorbenen 2J?eifter leiten liefen
burd) (Staube Sortain, bejjen „über veritatis“ in ber gefetzten
SluSgabe oon 1777 baS Sabemecum jebeS ftaffijiftifchen fianb*
fdiaftSmaterS bitbete. Schon baS äußere ©ewanb ber in Stufet)’
manier geästen, rötlich gebrudten Sartomjdjen @tid>e beS „Liber“
hat offenbar einen tiefgeljenben Sinflnfj auf SirmamtS Jedjnif
ausgeübt : er beginnt mehr unb mehr in feinen Sßerfen bie garbe
Döttig jn Dernachläffigett unb bie SJtct^at)! feiner größeren SÜ'oni*
pofitionen in ©epia auSjufütjren; eS gelingt itjm fo, bie ihm oiet*
teid)t fetbft nicht bewujjte ©d)Wäd)e feiner foloriftifchen Segabuug
unb bie SDJangelfiaftigfeit feiner Sedinif gtüdtid; ju oerbergen.
SDie großen Äompofitionen SirutannS üben tjeute noch auf ben
Unbefangenen eine bebeutenbe, eigentümlich faScinierenbe SBirfung
aus, wenn ihnen auch bet ©atornon ©ejjnerS Sanbfchaften eigene
Üieij beS Siebtidjen, intimen, „(Smpfinbfanten" faft ganj abgeht.
Sin ber tinfen unb rechten ©eite ber Silber — beinahe aus*
naljmSloS wählt Sirmann Sreitformat — erheben fief) ©ruppen
ton ebetgeformten Säumen, bie bem Stic! in weite, founige gemen
ats (Soutiffen ju bienen h Q &en, fRuinen atitifer Slrchitettnr treten
im ÜRittetgrunb hettor, ben ferngerüdten $orijont begrenjen nie*
brige Sergjüge; römifche Sanbteute, fettener antileS Sotf, bitben
bie Staffage; über ber ganzen Sanbjcfjaft waltet Mare, ruhige
©timmung.
(Sin betannter franjöfifcher Äritifer hat einft ein Dom Su*
blifum begeiftert aufgenommenes ®rama bahin beurteilt, baff baS
©tüd oiet ®uteS unb oiet 9teueS enthalte, nur fei teiber baS @ute
nicht neu unb baS Steue nicht gut. Uns fcheint, biefeS Urteil treffe
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aud) auf ©irmannS Schöpfungen ju. So fange ber Sünftler int
©ejcfjmade Glaube fiortainS arbeitete, ift er in fwh em SNaffe ge*
niejjbar. S)ie oon SEBindelmann für bie griecpifdje Sfunft angeroanbte
unb jum ®d)lagmort beS ÄlaffijiSmuS geworbene Gfjarafteriftif
„eble Ginfalt unb ftifle ©töfee" pafft auf wenige SBerfe jener 3ät
beffer benn auf bie ©irmannS unb bod) tnüfjen ber bawaligen
römiftf>*beutfi^en Äunftgemeinbe bie ®ompofitionen bcS ©aSler
NialerS banal erfdjienen fein; in ©oetljeS „Sßincfetmann unb fein
3ahtf)unbert" würbigt Heinrich SNeper bie itn Glaube Sorrainftfien
©til aufgebauten Sanbfdjaften ©irmannS feines SEBorteS, bagegen
hebt er bie „AuSfid)ten" (©ebuten) heroor, „in benen bie Natur
treuer als bei anbem aufgefajjt" fei. SCÖir fbnnen biefeS, uuS feilte
rec^t fd)ief oorfommenbe Urteil nur bamit erflären, baff bie oon unferm
Äünftler gefertigten Naturftubien ben 9ieij bet Neuheit befaßen unb
beShalb über ©ebüljr gefügt würben, unterfdjieben fie fid) bod) in
ihrer gröfjetn G^rlidjfeit merflicp oon ben ftilifierten Naturaufnahmen,
wie foldje ber einft fo bewunberte ©h^ipp Rädert bamalS auf
ben tömifthen Äunftmarft brachte, ©obalb fid) aber ©irmannS
Naturftubien nicht einem erborgten ÄompofitionSjcpema anpaffen,
finb fie unglaublich nüchtern, in ihrer farbigen Ausführung
herrfdjt — oielleicfjt in bewußter Dppofition jur fotoriftifchen Arm»
feligfeit ber 8eitgenoffen — eine folcf) lärmenbe ©untheit, baff eS
fcpwer hält, ben Nachahmer Glaube fiorrainS, ben einstigen Spüler
AberliS unb SSocherS wieber ju erlernten. SSaS an biefett Sßerfen
einzig günftig auffällt, ift bie Sicherheit uttb glottljeit ber ÜUincpe
unb eine für bie bamaligen ffunftoerljältniffe merfwürbig ftarfe
©etonung beS SNalerifchen gegenüber bem 3eithneri}d)en. 3m übrigen
gefd)ähe ben bebauerlich unharmonifchen, grell getünchten Aquarellen
ein ganj befonberer Gefallen, wenn fie einige NJonate ber ©onne
auSgefe|t unb gebleicht würben. 9Nan mache baS Gjperiment.
* *
*
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Sirmann tonnte aucf) in materiedem Sinne als gemachter 2Rann
gelten, als et im Spätjafjr 1790 wieber in 23ajel anlangte. ©en
Jpöljepunft feiner fttnftlerijchen ©ätigfeit hatte et in fRorn erreicht,
in SBafel blieb jeine fernere ißrobuftion frfjroacb, feiten nur gelangen
if)m beffere Schöpfungen wie ein ganj im ©eift beS römifcfpbeutjcben
$laffijiSntuS ausgeführter „Ofernblicf auf dRünchenftein" (Sepiablatt
bet öffentlichen Shinftjammlung). ©ie bier einft oiet gerühmten,
noch in ben Originalaufnahmen unb mehrfachen eigenljänbigen 2Bieber=
holungen erhaltenen $ödentalanfichten, welche Sitmann balb nach
bcr Gampagne öon 1796 für ben ©cnerat äRoreau malte, gehören
jener oben genannten Kategorie non „SRaturftubien" an unb bieten
<m feineren Sögen eben jo wenig als bie oerbreitete fßublifation
„Yoyage pittoresque de Bäte ä Bienne,“ baS Standard work
beS fflirmannfchen fiunftoerlageS; auch über bie Oelgemälbe jener
tünftlerifch biirren Seit tun wir befjer, fein SBort ju berlieren.
Sirmann jum ÜRittelpunft ber flaffijiftifchen Äunftübung
löafelS ju machen, wäre unrichtig. Jpier gebührt bie erfte Stelle
bent 2lr«hiteften Soljann Ulrich Süchel unb bent Sirmann oon
fRom bet befreunbeten ÜRaler Sohann 2t u g u ft SRahl, ber trojj
bet Sürje feines Aufenthaltes in SBajel nicht ohne ftarfen Gittflufj
auf uttfer Sunftleben geblieben ift. SRahl ift ftetSfort innerhalb
ber bent flaffijiftifchen UJaler gejogenen Schranfen geblieben. 3m
«noerfälfchten ©eifte beS SReitgS hat er ju 93afel feine £>iftorien*
bilber entworfen, benen ©oetljeS Propyläen SBorte höchfter 93e=
geifterung wibmeten ; auch bie jarten, föftlichett SSilbnifje bott 2Rit*
gliebern ber 93aSler ©efeUfdhaft, bie er ju Seginn ber 1790 er
3ahre in Sepia ausführte, gemahnen in ihrer botnehmen Stili=
fierung unb genrehaften Aujfaffung aufs beutlichfte an bie Dich-
tung beS 2RengS, bor adern an bie Arbeiten ber Angelifa Äauf*
mann. Solche bis ins fteinfte ©etail ftiliftifch fonfequenten
Schöpfungen befifcen einen bleibenben Äunftwert.
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3nt ©egenfafc ju mor Sirmann als „achter Siebet»
mann" ju entlief), um einet if)nt unroabr etfcfjeinenben SDiobefunft
jeitlebenS ju bulbigen; et bat ficb auf baS ®ebiet beS 9?eali8muS
gewagt, auf bem er trofc f (beinbatet Slitetfennung bet S^tgenoffen
bei feinet ganjen Einlage unb Schulung feine bauetnbeit Sorbeeren
erringen fonnte.
Cb roobl bet „ÄirjcbgartemSurcfbarbt" mit ben filnftlerifcfjen
Srfolgen feines Schützlings fd)tief}ticf) jufrieben geroefen ift?
§err Sßfarrer 3. tprobft ju ©t. Sßeter, beffen Ofreunblidjfeit
mir baS SilbniS SirmannS öerbanfen, bat uns über 3- ©tünji,
ben SKaler beS {(einen 9lquarefIeS, naebftebenbe SJlotijen jur Ser»
fügung gefteKt:
„3obanneS ©tünji, in feiner fpeimatgemeinbe Jorgen am
Süridjfee 1813 geboren, roucbS im grieben eines einfamen Säuern»
beimeS auf. 2>a er fünftlerifcbe Anlagen jeigte, braute ibn ber
Sater nach gebraltorf ju einem ®eiger in bie Sehre. SWein baS
©aitenfpiel mürbe bem Änaben Siebenfache, als er einen Säuern
fennen gelernt batte, ber jeiebnen unb malen fonnte. St entfcblofi
fid), biefe Äunft ju lernen unb trat 1826 bei einem „Äunftmaler"
in ?lffottern a/?l. als Sebrling ein. 3m 3abte 1830 roanberte
et mit feiner Äunft nach Safe! unb fanb halb im Sirmann’jcben
Snftitute Snftedung. Sichrere 3abre jeiebnete unb illuminierte er
hier. SBäbrenb ber gemeinfamen Slrbeit in ber Sialftube entroarf
er einmal heimlich baS Stlb feines SieifterS. 35aSfelbe mürbe
freilich nicht ganj fertig; aber er beroabtte es jeitlebenS als ein
liebes Slnbenfen. ©eine Familie befijjt nod) manch bübfdjeS SBerf
feiner §anb. ®ie meitern ©dpcffale beS fdjlichten unb feinen SianneS
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uerbienen roohl eine furje (Srtoähnung. @r gog oon Safe! nad*
©enf unb £gon, ju gujj natürlich, überall ffijgietenb. 3n £pon
traf er in einem cf)riftlid)en Vereine junger Scanner mit einem
SJiedjnnifer SftilolauS 9iiggenbach aus SSafel jufammen unb
fchlojj mit iljm greunbjcbaft. fRiggenbadj nahm ben ftrebjamen
©enoffen mit in ©eibenfabrifen, in melden er an Sßebftühlen 9te*
paraturen ju befotgen fjntte. 25er jcharfblidenbe gürdber prägte
fid) ben SRedjaniSmuS ber Sponet SBeberei ein, reiste h e i m unb
(teilte 1838 im elterlichen §aufe jutn 9?euhof bie erften äBebftüIjle
für fa<;onnierten ©ammet auf. 9lu8 ben befdjeibenen unb oft fri=
tifdjen Anfängen entroidfelte (ich bann im Saufe ber Safjrjeljnte
bie große ©eibenmeberei ©tünji ©öhne in Jorgen, bie ju ben
-erften beS SanbeS johlt. 3Jfit bem greunbe (Riggenbach blieb Soljann
©tünji ftets in etroelcher SSerbinbung unb als @nbe ber §lcbtjiger*
jahre „ber alte ÜRecpanifer'' feinen greunb in Jorgen befuepte,
toar eS ein fjobjeS Vergnügen, bie beiben Metren ihre 3ugenberin=
nerungen auStaujcpen unb ihre ©cpicffale erjagen ju hören. 3ohann
©tünji ift 1888 geftorben. SSir oerbanlen baS Söitb fßeter öitmannS
ber greunblicpfeit feiner ©ohne."
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kfefe kuftck im 19. MV x*
fyunhxt
II. 1850—1860.
Don 2Uf>. 23urcfc!jarbt.5inslcr.
*
bie im Dotierten Sanier Sahrbud) erjcbiettene Slbljanb*
lung über SBafelS bauliche Qsntmidlung ira 19. Sabrbunbert einen
borläufigen Slbfälufj fanb mit bem 3al|te 1850, mürbe im lebten
©afce auf bie tßerfönlid^feit be§ 9lrchiteften 3- 3- ©tehlin b* n '
geroiejen, meiner für lange 3eit ber S3a8ler Saufunft feinen
©tempel aufgebriidt höbe. Üftit ber lätigfeit biefeä 9Q?anne8 unb
mit berfenigen be8 ^ocfjoerbienten SSorfteherS be8 IBaufotlegiumS,
beg 9lat§b«tn Äarl ©arafin, roerben mir eä in erfter fiinie ju
tun haben, roenn mir bie bauliche ©ntroidlung unfter SBaterftabt
in ben günfjiger^ unb hauptfächlich in ben ©echjtgerjahren beä
vorigen 3ahrhunbertä ju fchilbern unternehmen. SlKgemein roirb
anerlannt, baß bie beiben jufammen ©rofjeä geleiftet haben, unb
ba§ ihre Sßerbienfte um bie ©tabt Söajel bleibenbe unb h K00r '
ragenbe finb. ©elbftoerftänblid) ift, bajs auch »ht $un nnb Soffen
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»ielfacß einer jrfjarfcn ßritit unterjogen roorben ift, unb baß ihre
Snergie, roeldje fid) in einzelnen gäflen bis ju etroelcfjer fRücffichtS*
lofigteit fteigern tonnte, männern Sauherrn unb Saumeifter recht
unbequem werben tonnte, }o bajj ber SolfSroifc btefer ©mpfinbung
in bem SReime ÜluSbruc! »erlich: „Seljüt’ uns $err in gnab'gem
©inn »or ©tehlin unb »ot ©arafin.“ SGöenn aber bie öotljer
niemals geahnte, gro&artige (Sntmictlung Sajels auch in baulicher
^infictjt in bie richtigen Sahnen gelentt würbe, unb wenn biefe
bauliche Stcitigteit in einer Slnjahl monumentaler Schöpfungen ihren
würbigen SluSbrurf gefunben h°t, f» flehen biefe beiben Statfachen
in unlöslichem 3“fommcnhang mit ben SRamen Äarl ©arafin unb-
Johann Satob ©tehlin.
freilich bis 1858 haben wir es noch mit ben äRännern »or*
nehmlich ju tun, welche fcf>on in ben Sierjigerjahren an ber ©pifce
beS fantonaten SaumefenS gefianben hoben, mit bem ^Ratsherrn
©amuel SRinber als bem ißräfibenten beS SaufoßegiumS unb mit
Sauinfpeftor SlmabeuS SRerian. Seiber Serbienfte foflen burchauS
nicht im niinbeften angejmcifelt werben; aßein bie ganj grojjen
Slufgaben, welche ju @nbe ber günfjigerjahte an bie Sehörbe
herantraten, erforberten wenigftenS für baS fßräfibiunt ber oberften
Saubehörbe eine neue, jüngere Äraft. SRerian hötte in feinem
Slmte noch bebeutenbeS leiften tonnen, jeboch baS (Gefühl, bei meh*
reren (Gelegenheiten in ben ^intergrunb gefteflt ju werben, bewog
ihn, fein Slntt nieberjulegen unb bann feine reichen Senntniffe haupt«
fachlich als ©tabtrat feinen ßRitbürgern jur Serfügung ju fteflen.
©chauen mit nun an |>anb ber SermaltungSberichte, welche
»on ^Regierung unb ©tabtrat ausgegangen finb, fomie mit 3»*
jiehung weiterer jum Steil hanbfchriftlicher Slufjeichnungen, wie fich
im einjeliten bie bauliche (Sntmicflung unferet ©tabt geftaltet hot*
3n bem ©chlufjabfchnitte beS erften Steiles biefer Slbljanblung
war auch barauf hi” 9 ^oiefen worben, bah infolge ber unfichern
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potitijd)en Serbättniffe ju (Silbe bei Siergigerjabre nur wenige
größere Strbeiten bon Staats wegen unternommen mürben ; jefct, ju
Einfang be§ festen Sa^rje^nteä, trat eine SSanbtung ein, wetd)e
511m SCeif aucf) burcti bie Slusftattung beä Sunbe§ mit einer ganjen
Slnjabt bisher tantonater Stufgaben tjeroorgerufen itmrbe. |)iet)et
gehört in elfter fiinie bie Uebernabme beS ißoftregalä burtf) bie
(Sibgenoffenfd)aft, woburd) aud) ber Sau eine? neuen 'sßoftgebäube&
in Söafet mächtig geförbert worben ift. SSoljt nntrbe fd)on feit
geraumer $eit an ißteinen gearbeitet, welche bem ©ebanten ber
Verlegung ber Sßoft nach bem alten Staufbaufe entfprungen waren;
allein bie ©ad)e wollte feinen rechten Fortgang nehmen. ©tetä
[tetlten fict) neue £)inberniffe in ben SBeg. ®a erfdjien im Spät-
jabr 1850 ber SIfef beä eibgenöffifeben ißoftbepartemcntä in Safet,
um baä atte $aufbau3 in Stugenfcbeiit ju nehmen. 3m herein
mit fRatSberr unb ©tänberat 3- 3. Stettin würbe ein Saiiprogramtn
feftgeftefit, unb be§ le^tern ©otjn, Strdjiteft 3- 3- ©te^lin, erhielt
ben Stuftrag, bie bieSbejüglicben ^ßtäne au?juarbeiteit. Sei biefec
Strbeit nahm man aueb bon Stnfang an auf eine fünftige Ser-
breiterung ber untern greienftrafje 9tüdfid)t. ©ofort würbe ein
SRietbertrag jwifeben Danton unb (Sibgenoffenfcbaft aufgeftettt, iit
welchem lefetere einen ÜJRietjinS non 3fr. 12,000 oerfprad), mcibtenb
für ben Sau fetbft ein ßrebit bon 3fr. 120,000 a. SB. eröffnet
würbe. (Sine befonbere 'ißoftbaufomtnif^ion trat ins Beben, biefe
begann ihre tEätigfeit bamit, bafj fie aud) noch bie @d)euetmannfd)e
Sebaufung (3reieftrafje 9?r. 1635) fäuftid) erwarb unb bamit ben
SRietjins ber (Sibgenofienfd)aft um 1200 Sranfen erhöben tonnte,
fo ba| ber Serwattung8berid)t beä 3abreä 1851 bie Sefpredjung
ber tßoftangetegenbeit mit bem junetfid)tlid)en ©afce fcbliefjen tonnte:
„duftig wirb nun barauf to§ gearbeitet, unb wir hoffen, baff bas
neue Softgebäube unfercr ©tabt 311t 3<erbe gereichen werbe." (Sinem
SRanne atterbingS bot biefe ftatttidje Saute bieten Steiger oer*
»aSIct 3a&rburf) 1803. 14
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urjad)t, närn(id) bem ©auinjpeftor s 2lmabeu3 ÜJierian, roclrfjer ficf)
fdjon feit mehreren Sagten mit bem ißlane für ben Umbau befd)äf=
tigt hatte, unb bem nun biefe Arbeit auf nid)t gerabe rüdfid)t3=
oofle SBeife aul ben .pänben genommen mürbe. 3ebod) ber ©rfolg
rechtfertigte bie |janblung3roeife ber ©ehörben; benn 93afet erhielt
auf biefe Sßeife ein jentral gelegene^ ©oftgebäube, baä ätoanjig
3at)re fjtnburcb allen ©ebürfniffen ©eniige leiftete, unb ba» bi§
auf ben heutigen Sag in ber Sat eine ber innern Stabt
geblieben ift. 2Jiit einer ©ietät, roeldje in jener 3 e 't befonbere
©eadjtung oerbient, fcfylofj fich ber Neubau ben got^ijcfjen formen
be§ alten fiaufhaufeä an; oou biejem tourbe, fo oiel nur immer
möglich mar, erhalten, ohne baff baburcf) bie praftifdje ©inricfjtung
be3 ©anjen irgenbtoie beeinträchtigt morben märe.
„Sei ben bamaligen ©erhältnifjen beruhte bet ©oftbienft faft
«uäfdjliefjliih auf ben ©oftmagen, roelchen bie Söefövberung fomohl
ber ©affagiere al3 and) ber ©riefe unb ©afete oblag. Stuf biefeS
Sranäportmittel mar 'auch bie Slitlage bei ^aujeä berechnet, für
boSfelbe ba§ mächtige (SingangStor an ber grcienftrajje, ber mit ©laä
gebedte^mf, mo mehrere ©oftmagen gleidjjeitig beöient roerben tonnten,
fomie ber Ipof mit ben tüöagen^emifett angeorbnet. ©eiberfeitä oom
©ofthof befanben fid) bie ©ureauj ber bantalä noch in ih ret Äinbheit
befinblicfjen ©rief-- unb ©afetpoft, roelche für ba» ©ublifum burch
bie Seiteneingänge mit ben Slifaben zugänglich roaren.
Siefe Sispofition fanb aud) in ber Saffabe an ber freien*
ftrajjc burch ben bominierenbeu SÖiittelbau ihren 9lusbrud. 3m
übrigen fd)!icfjt fid) biefelbe mit ben flachen Stichbogen im Srb=
gefdjoB unb ben horizontal abjd)liefjenben Sachgefimfen bem äfthe--
tifdjen ©riitjipe bes alten fäaufhaujeä mehr ober meniger an. Sie
ift in bem oor$iiglichen roten Sanbftein auä ben jefet auSgebeuteten
©rücfjen bei Dtieljen erbaut." ( 3 - 3 - Stehlin=©urdharbt, §lrd)itet=
tonijche ©fitteilungen auä ©afel, S. 54.)
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25er 93au bcs IßoftgebäubeS nahm einen fe^r raft^en 93er(auf,
io baß im 3uli 1852 bie feierliche ©runbfteinlegung, am 22. Sauuar
1853 bie Slufrichtung unb am 1. SDegember biefeö SaßreS bie
Uebergabe an bie eibgenöjfijche 'ißoftDermaltung ftattfinben tonnte.
Slffgemein rourbe bie oorgüglidje ßöfung bet Aufgabe, mie fie
Stclflm gefunben hatte, anerfannt, unb auch in äfthetifcf)er $infid)t
toar baS fiob ein ungeteiltes. Sehr intereffant ift eS, h' ec ben
Stünftler als ©othiter fennen gu lernen, ber mit ebenfo großer
©eroiffenßaftigteit als gliicflidjer $anb bie formen beS Stiles gu
»erroenben roeiß, roahreub er groangig 3aßre fpäter bei feinen an*
läßlich ber notmenbigett *8ergrößerung beS s .ßoftgebäubeS erftcÜten
Ißlänen biefe gottjifchen formen mit baroden (Slementen mijcbte,
i»aS bann aud) hauptfächtid) batan fchulb mar, baß bie Uinarbei*
tung beS gangen ißrofefteS burd) Sombaumeifter ißrofeffor ©cßmibt
in SBien befd)loffen mürbe. @S toar bieS ein Vorgehen, melcheS
©teßlin feiner iBaterftabt nie öjrgiehcn hat, toie er ficß bent auch
in feinen „^Mitteilungen“ auf baS öitterfte barüber anSfpricht.
Mein mir lehren nach biejen unfrer Sarftellung rneit oorauS*
eilenben SSemertungen jum 3al)re 1851 guritd unb freuen unS ber
äöahrnehmung, baß neben ber (SrftcHung eines neuen ^oftgebäubeS
auch nod) «ine gange Meiße anbercr ißrojctte, roelcße fchließlich gu
ben erfreulicßften Söfungen geführt haben, nicht nur in ber Suft
lagen, fonbern ernfthafter Sisfujfion untergogen unb gum Seil ba=
malS fcßon burch midjtige oorbereitenbe 93ejcß(üffe geförbert mürben.
So tlagten bie oerßhiebenett Strafgerichte über bie mangelhaften
ißnett gur SSerfügung ftehetibeu Mäutnlicßfeiten unb roiejen auf einen
bieSbegiiglichen Umbau beS SoßnßofS hin. 2)eS roeitent befd)äftigte
baS 83aufoHegium ber in SluSficßt genommene Umbau ber Sißein*
bcüde. IBou befonberS michtigen folgen aber mar ber öejcßluß,
eine neue ÜDJiinfterorgel gu erftellen, roelche ihren $laß anf bem
.gmifdjen bie beiben Sürnte gu »erfeßenben blauen Lettner erhalten
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füllte. ©iSßer liebte bic Orgel wie ein ©cßmalbenneft an ber Rorb*
roanb beS IwuptjcbiffeS; mit ihrer ©ntfernung aber mürbe nun bie
grage ber Renooation beS ÜRünfterS entrollt, inbem hauptfädjlich
$u entjcßeiben mar, ob an ©teile beS blauen fiettnerS eine neue
©laSroanb baS ©dpf! üon bem ©hot trennen füllte, ober ob in
3ufunft ©h or unb ©cßiff einen großen einheitlichen Snnenraum
bilben füllten, ©eiftlidjleit unb mettliche ©ehörben mareit in biefem
fünfte fef)r Derfcfjiebener 31nfid)t unb fuchten gegenfeitig ihren ©taub»
punft mit aller (Energie ju mähren.
gür bie ganje ReftaurationSarbeit, metche fchließlid) burch
Abtragung ber ©ierungSfrppta , burch ©rftellung neuer ©h° ts
treppen unb einer neuen ©eftuhlung, foroie Äbftorfen ber SSänbe
unb ©nmölbung ber ßmporen eine anfangs taum geplante $luS*
behnung gemann, fei auf bie ®arftellung fi'arl ©tebjlinä in ber
„©augefchichte beS ©aSler SRünfterS" hi n 9 elD > e ) en - UnS bleibt
nur noch übrig, auS ben Slufjcichnungen beS ©auinfpeftorS
2lmabeuS ÜRerian, bem jebenfalls nicht bie geringere Hälfte beS
©erbienfteS um bie gelungene Reftauration jufommt, noch einiges
nachjutragen. üDlerian betont öfters, mie er burd) 4>errn Oberft*
helfet fiinber befonberS luftig angegriffen, im ©aufollegium aber
burch ?lrd)itelt Riggenbach ftetS mit Rad)brurf unterftüfet mürbe;
baß biefer „cßriftliche ©aumeifter" biefe ©tellung einnahm, fchien
jenem febergemanbten ©eiftlidjen unbegreiflich- 333ie übrigens baS
©aufollegium bie ©adje aufgefaßt h°t geh* auch barauS h er ‘
oor, baß in biefer ©ehörbe ber Eintrag gefteHt unb jum ©e*
fchluß erhoben mürbe, man möchte ben ©auinfpeftor reifen lafien,
bamit er üerfcfjiebene neuere unb ältere größere Kirchen be*
fudje, namentlich ba mehrere alte ®om!ird)en in ncuefter 3 c it
reftauriert roorben feien, „liefen Sluftrag, erjagt SlmabeuS SRerian
in feiner SebenSbefchreibung, oernahm ich nicht ungern, fperr Riggen*
bad) begrüßte benfelben feßr unb fagte, roetin eS ben Herren beS
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213
Kollegiums recht fei, fei er bereit, mich 511 begleiten; natürlich fonnte
ictj mir bieS nicht oerbeten. herr Dr. heimlicher, ber bantalS baS
Sefretariat führte, fagte mir nach ber Sifeung : Sch hätte bieS an
Sheet Stelle abjuleljnen gefucht, Sie roerben fe^en, biefe Steife»
begleitung wirb fpäter baju benüßt, ben Slnteil an bem Steftau»
ration»erfolge fich ju^uroenben." Allein SOferiatt erroiberte, er holte
eS für politijd), fich bet Begleitung 9tiggenbad)S, ber ein ange»
febciteS, frommes SWitglieb ber ©emeinbe fei, nicht ju roiberfeßen.
Slud) lag eS bem ganjen SBefen SiiggettbadiS burchauS fern, fich
auf Sfoften anberer Berbienfte anjumaffen. SBenn aber nach feinem
Job bie SRünfterreftauration faft auSfchltefflid) als fein SB er! be=
trachtet tourbe, maS begreiflichermeije SJierian frönten muffte, }o
mar baS eine Belehrung ber roirflichen Efatfachen, toogegen toohl
Stiggenbad) felbft in erfter Sinie proteftiert haben mürbe. ®ie Beiben
traten aljo gemeinfchaftlich bie Steife an, befugten bie michtigften
Äirchenbauten ®eutfd)tanbS uub fehrten nach oier SBocheit mit einem
reichen ÜDiateriat 11 ad; ber heimat jurücf. hier mürbe baS Äon»
jept beS fReifeberidjteS gemeinfdjaftlid) befprochen, bie SluSarbeitung
übernahm Stiggenbach, ba für SQterian eine große SlrbeitSlaft fich
unterbeffen auf feinem Bureau angefammelt hatte. ®aS Bau»
follegium nahm bie Borfdjläge ber beiben jehr günftig auf, unb fo
fonnte benn bie Steftauration beS SJtünfterS tcoß allen ^inberniffen
benjenigen Fortgang nehmen, beffeu (Srfotg noch heutzutage ben
Befucher erfreut. ®ie Arbeiten behüten fich bis in baS Saht 1856
aus, am 31. Sluguft biefeS SahveS mürbe bie Kirche feierlich gemeiht.
®ie BeftaurationSfoften betrugen für ben Staat fjr. 176,027. 87,
mobei baS urfprüngliche Bubget um Sit. 73,000, alfo um ca. 70 %
überfchritten mürbe, daneben roaren burch freimiflige Beiträge ca.
Sfr. 140,000 für Orgel, ©laSgemälbe unb heijung aufgebracht mürben.
haben mir eS bei ber Wiinfterreftauration mit einem SBerfe
.311 tun, baS bann fpäter noch burch bie Sfeftauration beS Sleuffern
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ber fiirdje feinen Slbjchlufj unb feine ©oDenbung gefunbeit hat, fo
befchäftigte ebenfalls ju Anfang ber ^ünfjigerjn^re noch eine anbere
niefit minbet wichtige Aufgabe bie ©oubehörben, toelrfje erft in ben
nädjften Sahreu iljre enbgiiftige fiöjung ftnben wirb, e§ ift bie§,
wie jehon früher ongebeutet tnurbe, bie ©heinbrüdenfrage. ®ie
©otroenbigfeit eines Umbaus ber alten ©rüde rourbe allgemein
anerfannt. Ingenieur Dollfufe hatte bie nötigen ^Slätie eingeliefert,
unb eine fiommiffion rourbe eingefe^t, welche bie an befonbere CSj=
perten 511 ftellenben fragen prüfen füllte. ^Darüber erreichte im
(September beS Safyreä 1851 ber Strom einen jelfr hohe« 3öaffer=
ftatib, welcher bie fdjabfjaften alten ^öljernen Soche bebrolfte. ©e=
beutenb gefä^rlid)er aber rourbe bie Sod)e im folgenben 3aljre 1852 r
ba ber ©hein ben I)öd)ften SSafferftanb beS ganzen Sot)tfjunbert3
aufroieS. ©cjouberS bebrohlid) rourben für bie ©rüde bie loS=
geriffenen ©ontonS ber bainalS im ©au begriffenen grauenbab-
anftalt. fjreilic^ hielt auch fefjt noch ber alte ©au ftanb, bodi
muffte bie SluSbefferung aller höljernen Sodie mit SluSnahme ber
1845/6 erneuerten bejchloffen roerben. 3/amit glaubten bie ©e=
flörben für einige Sahre alle ®efaf)r befeitigt ju hoben, unb cS
fonnte nun mit um jo mehr ©elaffenljeit ein burdjgreifenber Umbau
ober gerabeju ein ©eubau ftubiert roerben. SUIcin al 2 oerjd)iebcne
©laue unb SDiobelle im Sah 1 ' 1853 bem fileinen ©at oorgelegt
rourben, wollte ben Herren feine bet üorgefdjlagenen Söfungen recht
gefallen; nur prinzipiell entjchlofj man fid) ju einer zroedmäpigeu
SuftanbfteKung ber beftchenben ©rüde burch allmähliche ©ermin*
beruug ber höljernen Sodje, ©ioellierung unb gleichmäßige ©er=
breiterung. 9luf ben weitern ©orfehlag ber ©rüdenfommijfion, bie
grage einer zweiten ©rüde zu ftubieren, ging ber ©at grunbjäfclid)
nicht ein. So rourbe benn zunächft weiter geflidt unb aud) weiter
beraten, wobei «3 mehr als einmal zu unliebfamen (Erörterungen
gefommen ift, inbem zwei Derfcbiebcne Ülnfichten, oertreten burch»
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nicht gerabc nachgiebige SJiätmer, auf einanber ftießen. 9fad) bet
einen füllte ber alten 93riicfe burd) fpoljfonftruftionen, nach ber
anbern burcf) Sogen auS (Sifenbled) geholfen roerben. Schließlich
Jam ein Kompromiß juftanbe. 2)er bavauf bafiette Umbau nahm
nun einige Sahre in ?lnfpruct), baS (Stfeßen ber fchabhaften
jernen Sodje, baS Spannen ber eifernen Sogen unb baS Sefcfpoeren
mit ben großen Santen au8 Solothurner Stein Joftete große Opfer
an unb ®e(b. (Srft im Saßre 1858 fanben bie Slrbeiten,
roeldje ber alten 9tf)einbrücfe ihre leßte äußere @eftalt oerjchaffteu,
ihren Slbfchluß. 25er SerroaltungSbencßt biefeS SaßreS brücft ficß
barüber folgenbermaßen auS: „?ln ber SRheinbrücfe felbft mürben
bie noch rücfftänbigen NcftaurationSarbeiten ganj oolleitbet, bie
Trottoir? angebracht, bie fteinerneu Sißbänfe auf bie höljernm
Sfeilcr geftellt, bie Sehnen befeftigt, bie eifernen Sogen mit ®it*
tern oertleibet, bie SodjfnpeHe auf ber 2J?itte beS SriicfcnfelbeS
ausgebaut unb ocrjiert mit ber Statuette beS Sifcfjofs Heinrich
non 2hun, unter mclchent bie alte Sriicfe oor fed)3 Sahrhunberten
entftanbeu mar." 2>aS gefdjah oor 44 fahren, als unjre Sater*
ftabt gegen 30,000 (Sinroohtter jählte. 25ie hergeftetltc Sriicfe hot
roährenb eines halben Saljihunberts ihren Sicnft treulich oerfehen,
troß allen .f)ochmaffern unb anberen ®efäf)rbungen, unb hat ben
■^auptoerfehr beroältigt in einem ©emeinmefen, beffeit Sinmohnerjahl
fich mehr als Derbreifacht hat, unb beffeit neuefte SerfehrSmittel
alten Srücfen befonberS gefährlid) merben mußten. Salb roirb bie
Sriicfe Heinrichs oon £hmt üerjchmunben fein, unb mir hoffen nur,
ihre Nachfolgerin, ein neuer Sdmiud unjreS unocrgleid)lichen Stäbte*
bilbeS, merbe SJahrhunberte lang ihre Slufgabe mit ber gleichen
SluSbauer erfüllen, mie es ber Sau beS SWittelnlterS getan hat.
®och mir moflen ja junächft oon ben Arbeiten berichten,
roeldje ju Slnfang ber 3-ünfjigerjnhre beS leßten ^ahrhunbevtS auS=
geführt morben finb. $)a geben uns beim bie SermaltungSberidife
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21f>
foroie bie SJterian’fcbcn Aufzeichnungen noch fotgenbe AuSfunft.
SBäbrenb früher bie ©tobt ihren 3»ll an beit Horen «nb im ßauf*
häufe bezogen batte, »erlegte nun baS eibgenöjfijcbe ^anbel§- unb
3oUbepartement, an roelcbeS baS 3oflmefen infolge ber neuen BunbeS*
terfaffung übergegangen mar, biefeä ©efcbäft möglidjft nabe an bie
©renzen, jo bofj ber Stanton söafel im Sabre 1851 oier 3oflbäujer,
unb jraar auf bent fipebiicbel, bei Burgfelben, beim |jorn unb bei
ber SBiefenbrücfe errichten muffte, für roelcbe alle jnfamtnen ber
Bunb einen ÜDiietjinä non gr. 1200 bezahlte. £eute roerben nur
notb baS 93urgfelber 3oflbauS unb baSjenige auf bem £tjSbü<bel
benüfct unb auch lefjtereä roirb in näcbfter 3eü burd) ein hart an
ber ©renje gelegenes ©ebäube abgelöst roerben ; auch hierin fpiegelt
ficb einmal bie gewaltige Steigerung beS BerlebrS unb fobaim bie
rapibe räumliche AuSbebnmtg ber Stabt, beren |>äujer je^t febon
bie ißeripberie ihres ©ebieteS ftreifen.
Aud) baS Helegrapbenroefen, roelcbeS ber Bunb übernommen
batte, gab bantalS ju mehrfachen Beratungen unb Unterbanblungen
"Slnlafe ; oorgejebeu roaren in ber ganzen Schweiz junäcbft jroei
üinien, ooit benen bie eine SRbeiued mit ©enf, bie anbere Bafel
mit ßbioffo oerbinben jollte. ©in befonbercS Anleihen rourbe in
AuSficbt genommen, roobei Bafel mit 3rr. 50,000 ficb ä u beteiligen
willens roar, jeboeb unter ber Bebingung, bafj au<b ber Anfcblufj
nach ^altingen, ber bamaligen ©nbftation ber babifeben Bahn, er*
fteflt roerbc. Als Helegrapbenburcau rourbe bie ebemalige ißoftremife
am Hotengäfjlein oorgefeben, beren ^erftellung auf gr. 2733 ju
fteben tarn.
|>anbelte eS ficb hier um Steuerungen, roelcbe roefentlicb oon
ber ©ibgenoffenfebaft ausgingen, fo traten bie [täbtijcben Bebörbeit
in ben Borbergrunb, als eS ficb um ©infübrung ber ©aSbeleucb*
tung banbeite. ®S ift roobl mehr als zufällig, baff ein SJfülbaufet,
ber febon mehrfach ermähnte Ingenieur Hotlfujs, biefe Angelegenheit
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in glufj brachte. 21m 13. SJfoöember 1851 erfolgte bie ©eneh-
migung beS Vertrages mit SDollfufj barct) ben großen Stabtrat.
