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Full text of "Mittheilungen der Kaiserl. königl. centralcommission zur erforschung und erhaltung der baudenkmale ... Neue folge"

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Mittheilungen der Kaiserl. 
königl. central-commission ... 

Zentral-Kommission für Denkmalpflege in Wien, Karl 
Czoernig (Freiherr von), Rudolf von Eitelberger von 




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MITTHEILUNGEN 
K. K. CENTRAL -COMMISSION 

ZUK 

ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER KUNST- UND HISTORISCHEN DENKMALE. 

HERAUSGEGEBEN UNTER DER L E I T U N C 

SEINER EXCELLENZ DES PRAS1DEKTEN DIESER COMISSION 

D R . JOSEPH ALEXANDER FREIHERRN VON HELFERT. 

VUI. JAHRGANG. 

NEUE FOLGE 

DER NITTHEILUKGER DER X. K. CERTRAL-OOWUSSIOS ZCR ERFORSCHUMG VKD ERHALTUNG VON IMDBKMLBL 

REDACTEUR: D R KARL LIND. 



WIEN, 1882. 

IN COMMISSION BEI KARL GEROLD S SOHN 

AUS DER K. K. HOF UND STAATSDRUCKBREI, 

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> 



INHALT 

DES VIII. BANDES DER M ITT HEILUNGEN. 



/tu Crgcfcliichte von Uralt ud'I l.'mgtliung Vr.n Dr /-ruf; /'/ J,!,, \\ .: 2 Te»i-i:,iiHi.iiioncii .... 1 

Eine Ktichcnabfallgrabc bei Bydtow, Von Ii. k. Confervator Ludwig Sckneidtr. (Mit 4 Text Hluftrtlionen.) II 

Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hertcguvina Vun Dr. Mcrit //errntj. (Mit 26 Text llluftrationcn ) 19 

l>ic Mili.i »uii Am Vun 1.» r. /.Jxard /r.ih. ? ■ : .<j.irn. iMit I TextlLuUratum , ;» 

Krage mr Rcftaurintng der Brnntefiguri-n in der Francitcancr Kirch« in Inntbrack. Von A*. v. /Cittlktrtrr a«t 

Ueber ein altitalicnifchc» Klllgcl Altarchen iu Pirnilt in Mlhren. Von E. Freik. v. Satten. (Mit 2 Tafejji.) 33 

Urnlil:.:ir,c .irr ■ lililii . 'ich '/•:■: u r'iict.K'K 111 Ka-titr:. Von /.<-.yV,v :■. fU.-jk ,'l / :ttt II |M:I j U-M IKuitr a'.ioin u 1 - ■ . X - 

Uchcr ilie tnci Eritafeln vom SgUbgjj n Hall. Von Dr. Air )./ Sihfukttr. (Mit I Tafeln | ■ ■ 5-1 

Bleiläfclchcn au» Bregent. Von Karl Xangrmtifitr. (Mit I Texl-Illuftraliuncn.) SJ 

St. l>unato in /ara. 1. HaubcMircibling toii A'.sii llaufir. k. k. Profcffor nntl Confcrvatm yi 

j , a. Die Baugefch-chtc von /•'rata Bulic, k. k. Trofcffor und Confervator. (Mit 1 Tafel und 19 Teil llluftrationcn ;, 63 

Gräber an» der Slradoniltcr Ära und die tugehorige Wohnflatte bei Neu Bvd/ov. Von Confervator Ludwig Stkntidtr. (Mit 

3 Text Illurtratiooen ) ; t . 81 

(irabungen in Vifattc. Vun Dr. Fritdnck Krnntr 8b 

Der fogenannte Lutherifche Keller in Ober-Lichtenwald. Von Profcffor A. v. Lmftkin- Kimgrtulk . . 80 

Baulich« Uebcrrcfte von Brigantiutn Von Sammtt Jtnmy. (Mit la Text Illufttationen ) 95, 

Grabfteine der chriftlichcn Zeit in Fricfach in Karate». Von Ltapeld v. Brckk WidmarißeUrr. III. (Mit 7 Text Illaftraliuncn.) 104 

Da» Denkmal dci Fcldmarfchalla Mekhior Frcih. v. Redern. Von Prof- Hr. .Irwin Sckult 1 19 

Einige altere Elfcnbcinarbcitcn kirchlicher Bcfliminnng. Von Dr. Karl Und. | Mit 33 Text Illoflrationcn ) HO 

Dk k.ime ict aUcjmftjichcn UahUa m Muggia Vccctua bei Ti dt Vgl Kudrjik ,-. EUtlttrgtr 135 



Seile 

I I! Ki ii, 1,1 der k. k. I cnl'.il ' ..min:fl"ion lur Krf.uleluinn 
und Erhaltung der Kunft und hiftorifchen Denkmale , 
Uber ihre Thatigkcil 1111 jähre 1XS0 I 

Pfaniflorifcne Bauten :m Hofuviicr Verwaltung Berirkc. 

Von .V. Lü/iner XX 

Die Mithrai Hohle in St, Urban ob Glapeck in Kärnten. 

Von Karl //au/t r ■ XX» 

Die Burgruine Hocheppan. Von Karl Alt. (Mit 7 Text- 

I. uftrationen.) XXIV 

Zui Verwendung dei Eifern in der Kunft Indoflric de» 
13. I.n iS Jaiitliundcr^ V.m Dr Karl /in./ II. 1 Mit 
12. Text Uluftraii.incn I XXIX 

Lieber Archive in Nieder Oelierreich Von .'' Ad. Duugtl, 

k. k. Confervator. II, III, IV XXII, I.VI1I, LXXXVI 

Keile Nntiten über Denkmale »1 Steiermark, u || I KaltHBII. 
Von Dr. Karl Und. X bi» XIU. (Mit 7» Text llloftra- 

tionen) XXIV. l.X. XCIX. CXXX 

Au» Nieder Oeftericii.li. Vun JtluiHn .\ewalJ. XLVII 

f.iovani Battifta Knntana. Von Alitrt /Ig LH 

Die Tauffteine tu Elbingenalp und Rankwcil, Vun Con - 

fervator Samurljenny. (Mit 2 Text lllaftrationen ). . LVIII 
Ein remifches Vorhängefchlof» in Aiiuileja. Von Dr. Fr. 

A'tüHtr. (Mit 2 Text Illullratlonen.) 1JCXIX 

Der Brome Fand in der .Riefcn<|uelle* bei Dax in 
Böhmen Bericht de» Confervator« Btrgtr. (Mit 
■ Tafel.) LXXX 



Seile 

''" nielriehft/.in'frhe ^rafulenkmai Im der (Urnilont 
Kirche tu Brttnn. Von Moris Traf f. k k. Confer 

vator. (Mit 1 Tafel) I.XXXH; 

Au> Briicn. V,j-i A',."/.lfi W. >, (_ .,i,..n)ilii l.WXVI 

Der Erker im konigl Palaft auf dem Wawel tu Krakau. 

Von Oirtrxelski XCII 

/:..\ .-.ii.^ V.m, A",i>/ Sur:, it. U f.nilcr.Mi..: XCIV 

Ucidengiaber bei Hohcnbruck. Von //ra/t. (Mit 9 Text- 

lliuftraliunen 1 XCV 

llcr Bildhauer Sel,aft:an Ciü.tr.. \ :n ;/ ', fh .' I .i/Utr. . . . XCVII 
Der rdmifch« Strnftentng l-edcrata -Tibitcum im cinftigen 

l'inrn V n / -.-„kard «Htm CaPQl 

Die ältefteo Siegel der Saltburger Erzbifchofe. Vun 
Eduard Riikttr, \f k. Confervator. (Mit 5 Text 

Uluftrationen ) CXXI 

Der Pranger ,11 Gi a llein. Vun Vinttm /^ukl (Mit 

2 Text Illuftrali.meii.V I X.XIII 

L'cbcr Netiberg. Von J^kartH Kraus, k. k Cunfervator , ■ CXX1V 

Au» Brunuecken. Von Dr. Alhrt /lg CXXV1 

Wandmalerei!! in der St. Barbara Kircbe 111 Kultenberg. 

(Mit 1 Text lllnftratiun) CXXXVI 

Nullten von I bii 23 (Mit 4 Text Uluftrationen ) XXXVIII 

. , *4 »» 48. , M a , .... LXV 

. . 40 „ »5— 14 n n 

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liemhar.l Umcl ,. : «- XI. \ II 



Druckfehler- Verbeflerungen. 



Seit« Ii 5. Zeile- „Schnabel" (lau: „Schiabcl" 
If. 8, „ „fcalaiijr" ftatl „Zalaty". 

■ I. 8. . von unten: „angcbiannl" Hall „uiigcbianni". 
_ II. I. , .Klinlnuclcm" ftalt: „KlinlenaacIcM»". 
„ i; ;z . .gerillt« Halt: „gerippt*. 
„ 1: ;j, . „Hohrkcgcl» ftalt: „Kolirkcgel*. 

, i] 11 , riohüg: .das einem «wcimal cuupirtcn Ei - ähnlichen GcTafse*" 

. 14. o.. 7. und 9 Zeile „Li*Uen«"ftatt: .Ziclien". 

. 15- i Zeil« „Scblaner" ftall: .Schlener". 

„ lu. j. . Anmerkung „Vlencc" ftall; .Vlercc" 

, 15. 5 . , .IJilurisilni'* ftall: .Diluvialn". 

Ib. 15. , richtig: .Buigwall Zamka*. 
, 10. teilte /.eile „ilicfc" (latt: „tiefe". 

iS j. Zeile Anmerkung „Uftrinen" Halt: „Ulluren". 
58. 8. . •« lefen: „analoge» Euftratiade>. u 
58. 14. . „I." ftatl: „J. Zeile". 
58. 1 , von unten: „K" ftalt : „P*. 
5*. II. . „hlofscm" ftalt: .aem". 
I.V. L Zeile, 1. Spalte .T.ufftein" flau: „Tanffchein-. 
„ S. „ .1-algei" flatt: .Fulger". 

4. . von unten „Juncker" (latt: „Juncker". 
3. „ von unten, rech:« .uf Nunhu'g* lUtt „af Nunlicig*. 
I.XX. u. a „unangebrachten" ftatl : .iinaiigebracblc". 

„ 1. „ von unten, rechts „Kalkcioit" ftalt: „Kalkrctli" 
l.XXI 5. Zeile. I. Spalte .Brem»" ftalt „Kyms". 



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ZUR URGESCHICHTE VON CRÄTZ UND UMGEBUNG. 



Von Dk. FkITZ PlCHLEK. 



UF der ganzen Länderftrecke vom Meere bis zur Donau, von Aquileja Iiis Vindobona und 



den von Celeia nach Carnuntiini, den rechtfertigen, fo folgen lieh dort die Orte Matucaium, Can- 
dalicae, Noreia (genau in der Breite von Grätz), dann Visccllae,Stiriate; hier üftlich Salle. Meilrianae 
(etwa auch in der Breite von Grätz), Savaria, Baffianae, Scarabantia u. f. w, Immerhin aber lind 
die namenlos überlieferten Orte als Fundftellen nach dem Murlaufe bis an die Mürz ununterbrochen 
angereiht, Tie werden ftets fparfamer gegen den Semmering, um jenfeits desfelben wieder dichter 
abfolgend aufzutreten. Mit der ftadtartigen Bildung bei Leibnitz ifl alfo eine nördlichfte Glänze für 
benannte gröfsere Anfiedelungen gegeben, infofern die mittlere Steiermark dabei in Frage kommt. 
Folglich wäre die frühefte Gefchichte deffen, was wir heute Grätz nennen, am einfachften von den 
Gefchicken des aufdrehenden und niedergehenden Flavium Solvenfe feit der Flavierzcit bis etwa 
zum Eingänge des 6. Jahrhundertcs abzuleiten. 1 

Leberdies aber hat die nördlichere Lage der jüngeren und landesvorörtlichen Stadt in ihren 
feitlichen Begleitungen fo Eigenartiges für fich, dafs aus der blofsen Abhängigkeit von der Sulpa- 
Stadt eben nicht fämmtliche Momente zur Erklärung kommen Verfuchen wir einige ur^efchichtlichc 
Skizzen zur Gefchichte einer MalTenwohnftätte zu zeichnen, die fich feit dem Mittelalter in ähnlicher 
Weife um einige Stunden abfeits von dem römifchen Vororte entwickelt hat, wie dies bei Virunum, 
Emona, Camuntum in Betreff Klagenfurt's, Laibach's und Wiens der Fall ifl. s 

Mehrere Jahrtaufende fpäter, nachdem die Gletfcher ihre Felsgefchiebe an die Kalkwände 
des heutigen Peggauer Thaies geflofsen und jene Riefen der Werthohen und jene Höhlen der Oll- 
höhen mit dem nachmals gebildeten Flufse voll von Eisfchollen und Kiefclklumpen hervorgebracht 
hatten, wie wir fie zur Stunde in geringer I löhe über dem Mur-Spicgel gewahren (dort 5 bis 15 M., 
hier etwa 50 M), find die Troglodyten der Badelhöhle und der Peggauer-Grotten nächft jener von 
Mixnitz die erften uns bekannten Culturträger für die Gefchichte der Grofsftadt des Steiererlandes.* 
Beingeräthe, Röhrenknochen und Zähne vom Höhlenbär und anderem Diluvial-Gethier im Boden- 
lehm, auch wohl bedeckt von Kalkfinter oder abgerollt und verfchwemmt, beginnen hier die Reihe 
der localen Alterthümer, welche in die reine Steinzeit mit der Date 5000 v. Chr. hinweifen könnten. 
Nächft diefer Wäfferklemme hat eine zweite füdlichere zu ihrem Nachbar einen Beigwall, welcher, 
wie er für den Geologen wichtig durch die crflbekanntcn Devon- Verfeinerungen in den Olt-Alpen, 

1 Vergl. Roperturjum Sic rmiUrk. MHntknnde Hand I S. 93 — 100. — - Ja^crnr^i; Kärnten» Alterthümci 1870, S. 11 — 63. 
141 etc. AMttt Em. .na 18S0, S 7 K,nntr in d. Milth. d Cen«r -Cornm. 1880, S VIII, Xll . 1879. S. 1$. 33, 34. 43, 1S78, S CXX ; 1877, 
S VHj 1876, S. 68; 1874, S. »8o; 1873. S. 2T. 1871. S. CXXX; 1871. S I.XIII u f. w. Mommfc» corp. in»cr. bt III. I. S. 564. - * Wurm, 
,VWin Mittheilungcn des nacurli. Vereins« für Steiermark 1871, III. 3. 




VIII. N. f. 




2 



Ük. Fritz PtCHt.BR. 



fo auch für den localen Prähiftoriker berühmt ifl durch feine Bronze-Findlinge; es ift der Plabutfch. 
Die Mittelfchichte aber, feit Beginn des allgemeinen Bronze-Alters bis zu den Urzeiten der 
Bildung des Korallenriffes, jenfeits der menfehlichen etwa 20 Jahrtaufende, ifl natürlich nicht 
weiter durch Funde belegt. Die mitteldevonifche Schalenthier-Welt des Gaisberges bei Eggenberg 
hat zum Nachfolger eine frühefte Waldmenfchenzeit, von der uns keine Kunde geblieben. Sowohl 
die oberdevonifchen Auflagerungen von Steinberg und Thal herüber, als die Ebene an den Ufern 
des HauptflutTes zwifchen den beiden Thonfchiefcr-Kuppen des Reunerkogels und des Platten berges, 
als die fandigen und fchotterigen Obermiocän-Gebilde des Rofen- und Ruckerlberges können wir 
uns als eine wenig unterbrochene Waldwildnifs denken bis etwa in's 10. oder 8. Jahrhundert vor 
Chriftus. Der Mitteldevon-Block des heutigen grätzer Schlofsberges, ohne aufzeigende Quellen, 
jedoch nicht waftcrarm am Nordofthang, fogar wafferreich in den tiefllcn Terraffen, ragte am 
augenfälligften aus jenem Flachboden, welcher von dem mittelmiocänen Meere mit feinen Ablage- 
rungen keinerzeit erreicht worden ilt. Anflatt des Dinotherium giganteum, des Rhinoceros ticho- 
rhinus, des Maltodon longiroftris mit den zwei Paaren riefiger Stofszähne, des ungehörnten Rhino- 
ceros, des Hühlentigers, Baren, Fuchfes, nach der neuen Fauna und Flora der Nordort Gebiete der 
alten Welt, beherrfchte jetzt eine Menfchenrace, wol auch aus dem Nordort nachgekommen und 
den äufserrten Etruskern verwandt — unbekannt wie genannt — das mittlere Höhen- und das 
zugänglichere Tiefland. Aus den beiden Diluvial-Strömungcn von Güfting her und von der Maria- 
Troller Bucht war es mit Schotter und Lehm weitab bedeckt feit Zeiten, als das Waffer in der 
Mur-Enge noch an die 20 Meter über der heutigen Höhe geftanden; das Grundwaffer, mit Stärke 
und Schnelligkeit (ich bewegend, gegen die Thalränder ftark anfteigend, flehte fich den Anfiede- 
lungen günrtig, der weithin fichtbare Rückenbug des Schöckels hatte feiner Firnfchollen fich 
entkleidet, die Murmelthiere des Reunerkogels waren ausgeftorben, die Gemfe, der Steinbock 
in's Oberland zurückgewichen und ein reichlicher Auenwuchs begrünte das Thal in jener Menge, 
von welcher uns die, in der Karlau ausgegrabenen Holzftämme (in einer Tiefe von 40 — 50 Deci- 
metern) eine Vorftellung zu geben vermögen. 1 

Kine der alterten menfehlichen Arbeitsweifen, jene in Thon, orientirt uns einigermafsen in 
den vielen vorchrirtlichen Jahrhunderten. Gehen die etruskifchen Bronzen bis ins 7., 8. Jahrhun- 
dert in Ober-Italien zurück, wie follten fie nicht um fo weiter zurückrtehen im Nordland f Und 
jenfeits diefer Metallfabricate herrfcht noch der ausfchlicfsliche Thon. In China gilt die Töpferei als 
erfunden im vorchrirtlichen Jahre 2697 durch Kaifer Hwangti; der Kaifer Yutifchun (2255) war zuvor 
Töpfer. Es lieht nichts entgegen, unfere Alpen-Thonzeit bis in's 20. Jahrhundert zurück zu datiren. 
Auf folche Anfänge weifen die peggauer Höhlenfcherben, ohne dafs diefe felber ganz ficher jenes 
Alter belitzen. 

Für die Stadt Grätz fchliefsen fich da als Alterthumsweifer an: der Zahn vom Höhlenbär in 
lehmigem Kiefelfchotter der Schörgelgaffe, Steinhämmer in Lazarethgarte, Weftbahnhof, Bein- 
geräthe in Scluitzenhof- und Nikolai-Gaffe Hiemit Anfang und Schlufs; denn es ermangelt bedeu- 
tender Tiefgrabungen. Alles andere ift römifch-zeitlich. I )ie fogenannten Noriker-Kelten, feit etwa 
600 v. Chr. den Ftruskern nachgefolgt, nebft Thon und Bronze längll das Kifen nützend, find nicht 
ausgeftrichen aus der Landesbevölkerung, feit im Jahre 15 v. Chr. die römifchen Heere und 
Beamten das Land überzogen. Erll die Flavierzeit, welche die Stadt Solva emporbrachte, mag die 
Stelle von Grätz etwas coloiufilt haben. Aus dem erden Jahrhunderte belitzen wir hierorts nur ein- 
zelne Fundmünzen von Nero, Vefpalian, Titus, Domitian; aus dem zweiten folche von Hadrian, 
Pius, der älteren Faullina, Marc Aurel. Diefer letzteren Zeit möchten auch die Männer und Frauen 
angehören, welche wir auf den Grablleinen von Stadt und nächfter Umgebung genannt, theilweife 

> firtrrs in Ilwof Ttter» Grai 1875. S. bt, 58, 53 f. 



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ZUK Uut.KSi MM HTK VON GkÄTZ UND UMGERTNO 



3 



auch in ihrer nationalen, in der romanifirten Tracht abgebildet finden. Wir wollen Tie mit Namen 
und Stand nennen. 

Es find Lucius Cantius Secundus, Cantia Bonia, des Junius Tochter, feine Gemahlin, Cantia 
Boniata, des Lucius Tochter (zu St. Leonhard); Speratus, des Siron und Sporilla, des Commodus 
FreigelalTene, Eheleute (Judendorf); Masculus, der Sohn des Itul und feine Krau Sabina, Tochter des 
Quintus, auch Cucius Romulus mit Quaitus (St. Stephan am Gratkorn); Junius, des Vercajus 
Sohn und feine Frau Bugia, des Secundus Tochter, 30 Jahre alt (Harterfchlöfsel); die Frau Nanv 
monia, Tochter des Materiur, Cajus Scmpronius Secundinus, ihr Gemahl, Decurio der Stadt Solva, 
deren Sohn Cajus Sempronius Secundinus, confularer Bücherei-Beamter, alt 19? Jahre, Cajus 
Licinius Trion, feine Frau Sabinia Severina, alsdann ein Sohn oder eine Tochter wie Licinius, 
Licinia (alle zu Strafsgang); ferner Marinianus, Sohn lies Marinus, feine Frau Verecunda, Tochter 
des Verecundus, und deren Tochter Marina, mindellens zweijährig, ein Mafuetus vielleicht aus 
Marinianus Verwandtfchaft, Tompeja Theodora, 30 Jahre alt und Jemand von ihren Aeltern (in 
Feldkirchen); Cirpo, Sohn des Senus, feine Frau Pamela, Tochter des Deufon, beider Tochter 
Autoscutta, alt 20 Jahre, der Sohn Priscus 60 Jahre alt (Enzelsdorf) ; Cajus Firminius Primus, 
Veteran der zweiten hilfreichen Legion, feine Trau Counerta, Tochter des (A)dabus, dann etwa 
des Erltgenannten Bruder Cajus Firminius Callricius, Baubeamter zu Solva. feine Trau Seia 
Litugena, Tochter des Urbicus, über 20 Jahre alt (Dürrnau bei Hausmanlletten). 

Ueber Gefichtsausdruck und Kleidertracht, Kopfbedeckung. Schmuck belehren uns die 
Relief-Darltellungcn der Bullen und Ganzgellalten zu St. Leonhard (zwei Frauen mit Kopf- 
bedeckung und Schleierfalte ä la St 1 Iemma, ein Mann, zwei Kinder, eines mit Taube, eines mit 
Kugel), zu Feldkirchen (Mann und Frau), Enzelsdorf (zwei Männer mit Kurzröcken), 'Tobel (Mann, 
Frau, Kind); wie man mythologische, thierifche Gellalten, Geräthe ausdrückte, zeigen die Meifsel- 
arbeiten eines Genius (Rofenberg), Adler, Delphin (Enzelsdorf, St. Leonhard), Greif, Krug, Löwen 
(Feldkirchen, St. Martin, Strafsgang). Uebrigens find die zahlreichen Leibnitzer Stein-Reliefs die 
bellen Tracht- und Arbeitsbilder auch für die etwas nördlichere Gegend. 

Das dritte und vierte Jahrhundert i(l bezeugt durch Fundmünzen von Philippus, Valerianus, 
Gallienus, Claudius, Aurelian, Probus, Numerian, Chlorus, Conflantinus, Conflantius IT, womit 
eigentlich die zufammenhängende Münzenreihe gefchlouen ift; denn der Joannes 11. (Zeit 1118 — 43) 
lieht ganz vereinzelt Der Zeit feit Beginn des dritten Jahrhunderts möchten vielleicht angehören : 
Das angebliche Mithras-Relief der Sackllrafse (hinter Gefellenvereins-Haus), die Gewandflatue, 
Untcrtheil, Obertheil mit eingefetztem Kopie, lebhafter Faltenwurf, pflanzliche Beigabe auf dein 
Schlofsberge, 1 die Löwen ebendaher, der Löwenkopf vom Ravelin, die bronzene Mercur-Statuette 
aus der Schörgelgafie. Nach diefen wäre es vielleicht erlaubt anzureihen: die Baurelle an Grätzbach, 
Schörgelgaffe, Venushof in Lullhausgaffe, Schlofsberg; die Glas-Urne aus dem Grabe in derKörbler- 
galTe, folche aus der Rechbauer-Strafse (alter Mandelgrund) ; die Bronze-Stucke Löffelchen von 
Murlend, Ringnadeln mit Fibel, Röhrchen vom Lazarethfelde,* Nadel von Burggafle und Schlofs- 
berg, Fibel von der Maufoleum-Stitge (1879), Pfeilfpitze von Schlofsberg, Waggewichtflück von • 
Rechbauer-Strafse; etwa dieThongefäfse von Burg (doch nur aus Leibnitz) und Griinanger-Garten, 
endlich die Gräber unterhalb des Schlofsberges, aufser dem Sackthore, mit Knochen, Metall- 
geräte, Münzen. 

1 V«gl. die Nike von Samolhrake des hoaue in Cent*- llaujtr- BwttJtrf II. Bd., 1879. S. j8, 59. Taf. l.XIV Die Infihrift 
fleine Nr. 5*198 (Burg). 5701 1 Borg, au» Sl. Leonhard? Venu*huf, Schörgelgaire, 1 Gratibach Ufer', CitKr), 51199 laus Hu^; im Joanncum. 
von St Leonhard endlich 5439 iSterapfergnffe, fehlt. au> Kalndorf bei Dt?) Aid fammtlich von uueonftatirter Herkunft und können 
hier nicht cinben.tfen werden VctgJ. Rcp II, S. 232, Z t j v. « — * Gefunden mit einet» Dupondius um oder nach l'iu- (gleich einer 
Br. Münze de« S Severus, Zeit 108, vom Gratzbach bei Haus Nr. 49) im Jahte 18S1 Die Ringiudcla analvlirt /eigen 87-42 Kupfer 
11*53 Zinn, o 65 Blei; 'ie Rohr, hen S> S5 Kupfer. 8-93 Zinn, 11-87 Kifen. 




4 



Du. Fritz Picm.BR. 



Wir erfehen, dafs die bekannt gewordenen Fundorte fall ausfchliefslich auf dein linken 
Mur-Ufer liegen, nämlich (abgerechnet MariengalTe, Lagergaffe, Murlend, Lazarethfeld) in 
den Linien Schlofsberg, Nordweftfeite, Irrenhausgarten und Hübe, Burg?, Hurggaffe, Stadtpfarr- 
gegend, Schörgelgaffe, Münzgraben, Rechbauer-Strafse, Grünanger-Garten, Kürblergaffe, Graben, 
Lufthausgaffe mit den Auszweigungen Kofenberg, St. Leonhard. Die gegenwärtigen ofllichflen 
Stadttheile, an den Erhebungen längs der Bäche, konnten vielleicht die ältcflbefiedelten genannt 
werden. Die nachconllantinifche Zeit bleibt durchweg dunkel; ob den Wandervolkern, ob dem 
Frdbcben vom Jahre 455 hier viel zu zerftüren blieb, was die Slovenen um's Jahr 600 hier 
vorfanden, wir wiffen es nicht Immerhin mögen ihre verftreuten Anwohnungen allgemach jene 
Stadt formirt haben, welche zuerll im Jahre 1138 als urbs Grace urkundlich auftritt. 

Der Prähiftoriker von Grätz hat alfo feine Zeit gleich von 1138 nach rückwärts zu beginnen. 
Kr trifft da in der nächften Umgebung von Grätz als alterte urkundlich genannte Orte nach 
rückwärts: Rudersdorf bei Feldkirchen und Feigau 1136, alsdann Hart bei Strafsgang um 1135, 
Zetling bei Premftätten 1126, ferner nach grofsem Intervalle St. Martin 1055, Göfting 1042, Strafsgang 
1030, endlich Strafsengel 860, womit die Reihe wol gefchloffen fein dürfte. In diefer Serie flehen 
vorwiegend Orte aus dem Südweften des Stadtumkreifes; liehen zwei Orte der Strafs-Compofition, 
beide am rechten Murufer. 

Ifl nun die römifche Strafse, feit Vefpafian etwa, von Solva herauf über das heutige Kaisdorf, 
Feldkirchen nach Strafsgang und St. Martin gegangen, von da in einem grofsen Bogen vielleicht 
den Plabutfch umfahrend und, wenigftens bis gegen die Mur-Knge, das rechte Ufer einhaltend (mit 
einer Abzweigung hinter den Schlofsberg hinein :), fo gewinnt die Flachgegend zwifchen Strafsgang 
und l'labutfch an gefteigerter Wichtigkeit, gewinnt dies aber auch die ganze Waldgegend weftlich 
dahinter und nordaufwärts bis ins erweiterte Murthal. Gilt ja diefes Gebiet noch heutzutage als 
Fundgrube für die Baufleine, für die Thür- und Fenflerftöcke, die Hckpfeiler und Trottoirs der 
Hauptfladt mehr als die Steinbrüche von Maria -Schnee und Andritz; über das Steinfeld geht 
genug des Felfengutes aus den Steinbergen nach der Stadt, und die Namen Einöd, I Iart, Holzberg 
u. dgl. weifen auf zeitlich nicht allzuferne Wildniffe. 1 

Setzen wir hinzu, dafs inmitten waldreicher Umgebung die fchonwiefige Mulde des I larter- 
fchlöfsels feit dem Jahre 1856 als Fundort eines romifchen Infchriftlleines bekannt geworden war," 
dafs nachmals in Steinberg ein Steinkeil aus Quarzgefchiebe, vom Gneifs wie am Rofenkogel bei 
Stainz, fammt einer Hifenfichel mit Stielloch aufgefunden wurde, 1 bei Thal Hügelgräber (ich zeigten, 
mit Kalkfieinen , Thonfeherben, Kohlen; was konnte erwünfehter fcheinen, als dafs in den (der 
(teierifchen Landfchaft gehörenden) Holzbergen ein ausgefprochener Grabhügel im köftlichen 
Waldesfchatten die Aufmcrkfamkeit des Forflverwalters Prof. J. Schmirger erregte, dafs endlich der 
Reichsraths-Abgeordnete Nicolaus Dumba, die k. k. Central-Commiffion in Wien, die fteierifche 
Landfchaft mit gern gewährten Mitteln die genaue Unterfuchung der Gegend ermöglichten: 

Diefes weltliche Hinterthal derLandeshauptftadt gehört fo eigentlich zur Tobelbach Gruppe ■ 
da werden den Gemeinden Plankenwart, Rohrbach, Steinberg, Mantfcha, Hafelsdorf zugezält 3365 
Joch Grundes, 1372 Bewohner, denen auch Weinbau am Ofthange in der Linie Göfting-Strafsgang 
eigen ift. Daherein reichte ehemals der Bezirk Söding, noch dermal theilweife das Pfarrgebiet von 
1 litzendorf, die Dientlbarkeit ging zu den Herrfchaften Khrenau, Oberthal, Dobeleck, Lankowitz, 
Wachfeneck und Landfchaft.' Was die landschaftlichen Wildungen in Holzberg und Thal anbetrifft, 
fo gibt der Kataller diefelben mit 89 Joch 36 Quadrat-Klaftern an, die Venneffung vom Jahre 1864 
nur mit 88 Joch 194 Quadrat-Klaftern, dazu ein Forllerhaus mit Kellergefchofs. Der Werth des 

Schrrinrr, Grift S. 501. 31. 5,«, 507. 64. 384. 48*. - • Mitth. .1. hift. Ver t Slcierm iSKl. B.I. X S. 76. 864. Mo. 5440 - 
• Arten de» Münzen Cabinele* im Joanneum 1880, 5$, bt ; 90 - « Marirr Tnpnjjrnpbie 412, Stkmuh Topngr I.e.. II. 95, ii. 




Zur Urgeschichte von Grätz und Umgebi.vg. 



5 



Grundes, über welchen unter Zahl 10950 vom Jahre 1S64 ein Plan vorliegt, wird auf 4200 fl. beziffert; 
über Zeit und Titel der Erwerbung jetloch war eine Urkunde nicht aufzufinden. Vermuthlich geht 
eine folche zurück gegen das Jahr 1584, als Leonhard von Saurau eine Wiefe um Tobelbad an die 
Landfchaft verkaufte, oder höchftens auf die Zeit um 1628, als die Landfchaft weitere Gründe um 
Tobelbad gewann. 1 Hinter die Jahre 1140, 1135 zurück liegt diefe Gegend ganz im Dunkeln, 
nachdem das Hitzendorfer Pfarrgebiet feit c. 1180 herauf verfolgbar geworden. 

Die Holzberge erreicht man von Grätz aus in der Richtung Steinfeld, Baierdorf, Wetzels- 
dorf, Einöde, Jägerwirth, Steinberger, von welchem der Waldweg eine halbe Stunde füdweftlich 
durch den Thalkeffel führt, in zwei Stunden; auch gleich aufserhalb des Jägerwirths vor dem 
Strafsenwalde kann man durch die Muldung in die Tiefe gehen. Zum Huber auf Steinberg wandert 
man aus dem Holzberge etwa 45 Minuten am Waldbergrande nordwärts. 

Halten wir zuvor eine Umfchau über die Fundorte rings um die Landeshauptstadt herum, 
infofern diefelben mit Punkten gleicher Entfernung, wie Steinberg, einen Kreis befchreiben; 
merken wir mit kurzen Worten auch die Fund-Objeele an, 2 nennen die auf Funde erft zu 
unterfuchenden Orte gleich unter Einem mit und zeigen endlich in der Klammer das Jahr an, wann 
diefer und jener Ort vor Schlufs des 12. Jahrhunderts (1192) zuerft urkundlich genannt auftritt. 

Straßenge/. Flachgrab mit Gerippe. Bronze-Meffing, ähnlich Kettlach, 2 Armringe, 1 Draht 
mit Glöckchen; 1 hakenförmig Fifen, flovenifch, Zeit nach 592. Der Ort erfcheint fchon im Jahre 860 
wieder als Strazinola. St. Stephan am Gratkorn. Felfengrotte, Hr Fibel, Kettchen. Mo (Kumberg) 
5489, 90; "altes Wßrits nächftbei (1147), Pelgan (1136), Gegend Wörth (1147). Huber in .Indritz, 
Urfprungshöhlc. Ober- und Niederfchöekel (wol nach 1147. Schocket als Sekkel 1147). Kainbach, 
Helbt/n* hinter Luftbichl (c. 1185), Klingen/lein, liausmanßetten bis Heiligenkreuz am IVafen, 
Hügelgräber, in Dnrrnau Mo 5430 Urthierknochen. Thalcrhof-Forß . Pllaftcrziegel u. dgl., Münzen 
M. Aurelius, Relief?. Premßälten Br Beil, Fifengerät (1164). Ettling altes Cidlam (1126). Tobel (1172)1 
Tobelbad Hügelgräber mit Br, Stein, Thon; Rlf; Br Münze. Im Walde gegen Liboch (1157) Hügel- 
grab. . Utendorf, noch fundlos. 

Dies die halbwegs bemerkenswerten Orte des Umkreifes felbfl. Innerhalb diefes Umkreifes 
vom Radius etwa i'. 4 geographifcher Meile liegen: 

Baierdorf, als in marchia genannt (1147); Krotlenhof Münzen; Wetzelsdorf (1144), St. Johann 
und Paul, Piuöd; Harterfchlöfscl Mo 5440. Im Herberftein'fchen Walde Hügelgräber mit Thon- 
fcherben, Kohle. f/artbe\ Strafsgang (c. 1135) Thal; Waldsdorf 'bei Thal (1140). fu de ndorf hei Grat- 
wein Mo 5441. Thon, Eifen, Münzen t Ihdtes. (1147), Hundsdorf nächftbei (1138) und Retz (1147), 
Göjling (1042). AlgersdorJ "(1161). . Iii ' Algersdorf unter dem Plabutfch: Chalkus von Philipp III. von 
Macedonien, Dichalkon von Teffalonike, Zeit um 320, höchft wichtig für die Datirung der 
plabutfcher Bronzen und der norifchkeltifchen Münzen überhaupt. Plabutfch. Br Gufsltätte, Beil, 
Schwerttheile, drei Lanzenfpitzen, Dolchllück, Sicheln; Bruchftücke eines kegelförmigen Auffatzes 
nvt zwei Stiftlöchern, eines gewichtigen Ringes. Gabriach. Schattleiten Harthopfei -Grund Br 
Münze. Hadrian. St Gotthard. Br Waffenftück, Bein, Münze, Weinzicrl an Brücke (1147). Reuncr- 
kogel Murmelthierreflc (Nach 1050 oder 1164). Rofcnbcrg, Rlf. Der Vorfladtthcil bei Geidorf erfcheint 
früheflens als Guntarn (1185). Neuflift, Zofsenberg, Höf, Wenisbuch, Kroisbach (1157?), M. Grün, 
Pölling, AI. Troß, Stifting, Lechwald an der Hilm, Hügelgräber? Aehnliche vielleicht um den 
Haupthügel, als Untergrund der Leehkirche. St. Leonhard, alte Stadtgegend. Münzen Geta, Elaga- 
balus, Soremias, Maefa, Orbiana, grofser Dreibüllenltein Mo 5437 mit 5438. Lußbichel und Peters- 

I Sfrtmayr Lande.« Vertretung in Steiermark 1867. S 476. Nr. XXI. Sehmnlt I. J46. Vergl aut h A. r/rViw.r«» II 147», Tohel »H 
WaMlhal fclilcclilliin — '-' Vergl. die weiteren llinkrcife in meinem „Text mr MctUtologUchcd Karte von Steiermark', he ramgegcl.cn vom 
adt!>r.. ( .u!ug Ver. f. Sleicmi. 1879 Br ift Hrontc. Mo iil Infthrifr Lei .t/owm/rti c. i. I.. Rlf ift Relief. 




6 



Dr. Fritz Pichler. 



berge. St. Peter Urthierrefte. Harmsdorf ■ Münzen. Hiihnerberg, Hügelgräber? Topffcherbe. Hart. 
Liebenau (Vatersdorf 1164). Raaba (1182), Grambath, Göjfendorf Thondorf, lingelsdorf 1148 (in 
Engdsdorf nächfl Fernitz Mo 5426, Rlf. an der Strafset nach St. Ulrich). Hauzendorf, . Ibtijfendorf 
Hügelgraber, Mauerwerk, Thon. Lebern. Scherben von Amphora (Henkel, Bauchung), Schalenfufs, 
Sigillata. Lebring bei Wildon ifl auch ein altes Lewarn. Pirka. Feldkirehen Mo 5431 — 34, Rfs. (1144), 
Rudersdorf nächllbei (1136). II agram (Wacherein c. 1180), Karlau, St. Florian; Manlfeha beim 
Buehkogel Urthierrefte. .SV. Marlin Hügelgräber, Thon, Dreifehl itzgefäfse, Glas, Henkelgefäfsrefte, 
Knochen, Kohlen (1S80, Juli). Bronzen: Grofser Stein-Löwe (1055). Wagnitz bei Strafsgang. Gold- 
münze Valerianus. Strafsgang. Br Fibeln feiner Arbeit, Zierflücke Mo 5435 — 36. Stein-Löwen mit 
Widderkopf (um 1030); altes Houeßeten nächftbei (1144) und Seiersberg (1148), altes Wiarn apud 
Strazganch (c. 1185) Wehling, Mayersdorf Winkelhofen Linecker. 

Bisher war die alte Bellattungsweife der ganzen Gegend um den heutigen Vorort illuftrirt 
durch Auffindungen bei Strafsengel, Lechwald, Hühnerberg, Heiligenkreuz, Abtiffendorf, Tobel- 
Lieboch, St. Martin, Thal, um nicht von den Beigaben allein zu reden, die ja auch auf Grabftättcn 
hinweifen. Es war nun die Aufgabe geftellt, mit Hinficht darauf, dafs die Grofsftadt Entwicklung 
ohnehin über die Alterthums-Refle feindlich nivellirend hinwegzugehen pliegt, dafs die obgenannten 
Fund-Objekte vorwiegend nicht genau befchrieben worden find, dafs fie endlich fehr verfchiedenen 
Zeiten (mindeftens fünf Jahrhunderten) angehören, einen gewifsen Typus aufzuzeigen und zwar aus 
einer gewiffen Mittelzeit der Jahrhunderte , damit ein anschauliches Bild der Grabbauweife vor 
1700 Jahren gewonnen werde. Zugleich ward die Abficht verfolgt, durch richtige Ausfchälung des 
Steinbaues aus dem Tumulus-Gehäufe, durch möglichfte. Erhaltung des einen wie des anderen, ein 
Muftcrftück der Ausgrabmelhode in der nächflen Nähe der Hauptltadt herzuftellen. 

Der erfte Hügel, welcher unweit des Waldweges in fchöner Nadelholz-l'cherdachung und 
voller Hainftille liegt, war durch den landfchaftlichen Forflverwalter Prof. Joh. Schmirger angezeigt 
und feit 24. April 1880 in Bearbeitung genommen worden. Es gruben hier Johann Hahn, Knecht 
bei Steinberger, und Nachbar Mager's Knecht, beide Militärs, fpäter Wipl von I laus Nr. 131 und 
Johann Gartier. Der Hügel, vom Umfange 66 Schritte, vom Durchmeffer 13MO M., hoch 2 05 M., 
zeigte gleich nach dem erften Drittel (75 Cm.) der Auffchüttung von oben her einen Steinbau in 
I lufeifenform, genauer gefagt, eine Ellipfe mit kuppelartiger Wölbung ohne den oberen Abfchlufs. 
Diefelbe lag keineswegs im Mittelpunkte unter dem Gipfel, fondern an 6mo M. von Nordrande her; 
die gröfsere Axe geht in der Richtung Oftnordoft nach Weftfüdweft, hat die Länge 2 '19 Cm., die 
kleinere 1 ■ 80 Cm. und in der Richtung diefer letzteren führt der Eingang von Oflfüdoft herein. Die 
Aufmauerung, ausgeführt aus ungleichen Bruchfteinen (lang bis 56 Cm., breit bis 32 Cm., dick bis 
25 Cm ), welche mit Mörtel verbunden, erreichte eine Dicke bis 50 und 90 Cm. und war im 
Innerften der 95 Cm. hohen Höhlung verworfen mit einem möglichfl geglätteten Mörtel bis zur 
Dicke von 25 Mm. Leider hat der erftgenannte Arbeiter, den Aufträgen entgegen, aus diefer 
Wölbung an 60 Bruchfteine herausgehoben. Den Grabungen fielen vier Bäume zum Opfer. 

Der Gang hat eine Länge von 2 M., eine Dicke von 45 bis 79 Cm., nämlich gegen die 
I löhlung verftärkt, eine Höhe von 27 bis 74 Cm. und war an den niedrigften Auffchuttftellen mit 
nur 17 Cm. Erdhöhe überdeckt; der Boden ill unbelegt, beim Anfchluffe an die Ellipfe waren Steine 
vorgeftellt. Gegenwärtig zeigt diefer oberlte und nordweftlichfte der hiefigen Hügel, genannt 
Schmirger-Hügel, einen 45 bis 135 Cm. breiten Durchfchlag und an der Unterfeite ein Erd-Rondeau 
vom Durchmeffer 3 M. 1 Die näher unterfuchten Fundftücke find: 

1 Von der unterften I'criuherie Im in Beginn der Gaogdcme 210. Gang 2, Höhlung-. Mnurr o- 60, Höhlung SchmaHeile 
I jo. Höhlung Mauer 0-70. «ur oherflen Peripherie 6 30 — ij'ioM. 




Zuk Ukukm uu iitk von Gkätz unu Umgebung. 



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Mörtel. 6 Stück, dick bis 45 Mm., davon drei mit geglätteter Fläche, beigemengt Riefeln 
bis Erbfen- und I lafelnufsgröfse, ockergelbliche eifenhältigc Schichten, ganz äufserlich auch 
Kohlenanfätze; damit war die innerftc Höhlung belegt. 

Stein. Zwei Kalkftein-Verwitterungsproducle als F.infchlufs im Mörtel, kreideartig; zwei 
Kiefelgefchiebe, nufsgrofs, mit mehreren faft rechteckigen Flächen, fchwarz, fettglänzend ; 1 Stück 
devonifchen Schiefers, grau, gefältelt, wie eine Thonfeherbe anzufeilen; » Stück dichten Kalklleines, 
devonifch, ähnlich im Plabutfch, als Häuflein des Tumulus verwendet. 

Thon. Zwei Ziegelklümpchen, theils mit lehmiger Umdeckung. Gefäfsftücke : ein Hodentheil 
mit Rand, dick bis 15 Mm., röthlich, fehr hart gebrannt, zwei kleine zugehörige Theile, neun Scherben 
eines minder dicken Gefäfses, 5 — 12 Mm., davon drei etwas eingebogen wie vom Rande her, vier 
flach, zwei wie von einem Fufszapfen, zum Theile mit feiner Glimmer-Beimengung ; 29 gefchwärzte 
Stücke, dick 3 — 10 Mm., auch wol durchweg fchwärzlich, leicht fchneidbar nach der Ausgrabung, 
einige löcherig-porös, gröfsere Kieskörnchen beigemengt, davon ein Klümpchen hoch 4 Cm., ein 
I lenkeichen mit äufserer Rinnung, hoch 34 Mm.; von den anderen fiebenundz wanzig meift flachen 
Stücken find neunzehn gefchwärzt auf der einen Seite (befonders ein 62 Mm. langes, an der inneren 
etwas gehöhlten Seite), vier fcheinen an der äufseren gefchwärzt, acht gefchwärzt an beiden Seiten. 
Von vier feingebrannten klingenden Scherben (gefunden mit Kohlen an den Gangftcinen gegen 
die Höhlung, mit fchwarzen Scherben und Ziegelftücken) find drei gebogen, deren eine lang 82 Mm., 
dick 3 Mm. vom ausladenden Rande mit zweien vertieft geformten Strichen; diefe Schüffei hatte 
einen lichten Rand vom Durchmeffer etwa 16 Cm., fammt dem Randwulfte fogar an 24 Cm 

Organifches. Kohlen, wenige Refte von Föhre. 

Nach 35 Schritten waldabwärts machen fich zwei Gupfe bemerkbar; dem oberen, am Gipfel 
eingedrückt, Umkreis an 65 Schritte, fchliefst fich der untere hochguptig, ftark gerundet, Umkreis 
an 84 Schritte, hoch an 4 Kl, knapp an. 

Von den unteren Hügeln wurde der nachmals Dumba-Hügel genannte am 26. Juni in Angriff 
genommen. Am Waldrande gelegen, hinaus gegen die Bucht des Thälchens, zwifchen dem Fahr- 
wege und dem Waldfteige, zeigt er einen Umfang von 70 Schritten, eine Höhe von 1*40 — 2*60 M., 
den Durchmeffer von 15*70 M. und war beftanden von wenigftens 27 Bäumen", meift Tannen, 
wenigen Buchen. Von dielen fielen vier (2 Tannen, 2 Buchen), in der Höhe bis zu 14-15 M. Unter 
einer Frdfchichte von 55 Cm. fteht der hufeifenförmige Grabbau aus den rohen Bruchfteinen, die 
Mauer der Rundung hoch 60 bis 146 Cm., dick verfchieden, 70 bis 124 cm., Durchmeffer der 
Höhlung am Boden 132 Cm. in der Richtung von NNW. nach SSO. und 153 Cm. nach der Quere. 
Das Innere der kuppelartigen Höhlung war mit Mörtel bedeckt bis zur Dicke von 5 Cm. 

Die fortgefetzte Zuwölbung hätte die Hügelfpitzc übertroffen, daher möchte eine Flach- 
deckung anzunehmen fein. Der Gang ift lang 2 M., breit 50 bis 55 Cm., hoch an 56 Cm. und 
fcheint der Boden höher, in der Höhlung felbft tiefer gewefen zu fein; der Anfang des Ganges fteht 
von der Peripherie des I Iügels ab an 40 Cm. 

Nach Anftich an der eingefunkenen Stelle zeigten fich alsbald plattenförmige Steinchen, 
fpäter mit Mörtelfpuren, kleine Ziegelblöckchen, unter dem leichten Frdauffchutte in der Höhlung 
wenigftens zwei Schichten Afche, daneben Topffcherben, Kohlen in der Tiefe, 55 Cm. vom Mauer- 
fcheitel herab, nächft den grofsen Kohlen drei Münzen nebeneinander, dem gegen Süd Schauenden 
zur Rechten. Innerhalb des Ganges lagen wenig Topffcherben. die meiilen aufsen herum an der 
Mauerrundung und auch aufserhalb des Ganges. 

Die Fundftücke find: 

Metall. Bronze. Dupondius vonHadriänus ?, Zeitig — 138. Kopf linksfehend, ohne Kleidrand, 
fr. .S(C), weibliche Geftalt flehend nach links, bekleidet, die Rechte herabgefenkt, die Linke etwas 
vorgeftreckt; wiegt 11 -121 Gramm, vgl. Cohen II. 173, Nr. 5S2 f. 

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Du. Fkitz Piciilek. 



Dupoiulius von Fauftina jun.? Zeit um 159 — 175. Infchrift: (Fauftina) augufta. Hüfte links- 
fehend, mit Diadem. !t G uno regina) SC, weibliche Geftalt bekleidet, flehend (mit Schale und 
Scepter; zu Füfsen ein Pfau:); wiegt 9*3 Gramm. Vgl. Cohen II. 597, Nr. 179. Seftertius von 
Albinus, Zeit um 194 — 195. Infchrift: (I) cl fept al)bin caes, Kopf linksfehend bärtig: Hals lang, 
vielleicht etwas Kleidrand links 11 (Felicitas cos II) SC, weibliche Geftalt bekleidet (ftehend nach 
rechts, mit Friedensftab und Scepter r); wiegt 25*05 Gramm. Vgl. Cohen III. 229 Nr. 59 und 66. 
Die Münzen gehören den 78 bis 80 Jahren von 117 bis 195 oder 197 n. Chr. an. Eifen. Ein Nagel 
von grofser Kopfbreite. 

Stein. Mörtel. Drei Stück, dick bis 5 Cm., mehr dunkelfarbig, lehmartig, roh, bimsartiger 
Stein eingefprengt, mit Verputzfläche. Vier Kiefelgefchiebc, fchwarz, fettglänzend; ein rothes 
porphyrfarbiges Quarzgefchiebe, fieben Kalkfteine, kreidiges Verwitterungs-Product. 

Thon. Achtzehn Ziegclbrocken bis zur Dicke von 25 Mm., meift klumpig; etwa fechs ein 
wenig gebogen als Gefäfstheile (ein Randftück) hochroth, ziemlich weich, die meiften durch Feuch- 
tigkeit geründet. Sechsundzwanzig Gefäfstheile, meift grauthonig durch und durch, jedoch auch 
grau nur an der Aufsen- oder nur an der Innenfeite ; ein Fufsftück weift auf den Boden-Durchmeffer 
von 90 Mm. mit oberem Kreife vom Durchmeffer mindeftens 120 Mm.; zwei Randftiicke weifen 
auf den Durchmeffer von 170 Mm.; drei feinere, beffer gebrannte Scherben, dünn, etwas gebogen; 
fechsundachtzig gröbere Theile, dick bis 2 Cm., mehr lehmigröthlich, Kiefel beigemengt bis 
zur Linfengröfse, davon ein Stück aufsen gefchwärzt, innen hell, aufsen der Wulftring von 
eingedrückten Fingerballen (möglich auf 170 Mm. weifend), fechs Klümpchen zum Theile afehyrau 
angeflogen, geringwichtig, drei Randftücke, zufammen lang an 19 Cm., ein Randftück mit zwei 
Kerbungen vom Fingerballen, fünf Bodenftückchen. Achtunddreifsig Bauchwand-Theile, mehr oder 
weniger gebogen, zweiunddreifsig mehr Hache Theile, bis 6 Cm. lang, alfo auf ein grofser 
gellächtesGcfäfs deutend; endlich eine Scherbe grauen, kalkhaltigen Thones mit einem glafurartigen 
weifsen Ueberzuge an der inneren und äufseren Fläche, welche jedoch nur Verwitterungs-Product 
von kalkiger Feuchtigkeit ift. 

Organifches. 16 Menfchaiknochen , grofsentheils Röhren der oberen Extremität, einige 
Stücke eines Wadenbeines, Fragmente von Schädelknochen, Schädelwandftück (3), dick bis 3 Mm. 

Kohlen, mit Mörtel- und Thonftückchen gemifcht, dick bis 25 Mm., einige mit fchönen 
Jahrringen, weifen auf einen Stämmling von 35 Mm. und darüber.' 

Unterhalb des Dumba-Hügels, am anfteigenden Waldwege rechts gelegen, erhebt (ich der 
Kulmer-Hügel, bearbeitet feit 8. Juli. Im Umfange von 75 Schritten, hoch 2-42 M., im Durchmeffer 
von 13-5 M., war er beftanden von circa 20 Bäumen, meift Tannen (bis zur Stammdicke von 41 Cm., 
hoch über 20 bis 25 M.), wenigen Föhren. Fichten (2 fielen), einzelnen jungen Buchen und hatte auch 
feine Einfenkung, welche auf eine innere Höhlung fchliefsen liefs. Unterhalb einer Erdfchichte von 
97 Cm. und mehr zeigte fich ein vierfeitiger Steinbau mit dem üblichen Gange von beiläufig Oft 
her, oder etwas NO. Die Mauern des Rechteckes find dick an 50 bis 60 Cm., find erhalten in einer 
Höhe von 1 bis 1 • 45 M. und umfchliefsen einen Raum, welcher länger in der Richtung des Einganges 
mit 1*72 M., etwas fchmäler in der Quere mit 1 ■ 59 M. bezeichnet ift. Die Gangmauern fpringen 
beim Eingange fall um die Wanddicke des Rechteckes vor, find felbft dick 45 Cm., hoch 55 Cm., 
verlaufen über 3*26 M., aber nicht parallel; vielmehr verbreitert fich der Eingang von 63 auf 
105 Cm. nach aufsen, hat jedoch auch die Verfchlufsmauer an der engrten Stelle angedeutet. Somit 
mifst der ganze Bau in feiner Länge 5*57 M., in gröfster Breite an 2*75 M. Die Höhlung, gegen 
Sonnenuntergang gelegen (in der Richtung unterhalb der Koralpe hin), ift wieder tiefer gehalten 
als der Gang, um 25 Cm.; die Wände zeigen fich von innen her gut verputzt und hier fanden fich 

1 IJai Grab moehlc fUnf ThongefaUe enthalten haben. 



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Zuk Ukgesgiih iitk von Gkätz uni> Umgebung. 



9 



in a eine Münze, in b Glas- und Thonfeherben, inzwifchen Afche, tiefer ifl gelblicher Sand 
gelagert. Der Gang-Anfang fcheint mit Steinpflafter verfehen. Heiin Rechteck-Winkel gegen Nord 
find die Bruchfleine fchiefllächig fo übereinander gelegt, dafs ein Ueberhängen nach Innen bemerk- 
lich ifl, vielleicht für eine Wölbung, Eingefammelt wurde: 

Glas. Fläfchchcn, Fragmente dreier Seitenwände fammt dickerem aufgeworfenem Boden, 
breit an 56 Mm., ähnliche vierfeitige mit rundem Hälfe und breitem Henkelbande, hoch 12, 13 Cm., 
im leibnitzer Felde gebräuchlich. Schale, drei mehr flache feine Scherben einer folchen; ein 
bogichtes Randftück weift auf einen Durchmeffer von 76 Mm., bei einer Höhe von 4 bis 5 Cm.; 
ähnlich im leibnitzer Felde. Metall. Bronze Fibel-Spirale. Fragment von dreien Windungen (vgl. 
die Form Mitth. d. Centr.-Comm. 1S80 S. 76 Nr. 6 Kine Münze, Hadrian's Zeit 117 bis 138: 
Hadrianus aug. (cos III pp) Büfle bei If. r Libertas publica sc, weibliche Geltalt ftehend, rechts 
Mütze, links Speer; w. 16-75 Gr. Coh. II 223 Nr. 962. Mörtel, vier Stücke, dick bis 25 Mm., ziem- 
lich fein, hell, gelblich, Kiefel beigemengt bis zu Hafelnufsgröfse, mit geglätteter Fläche. Stein. Ein 
Kalkftein mit Mörtelanwurf, ein grauröthliches Schiefer -Plättchen, Kalk mit eifenhältigem Anlluge. 
Thon. Zwei Ziegclklümpchen, hochroth, weich; Gefäfsfliicke vier, dick bis 7 Mm., gelbröthlich, 
zum Theile innerhalb mit Afche belegt; zwei ähnliche, doch roher und braunroth, griefelig gebrannt 
15 compacter gebrannte, fchiefergrau, davon fünf vom oberen Rande, fieben von der dünneren 
Bauchung, zwei von der dickeren und ein Fufsbodenftück mit dem abgebrochenen Wandtheile; 
diefes weift auf ein Gefäfs vom Boden-Durchmeffer 96 Mm.; neun Stück compact, grau, aufsen und 
innen fchwarz, felbft nach Abfchaben mit dem Meffer, davon drei paffend an das Bodenftück vom 
Durchmeffer 84 Mm.; je zwei Mittel- und Bauchwandftücke, ein Randftück mit Umbug und Spuren 
der concentrifchen Drehkreife innen (weift auf eine Peripherie vom Durchmeffer circa 155 Mm, auf 
eine Höhe von circa 60 Mm.); ein Stück von einem kleinen Hafen, nahe am Bodenrande fchwarz 
beitlerfeits (weift auf einen unteren Durchmeffer von 56 Mm.).' Or%amfehes. Menfchenknochen w. v., 
30 Stuck, drei Schädelwand-Theile, dick bis 5 Mm, die Röhrenknochen gröfser und ftärker 

In den Abfenkungen des Waldes gegen den Quellentümpel liehen in ganzer Abfolge vom 
oberften Tumulus, etwa 58 Schritte vom Dumba-Hügel entfernt, rechts und links zehn kleinere und 
gröfsere Auffchüttungen bis gegen das Förfterhaus hinunter, über Meterhöhe, Umkreis 50 bis 
75 Schritte, von 12 bis 30 Bäumen beftanden. Ein vierter Grabhügel oberhalb der Quelle, zwifchen 
diefer und dem Waldwege gegen den Schmirger-Hügel, hoch 1*40 bis r6o M., Umkreis an 
100 Schritte, jedoch von der Quelle aus über 6 M. hoch, 48 Schritte Anftieg. beftanden von 
25 Bäumen, meift Tannen, wenig jüngeren Puchen, ward noch am 27 Octobcr in Angriff genommen. 
Ob hier das Grabmal in der Höhe gebaut und verfchüttet worden in der Richtung der Erdzunge 
gegen das Quellenthal herab, wurde nicht weiter verfolgt.* 

Nach der Hand verlautete, ein ähnliches Hügelgrab liege an 500 Schritte aufwärts von 
Thal gegen Steinberg; die „Mantfcha'fchen Buben" hätten im l'rivatwalde des Bürgermeifters 
Kienzl in der Einöd, jenfeits des Förfterhaufes and der Wiefe links, drei „Kogeln" angegraben ; 
ein „Kogel" ftehe auf dem Bergrücken noch mehr nordöftlich vom Förfterhaufe Kurz, die Hügel- 
gräber fchienen förmlich aus der Erde hervorzuwachfen. 

Nach den eröffneten Grabhügeln zu fchliefsen, welche dermalen noch wie die frifch gebau- 
ten Denkmäler der Urzeit im hohen Walde in den Durchfchnitten ihrer Erdgehäufe daftehen, 
haben wir es mit Ganggräbern der einheimifchen keltifchen Landbevölkerung aus den mittleren Zeiten 
der römifchen Oberherrfchaft zu thun, jener Landbevölkerung, welche laut Polybius von Noricum 

• GefemmeW: Thon 4 Geiafctheile. hoch bit 82 Mm , dick Ml 17 Mm., roh gebrannt, viel Glimmer beigemengt, mehr «reiMich 
grau, flaikcr gebrannt »on innen her. davon ein Stück gegen <len Bndcn Annehmbar .las gruMc aller hiefigen I lügelgemf^c — } l>a« 
Grab hatte mindetlen» *wei Glaigcfaf«, vier Thongcfäi«. 

VIII N K. J 

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Dr. Fritz Pichler. Zir Urgeschichte von Grätz cnd Umgebung. 



her bis an die Donau eigentlich galatifehc Gallier find, von dcrfclben Vblkerfchaft, welche hicrlands 
die Bronze-Zeit abgefchlofi'en und den Fifenbau aufgenommen hat. In Frmangelung eigentlicher 
Dolmen, die wir in Steiermark bisher ficher nicht haben nachweifen können, find die Tumuli, nach 
ihren örtlichen Varietäten mit hinreichender Abwechfelung ausgefluttet, die älteflen Beifctzungs- 
Stätten, die uns erhalten find. I Her an diefer Stelle erinnert der Grundrifs ohne weiters an das 
Oval mit Gang zu Ottagärden nächft Stadt Falköping in Weftcrgötland (Montelius Tombeaux de 
la Suede p. I age d. 1. pierre, Fig. 14), an das Viereck mit langer Kammer zu Yxhult in Nerike, an 
das Viereck, rund eingefafst von Steinblöcken, in Berga, Söderinannland (ebend. Fig. 20, 21). Fs 
fehlen hier nur die Kammer- Abtheilungen mit Platten und die Deckplatten; doch dürften diefelben, 
fowie es gelingt unzerbrochene Thon- undGlasgcfäfse nachzuweifen, wohl auch nicht fehlen. Solche 
Ganggriftr, mit andern Namen in den Küftenländern Furopas wie Nord-Afrikas und auch in Indien 
nicht unbekannt, finden lieh auf fchwedifchem Gebiete nur in Schoonen, Halland, in Bohuslän, 
Weltergötland und Oland. Wenn wir aus diefen die Vergleiche herbeiziehen, dafs die Leichen 
nicht verbrannt, fondern liegend beigefetzt wurden, fitzend, dazu Schmuck, Gcfäfsc mit Speifen für 
die Todten, dazu Thierknochen vom Opferfchmaufe, fo find die Vergleiche im allgemeinen wohl 
erlaubt wegen der übrigen Landes-Ahnlichkeiten in Funden, als da find der Bronzewagen von 
Stretwegund Schoonen,' die kleingleimen und fchwedifchen RüilfUicke. * Die Kammer im Grabhügel 
der Infel Möen, oval, in der Richtung Nordfüd, der fich erweiternde Gang erinnert mit Ausnahme 
iles Platten-Aufbaues am meiften an die hierortigen Vorkommniffe ; felbll mit den Winterhütten 
der Eskimos ifl der Vergleich gar nicht unzutreffend * Uebrigens fchliefsen wir lieber auf eine 
allgemeine Unbeholfenheit in Aufrichtung und Ausllattung der älteften Grabbauwerke in den 
Alpenländern zurück, beachten auch die römifchen Beigaben und erwägen, dafs der jetzige 
mindeftens achtzigjährige Walduand fich etwa zwanzigmal über den Trümmern der alten Cultur- 
zeiten erneuert haben kann. 

1 Mmtiliut, Sloclchulmer Mufeatfuhrcr, S. 27, Nr. 31. Xilfvn, Brunic AtteKliUmcr 1866, S. jR. 31. — -' AfonUliut liton(al<letn 
norra och mellcrlta fverige 1872, S. 209. 250, Negau S. 25s — •' l.ul+e.t KrthMiSn. I 124. 157, Fig 143. Xitfmt Stein Allcril.Un.i;r 
1S6S. S. 90, Tat 14,99. HO. 




Dunil.a Hiluel Kulincr Hau. 



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EINE KÜCHENABFALLGRUBE BEI BYDZOV. 



Vom k. k. Consbrtator Ludwig Schneider. 




IE Ziegeleien, welche füillich von der Stadt Neu-Bydzov hart an den Haufem derChlumecer 
Vorftadt liegen, haben mir feit mehreren Jahren manch intereffanten Gegenftand geliefert, 
und zwar aus allen Perioden der vorhiftorifchen Zeit Böhmens. 



Unter diefen Funden erregten meine Aufmerkfamkeit mehrere Feuerftein-Artefa&e, welche 
ich felbft aus der Culturfchichte in der Ziegelei des H. Schrabel gewonnen habe, fowie die Bruch- 
ftiieke von Gefäfsen, deren geflochene, die ganzen Oberflächen der Scherben bedeckende Ornamente 
ganz übereinftimmten mit den Ornamenten von Gefäfsfcherben, welche ich vor einigen Jahren 
zugleich mit einer Pfeilfpitze von gefchlagenem Quarz bei Zahry gefunden hatte.' In 2alary wie in 
Bydzov kommen derlei Scherben und Pfeilfpitzen nicht in den Herdftellen oder Afchengruben, 
fondern in unregclmäfsigen Gruben vor, welche mit dunkler humofer Erde gefüllt find. 

Im Herbfle des Vorjahres fliefsen die Arbeiter in der betreffenden Ziegelei knapp vor 
Schlufs der Campagne abermals auf eine derartige Grube und ich beeilte mich, im Frühjahre diefelbe 
auszubeuten, bevor man anfing, neuen Lehm zu graben, weil dabei nur dasjenige erhalten worden 
wäre, was die Arbeiter aufzuheben für gut befunden hätten 

Die tieffte Stelle der Grube, welche einen gröfsten üurchmeffer von etwa 2 M. hatte, lag 
o'ao M. unter der Erdoberfläche, und zwar reichten von diefer Tiefe 0*65 M. in den gelben Lehm 
hinein, während ("ich ober der Grube eine 0-25 M. flarke Ackerkrumme ausbreitete. Letztere bildet 
eine fcharf abgegränzte Schichte, fo dafs eine Vcrmifchung ihres Inhaltes mit dem Inhalte der 
Grube leicht vermieden werden konnte. 

Oer Inhalt der Grube beftand aus: a) Ge/ä/s/t herben (ungefähr 390 Stücke); b) Thier- 
knocken (160 Stücke) alle gefpalten und zerfplittert, einige mit Hieb- und Schnittfpuren; ein einziges 
Stück bearbeitet; c) Stücken von gebranntem Lehm mit Abdrücken von Spreu und Stroh (20 Stücke); 

d) gefchlagenen und bearbeiteten Steinen fall durchaus fremder Provenienz (20 Stücke); endlich 

e) vier FlufsmufehelfchaUn — alles in allem an 600 Gegenftänden, von denen freilich manche 
Scherben und Knochenfplitter ganz klein find. 2 

In dem tiefften Theile der Grube lagen die meiften Stücke des gebrannten Lehms, die 
ArtefaCte von Stein, von denen die kleineren gefchlagen, die grofseren aber polirt find, fämmtliche 
von den reich ornamentirten Scherben und nur eine geringe Anzahl Thierknochen , von denen 
manche ungebrannt find. Etwas hoher lagen die Scherben der grofseren Gefäfse mit vielen 
Knochen ohne alle Spuren von Brand, einer aus Bein gefchnitzten Pfeilfpitze, einem flark abge- 
nützten Getreidereibftein fammt dem Quetfcher, nebft einem zweiten grofseren Quetfcher, ferner 
die Mufchelfchalen ; die oberfte Schichte, doch immer noch unterhalb der Ackerkrumme, enthielt 
Reite von Gefäfsen mit Graphit-Anftrich. 




12 



Ludwk; Schneider. 



.-/. Gcfthlagcnc Stein-Arkfailc. i. Hin Flinten-Nucleus von 38 Grm. Gewicht; derfelbe zeigt 
ältere. Springflächen von gröfserer Ausdehnung und in diefen verhältnismäsig jüngere mufchlige 
und von fehr geringen Dimenllonen, welche, wie es fcheint, ohne Zuthun des Menfchen, doch jeden- 
falls früher als der Stein in die Grube gerieth, entllanden find. Wahrscheinlich wurde der Stein 
durch zufällige Feuereinwirkung riffig und verdorben. Beiderlei Bruchflächen find flellenweife mit 
Tuff überzogen. 1 2 Eine l'feilfpitze von weifsem braun^eftreiftem Quarz (nicht Flint), 35 Mm. lang, 
grbfsle Breite 16 Mm.; diefelbe wurde weggeworfen als der Dorn, mittelfl deffen fie in Holz 
befe<tigt werden konnte, abgebrochen war. 3. l'feilfpitze von Feuerftein, nur 29 Mm. lang und 8 Mm. 
breit, die Spitze irt abgebrochen, der Dorn (17 Mm lang) erhalten. 4. Lindenblattförmige l'feilfpitze 
aus grauem Feuerrtein, ohne Dorn, 23 Mm. lang, gröfstc Breite 20 Mm., der Umfang gezähnt. 
Durch Bruch des Randes befchädigt. 5. l'feilfpitze von grauem Feuerrtein, 30 Mm. lang, 21 Mm. breit, 
Umfang zum Theile gezähnt, Spitze abgebrochen, die Hälfte der einen Seite zeigt die urfprüngliche 
Rinde des Knollens. 6. MefTerchen von grauem Feuerftein, 29 Mm. lang, 13 Mm. breit, in der Fläche 
gekrümmt. 7. Splitter der Feuerfteinrinde, 21 Min lang, 20 Mm. breit. 8. Bruchftiick eines wei- 
fchneidigen 17 Mm. breiten Meffers von Feuerftein; Länge des Bruchftückes nur 21 Mm.; durch 
Riffe nach allen Seiten zerklüftet. 

B. Polirtc Stein . Irtefafle. 9. Ein kleines Beil von dunklem dichtem Geftein, 70 Mm. lang, 
in der Schneide 40 Mm., vor dem abgerundeten Ende 20 Mm. breit. 10. Ein fehr dünnes, zu einem 
ahnlichen Beile hergerichtetes Gefchiebe (Schiefer), wegen Bruch des Endes nicht fertig gemacht. 
Länge 64 Mm., Breite in der Schneide 42 Mm. 11. Eine dünne Steinplatte (Schiefer) beiderfeits 
polirt, alle Ränder ftumpfgefchliffen. Länge 80 Mm., gröfste Breite 31 Mm. 12. Ein prismatifches 
Stück desfelben Gefteins von 95 Mm. Länge, nur auf einer Seite geebnet und hier gerippt; vielleicht 
Schleifftein. 13. Splitter von einem geglätteten Inftrumente. 14. Rohrkegel, fehr glatt, 22 Mm. hoch, 
Durchmeffer tS Mm. und 13 Mm. 

C. Der in diefer Grube gefundene Getrcidereibßein ift 150 Mm. lang, 90 Mm. breit, bequem 
in die Hand zu legen, und der Länge nach concav ausgewetzt; er beliebt aus fehr feftem grob- 
körnigem rothlichem Sandftein. 5 Der zugehörige Ouet/cher ift aus hartem weifsen Sandftein 
fcharfkantig zugefchlagen (pyramidal) und an der Balls convex abgefchliffen. Der zweite Quetfcher 
ift aus einem gröfseren Stücke feinen Sandrteins kugelig zugefchlagen und an der einen Seite ganz 
eben zugefchliffen. 

D. Die aus Hein gefchnitzte l'feilfpitze irt prismatifch geformt und fehr fchmal, denn bei 
einer Länge von 58 Mm. haben die vier Seitenflächen nur eine Breite von je 4 Mm. Der Reft des 
abgebrochenen Domes hat noch eine Länge von 13 Mm. und ift von der eigentlichen l'feilfpitze 
durch eine nur auf zwei von den Seitenflächen eingeritzte Furche gefchieden.' 

R. Die fehr zahlreichen Gefäfsfc herben lafsen fich fehr beftimmt in folgende vier Kategorien 
trennen: a) folche von gefchlämmtem Thon ; b) folche, die aus Thon mit Zufatz einer aufserordent- 
liehen Menge fcharfen Sandes geformt worden find; c) Scherben von Gcfäfsen, welche aus Thon 
mit abfichtlichem Zufatz von Steinbrocken dargeftellt wurden, d) Gefäfse mit Graphit-Anftrich. 
Alle Gefäfse waren von freier Hand geformt. 

Der unterfte Theil der Grube enthielt Scherben von Gefäfsen, welche aus gefchlämmtem 
Thon geformt und meiftens auf eine eigentümliche Art (durch eingeftochene Punktreihen — eine 

I AehtJÜch« AU'idittcrungen ««igt da« llruchftuck eines polirten Klintkciles. welches fich auf der OberBiche des fehr kleinen 
Buigwaücs auf dem Berge Rivndi (1000 Quadr.Klfl ) unlltngft aufgelcfcn habe. Die in den fruchten Gruben gefundenen Klintflücke find 
gaui um criindert. hachftena weifen diefelben eine Tuffkrulle auf ; dagegen zeigt fich ein Mintlpan, welchen ich in der prähiftorifchcn 
Anliedetung von Litten bei Frag unter der trockenen afclienhattigen t'ultuifchichte von l oo M Mächtigkeit auf dem ungeftoilen Sand 
lager aufliegend fand, bii iu einer bedeutenden Tiefe in eine weifse. leicht icrreibliclie MalTe verwandelt. — * Stücke folcher Rcibfteinc 
wie auch ganze, liegen auf dein Rivnac; amh auf dem ,Z.iroVa* hat Osbernt derlei gefunden Im Hurgwall von Stradonlc kommen 
dagegrn nur wahre Ilan.lnitililen »or. — ' Die Bcuiihrilung und Benimmung der gcfchlagenen Knochen mufs ich Kachleuten uheilalfcn. 




Eine KOchenahkai.u;klbk uki Bvd2ov. 



•3 



Nachahmung der Tätowirung:) ornamentirt waren. Solche Gefäfse erwiefcn fich nicht blofs in 
Böhmen, fonderen auch in andern Ländern als treue Begleiter der Silex-lnflrumente. Die Bydzover 
Grube enthielt von diefen Scherben 110 von ungefähr 50 Gefäfsen flammend, davon find nur 45 
ohne alle Ornamentirung. 

Der gröfste unter diefen Gefäfsreften ifl der aus drei Scherben zufammengefetzte Boden 
einer reich ornamentirten Schale (Fig. 1); denselben folgen drei (aus vier Scherben beflehende) 
Stücke eines über und über verzierten Gefäfses, mit einem dreitheiligen Knauf und nur undeut- 
lich abgeändertem Boden (Fig. 2); der Gröfse nach folgen die Untertheile von zwei Gefäfsen, 
von denen der eine (ans drei Scherben) die Spuren eines abgelöften Knaufes ganz unten am 
Boden trägt. Gröfsere Stücke flammen noch von fechs ornamentirten und von drei nicht 
verzierten Gefäfsen; die übrigen Scherben find nur klein und weniger bedeutend bis auf zwei 
abgelüfle Knäufe, von denen einer hornartig geformt ift, während der andere, gebrochene, fenkrecht 
durchbohrt war. 




Kig. |. Kig. 3 Fig. 1. 



b) Von den mit geftochenen Punktreihen verzierten Gefäfsreften zeigen nur zwei einigen 
Gehalt von feinem Sand als Zufatz zum Thone, die übrigen aus Thon mit viel Sandzufatz 
erzeugten Gefäfse find ohne alle Verzierungen. Nur Knäufe kommen auf diefen Gefäfsen vor und 
ein folcher, abgelöfter, zeigt fenkrechte Bohrung. Die Gefäfse diefer Art haben Glockenform. 

c) War fchon Zufatz von Sand der Verzierung von Gefäfsen mit feinen Ornamenten 
abträglich, fo wurde fie durch Zufatz von Steinbrocken gänzlich vereitelt. Die aus folcher Maffe 
verfertigten Gefäfse find ohne alle Verzierungen mit Ausnahme von Reihen eingedrückter Finger- 
fpitzen und Fingernägel am Bauche, von Kerben am Rande der Gefäfse, ferner der obligaten 
langen und niedrigen Knäufe. Diefe find nahe am Rande des einen zweimal coupirten eiähnlichen 
Gefäfses angebracht und follten offenbar ein Ausgleiten desfelben aus den 1 länden, welche es 
trugen, verhindern. Scherben folcher Gefäfse mit Knäufen fanden fich viermal, darunter ein 
Scherben von fechs zufammenpalTenden, welche es möglich machten, die Form des ganzen 
Gefäfses ficherzuftellen. ' Nicht in diefer Grube, aber auf demfelben Platze kommen Gefäfse diefer 
Art vor, welche neben den manchmal geflügelten Knäufen Haare von kleinen Löchern in den 
Wänden hatten, ferner Gefäfse, bei denen die fenkrecht durchbohrten Knäufe fich bereits zu ziemlich 
grofsen horizontal angebrachten Henkeln entwickelt haben. 

Aus demfelben Materiale find die kreisförmigen Scheiben verfertigt, von denen die Grube 
zahlreiche Refte enthielt. Ich fand Stücke von zwei folchen Scheiben fchon im Jahre 1S78 in einer 
Ilerdftelle derfelben Ziegelei mit Gefäfsen von ganz gleichem Charakter wie c und d, und die 
immerhin bedeutenden Dimenfionen diefer Scheiben (Durchmcffer mehr als 30 Cm.) brachten 
mich auf den Gedanken, ilafs man zwifchen folchen erhitzten Scheiben das Brot buck. 

1 Dasfelbe hatte an der Möndong einen Darc hmeffer von 2O5 Mm. und eine Hube von circa 235 Mm. Der Durtlimefler am 
Hoden betrug circa 110 Mm 



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14 



Ludwig Schneider. 



rf) Wie erwähnt, fanden fich in der oberften Schichte des Grubcninhalles Scherben von 
Gefäfsen mit Graphit-Anftrich, im Ganzen 80 von ungefähr 25 Gefäfsen herrührend. 

Die meiften Scherben ftammen von einer eleganten Schüffei von 210 Mm. Durchmeffer und 
So Mm. I lohe, die fich zum Theil reconftruiren liefs und einer von l'udil in den Afchengruben von 
Hochpctfch (Becov) gefundenen Schüffei fehr ähnlich ift, nur mit dem Unterfchiede, dafs die 
Bydzover Schüffei nicht blofs da, wo ObertheU und Untertheil zufammenftofsen, mit Lietzen 
verziert war, fondern dafs fie acht derartige Lietzen auch am Rande trug und in diefer Hinficht 
einem zweiten Gefäfse von Hochpetfch glich. 1 Die übrigen bedeutenderen Scherben rühren von 
;i Gefäfsen her, einer ähnlichen Schüffel ohne Lietzen, dann Schalen und Töpfen, von denen 
manche fehr gefchickt mit linfenförmigen Vertiefungen, Furchen und Kerben, welche in den feinen 
Graphit-Ueberzug eingedrückt wurden (einmal auch im Innern), verziert find und von denen fünf 
Henkel befitzen oder befafsen. Die Henkel find nicht mehr horizontal und blofs angeklebt, fondern 
vertical und fehr folid hefeftigt. Diefelben ragen entweder aus dem Rande des Gefäfses (manch- 
mal ziemlich hoch) empor, während das untere linde des I lenkels in ein, in den I lals des Gefäfses 
gebohrtes Loch eingefügt ift, J oder fie liegen tiefer, zwifchen Hals und Hauch des Gefäfses 
und dann find beide Enden des Henkels durch die Gefäfswand gefleckt. Die Böden find bei diefen 
Gefäfsen entweder eben oder eingeftülpt. 

Die Scherben der Bydzover Abfallgrube find wichtig, da diefelben fozufagen fchichtenweife 
aufgefunden wurden, fie werden es aber noch mehr, wenn man diefelben mit dem Inhalte von drei 
anderen Gruben vergleicht, welche ich an derfelben Stelle ausgebeutet habe. 

Die erfte von diefen Gruben befand fich in der nördlichen Wand der Lehmgrube, ihre 
Sohle lag 1-20 M. unter der Erdoberfläche, «loch war die Mächtigkeit der Cultur-Schichte nur eine 
geringe, da die Grube nach einigem Gebrauche wieder mit gelbem Lehm verfchüttet worden war. 
Diefe Grube lieferte nur Scherben von Gefäfsen aus gefchlämmtem Thon und Scherben von 
Gefäfsen aus einem Gemenge von Thon mit viel Sand. Die erfleren Scherben find fall alle, und 
auch von letzteren einige, mit eingeftochenen l'unktreihen verziert, und einer zeigt die Spur 
eines abgelöflen Knaufes hart an dem bombirten Boden. 

Die zweite ebenfalls mit Lehm verfchüttete Grube, welche in derfelben Wand 40 Schritte 
weiter örtlich fich befand und deren Sohle 0*90 M. tief lag, lieferte ein grofses Bruchrtück eines 
viereckigen Reibfteins mit vollkommen ebener Reibfläche, ein Beil und einen Meifsel von polirtem 
Stein, einen einzigen kleinen Scherb mit eingertochenem Ornament, dagegen Bruchftücke von 
mehreren glockenförmigen Gefäfsen aus Thon mit viel Sandzufatz. 

Beide Gruben enthielten keine Afche, fondern dunkelgefärbte Erde und in keiner fand fich 
auch nur eine Spur von Henkeln oder Graphit-Anftrich. 

Die dritte Grube, welche fich einft in der örtlichen Wand befand, war fammt der Acker- 
krumme 1-05 M. tief, am Boden weiter (1.40 M.) als an der Ausmündung in die Ackerkrumme, fo 
dafs fie einem abgeftutzten Kegel glich,* mit Afche und gebrannten Steinen vollftändig gefüllt und 
lieferte, als ich fie vor vier Jahren ausbeutete, nur Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon mit 
beigemifchten Steinbrocken gefertigt waren und (lache Knäufe nahe am Rande aufwiefen, ferner 
Rerte von gehenkelten Gefäfsen mit Graphit-Anftrich und Verzierungen, weiter Stücke von zwei 
Thonfeheiben, von denen die eine mit Fingernägeleindrücken verziert war, dagegen auch nicht 
den geringften Scherben von gefchlämmtem Thon mit oder ohne geftochene Ornamente oder auch 
nur ein Stück eines Gefäfses von Lehm mit rtarkem Sandzufatze. 

1 l'amalky anhacologicki. X. lab 17, fig I un<! 2 '■' Diefe ConftniDion haben auch die Mordhenke!, welche in dem Huri; 
«rnllc in der Sack» und auf den „Ziimka* bei Roitok gefunden »erden, in BydZov über mchl vork imcn. — 1 Afchengruben von diefer 
Korai iind nicht blof» in den prüiiftorifchen WohnflJHten Böhmen», «. B. Vokoricc. Nehalice, lloflomnicc. l'femyMenf, Üben eic fehr Uteig, 
fnndern auch in Thüringen und Meiffen /. B. in Giebkhenflein bei Halle a. S. Volt Verh. .1 Berliner anlhropol. GefcIlfLhall 1879. j-ag 4;. 



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Eine Kivhknaiii ai.u.klue bei Bvnzov. 



Funde von Silex-Inftrumenten waren in Böhmen bis in die jüngftc Zeit fehr feiten, wohl nur 
defshalb, dafs man die unfeheinbaren Steinfplitter nicht beachtete. Der erde mir bekannte Fund 
ifl der auf dem Schleuer Berge, unter deffen CulturfchlchtC Kai i na im Jahre 1S31 drei Fcuerdein- 
fpäne von je 3 Zoll Länge fand ' und welche fammt einer bei Louitü im Walde angeblich 
2 Klafter tief gefundenen Speerfpitzc von 5 Zoll 6 Linien im Jahre 1851 Eigenthum des böhmifchen 
National-Mufeums wurden. Diefelben waren noch im Jahre 1856 die einzigen böhmifchen Funde 
diefer Art in den Sammlungen des Mufeums, denn zwei andere Silex-Inftrumcnte dämmten von 
Rügen und von einem dritten, einem polirten Feuerfteinkeil wufste man nur, dafs der Spender 
IL F. l'e/ikan dasfelbe von Auffig eingefchickt hatte. Im Jahre 1857 fand Confervator Lü/sner am 
Fufse eines Burgwalles bei Chrudim Silex-Artefacte, welche er dem Mufeum übergab, und nicht 
weit davon ein Gefäfs, welches über und über mit eingeflochencn Ornamenten bedeckt ift, und das 
ältefte Gefafs fein dürfte, welches das National-Mufeum befitzt. 1 Seit jener Zeit wurden die Samm- 
lungen des National-Mufeums lad nur durch Feuerftein-Artefadle bereichert, welche auf dem Burg- 
walle in der Sarka gefunden wurden, und von denen im Jahre 1866 einige Stücke 1 1. Kuber aus 
Liboc fchenkte, während eine gröfsere Anzahl im Jahre 1871 mit der Sammlung Afiks erworben 
wurde; erft heuer fchickte IL V. Schmidt fechs Fcuerftein-Inftrumente ein, welche bei Grofs-Horka 
gefunden wurden, nebrt zwölf Gegenftänden aus polirtem Stein, einigen Bronzen (Dolchklinge) etc. 
Alle bisher in Böhmen gefundenen Silex-Inftrumente gehören der neolithifchen Zeit an, von 
einer Anwefenheit des Menfchen während der Diluvial Zeit fand lieh bisher keine Spur, ja es id 
mehr als fraglich, ob Böhmen bei feiner eigentümlichen Configuration jemals einen Menfchen in 
diefer Zeit beherbergt hat/ 

In anderer Beziehung zeigen die älteften FrzeugniiTe der Menfchenhand in Böhmen eine 
folche Uebereinflimmung mit jenen Artefakten, welche in den oberfränkifchen Höhlen und in den 
prähiftorifchen Anfiedlungen an der Saale vorkommen, 4 dafs man glauben mufs, Böhmen habe 
feine erden Bewohner erft in der neolithifchen Zeit vom Welten her bekommen. Htemit dimmt 
auch der Umftand überein, dafs der wertliche I heil Böhmens in prähirtorifcher Zeit augenfehein- 
Itch am dichteften bevölkert war, denn man trifft an der Biela und an der Kger fad bei jedem 
Dorfe eine prähiftorifche Wohndätte an. Eine Befiedelung des weftlichen Böhmens vom Weften 
aus konnte, da man ein Vordringen quer durch die Urwälder des Erzgebirges doch nicht denken 
kann, nur entweder vom Fichtelgebirge aus die Eger hinab oder von Meifsen aus die Elbe und 
weiter die Biela und Eger hinauf ftattfinden. Im errtcren Falle, der aber der natürlichen Richtung 
jeder Colonifation eines unbekannten Landes widerfpricht, müfsten die älteften Artefacle längs 
der Eger am häufigrten vorkommen, was durchaus nicht der Lall ift, fondern man findet diefelben 
längs der ganzen Elbe fall bis an das Riefengebirge und beinahe an allen NebenflülTen derfelben. 
Speciell werden Silex Artefacle oder doch die als Begleiter derfelben charakteridifchen Gefäfs- 
fcherhen gefunden. 

' Kalma von Jathtnflnn ISöhmen» hiftorifche Opferplälze und Gral. Halten. — » r.isky. III. D.I. I.eiilcr wurde diefe« Gefäfs 
(Nr. 41s) unter die mittelalterlichen Gefchirre eingereiht und an einer fulchen Stelle deponirl, dafs es bisher auch dem Auge vun 
Kennen ». B. V»/t entging. — 3 Nach. lern die Gefafse von Vlerec un<l Niicbohy, welche man unter oder in Diluvial Schichten gefunden 
hnhen wollte, aufser Krage getreten waren, blieb das einzige Mcffer von gefritlctem Sandftcin aus der Ziegelei in der Sarka iGencralka) 
Übrig, von weichem, da *i angeblich mit Rhinoccro» Knochen gefunden worden war, l'rofeffor H'tlJr'uh in feinem Artikel: Diluviiilfl 
clovek v strednf Evrope i'Pamatky XI, pag 386; meint, dafs es vielleicht ein Zeugnifs von der Anwefenheit des Menfchen in Rohmen 
zur Diluvial Zeit abgeben konnte In diefer Hinficht mufs ich bemerken, daf* ich bereit* vor Ungerer Zeit H. I'rof. Anton welcher 
diefen Kund im „Vesmir 1876" zuerft anführte, darüber interpellirte, von demfelbcn jedoch die Auskunft erhielt, das belrcffende Meiler 
fei wohl von Arbeitern aui jener Ziegelei, wo öfters Rhinoceros Knochen gefunden werden, angekauft wurden, doch feien die niiheren 
Umftände de» Kunde« ganz unbekannt Ich habe alfo allen Grund zn glauben, dafs «liefe* Meffer nicht viel älter fei, als eine Schale mit 
eingeflochenero Ornament (Dtudenfufs aus zwei Doppelreihen von I'unktcn gebildet,., deren Bruchlluck ich im Jahre 1858 in derfelben 
Ziegelei lieben einem fehr rohen, vom Pfluge fehr hefchadigten Gefafse ausgegraben halte « Album der anthropologifchen Ausftellung 
in Berl.n 1880, Scctmn VI, Taf. 2 und 3 Scc"liüii VIII, Taf s, 7 und 10. 



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i6 



Ludwig Schneider. 



An der Elbe bei Au/ftg, wo 1877/78 Fcuerftcinmcffer und Gefäfsc mit eingeftochenen Punkt- 
reihen und mit Knäufen verziert gefunden wurden neben Hämmern und Beilen von polirtem Stein. 1 

An der Elbe bei Polepy: 1S7S Bruchflücke eines Gefäfses mit eingeftochenen Ornamenten. 

An der Elbe bei Lernozice in der Nähe von Jaromer, wo 1871 Getreidereibfteinc und Feuer- 
fteinfpähne nebft Hämmern von polirtem Stein gefunden wurden. 1 

Im Flußgebiete der lüela fand ich im Jahre 1878 auf dem prähiftorifchen Wohnplatze bei 
X'ilany (Schallan) ornamentirte Scherben; (Fig. 3, 4) eine Pfeilfpitze von gefrittetem Sandftein und 
das Bruchftück eines Melters aus rothgefprenkeltem weifsem Quarz.* 

Auf dem Gipfel des Millejchauer Herges (Dornenberg) fcheint eine Wcrkftätte von Silex- 
Inftrumenten beftanden zu haben, das Materiale ift dem Porzellanjaspis ähnlich 4 

Im Flußgebiete der Eger FeuerfteinArtefacte in Dobritßhan und Welllütten (Lhota). 1 

An der Moldau und ihren Xebenjlüffen wurden im Jahre 1831 auf der Slanskä hora bei Schlan 
Feuerflcinfpäne gefunden, ich fand 1SS1 auf dem Berge Rivmic defsgleichen und 1879 und 1880 in 
der prähiftorifchen Wohnftätte von Premysleni charakteriftifche Scherben. W. Osborne" hat 187S in 
dem Burgwall Pfcilfpitzen von Feuerftein, tlann Keile und Hämmer von polirtem Stein gefunden. 

Defsgleichen lieferten feit Jahren der Burgwall in der Sarka und die anftofsende Wohn- 
ftätte von Vokovice für die Sammlung des H. Mihi eine grofse Anzahl von Feuerfteinwerkzeugen 
fammt entsprechenden Gefäfsen und Gefäfsfcheiben. ' 

Aus Liben bei Prag enthält die Sammlung des Kunfthändlers Lehmann mehrere von dem 
f Pfarrer Feter a hier gefundene ornamentirte Gefäfse; ich felbft fand heuer zwei Feuerlleinfpäne 
mit einem Splitter eines ornamentirten Gefäfses, und in der oberhalb Liben gelegenen Ziegelei von 
Kobylify 1878 ein Mefferchen von gefrittetem Sandftein und Scherben. 

Im Flußgebiete der Ifer wurden Feuerftein-Artefacle bei Großliorka gefunden, wahr- 
scheinlich damals als (1876 oder 1877) die Strafse an I Iorka vorbei gebaut wurde, denn diefe durch- 
fchneidet eine prähiftorifche Wohnftätte aus neolithifcher Zeit." 

An der Cidlina liegt die Fundftättc von Neu-Bydzov und an der Kamcniec (Chrudimka) 
der bereits früher erwähnte Burgwall bei Chrudim. 

Man fieht alfo, dafs die Elbe die Pulsader darftellt, von welcher aus Culturleben in die 
Einöden Böhmens drang. 

Bezüglich der auf allen diefen Plätzen mit Silex -Inftrumenten gefundenen Gefäfsc habe ich 
noch zu bemerken, dafs die Ornamente bei allen wirklich eingeflochen find. Gefäfse, auf welchen 
ähnliche Ornamente durch Eindrücken einer ftark gedrillten Schnur hergeftellt, alfo jene imitirt 
wurden (Schnur-Ornamente), find in Böhmen fehr feiten. Ich felbft fand bisher auch nicht ein 
Stückchen davon; aber von den Gefäfsen im böhmifchen National-Mufeum gehört bisher wohl 
Nr. 234, welches mit der Sammlung Pacht im Jahre 1S50 erworben wurde und aus der Gegend von 
Beraun ftammen foll. 0 Auch einiges aus dem Burgwall in der Sarka, namentlich ein wohlerhaltenes 
Gefäfs mit einem gut entwickelten grofsen, fenkrecht geftellten Henkel fcheint hierher zu gehören. '* 
Der wohlentwickelte Henkel bei diefem Gefäfse deutet auf eine verhältnismäfsig jüngere Periode 
der Töpferkunft, umfomehr als man das geßoehene Ornament nicht für eine Imitation des Schnur 
Ornamentes, welches viel leichter auszuführen, aber auch viel weniger kräftig ift, anfehen kann. 
In tiefe fpätere Periode dürften wohl auch die feingeglätteten glockenförmigen Gefäfse von 

1 Mttthcilungcn der anthropologischen Gefellfchafl in Wien 1879 — • Pamiltky IX, pag. 476. — i Siehe Virtkvt» in der Ver 
handlung der Berliner anthiopul. Gefc'.ifchaft 1S7S, pag. 378- — * Vcsmir 1879 • Mitteilungen der anthropol Gefellfehaft in Wien X, 
pag. 167 — 6 VI. Ottern*. Ueber einen Fund :ut der jüngeren Steinxeit in Böhmen 1880 — ' II. Mit! (Geldwechsler in l'rag, Kohl- 
markt, befiltt noch eine ausgezeichnete .Sammlung von diefen GegrniUndcn aus Vnkovicr, wlihrend er die Kunde au» dem Uurgwalle in 
der S'arka {177J Nummrrn, im Jahre 1S71 drm National Mufeum abgetreten hat -- " Ich gewann 1877 au* den llofchungen Schcrhen ohne 
Ornamente. - * l'ffs. Verhandlungen der Berliner anthropolog, Gerclltchait 1877, pag. 309. — ■• Sirka Sammlung, nberfte Reihe der 
Gelai.e, rechter Hand. 




ElNK KÜCHKNABFAI.I.CKUIIK HEI KVl»ZOV. 

Markovia- im Mufeum zu Cäslau, 1 von Kralupy (Nr. 299 — 301) im böhmifchen National Mufeum, 3 von 
PoUpy'vn. der Sammlung des H. Pudil zu Bilin 3 und von Prcmysleni in meiner Sammlung gehören. 

Was die Verwendung von Graphit in der Topferei betrifft, fo war diefelbe in Böhmen crlt 
dann möglich geworden, nachdem der Strom der Colonifation die Moldau und die Votava hinauf 
bis an die Graphit-Lager von Katovice (mit einem bekannten Burgwall) und von Schüttenhofen 
gelangt war,' denn die Graphit-Lager von Schwarzbach an der oberen Moldau bei Plan, welche in 
einer Gegend liegen, die erft in hiftorifcher Zeit dem Urwalde entriffen wurde, können wohl hier 
nicht in Betracht kommen. Uebrigens fand ich Graphitkörner bereits in Brezno bei Laun und auf 
Zalany Scherben von Gefäfsen, welche unter dem Hälfe eine erhabene Leifte mit Finger 
eindrücken trugen, alfo eine Form haben, die noch in die neolithifche Zeit verlegt wird. 

Vergleicht man Vorteilendes mit den Refultaten, zu welchen l'irchow bezüglich der 
Gräber in Kujawien kam, 1 fowie mit Tißhler's Funden auf der kurifchen Nehrung, 8 fo dürfte man 
zu dem Schlufse gelangen, dafs Zweige desfelben dolichokephalen und platykremifchen Volks- 
ftammes, welcher während der jüngeren Steinzeit durch den Klhfpalt bei Tetfchen in Böhmen 
eindrang, fich gleichzeitig oder wenig fpäter noch weiter gegen Ollen, über die Oder und Weichfei 
bis an die kurifche Nehrung ausbreiteten. Dafs es nicht Germanen waren, ift wohl unzweifelhaft, 
denn nach dem Zeugniffe des Oltiopoliten Pofidonios verliefs der erfte germanifche Stamm, 
welcher den Römern bekannt wurde, die Cimbern, erft im Jahre 115 vor Chr. feine Sitze im 
füdöftlichen Europa, und traf derfelbe nördlich von den Karpathen auf fo compacte Mafien 
gallifcher Völker, dafs er genöthigt wurde, die Richtung feines Vormarfches zu ändern und in 
Ungarn einzubrechen. Ks ift daher viel wahrfcheinlicher, dafs die erften Anwohner der oberen 
Elbe, Oder und Weichfei dunkelhaarige Südländer waren, welche aber zur Zeit des erften 
germanifchen Einfalles bereits ftark mit arifchen Kiementen vermifcht, refpective von ihnen unter- 
jocht waren. 

Nachtrag. : 

Die Grube, von deren Inhalt ich früher berichtet hatte, fchien ausgebeutet bis auf einen 
kleinen Theil, welchen der Ziegelmeifter aus Furcht, dafs das über demfelben flehenden Getreide 
Schaden leiden würde, abzugraben nicht zugab. Fs blieb alfo nichts übrig als die Frnte abzu- 
warten und dann auch den Reft der Grube auszubeuten. 

Dabei zeigte es fich, dafs doch noch ein bedeutender und befonders reicher Theil der 
Grube unberührt geblieben war, fo dafs durch das Ausbeuten auch diefes Theiles die Zahl der 
gefundenen Gegenftände faft verdoppelt und in jeder Hinficht wefentlich vervollftändigt wurde. 

Von Steingeräth wurden noch mehrere Stücke gefunden, die wichtigften darunter find: 
1. Bruchftück eines Meffcrs aus Flint, deffen eine Schneide gerade, die andere gekerbt war, 2. eine 
kleine Pfeilfpitze aus Flint, 3. ein fogenannter Schaber aus Flint, 4. ein fchmales, durch Schlagen 
hergeftelltes, zum Theile geglättetes Werkzeug aus graugefärbtem Stein, welches als Pfeilfpitze 
oder als Bohrer gebraucht werden konnte. 

Von Scherben ergab fich noch eine grofse Menge, und zwar fowohl von den mit einge- 
Itochenen Punkten verzierten Gefäfsen, als auch von Gefäfsen mit Buckeln und von folchen mit 
Graphitanftrich. Die erfteren Scherben flammten theils von ganz neuen Gefäfsen, theils wurden 

' Grrm.it Mitteilungen der anthropnlog Oefellfch.fi in Wien 1SS0, pag. 1S1. — * Vtttl, PraW* ccikc leint. — '* l'amatky X. 
I>ng. 205 — 4 Hat bolimifclie National Mufeum befilit eise vom Conferyator I.uJitar in Strakonic eingefchicktc gerippte Hron/eortc 
au» .liefer Gegend Vergleiche tortkvw Verhandlungen der XI. Verfaniniluug der deutfilien Ocfellfcbaft Mt Anthropnl. pag. ioj — » Ver- 
handlungen det Berliner anthrnpolng. Gefellfchaft 1S79, pag. 428 und 1880. pag .»14. — * Catalog der Aufteilung piahiflorifcher und 
anthropologifcher Kunde Oeuifchlandv pag. J93 und Allna, Sektion I, Taf J and 4. — : Vorgelegt der Central Commlffion Bade de. 
Jahre» 1881 

VIII .V V i 



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|8 



Luhwk; S« iinkidek. Eine Kih henabkai.i.gkuiie bei Bvdzov. 



durch diefelben die früher gefundenen Bruchftücke von Gefäfsen ergänzt; dies gilt namentlich von 
der reich ornumentirten Schüffei und von dem Refte einer andern Schüffei. Aus den Scherben der 
zweiten Kategorie liefs (ich eine bedeutende Anzahl zufammenfügen, befonders eine anfehnliche 
Partie von einem grofsen keffelformigen Gefafse, welches nicht blofs unterhalb des Halfes mit 
niedrigen langen I lenkein, eigentlich wagerecht durchbohrten Wulften (folche kommen häufig im 
Burgwalle des Sarka-Thales vor), fondern auch unterhalb der gröfscren Ausbauchung mit vier 
Buckeln verfehen war, welche in die Gefäfswand eingefügt und wohl dazu beftimmt waren, damit 
man das Gefäfs ficher auf die um das Feuer aufgefchichteten Steine autlegen könne. Von den 
übrigen Scherben ohne Graphit-Anflrich ift eine Anzahl mit ein-, zwei- und mchrtheiligen Buckeln 
verfehen, bei andern ifl der Rand gekerbt; graphifch verziert war ein einziges Gefäfs, doch in 
äufserft charakteriftifcher Weife, welche ganz der Verzierung der Gefafse von Uebigau (Thüringen) 
und Calau (Brandenburg) im Album der Berliner anthropologischen Ausftellung VI. Taf. 10 und 
IV. Taf. 16 gleicht. 

Die vorgefundenen Refte der gebrannten Thonfeheiben zeigten, dafs diefelbcn durchbohrt 
waren, und zwar waren die Ouffnungen paarweife angebracht, wie die excentrifche Lage der erhal- 
tenen andeutet. 

Auch die Anzahl der mit Graphit-Anftrich verfehenen Gefäfsbruchftücke wurde erheblich 
vermehrt, befonders durch eine zum grofsen Theile erhaltene verzierte Schale. 

Von Thierknochen wurden fall noch fo viele gefunden wie früher, und IVofeffor W'oldrich 
war fo gefällig, von denfelben foviel als möglich war, zu beftimmen, nämlich 19 Refte vom Pferde, 
31 vom Rind, 6 vom Schwein und 4 von Ziege und Schaf. 1 

1 Was das l*ferd (Equu* cabaüus) betrifft, fo ill dasfelbe von kleinem Wuchfe j intcrclfant ifl das ans dem Nafenbein eines 
ITerdci hcrgcflellte Gerath in Korm eine« Dolche» Die Gattung de» Kind« ifl ebenfalls kleiu, und da» Kicfcrfttuk ifl gani gleich jenen 
welche ich in den Ufluren hei tlrlix, Paredl, Scidowiti etc. fand llöclifl wahrftheinhcli ifl e» die fogenanntc „Torfkuli". (Bos brichycero'i 
Kuttimerer) Viele Knuchenfluckc flammen von einem jungen Thiere. Der grbfste Theil der Kinder- und ITcrdeknochen war gefpalten 
worden, um das Mark iu gewinnen Aufserdem kommen vor Knochen der Ziege (Caprn hircu« L.). de» Schwein«» (Sus «crofa L.) und 
vielleicht auch vom Schaf. Da lieh keine Knochen vom Hunde fanden, fu folgt daraus, dafs diefcs Volk den Hund nicht af», obwohl «i 
Hunde gan« benimmt befafs. 




"fr 4 



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« 

MITTELALTERLICHE GRABDENKMÄLER IN DER HERCEGOVINA. 



Von Dr. MOR1Z HOEKNES. 

(Mit 26 T«t llluftrntioncn.) 




F.NN diefer Gerhard (che Grundfatz, dafs man taufend Denkmäler betrachten miiffe, um 
eines (richtig) zu fehen, ein Axiom ilt, fo kann das volle Verlländnifs einzelner Monumente 
einer bisher wenig oder gar nicht bekannten Claffe nur durch ausgedehnte Publicationen 



gleichartiger Denkmäler vermittelt werden. Practifch ill denn auch Gerhard diefer Forderung durch 
die. Publication ganzer Denkmäler-Claffen, wie der etruskifchen Spiegel, gerecht geworden, welchem 
Beifpiele Brunn durch die Herausgabe der etruskifchen Afchenkillen gefolgt ill. Sie liefsen fich 
nicht abfeh recken durch ermüdende Wiederholungen an fich wenig erfreulicher Kunflleiflungen und 
gaben fo auf mühevollem und fcheinbar wenig dankbarem Nebengebiet ein Vorbild deflen , was 
auf blühenderen Gefilden der archäologifchen Wiffenfchaft noch lang nicht erreicht id. Aber 
erftrebt wird es feitdem, und Gerhards Wahlfpruch und Beifpiel haben auch mir vorgefchwebt, als 




Fig. 1 Fig. 2 



ich auf meinen Reifen in Bosnien und der Hercegovina eine ganz neue, d. i. in der archäologifchen 
Literatur bisher noch nicht vertretene Denktnäler-Claffe kennen lernte: die der mittelalterlichen 
Grabfteine aus der Zeit der nationalen flavifchen Autonomie in den gedachten Ländern. Von 
jenem Grundfatze geleitet, habe ich auf meinen Touren alle mir erreichbaren Grabflätten befucht 
und jede noch fo unfcheinbareSculptur fkizzirt oder verzeichnet, ob auch die Ausbeute im Verhältnifs 
zur aufgewendeten Mühe manchmal äufserfl kärglich war. Im Gefammtberichte über die gewonnenen 
Refultate, wovon der erfte Theil unter dem Titel „ Alterthiimer der Hercegovina" in den Sitzungs- 
berichten der kaiferlichen Akademie der Wiffenfchaften XCVII. Bd., II. Heft, S. 491, erfchienen ift, 
kommt diefe Denkmäler-Claffe infofern nicht zu ihrem vollen Rechte, als ich dort zur Illuftration 
der betreffenden Nachweifungen nur eine befchränkte Anzahl einfacher Skizzen dem Text einfügen 
konnte. Den eigentlich dankbaren Theil der Aufgabe, die culturhillorifche Verwerthung des 
gewonnenen Materials, mufste ich mir vorläufig vertagen - Grundlinien hiezu zog ich in einem 

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20 



Dk. Mokiz HoerNeS, 



hiefigen Wochenblaue („Altllavifche Kunft und Cultur in Bosnien", „Heimat 1SS1); aber auch 
an Material, das eine künftige Bearbeitung nicht wird entbehren können, war noch manches 
zurückgeblieben. Dazu rechne ich wohl nicht mit Unrecht die hier folgenden Abbildungen, eine 
Nachlefe zu der in den Sitzungsberichten der Akademie a. a. O gegebenen Auswahl. Es find 
wie dort Abbildungen bisher unedirter Monumente aus demfelben Theil (Hezirke Moftar und 
Ljubuski, Gemeinden Brotujo, Ljubuski, Sovici, Blato) der Hercegovina. Wurde die erfte Auswahl 




J V, s . 4- Fi«. s . 



naturgemäfs von der Rückficht auf befonders fprechende Werke mit figuralen Darftellungcn 
geleitet, fo dürfte diefe als Ergänzung nach andern Seiten (ornamentaler Schmuck, Formen und 
allgemeines Ausfehen der Grabftcine) nicht unwillkommen fein. Ich halte die Ordnung feft, in 
welcher die Denkmälerftättcn von mir bereift und im citirten Berichte befchrieben find. 




Ufr 7 Ki C 6 r ig. 8. 



Fig. i. Anficht eines Gräberhü^els beim Han Lakisic in Citluk (Brotujo gornje). Es liegen 
auf demfelben doppelt foviel Steine als in der Skizze fichtbar find, nämlich fechzehn. Die 
Anordnung der Steine, zahlreiche kleinere oder flache um einen gröfseren oder aufrechten, wieder- 
holt fich in typifcher Weife an vielen Gräberftätten des Landes. Urfprünglich mag der Hügel blofs 
für das erfte hervorragende Grab benutzt oder aufgefchüttet worden fein, um welches fich dann 
die übrigen mehr oder minder regellos gruppirten. Dafs die Sarkophagform an fich, gegenüber 
der Plattenform, von auszeichnender Bedeutung wäre, ifl fonft nicht zu bemerken. 



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Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hekckuovina, 



31 



Fig. 2. Stein aus derfelben Gnippe, fammt der Unterplatte aus einem Stück gearbeitet. 
Das in quadratischen Kähmen viermal wiederholte Ornament ift nur Füllfchmuck für die Eckfelder 
der Kreuzfigur, welche die Grundform »liefer Decoration bildet. 

Fig. 3. Zwei Graber von Nahverwandten (Mann und Weib), wovon das eine (des Mannes:) 
durch Kreuz und Halbmond ausgezeichnet ift. Da das Kreuz wahrscheinlich die Rückfeite 
bezeichnet, würde der Mann rechts, die Frau links ruhen Von der Gräberftätte Bakrf in 
Brotujo gomje. 

Fig. 4. Grabftein vom Felde Akvine bei Cerin (Brotijo gornje). An der Stirnfeite wahr- 
fcheinlich die Witwe und zwei Kinder des Verdorbenen mit klagend ausgefl reckten Armen. Aus 
der Darfteilung (wenn diefe Erklärung richtig ift) fpricht nicht fowohl reines Unvermögen als 
decorative Verwendung des angegebenen Motives, vielleicht unverftandene Tradition eines alten 
Schemas. 

Eben dort findet lieh eine Gruftplatte, mit «lern fymmetrifch eingezeichneten und umrahmten 
Kreuz gleich einem Fenfter, deffen vier Scheiben I lalbmonde und Rofetten verzieren, oder einer 
Thüre, deren Füllungen derart gefchmückt find. So werden finnvolle Symbole durch gedankenlose 
Symmetrie der aufseren Anordnung auf das möglichft tiefe Niveau herabgedrückt. Halbmond und 
Stern (Sonne) in den oberen Eckfeldern des Kreuzes kommen auch auf nord-flavifchen Denkmälern 
vor. (Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert in der Stadtpfarrkirche zu l'ifek, Böhmen, f. Lind, 
Mittelalterl. Grabdenkm. in Htlferl's Oeftcrr. Jahrb. V. S. 194, Fig. 9.) 




Flg. 10. Fig 13 Kig. 11. 



Fig. 5. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte 
in Kutac (Obcina Ejubuski). Die in Variationen häufig wiederkehrende Decoration des Kreuzes 
gehört, mir wenigftens, noch zu den Räthfeln alt-flavifcher Kunft in Bosnien, Unfer Kreuz trägt 
diefelbe fowohl vorn als hinten. 

Fig. 6—7. Mufter von Grabfteinen aus Borje (Klobuk, Obcina Ljubuski) mit mannigfachen 
Kreuzformen. Bei Fig. 6 fehen wir einen räthfelhaften Gegenftand (Schwertgriff, Siegel '). Dem oberen 
TheUe diefes Kreuzes ähnlich fand ich ein Ornament auf einer Blatte desfelben Gräberfeldes und 
(nebft Halbmond und anderer räthfelhafter Figur) auf der Abbildung eines folchen aus dem 
Trebizat-Thal, Sterneck Geogr. Verh. Bl. IV Fig. 7: das Andreas-Kreuz, welches hier den Schild 
verziert, der auf einem Schwerte liegt, Schmückt fonft auch ganze Blatten. 

Fig. 8. Zwei Kreuzformen an demfelben Steine, obere Fläche; an einer I. angfeite der Blatte 
ein Kreuz fammt Mond. Die liguralen Darftellungen der andern Langfeile und der vorderen 



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22 



Du. MokiR Hof.knes. 



Schmulfeitc f. Sitzungsbericht der Akademie 1. c. Fig. 19 a und 6. Diefes Monument 
findet fich am Friedhof Seline (Obcina Soviel) Zu diefen verfchiedenen Kreuzformen 
füge ich noch die beiflehende, (Fig. 9) welche in Seline neben Mond und Stern, in 
Cevin neben Schwert und Schild vorkommt. 

Eine räthfelhafte üarftcllung (dolchartige dreifpitzige Waffer) zwifchen Mond Kig. 9. 
und Stern fand ich auf einem Grabltein von Seline. 

Fig. to, n. Gruftplatten von Seline, Pfeil und Rogen neben dem Schilde und die kleine 
Figur auf demfelben (11) find finguläre Beigaben, wodurch diefe Steine bemrrkenswcrth erfcheinen. 
Erltcre Waffe ift feiten dargellellt, fimlet fich aber doch hin und wieder auf alt-flavifchcn Grab- 
fteinen, emblematifch unter einem beilfchwingenden Arm (f. Sitzungsber. I. c), dann auf einem 
fargfürmigen Stein bei Niksic', der mit einer Jagd-Scene gefchmückt ifl, in der Hund eines Reiters, 
der mit zwei Hunden einen Hirfch verfolgt, und auf einem andern Stein, gleichfalls in der Nahe 
von Niksic, in der Finken eines Reiters, der mit der Rechten einen Speer fchwingt. Zu Fig. n 
bietet nur Seline felbfl (1. c. Fig. 16) eine Analogie. In feinen Itineraires en Hercegovine pag. 57 gibt 
Sf. Marie die Abbildung eines Steines, der mit dem unfrigen identifch fein dürfte, obwohl die kleine 
Geftalt bei ihm nicht auf, fondern neben dem Schilde fleht. 






Fig 14. 



Fig 13 



»•'iß '5 



In Ledinac (Obcina Sorici), findet fich eine Gruftplatte, auf welcher das Schwert über, 
ftatt wie fonfl unter dem Schilde und der Halbmond auf (fünft neben) dem letzteren erfcheint. 

Fig. 12. Die Schmalfeite eines farkophagförmigen Steines in Ledinac: die eine Seite zeigt 
einen gewundenen Stab mit Mond und Stern, fie lehrt uns, dafs Mond und Stern, die wir als 
ritterliche Fmbleme bereits kennen gelernt, auch als Feldzeichen verwendet wurden; die Rück- 
feite (Fig. 12) fcheint ein heraldifches Gegenftück zu fein. 

Eine Gruftplatte ebendafelbft zeigt in den Eckfeldern des Kreuzes, ftatt der gewöhnlichen 
Halbmonde und Rofctten, hier Halbmonde und Kreuze; auch die fonft übliche diagonale Stellung 
der gleichen Embleme ift hier aufgegeben, fie find neben einander geordnet, und es verfchwindet 
damit, wenn wir recht fehen, eine Erinnerung an das liegende (Andreas ) Kreuz, das als folches 
noch einzelne Gruftplatten in Uroc'no-I )olnje ziert. 



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Mittelalterliche Gkahkenkmäiek in hkk Heri e<.oyin.\. 



23 



Auf einer Grabplatte in Ledinac fand ich ein feltfames Ornament; vielleicht Nachahmung 
eines metallenen Thürbefchlages, der wieder feinerfeits an die Petrus-SehlülTel erinnern würde. Üiefe 
Reminiscenz hatte nichts auffallendes in einem Lande, das im Mittelalter wiederholt zur Sühne für 
Abfall und Sectenthum in aller Form den Päb'ten geweiht und zum Lehen des römifchen Stuhles 
erklärt worden ift. (Vgl. Sitz. Bend. Akad. 1. c. Fig. 28^.) 




Fig. Iii Fi£ iS Fig. 17. 

Fig. 13. Gruftplatte mit plumpem übermannshohem Steinkreuz; von derfelben Gräberflätte. 
Die Decoratton des Kreuzes mahnt an eine beliebte viel variirte Art, in welcher noch heute an- 
fehnlichcrc Grabkreuze von den christlichen Landesbewohnern verziert werden. 1 




Hg, 19. i"ig 30. 



Fig. 14. Gruftplattc mit vier verfchiedenen Fmblemen, wovon das Kreuz an gleichem 
Orte auch auf einem andern Grabftein dcsfelben Friedhofes erfcheint. Die drei anderen Felder 
diefes „Fenfterkreuzes" enthalten Reminiscenzen an die beiden Landes Wappen, welche Car 
Stephan Dusan 1343 den Provinzen Bosnien und Primorje (Küftenland) gegeben. Frfteres Wappen 
zeigt im doppeltem Schilde Halbmond und Stern, letzteres einen fehwertfehwingenden gepanzerten 

' Ich behalte mir vor, im Anlcliluls an die mittelalterlichen Grab Relief«, eine vorbereitete Auswahl neuerer bosnifch herce 
govinifchcr ljrabfcul|jturen ru eilircn, die manches ffthaognpkUch und. tiilnithiftorifch Interellanle bieten durfte. 



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24 



Di;. Mokiz Hoeunks. 



Ann. Fs ift nicht gleichgiltig, dafs auf unferem Grabllein letzteres Fmblem im oberen Felde neben 
dein Kreuz erfcheint, denn die Fundftätte diefes Steines (Trn bei Siroki brig) gehörte zur gröfsten- 
theils katholifchen Provinz Primorje. Die Fmbleme des bosnifchen Wappens füllen die unteren 
Felder. Wahrfcheinlich (lammt diefes Denkmal aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, zu 
deflen Beginn (1376) der bosnifche Ban Stephan Tvrdko die Krone der Nemanjiden ufurpirte und 
fich „König von Serbien, Bosnien und Primorje" nannte. 





Fi K . 11. 



Fig. 22. 



Fig. 15. Gruftplatte von demfelben Friedhof Bekanntlich gehört die tartfehenartige Schild 
form mit halbrundem feitlichem Ausbifs (zum Einlegen der Turnierlanze) dem 15. Jahrhundert 
an, wodurch ein Mittel zur Datirung diefes und anderer Grabfteine gewonnen wäre. Das auf einer 
Schmalfeite des Rahmenftabes errichtete gleichfchenklige Dreieck mit der zur Grundlinie gezogenen 
Senkrechten kehrt auf einem der obervvähntcn Grabfteine von Niksic (in Montenegro) wieder. Die 
Bedeutung der fünffachen Feldertheilung auf unferem Grabftein und des Pentagrammas in einem 
der unteren Dreieckfelder läfst lieh fchwer bellimmen. 






Fig. 25. 



Fig. 16. Grabplatte mit feltfamen Figuren in ornamentaler Behandlung, in denen aber doch 
Monde, rofettenförmige Sterne und Blätterkreuze erkennbar find, durch unverftandene Tradition 
wahrfcheinlich entflellt aus einer finnvolleren Anordnung (um das liegende Kreuz?) übernommen. 
Fine nord-flavifche Analogie \i\ nachgewiefen (Sitz. Ber. d. Akad. I. c. S. 563 Anm.). Von der Gräber- 
flätte Zaimisto bei Sirokibrig. 

Fig. 17. Gruftplatte von Sarampovo (Obcina Blato). Diefc feltfame Reitergeflalt verräth, 
aufser dem künftlerifchen Unvermögen ihres Urhebers, dafs die kleine kurzhalfige Pferderaffe, 
welche heute in Bosnien und der Hercegovina angetroffen wird, dafelbft fchon im Mittelalter heimifch 
war. Auch die Sitte, den Schweif der RolTe lang wachfen zu laffen, fo dafs er auf der Frde nach- 
fchleift, findet fich noch gegenwärtig. 



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Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hkkckgovina. 



Fig. 18 farkophagförmiger Stein von derfelben Ocrtlichkeit. 

In Ribic (Gemeinde Oftrozac, Bezirk Konjica) findet fich ein farkophagförmiger Grabftein, 
deffen im Giebeldreieck befindliches Ornament (jeher der Reil einer (im urfprünglichen Vorbild) 
ganzen Figur mit klagend ausgeftreckten Armen ift. 

Fig. 19. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte. 
Decoration vorn und rückwärts gleich, doch von den ähnlichen Denkmalern in Citluk Kutac und 
fonft etwas verfchieden. Von dem Denkmale in Kutac (Fig. 5) unterfdu-idet fich ein anderes Kreuz 
derfelben Gräberftätte (Savampovo) nur dadurch, dafs das räthfelhafte Ornament an demfelben 
dreimal (Halt zweimal) vorn und rückwärts wiederkehrt (Fig. 20). Die mit einem Kleeblattrahmen 
eingefafste Platte ift leer. 

Fig. 20, 21. Zwei Seiten eines farkophagformigen Grabfteines von Sarampovo. Jagd und 
Tanz find die oft wiederkehrenden Darftellungen auf denfelben. 

Fig. 22 — 25. Drei Seiten eines farkophagformigen Grabfteines von „Stecki" bei Podgorje 
(Gemeinde Blato). a) zeigt den aus der Schlacht heimkehrenden Krieger, der das erbeutete 
Pferd feines im Zweikampf überwundenen Gegners am Zügel nachführt ; b ) wahrfcheinlich die Frau 
des Helden, welche demfelben nach feiner Heimkehr Schild und Schwert abgenommen, um es in 
die Rüftkammer zu tragen; c) zwei Schweftem oder andere Hausgenoffinen des Kriegers, die aus 
Freude über feine fiegreiche Rückkehr einen Kolo tanzen. So wenigflens ftellt fich der Sinn diefer 
rohen Bilder dar, wenn wir die claffifche Fpik der Südflaven, ihre von Karadzic gefammelten Volks- 
lieder (narodne srpske pjesme), in der Weife zu Hilfe nehmen, wie wir die homerifchen Gefänge 
zur Frläuterung der älteften griechifchen Kunftdarflellungen benützen. 




Flg. 26 



Fig. 26. Gruftplatte von derfelben Stätte, durch ein eigentümliches, aus der Doppelfpirale 
(mit rückfehrittlicher Fntwicklung) gebildetes Ornament bemerkenswerth. Fin anderer ebendort 
befindlicher Stein trä#: an derfelben Stelle (rings umher) blofs eine Reihe von runden Knöpfen 
in folgender Anordnung: 

00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 
was gleichfalls an uralte Müller — getriebene Metall verzierung in Nachahmung vorftehender Nieten- 
köpfe — erinnert. Für diefe ftarre Tradition hochalterthümlicher Verzierungsweifen bietet die 
bosnifche Kunftinduftrie noch in ihrer gegenwärtigen Uebung zahlreiche intereffante Beifpiele. 




via. N v. 



■t 



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DIE MITRA VON ARNOLDSTEIN. 



Von Dr. Eucard Freiii. v. Sacken. 

^AS Benedi6tiner-Stift zu Arnoldjhin in Kärnten wurde im Jahre 1107 von Otto Grafen von 
Andechs, der 1102 von K. Heinrich III. zum Bifchofe. von Hamberg ernannt worden war, 
gegründet, an der Stelle einer windifchen Vefte, welche der genannte Bifchof wegen der 
fortwährenden Beunruhigung der Gegend durch deren Bewohner brechen liefs. Die erften Mönche 
kamen von St. Michael bei Bamberg und Händen bis 1116 blos unter einem Prior. Trotz grofser 
Uedrängniffe durch Türkeneinfälle, der Reformations-Bewegung, während welcher der Convent 1578 
bis auf drei Mitglieder zufammenfehmolz, und des Aufruhrs der lutherifchen Bauern 1659, erhielt 
fich das Stift durch 650 Jahre, bis es unter K. Jofeph II. aufgehoben wurde. 

Die hierauf zur Pfarrkirche gemachte Stiftskirche bewahrte bis vor kurzem eine intereffante 
Mitra (Fig. 1), welche im vorigen Jahre vom üfterreichifchen Mufeum für Kumt und Induflrie ange- 
kauft wurde. Diefelbe hat noch eine gedrückte Form, indem die Hohe in der Mitte nur 26 Cm. 
mifst, an den Seiten 10 Cm.; auf dem Kopfe erfcheint fie bei diefen Verhältniffen ziemlich kegel- 
förmig. Sie beliebt aus grober Leinwand, ift aber reich ausgefchmückt, beiderfeits ganz mit 
Stickerei bedeckt, mit verticalem Friefe (Titulus) und Querllreifen um den Kopf (aurifrifia in cir- 
cuitu). Die Theilung in Fehler für die Stickerei ift durch Silberflinfen bewerkftelligt, nämlich halb- 
kugelförmige, hohle, an Fäden gereihte Silberpcrlen, welche in fehr wirkfamer Weife ein Surrogat 
für echte Perlen darftellen. Die zu zweien und dreien aufgenähten Fünfen in den Feldern zwifchen 
den Perllinien find aus demfelben Materiale, aber vergoldet. Vorder- und Rückfeite der Mitra find 
in der Ausftattung und der Anordnung des Bildwerks faft ganz gleich, nämlich am Querflreifen je 
drei Lünettcn mit I leiligen in Gürtelbildern, am Ende je eine halbe Lünette mit Laub-Ornament, im 
Titulus wieder drei Lünetten (die oberfte unvollftändig) mit Halbfiguren, in jedem der dreieckigen 
Seitenfelder Engel ebenfo in das myflifche Ofterei unvollkommen darflellenden achtfpitzigen 
Umrahmungen. Die Zwischenräume nehmen gefchmackvoll ftylifirte Blätter und Blumen ein, bei 
denen eine dreiblättrige lilienartige Form vorherrfcht. 

Die Figuren, Blumen und Blätter find mit offener Seide im regellos laufenden Plattftich 
geflickt, den Grund bilden Goldfäden, die, doppelt genommen hin- und hergelegt, aufgenäht find, 
beim Hintergrund der Figuren horizontal. Ebenfo behandelt erfcheinen die Nimben, nur dafs hier 
die doppelten Goldfäden rund gelegt find. 

Bei der Harken Befchädigung der Inful konnten nicht alle der dargeftellten Heiligen, von 
denen die meiden gar kein Attribut oder nur ein Buch haben, mit Sicherheit beflimint werden; 
zwar ift jedem fein Name durch Ausfparen der Goldfäden und fchwarz gedickt beigefügt, aber 
viele Buchftaben find bis zur Unkenntlichkeit zerflört. 

Auf der Vorderfeite fehen wir in der oberften Lünette des Titulus Chriftus, durch das rothe 
Kreuz im Nimbus ausgezeichnet, fegnend, auf der Linken «las Buch, in rothem Unter-, blauem 
Oberkleide, darunter Paulus, jugendlich mit blondem Spitzbart, im rothen Gewände, . das aufge- 



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DlK MlTKA VON AKNOLDSTK1N 



27 



richtete Schwert und ein Buch in 
den Händen. Die dritte Lünette 
zeigt einen Heiligen mit kurzem 
Barte, die rechte Hand Uber 
den Leib gelegt, ohne Attribut; 
die noch leferliche Keifchrift be- 
zeichnet ihn: S. 1ACOHVS; er 
trägt über der grünen Tunica 
einen rothen Mantel. Unten S. 
NICOLAVS, mit der Rechten 
Segnend , auf der 
Linken das Buch, ein 
Greis mit weifsem 
Bart, im grünen Ge- 
wände, Uber welches 
das goldene Pallium 
gelegt iSt. In der 
Lünette zu feiner 



Rechten ein ihm zugewendeter 
Heiliger, der ihm mit beiden 
Händen ein Buch entgegen hält, 
im rothen Unter-, grünen Obcr- 
klcid, nach der kaum leserlichen 
Keifchrift St. Marcus (?), zu feiner 
Linken ein bekrönter jugendlicher 
Heiliger mit blondem kurzen Bart, 
in der Rechten ein Kreuz, die 
Linke wie adorirend auswärts 
gekehrt. Von den 
beiden Engeln, deren 
Flügel in verschiede- 
nen Farben Schillern, 
hat der rechts ein 
grünes Kleid, der 
links über einem 
folchen ein rothes 



Oberkleid; jeder trägt auf der 
vom Kleide bedeckten rechten 
Hand einen rundlichen rothen 
Gegenftand. 

Die Rückfeite enthält in 
der oberften Lünette wieder den 
Segnenden Salvator, die zweite 
eine weibliche Heilige, in 'der 



Rechten den Palmzweig des 
Märtyrerthums, die Linke betend 
ausgcflreckt, S.I VTA(f), im blauen 
Kleide mit chlamysartigem rothen 
Mantel, die dritte einen Jüngling, 
die Rechte auswärts gekehrt, im 
gelben Unter-, grünen Oberkleid : 
S. TOMAS. Im Circuitus: in der 



28 



Dk. Eduard Sacken. D\v, Mitra von Aknoi.dstkin. 



Mitte S. DONA TS, ein greifer Erzbifchof, auf dem Kopfe die Mitra mit Aurifrifien, um die Schultern 
das goldene Pallium, mit der Rechten fegncnd, in der Linken das Much, zu feiner Rechten 
S. IONKVA, Johannes der Evangclift, der hier als alter Mann dargeftellt ift mit langem Harle, mit 
beiden Händen ein Buch haltend, zur Linken des heil. Donatus ill PETRVS dargeftellt mit den 
grofsen Schlüffeln. Die Engel find denen der Vorderfeite gleich 

Auf der Spitze eines jeden Hornes befindet fich eine Ouafle aus gedrehter rother Seide, 
der Stiel zweimal mit Goldfäden umwunden. 

Sehr gefchmakvoll find die 50 Cm. langen, unten etwas breiteren und mit rothfeidenen 
Franfen befetzten Ligulae (ftolae, fanones), in derfelben Technik geflickt, auf jeder eine mit 
Blättern befetzte Ranke, deren Abzweigungen bei einer Heben, bei der anderen acht liinettenartige 
Biegungen bilden mit flylifirten Blättern an den Enden, auf deren jedem ein bunter Vogel fitzt 

Das Futter der Inful befleht aus doppelter Leinwand und rothem Tafft, das der Ligulae 
aus grünem Seidenftoffe. 

Die Mitra gehört zufolge ihrer reichen Ausfchmückung zu jener Gattung, welche nach 
einer Conflitution des Papftes Clemens IV. (1265 — 68) exemten Achten zukam, d. h. folchen, die 
unmittelbar von dem römifchen Stuhle, nicht aber von einem Diöcefan-Bifchofe abhängig waren, 
denn nur diefe füllten „mitrae aurifrifiatae" tragen, während den nicht exemten nur „mitrae 
fimplices" ohne geftickte Aurifrifien und Ligulae zukamen. Sie repräfentirt die reichfte Art der 
erfteren als „mitra feftalis de auriphrygio in circulo et in titulo" und war nur für die hohen Fefle 
oder Feierlichkeiten im Beifein des Metropoliten beftimmt. Nach der Form und nach dem Style der 
Bildwerke ftammt die Mitra aus dem 14. Jahrhundert. Was die erftere anbelangt, fo erfcheint 
diefe gegen die im 12. und 13. Jahrhundert übliche fchon etwas überhöht. So hat von den 
beiden romanifchen Mitren im Domfchatze von Salzburg die eine 22, die andere gar nur 17 Cm. 
Höhe, die zu Brixen 21 Cm. Dagegen kommt im 14. Jahrhundert bereits eine Höhe bis zu 
34 Cm. vor, welche z. B. eine aus dem Domfchatze von Meifsen flammende im Mufeum zu Dresden 
zeigt; die zu Admont in Steiermark (Mitth. der Central-Comm. V, 230) ift 33 Cm. hoch. Grofse 
Aehnlichkeit mit unferer Mitra hat die des Erzbifchofs Peter Aichfpalt von Mainz (1306—1320) auf 
tieften Grabfteine. 

Die Zeichnung der Figuren und der Charakter der Ornamente, bei denen Renaiffance- 
Anklänge nicht zu verkennen find, deuten auf italienifche Kunllweife. Mit der angegebenen Zeit 
lieht auch die Form der Majuskeln in den Beifchriften in Uebereinftimmung, fowie die Technik des 
regellos laufenden Plattftiches, der eine eigenthümlich malerifche Wirkung hervorbringt, während 
fpäter, im 15. Jahrhundert, der regelmäfsigc Bilderftich, welcher der Stickerei mehr das Anfehen 
eines Gewebes verleiht, in Aufnahme kam. 




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ZUR FRAGE DER RESTAURIRUNG DER BRONZEFIGUREN IN 
DER FRANCISCANER- KIRCHE IN INNSBRUCK, 



Von R. v. Eiteiisekckk. 




|IF Frage der Rellaurirung der Bronzefignren in der Franciscaner-Hofkirche zu Innsbruck 
I erregt fo viel Auffehen und wird zugleich mit einer folchen Leidenfchaftlichkeit behau- 
I dclt, dafs der Wunfeh wohl berechtigt ift, es möchte eine ruhigere und fachgemäfse 
Frörterung der Angelegenheit platzgreifen. 

Um die Leidenfchaftlichkeit zu erklären, welche bei diefem Anlafs in Innsbruck zum 
Ausbruch gekommen ift, mufs der Umftand in Betrachtung gezogen werden, dafs man dort 
gewohnt war die Bronzefiguren als eine Art von Nationaleigenthum anzufehen und zwar als einen 
Theil des Nationalruhms. Fs fcheint, als wenn hie und da in Tyrol die wohl nur aus Patriotismus 
entflandene Meinung beftünde, dafs die Bronzefiguren in der Hofkirche Figenthum des Landes 
und feinerzeit auch im Lande felbft angefertigt worden feien. Dafs aber diefe Figuren Figenthum 
des kaiferlichen 1 laufes feit den Zeiten des Kaifers Max lind, und dafs diefelben nur theilweife in 
Innsbruck, theils auch in Augsburg und Nürnberg gegoffen wurden, dafs die Künftler des deutfehen 
Reiches, und zu letzterem gehörte ja damals auch Tyrol, an den Figuren mitgearbeitet haben, das 
zieht man dort zu wenig in Betracht. Dafs einige der Figuren felbft von grofsem kunfthiflorifchem 
Wetthe find und dafs der ganze Denkmal-Cyclus aus der grofsen Kunftbeftrebung des Kaifers Max 
hervorgegangen ift, unterliegt gar keinem Zweifel; und darum nehmen an allen Fragen, die lieh 
auf das Denkmal beziehen, nicht blos die Kunltfreunde von Tyrol fondern auch alle Freunde der 
deutfehen Kunft und der deutfehen Früh Renaiffance den wärmften Antheil. Dafs die Figuren 
fchon wiederholt mit einem Anftrich überzogen wurden, ift allgemein bekannt. Dafs unter den 
Kunflforfchcrn Confervator David Sclwnherr und l'rofeffor Wilhelm I.übke fich am meiften mit 
dem Monument befchäftigt haben, ift jenen Perfonen, welche fich für Kunft lebhaft intereffiren, 
ebenfalls kein Geheimnis. Fs ift ferner bekannt, dafs Regierungsrath von Falke in der Wiener 
Abendpoft fchon vor längerer Zeit die Reftaurirung jener Bronzefiguren angeregt hat. Diefe 
Anregungen find auf fruchtbaren Boden gefallen, umfomehr als jedermann, der diefe mit einem 
Oelanftriche verfehenen Figuren betrachtet hat, fich fragen mufste, ob es denn nicht an der Zeit 
wäre, den Ueberzug zu entfernen und die Figuren, fowie überhaupt das ganze Monument, einer 
vollftändigen Reinigung zu unterziehen. 

Das kaif. Oberfthofmeifteramt, welchem in erfter Linie die Obforge für diefes Monument 
obliegt, hat fich bewogen gefunden, die Reftaurirung der Bronzefiguren durchzuführen, was, wie 
ebenfalls bekannt, von allen Kunftfreunden freudig begrüfst wurde. 



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K. V. ElTEl.REKCER. 



In diefer Angelegenheit ift jedoch vor allem die Beantwortung der Frage wichtig: „Wer ift 
eigentlich berufen, Rcjlaurationen an Hronzefigurcn vorzunehmen: Ich fage fpeciell berufen, nicht 
berechtigt; denn berechtigt ift nur der Eigenthümcr, und die Unterfuchung der Frage, wer berufen 
ift, eine folche Reftauration vorzunehmen, ift die Aufgabe, welche ich hier kurz zu löfen verfuchen 
mochte. 

Berufen, in diefer Angelegenheit ein maafsgebendes Urtheil auszufprechen, find in erjlcr 
Linie die Chemiker, welche fich mit Bronze-Technik und mit der Patinirungs-Frage beschäftigt 
haben, und jene wiffenfehaftlich gebildeten Bronzefabrikanten, welche aus langjähriger Praxis die 
Behandlung der Bronze kennen gelernt haben. 

Von den Bildhauern wären nur jene berufen an dem Votum Antheil zu nehmen, die fich 
eingehend mit Bronze Technik befchäftigt haben Die meiften unferer Bildhauer find Modelleure, 
welchen die Behandlung des Steins und des Holzes geläufig ift ; aber Bildhauer, die fich mit der 
Metallurgie gründlich befreundet haben, gibt es fehr wenige. Aber auch der genialfte Bildhauer wird 
in diefer Frage fich dem erfahrenen Chemiker unterordnen muffen, wenn er nicht felbft die 
genauefte Einficht in das chemifchc Verfahren der Reinigung und Patinirung befitzt. 

Dafs man gegenwärtig und fpeciell bei der Reftaurirung der Bronzefiguren in Innsbruck 
den Kunflhijlorikcr in den Vordergrund ftellt, ift wohl aus dem Grunde zu erklären, weil die kunft 
hiftorifchen Schriften, die fich mit derPlaftik befchäftigen, fehr viel gelefen werden, und das Publicum 
welches über die Frage felbft nicht nachgedacht hat, der Meinung ift, dafs derjenige, welcher über 
Bronzefiguren fehr gut gefchrieben hat, auch derfelbe ift, der am meiften berufen fei, fein Votum 
über eine derlei Frage abzugeben Aber es ift ein Irrthum, der daraus hervorgeht, dafs die meiften 
fich über die Gränzen des kunfthiftorifchen Wiffens keine klare Vorftcllung gemacht haben. So 
wie ich mich als Kunfthiftoriker nicht berufen fühle, in diefer wefentlich technifchen Frage ein 
maafsgebendes Urtheil abzugeben, ebenfo haben meine Collegen (Eühke, Springer, Semper), 
welchen Namen fie auch haben mögen, fich der Einmifchung in die technifche Seite der Präge ent- 
halten. Es ift fehr verdienfllich, wenn ein Kunfthiftoriker über eine folche Angelegenheit fchreibt, 
wie in diefem Falle von Schönherr und I.iibke gefchehen ift; aber bei diefem fpccicllen Anlafic 
ift eine folche Meinung noch nicht das Urtheil eines Fachmannes.' 

Allerdings werden bei der Behandlung einer folchen Angelegenheit eine Menge Fragen 
aufgeworfen, welche den Hiftoriker intcreffiren, und die er in Bezug auf die kunfthiftorifche 
Würdigung der Figuren aufnehmen mufs; aber eine Belehrung über die Reftauration von Bronze- 
Denkmälern kann er nur von dem Chemiker und Techniker erhalten. Der Kunfthiftoriker ift nicht 
derjenige, von dem in folchen Fragen eine Belehrung oder gar eine Weifung ausgehen darf, im 
Gegentheil er mufs eine folche empfangen. Wenig gerechtfertigt fcheint es mir aber, bei diefer Frage 
den ällhetifchen Gefichtspunkt in den alleinigen Vordergrund zu ftellen, befonders wenn man vveifs, 
wie fehr die ällhetifirendcn Kunfthiftoriker abhängig find von ihrem fubjectiven Standpunkt und von 
den Strömungen des modernen Gefchmackes, und wenn man ferner weifs, wie fehr man fich hüten 
mufs, in einer fo rein fachmännifchen Frage den äfthetifchen Gefichtspunkt hervorzukehren oder 
demfelben eine Berechtigung einzuräumen, namentlich wenn der äfthetifche Gefichtspunkt von 
Schriftftellern in den Vordergrund geftellt wird, die im bellen Falle als Dilettanten auf dem 
Gebiete der Aefthetik zu betrachten find. 

' Wenn min daher in die Lage komm!, die Krage aufwerfen zu muffen, wer von den jetzt lebenden Oefterrcichern berufen ift, 
ein enlfcheidendei Votum in Angelegenheit der Keftauhrung »nn llroniellatuen abzugeben, fu wäre dies, nach meinem Dafürhalten, in 
etiler Linie Kegierungirath Bautr, Trofeffur det Chemie an der technifchen Hochfchulc in Wien, welcher fchon vor zwei Jahren die 
Frage in einem Vortrage im Oetterreichirchen Mufeum wilTcnfchaftlich erörtert ha«, ferner Regieiuog»rath v. halkt der Erzgiefver 

Tmrtom u A m. 




Zur Frage der Restauriri;ng per BrokzefiGURBN etc. 



Würden die in die Oppofition getretenen Herren in Innsbruck gleich im voraus fich darüber 
klar geworden fein, dafs nur ein Chemiker und Bronzefabrikant, und zwar ein tüchtiger und 
erfahrener feines Faches, das entfcheidende Wort zu fprechen berufen ift, fo würde es ihnen nicht 
eingefallen fein, einen ganz gewöhnlichen Bronzefabrikanten, der in der Welt ganz unbekannt ift, zur 
Löfung einer folchen Aufgabe heranzuziehen, einer Aufgabe, in welcher nur die intelligenteren 
Männer der Bronze-Induftric ein Wort mitzufprechen haben. Dazu kommen noch, wie ich anfänglich 
bemerkt habe, die Verwirrungen, welche die localen Leidenfchaften veranlafst haben. Und fo haben 
die Vertreter einer Menge localer Intcreffen fich auch diefer wichtigen Frage bemächtigt und 
fie in diefer Richtung entfprechend einfeitig ausgebeutet, ohne Kenntnis davon zu haben, dafs 
die ganze gebildete Welt der Sache ein fo lebhaftes Intereffe entgegenbringt. Der Berliner 
Verein zur Beförderung des Gewerbefleifses hat (ich mit der Frage der Reinigung der Bronzefiguren 
feit einer Reihe von Jahren' beschäftigt, und die hervorragendllen Bronzefabrikanten Berlins, fowie 
die bedeutendften Chemiker der deutfchen Hauptftadt haben diefe Frage zum Gegenftand eines 
gründlichen Studiums gemacht, und crft in der letzten Zeit ift man nach einer Reihe von Ver- 
fuchen dahin gekommen, irgend ein Votum abzugeben. Dieses Votum des Berliner Vereins zur 
Beförderung des Gewerbefleifses ift in dem Organ diefer ganz hervorragenden Körperfchaft 
abgedruckt und wird in der näehften Nummer der Mittheilungen des Oefterreichifchen Mufeums 
reproducirt werden.' Vielleicht dämmert es dann den Aefthetikern und Kunftfreunden, welche 
entweder auf der einen oder andern Seite liehen, auf, dafs diefe Frage reiflich erwogen werden 
mufs, und dafs Dilettanten und gewöhnliche Liebhaber da nur in fehr befcheidener Weife ein Wort 
mitreden dürfen.* 

Wien am i. März 1X82. 

1 Dai Volnm des Berliner Vereines im Marz Hefte «1er Miltheilungen de> Mufcums vetofTentlitht 

' Das CttraUrium Jrs Otßfrti c h<fihc« Mujtumt hat im verSoffenen Jahre eine Cmniniffion zufainmengefetzt. uro die Frage der 
Reinigung der Monumente, welche fich in Wien befinden, zu ventiliren. Man hat eine Comroifhon für paffend gefunden, weil verfchiedene 
Gefichtsuunkle dabei in Frage kommen. Jie ruhig uberlegt werden mlilTen Die Cominiffinn befleht gegenwartig aus den viel Curatoren 
Regierungsrath Han.r und Ra.Intt-.ky (Mitglied der k k Central Cnnimiflion für Kunft und hillorifche Denkmale l, ProfefTor 7»mhußk 
dem Vertreter der Commune im Curatnrium, Ooldarbeiter Matirnaurr . fernrr au» Kegicrungsralh v. Falke, dem Direclur FMeßrrgi-r und 
dem SccreUr des Mufeums Regiiningvalh Hutker, Katlmtzky und y.umhu/.h lind beide Bildhauer, welche fich bereit« mit Metallurgie 
tingehend befchäftigt haben und Regierungsrath :•. /-alte ift derjenige, welcher dir Reftaurirung der Bromefigareu in Inn«bruck zuerft 
Öffentlich angeregt hat. In einer der jüngft abgehaltenen Sitzungen hat e» Regierung^ralh zW< Übernommen, eine »mkjchrifl ahiufaffeu, 
welche die Frage der Hrinigmg <rW Mtnumtntt in Wien, welchen Materiale» lie auch leien, erörtert 



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Bemerkung zu dem vorftehenden Auffetze. 



Die Frage, welche in dem vorflelienden Auffatzc behandelt wird, ifl eine fo fchwierige und 
wichtige, weil aus mehr als einem Gefichtspunkte zu erörternde, und die Angelegenheit, welche (ie 
betrifft, hält im gegenwärtigen Augenblicke die Aufmerkfamkeit und das Intereffe aller Kunflfn unde 
in folcher Spannung, dafs es die Reda&ion diefer „Mittheilungen" nur mit Freuden begriifsen 
konnte, einen Beitrag dazu aus der Feder einer um die Hebung der vaterländifchen Kunlt und 
Itulultrie fo hochverdienten Perfonlichkeit zu erhalten. 

Was die Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale felbft betrifft — und ich 
finde für nothig das hier mit Nachdruck hervorzuheben — fo ifl diefelbe bisher nicht in die Lage 
gekommen ihr Urtheil abzugeben, da fie hiezu von der in erfler Linie berufenen Seite (§. 6 
der Inftructionen für die Sec\ionen der Central-Commiffion) nicht eingeladen wurde und von Seite 
ihres berufsmäfsigen Organes an Ort und Stelle die Anzeige fo wie eingehende Merichterltattung 
|'S§. 6 und 22 der Inllruftion für die Confervatoren) unerklärlicher Weife unterlaffen blieb. Die 
Central-Commiffion hat in Folge delTen von allem, was inzwifchen mit den Denkmals-Figuren 
verflicht worden, erft erfahren, und zwar auf indirectem Wege erft dann erfahren, nachdem jener 
Vernich bereits zur vollendeten Thatfache geworden war. 

Die Central-Commiffion mufs tlaher nicht blos jede Verantwortung für das, was etwa 
minder glücklich gefchehen wäre, auf das entfehiedenfte ablehnen, fondern behält fich, fobald fie 
dazu in die Lage gekommen fein wird, die volle Freiheit ihrer fachgemäfsen Beurtheilung hiermit 
ausdrücklich vor. 



Der l'räßdenl 
Helkekt, 




Tat l 




Google 



ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALTÄRCHEN ZU 

P1RN1TZ IN MÄHREN. 

Von E. Fkkih. v. Sackkn. 

(Mit iwti Tafeln .) 

M Archive des fürftlich CollaltoTchen Schloffes Pirnit/ in Mähren befindet fich ein 
reizendes Flügel- Altärchen; es gilt für den Reife-Altar des Fürflen Hambold XIII. 
Collalto, der 1579 zu Mantua in kaiferlichen Dienften ftand, Gefandter in Rom und 
Madrid war, durch feine Kämpfe mit Tilly am Rhein und feinen Zwiefpalt mit Wallenftein bekannt 
ift, Generaliffimus im mantuanifchen Erbfolgekriege 1630 Mantua erltürmte und im felben Jahre zu 
Chur ftarb. 

Profeffor Hofrath Sicke/ machte die Central-Commiffion auf das Bildwerk aufmerkfam und 
diefe fah fich dadurch veranlafst, das Anfuchen um Ueberfendung desfelben nach Wien zu Hellen, 
welchem auch von Seite der fiirftlichen Gutsverwaltung bereitwilligft Folge gegeben wurde. Zur 
nicht geringen Ueberrafchung der Commiffions-Mitglieder erwies fich das Altärchen als ein kleines 
Juwel der altitalienifchen Kunft, von der trefrlichften Erhaltung. Die beigegebenen Lichtdruck 
tafeln geben wegen Mangels der Farbe nur einen fchwachen Begriff von der blendenden 
Erfcheinung desfelben. 

Auf einer niedrigen Predella erhebt fich die 79 Cm. hohe, oben giebelförmige Tafel, von 
zwei gewundenen Säulchen flankirt, an denen, mit ihnen drehbar, die Flügel angebracht find. 
Kleine Sockel auf den ausladenden Säulencapitälchen trugen wahrfcheinlich Fialen ; von einer 
Kreuzblume auf der Giebelfpitze ift keine Spur zu fehen, und war eine folche wohl niemals vorhanden. 

Die bei geöffneten Flügeln fichtbare Mitteltafel zeigt auf Goldgrund die thronende Maria 
von Heiligen und Engeln umgeben, alfo in himmlifcher Verklärung. Unter einem gothifchen 
giebelförmigen in dreitheiligen Spitzbogen fich öffnenden Baldachin, deffen blaue Wölbung mit 
Sternen befäet ift, fitzt die Gottesmutter mit dem Kinde, welches fie liebevoll anblickt und fegnet; 
diefes blickt zärtlich zur Mutter auf und ftreckt fchmeichelnd das rechte Händchen gegen ihre 
Wange aus, während das linke einen Stieglitz hält. In diefer feinen Wechselbeziehung von Mutter 
und Kind drückt fich eine tiefe Empfindung aus und fchon hierin erkennen wir einen ernften fein 
fühlenden Künftler. Das enge rothe Unterkleid Mariä ift mit goldenen Blumen als Deffin bedeckt; 
der blaue Mantel mit edelfteinbefetztem Saume fällt vom Hinterhaupte herab und legt fich in 
reichen Falten breit über den Schoofs. Das fall knabenhafte Kind hat ein durchfichliges Tuch mit 
Goldrand um die Beine gefchlungen und trägt um den Hals an einer Schnur eine Koralle, wie es 
fcheint die Hand gegen den malocchio. Die Rückwand des Thrones bildet ein rother Teppich mit 
reichem Goldmufter und Franzen befetzt; mit einem ähnlichen ift die Stufe des Thrones belegt, 
welche vorn mit Edelfteinen gefchmückt ift. 

vm n. f. 5 

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34 



E Fkkiii. v. Sacken. 



Auf jeder Seite des Thrones erfcheinen in kleinerem Mafsftabe je vier Heilige (zwei 
männliche, zwei weibliche) und eben fo viele Engel hinter oder vielmehr übereinander paarweife 
angeordnet; rechts, vorn, dem Bcfchaucr zugewendet, in ganzer Geflalt fichtbar Johannes d. T. 
im blafsrothen goldbefäumten Mantel über dem Fellkleide, in der Linken den rotheii Kreuzesftab, 
mit der Rechten auf das Chriftkind weifend, indem er den Befchauer wie zur Anbetung desfelben 
auffordernd anblickt; fein Kopf ifl von idealer feiner Schönheit, unftreitig der vorzüglichfle des 
ganzen Bildwerkes. 

Neben Johannes fleht Franz von Affin, zum Jefukinde aufblickend, an den Händen find die 
Wundenmale fichtbar; die rechte ift auf die Bruft gelegt, die linke in Adoration erhoben. Oberhalb 
diefer beiden Geftalten ficht man in Halbfiguren die Heiligen Dorothea, bekrönt, ein Korbchen 
mit Blumen in der Hand, und Genofeva (?) mit brennender Lampe, wie im Gefpräch der erfteren 
zugewendet, welche andächtig auf die Madonna hinblickt. Die vier bekleideten Junglings-Engel 
weiter oben, von denen faft nur die Köpfe im Profile fichtbar find, werden durch langes Locken 
haar und ein kleines Gefchmeide ober der Stirne charakterifirt. 

Links vom Throne lieht vorn Petrus im gelben Mantel, mit Schlüffcln und Buch, 
neben ihm Paulus mit Schwert und Buch (der Mantel roth), beide zur Mitteldarflellung auf- 
blickend; der Kopf des Letzteren mit braunem Spitzbart und kahlem Scheitel zeichnet lieh 
durch feinen Schnitt, individuelle Züge und befonders intelligenten Ausdruck aus. Weiterhin 
folgen oben die Heiligen: Margaretha mit dem Kreuze und Katharina mit Palmzweig und Buch, 
beide bekrönt, in ähnlicher Anordnung wie ihre Gegenbilder und wieder vier Engel, von denen 
zwei im Gefpräche begriffen fcheinen. Die ganze Darfteilung wird von einem dreithciligen Spitz- 
bogen umrahmt, der fich auf gewundene, plaftifch vortretende I lalbfäulchen fliitzt. Oben im Giebel 
erfcheint in einem Dreipaffe das Bruftbild des fegnenden Salvators, in der Linken das Evangelium, 
das Angefleht fehr edel und fchön. 

Auf der Innenfeite des rechten Flügels ift die Geburt Chrifti in eigenthümlicher Weife 
dargeftellt. Es ifl nämlich ein felfiger Berg, auf deffen Mitte ein Dach auf Stützen den offenen 
Stall darfteilt, in dem man den Futtertrog mit den Köpfen der Thiere ficht. Vor demfelben fitzt 
auf dem nackten Boden aufrecht Maria, das bis zur Bruft eingewickelte Kind vor fich haltend und 
betrachtend, welches die Händchen gegen fie ausftreckt, auf jeder Seite erfcheinen fechs adorirendc 
Engel. Ganz im Vordergrunde des Bildes fitzt der greife Jofeph im gelben goldverbrämten Mantel, 
nachdenklich den Kopf auf die linke Hand geftützt, ernft vor fich hinblickend. Die Darftellung 
der Hirtenverkündigung verthcilt fich über das ganze Bild, indem ein Hirte in der Schaube mit 
Kapuze ober dem Dache erfcheint, dabei zwei Lämmer, oben der herbeifliegende verkündende 
Engel, ein zweiter, wieder mit drei Lämmern, ganz unten am Fufse des Berges fteht, den Kopf 
aufwärts gewendet, die Hand im Staunen erhoben. 

Die Innenfeite des linken Flügels zeigt in fehr fchöner Compofition den Kreuzestod Chrifti. 
Der Heiland ift bereits verfchieden, über den feinen Kopf mit gefchloffenen Augen und den ganzen 
Körper find die Schatten des Todes ausgebreitet, den Händen, der Seitenwunde und den auf einer 
Stütze über einander genagelten Füfsen entftrömt reichlich Blut und beträufelt den Schädel Adams, 
der in der Höhlung unter dem Felfcn, auf den das Kreuz errichtet ift, fichtbar wird (zufolge der 
alten Legende den Felfen durchbrechend). Das bis auf die Knie reichende Lendentuch hat 
goldene Streifen, am Haupte find noch die Blutstropfen fichtbar, welche die Dornenkrone verur- 
fachte. Dem langen oberen Kreuzesarme ift eine rothe Tafel aufgeheftet mit der in goldenen 
Majuskeln gefchriebenen Infchrift : MC GST IbS NAZAR6NVS KGX IVDGOR'. Magdalena in rothem 
goldgefäumten Kleide und eben folchem Mantel, mit aufgelöften I laaren, kniet unten am Kreuze, 
es umfchlingend und blickt fchmerzlich zum Erlöfer auf. Rechts vom Kreuze fehen wir eine 



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ÜBEK KIN ALTITALIKNISCIIKS Fl.ÜGEL-Al.TÄKCHEN ZU PlRNITZ IN MAUKEN. 



35 



ergreifende Scene: Maria, vom Schmerz überwältigt, droht in Ohnmacht zu linken, Todesbläffe 
verbreitet (ich Uber das edle Antlitz, die Augen find gefchloffen, die Rechte hängt kraftlos herab; 
vom weinenden Johannes und einer Frau umfangen, wird fie aufrecht erhalten. Hinter diefer Gruppe 
wird noch der Kopf einer trauernden Frau (von vorn, mit rothem Schleier) und der einer zweiten 
zu Chriftus aufblickenden lichtbar. Maria trägt ein langes enges dunkelblaues Kleid und eben 
folchen Schleier, unter dem die aufgelöften Haare hervorquellen, die fie ftützende Frau einen 
grauen, vom Haupte herabfallenden Mantel, Johannes über blauem Unterkleide einen rofenrothen 
Mantel mit grünem Futter, alle Gewänder haben goldene Säume. 

Einen höchft wirkungsvollen Gegenfatz bildet die Gruppe links vom Crucifix. Hier 
erfcheint die Geftalt des gläubigen Hauptmannes in bedeutfamer Geberde; er blickt zum Heiland 
auf und hebt die Rechte in Betheuerung hoch gegen ihn empor. Es ilt eine bewegte Figur, der 
bärtige Kopf mit langem Haare fehr fchön; die enge Beinbekleidung, fammt den Schuhen in einem, 
iil roth, ebenfo der lange goldgemufterte Leibrock, der Mantel, den die Linke hält, grün, das 
kurze Schwert hat einen goldenen Knauf. Hinter dem Hauptmanne lieht man noch einen Greis, die 
1 land auf die Bruft gelegt, im Profile und die Köpfe von zwei Soldaten mit Sturmhauben ; den 
Kopf des Longinus umgibt wie ein Nimbus ein fechseckiges, nicht wie die Heiligen-Nimben 
ornamentirtes, fondern nur punktirtes Ornament, wahrfcheinlich nur zur Trennung von den Köpfen 
der hinten flehenden Soldaten angebracht. In der gefammten üarftellung bekundet lieh durch die 
dramatifche Wirkung und die Verfchiedenheit in der Charakterillik des Ausdruckes die volle 
Meifterfchaft des Künftlers; fchöner componirt, ohne einem beftimmten Schema zu folgen, wird 
man fie kaum antreffen. 

In den Bogenzwickeln der beiden Flügelbilder find die vier Evangeliften in ganz kleinen, 
miniaturartig höchft forgfältig ausgeführten Figürchen dargeftellt, jeder bei feinem Pulte fitzend 
und auf eine Rolle fchreibend, ohne Attribute; fie repräfentiren, wie häufig, die männlichen Alters- 
flufen, der kräftige Matthaeus, Marcus älter, wie einer Eingebung von oben laufchend, der greife 
Lucas mit kahlem Scheitel, der jugendliche Johannes. Seltfamer Weife halten zwei die Schreibfeder 
in der linken Hand. 

Die Spitzen der Flügel nimmt die Darftellung des englifchen Grufses in getrennten Figuren 
ein. Maria fitzt im Zimmer, das im Durchfchnitte erfcheint, auf einer Bank, die rechte Hand in 
Erflaunen und fragender Geberde, ob der Grufs des Engels auch ihr gelte, auf die Bruft gelegt, 
eine höchft ausdrucksvolle Geftalt, die fich von dem rothen gemilderten Vorhange hinter ihr 
wirkungsvoll abhebt. Her Engel ihr gegenüber (auf dem rechten Flügel), auf das linke Knie nieder- 
gelaffen, in der Linken einen langen Lilienzweig, die Rechte fegnend gegen die Jungfrau ausge- 
flreckt, tritt, obwohl räumlich entfernt, in eine lebendige Beziehung zu ihr. Gewand und Flügel 
find rofenroth. 

Die gcfchloffenen Flügel zeigen nur eine Darftellung, die Anbetung der Könige, wieder in 
derfelben Felslandfchaft, wie fie bei der Geburt Chrifti erfcheint. Maria fitzt unter dem den Stall 
andeutenden Dache auf dem Boden und hält mit beiden I länden das bis auf die Bruft eingewickelte 
Kind dem knieenden greifen Könige entgegen, der, die Hände in Anbetung erhoben, zu ihm 
aufblickt. Das Kind ftreckt feine Rechte gegen ihn aus; mit der Linken hält es die dargebrachte 
goldene Büchfe. Der König, im langen grünen Mantel, hat feine Krone zur Erde gebellt, feine 
Geberde, fein edler Greifenkopf drücken die inbrünftigfte Andacht aus. Jofeph, zur Seite ftehend, 
nur zur Hälfte fichtbar, die Hand auf die Bruft gelegt, während die Linke den Mantel fafst, blickt 
in ernftem Staunen auf die Scene hin. 

Die beiden andern Könige (auf dem rechten Flügel) find ganz mit der Erfcheinung d<-s 
Sternes beschäftigt, beide blicken zu ihm auf und erheben die Hand in freudigem Erftaunen Der 

S* 



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36 



K. Fkkih. v. Sacken. 



ältere, mit feinem Vollbart, im langen grauen Kleide, trügt keine Krone, der zweite jugendliche, 
mit grünem Kleide und rothem Mantel bekleidet, ift bekrönt, beide halten cylindrifche goldene 
BUchfen; hinter ihnen werden die Köpfe von drei Pferden fichtbar (l ; uchs, Schimmel, Rappe). 

In den Segmenten des Bogens oberhalb diefer Darftellung fieht man zwei heilige Bifchöfe, 
jeder mit Pedum und Buch, auf dem Haupte eine weifse mit Edelfteinen befetzte Mitra. 

Der treffliche Blattgoldgrund ift bei allen Bildern mit punctirten Ornamenten reich verziert. 
Innerhalb der Spitzbogen läuft allenthalben ein fünftheiliges, aus Perlen, Rofetten und Blümchen 
beftehendes Band, auch alle Nimben find mit geftempften Blümchen (theils Rofen, theils in Kreuz- 
form) und Perlenrändern gefchmückt. 

Der Sockel, die kleine Predella des Altärchens enthält die Datirung; in der Mitte befindet 
lieh ein herzförmiger Wappenfchild, deffen Figur nicht mehr kenntlich ift, fie fcheint aus einem 
Sparren, darunter eine Figur, beftanden zu haben. Beiderfeits fteht auf rothem Grunde in filbernen 
Majuskeln: ANNO DNI — CCCXXXV1I1, (1338) am Anfange und am Ende rankenartige, an 
orientalifche Motive erinnernde Züge als Ornament. Die Mafse find: Höhe des ganzen AltUrchens 
87 Cm., von denen 8 Cm. auf die Predella kommen, Breite bei ^efchloffenen Tiniren 38 Cm. Höhe 
des Mittelbildes felbft 53 Cm., Breite 24 5 Cm. Gröfse der Madonna 23 Cm., der vorderen Heiligen 
17—18 Cm., der beiden Könige auf den Flügeln 19 Cm. 

Schon der Reichthum der Darftellungen und die treffliche Anordnung der Compofitionen 
zeigen die Bedeutung des Altar-Werkes; die Feinheit der Zeichnung, die tiefe Empfindung im Aus- 
drucke, die harmonifche Farbenwirkung des Ganzem fowie die Zartheit der Durchführung bis ins 
kleinfte weifen auf einen hervorragenden Künftler feiner Zeit hin. 

Die Geftalten find fchlank, von geftreckter Proportion, Arme und Beine fehr mager, die 
Bewegungen naturgemäfs, feiten eckig, die Hände in den Motiven charakteriftifch, aber mit zu 
langen, knöchellofen Fingern, die Füfse breit und fchlecht gezeichnet. Die Gefichter zeigen ein 
längliches Oval, fchmal gefchlitzte Augen mit flach gezogenen unteren Liedern, ftark in die Winkel 
gerückten Sternen, glänzendem VVeifs, wie fie für die italienifche Kunft des 14. Jahrhunderts 
charakteriftifch find, gebogene, etwas längliche, feine Nafen ; der Mund ift meift naturgemäfs, klein. 
Von aufsergewöhnlicher Schönheit ift der dem Befchauer zugewendete Kopf Johannis des Täufers 
und der des zweiten Königs; das Antlitz des heil. Paulus fällt, wie erwähnt, durch den Ausdruck 
hoher Intelligenz auf. Im Allgemeinen zeigen die männlicheren Köpfe eine gröfsere Individualifirung, 
find überhaupt beffer gelungen, als die mehr gleichförmigen weiblichen. Bei manchen Anklängen 
an den byzantinifchen Typus, der befonders in der Geftalt des Täufers bei aller Schönheit feines 
Kopfes hervortritt, einigermafsen auch bei der Madonna, macht fich ein lebendiger dramatifcher 
Zug in der Auffaffung geltend, der beim Hauptmanne der Kreuzigung und den beiden Königen 
am entfehiedenften zur Entfaltung kommt; der empfundenfte Ausdruck bekundet fich in der 
ohnmächtigen Maria unter dem Crucifixe und bei der Maria der Verkündigung. 

Die Gewänder zeigen einfache verftandene Motive mit wenigen reichen Falten, deren 
Schatten mit demfelben Farbton ohne graue Uebergänge gemalt find, manche erfcheinen wohl 
etwas leer, faft fackartig. 

Die Zeichnung wurde in den Goldgrund, mit dem die Tafeln zuerft überzogen wurden, 
mit einer Spitze eingeritzt und bisweilen, befonders bei den ausgeftreckten Händen, nicht völlig 
mit Farbe ausgefüllt, indem von ihr bei der Ausführung abgewichen wurde. Bei den Köpfen 
bemerken wir durchaus einen bräunlichen Local -Ton, die Schatten find tiefbraun, die Uebergänge 
in grünlichem Grau, breit, die Lichter faft unharmonifch weifs und kräftig aufgefetzt. Von befonders 
feiner Ausführung mit Mufchelgold find die Deffeins und Säume der Gewänder. Die Farbe ift 
felbftverftändlich Tempera. 



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ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALT ARCHEN ZU PlRMT/ IN MAHREN. 37 

Obwohl im Ganzen der Einrlufs Giotto's unverkennbar ift, fchliefsen fich die fchlanken 
mageren Gellalten und insbefondere das Madonnen- Ideal mit etwas langer fchmaler Nafe 
mehr der Richtung und Weife des Duccio an und erinnern an deffen fienelifche Nachfolger, auch 
durch den fufsen fchmelzenden Zug, der die Köpfe beherrfcht, die nicht Ubertrieben gefchlit/ten 
Augen, länglichen Ovale, das feine Schönheitsgefühl und die zarte Durchführung. Hervorzuheben 
ifl der gemässigte, von Uebertreibung ferne Ausdruck, befonders bei der Kreuzigung; feierliche 
Ruhe, tiefer Ernft erfüllen alle Darftellungen. Für die frühe Zeit von 1338 muffen die Bilder als 
fehr vorgefchritten in Anordnung und Feinheit des Ausdruckes bezeichnet werden. Die Bewegung 
des Kindes auf dem Mittelbilde und die flufenweife Anordnung der Heiligen und Em,'el erinnern 
an das 1346 von Bernardo di Daddo in Orcagna's Tabernakel zu Or S. Michele in Florenz gemalte 
Madonnenbild; der Jofeph bei der Geburt ilt fall genau wie der in der betreffenden Darltellung 
Giotto's im Cyclus zu Padua ; diefe Gelbalt wurde ziemlich typifch. Einzelne Züge erinnern auf- 
fallend an Werke des Simone Martini und Lippo Memrai — Namen, die unwillkürlich auf den 
Lippen der Befchauer fchweben. Die von erftgenanntem Meifter 1332 gemalte Verkündigung in 
der Gallerie der Uffizij zu Florenz (Nr. 9) zeigt die goldbordirten und deffmirten Gewänder, die 
knöchellofen Hände, fein gefchlitzten Augen, grünlichen Schattenübergänge und weifslichen Lichter 
wie die Bilder unferes Altärchens. Ebenfo ein der lienelifchen Schule angehüriges Bildchen: 
Madonna, das Kind fangend im Mufco criftiano des Vaticans. Im Madonnen-Ideal ftimmen alle 
diefe drei Werke überein. Die genauere Feltltellung der ftyliflifchen Zugehörigkeit, vielleicht auch 
des Meifters, mufs der fpäteren Forfchung überlaffen bleiben; vorläufig möge es genügen, auf die 
Bedeutung des kleinen Juwels aulmerkfam gemacht zu haben. 




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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN 

KÄRNTEN. 

Von Leopold v. Beckh-YViomanstettek. 
II. 

8. 1524, ai. AuguÜ. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffus aus rothem Marmor, 225 Cm. 
hoch, 118 Cm. breit, ein mächtiger Stein, m tieften vertieftem Bildfeld« und auf einem Kopfkiffen 
mit bufchigen Quaflen an den Ecken ruhend, der Propft im weiten faltigen Chorrocke , um den 
Oberkörper einen Mantel (l'luviale?), am Haupte ein Barett; die Hände find gefaltet, in der Beuge 
des linken Armes ruht die Bibel. Gothifche erhabene Schrift am breiten Rande auf der rechten 
Leifte beginnend: 

Ven"*p(ate)r . dns . Colomanus . Brunmeifter . decre"" . doctor . eclie colle(giä)" S . Virgilij . frisaci . ppttis 
.et Carinthie.inferioris.archi"*.ubijt.anno.dni.M.U.24. die 21. menfis.augufti. 

In den unteren Ecken des Schriftenrahmens zwei Wappenfchilde, rechts ein Ziehbrunnen 
als Namens-Wappen, links eine abgehauene Hand mit ausgefpreizten Fingern, vom Handrücken 
fichtbar. Schon am 21. December 1496 war er Zeuge einer Urkunde des Klofters Victring mit der 
Bezeichnung als Doctor beider Rechte und Proplt am Virgilienberge. 

9- '5351 2I - April. Im nördlichen Seitenfehiffe am Hoden gelagert ein 160 Cm. hoher, 
84 Cm. breiter Stein. Derfelbe enthält in der Oberftelle das Bruftbild eines Canonicus, darunter 
in gothifchen Lettern die Widmungsfchrift: 

Anno domini 1535 die 21. menfis aprilis obijt venc rabilis vir dnus: Petrus Thurekh natione r 1 

. . . .canonicus et grana tor Frisacenfis cuius anima deo vivat. 
Darunter der Todtenkopf mit den gekreuzten Beinfchicnen, beiderfeits begleitet von einem 
Wappenfchilde, in jenem zur Rechten eine Hausmarke (drei in einen Triangel geltellte Stäbe, 
doch mit darüber hinausragenden Spitzen), in dem zur Linken der Priefterkelch. Aufserdem 
enthält unten eine kleine Tafel noch den Anruf: SEQVAMINI. 

10 1541, 24. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 140 Cm. hoher, 81 Cm. 
breiter weifser Marmorftein. Er enthält oberhalb in einer Blende das Bildnifs eines Stiftspriefters, 
welcher den Kelch mit der rechten Hand vor den Leib hält. Uebcr dem Haupte im Halbkreife auf 
einem Schriftbande: Ne perdas cum impiis deus aiam . fanimam) meam. Dann die Legende in einer 
gefchwungenen Schriftrolle, die Füfse des Prielters deckend, gothifche Minuskel in 7 Zeilen: 
Anno . virginei . partus . 15 .41 . die . vero . xxiui . mefi. May exceflit e vivis venera bilis . vir . dhs . 
Sebaftianus perkhamer . eccie (eccleüae) divi Bartholo mei . Frifaci . Cano(ni)"" . c(ujus) . aia . 

(anima). de(o). vivat in pace. 