3)aS ®a8 foKte aus ^»oljfo^len erftellt roerben, ba bie $anb=
fabrifanten gegen ©teitifobjlengag fid) mehrten, aus ;}urc{)t, eS
möchte baSjelbe ben jarten Farben ihrer ©emebe gefährlich werben.
(Sin Slnleiljen öon 3fr. 300,000 machte bie nötigen Summen flüffig.
SDer 23au ber ©aSanftalt oor bent ©teinentor beim Hochgericht
mürbe in Singriff genommen unb für bie ©tobt eine 23eleudjtung
mit 438 latenten oorgefeljen. ®ie ©emeinben Slltocf unb ©tanS
aber erhielten auf ihr Slnfudfen unentgeltlich bie alten Oellaternen,
welche bisher ben SöaSlern i£)r biirfttge» Sicht gefpenbet hatten.
Sluch eine ganje Slnjahl öon $?orreftionen im Snnern ber
©tabt würbe barnalS auSgeführt. freilich erfcheinen biefelben bem
moberucn Vergehen gegenüber, ba gan$e ©offen auf Slbbrnd) »er*
fteigert werben, fehr unbebeutenb, unb auch bie barauf oermenbeten
©ummen bewegen fid) in ©renjen, für welche unfere Sage fein
SBcrftänbniS mehr befijjen. immerhin beweist bie Jatfache, baff
halb ba bnlb bort eine Sorreftion in Singriff genommen würbe,
wie fehr allgemein baS SebiirfniS nach öerbefferung ber baulichen
SJerhältniffe mar.
führen wir einige SSeifpiele an aus ben fahren 1851 unb
1852. ®er $itd)plah jn ©t. 3JJartin würbe erweitert unb ber
törunnen, welcher 2fr. 1901 foftete, an bie Söanb ber ©artenmauer
beS SRathaufeS oerfefet ; auch würbe ber ißlah niöelliert unb neu
gepfläftert, was mieberunt eine SluSgabe oon gr. 1020 oerurfachte.
3n ber ©t. Sllbanöorftabt, beim ehemaligen örigittator, wo auch
heute noch feine aflju breite ißaffage fich befinbet, fanb ebenfalls
eine Horreftioit ftatt, welche öerhältniSmäfjig teuer ju flehen fam.
Slm Slohlenberg erfefete man baS frühere Sßflafter burd) eine ®hauf=
fierung mit ÄieS unb SDJergel, brachte UrottoirS auf beiben ©eiten
«n unb oerlegte ben bortigen ©rojwiehmarft auf ben IRoßmarft
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beim ©teinenflofter. bein @t. SKban* unb bem ülefdjentor
mürbe bie dontreeScarpenmauer erhöht unb ein eijerneS ©elänber
längä bem ©tabtgraben erstellt.
2 Jtit Spannung öerfolgten audj bie ^Bürger bie .§ebuug beS
3 fifd)inarKbrunnenS, meldjer bamalS fdjon bet ©egenftanb gerechten
©tolles für bie Semoljner bet innern ©tabt geroefen ift ; jur
©d)onung beS neuen SrunntrogeS mürbe aud) an bet ©d)ifflänbe
ein Sränfebrnnneit errichtet, roäbretib bet Keine Sifchmarftbrunnen
mit feinein jugenblidjen 9 ieptun in eine dtfe beS ißfaheS gegen baS
SirtShauS sum §elm ju fteljen tarn. dnblid) tonnten jmei 93 au=
gruben, eine im Sirdjgäfjlein bei ©t. Jheobor Hn b eine anbere ju
SInfang bet @t. 3ohannoorftabt gegen dntfdjäbigungen non 200
refp. 400 fronten für immer befeitigt merben. dS roaren bieS
noch Ueberbleibfel aus einer 3 ^it, ba auch bie Sürger burcbauS
noch nicht auf alle Slanbroirtjchaft innerhalb ber ©tabtmauern öer=
jicbtet hotten. Mein folcbe Slnlageti, benen mit auf bem 3 J?erian--
feben ©tabtplan öon 1610 itod) in großer Mjaljl begegnen, bienten
meber jut drieichterung beS äuneljmenben SerfehrS nod) jur ,£>ebuug
bet ©alubrität in ben engen ©affen. 3b re dntfernung aber mar
ftetS mit großen ©djmietigfciten unb Soften oerbunben; benn auch
ber Bürger, nicht nur ber Sauer, ljing mit grofjet ^ähigfeit an
feinem SKifthaufen.
Mein, h n ^ en wir unS bei biefen Sleinigfeiten nicht aflä«
lange auf, fonbern ftreifen mir nod) eine grage, melcbe bamalS bie
©emiiter bet Siirgerfdjaft nicht mit Unrecht in eine grojje 9 tuf*
regung tjerfe^te, hanbelte eS fid) hoch um nichts geringeres als um
bie grage: 2 öie fofl Safe! mit ber übrigen ©cbmeij burd) einen
difenbahnftrang oerbunben merben? 9 lu 8 jenen batiert 511m
guten Jeil bie ffiioalität jmifdjen ben beiben ©tobten $ürich unb
Safel, meid) (entere fid) ber Rührung ber erfteren in difenbahn»
fachen nid)t fo oertrauenSfelig anjchliefeen mollte, als man eS am
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ehemaligen eibgenöffifdjen Vororte erroartet hatte, ©afel hotte firh
oon ben ©djidfaläfchlägen bet Sreifjigerjahte mirtfchaftlich öoK*
fommcn erholt, e3 h°tte burch feine Stellungnahme gegen ben
©onberbunb unb burch feine Betätigung am neuen ©unbe auch
feine politifche ©ebeutung roenigftenä jum guten Seil jnrücferobert,
unb eine ber Steuerungen be§ miebergemoitnenen SlnfeljenS war auch,
nachbem ber ©taatäbau ber ©ahnen in ber ®ibgenoffenjd)aft am
26. unb 28. 3uli 1852 abgelehnt roorben mar, ba§ felbftänbige
©orgehen in ©ifenbahnfragcn, mar bie ©rünbung ber ©dpoeije*
rifchen Sentralbaljn.
3uni erftenmat im ©erroaltung§berid)t be» 5atjre§ 1853 er*
fcheint ein befonberer Slbfdjnitt mit ber Stuffchrift „XI. (Sifenbaljn*
roefen," nachbem fchon in ben beiben tiorangehenben fahren megen
ber fo midjtigen Stngelegenheit oiel bebattiert unb unterhanbelt
morben mar. 3nt Sabre 1852 trat bie neue ßentralbabngefell*
fchoft inä fieben, unb trofc ollen ^inberniffen gtüdte beren 3finan=
jierung, fo baff halb ein ©tiid bet Sinie nach bem anbern eröffnet
roerben tonnte. ÜBir oermeijen für biefe Singe auf bie Slbljanblung
©eeritig? in bet ^-eftfctjrift für 1901, foroie auf bie jüngft er*
fchienene ©rofchüre SR. fieupolbS. SRan oergleiche baju etroa noch
bie Strtitel, melche über biejen ©egenftanb in ber ©aäler 3eitung
ber betreffenben Sabre erjchienen finb, unb man erhält einen Segriff
baoon, mit melchen ©chmierigteiten bie Gentralbahn ju fämpfen
hatte, unb meldjeä SDii^trauen ihr an oieleu Orten entgegengebrarbt
mürbe. ®S finb bamal# recht unfrcunblidje ©emerfungen fomohl
in ber SReuen 3ürd)er* als itt ber SaSler Leitung gefallen; aber
man lieh fid) in ©afel nicht irre machen unb ging feinen eigenen
2Beg. Sie golgejeit hot jenen Scannern, bie an ber ©pifce ber
(Sentralbahn geftanben hoben, ganj unb gar recht gegeben.
Sn baulicher $infid)t mar bie Slnlage ber ©ahn für bie
©tabt ©afel oon ben einfdjneibenbften folgen begleitet, unb eS ift
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TDofjt ni«f)t ju t>iel gejagt, menn behauptet roirb, bafs bie ©tabt»
mauern uub Dote in erftet Sinie bunt) Sofomotioen ber Sen trat»
bahn ju gebraut roorben finb. 3unäd)ft freilich tjatten bie
ulten Sefeftigungen noch gute Stube; beim ess erfolgte bie herein»
barung, baff man fid) bi§ auf roeitereä mit einem ptoöiforifd)en
Sahnljofe begnügen toolle, roetefjer an ber Sangen ©affe oor bei«
©t. Sllbantor anjutegen mar. Die Sentralbafjn ^atte auf ihre
Äoften für eine jroedmäfjige Serbinbung beS Sahnljofeg mit ber
tpauptftrafje jroifeben bent 3tejd)en= unb bem @t. Stlbantor ju
forgeu. 1853 mürben bie Sßtäne genehmigt, bie Sirdbrücfe geprüft
unb am 19. Dejember 1854 fanb bie Sröffnuug be§ regelmäßigen
Setriebeö jmifchen Safel uub Sieftal ftatt, mobei täglid} nach beiben
Stidjtungeu je fünf 3üfl e auf ber Sinie oerfehrten. SBäbrenb nun
bie Sentralbaljn ihr Steh fdirittroeife ausbaute unb aud) bie grofje
Aufgabe, bie Durchbohrung be3 untern |)auenftein3 töäte, fo baß
1858 bie birette Serbinbung Söafetä mit Sujern unb Sern h«’
•geftellt unb aud) ber Stnfdjtufj an bie oftfchmeijerifchen Sinien über
Slarau unb au bie roeftfdjroeijerijdjen über Siel unb ©otothum
beroerfftelligt mar, behalf man fich ftetöfort mit ben höljerneu
©tationägebäuben an ber Sangen ©affe; allein jdjon gleich nach
©rftellung be3 prooiforifchen Saljnhofeä mürben auch bie Unter»
hanblutigen jmifchen Staat unb Sahn megen einer enbgüttigen
Einlage aufgenommen. 3uerft backte bie Sentratbahn an einen
größeren gemeinfd)aftlid)en Sahnhof ju ©t. 3of)ann, jebodj bie
Regierung lieh fid) barauf nicht ein, „meil bantit jugleich eine
SerbinbungSbaljn mit ber franjöfifchen ©ifenbahn rings um bie
©tabt herum erjtelt merben rooltte, für meldje Sinrichtung bie
©entralbahngefetlfchaft feine Sonjeffion befaß, unb für roetche,
menn eine jotche früher ober fpäter münjehbar ober notroenbig
merben füllte, beu h'efigen Sehörben freie unb offene $anb
»orbehalten merben muff.“ Darauf brachte ba3 Direftorium ber
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ßentralbaf)n bag 2Rargaretl)enfelb in Sorjd)lag, jebod) and) biefeg-
fattb bec Steine SRat meber angemeffen noct) entjpredjeub. ßnbe
1855 erfolgte fobann ber Sefd)luf$ ber Selförben, man motte einer
Saljnljofanlage mit Sopfftation junädjft bem Slefdjentor bic ©e=
nelfmigung erteilen, unb im 3Jfai 1856 mürbe ein Vertrag jmifcben
ben Seljörben unb ber Salin abgejdjloffen, melier and) am 16. 3nnt
1856 bie ©enefymigung beS ©roßen Siateg erhielt.
Die bieSbejügüdje ©roßratgfifcung mar mit Spannung üon
ber Siirgerfdjaft erroartet morben, beSljalb mar aud) bie Dribiine
bi8 auf ben lebten 5ßlaß befefct. 31tt ber DiSfuffion nahmen faft
alle angefefyenern SOiitglicbcr ber Scljürbe teil. Der Sorfdjlag ber
^Regierung ging auf ©enefpnigung eines Vertrages mit ber ßentral»
bal)n, roonad) ber Süpfbafpifyof oor bag 3lefd)entor auf bie Df)oma’fd)e
2iegenfd)aft ju fteljen fam unb ber Staat fid) ju einem Seitrag
Bon 250,000 fjr. öerpflidjtete. Sürgermeifter Ofefij Sarafin trat
als Referent auf unb mieS auf bie Slrt unb SÜJeife Ijin, roie ber
Slcine 9tat ju feinem Sorfdjlag gefommen fei. @r betonte, baff
afletbingS oon ber ßentralbaljn aud) ein ißrojeft oorgefdjtagen
morben fei, meldjeg bag 3elb jmifdjen ?lefcf>en= unb St. Wlbantor
Borgefeljen l)abe unb mofür feine Staatgjnboention Berlangt morben
fei. Sei ber barauffolgenben DiSfujfion fpradjen fiel) entjdjieben
für ben ttfegierunggoorfdjlag auS Stänberat Stäf)e(in=Srunner, bie
$Rat§f)erren Slbolf ßljrift, Stefjlin unb ttRinber, ©roferat SRiflauS
patter, SRonuS'@emufeu?, S ro f e ff or S^ter 3Rerian unb Oberft
Senebift Sifcber, mäljrenb l)auptjäd)lid) bie Sertreter be§ ttRittel»
ftanbeS iljr ßieblinggprojeft, CSrrirf)tung eineg ißerjonenbafynljofeS
auf bem Slreal beg SteinenftofterS mit 91ufnaf)mSgebäube am
Steineuberg, nid)t preisgeben mottten; in biefem Sinne fpradjen
SBilljelm ßdenftein, 3. 3- 3m§of - gorfart, 2Bill)e(m Sleiti,
Dr. O. Sirmann unb SJßebcr ßngel, roälfrenb eine britte ©ruppe
I)auptjäd)lid) aug Sparjamfeitgrüdfidjten bem ^ßrojeft an ber
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.Sürcherftrafje beit Sorjug gaben. 3 U biejer gehörten bie ^ecrcir
?lppeßation?rat |)i?, £eonl)arb £cu?ler b. St., St. fiichtenhahit*
^mgenbad), Statä^err Sfelin utib Oberft St. ^ßaraoicini, ber ju=
gleich aud) Stüdfid)t auf ba? rechte SR^etmtfec burch SrfteÜung
einer jroeiten Srüde nehmen motlte. 2)iejer Sluficht nmrbe aber
oon 93 ii i ge v m ei ft e r ©arafin mit Dollem Stecht entgegengehaltcn, baß
fie eine Stommunifationsfftraße nach bcm @t. Sllbangraben itt fich
fdjtiejje, welche mit einer Stiflion jebenfafl? nid)t ju hod) ange*
fdjlagen fei. Stuguft ©tähclin=Srunner roie? auf bie technifchen
Sdjwierigfeiten eine? Sahnhofe? am ©teinenberg hin, matt mürbe
mit einem Äoftenaufroanb ooit fünf Stiflionen ein „ s $erjonen*
ftatiöuli" itt ber ©tabt unb einen ©üterbahnhof oor bem Jot be*
fommen. Oberft ©tehÜn aber erflärte: „®ie ißrojette, ben Sahn*
huf in bie ©tabt ju öerlegeti, gehen baoon au?, bajj bie SEBäße
«nb Stauern für alle feiten bie Slbjchliefjung ber ©tabt bilbett
tuerben. SDie Stauern unb £ore finb jeboch nur noch ©tnnbilber
einer ©tabt, mie fie geroefen bei 18,000 ISinroohnern."
Sie enbgültige Slbftimmung ergab guftinimung jum Sor*
fdjlag ber Stegierung mit 73 gegen 22 Stimmen. Slßein bie
SluSfiihrung beSfelben lieh auf fich märten, inbcm bie (Zentral*
bahn nun ein fionjeffion^begehren für eine Serbinbung?bahn
ihre? Sahnhofe? mit ber franpfijchen Oftbahn eiureichte unb int
Stnfdjlufj baran bie Stegierung erfuchte, auf bie oertraglid) feft*
gefteflte Situation bc? Snljnhofe? oor bem $te)chentor prüd*
pfotnnten. ^ug(eid) mürbe oon ber Sentralbahn ein gemein*
fchaftlidjer burchgehetiber Sahnhof, welcher jroijd)cn ba? Star*
garethenfelb unb ba? ©lifabethenboßroerf ju liegen tommen joflte,
anempfohten.
Sie Slnjchauungen über biefen neuen s f3lau waren geteilt, unb
e? fanben feljr lebhafte Sefprechungen barübet ftatt; aber fchtiefjlich
ermächtigte ber ©rofje Stat am 29. 3uni 1857 bie Regierung
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nutet Aufhebung beä groBrättic^en Sefchluffe? Dom 16. 3uni 1856,
bie neue Seteinbarung mit bet ßentralbabn abjufchliefjen, monadf
alfo bet befinitioe Sahnhof an bet Stelle angelegt roetben füllte,
iueld)e et Ijeute noch einnimmt unb roobl noch lange Sabre ein*
nehmen roirb. „Unb bamit mar benn eine füt bie ©egenroart,
noch me^t aber für bie 3ulunft unjerer Saterftabt (etjt bcbero
tungäooHe Stage jum enblicben Slbfchluffe gebracht." Sßir loerben
jpäter jeljen, roaS für eine öoCfommene Umroäljung in Sejug auf
bie beftehenben Strafjeiroerbinbungen, unb roa3 für eine meitgehenbe
Einlage neuer Strafjenjüge mit biefem benfroürbigen löefcfjlufje ge=
■geben roaren.
SButbe burch biefe (ientralbabnangelcgenbeit in erfter Sinie bie
Sntroidlung be§ Süboftplateau? bebingt, fo Dolljogen fich not ben
Soren bet Meinen Stabt ju gleicher 3 e >l nicht minbet »nichtige
Seränberungen, inbem tjier bie babifche Saljn fich anmelbete unb
ihren bleibenben SEBobnfih aufjufd)lagen begehrte. URerfroürbiger*
rocife fuhr fchon feit einigen fahren bie babifche Sahn bis in bie
nächfte 9iät)e Safelä, ohne jebod) bie ©renje ju überfchreiten. Sie
Söirren, oon benen ju @nbe bet Siecjigerfabre auch unjer 9iacf) ;
batlanb heimgejudjt routbe, mochten ben 9lu3bau beä ©ijenbaljn*
netyeä nerjbgert hoben, unb bie Sanier geroöbnten fich baran, erft
nad) $altingen ju lutfebieren, um bann non bort bie @ijen6abn
nach Sreiburg ober Sarlärube ju benähen. Stuf bie Sauer roar
natürlich ein fold)e3 SerbältniS nicht haltbar.
So mürben benn im Sabre 1851 bie Serbaitblungen mieber
aufgenommen, 1852 mürbe ber nötige StaatSoertrag abgefchloffett
nnb bemjelben am 7. ÜRärj 1853 bie Dorbefjattene IRatififation
erteilt. Somit mar ber Sau ber fiinic $altingen*Safel gefiebert, nur
in Sejug auf bie Dichtung berfelbeit roaren bie ^Beteiligten noch
tjerfdjiebener Meinung, inbem bie babifche ^Regierung ben SEßeg über
SBeil einfchlagen, roährenb Safel bie Sahn über bie £eopolb?bi%
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leiten wollte. 9lud) in 93ejug auf beit $ßlah unb bie Strt be&
öaljnhofg mar ntnn oerfd)iebener Slnficht. Tie ©tobt war mehr
für eine Äopfftation eingenommen, 93oben ^ielt immer energifdier
an einer Turdtganggftation feft. ®g mar Don bem ©ürgi’fcfjeti
93abe, ber Sgler’fdjen Siegenfchaft unb ber Slaramatte alg ge*
eigneten Slntagen bie Siebe, ©djliefjlid) gaben beibe Parteien etma&
nad) unb einigten fid) auf eine Turchganggftation, welche „norb*
öftlid) oom $8ürgi’fd)en öabe" ju erftetlen mar, fo tarn ber ^cute
nod) beftef)ettbe Sabifdje Safynljof juftatibe. Tie Slugführung ging
jiemlid) rafd) oor ficb, fo bah fd)on oom 18. Siooembet 1854 an
prooiforifdje ©iiterjüge jur (Sntleerung ber überfüllten SBareithafle
in .fjaltingeit eingerichtet roerben tonnten.
9(m 19. Februar 1855 tonnte, ba man fid) auch h* er einft*
roeilen mit einem prooiforifchen ©tatiotiggebäube begnügte, bie Sinie
$attingen=93afel feierlich eröffnet roerben. Um 11 V* Uhr langte
ber grofsherjoglid) babifdje ©taatgminifter oon Stübt mit jahl*
reicher ^Begleitung in 93afel an; tut feftlid) gefchntüdten SBartfaal
rourben bie nad)barlid)en Slntoritäten burd) bie Vertreter ber 33n«ler
33el)örben begrüßt. ©tatibegtruppe, SJlilitärmufit unb Artillerie
roarett aufgeboten unb taten ba» 3h r '9 e S uc 2}erherrlid)ung be&
Tageg. Um 1 Ul)t führte ein Sjtrajug bie beibfeitigen Vertreter
nad) £jaltingen, roo eine Tafel oon etroa fünfzig ©ebeden ihrer
im SSSartfaal harrte. 3 uer ft toaftierte oon Stübt auf bie ©djweij
unb 93afel, fobann 23ürgermeifter gelij ©arafin auf ben bamaligen
^ßrittäregenten, ben feßigen Glrofeh er 5 o 0- 3ahl re ’d)e weitere Xrinf*
fprüdje folgten nach, barunter aud) einer beg einunbachtjigjährigen
Statgljerrti Ogmalb, welcher fein ©lag auf bag Anbenten beg ©roh*
herjogg Seopolb unb auf bag 2Bof)t feiner SBitroe, ber ©rofch« 5
jogin ©ophie, leerte. Tie ©eltenjunft, welche eben beim 3 im ft s
effett oerfammelt war, fchidte einen te(egrapf)ifd)en ©lüdtounfd).
„Sfadj fünf Uhr trennte fid) bie ©ejeflfdjaft, jeber Teilnehmer wohl
225
mit bem ®efüf)l, baff bei babifrfje Schienenroeg, bet an bie SchmeHe
bet St^roeij führt, bie materiellen unb geiftigen '-Begebungen jroijihen
beiben Staaten enget fniipfe, unb mit bem SBunfch, baß bie Sonne
beS griebeuS in beiben Staaten ungetrübt leuchten möge. Sen
©abenjern ift ©ajel für biefen angenehmen Sag unb bie heitere
geftfreube Sanf, marmen San! fcbulbig." (©aSler Leitung.)
©üftig mürbe babifd)erfeitS an ber ^ortfehung ber ©ahn meiter»
gebaut, jo bafe auch fchon am 2. Februar 1856 bie Sinie Do»
©ajel bis Sädingen Oem ©erfehr übergeben rnetben fonnte, maS
mieberum eine fröhliche freier oerurjachte. SamalS mar eS, bah
am Sriumphbogen jit 2Bt)f|len bie flafjijche Snjchrift prangte:
„2Bie einft ©egajuS in bett Dlpmp flog, jo fliegt mit Sampffraft
je^t ber ©teufet)!'' Slflenthalben befunbete bie ©eDölferung ebenfo
grojje fjrreube als anerfennenbcS ©erftanbniS für ben neu eröffneten
©etfehrSroeg.
Sie ©ahnhofanlage in ©ajel erforberte nun aber au<h eine
unmittelbare ©erbinbung mit ber 9tfjeinbrücfe, lag boih auf bet
§anb, bah ber ju erroactenbe ©erfehr roeber burch baS ©läft»,
noch butcf) baS 9tief)entor herumgeleitet roerben fonnte. Saher
jchlofj bie Regierung mit bem Stabtrat einen ©ertrag ab, roonad>
bie neue Straffe auf gemeinjchaftliche Äoften erftellt, bie Arbeitet»
an ben ©efeftigungen aber allein Dom Staat getragen roerbetr
füllten. Sie Sorreftion ber ©reifengaffe übernimmt ebenfalls bie
Stabt; hoch fteuert ihr ber Staat baju 10,000 gr. bei. ©tit ben
Arbeiten mürbe jofort begonnen, baS 1531 errichtete filarabollroerf,
bem ju Siebe einft ber Shor ber Stoftetfirctje geopfert roorben mar,
mürbe bejeitigt, ber Stabtgraben an jener Stelle aufgefüllt, ber
Seich überbrücft unb ein pronijorijcher Stabtabjdjluh in gorm
eines hbljerneu ©atterä erftellt, nachbem ber ®rojje Siat ben ffrebit
für ben ©au eines eigentlichen SoreS Derroorfen hntte. Siefe
Steuerung ^atte jur fjolge, bah mit einer jeljr altertümlichen
9a«ler 3af)tOud) 1903. 15
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3nftitution, melcfje oielfod) Slnlafe ju Spott unb Unfug geworben
mar, aufgeräumt mürbe. @8 bejchlofe nämlich bet Steine 3tat im
3atjre 1856, e? jott in Söetracfjt bet ftet? machfenben Seoölferung
oor ben loten unb be? gefteigetten Sßecfe^rS jroijchen bem 3nnern
bet Stabt unb bem Stabtbanne bie Sorjperre aufgehoben roetben.
Sie Sore bleiben Sommer? unb SBinter? big 11 UIjt offen unb mer
fpätet hinein ober hinau? miß, bejahtt 10 St?, an ben öffnenben
ilanbjägerplanton. guhtroetfe haben einen halben granten ju ent*
tichten.
9iun aber ftellte fich h eta u?, baß nad) Sntfetnung be? Soll»
mert? bie Slarafitche einen ruinenhaften Sinbtucf machte, fo bafe
eine Sertängerung be? Schiffe? mit polpgonetn Shorabfchlufe, roie
mit ihn je|t noch oor un? haben, gutgeheifeen unb au?gefiihrt
roittbe. Qcreilirf) bie Sorreftion bet ©reifengafje, beten unterer Seil
bamal? noch ben Flamen Srempergaffe führte, hielt fich in recht
bejcfeeibettett ®renjen. Sie bejchränfte fich auf Uebetbrüäung be?
Sädjlein?, auf jmedniäfeigere Slufftellung einiger Srunnen, foroie auf
eine oollfommene Dieupfläfterung ber ©affe. Sie Soften beliefen
fich auch nur auf 38,517 3fr. 61 9{p., fo bafe burch biefe ©reifen»
gafetovrettion bie ftäbtijchen ginanjeu nicht adjufehr in? USanfen
gerieten. 3Bir roerbeu fpäter mieber üon ben babifchen Sahnhof*
bauten unb ihren folgen ju reben haben, menn bie Srftellung be?
befinitioen Station?gebäube? unb bie Sefeitigung ber ftäbtijchen
3feftung?bauten merben befeanbett merben.
Sinftroeilen laffen mir nun biefe anjefjnlidjen Sauten auf
bem ©ebiete be? Sifenbahumefen? auf fich beruhen, um unjere Stuf*
merfjamteit berjeuigen baulichen Sätigfeit ber fantonalen unb
ftäbtijchen Sehörben jujuroenben, roelche ber allgemeiuen Srjiehung
in unjerem Santone ju ©ute tarnen.
Sa? fünfte Sahrjehnt hatte in biejer ^inficht mit ber ©r*
ricfetung eine? Slionumentalbaue?, be? ätiujeum?, abgefchloffen, ber
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fofgenbe Zeitraum hatte befcfjeibenere, menn aucfe ebetifo nötige
Aufgaben ju löfen. üfiachbem in ben 3aljren 1851 bi« 1853
feine «eitere Bautätigfeit auf biejem ©ebiete entfaltet morben mar,
brachte im 3al)re 1854 bet furj normet gefaxte Bejcfelufe, baß baS
turnen als obligatorifctjeS ga d) ju betrachten fei, etmaS Seben
in bie ©ad)e. infolge Wangels einer geniigenben Sofalität
mufete im SBinter 1853/1854 ber Turnunterricht an ben beiben
ISgmnafien unb an ber 9?ealfd)ule eingefteHt merben. TeShalb
roanbte fid) int 3Kärj 1854 baS ©rjiehungSfolIegium an ben
©tabtrat mit bem Anfudjen, eS möchte ihm bie ber ©tabt ge»
hörige Siegenjdjaft beS BifchofShofeS hinter bem ^fünfter behufs
©inrichtung einer Turnhalle unb ber nötigen Sfreiturnpläfee mietS»
meije übetlaffen merben. Allein bie DfecfenungSfammer beS ©tabt»
rate«, melcher bie grage jur Begutachtung iibermiefen mürbe, fanb
allerlei Bebenfen gegen biefeS ^Scoieft heraus. Ter ©taat befifee
Siegenfcfeaften genug, bie er für biejen 3med öerroenben fönne,
ber BifctjofShof fei bafür unpaffenb, „meil berfelbe bem 97orbroinb
auSgefefet unb überhaupt bei feiner erhöhten freien Sage am Sffeein
allen 3ugrainben jugänglid) fei; überbieS bürfte bie Sage beSjelben
in ber ÜJiähe ber meiblichen Babanftalt als eine raeniger paffenbe
erfcheinen." T>ie enbgültige Srlebigung biefet Angelegenheit liefe
noch jiemlich lange auf fid) märten; bemt erft am 2. SRoöeutber
1857, nachbem baS ungenügenbe Turnlofal in ber DiiflauSfapefle
fcfeon für bie mittelalterliche ©ammlung in AuSfidjt genommen
mar, erfolgte ber entfcheibenbe Schritt, inbem ber ©rofee Stat ben
Stauf beS BijdjofShofeS 5 unt greife »on 100,000 granfen ge»
nefemigte. Als Tumlofale mürben baS Srbgefcfeofe unb baS obere
©tocfroerf bet alten SRemife eingerichtet, baju fam noch bie An»
legung jroeier freier Sßläfee. 933ohl mochten mit biefern hauihälteri«
fchen Borgefeen ber Behörben nicht alle Turnfreunbe einoerftanben
fein, hatten fie hoch auf eine muftergültige Turnhalle gehofft, moju
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bie ißläne burd) Jurnlebrer ©piejj fdjon au? Sarmftabt bejogeir
morben roaren. Um ju fparen, behalf man ficf) mit jenen roobl
Dielen unfeter fiefer rooblbetannten niebrigen unb ftaubreidjeit
Sälen, roelcbe erft in neueret geit burd) bie grofjen, rationellen
fallen oerbrängt morben finb.
3u entfd)ieben gröberen Opfern bequemten ficf) bie Sebörben,
als bie ©rroeiterung be? löcbterfcbulbaufe? jum ©effel am £oten«
gäfjlein nicht mehr ju umgeben roar. 3m Sab« 1854 mürben
jroei Üiebengebäube angetauft, unb bcr Sauinfpcttor erhielt ben
Auftrag, bie nötigen ißläne für ben Um« unb 9lu?bau be? ®e=
bäube? ju entmerfen. SDabei betlagt fid) ?ltnabeu? ÜWerian, bafj
.jperr Oberft ©teblin gegen ein rationellere? ftaffabenjqftem, roelche?
gefälliger gemejen unb roeniger teuer ju fteben getommen märe,
opponiert habe, allein natürlich habe feine ©timme im 9tat mehr
gegolten al? affe lechnifer be? Saufoflegium?. Slm 5. 3uni 1855
eröffnete ber ©roße 9iat einen Ärebit Don 30,000 granfen unb
fofort begann bie Slrbeit am Sau, bie bann im folgenben Sabre,
1856, ihren 9lbjd)luf5 fanb. Sterian bot auch biefe fjfaffabe in
jenem ihm geläufigen ÜJtünd)enerftil aufgefübrt, roelcber etroa mit
ber nid)t?fagenben Sejeichnung „neubpjantinifcb“ belegt ju roerben
pflegte. ©8 ift jefct, nadjbem alle ©tilarten ber Sergangenbeit in«
folge eine? bi? in alle ©injelbeiten gebenben biftorifc^cn ©tubium?
raäbrenb eine? halben Sabrbunbert? in jum Heil recht erfreulichen
Kopien probiert morben finb, nicht ferner, auf bie SJtängel jener
älteren romantifchen ©djule binjuroeifen, befonber? roenn man beren
Söerte einer SJetailfritit unterzieht. SlUein berjenige, melcber ben
bamaligen ©taub ber Äunftbiftorie unb bie allgemeinen äftbetifeben
Serbältniffe jener 3 e *t in ^Rechnung fefct, roirb ftet? auch biejen
Sauten ber Siüncbener Schule au? ber 3eit Äönig Subroig I. mit
Stefpett begegnen; benn einmal offenbart fid) in ihnen ein monu«
mentaler ©inn, ein ©treben nach beni ©rofeen, bem freilich nicht
229
immer im einjelnen gatte ba3 tat)äcf)Iicfte können entfprodjen b fl t,
unb jroeiteng muffte bie bamatige, wenn auch etmaS oberflächliche
53egeifterung für bie fRomantit bie Anregung geben für ba8
ernfte unb ftrenge Ijiftorifcfje ©tubium, ba8 ja bann in ber Sat
auch nicht auägeblieben ift.
SBeniger Slnlaff jn lunftgefcbicbtlichai Semetfungen geben bie=
jeuigen ©djulbauten, roetcbe um bie gleite 3^it, ba bet ßanton
bie Söchterfcbule umbaute, Don bet ©tabt errietet roorben finb.
darunter fallen in erfter ßinie jene fchntucflofen @emeinbefd)ut=
Käufer mit ihren böljetnen Xreppen, roelcbe beute noch einen guten
Seil unfeter ißrimarfcbüler beherbergen. Snfolge be§ neuen Schul»
gefefjeS Dom 23. SJiärj 1852 banbeite eä fitb iunäcbft um eine
lärroeiterung ber brei ©cbulbäufet im Suftgäfflein, bildet bem
fünfter (fogenannteS Stoteä ©cbulbauö) unb bei ©t. fßeter, 3lt*
beiten, welche in ben labten 1854/1855 angeführt mürben. ©o=
bann taufte bie ©tabt ben gäfcbijcben 3iiHmetbof bei ©t. Ibeobor
an, ein Slreal Don ungefähr 14,300 Quabratfuff, jum fßreije Don
30,000 granfen, um bafelbft ein Soppelj<hulf)au8 für fämtlicbe
©emeinbefcbulcn ber lleinen ©tabt ju errichten, einen Sau, mit
welchem im Stabre 1855 begonnen mürbe. (Snblicb muffte auch
bie Seonbarb8getneinbe mit einet neuen ißrimarfcbule bebadjt roerben.
§iefür fcbien fich ba3 bem ßanton gehörige ®real ber 1855
nach ber .^ägenbeimerftraffe terlegten SBafeumeifterei am beften ju
eignen. Sott oben an ber Scfe ber Äanonengaffe unb be8 genier*
gäfflein8, roo einft bie SBobnung be8 ©charfrichterä geftanben unb
roo in alter 3eit unter ber Sinbe ber genfer übet bie greibeitä*
tnaben unb bie Sobliberger ju ©ericbt gefeffen batte, begann nun
eine rege SBautätigfeit, ber Santon hatte baä ©aulanb ber ©tabt
unentgeltlich abgetreten, unb im ©pätberbft 1857 mürbe baä @<hul*
bau8 Don @t. Seonbarb als festes ber Dier ©emeinbefcbulbäufer
iem ^Betrieb übergeben, innerhalb Don oier Stabten roaren fünf
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©djulßäufer teils roejentlid) erweitert, teils neu erfteHt roorben r
rooburrf) ber Stabt eine Auslage oon ungefähr 400,000 grauten
erwuchs ; an biefe Summe jpeubete ber Stanton einen Seitrag non
60,000 grünten, foroie bie Siegenfdjaft am $o!jlenberg. 9?id)t
ohne ©enugtuung lägt fid) bat)er ber ftäbtifche SerwaltungSberid)t
non 1857 folgenbermaßen bernehmen: „SJtiltelft biefer bebeutenben
Ausgaben finb bemnacf) baS Stnabew unb äJiäbdjenfchulhauS für bie
äftünftergemeinbe nad) SebürfniS wcfentlicf) oergrößert roorben. Sine
ebenfo bebeutenbe Vergrößerung ift für baS ©t. IßeterSfchulhauS
eingetreten, unb baS als Sehrermohnung benüfcte ©tiftShauä mürbe
grünblich repariert. 2>ie beiben ©emeinben ©t. Seonßarb unb
©t. 21jeobor gaben jebe ein ganj neues boppelteS ©dpilhauS unb
in bemfelben jwei, refp. brei oollftänbige Sehrerwohitungen er-
galten ÜJtit ber Sollenbung ber ©djulljauSbauten, bie,
mie ju ßoffen, bem SebürfniS auf längere geit genügen werben,
finb aud) bie feit 1848 alljährlich oorgefommenen SluSgaben für
probijorijchc ©djuleinridjtungen roeggefallen." Sn ber £at, es
reichten biefe Sauten, welche fid) burd) bie größte Sinfadjßeit unb
bie nücßternfte ©djmudlofigteit tennjeidjnen, etwa für jroei Sab»
jetinte auS, bis bann infolge eines gewaltigen SlnjdjmellenS ber
Seoölferung unb einer Ufeorganifation beS gejamten ©djulmefenS
eine neue, feßr intenfioe lätigteit auf bem ©ebiete beS ©djulßauS*
baueS fid) geltenb machte.
SBaS enblid) oon feiten beS SantonS neben bem Sau ber
£öd)terjd)ule im Saufe beS SaljrjeßntS für Schulbauten getan
worben ift, läßt fid) in wenige Semertungen jufamtnenfaffen.
©nige Slenberungen würben 1852 nötig, als baS ©pmnafium in
jroei Slbteilungen getrennt unb bie neue ©eroerbefdjule in ben fRei’
jdjacherhof oerlegt würbe, bamalS würbe aud) ein geicßnungSfaal
im fpauje jur s Ulüde erbaut. Sluf Segeßren beS ©jiehungSfofle*
giumS erftedtc ber Sauinfpeftor im Saufe beS SaßreS 1853 Stäne,.
DigitizecJ-by geegte
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rooburd) bie bet §örjä(e im Unioerfilät^gebäubc oermehrt
unb überhaupt ein allmählicher oollfommener Umbau beg §aufeg
ohne @tt)öf)ung bet girftlinie beg Sacheg ermöglicht roerben follte.
©injelneg routbe in bet Sät fofort auggeführt, jo meit eg fid)
roettigfteng um bie innere ©inteilung unb Staumbefchaffung ßonbelte;
bet Umbau beg Beugern hingegen oerjögerte jid) etroag, big bann
bie beoorftehenbe oiette ©äfularfeier bet Unioerfität bie Ungelegen*
heit miebetum in glu& btadjte; allein gerabe batiiber !am eg (eibet
gu Sifferenjeu jroifchen bem Saufotlegium unb bem Sauinfpeftor,
jo bafj leitetet, wie mir fehen roerben, jeine ©ntlajfung oerlangte
unb aucß erhielt.
©ehr halb geigte eg jich auch, bajj bie 9täum(idjfeiten beg
9teijchacf)erhofeg jür bie ©eroerbefchule nicht mehr augreicfaten, roie
and), bafj bag Sealgpmttajium noch weiterer fflafjenjitnmer beburfte.
3nfolge baoon jiebelte 1858 bie ©eroerbejchute in ben fjtaUen»
fteinerhof über, um bem Sealgqmnafium iß(a^ p machen. Sa
aber ade bieje (Sinridjtungen unb Serfchiebungen auf bie Sauer
bod) nicht p genügen fchienen, nahm man jchoit bamalg einen 9leu =
bau im ©arten beg 2J?entelinl)ofe§, roo jefct bag Obere ©pmnajiutu
fte^t, in Slugficht ; allein bag ^rojett fanb feine gute Slufnahme
im kleinen SRate, unb jo begnügte man jich einfiroeilen bamit, bajj
ber ©chönauerhof hinter bem fünfter ebenfaflg p ©d)uljroecfen
oerroenbet routbe.
Sie in beit lefeten ©eiten angeführten Sauten bürften, einige
Heinere Slrbeiten abgejehen, allcg fein, mag big pr Annahme ber
neuen Serfaffung oon 1858 in baulicher £>infid)t für bag ©rjiehungg»
roejen oon Äanton unb ©tabt geleiftet roorben ift, jo bajj mir nun
auf biejenigen baulichen Unternehmungen p fprcchen fontmen, roeldie
ben übrigen ,8roeigen beg ©taatghaughalteg p ©ute gefommeu jittb.
3n erfter Sinie fommt hier in Setrnd)t bag ©erichtgroejeu.
@djon früher rourbe ermähnt, bojj ber fiofpihof mehrfachen Um»
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bauten unterzogen mürbe, welche burd) ba3 bringenbe ©aumbebürfnis
ber fantonalen SßoHjei unb ber ©echtfprechung öeranlajjt waren.
Sluch hanbelte eS ficb hauptfächtich um oermehrte SRäumlicbfeiten
für bie Unterfud)ung3gefangenen. 3 in übrigen arbeitete bet ©an*
infpeftor einen ißlan aus, wonach bet ooDfomtnene Umbau beS
SeonharbsftijteS auf ungefähr $r. 100,000 ju fielen gefommen
wäre, ein Unternehmen, bas allmählich au3gefüf)rt werben jotlte.
3ebod) e3 fam nur weniges juftanbe, inbem jchr halb ficb heraus*
ftetlte, bah baS alte (S^or^errcnftift nicht ouSreidje, um in jmeef*
mä|iger SBeije fowohl bie ^olijci als auch fämtliche Berichte ju
beherbergen. SBobl würbe 1854 bie am Singang befinblidje ©igriften*
Wohnung ju einem SBachtjimmer unb einer ißortiermobnung einge*
richtet, unb ber g-lügel neben ber SeonbarbSfirdie um ein ©todwerf
erhöht. 3m 3ah re 1855 erhielt aber, nachbem oon bem Slreal beS
©teinenflofterS, auf welchem einige ©ürget fd)on ben jufunftigen
(£entralbahnhof jähen, war Umgang genommen worben, eine ad
hoc ernannte Äommiffion ben Auftrag, für ein neues ©eridjtS*
gebäube mit alleiniger ©üdjicbtnnbme ber Strafgerichte unb beS
ßioilgerid)tS ben ißräfenjerhof am ©äumlein ins 9luge ju faffen.
ßS mar bieS um fo notmenbiger, als bie burch ben ©rohen 9?at
befchloffene ?lufbebung ber StanbeStruppe eine bebeutenbe ©er*
mehrung beS s }$olizeifoip3 unb bamit auch gröbere Snanfpruchnahme
ber 9fäumlid)feiten ju ©t. Üeonbarb zur golge hatte.
®er |>auptgrunb ber Sluflöfung beS Ä'orpS beftanb in ben häu*
figen 5Defertionen, waren hoch oom gebruar bis ßnbe Sftoöember 1855
nicht weniger als 73 SJfann befertiert, wobei eS einmal üorgefommen
mar, bah bie ganze ©Sache am ©t. 3ohanntor auSrih, nachbem fie baS
2or gejchloffett unb bie ©chlüfjel in ben ©tabtgraben geworfen hatte.
@3 waren englijdie mit grobem Ipanbgelb oerfehene SSerber, welche eine
folche SlnziehungSfraft auSübten. Siefe ©erljältniffe machten einen
längern Qrortbeftanb ber Gruppe unmöglich, io bah am 17. 3anuar
233
1856 her äufhebungSantrag bet Regierung im ©roßen State jur
SDiSfuffion gelangte. Stod) gab eS einige »arme 93efücroortec bet
©taubeStruppe, »ie QriSfal Dr. Stubolf ©urdharbt; allein ft^ltefelidj
erfolgte bod» mit 63 gegen 30 Stimmen bet ÜtufhebungSbefchlufj
im ©tnne bet ^Regierung, nadjbem noch barauf ^ingeroiefen roorben
toar, bajj and) ber »adere Äommanbant Jpinbenlang bei jefciger
alle ©anbe ber ®i3jiplin lodernber Sachlage bie Sluflöjung je
eher befto liebet »ünjdje. ®ie feierliche ©erabjchiebung fanb am
14. 3nni 1856 ftatt, nad)bem abenbä öorl)er ber tteue Steft
be$ .ftorpS im $of ber itaferne $u einer SWahljeit Bereinigt
»otben »at. 3)ie Üruppe jählte bei ihrer Sluflöfung noch fünf
Offijtere unb 68 ÜJfann. (Sin neues ©efeß muffte erlaffen »erben,
»oburd» baS SßolijeitorpS, baS bie meiften Munitionen ber StanbeS*
truppe ju übernehmen ^atte, auf höchftenä 104 Wann gebracht
»urbe. $5aSjelbe jerfiel in Sanbjäger, beneu ber SidjerheitS* unb
3oßbienft oblag, unb in fßolijeimänner, »eiche ooräugSroeife für
■©erfehung ber ftäbtifdjen fßolijei beftimmt waren. Stoch recht leb=
haft erinnern »ir uns aus unjeren 3ugenbjahren ber „©riinen"
unb bet „©lauen," »eiche oft mit rauher £anb in unfete 3ugenb=
jpiele auf bem SOtünfterplafc unb im Äreujgang einjugreifen Slnlaff
fanben. (Die £»cilfte beS SorpS füllte laut ©efeh einfaferniert »erben,
roaS »ieberum eine oermehrte 3nanfprud)nahme beS ßohnhofeS be*
beutete, ba »enigftenö oorübergehenb bie ©lömlifajerne burd) bie
eibgenbjfijchen ©ejahungStruppen in Slnfprud) genommen roar.
Unter biefen Umftänben arbeitete bie oben ermähnte Spejial*
fommiffion für ein am ©äumlein ju erftellenbeS @erid)tägcbäube
ruhig »eitet. 3» ÜJiärj 1856 erfolgte bie 2Cugfd»reibung oon
©aupläneit, »ofür brei greife in 2Iu3fid)t gefteHt »aren. ?ld)t
Söfungen gingen ein, ooit biefen »urben brei burch Prämien Bon
je 300 Mruufat ausgezeichnet, nämlich biejenigen ber Slrdjiteften
3- 3- @tehlin=©urdharbt, M- SB- Sartorius unb ©. Säufer, unb
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S. äRoring. 3)er elftere erhielt gugleid) ben Auftrag, einen beftni*
tißen Vauplan au^guorbeiteit, ber bann aud) mit einigen 91bänbe*
rnngeit genehmigt routbe. 'Sie Koften waren auf Fr. 200,000
berechnet, wobei ba8 Mobiliar, bie Vorfenfter, bie ®a8beleuch=
tung u. a. m. nicht inbegriffen waren, lieber ben Vauplnfe briicft
fid) ber Slrctjiteft folgenbermafeen au8: „£er für ben UJeubau be=
ftiitimte Vlafc war eben berjetbe, welchen bie al8 ©erichtafchrciberci
befaunten ®ebäulid)feiten bamala noch einuahmen. Obwohl für ba8
räumliche Vebürfnia genügenb, liefe beffen eingefeilte Sage, an ber
engen, fteil anftcigenben Säumleingaffe, für einen Suftijpalaft oielea
ju wünfchen übrig. Sa war bafeer geboten, burch bie SDiapofition
be8 ®ebäube8 ben Mängeln ber Situation möglichft ju begegnen."
Stehlin gibt un8 an, wie er ju feinem Siele gelangt ift. Sr fefete
bie gaffabe etma8 jurücf uub hob fie burch Heine Anbauten oon
ben 9fad)bargiebeln ab, eine Freitreppe unb bie ülbfdjlufegittcr bienten
jur Vermittlung ber 9fioeauunterfd)iebe, bet fräftig betonte Mittel*
bau, mit einer plaftifcfjen ©ruppe gefrönt, füllte ber jehiefen Strafecn*
linie entgegenwirfen. Sluffallen faun, bafe hier Stehlin fich ben
flotentinijcheti fßalaftbauten beö 15. 3ahrl)unberta angefd)(offen ^at ;
e8 war bie $eit, ba ba8 Vunbe8rat?hau8 in ®ern burch bie Slrrhi*
teften Stabler unb Stüber in eben bemjelben Stile erbaut worben
mar. SöoQte ber Va8ler ÜJfeifter feinen Kollegen geigen, bafe auch
er in biefer Vaumeife fich 5“ bewegen üerftehe? 3)afe ihm fein
2Burf gelungen ift, wirb niemanb in Frage fteKeii. Freilich oerrät
auch fchon biefe Faffabe, bafe ihr Srbauer ber Florentiner Früh 5
renaiffance nicht aOjulange treu bleiben werbe, gibt fid) bod) in
bet SDf ittelpnrtie ein Smpfinben funb, ba8 über furj ober lang mit
ben ftrengen Formen jener ^Richtung brechen mufete. 2)er fünftige
Anhänger be8 Varocfftilea tünbet fid) mit feinen ftarfen Verfröpfungrn
unb feinen gefuppelten Säulen hier jehon mit aller wünfehbaren
®eutlid)feit an.
DigitizetfBy"Gd8§fe
235
3n Sejug auf baS innere roirft bie Slnlage bet kreppe unb-
bag Seftibufe großartig, auch fonft ift bie 9taumbifpofition einfach
unb burchfichtig, nuc bie Sicbtoerbaltniffe beg (SrbgejchofeeS gaben
nielfach ju Klagen Slntafj. ffür eine fpäter nötig roetbenbe Ser*
gröjjerung hotte bet 9lrd)iteft einen bem Hauptgebäube parallel ju
erfteflenben Sau im ©arten beg ®omhofe8 in üluSfidjt genommen.
®ieje Hoffnungen finb nicht in ISrfüflung gegangen, inbem bie @r*
roeiterung fchliefjlich in einem gebogenen Neubau an bet Säumfein*
gaffe gefunben tourbe, eine £öfung, roelche in Serbinbung mit einer
neuen {Jiioellierung bet Säumleingaffe bem ßunftroerfe ©tehlinS
nicht unbebeutenben ©intrag getan hot.
3m ©ommet beS 3of)«8 1859 mürbe baS neue ©erichtShauS
ben richterlichen Seljörben übergeben, morüber fi<h ber 93erirf)t beS
2lppeüationggerid)t8 folgenbermajjen oerbreitet: „2118 eineg erfreu*
liehen, unb moljt barf eg betont roetben, als eines, einen neuen
$lbfd)nitt in unferm 9ted)t8leben begrünbenben ©reigniffeS, biirfen
mir fobann auch ber SoQenbung beS neuen ©erichtshoufeg gebenfen,
rneldje ben Sejug ber ftattlichen unb jmecfmäfjig eingerichteten
{Räume noch ju Anfang beS ©pätjahrS ermöglichte. @8 ging
bemfelben, auf Seranftaltung unfreS Jribunalg, melchem @. @. {Rat
bureb 93ef<hlufe oom 27. Sluguft baS ©ebäube förmlich übergeben
unb jur Verfügung geftellt hotte, eine fachliche ©inmeihungSfeier
im fünfter ooran, mobil» fid) bie ©itigelabenen unb ^Beteiligten,
nachbem fie fith ju biefent ^mede auf bem Sathaufe oerjanimelt
hatten, in georbnetem 3 u ge oerfügten, um fich fobann nach bem
©otteSbienft auf gleiche SBeife nach bem ©erichtSbaufe ju begeben.
Hier fanb nun in ©egenroart ber Vertreter unjerer höchften Sehörben
unb {amtlicher ©erichte, foroie ber eingelabenen Seamten, Slnmälte
unb Slngefteüten, nach einer Slnfpradje unferg ^ßräfibenten, bie lieber*
gäbe ber betreffenben Solalitäten an bie baju berufenen Tribunale
ftatt. ®en ©djtufj ber gfeier bilbete ein ffefteffen tm ©ommer* Äafino.“
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236
Ueber biejem großem, ausführlicher be^anbetten Unternehmen
iarf eine 2 lnjnht tleinerer ©auten nid)t ganz mit ©tilljchroeigen über»
gongen roerben. 3 um Seil finb e§ Reparaturen an StaatSgebäuben,
jum Seit Reubauten, welche nicht unter bie oben angeführten Ru»
brifen untergebracht werben fönnen. Zieher gehört bie ©rrid)tung
neuer ©olizeipoften, fo 1853 beSjenigen beim Sßerfhof am ©eterS»
graben, ber feinen Urheber, ben ©auinjpettor SlmabeuS ÜJJetian,
nicht oerläugnet. 3m fotgenben 3ahre 1854 würbe bie ®aS»
beteuchtung im Rathaus eingeführt; bie ©emälbe im |>of, in ben
(Sängen unb im Rorjimmer würben erneuert unb auSgebeffert. Stuch
entfernte baS ©aufonegium auf ©orfteßungen ber Stntiguarifchen
©efetlfchaft hm baS im ®h°r ber ©rebigerlirche aufbewahrte ©alz,
welches fcbon grofjcn Schaben an bem ehrwürbigen ©ebäube an»
gerietet hatte. Snblid) würbe bie Serraffe ber ©t. ©hrifdjonafirthe
51 t gunften ber Spaziergänger ^ergeftellt unb bafetbft ein Drien»
tierungSftein für bie StuSficht angebracht.
©iS jum 3af)re 1855 fammelte ber ©igrift jeweifen baS
?tlmojen mittels ber Klingelbeutel ein, biefem ben ©otteSbienft
ftörenben ©rauch würbe bamatS ein ®nbe gemacht, unb eS mufften
bie Dpferftöde an ben Kirdjtüren errichtet werben; nur bie £anb»
gemeinben wollten fid) woht auS guten ©rünben mit ber Reuerung
nicht befreunben unb behielten bie alte Slrt unb SBeife beS Sin»
fammelnS nod) eine 3 e *tlang bei.
3nt ©teinenflofter befajf ber Staat ein ungemein wert»
«ofleS Streal, bafetbft befanb fid) aujjer ber fi'ajertie ber ©tanbeS»
truppe and) bie SBohnung beS ©lafcfommanbanten unb bie ©er»
wattung beS Kirchen» unb ©djulguteS, welches feine Sntftehung
ben fäfularifierten Klöftern zu Derbanten hotte. 3m 3at)re 1855
ftarb ber ©teineuflofterüerwalter unb bie ganze ©ermaltung fam
auf baS Rathaus. |)ier würbe nun über bem alten ©taatSardpo
ein feueifeftcS ©ewötbe errichtet, in welchem bie zahlreichen halb
237
barauf burd) ißrofeffor 3- @dmell unb einige feiner Schüler georb*
neten Slofterurtunben Slufnabme fanben.
Stuch bie ß^oiern, welche im Sluguft unb «September be«
Sabre« 1855 jo manche« Opfer foftete, oerurjacfjte einige bauliche
Sorfebrungen im ©nabental. Snblid) waren bie großen Uebel*
ftänbe, welche bie in bet Stabt gelegenen ©d)iacf)ti)ciufer mit ficb
brachten, Seranlaffung für bie ftäbtijdjen Sebörben, um ben Sau
eine* neuen Sdjlacbtbaufe« ju ftubieren. Salb tarnen biefe auf ben
©ebanfen, ba§ projeftierte ©ebäube in bie Stäbe be« St. Sßbann*
tore« ju »erlegen, womöglich auf ba« Slreal ber Stheinfchanje. Stoch
im Sabre 1855 würbe bie Stegierung um Abtretung be« fraglichen
'fßlabeS angegangen. Sebod) biefe Sebörbe tonnte ficb nicht mit
biefeni Slane befreunben unb jcblug bem Stabtrat eine Sotalität
am Söeibengäfjlein ober eine folcbe in ber Stäbe ber ©a«fabrif Dor,
waä roieberum ber ftäbtifchen Sebörbe nicht jufagte, fo bah bie Sin*
gelegenbeit einftweilen auf ficb beruben blieb, unb bie Schuljugenb
auch noch ferner ba« Sergnügeu batte, an bet Sattelgaffe jujujeben,
wie bie Ocbfen gefcblagen würben.
Semerten«wert ift eine Stelle im Serraa(tungssberid)t »on
1855, worin im Slnfcblufc an ben Sericbt ber Sbolerafonimiffion
folgenbe« gejagt wirb: „SBenn infolge ber Äataftropbe bie jefeige
3eit mit Slnftrengung ba« in fanitätspoli^eilidier jpinficbt auch hier
früher Serjäumte nacbbolt unb au?bauernb bie Sefeitigung ber er*
tonnten Uebel anftrebt, fo wäre bie ßb°^ ern trofe jcbweret Opfer
ein Segen für unfere Stabt gewefen, ben einft fpätere feiten un*
ferer jefeigeu ©eueration banten werben." ®ie erfannten Uebel aber
waren, foweit fie auf bie öffentliche Serwaltung Se^ug batten, ber
Sirfig, bie Strafjenreinigung unb ba« bamit jufatnmenbängenbe
Sortfchaffen be« Unrat« unb Slbgang« au« ben Käufern, bie ®oblen,
öffentlichen Slbtritte, ftintenben ©ewerbe, fofern fie nid)t in SriDat*
bänben fidfe befanben, unb bie Salbei über bie Lebensmittel. $>en
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’HJtiöaten ober wirb foIgenbeS Sünbenregifter Dorgefealten: Stinfenbe
©eroerbe, ©täfle, in?bejonbre Scferoeineftälle , 5Uiiftgruben , ©üUen*
bemalter, Abtritte, fehlerhafte Abjug?gräben öon SSSafferfteinen u. f.ro.,
fthlcchte äßofennngen, Unreinlicfefeit unb Ueberfiiflung bet Käufer.
2Bet fi<h not!) an bie frühere ©eftaltung unfrer Cloaca maxima,
be? Virfig?, erinnern tonn, roer ferner roeife, mit roelcfeer Vorliebe
ber Va?ler Viirger fein Säulein mäftete, unb roie berfenige, ber
biefen Sport nicht betrieb, bocfe bie Speiferefte feine? ©efcfeäft? unb
feiner £jau?fealtung forgfältig aufberoaferte, bi? ein Vacfebat ober
ein Verroanbter biefe „Säutränfe" für feine ©runjer abfeolen liefe,
ioer fiel) enblich ferner erinnert, roa? für ®üfte an Dielen Stellen
bet Stabt infolge Don Ställen ober au? anbern nicht näher ju
bejefereibenben ©rünben fich Derbreiteten, ber roirb taum finben, bafe
ber ^Bericht ber Efeolerafommijfion allju ftarf auftrage. @2 roar
bafeer ein ©lüd, bafe im Sommer 1856 foroohl eine Sommiffion,
roelcfee bie Söorfchläge be? ©eneralbericfet? für §ebung beftefeenber
Uebelftänbe ju prüfen unb begutachten hatte, al? auefe ein Sanität?»
au?fcfeufe eingefefet rourbe, an beren beiber Spifee ein ÜJiann Don
ber ©infidjt unb ber Snergie eines s Jiat?feerrn Sari Sarafin ge»
fteflt rourbe. Von ba an beginnt bie atlmälicfee Sanierung unfrer
Stabt, an roelcfjer unfre 3 e >t nocfe ftetS mit grofeen Opfern weiter
arbeiten mufe. ®enn bie Viefenarbeit fouute feinen rafcbeit 9Ser=
lauf nehmen, nicht nur roeil bie enormen Soften eine Verteilung
auf eine 9leifee Don Safereu nötig maefeten, fonbern roeil au? Un=
Derftanb unb Anfeänglicfefeit au bie alten unjulänglicfeen ©inriefe*
tungen ben roofeltätigften Vorlagen ber Vefeörben oft ber jäfeefte
Sßiberftanb eutgegengejefet rourbe.
©rfreuliefeer als biefe ®inge roar ba? Anerbieten, roelcfee? am
14. Suui 1856 ©feriftopfe SReriamVurcffearbt bent Sleinen Sftate
machte, auf eigene Soften eine neue Slifabetfeenfircfee, foroie ein
Scfeulgebäube famt Sefererroofenung bauen ju laffen. An biefe?
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l)o^etjtgc Vorgehen tmirbe nur bie Sebiitgung gelnüpft, bafj ber
Staat ben etforbetlichen Vauptah auf beut 9lreal beg Steinen*
flofterg jur Verfügung ftelle, bie nötigen SErcppcn, bie ^erraffen*
mauern unb aud) bie Srridjtung eineg neuen ißfarrhaufeg über*
nehme. ®ie ßiberafität ÜJieriang hatte auch noch bag ®ute, bafj
baburch bie Schaltung beg Steinenllofterarealg, bag natf) Slbfehnung
beg früher ermähnten Vahnhofprojefteg für parjeflenmeije Veräujjje*
rung an ^rioaten augerfehen mar, ber ©efamtheit erhalten bteihen
fonnte. 3n ber ©rofjratgfihnng oom 16. 3uni 1856 ftellte benn
auch ^ßrofeffor SBilhelnt SBadernagel einen Antrag auf Verroenbuitg
beg umfangreichen Sltealg für öffentliche 3 tD ede.
9J?it ben Vorbereitungen jum Vau ber Sirdje — eg mar bie
■erfte neue Äirche in Vafel feit ber 1416 erfolgten SEÖeihe ber
Älarthäufertirche — mürbe jofort begonnen. £er Stifter beftinunte
brei greife; bag Vauptogramm fc^tieb für bie neu ju erbauenbe
Äirdje „bie Vaufonncn ber oerfchiebenen mittelalterlichen Äitd)en=
formen" oor. 5)ie auf Sdnoeijer 3(rd)iteften bejehränfte Äotdnr*
reuj führte jur Srlangung oon fed)jehn Patten, 0011 ^ enen e ^f bie
Äirche in gotifcf)em, fünf in romanijehem Stile augführen mollten.
£)ag peiggericht «teilte jrnei jroeite unb einen britten peig, bie
betreffenben Ulrdjiteften maren $euch oon Vaben, Stabler oon 3ürich
unb oon Sftütte in Vern. Stablerg Pan würbe jur 21ugfithrung
empfohlen unb erhielt auch bie Vifliguttg beg Stifterg, bet mit ber
Leitung beg Vaueg ben Slrchitelten Sh r - Viggenbad) betraute. SKanrijeg
ift an bem urfprünglichen patte Stablerg geänbert roorben, mohl
nicht alleg ju beffen Vorteil, DVcbtgbeftoroeniger ift ein ©anjeg
entftanben, bag ber Vautunft jur Shre unb ber Stabt jur 3'«^e
gereicht unb allgemeine Slnerfennung gefunben hat. Seiber füllten
foroohl ber Stifter alg ber 9(rd)itelt bie Vollenbung beg Vaueg
nicht mehr erleben, inbem Shtiftoph 3R*rian fd)on am 22. Slnguft
1858, Sh^ftaph Viggenbach am 11. 3uni 1863 bag 3 e 'tliche
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— 240 —
fegneten. Die Uebcrgabe ber @lifabell)enfircbe für ben ©otteäbienft
aber erfolgte erft im Saufe beS SaljreS 1864.
Damit finb bie umfangreichen Sauten, welche noch in baS
fettste Sahrjehnt beä 19. 3al)tbunbertS fallen, aufgejählt, unb eS
bleibt uns übrig, einet Slnjaljl fleinerer Anlagen Erwähnung ja
tun, meldje in ben fahren 1857—1860 jur Ausführung gelommen
finb. Daf)in gehört bie •‘perfteltung ber früher als Durnhalle be=
nüfeten ©t. IRiflauSfapelle für bie mittelalterliche Sammlung, bei
welchem Snlaffe auch bie nach bem Stonjilienfaale fü^renbe SBenbel*
treppe erftellt würbe. 3m 3ah te 1859 befchlojj bie Regierung
ben Umbau ber AntifteSwofjnung. Seranlafjt würbe biefer burch
bie beabfichtigte Sorreftion ber überaus fchmalen Durchfahrt h<nto
bem ÜKünfter. Snfolge baoon mufften ein Seil beS Kaufes fotoie
bie gegenüberliegenben 2J?agajine beseitigt werben. Auch am 51a =
pitelhauS werben einige Aenberungen oorgenommen. ©o entftanb
ber beinahe quabratifche Sftünfterhof, bet fpäler burch ben Sau
ber untern IKealfcpule wieber eine oeränberte ©eftalt erhalten
hat. Such bie Anlage beS ÄlaraplafceS, wo bie alte Reifer»
Wohnung abgetragen würbe, fällt in baS 3ahr 1859. Daburch
lam auch ber neu erftedte ftlaratjof ju bet ihm gebühtenben 2Biit-
bigung.
©röfjere Umbauten würben angefid)t8 ber beoorfteljenben öierten
©äfularfeier am UnioerfitätSgebäube geplant. Der Sauinfpeftor
hatte fich im Aufträge beS SaufolIegiumS an bie Arbeit gemacht
unb legte feine Entwürfe ber Sehörbe oor; aber bie $innengiebel
unb Erferlürmchen fanben feinen Anflang bei ben Sorgefefcten
2J?erianS, ber fiep über bie Angelegenheit folgenbcrmafjen auSfpricht :
„üftachbem ich Dorier bem ^errn Stäfibenten (SRatSljerr Sari
©arafin) bie ^ßläne erflärt, aus welchen SJlotioen bieS fo unb jenes
fo gehalten würbe, brachte er biefelben oor bie nächfte ©ipung,
erflärte fie unb gab qperru ©tehlin baS erfte Sotum. Diefer fanb-
241
bie 35äcf)er hoü) unb jagte, bieje Stufgabe liefee fidj mit ftacben
®admngen hübjcher löjen je id) möchte eS nad) feinen Sin»
beutungen probieren." Unter bet §anb erfuhr aber ber ®auiitfpeftor,
bah Slrchiteft ©tehlin ebenfalls mit Stnfertigung tion ißtänen beauf*
tragt nmrbe, jo bah er fid) nun jur 3)emijfion entfcfalof}. „$a eS im
lebten Quartal beS 3ahreS 1859 mar, ich 1835 mit 3af)reS*
anfang bie Sauinfpeftorftefle angetreten, fo mar mit SahreSfdjlnh
bie 35auer meiner Seamtung alfo gerabe 25 3ahre, bis roohin ich
meinen SluStritt anjeigte mit ber Srflärung, nad) Reujahr noch
bie eingebenben Rechnungen für Slrbeiten, bie unter meiner Ceitung
aus geführt mürben, ju öerifijieren." Rieht ohne grofje Sitterfeit
fd)ieb SRerian aus bem Slmte. 3n feinen Slufjeichnungen befd)roert
et fith barüber, bah ihm eine Reihe größerer Slrbeiten entzogen
roorben fei, nad)bem hoch bie 2üd)tigfeit ber oon ihm h'efür an*
gefertigten ißläne in SrotofoÜen unb ßeitungen allgemein anerfannt
morben roaren. Slllenthalben mitterte er roobl mit Unrecht 3ntriguen,
bie gegen ihn gejpielt mürben. 2) er neuern äufammenfehung beS
SaufoflegiumS mürbe er nicht mehr gerecht, unb bah ein Slrchiteft
mie 3- 3- ©teljlin ihm in mehr als einet Jfjinficht überlegen mar,
rootlte er nicht einfeben. ©o fieht man benn ben gemiffenhaften
Seamten, roelchet feinet Saterfiabt bie beften Slrbeitsjahre geroibmet
hatte, unbefriebigt auS feinet Stellung fcheiben, unb feine Slufjeich»
nungen taffen etfennen, mie feljr er fid) jurüdgefefet unb mißachtet
muh gefühlt haben. 3)er fantonale SerroaltungSbericht Oon 1859
aber melbet fühl unb furj: ,,®er langjährige ®auinfpeftor ift auf feine
Slbbitte hin erlaffen unb beffen ©teile mieber bejefct morben." 5DaS
beutet bod) baranf hin, bafsÜJferian nicht unrecht hatte, menn er annahm,
im neuen Saufotlegium herrjdje feine ihm roohtroollenbe ©timmung.
SBenig umfangreich roaren bie Sauten beS Staates in bem
lefcten hier ju behanbelnben 3af)re 1860. 5)amalS fammelte man
freimütige ©eiträge für eine ju grütibenbe ©ternmarte, roelche auf
»aisler 3al)rlmrf) 1903. 16
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bet Slifabethenfchnnje errichtet merben follte. Slnläfjlid) bc» etb=
genöffiftfjen ÜDtufitfefteä mürbe jum erftenmale jeneä foloffale ©erüft
im fünfter aujgejrfjlagen, baä einen grofsen Jeil beä ÜJ?ittelfcf»ifte8
3 U oerfperren pflegt. (Snbtic^ mürbe mit bem Sau ber Älingen»
taltaferne begonnen, beten SoHenbung atlerbingä erft in baä 3a^r
1863 fällt, ißräfibent beä SJiilitärtotlegiumä mar bamalä Oberft
Si. ißaraoicüti, melier 3- 3- ©tehlin mit ber üluäarbeitung ber
Ißläne betraute. Siäher mar immer non einer SJtillion gtanfen
bie Siebe geroefen, meldje für einen berartigen Sau erforberlich fei ;
©teljlin machte fich anheifdjig, mit gr. 600,000 auäsufontmen.
„$)ie Söfung beä ißroblemä mar aKerbingä nur burd) eine fnappe
®iäpofition beä ißlaneä, bei roeldjer atteä feinen ißlafc hoben muff
unb {einerlei Siaum oerloren gehen barf, ju erreichen, ©oroohl
für bie iDiannfchaftäräume alä auch für bie Stallungen mürben
gormeln gejucht, melche bei tleinftem Siaume bie größte Stiftung
erzielen, bie ©ebäube felbft aber in fonjentrifdjer gönn angelegt
unb fo biäponiert, ba& fie mit ber ebenfallä alä Staferue nerroen*
beten ehemaligen Slofterfirche einen großen alä (äjerjier* unb $ßarf=
plafc bcftimmten $of umfchliefjen. . . . 3n ber Siegel hoben fnappe,
ftreng logifche ®iäpofitionen auch eine naturroiichfige auä ber Sache
heroorgehenbe ©ruppicrung jur golge, melche bie ©ebäube ohne
erhebliche architeftonifche SJiittel jur ©eltung tommen läfet. ütuch
unfere ßaferneubauteu tonnten baher in ben einfachen gormen
gehalten roerben, melche fid) au bie in ben ißlan einbejogene Slofter-
tirche mehr ober meniger anfchtiefjen" (©teljlin, Slrchiteftonijche
HJiitteilungen 11/12).
SJiit biefem ebenfo einfachen alä mirtungäoollen Saumerfe
©tehlinä, baä fich roürbig an fein ißoft* unb an fein ©eridjtä*
gebäube anreiht, nehmen mir non bem fpochbau im fechäten Saht-
jehnt beä oorigen 3ah l 'f)nnbertä SUbfdgeb, um junädjft noch einen
Stid auf baä ©chidjal ber geftungäbauten ju roerfen.
D i g i irz
243
Sine fe^t »oicfjttge grage war bie, ob SSafel fjeftung feilt unb
■bleiben fotle. SBenn man fid) aud) nicht oerheljlte, bah bie be»
ftef)enben SBerfc einem ernftlicfjen feinblichen Eingriff auf bie ®auer
feinen nachhaltigen UBiberftanb teiften fonnten, fo trennten fid) bod)
anberfeitS bie Sitrger nicht fo (eichten HerjenS oon bem altge»
roohnten, beruhigenben ®efül)le ber fortififatorifchen Sicherung, be*
fonberS ba fie in ben Dreifsiget SBirren übet bie dauern unb
®ore recht froh gemefen roaren, ba man auch bem franjöfifchen
Sahnhof juliebe noch eine ©rroeiterung ber (Befeftigungcn butcf)=
geführt hatte, unb ba enblid) roährettb ber babifchen (Reoalution
ber SRufcen foft^er fd)üßenben SBerfe aufs neue fich f(ar unb beut--
lieh gegeigt hatte. ®ent gegenüber fiel aber in (Betracht, bah bei
bet ftetigen Zunahme ber ftäbtifchen (Beoölferung ber 3Jiauergürtet
ju enge toerben muhte, unb bah infolge baoon eine Ueberfüflung
unb eine junehmenbe Snfalubrität ber inneren Stabt unoermeiblid)
roaren. ®ie Käufer bafelbft roaren urfprüngtid) für eine Haus-
haltung berechnet; Öaben unb SSerfftatt im ©rbgefchoß, jroei roohn»
liehe 3immer unb bie ßüdje im erften Stocfroerf unb eine Slnjatjl
Schtafräume auf ber jroeiten, eoentuell auch ber britten ©tage, baS
aßeS jufamtnen hatte einft reiflich genügt für ben äJieifter, feine
Öanülie unb feine ©efeßen. ®aS roar bie (Reget beS SEBohnenS,
fo lange (Bafel eine Stabt oon 10 — 15,000 Sinrooljnern mar. Mein
nun preßte fich beinahe bie breifache Stnjaht Don ßeuten in bie
nur menig oermehrten ©ebüube. ®ie groben f>errenl)äujet erlitten
feine ftärfere (Belüftung, roohl aber bie SBoljnungen bet deinen
8eute. ®a mürben benn in ben oberen Stocfroerfen Kammern unb
(BorratSräume ju Zimmern umgebaut, mürbe eine jroeite ober gar
eine britte ®üd)e eingerichtet, mürben gröbere fünfter auggebrochen,
roaS aßeS baju bienen muhte, bamit ÜRieter, beten $infe nid)t ju
oerachten maren, aufgenommen roerbeti fonnten. §luf biefe SBeife
muh man eS fid) erflären, bah bis auf ben heutigen ®ag bie
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SBohnung?oerhäliniffe in bet inneren ©tabt Dielfach recht bebenfliche
geworben finb; nicht unfere Sotfahren in ben früheren 3ahr=
hunberten trogen bie ©chulb, fonbern bie Serhältniffe, wie fie ficf»
im Saufe ber erften Raffte be? nötigen ^ahrhunbert? geftaltet
haben. 2J?an vergleiche nur etwa ba? SBohnoerjeic^niS, wie e? um
1600 Slnbrea? SR^f jufammengeftellt hat, mit bem „Seiten Stunt*
metnbüchlein" be? SOtagifter? Heinrich SBeiff Don 1834 ober mit
bem fdjönen Hummern* unb Stbreffbud) ber ©tabt SBafel oon 1862,
unb ba? (gejagte roirb feine? weiteren Semeife? mehr bebürfen.
®och biefe SlnfüQung ber beftehenben Käufer mar ein Slu?=
funft?mittel, ba? fe^r halb feine Kraft oerfagen muffte. @3 be*
burfte einet anberen rabifateren Söjung, bamit ba? SBohnen in
Safel ein gejunbe? unb angenehme? werben tonnte. (Sinmat mufften
bie älteren groffen Käufer ber inneren ©tabt, bie noch jum guten
ieil oon oornehmen Seuten bewohnt würben, Don biejen geräumt
unb bem .fjanbmerf unb ©etoerbe überlaffen werben, ffi? ift bie?
ein Sßrojejf, ber nun, mir bürfen wohl fagen, Dollfommen burch--
geführt ift. 3Wit Stecht mag man bebauern, baff babei bie frönen,
alten Käufer furchtbar mitgenommen worben finb, inbem bie ehe*
maligen in gefchmacfoollen Sogen fidj öffnenben ©rbgejchoffe burch
gejchmacflofe ®eoanturen baflhornifiert, inbem bie geräumigen
^jauefluren Unterlagen, bie breiten Ureppen mit ihren S°befien
burch fchwale, leiternähnliche ©liegen eifert, alte gemalte Sapeten,
bunte Defen unb Dessus de porte mit reijenben Sanbfchaften
entfernt mürben. ®? ift wohl überflüffig, Seifpiele anjuführen,
ein ©ang Dom Slumenrain burch ^eterlgaffe unb über ben
Stabeiberg ober ein Süd in einjelne Raufer an ber Sergfeite ber
greienftrajfe bürften genügen, um bie fRichtigfeit be? foeben Sin*
geführten barjutun. ®och wir fragen, wo fiebelten fich bie bi?herigen,
wohlfituierten Sewohner biefet großen ©tabthäufer an? 3unäd)ft
juchte man bie Sorftäbte auf, wo noch ein anfehnliche? un*
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bebautes Herritorium anjutreffen war. Schon im 18. Saljrhunbert
hatte eine fotctje SBanberung, unb jroat nach ©t. 3ohann, fiott*
gefunben, jejät würbe ©t. Sllbatt beoorjugt. SUIein baS reichte
nicht auS; benn eine Slnja^t ganj großer ©arten, beten Sefifeet
butcfyauS feine fßarjellierung münfchten, machten eine ausgiebige,
bauliche Senkung biefeS ©tabtteiteS unmöglich. H)aju fam noch,
bafj neue gabrifen ebenfalls noch innerhalb bet alten Sefcftigungen
errichtet mürben, rooburch roiebetum bie t5froge ber Slrbeitermofj 5
nungen aufgeroorfen mürbe. Schon im 3ahte 1853 bebattierte bie
©emeinniihige ©efeHfrfjaft über biefe Slngelegenljeit, unb im Hejember
biefeS 3ahreS fam fie ju bem ©cf)Iuffe, auf ber ©reite 24 SBohnungen
ju erfteilen „infolge beS in Safel immer mehr h« r oortretenben
Mangels an gefunben unb wohlfeilen SBohnungen für bie unteren
©tänbe.“ Hamit mar ein wichtiger ©chritt getan, unb allgemein
würbe erwartet, bafj nun auch ©rioate, hauptsächlich fjabrifherren,
biejem Seifpiele folgen werben, was auch in mehreren gällen gefchehen ift.