1 El»!: mifne. d h MsMtilim.' 



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GRABSTEINE I>EK CHRISTLICHEN Zeit zu Fkiksacii in Kaknten. 



39 



Ganz unten rechts ein Wappenfchild, auf einem Dreibühel drei Blüthenftengel enthaltend. 
Links ift eine kleine Schrifttafel angebracht, die Note enthaltend : „gefchrieben | althernach". 

11. Zwifchen 1539 und 1542. An der nordlichen Seite des Preshyteriums nächft der 
Sacrifteithüre ein 263 Cm. hohes, 83 Cm. breites, in weifsem Marmor ausgeführtes Grabmal. 
Dasfelbe ift nach oben abgefchloffen durch einen halbkreisförmigen Auffatz, welcher mit einem 
Engclskopfe geziert ift. Darunter ift in einer Nifche die Darftellung des gekreuzigten Heilandes, zu 
beiden Seiten hegleitet von kleinen Schildchen mit Infchriften: 

Rechts: ESAIAE, XLIII. EGO SVM, EGO SVM DOMMVS KT NÖ EST ABSQ.VE ME SAL. Links. JOB. XIX 

IN CARNR MEA VIDEBO DEVM. 

Hierauf folgt ebenfalls in lateinifcher Lapidarfchrift die 16 Zeilen füllende Widmung, welche 
wegen der vorftehenden Barriere zur Begrenzung des Raumes für den Hoch- Altar nicht vollftändig 
gelefen werden kann. So weit zu entnehmen ift, befagt diefelbe, dafs hier Chriftoph Pickel, Rath 
des Erzherzoges Ferdinand von Oefterreich und des Fürfterzbifchofes von Salzburg, Propft zu 
St. Bartholomä in Friefach und Frzpriefter in Unter Kärnten ruhe, welcher fich den Leichenftein 
bei Lebzeiten felbft beftellt zu haben fcheint, denn für Todesjahr und Tag ift allerdings der 
nöthige Raum freigelaffen, diefer jedoch (wie gewöhnlich in folchen Fällen) nicht ausgefüllt. 

Nachdem Gedenkbuche der Propftei' war Pickel im Jahre 1527 bereits Propft und fcheint es 
mit einer Unterbrechung im Jahre 1529 noch längere Zeit geblieben zu fein. 1537 nannte er fich auch 
als Pfarrer von St. Paul in Kappel im Krappfelde. Am Erchtag nach St. Aegyd, d. i. in den erften 
Tagen des Auguft 1538 beurkundet Dr. Chriftoph Pigkhl (bei Anführung aller vorgenannten Titel) 
einen Vergleich zwifchen dem Abte Sebaftian in Vittring und dem Pfarrer von Keutfchach Bartlmä 
Mafteznigkh. 1539 am 12. Februar wurde er vom Landeshauptmanne zu einer Herathung der Aus- 
fchüffe der kärntnifchen Landfchaft nach Klagenfurt berufen. 1542 ift bereits Georg Vifchl Propft zu 
St. Bartlmä. Pigkhls Name mit der gleichen Schreibart ift fall gleichzeitig aus einer fteierifchen 
Gültenauffandung ddo. Graz 29. September 1553 (Gültauffandungen Folio 153) zu conflatiren: Hans 
Pigkhl zu Bruck a. d. Mur, Sohn des f Dr. d. Rechte und kaiferlichen Rathes Chriftoph Pigkhl und 
der Apollonia Einpacher* übernimmt nach erlangter Volljährigkeit fein ererbtes Vermögen von 
feinem bisherigen Vormunde und Oheim Michael Einpacher, Rathsbürger zu Grätz. Wohl aus 
derfelben Familie wurde im Jahre 1656 der apoftolifche Protonotar und Dr. der Theologie Johann 
Pickhel Pfarrer zu Spittal a. d. Drau in Ober-Kärnten. 1688 war ein Georg Andrä Pikhel kaif. Bann- 
richter in Kärnten, 1743 Ignaz Pikhl landfehaftlicher Kaffier dafelbft; diefer flegelte mit einem 
Wappen : im Schilde dann über der Helmkrone wachfend ein Knappe mit einem Berghammer in 
der erhobenen Rechten. 

12. circa 1550. Im nördlichen Seitenfchiffe in der Wand eingemauert ein 131 Cm. hoher, 
63 Cm. breiter weifser Marmorftein. In dem oben oval abgerundeten Theile ein Wappenfchild, in 
welchem aus einem Dreihügel zwei oben fich kreuzende Kleeblattftengel hervorwachfen; über dem 
Schilde ftatt des Helmes ein Todtenkopf, ruhend auf zwei gekreuzten Beinfchienen, auf welchen 
wieder weiters, eine heraldifche Helmzierde fubftituirend," ein Priefterkelch geftellt ift. 

So gefucht als diefe Zufammenftellung ift auch der Styl der elfzeiligen, an einigen Stellen 
befchädigten Unterfchrift in Minuskeln. Darum find die Gefchichtsfreunde, welche fich bisher mit den 
Denkmalen in Friefach befchäftigten, gerade diefem ganz offen zur Schau flehenden Denkmale 
vorfichtig aus dem Wege gegangen: Benedikt erwähnte dasfelbe gar nicht, Herr mann gab nur die 
erften zwei Zeilen im Drucke wieder. In der That war es nicht leicht, den von dem poetifch 
angelegten Canonicus felbft verfafsten Scheidegrufs an die Ueberlebcnden aufzulösen Die ununter- 

I Ihhtnwr, die Sl.dl Frief»ch. S. III. — » AM der berühmleo Gritler Blirgcr.famil.e der Fridericunifthen Epoche. 



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4 o 



Lkoi-oi.i» V. Hki'KII- Wihmanstetter. 



brochene jeder Interpunktion ermangelnde Aneinanderreihung der theilweife abbrevirten Worte 
feitens des Steinmetz, erfchwerte aufserdem die Lefung der Infchrift, welche noch bei Lebzeiten 
des Verdorbenen gemeifselt wurde, wie der unausgefüllt gebliebene Raum für das Todesdatum 
beweift. Die Berathung mit gelehrten Freunden ergab die Aufklärung, dafs die Legende aus drei 
Theilen beftehe, einer Einleitung, einem vierzeiligen Hexameter, dann dem Schluffe, wodurch fich 
diefelbe wie folgt aullöst: 

Hot tumulo clauditur venerabilis dominus Auguflinus Schwartzenperger, canonicusjhujus ecclefia-, 
qui de volubili hujus vitae ftatu | praefens carmen edidit: Quod magis optatur magis effluit; divina 
Lapfum fpondet et mens, fallt profpera prompta ruine Infidias ponit femper fors afpera blande 
Anticipatque fugam melior fortuna repente; Qui et fatis difponentibus Anno a Chriflo incarnato 
m. d diem claufit extremum, cujus anima deo perpetuo vivat. Amen. 

Leber die Lebensumflände diefes Canonicus ift weiters nichts aufzufinden gewefen. 

•3- 1565, 7- Decemher. Im ftidlichcn Seitenfchiffe nächfl der Hauptmauer am Boden gebettet 
ein Gruftdeckel aus rothem Marmor, 172 Cm. hoch, 82 Cm. breit. Üerfelbe hat in gothifchen Buch- 
flaben die Lebcrfchrift : 

Georgij Vifchll hu-' ecclie. ppli. v. j, dodoris et arch. Carinthie . ez . pro fe fuisque fepultura . qua 

dum viveret fecit anno a nato Chro. . 1 5 54. 

Darunter in einer zierlichen Blende ein quadrirtes Wappen mit einem leeren Herzfchild, in 
1 und 4 ein linksgeftellter gewaffneter und gekrönter Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken, 
in 2 und 3 drei Fifche übereinander; ^efchloffener Helm mit Bindetifchmuck, darüber zwifchen 
einem Büffelhörnerpaar der wachfende Löwe mit dem Fifch wie im Schilde. 

An derfelben Stelle ift oben in die Wand eingelaffen der 258 Cm. hohe, 124 Cm. breite 
Grabftein diefes Propfles, gleichfalls in fchöner und reicher Sculpturarbeit mit Benützung von 
rothem Marmor. Die Schriften am Grabdeine find durchaus in Lapidarlettern ausgeführt. Zu 
oberft der Spruch: Afpice haerefeos inqvinatos nosjtv enim domine liberafti me. Darauf in Basrelief 
die Auferftehung Chrifti. In der nun folgenden Abtheilung die Ueberfchrift : O divi ecclialri malig- 
naneivm, et cvm haereticis non fedebo, ps. (pfalm). Darunter die Darftellung der Grablegung Chrifti. 

Diefer folgt in 17 Zeilen die Widmungsfchrift, dann in dem freien Räume links das Porträt 
des Verdorbenen und das Wappen, fo wie es am Gruftdeckel beschrieben wurde: 
Fx.monte. Rembsnick. Stiriae Georgivs . Vifchll .V. J. Doftor S. Bartolomaei.ac. S. Virgilii Co lle- 
^iorvmppt'. et . Charinthiae archidiacon'.nec.non.reverend.et. illvftrifs . pns . ac.dni . d. Frnefti. 
Salzebvrges . elefti . a(r)chi|epi . ec . comitis . I'alatini . Rheni. et; dveis . Bavariae. confiliari 5 . ad.dei 
lvminis . et . lvcis . avthoris . lavde vsqve . dv . viveret . ano . aetatis j fvae . LIII. P. hoc . vero . opvs . co n- 
feclv . eft . Frifaci . III . cal . DecS ano . M . 1) . LIII . dormivit avtg . in . dno . an . M . D | LXV . mens . 

Deceb die . feptima. 

Nach Viclringer Urkunden war Georg l 'ifehl fchon im Jahre 1542 Propft zu St. Bartholomäus. 
Wohl dürfte er, der geborne Steiermärker, ein Verwandter, etwa gar ein Sohn jenes Hans Vifchl 
gewefen fein, welcher fich 1522 als Hubmeifter zu Grätz und Kellermeifter in Steyer zeichnet, damals 
einen Hof bei St. Leonhard im Lavant-Thale befafs. Der Propft dürfte der letzte des Gefchlechtes 
gewefen fein, denn als fein Erbe trat Matthäus Waldner, Bürger zu Friefach auf. ' 

14. 1578. An dem Pfeiler des Aidlichen Seitenlchiffes ein 178 Cm. hoher, 94 Cm. breiter Grab- 
ftein aus rothem Marmor. Im oberen Theile eine Blende, darin rechts vor dem Crucifix das Bildnifs 
eines mit gefalteten Händen knieenden, zum Heilande emporfehenden Priefters im Chorrocke; links 

1 InrtnictioD dei Enbifchof« Johann Jacob »on Saliburg ddo IJ. Mai 1569 in den Knefacher Aflcn dc> Gefcliichtsvcrcins 
von Klagcnrurt 



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GRABSTEINE I>Ek < IlklSTLU IIKN ZEIT ZV FklESAl Ii IN KÄRNTEN. 



4' 



das Wappen, ein getheilter Schild, in welchem das untere Feld von zwei erhöhten Querbalken 
durchzogen ift, im oberen Felde zwifchen zwei Grabeifen ein Aehrenkranz ; Uber dem gefchlolTenen 
Helme mit Bindenfchmuck, hervorwachfend der Oberkörper eines Mannes mit gefchultertem Grab- 
eifen. Die zwölfzeilig*: Schrift in Capitallettcrn folgt darauf, diefe ift in einen zierlichen Rahmen 
geftellt, fowie auch die Lifencn der Wende durch Figuren belebt find. Die Infchrift lautet: 
D.O.M. Venerabiiis, pivs, et, perdoclvs . dris Joannes, Agricola, artivm . liberali vm, et, Phiae: MgF; 
qvi, poftqva . archi diaconatvi, inferioris, Carinthiae, nec, non, cvm, praepofitvrae, in mon te S. Virgilii, 
dvm, decanatvi, ad, SBartholomevm, Frifacii, per, anos' aliqvot, lavdabiliter, et, ftrenve, I praefviffet, 
foeciliter, diem, fvvm clavfit, vlt. Janvarii. Anno clomini M.D.LXXVUI. 

Diefer Agricola dürfte ein Bruder jenes Georg Agricola gewefen fein, welcher kurz vor dem 
Johann, Propft am Collegiatftifte St. Barthelmä in Friefach gewefen, dann aber 1570 Bifchof von 
Lavant und 1572 auch Bifchof von Seckau wurde. In diefer Eigenfchaft war er zugleich des Erzher- 
zogs Karl Vice-Statthalter der inneröfterreichifchen Länder und ftarb 1584. Ob beide wohl in einer 
verwandtfehaftlichen Verbindung ftanden mit jenem Stephan Agricola oder Kaftenbauer Bürger zu 
Salzburg, welcher um 1520 zu den Beförderern der evangelifchen Lehre in Salzburg gehörte, eine 
Bewegung, die übrigens dort bald unterdrückt worden ift? — In Kärnten lebte bald nach den beiden 
Prälaten ein Thoman Agricola, welcher von 1637 — 1640, wo er ftarb, bambergifcher Bergrichter zu 
Cliening im Lavant-Thale war. Diefer führte im bürgerlichen Wappen einen Bauer mit dem Grabeifen 
in der erhobenen Rechten. 

•5- '593. 6. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 180 Cm. hoher, 75 Cm. 
breiter Grabftein. Oben ein quadrirtes Wappen, in 1 und 4 drei Halbmonde, in 2 und 3 drei Fifche, 
alles quer geftellt, über den I leim ein wachfender Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken, 
darunter in 14 Zeilen römifcher Lapidarfchrift die Widmung: 

Gentiiis . aetatis . svae . reverendo et nobili . dno . Cypriano I ,yrefio,|eccläe . hvjvs colleg . S. Barthollomei 
et S. Virgilii. praeposito , Frisacen . inferioris. Carinth iae .archidiacono fedvlo.fv ngenti mvneribvs. 
fvis|annis.X.fvavem odorem omnibvs emitent te vivis fvblato aetatis fvae . . . .jnon feevsae bene 
mereti in eccl.catholica merentes pofvere teftamentarii. Obijt feli|citer die VI. Maij anno 1593. 
16. 1594, 1. Oclober. An der Südfeite des Priefter-Chorcs in 392 Cm. hohes, 120 Cm. breites, 
aus mehreren Theilen zusammengefet/.tes Grabmal. Das Ganze bildet ein fchönes und reichausge- 
flattetes Werk der Bildhaiierkunft, in weifsem Marmor ausgeführt. Zu oberft, begleitet von Sanduhr 
und Todtenkopf.an beiden Seiten das vollftändigc Wappen derBaffeyo mit 3 Helmen fammt Zierden, 1 
hierauf eine Tafel mit 9 Zeilen Lapidarfchrift. 

Admodvm W" et nobili dno.Johanni Jacobo de Bafeyo in Praunfperg praepofito Frifacen . dignifs" 
n artib.liberalib.ac Phia. ftudio, nec non theologicis.lileris apprime verfato, verae pietati ac religioni 
cath*" devotifs. Ilorentib . adhuc annis|hinc erepto parent: moeftifs: P. P. obiit die 1. Oclob. ano 

dornni. MDXCIIII. 

E)arauf folgt das Bildnifs eines aufrecht flehenden, nach vorwärts fehenden Priefters in 
Lebensgröfse. Bekleidet ift derfelbe mit dem Chorrock, das Haupt tragt das Barett. Ueber dem 
Schofs ruht eine Tafel mit folgender Schrift in 4 Zeilen: Ah quod funerib . press^ nunc vivere primu 
ineipio neute confice chare parens, deliciis fruor aethereis. Quid lletis amici,,vos fpectat coelum. cur 
minus ire juvat. 

Die Baffeyo füllen aus dem Venetianifchen nach Kärnten eingewandert fein, wo fie das Schlofs 
l'raunsperg im Gurkthale erwarben und lieh nach demfelben zubenannten." In der Verwaltung 
werden Glieder diefer Familie öfters genannt. Hans Baffeyo wurde 1544 öfterr. Regierungsrath 

' Ver K l. M.gifer, Kärntnifche Chronik. II Vo\., 1755 - « Wri/t. K*mUM Adel, p»g. joi 

VIII N. F. 6 



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42 



Leopold v. Beckh-Wikmanstetter. 



in Wien, hat dann auch das Statlhatteramt oft verwaltet. 1 Ein fpäterer Johann, wahrfcheinlich Sohn 
des ebengenannten und Bruder des Propftes, war um 1580 Landesvicedom, 1593 aber Landes- 
verwefer in Kärnten, erfchien noch 1604 am Landtage in Klagenfurt. * 

17. 1684, 19. November. An der linken Wand des Presbyteriums 226 Cm. hoch, 105 Cm. 
breit, ein weifser Marmorltein, oben das Wappen von einem Engelskopf bedeckt. Es zeiyt einen 
ovalen Schild, der zuerft gefpalten im rechten Theile die ganze Geltalt des heiligen Bartholomäus 
enthält, während der linke quadirte Theil ohne Zweifel der Familie des Verdorbenen angehört, in 



1 und 4 auf einem Drei- 
bühel je einen Kleeflengel, 
in 2 und 3 je einen King 
weifend. Darunter folgt in 
gdchnitZtem Rahmen die 
Infchrift von 16 Zeilen 
in Lapidarfchrift. Die 
Anfangsbuchflaben jedes 
Wortes find etwas höher 
und in Gold ausgeführt: 

In hoc tumvlo qu(i)escit 
admodum reverendus in 
Chrifto domi nus et pater 
Joannes Petrus Stickhl- 
berger, hujus Ec'clesiae 
Collegiatae Prae | positus 
et Archidiaconus jet quon- 
dam Decanus Col legiatae 
ecclesiae bftiae. Vgis.| 
MariaeinSolio. Quivtram- 
que collegiatam post dura 
incendia reparavit, et pro 
viribus ornavit, denuo pie 
defvnctus i9"'Novembris 
aho. 1684. Cujus anima 
vi , vat et tu viator precare 
ilti requiem aeternam. 

Ob Stickiberger 
etwa jener fleierifchen Fa- 
milie diefes Namens ange- 
hörte, aus welcher Leo- 
jus | Collegiatae ecclae: Praepofitus, inferioris Carinthiae Archidiaconus, qui 12 annis officio fuo lau- 
dabiliter indefeffo labore perfunetus, in fefto S; Ciarae V:" Zeli, manfuetudinis, aliarumquel virtutum 
exemplis clarus ab hac mortalitate plenus meritis in dm">. decefl'it. Weiter unten das Chronogra- 
phicum in vier Zeilen : 

sIstk VIator, et eI, Vt a M0D0 reqVIesCat a LahorIuVs sVIs Vno aVe faVe. 
Martin Mayr wurde im Jahre 1685 als Nachfolger Sticklilbergers zum Propfte gewählt. 

' Notixcnhlalt 1851, I., p » g . Jt 8. * rieneilici CollcA — » Virgin«. 




FI K 1 



pold im Jahre 1407 — 1413 
als Kammermeifter des 
Herzogs Ernft des Eifer- 
nen von Steiermark ge- 
nanntwird, bedürfte nähe- 
rer Unterfuchung. Von 
(tiefem Propfte ift bekannt, 
dafs er feit 1674 die Inful 
trug und in feinem Todes 
jähre die Bartlmäkirche 
reftaurirte. 

18. 1696 Zur rech- 
ten Seite des Presbyte- 
riums ein Grabflein aus 
fchwarzem Marmor, 197 
Cm. hoch, 80 Cm. breit. 
Oben, von einem Engels- 
kopfe befchirmt , zwei 
neben einander geflellte 
Wappenfchilde, im rechts- 
feitigen ein Adlerflug, be- 
fegt mit einem M, im link- 
feitigen eine Ente. Die 
Infchrift füllt 17 Zeilen in 
vielfach abbrevirter Lapi- 
darfchrift: In hoc tumvlo 
requiefeit revmus ac clarif 
fimusdfivs.Martinus Mayr. 
J.V D.S.S" Thlgäe Bac- 
calaureus format', celfmi 
prineipis archiepi. Salis- 
burgenfis Confiliarius, hu- 



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GRABSTEINE DER C HRISTLICHEN ZEIT 7V FRIESACH IN KÄRNTEN 



19. 1778, 29. September. Aufser der Kirche an der nordfettigen Wand ein S6 Cm. hoher. 
56 Cm. breiter, grober, unten abgefägter Stein, auf welchem unter dem Priefterkelche in gewöhnlicher 
Lateinfchrift eingemeifselt ift: 

Hie kl domino requiefeit Rdüs ac vcnerabilis vir Antonius Sagmeider hujus ecclefiae capit: decanus 
natus IV. cal. Jan. MDCCXVII obiit die XXIX menfis Septembris MDCCL XXVIII. 

20. Zeit unbelbmmt. Am Boden des Mittelfchiffes unter dem Mufikchor enthält ein 132 Cm» 
hoher, 60 Cm. breiter, grauer, etwa um das Jahr 1400 gemeifselter Stein in einem vertieften 
Krrife das gothifche Monogramm des Weltheilandes: 

Darunter die gothifche Unterfchrift in 4 Zeilen: 

Precor.te. domle, anteq.(uam) discernas.me. miferere . mei. 
Nähere Andeutungen über die Zugehörigkeit diefes Steines find nicht zu ermitteln gewefen. 

21. Nächd dem Andreas-Altar ill in den Fufsboden eingelaffen <las Fragment eines 130 Cm. 
hohen, 55 Cm. breiten Steines, aus deffen Bildllache nur mehr der dufenweife gegliederte Fufs 
eines Kreuzes, darüber ein Wappenschild zu entnehmen ill, deffen Feld eine Kanne füllt. Vielleicht 
Cellerarius? Oder — wiewohl gewagter — Leininger aus dem fpäter in Villach zu Anfehen 
gelangten Haufe. Ein Ruprecht Leininger war um i486 Bürger zu Friefach. 



Mir macht es den Kindruck, als 
fei es das Broducl einer fpäteren 
Periode, und hat bei deffen Her- 
flellung das Streben vorgewal- 
tet, einen Grabflein der erflen 
Hälfte des 13. Jahrhunderts zu 
imitiren. Diefes Bemühen ift 
meines Frachtens jedoch nicht 
gelungen. Wir haben aus dem 
13. Jahrhunderte nur wenige 
Denkmale herüber gerettet. 
Unter diefen wenigen böte vor- 
liegendes Denkmal das erjle 
Beifpiel der Einmeifslung des voll- 
ftändigen Wappens mit Schild, 
Helm und deffen Zier. 

In denechten Denkmalen 
des 13. Jahrhunderts fehen wir 
— wenn überhaupt Figurales 
vorhanden — den Schild allein, 
gewöhnlich in Verbindung mit 
dem Kreuze. Frfl von 1300 an 
werden allmäüg Helm und Zier 
dem Schilde beigegeben. Die 
Ausführung des Wappens, wie 
wir dasfelbe hier fehen, erfcheint 
uns aufserdem zu zart, um diefelbe einem Steinmetz des 13. Jahrhunderts sufchreibetl zu können. 

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22. Angeblich 1231. Am 
Boilen des Mittelfchiffes in der 
Nähe des Mufik-Chores u. zw. 
zwifchen dem Mufik-Chor und 
den erflen Säulen des Mittel- 
fchiffes (vom weltlichen Ein- 
gänge gezählt) ein rother Mar- 
morllein 244 Cm. hoch, 109 Cm. 
breit. Im Bildfelde die fchwach 
eingeriffene Contur eines Drei- 
eckfchildes mit einer fünfblät- 
terigen Rofe, darüber ein Topf- 
helm, deffen Scheitel über einem 
Schirmbrette wieder die Rofe 
wie im Schilde fchmückt. Die 
den Rand lüllende, leicht aus- 
gemeifselte und an der unteren 
Leille beginnende Legende in 
einem Gemengfei von Majuskeln 
und Uncialfchrift lautet : 

+ AN\ODNIM(;rXXXI|(.JTI.eN 
DES • 0CTOBRI8 üHHc CRIS| 
TOKVS F1IJVS DPI I(6IRRlCl • 
DK I RS T. RorKNBKKC. 

I )iefes Denkmal erweckt 
mancherlei Bcdenklichkeiten. 



II. Weltliche Perfonen. 

| rmvs- r\uvs Q 




pig, 2. 



44 



LKOPOI.h V. HR» KIl WlDMANSI ETl Kk. 



Die erhobenen Zweifel in die Echtheit diefes Denkmals werden aber ganz befonders durch 
die Anlage und Ausführung der Legende geftützt. Auf den Denkmalen des 13. Jahrhunderts, 
ganz befonders jenen des früheren und in unferen Ländern kommen Randfchriften noch nicht vor. 
Wenige Schritte von der Bartlmä-Kirchc, im Dominicaner-Klofter, haben wir Gelegenheit, zwei 
unzweifelhaft echte Denkmale des 13. Jahrhunderts diefem vergleichungsweife zur Seite zu ftellen. 
Der Unterfchied ift ein auffallender. Bei knappefter Faffung des Textes ift die Schrift zeilenweife 
untereinander geordnet. Erft beiläufig 100 Jahre nach 1231, welchem Jahre der vorliegende 
Grabftein zugefchrieben werden will, treten Widmungen mit Randfchriften auf. Die Schrift an fich 
entspricht auch nicht dem Charakter der Steinfchriften jener Zeit, in welcher diefelbe ausgemeifselt 
worden fein foll. (Siehe die beigegebene Illuftration.) 

Dem Bildhauer ift die getreue Wiedergabe der Majuskel des früheren 13. Jahrhunderts 
vielleicht eben darum minder gelungen, als die Mengung mit Uncial-Buchftaben in kaum verdeckter 
Abfichtlichkeit hervortritt. Der Schnitt mehrerer Buchflabcn gibt zu denken, ebenfo der Umftand, 
dafs zwifchen dem Charakter der Schrift in der erften die Jahrzahl enthaltenden Leifte, gegenüber 
jenem in den drei andern Leiflcn lieh Abweichungen dem Befchauer aufdrangen. Für das angege- 
bene Jahr 1231 dürfte eben der Wegfall der Jahresangabe zeitgerechter fein. Aber auch dann, wenn 
wir die Jahrzahl als hieher paffend anfehen, fo dürfte die Scheidung der Jahrhunderte von der 
Zahl der Jahrzehnte doch nicht fehlen. Die Ausrede, der Punkt fei verwifcht worden, hat keine 
Geltung ; mangelt ja doch der Raum, welcher zwifchen den CC und X für den Tunkt inmitten 
hätte frei gehalten werden muffen. Diefer mangelnde Punkt hat infofern einen W«-rth für diefe 
Unterfuchung, weil dadurch der Hinweis gegeben ift, dafs diefes Denkmal fpäter, wahrfcheinlich 
erft im 17. Jahrhundert, nachgemacht worden ift, wo diefe früher meid ftrenge eingehaltene 
Trennung nicht mehr Meachtung fand. Der Schreibfehler des lezten Wortes, wodurch der Name 
Rotenberg ftatt Rofenberg erfcheint, fei nicht vergeffen. Endlich harmonirt der Text der Legende 
nicht mit dem Style folcher Widmungen des 13. Jahrhunderts. I )ie Form der Namensbenennung des 
Vaters als „Herr Heinrich von Urs und Rofenberg" pafst entfehieden nicht in das Jahr 1231, das 
klingt vielmehr fehr modern. 

Kaum minder überrafchend find die Refultate der genealogifchen Unterfuchung über die 
Zutheilung diefes Denkmals. Domherr Hcrrmann hat es für nothig gehalten, eben diefem Denkmale 
mit folgender Note 1 einen Geleitfchein mitzugeben: 

„Mit diefem Stein hat es ein eigenes Bewandtnis. Ein Orfini aus dem bekannten romifchen 
Gefchlechte rloh im Jahre 1150 zur Zeit eines Aufruhres, welchen Arnold von Brescia erregte, nach 
Deutfchland." Vitek Orfini hatte fich in Böhmen niedergelaffen und deffen gleichnamiger Sohn 
wurde der Stammherr des nachhin fo mächtigen, Anfangs des 17. Jahrhunderts dort ausgeflogenen 
Gefchlechtes. Wok, fein Sohn, baute zwifchen 1241 und 1246 die Burg Rofenberg. Unter König 
Premysl Otakar II. kam ein fpäterer Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark. 
Nach Kärnten jedoch fcheinen fie bereits früher, u. zw. Anfangs des 13. Jahrhunderts bei Gelegenheit 
der Vermälung des Kärntner I lerzogs Bernhard des Sponheimers mit Juta, Tochter des Königs 
Premysl Otakar 1. gekommen zu fein und Heinrich von Rofenberg, dem obiger Grabftein angehört, 
fich in ihrem Gefolge befunden zu haben. Diefer Grabftein wurde im Jahre 1683 in Gegenwart 
mehrerer Zeugen von einem kaiferlichen Notar recognofeirt , und die Standesgleichheit der 
Rofenberge mit den römifchen Urfinis (oder Orfinis) auf Verfügung Kaifer Leopold [. von einer 

I Sfringrr. Oefterreich« kirchliche Kunlidcnkmaie der Vorieit Friefa^h — 1 Merkwürdig, d»f» faA alle die giorccn lUufer, 
die fich einer vornehmen Abkunii heriil.mrii. immer von ander»*/» all fertige K.k-lleiHc eingewandert fem und nur feilen in dem Lande 
wurieln «allen, wu Tie tu Out and Khren kamen. Sihmi vun diefc-ni UtlchUpunkl« aus hic»en f.dche Stammbaum Comliinalionrn Stoff 
/um Nachdenken. 




GK ABSTEINE HER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FkiESACH IN RAUNTEN. 



45 



eigenen Commiffion, an deren Spitze die berühmten Genealogen und Stematographen Bucellini 
und Spener Randen, geprüft, worauf Seine Majeflät fich bewogen fanden, mit Diplom vom 6. Juli 
1684 zu geftatten, dafs die Rofenberge, anerkannt im ganzen heiligen römifchen Reiche, das 
Prädicat „von Urfini und Rotenberg" führen dürfen. 1 Kine andere Urkunde vom Jahre 1214 gibt: 
Dominus Joanes Urfinus praepofitus Solii, Vicedominus Frifacenfis et capitanus I lenrici (?) Hin 
Frescogemälde an der Seminarikirche. allhier foll ihn knieend, mit einein fliegend abgemalten 
Zettel, worin „ora pro me S: Maria," dargeftellt haben. 

(Mehreres hierüber in der Monographie: „die Rofenberge", Carinthia, 1854.)" 

Allerdings hat es mit diefem Denkmale ein eigenes Bewandtnis, freilich in einem anderen 
Sinne als 1 lerrmann meinte. 

Der nüchtern erwägenden hiftorifchen Kritik unferer Tage kann es nicht genügen, dafs im 
vorliegenden Falle die Commifüon der „berühmten" Genealogen des Jahres 1683 ihr fachmännifches 
Urtheil vor dem höchflen Richter fchon längll zu verantworten hatte, fie citirt Hucellini, Spener, 
Hübner, Schönleben und Andere gar häufig vor ihr Forum und ftöfst manchmal auch die fcheinbar 
wunderbarften Werke der genannten Genealogen um. 

Auf Bucellini* und Spener geftützt fucht uns Domherr Heinrich Herrmann mit wenigen 
Worten für feine Zutheilung des Denkmales zu gewinnen, und hofft die Abdämmung der 
kärntnifchen von den bohmifchen Rofenberg durch den Bcifatz genügend zu beglaubigen, dafs 
Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark kam, aber fchon vorher, als Juta 
von Böhmen ("ich im Jahre 1201 dem 1 lerzoge von Kärnten vermalte, etwelche Rofenberge nach 
Kärnten gekommen fein dürften, darunter der Heinrich von l'rs und Rofenberg des vorliegenden 
Grabrteines. 

Alfo entfleht die Frage, wie fich eigentlich die Verbindung des kärntner Haufes mit dem 
bohmifchen darfteile, und welche Behelfe für die I lerleitung beider von einem altromifchen 
Gefchlechte erbringlich find. 

I linfichtlich der lezteren Frage haben uns auf Grund ficherer urkundlicher Behelfe zwei 
berufene yuellenforfcher der neueflen Zeit in zwei Schriften' wohl genügend dahin belehrt, dafs 
die ZeugnilTc der I lerkunft lies berühmten bohmifchen Gefchlechtes der Witigonen von den 
italienifchen Urfini erfl fpäter auf eine gekünflelte Weife befchafft worden find. Pangerl erörterte 
in feinen „Witigonen" auf 15 Seiten' mit diplomatifcher Genauigkeit, wie die mächtigfle und 
reichte Branche der Witigonen, das find die Rofenberge, jene romifche Abdämmung erfl entdeckte 
und durch Zeugniffe der Cardinäle Latinus de Urlinis vom 22. März 1469 und Cosmus de Urfinis 
vom 22. Februar 1481 hinreichend zu belegen wähnte, als den Rofenberg eine folche Illuflration 
ihrer Herkunft in ihrer auserlefenen Stellung in Böhmen erwünfeht fein konnte. Allenthalben 
erweiterten fich die Titel vom 15. Jahrhunderte her, und jenes Haus, welches im böhmifchen König- 
reiche feit 3 Jahrhunderten nach dem Könige den erllen Rang einnahm, wollte nicht zurückbleiben. 
Erfi Mitte des 16. Jahrhunderts bediente fich Wilhelm des Namens Urfinus de Rofenberg wie 
auch der urfinifchen Schrägbalken im Wappenfchilde, welches von da ab beiderfeits grimmige 
Bären hielten. Dem Nimbus, welchen ihm diefe angebliche römifche Abllammung verlieh, dürfte 
er auch die Gunft verdankt haben, dafs er als Eidam dreier regierender deutfeher Fürftenhäufer 
angenommen wurde. 1 

' Vcrßl. Carl nihil 1S54, pag. 339. - -' Derfelhe, welchem eben //errmann. kurz bevor er Uber die Rofenberge fchiieh. f.. 
»eilig Vertrauen cnlgegenbrachte im Auff.Ue - „Die Khcveiihiller". Carinlhia. 1854. Nr J— IO, |>ag. 17— 40 auf Seile 17. - Theodor 
Hannrr, Archivar in Willing.!» : „Saßen un,l unliallbare Dalen über die Hc-rkurifl .1er Wilkowece; ihre angebliche AI. flaminung rOB de» 
r.miil.henUrfiBerif Huurferipl Dr. Mathias fhugt,!: ,Oie Witigonen; ihre Herkunft, ihre erfteu Siue und ihre »Helle Genealogie« 
(Archiv für "ttc-rr. Gefchichle. 1874. 51 II»nd, 2. Hälfte, pag. SOI-57O). - * Archiv, 51. Band. i. Hilft«, nag. 507 -521. — » 1557 eine 
Weif. 1501 eine lltihenzullcrn, 1577 eine Baden. 



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4 6 



Leopold v. Bbckh-Widmanstkiter. 



Die Verbindung, welche die römifchen Urfini des 15. Jahrhunderts mit den böhmifchen Rofen 
berg pflegten, fcheint aber zugleich feitens der erfteren durch die- Hoffnung genährt worden zu 
fein, die lezteren auf/.uerben, eine Erwartung, die nicht in Krt'üllung ging, jedoch — wenn fie 
wirklich beftand — des Strebens gewifs werth war, umfafste doch das Krbe beinahe das ganze 
füdliche Böhmen! 

Beliebt nach den Darftellungen /'angerl's und ll'agner's die Herleitung der böhmifchen 
Rofenberg von den römifchen Urfini die Probe nicht, fo fällt der Anfpruch der kärntnifchen 
Rofenberg von felbft. 

Kaum beffer als mit der illullren Abkunft aus altrömifchem Geblüte fleht es mit jener aus 
dem böhmifchen Haufe, welche übrigens doch nur die genannten „berühmten Genealogen" und 
deren Nachbeter geglaubt haben.' Witigo von Preic (f 1194), welchen Hertmann mit dem Namen 
Witek Orfini anruft, war der Stammvater der Witigonen oder Witkovece. Seine Söhne und 
Knkel brachten ihre Abdämmung in dem einheitlichen Wappenbilde der fünfblättrigen Rofe zum 
Ausdrucke, fchieden lieh jedoch in vier nach ihren Burgen verfehieden benannte Linien zu Krumau, 
Rofenberg, Neuhaus und Landftein. 3 Die. Genealogie diefer Abflämmlinge ilt dermafsen urkundlich 
feftgeftellt, dafs Kinfchiebungen nicht gut möglich lind. Am wenigften ift folche beim Rofenberger 
Haufe und insbefondere beim Wok von Rofenberg iler Fall, der als fteierifcher Landeshauptmann 
zu Graz am 3. Juni 1262 ftarb. 5 Der alte Wok war der erße Mann im Reiche nach feinem grofsen 
Könige, feine Nachkommen paffen in die Stellung nicht, welche etliche in Steiermark ein halbes 
Jahrhundert fpäter vorkommende Perfonen des Namens Rofenberg einnahmen. Vielleicht haben die 
genannten Genealogen gefühlt, dafs fich da nicht anknüpfen lade, und darum verflicht, diekärntner 
Rofenberge an den Bruder des Stifters der böhmifchen Rofenberge, den 1205 — 1237 urkundlich 
ficheren Heinrich von Neuhaus 1 zu fchmiegen. Diefer Heinrich lebte auch in der Zeit, welche am 
Priefacher Grabftein ausgemeifselt ift; nur nannte fich Heinrich nach feiner Burg Neuhaus und nicht 
von Rofenberg, hoch weniger Urfin und Rofenberg. Nicht genug! Der vorn genannte Wok war 
der erfle Witkovec, welcher fich von Rofenberg, u. zw. zum erßenmal im Jahre 1250 nannte * Wie 
reimt lieh diefer urkundlich fichern That fache gegenüber die Aufteilung, Xnchkommcu der 
Rofenberge in Böhmen feien nach Kärnten gekommen und gemäfs dem Grablteine zu Friefach fei 
fchon 1231 f Chriftian, Sohn Herrn Heinrichs von Urs und Rofenberg geftorben??! 

Diejenigen Rofenberg, welche im Beginne des 14. Jahrhunderts in Steiermark auftauchen, 
und welche m'öglit herweife oder — um einen entgegenkommenderen Ausdruck zu wählen — 
muthmafslieh die Ahnen der heute in Kärnten blühenden Fürflen und Grafen diefes Namens 
fein dürften, treten unter fo befcheidenen Umftänden auf, welche eine verwandtschaftliche Anknü- 
pfung an ihre böhmifchen Namensvettern einmal nicht geflatten. Nur zweifellos echte bindende 
Urkunden könnten einen Meinungsumfchwung bewirken. Der gleiche Name und das gleiche 
Wappen wirken um fo weniger entfeheidend, je häufiger Name und Wappenbild vorkommen 
Der wohlklingende Name Rofenberg kann ebenfo mehreren untereinander nicht verwandten 
Familien eigen fein, als z. B. mehrere Familien Liechtenstein (zu Nikolsburg in Oefterreich, Murau 
in Steiermark, Carneidt in Tyrol, ebenfo eine kleinere Familie in Mähren), Wildenftein, Thum 

1 Schoo im vorigen Jahrhunderte hat ein Graf Barbo diefen gekUnftclten Herleitungen gegenüber Zweifel erhohen Das im 
Jahre iSbo von einem materiell (ehr abhangigen, aber achtbaren Schriftflellci (Archivar A W/ifif publicirte Werk- , Klinten* Adel" 
erwähnt dicfe Heikunll (pog 1*5) in einer Weife, die da* Iteflreben offenbart, lieh in diefer Krage lichl m engagiren -- ? Witigo der 
Aeltere, Valci dir Krumauer; Witigo der Jüngere. Valer Wok'«. de» erilrn Rofenberg; Heinrich Wilkovec, der erfle Neuhaus, und 
Witigo von Klokol r 1, Stammvater der Witliugauer und l.andfleiner — » Mathias /'aHgerl: .Wok von Rofenberg- in Miltheilungen de» 
Vereine* für Gefchichle der Ueullchen in Böhmen, 1870 IX. Jahrgang. p»g 1 — 29; dann 1X74, XII Jahrgang, pag. 273 — 378 — • Dom- 
heir llrrrmann in C^rinlhia. Jalugang 1X54, Nr 50 (.7, auf pag. 236 «weile Spalte * t\tngt<!: Hie Wilogonen, im Archiv 51. Hand, 
I. Hälfte, pag. SS». 



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GkAliSTEINK 1JEK CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRICSACH IN KÄRNTEN. 



47 



u. a. in. gleichzeitig florirten, die nicht einen gemeinfehaftlichen Stammvater hatten. Das Wappen 
bild jedoch führten und führen die Rofcnberg nicht allein. 

Bei diefen Verhältniffen dürfte als wirklicher Ahnherr der Kärntner Rufenberg entweder 
Wülfing oder 1 lermann gelten, von welchen erflerer am 20. April 1306 in einer Urkunde der 
Carthaufc Seiz, letzterer am 27. April 1314 in einer folchen des Klofters Vorau als Zeugen genannt 
lind, beide als die letzten unter den Edelleuten * In der darauffolgenden Zeit fcheinen fie fich in der 
Gegend von Marburg und Wildon in Steiermark beholfen zu haben. 1380, 1382 und 1384 fiegelt 
nämlich Hermann der Rofenberger, des Chunrad Rawmfchüffel Schwager, mit der Rofe im 
Dreieckfchild. Der gehört nach Untcrlleiermark. Hertel Rofenberger ift unterm 2. O&ober 1380 als 
Befitzer von Aeckern bei Marburg beglaubigt. Am 21. Jänner 1402 verkaufen Chriiloph der Rofen- 
berger und feine Hausfrau Dorothe um 250 Pfund Wiener Pfennige ihr Haus zu Wildon „genannt 
das Ful" und den Sogenannten „Fulhof" zu Stockhärn (heute Stocking) nächft Wildon in Steier- 
mark an den ehrbaren Gebhard von Waldflein.* Siegler waren der Ausfleller, fein Vetter, Wülfing 
der Rofenberger und der Vater von Chriftoph's Gemalin, Ulrich von Klech. " Am 7. April 1404 
verkaufen Friedrich der Rofenvverger und feine Khefrau eine Hube zu Walatfchan (wahrfcheinlich bei 
l'ettau) dem Hdlen Frasmus von Pernekh unter fremdem Siegel, da Friedrich derzeit eigenes Siegel 
nicht hatte. Gedenken wir des im Jahre 1306 genannten Wülfing von Rofenberg, und dafs derfelbe 
Vorname 1402 wieder vorkommt, ebenfo der 1314 vorkommende Name Hermann, im Jahre 1357 
durch einen gleichbenannten Sohn (der des Georg v. Herberftein Stieffohn war), 4 dann fpäter zu 
Fnde des 14. Jahrhunderts fich wiederholt, die ziemlich gleichbleibende gefellfchaftliche Stellung, 
fo kann nach Wahrfchcinlichkeitsgründcn die Kluft zwifchen 1306 und 1314 bis zum Beginne 
des 15. Jahrhundertes als überbrückt vermuthet werden. Diefe wenigen Daten geben zugleich 
die Andeutung, dafs fich der befcheidene Befitz diefer in der nördlichen, mittleren und füdlichen 
Steiermark vorkommenden, meiner Vermuthung nach (beweifen kann ich es nicht), einem gemein- 
fchaftlichen Ahnherrn entflammten Familie allenthalben abbröckelte. Von 1404 bis 1480 gähnt uns 
eine weitere Kluft entgegen; auch diefe halte ich nach W'ahrfclieinlichkeitsgründcn für über- 
brückt. Am 16. März 1480 gibt Georg Rofenberger als neubeftallter Schaffer der Herrfchaft Faal 
an der Drau, feinem Dienftherrn. dem Abte Johann von St. Paul, tlen üblichen Revers ; Mitfiegler 
war fein Schwager Wilhelm von Reifperg aus dem Lavant-Thale. Die befländigen Beziehungen der 
Abtei St. Paul mit Unterfteier erklären, wiefo die Rofenberger, nach der Finbufse ihrer Befitzun- 
gen um Marburg, unter die Dienfileute des Kloflers geriethen, um fo ihre erschütterte Stellung 
allmälig wieder herzuftellen. Die Rofenberger mochten fich bald wohl in diefem neuen Verhältniffe 
befunden haben, denn fie hielten fich ausdauernd an den Krummftab. Wenige Familien dürften fo 
reichlichen Lohn geerntet haben für diefe Ausdauer, als die Rofenberger. Denn als der Sohn 
Georg's, des Schaffers zu Faal, Maximilian Rofenberger, das von jenem erworbene Gut wieder 
unter die Leute gebracht hatte (fo bekennt die Familie felbll), bot der Enkel Ulrich dem Bifchofe 
von Lavant feine Dienlle an. Soweit mir Acte zur Hand waren, ift bereits am 15. Jänner 1580 und 
noch am 31. Mai 1595 „Virich Rofenberger" bifchöflich Lavant'fcher " Pfleger zu St. Andrä im 
Lavantthal. Fr fiegelt (31. Mai 1595) mit einer fünf blättrigen Rofe im Schilde, Uber deffen Helm fich 
ein hoher Hut erhebt, deffen Spitze die Rofe wie im Schilde ziert. 

1 Muckar, Gefchichte der Steiermark. — * Urkunde des Kandesarchivs in Gr»lt. — s Ei feheint, dnfs Herrmantt die hier 
genannten Chriftnph und Walfing für BrUdci anfah (Carinthia, 1854. pag. 240) Diefer Uinfland, da» Hereinbeiiehen von Notiien and 
unheglmibigteii Urkunden, möge entfchnldigen, daf» ich ^eine Selbllftandigkeil bewahrend , nur dasjenige bringe, was It/rrmaHH nicht 
gebracht hat. und was »ufsethalb de? Rorenberg'fchen Familien. Archive: ermittelbar gewefen. — Der VollfUndigkeit halber fei hier 
auch auf die Stammtafel bei Hühnti . II. 639. gewiefen; diefe enthalt eine finnlufe Gruppining Ton Namen, deren Verbindung mit den 
Rofenberg des 15. Jahrhunderts ganz undenkbar ift. 1 B. Kreyg. Walfee: — ' Kumar Burg und Familie Herberftein 1817, I 101 — 105. 
— * Utrrmann, Carinthia 1854, pag. 241. nennt ihn Pfleger an der SaMurf/iicn Heirfihaft St Andra im I.nv.mtthalc : hat Ulrich etwa 
beide in der Thal an dem einen Orte exiftirenden Aemter iuglcich verwallet / 



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4 R 



Leopold v. Bkckh-Widmanstettku. 



L'lrich fei im Jährt: 1595 geftorben, Frbe feines Amtes wurde fein Sohn „Andree Kofen- 
berger*, 1 wie ich mich aus einem Ade vom 3. April 1607 überzeugte. Diefer Andree lebte noch 
im Mai 1609, wo er bereits das frühere Dienftesverhältnifs aufgegeben hatte, fich einfach „Andree 
Rofenberger wonhafft zu St. Andree im Laventall" nennt, alter fchon als Lehensherr auftritt. Dies 
war er bereits um 1601, vermittelt durch den foliden Befitz feiner Gattin Katharina, Tochter des 
Andrii Weifs, welcher zuerft Lavant'fcher Pfleger zu Twimberg, fpater reicher Gewerk zu Schmelz- 
hofen bei Wolfsherg war. 

Der einzige Sohn diefer Khe, Johann Andrii, heirathete um 1623 wieder reich, die Witwe 
des letzten Zägkhl, eine geborne Kulmer, die ihm die Schatze der Zägkhl zubrachte, welche zumeift 
zur Zeit der Kriege des Königs Mathias Corvinus erworben worden waren. So ausgcftatlet trat 
Johann Andrii, jeder Zoll echter Katholik, eben zur Zeit in Klagenfurt auf, als die zur Auswan- 
derung genöthigten proteflantifchen Edelleute ihre Güter zum Verkaufe ausboten. Da kaufte 
Johann Andrii die Güter Grafenltein (vorher auch Lerchenau genannt), Mageregg u. a. m., machte 
dann, genützt auf feinen Belitz, auch im Staatsleben Carriere. 1629 war er Verordneter, 1632 land- 
fchaftlicher General Finnehmer, 1634 Vicedomamtsverwalter, 1637 Landesverwefer,' 1639 und zwar 
von da bis zu feinem Tode Obcrftburggraf, 1650 Präfident des Verordnetenamtes in Kärnten. 
Am 7. Mai 1634 wurde er Freiherr, am 15. December i64 ( S Graf. 1 

Seine zwei Söhne, Georg Nicolaus und Wolfgang Andreas, von welch' Lezterem die noch blü- 
henden Zweige Hammen, erweiterten den ererbten Befitz, zumTheil durch vortheilhafte Heiraten derart, 
dafs fie in der Fideicommifs Widmungsurkunde vom 3. Dec. 1679 die Güter Grafenftein, Welzenegg, 
I löhenbergen, Maria l.orettound Keutfchach (in den Umgebungen von Klagenfurt), Sonnegg, Fcyers- 
berg, Rechberg und Hagenegg (im Jaunthale und in der Kappel), Greifenburg, Stein und Rotten- 
dem (im Drauthale) zu einem Majorats und einem Familien-Fideicommifse widmen konnten. 

Diefer wachfende Wohllland veranlafste — ahnlich wie es fich bei den bohmifchen Rofen 
berg verhielt — nun auch die Fnkel des Lavanter Pllegers, ohne Zweifel mit Hilfe gefchäftiger 
Genealogen, die Verbindung mit dem bohmifchen Haufe, zugleich die erlauchte romifchc 1 lerkunft 
neu zu entdecken und fie dann zur Geltung zu bringen, als Wolfgang Andreas am Kaiferhofe zu 
Wien — Finanzminifler* geworden war, derfelbe in zweiter Fhe eine Thum mit vornehmen italieni- 
fchen Reminiscenzen, dann aber gar die Tochter des berühmten Feldherrn Fürften Raimund 
Montecuculi geehelicht hatte, ebenfo Ritter vom goldenen Vliefse geworden war. 

Derlei Ausfchmiickungen eines gräflichen Stammbaumes bildeten eine Art fociale Krankheit 
des 17. Jahrhunderts. Fall jede Familie von einigem Namensklange legte fich zu, was fich zulegen 
liefs, und warum follten, wo alles liebte, die Rofenberge alleinig haffenr! 

An den Höfen wimmelte es von Genealogen, die aus der Fabrication möglichft weit 
zunicklangender Stammbäume die Mittel ihrer Fxiftenz fchöpften. Fs war ihr Intereffe, insbefondere 
hochgeflellten Herrn die grotesken Producle ihrer Phantalie als unumftöfsliche hiftorifche Wahrheit 
einzureden, dabei einen mächtigen Apparat äufserlichen Scheines von Gelehrfamkeit wirken zu 
laffen, bis die hohen Herrn die Mache endlich felbft für wahr hielten. 

Der Friefacher Grabllein ifl nicht echt, fondern ein Kunftftück der „berühmten Genealogen", 
die Commiffion von 1683 war eine Comödie, welcher die ohne Zweifel von jenen Genealogen' 

' Vcrgl. Cnrlmann Taugt: Reihe der Bikhöfc von I.avnnt 1841. pag. 236, wo diefer Andr* Rofcnbcrger unlcrin 24 April 1609 
mit dem Namen „Andrea* Kofcnfrlder» als b.*thumlicher Ilofpfleger und Rcntroeiiler benannt ifl Der Name ifl da wohl nur verfchrichen. 
- 5 Eiilt hefondets tu betonen, daf< weder das Freiherrn- noch das Grafen Diplom der bohmifchen oder gar der reinlichen Vcr 
wandtfehaft Erwähnung :hun Der Kenner der in folchen Diplomen vuikommcndcn fehablonenmäfiigen l'hrafen wird aus der Stelle im 
Diplome von 1033. welche den Voreltern .uralten Slnmmci und .Namen»" gilt, die erft fpater pratendirle romifchc, oder auch nqr die 
bohmifchc AMUmmung fichrr nicht herauslrfen — 9 Vom Marz in« j — 1(191 ftand er in diefem Amte unter dem damaligen Titel eines 
Hofkammer Fralidenten; Cardinal Kollonitfch wurde Rofenberg's Nachfolger. — * Diefen verwandt war auch Dr. Johann Ludwig 
Srhünltl'rn, in Kraft der von ,ihm 1680 pubticirten Schrift: „Rufa Orfina in provlnciit Auflnaci» florens, five illuftriflim.ic et aniiuaiifimae 
amiliae Kuinanae Urlinae traducet in Slavoniaro. Carnioliam, Caiinthiam. Stynam. Boheiniam pnipagatae. 1 ' 




GKAHSTEINE l'KK IHKISTLlCIIEN ZEIT ZU FUIKSAIU IN KAKNTEN 



49 



verfafste Eingabt; an den Kaifer die Krone auffetzte. Wer hätte es wohl gewagt, die Richtigkeit der 
gefchichtlichen Daten anzuzweifeln, welche im Namen des fungirenden Finanzminifters zur 
Vorlage kamen?! 

Zur Beruhigung etwa aufwallender nächftbetroffener Gemüther fei noch beigefügt, dafs 
Unterfchiebungen diefer Kategorie bis in die neuefte Zeit häufiger find, als man allgemein glauben 
möchte, und ohne Schwierigkeiten durch landesfürftliche Anerkennungen geheiligt wurden, wenn 
die Bewerber mit Machtmitteln ausgestattet waren Möge die durch hervorragende Verdienfte um 
den Staat glänzende Familie Rofenberg durch freiwilliges Aufgeben des fremden römifchen, ebenfo 
des böhmifchen Schmuckes beweifen, dafs auch der thatfächliche und rechtmäfsige hiftorifche 
Befitz zur Illuftration ihres gefellfchaftlichen Ranges genügt. 

23. 1465, 11. November. Im flkllichen SeitenfchifTe ein 154 Cm. hoher, 82 Cm. breiter Grabllein 
aus grauem Schiefer. In der Obcrflelle zwei gegen einander gekehrte Wappen; rechts im Schilde 
eine kreisrunde Schnalle, ebenfo über dem Helme als Zier, letztere über bedeckt mit einem Feder- 
bufch; links im Schilde zwei gekreuzte Feuerbrände, über dem Helme eine Adlerkralle fammt Flug, 
letztere bezeichnet mit dem gekreuzten Feuerbrande des Schildes. Beide Helme find ungekrönt und 
haben weitausgebauchte Sehfchlitzen. Die gothifch gehaltene Unterfchrift lautet: 
Hie . ligt . pegraben . der . lull . veft . W eipold . Gras wein . von . Mairhoffn vnd . Katterina . Pranttin . fein . 
Elliche . Ha(u)sfrav . vnd . ift . gefthabm . ' an fand Mert : ntag . in . dem . M . CCCC" . vn(d) . in dem . lxiiiii 

iar . den . got . genad. 

Die Graswein find eine fteierifche, ritterbürtige Familie, welche ihren Sitz am Schlöffe 
Weyer bei Judenburg hatte und (ich nach diefem Befitze benannte. Die Gemalin des berühmten 
Diplomaten Sigmund von Jlerber/iein gehörte diefer Familie an. Wohl gelangten fie mit dem 
Diplome vom 28. Auguft 1607 in den FYeihcrrenftand, aber fchon im Jahre 1628 fei der Mannesftamm 
erlofchen. 2 

24. 1470, 9. Februar. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothern Marmor 230 Cm. 
hoch und 120 Cm. breit. Schöne Arbeit, zu oberft die dreizeilige gothifche Minuskelfchrift: 
Hye ligt Erhalt Ubereker der geftor ben ift an fand Apolonia tag j Anno dni M°CCCC' LXX J . 

Darunter in vertieftem Felde und gebettet auf gothifchen Ranken, durch welche in beiden 
unteren Ecken ein kleiner Raum gefchaffen ilt, die durch leere Schilde ausgefüllt erfcheinen, in 
fchöner Stilifirung das Ueberacker'fche Wappen. Dasfelbe ift geviert, hat in 1 und 4 zwei halbe 
Räder von einander gekehrt, in 2 und 3 ein erhabenes Ort; zwei offene Helme mit weitaus- 
gebauchten Sehfchlitzen, beide mit abfliefsenden gothifchen Rankendecken, Uber dem rechten 
gekrönten Helme ein aufgefchlagener Adlerllug, bezeichnet mit den zwei halben Rädern, über dem 
linken ungekrönten Helme ein hoher Hut mit eingefchnittener breiter, weitahltehender Stulpe; aus 
der Spitze erhebt fich ein Straufsfederbufch. 

Die Uebcracker gehören einer alten, urfprünglich bayrifchen, fpäter Salzburg'fchen Familie 
an, welche noch gegenwärtig in Ocfterreich und Bayern im Grafenftande blüht. 

Als Salzburg'fche Beamte kamen fie nach Friefach, wofelbft fchon am 28. Februar 1374 die 
Brüder Erhart, Ulrich und Mathias die Veberäkcher dem Bifchofe Heinrich von Eavant wegen des 
ihnen vom Bifchofe erblich verliehenen Burggrafenamtes der Veite zu Pirchenftein Revers geben. 
Am 11. November 1386 fiegclt zu Friefach der Ritter Erhart Ueberächer, derzeit Burggraf auf der 
oberen Vefte zu Friefach. 1408 am 5. Auguft urkundet Rudolf Veberacker als Burggraf zu 
Hüttenberg. Der hier begrabene Erhart (etwa ein Sohn oder Enkel des 1356 genannten Erhart) 
wird von 1448 bis zu feinem Tode als Salzburg'fcher Flieger zu Althofen nächlt Friefach genannt.' 

' Ceftorbon - ' /Cnt/att, Adels Lexicon III U19 - J Nty>, Kirnten» Adel. i«g I», 

VIII. N. F. 7 



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5« 



Leopold v. Bei kii-Wihmanstettek. 




ffWSretvND hernach /riar rath vno ncinn mhie- zv 

FRIESACH GEWEST DEN ERSTEN TAG MNVAR S l-57 I SEINES ALTE 
RS IN fcO IAR SEUGUCH ENESLAFTN GOTT DER ALLMXHTIG 
GEB in SAMPT ALIEN AVSERWEUEN DVRCH CHRISTVM EINFRO 
LICHE AVTERSTEHVMü AMEN' 



Ein Zeitgenoffe aus feiner Familie, Georg 11. Ueberacker, Dr. der Theologie, war bis 1452 Pfarrer 
zu Pöb in Oberweier, von 1452 bis zu feinem Tode 30. Jänner 1477 Bifchof zu Seckau. Diefem ift 

zu Seckau in Oberfteier ein Grab- 
mal gewidmet, welches zu den 
Meiflerwerken diefer Art gehört. 1 
2 5- >57 2 . i- Jänner. An einem 
der nördlichen Mittelpfeiler ein 
grofses, fchönes, über 3 M. hohes, 
1 123 Cm. breites Denkmal aus 
grauem Stein. Zu oberft i(l in 
einem gefchwungenen Auffatze 
über einem Engelskopf das Wap- 
pen der Familie Schafmann : ein 
quer geteilter Schild, oben ein 
aus der Theilungslinie wachsen- 
des Schaf, unten drei Kleeblätter, 
welch letztere fich auch über dem 
Helme erheben. Darauf folgt in 
grofser Lapidar-Schrift mit mehr- 
fachen Zufammenziehungen der 
Buchftaben, erhaben ausgemei- 
fselt, die Widmungsfchrift: 

Hie ligt begraben der edl vnd 
vefl Her Georg Schafmann. v. 
Hemerles, welcher erfllich fürfl- 
licher . falzbvrgerifcher Ho|fmai- 
fter vnd hernach 28 Jar Rath vnd 
Ficztv m alhie zv Friefach gewell. 
den erften tag Janvarij . 1 .5 . 72 . 
feines Alte J rs in . 60 . Jar . feliglich 
. entfchlafen. Gott der Allmech- 
tig'geb im fampt allen Avferwelten 
dvrch Chriflvm ein frö liehe Avfer- 
ftchvng. Amen. 

Endlich die zwifchen zwei 
Säulen aus einer Blende in erha- 
bener Arbeit hervortretende, 
frontirte lebensgrofse Geftalt des 
Ritters in voller Rüftung mit der 
Eehensfahne in der Rechten, wäh- 
rend die Linke in die Seite ge- 
hemmt ift; aus dem offenen Vifir 
— ficht das Antlitz eines bärtigen 
Mannes. 




> Millh. d. k. k Ceotr Comm III , pag. 192. 



Gc 



GKAIiSTElNE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FklESACH IN KÄRNTEN, 



51 



Die freien Räume der Blende enthalten zu beiden Seiten untereinander je vier Wappen 
der Ahnen mit den bezüglichen erklärenden Beifchriftcn, und zwar: 

Rechts: 1. Wolf Schafman fein Vatter. 2. Sein anfraw ein Bvlenreiterin. 3. Carl Zantner 
fein anher von der Mvtter.4. Sein Havsfrav ein geborne Pvnczingcrin. 

Links: 1. Ir Vatter Hans Minch zv Minchhavfen vnd Minrhdorf. 2. Ir anfraw vom Vatter ein 
Havshamerin. 3. Ir anher von der Mvctter, Wolf Hofer von Wildnwart zv Vrfam. 4. Sein Havsfraw 
ein Langin von Wellenbvrg. 

Mit Zuhilfenahme von Kainach's Genealogie ergibt diefe Ahnentafel, dafs der hier begrabene 
Vicedom Georg Schaf man mit Agnes, der Tochter des Hans Münich von Münchhaufen aus deffen 
Ehe mit Regina Hofer vermält gewefen. Die Regina Hofer war hinwider eine Tochter des Wolf 
Hofer von Urfahrn und einer Lang von Wellenburg. Die Verwandtfchaft mit Lang dürfte das 
Salzburg'fche Amt des Schafman erklären. Da er im Jahre 1544 Vicedom in Friefach wurde, fo wird 
er das Hofmeifteramt im Erzflifte wohl fchon zur Zeit des im Jahre 1540 verdorbenen Cardinal- 
Erzbifchofes Matthäus Lang von Wellenburg bekleidet haben, vorausgefezt, dafs Schafman 
damals fchon mit der Agnes beweibt gewefen. 

An dem Fufse des Denkmales ganz unten nennt fich der Bildhauer: „1ERIMAS (Jeremias) 
FRANCK. BILDHWER." 

26. 1605, 2. Mai. An der äufseren Aidüchen Kirchenwand ein 138 Cm. hoher, 62 Cm. breiter, 
weifser Marmorftein, gothifche Schrift: 

Hie ügt begrabe der Ehrenueft firnem Albrecht Findenigg, fürft. Saltz: Oficier vnd gewefter 
Statrichter | alhie zu Friefach Selig, wellicher den! 2. monatstag May des. 1605. Jar Entfchlaffen . der 
feele Gott der All jmechtig.fambt. allen Criftglaubigen Ain frölliche Aufferfteung verleichen j wolle 

Amen. 

Darunter in barockem Rahmen ein ovales Wappenfchild : drd Sterne neben einem Neumond. 
Albrecht Findenigg war der Stammvater einer vor kurzem abgeblühten kärntnifchen Adelsfamilie, 
welche vom Jahre 1612 ab das Prädicat „von Däber zum Thum" führte; deren Sproffen begnügten 
fich mit befcheidenen Aemtern und traten aus der Mittelmäfsigkeit nie heraus. 

27. 1672, 1697. Vor den Stufen zum Prefbyterium am Boden gebettet fünf Grabfteine mit voll- 
kommen unleferlich gewordenen Infchriften, alle aus dem 16 und 17. Jahrhunderte. Einen davon 
las Benedict im Jahre 1850 mit folgender Legende: 

„Hic fratema concordia Joannes Adamus et Catarina Elifabeta ab et in Aichelburg in dno 
conquiefeere, fuit quorum ille 10. hebdom (ades), fenex 18. Aug: 1672 haec vero dum 17 menfes 

fcneclute ageret 19. Aprilis ao: 1697 vita deceffit." 

Die . lichelburg gehören einem alten kärntnifchen nun in vielen Verzweigungen im Freiherrn- 
und Grafenflande blühenden Gefchlechte an, welches bis in die Zeit Kaifer Friedrich IV. den 
Familienamen Vierthaler führte. 

28. 1681, 9. Juni. An einem Pfeiler des nördlichen Kirchfchiffes, grofsentheils durch einen 
Betftuhl verdeckt, der 117 Cm. hohe, 73 Cm. breite weifsmarmorne Grabftein der brau Eva Maria 
Krieglin, gebornen Nigerin, Witwe nach Chriftian Khriegl, J. U. D" und gefchwornen Landfchrannen- 
Advokaten in Kärnten, welche bei ihrem Vetter, dem Stiftspropfte Johann Feter Stickiberger am 
9. Juni 1681 gellorben ift, vorher aber diefem Gotteshaufe einen Altar widmete. Der wortgetreue 
Text der Infchrift kann nicht gegeben werden, weil derfelbe wegen dem vorgehenden Kirchftuhle 
nicht abgelefen werden kann. 

Ueber der Schrift von einem Engelskopfe gekrönt ein ovales Wappenfchild, welches «las 
Allianz-Wappen beider Eheleute enthält; im rechten Theile quadrirt hat das erfte und vierte Feld je 

7» 

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5* 



LtCOl'Ol.n V. HK< KII-WlDMANSTKTTEk. 



einen aus der Theilungslinie hervorwachfenden, zur I lallte Ikhtbaren Adler, im zweiten und dritten 
Felde irt ein gehenkeltes Krügel. Der linke Theil der Frau irt durch zwei zu einem Andreaskreuze 
verbundene Thürangcln bezeichnet. 

29. 1694, 1699 und 1703. In der rückwärtigen Wand des füdlichen Kirchfchiffes nebeneinander 
drei gleiche, je 129 Cm. hohe, 76 Cm. breite Grablleinc aus fchwarzem Marmor, den Familien Mayr 
und Kleinmayr angehörend. Die zwei Mayer'fchen enthalten folgende Infchrift in deutfeher Fraktur: 

a) Hie ligt begraben die Wohl Kdle Frau Magdalena von Mayrren des Hochfürftl. Salzburg: 
Raths Viccdomambts Verwefers zu Friefach vnd Pflegers der Herrfchaft Altenhofen Herrn Johann 
Babtilta von Mayrren gewefte| Ehefrau, welche den 28. Oclobris Anno 1694 in Gott feelig cntfchlaften. 
Requiefcat in Pace. Lieber Lefser bleibe flehen Lafs zu Gott ein Seiftzer gehen, j Bett ain Ave 

meiner Seele |Vmb erlefsung aus der quäle) IVSTVS VT PALMA] FLOREBIT. 

Folgt das gekrönte Doppel Wappen; rechts im quer getheilten Schilde oben drei Mohn- 
flengeln, unten drei Flammen; links ein auffpringender Wolf. 

b) Alda R uehet die Woll Fdle Frau Maria Katharina geb. Kleienmayrin des hochfürftlich Saltz- 
burg etc. Rath, Vicedom- [ Ambts Verwefsers zu Friefach vnd Pflegers | Zu Altenhouen I.B.V.M 1 
gewerte änderte Fhefrau, welj liehe in Gott verfchieden den 13 Tag Juny Anno 1699 Requiefcat in 
pace. Lieber Lefser gehe nit für|Bitt ein Aue Schenkhc mir Ich will auch gedenckhen dein; Wann 

ich werd im Himmel fein ; SVB HAC PALMA |QVIES ALMA. 

Darunter das gekrönte Doppelwappen : rechts Mayr, links Kleinmayr. 

c) Alliier ruehet in Gott der Woll Edl- geborne Herr Maximilian Ignati von Kleinmayrn im Leben 
gewerter Hochfürfl: Salz-burg: Hoff Rath, Vicedomambtsverweefser|zu Friefach vnd Pfleger der 
Herrfchaft Altenhofen, welicher den 9 Decembris Anno 1703 in Gott feelig Entfchlaffen requiefcat 

in pace. 

Noch in meinen heften Tagen wurde ich zum Grab getragen, | vnd mit meiner Schwerter paret, für 

mich im Gebett verharet \ Vento leui | lanquet breuj. 

Der verftorbene und deffen Bruder Franz Jofeph, Pfleger der Herrfchaft Saxenburg und 
Veldsperg in Oberkärnten, erhielten dto. 1. September 1703 den rittermäfsigen Adel mit dem Namen 
„von Klcimayrn" . Die Nachkommen derfelben erlangten 1852 den öfterreichifchen Freiherrnfland. 
Sie führen einen gevierten Schild, 1 und 4 in blau ein einwärts gewendetes filbernes Einhorn, 2 und 3 
in Roth eine (ilbernc Lilie. Diefc beiden Embleme weift auch der Grabflein in einem gekrönten 
getheilten Schilde, rechts die Lilie, links das Einhorn. 

Der oben genannte Johann Babtift von Mayr war ein Veteran unter den Salzburgifchen 
Beamten; fchon 1669 war er Pfleger des falzburgifchen Stiftes St. Andrä im Lavant-Thal und im 
Jahre 1674 dürfte er den höheren Porten in Friefach angetreten haben. Einer feiner Söhne, der 
früh verftorbene Johann Cafpar, hatte eine Tochter des Pflegers zu Mannsberg, Thoman Knappitfch 
im Jänner 1684 geheirathet. Die Familie Knappitfch verfügt noch jetzt über einen confolidirten 
Grundbefitz in der Nähe von Friefach. 

30. 1730. Im füdlichen Kirchfchiff, 132 Cm. hoch, 65 Cm. breit. 

Roffina Steinnerin ge wefte Stifftfchafferin alda 1 1730 1 f. 

31- 1734. iS. Februar und 1748, 19. Jänner. Im füdlichen Kirchenfchiffe rückwärts in der 
Wand, aus weifsem Marmor 135 Cm. hoch, 106 Cm. breit, ein Grabftein, welcher an der Oberrtelle 
nebeneinander zwei gekrönte Wappenfchilde zeigt. Rechts in Gold ein blauer Querbalken, belegt 

1 Da 4 find die Initialen des Namens: Juhann Babtift von Mayrcn, welchen der Steinmetz aus Fanrlaffigkeit auslieft und fo de« 
Tehler theilvreife verbeirerle, indem er die Anfan^buchftaben iwifchen die Zeilen fugte 



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Grabsteine i>ek christlichen Zeit zu Priesa« ii in Kärnten. 



53 



mit drei Kleeblättern, links Silber durch einen rothen Balken quer getheilt, oben ein wachfender 
Mohr, unten ein fchwarzer Hahn. Folgen 16 Zeilen Lapidar-Schrift : 

Alda ligen vnd rvhen in Gott der Wohl ! gebohrne röm: Reichs. Riter Herr Johan Adam Lafer 
Kdler von Zollhaimb zv' Geyersperg etc. Weiiland gewefter hoch, Arft. Salzburg: Rath, Vicedomb- 
Ambts Verwefer zv Friefach in Cärenthen vnd Steyermarkt. Pfleger der Herfchafft: Althoffen, 
welicher den 18. Feb. des | 1734 Jahrs in Chrifto dem Hern entfchlafen ,vnd feine ehegemahl die 
wohlgejbohrne frav frav. Maria Klifabeth ein geboh rne von Hebenftreit von Glvrns hör fo dem 
19. Jener des 1748 Jahrs, das zeitliche gesegnet, welichen beiden. Gott der Almögente dvreh 
Chriftvm eine fröliche Avferftevng ver leichen wohle. Amen. 

Johann Adam gehört einer in zwei Hauptlinien, den Laßer zu La/screck und Laßer zu 
Zollkeim vorkommenden, feit dem 16. Jahrhunderte in Salzburg öfter genannten Familie an. Die 
fchon 1643 baronifirten Lafser von Lafsereck find im vorigen Jahrhunderte erlofchen. Die Lafser 
von Zollheim erlangten den Freiherrnftand erfl durch den jiingft verftorbenen öflerreichifchen 
Miniftcr. Der Wappenbrief diefer Branche flammt aus dem Jahre 1574, den Adel und das Prädicat 
von Zollheimb erlangte aber eben der hier, begrabene Johann Adam gemeinfehaftlich mit feinern 
Bruder Wolfgang, Pfleger zu Windifchmatrey in Tyrol mit dem Diplome von 30. November 1708. 

32. 1759. Im fddlichen Kirchenfchiffe rükwärts an der Wand, 85 Cm. hoch, 60 Cm. breit, 
fchwarzen Marmor, Lapidar-Schrift: 

1759 !Alhier.rvet| die wohledl. vnd geftrenge Frav Ca- atherina Pamerin|ein gebohrne Derff:|lerin 
gewefte Styffts- 1 Verwalterin alda ihres Alter. 81 .Jahrs. 




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ÜBER DIE ZWEI ERZTAFELN VOM SALZBERGE ZU HALL 

GESETZT ZUR ERINNERUNG AN DAS AUFSCHLAGEN ZWEIER NEUER STOLLEN DURCH KAISER FERDINAND 1 

UND ERZHERZOG FERDINAND KARL VON TVROL. 

Von I)k. David Sc iionhkrr. 

(Mit «wii Tafeln } 

UR Erinnerung an das Auflchlagen zweier neuen Stollen am Salzberge zu Hall in den 
Jahren 1563 und 1648, wozu Kaifer Ferdinand I. und Erzherzog Ferdinand Karl von 
Tyrol perfönlich erfchienen waren, wurden zwei Krztafeln mit Darftellungen des feier- 
lichen Actes und darauf bezüglichen Infchriften angefertigt und zu ewiger Gedächtnis an den 
betreffenden Oertlichkeiten angebracht. In dem einen Bilde fehen wir Kaifer Ferdinand, von einem 
ernflen würdigen Kreife von Hof- und Bergherren umgeben, mit eigener Hand den Stollen auf- 
fchlagen, im zweiten erblicken wir diefen Act vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol ausgeführt, 
jedoch nicht mit der bedeutsamen Einfachheit wie im erften Bilde, fondern mit dem diefe Zeit 
charakterifirenden Pompe, im Beifein feiner Gemahlin, feines Bruders und des ganzen Hofftaates 
und unter thätiger Mitwirkung der zwölf Hof-Trompeter. 

Im Verlaufe der Zeit, wahrfcheinlich aus Anlafs des bayerifchen Einfalles, find die beiden 
Erztafeln gleich verfchiedenen anderen fpeeififeh üflerreichifchen Bildwerken auswärts in Sicherheit 
gebracht worden. Vor wenigen Jahren wurden diefelben im Archiv des Reichsfinanz-Minifteriums 
wieder aufgefunden und über dankenswerthe Verwendung der k. k. Central-Commiffion dem Landes- 
Mufeum in Innsbruck Uberlaffen, wo fie jetzt an geeigneter Stelle neben anderen intereffanten und 
werthvollen Erztafeln und Bildwerken prangen. 

Die beiden Erztafeln find in der Form und Gröfse einander vollkommen gleich und nur in 
der Ornamentik ihrer Umrahmung finden fich ein paar kleine Abweichungen. 

Es fragt fich nun : lind die beiden Erztafeln gleichzeitig, alfo 1648 angefertigt worden, oder 
hat man bei jener vom Jahre 1648 die andere auf das montaniftifche Ereignis von 1563 bezug- 
nehmende, und bereits vorhandene Erztafel zum Mufler genommen: 

Abgefehen davon, dafs in der Mitte des 17. Jahrhunderts kaum mehr der gute Gefchmack 
geherrfcht hat, mit welchem der Rahmen der Bilder gezeichnet erfcheint, beweist fchon die künft- 
lerifch werthvollere Compofition im andern, auf das Jahr 1563 bezüglichen Bilde, ferner die ficherere 
und bellimmtere Zeichnung und Charakterifirung der darin erfcheinenden Perfünliehkeiten und das 
vollkommen richtig getroffene Coftüm, dafs diefe Erztafel der Zeit angehört, auf welche ihre 
Infchrift Bezug nimmt. Auch fprachlich differiren die Infchriften der beiden Erztafeln und es ift auch 
in diefer Beziehung die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts unverkennbar.' 

So ficher demnach angenommen werden kann, dafs der Zeichner der Erztafel mit der Jahres- 
zahl 1648 lediglich die bereits vorhandene ältere zum Vorbild genommen, vielleicht auch den Auf- 
trag bekommen hat fich genau an dasfelbe zu halten, fchien es .mir doch angezeigt darüber 
urkundliche Gewifsheit zu erhalten. Aus den über den fraglichen Gegenftand im k. k. Statthalterei- 
Archive zu Innsbruck und im Salinen-Archive zu Hall von mir aufgefundenen Documenten ergibt 
fich nun nicht blos die Betätigung des Gefagten, fondern wird auch der Name des Meißen 
bekannt, welcher die Zeichnung zu der älteren Erztafel angefertigt hat. 

' ij»J B<fiia'lcn. gr.»ve. feil«, genennl. »in. li> 4 8 gnaden, graf, felhtt, genant, ainen. 




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ÜBER HIE ZWEI EkZTAKEI.N VOM SALZBERGE ZU HALL. 



55 



Bereits unterm 15. Februar 1563 meldet das Salzmairamt in Hall der Regierung zu Innsbruck, 
es habe in Anhoffung, dafs die kaiferlichc Majeftät in Kürze den Kaifersberg auffchlagen und 
fchürfen werde, Auftrag gegeben, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen.' Der feierliche Acl 
des Auffchlagens des Kaifersberges durch Sc. Majeftät fand jedoch erft Montag den 17. Mai ftatt. 

Nach dem Programme, welches die Regierung dem Salzmair in Hall am 15. Mai mittheilte, 
ritt der Kaifer früh morgens von Innsbruck weg und kam, den nächften Weg einfchlagend, nach 
Melaus, 1 wo der Salzmair von Hall ihn erwartete, von da zum Salzberg geleitete und Sr. Majeftät 
auf die geftellten Fragen „unterthänigften Bericht" gab. Im Salzberg waren die Amtleute und 
Berg Officiere aufgeftellt. Sie hatten bereits alle Vorkehrungen zum Hinführen getroffen, und 
namentlich, was zum feierlichen Afte des Auffchlagens „nothwendig und gebräuchlich" herge- 
richtet. Nach dem Auffchlagen des Berges nahm der Kaifer mit feiner Begleitung das Frühmal 
ein und ritt fodann nach Hall, wo er eingehend das Pfannhaus und auch das Münzwerk befichtigte 
und in der Burg Hafegg übernachtete. Andern Tags nahm der Kaifer auch die damals berühmte 
Hochftetter'fche Glashütte 3 und den neuen Getreidekaften in Augenfchein. 4 Die Gefchwornen, 
Ofriciere und Salzknappen im Salzberg, fowic die Officiere, Wakleute und Arbeiter im Pfann- 
haufe erhielten in Folge der Anwefenheit Sr. Majeftät Ehrenkleider. „Und damit wir," fchreibt 
die Regierung an das Haller Salzmairamt, „folches gethanen Schurfens und Auffchlagens bei 
diefer Gotsgab ein ewige Gedechtnufs haben, ift darnach unfer befelch an euch, dafs ihr durch 
einen Maler ein Vificr eines Ef>itaf>hi, die aber nit grofs, fondern auf das gefchmeidigift fein foll, 
machen laffet und uns diefelb hieher überfchicket. So wollen wir es erfehen und wie es uns für 
gut anficht, von Glockjpeis gießen laffen."' 

Der Salzmair übertrug die Vifierung des Epitaphi dem Meifter Ludwig Ritterl, Maler in Hall. 

Ludwig Ritterl ift ein bisher mir unbekannter Maler, wohl aber fand ich einen Maler 
Melchior Ritterl, ebenfalls von Hall und wahrfcheinlich der Sohn des Erfteren. Diefer Meifter 
erfcheint von 1572 bis 1590 mit zahlreichen Arbeiten für den Hof in Innsbruck betraut 

Meifter Ludwig Ritterl fcheint jedoch zu der ihm aufgetragenen Arbeit eine lange Zeit 
benöthigt zu haben, da der Salzmair erft am 6. April 1564 in der Lage war, die Zeichnung des 
Meifters der Regierung nach Innsbruck zu fenden. Mit diefer Zeichnung fendete er derfelben zur 
Auswahl auch vier Concepte zu einer Infchrift für die Gedenktafel. 0 Damit find die urkundlichen 
Nachrichten über diefe Frztafel erlchöpft, aber gerade aus dem Umftande, dafs keine weiteren 
Verhandlungen über diefen Gegenftand gepflogen wurden, ift anzunehmen, dafs die Zeichnung 
des Malers Ludwig Ritterl aeeeptirt worden ift. Die Herftellung der Erztafel aber gefchah ohne 
Zweifel in der Giefserei des Gregor Löfller und feiner Söhne Elias und Chriftoph, da aufser derfelben 
zu diefer Zeit keine zweite in Innsbruck beftanden hat. Die LofflerTche Giefserei aber ftand 
vermöge ihrer Leiftungsfähigkeit noch in voller Blüthe, wie namentlich die bald darauf aus ihr 
hervorgegangene Erztafel beweift, welche die obgenannten Söhne Gregor Löfller's dem Andenken 
ihres Vaters (f 11. Juni 1565) in der Kirche zu Hötting gewidmet und gefetzt haben. 

Bezüglich der zweiten zur Erinnerung an die Auffchlagung des Erzherzogsberges im 
Hallthalc hergeftellten Erztafel haben wir blos über den Anlafs der Feftlichkeit und diefe felbft 
urkundliche Nachricht. Am 9. Mai 1648 fchreibt der Salzmair von Hall an die Regierung zu 
Innsbruck, es fei im Jahre 1563 den 17. Mai der Kaifersberg durch Kaifer Ferdinand I. felbft auf- 
gefchlagcn worden und fei defshalb bei der General-Bergberathfchlagung einhellig für gut angefehen 
worden, „dafs Se. fürftlichen Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol) folchen Aft 

1 Salinen Archiv Hall. Berichttiuch Ful. II. K. Ferdinand war am JO. Jinncr In Innsbruck eingetroffen — ; Anfiti ober Hall 
,n der N*he des D.nfe» Al..fam. - ' Schinkrrr: Die Glaihalte in Hall 1533 — 1604. (Archiv filr Ciefchichte und Alterthunwkunde TvroU 
HJ. S I - 22.) - « Salinen Archiv Hall, Hefelchbach Kol 184 — » Sutlb. Arch. Entbleien 151.3 April 0. Kol. 874. - « Sal Arch. Hall, 
Regillr Buch Fol. 159. 




5« 



Du David Schönhkrk. Ühkk i>if. zwki Ekztafki.n vom Salzbekge zu Hall. 



gleichergeftalt in erzfürftlicher Perlon fiirzunehmen belieben wollte, und zwar fobald als möglich, da 
man zum weiteren Fortbau die „wetterliche Zeit" zum Schlagen und Beibringen des nöthigen 
Holzes benutzen miifste.' 

Die Regierung referirte hierüber dem Landesfarben, welcher fich „gnädigft dahin refolvirt, 
diefen Actum auf den 25. Mai in dero erzfürftlichen IVefenz vorgehen zu laffen." An den Salzmair 
aber, welchem der Befchlufs des Landesfarben mitgetheilt wurde, fchrieb die Regierung zugleich 
Folgendes: „Weilen aber die fürftl. Durchlaucht fich neben dero Frau Gemahl zugleich etwas in 
dem Gebürg zu recreien gnadigift gedacht und aber zu wiffen begern, obe fie neben noch mit fich 
nembenden von 10 bis maiflens 15 Perfohnen in dem Klöfterle bei St. Magdalena am Salzberg 
Unterkonten, auch auf den Notfahl ein Nachleger nemben känden. Dahero werdet ir uns deffen 
bey aignen alfsbald zu berichten wiffen, damit die Befchaffenheit ihrer fiirfU. Durchlaucht gehor- 
famift vorgetragen und diefelbe fich auf einen gewiffen Tag gnedigift refolviren, auch euch 
derentwegen gebürendermaffen parte geben werden mige."* 

Nach Auffchreibungen in verfchiedenen Bergwerks-Chroniken fand die Feftlichkeit des 
Auffchlagens des Erzherzogsberges am 26. Mai 1648 flatt. Eine folche Chronik* berichtet hierüber: 
„Erzherzogsberg. Diefer ift anno 1648 den 26. Mai durch den regierenden Landesfürften Ferdinand 
Karl zu Oefterreich mit grofsem Pomp und Bracht im Beyfein Seiner durchlauchtigen Gemahlin 
Erzherzogin Anna und grofseti Hofrath mit eigner Hand gefchirft und aufgefchlagen worden." 

Die Holzhammer'fche Berg-Chronik' enthält über den Schurfadt Folgendes: 

„Diefer unterifte undjüngfte Berg (ift) mit aigner Hand gefchürft und aufgefchlagen worden 
von dem durchlauchtigften Fürften und Herrn Herrn Ferdinand Karl Erzherzogen von Oefterreich, 
regierenden Landsfarften in Tyrol etc. etc. den 26. Tag Monats Mai anno 1648 in Beyfein feiner 
durchlauchtigften Frauen Frauen Gemahlin Erzherzogin Anna etc. fowohl auch deffen 1 lerrn Bruder 
Sigmund Franzisk Erzherzogen zu Oefterreich etc. etc. item viller hochadeligen Damen und 
Cavalieren, auch Herrn Salzmair, Salzamtsräthe und deren Bergoffizieren etc." 

Ueber den Zeichner und Giefser der Erztafel konnte kein archivalifcher Beleg aufgefunden 
werden. Nachdem jedoch von der Saline Hall 1648 und 1649 nur der Hofmaler Hans Schor von 
Innsbruck einen Geldbetrag (50 fl.) ausbezahlt erhalten hat, fo hat es einige Wahrfcheinlichkeit für 
fich, dafs diefer Meifter die Zeichnung zu der zweiten Erztafel gemacht hat. Hans Schor erfcheint 
hier zuerft 1613 als Malergefell von Wilten (bei Innsbruck), in welchem Jahre er Urfula Dax 
(t '^57), Tochter des Innsbrucker Malers und Bürgers, zur Frau nahm. Hofmaler Hans Schor lebte 
noch 1667, in welchem Jahre deffen „kunftreicher" Sohn Bonaventura mit Maria Elifabeth Hopfner 
Hochzeit hielt. Der „kunflreiche" Hans Schor war zur Zeit Bürger des Raths .* Aufser dem 
genannten Sohne hinterliefs er noch zwei als Maler bekannt gewordene Söhne, Johann Paul und Aegid. 

Dafs die Erztafel in Innsbruck gegoffen wurde, fcheint mir aufser Zweifel, da in jener Zeit 
noch der berühmte Caspar Gras „der hochfürftlichen Durchlaucht Poffirer" und Giefser hier lebte 
und wirkte. Man hatte um fo weniger Anlafs die Tafel anderswo giefsen zu laffen, als es fich hier 
um eine Hofarbeit handelte. 

Nach dem Gefagten dürfen wir formt die Erztafel von 1563 als Werk des Malers Ludwig 
Ritterl von Hall und der Löffier'fchen Giefserei in Innsbruck bezeichnen, die Erztafel von 1648 
aber mit einiger Wahrfcheinlichkeit dem Maler Hans Schor als Zeichner und dem Caspar Gras als 
Giefser zufchreiben. 

1 Sat. Arch Hall, Regiftr Boch 1648, Fol 47. — * 17 Mai 1648- Statin. Arch.. Gem. Miff. Fol 680. - * Mfc. in Ferdinande»!«, 
Dipauliana Nr 736. X. - * Sah Bibl. Hall. FoL j6. - » I'farr Archiv IonU.ruck. 




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BLEITÄFELCHEN AUS BREGENZ, 



Von Karl Zangemeister. 




ER k. k. Confervator Dr. Samuel Jenny in Brcgenz hat mir durch Herrn Director ffaug 
in Mannheim ein im Jahre 1865 auf der römifchen Begräbnifsflätte zu Jiregenz gefundenes, 
auf beiden Seiten beschriebenes Bleitäfclchen zugeSendet. Dasfelbe lag in einem Grabe, 
welches Geh durch andere Beigaben' als das einer Frau kennzeichnete. Die Entzifferung der einen 
Seite ift mir ohne befondere Schwierigkeit gelungen und ergab, dafs diefe Platte für eine defixio 
beAimmt war; nur irt die Platte nicht, wie fonrt in der Kegel, mit Nägeln angeheftet (defixa), 
fondern fo befertigt worden, dafs fie nach erfolgter Befchreibung auf einen runden Gegenstand 
mit ebener Oberfläche aufgeschlagen wurde. Denn das Blei ilt nicht mehr glatt fondern bei a — b — c 
eingebogen, fo dafs auf der Aufsenfeite (Fig. i) das Stück abce ungefähr rechtwinkelig gegen abcd 
nach unten, beziehungsweise auf 

der Innenfeite (II) nach oben ge- f""" m d 

neigt ifl. Durch das Auffchlagen 
und Einknicken der Bleitafel hat 
die Aufsenfeite nur wenig gelitten. 
Dagegen ifl die augenfeheinlich 
von anderer Hand herrührende 
Schrift der Innenfeite beträchtlich 
befchädigt worden Die fehr feinen 
Striche find theilweife durch den 
Druck abgeplattet und gänzlich 
verfchwunden, die noch vorhan- 
denen ausserordentlich fchwer 
finden; die meillen entdeckt 




C lP JJty ■ uvr Vi i (frylwOds* 

rHW^ W T A Iii (CA* 1 L/qy 1 i Ä h 



Klg, I. (UagcfBbl 0 001 M. dick.) 



zu 

man nur mit gutem und geübtem 
Auge erll nach längerem Suchen, 
und zwar die einen nur unter diefer, die anderen nur unter jener Beleuchtung. Die Abzeichnung 
folcher halbverfchwundener, meifl nur einzeln, nicht in ihrem Zusammenhange mit dem Vorher, 
gehenden und Folgenden fichtbaren Züge irt an lieh ausserordentlich fchwierig, im vorliegenden Falle 
kommt dazu noch, dafs wegen der Falten des Bleies fich für manche Stellen nicht leicht die erfor- 
derliche Beleuchtung erzielen läfst und hier und da fchwer bertimmbar irt, welche Stellung die Buch- 
Raben urfprünglich zu einander hatten. Das Täfelchen wieder platt zu biegen, Scheint wegen der 
Zerbrechlichkeit des Metalls bedenklich; ich wenigflens mochte dies nicht wagen. 

Verloren gegangen ilt von dem Plättchen, wie die Infchrift I lehrt, nur wenig, nämlich an 
den oberen Ecken a und d. Die Auffchrift der Seite I, welche nach dem Auffchlagen des Plättchens 
die äufsere bildete, lautet nach meiner l.efung folgendermafsen: 

DOMITIVS NiGIIK-IIT- UljOI.UVS lIT 1VIJVS S1I\ IIR\> | liTSliVHRVS-M«! ! S1IRVS ADVIlrs ARI 

BRVTTAii- irr- a visavis advii rsvs ilam loclvt omniis piirdhs. 

Domitius Niger et [L]o//ius et Julius Severus , et Severus Xigri ferus (Jervus), adve[rs]\ari(i) 
Brutto«, et quisquis mdoe\rtus il(l)am loqut{us est) : Ottilies perdes. 

1 Ein Mctallfpiegel, ein Armbaiul 



viii. K. F. 



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58 



Karl Zanuemeister. BleitAfelcuen aus Bregenx. 



Die Dcfixionen find, wie Wachsmuth 1 nachgewiesen hat und durch mehrfache fpätere Funde 
beftätigt worden ill , an die unterirdifchen Gottheiten gerichtet. Wir finden in denfelben aus- 
drücklich die dii inferi,' 1 tlie dii Manes, auch ein/eine z. B. den Dis pater J u. a. genannt. Eine directe 
Bezugnahme auf den Todten findet lieh nicht. Die Bleitafeln wurden in der Rej;el nur tieshalb 
in ein Grab gelegt, weil dasfelbe dem Reiche der Unterwelt angehört. Danach wird auch im 
vorliegenden Falle angenommen werden muffen, dafs mit perdes nicht die Todte, fondern eine 
uiitcrirdifche Gottheit angeredet wird. Dafs deren Namen nicht genannt wird, dafür findet Geh 
ein anologes Beifpiel in der von Eustratiodes 4 herausgegebenen Verwünfchung (zsvtijcjov). I )ie 
betreffende Gottheit foll alfo tlen Domitius Niger, Lollius, Julius Severus und einen anderen 
Severus, den Sclaven des Niger (offenbar des Obigen), die Gegner der Brutta und Alle, welche 
gegen Letztere gefprochen haben, verderben. Man hat hiebei wahrfeheinlich an einen Rechts- 
handel zu denken; 1 die Brutta hatte denfelben verloren und fuchte lieh dafür an ihren Gegnern, 
beziehungsweife wohl auch an deren Zeugen, auf diefe Weife zu rächen. 

Im Einzelnen fei noch bemerkt, dafs am Ende der 2. Zeile das Pronomen des Lollius aus- 
gefallen fein kann. Die Schreibung ilam für illam und die Weglaffung des est bei loqut(us) hat 
natürlich nichts Auffallendes. Der Name Brutta mit zwei / ift mir fonft nicht bekannt, Bruta lieht 
bei Gruter pag. 1144, 7 und dcrfelbc Wechfel findet fich bei Bruttius und Brutius. Die Namen der 

Exfecrirten find conflructionslos 
im Nominativ aufgeführt; es er- 
klärt fich dies um fo leichter, wenn 
man bedenkt, dafs es fich bei 
folchen Defixionen vor Allem um 
die delatio nominum handelte. Das 
Fehlen des Cognomens bei Lollius 
läfst annehmen, dafs die Infchrift 
noch in das 1. Jahrhundert der 
Kaiferzeit gehört, die Form der 
Buchftaben fpricht eher dafür als 
dagegen, desgleichen die alter- 
thümlichen Schreibungen ferus und 
loqutus. Dafs diefelben Namen 
Dom. Niger und J. Severus auch 
auf zwei (pannonifchen) Infchriften 
der Jahre 2U und 212 vorkommen, 1 beruht bei fo gewöhnlichen Namen auf dem Zufall; wie denn 
in der letzteren Infchrift (4452) fich zwei verfchiedene Soldaten Julius Severus nennen. Von den 
fieben Zeilen der Rückfeite (II) ift es mir nicht gelungen etwas zu entziffern, aufser Z. 6 VALIIRIVM 
und vielleicht Z. 4 MINOR (oder M1NORII). Die offenbar von anderer Hand herrührende, übrigens 
mit wenigen Ausnahmen 0 ebenfalls nicht curfive Schrift ift fehr fein eingeritzt und hat durch das 
Auffehlagen und Umbiegen des Täfelchens an vielen Stellen fo gelitten, dafs manche Buchflaben 
und deren Theile fpurlos verloren gegangen find. So lange die Entzifferung diefer Seite nicht 
gelungen ift, können wir nur vermuthen, dafs auch hierin eine (früher gefchriebenc) Defixio enthalten 
ift, wie denn meines Wiffens alle bis jetzt gefundenen befchriebenen Bleitäfelchen für dielen Zweck 
beftimmt gewefen find. 

1 Kheinifche. Mufeum 18 p 565 ff. — -' l. B. auf der Tafel MB MlalnrMC. Bullctlino de 11' Inst. 18*0 p 189. Um die» beiläufig 
M erwähnen, f.i vermuthe ich. dal» dort Z. S tu lefen ift: Ia|bra Ve|rb(a] Alito(m) tol(l)u(mi. — ■ WltlW—H an O. S 564 = Corp 
J, I. VI 11 140. — 4 'Ky.'A(.y..si<> II. 13. 18O9. n 406 pag. JJJ ff. — » Wie in der Korcytaifclien bei Wachsmuth a ». O p 559, 
vcrgl. p 507. — « Corp. III n. 3345 und 4451. - ' I., 8 lad vielleicht /. I 1' iftli-i 




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S. DON ATO IN ZARA. 

I. Ralikes(. iikkibhn(. von Alois Mauser, k. k. Professor uni> Conservator. 

(HM i Tafel ) 

ER unwürdige Zuftand, in welchem ficli S. Donato in Zara noch bis vor wenigen Jahren 
befand, wurde fchon in der eingehenden Befprechung diefes Baues durch R. v. fzitclbcrgcr 
. in dem Jahrbuche der k. k. CentralCommiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Bau- 
denkmale, V. Bd. (1861), erörtert. Als Kirche aufser Gebrauch gefetzt, von 1798 — 1S77 militärifches 
Verpflegsmagazin, erhielt diefelbe in mehreren Etagen Untertheilungen von flarken Balkenlagen, 
welche im Vereine mit aufgefpeicherten Waaren den Raum vollftändig unkenntlich machten. 
Um diefem unwürdigen Zuftande ein Ende zu machen, gelang es der k k. Central Commiffion für 
Kunft- und hiftorifche Denkmale, von dem hohen k. k, Miniflerium für Cultus und Unterricht jene 
Mittel zu erwirken, welche nothwendig waren, um die Gerüfte aus dem Räume zu entfernen und 
durch Befeitigung der Bodenanfchüttung den alten Eufsboden bioszulegen; zugleich beantragte die 
genannte Commiffion, den Raum zur Aufteilung von Eund-Objecten aus dem Bezirke Zara, welche 
bis jetzt an nicht entfprechenden Orten verftreut bewahrt wurden, zu verwenden. 

Die Ausräumung der Kirche und die Aufgrabung des allen Bodens führten zu überrafchenden 
Refultaten, welche eine neue genaue Aufnahme des Bauwerkes wünfehenswerth machten. 
Herr Bautechniker Moriz König wurde mit den nöthigen Weifungen verfehen zur Ausführung 
diefer Arbeiten nach Zara gefendet, während ich kurz darauf die ganze Aufnahme an Ort und 
Stelle nochmals genau controliren und zur Publication ausarbeiten konnte. Herr Profeffor Franz 
Bulic in Zara hat es übernommen, das Bauwerk in Bezug auf deffen hiftorifche Bedeutung zu 
befprechen. 

Nach Entfernung des Erdreiches im Innern der Kirche ftiefs man auf ein aus grofsen 
regelmäfsigen Platten in Reihen von rio Meter Breite gefügtes Steinpflafter, das fich durch den 
gröfsten Theil der Kirche bis an die durch die Mittel-Abfis laufenden zwei Stufen, hinter welchen 
nur Schuttwerk vorhanden war, erftreckte; fiehe die beigegebene Tafel, Grundrifs der unteren 
Kirche. Diefer ausgedehnte Plattenboden lag urfprüngüch frei zu Tage, und zieht lieh unter den 
Mauern der Kirche hinaus fort, noch heute den Boden der Keller der meiften umherliegenden 
Häufer bis zur Piazza ddT Erbe bildend. Auch die Stufenanlage geht durch die Mauer der Abfis 
weiter fort. Aus dem Fehlen des Plattenbodens hinter den Stufen wird man den Schlufs ziehen 
können, dafs hier ein Gebäude ftand, zu dem die Stufen gehörten. 

Die Erwartungen, welche von R. v. Eitclberger durch die Aufdeckung des Infchriftfteines 
in dem erften Pfeiler links vom Eingange an die Bloslegung des alten Bodens geknüpft wurden, 
find infofern in Erfüllung gegangen, als eine reiche Zahl römifcher Refle zu Tage trat, welche 
über die einft in Zara errichteten Monumente einige Auffchlüffe zu geben im Stande ift. 

Wie fchon erwähnt, erheben fich die Mauern und Pfeiler der Kirche gröfstentheils ohne 
weitere Eundirung über dem antiken Plattenboden.' Auf diefes unfichere Pundament, dem zum 

' Ein gleicher Beweis fOr da» grofie Vertrauen, da? dem antiken Boden erjt|;csenßchrachl wurde, in in S|>alato /u finden, wo 
fich viele der in den l'alaft der, Diocletian eingebauten Wohnhänfer unmiltellmr Uber dielen Buden erheben. 

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6o 



Alois H.U'skk. 



I . .- - u 



'S 



gröfstcn Theilc der Einfturz der Kuppel der Kirche zuzufchreiben fein dürfte, folgte nicht ein 
feiles in entfprechendem Verbände ausgeführtes Mauerwerk, fondern als Unterlage der Pfeiler, 

Mauern und Säulen wurden ganz lofe aneinander gelegte Säulentrom- 
meln, Gebälkltücke, Quadern, Gefimfe von Poftamenten und anderes 
verwerthet, und erft darüber folgten die fefl aneinander gefügten 
Hautheile. 

In den Zeichnungen, Fig. l — 16 habe ich viele der Steinlagen des 
Unterbaues genau wiedergegeben, um fowohl die Kühnheit, den Leicht- 
finn (oder Unbeholfenheit) in diefer Conftruction deutlich darzuflellen, 
als auch eine Würdigung der einzelnen antiken Stücke zu ermöglichen. 

Die Numerirung der Pfeiler bezieht fich auf die gleiche Nume- 
rirung im Plane des Erdgefchofses der Kirche, die Bezeichnungen : 
Innenfeite, Aufsenfeite, rechte -linke Seite find mit Rückficht auf 
einen Standpunkt in der Mitte des Raumes zu verliehen, fo dafs als 
Innenfeite jene gegen den Mittelraum, als Aufsenfeite die nach dem 
Umgange gekehrte Seite der Pfeiler bezeichnet wurde. 

Geradezu auffallend erfcheint die Art der Verwerthung antiker 
Säulentrommeln im Unterbau der Umfaffungsmauer von der rechten 
Apfis bis zur Eingangsthür. Die Trommeln (Fig. i bis 3) ftehen nicht 
auf ihrer Lagerlläche, fondern find umgelegt und in der denkbar 
ungünftigften Weife verwerthet, gerade fo, als ob fie nur an die Stelle 
gewälzt und hier einfach liegen geblieben wären. Auch wo Säulen- 
trommeln als Unterlage der Pfeiler Verwendung fanden, wurden fie 
nicht aufgeteilt. In überrafchender Weife ifl dies bei dem Pfeiler II 
(Fig. 4 u. 6) der Fall, der mit feiner äufserften Kante in die Achfe der über 
diefen Pfeiler hinausreichenden liegenden Säulentrommel zu flehen 
kommt. Aufser den Säulentrommeln lind in den Umfaffungsmauern 
Stücke von antiken Gefimfen und Quadern vermauert, fo dafs bis über 
0 90 Meter Höhe, vom Plattenboden auf, nur rümifchc Rede Verwer- 
thung fanden. Auch die Pfeiler und Säulen erheben (ich, wie fchon 
erwähnt, über lofe aneinander gelegte Architektur-Stücke, welche aber 
in ihrer verhältnifsmäsig guten Erhaltung einen befondern Werth für 
die Erkennung des Charakters der Bauwerke, welchen fie entnommen 
waren, ihrer formalen Ausbildung nach, in Anfpruch nehmen. 

An der Aufsenfeite des Pfeilers I ifl ein Stück eines Poftament- 
Fufsgefimfes, an deffen linker Seite (Fig. 5) ein grofses Fragment eines 
Poftament-Deckgefimfcs eingemauert. In Pfeiler II find an der Aufsen- 
feite (Fig. 4) ein Stück eines Fufsgefimfes, ein Quader, ein Infchriftftein 
und darüber ein Architravftück verwerthet, während an der linken Seite 
desfelben (Fig. 6) jenes früher erwähnte Säulenflück liegt, dem weiter 
L:: - 1 ~J j[ oben ein Infchriftftein -Fragment folgt. Pfeiler III enthält an der Innen- 

feite ein reich ornamentirtes Friesflück (Fig. 7), an der Aufsenfeite 
(Fig. 8) der ganzen Breite nach laufend ein Gebälkftück aus Architrav 
und Fries begehend, an der linken Seite einen Infchriftftein. Pfeiler IV fitzt auf zwei grofse 
bedeutungsvolle Infchriftfteine auf. Der eine derfelben ift mit feiner voltftändig erhaltenen, reich 
umrahmten Infchrift an der linken Seite des Pfeilers angebracht (Fig 9); Fig. 10 gibt deffen frag- 



1 



I 



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S. DONATO IN Zaka. 



Ol 



mentirte Seitenfläche. Nach dem Innern S. Donato's gekehrt liegt der zweite grofse Infchriftftein 
(Fig. u). Die infchriftlofe nach rechts gewendete, ebenfalls reich umrahmte Seite diefes Steines 
ift 2 15 Meter lang. Ueber diefen Fragmenten ruht ein 
plattcnförmiger Stein, deffen fichtbarc Fläche (Fig. 10) 
zwei Rahmenfelder zeigt und der durch feine Form über 
die frühere Verwendung im Bau»; keinen Auffchlufs gibt. In 
Pfeiler V find wieder zwei Poftament-Fragmente gleicher 
Form (Fig. 12) wie in den früheren Pfeilern eingefetzt, fie 
tragen aber auf den von Ranken-Ornamenten umrahmten 
Flächen keine Infchriften. In Pfeiler VI (Fig. 13 und 14) 
find ornamentirte Gelimsllücke und Rcftc von Säulen- 
trommeln fichtbar. Säule VII erhebt fich über vielen 
Stücken von geringer Form, Säule VIII (Fig. 15) auf dem 
intaclen Fufsgefimsftücke eines Poftamentes. Zu den be- 
deutenderen Fragmenten, welche wie die meiften übrigen 
rümifchen Baurefte Spuren ftarker Zerftürung zeigen, gehört 
auch ein Hängeplattenftück an der rechten Seite des 
Pfeilers I und ein zweites zunächft der Trennungsmauer 
zwifchen der linken und mittleren Abfis vermauertes 
Hängeplattenftück. (Fig. 16.) 

Aufser diefen durch ihre Formen wichtigflen, in den 
Zeichnungen dargeflellten Stücken ift noch eine grofse 
Zahl Bruchftücke verwerthet, welche deutlich genug die 
Zugehörigkeit zu den übrigen erkennen laffen. Ks mufs 
aufserdem befonders erwähnt werden, dafs die Wände und 
Pfeiler von dem Niveau des neuen Fufsbodens auch weifs 
getüncht find, und dafs die Vermuthung nicht ausge- 
fchloffen ift, dafs unter dem dicken Kalküberzuge noch 
werthvolle Steine verfteckt find, welche, wenn die bean- 
tragte Reinigving des Innern erfolgen follte, erft zu Tage 
treten würden. Dem dicken Kalküberzuge ift es auch zuzu- 
fchreiben, dafs bei den Pfeilern II und III die Bruchfeiten 
der Architrav- und Fries- Sücke nicht deutlich in ihrer 
ganzen Form zu erkennen find. 

Aufser diefen regellos zufammengetragenen Steinen, 
welche dem chriftlichen Baue als Fundament dienen mufsten, 
find noch an römifchen Werkflücken die vier vor den 
Abfiden flehenden monolithen Säulenfchäfte und die zu- 
gehörigen Capitäle verwerthet. Die zwei Schäfte im Erd- 
gefchofse find vollftändig erhalten, die Capitäle find com- 
pofite und haben die gröfste Aehnlichkeit mit jenen am 
Bogen des Septimius Severus in Rom. Die Schäfte der 
beiden Säulen im oberen Stockwerke wurden zur Verwen- 
dung in diefem Baue gekürzt. Fines der Capitäle ift 

korinthifch, das andere compofit (Fig. 17), beide tragen den Charakter der Spätzeit des römifchen 
Stylrs Die Bafen aller vier Säulen zeigen kein Kriterion römifcher Abdämmung. 




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Alois Hai si:u. 



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1% 



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Die Prüfung der antiken Rclle nach Formen und Dimenfionen ergibt, dafs die fichtbaren 
Steine verfchiedenen .Säulenbauten und mehreren Poflamentcn angehörten. Bogen- und Gewölbe- 
(lücke habe ich unter den erhaltenen Steinen nicht entdecken können. Mit zu den hervorragend flcn 

romifchen Kellen in Zara muffen aber auch zwei noch aufrecht 
Hebende Säulen gezählt werden, welche von den Venetianern zur 
Aufteilung des Löwen von S. Marco, unter Benützung römifcher 
Werkflücke errichtet wurden. Die eine, auf der Piazza dell'Erbe 
flehend, trägt heute noch über einem Auffatze den Löwen, und, da 
fie als Pranger benützt wurde, die Ketten und Handeifen. Sie hat 
keine Balls, der Schaft ill uncannelirt, das Capitäl korinthifch. Der 
Umfang der Säule beträgt unten 4-15 Meter, demnach der Durch- 
meffer 1 -32 Meter. Die zweite Säule fleht vor dem Statthalterei- 
gebäude und der Kirche S. Simeone auf Piazza della Colonna. Die 
Balis derfelben ifl attifch, der Schaft cannelirt, doch fehlt demfelben 
die unterfle mit dem Ablaufe verfehene Trommel. Das Capitäl ifl 
korinthifch. Ueber demfelben folgt nichts weiter, doch zeigen weit 
vorllehende, nicht antike Dübel, dafs fich hier ebenfalls ein Auffatz 
zur Aufnahme eines Löwen oder einer fonfligen Figur befand. Der 
Umfang diefer Säule beträgt unten 3*92 Meter, demnach der Durch- 
meffer 1-24 Meter. Beide Säulen flehen nicht an ihrem urfprüng- 
lichen Platze im romifchen Baue, fondern wurden, wie gefagt, fpäter 
errichtet. Sowohl der Standplatz in dem jetzigen Strafsen-Niveau wie 
auch das Fehlen der Bafis bei der einen, der unteren Trommel bei 
der anderen Säule fprechen dafür. 

Wenn man die Schäfte diefer Säulen vergleicht mit jenen im 
Unterbaue von S. Donato, Hellt fich, unter Berlickfichtigung der 
Verjüngung, eine Gleichheit der Dimenfionen heraus. Die grofsen 
cannelirten Trommeln entfprechen dem Säulenfchafte auf der Piazza 
della Colonna, die uncannelirten jenem auf der Piazza dell'Erbe. Die 
cannelirten Säulen werden, ein Verhältnis von 9V4 Durchmeffer zur 
Höhe angenommen, circa 12 Meter hoch gewefen fein, und es würde 
hierzu das Friesflück in Pfeiler III (Fig. 7) gehören. Da das letztere 
074 Meter hoch ifl, liefsen fich die Dimenfionen des ganzen Gebälkes 
mit: Architrav 074 + Fries. 074 + Kranz-Gefims 090 (?) Meter 
annehmen, wobei die Säulenhöhc von 12 Meter fich zur Gebälkhöhe 
von 2 58 Meter wie 4 6 : 1 verhalten würde. Jedenfalls entfprechen die 
Dimenfionen einem ungewöhnlich grofsen Gebäude, da die Höhen- 
mafse der Säulen beifpielsweife gegen jene der Proflafis des Pantheon 
in Rom (14 064 Meter) nur um 2 Meter, alfo um '/? zurückbleiben. 

Nicht wefentlich verfchieden in den Dimenfionen von dem 
früheren wird der Bau gewefen fein, zu dem die glatten Säulenfchafte 
gehörten, dagegen weifen zwei cannelirte Säulentrommeln in Pfeiler II 
(Fig. 4 und 6) und in der Mauer (Fig. 1), zunächfl der rechten Abfis, auf ein bedeutend kleineres 
ObjecL Zu den aus diefen Fragmenten reconflruirbaren, circa 5 Meter hohen Säulen würde das 
Gebälkflück (Architrav und Fries) in Pfeiler III (Fig. 8) und das Hängeplattenftück in der linken 
Abfis (Fig. 16) den Dimenfionen nach paffen. 



49 



tXSi 



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jjpogle 



S. Don ato in Zara. 



63 



Die Säulen vor den Abfielen gehören wieder ihren Maafsen und Formen nach anderen 
Ordnungen an als die früher befprochenen. 

Es mufs weiteren Aufdeckungen in Zara vorbehalten bleiben, die hier gewonnenen 
Refultate zu erweitern und völlig ficher zu Hellen, doch läfst lieh fchon aus dem V orhandenen der 
Schlufs ziehen, dafs fowohl vielerlei als auch befonders grofse reich ornamentirte Monumental- 
bauten in der einfügen Römerfladt errichtet waren. 

Während es bis jetzt nicht möglich ift aus den erhaltenen Architekturllücken irgend ein 
Gebäude zu reconftruiren, da hiezu die den Grundrifs bellimmenden Fundamentrefle nicht bekannt 
find, geflatten dagegen die vielen in den Pfeilern und Wänden vermauerten Poflament-Fragmente 
ein Bild der Gefammtform der Poftamente zu geben. Die Fragmente gehören zweien Poftamenten 
an, welche aus Sockel-, Mittel- und DecklUick beftaiulen. In Fig. 19 wurde die Vorderanficht 
eines diefer Poftamente reftaurirt. Die edlen Formen der Profilirungen und Ornamente wie auch 
der Buchitaben fprechen für die belle Zeit des römifchen Styles. Leider find die oberen Flächen 
der Deckplatten nicht zu fehen, fie würden über die Aufftcllung von Standbildern auf den Folla- 
menten Auffchlufs geben können. 




n» 4. 



II. Die Baucesi iik iite von Franz Hui.il, k. k Professor t:Ni> Conservator. 

Unter den alten Denkmalen, die Zara befitzt, ift die Kirche des heil. Donatus wohl das 
gröfste und das intereffantefle. Die Kirche ifl ein Rundbau mit hochgewölbten Emporen, einer Art 
Ober-Kirche, mit je drei Abfiden in der Ober- und in der Unter-Kirche. Von der unteren Kirche 
führen zwei Stiegen auf die obere; jene mit dem öftlichen Eingänge geht knapp an der äufseren 
Seite der perimetrifchen Mauer hinauf, jene mit dem weftlichen Eingange windet fich unter der 
erflgenannten Stiege durch, fteigt etwas fleiler empor, und vereinigt fich mit ihr zu einer breiten 
Treppe vor der Vorhalle zu den Emporen. Die hohe Kuppel (Dach) der Kirche, die auf je fechs 
Pfeilern und je zwei Säulen in der oberen und in der unteren Kirche ruht, ifl weit fichtbar von der 
Landes- und von der Meeres-Seite, und gibt der Stadt ihre charakterillifche Phyliognomie 



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Fkanz Bui.uV 



Trotz ihrer Wichtigkeit für die Culturgefchichte des Landes und ihrer Sehenswürdigkeit wurde 
aber die Kirche bis auf die jüngfte Zeit wenig beachtet und noch weniger ftudirt. 

Das Verdienft, ein neues Intercfl'e auch in grösseren Kreifen für diefe Kirche erweckt zu 
haben, gehört dem ProfefforRudolph Eitelbcrgcr von Edclberg, welcher im Auftrage der k. k. Cen- 
tral-Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale im Jahre 1859 I )almatien bereift, 
und im Jahrbuche den Auffatz: „Die mittelalterlichen Kunfldcnkmale Dalmalicns in Arbe, Zara, 
Trau, Spalato und Ragufa, Wien 1861" veröffentlicht hat. Auch der Correfpondent der k. k. Cen- 
tral-Commiffion, 1 lerr Johann Danilo, hat über die Donatus-Kirche im „Awifatore Dalmato," 66, 
68, 70, 72 im Jahre 1877 vier Feuilletons gefchrieben. Auf Erfuchen der k. k. Central-Commiffion 
war er bereit, jene Feuilletons zu erweitern und die darin enthaltenen Anflehten näher zu begründen, 
war aber durch Krankheit daran verhindert; und fo übernahm ich die Arbeit über Einladung der 
k. k. Central-Commiffion u. zw. durch Vermittlung des Herrn Profeffor Alois Hau/er. 




Fig. s 

In der Kirche gibt es keine Infchriften, die uns eine Antwort geben konnten auf die Frage, 
wann und von wem fie erbaut worden fei, doch finden fich zahlreiche alte römifche Infchriften, 
Unter dem Pfeiler IV, links beim Eintritte, fleht auf einem Blocke (2-20 M. lang, 0-90 M. hoch) 
von weifsem Kalkflein, mit fchonem, fehr gut erhaltenem Rahmen umgeben, eine Infchrift in fehr 
fchönen Lettern (f. Fig. 9): 

IVNOMAVGVSTAK AI'I'VLKIA- A\ FIL aVINTA|SVO ET !- TVKPHJI BKOCCHI IJCIMANI -FUJI- 

NOMI\E|TKST- l'ONI • IVSS. 

Die Infchrift war im 15. Jahrhunderte bekannt. Cyriacus Anconitanus (l'izzicolli) führt fie 
(1435 -36) in feinen Commentarien und in feinem Briefe an Targioni-Tozzetti auf. 1 

Sie gab Veranlagung zur Annahme, es fei entweder an der Stelle der Kirche oder etwas 
nördlicherfeits ein grofser Tempel der Livia Augufta, der Gemahlin des Kaifers Auguftus, geflan- 
den. Der Franzofe Jacob Spott erwähnt fie in feinem „l'oyage d' Italic, de Dalmattc, dt (irece 
et du Levant" Amderdam 1679, mit folgenden Worten, tom. 1, pag. 65 fq. : Proche de l'Eglife des 
Grecs appellee f. Melie, je vids deux belles colomnes canelees d'ordre corinthien, dont la bafe, le 
plinthe, le chapiteau et l'architrave font egalment de bonne maniere. On juge que c'efl le reft d'un 

■ Conf. Corpus lnfcr. I.al III. d. 2 '.104, wo lic als .ad aolem f. Donali iuxia cccleiiam calhcdr.ilem in baficolumnac- ange 
fuhrt wird. Unter 11. 2905 C. J L. III. Ifd, ficht die folgende Infchrift nAch Cyriacus lh .ad aedem s. Trinitatis" nach Martyr Juc. als 
.in templ.p divi DoMtPi 

IVNONI AVGVSTAK AITVLEIAMFIL OVINTASVO- KT I, TVRI'II.II - IIROCt III NOMINE. 

Die erwähnte „aede» Trinitatis" und .tcmplum divi Donati- find eine und dicltlbc Kirche; und diefe Infchrift n 2905 ift 
nur eine corrupte Abfeilt ift der fub n 1904 angefahrten, wie lie bei einigen Schriftftellcrn vorkommt, ütiuiatae, t.u.ius und nach ihnen 
J-ari.it, (lllyr. Sacr t V. pag- 38I haben dies hervorgehoben. 



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S. DONATO IN ZAKA. 



65 



templc de Junon par une infcription, qu'on a trouvce proche de lä, et que je vids dans l'anciennc 
cglife de f. Donat". 

In den Anmerkungen pag. 366 jjibt er den Wortlaut der von ihm gefehenen Infchrift, aber 
die Beschreibung, die er von ihr macht, nämlich: „cette pierre etoit ecrite de deux cotes, car on lit 
en un endroit les trois premieres lignes, et en un autre la 3. et la 4. ligne, ce qui fait le fens com- 
plet" — bezeugt, dafs er fie von einer unvcrläfslichen Perfon dictiren und befchreiben hörte. Die 
ganze Infchrift fleht auf einer Fläche. Sein Zeitgenoffe, der Archidiaconus von Zara, Valerio de 
Ponte, den Spon als einen homme scavant et qui possede bien Thistoire de son pays, rühmt, gibt 
uns darüber in feinen Rerum Ecclesiasticarum Jadrensium Commentaria (veröffentlicht von Farlati 
Illyricum Sacr. t. V, pag. 11 sq.) folgende Nachrichten: 





„Cathedrali ab Auflro contiguum eft templum formae rotundum a f. Donato, ut tradunt, 
ereclum, ac fancliflimae Trinitati dicatum, quod poflmodum f. Donati titulum fortitum eft .... 
Ibidem collocata eft urna marmorea cum offibus difti f. Donati. Ad fuperiorem huius templi partem 
afeenditur per fealam femicochleam, ubi frequentatur congregatio oratorii. Cernuntur inferta parie- 
tibus eiusdem templi fragmenta non exigua, quae ex fculpturis et inferiptionibus, litteris ferme pal- 
maribus, indicant fuiffe alieuius acdificii ingentis ac fumptuofae molis, quod Junoni Auguftae 
dicatum, ex inferiptione eiusdem fragmenti dignoscitur, quam romana superflitio et adulatio voluit 
fuiffe Liviam Augufti Caefaris uxorem. 

Huius forfan veftigia dixerim eaquae adhuc vifuntur in hortis Seminarii Floriani ad eubitum 
et amplius e folo furgentia, lapidibus femiruflico ordine compaftis, quibus non longe imminent duae 
columnae, ordine corinthio elaboratae, trabe lapidea defuper coniunc^ae, altitudinis eubitorum 
circiter triginta, quarum bans fub terra latet, aliasque fimiles extitiffe indicant, quae porticus 
via N. F. 0 

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66 



Franz Buud 



ampliffimae fuilTe demonftrant. Hanc molem forfan zelus f. Donati diruit, eiusque rudera in aedifi- 
cium templi fanctiffimae Trinitatis convertit." 

Farlati kannte, als er die Gefchichte der Zaratiner Kirche fchrieh, weder den Spon, noch 
den Ponte . fagt aber doch faß das nämliche (O, c. t. V, p. 37, 38): „fed rerum ab eo (Donato) 
laudibiliter pieque geflarum nulluni extat monumentum auguflius, quam templum fane amplum et 
magnificum, quod ab illo ingenti mole fumptuque exftructum et Sanetiffimae Trinitati confecratum, 
eiusque titulo infignitum ferunt. Ell figurae rotundae ad fimilitudinem Bafilicae Spalatenfis S. Dom- 
nü, laterique dextro aedis cathedralis adiacet. Aiunt ibidem fuiffe olim delubrum ingens Junoni 
Auguflae facrum (idefl Liviae uxori Oelaviani Augulli Imperatoris), fi vera eil quorundam inter- 
pretatio, idque confirmat vetus inferiptio, reperta inter rudera eiusdem delubri, quod iamdudum 
vetuftate collapfum ac dirutum erat. Idem confirmant fragmenta quaedam veterum lapidum variis 
notis et figuris ineifa, reliquiae antiqui illius aedificii, quae paflim templi parietibus infertae con- 




r«, 7 

fpiciuntur " Diefelbe Anficht findet fich in l'oyage piUoresque et Itiflorique de l'/jlrie et Dalmatie, 
redige d'oprls l'Itineraire de /.. /•'. C 'aß'as pur Jofepli I.avallce (Paris An. X, 1802) pag. 85: „On 
voit encore pres de l'eglife de Sainte Helie deux magniriques colonnes cannelees, d'ordre corinthien, 
dont 1 architrave, les chapiteaux, la plinthe et la bafe font du meilleur Ilyle; une infeription trouvee 
non loin de la. et que Ton a transportee dans l'eglife de f. 1 )onat, fait foupconner que ces colonnes 
font un rede d'un tcmple de Junon; cette infeription eil une dedicace faite ä l'augufte Junon 
Junoni Augußae par une femme nommee Apuleia Quinta, fille de Marcus, en fon nom et en celui 
de fon Iiis Lucius T nrpilius ßrocthus Licinius." 

Der einheimifche Schriftlleller Kreljano t'ic (Mcmorie per la (loria della Dalmazia, Zara 1809) 
vertritt diefelbe Anficht und führt einige nähere Details an. Er fchreibt Bd. I, p, 195 fq.: 

„Ora che un tempio efifteffe in Zara dedicato efpreffamente a quella divinitä (Livia moglie di 
Augullo) la tradizione pifi lontana lo vuole e vari fquarci uniform! d'ifcrizioni lo indicano, ma in modo 
particolare Junoni Augußae . . . Congetturafi comunemente d;igli antiquari nollri che quefto edifizio 
forgefle lä dove efiftono le cafe del fignor Giurich fopraflanti all'orto del fu feminario Elorio. Certo 
e che lungo TeHremita dell'orto f'alza da terra a dar fondamento al filare delle cafe fovraerette 



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S. DONATO IN ZARA. 



67 



an piede circa di ben difpofte pietre, che pt:r la forma e conneffione del nuiro ad occhio offcrvatore 
fono d'epoca romana. Non lungi vcdevanfi due colonne: il capitello, il plinto e la bafe crano 
del piu fquifito ftile, come attefta d'averle offcrvatc il celcbre Archid. Valerio Ponte, che fiori nel 
XVII fec, d'ordine corintio, con architrave che le univa. Quelle cd altre, che; certo efiller doveano, 
a fenfo degli intelligenti, i quali furono in tempo d'efaminarle, adombravano all' immaginazione un 
maeftofo portico che forfe era parte del grande edifizio, confecrato a Livia Augufta. Porfe torreg- 
giava quefto tempio fu una piazza fpaziofa e del fuo laftricato erano quelle grandi c ben levigate 
pietre che di la non lungi fcoperfe il capitano Liciffich nel diffotterrare le fondamenta della fua 
cafa. Kra forfe una delle colonne elevantifi fu quello magnifico foro, quella che rimpetto alla cafa 
medefima col piedeftallo tutto fotterra forge maeftofamente e fola ha potuto fopravivere all' urto 
del tempo ed alle vicende rovinofiflime della cittä. Sofpettarono il Ponte, il Tanzlingher, lo 
Gliubavaz ed altri cronifli che il troppo veementc zelo del fanto vescovo Donato abbia demolita 
e diftrutta la fuperba mole di Livia Augufla convertendone i miferandi avvanzi all'erezione del 
tempio da lui dedicato alla Trinita." 




Und ibidem pag. 216: „Solo ci rimafero.alcimi rottami qua e la difperfi di fregi e. comici 
d'eccellente lavoro e quei pezzi di colonne fcannellate ch'erano gia nell' orto della famiglia Dede 
e che ora veggonfi combacciati a formare la colonna nel campo di S. Simeone. Quelle furono quelle 
colonne d'ordine corintio offervate dal Ponte, le quali trovandofi appunto in quei contomi appar- 
tener doveano al gran tempio di Livia Augufta." ' 

Diefe Anflehten werden wir unten naher beleuchten Farlali erwähnt nach (itiubavaz und 
Lucius die folgende Infchrift, die bei der Thüre der Kirche gelhindcn fei; fie war verfchwun<len, 
man fand fie vor kurzer Zeit und brachte fie in die Kirche als Bruchflück (0*70 M. hoch, an der 
oberen Seite o • 20 M., an der unteren 0-30 M. breit) wieder zurück (C. J. L. III. n. 2950)." 
HKI.YIA- Veneria V-F-SlBi et (X ■ PKTRoK'O • CA pitoni YIRO-S uo et CXI'K TROMO- A phrodi»io|LT SVIS LI 

bertis UBF.RTABYSCXPO stcrisqjKORYM. 

' Ferrari- Cufilli in RI»1(U Dalmala, 1S59. n 1 3. — * C. J. L. III n. 2950. A parle anterior! laj>is qua.lratus eil, relru culiminar 
dtaddlMM forma» liabct in pmeam fcuient». 

9* 



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68 



Franz Bund 



Ebenfo erwähnt Farlati nach Lucius folgende Infchrift, welche am Pfeiler III, linke Seite, 
fleht (Spiegel 0-54 M. lang, 0-30 breit): 1 

OALI,IVS|SPKCM. V F SIB! KT IN KR | IN- AG R. 

In der Kirche finden fich noch folgende Bruchftücke, die immer fichtbar waren, aber von 
Niemandem wegen ihrer Un Wichtigkeit veröffentlicht wurden: Am Pfeiler II linke Seite, Bruchftück 
(Spiegel 0 80 Meter hoch, o 23 Meter breit).* 

A GN F |IA I S 

am Pfeiler I, unter dem Gefimfe gegen die perimetrifche Mauer in fehr grofsen und fchönen 
Lettern: IN FRON. 

Nach der Erzählung von Augenzeugen 1 wurde bei der Reparirung des Fufsbodens ein 
Quaderflein gefunden mit dem fchüiien Bildniffe einer Bacchantin. Der Stein findet fich jetzt in der 
Exedra des hiefigen „Giardino publico" eingemauert. Im Jahre 1872 nahm man in der Kirche 
neue Ausgrabungen vor; im Jahre 1877 wurde der ganze (chriftliche) Fufsboden abgetragen und 
der ganze unterlegte Schutt, fammt einigen Gräbern weggeräumt, bis auf den alten (römifchen) 
Fufsboden. Da kam zum Vorfchein, dafs die Fundamente der Pfeiler und Säulen, wie der perime- 
trifchen Mauer, aus Bruchftücken fchöner altrömifcher Gebäude beftehen. Da finden fich Stücke 
von Architraven, Kranzleiften, von Säulen, Plinthen u. dgl. Die Fundamente der Pfeiler und Mauern 




Fig. 9. 

ruhen auf dem alten, noch gut erhaltenen Pflafter. Es fei hier noch bemerkt (gegen EMbergcr 
1. c. pag. 34, 35, der diefen alten Fufsboden, wie er jetzt gereinigt dafleht, nicht gefehen hat), dafs 
diefer Fufsboden nie das Niveau der chritUichen Kirche fein konnte, denn die alten Bruchftücke 
ragen zu fehr aus den Fundamenten der Pfeiler und der Mauer heraus, um diefe Anficht gelten zu 
lallen. Die erwähnten Bruchfliicke muffen gleich vom Anfang verfchlittet gewefen fein, und der 
jetzt abgetragene Fufsboden, der etwa 1 ■ 30 Cm. höher Hand über den neu blofsgelegten römifchen, 
ill ohne Frage als beim Baue der Kirche angelegt zu betrachten. 

Bei den eben erwähnten Ausgrabungen wurden zwei Infchriften aufgefunden. Unter 
dem Pfeiler II fleht die bis jetzt unedirte Infchrift (Spiegel 0-72 Meter hoch, 0 55 Meter breit) 
in fchönen Lettern, wie fie in Fig. 4 wiedergegeben ift : 

1 Zu lefen- (Wh Atlmi SfttmlaUri L(tg(*nil>. nicht wir im C. J. I., III n. *qio SpftlaUr, wo das I. tum SPEC* gelogen 
wird, il» iwifchen ihnen ein deutlicher Punkt Hellt. Zwilchen der /weiten und drillen Linie ill eine Vertiefung, wahrfchcinlich vim fpiterer 
«Und ausgemeißelt — * Vergl. Bulletino di Arch e Slor. Dalmata Anno |, pag, J7. 1 Conle Kranz Bortlli pj der Zeit PodetU von Znra. 



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S. Donath in Zara. 



69 



Appuleio Cai Filio Sergiä (tribu) Balbino, Pontifici, cquum publicum habenti, annorum 
XXI, Epidia Titi filia Paulina avia. 1 

Unter dem Pfeiler IV, bei dem Blocke mit der Infchrift Junoni Augußae, fand man einen 
etwas zwar kleineren Block (i 69 Meter lang, o 80 Meter hoch) mit Infchrift in gleich grofsen und 
fchönen Lettern (f. Fig. 11): Jovi Augufto. Appuleia Marci filia (Quinta fuo et Lucii Turpilii Brocchi 
Liciniani Filii nomine t(eftamento) [(p)oni (i)uffitj.* 

Diefe zwei Blöcke find auf drei Flachen fchün gcmeifselt und mit Rahmen umgeben ; jedoch 
fleht die Infchrift Junoni Augußae auf der längeren (Haupt-) Fläche, die Infchrift Jovi Augufto 
auf der kürzeren (Neben ) Fläche. Unter dem Pfeiler V befinden fich zwei andere Blocke, die auch 
auf drei Flächen ausgearbeitet und mit Rahmen umgeben find. Kiner von diefen pafst genau, was 
fowohl den Rahmen als die Länge und Hohe anbelangt, zum Blocke Junoni Augußae, der andere 
läfst fich nicht genau abmeflen, aber was den Spiegel anbelangt, ift er gleich grofs wie der Block 
Jovi Auguflo, und kann ohne Bedenken als Complement-Stück zu demfelben betrachtet werden. 

Bezüglich der hiftorifchen Auf- 
zeichnungen über diefe Kirche ift 
CoftantinusPorphyrogenetus der erfte, 
der uns darüber ein ficheres Zeugnifs 
in feinem Buche de adminijlrando 
imperio aufbewahrt hat. Bei der Be- 
fchreibung des byzantinifchen Thema 
Dalmatiens im cap. 29 1. c. (diefes 
Capitel ift im Jahre 949 gefchrieben) 
erwähnt Porphyrogenetus die Kirchen 
von mehreren Städten Dalmatiens. In 
Cattaro, fchreibt er, fei die Kirche 
des heil. Tryphon, in Ragufa die des 
heil. Stephanus, in Trau die des heil. 
Laurentius, in Spalato die des heil. 
Domnius, von welcher er hinzufetzt: 
quod eubieuium erat eiusdem imper- 
atoris Diocletiani. In allen diefen 
Städten macht Porphyrogenetus je eine Kirche namhaft, nur in Zara nennt er ihrer zwei: „Templum 
autem s. Anaftafiae oblongum eft, fimile Uli, quod in Chalcopratiis (Vorftadt in Conftantinopel) eft; 
et columnas habet prafinas atque albas, totumque ornatum eft figuris, piclura vetufta elaboratis; 
pavimentum vero ipfius mirificc ex opere teffellato confectum. Juxla autem ilud cfl aliud quoque 
templum rotundum s. Trinitatis; et Jupra illud rurfum aliud inßar calci humenorum, ilidcm rotun- 
dum, in quod Cochlea ajeenditur" .' 

Diefe letzterwähnte Kirche ift ohne Zweifel die jetzige Kirche des heil. Donatus. Sie hat 
fomit eine fo alte hiftorische Beftätigung, dafs fich einer älteren kaum eine Kirche unferer Monarchie 
rühmen kann. Aber zu welcher Zeit und von wem die Kirche aufgeführt wurde, fagt uns Porphy- 
rogenetus nichts. Diefe Frage ift nun nach Möglichkeit zu löfen. 

Alte fchriftliche Aufzeichnungen und alte Traditionen ftellen diefe Kirche mit dem Bifchofe 
von Zara, Donatus III, welcher in den erften Decennien des 9. Jahrhunderts lebte, in engfte Ver- 
bindung. Viele nehmen an, er hätte die Kirche auf der Stelle (ibidem — Farlaii), fomit auf dem 

' Vergl. Mietling ü Arch. <• S<or. I>alm»l». Anno I, pag. 37 — * Vergl. Corp. In I.nt III, pag 1062. und Bulletiinci «Ii Arch. 
« Slor. Dalmata Anno I, pa K 36 — ' Munumenla fpeflanlia MAoriu* Slavoruai Mcridionalium. Za K rabiac 1877. Vol. V II, pag. 401 firqq. 




Fig. 10. 



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Franz Bui.ic. 



Fundamente eines alten heidnifchen Tempels, nämlich der Juno (Livia) Augufla aufgeführt. Nach 
anderen [Kreljanovic mit Berufung auf Ponte, Tanzlingher, Gliubavaz — flehe oben) hätte der 
Bifchof Donatus Hl. den alten Tempel, der flark befchädigt oder halb verfallen war, zuerft ganz 
demolirt und mit deffen Trümmern dann die Kirche aufgebaut. 1 

Was den Hauptpunkt diefer Aufzeichnungen anbelangt, nämlich die Krbauung der Kirche 
durch Bifchof Donatus III, ftimmen wir den Alten vollkommen bei; alle übrigen Details aber 
muffen wir fallen laffen. Denn erjlcns wäre die Kirche auf welche Art immer, unmittelbar 
aus einem heidnifchen Tempel entftanden, wie uns die angeführten Schriftfteller erzählen, fo wäre 
fchwer anzunehmen, dafs Coli. Porphyrogenetus, der bei der Domnius- Kirche in Spalato ihren 
Urfprung hervorhebt, ein fo auffallendes Analogon bei der Donatus- (Trinitäts) Kirche in Zara 
unerwähnt gdaffen hätte, und dies um fo weniger, als die letztere Kirche viel jüngeren Datums ifl 
als die erftere. 

Zweitens ifl es jetzt nach den letzten Ausgrabungen klar, dafs die jetzigen Mauern nicht 
auf älteren Fundamenten ruhen, und dafs beim Baue der jetzigen Kirche die Fundamente ganz 

neu eingelegt worden find. Dafür wurden 




lOVI- AVCVSTO 

APPVLE1A- M P- QV1N 
SVO ET-U-TVR PILll BROCC 
UClNlANl-FILll-NOMlNE 





Fig. Ii. 



auf der weltlichen Seite durchwegs grofse 
Steinbocke, die von römifchen Bauten 
herrühren, gebraucht; feltener werden die 
römifchen Bruchftücke auf der füdlichen 
und nördlichen Seite; auf der örtlichen 
find fie nur vereinzelt anzutreffen. Wohl 
find auch auf diefer Seite die Fundamente 
neu, aber fie beftehen aus unbehauenen 
rohen kleinen Steinen. Schief durch die 
Kirche, vom Pfeiler V bis zur mittleren 
Apfis, auf dem nun entblöfstcn römifchen 
Boden, lauft der unterfte Theil einer 
grofsen Treppe, auf der man zu einem 
grofsen Gebäude aufflieg, welches aber 
gewifs aufserhalb der jetzigen Kirche zu 
flehen kam. Auf dem gepflafterten, vor 
diefem Gebäude unter freiem I limmel flehenden Platze, deffen Spuren fich auch in den I läufern 
vorfinden, die fich jetzt an die Donatus-Kirche anlehnen, wurde die Kirche aufgeführt. Nur fo läfst 
fich nach unferem Dafürhalten am heften erklären, warum je weltlicher von der Treppe defto 
gröfsere Blöcke man in die Fundamente hat einlegen müffen. 

PriUens kann man unmittelbar vor dem Baue der Kirche die Demolirung eines anderen 
grofsen Gebäudes — fei es eines ganzen oder halbverfallenen — nicht vorausfetzen aus dem 
einfachen Grunde, weil es unmöglich ifl anzunehmen, dafs man beim Baue der jetzigen Kirche das 
durch Demolirung gewonnene fertige Material aufscr Acht geladen, und fich mit einem fo rohen 
miferablen, erfl von Weitem herbeigeschafften Material begnügt hätte. In den Pfeilern kann man 

1 Die Meinung <U-% Herrn C. K. Car. Riamhi {Memerie Jt Zara, V.*rx 1H75I, die jetzige Dcmatuv Kirche fei ein II*«, ein Tempel 
am den Zeiten de* Kaders Octavianut AuguiUii 1 riteniamo ch'elTo fia infalti un monniucnlii dei tempi di Augutlo), verdienl wühl keine 
Beachtung. I >ic Mauern wie fie jetn flehen »rnn Fundamente Iii» tum Gefnnfe lind keine röinifche Arl.eit Noch grnndlofer. wenn e» 
möglich, ill die Behauptung de» H. BiaHcki in feinen Welke Zara Cnfliana I. Bd.. paß. .i»4 (Zara I.S77). der alle heidnifchc Tempel, 
wäre im erllen Jahrhunderte vom Bifchofe Dunalu» I. in einen chrilllithen Tempel umgewandelt, „Diciano quindi, che una delle piü 
antiche chiefe di Zara Ii fu quella di » Duoato, che fu confecrala al rem Dio da « llonato vencovo di Zara, primo di uuefto nome, nel 
prim.. 



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S. DONATO IN ZAUA. 



7» 



einige Stücke als altrömifche betrachten, fie find aber in fo kleiner Anzahl, dafs man den obigen 
Schlufs auf die vorhergehende Demolirung eines Gebäudes nicht gelten laffen kann. 

Ueberdies läfst die Gefchichte die Annahme nicht zu, im 9. Jahrhunderte habe ein altrömifches 
Baudenkmal in Zara geftanden. Dies wäre nur dann möglich anzunehmen, wenn während der 
langen Dauer der Völkerwanderung in Dalmatien (vom Knde des 4. bis zur Mitte des 7. Jahrhun- 
derte) Zara gar nicht oder nur wenig gelitten hätte, was aber nicht angenommen werden kann. 
Fpidaurum, Narona, Salona, Afferia, Humum und andere Städte am Geftade des Meeres und im 
Binnenlande find vom Feinde geftürmt und zerftört worden. Zara kann dem gleichen Schickfale 
nicht entronnen fein. Ueber Zara haben wir zwar keine fieberen und genauen hiftorifchen Zeugniffe, 
wie über viele andere Städte, defshalb läfst fich ihre Zerftörung nicht genau chronologifch 
beftimmen; nichtsdeftoweniger kann fie bei aufmerkfamer Sichtung der Quellen, mit Bezug auf 
das Schickfal der ganzen Provinz, als ficher angenommen werden. Hier können wir uns des 
Weiteren in diefe Frage nicht einladen; es mögen hier nur die Refultate der diesfälligen 
Forfchungen ihren Platz finden. 

Während der Hunnenzüge um die Mitte des 5. Jahrhundert hatte Zara, wie ganz Liburnien, 
ihre erfle Drang-Periode. Ueber das Heer Attilas fagt in diefer Beziehung (aus dem 15. Jahrhun- 
derte) Biondo: „In Italiam enim duclurus, Illyrici finus oram circumvectus eft et Tragurium, Sibilicum, 
Belgradum , Jaderam , Signiam , Polam, mM _ 




mmm 




Parentium, Haemonam, quae oppida tunc 
in Marciani Imperatoris Conftantinopoli- 
tani cura effent nullo firmata praefulio 
diripuit".' Die Stadt erholte fich hernach, 
da wir einige ihrer Prioren und Bifchöfe 
kennen, aber zu ihrer alten Wichtigkeit 
hob fie fich nicht mehr empor; denn in der 
fpäteren Zeit, befonders in dem zwanzig- 
jährigen Kriege, den die Byzantiner gegen 
die Oftgothen in Italien führten, gefchieht 
von Zara keine Erwähnung.* Und zu die- 
fem Kriege wurden die Soldaten durch 
Dalmatien gefchickt, und felbft in Dal- Fi ß 11 

matien recrutirt, und die Flotten ausgerüflet. Die Lage Zara's eben in diefem Kriege war doch fo 
gut gelegen, dafs fie, wenn die Stadt ganz wie früher beftanden hätte, gewifs benützt und in der 
Gefchichte erwähnt worden wäre. — Eine zweite Unglücks-Periode hatte Zara in den erften vier 
Decennien des 7. Jahrhunderts während der Kriege zwifchen Avaren und Byzantinern und zwifchen 
Avaren und Croatcn zu beliehen. Bis zum Jahre 600 wird Zara befonders in den päpftlichen 
Briefen öfters erwähnt, 3 hernach verdummen alle Nachrichten und werden wieder laut in der 
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Wenn man zu diefem Schweigen über Zara das Schickfal anderer 
Städte in Betracht zieht, wenn man das Zeugnifs des Thomas Archidiaconus, ' wiewohl in feinen 
Ausfchmückungen ungenau, hinzugibt, wird man fich der Uebcrzeugung nicht erwehren, dafs diefe 
fchwere Zeit auch Zara hart getroffen haben müffe. Porphyrogenetus 1 fchreibt zwar, dafs nur Salona 
damals zerftört wurde: „Ceteri vero Romani in orae maritimae oppidis fervati funt, eaque etiam 

• llift. Dec t. Iit>. II. Cf Calümachm (npua Altila), OUkm (np.it Attila) ; und dagegen Tira Pr*//vr in chron. «um Jalue 472; 
IJattus in thron, tum J*hrc 472; Valcfius Kerum Francic. lib. IV; Htnßmui Kerum Hingar. Dec. I. lib VI; P. Pray Annale» Vetere* 
Hunnorum, Avarum et Itungaror. Vindobonae 1761, pag. 161 icipj ; Sigeniui de Occid. Iroper, lib XIII. /„u<i»t de regnn Palm et 
Chiob. lib- I , «*p VII - s Proop. de bell Üoth. — 3 Monurocnta pag. 24J f<n. * Hilloria Salon.iana cap. IX.. . .urbis antiqaae fed 
dirutae lladria). — * L. c c»p 9 



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7* 



Kkanz Bulr'. 



nunc tenent, et Amt ifta Raufium, Afpalathum, Tetrangurium, Diadora, Arba, Vecla et Opfara". 
Aber einige von diefen Städten, Rayufa und Spalato, exiftirten damals nicht; fie wurden erft durch 
die Bürger der zerftörten Städte Epidaurus und Salona gegründet. Porphyrogenetus verdient alfo 
an diefer Stelle keinen Glauben ; flatt das dalmatinifche Thema des 7. Jahrhunderts befchreibt er 
das Thema feiner Zeiten, das 10. Jahrhundert. Vielleicht hat er auch dies hervorheben wollen, dafs 
zu jener Zeit das byzantinifche Dalmatien wenig vom Feinde gelitten hat — Dank der byzan- 
tinischen Verteidigung. Wäre das nur wahr gewefen! 

Nach folchen Stürmen braucht man die Demolirung der rümifchen Bauten nicht durch die 
Hände einheimifcher Männer im 9. Jahrhundert vollziehen zu laffen; dies hatte fchon die Feindes- 
hand leider viel früher beforgt. Ks fleht in Zara heutzutage noch eine hohe Säule auf der Piazza 
deW Erbe, die ohne Zweifel an derfelben Stelle noch zur Römerzeit ftand; 1 aber daraus läfst fich 
kaum fchliefsen, ein Tempel, ein Gebäude, hätte ebenfo alle die Stürme überleben können. An jener 
Säule konnte der Feind weder feine Raubluft, noch feine Rache befriedigen; nicht fo bei anderen 

Denkmalen und Gebäuden; defshalb 
find diefe zcrftört worden, und jene ift 
unverfehrt geblieben. 

Wenn wir vom Zeugniffe des 
Porphyrogenetus, alfo von der Mitte 
des 10. Jahrhunderts zurückgehend, die 
Zeit erforfchen, wann die Kirche erbaut 
werden konnte, und den Mann auffuchen, 
F '8- •* der für ihren Bau den Plan verfaffen 

und verwirklichen konnte; wenn wir dabei die alten Traditionen und die einftimmige Meinung 
alter fpäterer Schriftfteller berückfichtigen, fo finden wir dafür keine pai'fendere Zeit, als die erften 
Decennien des 9. Jahrhunderts und keinen geeigneteren Mann als den damaligen BifchofDonatus III. 

Das Ende des 8. und der Anfang des 9. Jahrhunderts war für Zara, wie für Dalmatien 
eine vielbewegte Zeit. In die Jahre 791 — 799 fällt die Eroberung Dalmatiens durch die Franken." 
Zwifchen Karl dem Grofsen und dem Kaifer Nicephorus entftanden dadurch grofse Reibungen. Um 
diefe beizulegen gingen nach Conftantinopel (804) als Gefandte der Doge von Venedig Beatus und 
Donatus Bifchof von Zara. Donatus erhielt bei diefer Gelegenheit vom Kaifer Nicephorus die 
Reliquien der heiligen Anaftafia als Gefchenk für die Zaratiner. 3 Die Gefandten werden zwar 
als „legati pacis a Carolo" erwähnt,* fcheinen aber in Vertretung ihrer Provinzen und Städte die 
Oberherrfchaft von Conftantinopel anerkannt zu haben, denn ein Jahr fpäter, wie Eginharl 
berichtet, „pra:dicti duces (von Venedig) Obelierius et Beatus navalem exercitum ad Dalmaciarum 
provinciam depopulandam deftinaverunt". 5 Und die Expedition hatte ihren Erfolg. Im nämlichen 
Jahre kamen nach Didenhofen (Thionville), wo Karl der Grofse Hof hielt, „Paulus dux Iadera? 
atque Donatus eiusdem civitatis episcopus, legati Dalmatarum ad pttefentiam Imperatoris cum 
magnis donis".* Hier wurde die Oberherrfchaft wieder gewechfelt und anerkannt, zugleich wurden 
neue Verfügungen für die Verwaltung Dalmatiens getroffen: „et facla eft ibi ordinatio ab imperatore 
de dueibus ac populis tarn Veneria: quam Dalmatiae".' Aber auch diefe Ordinatio währte nicht lang. 
Nach Abfchlufs des Friedens mit den Bulgaren fandtc Nicephorus (806) eine Flotte ab unter dem 
Oberbefehle des Patriziers Nicetas „ad recuperandam Dalmatiam".* Eine andere Flotte unter Paulus 
vereitelte den Verfuch Pipin's des Sohnes Karls, Dalmatien zu erobern. So kam es im Oclober 

1 Vergl oben pag. 60. — 3 Monument* 1 c pag. 303 — 1 Farhli \\\yt S»cr. t V. pag. 35 fiju. MnntimeMa I c pag. 306 i*qq. 
Die Reliquien wurden in die Catbedralc de» heil, l'elru» i[eponirl. Die Kirche n*hm Ipiter den Tite! der heil. AnailaCia an. — ' Munu- 
menta 1 c. pag. 30Ö. — » Monument* 1. c. pag. 310. — 11 MonumcnU 1. c. pag JlO. — T Monument* ibid. — " Monument» Ibid. pag. 311 




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S. DONATO IN ZAKA. 



73 



des Jahres 810 zum Friedensfchluffe in Aachen 1 zwifchen Karl und Nicephorus, und zur Beftätigung 
desfelbcn Friedensfchluffes in Aachen und in Conftantinopel im Jahre 812 zwifchen Karl und 
Michael.' Der Vertrag felbft ifl nicht auf uns gekommen; indefs gibt uns Dandolo in feiner Chronik 
davon einen Auszug. Jedenfalls wurde beftimmt, dafs die Seeplätze Dalmatiens, welche die Griechen 
in Händen hatten, ihnen gehören follen* Dies beftätigt Eginltart in feiner „Vita Caroli," natürlich 
als Hof-Hiftoriker, in folgender Weife : „Dalmatiam, exceptis maritimis civitatibus, quas ob amicitiam 
et iunetum cum eo foedus Conflantinopolitanum imperium habere (Carolas) permifit". 4 

Da war eine fchwere. Zeit vorüber. Zara nahm einen neuen Auffchwung, fie wurde die 
Hauptftadt des byzantinifchen Theiles Dalmatiens und der Sitz des Proconfuls oder des Strateg's 
„totius Dalmatiae" Die neue Ordnung erweckte und berechtigte neue Hoffnungen; das war eine 
Epoche, wo man, mitten in einer gehobenen Stimmung, an neue Bauten denken und fie auch 
ausführen konnte. Und es war auch in Zara damals ein echter Mann dazu, der Bifchof Donatus. 

Erhaben durch feine perfönlichcn Tugenden, wie durch feine Würde, hochgeehrt von feinem 
Volke, geachtet in Diedenhofen von Karl dem Grofsen, wie in Conftantinopel vom Kaifer Nice- 
phorus, nahm Donatus thätigen Antheil an den Schickfalen feiner Refidenzftadt und griff mächtig 
in die Ereigniffe feiner Zeit. Ein vielgereifter Mann, mochte er fich gefehnt haben, eine Kirche in 
Zara zu haben, wie er ihrer viele auf feinen Reifen gefehen hatte in Erancien (den Münfter zu 
Aachen), in Italien (S. Vitale in Ravenna) und befonders in Conftantinopel (Hagia Sophia). Keiner 




Fig. 14 

von feinen Vorgängern auf dem bifchöflichen Stuhle hatte fo viele äufsere Anläffe gehabt, fo viele 
fremde Einflüffe empfangen, keiner konnte fo ficher auf den Opferfinn feiner Mitbürger rechnen, 
auch keiner hatte bei der jeweiligen Regierung mehr Vertrauen als diefer Ambrofius von Zara. 
Wahrlich, wenn man zu einem für Zara in Dalmatien fo aufsergewöhnlichen Bau, wie es die Donatus- 
kirche ift, einen erleuchteten thatkräftigen Mann vorausfetzen mufs, wir können in den Zeiten vor 
Porphyrogenetus aus der Gefchichte keinen befferen, geeigneteren anführen, als eben diefen 
Donatus. Einen fo energifchen Mann, der überdies fehr lange den Bifchofftuhl befetzt hielt, 1 konnten 
kleinliche Rückfichten' von feinem Plane nicht abwenden, fo zum Beifpiel der Koftenaufwand oder 
die Rückficht, dafs neben der Kathedral-Kirche eine neue Kirche nicht nothwendig fei. Ein 
ftarker Wille forgt nicht nur für das Allernothwendigfte, fondern auch für das Neue, Erhabene. 
Und dafs Donatus auf etwas für Zara Neues, Originelles abzielte, fowie dafs er für die Baudenkmale 

■ Monument* ibid. pag. 313. — * Monument* ibid. pag. 314: „Michael geoer eiu» imperator factiu, legatoi Karalt qui ad Nie« 
phomm* miffi facrunt in Conftantinopoli ftueepit. et Arfafium atqnc Theognoftum imifit) et per eo» pacem a Nicephoro ineeptam cot»" 
firmarit. — ■> Gfirrr Hei/s Byianttnifche Gefchichten. Grat 1872 t. I. pag. Ii8fqq. — * Monumenta pag 315. — * FarUti 1. c pag. 30 
— * Bianchi Memorie di Zara pag. 17. 

viii n r. 10 

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74 



Franz Buud 



in der Fremde ein offenes Auge und ein empfängliches Gemüth hatte, bezeugt zur Genüge die 
neue Form (die Kuppel-Kirche), in welcher er feinen Bau ausführte. 

Nach dem Zeugniffe des Porphyrogenetus wurde die Kirche „S. Trinitatis" betitelt. Diefer 
Titel berechtigt uns auch zur Annahme, dafs jener Mann der Erbauer der Kirche fei, welcher die 
Reliquien der heiligen Anaftafia von Conftantinopel nach Zara gebracht hat, alfo der Bifchof 
Donatus III., San<£ta Trinitas und Anaftafia ftanden in Conftantinopel in einem merkwürdigen 
hiftorifchen Verhältnifs. 

Iis war im Jahre 379 mitten in den religiöfen Wirren der Arianer, welche die Göttlichkeit 
Chrifti leugneten, und der Macedonianer, welche die Göttlichkeit des heiligen Geiftes bekämpften, 
als Gregor von Nazianz, nachdem er eine Zeitlang in einem Privathaufc mit grofsem Erfolge 
gepredigt und einer grofsen Anzahl von Chriften den wahren Glauben über die heil. Dreifaltigkeit 
beigebracht hatte, diefes Privathaus in eine Kirche umwandelte, die den Titel führte Anaftafia, das 
ift Auferftehung, nämlich des Glaubens und zwar des Glaubens in die heil. Dreifaltigkeit. ' In diefe 
Kirche, die fchon Anaftafia hiefs, wurden die Reliquien der heil. Märtyrerin Anaftafia von Syrmium 




Fig. 15 

(Mitrovica) gebracht und aufbewahrt im Jahre 457. Aus derfelben Kirche erhielt Donatus auf feiner 
Gefandtfchaft die genannten Reliquien. Da das Dogma der heil. Trinität in Conftantinopel in 
folchem Verhältniffe ftand mit der Kirche „Anaftafia", und dann mit dem Eigennamen der heil. 
Anaftafia, konnte der Bifchof Donatus, da er die Reliquien der heil. Anaftafia befafs, auf den 
Entfchlufs kommen, jenes Verhältnis in Zara wieder herzuftcllen, um den Glauben an die heil. 
Dreifaltigkeit durch eine eigene Kirche zu verherrlichen und zu bekräftigen. 

Wann die Kirche der heil. Dreifaltigkeit den Titel des heil. Donatus angenommen hat, 
wiffen wir nicht. Porphyrogenetus gibt ihr noch den alten Titel, Cyriacus Anconitanus (1435) den 
alten und den neuen. Es ift möglich, dafs die Kirche gleich vom Anfang, neben dem officiellen 
Titel, im Volksmunde den Titel des Donatus führte, weil er fie erbaute, fo nachher weil er in ihr 
begraben wurde.* Den nämlichen Fall können wir bei der Kirche in Spalato verzeichnen. Sie 
wurde S. Mariae in coelum affumptae geweiht, als jedoch die Reliquien des heil. Domnius von 

1 Dies erhellt «ntcr Anderem aus Jer Rede des beil. Gregor, mit welcher er von feiner Gemeinde Abtchied nahm Weil *ir 
die WerVc deifelben nicht bei der Hand haben, citiren wir den einfthlagigen PaHus nich M. VHUmain (Tableau de l'eloiiuence % 
chretienne): , Adieu eglife d'AnaiUfie, qui tirait too nom an notre pieufe conhance (Anailade veut dire rcfurrettioni; adieu monument de 
notre vitftoire, nouyelle Silve oi nous arons pour la premicre fois plante larche Cainte depui» quarante ans agitee et errant «Uns ce 

defert. Et toi, Tmiile Uinte. u penfec et ma gleite: puifTent il» confet»er U foi, et puifles tu les fauvertou», fauver mon peuple " 

— * Farlati 1. c. pag. 33. 

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S. DONATO IN ZARA. 



75 




Salona herübergebracht (641) und in der Kirche aufbewahrt wurden, wurde fie allgemein die 
Kirche des heil Domnius genannt, und fie führt auch heutzutage beide Titel. Bei der Zaratiner 
Kirche dagegen verdrängte der volksthümliche Titel gänzlich den officiellen. Zu diefem Titelwechfel 
hat das meifte beigetragen die grofse Verehrung, die man nach dem Tode dem heil. Bifchofe zollte, 
fo wie der Umiland, dafs der Bifchof als Patron der Stadt Zara auserwählt und verehrt wurde. Nach 
der Legende foll der heil. Bifchof im Jahre 1104 dem Könige von Ungarn, Dalmatien und Croaticn, 
Coloman, erfchienen fein und ihm zum Entfchluffe bewogen haben, die Stadt Zara nicht durch 
Brand zu zerftören, wie er es vornehmen wollte.' Daraus können wir mit Sicherheit fchliefsen, dafs 
fpäteftens im 12. Jahrhunderte der neue Titel f'ü r die Kirche in allgemeinen Brauch kam. 

Wie wir oben bemerkt haben, ftehen alle 
Pfeiler und Säulen in der Unterkirche, fowie der 
gröfsere Theil der perimetrifchen Mauer von S. 
üonato auf alten römifchen Bruchftücken. Die zwei 
unteren und oberen Säulen vor den Abfiden und 
noch zwei Säulen, die jetzt eingemauert auf den 
Emporen rechts ftehen, wie die Pfoftcn der alten 
Eingangsthüren find ebenfalls römifche Stücke. Nun 
drängt fich die Frage auf, von wo und wie kamen diefe 
Stücke hieher und zu welchem Schluffe berechtigen 
fie uns befonders in Betreff des Tempels der Livia 
Augufta, den die Schriftfteller fo allgemein annehmen ? 

Ohne Zweifel Hammen die Stücke nicht von 
einem Gebäude; die Ornamente find zu fehr ver- 
fchieden der Grofse und dem Style nach, als dafs 
wir fie zu einem Ganzen vereint uns vorftellen könnten. 
Es finden fich da unter Anderem drei Architrave, die 
uns berechtigen, auf eben fo viele römifche Gebäude 
mitSicherheit zu fchliefsen. Was diefe Gebäude waren 
und wo fie geftanden find ? diefe Frage eröffnet ein 
breites Feld für allerlei Conjecturen. Gewifs find fie grofse fchöne Bauten gewefen; nach ihnen 
urtheilend, muffen wir uns das heidnifche Zara, abgefehen von anderen Infchriften und Denk- 
malen, ' als eine reiche fchöne Stadt vorftellen. Ein Gebäude, nach der Treppe urtheilend, die 
jetzt in S. Donato fichtbar ift, ftand ohne Frage nordöftlich in der Nähe der jetzigen Kathedral- 
Kirche. Ob von diefem Gebäude einige Stücke herrühren, kann man vermuthen; mit Sicherheit 
bei den jetzigen Beweismitteln können wir es nicht behaupten. Nur ficher ift, dafs viele Bruchftücke 
von jenem Gebäude herüber gebracht wurden, welches in der Nähe der jetzigen St. Elias- 
Kirche ftand, wo jetzt das Pfarrhaus und das Centralfeminar fich befinden. Der Franzofe Span 
(fiehe oben) fah dort im Jahre 1674 zwei fchöne cannelirte korinthifche Säulen; in welcher 
Stellung, fagt er nicht. Aber fein Zeitgenoffe der Archidiaconus VaUrio de Ponte (fiehe oben) 

1 FarlaiiV c. : „Hoc fcriptain reliqnit Thuro&ias, idcrnque »Iii fcriptorei Hungarkci confirtnant: Cumqut rex ejfet in Dalmatia 
in urbe Zadur (Zara) et eagitaret eivHatem futeendert pro duritia gtntit iltiut, et dormiret in fltlatit /uo, quod iti aedifitaverat: et ettt 
fanilns iY, f Üenatui J ZaJurienfii Epiteoput ventt ad tum in ktrriJt t k.'.'k, quem per tapilla» tapitnt traxit, et tum Virgil Unreif • aide 
verberavit quem tum dimififfet ilium nun vMt./td dolorem /entieiat, et idbu virgarum /upra eorpui fuum afficitbat ; quapropter a moltflationt 
ehilati, fatimter ceffavit». -* So beengt zam Beifpiel die Inichriii bei der .Port» RmUti Mario»- (C. J L. III n. 191a) : Mtllia Anniana 
in memor(iam) Q I.aepiii. Q. F(ilii) Serg(ia) (tritu), Bajfi Mai iti fit», emporium JUmi et axum fitri et flatuat fufetfoni teß(amenU) 
iuffiit) ex fefttrtii» DC d(eduita) vigtfima piopuJil R(omani), die Exiftenz ein» grotxen und fchönen Marktplatzes der mit einem Auf 
wände ron 600.000 Seftertien gebaut wurde,' die Infchrift (C. J. I.. III. n. 2909). Imp. Xerva. Traiau j tontif. . Max. Tr. \ Aquaedutlum 
Celan \ In quo danU imptn \ Satrati/fimi /'■ in ■ die Exillenz einer Waflerlcitung u. f. w. 



■ 



Fig. 16 



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76 



Franz Biri.id. 



erzählt, dafs aus der Erde an jenem Orte mehrere Säulenfchaftftüeke emporragten, auch zwei ganze 
Säulen mit dem darüber liegenden Architrav noch aufrecht ftanden. Kreljanovic (fiehe oben) hat 
uns eine detaillirte Gefchichte einer von diefen Säulen verzeichnet. In Bruchftücke gelegt kam fie 
in verfchiedene Privathäufer, bis die Stücke wieder gefammelt, und die Säule mit dem Plinthus 
und Capitel wieder aufgerichtet wurde. Sie lieht jetzt bei der St. Simeon-Kirche. Bruchftücke von 
ihren Schwefter-Säulen liegen in den Fundamenten des heil. Donatus, und zwar unter der perime- 
tril'chen Mauer. Viele, die meiflen Stücke von S. Donato lind fehr wahrfcheinlich denfelben Weg 
gegangen. Wenn aber diefe Behauptung wahr ift, wie wir überzeugt find, und wenn von jenem 




Kig. 17. 

alten römifchen Gebäude noch im 17. Jahrhundert zwei Säulen mit dem Architrav und einige 
Säulenftücke aufrecht ftanden, dann können wir nicht annehmen, der Bifchof Donatus hätte durch 
Demolirung jene Stücke gewonnen, und fie für den Bau feiner Kirche verwendet, denn folcher 
Stücke hat er bei den Fundamenten noch mehr benöthigt, und hätte fie fonfl bei den Pfeilern und 
der Mauer verbrauchen können. Statt vom Weiten das Material herbeizufchaffen, hätte er fchon an 
die Demolirung Hand gelegt, fei es nun aus religiöfem Eifer, wie Einige meinen, fei es aus Zeit- 



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S. DONATO IN ZARA. 



77 



und Koften-Erfparnis, fo würde er wohl Alles bei folchen Umftänden demolirt haben. Wir muffen 
alfo annehmen, dafs Donatus bei jenem Gebäude nur Bruchftücke gefammelt, und zwar die gröfseren, 
die noch übrig geblieben und die bis zu jener Zeit für Privat- oder andere Kirchenbauten nicht 
verbraucht waren, wie es mit kleineren Bruchflücken ohne Zweifel gefchchen ift. Dafs für den Bau 
der St. Petrus- (fpäter St. Anaftafia-) Kirche das Befte aus den römifchen Gebäuden verbraucht 
wurde, bezeugt die Befchreibung, die uns über diefe Kirche Porphyrogenetus hinterlaffen hat. 
Eben die gerühmte Schönheit und der Reichthum diefer Kirche find ein Anzeichen, dafs fie die 
erfte nach der Zerftürung von Zara aufgeführt wurde und meiftentheils mit den Trümmern der alten 
Gebäude. Wie für diefe Kirche, fo lieferten die Trümmer das Material auch für die Privathäufer. 
Was nach langer Auswahl noch unbenützt blieb, das fammelte von mehreren alten Gebäuden der 
Bifchof Donatus und verbrauchte es, wie ihn die Noth zwang, und es die grofsen Stücke felbft 
erheifchten, in die Fundamente. 

Eine ganz befondere Auf- 
merkfamkeit verdienen unter den 
alten Bruchflücken die Blöcke mit 
den Infchriften : Junoni Augufiac 
und Jovi Augufio. Als nur die 
erfte bekannt war, nahm man allge- 
mein an, fie fei die Infchrift eines 
Tempels gewefen, der nach Spon 
der Juno, nach allen anderen 
Schriftflellern aber der Livia 
Augufta, der Gemahlin des Kaifers 
Octavianus, geweiht war. Die 
Meinung Jener, die in der Juno 
Augufta die Livia Augufta finden wollten, war hiftorifch berechtigt, denn die Livia wurde in der 
That noch bei ihren Lebzeiten in den Provinzen viel alsjuno, Ceres, Vefta, Rhea, als mater patriae, 
genetrix orbis u. f. w. allein oder neben ihrem göttlichen Gemahl verehrt. 1 Der Beiname Augußae 
konnte zwar als Beweis für die Richtigkeit diefer Meinung nicht angeführt werden, 4 denn er wurde 
den Göttern allgemein beigefetzt. Aus Narona kennen wir folgende Infchriften: Mercurio Augufto 
(C. I. L. III n. 1792, 1793), Neptuno Augufto (n. 1794), Saturno Augufto (n. 1796), Veneri Viiflrici 
Auguftae (n. 1797, 2770, 2803); aus Salona: Dianae Auguftae (n. 1937); aus Aenona: Jano Augufto 
(n. 2969), Veneri Auguftae (n. 2971). Unter allen diefen Namen können wir wegen des Beifatzes 
Aug(ußo), beziehungsweife Aug(ußae), unmöglich fo viele Kaifer und Kaiferinnen finden; man 
mufs fie nehmen in der urfprünglichen Bedeutung. 

Als die zweite Infchrift Jovi Augufio aufgefunden wurde, hat man nach der Interpretation 
der erften Infchrift folgerichtig in ihr den Namen des O&avianus Auguftus zu finden geglaubt. So 
thaten namentlich Bianchi in feinen Memorie (p. 28), Ljubic in feiner Reifebefchreibung im Jahre 
1873 (Nazionale von Zara 1873 n. 33). Wir find dagegen der Meinung, dafs in den Worten Jovi 
Augufio nicht der Oftavianus, fondern wirklich der Jupiter zu verftehen fei. Es ift wahr, dafs 
Ottavianus, obwohl er in Rom nicht als Gott verehrt fein wollte, diefe Verehrung in den Provinzen 
noch bei Lebzeiten genofs und fie felbft bewilligte, aber er genofs fie nur in Verbindung mit der 
Dea Roma. 3 Befonders die Orientalen in den Provinzen von Kleinafien und Griechenland, die feit 

• /YtUrr Rbmifche Mythologie J. Anfluge. Berlin 1865. pag. 776 fqq. — £t»M Doclrina numomm vetenim VI, pag. 154. I. 
P«8 53- — Anniii dcll' Iftituto Archeologico Ann, 1847. P»fr *8j. — J\t»ly Real-Encrdopedie (unler Livia). Orelli 11 614 ■ Hia«cki 
Memorie d. Zara p&g- 28. — 3 Sueton. Olkav. 52: Tcmpla «jnamvis fcirct ctiam procn nfulibu» dccerni folere. in nulla lamen prorincia 
niü communi fno Roniaeque nomine rccepil. Nam in urbe quidcra pertinaciflime abflinuit hoc hofiore. 




Fig. iS 



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7« 



Fkanz Biu.ir. 



alter Zeit in folchen Huldigungen und Schmeicheleien eingeübt waren, wetteiferten in (tiefen 
Ehrenbezeugungen. Der erfte Tempel Romae et Augufto geweiht, wurde in Pergamum gebaut, 1 
hernach bei feinem Leben in Mylafa (C. J. G. n. 2696), in Nyfa (n. 2943), in Cyme (n. 3524), in 
Cyzicus (n. 3569) und anderswo im Orient; auch in Pola war ein Tempel Romae et Augufto. 3 
Nachdem einmal die Adulation ihren Anfang genommen hatte, fand fie kein Ende mehr. Sueto- 
nius fagt in cap. 59: Provinciarum pleraeque fuper templa et aras ludos quoque quinquennales 
paene oppitatim conftituerunt. Wie die Orientalen mit der Menge von Altären, Tempeln, 
Bafiliken und Propyläen nicht geizten, fo waren fie auch mit den Titeln für Auguftus nicht fparfam. 
Aber nur in Egypten, um welches fich Oclavianus jedenfalls fehr verdient gemacht hatte, wurde 
er mit dem Titel ZttSf bedacht, jedoch mit dem Beinamen 'EXsoöspto;. In Alexandrien und fonft 
an den dortigen Kütten wurde er als Befchützer der Schifffahrt unter den Göttern der See 
angebetet, doch unter folchen Titeln, die ihn von anderen Gottheiten leicht unterfcheiden liefsen. 1 
Dafs er abfolut als Jupiter ohne jedwedem Beifatze verehrt wäre, wie es unfere Infchrift vorausfetzt 
(das beigefügte Auguftus hat nichts zu bedeuten), dafür kennen wir keine Beifpiele. Wenn wir noch 
berückfichtigen, dafs Dalmatien zum Occident gehörte, und den Gebräuchen der Orientalen nicht 
folgte, dafs die Occidentalen bei dem Unfuge des Perfonencultus relativ nüchterner fich benahmen, 
dann werden wir im Jovi Augufto nur den Jupiter finden, oder wir müffen zugeben, dafs diefe 
Zaratiner Infchrift ein Unicum fei, und was Schmeichelei im Cult des Oclavianus anbelangt, alle 
orientalifchen Titel bei weitem übertrifft. 4 Wenn diefer Beweis ftichhältig ift, darf die Infchrift 
Jovi Augufto nicht nach der falfchen Interpretation der Infchrift Junoni Auguftae ausgelegt werden, 
vielmehr ift die Interpretation diefer Infchrift nach jener zu corrigiren, und die Infchrift felbft 
nicht der Livia, fondern der Juno als dedicirt anzunehmen.* 

Hiermit wollen wir nur behaupten, dafs fich aus jenen Infchriften die Exiftenz eines Tempels 
des Oftavianus oder der Livia nicht beweifen läfst. Dafs in Zara ein Cult für Oclavianus, für feine 
Gemahlin Livia oder überhaupt für die Gens Julia gehalten wurde, wollen wir hiemit keineswegs 
leugnen. Zara bekam von Oclavianus das ius coloniae, wie die folgende Infchrift beweift: Imp. 
Caefar Divi J. Aug. Parens Coloniae Murum Et Turres Dedit (C. J. L. III n. 2907),' hatte fomit 
allen Grund ihm die allgemeine Verehrung nicht zu verweigern. Direcl für den befagten Cult 
fpricht die Anwefenheit in Zara der feviri AuguftaUs. Wer diefe feviri Auguftales waren, und wie 
fie fich verhalten zu den fchlechthin genannten Auguflales und feviri, ift eine viel erörterte, aber 
nicht gelöfte Frage, es ilt jedoch unzweifelhaft, dafs fie zu jenem Collegium gehörten, welches fich 
mit dem Cult des Auguftus befafste. ' Den Namen eines fevir Auguftalis trägt die folgende Infchrift : 
Q. Dellius O L(ibertus) Fuscus VI vir AugHjl(alis) v(ivus) f(ecit) fibi et fuis in f(ronle) p(edes) 
XX in agr(o) p(edes) XX.' Daraus find wir aber wieder nicht genöthigt, gleich auf einen Tempel 
zu fchliefsen; nur der Cult ift dadurch bewiefen, und diefer konnte bei einer Ära, einer Bafilika, 
oder einem Propylaeum ftattgefunden haben. 

Nebenbei wollen wir noch bemerken, dafs aus jenen oft erwähnten zwei Infchriften kein 
direclcr Beweis für die Exiftenz eines Tempels überhaupt geliefert werden kann. Schon der 

" Tacit. Ann. IV, pag. 37. — 1 C. J. L. V t. pag. 8. n. 18 Remat tt Auguß* Cat/ari Divi F(ilu) Patri Patriot. — » Eise Infchrift 
bei Aegl in Cilicien lautet (C. J. G. u. 444JI : Hii Ztßxtzüi K%i**ft xxi fWtrfüvt 'Asyalü'ij« «1 Aypo-'irj Kuiräots. — * Confr. Prtlltr L e. 
pag. 769 f<iq. Marquardt Kömifche Staatsverwaltung III, pag 443 fqtj. — * Im Index «um C. J. L- III, pag. 1162 fuhrt Mammfcn die 
Infchrift Junoni A»iußae unter dem Namen der Gottin Juno an. — * Die Infchrift befindet fleh jetzt in Veruna im Mufeum. — ' Marquardt 
1. c. I, pag 5 1 ;i ~ * Diefe Infchrift kann man nicht mit Sicherheit in die Zeiten des Auguftus verlegen, wie es ürYdjarAr thul pag. 29, denn 
die feviri Auguflales finden Geh noch in viel fpäterer Zeit Die Infchrift ift wohl in Zara aufgefunden (C. J. L. III. n 2921); die zwei anderen 
von Biancki erwähnten, wo von den ftviri Erwähnung gefchieht pag. 7, 12 (C. J. L. III, n. 1769, 1770), Gnd von iiian, ki (cfr. liollcttino di 
Archcologia e Storia Dalmata II Ann. 1879, n. 2, pag 18), und werden jetit in der Exedra des Giardino publico in Zara aufbewahrt Sic 
beweifen unter Anderem für unfere oben ausgeführte Meinung, dafs Auguftus in Dalmatien nicht unter dem Namen des Jupiter verehrt 
wurde. Für die ftviri in Zara geben Zeugnifs auch die Infchriften n. 2928, 2929 C, J. L. III. 



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S. DONATO IN ZARA. 



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Umftand erweckt einige Bedenken, dafs beide Tempel von einer Privatperfon, der Appuleia Marci 
filia Quinta, erbaut wären. Stünde in der Infchrift ein D(ecurionum) D(ecreto) oder überhaupt ein 
Beifatz, aus welchem man die Betheiligung am Baue der ganzen Stadt entnehmen könnte, fo wäre 
die Annahme zweier Tempel viel leichter. Beide Infchriften als Titel eines Tempels zu betrachten, 
geht wohl nicht an. Die Appuleia Quinta mag eine fehr reiche Frau gewefen fein, fie wird auch in 
anderen Infchriften genannt, 1 aber ihr gleichzeitig den Bau zweier Tempel zuzufchreiben ift ohne 
Zweifel zu gewagt. Jedoch liefern den Hauptbeweis gegen diefe Annahme die Blöcke mit den 
Infchriften felbft. Es ift unmöglich, fie als architektonifche Beflandtheile irgend eines Tempels zu 
erklären, fie können nur als Poftamente gedient haben, vielleicht für Säulen, viel wahrfcheinlicher, 
wenn man ihre Länge und Breite in Betracht zieht, für Statuen in fitzender Stellung der in den 
Infchriften genannten Götter. Die Römer Hellten gewöhnlich die Götter-Statuen nicht unter freiem 
Himmel, fomit muffen diefe Statuen in einem Gebäude aufgeftellt gewefen fein, und wahrfcheinlich, 
da die Infchriften faft gleich grofs, die Lettern aber identifch find, ftanden fie beide in einem 
Gebäude. Wo ftand aber diefes Gebäude: war es ein Tempel? ftanden die Statuen in jenem 
Tempel, von welchem die obengenannte Säule in S. Donato gebracht wurde? Das find Fragen, 
auf die wir keine erschöpfenden Antworten geben können. Den künftigen Forfchungen kann es 
gelingen, die nöthigen Beweife dafür zu finden. 




Fig. 19. 

Aus den letzten Jahrhunderten find uns über die Donatus-Kirche nur fpärliche Notizen 
bekannt. Der Leichnam des h. Donatus wurde auf dem Altare, der ihm geweiht war, in der rechten 
Abfis in der Unterkirche aufbewahrt. Ein anfehnlicher Bürger Gregor Morgane 2 hatte im Jahre 
1460 teftamentarifch das nöthige Geld beftimmt für die Anfchaffung einer Area. Als gegen Ende 
des 16. Jahrhundertes die Kirche S. Maria Maggiore demolirt wurde, brachte man das Hauptaltar- 
bild, Maria Reinigung, in die Donatus-Kirche, wo ihm auf dem Hauptaltare das Bild der heiligen 

' C. J L. m, o. 2940. latcr Zarenfe» Barloli ,»»g ib. AffrUia M(mni) fiüim.) Quirn«, littrtü Utn**m»t(m^ /tut H ßttb 
vfivisj ptflcritfut) orum, «h tii libtrahuntar -2 Er hiefs eigentlich Merganic, war aus Bosnien gcburiig und lieft fkh In Zara 

nieder. Im Jahre 14Ö0 errichtete er das llofpital des heil. Jaeobus für 13 Kranke, im Jahre 14OJ trug er grofie Summen bei inr 
Errichtung «ine» Klüfters für die rranciskaner LH, ordinis Illyricorum. Bianchi Zara Crill. I. pag. 81a 



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8o 



Franz Bulic. 



Dreifaltigkeit Platz machte, welches auf dem Donatus-Altar aufgeteilt wurde. In der linken Abfis 
war der Altar des heil. Lucas. Im Jahre 1622 liefs für den heil. Donatus der Erzbifchof Stella eine 
neue marmorcne Area anfertigen, die mit feinen Reliquien auf den Haupt-Altar zu ftehen kam. Der 
Archidiaconus Valerio de Ponte, ein grofser Verehrer des heil. Donatus, liefs im Jahre 1670 die 
Area mit filbernen Platten überdecken. So wurde der Haupt-Altar der Reinigung Mariens und dem 
heil Donatus geweiht. An diefem Altare verrichteten ihre Officien die zwölf Prieller aus der Brudcr- 
fchaft della Carila. Der Erzbifchof Viclor Priuli liefs im Jahre 1705 den Fufsboden neu bepflaftern, 
und hinterliefs teftamentarifch das Geld für einen koftbaren neuen Haupt- Altar, für die Area und das 
alte Bild, welcher Altar wirklich im Jahre 1715 errichtet wurde. Derfelbe Erzbifchof liefs die zwei 
Pfeiler gegenüber den Seiten-Abfiden in der Unterkirche etwas abkanten, damit mehr Licht in die 
Mitte der Kirche einfalle. 

Die jetzige Eingangsthür, die in die alte eingelegt wurde, ift vom Erzbifchof Zmajevic 
(1713 — 1745) errichtet, wie es das Wappen mit dem Drachen (zmaj) bezeugt. Derfelbe Erzbifchof 
liefs über die Kirche ein neues Dach aufführen und an der nordöftlichen Seite der Kirche eine 
Thür offnen, um die Communication mit der Sacriftei der Cathedrale zu erleichtern. Sie trägt 
folgende Aufschrift: 

PRESBYTER IS POPVI.O PORTAAX PIETATE PARAVIT 
PRAESVL:PI.AVDE PATRI PLEBS PIETATE PARI . AVDOCXXXII. 

Ebcnfo fetzte er eine neue Thür beim Eingange zu der örtlichen Stiege, die auf die Emporen 
führt, mit der Auffchrift: 

AB COMMODIOREÄV SCALAE SANCTAE ET EX 
CELSAE VIRGIMS VENERATIONEM 
ANNO MDCCXXXI1I. 

Die Thür zur weftlichen Stiege wurde in dcrfelben Form aufgeführt. Darüber fteht ein 
Wappen, es ift uns aber unbekannt, wem es angehörte. Weiter rechts von der rechten Abfis ftand 
noch der Altar des heil. Apoftels Jacob. 

Von wo fich die beiden Stiegen vereinigen bis zur Vorhalle der Emporen hiefs die Treppe 
Scala Santa. Es gefchieht von ihr Erwähnung im Jahre 1480. 1 Sie beftand aus 28 Stufen von rothem 
ferrarifchem Marmor. Sie wurden angefchafft vom Erzbifchof Zmajevic, auf deffen Bitte die Con- 
gregation der Riten, immer auf ein Septennium, für diefe Scala die nämlichen Indulgenzen bewilligte, 
wie fie die Scala Santa vor der Lateranenfifchen Bafilika im Rom geniefst. Am Gründonnerstage 
nahm der Proweditore generale ex officio Antheil bei der feierlichen Proceffion auf der Treppe. 
Zum letztenmal wurden die Indulgenzen bewilligt im Jahre 1787, 16 Juni. 

Auf dem Pfeiler zwifchen den zwei Eingängen zur Vorhalle ftand ein grofses Crucifix mit 
einer Infchrift, von der jetzt nur Folgendes erhalten ift: 

. . .RT. . . DOMIN' VM. . .INNIXVM. . .SCALAE. . .GEN XXVIII. . XIII. 

Die Vorhalle zu den Emporen wurde reftaurirt auf Korten des Proweditore Generale 
Hieronymus Balbi (1751—53). Auf der Aufsenfcite fteht fein Wappen mit der Infchrift: 
Hieronymus) M(aria) B(albi)P(roweditor) G(eneralis)ANNO D .WDCCLII XV MA . . . 

In der Oberkirche, Oratorio genannt, ftand in der mittleren Abfis der Altar S. Mariae ad 
Nives mit einer Bruderfchaft gleichen Namens, beftehend aus angefehenen Bürgern, die fich 
befonders der Wohlthätigkeit widmeten. Sie hatte das feltene Privilegium, dafs fich am Grün- 
donnerstag zwei Merten, eine ftille und eine gefungene, haben abhalten laffen. In der linken 
Abfis ftand der Altar der heil. Maria Magdalena, in der rechten der des heil. Oswald. Auf der 

1 Manchi Zara Cnft I pag, 387 RammenUlore Zaratiqo 1860. 



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S. DONATO IN ZAKA. 



Bi 



rechten Seite beim Eingange ftand ehemals ein Monument des Provveditore Generale Juftinus a 
Ripa (1705—1708).' Jetzt fleht nur noch die Infchrift über einem Fenfterbogen: 

IVSTINI A RIPA PIETAS IN AVARMORK SVRGIT CLVOD VIVRNS TRIBVIT MORTVVS HIC APKRIT. 

Man kann eher vermuthen, dafs auf Koflen des Proweditore Ripa dort ein Monument 
aufgeteilt (pietas in marmore) und nach feinem Tode ein Fenfter angebracht wurde (mortuus aperit). 

Im Jahre 1798 wurde die Kirche von der öfterreichifchen Regierung für ein militärisches 
Verpflegsmagazin beftimmt und mit Holzwerk in zwei Etagen für ihre neue Beftimmung adaptirt 
gegen eine jährliche Entfchädigung von 200, hernach 400 Gulden. Alle kirchlichen Geräthe und 
Altäre wurden entfernt. Unter anderem fei es hier bemerkt, dafs das Haupt-Altarbild in der Cathe- 
drale auf den Altar Maria Empfängnifs übertragen wurde, der fchüne Haupt-Altar felbft wurde in 
der Anaftafia-Capelle aufgeteilt. Die Area des heil. Donatus blieb etlf Jahre in der Procura 
der Cathcdrale, bis die Reliquien im Jahre 1809, 3° April, ausgehoben, in eine kleinere Area aus 
Eichenholz, reich mit Silber verziert, übertragen und in das Reliquiarium auf dem St. Zoilus-Altare 
deponirt wurden. Auch die Stufen der Scala Sancla wurden ausgehoben und in die Krypta der 
Cathedrale, fpäter in den Campanile übertragen. Die Gebeine der Bifchofe und Erzbifchofe, die in 
der Donatus-Kirche zwifchen den Pfeilern und der perimetrifchen Mauer begraben waren, wurden 
in die Gruft unter dem bifchoflichen Thronfefl'el in die Cathedrale transferirt. 

Das k. k. Aerar Hellte die Kirche im Jahre 1870 der Administration der Cathedralkirche 
zur freien Verfügung. Sie wurde dann auf kurze Zeit der oenologifchen Gefellfchaft vermiethet. Im 
Jahre 1877 wurde das Holzwerk der Etagen entfernt um! der chriftliche Fufsboden, wie oben 
bemerkt, abgetragen. Jetzt dient die Kirche als Mufeum.* 

1 Biantki I.e. pag. 388. Rnmmentatore Zaratino 1860. — - Nachtrag in den Text Illuflralioncn : Fig. I. Duichmefler der 
erflen Sdule link*: o-6o M. der »weiten (im gegenwärtigen Zuftande) : 0 01 M. der dritten: 084 M. Fig 2. Länge de» Ptillament 
Soekelgefimfe»: ra6 M DurclimelTer der Säulen: 100. t'io und t'oo M. Fig. 3. Durchmefter der Säulen- 110, o' 0.7; 1 -oo and 003 M. 
Fig 4. Höhe de» Infchriftfteine»: O'ao M. de» Architrave«: 0-50 M. Durchmefler der Saale : 0*50 M. Fig 7, Huhe de» Friefe* : 0*74 M 
Fig 8. Hohe de« Gebälkfiucke«: o 90 M Fig. 9. Höhe de» Infchriftfteine» 0-90 M Länge dc»fclbcn: a io M Fig 15 Hohe des Sockel 
Rücke»: o 46 M. Lange desfclbcn: j-ji M 




Relief im dem X. bis XI. Jahihundcrt. vorfallend den Kindermord und die Flucht na. Ii Egypten, angekauft fUr die Sainmlnng 

S. Donato in Zara. 



VIII N. F. 



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GRÄBER AUS DER STRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE 
WOHNSTÄTTE BEI NEU-BYDZOV. 

Von Consekvator Ludwig Schneider. 




UR linken Hand der Strafse, welche von Neu-Bydzov nach Chlumec führt, und zwar in 
denfelbcn Ziegeleien, welche die Rcfte einer Wohnftätte aus neolithifcher Zeit bergen, 
findet man auch Gräber, welche, den in denfelben gefundenen Gegenftänden nach zu 
fchliefsen, einer viel fpäteren Epoche angehören. 

In der Ziegelei des H. Schnabel wurden in den letzten drei Jahren fechs Gräber gefunden, 
doch wurden folche auch früher hier zerftört,' ja es fcheint, dafs die Gegenftände, welche H. Storch 
im Jahre 1868 dem Naiional-Mufeum in Prag fchenkte, 1 wenigftens theilweife von hier flammen, 
wie auch der einer Perlenfchnur nachgebildete Armring, welchen H. Laufbergcr im Jahre 1827 in 
das Mufeum fandte, vollkommen mit den neuerdings hier gefundenen Gegenftänden übereinflimmt. 

Was die Lage der Skelete betrifft, kann ich nur fo viel fagen, dafs das einzige Grab, 
welches ich felbft unterfuchen konnte, in einer Tiefe von 100 Cm. lag, mit dem Kopfe gegen Nord, 
die Füfse gegen Süd gerichtet. 

Es fcheint indefs, dafs auch die übrigen Skelete in gleicher Richtung gelagert waren; fo 
viel ifl gewifs, dafs diefelben fämmtlich ungefähr 1 Meter tief auf der blofsen Erde lagen und ohne 
alle Steinfetzung ganz einfach mit der Erde bedeckt waren. 

Die Beigaben, welche in den einzelnen Gräbern gefunden wurden, find folgende: 
In einem Grabe an der Nordwand der Lehmgrube ein Topf auf der Scheibe geformt, 
ohne Henkel und ohne Verzierungen, mit einer Leifte zwifchen Hals und Bauch; 
Fig. 1. Neben demfelben wurde ein offener Armring ausBronze, perlenfchnurartig 
geformt, mit zwei Knöpfen an den Enden gefunden. Durchmeffer im Lichten 
72 und 64 Mm. Die Knöpfe find mit kleinen eingegrabenen Ringen verziert. 
Ein zweiter Ring, ähnlich geformt, hatte keine Knöpfe und war fchon vor Zeiten 
gebrochen, denn die Bruchftelle war von Tatinen bedeckt (Fig. 3 am Schlufse). 

Aus einem Grabe in der örtlichen Wand der Lehmgrube ein ganz 
kleiner eiferner Ring und ein Bruchftück eines Eifengeräthes. Der Schädel des 
Skeletes wurde gerettet, und zwar mit allen Gefichtsknochen und dem Unterkiefer, blos ein Theil 
der linken Seite, welche wahrscheinlich gegen den Boden gelehnt war, war gänzlich zerftört. Der 
Schädel ift lang und deutet auf eine Adlernafe wie der Schädel von Kohylify im Mufeum geologicum. 

1 Wie mir H, Sfatny mitthciltc. wurde vor einigen Jahren ein Skelet mit einem Armringe gefunden, welcher allem Anfcheine 
nach mit dem einen von Koftomlaty übereinftimmte — und vor vier Jahren wurde hier angeblich ein Skelet mit einer Brome-Kette 
und anderem Schmuck ausgegraben 

- E» find die« eine auf der Seheibe gedrehte Thonfchuffei. Brachfltlckc von iwei ans Halbkugel» »ufammengefeuten Ringen. 
Bruchftdcke eine» Ringe» an» neun ornamentlrten Buckeln, dem Ringe von Zabihllce gleich, ein Bruchftuck eines grofsen Ringe» mit 
Anhingfein wie die halbkreisförmigen Ringe au» Horovice bei Peter»burg and der unterfte Ring de» von Babow in der I,aufiU, 19 I 
Ringe, drei Fibeln vom la Tene Typus und ein Ring mit Knoten- 




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Gräber aus der Stradonicer Ära und die zugehörige WoilNSTATTE hei Neu-Bvdzov. 



Ein Grab in nächfter Nähe lieferte einen offenen Armring, welcher aus einem vierkantig 
gefchmiedeten Bronze-Stäbchen hergeftcllt war (Durchmeffer 59 und 45 Mm ), fo dafs er einem 
freilich bedeutend mafliveren Armringe aus den Reihengräbern in Zizkov (Pamätky X, Tab I, Fig. 7) 
und in Folge deffen auch der Handhabe jenes Keflels gleicht, in welchem die Goldmünzen von 
Podmokly gefunden wurden. Von einer weiteren Beigabe dämmt eine Bronze-Lamelle, deren 
eines F.nde augenscheinlich an einen Gegenftand von Eifen befeftigt war. Von dem Schädel 
wurden blos einige Stücke erhalten, lammtliehc Näthe find obliterirt bis auf die Stirnnaht, welche, 
fonft frühzeitig gefchloffen , hier ziemlich hoch hinauf verfolgt werden konnte. Neben dem 
Skelete fland ein zerfprungenes Gefäfs, welches die Arbeiter gänzlich zertrümmerten; doch gelang 
es mir, dasfelbe wieder zufammenzuflellen. Dasfelbe ift henkellos, auf der Töpfcrfcheibe geformt, 
hat eine concentrifche Furche an der Aufsenfeite des Bodens hart an der Peripherie, ift geglättet, 
ohne Verzierungen und trägt gleichfalls eine Leifte unter dem fehr niedrigen Hals. Der Durch- 
meffer der Mündung beträgt 200 Mm., der Durchmeffer des Bodens 110 Mm., die Höhe des 
Gefäfses 190 Mm Fig. 2. 

Abermals einige Schritte gegen Süden fand man zwei knotige 
Armringe Fig. 3, von denen einer bereits vor Jahren zerbrochen und 
durch Fingiefsen von gefchmolzener Bronze in die Höhlungen der 
Buckel nur mehr fehr nothdürftig reparirt worden war. Ferner eine 
Kette, welche aus eifernen zu einem Achter zu fam inen gezogenen Ringen 
und einigen Bronze-Ringen beftand; an der Innenfeite die Refte eines 
leinenen gewirkten Gewandes, deffen Fäden in Eifen-Oxyd verwandelt 
erfcheinen. Einen Abdruck desfelben Gewandes bemerkt man auch in 
der Patina des einen Armringes. Aufscrdem fand man an derfelben 
Stelle einen gröfseren Ring von Eifen, Refte einer Fibel von Eifen und 
einige kleine Eifenftückchen. Die hohlen Ringe beftanden aus je zwei Stücken — von denen das 
gröfsere 7, das kleinere, welches herausgenommen werden konnte, zwei Buckel trug — und hatten 
einen lichten Durchmeffer von 58 bis 68 Mm., die S-förmigen Ornamente auf den Buckeln des 
einen Ringes find cifelirt. 

Noch weiter gegen Süden lag das letzte Skelet, welches man in diefer Ziegelei aufge- 
funden hat. Ich grub eigenhändig aus der Bauchhöhlung diefes Skeletes einen eifernen Ring, 
welcher auf den Knochen des Beckens lag. Der Schädel war gänzlich zertrümmert. 

Zu derfelben Zeit (1880) kam ein Grab zum Vorfchein an der nördlichen Wand der Lehm- 
grube unweit von jener Stelle, wo der erfte Topf mit den Bronze-Ringen gefunden worden war. 
Der Arbeiter hatte von dem Inhalte zwei Stücke des Armknochens von Patina grün gefärbt 
aufgehoben, ferner einen offenen glatten Armring von Bronze mit Endknöpfen, welcher gegenüber 
der Oeffnung in derfelben Weife wie ein Armband von Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 2) verziert 
ilt (Fig. 3), endlich eine Bronze-Fibel von la Tenc-Typus, von welcher aber das Ende des Bügels 
und die Nadel fammt einem Theile der Feder abbrach und verloren ging. 

Heuer wurde fchliefslich ein Grab auch in der Ziegelei des Herrn Schroll, welche von der 
Ziegelei Schnabel durch ein Feld von 70 Schritt Breite gefchieden ilt, aufgefunden, und zwar in 
derfelben Entfernung von der Strafse, in welcher auch die Mehrzahl der früher befprochenen 
Gräber gefunden worden war. In dem Grabe lag ein Skelet, welches mit vier Bronze-Ringen 
gefchmückt war. Von den Ringen find zwei gröfsere offen, perlenfchnurförmig und mit Endknoten 
verfehen (Fig. 3), ihr lichter Durchmeffer beträgt 60 und 78 Mm., ein kleinerer ift gefchloffen 
(56, 50 Mm.) und abwechfelnd aus je einer gröfseren und einer kleineren Perle gebildet; der 
vierte kleinfte Ring (50 Mm.) ift offen, ohne Endknoten, auf der Innenfeite flach, auf der Aufsen- 

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Ludwig Schneider. 



feite mit drei Reihen kleiner Perlen geziert, mit einem Ringe aus Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 3) 
übereinftimmend. 

Aufser iliefen Gegenftänden wollten die Arbeiter noch zwei andere in »1er Ziegelei Schnabel 
gefunden haben. Der eine (von einer Schnalle herrührend:) i(t jedenfalls mittelalterlich; er ift von 
Mefllng; denn er gibt einen hellgelben Strich, wie ein Schlafenring aus einem Grabe auf dem Stary 
Hrädek.' Der zweite Gegenfland ift ein Ring aus dünnem Draht, deffen eines Ende wohl auch nach 
Art derflavifchen Ilakenringe zuriickgebogen ift; doch unterfcheidet er lieh von dergleichen erftens 
durch den röthlichen Strich, welcher ganz mit den anderen Bronzen übereinflimmt, zweitens dadurch, 
dafs das andere Knde nicht ftumpf abgefchnitten, fondern abgeplattet, durchbohrt und unter der 
Bohrung beiderseits geritzt ift, fo dafs es augenfeheinlich ein Schlangenköpfchen darfteilen foll. 

Wie man ficht, erftreckt lieh das Grabfeld über eine, ziemlich bedeutende Fläche, und die 
Beurtheilung desfelben erfordert umfomehr Vorficht, als man die Gräber nicht nur mitten unter 
den Reiten einer uralten Anfiedelung findet, fondern auch an einem Orte, auf welchen im 
Mittelalter die Wirthfchafts-Gebäude (Höfe) der Bydzover Bürger Geh erftreckten; namentlich 
ftand ein Hof der Adels-Familie Otmar von Hololilav an Stelle der noch heutzutage „Otmarka" 
genannten Ziegelei Sehroll, und es kommen in Folge deffen hier Bruehftücke mittelalterlicher 
Gefäfie nicht blos in der Ackerkrume, fondern felbft in ziemlich tiefen Gruben (Kloaken) vor. 
Die Bronzen, welche in den befprochenen Gräbern gefunden wurden, gleichen in vielen 
Stücken den Bronzen, welche die Sammlungen des böhmifchen Mufeums aus Podmokly und 
Nizburk, aus Rataj, Fünfhunden, Freihofen (Svobodne dvory) bei Königgrätz, Okor, Cakovice, 
Tefchendorf bei Aufcha, Dubany, Neuhof bei Kuttenberg, Kbely, Praskolefy, Trebesice, Eibochovicc, 
Zabehlice, Chobolice (Koblilz bei Aufcha), Maftyrovice, Hofovic bei Petersburg, PofiM an der 
Sazava, Kely, Koftomlaty (bei Nymburg) erhalten haben, namentlich aber mit denen aus Ziikov. 

Den Gefäfsen, welche in den Bydzover Gräbern gefunden wurden, gleichen in den 
Mufeums-Sammlungen blos zwei von älteren Funden, nämlich die Schüffei von Bydzov (Storch) 
und ein Topf aus Libochovice (Gefchenk des Bezirkshaupttnanns H. /louska), aufserdem das 
neuerworbene Gefäfs vom Schlaner Berge 1 und die Scherben von Stradonice. 

Die Ziegelei Schnabel lieferte bisher blos die beiden ganzen Gefäfse von diefem Typus, 
Scherben von dergleichen kommen hier niemals vor, dagegen findet man fie in der Ziegelei des 
H. Spalny, welche von erfterer gegen Weft jenfeits der Strafse gelegen ift. Diefe Scherben, welche 
insgefammt von Gefäfsen flammen, die auf der Töpferfcheibe aus Lehm oder aus einem Gemenge 
von Thon und Graphit geformt wurden, kommen dafelbft in Herdftellen vor und beweifen, dafs 
hier jene Anfiedelung ftand, deren Bewohnern die Gräber in der Ziegelei Schnabel und Schroll 
gehörten. Auffallend ift die Uebereinftimmung zwifchen diefen Scherben und denen, welche die 
Oberfläche des Hradiste bei Stradonice bedecken, fo dafs man beide Anficdelungen als 
gleich alt anfehen mufs. 

Zur genaueren Zeitbeftimnuing reichen die Funde von Bydzov nicht hin; aber die gleich 
allen Funde von Stradonice, welche zum Theil aus Gegenftänden beliehen, die alle Charaktere 
fpät-römifcher Zeit an fielt tragen, fprechen dafür, dafs man die Erzeugung der im Hradiste von 
Stradonice und folglich auch der in den Bydzover Gräbern gefundenen Gcgenftände in das III. 
bis V. Jahrhundert nach Chrillus verlegen kann. 1 

Die Erfcheinung, dafs die Mehrzahl der bei Stradonice gefundenen Gcgenftände dem laTene- 
Typus, welchen die Schweizer Anthropologen dem letzten Zeitalter vor der römifchen Occupation 
vindiciren, angehören, kann nicht beirren; denn die zugleich mit diefen Gegenftänden gefundenen 

1 Dicfci Stück ift ,| cr N r 437 unellinxericr Ge^enftaml in llufcifcnfurm nus Kallenberg) §tl MafclHn SummlunK" g»m gtcidl, 
* TmMtj XI TM». XIX. Fig. a. 



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Gräber aus der Stradonicer Ära und die zugehörige WoiinstAtte uki Neu-Bydzov. 



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römifchen Fabrikate beweifen, dafs die Stradonicer Funde zu jenen gehören, von welchen Graf 
\Vurmbrand\n der letzten Verfammlung der deutfehen Anthropologen zu Berlin fprach, und die dafür 
zeugen, dafs die einheimifche Produktion durch mehrere Jahrhunderte bei denfelben Stylformen ver- 
harrte, was umfo leichter gefchehen konnte, als die gallifchen Einwohner Böhmens durch die yerma- 
nifche Invafion von ihren Stammesgenoflen am Rheine abgefchnitten und auf fich felbft angewiesen 
wurden. Dies dürfte auch die Analogie und in amlerer I linficht wieder den Unterfchied zwifchen 
den barbarifchen Gold- und Silhermiinzen erklären, die man in Böhmen (Pndmokly und Stradonice) 
findet, und jenen, die am Rhein und an der Donau gefunden werden. Dafs innerhalb des Burg- 
walles von Stradonice nicht eine flavifche Stadt fich befand, davon zeugen nicht blos die 
kleineren hier gefundenen Gegenftände, fondern auch die Refle der Baulichkeiten felbft. Aus 
diefen geht hervor, dafs die Häufer oder Hütten im H radist«"' von Stradonice in derfelben 
Weife aus Holzlläben gellochten und mit Lehm verkleidet waren, wie die Hütten in den 
neolithifchen Anfiedelungen zu Liben oder auf dem Rivnäc. Dagegen zeigen die Rede von Gebäu- 
den, welche man in unzweifelhaft flavifchen Burgwällen findet, dafs die Häufer der Slaven aus 
ziemlich ftarken Rundhölzern gebaut waren Aufserdem fpricht dagegen auch der Umftand, dafs 
Cosmas, welcher die zu feiner Zeit bereits vom Walde bedeckte Stätte der Burg Krok's kannte und 
von den Burgen der Libusa und Kazi (Libosin und Kazin) zu erzählen weifs, nicht die geringfte 
Kenntnis hatte von der Vernichtung einer Stadt, welche ihrer Zeit bedeutender und, was den Raum 
betrifft, mindeftens ebenfo ausgedehnt gewefen fein mufste wie die Prager Stadt zu feiner Zeit. 

' Die Munaen de« Neri» und Trajan fand m»n in oder bei Geladen, welche von freier Hand geformt find; namentlich die 
erflere log in einem gehenkelten Gefäße, welches fehr eigentümlich geformt ift, aber einem bei l'illichsdorf am Marchfelde mit 
»tinlichen Beigaben gefundenen Gcfifse gleicht (Mitth. d anth. Gef Wien 1K79;. Im HradiUc von Stradonice ift der Seherb eines 
von freier Hand geformten Gefafses eine grofse Seltenheit, dagegen fand ich in einer Herddelle oberhalb l'olepy bei Kolin fowoh] 
Bruchftücke von Gefafsen, welche von freier Hant] geformt waren, al* auch bedeutende Rede von Schalen, die auf der Scheibe verfertigt 
waren und den Bydiovern und Stradonicern gam gleichen. Aach die iirähillonfchcn Anfiedelungen von Zilany. lloftimnice und Mornvcvc» 
im wertlichen Böhmen enthalten Herdftcllcn mit folchen Scherben, ein B. weis, dafs diefe Anfiedelungen feit der l'eriode der Fcueifteinarte 
facte (Zilany) und der geglätteten SteinwcilticuKc 1 Holtnicnicc) bis tu der Zeit, wn durch EinfluU der KOmcr die To|>ferfcheibe in Böhmen 
bekannt wurde, ununterhiochen - nnd die» wohl von ein und demfelben Volke — bewohnt wurden 




Fig. 3 




GRABUNGEN IN VISAZZE. 



Von Dr. Fkiedkigh Kennek. 

B5^5|M Auftrage des Herrn Landeshauptmannes von Iftrien, Dr. Vidulich, unternahm Herr Carlo 
rS gjj ancefehi eine archäologifche Unterfuchungsreife nach Vifa*?-- bei Montichio, Bezirk 

I* t Pola, zu dem Zwecke, um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Vermuthung, dafs 

an jener Stelle die römifche Stadt Nefa&ium geftanden habe, richtig fei. Ueber die Wahr- 
nehmungen, welche er auf diefer Fahrt in Galefano. Montichio und Vifazze gemacht, berichtete 
er im November 1879 an den Landtag von Iftrien, und wurde diefer Bericht auszüglich, d. i. 
mit Hinweglaffung der Infchriften, Texte und der Befchreibung von Reliefs in der „Provincia", 
einem in Capodiftria erfcheinenden Blatte (Nr. 5, Marz 1880), abgedruckt. Eine von dem überaus 
thätigen Correfpondenten, k. k. Gendarmerie-Rittmeifter Herrn Hermann Schramm in Pola, an 
die Central-Commiffion eingefendete Ueberfetzung liefs es wünfehenswerth erfcheinen, die Ergcb- 
nilTe jener Untei-fuchung nach dem Original-Berichte in den „Mittheilungen" zu veröffentlichen. 
Herr Landeshauptmann / idulich flellte der Central-Commiffion zu diefem Zwecke jenen Bericht 
fammt den Zeichnungen mit gröfster Liberalität zur Verfügung. Wir entnehmen ihm das Folgende. 

An der Flurgränze von Montichio gegen Galefano, am Ende eines Feldweges, fand Herr 
de Francefchi in einer Stallmauer horizontal eingemauert einen Inf ehr iftjlein , deffen vordere 
Fläche flark verwittert ift. Nach der Zeichnung, welche dem Berichte beilag, erkennt man 
folgende Züge: 

M 
VC 
Sil- 1 1 D I 
I V H 1 1 M 1 1 
5 1 1 IV 1 1 CH 
VS 

Die erften drei Zeilen werden zu lefen fein: I O M AVG |SERAPIDI; ob in der vierten 
Zeile IVNoni ET MINervae ergänzt werden dürfe, fteht dahin; gewöhnlich flehen die Namen 
der drei capitolinifchen Gottheiten unmittelbar hintereinander, während fie hier durch SERAPIDI 
getrennt würden. Anderfeits ift zu erwarten, dafs auf letzteren noch Namen von Gottheiten 
folgen. Der in Zeile 5 zu vermuthende Name des Widmenden wird wohl kaum mit Beftimmtheit 
entziffert werden können. ' V(otum) S(olvit) am Schlufse ift ficher. 

In Montichio felbft finden fich drei InfchrifUn; eine ift im Innern der Kirche untergebracht, 
die zweite an einem als Schweintrog benutzten Sarkophage im Haufe des Matthaeo Suffich befind- 
lich, die dritte an einem anderen Haufe eingemauert. Alle drei find Grabfchriften : die beiden erftcren 
von Kandier abgefchrieben,' während die dritte, oben abgebrochene noch unbekannt ift. Nach der 
beigelegten Zeichnung lautet der Text, wie folgt; ich ftelle die Lefung, die ich glaube, vorfchlagcn 
zu können, daneben : 

I Die Lefungcn. welche Herr Dr. dt hranctfcki am Schlufse feine» Berichtes von diefer und den nichftfolgenden Infchriften gibt, 
halte ich mich nicht flir berechtigt mitautheilen; ich fllgc nur bei, d*h f.e mit lieiielmng auf die vorliegende und auf die nachfifolgcod« 
von der inemigen beträchtlich abweichen Iber die Lefung der dritten Infchrift ftimmen wir uberein. 

« C. J. L. V. j, 8128 nach t.tuiam, Abfchrift - und 8129 ebenfo; letalere au« Vifarie dahingebracht. 



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Grabungen in Visazze. 



»7 



rLORV FI.ORVS 

EIAMELI ETAMPLI 

/TAPARE ATAPAREN 

TESPIENTIS TESPIENTIS 

SLMI-SIMAD SIMI 

PEM.DMA.M . . . MAXI 

MOIIIOANX MO F1LIO A\ X 

PfiCER FECER 



Florus et Ampliata parcntes pientiffimi Maximo filio an(norum) dccem fecerunt. 



Ein fchon früher von Luciani 1877 erwähntes Relief wurde abgezeichnet; es gehört dem 
Giebel eines Denkmals an und zeigt im Winkel zur Linken des Befchauers einen Delphin, vor und 
etwas Uber diefem den Fifchfchwanz einer Sirene, deren Kopf auf einem anderen wahrfcheinlich 
dazugehörigen Bruchftiick vorhanden ift; die zwifchenliegenden Theile fehlen. Auch ein Gefimsflück 
giöfserer Art, etwa von einem kleinen Tempel herrührend, wurde abgebildet; nach Ausfage eines 
Bauers wurde es in einem Steinhaufen der ehemaligen Villa Licini gefunden. Die einzelnen Glieder 
find mit architeclonifchen Ornamenten in Relief ausgeftattet ; zu oberft ficht man ein Blatt-Kyma 
mit Palmetten, hierauf folgen eine fchmale glatte Platte, dann ein Rundflab mit Eierflab, weiter eine 
breitere Platte mit einer Spira, dann eine Reihe von Kragfteinen, unter diefen endlich ein Zahn- 
fchnitt. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer Bautheil, wenn er nicht einem Tempel in dem heutigen 
Montichio felbft angehörte, von den Barbarigo aus dem benachbarten Vifazze hieher überrührt 
worden ift; diefe hatten in erfterem Orte eine Villa, welcher roh zubchauene grofse Steine, die auf 
dem Felde fichtbar find, angehören mögen. 

Eine Viertelmeile von Montichio weg gelangt man nach Vifazze; auf dem Wege dahin 
liegen rechts und links alte Steinbrüche, im Volksmunde noch Cave romane genannt. Vifazze felbft 
ift bei einem Vorfprung des Gebirges gelegen ; die Linie der alten Stadt ift markirt durch eine 
Umfaffung, welche von dem Bergvorfprung auf der Landfeite gegen Südweft ftreicht und an 
einer Terrain-Stelle, die von den Landbewohnern Porta di Vifazze genannt wird, unterbrochen ift. 
Auf der entgegengefetzten Seite, wo die Anhöhe (teil in das Thal Bado abfällt, gewahrt man 
deutlich die Ueberrefte einer alten Strafse, die nun verlaffen ift, da jetzt eine neue, weniger fteil 
anzeigende angelegt ift. 

Das Terrain von Vifazze ift fchon öfter von Schatzgräbern und Forfchern unterfucht 
worden; unter anderen gelang es vor Jahren den Herren Dr. Cleva und Sottocorona zwei Stücke 
einer Gexvandflatue aus Marmor zu finden. Wenige Monate vor Herrn de France/chis Befuche 
zog man eine Wafferleitungsröhre aus dem Erdboden hervor; fie ift von Stein, aufsen viereckig, 
34 Cm. hoch, 70 Cm. lang, auf einer Schmalfeite mit einem runden vertieften Falz verfehen, inner- 
halb deffen fich die Mündung des rund ausgebohrten Wafferganges von 17 Cm. Durchmcffer befand; 
augenfeheinlich diente der Falz zum Einpafsen anderer Röhren. Nach Angabe der Landleute hat 
man ähnliche Röhren nicht fern von der befprochenen gefunden, fie „feien aber wieder ver- 
fchwunden". Eine Nachgrabung, um auf Anhalte zu kommen, welche die weitere Verfolgung 
der Wafferleitung ermöglichen konnten, blieb ohne Refultate. 

Wenige Ellen davon kamen jüngft Schatzgräber auf ein ziemlich tiefes, frifch ausgegra- 
benes Loch; in diefem gewahrte man Fundamente aus Quadern, einen Architrav, eine Säulenbafis 
gewöhnlichen Profiles (Hohlkehle zwifchen zwei Rundftäben) und eine Ära mit der Widmung 
an die Göttin Eia, die auch aus Pola infehriftlich bezeugt, (C. J. L. L. V. 1. 8) ihrem mythologifchen 
Wefen nach aber noch unbekannt und wahrfcheinlich eine Local-Göttin im alten Iftrien war. Die Ära 



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88 



I)K. F. Kennkk. Gkaisungen in Visazze. 



ift 50 Cm. hoch, unten 28 Cm. breit; über dem oberen Gcfimfe hat fie einen flachen Auffatz, unter 
der letzten Zeile der Infchrift ift ein beträchtlich grofser leerer Raum. Die Infchrift lautet: 



5 V-S'L 

Ei(a)c Aug(uftae) fac(rum) Briffinius Ter(tius) v(otum) f(olvit) l(aetus v. libens). 
Die Form der Buchftaben deutet auf eine gute Zeit hin. 

Diefe Fund Objecle beftimmten Herrn de France/chi , die Grube zu erweitern ; man fand 
denn auch Stiegenftufen, die zu einem Mauerwerk in Form eines kleinen Gemaches hinabführten, 
dann in nächfter Nähe davon den unbekleideten Schenkel einer gröfseren Marmor-Statue, ein 
kleines Capital aus Kalkftein und Stücke eines in kleinen Dimenfionen ausgeführten Gefimfcs, 
lauter Anzeichen, dafs man es an diefer Stelle mit den Reflen eines Heiligthumcs der Göttin Fia zu 
thun habe. Auch in der Nähe des letzteren haben fchon früher Ausgrabungen ftattgefunden, die 
gleichfalls die Mauer eines kleinen Gemaches zu Tage brachten. 

Im Uebrigen macht der Bericht des Herrn de France/chi noch auf die alten Ciflcrnen auf- 
merkfam, welche man nicht fern von dem vermutheten Fia-Tempelchen fand. In Vifazze find die 
Grundftücke mit Steinhaufen umgränzt, welche entftanden, indem die Landbewohner die bei dem 
Bearbeiten des Bodens fie beirrenden Steine aushoben und längs der Gränzen ihrer Felder 
zufammenlegten. An dem Ende eines fehr langen Steinhaufens, der fich gegen das Thal zu 
erftreckt, ftand das genannte Tempelchen; am anderen Ende desfelben fand man in feiner Linie 
hintereinander vier Cifternen, in regelmäfsigcn Zwifchenräumen von einigen Metern. Die Landleute 
verfichern, dafs in gleicher Richtung noch mehrere Cifternen vorhanden feien. Augenfcheinlich 
gehörten fie zu einzelnen Häufern, die hier ftanden, und bezeichnet ihre Aufeinanderfolge die 
Richtung einer Gaffe des hier gelegenen Römerortes, wefshalb gerade diefe Cifternen als ein 
topographifch wichtiges Merkmal für weitere Ausgrabungen zu betrachten find 

Endlich wird mitgetheilt, dafs man auf einem anderen Felde unter einem querlaufenden 
Steinhaufen in einer circa 2 Meter tiefen Grube Theile einer unterirdifchen Gewölbe-Conftruelion 
fand und auf Gründe aufmerkfam gemacht wurde, die von Mauerreften umgeben und deren Erde 
mit Afche vermifcht war, ein Beweis, dafs hier ein heftiger Brand ftattgefunden haben müffe. 

Unter den Frgebnifien der Unterfuchung, die wir hier übergehen können, weil fie ja doch 
vorzugsweife nur Winke bilden, die zur Vorbereitung fpäter vorzunehmender Ausgrabungen dienen, 
wird dieKlarftellung derThatfache erwähnt, dafs man in Vifazze Tuff, der in Iftrien nicht vorkommt, 
und orientalifchen Granit verwendet gefunden habe, lerner dafs „prähiftorifchc" Topffcherben hier 
aus befferem Materiale als an anderen Fundllellen lftriens beftänden und vermifcht mit römifchen 
Ziegeln vorkämen; wie daraus zu fchliefsen fei, hätten die Römer ihr Ncfaclium an der Stelle einer 
viel älteren Anfiedlung gegründet. Was die Gleichftellung von Vifazze und Nefaclium betrifft, fo 
ift fie nach Herrn de France/chi 's Unterfuchung fehr wahrfcheinlich geworden. Es fteht nun feft, 
dafs in allen Orten der nächften Umgebung Vifazze die meiften Infchriften und baulichen Refte 
für fich hat; die gröfsere Nähe am Meere tritt bedeutfam hinzu, da Nefaclium bei Plinius und 
Ptolemaeus als Küftenort bezeichnet wird. 



K I E 

AVG-SAC 
BRISS1NV 
IVSTERU 






DER SOGENANNTE LUTHERISCHE KELLER IN OBER- 
LICHTENWALD. 

Von 1'rok. A. v. LuschinEbengkeuth. 

j HN freundlichen an dem Ufer der Save gelegenen Markt Lichtenwald in Unter-Steiermark 
überhöht ein mäfsiger Bergrücken, auf welchem das weithin fchauende Schlofs Ober- 
Lichtenwald inmitten eines fchattigen Parkes thront. Römerfteine verkünden, dafs wir 
uns auf claffifchem Boden befinden, aber weder diefe noch der ftattliche Herrenfitz bilden die 
berühmteftc Merkwürdigkeit des Ortes, die wir vielmehr in einem unfcheinbaren Wirthfchafts- 
gebäude örtlich vom Schlofs auf etwa zwei Drittheilen des Berges zu fuchen haben. Es ift. 
dies der fagenumfponnene fogenannte lutherifche Keller, auf welchen Herr Jofeph Dernjak, Scriptor 
an der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte, aufmerkfam machte, und den ich im 
Herbft des Jahres 1878 im Auftrage der k. k. Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denk- 
male befuchte. 

Mannigfache Nachrichten klingen aus der halbvergeffenen Literatur nach, welche zu Anfang 
unferes Jahrhunderts das intereffante Gebäude behandelt hat. „Es war einft eine katholifche Kirche", 
fchreibt Joh. Ant. Suppant/ckitfch in feinem Ausflug von Cilli nach Lichtenwald, 1 „als fich aber 
Luthers Reform auch in diefe Gegenden verbreitete, verrichtete man hier den Gottesdienfl nach 
dem lutherifchen Ritus. Nach der Ausrottung der neuen Lehre wagten es die eifrig Frommen nicht 
mehr, in diefer entweihten Kirche katholifche Functionen abzuhalten, und man verwandelte fie in 
einen Weinkeller, was fie auch heutzutage noch ift. Hier wecken die fonderbar zufammen- 
geftellten Umgebungen im Herzen des Mcnfchen ein Gefühl, für welches meine Sprache umfonft 
einen Namen fucht. Aus der dunkel bemalten Kuppel ob meinem Haupte fpricht feierlicher Ernlt 
herab, rechts und links find ungeheuere Fäfser gereiht, gefüllt mit Bromio's des Herzerfreuers 
goldener Gabe, aber unter meinem Fufstritt erhallt dumpf die Gruft, und die frommen Sprüche am 
Grabfteine flüftern fchauerliche Todesgedanken in meiner Seele auf." 

Hören wir einen andern Autor. Ignaz Kollmann, welcher in feinem 1811 veröffentlichten 
Tagebuche über eine Reife durch Unter Steiermark einer der Erften des lutherifchen Kellers 
erwähnt, 1 beschreibt ein paar neuentdeckte Römerfteine und fahrt dann fort: „Beide Leichenfteine 
liegen nebft dem Schlöffe vor einem alten, fehr wohl erhaltenen Gebäude, das man den lutherifchen 
Keller nennt. Als Luthers Reformation auch Steiermark ergriff, ward diefe urfprünglich katholifche 
Kirche für den evangelifchen Gottesdienfl eingerichtet, von der fpäteren Nachkommenfchaft aber 
in einen Weinkeller umgewandelt Daher der Name. Ein regelmäfsiger Forton führte in diefes 
Gebäude, und fleh! es war eine Kirche in der ehrwürdigen byzantinifchen Architektur. An das 
lange mächtige Gewölbe fchlofs fich über der Stelle des Altars eine Kuppel mit Nifchcn durch- 

1 Cilli bei Jofeph v. Bach« 1818. S 135. - s Vatcrlandifche niitter für den öfterr Kaiferltaat, 13. Octuber 181 1. Nr 85 und 
«**'»«» Itn Sonnabendanlunn zur Grazer Zeitung rora 2. November 181 1 Nr. 175 Die erde Nachricht über da» Baudenkmal, welche ich 
kenne, ift in einer Hille an fiavifchc Liicratorcn, die im Februar 1809 von einem Ungenannten im Iotelligenzblatt d<v Annalen der 
Literatur und Kunft des ufterrcicbifchcn Kaiferltaats (S, 961 veröfTcn'licht wurde Ej heifst hier unter Anderem: Auf der Herrfchafl Ober- 
liebtenwald . befindet fich in der fogeiiannten lutherifchen Kirche zu jeder Seite nb de» fchon halb verwifchten Altar Gemäldes ein 
Schild und auf jedem derfelben ein« flavifche Infchnft mit fchwarzgcmaltcn Buchftabcn Die eine ift mit latemifchen Schririzilgen und 
lautet: Na paua lioga mi faupanic \ doch konnte da» letzte Woit, da einige Zöge fchon undeutlich find, auch houanic hesf-cn Auf dem 
zweiten S hildc befindet fich eine Auffchrift ähnlichen Inhalt* mit glagolitifchen BuehlUben 

VIII. N. F. 13 



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9 o 



A. v. Luschin-Ebengreuth. 



brochen. Der Anblick des Ganzen that eine ruhig feierliche Wirkung. Als ich, um mir einen 
Grundrifs aufzunehmen, das Gebäude näher unterfuchtc und ausmafs, zeigte fich mir dies Werk der 
alten Baukunft in feinem fehönen Charakter. Die Kuppel, Nifchen und Wände find bemalt, und ich 
erftaunte, den im Style des Gebäudes herrfchenden Geift auch in den Gemälden walten zu fehen. 
Aus den Köpfen der Väter des alten Teflamentes und der Apoflel fprach Kraft und Würde, und 
aus der Compofition der Gruppen eine edle geiftreiche Einfalt. Ich kam in die Verfuchung, diefe 
gröfstenthcils wohl erhaltenen Gemälde, woran nur hier und da eine fpätere Hand in der Draperie 
nachzuhelfen \-erfuchte, für einen Cimabue oder Pordttwne zu halten" (!) „Aeufserft merkwürdig 
ill für Freunde flavifcher Alterthümer eine Infchrift mit glagolitifchen Current-Buchftaben, die aus 
Mangel ähnlicher Lettern hier nicht mitgetheilt werden kann. Sie ifl wenigflens in Inner-Oefterreich 
das einzige bekannte Beifpiel, einer glagolitifchen Infchrift." 

Suppantfchitfch, welcher Kollmanns Aeufserungen in fein oben erwähntes Schriftchen 
gröfstentheils wörtlich aufgenommen hat, verändert ein wenig den Schlufsfatz: „Auffallend und 
für den Freund der flavifchen Literatur fehr intereffant ift es, hier eine flavifche Infchrift zu finden. 
Sie lautet alfo: Na pana boga mi houffanje (d. h. in dominum deum fpes mea). An der entgegen- 
gefetzten Seite befindet fich die nämliche Infchrift mit glagolitifchen Lettern, und diefe verdient 
um fo forgfältiger gefchont und erhalten zu werden, da fie wenigflens in Inner-Ocfterreich die 
einzige bis nun bekannte glagolitifche Infchrift ift". 

Damit haben wir die Grundbeftandtheile der noch heute zugängigen Nachrichten. Reichert's 
Einft und Jetzt (Grätz 1863, I , S. 45)anerkennt z. B. den byzantinifchen Bau noch ohne weiters, 
der vorfichtigere Janifch befchränkt lieh in feinem topographifch- ftatiftifchen Lexikon der Steier- 
mark (Grätz 1878, II., S. 96) aut die Erwähnung der glagolitifchen Infchrift und auf die Bemerkung, 
dafs man im Bauftyle diefer ehemaligen Capelle Spuren byzantinifchen Gefchmacks erkennen 
wolle. An der Behauptung, dafs der fogenannte lutherifche Keller erft katholifchem, dann pro- 
teftantifchem Gottesdienft gewidmet gewefen fei, zweifelt aber keiner von Beiden. 

Prüfen wir nun in unbefangener Weife die herrfchende Ueberlieferung, und beginnen wir 
mit der Befchreibung des Baudenkmals. Dabei mufs vorausgefchickt werden, dafs deffen Erfor- 
fchung ungeachtet der grofsen Zuvorkommenheit der Eigenthümer (1878 Herr Razesberg Edler 
von Wartenburg, 1880 Herr Prof. Dr. Aufserer) durch die eingelagerten Weinfäffer und durch die 
herrfchende Dunkelheit nicht wenig beeinträchtigt wird. Ich bin jedoch in der Lage, für die nach- 
folgende Schilderung die Ergebniffe dreier Unterfuchungen zu verwerthen, nämlich meiner eigenen 
vom Jahre 1878, die Zeichnungen eines Ungenannten (Kollmann ?) im Manufcript 1654 des fteier- 
märkifchen Lancles-Archivs,' und endlich die Vergleichung beider Aufnahmen im heurigen Herbfle 
durch meinen Bruder, Oberlieutenant Paul Lufchin von Ebengreuth und den Herrn Ingenieur 
Franz Lencek. 

Der fogenannte lutherifche Keller ift das ebenerdige Gefchofs eines einftöckigen, mit den 
Stirnfeiten von Oft nach Weft gerichteten Gebäudes. Er hat einen Innenraum von 17 M. Länge, 
9 5 M. Breite und 4-8—5-04 M. Höhe und empfängt fein fpärliches Licht durch drei Fenfter an der 
Nord- und je zwei Fenfter an der Weft- und Oftfeite. Den Eingang vermittelt eine Thüre von 
1*1 M. Höhe und 2 06 M. Breite, deren inneres Feld von 2-4 M. Höhe und 14 M. Breite von zwei 

1 Die fragliche Huidfchrift, welche ich erft anfangs Hiefc» Jahre« kennen lernt«, beftebt au» 12 Blattern und führt den Titel: 
Grundrifs und Durchfchnitt des lutherifcheD Kellert (<u Lichtenwald) f am rot den Skirten der vorzüglicheren StUcke au» dem l'lafond- 
Cc-malde. Blatt 2 enthält den Grundrifs, Blatt j den Durchfchnitt de» Kellers. Blatt 4—11 folgen die getufchlen Umrifsieichnungen der 
Gemälde und iw.ir Blatt 4. 6. 7. 8, 9 Apoftel Figuren (>). Blatt 5 Johann der Täufer, Blatt 10 iwei Engel mit Schrifthändern, Blatt it 
Gott Vater mit ausgebreiteten Händen. Die Vermuthung, dafs, Cod. 1654 Arbeiten Kollmann-» enthalt«, gründet Geh einerfeits auf die 
»öftere Erlernung der Handfchrtit. w«lche anf den Anfang unferes Jahrhundert» xuriiekweift. andeierfeit» auf Kollmann ? oben 
roitgetheilte Bemerkung daf» er den Keller behufs Aufnahme eine» Grundriffe» rermeffen habe. 



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Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald. 



Ol 



fchlanken Pilaftern mit mäfsiger Ausladung und von einer mehrfach gekehlten Steinverkleidung 
umrahmt wird, im übrigen aber keinen anderen bildnerifchen Schmuck hat. 

Begibt man fich ins Innere, fo bildet die links vom Eintretenden beginnende weltliche 
Hälfte bis auf etwa 10 M. der Gefammtlänge ein Tonnengewölbe, das durch je fünf Nifchen auf 
jeder Seite feine Gliederung erhält und vorn durch eine fenfterlofe Schildmaucr abgefchnitten wird. 
Den örtlichen Abfchlufs von hufeifenförmigem Grundrifs eröffnet ein Gurtbogen, an welchen fich 
das Segment einer ungemein flach gehaltenen Kuppel anfchliefst. 
Der Fufsboden ifl mit Ziegeln gepllaftert und in feiner örtlichen 
Hälfte (vom Eingange rechts unmittelbar nach dem erften Pfeiler 
beginnend) um eine Stufe von o 24 M. erhöht (Fig. 1). 

Zwei Nifchen entftehen durch glatte Pilafter von 0 41 bis 
0 44 M. Breite, 0 48 M.Tiefe und 164 M. Abftand, deren Höhe mit 
Einfchlufs des fehr einfach profilirten Kämpfers (0 25 M.) 1 40 M. 
beträgt. Die Scheitelhöhe des Wölbbogens liegt 2 8 M. über dem 
Fufsboden. Die gleichen Verhältniffe treffen im allgemeinen auch 
bei den übrigen Nifchen zu; nur kommt bei einigen noch die 
Fenftertiefe hinzu. Die fieben kleinen Fenfter haben nur 15 M. 
Höhe und 07 M. Breite im Lichten, die Mauerflärke beträgt im 
Durchfchnitt bei 1 M. 

Der Gurtbogen und der dahinter liegende Abfchlufs des 
Gebäudes ift von gefchickter Hand mit Fresken über und über 
bemalt, welche jedoch leider 1 zum Theil nur noch fchwer 
erkennbar find. Im Zwickel der einen Mauernifche ift die herniederfchwebende Geflalt Gott 
Vaters fichtbar, welcher mit ausgebreiteten Armen den gekreuzigten Sohn empfängt. Links von 
diefem Bilde, das voll Ausdruck und Bewegung ift, befindet fich die ernfte Gcftalt des Täufers, 
rechts eine Apoftel (?)- Figur. Anderwärts fleht man einen fitzenden König R(ex) D(avid) gegen 
über einen König R(ex) SA(lomon) u. f. w. Auf dem Gurtbogen erfcheinen links fünf Medaillons 
mit weiblichen Heiligen, rechts ebenfo viele mit männlichen Heiligen. Das kleine Schlufs-Medaillon 
in der Mitte ift undeutlich, defto beffer erhalten ift das dritte Medaillon links. Künftlerifch aus- 
gearbeitet und in voller Farbenfrifche prangend ftellt es eine gekrönte Heilige mit edlen Zügen dar. 

Das Kuppel-Segment umfäumt ein Schriftband, auf welchem folgende Worte und Buchftaben 
nur mit Mühe zu entziffern waren: 

...OUVolA'ÄI NDAKxCLV KCIAM TVMVI.» MANF. s ?TAToCL CVBANT?. . . . F. . .TRA CTES 

LETI STAAVVS N'RJ DN PI,KBo TRIBVNAL FACTA CVM RKRVM IVDEx PIA & IMPIA. 

Dies das Ergebnis wiederholter Durchforfchung; ein endgiltiges Urtheil über den Kunft- 
werth des Baudenkmals mufs dem Fachmann vorbehalten werden. Nach meiner perfönlichcn 
Anficht reicht das Ganze in feiner jetzigen Geftalt kaum über die zweite I lälfte des 16. Jahrhunderts 
zurück; bei den Fresken möchte ich an einen italienifchen Künftler denken. 

Und die viel berufene Infchrift mit glagolifchen Lettern? Diefelbe hätte, felbft wenn fie 
existiren follte, lange nicht jene Bedeutung, welche die Entdecker ihr beilegen wollten. Dies hat 
fchon im felben Jahre, in welchem die erfte Nachricht von ihr in die Welt drang, niemand geringerer 
als Barth. Kopitar ausgefprochen." Gewarnt müfste vor allem vor der Annahme werden, dafs die 
Anwendung diefer Buchftaben ein hohes Alter der Gemälde, des Bauwerkes u. f. w. bedinge, da fich 

I Suppamfchitjch gibt a a. O S. IJ8 dil Lunge des Keller» auf 50. die Breite auf 30, die Höhe auf 16 Schuhe an, Jamftk 
notirt 17-06,9-48 undsob Meier — I In den v. a. Annalen der Literatur und Kunfl Deceml.er 1809, Intelligent-Matt S. »74-175 und 
daran» befonder» m den 1857 »on MMgfel her.ttsgegeb.aen kleineren Schriften A>/«r'«, S. 16. Vergl. auch hier Anm. 2 S. 100) 




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A. v, Lust hin-Ebengreuth. 



die Glagoliza bei einzelnen Südflaven, wie den Dalmatinern, zum Theil bis an unfere Tage herab, 
erhalten hat. Allein es ifl der glagolifche Charakter der fraglichen Infchrift nicht nur nicht erwiefen, 
fondern fogar im höchfien Grade zweifelhaft. Leider kann ich hier nicht nach eigener Anfchauung 
urtheilen, denn im Jahre 1878 zeigte man mir, weil der wahre Standort der flavifchen Sprüche ver- 
gellen war, als glagolifche Infchrift das Schriftband am Kuppelfaum, deffen Buchftaben durch ihre 
wechfelnde Gröfse, die Ligaturen und ihre fchlechte Erhaltung auf den Laien einen fremdartigen 
Hindruck machen. Seither habe ich beffere Auffchlüffe erreicht. Die Bitte an flavifche Literatoren 
im Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunft in dem öfterreichifchen Kaiferthum 1 hätte 
freilich an fich wenig genützt, denn fie enthält irreführende Daten. Dagegen bot das fchon erwähnte 
Manufcript 1654 des fteiermärkifchen Landes-Archivs die Abbildung zweier Engel mit ent- 
fprechenden Schriftbändern, es galt alfo blos diefe im Keller ausfindig zu machen und die 
Schriftzüge der Originale mit den Copien des Manufcripts zu vergleichen. Diefer Mühe unterzogen 
(ich mein Bruder Faul und Herr Ingenieur Lencek mit beftem Erfolge: die Engelsfiguren, 
deren Zeichnung im Manufcript 1654 im wefentlichen richtig wiedergegeben ifl, befinden fich zu 
beiden Seiten der Mittelnifche mit der Figur Gott Vaters. Der Engel bei dem oberwähnten Bilde 
des Königs David, hat auf feinem Bande mit fogenannten lateinifchen Curfivbuchftabcn die vulgär 
böhmifchen Worte: Na pana Boga je Ilouffanie, deren Vorkommen in Unter-Steiermark Kopilar's 
gerechte Verwunderung erregte. 2 Der Engel gegenüber (nächft dem Konige Salomo) ifl der Träger 
der angeblich glagolitifchen Infchrift, welche wegen Mangel an Licht nicht durchgepaull werden 
konnte, doch ergab die Ueberprüfung nahezu volllländige Uebereinftimmung mit der Copie im 
lleierifchen Landes-Archiv. Dafs diefe Züge nicht glagolitifch find, fondern einen ganz andern, 
curfiven* Charakter belitzen, ilt unzweifelhaft; ein inehreres läfst fich jedoch dermalen nicht feft- 
flcllen. Selbft ein fo geübter Slavifl wie Profeffor Dr. Gregor Krell hat fie als völlig unleferlich 
bezeichnet. Soviel über die flavifchen Infchriften. 

fucj-Lu JI& ffetre . .jnno-af e-v\<z . . 

Ich mufs jedoch auch die Bezeichnung „lutherifchcr" Keller als unberechtigt beftreiten, 
weil fich fchlechterdings keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dafs in dem fraglichen Gebäude 
irgend einmal evangelifcher Gottesdienft abgehalten, wurde. Dafs der reiche Freskenfchmuck zu 
dem flrengen nüchternen Style eines proteftantifchen Gotteshaufes nicht pafst, das war fchon den 
erllen Befchreibern des Kellers geläufig; fie halfen fich aber über diefe Schwierigkeit hinweg, indem 
fie dem Baue ein weit höheres Alter beilegten als man demfelben zugeftehen kann. Damals, in der 
Zeit der „ehrwürdigen byzantinifchen Architektur" war auch Bemalung der Wände zuläffig, und 
als in der Folge Luthers Anhänger in den Belitz diefer katholifchen Kirche kamen, da beliefsen fie 
deren Inneres unverändert. Ganz gut, allein welche Gründe fprechen für diefe Vorausfetzungcn : 
Die Erwähnung des „fogenannten" lutherifchen Kellers in der Bitte an die flavifchen Literatoren 
und Kollmann's Bemerkung beweifen nur, dafs man in den Jahren 1809 — 1811 die Umwandlung der 
ehemaligen katholifchen Kirche in einen Weinkeller auf diefe Art zu erklären verfuchte, aber auch 
nichts weiter. Wollten wir demungeachtet diefe Bezeichnung als Ausdruck einer älteren Volks- 

' Vergl Anm. S. 97. - » „Na pana bolia my da vffanjc irt gemein Lohmifch. Es dürfte wohl mehr tu verwundern fein, woher 
inillen unlcr den Winden eine Auffchnft in böhiniichcr Mundart, ah daf» fie auch mit den für ahfUvifch geha. teilen fogenannten glagoli 
fchen, auch wohl kroatifchen Schriftiilgen gefchriel.cn fei. Entweder es gehörte die llerrfchaft Lichtenwald damal«, in der 2 Hälfte dea 
10. Jahrhundert«, einem Böhmen, oder einem, der eine bobroifcbe Gemahlin oder einen bohmifchen Ilof Caphn hatte * — lieber die 
dritte Annahme habe ich nichts tu bemerken, die beiden i-rll.-n konnte ich widerlegen, denn die Ueätier waren italienifcher Herkunft 
und Anna, <iie Gemahlin des Innocent Moscon, den ich für den Erbauer der Kellerkirche halte, war eine Kärntnerin aua der Familie 
Althelburg. (t weiter unten Anm S 101 und S 102), — ;l Daher AW/mj««'; Au ".druck „glagolitifchc Currentbuchltaben" Kollmann 
meinte vermuthlich cyrillifch« Carrent Schrift, mit welcher die fraglichen Zeichen ein* entfernte Aebntichkcit haben. 



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Der sogenannte lutherische Keller in Omer-Lichtenwald. 



93 



Tradition gelten laßen, fo wäre auch damit nicht viel gewonnen, weil gar keine andern Zeugniffe 
für den Proteftantismus der Bewohner von Lichtenwald während des 16. Jahrhunderts vorliegen. 
Wir find über den Gang, welchen die Gegen-Reformation in Unter-Steiermark nahm, durch Jacob 
Rofolenz, den Propft von Stainz, genau unterrichtet. Wir wiffen, in welcher Art Radkersburg im 
Jahre 1599 überrumpelt wurde, wie man von da nach Klöch und Halbenrain und nach den 
windifchen Büheln zog, dafs man Marburg, Pettau, Windifch-I*eiftritz und Cilli befuchte, dafs man 
das lutherifche Bethaus in Scharfenau, ein wahres Prachtgebäude, in die Luft fprengtc; aber tiefer 
hinab in das Sann- oder gar in das Savethal ift die Commiffion nicht gekommen. Man könnte 
freilich einwenden, dafs es demungeachtet noch 1606 Proteftanten unter den Bürgern des benach- 
barten Reichenburg gab, 1 auch feien die Anhänger der evangelifchen Lehre zu Lichtenwald, durch 
das unfcheinbare Aeufsere des Gotteshaufes begünftigt, in der Lage gcwefen, ihr Bekenntnis 
längere Zeit verborgen zu halten. Dann hätte aber zum minderten der jeweilige Schlofshcrr von 
Lichtenwald, gleich Herrn Franz Gall zu Reichenburg, ein eifriger Proteftant fein müfsen, weil 
diefem die Kellerkirche gehörte. Gerade das Gegentheil davon läfst fich aber nachweifen. 
Lichtenwald war eine Herrfchaft des Erzfliftes Salzburg, und die Moscon, an welche es 1595 ver- 
kauft wurde, waren eifrig katholifcher Adel. Beweis dafür ift, dafs ihr Name in allen Exulanten- 
Verzeichniffen fehlt,* und die Wärme, mit welcher K. Ferdinand II. fich der Intereffen diefer 
Familie annahm, als der Erzbifchof von Salzburg den Verkauf feines Vorgängers wieder rückgängig 
machen wollte. Ich glaube daher, dafs der Ausdruck „lutherifcher" Keller, folange nicht beffere 
Gründe beigebracht werden, ungerechtfertigt ift. 

Wenn aber dies der Fall ift, welchem Zwecke diente nun das fragliche Gebäude in Wirk- 
lichkeit? Man wird fofort an eine Gruftkirche für die Familie des Schloffes denken, wenn man 
erfährt, dafs fich gerade unter der Kuppel, in der um eine Stufe erhöhten Olthälfte des Kellers, 
eine Gruft befand, welche erft 1875 verfchüttet wurde.» Einer folchen Beftimmung entfpricht die 
duftere Anlage in der Nähe des Herrenfitzes und der Ueberreft der Umfchrift am Kuppelfaum. 

Ein Grabftein mit unausgefülltem Sterbedatum, welcher erft vor wenigen Jahren aus dem 
Keller entfernt wurde,' bezeugt, dafs Innocenz und Anna von Moscon, die Wiederherfteller des 
Schloffes Ober-Lichtenwald auch die Erbauer diefer Familiengruft waren. So dürftig die bekannten 
Daten über die noch blühende Familie der Freiherren von Moscon find, fo geftatten diefelben 
dennoch glücklicherweife ziemlich fichere Schlüffe bezüglich des fogenannten lutherifchen Kellers. 
Die Moscon find kein einheimifches Gefchlecht, fondern Hammen aus Bergamo, wo fie als Mosconi 
de Fugaroli feit dem 14. Jahrhundert zu den Patriziern der Stadt zählten. Einzelne von ihnen 
fuchten während des 16. Jahrhunderts ihr Glück am öfterreichifchen Hofe und fanden es gleich 
manchem Stammesgenoffen. Anton Mosconi und deffen Brüder wurden beifpielsweife von K. 
Rudolph II. am 11. April 1578 in den ungarifchen Adelsftand erhoben.' Bald darauf faffen Peter, 

' 1607 befchwerte fich Marlin Pernilfeh, Pfarrer von Reichenhurg, gegen den Hertfchaftsinhaber Franz Gall. dafs diefer die 
Lutheraner begunflige. und 1006 den Sülm eine. Pradicanten Jofeph Neapolitan mit AbfeUung ein» erwählten Katholiken zun» Markt- 
richter beflellt habe. — Regierung* Aflen im k. k, Statthalterei-Archiv au Grau, Eauedilum 1607, 17. September. — » AU Ausnahme 
kann ich nur ein angeheiratete» Glied der Familie nahinhaft machen: Krau Eva Mar.a, Valeriana von Moscon Freiherrn auf Montpreis 
Witwe, eine geborene Schwab von Lichtenberg, Harb ah Eiulantin 0 167«) zu Nürnberg - WaUau Gefell, d Protcflanten in Oeflerreich 
I'. 479 — 1 AI» die Graft in der erden Hallte unferes Jahrhundert« tu Zeiten des Hcrrfchafuinhabers Johann Ncp. Hindi von Reben 
hurg eröffnet wurde, fand fich in detfelben nach einige« Seidenieug vor. - * Der Grabfiein lag eine Zeit lang hinter dem Kellergebäudc, 
wo ich Ihn 1878 noch fah, fpäter wurde er dem Freiherrn v. Moscon für deffen gegenwartige Familiengruft zu Pifchatz in Unterlleicnnark 
überladen Die Auffchrift lautete (nach Suf/ant/chit/ch a. a O S- 136): Hie lig« begraben der wohlgcbohme Herr, Herr tnnocent 
Mofchkon zum Pirckbenllciii, Freyherr zum Lichtenwald, a'if Gurgfeld und Rcichcnftcin etc., fllrfil. Durchl. : Erzherzogen Feidinandi ru 
Oeflerreich Rat anno 1 Lücke) feines Allers (Lücke) Auch ligt hie die wohlgebohrnc Frav Frav Anna Molchkonin fein geliebte Frav 
Ehgemahl Frey« tum Lichtenwald! ein geborne Achelburc die in Gott entfchlaffen anno (Lücke) ihre» Alter» (Lacke). — Unfer keiner 
lebet in felber und keiner ftirbet in felber, leben wir, fo leben wir dem Herrn, fterben wir, fo fterben wir dem Herrn darvrob wir mugrn 
leben oder fterben, fo find wir des Herrn - Rom. XIV. - » ScirJJ,r. Repertorlo Genealogien delle famiglie confermate nobili. . eHftent 
ncllc Provincie Venete. - Veneria 1830, II, S. 50. 



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94 A. v. Luschin-Ebengreuth. Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald. 

Michael und Marc Anton von Moscon durch Beerbung ihres kinderlofen Oheims Johann Ba. Val- 
vafor (Teftament vom 2. Auguft 1581) feilen Fufs in InnerOefterreich, Tie find jetzt Herren von 
Gurkfeld und Thum am Hart in Kram' und von einzelnen Gütern in Steiermark, nicht lang nach- 
her auch Landftändc in beiden Herzogtümern.* 1595 gelingt dem erzherzoglichen Rathe Innocenz 
von Moscon Freiherrn zum Thum am Hart und Gurkfeld die vortheilhafte Erwerbung der Herr- 
fchaften Lichtenwald, Pifchätz und Reichendem fammt den dazu gehörigen Märkten und Land- 
gerichten. 5 So ift denn die Familie binnen wenig Jahren in den wohl abgerundeten Befitz aus- 
gedehnter Herrfchafr.cn zu beiden Seiten der Save gelangt, die bleibende Niederlaffung in Inner- 
Oefterreich wird befchloflen, die erforderliche Herftellung der Schloffer mit Eifer betrieben. Nach 
zwei Jahren ift Lichtenwald, das fich Freiherr Innocenz von Moscon zum Hauptfitz erkor, fchon 
umgeftaltet, ob dem Portale der neuen Refidenz wird das Wappen der Ehegatten, die Jahrzahl 
1597 und der Wahlfpruch „Geduld überwindet alles" angebracht. In diefe Zeit fällt meines 
Erachtens auch die Errichtung der Familiengruft. Sie dürfte wohl den Abfchlufs der Umgeftal- 
tungen an den Herrfchaftsgebäuden gebildet haben. Innocenz von Moscon hatte den neu- 
erworbenen Belitz bereits feinen Lebensbedürfniffen angepafst, nun dachte er auch an die 
Herftellung eines letzten Ruheplätzchens für fich und die Seinigen. Der Titel „fürftlicher Durch- 
laucht, Erzherzogen Ferdinand! zu Oeflerreich Rath" auf dem unvollendeten Grabfteine weift auf 
die Jahre 1596 — 1617 hin. 

Ich glaube nicht, dafs Innocenz von Moscon die Gruftkirche von Grund aus neu baute; 
denn derjenige, welcher die Korten für den fchönen Freskenfchmuck der Wände nicht fcheute und 
einen guten Künftler für diefe Aufgabe zu gewinnen wufste, der hätte in folchem Falle ebenfo 
auch einen tüchtigen Architekten gefunden. Ich vermuthe vielmehr, dafs der fogenannte lutherifche 
Keller blos die Umgeftaltung eines ältern langge dreckten Gebäudes ift, welches vordem zu 
Wirthfchafts- oder Befefligungs-Z wecken gedient haben mochte, und nur durch Ausheben der 
Gruft, durch Anbringung der flachen Kuppel den eigenthümlichen Nifchenabfchlufs und die reiche 
Bemalung für feine neue Beftimmung geeignet gemacht werden follte. 

Aber die Moscon behielten die Herrfchaft nicht dauernd in ihrem Befitze. Lichtenwald kam 
an die Lamberg, die Drafchkovitz und an andere Familien. Die neuen Erwerber intereffirte das 
Pamilien-Begräbnis der früheren Eigenthümer nicht mehr, und einer von ihnen gab ihm wieder 
eine andere — vielleicht die urfprüngliche — - Verwendung. So wurde aus der Gruftkirche ein 
Weinkeller, wir wiffen nicht wann, jedoch vermuthlich erft nach dem Jahre 1683, da damals eine 
Hand das Diftichon in die Mauer einkratzte: 

Quae tua fum moriens morientis fata fecutus, 

Fata refurgentis fac quoque Chrifti fequi. Anno 1683. 

Sehenswürdigkeit blieb übrigens der Bau auch dann noch, als er ein Weinkeller geworden 
war. Mancherlei Leute haben ihn feitdem im Laufe der Zeit befucht und Spuren ihrer Anwefenheit 
dort zurückgelaffen. Wer mag wohl der Schalk gewefen fein, der feine Lebenserfahrung in den 
Mörtel einer Nifche neben der Thür einkratzte: Pons Croaticus Monachus Bohemicus|Suevica 
monialis Miles auftralis, Gallorum fidelitas | Hifpanorum humilitas Italorum deuotio | Britannorum 
religio | et Germanorum tyrociniajNulla funt omnia. 

' Valva/ir, Ehre dt» Herxogthum« Krain, Buch XI, S 241 und S7S — '' K>*<lermaHn. Beiträge iur Vaterland.kunde, Gräli 
1790 II 95 ff M>trfk«1 von Ki«in Marc Anton Moskon 1587 Cbr.ftoph Fr» ül Mo.kon I. 591 > Suffimirtkiiftk » «. O. S. 118 

• — xr wsgan a grg 



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BAULICHE ÜBERRESTE VON BRIGANTIUM. 



Von Samuel Jenny. 
I. 

^RmSJflK fich die öffentlichen Thermen Brigantium's nach Vornahmt; dei wahrfcheinlichen 
[Bclnj] Ergänzungen als eine Parallel-Anlagc eines Männer- und eines Frauenbades ungezwungen 
Bv i ra" erklären liefsen, wurde von mir im I Bande der „Mittheilungen." N. F S XXIV ausfi lirlich 
dargelegt. Die letztjährigen Ausgrabungen fügen jener Anlage noch accefforifche Bauten hinzu, 
welche aufs neue betätigen, wie fehr die Römer die Fefthaltung an ihren focialen Gewohn- 
heiten auch in fernften Provinzen und in kleinften Städten in allen Bauten zum Ausdruck brachten. 
Unfere Thermen, wie fie fich bisher darflellten, fchienen nur den einzigen Zweck zu ver- 
folgen, den nach der körperlichen Erfrifchung des Badens und der Wafchungen Verlangenden 
zu befriedigen, wie dies bei fo vielen Aufdeckungen gröfserer Bäderanlagen gemeinhin ange- 
nommen wird; nun liegt aber der Beweis vor, dafs auch in Brigantium das Bad aus der Sphäre 
feiner engflen Wirkfamkeit zu der weiteren Bedeutung eines Vergnügungs- und Unterhaltungs- 
ortes heraustrat, dafs dort gerade fo gut wie in Italien das Beflreben obwaltete, aus diefen öffent- 
lichen Anftalten die anmuthigften Aufenthaltsorte zu fchaffen, indem man fie mit entfprechenden 
Anlagen, als: Höfe, Promenaden, Ringplätze u. dgl. in Verbindung brachte, wo fowohl die grofse 
Menge als auch die feine Welt alles vorfand, was den Hang zum füfsen Nichtsthun zu befriedigen 
vermochte. 

Ein folcher Wandelgang für die Befucher der Bäder ift es nun offenbar, den ich im 
Anfchlufs an die Thermen im Herblle 1880 aufdeckte. In feiner Längsausdehnung genau horizontal 
angelegt, zieht er fich 4772 Meter lang in nahezu füdweflücher Richtung hin, bei einer von 
13 46 Meter zu 12 55 Meter fich verjüngenden inneren Breite. Seine Mitte durchzieht eine Colonnade 
von 10 ganzen und 2 halben Säulen, welch letztere die Verbindung mit den fchmalen Mauerfeiten 
vermitteln; es liegen fomit die Säulenmitten 4 34 Meter von einander entfernt und es betragen die 
Intercolumnien das Fünffache des Schaftdurchmeffers, da folcher ungefähr 74 Cm. mifst; die 
Höhe der Säulen fammt Capitäl dürfte daher an die 5 Meter gereicht haben, wenn man auch hier 
das Siebenfache der untern Säulendicke zu Grunde legen darf. Natürlich verlangte ein derartiger 
Porticus einen hölzernen Architrav, da derfelbe fchon beim vierfachen Schaftdurchmeffer, wie ihn 
die toscanifche Säulenordnung beftimmte, fich als nothwendig erwies. Die Säulenplinthen fanden 
fich Stück für Stück noch vor; dem oberen Theil der Bafis mit den Wulften hingegen, obgleich in 
einem Werkftück mit dem Plinthus gearbeitet, hat die Verwitterung fo arg zugefetzt (das Material 
ift eben allerorten der dem Froft fehr unterliegende Tertiärfandftein aus den Brüchen des Pfänders 
und Gebhardsberges), dafs fie nur dort noch gut erhalten vorkommen, wo dicke Lagen Erde fie 
fchützten. Die Halbfäulc, die ich nächft den Thermen noch in einer Höhe von 133 Meter erhalten 
fand (Fig. II), gab den belehrendften Auffchlufs über den Aufbau dicker Säulenfchäfte in Brigan- 
tium; es zeigt fich nämlich, dafs ftatt der Verwendung von Monolithen die Säule in parallelen, 



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9 6 



Samuel Jenny. 



aber ungleich hohen Lagen aus Bruchfteinen, deren Stofsfugen regelmässig abwechfeln, aufgemauert, 
dann verputzt und bemalt wurde. Eine Schichte befteht meift aus feehs die Rundung bildenden 
Steinen, ohne die zur Ausfüllung des Innern dienenden Sandfteine oder Flufskiefel einzurechnen. 
Den Verputz bildete ein feiner Ziegel-Eftrich, wie er die Hypocauft-Räume hierorts bekleidet, auf 
welchen der Mörtelanwurf folgt, an dem ich bis zur Höhe von 60 Cm. rothe Uemalung, von da 
aufwärts weifse wahrgenommen. 

Ihr entfprach der vollfländig erhaltene Anwurf an den Mauern I und IV: ein rother Sockel 
längs dem Fufsboden, durch einen fchwarzen Strich von dem weifsen Felde getrennt, in dem 
mehrfarbige Compofitionen roher Technik fich auszubreiten fchienen (Fig. III). Es liegt nicht zu 
fernab, für den Boden unferer Säulenhalle eine Bekleidung mit Marmorplatten vorauszufetzen, 
nachdem ein 8 Cm. dickes, wahrfcheinlich eine quadratifche Tafel von 53 Cm. Seitenlänge bildendes 
Bruchftück ganz in der Nähe auftauchte und kleine Marmorfplitter über die ganze Fläche ausge- 
ftreut waren. 

Nach Nordweften findet fich die I lallenanlage durch die Mauer II abgefchloffen, welche 
fich fchnurgerade noch 61 Meter über das weftliche Eck fortfetzt, um dann rechtwinklig in das 
nachbarliche Befitzthum fich hineinzuziehen. Ihr Fundament ift wohl auch aus Flufskiefeln der 
Bregenzcr Ach aufgeführt, aus denen die parallele Hochmauer I durchwegs befleht; dagegen gibt 
fu: fich oberhalb als Füllmauer zu erkennen, nach beiden Seiten mit 6 — 9 Cm. dicken, länglich 
zugehauenen Sandfteinen in regclmäfsigcn Schichten bekleidet, deren Stofsfugen alle abwechfeln 
(Fig IV). Wir haben hiemit jene Art Mauerwerk vor Augen, welches die Römer Diamitton 
benannten. In Entfernungen von 14V» — 15 Meter wiederholt fich eine Verftärkung b mittelft einer 
abgefchieften Mauerftrebe. 

Soweit man fich unter den Ueberreften der Verwitterung zurecht zu finden vermag, fcheinen 
Trottoirs aus Sandfteinplatten fowohl in-, als aufserhalb diefer Mauer entlang gelaufen, aufserdem 
auch Stufen den 68 Cm. betragenden Niveau-Unterfchied des Terrains innerhalb der Halle ausge- 
glichen zu haben. Der bemalte Sockel ift jenfeits der Halbfäule noch eine Strecke von 128 Meter 
Länge erhalten (Fig. III): foweit mindeftens mufste dieHorizontal-Fläche der Promenade, ebenfo das 
fie bedeckende Dach reichen ; allein eine vollftändige Ueberdachung vorauszufetzen, alfo bis über die 
Mauer 11 weg, geftatten die bei der Ausgrabung vorgefundenen Verhältniffe nicht. Man wird alfo 
am richtigften gehen, fich die vorliegende Anlage als einen nach drei Seiten vollfländig gefchloffe- 
nen, dagegen nach Nordweften offenen Säulengang mit breitem fchützendem Vordach vorzuftellen, 
vor fich die natürliche Bodenterraffe, die möglicher Weife als Viridarium mit grünenden blühenden 
Beeten angelegt fein konnte. Wohl wendete der Porticus — wenn offen — nicht einer milden 
warmen Himmelsgegend fich zu, dafür aber bot feine Lage in anderer Weife reichften Erfatz. Hier 
mochte fich das Auge des Luftwandelnden erlaben an trefflicher Fernficht, mochte das Herz jedes 
Römers höher fchlagen ; denn foweit die impofante Fläche des Lacus Brigantinus, die Berge 
Helvetien's und die Gelände Vindelicien's in alle Ferne fich dehnten, lag alles der römifchen 
Macht unterworfen. Von hier oben waren nicht wenige ihrer Niederlaffungcn zu erkennen, nicht 
wenige der von Brigantium ausftrahlenden Strafsenzüge zu verfolgen. Schier mit Händen zu 
greifen lag drüben am jenfeitigen Ufer die fchöne Infel (Lindau), die von Tiberius zum Stützpunkt 
bei feinem Angriff auf die Vindelicier auserfehen worden, und feewärts am eigenen Gelände die 
ftattliche Hotte vor Anker, von der uns die Notitia Dignitatum berichtet. Ich frage mich aber noch 
weiter, ob diefe Colonnade nicht auch die Zufchauer barg bei öffentlichen Spielen, Uebungen und 
Kämpfen, für welche die von der tiefer gelegenen Mauer II begränzten ebenen Fläche B ausneh- 
mend geeignet erfcheint. So lang nicht eine fpätere Zeit römifche Gebäuderefte darin nach weift, 
fcheint mir, es dürfte an diefer Vermuthung feilgehalten werden. 



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I 



»AU1.K IIK URRKKKESTK VON BklUANTIUM 97 

Bevor ich mich von diefer Anlage wegwende, fei noch ihrer Verbindung mit den Thermen 
gedacht. Da ich zwifchen der Halbfäule und dem Mauerwerk auf keinen Durchgang fliefs, mufs 
folcher wohl jenfeits des Säulengangs, nach dem 2-04 Meter meffenden Corridor C fich öffnend, 
geflieht werden. Nachforfchungen waren aber nicht möglich, da bei Anlage des evangelifchen 
Friedhofs die Mauern gerade an fraglicher Stelle zerftört wurden. 

Nach den Ausgrabungen vom Jahre 1862 fchienen die Thermen mit der Mauer VI gegen 
Südweft völlig abzufchliefsen; dem ift nun nicht fo, fondern ein ziemlich breiter (7 50 Meter) 
Raum D, grofs genug, um als Vorzimmer oder Apodyterium zu dienen, vermittelt den Zutritt vom 
Corridor zu den eigentlichen Baderäumen. Die Mauer V zeigt nebeneinander Opus reticulatum 
und Würfelwerk, letzteres als Ausbefferung einer fpätern Zeit. An der nächflfolgenden Meter 
breiten Mauer VI fand ich diefelbe Conftruttion befolgt, welche heute noch an der freiliegenden 
des Friedhofs theil weife zu erkennen ift, nämlich grofse gefprengte Kreisbogen, in denen in 
rcgelmäfsiger Wiederkehr je drei gebrannte Thonplatten, darauf drei Sandfteinkeile, zuletzt 
ein Keil aus Tuff fich folgen und Ausfüllung des Sprengwerks fowohl innen als aufsen mit 
Opus reticulatum aus abwechselnden Lagen Flufskiefel und Tufffleinen. Stucco, im feurigften 
Pompejaner Roth bemalt, haftete noch in grofsen Flächen an diefer Mauer (Fig. V). 

II. 

Nur durch den Zwifchenraum eines halben Meters von der langen Umfaffungsmauer 
abflehend, an einer Stelle fogar mit ihr verbunden — damit wohl ein Durchgehen verhindert 
wurde — treten die Fundamente eines umfangreichen Gebäudes, gröfser als alle bisher aufge- 
deckten, zu Tage. Es ift die rückwärtige Hausfe.ite, die hier an die Mauer gränzt, beginnend mit 
einem Raum E zur Aufbewahrung des Heizmaterials und Aufenthalt des Heizers, wie aus dein 
bei ( erkennbaren Heizloche und den nachfolgenden Abtheilungen fich vermuthen läfst, die mehr 
oder weniger alle Reite und Anzeichen von Wärmeleitungen zeigen. So ift in G längs der 
Mauer VIII der Eltrichboden eines Hypocaufts erhalten, von dem aus fich nach drei Seiten Ablei- 
tungen für heifse Luft nachweifen laffen, nämlich durch den fchmalen Mauerdurchbruch bei d nach 
dem Räume % über die a'/j Meter breite Feuerbrücke e nach A'und endlich auch noch zum Räume // 
durch die fieben fchmalen Schlitze / (zwifchen 11 — 16 Cm. Weite wechfelnd), welche mittelft 
dünner Mäuerchen, zu denen vorzugsweife TufTfteine in Verwendung kamen, hergeftellt find. 

Die rückwärts gelegenen heizbaren Abtheilungen, die ungefähr s /.i der Länge des Gebäudes 
einnehmen, find durch eine ftarke Mauer IX von der mehr Intereffe für fich in Anfpruch nehmenden 
Vorderfeite gefchieden. Ks ift dies eine nach vorn offene, nicht heizbare, mit einer Colonnade in 
römifeh-dorifcher Ordnung gezierte I lalle L, von der uns vorläufig nur ihre Tiefe mit 16 63 Meter, 
nicht aber die Ausdehnung nach der Breite bekannt ift, weil der Gutsnachbar fich bisher jeder 
Durchforfchung feines Befitzthums hartnäckig widerfetzt. Annähernd glaube ich das Richtige zu 
treffen, indem ich den ausgegrabenen Raum auf '/j der ganzen Halle fchätze. 

Von der Halle zu den rückwärts gelegenen Abtheilungen führte wohl nur ein einziges 
Thor in der Mitte des Baues; denn auf der ganzen Länge von 15 Meter, d. i. foweit die Mauer IX 
blosgelegt worden, zeigte fich kein Durchbruch. Drei Hingänge muffen von aufsen dem Ver- 
kehre fich geboten haben, zwei zur Seite bei g und dem ihm correfpondirend gegenüberliegenden 
Orte, dann der Haupteingang felbft auf der Vorderfront zwifchen der mittleren Säulenftellung i 
welche wenigftens durch eine fchöne altifche Bafis (Fig. 1 und VI) uns bekannt geworden. Der 
unterftc Werkftein befteht aus dem IMinthus von 95 Cm. Seitenlänge mit zwei Wiilften, von denen 
der untere nur fchwache Ausladung gegenüber dem obern zeigt; darauf ruhte eine noch wohl- 
erhaltene Trommel von 32 Cm. Höhe und 57 Cm. Schaftdurchmeffer. Im weitern mag der übrige 
vm n. f. 13 

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9 8 



Samuel Jenny. 




K.g I 



Schaftthcil aus Mauerwerk hergeftcllt worden fein, wie wir derartigem Säulenbau in der Thermen- 
Colonnade begegneten. Nach dem üurchmeffer zu urtheilen, mufs vielleicht eine etwas abfeits 
gefundene Sandfteintrommel mit zugefpitztem Vorfprung, der etwa als Träger des Deckengebälkes 
zu dienen hatte, zu derfelben Säule gezählt werden (Fig. 2). In gleicher Linie mit der Säulenbafis, 
auf dem nämlichen Fundament X aus Flufskiefeln ruhend, folgen fünf kleinere Sockel (Fig. VI), 
ein einziger war leer, auf den übrigen vieren (land in unverrückter Lage der glatte, nicht 
anfchwellende Schaft von fehr wechfelnder Hohe (47 — 116 Cm); über die Form ihrer Capitäle 

geben mehrere zwifchen ihnen gefundene Exemplare Auffchlufs. 
Die Sockel ragen foweit Uber die Fundament-Mauer vor, um einen 
Plinthus von verhältnismäfsiger Stärke zu bilden; möglicherweifc 
konnten auch Platten die Zwifchenräume ausgefüllt haben, fo dafs 
die Säulenfchäfte ohne Bafis auf der geraden Unterlage aufftiefsen. 
Ein viereckiges Loch zu beiden Seiten läfst ein die Intercolumnien 
der Säulen verfchliefsendes Gitterwerk vorausfetzen, wie folches am 
Periftyl der Cafa di Meleagro in Pompeji der Fall war. Wie das 
Geländer geformt war, ob es aus Holz, Stein oder Metall beftand, 
darüber gibt nicht der geringfte Fund Auffchlufs; am eheften, 
gerade diefer abfoluten Beraubung wegen, möchte ich auf ver- 
wertbares Material, fei es Bronze oder Eifen, rathen; es ift ja 
Gleiches der Fall mit den metallenen Zapfen an Schäften und 
Capitälen der Säulen, von denen die raubluftigen Vorfahren nicht einen einzigen uns gegönnt. 

An der befprochenen Säulen-Front fällt als beachtenswerter Umftand der ftärkere Durch 
meffer der Mittelfäule ins Auge (unterdeffen die vier Nachbarn Schäftedurchmeffer von 37—39 Cm. 
weifen, mifst jene 50 Cm.), folglich kam ihr die Beftimmung zu, dem Dachgebälk des Seitenflügels 
als Hauptftützpunkt zu dienen, natürlich nicht für fich allein, 
fondern gemeinfam mit einer ganzen Reihe von Säulen im Innern 
der Halle. In der That brachte der in gedachter Richtung ausge- 
führte. Durchftich genügende Refte davon zum Vorfchein, um 
eben Gefagtes zu beftätigen (drei Schäfte von 50 — 74 Cm. Höhe 
mit einem Durchmeffer von 32 — 34 Cm., der aber keineswegs dem 
einfügen gleichkommt, weil fie arg verwittert find, fodann zwei 
Trommeln von 44 Cm. Höhe mit 50—53 Cm. Durchmeffer und 
zwei Capitäle, gleichgeformt wie die der vorderen Säulenreihe). 

Nachforfchungen, um Treppenftufen zu finden, die von 
vorn oder von feitwärts zur Halle geführt haben möchten, blieben ohne Erfolg, nur zwei über- 
einander gehäufte und verfchobene Schichten grofser behauener Sandfteinblöcke //, h von ziemlich 
gleichmäfsigen Dimenfionen, konnten gegenüber der äufserften Säule gefunden werden; doch bleibt 
es in Frage geftellt, was fie bedeuteten. 

Verfuchen wir auf Grund der vorliegenden Verhältniffe die Vervollftändigung der Gebäudc- 
Facade, fo haben wir uns diefelbe muthmafslich aus zwei Seitenflügeln zu je fünf Säulen vorzu- 
ftellen, die ein Haupteingang, geziert mit etwa vier ftärkeren, jedenfalls auch höheren Säulen (wie 
deren eine in Fig. 1 abgebildet) in enggedrängter Stellung verband. Im Innern der Halle hätten 
fonach die zwei feitlichen 6 Meter breiten Corridore einen Mittelraum von ungefähr 26 — 28 Meter 
zwifchen fich eingefchlolTen. 

An der Rückwand der biosgelegten Hallenfeite, die Mitte einnehmend zwifchen der 
gröfsten Säule und der Aufscnmauer VII, umfchliefsen drei dünne Mäuerchen (42 — 45 Cm. dick) 




Kig. 2. 



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Bauliche Uehekkeste von Bkigantium. oq 

einen rechteckigen Raum M von 4x5 Meter, belegt mit Platten und Streifen aus Sandftcin, 
während der Fufsboden aufscrhalb allerorten mit Ellrich vergoffen ift. Die mögliche Beftimmung 
diefer abgefonderten Stelle dürfte aus zwei wichtigen Fundflücken in deffen unmittelbarer Nähe 
erhellen, einer Sonnenuhr und — meinem Dafürhalten nach — eines Aichungsblockes oder Nor- 
malmafses. 

Die Sonnenuhr (Fig. 3) ift aus einem Stück weichen Sandfteins der Gegend von 57 Cm. 
Hohe, 39 Cm. Breite (urfprünglich) und 32 Cm. Dicke gehauen. In der ausgerundeten Aushöhlung 
laufen 7 (von urfprünglich 11) Stundenlinien von oben nach unten; die Mittellinie mifst der Krüm- 
mung nach 24V1 Cm., die gröfste Tiefe der Aushöhlung (von der Linie ab bis zur Mittagslinie kl) 
beträgt 18 Cm., Querlinien, die Winter-Solftitium und Aequatorial-Linie 
bezeichnen, fehlen, jedoch wird ein das erfte andeutender Halbkreis 
dadurch gebildet, dafs die Stundenlinien fich nicht bis oben zu dem 
Punkte verlängern, wo der Zeiger (gnomon) feinen Befeftigungs- 
punkt gefunden haben mufste. Das verehrliche Profefforen-Collegium 
der k. k. Lehrerbildungs-Anftalt in Bregenz, dem ich für feine werth- 
volle Unterftützung an diefer Stelle wärmften Dank ausfpreche, 
prüfte mit zuvorkommendfter Bereitwilligkeit die Frage, ob die 
Conftruclion diefer Sonnenuhr der geographifchen Breite von 
Bregenz entfpreche. Dicfe Berechnung war durch die vorgefchrittene 
Verwitterung und Abbröcklung fehr erfchwert, ergab aher immerhin 
das unzweifelhafte Refultat der Uebereinftimmung der in Betracht 
kommenden einftmaligen Winkelgröfse mit der geographifchen Breite 
von Bregenz (47 0 30 30"). Aus dem im Fufse eingehauenen Zapfen- 
loch mufs ein unteres Poftament, mithin eine erhöhte Lage der 
Sonnenuhr gefolgert werden, wodurch die Möglichkeit ungehinderten 
Zutritts des Sonnenlichtes zu derfelben während des mittleren Theiles des Tages vorliegt, wenn 
fie in dem als unbedeckt anzunehmenden Raum jl/aufgeftellt gewefen. 

Was ich als Aichungsblock oder öffentliches Normalmafs betrachte (Fig. 4) — nach 
Analogie der beiden in Pompeji aufgefundenen — ift ein fchwerer Sandfteinblock (54 Cm. lang, 
61 Cm. hoch, 43 Cm. dick), in dem fich zwei konifche Vertiefungen mit rundlichem Boden, wie an 

der einen noch wohl erfichtlich, fich befinden. An diefer beffer 
erhaltenen beftimmten die bereits genannten Herren Profefforen 
das Volumen durch genauefte Berechnung des Kegelftutzens und 
der Calotte unten zu 4-3 Cub. Dm. = 4"/ 10 Liter. Zieht man den 
verwitterten Zuftand der Vertiefung in Betracht, fo darf man 
die Uebereinftimmung diefes Mafses mit dem römifchen Semodius 
(4-377 Liter), der für trockene Körper in Anwendung kam, 
als feftgeftellt anfehen. Der Bruch theilte den Stein fo unglück- 
lich, dafs nicht mehr zu entfeheiden ift, ob am Grund diefes 
Hohlmafses fich eine Oeffnung befand, durch welche man den 
Inhalt ablaufen zu laffen pflegte. Die Höhlung daneben fcheint 
an Volumen das erfterwähnte um etwas übertroffen zu haben. Ob fich nur diefe beiden Ver- 
tiefungen im Steine befanden oder deren mehrere, entzieht fich weiterer Unterfuchung durch 
die Art der Bruche zu beiden Seiten. Rückwand und Boden zeigen rohefte Behauung, wogegen 
die Vorderfeite mit fowohl kantigen als auch halbrunden Leiften profilirt erfcheint. 





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lOO 



Samuel Jknnv. 




Damit erfchöpft fich die Kenntnis über das befprochene Gebäude, deffen vollftändige Auf- 
deckung allein jeden Zweifel über feine Bedeutung löfen wird. Bis diefer Abfchlufs des Begon- 
nenen mir vergönnt (es vergehen wahrfcheinlich manche Jahre 
darüber), mufs ich mich begnügen, auf den bis dahin gewonne- 
nen Refultaten fufsend, die Vermuthung auszufprechen, dafs 
man es möglicher weife mit einer Bafilika zu thun hat, die in 
vielen Beziehungen unferem Rathhaufe und unferer Börfe ent- 
fprachen. Dafs es ein öffentliches Gebäude gewefen, kommt in 
Anfehung feiner Gröfse, wie feiner architektonifchen Ausftattung 
wohl nicht in Frage; dafs ich ihm gerade die obige Beftimmun^ 
vindicire, dazu verleitet mich folgende Betrachtung: Die offene 
1 lalle war in fehr geeigneten Verhältniffen angelegt, um ebenfo- 
wohl dem öffentlichen Verkehre der Bürger, als zur Abhaltung 
von Gerichtsverhandlungen eine bequeme geräumige Stätte zu bieten, welch beide Zwecke zu 
vereinigen die Anlage aller Bafiliken fpäterer Zeit als Grundgedanke fefthält. Dafs die Vorfchrift 
Vitruv's, die Breite nicht unter dem Drittel und nicht über der Hälfte der Länge zu bemeffen, 
im vorliegenden Falle nicht zutrifft, braucht nicht zu beirren, da auch Beifpiele quadratifchen 
Grundriffes bekannt find (Bafilika von Oericulum), ja fogar Vitruv felhft eine Bafilika baute (für 
die julifche Colonie Fanum), deren Länge nur ungefähr V» ihrer Breite betrug. 
In Folge der mannigfaltigen Bedürfniffe, welche das Leben felbft, aber befon- 
ders die Rückficht auf das rauhe wechfel volle Klima unter unferem Himmels- 
ftrieh hervorrief, waren gar viele Abweichungen von fchematifirenden Regeln, 
fogar in den wefentlichften Punkten geboten. Vielleicht kann gerade in der 
Nothwendigkeit, den bürgerlichen und commerciellen Verkehr durch Anlage 
vieler gewärmter Räume, die wir in der rückwärtigen Hälfte des Gebäudes unter 
gebracht fehen, gegen Misgunft der Jahreszeit ficher zu ftellen, der Grund zur 
Querftellung der Halle liegen, wodurch ihre Tiefe nicht einmal der halben 
Länge gleichkommt. 

Gewifs pafst die Aufhellung von Sonnenuhr und Aichblock, welch 
letzterer nach dem Bcifpiel aus Pompeji richterlicher Aufficht unterteilt war, 
vollftändig auch in eine Bafilika, indem uns dadurch die Ausübung behördlicher 
Wirkfamkeit in zweierlei Richtungen, Regelung der Zeit und des Mafses, 
veranfehaulichend entgegentritt. Die fymmetrifche Anlage eines zweiten abge- 
trennten Raumes wie M zur linken Seite ifl kaum zu bezweifeln und dürfte in 
diefem Falle als ruhige, von dem Lärm des allgemeinen Treibens entfernte 
Stätte gedacht werden, wo bald Richter und Advocaten ihres Amtes walteten, bald ftädtifche 
Beamte oder Collegien ihre Sitzungen abhielten. 

Die Einzelfunde berührend, die inner- und 
aufserhalb des Gebäudes in fehr fparfamer Weife 
gemacht wurden, fei ein bei i gefundener Granit- 
block (etwa '/, Cub. Meter) erwähnt; er trug wohl 
Zeichen der Bearbeitung, doch bei weitem unge- 
nügend, um über feine Bellimmung an diefer Stelle ein 
Urtheil fällen zu können. Bearbeitete Marmor Stück- 
chen, defswegen nennenswerth, weil in keiner früheren Ausgrabung auch nur Spuren folchen 
Materials z u treffen waren, fanden fich mehrere, anfeheinend zu Architrav oder Kranzgefims 




Kig. 6. 




Hg 7 



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Bauliche Ueberkeste von Brioantium. 



ioi 




Ki K . 8. 



gehörend, nur eines unter ihnen zeigt das bekannte Blatt Ornament (Fig. 5). An der Mauer IX 
wurde ein Beil aus Kifen ausgegraben und aufserhalb des Gebäudes das Terracotta-Statuettchen 
einer Venus, 15 Cm. hoch, ganz erhalten bis auf die Füfse (Fig. 6). In gewohnter Weife aus zwei 
Hälften, die in Modeln geprefst wurden, zufammengefetzt, aus gelblichem 
Thon verfertigt, nicht bemalt, trägt fie den Stempel plumper handwerks- 
mäfsiger Ausführung an fich. Ihrer Haltung nach, mit der Linken die 
Kleider erfaffend, mit der Rechten das reiche, lang herabfallende Haar 
in zwei Flechten thcilend, fcheint eine folche AurTaffung beabfichtigt ge- 
wefen zu fein, die fie im Begriffe ins Bad zu fleigen darflellt. Die Schutt* 
fchichte, in der diefe Venus lieh vorfand, deutet auf zufallige Verfchlep- 
pung, vielleicht aus den nahe gelegenen Thermen her. Das häufige Vor- 
kommen von Venus Statuetten in Bädern Carnuntum's und deren Bedeu- 
tung i(l von Herrn Dr. Kenner feiner Zeit conftatirt worden. 

Kndlich fanden fich noch im Schutthaufen vor der Wiedereinfüllung: 

Gcfchnitztcr Knochen zum Anftecken auf einen Gegenftand, dem er etwa als Handhabe 
diene, eingerichtet. Der leicht gebogene cylindrifche Theil ifl mit Schuppen bekleidet und endigt, 
dem Thiere entfprechend, das dargeftellt werden follte, in einen Schlangenkopf mit aufgefperrtem 
Rachen (Fig. 7). 

Sternförmige Agraffe mit zweierlei Glasllufs (Fig. 8), von denen aber nur der eine, blau von 
Farbe, noch in drei Strahlen feftfitzt. Bronzenadel von 315 Mm. Länge; der 4 Mm. dicke runde 
Draht verbreitert fich an beiden Enden der Locher wegen, die dort angebracht find; fie diente 
wohl zu weiblichen Handarbeiten. 

Stempelfunde: Auf einem Reibfchalenrand aus hartem, gelbem Thon (Fig. 9): gj^j^ 

Auf Henkeln von Amphoren : T • V • B und S ■ N • P 
(Fig. 10 und 11). 

Auf Terra (igillata: Töpferflempel Jul. Primi. O(ficina), 
Polinus. ofi. Maximi, Of. Se (vielleicht Of. Severi), Patrici, 
Juliini und Stempelfchneider Imanni inmitten einer Scene aus 
der Arena mit gut modellirten Thieren (Löwe, Löwin, Panther, 
Antilope). 

Bronze-Münzen : 
■> S C Kaifer, unter ihm die Erdkugel, 

27 Mm. Dupondius des Nero 54 bis 68 n. Chr. 

ft S • C Virtuti (Aug.) Pallas fchreitend, 

27 Mm. Imp. Caes. Domit. Aug. Germ. Cos XVII Caes. P. P. P. 81 — 96 n. Chr. 
S ■ C Kaifer zu Pferd einen Feind zertretend, 

34 Mm. (Imp. Domitianus Caes) Aug. Germ. Cos XII 

l> Sitzende Frau, 

25 Mm. Caes. Nerva Tra (ianus) 98 — 117 n. Chr. 
* Verfchwunden, 

27 Mm. (Nerva Tra) iano. Aug. Ger 

S " C Die Pietas als fitzende Frauengeflalt opfernd, 

32 Mm. (Nerva) Traiano. Aug. Ger. Dac. Pm. Tr 

»SC Mars flehend, 

26 Mm Hadrianus 117—138 n. Chr. 




»ig. 9, 10. n 



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Samuel JENNY. 



III. 

Den Raum zwifchen der Thernien-Colonnade und der Bafilika füllen bauliche Objedle von 
untergeordneter Bedeutung und vorwiegend flüchtiger Erftellung aus. Die Verwendung des Kalks 
ift fpärlich, Sorgfalt im Aufbau ifl meift wenig wahrnehmbar, da die Flufskiefel häufig nicht geköpft, 
deren Lagen unregelmäfsig gefchichtet find und die Mauern feiten rechtwinklig aufeinander ftofsen. 
Ein grofses Gebäude wohl bis zur Säulen-Front der Bafilika hinaufreichend und feewärts an den 
Säulengang der Thermen angelehnt, hat vielleicht ärmeren Claffen der Bevölkerung zum Wohnort 
gedient; wenigftens weifen zwei kleine Mühlfteine (oberer Theil catillus), der eine aus Granit, der 
andere aus Gneis, auf häusliche Befchäftigung hin. Man geht vielleicht ebenfo wenig irre, Abthei- 
lungen für Scheunen und Stallungen vorauszufetzen, wenigftens bietet der Fund eines fehr fchünen 
Bronze Schmuckbefchlages (Zierplatte, fogenannte Gelieger Fhalerae) vom Zaumwerk eines Pferdes 
nahe der Oftfeite etwelchen Anhaltspunkt (Fig. 12). 

In fchwachem Zufamenhang mit diefem Gebäude — nur die Ecken hängen zufammen — 
fleht der nach allen Seiten fchiefwinklige Bau 0, ein für fielt allein dajlchcndcs Hypocaufl; fo merk- 
würdig diefe Ifolirung ift, läfst doch die Auffindung 
des Heizloches und mehrerer Sandftein-Pfeilerchen, 
die hinter demfelben auf Eftrichboden ftehen, keine 
andere Annahme zu. Sehr dicke (86 — 94 Cm.) 
Mauern gleichen einigermafsen diefe ungünftige Hei- 
zung aus; fie erlitt denn auch fchon zu Römerzeiten 
eine veränderte Beftimmung durch Einfüllung des 
Hypocaufts und Ueberdeckung mittelft Eftrichboden 
auf einer Lage grofser Flufskiefel in der hier üblichen 
Weife. Das Hypocauft trug an der Aufsenfeite noch 
bemalten Verputz. 

Die feewärts ftreichenden Mauern XI bis XV 
kennzeichnen fich deutlich als Stützmauern zur Bc- 
feftigung der natürlichen Terraffe, welche von den 
Thermen her das ganze Gut quer durchzieht, auf 
diefer Seite aber zur höchften Erhebung von 190 M. 
anfteigt. Welche Beftimmung den Quermauern auf der Höhe zukommt, wenn man fie nicht etwa 
als Bruflwehren betrachten will, welche fich allenfalls in Beziehung zum thurmartigen Einzelbau O 
und der langen Mauer dazwischen im Sinne eines combinirten Vertheidigungs-Objectes bringen 
ließen, entzieht fich der Beurtheilung durch den Abfchlufs der Ausgrabungen, denen der ein- 
brechende Winter hier ein Ende fetzte. 





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Bauliche Uebekkestk von Hkigantium. 



'03 




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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN 

KÄRNTEN, 



Von Leopold v. Be< kh-Widmanstet ter. 
III. 

B. Dominicaner-Klofter. 

I Geißliche Per/onen. 

33. Circa 1500. Vor den Stufen des Mittelfchiffes, 195 Cm. hoch, 103 Cm breit, ein Grabflein, 
de.ffen Randleiften einft eine Umfchrift enthielten, welche aber bis auf fch wache Andeutungen des 
gothifchen Charakters der Umfchrift völlig verwifcht find. Im Felde, das von einer runden hohen 
Mütze bedekte Haupt auf einem Kiffen gebettet, ruht ein Ordenspriefter in weitfaltigem Mantel, aus 
deffen weiten, tief abfallenden Aermeln die über den Leib gelegten gefalteten Hände hervorragen. 
Ueber das Kleid ifl ein kurzer Pelzkragen gelegt, mit einer Reihe Quarten daran. 

An diefes Denkmal anfchliefsend, ift ein anderer 2 Meter langer 70 Cm. breiter Grabflein 
gelagert, mit fchwachen Spuren einer Randfchrift des 14. Jahrhunderts, aus welcher jedoch nichts 
mehr entziffert werden kann. 

34. 1626. Im Priefter-Chore in der Mitte am Boden gelagert, ein 2 Meter hoher, 112 Cm. breiter 
grauer Stein, welcher in Lapidar-Lettern folgende fiebenzeilige Infchrift enthält: 

Hic in domino qviefeit ad re d P. F. Joannes Pavl Stagnomolan|hvi9 convent. fili (?) praedicator j 
gnalisqvi praedicand9 civib9 | Frifacenfib9 iQannis per aftis | in epiphania anni 1626 . actatisj vero fvae. 

76. obiit 

35. 1742. Im Priefler-Chor vor dem Hoch-Altar am Boden ein grauer 119 Cm. hoher, 74 Cm. 
breiter Gruftdeckel mit der lapidaren Infchrift: 

Sepvltvra | fratrum ordinis | pnedicatorvm| 1742. 

II. Weltliche Per/onen. 

36. 1276 — 1330. Im fudlichen Tracle des Kreuzganges nächft der Seitenthüre zur Kirche, 
in der Mauer eingeladen, ein 210 Cm. hoher, 70 Cm. breiter, bereits ftark abgeblätterter Stein, fo 
dafs die in 20 Zeilen regellos abgetheilte Schrift nicht mehr ganz gelefen werden kann. Diefe 
Legende ill übrigens eine dreitheilige, nach ihren drei getrennten Eintragungen, welche den Jahren 
1276, 1327 und 1330 angehören. Aufgelöfl fchlage ich folgende Lesart vor: „f Anno domini 1 M ' CO 
LXXV1 • XI1I1 ■ Kalendas Junii Pilgrimus Cellerarius obiit. — Anno domini ' M ' CCC ' XXVII ' 
XVII Kalendas Novembris Uol(ricu)s. de Grad(es), filius Pilgrimi Cellerarii. — Anno domini • M • 
CCC XXX • XVI Kalendas Aprilis obiit Pilgrimus filius Pilgrimi Cellerarii." (Fig. 1 ) 



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Graus teink i»ek christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten. 



»5 



I )ie Schrift (timnit vor Allein mit der Zeit, fic befleht in einem Gemenge von geraden und 
gebogenen Buchftaben und veranfchaulicht den Uebergang iler Majuskel in die Uncialfchrift. 

Hinlichtlich der Zutheilung des Denkmales glaubt Freiherr von . Iniers/tofen,' dafs die 
Cellerarii einer bürgerlichen Familie angehörten, die ihren deutfehen Namen lalinifirt haben. 
Sofern dem alfo und nicht etwa ein bekleidetes Amt (das eines Kellermei(ters) zur Annahme 
diefes Namens den Anftofs gab, vermuthe ich, dafs der Name fpäter wieder verdeutscht wurde und 
dafs unter diefen Cellerarü die Ahnen einer der Familien des Namens Kellerberg zu Richen fein 
dürften. 

Das Zeugnis einer Namensänderung ift übrigens fchon in der 
vorliegenden Infchrift, in ihrem zweiten Theile enthalten. Es ift da ein 
Sohn des Pilgrim nach einem Orte benannt; mit Rückficht auf die 
Localität vervollftändige ich die vorhandenen Buchllabcn zu Grades, einem 
Orte des Friefach benachbarten Metnitzthaies, nach welchem zur gröfseren 
Beglaubigung meiner Vermuthung 1350, 1356 und 1361 ein Pilgrim ab dem 
Gradeis (wahrfcheinlich Enkel des Pilgrim Cellerarius, Sohn des Ulrich 
von Grades) genannt wird und in der Gurker Urkunde des Jahres 1361 
mit einem Schildhaupte, in welchem drei Sterne, fiegelt. 3 

Aber auch andere Namen finden fich, die hier in Betracht ge- 
nommen werden können. Im Jahre, welchem die dritte Eintragung am 
Grablleine angehört, ifl am 2. December 1330 „Pilgrim von Friefach" 
Zeuge einer beim hiftorifchen Vereine in Klagenfurt verwahrten Urkunde. 
Pilgrim von Kellerberg fiegelt in dem benachbarten Gurk eine Urkunde 
des dortigen Dom-Capitels 1381 mit einem Mannskopfe. Im Jahre 1415 fiegelt 
der Judenburger Bürger Albrecht von Kellerberg eine Urkunde, ebenfo 
am 3. April 1430 eine folche des Klofters Admont die Probltei Sagritz in 
Ober-Kärnten betreibend, ein Pilgrim Kellerberger.' 1 

Endlich fei noch bemerkt, dafs an den nicht gewöhnlichen Vor- 
namen l'ilgram auch der PHgramkof nächft Judendorf bei Friefach 
erinnert. 

37. Zwifchen 1284 und 1286. Im Nord-Tratl des KIofler-Kreuzganges 
ein 186 Cm. hoher, 46 Cm. breiter Grabflein aus weifsem Marmor, am 
Boden gelagert, doch lo, dafs er gut erhalten blieb. 

DNS C, - OT(F)K<l),nVIIS D0 - THVS SHNJ9" — NOMS NOVO — MBKIS RH(X V — ItfSCit TIN- l'M« 

lautet die in 6 Zeilen zu beiden Seiten vom Schafte eines fehr fchön gezeichneten gothifchen Vortrag- 
Kreuzes angebrachte Infchrift, unter welcher, das Kreuz abfchliefsend, ein unten zugefpitzter 
I )reieckfchild in fcharfen Umriffen hervortritt. In demfelben wächft aus dreimal geborftenem Schild- 
fufse, oder nach Itrengheraldifcher Terminologie : aus einer Mauerzinne ein Bär hervor. (Fig. 2.) 

Die Legende diefes Grablleines befagt, dafs hier ein Gottfried Truchs zur ewigen Ruhe 
gebettet wurde, der an einem 5. November eines unbekannten Jahres gellorben. Der Umftand, dafs 
nach dem bis Ende des 13. Jahrhunderts üblichen Gebrauche der Klöflcr nur der Sterbetag und nicht 
auch das Jahr des Todes benannt ift, verweifet diefes Denkmal in den Schlufs des 13. Jahrhunderts. 
Das Gefammtbild des Denkmales, welches nur das Kreuz, eine um deffen Schaft gruppirte, ohne 
Rückficht auf Silbenbiegung abgetheilte Legende, endlich den einfachen, kräftig ausgefchnittenen 

1 Mtilheiltmgen der k. k. Cenlral Cinnmi(non 1S5S. III . S »8o. — - NolucnhUlt 1S51, I , 328 und 3J9 natli Utkiindcn de* 
Sla.in-Archire« in Wien; Wdfs. Kirnten» Adel. S 68 and Original de» Gnrker Urkunden v J. 1361 — ' LeUiere beide Daten an» 
MMtef, Gctchichtc der Steiermark, VII., 134, llj - ' Obiil. 

VIII. N F. M 



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LEOPOLI» V RfcLkH -WlUMANSTETTEk. 



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Schild dem Befchauer zeigt, beflätigt diefe Zuweifung. Das vorliegende Denkmal hat überhaupt 
mehrere Analogien mit jenem, welches aus einem der Jahre 1275 oder 1276 einem Zeitgenoffen des 
Truchs, dem Minnefänger Ulrich v. Liechtenftein, auf der Friefach nicht allzu fernen Frauenburg 
in Oberweier gewidmet ift.' 

Wir wollen nun unterziehen, welchem Gottfried Truchs diefes Denkmal gelten könnte. 

Die Truchfen, fo benannt nach den drei unweit Völker- 
markt gelegenen, jetzt in Ruinen verfunkenen Hurgen, die modern 
Trixen genannt werden, waren vornehme Vafallen der Herzoge 
von Steyer und jener von Kärnten und werden fchon im 12 Jahr 
hunderte häufig genannt In den Urkunden der fleirifchen und 
kärntnifchen Landesfürften nehmen fie als Zeugen einen vorzüg- 
lichen Rang ein. So erfcheinen in dem Briefe, mittelft welchem 
A^^^V ddo. Marburg 9. September 1209 Herzog Leopold von üellerreich 

KJ^xr"^- und Steiermark die Karthause Gayrach wieder herftellt : „Cholo 
•TNS'G) \ SoTH^' Truchsen et fratres eius Godofridus et Otto" unmittelbar nach 

Dietmar von Liechtenftein (dem Vater des Minnefängers Ulrich) 
und Ulrich von Stubenberg und vor Friedrich von l'ettau. Diefe 
drei Brüder werden in den Jahren 1206 — 1215 öfters genannt * Fs ift 
aber zu bemerken, dafs diefe Truchfen einen aus dem Schildfufs 
wachfeiulen Adler führen und fich darum von jener Familie unter- 
fcheiden dürften, welche beiläufig zu Beginn des 13. Jahrhundertes 
in der Gegend von Gurk und Friefach auftaucht, da zur Geltung 
kommt und, wie auf dem vorliegenden Grahftein zu fehen, einen 
wachfeiulen Bären im Schilde führt Allerdings ilt der Umlland zu 
bedenken, dafs die Trüchfner Schlöffer ein Figenthum der Kirche 
'^B* '* lu ^ U ^ f J ;A von Gurk waren, eine Beziehung, welcher anmerkungsweife hier 

0 ?% r- X gedacht fei. 

Das Verhör der Urkunden macht uns mit einem Gottfried 
Truchs bekannt, welcher mit dem eben befchriebenen Kleinod des 
Bären vom Jahre 1267 ab in Urkunden nicht feiten genannt ift. Am 
3. October 1267 wird eben diefer Gottfried (das W appen beglau- 
bigt ihn) als der zweite unter 22 adeligen Zeugen aufgeführt. Am 
29. Augull 1267 ift er der erfte unter 10 weltlichen Zeugen. Am 
28. Mai 1269 ift er einer der Zeugen des Herzogs Ulrich von 
Kärnten. Eine beredte l'aufe ift die der Jahre 1270 — 76, wo Otakar 
von Böhmen lieh zum Herrn des Kärntnerlandes gemacht hatte; 
der Truchs ilt nirgends genannt, und wohl hat er fich ftill abwar- 
tend verhalten; er tritt aber fofort auf den Flan der Freigniffe, als 
Otakar's Sonne fich gegen Abend neigte. Gottfried von Truchfen 
ift am 19. September 1276 einer der genannten Theilnehmer an 
der berühmten Adelsverfammlung im Klofter Reun bei Grätz, bei welcher die Siändeherren der 
Länder Steyer und Kärnten dem Könige Otakar von Böhmen abfagten und fich dem neugewählten 
deutfehen Könige Rudolph von Habsburg mit Gut und Blut verpllichleten. Der Truchs, deffen Siegel 

' Mitteilungen de« hiftor. Vereine« für Steiermark XTX 1871 : L. He.tt »'Mmanm/lttUr ; Ulrich» v. Liechtenftein, de« Minne 
ün B er. Grabmal auf der Frauenl.org. — ' Sie waren Sohne Heiniichs ». Truchlen un,1 Grafenftein aus der Ehe mit Malhilde, der Witwe 
des 1 KM i Grafen Siegfried III. von Liebenau (S.W/, Urkundenbuch von St Pul Nr 14 de anuo poft 119z und a O m ). 




Flg. i. 



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Grabsteine der christlichen Zeit ztr Friesach in Kärnten. 



107 



wie die meiden an diefer Urkunde verloren gingen, ift unter den Theilnehmern der fünfzehnte, bald 
nach Otto von Liechtenflein und unmittelbar hinter Cholo von Saldenhofen aufgeführt.' 

Schon am 26. April 1277 finden wir den Truchs als oberften Landesrichter in Kärnten (judex 
per Carinthiam generalis), ein Amt, welches dann 1279 Otto v. Liechtenflein und 12S0 Cholo von 
Saldenhofen trug, welcher rafche Wechfel einen Schilds auf die nur kurze Dauer der Function 
begünfligt. Denn auch der aus dem Amte getretene Richter bewahrt lieh eine bevorzugte Stellung 
unter den Edlen des Landes. Während dem Richteramie des für die Steiermark vielbedeutenden 
Otto von Liechtenflein ift in einer von cliefem zu St. Veit am 4. Juni 1279 ausgefeilten Urkunde 
Gottfried v. Truchfen der erlle Zeuge nach den Grafen, und drei Tage fpäter, am 7. Juni, fiegelt er 
neben Otto v. Liechtenflein. 8 Das hohe Anfeilen des Truchs bei der neuen karntnifchen Dynaflie 
der Gorzer Grafen bezeugt insbefondere die Urkunde ddo. Klagenfurt 28. Juni 1283, 3 gemafs 
welcher Graf Mainhard von Tyrol und Görz, Herr des Herzogthums von Kärnten, den in feinem 
Namen und Auftrage von feinem getreuen Diener Herrn Gottfriet von Trychfen und Herrn Julian 
von Seburch dem Vicedom von Kärnten gefällten Spruch in einem Streite zwifchen dem l'ropfte 
Heinrich von Worthfee und Cunrad von Paradeis beftätigt. Die Urkunde ift von Mainhard, dem 
Truchs, «lern Vicedom und dem l'aradeyfer gefiegelt, als Zeugen find genannt 12 Edle und 7 l'riefler. 
Gottfried Truchs wird vor dem fchon im Jahre 1273 als Vicedom auftretenden Julian von Seeburg 
aufgeführt, wohl in Erinnerung an feine im Jahre 1277 bekleidete Würde als oberller Landesrichter 
in Kärnten. 

I )as eben nachgewiesene diflinguirte Hervortreten des Truchs aus dem Kreife der Etilen 
des Landes geftattet uns einen Rückfchlufs auf die Zeit, wann Gottfried Truchs als ein aus dem 
Leben Gefchiedener angefehen werden kann. 

1284 beliegelt Gottfried Truchs noch eine Strafsburger Urkunde des Bifchofes von Gurk, 
wobei er als Caflellanus Frifacenfis aufgeführt wird. Wohl der Einwirkung des Grafen Mainhard 
dürfte es zuzufchreiben fein, dafs Gottfried diefes Amt in dem für den Landesherrn fo wichtigen 
Friefach trug. Aber eben diefes Jahr und eben diele Urkunde lind die letzten Zeugen der Lebeiis- 
thätigkeit des Truchs, von da an hören wir nichts mehr von ihm. Als Mainhard vom deutfehen 
Könige Rudolph am 1. Februar 1286 mit dem Herzogthume Kärnten belehnt worden war und am 
1. September darauf die herkömmliche Herzogseinfetzung am Zollfelde lieh abfpielte, begegnen wir 
zwar noch dem vorher zweitgenannten Julian von Seeburg, der von da an in allen Urkunden die 
erfte Stelle einnimmt,' doch nie mehr dem Truchs. Diefer war alfo vom politifchen Schauplatze 
bereits abgetreten, ja er mochte im Jahre 12S6 gar nicht mehr gelebt haben. Die Probe diefer 
Annahme dürfte der bezeichnende Umfland halten, dafs Gottfried von Truchs in Friefach, alfo in 
dem Orte begraben liegt, als deffen Burggraf er in der letzten Urkunde genannt ift, die feiner 
gedenkt. 

Schon 1287 hatten fich die Beziehungen zwifchen dem Erzbifchofe von Salzburg und dem 
HeROge Albrecht von Oeflerreich alfo getrübt, dafs ein Anhänger des Herzogs und feiner Ver- 
bündeten in Friefach nicht mehr als Cadellan oder Burggraf hätte walten können. In der That 
verfallen diefes Amt im Jahre 12S8 bereits Otto von Weifseneck und Rudolph von Vonflorf,* welche 
in der Stadt befehligten, bis die Truppen Herzogs Albrecht am 4. Februar 1289 Friefach erftürmten 
und verwüfteten. 

' Original im Staats Archive in Wien. Siehe Uch Madkar, Gefcbichle der Steiermark; Tangl. H.indliuch der Gefchichte von 
Kürnte«. IV. Hand. — - Handliurli der Gefchichte von Kiirnlen, IV. Band. S 256. 294. 299. 300, 359. 405, 40S. — J FJfkktm III 
Nr. 161. Handbuch der Gelcbichl« von Kärnten, IV Hand, S 405 — Tangl ift der Meinung auch Truchs (ei Vitcdniu MI KlMMI gewefen 
eine Kigenfi Haft, die ich njtch «lern Trxle der Urkunde hei /•jthhvrn nur den» Seehurg /utheilen mochte. — 4 Handbuch der Gefchichte 
von Kiirnlen, IV.. S. 4JI, 456, 490. — * Nach Mackar, Gefchichte der Steiermark, VI., 17 ff-, fei Rudolph e. Vonflorf von 1*85 -1303 
Burggraf »on Friefach geuefea. 

>4' 



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ioS 



Leopom» v. Be< kh-Widmanstettek. 



Gottfried Truchs, der wahrfcheinlich bereits bejahrte vornehme, fo lange er lebte, bei den 
wichtigften Anläffen hervortretende Mann, dürfte alfo wahrfcheinlich bereits 1285 oder fpäteflens im 
Jahre 1286, und zwar noch im Amte als Burggraf zu Friefach geftorben fein. Später hätte er bei den 
beltandenen politifchen VerhältniiTen in l-'riefach kaum mehr eine GrabesflUtte erhalten. 

Denn die Sproffen feines Namens Händen auf Seite des Landesherrn dem Salzburger 
Kirchenfürflen und dem Grafen Ulrich von Heunburg -regenüber. Dies bezeugt die Urkunde ddo. 
Sonntag vor Martini 1291,' kraft welcher Otto, Ludwig und Hans (richtiger Heinrich) Herzoge 
von Kärnten, Grafen zu Tyrol und Gorz, ihrem Amtmanne Ulrich v. Truchfen vier Huben im 
Görtfchitz-Thale fchenken „für den Schaden, den er Ulrich in unferm Dienft genohmen hat zu 
St. Veith da vnfser lieber Brueder Herzog Ludwig gefangen wardt, vnd defs er vns verricht" hat 
mit guet gewiflen vnd der geraith ift für vierzig march Agleyer." 

Beiläufig 50 Jahre fpüter conftatiren zwei Urkunden einen 
jüngeren Gottfried von Truchs, am 20. I )ecember 1313 als Ge- 
fchenkgeber zu Gunften des Kloflcrs von Marenberg und am 
16. April 1316 als Siegler eines Verkaufbriefes.* Diefer Gottfried 
führt «ebenfalls einen aus dreifacher Zinne wachfenden Bären 
im Schilde. 

In der Zeit diefes jüngeren Gottfried find Grabfteine 
bereits datirt, auch andere Wandlungen vollziehen fich allmälig, 
lerner liegt nichts vor, dafs diefer jüngere Truchs in einer 
Beziehung zur Stadt Friefach geflanden wäre. Sicher ifl dies 
jedoch von dem 12S4 als Caftellan in Friefach genannten Gott- 
fried von Truchs und wohl diefem hillorifeh intereffanten 
Manne gilt der Grabflein im Dominicaner-Klofler zu Friefach. 

38. Circa 1336. Im örtlichen Tracle des Klofter Kreuz- 
ganges ein 2 M. hoher, 82 Cm breiter Grabdein aus weifsein 
Marmor, welcher leitler am untern Theile fo befchädigt ifl, dafs 
die beftandene Infchrift dort nicht mehr gelefen werden kann. 
Der Stein hat im vertieften Bildfelde das Kreuz, darunter einen 
fchrägge Hellten Dreieckfchild, welcher quadrirt im erften und 
vierten beide erhaben, im zweiten und dritten aber vertieft fich 
darflellt. Auf der linken Fcke des Schildes ruht, nach der 
rechten Seite gewendet, der Kübelhelm, über deffen Scheitel 
aus einer Art Hut fich ein Federbufch entfaltet. In die durch 
das Querholz des Kreuzes oben fich ergebenden freien Felder, 
find beiderfeits in einem glatten Doppelkreifc fechsblätterige 
Rofetten angebracht (Fig. 3). 
Fig. 3 Von der in Majuskel gehaltenen, erhaben gemeifselten > 

in tler Mitte der oberen Leide nächfl dem Heberinge beginnenden Legende, ifl nur der Anfang 
bis in die Mitte der linksfeitigen Rahmenleifte zu lefeti : 

„Hlfl L enT«HCOR-FR[DR«IH" 
das Folgende ifl abgewetzt bis auf den Schlufs, wo die dafelbll befindlichen Buchftaben auch nicht 
gut gedeutet werden können : 

1 Hofrchatzgeu-ülbehnchcr I 14. da» Damm in ohne Zweifel fehlerhaft al.gefehriel.en, denn Am Jahr kann nicht ror 1193 
Rrfcizl werden, wurde ja ller!o K Ludwig <- r ft im Juli 1292 gefangen und zu Marinn deslcll.cn Jahre« war er noch nicht frei — * Verrech 
Del — ■ Errtere l/rtundc rteierm Landes Archiv, die zweite hiflorifcher Verein in KhgcoAut. 

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Grabstein k dkk christlichen Zeit zu Fkiesach in Kärnten. 



109 



Der Anlage nach möchte ich das Denkmal dem früheren 14. Jahrhunderte zuweifen. In eine 
noch frühere Zeit pafst die Randfchrift, dann das Wappen fatnmt Hehn und Zier nicht. Hinfichtlich 
der Peribnlichkcit gedaltete fich die Zutheilung nicht eben leicht. Einen alfo cjuadrirten Schild 
ohne Heizeichen führen viele Familien. Das Gefühl fprach zuerd für die erlauchtere aus ihnen, die 
Hohcnzollcm. Ks zeigten (ich mehrere Anhaltspunkte für eine Anknüpfung und ich fliehte Fühlung.' 
Nächft (liefen kamen die Grafen Collalto, die Grafen von Caflell, die Ellerbach u. a. m. in 
Betracht 

Die Durchforfchung der kärntnifchen Urkunden und der Siegel derfelben gab endlich 
bedimmte Aufklärung. Niklas von Ebcrflcin beurkundet am 10. Februar 1321 ihm Verkauf einer 
Hube unter feinem Siegel, rechtsgewendeter quadrirter Schild, eins und vier erhaben, zwei und 
drei vertieft; über dem Schilde Kübelhelm, mit einem nach oben zu fpitz verlaufenden Dache, aus 
deflen Spitze fich ein Bufch ausbreitet, Umfchrift in Minuskel; „+S. Nicolai* de -Eberflein". Das 
felhe Wappen zeigt das Siegel der Urkunde vom 13. März 1339; das ift alfo genau das Wappen 
des Grabdeincs, welches dann auch bei anderen Eberllcinern in gleicher Form des Schildes 
vorkommt, fo beim Ulrich 8. September 1326, beim Chunrad und Eckhard am 11. Jiinner 1362/ 
Familien-Angehörige mit dem Vornamen Friedrich find in diefem fchon früh unter den vornehmeren 
kärntnifchen Miniilerialen vorkommenden Gefchlechte nicht feiten: 1273, 30. üctober zu Friefach {') 
die Brüder Otto, Friedrich, Heinrich und Reimbert; 12S2, 5. April, von diefen Brüdern Otto und 
Friedrich in einer Eberdeincr Urkunde, die uns drei Zweige diefes Gefchlechtes erkennen läfst; 
1293 waren zu FrieCich Friedrich von Eberdein und Heinrich der Schwab von Eberflein Schieds- 
männer. Kaum ein anderer als der hier mehrmals genannte Friedrich dürfte in der Urkunde vom 
St. Johannstag zu Weihnachten, das ift den 27. December 1337 (-1336) gemeint fein, kraft welcher 
Niklas und Fritzlein, die Sohne Herrn Friedrichs von Fberßein für den Eberhard Löfcncer eine 
Bürgfchaft leiden. 1 Aus dem Umfhmde, dafs die Sohne eine Bürgfchaft leiden in einer mit Belitz 
rechten verbundenen Sache, in welche chevor der Vater verllochten war, fpricht dafiir, diefen 
bereits als verdorben anzufeilen. Die Betrachtung des Denkmales dimmt mit der Zeit überein und 
der Schlufs: das vorliegende Denkmal gehöre dem Vater des Niklas und Fritzlein, dem kaum 
lange vor 1337 verdorbenen Herrn Friedrich von Eberdein, dürfte die l'robe halten. 

Ein Jahrhundert darnach war das Gefchlecht verblüht. I )er zeitgenöffifche Chronid Unred 
fa^'t, der letzte Eberdeiner fei Armuth halber in den deutfehen Orden getreten. Den Todtcnfchein 
des Namens enthält der Majeftätsbrief vom Sonntag vor St. Jörgentag 145S, mitteld welchem Kaifer 
FViedrich das Wappen des mit Eudach von Eberdein ausgelb »rbenen Gefchlechtes dem Moriz 
Welzer verleiht. Dicfer war der Erbe reichen Gutes durch feine Ehe mit Elifabeth, der Tochter 
jener vom Zauber der Romantik umfloflenen Anna von Eberdein, welche, den rauhen Eobminger 
verfchmähend, Günter von Herberflein's Weib wurde, dann 1418 den von ihr im Leben reich 
befchenkten minderen Brüdern zu Wolfsberg in dauernde Verwahrung gab, was an ihr vergänglich 
gewefen; denn ihr Geifl foll noch unter uns wandeln, fo wollen Manche behaupten. 

39. Bis fpätedens 1350. Im wedlichen Theil des Kreuzganges, am Boden gelagert, ein 
173 Cm. breiter, 82 Cm. hoher Grabdein aus weifsem Marmor. In der Füllung zu oberd, in einem 
vertieften Kreife, ein Kreuz; letzteres hat nach unten eine Verlängerung des Schaftes bis an den 
Rand der Leide, unten id der Kreuzesfchaft mit einer fockelartigen Erweiterung markirt, diefe 

' Dr R. Graf StiltfritJ. Stammbaum des Haufe* I lohcu/ollcr n i» der II.>iiento)lcni fclien Guldchrunik, 1880: üwei ürü.lcr 
de» am 24 M.11 12S9 verilnrhenen Grafen Friedrich des Erlauchten ron Zollern, welche allenfalls Iiier hüllen in llilraclit kommen können. 
— 4 Später rnll/ng lieh eine Armierung in diefem Wappen inlofern , als die Familie zum Helmklcinnde t ineu wachltnilen 
(chwarjen Elier annahm, der Schild Miel» W H gU rt ll und crliUn fellien nach dem Ainfleritrn ur* Haufe* um M50 fnmmt der Ifurr, 
gleichen Namen», die aus Oherfteicr flammenden Welicr, «ulcUt Grafen v Well — " Original im Staats Archiv in Wien. Siehe N..ti>cn 



Idatt 1S51V I. S , 31 J 




HO 



I.Koi'oi.n v Beckh Wihmanstettkk. 



* D6R- ! 




mit einer Lilie bezeichnet (Fig, 4) Links vom Kreuzesftamme ein rechts geneigter Dreieck fchild, 
in welchem fchrägrechts eine Fahne. Ueber dem rechtsgewendeten Kiibelhelm ein flaches Dach, 
ans welchem ein Federbufch hervorragt. Den breiten Rand füllt eine kräftige Majuskel-Schrift, 
welche im Bildfelde fortgefetzt ift, wo fich hiezu ein Raum ergibt, ohne auf die Sylbenbicgung 

Acht zu nehmen. Die am oberen Rande beginnende 
Schrift lautet alfo: 

+ IMR STÄI N ■ IST" HAH N POLBR «HT«X VO \ MffBflX- 
BHRtlH • WD VRO — WH S R - IHa «N Kihccn Kihczai 
-SIN «R-HOV SVR-OV|«N. 

Die Liebenberger, nach einem Schlöffe in der 
Nähe der einfügen karntnifchen Landeshauptftadt 
St. Veit benannt, waren ein fchon im 12. Jahrhunderte, 
zuerfi 1192 mit einem Uolbertus, genanntes vornehmes 
Miniflerialen-Gefchlecht, welches aber Fnde <les 14. Jahr- 
hundertes ausgewandert fein foll. Diefes Denkmal gehört 
einem Uolbertus ( Wolfbert, Wolbert) v. Liebenberg aus 
fpäteflens der Mitte des 14. Jahrhundertes an, in welcher 
Zeit am 25. Jänner 1315 allerdings ein Ulrich v. Liebenberg 
verkommt, der aber anders, mit drei Spindeln im Drei- 
pafs fiegelt, ein Kleinod, deffen fich noch bei Lebzeiten 
tles Vaters (1332) beide Sohne Ulrich und Offo gleich- 
falls bedienen. Aber find Uolbertus und Ulrich gleich- 
bedeutende Namen:! — Zu bemerken kommt weiters, 
dafs die eben benannten Herren mit den Spindeln oder 
Wecken im Schilde fich als die „Lant Liebenberger' 
benennen, zum Unterfchie.de von jenen „Liebenberg", 
aus welchen am 21 Jänner 1315 (alfo gleichzeitig mit 
Ulrich) der augenfeheinlich fehr vornehme Peter von 
Liebenberch mit zwei nach aufsen gewendeten I lörnern 
in dem zwifchen denfelben durch eine Spaltlinie bezeich- 
neten Schilde fiegelt. Die Helmzier bei beiden Linien 
würde mit jener am Grabfteine allerdings überein- 
flimmen, die I Iauptfigur im Schilde jedoch nicht. Gehörte, 
dii-fer Uolhrecht von Liebenberg etwa einer dritten Linie an? 

Noch bh-ibt uns die Auskunft einer Combination mit einer Familie anderen Stammes, 
welche eine Hurg Liebenberg vorübergehend befeffen haben könnte. Angefichts des Umftandes, 
dafs der Name Uolbrecht gerade bei den Liebenbergern heimifch ift, halt fie fchwer. Die Zuthei- 
lung des Grablb ines mufs fonach angefichts des Wappenräthfels fraglich bleiben. Für die etwaige 
Löfung fei jedoch fchliefslich bemerkt, dafs das Wappen am Grabfteine jenem der urfpriinglich 
oberfteirifchen Familie Vanftorf oder Pohnsdorf gleicht, aus welcher 1290 Conrad den erzbifchöf- 
lichen Stuhl von Salzburg beftieg, fodann Rudolph v. Vanftorf diefes Frzbifchofes Vicedom in 
Friefach war. Sa/s etwa ein Fehnsdorfer auf einer Ihtrg näc/i/l Fric/aeh , die er IJebenberg 
nannte \'X\xa weil fein Weib eine Liebenbergerin warf Oder hatte ein Sprofs aus tiein Stamme 
dei Liehenbergcr fein Leben mit ein« FohnsdOlferin getheilt und deute fonach das Wappen um 
Grabftein das Gefchlecht der Frau an?' 
• Vcrgl. Wtin. KiraUfK A-M. 9' «4 



Flg. 4 



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Grabsteine der christlichen Zeit zu Fkiesaih in Kärnten. 



in 



40. Circa 1350. In die Mauer des füdlichen Seitenfchiffes ifl ein Votiv-Bild aus Stein eingelaffen. 
Das Hild wird von zwei Genien emporgehalten und zeigt die gekrönte Himmelsmutter mit dem 
Kinde auf einem Stuhle fitzend, um fie zwei Engel zur Dienftlciftung. Vor der heil Jungfrau 
knieet anbetend ein Ehepaar, vorn der Mann, dahinter die Frau und hinter beiden das Wappen, 
im Schilde und über dem Topfhelme ein Schmiede-Ambos, aus dem Ambos der Helmzier ragt 
noch ein Fcderbufch hervor. Die aus den 1 landen von Mann und Frau fich aufwärts fchwingen- 
den Schriftbänder hatten einft eine Infchrift, von diefer ilt aber keine Spur mehr geblieben. Das 
Steinbild ift 1 Meter hoch, 73 Cm. breit. 

Domherr Herrmann vermuthtte, dafs diefes Hild den König Heinrich VI. von Luxemburg 
darfteile! Die Erklärung liegt weit näher. In Wichncr's Gefchichte von Admont, III. IUI., S. 307, 
Nr. 435, ifl folgende, im Original im Stifts- Archive vorhandene Urkunde abgedruckt: 1361, 11. Novem- 
ber, Graz. Leo der Gemzzer reverfirt, dafs ihm Abt Albert von Admont den Hof an der Koyken 
bei Medebach (Kärnten) gegen die gewöhnlichen Dicnfte verlaffen habe. Unter den Siegeln des 
Ausftcllers und jenem „dez erbern ritter heren Dyetreichs dez Mairhofer 
zu den Zeiten meins heren von l'uechaim verwefer ze Grecz". Das Siegel 
zeigt einen rechtsgekehrten I leim ohne Schild, darüber einen Ambos, 
aus welchem ein Hahnenwedel hervorwächft, Fig. 5. Umfchrift „S. Dietrici 
de Maierhöfen." — Damit ift fo viel klargeftcllt, dafs das Steinbild von 
einem Mayrhofer gewidmet ifl, dem Befitzer des Gutes, welches, nächu 
Friefach gelegen, den Eingang in das Metnitzthal abfchliefst. 

Das Denkmal gehört in die Zeit des 14. Jahrhunderts und 
möglicherweife hat dasfelbe eben diefer Dietrich gewidmet, welcher 1375 
nicht mehr gelebt hat, denn nach einer Urkunde des fteierifchen Landes- 
Archives ddo. Wien, 3. Juni 1375 vergleichen lieh Johann Domprobft zu 
St. Stephan in Wien und Conrad der Mayerhofer hinfichtlich der Güter- 
theilung nach ihrem Vater, Herrn Dyetreich dem Mayrhofer. DomprobA 
Johann wurde fpäter Bifchof von Gurk, ftarb als folcher am 10. Jänner 1402 
und liegt zu Strafsburg begraben. Wenn Dietrich und feine Gemahlin, 
welche durch die Widmung eines ihrer Söhne zum geiftlichen Stande ihre 
fromme Gefinnung geoffenbart haben, das Bild nicht felbft gewidmet 
halten, fo hat aber doch ihr Sohn, der Bifchof, feinen heimgegangenen 
Kitern diefes Denkmal der Erinnerung geweiht. So vermuthe ich, und 
rechtfertige alfo die Erörterung diefes Steinbildes bei den Grabdenk- 
mälern. 

41. 1416, 21. Dccember. Im Kreuzgange, öftlicher Traft, beim Seiteneingange in die Kirche, 
find nach der Reihe fechs mehr minder befchädigte Grabftcine, darunter drei der Familie Silber- 
berg, am Boden gebettet. Das alte und vornehme Gefchlecht der Silberbeiger hatte vorher feine 
Bivilde im Klofter Victxing, wie der Gabbrief Mainhalm's von Silberek vom 13. December 1281, 
fowie fpätere Schenkungen an das genannte Klofter bezeugen. Als fie durch ihren Befitz und die 
bekleideten Aemter ausfchliefslich der Umgebung Friefach's angehörten, erwarben fie fich die 
Begräbnisltätte bei den I'redigermönchen dafclbft. Herr mann* gibt an, dafs nur mehr an einem 
der hier erhalten gebliebenen drei Silberberg'fchen Grabfteine die Legende: „Anno domini 
MCCCI- • • • dec-sepfMaj- Albertus de Silberberg" gelefen werden kann und fügt noch Folgen- 
des bei: „Vermuthlich ift unter diefen Dreien auch Heinrich von Silberberg, von dem eine 
Margmal-Schrift des Saalbuches im Dominicaner-Klofter zu Friefach bemerkt, er fei genannt worden 

1 In Springer'! Oesterreich* kirchliche Kunlldcnkmale der V orzeit. Friefach, S. XX Vitt, 




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112 



LKOI-OLI) V. Hki"K1I- Wl!)M ANSTKTTEk. 



der ftarke Held (fortiflimus heros nominatus). Er bändigte, der Sage nach, den Riefenhengften 
zu Waitfchach, trug Mühlfteine zu feiner Burg und zerdrückte in freudiger Umarmung feinen Sohn." 
Diefer ftarke Held habe um 1410 gelebt.' 

Ift diefe Zeitangabe richtig, fo dürfte eben die/er Siein das Grab de* Recken decken, nur 
wurde die Grabfchrift damals nicht richtig gelefen. Der 220 Cm. hohe, 100 Cm. breite Stein ift. 
verhältnismäfsig ziemlich gut erhalten, hat im Felde zwei gegen einander gerteilte fpitz-ovale 
Wappenfchilde, im rechten liebenmal fchräglinks geftreift von Tief und I loch, welche Bezeichnung 
an das Stammwappen der Carlsbcrger mahnt, im linken einen aus dem Schildesfufs hervorgehen- 
den Dreiberg, welcher, filbern blafonirt, «las redende Namens-Symbol der Silberberg andeutet. Heide 

Schilde deckt ein gemeinfamer rechts gewendeter 
Kübelhelm, über welchem (ich als Kleinod ein mond- 
fichelformiges, oben mit einem Fcdcrbufch beflecktes 
Joch erhebt, Die Randfchrift nimmt die obere und 
linke Leille ein, ift in gothifchen Charakteren gegeben 
und lautet „Anno'dni • m" ■ cccc" • deeimo fextO'ttl 
die • fandi • Thome - äpli • obiit • Hainricus • Silberbg " 
de-Silberek." Ein weiterer Zufatz war nie vorhan- 
den (Fig. 6). 

Heinrich Silberberger von Silberek ftarb alfo 
am Tage des Apolleis Thomas, das ift den 21. De- 
cember 1416. Ift der hier Begrabene der berufene 
ftarke I leid, fo war er wohl ein Sohn des kurz vor 
dem 22. Jänner 1355 mit Hinterlaffung von fünf jugend- 
lichen Kindern (Hanns, Otto, Heinrich, Katharina und 
Giburg) verftorbenen Heinrich von Silberberg und 
hatte fomit ein Alter von mindert einigen achtzig 
Jahren erreicht. Der ältere Bruder Otto von Silber- 
berg erfcheint in der Zeit von 1365 — 1389 in zahl- 
reichen Urkunden, lange Zeit als Burggraf zu Neu- 
markt in Oberlider, in der Zeit zwifchen 1378 — 1381 
aber als Hauptmann zu Friefach, in welcher Eigen- 
fchaft er am 1 Octobcr 1380 für den Frzbifchof von 
Salzburg Bürgfchaft leillet 

42. Circa 1460. Nächfl dem ebenbefchriebenen 
I lenkmale, ebenfalls am Boden gelagert, ein grauer 
Kalk Hein, 230 Cm. hoch, 120 Cm. breit, bereits ftark 
verwittert. Doch erkennen wir ihn alseinen Grabftein 
mit Schriftrahmen, von welchem ich nunmehr den 
die obere Leille füllenden Theil der Schrift ganz entziffern konnte. Es ill der Beginn der Legende 

mit der Zeitbeftimmung in gothifcher Fractur: „Anno-dni-m ccec lxj (:)in;die dann am 

Schlufle der rechten Leille der gepurd" (:) s Das Feld füllt das vierfeldigc Wappen der 

Silberberger mit zwei I leimen fammt ihren Zierden. Der Schild ruht unten auf dem Blatt-Ornament 
der Decken. 

* J'V/*. Krtrnteri*. Ade], S. 24O vru Heinrich'* Krahlcillun^rn naher gewürdigt fffr dw j ebenda S I^J und Joj: Kin Uetici- 
blick Uber die Herkunft und Gelcbichtr d<-< ganzen Uclchlcchic* Oer Wechfel der Sprache vuiu Latein in d« DcMfchc ift wohl 

itliwer anzunehmen. 




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GRABSTEINE DBK CHRISTLK IIEN ZEIT ZU FklESAClI IN KÄRNTEN. 



113 



43- '5°5. 2 5 Jänner. Der dritte der Familie Silberberg ebenda gewidmete Grabftcin aus 
weifsein Marmor ift 227 Cm. hoch, 106 Cm. breit. Ihn zeichnet eine fchöne Bearbeitung des 
Wappens aus, welches oberhalb ein Blendmafswcrk krönt. Das Wappen ift geviert, in eins und 
vier ein fchrägrechter Balken, im oberen Felde ein Löwe, das untere leer, in zwei und drei 
der aus dem Schildfufse wachfende Dreiberg. Zwei ungekrönte Helme mit offenen Sehfchlitzen ; 
über dem rechten Helme auf einem Kiffen ein mondfichel förmiges Joch mit Fcdcrbüfchcn aus den 
gekrönten Enden, über dem linken Helm im Adlerllug das Bild des erflen Feldes' (Fig. 7). Die 
an der oberen Leifte beginnende in Minuskeln ausgeführte Legende lautet: 
„ Hie ' liegt ■ begraben ■ der | edel ■ vnd ■ geftreng ■ ritter ' her 
• Criftof • von ■ filberberg ■ der * geflorben • ift nach • crifti • 
gepur- thaufend-fvnff. hundert -vnd im fvnften jar an ■ 
fand paulfs bekerung ■ tag • dem got gnadig fey • 

Der Silberbcrgcr Schild wurde 1775 zu Klagenfurt 
über dem Grabe des Freiherrn Ludwig gebrochen. 

44. 1446. Im nördlichen Klolterhofe beim Ein- 
gängen die klöfterlichc Madchenfchule als Auftrittplatte 
verwendet, das 130 Cm. hohe und 75 Cm. breite Frag- 
ment eines Grabfteines, von welchem nur der Beginn 
der in Minuskeln gehaltenen Legende an der rechten 
langen Lette, der gröfste Theil der Schrift der linken 
l.eifte und ein Nachtrag im Bildfelde, deffen figuraler 
Inhalt total unkenntlich geworden, lesbar erhalten ift. 
Diefe fpärlichen Refte lauten : 

„ Hie • ift • b(egraben) m • cccc • xlvj ' am ' suntag ' 

nach-lucie." dann der Nachtrag in der Mitte: vnd'leif 
hie* Anna -Ich. .Irin." 

Etwa zwei Buchftaben fehlen in der Mitte des 
letzten Wortes. Bedeuten die Zeichen vor dem beftimmt 
ein r darfteilenden drittletzten Buchftaben ebenfalls ein 
r in der Form, wie folche bei der Aufeinanderfolge diefcs 
Buchftabens der Abwechslung wegen beliebt war und 
nicht etwa ein s, fo möchte ich verfuchen, den Namen 
in „Scheerrin" zu ergänzen, wofür der Umftand zu Hilfe 
kommt, dafs am 22. April 1475 ein Hans Scherer, Bürger 
zu Friefach urkundet und fiegelt. ' 

45. Circa 1480. Im nördlichen Seitenfchiffe rechts 
von der Chorftiege, am Boden gebettet, ein ftark abgeriebener lichtgrauer Kalkftein, 215 Cm. hoch, 
93 Cm. breit. Vermöge der noch erkennbaren Contouren füllt die Oberftelle ein hübfeh ftylifirtes 
Wappenfchild mit drei den Schild quer durchziehenden erhobenen Bandwellen. Darüber ein 
gefchloffener gekrönter Helm, deffen Decken fich in gothifchem Blatter-Ornament endigen. Ueber 
die Helmzier läfst fich ftreiten; längere Betrachtung führt zur Annahme, dafs ein Vogel da hervor- 
wachfe mit einem Gegenftande im Schnabel. Der Styl des Wappens und die noch erkennbaren 
erften Zeichen der vierzeiligen gothifchen Unterfchrift : anno ' onr m ' rrt verweifen das Werk in 
das Ende des 15. Jahrhunderts. 

' Sp»ler erhielt du Biherlicrg fche Wappen noch einige Beigaben Vergl. Mtfi/tr, Kiintn.filie Chronik. II.. S ij8j, 
i Noliienblall 1851. 1 . S joo 




Fi K 6. 



VIII N. f. 



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ii 4 



Leopold v. Bbckh-Wipmanbtettbk. 



Die freilich nicht fichere Helmzier leitet zu einer weiteren allerdings etwas kühnen Com- 
binatinn. — 1(1 das etwa der Rabe der Corviner mit dem Ringe im Schnabel?! Ungarifche Edle 
Collen diefcs Symbol gern ihrem grofsen Könige entlehnt haben. — Im Jahre 1480 hatten die Krieger 
des Ungarkönigs Mathias Corvimis Kärnten überfluthet, dann volle zehn Jahre darin gehäuft, 
fo dafs das Land diefen unerbetenen Befuch dann lang nicht vergelten konnte. Galt diefes Grab- 
mal etwa einem Heerführer des Hunyaden, dem die Vorfehung in dem altdeutfchen Friefach 
peremptorifch das „Bis hieher und nicht weiter!" zurief: — Diefe Erwägungen empfand ich doppelt, 
als ich aus den Reften der Infchrift abfolut nichts herauszukriegen vermochte, als die neuerliche 
Bekräftigung der alten Ei fahrung, dafs unfere Bauern noch religiöfen Sinnes find, fleifsig zur Kirche 
wallen und dafs ihren Schuhen die dem kaiferlichen Kricgsvolkc vorgeschriebenen vierzig Stück 
Schmiedenägel per Schuh nur fehr ausnahmsweife fehlen. 

46. 1488. Im weftlichen Tradtc des Kreuzganges ifl in die Wand eingemauert ein 165 Cm. 
hoher, 63 Cm. breiter Grabftein. Derfelbe enthält keine Infchrift, nur die Darftellung des Kreuzes, 
an deffen unterem Theile der Schild darüber geheftet ift und unter dem durch Hohlkehlen ver- 
zierten Kreuzesfufse die Jahrzahl 1488. Das Zeichen des Schildes nach der Auffaffung von Weijs 1 

ein altartiger Kahn, könnte aber auch als ein Holzfchuh blafonirt 
werden, verweift auf die Familie Frauenftein, welche fich nach der 
gleichnamigen Burg nächft Stadt St. Veit benannte, fchon im 
12. Jahrhunderte blühte und mit einem Heinrich erlofchen ift, der 
an feinen in der Schlacht am Kaifcrsbcrge am 24. Auguft 1475 erhal- 
tenen Wunden ftarb. Der Grabftein dürfte alfo einem bald darnach 
verftorbenen weiblichen Familiengliede gewidmet fein (Fig 7). 

47. Circa 1500. Im öftlichen Tracle des Kreuzganges, am 
Boden gebettet, ein grauer Stein, 150 Cm. hoch, 73 Cm. breit, 
welcher nur den Namen: „Ulrich Weig", dann darunter einen quer 
getheilten Schild ohne weiteres Beizeichen enthält; — möglich, dafs 
das obere Feld einft eine aus der Theilungslinie hervorwachfende 
Heroldsfigur enthielt, jetzt ift der Stein verwittert und in diefem 
\ Nv^J ) Zuftande find die einft etwa vorhanden gewefenen Beizeichen nicht 

mehr zu entnehmen. 

48 bis 50. 1516, 1560 und 1565. Die in der Thannhaufer'fchen 
Gruft-Capelle befindlichen drei Grabdenkmale des Balthafar Thann 
haufer zu Dürrenftöin, Hauptmannes und Vicedomes in Friefach, 
f 18. Juli 1516, — des Hanns Jacob Freiherrn von Thannhaufen, 
f 23. September 1560 — und des Chriftoph Freiherrn von Thann- 
haufen, gewefenen Landeshauptmannes in Kärnten, f 24. März 1565, 
wurden von mir bereits in dem Auffatze: „Die Grabdenkmäler der 
Familie Thannhaufen in der Dominicaner-Kirche zu Friefach"' be- 
fprochen und fei dahier nur auf jenen Auffatz gewiefen. 
51. 1544. Im füdlichen Theile des Kreuzganges ein rother Marmorftein, 132 Cm. hoch, 60 Cm. 
breit. Zu oberft gothifche Schrift in Heben Zeilen: 

Hie ligt begraben -der Ed! vnd veft marx van Stavdach zu Weillern der geftorbe ift den 11. tag 
maij im 1544 * iar | der vnd alle gläubg" - feile Gott genedig fey. Amen. 
Darunter das Wappen, gevierter Schild, eins und vier die Mufchel, zwei und drei gewaflheter 
Löwe ein Kleeblatt in den Vorderpranken; zwei Helme, rechts im Flug die Mufchel, links wachfen- 

' Ka.nicn» Adel, Ol und 183. - '-' Mitlh. d. k. k (J.au. Coiom 1880, N. t., VII. Jahrg.ng. 




f'li 7 



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GkABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN 



«5 



der Lowe mit dem Kleeblatt. Am Rahmen des Steines ift noch der Beginn einer Legende: 

Allhernach in der Forcht • Gottes die weitere Fortfetzung fehlt. 

Die Staudacher werden fchon im frühen 15. Jahrhundertc als Gurker Vafallen im Lande 
Kärnten genannt, waren dort und mit Weillern nächft Friefach begütert und kommen noch gegen- 
wärtig im Freiherrnflande vor.' 

52. 1559. Im Kreuzgange in der Mauer eingelaffen. 100 Cm. hoch, 76 Cm. breit, ein rother 
Marmor. Oben in fchon gearbeiteter Blende das vierfeldige Wappen, eins und vier drei Lilien, zwei 
und drei gekrönter gewaffneter Löwe, in den Vorderpranken einen l-'ifch; zwei gekrönte Helme, 
rechts eine Lilie, links wachfender Löwe mit dem Fifch. 

Folgt die vielfach abbrevirte Lapidar-Infchrift, 8 Zeilen: 

Hie.-ligt • begraben -des- edlen •vnd'geftrengen Herrn ■ Criftoffen 1 Reinharden -Pevfcher-zv ' Leon- 
ftein vnd • Fraven • Genofeva • eine • geborne • von • Stavdach • ir • beilder • eleibliches • Techterlein ' das ' 
edle • vnd ' erntvgendfame 1 Jvngfreilein • Amelii " fo • im • Jar • Chrilti • 1559 ■ an • der • H • drei [König ' Abent 
geftorben • ift • alhie ■ welihe ' mit ■ Freiden * er hart ■ dvreh ' die ' letzte • Posavn • des • erzengl • avferbekt ' 

zv werden. 

Die Peufcher waren in Friefach keine Fremdlinge. Zur Zeit Kaifer Friedrichs gebot da durch 
längere Zeit im Namen des Kirchenfürften von Salzburg der Ritter Gebhard Peufcher, ein Mann 
von grofsem Einrlufse. Das von ihm auf die Nachkommen vererbte Vermögen hielt nicht lang 
vor, nach Einbufse der Mittel bleichte bald der Stern der Peufcher; im 17. Jahrhunderte waren 
fie erlofchen. 

53. 1670. Im Mittelfchiffe vorn, ein 112 Cm. hoher, 62 Cm. breiter weifser Kalkftein, mit 
einer 16 Zeilen langen, in Lapidar-Schrift gehaltenen Legende, welche bereits derart abgefchliffen 
ift, dafs diefelbe an einigen Stellen nur mehr dem Sinne nach ergänzt werden kann. 

Alhie Ligt j begraben der Woledel vnd geftrenge Herr Johann Steinpacher von Velfegg, im 
Leben 1 gewelter hochfirltlich | Salzburgerifcher Rath(r) Hofcaftner vnd Mavtner ; alhie, welicher 
den • io-jJanvari • 1670 -hie (?) in Gott verfchiden ift deine der allmechtigc Gott fambt| allen Chrift- 
glavbigen Seelen die ewige Rueh geben wolle [Amen. 

54. 1675. Im Aidlichen Seitenfchiffe ein 125 Cm. hoher, 75 Cm. breiter weifser Marmor- 
ftein, zierlich gehauen, alfo dafs fich zwei Abtheilungen ergeben. Die obere enthält das Wappen 
der Pirker — im Schilde und über dem gekrönten Helme einen einfachen Adler — die untere hat 
folgende Lapidar-Infchrift mit etwas höher gehaltenen und zudem vergoldeten Anfangsbuchftaben 
in jedem Worte. 

Siatvtvm Fft omnibvs Hominibvs|femel mori Difen fterbenten Avffaz hat erfahren den4. Febrvarij 
1675 der Woll EdljGebohrnc Herr Georg Walthavser J Pyrckher, von We.ifenthvrn, vnd | Witten- 
dorff, * feines Alters, 63! Jahr. Reqviescat in pace, fo ihme|alle die feinige hindter lafsene, neben 
fröhlicher Avfer- ftehvng, getrevgemietig an- 1 wintfehen Amen. 

Diefer Georg Balthafar Pirkher gehörte einer zur Zeit des Erzherzogs Karl emporftrebenden 
oberfteierifchen, zu Weiffenthurn im Markte Weifskirchen nächft Judenburg und auch im oberen 
Lavant-Thale anfäfsigen Familie an. Einer der Söhne des inneröfterreichifchen Käthes und Hof- 
buchhalters Salomon Ptlrckher, gleichfalls Salomon geheifsen, war als Hauptmann im Alt-Breuner- 
'fchen Regimente neben dem Oberften Buttler, Oberftlieutenant Gordon und Oberftwachtmeifter 
Leslie, Theilnehmer jener folgenfehweren Berathung in Eger, welche der Tödtung des kaiferlichen 

1 H'ri/,, KlmUM Adel, S »48. JOJ S Weilimdorf. 

'S' 

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116 



LFOPOI.I) V. Bk<"K II- Wll >M ANSTETTEK. 



Generalliflimus Wallendein vorausging. Pirckher hielt mit feiner Compagnie die Wache. So ver- 
lichert er in dem Gefuche, durch welches er lieh vermöge kaiferlichen Diplomes ddo. Wien 28. Juni 
1654 für fich und fein«; Brüder Ferdinand und Johann Heinrich den Freiherrendand auswirkte. 
Salomon darb am 17. Februar 1673 im Alter von 73 Jahren und liegt in der Pfarrkirche zu Weifs- 
kirchen. Der hier begrabene Sprofs diefer Familie war vielleicht ein vierter Bruder, welchem der 
Freiherrendand nicht zu Thal wurde. Die ganze Familie ift längft erlofchen. 

55 und 56. 1752 und 1763. Im füdlichen Seitenfchiffe ein Votiv-Bild, auf Leinwand gemalt, mit 
der Darfteilung der Himmelfahrt Chrifti. Die fünf Zeilen füllende Unterfchrift in Minuskel lautet: 
„Alda neben den Altar Jefu Mariae und Jofeph liget begraben weylandt der Kdlvede und wohl- 
weifse|Herr Chridoph Franz Miller geweder Raths Senior und Handelsmann alliier zu Friesfach, 
welcher 78 Jahre alt wäre, der Statt vill gedienet hat und den 17. Julij Anno 1763 in Chrifto feelig 
entfchlaffen ift. Gott verleiche ihm durch Vorbitt deren | Heil: Frz-I'ngeln Michael, Gabriel und 
Raphael, auch feines heil: Schutz-Kngels die ewige Ruhe und ein fröliche Aufer flehung zur 
himmlifchen glory." 

Eine zweite ähnliche Votiv -Tafel, welche jetzt in der Thannhauser-Gruft-Capelle hängt, gilt 
der Gattin Miller's und hat in vier Zeilen folgende Unterfchrift: „Alda neben den Altar defs 
heiligen Jofephi ligt begraben und rueliet in Gott die l\hrbar und tugentreiche Frau Maria Regina 
Millerin ein gebohrne Auerin, defs Kdl veft und Wohlweifsen Herrn Chridoph Franz Miller inner- 
lichen Raths- Verwandten und Handelsmann alhier zu Friefsach erlt ^ewefene Ehegemalin | ihrers 
Alters 65 Jahre, weihe den 16. April Anno 1752 in Chrifto Seclig entfchlaffen. Gott der allmächtige 
verleiche Ihm durch Vorbitt Jefu Mariae und Jofeph die ewige rueh und ein fröliche auferdehung 
zur himmlifchen glory." 

C. Deutfch-Ordenskirche. 

57. 1641. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ei n 76 Cm. hoher, 66 Cm. breiter 
weifser Marmor mit folgender Infchrift in Capit il-Lettern, 11 Zeilc-n, die letzten 3 Zeilen enthalten 
das Chronogramm : 

Hac fvb vrna in domino qviescit|adm. rdvs. Dominvs Joannes Planinz tevtonici ordinis presbyter I 
zelofislimvs qvondam parochvs in Weiniz inferioris Carnioliie pagojcvi | venerabilis fencclvs 731 
vitam hanecaducam clavfit |keq VIes< at eX optata paCe y VaM J iienIun V.s DkVs Irsl vir. kktkIhVat. 

58. 1681. In die nördliche Wand des Kirchfchiffes eingeladen, ein 122 Cm. hoher, 86 Cm. 
breiter fchwar/.er Marmor. Derfelbe zeigt in einem durch Ornamentik markirten ovalen Rahmen 
oben das Stammwappen, in dem vom Ordenskreuze unterlegten Schilde drei quer übereinander 
gelegte, mit den Händen nach rechts zeigende bekleidete Mannsarme; über dem einen gekrönten 
Helm«; halfen zwei gleichfalls bekleidete Arme einen Bufch von drei Straufsfedern empor. Die 
folgende Unterfchrift von 15 Zeilen enthält in den erden drei und in den lezten vier Zeilen 
Chmnogramme mit der Jahrzahl 1681, welche übrigens auch am Schlud'e der Infchrift in arabifchen 
Ziffern angefügt erfcheint. 