3eboch nicht nur bie Slrbeiter, auch bie gabrifanten unb
ftaufleute, welche an baS SBohnen größere Slnforberungen ju ftellen
immer mehr fich gewöhnten, unb bie houptfächlich auch ben ©enufj
eines ©arten? nicht entbehren wollten, mufften ihr Homijil auffer»
halb ber ©tabt auffchlagen. Hoju famen bie neuen SerfehrSmittel,
bie beiben Sahnhöfe oor ben Horen, bie junehmenbe SluSjöhnung
mit Sajellanb, furjum eine fHeihe Umftänbe, welche einer ©tabt=
ermeiterung auf föoften ber gortififationen gebieterifch riefen. Natürlich
würbe biefer h> ec in allgemeinen Bügen angebeutete ißrojef) nur
langfam geführt unb nahm bis ju feinem legislatorifchen Slbfdhlufj
baS gange fechSte Sahrjeljnt in Slnfprucf). Suchen mir uttS bie
^auptftabien beSfelben an einjelnen Haten unb bejonberS mich»
tigen Hatfachen ju »ergegenmärtigen.
©<hon ju Anfang beS SahrjehntS mehrten fich begreiflicher*
weife bie Saubegehren im fogenannten geftungSrapon, ja eS mürbe
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ton mehreren fpefutatioen ©runbbefißern gerabeju bie Stufhebunj
jeglidjen ©auterboteg in ber Stöße bet ©efeftigungen angetegt.
Someit moflten nun freilich bie ©eßörben nicht gehen, jonbern eg
mürbe noch im Saßre 1854 nur ein ©orfcßlag gemacht, monad)
bie neue SBaulinie nur ^unbert 5uß ton bet Sontre*@gcarpe ent»
fcrnt jein foltte, mag bann auch im fotgenben 3aßre 1855 jum
©efcßtuß erhoben mürbe. Sntevefjant mar bie erfte ©roßratgfißung
biejeg 3aßreg, inbem am 5. gebruar ifkäfibent SBöIfjlin ben SInjug
[teilte, eg jolle ein neucg Stabttor bei ber Slijabethenfcßanje er*
richtet merbeu, bamit für ben gebröngten ©erlebt burch bag Slejcßen*
tor ein anberer Stbftuß gefchaffen rcerbe; im übrigen jei ber Sin*
tragfteller nid)t ber SDteinung, baß unjere $ore unb ©tauern fallen
füllen. Statthalter §eugter=3jelin rootlte noch einen Schritt meiter
gehen, inbem er bie Slnregutig auf eine allgemeinere ©aftg [teilte
unb eine Unieifudiung beantragte barüber, ob unb an melden Orten
neue Sluggänge in ber Stabtmauer anjubringen feien. Slllein ba
trat als SSarner Ratsherr Osmalb auf; et oermahrte [ich gegen
ein mutroitfigeS gerftören ton ©tauern unb ©räben; eine ©renj*
[tabt lönne leicht bei Slufläufen in ber Stacßbarfchaft in ben galt
tommen, fotdjer ju bebürfen. Smnterßin mürbe ber Slnjug bem
Steinen State jur ©egutaißtung übermiefen, jeboch) bei ber Beratung
im ©rofeen State bahingeftellt, big bie ©ahnhoffrage entjeßieben
fein mürbe.
2>aß iibrigeng auf biefe geftunglmerfe fein aflgugro^eS ®e*
reicht mehr gelegt merben burfte, geht Schon baraug hertor, baß
im fiaufe beg Saßreg 1855 ein Seil ber Stabtmauer in ben fo*
genannten Schinbgraben fiel, unb baß man um biefelbe geit fein
©ebenfen trug, ben Stabtgraben jroijchen bem nun abgetragenen
Staraboflroerf unb bem Stiehentor aufjufüüen. Slud) beim Spaten tot
mußten größere Steparaturen an ber Stabtmauer torgenommen
merben. £aß nun aber bie ©reigniffe beg 3aßreg 1856, alg in*
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folge be8 Sfteuenburger ftonflilteS friegetijdje ©erroidlungen in 3Iu8=
ficht ftnnben, unb unter ber Seitung be8 Dberften Selarageaj auf
SleinbaSler ®ebiet gelbfchanjen fid) erhoben unb eine ©djiffbrüde
am ^»arjgraben erfteflt würbe, nid)t baju angetan waren, um bie
2uft ber Bürger, if)te QfeftungSwerfe ju fcfjleifen, ju oerme^ren, ift
felbftöerftänblicf). Sind) im fotgenben 3al)t 1857 bemühte fid) ba8
©aufotlegium, bie gortififationen in gutem ©tanbe ju ermatten.
Utur eine Sonjeffion würbe gemalt, bie barin beftanb, baff bie
burd) bie eibgenöffifcfien ©enietruppen angcbracfjte ©faueröffnung
beim 2Baifenhau8 an ber fogenannten ©aar, auf Stnfucfjen ber
fR^einfä^renßefetlfr^aft unb einiger ©utSbefifser an ber ©renjadjer»
ftrajje unter betn Flamen be8 ©reufjentörleinS al8 ©tabteingang
jweiten 3Jange8 erhalten blieb.
2)o<f) nidit mefjr lange war an bem gortbeftanb ber fjorti*
fifationen feftguftalten ; ju »iele Petitionen liefen ein, welche halb
ba, halb bort ein Surd)bred)eu ber ©tabtmauer ober ein 2tuffüHen
be8 ©tabtgraben8 »erlangten. Unter folchen Umftänben tauchte in
bem kleinen SRate ber ©ebante einer fogenannten Dttroimauer auf,
welche, .bei ber SRünbung ber ©ir8 beginnenb, fid) bi« gum ©eigt)*
fdjeit @ut erftredt, bann ber ©aljnlinie bi8 jum 2Jfild)t)äu8lein ge-
folgt wäre, um oon ba gum ©t. Sofjanntor ^tnunterjufteigen.
Sie Äoften einer folgen ©iauer würben auf 1,200,000 granfen
beredinet, ©lüdlidjerweife gab man biefer Anregung teine weitere
$olge, fonbern bie fflel)brben begnügten fid) mit einer 5lngal)l oon
weniger umfangreichen unb foftfpieligen Slenberungen gu ©unften
eine8 erleichterten ©erfel)r8, beren notwenbige t^olge bann allerbing8
bie ©efeitigung bet fJeftungSwerfe fein muffte. Sabei ift nicht gu
»erhehlen, baß auch Sanbfpelulationen, welche nur bei Deffnutig ber
©tabt möglich waren, mit in8 ©emicht fielen, unb baff bei biefen
©pefulationen gum Seil }et>r angefeljene ©erfönlichteiten mittelbar
ober unmittelbar beteiligt waren. SRod) würbe im ©ermaltung?*
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becicfjt non 1858 baS Slefdjentor als ein ^iftocifc^ interefjanter
$urm bejcidjnet, beffen Söeibe^altung jo erroünfdjt jei, baß man
fidj mit einem ptoDijorifdjen ©eitenauSgang unb Sluffüüung beS
©rabenS begnügen foHe. 3 U gleitet $eit würbe auch am SluS*
gang ber bamaligen ÜJtiffionSgaffe, bet jeßigen BeonbarbSftraße, bie
©tabtmauer burtbbrodjen unb ber ©raben überbrücft. 9tocb toicf)*
tiger aber mar ber Umjtanb, baff nun infolge ber S3abnbofbauten
bie SluffüHung be§ ganzen ©tabtgrabenS jroijcfien Slefdjen* unb
©teinentor, foroie bie ©ejeitigung bes SlejdjenbolIwertS bejdjlofjen
rourbe. Sludj bie £atjacbe, baff Don ©nbe 3Kai bis ÜÜtitte S5e-
jember 1858 nidjt meniger als 82 Saubegetjren eintiefen, roeldje
bas ©efeftigungSterrain betrafen, mar Don nicht ju unterjdjäßenber
SBicfjtigfeit. 3«r S3ejcbleunigung einet roeitgebenben 33ejcblußfaffung
trug roobl aud) baS irrige bie im 3abte 1857 angeregte unb
1858 burdjgefübrte SJetfafjungSreoifion bei, infolge baoon ber ^et=
fonalbeftanb joroobl be$ kleinen als beS ©rofjen States mand)e
Slenberung erlitt. ©arafin rourbe als ©ürgermeifter beftätigt
unb an ©teile beS jurüdtretenben 3. 3. S3urcf(jarbt'9tt)ljiner 9iatS=
berr 3- 3- ©teblin^agenbad) jurn groeiten ©ürgernteifter erroäblt.
$aS ^räfibium bes ©auloflegiumS übernahm StatSberr Äarl
©arafin, bie übrigen ÜJtitglieber roaten 3- 3- S3urdbarbt=9tpb> ner <
B. 93urdt^acbt*©d^rrcfet, ^JJrofeffor Stub. Sfteüan, Slrdjiteft SRiggen*
bacb, §■ 9Rerian»3}onberä)tüblt, B. 51. SSurcf^arbt, J. U. D., Oberft
SB. ©eigg unb Sircbiteft ©teblimSurdbarbt. Statsberr SJtinber,
welcher feit 1833 ber 33ebörbe Dorgeftanben roat, unb ficb nun mit
bem ©tattbalteramt begnügen fotlte, Derbat ficb bieje @b re -
SS läßt fidj nidjt leugnen, bafj burdj biefe SSerjcbiebungen
neues Beben in bie baulidje Gsntwidlung unferet ©tabt gefommen
ift, bafj bwiptfäcblidj für bie gewaltigen neuen Slufgaben, bie nun
einmal unabweisbar waren, jüngere, unternebmungSluftige Beute
nötig waren, unb bet ©rfolg bat biefe SJeränbetungen mehr als
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gerechtfertigt. ®amit fofleti bie 2$erbienfte ber früheren ©eneration,
etne§ ^Ratsherrn SJiinbcr unb eine« 2lmabeu8 ÜDierian, nict)t im
minbeften in Qrrage gefteüt fein; bie SBetreffenben hoben in beu
fchroierigften 3 e > tcn bem Staat bie treueften 3)ienfte geleiftet, unb
beibe finb auch Scanner getreten, metdje für bie Sebürfniffe ber
3eit ein grofjeS SBerftänbniS an btn lag gelegt hoben. Mein
bie 2lufgabe rourbe ju grofj, unb fchon oor bem SBechfcl im 23au=
tollegium mürbe neben bem öauinfpeftor noch ein befonberer Se*
amtet in bet tßerjon beS Ingenieurs £>artmann bon St. ©allen
angeftellt. 2lmabeu8 2J?erian erjählt in feinen SOiemoiren bie ©e»
fchichte folgenbetma|en: „(SineS £ageä tarn §err ^Ratsherr Stehlin
als ißijepräfibent beS SSaüfolIegiumS ju mir auf baS 23aubureau,
um bie in Slrbeit befinbliche ®ifpofition ber Umgebung beS 2lefchen=
torS ju befidjtigen; als er biefelbe angefeljen, fagte er: bicS ift
feine architeftonifche Söjung; miffen Sie roaS, bie Quartiere unb
bie Strafjenanlagen um bie grofje Stabt iiberlaffen Sie mir, bie»
jenigen ber tleinen Stabt überlaffe ich 3hnen." 93alb aber jeigte
eS fiel), baff eine befonbere Äraft für bie Söfung biefer geroaltigen
Arbeit nötig mar, unb fo befchlofj ber kleine 9lat bie Stnfteflung
Startmanns, ber ttorher ÄantonSingenieur in St. ©allen geroejen
toar. 2113 23urenu mürbe für ihn ber $unftfaal ju ©eiten ge»
mietet, mährenb bem Sauinfpeltor ber bisherige StabtratSfaal im
IRatljauS (jefct 9iegierungSratSfaal) jugeroiefen rourbe.
23on ber größten SBidjtigfeit für bie ©ntroicflung ber Stabt
mar baS am 27. 3uni 1859 erlaffene ©efefc über ©rmeiterung ber
Stabt, beffen § 4 folgenbermafjen lautet: „3u f?erftellung ange*
meffener Söerbinbungett jroifchen ben äußeren neuen Quartieren unb
ber inneren Stabt burch Strafen unb öffentliche ^ßläfee ift ber
kleine SRat ermächtigt, ba roo eS baS 23ebürfniS erheifcht unb bie
SBerhältniffe eS paffenb erfdjeinen laffen, bie Stabtgräben je nach
feinem ffirmeffen auSjufüHen unb neue Stabteingänge h^joftellen,
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autf) bie bisherigen ©tabtmauem nebft baran liegenben ©thansett
ganj ober teilroeife ju befeitigen." ?lu8brüiflich ausgenommen non
biefer ©rmächtigung mürben bie erft öor 15 Sauren erbauten ©e*
feftigungett beim franjöfifdjen ©ahnljof, ber höbe SB all, bie ©a=
ftionen ju ©t. Seonharb unb bei ©t. ©lifabetljen , fomie bie
©t. SUbanfdianje.
Slm 29. üluguft 1859 tarn baS ©ejeß juftanbe „über Slnlage
unb S'orreftion oon Straßen unb über baS ©auen an benfelben,“
rooburd) bie rechtliche ©runblage für bie nun beginnenbe, ungeahnte
Srmeiterung ber ©tabt gegeben mar. 3 u Qt e i c h tourbe auch rin ©e=
bauungSplan beS ju erjdjließenben ©ebieteS borgelegt. Sofort mürbe
noch im Qahre 1859 eine ganje ©eihe non ftorreftionen in 9ln*
griff genommen, meldje jum großen 2 eit mit bem ©au be§ neuen
©ahnßofeS in ©erbinbung ftanben, auch mußte nach bet JonjeffionS*
gemäßen ©eftimmutig mehr als eine neue ©traße burch bie ©cntral*
bahngefetlfdhaft auSgeführt merben. ©o mürbe bie ©üterftraße an=
gelegt unb baS bisher unbebeutenbe fRauengäßdjen, ein fchmater
gelbroeg, oerbreitert.
5m fotgenben 5ahre erfolgte bie ftorreftion ber SWüncben*
fteinerftrafee, fomie biejeuige beS Ä'lingelbergeS unb ber SRittleren
Straße, ferner oerurfachten ben ©aubehörben tuet Slrbeit bie ©er*
hanblungen betreffenb bie Srfteflung ber Straßen jmifcßen bem
©lifabethenauSgang unb bem ©t. Sltbantor, fomie bie Oeffnung ber
©tabt bei ber „£pß."
35ie 2lu3führung biefer ißläne unb bie großen Umbauten unb
Einlagen erfolgten erft in ben folgenben 3ahren. 1861 fiel ba$
Slefchentor bem geitgeift jum Opfer, unb halb oerfdjmanb ein ©tüd
ber alten ©efeftigungen, reelle 500 5oh re lang bie ©tabt ge=
f«hirmt hatten, nach bem anberen. fiuft unb Sicht lamen ju ihrem
boflen ©echte, unb ein ©ürtel reijenber ißarfanlagen legte fuh um
baS alte SEöeichbilb, alles ®inge, meldje in erfter £inie bem uner*
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fdiütterlichen, {djopferijdjeii ©eifte Sari ©orafing ju oerbanfen finb.
SBo^l hätte man gerne ba utib bort, roo feine Serfef)r?intereffen
auf bem Spiele ftanben, Diefleidjt etroa? mehr Sd)onung ber alten
Sauroerfe geroünfd)t, hätte gerne ber folgenben Generation neben
ben brei loten auch nod) ein Stuftet ber alten lürme, ©räben,
Stauern unb Sdjanjen gerettet. Sluf folche ^iftorifdj-antiquarifcfje
Liebhabereien ging aflerbing? ba? bamalige Saufollegium nicht ein ;
allein ba?, roa? an Stelle ber alten 333erfe gefefet tourbe, ift fo
fchr gelungen, baff e? auf alle 3 e *teu ber Stolj nnb bie 3»erbe
unferet Stabt fein roirb.
SJrängte, roie gezeigt morben ift, alles bahin, baff bie Se»
feftigungcn fallen unb ba? oor benfelben liegettbe Serrain not»
roenbigerroeife jum Sau non SBohnhäufern oertoenbet io erben
mu|te, fo mürbe bafür mit Sorreftionen innethalb be? alten SBeich»
bilbe? eher langfamen Schritte? oorgegangeit. Stau fcfieute bie-
Soften, roelche allenthalben ber Umbau einer alten Stabt Der»
urfacht, unb in ben Sehörben gab e? ftet? bei jeber größeren Slu?--
gabe eine Slnjahl Leute, roelche ben finanziellen Stuin üor Singen
fahen; fo roar, um nur ein Seifpiel ju ermähnen, bie Mahnung
jum Sparen be? „Ceteram censeo“ be? Deputaten ©erman La»
Stoche, roelcher aud) bei ben notroenbigften Slu?gaben feinen Slbfdjeu
oor bem ®elbau?geben nicht ju unterbrüden oermochte.
Sdjon im Serlauf ber bisherigen $)arfteflung finb einige
Heinere Slenberungen unb Setbefferungen, bie in bet alten Stabt
Dorgenommen rourben, ermähnt morben. Schauen mir, roa? fonft
etroa noch gefcheljen ift.
3m 3ah re 1852 foftete ber geroöhnliche Unterhalt bet Straffen
in ber Stabt gr. 3855. 03, bie Sn>menaben in ber Stabt mit
(Sinfchlujj ber Sahnhofanlage ju St. 3ohann unb be? St. 3afob?^
benfmale? Deraitlajjten eine Slu?gabe Don 5 r - 1912. 04. ©ine
größere Slu?gabe (fjfr. 15,854) üerurfad)te bie gänglidje Umpfläftc»
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tung be8 SWünfterplaheS unb eine? Seils beS ©cfjlüf jelbergS ; auch
im ©t. StappoltSbof, ober, wie man ju jagen pflegte, im Siumpel
mu&te mit einer neuen Ißfläfterung begonnen werben. 2)urch ben
Santon erfolgte bie Sorreftion beS SteinentorbergeS ; „eS gelang,
benfelben auf eine Steigung öon 7 7* % SU rebujieren, ohne ba*
burct) bie ©erteibigungSfähigfeit jener ©eite alljufehr ju beeinträch-
tigen. " Stuf Stagen einer Stnjahl ©ewoljner ber SSeifjen ©affe,
welche unter ben Unannehmlichkeit ber bortigen neuen ©djoot ju
teiben hotte, tonnte nur injoroeit eingetreten werben, als ber ©cfjoot
«in größeres Quantum Slbwaffer oom ©pitalfprungbrunnen jur
Abführung bet Unreinlichfeiten jugeteilt würbe. Sßer fief) noch ber
nicht feht einfabenben ©eruchsoerhältniffe, wie fie lange noch an
ber Sßeifjen ©affe beftanben hoben, erinnert, ber wirb ben Slagen
ber Anwohner ihre ^Berechtigung wohl taum abfptechen wollen.
©ine entfehieben bebeutenbere Sorreftion würbe im Söhre 1853
junächft in bem ©tabtrat erwogen, eS ift bieS bie ©rmeiterung ber
untern greienftrafje, woju houptfächlid) ber Umbau beS alten Sauf*
häufet jur ißoft ©eranlaffung gegeben hotte. ®er ©tabtrat taufte
oorforglid) bie brei ßiegetijchaften jur Harmonie, jum ©lefanten
unb jur fchmalen ©onue unb trat mit ben getreu ©hriftoph Surcf*
harbt, Smhoff'goltner, granj Sofeph Üfteper unb ©hriftion Sitfch
in Unterhanblung. Slucf) bie Ueberroölbung beS ©irfigS würbe in
^Beratung gezogen, jeboef) jchliefslich abgelehnt. @S fragte fiel) nun,
mie bie betreffenben ©efifjer entfdjabigt werben foHtett. „ÜDiejelben
wünfdjten biefe 3rage baburch gelöst ju fehen, baß ihnen für ben
^ur ©traße absutretenben Staum ber gleiche Staunt in bet ©reite
^uerfannt werbe, nebft einer angenteffenen ©elbentfrfjäbigung für bie
©autoften. 2)ic ftäbtifhen öehörben ertlärten fief» bamit einoer*
ftanben. Stuf biefe SBeife würbe bie Streife, an welcher bisher acht
Käufer geftanben hatten, oon benen nun eines, wie früher bemerft,
3 ur s 4Soft gefchlagen würbe, fünf Steubauten aufgeführt (greieftrafje
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2 — 10), ittbem bie Saupläfee bet üier ermahnten ©gentiimer bet*
brcitcrt würben, wobei bann noch ein fünfter, bie jefeige ©eorg’jche
Sucfehanblung, übrig blieb. 2luch mit §errn ©eorg Kiefer, bet
bamatä fein ©efc^äft im §auje jut Saute (Süiarftplafe 7) betrieb,
gab e§ einige Slnftänbe wegen jmeier ©iebellitfeter. immerhin fanb
fcfeliefelich mit allen Sntereffenten eine ©nigung auf frieblichem
SBege ftatt; bie @ntfcf)äbigung8jumme betrug fjr. 137,827, woran
ber Kanton laut Sefchlufe öont 15. Sonuar 1855 gr. 50,000
beifteueite. 3)en an ba8 neue Softgebäube anftofeenben Sauplafe
mit einem fjläcbentaum oon 180 m* erfteigerte 9t(ejanber SBiftor
^ßfanber jum greife oon ffr. 39,536, jo bafe aljo ber Cuabrat*
metcr auf $r. 220 ju ftefeen !am. SSelcfee SBertfteigerung haben
bet ®runb unb ©oben an jener Sage in ben lefeten fünfzig Sagten
erhalten !
?ticht um eine ©trafeenforreftion, fonbern um bie Anlage einer
ganj neuen ©trafee oon 24 gufe »Breite hanbelte e8 fich, al8 ber
Söürgcrfpital bie Slrmenherberge oerfaufte, jenen hif^’jch benf=
würbigen £mf ber ÜDiöncfee oon Sanb8fron, in welchem 1305 König
Sllbrecht butch ben Sifchof Ctto oon ©ranbfon beinahe ermorbet
worben wäre, unb ber im 3al)te 1421 oon Sunfer Konrab jem
Raufet auf ewige feiten für bequemere Seherbergung bet frembeit
burcfereifenben Slrmen, Pilger unb Sertriebeneti mit bem ganjen 3n*
oentar oergabt worben war. 3m 3aljre 1844 erfolgte bie Ueber*
gäbe be8 Vermögen? ber Slrmenherberge an ben Spital unb neun
3af)re fpäter auch bie räumliche Serfchnieljung burcf) ben Ser*
fauf be8 @ebäube8. Salb würben bie alten ©ebäube bem ©b*
hoben gleich gemacht unb an bie frühere Snftitution erinnerte
au feer jwei Setteloögten, welche noch mehrere 3at)re ihr ®afein
frifteten, ber SRarne ber neuen ,'perberggajje 0Dfeper*U7erian, S)ie
Slrmenherberge in Safel, ©eiträge jur oaterlänbifchen ©efcfeichte,
Sb. VI, ©. 209 ff.).
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£eutjutage werben nicfjt mit Unredjt bie Serljältniffe an ber
Einmiinbung ber untern ©erbergnffe gegen ben URarft als unhaltbar
bejeidjnet; allein bamalS iin 3ahre 1854 glaubte ber ©tabtrat
geniigenb geforgt ju hoben, wenn er bem Sefifcer beS £aufeS jum
■SEleienecf „behufs Erweiterung beS Eingangs in bie 9tinbermarlt=
ftrajje für einen gebrodenen Ecf an feiner Sieubaute unb gänzliche
Entfernung eine§ SfellereingangS auf bem Srottoir" gfr. 1500 $u*
fprad»-
Als eine SerfehrSerleidterung mufj auct) bie ju Anfang 9io=
»entberS cröffuete fR^einfä^re am fparjgraben angefeben werben.
Sie Sünftlergefefljdaft erhielt eon ber Regierung bie bieSbejiiglide
Äonjeffion fowie einen ©taatsbeitrag oon 5 r - 1000. 91ud) für eine
Uätjre beim Sotentanj würbe ber genannten ©ejetlfdaft baS $ßrio=
ritätSredt gewahrt. Sie Regierung modte antiebmen, baff burd
biefe Qrähren bie Erfüllung beS SEBunjdeS nad Erbauung einer
^weiten Sl^einbrütle nod ouf längere 3 e *f ^inau§gefdobeu werben
fönne, was benn aud mirflid ber goll gewefen ift, mährenb anber=
feitS aus bem (Srtrag ber gälten ein Kapital fid angefantmelt
bat, bem bie Erbauung ber Äunfthafle jum guten Seil ^u t>er=
banlen ift.
3mm er mehr madte fid bei ben junebmenben Seränberungen
unb bet beftänbigen AuSbeljnung ber ©tabt ber Mangel eines ©tabt*
planes unb allgemeiner Sorfdriften für größere Sauanlagcn oor
ben Soren geltenb. 3n Sejug auf Siidtung unb Sreite ber
©trafjen, über bie Stellung unb Art ber Sauten, in Sejug auf
©täfle, Saugruben u. f. w. beftanben feine gefefcliden Seftimmungen,
webet für baS Sauen innerhalb nod außerhalb ber ©tabt. Son
einem allgemeinen ©tabtplan mar aflerbingS fdon lange bie Siebe ;
ullein bie Ausführung mar an ber ©röjje ber Äoften gefdeitert.
SBoht beftanb eine Serorbnung oom 3. Seiender 1846, wonad
jeber, ber im ©tabtbann bauen wollte, gehalten mar, bem ißrä*
D igitizeä by tiöu^TP
255
fibenten beS bctreffenben „©ejrfjeibä'' Anjeige ju matten, liefet
foCIte fid) bann mit bem Sßrüftbenten bet 2anb* unb SBalbinfpef»
tion inS (Sinoernehmen jefeen wegen bet ju erteilenben ^Bewilligung.
Am 21. ÜRätj 1855 mürbe beft^Ioffen, eS jotl allenthalben, wo
tticbt fofort ohne Auftanb bie ^Bewilligung jurn Sau erteilt werben
fonnte, ber ©tabtrat benachrichtigt werben, bamit er fich über bie
$uläffigteit einer folchen Saute auSfprechen unb namentlich ba, wo
•eS fid? um ein neues Quartier hanble, ben ©egenftanb begutachten
unb allfällig bem betreffenben Sartitutarcn, welcher bauen will, bie
geeigneten ^Bewertungen in feinem unb im allgemeinen Sntereffe
^ugehen taffen tonne. .gugleicb fefete fich bie Sehörbe mit bem
©eometer SRubolf fyalfner bem fpäteren Sorfteher beS Saubepar=
tementS in Serbinbung wegen Srftellung eines ©tabtplaneS. 9J?an
•einigte fich auf bie $lauaufnat)men ber Umgebungen ber großen
©tabt öon ben alten ©tabtgräben auS; bis ju 6nbe 1856 war
bie Ausführung bis an bie jwei lebten 93lätter oollenbet. Allein
mit biefer nur bie Sorftäbte unb baS außerhalb ber ©tabtmauern
gelegene ©ebiet untfaffcnben ißlanaufnahme mar uod) nicht allen
oorhanbenen Anfprücben ©einige geleiftet, man mufete einen ooü=
ftänbigen regelrechten ©tabtplan haben, unb bieje Stufgabe nahm
nun bie ^Regierung an bie |)anb, inbem fie ben ©eometer Söffel
mit beten Ausfertigung betraute. Sei bem ©rohen SRat mürbe
um einen Ärebit oon 3fr. 18,000 nachgefucht, unb bie ftäbtifchen
Sehörben oerfptachen, biefeS eerbantenSmerte unb wichtige SEßert
nad) Sräften ju förbern. @o entftanb jener große jchöne ©tabt=
plan, welcher bie ©runblage für alle fpätern ähnlichen Unternehmen
bilbet.
2Rit ben ©traßentorreftionen ging'S unterbeffen in {ehr ge=
meffenem Xempo oormärts, unb nur allju oft waren es bie grofeen
Ausgaben, welche bie ©tabtoäter oon Unternehmungen abjchredten,
bcren 3 tt,e< Jmäfeigfeit oolltommen tlar oor Augen lag.
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256
@o mar fcfjon {eit Starren bie 9?ebe oon einet Storreftion bes
SlumentainS mit Qtntfernung be8 8t. 3of»annfchtoibbogen8 unb
Söerminberung bet ftarfen Steigung. Sie bebeutenben Schmierig»
feiten unb bie unoerhältniSmäftigen Sfoften fetten aber ben Stabt»
rot oon bet Ausführung bet bieäbejüglit^en s fMäne ab, unb im
Sa^re 1856 begnügte man fid) mit einer einfachen Umpftafterung.
bet Strafe, unb mit bet Anlage eines beibfeitigen f>of)en SrottoirS,
beffen leftte Seite erft in biefetn Sah« entfernt motben finb. @ben»
falls an einet Steße, roo t)eute roiebet meitgehenbe Umgeftaltungen
oorgenommen werben, fanb 1858 eine nic^t unbebeutenbe Äorreftion
ftatt, nämlich hinter bet 9fümetin8müf)Ie unb an bet Stuttetgafje,
bem heutigen SDtünjgäfttein. Sie gabrbaßn muftte oerbreitert roer»
ben, ju welchem ©effufe bet bis baf)in offen ftieftenbe ßtümetinbact)
mit gledtingen übet eifernen öalfen bis jur Suttelgaftbrücfe bei
bem alten ßKünjgebäube überbetft mürbe, roa8 aßeS eine Ausgabe
oon gr. 10,559. 83 oeranlaftte.
3m Sah« 1859 ging baS gefamte ftäbtifdje ©auroefen mit
Ausnahme beS ©runnroefens an ben Staat über, unb fofort machte
fi<h aucf) eine gefteigerte Sätigfeit in ©ejug auf StraBenforreftionen
in bet inneren Stabt gettenb. 3n biefem 3a^re mürbe bie Äor=
reftion beS rechten fHEjeinufetS burcß Auffteßung eines Sd)uftgetän*
ber8 ooßenbet, mürbe bie Schlußrechnung über bie nunmehr ooßenbete
Umbauung ber ©heinbrücfe mit 247,792 granfen Ausgaben ab'
gelegt, unb für bie Storreftion ber St. (Slijabethenoorftabt unb bie
Anlage oon neuen Straften im üuartier ber ehemaligen Spital»
fcheune ein Ärebit oon 130,000 granfen eröffnet. ©on biefer
Summe mürbe ein anfeljnlichet Seit für ben Stlofterberg oerroenbet.
Sie projezierte Straftenanlage bei ber Spitalfcheune mar afletbingS
eine Spefulation beS SöürgerfpitalS, burch welche jeboch laut 93e=
rieht für 1859 für bie Stabt eine Anjaht angenehmer ©aupläfcr
an freier unb guter Sage gewonnen mürbe.
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257
Sine neue Slbfahrt gegen ben ÜHfjein Beim Seibenljof foKie
burcf) eine SrebitberoiÜigung non 11,000 granfen erfteKt werben,
bamit bejroedten bie ©aubelförben einmal eine bequemere 3 u f Q ^ rt
511 m SK^eitt in ©ranbfällen, unb sroeiteng rourbe bnburd) bie Sin»
läge eineg SRljeinroegeg längg ber <St. gohannoorftabt ermöglicht.
Sbenfallg im Saljre 1859 mürbe auch bie anlä&lid) beg Um»
baueä beg Slntiftitiumg fd)on ermähnte ©trafeenforreftion hinter bem
fünfter befdjloffen unb begonnen. Sin l)ihf)ft bebauerlidjer Un»
gtürfgfall hatte beroiefen, bafi bieje notroenbige ©trafjenoerbreiterung
öurebaug geboten mar. $)amalg erroarb bie Regierung aud) ben
neben bem „‘Celpljin“ gelegenen 25iegbacf)er ,'pof, burcf) beffen Snt»
fernung bie ©erbefferung ber bortigen Sommunifation jeljt gefbrbert
rourbe.
9iur ermähnen mosten roir nod), bajj man fief) ju gleicher
3 eit »ielfacf) mit einer neuen ©ttafjenhfläfterung befchäftigte ; babei
ergab fich, bafc bag bisher hier berroenbete SDiaterial, bie s JJ^cin»
fiejel, bag oorjüglichfte unb jugleich bag am roenigften foftfpielige
fei, bag baffer eine ©erbefferung lebiglid) in bet forgfältigeren ©e=
hanblung unb 3 UI üftung begfelbeit unb in einer rationelleren ©e»
banblung beg ©trajjenbaueg ju fudjen fei.
2>ie Sorreftionen unb neuen ©trafjenanlageu in ber Umgebung
beg ©ahnljofeg nahmen ihren erfreulichen gottgang, unb mit grofjer
©efriebigung fah man, baff bie Gentralbahn burcf) Srftellung eineg
nicht nur groeef mäßigen, fonbern auch fchönen ©ahnhofeg bag
3 hnge P än« gelungenen Sluggeftaltung beg neuen Cuartierg bei»
tragen rooftte. ®aju tarn ber ©au beg mächtigen, bag ©irfigtat
iibcrbrücfenben ©iabufteg.
Seinen fo erfreulichen gortgang nahm ber 9Jeubau beg babi»
fchen ©ahnhofeg, ittbem bie ©roffherjoglid) ©abifche ^Regierung fid)
burd) bie Srieggrüftungen im gahre 1859 oeranlafjt fah, alle nicht
unumgänglich nötigen Sifenbahnbauten fiftieren 511 laffen. ®ie
■SaMcr Jolltburq 1903. 17
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— 258 —
S3a3lcr Negierung erhob wegen biefer Nerjögerung Ginfprache unb
hatte menigften« ben Srfolg, baff bie SrnibamentierungSarbeiten für
beit babifefjen öahnhof noch in betn genannten 3ahre in Slngrifr
genommen mürben.
$>a3 Sohr 1860 bradfjte bie Sorreftion ber Glifabethenftrah«
unb be3 ftlofterbergeä ju Gnbe. Sluch mürbe in Nerbinbung mit
biejen Unternehmungen bie SBaftionftrahe, bie bann fpäter ben
Manien Nktlftrahe erhielt, crfteflt. Ginige Heinere Arbeiten am
Sohlenberg, hinter ber Nümelin3mühle, an ber oberen Nheingaffe
bei ber fogenannten SWeercnge unb nnbere? mehr mögen neben ber
Sortierung ber früher fdjon ermähnten unb begonnenen Sorreftionen
nur angebeutet fein. Son oiel größerer Sebentung aber mar, bah
am 7. SDiai 1860 bie Negierung mit ber franjofifchen Oftbahn
einen Vertrag abfchloh, roonach biefe ihren Söahnhof ju ©t. Johann
aufgeben foflie, um in ben neuen Gentratbahnhof einjujiehen. Slm
15. Suui mürbe bie 5Serbinbung?bahtt nadh erfolgter SoKaubation
bem Serfehr übergeben, ©o ftanb nun nicf)t3 mehr im SBege,
bah fich bie ©tabt ungehinbert jmifchen ben ©tabtgriiben unb ben
neuen öahnlinien auSbehnen tonnte. 2>antat3 mürbe bet ftei=
nerne Ning, melcher bie ©tabt währenb fünf ^ahrhunberten um=
fchloffen hotte, gefprengt. ffüohl niemanb ahnte, bah f<hon nach
oierjig Sabrcn ber neue ©ihienenftrang als eijerner Ning empfunben
merbe, unb bah bie 93efeitigung beSfelben ebenjo fehr Seben?fragc
für bie ©tabt Söafel fein merbe, mie e8 ju unferer Näter 3eit baa
Nieberlegen ber Seftung?roerte geroefen ift. liefen Gntroicflunga*
gang ju frfjilbern, fotl bie Stufgabe beS nächften Sahrbuche? fein.
" ’ - 1 " 1
^ a$ tafttortfcBe ^cBcn in 1§afcf
vom 1 ftovcmk’r IdOl In? ^itm 31 4>ftfokr 1002.
6iit vHiidU’fid'; tilicr Sljailer, ?flii[i(i tinö tüffteniK >'iimll.
Don
2llt>. (Segler, (£. Cb. VTarhccs unö 21. Visfc^cr«van (ßaasbeeft.
*
A. Iheater.
1 . Sdjaufpiel.