In fefto GeorgII|DIe VlgesIMa tertla aprILIs, eXCefTIt e Vita] illvftridim, ac reverendimm, 
dominvs domin, Godefridvs L:B:a Stadl domin, in Nigerfpvrg 1 1 P'reyberg et Dorenberg sac:caes : 
males:a£lv|aUs cammerari, capitane g digniffim, eqves sac: ord :tevthon:nec non nobilis fima hvi» 
commendae in Friefach vno anno commendator, da hic viator et exoptajVt plelCVM CoeLI 

ClVlbVsiIn paCe fanCta reqVlesCat;i68i. j 

1 Richtiger Rirpcrshurij. du- bekannte die Gegend weithin beherrschende „Hauptrchlnr*" de* RaaUhale* in Steiermark. 



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Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten. 



»7 



Die Ahnenreihe der Freiherren von Stadl, fo benannt nach ihrem Stammhaufe nächft 
Gleisdorf im fteierifchen Raabthale, beginnt im 14. Jahrhunderte, reicht bis auf unferc Tage, wo de 
vorausfichtlich abfchliefsen wird. (Gottfried Stadler von Stadl erhielt mit dem Diplome vom 
25. Augufl 1614 den Freiherrenftand und die Bewilligung, die angeerbten Wappen der Pögl, Gradner 
und Görtfchacher mit dem vorn befchriebenen angettammten zu vereinigen, welch letzteres von 
da ab den Mittelfchild füllte. Freiherr Franz Leopold von Stadl, begraben am 7. März 1747 zu 
Maria Troft bei Grätz, war der Verfaffer des in neun Foliobänden im Manufcripte vorliegenden 
„Hi llglantzenden Fhrenfpiegel des Hertzogthumb Steyer." 

59. 1687, 16. Februar. An der nordlichen Wand des Kirchfchiffes ein 163 Cm. hoher, 107 Cm. 
breiter fchwarzer Marmor. Innerhalb eines aus Blatt-Ornament gebildeten Rahmens, in der weiters 
durch einen Blätterkranz abgefchloffenen Oberflelle das vollftändi^e Wappen der Kazianer (öfeltlig 
mit Herzfchild, 4 Helme fammt Zierden), darunter in 12 Zeilen von capitalen Lettern (die Anfangs 
buchllaben jedes Wortes etwas gröfser) die Widmungsfchrift : 

Hie ruehet vnd ligt begraben der | hochwvrdig hoch vnd wollgeborne , Herr Herr Johann Jacob 
Kazianer Graf von vnd zv Kazenflain Freyherr avf Flednikh, Biberbach vnd Stainhavs ! Frb Silber 
Cammerer in Crain vnd der vindifchen Markh • T : O : R : Rathsge- bietiger der Balley Osller: vnd 
Com menthvr zv Friefach, welicher den 16. February Ao. 1.6.87. >" (« ütl k' e ' : ent-jfchlaften. 
Derne Gott gnedig vnd | barmherzig fein wolle Amen. 

Der Verdorbene gehörte einem fchon im 14. Jahrhunderte vorkommenden krainifchen 
Gefchlechte an und eben er war es, welcher mit dem Diplome vom 28. Mai 1665 für lieh und alle 
übrigen Familienglieder den Grafenftand erlangte. Die Katzianer find im Jahre 1823 im Mannsflamme 
erlofchen.' Stammwappen in Gold eine aufbringende frhwarze Katze, welche in dem fechsfcldigi n 
Schilde mit Mittelfchild des gräflichen Wappens einwärts fpringend <las Feld 1 und 6 einnahm. Das 
grofse Wappen zeigt einen Schild zweimal längs und einmal quer getheilt, fechsfeldig mit Mittel 
fchild. Im blauen MittelfchiKle ein gekrönter nach rechts fliegender filbemer Adler, in den Klauen 
ein filbernes Lamm. 1 und 6 in Gold einwärts fpringende fchwarze Katze (Kazianer); 2 in fchwarz 
ein fenkrecht gellellter goldener Pfeil, Spitze oben (Höflein); 3 und 4 in Roth gekrönte einwärts 
fpringende filberne Katze mit einem goldenen Ring um den Leib und daran hängender gleicher 
Kette (Katzenflein oder krainifch Vigaun); 5 von Silber und Roth quergetheilt mit einem vier- 
fpeichigen und vierkämmigen Mühlrade von gewechfelten Tincluren. Auf dem Schilde vier gekrönte 
Helme. Der rechte trägt drei Lahnen, der zweite die fchwarze Katze von 1 und 6, der dritte den 
Adler des Mittelfchildes mit dem Lamme, der linke einen offenen Adlerfiug, der rechte Flug ift 
quergetheilt von Silber und Roth mit dem Rade des 5. Feldes, der linke filberne Flug ift mit einem 
fchwarz fchräglinken Balken belegt, auf welchem der Pfeil des 2. Feldes liegt. (Familie Höfel zu 
Höflein und Hasberg) Der Berühmtefte des Haufes war der kaif. Feldherr Hans Kazianer, von 
'53° — 37 Landeshauptmann in Krain, oftmals glücklich im Kriege und Siege, kam er nach einem 
Unglücksfalle in den unbegründeten Verdacht der Untreue, und wurde ermordet 25. October 1538. 

60. 1761. Im Kirchfchifle rückwärts ein 106 Cm. hoher, 58 Cm. breiter weifser Marmorflein 
mit folgender Legende in Capitel-Schrift. Die letzten zwei Zeilen enthalten als Chronogram das 
Sterbejahr 1741: 

f Vnter difen Stain rvhet in Gott | die wohl Fdl und geflrenge Frav Anna Chatharina Havsrvkhin 
geborne Tangerin, deren beyden lob- liehen Commenden ad S. Blafivm alda in Friefach vnd j ZV 
St. Georgen am Sandhoff ge- j werte Pflegerin weliche dvurch fo vnvermvethen zeitlic hen hintrit 
in dem 42 Jahr ihres AI- ters difes zergengliche Leben mit dem ewigen verwehslet dannenherol 

WInsCiik.n WIIr Ihr aLLs.\Mht| DIk eWIi.k rVhe 

I Kntfi kkt. KM* L«icon, V.. S jü 



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1(8 



Leopold v. BeckhWidmanstetter. 



D. Juden. 

Bis zu Ende des 15. Jahrhundertcs lebten auch Juden in und um Friefach. Der nördlich der 
Stadt gelegene Vorort Judendort* gibt noch jetzt aller Welt lebende Urkunde von dem einzigen 
Wohniitze der Israeliten. Aber auch Ichriftliche und Stein-Urkunden vermelden davon. In Juden- 
dorf wurden zur Zeit des Propftes Hohenauer, alfo vor etwa 50 Jahren, mehrere jüdifche 
Grabfteine ausgegraben, theilweife als Mauerfteine verwendet; drei jedoch find erhalten geblieben, 
einer davon fleht im Garten der Pfarre St. Stephan bei Dürrenftein, zwei andere aber im Garten 
des Propfteihofes in Friefach. 

Der Profeffor der orientalifchen Sprachen Franz Fritz in Klagenfurt überfetzte die gut 
erhaltenen Infchriften folgend: 1 

1. Trauer Hier liegt Sara, die Gemahlin des Abraham N. Sie ging in die Ewigkeit ein im 
Jahre 1358.* Ihre Seele fei im Hunde der Lebenden. 

2. Sie ging in die Ewigkeit an dem 3. Wochentag des Monates Ader 1361." Ihre Seele fei 
im Bunde der Lebenden. Amen. 1. Buch Samuel 25 — 29. 

3. Denkmal. Es ruht in diefem Grabe in Frieden Jofeph Trutt, des Rabbi Sohn , ledig 
geftorben am 15. Tage des Auguft 1533. 4 Er war 110 Jahre alt und ein Grofsgelehrter. Seine Seele 
fei im Bunde der Lebenden. 

Diefes letztere Denkmal ifl durch das, was es ausdrückt, feffelnd. Mit dem der kärntnifchen 
Landhandfefte einverleibten Patente des deutfehen Kaifers Maximilian I. vom 10. März 1496 wurde 
den Juden in Kärnten, zu gleicher Zeit auch jenen in Steiermark auferlegt, diefe Länder binnen 
einem halben Jahre zu verlaffen. 4 Des Rabbi Sohn aber blieb noch 37 Jahre lang im Lande und 
darb, wie fein Grabmal bezeugt, in feinem Glauben, ohne Zweifel als der letzte Jude im Lande zu 
jener Zeit. Der Leichenftein fagt weiters: Jofeph Trutt fei ein grofser Gelehrter gewefen. Hat man 
bei «1er Auswanderung der Juden den Gelehrten gefchont ? oder nur den bereits 73jährigen Greis ? 
von welchem man wohl nicht erwartet haben mochte, dafs er noch 37 Jahre lang im Leben ver- 
weilen und das ungewöhnliche Alter von 110 Jahren erreichen werde. Diefe Infchrift ladet faft ein, 
den fo viel verfchriecnen angeblichen Mangel an Humanität im Mittelalter, mit der nicht feiten 
überlaut gepriefenen angeblichen Duldung unferes Jahrhunderts zu vergleichen! 

1 Vergleiche : Hohenauer, Die Stadt Friefach 1847. S 115 — 17: — llfrmann, Handbuch der Gefchichle von Kärnten. I. 
507-568; — Sfnng.r, Ocflerreiiln kirchliche Kunlldcnkniale der Vorreil. Friefach S XXV. — -' Nach unferer Zeitrechnung. — > Muri 
Ijfrl cbrililichen Kalender» « Unferei Zeitrechnung Utktnautr, Kirchengeichichle von Küinlep, S. IJO. 




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ÜBER EIN KUNSTWERK DES BILDHAUERS GERHARD HEINRICH 
VON AMSTERDAM IN DER DECHANTEI-KIRCHE ZU 
BÖHM1SCH-FRIEDLAND, 



SR 



Von Pkok. 1)k. Alwin Sc hulz. 

|N der Dccanats-Kirche zu Böhmifch-Friedland liegt nördlich in der Nahe des Hoch-Altars 
eine Capelle, welche die früheren Befitzer der Friedländer Herrfchaft als Grabftätte (ich 
erbaut haben. Diefe Capelle ill nach Norden hin mit drei Achteckfeiten abgefchloffen, 
architektonisch — wenn ich mich recht erinnere — durchaus fchmucklos. Hübfeh ilt das Eifengitter, 
welches fie von dem Seitenfchiff der Kirche trennt, aber das Wcrthvollfte, das diefes kleine 
Sancluarium enthält, ift das grofse Grabdenkmal des Feldrnarfchalls Melchior von Redern, welches 
jene eben erwähnten drei Achteckfeiten der Capelle ausfüllt und bis zum Gewülbe derfelben 
hinaufreicht. 

Melchior von Redern war 1555 am 6. Januar zu Breslau geboren, hatte eine ausgezeichnete 
Erziehung erhalten und auf Reifen in Frankreich und Italien feine gefellfchaftliche und wiffenfehaft- 
liche Ausbildung vollendet. Heimgekehrt, vermälte er fich mit der Gräfin Katharina Schlick. In 
den Türkenkriegen erwarb er fich bald Ruhm und Anfehen; 1593 gewann er die Schlacht bei Siffek 
eroberte die Feftung Papa und vertheidigte dann 1598 vom 1. Ocftober bis 3. November mit 
gröfstem Heldenmuth und Erfolg Grofswardein. Kaifer Rudolph II. belohnte feine Tapferkeit, 
indem er ihn am 16. Mai 1599 zum Ritter fchlug, zum kaiferlichen Rath, zum Hof-Kriegsraths- 
Präfidenten, zum General-Feldmarfchall in Ungarn und Oberflen in Raab ernannte. Im Jahre 1600 
wurde er nach Wien zu Conferenzen berufen, erkrankte und Harb auf der Rückreife nach feinem 
Schlöffe Friedland in Böhmifch-Brod am 20. September 1600 (Mende, Melchior von Redern — 
Neues Laufitzifches Magazin, XLVI., 235 ff). Ihn überlebte feine Witwe und ein einziger Sohn, 
Chriftoph, geboren 1591. Die Leiche des Verdorbenen wurde nach Friedland gebracht und unter 
grofsen Feierlichkeiten, Schaugepränge aller Art, endlofen Predigten, am 6. Januar 1601 in der 
oben gefchilderten Familiengruft beigefetzt. Die Witwe liefs eine fchöne ovale Medaille zum 
Andenken an ihren Gemal fchlagen und beabfichtigte nun ihm auch ein ungewöhnlich prächtiges 
Denkmal zu fetzen. Mehrere Jahre vergingen indefs, ehe fie einen Meifler gefunden der ihren 
Anfprüchen genügte; erft 1605 beauftragte fie den Breslauer Bildhauer Gerhard Heinrich von 
Amfierdam 1 mit der Ausführung des Monumentes, der dann in fünf Jahren dasfelbc zur Zufrieden- 
heit der Beftellerin ausführte. 

Ueber die Herkunft und die Jugendgefchichte des Meifters berichtet uns ein Hochzeits- 
gedicht, das Georg Reuter bei Gelegenheit der Vermälung Gerhard Heinrich's und deffen Stief- 
enkelin Barbara Wittich (den 20. Mai 1607) verfafst hat, und das gedruckt worden ift. Poetifchen 
Werth hat diefe Reimerei durchaus nicht, doch hat der Dichter wohl den Künftler näher gekannt 
und über fein Leben fo Manches von ihm erfahren. 

' 1880 habe ich zu Ureslau eine Abhandlung Uber den Künftler herumgegeben; weitere Stadien nahen aber fo ffcti neue). 
Material geliefert, daft ich jetzt eine bei weitem rollfUndigcrc Schilderung des Malier» in liefern vermag. 



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120 



Dk Al WIN S« IIULZ. 



„Der Geburt ill er aus Hahland, 
Von Amfsderdam der I landelftadt, 
Drin es manch fchönen Kiinlller hat. 
Kunllreich auch feine Kitern warn, 
Von den er ehlich ill geborn. 
Der Vater des Herrn Breutigam 
War der Chrvell Kunllreich mit Nam : 



Weil Unfricd war im Niderland, 

Und in den Krieg /-ihn ifl keine fchand, 

Als hat lieh gefetzt zur Kegenwehr 

Des Herren Breutigams Vater, 

Drumb er dann von der Wiederpart 

In Spanien gefangen wardt. 

1 Kirch Kunfl des Wafferfteigens lofs 



Heinrich Gerhard, Bildhawer fchon; 
Sein Fraw Mutter erbar, from, 
War Magretha, ein Wilhelmin 
Welche dan hat gezeugt mit ihm 
Zwölf! Töchter und nur zweite Söhn, 
Welche noch beyd im Leben Hehn 1 
Gott de noch lenger auch erhalt, 
I )as fie mit Khren werden alt. 



Er ward, welchs den Feind fehr verdrofs. 

Nach l/olljkin kam, darin 6 Jahr 
In der Stadt Kyll gewohnt alldar. 
Nach DatUzig lieh mit Kind und Weib 
Endlich macht, 7 Jahr drin bleib. 
In der Sti rb er mit der Fraw fein 
Und heben Kindern thet fchlaffen ein 
Harb Anno 1585." 

Aus diefen Verfen ergibt lieh, dafs wir den eigentlichen Familiennamen des Künftlers gar 
nicht kennen. Sein Vater nennt lieh Heinrich Gerhard, er felbfl Gerhard Heinrich. Heide Namen 
find nur Vor- oder Rufnamen; nach holländifchem Brauch nennt lieh unfer Meiller Gerhard Heinrich 
(s* fohn), Gerit Hendrikzoon; der Vater hiefs alfo Hendrick Geritzoon. In Breslau hat der Bildhauer 
aber immer den Namen I leinrich als Familiennamen geführt. Seine Mutter Margaretha Wilhelmin 
wird wohl in Amflerdam auch Gretze Willmestochter genannt worden fein. Der Vater hat fich nun 
bei dem Aufftand der Niederländer betheiligt, ift von den Spaniern gefangen worden und durch 
die Kunft „des Wafferlleigens" ihnen wieder entkommen. Ob er, wie aus den Verfen hervorzugehen 
fcheint, in Spanien gefangen gelegen hat, das mag dahingeflellt bleiben, jedenfalls hat er lieh 
durch Schwimmen gerettet. 1572, als Albas Erfolge Vielen die Flucht rathfam erfcheinen liefsen, 
wanderte auch er mit Weib und Kindern aus und fand zunächfl in Kiel ein Afyl; fechs Jahre weilte 
er in diefer Stadt und war wahrscheinlich, was in Kiel wohl zu ermitteln fein wird, als Bildhauer 
thätig, 1578 zog er nach Dan/ig, arbeitete da ebenfalls und Harb 15S7. Sein Sohn hat vermuthlich bei 
ihm das I landwerk gelernt und ifl dann nach feiner Freisprechung auf die Wanderfchaft gegangen. 

„Anno 1587. Nu war diefer Herr Breutigam fein Wie er dann zuvor in Frankreich, 

In iliefes Land komen herein, Welfchland, zu Venedig, defsgleich 

Hierin fich etwas vmbgefehn, Im Kömifchen Reich war gewefen." 
Das feiner kunft möcht wol anftehn. 

Kr hat fich alfo ziemlich weit in der Welt umgefehen und gedachte, wie die Vcrfe zu 
befugen feheinen, auch in Breslau nur eine Zeit lang fich aufzuhalten, in einer Bildhauerwerkftätte 
Arbeit zu fuchen Kr fand diefelbe bei dem Stadtbaumeifter und Bildhauer Friedrich Grofs. 

Friedrich Grofs ; war der Sohn des Breslauer Stadtmuurers Jucob Grofs, der 1558 und 1559 
bei dem Neubau des Kathhausthurmes thätig gewefen war und der zwifchen 21. Oclober 1578 und 
7 September 1579 verftarb, und der Anna Walther, Schwerter des in Dresden lebenden hoch- 
angefehenen Bildhauers Hans Walther. Ueber die Jugendzeit des Meiflers ifl uns nichts überliefert, 
1569 ift er wahrfcheinlich Meifter geworden; fein Namen ift, was für feine künftlerifchc Stellung 

1 Ein Bildhauer //uns /ftinriek ifl Anfang de» 17. Jahrhundert» in llroliu nachiuweiten Er lKfsl 1604 Juni 10. mit feiner 
Krau Agnes eine Tochter Barbara laufen M. Magd, k .,, und ftirht 1017 den 5 Janaar; II, Odorier ftirbt fein Sohn Harn Ea ift aber nicht 
in ermitteln, ob diefer Han* Heinrich der ISruder de» Gerhard Heinrich gewefen. 

3 Das urkundliche Materiale ift in meintr Abhandlung ,Die Bre»Ia«et Sudlbaumciftcr im 16 Jahrhundert" Schlehen* Vorieil, 
(.. 1 15 rl abgedruckt 



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über ein Kisstwerk des Bii.diiai krs Gerhard Heinrich von Amsterdam etc 



121 



bezeichnend erfchcint, fowohl in die Zunft-Rrgifter der Maler wie die der Maurer und Steinmetzen 
eingetragen. Am 27. September 1569 heiratriete er in der Maria-Magdalenen-Kirche Margaretha, die 
Tochter des Barbiers Wilhelm Keifer Kr bleibt alfo, indem er wieder eine Handwerkerstochter zur 
Frau wählt, den Gewohnheiten eines Zunftmciftcrs noch treu. Seine edle Arbeit ift der Taufftein 
in der Maria-Magdalenen Kirche, der 1576 fertig wurde, eine ziemlich unbedeutende Leiftung, die 
fowohl in ihrer architect.onifchen Formengebung als vor allem in den Reliefs die Nachbildung 
niederländifchcr Mufter verräth. Der Rath der Stadt Breslau hatte aber Grösseres mit dem Mcifter 
vor. Auf feine Veranlaffung befuchte er Danzig und Klbing, die Fortilicationen diefer Städte zu 
ftudiren, und wurde nochmals nach Danzig gefchickt, als Stephan Bathori diefe Feihing belagerte. 
Kr mufste nun allerdings verfprechen, am 31. Deccmber 1577 nicht ohne Wiffen des Raths Breslau 
zu verlaffen, damit feine Krfahrungen der Stadt zu Gute kämen, 157S fertigte er einen genauen 
geometrifchen Plan von Breslau und deffen Befertigungen und beginnt dann 1579 den Bau der 
Kanzel in der Maria-Ma^dalcnen-Kircho, die 1580 am 23. December feierlich eingeweiht wurde. 
Im Ganzen ift der Aufbau gefällig; die Anwendung von Sandllein, weifsem Lemberger Marmor, eng- 
lifchem Alabafter, dem grünen ferpentinahnlichen Zobtengeftein (Gabbo), die reiche Vergoldung 
einzelner Partien, alles das zufammen macht einen gar nicht üblen Effect; die Details, zumal die 
figürlichen Sculpturen, find dagegen recht mittelmäfsige Leiftungen. Und doch: das Werk gefiel, fo 
dafs nicht nur alle gefchriebenen und gedruckten Chroniken Breslau's feiner rühmend Erwähnung 
thun, fondern auch ein Gymnafial-Profeffor Andreas Calagius dafl'elbe in einem längeren Gedicht 
1581 befang und dem Künftler folgendes Lob zurief: 



166. I nunc, artificesque tuos, rumoribus audax 

Mentora, Praxitelem, Polycletum cumque Myrone 
Lyfippum centumque alios (hoc tempore quorum 
Nil reftat, nifi nomen iiiers) fer ad aftra Vetuftas: 
Tu Friderice tuusque labor, durate vel ifto 
Nomine, fervati cauffae melioris in ufum. 



Mehr Lob kann am Ende kein Künftler verlangen. 

Seine Frau Margaretha hatte ihm mittlerweile fechs Kinder geboren: eine Tochter Regina 
tlie 1570 am 5. September in der St. Elifabeth- Kirche getauft wurde, und fünf Söhne, die alle in 
der Magdalenen-Kirche die Taufe empfingen: Jacob (geb. 12. Aug. 1572), Friedrich (geb. 12. Sept. 
LS74), Wilhelm (geb. 21. Mai 1576), Daniel (geb. 7. Jänner 1577; ftarb bald) und Daniel (geb. 3. Juli 
15S0). Nach der Geburt des jüngften Kindes, das auch bald verfchied, ftarb auch Friedrich Gross* 
Weib, 1582 führte er eine zweite Gattin heim, diesmal aber hatte er feine Blicke auf eine Tochter 
aus einem vornehmeren, fall patrieifchen Gefchlechte geworfen, tlie Urfula Rindfleifch gewählt. Ihr 
Vater war Andreas Rindfleifch, ein kaiferlicher Steuereinnehmer, ihre Mutter Urfula Gengerin, die 
Tochter des Andreas Genger aus Nürnberg. Die junge Frau war mit den reichen Kaufmanns- 
familien, mit den erften ftädtifchen Beamten, mit dem Haupt-Paftor von St. Elifabeth verwandt; ihr 
Bruder Daniel Rindfleifch (Bucretius) hatte als Arzt hohes Anfehen. So ganz ohne Auffehen war es 
doch nicht vorübergegangen, dafs ein zünftiger Handwerksmann in einen fo vornehmen Familien- 
kreis hineinheirathete; zumal zwei Malergattinen Anna, die Frau des Barthel Fichtenberger, und 
Getrud, die des Hieronymus Beynhardt, hatten die Ehre der jungen Frau mit ihren Klatfchereien 
fchwer angetaftet, wurden verklagt, verurtheilt. auf Bitten ihrer achtbaren Männer zwar begnadigt, 
mufsten aber 1582 den 13. Auguft Abbitte leiften. 

1586 verliefs der bisherige Stadtbaumeifter Heinrich Muntig von Groeningen den Dienft in 
Breslau, und am 21. Mai desfelben Jahres wurde diefe Stelle Friedrich Groß übertragen. Er baut 



VIII N. ¥ 




122 



Dr. Alwin Si hui.z. 



weiter an der Fortification und errichtet 1586 — 89 das Ziegelthor, einen nicht unbedeutenden Bau, 
der bei di r Schleifung der Bre^lauer Fcllungswerke nach 1S07 zu Grunde ging. Ein paar Denk- 
mäler in der Elifabeth-Kirche, das des kaif. Käthes Alexander von Eck (t 1577) und des Andreas 
I hulith (f 23. Febr. 1581^ rühren von feiner I fand noch her. Schon 158S fühlte er lieh fchwach und krank 
und liefe defshalb am 29. September fein Teftamcnt aufnehmen, legte es jedoch felbfl noch auf dem 
Rathhaufe am 15. Deeember nieder Am 15. Mai 1589 erfcheint er noch vor Gericht, aber fchon am 
16. October wird fein Teftamcnt eröffnet. Er vermachte feinem alteften Sohne Jacob, der w ieder 
Bildhauer geworden war, feine Kunllbücher, Kupferftiche, I lolzfchnitle und fonftigen Kunftwerke, alles 
Bildhaucrgerath. Die beiden anderen Söhne werden auch mit befonderen Gefchenken bedacht; die 
Tochter Kegina. die am 24 November 15S7 einen Bildhauer Michael Wittig, geheirathet hatte, bekam 
einige ErbftUcke. Der Frau Urfula, mit der er keine Kinder gehabt, fetzte er auflandige Legate aus 
und überliefs ihr vor allem das ganze von ihm für lie angefehatfte Inventar zum Lichthandel. Es ift 
immerhin intereffant zu erfahren, dafs die Frau eines Künlllcrs, eines angeftellten höheren ftädtifchen 
Beamten, eine Frau, die nach damaligen Begriffen aus der höheren Gefellfchafts-Claffe herftammte, 
mit Lichterziehen und Lichterhandel fich einen Zufchufs zu ihrer Wirthfchafts-Caffe zu ver- 
dienen nicht von der Hand wies. Derältefte Sohn des Friedrich Grofs, Jacob, folgte dem Vater 
bald nach; am 20. October 15S9 machte er fein Tcftament, fetzte feine Stiefmutter zur Erbin feiner 
Werkzeuge, des vorhandenen Alabafters, des Jafpis, der Hirfchgeweihe und des Schnitzholzes ein 
und ftarb dann bald, da fchon am 29. December fein Teftament eröffnet wurde. 

Gerhard Heinrich halte nun fchon 1587 in der Grofs'fchen Werkftätte Arbeit gefunden und 
fcheint bei der Krankheit des Meifters im letzten Jahre wohl die Leitung des ganzen Gefchäftes 
übernommen zu haben. Als nun Grofs Harb, führte zunächft die Witwe mit Hülfe von Gefellen und 
Lehrlingen — zwei noch ein halbes Jahr zu halten war ihr, wie wir aus Friedrich Grofs' des Aelteren 
Teftament erfahren, erlaubt — die begonnenen Arbeiten zu Ende. Gerhard 1 leinrich ftand ihr treu 
zur Seite und half ihr mit Rath und That; Jacob Grofs vermachte in feinem letzten Willen „Gerhard 
Henrichen, fofern er leinem verfprechen nach die angefangene arbeit der Erbfchaft zu gutte 
ausmachen vnnd alhier heurathen wirt, ein Sturmhaube vnnd ein lanng Rohr fampt allem Zugehoer, 
dif füllen mein Bruder von meines Vätern Sturmhauben vnnd Buxen enntrichten." Der junge 
Gefell, dachte übrigens auch gar nicht daran, Breslau wieder zu verlaffen, da (ich eine paffende 
Heirath für ihn (ehr bald fand. Frau l'rfula Grofs, gel» Kindlleifch, war wahrfcheinlich noch eine 
junge ftattliche Witwe, befafs ein hübfehes Vermögen, einflufsreiche Verbindungen in der Stadt, 
ein eingerichtetes blühendes Gcfchäft, und Gerhard Heinrich, ein noch junger Mann, vermuthlich 
jünger als Frau Urfula, mochte auch ihr eine ganz annehmbare Partie fcheinen. Der junge Gefell 
erwirbt alfo das Meifterrecht und läfst fich den 4. Juni 1590 mit Friedrich Grofs' Witwe in der 
Maria-Magdalenen-Kirche trauen. Er übernahm nun die Verpflichtung auch für die Erziehung der 
Stiefföhne feiner Frau Sorge zu tragen. Der ältelte derfelben, Friedrich, wurde wieder Bildhauer; 
fchon 1600 den 24. März leillet er feinem Vormund und Stiefvater Quittung; er ftirbt 1609 am 
27. April und hinterläfst wieder einen Sohn, der Zechfchreiber der Grofs- und Kleinbindcr wird, 
und den 12. October 1631 in der St. Elifabeth-Kirche heirathet. Der andere jüngere Sohn Wilhelm 
ftudirte Medicin; auch er quittirt den 13. October 1600 als Studiofus medicinae über den Empfang 
feines Erbtheils; 1607 erfcheint er bei einer Erbregulirung fchon a1s„Philofophiac et Medicinae Doclor, 
Kömifcher kaiferlicher Majellat Hof-Medicus zu Prag." Endlich lebte in dem I laufe des Gerhard Hein- 
rich noch ein kleines Waifenmächcn, die Enkelin von Friedrich Grofs, Tochter der Regina, die mit 
dem Bildhauer Michael Wittig fich 1587 verheirathet hatte Schon im Januar (23.) 1591 hatte Wittig 
eine zweite Ehe gefchloffen, auch diefe Frau war 1594 geftorben, er fclbft war 1595 den 24. Februar bis 
3. März verfchieden und fu war die kleine Barbara Wittig in das I laus ihrer Stiefgrofsmulter 




ÜBKR K.IN KtrSSTWKRK DES Bll.DHAUKRS GERHARD HEINRICH VON AMSTERDAM ETC. 



gekommen um! Gerhard Heinrich war zu ihrem Vormf/nde ernannt worden; ein Koftgeld von 
9 Grofchen wöchentlich wurde von deren Vermögen bezahlt. Aber auch eigene Kinder belebten 
bald das Haus des jungen Paares, Frau Urfula hatte in ihrer Ehe mit Grofs keine Kinder gehabt, 
dem Gerhard Heinrich gebar fie fchon 1591 einen Sohn Gottfried (geb. den 26. November), dann 
folgte 1593 die Tochter Urfula (geb. den 17. December), die aber bald flarb (1595 24 31. März), 
darauf 1596 der Sohn Jacob (geb. den 24. Juli). Zwei Zwillingstöchter wurden 1598 geboren und am 
28. November Maria und F.lifabeth getauft. Elifabeth ftarb, wie das Todtenbuch befagt, fchon 1599 
6/13. Augufl „an Fliffen." 1600, den 19. Auguft, wird der Sohn Daniel getauft und nach deffen Tode 
erhält am Ii, December 1601 ein jüngere Bruder, der 1607 19 26. Odtober flirbt, denfelben Namen 

Anfang Januar (5. — 12.) 1607 flarb Frau Urfula, der Witwer tröftete (ich fchnell genug, indem 
er fchon am 20. Mai lieh fein Mündel, Barbara Wittig, die etwa 17 —19 Jahre alt fein mochte, in der 
Maria-Magdalencn-Kirche antrauen liefs. Zu Fhren diefer Hochzeit wurde jenes obenerwähnte Feft- 
Carmen gedichtet. 1603 wurde der Sohn Daniel geboren (getauft den 7. Februar — geft. 1609 den 
26 Juni bis 3 Juli), darauf 1609 eine Tochter Urfula (geb. den 5. Mai), 1610 die Tochter Elifabeth (geb. 
den 9. September), 1613 der Sohn Gerhard (geb. den 19. November - gell, den 6. Februar 1614) 
Seine Tochter erfler Ehe, Maria, hatte fchon am 13. Februar 1613 den Seifenlieder Cafpar Röhricht ge- 
heirathet (Maria -Magdalenen -Kirche). 1614 machte er fein Tellamcnt und legte es perlönlich am 
4. November auf dem Rathhaufe nieder. Er vermachte feiner brau und ihren beiden Töchtern Ursula 
und Elifabeth, jeder vor aller Theilung voraus 200 Thaler, der Frau zudem noch alle ungemachten 
Sachen, fowie die gebrauchte Wäfche und das Brennzeug nebft den zugehörigen Büchern. 
Während Urfula alfo nebenher die Eichtzieherei betrieb, fcheint Barbara ein Deftillations-Gefchäft 
befeffen zu haben: ob fie ParfUmcrien fabricirte oder Branntwein, das mufs dahineeflellt bleiben. 
Der älteflc Sohn Gottfried ifl auswärts auf der Wanderfchaft. „berner fo ordne und bel'cheide ich 
auch meinem Eltillen Sohne Gottfried Erller Ehe Herzog Carles (das heilst des Erzherzogs Carl von 
Oeflerreich, der 1608 — 1624 Bifchof von Kärnten war) Bildnus von Gold mit vier Demanten ein- 
gefafst fambt einem guldnen Wappen- und Türkies-Ring, daneben alle Kunflbücher, Kupferlliche, 
Wachskünfle, Vifierungen und Abrifse, und demnach in meiner Kunfliluben aufT beiden Tifchetl an 
Indianifchen Sachen, Schnecken und Antiquitelen vorhanden. Alfo fol folches alles mit Fleifs, damit 
nichts davon kome, dem Gottfried zum beften verwahret gehalten undhernachher von den eingefetzten 
' Erben Ime umb eine gebürende Zalung angeschlagen und gelafsen werden." Die angefangenen 
Arbeiten follen Gefeilen fertig machen. In die Maffe theilen lieh Frau Barbara und Urfula, Elifabeth, 
Gottfried und Maria, verehelichte Röhricht, zu gleichen Theilen, doch foll der letzteren, da ihr Mann 
verlchuldet ifl, ihr Erbtheil vor der Hand nicht ausgezahlt werden. Der Sohn Jacob wird wegen 
Ungehorfams und Schuldenmachens enterbt; feinen PHichttheil hat er fchon erhalten. 1615 den 20. April 
flarb Gerhard Heinrich in feinem Haufe auf dem Neumarkt „an langwerender Krankheit" wie das 
Todten-Reyifler bemerkt, 

Seine Witwe Barbara wartete nur die gefetzlichc Frill ab lieh wieder zu verheirathen. Auch 
fie nahm (ich einen Bildhauer, vielleicht auch einen Gefellen ihres verftorbenen Gatten, Gregor Hahn 
(oder Hanauer), liefs fich mit ihm am 15. Februar 1616 in der Maria-Magdalenen-Kirche trauen, und 
befchenkte ihn fchon im Mai mit einem Sohne Gregor (getauft den 21. Mai). Im Taufbuch der 
Maria-Magdalenen-Kirche ifl der Tag der Trauung mit einem Notabene neben der Taufetntragung 
vermerkt. Sie flirbt 1623 den 26. December an langwieriger Krankheit. 

Gerhard Heinrich's Tochter Urfula wurde Dienflmädchcn und flarb, fünfzehn Jahre ah, den 
27. Juni 1625 am hitzigen Fieber. „1636 den 15. Odlober (f) Rofina Elifabeth, Gerhard Heinrich's, 
Bildhauers aufm Neumarkte, gelaufener Tochter mit Daniel Kuntzen Vorieren unter der weifsen 
Compagnie unehelich erzeugtes Kind." (Todtenbuch) Gottfried Heinrich hat fich vermutlich in 

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124 



Dr. Alwin Schulz. 



einer anderen Stadt nicdergelaffen ; in Breslau ift fowohl von ihm als von feinem Bruder Jacob keine 
Spur mehr auzufinden. 

Von unferes Meimers kiinltlicher Thätigkeit lind wenige Berichte uns erhalten. 159S gibt er 
folgendes Gutachten ab : „ I )ie Erbarn Hanns Hofmann Vnd Gerhard 1 lenrich, beide Bildhauer, vnfer 
mitburger, vnd haben auf die Supplication, Welche Abraham Beiffer von der Frciftadt Vns dem 
Rath vbergeben Vnd das innen Er Von Inen Zu wiffen begert, was fie Von Jacob Scholczen Zur 
Soraw, feinem Lehrmeifler, fo fich Vor einen Bilthaur ausgeben foll. hielten, fich erklert, das fie 
anders nit wuften, dan das derfelbe Jacob Scholcz bei leinem Vater, einem Tifchler zu Schweidnitz., 
das Tifchler handwerg erlernet, Daruber er dan auch feinen lehrbrief Dafelbft zur Schweidnitz Vber 
das Tifchler handwerg Vnd nicht vber das bilthawen bekommen, derowegen fie Ihnen Dan auch 
bisdan (es were den, das er wegen bilthawns feine richtigen Zeugnus furlegte, wie fichs bei diefer 
Kunft des bilthauens geburet) für keinen bilthauer erkennen können Aftum 3 Junii (15)9«^'" (Liber 
exceffum). 

Ueber feine Werke fpricht unfer öfter erwähnter Reimfchmied : 
„Wie er dann durch fein edle Kunft 
Bey Fürften und Herrn hat gros Gunft, 
Weil er etlich Eürillichen l'erfon 
Und andern Herrn hat manchen thon 
Gar künftlich Epitaphia, 
Zu Elfs ein Predigftul auch ja." 

Die Kanzel in der Schlofskirche zu Öls ift 1605 gefertigt; Sinapius , Olsnographia II. Herr Bau- 
rath von Dehn- Roth fclfcr thcilt mir über dies Denkmal folgendes mit: „Die Kanzel befteht aus Holz 
Sie wirdgeftützt von einem naturaliftifch behandelten Baumftamme, vor dem ein heiliger Chriftophorus 
fich anlehnt. Die Brüflung der Kanzel und die Kanzeltreppe wird durch Apoftel-Statuen in Felder 
getheilt, die an der Kanzel mit rundboyigen, an der Treppe mit rautenförmigen Füllungen aus- 
gefüllt find. Der glatte Grund diefer Füllungen ill nur in anderer Farbe marmorirt, ein Sockel- 
gefims unter denfelben in der I löhe der Poftamente unter den Apoftel-Statuen ift mit facettirten 
Quadern verziert. Der Schalldeckel flelk in Barockformen einen fich pyramidal zufpitzenden reichen 
tempelartigen Aulbau dar. In der Färbung herrfcht ein I'orphyrton vor." Wo aber find die Epitaphia 
der Fürftcn und Herren zu fuchen? Er mufste fich doch fchon eines ganz befonders grofsen Rufes 
erfreuen, dafs ein fo koftbares Werk wie das Redem'fche Monument ihm übertragen wurde. 

„An jtzt (1607) ein folch Werk lür fich hat, 
Welches ein grofs ftücke Gelds geftat; 
Gehört dem Edlen geftrengen I lerrn, 
Wolgeborn Herrn Melchior von Rehdern, 
Welches dem Herrn feiner Gnad 
Sein liebs Gemahl lafst richren auff, 
Die Wolgebome Wittib zart, 
Im zu Ehrn, wagt gros Gelt darauff, 
Weichs alfo zierlich wird gemacht, 
Nicht bald desgleich ift fo erdacht, 
Als es diefer Herr Breutigam 
Durch feine Kunft macht lobcfam." 

Die Arbeit wurde 1605 begonnen und am Katharinentage (den 25. November) 1610 in der 
Stadtkirchezu Friedland, die 1549— 51 vonChriftoph von Biberftein gebaut und der h. Kreuzerfindung 



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Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc. 



'25 



geweiht worden ift, aufgeftellt. Sommer fehltet in feiner Befchreibung des Königreichs Böhmen (Prag 
1834— II. 311) den Preis des Denkmals auf 40.000 Thalcr, Nemethy in feinem Buche „Das Schlofs 
Friedland in Böhmen und die Monumente der Friedender Stadtkirche" (Prag 1S1S, 167) gibt 
folgenden Koftenüberfchlag wahrfcheinlich aus Friedländer .Archivalien: 



X20 Centner Marmor 7S00 Thaler 

So Centner Metall 4000 „ 

Fuhrlohn 3000 „ 

Der Meifter wöchentlich 7 Thaler . . 1820 „ 

Der Polier wöchentlich 5 „ 1300 „ 

18 Gefeilen wöchentlich ä 3 Thaler 14040 „ 

Verfchiedene Unkoften 5000 „ 

Vergolden der Statuen, Tafeln und Verzierungen 300 „ 



37.260 Thaler. 

Eine beffere Befchreibung des Denkmals kann man wohl nicht geben, als die, welche der 
Meifter felbft nach Vollendung feines Werkes verfafst und drucken liefs. Es ift meines Wiffens das 
erftemal, dafs ein Künftler fich entfchliefst, die Interpretation feiner Arbeit felbft zu übernehmen 
und zu veröffentlichen. Da dies Schriftchen jedenfalls fehr feiten ift — nur die k. und Univerfitäts- 
Bibliothek zu Breslau befitzt ein Exemplar — fo mag hier anftatt einer Befchreibung und Er- 
klärung des Monumentes der Abdruck jenes fieben Quartfeiten ausfüllenden Tractates folgen. 

Kurtze Befchreibung Defs Herrlichen Monumenti j vnd Begräbnüfs, Welches die Wolgeborne Fraw, 
Fraw Catharin. Fraw von Redern, Gebome Schlickin, Gräffin von Paf-|faun vnd Weifskirchen, etc. 
Regierende Fraw der Herrfchafften Friedland, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Wittib: . Ihrem 
Neheft Gott, höheften Schatze, Hertzliebften Herrn) vnd Gemahl (nun in Chrifto feiig ruhend); Dem 
auch Wolgebornen Herrn, Herrn Melchiorn von Redern, Freyherrn vnd Rittern etc. Herrn auff 
Fried- land, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Röm. Kay May. Rath, vnd Hoffkriegsrath pne- 
fidenten, Gene- rali Feldmarfchalln in Hungern, vnnd Obriftem zu Raab, Auch beyder Fürftlichen 
Durchl. Ertzher- 1 czogen Matthias vnd Maximilian! zu Oe- fterreich, etc. Rath, etc. Zu fonderen 
Ehren machen, vnd zu Ewigem gedächt- nüfs in der Kirchen zu Friedland auffrichten laffen: Anno 

MDCX. | Gedruckt zu Brefslaw, bey Georg Bawman. 

Diefes Stück vnd herrliche Werck, Ift vom Fundament an, bifsjoben hienaufs, zufehen, 
Wie folget: 

Erftlich fihet man vnten die Eroberungk oder Einnehmung der Veftung Papa* von metall 
gegoffen, vnd im Fewer vergüldet, 2. Ellen lang vnd t. Ellen breit. Darueben auff bey den feiten 
2. gefangene, angefchmiedete Türcken, die das gantze Werck tragen, in rothem Marmor gehawen: 
Das Corpus ift mit allerley Kriegsmunition gezieret, Darauff defs Herrn Melchiors von Redern 
Bildnüfs vnnd Contrafeclur, So grofs als Er im leben gewefen, von Metall gegoffen, gleich in der 
mitten auffgerichtet, vnd daneben von grünem Iaspis ein Seulen, darauff er feine lincke Hand 
leget, Als einen Standhaftigen Helden bedeutend. 

Auff der rechten feiten, Stehet die Wolgeborne Gräfin vnd Fraw Fraw, etc. Seine hertz- 
liebefte Fraw Gemahlin, vnd nebeft Ihr ein Tifch, von grünem Iaspis gefetzt, daran das Schlickifche 
Wapen fchön in weiften Alabafter gehawen, etc. Auch in metall gegoffen. 

Auff der lincken feiten, Ift Ihr hertzliebfter einiger Herr Sohn, der auch Wolgeborne Herr 
I Ierr Chriftoff von Redern, Freyherr, Herr auf Friedland, Reichenberg vnd Seidenberg, etc. Röm. 



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126 



Du Alwin Schulz. 



Kayf. May. Truchfafs, etc. Auch in lebeiW grüffe, in metall gegoffen, auffgerichtet, Alle drey fauber 
verfchnieten, vnd mit allerley zierlichen Arbeit, auff die Rüftung vnd Kleidung getrieben, etc. 

Minder die abcontrafecluren find kommen von Kupffer getriebene Arbeit, vnd im Fewer 
vergüldet, etc. 

Vbcr (liefe, aller dreyer GrabfchriiTt, in metall geetzet, vnd im Fewer vergüldet, etc. 
Darüber vnd darunter in grünem Marmor, die fchönen Lateinifchen Verfs vnd Gefpreche, 
alles darein gehawen vnd vergüldet, etc. 

Der Fraw Gräffin Ihr Gn. Latcinifche Verfs, welche vber Ihr liehen find diefe : | J 

Care Marite, meo mihi peclore Carior, et dum 

Vita tibi fuit, nunc ubi morte jaces; 

Carus eras, et Carus eris: Carus quoque per te, 

Unica qui vitae fax mihi, Natus erit. 

Utque patescat amor meus iftc nepotibus olim, 

Haec fidei monimen fint monumenta mex. 

Defs Herrn Melchiors von Redern, Freyherrns vnd Ritters, etc. Latcinifche Verfs, welche 
vnter Ihme flehen, find diefe: 

Grata mihi pietas tua, Cara Marita, fidesque: 
Et grata luec fidei funt monumenta tu*. 
Cratior at Nati tua Cura. Sed ö mea quondam 
Gura quoque! 6 generis fpes mea Nate mei! 
Sis pius inprimis: Cari dein gefta parentis 
Magno imitare animo, nomine magnus eris. 

Defs Jungen Herrn, Herrn Chriftoffs von Redern, Freyherrns, etc. Latcinifche Verfs. welche 
auch vber Ihm ftehen, mit vergüldeten Buchftaben, lauten alfo: 

O Vita: Cynosura mea , Pater, una, via:que! 
O calcar gellis ad pia gefta Ulis! 
Sedulus iftud agam, tua per veftigia currens, 
Addat uti fam* poll mea fama tua;. [ | 
Intereä vitä tu gaude celite : at ö heic 
Longum, cum Jovä, fpes mea, Mater agat. 

Vber dem alten I lerrn find zufehen feine 16. Ahnen oder Gefchlechtc, von metall, vnd im 
Fewer vergüldet: Darüber fleugt von Golde, der Römifche Adler, Darhinder find die zwo 
Tugenden SPES und FIDES. 

Daneben auff beiden feiten 2. fügende F.ngel von weiffem marmor gehawen, Als der auff 
der rechten feiten mit der Helmdecken, Wie er von Ihr. Rom. Kay. May. wegen feiner trefflichen 
thaten zum Ritter gefchlagen worden: Der andere Engel auff der linken feiten ein Lorberkrantz 
haltend, vnd denfelben dem Herrn aufffetzend. 

Nebeft beyden feyten 6. columna; oder Seilten von weiffem marmor vnd grünen laspis ge- 
hawen, eine jede von 5. Ellen hoch. Darauff 4. gantze correntifche Capitell, gantz vergültet, vnd 
2. von Meifsnifchem Alabafter. 

Auff der rechten feiten (NB. der Hauptfigur) daran hangend von metall die Feldfchlacht 
vor Zifsegk. Vnd auff der linken feiten die Belagerung Grofswardein, j auch in metall gegoffen 
fauber verfchnietten, vnd beydes in Fewer vergüldet, etc 



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Über BIM Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc. 127 



Darüber auff der rechten feiten, vber der Fraw Gräffin, etc. König David zu Rofs ftreittende, 
vnd daneben der ftreitbare I leid Iofua. Auff der lincken feiten ludas Maccalxeus ncbeft dem Gedeon, 
gleichfalls zu Rofs llreittendt, gantz rund gehawen von rotem marmor, jedes 2. Ellen hoch. 

Volgendfs hienauff gleich in der mitten, defs Herrn Melchiors von Redern, Freiherrns vnd 
Ritters, etc. Wapen, in rothem marmor gehawen, gleichfalls 5. Ellen hoch, vnd alles durch- 
brochene Arbeit. Darüber der Triumphirende Salvator, der den Todt und Teuffcl vberwunden, 
2. Ellen hoch flehendt. 

Vnd was fonften von Engeln, Cherubin, vergüldeten Lüwenköpffen, vnd anderm von Goldt 
fchönem ornat, mit welchem das gantze Werck illustriret und gezieret, hierzu kommen, wie folches 
daran genugfam zu befinden vnd zn fehen ift. || 

Zv dem gantzen Werck zu vergülden find kommen in die 300. gülden Vngerifch. 

Diefes gantzen Wercks höhe, helt 15. Ellen. 

Die breite io. Ellen. 

Vnd ift diefs gantze Werck von Rothem Bbhmifchen, Grünem Schlefifchcn, vnd weiffem 
briedlendifchem marmor vnnd laspis zufammen getragen. 

Auch eines theiles weiffer aus Engelland, Polen, vnd aus der Reufsnifchen Lembergk herzu 
gebracht worden, etc. 

Vnd fonften von anderen Edlengefteinen, als Topafiis, Saphier, Rubinen, vnd der- 
gleichen, vorfetzt. 

Zu diefem Werck find auch kommen: 
Von metall in die 80. Centner. 
Vnd der aufsgearbeitete marmor 520. Centner. 
Thut in allem an metall vnd marmor 600. Centner. 

Daran gearbeitet felb iS. bifs in das 5. Jahr, kan derowegen ein jeder Verftendigcr leicht 
bey Ihme abnemen, was folches Werck koften möchte, etc. 

Diefes Werck ift im Jahr 1610. den 25. Novembris, welcher war der Tag S. Catharinae, 
verfertiget, vnd in der Kirchen zu Friedland glücklich auffgerichtet vnd gemacht, 

Von Mir 

Gerhardo Heinrico 
von Ambfterdam, Bürgern vnd Bildhawern, jtziger zeit in Brefslaw. 
Zwölf Jahre, nachdem Frau Katharina ihrem Gemahle dies grofsartige Denkmal gefetzt hatte, 
mufste fie mit ihrem Sohne fliehen, ihr Befitzthum im Stiche laffen. Ihr Bruder Andreas Graf Schlik 
fand bei dem Blutgerichte zu Prag den Tod durch Henkershand; fie felbft und ihr Sohn Chriftoph 
hatten als eifrige Proteftanten gleichfalls die Sache des Winterkönigs unterftützt und retteten fich 
jetzt nach Polen. Ihre Güter wurden confiscirt; die Herrfchaft Friedland erkaufte 1622 Albrecht von 
Waldftein. Als im Jahre 1639 die Schweden Friedland befetzt hielten, verfuchte Chriftoph von 
Redern vergebens nochmals den Befitz feiner Familie wiederzuerlangen. Er ftarb in der Verban- 
nung 1642; feine Mutter war fchon 1640 verfchieden. — Dafs bei den Kriegsereigniffen auch das 
Redern'fche Denkmal leiden werde, war vorauszufehen. Die Edelfteine und der goldene Adler 
wurden wohl fchon von den Schweden mitgenommen, die, wie gefagt, 1639 Friedland befetzt 
hatten und am 10. Dcccmber fogar die Gruft des Melchior von Redern plünderten 1624 kehrten 
fie zurück und haben da wohl noch entführt, was von Koftbarkeiten ihre Vorgänger übrig gelaffen. 
Nach Sommer (Königreich Böhmen II. 311) häuften 1744 den 10. December die Preufsen in Friedland 
und kamen im September 1759 unter General Fouque' nochmals dahin zurück. Viel werden fie an 
dem Redern 'fchen Denkmal nicht mehr erbeutet haben. Jaroslav Schaller (Topogr. des Königr. 
Böhmen, Prag 1790 IV. 287) befchreibt das Grabmal und berichtet, es fei gefchmückt mit 



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Du. Alwin Schulz. Oder ein Kinstwekk ues Bildhauers Gerhard Heinrich etc. 



vielen metallenen im Feuer vergoldeten Tafeln, die mit Topafen, Rubinen, Saphiren und anderen 
Fdelfteinen reichlich hefetzt gewefen, im fchwedifchen und preufsifchen Kriege aber derfelben fall 
gänzlich beraubt worden feien. 

W. A. Gcrle (Bilder aus Böhmens Vorzeit Praj^ 1840) erwähnt der Fdelfteine gar nicht 
mehr, und als ich 1868 das Denkmal eingehend unterfuchte, konnte ich gar nicht die Stellen 
ausfindig machen, die ehedem mit Fdelfteinen befetzt gewefen fein follten. üebrigens ifl das 
Monument viel weniger ruinirt als man nach Schaller's und Sommers Bericht annehmen follte. Der 
goldne Adler fehlt und auch jene Fdelfteine, fonft find nur wenige Stücke abhanden gekommen. 
Ks fehlen die fchwebenden Engel, die Victoria im rechten Bogenzwickel, acht von den 16 Ahnen- 
wappen, die Löwen und Fngclsköpfe an den Säulen. Die Relief-Tafeln der Krftürmung von Papa 
und der Verteidigung von Grofswardein, die früher an den Säulen hingen, lehnen jetzt unbefefligt 
an dem Monumente. Im Schlöffe zu Friedland wird noch eine Zeichnung bewahrt, die vor 
Plünderung des Denkmals angefertigt worden ift. 

Die Arbeit felbft ift von ungleichem Werthe. Der architeclonifche Aufbau ift nicht ohne 
Wirkung; die Anwendung verfchiedenfarbiger Steine belebt das Ganze und bringt die Gliederung 
der Bautheile zur rechten Geltung. Dagegen find die Marmor-Sculpturen fehr fchwach. Die Bronze- 
Statuen find vortrefflich modellirt und ebenfo fehr »jefclnckt j^egoffen und eifelirt. Ob Gerhard 
I leinrich felbft eine Gufshütte befeffen, ift unbekannt; vielleicht hat der Glocken- und Süickgiefser 
Gerhard Götz, der mit dem Meifter bekannt und durch Gevatterfchaft verbunden war, Gufs und 
Cifclirung beforgt In dem Mufter der Damaft-Robe der Frau Katharina wiederholt fich öfter die 
Chiffre JtK ; es find da die Anfangsbuchftaben von deren Vornamen, dem ihres Gemahls und ihres 
Sohnes, verbunden (Melchior, Chriftoph, Katharina). Sind die Bronze-Figuren wirklich eines 
Künftlers würdige Arbeiten, fo find die bronzenen Relief- Tafeln geradezu fchiilerhaft, roh und 
ungefchickt ausgeführt. Meifter Gerhard Heinrich hat fich doch, wenn man das Monument genau 
und eingehend ftudirt, die Ausführung desselben recht leicht gemacht. Der Entwurf mag von ihm 
herrühren und der ift ja auch ganz anfprechend, aber die Arbeit felbft hat er feinen Leuten über- 
laffen; ein Künftler, der die Bronze-Figuren zu modelliren vermochte, der ift nicht im Stande fo 
lahme und dumpfe Geftalten wie die Marmor-Figuren auf dem Haupt-Gefims auszuführen. Die 
Arbeit mufs er ganz feinen Leuten überlaffen haben, aber ihm wird immer der Vorwurf gemacht 
werden können, dafs er fo ungewandte Kräfte zur Ausführung einer fo theuren Arbeit herangezogen 
hat, dafs er es vor allem vor feinem Kiinftlergewiffen verantwortete, die gewöhnlichften zum 
Theile gar fchülerhafteften Gefellenleiftungen mit feinen eigenen künftlerifchen Compofitionen zu 
einem Ganzen zu vereinen. 




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EINIGE ÄLTERE ELFENBEINARBEITEN KIRCHLICHER 

BESTIMMUNG, 




Von Dk. Karl Lind. 

CMil jj Tcxt-Illuftrationcn uu<l »wci Tafeln.) 

ELFENBEIN war flets ein mit Vorliebe gefliehtes Material zur Anfertigung von plaftifchen 
Arbeiten. Seine Verwendung reicht in die älteflen Zeiten der Cultur zurück, ja es war 
im Alterthum in gewiffer Beziehung der grüfseren l'laftik viel mehr dienftbar, als dies 
im Mittelalter der Fall war. Erft mit dem Wiederaufleben der Antike in der Kunft wendete fich 
der kunftfertige Schnitzer und Dreher wieder diefem Material zu und die Liebhaberei gewann 
Interefle für derlei grofsere Arbeiten, was dann gefleigerte Erzeugung derartiger Kunft-Produftc 
zur Folge hatte. 

Das Mittelalter hielt in Bewunde- 
rung der aus der Antike übernommenen 
Vorbilder flets an diefem werth voll ften und 
vomehmften unter den thierifchen Bearbei- 
tungs-Stoffen und überdies für die Bild- 
fchnilzerei und Drechslerei fo befonders 
geeigneten Material zwar mit Vorliebe fefl, 
ohne es aber fo reichlich in Verwendung 
zu bringen, als die darauffolgende Zeit. Wie 
faft die ganze Kunft des Mittelalters war 
auch die Elfenbeinfchnitzerei beinahe nur 
der chriftlichen Kirche gewidmet und für 
deren Bedürfniffe und l'runk thätig. Erft 
der Verlauf der weiteren Jahrhunderte fchuf 
diefer Kunft auch für profane Zwecke 
genügenden Raum zur Entwicklung, bis gegen den Schlufs des Mittelalters diefe Richtung unzweifel- 
haft das Uebergewicht erreicht hatte. 

Das Elfenbein hielt man feiner Feinheit und fchonen weifsen Farbe wegen, dann mit Rück- 
ficht auf feine Beziehung zum Elephanten — als dem von den chriftlichen Bhyfiologen bezeichneten 
Mutter der Reinheit — für ein befonders berufenes Material im kirchlichen Dienfte. Man verwendete 
diefes Material zur Ausfchmückung von Buchdeckeln, zu Büchfen, namentlich jener zur Aufbe- 
wahrung von Hoftien (Ciborien) und Reliquien beftimmten, für kleine Figurengruppen, für kleine 
WeihwafTcr-Gefäfse, Bifchofftäbe, für Kufstäfelchen und kleine fchreinfürmige Reliquiare. Auch 
fchmückte man damit die nach Art der Dyptychen und Triptychen der Antike gebildeten kleinen 
VII! n k 17 




Fig. i. 



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Einige altere Elfenbeinarbeiten kikciilichek Bestimmung. 



•31 




Fi* 



Trag- Altäre; nur wurde jetzt das von der Aufsenfeite der Deckel nach Innen verlegte Elfenbein- 
Relief mit der natürlicherweise kirchlichen Darftellung zur Hauptfache, während es früher nur eine 
verzierende Heigabe war. 

Im 10. Jahrhundert und mehr noch im n. Jahrhundert fand die Elfenbeinarbeit in DeutSch- 
land und zwar am kaiferlichen Hofe und in den reichen und prachtliebcnden Histhümem und 
Kleidern eine vorzügliche Fliege. Die damals geschaffenen Werke laffen den tiarin zur Geltung 
gelangenden zunehmenden geiftigen und 
künlllerifchen Auffchwung deutlich erken- 
nen. Im Abendlande treffen die eigenen 
Schöpfungen der Kunft und damit der ein- 
zelnen Zweige derfelben, alfo auch der 
Klfenbeinfchnitzerei mit jenen von Byzanz 
zufammen, und war es eine natürliche Folge 
davon, dafs die letzteren auf die heimifche 
Schnitzkunft einen zwar eigenthümlichen, 
aber gewifs heilfamen modificirendcn Ein- 
SluSs ausübten, ohne dafs fie dafelbft in getreuer Weife durch die Hand der klöfterlichen Künftler 
nachgeahmt worden wären. Vielmehr vereinigen fich hier cinerfeits die mangelhafte und rohe 

Darftellung und die ungenügende Tech 
nik, anderseits die byzantinifchen Mufter 
mit einem folchen Erfolge, dafs fich 
daraus eine belfere und geübtere Be- 
handlung, eine Abfchwächung der 
Starrheit der byzantinifchen Darftel- 
lungen durch einen diefelbemildernden 
Schwachen Anllug der Antike ergab, 
Fi « s der Sich mit ungleicher Macht hin- 

sichtlich Leben, Bewegung, Gruppirung und Ausdruck geltend machte; in Folge davon zeigten 
Sich Spuren einer neuen eigenen Kunftrichtung. 

An den Werken des IL Jahrhun- 
derts insbeSonders treten neben dem tie- 
feren geiftigen Ausdrucke, dem in der 
damaligen Kunftftrömung gelegenen und 
deutlich hervortretenden Bemühen nach 
möglichft vielen SymboliSchen Beziehungen 
und neben einer gewiffen Lebhaftigkeit der 
Bilder, einem Ringen nach Wahrscheinlich- 
keit und Empfindung die Form und cor- 
reifte Zeichnung immer mehr in den 





Fig. «. 



Hintergrund; es werden, ohne gerade auS die byzantiniSchen Vorbilder und noch weniger auf 
jene der Antike zurückzugreiSen, die menSchlichen Körper unrichtig wiedergegeben, die Köpfe, 
Hände und Flifse unwahr, groSs und plump, die Thiere und Bilanzen bleiben zwar charakteriftiieh 
und zeigen ein Beftreben nach möglichft natürlicher Wiedergabe, Sinti aber roh und derb aus- 
geführt, kurz die Schon im früheren Jahrhundert ericheinenden Spuren der neuen und eigenen 
naturaliftiSchcn Richtung entwickeln Sich nun kräftig zur Selbständigkeit und faß rücksichtslos 
gegenüber einer edlen und Schönen Darftellung. 

>T 

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«3» 



Dr. Karl Lind. 




Ein koftbares Denkmal früh-romanifcher Elfenbeinschnitzerei befindet fich in dem Bene- 
dicliner-Frauenftifte am Nonnberg in Salzburg. Es ift der Thronftuhl der Aebtiffin, ein höchft 
merkwürdiges und überaus feltencs Mobelftück. Im Jahre 1242 gab Erzbifchof Eberhard II. der 
Aebtiffin Gertraud II. (1232 — 1252) und allen ihren Nachhfolgerinnen das Vorrecht, fich des Fal- 
diftoriums und des l'edums zu bedienen: „utatur fella five Kathedra et virga five baculo pafto- 
rali". Die Anfchaffung des heute noch vorhandenen Thronftuhles dürfte fomit in die Zeit der 

Erlangung der erwähnten Auszeichnung 
gehören, wiewohl der primitiv romanifche 
Charakter der an demfelben befindlichen 
Verzierungen eine frühere Entftehungszeit 
vermuthen lafst. 

Wie die Abbildung in Fig. 1 zeigt, 
handelt es fich um einen zufammenfchlag- 
baren Thronfeffel ohne Rücklehne, einen 
Faltftuhl. Der Stuhl felbft ift von Holz, roth 
und mit Göhl bemalt und an vielen Stellen 
mit eingelegten kleineren und grofseren 
Elfenbein-Reliefs geziert, theils blos ornamentaler Art, theils find beflimmte Scencn dargcftellt, 
die fich wahrscheinlich weniger auf Heiligen-Legenden und auf das Mönchslcben als auf irgend 
eine Heldenfage bezichen. Leider find fchon einige diefer Schnitzwcrke herausgefallen und ver- 
loren gegangen. Nebft der Elfenbein- 
Verzierung ift an drei Stellen der Sei- 
tenlehne auch Malerei angebracht, 
eine Zugabe weitaus jüngerer Zeit, 
doch von hohem Intereffc. Die Bild- 
chen find auf Goldgrund gemalt und 
zeigen das Martyrium des heil. Amand, 
Samfon im Kampfe mit dem Lüwen 
um! die Uebergabe des Fallftuhles 
durch den heil. Rupertus und einen Bcnedicliner-Mönch an die knieende Aebtiffin. Fall alle Elfen- 
beinbildchen find in den folgenden Abbildungen wiedergegeben. Fig 2—9 bringen die grofseren 



Fi C . S . 




Kig 6. 





Hg 7 



Fig. 10. 



Bildchen, die fich an den feitlichen Verftärkungsleiften des Stuhles befinden, darunter ein Bildchen 
mit einer Hirfchjagd, Fig. 10—13 die Jo1 * befindlichen Mittelbildchen in Elfenbein, Fig. 14 ein 



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Einige Äi.tkke Ki fenhein-MUseiten kirchlicher hestimmln«;. 



133 






Befatzftück der Oberfläche der Seitentheile, Fig. 15 — 28 ornamentale und figurale Befatzftückc an 
Füfsen, Fig. 29 Befatzftiicke an der Achfe und Fig. 30—33 die bronzenen Befatzftückc an tlen 
oberen und unteren Enden des Geftclles in Form von 
ftylifirten Löwenköpfen und Tatzen. Unter den 
Letzteren und in den Rachen befinden (ich theils 
Menfchen theils kleine Thierc. 

Ein weiteres Bcifpiel bietet der hochinter- 
effante Buchdeckel, der (ich im Schatze des Stiftes 
.SV. Paul in Kärnten befindet. Die beigegebene 
Tafel 1 veranfehaulicht denfelben. Das Elfenbein- 
fehnitzwerk gehört in das 11. bis 12. Jahrhundert. Die 
Umrahmung aus vergoldetem Silber mit eingravirten 
Pflanzen-Arabesken und der Medaillon-Befatz in den 
Ecken (die vier Evangelillen mit ihren Symbolen) in 
getriebener Arbeit dürften dem 14. Jahrhundert ent- 
flammen. Das Elfenbeinfchnitzwerk zeigt innerhalb 
einer kräftigen Akanthus-Umrahmuug zwei Darftel- 
hingen: nämlich Chrifti Himmelfahrt und Chriftus 
als Wcltrichter. 

Im erften unteren Bilde ficht man wie Chri- 
ftus gegen Himmel fchwebt, dort von zwei lieh in 

Ehrfurcht tief beugenden Engeln empfangen wird 

und (ich ihm die rechte Hand Gottes entgegenftreckt. 

Unten die Schaar der Apoftel und in der Mitte Maria, 

alle in lebhafter Bewegung und gegen Himmel 

blickend, befonders Maria, die zu dem fcheidenden 

Sohne mit aufgehobenen Händen emporfieht. Die 

Darfteilung ift übrigens fehr naiv; denn acht der 

Apofteln blicken in entgegengefetzter Richtung 

empor, können daher Chriftum nicht fehen. 

Das zweite und obere Bild, das beiläufig nur 

ein Dritttheil des ganzen Reliefs einnimmt, Hellt 

Chriftum auf einem Thronftuhle fitzend dar, die 

Rechte zum Segen erhebend, in der Linken das 

Evangelium; die ganze Darftellung innerhalb eines 

einem halben Ei ähnlichen Ovales mit nach innen 

gebauchter Fläche, das von zwei Engeln getragen 

wird. Oben in kleinen Medaillons Sonne und Mond 

als weibliche Bruftbilder. Betrachtet man die einzel- 
nen Figuren, fo ift deren Zeichnung, namentlich was 

die körperlichen Stellungen anbelangt, fehr mangel- 
haft; die Füfse und insbefonders die Hände lind zu 

grofs. Dennoch hat der Künftler dem Schnitzwerke eine befondere Aufmerkfamkeit zugewendet ; 

befonders find die Köpfe und die Gelichter mit grofser Sorgfalt behandelt und ift ihnen ein für 

die Anfertigungszeit überrafchender Ausdruck gegeben. Das ganze Bild charakterifirt fich als 

ein Werk ftreng romanifchen Styles. 



Fi e 16. 




K'S 24. 




Hg. n 




Fig. 26. 



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«34 



Du. Karl Lind. Einice Alters Elfenbbimakbkitkn kikchmchkk Bestimmung. 




Flg. i8 



Schliefslich fei noch ein Beifpiel einer Klfenbeinfchitzerei kirchlichen Charakters aus etwas 
jüngerer Zeit, etwa Anfang des 15. Jahrhunderts gegeben. Ks ift diefs ein Diptychen im Schatze 
des Stiftes Kremsmrinßcr befindlich (liehe Tafel II). 
Beide viereckige Bildchen find mit je drei Spitz- 
bogen in gcfchmackvoller Weife baldachinartig be- . 
krönt. Im erften Bilde fehen wir die drei Konige in \^ 
der Anbetung und Opferung vor dein Chriftkinde, 
das bekleidet am Schofse feiner jugendlichen Mutter 
fitzt, während ein Engel diefe krönt. Ober den drei 
Königen der fie leitende Stern. Der eine knieende 
König bringt in einer kelchartigen Schale Münzen, 
und hebt mit der andern die Krone von feinem 
Haupte Die beiden anderen tragen verfchloffene 
Gefafse (Büchfe, Ciborium). Im zweiten Bilde wird 
der Kreuzestod Chrifti veranfehaulicht Chriftus ift 
bereits am Kreuzholze hängend zufammengebrochen, 
die Körperlaft wird nur mehr von den angenagelten 
1 landen getragen und die Füfse find mit heraustre- 
tenden Kniecn zufammengexogen. Vom Schmerze 
überwältigt finkt Maria in die Arme zweier Frauen, 
die hinter ihr ftehen. An der linken Seite des Kreuzes 
ftehen Johannes und der Hauptmann. An den Enden 
des Querbalkens Engel, die mit den Nägeln durch- 
fchlagenen Hände des Erlöfers gewifsermafsen unterftützend; ober dem Kreuze Sonne und Mond. 
Das Schofstuch Chrirti reicht über die Knie hinab, die Füfse find mit einem Nagel angefchlagcn. 
Nicht klar ift die Motivirung der in die Seite Chrifti geftofsenen Lanze, die mit Marien in Ver- 




Flg 19 




Fig. 3». Fi* ji rig 32 r% 33. 



bindung fteht. Die Figuren erfcheinen leicht bewegt in ziemlich natürlicher Haltung, die Köpfe 
jedoch unproportionirt grofs, die Gefichter mit einem gewilTen geiftigen Ausdrucke, die Gewandung 
noch mit langgezogenen Falten, Ilellenweife aber knitterig. 




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DIE RUINE DER- ALTCHRISTLICHEN BASILICA IN 
MUGGIA VECCH1A BEI TRIEST. 

von Rudolph von Eitelbbkckr. 

[N der Bucht von Muggia bei Trieft lie^t hart am Meere die gleichnamige Stadt, ein kleiner 
Ort mit einer recht intereflanten Kirche aus dem 15. Jahrhunderte. An der Facade der- 
felben fieht man ein fchönes Radfenlter, in deften Mittelpunkt fich Maria mit dem Jefus- 
kinde befindet. Am Tympanon der Eingangsthür ift eine intereffante Darftellung Gottvaters mit 
Jelus aui dem Schofse angebracht, umgeben von zwei Engeln Am Architrav der Thür fieht man das 
Lamm. Wappen und Infchriften geben hinreichende Daten über die Erbauung der Kirche. Der Platz 
vor der Kirche mit dem Palazzo der Municipalität gibt uns das Bild eines von Venedig beherrfchten 
kleinen Städtchens, das fich im Kampfe mit Maximilian I. tapfer benommen hat. Der Pfarrer bewahrt 
zwei höchft intereffante Stücke; ein prachtvolles Oftenforium im ital.-gothifchen Style des 15. Jahr- 
hunderts und einen Kelch aus derfelben Zeit, in dem fich aber einige Beftandtheile aus früh 
romaniieher Zeit befinden. Beule Objecte verdienten eine Aufnahme von kundiger Hand. 

Was mich aber nach Muggia geführt hat, ift nicht das heutige Muggia, fondern Mttggia 
vecchia, deiTcn Ruinen lieh auf der (teilen Hohe oberhalb Muggia befinden. Ks wurde in dem Kampfe 
der Venezianer mit den Gentiefen im 13. Jahrhundert vollftändig zerftört und fodann von den Ein- 
wohnern verlaffen. Nichts blieb übrig als einige Bäume von ungewöhnlicher Schönheit und die 
Ruinen der Umfangsmaucr und die den Apoftelfürftcn Peter und Paul gewidmete Kirche. Architekt 
Pulcher machte mich auf (liefe Kirche aufmerkfam, und in feiner Begleitung unternahm ich den 
befchwerlichen Marfch auf die Höhe zu der Kirche, von der man eine prachtvolle Ausficht auf das 
Meer und Trieft geniefst. 

Die Kirche gibt ein recht deutliches Bild einer kleinen alt-chriftlichen Bafilika, angemeffen 
den Bcdürfniflen einer kleinen chriftlichen Gemeinde. Was eine Bafilika charakterifirt, ift, wenn auch 
nur in Ruin e n, noch erhalten. Die Mauer des Atriums mit dem Kantharus, die Vorhalle, das Pulpitum, 
die Cancellen, der Ambon lind erhalten. Sie find aus Marmor mit Ornamenten verleben, welche ganz 
den longobardifchen Ornamenten in Cividale analog find. Betrachtet man die Ornamente, welche auf 
dem Aufsenrande des fechseckigen Inmerfions-Taufbeckens in der Kathedrale des S. Juftus in Trieft 
und die Ornamente auf einigen ornamentalen Ueberreften, welche aus Aquileja Hammen, fo kann 
man den Gedanken nicht unterdrücken, dafs diele Ornamente mit ihren eigentümlichen Verfchlin- 
gungen, Thier- und Menfchen-Fratzen, die Kunftfprache tler Bildhauer jener Zeit gewefen find, welche 
durch die Zerftörung Aquilejas von Attila und Karl dem Grofsen begrenzt ift. Die Kirche, die leider 
nur nothdürftig in Stand gehalten wird, ift eine alUhrißliclu dreifhiffige Pfeiler- Bafilika mit drei 
Apfiden, von denen nur die mittlere am bellen erhalten ift. In der Kirche find noch vorhanden das 
Pulpitum, der Ambon und die Cancellen. 

Das Pulpitum fteht frei, hart neben dem Ambon, der ganz diefelbe Grundform hat, wie 
zu Grado und Torcello. Nur ift er roher in tler Arbeit und ruht auf fechs freiftehenden Säulchen, 



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,36 R. v. BtTBLBBRCER. Die Ruine dek altchristlichen Basilka etc. 

deren Säulenfufs mit Kichenblättern geziert ift. Als eine Befonderheit ift zu verzeichnen, dafs auf 
dem oberen Rande zwifchen zwei Köpfen (ich ein marmornes Lefepult befindet. 

Die innere Einrichtung der Kirche ift ganz in der Art, wie fie bei den römifchen Bafilikcn 
vorkommt; das Mittelfchiff ift mit den Cancellen verfehen zur Aufnahme der Lcttoren und Sänger, 
jedes von den Seitenfchiffen hat ebenfalls feine Cancellen. Die Abfiden find in der Art der orien- 
talifchen Baliliken horizontal abgefchloffen. 

An den beiden Wanden des Hauptfchiflcs find Fresken von denen vier, die der Kvangeliften, 
den fpät-byzantinifchen Charakter an (Ich tragen. Aus einer jüngeren Zeit, etwa dem 14. Jahrhun- 
dert, dürfte die heil.Catharina, der heil. Dominicus und ein coloffaler Chrifloph mit «lern Jefuskinde mit 
der bekannten Infchnft, dafs wer an »liefern Tagt: das Bild Chriftophs erblickt, an einem plötzlichen 
Tode nicht fterben wird, herrühren. Trotz vielfacher Uebertünchung kamen die Spuren der Malerei 
mit der Zeit zum Vorfchcin, was daraus erklärt wird, dafs die Farben mit Wachs gemifcht waren. 
Im Orient hat Herr Puhher öfter wahrgenommen, dafs die Wachsfarben durch die Uebertünchung 
durchwachten. 

Am Altare hat man eine antike Infchnft angebracht, deren Züge die belle Zeit der römifchen 
Kaifer charakteriliren :' 

C-IVLIO 

NICOSTRATO 

FILPIISSIMO 
ANN XVIII. M Villi I>- XII 
IVLIVS- NICOSTRATVS 
NVPHE. 



' Der Archfografo Trieftino Vol. IV, p» C 508 bringt «liefe Infcrmh. Siehe »uch Hüromw Mta Crtct. Mcroor. di Triefte. 
Veneji« 199S, pag. 379 




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VII. 



BERICH T 

der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Kunfl- und hijlorifchen Denk- 
male über ihre Thäligkeit im Jahre /SS/. 




|M AnfchlulTe an den VI. Bericht diefer Com- 
miffion über ihr Wirken im Jahre 1880, der 
mit Schiufr jenes Jahres der Ocffcntlichkeit 
Ubergeben wurde, veröffentlicht diefe Commiffion mit 
dem Gegenwärtigen den Bericht über die von ihr 
behandelten Angelegenheiten wahrend des eben abge 
fchloflenen Jahres 1881. Die Zufammcnfctzung der 
Commiffion erlitt in (liefern Zeiträume durch zwei 
Todesfälle eine wefentliche Aenderung. 

Zunachft hatten wir den Tod des Mitgliedes 
Albert Ritter v. Camefina-Samittore zu verzeichnen. 
Der l'r.ifulcnt eröffnete die Sitzung am 17. Juni mit 
einem Nachrufe an den am 16. Juni d. J. verdorbenen 
Kegierungsrath Ritter von Camefina. Kr fchilderte 
delTcn Verdicnflc um die Central-Commiffion, der 
derfclbc nicht nur feit deren Gründung angehörte, 
fondern an deren Creirung er auch bcthciligt war. 
Camefina' s l'ublicationen und Vcrdienfte auf archiiolo 
gifchem Gebiete werden ihn in lletem Andenken der 
Nachwelt erhalten. 1 

Haid darauf hatte der i'rafidcnt des am 16. Juli 
verdorbenen Mitgliedes Ferdinand Laußerger in 
tiefgefühlten Worten zu gedenken Laufberger gehörte 
zwar der Central-Commiffion nur wenige Jahre an, 
doch war er ftets zur ausgiebigen und nutzlichen Mit- 
wirkung an der Löfung ihrer Aufgaben bereit. 

Noch wahrend des Jahres 1881 wurden zwei der 
drei* erledigten Mitgliederitellen durch die feitens 
des Unterrichts Minifters erfolgte Berufung des Regie- 
runysrathcs Karl Radnitcky und Miniflerial-Sccretars 
im Handels Miniflerium Dr. Karl Und befetzt. 

Der Mitglieder-Stand war demnach mit Schlufs 
1881 folgender: 3 

Se. Exe. Dr. Jofeph Alexander Frei», v. Helfert, 
k. k. Geh. -Rath, als Prafident; ferner 

Bergmann Hermann, Architekt. Ober-Baurath im 
Minillcrium des Innern, als Vertreter diefcs Mini- 
ftcriums; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 12. Marz 
1880, Z. 1911 , 

Ferfiel Heinrich, F reih, v., Ober-Baurath. k. k. l'rof. an 
der technifchen Hochfchule in Wien; wieder- 
beltatigt mit M. K. ddo. 8. December 1878, 
'/.. 10040; 

/(au/er Alois. Architekt, Prof. an der Kunllgcwerbe- 
fchule des k. k. öfterr. Muleums; wiederbeflatigt 
mit M. K. ddo. 8. December 1878, Z. 19040; 

Kenner Fricdr., Ph. Dr.. Vice-Director der Münz- und 
Medaillen • Sammlung des Allerhochften Kaifer- 
haufes; wiederbellatigt mit M. IC. ddo 8 Decem- 
ber 1878, Z. 19040; 

' S N.krolo« im VII. Bande .1« «Uuheilu*«» N. F. 
' Eint > erblieb linkerem nc*h ju. .lern Jilne ilk 

Iii, der H-ruf«in|f i« be. den cimrlnc« Mitglieder« .'.rt Co» 

" rn ; f. u. 

VIII N. V. 



Klein Johann, Hiltoricnmaler, k. k. Profeffor; wieder 
bellatigt mit M. K. ddo. 8. December 1878. 
Z. 19040; 

l.ind Karl, J. Dr.. k. k. Minilkrial-Secrct.ir im Handels 
Miniflerium; berufen mit M. E. ddo. 21. Septem- 
ber 1881, Z. 12236; 

Much Mathias, J. Dr.; berufen mit M. K. ddo. 8. Juni 
1877, Z. 193,59 ex 1876; 

Radmtzky Karl, k. k. Kgs. R. und emerit Prof. an der 
k. k. Akademie der bildenden Kunfte, berufen mit 
M. K. ddo. 21. September 1881, Z. 12256. 

Sacken F.d. Kreih. v., Kgs. R , Ph. Dr., Direktor der 
Antiken- undMunz Sammlungen des Allerhöchften 
Kaiferhaufes; wiederbeftatigt mit M. K. ddo 
8. December 1878, Z 19040; 

Sehe/lag Franz, k. k. Cuftos der Kupterllich-Sammlung 
des Allerhöchften Kaiferhaufes; berufen mit M. 
E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630; 

Schmidt Friedrich, Ober-Baurath, Dombaumeiller und 
k. k. l'rofeffor; wiederbeftatigt mit M. K. ddo. 
8. December 1878, Z. 19040; 

Siekel Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerlitats- 
profelTor; wiederbeflatigt mit M. K. ddo. 8. De- 
cember 1878, Z. 19040; 

Trenkzuald Jofef Math , k. k. Profeffor an der Akademie 
der bildenden Kunfte; berufen mit M F. ddo. 
17. September 1877, Z. 11630; 

Winter Gullav, Dr., Hof-Concipift im k. k. Haus-, 
Hof- und Staats Archiv; berufen mit M E. ddo. 
17. September 1877, Z. 11630; 

Zeijsberg Heinrich. Ritter v., Ph. Dr., k. k. Univerfitats- 
profeffor; wiederbeftatigt mit M. E. ddo. 8. De- 
cember 1878, Z. 19040; 
als Mitgliedern. 

Die einzelnen Comites fetzten lieh aus folgenden 
Herren zufammen: 

Das Rcdactions-Comite aus den Herren Ilaufer, 
Sacken und Zei/sberg. 

Das Budget Comite aus den Herren Bergmann. 
Camefina und Hau/er. Die Caffa-Scontrirungen be- 
forgten die Herren Camefina und Hau/er. 

Das Comite zur Lcberwachung der Reltaurirung 
von alten Gemälden aus den Herren Bergmann, Klein. 
Radnitcky. Sacken und Trenkwald. unter Bcizichung 
des VorÜandes der k. Rcftaurir-Schule im Belvedere: 
Karl Schellein. 

Das Comite in .Angelegenheit der Erwirkung zur 
Erzielung einer Staats Gefetzgebung zum Schutze der 
Denkmale aus den Herren Hau/er. Kenner, Unit und 

Sütel. 

Das Comite in Angelegenheit der Abfaliuti'; einer 
Kunfl -Topographie der im Keichsrathc vertretenen 



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II 



Lander des. oftcrrcichifchcn Kaiferltaates bildete fich 
aus den Herren Kenner, Lim/, Sacken, Scheflax und 
Winter unter Beziehung des Cuftos K. Climclaf im 
k. k. ofterreichifchen Mufeum für Kunftj und Induflric. 

Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit- 
glieder zu 34 Sitzungen zufammen, darunter 9 Plenar- 
sitzungen und 25 Scclions-Sitzungcn. ahgefehen von 
den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites. Wie 
es (ich feit Jahren ergab, halten auch im Jahre 1881 die 
meiften Verhandlungen der l'lenar • Verfanimlungen 
den Zweck, die Berathungs-Refultatc der Special- 
Comites entgegenzunehmen, diefelbcn zu prüfen und 
darüber zu befchliefsen, über die Crcirung von Confcr- 
vators-Poftcn, über Befetzungsvorlchlage fchlüffig zu 
werden, Correfpondenten zu ernennen, Finanz- und 
l'ublications- Angelegenheiten zu erledigen, endlich 
über grofscre Einleitungen und Maafsnahmen zu be- 
fchliefsen, infofern dadurch namhaftere Summen in 
Anfpruch genommen werden folltcn 

Wiederholt ergaben fich Anlaffe Angelegenheiten 
einzelner Sectionen ftatt in diefen ihrer Dringlichkeit 
oder Wichtigkeit 1 wegen in den l'lenar- Verfammlungcn 
zu verhandeln. Bisweilen wurden BefchluiTe der ein- 
zelnen Sectionen noch überdies in den l'lenar- Verfamm- 
lungcn berathen, um durch das Gewicht des Votums 
diefer die Wichtigkeit folcher Angelegenheiten dar- 
zuthun. Wahrend der Studienferien wurden, wie alljähr- 
lich, die dringenden Angelegenheiten durch das Prä- 
fidium, meiltens im Einvernehmen mit einem Mitgliede 
der Commiffion als Referenten gegen nachtragliche 
Mitthciluug an das Plenum oder an die betreffende 
Scflion erledigt. 

Die Lille der Confcrvatorcii wurde im Laufe 
des Jahres 1881 in ausgiebiger Weife verftarkt, fo dafs 
nicht nur faft alle als wunfehenswerth erkannten Con- 
fervators-Stcllcn befezt find, fondern auch noch einige 
neucreirte Stellen der L und II. Scclion zur Bcfetzung 
gelangten. Line wefentliche Veränderung in Betreff 
der Confer\atoren trat dadurch ein, dafs in Nieder- 
Ocftcrrcich, Böhmen, Mahren, Tyrol und Dalmatien 
die Abgrenzung des Wirkungskreifes derfelben, für 
welche bisher die alte und nun völlig aufser Brauch 
gekommene Kreiseintheilung mafsgebend war, nun 
nach Bezirks - Hauptmannfchaftcn und zwar unter 
Zullimmung der betreffenden Landesllelle feftgeftcllt 
wurde, was eine Vermehrung der Confervatoren- 
Stcllen in einigen Kronlandcrn zur Folge hatte. Weitere 
Acndcrungen ergaben (Ich durch Todesfälle oder 
durch Rücktritte. So refignirte Anton Wuiter zu Wien 
als Confervator für Angelegenheiten der II. Sctticn im 
K. U. M. B. Der vcrdicnftvolle Confervator Anton 
Ritter v. Gallenßein ift am 10. Oclobcr, der nicht 
minder ftrebfame Confervator Anton Maloih am 
15. Oclober 1880 geltorben. 

Mit Ende des Jahres 1881 waren folgende Con- 
fervatoren. und zwar, wo erforderlich, unter ausdrück- 
licher weiterer Verlängerung diefes Ehrenamtes auf 
die fünf folgenden Jahre beftellt: 

/. Oellerreich unter der Enns. 

Böhm Conftantln, EdL v., Archivar im k. k. Haus-.IIof- 
und Staats -Archiv. (Für Wien III. Se&ion.) 

> Si« wrr.Jen jedotli 1>.. J«n An«lf t»licit<a der biibtliclini StAim 
Uff"".*" »crd.. 



Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeirtcr im 
Stifte Gottweig. (Kur die I. Sektion in den Bezirks- 
hauptmannfchaftcn: Amllettcn, Lilicnfcld, St. 
Polten, Scheibbs und die Stadt Waidhofen a. d 
Thaya und für die III. Seclion hinfichtlich Nieder- 
Üellerreichs aufser Wien.) 

Fries (iottfried, Gymn. Prof. in Seitenllettcn. (Für 
die II. Seftion in den Be/.irkshauptmannfchaftcn: 
Amftctten. LilienlVld, St. Polten, Scheibbs und 
die Stadt Waidhofen a. d. Thaya.) 

Haufer Alois, Architekt und Prof. an der Kunft 
gcwcrbcfchulc des k. k. Mufcums. Für Wien, II.) 

Kenner Friedrich, Ph. Dr. Für Wien. I.) 

Much Mathias, Dr. (Für die Bezirkshauptmannfchaften: 
Horn, Krems, Waidhofen a. d. Thaya, Zwettl, 
Grofsenzersdorf, Miftelbach, Korneuburg und 
Obcr-Uollabrunn I. Seftion.) 

Xewald Johann, penf. k. k. Forll-Akademie-Direiflor in 
Wien. (Für die Bezirkshauptmannfchaften : Grofs 
enzersdorf, Miftelbach. Korncubuig und Ober- 
Hollabrunn. II. Scclion.) 

Hosner Kail, n. o. L. Ingenieur in Krems, Bef. d. 
gld. Verd. K. |m. d. K l [Für die Bezirkshaupt- 
mannfchaftcn: Horn, Krems, Waidhofen a. d. 
Thaya und Zwettl. II. Scflion.) 

Sacken Eduard, Freih. v. (Für die Bezirkshauptmann 
fehaften: Baden, Bruck a. d. Leitha. I lernals. Neun- 
kirchen. Wiener Neufladt und Sechshaus; I. und IL 
Section.) 

2. Oeßerreich ob der Zinns. 

Czerny Albin, Chorherr und Bibliothekar in St 
Florian. (III.) 

Kolb Jofcph v.. Privat in Linz-Urfahr. (Für Ober 

Ocftcrrcich I.) 
Wimmer Florian, Stifts-Capitular von Krcmsmünller, 

derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. (II. rechts der 

Donau.) 

Schirmer Otto, Dombaii-Architckt in Linz. (II, für Linz 
und links der Donau.) 

j. Salzburg. 

Berger Vitus, Profeffor und Fachvorftand der Staats- 

gewerbefchule in Salzburg. (II.) 
Richter Eduard, Gymn. Prof. in Salzburg. (I. und III ) 

4. Steiermark. 

Graus Johann, Weltpricftcr, Docent für Kunft - 

gefchichte am furftbifchoflichen Diocefan Seminar 

in Gratz. (II. für Ober-Steiermark.) 
Lufchin-Ebcngrcuth Arnold, Kit. v., J. Dr., Univ. Prof. 

in Gratz. ill. für Unter Steiermark.) 
Pichlcr Friedrich, Ph. Dr., Univ. Prof.. Vorlland des 

Münz- und Antiken Cabinets am Joanneum in 

Gratz. (I.) 

Zahn Jofephv , Prof. und Landesarchivar in Gratz. IUI.) 
£. Kärnten. 

Lebinger P. Norbert, Bcncd. Ord. Pr. von St. Paul 

Gymn. Prof. in Klagenfurt (III.) 
Stipperger Adolph. Architekt in Klagenfurt. (II.) 

(Unbefetzt I. Seföon.) 



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III 



6. Kraut. 

Defchman» Karl, Cuftos des Mufcun» in Laihach, 
Mitglied des krainer Landcsausfchuffes, Ritter 
der eif. Kr. III. CL (I.) 

Dimitz Auguft, Oberfinanzrath in Laibach. (III.] 
(Unbcfetzt II. Seaion.) 

7. Tyrol. 

Atz Karl, Prieftcr, Bencficiat in Terlan. (Bczirkshaupt- 
mannfehaften: Tricnt, Rovcrcdo, Riva, Tionc, 
Clcs, Borgo, Primicro. Cavalcfe und Bozen. 

II. SccVion ) 

Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef. in Hard. (I., II. für Vor- 
arlberg.) 

I.odron-Laterano, Graf, in Tricnt. (Bczirkshauptmann- 
fehaften: Tricnt, Rovcrcdo, Riva, Tionc, Clcs, 
Borgo, Primicro und Cavalefe. I. Scction.) 

Orgler Flavian, Franc. Ord. Pr., Gymn. Prof. in Hall. 
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Schwaz, Kufftein und 
Kitzbühcl. II. Scftion; aufscr diefen noch Inns- 
bruck, Imft, Landeck, Reutte, Brixen, Brunneck, 
Lienz, Ampezzo, Bozen und Meran. I. SccTtion.) 

Schonher David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck 
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Innsbruck, Imft. Lan- 
deck, Reutte, Brixen, Brunneck, Lienz, Ampezzo 
und Meran II. Seftion, für Tyrol und Vorarlberg. 

III. Seaion.) 

S. hüßenland. 

Bizzarro Paul v., Dr., Advocat in Görz. (I. fiir Görz und 
Gradisca.) 

Coronini Cronbcrg-Paravic Franz. Gf , k. k. Geheim. 

Rath und Kam., k. k Oberft a D.. in Görz. (II. für 

Görz und Gradisca. 
Mortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Trieft. (III. für das 

Küftcnland.l 

Klodic Anton, Rit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in 
Trieft. Rit. d. eif. Kr. III. Cl. (I. für Iftrien mit 
Ausnahme von Trieft fammt Gebiet und Pola.) 

Pcrvanoglu Peter, Realitätcnbefitzcr in Trieft. (I. für 
die Stadt Trieft und ihr Gebiet.) 

Righetti Jon., Dr., Architekt in Trieft, (n. für die Stadt 
Trieft, ihr Gebiet und für Iftrien mit Ausnahme 
von Pola.) 

Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (L und II. für das 
Gebiet von Pola.) 

p. Dalmaticn. 

Alacevic Jofeph, k. k. Landesgcr.Rath in Spalato. (III. 

für den ehem. Kreis Spalato). 
Bianchi Karl, Fr., Cavalierc, Domherr in Zara. Rit. d, 

Fr Jof.-Ord. (III, für den chem Kreis Zara ) 
Bulic Franz, Gymn. Prof. und Bczirksfchul Infpeftor 

in Zara. (I. für den ehem. Kreis Zara.) 
Gclcich Jofeph, Prof. an der nautifchen Schule in 

Ragufa. (I., II. und III. für die ehem. Krcifc Ragufa 

und Cattaro.) 

Glavinic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d. Kr i, 
Gymn. Dir. und Muf. Dir. in Spalato. (I. und II. fiir 
den rhem Kreis Spalato.) 



Smiric Johann, Realfeh. Prof. in Zara. {II. für den ehem. 
Kreis Zara ) 

10. Höhnten. 

Baum Anton, Architekt in Prag. (II. für den chem. Bunz- 

lauer Kreis und prov. für den ehem. Saazcr Kreis.) 
Bcncs Franz Jofeph, gräflich Harrach'fcher Cafficr, 

Cuftos des vatcrlandifchen Muf. in Prag. (II. für 

den ehem. Prager und Caslauer Kreis.) 
Berger Stephan, J Dr., Grofsgrundbefitzer in Prag. 

iL für die ehem. Kreifc Lcitmcritz und Saaz.) 
Gindcly Anton, Ph. Dr., Univ. Prof., L. Archivar von 

Böhmen in Prag. (III. für Böhmen.) 
Grufs Joh., Dir. des Gew.-Mufeums in Leitmeritz. 

(II. für den ehem. Leitmcritzer Kreis.) 
Hermann Karl, Ob. Fin. R, u. Fin. Bez. Dir. in Kgcr. (II. 

für den ehem. Fgcrcr Kreis.) 
Hrasc Johann C.. Bezirkslchul-Infpeclor in Neuftadt 

a. d. Mettau. (II. für den chem. Koniggratzcr 

Kreis und I. für die ehem. Krcifc Koniggrätz, 

Chrudim und Caslau.) 
JitHnsky Karl, J. Dr., graflich Cemin'fcher Wirthfchafts- 

Director in Neuhaus. (II. für den ehem. l'ifeker und 

Bud weifer Kreis und I, für die ehern Krcifc Bud- 

weis und l'abor.) 
Lüfsner Moriz, jub. k. k. Statthaltereirath in Smichov 

(1. für den ehern Prager Kreis.) 
Mocker Jofeph, Dombaumeifter in Prag. (II. für die 

Stadt Prag.) 

Schmoranz Franz, Bcf. d. gld. Vcrd. K. im. d. K.), Bau- 
meifter in Chrudim (II. für den ehem. Chrudimer 

Kreis.) 

Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin. 

(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.) 
Schwerdtner Viftor, Fachvorftand an der Staats 

Gewcrbcfchulc in Pilfcn. (II. für den Pilsner Kreis 

und I. für die chem. Kreife Eger, Pilfcn und Pifek.) 
Sedlacck Auguft, Gymn. Prof. in Tabor. (II. für den 

ehem. Taborcr Kreis.) 
Truhlar Anton, Gymn. Prof. in Jicin. (II. fiir den ehem. 

Jiciner Kreis.; 

//. Mähren. 

D'Elvcrt Chriftian, Rit. v., k. k. Hofrath (III. für die 
Stadt Brünn.) 

Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hiftoriograph von 
Mähren, in Brünn. (III. für Mähren mit Ausnahme 
von Brünn.) 

Prokop Auguft, Prof. an der k. k. techn. Hochfchule 
in Brünn. (II. umfafst die Bczirkshauptmannfchaf- 
tcn: Hohenftadt, Littau.Olmiitz, Prcrau, Krcmfier, 
Profsnitz, Rumerftadt, Mahr ■ Schonberg, Stern- 
berg, Hollefchau, Wall.-Meferitz, Miftek. Neutit- 
fehein und Mähr. -Weifskirchen.) 

Sterz Karl, Rcalfchul Prof. in Znaim (H. umfafst die 
Bezirkshauptmannfchaftcn: Kromau, Nikolsburg, 
Trebttfch, Datfchitz und Znaim. 1 

Trapp Moriz, Cuftos am Muf. in Brünn. (I. für die 
Markgraffchaft M.ihren; ferner fiir die II mit den 
Bezirkshauptmannfchaftcn : Boskowitz, Brünn, 
Gaia, Goding, Mähr Trübau, Wifchaii, Ungar - 
Hradifch, Iglau, Grofs-Mel'eritz und Ncuftadtl.) 



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IV 



12. Schießen, 

Kurfchncr Göttlich, Dr., Gymn. Prof. in Troppau. iIII ; 
Peter Anton, k. k. Schuirati), Direktor der Lchrcrbil- 

dungs-Anftalt in Tefchen. ;I.) 
Prokop Albin, Bauverwaltcr in Tefchen. (II.) 

Ij. Galisien. 

Cwiklinski Lud., Dr., Univ. Prof in Lemberg (I. Oft- 
galizien.) 

Dzieduszycki Adalb , Graf., Dr. in Jefupol. (II. für Oft- 
galizicn.'l 

Lepkowski Jofcph v., Univ. Prof. in Krakau, il. und II. 

ftlr Weftgalizien.) 
I.iskc Franz Xav., Ph. Dr., Univ. Prof. in Lemberg 

III. für das polnifche Archivwefen in Oftgalizicn.) 
Pictruszcwicz Anton. Domcuflos des gr. kath. Metro 

politan Domcapitels in Lemberg. (III. für das 

ruthenifchc .Archivwefen in Oftgalizien.) 
Szujski Jofcph, Ph. Dr., Univ. Prof. u. Secr. d. Ak. d. 

\VilT. in Krakau illl für den weftlichen 1 heil von 

Galizien.) 

Bukowina. 

(lutter Jofcph, penf. Hauptmann in Sereth. (I.) 
Ifopeskul Demeter, Dir. der Lehrerbildungs-Anftalt in 

Czcrnowitz. (III.) 
Laizner Jofcph, Dir. der Staats- Gcwcrbefchule in 

Czernowitz. (II.) 

Mit Schlufs des Jahres 1880 flanden mit der Cen- 
tral-Commiffion nachgehende Correfpondenten in Ver- 
bindung: 

/. Oeßerreich unter der Urins. 

Birk Ernrt, Kit. v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k. 

Hofbibliothek in Wien. 
Blaas Carl M. Prof. an dem Landes-Keal-Gymnafium in 

Stockerau. 

Kxner W. Fr., Hofrath, Prof. an der Hochfchule für 
Bodencultur in Wien. 

Falke Jakob Fr. L., Kit. v. ( k. k. Keg.-Kath, Vice- 
Dir. des k. k. ofterr. Mufcums für Kunft und 
Indullrie in Wien. 

Hart mann V. Franzcnshuld Kruft, Edl., Ph. Dr., Cuftos 
des Münz- und Antiken-Cabincts in Wien. 

Hlavka Jofcph, Bau-K., Stadt-Baumeifter und Archi- 
tekt in Wien. 

Janaufchek Leopold, Ord. Pr„ Capitular des .Stiftes 
Zwcttl, Profcffor an der theolog. Lehranftalt in 
Hciligcnkreuz. 

Janku Johann, Beamter der Privat-Bibliothck Seiner 
Majeftat. in Wien. 

Hg Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen 
des Allcrh. Kaiferhaufcs in Wien. 

Kanitz F., Ethnograph, Dir. K. des orient. Mufcums 
in Wien. Kit. d. Fr. Jof. Ord. 

Kcrfchbaumer Anton. Th". Dr., Fhrcndomhcrr. Dcchant 
und Stadtpfarrcr in Krems. 

Kluge Benedikt, Cift. Ord. IV., Pfarrer in Wurflach. 

l.ippert Jofcph, Kit. v Grauberg, Kit. d. eil'. Kr III. CL 
Architekt in Wien. 

Mayer Anton, Dr., Secretar des 11 b. Landeskunde- 
Vereines in Wien. 



Mofsmer Anton. Burger in Kelz. 

Neumann Wilhelm, Th. Dr., Hciligcnkrciizer Stifts- 

capitular, Univ. Prof. in Wien. 
Kicwel Hermann, Kit. v., Architekt und Prof. an der 

Bau- und Mafchinenfchule in Wien. 
Rosner Friedrich, Kit. v\, k. k. Hptm hei der Mil. Bau 

Direclion in Wien. 
Kziha Franz, k. k. Prof. an der techn. Hochfcliulc in 

Wien. 

Scmbcra Alois. Rgs.Kath, Lehrer der buhm. Sprache 
und Literatur an der Univerhtat in Wien. 

Wanek Johann, Pfarrer in Lichtenworth. 

Wcifs Karl, Archivs- und Bibliotheks üireelor und 
Chronift der Stadt Wien. 

Widter Anton, ReaülatenBefitzer in Wien. 

Wilczek Hans, Graf, k. k. Geheitner Kath und Käm- 
merer, Herrenhaus-Mitglied in Wien. 

2. Oeßerreich ob der Enns. 

Az Moriz, Ober-Poftrath und Ober Poftdir. in Linz. 
Kittel Eduard, Dir. der Lehrerbildungs-Anftalt in Linz. 
Melnitzky Auguft, k. k. Statth. -Secretar, Leiter der 

Bezirkshauptmannfchaft in Vucklabruck 
Mullner Alphons. Prof. an der k. k. Lehrerbildungs 

Anftalt in Linz. 
Oberlcitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz. 
Paillcr Wilhelm, Chorherr des Stiftes St. Florian, 

Pfarrer zu Goldworth. 
Stapf Jofcph, Bergrath in Hallftadt. 

3. Salzburg. 

Biebl Kudolph, Biirgcrmcifter in Salzburg. 
Petter A , Dr., Cuftos des ftadt. Mufeums in Salzburg 
Sitte Camillo, Dir. der Staats-Gcwcrbcfchulc in Salz- 
burg. 

Wcffikcn Jofcph. Architekt in Salzburg. 

4. Steiermark. 

Beckh-Widmanftcttcr Leopold v., k. k. Hauptmann in 
Marburg. 

Felicetti v. Liebcnfels Moriz, p. Hptm. in Gratz. 

Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz. 

Gaupmann Kudolph, Prof. am landfchaftl. Kcal-Gym- 

nafium in Pcttau. 
Grofs Hans, Dr., k. k. Gcrichtsadjunft in Gratz. 
Gruber Philipp, Bcnelkiat in Strafs bei Spielfeld. 
Heinrich Alfred, Gymn.-ProfelTor in Cilli. 
Hofrichtcr Jofcph Karl, Notar in Windifch-Gratz. 
Hönifch Johann v.. M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz. 
Ilwof Franz, Dr.. OberrealfchulDireetor in Gratz. 
Lauzil Karl, Dir. der k. k. Staats-Gcwcrbcfchulc in 

Gratz. 

Liebich Johann, Ob. -Baurath in Grätz, Bef. d. gold. 
Verd. Kr. im. d. Kr.). 

Mayer Franz, Dr., Prof. am k. k. Ob. Gymn. in Gratz 

Meixner Anton, Bcncficiat zu St. Leonhard in Ga- 
bersdorf. 

Orozcn Ignaz. Domh. in Marburg. 

Petfchnig Hans, p Prof. in Gratz 

Pichl v. Gamfenfels Karl. Kit., Gutsbef. in Fggenwald 

bei Kadkersburg. 
Raifp Ferdinand, Privatbeamter in Pcttau 



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V 



Roffegger Ruprecht , Pfarrer in Fciftritz bei Peggau 
ScheJger Jofcph v„ jub. k. k Poft-Diredor in Grätz. 
Schlaga Ignaz, Bez. Richter in Obdach. 
Watzka Karl, k. k. Ob. ing. in Grat*. 

5. Kärnten, 

Hauer Simon, Pfarrer zu St. Georgen am Weinberge. 
Bhimfcld Leopold, Kdl. v., p. L. Ger. R. in Spital. 
Gröber Matthäus, Domcaplan in Klagenfurt. 
Gruber Jofcph, landfeh. Bezirkswundarzt in Klagenfurt. 
Ilaufer Kail, Frcih. v., Secrelar des karntn. Gefchichts- 

Vereines in Klagenfurt. 
Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach. 
Levitfchnigg Bartholomaus, Ph. Dr., Dechant und 

Pfarrer in Hcrmagor. 
Lex Gabriel, Pfarrer zu St. Peter im llolz. 
Moro Max, Rit. v., Vorftand des karntn. Gcfchichts- 

vereines und Fabriksbef. in Viktring. 
Kainer Jofcph, Gutsbcf. in St. Veit. 
Raufchcr Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt. 
Raufchcr Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk 
Reiner Johann, Obcrrealfchul Prof. in Klagenfurt. 
Schellander Georg, Domh. in Klagenfurt. 
Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul 

6. Tyrol. 

Baruffaldi Luigi Antonio, Dr., in Riva. 
Dahlkc Gotthilf, Kunllfchriftlleller in Gries bei Bozea 
Giovanelli Ferdinand, Frcih. v., zu Schlofs Hurtcnberg. 
bei Bozen. 

Kaltenegger Ferdinand, kaif. Rath, emerit. Ak. Prof. in 
Schlofs Palaus. 

Necb Philipp, Forftmeiftcr in Bozen. 

Nordio Heinrich, Leiter der k. k. Fachfchule für Mar- 
mor- Indult ric in Tricnt. 

Pescofta Cyprian. Caplan in Ehrenburg. 

Sardagna Michaclc v., Vorfl. des (ladt. Muf. in Tricnt. 

Stipplcr Johann, Hofcaplan in Brixen. 

Zanella, Don Giovanni Battifta, Caplan in Trient. 

Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof, in Innsbruck. 

Zingerle Jofcph, Domh. in Tricnt. 

Zingerle Oswald, Dr. in Innsbruck. 

7. Krain, 

Codclli Anton, Frcih. v., penf. Gubernial-Sccrctär in 
Laibach. 

Leinmüller Jofeph, Ob. Ing. in Rudolphswerth. 

8. KUftttUatuL 

Majonica Heinr., Gymn. Prof. in Görz, 

Schräm Hermann. Gcndarmerie-Rittmeifter in Pola. 

p. Dalmalien. 

Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Rcichsraths- 
Abg., Bgrmftr. in Spalato. Rit. d. eif. Kr. DL Cl. 

Barbicri Stephan, Bez. Hptm. in Benkovaz. 

Danilo Johann, VVeltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof. Ord 

Diana Paul, Pfarrer in Salona. 

Dojmc Peter. Nobile de, Podcft.i in Liffa 

Gabric Clemens, Gcmcindcfecr. in Metcovich. 

Inchioftri Anton, Ing. in Spalato. 

Kaznacic Johann Auguft, Md. Dr., Spitals-Dircetor in 
Ragufa. 



Marcocchia Georg, Ing. in Spalato. 
Mafchek Alois, kais. R., Hilfsnmtcr-Dir. der Statth. in 
Zara. 

Sunde cic Georg, Gemeindefecr. zu Kiflanjc. 
Zanchi Franz v., Statth. R., Bez. Hptm. in Spalato, 
Rit. d. eif. Kr. III. CL, Comth. d. päpftl. Gr. Ord. 

10. Böhmen. 

Biermann Gottlieb, Dr., Dir. am Kleinfeitner Ober 

Gymn. in Prag. 
Boos-Waldek Franz, Gf., Kam., Ilcrrfchaftsbefitzer in 

Woffclitz. 

Cori Joh. Ncp , penf. Mil. -Pfarrer in Neuhaus. 
Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Pcruc bei Laim. 
Faffcl Jof. Timotheus, Gymn -Director in Komotau. 
Haiek Karl, Conlift. R., Dechant in Taus. 
Kropf Emil. Architekt und ProfclTor in Pilfen. 
Ludikar Auguft, Sccrctar der Bezirksvertretung zu 

Strakonic. 
Ricak P. Wenzel, Dechant in Pfeftic. 
Rufs Viclor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u. Gutsbcf. 

in Schun-Pricfen. 
Siegel Johann, Stadtbau- Amtmann in Fgcr 
Skramlik Emilian, Bürgcrmeiftcr der k. Hauptlladt 

Prag, Rit. der eif. Kr. III. Cl. 
Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis. 
Toscani Johann, k.k. Obcr-BcrgcommilTar in Komotau. 
Waldliein-Wartenberg, Graf Ernft Karl. Kämmerer in 

Slahlau. 

Weber Wenzel, Dechant in 1 lohcnelbe, Rit. d. Fr. 
Jof Ord. 

Zach Georg, Oberrealfchul-Director in Kuttenberg. 
//. Mahren. 

Jungnickl Franz. Bürgcrmeiftcr der Stadt Znaim. 
Umlauff Karl, L. Ger. R. u. Bcz.-Richtcr in Profsnitz. 
Winterhoücr hranz, k. k. Statth R.. Bürgcrmcifter der 
Stadt Brünn. 

12. Galisien. 

Pawlowicz Eduard, Cultos am Offolinskifchcn Inftitutc 

in Lemberg. 
Popicl Paul, R. v., Gutsbef. in Krakau. 
Rogawski Karl, K. v., Gutsbef. 
Stadnicki Kafimir, Gf., p. Statth. R. in Lemberg. 
Stupnicki Saturnus Johann, Rit. v., gr. kath. Bifchof 

von Przemysl. 
Szaranicwicz Ifidor, Ph. Dr, Univ. Prof.. Dir. des hift 

Seminars in Lemberg. 
Zachariewicz Julian, Vorftand der Baufchule der k. k. 

techn. Hochfchule in Lemberg. 
Zawadzki Ladislaus, Rit. v., in Lemberg. 

ij. fiukoii'ina- 

Getzlinger Leopold, Md. Dr., Bezirksarzt in Kimpolung. 
Kaprzycki Karl, Md. Dr Bezirksarzt in Wisnitz. 
Lofert Johann, Ph. Dr., Univ. ProfclVor in Czernowitz 
Mikulitfch Andreas, penf. Cameral Bezirksbaumeifter 

in Czernowitz. 
Neubauer Ernft Rudolph, Gymn, Dir. in Radau/. 
Neumann Ferdinand, Ob. Ing., Leiter des Bau-Bezirkes 

in Suczawa. 

Wickcnhaufcr Franz Adolph, k. k. Finanzrath in Czer- 
nowitz. 



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VI 



'4- Ungarn und Nebcnlandcr . 

Cipariu Timotheus, Dompropft in Blalcndorf. 
Csergheö Gii-za v., k. k. Hptm. a. D. in Fenyes-Litkc. 
Dimic Theophil, Bez. Schulinfp. in Milrovic. 
Drahotuszky Franz, K. ("an. und l'rafea des bifeh. 

Waifcnhaufcs zu Sillein. 
Ellenbogen Jofeph, Prof. an der Ob.-Rcalfchulc in 

Prefsburg. 

Fogarafy de Gycrgyo-Szent-Miktos Michael, Geh. K., 

Bifchof zu Karlsburg. 
Gliubich Simon, Cullos des archaologifchen Mus. in 

Abrain. 

Gruic Zacharias, Schulinfpeclor in Szegcdin. 
Ilenszlmann Fmcrich, Dr., k. K., Prof. der Kunll- 

gcfchichtc an der Univ. in Budapefl. 
11k' Lucas, Confill. K. u. Pfarrer in Mackovac. 
Ipolyi-Stummer Arnold v., Bifchof in Neufohl. 
Kukuljevic-Sakcinski Johann v., Obcrgcfpan in Agram. 
Myskövszky Viftor, Prof. an der Ob. Kcalfchule in 

Kafchau. 

Paur Ivan, gräft Szechenyi fchcr Archivar in Oedcn 
bürg. 

Rciffcnbergcr Ludwig, Gymn. Prof. in Hcrmannftadt. 
Komcr Florian, Dr., kon. K., Abt von Janofi, Canoni- 

cus lat. ritus zu (Irofswardein 
Siballic Stephan, Kit. v., k, k. Obcrfl in Mitrovic. 
Storno Franz, Architekt in Uedenburg. 
Forma Karl v., Ob.-Gefpan, Gutsbef. zu Csicso- 

Keresztur. 
Vukovic Michael, k. k. Major in Agram, 

ij. Bosnien und Herzegowina. 

Duic Jacob, Kit. d. Fr. Jof. Ord., kath. Pfarrer in 
Travnik. 

Muller Heinrich, k. k. Viceconful in Plevlje. 

Ncdic Martin, F.x-Provincial des Franziscancrordens 

in Djakovac. 
Zubac P. Auguftin, kath. Pfarrer in Graduier 



Grueber Bernhard, emer. ProfelTor in Schwabing bei 
München. 

Die Nachricht über den Tod des rührigen Cor- 
refpondenten Anton Schneider in Lemberg wurde mit 
lebhaftem Bedauern zur Kenntnifs genommen. 

Verhandlungen der Plenarverfammlungen. 

Ueber Aufforderung des k. k. Miniltcriums fiir 
Cultus und Unterricht wurde der Voranfchlag der 
CentralCommiffion für die Jahre iü$2 und 1883 in 
Berathung gezogen. Bezüglich des erlleren befchlofs 
man im Hinblicke auf die Gebote der Sparfamkcit im 
Staatshaushalte die gleiche Paufchalfubvcntion wie 
bisher zu erbitten, hinfichtlich des Frfordeniiffes pro 
1883 wurde um eine weitere Subvention wegen der im 
Jahre 1883 zu erwartenden Drucklegung der Kunft- 
Topographie für Nieder-Ocllerreich. Salzburg und 
Kärnten gebeten, damit durch das Verfügbarbleiben 
des für die Kunfl-Topographic beflimmten Betrages aus 
der Dotation der Central C ommiffion die Sammlung 
des kunlltopographifchen Matcriales für andere Krön- 



lander nicht unterbrochen werden muffe. Ferner nahm 
die Commiffion die Mittheilung dcsfclben Miniftcriums 
über die verfalfungsmafsig gewahrte Dotation pro 1881 
zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren Ziffer 
von jedweder grofseren und koftfpieligen neuen Sepa- 
rat-l'ublication wahrend diefes Jahres abzufchen. 

Von den Mittheilungen der Cintral-Commiffion 
wurde der VII. Band neuer Folge, und zwar wie bisher 
in vier Quartalheften unter der bisherigen Redaktion 
lies Minillerial-Secretars, nunmehr k. k. Scclionsrathes 
Dr. Karl Lind und unter Finflufsnahmc und finanzieller 
Uebcrwachung des Redaclions-Comitcs veröffentlicht. 

Die vom Publications-Comite geprüften Verrech- 
nungen der Redaclion über die Korten früherer Hefte 
und Bande der Mitthcihingcn wurden zur Kenntnifs 
genommen. Auch legte die Redaction wie bisher die 
Voranfchlage für die Köllen des VII. Bandes vor Aus- 
gabe derfelben vor. 

Der Vorfitzcndc thcilte mit, dafs Se. Majcflät den 
VI. Band der Mitthcilungen, neuer Folge, allergnadigft 
anzunehmen und fich in huldvollftcr Weife über das 
Wirken derCcntral-Commiffion aus/.ufprechen geruhte. 

Auch wurde von Sr. Kxcellenz dein Präfidenten 
das Dankfchrcibcn Sr. k. und k. Hoheit des durch- 
lauchtigftcn Herrn Erzherzogs Albrakt für die über- 
reichlen und angenommenen Mittheilungen, Jahrgang 
1880, zur Kenntnifs gebracht. 

Wie in den vergangenen Jahren fanden fich auch 
im Laufe des Jahres 1881 wiederholt Gelegenheiten 
zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten 
Illultrations-Materials durch Abgabe von BleiabgülTen 
an Vereine und zu Privat-Publicationcn. 

Hinfichtlich des Schriftcnaustaufchcs der Central- 
Commiffion mit ahnlichen Staats- und Privat-Inflitutcn 
des In- und Auslandes ifl zu bemerken, dafs derfelbe 
wefentlich zugenommen hat und der Bibliothek auf 
diefem Wege fo manche namhafte Bereicherungen 
zugingen. 

Ueber Antrag des Sectionsrathes Dr. Lind wurde 
mit dem hcraldifchcn Vereine r AdIcr u in Wien, der 
der Ccntral-Commiffion ein ganzes Exemplar feiner 
Publicationen vorlegte, der Schriltenaustaufch einge- 
leitet und diefem Vereine auch die gefammte ältere 
Publication der Central-Commiffion, foweit deren Vor- 
rath reichte, als Gcgcngcfchcnk überladen. 

Ueber Aufforderung des k. k. Unterrichts-Mini- 
lleriums erklärte fich die Central Commiffion bereit, 
mit ihren ganzen Publicationen dem von der franzöfi- 
fehen angeftrebten Schriftcntaufchc wiffcnfchaftlicher 
Werke beizutreten. 

Aufserdem bekamen die Sammlungen der Ccn- 
tral-Commiffion recht werthvolle Gefehenke. So über- 
fendetc Confcrvator Jenny als Gcfchcnk die photo- 
graphifche Abbildung einer alten Karte von Vorarl- 
berg, welche mit Dank angenommen wurde. Der 
Archivar Ubald Kojlerßt: des Stiftes Kloftemeuburg 
legte ein Exemplar des von ihm verfafsten Werkes 
über die älteren Grabdenkmale in diefem Stifte vor. 
Die Central-Commiffion einverleibte diefes wcrthvolle 
Gefchenk mit dem Ausdrucke befonderen Dankes ihrer 
Bibliothek. Oberbaurath Schmidt legte vor die ihm 
vom Corrcfpondcnten Mcfsmcr übermittelten photo- 
graphifchen Aufnahmen des gemalten Haufes in Rttz. 
Die vom Confcrvator Dr. Pervanoglu vorgelegten 



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VII 



Publicationcii : „Le colonie grecche fülle cefle orientali 
del märe adriatica u und „SulT originc del nome dcl 
mare adriatico" wurden mit Dank für die Bibliothek 
übernommen. Confervator l\rvani>%lu legte ferner 
vor e^nen Separat-Abdruck feiner lehrreichen Abhand- 
lung ,dci primi abitatori delle higune venetc", wofür 
ihm gedankt wurde. Die Directum des Kricgs-Archives 
im k. und k. Keichs-Kricgsminiftcrhim hat der Central- 
Commiflion ein Exemplar des Rcpertoriums über die 
dortfelbft vorhandenen A<ften zum Gebrauche über- 
lalTcn, was mit Dank übernommen wurde. Das k. k. 
Handcls-MiniHerium übermittelte für die Bibliothek ein 
Exemplar des mit feiner Subvention durch die Direktion 
des ollerreichifchen Mufcums herausgegebenen Wiener 
I leilthumbuches. 

Ueber Antrag des Dr. Lind wurde der Ankauf 
einer gröfseren Anzahl von photographifchen Auf- 
nahmen von Denkmalen aus der Gegend um LUns für 
die Sammlung der Commiffion befchlolfeii. 

Die grofse Menge von Zeichnungen, Photogra- 
phien u. f. w., welche die Central-Commiflion befitzt, 
hatte- das Plenum veranlafst, einen Fachmann zeitweife 
zu berufen, um diefc Sammlung in eine der Wiffen- 
fchaft und den Anforderungen des leichten Gebrauches 
entfprechende Ordnung zu bringen. Diefe Aufgabe 
wurde nach Mafsgabe der dafür verfugbaren Geld- 
mittel theilweife durchgeführt und dürfte in der Folge 
abgefchloffen werden. 

Ueber die vom einer. Profeflor Grueber gemachte 
Anregung auf Herausgabe eines Supplement -Bandes 
zum Werke desfelben über die mittelalterlichen Kunlt- 
denkmale Böhmens, umfaffend die Denkmale der 
„FruhRenaiffance", befchlofs die Commiffion, diefe 
Anregung befürwortend, lieh um Gewährung einer 
Staats-Subvention an das Unterrichts-Minifteriun zu 
wenden. 

Die in ncucltcr Zeit durchgeführten Hlofslegungen 
alter Wandgemälde in Kirchen Tyrols und die damit 
in Verbindung gebrachten mitunter durchaus nicht 
pietätvoll durchgeführten Reftaurirungen derfelben, 
die beffer als vollflandige und nichts weniger als künft- 
lerifch ausgeführte Ncubemalungen bezeichnet werden 
können, wie auch eine diefcn Gegenftand behandelnde 
Eingabe des Confervators Sch'vnkerr hat die Central- 
Commiffion veranlafst, diefer befonders wichtigen 
Angelegenheit ihre volle Aurmerkfamkeit zuzuwenden. 
Das Spccial-Comitc für Gcmäldc-Rcftauriningcn hatte 
fich zuiiächlt mit diefer Angelegenheit zu befchäftigen. 
Dasfelbe ftellte in Erwägung des Umftandcs, dafs die 
heutigen Befugniffe der Central-Commiffiou und die 
Icllltehendcn privatrechtlichen Gefetzesnormen ein 
unitiittelbarcs verhinderndes Einfchrcitcn derfelben 
nicht zulaffeti, an das Plenum den Antrag, dafs einer- 
feits, um den Fortfetzungen der überhafteten und bar- 
barifchen Reftaurirungen nach Thunlichkeit fofort ent- 
gegen zu treten, an die drei Dioccfan-Confiltoricn in 
Tyrol das Erfuchcn gerichtet werde, den Curat-Clerus 
über die wünfehenswerthe Erhaltung der alten Wand- 
malereien zu belehren und den Auftrag zu erlalTen, 
dafs keinerlei Gemaldc-Reflaurirungen fernerhin ohne 
Ordinariats-Erlaubnifs, refpective ohne dafs die Cen- 
tral-Commiflion früher ihr Gutachten abgegeben habe, 
durchgeführt werden dürfe; auch möge Geh die Central- 
Commiffion bereit erklaren in allen derartigen vor- 



kommenden Fallen, nach an fie gelangter Verftän- 
digung ein Gutachten abzugeben. Anderfeits erkannte 
das Comite die Notwendigkeit einer Zufammen- 
flellung der noch beliebenden alten Wandmalereien in 
den Tyrolifchen Kirchen. Um diefc zu erlangen, fchlug 
das Comite vor, Tyrol für die nächfte Kunft-Topogra- 
phic-Publication in Ausficht zu nehmen und zu diefcn» 
Bchufc die üblichen Fragebogen auszufenden und 
Kiinftler auszufchicken. 

Ununterbrochene Aufmerkfamkcit wendete die 
Central-Commiflion den Arbeiten fur die Kunit-Topo- 
graphie der im Reichsrathe vertretenen Königreiche 
und L inder zu. In wiederholten Sitzungen des hiefur 
cingefetzten Special Comites wurde diefe Angelegen- 
heit in Bcrathung gezogen. 

In Betreff des Fortganges der Arbeiten fur eine 
Kunft-Topographie von Nitdtr - Oefterreich erklärte 
Regierungsrath Freiherr von Sackin, dafs die Notizen 
fur den errten Theil, welcher die Denkmale diesfeils 
der Donau befprechen wird, zwar volKlandig gcfam- 
melt find, doch in Folge dringender Bcrufsgefchäfte 
vor dem nächften Jahre von ihm nicht an die Druck- 
fertigmachung des Manufcriptes gegangen werden 
kann. Cuftos Schtßag meinte bezüglich Salzburgs, 
dafs im laufenden Jahre die Sammlung der kunlttopo- 
graphifchen Notizen zum AbfchlulTe gebracht werden 
konnte, wenn die zum Matcriallammcln erforderlichen 
Kräfte vorhanden wären. Endlich erklarte Dr. Lind 
bezüglich Kärntens, dafs die Vorarbeiten mit Ende 

1881 gefchlolTen werden können, wenn es der Central- 
Commiffion möglich ift, im laufenden Jahre wie bisher 
mehrere Küuftlcr zur Durchforfchung der noch übrigen 
Bezirke auszufenden. 

Um nun diefc Arbeitenden Intentionen der Special- 
referenten moglichft zu fordern, wurde Confervator 
V. Uerger erfucht, beftimmte Keiletouren in Salzburg 
durchzuführen, auch unternahm Referent Sc/ujiag eine 
theilweife Bereifung Salzburgs. Da es jedoch (liefen 
Herren nicht möglich war. die fur die erforderlichen 
Bereitungen nothwendige hinreichende freie Zeit zu 
erlangen, konnte nicht das ganze fur die Kunll Topo- 
graphie Salzburg".* erforderliche Materialc gcfammelt 
werden. Cuftos Sckeßag bezeichnete daher mit Zuver- 
ficht das nächftc Jahr als den Zeitpunkt der Vollen- 
dung der Sammlung des Materials. 

In Betreff Kärntens befchlofs die Central Com- 
miffion, einen archaologifch gebildeten Fachmann, 
gleichwie im Vorjahre, vom Juli an durch zwei 
Monate dahin zu entfendet», um eine bcllimmtc Anzahl 
von Decanaten archaologifch zu durchforfchen. Es 
waren durch ihn die Decanatc Untcr-Geilthal, Unter- 
und Ober-Rofenthal und Tainach mit 122 Orten, archao- 
logifch zu unterfuchen. Leider erlaubten die Mittel 
der Central-Commiflion nur, diefcn einzigen Fachmann 
nach Kärnten zu entfenden, daher noch für das Jahr 

1882 einige wenige Decanate zur Durchforfchung 
erübrigen. Ucbrigens ift das gefammelte Material 
bereits gelichtet und geordnet und fohin gcwilier- 
mafsen druckfertig. 

Die Herren Dr. Kenner und Much legten mehrere 
Muftcr fur die Zufammenüellung und Abfallung der 
Notizen über prahiftorifchc und romifche Gegenll.mde 
fur Zwecke der Kunfl-Topographie vor. 



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VIII 



Die Plenar-Verfamm hingen nahmen diefe allmalig 
einlaufenden Commiffions-Beridite mit Befriedigung 
zur Kenntnifs, glaubten jedoch ihrem Wunfche neuerlich 
Ausdruck geben zu Collen, dafs diefer Angelegenheit 
und namentlich der ÜlUnlicbften Hefchlcuniguiig der 
Vorarbeiten in Betreff der drei Kronländcr die vollllc 
Aufmerkfamkcit und Untcrflutzung zugewendet werde, 
um fobald als möglich zur Clafiirung der Denkmale 
und fodann zur Drucklegung fehreiten zu können. 

Aufserdem ftimmte das Comitc dem berührten 
Antrage des Spccial-Comites furBilder-Keftaurirungcn 
bei und wurde die Kinleitung von Verhandlungen 
beantragt, in Betreff der anzubahnenden Anfammlung 
des kuiilUopographifchcn Materials fiir Tyrol. 

Die Ccntral-Commiffion, welche diefen Antragen 
ihre Genehmigung nicht verfagte, zauderte nicht, zur 
Bethatigung ihres regen Intcreffes für diele Frage 
(Sofort die entfprechcnden Verbindungen, mit Fach- 
organen in Tyrol anzuknüpfen. 

Anlafslich der zur Erhaltung des fogenannten 
Kpona-Rcliefs in Bregens von Seite der k. k. Behör- 
den getroffenen Mafsnahmcn wie auch im Hinblicke 
auf fo manche in neuefter Zeit vorgekommene 
Demolirungen von Kunftdenkmalen, auf ganz verun- 
glückte bauliche Keflaurationcn und auf die Vorgänge 
bei den Fresken- Reftaurirungen in Tyrol und an 
anderen Orten hob Sc. Exccllenz der Prafident die Not- 
wendigkeit eines ausgiebigen Schutzes für die heimath- 
lichen Denkmale hervor. Gleich wie diefs durch einen 
dem ungarifchen Reichstage vorgelegten Gefetzent- 
vvurfinden Landern der ungarifchen Krone erreicht 
werden foll, beftcht auch hier die Dringlichkeit, einen 
folchen Gefetzentwurf auszuarbeiten Die Commiffioil 
befchlofs, das Comite für ftaatliche Gefetzgebung zu 
erfuchen, diefe Angelegenheit cheftens in Bcrathung 
zu ziehen. Dicfes Comite leiftetc der Aufforderung 
fofort Folge, und ifl bereits zur Berathung dicfes 
Gegcnftandes zufammengetreten. 

Dem Comite fchien es zunachfl nothwendig, ficb 
über gevviffe allgemeine Gcfichtspunktc und leitende 
Grundfatze zu einigen, gleichzeitig wurde noch die 
Nothvvendigkeit der Beziehung eines juridifchen Fach- 
mannes anerkannt. Nach längerer Befprechung, an 
welcher fich die Herren Hofrath Sichel, Dr. Kenner 
und Dr. Lind bethciligtcn, und wobei <lie vielfeitigen 
Schwierigkeiten, die einem folchen Gcfctzescntwurfc 
entgegengehen, erörtert wurden, Hellte das Comitc 
als leitende Gefichtspunkte auf: a) Aulllcllung von 
befonderen Beftimmungcn bei Funden beweglicher 
Gegenftände, wie Anzeigepflicht, das Vorkaufsrecht 
für öffentliche Sammlungen; b) defsgleichen befondere 
Beftimmungcn in Bezug auf die Erhaltung von Bau- 
denkmalen, und zum Schutze gegen Verfall, bei Keflau- 
rirungen und in Betreff des fubfidiaren Finfchrcitcns 
des Staates zur Wahrung des öffentlichen Intercflcs, 
ferner ei die Hinausgabc von Vorfchriften zur Ver- 
hütung der Verfchleppung von Denkmalen ins Aus- 
land; dj Ausdehnung de> Fxpropriations-Gcfctiefl auf 
Kunftdetikmale im InterelTc für deren Erhaltung und 
,. fchlicfslieh Zuerkennung einer gewilTen Executiv- 
gevvalt an die (Jrgane der Central-Coinmiflion. 



Verhandlungen der I. Section. 

Diefelbe hielt neun Sitzungen. 

Freiherr v. Sacken berichtete über die Auffindung 
eines mmifchen Grabftcincs mit Sculptur und Infchritt 
auf einem Hoch-Plateau zwil'chen Pifchau und ifuth 
mannsdorf. 

Ueber Antrag desfelben Mitgliedes, die Ccntral- 
Commiffion wolle fich im Hinblicke auf die jüngften 
befonders wichtigen Funde in Petroiiell beim k. k. 
Miniftcrium für Cultus und Unterricht verwenden, dafs 
die Nachgrabungen auf dem Territorium von Carnun- 
tum im Jahre i8!<2 wieder mit Staats-Subvcntion auf- 
genommen werden, wurde befchlollen, eine derartige 
Eingabe dem bezeichneten Minillerium zu unter- 
breiten. 

Confervator Kolb legte einen Bericht vor über die 
Fund-Objcctc aus Bertiardin bei Wels und über deren 
Fundftatte, und empfahl, dafs einige an der Kirche in 
Wels eingemauerte romifche Monumente an mehr 
fchutzenden Stellen angebracht werden , wenn fic 
nicht etwa an das Mufcum in Linz abgegeben würden. 
Ueber Referat Dr. Kenners fprach (ich die Central- 
Commiffion für Einleitung entfprechender Verhand- 
lungen mit dem hochwürdigen Pfarrer in Wels aus. 
Der Bericht desfelben Confcrvators über Graberfunde 
bei Bernardin nächft Wels wurde über Antrag des 
Referenten Di . Kenner zur Veröffentlichung durch die 
Mitlhcilungen bellimmt. 

Confervator von Kolb berichtete ferner über den 
Fund eines kupfernen Torqucs in der Gemeinde Weng. 

Corrcfpondcnt Mei.xner berichtete über Funde in 
liagna, Ratjeh. Neudorf, Leitring. Gaishorn, Frauen- 
birg und Stra/s (Steiermark!, 

Confervator Dr. Pichler berichtete auf Grund 
einer Anzeige des Corrcfpondcnten Heinrich über die 
beim Baue eines Wohnhaules in der Grätzer Gaffe zu 
Cilli entdeckten Reite eines romifchen Haufes. 

Das Unterrichts-Miniftcrium machte der Ccntral- 
Commiflion Mittheilung von einem Erlaffe in Betreff 
der Angelegenheit der Uebertragung der Bachus- 
Statuc am Grätzer Schlofsberge in das Joanneum. In 
der Folge berichtete Dr. Lind über den ablehnenden 
Befchluls des fteierifchen Landcsausfchuffcs , nach 
welchem derfelbc die Bewilligung eines Geldbetrages 
zur Bcllrcitung der Ueburragungskoflen ablehnt. 

Confervator Dr. Pichler brachte zur Kenntnis, 
dafs die beabfichtigte Durchgrabung eines Hügels 
bei Manning in Steiermark in Folge der noch nicht 
geordneten Verhandlungen mit den Grundeigentü- 
mern eine Verzögerung erlitten hat. 

Die vom Correfpondcnten ProfelTor Gaupmann 
vorgelegte Aufnahme von Römcr-I >enkmalcn in Peltau 
wurde mit InterelTc zur Kenntnis genommen, und als 
zweckmafsige Grundlage für ein Romerflein-Inventar 
erkannt. Derfelbe Correfpondent legte ferner vor 
den Kofkenüberfchlag für ein hölzernes Schutzdach 
über den fogenannten Pranger in Pcttau, d. i. ein dort- 
felbft nachrt der Kirche aufgeltclltes Romer-Denkmal. 
Die Sektion bewilligte zu den Herflelluugskoften für 
diele Ueberdachung einen Beitrag aus ihren Mitteln. 

Die von Seite des hohen k. k. Miniftcriums für 
Cultus und Unterricht zur Aeufscrung übermittelte 



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IX 



Hingabe dcsProlctfortn-Coll<_giuui.sderphi]ofophifch<-ii 
Facult.it der Wiener Univcrfit.it auf Gründung eines 
LocalMnfnims in Cilli wurde mit eingehender Moti- 
virung und unter Wahrung des Standpunktes der 
Central-Commiffion mit Berufung auf dasjenige, was 
von dcrfclben in diefer Richtung fnwohl in Cilli als 
anderwärts bereits eingeleitet oder beantragt worden, 
wärmftens befürwortet In der Folge machte das k. k. 
Minillcrium für Cultus und Unterricht der Central- 
C'ommiffion die erfreuliche Mittheilung, dafs es über 
deren Anregung fowic über jene feitens des archiiolo- 
gifch-epigrapliifchcn Seminars an der Wiener Univcr- 
fitat geneigt fei. in Cilli ein Local-Mufeum für die 
dortigen rumifchen Denkmale errichten zu lalTeu. Wie 
fpatere Berichte darthun, ift diefe Frrichtung im Zuge. 

Die .Anzeige, dafs Seitens der Lcobner Eifeiv 
Werks- Verwaltung in Donawitz die Köllen des Trans- 
portes für ein römifches Denkmal von dort bis Gratz 
ijoanneum) getragen wurden, wurde über Antrag 
Dr. Kenner mit Befriciligung zur Kenntnis genommen. 

Ucbcr Antrag des Dr. Kenner bewilligte die 
Ccntral-Commiffion eine Subvention zu den unter der 
Leitung Dr. Pichler flehenden Grabungen in Katskotkr. 

Confervator Richter legte zwei Berichte über 
prahiftorifchc Funde im Salzburgifchen und über die 
antiken Bronzen im Salzburger Mufcum vor, welche 
auf Antrag Dr. Much's für die Mittheilungen beftimmt 
wurden. ' Desgleichen wird über Referat Dr. Kenner 's 
ein weiterer Aulfatz dcsfelben Confervators, betreffend 
die Riimerffrafse über den Radftiittcr Taucrn als für 
die Topographie des römifchen Tauern-Ueberganges 
in der Richtung Juvavo -Virunum fehr werthvoll, zur 
Veröffentlichung angenommen. 1 

Die im Wege des k k. Minirteriums für C ultus 
und Unterricht an die Ccntral-Commiffion gelangte 
Eingabe des Profcfibren • Collcgiums der Gratzer 
philofophilchen Facuttat um Frtheilung einer Staats- 
Subvention zur Wiederaufnahme fyjlcmatifchcr Gra- 
bungen auf dem Zollfelde wurde dem genannten 
Minifferium zur geneigten Würdigung auf das warmftc 
empfohlen. Auch bcfchlofs die SecYion, fich in der 
Angelegenheit diefer unter der Leitung des Prol'ciTors 
Dr. Fritz Pichler zu Hellenden Grabungen an das 
karntnerifchc Landes-Prafidium und fürftbifchoflichc 
Confirtorium zu wenden, damit von deren Seite diefem 
Unternehmen die thunlichflc Forderung zu Theil werde. 
Schliefslich bezeichnete die Central-Commiffion das 
Mufcum in Klagenfurt als die Sammclrtellc für alle zu 
erhoffenden Fund-Objctflc. 1 

In der Folge kam der Ccntral-Commiffion feitens 
des k. k. Minifteriums für Cultus und Unterricht die 
Mittheilung zu, dafs es für die wiffenfehaftlichen Gra- 
bungen am Zollfclde unter der Leitung des Dr. Fritz 
J'nlt/er 500 fl. gewidmet habe, und dafs dem Antrage 
der Ccntral-Commiffion Folge gebend, das Klagen- 
furter Mufeum zur Aufnahme der fammtlichen Fund 
gegenftandc beftimmt wurde. Nachdem diefe Grabun- 
gen im Laufe des Jahres 1881 wirklich ftattfanden, 
erftattete Confervator Dr. Piehler l'owohl wahrend des 
Ganges der Forfchungen mehrere vorläufige Berichte 
als auch zuletzt einen Schlufsbericht über die bisherigen 
Krfolge. Da laut eines letzteren Berichtes des Confcr- 

' S Hillk VII N. t. f. C'XIX 
« S. Mittk. VII. N. r. f. CXI. 
' S. UM. VII. N. r.p, l.XXXI 

VIH N. r". 



vators Dr. Piehler die diesjährigen Grabungen am 
Zollfclde mit November cingellellt wurden, bcfchlofs 
die Section, Schritte zu thiin, damit diefem im nachften 
Jahre fortzufetzenden Unternehmen Subventionen 
gefichert werden, was zur Folge hatte, dafs das 
Minirtcrium für Cultus und Unterricht zur Fortfelzung 
der wiffenfehaftlichen Grabungen auf dem karnt- 
nerifchen Zollfelde pro 1882 und 1883 unter Voraus- 
felzung der verfaffungsmafsigen Genehmigung des 
erforderlichen Credites eine Subvention von je 500 fl. 
bewilligt hat. Kndlich legte Dr. Piehler <lie Schlufe- 
rechnung über die Köllen der Grabungen am Zollfelde 
vor, welche der ordmingsmafsigeti Prüfung unterzogen 
werden wird. 

Baron Ilaufer in Klagenfurt legte einen Abdruck 
einer fehr lehrreichen in der Klagenfurter Zeitung 
veröffentlichten Zufammenftcllung der früheren Aus- 
grabungen am Zollfelde vor. Der Auffatz des Cor- 
refpondenten Freiherrn v. Ilaufer über ein Mithras- 
Monument bei Glanegg wurde zur Publication durch 
die Mittheilungcn beftimmt. ' 

Dr. Pichler berichtete über einen bei llraßnig 
ausgegrabenen römifchen Votiv-Stein. 

Der Bericht des Corrcfpondcnten J. Keiner über 
die Wallburgen bei Guttenßcin (Kärnten) wurde eben- 
falls an die Kedaction der Mittheilungen abgegeben 

Ueber Antrag des Confervator Dr. Piehler bc- 
fchlofs die SecTion, die Publication eines in Volker- 
markt gefundenen Römer-Steines. 

Confervator Dr. Pichler legte vor eine Abfchrift 
des durch den Pfarrer von St. Georgen am Weinberge 
ausgeforfchten Inl'chriftlleines am Lambrechtsbergc. 
welche der Rcdaclion zur Publication übergeben 
wurde. Desgleichen erhielt diefe Hellimmung ein 
kurzer Auffatz des Bezirksrichters W. Semen über 
den Romerweg bei Teinach, vorgelegt von Dr. Pichler. 

Anhfslich eines Berichtes des Confervators Orgler 
über antike Funde und Gebauderefte bei Liens 
bcfchlofs die Ccntral-Commiffion über Antrag des 
Referenten Dr. Kenner, zum Zwecke «1er dort einzu- 
leitenden fyftematifehen Grabungen eine Subvention 
zu gewahren, im Falle (ich das Mufcum Fcrdinandcum 
in Innsbruck an .licfcm Unternehmer in ausgiebiger 
Weife beteiligen wiirde. Die darauf erfolgte Fr- 
klarung des Mufeums Fcrdinandcum in Innsbruck, dafs 
dasfelbc gleich der Central-Commiffion eine Subven- 
tion pro 1881 und eventuell pro 1882 den Grabungen um 
Liens zuwendet, wurde mit Befriedigung zur Kenntnis 
genommen. 4 

Dr. Kenner referirte über die vom Confervator 
Jenny eingefendeten in Vorarlberg gefundenen Münzen 
und hob hervor, dafs (ich darunter zwei Münzen aus 
Olbiopolis (im fiidlichen Rufeland] befinden. Ferner 
nahm die Section den von dcmfelben Confervator 
vorgelegten Situations Plan über die heurigen Gra- 
bungen in Bregens zur Kenntnis. 

Dr. Lind machte Mittheilungen über den Stand 
der Angelegenheit des Hpona- Reliefe in Bregens, 
deffen Bcfchlagnahmc aufgehoben wurde und dellcn 
Erwerbung für das Mufeum in Brcgenz zu erwarten 
ftcht, was von der Central Commiffion lebhaft gc 
wiinfeht wird. 



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X 



Confcrvator Jenny legte einen für die Mitthci 
hingen beftimmten und angenommenen Auffat/. über 
bauliche Ueberreftc in Brigantium und gleichzeitig 
eine ordnungsma&ige Rechnung iibcr die Verwendung 
der Staats Dotation bei den Grabungen in Brigan- 
tium vor. 

Ueber Anregung des Conl'ervators Dr. v. Bizzarro 
befchlofs die CentralCommiffion, den günflige Refill 
täte vcrfprcchcndeu Grabungen in ViUeff eine Subven- 
tion zuzuwenden, dcfsglcichen denen zu Haidcnfchafl. 

Das Miniftcrium für Cultus und Unterricht gab 
bekannt, dafs das graflich Caffis'fchc Haus in Aquileja 
behufs derUnterbringung des dortigen Staats-Mufeums 
angekauft wurde, dafs die Gemeinde Aquileja alle ihre 
Sammlungen an das Staats-Mufeum mit Vorbehalt 
des Kigenthumsrechtes abgetreten habe und überdies 
noch einen namhaften Geldbetrag hie/.u leiden werde. 
Behufs fortwährender Erwerbungen von Fund-Objekten 
füll in das Finanzgcfctz pro 1S82 ein jahrlicher Credit 
eingertellt werden. Auch wurde für Geldmittel vorge- 
forgt, um Ibfort an die Adaptirung des neuen Mufeal- 
Gcbaudes gehen zu können. Die k, k. Statthalter ei in 
Trieß übermittelte in der Folge der Central-Commiffion 
den Adaptirungs-Plan für diefes S t a d t m u f e al Gebäude. 
Die Central Commiffion erklarte fich mit dem Projekte 
cinvcrllanden, und fprach nur einige Wunfche zur 
Erhöbung der Feuer- und Kinbruchficherhcit des Ge- 
bäudes aus. Diefe Wünfche begründen fich einerfeits 
durch die ziemlich ifolirte Lage des Mufcums und 
dadurch, dafs in dcrfclbcn nicht allein die Staatsfamm- 
lung, fondern die des Baron Kitter und der Stadt 
Aquileja untergebracht werden follcn. Es wurden daher 
Stcinftufcn flatt der hölzernen lur die Stiege aus dem 
1. in das 2. Stockwerk vorgcfchlagen, da im zweiten 
Stockwerke wahrfcheinlich die kleineren aber auch 
werthvolleren Gegenftande, wie aus Edelmetall, Elfen- 
bein 11. f. vr., untergebracht werden dürften. Ferner 
empfahl man eine eiferne Abfchlufsthur zwifchen diefen 
beiden Stockwerken, zur Ocffnung geeignete Fcnftcr- 
laden oiler auffchlagbare Gitter und zwar fur alle 
Fenfter des Gebäudes. 

Dr. Kenner referirte über die wünfehenswerthe 
Erwerbung eines frühchriftlichen Sarkophags mit 
Infchrift aus Salcano fur das Mufeum in Aquileja und 
wurde befchlollen, die k. k. Statthalterei in Trieft um 
Vermittlung zu (liefern Behufe zu erfuchen. 

Confcrvator Pichler legte vor die Abbildung 
einer aus Aquileja flammenden Kintrittsmarkc zu 
einer Feehtervorftcllung. Diefcr Bericht wurde zur 
Veröffentlichung durch die Mitthcilungcn beitimmt. 

Von Seite der k. k. Statthalterei in Tritfl ging 
der Cental-Commiffion die Nachricht zu, dafs das an 
der Dorfkirchc Mainizza eingemauerte römifchc Relief 
in das Staats-Mufeum zu Aquileja gebracht wurde, wie 
auch dafs drei im l'rivatbelitzc zu Cervignano befindlich 
gewefene' Infchriftlleine durch Ankauf dahin kamen. 

Ueber Anregung des Confcrvators Dr. Bizzarro 
befchlofs die Central-Commiffion bei dem Umftande, 
als die Fund-Objcctc von .SV, Lucia an das Landcs- 
Mufeuni in Görz abgegeben werden follen, über Antrag 
Dr. Kenners fich über die Art der Invcntarifirung der 
Gegcnllandc im I.andes-Mufeum und deren wiffen- 
fchaftliche Beftimmung zu informiren und fur den Fall, 
als in diefer Beziehung noch fachmannifchc Arbeiten 



nuthwendig erfcheinen folltcn, hiefur die im hiefigen 
archaologifch • epigt aphifchen Seminar ausgebildeten 
jungen Leute dem Landes-AusfchulTc zu empfehlen. 

Die Landesvertretung von lflrien überfendetc 
einen Bericht des Ingenieurs Francescht über die Gra- 
bungen in l'i/ase, worüber die Central-Commiffion 
befchlofs, dem Klrianer Landtage für diefe Zufen- 
dung zu danken und die volle Anerkennung für dell'cn 
die obigen Grabungen fordernden Befchlufsfal'fungen 
auszufprechen. 

Corrcfpondent Schräm berichtete über einen in 
ncuefler Zeit in l'ola gefundenen Torfo einer Mar- 
mor-Kaifcrftatuc. Ueber Antrag Dr. Kenners wurde 
Einleitung getroffen, dafs diefe werthvolle Sculptur 
dem Local Mufeum in J\>ta zukomme. 

Regierungsrath Freiherr?'. Sacken berichtete über 
den Zuftand der Altci rtbi mer in Pohl, namentlich des 
Amphitheaters, des Auguftus-Tcnipels, des Triumph- 
bogens und der dortigen Sammlung von romifchen 
Steinen, was fich Alles in hochft befriedigendem und 
gefichertem Zuftandc befindet. 

Corrcfpondent Schräm fendetc einen Bericht 
über den bei der Demolirung einer Mauer am Dome 
zu Cittanutr.a gefundenen romifchen Sculptur-Stein 
und ein Infchrift-Fragmcnt, und zeigte an, dafs der in 
neuefter Zeit gefundene Torfo einer Marmor-Statue 
in das Local-Mufeum zu l'ola kam. 

Das k. k. Marine-Arfenal-Commando in l'ola gab 
der Central-Commiffion Nachricht von dem Funde 
eines Säulcnftückes aus bläulichem Marmor, das von 
der Fundllelle in der Bucht bei Zonchi in das im 
Auguftus- Tempel angelegte Mufeum ubertragen wurde. 

Confcrvator v. Klodic erftattetc einen lehrreichen 
Bericht über die reichhaltige Sammlung von Fund- 
Obieclen des Domherrn Bolmarcic in Ojjfcro. Die von 
dcmfelben uberreichte Abhandlung über die Funde in 
Offero wurde für die Mittheilungen zur Veröffent- 
lichung beftimmt. 

Ueber dcnfelbenGegenlland machten auchRcgic- 
rungsrath Freiherr {'. Sacken und Correfpondent 
Schräm Mittheilungen. ' 

Nachdem die Central-Commiffion feitens des k. k. 
Minilleriums fur Cultus und Unterricht über ihren 
Antrag ermächtigt wurde, wegen Gründung eines 
Landes- Mufcums für Ißricn in Capo d Iflria, wofclbft 
insbefondere die intereffanten Funde aus Offero unter- 
zubringen waren, weitere Einleitungen zu treffen, 
befchlofs die Central Commiffion, nunmehr mit dem 
Klrianer Landes-Ausfehufle in die enlfprechenden Ver- 
handlungen zu treten, jedoch dabei im Auge zu 
behalten, dafs in l'ola ein eigenes Mufeum errichtet 
werde. 

Der Berieht des Correfpondcnten Schräm über 
die Ergcbnifi'e der Grabungen bei Vifaze bei Mon 
tichio wurde zur Veröffentlichung durch die Mitthei- 
lungen beflimmt. 

Profcffor Ifaufer machte fehr wichtige Mitthei- 
lungen über die neueften Funde in Saluna und hob 
hervor, dafs es in Folge der fyltematifchen Grabun- 
gen gelang, die Fundamente einer frühchriftlichen 
Bafilica freizuflellen. 

Confcrvator Gclcich wurde auf Grund des von ihm 
vorgelegten Programmcs ermächtigt, fich zu archäolo- 

■ S. Mit.h VII n r. p. cxxxut, 



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XI 



gifchcn Untcrfuchungcn nach der In fei Zanjic zu 
begeben. Dcrfelbc erftattete in der Folge Bericht über 
die Denkmale dafelbft: die Sektion fprach fich bei 
dielen» AnlalTc nach Antrag des Referenten Prnfeffor 
Ilaufer über die Thatigkcit diefcs Confervators belon- 
den befriedigt aus. 

DerfelbeConfervator überfendete wcrthvolle Auf- 
nahmen von Fund-ObjcCtcn aus Alt-Ragufa und 
Rifauo, wofür ihm gedankt wurde. 

Proieflbr Hau/er berichtete über eine Anzeige 
des Confervators Gekielt, der zu Folge fich in der 
Herzegovina Spuren einer von F.pidaurus nach Tre- 
binje über Lucindole und Zgonjevo fuhrenden Römer- 
ftrafsc mit Reden von Mcilcnftcincn u. f. w. fanden. 
Der Antrag desfclben, die bezüglichen Denkmale 
aufnehmen zu laffen, wurde zum Befchlufle erhoben. 

Corrcfpondent l'farrer Duic in Travnik hatte eine 
Sammlung von in Bosnien vorfindlichen M'inzcn ein- 
gefendet. Referent Dr. Kenner berichtete über diefcl- 
ben und bezeichnete fie als das Courant jener Gegen- 
den in verfchiedenen Zeiten wie im Durchfchnitte 
darftcllend. Es fanden fich aus Aegypten die altcften 
l'tolomaer, dann aus der romifchen Republik Denare 
und dyrrhachifche Drachmen; dann kommen Münzen 
aus der Kaiferzeit, fodann bosnifche, ragufanitche, 
zuletzt türkifche und ungarifchc Münzen vor. 

Confervator Hrase erftattete mehrere Berichte 
über Funde, wie von Bronze-Ringen bei Jafemi, über 
Bruchftücke von Golddrithten bei Königs- Lltotta* 
worüber Dr. Much referirtc und die letzteren als 
Theile von Goldringgeld bezeichnete 

Confervator I.üfsncr legte einen Bericht über die 
im laufenden Jahre in feinem Bezirke gemachten prä- 
hiftorifchen Funde vor, der nach Antrag des Referen- 
ten Dr. Much für die Mitteilungen bellimmt wurde. 

Die Mittheilung des Confervators l.ü/sncr über 
die grofse hauptfachlich prahiftorifche Sammlung des 
H. W. Grofse in Ncuhüttcn. in welcher Sammlung 
fich namentlich viele Fund-Objeele vom Hradist bei 
Slradonic befinden, diente zur Kenntnis. 

Confervator Schneider überfendete eine grofscre 
Abhandlung über die Funde in einer fogenannten 
Küchen - Abfallgrubc bei Byd£ov. x Nachdem diefe 
Abhandlung nicht blofs eine flcifsigc Befchreibung 
einer Anzahl prahiftorifchcr Funde enthalt, fondern 
auch eine klar abgefafste Zufammenftcllung lammt- 
licher Funde aus der neolithifchci» Zeit Böhmens 
bringt, wurde über Antrag Dr. Much diefclbe zur 
Veröffentlichung durch die Mittheilungen bellimmt. 
Elfi weiterer Bericht desfclben Confervators über den 
im Hcrbfle bei Jtcine'ves gemachten Bronzefund erhielt 
die gleiche Hcftimmung.* 

Confervator Dr. Much referirtc über einen Bericht 
iles Corrcfpondentcn Sluhlik in /iudweis, betreffend 
die prahiftorilchen Anfiedtungen in diefer Gegend und 
über folche Erdwalle bei der Ruine Maid/lein, dann 
über den Bericht des Confervators Schneider: „Graber 
aus der Stradonicer Acra bei "Hcu-Hplitr,-", endlich 
über einen Bericht des Confervators liatitn, betreffend 
die in Nymhurg gemachten prahiftorifchen Funde. 
Letztere werden als fchr wichtig bezeichnet, und 
wurde der Wunfeh ausgebrochen, die dortigen Nach 

I, MOth VII N F. p. I.XXX 
■ s Mltih vili K, Y ,.. i. 
MMi vii n r ,. xeix 



grabungen bis zur Erfchopfung des Grabfeldes fort- 
zufetzen. 

Die Mittheilungen des k. k. Handels -Minifteriums 
über prahiftorifche Funde nachft der Bahnlinie bei 
Oujesd in Böhmen wurden mit Dank zur Kenntnis 
genommen, defsgleichen die des Confervators Dudik 
über das Urnenfeld bei Trftc fowic über Fundftucke 
bei f/radisko und Sezaiuyslic in Mahren 

Confervator 7ra/>/> berichtete über Gräberfunde 
in Mahren und über eine entdeckte Schmelzhutte in 
Kallendorf. 

Confervator Gutler berichtete über feine bis- 
herigen archaologifchen Forfchungen in der Bukowina, 
namentlich in dem alten Fttrftenfchlofle zu Suezawa. 

Der Bericht desfclben Confervators über Tumult 
bei Pe/routz. Serctlt, Korcsefchti und Ropcze wurde 
zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer 
Bericht über am JankulAWx^i gefundene fogenannte 
Hünengräber und einen bei Haina gemachten Goldlund. 

Verhandlungen der II. Section. 

Diefe Scclion verfammcltc fich zu 12 Sitzungen 
Confervator Profeflbr l/aufer referirtc über das 
Ergebnifs der commiflionellen Verhandlungen, be- 
treffend die Verfetzung der Johannes-Capelle, derzeit 
nachft der Karlsbrücke in W ien, an eine andere Stelle, 
da fic wegen eines Brückenbaues von ihrem gegen- 
wartigen Standplätze entfernt werden mufs. Dcrfelbc 
gab in der commiffionellen Verhandlung die Erklärung 
ab, dafs er einer Uebertragung der Capelle nur unter 
der Bedingung zuftimmen könne, wenn diefclbe in ihrer 
urfprünglichen Form und Decoration wieder erbaut 
werde, unter Belafsung der werthvollen Gitter und des 
Dachwerkes. Sollten die Eifengitter nicht mehr zur 
Verwendung gelangen, fo waren lie in forgfaltige Auf- 
bewahrungzubringen. Die Central Commiffion erklärte 
fich mit diefem Votum des Confervators vollkommen 
cinverftanden. 

Die Reftaurirung der Drcifaltigkeits- Säule am 
Graben in Wien vcranlafste die Ccntral-Commiffion, 
zunachll den Confervator Haufcr zu dclcgiren, um die 
Intentionen der Ccntral-Commiffion im Rcftaurirungs- 
Comite zu vertreten. Anlafslich der Mittheilung des- 
fclben Confervators, dafs diefe Reftaurirungs -Arbeiten 
dem Ende zugehen, befchlofs die Vcrfammlung, diefe 
Säule, fo lange die Gerüfte noch liehen, in genauen 
Augcnfchein zu nehmen, um namentlich die Redau 
rirung der oberften Figurengruppe und diefe felbft 
einer eingehenden Belichtigung unterziehen zu können. 
Es verfügten fich zu diefem Ende am \" . Oktober l8<Sl 
an Ort und Stelle: der Brafident der Ccntral-Com- 
miffion, dann Regierungsrath Radnit;kr. dicl'rofciTorcn 
Trenkwald und Klein, um unter Führung des Confer- 
vators Profeflbr Haufcr die vorgenommenen Herftcl- 
lungen zu befichtigen. Die Section befprach in der 
Folge die mitunter nicht gunftigen Wahrnehmungen, 
welche von den einzelnen Mitgliedern bei diefer Belich- 
tigung gemacht wurden, und befchlofs, zunachft die 
Copirung aller auf dem Monumente vorkommenden 
Infchriften. die Abformung der Kaifcrfigur und einiger 
anderer Details zu empfehlen. Was die Wahrnehmungen 
betrifft, fo conftatirte die Ccntral-Commiffion, unge 
achtet der im Grofscn und Ganzen entfprechend 

b» 



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XII 



befundenen Rcrtaurirung, dafs durch die angewendete 
forcirtc Reinigungs-Methode jene feine Formbildung 
und jener eigen thum liehe Lichteffeft, der hefonders 
an den figuralen Theilen diefes Denkmals vorlianden 
gewefen ifl, und der von den damaligen Künlllcrn 
mit Aufwand eminenter technifcher Behandlung des 
Materials erreicht wurde, abschwächt crl'chcint und 
kaum mehr erfetzt weiden kann. Die Ccntral-Com- 
miffion hob ferner hervor, dafs, als ihr Gelegenheit zur 
Bcfichtigung gegeben wurde, die Arbeiten fchon 
ziemlich vorgefchritten waren. Unbeachtet der fniher 
erwähnten Mängel «ab die Central Commiffion ihre 
Zuflimnumg zur gewünfehten Abtragung der obcrflen 
drei Cierulle, da man aus Rücklicht der hohen Koden 
und in Befürchtung anderweitiger Nachtheile von 
einer Ueberarbeitung der beanrtandeten Theile ablah 
Dagegen einigte (ich die Commiffion zu folgenden 
Grundlätzcn. welche fielt die maßgebenden Organe 
bei Rcrtaurirung ahnlicher Objecte gegenwartig zu 
halten hatten: 

I. Die Anwendung von Qcl-Aiiflrich oderKinlalTen 
mit Gel habe als dem Steine feindlich zu unter- 
bleiben; 2. für die Rcrtaurirung fammtlichcr Bcrtand- 
theile, fowohl der architcktonifchcn wie der figuralen. 
foll (lets jene Behandlungsweife des Steines mafs- 
gebend fein, welche bei der urfprunglichen Herrteilung 
in Anwendung kam; 3. die Anwendung von Kratz- 
bürrten als keinigungsmittel ill durchaus unftatthaft, 
Utld bedauert die Ccntral-Commiffion deren Anwen- 
dung überhaupt. 

Die Verfammlung nahm von dem Berichte Dr. 
Laufs über die Aufteilung eines Gitters um das Salm- 
Monument in der Votiv-Kirchc mit befonderer Befrie- 
digung Kenntnis und gab neuerlich ihrer vollen Zuftim- 
mung Ausdruck, dafs diefes Monument nach fo lang- 
wierigen entwürdigenden Schickfalen endlich einen 
gelkhcrten Aufllellungsplatz unter dem Schutze des 
hochwürdigen Proplles Marfehall gefunden hat. 

Confervator ProfclTor Hau/er referirte über die 
boabfichtigte Rcrtaurirung der Brunnen am Graben 
und Franciscaner-Platze in Wien, refpeftive über die 
bcabfichtigten Umgellaltungen an deren Steingewan- 
dungen, über die Acndcrungcn der Auslaufe und Aus- 
befferungen der Blei-Figuren, wobei er fich für den 
Bcftand der gegenwärtigen Geftaltung und Stellung 
der Brunnen und gegen den Umgufs in Bronce, wohl 
aber für die AusbelTerung der Blei-Figuren ausfprach, 
womit die Verfammlung cinverrtanden war. 

Regierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit- 
theilung über den hochft werthvollen Früh-Renaifiancc- 
Flügclaltar und zwei treffliche Hüllen in der Schlofs 
Capelle zu Stendorf, was von den Verfammelten mit 
lebhaftem Intcrel'l'e zur Kenntnis genommen wurde. 

Die Auflatzc desfclbcn iiber die Pluviale-Agraffcn 
des Toil'on-Ornates und über die Mitra aus Arnolds- 
flein wurden fur die Mittheilungen beftimmt. 1 

Confervator Rosner legte einen Bericht vor über 
die muthwillige Zcrrtörung der Rolands- Säule in 
l'erfenbeug. 

Der Bericht des Confervators Fries über die an 
den Pfarrkirchen zu l'vrgjlalt a. d. Krlaf und zu 
Waidhof eu a d. Ybbs vorgenommenen Kcllaurirungs- 
Arbciten diente zur Kenntnis. 

■ S Millh VII X. K r C.Y. 



Hin weiterer Bericht desfelben Confervators über 
den Fortgang der Rellaurirung der letztgenannten 
Pfarrkirche wurde zur Veröffentlichung durch die 
Mittheilungen beltimmt. Desgleichen der Bericht, den 
Architekt ProfelTor Hermann v. Rictvel der Central- 
Commiffion über diefe von ihm geleiteten Arbeiten, 
über die dabei gefundenen Fresken und über die 
Rcflaurirung der Kirche zu Neuhofen übergab.* 

Regierungsrath Freiherr v. Stieben machte Mit- 
thcilmig über drei mit Sculpturen reich gefchmücktc 
Grabmale von Mitgliedern der gräflichen Familie 
Althan in ifttrßrttem,* an welche wahrhafte Pracht- 
Reliefs urkundlich als Arbeiten aus der Werkftättc 
Alexander'* von Colli» beglaubigt find. Derfelbe 
empfahl ferner das vom Confervator Rosner und Pfarrer 
Lux zufammcngeftellte Keltaurirungs Programm fur 
die Gertruds- Rinke in Guts der Genehmigung, die 
auch crtheilt wurde. 

Da eine Rellaurirung der Pfarrkirche in Afpaitg 
in Abficht ftand, licfs die Ccntral-Commiffion im 
Intercffc der Erhaltung diefes Gebäudes «lic ent- 
fprechenden Erhebungen pflegen, welche ergaben, 
dafs diefelbe vorläufig nicht erfolge. 

Architekt Ludwig Waehtler überfendete einen 
Bericht über die durchgeführte Reflaurirung der 
Pcflfaulc in F.benfttrth ; derfelbe wurde zur Kenntnis 
genommen und über Antrag des Obcrbaurathes 
Sehmidt und Dr, Lind für den betreffenden Redau- 
rirungsfonds ein kleiner Beitrag aus der Dotation der 
Ccntral-Commiffion bewilligt. 

Die Mittheilung des Regierungsrathcs Freiherrn 
v. Sinken in Betreff der Reftaurirung der fogenannten 
Hardcgg Säule bei Kreuzenßein auf Korten Sr. Excel- 
lenz des Grafen v. Wilesek wurde mit befonderer 
Anerkennung zur Kenntnis genommen. 

Correfpondent ProfefTor Blaus berichtete über 
einen im Archive zu Stockerall befindlichen feepter- 
förmigen Marktrichterllab * und einen theilw eife ver- 
goldeten Becher, ferner iiber einen dort befindlichen, 
lehr interelTanten Mörfcr.* 

Oberbaurath Bergmann legte eine Reihe von 
Aufnahmen aus Seheibbs. l'urgjlall und Wiefelburg 
1 Nieder-Oefterreieh; vor, enthaltend Copieil von 
Gemälden, Glasmalereien und Sculpturen und gab 
feine Zurtimmung zur fucccffivcn Verwendung der- 
selben im Interclfc der Central-Commiffion, was von 
der Commiffion mit geziemendem Dank zur Kenntnis 
genommen wurde. 

Ucber Anzeige des Confervators Rosner, dafs es 
in Abficht fei, das Kucnringcr Thor in der Stadt 
Fggenburg — das einzige noch erhaltene und fehr 
wichtige Denkmal der dortigen Stadtbefefligung — 
aus angeblichen Verkehrsruckfichten abzutragen, be- 
fchlofs die Central Commiffion, fich an den nieder- 
orterreichifchen Lamies-Ausfchufs und die k. k. Statt- 
halterei in Wien zu wenden, um diefe unnothige Demo- 
lirung zu verhindern. In der Folge referirte Oberbau- 
rath Sehmidt über diefes nicht abzuändernde bedauer- 
liche Vorhaben der Stadtgemeinde Fggcnburg. Die 
Sektion nahm von diefem Vorgange, als einem fchlecht 

> S Miiih VII. N. F. p. ■■■ unO VIII. p. r6 

1 s Hink, vn N. r. f. CIX. 

• S M.tih VIII N F. p. XXXII 

' s Miiih VII N » ,, CXXXIX 



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XIII 



vcrftandencn Bcftrcbcn nach Stadtcrwcitcning, mit 
Bedauern Kenntnis 

Der Bericht des verdienftvoilen Confervators 
Widter über die von ihm durchgeführte Aufteilung 
mehrerer Kitzing'fcher Grabmale in Schruttcnthul, 
dann von Denkftcincn in Stilifrird und Grofs wurde 
mit Dank zur Kenntnis genommen. 

Anläßlich der Mittheilung des Obcrbaurathes 
Bergmann, dafs man im alten Karner zu Maiithhait/cn 
intereffante Fresken unter der Tünche gefunden habe, 
wurde befchlolVcn, durch Confcrvator Schirmer Erhe- 
bungen pflegen zu laffen. 

Ucbcr Anzeige des Pfarramtes in Pijchctsdorf in 
Ober-Oefterreich, dafs beim Durchbruche eines in der 
dortigen Pfarrkirche vermauerten Raumes eine Seiten- 
Capelle mit alter Frcsco-Bcmalung eröffnet wurde, 
befchlofs die Scction, den berufenen Confcrvator 
WivtmtT zur Berichterflattung einzuladen. 

Anläfslich einer in den ,.Mittheilunget) J beab- 
fichtigten l'ublication über altere Elfcnbcinfchnitz- 
werke war es in Abficht, auch den prachtvollen 
fruh-romanifchen Buchdeckel mit Email-Elfenbein- 
und Filigran-Befatz eines in St. li'ot/gang befindlichen 
Codex in Abbildung beizugeben. Die Central Com- 
miffion wendete fich an das l'farramt in .SV. Wolfgang. 
um über die bereits erhaltene Erlaubnis des bifchof- 
lichen Confilforiums in Linz diefen Codex zeitweilig 
nach Wien zu bekommen. Leider konnte diefem 
Wunfche nicht entfprochen werden; denn das werth- 
volle Denkmal itt dermalen in St. Wo/fgang nicht 
mehr zu finden. Diefc vom Pfarramte gegebene Nach- 
richt über das Vcrfch winden eines fo werthvollen Denk 
mals wurde von der Central Commiffion mit lebhaftem 
Bedauern vorläufig zur Kenntnis genommen. 

Correfpondent Stuhlik macht auf ein zur Dcmoli- 
ruug beltimmtes Gebäude in Ottciisheim an der 
Donau aufmerkfam. das als Geburtsllattc Otto des 
Erlauchten von Wittenbach bezeichnet wird. Die 
Section befchlofs über Antrag des Obcrbaurathes 
Schmidt vorerll über die archaologifche und kunlt- 
hjftorifehe Bedeutung diefcs Gebäudes durch den 
Cnnfervator Schirmer Information einzuholen. 

Kcgierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit 
theilung über die mit l'nterflützung der Ceiltral- 
Commiffion durchgeführte Aufltcllung des fehnnen 
Grabftcincs des J499 verflorbenen Prälaten von Mond 
fec Benedict Eck, des Erbauers der heutigen Stifts- 
kirche. Diefes Monument wurde aus dem Bodenpflaller 
in der Mitte des Presbytcriums erhoben und an einem 
Seitenpfeiler der Kirche aufgeteilt. Bei diefer Ge- 
legenheit wurden einige Nachgrabungen zur Erfor- 
schung der alten Krypta angefleht, die jedoch nur 
ein negatives Kefultat gaben. Die unzweifelhaft früher 
bettandenc Krypta war gelegentlich des Neubaues 
in ihrer Innenanlage zerftört und mit dem Schutte 
der abgebrochenen Kirche ausgefüllt worden. Ucbcr 
Antrag des Referenten wurde an den Fürfleu Otto 
Wrede, welcher die Aufltcllung des gedachten Monu- 
mentes wefentlich forderte, ein Dankfcbrciben gerichtet. 

Anläfslich eines beabfichtigten Anbaues eines 
Flugeis «les Nonncnkloltcrsan die freiflehende gothifche 
Frauenkirche in Freijhuit fprach lieh die Seclion über 
Referat des Obcrbaurathes Schmidt in unbedingter 
Weile abfällig aus. und wurde in diefem Sinne ein 



Gutachten an die k. k. Statthaltcrei in Linz erftattet. 
Die hierauf eingelangte Zufchrift diefer Statthaltcrei 
in Betreff der dem Antrage der Central Commiffion 
entfprechenden Abwcifung der Schulfchvveüern in 
Frciftadt mit dem von ihnen beabfichtigten Anbaue 
des Inftituts-Gcbaudcs wurde mit Befriedigung zur 
Kenntnis genommen. 

Das Untcrrichts-Minifterium (feilte an die Central- 
Commiffion die .Aufforderung, eine aus vertrauens- 
würdigen Fachmännern beft eilte Commiffion nach 
Salzburg zu entfenden, um das dortige Mttfenm zu 
belichtigen und über den Zuftand desfelben ein Gut- 
achten zu geben. Die Central Commiffion befchlofs 
diefem Auftrage ehethunlichft zu entfprechen, nahm 
jedoch Anlafs, vorerlt den Standpunkt, welchen fie in 
diefer Angelegenheit von allem Anfange eingenommen 
hatte, genauer zu bezeichnen, um jedweder irrigen Auf- 
falfung über die von ihr übernommene Aufgabe fchon 
im vorhinein zu begegnen. Diefe ging dahin, dafs die 
Ccntral-Commiffion, zunaclill den privaten Charakter 
des Salzburger Mufeums anerkennend, fich durchaus 
nicht in irgend eine fo zu fagen behördliche Unter 
fuchung ein laffen könne oder werde, fondern fich nur 
auf Informationen, eventuell auf die Ertheilung von 
Rathfchlagcn und Anempfehlungen befchranken wolle, 
wobei die heutige charakterilUfchc in ihrer Weife ein- 
zige Art der Auflf ellting, wenigftens der Hauptfachc 
nach, ganz aufser Betracht bleiben folle. Eine grofsere 
Aufmerkfamkeit werde nur den im Mufeum befindlichen 
und dem Staate gehörigen Gcgcnfl.indcn zu widmen 
fein. Hicbci werde man ferner im Auge behalten, dafs 
durch diefen Vorgang der Central-Commiffion die 
wiederholten in den Journalen erl'chienenen Angriffe 
gegen das Salzburger Mufeum zurückgewiefen oder 
wenigftens in Betreff erft noch zu conflatircndcr 
Ucbelflandc auf das richtige Maafs befchrankt werden 
follcn. Die Ccntral-Commiffion Überfall hicbci nicht, 
dafs überhaupt vorerlt zu diefem Vorgehen ihrerfeits 
die Zullimmung der Gemeindevertretung von Salzburg 
nothwendig fei. Nachdem feitetls der berührten Stadt- 
vertretung die gewünfehte Zullimmung einlangte, 
wurden die Mitglieder der Central Commiffion Cullos 
Scheßag und Profeffor TrenhvaJd mit diefer Million 
betraut und Anfangs Auguft die Befichtigung vor- 
genommen. Die benannten Herren erftatteteu in der 
Folge ausführlichen Bericht über das günftige Ergebnis 
ihrer Entsendung, wobei fic nicht unterliclsen , die 
befondere Zuvorkommenheit und Freundlichkeit hervor- 
zuheben, welche fie allenthr.lbeu bei Durchführung 
ihrer Miffion fanden. Se. Excellenz der Praftdent nahm 
Anlafs, diefen beiden Dclcgirtcn der Central Com- 
miffion für ihre mit Sachkenntnis und Taft ausgeführte 
Million zu danken. DerBcricht wurde dem Unterrichts- 
Minillerium vorgelegt. 

Hofrath Sickcl referirte über einen Auffatz des 
Confcrvators Richter, der in dcmfelben die alteflen 
Siegel der Salzburger Erzbifchofc befpricht und auch 
für die Echtheit des bei Laufen gefundenen Typars des 
Erzbifchofs Ditmar eintritt. Diefer Auffatz wurde der 
Kedaction übergeben. 

Oberbaurath Schmidt referirt über die Keflau- 
rirung des romanifchen Karners in Peruegg. Derfelbc 
bezeichnete die hiefür in Auslieht genommene Summe 
im Hinblick auf den untergeordneten Werth des 



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XIV 



Denkmale« für zu hoch gegriffen. Ks würde eine 
kleinere Auslage für die einfache Erhaltung desfelben 
genügen. Dagegen empfahl Referent die Einleitung 
einer Unterfuchung des Innern der Capelle auf etwa 
unter der Tünche noch vorfindliche Wandmalereien, 
womit fich die Seclion einvcrllandcn erklärte. In der 
Folge referirte derfelbe neuerlich auf (irund eines 
Berichtes des Confervators Graus über dielen Karncr 
und beantragte, bei dem Umllande, als lieh im Innen- 
räume keine Fresken fanden, auf die Erhaltung diefes 
Bauwerkes durch Widmung etwa grofscr Betrage 
nicht weiter Ruckficht zu nehmen. 

Dagegen bcfchlofs die Central-Commiffion unter 
Zuftimmung zu diefem und dem weiteren Antrage, in 
den Kirchen zu l'ürgg und Schwanberg Nachforfchun- 
gen nach alten Wandmalereien vornehmen zu lallen, 
da fich bereits hiefür Anzeichen finden. Confervator 
Grata wurde erfueht, zu diefem Behufe zu interveniren. 
Profeflbr Trenktvald referirte über den Bericht des 
Confervators Graus in Betreff der alten Wand- 
bemalungen in den Kirchen zu Schnaitberg und PUrgg 
und bezeichnete insbefondere die letzteren einer 
befonderen Würdigung Werth. 

Die Mittheilung <ler k. k. Statthalterei zu Griitz, 
d.ifs die Reftaurirung der gothifchen Kirche zu Maria- 
Ncußift bei Pettau nunmehr unter der Oberleitung 
des Architekten Hans Petfchnig begonnen hat, wurde 
zur Kenntnis genommen. 

Auch im Jahre i«Sl war die Central-Commiflion 
mit der Kggenberger Grab-Capelle in /ihren/laufen in 
l'o weit befchäftigt, als es fich noch um die Begleichung 
der aufgelaufenen Rellaurirungs- Arbeiten handelte, 
die nunmehr durch die erfolgreiche Mitwirkung des 
Landes- Ausi'chufs-Mitglicdcs Grafen Kotnlinski abge- 
fchloflen ill. Doch ift hiebei zu erwähnen, dafs, da 
von den aufgelaufenen Köllen für die Rellaurirung der 
Eggenberg Capelle in lihrenhaufen noch ein Keft- 
beirag aus dem Jahre 1880 unbedeckt verblieb, die 
Central-Commiflion befchlofs, fich bittlich an den 
aeierifchen Landesausfchufs zu wenden, damit diefer 
an den bevorftehenden Landtag eine Vorlage auf 
entfprechende Geldbewilligung zu dem Rellaurirungs- 
Fonde diefes in erfler Linie als Landesdenkmal werlh- 
vollen und zweckmafsig wiederhergestellten Gebäudes 
veranlage, was jedoch vergeblich blieb. 

Confervator Ä, v. Lufcltin berichtete über das 
Grabmal des Ulrich Leifscr zu Wildau. 

C'orrefpondent Grafs berichtete über eine alte 
Infchrift in Feldbach. 

Oberbaurath Kreihcrr p. Ftrflel berichtete über 
die Rellaurirung, refpective den Ausbau der Minoriten- 
Kirche (deutfehe Kirche) in Olli und hob hervor, dafs 
diefe Aufgabe nicht fachmannifch und ftylcorreet auf- 
gefafst wurde, wie auch ilie bisherige Rellaurirung des 
Thurmes dein beabsichtigten romanifchen Charakter 
durchaus nicht entfpricht. Die Central-Commiffion 
nahm von diefer Mittheilung mit lebhaftem Bedauern 
Kenntnis und fprach den Wunfeh aus, dafs dahin 
gewirkt werde, damit wenigllens die noch vorhandenen 
fp.irlichen Relle des mittelalterlichen Baues erhalten 
bleiben. Anlafslich eines Schreibens des Stadtpfarrcrs 
in Cilli iiber diefc Rellaurirung beantragte Referent 
( > berbauralt) Freiherr V. Fcrflcl das frühere ungüullige 
U rtheil der Central-Cnmmil'tion über diefe» Gegenlland 



aufrecht zu halten und im Hinblick auf die vorgelegt 
gewefenen Zeichnungen, Photographien und Berichte 
über diefen Reftaurations-Bati von einer commif- 
fioncllcn Befichtigung des Objektes als überfluffig 
abzufeilen. 

Der Bericht des Confervators Graus über den 
Ankauf der Ruine Ofling bei Gratz durch I lerrn 
Anton Reckbcrger, welcher vom regllcn lnlcrelTc für 
die Erhaltung diefes Bau-Deiikmalcs erfüllt ift, und 
über die einleitenden Mafsnahinen zur Rellaurirung 
der Capelle und des Donjon dafclbll wurde mit 
Befriedigung zur Kenntnis genommen. 

Corrcfpondent Dom Caplan Grofscr legte einen 
fachmannifch abgefafsten Bericht über die Kirchen in 
Hcitigenblut und Hiltmannsdorf 'vor, ferner einen fchr 
beachtenswerthen Bericht über die Kirche in Sagar 
und einen Infchriftftein in St. Leonhard, und wurde 
der letztere zur I'ublication durch die Mittheilungen 
bcllimmt. 

Durch Vermittlung der Central-Commiffion wurde 
dem dftcrrcichifchen Mufeum für Kund und Induftrie 
die kaufliche Erwerbung einer alten Mitra aus dem 
Klollerfehatzc von Arnoldflcin ermöglicht. 

Dr. Winter erläuterte die Infchrift unter dem 
Bilde der h. Anna mit der Mutter Gottes und dem 
Crillus-Kinde: n felb dritt u in der Peters-Capelle zu 
Friefaeh als „felbll die dritte" und empfahl den Auf- 
latz des Correfpondenten Peekh-Widmanjletter über 
die alte Familie Skodl in Kärnten zur Veröffentlichung 
in den Mitteilungen. 

Da der Central-Commiffion Nachrichten zukamen, 
dafs die werthvollen Verglafungen in der St. Laurenz- 
Kirche zu .SV. Leonhard in Kärnten argen Schaden 
leiden und in ihrem Beflande gefährdet feien, wurde 
Confervator Sttf>f>crgcr erfueht, hierüber zu berichten. 

Die Central-Commiflion verwendete fich beim 
BUrgcrm elft er der Stadt Klagenfurt, damit die der 
Stadt von Dr. Franz Dreer vermachte Münzcnfamm- 
hing chcbaldigll der allgemeinen Befichtigung zugäng- 
lich werde. 

Das k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht 
gab der Central-Commiflion bekannt, dafs es zur Re- 
llaurirung des fogenannten Furftcn Chores und der 
gegenüber befindlichen Uhr in der Hofkirche zu Inns- 
bruek einen Beitrag bewilligt. 1 

In Betreff der vom Correfpondenten Dahlke ange- 
regten Reftaurirung eines durch feine Malcreirclle be- 
achtenswerthen Bildftockcls bei Brunneeken befchlofs 
die Central Commiffion ihr Gutachten dahin abzu- 
geben, dafs der von der Frau Gräfin Wolf Metternich 
zu diefem Behufe gewidmete Betrag zunachft zur bau- 
lichen Wicdcrhcrftellung, zur Reinigung und Ucber- 
dachung der Säule und zur Aufftellung eines Umfrie- 
dungsgitters verwendet werden möge. Was dagegen 
die Bilder betrifft, fo befchlofs die Central-Commiffion, 
einen Fachmann einzuladen, über dicfelbcn und deren 
Reftaurirbarkeit ein Gutachten abzugeben, welche 
Wahl auf den Kunftlcr F. Jobfl fiel. * 

Oberbaurath Seh/nid/ machte die hocherfreuliche 
Mittheilung, dafs Se. k. und k. Hoheit der durch- 
lauchtigfte I Ierr Erzherzog Johann Sa/vator die Burg 
Runkel/lein käuflich erworben und befchloffcn hat, 

' S. Miith. VII. K. t.p. CXXXIX. 
: S Hildk VII N. T.p. CXXXIII 



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XV 



dicfclbc reftaurircn zu lallen. Die Ccntral-Commiffion 
glaubte ihrer Befriedigung durch ein befondercs Bc- 
grüfsungsfehreiben an Sc. k. und k. Hoheit Ausdruck 
geben und Hochftdcmfclbcn die ihr gehörigen architek- 
tonifchen Aufnahmen der Burg zur Dispofition ftcllcn 
zu Collen. 1 

Das k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht 
machte die Mittheilung, dafs über Antrag der Central- 
Commiffion für die Wicdcrhcrftellung der Kirche 
St. Michael in Tyrol der Betrag von 500 fl. in den 
Staatsvoranfchlag pro 18S2 aufgenommen wurde. In 
Betreff der Reftaurirung der dortigen Kirchengemälde 
empfahl ProfcfTor Trenkwald vorerft die Prüfung der- 
felbcn nach ihrem Kunftgehalte. Die Ccntral-Com- 
miffion fprach lieh bei diefer Gelegenheit überdies 
dahin aus, dafs bei den auf Staatskoft.cn durchzu- 
führenden Kirchen Rcftaurirungen ftets zunachft die 
Krhaltung des Gebäudes als das Unerläßliche im Auge 
behalten werden mochte. 

Confervator Als berichtete über die Bloslcgung 
der alten Wandgemälde im romanifchen Baptillerium 
zu Brixen und über die Abficht des dortigen Dom- 
Capitels, diefe Capelle zur VViederbenützung fürgottes- 
dienftliche Zwecke herftellen zu laden. Ks wurde über 
Antrag des Profcffors Trenkwald bcl'chlolTen, das 
Dom-Capitcl in Anerkennung diefes Vorhabens zu 
begrüßen und ihm eine Rellaurirung der Gemälde 
infoweit zu empfehlen, als dabei die verwendbaren 
allen Bilder moglichft gefchont werden. 

Der Bericht des Correfpondcnten Dr. Baruffaldi 
über die Gebrechen der Kirche della Inviolata in 
Riva und deren nothwendige Reftaurirung vcranlafste 
die Central-Commiffion, über das Referat des Ubcr- 
baurathes Bergmann fich dahin aus/ufprechen, dafs 
nunmehr zunachft von behördlicher Seite die Erhe- 
bungen über den Umfang und die Reftaurirungs-Kofteii 
gepflogen werden mochten. 

Confervator Atz berichtete über die Burg Hoch- 
cpfian und deren Capelle und bat um Subvention zur 
Reftaurirung der letzteren. Ueber Antrag des Refe- 
renten Profcffors Trenkwald befchlofs die Central-Com- 
miffion auf diefes Anfuchen einzugehen unter der Bedin- 
gung, dafs damit vor allem die Stabilität und der 
Belland des Bauwerkes gefichert und die Wand- 
gemälde mit grofstcr Vorficht biosgelegt werden. Zu 
diefem Behufe wurde der Confervator eingeladen, ein 
fachmännifches Reftaurirungs-Programm vorzulegen. 
Zur lnftandfctzung der Schlofs-Capcllc und zur Auf- 
deckung der dort befindlichen Fresken widmete die 
Ccntral-Commiffion einen Beitrag. 1 

Überbaurath Schmidt referirte anlafslich des vom 
k. It. Unterrichts-Miniftcrium abverlangten Gutachtens 
in Betreff der Reftaurirung des Tritntcr Domes und 
beantragte auf Grund der KrgebnilTc feiner eigenen 
Untcrfuchungcn, dafs Architekt Nordio aufgefordert 
werde, ein Projed auszuarbeiten und vorzulegen, was 
zum BefchlulTe erhoben wurde. 

Oberbaurath Schmidt legte ilic vom Architekten 
Deininger überfendete Abfchrift zweier Pcrgamcnt- 
fehriften vor, die man im Thurmknopfc zu Tramin 
fand: lie wurden zur Veröffentlichung durch die 
Mittheilungen beftimmt. 

< s, Kita, vii. n. w. P . UUtlX. 
• s. KS** vih n. f. p. X. 



Von grofsem Intereffe für die Seftion wai der 
Bericht des Confcrvators Ali über die Erfolge der 
Aufdeckung einer Reihe von übertünchten Wand- 
gemälden in der Kirche zu Tcrlaii. Die Seelion nahm 
Anlafs fich dahin auszufprechen. dafs die beablich 
tigte Rellaurirung diefer Bilder nur mit der grofsten 
Schonung der alten Malerei durchgeführt werden 
möge, infoweit dies unbefchadet des Hauptzweckes 
einer moglichll vollftändigcn Wicdcrhcrftellung der 
Ausmalung der Kirche ihrer Bcftimmung nach zu- 
läffig ift. 

Sehr intereffante Berichte des Correfpondcnten 
Dr. Hg über die Kreuzgang-Gcmaldc zu Schwas 3 und 
über die HajLllmrg* w urden zur Veröffentlichungen in 
den MittheiHmgen beftimmt. 

Oberbaurath Schmidt machte die Mittheilung, dafs 
das Haus mit dem gothifchen Erker in Fcldktrch in 
feiner ftylgemiifsen Reftaurirung nunmehr vollendet ift. 

Dr. Kenner referirte über den auf der Lauter- 
acher Ried gemachten, vom Confervator Jenny ange- 
zeigten Fund von Bracicatcn, und bezeichnete lie als 
aus Itkd-fchwabifchcn oder oft-fchweizerifchen Munz- 
ftatten entflammend und als aus der Mitte des 13 Jahr- 
hunderts herrührend. ' 

Rcgicrungsrath Freiherr v. Sacken referirte über 
einen Bericht des Confcrvators Jenny und fprach fich 
im Sinne des Confervators dahin aus, dafs ein bron- 
zenes Vortragekreuz in der Kirche in Moggers, dem 
12. Jahrhundert beiläufig angehorig, zur Vermeidung 
der Verfchleppung ins Ausland, vom Vorarlberger 
Kandcs-Mufeum erworben werden mochte. 

Confervator Jenny überfendete einen Bericht 
über ältere Siegel der Stadt Feldkirch, 1 welcher zur 
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt 
wurde. Desgleichen wurde hiefür über Referat Dr. 
Lind's ein weiterer Bericht dcsfclben Confcrvators 
über Holzfchnitzereien in der Johannes-Kirche in Feld- 
kirch, ein Bericht über zwei Grabmale zu Hohcucmbs 
des Marcus Sittich von Embs-Hohenems, t '533, und 
des Caspar Grafen v. Hohenembs (16351, : endlich über 
einen fehr merkwürdigen Taufftcin aus dem begin- 
nenden 15. Jahrhundert in der Kirche zu Flbigenalpc 
beftimmt. 

Die k, k. Statthaltcrci in Trifft übermittelte eine 
Copie der Infchriften aller Gedenktafeln, welche fich 
im dortigen Hafcn-Caftelle und der St. Veits Schanze 
befinden, was von der Ccntral-Commiffion mit befon- 
derem Danke übernommen wurde. 

Der Bericht des Correfpondcnten Maionica über 
die alten Wandmalereien in der Apfis des Domes zu 
Aquilcja vcranlafste die Ccntral-Commiffion über 
Antrag Dr. Lind's, Einleitungen zur Erhebung des 
heutigen Zuftandes derfelben zu treffen. 

Nachdem feitens Profeffor Trtnkwald namens 
desSpccial-Comitc zur Beurtheilung des Kunftwcrthes 
des derzeit in Wien befindlichen Altar-Bildes aus der 
Domkirehc =tt Aquileja als Ergebnis der fachmärHiifchen 
Untcrfuchiing die Erklärung abgegeben wurde, dafs 
die ErgebnilTc nach keiner Richtung befriedigen, „dafs 
die bei der Befreiung einiger Stellen von der Ueber- 

• S. Milth. VII. ff. F. p cxix 

' S. MUlh VII. K, F. p. CXXX1V 

• S Mi.th. VII. N F. p. B 7 , VII 

• S Miuh VIII. X. F. v ... XLI 

• S Hilft VII M. r, H CXXXV1I. 



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XVI 



maluiig zu Tage gekommenen Kelle der urfprünglichcn 
Malerei evidenlcrinafsen eine gewifle Unficherheit der 
Zeichnung zeigen und keine Mcillcrhand verrathen, 
auch nicht jene Bcllitnmthcit und Charakteristik, wie 
fie venetianifchen Künfllcrn im Beginne des 16. Jahr- 
hunderts eigen zu lein pflegen, zeigen, fo dafs die 
Vcnnuthutlg rege wurde, die Bilder feien nicht die 
Originale von l'cllegrino, fondern altere Copien, welche 
Vermuthung bcftärkl wird durch das auffallend frifchc 
Ausfeilen der Hretter und die Unficherheit der Künftlcr- 
Infchrift aufder Kuckfeite, welche nicht mit Farbe, 
fondern nur mit Kothllift ausgeführt ifl und nichts 
weniger als den cntfprcchcnden Schrift -Charakter 
tragt", befchlofs die Secüon über Antrag des Frei 
herrn Sticken von einer eigentlichen Kellaurirung 
diefer in einem befonders fchadhaften Zuftande befind- 
lichen Gemälde ganz abzufeilen und fich nur auf eine 
einlache AtisbelTcrung derfelhen zu befchranken, durch 
welche blos die lofen Farbcnthcilc fixirt und das 
Abfallen der weifsen Stellen verhindert werden füll, 
vorausgefetzt, dafs fich die hiefür ergebenden Aus- 
lagen nicht zu hoch beziffern würden. In diefem 
Sinne w urde ein Bericht dem k k.MiniftcriumfürCultus 
und Unterricht vorgelegt. Die Mitthcilung über die 
zuftimmende Befchlufsfalfung diefer hohen Centralllelle 
in lietrcff der nach Antrag der Central - Commififion 
durchzuführenden Keflaurirung diefer Altar -Bilder 
wurde dankend zur Kenntnis genommen und mit 
diefer Arbeit der k. k. Cuflos und Vorfland der 
Kcftaurir-Schulc am Belvedcre Karl Schcllein betraut. 

Die Rcftaurirungs-Arbeiten am Dome in Daren;« 
wurden von der Ccntral-Commiffion ftets mit Auf 
nicrkfanikeit verfolgt. Die Central Commiffion fah (ich 
daher vcranlafst, die Statthalterci in Trielt um einige 
Aufklärungen in diefer Angelegenheit zu erfuchen und 
den Obcibaurath Freiherrn v. Ferflcl einzuladen, diefen 
Dom zu befichtigen und ihr über delTen Gebrechen und 
über deffen Kellaurirung ein Gutachten vorzulegen. Der 
eingehende und erfchopfende Bericht des Oberbau- 
ratlics Freiherrn V. Ferflcl iiber den gegenwartigen 
ungunftigen Bauzufland diefes hochwichtigen Baudenk- 
males und über die Möglichkeit feiner Reftaurirung 
wurde zur Kenntnis genommen und befchlolTen, den- 
fclben als ein hochft fachgemafses Gutachten dem k. 
k. Miniftcrium für Cultus und Unterricht vorzulegen 
und den Antrag zu ftellen, dafs zunachfl eine einge- 
hende fachmännifche Aufnahme des Domes durch- 
geführt werde, um alsdann einen Rellaurirungs-Plan 
feftftcllen zu können Sc li\-ccllcnz der Herr Miniflcr 
für Cultus und Unterricht hat anlafslich der Vorlage 
diefes umfallenden Gutachtens dasfelbe durch befon- 
ders anerkennende Worte ausgezeichnet und geftat- 
tet, im Sinne dcsfclben nunmehr vorzugehen und hiezu 
xunäcbft die cntfprcchcnden Kinlcitungcn in Betreff 
einer Aufnahme des heutigen Standes des Domes zu 
treffen. 1 

Anlafslich eines in der Folge erftatteten Kcferates 
des Obcrbaurathcs Freiherrn v. Ferßel gab die Ccn< 
tral-Commiffion ihr Gutachten über das Projeft der 
Farbelung und Malerei des Plafonds in diefem Dome 
zullimmcnd ab, fprach jedoch den Wunfeh aus, dafs 
ein archaologifch gebildeter Fachmann die Ausfüh- 
rung des Projektes überwache. Die Mittheilung des 

• S. MiHh. VII. N. r. H CXH. HNk .U Bfof.hu,« >«UMn, 



Minilleriums für Cultus und Unterricht, dafs es in 
Anerkennung des Gutachtens der Central Commiffion 
das Programm für die Farbelung der Wände und Decke 
genehmigte und die Bcflellun/f eines archaologifch 
gebildeten Fachmannes zur Ucberwachung diefer 
Arbeiten geftatte, diente zur angenehmen Kenntnis 

Correfpondent Schramm berichtete über die Bau- 
und Kunftdenkmale in Offcio, namentlich über eine 
Madonna-Statue in der Kirche zu l.ufjin grande. In der 
Folge berichtete Regierungsrath Freiherr Sacken 
über feine Keife nach Offero und die dort befindlichen 
mittelalterlichen Denkmale, namentlich über den Dom 
und die erwähnte Madonna-Statue, die zwar falfchlich 
dem Donatello zugefchrieben wird, aber immerhin eine 
fe'nr gute, wenn auch weitaus jüngere Sculptur ill. Die 
Ccntral-Commiffion befchlofs von diefen Denkmalen 
photograpbifche Aufnahmen anfertigen zu laffen. 

Confcrvator Profeffor Hau/er übergab zur Vcr- 
uffentlichung durch die Mitthcilungcn einen von ihm 
und Profeffor BuliV verfafsten Auffatz über die St. 
Donatus- Kirche in Zara. 

Dcrfclbc referirte ferner über die Erwerbungen 
des Mufeuni St, Donatus in Zara und beantragte, dafs 
die Central-Coinmiffion Schritte mache, damit ein früh- 
chrißUches Relief und ein fruh-miltelalterliches Grabmal 
mit intcrelTantcr Sculptur in Zara diefem Mufeum ein- 
verleibt werden, womit fich die Seclion cinverllanden 
erklärte. 

In Betreff der Kellaurirung des Kreuzganges im 
Franciscaner-Kloflcr zu Badia auf der Infel Curzola 
empfahl Profeffor //an/er vorerft fachmännifche Erhe- 
bungen und die Anfertigung eines Koflcnuberfchlages, 
womit lieh die Seelion eiiiverllandcn erklärte. 

Anlafslich eines Artikels in der Zeitung „Vater- 
land - über den Neubau eines Domes in Sfalato 
aus dem Materialc des zum Abtragen vorgeschlagenen, 
aus dem 13. Jahrhunderte flammenden Domlhurmes 
erklärte die Cetitral-Commiffion, einem folchen Vor- 
fchlage nie ihre Zullimtnung geben zu können. 

Ucbcr Antrag ProfelTora Ifaufer trat die Ccntral- 
Commiffion mit dem Dominicaner-Convente in Ragnfa 
in Betreff der Feftfetzung eines Kellaurirungsplanes für 
den dortigen gothifchen Kreuzgang in Verhandlung. In 
der Folge referirte Profeffor Ilaufer über diefen Plan 
und empfahl im Hinblick auf den (ehr befcheidenen 
Koftenüberfchlag die Gewährung einer Staats-S'.ibvciv 
tion zu diefem Zwecke. Von Seite des Minilleriums 
für Cultus und Unterricht wurde diefem Antrage ent- 
fprochen. 

Anlafslich des Neubaues eines Thurmcs am Dome 
zu Sebemco empfahl die Central - Commiffion ein 
hiefür vom Oberbaurath Bergmann ausgearbeitetes 
Projeft. 

In Folge einer Nachricht iiber eingeleitete Keflau- 
rirung der werthvollen Fresken im Krensgange des 
Hinaus- Klojlcrs in Frag befchlofs die Central-Com- 
miflion Krhebungen einzuleiten. Im Verlaufe berichtete 
Profeffor 'Freiihvald auf Grundlage eines Berichtes 
des Confcrvators Moeker über diefe Rcflaurirungen, 
die fich jedoch für jetzt nur auf die Ausmalung der 
fogenannten Konigs-Capctlc befchranken, und empfahl, 
dafs die Ccntral-Commiffion fich mit dem Klollcrabte 
ins Einvernehmen fetze, um von dcmfelbcn ein Kcflau- 
rirungs Programm zu erhalten. Der feitens des Stiftes 



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XVII 



Emaus über die im Klofier und in der Kirche that- 
fachlich vorgenommenen Rcflaurirungen cingcfcndctc 
Bericht wurde zur Kenntnis genommen, doch fprach 
die Seflion den Wunfeh aus, dafs fich die Central- 
Commiffion ihren flatutenmäfsigcn Einflufs auf diefe 
Angelegenheit für die Zukunft wahre und dahin wirke, 
damit der Confervator für die Stadt l'rag zu den 
Herathungen über den Rcflaurirungs-Plan als Vertreter 
der Central-Commiffion beigezogen werde. In einem 
fpätcr eingelangten Schreiben erklärte das Stift, diefem 
Anfinncn der Central-Commiffion gern entfprechen zu 
wollen. 1 

Oberbaurath Bergmann referirte über das von 
den Confcrvatoren Baum, Beuel und Motker einge- 
brachte Gutachten, betreffend die Parcellirung der das 
Agnes- Kloflcr fammt der Maria Magdalena-, Barbara-, 
Franciscus- und Marien Capelle umfaffenden Realität 
Nr. Sil in l'rag. Derfelbe beantragte die Einleitung 
entfprechender Verhandlungen mit dem Burgermeiller 
von Prag, damit die als Baudenkmal aus der Ucber- 
gangszeit hochwichtige Kirche fammt der Barbara- 
und Franciscus-Capelle erhalten bleibe. Ferner hob 
derfelbe die Eignung der in diefen Bauwerken erhal- 
tenen früh-gothifchen Ornamente als befonders geeig- 
nete Vorbilder für Schulzwccke hervor und empfahl 
deren Abformung zu veranlagen, welche Anträge von 
der Seflion angenommen wurden. 

Der Thatigkcitsbericht des archaologifchen Ver- 
eines „Voccl" in Kultenberg pro 1880 wurde mit 
vielem InterelTe zur Kenntnis genommen. 

Nachdem der als Baudenkmal wichtige wälfchellof 
in Kultenberg nach deffen L'ebcrgang in das Eigen- 
thum der Stadtgemeinde einer umfaffenden Umgcftal- 
tung unterzogen werden foll, um in dcmfelbcn eine 
Anzahl von Schulen unterzubringen; nachdem ferner 
über Anregung der Central-Commiffion bei Ueber- 
laffung diefes Gebäudes aus dem Staatseigcnthumc 
an die Gemeinde die Erhaltung gewiffer archaologifch 
wichtiger Bauthcilc, darunter insbefondere die Erker- 
Capelle, bedungen wurde, befchlofs die Seflion über 
Antrag des Oberbaurathes Bergmann die Abfendung 
eines archaologifch fachkundigen Bauvcrftändigcn, 
welcher das Gebäude in allen feinen Theilen genau 
unterfuchen und auch zu beftimmen hätte, welche 
Gebäudetheile nebft der Capelle und welche Details 
und dergleichen zu erhalten fein werden, um den 
I Iaupt Charakter des whlfchcn Hofes im allgemeinen zu 
wahren. Zur Entfendung wurde der fehr tüchtige Con- 
fervator Sekmorans beftimmt. Oberbaurath Bergmann 
berichtete in der Folge über das Gutachten diefes Con- 
fervators und beantragte einerseits, dcmfelbcn für diefes 
fachgemäfsc Elaborat zu danken, anderfeits die Stadt- 
gemeinde Kuttenberg zu begrüfsen, damit fie das von 
ihr gewählte Reftaurations Projefl fo wie die anderen 
prämiirten Projcfle anher vorlege, womit fich die Vcr- 
fammlung einverftanden erklärte. 

Die Central-Commiffion nahm weiter aus einer 
Zufchrift der k. k. Finanz-Landesdireflion in Prag 
Anlafs, fich dahin auszufprechen, dafs die Kinrichtungs- 
relle der oberwähnten gothifchen Wense/s- Capelle im 
Erker des wälfehen Hofes der Kuttenberger Stadt- 
gemeinde unentgeltlich überlafTen werden mochten, da 
diefelben an und für fich hochfl defeft und in Folge 

' S. Mlllk VII. N. F. p. LXXIX 
VHI N. F. 



dcflen wcrthlos find und erfl dadurch wieder von Werth 
würden, dafs die Stadtgemeinde diefelben bei Reflau- 
rirung der Capelle in zweckmäfsiger Weife verwendet, 
was ohnedies Geldopfer für deren Ausbefferung und 
mancherlei Ergänzungen zur Folge haben wird. 

Oberbaurath Bergmann referirte ferner über die 
reftaurirten Fresken in der Barbara- Kireke zu Kutten- 
berg und bezeichnete diefe Malereien als von hoher 
Wichtigkeit Tür die bohmifchc Kunllgefchichtc. 

ProfeflTor Äehak überfendete einen Bericht über 
im Stadt-Archiv zu Kuttenberg gefundene intereflante 
Pergament-Urkunden über den den damaligen Stein- 
metz-Zünften nicht incorporirten Baumeifter an der 
Kuttenberger Barbara-Kirche Namens Reifet, welcher 
für die Veröffentlichung durch die Mittheilungen 
beftimmt wurde. 

Anlafslich eines Berichtes des Confervators Hrase 
über Vernachläffigung und Gefahrdung der romani- 
fehen, aufscr Gebrauch gekommenen Taufftcinc in 
Chlum und Hololtlau befchlofs die Seflion, fich bei 
den bezüglichen Pfarrern wegen eines belferen Schutzes 
Tür diefelben zu verwenden. 

Oberbaurath Freiherr v. Ferßel referirte über die 
gothifche Johannes Kirche in Neuhaus und beantragte, 
dafs zunachft diefe Kirche mit Rückficht auf ihre 
Schaden wie auch nach vermutheten Wandmalereien 
genau unterfucht werde. 

Anlafslich eines Berichtes des Corrcfpondcnten 
Stithlik über die beabfichtigte Abtragung des Stadt- 
thores in der Pragcrftrafsc zu Budweis und über die 
Rellaurirungsarbeiten in der dortigen Marien-Kirche,' 
ferner über einige intereffante Grabmale, fo wie über 
einige beabfichtigte Demolirungcn in Tabor befchlofs 
die Seflion nach dem Antrage des Referenten, Ober- 
baurath Bergmann, durch den competenten Confer- 
vator Erhebungen pflegen zu lalTen und dahin zu 
ftreben, dafs von den abzutragenden Objeflcn genaue 
Aufnahmen gemacht werden. 

Uebcr das Einfchrcitcn des Verwaltungs-Aus- 
fchuffes des ftädtifchen Mufeums in Budiveis wegen 
Einleitung zur eben erwähnten Aufllellung der alten 
Grabmale in der dortigen Marien- ll'iariftcn-) Kirche 
befchlofs die Sektion anlafslich eines Antrages des 
Oberbaurathes Bergmann den Vcrwaltungs Ausfchufs 
zu erfuchen, vorerft eine Auswahl der erhaltenswcrthcn 
Denkmale zu treffen und einen Koflcnvoranfchlag 
vorzulegen. 

Der Auffatz des Profeffors Alvin Sehuls über das 
Monument des Freiherrn v. Redern in Friedland wurde 
an die Kedaflion abgetreten. 

Uebcr Antrag des Oberbaurathes Bergmann 
erbat fich die Central - Commiffion von Seite der 
Prager Statthaltern Informationen über den Zufland 
der romanifchen Kirche in Tismic. 

Die Bczirkshauptmannfchaft zu Burkenbaeh legte 
einen Bericht über die zur Dcmolirung beftimmte 
mittelalterliche Holzkirche in Huttendorf vor. 

Der Bericht des Confervators Moiker über die 
Kcflaurirung der gothifchen Kirche in S/ave'fin ver- 
anlafstc die Central-Commiffion, dem Grafen Fried- 
rich Thun für die munificentc Gewährung der zu diefer 
gelungenen Reftaurirung notwendigen Geldmittel zu 
danken. 

■ S. Mit*. VII. N.F.p CIX. 



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XVIII 



Der Bericht des Gymnafial -PrnfeiTors Scdtat'ck in 
Tabor über die dortigen alten Baudcnkmalc veran- 
lafstc die Ccntral-Conimiffion, über Antrag des Ober- 
baurathes Bergmann ein Erfuchfchreiben an die 
Stadt-Rcprafentnnz im Intcreffe der Erhaltung diefer 
Denkmale, namentlich der Stadtthore und der alten 
Burg, zu richten. 

Confervator Scdiatek erftattete Bericht über den 
Wartthurm zu Ro/enberg, die befeftigte Kirche zu 
Koftelcc und den Kundthurm bei Hradist'e bei Tabor 

Der Bericht des Confervators Sc Ii »w ran: über 
feine Thätigkcit wahrend des Jahres 1880 wurde mit 
befonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die 
Seclion bcfchlofs. diefem Confervator ihre Anerken 
nung anläßlich der Reftaurirung der Kirche SU CArttdim 
auszufprechen und darin hervorzuheben, dafs Sehiuoraiiz 
ftets bemüht ift.dcn eigentümlichen Landes Charakter 
der alten Bauwerke zu erhalten und bei Kcftaurirun- 
gen wieder zur Geltung zu bringen. 1 

Confervator Baum erftattete einen interclTantcn 
Bericht über die auf Korten der Gemeinde durchge- 
führte fachgemafse pietätvolle Keftaurirung der Deca- 
nal-Kirche in Nymburg. Ucbcr delTen Antrag cm|)fahl 
die Seftion ein Relief über dem Portal der befonderen 
Beachtung bei der Reftaurirung und fprach der Ge- 
meinde-Vertretung vom Nymburg ihre Anerkennung 
aus. Ucber Bericht desfelben Confervators wurde 
bcfchlofscn fich wegen ftylgcm.ifser Reftaurirung der 
St. Johannes-Capelle in Nncivojovie competenten Ortes 
zu verwenden. 

Ueber Anregung des Correfpondcnten Sturlik 
bcfchlofs die Central-Commiffion fich an berufener 
Stelle im Intercfle der Erhaltung der Ruine Maidjlein 
zu verwenden. 

Confervator Sterz berichtete über die Denkmale 
zu Zlabings und die im Fcucrlofch-Dcpot zu Znaim 
eingemauerten Grabmale aus der ehemaligen Mino- 
riten-Kirche. 

Der zum Zwecke der Beurtheilung und Reftau- 
rirung cingcfcndctc fogenannte Rambuld XIII. von 
Callalto'fchc Feld-Altar (f 1630] aus Schlofs Pirnitz 
wurde über Antrag des Freih. Hacken wieder dahin 
zurückgeleitet. Derfelbe bezeichnete das Altarchen als 
ein kleines Juwel alt-italienifcher Kunft von vortref- 
flichftcr Erhaltung, das verdient, an einein den Kunfl- 
freunden und der WilTcnfchaft leichter erreichbaren 
Orte aufgeftellt zu werden. 

Confervator Trapp erftattete Bericht Uber die nicht 
ganz gelungene Reftaurirung eines Marmor Intarfia- 
Gruftdcckcls in der Garnifons-Kirchc zu Brunn, worauf 
man bcfchlofs, diefes Kunftwcrk in den Mittheilungen 
unter Beigabc einer polychromen Illuftration naher zu 
befprechen; ferner über den Verluft eines Fresco- 
Gemäldes im Landhaufc zu Brünn, über ein aufge- 
decktes, aber auch wieder übertünchtes Wandgemälde 
in Borßendorf und über die Reftaurirung der hiftori- 
fehen Cafematten am Spielberge, endlich über den im 
mahrifchen Lande mit Schwung betriebenen Ankauf 
von Antiquitäten jeder Art, als erften, fehr bedau- 
erlichen Schritt zu deren Vcrfchlcppung. 

Confervator Dudik berichtete über den Glocken- 
thurm in Ilermersdorf, ein Sacraments-Häuschen zu 

' s. Utah, VII. N F. p. CVI. 



Slang indorf und ein fehmiedeiferncs Gitter in der 
Pfarrkirche zu W'.-Mej'eritfch. 

Der Bericht des Confervators Peter über ein 
fchlefifches Piaften-Dcnkmal wurde über Antrag des 
Oberbaurathes Freiherrn V. Perfiel zur auszugsweifen 
Veröffentlichung in den Mittheilungen beftimmt. ' 

Confervator v- Lepkweski überfendetc eine kurze 
Bcfchrcibung famml Text von ProfelTor Odrzywolski 
über einen RenailTance-Erker am Wawel zu Krakau, 
und wurde diefelbe über Antrag Dr. Lind s zur Ver- 
öffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt. 

Die vom Confervator v. Ispkoxvski vorgelegten 
Zeichnungen vom Johannes-Altarc der Floriani-Kirche 
in Krakau wurden mit voller Anerkennung der 
gelungenen Wiedergabe zur Kenntnis genommen. 

Anlafslich der Vorlage eines Kxemplars der in 
polnifchcr Sprache publicirten Befchreibung des Kra- 
kauer Domichatzes befchlofs die Vcrfammlung eine 
Auswahl des Inhaltes desfelben in den Mittheilungen 
zu befprechen. Domherr Ritter v. Polkotvski wurde 
eingeladen, den bezüglichen Text zu liefern. 

Die in der Currende des bifchoflichcn Confifto- 
riums zu Tarnow enthaltenen Nachrichten überKeltau- 
rirungen der dortigen Kathedrale und der Kirchen zu 
Burku, Zawadzie und Terlikenuct wurden zur Kennt- 
nis genommen. 

Dr. Lind referirte über den Bericht des Confer- 
vators Gutter, betreffend aufgefundene armenifche 
Grabmale aus dem 15. und 16. Jahrhunderte in Serelh 
und bezeichnete diefe befonders ihrer Ornamentirung 
wegen als intereffant. 1 

Wcrthvollc Mittheilungen liefen ein von den erz- 
bifchollichen, refpective bifchoflichcn Ordinariaten in 
Czcrncrwitz, O'itrz, Krakau, lAiibach, Lemberg, Mar- 
burg und Zara über den in den betreffenden Diuccfan- 
Pricftcr-Scininaricn und theologifchen Lchranftalten 
fchon beftehenden oder einzuführenden kunftgefchicht- 
liehen und kirchlich-archaologifchcn Unterricht. 

Ueber Antrag des Redaclions Comites befchlofs 
die Vcrfammlung, die Abhandlung des Profeflors Rzilia 
über mittelalterliche Steinmetz - Zeichen durch die 
Mittheilungen unter Beigabe einer namhaften Reihe 
von Abbildungen verthcilt auf zwei Jahrgange zu 
publiciren. Ucbcr Antrag Dr. Linds genehmigte die 
Central-Commiffion die Modalitaten zur Herausgabe 
eines Separat-Abdruckes von diefer interclTantcn 
Publication und befchlofs die ehebaldigftc Ausgabe 
desfelben.* 

Dr. Moriz Hernes legte der Central-Commiffion 
eine Abhandlung über mittelalterliche Grabdenkmale 
in der Hercegovina vor und wurde diefer AufTatz 
über Antrag Dr. Lind s für die Mittheilungen beftimmt.* 

Verhandlungen der III. Section. 

Diefelbe hielt vier Sitzungen ab. 

Der Präfident machte die Mittheilung, dafs von 
Seite des Minifteriums des Innern die Aftcn der be- 
ftandenen Archivs-Enquete-Cornmiflion zur Einficht- 
nahme zugemittelt wurden. Die Seclion befchlofs dem 

■ S Millh VII N F p I.XXXI 

' S. Muth. VIL N. F. p »« .. f , p, i»s u f. 

' S. Millh V|| N. F. p I.XXXI. 

» S M.llh VIII N F. p. .». 



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XIX 



Minifler des Innern hicfur zu danken und «liefe Aclcn 
für ihre Zwecke zu benutzen und dann zuruckzuftcllcn. 

Archivs-Concipift Dr. Winter befprach die Wich- 
tigkeit des alten Stadtbuch« von St. Pulten, das 
jedoch gegenwärtig verfchollen ift. 

Ueber Antrag des Dr. Winter wurde die vom 
Correfpondenten Maas eingefendete Abfchrift einer in 
Korneuburg aufgefundenen und auf das mittelalterliche 
Bauwcfcn bezüglichen Urkunde, ausgeftcllt von Erz- 
herzog Albrccht 1423. 1 und das Bruchfluck eines 
kirchlichen Inventars der Pfarrkirche in Korneuburg 
(Anfang 16. Jahrhundert) zur Veröffentlichung in den 
Mittheilungen beflimmt. * 

Der Bericht des Correfpondenten Dungel über 
die weiteren Erfolge feiner archivalifchen Forfchungcn 
in Nicder-Oeflerreich wurde zur Veröffentlichung an 
die Redaclion der Mittheilungen abgegeben.' 

Confervator Richter machte Mittheilungen über 
das Archiv zu St. Jacob am Thurmberg. 

Dr. Winter referirte über einen Hericht des 
Correfpondenten Beekh-Widmannßetter, betreffend die 
Archive in Gmünd, Bteibnrg und Spital an der Drau. 
und wurde diefer als in feiner Art muftergiltig abge 
fafstc und fchr intcreffante Bericht zur Veröffent- 
lichung durch die Mittheilungen beflimmt. 

Ueber Berichterflattung des Hofrathes Sickel 
befchlofs die Scclion Schritte zu thun, damit das 
Archiv des kärntneri/chen Gcfchichtsvcreines in Klagen- 
fürt anläfslich deffen Ueberfiedlung in das neue 
Mufcal-Gcbaude in müglichft feuerfichere Räume unter- 
gebracht werde. 

Auch befchlofs die Scc"lion über Antrag des Refe- 
renten Dr. Winter die Nachrichten diefes Vereines 
über deffen ncucfle archivalifchc Durchforschungen 
und Erwerbungen . namentlich von deffen Secretar 
Baron Hau/er durchgeführt, mit befonderer Befrie- 
digung zur Kenntnis zu nehmen und diefes Unter- 
nehmen durch einen Beitrag zu unterftützen. 

Dr. Jenny machte Mittheilung über das Archiv 
in Feldkirch. 

Die Nachricht, dafs die Vereinigung der getrennten 
Archivalien in Laibach zu einem Landcs-Archive und 
deffen Katalogifirung, fowic verläßliche Inftandhaltung 
angcflrcbt werde, diente zur angenehmen Kenntnis. 
Auch wurde beflimmt, dafs von dem Berichte Sko- 

< S. Miuh. VII. N. F. p. 9*. 

» S. MiuK, VII N. P, p. LXXIH. 

• S Miilh VII N F. p. CXXVH und VIII p. VII. 



bielskts über die Laibacher Archive ein Auszug in den 
Mitteilungen erfcheine. * 

Der Auffatz des Confervators v. Lufchin über 
die Sammlungen des Schloffcs I.ußthal bei Laibach 
wurde an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben. 4 

Gymnafialfupplent Skobielski in Lemberg über- 
fendete die Abfchrift eines Schreibens Rudolph IV. 
an den Rath und Richter von Trieft vom 19. Novem- 
ber H5Q, welches er bei der Ordnung des Laibacher 
Archive* vom Deckel eines Urbars von Bifchoflack 
losloftc. Dasfelbe wurde zur Publication durch ein 
Fach-Organ beflimmt. 

Der Bericht des Confervators Regierungsrathes 
Dudik über die Durchfuchung des alten bifchoflichen 
Archives in Kremfier wurde zur Kenntnis genommen. 

Die Versammlung nahm Einficht in den vom 
Dom-Capitcl zu Krakau der Central-Commiffion zum 
Zwecke einer cntfprechcndcn Publication auf kurze 
Zeit eingefendeten fogenannten St. Emmerams-Codex 
und befchlofs nunmehr, die Vorbereitungen zur Publi- 
cation zu treffen, fo wie auch den Profeffor Thau/ing, 
welcher die Güte hat den erläuternden Text zu ver- 
fallen, hievon zu vcrfländigcn. Die Seftion nahm in 
der Folge vom Fortgänge der Vorarbeiten zur Publi- 
cation diefes Codex, refpeclivc von der Vorlage der 
für die Publication bellimmten Zeichnungen Schon- 
brunncr's Kenntnis. 

Anläfslich eines der Central-Commiffion vorgeleg- 
ten Urkunden-Fragmentes, das dem römifchen Kaifer 
Glycerius zugefchrieben wird, fprach die Scrflion nach 
genommener Kinficht in diefes Curiofuin fich dahin 
aus, dafs es fich hier nicht um ein irgendwie glaubwür- 
diges Objcdl handle, fondern dafs diefer Gegenftand in 
Folge der im Laufe mehrerer Jahrzehnte wiederholten 
Behelligungen der Behörden und wiffenfchaftlichcn 
Corporationen, trotzdem fich diefe jederzeit über die- 
fes plumpe und völlig werthlofe Machwerk, das nur ein 
zum Täufchcn und Irreführen angefertigtes geifllofes 
Schauflück ift, ganz unumwunden ausgefprochen 
haben, eine gewiffe traurige Berühmtheit erlangt habe. 
Diefes Falfificat wurde geradezu als paläographifchcr 
Unfinn bezeichnet, indem es Buchflaben aus verfehle- 
denen Schriften und Zeiten durcheinanderwirft und 
neu erfundene aufweist, die nie exiftirten. * 

' S. Miiih VO. n. 9, v xcvi. 
» S. Mltth. VII. X K. p. LXXXI 

« Auf S. XV dir BeticUlev iwcilc Spuke, 14. Zeil« ift der Name der 
Rui»e in U*jTt!bmr[. aa verbeiTem. 




C* 



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XX 



Prähiftorifche Bauten im Hofovicer Verwaltungs-Bezirke. 



^HR in der Mitte Böhmens gelegene Horoviccr. 
aus den Steuerbezirken Hoiovic, Hcroun und 
Zbirov beftchende politifchc Verwaltungs- 
bezirk war fchon in vorhiftorifchet Zeit die Heimat 
einer zahlreichen Bevölkerung, welche, auf einer, jener 
fernen Vergangenheit entfprechenden Cutturftufc 
liebend, der Nachwelt gar manches intcreffante Denk- 
mal ihrer Thätigkcit und Lcbcnswcifc hinterliefs. 
Hierhergehören die zahlreichen Funde an Metall und 
Stcin-Objccten aus diefer Gegend, welche das Mufcum 
zu Prag und viele Privat-Sammlungen zieren, befonders 
aber auch die Erd- und Steinwalle, welche noch gegen- 
wärtig an gar manchen Orten des Bezirkes die Mittel- 
punkte bezeichnen, in welchen fich das Leben der 
Bewohner der Umgegend in einer Zeit concentrirte, 
zu welcher keines unferer fchriftlichen Denkmale 
zurückreicht. 

Von diefen Umwallungcn find bereits mehrere, als 
jene vom Plesivec bei Jincc, am Berge Hradec bei 
Hoftomic, die bei Lochovic, Skfiple, Ncumctc! und 
andere befchrieben worden, mehrere andere aber find 
bisher entweder ganz unbekannt geblieben oder fehen 
noch einer genauenWürdigung entgegen. 

Eine bisher noch nicht befchriebene Umwallung 
befindet fich auf dem Berge Kotys bei Tman Bcrauncr 
Steuer-Bezirkes. Diefer Berg bildet den weltlichen 
Abfchlufs des unter dem Namen Zlaty kun bekannten 
Höhenzuges, und es wird denen fclfiges Plateau an der 
Oftfeite ober einer fanften Einfattlung von doppelten 
Wallen gefchützt, wahrend die Hochebene gegen Wcftcn 
zu allmälig abfällt, und endlich hier fowohl als auch 
gegen die Süd- und zum Thcile gegen die Nordfeite 
durch fall fenkrecht abkürzende Felswände unzugäng- 
lich erfcheint; nur an dem grofsern Thcile der nörd- 
lichen Bergkette fetzt fich der Wall bis zu den 
felfigcn Abgründen fort. Ein tiefes von dem tmancr 
Bache durchfloffenes Thal trennt den Kotys von der 
hier weftlich fich erhebenden Konkolova hora. Die 
Umwallung an der Oftfeite beginnt auf einer vorfprin- 
genden Felszunge und lauft in nördlicher Richtung 
160 Schritte, worauf fich dicfclbc in zwei Thcile theilt. 
Der eine fetzt fich dicht ober der erwähnten Einfatt- 
lung in einem Bogen fort, während der andere in 
gerader Richtung gegen den Bergkamm auffteigt; die 
Lange des erften aufscren und niedrigeren Walles 
betragt bis gegen den Bergrücken 188 Schritte, worauf 
derfdbe von einer alten, 5 Schritte breiten Hinfahrt 
unterbrochen wird, hinter welcher der Wall noch 
15 Schritte fortläuft und fich an jenen Wall, der fich am 
Bergrucken hinzieht, anfchlicfst. An diefen letztem 
fchliefst fich auch 75 Schritte weiter der zweite innere 
Wall an, dclTen Länge, von detTen oberwähntcr Ab- 
zweigung bis an den Bergrücken, 150 Schritte betragt, 
und welcher gegenüber dem aufsei en Thore ebenfalls 
von einer 5 Schritte weiten innern Hinfahrt unter- 
brochen wird. Sowohl der innere Wall als auch jener 
an dem Bergesgrat ill noch 1 bis .»/. Klft. hoch und 



an der Bafis etwa 20 Schritte breit, wahrend der 
aufsere Wall etwas niedriger und fchmälcr ift. Die 
Walle und Erdreich beliehen aus grofsen Steinen. 
Diefc Wälle bilden alfo ein gegen die Einfattlung 
zu ausgebogencs Dreieck, denen innerer Raum als 
eine Art Vorwerk gedient haben mag. Noch möge 
nicht unerwähnt gelafsen werden, dafs bei dem oben 
erwähnten aufscren Thore die Vcrfchanzung in einem 
Winkel 12 Schritte gegen Ollen, alfo nach aufsen 
vorbringt, eine Hinrichtung, welche bekanntlich 
bei vorhillorifchen Verfchanzungen öfter beobachtet 
worden ift. 

Das durch die befchriebenen Walle cinerfeits und 
durch die fenkrecht abfallenden Helfen anderfeits, etwa 
8—10 Joch einnehmende Plateau zeigt gegenwartig 
keine Spuren von Bauten, wohl aber findet man an 
der fclfigen Oberfläche eine Menge kleiner Scherben 
von Thongcfafscn, gebrannte eftrichartige Thonftuckc, 
Knochen u. f. w. Die Scherben haben ganz das Aus- 
feilen von den in heidnifchen Grabftätten vorkom- 
menden, beliehen aus einer Mafse von Thon, Glimmer 
und Sandkörnern, und find die erhaltenen Randftücke 
theils mit parallelen Linien oder mit Punkten, theils 
aber auch mit den für flavifch geltenden mäandrifchen 
Wellenlinien bezeichnet; auch glückte es mir, eine 
durchbohrte, kegelförmig zulaufende Thonkugel vor- 
zufinden. 

Der die obcnbefchricbcncn beiden an der Oftfeite 
des Berges befindlichen Verfchanzungen verbindende 
nördliche Wall fetzt fich in der Richtung des Höhen- 
rückens noch 234 Schritte bis zu einem an dem nörd- 
lichen Abhänge heraufführenden alten Hahrwege fort, 
hinter welchem fich der Wall noch weitere 70 Schritte 
bis zu der fogenannten Zlata bräna hinzieht. Diefe 
/.lata bräna ift ein von der Natur gebildetes prächtiges 
Felfenthor, welches, wenn es auch die Dimcnfioncn 
eines gewöhnlichen Stadtthorcs nicht überfchreitet 
— es ift nemlich etwa 2 Klft. hoch und 4 Klft. breit — 
an das Prebifchthor der fachfifchen Schweiz im 
verkleinerten Mafsftab errinnert. 

Unter dem Volke hat fich nun wohl die Sage 
erhalten, dafs auf dem Berge Kotys eine Burg gellanden 
haben foll, doch dürfte aus dem Gefaßten mit Sicher- 
heit zu entnehmen fein, dafs hier wenigftens von einer 
mittelalterlichen Burg keine Rede fein kann. Auch 
geht die Sage, dafs auf diefer Burg ein goldhaariges 
Pferd gehalten wurde, welches dann in dem Berge Zlaty 
kün (goldenes Pferd) dort verfank, wo fich noch jetzt 
eine tiefe Höhle befindet. Diefe Hohle wird übrigens 
auch von dem Volksmundc als ein Verdeck und 
Zufluchtsort des aus dem böhmifchen Sagenkreile 
bekannten Ritter Horymir und feines Wunderpferdes 
Simck bezeichnet. ' 

In Betreff des etwas über eine Stunde nordweftlich 
von dem letztgenannten Orte entfernten, hoch 

■ Vergleiche in den „5i.ni inen der Vclkcr in Liedern" v.>n HtrJtr di 
bshm.rche S»,je JDm Roh ml dem Der»«". 



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XXI 



intercfTanten Tefin, in welchem fafl das ganze gegen- 
wärtige Dorf Tctin liegt, fiche Mittheilungen I. und 
III. Band. Ich mufs hiezu ergänzend mittheilcn, dafs 
tieften Weftfeite und zum Thcilc auch die Nord- und 
Südfcitc von mächtigen Wällen eingefchlofsen wird. 

Der alte äufscre Wall befindet fich rechts ober 
dem Eintritte der von Beraun kommenden Strafte in 
das Dorf Tetln, und zieht fich über die ganze Breite 
der Anhohe, auf welcher das letztere gelegen ift, in 
gerader Richtung hin. Diefe Verfchanzung wird vom 
Volke „na valcch" genannt, ift I bis 2 KIft. hoch und 
10 bis 12 Schritte breit, vordcrfclben ficht man Spuren 
des einfügen Grabens. Diefe letztere Stelle ill unter 
dem Namen „v rybnickäch" (in den Teichein) bekannt, 
und es ift nicht zu bezweifeln, dafs fich hier einft mit 
Waffer gefüllte Plätze befanden, welche die tiefern 
Stellen zwifchen dem Berge Damil (feltener Pohled 
genannt) einnahmen, und die Fertigkeit der alten Burg 
vermehrten ; offenbar füllte der jetzt die aufserc Ver- 
fchanzung durchfchncidcndc Bach diefe Wafferbchäl- 
ter. Ein Theil der innerhalb diefer Umwandlung lie- 
genden Dorfgärten fuhrt den bedeutungsvollen Namen 
„V hrobech"* (in den Gräbern). Der gewaltige Wall 
biegt fich an feinen beiden Enden in Winkeln um, und 
fetzt fich dann noch eine ziemliche Strecke in uftlicher 
Richtung an den Bergabhangen fort. Es ift nicht 
zu bezweifeln, dafs er fich urfprünglich, che er durch 
neuere Bauten zerftort wurde, an den in den Mitthei- 
lungen befchriebenen, auf dem Plane mit A, B bezeich- 
neten Wall anfchlofs und fo mit diefem ein grofses 
Viereck bildete, innerhalb deifen der gröfstc Thcil des 
jetzigen Dorfes liegt. Man fieht alfo, dafs Tetin, fowic 
viele andere vorhiftorifchc Burgen aus zwei grofsen 
Abtheilungen, nämlich aus einer äufsern und innern 
Burg beftand, und dafs die innere Burg erft durch 
das Beliehen und die bedeutende Ausdehnung der 
äufsern Burg ihre wahre Bedeutung erhalt. 

Die auf dem mehr erwähnten Plane (S. 107 des 
III. Bd.d. Mitth.) mit A, B bezeichnete und dort naher 
befchriebene, den inneren Burgraum fehützende Ver- 
fchanzung ift feither vollftändig und fpurlos verfchwun- 
dcn. Noch verdient erinnert zu werden, dafs der auf 
diefem Plänchen bei der örtlich gelegenen mittelalter- 
lichen Ruine mit F bezeichnete P Zollthurm a wohl 
zunachft die Beftimmung hatte, als Brücken- und Ein- 
fahrtsthor zu dienen; dann dafs in demfelben eine 
Fall- oder Zugbrücke beftand, ergibt der Augenfchein 
und wird durch die im Volke hcrrfchcndc Sage und 
durch den Umrtand beftätigt, dafs auf der diefer Ruine 
gegenüberliegenden Seite, alfo auf der Stelle der altern 
inneren Burg fich noch in einer Linie mit der Nordfeite 
des Brückenthurms eine ganz in derfclben Weife wie 
diefer gebaute Mauer bis gegen die Johannis-Kirche 
hinzieht. Ueber die Brücke ob der fchluchtartigen Ein- 
fattlung und durch den Thorthurm führte der Haupt- 
eingang in die mittelalterliche Burg, die Vorburg der 
alten Burg war eben jene grofse äufsere Umwallung, 
innerhalb deren jetzt das Dorf rteht. Die gegenwärtige 
St. Johann- vormals St. Michacls-Kirche mag wie Pro- 
feffor Grucber meint, ihrer gegenwärtigen aufseien 
Gcftaltung nach dem vorigen Jahrhunderte angehören, 
doch kann da wohl nur von einem Umbaue die Rede 
fein, denn diefe Kirche war fchon früher wohl bekannt 
und nach einem in dem Pflaftcr der Kirche liegenden 



marmornen Grabrteine wurde hier bereits im Jahre 
1608 die „Ludmila dezerka Vrozencc pana Buryana 
Swaba z Chwatliny a w Tetinc- beigefetzt. 1 

Als vor etwa 20 Jahren die von Beroun nach Tetm 
fuhrende Bezirksftrafse rechts von dem alten Fahr- 
wege, das ift von der alten Zufahrtsftrafse zur Burg, 
gebaut wurde, ftiefs man in unmittelbarer Nähe des 
Dorfes etwa 100 Schritte vor dem äufseren Walle auf 
zwei menfehliche Skelette, welche Thongefafse zwifchen 
den Füfsen hatten; das eine war unten verengt und 
gegen oben ausgebaucht, von dem andern waren nur 
die Scherben vorhanden. Ueber eine Anzeige des 
Gutsbefitzers Vojaöek, dafs in diefer Gegend wieder 
Spuren von Skeletten wahrgenommen wurden, ver- 
fügte ich mich am 2. Juni 1. J. an Ort und Stelle und 
überzeugte mich, dafs rechts von der Strafse oberhalb 
des Grabens und der Böfchung des höher gelegenen 
Feldes Knochen hervorragen. Es wurde fogleich zur 
Aufdeckung diefer etwa nur I Fufs tief unter dem 
Kafen des Feldraines liegenden Refte gefchritten und 
es zeigte fich, dafs von dem hier beerdigten menfeh- 
lichcn Skelette bereits bei der Abbofchung Theile 
abgegraben fein mufsten, da eben nur die Wirbelfaule 
und der Schädel vorhanden waren. Gleich oberhalb 
diefem Gerippe lag in gleicher Tiefe ein zweites 
Skelett, fo dafs die Füfse desfclben faft den Schädel des 
erfteren berührten. 

Diefcs Skelett war vollftändig vorhanden ; es lag 
auf dem Rücken, die Füfse waren ausgeftreckt, der 
Kopf lag auf der linken Wange, die Arme waren aus- 
geftreckt längs des Rumpfes. Beide Skelette hatten 
die Füfse gegen Oftcn und den Scheitel gegen Werten, 
ober dem Haupte lag ein etwa kopfgrofscr Stein 
und über den Schienbeinen des zweiten Skeletts ein 
anderer grofser Stein. Die Zähne des letzteren waren 
gut erhalten, das Becken vcrhältnisgcmäfs eng; die 
Länge des Gerippes betrug 1 Mm. 75 Cm. und es 
dürfte einem jüngern männlichen Individuum angehört 
haben. Beigaben waren keine aufzufinden, wohl aber 
waren bei diefem letzteren Skelette die Ohrenknochen 
des Schädels fowic der anrtofsendc Thcil des Kinn- 
backens, offenbar von oxydirtem Kupfer, rtark grün 
gefärbt, fo dafs man annehmen mufs, der hier Begra- 
bene fei mit kupfernen oder bronzenen Ohrgehängen 
beerdigt worden, welche durch die Feuchtigkeit ganz 
aufgelört worden find. Obwohl nun bei diefem Skelette 
nur eine gewöhnliche Urncnfcherbe angetroffen wurde, 
fo ift es doch möglich, dafs auch bei den vorgefun- 
denen beiden Skeletten fowie bei den beim Strafsen- 
baue entdeckten in der Nähe der Fufsfohlcn Thon- 
gefafse beigefetzt waren, und es würde fich derLJmftand, 
dafs fic jetzt fehlten, dadurch erklären, dafs fie bereits 
bei der Abbofchung des Strafscngrabcns zerfturt 
wurden, was nach der ganzen örtlichen Lage wahr 
fcheinlich erfcheint. Links von der Strafse ftand am 
Rande des alten Weges noch vor etwa 30 Jahren 
eine kleine gemauerte Capelle (bozi muka). Etwa 
50 Schritte weftlich von der Fundftelle der Skelette 
bemerkt man noch rechts an der von Beroun 
kommenden Strafse ein hölzernes Kreuz. Bekanntlich 
deuten derlei Capellen und Kreuze, welche im Ver- 
laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder 

• Buriu Sdib v. CfcMlHu «»r |a JJ>r« ll^u,,:« ^r.u d«r Dill* 

K»lft<m. 



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XXII 



erneuert wurden, nicht feiten auf alte Begrabnifs- 
pl.it ze und es ift nach alle dem Gefaxten kaum zu 
bezweifeln, dafs in diefer Lage ein Bcgräbnifsplatz aus 
fpätheidnifcher Zeit vorhanden fei, dafs die vorgefun- 
denen Skelette demfelben angehören, und dafs weitere 
Nachgrabungen den Beweis hierüber zu liefern geeig- 
net waren. 

Etwa eine halbe Stunde örtlich von Tetin erhebt 
("ich ob dem linken Ufer der Beroun, dort wo der Lode- 
nicer, auch Kacak oder Katice genannte Hach in dic- 
felbc einmündet, eine gewaltige unter dem Namen Kozcl 
bekannte Felsparthie, iiber welche fich eine ausge- 
dehnte Felsflache ausbreitet, die den Namen .Hradiste" 
oder „na Hradisti" trägt. Uiefe gegen Norden zu auf- 
zeigende, gegen Often von der tiefen Schlucht des 
I.odcnicer Baches, und gegen Süd und Wert von der 
Beroun und fchrofTen Felsabhängen begränzte Hoch- 
ebene wird in nordlicher Richtung von drei machtigen 
von Wcft nach Oft laufenden parallelen Verfchan- 
zungen durchfehnitten, von welchen ein ausgedehnter, 
auf 40 Joch berechneter Raum eingefchloffen wird. 
Die längfte Ausdehnung hat die nördlichfte Verfchan- 
zung, wahrend anderseits der mittlere Wall noch am 
beften erhalten ift und fich klafterhoch erhebt. Diefc 
Walle find infofern von befonderem Intcrcffc, als die- 
felben zu den fogenannten verfchlacktcn vorhiftorifchen 
V'crfchanzungen gehören. Diefelben beftehen nämlich 
Xtincift aus Steinen, aus Lehm und Kohlen; die 
Lehmrtückc find rothgebrannt, porös, verglaft und 
zu fa mm engebacken; die Steine, befonders die Kalk- 
fteine, tragen deutlich die Wirkungen eines intenfiven 
Hrandes an fich, und die Holzkohlen liegen häufig 
zwifchen den Steinen und Schlacken. Die ausgebrann- 
ten Stellen reichen gegen eine Klafter in die Tiefe und 
erreichen eine Breite von mehr als 2 Klaftern In dem 
verfchlacktcn Lehm bemerkt man häufig Abdrücke und 
ausgebrannte Löcher von thcils runden, thcils gefpal- 
tenen Stammen und Balken herrührend, fo dafs man 
nicht bezweifeln kann, dafs diefe Verfchanzungen von 
Baumftämmcn, Lehm und Steinen aufgebaut wurden 
und dafs ein intenfiver Brand der erftcren den gegen- 
wartigen Zuftand diefer Walle herbeigeführt habe. 



Diefer Zuftand und die ganze Zufammcnfctzung diefer 
Verfchanzungen erinnert lebhaft an die Schilderung 
der Befeftigung der kcltifchcn Städte in J. Caefar de 
bcllo gallico und es drängt fich die Anficht auf, dafs 
eine nach diefer Befchreibung aus Bäumen, aus Steinen 
und Thon erbaute Befeftigung nach ihrer Zerfturung 
durch Feuer und nach dem Verlaufe der Jahrhunderte 
gerade fo ausfehen mufstc, wie fich uns diefe Walle jetzt 
präfentiren. Leider werden diefe Verfchanzungen zum 
Zwecke der Erweiterung und Verbeffcrung der Felder 
an mehreren Stellen abgegraben und ausgehoben und 
es wurden und werden die ausgehobenen gewaltigen 
zufammengefchmolzencn und vcrglaftcn Blöcke von 
den Bewohnern des nahen Dorfes Hoftim, zu welchem 
die Feldflächc des Hradist gehört, häufig zu Bauten 
verwendet, wcfshalb es wohl angezeigt erfcheint, von 
diefem merkwürdigen Denkmale einer fernen Vergan- 
genheit Kenntnifs zu nehmen, ehe es noch der voll- 
ständigen Vernichtung anheim fallt. 

Der Volksfage nach foll die innerfte Hauptfeftc 
zwifchen dem zweiten und dritten Walle am wertlichen 
Abhänge des Kozel geftanden haben. Jeder der 
drei Walle wird von einer Durchfahrt unterbrochen 
und es liegen diefe Durchfahrten an der Ollfeitc des 
Hradist in der Nahe des tiefen Kacka-Thalcs; fic 
mögen fich wohl an der Stelle der alten Thorc befin- 
den. Das zwifchen dem aufserften Einfahrtsthorc und 
dem genannten tiefen Thale gelegene Grundftuck 
wird als der alte Begräbnffsplatz bezeichnet und es 
find hier bei vorgenommenen Nachgrabungen nicht 
nur Afche, Kohle, Urnenbeftandtheile und Knochen, 
fondern auch Stechwerkzeuge und Nadeln von Bein, 
eine fchön emaillirtc Glaskorallc, eine Koralle von 
fchwarzem Stein u. f. w. gefunden worden. Diefe bisher 
allerdings nur in geringer Anzahl vorgefundenen 
Objefte reihen fich den grofsen Funden am Hradist 
bei Nizburg und in der Sarka bei Prag nach ihrer Form 
und Befchaffenheit an, doch könnten hier erft umfang- 
reichere, allerdings mit mehrfachen Schwierigkeiten 
verbundene Nachgrabungen zu verläfslicheren Reful- 
taten führen. 

M. Lüfsner. 



Die Mithras-Höhle in St. Urban ob Glaneck in Kärnten. 



B*S1JIN fehr merkwürdiger romifcher Infchriftflein 
K Snf aus Kärnten ift der Stein Nr. ;;8 bei Jabor- 
»-*—■' negg-Altcnfels, [Nr. 4804 Mommfen). 

ÜKOIXVIC 
TO MITRAS 
VRSINVS DO 
NVA-POSVIT. 

Diefer Stein bezeugt nicht nur, dafs der Mithras- 
cult in Kärnten überhaupt geübt wurde, denn dies ift 
noch mehr erwiefen durch die beiden im Zollfeldc auf- 
gefundenen Mithras-Infchriftftcinc und durch jenes 
fchön e Relief, weichesaus dem Schlöffe Tanzenbcrg in 
die Monumentcn-Hallc des kärntnerifchen Gefchichts- 
verein es gelangte ; er beweift auch, dafs diefen CuJt 
an fo abgelegener, gewifs durch keinen volkreichen 



Ort belebter Stelle, wie der hochgelegene Gcbirgs- 
kclTcl St. Urban ift, ftattfand. Der Fundort jenes 
Infchriftfteines liegt nämlich ungefähr zwei Stunden 
von Feldkirchcn entfernt hoch im Gebirge ; man fteigt 
fteil aufwärts, bis zuletzt ein kleines Wäldchen den 
Wanderer in feinen Schatten aufnimmt, ihn wie durch 
Zauber den Befchwerden des Auffticgcs entrückt und 
in ein reizendes ftilles Thal einfuhrt, wo ihn waldige 
Höhen, grüne Matten und üppige Felder umfchliefsen. 

Am Eingange diefcs Thaies auf einer fclfigen 
Anhöhe Hegt die alte Kirche und der FTarrhof St. 
Urban, umgeben von wenigen zerftreuten Häufern; 
am Ausgange die fchöne alterthümliche Burg Hun- 
gersbach. Hier konnte zu keiner Zeit eine grofscre 
Anficdlung geftanden haben und faft gewinnt es den 
Anfchein, als wäre der Mithras Tcmpel oder die Höhle 



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XXIII 



des Sonnengottes dort in der Abgcfchicdcnhcit eines 
heiligen Thaies verborgen gewefen, um die Einzu- 
weihenden der Welt zu entrücken und dello erfolg- 
reicher durch die vorgefchriebenen Schweren Prüfungen 
in die Myftericn einzuführen. Die nordlichen Hange 
des Kefl'els find fchroffer und ziehen fich hoch hinan. 
Kaum zehn Minuten vom Pfarrhofe entfernt befindet 
fich eine Fclfenwand von feltfamen Formen, mit zwei 
I lohlcnöfTnungcn nach Süden und Süd wellen, urfprüng- 
lich mochte auch eine dritte gegen Südoftcn gewefen 
fein. Einige Klafter davon im Schutte des herabge- 
fallenen und verwitterten Gefteines wurde im Jahre 
1838 zufällig beim Steinbrechen zum Baue eines Brau- 
haufes der Eingangs erwähnte Romerftcin gefunden 
nebrt mehreren antiken Töpfen und einigen römifchen 
Münzen, was zu der fehr berechtigten Annahme führte, 
dafs diefe Fclfenwand, deren Namen „Brocken wand" 
fchon auf heidnifchen Cuitus hinweift, der Standort 
eines Mithras-Tcmpels gewefen fei. Höchft wahrfchein- 
lieh war der mehrerwähnte Infchriftftein an der längft 
verfallenen fudöftlichen Felfcnhohle angebracht ge- 
wefen, und flürzte durch Abwittcrung des Gcftcincs 
oder bei Gelegenheit eines Erdbebens herab und 
wurde mit Schutt bedeckt. Weitere Nachforfchungen 
wurden damals nicht vorgenommen, fondern der 
Infchriftftein nur an der Südfeite des Brau- und Gaft- 
haufes eingemauert; die Topffchcrbcn und Münzen 
wurden verfchleppt und nur zwei dcrfelben gelangten 
an den karntnerifchen Gefchichts- Verein. Im Jahre 1864 
befichtigte Jabornegg- Altenfels in Gefellfchaft an Ort 
und Stelle diefen Infchriftftein, die Untersuchung der 
Felfenwand aber unterblieb wegen Zeitmangels. Krft 
im Sommer diefes Jahres kam ich über Aufforderung 
meines verehrten Freundes des Herrn Pfarrers Martin 
Krabath vonSl. Urban dazu, diefe merkwürdige Stelle 
naher zu befichtigen. Am 18. Juli d. J. fuhr ich über 
l-'cldkirchcn nach St. Urban und am 19. begann die 
Unterfuchung mit Hilfe dreier rüftiger Handlanger 
aiv Ort und Stelle. Zunächft wurde der Fufsboden der 
mittleren, gegen Süden gelegenen Haupthuhle von 
Schutt und Erde gereinigt und wir beftiegen wahrend 
diefer Arbeit die Kuppe des Fclfcns, in welcher feitlich 
Sonderbare, miteinander durch horizontale Gange ver- 
bundene Nifchen von circa 1 , M. Hohe, 1 M. Tiefe und 
i 1 ,, M. Breite angebracht find. Von oben liefsen wir 
uns an einem Stricke ungefähr 8—9 M. tief auf eine 
kleine, forgfaltig geebnete Fclsplatte herab, welche 
lieh unmittelbar ober der mittleren Hohlenoffhung 
befindet; fie hat 2 M. im Gevierte und gewährt ein 
weites Ausfichtsfeld, fo dafs ein hier angezündetes 
Feuer nicht nur in dem ganzen ThalkclTcl, fondern 
auch weit darüber hinaus von den fernen Bergfpitzen 
gefehen werden müfste. ALs wir wieder zur Hohle 
zurückkehrten, fanden wir den Fufsboden dcrfelben 
gereinigt; es war eine horizontale Fclfcnplattc von 
8';, M. Breite und 5'/, M. Tiefe. Bei genauerer Berich- 
tigung zeigten fich einzelne Unebenheiten des Ge- 
fteincs mit Ellrich ausgeglichen, auch war ein Theil 
der Hohle, dort wo fich im Hintergründe die Platte 
vom Hauptfelfen loslöfte, mit Steinen gepflaftert und 
mit Krtrich belegt. Auch fcheint fich dort ein Abzugs- 
Canal befunden zu haben; denn die Fufsplattc war mit 



dicken Mörtelfchichtcn untermauert und fanden wir im 
Schutte Thierknochen, Zahne von Kindern, Kniege- 
lenke, Topffcherben und Holzkohle. Der Fufs des 
Felfens war bis zum Rande der Hohle verfchüttet und 
konnte man trotz aller angewendeten Arbeit nicht 
bis auf den Grund der Halde gelangen; fo dafs der 
hier fenkrecht abfallende Felfen einft von anfehnlicher 
Hohe gewefen fein mufste. An die eben beschriebene 
mittlere Hohle fchliefst fich im dumpfen Winkel abbie- 
gend eincklcinerc, gegen Südwerten gekehrte an, deren 
Grund etwas tiefer liegt und die 5 M. breit und I 1 /, M. 
tief im Hintergründe im rechten Winkel abgefchlofTcn 
ift. Das Gertein, welches die Decke bildet, überwölbt 
beide Hohlen in einer Höhe von 3 M. Offenbar find 
bdde Hohlen von der Natur durch Verwitterung und 
Abtrennung gröfscrer Platten des Chlorit-Schiefers 
gebildet, aber ebenfo gewifs auch durch Mcnfchcnhand 
zu einem beftimmten Zwecke adaptirt worden. 

Alles, zumal auch die rauchgefchwärzte Decke 
der gröfseren Höhle und die im Schutte häufig vor- 
kommende Holzkohle, weifet auf eine Feucrftatte hin, 
fowic die Knochenreftc und der Abzugs-Canal auf 
Schlachtopfer. Ob die Vorderfeite der Huhlen ganz 
oder theilweife vermauert gewefen, ift zweifelhaft; wir 
fanden weder Bruchfteine noch Ziegel, nur ein kleines 
Stückchen gebrannten Thoncs, von dem es wahr- 
fcheinlicher ill, dafs es von einem Gefchirrc ftammte. 
Der Eingang dürfte von Orten gewefen fein, von wo 
man auch jetzt hinein gelangt, auch war es dort, wo 
die fteinerne Infchrifttafel gefunden wurde. 

Es ift nicht anzunehmen, dafs hier ein kunftvollcr 
Bau und Statuen geftanden haben, vielmehr deutet 
alles auf fehr urfprüngliche Verhältnifle hin, vielleicht 
fogar auf einen alt keltifchen Gottesdienft, auf einen 
Cuitus des Sonnengottes Belinus, welcher allmählich 
in die Verehrung des Mithras überging. Der auf dem 
gefundenen romifchen Infchriftrtcinc genannte Urfinus 
mochte diefem letzteren vielleicht zuerrt gehuldigt 
haben. Spuren behauener Steine oder grofserer Bild- 
werke müfsten doch noch gefunden werden, wenn fie 
je beftanden hatten; denn die Ortslagc geftattete die 
Verschleppung dcrfelben nicht. In der Kirche St. Urban 
find zwar an der Aufsentreppe zwei roh gearbeitete 
antike Menfchenkopfe aus Kalkftein eingemauert, 
welche der Zahn der Zeit langft ihrer Nafcn beraubt 
hat. Sie dürften aber kaum in irgend einer Beziehung 
zum Mithras-Cultus geftanden haben, fondern nur die 
unfehönen Züge eines dort heimifchen Kcltcnpaarcs 
künftigen Zeiten aufbehalten. An fonftigen antiken 
Funden ift aus dem Thalc nichts aufzuweifen. Wir 
Hellten daher, um unnütze Auslagen zu vermeiden, 
die Grabungen ein und begnügten uns, die Ucbcrzcu- 
gung gewonnen zu haben, dafs die merkwürdige 
Brockenwand in St. Urban mit dem Mithras-Cultus, 
auf welchen der dort gefundene Infchriftftein direel 
hinweift, allerdings in Verbindung geftanden, wenn 
auch die Myfterien diefes Gottesdicnftes an fo abge- 
legener Stelle des Gebirges ohne Prunk und Ge- 
pränge, blos aus innerem Drange der Mcnfchheit, fich 
einem höheren Wefen unterzuordnen, gefeiert werden 
mochten. 

Karl Itaron 1 laufer. 



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XXIV 



Die Burgruine Hocheppan. 




HE Umgegend von Bozen ift reich an Ruinen 
und Ucberrelten von hiflorifch und archao- 
logifch merkwürdigen Burgen und Kdelfit7.cn 
mit bemalten Capellen und Kitterfalcn. Kinc der hcr- 
vonragendften und merkwttrdigften Erfcheinungen auf 
(liefern Gebiete war einftens Hocheppan , in deren 
Capelle fcltcnc Wandmalereien aus dem 13. Jahr- 
hunderte fich noch erhalten haben. 

Die hohe lippan liegt zwei Stunden weltlich von 
Bozen entfernt, auf einem von allen Seiten freien 
Fclfcnftock des aus Porphyr begehenden Mittelge- 
birges, welches fich am l ; ufsc der Mendel in einer 
Lange von acht Stunden (von Lana bei Meran bis Kur- 
tatfeh), bekrönt mit vielen anderen Burgen in mannig- 
faltiger Abwechslung reizend dahin zieht. Beinahe eine 
Stunde fuhrt der Weg mehr oder minder fteil aufwärts, 
bis von der Thalfohle unterhalb St. Paul s die hohe 
rtolze Veite erreicht ift. Sie hat eine herrliche Lage 
mit freier offener Aussicht von Meran nach Bozen bis 
oberhalb Saturn und ziemlich weit in s Kifak-Thal hin- 
ein. Man kann von hier aus fechs und dreifsig anfehn- 
lichc Schw erter-Burgen zahlen, welche in nächfter und 
weiterer Umgebung malcrifch vertheilt find. Von diefer 
alles umher beherrfchenden Lage und der eigen- 
tümlichen Grundform des Hauptthurmes will man 
mit Recht darauf fchlicfscn, dafs hier fchon die Römer 
gewaltet haben, nachdem fie fich auf den Ueberrellen 
einer niedergeworfenen Burg der Ureinwohner des 
Landes an diefer Stelle feftgefetzt hatten. Ili.torifch 
verbürgt bleibt, dafs fchon im S. Jahrhunderte die 
Burg Hocheppan als Befitzthum der weififcfien Gau- 
g r a ß t* von Bozen beftanden hat. Auf diefe Burg 
hatten fie fich aus der Stadt bleibend zurückgezogen 
und Grafen von lippan genannt, als die Fürftbifchöfc 
von Tricnt in Bozen fich geltend machten. 1 Ihre 
Befitzungen waren jedoch noch immer fo grofs ge- 
blieben, um den Grafen von Tyrol die Uebermacht im 
Gebirge ftreitig machen zu können. Da fie aber auch 
mit den Bifchöfcn immer in Fehde lagen, fo war ihr 
baldiger Sturz zwifchen zwei fo machtigen Haupt- 
feinden unvermeidlich. Sie zogen es vor Lehens- 
leutc der Kirche von Trient zu werden. Der letzte 
lebenskraftige Eppancr beftieg zwar in der erften 
Hälfte des 13. Jahrhunderts felbft den bifchollichen 
Stuhl von Trient, indefs, wie Beda Weber bemerkt, 
mit der Lofung feines Haufes: lieber der Kirche als 
den tyrolifchen Grafen dienftbar zu fein. Daraus ent- 
fpann fich neuer Streit und Bifchof Egno diefes Haufes 
mufste bekanntlich aus feiner Refidenz in Trient ent- 
fliehen und ftarb um 1273 zu Padua. 

Von nun an verlor Hocheppan feine Wichtigkeit 
und kam bald als Pfand, bald als Lehen an verfchiedene 
F.dtc des Landes. Zu vorliegendem Zwecke ilt bc- 
fonders die Belehnung an Jacob Fuchs im Jahre 1494 

* Sic nannten fi.-h suerft a Piano. To viel » ahrfebein I ;, >, ftja 3 <J Planum. 
er/Vn «.Irr (Vi der Eltnr. weil Ach rrrsjc unterhalb der Burg e*rn für Tyml 
firmlictl B»itf»c ribene bi» Boren Inn NUkJchat. — Dir sllr K.-mernurg fanden 
fie aber bereit durch die Prunken im 0. Jahrhundert ecrftnrt. wcnigAen» theil ■ 
weife, und mufften fich daher auf dem terfallcueu Kücken de» SchloNberge». 
l-^afium »r» Urkunden genannt, ertt ein neue» Hurgftall nach Hrrmair't ranmt- 
Irchen Werken II,, S, 170, zu ihren hrrrfrhfuchtigrn Zwecken wieder erbauen. 



bemerkenswerth, weil er diefe nur unter der Bedingung 
erhielt, das Schlofs hcrzußelten. Dies lafst wohl auf 
einen damaligen ruinofen Zuftand der Gebäude 
fchlicfscn. Wie die gegenwärtigen Ucbcrrcftc aber 
beweifen, haben die noch fpateren BurginfafTen noch 
mehr an Krganzungs- und Erweiterungsbauten vor- 
genommen. Endlich im Jahre 1834 befchenkte und be- 
lehnte mit diefer Burg Kaifcr Franz den tyrolifchen 
Schützen -Major Martin Teimer Freiherrn v. Wiltcn 
und von diefem ging fie auf feine vier Tochter über. 
Eine dcrfclbcn vermalte fich mit Herrn Martin J'rand- 
ßetter, zubenannt Teimer, k. k. Major in der Armee, 
und diefer brachte die Ruine käuflich an fich. 

Bevor man die Hauptburg erreicht, geht es am 
Fufse des eigentlichen Schlofshügels an einem Vor- 
werke vorüber. Diefes erhebt fich nordwcftlich und 
hat ebenfalls eine reizende Lage mit prachtvoller Aus- 
ficht. Weil frei ins Land weit vorgefchoben, ift der 
Hinblick auf manche fchone Punkte in der Umgegend 
geboten, welche auf der Hauptburg verfchwinden. 
Diefes Vorwerk folgt fo recht eigentlich der urfprüng- 
lichen Anlage einer kleinen Burg. Es beftcht aus einem 
hohen Vicrccks-Thurm als „Warte und Retiradc"*, 
welche im Krcife herum von einer Mauer, „einem 
ZingeH umgeben war. An diefe fchloflcn fich weiter 
gegen innen Vertheidigungsraumc an, welche wahr- 
fchcinlich unter Dach ftanden, etwa ähnlich wie dies 
im nahen Wolfsthurm bei Andrian noch zu fehen ift. 
Um zum engen etwa 7 M. hohen über dem Boden 

angebrachten Pfortchen des 

Bergfrieds oder I Iauptthurms 
zu gelangen, hat man fich einer 
Leiter bedient. Das Ganze 
liegt auf einem niedrigen Felfen- 
hugcl von faft runder Form. 
[Fig. I.) Die Aufsenwcrke liegen 
ganzlich in Ruinen, nur der hohe 
Thurm trotzte noch allen Stür- 
men und hat fich ziemlich gut 
erhalten. Er dürfte ein hohes 
Alter haben, der Steinverband 
ift aber nicht befonders forgfaltig hergeftellt, was viel- 
leicht mehr dem fproden Material aus Porphyr der 
nachllcn Umgebung zuzufchreiben ift, als dafs es be- 
rechtigt, auf eine fpätcre Bauzeit zu fchliefsen. Von dem 
Kandbefchlag an den Eckftcinen find nur an einzelnen 
Stellen deutlichere Spuren zu erkennen. Diefe genauer 
zu verfolgen hindert theilweifc der weifsc Anftrich, den 
man ihm in neuerer Zeit gegeben hat. Das Volk nennt 
ihn „Kreidethurm". Jüngft ging er in den Befitz des 
Herrn Mair v. Mairfeld in München über. 

Der Weg zur Hauptburg führt nicht hart an dem 
fo eben bcfchricbcncn Vorwerke vorbei ; diefes wenige 
Schritte rechts liegen lafiend, wendet er fich nach 
einer kurzen Steigung gegen Werten plötzlich links 
gegen Süden und in wenigen Minuten fleht man den 
ehrfurchtgcbictcndcn Ruinen von Hocheppan gegen- 
über. Gleich zur Rechten, auf einer niedrigen Erhöhung 
des Bodens hat man eine fogenannte Barbacane in 



wo 



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XXV 



Form eines beinahe vollkommenen Dreiviertelkreifcs 
im DurchmelTer von 5 M (Fig. - und 3 a.) Sie wurde 
wohl aus dem (irundc erbaut, um den Feind zu 
verhindern auf diefem fehonen Punkte vor der Burg 
lieh ungehindert feftzufetzen und überhaupt feine erften 
Angriffe ein wenig aufzuhalten. Jetzt mifst dieo-63 Cm. 
dicke Mauer diefes Vorwerks 4 M. Hohe und hat in 
zwei Reihen je fiebeu Schufsfchartcn für Klcingewehre, 
wie fic eben erft ein Hau aus der Zeit nach der Erfin- 
dung des Schiefspulvers fein dürfte. Die Form diefer 
14 Fenfterchen ift eine längliche, welche unterhalb in 
einen Kreis fich erweitert und beftcht nur aus Ziegeln. 
Das bereits verfchwundene Dach war wahrfcheinlich 
kegelförmig. Um zur ganz ifolirt flehenden Burg zu 
gelangen, mufs man über einen tiefen Graben fetzen, 
welchen wohl nicht Menfchenhände gefchaffen, fondern 

die Natur von jeher geboten 
hat. Zur linken Hand ver- 
liert er fich in eine fchauer- 
liehe Tiefe. Darüber führt 
heute eine armliche, IO M. 
lange Brücke aus Baum- 
ftämmen. wie fic vom Walde 
kommen, nothdürftig ge- 
baut. Ohne Zweifel gab 
es cinft eine wohlgefügte 
Brücke zum Aufziehen und 
Herunterlaffen an diefer 
Stelle und war fowohl am 
Anfange wie am SchlulTe 
derfelbcn ein feller Thorbogen gebaut, wie die kargen 
Ucberrefle von Mauerftucken, hie und da noch mit 
breiten Zinnen gefehmückt, vermuthen laffen. Oder 
es konnte ein Fallgitter oder Orgelwerk beim N;ihcrn 
des Feindes als Schutzwerk heruntergeladen werden 
Jenfcits des Grabens fchiitzt links eine Mauer vor 
Abftürzcn über den thurmhohen Felfen und rechts 
wehrt eine noch höhere nach allenfalls genommener 
Brücke den Feind vor einem Eindringen in den erften 
Burghof. Vielleicht war diefer Gang cinflens auch 
bedeckt. Fr ifl beinahe fo lang als die Brücke und an 
feinem Ende öffnet fich ein fchmaler Eingang zu einem 
Fufsweg, der am äufserllen Rand des Schlofsbcrgcs 
längs der ganzen Oftfeite der Burg hinlauft und eine 
prachtvolle, freie Auslieht gewahrt, jetzt aber nur 
ftuckweife durchfechten werden kann (Fig. 3 c, d}. 
Rechts von dem oben angedeuteten kleinen Eingang 
auf die Terraffe an .der Oflfeitc der Burg öffnet ("ich 
ein hohes und breites drittes Thor, welches in eine 
geräumige Vorburg oder Burgfreiheit fuhrt (Fig. 3 e). 
Hier mag es meift die verfchiedenen Wirthfchafts- 
gebaude gegeben haben; die nördlichen und örtlichen 
Mauern, wohl auch jene auf der Wcftfcite waren zur 
Verteidigung eingerichtet, durch Zinnen, erkerartige 
Ausbauten u. f. w. (Fig. 3/2 c). Die Bcgränzung gegen 
Süden bildete für diefen Burgtheil der Palas und eine 
Seite des Hauptthurmes. Links vom letzteren erfcheint 
ein grofses viertes Thor, durch welches man in einen 
engen, von allen Seiten durch hohe Mauern und Bauten 
umfchloffcncn Hofraum gelangt (Fig. 2 (/, lg). In delTen 
füdöfllicher Ecke ermöglicht ein breiter Bogen, cinft 
wohl ein fchon gebautes fünftes Thor, ein weiteres 
Vordringen in die grafsartige Burg. Uebcr diefen Ein- 
gang allein hat fich noch eine Schutzwehr (Fig. lg) 
vm. N, F. 




desfclbcn erhalten, nämlich eine einfach gebaute Pech- 
na/t. Endlich find wir in den eigentlichen Burghof 
oder in die Bailei gelangt. Sie war ziemlich geräumig, 
befonders gegen Süden zu, wo fic fich bedeutend 
erweitert. Wir fehen uns hier von drei Hauptgebäuden 
umgeben: einem zur Linken, das eine offene Freitreppe 
hat wie in den alten Hauptburgen nicht feiten vor- 
k mmt: dies ift der einzige noch bewohnbare Schlofs- 
theil und dient nur zur Noth einer Pächterfamilie als 
Obdach mit feinen zwei Stockwerken. Betretenswerth 
ift er aber wegen der unbefchreiblich fchönen Ausficht, 
die er von feinen Fenftern aus gewährt. (Fig. 3 h, 2 e.) 
Zur Rechten breitet fich der drei Stock hohe und 
umfangreiche Palas aus, von dem fich leider nicht mehr 
als die vier dicken Umfangsmauern erhalten haben. 
I Fig. 2 /, 3 »'.) An feiner nordöftlichen Ecke ift eine 
Verbindungsmaucr aufgeführt, welche einft entweder 
einen feften Söller oder eine bewegliche Brücke 
getragen haben dürfte, um zu den in der Höhe ange- 
brachten Eingang des Hauptthurmes diefer berühmten 
Burg zu gelangen. Diefer hat eine fehr bedeutende 
Hohe und Dicke und hochft merkwürdiger Weife liegt 
ihm nicht ein Viereck oder ein Kreis, fondern ein 
unregelmtifsiges Fünfeck zu Grunde. (Fig. 3 /, 2 g.) Eine 
feltene Erfcheinung im alten Burgenbau und daraus 
will man mit einigem Rechte den Schlufs ziehen, dafs 
er von der Romer kundigen Hand aufgeführt fei. 




riß 3. 



Aufscr diefer Grundform, welche bei Romerbauten 
allerdings vorkommt, und den fchwach.cn Spuren des 
Kandbefchlages an einzelnen Wcrkftückcn laflen fich 
keine lieberen Kennzeichen eines fo hohen Alters 
erkennen. So z. B. fehlt ein feineres Behauen der 
einzelnen Steine und deren fleifsige Verbindung unter 
einander wie es an anderen fehr alten Thürmen 

J 

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XXVI 



crfichtlich irt z. H in der Burg Ried nächft Bozen, in den 
Tkürme* von Trient u. dgl. Allerdings find auch hier 
wie an der Vorburg die einzelnen Wcrkrtückc einem 
fpröden Porphyrfelfen entlehnt, welcher eine feinere 
Bearbeitung als mit dem einfachen Spitzhammer kaum 
zulufst. Dicl'cr grofsc Thurm, der fo machtig hoch in 
die Lüfte ragt, hat durch alle möglichen Unbilden und 
befonders durch den Zahn der Zeit wie die übrigen 
Burgthcile ziemlich gelitten und eine baldige Nachhilfe 
irt dringend geboten, um (liefen herrlichen Riefen vor 
dem ganzlichen Einfturzc zu retten. Was überhaupt 
das Alter der einzelnen Theilc von Hocheppan anbe- 
langt , fo laffen fich hier eben aus dem angeführten 
Grunde, beim fproden und ungefügfamenBau-Materialc 
fchwer ficherc Angaben ableiten. So zum Bcifpiel 
zeigen die zwei unteren Drittthcilc des Palas auf der 
Wertfeite ziemlich genaue, wagrecht laufende Lage- 
rungen von kleinen Werkftücken mit viel Mörtel da- 
zwischen, welche Erfchcinung andern Ortes in Ver- 
bindung mit untrüglichen Bildungen der Fcnfterformcn 
an den Glockentürmen auf das 12. bis 13. Jahrhundert 
mit Recht fchliefsen lafsen. Hier hingegen kommt an 
der Capelle, welche, urkundlich erwiefen, in der zweiten 
Hälfte des 12. Jahrhunderts eingeweiht wurde und noch 
genau die romanifchen Formen an fich tragt, nur eine 
unregelmafsige Lagerung und Verbindung der einzelnen 
Steine unter einander vor. In Folge deffen müfste man 
die Wcftmaucr des l'alas ins erlle Jahrtaufend zurück- 
fetzen, was auch wiederum kaum angeht. Ein höheres 
Alter fpricht auch der noch bewohnbare Thcil an. 
Charakterillifch feiner ausgeführten Steinmetzarbeiten 
im romanifchen oder gothifchen Style begegnet man 
an keiner Stelle mehr, das 17. Jahrhundert fchon fcheint 
damit aufgeräumt zu haben, wo, wie bereits bemerkt 
wurde, manche Erhöhungen und Erweiterungen 
einzelner Theile zu Stande kamen. Erhöht wurde unter 
anderem der l'alas um ein ganzes Stockwerk, erweitert 
und umgebaut die Nordfeite der Burg mit den Wirth- 
fehaftsgebäuden. Das dritte und vierte Thor zeigen 
ihren Umbau deutlich an den Rcnaiflancc-Formcn. 
welche an ihnen auftreten. 

So fchr diefe ftattliche Burg durch verfchiedene 
Krfturmung, fowic befonders durch den Zahn der Zeit 
und durch gänzliche Vcrnachlafligung gelitten hat, fo 
macht fie von nahe wie von fern immerhin noch einen 
grofsartigen Eindruck und das noch von ihr aufrecht 
Stehende irt der weiteren Erhaltung im huchrten 
Grade würdig. Vor Anderem gilt dies von der Capelle 
mit ihren hochft intereffanten Wandmalereien. Sic 
nimmt den fudlichen Theil des Fclfcnkegcls ein und 
liegt bedeutend niedriger als der l'alas und der Berg- 
fried. Der Boden fenkt fich hier wie auf der Nordfeite, 
wo die Wirthfchafts-Gebäude ftehen, fo bedeutend, 
dafs man auf der Südfeite der Capelle zu ebener Erde 
in ein unteres Stockwerk, in eine Art Gruft, bequem 
eintreten kann. Die ganze Capelle hat eine von den 
übrigen Burggebauden etwas abgeänderte Lage und 
irt geortet. Nach Ihrmairs fammtlichen Werken II. 
Urkundcnbuch, S. 170, fcheint auch der Unterraum, die 
Gruft, als Capelle benützt worden zu fein, wenigftens 
einen eigenen Titel gefuhrt zu haben, nämlich zur heil. 
Magdalena ; denn Bifchof Egno von Tricnt verlieh am 
30. Deccmber 1270 dem deutfehen Haufe zu Stcrzing 
das Patronatsrecht oder wie es heifst: das donum 



altarium et jus fpecialc capcllarum zum heil. Peter und 
zur heil. Magdalena in der Burg Hocheppan. Das obere 
Stockwerk oder die eigentliche Capelle hatte alfo als 
Schutzheiligen den Apollel l'etcr, wahrend dasTyrolcr 
Ehrenkran zl die heil. Katharina anführt und als Ein- 
weihungszeit den 15. Juli des Jahres 1131 wie Iformair 
bezeichnet. Der Inhalt der noch von der Tünche zu 
befreienden Wandmalereien durfte hierüber näheren 
AufTchlufs ertheilen, da wenigftens einzelne Scenen aus 
der Legende des Schutz-Patrons fcltcncr fehlen. Das 
Acufscrc der Capelle irt fehr einfach: von 




Fig. 4 5 (Hohenepnan.) 

Sockel, einem Dachgefimfc oder von anderen Stein- 
metz-Arbeiten läfst fich keine Spur entdecken, felbft 
am Bortale nicht, welches nahe an der nordweftlichen 
Ecke des Schilfes in einfacher Vicrccksform mit roher 
StcincinfalTung angebracht ift. Der Grundrifs zeigt ein 
längliches Viereck von 4 -40 Cm. Breite und 7*80 Cm. 
Lange (im Innern); die Mauerdicke betragt 0-90 Cm. 
An die Öftfeitc ift eine kleine Apfide angebaut, welche 
nur wenig nach aufsen vorfpringt und auf hochft 
einfachen rohen Tragrtcinen ruht, wie es an Burg- 
Capellen nicht feiten vorkommt, befonders aus der 
romanifchen Bau Periode. Merkwürdiger find die zwei 



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XXVII 



Neben- Apfidcn, rechts und links von derHaupt-Apfide, 
welche nur in der Mauerdicke liegen und aufsen fich gar 
nicht bemerkbar machen (Fig, 4). Kine gleiche Krfchci- 
nung an einer fo kleinen Capelle, aber freien für fich 
flehenden, entdeckten wir bciRomen auf dem Nonsberg 
und St. Margarft zu I.ana bei Meran, wo aber auch 
die Neben-Apfidcn ein wenig nach aufsen vortreten. ' 
Die Oberdecke beftand in Hochcppan aus einfachen 
Brettern, welche an die Durchzugsbalken nach der 
Längenaxe des Baues aufgenagelt waren. Der einzige 
Altar, welcher hier ftand und noch erhalten ift, beftcht 
aus einer einfachen Menfa über einer Stufe; er ift ganz 
in die Mittel Apfide hineingebaut und tritt nur unbe- 
deutend über die Flucht der Oftwand der Capelle vor. 




(llohcncppan ) 



Um ihn würdig zu fehmücken, bemalte man reichlich 
mit Figuren und Ornamenten die Apfiden und die 
ganze Wand, an welche er angebaut war. Selbft die 
Vorderfeite der Menfa wurde mit Ornament bemalt. 
In der Haupt- Apfide erfcheint zunachft über dem Altäre 
Chriftus und zu feiner Rechten drei kluge, zu feiner 
Linken drei thorichte Jungfrauen. Erfterc ihre Lampen 
freudig in die Hohe haltend und mit Heiligen-Scheinen 
um das Haupt werden fie von ihrem Heilande gefegnet, 
während letztere von ihm unbeachtet bleiben (Fig. 5). 
Diefe fcheinen fehr zerftreut zu fein und tragen ihre 
Lampen fehief oder verkehrt. Das Gewölbe der Apfide 
bedeckt Maria mit dem Jcfuskinde, das auffallend grofs 
erfcheint ; rechts und links ftehen in vorgencigter, wohl 
anbetender Stellung, zwei gröfserc Kngcl und halten 
Scheiben mit beiden durch ihr Oberkleid verhüllten 
Händen. Die nördliche Neben • Apfide fehmücken 
die zwei ftattlichen Figuren der zwei Johannes und 
darüber das Lamm Gottes in einem Krcifc. Johannes 
der Täufer trägt ein Pelzklcid, deiTcn Haarbüfchel 
auffallend kräftig hervorgehoben find, was der ganzen 
Figur ein würdevolles Ausfehen verleiht. Johannes 
Evangclift erfcheint als ehrwürdiger Greis mit langem 
weifsem Barte. Die andere Neben-Apfidc ift ebenfalls 
mit drei Figuren gefchmückt; zu oberft Chriftus auf 
dem Regenbogen thronend übergibt dem Petrus die 
Schlüffel und dem Paulus eine Rolle. Sonft ift es Sitte, 
die Evangclicn-Scitc den Darftellungcn des Schutz- 
Heiligen, wie z. B. Petrus nach obigen gcfchichtlichen 
Daten hier vorkommt, einzuräumen, hier wird Johannes 
aber vorgezogen. Die Umrahmung aller drei Apfidcn 

• Di» ganie Schlo!» C«|i«1l« muh von jeher immer fehr dunkel ti.ifcn 
f«in, denn dae TaeeOtchl tun mir durch dr«i fuhr fchmale Fenfterchen in den 
dr.i Apfiden und an rwelen wenig breiirren auf der Stldfeile du Sckcflci ein 
drin(«n. rür Blocke» hat aaaa »ahrlchrinlich ar* in neuerer Zeil gefolgt aixl 
M dirhm /necke einen etwa» unrcirmlichan Dachreiter dein WeRxicbel auf- 
gedrängt. 



und die weiteren Flächen beftehen aus prachtvollen 
Ornamenten, auf fehwarzem Grunde in verfchiedenen, 
herrlich ftimmenden Farben ausgeführt und theilweife 
mit weifsen Punkten belebt [Fig. 6 und 7). Sie bilden 
in diefer ihrer Pracht den würdigen und entfprechen- 
den Ucbergang zu der oberen , die ganze Wand aus- 
füllenden, höchft grofsartig angelegten Darflellung des 
Welterlöfers mit den Apofteln. Chriftus, majeftatifeh 
auf einem pcrlgcftickten Polfter fitzend, fegnet mit 
der Rechten, während er mit der Linken das offene 
Evangclicnbuch hält. Auch jeder der fechs Apoftel 
hat feinen eigenen Thron, fein eigenes Buch. Es find 
alle ganz ftattlichc Figuren, in erhabener Ruhe neben 
einander thronend. 

Auch aufsen, die Nordfeite des Schiffes, ift mit 
Gemälden gefchmückt. Unmittelbar über dem Portale 
ficht man Chriftum am Kreuze mit Maria und Johannes, 
Lnnginus mit der Lanze Chrifti Seite durchftofsend 
und eine fünfte Figur mit enganliegendein Kleide in 
ganz graziofer Stellung, die beiden Arme in die Seiten 
Hemmend und voll Verwunderung auf den Gekreuzigten 
hinblickend, was etwa an ihm noch gefchchen möchte. 
Oben Sonne und Mond. Die Umrahmung bilden zwei 
gewundene Säulchcn, welche ein Gefinife mit Rund- 
bogenfries tragen. Daneben eine grofse Geftalt in 
weitem faltcnlofen Obcrkleide, welches abwcchfelnd 
mit Kreifcn und Quadraten in roher Behandlung 
geziert ift und eigentümlich ausfieht. Welcher Heilige 
hier dargeftellt fein dürfte, ift etwas fchwer zu beftim- 
men, weil das Ganze ziemlich erbleicht ift ; wir meinen 
es fei Chriftoph, nach Anderen wäre die Madonna 
dargeftellt. Zur linken Seite vom Eingange begegnen 
wir einer Hirfchjagd, welche leider nur mehr theilweife 
fichtbar ift. Ein Jäger bläft ins Horn, Hunde fetzen in 




gewaltigen Sj 
und verfolget 

liehen Hirfch, der fehr gut 
gezeichnet ift, fo dafs man 
verfuehl ift, denfclben in eine 
viel fpätere Zeit, etwa in die 
Mitte des 15. Jahrhunderts zu 
verfetzen, wenn nicht die 
Formen am Jäger ein anderthalb Jahrhundert zurück 
zu denken zwingen würden. Wir meinen, der ver- 
folgte Hirfch fei fymbolifch zu deuten und ftellc die in 
der Welt ftets verfolgte Seele des Mcnfchen dar, da 
der Hirfch eben als deren Sinnbild gilt. 

Bemalt waren urfprünglich auch alle übrigen 
Wände im Inneren diefer Capelle, aber leider wurden 
fie übertüncht, laffcn fich aber nicht fchwer bloslegcn, 
wie die Vcrfuchc an ein paar Stellen zu beweifen 
fcheinen. Nur zwei Bilder in der oberen Reihe der 
Südfcitc hat man verfchont, fie (teilen die Verkün- 
digung und die llcimfuchung Mariens, in je zwei 



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XXVIII 



Figuren dar. Maria hat fich fo eben von ihrem fchon 
gezierten Sitze ehrerbietig erhoben, als der Engel 
erfchienen und fie gegrüfst hat. In ihren Händen halt 
fic noch den Spinnrocken, mit dem lie befchaftigt war. 
Die fchlanken und mageren Gcftalten Märiens und 
Elifabeth halten fich äufserft eng aneinander gefchmiegt, 
um ihre innigfte gegenfeitige Herzensfreude an den 
Tag zu legen. 

Alle Figuren find auf blauen Grund gcftellt und 
bei letztgenannten ziehen fich über diefen noch breite 
grüne Streifen hin , welche zugleich die Trennungs- 
linie zwifchen den einzelnen Bildern vertreten, An den 
gelben Heiligen-Scheinen find erhabene ueifsc Perlen 
aufgetragen, ftrahlcnformigc Straphirung bemerkt 
man noch keine. Vergoldete Stellen find ebenfalls 




Fig i (Gräfendorf ) 

nicht zu finden. Alle Bilder find in kunfllerifchcr wie 
in archaologifcher Hinficht von grofsem Werthc. In 
elfterer Beziehung fallt die Lebendigkeit der Darftcl- 
lung fogleich in die Augen, obgleich befonders die 
Gelichter noch faft reine Contouren zeigen. Die Figuren 
im Einzelnen wie die ganzen Scenen haben wenig von 
dem Steifen, Unlebendigcn und Trockenen wie andere 
aus diefer Zeit und an das Hyzantinifche fich noch 
anlehnende haben. Das Steife bei der Kreuzigungs- 
Gruppe durfte, wie es heute fich zeigt, mehr daher 
rühren, dafs blos mehr die Contouren blieben, jeder 
Verfuch der Ausfuhrung abgewafchen ift und einzelne 
Farben fich verändert haben, z. B. die braunen Con- 
touren abfeheulich grün geworden find u. dgl. m. Ein 
Anlehnen an byzantinifche Vorbilder ift unverkennbar 
in den hageren Gcftalten, mageren Händen, dünnen 



Vorderarmen, wie z. B. bei der Verkündigung und 
Hcimfuchung. In Hillficht des Ausdrucks in der Em- 
pfindung hat fich der Kiinftler freien Lauf geladen und 
geflieht, wie möglich von den angeblichen Kegeln des 
otyls hiflorifcher Kunft fich frei zu machen. Die häufig 
wiederkehrenden, eng parallel laufenden Falten an den 
Oberkleidern machen fich theilweife etwas läftig, indefs 
nebenher laufen zur Verfohnung für das Auge zierlich 
gelegte Partien an einem und demfelben Gewände. 




Fig. J. (Hohcnmauth.) 



Die demuthige eingezogene Haltung der klugen und 
die forglofe, mehr flatterhafte der thurichteti Jungfrauen 
ift gleich gut erreicht, d. h. für die allgemeine Richtung 
in der Zeit der Mitte des ij. Jahrhunderts, dem diefe 
M.tlereien ohne Zweifel angehören. Wie intcreffant ift 
nicht ferner die bereits erwähnte Stellung des Zu- 
fchauers bei der Kreuzigung! — Das archaologifche 
IuterelTe concentrirt fich in Anordnung der Bilder für 
die gebotenen Räume und deren Bedeutung dem 




Fiy. 3. t'Hohcnmaulli.) 



Cultus gegenüber; dann in den Coftümcn der 
einzelnen Figuren wie unter anderem auch in der 
ftyliftifch behandelten Bekleidung von Johannes dem 
Taufer. Eine fehr grofse Bedeutung ift wohl auch den 
verfchiedenen Ornamenten im ftreng romanifchen 
Style mit ihrer reichen und mannigfaltigen Abwechs- 
lung in den kräftigen Farbcntöncn bci/.umciTcn. 

Atz. 



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XXIX 



Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während 

des 15. bis 18. Jahrhunderts. 



Von Dr. Karl LM 
II. 

(Mit 17 Text-ItluftrattfifliFA > 




(IR haben in dem erften Abfchnitt diefer Abhand- 
lung imfere Aufmerkfamkeit den gitterartigen 
FrzeugnilTen der alten Kunftfchmicde zuge- 
wendet. Nunmehr wollen wir die fogenannte Blech- 
arbeit in einigen hervorragenden Bcifpielen etwas 
naher betrachten, wobei wir jedoch von der vor- 
nchmften der dahin gehörigen Arbeiten, derPlattnerei, 
abteilen. Ks unterliegt übrigens keinem Zweifel, dafs 




Fig. 4 (Hohenraaulli.) 

die frühzeitig im Mittelalter entwickelte Waffen- 
fchmiedekunrt, die darin gewonnene Fertigkeit im 
Treiben, auch auf die Erzeugung anderer Gegenftande 
aus Kifcn überging, und dafs gerade diefem Zweige 
der Kifcnbcarbeitung der grofse Fortfehritt in der 
Behandlung für andere Zwecke zuzufchreiben ift. Das 
Materiale hiezu itt das Kifcnblcch, und zwar war in 



alteren Zeiten das gefchlagene Blech das bevorzugte. 
Die Bearbeitung gefchah meiftens im glühenden 
Zurtande, bei befonders vorfichtigen Arbeiten auch 
im kalten Zuftande. Das Eifenblcch tritt im Bauwefen 
bereits ziemlich früh als felbllandiges Materiale, 




Fig. 5, (HtknkiL] 

befonders aber zu Befchlagen verwendet auf, diefe find 
theils einfache, flache und in fcharf begrenzten, in 
bewegten Linien (ich markirende Bleche, die über- 
dies noch durch den Meifcl, durch Stanzen und Treiben 
plaftifch auf den Flachen geziert wurden. 



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XXX 



Wahrend der Zeit des Ucbcrganges der romani- 
fetten Kunft zur Gothik wurde das Bcfchlage in ziem- 
lich einfachen Mitteln aufgelegt, wie dies die an der 
Kirche in Grafendorf (Kärnten) wenigftens bis noch 
vor kurzer Zeit erhaltene Thure darthut, davon in 
Fig. I eine Abbildung beigegeben ift. 

Mit der Zeit der Gothik verfchwand das bis 
dahin vorhergehende geometrifche Ornament und 
bekam das Hefchlage mehr das Bild eines fich ver- 
zweigenden Ades. Wahrend der Rlüthezeit der Gothik 
überzog man die Thiircn vollständig mit Kifenblech 




Fig. 6, ? llohenfurl.) 



und legte darüber in beftimmten Kreuzungen Hlech- 
fchienen, dazu kam Kemalung und Decoration durch 
Stanzcnpreffung oder Treiben, ferner fand dabei das 
Auflegen von figuralifch durchfehnittenen Kifenplatten 
häufige Anwendung. Hiefür haben die Mittheilungen 
bereits zahlreiche Beifpicte gebracht (Pfarrkirchen zu 
Maria-Saal, in Bruck a, d. M., die Piariflcn-Kirche in 
Krems, Schlofs Karlftcin etc.). 

Die Befchlägc find mcifl von intereffanter und 
uirkfamer Zeichnung. Es ift dabei faft immer in ver- 
rtandiper Weife der Zweck der Bänder, d. i. das 
Zufammenhalten der llolztheile der Thürc und die 



fefte Verbindung des Thürflügels mit dem Thür- 
gewände und das Ornament in Uebcreinftimmung 
gebracht. 

Wir wollen im Nachfolgenden eine Reihe von 
Thürbcfchlagcn fammt Schlofsblechen, Thürklopfern 
undThiirzichern befprechen, wobei wir bemerken, daf» 
das mit geringen Abwechslungen vorkommende Thür- 
fchtofs oder Schliefsblcch zwei aus einem Zweige ent< 
fpringende Stangel oder Blätter zeigt, die aus getrie- 
bener Arbeit beftehen und auf das Unterlagsblech mit 
Schrauben befeftigt find. 

Einige vorzügliche fchöne Eifcnarbeiten befitzt 
die Dechantei Kirche in Hohenmaiith, Arbeiten, die 




Fig. 8. (Hohenfurt.) 

vielleicht unter der Leitung des Benedict von Laim 
entftanden fein mochten. So ift ein Schliefsblcch fehr 
beachtenswert!), es zeigt zwar die oft vorkommende 
Form doch in etwas reichlicher Durchbildung (Fig. 2); 
die quadratifche Rofettc, die zur Befcftigung des 
Ringes diente, darf den vorzüglichflcn Arbeiten beige- 
zählt werden (Fig. 3). Der Klopfer felbft mit feinen 
gothifchen Maafswerken und fonftigen Ornamenten 
ift ein Meifterftück der Schmicdckunft 1 (Fig. 4). 

Schöne kräftige Thorbcfchlägc finden fich im 
Hauptthurme des ehemals befeftigten Kloftcrs Hohen- 
fürt, bis zu i'/ t Meter Länge mit Randverzicrungcn 
eingefäumt. Die Grundlage befleht aus einer 30 Mm. 

1 S. Gniebel'! nntlclilieiUchc Kunft In Ii ..knien III. >l>. IV. p i j > 



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XXXI 



Harken F.ifenplatte, auf welche kleine Kolcttcn aufge 
fetzt find. Ifl auch die Ausführung nicht muftergiltig 




Fig. 9 (Hohen nr ) 

fo verdient die Form doch alle Anerkennung. Arbei- 
ten aus dem 16. Jahrhundert (Fig. 5, 6). Sehr intcr 
clTant find auch Schlofs und Thürklopfer dortfclbft die 




Fig. lo. iSobicttau.) 

jedoch etwas jünger fein durften als die bcfprochcncn 
Bander (Fig. 7, 8, 9). 



Zu erwähnen find zwei Thürbcfchlage, von denen 
das erftere einem im Altftadtcr Rathhaufc zu Prag 
befindlichen Wandfchranke, das andere einer kleinen 
Thür in der Kirche zu Sobieslau (Fig. 10) angehört. Sie 
dürften in dem beginnenden 15. Jahrhundert entftan- 
den fein. 

In der Kirche zu Murau ift eine durch ihre Eifcn- 
befchlagc hoch intcreffante Thür erhalten. Sie fuhrt 
von der Mufik-Kmpore unter das Pultdach des nord 
liehen Seitcnfchiffcs. Die prachtvolle Schloffcrarbcit 




Fig 11. (Murau ) 



dürfte wohl nicht urfprünglich für diefc fchr unter- 
geordnete Pforte benimmt gewefen fein und erft zu 
einer Zeit als man den Werth diefes eminenten 
Krzeugniffcs nicht mehr zu würdigen verftand, an 
diele fchr unbedeutende Stelle gekommen fein. In 
Fig. 11 ift der dazu gehörige Klopfer abgebildet; diefe 
Schlofferarbeiten mügen aus dem 16. Jahrhundert 
(lammen. 



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XXXII 



In der Pfarrkirche zu Kirchberg lObcr-Ocftcrrcich) 
ift die Sacriftci-Thür an ihrer inneren Seite mit einem 
intcrelTanten Bcfchlägc verfehen. Iis ill übrigens nicht 
zu uberfehen, dafs, wahrend in Ober- Oesterreich nur 
an wenig Kirchen befonders fchönc Bcfchlägc zu finden 
find, an den gothifchen Kirchen des Mattig Thales die 
Kunllfchlofl'crci allerorts Befchaftigung gefunden hatte 
und dafclbft bedeutende Beifpicle ihrer ehemaligen 
Wichtigkeit hintcrlaflcn hat. Confcrvator Wimmer 
zahlt in einein an die Ccntral-Commiffion gerichteten 



Berichte eine Reihe derartiger Arbeiten, wie in 
Munderfing. Altätt, Schatchcn u. f. w. auf. Die Be- 
fehlige der oberwiihnten Sacriftei-Thüre find in ihren 
mit Lilien endenden Ausartungen ganz unregclmäfsig 
behandelt und deffen ungeachtet macht diefcs kraufc 
Gewirre von Mctallfpangcn, an denen aber ftets das 
gleiche Ornament in etwas abwcchfelnder Behandlung 
heraustritt, keinen unangenehmen Kindruck. Schlofs 
blech und Klopfer wurden in der Decorirung fall 
nicht beachtet iFig 12). 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von /'. AJ. Dungrl, k. k. Confcrvalor, 0 S Ii. 
II. 



Das Landes Archiv des k. 

St. Pölten. 



k. Kreisgehchtes 




|IKSKS Archiv beftcht aus jenen Aclcn und 
Büchern, welche die im Gcrichtsfprengel St. 
Polten beliebenden Dominien nach Aulhebung 
der eigenen Gerichtsbarkeit im Jahre 1852 an die kai- 
ferlichen Behörden übergaben, und reichen dem ent- 
fprechend nicht über das Jahr 1850 hinaus. Die Archi- 
valicn find im Krcisgcrichtsgcbäudc in fünf 
Zimmern untergebracht, welche nicht feuer- 
ficher und viel zu klein find, um eine ent- 
fprechende Ordnung derfelben zu ermög- 
lichen, fo zwar, dafs eine Uebcrgabc derfel- 
ben an ein Centrale fehr erwünfeht wäre. 
Nachdem im Jahre 1868 eine Scartirung der 
Aclcn vorgenommen worden war, find fie 
gegenwärtig nach den einzelnen Hcrrfchaf- 
ten aufgcrtcllt. Die Instandhaltung diefes 
Archives obliegt einem Kanzlciadjundlcn 
und Kanzliften des k. k. Kreisgerichtes. Die 
L'eberficht über das vorhandene Materiale 
wird ermöglicht durch die Ucbcrgabs- 
Operate der einzelnen Dominien, welche 
auch nachftchender Inhaltsanzeige zu Grunde 
liegen, und durch Rcrpertorien. Bei Auf- 
fuhrung der einzelnen Dominien habe ich die 
bei dem Archive bcftchcndc Reihenfolge 
beibehalten. 

/. GtitenbrttUH. 

1. Pfarre und Kirche Zwentendorf, l-'.he- 
contraclc 1723 — 1838. 2. VcrlaflTcnfchafts- 
Abhandlungen 1735 bis 1846. 3. Kaufverträge 
1759—1846. 4. Judicial-Aclen 1795—1849. 
5. Inventur* und Abhandlungsrapulare 
1797 — 1833, 1 Fascikcl. 6. Inventurs- und 
Abhandlungs Acic 1801 — [833, 2 Fascikel. 

7. KinreichungsProtokolle 1827 — 1849, 20 Stucke. 

8. Straf- Adle 1833—1849, 44 Stücke. 9. Vorunter- 
fuchungs-Acle 1844 — 1847, 29 Stücke. 

2. Pattenbrunn. 
I. Criminal- Aclcn 1700—1800, 



Referate 1804—1829, 1 Fascikcl. 4. CriminalCorrcfpon- 
denzen 1830— 1849, 20 Fascikel. 5. Kinrcichungs-Proto- 
kollc hiezu 1820 — 1848, 12 Bande. 6. Indices hiezu 
1833—1844, 2 Bnndc. 7. Adlen über fehwere Polizei- 
Übertretungen 1813 — 1850, i8 Fascikel. 8. Indices hiezu 
3 Stücke, q, Aclen über fehwere Polizeivergehen 
1813—1839. 3 Fascikel. 10. Kinreichungs Protokolle 
1830—1849, Ii Bande. II. Index hiezu. 12. Civiljuftiz- 
Acten 1813—1845, 33 Fascikcl 13. Civiljuftiz- Aclen über 




2. Criminal-Acten 1800- 



o Fascikel. 
1850, 31 Fascikel. 3. Crimina]- 



Vig. 12 (Ilinfctiberg.) 

Streitfachen und adeliges Richtcramt 1815 — 1850, 
12 Fascikel. 14. Kinrcichungs-Protokolle hiezu 1830 — 
1845, Ii Bände. 15. Indices hiezu, 4 Bände. 16. Kcper- 
torien hiezu, 3 Hefte. 17. Inventurs- und Abhandlungs- 
Protokolle 1710 — 1835. 11 Bände. 18. VcrlalTenfchafts- 
Ahh.indlungcn 1792 -1850, 32 Fascikel. 19. VerlatTen- 
fchaftsnachfchlags-Protokolle 1829 — 1845, 4 Hefte. 



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XXXIII 



20.1ndcxzu Vcrlaffenfchafts-Abhandlungon 1816 — 1842, 
I Band. 21. Heirats -Protokolle 1710—1847. 6 Bande 
undi Fascikcl. 22. Kauf-Protokolle 1710- 1846. 4 Bande. 
23. Kaiif-Contrartc 1813—1822. 1 Fascikel. 24. Waifen 
amts-Artivbuch 1788-1826, 2 Bande. 25. Waifenamts- 
Paffivbuch 1780 — 1826, 4 Bande. 26. Crida- Arten 
1838, 1841, 2 Fascikel. 27. Vormundfchafts- Arten 1842, 
1 Band. 28. Grundbücher 1615, 7 Bande. 29. Grund und 
Gewahrbuch von Geversdorf 1615. 1 Band. 30. Gewähr- 
Protokolle 1714—1845, 7 Bande. 31. Grundbuchs-Arten 
1812 -1850, 39 Fascikcl. 

J. Mitterau. 

I. Dclirtcnvcrzeichnifs 1810 — 1840, l Fascikcl. 
2. Proccffe 1841— 1850, 2 Fascikel, Index und Keper- 
torium. 3. Criminal-Artcn 1830 — 1850. 4. Criminal- 
Refcratc 1822— 1829 und Indices. 5. Schwere Polizei- 
Übertretungen 1846—1850, 5 Fascikcl und Indices. 
ö.Juftiz-Artcn 1820— 1840, 1 Fascikel mit472Nummern. 
7. Inventur»- und Abhandlungs-Protokolle für Oftcr- 
burg 1712 — 1820, 5 Bande. 8. Invcnturs- und Abhand- 
lungs-Protokolle für Heindorf 1710—1819, 2 Bande 
9. Inventars- und Abhandlungs-Protokolle für Hohen- 
egg 1716- -1823. 7 Bande. lo. Invcnturs- und Abhand- 
lungs-Protokolle für Mitterau 1718 — 1840, 5 Bande. 
11. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Oftcr- 
Sjnq, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1754— 1759, 
1 Band. 12. Abhandlungs-Artcn 1825—1840, 59 Stucke. 
13. Abhandlungs- Arten 1841— 1850, 3 Fascikel. 14. Kauf- 
Protokolle für Oftcrburg 1718—1823, 2 Bande. 15. Kauf- 
Protokolle für Heindorf 1719—1823, 1 Band. 16. Kauf- 
Protokolle für Hohenegg 1717 — 1823, 2 Bande. 17. Kauf- 
Protokolle für drei vorausgehenden und Mitterau 1823 
— 1850, 3 Bände. 18. Kaufvertragsrapularc 1807^1820, 
7 Stücke. 19. Kaufverträge 1820 1823. 1831 — 1850, 
120 Stücke. 20. Heirats - Protokolle für Ofterburg 
1718—1823, 2 Bande. 21. Heirats - Protokolle für Hein- 
dorf 1710 1819, 1 Band. 22. Heirats - Protokolle für 
I lohenegg 1718-1820, 3 Bände. 23. Heirats- Protokolle 
für Mitterau 1718—1823, 1 Band. 24. Heirats - Protokolle 
für die vier vorausgehenden 1823—1850, 3 Bande. 
25. EhcvertragsrapulareiSio — 1823, 60 Stücke. 26. Ehe- 
verträge 1828—1849. 27. Waifcnartivbuch für Oller- 
burg, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820, 
4 Bände. 28. VVaifcnpaffivbuch für Heindorf 1718 — 1770, 

1 Band. 29. Waifcnpaffivbuch für Hohenegg 1707 — 
1771, 1 Band. 30. Waifenpaffivbuch für Mitterau 1718— 
1769, 1 Band. 31 Waifenpaffivbuch für Oftcrburg, Hein- 
dorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820. 7 Bände. 
32. Vergleiche 1811 — 1833, 24 Fascikel. 33. Waifen- und 
Curatclfachcn 1841 — 1850, l Fascikel. 34. Grofsjährig- 
keits-Erklärungen 1841 1850, 1 Fascikel. 35. Todes- 
erklärungen 1841 — 1850, 1 Fascikel. 36. Tcftamentc 
1841 1850, 1 Fascikel. 37. Correfpondenzen 1841 — 1850, 

2 Fascikel. 38. Finrcichungs-Protokolle 1846- 1849, 
1 Fascikel. 39. Grundbuch Hohenegg 1545, 1 Band. 
40. Grundbuch Hohenegg 1642, 2 Bände. 41. Burgrecht- 
Grundbuch Hohenegg 1613—1642, 2 Bande. 42. Pafsi- 
fches Grundbuch Hohenegg 1642— 1679, 1 Band. 43. Ur- 
barbuch Hohenegg 1642-1679, 1 Band. 44. Uebcr- 
landurbar 1642 — 167g, I Band. 45. Ucberländgrund- 
buch 1680 — 1772, 2 Bände. 46. Gewährbuch Hohenegg 
1718 -1771, 2 Bande. 47. Kädifches Gewährbuch Hohen- 
egg 1718- -1769, 1 Band. 48. Kaiifches Gewahrbuch 

Viii. N. f. 



Hohenegg 1718-1771, 1 Band. 49. Umbachcrifchcs 
Gewahrbuch Hohenegg 1718—1771, 1 Band. 50. Wim- 
paffing'fchcs Gewahrbuch Hohenegg 1718 — 1770, 
1 Band. 51. Grundbuch Heindorf 1627 — 1772, 2 Bände. 
52. Grundbuch Oftcrburg 1657 — 1772, 4 Bände. 53. Ge- 
wahrbuch Oftcrburg 1718 — 1770, l Band. 54. Grund 
buch Schmützenberg und Brandhof Mitterau 1724 
1772, 1 Band. 55. Gewährbuch Mitterau 1718 — 1829, 
3 Bande. 56. Index hiezu 1743, 1 Band. 57. Grund- und 
Urbarbuch Goldegg. 1 Band. 58. Kinvcrlcibungs-Arten 
1819—1837. 59. Auffandungcn Mitterau 1820—1837. 
60. Satzcaffirungen Mitterau 1820 — 1837. ß '- Grund- 
buchs- Arten 1840— 1850, 4 Fascikel mit 1920 Nummern. 

4. Magiflrat St. Pölten. 

1. Criminal-Artcn 1795—1850, 24 Fascikcl. 2. Cri- 
minal-Aclcn 1804—1850. 9 Fascikcl mit 236 Nummern. 

3. Criminal-Protokolle 1804 — 1850, 12 Bande mit Index. 

4. Schwere Polizeiübertretungen 1804 — 1850, 5 Fas- 
cikel mit 306 Nummern. 5. Juftiz-Arten 1795 — 1850, 
22 Fascikcl. 6. Juftiz-Arten 1820—1850, 1 Fascikcl mit 
31 Nummern. 7. Juftiz-Protokolle 1821 — 1850, 27 Bände. 
8. Vcrlaffcnfchafts- Abhandlungen 1500— 1799. 9. Ver- 
lalfenfchafts-Abhandlungcn 1800 — 1850, 36 Fascikel. 

10. Verlaffenfchafts- Verträge 1500— 1599. 1702 — 1780. 

11. Abhandlungs-Arten 1804 1850, 9 Fascikcl. 12. In- 
vcnturs- und Abhandlungs -Protokoll 1552 — 1800, 
6 Bände. 13. Invcnturs- und Abhandlungs Protokoll 
1785—1833, 6 Bande. 14. Inventarienbuch 1743 — 1778. 
15. Tcftamcnte 1400—1827. 16. Waifenbuch 1547-1814. 
17. Erbfchafts-Klagen 1721 — 1770. 18. Vertragsbuch 
1776— 1790. 19. Vormundfchaftsbuch 1792 — 1800. 

20. Kauf- und Hcirats-Contrarte 1500-1782, 2 Bände. 

21. Kauf- und Hcirats Protokolle 1790 — 1840, 3 Bande. 

22. Grundbuch St. Polten. 23. Gewährbuch St. Polten 
1697 1797. 24. Gewähr-Protokolle 1795— 1850, 2 Bände. 
25. Bürgerbuch 1707. 26. Grundbuch-Arten 3 Fascikel. 

5. Walpersdorf. 

1. Landesgericht und Malefizbuch 1680 — 1712, 

1 Band. 2. Landesgcrichts-Protokoll 1712—1725, 1786 
1791, 2 Bände. 3. Criminal-Aclcn 1700 — 1801, 116 Num- 
mern. 4. Criminal- Arten 1830—1850, 16 Fascikel mit 
89 Nummern. 5. Streitig- und Adelsrichteramts-Proto- 
koll 1773 — 1849, 5 Bände und 27 Hefte. 6. Streitig- und 
Adelsrichtcramts-Artcn 1787— 1825. 1033 Nummern. 
7. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Getzersdorf 1643- 
1661, 1 Band. 8. Verlaffenfchafts- Abhandlungen Getzers- 
dorf 1643— 1664, 1 Band. 9. Verlaffenfchafts-Abhand- 
lungen fammtlicher Acmter 1740— 1819, 10 Bände. 
10. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Haufenbach 1740 — 
1813, 6 Bände. 11. Verlaffenfchafts- Abhandlungen Einöd 
1740- 1813, 4 Bande. 12. Verlaffenfchafts- Abhandlungen 
Absdorf 1740 — 1811, 2 Bände. 13. VerlafTenfchafts-Ab- 
handlungen Anzcnhof 1766 — 1811, 1 Band. 14. VcrlafTen- 
fchafts- Abhandlungs- Arten 1700 — 1831, 2922Nummcrn. 
15. Abhandlungen 1828—1850, 21 Fascikel mit 413 Num- 
mern. 16. Abhandlungen in Streitfachen 1843—1850, 
5 Fascikcl mit 904 Nummern. 17. Tcftamerifc 1628— 
1843, 46 Nummern. 18. Waifcnbücher Walpersdorf 
1604 — 1810, 8 Bände. 19. Waifenbüchcr Haufenbach 
1584 — 1810, 5 Bände. 20. Waifenbucher Einöd 1740 — 
1810, 2 Bande. 21. Waifcnbücher Absdorf 1650— 1810, 

2 Bande. 22. Waifcnbücher Anzcnhof 1766—1806, 



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XXXIV 



l Band. 23. Waifcn-Paffivbuch 1770-1840, 12 Hände. 

24. WaifcnDepofit •Paffivbuch 1739—1840. 4 Bände, 

25. Waifenaclivbuch 1769 1840, 10 Bände. 26. Gericht- 
liches Depofitcn-Hauptbuch 1793 1825 , 2 Hände 
27. Kauf-Protokolle Walpersdorf 1621 — 1743, 15 Hände. 
2«. Kauf-Protokolle Haufenbach 1625 — 1743, 3 Hände 
30. Kauf-Protokolle Einöd 1658 — 1741, 2 Bände. 

30. Kauf-Protokolle Absdorf 1650 — 1745, 1 Hand. 

31. Kauf-Protokolle Anzenhof 1731 — 1751. 1 Hand. 

32. Hauskauf- und Taufchvcrträge Getzersdorf 1644 — 
1662, l Hand. 33. Hauskauf- und Taufchvcrträge der 
vereinten Acmtcr 1740 — 1818, 4 Hände. 34. Hauskauf- 
und Taufchvertrage Haufenbach 1740—1814, 3 Hände. 
35. Hauskauf- und Taufchvertrage Kinud 1740 — 1813, 

1 Hand. 36. Hauskauf- und Taufchvertrage Absdorf 
1741 — 1814, 1 Hand. 37. Hauskauf- und Taufchvertrage 
Anzenhof 1766- 1813, 1 Band. 38. Hauskauf- undTaufch- 
Aften 1814—1818, 52 Nummern. 39. Heirats Protokolle 
Getzersdorf 1641 — 1653, 1 Hand, 40. I Icirats-Protokollc 
der vereinten Acmtcr 1740— 1819, 4 Handc. 41 Hci- 
rats-Protokolle Haufenbach 1740— 1814, 3 Handc. 

42. Heirats Protokolle Einud 1740 1812, 1 Band. 

43. Heirats-Protokolle Absdorf 1740 — 1812, 1 Band 

44. HciratsTrotokollc Anzenhof 1772 — 1812, 1 Hand 

45. Heirats- Aclcn 1814 — 1819, 43 Nummern. 46. Ephi- 
bitcn-Indcx 1814— 1830, 3 Hände, 47. Judicialia 1825 — 
1842, iSFascikel. 48. VVaifen- und Dcpofitcnamtsfachen 
1843—1850, 2 Fascikcl mit 465 Nummern. 49. Vor- 
mundfehaftsfachen 1830 — 1850, 6 FaSCÜce] mit 125 Num- 
mern. 50. Corrcfpondcnzcn 1843—1850, 3 Fascikcl mit 
380 Nummern. 51. Üfficiofa 1843—1850, 4 Fascikcl mit 
7i6Nummcrn.52. Kcgiftraturs JndicesundFinrcichungs- 
Protokolle 1846 — 1850. 53. Grofs - Urbar 1580—1765, 

2 Bände. 54. Klein-Urbar 1586 — 1747, 2 Handc. 55. Grund- 
buch Getzersdorf 1626-1754, 2 Handc. 56. Stcn- 
gerifches Grundbuch 1657 — 1754, 2 Hände 57. Grund- 
buch Haufenbach 1591 1756, 2 Bande. 58. Grundbuch 
Einöd 1606 1755, 2 Bande. 59. Grundbuch Absdorf 
1643—1765, 2 Bande. 60. Grundbuch Anzenhof 1638— 



1765, I Band. 61. Gcwahrbuch Grofs-Urbar. 2. Hälfte 
des 16, Jahrhunderts, I Band. 62. Gcwahrbuch Klein- 
Urbar, 2 Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1 Hand. 63. Gc- 
wahrbuch Getzersdorf 1632, I Band 64. Gewährbuch, 
Stengerifches 1660, i Hand. 65. Gcwahrbuch Haufen 
bach 1595—1690 1 Hand. 66. Gewährbuch Einud 1620. 
1 Hand, 67. Gewährbuch Absdorf 1570 — 1619, 1 Hand. 

68. Gewahrbüchcr vereint 1639—1817, 17 Hände. 

69. Auffandungen 1700— 1850, 2100 Nummern und 
30 Fascikcl. 70. Satzcaffirungen 1700 1807, 740 Num- 
mern. 71. Schuld Documcntscopien vidimirt 1803 - 
1808, 142 Nummern. 

6. Jeutendorf. 

1. Grundbuch Hain 1616, 1 Band. 2. Grundbuch 
Jeutendorf und Hcrtholdsdorf, 1 Hand. 3. Grundbuch 
Amt Memmingen. 1 Hand 4. Gcwahrbuch 1776 1825, 
1 Band. 5. Kauf-Protokolle 1735 -1850. 3 Bande. 6. Hei- 
rats-Protokolle 1735 — 1850, 3 Bande. 7. Abhandlungs- 
Protokolle 1735 1850, 4 Handc. 8. VcrlalTcnfcliafts 
Abhandlungen 1825, 1827—1850. 9. Gerichtliche Ver- 
gleiche 1827—1850, 82 Nummern. 10. Gerichtliche Ur- 
theile 1838—1841, 2 Nummern. 11. Pfändungen 1827- 
1849, 2 Nummern. 12. Schätzungen 1827 — 1849, 2 Num- 
mern. 13. Curatclfachcn 1849 — 1850, 2 Nummern. 
14. Schwere Uebertrctungen 4 Nummern. 15. Waifen- 
Aftiv- und Paffivbuch, 2 Bande. 

7. P't'chlarn. 

Von diefer Stadt find nur Civilrcgiftraturs Aclen 
vorhanden, da keine Strafjurisditlion und kein Grund 
buch zu verwalten war. 

1. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc 1780 — 
1845, 4 Handc. 2. Abhandlungs-Aclen 1820 — 1840. 
3 Kauf-Protokolle 1781 — 1850, 3 Hände. 4. Ehevertrags 
Protokolle 1805 — 1850, 2 Bande. 5. VV'aifen-Acliv- und 
Paffivbuch 1801 1846, 4 Handc. 6. Dcpofitenamts-Pro- 
tokolle 1802, I Band. 7. Kinreichungs - Protokolle 1846 
— 1850, 1 Hand. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 



Von Dt Katt /.inj. 



(Mit \ T«- ultra im n* n ) 




T. KANZ1AN, Pfarrkirche. Wenn laut Gedenk 
I buch die Kirche aus dem Anfange des 16. Jahr- 
I hunderts 11518; ftammen foll, fo wird damit 
zweifelsohne nur der dem fpat-gothifchen Style ange- 
hörende oflliche Theil gemeint fein. Das grofse drei- 
fchiffige Langhaus in der Form einer modernen Bafilica 
ift gewifs ein jüngerer Anbau, wahrfcheinlich erft aus 
des laufenden Jahrhunderts Anfang, weil, wie das 
Gedenkbuch fagt, im Jahre 1813 durch Feuer Alles 
zerftort wurde, wenn auch die Umfangsmauern, Pfeiler- 
unterläge, wie die ganze Anlage weit alter lind. Üafs 
das urfprunglichc Presbyterium von der Feuersbrunil 
verfchont blieb, erklart fich daraus, dafs der zwifchen 
dem jetzigen üftlichcn Theilc und dem alten Langhaufe 



flehende fehr maffive Thurm das Weitergreifen des 
zerftorenden Element« aufhielt. Bei der gegenwartigen 
Anlage erfcheint das im Wellen des Thurm. CS fich 
anfchliefsende rechtwinkelig abgeplattete Presbyterium 
als eine kaum mehr 2 M. tiefe Nifche. Zwei Eingänge 
führen von dort in die Thurmhalle und die darunter- 
liegende Sacriftci, was alles unzweifelhaft zufammen 
das Presbyterium bildete und mit drei Seiten aus dem 
Achtecke fchliefst. Im Thurmc findet fich ein Stern-, im 
Schlofse ein Nctzgewolbc. Der Thurm ill jedenfalls 
der alterte Theil. von feiner Halle fuhrt zum Abfchlufs- 
raume ein Kundbogen. Im SchlulTe fünf Spitzbogcn- 
Fenller ohne Maafswerk. Die drei Schilfe des Lang- 
laufes find durch zwei Pfeilerpaare getrennt und 



st 



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XXXV 



umfallen neun Gewolbcjoche. Die Seitcnfchiffc find 
niedriger, die Rippen fitzen auf Confolen auf. Den 
Thurm deckt eine hohe vierfeitige Pyramide, im 
Glockenhaufe rundbogige DoppelfchallfenlUr. (Kig. I.) 

St. Pangras in Strojach, Filial - Kirche von 
St. Kanzian, kleine, fehr fchlanke einfehiffige Anlage, 
gleich breit im Chor und Schiff von ungewöhnlicher 
Hohe aus fpät-gothifcher Zeit mit nettem Dachreiter 
am Firft. Anfangs oder Mitte des 15. Jahrhunderts. 
Das Gewölbe eine reizende Netzrippen-Conftruftion. In 
den fpitzbogigen Fenftern geometrifches zwcitheiliges 
Maafswerk. Die Gewölberippen im Presbyterium 
ruhen auf Wandfaulcn ohne Capitalen, im Schiffe auf 
Confolen. Der Triumphbogen hat dreifeitig aus dem 
Achtecke abgefehr.igte Leibungen. Aufscn Strebe- 
pfeiler. Im Chor intereifanle Chor-Geftühlc, dreifitzig 




Kig. i. (St. Kanzian. 1 



mit Klappfitzen, die Felder der Vorder- und Ruck 
lehne mit gothifchem Rankenwerke in Flachrelief auf 
fehwarzem Grunde geziert, und darauf die Jahres- 
zahl 1525 Ein Altar tragt das Datum 10.(4 und die 
Namen des l'farrers Michael Mollzing von St. Kanzian, 
dann der Zechleute Licnhart Farian und Georg Stuck. 
Zwei Wandgemälde aus 1609. die Holle und die Geifse- 
lung. Aufsen ein cololfalea Chriltophsbild von 1662. 

St. Bartolomae in Rechberg. Pfarrkirche mit ein- 
fachem fpatgothifchen Schiffe und mit ftreng gothi- 
fchem Chor, einer fudlichen doppeljochigen ftreng- 
gOthifchcn Capelle am Schiffe .Kreuzrippen und runde- 



Sehlufslleine mit Adler und Lamm ilarauf , gothifch 
untcrwolbtem Thurme zwifchen dem Chor und dem 
Schiff als Verbindungs-Raum, mit im Norden anfchlief- 
fender Capelle und im Süden anllofsender Vorhalle 
aus neuerer Zeit. Am Presbyterium Strebepfeiler. 

Am Friedhofe ein runder Karner mit halbrunder 
Oftvorlage, aufsen eine Kanzel. 1 

Die Commcnde Rechberg im Jaun-Thale wurde 
vom edlen Kärntner Lad. Prager 1495 gelüftet. Fs 
füllten dafelbft fo viele Ritter des Georgs-Ordens 
refidiren, als mit Einfchlufs der Dienerfchaft von der 
Stiftung erhalten werden könnten. Als Zeichen der 
Unterwürfigkeit war jahrlich Käfe (100 (T.i nach Mill 
Halt zu liefern. K. Friedrich dürfte den Rittern Frei- 
briefe zum Fifcnbergbau gegeben haben, weil K. Max 
22. Sept. 1515 den Rittern, falls fic auf das ihnen von 
feinem Vater Friedrich ferri gratia citheiltc Privilegium 
verzichten würden, eine Pfarre in Krain, Kärnten oder 
Steiermark verfpricht, welche 257 fl. Rh. trägt. Das 
Privilegium wurde zwar zurückgcftcllt , doch ohne 
Entgeld. 1513 vertaufchtc das Stift Fberndorf die 
Pfarren St. Bartholomae und St. Thomas in Glant- 
fchach an die Commende gegen St. Lorenzen zu Stein; 
1600 wurde mit Millftatt auch Rechberg den Jefuitcn 
einverleibt. 

St. Magdalena in Jl affer ko/en, Filial-Kirchc von 
St. Kanzian, klein, mit gerade gcfchloffenem und rund- 
bogig überwölbtem fchmalen Chore und kreisrundem 
18 M.l flachgcdccktem Schiffe, wahrfcheinlich eine 
romanifchc Rund-Capelle, die als der ältere Theil 
erfcheint. Zopfig ausgebauchter neuerer Dachreiter 
am Kegeldach des Schiffes. Der Rundbau kahl, ohne 
jeden Schmuck , BrcUerdecke, ein gedruckt fpitz- 
bogiges Fenfl er mit Thcilungspfoftcn, rundes fchmuck- 
lofes Portal. 

Das alte Stiftsgebaudc Walfcrhofcn, eine ausge- 
dehnte, fehr verwahrlose Bauanlage aus der Rcnaif- 
fance-Zeit. Im Rechteck gcfchlolTen umfafst es einen 
geräumigen Hof mit auf einer Seite angebrachten 
Arcadcn-Gangcn. Das alte Refectorium ganz mit Holz 
ausgetäfelt, mit Schnitzarbeiten an den Wänden und 
mit einer caffetirten Decke. 

St. Marxen. Ein kleines fpat-gothifches Kirchlein 
mit Netzgewölben im Chor und Schiffe, die Rippen in 
Dreivicrtclhöhc auf Wandfäulchcn, im Chore mit klei- 
nen Capitalen, die mitteilt Kaffgcfims untereinander 
verbunden find, im Schiffe ohne folche; die drei Fcnftcr 
im Chor-SchlulTc zweithcilig mit reichem Maafswcrkc. 
Die Unterwölbung des Orgel-Chores fpitzbogig mit 
kleinen Rippen. 

Die dem heil. Egydius geweihte Pfarrkirche in 
Guten/lein (Dec. Bleiburgi ilt ein zweifchiffiger Hallcn- 
bau mit quadratifchem Chore, der zugleich den Thurm 
tragt, zu beiden Seiten des Schiffes je eine quadra- 
tische Capelle. Im Langhaufe Hammen nur die Um- 
falTungsmauern von einem gothifchen Baue her, die 
Ueberarbeitung der Mittelfaulcn und die Gewölbe 
gehören neuerer Zeit an. Die Fcnftcr find fchmal, 
fpitzbogig und mit Maafswerk gefchmückt. Das 
gleiche gilt vom Presbyterium. In der nordlichen 
Seiten-Capelle ilt die Ruhcftatte mehrerer Mitglieder 
der adeligen Familie Jabornegg, wie Joh. Karl Frei- 
herr v. Jabornegg, in Ihr. rom. kaif. Maj. Spanifch 

' Mil ihcll.tifcr B< » ., : de. MdUM AnhiKklen Piffith. 



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XXXVI 



Dicnften, wie auch einer hochlöbl. Landschaft Im Erz- 
herzogthum Kärnthendcro Ritterfchaft gewefter Leut- 
nant zu Fufs und Pferdt f 1671, ferner das Grabmal 
desl'farrers CafparPilath, 1 1706, des Mathias Sichten, 
t 1683, des Krbaucrs dcrCapcllc, des Jacob Chriftoph 
v. Steinberg, t 1763. des gurker General- Vicars Scba- 
ftian Vinarfchich, f 1659. Die Friedhofs-Capcllc mit 
niedrigem, fpät-gothifchem Chörlcin. 

Eberndorf, 'da* ehemalige Auguftincr-Chorherren- 
Stift, aufgclöft 1604 und nach vielfachen Befitz-Uebcr- 
gängen heute ein Dotations-Gut des Benedi&incr- 
Stiftcs St. Paul, ift eine anfehnliche, unrcgelmäfsig 
gruppirte, auf einer fanften Anhöhe fich erhebende 
Bauanlagc, deren Haupt-Fronten gegen Werten und 
Süden gerichtet sind. Der minder bedeutende nord- 
liche Flügel ift zum Theile durch Wald verdeckt, die 
örtliche Seite nehmen Oekonomie-Gcbäudc ein. Durch 
befondere Höhe zeichnet fich die weftliche, durch 
malerifche Gruppirung die fiidliche Front aus. Das von 
Werten gegen Orten anfteigende Terrain hindert die 
Fortführung des unteren Gcfchoffcs aus dem drei 
Stockwerke hohen weltlichen in den niedrigeren doch 
ausgedehnteren Südlichen Flügel. Diefe Ausdehnung 
entfteht durch die im Südorten angelegte Kirche, die 
leider durch einen in Südwerten freiftehenden Vorbau, 
das fogenannte Beneficiatcn-Gcbaudc. theilweife ver- 
rtellt erfcheint. Durch die in diefem Vorbaue befind- 
liche Hauptcingangshalle gelangt man in den Vorhof, 
welchen im Norden das eigentliche Stiftsgebäude, 
im Orten die Kirche, im Werten ein Theil einer Ring- 
mauer begrenzen. Ein zweiter Ringmaucrthcil rtofst 
von aufsen fenkrecht an die Vorbauflucht; er ift 
zinnengekrönt und mit Schiefsfcharten verfehen. 

Als Stifter diefer Canonie kann Graf Cacclin angenommen 
werden, der den Brüdern, die da „Gott dienten", wo er begraben 
fein wollte, all fein Gut vermachte. Patriarch Ulrich I. von Aquileja 
liefs deften Leiche in die Marien-Kirche in „Jun tt überführen, und 
dafclbft eine gröfsere Kirche bauen (1106). 

An einen befeftigten Wohnfitz er- 
innert auch der an der nordweftlichen 
Ecke des Stiftsgebäudes vorfpringende 
runde Thurm und die zu beiden Seiten 
des erwähnten Haupt-Portales ange- 
brachten grofsen Schiefsfcharten. Das 
Portal ift im Rundbogen gefchloffen, 
mit kraftigem Schlufsftcine verfehen 
und mit einer derben Quaderumrah- 
mung verziert. In einem das Ganze 
bekrönenden Gicbelfelde tritt eine 
rechteckige Tafel hervor, worin die 
Worte: Regnantibus F. II. F. III. und 
A°MDCXXXI1II. (Fig. 2.) ftehen. 

Die in runden Kreuzgewölben ge- 
deckte Eingangshalle und der Vorhof 
zeigen kein bemerkenswerthes Detail. 
Beachtenswerther erfcheint der fehr geräumige innere, 
beinahe quadratifchc Hof, der mit dem Vorhofe durch 
eine zweite Eingangshalle verbunden ift. In zwei 
Stockwerken laufen hier ftattliche Arcaden-Gängc mit 
Kreuzgewolbcfcldern auf ftarken Pfcilerftützen herum. 
OftwirtS des füdlichen Ganges vermittelt die grofsc 
Sacriftei den Zugang in s Innere der Kirche. Die 

• HM 



Sacriftei bildet zwei quadratc Räume mit fchönen 
Sterngewölben. 

Das Kirchengebäude (Fig^ 3) hat eine Länge von 
23',', Klft. und eine Breite von 6 /• KIft., wovon auf den 
Chor 7' 5 Klft. Länge und 4 Klft. Breite kommen. Es 
erfcheint alfo der Chor-Raum im Verhältniffe zum 
einfehiffigen Langhaufe zu kurz; er ift auch niedriger 
als das Schiff, hat aber den ftreng gothifchen Charak- 
ter des endenden 14. Jahrhunderts; das fpitzbogige 
Gewölbe durchziehen einfache Diagonal • Rippen, 
welche in zwei Jochen und dem aus drei Seiten des 
Achteckes geftalteten Schlufie auf Wandfäulchcn 
übergehen, die auf einem Kafffimfe auffitzen. In den 
Netzgewölben des fünfjochigen Schiffsraumes nimmt 
man eine Anzahl gefchwungener Zwifchenrippen wahr, 
die ein reiches Netz bildend, an den Pfeilern und zwar 
auf deren weit in das Schiff hineinragenden Vorlagen 
mit Dreiviertel - Saulchen -Vorlagen zufammenlaufen. 
Die Ungleichheit des gothifchen Bau-Charakters in den 
beiden Haupträumen weifet auf einen zwei-periodigen 
Umbau und es dürfte fich die oberhalb des Triumph- 
bogens der Chorfeite befindliche Infchrift zweifelsohne 
auf die fpatere Umgcftaltung des Schiffes beziehen. 
Die Infchrift lautet: 

Valcntinus Fabri de Conobits Huius loci prae- 
pofitus et reformator. iunenfis et fauniae vadium 
archidacoims A.MDVI. R d, "ADM ac nobilis in Chrifto 
pater et Dnus Dnus Scbaftianus Kobellius huius loci 
praepofitus tricefimus quintus, archidiaconus vallis 
iunenfis. nec non fereniffimi arthiducis Auftriae Fcr- 
. dinandi confiliarius fecit 



quod potuit. A.MDC. 4 
In naher Beziehung 
mit der angeführten In- 
fchrift ift eine Note in 
den „Urkunden -Rcgc- 
Beda Schroll. 
Es heifst dort pag. 87, 




itning de» Berich», de, ArdriMkun Pififi.k un<ä der 
. n.nkm.1. im „KiKh..Uhmu*h" vo-J»!,.« .«8.. 



dafs zur Zeit des hochwürdigen Propftes Valentin von 
Eberndorf die Stiftskirche durch ein Gewölbe abge- 
fchloffcn und amDienftage nach Franzisci im Jahre 1505 
durch den Decan Lucas Fcllpachcr von Rudolphswerd 
der letzte Stein, vulgo r floszftain u cingefetzt wurde. 

Das Schiff gehört in feiner Anlage noch dem Baue 
aus dem 12. bis 13. Jahrhundert an und war früher 

■ Dief« Won« waren bii tur lernen Keftlurirunf la> Innre 1B74 im 
1. wurde« Hier ulxrfttickeii u.d mi " 



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XXXVII 



flachgedeckt, die heutige Einwölbung und Verftärkung 
der Pfeiler zu Gcwolbcauflagern flammt aus dem 
16. Jahrhundert (Fig. 4}. 

Die durch die eingebauten Wand- und Strebe- 
pfeiler gebildeten Nifchen im Schiffe find in halber 
Kaumhohe mittelts Wandgurten iibcrfpannt und wurden 
darüber fchmale Emporen eingerichtet, welche mit der 
Hohe der Orgel-Empore correfpondiren. Die letztere 
ift durch 12 fchwache Rundfaulen gcflützt, an die die 
Rippen eines dichten Netzwerkes unmittelbar anftofsen ; 
die Hrüftungen der Seiten-Emporen find blos durch ein 
Fufs- und ein Kopfgefimfc markirt, jene des Orgel- 
Chores durch ein fpät-gothifches Blend-Maafswcrk. 

Sowie der Chor gehört auch die unter 
dcmfclben angelegte Krypta der erften 
gothifcheti Bau-Periode (14. Jahrhundert} an; 
fic nimmt nicht nur den ganzen Raum unter 
dem Chore ein, fondem errtreckt fich noch 
in der Tiefe zweier Schiffsjoche wcftwart.s. 
Diefe übermäfsige Ausdehnung erweift fich 
in der Oberkirchc als ein beträchtlicher 
Ucbclftand, denn die wegen der Niveau-Ver- 
haltniffc des Fufsbodens im Chor und Schiff 
nothwendig gewordene 2 Meter hohe Ver- 
bindungstreppe mit 12 Stufen markirt in 
unorganifchcr Weife die Untertheilung in 
ein vorderes und ein hinteres Schiff. Es ift 
kein Zweifel, dafs diefer Theil des Schiffes 
urfprünglich ein Chor-Quadrat war, das aber 
bis auf die Spuren unterm Dache verfchwun- 
den ift. L'eber einige wenige Stufen zweier 
Seitenarme kommt man in die Gruft. Die 
Krypta beftcht aus einem fchmälcren dem 
Ausmafse des Chores entfprechenden und 
einem breiteren Thcilc, der fich unter einem 
Theile des Schiffes ausdehnt. 12 fchlankc 
Trcnnungspfeiler des Vorder- und acht 
folchc des 1 lintertheiles theilen den erften 
in drei, den zweiten Kaum in fünf gedrückt 
niedrige Schiffe ein, zufammen mit 30 Jochen. 
Die Joche find mit kräftig gerippten gothi- 
fehen Gewölben, deren einzelne Kippen auf 
je eine Seite des achteckigen I'feilers ohne 
Capital anlaufen, eingedeckt. An den Seiten- 
wanden einfache Confolen und fieben kleine ftyllofc 
Fcnftcroffnungen. Die Säulen charakterifiren fich als 
in das 14. Jahrhundert gehörig (Fig. 4 und 6). 

Das Langhaus ift an der Südfcite in drei ungleich 
breiten fpitzigen Bogen gegen einen fehr langen 
Cappellen-Raum geöffnet, ein nicht viel fpatcrer Zubau 
vielleicht Mitte des 16. Jahrhunderts) als das umgeftal- 
tete Langhaus. Er zeigt noch das Sterngewölbe des 
Vcrfalls-Stylcs, während eine zweite quadratifchc in 
Orten aufgebaute Capelle fchon barocke Formen hat. 
Diefe kleinere Capelle liegt in gleicher Höhe mit dem 
Vorderfchiffc und ift im Fundamente als Gruft einge- 
richtet, welche von der grofseren Capelle zuganglich 
ift. Dies dürfte urfprünglich die Familiengruft des 
freiherrlichen Gefchlechtes von Ungnad gewefen fein, 
die im 15. und 16. Jahrhunderte Bcfitzcr der nahen 
Burg Soncgg waren. 

Den Namen Sonegg trägt auch die Infchrift des 
intereffanten farkophagartigL-n Grabdenkmales, welches 
am Oftende der grofsen Capelle frei aufgerichtet ftcht. 



In der auf 0-14 M. vertieften Oberfläche des l'l M. 
hohen und 2-36 M. langen Sarkophagcs aus rothem 
Marmor liegt die ganze Figur eines Ritters in voller 
Küftung, deffen eine Hand eine gerollte Fahne umfafst, 
die andere das Schwert beim Gcfafsc an den Leib 
drückt. Die Haltung der Figur weicht nicht von der 
conventioncllcn Darftellungswcife ab, die fich insbe- 
fondere in den auseinandergeftcllten Füfsen charak- 
tcrifirt. In den Ecken des vertieften Feldes je ein 
gefchweifter Schild, von denen zwei mit Zinnen ge 
theilt, zwei eine fpringende Hundefigur zeigen. Aehn- 
liche Schilde find an den fenkrechten Seitenflachen 
des Denkmals dargelicllt. Oben find diefe Flachen in 
gefchrägter Umfaffung ge- 
bildet, worin die Infchrift in 
Minuskeln angebracht ift. Sie 
lautet : 

r Hic liegt begrabe der cdl 
wolgepor her Kriftof Ungnad 
her zu funek dem got gnad 
und ift geftorben nach krifti 




Fig. 3 (Eberndorf.) 

gepurt MCCCCLXXXX jar am pfinstag nach der hei- 
ligen drei kunig." 

Zu erwähnen ift die Grabplatte des Jorg Ungnad 
f I4<">8. 

Es ift zu bedauern, dafs der Capellenraum kein 
beffercs Licht bekommt, fowic auch, dafs das Schiff 
nur durch drei oberhalb der füdlichen Empore befind- 
liche gedrückt fpitzbogige Fenfter beleuchtet wird. 
Die fieben Chorfcnfter find wahrfcheinlich durch 
fpätcre Modcrnifirung in rundbogige umgewandelt, 
und jede Spur eines Maafswcrkes verwifcht worden. 
Auch der Schlufs des niedrigen und fchlccht profilirten 
Triumphbogens und das weftliche Portal nähern fich 
dem Kundbogen. 

Am «-ertlichen Ende der Süd-Capelle ift in der 
Schiffwand ein 2 M. hoher und I M. breiter Denlßein 
eingelaufen, darin in Flach-Relief der Rcnaiffänce die 
Geltalt eines Abtes in vollem Gewand mit Stab und 
Mitra. Ucbcr dem bekrönenden fchwachen Sims eine 



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XXXVIII 



niedrige Tafel, welche folgende lateinifche Infchrift 
enthalt : 

„Anno Dni MDXXXII vocatus erat rndus pr et Dns 
Des Andreas Lochncr ecclefia collegiata divac Marie 
Magdalcnc in Vnlkhinmarckt ( . . . 2) <]ui in prepofituram 
huivis mon (r. .)clcctus(. .) tribns ommibus l'eliciter 
provif IS tandein in dno vita eft defunetus Anno 
• M-D ■ XL1I1I- vigefima feptima die marty cuius anima 
in dei • upt ■ max • pace • quiefeat. " 




Fig. 5. (Ebcrndorf.) 

Unterhalb der Figur fteht die Jahreszahl 1540 als 
Anfcrtigungszcit des Steines. 

Gegenüber diefem gut erhaltenen Steine lieht 
. der Taufjlein aus lichtgrauem Marmor (KenailTancc- 
Zcit);die anderen kirchlichen Gegcnftandc, namentlich 
Altäre, Kanzel, Bilder und Paramente, 
\ \ | | \(Mt find ohne Kunftwerth. Ausgenommen 
\ \mf *i ne gothifche Marien -Statue und die 
| H Rcfte eines Flügel-Altars in der Sacriftci 
zu Ehren Märiens. 

Der maffivc Thurm fteht in einer 
Entfernung von 2-60 M. vor der Südfeite 
und mifst zur Seite des quadratifthen 
Fig. 6 Grimdriffcs 8*9 M , die Hohe ift nicht 
bedeutend und der Abfchlufs ein ftumpfes 
Walmdach; im Glockcnraume jederfeits doppelte 
rundbogige Schalllocher, der Zugang von der Kmporc 




der Kirche durch einen in neuerer Zeit gemachten 
hölzernen Verbindungsgang; der urfprünglichc Hin- 
gang von aufsen wurde vermauert. 

Oftw.irts von Eberndorf nur 5 Minuten entfernt 
fteht die gröfstc Filiale, die Kirrfte am Marienbtrge, 
zugleich Friedhofskirche. Eigentümlich erfcheint es, 
dafs im Eberndorfer Gedenkbuchc die Erbauungszeit 
in die Jahre 1703 — 1716 gefetzt wird, dagegen an der 
aufseren Kirchenthür die auch nicht entsprechende 
Jahreszahl 1667 fteht. Eine einfehifrige Kirche im fpat- 
gothifchen Styl ohne Trennung des Schiffes vom Chor. 
Der letztere ift dreifeitig gefchlofscn und hat in den 
Ecken und an den Wanden Drcivicrtcl-Säulchen mit 




'C 4- (EbernUaff. ) 



ringförmigen Capitalen. an welchen fich die Rippen 
des dichten Netzwerkes vereinigen. In den Schild- 
wanden fpitzbogige Fenfter ohne Maafswcrk. Der 
Thurm ift aus der neueften Zeit. Als Seitenftützen 
der Gewölbe überall Strebepfeiler. Ein älteres gothi- 
fches Presbyterium mit fchmalcn im Klceblatt-Bogcn 
gefchlolTcnen Fenllern hat die Filiale Kthking. Die auf 
der Wand des fpitzigen Triumphbogens ftchendc 
Jahreszahl 1692 dürfte fich hier auf den fpatcren Zubau 
des Schiffes beziehen. In der Kirche das Votivbild des 
letzten Propftes Kobell von 1601. 



Notizen. 



1 Hei der Abtragung eines Haufcs in C<-rvig- 
»ano wurde, wie t'onfervator Dr. p, ßtzarro berichtet, 
die hier nachfolgend beschriebene Ära, welche mit 
nach unten gekehrter Schrift als Schwelle des Haus 
thorcs gedient hatte, aufgedeckt. 

Der Stein aus grauem irtrifchen Kalkfcls ift 
66 Cm. hoch, 27 Cm. breit und hat 26 Cm. Dicke, 
die Infchrili lautet: 

S-A-S. 
IN'* HONOREM 



1 . VALKRI 
NYÄP1 ODOT 
VIVlKKTDDAKi 
l . STATI-PRI.WIC 
KT 

IN MEMORIA« 
CSIATIHEVR'KT 
VI VIRI Er- DI) - VC 
Al.M'VS 
L I I) 



XXXIX 



Gleichzeitig wurde die fchon bekannte an der 
Seite des obcrwahntcn Hausthores eingemauerte Ära 
freigemacht, welche gleichfalls aus iüriancr Kalkftein 
angefertigt ift und 93 Cm. in der Hohe, 33 Cm. in der 
Hreite und 30 Cm. in der Dicke mifst, mit folgender 
Infchrift: 

SILVANO 

AVG 
C- STATIVS 
■C-BT HUB- 
KVTYCHVS 
MAN1ANVS 

vs- 

Endlich wurde in der Mauer dcsfclbcn Haufcs 
eine andere kleine Ära aus weifsem Kalkftein, 51 Cm. 
hoch, 18 Cm. breit und ebenfo dick, fchlecht bearbei- 
tet und mit nachläffig eingegrabener Infchrift gefun- 
den, welche lautet: 

lOYKSAC 

VARIA 

PYLLIS 
KX-VISV. 

Diefe drei Steine wurden durch Vermittlung des 
k. k. Confervators Bizsarro für das StaatsMufcum in 
Aquilcja angekauft. 

2. Confcrvator Dr. Pichler berichtete über ein 
Saulenfluck von körnigem Marmor, das als Gränzfcheid 
auf den Feldern von St. Peters im Salmthale diente. Ks 
ift ein beiderfeits abgebauchtes Säulenftück, 165 Cm. 
lang, 30 Cm. Durchmcflcr, in dem unteren Thcilc der 
bis auf die H.ilfte in die Krde eingeladenen Säule mit 
fchoiien fcharfkantigen und in Heilen Windungen verlau- 
fenden Spiralen verfeheil. Ks ift die Abficht, diefelbe 
der Sammlung im Joanncum einzuverleiben. 

3. Nach einer Mittheilung der k. k. Statthaltern in 
Trief/ wurde das antike Relief mit der Darfteilung 
eines Klufsgottes, das fich an der Dorfkirche bei 
Mainizza eingemauert befand, nach Aquileja in das 
dortige Staats-Mufcum gebracht. 

4. Die St. Gertruds-Kirche in Gars wird einer ein- 
gehender Reltaurirung unter der Leitung des Confer- 
vators Rosner und des tüchtigen Kundfreundes und 
I'farrcrs Kranz Lux unterzogen. Zunachlt wurde das 
Hauptfenftcr im Chor-Schlulle reftaurirt. Im nächften 
Jahre follen Mauern und Pfeiler des Presbyterium 
wieder hergeftellt werden und das Nebenfcnfter an der 
Kvallgclicn-Seite entfprechende Vcrglafung erhalten. 
An einzelnen Stellen finden fich Spuren von Krcskcn, 
wie ein grofscr Chriftoph, Einzug Chrifti, die mit 
befonderer Pietät blosgelegt werden follen. 

5. Im Kcucrlofch-Dcpot zu Znaim befinden fich 
laut Mittheilung des Confervators Sterz mehrere aus 
der ehemaligen Minoriten-Kirche ftammende Grablleine 
eingemauert. Interedant ift der Stein für Wenzel Herrn 
von Lomnitz und Mcfcrits, ehemaligen Hefitzcr des 
Schloffes in Znaim, der 1559, 23. Janner, 88 Jahre alt, 
ftarb. Auf der Platte ift ein vor einem Kreuze knieen- 
der Kitter dargeftellt, ahnlich dem Salm Monumente 
in der Votiv- Kirche. 



6. Confervator Freiherr f. Sacken hatte mit 
Ermächtigung der Central • Commiffion und deren 
Unterftützung den fehönen Grabftein des 1499 ge- 
dorbenen Abtes Benedid Eck des Stiftes Mondfcc 
in Ober-Oefterreich aus feiner bisherigen Stelle im 
Hoden aufheben und aufftcllcn Kiffen. Der erwähnte 
Grabftcin aus rothem Marmor von guter Arbeit und 
flcifsigcr Ausführung lag bisher mitten im Chore 
gerade vor dem Hoch-Altare, wo er den Kufstritten 
zahlreicher Kirchcnbcfuchcr ausgefetzt war, wovon 
durch Abreibung der erhabenften Stellen viele Spuren 
zeigen. Hei dem kunftgefchichtlichcn Intcreffe, welches 
diefer Grabftein darbietet und bei dem Uinftande, 
dafs er dem Krbauer der gegenwartigen gothifchen 
Kirche gewidmet ift, empfahl es fich, ihn der zuver- 
läffigcn alhnähligen Zerftorung durch Aufftellung an 
einem fichernden Platze zu entreifsen. Gegenwartig 
fleht er an dem das Mittelfchiff von der nördlichen 
Abfeite trennenden Schlufspfeiler, und eröffnet die 
Reihe der dort aufgcftelltcn Pralatcn-Monumente, deren 
alteftcs er ift. Hei diefer Gelegenheit wurden Nach- 
grabungen gemacht, um Rcfte von der cinft beftan- 
denen Krypte zu finden, welche bis 1444 urkundlich 
erwiefen ift, doch umfonft. Ks ift kein Zweifel, dafs man 
beim Baue der gegenwartigen fpätgothifchen Kirche 
(1470) die Krypte cingefchlagen und mit dem vorhan- 
denen Schutte ausgefüllt hatte, fo dafs nur mehr deren 
Umfangsmauern vorhanden find. 