^)ie Saijon 1901 1902 ftanb roieberum unter ber tecfjnifc^cn
unb fünftlerifchen Seitung be§ £>errn £ireftor Seo äRelifc, unb
e§ ift unter ihm Diel ©uteä geleiftet worben, troßbem ba3 £h eotcv
mit ftnanjietlen Schmierigfeiten ju feimpfen hotte. ®o3 flaffi)<f)c
^Repertoire, ba3 erfahrungsgemäß nicht bie heften (Sinnafimen bringt,
mürbe nicht öerfiirjt; es finb barin 3 . 23. „SBallenftcin," „Smilia
©alotti" unb „®ie 3 iibin Don £olebo" ( ©riflparjer) gegeben
morben. 2?on ÜRooitäten famen Otto ©rieb £>artleben» „fRojen
montag“ unb beS in 23afcl unfähigen dichter? ^»ermann Stege»
mann fcbmeijerifcbeS Sdjoufpiel „IRifolauS Don gliic" jur £nr*
ftellung; baS letztgenannte Stiicf fanb fo Dielen 23eifall, bah es
fecfjSmal Dor Dollem Jpauje roieberholt werben mußte. Sobanti ift
$enrif SbjcnS „fRoSmerSbolm" am 6. gebruar jutu erftenmal
in 23a}el in Scene gegangen. 9lucf) Otto SubmigS üuftfpiel
„§an§ fyrei" unb ßalberonS ftomöbie „ 3 n>ei ßifen im Jeuer“
mürben bem 93a§ler ißitblifum jum erftenmal bargeboten, ©rötere
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— 2150 —
©aftipiefe gab eg jroei. 3uerft, nod) im -JloDember, jaben mit
jpecru Dtto ISppcng, unjereit ÜKitbiirger unb Dom Seftfpiel b«t
aflgeliebten ^Kegiffeur, als „Stönigglieutenant" (©ußtoro), alä „9ticf)ter
ddii 3alantea“ iSalberon), alg äöilbelin $efl unb alg SEBcItcr in
31njengruberg „.fpanb unb $erj." 2)ann !am im Februar bie in
Safel feit ihrem oorjä^rigen ©aftfpiel äufjerft beliebt geworbene
Fräulein 3tene Iriefd) aug 33er(in unb fpielte ,,'Jiora" (3bjen ,
Santujja (in „Cavalleria lnsücana“ oon SJerga), (S^riftitte in
91rtbur Sd)nifo(erg „Eiebelei" unb SJiagba itt Subermanng „,f)eimat.“
@in weniger roidjtigeg, aber um fo luftigereg ©aftfpiel batten frfjon
im S)ejember bie Jegernjeer '-Bauern abjoloiert; fie batten bie
beliebten SBolfgftiirfe „Sllmenraufd) unb Sbelroeifj," „ s }Srojef3bangl,“
„25er ®orfbaber,“ „ 25er 5perrgottgjpieler Don Slmmergau“ unb
„25ie 3i»ibntDuri , n M gefpielt, alleg mit bebeutenbent ©rfolg. 3nt
3anuar gab eg etroag @£otijd)eg, eilt ©aftfpiel beg japanifcben
Ibeaterg ber Saba 9)acco: eine ber intereffanteften Darbietungen,
bie unfer Skater je gefe^en bat. 9lud) franjöfifcbc Iruppen lehrten
bei ung ein, im ^ejember |»err 33a re t, im 3anttar |>err (Xo =
quelin j ne ; ber festere fpielte üJloliöreg „©ourgeoig ®eutil=
bornrne." Grrroäbnung nerbietten auch bie öon ber Ibfatertommif-
fion neu eingefübrten 33 olfgoorftellungen flaffif^et Stüde; fie
fanben au Samgtag 3lbenben ju billigen greifen ftatt.
2)ie neue Saifon begann im September 1902. Sie brachte
junäcbft einige ^muptänberungen im fßerfonal. 2)ie Herren gelb«
baug, 25t)fing unb ©runbmann finb in ben Jäcbern beg erften
gelben, beg jugenblicben Siebbaberg utib beg Somifetg burrf) bie
getreu 9iütbling, Sunbbeim unb 9iubtifd) erfefet roorben.
ohne baß allerbingg ber ©rfafc oöflig befriebigte. 3m 3adje ber
fentimentalen fiiebboberin b' n 9 e 9 en fcfjeint in gräuleiu S. Saum
unfere 33übne eine gute 3lcquifitiou gemadjt ju haben. 5pert>or=
ragenbe ÜDiitglteber beg (Snfetnbleg finb fjrau äBagner (erfte £ieb=
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201
tmbcrin), £>err |)agen (CSfjarafter^ieler), fperr Schmibtfjoff
(SSäter) unb grau goche (©fütier).
®g barf hier nicht unerwähnt bleiben, bajj bie ©aijon 1902
big 1903 infofern unter günftigeu Slujpijien eröffnet roorben ift,
atg mit ©eroäbrung einer jä^rlidien Suboentiongerböbung um
30,000 granfen ber ©rofje 9tat ben gortbeftanb unfereg U^eaterä
überbauet gefiebert ^at. gn ben beiben evften 3J2onaten beg gegen»
märtigen Spielrointerg finb an tlaffijcbcn Stücfeti „Son ßatlog"
unb „©öfj öon fflerlicbiugcn," an ©ouitäten 3J?ei)er=görfterg
„9llt=£>eibelberg," ©ubertttnnng ,,©g lebe bag Seben" unb
gbfeng „$ebba ©abler“ ju fe^en geroefen. Sl(g ©aft mar |>err
§lbalbert SOI a tforogft) aug ©erlitt ba; er fpielte fiamlet,
©etrucdjio (itt Sbafefpeareg »Stimmung ber Siberfpetiftigen") unb
Äean (non Suntag ©ater).
gm Slnfcblujj an bie ©öligen über bag Scbaufpiel fei auch
noch ber im ©ooentber öeranfialteten Soiree ©rtoäbnung getan,
in welcher ber Sellamator .£>err ©mit Dfilan ©rgähluugen öon
©jörnfon unb Solftoj, fotuie ©ebicfjte oott Sebmel, SJZüncbbaitfen,
Sluetiariug, gontane unb giiictert gu ©ebör gebracht bat. Sie feine
Seflamationg» unb S^araflerifierungSfuitft beg ©ortraggtneifterg
9Kilan bot itt ©ajel ticle greunbe. @r toirb begl)olb bann unb
mann auch itt ©rioatfreife berufen.
2. Oper.
Sag mufifalifdje Seben ©ajelg mar nud) im Sinter 1901
big 1902 mieber ein febr regeg. Sen Söroeitantcil an ber ©ro=
buhiott auf biefent ©ebiete trug natürlich bag Stabttbeater mit
ber Aufführung öott 29 Opern llaffifcber uttb mobertter 9©eifter
baoon. ©g marett barunter Serie, bie gunt erftenntal in unferer
Stabt gu ©ebör gebracht mürben. Sie ©röffnung ber Saifon er=
folgte am 17. September 1901 mit ©erbig „Alba“; int Saufe
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262
beä SBinterä (10. Sloücmber) tarnen bann alg „Bonitäten" 9tid)arb
SBagtierS SJhififbrama „©iegfrieb“ (in einer unjeren ^icfigcit
Crc^efteroer^ältniffen angepaßten ^Bearbeitung öon $errn Saped»
meifter £renfler) unb am 5. ganuar 1902 bie Dpet „©amfon
unb 2)alila‘‘ öon (5. ©aint=®aen3 auf bie SSiihne. — SSon nam=
haften Säften feien t)ier grau Srita Sßebcfinb unb ©ignor
b’Slnbrabe ermähnt. $ie ©pieljeit erreichte ihr Snbe am
23. SRärs 1902.
B. Rotierte.
3n ber üßeranftattung öon Sonjerten entfalteten Vereine unb
4$riöate einen regen Wetteifer. Sin erfter ©teile ftanben f)ier mieber
bie jebu SlbonnementSfonserte ber Slllgemeinen SJtufit*
gefellfcfjaf t. ©ic brachten un», mie adjähvlich, unter ber Seitung
non ^>errn Äapedineifter Dr. Slolflanb eine Sleibe fd)on befa unter
unb neuer Crchefterroerte; unter ben lefstereu mar eine ©pmphonie
(C-dur, Sir. 3) unferes! 33a8ler Somponiftcn $an8 ^ub er. ®a8
SSert mürbe unter grofjem öeifad öon bent Zünftler felbft am
9. Februar oorgefütjit. Sbenfo tarnen eine ganje 9teihe geitgenöffi»
fcfjer Smnfefccr mit größeren unb Heineren SBerfen jum SBort, unter
ihnen ftlugharbt, 5£^uilte, Srieg unb anbere. SSon ben
Stünftlern, bie mit ©oloöorträgcn in biefen ftonjerten auftraten,
feien befonberef heroorgehobeit bie ißianiften 31aoul Sßugno,
ßbuarb ÜRieler unb grau ßlotilbe ftMeeberg, bann bie Seiger
Gcugöne fjfape unb gacqucS Jh'fruub. latere erregte
bei feinem Sluftreten am 17. Slooember eigentliche ©enjation. ®ie
Sejang8fimft mar uertreten burrf) au8märtige unb ein^eimifdje
Siinftler unb ftünftlerinncn. 3 U ben erfteren gehören bie Sänge-
rinnen grau SBalter*6b D i n anu8, grau fiula Smeiner, grau
91iita galicro, ju ben leßteren gräuleitt 3Jlaria tJJhilippi unb
.£jerr Robert Kaufmann.
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263
Sin Unternehmen ber SJfufifgcjeflfc^aft, bag ber größten ©tjm*
pathie mürbig gemefen märe, aber leibet nicht bie 8ea<f)tung fanb,
bie eg roirflich oerbient hätte, mar bie ©eranftaltung non eiet po=
pulären ©tjmphoniefonjerten, in benen nur belannte Crchefterroerte
geboten mürben.
©ebeutenb größeren örfolg hatten bie feefjä ßammermujif*
abenbe ber ©efeHidjaft, in benen bie Sßrobuftionen beg neugebil*
beten Streichquartetts ber ,'perren Slonjertmeifter ft’öt jeher, SSitt»
raer, ©djaeffer unb ©rimfon bie ^jauptan,yehunggpunfte bil*
beten. ?lußerbent mürben einheimijehe unb augmärtige Äünftlet in
jeber ©oiree jur ÜRitroirfung herangejogen.
SBag nun bie Vereine betrifft, }o bemerfen mir h' e * junt
üoraug, bafj eg in biefem 3ujammenhaug nicht möglich ift, beg
Gängern über feben Slnlafj unb jeben einjelneu ©oliften ju be=
richten. S93ir fönnen nur in großen gügen ein ©ilb beg mufi=
talifchen Öebeng in ©ajel entroerfen unb nur jolcße Sreigniffe
regiftrieren, bie mirftidje -Dfarljeichen ber SRufiffultur ©afelg
finb. Sehen mir, mag bie hier beftehenben Shoröereine —
in alphabetischer ^Reihenfolge aufgejählt — probu$iert haben, jo
muffen mir juerft bie brei grofjen fionjerte beg 83 agier ©ejang=
oereing nennen. 2>er unter Leitung beg $errn Dr. £>ang §uber
ftehenbe ®hor gab auch biefeg 3ahr brei große Sfonjerte unb eine
Saniatenaufführung, leßtere in ber ©aulugtirche. 3n ben großen
Stonjerten mürben ju ©chür gebracht: am 23. unb 24. ÜRooembet
1901 bie ^eftfpielmufif oon «jpang |>uber ju ber äöadernagel*
fd)en Äantate „‘JJer ©agier ©unb." 91n ben Shoren beteiligte
fich außer bem ©efangöerein bie ©agier üiebertafel; bie ©olo--
partieu lagen in ben |jänben beroährter einheimijeher Kräfte.
Dann brachte ung bag Sonjert oom 1. gebruat 1902 eine 8luf=
führung oon £jat)bng „3ahregäeiten," in benen im ©egenfaß jum
oorigeu ftonjert lauter augmärtige Strafte alg ©oliften mitroirften:
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204
bie ^errett Ü)teSfd)aert unb Robert Kaufmann unb grau
9iüdbeil=.£)iller.
(Sin bejonbereS ©reigniS für bie Basier SÜiufiffreunbe bilbete
bann bie am 25. 2J?ai 1902 jurn erftenmal in Bafel gehörte Sfteffe
in C-inoll oon UJiojart in ber Bearbeitung Don ?llot)8 ©cbmitt.
Sic Aufführung, bie unS auch bie Befanntfdjaft einer auSgejeicf^
neten foliftifdjen ftraft, ber grau Sioorberoier'SiebbingiuS oer=
mittelte, fanb überall ungeteilte Anerfennung. 3m Slantatenfonjert
(22. Sejember 1901) tonnten fid) bie 3ubörer an jroei prächtigen
Sßerfen oon ©ebnftian Bach erbauen; eS mürben babei aitfgefübrt
bie Kantaten „(Stjriften, äfcet biefen Sag" unb „$alt im ®e=
bäcbtniS."
Sieben biefen & orderten oeranftaltete ber Berein brei ftamnter-
mufitabenbe, an benen ber Keine ©bot beS ©efangoereinS, bas
Basier Botalquartett, joroie bi?f'9 e unb auSroärtige 3nftrumental=
unb Bofaljoliftcn fid) beteiligten. S ur Aufführung gelangten bie
oerjcbiebenartigften ßammermufifroerfe flaffifcbcr unb moberner
SJieifter, unb bie Abenbe erfreuten fid) eines ftarfen BefucbeS.
Sie Basier Üiebertafel trat jum erftenmale in ber ©aifon
im Slonjert für bie 2Sitroen- unb SBaifentafje beS DrcbefterS in
ber SJiartinSfircbe auf, unb jroar mit ©ernSbeimS „SEBächter»
lieb;" bann mirtte fie jufammen mit bem ©ejangoereiu in ber
Aufführung oon £anS £>uber3 „geftjpielmufif" am 23. unb
24. SioDcmber 1901, unb ebenfo beteiligte fie fid) an bem Benefij»
tonjert beS $errn föapellmeifterS Dr. $1. Boltlanb (12. 3anuar
1902). 3n biefern mürbe j. B. bie oon $errn SOiunjinger tom-
poniertc BunbeSfantate oon B Q ul Sieber ju ©ebör gebracht.
SaS ^pauptereigniS für ben Berein mar aber bie gm* feines
fünfzigjährigen BeftebenS, bie nad) langen, jorgfältigen Borberei»
Jungen in fünftlerifdjer Söeife am 3. Ütai 1902 mit einem grofjen
^efttonjert im SWufiffaal begangen mürbe. SaS B r0 8 rQmm < > n
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265
bem natiirlicf) ade oon bet Siebertafel gepflegten ©attiwgen beS
(Stjorgefange? enthalten waren, brachte als ©lanjpunlt bcr Auf-
füfjrung bie ftautate „©inalbo" oon ©rahmS, in ber als ©olift
Iperr ömil ©inlS mitwirfte; bann ftompofitioncn oon @^ren=
tnitgliebern, unter benen mit ß. Attenhofer, gr. fpegar, fjanS
$uber unb ß. SReinecfe anführen. 9lach bem Jlonjert, bem eine
‘äJfenge delegierter fjiefiget unb auswärtiger Vereine beigemoljnt
Rotten, folgte ber gefellige deil ber geier. — dafj bie ©efangS»
funft bei allen „Anläffen" ber Siebertafel eine große Stolle jpielt,
bürfte genügenb betannt fein. 2Bir fötmcn fjier aber nur bie eigen!»
lieben ftonjerte, nid)t auch bie mehr nur innerhalb ber Vereine fid)
abfpielenben Aufführungen beriicffichtigen. diejenigen Sefer, bie ein
genaues ©ilb bet dätigfeit ber mufifalifcben Jnftitute ju erhalten
wünjehen, miiffen wir auf bie jeweilen erfcfjeinenbeti Jahresberichte
oerweifen.
Als britter grober ßfjoroerein ift ber ©aSler SJtännerchor
mit jwei ^onjerten auf bem ©lau erfdjicnen. @r feierte am
8. dejember 1901 in ähnlicher ©Seife, wie bie Siebertafel ihren
fünfjigften ©eburtStag begangen h Q Ue, fein fünfunbfiebjig*
jähriges Jubiläum, unb jrnar mit einem großen ftonjert im
©fünfter; auch in biefein Jade gab ber ©ereilt im ©rogramm ge»
roiffermafjen eine tleberfidjt über fein ©Sitten unb legte ©toben
feiner S¥unft im ©ejatig ab, im einfachen ©olfSlieb wie im tom»
plijierten Ännftlieb. Unter ber direftion beS |>errn ß. Jul.
©chrnibt Gereinigten fief) im gweiten deile beS SfonjerteS ber ßljor
tnit ben ©oliften grau Jba $itber unb £errn ©tof. ©ieSfchaert
ju ber Aufführung oon ©ruchS „©eenen aus ber grithjofjage.“
daS Sieberfongert beS ©ereiuS ging ant 20. April 1902 oor fich-
2ln biefer ©teile fei auch beS ßnbe Juni 1902 auS ©efunb»
heitSrüdfi^ten erfolgten SiiicftritteS beS .jpertn Dr. A. ©olllanb
oon ber direltiou ber ftonjerte bet Allgemeinen ©hififgejeflfchaft unb
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bet „Öiebertafel“ gebaut. 2)et hbehberbiente ftünftler hat roährenb
mehr als 25 fahren auf bie mufifalijche Ä'ultur 93afelS einen
ftarfen, nachhaltigen Einflufj ausgeübt, unb fein SBitfen roirb Bet
ben ^iefigen SDhififfreunben ftetS in guter Erinnerung bleiben. Ein
9ia<f)folger ift ihm in ber ißerfon beS |>errn ^»ermann ©uter
auS ft’aijerftuhl gegeben roorben.
Slujjer ben oben angeführten fionjerten fanb noch eine ganje
9Jeihe öon folchen ftatt, bie hwfi9 e unb auswärtige Äünftler gaben,
bie mir aber nicht befprechen tbnnen, ba bieS ju weit führen würbe
unb cS fich nicht um eine bis inS fleinfte $etail burchgeführte
@efchid)te bet Diufif in unjerer ©tabt hanbelt, fonbern, wie gefagt,
um einen allgemeinen Ueberblicf über ba» ÜJiufifleben SBafelS im
3af)te 1901 bis 1902. ©oflte babei ber ober jener, ber an un=
jerer mnfifalifchen Slultur perfönlich einen ftarfen Anteil ju haben
glaubt, feinen SJiamen nicht aufgeführt finbett, fo möge er beSroegen
feinen ©roll hegen. 9Jiit biefem 2Bunfcf)e fcfjliefjt unfere fleine
Gfjronif-
C. UTalerei unb piaftif.
9iach ber SluSfletlung bon g. o. Uljbe, bie in unfetem lebten
Berichte als eine 9lrt Ereignis in ber 93a§ler $unfthaüe ermähnt
mar, fernen granjofen bei uns ju ©afte, b. h. eigentlich ©chmeijer,
bie in Sßaris leben unb bort ganj affimiliert morben finb. Einer
oon ihnen ftefjt fogar an einer ©pi§e franjöfijcher Slunft : Eugene
©raffet , ber ©raphifer, Slluftrator, Sanbjchafter, ©laSmaler,
Slunftgeroerbler ift, unb auf allen biefeit ©ebieten fraft feiner grofjen
ißljantafie, feiner technifchen Sicherheit unb Jertigfeit, bor altem
burch fein berbliiffenbeS garben= unb gormgefühl IptroorragenbeS
unb 9teueS leiftet. ©obann roareu Oelgeinälbe, ipaftelle unb £itho=
graphien bon 2 out je SreSlau auSgeftellt, fämtlich Söerfe
bon hochsumertenben jeirfjnerifchen unb foloriftijdjen Qualitäten,
Digitize31iy C
267
«reift Porträt». — ©eiftreirfje Interpretationen beä ißariferifcben
Sport3leben§ finb bie farbigen IHabietungen t>on 9iirf)arb Stanft;
«ucb üanbfd>aften oon feinem SReije waten oon it)m ba. — Pierre
'-öibert ftellte firf) als fräftigen, originellen 3ei(f)ner ^oläfdjnittortig
beljanbelter fyiguren oor. — gelij Sal lotton gab belifat auf=
gefaxte Oelbilber unb fatirijcbe 3 e i<^ n n rt 9 e n f bie leiteten faft nuc
nod) Slnbeutungen bet gönn, aber borf) oon pactenb geiftoollem
Snbalt. — Sn ©uftaoe s iJ5oetjfd) lernten mir einen Sanbfrbafter
unb ißorträtiften oon guter (Smpfinbung fennen.
©leitbjeitig mit ben ^arifer Scbtoeiiern f)atte ber Sanier
Silbbauet Sluguft $eer eine ÄoQeftion feiner Sfulpturen au§^
gefteHt, barunter feine fcbon befannte noble ©rabfigur, einige ge*
lungcne ißorträtbüften unb ein paar Senfmalentroürfe.
3m Se^embet ging bann bie SploefterauSftellung ber Sanier
Äünftler auf. Sie mar gut bejcfjicft. 3nt ißorträtfarf) roiefen
■pan§ ©arnfobft, Slngufta 3io jjmann, 'Jiubolf üöio, ^ein =
ritb Slltberr, Hermann SDicper, Ctto Süfciblp, griß Surger
imb Sllfreb ißeter ^eroorragenbe Seiftungen auf. 3nt ©enrebilb
batten @r oft Sreitenftein nnb ffranj $raufj @ute3 ju jeigen,
unb al£ Sanbfcbafter traten X^eop^il ^rei8roerf, gri^ SBöllmt),
SB. Segoumoig, @mil Sd)ill, SB. Salmet, Ä'arl J^eobor
'Hieper, §an3 Senborff, Sllfreb S^atelain, 2)iaj Suri,
Safob SBagner, Sluguft Sauer, ©ottfrieb $erjig unb
©manuel 93 ii r g ij , joioie HJiocf, @mi( Sill, §anä Süf =
fert unb Surf^art llftangolb, bie oier letztgenannten oorne^m*
lieb al§ SlquareHiften, mit jum Seil gan$ auägejeicbneten Soeben
ben Äunftfreunben oor Slugen. Dieijenbe lanbjcbaftlicbe Sit^ogra=
pbien Ratten ÜJiarie Sa 91 o d) e unb ©ertrub Sietfdp) au§ge=
fteHt. 2lud) SRinna Siebenmann, Diojalie Surcfb at bt unb
Sftber ^erjog jeigten, bie beiben erften in Saubjcbaften unb
Slumen, bie legiere alä Sierjeicbnerin, fc^öneä Salent. SJiit einem
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fräftigen Snterieurbitbe rütfte auch ßonife 3>aoib in bie Steife
ber ernft ju nehmenben 93a?ter SDtaterinnen ein. — $1(8 @ta8=
malet traten $rendhahn unb Sohn mit guten ©tüden
(Kopien unb Criginalien) auf ben üßlan. — 3n ber Sßlaftif
jogen ein paar fantofe Söronjen non grau ©. Surger-|)art=
mann, eine Statuette Don |i>eer unb ein paar funftgemerbtichc
Arbeiten beg 2Jtebai(leur8 $an8 grei mit Dtedjt bie Slufmert»
famfeit auf fid).
®ie nächfte ?Iu8ftettung brachte juncichft eine Serie oon Stqua-
reiten beä feinerjeit fetjr gefdjäfeten 93a§Ier SJfalerä Dtubotf
SJtülter (f), ferner eine 2Injat)( reijenb frifcher ßanbfdfaftgftubien
oon $an§ ßenborff, jmei intereffante ßanbfchaften oon gerbi»
nanb Nobler, eine Stnsatjt Stitteben unb Porträts ber latent»
ootten Öerttja ^itbebranb, brei Sierftücfe be3 Stttmeifter?
Dtubolf Voller, at§ ^auptmaffe aber eine grofje 3“ht ^ottän»
bifeber Silber unb atä SlttraftionSftüde jroei Dtiejengemätbe oon
©ugöne Surnanb: „‘Die (Sinlabung jutn grofjen Slbenbrnabl"
unb „3)a8 Ijobepriefterlidje ®ebet." ®aju waren einige größere
Sfutpturmerfe oon Dt. Sifjting ju fe^en.
3m $lpril gefdjah bann bie eigentliche Hat unter ben D(u8=
fteHuugen be§ 3nhre8, bie 3 u f°mmenfaffung ber SBerfe |jan3
Sanbreuterä. StBer bie Sluäfteflung betrat, mar entjiieft: erftenä
oon ber gefcfjmadooHen SInorbnuiig, bie CSt)nrIeg ®iron, ein greunb
be8 Serftorbenen, ber Sache at8 @anje8 hotte angebeihen taffen,
namenttich bann aber and) oon ber gütte beä ©rofjen unb ©djönen,
bie au8 biefern ju früh gebrodjeiten Sünftlcrteben unä jugeroachfen
ift. SDtan lernte ba junädift beit talentoollen Södtinfctjüter, fobann
ben felbftänbigen, ebenfo großzügigen wie tiefempfinbenben ßanb=
fchafter, enbtid) ben genialen $eforateur Sanbreuter fenneu, unb
wer e3 bisher nicht hotte gtauben ober äugeben wollen, bafj ©anb=
reutet einer ber lieroorragenbften Sdjweijccmnter gemefeu ift, ber
Digilized^- C awg i ' k
269
mußte jicf) in biejer ?lugftellung eineg anbereit belehren löffelt. äJiatt
fal), eg mar rnatjr geworben, wag 93öcf [in oor fec^je^n Sauren an
Sanbreuter gejdjrieben Ijat: „(Seifen Sie tufjig oorwärtg, wie Sie
big jeßt gegangen finb. Siejer jdjönfte Srfolg fattn Optiert nidjt
augblciben, baß ©ie biejeuigett für 3b« Sanft gewinnen, beren
Scifall ben größten Söert bot-"
■Jtidjt in ber Sunftfjalle, fonbern im (Sewerbemujeuitt waren
im 3J{ai etwa 200 3ei<f)nungen beg talentoolten beutfeben (Srapfji=
ferg 3ojepl) ©attter auggeftellt, fämtttd) 3lluftrationen ju ber
oierbänbigen „@efcf)irf)tc ber rt>einifcf>en ©täbtefuttur" non ißrofefjor
$eintid) Soog in Sajel.
3m 3uni tarn bann noch ber „Surnug" beg }d)Weijeti)d)cn
Sunftoereing; bie meiften unjerer Sagtet Sünftler waren baran be=
teilgt, mit bi« notf) nic^t gejebenen Silbern gtiß Söllmt), |>ang
Senbotff unb S3. Segountoig. 3m ganjen war aber biefe 3lug=
fteltung feine ber bebentenberen unb eg war gut, bajj gleichzeitig
im unteren ©aale intereffante Solleftionen oon 3rriß Sarget*
feben Sorträtg, fleinen Sattbfdjaften non Sßrofeffot äBilberniuth(f),
Sfabierungen non ©trurf unb jwei Sanbftfjaften oon Slbolf
Stäb li (f) aufgebängt waren.
3n ber neuen ©aijon gab eg juerft eine intereffante 9lug*
fteltung oon Silbern unb ©tubien bei fürjlicf) (1901) oerftorbeneu,
reitb begabten füiündjner SünftlerS Sßilbelm Solj, baju eine
Serie Sanbfdjaften oon granj £jodi unb ißorträtg oon 3of).
Sleinf^mibt nebft einigen Silbniffen ber beiben talentoolten,
jungen Salier üttaler $einrid) 'älltljerr unb ^ermann SOteßer,
fowie brei aug ben 70er3af)«n ftemmenbe SBerfe oon 6. Srünner.
(Sincg ber Soljjcfjen Silber „Ser Staunt ber ^eiligen ßäcilia,"
würbe oon einem fßrioaten erworben unb ber Sammlung beg Sunft»
oereing gefd)enft. Sieje fleine (Salerie, jüngft neu georbnet, ift
auch bitrd) ein ^auptbilb oon ©anbreuter („Ser oerjpottete ^an“)
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unb butcf) eine @ip?büfte Sfkofeffor griß Surcfbarbt?, eine Strbeit
non 3Raj 2eu (f) (Sdjenfung be? jDargeftellten) »erinebrt worben.
^ulefet ericbien eine Slu?ftellung »on lauter Serliner Silbern,
unter benen rerf>t bemerfcn?werte Soeben ju feben waren; manche?
aber gehörte ju jener äflittelware, mit ber bie „9teirf)§^aupttftabt"
bie „Snwiiiä" ungeftraft glaubt beimjudjen ju bürfen.
$er Sanier ftunftocrein jäblt gegenwärtig 1327 SDfitglieber.
Snt Sabre 1901 fiub in feinen 9Iu?ftellungen 140 ©emälbe für
3fr. 71,352. 95 »erlauft worben.
2>ie Sfulpturballe, feit fßtofeffor SBolfflin’? SBegjug unter
fieitung »on fperrn Sßrofeffor ®ragenborff, bat eine SHeibe neuer
Slacbbilbungen nach antiten unb SRenaiffonce=2Berfen erbalten.
Sil? ein (Sreigni? im Sanier Sunftlcben barf bie grojsberjige
Scbenlung »on Silbern an ba? ^iefige SJlufeum au? bem SErauer=
baufe Oberft SR. SD?erian=3felin fei. hier genannt werben. @? finb
barau? befonber? Söcflin? „Sßetrarca" unb eine grofje Sanbfcbaft
bon (£alame ju erwähnen.
Sieben bem Äunftcerein ejiftiert in Safel eine Zünftler*
gefellfcbaft, bie in einem originell nu?geftatteten Sofale ber
ShwftbaKe jeben Sam?tag Slbenb jufammenfommt. SDfit Separat*
au?fteÜungen ift fie febon feit längerer $eit nicht mehr ber»ot*
getreten ; hingegen »eranftaltet fie jebe? Saht eine Sploefterüerlofung
für ihre Sßaffiömitglieber.
D. fHrcbiteftur.
Sbrem Umfange nach bat fi<h bie Sautätigfeit in unferer
Stabt mäbrenb be§ »erftoffenen Sabre? nicht nur auf ber gleichen
§öbe gehalten, wie im »origen Sabre, fonbern fie ift eher noch
geftiegen; hoch wir machen bie Seobachtung, baff fie fidf mehr wie
bi?ber auf ben 2Bobnbau?bau, unb jwar bauptfächlich in ben
äußeren Onartieren, befctjränft bat. £>icr bat bie Sebauimg ber
Digrtizetfbföflogre
271
neuen ©trafjenjüge enotme ^ortjcfjritte gemalt, mäljrenb e§ fcheint,
al§ ob in bet alten Stabt nach ben gewaltigen Ummälsungen ber
lebten 3at)te ein ruhigere? Sempo eintreten füllte. Sonnen wir
borf) üon ben innerhalb ber alten Stabtmauern erftanbenen Sauten
fanm ein Sufjenb ©eifpiele aufjählen, bie alä arcfjiteftomjctje
Schöpfungen Slnjpruct) auf unfere ©eachtung machen fönnten. 3n
ber greienftrafje finb in ©erfolg ber Sorreftion nur jroei 9teu=
bauten entftnnben. Sn3 ®efd)äftä= unb SBohnhanS Ultno (5trcf)i=
tett: QJ. Stehelm u. t£ie.), beffeu mit ©aroefornamenten üerjierte
Saffabe bei ber gorberung ber enormen ©iontren für bie unteren
unb ber gcjcbloffenen Slusbilbung für bie oberen Stocfmertc einen
organifdjen Ülufbau nicht bieten tonnte, unb ber 91eubau *3um
Hermelin" (Drogerie 91. ü)lüb(etf)aler) mit einer in jpätgotifebem
Stile burchgefülfrten f^affobe (ülrchiteft: ©a§ler ©augefefljchaft, twr»
mal§ 91ub. Sinber Surch eine eigenartige ©ertoenbung unb ma
lerifcfje ©ruppietung oormiegenb mittelalterlicher 9Jlotioe intereffiereu
nn§ bie 28irt3häufer galtnerftrafee 31 „3unt ^arabieS" (91rct}iteft
@. ißfrnnber) unb @cfe Schnabel 5 unb Srillengäjjlein „3um
Schnabel" (SlrdEjiteft @. dopplet). 9lnt ©arfüfjerplah würbe nach
ben 'ißlänen ber ?lrcf)iteften ©anfer unb ©ernoulli an ber Stelle
be§ alten .fpanfe» „3um Sienberg beim ©feläturm" ein 91enbau
errichtet, ber fiel) bei aller ©rfüüung ber 9(nforberungen unferer
mobernen 3eit beut ©efamtbilb mit bem bominierenben ©iilbect
unb ber SeonharbStirche beeent einfügt. 3n ber äußeren Steinen»
oorftabt erwähnen mir fobann noct) ben 91eubau 91. Steh(e=2öeit*
nauer mit einer in freien, fpätgotifchen ^formen fid) aufbauenben,
»ott einem hübfdjen ©iebel befrönten gaffabe non ben Slrchitetteu
®. unb 3. Selterborn. 28it möchten Iper auf ein anbereS SBert
biefer 9trd)iteEten juriidgreifen, auf ben Umbau ber üDlagajine
„3um SSilben Dlann," oon bem allerbiitgä bie Qraffabe an ber
greienftrafje nur ganj unmefentlich berührt würbe. Sagegen mur*
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ben bie alten glügelgebäube im $of biejer fiiegenjdiaft unb ba*
•pinterf)au3 am Sd)lüffe(berg abgebrochen unb an beren Stelle
Neubauten erridjtet, welche, mit bem Sorberbauje in Serbinbung
gebracht, ein moberneä Serfaufämagajitt non impojanter ©röße er»
gaben, ©in großer iiberbetfter Sichthof, gegen ben fic£) bie Stocf»
werfe galerieartig öffnen, bietet ißlafc für eine boppelarmige Irep»
penanlage, bie, in ber 9Jfitte(ajre beä @rbgej<boßjaale3 auffteigenb,
ben £>intergrunb tei$»ofl abfcbließt. '.Reichliche Zufuhr oon 2uft
unb Sicht bei mögtichfter Ueberfichtlicf)feit ber ganjen Slnlage waren
bie maßgebenbett ©eficht§punfte bei bet SluSfü^rung biejer Saute.
Der innere ar^iteftouifdje Slufbau weist einfache moberne formen,
in hellen Ionen gehalten, auf.
3wei Siegenjdjaften, bie, in anbeven Sejiß übergegangen,
burebgreifenber Slenberung in baulicher Sejiefjung unterworfen waren,
finb bet 2ü|elf)of unb bag 2Bohnhau§ beä .'petrn SRatatjerru
©. ®urcf^arbt»Surtf^arbt fei.
3m Sluguft würbe mit bem Umbau be§ Süfcelhofeä ju geiw*
mefjrjmecfen begonnen. Der Siifcethof, urjpriinglich ©igentum ber
Stbtei Süfcel im Cberelfaß, würbe, nac^bem er infolge ber fran»
jöfifcfjen Sfeoolution mehrmals beit Sefißer gewedelt ^atte, im
3af)te 1834 oon Jperrn 9fub. 2Retian=3rijchmann fnuflitft erworben,
beffen ©rben bie Siegenfdjaft in biefem Sabre an ben Staat »er»
tauften. Die Umbauarbeiten befebränften fief) bei ben alten ®e»
bäuben auf bie ©inricf)tung »on äJJagajinen unb SBacbtlofalen,
fowie eine! großen ScblafjaaleS, rooburd) einige 5lenberungen an
ber gafjabe notwenbig würben. Ia3 Staögebäube, als SEBerfftatt
bergeriebtet, blieb im Pufferen nabeju intaft. ©in jomobl »orn
Schützengraben als auef) »on ber Spalenoorftabt jicbtbarer Steiger»
türm, an baS Stallgebäube angebaut, »erfiinbet bie neue Seftim»
mung ber Einlage, bie »on unferem .^oebbaubureau (9trcf)iteft
©. Seifinger) eingerichtet würbe.
DigifeedbyC-WJWle
273
3)ie Siegenfcfjaft beä §ertn '.Ratsherrn IS. Burcfharbt-Burcf*
barbt fef. an ber ®t. SJeonharbftrafje ixmrbe jum ßmecfe ber Unter=>
bringung ber 3Jfufiffcbute angefauft. 35aS SSohnhauS an ber
Straße foll in wenig oeränbertem guftanbe als BerwaltungS=
gebäube fteljen bleiben, mährenb als eigentliches ©chulgebäube ein
tReubau im ©arten erftellt umrbe. gür biefeS ©ebäube, baS in
jmei ©tocfmerfen unb einem BJanfarbenfiocfe je um einen SRittel»
forribor gruppierte Siehrräume enthält, mürben fdjlichte formen beS
18. BahrljunbertS gewählt, bie eS erlauben, bein einfachen UtilitätS»
baue hoch baSfenige importante Slnfchen ju geben, welches eine
2lnftalt oon ber SluSbehnung ber ÜRufiffchule beanfptuchen barf.
(Sin Keiner fionjettfaal, welcher baS ©chulgebäube flanfieren fotl,
ift auf ber linfen .pofjeite jmifchen BermaltungS* unb ©chulgebäube
in SluSficht genommen unb wirb im nächften Bahre erftellt (3lrchi=
teften $r. ©tehlin unb ©. ßa'Jioche).
Bnbet 2lefchem>orftabt ift bie Baffabe beS neuen ©aftljaufeS „3utn
Bären“ beinahe nodenbet worben. 3)iefer oon ber Basler Baugefefl=
fchaft, oormalS fRub.Sinber, errichtete Neubau foll in feinen unteren
©efcfjoffen, bis an baS Brnnngäfjlein reichenb, fReftaurationSjmecfen
bienen, währenb bie brei oberen ©tocfroerfe als fpotel eingerichtet finb.
'Bei ber ftonjeption ber fjaffabc lag bie Bbee ju ©runbe, bem @e*
bäube einen ^eimifc^en (Sharafter ju geben; baher in ©til unb fünft =
lerifchent Beiroerf eine ftarfe Anlehnung an fchmeijerifche SRotioe.
©fulpturen oon $tuguft ^>eer, Bfaferei oon Burfharb Bfangolb.
“Die in biefem Bahre oorgenommenen Arbeiten jum @rmeite=
rungSbau unfeteS SRathaufeS entziehen fich infolge ber fiage beS
Bauplanes im Bnnern ber Üiegenjchaft unb an ber wenig began»
genen ÜDiartinSgaffe etwas bem ?luge beS BublifumS unb h Q ^ en
beShalb nicht in bem SRajje, wie im üorigen Bahre bie Bodenbung
ber oerjüngten alten fRathauSfaffabe mit ihren beiben mächtigen
Trabanten, baS Bntereffe beS BolfeS machgehalten.
Basler galjrbmf) 1903. 18
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274
SaS ©orbergebäube ift im Saufe beS 3ahreS im Snnern
fertig gefteüt unb bezogen morben. Sie ÜJialereien bet fjaffaben
nach bem £of unb in ben anftofeenben fallen aus bem fechjehnten
itnb siebzehnten 3<»^^unbett mürben, foroeit fie ermatten, reftauriert,
bie feljlenben Seile auf ©runb oon früheren Aufnahmen unb öor-
hanbenen gatbenfpuren ergänzt.
©ei ber ©ehanblung beS Innern beS ©ebäubeS ging ba§ ©e
ftreben ber ©auleitung baljin, in ber gormengebung unb bem
malerifdjen ©chmucf unter (Einhaltung eines bem Sfjarafter beS
©athaufeS entfprecfjenben, einheitlichen .gugeS ö> e ©eftimmung ber
einzelnen iJiäutne ju fennjei^nen.