7. Im Laule des Jahres 1881 wurde die Reftau- 
rining der Decanal Kirche in Nimburg fortgefetzt. 
Das verwitterte Maafswcrk des grofsen Kenftcrs an 
der Wertfeite ift durchaus erneuert worden, der Weft- 
giebel bekam neue Fialen fammt Kreuz nach dem 
Entwürfe des Architekten Mocker. Obgleich die 
Nimburger Kirche ein Ziegelrohbau ift mit theilweifer 
Verwendung von Häuflein, fo mufste doch, da die 
Mittel zur Hcrftellung des Rohbaues fehlten, und zur 
Schonung des Mauerwerks die Mauerflachcn verputzt 
werden. 

8. Bei der in jüngftcr Zeit eingeleiteten Bemalung 
des Presbytcriums der Beilediftmer - Stiftskirche in 
St. Paul kam man gelegentlich der Kntfcrnung der 
Tünche in der Apfis auf Spuren romanifcher Wand- 
bemalung. Leider blieb es nur bei den Spuren, denn 
man hatte in längrt entfehwundener Zeit die Apfis 
übertüncht und zu diefem Behufe, foweit es ging, den 
alten Verputz mit feiner Uebermalung wcggcfchlagen. 
Man erkannte jetzt Spuren eines bandartigen Orna- 
ments, einen thronenden Chriflus und an den Seiten 
einige flehende Kiguren. Die Spuren diefer dem 
13. Jahrhunderte angehörenden Wandgemälde wurden 
wieder übermalt. 

9. Im .Kirchenfchmuck" vom Jahre 1880 findet 
fich eine intereffante Notiz über das St. Walpurgis- 
Kirchlcin bei St. Michael in der Steiermark. Dasfelbe 
befteht aus einem oblongen hohen Schiffe und kleinen 
Presbyterium. Das erftere, ehemals flachgcdcckt, hat 
jetzt einen modern getünchten Plafond. Zwifchen 
beiden ein hoher Scheidebogen im Charakter der Früh- 
Gothik. Der Chor befteht aus einem kleinen Joche 



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XL 



mit einem Kreuzgewölbe und aus dem fünffeitigen 
Schluffe, und mag in das 13. Jahrhundert zurückreichen. 
AlsKippenauflageRunddicnftc mit fchönen Laubwerks- 
Capitalen, die Rippen mit dem fugenannten Hirn- 
Profil; rechts eine Piscina. Ein werthvoller Schmuck 
des Kirchleins ift in den drei Glasfcnrtcrn des Chor- 
Schluffes, die an die Kloftcrneuburgcr Fcnfter erinnern. 
Sic zeigen gekrönte heil. Jungfrauen, die klugen und 
thörichten Jungfrauen, dann die heil. VValpurgis und 
einen Mönch. Auf dem Spruchbande, das dcrfclbc 
halt, fleht: abbasadmondv. haainric alchiincllorjivndus 
hec tibi dat dona Walpurgis (mc)a patrona. Abt Hein- 
rich II. (f 1297] hatte, des Kirchleins feiner Geburts- 
ftiitte eingedenk, dasfelbe mit reichlichen Gaben 
bedacht. 

10. Im Lauteracher Ried wurden einer Anzeige 
des Confervators Dr. Jenny zufolge neuerlich drei 
Brarfteatcn gefunden. Bracieatcn zu beftirnmen ift eine 
fehr fehwicrige Aufgabe, da fic meiftens fchlccht 
erhalten und die angebrachten Symbole nicht Wap- 
penltücke, fondern nur Münzzeichen find, die in den 
mannigfaltigften Zufammenftellungen verwendet wur- 
den. Die neu gefundenen drei übrigens fehr gut 
erhaltenen Stücke dürften nach ihren Merkmalen einer 
kaiferlichen oder fürftlichen Münzftätte im füdlichen 
Thcile von Schwaben oder einer oft-fchweizerifchen 
Münzftätte angehören, und aus der Zeit Conrad IV., 
Mitte des 13. Jahrhunderts flammen. 

11. (Ein Apotheker mvrj 'er vom Jahre 1506.) Im 
Laboratorium der landfchaftlichcn und wohl auch fehr 
alten Apotheke in Stoekerait befindet fich ein aus 
Krz gegoltener Mörfer vom Jahre 1506, welcher in 
einer Vertiefung eines gedrehten Holzftockes 
beteiligt ift, wcfshalb man den unterften Theil 
desfelben nicht fehen kann, Der Kigcnthümcr der 
Apotheke und des Mörfers Herr Jul. Schaumami 
hatte die befondere Güte, den Murfer fammt einem 
Thcfl des HolzftocIccS auf feine Korten für die k. k. 
Ccntral-Commiffion photographifch aufnehmen zu 
laffen, und nach diefer Aufnahme wurde die vor- 
ftchende Abbildung angefertigt. Die Höhe des 
Mörfers betragt vom obern Rande desfelben bis 
zur obern Hafis des Stockes 28 Cm., der obere 
Umfang 97 Cm. und der untere 68 Cm. Der Mörfer 
ift fehr einfach aber gcfchmackvoll im Style der 
Friih-Kenaiffance ornamentirt; denn er hat zwei 
mit den Köpfen nach oben gerichtete Delphine als 
Henkel, oben unter dem Rande einen Rundrtab, 
welcher mit einer ziemlich weit unten befindlichen 
Kehlleifte durch fehräge gleichlaufende Kehlleirten 
verbunden ift, und aufser den zwei, zwifchen den 
1 lenkcln flehenden, wenig erhabenen wappenahn- 
lichen Schildchcn, mit thcils vertieften, thcils erha- 
benen Blumenverzierungen, ganz unten eine Reihe 
von nach aufwärts gekehrten Akanthusblättcrn. Der 
Morfcr tragt aber noch ein Wahrzeichen, welches 
ihn, mit Rückficht auf die Sprache, eben als Apotheker- 
mörfer kennzeichnet, indem fich ober dem zuletzt 
erwähnten Ornamente die folgende Umfchrift (in 
Capital-Buchftabcn) findet. 

KON . CKAS . SI . OLVTO . hodii: . POTERIS . 

ä . r> . vi . 



Was du heute thun kannft. verfchiebe nicht auf 
morgen. 1506.) Damit ift zu vergleichen: 

I leute foll dem Morgen 
Niemals etwas borgen — 

und 

Morgen, morgen nur nicht heute. 
Sprechen alle faulen Leute. 
{Rommel, deutfeher Spruchfehatz, 221, 216.) 

Ucbrigens fagt auch Goetlie: -Was heute nicht 
gefchieht, ift morgen nicht gethan." — und fchon 
F. A. Hallhauer hat in feiner im Jahre 1725 erfchienenen 
..Sammlung teutfeher auserlcfener Infcriptioncn" In- 
fehriften an Gebäuden, Glocken, Gefafscn u. dgl. 
gefammelt und mitgcthcilt. 

Klaas. 

12. (Siegel der Stadl Feldkirth.) 
I. Siegel von circa 1382. 

Aus dem ganz glatten Bildfelde tritt ftark erhöht 
und an vier Orten den Schriftrand durchbrechend das 
Bild der Kirche hervor, nebenan rechts das Wappen 
der Montfort {fchwarze Fahne im filberncn Felde] in 
dreieckigem, feitwarts ausgebauchten Schilde. Die 
Kirche erfcheint als gothifchcr Bau mit Haupt- und 
Seitenfchiff und ftattlichem Thurm, nach der fehr 
deutlichen Detail-Angabe aus Quadern gebaut, mit 
1 iohlzicgeln gedeckt und mit Spitzbogeiifeiiftern ver- 
fehen, das oberfte Schallloch des Thurmcs in Kleeblatt- 
form; deffen fchwerfalliges Dach tragt an der Spitze 
ein grofses Kreuz und zu beiden Seiten ficht man 
Thurmfahnchcn, nach unten und oben mit Knöpfen 




fStockcr&u.) 



befetzt, deren Bedeutung erft durch Vergleich mit 
dem nächftfolgcnden Siegel fich erklärt. Dicfe Dar- 
flellung hat wohl der alterten Pfarrkirche Feldkirch's 
entfprochen, bevor fic um das Jahr 1380, vielleicht 
etwas fpäter durch eine Feuersbrunft fchwer befchadigt 
wurde. Die Legende in dem durch Pcrllinicn cinge- 
faumten Schriftrande ift in etwas rohen Lapidaren 
gefchrieben und lautet: S'SecretumCivitati'in Veltkirc. 



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XLI 



Im letzteren Worte erl'cheint eine Ligatur Zwilchen 
<■ und /. Oer crltc Gebrauch diefcs Stadt-Sigills darf mit 
Sicherheit ins Jahr 1382 gefetzt werden, als die Burger 
von Graf Rudolph II. von Montfort ihre eigene Ver- 
waltung erhielten, von den vorgefundenen Urkunden, 
an welchen dasfelbe hangt, ill die alterte nach Waizen- 
egger aus dem Jahre 141,4. (Ffc- 2 -l 

2. Siegel aus (U m \0, Jahrhundert. 

Im Jahre 1460 legte ein zweiter Brand die Pfarr- 
kirche ganzlich in Afche, worauf fic von Mciftcr Hans 
Sturm von Grund aus neu aufgebaut und anno 1478 
vollendet wurde. Diefe aller Gothik entkleidete 
Kirche tritt uns auf dem zweiten Siegel entgegen, 
welches diefelbc ohne Scitcrfchiff mit rundbogigen 
Fenrtem. Thuren und Schallluchern zur Anfchauung 
bringt. Der Thurm tragt nun einen hohen fpitzen 
Helm mit Knopf befetzt. hat aber die beiden Thurm- 
erker mit Windfahnen beibehalten. Yermuthlich hatte 
jene Feuersbrunft nur das Dach, nicht aber die Erker 
zerftort, welche doch fonft nur fortificatorifchen 
Thürmen eigen find. Dafs er aber gerade zu diefen 
gehurt habe, fcheint mir nicht nur durch diele Krker, 
fondern auch aus feiner unmittelbaren Stellung am 
alten Stadtgraben fogenannten Hirfchgrabcn con- 
llatirt. Der Montfort feite Wappenfchild, der im Siegel 
wieder zur Rechten der Kirche fleht, hat fich wie diefe 
verändert, indem er die oben gefchweiftc und feitwarts 
eingebogene Gcftalt angenommen, wie fic zu jener 
Zeit die übliche war. Kirche und Wappen liehen in 
einem von Blattrankeii ausgefüllten Sicgelfelde; um 
beide herum fchlingt fielt der Schriftrand eines Spruch- 
bandes, welches in lateinifchen Lettern die Umfchrift 
tragt : Secretum . Civita . Vcltkirchcnfis. 




fif, 2 3. ^KeUkircb-i 



3. Siegel von 1672. 

Auf dem dritten Siegel erfcheint die Kirche in 
gleicher Form wie auf dem zweiten, nur in äufseren 
Zuthatcn — fo die Gitter an den Fettllern und die 
Ausrtattung dcsl'ortales imStyle derSpat-RcnailTancc 
— find Veränderungen bemerkbar. Der Thurm hat 
feine beiden Frkcr cingcbulst, die inzwifchen wahr- 
fcheinlich abgetragen wurden; die Cifelirung ift fo 
forgfaltig ausgeführt, dafs der Zeiger an der Uhr, die 
Glocken zwifchen den Schalllochcrn und die Säulen 
am Portale genau zu erkennen find. Zierliche Arabes- 
ken erlullen den freien Raum des Bildfeldes; deutlicher 
als in dem zuvor befchriebenen Siegel nimmt man 
wahr, wie der elegant geformte Wappenfchild an 
dünnem Bande an eine Arabeske gehangt ill, welche 
ihrerfeits wieder trägerartig aus dem Kirchendache 
hervorragt. Innerhalb der aufserllen Wullllinie zieht 
VIII. N F. 



fich das Spruchband mit theils gerolltem, theils gewun- 
denem linde; dort wo die Kirche auf ihm ruht, lieft man 
in kleinften Ziffern die Jahrzahl .1672. Die Legende 
felbrt lautet unverändert: f Secretum . civita: Vclt- 
kirchcnfis +. Die Schrift ift gleich dem Bildwerke des 
Siegels mit vieler Sorgfalt und Pracifion ausgeführt. 
[Flg. 3-) 

Jenny. 

13. Nach Bericht des Confcrvators Gekielt befindet 
fich auf der Infcl San Giorgio di Gtuppana ein Feld, 
bis jetzt campo ill renetto genannt nach einem Konige 
von Neapel, der lieh nach feiner Throncntfagung 
auf diefe Infcl zurückzog und ein Schlofs bewohnte, 
das auf diefem Felde lag, wovon jedoch jede Spur ver- 
loren gegangen ift. Ein einziges Erinnerung.sllück blieb 
in einem Wappenrteine der Kenato, der der Familie 
Valitic gehört und für deffen Confcrvirung Seitens des 
Confcrvators Schritte gethan werden. Das gekrönte 
Wappen in einem zugefpitzten Schilde ift in acht 
Felder gctheilt. je vier nebeneinander. Das elfte itl 
fünfmal horizontal gctheilt, das zweite, dritte und fünfte 
mit hcraldilchen Lilien bellreut, im vierten das Kreuz 
von Jerufalem, im fechften und fiebenten ein aufrech- 
ter Delphin begleitet von vier Kreuzen, im achten ein 
fehragrechter Balken, darin drei geftummelte Adler. 
Am Spnichbande der in das 16. bis 17. Jahrhundert 
gehörigen Sculptur die Worte: Renatus. rex.juftus. 

14. Nachdem im Laufe des vergangenen Jahres 
der iviilfcht Hof in das Eigenthum der Stadtgemeinde 
Kuttenberg ubergegangen war, hatte diefelbe nunmehr 
einen Concurs ausgefchrieben für ein Umgcllaltungs- 
Project diefcs Gebäudes zur Unterbringung mehrerer 
Schulen unter gleichzeitiger muglichftcr Erhaltung 
des alten Bau-Charakters des Gebäudes und einzelner 
charaktcrillifchcr Bcftandthcilc deslelbcn, wie der 
Wcnzcls-Capcllc etc. Von den Concurrenten wurden 
drei prämiirt. Die Stadtgemeinde Kuttenberg hatte 
die befondere Gefälligkeit, die drei priimiirtcn Projecte 
der Central-Commiffion zur Einficht zu übermitteln, 
und dadurch diefer -letztem die Gelegenheit zu bieten 
diefe Plane eingehend zu ftudiren. 

Die mit dem ersten Preife ausgezeichneten Archi- 
tekten Maehytka und Sc/tmorans haben bei Erfüllung 
der utilitarcn Bedingungen des Programmes dennoch 
die Haupt-Configuratton des walfchen Hofes erhalten, 
den Charakter des Hofes im Wesentlichen unverändert 
bclaffen und gleichzeitig das Gebäude der Frz- 
Dcchantei damit in eine einheitliche Form gebracht. 
Trotz der fehwicrigen Lage war es den Projcft-Vcr- 
fafiern dennoch möglich, die alten Pfeiler des Arcadcn- 
Gangcs vollkommen intacl zu erhalten und fotnit ver- 
bleiben auch die alten Bogen und die an den Wand- 
flachen befindlichen Reliefs und Wappcnfchildcr. 

Die alte Capelle ift mit einem Exhorten- und 
Fcftfaal in Verbindung gebracht und damit ihre 
künftige entsprechende Verwendung gefiebert. 

Iii das erft pramiirtc ProjeC*) einfach und anfpruchs- 
los, fo ift es doch würdig, harmonifch und klar und 
die Idee des alten Bauwerks, des hiftorifch wichtigen 
Denkmals der Stadt darin lebendig erhalten. 

Die Central-Commiffion kam beim Studium der 
Prujcclczur Ueberzeugung, dafs in dem erft-prämtirten 

t 



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XLII 



Projccte den von ihr geseilten Anforderungen bezüglich 
der Erhaltung des Haupt- Charakters des wMfchen 
Hofes am meiflen eiltfprochen wird und dabei mit 
befonderem VerlLindnis die verfchiedenc Formbildung 
der Rcnaiffance-Periodcn berückfichtigt worden ift. 



% H l E>LI G T^BEGR ABE N 




3«M31Smgo»OM3gNAVH3S 



Fi B 4 (Kffcrdiog i 

15. Der um die Ucftaurirung des Merancr Fürftcn- 
haufes wohlverdiente Confervator Schonlurr hat über 
die Fortichritte dieler Angelegenheit einen ausführ- 
lichen Bericht an die Central-Commifl'ion erftattet. 
Hie keftaurirung kann eigentlich mit Ausnahme der 
Malerei in den zwei Erkern des erften Stockwerkes 



und der Wappen Decoration über dem Hauptthore 
als vollendet betrachtet werden; da im Jahre 1881 die 
Fenfter des Vorfaales im zweiten Stockwerke ihre ent- 
fprechende Verglafung erhalten haben. 

Die fo vielfcitig, namentlich aber durch ihren 
Erbauer Erzherzog Sigismund und durch ihre zeit- 
weiligen Bewohner wie K. Max I. bedeutende Burg 
hat fich nun in ihrer verjüngten Geflalt lebhaften 
Befuches und anerkennenden Lobes zu erfreuen. 

An Einrichtungsftückcn, welche fammtlich dem 
15. Jahrhundert und der Max-Zeit angehören, wurden 
unter anderen erworben : eine Uhr, eincCredenz farnmt 
Schuffein und Platten, eine Caflctte. das der Eleonore 
von Schuttland, Sigismund 's Gattin gehörige, hochft 
feltene und mit Holzfchnitten gezierte Werk Pontus 
und Sidonia, ein Urkundcncopialbuch der Stadt Mcran 
mit einem Einbände aus dem 15. Jahrhundert, eine 
werthvolle Helmparte, eine 3' hohe Holz-Statue des 
Kitters Georg (ein Meillerwerk des 15. Jahrhundertsl, 
ein koltbarer WeihwaffcrkclTel und ein Rauchfafs. 

16. Confervator v. Lufdün hat an die Ccntral- 
Commiffion über die Arbeiten bei Neuaufteilung des 
landftandifchen Zeughaufes in Grat: berichtet und 
bezeichnete den Fortgang der Arbeiten als in erfreu- 
licher und zufricdenftcllender Weife gefuhrt. Bei Säu- 
berung der llarnifchc ergab fielt die Zahl der werth- 
vollen prunkvollen Waffenftücke grofser als man bisher 
vermuthete 

17. In der Pfarrkirche zu Effcrduig ifl, wie 
A. Winkltr an die Ccntral-Commiffion berichtet hat, 
in der Kirche rechts an der Wand ein Grabttein von 
rothem Marmor 7' 2" hoch, 3' 6" breit, mit Umfchrift 
in lateiuifehen Lapidar-Buchflaben, die untere Leiftc 
durch die Kucklenne eines Kirchenlluhles verdeckt, 
zwifchen den Worten llatt der Punkte zierliche Rofet- 
ten angebracht: 

88 HIE »LIGTae BEGRABEN * DER 38 HOCH VND WOl- 
G F.BORN 88 GRAI- s VM) 33 HEKHER m IORG 88 GRAF s 
ZV 88 SCHAVNBERG K OBRISTKR se KRB MAR- 
SCHAl.CH « IN ■ OESTERBICH ssVNDkSTEIER 8» GE- 
STORBEN 88 lf>:>4 IARK 

Im vertieften Felde des Grabfleines fleht die 
geharnifchte Figur des Ritters im gothifchen Graten- 
Kurafs, mit dem Schaller auf dem Haupte und Hals- 
berg, in der Rechten das Panier, die Linke am 
Schwertgriff, zu feinen Fufsen ein Lowe, dcflcn Zogel 
fich um den linken Fufs des Grafen fchlingt. In der- 
Höhe des rechten Knies ift das quadrirte Wappen 
von Schaunberg: 1 gcfpaltcn (weifs und roth) Schaun- 
berg, 2 Julbach, 3 Stubenberg. 4 Wurmb, darüber der 
Tournierhelm mit den durch ein Gehänge verbundenen 
Büffelhornern. Links das quadrirte mit dem Adler- 
hcrzfchilde verfchene Wappen der Arco (Bogen) mit 
Helm und Kleinod. (Fig. 4.) 

Georg Graf von Schaunberg war 1472 geboren 
und Harb 1554 im Alter von 82 Jahren. Er erwarb 1501 
die Hcrrfchaft Roffeg in Kärnten fammt dem Wurt- 
berger Amte vom Erzbifchof Leonhard von Salzburg, 
und war im Aufgebote gegen Venedig Hauptmann 
des Hausruckvicrtcls, fertigte 1519 nach dem Tode 
Kaifer Maximilian I. die Landtsordnung und ging 



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XLIII 



mit der GefandtfchaSt an Kaifcr Karl V. und Erzherzog 
Ferdinand 1. nach Spanien. Nach feiner Ruckkehr 
gerieth er in Fehde mit Michael Obcrhaimcr und nahm 
ihn gefangen. Hei der Taufe der Tochter des Kaifers 
Ferdinand I. F.lifabeth, geb. zu Linz am 9. Juli 1526, 
im Schlöffe daSelbft begangen, v ertrat er Pathenftelle. 
Im Jahre 1552 empfing er in Schaunberg den durch- 
reifenden Herzog Albrecht von Bayern, und hat wie 
Hundt im bayerischem Stammbuch berichtet (Fol. 260), 
„wiewol er ein achtzigjähriger blinder podagraiftifcher 
r Herr war, mit dem Herzog und allen bayerifchen 
„Gallen einen ftarken Trunk than. Seine Holhaltung 
„war SurStlich und nennet man fie der Zeit und noch 
„ — die hohe Schul zu Eferting, allda man jahrlich 
„etlich viel Dreyling Wein ausleert." 

Seine Gcmalin war Genofeva Grafin von Aico, 
die Tochter Andreas Grafen von Arco und delTen 
Gattin Genofeva Gräfin von Martingen. Sie befchenktc 
ihren Genial mit drei Söhnen und fünf Töchtern, von 
welchen ihn nur fein Sohn Wolfgang überlebte, mit 
welchem das Gefchlccht der Schaunberge erlofch. Die 
Güter erbte Jorg's Tochter Anna, die an Erasmus von 
Starhemberg feit 1530 vermalt war. 

18. Von Seite des karntnerifchen Gefchiclits- 
Vereins erhielt die Central Comtniffion wichtige Nach- 
richten über die Erwerbung von I'rivat-Archiven. 
Das Archiv des Fiirften Porcia zu Spital, infoweit es 
dem Vereine zur Verfügung gestellt wurde, wurde ein- 
gehend gefichtet und das daraus Ausgewählte brachte 
man nach Klagenfurt. Es waren meift Acten aus dem 
17. und 18. Jahrhundert: Urbare, Ehrungsbücher, Stilts- 
regifter, Urkundcnbüchcr und Gcrichts-Protocollc. 
Eine ähnliche Ausbeute, minder zahlreich aber fchr 
werthvoll und bis in das 16. Jahrhundert zurück- 
reichend, machte der Verein im Archive Seiner Durch- 
laucht des Fürflen Friedrich Liechtcnftein zu Rofegg. 
Das ungleich wcrthvolllte Archiv ift das der Stadt 
Gmünd, worin lieh zahlreiche Pergament-Urkunden bis 
in das 14. Jahrhundert zurückreichend und auch fonft 
noch mancher Schatz für die Gefchichtc Kärntens 
findet. Aus dem Archive der Pfarrkirche in Kappel 
wurden einige 90 Urkunden, darunter etliche aus dem 
14. Jahrhundert erworben. 

19. { Waidhof cn an der Ybbs.) 

In dem Berichte vom 26. Februar v. J. hatte Prof. 
v. Riewel der k. k. Central-Commiffion das Programm 
über die Reftauration der Pfarrkirche zu Waidhofen 
unterbreitet und hat über die im vergangenen Som- 
mer durchgeführten Arbeiten dafelbft überdiefs der 
Confcrvator Dr. Prof. Fries dctaillirt bereits berichtet, 
wefshalb erflerer hauptfachlich nur noch Einiges über 
die aufgefundenen Frcsco-Gcmälde zu melden hatte. 

Nachdem Mitte Auguft d. J. die Einfctzung der 
neuen Glasgemalde in die vier KreuzSchiff-Fcnftcr und 
die Aufhellung des fchmiedeifernen Communion-Gitters 
beendet war, wurde nach der Abtragung des zopfigen 
Seiten- Altares auf der EpiftclSeitc des Chores, die 
Tünche von der ganzen Wandflache abgefchert, wobei 
ein 7 Fufs hohes Marienbild zum Vorfchcin kam. 

Die Figur tragt ein roth damafeirtes Kleid mit 
gelbem Gürtel und weifsem Mantel; der Hintergrund ilt 
dunkelblau und die maafswerkartige Umrahmung, 



fowic die untere Confolc mit Wappen lind grau in 
grau gemalt. Die unterfte Kalktünche war nur Schwer 
zu befeitigen, und konnte befonders beim Kopfe ohne 
deffen Beschädigung nicht vollständig entfernt werden, 
wefshalb dcrfclbe in der Entfernung ammeiften undeut- 
lich erfcheint. 

Die Auffindung der Taube zu Kopfe charak- 
terifirle die Figur als Maria Verkündigung, wonach 
an der anderen Wand der verkündende Engel hinter 
dem linksfeitigen Altare erhofft wurde, welcher auch 
nach vorlaufiger Unterfuchung zum Thcil zum Vor- 
Schein kam. Nachdem jedoch der zweite Seiten-Altar 
errt nachftes Jahr zur Abtragung kommt, mufa auch die 
BloSsIcgung diefer Figur bis zu dieSer Zeit verSchoben 
bleiben. 

Befagte Gemälde tragen den Charakter des 
15. Jahrhunderts, Scheinen Sonach gleich nach Vollen- 
dung des Baues ausgeführt zu fein und tafst das noch 
fcftzuftellcndc Wappen auf eine Widmung der Bilder 
fchliefsen. Da fich auch unter der Engelfigur ein 
Wappen befinden dürfte, ift auch eine nähere liiltim- 
Otting des erfteren nach weiterer Unterfuchung zu 
erwarten und wird Prof. Rüwet hierüber im naehften 
Sommer Weiteres berichten. 

Von den neuen gothifchen Seiten* Altären wurde 
nur der rechtSeitige Marien-Altar am 20. September 
diefes Jahres aufgeltellt, deffen oberer durchbrochener 
Auffatz allerdings das Frcsco Gemälde zum Theil 
verdeckt. 

Diefer Umftand läSst nun, abgefehen von den 
Korten, eine etwaige Reftauration der Bilder nicht 
empfehlen, weil durch die neue Belebung der Farben, 
die Wirkung des davor Stehenden .Altars Sehr leiden 
würde. Prof Riewe/ kann fich daher für die Erhaltung 
der Gemälde nur im aufgefundenen Zuftande derfelben 
ausfprechen. 

Auch beabfichtigt er von den alten Grabfteinen 
in den naehften Jahren einige zu heben und durch 
Aufstellung vor ihrem ganzlichen Untcrgangczu retten. 

20. I. Das jünglte Heft der graphischen Kunfle 
bringt in zinlcographiftlur Reproduction die in Con- 
touren ausgeführte Abbildung von dem grofsen Fresco- 
Bildc, das „jüngfte Gericht" vorftcllend, erläutert 
in geistreicher WeiSe vom HoSrathc Eitdbcrger. AuS 
dicSes Bild, das Sich au der gegen den FriedhoS gewen- 
deten AuSsenfeite des Eanghaufes der ehemaligen 
Stiftskirche zu MiUßatt befindet, wurde die Central- 
Commiffion bereits im Jahre 1877 durch ihre Organe 
aufmerkfam gemacht. Die Central CommiSiion hatte, 
von dem Beftreben geleitet, die Fresco-Malcreicn, die 
Sich im Bereiche ihrer Wirkfamkeit befinden, in Aqua- 
rell-Farben copiren zu laffen, damit diefelben, in So 
fern Sic gegenwärtig ihrem Untergang entgegengehen 
Sollten, und vor ihrem VcrSallc Sclbft mit den gröSsten 
Anstrengungen nicht mehr geSchützt wxrdcn könnten, 
nicht völlig in VergelTenheit gerathen, den Sur Solche 
AuSgabcn ganz beSondcrs begabten Maler Max Pirner 
auf ihre alleinigen Korten nach Millftatt entSendet, um 
die bezeichnete AuSnahme zu machen. DcrSelbe hat, 
wie der durch längere Zeit zum genauen Studium im 
k. k. MuSeum für Kunlt und Induftrie zu jedermanns 
Besichtigung ausgcftellt gewefene Carton zeigte, feine 
Aufgabe zur vollsten Befriedigung erfüllt. 

f* 



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XL1V 



Mit diefer Aufnalimc und vielen weiteren Blattern 
wurde die numerifeh nicht imbedeutende Sammlung 
lolcher Aufnahmen der „ehrwürdigen 41 Ccntral-Com- 
niflion, darin fich bcifpiclswcifc auch Aufnahmen aus 
dem Brixncr Kreuzgange, aus dem Schlöffe Meran 
u f. w. finden, wesentlich bereichert, wenngleich auch 
ohne anderweitige, wenn auch in wohlwollender Abficht 
gegebene Belehrung deren Mitglieder nur zu gut 
wiflen, dafs damit nur eine verfchwindende Anzahl von 
Bildern in der beabfichtigten Weife für die Zukunft 
erhalten w ird. Der Central- Commiffion find auch ohne 
freundliche Weifimg von außerhalb ihres Kreifcs 
ttehenden Kunftforfchcrn genug Orte bekannt, wo ein 
derartiger Schatz, ohne Kiickficht auf die Zeit feines 
Fntftehcns, gehoben werden konnte; liegt es doch 
beifpielsweife jetzt in ihrer Abficht zunachft den 
alten Fresken im Dome zu Atjuileja nachzuforfchen. 
Die Central-Commiffion wird diefc ihre Aufgabe in 
Betreff der Fresken niemals aus dem Auge verlieren 
und nach Zn/ti/sigkcit ihrer Mittel ununterbrochen zu 
erreichen fuchen. 

L'm nun wieder zu dem Bilde zurückzukehren, fei 
erwähnt, dafs Hofrath v. Eitclberger das Bekannt- 
werden desfclben ganz befonders würdigt und einen 
neuen Meiftcr der deutfehen KenailTancc erhofft. Nach 
feiner wohl überdachten Meinung zeigt die Darftellung 
des „jüngften Gerichtes^ einen Meifter, der die italieni- 
fchen Kunftweifen in fich aufgenommen hat und es 
durfte aufser Zw eifel liehen, dafs derfelbe als Richtung 
feines Bildungsganges Raphael s Werke gefehen und 
Anregungen aller Art aus Italien empfangen hat. 
.Denn es liegt in dem Werke fo viel fclbftandige 
Gcftaltungskraft, dafs es ein großes Unrecht wäre, 
den Kunlller in die Reihe der blofen Nachahmer 
zu Hellen. Wie bei allen Künltlcrn diefer Zeit paart 
fich im Meiftcr des außerordentlich klar componirten 
Millltatter FrcscoBildes ein gefunder Realismus mit 
idealem Streben." 

L. 

21. Die beiden von der Central ■ Commiffion in 
Angelegenheit einer fachmännifchen Befichtigung des 
Salzburger Mufeums abgefendeten Mitglieder der- 
felben Profelfor TrenhvaU und Cuftos Schtßag, haben 
über das Ergebnis ihrer Miffion an die Central-Com- 
miffion einen eingehenden Bericht erftattet, der fofort 
zur Kenntnis des Unterrichts -Minitterium gebracht 
wurde und dem Nachftehendcs entnommen ift. 

Zunachft darf nicht übergangen werden, dafs 
diefc Sentboden vom Bürgcrmeifter der Stadt Salz- 
burg in zuvorkommender Weife aufgenommen wurden 
und dafs fic in den betreffenden Kreifen der Stadt- 
vertretung und Mufeums- Verwaltung jedwede Untcr- 
llutzung fanden, wodurch ihnen die Durchführung 
ihrer Miffion erleichtert wurde. 

Vor allem war es nur möglich, zu cruiren. dafs 
etliche Römcrftcinc. die aus dem Studien-Gebäude 
in das Mufeum übertragen wurden, moglicherweife 
Staats-Kigenthum feien, und dafs das Halleiner Altar- 
werk unter gewifsen Bedingungen in das Staatseigen- 
tum ubergeben wurde; damit war der erftc Thcil der 
Aufgabe erledigt und es erübrigte nur. das Gebäude 
und die Sammlungen in Betreff der Art ihrer Au- 



fteilung und Confervirung eingehend zu laudieren, 
um in letzterer Beziehung der Stadt-Keprafentanz und 
der Mufeums- Verwaltung, falls dies gewünfeht wurde, 
Rathfehlüge zu geben. 

Was nun die durch die Lage des Gebäudes leicht 
erklärliche Feuchtigkeit der Parterre • Localitaten 
betrifft, fo fleht diefelbe aufser Zweifel; fic ill nament- 
lich im Winter eine fo grofse. dafs allenthalben darin 
ein F'euchtigkeits-Niederfchlag fichtbar wird Den 
Wirkungen diefes Uebclllandes ift jetzt dadurch in 
fofern abgeholfen als diefc Localitaten nur mehr 
Steine u. dgl. Denkmale enthalten, die durch die 
Feuchtigkeit nicht leiden. 

Itinfichtlich der Aufftcllung der culturhiftorifchcn 
und Kunft-Gcgcnftande diefer Sammlung, die im 
erften und theilweife zweiten Stockwerke unterge- 
bracht find, gewannen die Herren die Ueberzeugung, 
dafs diefelben im Grofscn und Ganzen entfprechend 
geordnet ill und dafs in neucller Zeit das Moglichlle 
gefchicht. um etwaigen bisherigen Mangeln abzuhelfen. 
Die Commiffion hat in Betreff der Aufftcllung gefun- 
den, dafs diefelbe nach zwei Gefichtspunkten durch- 
geführt ift, nämlich als wilTenfchaftlich fyllematifche 
und als culturgcfchichtliche Gruppirung. Viel Kigen- 
thümlichcs liegt aber in diefer bisher angenommenen 
Art der Aufftcllung. Fs ift nicht zu leugnen, dafs eine 
wiiTenfchaftlich-fyHematifche Aufftcllung als das wün- 
fchcnswerthelte Princip für die Anordnung derartiger 
Sammlungen erkannt wird. Allein für einen folchen 
Zweck mufs eine Sammlung über eine Reihe hervor- 
ragender Kunft Objecte verfügen, die den Bcfchauer 
feffeln. Diefs ill bei der Salzburger Sammlung nur in 
fchr geringem Mafse der Fall; dagegen findet fich 
dafelbft fchr viel Mittelgut. Demnach liegt der 
Gedanke nahe, diefc Objccle mehr als Dccorations- 
Gegenllande zu verwenden und damit eine Reihe 
von, wenngleich mitunter idealifirten und in Bezug auf 
die zeitliche Zufammcngchorigkcit nicht ganz ftreng 
richtigen culturhiftorifchcn Gruppenbildern in einer 
nach malerifchen Principien geordneten fchr wirkungs- 
vollen Aufftcllung zu entwickeln. Demzufolge wurde 
das Salzburgcr Mufeum eine Statte, die, wenngleich 
man nicht gegen die Schattcnfcitcn diefer hinfichtlich 
der dazu verwendeten Gcgenftandc oft erzwungenen 
Anordnung gleichgiltig bleibt, jeder Fremde gern 
befucht, für welche die Mehrzahl der Maler fchwarmt 
und die fich im weiteften Krcifc einer grofsen Beliebt- 
heit erfreut. Dcffcnungcachtct verftand man es, die 
wichtigeren Gcgenftandc fyrtcmatifch zu ordnen, wie 
es bei den antiken Denkmalen der Fall ift, wo man die 
römifchen gefondert von den prahillorifchen, aufftclltc, 
ferner bei den Waffen, Mufikrnftrumenten, Coftümcn, 
Schlofscrarbcitcn, welche alle für fich ganz bedeutende 
Gruppen bilden. 

Freilich wohl hatte fchon langft noch in mancher 
Beziehung von der malerifchen Anordnung abgegangen 
und deren Nachtheil möglichlt abgefchwacht werden 
können. Allein gerade diefer Unzukömmlichkcit weifs 
man in neuerer Zeit abzuhelfen und gibt man fich 
Mühe, auch dem fyftematifchen Grundfatzc noch wei- 
teren Spielraum zu gewahren, um einzelne befferc 
Gcgenftandc diefer Aufftcllung und zwar in entfpre- 
chenderer Rangirung und Placirung zuzuweifen. So 
umfafst das Erdgefchofs jetzt die Römcrftcinc u. dgl. 



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XLV 



bei deren Berichtigung die Delegaten erkannten, 
dafs die Infchriften, Mcilcnfteinc und andere romifchc 
Denkmale vollkommen zweckentsprechend aufgeftellt 
find, Bei einigen fand fich die Infchrift flcllenwdfe in 
der Vertiefung der Buchflaben gefchwärzl, was jedoch 
von fehr altem Dalum ifl. Dagegen bilden die prä- 
hiftorifchen und kleinen römilchen Gcgcnftandc bereits 
ein für fich abgcfchloffenes Ganzes, das im zweiten 
Stockwerke im bellen Lichte und in zweckmalsigen 
Karten leine Plactrung fand, 

Weiter ifl beabfichtigt und bereit* theilweife 
ausgeführt, in dcmfclben Stockwerke Stiche, Holz- 
fchnittc, Zeichnungen U. f. w. zur Topographie und 
Culturgcfchichte Salzburgs, endlich Gemälde neuerer 
cinheimifcher Meiller in Aufflellung zu bringen. Das 
find Anfange fyflematifcher Aufhellungen, welche, 
wenn rationell weitergeführt, zu fchönen Refill taten 
fuhren können. 

Die im erllen Stockwerke untergebrachten Gegen- 
ftandc des Mittelalters und der RcnailTancc find, wie 
fchon erwähnt, nach verfchiedenen Fintheilungsgrün- 
den geordnet. 

So t ntllanden die WafTcnhnllc, das Mufikziinmcr 
u. f. w., in welchen die Gegen ftandc — - die gothifchc 
Halle, des RenailTancc-Zimmer, wo die Zeiten mafs- 
gebend waren Schon die Anwendung diefer ver- 
fchiedenen Kinthcilungsgründe deutet daraufhin, dafs 
die gefammten Ausftelhings-Objcclc nicht unter einem 
Gcfichtspunkte in das decorative Syflem einzureihen 
waren, und diefe Thatfache gibt einen Fingerzeig, dafs 
nach und nach einzelne Objeclc die ihnen gebührende 
wiffcnfchaftliche Stellung und Claffirung doch noch 
erlangen können. So empfiehlt ("ich hinfichtlich des 
Halleiner Altai werkes eine der Bedeutung des Kunfl- 
werkes entfprechendere Aufflellung. namentlich in 
einem Räume mit vollem Lichte und in einer gefchütz- 
ten aber doch folchen Aufflellung, dafs auch die 
Betrachtung der Rückfeite der Altai Flügel mit ent- 
fprechendem Lichte ermöglicht wird, was, da die Flügel 
drehbar lind, leicht erreicht werden kann. 

Aus dem Berichte der Experten hat die Centrat- 
Commiffion die Ueberzcugung gewonnen, dafs der 
dermalige Zuftand des Salzburger Mufeums fowie der 
Kinflufs der <lerzeitigen Mufeal- Verwaltung, ein im 
hohem Grade zufriedenftellendcr iil. 

22. Laut Bericht des t onfervators Tra/>/> hat die 
Gemeinde Brunn gleich bei Einführung der Volks- 
küche vor einigen Jahren die Ubicationen im crflen 
Stocke des alten hillorifchen Landhaufes am Domini- 
canerplatze diefer Anllalt überwiesen, obgleich die 
ebenerdigen Räume hiezu viel praktifcher gedient 
hatten. Dadurch ill ein intereffantes Fresco-Gemalde 
vermöge Einwirkung des Dunrtes ganz zu Grunde 
gegangen und wurde heuer ubertüncht. 

Der jetzige Bürgermciftcr, Statthaltercirath Dr. 
Guflav Wimttrkoüer, welcher für Erhaltung altertüm- 
licher Kunflgegenftände lehr forgfam ifl. bedauerte 
diefen Verfall fehr, da die Location der Volksküche 
noch viele Jahre vor feiner Anitswirkfamkeit beflimmt 
ward, aber Gefchchencs ift nicht mehr zu andern. 
Auch unter dem vcrflorbenen Bürgcrmciflcr Ritter 
van der Stra/s konnte wegen Schonung des Fresco- 
Gcmaldes leider keine Abhilfe mehr gefchaffen werden. 
VIII N. F. 



Das Plafond-Gemälde war das einzige Bild in fo 
grofser Darftellung, welches uns den mährifchen 
Landtag unter Vorfitz des Monarchen als Markgrafen 
Mahrens präfentirt. Schon iJj^S war die Malerei etwas 
gebleicht und die Soldaten der Monturs-Commiffion 
(das Gebäude beniitzte wie bekannt früher das k. k. 
Militar-Arari hatten den Rittern recht martialifch die 
Schnurr- und Zwickelbarte aufgefricht, aber trotzdem 
war die Malerei noch fehr gut erhalten und lebendig 
wahr. 

Der Kunrtler, welcher dies Frcsco-Gemalde an 
der Decke des kleineren Landtags rcfpcctivc Gerichts- 
faales im Jahre 1720 ausführte, war Daniel le Gran. Es 
ift derfelbe Meiftcr. der die wunderfchöne Malerei auf 
der Decke des grofsen Landtagsfaales in demfelben 
Haufe anfertigte, und H. Cajt. Fantt hat hiezu die Deco- 
ration der architektonifchen Umrahmung und Leffencn 
in effeclvoller Perfpcctive ausgeführt, dagegen die 
Wandmalerei mit den Rcgentenflatuen bis auf Karl VI. 
entweder von Franz Egflein oder Johann F.tgens 1732 
flammt. Dicfes prachtvolle Deckengemälde Grans ift 
bis dato vollkommen erhalten und nur die mittclmafsigc 
Malerei an den Scitcnwändcn fchon verdorben. 

Die Darftellung des jetzt vertünchten Fresco- 
Gcmäldcs war folgende: 

Auf einem dreiftufigen Throne fitzt der Mark- 
graf von Mahren (wahrscheinlich Kaifer Karl VI.) in der 
damals herrfchenden fpanifchen Hoftracht. Die Farbe 
feiner Kleidung ift fchwarzer Sammt, der Mantel roth- 
feiden. das Barett mit wallenden Federn. Der Orden 
des goldenen Vliefscs hängt an einem blauen Bande 
ihm um den Hals, der mit einer Spitzenkraufe geziert 
ift. Kr weift mit der Hand zu feiner Rechten auf den 
Landeskämmerer, der in aufrechter Stellung in ge- 
kreuzten Händen das grofse Rcichsfchwert cntblofst 
aufwärts halt. 

An einem kleinen Tifchc zu feiner Linken ruhen 
die Kailerkrone und der Markgrafenhut. In dem durch 
ein gelbes fubtiles gebogenes Stabgittcr verfchränk- 
ten Räume fitzen auf einer ebenfalls rothfammtenen 
Bank, rechts der hohe Kirchenfurft von Olmüz, der 
Landeshauptmann und drei Pcrfonen vom Herrcn- 
(tande. Zwei Andere ftchen darneben. Linker Hand 
erficht man eine Gruppe von 12 Herren, davon Einer 
an die Stufen des Thrones tretend, fein Anliegen voll 
Devotion vorbringt. Ein Page trägt ihm das Barett auf 
einem rothen Polfter nach. In weiterer Folge erfchei- 
nen noch ein Maltefer-Ritter und vier andere Cavaliere. 
In der linken Ecke des Bildes ift die Tribüne der 
Scriptoren, der El fte (Ober-Landesfchreibcr) lieft die 
Sentenzen vor, wahrend der Andere (Unter-Land- 
fchreiber) die Feder in der Hand haltend, aufmerkfam 
zuhorcht Ganz im Vordergründe zieht fich eine Bar- 
riere der Lange nach, welche den Raum für die 
Abgeordneten der andern Stände einfchliefst. 

23. Urkundliche Beiträge sur Gefchichte des ehe- 
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (X.) 

1551. 24. Dcccmber 

Vnnfern gruefs zuuor. Lieber Paungarttner. Als 
wir Euch wie jr jungifft hie gewefen, von wegen ver- 
klaidung oder verguldung, des Silbren Sand-Leopolds 
Sarch den jr macht difen bfchaid gegeben daz wir Euch 

f 



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XLVI 



mit dem fttrderlichifften aigcnntlich triften laden woltct, 
«ic Irs damit halten folt. Darauf zaigen wir Euch hie- 
mit an Daz wir der Ro. Khu. Mt. vnnferoi allerguedi- 
giften Herrn die viererlay vifier. der zwclf Polen, auf 
welcher ainc, Jr vermaint. daz beriirte verkhkridung 
befchehen möcht, zuerfehcn furgetragen, daraus Seiner 
Khu. Mt. die viert Vifier, der verkhlaidimg oder ver- 
golden* mit welcher daz gmal Sannt l'etters l'ildnus 
an jm Sclbft, aveh oberhalb am Gfymbs, vnnd vnder- 
halb am Fucfs ftclln, geziert vnnd vifiert ift, gnedigift 
gfallen, allain daz die ain feytten, des Fuefs (lolln, fo 
in derfelben Vifier nit verclaydt ift. al'crmaffcn. wie 
die ann der feytten am Fucfs Ifolln vcrclaidt vnnd 
vergult fol werden, <lamit es fich am Gfymbs vnnd 
Fuefs llolln, zu bayden feytten, oben vnnd vnndten, 
auch in der Mytt. vnd alfo allenthalben ordenlich gegen 
cinannder fchikh vnd vergleich, wie Kuch dann, annt- 
WUltter dits brieffe, fo hoch gedachter Khu. Mt. 
gfchwornner Camer pot ift. die vifier fürbringen. vnnd 
mümullich glcichmcfsigcn berieht thucit wirdt. 

Zu folcher vorgemelter verclaidung fchikhen wir 
Kuch bey Ime dem Lanier poln zwainzig doppelt und 
fechezig ainfehichtig gold Ducatn die wifft von jm 
zuemphahen vnnd ime dagegen hicrinnligcnde Quitung 
an den viezdomb hiewie jr vernemen werdt zuferttigen. 
auch die völlig aufsmachung Bedachts Sarchs, fouil 
muglich. zufurdern. vnd vnns, wie patd, vnd zu was 
Zeit Jr Euch verfocht, damit gar ferttig zuwerden, bey 
difem Camer Poten zuberichten. 

Dabey wellen wir Kuch nit verhalten, daz dj Khu. 
Mt. djzway gülden Khreyczl ifo der Brobft vonCloffter- 
neunburg, zu berürtem Sareh dargegcbeni auch zu- 
gebrauchen vnd avf bayde obere orttcr, des Sarchs 
zuftellcn beuohlcn hat die mügen vnnfers achtens wol 
hie, wann der Sarch fonnft allerdings ferttig vnd her- 
gebracht wirdt, avf den Sarch gemacht werden, dann 
wir bforgt, diweyl. Sy fubtyl feinn, dz. Sy nit etwo am 
Reytten vnnd fiiern oderfonnft zerbrochen wurden 

So wil auch Sein Khu. Mt. gar Murinen Stain im 
Sarch haben. Darnach Jr Kuch nun zurichten wifft. 
Geben zu Wienn am 24. tag Dccembris im 51. Jar. 

Von der Nidnoftcrrcichifchcn Camer. 

An Mertn Pawngatttncr Bürger 
vnnd Golfchmid zu < )lmuncz. 

Abfchrift Papier. 
Jnucntary defs Sarchs Sannd Leopolten oder defs 
Silbers fo darzuc geherig, fambt dem Golld. 

1552. 14, Juli. 

Vnnfer diennft zuuor Furfichtig Krfam vnnd Weifs 
lieben freunndt. Wir feinn bericht worden das WCyl- 
lennd Mert Paungartitcr Hurger und Goldfchmid zu 
Olmuncz nit langft Tods vcrfchicdcn fey, dieweyl Euch 
dann wilTen, wafmaffen jm aus Bcvelch der Ro Ku Mt. 
vnnfer alUrgnedigi/le Herrn hieiwr ein fylbrer Sarch 
zumachen durch vnns angedingt, vnnd beuollnn worden, 
vnd wir aber nit wificn ob dertclh nun fertig oder nit, 
vnnd wie es darumben ein gftalt hat, So haben wir 
demnach die F.rbern weifen Grcgorien l'atbach vnnd 
Mertn l'apiercr Goldfchmid bayde Hurger hie zu Wienn 
hiemit dafclhflhin gen Olmuncz zu Kuch auch gedachts 
Paungartncrs gclalsne Wittyb vnnd Erben oder der- 
felben verordente Gerhaben abgeferttigt, Sich gll.dt 



aller fachen vleifiig zuerkhundigen. vnnd den Sarch 
zuerfchen vnnd merers nach gelcgenhait, wie Sy di 
fach befinudcn zuhanndln. 1(1 demnach in namen I loch- 
gedachter Ku. Mt. vnnfern für vnns Setbft vnnfer 
Ircunndttich erfuechen, jr wellet gedachtn vnnfern 
Gfanndten auf jr anezaigen volmcchtigen glauben 
geb. n. im 11 ai eh m n Ks dj n< tdi 1 ffl f 1 uordi rn rand 
Sy Kuch darumben erfuechen wurden gU et willige hilf. 
Hat vnnd furderung erzaigen. Daran thuet jr der Ku. 
Mt gnedigs vnnd vnns freunndtlichs gfallen, Darneben 
was Kuch lieb ifl. Datum Wienn am vierzehennden tag 
Jiily im zway vnnd funfzigiflen Jar. 

Von der Niderofterreichifchen Camer 

An Burgcrmaifter Richter vnd 
Rat der Stat Olmuncz. 

I5$2. 2C>. Juli 

Vermcrkht die Auffzaichnus dehs Silbers gemacht 
vnnd vngemacht, fo Sanndt Lcopolts Sarch betreffunt 
welichcr weyllennt Merttcn Baumgatner zu Olmiitz, 
von der Nider Oft erreychifchen Cammer zumachen 
angedingt gewefen wie volgt, 

Kriilichcn 32 Plcttcr fo an die ftatt gemacht fein 
außerhalb der gamelicrten Scheyblein welichcr 16. fein 
miieffen, mer id. Platl fo gefchniden vnnd gefchmeitzt 
muclTen werden wegen 2.H. Marek, 7. Lot, I. quint. 

Mer 48. Stückh obere vnnd vnndere Gefimbs 
fambt den Colunna \C\ weliches noch nit an die ftat 
verfoubert ift vnnd ettlich ding aufs zu rtcchen ift 
wegen 52. Marek. 

Mer 16. Pletter fo zu den Appoftin vnnd anndern 
vier Pilltcrn gehorn vnnder welichen fechs Appoftin 
fchlecht jn den poffen gertcllt fein wegen 34. Marek, 
II. Loth, 2. quint. 

Mer 4. l'lettcr, fo zu den Tach des Sarchs gehörig 
woliche nuer fchlecht hinaus gcfchlagcn fein worden 
wegen 25 Marek, 2. Lot. 

Mer ain Zain Silber wigt y. Marek, 11. Lott hellt 
ain Marek fein 15. Lott. 3 quint. thuett werckh Silber 
zu 13. Lotthen 10. Marek. 2. Lot. 2. quint. 3 denar. 

Mer drey Zain Silber, fo abfeylach gewefrt, zu- 
famen goffen ift worden wigt 10. Marek, 8. Loth. 
2. quint hell» March fein 14. Lott, I. quint,, 2. denar, 
thuett fein 9. Mack, 7. lott, l. quint-, 2. denar. Solichcs 
fein Silber zu werckh Silber gemacht zu 15. Lott boU- 
ttunt thuet 10. Marek, 1. Loth, 1. quintl., 3, denar. 

Mer Silbrein abfehrotten wegen 14.' Marek, 
15. Lott, 2 quintl. 

Summa facit gemachtt vnndt vngemacht Silber zu 
15 Loth wigtt 175. Marek, 8. Loth, 1. quint., 2. denar. 

Noch wiert die Frau Wittib Paumbgartnerin die 
fy, nach dato jn 14 Tagen daz ifl den erflen Augufty 
bewilliget vnd zuegefagt den Refft Silbers zuerlcgen 
vnndt erftatten 24. Marek, 7. Lott, 2. quint., 2. denar. 

Silbers fo verhannden 175. Mack. 8. Loth, l. quint., 
2. denar. 

Der Resft thuett noch 24. Marek, 7. Loth, 2. quint , 
2. denar, Sumarum 200 Mack. 

Auch fein darzue verhannden 200 Ducatcn 

Gregor Parhach. 
Mertc Papicrcm. 

Aufzeichnungen von Camefina. 



... e» <»- 



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XL VII 



Aus Nieder-Oefterreich. 



Von Johann AnnaU. 




JINER der intcrclTantcftcn Orte im ehemaligen 
Viertel .tinter dem Manhartsberge" ili die 
jüngfte Stadt Nieder-Oeftcrrcichs, Miflelback. 
Einft der Haupturt eines ziemlich ausgedehnten 
Verkehrsgebietes, welches fich an den beiden, allerdings 
nicht erheblichen, hier aber überaus wichtigen Walter- 
laufen: der Zaya und der Miflel ausbreitete, befitzt 
er fclbft heute noch in wirthfehaftlicher Beziehung 
eine gewifTe Bedeutung. Das bewegte Leben und 
Treiben an den hiefigcn Markttagen, namentlich bei 
Gelegenheit des befonders zahlreich befuchten Michaeli- 
Marktes gibt ein, wenn auch dermalen gegen früher 
bereits verblafstes Bild der einftigen Wichtigkeit 
Miftclbachs als wirthfehaftlichen Centraipunktes eines 
mit Naturproducten gefegneten Gebietes. 

Der Bcftand einer Anfiedlung an jenem Orte wo 
heute Miftelbach vorkommt, reicht weit in die vor- 
chriftliche Zeit hinauf. An der Nordfeite der auf einer 
mafsigen Erhöhung gelegenen Kirche, und von der 
Friedhofmauer nur durch eine wallgrabenförmige 
Vertiefung getrennt, befindet fich ein vierfeitiger 
Tumulus, deffen Plateau von Nord nach Sud 60, von 
Oft nach Wert 50 Schritte mifst. Es fcheint jedoch, 
dafs fiel) der Tumulus einft über die ganze, dermalen 
durch den Friedhof eingenommene Fläche ausdehnte, 
und das erwähnte Viereck lediglich ein Vorplatz der 
höher gelegenen grofsern Anlage war. 

Wie folches im Mittelalter bei vielen Friedhofen 
llattfand, war auch der zu Miftelbach, wie dies durch 
mehrere noch vorhandene Schufsluckcn beftätiget 
wird, zur Vertheidigung eingerichtet. Bei der Herftcl- 
lung der Friedhofmauer hat man an der Seite des 
oben erwähnten Viereckes eine wallgrabenartigc Ver- 
tiefung hcrgeftellt, wodurch dasfelbe von der eigent- 
lichen grofsen Tumulus-Anlagc getrennt wurde. 

Der Ort Miflelback und das nach dcmfelben ge- 
nannte Gefchlccht finden wir fehr zeitlich erwähnt, 
und dafs dort auch eine Burg oder Fefte bcftand, 
wird nachgewiefen durch den Dienft-Rcvcrs ddo. Wien, 
22. April 1.530, mit welchem Marckart von Miflelback 
den Herzogen Albreckt II. und Otto zufagt, dafs er 
ihnen, weil fic ihm die Fefle su Miflelback wieder 
gegeben und auf alle Anfprüche an das Haus zu 
Wulfleinsdorf verzichtet haben, aufscrhalb des Landes 
mit 10 Helmen, inner Landes mit 50 Mann (25 Helmen 
und 25 Schützen) durch vier Jahre, vom künftigen 
Georgstag an, dienen werde. 1 Diefe Fefte ift fpurlos 
verfchwunden und es ift heute eine fchwer zu lofende 
Aufgabe, den einftigen Standort dcrfclbcn mit einiger 
Vcrläfslichkeitnachzuwcifen. Die Tradition bezeichnet 
diesfalls den oben erwähnten vierfeitigen Tumulus als 
Oertlichkcit, wo cinll eine Burg ftand. Nachdem fich 
jedoch auf dem Tumulus- Plateau keine Kcftc von 
Grundmauersverk vorfinden, auch der Raum viel zu 
belehr. inkt ift, um felbft den Beltand einer Holzburg 

■ LUknmky, III. B.~l. Reg. Nr »07. 

viu. n. r. 



auf dcmfelben als möglich oder wahrfchcinlich 
annehmen zu können, fo entfallt für diefe Tradition 
wohl jede nur etwas vcrlälslichc thatfachliche Grund- 
lage. Wohl aber lallen lieh mehrere Umflande geltend 
machen, welche dafür fprechen, dafs die Fefle Miflel- 
back einft dort ftand, wo fich dermalen die Pfarrkircke 
befindet. Diefe wurde, wie die an derfelben ange- 
brachten Jahrzahlen erkennen laffen, in den Jahren 
1502 und 1503 erbaut Die Richtigkeit diefer Zeitan- 
gabe wird durch die Bauformen aufser allen Zweifel 
gellellt. Der Thurm, wenn auch nicht nach feiner 
ganzen dermaligcn Hohe, und mehrere an denfelben 
anftofsende Baubeftandtheilc gehörten unverkennbar 
einft einer Verteidigungsanlage an, an welche das 
Kirchenfchiff angebaut wurde. 

Auf einer im Barnabiten-Cöllcgium zu Miftelbach 
befindlichen Abbildung des Kirchenberges fehen wir 
neben der dermaligen Pfarrkirche noch eine zweite 
kleinere Kirche, und neben diefer in der Friedhofecke 
den runden Karncr, die Kuppel desfelben bereits mit 
der Laterne ausgeftattet. Leider fehlt jede Angabe, 
wann diefcs Bild angefertiget worden ift. Nun werden 
in mäfsiger Entfernung von der Südfeite des Prcs- 
byteriums der Pfarrkirche, beim Ausheben von 
Grabern. Maucrrefte angetroffen, welche unzweifel- 
haft von jener kleineren Kirche flammen, die wir auf 
dem oben erwähnten Bilde dargeftellt finden. 

Diefe Umftände dürften zu dem Schluffc berech- 
tigen, dafs in den Jahren 1502 und 1503 die alte Burg 
Miftelbach, in deren Nahe die alte Pfarrkirche vorkam, 
abgetragen wurde und der Neubau des Schiffes und 
des Presbyteriums der dermaligcn Pfarrkirche ftatt- 
fand, wobei der alte Burgthurm und einige daran 
ftofsende Mauertheile für den Neubau verwendet 
wurden. Die alte Kirche blieb vorläufig ftehen, bis fic 
endlich eingetretener Baugebrechen wegen ganz 
abgetragen wurde. 

Von Miflelback erzählt die Reim-Chronik,' dafs 
fich dort nach der welthiftorifchcn Marchfeldfchlacht 
[26. Auguft 1278) die beiden Könige Rudopk von Habs- 
burg und Ladislaus von Ungarn trennten, letzterer mit 
den Ungarn und Kumanen über Marcheck nach Ungarn 
zog, wahrend König Rudolpk über Laa und Eybcn- 
fchütz bis Caslau und Klofter Scdlcc bei Kuttenberg 
vordrang. 

' /W« Script. III Bd, S is*. W<» Prof Arnold flmjf,, in feiner (ehr 
fchaucuawerlhen Abhandlung über den Krieg von i »7» (Archiv für i>fterr. 
Gelcnichtc, ><r. Bd., S in) diefe Angabe ,1er Krimchroaik al» nicht richtig 
beie.cbnet, indem Konig Rudolph augebli. h fehno am «7 Auguft 117* ru Feld*- 
berg K«>f.lg Ladiilau« an derafrlbe» Tag« in l.aa Urkunden allagcferliget 
haben füllen, fo laffen fich. wen« ai'.h die rVhlheit der betreffende» Urkunden 
an fich nicht beitritt«« wird. dn.:h gegea die Orlungabca und da* Dalum 
derfelben Bedenken erbebe«. 

l>i« ziemlich »Mrrirhrn und fich hautig »idcrlpr« henden Ou.lle.- 
aacaben »her die Mar. I.f.ldfcl.lachl lil>d biaher »och ...cht ei».,, auf i.rund 
forgfalllgar, auf dam bairaffe ndca Landgebitl ' 



[Cliihllcn lopagrai.hifil.rll 

frulun«;» gellülrlen Krit.k unterleg«, »orden Auch P.oletr.., «auA-'i 
Abhandlung enthalt mehrere (chaerwlegelide lopograph.lehc Irnhdaaer. Dal» 
kl.ua. am n, Auguft. all a.u Tage nach der Schlacht, König Kudulph ■■ Fcldv 
berg u.d kluu.g L»d,.l»u» fogar in U»a Urkunden ausfertiget haben tollen, 
beleiht. gel tu cintlcn /»clfcln 



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XLVIII 



Miftclbach zahlt unter die alterten Pfarmrtc des 
Viertels unter dem Manhartsberge. Die Pfarrkirche 
und eine Capelle dalelbrt finden wir in dem grofsen 
Paflauei Kloller- und Kirchen -VcrzcichnilTe i Mon. boic. 
28. Hd., 2. Abth., S. 490 und 491) aufgeführt. Nachdem 
die Zeit der Anfertigung diefes Verzeichniffes nicht 
angegeben irt, fo erscheint es von InterelTe. diefelbe 
thunlichft fcrtzurtcllen. Ks möge mir geftattet fein, auf 
diefe Unterfuchung einzugehen. 

Das Interregnum nach dem am 15. Juni 1246 
erfolgten Tode Friedrich des Streitbaren gab Anlafs 
zu zahlreichen Kingriffen in den gleichfam herrenlos 
gewordenen Babcnbcrgcr Bcfitz. Als Konig Otakar 
feine Herrfchaft in Ocfterrcich genügend befertiget 
glaubte, ftrebte er naturgemäfs dahin, eine moglichft 
vollftandige Kenntnis über den Umfang der von den 
früheren Landcsfürrten befelTenen Güter, Kenten und 
Nutzungen zu erlangen, wobei auch jenen zahlreichen 
Füllen ein Augenmerk zugewendet wurde, in denen 
von Nachbarn oder ganz fremden Kindringlingen 
Kingriffc in diefen Belitz erfolgt waren. Er liefs durch 
Abgeordnete die erforderlichen Erhebungen vor- 
nehmen, w elche auf Grundlage dcrfelben fchr umfang- 
reiche Rationarien über jene Guter, Kenten und 
Nutzungen verfafsten, die einft im Befitze der Baben- 
berger waren. 1 

Einer der gröfsten Kchcnhcrrcn im Lande und, 
wie es fcheint, ebenfalls geneigt, die bertehenden 
wirren Zurtande zur Erweiterung der Anfprüehe feines 
Bisthums 7.u benützen, war der Bifchof von J'affau. 
Otto von Lonsdorf [T\\(c\\o( von 1254 bis 1265). Er liefs: 
iura et priuilegia ccclcfiarum (fuc) dyoccfis, et, qua 
aueloritate quelibet ecclelia fruatur libertatibus uel 
indulgcntiis"' aufzeichnen. 1 Diefes für die Kenntnis 
der kirchlichen Zurtande und Administration in Ocftcr- 
reich für jene Zeit höchrt wichtige Verzeichnis, unter 
dem Namen „Lonsdorfer Codex* bekannt, findet fich 
abgedruckt im 28. Band, 2. Abtheilung, Seite 455, u. f. 
der Mon. boic. Wahrfcheinlich um VVidcrfprüche klar- 
zuftellen, welche zwifchen den Anfprüchcn König 
Otakars und des Bifchofs Otto von Paffau beftandcn. u 
ordnete Erfterer commiffionclle Erhebungen an. 
Otakar forderte ddo. Wien 16. Oktober 1259 den 
Bifchof von l'alTau zu einer Untcrfuchung aller Conven- 
tual- und Pfarrkirchen auf und beftimmte von feiner 
Seite als Abgeordnete den Pfarrer Gerhard von Wien 
und den Konrad von Cakktng* Bei der Benützung 
des in Kedertehenden logenannten „I. onsdorfer Codex" 
darf jedoch ein Umlland nicht überfehen werden. Der- 
fclbc enthält nur jene Pfarrkirchen etc., bei denen 
Bifchof Otto in irgend einer Richtung Anfprüehe 
erhoben hatte. Aus dem Urnftande, dafs Kirchen, 
Capellen etc. der Codex nicht erwähnt, darf nicht 
gcfchloflcn werden, dafs fic zur Zeit der Anfertigung 
desfelben noch gar nicht bertanden haben. 

Ein fehr vcrvollrtandigtes Verzeichnis der zur 
Diocefe Paflau gehörigen Klofter, Kirchen, Capellen 
u. f. w. finden wir in dem bereits erwähnten 28. Band, 

• tt*m<* Scr.pl. 11. c<i. s. ■. 

' Mon boic »„ Rd 1 Abth , S 5 
Der Lonsdorfer Cr.de« heteichnet rahlreiche Ol.jrclc alt Pallftuer 
l.ehrn. deren Richtigkeit fehl iweifelhafl in S:i fimfea wir, um Mi eittet* Fall 
hervorzuheben, auf Srile 4B1 de« Cnjfi auch da« Srhlof* Riilendvin jU l'adauei 
l.ehen MjrfprorheB Ann meiner auf die f-'riifiiHicflcii Ouellcnnudien geA'IMcn 
« •* f> wir tiir s i.ii (iutctiftciu geht hervor, duft da» genannte S. M..f« und der 
'■■'■•"k'-'i. -if Hetintlulilibeliu i.ie.naU ein Lewe» de» Bi.il.,m.r . l'afla» war 

• uA.«d«r.l»icrl von Olxr Orlrn. ich, III Bd.. S. »<o. 



2. Abtheil., Seite 487 u. f. der Mon. boic. 4 Ks handelt 
fich nunmehr um eine thunlichft annähernde Zeitbc- 
ftimmung der Anfertigung diefes Verzeich niil es, zu 
welchem Ende zunachfl die Aufzahlung der Collatorcn 
bei zahlreichen Kirchen in das Auge zu falTen ift. In 
der Regel werden allerdings nur die Gcfchlechter, 
wie: Puchaimcr, Ekkartsawer, Sunberger, Meiffawer, 
Wehinger u. f. w. genannt, allein einen Collator finden 
wir genauer bezeichnet, u. zw. Seite 489 bei der Pfarr- 
kirche Ruspach minus „dyettcl floytt"; Seite 490 bei 
der Kirche Wumitz: „f-oyt"; endlich Seite 493 bei 
der Kirche Storein: „Floyt". Forfchungcn nach diefem 
Herrn haben Folgendes ergeben: Auf einem Vertrag 
Herzogs Leopold IV. mit Konig Sigismund von 
Ungarn, ddo. Wien 20. September 1408, finden wir 
als Zeugen und Mitfiegler „Tyebold der Floyt";* 
ferner wird dcrfelbc in der Urkunde ddo. 11. Juli 1412 
als Herzog Albrecht's Kammcrmeiftcr genannt. 7 Nach- 
dem der Name „Tyebold der Floyt" in den Regelten 
zu fammtlichen acht Banden Lichnowsky nicht mehr 
anzutreffen ift, fo darf wohl gcfchlolTcn werden, dafs 
„Tyebold der Floyt" und der bei der Kirche „Rufpach 
minus" genannte „dyettel floytt" eine und diefelbe 
Perfon ift. Das in Rede llehenden Pfarrverzeichnis 
wäre fomit in den erlten Jahrzehnten des 15. Jahrhun- 
derts verfafst worden." 

Wie oben bereits erwähnt wurde finden wir in 
demfelben die Pfarrkirche Mißelbach, und als Col- 
lator „dominus dux" (damals Herzog Albrecht V.) 
aufgezahlt, ferner „Capclla in Mirtclbach" (unzweifel- 
haft die Spitalkirchc), jedoch ohne Angabc des 
Collators 

Die Bauzeit der dermaligen Pfarrkirche wurde 
bereits angegeben. Die erheblichen Unregelmäfsig- 
keiten des Kirchengebäudes find wohl zunächft dem 
Umftande zuzufchreiben, dafs bei der Hcrrtcllung des- 
felben die dem Thurme zunächrt gelegenen alten Ver- 
teidigungsanlagen dem Neubau einverleibt wurden. 
Trotzdem im Laufe der Zeit an diefem Bautheil wefent- 
lichc Aenderungen vorgenommen wurden, konnte der 
urfprungliche Charakter dennoch nicht mehr ganz 
verwifcht werden. 

Das Prcsbytcrium ift mit fünf Seiten aus dem 
Achteck abgcfchloflcn. Die Rippen der gothifchen 
Einwölbung find fchmal und einfach profilirt. Die 
Fenrter find theilweife vermauert, nur von au Isen ift 
noch das unfehöne Mafswerk, welches einft den obern 
Fcnftcrtheil ausfüllte, wahrzunehmen. An der Nord- 
feite ift im Dachgefims eine unförmliche Sculptur, 
einen mifsgeformten Mannesrumpf darftcllend, einge- 
mauert, der vielleicht von der alten Burg Miftclbach 
herftammt. Der Kirchenthurm erhielt durch einen 
fpatcren Aufbau eine erhebliche Hohe, und nach dem 
Brande im Jahre 1834 ein fchr häfsliches Dach. 

Im Presbyterium ift an der Epiftel-Seite ein Grab- 
rtcin aus rothem Marmor, 6 Fufs 6 Zoll hoch, und 

• Da« Pergament. Original beiladet lieh in. kunigl. bayetifchc. Reich. 
Archive ru München Wjbread der mehre. w.hwlc Loaidorfcr Ccidea eine 

Handlet.. .(t de« .3 Jahrhundert. .«, «e.gt da. Icmer.ahi.ic Vcrielel 

etwa um 1)11 Jahre flialerc Sc briluilfe. 

• Abgedruckt bc.A.r., Kailer Albrechl II.. I. Bd. S. tto. tMbwwt?, 
V . Ild., Re« li*4«. 

' i.tckmtwtkj. V. Bd.. Reg. t».f.. Auch noch 1413 aU Herren Albrechti V. 
Kammermeitter b-ei tit'ktntik, III Bd.. S. $»4. 

• Nachdem Itir die BeAinimung des Alter» zahlreicher blUrrwicwlfohei 
Marren, Capellen etc., tnwie für archanlogifche IV.rfehungcn überhaupt der 
Lonldorfer Codex, fnwir da» in Rede flehende Verreirhui* vun lehr erheb 
lieber Bedeutung Und, durfte die eingehender« Be .|ire.hu..K de. leiben «nt 
I. huldiget werden. 



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XLIX 



3 Fufs breit, eingemauert, welcher unten in zwei bogen- 
förmigen Einfaffungcn zwei nahezu lebensgrofse in 
Relief dargcftelltc Brutlbilder zeigt, u. zw. rechts einen 
Gcifllichcn, die Hände übereinander gelegt mit einem 
Kofcnkranz, links eine alte Frau, in den übereinander 
liegenden Händen ein Tuch haltend. Die darüber in 
romifchen Lettern angebrachte Infchrift lautet: Sub 
hoc faxo requicscit ven: vir.M : Joa: Lambert huius 
opp: dcca: cumdul eifia marc fua Anna Valt /in de 
Ditmansdorf filelior . i)uibus hoc mon . filii et fres 
Jacob: et Petrus ss: theol: et jur u DD: mocfLpp: 
obicre ipfa a». MDC.V1I1 mart: act: LXXXIIL ipfc 
MDCII VII: feb.act: XXXVIII: n.orum'aiäbus bene 
precareviator. 

Ein anderer an der Evangelien-Seite eingemauerter 
Grabflein zeigt in einer bogenförmigen Umrahmung 
das Bild des Gekreuzigten Rechts kniet ein Herr, der 
in den gefalteten Händen ein Spruchband mit den 
Worten: „Der Herr lebt ewig" halt. Links neben dem 
Kreuze lieht ein Wappen. Der renkrecht gctheiltc 
Schild hat rechts einen geflügelten Greif, links einen 
Schrägbalken mit drei Sternen belegt. Die Helmzicr 
ill ein wachfender geflügelter Greif. Das Ganze ift 
eine recht gute Arbeit. Die unterhalb in deutfehen 
Lettern angebrachte Denkfchrift lautet: ,Hie Rhuc 
Ich armer Khnecht, Erwarttc Gottes Urtl vnd Recht. 
Der Mcnfch lebt nit vom Brod allein fondern von 
einem jeglichen Wort dasdurch den mund Gottes geht. 
Math. 4. Ich bin jung gewefen und Alt worden hab 
noch nie gefchen den gerechten vertäuen oder fein 
Samen nach Brod gehen. Pfal 37. Es ift aber eingrofscr 
gewinn wer Gottfelig ill und lafst ungenügen. Den wir 
haben nichts in die Welt gebracht darumb offenbar 
ilt wir werden auch nichts hinaus bringen. Der Edl 
Thoman Stern Rom. Kays. Mt. Rath und Diener hat 
feinen lieben Vorlten feligcn difs Ep. zu würdigen 
gedchtnufs machen lallen alle Hernach, 1596 Die 
Anficht dafs wir es hier mit einem aus der Protellan- 
tenzeit herllammenden Epitaph zu thun haben, durfte 
viele Berechtigung befitzen. 

Vor dem Haupteingange in die Kirche liegt als 
Schwelle ein Grabllein aus rothem Marmor, 5'/, Fufs 
lang, 3 Fufs breit. In einein zierlichen Dreipafs findet 
fich ein tartfehenformiger Schild darin ein Wecken und 
eine Brctzcn. Die Umfchrift lautet: Anno dm 1512 ill 
gcllorbn der Erfam maillcr Niclas harperg pekh pür- 
ier hie zu milllwach anno dm 1520 ill gellorbn angnes 
fein hawffraw den got genedig fey. 

Nächll der fndöftlichcn Ecke der noch jetzt mit 
Schufsluckcn verfchenen Fricdhofmaucr fleht ein 
runder Karner mit einer an der Oflfeite angebauten 
Halbkreis Apfis. Weitgehende Umbauten haben den 
Charakter diclcs Bau-Objcctes wefentlich geändert. Der 
Eingang zeigt noch an jeder Seite zwei Saulchen mit 
romanifchen Capitälcn, allein die bogige Ucberwolbung 
fehlt und fchliefst an deren Stelle nunmehr ein flacher 
Sturz die aus die fem Grunde fehr niedere Thür* ab. 
Statt des an Bauwerken diefer Art häufig anzutreffenden 
rogenannten Rundbogenfriercs, ill dermalen ein Rcnaif- 
fance Gcfims angebracht und zu allem Uebcrflufs wurde 
auf die Kuppel eine ziemlich hohe Laterne aufgefetzt. 

Am Fufse des Kirchenberges fleht das um die 
Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute frauliche Gebäude 
des Barnabitcn • Collegiums. Die Bibliothekskälten, 



fowie die Einrichtung in der Sacriflei der Haus- 
Capelle find fchone wohlerhaltene Schnitzarbeiten 
aus Eichenholz. 

Neben dem Hauptgebäude fleht ein ebenerdiges 
Haus, welches vor der Erbauung des erftcren, Bene- 
ficiaten als Wohnung diente. Die Hausthur ift mit 
einer reichen yothifchen Verflabung eingerahmt. 

Von der oben erwähnten kleinen Spitalkircke ragt 
eine in dcrfelbcn vorhandene Tarcl, dafs fie im Jahre 
1016 erbaut worden ill. Wenn auch der dcrmalige 
hochfl einfache Baulland genügende Anhaltspunkte 
für eine Prüfung der Richtigkeit diefer Angabc nicht 
bietet, fo fleht dennoch das hohe Alter des Miftel- 
bacher Spitales aufscr Zweifel. 

Ks bleibt mir nun noch eine, etwa in der erflcn 
Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete, dermalen jedoch 
rchon fehr rchadhaftc Denkfaule zu erwähnen. Die 
Tradition fagt, dafs in der Nahe derfclben einft das 
Hochgericht vorkam. 

Schlafs und Minorität- Kloßer zu Afparn an der 
Zaya. Nicht bald hat ein Gcbaudclland, dem einft eine 
gcwilTe Bedeutung nicht abgebrochen werden konnte, 
auf mich einen derart verftimmenden Eindruck ge- 
macht, wie Schlofs und Klofter zu Afparn an der Zaya. 

Durch die Gründung des Minoriten-KIoflers (1632) 
feitens des Freiherrn Seyfried Chrifloph von ßreunsr 
wurde das Anfehcn diefcs cinflufsrcichcn Landherrn 
und feiner Nachfolger einft fehr erhöht, fowie dem 
genannten Klofter durch die unmittelbare Nahe des 
Hcrrenfitzes fo manche Vortheile erwuchfen. So wie 
fich eine gewilTc Wcchfclwirkung zur Zeit der Ab- 
nahme fowohl des Hcrrenfitzes fowie des Klofters 
zwifchen Beiden nicht verkennen lafst, fo gibt fich 
diefe Wechfelwirkung nunmehr auch in der Periode 
ihres Niederganges kund. Die bei Beiden wahrnehm- 
baren Zeichen des Rückganges, ja Verfalles Itimmcn 
fo durchaus zu der ernften Lehre der Vergänglichkeit, 
welche hier glcichfam jeder Stein predigt. 

Die an der vordem Schlofsreite noch vorhan- 
denen zwei mächtigen Kckthurme mit ihren malcrifchcn 
Vcrthcidigungs Galerien geben Zeugnis von der ein- 
lligen Wahrhaftigkeit diefer Burg. Die Zeit der Erbau- 
ung meldet ein über der Seitenpfortc eingemauerter 
Dcnkflein: „Anno . dtni . m.cccc.xxi. dominus. rein- 
pertus. de. walirc. senior. me fccit u und daneben zwei- 
mal das Wappen der Wallfee, die filberne Querbindc 
im fchwarzen Felde. 

Herr Reinprecht von W'allfee war Herzog 
Albrechts V. Hormeiftcr und Landeshauptmann in 
Ocft erreich ob der Enns; er war eines der hervor- 
ragendften Parteihäupter in dem Vormundfchafts- 
kriege mit 1 lerzog Ernfl dem Eifcrncn. Als im Jahre 
1410 zu Wien eine pcflartige Seuche ausbrach, nahm 
der damals noch minderjährige Herzog Albrecht 
V. feinen Aufenthalt im Schlöffe Starhemberg bei 
Wr.-Nculladt. Die Volljährigkeit dcsfelbcn follte am 
24. April 1411 eintreten; trotzdem machten die beiden 
Herzoge Leopold IV. und Ernll keine Anflalt zum 
Rücktritt von der Vormundfchaft. Da führten Rein- 
precht von Walffcc und Leopold von Eckartsau 
Albrecht V. von Starhemberg nach Eggenburg, wo 
nunmehr die Stande zurammentraten, um darüber zu 
berathen, auf welche Weile dem Herzog Albrccht V. 
die Landesregierung zu ubergeben fei. Mittlerweile 



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L 



lief die Nachricht ein, Herzog Leopold IV. fei am 
3. Juni 1411 plötzlich gcllorbcti. Er erlag wahrfcheinlich 
einem Schlagfluffe in Folge einer Aufwallung des 
hochflcn Zornes über das Vorgehen der Stande; aber 
auch Herzog Ernft zeigte fich in hohem Grade auf- 
gebracht und verlangte die Fortfctzung der Vormund- 
fchaft. Allein die Stande wollten nur von Albrecht V. 
als dem rechtmafsigen Landesherrn huren. Rcinprecht 
von VVallfcc war der Erfte, welcher Einfprache erhob. 
Dicfcr Herr ftand, wie cinll dem Herzog Leopold, nun 
auch dem Herzog Ernft fclfenfcft entgegen. Unverzagt 
opferte er feine zahlreichen Burgen und Befitzungen, 
welche Herzog Ernft mit Krieg überzog, um Herzog 
Albrccht das vaterliche Erbe zu erhalten. An der 
unerfchiitterlichen Treue und Standhaftigkcit diefes 
aufserordentlichen Mannes feheiterten alle Bcftrcbun- 
gen der Gegner. 

Die drohende Haltung, welche nunmehr auch 
König Sigismund gegen Ernft den Eifernen annahm, 
zwang letztern endlich zum Nachgeben. Keinprccht 
von Wallfee bekam feine fammtlichen Befitzungen 
zurück. Er ftarb am 2. Juli 1422 und wurde im Klofter 
Seyfenftein, einer Stiftung feines Haufcs, beigefetzt. 
Die im Jahre 142! erbaute Burg erlitt im Laufe der 
Zeiten wcfcntlichc Abänderungen, fo dafs man fagen 
darf, dafs das dermalige Schlofsgebäude aufscr den 
beiden Eckthürmen nur mehr wenige Hefte des alten 
Baues enthält. 

An der Hoffeite des Schloffes find drei Gedenk- 
tafeln eingemauert. Auf der einen lefen wir: „Ihre 
Exccllenz Herr Seyfried Chriftph Brcincr, Rytter des 
Gulden Flufs hat die Graffchaft Afpern von Kaifer 
Mathias erkaufet Anno M . DC . IUI." Daneben die 
Wappen Breuner und Harrach. Diefe Denkfchrift zeigt, 
wie wenig verläfslich manchmal Angaben find, gegen 
deren volle Richtigkeit eigentlich gar kein Zweifel 
zuläffig fein folltc. Es mufs in dcrfelbcn entweder ftatt 
Kaifer Mathias Kaifer Rudolph heifsen, oder es ift die 
Jahrzahl 1604 unrichtig, denn im Jahre 1604 war 
Mathias noch nicht Kaifer, feine Wahl fand erft am 
13. Juni 1612 ftatt; auch war er im Jahre 1604 noch 
nicht zum Verkaufe von landesfürftlichen Kammer- 
gutern berechtiget. Der zweite Denkftcin meldet, dafs 
die von den Schweden in Grund ruinirte Graffchaft 
Afparn von Seyfried Leonhard Breuner im Jahre 1651 
wieder völlig erhoben wurde. Die dritte Tafel berichtet 
über Verwüftungen durch die Kuruzzcn. 

Im Speifefaal des Schloffes findet fich an den vier 
Wänden eine Doppelreihe von Wappenfchildcrn, cbenfo 
kommen auf den Plafonds mehrerer anderer Zimmer 
Wappen vor; eine Sammlung, welche ein hohes heral- 
difches Intereffe befitzt. Ucber das Minoriten-Klofter 
zu Afparn a. d. Zaya, deften Bauftand fehr im Rück- 
gange begriffen ift, kommt nichts zu berichten. 

Wcnsersdorf. In dem oben erwähnten Paffauer 
Pfarrkirchen- und Capellen- Verzeichnis finden wir auf 
Seite 490 auch die Kirche zu Wentzcsdorff und als 
Collator den „plcbanus in Afparn" eingetragen. Das 
gothifchc Prcsbytcrium der kleinen Pfarrkirche ift mit 
fieben Seiten aus dem Zehneck abgefchloffcn. Ein 
Schlufsftein der Gewölberippen zeigt ein Jagdhorn, 
ein zweiter die Querbindc der Wallfcc. Das Kirchcn- 
fchiff ift ein fpäterer Zubau. Die Kirche befitzt eine 
vorzüglich fchonc gothifche Monftranze, 65 Cm. hoch, 



20 Cm. breit, aus Silber und 5 Mark 15 Loth fchwer. ' 
In der unmittelbaren Nahe der Kirche kommt die 
Ruine eines Schloffes von eigentümlicher Anlage, 
etwa aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
flammend, vor. 

Gnadendorf. In dem mehrerwahnten Paffauer 
Verzeichnis wird diefe Ürtfchaft auf Seite 490 Gnen- 
dorff genannt, und ift als der Collator der Pfarrkirche 
„Stuchs" eingetragen. Diefe letztere fteht auf einem 
ziemlich ausgedehnten ovalen Tumulus, deffen Umwal- 
lung grofstcnthcils noch vorhanden ift. An der innern 
Bofchung desfelben wurde, nach der Beschaffenheit 
des Mauerwerkes zu fchliefscn . fchon im frühem 
Mittelalter um den ganzen Friedhof eine feile und 
hohe Mauer hcrgeftcllt, welche an der Weftfeitc einen 
Zugang hatte. Der ganze Platz erhielt dadurch eine 
erhebliche Verteidigungsfähigkeit. Bei den heftigen 
Kämpfen welche hier einft ftattfanden, durfte auch 
die Kirche wiederholt weitgehende Zcrftorungcn 
erlitten haben, deren Spuren heute noch wahrzu- 
nehmen find. Das mit fünf Seiten aus dem Achteck 
abgefchloffene Presby terium hat eine einfache gothifchc 
Ein Wölbung. In den Fcnftern fehlt das Maafswerk, 
einige find ganz vermauert, kurz der ganze Zuftand 
des Gebäudes zeigt, dafs feit langer Zeit nur fo viel 
gefchah, um dasfelbe nicht ganzlich zur Ruine verfallen 
zu laffen. 

Gaubitfeh. Die Pfarrkirche Gaubitfeh gehört 
unter die älteften und auch heute noch unter die 
beftdotirten Pfarren des Viertels unter dem Manharts- 
berge. Im Paffaucr Pfarrverzeichniffe ift fic Seite 490 
mit dem Namen Gawbachzfch und „dominusEpiscopus 
patauienfis" als Collator eingetragen. Nur das Pres- 
byterium der Kirche gehört in die Bau-Periode der 
Gothik, die Erbauung des Schiffes fallt in eine fpätere, 
jene des Thurmes in die neuefte Zeit. Im Presbyterium 
ergibt fich eine Abweichung von der im ganzen Gebiet 
üblichen Bauform dadurch, dafs die Gewölberippen 
auf Halbfaulen aufruhen, welche bis zum Bodcnpflaftcr 
hcrablaufcn. Ein neuer Flügel-Altar gereicht der 
Kirche zur befondern Zierde. Die Schnitzarbeit ift von 
dem Bildhauer Vorhauer, das Altar-Bild, St. Stephan, 
von Ktfsltr in Wien. 

Zu erwähnen kommt, dafs an der Nordfeite der 
Kirche ein gothifcher Karncr beftand, von dem der- 
malen nur noch die Grundfeflen wahrzunehmen find. 
Auch verdienen drei fogenannte Pcftfhulcn beachtet 
zu werden, von denen eine am Schulplatz, die zweite 
mitten im Orte, die dritte an der Strafsc nach Gnaden- 
dorf fteht. Sie dürften fammtlich aus der zweiten 
Hälfte des 15. Jahrhunderts flammen. Letztere hat 
einen tartfehenförmigen Schild, auf dem zwei übers 
Kreuz gelegte Sicheln dargeftellt find. 

Fallbach. Pfarrkirche. Eine der intcreffanteften 
Kirchen in der Umgebung von Staus Das Minifterialen- 
Gefchlecht gleichen Namens treffen wir bereits im 
frühen Mittelalter an; dasfelbe war einft im Reichen- 
auer Thale begütert. Es geht dies zunachft aus dem 
Schicdsfpruchc Konig Friedrich des Schonen, ddo. 
Wien, 23. Mai 1317 hervor, womit ein Streit zwifchen 
Hadmar dem Stuchs von Trautmannsdorf und Niclas 
dem Valbachcr, das Haus zu Reichenau und dort 

• Hclthnebeii und »bjeüildcl, Millltclli»ii|cn de. Wieaei Alteuhua» 
Verein», IX Bd., S. 151. 



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LI 



gelegene Grundftücke anbelangend, beendet wurde. 1 
Die Valbacher verkaufte n fpater Theilc diefcs Bcfitzes 
an die Herzoge, welche damit das von ihnen geftiftetc 
Klofter Neuberg in Steiermark dotirten. Mit der 
Handfeftc ddo. Wien, i Juni 1399, bewilligen die 
Herzoge Wilhelm und Albrccht IV., dafs Merten der 
Valbacher, Herzog Wilhelm s Kammcrmciftcr, in der 
Pfarrkirche zu Valbach bei Laa einen Jahrtag ftif'tc 
und 16 Pfde. Pfennige auf Lehen zu Niederbrunn und 
Wetzleinsdorf anweifc. ' Von einer Burg welche in 
Fallbach oder in der Nahe diefcs Ortes belland, findet 
fich dermalen keine Spur mehr. 

Die Pfarrkirche, welche auf Seite 491 des mehr- 
erwähnten Paffauer Pfarrvcrzcichnilfes mit dem Namen 
Valbach und dem „plebanus in laa" als Collator 
eingetragen erfcheint, liegt auf einer Anhöhe ober 
dem Dorfe Fallbach Sic ift weithin fichtbar; in ihrer 
Umgebung zeigen fich die deutlichen Spuren eines 
hier einfl beftandenen Tumulus. 

Durch den Umftand, dafs weder die Kirche noch 
der Th urm einen Anwurf erhalten haben, auch noch 
die Gerüftlochcr offen find, hat der ganze Bau ein fehr 
altertümliches Ausfehen. Im Innern der Kirche, über 
dem fpitzbogig abgefchloffcnen Eingang in die Sacri- 
ftei ftcht die Jahrzahl 1483 und ein Steinmetz-Zeichen. 
Nachdem jedoch Presbyterium und Kirchenfchiff nicht 
gleichzeitig erbaut worden find, fo ftofst die Beant- 
wortung der Frage, ob fich diefe Jahrzahl auf den Bau 
des Presbyteriums oder des Schiffes bezieht, auf grofse 
Schwierigkeiten. Neben der Sacriftei-Thür befinden fich 
zwei kleine Wappenfchildc eingemauert, jenes rechts 
hat die drei Kugeln aus dem Wappen der Eytzing, 
das Schild links hat nebeneinander zwei Mufcheln. 

Das Presbyterium ift mit fünf Seiten aus dem 
Achteck gcfchloffen. Neben dem Hauptfchiff kommt 
ein gleichzeitig erbautes fchmalcrcs Scitenfchiff vor, 
welches von dem Erftern durch vier auf drei kraftigen 
viereckigen Pfeilern ruhende Bogen getrennt ift. Die 
Gewölberippen find zierlich gegliedert, das Rippennetz 
ift einfach und lediglich mit Rückficht auf die con- 
ftru&iven Bedingungen durchgeführt Der Schlufsftein 
der Einwolbung des Presbyteriums hat eine grofse 
Rofette. ein zweiter einen Stern. Im Kirchenfchiff hat 
ein Schlufsftein eine fiinfblättcrigcRofe wie im Wappen 
der Trautmansdorf, ein zweiter ein omamentirtes 
Kreuz. Neben «lern Seiteneingange befindet fich ein 
zierliches gothifches Ornament eingemauert. Der an 
der weltlichen Schmalfcite angebrachte Haupteingang 
hat einen flachen Klccblattfturz und ift mit Verftäbun- 
gen umrahmt: ober denselben kommt ein breites 
Spitzbogenfenfter vor. 

Der achteckige Kirchthurm fteht auf der ftarken 
Zwifchenwand zwifchen Presbyterium und Kirchen- 
fchiff, welche Wand noch, wie dies von aufsen zu 
fehen ift, mit kraftigen Strebepfeilern vcrft.irkt worden 
ift. Der Thurmhelm ift aus Steinen hcrgcftellt, an den 
acht Grathcn find einfache Krabben angebracht. Vier 
Seiten des Thurmhelmes haben erkerformige Fenfter, 
in jenem, Weichet dem Orte zugekehrt ift, befindet fich 
nunmehr eine Uhr. 

Neben der Kirche, und zwar an der Südfeite, ftand 
einft ein runder Karner. Das durch den Abbruch 

• Utk***,*? III. Bd.. R«c Nr. „i. 
= Atch.» >u Äfjiitn io dei Z»y» 



desfclben gewonnene Material, fowie das Maafswcrk 
der Kirchcnfenfter wurden zur Herftellung der Fried- 
hofmaucr verwendet, wie folches durch die zahlreichen 
eingemauerten verfchiedenen Werkftuckc dargethan 
wird. Wahrfchcinlich hat man nach einem feindlichen 
Ucbcrfall, der auch an der Kirche Vcrwüftungcn 
zunicklicfs, das aus den Fenftem ausgefchlagene 
Maafswcrk in dicfelbcn nicht mehr eingefetzt, fondern 
zur Wiedererrichtung der eingebrochenen Friedhof- 
mauer benützt. Im Innern der Kirche befindet fich ein 
aus Holz gefchnitzter Chriftus am Kreuze, eine gute 
Arbeit aus der erften Hälfte des 16. Jahrhunderts. 

Graf e»f uk, die Pfarrkirche. So viel mir bekannt, 
war diefe Kirche bisher noch nicht Gegenftand einer 
archaologifchen Mittheilung. Sic wird im Paflaucr 
Pfarrverzeichnilfc S. 490 „Grcfcnhultz" genannt, und 
als Collator erfcheint „Walfee a eingetragen. (Unzwei- 
felhaft der oben genannte Rcinprccht von Wallfcc, der 
damalige Befitzer von Afparn an der Zaya. Die Guts- 
inhabung von Afparn ift dermalen noch Patron der 
Pfarre Grafenfulz.'! 

Das durch eine glatte Wand abgcfchloffene Pres- 
byterium ift romanifch. Im Innern tragen vier kraftige, 
mit einem Rundftab verzierte Kippen das Gewölbe. 
Der Schlufsftein zeigt eine einfache Rofette. Die 
Rippen ruhen auf ziemlich ftark hervortretenden Con- 
folen. Ein'kleines kreisrundes Fenfter an der Rück- 
wand ift dermalen vermauert. 

An der Südfcitc des Presbyteriums, nur wenige 
Fufs von demfelbcn entfernt, ftcht ein runder Karner, 
wie das erftere eingcwolbt. Er wurde dadurch als 
Sacrillei adaptirt, dafs man ihn zum Thcil in ein kleines 
Scitenfchiff einbezog, wodurch er wie eine Apfis diefcs 
Zubaucs ausficht. An der fudoftlichenEckc des Schiffes 
fteht der unförmliche Thurm, oben mit fchmalen ge- 
kuppelten Fenftern und an jeder Ecke mit einer 
abgerundeten Zinne verfehen. Der Thurmhclm befteht 
aus einer aus Steinen hergeftellten achteckigen Pyra- 
mide. In der Thurmhallc fteht ein aus rothem Marmor 
angefertigter Taufftein, von gleicher Arbeit ift das 
Weihbrunnbecken. Beide haben auf einem tartfehen- 
förmigen Schild ein Steinmetz-Zeichen. Sic dürften 
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (lammen. Ober 
dem Thurmthor ift eine Steinplatte eingemauert, 
deren Infchrift jedoch nicht mehr zu entziffern ift. 

Wie die Kirche zu Grafenfulz heute noch befteht, 
dürften im 13. und 14. Jahrhundert viele Kirchen des 
ManhartsGcbietcs ausgefehen haben. 

Pirßetuiorf. Eine kleine dermalen in die Pfarre 
Nicdcrlcifs gehörige Filial-Kirche, welche auf S. 490 
des ofterwahnten Paflauer VerzcichnilTcs unter dem 
Namen „Pitzendorff-, jedoch ohne Angabe des Colla- 
tors. eingetragen ift. 

An der Aufsenfcite lauft um das ganze Pres- 
byterium, welches dreifeitig abgefchlolTen ift, ein fehr 
zierlich ausgefertigter fogenannter Rundbogenfries 
herum. An jeder der vier Ecken befindet fich eine 
fchmale runde S.iulc, welche den genannten Fries 
durchschneidet und unterm Dache ein kleines Capital 
befitzt. An drei Ecken werden diefe Saulchcn zum 
Theile durch Strebepfeiler verdeckt, welche fpater zur 
Verftarkung des Baues angebracht wurden. Die langen 
fowohl von innen als nach aufsen fehr ftark zuge- 



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fchmicgtcn Fcnftcr haben fch m al c Lichtöflhungen und 
find rundbogig überwölbt. 

Im Innern des Presbytcriums tragen kraftige, 
jedoch einfach profilirtc Kippen die Einwolbung, der 
Schlufsdein zeigt eine Rofette. 

Wie aus den unter dem Dache noch wahrnehm- 
baren alten Baurcftcn zu erfehen ift, wurde an das 
romanifchc Presbyterium fpäter ein kleines gothifch 
eingewulbtes Schiff angebaut. Ueber das Kirchlcin 
dürften im Laufe der Zeiten wiederholt Verwüftungcn 
hereingebrochen fein, bei einer dcrfelben durzte 
wahrfcheinlich das Gewulbe des Schiffes ein. Bei der 
Wicderherdellung fuchtc man fich auf die einfachde 
W eife zu behclfcn, man trug die Mauern des Schiffes 
bis zur Höhe des I'resbyteriums ab, an die Stelle der 
grofseren guthifchen traten einfache Fenller , und 
fchlicfslich gab man dem ganzen Räume eine flache 
Decke Ueber dem l'resbytcrium lieht als Dachreiter 
ein kleiner hölzerner Thurm. 

An der Sudfeite des Kirchlcins, nur wenige Fufs 
von demfelben entfernt, deht ein ruinier Karncr, 
welchen man dadurch als Sacriftei adaptirtc, dafs man 
ihn durch einen kurzen Gang mit dem l'resbytcrium 



in Verbindung brachte. Von aufsen fehlt an der Kcke 
n.tchd dem Karner der Strebepfeiler; hier lauft die 
oben erwähnte fchmale Säule bis an die Grundmauer 
herab. 

Bei dem Kirchlcin zu l'irdendorf verdient noch 
ein Umftand Beachtung. Dasfclbc fleht auf einem 
mafsig hohen, aus dem umgebenden Terrain heraus 
tretenden Löfshügel. In jüngder Zeit wurde derfelbe 
an der Rückfeite des Kirchleins etwa 8 Fufs von dem- 
felben entfernt, aufgegraben. Da zeigte fich 6 bis 10 
Zoll unter der Bodenoberflache eine 2 bis 3 Zoll breite 
Schichte Brandreftc von Afche und Kohlen. Aufgra- 
bungen ergeben, dafs diefe Schichte bis an die Kirchen- 
mauer reicht und dort nur fo weit unterbrochen ift, als 
durch den Einbau der Grundfeften unvermeidlich war. 
Diefe Brandfchichte war fomit auf dem Hügel vor- 
handen, ehe das dermaligc Kirchlein auf demfelben 
erbaut wurde. Ks wurde daher entweder ein vordem 
hier geftandencs Holzgebaude durch Feuer zerdurt, 
vielleicht das frühere hölzerne Kirchlein, oder es befand 
fich auf diefem I lugel eine heidnifche Cultusftätte, und 
die Afche und Kohlenfchichtc find die Relle einftiger 
Brandopfer. 



Giovanni Battifta Fontana. 

Von Dr. Altert /fc. 



IS ailf i un K^ cn Tage hatte man von den 
KfejSj Werken Giovanni Battifta Fontana's kaum 
ScSÖJ andere Kenntnis, als was durch die in Dartfih s 
peintre-graveur verzeichnete Reihe von 68 Stichen 
und durch das berühmte I'rachtwerk der Ambrafer- 
Rüflungen bekannt worden war. Unter jenen ö8 Stichen 
ift aber viel Ungleichartiges, find nur vier als eigen- 
händige Schnitte des Mciftcrs bezeichnet, andere als 
feine Erfindung, Auf einigen nennt fich 1560 Nicolaus 
Nclli Formis, der in Venedig lebte und dort auch 
einen Verlag betrieb, als Stecher. Schon aus diefen 
Quellen ging zwar hervor, dafs der Künftlcr feine 
Dienfte dem Oefterreichifchen Erzhaufe geliehen habe, 
denn nicht nur letztgenannte Folge des I leldenbuches, 
fondern auch die bei liart/ch unter den Nr. 24 — 50 be- 
fchriebene Suite aus der Gcfchichte des Romulus und 
Renuis find dem Erzherzoge Ferdinand von Tyrol 
dedicirt, fowic auch einzelnen alteren Kunftfchrift 
ftellern fein Zufammenhang mit diefem kunftfinnigen 
Haufe mehr oder weniger bewufst erfcheint. Erft die 
neucflen Ergcbniffc aber, welche gelegentlich der 
Umgeftaltungcn der Sammlungen im kaif. Schlöffe 
Ambras in den Jahren 1880 — 1881 zu Tage traten 
fowic daran geknüpfte weitere Untcrfuchungcn haben 
über Fontana s Schaffen ein etwas helleres Licht auf- 
gedeckt, worüber ich hier im Folgenden berichte. 

Giovanni Battifta Fontana ift als Maler, alsStcchcr 
und als Zeichner für den Kupferftich in der Kund 
gefchichte bekannt. Als fein Geburtsort wird in einigen 
Büchern Ala in Südtyrol, in anderen aber Verona 
angegeben, eine Differenz, die ich nicht definitiv bei- 
zulegen im Stande bin. Auf dem Stiche bei Hurlfilt 18 
nennt er fich fclbft zwar Joannes Baptifta Fontanus 



Veronenfis, und auf dem des Calvarienbergcs: vero- 
nen. pittor, doch konnte folches wohl auch nur von 
feinem dauernderen Aufenthalte gemeint fein, welcher 
die Stadt an der Adige eine Zeitlang wohl gewefen 
fein kann. Auch iiber das Geburtsjahr lafst fich nichts 
Sicheres beibringen. Die früheften Daten auf feinen 
Blattern find aus den Fünfziger-Jahren, fein Tod fallt 
in das Jahr 1587, jene Stiche zeigen ihn fchon als fer- 
tigen Meiftcr, man dürfte fomit nicht allzuweit fehl 
greifen, wenn man feine Geburt beiläufig um 1520 — 30 
anfetzte. FUt/tfy* fagt, er fei zu Verona um 1524 
geboren. 

Selbftverft.mdlich gehört der Künftlcr zur Schule 
Venedigs. Tizian hatte gewifs Einflufs auf ihn, den 
Petrus Martyr, den Triumph der Religion, eine Andro- 
meda und eine Diana hat er nach dem grofsen Maler 
geftochen Weiters ftach er die Kreuztragung nach 
Dom. Compagnola. Aber es feheint aus einigen 
Figuren feines Hauptwerkes, des im Folgenden zu 
befchreibenden Plafonds in Ambras, hervorzugehen, 
dafs auch das Colorit Veronefe's Gcgenftand feiner 
Studien gewefen fein mag. Itcmasconi halt ihn für 
einen Schüler des Giovanni Francesco Carotto, eine 
Anficht, welcher ich nicht beipflichten möchte. Diefer 
Veronefifche Künftler, denen Lebenszeit um 1470 bis 
1546 angegeben wird, ging aus Mantegna's Schule 
hervor, neigt jedoch mehr zu der Richtung Lionardo s 
hin, zeichnet fich durch ein warmes Colorit aus, liebt 
aber harte Contouren. All dies fteht im Gegcnfatz zu 
der Weife Fontana's, dclTcn Formen von jeglicher 
alterthümlichen Strenge weit entfernt, deffen Farben- 
Scala keine befonders weiche zu nennen ift. 



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LIII 



Um das Jahr 1570 fcheint der Meiftcr in die 
Dienfte Erzherzogs Ferdinand getreten zu fein, viel- 
leicht etwas fpater. Seine Berufung wird wohl mit der 
anfehnlichen Kunftbcwcgung und Beflrebung im Zu- 
fammenhang flehen, zu welcher die Umbauten in 
Ambras, befonders aber die Errichtung und Aus- 
fchmuckung des „grofsen-, fpater, ich weifs nicht aus 
welchem Grunde „Spanifcher* genannten Saales An- 
lafs gaben. Nachdem Ferdinand das Schlofs 1363 von 
feinem kaiferlichcn Vater als Gcfchenk erhalten hatte, 
begann erfofort die Vergrofscrung und Ausfchmückung 
des für eine fürftliche Bchaufung zu ungernumigen und 
zu kunlUofen Gebäudes. Das alte Hochfchlofs erhielt 
ein drittes Stockwerk, wie die Jahreszahl 1566 über 
den dortigen Thüren beweifen, die Baditubc wurde 
1567 eingerichtet, an den Tra&en des Unterfchlollcs, 
welche die immer mehr anwachfenden Waffen- und 
Kuiillfammlungcn, Bibliothek und Antiquarium, Stalle, 
Beamtenwohnungcn zu beherbergen hatten, baute man 
bis 1589, endlich wurde der berühmte Spanifchc Saal 
'S/O— 7' fertig. Ich unterteile es, auf die Schilderung 
diefes Prachtraumes hier einzugehen und bitte den 
Lefer diefsbezüglich die bezüglichen Archiv-Forfchun- 
gen Dr. David Schonlurr's zu Käthe zu ziehen, welche 
derfelbe in dem Auffatze „der Spanifchc Saal in Ambras 
und feincMeift er" (Wiener Abendpofl 1879^. 179 —181) 
niedergelegt hat. Durch diefe fchr wichtige Arbeit 
find wir über die am Werke befchaftigten Künftler 
unterrichtet. Eine Anfchauung des Baues in feinem 
Inneren bietet — fammt Detail-Aufnahmen — das 
übrigens gar nicht zu lobende Photographicnwcrk : Dr. 
J. Slockbauer. das k. k. Schlofs Ambras bei Innsbruck 
in Tyrol, Nürnberg 1880, f ., endlich werden zahlreiche 
weitere Beitrage in dem foeben crfchiencncn Werk- 
chen: .Das k. k. Schlofs Ambras'' zu finden fein, in 
welcher Schrift Autor diefes im Vereine mit Herrn 
Wendelin Botfnim, Cuftos der II. Gruppe an den kunft- 
hillorifchen Sammlungen des A. H. Kaiferhaufes, diefes 
altehrwürdigc Gebäude fammt feinen 1881 dafclbft 
neuaufgeflellten Kunftfchätzen im Auftrage des hohen 
k. k. Obcrfthofmeiftcramtcs bcfchrcibcn. 

Ich fetze fomit, um nicht allzuumftändlich zu 
werden , alles bisher bekannte WilTenswerthe über 
den grofsen Saal voraus, um nur das auf Fontana 
bezugliche Neue daranzuknupfen. Aus Dr. Sclwnherrs 
Porfchungcn geht hervor, dafs Fontana an den 
Malereien diefes Prachtraums keinen Antheil hatte. 
Die Nachrichten find aus den Rechnungen gefchopft, 
welche, ganz ausführlich, felbft Tifchlcr, Schloffcr, 
Vergolder etc. erwähnen, die Maler, Bildhauer, Stucca- 
ture genau anführen , fo dafs ein fo bedeutender 
Künftler nicht ausgelalTen fein könnte. Ich bin daher 
auch der Anficht, dafs nur der angebliche Pictro Kola 
da Brescia, und der Niederlander Dcnys van Hallart 
an dem Werke als Maler befchaftigt gewefen, Kofa 
angeblich das Figurale, die Fürstcnbildcr, van Hallart 
die zahlreichen Grotesk-Ornamente, Trophäen etc. an 
den Pfeilern ausführend. Dennoch aber fleht Fontana 
in einem noch nicht genügend aufgeklarten Bezüge zu 
der Sache, wovon mir einige Spuren und Fingerzeige 
im Nachfolgenden aufgeftofsen find. 

An den Sockeln der Pfeiler, welche die Fenfter 
des Saales von einander feheiden, fchen wir viereckige 
Felder, in denen die hervorragendflen Scenen aus der 



Gcfchichte des Komulus und Remus dargeftellt find. 
Die Anordnung und Reihenfolge ift allerdings hiftorifrh 
etwas verworren, wie denn z. B. die Enthauptung des 
Sohnes des Titus Manlius (notabene mitteilt Fallbeil 
wie auf dem Stiche des Aldcgrcvcr) mitten unter die 
Scenen dcrRomulusSage gemifcht ift. Wir haben, wie 
bereits erwähnt, eine Folge von Blattern des Fontana, 
welche dcnfclben Gegcnftand behandeln und Erzher- 
zog Ferdinand gewidmet wurden. Nun ftimmen aller- 
dings diefe Stiche mit den Malereien in der Compo- 
fition gar nicht uberein. Sie enthalten viele Figuren 
auf landfehaftlichem oder architektonifchem Hinter- 
grund, wahrend die Gemälde des fpanifchen Saales 
ftets aus zwei, drei Figuren auf weifsem l'ond fall im 
Gciftc des Reliefs fich abheben lalTen; aber die Wahl 
dcsfclben Themas und die Dedication an denfelben 
P'urflen ifl doch merkwürdig. Dazu kommt noch 
folgendes: Fontana's Blatter tragen die Daten 157.5 
und 1575, der König erfcheint darauf genau im felbcu 
Coftüm wie auf den Gemälden; da der Saal nun 1571 
b.eftimmt vollendet gewefen ifl, fo lafst fich eine Bcein- 
llufsung unfercs Künlllcrs durch die fchon vorhandene 
Darflellung nicht in Abrede Hellen Weiter wage ich 
in meiner Erwägung nicht zu gehen ; ich bemerke nur 
andeutend, dafs mir, trotz der Reflauration, in diefen 
Scenen nicht diefelbe Hand begegnet, von der die 
Fürflenbildcr herrühren, alfo nicht des angeblichen 
Rofa's; doch kann, wie gefagt, vorläufig keine be- 
ftimmte Anficht gcaufsert werden. 

Noch wichtiger ist Folgendes. Die gefchmack- 
vollen Grotesken, wahrfchcinlich von van Hallart aus- 
geführt, laffen auf den elften Blick die berühmten 
Vorbilder des Vaticans, oder praeifer gefagt, die 
Kichtung der dort wirkenden und darin gcfchulten 
Decorateure erkennen. Befonders Giulio Romano und 
feine Ornamentation im Palazzo dcl Te treten da vor 
die Erinnerung. Ob der in Ambras thätige Maler Italien 
gefehen habe, wissen wir nicht, obwohl es eben nicht 
unwahrfcheinlich fein dürfte. Viel fichcrer können wir 
annehmen, dafs er nach Stichen wälfeher Meiftcr aus 
der Romifchcn Schule gearbeitet hat; ja, wir können 
es fogar nachweifen. Auf den von Lafreri herausgege- 
benen Blättern kommen die Motive der Grotesken 
im Ambrafer-Saale genau oder doch mit nur geringen 
Abweichungen vor. Antonio Lafreri, Stecher und Ver- 
leger in Rom, war dort um 1540 thätig. Er fetzte fich 
in den Befitz zahlreicher Platten nach Giulio Romano, 
Raphael, Pcrin dcl Vaga etc., die er öfters auch 
retouchirte und wieder herausgab. Nun befinden fich 
gerade von folchen Abdrücken des Lafreri'fchcn Ver- 
lages mit Waffentrophäen. Grotesken und Ornamenten 
in denjenigen Banden der kaif. Sammlung zu Wien 
viele Exemplare, in welchen Erzherzog Ferdinand 
feine Kupferftiche einkleben liefs. und nach mehreren 
von ihnen erfcheinen die Malereien des fpanifchen 
Saales geradezu copirt, oder wenigrtens als leichte 
Variationen derfelben. 

Daraus ergibt fich, dafs der Erzherzog, wahr- 
fchcinlich aus feiner Bibliothek und Kunftblatter- 
fammlung felbft eine Auswahl treffend, die Decora- 
tionsmotive beftimmte, mit denen van Hallart die 
Saalwände zu fehmücken den Auftrag erhielt, eine 
Sache, welche uns bei Ferdinands bekanntem Kunft- 
finn, bei dem Umftande, dafs wir ihn ja auch als 



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LIV 



felbftandigen Architekten kennen, eben nicht wunder- 
nehmen darf. Nun befitzt weiters die Kupferftich- 
fammlung in der k. k. 1 iofbibliothek zu Wien zwei, 
Bartfeh unbekannte, mit Battifta Fontana gezeichnete 
Stiche, welche je eine der dort beinahe gleichartig 
vorkommenden Trophäen vorteilen und gewifs zu 
einer gri.fscrcn Suite gehören. Die eine ift die Trophäe 
mit dem antiken llamifch, I.abarum und Adlerfeld- 
Zcichcn, unten hangt der Helm, ringsum radial gerteckt 
Waffen aller Art, die Zweite hat zwei Pauken als 
Mittelpunkt, ringsherum Piftolcn, Gewehre, rückwärts 
einen gefchweiften Schild. Die Uebereinrtimmung ill 
auch hier eine abfolut evidente. 

Fontana fleht fomit, - das ficht man deutlich, 
— den Arbeiten des fpanifchen Saales nicht fern, 
das Genauere zu ergrunden fehlen noch die Anhalts- 
punkte. Das Datum 1573 auf den Blättern der Romulus- 
Suite beweill, dafs er minderten* in jenem Jahre fchon 
mit dem Innsbrucker Hofe zu thun hatte. In welchem 
Jahre er den Titel des Hofmalers erhielt, ill nicht 
bekannt. Der fpaterte Datum auf feinen Stichen ill 
1579, mehrere find Perfol) er! gewidmet, welche Tyrol 
um jener Zeit angehörten. So finden wir auf B. 52 (der 
Kampf des Acnea-s mit den Knechten des Latinus 
eine Dcdication an Johannes Thomas, Bifchof von 
Krixen, und das giofse Platt von Golgatha ift der 
Krzhcrzogin Magdalena gewidmet. Diefe Dame, die 
Schwerter des Erzherzogs Ferdinand, lebte fortan in 
Innsbruck, bis fie in das von ihr und ihren Schwertern 
gegründete Damcnrtift in Hall einzog. 

Das Tyrolifche Künftlcrlexicon 1 erwähnt einer 
getufchten Zeichnung, damals im Belitze des Herrn 
Anton von Pfaundler in Innsbruck, den Gekreuzigten 
von Maria, Johannes und Engeln umgeben darflcllend. 
Dicfcs Blatt trug die Bezeichnung: Fontana Battilla 
Innsbruck. 

Erzherzog Ferdinand lieft bekanntlich durch 
feinen Geheimfchrcibcr Jacob Schrcnckh von Nozingen 
in dem grofsen Kupferwerke, welches jetzt kurzweg 
gewohnlich das Ambrafcr-Heldenbuch genannt wird, 
die Kurtungeii berühmter Manner, die feine Sammlung 
enthielt, darrtellcn, wozu Schrcnckh den lateinifchen 
Text verfalste. Diefe erllc Ausgabe erfchien errt 1601, 
nachdem Tode Ferdinands, bei Johann Bauer (Agricolai 
in Innsbruck ; wie lange die Vorarbeiten aber bereits 
ins Werk gefetzt waren, beweifen die Tafeln, von 
denen das Titelblatt 1582, das Bild Giovanni Mcdici's 
1586 datirt ift. Edleres enthalt in der Mitte in einem 
Medaillon das Brullbild Ferdinands in dcmfelbcn 
prachtvoll getriebenen italienischen Harnifche, welcher 
(derzeit in Wien) auch auf diefes Furllen Porträt im 
fpanifchen Saale vorkommt, Gefangene, Gotter und 
Allegorien umgeben das Portrat in fchönerGruppirung ; 
in der Bildung der Kopfe erkennen wir den Typus 
der Gottergellalten des zu erwähnenden Plafonds; 
die WalTentrophacn neben Mars und Minerva aber 
haben ganz das Gepräge derjenigen im fpanifchen 
Saal. Die Bezeichnung diefes prachtigen Blattes 
lautet: Joha Battilla Ion: delj. — Afio 82. — Domj- 
nicus Cuftodis (fiel An üenipontj fchapfit. (fic) 
Dominic Cuftos, der fleifsigc Stecher, fiedelte fich 
1583 in Augsburg an, wo er fein fchwunghaft betrie- 
benes Verlagsgefchaft und Stecher-Atelier etablirte, 



ob er vorher nun längere Zeit oder vielleicht blos 
behufs Vollendung diefer Arbeit in Innsbruck verweilte, 
wie die Infchrift befagt, ill nicht fichcr zu entfeheiden. 
Noch einmal erfchien in feinem Verlage ein auf 
Ambras bezügliches Werk, die Tirolcnfium prineipum 
comitum eicones, 1599, worin die Furftenbildcr des 
grofsen Saales reproduzirt find. NagUr* halt dafür, 
dafs Fontana die Zeichnungen zu fammtlichen 126 
Stichen geliefert habe, aufser dem Titelblatte hat 
aber kein weiteres eine Bezeichnung, und nicht alles 
in den folgenden Heldcnbildniffen tragt vollends den 
Charakter der Kunftwcife unferes Mcillers. 

Schon im folgenden Jahre begann Fontana die 
Malerei des grofsen Plafonds in Ambras. Derfelbe ill 
in Oelfarben auf Bretter gemalt und befand fich der- 
einrt in dem nicht mehr vorhandenen Speifefaal, 
welcher als felbllandiges Gebäude vor dem Hoch- 
fchlolTe, und zwar an der Stelle der gegenwärtigen 
Ausfichtsterrafle errichtet war. Auf dem das Schlofs 
darrt eilenden Stiche beiMcrian ficht man den fchmuck- 
lofcn Bau neben der I jetzt ebenfalls verfchwundenen) 
gedeckten Aufgangstreppc zur Linken, die Souterrains 
enthielten nachMcrian diCnHoffKuchen". Den Plafond 
fanden der mit den Bauarbeiten im Schlöffe betraute 
Architekt, Herr Johann Deininger, Direclor der k. k. 
Gcwcrbefchule in Innsbruck, und der Gefertigte im 
Sommer 1880 wohlerhalten in feinen einzelnen Theilen 
in einem Magazin, im Winter darauf wurde derfelbe 
auf Befehl Seiner Durchlaucht des Herrn Erden Oberft- 
hofmeirters Prinz Conftantin zu Hohenlohc-Schillings- 
fürft in dem Erden der neurellaurirten Waffenfäle 
des Untcrfchloffcs wieder als Decke angebracht, ill 
nunmehr gefchützt und gefichert, ein hochintercfl'antcs 
Denkmal fcltenfter Art. Ich citire hier die Stelle aus 
unfercr Befchreibung, welche fich auf den Gcgendand 
bezieht: 

r Der Plafond dcllt ein originelles Sujet auf 
originelle Weise dar. Das oblonge Hauptfeld wird an 
beiden Schmalfcitcn durch Cjuerbilder cingefchlolTcn, 
welche die fieben Hauptplanctcn als Götter in 
coloffalcn Gedalten vorllellen. Das Feld über dem 
Eingänge zeigt Jupiter, Venus (mit Amor) und Saturn, 
jenes bei der Ausgangsthur des Saales: Mars, Mercur, 
Helios und Lima. Den Innenraum des Hauptfeldes 
umfchliefst ein weifses Band, der Zodiakus mit den 
Zeichen dcsfelben. In den aufserhalb diefes Ovales 
entlleheiiden Zwickeln find die Figuren der Elemente, 
in lagernden Stellungen, angebracht, die fchonden im 
ganzen Werke. Namentlich die (Erde) zeichnet fich 
durch die edle Erfcheinung der Gedalt aus und 
beweift den Einflufs der gleichzeitigen venezianifchen 
Meirter auf unfern Künftler in der deutlichften Weife. 
Das Innere des Ovales nehmen auf azurnem Himmels- 
grund die Darftellungen der Sternbilder ein, welche 
Fontana auf naive Art, der feit Alters üblichen 
Zeichnung auf den Himmelsgloben entfprechend, in s 
Natürliche und Figürliche überfetzte, fo dafs z. B. 
Auriga als Tyrolcr Fuhrmann mit der Peitfche, die 
Locke der Berenike als Frauenhaarfchopf etc. er- 
feheint. Als Vorlage diente dem Kunlller offenbar der 
in den Sammlungen des Hochfchloflfcs ill. Stock, 
Saal IV, Nr. 65) bewahrte, mit Kupferllichcn über- 
klebte Globus, defien Darllellungen mit den hiefigen 

I M .,. .,-....„„ II looj 



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LV 



übereinftimmen. Das feltfame Werk ift ein intereffanter 
weiterer Beleg für die hohen wilTcnfchaftlichen Beftre- 
bungen des Erzherzogs, welcher auch dem damals 
erwachenden Studium der Aftronomie rege Aufmerk- 
famkeit zuwendete." 

Der erwähnte Globus ilt italicnifchen Urfprungs, 
ein Stich von der Gcgcnfeitc, wie derlei Blatter direft 
zum Zwecke der Ueberklcbung von Globen damals 
von walfchcn und deutfehen Stechern gemacht wurden. 

Woher wiflen wir, dafs Fontana der Urheber 
diefer merkwürdigen Malerei gewefen? Ein erfreulicher 
Zufall fügte es, dafs gleichzeitig mit der Auffindung 
desfelben in natura, Herr Archivsdircftor Dr. David 
Schonherr dicurkundlichcnNachweife entdeckte, deren 
Mittheilung ich feiner Güte verdanke. I liernach begann 
der Künftlcr die Arbeit im Jahre 1583, fie zog fieh aber 
noch in das folgende Jahr hinüber. Der Maler Conrad 
Leitgeb (angeblich geft. 1599 zu Innsbruck), delTen 
grünglafirten mit allerlei unflathigen Zeichnungen deco- 
rirten Trinkkrug aus dem Jahre 1571 die kaif. Samm- 
lung noch befitzt, half ihm dabei als Vergolder der 
Cornichen-Gefimfe, welche einft das gemalte Decken- 
feld umrahmten. 

Dr. Schönherr theilte mir ferner mit, dafs Fontana 
zu Innsbruck den 25. September 15»; flarb. Es itt alfo 
nicht richtig, wenn dal Pozzo behauptet: morl al 
fervizio dell' Impcradore in Germania. Lansi läfst ihn 
in Wien arbeiten, was desgleichen gewifs unrichtig 
ilt. Ein Jahr vor feinem Ableben berichtet noch über 
ihn Adriano V'alerini (le Bellezze di Verona, Verona 
1586): Battifta Fontana, beliffimo inventore, ferve 
l'arciduca Ferdinando. Nach Dr. Sckönherrs For- 
fchungen befand lieh der Künftler in günftigen Ver- 
mogcnsverhaltnilTen; er hinterliefs eine Frau, Maria, 
und zwei Kinder. 

Die originelle AuffalTung der Sternbilder an dem 
l'lafond des Speifefaales, das zum Thcil Unkünftlcrifche 
an der Sache, liegt in der Natur des Sujets, das dem 
Künftlcr vorgefchrieben war, wozu fürftlichc Laune 
den Anlafs bot. Das cinflige Gebäude, welches die 
Malerei fchmückte, lag ziemlich exponirt, fo dafs man 
ein ungeheures I limmclsfcld von feinen Fcnflcrn über- 
fehen kann — vielleicht diente der Raum Nachts zu 
einer Art Obfervatorium ? Achnlichc Decorationen 
kommen übrigens bei Italicnern jener Zeit vor. So 
ficht man zu Trient im Palaftc Sardagna in Via Cole- 
pina, einft der Familie diefes Namens gehörig, im 
Erdgefchofs zwei kleine Zimmer, laut Auffchrift von 
dem ausgezeichneten Rivalen Tizians. Girolamo 
Komanino, mit verwandten Gotter-Sternbildern ausge- 
malt, fowie die Fresken an der Facade der beiden 
Laubcnhäufer am Domplatze dafelbft vielfach ahnliche 
Motive aufweifen. An Fontana s Werk bemerkt man 
auf den erften Blick, wie viel leichter und freier 
lieh der Künftler in der Darftellung der Heben 
Planetengotter gegenüber dem abfonderlichen fremd- 
artigen Thema der St crn-Combinationeu bewegte. 

Ich bin überzeugt, dafs weitere Nachforfchungcn 
über Fontanas Thätigkeit in Tyrol noch manches 
neue ans Licht fordern werden. Er ilt mir übrigens 
auch als Maler von Kirchcnbildern bekannt. Der 
„Katalog der tyrolifch-vorarlbergifchcn Kunft- Aus- 
heilung in den Räumen der k. k. Univerfität in Inns- 
bruck 1879" verzeichnet unter Nr. 53 und 54 zwei 
vm. N. F 



Gcmalde unferes Meifters (mit dem falfchen Todes 
jähr 1593) r Tod der heil. Cäcilie" und „heil. Mag- 
dalena", Figenthum des Herrn Profeffors J. v. Kripp 
dafelbft, und unter Nr. 55 eine Himmelfahrt Märiens, 
im Befitz des dortigen Baumeifters Herrn Peter Huter. 
Ich mufs diele Angaben über die mir unbekannten 
Gemälde übrigens auf fich beruhen laffen, denn obwohl 
die Figenthiimer der Gemälde mir auf mein Erfuchen 
beftmögliche Auskünfte, ja. Herr Profeffor v. Kripp 
fogar l'aufen einfandten, fo bin ich doch nicht im 
Stande, mir ein fichercs Urthcil über die wirkliche 
Urheberfchaft Fontana's zu bilden. Merkwürdig ilt der 
Umftand, dafs die beiden Bilder im Befitze Herrn 
Profeffor Kripp s auf Gypsmarmor. jenes im Befitzc 
des Herrn Huter (jetzt Fraulein Clara Hüter | auf eine 
^Steinplatte" gemalt ift. Dicfc Technik war zu jener 
Zeit befonders bei Hans van Aachen und deffen Styl- 
genoflen beliebt. Sowohl die Sammlung im k. k. 
Schlöffe Ambras als diejenige in Wien befttzen fchönc 
Gemälde diefer Art. 

Die Bilder: St. Magdalena und Tod der heil. 
Cacilie ftammen aus der Sammlung des Baron Rein- 
hart und find feit zwölf Jahren im gegenwartigen 
Bcfitze. Verfchiedene Marmorgattungen find gefchickt 
im Hintergrunde vereinigt, bei dem Gemälde der heil. 
Cacilie acht, bei der heil. Magdalena find dicfclben 
architektonisch cingctheilt. Die Technik ift Uelfarben- 
maierei. Cacilie liegt todt hingeftreckt auf dem Antlitz, 
zwei Frauen beschäftigen fich mit dem Leichnam der 
Märtyrin, indem die eine ein Tuch halt, das vom 
Hälfe gewickelt wird, die andere mit einem Schwamm 
und einer Schale herankommt. In den Lüften erfchei- 
nen Engelknäbchen mit der Palme, aus einem Buche 
fingend und muficirend auf der Flöte, Harfe, Orgel 
und Viola gamba; ganz oben die Halbfigur Chrifti, 
welcher die Arme nach der Martyrin ausbreitet. Durch 
ein grofses Fenftcr ficht man Rom mit dem CololTeum. 

Das Gemälde der heil. Magdalena zeichnet fich 
durch die hdchlt feltcnc AuffalTung des Gegenftandes 
aus. Die Heilige, ein fchüncs ftattliches Weib, mit 
hoheitsvollem Antlitz, langhcrabwallendem Haar, ent- 
blöfsteii Armen und reichem Kleider- undGoldfchinuck, 
fleht an einem Tifche, auf welchem fich eine Schale 
mit Ringen, eine Vafe, ein Kamm und eine Schmuck- 
Caffette befinden, in welche fie foeben Halsketten und 
anderes Gcfchmcidc legt. Neben ihr erfcheint Chriftus, 
mit beiden Händen ihr einen Todtenfchädel als Erfatz 
für den Tand der Welt hinreichend. Durch die Bogen 
der Architektur ficht man die Heilige dem Erh.fer bei 
dem Galtmale die Füfse falbend. Magdalcncn's Kopf 
ift entfehieden ein Porträt, — vielleicht das einer fehr 
naheliegend zu errathenden Persönlichkeit! 

Das dritte Gemälde, Maria Himmelfahrt, 16 Cm. 
hoch und 20 Cm. breit, (teilt die um das Grab ver- 
fammelten Jünger dar, über denen in einer grauen 
Wolke, von zwei kleinen Engeln getragen, die Jungfrau 
mit ausgebreiteten Armen fehwebt. An den Seiten je 
ein weiterer Engel, das goldene Rauchfafs fchwingend; 
den Hintergrund füllen lichte Wolken aus. 

So lang ich mich auf diefe äufserlichen Beschrei- 
bungen befchränken mufs, kann ich, die Autorfchaft 
Fontana's betreffend, nichts weiter beibringen, als 
dafs auf der Rückfeitc des einen der Kripp 'fehen 
Bilder ein gefchriebener Zettel mit den Worten: 

i 



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LVI 



.Gemälde von J. B. Fontana von Ala, Hofmaler bei 
Erzherzog Ferdinand in Innsbruck 1560" befeftigt ift, 
welcher natürlich aus neuerer Zeit herftammt. und 
dafs das Huter'fche Gemälde gelegentlich der Aus- 
heilung 1879 „von Kennern" als Werk des Mcifters 



bezeichnet wurde. Das find allerdings hier fchr 
fchwachc Gründe! Dafs Fontana bereits 1560 Hofmaler 
bei dem Erzherzog gewefen Ware, welcher erfl fieben 
Jahre fpatcr feinen offiziellen Einzug in Innsbruck 
hielt, bedarf gar keiner Widerlegung 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von P. AJ Oungtl, k. It. Conlcrvator, O S II 
III. 



8. Hoofs. 

1. Judicial- Adlcn 1715 -1850, 52 Fascikel. 2. Schwere 
Polizeiübertretungen 1824 — 1850, 1 Fascikel. 3. Kanzlei- 
Protokollei6i6 — 1657,1666 — 1679.1680 — 1728, 5 Bande. 
4. Vcrkaufs-Protokolle 1729 — 1800, 1 Band. 5. Kaufs- 
contraftc 1792—1836. 6. Vcrkaufs-Abhandlungen 1792 
— 1850, 1 Fascikel. 7. Heirats- und Entlaffungs-Protukollc 
1729—1827, 3 Bande. 8. HeiratscontrarJcc 1782- 1836. 
9. Inventurs-Protokolle 1729—1810, 2 Bande. 10. Ver- 
laffcnfchafts-Abhandlungen 1832— 1850. 11. Waifcn- und 
Depofitenbuch 1729- 1824, 10 Bände. 12. Grundbuch 
1697 — 1757, 2 Bände. 13. Lehenbuch 1729 — 1806,1 Band 

9. HeiratscontrafTts-Frotokollc 1729 — 1850, 8 Fascikel. 

10. Gewährbuch 1740 — 1850 , 6 Bände. 11. Satzbuch 
1741 — 1850, 10 Bände. 12. Waifcnamtsbuch 1806— 1827, 
46 Bände. 13. Juftizgegenftändc 1819 — 1850,21 Fascikel. 
14. VcrlafTcnfchafts-Abhandlungen 1815— 1850, 28 Fas- 
cikel. 15. Grundbuchsgcgcnftändc 1826—1850. 12 Fasci- 
kel. 16. Waifcn- und Depofiten-Gegenflände 1833 — 1850, 

3 Fascikel. £/l Plankcnberg. 1. Vcrkaufs-Protokolle 1644 
— 1850, 4 Fascikel und 3 Bände. 2. Inventurs- und 
Abhandlungs-Protokollc 1712 — 1843, 6 Fascikel und 

4 Bände. 3. Heiratscontracls-Protokolle 1723—1848, 

5 Fascikel. 4. Gewährbuch 1754 — 1846, 5 Bande. 5. Satz- 
buch 1798—1850, 3 Bände, c) Totzenbach, l Inventurs- 
und Abhandlungs-Protokolle 1719 — 1843, 5 Fascikel 
und 2 Bände. 2. Verkaufs-Protokollc 1651— 1850, 4 Fas- 
cikel und 2 Bande. 3. Heirats-Protokolle 1746— 1849, 
3 Fascikel. 4. Gewährbuch 1737 — 1850, 3 Bände. 5. Satz- 
buch 1744 — 1850, 5 Bände. 6. Abhandlungs-Aftcn 
1830 — 1849, Ii Nummern. 7. Heiratsverträge 1830 — 
1849, 2 Nummern. 8. Kaufverträge 1830—1849, 3 Num- 
mern. 9. Vergleiche 1830— 1849, 40 Nummern. 10. In- 
tabulationen 1830—1849, 78 Nummern, d) Baumgarten. 
1. Gewähr-Protokolle 1720 — 1850, 4 Bande. 2. Satz 
buch 1774 — 1850, 5 Bände, 3. Kauf- und Inventurs-Pro- 
tokolle 1722—1849, 7 Bande. 4. Khecontracls-Froto- 
kollc 1783 — 1849, 2 Bände. 5, Abhandlungs-Protokolle 
1800 1840, 3 Bände. 6. Teflamente 1800 — 1821, 
24 Nummern. 7. Vergleiche 1805 — '838, 1 Fascikel. 
8. Inventurs- und Verlafl'cnfchafts-Abhandlungen 1814 — 
1849. 5 Fascikel. 9. Grundbuchs-Aften 1823-1850, 
2 Fascikel. 10. Judicial-Aclcn, I Fascikel mit 86 Num- 
mern. 11. Procefs-Aflen, 1 Fascikel mit 40 Nummern. 
12. Crida- Verhandlungen,! Fascikel. e) Stollbcrg. 1. Ge- 
währbuch 1798 — 1850, 2 Bände. 2. Kauf-Protokolle 
1798- 1850, 2 Bände. 3. Ehccontracls Protokolle 1798 
—1850, 4 Bände. 4. Abhandlungs-Protokollc 1798 — 
1849, 3 Bande. 5. Satzbuch 1817—1850, 2 Bände. 



f) Säufcnftcin. 1. HciratscontrarJis Protokolle 1773— 

1849, 4 Bände. 2. Abhandlungs-Protokollc l793-t-i846, 

5 Bände. 3. Kaufs-Protokollc 1794—1849. 2 Bände. 
4. Gewährbuch 1811- 1850, 2 Bande. 5. Befitzanfchrcibun- 
gen 1834 — 1850, 143 Nummern, 6. Einverleibungen 
1834 — 1850, 34 Nummern. 7. Löfchungen 1834 — 1850, 
37 Nummern, g) Gülte SpitalsholdcnNeulcngbach zu 
Pcrtholdsdorf, 1. Satzbuch 1769 — 1850, 1 Band. 2. Ge- 
währbuch 1776—1850, 2 Bande. AJ Pcrtholdsdorf 
Magiftrat 1. Civiljultiz-Ac>cn, 81 Nummern. 2. Ab- 
handlungen, 3 Nummern. t"\ Kirche Anzbach. 1. Satz- 
buch, k) Pfarrgülte Neulcngbach zu Anzbach. I. Ge- 
währbuch 1824 — 1850, iBand. I) PfarrgulteChriftophcn. 
1. Grundbuch 1644, 1693, 2 Bände. 2. Gewährbuch 
1717 — 1850, 2 Bände. 3. Gefuche um Begwährungen, 
54 Nummern. 4. Auffandungen 1844—1850, 35 Num- 
mern, mj Kirchengülte Chriftophen. I, Grund- und Ge- 
währbuch, nj Pfarrgülte Altlengbach. I. Gewährbuch 
1801—1850, 1 Band. 2. Satzbuch 1824-1849, 1 Band. 
3. Gefuche um Bcgwohrung 8 Nummern, o) Kirchcn- 
gult Altlengbach. 1. Satzbuch 1823—1840, 1 Band. 
p) Kirche Johannesberg. I. Grund- und Gewährbuch, 

6 Bände. 2. Grundbuchs-Actcn. 4 Nummern, q) Kirche 
Afpcrhofcn. 1. Gewährbuch 1791 — 1815, 1 Band. 2. Satz- 
buch 1792- 1850, 1 Band. 3. Grundbuchs-Aclcn 1842 — 

1850, 186 Nummern. 4. Kauf- und Eheverträge 1848 — 
1850. 5 Nummern, r) Kirche Würmla. 1. Gewährbuch 
1769—1850, 1 Hand. 2. Grundbuchs-Aftcn 32 Num- 
mern, s) Pfarre Üllcrsbach 1. Gewahrbuch 1721 — 1850, 
2 Bande. 2. Satzbuch 1797 — 1850, 1 Band. 3 Contrafte 

p. Stteenllial. 

I. Vcrkaufsabhandlungs-Actcn 1798 — 1850 I Fas- 
cikel. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1806-1850, 
1 Fascikel. 3. Judicial-Atfen 1814 -1850, l Fascikel 
4 Einreichungs-Protokoll 1846 1850. 

10. aj Traismauer. 

1. Criminalfachen 1839 — 1850, 2 Fascikel mit 
35 Nummern Vorunterfuchung. 2. Criminalfachen 1839 
— 1850, (> Fascikel mit 55 Nummern Aclcn. 3 Judicial- 
Aclen in Streitigkeiten 1825— 1850, 4 Fascikel mit 
559 Nummern. 4. Vergleiche 1816-1840, 10 Bande. 
5. Abhandlungen 1816 -1850. 16 Fascikel mit 1516 Num- 
mern. 6. Waifen-, Vormundfchafts- und Curatelfachen 
1843 — 1850, 1 Fascikel mit 97 Nummern. 7. Dcpofitcn- 
amts-Acten 1843—1850, 1 Fascikel mit 43 Nummern. 

8. Grundbuchs-Aclcn 4 Fascikel mit 1036 Nummern. 

9. Intabulationen und Sat/.cafllrungcn, 2 Fascikel mit 
716 Nummern, io. Auffandungen 1825—1842, 2 Fas- 



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I -VII 



cikcl mit 914 Nummern. 11. Correfpondcnzen 1839 — 
1850, 3 Fascikcl mit 553 Nummern. 12. Offiziofa 1839 — 
1850, 3 Fascikcl mit 188 Nummern. 13. Kcpcrtoricn 

2 Bande. 

b) Sufsdorf an der Traifen. 

1. Kauf-Protokolle 1620-1809, 8 Bande. 2. Kauf- 
Protokolle 1818—1821, 1 Band. 3. Inventurs-Protokollc 
1732 — 1832, 6 Bande. 4. Ileirats-Protokollc 1741—1821, 

3 Bande. 5. Waifen-A&iv- und Paffivbuch 1811- 1842, 
11 Bantle. 6. Grundbuch Nufsdorf 1655 — 1773. 2 Bande. 
7. Grundbuch Schlickendorf-Feuersbrunn 1674- 1773, 

1 Hand. 8. Grundbuch Ilalb-Franzhaufen 1655 — '7/3. 

2 Bande. 9. Grundbuch Keillersdorf 1581- 1773, 3 Bande. 

10. Gewährbuch 1602—1731, 4 Bande. 

//. ilcrzogenburg. 
1. Criminalfachcn , Dcliclcn - Verzeichnis 1685— 
1830. 2. Unterfucliungs-Aften 1831 — 1850, 6 Fascikcl. 

3. Nachfchlags-Protokoll zu den Untcrfuchungs Acten. 

4. Schwere Polizeiubcrtretungen, Delikten- Verzeichnifs 
1804 — 1845. 5. Aftcn 1846 — 1850. 6. Index hiezu. 7 Juftiz- 
Aftcn 1820 — 1850, 8 Fascikel. 8. Verlaffenfchafts 
Abhandlungen 1843—1850. 5 Fascikcl mit 459 Num- 
mern. 9. Depofitcn- und Waifenamt Herzogenburg 
1761—1829. 18 Bande. 10. Waifenrcchnung 1783, 4 Bande. 

11. Vormerkbuch des Stiftes Herzogenburg 1774, 

1 Hand. 12. Schuldcnbuch des Stiftes I [erzogenburg 
1783, 2 Bände. 13. Waifcnbuch der Hcrrfchaft Form 
bach 1774, 3 Bande. 14. Schuldvormerkbuch der Hcrr- 
fchaft Formbach 1802, 1 Band. 15. Kauf- Protokolle 
1673 — 1800, 6 Bände. 16, Inventurs- und Hcirats-I'ro- 
tokollc Formbach 1703 — 1/95. 2 Bände. 17. Inventurs- 
Protokolle Herzogenburg 1769—1798, 2 Bände. 18. In- 
venturs- und Vcrtragsbuch 1702 — 1802, 12 Bande. 
19. Heiratsconfens- und EntlalTungsProtokollc 1718 - 
1799, 4 Bände. 20 Grundbuch Herzogenburg 1660— 
1700, 1 Band. 21. Grundbuch Formbach 1534 — 1660. 

3 Bände. 22. Gcwähr-Kapulare Hain und Inzersdorf 
1720 — 1769, 1 Band. 23. Gewähr- Kapulare Herzogenburg 
1720 — 1772, 5 Bände. 24. Grundbuch und Kapulare 
Nufsdorf 1720 —1791, 1 Band. 25. Gewahrbuch Form 
bach 1668, 1 Band. 

/J. Neulengbaeh. 

aj Nculengbach. 1 Dcliftenregifter 1804—1839, 
3 Fascikel. 2. Criminal-Aclen 1830 — 1850, 30 Fascikel. 
3. Vorunterfuchungcn 1830 — 1850, 10 Fascikel. 4. Corre- 
fpondcnzen 1849- 1850,2 Fascikel. 5. Criminaldcpofiten- 
buch. 6. Kinreichungs-Protokollc 1846 1850. 7. Kauf- 
Protokolle 1613 — 1850, 21 Fascikel und 6 Bande, 8 In- 
venturs Protokolle 1678—1843. 20 Fascikcl und 9 Bande. 
1822—1830. 4.Grundbuchs Aaeni840— 1850, 174 Num- 
mern, t) Pfarre Kirchftcttcn. 1. Gewährbuch 1747 
1850, 2 Bände. 11) Aumuhl. 1. Gewährbuch 1772— 1830. 

2 Bande. 2. Verlaffenfchafts-Abhandlungen 1817 — 1849, 
15 Nummern. 3. Kauf- und Ehecontracle 1835 — 1849, 
26 Nummern. 4. Grundbuchs - Aftcn 1834 — 1850, 
138 Nummern, wj Pfarre Brand. 1. GewöhrRapulare 
1837—1838. u) Pfarre Sieghardskirchen. I. Kauf- und 
Khccontrafte, 8 Nummern.^ Malthefer Ordens Com- 
mende Wien. 1. Grundbuchs-Aclcn. 6 Nummern. 

ij. Stift Tirnßein. 
I. Procefs- Acten 1825 — 1846, 13 Nummern. 



if. Pridau. 

aj Fridau. 1. t'riminal- Acten 1806 — 1850, 25 Fas- 
cikcl. 2 Schwere Polizeiübertrciungen 1840—1850, 
3 Fascikel. 3. Helitftcn-Vcrzeichnifs 1829—1837. 1 Fas- 
cikel, 4. Civiljuftiz-Actcn 1800 — 1850. 5. Inventurs- und 
Abhandlungs protokolle 1745—1849, 10 Bande. 6, Ver- 
laffenfchafts-Abhandlungen 1800—1850, 42 Fascikel. 
7. Teftamcntc 1842 1X48, 7 Nummern. 8. Ileirats- 
Protokollc 1764 — 1850, 4 Bande. 9. Kaufs-Protokolle 
1788—1850. 4 Bände. 10. Waifenamtsbuch 1675 - 1845, 
26 Bande. 11. Gewohrbuch 1725— 1823, 3 Bande. 
12, Grundbuch-Acftcn 1800 — 1850. 33 Fascikel. 13. Ein- 
rcichungs Protokolle 1824 -1850, 20 Fascikel. 14. Kc- 
pcrtoricn 1800—1832, 3 Bande, b) Ranzenbach-Hein- 
berg. 1. Grundbuch 1710 1791, 1 Band. 2. Amts-Proto- 
kollc 1754 — 1761, 1 Hand. 3. Inventurs • Protokolle 
1769 — 1781. 1 Band. 4 Waifenbuch 1780—1820,3 Hände, 

c) Mainburg. I. Inventurs - Protokolle 1743 — 1760 
1 Band. 2- Gewohrbuch 1754 — 1801. 1 Band. 3. Satzbuch 
1755 — 1787, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780 — 1821, 3 Bände. 

d) Wafcn. 1. Kauf- Protokolle 1737 1812, 1 Band 
2. Heirats Protokolle 1737 1803. 1 Band. 3. Abhand- 
lungs Protokolle 1737— lfi 03. < Band. 4 . Gewohrbuch 
1754 — 1808, 1 Band. 5. Waifenbuch 1780—1821, 3 Bande, 
t) Hub. 1. Waifenbuch 1780— 1819. I Band, fj Salau. 

1. Kauf und Heirats - Protokolle 1755 1821, 1 Band. 

2. Vcrlaflcnfchafts-Abhandlungcn 1838 — 1850, l Fas- 
cikcl. 3, Schwere Polizeiübertretungen 1846—1849, 
1 Fascikel. 

ij. Herrfchaft St. Polten. 
1. Delikten- Verzcichnifs in fehweren Polizeiüber- 
tretungen 1806 — 1849, 2 Fascikel. 2. Schwere Polizei- 
ubertretungen 1815- 1848, nach den einzelnen Jahren. 

3. Civilprocefs-Aclen 1797—1849, nach den einzelnen 
Jahren. 4. Civiljuftiz-Attcn 1818—1850. 22 Fascikel. 
5. Gerichts Protokolle 1721— 1820, 1 Band. 6, Inven- 
turs-Protokollc 1701 — 1849, 8 Bande. 7. Verlaffen- 
fchafts-Abhandlungen 1800 — 1849, 1 Fascikel. 8. Kauf- 
Protokolle 1617 — 1809, 2 Bande. 9. Kaufverträge 1803 
— 1845, 44 Nummern. 10. HciratsProtokolle 1742 — 
1796, 1 Band. 11. Ehecontradle 1832 — 1849, 25 Num- 
mern. 12. Grundbuch, 13 Bände. 13. Gewöhrbuch, 
8 Bände, 1796 -1828,3 Bände. 14. Satzprotokollc 1459 
—1783, 2 Bande. 15. Auffandungs-Protokolle 1799— 
1831, 1 Band. 16. Waifenbuch 1797—1822, 9 Bände. 
17. Waifen- und Depofitcnamts • Acten 179" — 1835, 
5 Fascikel. 18. Grundbuchs-Aften 1797 — 1850 nach den 
einzelnen Jahren. 19. lnftrumentcnbuch 1797—1835, 
1 Band. 20. Ruflical Faffion, 1 Band. 21. Indices 1797 
—1850, 3 Bande. 

16. Pfarre Margaretinn. 

I. Inventurs-Protokollc 1824-1840, 1 Band. 2. Kauf- 
Protokolle 1826 — 1850, 1 Band. 3. HciratsProtokolle 
1826—1850, 1 Band. 

17. Pfarre Obergrafendorf. 

I. VcrlalTenfchafts- Abhandlungen 1819—1844, 
8 Nummern. 2. Grundbuchs - Adlcn 1840 — 1844, 
60 Nummern. 

18. Pfarre Hafnerbach. 
I. Grundbuchs-Aclcn 1839—1849, o Fascikcl. 

.* 



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LVIII 



ig. Pfarre Pattenbrunn. 

t, Grundbuch, l Band. 2. Gewohrbuch, 1 Band. 
3. Kaufprotokolle, 1 Band. 4. Adeliges Kichtcramt, 
Acten 1784—1848, 42 Nummern. 5. Justiz-Acten 1819 
1848, 28 Nummern. 6. Untcrthans-GegenfUnde 
1760 — 1847, 34 Nummern. 7. Inventuren 1780 — 1849, 
2 Fascikcl mit Nr. I — 48 und 218 — 258. 8. Grundbuchs- 
Acten 1789 — 1850, 2 Fascikel. 

20. St. Andrii an der Traifttt. 

1. Vergleiche 1820 — 1849, t Fascikel. 2. Schätzun- 
gen und Fcilbictungcn 1820 — 1842, 1 Fascikcl 3. .Streit- 
fachen 1843—1850, l Fascikel. 4. Abhandlungen 1843 
— 1850. 2 Fascikel. 5. Vormundfchafts-Sachen 1843 — 
1850, 1 Fascikel. 6. Depofitenamts- Acten 1843—1850, 
1 Fascikcl. 7. Correfpondcnzen 1843- 1850, 1 Fascikel. 
8. Offiziofa 1843—1859, 1 Fascikel. 9. Gcrichts-Pro- 
tokollc 1794— 1801, 4 Bände. 10. Invcnturs-Protokollc 



1709—1790, 7 Bände. M, Kaufprotoknllc 1698, 1725, 
1768 — 1806. 12. 1 Icirats-Protokolle 1704—1789, 3 Bände. 
13. Gewohrbuch 1746—1769, 1785 — 1801. 14. Gewohr- 
Rapularc 1770— 1784. 15. Waifcnbuch 1789 — 1832, 
11 Bände. 16. Grundbuch Oberndorf 1662. i'Rand. 
17. Grundbuch Unterwolbling 1675, 1 Band. 18. Grund- 
buch Mamau 1682, 1 Band. 19. Grundbuch Eixendorf 
1682, 1 Band. 20. Grundbuch Baumgarten 1726, I Band. 
21. Grundbuch Ludmcrfcld 1682, l Band. 22. Grund- 
buch Walkersdorf 1741, 1 Band. 23. Grundbuch Wal- 
dendorf 1682, 1 Band, 24. Grundbuch Fels, 1 Band. 

31. Wafferburg. 

1. Streit fachen 1810 — 1850, 40 Fascikel. 2. Schwere 
l'oli/eiubertretungen 1811- 1850, 2 Fascikel. 3, Vcr- 
laffcnfchafts- Abhandlungen 1809 — 1850, 41 Fascikel. 
4. Grundbuchs-Acten 1818— 1850, 30 Fascikel. 5. Wai- 
fenamts- und Curatels-Aclcn 1824- 1850, 1 Fascikcl. 



Die Tauffteine zu Elbigenalp und Rankweil. 



Von (lonfervalur Samn.-/ 'Jt-any, 




[jEITAB vom grofsen Verkehre liegen in cin- 
famer Alpenhöhe auf der oberften Thalftufc 
des Lech die Häuferhaufen von Flbigenalp, der 
alterten Anfiedlung im Lcchthal, die einft, zuftnndig 
dem St. Magnus-Stifte in Füfscn, den Mittelpunkt der 
Seelforge viele Stunden weit thalaufwärts und abwärts 
bildete. Da fie fchon im Jahre 1401, als die Filiale 
Holzgau fich von ihr ablofte, urkundlich die „alte 
Pfarre* genannt ward, documentirl de wohl zur Genüge 
ihr ungemein hohes Alter. Finen Ucberreft aus der 
Zeit des erften Kirchenbaucs hat fie fich in dem alten 
Taufftein „mit einer fchwer zu enträthfclndenlnfchrifl", 
— wie Ludwig Stcub in feinem Werke „Drei Sommer 
in Tyrol" feiner Zeit erwähnt — noch gerettet, ein fo 
feltfames Denkmal, dafs es eine ausführlichere Bc- 
fchreibung wohl verdient. 

Dicfen alten Taufftein finden Befucher in der 
neuen Kirche rechts vor dem Chore aufgcftcllt, leider 
wie es häufig vorkommt, fo nahe an die Mauer gcrückl, 
dafs, um ihn zu zeichnen, theilweife der Spiegel zu 
Hilfe genommen werden mufste. Das Material beftcht 
aus weichem grauem Sandftcin, wenig widerflehend 
dem Froll c, der denn auch an dem oberen Schriftrand 
fchon bedenkliche Verheerung unter den Buchflaben 
an gerichtet hat. Ueber ganz niedrigem cylindrifchem 
Fufsc von beträchtlicher Dicke erhebt fich, wie ein 
keffelformigcr Zuber gertaltet, das gewaltige Tauf- 
becken, vom Boden weg 80 Cm. hoch, mit einem 
Durchmclicr von 96 Cm. am Rande und einem folchen 
von 103 Cm. an der bauchigften Stelle. In der äufsern 
Geftalt erfcheint noch ziemlich die Form alter Tauf- 
brunnen feftgchalten, in denen die Taufe durch Immer- 
fion fich vollzog, wenn auch damals diefer Brauch 
langft verfchwunden war und der nur gering ausge- 
höhlte Innenraum niemals eine folchc Beftimmung 
zugclalTen hätte. 



Den obern, 10 Cm. breiten Rand umzieht in 
gothifchen Minuskeln die folgende forgfältig ausge- 
führte Infchrift: 

anno dm nVcccCxl prespiter in menfa xpi (Chriftij 
quafi agnus dmi idominil placct" dat tibi vita (ml dat 
a'(ut) mor(tcm)°. 

Die fchonc Ausführung und intaetc Erhaltung 
läfst die Jahrzahl fo deutlich als 1440 lefen, dafs 




Fig 1 0. (Elbigcmtp.) 

Ludwig Steub wohl nur Dunkelheit im Räume irre- 
führte, fie als 1411 anzuführen. Noch fparlicher mufs 
das Sonnenlicht zu Thal und Kirche gedrungen fein, 
als ein Alterthumsforfcher aus Augsburg die Infchrift 
fclbft folgendermafsen las; Presbyter inmerfa pupa tpje 
agis omnium prima authoritate tibi nata dat animos, 



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LIX 



was derfelbe in nicht minder kuhner Weife alfo 
verdeutfehte: 

„Der Pricftcr, mein getauftes Puppchen (!), von 
dem du die erfte Weihe begehrft, verleiht dir, mein 
Kindchen, aus höherer Vollmacht Muth und Kraft." 

Wortlich und richtig uberfetzt lautet aber der 
Satz wie folgt: „Der Pricfter am Altartifchc gibt an 
Stelle des Lamme» Gottes das I.cben und gibt auch 
den Tod,* womit in aufserft prägnanter Weife ein 
fpeeififeh kathotifcher Gedanke fich ausgedruckt findet, 
Etwas rathfclhaft mag es feheinen, dafs gerade ein 
Taufftein folchc Umfchrift tragt, weil aber der Taufacl 
eine Ausübung der Pricftcrwürde ift, fo ging man in 
der Abficht, diefe herauszuheben, naturgemafs auf 
die hochfle Amtshandlung über, die noch geheimnifs- 
vollcr ift, als die Spendung der Taufe. Diefe fetzt die 
katholifche Glaubenslehre in innige Beziehung zur 
Kuchariftie, fo zwar, dafs die Taufe das Recht auf die 
letztere gibt. Die Infchrift fafst alfo die Taufe im echt 
katholifchen Sinn als das Thor auf, durch welches 
man zum cuchariftifchcn Chriftus gelangt. 

Kine folchc Auslegung fleht im Einklang mit 
der reichhaltigen Ornamentik, in welcher die mittel- 
alterliche Symbolik der Taufe und Kuchariftie ihre 
angcmcffcnc Stelle gefunden. Ks reihen fich unmit- 
telbar unter dem Rande fechs kreisrunde Medaillons 
aneinander, von rechts nach links folgende Darftcllun- 
gen enthaltend : 

I. Ein gehörntes vierfufsiges Thier, offenbar eine 
Ziege, wiewohl es fraglich, ob der Steinmetz damit 
feinem Auftraggeber entfprochen. Diefe leicht zu bc- 
fehaffende Creatur mufstc ihm wohl in Ermanglung 
des richtigen Originals eher als Modell für den Widder, 
in dem die Verfohnung mit Gott fich ausfpricht, wenn 
nicht gar für den ilir/eh dienen, welcher auf Tauf- 
becken fo vielfach als Symbol der heilsbcgicrigcn 
Seele dargeftcllt wird. 




Fig. t t. i Elbli;enalpc. j 



2. Ein mannliches bartiges Geficht, welches den 
innern Kaum des Kreifcs bis auf ein Segment ausfüllt ; 
was die niedere Stirn umgibt, ift kein Diadem, fondern 
das Kopfhaar. Die zwei runden Vertiefungen an den 
Wangen find fchwicrig zu deuten, wenn fic nicht 
Ohren oder Ohrengehange bezeichnen. Diefer mann- 



liche Kopf halte für fich allein hingereicht, ihn als 
Darfteilung des Mondes zu charaktcrifiren ; zur Hebung 
aller Zweifel ifl ihm aber noch links am Rande des 
Kreifcs die Mondfiehel beigegeben. Wie bekannt, 
drückt der Mond mit der Sonne, die wir ihm unmittel- 
bar angereiht fchen, den Hegriff der Ewigkeit und 
Gottheit aus. 

3. Ein weibliches Geficht innerhalb eines Strahlen- 
kreifcs ftcllt die Sonne dar, aufscr dem eben citirten 
Begriff auch das Sinnbild der Gnade Gottes, die 
hcrausleuchtct aus dem Taufwaffcr, das Symbol der 
wahren und reinigenden Liebe. 

4. Ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, dickem 
Hälfe und kräftigem Schnabel, zwifchenden gefpreizten 
Keinen ein Kreis mit Fifchblafcn-Ornamcnt; eher als 
Adler oder l'fau dürfte diefcs fragmentarifche Vogel- 
gebilde einen Pelikan vorftcllen, in welchem fymbolifch 
der Opfertod Chrirti ausgedrückt wird. 

5. Kine unförmliche Menfchengeftalt, eigentlich 
nur Kopf und Hals mit armahnlichen Gliedern, in 
der ich geneigt bin, einen Unhold, den bofen (ieifl, 
zu erkennen, mit dem das Mittelalter fich fo gern 
befchäftigte. Dcftcn Ausweisung und Ueberwindung 
kehrt in fo überaus vielen Dardellungcn in »1er innern 
und aufsern Ornamentik der Kirchen wieder; wenn wir 
einer folchcn Teufelsfratzc auch auf dem Taufftein 
begegnen, fo liegt keine Krklarung naher, als in ihm 
das bofe Princip im Menfchen im weitem Sinne erfafst, 
vielleicht die Krbfündc) zu erkennen, welches durch 
das Sacrament der Taufe ausgetrieben werden foll. 

6. Der Kelek, umgeben von Sonne und Mond, 
das ift der Priefterftand mit Beziehung auf das Mefs- 
Opfer gedacht ; wir fchen ihn in Verbindung gebracht 
mit den Symbolen der Kwigkeit und Gottheil, 
entfprechend der katholifchen Glaubenslehre, wornach 
der I'ricfter am Altare das Kamm Gottes vertritt 
und kraft feiner Weihe Handlungen mit der gleichen 
Geltung und Wirkung vornimmt, als wenn (Jhriftus, 
der Kwigc und Gottliche, fie felbll vollzöge. 

Den Raum zwifchen den Medaillons füllen fieben 
gothifchc Spitzbogen aus, von denen drei lieh nicht 
bis unten fortfetzen. Innerhalb eines folchcn Bogens 
bemerkt man ein dreifeitiges Wappcnfchildchcn mit 
ausgebauchten Seiten, eine kreuzähnlichc Figur im 
Felde. Vor dem letzten Spitzbogen ift noch ein Kaum 
ausgefpart zur Aufnahme eines weitem fymbolifchen 
Thieres, des Ifahns, von welchem der Ruf zur Kufse 
ausgeht, das bekannte Sinnbild der Wachfamkcit, zu 
der die Taufe verpflichtet. 

Noch bleibt die mit figürlichen und gothifirenden 
Blatt ■ Ornamenten gcfchmücktc Vorderfeite — als 
welche fic der Beginn der Infchrift kennzeichnet — zu 
erwähnen. Diefe vier grotesken Gcfichter gegen ein- 
ander vergleichend, kann ich mich des Gedankens 
nicht erwehren, es fei mittelft derfelben eine Darftcl- 
lung der Alter und Gcfchlechtcr im Momente ihrer Auf- 
erftchung bcabfichtigt, worin die Krlofung des ganzen 
Mcnfchengefchlechtcs durch das Sacrament der Taufe 
ihren hochften Abfchlul's erfahren foll. So fchwach 
begabt fich die Hand des Steinmetzen zeigt, wufstc 
fie doch fo weit ein Verftandnis ihrer Arbeit zu 
erreichen, um herauszufinden, dafs in dem kleinllcn 
unbehaarten Köpfchen zu unterft, gleich einem Filz 
an dünnem Stiel nach oben wachfend, die Neugc- 



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LX 



borncn, überhaupt die Kinder, in dem oberften Kahl- 
kopf das Bild eines Greifes und in den behaarten 
kräftigen Köpfen dazwischen Mann und Frau als 
Kepräfcntantcn des mittleren beften Lebensalters dem 
Hefehauer vorgeführt werden follte. Der Stellung des 
jugendlichen Menfchen, der feine Arme himmelwärts 
hebt, begegnen wir häufig in Sccnen der Auferstehung; 
fcltcner und origineller erfcheint die Darftcllung der 




tfg. z (Rull weil.) 

beiden Kopfe [der Krau und des Grcifesi ohne den 
ubrigen Korper, wodurch eine Andeutung ihres vom 
Irdifchen losgelollen Wcfcns verflicht fein mochte, 
welche Abficht noch eine weitere Verflarkung erfahrt 
durch Anbringung von blattartigcn Flügclanlätzen, um 
das Schweben im Räume zu bezeichnen. Die fpatcre 
Gewohnheit, Kngel als geflügelte Kindcrkopfchcn allge- 
mein darzuftellcn, ift mit der an unferm Taufftein zur 
Anfchauung gebrachten Idee in nichts verfchieden. 



Der alte TaufTchein, jetzt in der I iauptkirchc zu 
fehen, (tand ehedem in dem altern Gotteshaufe 
daneben, der kleinen St. Martins-Capcllc, welche als 
die alterte des Thaies gilt (fie war 1489 fchon der 
Ausbcfferung bedürftig'. Im (iebeinhaufe der Capelle 
Hell man jetzt noch, in vcrblafstcn Zügen an die 

Mauer angefchriebtn : j^/YTACÄ.. von Graveur 
Fulger, dem bekannten Chroniften des I.echthalcs 
als 1104 erklart, was mir ganz und gar unglaub- 
würdig erfcheint; entweder ift es eine zur Minuskel- 
zeit allgemein übliche Abweichung von der alt- 
romifchen Schreibweife, wonach Anno 1304 zu lefen 
wäre, oder es ift das £ cinft ein fj gewefen, deffen 
aufrechter Strich mit der Zeit verfchwunden, was mir 
um fo annehmbarer erfcheint, als an einem andern 
Theile der Mauer die Jahrzahl 1504 in zum Thcil 
romifchen Fettern fich alfo wiederholt: A M D Ä. 

In dem über eine Stunde entfernten fMsgau 
fand ich, zur Hälfte eingemauert, ebenfalls einen fchr 
alten Taufftein, in Form und Grofsc mit dem in 
Flbigenalp übeicinflimmend. So ausserordentlich ver- 
wittert der Stein fchon ift, lafst fich doch noch 
erkennen, dafs der obere Rand ebenfalls eine Infchrift 
getragen. Dagegen zeigt er keine Spuren von Reliefs 
an der Seite, wie fein Nachbar in Flbigenalp, deffen 
jetziger Standort in der I lauptpfarrkirche eben fo 
wenig der urfprünglichc ift ; denn feine I leimat ift in der 
nebenan liegenden gothifchen St. Scbaftians- Capelle 
zu fuchen, deren Erbauung laut einer Infchrift im 
Chore ins Jahr 1487 zu fetzen ilF 

Im alten St. l'cter zu Rankweil befindet fich 
ebenfalls ein alter Taufftein. Fr ift, wie Fig. 2 zeigt, 
von plumper Form, ein halbkugclformigcr, fich der 
Kelchform nähernder Behälter auf einem dicken, 
glatten eilindrifchen Fufsc. Am oberen reifformigen 
Rande findet fich folgende Infchrift: „Der Stain ift des 
edlen Vellen Innckcr Lcnhard", deren Schlufs auf der 
glatten Bodenfeite: Junas Vogt af Nunburg 1567, das 
Familienwappcn der Jonas — ein auf drei Gipfeln 
einherfchreitender Steinbock — zwifchen einfchliefsend. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 

Vun Dt K«ri Lmd. 

XI 

(Mit 15 Te»l-llluftraiioncn.) 



LOBAN1TZ. Die Pfarrkirche bcllcht aus einem 
Schmalen und fchr gedehnten Schiffe und dem 
damit gleich breiten und kurzen Chore, beides 
aus fpat-gothifcher Zeit ; der Chor bildet fich aus einem 
quadratischen Joche, das fpitzbogig überwölbt ift, und 
dem fünffeitigen Schluffc mit neuerer Ucbcrwölbung 
aufsen mit Strebepfeilern, die Fcnfter lind rechteckig 
modernifirt. Das Schiff zeigt in feiner Uebcrwolbung 
das der letzten Zeit der Gothik eigene Rippcngewirre; 
einige dcrl lauptrippen verlaufen aufWandfaulchen, die 
Fenrter der Nordfeitc find fpitzbogig, der Triumph- 



bogen halbkreisförmig. An der Ortfeite des Schiffes 
der zur alten Anlage gehörige Thurm, der theils 
gepaarte, theils einfache Schallfenfter hat, und von 
vier Giebeln und einem achtfeitigen 1'yramiden-Dachc 
bekrönt wird. 1 

Die Kirche gehört mit dem I'resbyterium einer 
früheren gothifchen Anlage an, der Zubau des Schiffes 
ftammt aus der Zeit der Spat-Gothik. Die argen 
Modernifirungen dürften um 1698 gefchehen fein, 

1 Mit thciUcifct Bcuiiuuiif d«r Boichlc der lltcrtn Gr.'/trr, /VMiul 

„r,d imum. 




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LXI 



welche Jahreszahl wiederholt in der Kirche zu bemer- 
ken ift. Die Denkfteine in der Kirche gehören geg- 
lichen Pcrfonen an, (lammen aus dem 17. und 18. Jahr- 
hundert und find künftlerifch wcrthlos. Der Taufftcin 
dürfte noch dem 17. Jahrhundert angehören und hat 
die Geftalt ahnlich wie in Dittersdorf. Fig. 1 gibt die 
Abbildung der am Friedhofe bei der Kirche befind- 
lichen Todtcnlcuchte (im Volksmunde: Leuchtthurmi ; 
fonderbarcr Weife ift das viereckige und nach vier 
Seiten offene Lichthauschen mit einem Schindcldache 
bedeckt, aus dem fich die fteinerne Kreuzblume her- 
aushebt (Fig. 1). 




Fig. 1 (Glob.nil..) K.g. 4. 5. (Mochlingl 



Nordlich der Kirche eine Rund-Capelle aus der 
Uebergangszeit vom Grundriffe der Fig. 2. Der Ein- 
gang fpitzbogig, Kreuzrippen, kleine im Kleblatt 
Bogen gcfchloffene Fcnfter. Das Dach kegelförmig; ob 
ein Gruftraum beftcht, ift nicht bekannt, ein Eingang 
ift nicht zu bemerken. 

Die Filial-Kirche zum heil. Johannes in Jaunßein 
ein kleiner cinfehiffiger Bau, im Chore mit fpitzbogigem 
Gratgewölbe und zierlichem gemauertem Dachreiter. 
An der Aufscnfeitc des Chores 1678, des Schiffes 1735. 

St. Stephan in Feuersberg, Die Pfarrkirche durfte 
noch im 15. Jahrhundert entftanden fein, beftcht aus 
einem groisen breiten Schiffe und einem Presbytcrium 
(oblonges Joch und fünffeitiger Schlufs) mit fchoner 
Netzrippen - Ucberwölbung, Dreiviertelfäulchen als 
Wandftutzen, doch haben nur die im Chor eigene 
Capitalc mit Gefichtsmasken. Die Fenrter fpitzbogig 
doch nur das Mittelfcnfter im Chor-Schluffc mit Maafs- 
werk. DicBruftung des Orgel-Chores theils mit Relief- 
figuren: St. Stephans und Laurenz, wie fic zwei knic- 
enden Armen Almofen fpenden, theils mit verfchlun- 
genem Blend-Maafswcrk geziert. Der Triumphbogen 
ift mit drei Seiten aus dem Achteck profilirt. An der 
fudlichen SchiffTcitc ein Wandgemälde, die Kreuzigung 
vorftellcnd (renovatum 1776); der Taufftein ift info- 
fern beachtenswert!«, als f.ch in eigenthümlicher Weife 



die Windung der Säule auch am Becken fortfetzt. 
Aufsen Strebepfeiler um die ganze Kirche. Der Thurm 
Hebt an der U'eftfront und dient im ErdgcfcholTe als 
Vorhalle, hat doppelte fpitzbogige Schalllöcher, ein 
achtfeitiges Zeltdach und vier Giebel. 

Die St. Lorenz-Kirche in Stein (Fig. 3) foll fchon 
im lt. Jahrhundert geftiftet worden fein. Die Bauart 
diefer kleinen Kirche, die fich auf einem gegen Süden 
und Often fteil abfallenden Hügel erhebt, zeigt ver- 
fchiedene Bauzeiten für die einzelnen Theile. Der halb 
runde Chor-Schlufs fammt Krypta gehört noch der 
romanifchen Zeit an. Das Schiff hat in einem Joche, 
fowic das Chor-Quadrat ein zufammengefetztes Kreuz- 
gewölbe mit Kippen auf Confolen ruhend. Der Thurm 
flammt aus neuefter Zeit, Hinfichtlich der Krypta ift 
zu bemerken, dafs fie fich unter dem Quadrate ausdehnt 
und hier durch vier ziemlich fchwache Trennung* 
Säulen untertheilt wird; rundbogige Kreuzgewölbe, 
kleine halbrunde Fcnfter in den überaus ftarken 
Wanden; der romanifche Bau aus Tuffftcin. 




Fig. 3. (Stein.) 



Die durch den koftbaren Holzfchrein, der wahr- 
scheinlich ein heiliges Grab war und fich nun in den 
Hoffammlungcn befindet, bekannte Kirche zu Mochling 
ift ein fpät-gothifcher cinfehiffiger Bau mit neuerem 
Capellen- Anbaue und einem der Wcftfeitc vorgebauten 
Thurme mit hohem achtfeitigem Zeltdache, delTen Erd- 
gefchofs als Vorhalle dient. Im Chor und Schiff Netz- 
gewölbe, die Rippen ruhen im Chore auf Wandfaulen, 
fonft auf Confolen (Fig. 4). Die beiden Fcnfter im 
Schiffe fpitzbogig. ebenfo die gepaarten Fenfter am 
Thurme. An einem WeihwafTerftein ein Schildchen mit 
der Jahrzahl 1521. An der Evangelien-Seite des Chores 
fteht der Taufftcin [Fig. 5). Zwei Glocken fuhren die 
Jahreszahl 1666. An der Evangelien-Seite des Altars 
fteht ein etwas plumpes Sacraments Häuschen in Form 
einer Nifche ohne Bekronung auf einer Halbfaule ruhend. 



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LX1I 



Unter den mittelalterlichen Baulichkeiten zu 
/ plktrtmarkt fei zunüchft der am Friedhofe flehenden 
cinfehiffigen Ruprcchts-Kirche gedacht. Sie war bis 
Mitte des 13. Jahrhunderts die Pfarrkirche, auch gehört 
Tie mit ihrer erften Anlage noch in die romanifchc 
Styl Periode zurück, urfprünglich ein Hafilikcn-Bau mit 
flachgedccktcm Schiffe, das in jüngerer Zeil überwölbt 




Fig b. (Volkcrmaikt ) 



wurde, wie überhaupt an dem ganzen Haue wiederholte 
Reftaurationen mitunter gcwaltfam wirthfehafteten. 
Das Schiff beficht aus fünf Jochen, davon jetloch das 
letzte Joch jetzt als Prcsbyterium dient. Als Presby- 
tcrium diente urfprünglich die viereckige mit einem 




Kig. 7. »Griffen.) 



Kreuigewölbc überdeckte Halle, darüber fich der 
Thurm erhebt, der übrigens ein jüngerer Hau fein 
durfte. Durch die Uebcrwolbung wurden die urfpning- 
lichcn kleinen Fcnflcr in der oberen Wand des Schiffes 
gcgenftandslos, da fie über die Wölbung kamen. 

Das Gcwulbe der Thurmhalle, die mit Kleeblatt- 
bogen gefchloffencn dortigen Abfehlufsfcnftcr, die im 
gefchweiften Spitzbogen dort angebrachte Nifche 



dürften mit dem Thurmbau entflandcn fein, in fo 
weit diefer fich vom erften Gefchofse erhebt, denn dort 
findet fich noch ein romanifcher Rundbogenfries. Der 
Fries im zweiten Stockwerke enthalt arcadenartig 
aneinander gereihte Maucrblenden. Das Haupt-Portal 
ill im Rundbogen conflruirt, in drei Stufen eingezogen 




Fi|j. 8. (Griffen) 



mit einfach gegliederten Kämpfern. Im Bogcnfcldc 
der Reft einer antiken Sculptur, wie man fie in Treffen 
findet, in fechseckigen Feldern Kofcn und Sternen. 
Ucbcr dem Portale ein einfaches Rundfenfter, das 
Seiten-Portal im gefchweiften Schutzbogen. An der 
rechten Seite ein fpat-gothifcher Capellen-Bau. 




Fig. <» 10 1 Griffen 



Im Thurme fand lieh noch vor kurzem ein Glas- 
gemaUle mit den Bruftbildern des heil. Nicolaus und 
Ruprecht auf reich ornamentirtem Grunde, Glas- 
malereien, die in das 14. Jahrhundert zurückreichen 
dürften (Fig. 6). 

Die alte Pfarrkirche St. Jacob im Stifte Griffen 
war urfprünglich eine einfache romanifche Kirche, die 



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LXIII 



während der gothifchen Periode faft ganz umgebaut 
und in eine Hallenkirche umgeftaltet wurde. Sie ift 
einfehiffig mit einer Abfcitc als neuerem Zubau (1538). 
Das Langhaus ift mit einem Netzgcwolbe überdeckt, 
deffen Kippen auf Hatbfaulcn mit vorgelegten Rund 
ftäben ruhen. Zwifchcn Chor und Schiff die Thurm- 
halle, ein Reft des romanifchen Baues. Der Thurm 




Kig. II. 1 Berg.) 



ift mafiiv und erhebt fich nur wenig über das Kirchen- 
dach, jetzt mit vier Giebeln und fpitzem Helme, rund- 
bogige Fenfter. Das Presbyterium befteht aus dem 
funfieitigen Chor-Schluffe und einem Gcwblbejoche. 
Kreuzgewölbe mit ftarken Rippen auf Halbrundftäben 
und grofsen Schlufsfteinen. Die Fenfter fpitzbogig mit 
einfachem Maafswcrke. Das Haupt-Portal und das 
Seiten-Portal rundbogig, erfteres zweimal in der Wan- 
dung abgeftuft. Der Sturz wagrecht, im halbrunden 
Tympanon ein Kreuz, Fig. 8, Fig. 9 vom Seiten-Portal. 
Ueber dem Haupt-Portal der Wcftfcitc ein Fünfpafs- 
Rundfcnfter, im Giebel ein viereckiges ftark einge- 
zogenes Fenfter. Die Strebepfeiler dreimal abgeftuft. 1 




Fig. 12 (Berg.) 



Im Seitenfchiflfc ein dahin verfetztes romanifches 
Fenfter mit charakteriftifcher Mittelfaule. (Fig. 10.) In 
der Sacriftci ein gothifirendcr Kelch von 1651. 
■ M,.ik. L i.j, 11. 4 > XL**. 
VIII. N. Y. 



In der Nähe der Kirche war wenigftens noch vor 
einigen Jahren ein viereckiger maffiver Fcftungsthurm 
mit bedachtem Mordgange geftanden. 

* ä 




Fig. 13. .Berg.) 



An der Wehrmauer ein Relief aus rothem Sand- 
ftein, die drei Könige darftellcnd, in roher Sculptur, 
doch wahrfcheinlich aus früh-gothifcher Zeit (Fig. 11). 




Fig, 14. (Sachfenbnrg ) 



Die Pfarrkirche in Berg. Decanat OberDrauthal, 
einer fchon 1292 urkundlich erfcheinenden Stiftung, 
gehört noch theilweife der romanifchen Bauzeit an. 
Der Grundrifs zeigt ein breites Langhaus von drei 
Travecn mit fchr intereffantem Netzgewölbe (Fig. Ii), 
das jedoch in den letzten Decennien eine ausgiebige 
Acnderung durchzumachen hatte. Ks beftand nämlich 

h 



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LXIV 



in Mitte zwifchen dem erden und zweiten Joche ein 
achteckiger Pfeiler, auf dem fich das Netzgewölbe 
fächerförmig auflagerte. Diefer Pfeiler wurde caffirt 
und dasNetzgewolbe theilweifc entfprechend erneuert. 
Zwilchen dem zweiten und dritten Joche flehen zwei 
folche Pfeiler, die zugleich den Orgel-Chor mittragen. 
Auf der Sudfeitc drcithciligc Strebepfeiler. 

Das Presbyterium befteht aus einem Quadrate, 
daneben der Thurm mit der Sacriftei, im unteren Ge- 
fchofsc und aus dem halbrunden Schluffe ausgc- 
fprochen romanifchc Bauthcilc. Im Presbyterium-Jochc 
ftarke rohe Rippen. Die Aufsenfeite der Apfis hatte 
ohne Zweifel eine Bemalung mit reliefirtcn Heiligen- 
feheinen, denn diefe find unter der Tünche noch zu 
erkennen; ein Nimbus hatte in der Mitte eine Krone. 
An der Südfeitc des I.anghaufes drei Fcnfter und ein 
kleines Portal. Das romanifchc Haupt-Portal an der 
Fagadc verengt fich zweimal mit dazwifchen gelegten 
romanifchen Siulcn, geradem Sturz und halbrundem 
Schluffe. In der Sacriflci acht alte gothifchc Leuchter 
von vcrfchicdcncr Gröfsc. 

Der Thurm fcheint zum gröfsten Theil der roma- 
nifchen Zeit anzugehören, hat rundbogige Doppcl- 
fenfter mit Thcilungsfaulen. Die Fenfter der Glocken- 
ftubc dagegen fpitzbogig, vier Giebel und ein acht- 
feitiger Helm. An einem fehmiedeifernen Gitter eines 
Thurmfenfters die Jahreszahl 1501. Auf dcrNordfcitc der 
Kirche Schicfsluckcn, auf der Südfeitc eine Pechnafe. 

In der Kirche findet fich das 
Grabmal des Hans Gausler, Pfleger 
in Rottendem 1589, des Ulrich 
Mayer zum Jordanhof am Stein 
1606, ein Kreuz in Relief, davor 
kniet ein Ritter mit zwei Frauen ; 
des Oswald Mulcth 1685 Pfleger 
von Greifenburg, endlich der Frau 
Lucia der Ungnadin des Herrn 
Ulrich v. Wcispriach Gemahlin 
(Wappen der Weispriach). 

Die Michafh-Caprfle (Fig. 12), 
ein mit Strebepfeilern geftützter 
Rundbau und mit aus dem Halb- 
kreifc conftruirten Concha, nord- 
lieh der Kirche gelegen. Der Unter- 
raum dient als Beinhaus. In der 
Apfis drei, im Rundbau ein Fenfter. 
Der Eingang ins Beinhaus von 
aufsen. Die Aufsenfeitc der Capelle 
zeigt an einem Wandfcldc Rcfte 
einer alten rohen Malerei: Chriftus 
mit den fchlafenden Jüngern am 
Oelbergc. Im Innern am Schlufs- 
fteine das Lamm gemalt, die Rip- 
|ienbemalung fchon fchr* zerftört. An den Gcwolbe- 
kappen erkennt man: Jefus auf der Halbkugel, ihm zu 
Füfscn Maria und Johannes, dann drei Apoftel und ein 
Kngel, dann drei fitzende Apoftel, unten das Fege- 
feuer; die Verkündigung, der Engei kniet vor Maria, 
in einer gothifchen Architektur ift Gott Vater zu 
leben; dann drei Apoflcl, ein Engel, und die Auf- 
erftchung |ri, drei Apoftel, ein Engel mit dem Kreuze 
und ein zweiter, der die Seligen ins Paradies führt; 
auf dem Verkündigung* - Bilde: op. fec. Johannes 
Achthalter (?). 



Zur Kirche in Berg gehört die Alhanafius-CapclU 
aufserhalb des Ortes gelegen. Schlank und fchon baut 
fich das Presbyterium mit feinem dreifeitigen Schluffe 
(Fig. 13) auf, mit den fein gegliederten Strebepfeilern 
und mit feinem zierlichen Netzgewölbe, deffen Rippen 
auf runden Dienftcn ruhen. An den Wanden findet 
lieh die Legende des heil. Athanafius, gute Malerei 
aus der RcnailTancc-Zeit. Das Schiff ift niedrig und 
mit einer alten Holzdccke verfchen, deren Vcrfcha- 
lung fich an den profilirten Triumphbogen anfchliefst 
und mit den den ganzen oberen Raum bedeckenden 
Galerien. Im Presbyterium eine gothifche Mcnfa. Der 
Sockel der Kirche fein profilirt. 

Die Pfarrkirche in Saclifenburg (Fig. 14) hat eine 
cinfehiffige Anlage mit in das Schiff einfpringenden 
Pfeilern, die zugleich als Dicnftc für die Rippen des 
Netzgcwolbes dienen. Einige diefer Auflagcftcllcn find 
mit einfachen Rippen geziert. Auch das aus zwei 
Jochen und drei Seiten des Sechseckes im Schluffe 
bcftchcndc Presbyterium hat ein — wohl aber etwas 
einfacheres Netzgewölbc , die Rippen vereinigen fich 
hier mit den Dienftcn, indem fie in deren Capital cin- 
fehneiden. Beim Triumphbogen laufen die Rippen auf 
Confolen auf. In den drei Schlufsftcincn roth und weifs 
bemalte Wappen. Die Sacriftei befindet fich im Erd 
gefchofse des Thurmes zunächft dem Presbyterium, 
(Spitzbogen -Fenfter und Spitzhelm). Die fchr.igcn 
Strebepfeiler des Prcsbytcriums gehen nur bis zur 




Fig. 15. .Ob«r S ottc«rcl<l ) 

halben Höhe des Gebäudes. Das Haupt- und das 
Seiten-Portal einfach profilirt und mit ziemlich rohen 
fehmiedeifernen Befchlägen verfehen. Die Fenfter fpitz- 
bogig mit Maafswerk. An der Aufsenfeitc Spuren alter 
Malerei. In der Sacriftei ein fpat gothifcher Kelch. 

In der Kirche das Grabmal des falzburgifchcn 
Pflegers Joh. Glikoflcr 1678 und der Reft eines Grab- 
mals von 1440, auf dem Stein ein Kreuz, links ein 
unkenntliches Wappen. 

Nahe bei Sachfcnburg liegt das kleine romanifchc 
Kirchlein zu St. Rupert in Obtrgotlesfeld, der Grund- 



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LXV 

rifs veranfchaulicht deutlich die romanifchc Anlage mentcn bematt, unten die Symbole der Evangcliftcn 
mit der halbrunden Apfis und Holzdecke einfacher in Medaillons [Fig. 15). Der in neuer Zeit leider arg 
Landkirchen. In der Concha eine Freske: Chriftus als herausgeputzte Flügel-Altar mit den Darrtellungen 
Weltrichtcr auf dem Regenbogen in der eiförmigen der Verkündigung, der Geburt Chrifti und des Todes 
Glorie. Der Grund herum mit reichen Pflanzcn-Orna- Märiens verdient befondere Beachtung 



Notizen. 



24. ( Rathfchlägc in Betreff alter Wandgemälde in 
Kirchen. Sehloffern etc.). 

Seitdem man in Oefterreich den Denkmalen 
der Kunft der Vorzeit gröfsere Beachtung fchenkt, 
was insbefondere durch die von der k. k. Central- 
Commiffion für Kunft- und hiftorifchc Denkmale, von 
den Gefchichts- Vereinen der einzelnen Lander und 
mitteilt zahlreicher Publicationcn ausgehenden Anre- 
gungen feit einigen Deccnnicn gefchieht. irt man auch 
auf die in vielen Kirchen, Capellen, Kreuzgangen, 
Schlöffern u. f. w. noch vorhandenen Wandmalereien 
aus dem Mittelalter und der nachfolgenden Zeit 
aufmerkfam gemacht worden. Es hat fich gezeigt, 
dafs deren weit mehrere vorhanden find, als man 
erwartete und nicht nur grofsc Bauwerke in ganzen 
Cyklcn mit folchen ausgefchmückt find, wie die Kreuz- 
gänge von Schwaz, Brixen, im Frauen-Chor des Domes 
zu Gurk, die Schlöffcr Kunkclftcin in Tyrol, Karlrtcin 
in Böhmen und andere, fondern auch kleinere Kirchen, 
namentlich in Böhmen, Tyrol und Kärnten, fowie 
Capellen, unter diefen befonders die neben den Kirchen 
flehenden Rund-Capellen (fogenannte Karner), kleinere 
Burgen und Häufer folchc aufweifen. 

Sehr viele diefer Malereien wurden in einer Zeit, 
welche für die Kunft des Mittelalters wenig Verftänd- 
nifs hatte, übertüncht und werden neuefter Zeit wieder 
blosgelcgt. Gar manche mögen noch unter der Tünche 
verborgen fein und harren der kunftfinnigen Hand, 
welche fie von ihrer Hülle befreit und wieder an das 
Tageslicht bringt. 

Einzelne fich ablofcndc Stücke der Tünche ver- 
rathen oft das Vorhandenfein von unter diefen ver- 
borgenen Wandmalereien, bisweilen auch nur die 
durchfehimmernden Heiligenfcheine, die man in alter 
Zeit gern etwas erhoben bildete, die daher trotz der 
Tünche noch kenntlich blieben. 

Das Aufdecken von Wandgemälden, das Entfer- 
nen der Uebcrtünchung erfordert aber die grofste 
Vorficht. Wenn jene nicht dadurch zerftort werden 
follen, mufs dabei mit Verltandnis und aller Behutfam- 
keit zu Werke gegangen werden. 

Um die Tünche von Wandmalereien gewiffenhaft 
und ohne zu fehaden, zu entfernen, irt ein weiches 
weifses Druckpapier (natürlich noch unbedruckt) mit 
Stärke, die zu Kleirtcr gekocht wurde, zu beftreichen 
und mit den übertünchten Stellen gut zu verbinden. 

Dies mufs in der Weife gefchchen, dafs keinerlei 
Blafen zwifchen dem Papier und der Tünche zu finden 
find, mit einem Worte, das Papier mufs überall voll- 
kommen aufliegen und befeftigt fein. 

Stellen, die herausgefallen find, und Löcher in der 
Wandflkche bilden, follen vor der Auflage des Papiers 



mit Gyps gut verkittet werden, aber in der Art, dafs 
nicht etwa mit einemmal die Vertiefung ausgefüllt, 
fondern durch öfteres Auftragen desGypfes die gleiche 
Fläche hcrgeltellt wird. Bei Löchern, die auf einmal 
verkittet find, fpringt in der Regel der Kitt (d. h. der 
Gyps) und kommen Riffe. 

Wenn Papier und Kleirtcr vollkommen trocken, 
beginnt die Ablofung und mit dem Papier löfen lieh 
die Schichten der Tünche von der Malerei ab, Selbft- 
verftändlich mufs bei diefer Arbeit mit Vorficht und 
Gewiffenhaftigkeit vorgegangen werden und ift jede 
Uebercilung zu vermeiden. 

Sollten, wie es vorzukommen pflegt, einzelne 
Theile der Tünche zurückbleiben, fo ift fpäter mit 
einem geeigneten Meffcr oder Schabeifen forgfam 
nachzuhelfen und find die einzelnen Theile auf diele 
Art zu entfernen. 

Dicfe ganze Arbeit verlangt in erfter Linie einen 
Mann von echt künftlcrifchcr Empfindung, der, um das 
vorhandene Original zu retten, mit Liebe und Hinge- 
bung arbeitet; denn fonlt werden die alten Werke 
(tatt gerettet, erft recht verdorben werden. 

Solche blosgelegte Wandgemälde, befonders die 
figuralifchen, find in mehrfacher Beziehung von aufscr- 
ordentlichem Werthe. In Kirchen wurden fie in alter 
Zeit zur Erbauung und Belehrung der Glaubigen 
angebracht; in einer fortlaufenden Reihe von Bildern 
bringen manche die Begebenheiten aus dem Leben 
des Heilands, der heil. Jungfrau, der Märtyrer und 
Heiligen zur Anfchauung, erzählen die Kindheit Jefu, 
die Paffion des Erlofcrs, die Wunder und den Märty- 
rertod feiner Heiligen, oft desjenigen, dem die be- 
treffende Kirche zu befonderer Verehrung geweiht ift, 
oder die Geftalten diefer Heiligen fehen, zur Ver- 
ehrung auffordernd, würdevoll auf den Bcfchaucr 
herab. Dazu gefellcn fich tief bedeutfame Symbole 
und eine edle ftylvolle Ornamentik. Der fromme 
gläubige Sinn unferer Altvordern brachte in die ein- 
fachen Darftellungen, weil fie mit Ueberzeuyung 
gefchaffen und empfunden wurden, eine fo andachts- 
volle Stimmung, dafs fie auch in geringen und ver- 
blafstcn Ucberrcften noch heut zu Tage tief auf das 
Gemuth des Bcfchaucrs einwirken. 

Aber auch in kunft und culturgefchichtlicher 
Beziehung lind die alten Wandgemälde von hoher 
Bedeutung. Sie lind Zeugen des Könnens, der Kunft- 
thätigkeit unferer Vorfahren, ihrer Begabung, ihres 
freien Gefühles für das Schöne und Wahre. Sie fprechen 
deutlich zu uns, welche hohe Kunllftufe die einzelnen 
Volksftämme unfercs gemeinfamen Vaterlandes fchon 
in alter Zeit erreicht haben, welche Bildung lie be- 
fafsen; es ift daher eine Pflicht der Pietät und des 

V* 



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LXVI 



Patriotismus, folchc Denkmale zu erhalten und durch 
ihre forgfältige Schonung der Nachwelt als fprechende 
Hcweifc der früheren Cultur und Kunftfertigkeit, fowic 
des Verftändniffes unferer Zeit unverfchrt zu be- 
wahren. Jeder Ort. welcher folchc befitzt, ift glücklich 
zu preifen, er erhalt eine Bedeutung in der Kunft- 
gefchichte, wird in der gebildeten Welt bekannt, und 
kunftfinnige Fremde aus aller Herren Lander werden 
dahin pilgern, um fich an den Schöpfungen einer l.ingft 
entfehwundenen Generation zu erfreuen, fie zu ftudiren. 
Mancher Ort, der fonft der Welt kaum bekannt wäre, 
kann durch ein bedeutendes Kunftwcrk der Vorzeit 
zu einem Wallfahrtsorte der Kunflfreunde und Gelehrten 
werden. Ks liegt daher im wohlvcrftandencn IntcreflTc 
jeder Gemeinde, in deren Bezirk fich folche Kunft- 
denkmale befinden, auf diefelben wohl Acht zu haben. 

Die alten Wandmalereien haben aber nur diefen 
Werth, wenn fie wo möglich fo, wie fic find, unberührt 
und int a et erhalten bleiben. 

Es gibt einen Feind, der fchlimmer ift als der 
Zahn der Zeit und als die Kalktünchc, es ift die foge- 
nannte Hcrftcllung oder eigentlich Uebermalung durch 
unberufene Hand. Dicfe ift darum dcrfchlimmfteEcind, 
weil fic nicht mehr entfernt werden kann und das 
Denkmal alter Kunft unter ihr für immer begraben ift. 
Die wirklich cntfprcchendc ftylgcrcchtc Hcrftcllung 
fchadhafter alter Wandgemaide gehört zu den fchwie- 
rigften Aufgaben; der betreffende Künftlcr mufs nicht 
nur mit den verfchiedenen Arten der Technik, in 
welchen die einzelnen dcrfclben ausgeführt find, voll- 
kommen vertraut fein, fondern auch den Charakter 
und Styl der verfchiedenen Perioden der alten Kunft 
gründlich verftehen und völlig innehaben, nur dann 
kann er im Stande fein, die Schaden im Geifte des 
Kundlers, der vor fo langer Zeit die Bilder fertigte, 
auszubeflern. Noch viel fchwieriger ift es, fehlende 
Theile, die Kopfe, Hände, Küfsc im richtigen Style 
anzufügen. Ks mufs dabei mit gröfster Pietät für das 
alte Kunftdenkmal und unbedingter Schonung aller 
erhaltenen VeberrcfU vorgegangen werden. Selbft 
unter den tüchtigen und gefchulten Künftlern der 
Hauptftädtc gibt es nur wenige, die fo weit mit der 
alten Kunft vertraut find, fie fo eingehend ftudirt 
haben, um eine derartige Reftaurirung in entfpre- 
chender, den Kenner befriedigender Weife durch- 
zufuhren. 

Bei der Wahl eines Malers, dem man die Hcrftcl- 
lung alter Wandgemälde anvertrauen will, erfcheint 
daher die aufserfte Vorficht geboten. Leider gefchicht 
es nur zu oft, dafs die AusbelTcrung oder Auffrifchung 
alter Gemälde Malern übertragen wird, wie Zimmer- 
malcrn oder Staffircrn von Altären, die in ihrer Sphäre 
recht gefchickt fein mögen, aber nicht im entfernteften 
die Eignung befitzen, um dicfclbe mit der nöthigen 
Schonung und kunftgerecht durchzufuhren. Meißens 
werden die Bilder mit Leimfarbe übermalt, worauf fic 
zwar für das Auge derjenigen, welche für die alte 
Kunft kein Verftändnis befitzen, bunt und frifch genug 
ausfeilen, aber den Verftandigcn mit Entfctzcn und 
Entrüftung erfüllen. Das alte Kunftdenkmal ift für 
immer zerftört, ein neues fremdartiges an defTen 
Stelle getreten, das keinen Werth mehr hat. Alle die 
oben angedeuteten Vortheile für den Ort find ver- 
loren, und wenn es einmal bekannt ift, dafs alte 



Gemälde neu übermalt find, fo fallt es Niemandem 
mehr ein fie aufzufuchen, weil an ihnen die alte Kunft- 
weifc nicht mehr zu ftudiren ift. Ein folcher Vorgang 
wird von den Sachverftandigen. in Reifehandbuchern, 
kunftgcfchichtlichcn Werken und Zeitungen auf das 
fchärffte kritifirt und in verdienter Weife auf das ent- 
fehiedenfte verdammt. Der Schatz, den der Ort an dem 
alten Kunftdcnkmalc befeffen hat, er ift unwiederbring- 
lich verloren. 

Bei der Schwierigkeit der Hcrftcllung von Wand- 
malereien und bei der Verfchiedenheit des Verfahrens, 
welches dabei in den einzelnen Fällen anzuwenden ift. 
laffcn fich keine allgemeinen Regeln für dicfelbe auf- 
ft eilen. 

Die k. k. Central- Commiffion für Kunfl- und 
hiflorifche Denkmale ift eingefetzt, um über die Er- 
haltung der Kunftdcnkmalc der Vorzeit zu wachen, 
fic betrachtet es als eine ihrer wichtigften Aufgaben, 
die in den verfchiedenen Ländern des öftcrrcichifchen 
Kaifcrftaates vorhandenen alten Wandmalereien fowohl 
kennen zu lernen und durch ihre Publicationen zur 
Kcnntnifs der Kunftforfcher und Kunftfrcundc zu 
bringen, als auch für deren Erhaltung für die Nach- 
welt Sorge zu tragen. 

Es ergeht daher an alle Bcfitzcr alter Wand- 
gemälde oder diejenigen, unter deren Obforge die 
Gebäude ftchen, wo folchc vorhanden find oder zukünf- 
tig entdeckt werden, die dringende Aufforderung, 
nicht ohne Einvernehmen der genannten Commiffion 
eine Ausbeffcrung oder Reftaurirung vornehmen zu 
laffen, fondern wenn eine Herftellung der vorhandenen 
Gemälde nothwendig erfcheint, fowie von neu ent- 
deckten entweder an den Confervator für die alten 
Kunftdcnkmalc des Bezirkes, oder auch direft an die 
k. k. Central-Commiffion in Wien Bericht zu erftatten. 

Die Commiffion wird dann fofort einen Sachver- 
ftandigen zur Untcrfuchung des Denkmals entfenden, 
der im Einverftändniffc mit dem Befitzcr oder Be- 
wahrer dcsfelben die entfprechenden Maafsnahmen in 
Vorfchlag bringen wird. Die Central-Commiffion ift 
bereit, unterftützt durch die in folchen Dingen be- 
währteften und erfahrenften Fachmänner, in jedem 
Falle mit Rath an die Hand zu gehen, diejenigen Per- 
sönlichkeiten, denen die nothwendige oder gewünfehte 
Herftellung zu übertragen wäre, namhaft zu machen 
und, foweit es ihre Mittel erlauben, auch diefelbe 
pecuniixr zu unterftützen, letzteres natürlich nur in dem 
Falle, wenn ihre Anordnungen eingehalten, und die 
von Fall zu Fall zu beftimmenden Grundfatzc genau 
verfolgt werden. 

Zum Schlufs fei es gefagt, dafs nur die wahre und 
echte Liebe zum Kunftwcrk die Bürgfchaft gibt für 
die ehrliche und gewiffenhafte Erhaltung und Hcr- 
ftcllung der vorhandenen Kunftwerke. 

25. Im März d. J. wurde der Platz vor dem Rath- 
haufe zu Nimburg geebnet und in eine Gartenanlage 
umgewandelt. Bei diefer Gelegenheit fand man laut 
Berichtes des Confervators Baum das Bruchftück eines 
modellierten Pferdezaumes aus Bronze, das, aus prä- 
hiftorifchcr Zeit flammend, jedoch in Folge der erkenn • 
baren ftarken Abnützung einen längeren Gebrauch 
vermuthen läfst. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer 



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LXVH 



Gcgenftand durch Zufall, etwa eine Frdanfchüttung an 
die Fundftellc gelangte. Bisherlind drei prahiftorifchc 
Fundftellen im Stadtgebiete von Nimburg bekannt, 
wovon jedoch nur eine eine Begrabnifsftätte war. 



26. Es ift bekannt, dafs aus der hochintcrcffantcn 
Fundftätte am Berge HraJiit bei Ncuhüttcn-Nizburg 
bereits drei reiche Sammlungen hervorgegangen find, 
nämlich jene des Herrn Dr. lierger und des Kunft- 
handlers Lehmann in Prag, dann die Sammlung des 
Herrn Direktors Groffe in Ncuhüttcn, welch letztere 
nunmehr von Seite des k. k. naturhiftorifchen Hof- 
Mufeums in Wien erworben wurde. Doch weder durch 
diefe Sammlungen noch durch die Acquifition zahl- 
reicher Altcrthümcr feitens anderweitiger Liebhaber 
wurden die Schatze des Hradist erfchopft, indem von 
Zeit zu Zeit immer noch merkwürdige Funde das Licht 
der Welt erblicken. Im Jahre 1881 war es fpecicll die 
Sammlung des Herrn Lthmann, welche durch einige 
neue Objcctc bereichert wurde. Von diefen mögen 
hier fpeciell erwähnt werden : 




Fig. 1. 

Kleine menfehliche Kopfe von Thon und Stein, 
oft mehrere auf einem und dcmfclben Stück, meift 
barbarifche Arbeit, doch wurden auch zwei kleine 
bartige Kopfe von Bronze gefunden, welche ihren claf- 
fifchen Urfprung nicht verleugnen können. Beachtens- 
werth erfcheint ein kleines menfehliches Figürchen von 
Bcrnftcin und ein fchr wohlcrhaltcnes von liifcn. Nicht 
leicht läfst fich der Zweck von zwei flarken Ringen 
von Thon, welche Armbandern ahnein, erklären; beide 
haben 9 Cm. im Durchmeffer, und während der eine 
mit vorftehenden Bukcln geziert ift, erfcheint der 
zweite dadurch auffallend, dafs auf dcmfelbcn zwei 
maskenartige Gefachter und mehrere münzenähnliche 
Abdrücke, Thicrc vorft eilend, vorkommen. Auch erwarb 
die genannte Sammlung zwei Platten von einer 
fchwarzen pechartigen MaflTc; die eine ift kreisrund, 
hat 9 Cm. im Durchmeffer, oben ein eiferncs Häkchen 
und enthält in Abdrücken die halberhabene Abbildung 
einer mcnfchlichcn Gcftalt, an der ein Kind empor- 
fpringt, daneben ein Meffer und Fibeln; die andere ift 
oval, hat einen Durchmeffer von 9 und 10% Cm. und 
zeigt eben auch halberhaben die Darftellung eines 
Mcffcrs und einer reich verzierten Fibel. Aehnliche 
Platten kommen auch in der ehemals Grojyfchcn 
Sammlung vor. Ab ein befonders zierlicher , am 
Hradist gefundener Gegenftand mufs ein Anhängfcl 



von Gold erwähnt werden (In Fig. 1 dargeftcllt 
drei Seiten). Dasfelbe ift innen hohl, i' t Cm. hoch 
und 1 Cm. 2 Mm. breit. Die vier fchneckenartigen Ver- 
zierungen, welche auf dem kleinen Schmuckftücke 
vorkommen, erinnern an ähnliche Ornamente auf 
bronzenen Armbändern, deren in Böhmen mehrere 
gefunden wurden, und von denen zwei im „Pravek" 
Vocets, I. Bd. pag. 195, abgebildet find. Fin anderer 




Fig t. 

bereits früher der Ls/imann'fchcn Sammlung einver- 
leibter Schmuckgcgenftand vom Hradist ift ein zier- 
liches Blatt von Gold [Fig. 2), es ift 4' , Cm. lang 
und 1 Cm. breit. Noch ift in diefer Sammlung ein drittes 
Zierftück von Gold vorhanden, welches jedoch nicht 
vom Hradist, fondern aus der verwandten Fundftätte 
in der Sarka bei Prag herftammt. Es hat die Form 
eines Blattes der Hafclwurz (Afarum europeum), ift 
2 Cm. breit und Cm. hoch und mittelft zarter Gold- 
rtreifchen in neun vertiefte Felder abgethcilt, in welchen 
fich Plättchen eines röthlichen 
Steines oder Glafes eingeladen 
befinden (Fig. 1). Der hiefige 
Numismatiker Herr Mihi hat vor 
kurzem einen alterthümlichen 
goldenen Fingerring erworben, 
der ebenfalls aus der Sarka 
flammen foll und feiner Geftal- 
tung nach zu dem ebenbefchric- 
benen Schmuckftück zu gehören 
feheint. Die ovale Stelle des 
Kingfteincs ift nämlich eben- 
falls mit goldenen Streifchen in 
neun hohle Felder gcthcilt, 
welche aber hier ein Kreuz bil- 
den, und aus welchen die Stein- 
chen bereits herausgefallen find. 
Der King ift auf beiden Seiten 
der mittleren Platte mit dem ein- 
gravirten Schnecken-Ornament 
geziert (Fig. 1). Zum Schluffc 
fuge ich noch die Zeichnung 
einer fcltcncn Lanzcnfpitzc von 
Bronze bei, welche im Frühjahr 
1873 beim Graben eines Brun- 
nens in dem ftädtifchen Brau- 
haufe zu Beraun in der Tiefe von 
5 Klftr. in dcrNähc desUfers des 
Bcraun Fluffes gefunden wurde. Sic ift 15 Cm. lang 
und 4 Cm. breit, mit einer 2 Cm. breiten Stieloffnung 
und zeichnet fich befonders durch ihre feltcnc und 
fleifsige Gravirung aus. Diefelbe befindet fich im 
Privatbcfitze (Fig. 3). 

Moris Lüfsntr. 

27. Confcrvator Gru/s machte Mittheilung, dafs 
wahrend der letzten Jahre in der Umgegend von 
Leitmeriti vier Steinbeile der älteren Keilform beim 




l''t>- i (Bcr»un. i 



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LXVIII 



Ackern gefunden wurden Urncnfunde ergaben fich in 
der Acticn-Ziegelei, in Wirbit/, Lobofitz, Lukawitz, 
Tfchifchkowitz. Auf der Ziegelei fcheint übrigens eine 
formliche Begräbnifsftatte mit Reihenanlagc beftanden 
zu haben In einem Grabe in Tumbautiz fand man zwar 
keine Gefafse, doch Knochenübcrreftc und drei Bronze- 
Ringe im Lehm 2 Meter tief, davon einer um das 
Schienbein lag. 

28. Unter dem 17. Decembcr v. J. erhielt Confer- 
Org/er von der k. k. Kifenbahnbauleitung in Inns- 
bruck die Anzeige, dafs anl.ifslich des Bahnbaucs 
zwifchen II ///<•« und V'ols mehrere antike Gegenftände, 
als: thönerne Gefafse, ein Mcffcr und ein Gegcnftand 
unbekannter Beftimmung, beide aus Bronze, gefunden 
worden feien. Zur Befichtigung dcrfclbcn verfugte fich 
derfelbe nach Innsbruck und fand dafelbft folgende 

Fuitd-ObjefU: 

1. a) Urnen aus Thon von verfchiedener Gröfse, 
die meiften giemlich wohl erhalten. Die gröfstc dcr- 
fclbcn, bedeutend verletzt, hat an der Ausweitung 
l'/j Met. im Umfang und eine Höhe von 32 Cm. Das 
Gcmcinfame in der Form bei den übrigen Urnen, 
deren Höhe zwifchen 9 und 16 Cm. variirt, befteht in 
der naher dem Rande oder in der Mitte — bei einer 
nahe an der Bafis — befindlichen Ausbauchung und in 
dem gefchweiften Hälfe; nur bei einem fteigt er gcra- 
dclinig empor. Ornamente zeigen nur vier derfeiben; 
Parallel-Linien laufen um das Gefafs herum, die bei 
einer wohl nicht auf der Scheibe, fondern mitteilt 
eines Inftrumcntes aus freier Hand in den weichen 
Lehm eingefchnitten wurden, und bei welcher der 
aufserftc Bug der Wölbung eingekerbt erfcheint. Die 
bell ornamentirte Urne zeigt vertical laufende Linien- 
bänder, die von kleinen horizontallaufcndcn Stricheln 
begrenzt find. Bei einigen Urnen find Brandfpurcn 
bemerkbar, b) Kine Schale aus Thon, 5 Cm. hoch und 
13 Cm. im Durchmeffcr, fchlecht geformt und ohne 
Ornament, e) Ein Topf, 9 Cm. hoch, der Henkel abge- 
brochen; gegenüber dem Hcnkclanfatze find an der 
Aufsenfcite unter dem Rande vier kleine, ungleich 
geformte Knopfe oder Buckeln. 

2. Ein Bromse-Meffer mit gcfchwciftcr Form ohne 
die gewohnlichen Kreis- und Punkt-Ornamente. Am 
Angel Heckt noch ein Stuck des Beinheftes. 

3. Etne Scheibe aus dünn gewalztein Bronzcbicch 
von circa 8 Cm. im DurchmcfTcr, mit einem daran 
genieteten Griff aus eben demfelben Bronzcbicch. In 
der Mitte befindet fich eine kreisrunde Ocffnung, aus 
der ein geradcliniger Ausfchnitt in der Richtung des 
Griffes zum Rande lauft. Die Beftimmung diefcs Gegen- 
standes ift mir nicht klar, vielleicht mochte es, wie 
einige glauben, das Zierftück eines Pferdegcfchirrcs 
gewefen fein. Wahrfchcinlicher ein Kafirmcflcr mit dop- 
pelter Klinge, wie folche in fehr verfchiedenen Gegen- 
den gefunden werden. 

Sammtliche hier aufgeführte Gcgcnftände wurden 
aufserhalb des Norer'fchen Ziegelftadels in der Rich- 
tung gegen V'ols von den Kifcnbahnarbcitcrn beim 
Durchftich eines kleinen Plateau gefunden. Leichen- 
rede zeigten fich bisher keine. Die kleineren Urnen 
waren in den gröfscren geborgen; das Mcffcr und die 



Scheibe lagen in der Nähe. Da die Arbeiter die Nach- 
grabung aufser der ihnen bezeichneten Linie nicht 
weiter verfolgen konnten, fich aber höchft wahrfchein- 
lieh noch mehrere derartige Gegenftände an diefem 
Platze finden dürften, fo foll im Frühjahre eine ge- 
nauere Unterfuchung diefer Stelle vorgenommen 
werden. 

Die Fundftücke wurden in das Fcrdinandeum 
übertragen, wo fie einftweilen deponirt bleiben. 

Im November v. J. entdeckte man am weftlichen 
Abhänge des Hügels von Martinsbühel,* wo man 
behufs des Steinbrechens die Humusfchichte abhob, 
drei Leichen in ziemlicher Entfernung von einander 
liegen. Bei einer fand man eine Bronze-Fibula und ein 
Ornament, ebenfalls aus Bronze, das — einem Meer- 
pferdchen ähnlich • wahrfcheinlich als Hclmzier ge- 
dient hatte. Bei einer andern lagen Mefter, ein Stemm- 
eifen, ein Schlüflel — alles aus Eilen, das zerquetfehte 
Stück einer grofsen Bleirohre und ein Spinnwirtel aus 
Bein. Die Knochen diefes Skclctes, das wahrfcheinlich 
eine fpateren Zeit angehört, find fchr grofs. Bei der 
dritten Leiche fanden fich keine Beigaben. 

Der Hügel von Martinsbühcl ift ein hiftorifch 
merkwürdiger Punkt und namentlich eine reiche Fund- 
flelle von romifchen Münzen. Die alterten derfeiben 
reichen bis auf Domitian und Trajan; die jüngften find 
aus der Zeit der Conftantine. Die Vermuthung, dafs 
die römifchc Hccrrtrafsc von Wiltcn (Vcldidena) nach 
Werten bis hieher auf dem rechten Ufer des Inn ge- 
laufen fei und hier über denfelben gefuhrt habe, ge- 
winnt durch diefe Funde an Wahrfchcinlichkeit und 
in diefem Falle dürfte der befeftigte Hügel wohl als 
Brückenkopf gedient haben. 

29. Confervator SttrM berichtete, dafs im Februar 
gelegentlich der Grabungen eines Kellers beim Brau- 
haufe in Znaim nächft des Hcidcntcmpcls in der Nahe 
von 2\ t Meter davon mehrere Gegenftände gefunden 
wurden, welche aus prähiftorifchcr Zeit flammen, wie 
Knochen, Gefafsfcherben (1 ganzes Gefafs), Wirtel, 
durchlöcherte Stein- und Thonkcgel, zwei Bronzereife, 
Meifscl etc., Haarnadeln; diefer Fund ift nicht unwich- 
tig, er beftätigt die auf die ortliche Lage gegründete 
Vermuthung, dafs Znaim auf dem Terrain einer alten 
Anfiedlung ftehe. 

30. (Ein Bronse-Crucifix im bßerreichifchen 
Mu/eum in Wien.) 

Im Jahre 1867 wurde in der Nähe des Ortes 
Unterburg (Pfarre Haidershofen in Nieder -Ocfter- 
rcich), beim Baue der Kronprinz Rudolf-Bahn ein 
allem Anfcheine nach fchr altes Bronzc-Crucifix gefun- 
den und dem oftcrrcichifchen Mufeum überfendet. 
Hier blieb es lang unbeachtet, bis es vor kurzem unter 
den Bronzen des Mittelalters im Saale V zur Aus- 
füllung gelangte. Bei der Seltenheit derartiger Arbeiten 
in unferem Heimatlande dürfte es nicht überflüffiig 
fein, in Folgendem auf dasfelbe aufmerkfam zu machen. 

Das Crucifix ift 16 Cm. lang und 15 Cm. breit. 
Das Haupt ift nach rechts gegen die Bruft gefenkt, 

>. L'««>lult> Z'»l am Fufte der Mai:., laand mit der Ruin» «lau Jagd- 



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LXIX 



die Augen find im Todesfchlafe gcfchlolfen. Das in 
der Mitte gefchcitclte Haar, fowic der kurze Bart 
zeigen deutliche Cilelirung. Der Gefichts-Typus ill 
unfehon: niedrige zurückweichende Stirn, wulftige 
Augenknochen , ftark vorquellende Augen , lange, 
gerade, plattgedruckte Nafe, vorftehende Backen- 
knochen. Unter der platten Bruft find die Rippen 
durch horizontale Wülfte angedeutet. Das von den 
Hüften bis zu den Knicen reichende I.endcntuch ift 
dreimal geknotet, in der Mitte und an den Seiten zum 
Theil in dünne verticale Falten gelegt, an welchen fich 
Spuren von Vergoldung erhalten haben. Die falten- 
lofen Flachen uber den Schenkeln zeigen fchrage 
geradlinige (iravirungen. Der Leib ift ziemlich ftark 
nach rechts ausgebogen, die dürftig gebildeten Beine 
etwas angezogen. Die plumpen Fufse flehen neben 
einander, ohne Fufsbrctt und ohne eine Spur von 
Nageln. Die Arme find horizontal ausgebreitet, nur 
im Ellenbogen ein 
wenig gebogen. 
Die grnfsen breiten 
Handflächen find 
durchbohrt zur 
Aufnahme der Na- 
gel, mittels welcher 
die Figur an den 
vermuthlich hölzer- 
nen — Krcuzbal- 
ken befeftigt war. 
Mit einem dritten 

Nagel war fie an dem Fortfatze unterhalb 
der Fufse befeftigt. Bruft und Unterleib, die 
feft an den Krcuzesftamm anfchlolfen, find 
nur in der vorderen Hälfte in der Art 
eines Hochreliefs gebildet und hohl ohne 
Rückwand. 

Das Material, aus welchem die Figur 
gegolfen ift, ift eine helle Bronze, die ganz- 
lich mit Iichtt;rüncr I'atina uberzogen ift. 

Das Alter des Crucifixcs l.ifst fich aus 
delTen charakteriftifchen Merkmalen mit 
ziemlicher Sicherheit fcftftellcn, Es ift reali- 
llifch gedacht; das leblos auf die Bruft her- 
abgesunkene Haupt, der herausgebogene 
an den Nageln hangende Körper find Merk 
male des byzantinifchen Typus der Gekreu- 
zigten. Wahrend man im Abendlande bis 
zum 13. Jahrhundert am idealen Typus 
fefthielt. wonach der Gekreuzigte lebend, 
mit aufgerichtetem Haupte, offenen Augen, 
feft auf dem Fufsbrette flehend dargeftellt 
wurde, ohne aufscre Kennzeichen des Lei- 
dens, war man in Byzanz gewohnt, den lei 
denden Heiland in der tiefften Erniedrigung 
darzullellen. Allerdings tritt auch in abend 
Miniaturen vor dem 13. Jahrhundert der byzantinifche 
Typus auf, aber doch nur ausnahmsweife und ohne 
Einflufs auf die plaftifchen Darftellungen. Als aber zu 
Anfang des 13. Jahrhunderts in Italien die letzten Kelle 
cinhcimifchcrKunft-Tradition erlofchen und diebyzan 
tinifche Technik und Kunllanfchauung vollftandig zum 
Durchbruche gelangte, kamen auch die byzantinifchen 
Crucifix - Bilder in Aufnahme und wurden bald im 
ganzen Abcndlande herrfchend. 



Das Haupt des Ertofers auf unferem Crucihxc 
tragt weder den Nimbus, noch das Diadem, noch die 
Domenkrone. Erllerer ill wahrscheinlich aus tech- 
nifchen Gründen weggeblieben. Das fruhelle Crucifix 
mit der Dornenkrone, das fich in Dcutfchland findet, 
ift jenes auf einem Tauffteine zu Wurzberg aus dem 
Jahre 1289 (vergleiche Steckbaxer, Kunftgcfcbichtc 
des Kreuzes 

A. Springer hat das Entliehen der Crucirixc mit 
drei Nageln oder beffer gefagt, mit übereinander 
gerteilten Fufscn, aus der Vergleichung zweier Stellen 
der „Kythmica oratio St. Bernhardi" und eines Liedes 
Walthers von der Vogelweide in die zweite Hälfte 
des 12. oder fpatellens in den Anfang des 13. Jahrhun- 
derts verfetzt, f<> dafs fich in der erften I lallte desfelben 
Jahrhunderts die Neuerung allgemeine Geltung ver- 
schafft hat. So richtig «lies für die Miniatur-Malerei ift, 
fo gewifs ift es auch, dafs die Hallik etwas langlaincr 

den neuen Typus 
adoptirtc, der in ihr 
erft zu Ende des 
13. Jahrhunderts 
Kegel wird. 

Wir haben fo- 
mit die Entftchung 
unfercs Crucifixes 
in die Mitte des 
13. Jahrhundcrtsan- 
zufetzen, in eine 
Bluthezeit des Erz- 
gulfes in Dcutfchland, in welcher auch die 
grofsen Gulswerkftattcn ferner liegender 
Gegenden andern allgemeinen Auffchwunge 
Theil nahmen 

Dr. A. Kija. 




Fig. t> 



difchc 



31. Der Confervator K. Rosner für 
Angelegenheiten II. Sektion hat an die 
Ccntral-Commiffion im Februar berichtet, 
dafs gelegentlich feiner Anwefenheit in 
I'oggJlaM 1 er mit Entfetzen bemerkt hat, 
dafs man eben eifrig befchaftigt war, die 
beiden impofanten, je 20 Klafter hohen 
Thürme am dortigen kaif. Schlöffe zu demo- 
liren. Die Spitze des füdlichen Thurmes 
war damals bereits ganz abgetragen; vom 
nordlichen Thurme war das mächtige Dach 
entfernt und ging es nun an das Mauerwerk, 
das übrigens in einer gewilTenHohe verblei- 
ben foll „in Geftalt hafslicher Stumpfen*. 

Von wem die Initiative zu diefer trau- 
rigen Umgeftaltung des Schloff es ausging, 
ift nicht bekannt, doch erinnert diefer AS. 
ganz merkwürdig an die Vorgange in Win- 
Uneck und durfte der Urheber in der Gutsverwaltung 
zu Leiben zti Alchen fein. Der Anlafs zur Abtragung 
der mächtigen I'oggllaller Schlofsthurme foll in dem 
Umftande gelegen fein, dafs einige Balken der oben 
auskragenden Thurmgalerien morfch geworden waren. 

Nachdem die coloffalen, vollftandig gefunden 
Dachftühle, die noch Jahrhunderten hatten Trotz 
bieten können, nicht auf den vorfpringenden Galerien 

< Diriib'r Rtil |Vo M uUn<lrli-n jjs u. f W.rmframJ CullecUn. 106 
l'.cr.clu Millr. de. Altcrthu» V,r-i.-. V 117 StimiJI Wien. l'-jc-b,.ngr» 
I 3,, VifiktT Topo-r V O M B . Bl »t. 



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LXX 



ihren Stutzpunkt fanden, fondern deren Conllruction 
auf den mächtigen Thurmmauern auffafs, fo hatte dicl'es 
Morfchwcrden keine Bedeutung für den DschftuM 
felbll und hätte es fich blus um eine Reconilruction der 
Vorspringenden Galerien gehandelt, Das Mauerwerk 
der Thürmc, davon einer, der Keckthurm, die Jahres- 
zahl Ij43 tragt, zeigte nicht das geringfle Gebreehen. 

Der Anblick von Poggftall, ehedem durch die 
beiden impofanten mittelalterlichen Schloisthürme 
intereffant und wirkungsvoll, hat nun jede Charak- 
teriftik 1 eingebüfst. Das Schlofs, von leinen ehemaligen 
machtigen Befit/.ern * auch ÄrV£<Wtfr/genannt, i!\ nun 
zum unfeheinbaren l'rivathaufc geworden. 

Hei diefem Anlaßt fei der Kuine Wtittneek mit 
wenig Worten gedacht. Die Nachrichten eines be- 
teiligten Wohnfitzes diefe» Namens finden fich bereits 
verläfslich im \i. Jahrhundert. Gegen Knde desfelben 
Jahrhunderts ift die Burg im Belitzc der Kueminger. 
Als Herzog Albrccht I. den Widcrftaiid des mächtigen 
Leutold von Kuenring brach war auch die Vefte Wci- 
teneck unter den vom Landcsfurften bezwungenen 
Schloffern. Zwar foll er fie wieder zurück bekommen 
haben, doch hat ihn bald darauf finanzielle Bedräng- 
nifs genothigt, (ich diefcs Bcfitzcs zu entaufsern. 

Hierauf wurilc es landesfurftlichcs Kammergut 
und bildete 1296— 1364 das Witthum der Konigin 
Agnes. Gemahlin Andreas III. von Ungarn, Tochter 
Albrecht I . wofelbll fie als Witwe zeitweilig gewohnt 
haben durfte. In den fecluiger Jahren des 14. Jahrhun- 
derts war 1 1 'tyth t it/i egg als Schenkung für dasCollcgiat- 
Stift bei St. Stephan in Wien beftimmt, was jedoch 
nicht zur Ausführung kam. 1382 wurde Hans v. Lieh- 
tenllein mit Weiteneck belehnt, doch 1395 dcflfefl ver- 
lullig In der Folge wurde felbes wiederholt verpfändet. 
Auch für EUfabcth, Albrecht des \'. Gemahlin, war es 
zum Witwenfitz beftimmt Zur Zeit Friedrich IV. war 
Weiteneck in deiTen Befitz. aber auch das Ziel kriege- 
nfcher Befti ebungen Albrccht VI., der es nach kurzer 
Belagerung einnahm und einige Zeit befafs. 1470 war 
Calpar von Kogendorl Pfleger der Vefte; 1513 verkaufte 
K. Max die Veite an Georg Sewfenegk. 1672 war das 
Schlofs noch bewohnbar, verfallt aber jetzt mit Kiefen- 
fehritten. da für irgend eine Confervirung nichts mehr 
gethan wird. 

Die Ruine fleht auf einem ii'olirten länglichen 
Fellen Plateau. Sie machte noch vor wenig Jahren 
ein impofantes Bild und flcllte fich mit ihren beiden 
Thürmen von der Walferfeite betrachtet, als eine 
lange, wenn gleich arg verfallene Gebäudeflucht von 
trotzgebietender Anlage dar. Bei näherer Unter- 
fuchung fand man den altcften, eigentlichen Hauptbau 
mit dem einen Thurm auf der höchften Stelle des 
Fellen angelegt. 

Seit vielen Dcccnnien kann man diefe Gebäude 
nur mehr eine Ruine nennen, wenngleich fie noch vor 
kurzem als nothdurftiges Obdach für Arme galt. Ging 
die Natur mit dein Gebäude unaufhaltfam auf dem 
Wege der Zerllorung vorwärts, fo war es doch nur 

1 F.ibc Volutafel m Heitieenhlut leigt da» Aeuiacie de* SchtnAV» im 
Jahre 1«*}. 

* Nachdem e» anfaiictkh fiim ßeiH/ftande der Meiifaucr geh--rle. eine ei 
.in da» Hau* F.ber»lorl über <*). In den nebliger Jahren im i*. Jahrhundert 
fpater «rfchrmi Cafpar lon Kopendorf alt Eigenthuinee Wifirri.t . Oureh 
150 Jahre blieh e» bei dlcfei Familie, a'if wel.:he die Sinaepdoffer lullten. Cafpar 
vor* Ri.genuttrf *at e». der dem SchlolTe de* Namen nach der Kamill« galt 
und e» in Jet hu heule elhallenen üellal« f;huf 



fchrittweife und allmälig. Doch wenn der Mcnfch die 
zerftorende Hand anlegt, geht das Werk rafch und 
fprungweife. Vor beiläufig einem Decennium mufstc 
der obere Thcil eines der beiden Wehrthurme fallen. 
Man gewann damit Bau Mateiiale für eine benachbarte 
Fabrik. In Fig. 7 ifl die Abbildung des abgetragenen 
Thuimcs erhalten. 




Fig 7 Weit« » » d i.) 

32. Confervator Jenny machte auf den gothifchen 
Frkcrrcft am I laufe Nr. yo der MarktgalTe zu Fddkirch 
aufmerkfam. welcher nach der Auffchrift 1512 erbaut 
und anno 1820 renovirt wurde. Diefe fatale Reftauration 
hat dem Werke den oberen Abfchlufs genommen, liefs 
ihm jedoch die beiden unangebrachten Wappenfchilde 
unberührt. In dem einen Schilde erfcheinen die ge- 
kreuzten Kalkfchaufcln, defsglcichcn am Helme als Zier 
der Familie Kalkreut. 3 Das Wappen rechts, ein fenk- 

' Cn.fer.alo. Jtmmf bemerkt, daf. Andre. Kalkreth aunu 1 5 ,n rufiaih 
(U,K f„ n.uf.. u hU». Wappen dem S»h...n l .hw...Mill».i»7».pCLIV. 



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LXXI 



recht gctheiller Schild, zeigt in jedem Felde einen 
Stern, dclTcn Strahlen den oberen Rand berühren. 
Als Zieren ein Hornerpaar mit je drei Sternen befleckt, 
welches Wappen nach II eizencgger-Merk/e der Familie 
Kyms von Herblingen und Wartend ei n zugefchrieben 
wird Das ganze Werk des Erkers und feiner Ornamente 
charakterifirt fich als ein fchöncs Producl der Spat- 
Gothik. 




An einem I laufe in der Markthalle zu Feldkirch 
fieht man zwifchen dem erden und zweiten Stock- 
werke eine Steinplatte mit drei in Relief ausgeführten 
Wappen und der Jahreszahl 1465 (Fig. 8) eingemauert. 
Oer obere halbrunde Schild enthalt die odcrreichifchc 
Binde, wenn auch diefe auffallend fchmal erfcheint, und 
nimmt wohl Bezug auf die Stellung desjenigen als 
Vogt, Hubmeiller etc. Rückficht, der in den übrigen 
Wappen bezeichnet wird. Wir fehetl wieder den 
fehreitenden Steinbock der Jonas im linken Schilde, 
und im rechten zwei mit dem Rücken aneinander 
gekehrte Halbmonde mit ausgebildeten Gelichtern, 
oben und unten im Zwickel je ein Stern, wahrfcheinlich 
Wappen der Haufer. 

Das Wappen darf man dem Thomas oder Niclas 
Jonas zufchreiben ; genau das gleiche Wappen verleiht 
K. Max I-, was übrigens nicht ein früher geführtes 
bürgerliches Wappen ausfchliefst. 

33 Die im Vorjahre begonnene Reftaurirung 
der Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybs in Nieder- 
Oellerreich wurde im Laufe der Monate Juli und 
Augufl unter der Leitung des Profcffors Hermann 
Ritter von Riexvet fortgefetzt. In den beiden Seiten- 
fchiffen der Kirche wurden im Laufe des Monats 
Augufl vier neue — je zwei in jedem Schiffe — //)/• 
gerechte Fenjler eingefetzt. Diefelben, von Wohlthatern 
gefpendet, enthalten in prachtvollen Glasmalereien die 
Bilder der Heiligen: Maria, Johann Ev., Thekla und 
Michael, fammt der betreffenden Widmu ng in gothifcher 
Minuskel, und wurden in der Tyroler Glasmal- Anßalt 
zu Innsbruck ausgeführt. 

Im C hore der Kirche wurde die rechte Seite der 
Reflaurirung unterzogen. Zu dem Fnde wurden der 
alte im Zopfllylc aufgebaute Seiten- Altar abgebrochen 
und die fehlenden Sockclducke an den Rippen und 
Rundflachen llylgerccht ergänzt. An die Stelle des 
abgebrochenen Altares wurde im Laufe des Septem- 
bers ein neuer gefetzt. Dcrfclbc, ein Marien-Altar, 

vm. n. v. 



ill gothifch aufgebaut, enthalt in der Mittelnifche die 
Krönung Maria s, in den Seitennifchen die Statuen der 
heil. Elifabcth und Nicolaus. Oberhalb der Mittelnifche 
wölbt fich ein Baldachin, der von einem Engel mit 
einem Spruchbande getragen wird, den Abfchlufs 
bildet die Kreuzblume. Diefcr neue Altar von 
/:. Weßerreicher, akademifchem Bildhauer in Linz, aus 
Hol/, aufgebaut, erfreute fich bei Gelegenheit der 
oberofterreichifchen Gcwerbeausllellung allgemeiner 
Anerkennung und kodet jjoo Gulden. 

Bei Gelegenheit der Reflaurirung der Rundftäbe 
und Uebcrtünchung der Wand diefes Thciles des 
Chores wurde am 17. Augufl ein Fresko -Gemälde 
entdeckt, das IVofcffor Ricwel in meiner Gegenwart 
mit aller möglichen Sorgfalt bloslegeu lieb. Nach 
Entfernung der ziemlich flarken und häufigeren 
Tünchcfchichten trat in einer mcdaillonformigen Um- 
rahmung eine „coneeptio Mariae u zu Tage. Die Haupt- 
figur, die heil. Jungfrau darft eilend, ficht auf einer 
Confole. die ein von mir bis jetzt noch nicht eruirtes 
Wappenfrhild tragt. Dasfelbc, ein halbrunder Schild, 
ifl durch eine Querlinie in der Mitte in zwei Felder 
getheilt; das obere enthalt eine Rautenkrone, das 
untere ifl gefpindclt. Krone wie Spindeln find grau in 
grau gemalt. Die Figur felbft hat eine Hohe von 2-30 
Meter und ifl polychromirt. Rothes Unterkleid (dunkel- 
roth ornamentirt auf hellrot!)) und weifser Faltcn- 
mantel, doch find die Farben matt. Am linken oberen 
Bande des Medaillons der heil. Gcift in Gellalt einer 
Taube Das ganze Bild fammt feiner Umrahmung, die 




Kig. 9 (Waidhofen.» 

grau gehalten ifl, hat eine Hohe von 3-40 Meter und 
eine Breite von 155 Meter, und erweift fich als eine 
Arbeit des fünfzehnten Jahrhunderts. Vermutiiiich ill 
dasfelbe gleichzeitig mit dem in der crflen Hälfte des 
erwähnten Jahrhunderts geführten Kirchenbau eilt- 
Händen. 

Die Auffindung diefes Freskobildes an der 
rechten Chorwand legte den Gedanken nahe, dafs 

I 



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LXXII 



auch die linke Wandfläche dcsfeJben mit einem Bilde 
gefchmuckt worden fei. Herr Prufcffor Rirwtl liefs 
deshalb einen Tttcil des durt noch flehendem Altares, 
an deffen Stelle im kommenden Jahre ein neuer flyl- 
gcm.ifser treten wird, abtragen und die Tünche mit 
aller Sorgfalt entfernen. Unfere Voraussetzung fand 
iliri Bestätigung; denn bald trat das LockeH&OHfii 

fo wie ein Thcil eines Flügels zu Tage. Heide blos- 
gclcgtcn Theile gehören aller Wahrfeheinlichkeit nach 
dem Engel an, welcher der Jungfrau die Botfchafl 
bringt. Ea find demnach die zwei Bilder auf den 
beiden Wandflachen des Chores als corrcspondircndc 
zu betrachten. Doch wurde das Engclsbihl nicht voll- 
ßändig der Tünche entledigt, da der dasfelbc be- 
deckende Altar erll im iiachfkn Jahre entfernt wird. 
Nachdem das Notlüge angewandt worden war, um du 
Bild zu fchiitzen, wurden die entfernten Theile des 
Aitarcs wieder aufgefetzt. 

Die heuer vorge- 
nommene kcllauration 
halte auch die Entfer- 
nung des alten, un- 
fein inen ComiHiinion 
Gt! U r* , w ele Ii es de n 
Chor von den Schiffen 
trennt, in ihrem Ge- 
folge. An deffen Stelle 




•jMl-'Mi: 




Fig. 10 (Mlihlhaufcn ) 



trat ein neues aus Schmiedccifcn angefertigtes, reich 
ornamentirtes Gitter Dasfelbe, dem Bauftyk entTprc- 
chend, wurde von der Wiener Firma Millnlm aus- 
geführt, ill u So Meter lang und 0-70 Meter hoch. 
Sein Gewicht betrat 411 Kilogramm. Die Hertlcl- 
kingskoften betrafen y;o fl. Durch die Hcfcrtigung 
diefes neuen Communion-Gittcrs wurden mehrere 
Steinplatten ubcrflüffig. Der Gefertigte machte deshalb 
der Kirchcnvorftehung den Voifchlag, dicl'clben als 
Pfiailerfteine der Kirche zu benützen, um einen bisher 
diefem Zwecke dienenden Grabflcin zu heben. Herr 



Profcffor Ricwtl, wie der Dechant und Stadtpfarrcr 
von VVaidhofen kamen dem Wunfche des Gefertigten 
mit grofster Bereitwilligkeit entgegen. Ms wurde ein 
mächtiger Grabflein, 0 30 Meter dick, mehr als 
2 0 Meter lang und bei l-o Meter breit gehoben und 
entfprechend locirt. Dcrfelbc tragt in gothifcher 
Minuskel nachfolgende Umfchrift: „liier liegt begra- 
ben des wulgcporn herrn herrn Otto von ZtOeing, 
herrn zu Remsperg iKcinsbcrg) gemahel fraw geporn 
von F.gkhartfau fraw Agnes, der gott genad. ill 
geflorben den achten 1?) Augufl mcccclxxx - Zwei 
WappcnfchiMc, die jedoch durch die Fufstritle der 
Kii chcnbcfuchcr fchr gelitten haben, fowic mehrere 
andere intereflante Zeichen und zerllreute Buchilaben 
finden fich auf dcmfclbcn in erhabener Arbeit. Auch 
ein anderer, ehemals gleichfalls als Kirchcnpflallcr 
verwendeter Grabflcin, der leider in der Mitte 
geborflen ill, und bisher fich am Kirchhofe befand, 
wurde entfprechend locirt. Dcrfclbe, dem Andenken 
des Pfarren Joachim Etllingcr von Waidhofen 
gewidmet, tragt aufscr einer Infchrifl mit der Jahres- 

ilie 14SU Ii in anderes Wappen oder Zeichen. 

Nicht unerwähnt kann der Gefertigte laffen, dafs 
über fein Anfiichcn der Grabflcin der ehemaligen 
Bürger fa milit Zejrsl von Waidhofen iijüo— 1534) von 

der dicht! n Kalkttinche, womit ihn eine frühere Zeit 
verleben hat. fo viel als möglich und die Zeit geftaltetc, 
gereinigt wurde. Diefer Grabflein, 
eines der fehonften Werke der 
Kcnaiffancc in früherer Zeit, zeigt 
die Gregorianifche Meffc , den 
Abfchied Chrifli von den Frauen 
1 nach Dürer), und im oberen Halb- 
rund die Kreuztragung (Fig >j 
titigt den Grundrifs der Kirche 
/■ri.fs 

34. Die in Fig. IO wieder gege- 
bene Portal-Anlage, Eingang iii den 
Huf des Schloffes in Muhlhiui/cn 
an der Moldau zeigt, in welch ge- 
fchickter Weife die Meiftcr des 
16. und 17. Jahrhunderts ilie unre- 
gelmäfsigften Anordnungen archi- 
tektonifch zu lbfen wufsten. Durch 
die gefcheikt angeordnete Architek- 
tur des Aufbaues wird diefc Anlage- 
rn eine folchc verwandelt, welche 
die ungezwungene Rcgclmafsigkeit 
befitzt, wie folchc fo häufig an den 
Hauten des 16. Jahrhunderts zu 
finden ifl. 

Die grofse, Ücffnung, welche 
mittelfl einer Rampe mit den Pferdeflallungcn und 
dem Garten in Verbindung fleht, ifl durch Formen 
begrünst, welche auf die erfle Anlage des Schloffes 
fchlicfser) laffen, Die Confolen an den fchragen Flachen 
fcheinen den Reitern zum Auflleigen auf die Pferde 
gedient zu haben, wofür eine ganz aufscrgewohnlichc 
Abnützung des weichen Sandlleins fpricht. 

Die vorgelegten Säulen, von denen die rechts 
von dem kleinen Eingange nicht mehr vorhanden ifl, 
find ganz unvermittelt vor die Mauer geflellt, mit 
einem fein profilirten Gebälk verbunden, auf welchem 



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LXXIII 



("ich der, über der mittleren Säule fymmetrifch angeord- 
nete Aufbau erhebt. Dicfer ift gefchmiiekt mit ziemlich 
roh gearbeiteten figuralen Tragern, zwifchen welchen 
fiel« die Wappen des Erbauers von Mühlhaufcn-Gries- 
bacli von Gricsbcckahlin und deffen Gemahlin Sofie 
von Button mit den Jahreszahlen 1614 befinden. Am 
Fufsc des kleinen Obelisken, welcher den letzten Ab- 
fchlufs diefer malcrifchcn Anordnung bildet, iftdic 
Jahreszahl 1613 eingegraben. 

Die ganze Anlage, welche aus weichem Sand- 
flein, der eine fchr fchöne Patina angenommen, ge- 
bildet ill und in der Nahe des SchloflTcs gebrochen 
wird« ift jetzt von wildem Wein überrankt und bildet fo 
in ihrem Verfall wohl eine der malerifchftcn Thorcin- 
ghngen deutfeher RcnailTance in Böhmen. 

Die beigegebene Zeichnung ftammt vom Cor- 
refpondenten Kropf. 

35. Als in Folge Verwendung der Ccntral-Com- 
miffion der Kreuzgang im Dome zu Brixttt 1K58 einer 
eingehenden Keftaurirung unterzogen worden war, ent- 
fernte man die dort befindlichen Grabmale und brachte 
lie theils in tler Vorhalle der Domkirchc, thcils in den 
gedeckten Gängen, die an den Seiten der Kirche 
angebracht lind, unter. 

In der Vorhalle fanden die der Bifchofc ihren 
l'latz und darunter befindet lieh der in Fig. 10 abgebil- 
dete Grabdcin des Kifchofs Friedrich. Fine Marmor- 
platte, darauf die lebensgrofse und herrlich ausgeführte 
Relieffigur des Bifchofs auf zwei drachenartigen 
Ungcthümcn ftehend dargeftellt. Die Figur ift im 
vollen bifchoflichen Ornate wiedergegeben, in der 
Cafula mit Mitra und Pcdum fammt Sudarium. In der 
Linken das aufgcfchlagene und mit der Schriftfeite 
nach aufsen gewendete Evangelium. Das I laupt ruhet 
auf einem machtigen Polfter, auf dem auch links das 
Brixcncr Bisthumswappen angebracht ill. 

Die Legende ift nur auf den beiden Langfeiten 
des Steines innerhalb eines Schriftrahmens beigefügt 
und lautet: anno dm. mccclxxxxvi in die feti viti 0 
reverendus in xyo dns fridericus episc. brixinenfis 
austriac cancellarius. Friedrich Frkinger war Bifchof 
von Chur, wofelbft er 1377 refignirtc und fofort den 
Stuhl der Diöccfc Brixcn beftieg. Er foll fich durch 
Frömmigkeit ausgezeichnet haben. Marian erwähnt 
in feiner Gcfchichtc der oflerreichifchen Klerifci II. Th , 
dafs Bifchof Friedrich noch vor feinem Tode auch 
auf diefes Risthum refignirt habe. 

3^>, Im Klofter Hinaus zu Prag gehen die Reftau- 
rirungs- Arbeiten rafch vorwärts. In der k. Capelle 
wurden die fchr fchadhaften Gewölbe ausgebeiTert. 
Die urfpriinglichen gothifchen Spitzbogenfenllcr konn- 
ten leider der nicht ganz fichcren Mauer wegen nicht 
mehr wicdcrhergcrtellt werden. Dagegen konnte man 
durch Malerei reichlich zur Verzierung des Raumes 
wirken. 

Das grofse Hauptbild al fresco Hellt den Kreuzes- 
tod Chrifti dar. Aufscr den beiden, dem heil. Opfer 
gleichfam affiflirenden lypifchenGcftalten der feligften 
Jungfrau und des heil. Johannes umgeben das heil. 
Kreuz noch St. Benedict und St. Scholallica, St Johann 
B und St Martin. 



Das nachftc Bild zeigt die Repräfentanten des 
liturgifchen Gefanges: David mit der Ilarfc und St. 
Gregor, St. Cacilia, alle drei zu dem in den Hohen 
fehwebenden heil. Geille aufblickend, von dem fic 
gleichfam begeillert werden. Daran reihen fich die 
BildniiTc der Patrone derCapelle: St. Benno, Sebatlian, 
Fabian, Rochus. Rufalia und das beftändige Gebet, 
verfinnbildet durch Moyfcs auf dem Berge während der 
Schlacht und durch den Chor der Mönche, die mit 
Engeln vereint vor dem Opfer-Altar das Officium 
fingen. In der Kirche ill von Bildern noch nicht viel 
vollendet, da die Maurerarbeiten zur Ausbefferung 
lies ganz niinofen Gewölbes und der Pfeiler viel Zeit 
beanspruchten. 




Kitf. 10. (Drix««.) 



37. Confervator Orgler hat in der Folge ühcr die 
Nachgrabungen bei Yols (f. Notiz 2«) berichtet, dafs 
man nillich von l'oh auf ein eigentliches Urnenfeld 

1» 




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LXXIV 



ftiefs, worauf bis nun 56 Graber blofsgelegt wurden, 
die jedoch nicht in einer rcgclm.ifsigcn Reihenfolge 
angelegt waren. Die Urnen ftanden auf Steinplatten 
und waren meift auch mit folchen bedeckt, oft auch 
mit Steinen umftellt, häufig durch das darauf lallende 
Gewicht zerdrückt. In den Urnen fanden fich aufscr 
den Knochcnreftcn verbrannter Leichen verfchiedene 
Beigaben, z. H. in den meiften zwei kleine Thongcfafsc, 
eines davon fchalcn- das andere becher- oder krug- 
förmig. Die Form diefer aus freier Hand gearbeiteten 
Gcfafse ift gefällig, die Oberfläche glatt und durch 
Beimengung von Graphit gefchwurzt. Nebll denStrich- 
und Linien-Ornamenten kommen zwifchen concen- 
trifchen Ringen auch Buckeln vor, die von innen 
herausgedrückt wurden. Unter den Beigaben waltet 
das Bronze vor: Haarnadeln, Mefl'cr von gefchweifter 
Form, Armringe aus kantigem oder rundem Draht, 
Gürtel, Ilaken, Kcttchcn. Ringe, Gcwandnadeln meid 
fehr befchadigt oder zu Klumpen zufammengcfchmol- 
/.en, dann fanden fich auch Halsbander aus Glas und 
Thonpcrlcn, letztere mit Querlagen aus rothem Glas- 
fchmelz aber vielfach zerftort. 

Von Ziergcgenflanden hat fich auch noch das 
Stuckchen einer feinen Goldfpiralc erhalten. Am 
intercfianteft.cn find zwei Gefafse aus dunn gewalztem 
Bronzeblech, eine flache Schale (16 Cm. im Durchm.j 
mit einfachen Linien-Ornamenten und Spuren von 
Vergoldung und ein ftark verletztes zierliches vafen- 
artiges Gefafs mit ringsumlaufendcnKreil'en aus kleinen 
getriebenen Buckeln. In einigen u. z. den romifchen 
Grabern fand man Rcflc von eifernen Beigaben, 
darunter zwei pfrimenartige Inftrumentc. 

Unter denFund-ObjectenvomMartinsbüchel fuhrt 
I'rofcfTor Wir/er, der die Grabungen leitete, zwei 
Bronzefibeln auf, wovon eine Charnicrfibula das 
Schlufsllück am Fufse nach vorne umgebogen hat. 

Auch fand man bei den Ausgrabungen in Zirl eine 
S Cm. hohe fchöne Statuette aus Bronze, einen Fechter 
vorteilend, delfen Rechte eine zackige Keule über dem 
Haupte fchwingt, dann ein kleines Bronzcfchalchen. 
das am Rande ftark befchadigt war. Da die von Profef 
for Witftr angcftellten Nachgrabungen bei Vols vom 
Ferdinandeum fubventionirt wurden, kamen die Funde 
in diefes Mtifeum. 

Die Refultate diefes durch die erften Funde beim 
Bahnbau angeregten und in der Folge von I'rofcfTor 
Wie/er wilTenfchaftlich geleiteten Grabungen find von 
grofsem InterclTcu. zw. insbefonders dadurch, dafs nun 
auch fo weit fudlich Urncnfclder conflatirt find. 

38. Der Central-Commiffion ift vom Confervator 
Berger der Bericht über einen grofseren prachirto- 
rischen Fund zugekommen, der in iMuefter Zeit in 
Dur gemacht wurde. Derfclbe nimmt aus doppeltem 
Grunde ein hochwichtiges IntcrclTc in Anfpruch und 
wird in Fachkreifen ein vollkommen berechtigtes Auf- 
feilen machen, denn erftens Hellt dcrfelbe einen fo- 
genannten MalTenfund vor, einen vergrabenen Schatz, 
und wenngleich ähnliche Funde fchon gemacht wurden, 
fo gehurt doch ein Fund von fo bedeutendem Umfange, 
wie der Duxt r, zu Seltenheiten. Wie bedeutend derfclbe 
fein mufs, erhellt zur Genüge daraus, dafs er an Fibeln 
allein über 200 Stück, an Ringen aber 40 Stuck, an 
Armringen mehr als 400 Stück zahlt. Fs ift überfluffig 



darauf aufmerkfam zu machen, welche Maflc von 
Material zu Studien und Vcrglcichungcn derfclbe dar- 
bietet. 

Sodann ifl es ein befonders glücklicher Umftand, 
dafs der Fund einer Periode und wie es fcheint ihrer 
fchönftcn Blüthczeit angehört, die bis jetzt in den 
Mufeen noch fehr wenig vertreten ift, dennoch aber 
die wichtigfte für die Kenntnis der Culturcntwicklung 
des Alterthums in Nord- und Wcfteuropa zu werden 
verfpricht. Die Gegcnllande des Duxer Fundes ge- 
hören nämlich der fogenannten La Tcnc-Pcriodc an, 
die in die letzten Jahrhunderte der romifchen Repub- 
likzeit und in den Anfang der Kaiferzeit fallt und 
dcl'shalb nach einem Berichte des Dr. Much an die 
C'entral-CommilTion von fo grofser Bedeutung ift, weil 
fie nach der Anficht der meiften Forfcher eine Periode 
barbarifcher t.'ulturentwicklung bildet. Anfangs in den 
Funden mehr auf den Werten (La Teile und Tiefenau 
| Schweiz], Alcfia | Frankreich | etc.] befchrankt lind 
darum für eine gallilche Kmanation angefehen. finden 
lieh ihre Spuren nunmehr auch zahlreicher im mitt- 
leren und örtlichen Furopa und ganz insbefonders 
in Böhmen. 

39. Corrcfpondent l't-lfchnig hat an die Central- 
CommilTion über den Fortgang derunter feiner Leitung 
ftehenden Rcftaurirungs-Arbeiten an der gothifchen 
Kirche zu Maria Xaißift bei Pettau, einem hochwich- 
tigen Baudenkmal, berichtet, wofür Seitens des l'nter- 
richts-Minifteriums 3000 Ii. bewilligt wurden. Im Jahre 
l«Xi begannen die Arbeiten und zwar zunächll an den 
Pfeilern des Chor-AbfchlulTes, die hinfichtlich der 
fünf Pfeiler im November beendet waren. Vier Pfeiler 
harren noch der AusbelTerung. Die bisherigen Rertau- 
rirungs . Arbeiten beanfpruchten 3600 fl , für die weite- 
ren Arbeiten hat das Unterr.-Min. nunmehr auch einen 
entfprechenden Credit bewilligt 

40. Auf Seite 37 und 53 finden fich Abbildungen 
älterer Siegel der Kirche in Gurk Beide Siegel find lieh 
in der Grofse gleich (55 Mm.) und in der Darrtellung 
fehr ahnlich, fo wie fie auch die gleiche in Lapidaren, 
gemifcht mit Majuskeln ausgeführte zwifchen Perlen- 
linicn befindlichcUmlchrift fuhren. Diefc lautet: fSigil- 
Ivm • fee : marie : gvreen • ecce. Bei dem letzteren Siegel 
ift gorcendis nicht gekürzt. Im Bildfelde des Siegels 
auf Seite 37 fehen wir einen romanifchen Kirchcnbau 
mit mächtigem aber gedrücktem Dache, als deffen 
Bekronung das im Infchriftrahmen befindliche Kreuz 
erfcheint. Die Thoroffnung ill rundbogig und lieht in 
ihrer Grofse aufser allem VcrhaltnifTe. Rechts und links 
des Thores je ein Rundthurm mit FcnrtcmfTnungcn im 
obcrrt.cn Stockwerke und fpitzem Dache, darauf eine 
Kugel; das Mauerwerk zeigt eine Art (Juadcrbau, doch 
befindet fich auf jedem Steine cinrundbogiges blenden 
ahnliches Ornament; auch über das Dach lauft quer 
eine Galleric. In der Portal Oeffnung das Bruftbild der 
heil. Maria mit auf der Brüll gekreuzten Händen, 
nimbirt und nach vorn gewendet. Das Siegel mag noch 
dem 13. Jahrhundert angehören. Das Siegel auf Seite 
53 dürfte übrigens etwas alter fein. Die in der llaupt- 
fachc gleiche architektonifche Darllellung ift etwas 
roher, die Mauerblendcn haben geraden Sturz, das 
Dach der beiden Rundthürme ill etwas kuppelformig 



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LXXV 



ausgebaucht. Maria ebenfalls ohne Kind halt die 
Hände nach aufsen gewendet vor der Brult. 

41. Einem Berichte des Confervators /iaiim zu 
Folge wurde der fogenanntc Annenhof in Prag in 
einigen Theilcn reftaurirt. Beim Abkratzen im Stiegen- 
häufe und im Gange entdeckte man Malereien, die 
jedoch meiftens fehr befchadigt waren. Man fand 
darunter zwei Bilder in Ocl an die Wand gemalt. St 

I leinrich und St. Kranciscus vorftellend, umrahmt von 
Loibeerftäbcn und gewiffermafsen mit fliegenden Ban- 
dern und Mafchen aufgehängt. Nach den Bruchftucken 
zu urt heilen, gehören die Bilder, wie das ganze Gebäude 
in die Barokezeit und verrathen einen befleren Künftler 
diefer Periode. Die ehemalige Anna-Kirche ift heute 
Papiermagazin. Ucbcr der Thür zur Sacristei das Bild 
der Madonna, wie fie in ihren fehützenden Mantel 
davor knicende Uominikaner-Monche und Nonnen auf 
nimmt. Diefe Malerei ift mehr handwerksmufsig. 

42. Confervator Fries hat der Ccntral-Commiffion 
uber die Reftaurirung der fpätgothifchen Kirche fammt 
Thurm in Wei/trach berichtet und die Ccntral-Com- 
miflion hat das vorgelegte Rcftaurations-Projcft in 
Betreff des Thurmcs in der Hauptfache gutgeheifsen. 

43. Confervator Graus hat über die ErgebnilTc 
feiner an der Pfarrkirche zu St. Kathrcin in Offeneck 
bei Weix angeflehten Unterfuchungen berichtet. 
Daraus ift zu entnehmen, dafs dicfclbc im Grund- 
rili'e eine romanifche Anlage zeigt, welche einft nur 
aus einem oblongen Schiffe und einem Chor-Quadrate 
als Altar-Raum beftand. Dasfclbe ift noch vorhanden 
und mit dem Thurme uberbaut. Zur Zeit der Gothik 
wurde die füdliche Schifl'swand entfernt (XV. Jahrh.), 
an ihre Stelle rückten zwei in eine Reihe gefüllte 
Pfeiler und damit auch ein zweites Schiff, um das die 
Kirche vergrofsert wurde. Die zweifchiffige Kirche 
erhielt ein Netzrippengewölbe, wahrend im quadraten 
Altar-Raum das Tonnengewölbe verblieb. Als fich in 
der Folge die Kirche wieder als zu klein erwies, fugte 
mau an der Nordwand des Schiffes einen geraumigen 
Barok Chorbau mit Quadrat und 1 Ialbkrcisfchlufs 
bei. So ift dies Kirchlein eine intcreffantc Demon- 
ftration, wie das Vergrofserungsbedürfnifs merkwürdige 
Conglomcratc der verschiedenen Stylarten liefern 
konnte. 

44. Confervator Profeffor Ilaufer hat in Betrefl 
der Reftaurirung des Thurmcs an der Stiftskirche 
an der Mariahilfcrftrafse in Wien an die Ccntral-Com- 
miffion berichtet. Der oberfte Theil des Thurmcs in 
Form einer fehr fchlankcn durchbrochenen Spitze 
befteht aus vier Sparren, svelcheauf einer Kreuzfchwelle 
eingezapft find. Durch die eingetretene Schadhaftigkeit 
der Kupferbckleidung lief das Waffer an den Sparren 
herab, fo dafs die Zapfen und Knden derfclbcn, wie 
auch die Schwellen zu faulen begannen und damit den 
Beftand der Spitze gefährdeten. Um der drohenden 
Gefahr abzuhelfen, wurden die Schwellen neu gemacht, 
die Sparren angefchiftet und das Ganze durch ftarke 
eiferne Querverbindungen gefiebert. Die urfprünglichc 
Form des Thurmcs wird hiedurch in keiner Weife ver- 
ändert, da auch die durch das Anfchlufsgerüft ent- 



ftandenen Schaden an dem Holz und an den Kupfer- 
verfehalungen wieder genau nach dem alten Beftande 
werden hergcftcllt werden. 

4$. Der Ccntral-Commiffion wurde ein Inventar der 
Königs- oder Wenzels-Capellc im wälfehen Hofe zu 
Kattenberg vorgelegt. Wir finden in dcmfclben unter 
Anderen 1 Kclch,2 Kclchtüchcl, 4 Mcfsgcwänder u. f. w., 
3 Altare. Der jetzige Haupt- Altar ift eine unbedeutende 
Arbeit; der frühere Haupt-Altar war wie die beiden 
Seiten- Allare ein Flugel-Altar. Er ift nicht mehr erhalten, 
doch find die beiden Flügel noch vorhanden, fie hängen 
an der Wand der Capelle. Auf der einen Seite zeigt (ich 
auf jedem Flügel eine halberhabcne Schnitzerei aus dem 
Jahre 1495, darfteilend die heil. Ludmilla und den heil. 
Adalbert. Auf der Aufsenfcitc des einen der heil. 
Hieronymus, des anderen ein crlofchenes Bild. Der 
rechte Seiten-Altar enthalt im Schreine die Vollfigurcn 
der Apoftcl Simon und Juda, in der Predella das 
Schweifstuch; im Schreine des anderen Seiten- Altares 
fieht man den Tod Mariens [eine Schnitzereil und an 
der Predella ein Gemälde: Jefus, Maria und Johannes. 

Zu diefen Altären gehören die an den Wanden 
aufgehängten vier Flügeln mit Gemälden von nicht 
geringer Bedeutung aus dem Jahre 1495, welche der 
Obcrmünzmeifter Johann Horjtoffer von Malefic an- 
fertigen liefs. Vier alte Mefsbücher aus 1495 und 1489, 
acht alte Mcllingleuchter, ein Votiv-Bild aus 1492, 
finden fich im Inventare. 

46. Laut Mittheilung der niederofterreichifchen 
Statthalterci, ddo. 20. April d. J., fiel das Kueringer 
Stadtthor in Eggenburg einem dringenden Stadt 
ertveiterungs ■ iieditrfnifs su Liebe, ungeachtet der 
wohlmeinenden VÖrfchliigc der Behörden und von 
Fachmännern. Krems, Korneuburg, Fggenburg überall 
Stadtthor-Dcmoliru ngen ! 

47 Confervator v. Bi'arro berichtete über eine in 
Grado bei Reparatur der Kirche gefundene Infchrift 

Die Infchrift auf weifsem gricchifchen Marmor, 
80 Cm. breit, 46 Cm. hoch, fleht im Witlerfpruchc 
mit der bisher gangbaren Tradition und lautet : 
MCCC - XI. niese lulii- die - XII -Irans. . . . 
fuerüt ■ corpora ■ Sco 1 lermacora et ■ For- 
tunati • i • fuo • Ferto - p • ven • patre • dno • Andrea 
dei • gratia • patriarcha ■ Graden ■ affistentibg • ven . 
patribs ■ et • fuffraganeis ■ dfiis ■ Petro • Equilin . 
et • Frc • Perino Venccopollen ■ epis • et • al 
lior • et • religior • ac . ppli • multitudi- 
nc copiofa'procceffionalit • q • antea-er 
ät • in • capfis • lapideiis • in ■ fua ■ archa • mar- 
morea-collocata-Tpr • dfii'BarlhiGr- 
adonico ■ ducis • Venec ■ et • diii 1 Kainc- 
rii • Minotto • Coitis ■ Gradi . 

Nach der Tradition wurden nämlich, wie Con- 
fervator Bizarre berichtet, die Korper der Heil. Her 
magoras und Fortunatus von dem Bifchofe Primigenius 
(an 630) in Folge gottlicher F.ingcbung (vifion) in «1er 
Entfernung einer Milie von Grado aufgefunden und in 
feiner Kathedrale beigefetzt; dann aber wären nach 
derfclbcn Tradition einige liebeine der I leil I lermagoras 
und Fortunat, dann der heil. Jungfrauen Eufemia Doro- 
tea, Tccla und Erasma in einer filbcrncn und email 



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LXXVI 



lirten, von dem Patriarchen Andreas Dotto im Jahre 
1338 gefpendeten CaiTctte unter das Gewölbe des 
Altars vom heil. Sacramente gelegt worden, wo fie 
im Jahre 1740, bei Gelegenheit der unglückfeligen im 
Kococo-Stylc ausgeführten Kenovirung der Kirche auf- 
gefunden wurden, und diefe CaiTctte war mit einer 
Marmorplatte bedeckt, welche (ich jetzt in der rechten 
Seitenwand der Bafilica eingemauert befindet mit der 
Infchrift: 

Hic -repofitoc • fuerunt ■ Rcliq •Santo- 
rum I lermagurae • et Fort • MCCCXXX VIII • 
Die • Dominica ■ XII ■ Julii • tempore ■ Dni • An- 
dratec • Patriarchat • Gradis et • Dfii • Au- 
dio.- • Malipicro Comitis • 

Im Widerfpruche mit die fem Zeugniffc fagt nun 
die neu aufgefundene Infchrift, dafs die ganzen Kurper 
(corpora) der Heil. Hermagoras und Fortunat US in 
capfis lapideis vorgefunden und in einer archa mar- 
morea beigefetzt wurden, und zwar nicht am 12, Juli 
1338. fondern am 12. Juli 1340. 1 

48. Urkundliche Reilrage zur Gefchichte des ehe- 
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil Leopold in Kloflerneuburg. (XI.) 

1549. [6. September. 

YVier Gcorgius Hafs Doclor der F.rczney, Chri- 
ftoph Makhler, Wenczl Hepner, Lucas Purkhart, Paul 
Weifs, Thoman Khaltfchmid. Thaman von Wembding, 
Hartl Droft, Ofswald Gemnitzer, Lienhart Fibel, 
Wennczl Putinger, Thoman Schvvarcz, Michel Hofman, 
Hanns Pernflainer, Virich Khargl, Hanns Kharnopp, 
Mathes Amcr vnnd Gallus Arnolt, Hurger vnml Mit- 
woncr zu Ülmuncz. Bekhenncn für vnns vnnd vnnfer 
Erben, offenlich mit difem brief. Als Sich der Frbcr 
vnnd weifs Mert Paumbgartncr, Goldfchmid vnnd 
Hurger zu Olmuncz, auf der Romifehen Ku. Mt. vnnfers 
allcrgncdigiftn Herrn gncdigiifl begern, vnnd der wol- 
gebornnen auch Fdln vnnd Vefften, Herrn N. N, Seiner 
Ku Mt, verordentn Camer Katen, der Nidcrofter- 
reichifchn Lannden, gephlegnen hanndlung Sannd 
Leopolds Silbren Sarch geen Cloflernewburg zu- 
machen gehorfamblich bewilligt vntu! angenuinen. 
Innhalt zwayer gleichlauttundetl aufgerichtn fehriff- 
liehen abrede, deren ain bemelte Camer, vnnd die 
Minder Fr der Paumbgartncr beyhenndig haben, 
welche abreden von wort zu wort lauten, wie hernach 
volgt. 

Zu willen tlas auf Heuclh der Romifehen Ku. Mt. 
vnnfer allcrgnedigiflcn Herrn durch desfclbcu Kate 
der Niderofterreichifchn Camer mit Mertn Paumb 
gartner Goldfchmid vnnd Hurger zu Olmuncz, von 
wegen machung Sannd Leopolds Sarch gegen Clofler- 
new bürg riaehvolgundc abred heut dato befchehen. 
Wienn an Lec/ten tag July im Neunvndvierzigiftcn Jar 

Frlllich fol Fr zu folchem Sarch ein Khupfferens 
Corpus Innhalt vnnd vermüg des forms den Fr Selber 

• Aber .luch die Zugehörigkeit de* „Flltre Perino Venci>iiolen . epi»" 
bleibl ut>verlt-.nillu h, »run mihi .lligenoinmen wird. d*U hier ein lire.bfelller 
unleiUiireii lA l>rnn b4' It.lem die l'l iut.rn.ilgcn.kll . wekhe den Patriarchen 
vi>ii lirada nliel die Itifiholc tun lAricn durch Pcl.iciut II. ( I;. Febltiar Sr V' 
lieben, von l.eo XII. und Air tan der II Ui-Atli^l norde 1, ui, dun It Ir ei» 1 lligcn 
Verrichl de * H.ilriar« hen Henrir-vt l>auduli>t jc- An erirt r i*. • . . . „ rtnunlio 
«intni iltre ac*|uinl<i fwper Kpitmpali't lllrtjc" - tcrlorrn gcganKen « ar, f<> kann 
die ltenecinun£ Verernpolen epi« . mir eilt Iti.llium in 1 ralnialien «xler Verte- 
ilen belretTen und .i«n wahrfeheinlie hften dafc llitllium Atendc, oder Avendnm 
Oeui .M..diuO, f.d<sli<h »ar» Avendopulcuw epit da, M*t <i»Ief der Heue» 
»»Hg . Epi* Scniae ei Modt».- he Behende Bif. h»rihtin> Z»(f 



entworffen vnnd jmhieneben zucgcftclt wirdt, machen, 
welches das Silbren Corpus, fo an das Khupffcren von 
aulTen, auf das man khain KhupfTer fehen müge ge- 
fchraufift werden tragen follcn, mit verkhüpffung vnnd 
feüln geziert, vnnd vorn daran den Saluator, vnnd auf 
bayden feytten des Sarchs die zwelf ApofM, vnnd am 
viertn ort Sannd Leopold mit Seinen Gcmahel vnnd 
vnnfer lieben frawen Pildnufs, wo Fs Sich am Pefflcu 
fchikht vnnd folche Pilder alle aus freyer Hannd trei- 
ben, vnnd mit dem Zicrlichifftcn, vnnd pefften vieifs 
fouil Im müglich verferttigen, auch mit etlichen edlen 
geftainn, die wir jm vberantwurtten werden lafTen 
zieren, defsgleichcn mit gold fouil von notten fein, 
vnnd die not<lurfft eruordem wirdt zum Saubcrifllcn 
verkhlaiden. 

Sochc arbait fol Fr auffs aller lengift nach vor 
gemeltem dato jnncr vier Jar verrichten, aber allen 
müglichen vieifs fürwennden, obs noch eher befchehen 
khünndt, oder mocht, wie Er Sich dann daffelb zuthuen 
bewilligt vnnd zuegefagt, vnnd darumben fol Fr dic- 
fclb arbait nit aus den Hennden legen fonnderfür vnnd 
für dermalTen daran machen, vnnd dicfclb furder, auf 
das Fr der Ku. Mt. oder gedachtn Camer Katen yeder 
zeit wann Fs begert wirdt guetten bericht vnnd gewifs 
anezaigen thuenmug, was darangemacht vnnd fertig ift. 

Gemeltcr Mert Paumbgartncr fol auch folchen 
SarrchdermalTcn ins werch richten, das derfelb vermüg 
Sein felbrt überfchlahen mit allein Coflleit, als Silber, 
Khupffer vnnd macherlon (doch auffcrhalb der ver- 
guldung, von welcher wegen Im erft hernach, wafmalTcn 
diefelb bfchchen fol, befchaid vnnd Ordnung gege- 
ben fol werden) vngeuerlich mit über drey Taufcnt 
drey vnnd achzig gultlen geftee. 

Vnnd wiewol die Ku. Mt. vnnd gedachte Camer 
gncdigill vnnd gern gefehen hatten, das folcher Sarch 
hie het zuegericht vnnd gemacht miigen werden. So 
ift doch dem Paumbgartner in anfehung Seiner 
furgebrachtn vngelegenhait, erlaubt vnnd zucgelaffen, 
das Fr denfelbcn vorgefchribner mallen anhaimbs zu 
Olmuncz machen vnnd arbaitteu müg. 

So fol difer Sarch Silbers halten zwayhunndert 
March, vnnd die March fünfzehn Lot, fein, vnnd wann 
der Sarch an die ftat geferttigt, fol jm von yeder March 
Silbers drey Taller, vnnd dann von dem Khupffcren 
Corpus vnnd gemecht, in gemain durchaus Fünfzig 
Talle r macherlon gegeben werden. 

Auf folche arbait ilt Im durch die Niderofler- 
reichifch Camer yeezt Sibcnczig March, neun Lot, 
drey Ouintcl, drey Pfening Silbers, yede March zu 
fünfzehn lot fem geraitt -gegen Seiner fondern Hckhannt- 
nufs) zucgeltelt worden. 

Vnnd dieweyl der Paumbgartncr als vorftet zue- 
gefagt folchen Sarch fouil müglich mit dem machen 
Eubefurdern. Sich auch vmb fowll tieft meernPerfonen, 
die Fr dar/.ue zugebrauchen von notten bewerben vvoll. 
jft ferrer berecht, wann Fr beinetteMarch gar verarbait. 
vnnd folches der Camer zeitlichen als vngefer zway 
oder ain Monat, auffs wenigift dazuor zuefchreibt das 
jm die Camer alfsdann die vbermafs, bifs zu völliger 
erftatung vorbemelter anczal der zvvayhundert March, 
fouil Fr yedes mals nach gelcgenhait der arbait am 
Sarch notdurfftig fein wirdet, auf der Ku Mt. Cofftcn 
vnnd wagnufs geen Olmuncz fchickhen, vnnd obbe- 
fehribner halt, die March zu fünfzehn Lot geraitten 



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LXXVII 



aufzug, auf das Ime die Khnccht, lo Er derhalbcn halten 
möcht nit vergeblich feym, gleichermaßen zucftelcn 
laden woll. 

Vnnd wann alfo der Sarch gemacht, vnnd gefer- 
tigt ift. Sol Kr die arbait vorgcfchricbncr matfen, auf 
die l'rob vnnd den Gehalt, als nemblich zu fünfzehn lot 
wider zu anlwurttcn fchuldig fein 

Der zu warem V r rkhund fein difer abred vnnd bc- 
fchlufs zwo glcichlauttund fchrifftn aufgericht, aine 
vnndtcr gedachter Camer Rät ferttigung bctneltcm 
Paumbgartncr, vnnd die annder vnndter Seiner fertti- 
gung jenen den Herrn Lanier Raten zuegeflelt worden, 
Bcfchchen am Tay und Jar, wie jm Anfang ver- 
rnccldt ifl. 

Vnnd aber Jm dem Paumbgartncr auf f.>lehe 
arbait, ein onfechliche Suma Silbers Nemblich vngeu- 
crlich, in die zwayhundert March gegeben wirdet, 
darumb dj Ka. Kt. gedachtn Nidcrortcrrcichifchn 
Camer Katen bcuohlen, von Jm verficherung vnnd 
Burgfchafft Eunemen, das demnoch wir obgcmcltc mit 
Hurger vnnd Mitwoner zu Olmüntz für gedachtn 
Merttcn raumbgartner auf Sein vleiffig bit rechte 
Hurten vnnd felbft fchuUlner worden fein. Alfo vnnd 
dergeftalt, Wo der Paumbgartncr Seiner verfehreibung 
vnnd zuclagen wie obein geleibte Abrede vermag, mit 
ferttigung vnnd machung beruerts Sannd Leopolds 
Silbrcn Sarchs nit nochkham, vnnd die Ka Mt. dar durch 
oder aber der bellimbten anezal Silbers halben, fo Jmc 
wie vorgemclt auf die Arbait zucgcftcllt wirdet, in 
ainichen fchaden, wie der genennt khainen aufsge- 
mimen, gefuert wurde, das wir fiir vnns vnnd vnnfere 
Krbeii, hiemil verfpreehen vnnd zuefagen, denfelbcn 
fchaden allen Seiner Ku Mt. anftat gemells Paungart- 
ners, abzutragen vnnd zuerftatten on alle waigerung 
vnnd aufsflucht, Sein Ka Mt. mag auch folches erfu- 
echen vnnd bekhumen, bey vnnfer yedes Ilaab vnnd 
guettern, ligennden vnnd forunnden, nichts aufsge 
numen, bifs Sy aller fchaden volliglich vergnüegt ift, 
darfiir vnns khainerlay Recht, gciftlich noch veitlich 
auch fonnder Lannds oder Stat Recht, oder gewonliait 
mit nichte freyen. noch zu hilf khumen fol, dann wir 
vnns deren hiemil verzeihen vnnd begeben. Trcwlich 
vnnd vngeferlich. Des zu waren vrkhunnd, haben wir 
obgefchribne Burger vnnd mitwoner genennte Stat 
Ohmmcz ain yeder Sein aigen gewonlichs Petfchier 
willentlich hienach aufgedruckht. Hefchehen vnnd 
geben zu Olmuncz am Scchzchcndcn tag des Monats 
Septcmbris, Nach Chrifti vnnfer Krlofcrs geburt, Künf- 
zehenhunndert vnnd im Neunvndvicrzigirtc Jar 

Papier Abfchrift von 1552 C. 2. 

1552. 14. July 

Vnnfern grues zuuor Erbcrc Tugenthafftc Fraw, 
vnnd lieben freundt, vnns ift anzaigt worden daz 
wcyllend Mcrt Paungartner Hurger vnnd Goldtfchmidt 
zu Olmuncz nit langrt tods verfchiden fcy. Diweyl 
jm dan hieuor Wie jr wilTt, aus beuclch der Ro Ku. Mt. 
etc. vnnfres Allergncdigirten Herrn, ein filbres Sarch 
zumachen, durch vns angedingt, vnnd beuolhen 
worden, vnnd wir aber nit willen, ob dcrfclb nun fertig 
oder nit, vnnd wie es darumben ein gertalt hat, So 
haben wir demnoch, die Krberen weifen Grcgoricn 
Parbach vnnd Merte Papiercr, goldfehmidt baid Burger 
hie zu Wicnn hiemit zu Euch abgefertigt, Sich geltalt 



aller fachen vleiffig zuerkhundigen, den Sarch, zu er- 
fehen, vnnd merers nach gelegenhait, wie Sy dj farch 
befinden, mit Euch, vnnd foiinft, wie es die notturfft 
eruodern mocht, zu hanndln wie jr von jnen verneinen 
werdt Demnach wollet jnen darjimen genczlicheii 
glauben, vnnd in allen fachen guetten bericht thuen 
Der wellen wir vnns von I lochcrnenter Ku. Mt et 
wegen zu Euch verleben Geben zu Wicnn an 14. tag 
July im 53. Jar. 

An Weidend Merten Paungartncrs gewefsnen 
Hurgers vnd goldfchmidls zu ülmunz gclalsne Wittib 
vnd Erben oder derfelben Gerhaben 

1552. 21. Juli. 

Vermerkht die abret fo wier baide Gregor Parbach 
und Merl Papicrer von wegen des farchs fannt Leopolt 
in namen E. G, zu Ulmutz gehanndlt haben. Mit dem 
Crillion Miler goltfchmit, von wegen aufmachung des 
obbemelten farchs. vnnd nachdem wier aigenntlich. 
foliches werkh nach notturfft beheben, fo befinden 
wier das etliche ftükh mit groffem vnnfleis gemacht 
fein, als nemblichcn, das allergenedigirt, die apollln 
betreffent vnnder welichen er Sechs anngefangen, 
vnnd fchlechts in den borten gcitclt, WcKche apollln. 
nachdem fy nicht genueg herfur gebracht fein, Sonn- 
der gar zu ainnfeltig, vnnd zu flach anngefangen auch 
das filbcr zu diu gefchlagen. das man im nimer beiden 
khan, fo folle der obbemelte Triftati Miler goltfchmit 
nachdem nicht fo gar vill daran gemacht ift, widerumb 
die fechs apoftln zuf.imcn gierten, vnnd von neuem 
alle Zwelf, fambt den anndern Vier pildern widerumb 
machen, vnnd dicfclbigcn bar fiellen, vnnd hecher 
herfurbrinngen, vnnd mit foundern Reifs aulimachen, 
als nemblichen die anngefichter mit flcyfigcr verharung 
hart vnnd har vnnd annderer notturfft auch die gc- 
wanndt mit yeren braimen vnnd brrichen, was die nott 
erfodert auffs flcyfigifl aurtmacheu, wie er fich dann 
felbft erbotten vnnd bewiliget halt, Zu dem anndern 
uachdem die plech vnnden vnnd oben fo zwifchen die 
gefims gehören auch ettwas mit vnnfleLs gettiben. die- 
felbigcn auch als vill iniiglich vnnd nott erfodert, 
vnnd widerumb bertern, vnnd was fünft weyder der 
Liderung nach noch nit anngefanngen, als nemblich 
die pogen fo oben auf vmb die gefims gehören, mit 
fambt yerer notturfft nemblich mit fchmeltzen vnnd 
yercr bekhlaidung wie dann geiniegfam mit im darfvon 
geret, auff das ficyfigift aurtmacheu foll, auch das 
dach fo oben auffgehorig auch mit rtcchen vnngefar- 
lich wie man fünft pfleget dachwerkh zumachen, laut 
der fifierung vnnd der vorigen dignus, fo dem Paun- 
gartner feligcn in feiner birgverfchreybung von der 
Camer gegewen, merers in fich helt vnnd nachdem die 
vnnder gefims am weckhett was zukhindifch vnnd zu 
khlain gegen dem obern gemach fein folle, folliche 
gefimbs, vnnden mit ainem fchapplamcnt erweiden wie 
dann mit ime auch genuegfam daphon geret ift wor- 
den, vnnd dieweil foliches werkh nit fo gar gleich auf 
folicher gewicht bey ainer zwoer oder dreier markh 
miner oder mehr gemacht khann werden, dar folle ime 
bezalt oder am macherlon abgezogen werden. Nach- 
dem fy aber die Frau wittib, folich'-s werkh aufzu 
machen nit vnnderfteen wellen, hab«n wier foliches 
werkh durch das ganntz Hanndtwerkh der goltfchmit, 
der ftatt ülmiitz befichtigen vnnd befchaucn lallen 



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LXXVIII 



vnud innen haimbgefctzt, was an folichcm wcrkh trew- 
liehen verdienet ley worden laut yerer gegewnen 
khunfehafft die K. G. verneinen werden als nemblichen 
fülle yere erftlichen vuer den khupfTerciicn Corpus 
gewen werden wie die virguerfchreywung jnnhek, 
Nemblichen 50. taller Mcr für die annder arbait fo 
durch Mertten Paungartner felichen am farkh bc- 
fchechen 200 Ii Reinifchin munti der frauen widib 
loder des bemelten Paungatncrs erben geraicht vnnd 
gegewen werden. Was nun vber die 200 fl. Reinifch 
aut der dignus vnnd verfchreybungen die K. (i. mit 
dem Paungartner fcligen auffgericht haben follc dem 
Criftan Muller ZU aufmachung vnnd anfuerdigung der 
wcrkh s gegewen werden. Wie dann lautier mit im 
abgeret ift worde Kr hatt fich bewiliget gleicher 
malTen mit der burgfehaff wie Paungart, Nachdem 
aber noch fouil daran zumachen ift, hatt er anngezaigt 
aufs lennift in annderthalb Jaren feliches zu vertigen 
mer hatt er ("ich bewiliget neben fulichcm wcrkh khain 
anudere arbait weder ime noch vrembten nichts 
daneben zumachen allain was er yezunder vnnder den 

hennden hatt. Bcfcbcchcn zu Olmütz den 21. Tag July 
jm 52. Jar. 

Gregor l'arbach. Mcrt papiercr. 
Wir Thoman Waltfchmidt unnd Chriftiann Mulner, 
Goidtfchmidt KldillcunGcfchworcnn ampt der gantzen 
Zech, der erbcrem Ilanntwerchs der Goidtfchmidt 
der Stadt Ülomuntz. Bekhcmien vnnd thuen khundt 
offenlich mit diefem Brieff vor Jedermenigklichcn. 
Nachdem der Erber weylendt Merten raumgartner 
goidtfchmidt vnnfer mitbrueder faliger, auff der Ro. 
kn. Mt. vnnfers allergencdigiftenn Hern, genedigifts 
Hegcrnn. vnnd der wolgeparnen Edlen vnd vheften 
hern N. N. I Iochgc<lachtcr feiner Ko. kn. Mt. ver.rden- 
then Kathen, der Nider Oefteraichfchen Landen jrer 
genadeu gepflegenen handlung. Sanct Leopold Silbe- 
ren Sarchkhcn Clofter Ncuburgk zuinachcnn bewilliget 
vnd angenume doran dann auch zumtail verfertigt 
Dicwcil aber gedachter vom Merthen 1'aumgartner 
angefangener Sanct Leopoldts Sarch zu enntlichcr 
Verfertigung, durch abfterben jl/.t genentes Merthen 
Baumgartners nicht khumen wagen, ift folliche fein 
arbait fo er au obgemellem Sarch gethau, aulTbegernn 
der Hrbcrnn furfichtigen Gregor Parhach unnd Merthen 
Papiercr, baider Hurger zw Wien gefaundten von ob- 
gefchriebenen I lernn khamer Katheu. durch viral 
gefchwornen vnd gantzc Zech trewlichcn gefchat/.t 
vnnd befunden Worden, dz mergemelter Merthen 
Baumgartner fcliger an der Arbait difes Sarchs wie er 



jtzundt erfcheint verdienet hatt 200 fl Kainifch p 60 
Kreyzer den fl gerechnet. Zw Vrkhundt, vnnd meh- 
rcrem glaubenn, habenn wir obpeftimbt Eldiftenn 
gefchworenn mit aigenntlichenn. bewuft vnnd willenn 
der ganntzen Zech vnfer gewonlichs tzech Inngcficgcl 
zugetzeugnus diefer treulicher Schätzung hienach 
laffenn aulTdrucken. Gebenn zu Olomuntz den 20. tag 
des Monats July jm 1552 Jar. 

1552. Ich Magdalena weylend Mertn Paungertners 
gewefnen Goldfchmids zu Olmüucz fcligen gelafsne 
Wittib und wie Thoman Khaltfchmidt, und Hanns 
Kharnopp Polbierer beide Burger dafclbft zu Olmücz 
als bemclts Paungartners gelafsnen Khindcr verordent 
Vormunder. 

Hekhcnnen für vnns vnd gedachte vnnferc Phlcg- 
khinder öffentlich mit difem Brief Nachdem vorge- 
nnanter Merten Paungartner auf der Ko. Ku. Mt. vnfcN 
allcrgencdigiften Herrn gnedigift begern vnd des 
Wohlgebornen auch edlen vnd vefften Herrn N. 
hochgedachten Ro. W. Mas verordent Camer Kate 
der N. Oe. Lande gcphlogen handlun, Sannt Leopolds 
Silbren Sarch gegen Clofterneuburg zumachen be- 
willigt und angenomen, daran Er auch einen Tail 
gemacht, Als diefelb Arbeit durch fein abfterben 
vnuolcnud gebliben vnd als folchc fein arbeit fo Er an 
obgemelten Sarch gethan auf wohlgedachter Herren 
N. üe Camer Kate begern durch die gefchwornen vnd 
ganeze Zech des goldfehmid Handwerchs zu Olmücz, 
noch vermug einer verferttigten fchatzung Zell treuu- 
lich gefchatzt und befunden worden, das mergemelter 
Merten Paungartner an feiner volbrachten arbeit difes 
Sarchs verdient hat 200 fl den Gulden zu Sechzig 
Kreutzer zureiten Das vnns daurauf gemclt Herrn N. 
Oe Camer Kat in nahmen Ku, Mt. diefclben 200 fl 
fambt noch 50 Taller darauf mit dem Paungartner das 
Khupferen Corpus zu berurlen Sarch zumachen be- 
fehoflen worden, durch die Erbcrn Gregoricn Parha- 
cher Burger zu Wien au heute dato alfo par /verteilen 
vnd beiallen lalTen zu vnferm volligen benniegen. 
Sagen und /eilen danrauf, für uns vnd vnfere Phlcg 
khinder die Ko. Rhu. Mt. derfelben Erben oder wer 
der halben quittieren not ilurfftig ift, oder beftimbte 200 fl 
fambt den 50 Taller macherlon vor obgemelten Cor- 
pus Die mit willentlich in chrafft dietz briefs quitt 
frey ledig vnd lofs Alfo, das wir noch ermelte vnfere 
Phlcgkhinder zu jrer Ko. Khu. Mt noch derfelben 
Erben yetz vnd hinfur derhalben nichts mcr zufprccheii 
oder zufuchen haben füllen noch wellen in Khain weifs. 

Aufzeichnungen von Camefina, 



Druckfehler- VerbefTerungen. 

Seile 19 ift »uf Kegino dd Abhandlung beuufeuen .monununtorum orlis qui iinum vidil, nulluni vidit, ^ui millia vidit, unum vid.il,* dann 

. II. Zeile (f tun üben llatt: „Akvine" zu lefen „C.-kvine*. 

p 12 a 4 „ . flau: ,l'evin* zu lefen „Cerin*. 

. 12 „ II , unten Aalt: „Soiici" zu lefcn: „Soviel". 

. 24 . 6 . . » ,Zaiini»io* zu lefen: „Zaimiile*. 

- *$• , * - «ben flau: .Sivimpow" HlMMI .Sarampuvu". 

. i3. , 2 Halt: .Kambold* m lefen .Rambold*. 

. XX. , zo von unten. I. Spalte ftall - „Kodkolova* Iii lefen | „Koqkoluva" 

. XXI. Zeile So von oben, I Spalle flau ; „Vrozence* zu lefen : .Urozenehu*. 

„ Xt.IV. ftatl: .Staatseigentum' zu lefen .Stadl Eigenthum*. 



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LXX1X 



Ein römifches Vorhängefchlofs in Aquileja. 

Vun Üi. Fr. Kenntr. 



tyi'eQ N der Sammlung des Herrn Engen Freiherrn 
2m . nn Hit!rr-/.alu'tty in Podgora bei Görz wird 
K^Yi! ein in Aquilcia aufgefundenes nnnifches Vor- 
haugcfchlofs aufbewahrt, welches wir mit der gütigen 
Erlaubnis des Herrn Bcfitzcrs hier in Abbildung mit- 
theilen; dazu veranlafst uns der feiten eintreffende 
Umftand, dafs der Mechanismus des Schlöffe* bis auf 
Kleinigkeiten vollkommen erhalten ift und einen 
deutlichen Hegriff zu geben vermag, nicht blos wie 
man kleinere Schlolfer conflruirte, fondern auch ihre 
Behandlung vor Unberufenen in ftnnreicher Weife zu 
maskiren fuchte. 

Das Verdiend, das Geheimnis der complicirten 
Vorrichtung rafch aufgedeckt zu haben, gebührt Herrn 
Wilhelm Sinn», Aulfehcr der Antiken- und Munzcn- 
Sammlung des Allcrhöchrten Kaiferhaufes, welchem 




Fi £ . i. 

auf mein Krfuchcn von Seite des I lerrn Befitzers die 
Aufgabe gcftellt wurde, einen Verfuch anzuftellen, ob 
durch ftellenwcifc Wegnahme der Patina das Schlofs 
geöffnet und weiter erforfcht werden könne. Den 
nachften Anlafs dazu bot dicvonandererScitemündlich 
ausgefprochene Anficht, das in Rede liebende Object 
fei nichts anderes gewefen, als ein r Centurioncn-King i ' p 
d. h. ein Fingerring, wie er von Centurionen getragen 
worden fei; diefe hatten in dem Knopfe Gift eingefüllt 
gehabt, um fich delicn etwa in verzweifelten Lagen 
auf dem Schlachtfelde zu bedienen und (ich vor 
Gefangcnfchaft oder Vcrftümmclung zu bewahren. 

Die folgenden Bemerkungen werden wahrfchein- 
lich genügen, an Stelle diefer etwas phantaftifchen 
Erklärung die einfache nüchterne Erkenntnis zu letzen, 
dafs man es hier mit nicht mehr und nicht weniger 
als mit einem Vorhängefchlofs für kleinere Behalt nifle — 
etwa ein Schmuck- oder Gcldkaftchen - zu tbun habe. 

Das Objccl beftcht aus dem Bügel und dem 
Schlöffe, welche beide zufammen beiläufig die Form 
eines Ringes haben. Der Bügel ift aus einem Rund- 
ftab gebogen, 1*5 Cm. im Lichten hoch, fall 2 Cm. 
breit und bei 0'5 Cm. ftark. Die etwas breiteren 
Enden find flach und viereckig gebildet; das eine ift 
an dem Schlöffe felbft in einer Charnicre (vgl. Fig. i) 
VUI N F. 



feftgemacht, das andere übergeht in eine viereckige 
Üefc, welche auf der entgegengefetzten Seite des 
Sehloffes in diefcs verfenkt und durch Einfuhren eines 
Riegels feilgehalten wurde ivergl Fig. 2 h und *• f g). 

Das Schlofs fclblt hat die Form eines unten 
fpitz zulaufenden Schildes von 4 Cm. Höhe, 2*3 Cm. 
grofstcr Breite und 16 Cm. Dicke; oben ift die 
Charnicre für den auffchlagbaren Deckel angebracht, 
an den Seiten finden lieh eckige Vorfprünge, die wag- 
recht cannelirt find. 

In jenem zur Linken des Befchaucrs ift die Ocfe, 
in jenem zur Rechten ein viereckiges Loch angebracht, 
welches dazu diente, den Riegel, der beim Auffperren 
des Sehloffes zuriickgefchoben wurde, Raum zum 
Heraustreten zu verfchaffen. 

Im unteren Theile finden fich drei runde Aus- 
ladungen, welche nach der Lange cannelirt find. 

Die Mitte des Deckels nimmt eine Maske mit 
hohem Haarputz ein. handwerksmafsig gefchnitten. Die 
Augen feheinen mit Glasflufs ausgefüllt gewefen zu fein. 




Fig. 2 

Die Oeffnung des Sehloffes gefchah in folgender 
Weife: Man mufste zunachft am Rande des Sehloffes 
ein beftimmtes, in Fig. 1 das mit Diagonallinien be- 
zeichnete Plattchen a, welches nur der Eingeweihte 
kannte, herabfehieben, dann konnte man ein gleich- 
falls nur dem Eingeweihten bekanntes, anderes Platt- 
chen, das um einen Zapfen fich bewegte, herausdrehen 
i/i in Eig. 1 und 2 '•; es bildet die Sperre für den Haken 
im Dekel, der nun zurückgefchlagen werden konnte. 

Nun bekam man eine dünne Deckplatte aus Bronze 
mit einem SchlülTelloche zu Geficht, in welches ein 
Hohlfchliiffcl gefleckt wurde. 

Nach Entfernung der Deckplatte zeigt fich der 
Mechanismus des Schlofles fehr deutlich. Der Hohl- 
fchlülfel fafs, wenner eingeführt wurde, auf dem eifernen 
Zapfen d in Fig. 2. Bei einer halben Drehung nach 
rechts griff fein Bart zwifchen die Zahne / und g des 
eisernen Riegels e und drückte diefen nach rechts 
Doch konnte er nicht fofort in Bewegung gebracht 
werden. 

Man mufste vorher an der rechten Seite des 
Sehloffes das Plattchen c (Fig. l und 2) aus dem Falze, 
in dem es fitzt, hinausfehieben; es maskirtc das Loch, 
durch welches der Riegel heraustreten konnte; erft 



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LXXX 



dann konnte diefer fo weit zurückgcfchobcn werden, 
dafs die Oefe // des Bilgels frei wurde und letzterer 
geöffnet werden konnte. 

Umgekehrt w urde beim Schliefseil verfahren. 

Die Innenfeitc des Deckels zeigt eine leichte 
Höhlung, unten ift ein Haken angebracht, welcher 
den Verfchlufs ermöglichte. Letzterer wurde herge- 
ftellt, indem das Plättchen b (Fig. I u, 2'< in die Biegung 
des Hakens eintrat und ihn fi>errte. In der Höhlung 
des Deckels fanden lieh Eifcnroftthcilc, die von dem 
ab^crollctcn Zapfen d herrühren, und wenige Heftand- 
theile eines unbekannten Stoffes, ausfeilend wie feine 
weifse Kryftalle. 

Hin ganz ahnliches Vorhangfchi'.fschcn, gleich- 
falls in Aquilcia ausgegraben, wurde vor wenigen 
Jahren für die Antiken • Sammlung des Allcrhochftcn 



Kaiserhaufes erworben. Es zeigt ganz dicfclbc Vor- 
richtung, fowohl was das Schlofs betrifft als auch die 
Verficherung dcsfclben. Doch find einzelne Heftand- 
theilc nicht mehr vorhanden, diefes Kxemplar feheint 
geöffnet unter die Krde gekommen zu fein und durch 
Abrollen der eifernen Stiften die Verbindung der 
einzelnen Heflandtheilc cingebüfst zu haben. Es 
fehlen die in den Fig. 1 und 2 mit a. b, c, d be- 
zeichneten Theile, fowic das feine Deckplattchen mit 
dem Schlüffellochc zwifchen dem Deckel und dem 
Schlöffe. 

Sicher aber geht aus dem einen, wie dem anderen 
Exemplare hervor, dafs fie keine Fingerringe, fondern 
in der That Vorhangcfchlöfschcn mit einer r Vexier- 
waren und nur zufallig die Aehnlichkcit von Finger- 
ringen haben. 



Der Bronzen-Fund in der „Riefenquelle" bei Dux in Böhmen. 

Befiehl de» Cuiifervaior» Dr. St, iStrgtr. 



^AS gänzliche Verfielen der etwa eine halbe 
Wegftundc von der Stadt Dux entfernten, an 
der Teplitzcr Strafse gelegenen P l<icfcnqucllc*, 
einer ehedem zu Badezwecken benutzten Therme, 
veranlasste nunmehr deren Abteufung, welche Arbeit 
Ende J;mncr d. J. bis zu einer Tiefe von 9 M. ge- 
diehen war und einen höchft intereffanten Fund vor- 
gefchichtlichcr Bronze-Artefaflc zu Tag forderte. 

Die anfangs ausgegrabenen Gegenflande blieben 
ganzlich unbeachtet, erfl als Arbeiter einzelne auf der 
Halde am Schachte zufällig aufgclefene Stücke zur 
Anficht in die Stadt brachten, wurde die allgemeine 
Aufmcrkfamkeit rege und es ift nur der cncrgifclien 
Furforge des Herrn Georg Grafen H'aldßan, Befitzers 
der I lerrfchaft Dux zu verdanken, daTs einer gänzlichen 
Verfchleppung <iiefes hochft lehrreichen Fundes bei 
Zeiten Einhalt gethan und derfelbe dem grofsten 
Theile nach der VY'iffenfchaft erhalten wurde. 

Die Freundlichkeit des Herrn Grafen ermöglichte 
mir bei meiner Anwefenheit in Dux die Berichtigung 
der in feinen Befitz gelangten Fund-Objecte, ein Theil 
der in die Umgebung verfchleppten Gcgcnft;indc 
wurde von einem Duxer Gcfchaftsmann aufgekauft, 
nach Prag gebracht und die bellen Exemplare hier- 
aus von mir erworben. Diefe zwei Partien reprafen- 
tiren den bis jetzt gemachten Fund in ziemlicher 
Vollft.indigkeit und berichte ich hierüber Folgendes: 

Der Fund enthalt ein Bronze Gcfafs, eine Lanzen- 
fpitzc, ein abgenütztes Werkzeug, eine grofse Menge 
Gewandnadcln, Arm und l - "ingerringe — Alles von 
Bronze mit mattgtunem Rolle (keine aerugo nobilis'i, 
fchliefslich ein Glasarmring-Fragment und einen ftark 
verwitterten unbellimmbarcn Eifengegenfland. 

Leider waren die Fundftiickc der graflichen 
Sammlung noch nicht genügend geordnet und eine 
Zeichnung derfelben nicht gut möglich, fo dafs ich, 
bezüglich diefer Partie, mich cinftwcilen auf eine blofsc 
Bcfchreibung derfelben befchranken mufs. 

i- Das angeblich in einer Tiefe von 6 M. 
gefundene Bronze- Gclafs, welches wohl urlprünglich 



die übrigen Gegenflande enthielt, ift kcffclformig, 
theilwcife zertrümmert und ohne Zeichnung fehwer 
zu vcranfchaulichen. Der nach innen gebogene Kand 
betragt 0 45 M., die Tiefe 0 22 M. 

Dasfclbe ift aus drei mafsig ftarken, durch Bronze 
N;igel zufammengenieteten Bronze Blechplattcn ver- 
fertigt, fteltenweife blank, fonft mattgrun roftig, ohne 
Ornament und von fimpler Fagon. 

2. Die Lanzcnfpitzc ift vollftnndig erhalten, deren 
Lange 0 20 M.; vom oberen Ende der Dulle lauft 
über das Blatt bis zu dclTcn Spitze ein erhabener 
Grat, die fielt nach oben verengende Dulle ift mit 
wagrechten Parallelkreifen verziert, ihr unterer Durch- 
ineffer {Schaftloch) betragt 0 022 M. die Fundtiefe 
9 M. 1 

3. Das abgenützte Übjccl, entweder ein Dolch 
oder Meßer, hat im Stiele zwei Nagcllocher und eine 
Lange von circa 0*15 M. 

4. Die Fibulae erfcheinen durch mehr als 200, und 

5. die Bracclets durch mehr als 400 Stücke ver- 
treten. 

Abbildung und Bcfchreibung einzelner von mir 
in Prag erworbener Typen laffe ich weiterhin folgen. 

6. Der Fingerringe zahlte ich über 40, diefe 
entfprechen den heutigen Eheringen und variiren nur 
in der Dicke des Metalls und im DurchmelTer. 

7. Das Glasarmring-Fragment, etwa ein Drittel 
der urfprünglichen Grofse, ift dunkelblau und glatt. 

8. Der Gebrauchszweck des oberwahnten gabel- 
förmigen, mit einem keilartigen dicken Stiele ver- 
fehenen maffiven Eifen Objeflcs ift fehwer zu errathen, 
es ftaud wahrfcheinlich mit einem gröfscren Ganzen 
(Schild, Wagen?) in Verbindung. 

In der Duxer Collection befinden fich demnach 
gewifs mehr als 700 Stücke; in der Präger zahlte 
ich deren 240, hievon circa 140 Gcwandnadeln, 80 
Arm- und 20 Fingerringe, etwas dürfte noch vcrfchleppt 

• llit no^fülinf n tiimenfionrn Att KeffrK ui„l tm bmUn <■»! 
»«hmt Ith <l<rn 1-unill.tfichle de» H»rrn RcrgvK««llcr» TaMin in, l'u»ct 
W^htnkUu, 1B6». X. Jjhtg.nt Nr ; und t, 



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LXXXI 




LXXXII 



^fein, fo dafs die Gcfammtzahl der Fund-Objeete mit 
1200 Stücken nicht zu hoch gegriffen erfcheint. 

Das Haupt-InterelTc am Funde concentrirt (Ich 
demgemafs in den Gewandnadeln und Armringen. 

A. Die Fibulae Dielelben lind fammtlich nach 
einem Sydcm gearbeitet und wohlcrhaltcn, dennoch 
durfte es darunter lehr wenig ganz gleiche Fxemplare 
gebot. Alle find aus einem Stück mehr oder weniger 
darken Bronzedraht verfertigt. 

Der Hügel ilt theils glatt und nind (Fig r), manch- 
mal mit wagrechten Parallclkreifen gravirt, oder ifl 
derfelbe mit 1 lautrelicf Ornamenten verziert, ineilt mit 
dem raupcnahnlich.cn (Fig. 2). 

Eine dritte, die fchoiilt gravirte Form Hellt Fig. 3 
dar. Der Bügel derfelben ilt plattcnformig, jedoch 
noch ziemlich maffiv und mit Dreiecken. Ringen und 
Linien gefchmuckt. Bei Fig. 4 und 5 ilt derfelbe bereits 
aus ganz dünnem Blech und bemerkte ich von diefer 
Form blofs 4 Exemplare. Fig 6 halt die Mitte zwifchen 
Fig. 3 und 5, Fig. 7 repräfentirt die maffivfte Form 

Die Biegung des Bügels ifl beinahe bei allen die- 
felbe wie bei Fig. 2 und 7 ; nach oben verdünnt fich 
derfelbe in die fpiralformig in zwei Abtheilungen zur 
Feder gedrehte Nadel, diele windet fich bald ober- 
(Fig. 4. 5. 6). bald unterhalb (Fig 2 und 3). bald hinter 
(Fig. 7} der Feder, umfafst auch in fcltenern Fallen 
fchleifcnartig den Bügel (Fig. Ii, um mit der in die Char- 
tere des Vcrfchlufsdückcs einfallenden Spitze zu enden. 
Beinahe alle Nadeln federn noch. 

In der Grofsc variiren die Fibulae zwifchen 
0-035 M. und 0-065 M., die mittlere Starke des 
Bugeis bewegt fich zwifchen 0 003 M. und 0 006 M. 

Die Fig. 8 bis 12 veranfehaulichen verfchiedene 
Bügelformen und deren Ornamente; die Fig. 13 bis 18 
die vcrfchicdcn gezierten Fndlluckc des Verfchluffes, 
der bei allen nach vorn auslauft und vom Bügel frei 
abdcht, oiler fich demfclben blofs fanft anfehmiegt. 

Es unterfcheidet fich daher in diefer Hinfichl 
die vorliegende Form wefentlich von der a la Tenc 



Fibula ', findet jedoch in der bei Villy i Vaud) gefundenen 
ein Pendant * 

In Böhmen erfcheint diefe Form in mehreren 
Fundftellen vertreten, der Hügel ift jedoch glatt und 
endigt das Verfchlufsduck in eine mehr oder weniger 
maffive Kugel [Vokovicc, Podbabai; ein gleiches 
Vcrfchlufeende mit Oehr, wie bei Fig. 13, weift eine bei 
Pliskovice gefundene Fibula aus. 

B. Die Bracclets. Der Stückzahl nach nehmen 
diefelben im Funde den erden Platz ein. Sie bieten 
fowohl in der Starke des Materials, dem DurchmclTer. 
als auch in den Verzierungen ungemein viele Varianten. 

Figur l, 2, 3 reprafentiren die Haupttypen in 
natürlicher Grofsc. Die Fig. 4 bis 15 zeigen Verzie- 
rungen der fammtlich offenen Ringe an deren Fnden, 
welche beiderfeits gleichartig find, aufser bei Fig. 10, 
wo das eine zugefpitzle Ringende in eine correfpon- 
direndc Ocffnung des gegenuberdchenden einfallt 

Bei Fig. I. ilt das Materiale zu Blech gefchlagener 
Bronzedraht, der Verfchlufs erfolgt durch Einhenkeln 
der Enden a und b. Diefe Form ift die feilende. 
Fig. 16 repräfentirt eine Art der Fingerringe, welche 
blofs im Durchmeffer und der Fülle des Materials 
differiren, fo dafs manche bis zu 0 00t M. Starke 
finken; Fig. 17 id ein dünnes, mit getriebenen Orna- 
menten verfallenes Bronzeblech, wahrfcheinlich ein 
Hefchlag und «eilt inwendig Eifcnrodfpurcn aus. 

Wenngleich nun diefer Fund von keinen weiteren 
die Forfchung unterllützenden Merkmalen begleitet 
erfcheint und Maßenfuiuie gleichartiger Gcgendande 
fowohl in Böhmen als anderwärts nicht unbekannt 
find, fo bietet fich hier eine fo grofsc, vielfach unbe- 
kannte Mannigfaltigkeit der Details dar, dafs derfelbe 
nicht verfehlen dürfte in Fachkrcifcn allerorts das 
lebhaftcde Intercfle zu erwecken; er fei daher allen 
Forfchern auf dem Gebiete der Vorgefchichtc warm- 
ftens empfohlen. 

1 M.ulic.lunxcn ücr .» [iianlVHrn (..fcllf, h.fi in Zürtrh. I)r K. Krlltr. 

vi iifritht. r.b. xiv. 

■ UrtliMim 1.««*.«. r. rr^«.T.b. xvii, n s 



Das DietrichfteinTche Gruftdenkmal in der Garnifons-Kirche 

zu Brünn. 

Von Moria Trapp, k k. Confcrv»tor. 
(Mil ein» T.M ) 



h'pjo I F. Garnifons-Kirche in der JefuitcngalTc Bi ünn's 
R«0i uc ' cne im vorigen Jahre Seitens des Militar- 
c£ZA arars im Innern zu reltaui iren begonnen 
wurde, dcht an Stelle des vom 13. Jahrhundert bis 
zum Jahre 1577 bedandenen Herburgcr-Nonncnklodcrs 
mit der Muttcrgottcskirchc. 

Als Kaifer Rudolph II. 1578 dem Jefuiten-Ordcn 
das Herburgcr Nonnengebaude in Hrünn, dann die 
dazu gehörigen Güter 1581 überwies, liefs er zumeilt 
auf Wohlthaterkoden und namentlich <lurch die For- 
derung ihres gröfsten Gönners des Fürdbifchofes von 
Olmüz, Cardinals Franz von Dietrichltein, die jetzige 
Kirche mit einem Aufwände von über ly.ooo Thaler 
erbauen. 



Der Bau begann am 7. September 1598 und ward 
als beendet am 22. September 1602 zu Ehren der 
Himmelfahrt Mariens vom Cardinal Dietrichdein 
feierlichll confecrirt. 

Die Erbauung des Jefuitcn- Collcgiums dagegen, 
welches die Kirche umfchliefst, begann fchon 1582 
und ward erd nach dem Jahre 1621 zumeid auf 
Köllen des Cardinals Dietrichltein vollendet. Es id das 
gn.fste Gebäude in Brünn, bildet ein langes Viercck 
mit 7 Hofen und nimmt die ganze Sudfeite der Jefuiten- 
galTe ein. Zu der ferneren refpective bis zur ganzlichen 
Vollendung diefes Collegiums verpflichtete der Car- 
dinal feine Krben (laut Tcdamcnt vom 2y. Dccembcr 
1634) alljährlich 1000 Thaler beizutragen. 



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LXXXIII 



Ein pompofes mit dem Wappen des Cardinais, 
Emblemen und vielen Figuren decorirtes Portal 
fuhrt in die Hofraume. Diefcs Portal, fowie der Haupt- 
eingang zur Kirche waren ehemals frei. Im Jahre 1788 
find fie durch einen Zwifchcnbau abgcl'chloflen wor- 
den. Jetzt bi findet fich die k. k. Stationswache in 
diefem Theile. 

Die Kirche felbll ift ein grofses und im edlen 
Renaiffancc-Stylc aufgeführtes dreifchifliges Gottes- 
haus, welches nach den Plänen des Architekten und 
Bildhauers Georg Gyaldus (Gyaldc, Gialdi] von 
i$(jü — 1602 erbaut ward, dem fein Hruder Tobias, ein 
kunftreicher Maler, beihilflich war. Beide kommen 
als anfafllgc Bürger Prunns im Genofienfchaftsbuche 
diefer Stadt vor. Tobias Gyaldi Harb am 21. November 
1627, 40 Jahre alt, und ward am Friedhofe bei St. 
Jacob begraben, wie dies ein Grabftein bezeugt, der 
ehemals an der Jacobs-Kirche eingemauert, jetzt im 
Hofe des Franzens Mufeums fich berindet. 

Das Zeichen der Gyaldi war ein Rundfchild mit 
einem Querbalken, darauf ein krähender Hahn fulst, 
wahrend unterm Balken eine gewundene gekrönte 
Schlange vorkriccht. Die Gyaldi find wahrfcheinlich 
aus Italien nach Brünn eingewandert. 

Ihre jetzige Zier und Einrichtung erlangte die 
Kirche crll im vorigen Jahrhunderte, indem die 
Jefuiten ums Jahr 1730 oder 1744 den Präger Meiller 
Felix Anton Scheffler aus Seidenen beriefen, um die 
Decke ai Fresco zu malen, welcher Aufgabe er durch 
reiche Compofition in den Dar Heilungen, dann frifches 
und kräftiges Colorit vollkommen gerecht ward. 

Scheffler Harb als k. k. Holmaler in Prag 1760. 

Die Capelle zum heil. Kreuz malte 1748 der Brun- 
ncr Johann Ftgens. in Maratti's Manier. Etgcns Harb in 
Brunn 61 Jahre alt. Sein eigenhändig gemaltes Porträt 
befindet fich in der Gemäldcfammlung des Franzens- 
Mufeums. 

Den Hoch-Altar, nach dem Modelle des Ignatius 
Altars in Rom, verfertigte der Brünncr Bildhauer 
Johann Georg Schauberger im Jahre 1735, das Haupt- 
blatt desfclbcn „Maria Himmelfahrt" ift von Franz 
Eckllcin im felben Jahre gemalt worden. Die Bild- 
haucrarbeiten an den 10 Seiten- Altaren und denBeicht- 
ftühlcn verfertigte der gefchicktefte Schüler Schau- 
berger's, der Brünner Adam Mefsmann, wahrend der 
Jefuiten -Laienbruder Tobias Süfsmayer die fämmt- 
lichen Stuccatur-Decorationcn in der Kirche meiller- 
haft ausführte. 

Die zwei Seiten-Altäre mit den von unbekannten 
italienifchen Meillern gemalten Bildern St. Ignaz und 
Allerheiligen follcn auf Korten des Obcrllkämmercrs 
von Mahren, Ladislav Berka von Duba und Lipa, 
dann die fchunen reichgefchnitzten Kirchenftühlc fowie 
das Marmor-Pflallcr und die Orgel von der Anna 
Francisca Gräfin von Leslie, geb. von Dictrichllein, 
angefchafft worden fein. 

Ein interelTantcs Kunftwerk befitzt die Kirche im 
Chor, ein marmornes Gruftdenkmal für den Cardinal 
Dielrichllein und deffen Gefchlccht. 1 Hegte er doch für 
den Jcfuitcn-Ürden eine folche Achtung und Vorliebe, 
dafs er hier oftmals feine achttägigen Gcillesübungen 
hielt und predigte, ja fchon anfanglich den Gedanken 

• WWv. Kirthhck. Top. lUbftM, II AlKk . i IM. p. «5-»». 



hatte, die Jefuiten Kirche für feine einlligc Ruheftättc 
zu beftimmen. 

Es war daher ganz ordensgemals, wenn mau für 
fo einen befonderen Wohlthhtcr ein würdiges Scpulcrum 
crHehcn liefs, das der Nachwelt in Erinnerung bringen 
foll, was Derjenige, dem es gewidmet worden, für die 
Kirche gethan, und das auch Zeugnis böte von dem 
fchaffenden Geille der KunltbeflilTenen jener Tage, 
deren Arbeit wir nun bewundern. 

Georg Gyaldi, der begabte Bildhauer und tüchtige 
Raumciftcr der Jefuitcn-Kirche ill auch der Verfertiger 
diefes llylvollen Marmor-Intarfia- Werkes.* Es ill eine 
Hauptplatte, darin ein grolses llylifirtes Wappen, um 
das fich acht kleinere Platten gruppiren, welche vereint 
eine Umrahmung im länglichen Viereck formen. Des 
Ganzen Bcite mifst 3 M. 75 Cm. und 5 M. 8 Cm. Länge. 
Das Material, welches als Grundlage hiezu verwendet 
wurde, ill der rothe Sal/.burger Marmor. 

Jede Platte hat eine Stärke von circa 25 Cm., aus 
deren Flcifchc MciHer Gyaldi die Dcflins fall 10 Cm. 
tief hi-rausmeifselte und nun in diefe fo vertieften 
Stellen partienweife mit grofster Genauigkeit fchwar- 
zen KcHhcimcr, gelblichen und weifsen Perpftciner 
Marmor derart zugerichtet einlegte, dafs fie die Con- 
turen vorzüglich fcharf, die Zeichnung wie aus einem 
GulTe erfcheinen laflen. 

In technifchcr Beziehung ill die Ausführung nicht 
nur inftruetiv, fondern auch fchr nachahmenswerth. 

Diefe effeelvolle lntarfia- Arbeit, an der Fleifs und 
ebenfo die Ausdauer Meiller und Gehilfen zur vollften 
Ehre gereichen, um ihrer nach 272 Jahren noch 
rühmend zu gedenken, liefert unfere Abbildung. 

Wir geben nun deren Deutung wie folgt: Mittel- 
fluck. Auf fchwarzern Fond prangt das Dietrich- 
(leiu'fchc Stamm-Wappen, und zwar ein 3 fehragrechts 
gctheilter Schild, mit zwei aufwärts gekehrten weifsen 
Winzermeffcrn an gelben Heften. Darüber der Car- 
dinalshut lammt Schnur und (Juaften. Obenan befindet 
fich eine Tafel in decorativem Rahmen mit der fchon 
wenig lesbaren Infchrift : 

MC RKGlVIE : • - i . 
HIC 

avÖNi.VAi • 1 . ■ 

und unter dem Wappen eine defsglcichcn Tafel, an 
welcher blos: 

IN HONOR 1 « • • 

zu entziffern ill. 

Zum Abfchluffc befagter Hauptplatte ill unten ein 
Streifen aus Glockenmetall der Breite nach eingefugt, 
daran nachftehendes Epitaph in Latein-Lapidar ein- 
gravirt vorkommt : 

SIGIS.WVNDVS • K-CARI) ■ KRATER ■ OBIIT ■ ANNO • 
>\ • DCII • IM • IAN • DVO • KRANCISCISI6ISAWNDI- 
Kl I.II • PR1MVS • BIENNIS • OBIIT • ANNO ADO • II • 
DECMBRIS ALTKR II MKNSIV M ANNO MDCII XXIX • 
IAN- 

Die acht kleineren Platten herum find fo gellellt. 
dafs I, 3, 6, 8, dann 4, 5, und 2, 7, im Dcflin fich 
lymmetrifch wiederholen. 

: CtrrtnCt Noliien M S im Kt»»»«!i» Mufcuni. 

• Dit F«ld«r fmdrolli und gt\b (Gold), mchi ju( der bci«cl«Wntn 
Tlfel uniichtig »Ii fch«:ir« und «tlb JHjtecVr» ■«. 



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LXXXIV 



Sic find eigentlich ornamentale Verzierungen 
jener acht Schilder, welche zum zufammengefetzten 
Wappen des Cardinais Dietrichflein und feines Ge- 
fchlechtes gehören und hier dem Intarfia- Monumente 
ein befonderes Luflre verleihen. 

Sic zeigen: ein Schild rechts oben Ecke, in Roth 
in zwei Reihen zu vier und zwei gcftelltc weifsc Spitzen 
und ein Schild, links oben Ecke in Gelb einen ein- 
kopfigen fchwarzen Adler mit gelbem Stern an der 
Hruft 

Heide find zur Infignic des ülmiizer Furllbisthums 
gehörig das urfprunglich alte bifchufliche und ver- 
mehrt von Kaifcr Rudolph II dem Stanislaus Paw- 
lovsky von Pavlovic, als erllen Fürflbifchof von ülmüz 
1588 gehörig. 1 

Im fchwarzen Felde Mitte oben ein fchr;ig rechts 
gcltclltcr gelber Pfahl mit lieben Knorren und je drei 
gelben Sternen rechts oben und links unten im Schilde 
begleitet. 1 

Rechte Seite Mitte ein fchwarzer Geicrfufs im 
weil'sen Felde, wegen der Dietrichftcin'fchcn llerrfchaft 
llollenburg, gegenüber eine mehrmals gewundene, 
pfahlvvcifc geftclltc fchwarzc Schlange im gelben Felde 
wegen Finkenrtein. unten ein weifses Kreuz im rothen 
Felde, das Rottal fche Wappen, ein von weifs und 
fchwarz gevierteter Schild der Collalto und ein weifser 
Sparren im fchwarzen Felde, weiland der Schenken 
von Ofterwitz. 3 

Zu bemerken ift, dafs über jedem Schilde Matt 
der Krone ein einfacher Auflatz mit gedruckter Spitze 
gefetzt erfcheint, darin froher, weil eingeritzt, die 
Noinination des betreffenden Wappens zu lefen war; 
gegenwartig find hievon nur einige Striche mehr 
fichtbar. 

Zu Fufsen diefes aus Marmor eingelegten Monu- 
mentes befindet Cefa eine grofsc infchriftlofe Stein- 
platte mit vier Metallringen, welche den Eingang zur 
Hauptgruft deckt. 

18 Stufen führen in gewölbte 1 lallen, die ihrer 
Anordnung nach ein Kreuz formen. An der Steinfiber- 
kleidung des .Mauerbogens vor dem Hallen-Eintritte 
ift das Dictrichftein'fchc Wappen ausgehauen. 

Aufscr den vielen Sargen mit den Jefuiten - 
Ordetisbrudern, welche in den Hallen ruhen, und unter 
denen namentlich die niumificirtc Leiche des Reftors 
und Provinci als P.Martin Strcdonius |f 26. Aug. 16491, 
dclTcn Name in pietätvoller Erinnerung anlafslich der 
Schwedenbclagerung unter Prunns Bewohnern fich 
bis zum heutigen Tage erhielt,* ferner die des P. 
Jacob Krefa, des berühmten Mathematikers fiel» befin- 
den, fanden nur wenige dem Orden nicht angehorige 
Perfoneii ihre Ruhellatte. Dahin gehört Sigismund 
Freiherr von Ditricbftein. 

Ober dem Sarge hangt an der Wand delTcn 
Todtenfchild in Holz gefchnitzt mit Gold und Farben 
bemalt. Rings um das Wappen folgende Worte: Anno 
1602 den 4. January Iii in Gott verfchieden der Wohl- 
gebohrne Herr Herr Sigmundt Freyherr von Dietrich* 

■ VMm Kirch! Top Mähren» I BJ. 1 Al.lh B>. />«af<*. he, .1,1 Zeil 
f.hrill Aaler ifcy,. 11.14. Kt. r.frr. t,. ZrtaJIn Mar* M,>raw. tjoj. paf. in«. 

■ ft/r».l, ,1.1,1. pa, ,,,, , SJ , )i;J«W4|,,, f n.!.rH.nrii Janauer «H 
Strachau« unil /an.i.i»ic. 

• »Wa'au-*, B,of,. Le.icon III. 
t eV 1 *."" »ou V J.,an UiLlo, S J HundlVlmfl in 

mahnfcneii LmdetArclm. 



ftein auf Hollenburg. Finckcnftcin , Tallberg vnd 
Kurowitz: Erbfchcnck in Kärndten. Rum. Kay. May. 
Rath vnd Unterkammerer des Marggraffth: Marhcrn 
delfcn feel wolle Gott der Allmcchtigc genedig vnd 
barmherzig fein. '' 

Die jugendlichen Leichen der zwei Söhne Sigis- 
munds (dvo Francisci. ) ebenfalls in Holzfargen, lind 
in fchwarzen Tüll eingehüllt. 

In dem gegenüber befindlichen Gcwulbc ruht 
der fpäter hier beigefetzte Landrechtsbeilitzer Ritter 
Bartodeisky. Eine Metallplatte nebft Wappen und 
Schrift am Sarge befagt: Anno 1699 den 11. April ill 
in (iott verfchieden der Wohledle gebohrene Kitter 
Ignatius Wcnccslaus Barttodcgsky von Barttodeg, 
Herr auf Hluchow der rom. kay. May. Rath und Lamb- 
rechts Hcylitzer im Marggraffthum Mahren. 6 

Als im Jahre 1S80 die Mauer im rechten Kirchen- 
fchifT der Feuchte wegen unterfucht ward und dabei 
das Marmorpflartcr nachft des Allerheiligen • Altars 
aufgeriflen «erden mufste, da gelangten die Arbeiter 
zu einer kleinen niedrigen Gruft, die gerade vor diefem 
Altar lituirt einen einzelnen maffiven Holzfarg barg. 

Nach Abhebung des Deckels in des Herrn Militär- 
Pfarrers und meiner Gegenwart, fanden wir hier die 
Gebeine einer Dame, deren langes rothblondes Kopf- 
haar noch am Schädel felthaftete. Ein aus fehweren 
dunkelviolettem Seidcnftoff verfertigtes langes Kleid 
und darüber ein Manteau aus fchwarzem Seiden-Moire, 
waren thetlweifenoch erhalten, defsgleichcn diebreiten 
Spitzen aus Naturleide an den Händen und der Hals- 
kraute, Dagegen war der fchwarzc Schleier bereits fo 
morich, dafs er zerfiel An den Kleidftoffen lagen zer- 
Itrcut die losgeloilen Holzperlen eines Rofenkranzes 
und vom Fingergelenke abgefallen ein kleiner Goldring 
mit einem a jour gefafsten lichten Amethyft. Im Innern 
des Reifes ftand in fchwarz ausgefüllter Eingravirung : 
^WÄRIKNSTKIN-. 

Nach gepflogener Befichtigung wurde der Ring 
wieder zur Leiche gelegt und über den Befund ein 
pfarramtliches Document in den Sarg beigegeben. 

Die hier beerdigte Dame ift Frau Helena Berka 
von Duba und Lipa, Witwe nach Bernhardt von Tovar, 
«eiche altein bei 12.500 Thaler zum Kirchenauf bau 
beitrug und das Jefuiten Seminar reichlich belüftet 
haben (oll. Ihr Gemal, Bernhardt Ludwig von Tovar, 
entftammte einer fpanifchen erft kurz in die mahrifdie 
Landmannfchaft aufgenommenen Familie. Er darb den 
14. Marz 1597 und wurde in die Capelle bei den Jefuiten 
begraben. Es war dies eine im Innern des Klofterhaufes 
befindliche Capelle Die Beifetzung erfolgte dcfshalb 
an diefer Stelle, weil die Kirche erft 1598 zu bauen 
begonnen wurde. Auch feine Gemahlin Helena, welche 
am 14. üecember 1600 darb, wurde cinfhveilcn in der 
Kirche bei den P. P. Minoriten zu St. Johann beigefetzt, 
und ill erll nach Vollendung des Kirchcnbaucs in die 
Jcfuitengruft am 25. September 1602 übertragen und — 

* Srri, Leichnam in einem ftarken Eichenholl Sara*« mit fwai eifrrarn 
Handhaben £ebetlel, ,11 mit einen, leinen »ei Ken Heinde d \% he, den H.inde n 
Kaluatuaarcheltcit xuni befatx hat. bekleidet; darüber eiae w-eiftfeidene Welle 
und ein fchnarrcr Rock mit gtofien Knöpfen und breiten Schauren. üleich 
einem iina-ari!,-he,i Attila. Uic AuffcliU*,« an den Ermeleodcn find Überfihlaeen 
und mit Knöpfen vertiert. Am Kopfe hat er eine feidenartire Haube mit 
rothhehen Streifen. Die Schuhe And vollkommen erhalte», ausnehmend elegant 
gearbeitet, mit rindcc AbfatxflUickctll. Sic hatten chetnat» Silberfchnatlen. die 
Jelrt fehlen . 

* Meine llrfrllrrilmng der atti 1.3. Scjlt iB'il, etfülgteil Grufteronaung 
in der Jeluitenkirchc Brünner Zeitung 1U1. Nr. Mf, »10. 



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LXXXV 



vielleicht auf Wunfeh r — vor das Allerheiligen - Altar 
beerdigt worden. 1 

Derfelbe Vorgang hat auch bei Sigismund von 
Dietrichftein ftattgefunden, darüber des Kathsherrn 
und Apothekers Georg Ludwig, Chronik von Brünn 
(1555—1604) nachftchend berichtet:* 

„Den 4. Januar 1602 ift verfchieden der wohl- 
geborne Herr Sigismund Freiher von Dietrichftein, 
Unterkamer des Markgrafthum Mahren, dem Gott 
gel lad, ift den 5. dito um I Uhr zur Nacht mit der 
ganzen Priftcrfchaft und allen dreien Kathen zu San£l 
Johannes (Minoritcn) in die Kirch geleitet worden, 
neben der Leich find mit brenenden Wachswündt- 
lichtem gegangen: Herr Ulrich Lillgcnblat. Herr Elias 
Tierner, Herr Johannes Migall, Herr Nikulafch Tzer- 
nowsky, Untcrfchrciber, den 22. Juni ift er fambt feinen 
zweien Kindern in der Jefuitter Kirch vor dem hohen 
Altar in die Gruft gelegt worden, die Leich des Unter- 
kammer haben getragen in gegebenen groben Trauer 
Muntll und ungefueterten Hutten 18 Pcrfoncn. Ir hoch- 
fiirftliche Genaden Cardinall und Herr Maximilian von 
Dietrichftein beide Gebrüder lammt anderen Herrn 
Prclaten.Ritterrtandt und die Statt abgclandtcn folgten 
der Leich, nach darneben waren aus den unferigen 
Statlich vier Pcrfon in gut Tucch gckleidt von Fllfil 
auf fambt den Trauer mantll, Symon Kribler, Hannfs 
Klcinfeindt, Dawid Lonrad, Nikulafch Tzcrnowsky." 3 

Sigismund Freiherr von Dietrichftein, des Erzher- 
zogs Kruft VieeOberftftalltneifter und Kammerer der 
Erzherzoge Ernft und Maximilian, des Kaifers Rath 
und von 1598 Landes Unterkämmerer von Mahren, 
ein eifriger Forderer der katholifchen Religion, war 
im Jahre 15G0 geboren. 1 

Mit Johanna de la Scala vermalt, entfprofsen 
diefer Khe fünf Kinder, u. zw. 1. Adam geb. 1595, geft. 
in Rom 1620, 2. Maximilian, nachheriger Fürft, geb. 
K96, wurde von feinem Onkel, dem Cardinal, zum 
Uni vcrfal- Erben eingefetzt, ftarb den 6. November 
1655. Er war zweimal vermalt: a) mit Anna Maria 
Furftin von Liechtenftcin, geft. 1640, und b) mit Sophie 
Agnes Grafin von Mansfeld, geft. 1677. 3. Margaretha 
Francisca, geb. 1597, geft. 1617, vermalt mit Wenzl 
Wilhelm von Lobkovic . 4. Johann Franz geft. 2. De- 
cember 1601, und 5. Franz, geft. 29. Janner 1602, beide 
im Kindesaltcr zu Prunn. 

Als Landesunterkämmerer hatte er einen fehr 
grofsen Finflufs, denn der Untcrkämmcrcr war der 

1 I>enn der Bruder diefer edlen llame LndisUu« Berka von l>uha uml 
Li|ra, ObeilUaeaiiierei M.Krell., lief» die rnrii beien-hncie n Srilen Alurc mit 
4 ... tl beiftelleu. 

■ t. Riller f. ClfcmoU im I Bande der von der hilt «at S««i.n 
Bcr>u»re*cbcaeti IJueilm. St hriften 

' Die Leichenfeier, »«lehc die Stadl dem Uiiicrkarnacrcr Mahren» mit 
allem I'om^c rn bereiten veriiH khtel war, dalier auch befnnrtere Trauer änrü*m 
den R.ubkVerw.indlrn fjiendrn nr.lflt*. lief, hreibt auiführlich 5r4nrr«f in feiner 

ItiHni» S. J. II. m, 

* lleiTeti F.llrrri A'bm, »weiter Reichifreiherr »<->n IlietTichftetn, Retzien 
m 1lr.11 (»ttul'cr 1^37. geftnrlieit e. Februar r^ftn in Nikoliburg, welche Herr 
fchafl ihm Kader MwWmtiM II »u Kigen jj»k Vermag ru Madrid i»»j mit 
Marcarrtlt» v»n Cardon» Kinder r. An:.m, geb. 1555. Harb alt Kind. a.Sigiw. 
mniia fvan ölien l. 1 Ma«irailian. Beb. itt. Q , (fed. »<,. Marl Iftll. »eiauall • * j mil 
Helena Krliffii h dr I.upnelara. t >4 Seul. IS**; H lirufin J.lcubinc vun Rnffo, 
t4.l>ci-, lfo> , Franr. Cardinal. Hilchuf \.„, I llfwuu 1 Für* ton I l.eliN hüein, 
«eb >u Madrid 1» Antuft 1570, Harb ru Brunn tu. Seuiembcr i4i*. hecrabra in 
Oln.ci, (Krfch und (.ruber, Eneyclup. I Sc«.,»}. TM , V » t Ijn -«>,.) 



Vorfteher der k. Kammer in Mähren und ihm war die 
Gewalt über des Königs Städte und über die Klofter 
ubertragen. Dies Amt war überdies fehr einträglich, 
ihm unterftand die Regelung der Angelegenheiten 
des Burgerftandcs. In wie fern die Städte an folch 
hochgeftellte Herren, an deren Gunft ihnen viel 
gelegen war, der damaligen Sitte gcmäfs werthvolle 
Gefchenke machten, beweift Sigismund s von Dietrich- 
ftein Gevatterbitten an alle drei Rath der Stadt Brünn 
und ihr Krfehcinen.* 

Sigismunds kaum fünfjährige Stellung geftaltcte 
fich aber zu einer äufserft unangenehmen. Der 
mährifchen Landesfprache nicht machtig und ohne 
Vorfchlag des Landrechtes vom Kaifcr (1598) ernannt, 
erwuchfen ihm viele Gegner. Und als er gar nach 
dem kl.iglichen Ausgange des gegen Karl von 
Zierotin angeftrengten Hocliverraths Proceffes fich die 
eigene Befchamung derart zu Herzen nahm, dafs fein 
Gcmiith hievon tief ergriffen ward, unterlag feine 
Korper Conftitution diefem Schmerze. Denn in der 
Nacht nach der Niederlage im Gcrichtsfaale zu Prag 
erlitt er bereits einen Schlaganfall, und als er kurz 
darauf vernahm, dafs fein Sohn Franz 2. December 

1601 und feine Schwägerin Jacobinc 4. December 1601 
plötzlich ftarben, dafs feine Frau heftig erkrankt fei 
und fein Advocal fich der weiteren Verfolgung des 
Proccffes entzog, fuhr er eilends nach Mahren (Brünn) 
zurück. Von einem hitzigen Fieber befallen, ftarb er 
nach kaum achttägigem Krankfein im 42. Lebensjahre. 
Einige fagten an Gift, andere aus Kränkung. Erfteres 
war falfch, und letztere möge Grund zu feinem auf 
natürlichem Wege erfolgten Tode gewefen fein." 

Sein jüngerer Bruder Franz, Cardinal-Fürftbifchof 
von Olmüz, welcher dem Haufe Dietrichftein unver- 
gänglichen Ruhm zubrachte, der Sigismund am 22. Juni 

1602 zur letzten Ruheftätte begleitete, darauf am 
22. September diefcs Jahres die Kirche feierlichft 
confecrirte, hat ficherlich der Vollendung des mar- 
mornen Gruftdcnkmals im Jahre 1607 feine Befriedi- 
gung gezollt. 

Diefcs äufserft fchöne Intarfia Wcrk ift nun in 
unferen Tagen fehr reparaturbedürftig geworden, und 
da hat in dankenswerther Vorforge bei der 1881 
begonnenen Rcftaurirung der Garnifons-Kirchc das 
k. k. General-Commando in Brünn auch diefer Gruft- 
platte die Confcrvirung angedeihen laffen, wozu pietät- 
voll die fürftl. Damen aus dem durch!. Haufe Dietrich- 
ftein, dann im Intereffe der Erhaltung vaterländifcher 
Kunftdcnkmalcr, die hiftorifch-ftatiftifche Seaion der 
k. k. mähr. fehl. Gefellfchaft und die Brünner erfte 
mähr. Sparcaffa Geldbeiträge widmeten. 

Und fo ift durch ftylgemäfsc Rcftaurirung' ein 
Kunftwerk für die Nachwalt erhalten worden, das 
jeden mit lebhaftem Intereffe erfüllt, der die reich- 
gefchmuckte Kirche betritt. 

» l'eler R ». t lttmmtiky, Carl V. Zicrulin (.au ij? 
• Milih d Cemt Cum« N F. V Bd |>»( 17. 

> D»reh da» KlablilTemenl bar Hildhaucici und Sinn Induftrie vo.Jch. 
F.. /Wai« Hruim und die Ccmcni.ein.abrik ,00 ). Mal/. *e*V und SftMMf 
in W>en 



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LXXXVI 



Aus Brixen. 



Von A'iiil Att, k. k. Confcrvjini 



|M Kreuzgange des Domes entdeckte man ein 
Wandgemälde von ganz befondereui Inhalte. 

In der Arcade bei dem Ncbcneingange in den 
Dom ifl das Martyrium von Heben auf zugefpitzten 
Acften zweier mächtiger Hnnmftiimmc fchaudererrc 
gend aufgefpiefsten Jünglingen mit ihrem Bifchofe an 
der Spitze zu feilen. Ulme Zweifel find es die lieben 
Märtyrer von Karthago, deren Feit die Hollandillen 
auf den 17. Juli fetzen. Der Donator kniet daneben 
in der Kleidung eines Domherrn mit Schriftrolle, auf 
der nur mehr die Worte ora pro mc in gothifchcr 
Minuskel-Schrift zu lefen find. Das Motiv zu diefer von 
allen übrigen Bildern im Kreuzgange verfchiedenen 
Darllellung durfte fchwer zu entriithfeln fein, aufscr 
man nimmt an, dafs der Donator den Namen eines 
diefer chriftlichcn Helden trug. Der Gcfichtsausdruck 
diefer nackten nur mit einem Schamtuche bekleideten 
Gcftaltcn ift edel und lie zeigen fchönc Vcrhältniffc, 
gelungene Bewegung und Stellung, wie fie die ver- 
fehiedenartige Auffpiefsung der Körper erfordert. 
Nach der fchon etwas höheren Mitra des Bifchofs 
<lurftc diefes Gcm.ildc dem Anfange des 16. Jahr- 
hunderts angehören. 1 

Die Bedachungen fowie die Aufsenfciten des 
ganzen Kreuzganges und der an delTen Südfcitc ange- 
bauten Johannes ■ Kirche erheifchten nothwendige 
Reparaturen, welche jungfl unter der unwichtigen 
Leitung des furftbifchöflichen Secretärs J. Rartinger, 
eines warmen Kunflfreundcs, lobcnswcrth zu linde 
geführt w urden. Auch der Mörtelbewurf der St. Johan- 
nes-Kirche war im Innern theilweife von Salpeter ange- 
frclTen und bedurfte einer Ausbeffcrung. Auf unfer 
Erfuchenan Decorations Maler Barth gelang es, dafs 
vor anderem alle Wände fleifsig unterfucht wurden, ob 
lieh etwa unter der Tünche oder noch tiefer Kelle alter 
Bemalung finden. Die Unterfuchung war von einem 
erfreulichen Erfolge begleitet, denn es zeigte fich 
ein grofser Theil des Ouerfchiffes interelTant bemalt, 
mit Bildern gefchmückt, welche viel alter find als die 
gegenwärtigen im angebauten Kreuzgange. 

Hinfichtlich des Grund- und AufrifTes diefes inter- 
eiTanten romanifch-byzantinifchen Baudenkmales, in 
Form eines länglichen Vierecks, dein fich ein Qucrfchiff 
mit fchmalcr, aber auffallend hoher Abfide anfchlicfst 
und wie fich über das Chor-Quadrat eine Art Kuppel- 
thurm erhebt, erinnern wir an die weitläufige Befchrci- 
bung nebfl Abbildung im VI. Jahrgänge der Mitthei- 
lungen der k k Central-Commiffion für Kunftdcnk- 
male. Dafelbft wird bereits erwähnt, dafs die Wände 
diefer dem heiligen Johannes dem Taufer geweihten 
Kirche bemalt gewefen fein dürften, weil an mehreren 
Stellen Ueberrelle von Bildern zu Tage treten. Herr 
Tinkkmjer, der Vcrfaffer jenes Auffatzcs, vermuthete 
fogar Gemälde unter der Tünche, welche auf noch 

1 Aclml.rkc Dafftrllunccfi von Mch<n Ktjtuclihaflen M*riyrcr-S««Ma 
Anden «eh .n ein«c rurtrll. >.. «fort« RU*4 in Klinten und einem P.f- 
Uou.l. » on ,,,, ,»|j u Lni.c.fiut. Biblioihck «u t'„ t 



alteren lagern. Zu diefem SchluiTe vcranlafste ihn 
wabrfcheinlich die Wahrnehmung, dafs fich Arbeiten 
aus verfchiedencr Zeit zeigten, wie wir unten fehen 
werden. 

Zur vollflandigen Aufdeckung aller Gemälde, 
welche fich beinahe auf die ganze Kirche erftrecken, 
führte Folgendes. An mehreren Stellen hatte die 
Feuchtigkeit den Mortelbewurf derart angefreffen. 
dafs eine Ausbcffcrung desfelben nothwendig gewor- 
den war. Da zeigte es fich nun, dafs der Bau aus 
riefigen Steinen aufgeführt fei. Um dem Inneren ein 
gleichmäßig befriedigendes Ausfeilen zu geben, waren 
alle Wände mit paffenden Farbentonen überzogen. Auf 
unfer Frfuchen unternahmen einige Studirende der 
Theologie und nachher der Dccorations-Maler Harth 
vor dem beantragten Anflrich die Wände fleifsiger zu 
unterfuchen, ja felbll fingerdicken Mortelbewurf abzu- 
hauen, um nach dem allfalligcn urfprünglichen Wand- 
fchmuck zu forfchen. Die Mühe wurde auf eine über- 
rafchende Weife belohnt. Vor anderem war dieOllwand 
des Chores und der nordliche Kreuzflügel bemalt, nicht 
aber die Südfeite und die Kuppel; ebenfo kam im 
.Schiffe nur eine Reihe von Bildern an den Längen- 
reiten vor, während der Triumphbogen beinahe ganz 
und die Weftwand in der oberen Hälfte mit Bildern 
befetzt war. Es feheint nämlich ringsum eine Holz- 
galcrie gelaufen zu fein und darüber eine Decke in 
Tonnenform fich ausgebreitet zu haben, der fpatcr 
ein Kreuzgewölbe folgte, das nun einzelne Figuren 
zum Theile verdeckt. Die einzelnen Figuren find 
nahezu in halber Lebcnsgröfse gehalten und im Chore 
fowie am Triumphbogen in zwei oder drei Reihen über 
einander angebracht. 

Am halbkugeligen Gewölbe der Abfide erfcheint 
Chriftus in einer Art Sarkophag flehend und weift mit 
beiden Händen nach feiner Scitcnwundc; fein edel 
gebildetes Antlitz tragt Harken Schmerzensausdruck. 
Diefe Darllellung wiederholt fich nicht feiten in den 
mittelalterlichen Wandmalereien, wie im anftofsenden 
Kreuzgange, zu Tcrlan, zu Pinzolo in Judicaiien und 
dergleichen. Es ifl nichts anderes als die ticffymbolifche 
Stelle von Ifaias, Cap. 63. V. 3, bildlich vorgeführt. 
Dafelbll Reifst es: „Die Kelter trat ich allein und von 
den Völkern war niemand mit mir; ich zertrat fie in 
meinem Zorne und zerflampfte fic in meinem Grimme 
und fpritzte ihr Blut über meine Kleider und alle meine 
Gewände befleckte ich " Wie alfo einer beim Keltern 
rother Trauben mit den Fufsen fie zerllampfend gleich 
aus vielen Wunden blutend ausficht, fo war Chriftus 
in feinen Leiden mit dem eigenen Blute in der That 
befprilz.t Dies mehr realiftifch darzuflcllen vermied 
der feinfühlende Kunlller und lafst den Herrn nur auf 
feine Hauptwundc mit beiden I landen hinweifen. Nicht 
minder entfehiedene Schmerzensgefuble finden fich 
auch in Maria zur Rechten und in Johannes zur 
Linken; nur in letzterem ifl der Wurf fchwhcher 



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LXXXVII 



gelungen, denn aus feinem jugendlichen Gcfichtc mit 
den zufammengekniflenen Außen und Lippen kommt 
das Weinen nahezu einem Iinkifchcn Lachein gleich, 
welcher Formfehler bei unvollftändiger Beherrfchung 
des Zeichnens nicht fehwer unterlauft. Die Mitte der 
Abfule nimmt das Hauptbild: Maria mit dem Jefus- 
kinde ein; fic fitzt von einer Strahlengloric umgeben 
auf einem länglich runden goldgeflickten Polfler, der 
lieh mit feinen Gold<juaften auf beiden Seiten vom 
Throne etwas aufwärts biegt. Ihre Haltung ift im All- 
gemeinen jene erhabene und ehrwürdige, welche in 
der byzantinifch romanifchen Kunft meiftens beob- 
achtet wird: ruhig, hoheitsvoll, indefs in die dort 
noch etwas ftarren Formen ift angenehm wirkendes 
Leben eingetreten und fu gehurt diefes Marienbild mit 
feinem Lockenkopf über herrlich geformten Schultern, 
mit Augen voll höherer Freude, mit den feinen 
Brauen, der fchmalen Nafe, dem üppigen Munde und 
zart gebildeten Händen zu den liebenswürdigften 
Darrtellungen diefer Art. Den grofsen Farbenfinn des 
Künttlcrs beweirt das Blau an dem mit Goldftrcifen 
und Edelrteinen befetzten Mantel über einem rothen 
Unterkleidc. Blumen und Blüthen fpriefsen im Rafen- 
teppiche ringsum, denn auch die Natur foll neben 
ihrer Königin in verherrlichtem Schmucke auftreten, 
w ie es im Beginne des 15. Jahrhunderts die Malerfchulen 
des Sudens wie des Nordens liebten. Die grofse 
Bchandigkcit, mit welcher fich das Kindlcin an die 
Mutterbruft drangt und die noch weich gelegten Falten 
der Gewander ohne Spur von knitterigen Brüchen 
fprechen fiir diefe Zeitbeftimmung. Rechts und links 
von diefer Familicnfccnc flehen die beiden Johannes, 
der Täufer als Patron der Kirche und der Fvangelift, 
welcher als Namensgenoffe bei den Alten mit erflcrem 
häufig vorkommt ; fic crfchcincn der Madonna würdige 
Gcftaltcn Der Täufer hält in der Linken eine kreis- 
runde Scheibe, welche mit dem Gotteslammc geziert 
ift; feine Rechte zeigt mahnend daraufhin. Der Evan 
gelift trägt mit einer Hand ein Buch, mit der anderen 
einen Kelch. 