SaS fpintergebäube, baS ben Oroferotfaat mit feinen Sepen*
benjen unb einer fReilje oon 9(rbeitSjimmern unb 9iäumli<f)feiten
für Strdjiojioede enthält, ift im fRoljbau oollenbet motbeit.
Sie Jenfterfront beS ©roßratfaaleS ift gegen ben nörblid)
gelegenen, geräumigen $of gerichtet, mit bem ©lief auf baS fttrcf)io»
gebäube unb ben ftattlidsen Surm bet 2JtartinSfircf)e. 2llS Jpaupt«
Zugang bient bie alte Freitreppe im $auptljofe.
©on ber äßartinSgaffe führt bie geroölbte ©äulenhalle, melche
an jroei ©eiten ben fleinen ©arten oor bem Strdjio einfcbliefjt,
einerseits nach bem ©rofjratjaal, anbererfeitS mittelft einer $rei=
treppe nach bem ©farftplah. Surch biefe öffentliche ©affage erhält
bas ©ublihim 3 utr *tt ju Öen tnalerijchcn ©artien in ben oer=
fdhiebenen aufeinanberfolgenben £>öfen.
Sen 3lbfif)lu6 beS ©artenS nach ber 9J?artinSgaffe toirb baS
fchöne ©aroefgitter aus bem Üteinacherhofe bilben.
3n hohem 3J?a6e mürbe ju Anfang beS Wahres unfer Sntereffe
auf biejenige ©teile unferer©tabt gelenft, beren geologifdjer ©eftaltung
©afel feine ©tünbung oerbanft; mir meinen bie Umgebung bet ©im
münbung beS ©irfigS in ben fRhein. s Jiacf)bem bie oon ber hohen Sit*
gierung auSgefchriebene ©heinbrüdenfonlurrenj ein in jeber ©ejidjung
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reiche? 9%efultat geliefert ^otte, unb au? ber SReihe ber prämierten
Ißrojette ba? an erfter ©teile genannte jur 8lu?führung empfohlen unb
»on ber 5Bolf?oertretung angenommen mar, ftanb ber befinitioen Übjung
einer oielumftrittenen grage nicht? mehr im SBege. ®ie alte lH£)ein=
briicfe mirb fallen, unb an Ufte ©teile ein Sßert treten, beffert
fünftlerifche Urheber, griebrich oon Sfyerfd) unb @mil Qraefct), für
ba? ©elingen ©ernähr leiften. ®a mit bem Neubau ber 9t^etrr=
brücfe auch ba? fileinba?lec Ufer an jener ©teile eine burdjgreifenbe
bauliche SReugeftaltung erfahren rotrb, müffen mir öon manchem
alten Selannten Sbfchieb nehmen. ®a? $au8 „SBalbect" mit feinen
Dfachbarn mirb öerfchroinben, roie bie alte ©eroerbehalle.
®ie ©chifflänbe, meldje fich nach bem Slbbruch be§ alten SU^etrt
tore? unb ber anliegenben alten Käufer Safjrjehnte lang im 3»iftanbe
be? fßrobiforium? befunben hotte, tonnte im Porigen Sah«, nach ®ur<h=
führung ber Sirfigtorreftion, ber befinitioen ©eftaltung näher geführt
merben. ®a? früher behuf? Sanben? ber ©chiffe tiefer liegenbe SRioeau
ift auf bie 4?öf)e ber umliegenben ©tragen unb ber Sörürfe gehoben
morben. 3n biefem 3aljre h°t mott jobann mit ber ©rfteflung
ber Kantonalbanf ben erften Schritt jur Umgebung jene? h etöDI:!
ragenb gelegenen $(a|e? mit einer SReihe oon SRonumentalbauten
getan. ®ie Srdjiteften ©ebrübet Stamm finb bei ber §lit?arbei*
tung ihre? äöerte? ben ?lnforberungen ber Sage gerecht geroorben.
@8 hanbelte fich barum, für bie mit ber anjeljntichen gafjabe be?
Rotels „ju ben brei Königen" anfcfjliefeexrbe Läuferreihe jmijrfieu
bem fRljein unb bem SBlumenrain einen muchtigen Slbfchlutl ju finben,
ber befonber? auch für ben ©tanbpunft auf bem Sleinba?fer Ufer
ju berechnen mar. ®iefe ©rroägungen hohen bie fSrchiteftcn ju
ber gefchloffenen SRaffenhaltung geführt, bie ba? jefct im Sleufeeren
beinahe ooHenbete ©ebäube aufroei?t. ©in Heinere? ©iebetrifalit
trennt an ben beiben 2äng?feiten bie gaffaben oon ben brei Königen,
roähtenb bie ber ©chifflänbe jugetehrte ©chmalfeite be? ©ebäube?
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burcfe einen mächtigeren ©iebelauffafe jnr Jpouptfaffabe geftentpelt
mirb. 35er Stil bei ©ebäubei beroegt ficfe in ben formen ber
.ipocbrenaiffance mit ©ermenbung Don ©arodmotioen. 35er ©au
mirb bnrd) ein mäcfjtigei, rotei ^iegelbad) mirfungiooll betriint.
3Bir bürfen unferen 93erirf?t über bie ßKonumentalbauten nicht
abftfeliefeen, ohne jroeier roicfetiger ©erfehtimerfe jit gebeuten, nud>
wenn fie in biejein Safere nod) nicht oollenbct finb, nämlich bei neuen
©ahnhofei.berScbmeijerijchenöuubeibahnen unb bei Söirfigoiabufte*.
©om neuen ©erfonenbafenfeof mürben in biejem 3afere brei
©erronfeaßen aufgerichtet. 3)ie girma ?Ub. ©liefe u. Sie. ?(.=©.,
roeldjer bie ffonftruttion biejer fallen übertragen ift, hot in an--
erfenneniroerter Söeije b> c &ei einen s 2lrcfeitefteu ju State gezogen,
um hinsichtlich ber ardjitcttouijchen ©eftaltung ber Stüfeen unb
©i3gen eingehenbe Stubiett ju machen. 35ie formen jchmiegen fich
ber gegebenen Älonftruftion an unb benufeen roo irgenb möglidi bie
©liebet berjelben ju architcttonijcher SBirlung. 3)er mobemen ®nt=
ftehung bei Sijenbauei ^Rechnung tragenb, finb alle ©lieberungen
in Scfemiebeifen auigefüfert, unb jmar in ganj freier 3rorm, ohne
itgenbroelche hiftorifche Sientiniicenj (ülrcfeiteft ©. gaefch).
©on ber nad) ben ©länen bei Äantoniingenieuri ©ringolf
ausgeführten ©erbreiteruug bei ©irfigoiabuftei ift bie fübliche fpälfte
fertig erftellt.
®i erübrigt noch, aui ber grofeen ßahl ber in ben äufeeren
Quartieren ausgeführten Neubauten einige beacfeteniroerte ju nennen.
3m äufeeren St. SUbanquartier hoben mir einige ©infamiliem
SBohnhöufer gtöfeeret ?Irt entftehen feheit ;
Slnt ©eßert, Sde ber ©rellingerftrafee, ein im gotifcfeen Stile
burchgeführtei äSofenfeaui mit reich gegliebertem 35ach- (?lrd)iteftcn
üaStocfee, Stähelin u. Sie.).
35ai gegenüber gelegene, burch 3 - 3 . Stehlin im 2ubor-Stile
erbaute „Scfelöfeli" hot einen Slnbau erholten, bet bem fpouje einen
Digitiz
277
großen ©aton nebft '-Heranba beifügt, ^trc^iteft ^r. Stehtin tjat
biefen Slnnej in pietätnoder Sßeife bem ©efamtbau eingeorbnet;
er erganjt ba? L°u? mirffam unb trägt bojn bei, bie in Safe!
weniger häufig nertretene ©titart toietleictjt noch prägnanter jurn
9tu?brud ju bringen, at? bie? bi? jeßt ber galt war.
®de Ijirjbobenroeg unb ©onncnroeg ein Sacffteinbau mit
Laufteinbetait?; al? Stbfchtufj einet Läuferreihe gebaut, jod ba?
Lau? mit L^fe eines hochgeführten ©iebetrifafitS unb eine? breiten
Surmaufbaue? einen entjdjiebenen (Snbpunft bitben. (Slrdjiteft
5r. ©tetilin.)
St. Sltbauantage 52, SBohnljau? 2B.=ÜJ., ifkßbau mit bejenter
SSertoenbung non t pa»fteinbetaits in freier Stmnenbung non gotifierenbeu
Wotinen. (Slrchiteft 53a?ler Siaugejedjcbaft, normal? 'Jtub. Sinber.)
SBartenbergftraße 45—49, 3)rei=jpäufcr=(S}rup)pe in einfacher
Stnmcnbung frangöfijeher SDiotine ber jroeiten Lätfte be? 18. 3at)r=
hunbert?. (Strchiteft 33a?Ier töaHgejedjchnft, normal? 9iub. Sinber.)
Sin ber ©t. 3afob?ftra6e, auf ber hochgelegenen Jerraffe vis-
a-vis bem ©t. 2falob?benlmn(, mürbe ba? Sßohnhau? 2).*®. et=
richtet. 2)ie Sluffinbung ber richtigen Situation bot bejonbere
©chmierigfeiten. Sine?tei(? bie Höhenlage über ber ©trajje, onberer*
feit? fehr einfehneibenbe 23aulinien unb enbtid) ber SBunjch ber (St*
hattung einer prächtigen auf bem Terrain ftehenbcu ®aumadee
nerlangten bejonbere söerüdfichtigung. ®a? L°u? mürbe bemnad)
paradet mit ber aderbittg? noch griinbtid) ju forrigierenben SWüncfjen*
fteinerftra&e geftedt. 2er Bugaug befinbet fid) an ber St. Safob?*
ftra&e e» niveau mit berfelben, fo baß fid) auf biefer ©eite be?
Loufe§ ein in beit Lüget eingefd)nittener ®orljof bitbet. ($? etrnög*
lichte biefe Slrt ber Slntage, ba? Lau? in ®ejug auf bie (Srpofition
ber g-enfter ber nerfchiebenen SBohnräumlichfeiteu richtig ju pla*
gieren, b. h- bie SBohnräume nur um gang roenige? über ba?
hochgelegene ©artennineau ju heben unb fie fo in mögtichft nahen
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278
Sontaft mit bem ©arten gu bringen. ®a8 £au8 ift in einfachen
aber monumentalen gorwien beS SiouiS XVI.*®tile8 erbaut, melier
joroohl jum @t. 3atob8benfmat, al8 auch jum ©ommerfafino paf*
fenb fein bürfte. (2lrd)itc!t gt. ©tehlin.)
2>aS ©unbolbinger Quartier, ba3 befonberS in feinem öfttidjen
leil eine große 2tnjaf)l Neubauten aufroeiSt, entroicfeft fidj Dor»
äugSroeife al8 ein Quartier Don ©tagenroohnungen. ®ie meiften
.Jmujer fitib jroei- ober breiftbdig. @8 ift aber als ein erfreulicher
gortjchritt ju oerjeichnen, baß bei Dielen ber neuen jfrafjaben eilt
$ug nach fetbftänbiger unb rationeller ©eftaltung $u Sage tritt.
3m ©egenfafc jutn ©unbolbinger' finben roir im äußern ©teilten'
quartier Dielfach eine offenere ©auroeije Dorgejchrieben. ©8 entftetjen
bort ©nippen Don jroei unb brei Raufern, roeehfelnb mit ge*
jchlofjenen .päuferrei^cn , unb fo erhält bieje8 Quartier ein oiel
abtDech8lung8Do(Iere8 Slugjeljen. Sluth finb einzelne ©auten Don
iutereffanter ®urd)bi(bung ju jehen (Dberroiterftraße 63 u. a. m.)
3m äußeren ©palenquartier ermähnen roir ba8 Don Slrdjiteft
ÜRub. ©aubreuter erbaute jchroeijerifche i8raelitifche SSaijetihau8 an
ber ©otthelfftraße, ba8 jur Untertunft Don 30 SBaifenf inbern be=
ftimmt ift. 2>aS §lenßere ift in franjöfifcher fRenaiffance, in ein*
fachen bem 3u> e de entfprechenben formen gehalten, ©de ÜRijfionS*
ftraße unb äRaiengaffe ein in gotifierenben formen erbautes
2öohnhau8 oott wohnlichem CS^acafter. (STrchiteften ißteiSroerf u. Gie.)
ferner ©de ©ilgerftraße unb IRonnenroeg ein in einfachen
formen ber beutjchen SRenaiffance entworfenes SBohnhauS (Slrchiteften
©agier ©augefefl jehaft, Dorm. IRubolf fiinber) unb am 5Rotmenroeg
noch jroei Slrbeiten Don SRub. ©anbreuter, iRr. 29, Slnbau an ba8
2Bohnhau8 9R.*5. unb SRr. 4 ein SßohnhauS.
3m äußern ©t. 3ohann8quartier haben roir noch ber in biefem
3ahre auSgefiihrten ©auten im ©d)lachthau§ ©troähnung ju tun.
©8 finb bie8 ba8 ÄühlhnuS, ba8 am 1. 3uni biefeS 3ahte8 bem
279
Setriebe übergeben mürbe, ferner bie ©rofsbiel)- unb bie ©ebroeine»
fcblacbtballe.
<£$ bleiben un§ noif) im Aleinbafel, roo fpejieft im ^orbueg--
quartier eine g(eid) rege Sautätigfeit ^errftfjt, mie in ben 2tufjen=
quartieren auf ©rofsbaSler ©eite, einige Sauten bet Slrdjiteften
IRomang unb Sernoufli ju nennen, bie fid) burd) eine geriefte
Stnroenbung mittelalterlidjer SDJotioe bemerfbar madjett, nämlid)
äroei Sßoljnbäufer am Sinbenberg unb brei 2Bobnf)äujer am ©ebaff»
Raufer Ü^einmeg.
2luf eine Slnjabl in ben »erjdjiebenett ‘Mujjetiquartieren im Sau
begriffener SBerfe werben mir unä erlauben, im nädjften Sericbt ju--
rüdjufommen.
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<x$Ux r ^|rontk
pom
1. tlopember 1901 bis 51. (Dhtober 1902.
tfon Ur. Srilj 25aur.
♦
9tor>ember 1901.
1 . ^liitrittSoDrlejung beS .fierrn ißrofefjor o. .fperff übet baS
Sßct^äCtni^ bet ©e|d)lecf)tet.
2. /3. Sei bet periobijcbcn teilmeijeit (Srneuerung bet ©ericfyte
wirb auf eine neue 9lmt2bauer jum 'ßräfibenten beS 3lppeHationS=
gericbtS gcrociblt ißrofefjor Dr. 9ltibrea3 §euSler, ju 9lppeIlation§=
riestern ißrofeffor Dr. St. ©jt. Surdbarbt=0<baätnann, Dr. jper=
mann CS^rift, ißrofeffor Dr. g. gleiner, Hermann Sa Dtocbe^Surct»
barbt unb s ^3rofeffor Dr. Sari Sßielanb ; ju ißräfibenten beS (Sioit*
geridjtS bie DDr. Sörobtbetf, £>uber unb Ofterlag, ju ißräfibenten
beä Strafgerichts bie DDr. £)übfdjer, Sd)ät unb Söflint), fämt*
liebe mit SluSnabine non ißrofeffor $. ©jr. Surcfbarbt bisherige
Subabet bet Stelle.
3. Sei bet 9teformationStollefte, bie in biejem Sabre
fiit bie junge proteftantifebe ©emeinbe im benachbarten Saufen
(Sern) beftimmt ift, »erben an unferen Äircbtüren mehr als 5000
granfen jufammeugelegt.
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4. (Sine gtojje ©?engeTumnnifd)e gaben mit grauen uitb
Ähtbern, im ganjeit etma 400 ©erfonen, parieren auf ber (Eurch=
reife nach Argentinien unfere Stabt.
4. 5. (Sin Heiner gtalienerframall entfteljt, meil einem
©auunternehmer fein parlier mit ber jur Söhuung ber Arbeiter
beftimmten Summe oerfebmanb unb ber ©aumcifter fid) roeigert,
feine Heute auajuja^len. 3)ieje ftreiften, bemonftrierten gegen it»rett
Arbeitgeber unb fuchtelt ArbeitSroiflige an ber Arbeit ju t)inbem.
(Eie ©olijei jdjritt ein. Am 5. mürbe bie Angelegenheit burch
Vermittlung ber ^Regierung oorläufig gefdjlichtet.
6. (Ea§ Strafgericht oerurteilt ben 24=iäf)tigen griebricb
Üirdjhofer aus Auenftein (Aargau), ber am 26. guli b. 3. feine
grau beim gafobSberger ,'polj erjd)og, megen ©JorbeS ju (eben?
länglichem gudjthauS.
7. (Eer (©eitere ©ürgerrat meist einen ©orjcblag jur baulichen
Snueiterung be? ©farlgräfifcben ©alafte? ju gunften be? ermeiterung?=
bebiirftigen ©frunbhnufeS an ben (Sngern ©ürgerrat juriid unb erlebigt
ben ^Prüfungsbericht für 1900 unb eine Sieihe oon ©ürgerauf nahmen.
8. ©ei ber SRef toratSfeier fpricf)t ber abtretenbe ©eltor
©rofeffor I )i\ gr. gleiner über bie ©ntmicflung be? fatholifchen
SUrdjenrechtS im 19. gahrhunbert. (Eie ©reisf ragen h“&e» feine
fiöjung gefnnben. Ja» StettoratSprogramm ftammt oon ©rofeffor
I )r. (ÜBifle unb unterjucht ba? ©ebäcbtni? nad) ber pfpdiO'phbfiolo*
gijehen Seite. 3öie üblich fcbliefjt fich an ben ernften Alt ba?
SfeftoratSeffcn an, gleichseitig ber ScbutauS bet alabentifchen gunft.
10. gm überfüllten ©fünfter fpridjt ber ^ofprebiger a. 5).
Abolf Stöder übet ba? Jh c ma »ber ^err forbert Heben," unb
am folgenben Jag behanbelt er öor einem engeren ffrei« eine
für ©fänner unb günglinge befonbers brennenbe grage.
12. gm Alter oon 52 gahren ftirbt nach furjer ^ranlheit
©fairer Auguft Steiger, gebürtig aus beni Danton St. ©allen.
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@t amtierte juerft in ßbnat unb in • $eri?au, fpäter, bon 1892
an, al? Pfarrer ju ©t. ßlifabetb in ©afel, bon 1895 an als
Dberftbelfec am ÜJtünfter. ßr mar ein ©orfämpfet ber fitcblicben
Reform unb genoß in ben Steifen {einer ©efinnungSgenoffett großes
Slnfebeu.
13. Sie Regierung fteflt ba? ©ubget für 1902 feft mit
10,437,320 0fr. ©ittnabmen, 11,824,438 0fr. Ausgaben unb
1,387,118 0t. 2)efijit, woju nod) 830,000 0fr. für ©trafienbauten
ju Saften be? Sonto? für ©abnboferweiterung tomnten. — Sie
SHegierung ernennt jum ÜKajor |>auptmann Silbelm Sietfdjp
unb überträgt ilfrn ba? Stontmanbo be? neuen, bafelftäbtifdjen
©ataillon? 97. — Ser SRecitator ßmil 9)t i l a n trägt in ber
Slula be? ©tufeum? eine Slnjabl profaifdje unb poetifcbe Sunftwerte
junt ßiitjüden feiner jablreicben 3ubörer oor -
12., 13. Auftreten be? 'ißreftibigitateur? unb 3Hufioniften ©eile
im Stabttafino.
14. ©rojjer 9? a t. Starb Statifitation bon 49 ©iirgcrauf=
nabmen werben ein Sanbanfauf jut ©ergröfjerung be? Soologifdjcn
©arten? unb ein fianboerfauf für ein iSroelitiftfjeä Saifenbau?
an ber ©ottbelfftra&e bewilligt, weiter ein ©efefseSentmurf ange»
nommen, ber berfcbiebenc neue ©teilen im 0finanjbepartement fdjafft,
unb ber ßntwurf eine? ©rojjratSbefcbluffe? betr. ©au eine? gtöferen
Stejerboir? unb Anlage boit filtern für ba? Saffetroerf auf bem
©ruberbolj (Soften 950,000 0t.) an eine Sommiffion gewiefen ; auf
beit Siatjdjlag betr. Surcbfübrung bet oerlängerten Sltargaretben;
ftrafje tritt ber Stat nicht ein, unb bie ©otlage betr. Slbänberung
bc? ©ejefje? einer Organifation be? ©aubepartement? wei?t er mit
Wotioierung jurücf.
16. Starb einer Srodenbeit oon mebreren Soeben unb einem
jum Seil febr febönen unb warmen Stacbfommer bringt bet heutige
SDtorgen ben erften ©djnee.
DigitizsOl
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17. Sie neu erbaute 'ißauluäürc^e, ba? groeite ©otteghau?
ber ©t. ßeonharbgemeinbe, roirb unter jebr ftarfer Beteiligung ber
gangen ©emeinbe feiertid) eingetoeiljt. 2ltn folgenben Sag (18.)
oereinigt ein Banfett im 2Rufiffaal bie ©emeinbeangehörigen beiber
fircfjlit^eit Slidjtungen gu jcfjöner ©efelligfeit.
18. Sie Siebertafet wählt gu ihrem ißräfibenten Dr. 5D(.
Böniger.
19. Sie Siegeng wählt guin Sieftor ber Unioerfität für 1902
Brofeffor Dr. 21. Baumgartner.
20. ffg. Sa? groeite ba jelftäbtifche Bataillon roirb an ©teile
Dom ©tbüfeenbataillon 4 in bag XVI. 3nfanterie=Ülegiment unb
aljo in ben Berbanb ber l\'. Sioifion eingeteilt, erhält bie Ba-
taillongnummer 97 unb roirb organifiert.
23.;24. Sie Sßahlen Don fecf)? Gioil* unb f i eben Strafe
ritfjtern, bie im periobifchen Slugtritt maren, fallen beftätigenb
au?. (Sin Berjut!) ber jogialbentofratifcfjen B flt iei, einige ©effet
für fid) gu erobern, mivb gurücfgeroiejen. 3n ber Bolfgabftimmung
roirb ber bie £>olgpfläfterung?=3nitiatiDe ablef)nenbe ®rojj=
rat?befcf)lufe oerroorfen mit 2532 gegen 1739 Stimmen.
25. Bei ber 3abre?Derjamntlung ber ^ßofrtioen ©enteinbc»
otreinc in bet Burgoogteifjatle }pricf)t Slntifteg o. ©ali? über bie
Bfolmen.
26. Sie freiwillige ©r^ulfgnobe wählt gu ihrem Bri>fi=
benten für ba? 3abr 1902 Sleallehrer 3. #t. ®d)är. hierauf
roirb ein S^ema au? bem ©ebiete be? Siechnunggunterricht? be^
hanbelt. Sie Sigfujfion barüber gieht fiel) fo lange hin, bafe ein
groeite? noch in Slugficht genommeneg Shema muh oerfefjoben werben.
28. ©rofset Slot. Slacf) ber Sntgegennahme ber ÜBahO
unb Slbftimmunggergebniffe oom 23.Z24. roirb bie SrfteHung ber
Bolta* unb ber ©rohpeterftrafje bejchloffen unb ber Bericht bec
Bechnunggfommiffion für 1901 besprochen. Sag oon einer ©roh 5
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rat&fommijfion butdjberatene Sürgerreditggejeh wirb in erftct Cejung
burcf)beraten.
30. Sei bcr Eröffnung be? Seftament? be? in biefet äBodje
geftorbenen 3- Secf»®amper ergibt fid), baff bent 3<u>togifd)en
©arten ein Segat t>on 750,000 3 r - jufällt.
Sejember 1901.
1. Set Siebafteur be? fojialbeniofratifcben „Sorwärt?,"
Slrnotb, hatte auf @runb eines ftrafgerichtlidjen, Dom SlppeHation?»
geeicht beftätigten, aber Don feinen fßarteigcnoffen als ungered)t
fritifierten Urteil? eine Strafe Don brei Sagen .*paft abjufi^en.
©eine heutige ffintlaffung lourbe Don Partei wegen 51 t einer großen
Semonftration betrügt, bei ber aderljanb Sieben gehalten tourben
unb bie ©enoffen firf) in langem 3 ug p burd) bie Stobt bewegten. —
@? roirb in allen eoangelifdjen Kird)cn ber ©tabt ein befonbere?
Opfer für bie fDiiffion erhoben; e? ergibt nicht weniger al?
0000 gr., moDon eine ©imune Don ca. 200 gr. bern allgemeinen
cDangelifrfjeit SOfijfiongDcrein, ber Sieft ber Sagtet SJiiffiott jufätlt.
7. SU? Sieftor ber 5öiäbd)enftfunbnrfd)ut p wirb Don ber Sie»
gierung beftätigt ber Dom @rjiehung?rat gewählte Dr. Sbroin
3oIlinger. — Sa? Seftament be? in biefet 2Bod)e Derftorbenett
(£. ®. Sihh'Dft wirb eröffnet. ®? fefct eine allerbing? noch nid^t
unmittelbar frei merbenbe ©untine oon 300,000 ^t. für bie
Unioerfität au? unb jwar follen bie 3i>ifen be? Kapital? benüfct
werben jur Sejolbuug eine? Sh p °t° 9 en < eines Siotogen unb eine?
Shitofapf)« 1 - beren Aufgabe bie pflege Dornu?}ef}ung?lofet SBiffen»
fdjaft fein foll. Sin Kuratorium h fl t über ber Slu?führung ber
Stiftung ju wachen.
8. Ser Sa?ler SJiännerchor begeht ba? Subiläum feine?
75»jährigeu Seftanbe? mit einem gtofjen Konjert im fDiünfter unb
einem Sanfett im SJiufifjaal.
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9. Sie Ituioecfität jäf)tt im taufenbeit Sßinterfemefter 529
©tubierettbe, barunter 8 Samen, unb 88 nirf)t immatrifulierte
Störet, barunter 13 Santen. Unter ben ©tubierenben finb Der»
treten Vafelftabt mit 173 (11 Jtjeotogen, 20 Juriften, 54 SKe-
bijiner, 88 ^ßfjilofop^ett), bie ganje ©dtroeij mit 390, ba3 StuS=
tanb mit 139 ißerfonen. 9tadj ben gatuttäten oerteilen fid) bie
©tubierenben auf Ideologie 42, Jutiäprubenj 44, 'JKebijitt 147
unb ^itojopljie 296. ©egen baS tefcte ©emefter trat eine S16=
nafyme ber grequenj um jmei ©tubierenbe ein.
12. ©rofjer 9int. 9iad) einer Interpellation über ben oon
Seutjd)lanb projeftierten Sau eines beutfdjen gortS auf bet Sül=
tinger $ötfe unb Valibierung ber Üttd)tenoat)ten Dom 23./24. 9io-
oember toirb ber Ä'rebit für Verbreiterung beS VirfigoiabufteS unb
bie (Srpropriation für einzelne jur VirSuferftrajfe unb VirSforrettion
erforberticbe Sanbftürfe betoifligt unb ber Verist ber Prüfung?»
tommiffion für 1900 eutgegengenoinmen.
14. /15. S3eim erften SBatjtgaitg ber SBafyten ju beit gern erb *
ticken ©djiebSgeridjten lommen Don 120 Sßaljten 90 juftanbe.
Sie 30 nicfjt befefcten ©teilen betreffen fämttid) jo(d)e Don Arbeitgebern.
15. Sie ^eftatojäigefellfdjaft tjält iljre Jaljre§Derfamm=
tung mit Abenbunterl)altung in ber SBurgoogteitjaÜe ab.
17. Set neue ©jtraorbiitariuS für ®unftgefd)id)te, ^ßrofeffor
p. A. ©d)ntib, f><itt feine ^pabilitationSDortejung über Probleme
unb Sedinif ber $hinftgefd)id)te. — Sine Sßroteftlunbgebung
bet grauen unb Jungfrauen Söafetä gegen bie Velfanblung, bie in
ben ÄongentrationStagern ©übafritaS ben SSoerenfrauen unb
*$ittbern ju teil toirb, oereinigt binnen turnet 3«t übet 20,000
Unterfdpüften. Saju fommen 7000 aus Vajettanb. Sie 83e»
toegung Derbreitet fid) Don Safet aus auf bie übrige ©djroeij.
18. Sie (Eröffnung beS SeftamentS ber am 14. oerftorbenen
grau Abete äfterian^Jfetin ergibt für einen tmmöopatljijdfeu
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Spital in Safel unter Surftest ber ©emeinnüfcigen ©efelljchaft
700.000 gr., für biefe ©efeOfchaft 100,000 gr., für üerjdjiebene
anbere wohltätige, gemeinnüfcige unb religiöfe Snftitute total
225.000 gr. Jen öffentlichen Äunftfammlungen fallen jum Seil
fe^r wertoolle ©emälbe aus bem üftachlafs zu.
19. Jer SBeitere SBürgerrat beauftragt ben längeren 33ürget=
rat mit einer (Eingabe au ben ©roßen 9tat, in ber biefer Sehörbe
für bie zweite Beratung beS 93iirgerrecbt§gefeheS foK anS $erj gelegt
werben, baS 93aSfet ^Bürgerrecht nicht, wie in erfter Sefung gejehehen,
benen, bie ein 9ied)t barauf haben, es anjufprechen, oon ©efebeS wegen
anju tragen. Slußerbem werben eine Dteihe SBürgerrechtSbegehren erlebigt.
20. @S wirb befannt gemacht, bajj baS Komitee 511 t ©amnt=
lung oon ©elbern für ben Sau eines neuen StaubtierljaufeS im
3oolo giften ©arten angefid)tS beS Legates 33ecf=@amper auf
weitere Sammlung oerjichtet, nachbem bis bahin ca. 11,000 gr.
erzielt worben finb.
21 . / 22 . Jer jweite SBablgang für bie SBahlen bet ©ewerb*
liehen ©cbiebSgerichte bilbet ben ©chfufj ber SBahlgefdjäfte
biefeS SohreS.
23. ffg. 3m ©tabtfafino hängen bie blau=weifeen gähnen
heraus unb eS oerfünbet eine grojje 3nfchrift ben V. 3ioniften=
fongrejj, nachbem fchon in ben lebten Jagen bie jioniftffche
3 ugenb 3 $taels, meift SllaöemÜer unb Slfabemiferinnen, in an=
fehnlicher 3 a ht in Safel (©afthauS jum Storren) getagt unb
ihre ©ebanfen auSgetaujcht haben. Jie offiziellen ©ifcungen fanben
unter ftarfem Slnbrang am 26., 27. unb 29. Jejember ftatt. 9iur
mit .§ilfe oon Stachtfifcungen tonnte ber Äongrefj bie Jraftanben
bewältigen unb erft am ©iloefter früh öier Uhr ging bie leßte all=
gemeine ®erfammlung auSeinanber. Jie Seiter finb wie bei ben
früheren SBaSler Äongreffen Dr. Jt) c obor ^erjl aus SBien unb
Dr. SJiaj Vorbau auS 'ißariS.
Digilizedt
287
30. Sie Venia legendi für Ophthalmologie erhält Dr. O.
§a Hauer, al? Seftor für englifcfte Spradte an bet Unioerfität
wirb abmittiert Dr. phil. 3Jeinle.
Sanuar 1902.
1. 3m a6gelaufenen Saht mürben im Äanton Sajelftabt ootl-
jogen 1105 (1900: 1170) Stauungen (eingerechnet 139 au?roärt?
getraute ^ßaare, mo bet Sräutigam im £ an ton mohnhaft mar);
e? ereigneten fid) 3644 (3576) ©eburten unb 1884 (2074) Sobe?*
fälle. Sei ©eburten unb Sobe?fäfien fitib 121 Sotgeburten mit*
gerechnet. Unter ben 3523 (3459) Sebenbgeborenen maren 1756
Änaben unb 1767 Stäbchen. Unter ben 1763 ©eftorbenen (ohne
bie Sotgeburten) maren 862 männliche unb 901 weibliche ^Serfonen.
2. Ser neue ©iiterbahnhof ©t. 3ohann wirb bem Ser*
lehr übergeben.
6. Sei ber Äonfurrenj für Släne einer mittleren
3th*inbrücf e, beren Srgebni? h E “ü eröffnet wirb, erhalten einen
erften ißrei? bie |)enen 211b. S lieft & Sie. unb ifkofeffor ffr. o.
Shierfch in ÜWünchen unb Äonforten; einen jroeiten bie fperten ißrofefjor
Sf^otte in 21arau unb Sa?let Saugefelljchaft unb Äonforten; je
einen brüten bie HRafcftinenfabrü Sftlingen unb Äonf orten,
bie Herren ißh’l- ^oljmann & Sie. in granffurt unb Slrcftitelt SmI.
SaSioche in Safe! unb Äonforten, unb bie Herren ^ßrofeffor Bfcftoffe
in 2(arau unb Sanier Saugefelljchaft unb Äonforten für ein weitere?
Sßrojcft. Sie ißrojefte mürben Pont 11. bi? jum 26. 3anuar im
©eroetbemujeum au?geftellt.
7. /8. Softbirettor 9JJ a u r e r feiert in engftem Ärei? ba?
3ubiläunt feine? por jetzig 3oh ren «folgten Sintritt? in ben
Softbienft.
8. 3m ©enof }enfchaft?rat be? A. C. V. werben einige
Sßahlen getroffen unb Sefcftlüffe gefafet über ein Äonfumoerein*
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Organ, baS bemuächft er)d)einett wirb ; für bie ArbeitSlojen werben
1500 $r. auSgeworfen ; weitgehenbe unb foftfpteligc Sauprojefte
beS 33erwnItungSrateS (Bebauung beS iJtilmelinbac^arcnlS) werben
abgelehnt unb blofs 45,000 gr. für Erweiterung ber SBäcferei be=
willigt ; enblid) wirb bem SßerwaltungSrat bie $rage jum Stubium
überwiefen, ob unb auf welche SBeije ein regelmäßiger amtlicher
Sontaft jwifctjen ©enofjenjchaftSrat unb ißerfonal beS A.C.Y. ju
jchaffen jei.
9. 3nt ©roßen 9iat wirb eine ^Interpellation betr. bie
bem SSerfehrSoerein übergebene Sorge für bie SReflame» Affinen an-
gehört. ®er Diät bestätigt weiter 52 33ürgeraufnaf)nten, erttärt
bie Sctjiebäric^terwablen gültig, beauftragt bie Regierung mit ber
Ausarbeitung einet Vortage betr. öefeitigung ber ^Beiträge ber An*
wänber an bie Soften ber ^oljpfläfterung, erlebigt bas ©cfeß betr.
Üieueinteilung ber Ouartiere in jweiter Sefung unb nimmt eS au,
genehmigt einen Antrag bet Regierung betr. Abtaujd) oon 2anb auf
bet Slgbecfinfel, ratifijicrt ben oon ber Regierung abgefchloffenen
Vertrag betr. bie Straßenbahn oon öafel nach ArleSheim unb
überweist ber Regierung ben Anjug betr. Uebernahme ber ©efdjäfte
ber ©emeinbe Ziehen burd) ben Staat.
15. beinahe acf)tjigjährig ftirbt ber ehemalige Saumeifter 3.
9Ji ü 1 1 e t = Stähelin, ber, abgefefjen oon feiner IBerufStätigfeit, auch
in jahlreithen fantonalen unb bürgerlichen Aemtern bem aHge=
meinen SBohle biente unb oielfad) in religiöfeu Vereinen tätig war.
18. Es erfcheint bie erfte Diununer beS ©enojjenfchaft»
liehen SBolfSblatteS, Organs beS Allgemeinen fionf umoereinS
unb beS '-Basier Q-rembenblatteS, baS bem Jrembenoerfehr
bienen will.
18./19. 3uni Pfarrer am ÜJiünfter (Oberfthelfer) an Stelle
beS oerftorbenen Aug. Steiger wirb ohne Opposition ber pofitioen
Partei gewählt bet Reformer fieonhnrb Siagaj, jur^eit in Ehur.
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23. 2)er ©rofje Üiat nimmt Kenntnis non bem iRüdtrittS»
gefud) non SRegierungSrat ^itippi, befchließt, bte ©teile beS Staats»
citwaltS nicht auSjufdireiben, wählt je jeljn (Srfoferitfjter für baS
Stoil« unb für baS Strafgericht, genehmigt ben SIntauf ber Siegen»
fdjaften fRebgaffe 52 unb SRiehenthorftrajie 17, lehnt bie 35urd)«
füljrung ber SRaiengaffe nad) ber ^iebelftrajje ab unb berät baS-
93ubget für 1902 burd), fo baß eS jefct befinitio aufweist an
©nnahmen 10,435,820 %i., an Ausgaben 11,786,098 3?r. r
alfo ein SJefisit non 1,350,278 ffr-, woju nod) ungebedte
830,000 gr. für ©fenbahnumbauten fommen. ©ne ©ngabe beS-
fßerfonalS ber ©trafjenbatjnen um Sßermeljrung ihres Urlaubs wirb
in empfefjtenbem ©inn an bie ^Regierung geroiejen. — 3m ‘älter
non 58 3ahren ftirbt an einem §irnfd)lag $einr. Sßfifterer»
©todmeper, fßeljhänbler, ber fiep mancherlei religiöjen unb gemein-
nüfcigen Seftrebungen mit Eingebung geroibmet ^at.
25. ©eneralöerfammlung beS bafelftäbtif djen Surn»
»erbanbeS.
31. ®ie Söitterung beS 3anuarS h' e lt ttid)t, tnaS matt
öon bem ÜRonat ju erwarten pflegt. $aS Shermometer beroegt
fid) meift um ben SJiuflpunft. 25ocp brachte hauptsächlich bie erfte
£älfte beS 2RonatS eine Steife fd)öner fonniger Jage unb ba eS-
nie nennenswert gejd)neit hatte, fo war eS meift ein Sauwetter
ohne 2feud)tigleit unb frei oon Äot. 91m 25. war ein ©emittec
mit ®onner, Slip unb ^agelfturm.
gebruar 1902.
1. 3um fßrofeffor für Sotanif wirb berufen Dr. Sltfreb
gif eher, bergeit in Seipjig. — V.D.M. ©eorg fji n Sl er , SRe»
ligionSlehrer am hieftgen ©pmnafium, wirb non ber philofopljifchen
gafultät ber Uniöerfttät junt Dr. phil. hon. c. ernannt wegen
feiner reformationSgefchid)tlichen gorfchungen unb feiner Arbeiten
8a8Iet SaCjrtmrfj 1903. 19
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übet äroingti. — 3n feinem 79. Sebenäjahr ftirbt alt ©tabtrat
2Ü. Stüller, früher in mancherlei bürgerlichen Slemtern mit oielem
Serbienft tätig.
2. ®ie beutfehe Kolonie begeht ihre Kaiferfeier.
2./3. Sei ber 3ahre3feiet bet Soangelijchen QJefetl jc^aft für
<3 tabtmiffion tritt als ^jauptrebner auf ber Sorfteher ber ©tabt=
miffion in |)alle a./@. ©imfa.
5. ^ßtofeffor 3. ^ßiccarb roirb oon feinem ßehramt oon ber
Dtegierung auf @nbe beS ©ommerfemefterS 1902 entlaffen. —
Ißrofeffor 3afob Söadernagel nimmt einen Stuf nach ©öttingen
als orbentlicher ^ßrofeffor bet oergteichenben ©prachroiffenfchaften an.
12. 3unt fantonalen ©eroerbeinjpettor roirb oon ber Siegie*
rung ernannt Dr. ^»ermann Stocher. — SOtit ihrem üblichen
Slfchermittroochmahl öerbinbet bie ©afranjunft bie ©nroeihung
ihreg fünftlerifch auSgefchmücften großen tfeftjaaleS im neuen 3unft=
gebäube.
13. ©rofjet 9t at. Stach Statififation jroeiet Kleinhüninger
Sürgeraufnahmeu roerben angenommen bie Einträge ber Stegierung
betr. 3“räcffehung beS |>aufe3 9tr. 11 greieftrafje, ein Ertrag
betr. Slbtaufch eine? ©türfeS Sanb am oormalS 2öalter=2)ürft'jchen
@ute, bie 9(nfäufe beS ßüjjeUjofeS in ber ©palenoorftabt unb bes
^aufeS jum Pilger in ber Sifengaffe, alles mit 2>tinglid)feit. ®ie
gorberung eines »eiteren KrebiteS für Umbau beS 9iathaufeS, bie
eine Ueberfcfjreitung beS urfprünglichen beroißigten KrebiteS um etroa
eine halbe SDtiltion bebeutet, roirb an eine Kommiffion geroiefen ; bie
Üütotionen ÜBuHfchleger betr. ein fantonateS Slrbeiterfchufegefeh unb
Roller betr. SBahl ber SDtitglieber beS ©tänberatä unb beS Stational*
rats an bent nämlichen Jage »erben überroiefen; bie Stegierung
roirb infolge einer Petition aufgeforbert, neuerbingS bie in einer ber
lebten ©ifeungen abgelehnte SerbinbuttgSftrafje jroifchen |>euroagpla&
unb ©t. Stargarethenübergang ju prüfen. hierauf roirb bas ©efefc
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betr. @rf)öt)ung bet SSefteuerung anonymer ©rwerbgefellfcbaften in
crftet Sefung erfebigt unb ba§ ©efeb betr. Anlegung unb ßorreltion
ton Strafen in jweiter Sefung burcbberaten unb mit großer 2Jtebr=
beit gegen jroei Stimmen angenommen.
15. Sie Regierung erteilt bie nacbgefucbte ©ntlaffung bem
Nettor be? ©pmnafium? ißrofeffor g-rifc Sunfbarbt auf ben
Herbft unb bem nach ©öttingen berufenen ißrofeffor 3afob SB a der«
naget auf Snbe be? SBinterfemefterS.
16. ©in in ben fpäteren Stbenbftunben im äufjeren St. 3o=
bannquartier au?gebrocbene? Sd)abenfeuer ?ann auf feinen ^perb
bcfcfjränft roerben.
17ffg. Sie gaftnacfjt gebt in ben hergebrachten formen oor
fich, nur bafj fie am ÜJtontag burch einen in ben oorhergehenben
Sagen gefallenen Schnee, noch mehr aber am äftittmod) burch Sau«
metter behinbert roitb.
20. 3m SBeitern Sürgerrat werben eine Neibe Don 8ür=
gerrechtbegehren erlebigt.
23. 3n ber SSurgöogteibalte hält unter ungeheurem Stn«
brang ißrinj 9Waj oon Saufen, jur geit ißrofeffor ber
Sljeologie an ber Unioerfität greiburg in ber Scbweij, einen
Sßortrag über bie Pflichten be? fatholijchen Spanne?. — Stm
Slbenb ftirbt nach turjem Sranfenlager fecf)?unbfünjigiäbrig (Smanuel
3Ba<!ernagel»iDfet, feit fechjehn 3ahccn Verleger ber „93a?ler
Nachrichten."
25. ißrioatbojent Dr. ©uftao Senn bätt feine Habilitation?«
Dotlefung über bie (Shtomatopho«n ber ißflanjen unb ihre ®e«
fchichte. — Slm Nachmittag werben brei etwa fiebenjäbrige Knaben
au? bem ©unbelbingerquartier, bie auf bem Sruberbolj ihren
Spielen oblagen, oon h°tb oerwitberten Hunben überfallen.
Ser eine würbe getötet, ein anbecer fchwer oerlefet; ber britte fam
mit Heineren SBunbeit baoon.
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26. 25ie Regierung erteilt bem langjährigen Reifer ju ©t.
^Jeter Pfarrer Sluguft Sinber bie erbetene (Sntfaffung auf beti
l.DItober 1902.
28. ®ie SBitterung befielt ben im roejentlidjen milben
ßhorafter bei, ber jehon ben Sanuar gefennjeichnet hotte, ©tarfe
Sftieberjdjläge blieben au8, abgejehen oon einem gegen bie SJiitte
beS Sfflonats gefallenen jehr ftarfen @djnee, ber aber bei einem
rafd) folgenben Umjchlage ber SBitterung in ber grühlingSroärme
beS 18 ffg. in unferen Sagen rafd) baljin jchmol^, auf ben 93ajel
umgebenben £öt)en fith aber lange noch h*elt.
fDtärj 1902.
1. 3um orbentlichen ißrofeffot bet Sj3h«lojop^ie an ber Uni»
»erfität roirb ernannt ißrofeffor Dr. ßarl 3oel, bisher aujjer»
orbentlidjer ^rofeffor.
2. Stuf ben 3ä n ften finben heute unb an ben folgenben
©onntageit, 9. unb 16. ÜDfärj, bie SrneuerungSroahlen je beS
halben SSorftanbeS auf fed)8 3ahre ftatt unb etmaige (SrgänjungS*
mahlen. — Sftachbem er fchon am öorangegangenen Xag im engeren
Greife gefprodjen hot, holt ber ^)eilSarmee»®enetal Sootlj unter
grofjeni Slnbrang in ber 93urgöogteihaHe nicht roeniger als brei
SSerjammlungen ab.
5. 93om ÜiegierungSrat mirb ber langjährige ©ehretär beS
ißolijeibepartements Subroig Sufc auf feinen SBunjch mit beftem
®anf für feine ®tenfte au8 bem ©taatSbienft entlaffen. — Skt
33uubeSrat teilt mit, bafj angefichtS ber ablehnenben Haltung
$eutjd)tanb8 bie Verlängerung beS £ üninget'ßanalS
auf ©chroeijergebiet bermalen als unausführbar erfdjeint.
10. ®S roirb burd) eine fUfitteilung in ben Leitungen be»
fannt gemacht, bafj ber bisherige ßentralbahnhof Don jefct an amt'
lieh ben tarnen führt S.B.B.-93ahnhof 93afet.
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11. ®ie bisher als ^rittatfacfje betriebene Sin ft alt für
14 toarfjfinnige Jaubftumme in 93ettingen gebt an eine
gemeinnützige Äommiffion über.
12. Stuf einer SRunbreije bureb ®übbeutjcf)(anb berührt ber
beutfebe Kronprinz au4 93ajel. ®ie 9ta4t oom 11. jutn
12. bnt er tm ©aftbofe brei Königen jugebraebt. Slm 12. be*
futbte er mit feinem lleinen ©efolge bie öffentlidjen Sammlungen
unb reiste bann na4 Sujern weiter.
13. ©rofjer Stat. @8 wirb interpelliert über bie Stellung
ber bafelftäbtifcben Sßolijei §u bem Unglücf mit ben $unben auf
bem Sruberbolj (25. gebruar) unb über ben ©injug non ®oblen=
beitragen, hierauf werben eine 9ieibe 33ürgeraufnabmen ratifiziert,
ber jrneite Staatsanwalt unb ber zweite UnterfucbungSricbter ohne
Sluäjtbteibung in ihrem Slmte bestätigt, bie Slbbitte öon $RegietungS=
rat ißbilippi on eine $ommiffion gewiefert, eine Stnznbt ßiegenfebaft»
taufe zur Äorrettion ber Slef4enöorftabt ratifiziert, bet 9iegierungS=
«ntrag betr. Speifeleitungen nadi bem ©unbelbingerquartier ange*
nommen ; bann wirb in zweiter Sefung baS ©efefc betr. Sefteuerung
anonymer @rwerbgefellfd)aften erlebigt, bie ißfläfterung ber St.
(jatobftrafje mit einigen Slenberungen am SJtegierungSantrag an=
genommen unb bie ftaatlidfe Suboention an baS 5£^eatec tion 25,000
auf 55,000 3fr. erhöbt.
18. ÜRationalrat Söul Iftb leger wirb oon feinen ißartei*
freunben entgegen einem früher tunbgegebenen ©ntjcblufj öeranlajjt,
eine Stanbibatur z u ben beoorftebenben SRegierungSwablen anzu=
nehmen.
21. ©ine Sßerfammlung bet SBarenjettion beS ,fpanbels= unb
SnbuftrieoereinS zu Safran fofet öefcbliiffe, bie eine f»erabfe|ung
ber Slnfäfje für 9labrungS= unb ©enufjmitteln in bem ben eibge*
nöffijtben Späten zur 3 e >t oorliegenben ©ntwurf zu einem neuen
Zolltarif anftreben.
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22. Sem Dr. raed. unb phil. ©uftaD ißreiSroer! wirk
bie venia legendi als fieltor für ,8ot)nljeUfunbe an bet mebicini*
fcf)en ^alultät erteilt. — 3“™ ®treftor bet Äantonalbanl an ©teile
beS nad) 3ürid) überfiebelnben Sirettor Äunbert wirb ernannt bet
bisherige Ißrolurift Sluguft Vurdlfarbt’^artmann aus Safel.
26. 3n ben VerroaltungSrat ber ^anbelSbanl wirb ge=
roäljlt StegierungSrat Dr. '.ßaul ©peifer, bet feinen SRücf tritt
au? bet Regierung auf bie beoorfteljenben SReuwalflen erftärt fjat.
31. SBaS bie SBitterung anbettifft, fo lief) fitfj bet ÜRonat
SRätj feljt günftig an mit warmen, fonnigen Sagen unb bie Vege=
tation jurütffjaltenber näd)tlicf)er Äälte. Sie jroeite $älfte ba^
gegen mar tegnerifd) unb ungemütlich, etwa Dom 16. weg, ben ein
ftarfeS ©eroitter auSjeidjnete. Sind) bie Ofiertage (Oftern 30. ©ärj)
brachten fein angenehme? Söetter.
Slpril 1902.
3. Ser Vürgerrat Ijeifjt einen iljm Dont ©ngetn SBürgerrat üor=
gelegten generellen (JrroeiterungSplan beS VürgerfpitalS gtunbfäfclicf)
gut unb befchliefst ju beffen Slu?fül)tung ben erften ©d)ritt ju tljun
mit einet Verlängerung beS 5ßfrutibl)aujeS in ber £>ebelftrafje. Saju
roitb ein ßrebit oon 330,000 gr. beroitligt. Sie ßommiffion ber
©emeinniifjigen ©efeflfdiaft ju einem SllterSafgl für Stiebergelaffene
fteuert weitere 220,000 3r. bei. hierauf werben eine IReilje Don
93ürgerred)t?bege^reu erlebigt. — 3 U » 1 ^räfibenten beS SRufeumS»
Der ein? wirb gewählt an ©teile beS nad) ©öttingen übetfiebelnben
ißrofefforS 3alob Sßacfernagel ißrof. $arl VonberSRülfll.
6. §ln ber Selegiertenoerfammlung beS ©djweijerifdien
©djüfcenoereinS im ©tabtfafino unter bem Vorfifce oon 0berft
Slbrien Sfyelin nahmen etwa 400 Selegierte teil, als Vertreter
ber ^Regierung Don Vafelftabt iRegierungSrat Dr. 3faal 3jelin. @4
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würbe eine längere 9teibe non SEraftanbeu erlebigt unb bann int
SJtufitfaal bei gemeinfamet Safel fröhlich banfettiert.
7. ®er Pnnbe?rat entläßt ben SDireftor be? Poftfreije? Pafel,
3. SJfaurer, auf fein ©efucb au? bem Poftbienft, in bem er feit
1842 ftanb.
8. SRacf) langem, fernerem Seihen ftirbt im Sitter Bon wenig
über 50 fahren (Jarl ©täbelin»Purcfbarbt, her in ben Ber*
fc^iebenften 3 roe *S en ber SBobltätigfeit unb ©emeinnü^igfeit, nament*
lieb auch in religibfen Unternehmungen, eifrig tätig mar.
9. 3‘im orbentlidjen Profeffot für ftaffifcfje Philologie unb
©praebwiffenfebaften an ©teile be? nach ©öttingen überfiebelnben
Profeffor 3afob Sßadernagel wirb ernannt Dr. fjerbinanb ©ommer,
bereit Prioatbojent in Seipjig.
10. ©rojjer 9t at. 9tacb einer SnterpeHation Dr. ©teblin?
betr. Ä'affierung be? Prunngäfjcben? nnb her Peftätigung einet Sin»
jabl Pürgeraufnabmett wirb ber Panfrat auf eine weitere Slmt?»
bauet beftätigt. hierauf wirb ber 9tütfftänbebericht be? 9tcgierung?»
rate? burebberaten, Bon bem mehrere Punfte ju 2>i?fujfionen Slnlafr
bieten. 3n ber Stacbmittagfibung wirb ber Pertrag mit ben ©b e '
gatten 9iittmann betreffenb Slbtaujcb Bon Sanb an ber ^üningerftra&e
ratifiziert, bie Slbbitte 9tegierung?rat Pbilippi? unb bie Dr. ©.
©cbeuermann? Born ©efretariat be? ©rojjen 9tate? bewilligt unb
bem erftern eine Penfion, bem I extern eine Slbfcbieb?gratififation
jugefprochen. ®er i?raelitifd)en ©emeinbe wirb bie Slnlegung eine?
befonbern iStircbbof? bewilligt, ber Pan eine? Äeffelbaufe? unb bie
SluffteÖung eine? weitern S)ampffeffel? in ber @a?fabrif, ber Sin»
lauf ber Siegenfcbaft Prunngäfjlein 4 befdjtoffen, bie jroeite Por*
läge betr. Perlängerung ber 9Jtargaretbeiiftrafje angenommen, bie
Petition bet 2iegenjcbaft?befit}er am ©palenring um Urmäfjigung
ihrer Peiträge an bie Soften ber £>erftetlung bet neuen 9tingftrafie
auf Slntrag ber Petition?fommiffion mit Ptotioierung abgemiefeu
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ittib gegenüber beni ütnjug 9Riiller=Dtt bett. ba® Stfftrf)en= unb
Stetlameroefen Jageäorbnung befc^toffen. ®et ißräfibent fcbliejjt
©i|ung unb Segislaturperiobe mit einer Slnfpraebe, rooritt er au®
Slnlafj ber eben au® Sern eingetroffenen 92acf)rirf)t oom äbbrud)
ber biplomatifcben Sejiebungen ju Italien ben Sunbe®rat be§ Qn-
trauen® be® Solle® oon Safelftabt unb feiner Eingabe an® Sater»
lanb oerfidjert.
fßrofeffor Jriebrid) SDiüUet nimmt einen Stuf al§ Diadp
folget giemjjen® nad» ÜRündjen an.
11. 3um Schreibet ber ©emeinnüfcigen ©efellfcbaft wirb
gemäht Dr. $b e °b DC ©täbelin; ferner bewilligt bie ©efeßjdjaft ben
für einen Steubau jur SRufilfdjule auf bem für bie Slnftalt er»
roorbenen Slreat in ber Seoubarbftrajje erforberlid)en Srebit oon
360,000 gr.
11. 12. 13. @3 untergeben ficb ben faufmänniftben Sehr»
lingäprüfungen 22 junge Öeute, oon benen jämtlicbe bie iß™*
fung beftanben. ®en ©cblujjaft mit ®iplomöerteilung unb mannig»
fatben unterbaltenben ißrobuttionen beging man in bem großen
©aale be® neuen ©afranjunftgebäube®.
12. Sei ber 9lu®tragung be® ©buutpionnat® ber ©djroei*
jerifdten gedjtunion fiegte bie Societe d’escriine de Geneve.
35ie b'cfige Societe d’escrime ä l’epee, bie bie Organifation übet»
nommen b“ tte . fd)lo^ bann einen ?lffaut an, ber bureb Jeilnabme
auswärtiger SDieifter befonbere® Snterefje gewann. — Unabhängig
bieüon oeranftaltete ber Sanier geebttlub am ©onntag 13. 9lpril
jur geier feine® 25» jährigen Sefteben® einen Slfjaut im SRufüjaal
unb am 9tbenb ein belebte® Sanfett. — Sad) einem Äranfentager
oon oielen SJfonaten ftirbt 62 Sabre alt Slrcbiteft Siubolf geebter,
ber bureb ba® rege Sntereffe, ba® er ben antiquarijdjen gragen
entgegenbradjte, unb bureb fein feine® Serftänbni® für ältere i?unft
in bie Äoinmiffion für ba® Saäler ^iftorifebe SRufeum unb in
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"ben SSorftanb bet fcbroeijerifchen ©ejeHjchaft für Spaltung ^ifto=
tif^et (Denfmäler geführt routbc.
16. 2)ie ^Regierung befrfjliefet im ©runbfafj, eine SRettungS*
anftalt für oenoahrloSte ÜRäbchen ju grünben mit ©ifc im
S3anne Stiegen.
19. SDie Satter Ärebitanftalt unb 23aSler ©par*
fafje melbet ihren ÄonfurS an. — 5)em 3ooIogif <^en ©orten
finb bon ben naturmiffenfdjaftlicfjen 9lnftalten in ißotii, bie unter Öei=
tung oon jdjraeijerifdjen ©eiehrten flehen, eine ^njahl Vertreter
ber jübninerifanijchen gauna jugefonbt roorben, unter anberm ein
^Imeijenbär unb ein gaultier.
22. ißromotionSfeierbeS Cbern ©hmnafiumS in ber 9lula
bes SRujeumS. — (Sine totale ÜRonbfinfterniS, bie fcfjon bor
URonbaufgang begann unb für unS toährenb beS größten Seils ihrer
»Dauer oortrefflid) ju beobachten geroefen märe, bleibt roegen un»
günftiger Sßitterung unficfjtbar.
24. 2)ie 93aSler@parfaffe unter Seitung ber ÖaSler Sfrebit*
-gejellfc^aft bot fiel) gleichfalls infoloent erflärt (oergl. jum 19. ülpril).
26. 27. SBeim erften Sßahlgang für bie IRegierungS* unb
•©roferatSioablen rücften bie greifinnigen unb bie Sonjeruatioen
mit ber gabt naef) ootlftänbigen, ber (ßarteifarbe nach gemixten
Siften auf; bie ©ojialiften fchlugen unbollftänbige fiiften mit aus»
fcbliefelid) fojialiftifctjen Äanbibaten oor, für bie ^Regierung einzig
ihren SSertrauenSmann, IRationalrat SEBuOfc^leger ; bie Äatholifen
empfahlen für bie SBahl ber (Regierung unb für bie ©ro&ratSroahlen
in einigen Quartieren (Sntbaltung, für anbere Quartiere gaben fie
felbftänbige, in ben meiften fünften mit ben Äonferoatioen überein»
ftimmenbe ßiften heraus. Stufjerbem gab eS Siften bet ^anbroerfer
unb beS SBirteoereinS, ferner im ^lefdjenquartier eine foldje, bie bie
©onberintereffen beS ©unbelbiitger Quartiers im Stuge hatte, unb
im , 'potburgquartier eine Sifte biffibenter ©ojialiften.
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3n bet ^Regierung rnaren bie jmei burd) beit fRüdtritt ber
fRegierungSräte iJJbilippi unb Speifet erlcbigten Seffel neu ju be=
fegen. Sie $reifinnigen fctjtugen oor ijStofeffor Dr. Sllbert ©lircf
barbt=5in§ler unb Dr. ©mit ©üittSfjeim, bie Sonferöatioen GioiD
gericf)tft^reiber Dr. ,£)an3 S8unffjarbt»3retfcf)erin unb Dr. Sltfreb
SBielanb, bie Sojialiften mie ermähnt einjig SRationalrat Sßuflfchleger.
93ei ber SRegierungSroahl gaben oon 17,205 Stimmberechtigten 9620
gültige Stimmzettel ab. Sei einem obfoluten 3Rehr oon 4811
mürben gerodelt bie ©iälfetigen Dr. 3faat 3felin (6428), Dr. |>ein=
rid) Saoib (6417), Dr. Stidjarb 3 u *t (6196), Oberft Söilljelm
58ifd)Dff (5922) unb fpetntich fReefe (5875). SBeitere Stimmen
erhielten Stationalrat SBullfcbleger (4552), ißrofeffor Mbert S3urd=
harbt (3806), Dr. $an3 Surdhaibt (3361), Dr. ©rnil ©ötti§=
heim (2820) unb Dr. Stlfreb SBielanb (2728); e§ h°t alfo ein
jroeiter Sßahlgang ftottjufinben.
S3ei ben ©rofjratäroahlen lagen für 130 Sige nahe an 300
Sanbibaturen oor. 3m erften SÜBahlgang gingen mit roenig Sluä-
nahmen nur folche Sanbibaten burch, bie auf mehr als einer ber
beiben |)auptliften ftanben, in Äleinbafel aud) biefe nicht äße. 3m
ganzen tarnen blofj 56 SBahlen juftanbe. Sein einziges Ouartier
hat feine Hborbnung gleich im erften äBahlgang ernannt. Sie
brei Quartiere SleinbafelS mit jufatnrnen 47 ©rofjratämitgliebern
haben nur neun gewählt, eä bleiben alfo für bie Stacgroahl hier noch
38 ! SluS bem SSßahlgefchäft ergaben fich für bie gegenroärtige Starte
ber hauptfächlichften Parteien in ©afel folgenbe Äffern: grei*
finnige 40 %, Sonferöatioe 35 %, ©ojialiften 25 %•
Sie Vorlage betreffenb bie Aufhebung ber ©eitragpflicgt ber
Slnroänber Oon mit £>olj gepfläfterten Strogen (£>oljpf l after«
3nitiatioe) mürbe angenommen mit 5232 3a gegen 3755 Stein.
29. ©ine ©läubigeroerfamtnlung ber faßiten Saäler
Srebitgefellfcgaft ernannte eine fünfgliebrige SonturSoermaltuug
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299
unb einen ©läubigeraugfdjuh. Slug bem Umftaub, baff ber 93ec=
fammlung runb 400 jumeift fogenonnte {(eine Seute beiroohnien,
ift ju entnehmen, roelche Kalamität für S3afet bet gufammenbruch
bet Sanf bebeutet; oiedeicht noch fdperälicher entpfunbene SSertufte
braute bet gad ber ©parfnffe bet Ärebitgefedfd)aft. ®ie beiben
gadimente neunten bag allgemeine gntereffe faft nod) mehr in
Slnjprud) alg bie Sßal)(polemtf.
30. 2)ie Siegierung ernennt ju außerotbentlidjen 'tßrofefforen
an ber philofophifdjen gafultät bie ^ritmtbojenten DI)r. ®aniel
Surdharbt unb griebrid) SJiünjer.
®ie SBitterung roat in ber erften, gröfjern Hälfte beg 2Ho=
natg ber Vegetation aufeerorbentlief) günftig. ©in Söedjfel oon
fonnigent grühlinggroetter unb nmrmem liegen lodte bag ®rün unb
bie SBlüten mächtig Ijertmr, fo baff gelb, Vaumgarten unb Sieb*
gelänbe ju ben jdjünften Hoffnungen berechtigten, ©egen ©nbe beg
SJionatg trat eine Slbtüljlung ein. lieber 9iad)t mürbe e3 rniebtr*
holt empfinblid) falt. Slm 29. uub 30. gab’g fogar groft, bod>
©(haben mürbe, roie eg fdfeint, nicht angerichtet.
ÜJiai 1902.
1. SDie SJlaifeier midelt fich in ben üblich geroorbeneit
gotmen ab. ©in fröfteliger Siegen am Slachmittag tut ber ®e=
teiligung ©intrag unb fd)ränft ben jmeiten Slft in ben Sangen
©rlen bebeutenb ein.
2. gn einet ©ifcung beg H an ^ roet ^ i:; unb ©emerbeüereing
roirb mitgeteilt, bah bag ®efijit ber ®eroerbe*2lugftellung
oon 1901 etroa 30,000 gr. betrage unb bah für bie ®edung
biefet Summe in ber nächften 3eit SJiittel unb Söege müffen ge*
funben roerben.
3. ®ie ©innahmen ber ©taatgrechnung für 1901 betragen
12,065,747 gr. (Subget 10,945,373), bie Sluggaben 12,033,003 gr.
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300
<12,590,928); eg ergibt fict> ein Uebetfdjufj ber Qrinnahmen oort
32,743 3t. ftatt beg bubgetierten S5efijitg oon 1,645,552 gr.
Saften beg Staatgoermögeng würben aufeerbem Ausgaben ge*
macht für ©ahnhofumbauten unb barnit jufammenhängenbe Sir*
betten im ©etrag twn 1,219,424 gr. (1,450,000). — 3m Sitter
twn 62 Sauren ftirbt Slboofat Dr. ©eöerin Scheuer mann, lang*
jähriger erfter ©efretär beg ©rojjen tRateä, SKitglieb beg altfattjo»
lijc^en Äirchenoorftanbeg.
3./4. Stuf ben jroeiten SBahlgang ber fRegierungg* unb
©rojfratgroahlen mürbe jmifchen ber freifinnigen unb fojialiftifcfjen
Partei ein Äompromijj abgefdjl offen. gür bie fRegierunggroahlen
trachten bie ©ojialifien roieber einjig ihren Äanbibaten SButl*
fd)teger; ber freifinnige SBahloorfchlag enthielt, ba ficf) Dr. ©öttig*
beim jurüdgejogen hatte, bie tarnen 93urtf^arbt*f3in§ler unb 2BuH=
fcbleger; bie Äonferoatioen rücften einjig mit bem Uiarnen Söurtf^orbt*
getfcherin auf, ba auch Dr. SBietanb jurüdgetreten mar. SBenn
bie Sifte ber Ureiftnnigen unb ©ojialiften im jmeiten SBahlgang
ohne Slenberung burcbgegangen märe — fie enthielt aujjer brei
Äonferoatioen nur nod) Stabifale unb ©ojialiften — fo bötte ber
©rofse 9tat beftanben aug 79 greifinnigen, 25 ©ojialiften, 21 Äon*
feroatioen unb 5 SBilben.
gür ben füegierunggrat mahlten gültig 9381 ©timmberech*
tigte. ©emählt mürben 9?ationalrat SButtfchleger mit 5261 unb
Ißrofeffor ©urdharbbginSlet mit 3949 Stimmen, roährenb Dr. §ang
©urdharbt=getjcherin 3633 Stimmen machte, ©ei ben ©rofjratg*
mahlen mürben 8816 gültige Stimmen eingelegt. ®et neue ©rofje
SRat befteht nunmehr, ba ber jmeite SBahlgang nicht auf ber ganjen
Siuie ben ©ieg ber ffompromifjtifte brachte, aug 66 greifinnigen,
34 Äonferoatioen, 21 ©ojialiften, 7 SBilben unb 2 Äatholifen.
iDoch finb jroei Äanbibaten hoppelt gewählt unb bie ©ifce bet
beiben neuen fJtegierunggräte neu ju beferen.
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301
3. /4. Sie Siebertafel feiert unter Anroejenbeit jablretcber
©äfte Don augtoärtg unb aug Safe! bag Subiläunt ibreg 50=jäB)=
rigen ©eftebeng mit Äonjert, ©anlett unb ©all. gür bie (Sin-
gelbeiten fei auf bie Gtjumif ber ntufüatifdjen (Sreigniffe Derroiefen.
4. Sm ©ormittagggottegbienft im ©fünfter roirb ber neu=
gemähte Dberftljelfer Pfarrer SRagag burd) ben ©räfibenten beg
Äir<benratg 31. 0. ©alig feierlieb in fein Amt eingefü^rt.
6. Ser ©erroaltunggrat ber ©agier ^anbelgbanl roä^lt
gu feinem ©igepräfibenten auf eine Amtgbauer öon groei fahren
alt SRegierunggrat Dr. ©aul ©petfer.
9. Sie ©läubigeröermaltung ber mit ber Ärebitgefelljcbaft in
©erbinbung flebenben faüiten ©agier ©pariaffe befteüt eine
Äonlurgoerroaltung unb einen ©läubigeraugfcbujj. — Sie ©eneral»
oerfammlung ber ©enoffenfdjafter beg Allgemeinen Äonfutn=
Der ein g befdjliefst nach Antrag beg ©ermaltunggratg für 1901
eine SiDibenbe öon 8%-
9. 10. Sor Strafgericht beginnen bie ©erljanbtungen gegen
bie ©agier Saugejellfcbaft roegen beg (Sinfturgeg beg 5Jfeu=
baueg an ber Aefcbenoorftabt (28. Auguft 1901). Sod) gebeiben
bie ©erbanblungen einftroeilen noch nirfjt über ©ernebmung ber
Angellagten unb bag Serbör eineg größeren Seileg ber gasreichen
beugen b'naug.
10. 3n Raufen i. SB. finbet roie übtid) bag ^ebelntäbli
ftatt. — Ser 3abtegberid}t ber ©agier Straßenbahnen für
1901 begiffert bie 3al)l ber Sßaffagiere im Saufe beg Sabreg
inet, bie Abonnenten auf 11,228,241. Sie (Sinnabmen betrugen
1,284,742 gr.; ber Ueberfchuß ber (Sinnabmen oon 349,470 [fr.
erlaubte gum erftenmal nicht, eine Abtreibung am Anlagefapital
torjunebmen.
11. Sie Äonfelration ber neuen tatboltjcben ©t. 3ofepb s
lird)e im |>orburgquartier mirb burd) ben ©ifc^of öon ©ajel.
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302
£eotif)arb £>aa§, bei Slnroejenheit ber Siebte oon Sinfiebetn unb
HRnriaftein oorgenommen.
12. 13. 9tad)bem nochmals jroei Sage übet bie Saut ata*
ftroph« in ber Stefchenoorftabt oerljanbelt roorben, fällt am
Slbenb ba® Strafgericht fein Urteil. Söegen fahrtäffiger Sötiing
unb ßorperoerleßung roerben bet Stngeflagte Sinber ju einem SRonat
<S5efängniS, ber Stngeflagte Senibunia ju 100 3fr. Sufje, eöent.
jetjn läge |>aft oerurteilt. 35ie Ginget tagten SBernti unb Öenbto
roerben freigejprodjen, tragen aber einen Seit ber Soften.
13. Sn Sern ftirbt 63=jät)ng als Sorftefjer beä bortigen
35iafoniffenhaufe$ Slbolf Sijcher=Sarafin, früher in Safe! ein
$aupt oieleerjroeigter @oangelijation8tätigfeit, aurf) eine 3 e itlang
Oroferatämitglieb unb @t)ericf)tet, langjähriger itatienifetjer Sonfut.
14. Sm SRegierungärat jpridjt ber ißräfibent Saoib ben
anäftheibenben SRitgliebern Speijer unb ^3^ilip>pi ben S)ant aus
für ihre roähtenb langer Sah re treu gelcifteten Sienfte.
15. ©rofjer 9tat. Sie fonftituierenbe €>ißung roirb in
Stbroejentjeit beä Stlteräpräfibenten SBittmer burcfi ba3 jroeit*
ältefte üRitglieb ®. |)ebiger mit einer paffenben Stnfprache eröffnet.
3um ißräfibenten roirb geroäljtt Dr. 0. Sotto, jum Statthalter
I)r. St. Söietanb unb baä Sureau beftetlt au§ brei i5 re ifi nn ifl €,t
unb jroei Sonfertmiroen. S um Sßröfibenten ber Regierung für 1902
roirb gewählt Oberft Sifcfjoff, junt Sijepräfibenten Dr. SR. Sott.
Utadb ber 28aht ber Sßahlprüfungäfommiffion roirb ein Stnjug
©tehlin betr. ftajfierung be§ SrunngäfiteinS gmifetjen SQialj*
gaffe unb Sufourftraße ber ^Regierung überroiefen. Sn ber SRach*
mittagfißung roirb bie Sßetitionäfoinmiffion beftetlt (Sßräfibent Dr.
<Smit ©tödlin) unb bie SBabl ber ^Regierung öatibiert, ferner eine
Sautime am ©emäberg gelegt, ba3 ©ebäube ber ^anbroerfetbanf
©tifabethenftrafje 1 getauft unb bie Segung eines Sramgeteife« in
ber äußeren ©lifabethenftrafje befdjtoffetl.
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303
16. $ie '.Regierung »erteilt ihre ®epartemente wie
folgt: ©egierunglräte ©ifd)off: Sanität; ©urtfhotbt: Srjiehung;
Hiaoib: ginanjen; gfelin : guftij, 9Jiilitär= unb fiöjcfjroefen ; 9ieefe :
©auten; SBufljcfjleger: gnnerel unb 3“U: ©olijei. — 2)er neue
©rofeffor für ©hilologie, Dr. gerb. Sommer, hält feine 2lntritt§=
»otlefung über bie inbogermanifdje Urjprache.
17. SRegierunglrat S33ul If rf> leger ertlärt, baff er fein 9fa*
tionalratlmanbat niebergelegt ^abe. — 2)er nact) 3Ründ)en berufene
Äliniter unferer Unioerfität, ©rofeffor g. 2Rü 1 1 er, erhält feine
Sntlaffung. — gum Setretär bei ©olijeibepartementl an Stelle
bei jurücftretenben S. Sujj roirb geroäljlt (8. Raiter.
21. Sine oom Slrbeiterbunb einberufcne ©erfammlung in ber
Surgöogtei ergebt ©roteft gegen bal Urteil erfter gnftanj im
©rojefj betr. bie ©aufataftrophe in ber lejdjenootftabt (j. 12. unb
13. bl.), ©egen bal Urteil ift übrigenl oom Staatlanroalt unb
oon ben ©erurteilten üinber unb genibunia appelliert roorben.
22. ®er SSeitere ©ürgerrat befdjtiefjt ben Slnlauf eines
fpaujel in ber Slifabethenftrajje für bie S^riftopb äRerian’jc^e
Stiftung, genehmigte bie ihm »orgejchlagene ©erteilung bei biel=
jährigen Srtragl ber Shriftoph SRerian'jchen Stiftung unb erlebigt
eine SReihe ©egehren um Aufnahme inl ©ürgerredjt.
23. Dr. Otto $ a 1 1 a u e t h“U feine 3lntrittl»orlefung über
bie ©rille unb ihre ®efchid)te. — gn ber Schlußfifeung ber ®e*
meiunüßigen ©efellfcßaft roirb jum ©orfteher gewählt äBilhelm
^>eulle»©onber3RühIl. 3)a bie ©efetljchaft ihr 125.gahr oollenbet,
fügt ber abtretenbe ©orfteher, ©rofeffor Speijer, ju feinem ftatuten=
gemäßen Schlußoortrng einen jroeiten ©ortrag mit einem ©üdblii
auf bie ©ejchichte ber ©ejellfdjaft im testen ©ierteljahrhunbert. Sin
belebtes ©achteffen auf ber Safranjunft befc^liejßt ben gefttag.
23./24. 3u> n ©fatrer an ber St. ©eterlgenieinbe jum
Srjaß bei jurüdtretenben Sluguft öinber roirb ohne Oppofition ge-
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304
wäljlt ber Sanbibat beS ^ofitioen ©enieinbcöereinS ©t. 5ßetcr..
Pfarrer Safob 5ßrob[t, jur 3eit in Jorgen.
27. Ser neue Sßrofeffot für Sotanif, Dr. Sllfreb gifdfer,
fjält feine $abilitationSDorlefung über bie Sflanje unb ben ©ticfftoff.
28. Ser ©d)alf oon ^Serfien reist auf bem SBege bon 9tom
nacf) Berlin in 93afel burtf) unb wirb auf bem SunbeSbaljnljof bon
Scrtretern beS beutfdjen ÄaiferS begrüßt.
29. 3m ©roßen Sat werben bie ©roßratswaljlen balibiert ;
hierauf wirb ber ©tjicIfungSrat befteflt auS ben Sßrofeffoten 3riß
Surdlfarbt, S. ©. Gourooifier, @b. §agenbacf)*Sif(f)off, $infelin
unb S- SB. ©dpnibt, ferner SB. IkuSler-SonbetSKülffl, ©mit 3Jiürt)=
3’tüd unb Segierungärat 3 ut *- ®> n 2Birtfcf)aftSrefurS unb bie
Petition eines SolijeimannS fowie eine Petition in ©rbfrfjaftsfac^en
werben abgewiefen unb in bie Seratung ber Sorlage betr. Sin»
tage eines SeferboirS auf bem S3ruberf)oIg eingetreten.
31. §ür bie SBitterung biefeS SJfaien fönnen bie meteoro»
logifcßen Tabellen feine parallele angeben. SBir ffatten tatfäcblich
faum einen einzigen Sag oljne Segen. Sie ©onne fam fjücfjftenS
für SBiertelftunben jum Sorftfjein. Sie Semperatur glicf» tneljr
einem $ebruar als einem üliaien. üfteift würbe ben ganjen 3Jionat
^inburc^ noch gezeigt, ©rft in ben festen Sagen nahm bie SBit=
terung eine SBenbung jum Seffern. Sodj ßat ber nafjfalte SSai
in ber Sanbwirtfdjaft, wie eS fcßeint, weniger gef^abet als man
befürchtet. @r l)at bie burdj ben außergewöhnlich milben Stprit
etwas überftürjte ©ntwicflung bet ^Bflangcn jurücfgefyalten, weniges
bireft berborbett.
3 uni 1902.
1. Sie Slnftalt für fd)wad)begabte Saubftumme in Set»
tingen wirb wieber eröffnet unter einer neuen ftommiffion unb
neuen §auSeltern, nadjbem fie längere 3 e »t gefdjloffen gewefen war.
Digiüz-ed by-GiW^Ie
305
2. ®er prooiforifche ©abnljof, ber roäljrenb be8 Umbauet
be3 früfjem ßentralbaljnljofs, b. lj- auf eine $eit oon etroa öiec
Sauren ben ©etfeljr mit ber ©t^meij unb mit Qtlfafj bebiencn füll,
roirb eröffnet. — 3n ber ©ifcung ber ©pobe ber eoatigelifd)*
reformierten Sanbe8!ird)e roirb an ©teile be3 oerflorbenett
Oberftbelfer ?Iuguft ©teiger jum ©räfibenten gewählt Ctto gell'
roeger, §um ©ijepräfibenten Pfarrer ©. ©öljringer unb an ©teile
be8 oerftorbenen alt SRat^errn Dr. 6. ©urdbarbt=©urdl)arbt junr
SKitgliebe beS Äircf)enrat8 ©rofeffot £. St)r. ©urdbarbt=©d)ojmann;
hierauf roirb ber 3aljre8berid)t be8 ÄirdjenratS genehmigt unb bie
©ifcung gefcfiloffen.
3. Vertreter ber eibgenöffijdjen ©oft», QolU unb @ifenbaljn=
beamten befrfjliefeen auf ein fReferat oon 9iegierung8rat 3Bulljd)leger,
fidj ju einem gemeinfamen ©erbanb eibgenöffifdjer ©eamter
unb Slngeftetlter jufammenjufdtliefjen, ber, roemt aud; eine lodere
Organifation, über ben gemeinfefjaftfidjen SRed^ten ber SUiitglieber
machen fofl.
4. 3m ©ommerfemefter 1902 johlt bie Unioerfität 54G
©tubierenbe unb 72 nicht immatrifulierte |>örer. ©on jenen finb
50 Theologen, 53 3uriften, 148 SCRebijiner unb 295 2lngef)örige
ber pj^ilofop^ifcften gafultät. ©on ben 174 Safelftäbtern ftubieren
10 SC^eologie, 28 SuriSprubenj, 60 ÜJtebijin unb 76 an ber phi*
lofophifchen gafultät. — 9?ad) mehrroöd)entlid)er ®auer roirb ein
©trei! ber ©teinbauer ber Sanier ©augefeßfchaft burd) <5in=
greifen be§ ftaattidjen ©ermittlungSamteS (©räfibent 5Regierung8rat
Stteefe) beigelegt.
5. ©rofier SRat. Diacf) einer Snterpellation betr. bie ©treif»
Haujel beim ©ertrag über ben ©au bc§ ßantonalbanfneubauS,
ber Statififation einer ©ürgeraufnahme unb SSabt ber Santonal*
banf=ßontroflftelIe roirb bie (SrfteHung eines ©eferOoirS für ©reU
lingerroaffer auf bem ©ruber^olj nach ben Einträgen ber ^Regierung
®a«Ict SafyrbucJ) 1903. 20
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306
unb ber Äommiffion 3n ber Sßatbmittaggfifcung be=
fcblie&t ber 3tnt, b ag ©ermeffunggbureau big 1906 fortbefteljen $u
laffen, einen Ülbjunften beS ©aupolijeiinfpeftorg unb einen öierten
©trafjenmeifter anjufteflen, bag im allgemeinen Äanalijationg*
Programm für 1902 oorgejeljene llieh oon Kanälen augjufübren,
bie SSabl beS ©tänberatg am Sage ber Slationalratgmahl oorju*
nehmen unb bie ©rofjratgwablen in ,3ufunft in ben SOiai ftatt in
ben 9lpril ju legen; weiter werben geänberte ©autinien für bie
©üboftfeite beg SWarftplafceg angenommen unb enblid) wirb ein
©rofjratgbejcblu& gefaxt betr. Sanberwerb jut ÜJ2 arfgräf ferftrofee.
7. 3uin ißrofeffor für innere SRebijin wirb gewählt Dr. 2Bih
beim ig, bereit ©pitalbireftor in Sregben. — 3tabreg0erfamm*
hing beg f c^weijerif t^en Sehrerinnenoereing im ©laufreuj»
bnug.
8. Set ©ejangoerein beranftaltet einen ülugflug nach ©ab
Sauterbad) unb Ufingen, ber ft'unftoerein feiert auf bent Üil^ein
ju einem SOiittageffen nach hieuenburg, naebbem nod) üor Sijcb ber
^irdje in DtfpnarSbeim e j n 93 e fut^ ift abgeftattet worben.
12. 3nt 3ltter oon 82 3flb ren ftirbt 3. 3- o. ©alig, 1864
bi3 1899 ©trafanftaltgbireftor, früher Pfarrer ju ©tampa im
©ergeh.
3n biefen Sagen begeben Dr. Sllbert Seicbmann an ber
juriftijdjen unb Dr. ©uftao ©olban an ber pbilofopbijd)en 3a-
fultät ber Unioerfität bag Subiläum ihrer 25=jähtigen Sßrofefforen*
tätigteit.
14. ©or Strafgericht fummt bec 3fah jur ©erbonblung,
wo auf bem ©rnberbolj brei ©agier Knaben am 26. gebruar oon
halb oermilberten ^unben aitgefahen würben. Sie ©igentümer
ber Siere würben oon ftrafredjtlicber ©erantwortung freigefproeben ;
bagegen bleiben ben Opfern beg .^mibeüberfahg ihre cioilrecbtliiben
5lnfprüche gewahrt.
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307
14. 15. 93on t>iec 9tnchmahlen in beit ©roßen 9tat im
Dtiehen* unb im 93läfiquartier tarnen jmei juftanbe, roährenb für
jwei, beibe im Släfiquartier, ein jroeitcr SBafjlgang nötig wirb. —
die fchroeijerifhe ©efellfchaft für Scßulhhgiene l)ätt ihre
Serfammlung in S3afel ab. @3 wirb oertianbett über Schule unb
anftecfenbe Ä'ranlheiten, über bie Sdjulljöufer ber Stabt, über Schute
unb Surjfichtigfeit unb über bie in Safe! beftetjenben SBohlfahrtS»
einrichtungen auf bem ©ebiete ber Schulhygiene.
16. 3m Sommerfafino tagen bie delegierten beS $erbanbä
fcfimeijerifc^er IßerfehrSoereine unb befcßließen ©rrichtung
eines ©eneralfefretariatS für ben fjatl, baß bem älerbanb bie ißro-
paganba für bie jchweijerifchen SunbeSba^uen übertragen roirb.
18. Stach langen uub ferneren fieiben ftirbt ißrofeffor 3afob
SJtähly, geb. 1828, in frühem Sauren Bester an unfern mittlern
unb obern Schulen unb ißrofeffor ber llaffifcßen Biologie an ber
Uuioerfität, in roeiten Greifen als fruchtbarer SchriftfieHer betannt,
ein SOtann glänjenbfter Begabung.
19. ©rofjer 9t a t. ^unathft werben einige öürgeraufnahmen
ratifiziert unb jroei ©rfaßridjter für baS Strafgericht gewählt; bann
erlebigt bet 9tat bie jroeite Beratung bei ©ürgertcchtSgejeßeS uub
nimmt eS an. 3n bet Stadjmittaggfißung werben jroei Slnjiige
betr. ftaattidje Seauffidjtigung oon Sparlaffen überwiefen, wirb
ber Slnfauf beS Kaufes Stapfelberg 7 (grauenarbeitsfchule) üom
Staat ratiftjiert, ber ©ejeßentrourf betr. UniöerfitätSgut je. an
eine Sommiffion oerroiejen, für ißflafterung ber St. Satobsftraße
ber nötige Ärebit bewilligt unb oon bem Schlußbericht über ben
.fpüningerfanal Kenntnis genommen. — Äapetlmeifter Dr. Sllfreb
SSolflanb tritt auS ©ejunbheitSrürffichten oon ber Seitung ber
hieftgen mufiEalifcften 3nftitute jurücf.
20. die ,,©a$ler Ütachricßten" roecbenoon einem Sonfortium,
für baS bie girnta ^aafenftein unb Moglet bot, an öffentlicher
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308
©ant ersteigert, infolge beffen geht bie „SUIgemeine ©chmeijer
Leitung" nach beinahe 30«jährigem Seftanb auf ben 30. 3uni ein
unb ihre SRebaftoren traten ju ben „Sagtet SRachriditen" über. —
®ie ©emeinnüfcige ©efettfcbaft roeigt bie Einträge betreffend
©rütibung eineg h°möopathifchen ©pitalg (Segat ber grau Slbete
9Rerian=3ietin im Setrage öott gr. 700,000) an ben Sorftanb ju
weiterer Seratung jurüd.
21. 22. ßraei ©rofsratäerfa&roatjlen im Slöfiquartier
fallen im jmeiten äöahtgang ju gunften ber freifinnigen $an--
bibaten äug.
27. Stuf einem 3lutomobit=2Bettf a^ren Oon a r t §
nad) SBien rafen am Sormittag non 8 big nach 12 Ut)t roeit
über fiunbert Slutomobite an unferer ©tabt oorüber. Sie tarnen
aug bem SirStat auf ber 9teinad)er Sanbftrajje. Seim SRuchfetb
roar ßontrollftetle ; bann gingg ben SBalfemeg hinunter unb über
ben ©t. 3afob=©teg nach ber fRtjeinfelber Sanbftra|e. ®ie eigent=
liehe SBettfahrt ging aber blofe non s 4*arig big Setfort unb oon
Sregenj nad) SSJien. 3)ie ©trede Setfort=Sregenj mar neutralU
fiert morben. 5Dag ißubtifum oon Safe! bernieg bem ©chaufpiet
oiet 3ntereffe.
29. 2)ag im benachbarten Sinningen gefeierte bafettanb*
fehafttidje Äantonatgejangfeft bringt öiet Seben aud) in bie
©tabt.
30. ®ie SBitterung beg ÜRottatg 3uni lägt fich nicht rühmen.
2)ie größere erfte £>ätfte oerlief in einer StBeife, bah man, um einen
gleich fatten unb regnerifchen 3uni ju finben, in entlegene feiten
jurüdfudjen muffte. Sig in bie SRitte beg SRonatg ronrbe bei
ung öietfadj gehest unb fiel auf ben benachbarten 3uta=, ©chroarj»
roatb unb Sogejenhöhen Schnee. (Srft oon ber ©onnenroenbe
an tarn tangfain bag gute SBetter unb blieb beftänbig big ©nbt
beg Ültonatg.
Digitgaltat Uwgle
309
30. Suni — 4. Suli. Tie SBoche ber religiösen 3af)regfefte in
löafel alias boä SJiiffiongfeft wictelt fich in ben üblichen formen
lei bem alt gewohnten prächtigen ©ommerwetter unter Slnwefenljeit
jahlteicher ®äfte öon nah unb fern ab.
3uli 1902.
1. Ter äöeitere ^Bürger rat h“M Sifcung unb behanbelt
ausschließlich ©ejuche um Aufnahme in§ Sürgerrecfjt.
2. Tie Regierung bcftätigt bie oom ErjiehungSrat getroffene
SBaljl öon Dr. grifc ©chäublin jum Siettor be3 ©pmnafiumS.
3. ©rofser SRat. Stach ber Erlebiguttg einer Snterpeflation
betr. bie Urlauboerhältniffe ber Straßenbahuangeftellten, ber Sen
Schiebung jweier Petitionen unb ber Salibierung ber ©rofjratS*
Stachroahlen bejchließt ber Siat auf Antrag ber ^Regierung mit allen
gegen eine Stimme Steubau ber mittleren Sibeinbrücte nach
ben plätten ber $irma Suß u - ®te. unb ^oljmann u. Sie.; bie
Soften roerben getragen roerben Don bem Ertrag ber Ehr. SJierian*
fchcn Stiftung, Soweit er bem Staate jufätlt. ferner bewilligt bet
Siat ftrebite für allerlei Sauten im Sraufebab an ber Älaramatte
unb befcßließt ^Beibehaltung unb Horreftioit beä Srunngäßleinä. 3n
ber Siachmittagfißung wirb ba8 ©ejeß betr. Slbänberung be3 2Bahl=
gefeßeä in jweiter, ba3 betr. Unoereinbarteit öffentlicher Meintet in
erfter Sefung ertebigt, eublich bie Errichtung eineg 3euerwehrhaupt=
bepot« im Süßelhof unb eines DiebenbepotS in ber Siebgaffe 3 be=
Schloffen.
5. 6. Ter üierte fchweijetifche Mbftinententag jählte
etwa 800 Teilnehmer, ^caupttag war ber Sonntag, 6. 3uti.
9iath einem Sreftjug am Sormittag, in bem öerßhiebene ©ruppen
in fchweijerifchen ßanbegtrachten auffielen, Sprach in ber Surg«
oogtei Dr. Eourooifiet aus Siel über bag SBirfen beg Mltiong»
fomiteeg im abgelaufenen 3oh r , ©ewerbeinjpettor Slocher über 23ehn
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310
Iraft unb 81fohol. Äm SRachmittag bei einet öffentlichen Ser*
fammlung in ber fßauluSfirche fpracheu bie Pfarrer @rnft Stähelin
unb ßeonhatb SRagaj. 8m 8benb fanb bie fonftituierenbe Ser*
fammlung beS frfjroeijerifcfjen 8bftinenten=3 1 rauenbunbe§ ftatt.
6. 3n Äleinhüningen mirb baS bafetftäbtifche Santonal*
Sutnfeft bei prächtiger, beinahe afljn heißer SBitterung gefeiert.
SRamentlich am SRachmittag jum genüge ^errfd^tc ein ungeheurer
8nbrang beS Sollet. @§ famen 240 greife $ur Serteilung, beren
©eroinner hier oufjujä^len ju weit führen mürbe. — 3m benach-
barten ßangenbrud mirb ein Neubau ber non Safe! aus gegrün*
beten unb unterhaltenen Äinberheilftätte jur 8u eingeroeiht.
7. 35aS 8ppelIation8gericht beftätigte baS Urteil erfter
Snftanj Dom 13. 2Rat in Sachen ber Saulataftrophe an ber
8efd)enDorftabt (®nbe 8uguft 1901). — 3m 81ter Don über
60 Sohren ftirbt SRiffionar ftühne=Srenner, ber in ben Siebjiger*
fahren mit fRamfetjet unb beffen grau bie oielbefprochcne ©efangen*
fchaft bei ben 8fhanteeS burchmachte unb Don Sir ©arnet 2Bol=
felep befreit mürbe.
10. ©rofeer fRat. SRach SRatifitation einer fReilfe Don 8uf*
nahmen ins Stabtbürgerrecht befcbltejjt ber fRat 8nfauf beS |)aufe&
3friebenSgaffe 19 als Diertcn fßfatthaufeS ber fßeterSgemeinbe, er-
lebigt in jmeiter ßefung baS ©efeß betr. baä ©erfahren bei Un*
Dereinbarfeit öffentlicher Stellungen, geht über einen 8njug betr.
Seroifligung Don Urlaub an proDiforifdje Strafjenbahnangeftellte
jut JageSorbnung, befchliefst Erneuerung beS ^oljpflafterS in
bet obern ©erbergaffe, erteilt einen Ä'rebit Don 170,000 fjr. für
ba8 3Jfobi(iar beä fRatlfaufeS, meist einen SaurelurS ab, erflärt
Seitritt beS ÄantonS jutn Sonforbat über Sefreiung Don Sicher*
heitSleiftung für ©rojeptoften unb änbert einige Seftimmungen ber
ßioilprojefjorbnung ab; enblid) mirb ein fRad)trag jum Subget
bemilligt, bann tritt ber fRat feine Sommerferien an.
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311
11. ÜJJufilbireftor Hermann ©uter in gütich übernimmt bie
®irettion bet SJiebertafel unb beS Drd)efier§ bet Slflgcmeinen Slfufif*
flefeflft^oft.
12. 2)ie mebi$inifche ^ofultät Beranftaltet im ©djüfeenhauä
ein oon Sßrofefforen unb Siebten ftarl befud)teä 2lbfd)iebäejfen
SU @)ren beä nad) breijahriget Sätigleit in Safel nad) 2J?ünd)en
übetfiebelnben Sßrofeffor fjriebrict) 2Küller.
13. ®ie tnebisinifche gofoltät überreicht s $rofeffor Iftubolf
2ft affin i, bet Bot 25 Sagten als ißrofeffot in bie fjafultät auf-
genommen roorben ift, ein ©lüdrounfchfchreiben.
14. SDie ftansöfifche Kolonie feiert ihr S^ationalfeft
im ©ommerlafino.
16. 3um ftantonäftatiftiler roäf)tt bie ^Regierung Dr. Qfrifj
SJJangotb oon Safel.
19. Sä roirb bem Slegicrungärat oon 2167 Stimmberechtigten
ba3 9teferenbumbegchren gegen ben ©roferatäbefchlufj Bom
15. 3uni betreffenb geftfefcung ber Saulinien au ber untern
©erbergajfe, bem SÖJarftplah unb ber untern Qrreienftrajje
eingereicht. ®ie Solläabftimmung roirb in ber ©ifcung bet s Jle^
gietung oom 25. Siuli auf ben 23./24. Sluguft, gleichseitig mit ber
s Jtationalratä=@ria|roahl für IRegierungärat S33ullfd)leger feftgeje|t. —
Seginn ber großen ©ommerferien (fflünbelitag).
24. Utact) furjet Äranlljeit ftirbt, noch tu träftigem 91lter, grih
$Rüegg*$ratyer, SDireltor ber ©eibentrocfnungäanftalt, ber fich nicht
nur in feinem Seruf auägeseichnet, fonbern auch au f ^> em 5 e ^ e bet
©emeinnüfcigleit betätigt l)at.
27. 3)ie beutfche Kolonie feiert mit Dteben, ©ejang unb
Jans ein ©ommerfeft im ©ommerlafino.
31. ®ie SBitterung beä ÜDlonatä 3uli 1902 batf alä
normal beseidjnet roerben. ®ie sum Seil recht h°h e Temperatur
rourbe roieberholt burd) ©eroitter gemilbert, bereu ^eftigfte in bet
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9?ad)t Dom 9. auf ben 10. unb am 2lbenb beg 31. eintraten. ®ag
{entere fjat an niedreren Orten ber Stabt eingejebtagen, an einem
aud) gejünbet, bodj fonnte bag Jeuer fofort getäfelt roerben.
2t u g u ft 1902.
1. ®ie ©rünbung beg Scbroeijerbunbeg rotrb in üblicher
SJBcije burd) bag ©elciute jämtlicber ©loden bet Seoölterung in
(Stinnerung gebracht. ®ie Sanbgmannfcbaften bet oetjebiebenen
Äantone, 3^«'®«^, Sernet Seift u. f. f. oereinigen ftdj in
bet Surgoogtei, um ben Jag gemeinfant mit patriotijdjen Sieben
unb ©ejängen ju begehen.
7. ißtojeffor |jang ®ragenborff erhält oom fRegierunggrat
bie nac^gefut^te Sntlaffung.
13. ^Jrofeffot SBilbelm Sornemann erhält oom Slegietungg*
rat bie nacbgejudjte (Sntlafjung.
14 ff. 3m SRufifjaal toirb bag grofje 3uitgftan = 9ielief
('JJiajjftab 1 : 2500) ber Herren 3nifelb unb 23ecfer auggefteKt.
17. Sine internationale jo^ialiftifcbe ^Bereinigung
mit Solfgoerjammlung im Äafenienbof unb Jemonftrationgpg
burd) bie Stabt gebt in Safel oor fidj. @4 jpracben im Äofernen-
bof ber beutfe^e 3iei^?taggabgeorbnete |jod), ein Staliener unb
Siegierunggrat SöuUfc^leget- @ine Stejolution gegen bie $olijei=
miOfür in Siufjlanb roirb einftimmig angenommen.
18. Jet ict)tpei3erijcf)e herein oom Stauen Sfreuj feiert
fein 25., ber baglerijdje jein 20. 3abregfeft unter jablreid)er 93e*
teitigung — ca. 2500 Jeilnebmer — mit Serjammlungcn in Der*
fibiebetien Äirdjen uub Slnfpradjen aller Slrt, mit Sanfetten in
terjebiebenen Sotalen, einem ®emonftration8jug burd) bie Stabt
mit Dielen 3 Q ^ nen unb SJJufifen unb ettblid) einem ißidnid im
SWargaretbengut.
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23. 24. 3um ÜRationalrat an ©teile be8 roegen feinet
ÜBaljl in bie ^Regierung jurüdgetretenen SRegierungSrat SBuKfd)leger
mirb geroäblt mit 3472 Stimmen alt $Regierung8= unb ^Rational»
rat Dr. Sßaul ©peifer. ©ein einiger ©egenfanbibat, bet oon
ben greifinnigen portierte Dr. Otto machte 2590 Stimmen.
®ie ©ojialiften Ratten SBablentbaltung proflamiert. — ©leid^eitig
mürbe abgeftimmt übet bie ©eftaltung ber ©übo ft feite be8
2Rarftplabe8, eine Q3aulitiienfrage, bie burcb ba8 SReferenbum
oor bie SollSabftimmung mar gejerrt roorben. ®ie SRebrbeit ber
©timmcnben, 3543, beftätigte ben 93efd)luf3 beS ©rofeen SRateg
oom 5. Suni; mit SRein ftimmten 2137.
26. Sa8 bieSjäbrige @t. Safobsfeft bat unter ungünftiger
SBitterung ju leiben. 5)a eS ben ganjen 25. Sluguft unb ben
töormittag be8 26. b<nburd) geregnet batte, roagte man ben 3 U 8
aufs ©cbtacbtfelb nid)t. $>ie geftrebe mürbe oor bent Slenfmal
butd) alt SöunbeSrat @mil grep gebalten. ®ann begab man fid)
in bie Söurgoogtei, mo nad) einet Slnfpradje be8 geftpräfibenten
Dtationalrat $öd)lin bie für bas ©cbladjtfelb in Stuäfic^t genom*
menen 9Rufif=, ®efang= unb Sumprobuftionen abgeroidelt mürben.
$Da8 geft fanb feinen Slbfcplujj burcb 3 euecn)et t u*tb (ebenbe töilber,
fogenannte SRartnotgruppen, naib ©inbrucp ber ©unfelbeit auf bem
HRünfterplap.
28. 3n einet jmeiten ©läubigeroerfammlung ber falliten
Sa gier Spar! affe mürbe bie Äonfureoertoaltung ermächtigt, bie
oorbanbenen Wtioen in freier 2Beife, unb ohne fie an eine ©tei=
gerung ju bringen, ju öeräu|ern.
30. 31. 3>®eitägiger 2lu8ntat}cb ber ftabetten oon Saufen
über ben ißafjmang nacp 9Rümli8roiI unb über ben obern |>auen=
ftein nacp Sieftal.
31. 3>ie SBitterung beS abgelaufenen SRonatS mar überaus
oeränberlicb. @8 ift al8 ob e8 biefet ©ommer nie ju einer meb*
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314
rere läge anhaltenben SEBärme unb ju bauernbem ©onnenfcheitt
brachte. Sennod) fielen bie Äulturen tneift recht gut. (Sine be=
friebigenbe örnte liegt hinter uns, unb eS fcheint, auch ber ^>erbft
roolle nicht jchlimtn augfatten. ?(m 8. Sluguft ging ein geroaltiger
ftageljchlag nieber, beffen Verheerungen fich jum @füct auf einen
Seil ber ©tabt unb ihrer Sannmeile befchränfte. Snt Slnfchlujj
baran tarnen eine Steife gerabeju etnpfinblich fii^le Sage.
September 1902.
1. Sn ber Morgenfrühe jmifdien 2 unb 3 Uhr fährt im
©jtrajug auf ber SRüdreife Don ißotsbam ber Sünig Don Italien
hier burd), nachbem er am 26. Sluguft auf ber Hinfahrt mit bem
VunbeSrat in ©öfchenen eine ^Begegnung gehabt hat.
2. Stm Slbenb um h Q i& 9 Uh 1 entgleisten roegen fatfcfter
SBeichenftellung Don einem Don SEBalbShut hereitifahrenben ©üterjug
jroei Solomotioen unb fünf SEBagen. Menfdjen mürben nicht Der»
lefct. Ser ©djaben an Material ift fef)t bebeutenb.
5. Slm frühen Morgen langte Don ©d)affhaujen her in feinen
oier (Srtrajügen Varnum unb VailepS amerifanijcheS Ver=
gnügungSetabliffement an, baS fich ben Sfamen ber größten ©djau»
ftellung auf Srbett beilegt unb jugleich Menagerie, 3irfu3 unb
5lbnormitäten=9luSftef(ung ift. @3 gab am 5., 6. unb 7. je jrnei
Verkeilungen in eigenem 3irfu3 auf ber ®chüf}enmatte, Derveiste
in ber 9?ad)t Dom 7. auf ben 8. unb gab am 8. nachmittags in
Velfort eine VorfteHung.
6. 7. @3 fitibet in Vafel eine Vereinigung Don Selegierten
unb Vorturnern ber fchroeijerifchen Männerturnoereine ftatt.
10. Sag neu gcbilbete Vataillon 97 (Major äBilhelm
Sietfchh) rüdt in bie §erbftübmtgen be3 IV. SlrmeetorpS jroijchen
©urfee unb 3ütid) ein. ®3 ift ba3 ecfte Mal, bafj bieje neue
©inheit jufammentritt.
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13. 2)ie Regierung ernennt gum orbentlidien ^ßrofeffor für
Geologie ben bisher aufeerorbentlicfjen ^ßrofeffor ©aul ©legger,
gum aufserorbentlichen ^ßcofeffor ben bisherigen ipriöatbogenten an
ber theologifchen Safultät, Lic. ©bewarb ©ifcher.
14. Pfarrer Stuguft Sinber gu ©t. ©eter hält öor über»
füKter Kirche jeine StbfdpebSprebigt, nachbem et bei 30 Sohren an
ber ©emeinbe im ©egen gerairft hat.
18. SDaS am Stbenb beS 17. aus bem SDianööet juriicfgetehrte
©ataitlon 97 mirb entlafjen.
19. ©ine ©erfammlung ber Kampf» unb ©treitgenojjenfchoft
ber ©aSler Krebitanjtalt befafet fid) u. a. mit ber Stage ber
SRelonftruftion beS Unternehmens. — 2)er ©ofitiße ©emeinbeoerein
©t. ©eter beranftaltet bem aus feinem Slmte fcheibenben ©farrer
Stuguft ßinber ein Stbjd)iebSfeftchen im ©ejelljchaftShauS gut Sftägb.
24. 25. 35ie ®ia!oniffenanftalt im benachbarten Ziehen,
beten Singehörige öor allem in fflafet ihr SBirfungSgebiet fehen unb
hier fchon unenblich fiel ©uteS gerairft haben, begeht in ©efcheiben»
heit unb ©title, non ihren Sreunben mit ©tiicf = unb ©egenSroünfrfjen
erfreut, baS Subiläutn ihres 50=jährigen ©eftanbeS.
25. SDer 3» r tuS Sorcf) fchtägt für einige $age jein 3 e lt
auf bem ßanbhof auf.
29. @S erjcheint bie erfte 9?utnmer eines neuen ©latteS
„©aSlet 3 e ttung unb ^janbefSblatt“ unter bet ßeitung beS
frühem SfebaltorS ber ©aSlet 9lacbricf)ten, Dr. Otto 3°H er » ber
fid» ber Unterftühung bet DDr. SJeinholb ©iinther unb Otto §art»
mann erfreut.
30. ®ie Sßitterung beS ÜDlonatS ©eptember blieb mit ihrer
Unbeftänbigteit bem allgemeinen ©harafter beS gangen ©ommerS
getreu. 3 roe i für baS Saljr 1902 befonberS lange anbauernbe
©utraetterperioben, 1. bis 4. unb 18. bis 24. ©eptember machten
allerjeitS Diel fjreube. ©onft h err fd)te roetterttienbifche Caunenhaf'
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tigfeit. Dod) finb bei biefcr SBitterung Dbft unb ©emiije roolfl
geraten; nur ber Sßein broljt fauer ju roerben.
Ottober 19Ü2.
4. ÜRad) öO^jäljrigem ©dtjulbienft tritt fßrofeffor <$rifc öuttf*
Ifarbt, feit 30 3a^ren iReftor bei ©pmnafiuml, in ben $Rul)e=
ftanb. ©eine ©djiiler oeranftalten ilfm ju (Sljren bei biefern Stnta&
bejdjeibene Slbfdfieblfeierlicbfeiten.
93or bem ?Ippellation3gerid)t roirb ein Sljrbeleibigungl*
fjonbet jroifdien ben fojialiftifdjen ^ülfrern Dr. £)anl SRütfer unb
Dr. ÜRiflauä SBaffilieff entfpredjenb ber erften Snftanj in bem Sinne
entfliehen, baff beibe Parteien in gleiche ©djulb unb ©träfe üer=
fällt merbeu. Dr. |janl ÜRiifler, ber aul ber jo£iatbemoh - atifd)en
Partei bei ftantonl aulgeftojjen rourbe, fyatte feine Dentiffion all
Ißräfibent bei ©rütlioereinl ©rofebofel eingereidjt; fie mürbe aber
nicf)t angenommen. — Die SSirledbalfn roirb eröffnet, eine elef*
trifdie ©traßetibaljn Don Safel (Slefdjenplagj über SRündjenftein
nad) §trlcll)eim unb Dornad)brud, bie an bie Salier ©tragen*
bahnen angejdjloffen ift unb oon i^nen betrieben roirb.
6 ff. Da berUmbau bei fRatfjaufel, roenigftenl roal bal
Sorberljaul anbetrifft, oollenbet ift, fo jiefjen einftroeilen bal fjinanj'
öepartement unb bal Departement bei Innern barin ein. 3lud)
bie SRäume ber ©ejamtregierung roerben bejogen unb bie baburd)
frei roerbenben Sofale bei SRoflerljofel anbern 3 roe & n bienftbar
gemacht.
9. 3n ber erften ©i&ung bei (Stoffen fRatel nad) ben
©ommetferien roirb nach ber IRatififation einiger Sürgeraufnaljmen
unb ber Gsntgegennafjme einiger Slbbitten unb bei Stgebniffel bei
ÜRarftplajjreferenbuml bie Äorreftion ber @de 3Rarftpla^@ifen*
gaffe aufgefdjobcn ; ferner genehmigt ber ffiat ben Vertrag mit
Sinningen betr. ben Änfdflujj biefer ©emeinbe an bie ballerifdie
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317
Slanalifation. Set Statjchtag betr. ^Beiträge bet SInftöfeer an
bie ftoften bet Unterhaltung bet 2iBiefen= unb Mfjeinufet roitb att
eine Sommiffion geroiefen, enbticf) eine SBautinie an bet ©cfe Stejcfjen»
oorftabt * ©lifabethenftrafje angenommen. Sie ©ifcung geht jut
Stulnahme nach fnnm jroeiftünbiget Sauer ju ©nbe.
12. Sn bet ©t. ißeter«firche roitb bet neue patter bet
©t. ißeter«gemeinbe, Safob ißrobft, bisher ^ßfatret in Jorgen am
^ürichjee, in feinem Slmte eingeführt. Stm folgenben Sag bereiten
ihm feine pofitioen ®efinnung«genoffen bei einem gamitienabenb
einen freunblichen ©mpfang. — Set mititärifche SSorunterricht
fchliefjt mit einet Snfpeltion bie ©ommetübungen ab. — Surch
einen Unglüd«fafl ftirbt ptöfetich in rüftigem 2Jtanne?atter Dt. Stnton
©chroenbt, ein tüchtiger Ototoge unb ißrioatbogent an ber mebi»
jinifchen galultät bet llniöerfität.
15. Huf ber Steife üon .grollanb nach bet Stiöiera berührt
ißaut S rüget, ber ißrafibent bet geroefenen fübafrifanifchen S3oeren=
republif Sran«t>aal, in ber SDtorgenfrühe bie ©tabt ®afet.
16. Set Söeitere Sürgerrat beftätigt ben ®ürgerraifchreiber
Dr. ^ermann Jpübfc^ auf eine roeitere fech?jät)tige 9Imt«bauer unb
oofljieht 28 Aufnahmen in« ©tabtbürgerrecht; bet ©ngere ®ürger=
rat gibt Senntni« baoon, baf} er 38 Detenten aufgenommen hat.
S« finb bie« bie elften Stufnahmen, bei benen ba« neue ®ürger-
recht«gefeh in SBirlfamfeit trat.
17. Sie ©emeinuüfcige ©efetlfchaft übernimmt bie finan»
jieHe Ueberroacf)ung be« ßegate« 3J?eriort «3feltn jur ©rünbung eine«
homöopathifch^n ©pitat«. — gut geier 25=fährigen Stmt«=
tätigleit be« frühem 9tegierung«ratfefretät« unb ©taatäarchioar«
Dr. Stubotf SBarfernagel finbet eine fjeiet im „Storchen" ftatt,
wobei ber ®erbienfte be« Subitar« gebührenb gebacht roitb.
20. ©tfte ©ifcung bet §iftorifchen ©efetlfdjaft im
SBintet 1902/3.
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22. Sn ber 8t. 5Diartin§fird»e galten in ber Slbenbftunbe bic
^rreunbe ber Suren eine Serjammlung ab, bei ber Stechen*
fdjaft abgelegt wirb über bie biejem Solf gefpenbeten ©aben.
fprad»en Slntifteä o. ©alte, Dberfthelfer Siagaj unb ^Srofeffor
o. Orelli.
25. 3utn orbentlicfjen fßroftffor nrit Lehrauftrag für flaffijdje
Shifalogie wirb ernannt ber bisherige auherorbentlidje ^ßrofeffor
l)r. griebrid) SJtünjer. — S)er Sanier Lehreroerein beranftattet
eine befdjeibene Keine geier P Safran jur Srinnerung an bie
-50*iährige Stitgliebfdjaft oon S ro f e fl or Surcfharbt, alt
Steftor be§ ©pmnafiumä.
25. 26. Sei ben Sntegralerneuerungäwahlen in ben
Stationalrat waren infolge ber Soltephlung oon 1900 fed)3 ftatt
toter ©ifje ju toerfe^en. @8 lagen bafür nicht weniger al8 elf &an*
bibaturen oor ; einer bet bisherigen Vertreter, JRationalrat Stühlen,
hatte eine SBieberwahl abgefehnt. ®ie fyreifinnigen fthtugen oor
9iegierung3rat S)aoib (bi3fj-)> Submig Dietrich, ®mil SHüttpOrÜh*
unb Dr. Otto 3°Qer, eine bijfibente ©ruppe „unabhängige J-rei»
finnige“ ftatt be§ lefetern Dr. Smil ©töctlin; bie Ouartieroereine
unb ber Sibgenöffifche Seretn fdjlugen oor tRegierungärat Sfelin,
alt 9tegierung3rat ©peijer (beibe bist».) unb alt ©entralbahnbireltor
SBilhelnt .peuSler, bie Sojialiften Dr. Sllfteb Srüftlein in Sem
unb Diebaftor ÜBilhelm Slrnolb, bie Satljolifen Dr. Smft geigen*
winter. 3ber erfte SBahfgang blieb refnltatloS, inbent bei einem
abfoluten 3Rehr oon 4581 bie Stimmen fid» wie folgt »erteilten :
©peifer 4378, ®aoib 4233, Sfelin 4086, SOiürtj 3555, fpeugler
3370, 3ofler 3217, Srüftlein 2598, ÜDietrid» 2553, Slrnolb 2161,
geigenwinter 2026, ©tödlin 798. Son 17,886 ©timmbered»*
tigten h°Ken fich 9161 beteiligt. Sin jweiter Sßahlgang am
2. Stooember, bei bem einjig bie fi’atholiten mit einer neuen Lifte
aufrüeften, nämlich geigenminter, Sfelin, ©peifer, 3)aoib, füfürp,
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39rüftlein, bie anbern Parteien aber alle mit ben nämlidjen ge=
bratenen Siften, mie am 26. Otober, brachte bei einet ^Beteiligung
bon 9994 Stimmen bie folgenbe @nijcf)cibung: $aoib mit 5060,
Steifer mit 5038, St’elin mit 4734, SJJurp mit 4604,
33 tüftle in mit 3834 uttb Boiler mit 3504 Stimmen gemäljlt.
SÜßeitere Stimmen erhielten §euSler 3308, Sietritf) 2842, Sltnolb
2404 unb Qfeigenrointer 1964. Stöcflin routbe uidjt rneljr portiert.
©(eicf^eitig mürbe als Stänberat beftätigt mit 5868 oon
6442 Stimmen Dr. ißaul Sperrer. — 3« SHitgliebern beS
(EibilgericfjtS mürben gemailt SBilljelm grep'grepoogel unb
SDireftor (Srnft 53auer; bei ber 2Bal)l oon jmei Strafrichtern
erreichte feiner ber brei ®orgejcf)lagenen baS abfolute 2We^r. $iet
fiel ber jroeite SEBaljtgang am 2. Slooember ju gunften oon $. 3*ueifel=
33ienj unb ®. fßaffaoant aus.
26. ®ie SJiejfe, bie morgen eingeläutet roerbeu foll, nimmt
fcbon feilte Sonntag ülbenb ihren Einfang auf bem 93arfüfeerplafe.
Sie bringt aufcer ben gemeinten SeljenSmürbigfeiten unb Suft*
barfeiten nichts befonbereS.
31. 35ie SBitterung mar mSljtenb beS ganjen SKonatS oer=
änberlicf) mit oor^errjdjeuber Steigung jum Stegen, jo bafj faum
ein fdjoner $erbfttag uns belieben mar.
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