Die örtliche Wand des Querfchiffes nun in Be- 
tracht ziehend fchmückt die F.piftelfcitc wohl das 
herrlichfte von allen Bildern. Es ift die heil. Katharina 
von Alexandrien, wie fie im Kerker die Philofophcn 
und Gelehrten, welche zu ihrer Rückführung vom 
Chriftenthume zum alten heidnifchen Glauben abgc- 
fendet waren, ihres Irrthums überweift und fogar zur 
neuen Chriftcnlchrc bekehrt. Sie (lammte aus könig- 
lichem Gefchlechtc und nun fleht fic da mit der Krone 
auf dem Haupte im langen rofafarbenen. mit Gold 
und Pelz verbrämten Mantel und demonflrirt an ihren 
Fingern ihre Ucberzcugung vor einer Schaar alter 
Männer. Die jugendliche Schönheit ihres Gefichtcs 
von feiner Ausführung, ihre wahrhaft majeftätifche 
Erfchcinung, das Mienenfpicl ihrer Zuhörer wie der 
eine von ihnen vor Aufmcrkfamkcit förmlich den 
Mund öffnet und zwei andere fich zu fagen feheinen. 
dafs die junge Gelehrte doch nicht ganz Unrecht habe, 
oder wie auch fclbft die Wächter der Gefangenen voll 
der Spannung nach der Scene fchaucn, dies Alles 
zufammt n mit der gediegenen Farben- Harmonie, Zeich- 
nung und Modellirung machen das noch wolilerhaltene 
Bild zu einem eigentlichen Juwel unter unferen vatcr- 
landifchcn Malereien aus dem Ende des 15. Jahr- 
VIII N. F. 



hunderts. Als Hintergrund dient ein ftattliches Ge- 
bäude, an welchem romanifche und gothifche Elemente 
abfonderlich gemengt find. Der Stifter des Bildes, 
ein Domherr, kniet im Chor-Rock mit grauem Pelz- 
kragen, betend in der Ecke. Umgeben ift das Ganze 
von einem grauenRahmen, indeffen Feldern gothifches 
Maafswcrk eingefetzt ift. 

Wir kommen nun zu einer längeren Reihe von 
Gemälden, welche wir als romanifche bezeichnen 
können, jedoch weiter zurück als in die erftc Hallte 
des 13. Jahrhunderts dürften fic nicht verfetzt werden; 
denn einem höheren Alter feheinen zu widerfprechen : 
die tief herabhangenden Acrmcl der Frauenkleider, die 
Bcfeftigimg Chrifti am Kreuze mit drei Nägeln, die 
Bewaffnung der Krieger, die Kronen, die fchlankerc 
Form der Gefafse, der Charakter der Infchriftcn 
u. f. w. 

Deren Aufzählung beginnend fehen wir links von 
der Abfis die ganze Wand durch eine grofse Chrißoph- 
/•igur ausgefüllt. Der heil. Held rtützt fich mit der Rech- 
ten auf einen gewaltigen Baumllamm und blickt verwun- 
dert, ja faft verwirrt das Chriflkind an, das fich auf der 
linken Schulter mit einer Hand an den Kopf feines Trä- 
gers anklammert und mit der anderen die Weltkugel 
trägt. Eigentümlich ill die Kleidung des Riefen; mit 
einer Art Drcifpitz auf dem Haupte hat er fein grünes 
grofsblumiges Unterkleid über einen Gürtel mit grofsen 
Spangen etwas aufgezogen und darüber einen rothen 
Mantel mit einem breiten am Rande ausgezackten 
Kragen umgeworfen. 

Auf der Nordwand des Querfchiffes folgt eine 
dreifache Bilderreihe übereinander. Die erfte enthält 
mehrere Bifchöfc und Päpftc unter Rundbogen, welche 
in ihrer etwas ftatuarifchen Haltung imponirend 
erfcheinen; es find nur Knicbilder, einzelne mit Attri- 
buten. Darüber nimmt die ganze Fläche die Anbetung 
der Konige ein. Maria fitzt da voll Ernfles und halt 
mit beiden Händen das lebhaft bewegte und auffallend 
gut gezeichnete Kindlein, welches nach dem Becher 
des greifen Königs greift. Von den zwei jüngeren 
Königen zeigt der eine mit ausgeftreckter Hand nach 
dem Stern, der ihnen den Weg gewiefen, und dahinter 
bändigt ein unfehon gezeichneter Knecht die drei 
etwas phantaftifch geformten Kameele. Von Bau- 
werken ift nichts vorhanden. In der zu oberft flehen- 
den Kreuzigung linkt Chriflus unter der eigenen Laft 
ziemlich tief am Krcuzcsftammc herab; über feiner 
Rechten fchwebt ein Engel mit einem Tuche für 
feine Thräncn oder Chrifto den Todesfchwcifs abzu- 
trocknen, und auf dem linken Kreuzesarme hockt eine 
Teufelsfratzc, voll Acrger grinfend dafs nun das 
Menfchengefchlccht für ihn verloren fei. Am Fufse des 
Kreuzes kniet der bekehrte Longinus, in der Arm- 
beuge die Lanze haltend, mit welcher er die Seite des 
Erlofers bereits durchbohrt hatte; auf der linken Seite 
fleht der Henker mit dem Effigfchwammc, eine 
Mifsgcrtalt von intereffantcr Häfslichkcit. Die Gruppe 
mit der trauernden, faft zufammenfinkenden Gottes- 
mutter hat auf der anderen Seite ein cntfprcchendcs 
Gegenftuck in den als mittelalterliche Ritter gewapp- 
neten, romifchen Kriegern und einem trotzigen 
jüdifchen Priefter. Von Architektur erfcheint ein Bau, 
die Burg Jcrufalcms vorflcllend mit ronianifcher 
Fenftcrbildung in fchwachen Spuren kennbar. 

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LXXXVI1I 



Auch die nördliche Oftwand des Triumphbogens 
ift bemalt, mit zu drei heil. Jungfrauen in zwei Reihen 
übereinander; es find das Gcflaltcn voll himmlifcher 
Ruhe. Alle fechs zeichnen fiel» aus durch ihre lieblichen 
Köpfchen, herab« allcnden blonden Locken, in gefchmei- 
diger, mehr enger Gewandung, welche (ich den 
Kurperformen ftark anfehmiegt. Die erfte, die heil. 
Dorothea ftcht zunächft einem Baume, aus deffen 
Zweigen fich das Chrillkind niederbeugt, ihr Früchte 
in ein Körbchen zu legen. Himmlifchc Früchte hatte 
lieh bekanntlich nach der Legende der Schreiber 
ihres Richters höhnend bei der Heiligen bcftcllt, als 
diefelbe zum Tode geführt wurde. Kaum war ihre 
Seele unter dem Henkerbeile dem Korper entflohen, 
fo brachte ein himmlifcher Bote in Geftalt eines 
fchonen Knaben dem Spotter die verlangten Früchte 
und fo ward auch diefer für dasChriftenthum gewonnen. 
Er ift hier neben ihr kniend mit betend aufgehobenen 
Händen dargcftcllt. 

Das Gewände oder die Mauerdicke des Triumph- 
bogens fchmücken folgende DarhVIlungcn: I. Die Ent- 
hauptung Johannes des Täufers. Dicfe weicht wohl in 
Folge der fymbolifirenden Abficht jener Zeit von den 
gewöhnlichen Bildern diefcrSccne ganz ab. Eine Magd 
halt das abgefchlagenc Haupt des Heiligen, deffen 
Leichnam auf dem Boden liegt, und llcrodias /clb/f (die 
Urfachc der Grcuclthat'! ift es. welche das Henker- 
gefchäft vollzogen hatte. Sie beugt fich noch zurück 
nach der Wucht des Hiebes, mit dem ihr die fchrcckliche 
That gelungen ift. Furienartig, mit graufamem Blicke 
und wild herabhangendem Haare wifcht fic an ihrem 
Gewände das Schwert vom Blute rein. 2. Das Marty- 
rium des heil. Vitus. Der Heilige ftcht in einem Kcffil; 
zu feiner Rechten ein Mann, welcher mit einer Kelle 
Oel auf ihn giefst und zur Linken ein anderer das 
Feuer unter dem Keficl fehürend. 

3. Im Schluffc des Bogens find drei fitzende 
Figuren dargcftcllt, nämlich Petrus mit den Schlüffeln 
in Mitte von zwei Bifchöfen. 

Das Schiff zeigt in feinen oberen Theilen ebenfalls 
eine reiche und nicht minder intcreffante Bemalung. 
Hier fcheinen die einzelnen Figuren zum Ganzen in 
engem Zufammenhange zu flehen. Die Anordnung 
geht von der Hauptdarfteilung am hohen Felde über 
dem Triumphbogen aus. Da fitzt Maria in erhabener 
Stellung auf einem Throne über einem hohen poly- 
gonen Fufsfchemel und diefer ift an einer langen, 
rechts und links abgetreppten Stufe errichtet. Maria 
von einer Art breiten Klceblattbogen als Abfchlufs ihres 
Hintergrundes überragt halt ein breites, an beiden 
Enden ein wenig zuriickgcfchlagcncs Spruchband mit 
beiden Händen gerade ausgebreitet über ihrem Schofs. 
Je zwei Figuren mit Bandern ftchenzu ihrer Rechten und 
Linken, zwei knien neben dem Fufsfchemel mit unter 
den Kleidern verborgenen zum Beten erhobenen 
Händen. Von der abgetreppten Mittelftufe, worauf, 
wie bemerkt, der Fufsfchemel fammt dem Throne 
der heil. Jungfrau ftcht, zieht fich eine Reihe Stufen 
gleich einer Stiege ein Stück weit längs des Triumph- 
bogens hinab und unter den Stufen erfcheinen 
Gcftaltcn mit Bandern in den Händen liegend, fowie 
über jeder Stufe eine flehend und darüber wölbt fich 
ein Rundbogen durch fchmale Streifen, Säulchcn 
ahnlich untcrIHitzt. Dicfe Reihenfolge (der ftehenden 



Figuren) fetzt fich den Seitenwänden entlang in wag- 
rechtcr Linie bis zur Weftwand fort und dort findet 
fie an einer ganz gleich componirten Darftellung wie 
am Triumphbogen ihren Abfchlufs. Vcrfchieden ift 
hier nur die Hauptpcrfon, welche die heil. Helena mit 
dem Kreuze auf dem Schofse vorflcllt. Die Haupt- 
felder faffen rings um die kleinen Halbkreisbogen eine 
reiche Infchrift ein: über die Figuren an den Sciten- 
wänden find die Namen angefchrieben und darüber 
läuft ein prachtvoller Fries von kraftigem romanifchen 
Blattwerk aus der Ucbergangs Periode hin. Unten 
bildet zunächft ein in Zickzackform gebrochenes Band 
und tiefer ein aus quadratifch fich vcrfchlingendcn 
Streifen beftchender breiterer Fries den Abfchlufs. 
Von Intereffe find auch die noch leferlichen Namen 
der einzelnen Figuren, als: Leo, Job, Proeopus, Tobias, 
Max intus. Ifulor. Jofue, Darius Rex, Saba, Verba 
Japientiac, Mo/es, Jlsdra, Siraeh, ffot, 

Erwähncnswcrth find noch zwei flehende Figuren 
aus der gothifchen Periode am Triumphbogen über 
der Menfa der Neben- Altare; fie Hellen St. Blafius und 
Jodoc vor. 

Es lind alfo in dem alten Baptißerium Gemälde 
von drei vcrfchicdcncn Künlllern vorhanden. Der 
iiitefte unter denfelben dürfte bekannt fein und wir 
glauben nicht zu irren als denfelben jenen Hugo den 
Maler zu bezeichnen, welcher fich um 1214 im Gefolge 
des Bifchofs Conrad von Rodank findet, Diefer war 
ein Freund und Beförderer von Kunft und VViffcn- 
fchaft und unter feinen Leuten waren mehrere 
Büchcrabfchrcibcr und Künftler. [Sinnaeher Beitrag. 
IV, 14. 59)- 

Was die Technik anbelangt, fo war es eine 
eigene Art Tempera, bei welcher die Farbe ziemlich 
ftark aufgetragen war; denn beim Wegnehmen des 
1 Cm. Harken Bewurfes, womit die erfteren Gemälde 
bedeckt waren, fieht man auf jedem Mörtelllück die 
darunter liegende bemalte Stelle genau abgebildet, 
ohne dafs am Bilde felbft eine Verminderung des 
Colorits erfichtlich wäre. 

Im Vorbeigehen können wir nicht unerwähnt 
laffen, dafs in Tyrol beinahe jede bis ins 15. Jahr- 
hundert zurückreichende Kirche theilweife oder ganz 
bemalt war. Jüngft erfuchten wir kunftbefliffene 
Studircndc der Theologie in Brixen, eine Capelle im 
Haufe zwifchen dem dortigen Caffianeum und dem 
Priefler-Seminar zu unterfuchen, und fic fanden felbe 
bemalt; die Capelle hat innen noch eine halbkreis- 
förmige, aufsenaberbereitseinepolygon abfchlicfsende 
Abfide. Den Local-Caplan zu Tefftnberg bei Sillian 
ermunterten wir, vor der beantragten neuen Ueber- 
tunchung feiner fchönen gothifchen Kirche doch die 
Wände des Chores zunächft zu prüfen und er fand 
gleich unter der Tünche acht fchöne Scenen aus dem 
Leben des Schutzheiligen, des Johannes des Täufers. 

Das Intereflantefte, was uns auf diefer Reifetour 
begegnete, war St, Nicolaus bei W'indifchmatrei, fo- 
wohl hinfichtlich feiner Bautheile als auch feiner 
Wandmalereien. Dicfe Kirche wurde bekanntlich in 
den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion für 
Kunfldenkmale vom Jahre 1858 durch Herrn Confer- 
vator Tvkhaufer bcfchricbcn und mit Abbildungen 
verfehen, indefs mehrere Einzeitheile verdienen noch 
eingehendere Beachtung. Ueber dem Kippengewölbe 



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LXXXIX 



fanden wir noch Spuren, dafs das Schiff einft einen 
flachen Oberboden aus Holz und gar fchmale Fenfter 
hatte. Im Glockenturme, welcher den Bau gegen 
Orten abfchliefst, erfcheint eine feltene Doppelanlage 
von Altarruumcn in Quadratform über einander, 
welche Anordnung fonft nur in Burg-Capellen vor- 
kömmt. Zu dem unteren Altar-Rautnc, welcher dem 
heil. Nicolaus geweiht ift, fteigt man drei Stufen vom 
Fufsbodcn des Schiffes hinunter, dem oberen ill die 
Art eines cigenthumlichcn Lettners vorgelegt. Rechts 
und links am Triumphbogen führen zwei etwas 
gebogene offene Stiegen auf eine Empore mit einer 
Bruilwchr aus Mauerziegeln, welche auf ihren Schmal- 
feiten fo aneinander gereiht find, dafs fic verfchiedene 
geometrifche Murtcr bilden und Durchficht gewahren. 
An beiden Enden diefer Bruftwehr, wo fie mit den 
beiden Stiegen zufammenftofsen wiirdc. finden firh 
zwei dreifeitig vorfpringende und nach unten in eine 
Spitze fich zufammenziehende Ambonen cingefet zt . 
Deren Vorhandenfein überrafcht um fo mehr jeden 
Alter Ülimufreund, da an keiner anderen Kirche Tyrots 
und weit über deffen Gränzcn hinaus eine derartige 
Einrichtung alt-chriftlichen Ritus zu entdecken ift. 
Beide Ambonen find avis Mauerwerk mit glatten 
Flachen aufgeführt. 

An ahnlich frühe Zeitalter, obgleich in der Ent- 
ftehung ohne Zweifel etwas jüngerer Zeit angehörend, 
erinnert die Anordnung und die Haltung der Figuren 
an der Gcwölbcmalcrci diefcs Oberraumes mit einem 
dem heil. Georg geweihten Altare. Die Mitte des 
Kreuzgewölbes, dclTen Grate etwas abgeftumpft 
wurden, nimmt Chriftus fegnend mit dem Evangelien- 
Buch ein; er fitzt in einer kreisförmigen Umrahmung, 
welche einem buntfarbigen Regenbogen gleichficht. 
Diefen halten die Sinnbilder der vier Evangeliften in 
mcnfchlichen Geftaltcn mit Ausnahme ihrer Kopfe; 
jenes des Rindes trägt keine Horner nach Sitte der 
früh chriftlichen Kunft-Epoche. DiefeTrager des Welt- 
heilandes ragen als fogenannte Knicbildcr aus vier 
Eckthürmen des himmlifchen Jerufalemsheraus, welches 
mit breitgezinnten Mauern beinahe die ganze weitere 
Flache des Kreuzgewölbes einnimmt. In feinen vier 
Hauptthoren erfcheinen je vier Apoll et unter einem 
Kleeblattbogcn; die übrigen Flachen der Mauern find 
durch die verfchiedenfarbigen Edelfteine belebt, wie 
fie in der Apokalypfc des Johannes XXI. befchrieben 
werden. Das Ganze fchliefst nach unten in kleinen 
Kreis Segmenten gleich einem ausgefpannten Schirme 
ab, frei fehwebend auf dunkelblauem Grunde, und 
wird in den vier Ecken des Gewölbes von den vier 
Elementen gehalten. Dicfe find in nackten Geftaltcn 
von guten Verhaltniffen dargeftellt; das Feuer rot/t 



mit einer Flamme in der einen Hand ; das Waffer grün 
mit einem Fifche; die Erde braunroth mit einem 
Lämmchen und die Luft blau mit einer kugelförmigen 
Wolke. Die obere Hälfte der Seitenwände beleben 
nebft den Fenrtcrn ernfte Geftaltcn von Patriarchen 
und Propheten, ebenfalls auf blauem Grunde, ohne 
Umrahmung; darunter, durch einen Fries abgethcilt, 
zieht fich eine Reihe von 21 Knicbildern hin, welche 
Päpfte, Bifchöfe, Jünglinge, Frauen und Jungfrauen dar- 
ftellcn, meirtens Märtyrer, die Mitte nimmt St. Georg 
als Patron ein. Den Abfchlufs gegen den Fufsbodcn 
bildet ein wellenförmig aufgehängter Teppich, der in 
einer reicheren Bordüre mit Franfen abfchliefst. Das 
Gewände oder die Unterfeite des Triumphbogens 
fchmückt die Himmelsleiter; zu oberft thront die 
hohe Geftalt des Gott Vaters und auf der Leiter 
(1 eigen Engel auf und nieder. An deren beiden Fufs- 
enden fchläft auf der Evangelien Seite der Patriarch 
Jacob und gegenüber giefst er Ocl über einen hohen 
Altarllein aus. Den Aulscnrand des Triumphbogens 
fafst ein fortlaufendes Ornament ein, reich an fp.itcrcn 
romanifchen Blumen und Blättern. Was die Technik 
diefer Malereien anbelangt, fo glaubt man auf den 
erllen Blick nur Contourenbohandlung vor fich zu 
haben; aber bei genauerer Unterfuchung fanden wir 
bereits leichte Schatten angelegt, z. B. an Fingern, 
um eine Rundung zu erzielen; die Drappcrien an 
den Gewändern fowie am Teppiche lind nur durch 
einfache Striche erfiehtlich, indefs mit grofsem Ver- 
ftandniffe angebracht, fo dafs damit eine herrliche 
Wirkung in den meift reich deffinirten Kleidern 
erreicht wird Das Entftchcn diefcs herrlichen und 
prachtvollen Gevvölb- und Wandfchiuuckes durfte 
man mit Recht in das Ende des 13. Jahrhunderts 
verfetzen; älter dürften fic nicht fein. Auch der untere 
Altar-Kaum war bemalt; der Schmuck des Gewölbes 
wird durch die fleifsige Hand des Malers Hintner 
noch vollftiindig zum Vorfchein gebracht werden, wie 
fich derfelbe auch um den oberen Raum grofse Vcr- 
dienfte erworben hat. Dargeftellt ift in vier Zwickel- 
bildern des Kreuzgewölbes : 1, Die Erfchaffung der 
erften Menfchcn. befler der Eva, wie fie aus der Seite 
Adams herauswächft; 2. Der Sundenfall; 3. Die Ver- 
treibung durch einen Engel aus dem Paradiefe, und 
4. wie Adam mit einer Haue ein verwildertes Stück 
Landes lockert und Eva am Spinnrocken arbeitet. 
Baume, Geftrauche und buntfarbige Blumen in Beglei- 
tung von Vögeln und kleinen Thieren beleben das 
Ganze ungemein. Der Zeit des Entftehcns nach find 
diefe Gemälde etwas jünger als die ebenbefchriebenen, 
etwa aus dem Beginne des 14. Jahrhunderts. 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von P. AJ Dungtl, k. k. Conferrttor. O S. B. 
IV. 

23. Obn-uvlbltng. 2j. Staatsgut St. Polten. 

I. Judicial-A&en 1843 -1850 mit Einreichungs-Pro- l. Juftiz Aclen 1790 — 1850 fammt Indices OiFas- 

tokoll 1846 — 1850, 8 Fascikel. 2. VerlalTenfchafts-Ab- cikel. 2. Delüflenverzeichnifs 1807—1850, 6 Fascikel. 
handlungen 1825— 1849. 3. Regiftratur-Index 1843—1850. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1807— 1840, 6 Fasa- 
ne 



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xc 



kcl mit 374 Nummern. 4. VcrlaiTcnfchafts-Abhand- 
lungen 1790—1820, 9 Fascikel 1374 Nummern. 5. Ab- 
bandlungs-Protokolle 1612 — 1781, 27 Bande. 6 Kaufs 
Protokolle 1616 — 1755, 22 Bande. 7. Heirats-Protokollc 
1710 — 1786, 11 Bande. 8. Grundbuch 1403 — 1723, 
45 Bände. 9. Gewahrbuch 1521 — 1802, 52 Bände. 
10. Waifcn Activbuch 1S11 — 1824, 2 Bande. 11. Waifen- 
Paffivbuch 1811—1824. 7 Bande. 12. Grundbuch von 
Joching 1544, 1 Band. 13. Gewahrbuch von Joching 1521, 
1 Band. 14. Grundbuch der Pfarre Chriftophcn 1582, 

1 Band. 15. Grundbuch Grun/ing 1687, iBand. 16, Grund- 
buch der Pfarrkirche Capclln 1594, 1 Band. 17. Grund- 
buchSchrambach 1569, 1 Band. 18. Grundbuch Wachau 
1666 und 1723, 2 B.indc. 19. Grundbuch Bach und 
Buchl 1573 und 1627, 2 Bande. 20. Grundbuch Ahrn- 
berg 1570 und 1627, 2 Bande. 21. Grundbuch Seebach 
1584, 4 Bande. 22 Grundbuch Hinterberg und Schild- 
berg 1572, 2 Bande. 23. Grundbuch St. Polten 1463, 
5 Bande. 24. Grundbuch Burgrecht 1539, 5 Bande. 
25. Grundbuch Schweighof 1581, 2 Bände. 26. Grund- 
buch Traid (642, 1 Band. 27. Gewahrbuch Traid 1626, 

2 Bande. 28. Grundbuch Kuftcrei 1580, 2 Bande. 
29. Gewährbuch Kulierei 1626, 2 Bande. 30. Grund- 
buch Hofftettcn 1580, 3 Bande. 31. Gewahrbuch llof- 
fletten 1626, 2 Bande. 32. Grundbuch Harth 15,87. 

3 Bände. 33. Grundbuch Kaden 1551. 2 Bande. 34. Ge- 
währbuch Kallen 1674, 2 Bände. 35. Grundbuch Anger- 
hof 1594, 1 Band. 36. Grundbuch Ochfenburg 1590, 

4 Bande. 37. Gevvahrbuch Ochfenburg 1795, 1 Band. 

38. Gewährbuch behauste Güter 1574, 4 Bände, 

39. Gewährbuch Burgrecht 1594, 4 Bande. 40. Ge- 
wahrbuch Haus- und Bergrecht 1642. 25 Bände. 
41. Pfarrkirche llürm Grund- und Gcwalirbuch 1571 - 
1745, 7 Bande. 42. Pfarrkirche Hürm Invcnturs- und 
Vcrtrags-Protokollc 1714—1764, 3 Bande. 43. Pfarr- 
kirche Hürm Heirats-Protokolle 171^ — 1775. 3 Bände. 

34. Nintenjlein. 

1. Abhandlungs-Aflen 1804- 1852, 129 Nummern. 
2. Heirats Contrai tc 1807 — 1S32, 22 Nummern. 3. Wai- 
fen- und Curatels-Aclcn 1832 18 0, 14 Nummern. 

4. Gerichtliche Kxecutionen 1838—1850, 3 Nummern. 

5. Vergleiche 1836—1848, 6 Nummern. 6, Kauf-, llci- 
rats- und Abhandlung». Protokolle 1S04 — 1849. 1 Band. 
7. Grundbuch 1765, 1 Band. 8. Gewahrbuch 1736 — 1834, 
2 Bande. 9. Ueberländ Grundbuch 1763, 1 Band. 
IO. Waifenamts - Acltv- und Paffivbuch 1816—1827. 
2 Bande. 

35. B&tftrichl Steter. 

I. Bergbücher über Bergwerke, 9 Bande. 2. Berg- 
bücher über Schmelz- und I lammcrwerkc, 5 Bände, 
Index 2 Bande. 3. Urkundenbücher von Gewerken und 
Berggegenbuch 17X4, 19 Bande. 4 Auszuge aus dem 
Original- Ein! agslibell 1626 in Betreff der hauptge- 
werklichcn Hammerwerke in Nieder- Oeflcrrcich, 
Nr. 17 — 20, 29 -31, 5. Strcitlächen 1831—^50, 15 Fas 
cikcl und 6 Bande Indices und 26 Nummern. 6. Spa- 
ren undlnventurenl844— 1850, [5 Nummern. 7.Sonflige 
Julliz-Aftc 1844-1850, 14 Nummern. 

26. Viehofen. 

I. Grundbuch über Lehensunterthanen zu Kied, 
Viehofen und Zagging 1626, 46 Bände. 2. Gewahrbuch 



Viehofen-Zagging 1700, 5 Bände. 3. Inventursbuch 1610, 
10 Bande. 4. Gabenbuch 1759, 2 Bande. 5. Kauf-Proto- 
kolle 1744. 1 Band. 6. Waifenbuch 1791, 10 Bände 

7. Heirats Protokoll Zagging 1741, 3 Bande. 8. Vcr- 
laiTenfehafts-Abhandlungcn 1801 — 1850, 46 Fascikel. 
9. Grundbuch-Aclen 1S07 1850, 57 Fascikel. 10. Pro- 
cefs-Acten 1819 — 1830, 32 Fascikel. Ii. Schwere Polizei- 
übertretungen 1824-1850, 7 Fascikel. 12. Judiz- Afte 
1825 — 1846, 18 Fascikel. 13. Criminal-Unterfuchungs- 
Actc 1826—1850, 9 Fascikel. 14. Deliftcnverzeichnifs. 

1 Fascikel. 15. Verzcichnil's der Unterfuchungs-Aclen 
1840—1850, 1 Fascikel. 16. Vcrzcichnifs der Vertrage 
1S40, 4 Fascikel. 

27. Itzendorf. 

1. AeltcrcGrundbücher. 2. Heirats-Protokolle 1790, 

2 Bände. 3. Inventurs-Protokolle 1798, 2 Bande 
4. Kauf-Protokolle 1799, 2 Bande. 

28. Berghof zu Baden. 

1. Abhandlungs-A&cn 1821-1847, 14 Nummern. 

2«. Sehallaburg. 

1. Abhandlungs Aeleri 1830 — 1850, 7 Fascikel. 
2. Civil-Juftiz-Aftcn 1830 - 1845, 16 Fascikel. 3. Gericht- 
liche Verhandlungen 1830 — 1850, 14 Fascikel. 4. Cri- 
minalunterfuchungen 1832 — 1850, 15 Fascikel. 

Die übrigen A6!cn und Bucher find an das 
Bezirksgericht Melk ubergeben worden. 

JO. Schonbüehel und Aggßein. 

1. Civil • Julliz- Aften 1819 — 1850, 12 Faseikel- 
2. Streitgegenlländc 1819 — 1850, Ii Fascikel. 3. Crimi- 
nal-Untcrfuchungcn 1832 - 1850, 11 Fascikel. 4. Schwere 
Polizeiubertretungen 1831—1849, 8 Fascikel. 5. Leichte 
Vergehen 1833 — 1846, 1 Fascikel. 

,v. Wald. 

I. Jufliz-Acien 1780 — 1850, 102 Fascikel. 2. Crimi- 
nal-Ac~ten 1708 — 1850, 59 Fascikel. 3. Schwere Potizei- 
iibcrtrctungcn 1804—1850. 53 Fascikel. 4. Inventurs- 
Abhandlungen 1779—1830, 43 Fascikel. 5. Kauf-Con- 
trade 1789— 1825, 6 Fascikel. 6. Eheverträge 1791— 
1825 6 Fascikel. 7. Klag Protokolle 1783—1799, 1 Band. 

8. Kauf-Protokolle 1783, 2 Bande. 9. Heirats-Protokollc 
1783, 2 Bande. IO. Invcnturs- und Abhandlungs-Proto- 
kolle 1783 — 1842, 6 Bande. Ii. Gewähr-Protokolle 1783, 
2 Bände. 12. Aeltcre Invcnturs-, Kauf- und Heirats- 
Protokolle 1782, 8 Bande. 13. Waifenbuch, 6 Bande- 
14. Dcpofitenbuch, 5 Bande. 15. Grundbuch über Haus- 
hof und Fahrafeld 1681 1797, 1 Band. 16 Repcrtorien 
über altere Kcgiltratur 1784—1830, I Fascikel. 

32. Matzleinsdorf. 

1. Inventuren 1808 — 1849, 10 Nummern. 2. Crimi- 
nal-Actcn 1826—1841, 6 Nummern. 3. Julliz-Aiftcn 
1840 — 1848, 16 Nummern. 4. Civil-Juftizrcpertorien 
1S15 — 1850. 5 Criminal-Repertoricn 1830—1850. 6. Ab- 
handlungs • Protokolle 1638- 1708, 3 Bände, 1710 
7 Bande. 7. Lehen-Protokolle 1710 — 179I, 2 Bände. 
8. Kauf- Protokolle 1742 — 1769, 1 Band. 9. Waifenbuch 
1693, 7 Bande. 10. Satzbuch 1760 1825, 1 Band. 



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XCI 



y Lilienfeld. 

a) Lilicnfeld. i. Criminal • Acten 1804 — 1850, 
34 Fascikcl und Kcpertorium. 2 Schwere Polizeiüber- 
tretungen 1806- -1850. 14 Fascikcl und Repertoricn. 
3. Civil Jultizfachen 1842 — 1850, 58 Fascikcl. 4. Grund- 
buchs Attcn 1812- 1841, 9 Fascikcl. 5. Vcrglcichs- 
Actcn 1812— 184t. 30 Fascikel 6. Abhandlungs Proto- 
kolle Schrambach 1792. I Band. 7. Abhandlungs-Proto- 
kollc Lilicnfeld 1761 — 1839, 23 Bande. 8. Kauf-Proto- 
kolle 1714—1850, 14 Bande. 9. Hcirats-Protokolle 1714 
— 1826, 16 Bande. 10. Vertrags • Protokolle 1714. 
10 Bande. 11. Inventur»- , Kauf- und Heirats-Protokolle 
Pfaffltetten und Wien 1792 — 1812, l Band. 12. Waifcn- 
amts-Büchcr, 14 Bande. 13. Depofitenbuch 1790, 4 Bande. 
14. Grundbuch über Türnitz. Kofcldorf, Kupprechts- 
hofen, Kirchberg. Wcinzirl, Pfaffltettcn, Willielmsburg, 
Eggendorf, Hainfeld, Kaumberg, Sirning, Wiefcnbach, 
St. Johann, Schrambach, Kerfchenbach, Klcinzcll, 
Annaberg, Eichenau, Traifen , Lilicnfeld 1507 an, 
53 Bande. 15. Grundbuch Freundorf 1818, 1 Band. 

16. Grund-, Gewähr- und Satzbuch Alland, 1 Band. 

17. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Pfaffltetten, I Band. 

18. Grundbuch Pfarre Ramfau, 2 Bande. 19. Grundbuch 
Pfarre Kleinzell, 1 Band. 20. Grundbuch Kirche St. Veit, 

1 Band. 21. Grundbuch Pfarre Hainfeld. iBand. 22 Grund- 
buch Schrambach, 1 Band. 23. Grundbuch Lilienfeld. 
6 Bande. 24. Satzbuch Lilicnfeld, 6 Bande, 25. Gewähr- 
Protokolle 1747, 6 Bande, b) Kroisbach. 1. Abhand- 
lungs -Acten 1841 — 1842, 15 Nummern. 2. Unterfuchun- 
gen 1838 — 1850, 25 Fascikel. 3. Schwere Polizeiüber- 
tretungen, 13 Fascikel. 4. Civiijultiz-Actcn 1842—1850, 
39 Fascikel. 6. Grundbuchs -Acten 1842—1850, 11 Fas- 
cikel. 6. Proccfs-Acten 1842—1850, 86 Nummern. 
7. Kauf-Protokolle, 4 Bande. 8. Heirats-Protokollc, 
3 Bande, y. Invcnturs-Protokolle. 9 Bände. 10. Grund 
buch der Herrfchaft Kroisbach über St. Nicolai, 
Araberg, Hainfeld, St. Veit, Freundorf, Ncuficdcl, 
Ktzcrsdorf, Blumau, Melk 1535 an, 9 Bande, u. Gewahr- 
buch der Herrfchaft Kreisbach 1589 an, 5 Bande. 
12. Waifcnamtsbuch, 4 Bände. 

.,V Aggsback. 

1. Schwere l'olizeiubertretungen 1810 — 1850, 

2 Fascikcl. 2. Civilrechtsfachen 1819 — 1850, 3 Fascikcl. 
3. Abhandlungs-Aeten 1816 — 1850, 5 Fascikel mit 
298 Nummern. 4. Kauf-Protokolle 1779—1822, I Hand. 
5. Heirats-Protokolle 1779—1820, 1 Band. 6. Kcpcr- 
torium, 1 Band. 

35. Melk. 

1. Straffachen 1789 1850, 47 Fascikcl. 2. Civil- 
Juftizfachen 1824—1850, 67 Fascikel fammt Index 
1776—1850. 

JÖ. Pfarre Arnbach. Nichts. 
37. Ybbfits. 

1. Strafjultiz- Acten 1839 — 1849, 39 Nummern. 
2 Civilju(tiz-A6len 1834—1845, 10 Fascikcl. 3 Proto 
kolle 1635 an, 61 Bande 4. Kauf-Protokolle, 4 Bände 
5. Heirats-Protokollc. 4 Bände. 6. Abhandlungs-Proto- 
kolle, 6 Bande. 



jS. Albrechtsberg an der Piclach. 

I. Criminal Acten 1824 an, I Fascikcl. 2. Schwere 
Polizeiübertretungen 1819 — 1850, I Fascikel. 3. Civil- 
jultiz-Gegenftande 1816- 1850, 3 Fascikel. 4. VerlalTen- 
fchafts Abhandlungen 1816—1850, 2 Fascikcl. 5. Grund- 
buch Acten 1816 — 1850, 1 Fascikel. 6. Heirats- und 
Kauf Acten 1825 -1850, 1 Fascikel. 7. Grundbuch über 
Albrechtsberg, Neubach und Gransfurth 1590— 1785. 
12 Bande. 8. Gewährbuch 156S — 1767, 3 Bande. 
9. Inventurs- und Kauf - Protokolle 1692 — 1806, 
14 Bande. 10. Waifenbuch 1636—1781, 8 Bände. 
II. Kulticalfaffion 1751, 1 Band. 

jp. Pöclilarn Herrfchaft. 
1. Criminal Acten 1839 — 1850. 2. Straffachen 
1839 — 1850. 24 Fascikel und 19 Bände Protokolle und 
Indiccs. 3. Civiljuftiz- Acten 1839— 1850, 53 Fascikel. 
4. Inventurs Arten 1806 an. 5. Grundbuchs-Actcn 
1819 -1849. 6. Grundbuch 1690, 1 Band. 7. Gewahr- 
buch, 3 Bände. 8, Waifenbuch 1756— 1839, 17 Handc. 
9. Hrief-Protokolle 1695—1756, 4 Bande. 10. Rapulare 
1776 1778, 1 Band. II. Inventurs-Protokolle 1782 an, 
5 Bande. 12. Rufticalfaffion 1757, I Band. 

40. Krumnufsbaum. 
I. Straffachen 1834 — 1849, 16 Fascikcl mit Repcr- 
torium. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1839 -1849, 
1 Fascikcl. 3. Civiljultiz-Acten 1831 - 1850, 36 Fascikel 
mit Indices. 

Thalheim. 

[. Schwere Polizeiübertretungen 1825 — 1849, 
1 Fascikel 2. Gerichtliche Urtheile 1826—1849, I Fas- 
cikel. 3. Gerichtliche Vergleiche 1824 — 1849. I Fascikel. 
4. Vtrlaffcnfchafts Abhandlungen 1793—1850, 5 Fas- 
cikel. 5. Gerichtliche Schätzungen 1824—1849, 1 Fas- 
cikel. 6. Grundbuchs-Actcn 1818 1850, 3 Fascikcl, 
7. Kaufverträge 1824 — 1849, 1 Fascikel. 8. Heirats- 
vertrage 1824 — 1849, 1 Fascikel. 9. Waifcn- und Cura- 
tels- Acten 1825—1850. 1 Fascikel. 10. Grundbuch 
Raffmg. Thalheim, Pcrfchling, l'yhra, Schimmelmuhle 
1617— 1786, 10 Bände. 11. Gewährbuch 1718 — 1759, 
3 Bände. 12. Urkundenbuch 1702. I Band. 13. Waifen- 
amtsbuch, 2 Bände. 14. Heirats-Protokollc 1761, 1 Band. 
15. Kauf-Protokolle 1761, 1 Band. 16. Invcnturs-Proto- 
kolle 1677 — 1780, 3 Bände. 

42. Kirchen unt lins. 
I Abhandlungs-Acten 1822—1849, 16 Nummern. 
2. Streitactcn 1847 — 1849, 2 Nummern. 

43- Purg/lall. 
1. Criminalurtheilc 1815 — 1827, 6 Nummern 2. Cri- 
minaljuftiz- Acten 1830 — 1850,81 Nummern. 3. Schwere 
Polizeiübertretungen 1812 — 1829, 49 Nummern. 
4. Civiljultiz-Acten 1800- 1850, 20 Nummern. 5 Ver- 
lafTenichafts- Abhandlungen 1796 — 1850 13 Nummern. 
6. Vorträge 1804, 3 Nummern. 7. Dienll- und Grund- 
buch 1564-1707, 9 Fascikel. 8. Waifcn-Amtsbuch 
1796, 18 Fascikcl. 9. Kauf-Protokolle 1634—1796, 
28 Fascikcl. 

44 Würmla. 

I. Schwere Polizeiübertretungen 1800 — 1850, 
92 Nummern. 2 Vergleiche 1812 — 1849. 3. Abhand- 



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XCI1 



lungs-A£ten 1790— 1850 fammt Index, 10 Fascikel. 
4. Vormundfchafts- und Curatelsfachen 1820— 1850. 

4$. Spitalsholden :u Seulengbaeh. 

1. Arten 1837—1849, 36 Nummern. 2. Grundbuch 
Neutalgbach und Jeutcndorf 1601, 1 Band. 3. Grund- 
buch Burger fpital Neulengbach und Jeutcndorf 1603, 
2 Bande. 4. Urbar Neulcngbach und Jeutcndorf 1603, 
1 Band. 5. Urbar Neulengbach und Jeutcndorf renovirt 
1726. 6. Gewahrbuch 1685 — 1736, 1 Band. 



46. Afchbach. 

1. Straf Arten 1820—1850, 31 Fascikel. 2. Civil- 
Acten 1819—1850, 84 Fascikel. 3. Waifenbuch 1681— 
I828, 4 Bande 5. Schuldenbuch 1791. 2 Bande. 6. Depo- 
fitcnbuch 1791 — 1812, 2 Bande. 7. Waifcnamts- und 
Depofitcnamts-Rcchnungen 1791, 2 Bande. 8. Judicial- 
Exhibiten-Protokoll 1847—1850. 



Der Erker im königlichen Palaft auf dem Wawel zu Krakau. 




'ANGL Jahre hindurch war der Krakauer Burg- 
patalt, einft eine prachtige und mit vielen 
Kunftfchätzen ausgeflatlete Kefidenz, der 
völligen Vergeffenheit anheimgefallen. Das Schick- 
fal des Landes, des ehemaligen Königreiches, hat fich 
in der Gefchichte diefes l'alaftcs treulich wieder- 
gefpiegelt. In der glanzendften Epoche der Entwick- 
lung des Reiches durch Sigismund [. in dem heute 
noch vorhandenen Umfange aufgebaut, hat er die 
wichtigften politifchcn Stürme, welche das Reich heim- 
gefucht, durchgemacht, bis fchliefslich ein Sicchcnhaus 
und hernach eine Cafcrnc geworden ift. 

Und doch ift diefes Gebäude zum grofsten Theil 
ein Werk derMcilter, welche die Jagicllonifche Capelle 
am Dome gefchaffen. Aber die Ehrfurcht, welche felbfl 
die feindlichen Heere dem Gotteshaufe entgegen- 
getragen, hat fich bis auf den königlichen Sitz nicht 
crflreckt. 

Wahrend die Capelle im Ganzen noch gut er- 
halten ift, verräth das Schtofs nur in einzelnen Theilen 
feine ehemalige l'racht und feinen Rcichthum. von 
welchen man gegenwartig nur an der Hand der vor- 
handenen und ziemlich ausfuhrlichen Befchrcibungen 
Kunde fchöpfen kann. 

Die belfere Zukunft, welche nun dem Gebäude 
zu lächeln feheint, nachdem Se. Majeftat der Kaifcr 
beim letzten Befuche des Königreiches Galizien fich 
mit Warme für die weitere Fürforge um diefes ehe- 
malige Refidcnzfchlofs gnädigft ausgefprochen, be- 
rechtigt wohl dazu, die Kenntnis dcsfelben in weiterem 
Kreife zu verbreiten. 

Es möge mir gefrattet fein, mit dem hier darge- 
ftelltcn Erker zu beginnen, einem der intereftanteften 
Theile, welcher noch recht gut erhalten und mit 
voller Sicherheit reftaurirt werden kann. 

Einft aus der Mauer auf Kragfteincn hervorfprin- 
gend, fteht er nun auf dem Fufsboden der zweiten 
Etage der Bogenhalle, welche den Hof auf allen vier 
Seiten umgibt. 

Gegenwartig ragt der Erker aus dem Fufsboden 
nur fchr wenig heraus; die Art, wie er einft durch die 
Kragfteine geftutzt wurde, ift nicht mehr erfichtlich, 
obwohl die aus dem Gewölbe der erften Etage hervor- 
guckenden Anfänge der Kragfteine unzweifelhaft be- 
weifen, dafs diefelben einft ausfchliefstich den Erker 
getragen haben. Auf einem Unterbau, welcher in der 
Vordcr-Front mit einer Art Maafswcrk auf leicht ver- 



tieftem Grunde bedeckt ift, erheben fich zwei fchwach 
vorfpringcncle und fehr zart gegliederte l'ilafter. Die 
leiben bedeckt ein ziemlich ftarkes Gebalk mit einem 
vcrhaltnismafsig fchr hohen Pride. 

Das Hauptgcfims befleht aus Zahnfchnitt, Eier- 
ftab und Confolen mit einer daruberlicgenden 
callVttirten und mit Rofetten befetzten Hangeplattc 
Auf dem linksfeitigen Schilde im Fricfe da* öfter- 
reichifche, auf dem rechtsfeitigen das lithauifche 
Wappen und in der Mitte auf einer runden Scheibe 
tritt itark unterfchnitten der polnifche Adler hervor. 
Zwifchcn diefen drei Schildern hangen befonders 
reizend gezeichnete Fruchtkranze. 

Die Füllungen der l'ilafter bedecken Gehänge 
aus Schildern, Wappen und fonftigen Emblemen des 
Ritterthums und der Krone; beide Gehänge find flreng 
fymmctrifcli; eine Anordnung, welche wohl mit Rück- 
ficht auf italicnifche Herkunft der Arbeit als faft bei- 
fpicllos betrachtet werden kann. 

Die l'ilafter umfaiTen ein durch Sandfteingewande 
gethciltes Fcnftcr; die Erkcrnifche bedeckt ein mit 
Caffetten gefchmücktes Tonnengewölbe Gegenuber 
der reich und fein gegliederten Vorderanficht cr- 
fcheinen die Seitenansichten faft zu einfach. Diefelben 
beliehen aus einer glatten Wand, welche unten durch 
das Fufsgefims, das Deckgcfims des Sockels und oben 
ein reducirtes Hauptgcfims mit einem direct aus der 
Wand hervorfpringenden einlachen Kragftein charak 
terifirt ift. 

Der Erker ift aus Sandftein, die feineren Bild- 
hauerarbeiten aus einem weichen Kalkftcin verfertigt. 
Auffallend find noch die aufserft fehwachen Wände, 
circa 20 Cm., des Erkers. 

Gegenwartig ift, mit Ausnahme einiger ausge- 
brochenen Stücke im Fruchtkranze und in den 
I'ilaftcrgehaiigen, noch Alles recht gut erhalten. Dank 
der dicken Kalkfchichtc, welche durch alljährlich fich 
wiederholenden Anftrich ftellenwcifc auf Cm. an- 
gewachfen ift. 

Nur die Fcnl'tertheilgew.indc find nicht mehr 
vorhanden. Die ganze Fcnrteroffnung ift zugemauert 
und in diefer Wand ein kleines Fenfter angeordnet, 
doch find noch in den äufseren Gewanden und am 
Sturz die Stctlen erfichtlich, wo dieSandftcintheilungcn 
gefeflen haben. 

Odrzyu'olsh. 



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XCIV 



Zlabings. 

Von Karl Sttrtz. k. k. Cunferrator 



L ABINGS liegt 40-5 Kilometer fudlich von 
Iglau und 11 "5 Kilometer von Tcltfch an der 
äufserften Ecke Mahrens, an der Granzc von 
Nieder-Oefterreich und Böhmen, es hat 3000 Ein- 
wohner, die Bevölkerung fpricht deutfeh. 

Wenn man in die Stadt von der Budwitzer Strafse 
einfahrt, fo kommt man zuerft auf einen kleinen recht 
eckigen und dann auf den fogenannten grofsen trapez- 
artigen Platz, von welchem Strahlenförmig die drei 
MauptgalTen ausgehen, wovon die rechter Hand zum 
unteren Thore führt, an welches fich die Vorftadt 
anfchlicfst. 

Dem Fremden macht diefes Stadtchen einen ganz 
merkwürdigen Eindruck; der Hauptplatz, wo die 
Haufcr der nördlichen Front in der Mehrzahl mit 
Spitzbogen-Laubengangen verfchen find, die fudlichc 
I lauferreihe, wo an der Mehrzahl der Gebäude plaltifchc 
Ornamente der Kenaiffance-Zeit durch die Kalktünchc 
fich deutlich machen, fammtlichc Gebäude mit ihren 
falfchcn Stockwerken, die mit giebelartigen Auffatzcn 
verfehen find, zeigen, dafs in diefer Gegend ein Kunft- 
leben geherrfcht hat, wie es vielleicht feiten in fo 
kleinen Städten zu finden ift. 

Das intereffantefte Baudenkmal der Stadt ift 
jedenfalls der der Bürgerfchaft gehörige viereckige 
mit der tf a upfk i rtke — der Pfarrkirche — verbundene 
Thurm. An dcmfelben, der mit einem fchonen Rund- 
gange verfehen ift, jedoch keine befonderen architck- 
tonifchen Formeigenheiten zeigt, befindet fich an der 
Sudfeite eine Infchrift, welche lautet: „Vollentung des 
Thums am abent laurenti 1549." An derfclbcn Seite 
finden fich drei wcrthvolle Ueberreftc von bildlichen 
Darstellungen, und zwar: Chriltus am Oelberge und 
Maria mit den fieben Schwert en, letzteres ein Bruftbild. 
Es find diefe Ueberreite darum fo merkwürdig, weil 
fie eine cigenthumliche Darftcllungs - Technik ver- 
rathen. Auf dem Mauerwerke ift nämlich eine fandige 
Mtirtelfchichte aufgetragen, und find die Contourcn 
derDarftellungheraiisgekratzt; der dunkel gefchwarzte 
Grund der Steine, die Riffe, bilden eine Art Con 
tour - Zeichnung, welche den Charakter von „Sera- 
phito - hat. Leider ift, wie gefagt, nicht mehr viel zu 
fchen, aber das was vorhanden ift — der Kopf Mariens, 
die Figur Johannes, ein Theil der Figur: Chriltus am 
Oelberg und die Kriegsleutc mit Judas im Hinter- 
grunde, wie auch die wenig fichtbaren Uniriffe Märiens 
zeigen eine geübte und gediegene Künftlerhand. 

Diefe Kunftübcrrcfte find werth erhalten zu 
werden. Schliefslich fei noch eines Abzeichens, das 
fich in der linken Ecke des Krcuzcs-BildniiTcs befindet , 
Erwähnung gethan. Es ift eine kleine viereckige Tafel, 
darauf eine Kufe zwifchen zwei I. 

Auch befindet fich ein Eckftein am Thurme, an 
dem an derfelben Seite, wo fich die Bilder befinden, 
ein gothifcher Dreipafs eingemeifselt ift. 

Die an dem Thurme angebaute Kirche bietet 
nichts Merkwürdiges ; fic ift ein gothifcher Ziegelbau, 



und find ihre l'rofilirungen und die Facade mit Kalk 
verputzt, durfte aber zu vcrfchicdcnen Zeiten erweitert 
worden fein, w ofür insbesondere die an der Aufsenfeite 
des Presbyteriums angebrachte Jahreszahl iftjj und die 
an der Epiftcl Seite befindliche Zahl 1521 zeigen. Die 
Kirche ift von Haufern umbaut, man kann nur mittelft 
eines Durchhaufes in dicfclbe gelangen 

Das zweite befonderes IntcrcfTc erregende Bau- 
denkmal ill die Friedhof s-Capcllc. hervorragend durch 
ihrkcnaiiTancc-Thor, welches wohl in der Durchführung 
der Ornamentik den Einflufs der Zopfzeit erblicken 
lafst, immerhin in feiner baulichen Anordnung hohes 
Intcreflfe erweckt. Der Thor-Bogen ruht auf zwei 
Sockeln, welche gegliedert find : in dem rechten Sockel 
ift fchreitend und betend der heil. Jofeph, im linken 
Maria furbittend dargeftcllt. Zwilchen dem Bogen und 
dem Architrave zwei Engel, die Pofaunen des jüngften 
Gerichtes blafcnd, aus letzteren entfpringen zwei 
Spruchbander. Oberhalb des Architraves in einer 
flachen rechteckigen Xifchc thront Chriftus fitzend, die 
Weltkugel halb mit Wolken verdeckt als Fufsfchcmcl 
benutzend, die rechte Hand fegnend, die linke abwärts 
gerichtet. Oberhalb des Hauptes befindet fich ebenfalls 
ein Spruchband. Rechts und links und oberhalb der 
Saulchen, welche den Architrav mit den Sockeln ver- 
binden, find die Slavata'fchen Wappen-Symbole ange- 
bracht. 

Das Innere diefer Capelle, die, was die Bau 
lichkeit betrifft, nichts bemerkenswerthes bietet, ift, 
al fresco ausgemalt. Die Fresken des Presbyteriums 
find gut erhalten und zeigen diefelbe Schule, wie die 
Fresken in Mühlfraun bei Znaim. Dargeftcllt find die 
Aufcrftchung. Chrifti Geifselung. der Krcuzfall und 
Chriltus am Oelberg. Im Schiffe ift die Kreuzerhohung 
dargeftcllt. 

Ilttttenieichen am Thorc 
dei Friedhof* -Capelle. S l\ 

Sammtlichc Archivalien Zlabings find in zwei 
alten Truhen untergebracht, wovon die eine wegen 
ihres SchlolTes die Aufmcrkfamkcit hervorruft. Vor- 
handen ift eine Art Chronik, welche fo ziemlich die 
localen Verhaltnific von der Mitte des 17. bis zum 
Beginn des 19. Jahrhunderts enthalt. Die Preife des 
Fleifches, Brotes und Bieres fpielen auch hier die 
Hauptrolle. Auch finden fich mehrere Sitten- und 
GeburtszeugnifTe in deutfeher und bohmifcher Sprache 
und einige Todcs-Urthcile vor. Auch ein Siegel- 
Abdruck des Staatsfiegels von Konig Georg von 
Böhmen ift vorhanden. Ferner fei noch des durch 
Ferdinand III. der Stadt Zlabings für ihr treues Ver- 
halten zur Zeit des Schwedenkrieges verliehenen 
Wappenbriefes gedacht. Derfelbe ift auf Pergament 
gefchrieben, mit dem grofsen Siegel verfehen und von 
Ferdinand III. unterfertigt. Es werden darin den 





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Bürgern die alten Privilegien beflutigt und eine Ver- 
mehrung des Wappens mit dem Rechte, dafs dasfclbe 
jeder Bürger an fein Haus in Stein oder gemalt 
anbringen darf, verfugt. 

Das Stadtwappen wird im Wappenbriefe folgen- 
dermafsen befchrieben: 

Und damit diefsbefagte Burger zu Schlawonitz 
unfere Kaifer und Königliche Müdigkeit noch ferners 
verführen mögen : So haben Wir Ihnen Ihr bishero 
gebrauchtes Statt Wappen verneuert, vermehrt, ver- 
beffert und folgender Gcllalt zu führen bewilliget. Mit 
Namen: eines ablonglichten, ganz blaw oder Lafur- 
farben fchildt, welcher durch zwey gelbe Krcuzweifs 
gezogene Linie in vier gleiche Theile getheilt ift, in 
dem hintern untern und vordem obern erfcheint ein 
oder goldfarbc fiinfblatterte Rofen und in der 
einer jedweden derfelbcn, ein rothes Botzlj in 
dem hintern obern Theil, ein gelb oder goldfarber an 
einer verguldtcn Ketten hangender Schlofsgattern. 
untenher mit eifemen Spitzen. In dem untern vordem 



theil aber gelb oder goldfarbc oben zugefpitzte Palli 
faden. Ob diefem Schildt liehet ein freier offener 
adelicher Thurnicrshelinb, und in deffen unterm Theil 
oder dem Halsring ein fchwarzes W, beiderfeits mit 
gelb oder gold und blaw oder Lafurfarbcn Helms- 
decken und einer königlichen güldenen Krön geziret, 
auf welcher ein weifsbeklaidter Kngel bis auf die Knie 
erfcheinet über beide Achfcln mit guldem Stollen, 
welche auf der Bruft kreutzweifs gelcgct umgeben, 
feine Lenden mit einer rothen Binden umgurtet, deren 
Extremitetcn wie auch feine Flügel fich beiderfeits 
ausfehwingen, auf dem haubt ein güldenes Creutz in 
der rechten ein grün Palmzwcig in der linkhen aber 
eine brennende gelbe Fackel haltendt. Allcrmafscn 
folch Wappen in der Mitte diefcs unferes Kaifer und 
Konigl. Brieffs gemahlet und mit färben augentlicher 
au fsgeÜ riehen ift. 

Unter der Einfahrt des Sparcaffa-Gebaudcs liegen 
zwei fogenannte Feldfchlangcn, eiferne Rohre, deren 
Geftellc leider vor nicht langer Zeit verbrannt find. 




Heidengräber bei Hohenbruck. 




|N Folge einer, von dem Lehrer Alois Styblik 
in Hohenbruck [Tfebechovicc) mir zugekom- 
menen Mittheilung über die Auffindung eines 
neuen Urncnfeldcs zwifchen dem Nahor- und Dcdina- 
Bache bei Hohenbruck, begab ich mich am 13. April 
1881 nach Hohenbruck, um diefe Stelle naher zu unter- 
ziehen. Es wurde auf diefem alten Umenfelde zufallig 
Sand ausgegraben und ich kam zur rechten Zeit, um 
viele und fehone Urnen und ihren reichhaltigen Inhalt 
zu retten. 



Diefe find : 

Eine aus grobem rüthlichen Thone gearbeitete 
Urne ohne Verzierung, keflclförmig. Hohe: 25 Cm., 
Durchfchnitt: oben 21-5 Cm. Eine kleinere Urne aus 
grauem Thone und mit Graphitglafur. In der Mitte 





Fig. 1. 

Da diefe heidnifchen Gräber in dcrfelben Gegend 
wie die im V. Band neue Folge, Seite CXX, der 
„Mitteilungen" von mir befchriebenen fich befinden 
und da ferner die Situation diefer Graber, wie auch 
die der Urnen eine und dicfclbc war wie die der im 
Jahre 1879 gefundenen und in dem bezeichneten Jahr- 
gange befprochenen, will ich die Bcfchrcibung der 
Lage diefes neuen Urnenfeldes übergehen und mich 
nur auf die hier gefundenen und intcreffanten Funde 
befchränken. 

Die Zahl der hier vorgefundenen und von mir 
geretteten Urnen betrug 32. Viele dcrfelben waren den, 
im V. Bande 1879 befchriebenen ahnlich. Ich will daher 
nur folche Urnen hier anfuhren, die mit denen des 
erften Fundes keine, oder nur geringe Achnlichkcit 
haben. 

VIII. N. v. 




Kig. 1. 

ziehen fich um die ganze Urne drei linienförmige Ver- 
zierungen, unter denen fich auf zwei entgegengefetzten 
Seitenebenfalls derlei Verzierungen, und zwar je zwei 
herunterlaufend, befinden. Hohe: 5 Cm., Durchfchnitt 




Fig. 3. 

5 - 5 Cm. (Fig. 1). Eine ahnliche Urne, aus dcmfelben 
Materiale, mit mehr ausgefchweiftem Hälfe. Uebcr den 
drei Linien in der Mitte befindet fich eine parallel 



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XCVI 



laufende Reihe von Punkten und unter diercr Verzierung 
zu beiden entgegengefetzten Seiten nur eine Reihe von 
drei Linien, von deren unterem Kndc zu beiden Seiten 
wieder je drei krumme Linien auslaufen. Hohe: 3-5 Cm., 
Durchfchnitt: 3*5 Cm. Urne (Fig. 2) mit ähnlichen drei 
linienfnrmigcn , den Hals vom Hauche trennenden Ver- 
zierungen, von denen wieder mehrere Verzierungen, 



mit Graphitglafur. Nahe am Rande eine, um die 
Urne laufende, aus vier Linien beftehende Verzierung. 
Hohe: 4 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. Eine fchalenfor- 
mige, ebenfalls mit einem Henkel verfehene Urne. 
Material wie bei der vorangehenden Urne. Hohe: 
4-5 Cm. Durchfchnitt: 10 Cm. Mine Gruppe von zwei 
in einander gelegten Urnen, von denen die grofserc 





Flg. 4. 

aus 3 — 4 Linien beflehend, herunterlaufen. Das Material 
diefer und tlcr nachfolgenden Urnen ift Thon mit Gra- 
phit. Aehnlichc Urne Fig. 3 mit grofseren Verzierungen, 
Hohe: 6 Cm., Durchfchnitt; 5-5 Cm Line kleinere, hut- 
formige Urne, mit einer ausgebreiteten liafis (Fig 4), 
Hohe: 3-5 Cm. Durchfchnitt: 3-5 Cm. Ferner eine 
fchalcnformige, kleine Urne mit einem kleinen Henkel 




Fi«. S 

grauem Thonc Hohe: 3 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. aus 
(Fig. 5). Eine aus drei Urnen zufammengefetzte Urnen- 
gruppc. Die Urnen (Fig. 6] befanden fich in einer 
grofsen vierten Urne, die jedoch zerfallen war. Alle 
drei find fchalenformig und die oberfte ift mit einem 
Henkel verfchen. Das Material aller drei beftcht aus 
grauem, mit Graphitglafur überzogenem Thonc, Hohe 
der ganzen Gruppe: 9 Cm., Durchfchnitt 16 Cm. Eine 





Fig. 7. 

eine Keffelform hat und mit zwei Henkeln nahe der 
Randoffnung verfehen ift. Höhe: 13 Cm., Durchfchnitt: 
12 Cm. In diefer grofseren Urne befand fich eine ähn- 
liche kleinere, jedoch ohne Henkel. Material: rechlicher 
Thon. Fine fchalcnformige Urne mit einer fehr kleinen 
Balis und einer vcrh.iltnifsmafsig grofsen Randoffnung 




Flg. S. 

ohne Henkel. Material: grauer Thon. Hohe: 5 Cm., 
Durchfchnitt: 12 Cm. Fine gröfscre, topfformige Urne 
aus rothlichem Thonc ohne jede Verzierung. Hohe: 
10 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine fchone Urne mit 
GraphitUcbcrzug und prachtigen Querftrich-Verzie- 
rungen verlehen Höhe: 8 Cm. Durchfchnitt: 9 Cm. 

i.Fig. 9). 



Pil 6. 

kcfTelformigc, mit zwei I Icnkcln verfehene Urne < Fig. 7}, 
Zwifchen den beiden Henkeln und nahe an der Hafis 
befindet fich je eine Reihe von Verzierungen, die aus vier 
um die Urne fich ziehenden Linien beftchen. Material: 
grauer Thon. Hohe 11 Cm.. Durchfchnitt: 12 Cm Fine 
grobe, topfformige Urne ohne alle Verzierung, Hohe: 
7 Cm., Durchfchnitt: 10-5 Cm.; Material: rothlicher 
Thon. Eine fchalenformige Urne aus grauem Thonc 




>'B- 9 

Alle diefe Urnen wurden bereits theils dem königl. 
bohmifchen Landes-Mufcum in Prag, theils dem Stadt- 
Mufeum in Nachod übergeben, wofelbft fie zweckmafsig 
aufgeflellt wurden. Den Inhalt fämmtlichcr Urnen bil- 
deten halbverbranntc Knochen, unter denen die eines 



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XCV1I 



kleinen Kindes, fowie auch deffen kleine, von einem 
Alter von 3 — 4 Jahren fprechende Zahne zu bemerken 
waren. Ober und unter den Knochen befand fich 
Afche. Kohle und Krdc. Einige Urnen waren auch mit 
einem Deckel verfchen und folche Urnen hatten auch 
immer Bronze-Beigaben, die ich hier aufzahlen will. 
Kin 10 — 13 Cm. langes Meffcr. Dafs es ein Meffer 
und keine Sichel war, ficht man an der, für den 
Daumennage] beftimmten Kitze, um das Meffcr leicht 
aus dem Hefte herauszuziehen. Drei ganz gut erhaltene 
10 14 Cm. lange Mcftnadeln. Drei Bruchftückc von 
Heftnadeln. Sechs Ringe mit einem Durchmeffer von 
1— 15 Cm. Auf einem Ringe befand fich ein kleiner 



Ring aus Bronze. Drei Vogelpfeile. Kin Bruchflück von 
einem fpiralformigctiGcgenftandc. Ein einer Heftnadel 
ahnliches, mit drei kugelförmigen Ausläufern ver- 
fehenes Bronzeftück, Lange: 8 Cm. Mehrcrc Bronze- 
fliieke von vcrfchicdcner Form, die meiner Anficht 
nach auf eine Bearbeitung erft warteten, wie diefs auch 
viele rohe Bronzcftückc, die hier vorgefunden wurden, 
vermuthen laffcn. 

Im Allgemeinen gehört das Hohenbrucker Urnen- 
feld zu den intcreffanteften und ausgiebigften in 
Böhmen und find die hier gefundenen Gcgcnftandc, da. 
ficin einer Sandfchichteaufbcwahrt waren.gut erhalten. 

//rase. 



Der Bildhauer Sebaftian Carlon. 

Von Joftpk WaüUr. 



HEHILS wir den Artikel: „das Maufolcum des Erz- 
mH herzogs Carl II. von Steiermark in Sekkau u 
MtffiM veröffentlichten, 1 in welchem urkundlich nach- 
gewiefen ift, dafs Seb. Carlon den prächtigen Marmor- 
Sarkophag und Stucco-Arbciten des genannten Mau- 
folcums verfertigt hat, glaubten wir nach dem Wort- 
laute der in jener Capelle angebrachten Marmortafel 
mit der Infchrift: r Sebaftian Carlon hanc bafilicam 
circumpofitis parergis et imaginibus illuftravit hoeque 
fepulchrum inferius erectum feeit 1595", dafs mit 
diefem Jahre die Arbeiten des genannten Künftlers 
im wefentlichen abgefchloffen waren , und dafs ein 
neuerlicher Aufenthalt in Sckkau im Jahre 1599 
vielleicht einige NachbelTerungen betroffen hätte. 

Weitere Nachforfchungen in den Acten des 
Hafkammer- Archivcs der k. k. Statthalterci in Grätz 
haben eine Reihe neuer Documente geliefert, welche 
zeigen, dafs Carlon mindeftens bis zum Jahre 1G12 
für den erzherzoglichen Hof t bätig war, und dafs 
crfl mit diefem Jahre feine Arbeiten im Maufolcum 
zu Sckkau ihren Abfchlufs fanden. Wenn auch die 
Acten mit Angaben, welche das eigentlich Künft 
lerifche bctrefTcn, fehr dürftig datirt find, fo gewinnen 
wir daraus dennoch ein Bild der gefammten Thätig- 
keit des genannten Künftlers am fteirifchen I lofe in der 
Zeit von 1589 bis 1612, welche folgende Arbeiten 
umfafst : 

1 . Im Maufolcum zu Sckkau. Carlon arbeitet dafelbft 
von 1589 bis 1595 den grofsen marmornen Sarkophag. * 
Von 1597 bis 1612 ift er mit Unterbrechungen (bis zur 
Dauer mehrerer Jahre) an der Stuchirung des Maufo- 
leums befchäftigt. Es unterliegt nun keinem Zweifel 
mehr, dafs Carlon alles Stuckwerk gearbeitet hat, denn 
die lange Dauer der Arbeit, die grofse Menge Gips, 
welche er dazu bezog, und einige Stellen feiner fchrift- 
lichcn Eingaben laffen mit völliger Sicherheit an- 
nehmen, dafs die ganze Stucco-Decoration von ihm 
ausgeführt ift, und der Antheil Alexander de Verda's 
als Baumeifters fich auf den Bau im Allgemeinen 
und auf die Errichtung der Schranken-Architektur 
befchränkt. 

1 Mitlheilunsen d»r k k. C<nlr -Cm» VIL Hand DM» fwigm, 
■ Abjelnldti und bclihrieben i* oben mint» Artikel. 



2. In der Zwifchenzeit fchmückt Carlon die 
Hof-Capelle in der Burg zu Gnitz* ebenfalls mit Stucchi, 
welche Arbeit im Jahre 1599 abgefchloffen wird. 

3. Vom Dcccmbcr 1600 bis Juli 1G01 arbeitet er 
an der Ausfchmückung der Hof-Capcllc in der furft- 
liehen Burg zu Judenburg.* 

4. Im Sommer des Jahres 1603 errichtet er im 
Hofgarten zu Grätz drei Springbrunnen oder „Waffer- 
luft u , wie fie im Texte genannt werden und zwar: einen 
für den Erzherzog Ferdinand, einen für deffen Frau 
und einen dritten ,in der Einfidelei unter der l'aftei" 
für die Erzherzogin Mutter Maria. Wahrfcheinlich 
haben wir uns darunter Baffins mit figuralen Stein- 
gruppen zu denken. 

Wir laffen nun die Auszüge aus den Acten in 
Regcftcnform folgen, indem wir nur das uns wichtig 
Scheinende der oft fchr langathmigen Dccrctc und 
Briefe geben. 

1589. April. Carlon bittet den Erzherzog Carl, 
da er im Begriffe ift, nach Sckkau zu gehen, „umb 
die werckh die mir dann von E. F. D. Gnedigft an- 
bcuolhen fein Zuerrichten", an den l'robft zu Sckkau 
den Befehl crtheilcn zu laffen, dafs diefer ihm, was „an 
Geld und Anderes" er bedürftig, ausfolgen laffc. 

1595. Carlon bringt die Marmortafcl mit der oben 
namhaft gemachten Infchrift im Maufoleum an, welche 
fagt, dafs er die Bildwerke ides Sarkophagcs) und das 
„Ncbenfächlichc" beendet. 

1597. 29. April. Carlon wird neuerdings nach 
Sckkau gefchickt. 1 

1599. 9. Juli. Carlon erhält 600 fl. für die Arbeiten 
in der 1 lof-Capelle in Grätz. 

1599. 27. September. Carlon arbeitet neuerdings 
in Sckkau * 

1600 November. Carlon arbeitet in der Burg- 
Capelle in Judenburg. Er erhält auf fein Anfuchen 
300 fl. 

* llie Capelle wurde fammr. dem gamen von Kaif»r Friedrich IV tr. 
baaten wcAltchen Burgflugct in JUhre 1IU4 wegen M^sU icher tUufalligkeit 
dcMotirt. 

1 Die llurg «uitlc Tpjiler muf^eUlTen (die Capelle demolirtl unJ f« einer 
Cilcrne umgewandelt. Heule ift die llcjiikihaupt^annfcrtMfl in den Gebäude 
ualcrgcbnaiKl 

* Brief der £rtb.eri»ictn Mari* an den Probien iu Sckkau anwÜRlirfi in 
unterem «Ken citirten Artikel. M d Crnit Coiuni V||. band, neue Folg«, p. 56. 

» II rief de» F.rrlirriog. Ferdinand ebenda, p. $«. 



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XCVIII 



1600. 31. Dcccmbcr. Er bittet abermals um 300 fl. 
Im April 1601 bewilligt. 

1603. Carlon errichtet im Sommer die drei Brunnen 
im Hofgarten zu Gratz. Erhalt dafür 100 Thalcr. 
(September 1605.) 

1605. 23. Auguft. Bericht einer Bau-Commiffion an 
den Präfidcnten der Hofkammer über die fertig 
geftellte Hof-Capelle in Judenburg. Da diefer Bericht 
die genaue Befchrelbung der heute nicht mehr bc- 
flehenden Capelle enthalt, fo Iaffcn wir ihn in extenfo 
folgen. 

Wolgeboren Edl. Geftreng D. vnd gn. Herrn. Auf 
derfclbcnanVnsvonö.difs abgangenenCommifsion Be- 
velh, welchen wir in gebierender Reucrcnz empfangen. 
Darincn Vns auferlegt worden, dafswir eheift Vns aines 
Tages unferer Zufammenkhunfft vergleichen, darzu 
den Bildthauer Vnd andere Pauvcrftcndige zu Vns 
ziehen, dann der F. D. Vnferes genedigften Herrn 
Newallhier erpauten Capellen Vnd was Meifter Se 
baftian Carolon daran gearbait, befichtigen Vnd 
wahrnehmen. Dann ob folch gefen ain folchc lange 
Zeit, als der Specifiicicrtc Aufszug eingelegt, Ver- 
magc. Vcbcr Unferen angehefften guetachten, was 
hieran Treulich Er verdient oder was das Werth 
fein mechte, gehorfamblich berichten füllten, haben 
wir (ob nun gleichwol wir Vns auf dergleichen fachen 
wenig verliehen, Vnd fonften mit Vnferen Ambts- 
gefchnfften genueg thuen hetten, doch Ircr E. D. den 
fchuldigen gehorfamb Vndcrthenigift laiften wollen) 
Vns derowegen anheut hiehero Zufammengcfüegct, 
Vnd neben dem Pildthauer andere werckhverftändige 
Pauleut zu Vns genummen in die Capelle khommen. 
Diefelbc befindet fich in dem Podcn der lenge 22 Vnd 
in die Praitc 12 Werch fchucch. Die ift nun von dreyerlay 
als fchwarz — Roth Vnd weifs Mormolftain fchön 
Vcberlcnglecht gepflaflcrt, aller enden fieifsig Zufam- 
men gefücget, Vnd fauber Verkhütt worden. Der 
Altar (auf welchen ain grofser gefprangter Hain ligt) 
wirdt die Zicrung herumb aller Von gibsarbeit, Von 
5 Engeln, auch von gibs gemacht, gehalten. Alfsdann 

Von Vndcn des Pflaftcrs an Vnz (bis) ans gewelb ( ) 

bei 3 clafflcr hoch iil aller Vier W'cndten von gibs 
arbait auch die Venfter geziert Drüber find bifs an 
die Katern. Dann folchcr mafsen ill die Capelle formirt. 
Die Pafsion Chrifli in Duplo, ains Thailsdic 9 gemalten 
Hiftorien Von gibs gar Zierlich cingefaft. Vnd die 
andern Von gibs gemachten Engel die Worte der 
Pafsion auch in gibs Vor Jncn in Henden tragend 
fieifsig gemacht. Die ganze Latern /.eilt in die Höhe 
26 Vnd in die Wcittc 12 wech fchucch in fich. Diefelbe 
hat 16 Hiftorien Vnd anders Zierwerch, welches alles 
von gibsarbait gar fauber aufsgefetzt. Das alfo die 
ganze Capelln Von gibsarbait gemacht ill, der- 
mafsen Hochfterwcnt Sr. F. D. In Ihrem Jüngften 
herobenfein difs alles, mit mehreren gnedigfl gefehen 
haben. Wie lang nun alda gedachter Carolon fambt 
feinen im Aufszug angezogenen Pcrfoncn der arbait 
beigewart, haben wir Von Niemanden als eben dem 
Pildthauer bei welchem Sy die ganze Zeit in derColTt 
gewefen, der auch diefcs gepeus willen ains Thails 
Paucollcn dargelegt, erkhundigen können. Welchen 
wir bey feinen gewifsen dahin erinnert. Er folle difs- 
orts Sr. F. D. nitetwa zunachtailfein aufskhunft geben. 
Der dan Vermeldt, es fei wol nit dafs ers alles Von 



tag zu tag ordentlich Verfchriben gehabt, als Er fich 
nun mit dem Maifler Scbaftian Verrait, hab ers Cafse- 
rirt, Aber weniger fei nit. das er fambt allen im 
aufezug ingerierten Perfonen, Diefelbc Zeit Vnd Vnz 
(bis) es allerdings ferttig Worden in der bemeltcn 
Capellenarbait geftanden. 

Für unferc Pcrfon aber, Vnd foviel wir an feinem 
Carolons verrichten Werckh wargenommen, hat er Ja 
Viel arbait gckhofl Vnd ifl auch felbc aincr feinen 
Zierlich werckhs, alfo dafs es dem herrlichen gemahl 
feine Zier nit weniger illuflriren hilfft, daher erachten 
wir gehorfamft, E. G. V. H Im Maifter Seb..ftian 
Carolon wo anderft dem fein befoldung zu Pafsircn 
ifl, feinen eingelegten Aufszug, welchen wir neben 
feinen Supplicieren hiermit dero gehorfamblich wieder 
Veberfendcn Vnfcrs ermefsens wenig ausftcllcn 
lafsen khönnen. Welches alfo E. G. V. H wir gehor- 
famblich Berichten Vnd dabei der g. Gottes Beuclch 
ftellcn. 

Datum Judenburg den 13. Auguft 1605. 

Sig. Volkhamer 
f. Salzb. Cafsiercr 

1605, 16. September. Carlon erhalt für „verrich- 
tete Arbeit vnd Zucberaittung defs auf Vnfcrcr Purg 
Partei gemachten cremitory" 30 Thaler. 

1605, September. Carlon berichtet, dafs er mit 
dcrCapellc in Judenburg fertig fei und noch 217 fl. 58 kr. 
zu bekommen habe. Nach der beiliegenden fpeci- 
ficirten Rechnung hat Carlon 25 Croncn (a i\, fl ) per 
Monat und als Rollgeld für jede Mahlzeit 5 kr. und 
1 , Mafs Wein crhalren. Drei Gipsarbeiter, zu Ii fl., 9 fl. 
und 8 fl. per Monat und an Rollgeld 5 kr. und eine 
Mafs Wein per Mahlzeit ; fünf Steinhauer zwifchen 7 
und 5 fl. monatlich und dasfelbe Roftgeld; die Tag- 
werker für das Polieren des Pflaftcrs per Tag I Schilling 
= 7';, kr. 

1606, 7. Mai. Carlon erhalt 200 fl. für feine Ar- 
beiten in Sekkau. 

1606, 9. November. Er verlangt und erhalt 10 Ct. 

Gips. 

1606, 13. November. Er erhalt 400 fl. 

1606, 13. November. Es wird ihm der Reft von 
217 fl. 58 kr. für die Judenburgcr Arbeit ausbezahlt. 

1608, Erzherzog Ferdinand fendet eine Commif 
lion nach Sekkau ab, da das Capellen-Gebäude, 
beümders das Dach, fchadhaft geworden fein foll. 

1608, 10. December. Carlon bittet um den Reft 
von 403 fl. für feine Arbeit in Sekkau. Wird bewilligt. 

16Ö9, Juni. Carlon erhalt 12 Ct. Gips zu feinen 
Arbeiten in Sekkau. 

1609, Carlon erhalt eine fixe Befoldung, und zwar 
20 Cronen für (ich und 6 fl. für feinen Diener per 
Monat. 

1609, 7. October. Carlon erhalt um 50 fl. Gold zu 
Vergoldungen. 

1612, April. Der Aftfelbft ift verloren, aber aus dem 
Index erfahren wir, dafs Erzherzog Ferdinand den 
Auftrag gibt, dem Carlon feinen Gehalt fort auszu- 
zahlen. Er mufs alfo um diefe Zeit für den Hof noch 
thatig gewefen fein. 

1612, 15. September. Dem Probften zu Sekkau 
werden 1562 fl. 2 kr. ausbezahlt fur die letzten Ar- 
beiten am Maufolcum, nämlich fur Reparatur des 



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XCIX 



fchadhaftcn Kupfcrdachcs, flir Zimmcrlcute, für Jen 
Maler llan* Albanus, unter welcher Summe fich der 
für Carlon beflimmte Rcft von 403 fl. 4 kr. befand. 

Mit dem Jahre 1612 hören die Nachrichten über 
Scbartian Carlon auf. Ob er bald darauf geftorben, 
oder nach Italien zurückkehrte, ift nicht bekannt; 
in den Stcrbc-Matriken von Grätz konnten wir feinen 
Namen nicht finden, üb die fpäteren lleirifchen Car- 
lons Nachfolger von Scbaftian find, oder anderen 
Gliedern der fchr zahlreichen KünfHerfamilie diefes 
Namens angehören, konnten wir nicht ermitteln. Im 
Jahre 1627 finden wir einen Fiter Carlon. Maurer in 
Leoben. und um die Wende des 17. Jahrhunderts den 
Baumeifter Joachim Carlon in Graz, welcher 1684, 
1685, 1696 und 1697 am Schlöffe Eggenberg baute 
und in den Jahren 1701—1725 die prächtige Stiftskirche 
von l'öllau erbaute, die fchönfte Renaitfancc- Kirche 
der Steiermark, welche dadurch im höchflen Grade 
intereffant ift, dafs fie in der Zeit der wilderten 
Barocke ganzuberrafchend reine Kenaiffancc Formen 
aufweilt. 

Da unfere gegenwärtige Arbeit als Fortfetzung 
und Schlufs des oben citirten Artikels über das 



Maufoleum Erzherzog Carl II. in Sckkau betrachtet 
werden mufs, fo fei uns auch noch geftattet, über die 
Nachfolger Alexander de Vtrda's Kinigcs anzufügen. 
Alexander de l'erda, welcher über die vielbemängclte 
Rechnung für den Bau des Maufolcwns mit der Re- 
gierung in einen Prozefs gerieth, Icheint nach 
Erledigung dcsfelben in feine I leimat zurückgekehrt 
zu fein, denn er kommt nach 1597 in den Aclcn nicht 
mehr vor. Dcflcn Bruder Sian Anton io, welcher 1562 und 
1563 beim Bau des Landhaufcsin Grätz unter Domcnicio 
de Lalio, und auch beim Maufoleum in Sekkau thätig 
war, fcheint Alexander s Nachfolger in Grätz geworden 
zu fein, denn wir finden ihn im Jahre 1598 als Bau- 
meirter der Burg von Grätz. Vom Jahre 1602 datirt ein 
Gcfucli der beiden Brüder Joh. Baftiß und Peter de 
l erda um Ausfolgung ihres bei der Regierung er- 
liegenden Vermögens, damit fie, nachdem fie das 
Jefuiten-Collcgium abfolvirt, eine Reife in das Ausland 
machen können. Ob diefe Brüder Söhne des Alexan- 
der oder Gian Antonios waren, konnten wir nicht 
ermitteln. Der eine von ihnen: Dr. Joh. Bapt de l'erda, 
wurde im Jahre 1611 kaiferl. Kammer Procurator in 
Gr.itz. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 



Von Dr. Karl Lind 



XII. 



(Mi< 7 Tcit'lllufltdlione«.) 



ttf 6>| 1 1< bringen in Fig 1 nachträglich die Abbildung 
InN eines Details des ramanifchen Portals der 
Wu& Kirche zu Berg (f, I.XIB. 

Die Kirche ZU Gelting ill ein kleiner Bau, clcffell 
rresbyterium noch in die Zeit dcrSpat-Gothik zurück- 
reicht. Das Schiff ift flach gedeckt (Fig. 2). Der Thurm 




Fit. t. l.Bfr K . 

fleht rechts neben dem Presbyterium, enthalt im Eni- 
gefchoffe die Sacriltei, einen Kaum mit Kreuzgewölbe 
überdeckt, und endet in eine hohe Spitze. Die Kirche 



enthält das Grabmal des Chrifloph vom Graben /um 
Stein f 1628 und eine alte, fchr tüchtig gearbeitete 
Georgs-Figur, der untere Thcil des Tauffleincs ill alt. 
An der Evangelien Seite eine kleine Maucrnifche. In 
der Nahe liegen die Ruinen Fifchberg und Stein. 




i'Oriinie. 1 



Die Pfarrkirche in Oberdrauburg ilt im Jahre 1819 
erbaut worden. nur der alleinftchendc Thurm irt alt, er ifl 
viereckig, mit Spitzbogcnfenftcrn ohne Maafswerk. Ein 
altes gut erhaltenes Speifegitter von guter Schloiler 
Arbeit. Die Ilaufer des Marktes Ofleidens alt, an 
einigen Kelle alter Malereien. Bei Oberdrauburg drei 
Ruinen. 

Hoch über Oberdrauburg liegt -die bitcrcffantc 
Kirche zu Zwirkenberg, Der Grundrifs iFig. 3} zeigt 



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c 



ein quadratifchcs l'rcsbytcrium mit einfachem Kreuz- 
gewölbe und ilarken Rippen, die auf unförmlichen 
Kapitalen auffitzen, An den Ecken lind die Pres 
bytcriums-Mauern vcrlLirkt, nordlich fchlicfst fich 
daran der fchlankc, mit Giebeln und einem Achteck- 
heim verfehene Thurm. Im Erdgcfchofse <les Thurmcs 
iindet lieh die Sacrillei, die Stiege in die Thurmllock- 
werke rtcigt hinter dem Hoch -Altäre hinan. Im 
Gloekcnhaufe /.weitheilige Spitzbogcnfcnrtcr mit Fifch- 
blafen-Maafswerk. Im Schiffe Travees mit Netzgewöl- 
ben, deren Kippen auf kraftigen Dienllen auffitzen, die 
nach Art einbringender Strebepfeiler conftruirt find. 
Der Orgel Chor ein neuer Einbau. 

Die Gewölbe des l'rcsbytcriums find bemalt mit 
den Bruftbildcrn der Evangeliften. In der Ecke folgende 
Infchrift: .Do man czahlt nach der gepurd uufcrcs 




l"'5J- .»■ 1 ZwrtL-kcnliprß.' 



herrn Jefu Chrilli Taufend vierhundert und darnach in 
der acht und dreiffigften jar AnSat Lucafabcnt." Auch 
die Gewölbefelder des Schilfes find bemalt, auf dem 
Schlufsftcin der Uoppeladlerfchild und der Binden- 
fchild. An der Südfcitc aufsen wichtige Bilder aus der 
Legende des heil. Leonhard, und ein St. C'hriftoph. In 
der Kirche zwei Figuren aus löoo. (Florian und Georg.) 
Die Fenfter umgeftaltet. 

In der Kirche findet fich der Kaften eines fchr 
fchonen Flügel Altars mit reichem Schnitzwerk und 
den bemalten Figuren: St. Leonhard, St. Laurenz und 
St. Benedictas. In der Umrahmung kleine Figuren in 
Ranken. Auf den Flügeln zwei Heilige, einer mit 
Krone und Rad, der andere mit Krone. Kelch und 
Buch; auf der Ruckfeite St. Scbaftian; im anderen 
Flügel St. Leonhard und St. Georg mit dem Lindwurm. 
Im Hintergrunde beider Bilder Städte mit vielen 
Thürmen. Klickfeite: St l'hriftoph. 

Von intereffanter Anlage ift die Dionyfius Kirche 
in Irfchen; das I'resbyterium beliebt aus einem Qua- 
drate mit Kreuzgewölbe und fchweren Rippen ~auf- 



ruhend auf Viertelfaulchen in den Ecken (mit Eck- 
knollen an Bafcnl und aus einer halbrunden Apfis, in 
die drei fehr fchmale fpitzbogige Fenfter mit gothi 
fehem Stabwerk eingefügt find, offenbar an Stelle der 
alten romanifchen Fenfter. Das Langhaus ift zw»-i 
fchiffig. das Nctzgewolbe beliebt aus fechs Feldern, 
die Rippen laufen auf ftark vorfpringenden Dienften 
und in der Mitte auf den zwei runden Säulen an. 
IntcrelTant ift die ftarke Verfchiebung der Kirchenaxe, 
wie lic aus Fig. 4 erlichtlich wird 




Fig. 4 (Irfchen.) 



Die I'enftcrgcftaltungen llammcn aus neuerer 
Zeit. Der Thurm ficht links der Fagadc, fall ganz 
ifofirt und gehurt der romanifchen Zeit an, dreifach 
gekuppelte Fenfter in der Glockenhallc, das Gefchofs 
darüber mit dem Spitzbogenfenftcr und die Spitze mit 
den vier Giebeln gehören der Spat-Gothik an. 

In der Vorhalle ein Flügel Altar, wahrfcheinlich 
der ehemalige Hoch Altar, beliebend aus Kaften und 
Predella, auf der letzteren Johannes. Paulus und 
Florian, alle drei auf grünem Grunde, nimbirt. Im 
Kaften: Ein Bifchof mit einer Kirche und einer Hacke, 
ein Ritter auf ein Skelett (Teufel, Dracheni tretend, 
gemalt auf blauem Grunde;aufsen der heil. Andreas, ein 
Heiliger mit einem Kelche (in Schwach-Rcliefi und in 
der Mitte die heil Dionilius, Leonhard, und ein Konig 
mit Scepter ftarkes Relief J auf blauem Grunde. 



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CI 



Die Filial-Kirchc zu Rittersdorf (Fig. 4) hat ein- 
l'pringende Strebepfeiler, Netzgewölbe im Schiff und 
Prcsbyterium, einen Thurm mit Giebeln und fpitzen 
Helme. Das Portal fpitzbogig und profilirt. Einfache 
Kacraments-Nifchc. 




Fig 4 (Rittandorf.) 



Die Thurmfenller haben reiches Maafswcrk und 
find einmal gctheilt. AndcrSacriliei-Thüre einhubfehes 
Hefchlage. 




Fig. 5. (Wcifach.) 



An der Aufscnfcite ein ricfiges Chriftoph-Gcmnldc 
theil weife mit Reliefs, dann eine Krönung Märien s und 
St. Florian ; diefe Bilder erinnern lebhaft an jene der 
Michaels Capelle zu Hcrg. 

Die Kirche in Greifenburg ift nur im l'rcsbyterium 
als fpat gothifchcr Bau erhalten. Dasfclbc beftcht aus 
einem Joche und dem drcifeitigenChorfchluffc mit Netz- 



Noti 

49. (Funde tm römifchen Wels.) Das Coemcterium 
der Colonie Ovilava (Wels) erflreckt fiel» im Sudweften 
der Stadt, im Orte St. Hcrnardin, zu beiden Seiten 
der nach Salzburg führenden Reichsftrafse, die mit der 
alten römifchen Reichsftrafse wahrfcheinlich zufam- 
menfallt. An der linken Seite derfelben (d. i. an der 



gewolben und halbrunden Dienften als Rippcntrhgem. 
Die drei Schlufsftcinc find decorirt. Der Thurm links 
vom l'rcsbyterium ift in feinem unteren Thcilc mit 
diefem gleichzeitig. Die Sacriftei theihveife gothifch, 
desgteiclien das Portal, an deren Thür ein altes He- 
fchläge Da? Seitcnfchiff Portal ebenfalls fpitzbogig. 

Am Friedhofe eine kleine gothifchc Capelle. 

Die Kirche in Weifach befteht aus drei Jochen 
mit Netzgewölben und runden Didlften als Schiff 
l aufsen ein einfacher Schragfockcl) und aus einem 
Joche und dreifeitigem Schluffe als l'rcsbyterium. Die 
reicher profilitten Rippen laufen auf Dienften mit 
Capitnlen auf. Im Presbyteiium ein zweitheiliges 
Fenfter mit Maafswcrk. Thurm und Sacriftei beiderfeits 
des Presbyteriums urfprünglich gothifch. Das Portal 
an der Facadc reich profilirt (Fig. 5«. 




Fig. 6. (Lind.) 



Die Kirche zu Lind (Fig. 6) umfafst im Langhaufc 
vier Schiffe mit intereffantem Netzgewolbe mit ein- 
fachen Rippen, mit einfpringenden Strebepfeilern 
(theilweife find die Rippen weggcfchlagen). Das Pres- 
byterium, das vom Schiffe durch einen kräftigen 
Triumphbogen getrennt wird, und aus Joch und drei- 
feitigem Schluffe befteht, bat einfache Kreuzgewölbe- 
Conftruclion. Der Thurm theilweife noch urfprünglich. 
auf der einen Seite mit einem dreitheiligen Schall- 
fenfter. Aufscn ein rothmarmorncs Grabmal mit einer 

Ritterfigur, Schrift unlefcrlich iNicolaus £1514). 

Kleines gothifches Kirchlein zu Gajaeh mit Glasgemal- 
den aus 1496, darauf der heil. Andreas. 



z e n. 

örtlichen] fand man im Jahre 1856 zahlreiche Gräber, 
als für die neue k. k. Cavallerie-Caferne ein Marode- 
Stall gebaut wurde; es zeigten fich beide Bcgräb- 
nifsarten angewendet: die Beftattung unverbrannter 
Leichen, mit den üblichen Heigaben und die Bci- 
fetzung von Leichenbränden in Thongcfafscn, doch 



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CII 



aiul man letztere viel häufiger geübt als erftcre 1 
Aul" iler rechten Seile der Reichsllrafse traten Ende 
des Jalircs 1878 abermals Grabfunde auf, als Mauth- 
p.ichter Herr Hurzing ein Grundltuck neben feinem, 
hart an der Strafse liegenden Haufe reguliren liefs; 
über fie hat Herr G. Pickler einen trefflichen Hericht 
im „Wclfcr Anzeiger" (7. Dccember 1878, Nr. 49) 
veröffentlicht. Auf jenem Grundftück wurden nach 
und nach acht Grabftellcn aufgedeckt, ungerechnet 
einzelne Bruchflücke von Thon-Urnen. Ks zeigten fich 
hier zumeift I.eiclienbr.mde, die in verfchiedencr, 
manchesmal recht eigenthümlicher Weife geborgen 
waren. So fand man gleich zu Anfang eine eiferne, 
mit zahlreichen Nieten bcfchlagenc Truhe, um die 
in der Mitte überdies eine eiferne Kette aus achter- 
formigen Gliedern gezogen war. Der Roll hatte den 
Behälter ftark zerfreffen, fo dafs man ihn leicht offnen 
konnte; man fand darin eine Steinkifte von 67 Cm. 
Lange, 45 Cm. Breite und 47 Cm. Höhe; in diefer 
wieder lagen die Brandrede einer erwachfenen I'erfon 
und eines Kindes, dabei zwei Bronze-Münzen von 
Antonius l'ius und Fauftina d. J., dann eine Thon- 
lampe mit dem Stempel PATcrni. Daneben (landen in 
der Krde in regelmäfsigen Abfanden vier Urnen aus 
fchwar/.em Thone, von deren einer der Inhalt : Afchc. 
Kohlenrefte und ein Glasgefafs conftatirt ift. Ein 
andcrcsmal hatte das Urnenbehältnis eine Säulen- 
form. es war ein Cylinder aus Tuffftein mit Deckel, 
60 Cm. im Ganzen hoch, davon auf den Deckel ein 
Drittel entfallt, und34Cm.Durchmcffer. Es enthielt eine 
20 Cm. hohe und ebenfo weite glaferne Afehcnurne 
mit Brandrcftcn und einem Thranennafchchen. Wieder 
in einem anderen Falle fcheint die Bcifetzung ftatt- 
gefunden zu haben, indem man den Leichenbrand und 
die Beigaben in eine Holskiße einflcllte. 1 

Im allgemeinen bildete die Grundlage der ein- 
zelnen Grabftellen, die ziemlich dicht neben einander 
gereiht waren, eine mit Kalk gemengte Schottcrlage, 
bedeckt mit einer eigentümlichen tieffchwarzen Erde, 
in der fich Afchenfpuren bemerken liefsen. Diefe 
Zurichtung der Schottcruntcrlagc wurde rcgelmafsig 
und fachgcmäfs ausgeführt, wie aus dem L'mftaiid 
zu erfehen ift, dafs man in der Nahe einer folchen 
Schichte eine noch ziemlich gut erhaltene Kelle aus 
Elfen getroffen hat. Auf diefe Schichten ftellte man 
dann die Afchenbehaltcr, bei Vermöglichcren Glas- 
urnen in Steinkiftcn, bei Aermeren Thonurnen ; die 
Afche ganz Armer wurde auch ohne Behälter bei- 
gefetzt. Manchesmal fand man die Steinkiftcn von 
einer Reihe von Urnen, meid aus ungebranntem Thon, 
umftcllt, fie enthielten entweder wieder Afchc oder 
Beigaben ; auffallend ift, dafs man bisher, mit einziger 
Ausnahme einiger eiferner Pfeilfpitzen in der Nahe 
einer Urne, keine Waffen gefunden hat. Die grofscren 
Beigaben und auch grofserc nicht ganz verbrannte 
Knochen fcheint man abgebogen und zerbrochen zu 
haben, um fie in den Urnen unterzubringen.* 

Die Münzen auf dem Horzing'fchen Grunde nächft 
dem Wohnhaufe rührten aus der Zeit von K. Vcspasian 
bis Gallienus her, alfo bis circa 268 n. Chr.; fpäterc hat 

" G*iMt,rrrr. die rom liehen Gräber bei Weh. tn de» 
Milium, ftanriin Carolin lim <ut I.andr.Unde im Ocftcrreiih ob 

'»57. s. »s» r. 

= Vr.,1 den Bericht dt. Herrn lofeub v A"--/', Ii W. 
itM« Mltth. 1BB1. I.XXI 

• ..Welle, Aiwiiutr" lUi, Nr. t. von Herrn <;. Fi, kirr 



man dort nicht getroffen. Dies fcheint in Verbindung 
mit dem Uebcrwiegen der Leichenbrände gebracht 
werden zu müffen; wenigftens hat man auf der andern 
Seite der Strafse bei der Cavallerie-Cafernc, wo mehr 
Fidle von Bcifetzung der Leichen vorkommen, Münzen 
auch aus der Zeit nach Gallienus, von K. Claudius II.. 
Aurelian, Conftantin d. Gr. und Gratian, alfo bis 383 
n. Chr. ausgehoben. 

Die epigraphifche Ausbeute auf dem Coemeterium 
befchränkte fich bisher auf die in Curfiv-Schrift ein- 
geritzten Namen: Aufon(ii)? et Julian: auf dem Blei- 
dcckel einer Glasurne, 1 dann auf die Töpferftempcl 
an Thonlampen: CRESCE(n)S, NERI, OCTAVI, PAT- 
erni, VIBIANI, Anfangs Mai 1882 ftiefs man zum 
crftcnmal auf einen Grabftein mit Infchrift. 

Man kam nachft dem I laufe Nr. 36 in St. Bern- 
Imrdin, rechts an der Reichsftrafsc von Wels nach 
Salzburg, gegenüber der Cavallerie-Caferne (Richtung 
gegen Gunskirchen) abermals auf ein Römergrab mit 
Leichenbrand. Bei dem Ausheben der Erde für die 
Fundamentirung eines Neubaues fanden die Arbeiter 
zehn Schritte von der Reichsftrafse abfeits und in 
einer Tiefe von nur einem halben Meter zwei mächtige 
Steine: eine Deckplatte von 2 Meter Länge und 0 5 M. 
Breite, in der Mitte vorgewölbt, und einen Grabßeiu 
von 1 M. Länge und '/* M. Breite mit der unten mit- 
gethcilten Infchrift. Dabei ftand eine Urne aus Glas 
mit den Rcftcn des Leichenbrandes und ein Thon- 
gefafs, welches aber leider beim Aufgraben zertrüm- 
mert wurde. 1 An derfclbcn Stelle wurde ein Silber- 
Cjuinar K. Hadrian, Mittel-Bronzen von dcmfelben, von 
Fauftina d. Ac. und anderen Kaifern, dann eine 
1 laarnadel aus Bein, ein Griffel und ein Befchläge aus 
Bronze, eine Fibula mit filbcrnen Ringelchcn , ein 
gefchnittener Stein mit den Buchftabcn P AD und ein 
bronzenes Figürchen (Fechter), diefes leider mit alt 
abgebrochenem Kopf, endlich Bruchflücke von Gc- 
fäfsen mit Terra figillata gefunden.' 

Der Grabflein, welcher unten befchädigt ift, trägt 
eine fünfzeilige Infchrift, welche nach der mir nur 
Anficht eingefendeten Abfchrift des Herrn Pichltr 
lautet : 

SACIIIIAE C-F 
FLOREXTINAE • ANXX 
IIVLIVS.VEKF.CVNDV.S 
CONIVGI VF 
5 SIBI ET SVIS. 

Anfanglich glaubte ich nach Analogien, die ich 
im Corpus tnfer. lat. (III 1, 4418) fand, den Namen der 
erften Zeile SACIDIAE und das Pracnomcn der dritten 
L lefen zu follen. An letzterem halte ich noch jetzt 
feft, bezüglich des erfteren aber bemerkte mir Herr 
Dr. Moriz Hoernes, der an Ort und Stelle einen 
Papicrabdruck von dem Steine nahm und diefen genau 
befichtigte, dafs zwar C vorhanden fei, 7 diefem aber 
vier haftae folgen, fo dafs an ein Zufamrnenfaffen der 
beiden mittleren in ein D nicht gedacht werden könne. 
Auch feien an E und L die Querftriche fehr kurz 

> G«h>xrctrt. I, O. - V«l C J L III », p. 76. „not.. Dm 
Objeti findet fich jeul >m Miilevini von Lim 

i Veißl die N'olixen im „Welfer Aueicer" vom 6. und 13. M»i 
(N'r. 18 und w). 

• Schriftliche Mitlheilunc, »eiche Herr Joseph *. AW*. V k. < 
rinrufeudeii die Üille haue. Die luletn j nKefuhrten Objekte celanften an c 
um Frnnciico Carolinum in Lim. 
' Heit «in KM nahm deutlich «1 wahr . ebenfo Herr PitkUr. 



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cm 



gcrathcn. Herr v. Kolb hat am vierten Buchflabcn einen 
Ouerflrich wahrgenommen. Vielleicht ift es nicht all- 
zugewagt, an den Namen Sacitlia oder Saerctia zu 
denken; letzterer kommt auf Infchriften in Nieder- 
Ocftcrrcich und Steiermark öfter vor C. J. L. III, 2, 5512 
5516, 5517.) Es würde darnach zu lefen fein Sacilliac? 
Sacretiae? C(aii F(iliac), Florcntinae, an(norum) XX, 
L(ucius) Julius Vcrecundus conjugi viivus) ffeeit} fibi 
et fuis. 

Zum Schluffc fei noch eines Grabfundes erwähnt, 
welcher gleichfalls in nachfter Nahe von Wels, aber in 
cntgcßengcfetSter Richtung in dem Orte Aigen, ge- 
macht wurde. 1 Im rückwärtigen Thcile des Gaft- 
g arten» des Herrn Viertbauer, nächfl dem Eufthaulc, 
hart am Abhang, traf ein Mann, der um einen Garten- 
zaun auszubeffern die Erde einen Schuh tief abgrub, 
auf das Skelett eines groben Harken Mannes mit 
vorzüglichem Gebifs, aber zerdrücktem Schädel; es lag 
in der Richtung gegen Oftcn, gerade ausgcflrcckt, die 
Arme an die Hüften gefchloffen, zwei rothgebranntc, 



in Form eines TricUnuitl umgebene horizontale Uhr 
(Lacunac), die fechste endlich eine kleine Keifeuhr, für 
Rom und Ravenna gerichtet; eine Bronze-Scheibe, aul 
deren beiden Seiten Analemmen in Silberfaden ein- 
gelegt find. 

Gütigen Mittheilungendes Herrn Correfpondenten 
der Central Commiffion, Gyinnafial-I'rofcfTor Heinrich 
Majoniea in Gorz, verdanke ich die Kenntnis von 
einem neuen Funde diefer Art und die Zufcndung 
einer Zeichnung, die von Herrn MastreHa angefertigt 
und in Fig. 1 und 2 in Holzfchnitt wiedergegeben ift. 

Im vergangenen Herbfte (1881} gerieth man auf 
einem Grundftucke des Herrn Raron von Rittcr- 
Zahony an der Strafse nach der Bcligna, gegenüber 
von dem neuen Staats-Mufeum, auf altes Mauerwerk, 
in welches unter reichlicher Anwendung von Mörtel 
mehrere Bruchftücke von Infchriften. Grabdenkmalen, 
Kopfe und andere dergleichen Ucbcrrcftc einge- 
mauert waren. Unter ihnen werden von Herrn 
Majoniea befonders drei Köpfe angemerkt: einer 






ausladende Thongcfnfsc und ein Glnsgcfafs mit langem 
Halle (landen dabei. Beigaben und Skelett lagen in 
der blofsen Erde. 

Man hat fchon im vorigen Jahre die Spuren einer 
VVafferleitung und ein Fragment eines Gefafses aus 
Terra figillata ebenfalls in Aigen gefunden; im 
Gaftgarten des Herrn Viertbauer's zeigten fich auch 
Ueberrefte alter Grundmauern. 

Kenner. 

50. ,■ Sonnenuhr in Aquileia.) Im VI. Hände der 
neuen Folge diefer Mittheilungen (1880, S. 1 f.) habe 
ich fechs Sonnenuhren befprochen, welche alle in 
Aquilcia gefunden worden find; vier von ihnen find 
hemifphurifch gebildet, von diefen wieder zwei ohne 
Poftamcnte, zwei andere mit den alten reichverzierten 
Sockeln Verleben. Die fünfte ift eine, mit Sitzbanken 

1 Miltliuililug der. Hrrrn O. /'i.k/fr im ,, Welte, Auing«' 1 '* '1 M-Hl 
lili. St, II. 

VIII. N. |- 



weift eine grofsc Aehnlichkcit mit dem bekannten 
SocratcsTypus auf, ein anderer zeichnet fich durch 
grofscre Proportionen und die Aehnlichkeit mit dem 
fogenannten Seneca (nach Dilthey Philctas von Kos} 
der dritte (von einer Stadtgottin) durch Schönheit aus. 
Auch eine Sonnenuhr fand fich als Baumaterialc zu 
diefer Mauer verwendet. 

Sic hat die Form einer Sonnenblume offenbar 
mit Beziehung auf die Sage von Klytic, einer von 
Apollo geliebten Nymphe, die von dielen, vcrlal'feii 
wurde, weil fte aus Eifcrfucht fein Verhältnis zu 
I.eueothea dem Vater der Letzteren verrathen hatte. 
Klytic grämte fich zu Tode; neun Tage und Nachte 
blieb fie mit ungeordnetem Haare unter freiem Himmel, 
theilnahmslos gegen die anderen Nymphen, ohne Trank, 
und Speife, nur von Thau und Thrunen fich nährend, 
unbeweglich an die Erde geheftet und unverwandt 
nach dem Angefleht des Sonnengottes fehauend; fo 
wurde fie fchlicfslich in eine Sonnenblume verwandelt, 

P 



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CIV 



die mit Starkem Stengel an der Erde haftend noch 
heute ihre Blüthc immerfort der Sonne zuwendet 
(Ovid Metamorph. IV, 256 ff). 

In fmnreichcr Weife ift das Motiv, welches in der 
Schonen Sage geboten war, benutzt worden, um der 
Sonnenuhr die aufscre Form einer Sonnenblume zu 
geben; man erkennt aus der Seitenansicht den 
Stengel, von welchem aus einem BlättcrkrciSc die 
Blüthe hervorwachft, die eine beftimmte der Polhohe 
des Ortes entsprechende Neigung hat. Am Rand des 
runden Kelches treten die Spitzen der vielen Blatter 




l\ SERÄNNXXI 



Fig. 3. (Sftbbarg ) 

der Bluthe wie ein zierliches Ornament vor. Das 
Innere ift wie bei anderen hcmiSphariSchcn Sonnen- 
uhren gebildet, kugelförmig mit dem Analemma in 
vertieft angezeigten Linien. Der Durchmcffcr der 
Aushöhlung betrug bei 33 bis 35 Cm. Die kleinftc 
Kreislinie bezeichnet das Winter-Solftitium, diemittlerc 
die Ac«]uinocticn, die untere, weiteftc, das Sommer- 
Solftitium. Sie werden durch lieben Stundenlinien 
gctheilt, die Mittagslinic und je drei Linien auf beiden 
Seiten. Die Uhr w ar alfo für fechs Stunden von 10 Uhr 
Vor- bis 3 Nachmittag berechnet, was, wie in anderen 
ahnlichen Falten fchr wahrscheinlich mit der Be- 



fehaffenheit des Aufftellungsortes zusammenhängt Sie 
ftand wahrfcheinlich auf einem viereckigen Poftamentc, 
aus welchem der Stengel hervorkam. Der erhaltene 
und hier abgebildete Thcil hat einen halben Meter 
Hohe; nach dem Beifpielc, welches die Sonnenuhr mit 
erhaltenem I'oftament. die aus der Sammlung Zanini 
in die Antiken-Sammlung des Allerhöchsten Kaifcr- 
haufcs gelangte, darbietet, dürfte das I'oftament, 
auf dem es ftand, mindeftens die gleiche Hohe gehabt 
haben. 

Kenner. 

51. (Antikenfund bei Salzburg.) Bei einer 
Reparatur der Kirche Maxglan (welche dem 
Kau-Styl nach aus dem Ende des Mittelalters 
ftammt) wurde einem Berichte des Confer- 
vators Richter zu Folge in dem Thurmgemache 
ein fehr fchoner romifcher Grabftein eingemau- 
ert gefunden. Man wollte einen Haken in die 
Wand Schlagen, fand aber an mehreren benach- 
barten Stellen den gleichen Stein, bis endlich 
ein Mortelftück abfiel, und den linken Theil 
des Kopfes bloslcgte. Darauf wurde der Stein 
aus der Wand gehoben, und es zeigte fich eine 
Platte rollten Adneler Marmors, oben und unten 
befchadigt, fonft aber leidlich erhalten dar- 
auf die wenig verftümmelte Darftellung eines 
Jünglingskopfcs in einer Nifchc, dann Kpheu- 
Gerankc in den Randlciftcn und eine Infchrift, 
welche lautet: Peregrino, Jul(ii) Moredati f 
fer(vo) ann(orum) XXI. Spcratus et Peregrina 
parentes. V(iventer) f|ecerunt). Das Salzburyer 
Mufeum enthalt keinen Grabftein fo reicher 
Ausftattung. Die Platte ift 99 Cm. hoch und 
67 Cm. breit. Befondcrs intcrcSTant erfcheint 
der Umftand, dafs diefcs Monument aus jenem 
fo weit verbreiteten rothen Salzburger Marmor 
gearbeitet ift, welcher im Mittelalter zu Grab- 
platten in ganz Süddeutfchland und (Kelter- 
reich fehr gefucht war, hingegen bei römiSchcn 
Monumenten hier noch nie beobachtet wurde. 
Ks ift dies nicht Untersbcrgcr Marmor, Sondern 
er bricht am rechten Salzachufer gegenüber von 
Hallein, vorzüglich bei Adnet. Noch jetzt wird 
er zu Pflasterungen, Fcnftcrbrettcrn u. dgl. ftark 
benützt; auch die 12 M. hohen Saulenfchafle in 
der Vorhalle des neuen Parlamcnts-Gebaudcs 
Hammen daher. In Maxglan wurden Schon 
VW mehrere InScriptioncn und andere römiSchc 
Reftc gefunden. Es ift hier wahrfcheinlich die 
Strafse von Juvavum nach Wcftcn durchgegan- 
gen, und es mag daSelbft eine der Stadt Juvavum 
benachbarte Anfiedhmy Sich befunden haben. Die 
Entfernung von jener betragt 30 Minuten (Fig. 3). 

52. Confervator Org/er hat an die Ccntral-CommiS- 
Sion über die im vergangenen Hcrbfte und Winter 
unternommenen Nachgrabungen berichtet. Die Gra- 
bungen im DolSach Sclbft leitete der Lehrer Mich. 
Weiskopf. ConServator Orgler beSuchte die Grabungen 
dreimal, woSclbft er eines der auSgedcckten Hypokau- 
ften noch oSfen fand. Nachdem fich derfelbe über die 
bisherigen Ausgrabungsplatzc, Soweit es möglich war, 
orientirt hatte, wurde an einer Stelle, wo aus dem 



igle 



cv 



Hoden eine alte Mauer hervorragte, der erfte Gra- 
bungsverfuch gemacht. Es fanden fich Refte von 
einem Eftrichboden , verschiedene Vcrputzftücke, 
Eifennägel, Zicgeltrummcr, Schutt eines eingeltürzten 
llypokauftums, das auf einem Eftrichboden geftanden. 
offenbar die Rcfte eines Wohngebäudes mit unter- 
irdifchen Heizräumen. Durch diefe vollftandigc Zcr- 
ftorung beftatigte fich die Vcrmuthung des Confer- 
vators, dafs nämlich die Iiier geftandenen Gebäude 
nicht durch Austritt des Dcbontbachcs zerrtört 
wurden, fondern Em Verlaufe der Zeit zu Grunde 
gingen, daher auf hiftorifch intereffante Fundftückc 
kaum gerechnet werden könne. Eine weitere Bios- 
legung der Schuttmaffen fehien zwecklos. In der 
Folge wurden die Grabungen an einer Stelle auf- 
genommen, an der fich im Jahre 1858 Graber fanden, 
Nachdem man an mehreren Stellen fehr tief gegangen 
war, kam man endlich am 11. Janner 1882 auf einen 
Marmorftcin von circa 32 Zoll Lange und 11 Zoll Breite 
bei 1 Fufs Dicke mit fein behauenem Gefitnfe. Man 
hat auch einige Graber gefunden, Deckel, Boden und 
Seitenwände beftanden aus Platten von l'erlglimmer, 
leider vieles fehr verwittert. Von der Anlage eines 
erhöhten Kopflagcrs wurde nichts wahrgenommen, 
dagegen fand man einen ungewöhnlich grofsen Schädel 
in einem Sarge fammt fehr grofsen Knochen, von 
denen ein Schenkelbein einen geheilten Beinbruch auf- 
weift. 

53. Correfpondcnt Schramm machte der Central- 
Commiffion die Mittheilung, dafs im Monat April d. J. 
im Garten des Capucincr-Kloftcrs zu Caf>o tf Iflria bei 
einer Fundament- Aushebung in der Tiefe von 2 M. ein 
Brunnen entdeckt wurde, welcher mit einer gut 
bearbeiteten Steinplatte bedeckt war. Unter der 
Kalk und Mörtclfchichte fand man folgende Infchrift: 

D'M- 
LVCID 
AE D1G 
NITAS 

5 SORORI 
BM 

Bei Ausgrabung eines alten Eichcnftockes am 
Rande des Kaiferwaldes bei l'ola wurde im Mai d. J. 
das Fragment eines romifchen Grabftcincs entdeckt- 

I-L 

SIBI'RT'A] 
Tl'AVGVS 
5 CONIVGI-i 

BTLlCERTIc 
OVAI 

Ein weiterer Fund eines Infchriftftcin-Fragments 
wurde bei Dcmolirung eines Maufes am Nordwcft- 
Abhange des Caftellbergcs in l'ola gemacht, der Stein 
kam in das Local-Mufeum. 

IC 
PAV1AC 
DEM • M 
5 MKNVSS 
DVMSM 



Endlich fand man bei Dcmolirung einer Mauer am 
Siidwcrt Abhänge des Caftcllcs in der geringen Tiefe 
von 25 Cm. einen Stein (68 Cm. lang, 33 Cm. hoch), 
darauf ein im Laufe ftürzender Stier, auf deffen Rucken 
eine halbbekleidete Figur kniet, im Vordergründe ein 
Hund, der gegen den Stier fpringt, rechts eine im Ver- 
hältnis zum t'ebrigen kleine Figur mit gekreuzten 
Felben. 

54. Confcrvator Kolb berichtete an die Central- 
Commiffion, dafs beim Umbaue des ilaufcs Nr. 20 
Jofephsplatz in Linsen 20 Cm. langerund 18 Cm. hoher 
fitzender Lowe aus rothem Steine, dann ein Capital 
mit einem Widderkopfe, letzteres 20 M. hoch und 
19 Cm. breit, gefunden wurde, welche beide Gegen- 
ft.indc an das I.andcs-Mufeum abgegeben wurden. 

55. Das k. k. Unterrichts-Minifterium hat mit dem 
Erlafse ddo. 1. Juni 1882 zur Förderung der cultur- 
hiftorifch und archäologifch belangreichen Ausgra- 
bungs-Arbeiten in Laibacher Moore den Betrag von 
500 fl. als Unterftülzung gewidmet. 

56. In den letzten Wochen des Jahres 1881 ift, 
wie Confcrvator t Lu/sntr unterm 8. Mai 1882 berichtet, 
in dem Dorfe Slai'ic im Biirglitzer Bezirke ob dem 
linken Ufer der Beraun gelegen, ein alter Bcgrabnis- 
platz entdeckt worden. Als nemlich das unmittelbar 
hinter den Gebäuden des Dorfes gelegene, Hlinstc 
genannte Grundftück zur Herftellung eines Hopfen- 
gartens umgearbeitet wurde, kam man in geringer 
Tiefe, die an einzelnen Stellen kaum 27 Cm. betrug, 
auf menfehliche Skelette, deren allmälig 17 aufgefunden 
wurden. Sie lagen alle in einer Reihe, ausgeftreckt, 
die Arme längs den Seiten des Körpers, etwa einen 
Meter von einander entfernt, in der Richtung gegen 
Nordoft, mit alleiniger Ausnahme eines etwas kleineren 
und fchwächeren Gerippes, das fich in der entgegen- 
gefetzten Lage befand. Die Graber waren an der 
Oberfläche durch nichts angedeutet, da das Grund- 
ftiick vollkommen eben war, doch gewinnt es nach 
den Angaben der Arbeiter den An- 
fchein, dafs die einzelnen Gräber im 
Innern ausgefchmiert und ausge- 
brannt waren, indem fich die Erde 
auf den innern Seiten der Gräber 
durch Farbe und Ilartc von dem 
übrigen Erdreich unterfchied. Den 
zucrll gefundenen Skeletten wurde 
von den Arbeitern keine befondere 
Anfmerkfamkcit gefchenkt, fondern es wurden die- 
felben einfach an Ort und Stelle wieder begraben, bis 
die Auffindung eines kleinen metallenen Reifes zur 
genaueren Beobachtung aufforderte. Es zeigte fich 
nunmehr, dafs ftets an jeder Seite der Schädel der 
hier Bcftattcten ein kleiner dicker und geöffneter 
Ring mit S-förmigem SchlulTe lag, wobei nur das 
oberwähntc fchwacherc Gerippe infofern eine Aus- 
nahme bildete, als bei diefem an der einen Seite des 
Kopfes drei, an der andern aber zwei diefer Ringe 
lagen, welche von Silber und etwas gröfscr waren, als 
die Ringe bei den andern Körpern, welche auch nur 
von Bronze gewefen fein follcn. Leider liefs fich dies 
nicht mit Sicherheit conrtatiren, da diefe Ringe mittlcr- 




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CVI 



weile von den Arbeitern vcrfchlcppt worden waren 
und dem Confervalor filberne nur zwei vorlagen, deren 
einer vorftchend abgebildet erfcheint (Fig. 4). Der 
Durchmefler der beiden ganz gleichen Ringe betragt 
2 Cm , die Dicke 3 Mm. 

Ks wird gewöhnlich angenommen, dafs derlei 
Ringe als Ohrgehänge gedient haben, doch fcheint 
diefer Annahme wenigftens bei diefer Gattung kleiner 
und dicker Keife der Umiland zu widcrfprcchcn, dafs 
diefelbcn an dem F.ndc, welches durch das Ohrläppchen 
zu rühren gewefen wäre, ohne jedwede Verjüngung 
geradezu abgehackt find und eine auffallende Starke 
befitzen. Sie gehören vielmehr zu den fogenannten 
Schliifcnringcn, welche an einem Kiemen befeftigt als 
Kopfzierde dienten. Dicfc dicken und kleinen Kinge 
kommen auch mit den grofseren drahtformigen Kingcn 
mit Sformigem Schlufs zugleich vor, wie z. B. in dem 
vor etwa 50 Jahren bei dem Dorfe Kluky nächll I'odc- 
brad geöffneten und mit einer MaiVe von menfehlichen 
Knochen gefüllten, Mohyla genannten Grabhügel; 

man kann alfo annehmen, dafs beide Gat- 
tungen diefer Kinge derfclbcn Zeit ange- 
hören. Gegen Kndc des vergangenen Jahres 
wurden dem böhmifchen Mufeum draht- 
formige Kinge mit S-artigem Schluffc aus 
Fjg j Grabern bei Itofovic cinerfeits und bei 
Schütten hofen [Suiice] anderfeits, einge- 
fendet, welche in beiden Fällen mit Münzen des 
Herzogs {fpater Königs; Vratislav II. (10C1— 1092) 
gefunden worden waren, welche mit vorgelegt wurden, 
woraus zu entnehmen ifl, dafs diefc Keifen zur Zeit 
diefes llcrrfchcrs in Böhmen getragen wurden. 




Fig. 6. (K,.ni KK r«li ) 



Die drahtformigen 4 — 6 Cm. im Durchmefler 
haltenden Kinge mögen allerdings mitunter als Ohr- 
gehänge gedient haben, und es geben über die Art 
wie diefelbcn zufammengehaltcn wurden, befonders 
zwei Funde näheren Auffchlufs. Der eine wurde im 
Jahre 1853 in Koniggrätz gemacht; es war ein King im 
Durchmefler von 4 1 , Cm. in riefle n S-formigem Schlufs 
(Fig. 5) fich noch der Kelt eines zarten Bändchens von 
Feder befand. Fit) anderer hierher gehöriger King 
von mehr gedrückter, oblonger Form (Durchmefler 
C'/t und 4 Cm ), gefunden im Jahre 1865 am Friedhof 
der heil. Kreuzkirche in Chrudim ilt dadurch intcr- 
effant, dafs bei demfclbcn das gerade Fndc durch die 



Ocffnung des S-förmigen SchlulTcs gefleckt worden 
war und auf diefe Weife die Schliefsung des Rinkes 
erzielt wurde [Fig. 6). Schon diefer King deutet dvirch 
feine mehr oblonge Gellaltung den Uebcrgang zur 
neuern Form an; deutlich ausgefprochen aber iil die- 
felbe bei einem auf dem eben bezeichneten Friedhof 
ausgegrabenen King von Metalldraht, bei dem wohl 
der S förmige Schlufs noch vorkommt, fonft aber die 
kleine Flypfe neuerer Ohrgehänge vollkommen zur 
Geltung gelangt (Durchmcffer 20 und 27 Mm.) 

57. (Die Ausgrabungen bei Dittersdorf.) Finc 
Wegilundc füdöftlich von Fürßenfeld '. unfern der 
ungarifchen Granze, liegt der Ort Dietersdorf ; etwa 
10 Minuten von diefem Dorfe wieder fudöftlich trennt 
fich der Gemeindeweg nach Gillersdorf von jenem 
nach der llartmiihlc ab und 500 Schritte örtlich von 
diefer Gabelung befinden fich Tumuli mit Wald 
bedeckt. 

Schon lange beftand die Abficht, das Innere 
diefer Hügel zu erforfchen, aber die beftehende Wald 
cultur machte das Unternehmen fchwierig. Da deva- 
llirte heuer die Befitzen n den Theil diefes Waldes, 
wodurch eine Eröffnung diefer Grabhügel wefentlich 
erleichtert ward. 

Ks exiiliren am bezeichneten Punkte 26 Tumuli, 
grofscre und kleinere, in ungeordneter Weife gelagert. 
Sie find fammtlich kreisrund uiul beliehen aus Lehm 
mit feinem Sande gemifcht, fo wie er in diefer Gegend 
allgemein vorkommt. 

Am 14. April diefes Jahres wurde über Anregung 
der Landes -Bürgcrfchullchrer Anton Kokaly und 
Hans Lange in Fürflenfeld durch den Bezirks- 
Mufcum- Verein, der dielen Bericht cinfendete, zur Aus- 
grabung gefchritten; die Arbeit dauerte 10 Tage, und 
fie fand ftets unter abwechfclnder Aufficht der ge- 
nannten Lehrer ftatt. Bei jedem Tumulus wurde ein 
Durchfchnitt gemacht und fand man die Urnen 
meiftens in der Mitte des Hügels und etwas hoher 
gelagert, als die Bafis des Grabes. 

Man fand in einem Hügel eine Afchcnurne ge- 
wöhnlicher Topfform, von grauem Thone, llark mit 
grobem Sande vermifcht und fchlccht gebrannt, mit 
Afche, Knochcnübcrrcftcn vonMcnfchenund mit Kohle 
gefüllt. Line Afchcnurne, vafenahnlich; eine Afchcn- 
urne, kelchformig; aus fein gcfchlemmtcm grauem 
Thone und fehr hubfeh gearbeitet, drei Schalen aus 
grauem Thone, fchlccht gebrannt und von roher 
Arbeit; ein fchalcnähnluhcs Gefäfs mit einem Dreifufse 
aus gleichem Thone, ein Thränenglas, eine römifche 
Kupfermünze; auf der Avers-Seite ift nur ein fehr 
undeutlicher Kopf und die ßuehftaben VKS. ., auf der 
Kevcrs-Seite eine Siegesgöttin mit dem Theilc der 
Umi'chrift Victoria erfichtlich, ferner Thon- und Glas- 
fcherben, darunter der Boden eines kugclahnlichen 
Glasgefafscs, gefüllt mit Knochenrcften, Afche und 
Kohle. 

Im Hügel II: eine Afchcnurne, aus Thon krug- 
ähnlich, eine Bronzefibel ohne Nadel, knopfähnlichc 
Kifcnftucke, llark verrollet. 

Im Hügel III wurden an zwei Stellen Urnen 
gefunden; ein Thränenflafehchen mit Henkel, verkehrt 
trichterförmig, 12 5 Cm. hoch. Ein fehr zierlich ge- 
arbeitetes Stuck einer Fibel aus Bronze, dann Eifen- 
theile, unkenntlich welchem Zweck fle dienten. 




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CVII 



Im Hügel IV: eine Afchcnurnc mit einem Drcifufs, 
und daraufliegenden Deckel, der leider zerdrückt 
ift. Eine Afchcnurnc mit Ein- und Ausbauchungen, 
zerbrochen. 

Im Hügel V: eine Afchenurne mit einem Henkel 
aus Terra figillata, zerbrochen, eine Bronze-Fibel. 

Im Hügel VI: einige Scherben von einem flachen 
Gcfnfsc aus grobem Thone. 

Im Hügel VII fand man weiter nichts als einen 
auf der Kante (lebenden flachen viereckigen Stein 
aus Quarz, vom Hauche gefchwärzt. 

Mehrcrc Hügel waren bereits durchwühlt worden. 
Die Gegenftande wurden dem Bezirks -Mufeum zu 
Fürftcnfcld einverleibt. 

Ungefähr 300 Schritte örtlich vom erwähnten 
Fundorte befindet Ach ein einzclnftehcndcr Tumulus. 

Es wurde daran im Durchfchnitte von Well nach 
Oft gegraben; bald ftiefs man auf Bafaltftcinc, wie fic 
der nahe Bafaltbruch des Dorfes Stein liefert, dann auf 
Mauerwerk aus gleichen Steinen, mit Mörtel verbunden. 
Auf jeden Fall war diefer Tumulus fchon einmal 
eröffnet worden, da man gleich beim Beginne des 
Grabens eine rothe Urncnfchcrbc und Knochcnübcr- 
relle fand. 

58. Direftor Deininger hat der Central -Com- 
miffion einen eingehenden Bericht vorgelegt über die 
beendete Keftaurirung des gotltifehen Thurmes zu 
Tramin. Bei der Aufilellung des Gcrüftcs zeigten fich 
manche Schaden, die man bis dahin nicht in der 
Lage war zu conllatiren. Der graugelbc weiche 
Sandflcin, aus dem die obere Thurmpartie erbaut ift, 
war felbfl an jenen Stellen, welche aus grofserer Ent- 
fernung betrachtet ganz gut erhalten fehienen, morfch 
und zerbröckelte bei geringer Kraftanwendung in der 
Hand. Bei geringem Winde wurden immer neue Stcin- 
fplittcr, kleine Krabben u. dgl. hcrabgefchleudert, fo 
zwar, dafs es unter folchen Umftänden nicht ganz un- 
gefährlich war, auf dem Gcriifl zu hantiren. 

Das Rcgcnwafler, welches in Folge der im hohen 
Grade verwahrloften Bedachung der I Iclmgicbcl keinen 
regclmäfsigcn Abfchlufs finden konnte, hatte das 
Geftein und namentlich die vorladenden Architcktur- 
details als Baldachine, Gicbclblumcn, Krabben u. dgl. 
derart durchfickert, dafs eine Beladung diefer Bau- 
theile nicht anzurathen war. Es zeigte fich ferner, dafs 
die llelmfpitzc gleichfalls geborften war, und ergab 
fich deshalb die Notwendigkeit, dicfclbe bedeutend 
abzutragen und zu erneuern. Auch das Glockenhaus 
zeigte bedenkliche Mauerrifse, und zwar weit ärgere 
und verfchlimmcrte, als bei der Untcrfuchung im 
Jahre 1879. Es mufste daher eine kräftige Verfpannung 
der Wände mit ftarken Eifcnfchlicfscn bcwcrkftelligt 
werden. 

Bei der Keftaurirung wurde dasfelbc Stein Matc- 
riale, wie es am Thurmc urfprünglich verwendet wurde, 
wieder verwendet, nur eine etwas beflerc Qualität, 
da nämlich derfelbe Steinbruch zwei Qualitäten des 
Steines nach Schichten liefert. 

Die Gefammtkoften beliefen fich auf 14000 fl. 
In die Kugel auf der llelmfpitzc wurde die alte Ur 
kundc und eine neue auf die Keftaurirung bezügliche 
eingelegt. 



59. Confervator Sclionherr hat an die Central 
Commiflion über die keftaurirung des fogenaunten 
goldenen Dackels in Innsbruck berichtet. Bei diefem 
Gebäude, welches nicht, wie allgemein angenommen 
wurde, von I lerzog Friedrich mit der leeren Tafche 
(1406 — 1439), fondern, wie Schonherr's Nachforfchun- 
gen ergaben, von K. Maximilian I. erbaut worden ift, 
wird es fich weniger um eine Rellaurirung als eine 
Reinigung handeln. Jedenfalls wird mit der gröfsten 
Pietät gegen das monumentale Bauwerk vorgegangen 
werden. 

Da das Schlofs Tyrol einer eingehenden Rellau- 
rirung unter der Leitung des Herrn Si/nmlierr unter- 
zogen werden foll, wird zunächft an die Anfertigung 
eines genauen Detail-I'lanes Hand gelegt. Das Schlofs 
ift in leiner Gcfammt-Anlage von romanifclier Bauart 
und fomit nahezu ein Unicum. Die Rellaurirung der 
Seite des SchlolTes gegen den Hof ift einigermafsen 
fchwierig, da hier baulich am meiden gefündigt wurde. 
Während an den übrigen Seiten nur die vermauerten 
allen romanifchen Fcnfter wieder aufzufchliefsen oder 
da, wo fic zerftört wurden, durch neue ftylgcrcchtc 
zu erfetzen find, handelt es fich auf der Nordfeite 
darum, das in höchft unglücklicher Weife angebrachte 
und den urfprungliclu r Charakter des Schlolies wefent- 
lich beeinträchtigende und einzelne architektonifche 
Schönheiten verdeckende moderne Stiegenhaus zu 
entfernen und den alten Aufgang fammt den Galerien 
wieder herzuftellen. 

In der Schlofs Capelle werden die fchon begon- 
nenen Rellaurirungen fortgefetzt, die Fcnfter, die noch 
die alte Form haben, erhalten l'utzenfcheiben; das 
wahrfcheinlich noch dem 13. Jahrhundert angehörende 
Fcnfter mit Glasmalerei wird neu cingeblcit, die in 
neuerer Zeit modernihrten Fcnfter werden wieder auf 
ihre alte Form zurückgebracht und entfprechend 
verglast. Die im Zopfllyle ausgeführte B.ilullrade foll 
durch eine ftylgerechtc erfetzt werden. 

Im grofsen vor der Capelle gelegenen Saale, jetzt 
der Ritlcrfaal genannt, cinft der Feftfaal der alten 
Grafen vonTyrol, worin diefe urkundlich die feierlichen 
Beichlingen vorgenommen haben, werden die zuge- 
mauerten romanifchen Fenfter aufgcfchlolTcn und das 
eine zerftörte durch ein anderes gleichartiges erfetzt 
werden. Die technifchc Bauleitung wurde dem Leiter 
der k. k. Fachfchule in Trknt Architekten Nordio 
übertragen. 

60. Confervator Jenny berichtete über die zu 
Hohgau im Lechthal befindliche Sebaftians-Capcllc. 
Ein oblonges Gebäude mit dreifeitigem SchlufTe, 
gothifchem Portale, Fcnftcrgicbcln und Strebepfeilern 
aus 1487. Die Gewölberippen endigen in acht ganzen 
und zwei Vicrtcl-Confolcn mit fpitzem Abfchlufs, vier 
davon tragen tartfehenformige Schilde (Bindcnfchild, 
ein abgeafteter Stamm und zwei ubers Kreuz geftellte 
Flöfserwcrkzeuge'i. Den drei Fcnftcröflnungcn der 
Südfcitc entfprechen ebenfo viele Spitzbogenfelder mit 
Contour-Malercien — das Martyrium des h. Sebaftian, 
deflen Unheil, wie er mit Pfeilen befchofl'en und mit 
Keulen crfchlagen wird, vorftellcnd. Coftume und 
Bewaffnung zeitgcmäfs, die Kriegsknechte mit Schna- 
belfchuhcn, gellulpten Hüten, fchonen Armbruftcn 
etc.; intcreffant ift eine Armbrullwindc. 



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CVIII 



61. Ein merkwürdiger Fund wurde in der Decanal- 
Kirche zu Hrüx anlafslich der Renovirungs-Arbeiten 
gemacht. Es wurde nämlich, wie Confervator Baum 
berichtet, die Entdeckung gemacht, dafs unter dem 
aus Holz, mit vergoldeter Relief-Schnitzerei im Spät- 
Rcnaiffanceftyl angefertigten Prcdigtftuhle, noch die 
urfprünglich fteinerne Kanzel intafl vorhanden fei. 
Die Holzverkleidung wurde entfernt, und alsbald prä- 
fentirtc (ich die ganz im Style der Kirche gehaltene 
Kanzel aus Stein, mit vollkommen erhaltener Sculptur 
und Malerei, welche in allen Einzelnheiten den kühnen 
und wechfclreichen übrigen Details des fehönen 
Kirchenbaucs ftylgerecht entfpricht. Die Seiten des 
Kanzclfluhles tragen, in vollkommen farbe-ifrifcher 




Fig. 7. iHcilignikrcuj j 



Unversehrtheit auf den Stein gemalt, RildnilTe des 
Heilands und der vier Kirchenvater und an der unteren 
fpitz auslaufenden Verjüngung Engelsköpfe mit poly- 
chromer Ornamentik. In gleicher Weife ift auch die 
Treppt- und deren Geländer gehalten. Die Traglteine 
des Kanzelftuhls find unmittelbar in den Strebepfeiler 
eingeladen , das Alter der Kanzel daher dem Alter 
des urfprüuglichcn Haues gleich. — Die barocke, 



übrigens durchaus nicht unfehöne Holzverkleidung 
dagegen flammt aus dem Jahre 1658, wie aus folgender, 
auf der Innenfeite derfelben aufgefundenen Blciftift- 
Infchrift hervorgeht: „Mathias Kühnel und feine zwei 
Sohne Johannes Franciscus und Antonius Kühnel aus 
Brüx anno 1758 machten mich." -- Sclbftverfländlich 
wird nun die in ihren Sculpturcn, und ihrer Malerei ein 
werthvollcs Kunddenkmal bildende Steinkanzel nicht 
wieder verkleidet, fondern ent fprechend und Aylgerecht 
reftaurirt werden. Der Kanzelhut ift bis jetzt noch 
nicht unterfucht ; man vermuthet aber, dafs die Stein- 
kanzel, wie die meiften alten Prcdigtftuhle, keinen Hut 
gehabt habe. Da dcrfclbc jedoch hier aus akuftifchen 
Gründet) nothwendig ift, würde er in diefem Falle im 
felbcn Style ergänzt werden. 

Diefe Nachricht ift gewifs von befönderem Inter- 
eflfc. Es ift daraus zu entnehmen, dafs der eigentliche 
Erbauer Heues die Kirchcn-Einrichtungsftuckc nicht 
mehr angefertigt oder vollendet hatte, da er den Bau 
diefer fchonen Kirche erft in einen Alter von 64 Jahren 
ubernahm. 

62. Wir wollen in der nachfolgenden kurzen 
Zufammcnftcllung die Wandlungen befprechen, welche 
(ich in der Darflellungswcifc von kirchlichen Pcrfonen 
auf Grabmalen zwifchen dem 15. und dem 17. Jahrhun- 
dert vollzogen. 

Zunächft befchaftigen wir uns mit einem Monu- 
mente aus dem Beginne des 15. Jahrhunderts. 

Es ift das Grabmal des Bifchofs Nicolaus, das 
lieh im Fufsbodcn des Kreuzhanges zu HtUigcnkrtue 
eingelegt befindet. Infchrift wie auch Darftcllung 
find nur in fchwachcren und fiarkeren Linien ausge- 
führt, und die Darftcllung der Figur befchrankt fich auf 
eine Conturcn-Zcichnung. Die L'mfchrift ift in latei- 
nifcher Sprache abgefafst und lautet: f anno mccccii. 
Die pridic idus junii obiit dns nicolavs episcopvs tri- 
honienfis diftus vulpis et hic fepvltus. Alfo im Jahre 
1402 ftarb der tribonienfer Bifchof Nicolai», genannt 
der Fuchs. Im ftark abgetretenen Bildfeldc zeigt fich 
die Figur des Bifchofs im glockenförmigen Mcfskleidc 
mit l'edum und Mitra, Die Stellung der linken Hand 
ift in Folge Abtretens nicht mehr kennbar. Darunter 
ein Schild mit dem redenden Wappen — einem 
hockenden Fuchs [Fig. 7). 

Ein weiteres Bcifpiel wollen wir der ehemaligen 
Klofterkirche in Baumgartcnbtrg entnehmen. 

Stephan Edler von Dornach (eine Familie, die von 
dem gleichnamigen Schlöffe im unteren Mühlviertel 
ihren Namen hatte) wurde 1419 Abt des Ciftcrcienfcr- 
Stiftes Baumgartenberg. Er regierte das Klofter mit 
gröfster Gewiffenhaftigkeit, aber hatte traurige Zeiten 
durchzumachen. Im Laufe derZwanzigerjahrc fah es im 
Stifte erfchrecklich aus. DieKloftcr-Annalen fprechen 
von einer zweimaligen Plünderung und Verwüftung, 
wahrscheinlich 1428 und 1432, als auch Waldhaufcn 
durch die Huffiten verbrannt wurde. Um 1434 bittet 
der Abt beim Papft zum Zwecke der Herrtcllung der 
verbrannten Gebäude um einen Ablafs. Papft Eugen IV. 
willfahrte dem Anfuchcn und gab den Ablafs 1434 
lEcclcfia monafterii Paumgartenbcrg Cift. ord. per ne- 
pharios incendiarios Bocmos hcreticos una cum ipfo 
monaft. miferabilitcr concremata fuit.) Damals wurden 
alle Kleinodien geraubt und das Klofter ausgeplün- 



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CIX 



dert. Dazu kam, dafs dasfelbe durch die Laden des 
Krieges wegen und durch Vcrwüftung der Besitzungen 
ungemein litt und in feinen Hinkünften folchen Ab- 
bruch hatte, fo dafs man nicht hinlänglich Geld 
befafs, die zerflorten Gebäude wieder hcrzuflcllcn. 

Abt Stephan that fein Moglichflcs, um diefem 
traurigen Zuflandc abzuhelfen. Das Concil zu Bafel 
fuchte das Klofler in feinem Bcfitzc zu IUwmgarUn- 
berg zu fehützen und rief den Bifchof von Paffau, den 
Propfl zu Salzburg, die Aebte und l'ralatcn von den 
Schotten und von St. Florian zum Schutze des Stiftes 
auf. 1436 war der vordere Theil des Klofters wieder 
hcrgeftclItundderCapitcl-Saal mit einem Altäre neuer- 
lich eingeweiht worden. Der Bau ging ununterbrochen 
weiter, und der papfUiche Legat Nicolaus untcrflütztc 
diefe Angelegenheit durch ein Ablafs-Privilegium (1442) 
Im folgenden Jahre wurde das übrige Kloflergebäude 
geweiht. 1451 am 13. Octobcr flarb der Abt. Hr wurde 
im Chor neben dem Hoch Altar begraben (Fig. 8). 

Sein Monument ill noch erhalten; eine roth- 
marmorne Platte (7' hoch, 3' 6" breit), darauf leider 
auch die obere Hälfte ftark abgetreten. Die aufrecht 
flehende und nach vorn gewendete Figur des Abtes 
noch mit der Glockencafula bekleidet, in der Rechten 
den Stab mit Sudarium, in der Linken das Buch mit 
der Ordensregel haltend. Das Haupt ift unbedeckt 
und ruhet auf einem Polfter. Die Mitra ift nirgends 
erfichtlich. Links neben dem Kopfe ein Schild mit 
einem einer Hausmarke ahnlichen Zeichen, das jedoch 
fehr abgetreten ift. Die Umfchrift lautet: f Anno - dm* 

nvcccc • Ii • in • die • faneti • colomanni vencrabilis 

in xpo presbiter Stcphanus abbas huis monafterii f. 
bernardi .... hie fepultus pie memorie. 

Wie ganz anders und zwar nicht zum Vortheile 
verändert und behandelt ill das um c. 200 Jahre jün- 
gere Grabmal des Propfl Andreas Mosmillcr in der 
Stiftskirche zu Kloflcrneuburg. Wenngleich in beiden 
Fällen die rothmarmorne Steinplatte gewählt wurde, 
was hat aber der Künftler darauf dort und hier gc- 
fehaffen? Wenn wir auch nicht die Unbeholfenheit und 
eine gewiffe Plumpheit an der Figur des Abtes Stephan 
weglaugnen können, fo findet lieh nichts Erzwungenes 
und kunftlich Gefuchtes, keine Derbheit in der Auf- 
fafsung und nicht fo arge und grofse Plumpheit in 
der Darflellung, wie bei diefem letzten. 

Die in Relief ausgeführte Figur des Prälaten 
lieht in Dreiviertel-Wendung gegen vorn, ill mit der 
bifchöflichcn Dalmatica und dem Rauchmantel dar- 
über bekleidet, trägt das Bruflkreuz und hält in der 
rechten Hand ein maffives Pedum mit grofscr Volute, 
in der linken den Rofenkranz. Auf dem Haupte eine 
hohe Mitra. Der Stiftsvorfland tragt langes Kopfhaar, 
Schnur- und reichen Kinnbart, das Antlitz hat einen 
Ausdruck von Entfchietlenhcit , ja vielleicht Härte. 
Zu Füfsen der Figur zwei Wappen, rechts das des 
Stiftes Kloflcrneuburg mit Helm lammt Kleinod und 
I lelmdccken, links das Mosmiller fche Familienwappen. 
Oben wölbt fich das Bildfeld im Rundbogen. In dem 
einen Zwickel ein Cherub, den andern deckt die Volute 
des Stabes (Fig. 9). 

Die Umfchrift des Monuments lautet: Rms. et 
ampliff. dns dn. andreas mosmiller praep. clauflr. illuflr. 
ftatvvm auftr. ordin. qui multas extruxit fabricas con- 
tentvs. cft. hoc marmorc. 



Diefe Infchrift enthält foniit kein Todesdatum; das- 
felbe findet fich aber auf den: GrufUlcine, wofclbfl 
folgende Worte ftchen: obiit MDCXXVIIII I. Dec. et 
hic fepultus, cujus anima deo vivat. 

Das Leben diefcs Pricflcrs befpricht ausfuhrlich 
der Kloftcrncuburger Canonicus Max. Fifcher in 
feinem Buche über die merkwürdigen Schickfale des 
Stiftes und der Stadt Klollerneuburg (pag. 118). An- 
dreas Mosmillcr, geboren zu Landsberg in Baiern, war 




Capitular des Stiftes und durch einige Jahre deffen 
Dechant, wurde zum Propfl von St Dorothea in Wien 
und wieder von dort alsdann am 29. April 1616 nach 
Klollerneuburg poftulirt. 

Er verwendete grofse Obforge auf die Befferung 
des Vermögensllandcs des Stiftes, Hellte viele Stifts- 
gebäude in guten Stand. Er war niederoflerreichifcher 
Landesverordnetcr, und fchon als Propfl von St Do- 
rothea zum Rath und Caplan des Landesfürflen 
ernannt worden. 1 

• Siehe Ktßtrtt* Mon fepuUhl.li» cliuflv p» c w 




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cx 



63. Prof A R. v. Pcrger erzählt, im XII. Hände 
der Mitteilungen der CentralCommiffion für Kunft- 
denkmale (pag. LXXV11L, dafs er im Jahre 1867 den 
reich fculptirten Gruftftcin Herzogs Kruft — eine 
achteckige Steinplatte aus rothem Marmor im Fufs- 
boden vor dem Haupt-Altar der l'ropfteikirche in 
Bruck a. d. Mur fand. Heute findet fich diefer Stein 
nicht mehr an diefer Stelle. Seit circa 1877 ift IT hinter 




Fi« 9. (K!oa«rnral>ur ß ) 

dem Hoch- Altai im Hoden verfallet Was mag wohl 
die Urfachc diefer Befcitigung gevvefen fein. Sorge um 
die ErkaitH*g der ftark abgetretenen Sculptur gewifs 
nicht, denn auch an der jetzigen Stelle wird fte oft be- 
treten, und allerlei hölzernes Gerumpel, das oft darauf 
gellellt wird, befchadigt lie nicht weniger. I'ictat auch 
nicht, denn dann hatte der Stein einen belferen und 
würdigeren Platz finden müfsen. Ks ift lebhaft zu be- 
dauern, dafs lins Denkmal für (in Mitglied uuferes 
Kaif erkauf es bei dem damaligen Profilen keinen bejferen 
Schutt fand. Brachte man es fchon von feiner ur 
fprunglichen und bedeutfamen Stelle weg, dann gab 
es nur einen Platz, u. zw. den an der Wand des Prcs- 
byteriums. Die Umfchrift ift ftellenweifc noch ganz gut 



lesbar und lautet: I r rideric Tercivs. hic fujnt ernesti 
archi vifeera clav^fa ducis XI£ZX decia die mensis 
ivnyj patiis 

64. Das auf S. 118 befindliche Siegelbild bezieht 
fich auf ll'ilbirgts Grafin f. Hardek. Dicfclbe führte 
diefes Siegel, wie es auf Urkunden aus den Jahren 
1270 und 127t im k. H. u. H. u. St. Archiv vorkommt. 
Das Siegel ift fpitz-oval, von 49 Mm. imfenkrechten und 
35Mm. imQuerdurchfchnitt. Die in Lapidaren zwifchen 
Pcrllinien am Ramie umlaufend angebrachte Lebende 
lautet: f f • comitiflc • willwirgis • de-hardeck. Im Bild 
feldc fleht eine Dame mit einem von den Achteln 
herabhängenden Mantel und mit langem Kleide, 
gefchlciert, die rechte Hand auf die Bruft gelegt, halt 
fic in der Linken eine Blume. Willibirgis war die 
Gemahn Heinrich s von Thebain 1 (Duino}. Dcrfclbe 
erfcheint unbeftrilten das erftemal urkundlich 1260. 
Krau Wilbirgis heiratete erft als junge Witwe den Hein- 
rich. Ihr erfter Gemal war Otto v. I lardekke, der bei 
Anieisthal im Kampfe gegen die Rumänen fiel. Krau 
Wilbirg aus dem Haufe Helfendem war mit ihrer 
Schweiler Offmey die einzige Krbin des reichen Har- 
deck ■ PlainTchen Nachlaffcs. Ottokar gab fic mit 
der Graffchaft feinem Günftlingc Heinrich zur Krau, 
ihn zugleich in die erfte Reihe des ofterreichifchen 
Adels ftcllcnd Schon 1262 nennt Heinricher fich 
Graf v. Hardegg, er ftarb Knde 1271. llire Khe feheint, 
wenn auch kurz, fo doch glucklich gewefen zu fein, ob- 
fchun fic bald darauf den dritten Khebund fchlofs und 
zwar mit dem Grafen Berthold v. Maidburg und Kabcris- 
wald. 1312 war fie wieder Witwe, 1314 ftarb fic und fand 
ihre Ruheftatte in Retz bei den Dominicanern. * 

65. Das Salslmrgifche Arelthnvefen hat einen 
nicht unbedeutenden Kortfchritt gemacht durch die 
Wiedervereinigung des fogenannten Landes-Archivs 
mit dem Regierungs-Archiv. Als 1860 die autonomen 
Landesbehörden in Salzburg eingerichtet wurden, hat 
man zahlreiche Aftcn aus der Central-Regiftratur 
aiisgefchicdcn und aus ihnen ein Landes- Archiv ge- 
gründet. Doch bald rechtfertigte fich das Unpaffendc 
diefer Trennung, und in Folge deffen fand die Zufam- 
menlcgung der getrennten Aften in einer gemein- 
famen Regiftratur keinen Widerftand. 

Wie Confervator Richter mittheilt, wird über 
feine Anregung im Kegierungs-Archive eine Sammlung 
von Rcgeftcn, beziehungsweise Abfchriftcn fämmtlicher 
falzburgifchen Urkunden von 1246—1500 angelegt 

66. Das Archiv des hißorifchen Vereines für Kärn- 
ten in Klagenfurt umfafst IO.OOO Original-Urkunden, 
worunter die alteftc von Kaifcr Arnulf (898) und circa 
1500 Stück aus der Zeit zwifchen 1000—1500, bei 
70.000 Actcnftückcn aus dem 15 —18. Jahrhundert, 431 
katalogifirte Handlchriften bis ins 13. Jahrhundert, 
worunter werthvollc Stücke mit Wappen und Malerei, 
endlich bei 500 Urkundenbucher und Urbarien. 

67. Bei Winklern wurde laut Bericht des Confcr- 
vators Fries ddt. 13 Mai d. J. ein Grabhügel eröffnet ; 
darin fanden fich eine fchr zierliche Bronzc-Kibcl, 

' hirmk^r. An ' t Ic. ufiert. Geich. Quelle II. it« 
* AW/jr : lleilus Sterelkutulc de» Mittelalter» J|4- 



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CXI 



mehrere Münzen von römifchem Gepräge, eine thönerne 
Afchcnurne (0'37 M. hoch, 0 32 M. weit in der 
Ausbauchung, zwei kleinere Gefchirrc, davon eines 
zerbrochen. Wahrfcheinlich die Grabftättc eines 
Römers vom nahen Caftcll ad muros 

68. Das Unterrichts-Miniftcriuni hat dein Local- 
Mufcum in Olli zur Forderung feiner Aufgaben eine 
Subvention von ioü fl. per 1882 gewährt und diefelbe 
auch in Zukunft zu verabfolgen, feine Geneigtheit aus- 
gebrochen. Auch die k, k. Central ( oinmiffion hat 
diefer Anflalt eine Subvention zugewendet. 

69. Nach Anzeige der k. k. Statthaltcrci zu Graz 
an das hohe Miniftcrium für Cultus und Unterricht 
wurde die am Schlofsbcrgc befindlich gcwcfencBachus- 
Statue in das Landcs-Mufeum zu Graz überfuhrt 

70. Confervator ßttu/n berichtete an die Central- 
Commiffion über die Krgcbniffe der bisherigen Gra- 
bungen in Nimburg. 

Bekanntlich liegt die konigl. Stadt Nimburg 
i Ncwcnburgh: an der Mibe in einer weiten F.bcnc; bios 
das Terrain, auf welchem die Stadt fituirt ifl, erhebt 
lieh um etwas Weniges über die Umgebung. Gegen 
Süden umfliefst die Stadt die Elbe, gegen Nord, Oft 
und Wcft fchlicfscn die Stadt dop- 
pelte Wallgraben, welche durch die 
I- Ibi Im w iffcrl «erden, ein. i He Stadt 
^vTJGäi hat eine centrale Anlage; um den 
^J^jf^tJf Marktplatz laufen die Strafsen gürtcl- 
• : formig und werden durch QucrgalTen 

ftrahlenformig durehlchnittcn. Nach 
Wirts ,Städtcitanlager> u müfstc man 
Nimburg zu einer urfprünglich flavi- 
fehen Anfic<llung rechnen, welche, 
wie fchon der Name Ncvvenburgh be- 
zeugt, fpäter nach deutfehem Recht 
rcorganifirt und vermuthlich auch für 
die damalige Zeit aufs befte befeftiget 
wurde. Die F.lbe flofs nicht immer in 
ihrem jetzigen Bette; in unbekannt 
alter Zeit war ihr Hauptbett bedeu- 
tend füdlicher, jenfeits des jetzigen 
Zalabi; das gegenwärtige Bett durch- 
lief ein Nebenarm, fo dafs das 
Zalabi fammt dem gegenwartigen 
üstrow cingefchloffen wurde. Auf 
diefer Area, nämlich der Vorftadt 
Zalabi, wurden und werden noch prä- 
hillorifchc Artefakte gefunden; es 
fcheint demnach , dafs diefe vom 
Waflcr umflofl'ene In fei die altcllen 
Bewohner Nimburgs aufgenommen 
hatte. Vermuthlich zwangen öftere 
Uebcrfchwemmungen, dann die ge- 
änderte Richtung des Fluffes die 
Bewohner fich auf dem erhöhten Terrain, wo das 
gegenwärtige Nimburg lieht, anzufiedeln. und ihre 
Wohnflätte durch künftliche Abzugsgraben vor dem 
Walter zu fichern Auch die über Nimburg führende 
Strafsc mag uralt fein. wahrfcheinl'Hi befand fich fchon 
in altersgrauen Zeiten in Nimbu »llweder eine Furth 
oder eine Ueberfuhrsbrucke, welche den Flufsübcrgang 
VIU. N F. 



Klj. IQ 



vermittelte und zur Anficdlung auffordert«, In der 
Nahe befindet lieh die Zupcnburg Havran" als Zeuge- 
grauer Vergangenheit. 

Unter der nicht gerade bedeutend mächtigen 
Ackerkrume findet man überall mächtige Lager 
von Flufsfand. Eine Sandgrube zeigt uns die unter- 
fehiedlichften Schichten von Sand-Ablagerungen, fo 
dafs man im Stande ift, die einzelnen lnundationcn zu 
verfolgen. Unter den Sandlagen findet fich fehieferiger 
planer Kalkftcin fopukal, das übliche Baumaterials 
Nimburgs alter und neuer Zeit, hie und da erfcheint 
darunter Thon und Letten. 

Vergangenen Jahres liefs Herr Dlabac in feinem 
in Zalabi gelegenen Obflgarten Sand ausheben Nach 
einigen Spatcnftichen ftiefs ein Arbeiter aul einen 
Menfehenfchädel, den er durch einen wuchtigen Hieb 
zertrümmerte Bei fortgefetztem Graben fanden fich 
noch unterfchiedliche Knochen, Scheiben und ein 
wohlerhaltencs kleines Gefafs, Die Leiche war nicht 
tief gebettet, lag vielmehr in der Ackerkrume unmit- 
telbar auf der Sandflache, welche einige Zoll aus- 
gehöhlt war. Als ich einige Tage nach diefem Funde 
nach Nimburg kam. zeigte mir Herr Dlabac einige 
Scherben, dann das guterhaltene Gefafs und die 
Schadelt rummer. Bei dem Unteraichen der Schädel- 
knochen bemerkte ich. dafs einzelne Partien ganz mit 
grüner Patina durchfetzt waren. Ich machte den 
Herrn Dlabac aufmerkfam, dafs fich bei der Leiche 
Bronzcgcgenftände befunden haben mufsten. Herr 
Dlabac lies nun die aufgeworfene Erde forgfam durch- 
fuchen und es fanden fich wirklich Partikelchen von 
Bronzeringen vor. Bis gegenwärtig wurden vier Gräber 
eröffnet alle nebeneinander liegend mit den gleichen 
Leichenreden, vornehmlich war der Schädel ftets gut 
erhalten und, was eigentümlich ifl. Hark mit grüner 
Patina gefärbt. Sogar die guterhaltcnen Zahne waren 
grün; trotzdem wurde mit Ausnahme einiger Bruch- 
flücke von Ringen keinerlei Bronze bei den Schadein 
gefunden Da aber nebft den Ohrenknochen auch 
der Scheitel gefärbt war, fo glaube ich, dafs die 
Leichen auf den Köpfen irgend welche blecherne 
dimne Zierathen gehabt hatten, welche im Verlaufe 
der Zeiten vollkommen in grüne Patina aufgelöst 
worden find. Nach der Abnützung der Zähne zu 
urtheilen, waren die beerdigten Leichen im Alter 
zwifchen 40 — 60 Jahren. Bruchrtückc eines, und zwar 
des erftgefundenen Schädels wurden erhalten, die 
drei anderen Schädel wurden verworfen Die Leichen 
waren mit dem Kopfe nach Often beftattet. Leider 
waren die Knochen wegen der Scichtigkeit der Gräber 
etwas regellos nebeneinander; foviel ift aber fichcr, dafs 
die Leichen gcflreckt lagen mit dem Geliebte nach 
aufwärts. 

Von den Fundobjcftcn erscheinen wichtig: 
Eine lange Nadel von Kupfer gegoffen. (Fig. 10.) 
aus 8 Bruchftuekcn beflehend. Kigenthumlich ift das 
Profil, nämlich oben abgerundet, unten flach. Bei der 
Durchkreuzung ein flacher Vorfprung w ie ein Stichblatt, 
auf der anderen Seite fehlt derfelbe. Die ganze Nadel 
ift mit lichtgrüner Patina bedeckt, unter welcher lieh 
eine zweite, dunkle, glänzende Patinafchichte befindet. 
Die lichtgrune Patina fpringl leicht ab und ift etwas 
erdig. InterelTant ift auch die am dritten Bruchrtückc 
von unten angefetzte Patina, es find die* Reftc irgend 



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CXII 



eines Gewandftoffcs, welcher vom grünen Kofi durch- 
letzt fielt fo erhalten luittc. Aehnlichcs lieht man auch 
auf derzweiten Nadel, welche leider nicht ganzgefunden 
wurde. Von einer anderen ahnlichen Nadel fand lieh 
nur das Köpfchen vor. letzteres ifl doppelt unter- 
fehnitten. Beide Nadeln find von Bronze. Ferner ein 
Fingerring von Drath, ein Objc£t. das häufig gefunden 
wird (Fig. n). Eine eigenthümliche üecoration, deren 
Zweck nicht crfichtlich fcheint, ein nach oben zu fich 
erweiterndes und in vier Lappen (zwei breitere und zwei 
Ichmälcre) gehaltenes Kohrchen zu fein. Die Lappen 
find zurückgebogen und mochten ehemals die Kreuz- 
form gehabt haben. Das dünnere Fnde des Kohrchens 
fleckt in einer Drathfpirale feft. 1 Neben diefem täthl'cl- 
haften Gegcndandc wurden noch Bruchducke von 





in Privatbefitz, einige, darunterein Helm und ein Pferde- 
rüfbeug, follen fich im Lemberger Mufeum befinden. 
Zwei Streitäxte und ein Kclt wurden der Central- 
Commiffion vorgelegt, fie zeichnen fich durch gute 
Erhaltung aus Der Typus der einen Streitaxt, bei der 



Kig. II. 



(Nimituru.) 



Fig. 12 



Drathfpiralrohrcn gefunden. Erwähnenswert!» find ein- 
zelne Bruchftucke von Spiralen, die hier fo erfcheinen 
als wenn fie in einem dicken Stoff, etwa Leder, einge- 
naht gewefen wären; eine darke breite Spirale, welche 
an ihrem unteren Ende aus einem feden Körper 
auslauft. Bruchflück eines Armbandes. 21 Stücke unter- 
Ichiedlicher Bruchftucke von Ringen und fogenannten 
Ohrgehangen, Zierllückc von Beruftem doppelt durch- 
boit, ein wohlerhaltenes Thongcfafs (Fig. 12), darin 
nichts als Krde gefunden wurde. DasGefkfs ifl aus freier 
Hand gearbeitet, Hellwach roth gebrannt, aufsen fchwarz- 
heh an manchen Stellen ^rau, Thon glimmerhaltig; 
das Bruchflück eines weiteren Gefafscs. Acufsercs 
gelblichgrau, Thonmaffc grau mit Kies und Glimmer 
fchwacher Brand, Handarbeit; Bruchducke eines Ge- 
fidses mit llarker Wandung, aus Thon grau, grob 
Aeufseres grau rothlichgclb, Verzierung tief eingeritzt ' 
Bruchftück eines grofsen Gcfäfses. Acufsercs röthlich- 
grau, innen fchwarz überzogen, faft glänzend, aufsen 
mit parallelen Strichen geziert; Bruchftück eines Hen- 
kelgdafses, fehr fauber und glatt gearbeitet, Thon- 
malle gut verarbeitet, leicht, gut gebrannt. Farbe 
gelblichgrau. Bruchftucke eines grofseren Gcfäfses 
grober Thon mit Kies und Glimmer. Aeufseres und 
Inneres ziemlich glatt, graulich. 

In dem Krdrcich, welches die Leichenrede deckte, 
wurden Partikelchen von Hol/kohle fowie Afche vor- 
gefunden. 

71. Confervator Guttcr in Streik thcilte mit. dafs 
im Jahre 1880 bei l'lanirung und Bearbeitung eines 
Feldes nächft Przelipcze in der Bukowina eine grofse 
Anzahl von Bronzegcgcnftändcn, wohl aus einer bei 
diefer Arbeit zerdnrtcn Grube herrührend gefunden 
worden id Von den Fundgegenftandcn gelangten einige 

w ^ÄSSSÄ iL . " " i , Im t: '«••»»' , ••■ * 

A.n. d K«d. 



Fig. ij i.Scrclli.1 

fich der Nacken niittelft eines befonderen llalfes von 
der Schaftrbhre abhebt und eine befonderc Scheibe 
bildet, id zahlreich unter den Bronzen Ungarns ver- 
treten, doch id daran bemerkenswert!), dafs fich die 




Fig. 14. (Sern Ii 1 

Mitte nicht wie fond zu einer Spitze ausbildet. (Fig. 13.) 
Von befonderer Schönheit und Vollkommenheit ift die 
zweite Streitaxt, welche fich ganz den fibirifchen und 
kaukafifchen Typen anfchliefst, wenngleich verwandte 
Formen in Ungarn vorkommen Fig. 14 zeigt den Kelt 

72. (-'orrefpondent J. Zinger/e berichtete, dafs 
fich in der Mailer Pfarrkirche ein wohl erhaltenes Bild 
befindet, das fich, eine knicende Frau mit einem Spruch- 
bande vordellend, darauf die Worte: Ave Maria gratia 
plena dominus tecum, als ein Votivbild erweid. Dabei 
deht: illam pi£hiram fecit Johannes Kefslcr de . . . 
anno domini 1400. Das Frcsco-Bild am linken Seiten- 
Altar ift nach Zeichnung und Colorit entfehieden vom 
felben Meifter. 

73. Der Correfpondent der Central-Commiffion 
Propft Dr. Anton Kerfchbaumer, Dcchant zu Krems, 
hat bei thcilwcifer Renovirung der Ruinen des alten 
Paffauerhofes neben dem l'farrhofc in Krems über 
einem alten Dübclbodcn Wandmalereien entdeckt; es 
find 14 Medaillons, in fortlaufender Reihe, welche Dar- 
ftcllungen aus der Thierfabcl enthalten, von ornamen- 



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CXIII 



talen Bändern umrahmt. Nach dem Style der Zeich- 
nung und dem Charakter der Ornamente gehören die 
leider fchon ftark fehadhaften Fresken dem Knde des 
13. Jahrhunderts an. Der Propft gedenkt fic zu erhalten 
und, da der Kaum, in dem fie (ich befinden, fortan ein 
kleiner Hof bleibt, mit einem Schutzdachc zu ver- 
fehen. üic intcreffanten Wandmalereien werden in 
einem der nächften Hefte ausführlicher befprochen 
werden. 

Sachn. 

74. Von äufserfter Scltfamkcit find Namen von 
mittelalterlichen Meillern in Steiermark. In der Gräser 
Stadtpfarr- ehemaligen Dominicaner-Kirche kamen 
die Namen zweier Baumeirter bei ihrem auf Vicrpäffcn 
am Gewölbe des nordlichen Scitenfchiffes eingelegten 
Zeichen vor; fic heifsen : peter pichler und lienhart 
fehtaigr. Der Stelle, wo fie gefehen werden, zunachft 
findet fich die Jahreszahl 1512, wahrend höher am 
Mittelfchiff^ewolbe 1513 und weiter nach Werten 1519 
zu Icfcn war. In der Spitalkirchc zu Oberwöln hat, wie 
Confervator Graus weiter berichtet, ein Hanns Jcrt- 
leben im Jahre 1430 mit Bild und Schrift fich manifellirt. 

In den noch erhaltenen Baurcchnungsbüchcrn zu 
St. Oswald bei Zciring erfcheint 14(39 ein „Meißer 
Cafpar". fpnter 1496, 1497 und 1499 Meißer Ciuißoff 
zum Kotteumann. Diefer ift auch derKrbauer des Chores 
in der Pfarrkirche zu Kottenmann, dort rtcht aufsen 
daran zu lefen: ChriftofT Mart 1498. In St. Mareins 

bei Knittclfcld) fchöncr Vorhalle bekennt fich w ieder 
mit Bild und Text ein ..nielas • t un admund '• mairtr • 
d • kirchn" 1448. Auch bei ihm ift wieder nur der Tauf 
namc angegeben. Doch lieft man in Muchars fteicri- 
t'chen Gefchichte VII. S. 155, wie Abt Jorg zu Admont 
beim Baue verfchiedener Werke, befouders aber des 
Kirchleins in Wcngg und der Kirche zu Fraucnbcrg 
bei Admont einen Niclas Vclbaclier aus Salzburg bc- 
fehaftigte, „welchem zu lebenslangem Leibgedinge 
gegeben wurde: Haus und Garten, der Werkhof ge- 
nannt, bei der Pfarrkirche im Markte gelegen, und aus 
der Stiftskellerei eine gewohnliche Hcrrenpfründc 
Werde Vclbachcr arbeitsunfähig, fo folle ihm die 

ganze Pfründe mit dem halben Jahreslohn in Gold 
gegeben werden. (Admont. Urkunde) 1419.-* Velbacher, 
delTen Name auch im Brudcrfchaftsbuche von Frauen- 
berg ftcht mit der Bezeichnung „Baumeirter der 
Kirche", wird darnach wohl auch der oben erwähnte 
Baumeirter der St Mareiner Kirche fein. 

Weit bekannt ift der Mcirtcr des Frciburger 
Choies (147I — 151 3) Hanns Nicfcnbergcr aus Graz. Es 
Icheint, dafs man ihn für unfer Graz in Anfpruch 
nehmen darf. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich 
entdeckte nämlich in den Matriken der Grazer Stadt- 
pfarrc im 16. Jahrhunderte eine Kcihc von Tragern 
diefes Namens als anfaffige Leute dahier. Im Jahre 
•597 erfcheint ein Andra Nieffenbergcr, 1598 ein Hanns 
Nifenberger (Zahnbrecher) , 1611 eine Maria Nifcn- 
bergerin, 1616 ftarb ein Gregor Nifsenberger „Diener", 
1707 ift eine Veronika ff. Pathin, 1718 ein Veit N. 
Schuhmacher. 

75. Hraßnigg. Auf der Bcfitzung des Herrn F. 
C. Burger wurden kürzlich {vor 18. Juni d. J 18811 
vom Dirccl or der Glasfabrik ein bisher unbekannter 



Romcrftcin gefunden, der nicht uninterefTanl ift. Ks 
ift ein ziemlich wohlerhaltener Altar-Stein mit der 
Infchrift: 

ADSA 
LVTKAVG 
CCA 

der erhabenen Adfalluta gewidmet. Die Adfalluta ift 
nämlich eine Flufsgöttin der Save oder der Saan, deren 
Cult ziemlich verbreitet gewefen fein mufs, da in Sau- 
dorfl, vis-a-vis der Station Hraftnigg mehrere in Mom- 
fcn's Schriften bereits copirte, der Göttin Adfalluta 
gewidmete Römcrftcine gefunden wurden. 

76. (Nendorf a. d. Stieß ng bei Wildau ) Am 23. Juni 
1S81 bekam das Mufcum zu t.eibms einen eifernen 
Pfeil, der fchon 1869 ortlich von Schlofs Neudorf an 
der Stiefing mit drei Hnfcifoji ausgegraben wurde; 
letztere waren breit, ohne Griff unil es fteckten noch 
die Nägel darin; das Volk nennt fic türkifchc Hufeifen, 
find aber häufig (durch die Nebenfunde erwiefen) aus 
älterer Zeit ftammend. 

Die genannten Gcgcnftändc find dem Johanneum 
in Graz übergeben worden. 

In dcmfelbcn Jahre wurden beim Abtragen der 
Schanzhiigcl am weltlichen Abhänge des Schlofs- 
berges 3 — 4 Schuh tief, in gcfchüttctcr Frdc ein 
Mühlftein (der untere) von einer Hausmühlc, ! Eifen- 
lanze, 1 eiferncs Pfcrdgcbifs, Pferdezahne und Knochen 
ausgegraben. Im Schlöffe befindet fich noch ein 
maffiver Thorfturz aus Sandftein mit Relief- Verzierung 
von fehr alter Arbeit. In der Nahe wurden vom foge- 
nannten Hnckerlfchmicd der Stiefing aufwärts häufig 
alte feine Mauer , Falz- und Hohlziegel gefunden nebft 
Mauerftcinen u. dgl. Dort mufs der Standplatz „des 
alten Dorfes" gewefen fein, das in der Ebene ftand, 
wahrend das neue auf dem Berge neben dem Schlöffe 
ift. Diefes mit einem weiter oben befindlichen uralten 
(Juerdamm und dem gegenüberliegenden ehemaligen 
Schlofs Gerbersdorf fperrten die Sticfing-Klaufc und 
den Zugang zu der bedeutenden Komer-Anfiedlung 
Viana, der fagenhaften Stadt Wian im oberen Sticfing- 
Thalc. 

77. (Ratfclt, W. B.J Zu Katfeh in Windifeh-Bücheln 
Pfarrc Gamlitz, wurde 1880 ein Goldftück aufgefunden 
Am Avers i T CAES IMF ■ VESP PONT TR ■ POT • 
ca]>. laureatum ; VESTA cum templo Veftae. Es kam 
in Bcfitz des dortigen P. T. Herrn Med. Dr. Dccrinis 
in Khrenhaufcn 

Zu Ratfeh war bis 1840 ein Pcftfricdhof, der als 
folehcr geehrt und gefchont wurde. Bei einer Erd- 
abrutfehung „plafste er ab^, d. h. fuhr auch er ab und 
da lagerten fich die Todtengebeinc zwei Klafter hoch. 
Jetzt foll an der Stelle ein Schweinhof fein. Der Pcft- 
fricdhof mag aul 1685 zuruckdatiren. 

78. (Stra/s bei Spielfeld) Am 15. Juli 1881 wurde 
auf dem Acker des Herrn Plentner zu Strafs ein 
Komerftein aus weifsem Marmor, der 55 Cm. breit und 
48 Cm. hoch und ziemlich erhalten ift, ausgegraben 
und von dem dortigen Herrn Med. Dr. J. W'urzwger 
für das Leibnizer Mufeum erworben. Die unregelmafsi 
gen thcils liegenden theiLs Hellenden Siglcn.von denen 

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CX1V 



die letzten zwei unfichcr find, verrathen die letzte 
Römer-Epoche von circa 400, Die Infchrift lautet: 

NOIIBIO 

DOONIM 

ARI 

ANXXXV 
SE 

In dortiger Kafcrne, dem ehemaligen Schlöffe 
Strafs, befinden ftch drei eingemauerte kömerfteine, 
die fchon veröffentlicht find; auch im Pilzfchen Haus 
ill der Steinkopf eines Kömer- Reliefs eingemauert. 
Aufser Strafs, in dem zu Unterogau gelegenen Pur- 
perodorf finden ftch noch fcchscckige rflaflcrzicgcl. 
rhombifcheSchiefer-Mofaikflcme, Hohl-, Pflaftcr-, Falz- 
und Mauerziegel und farbiger Mörtelvcrwurf von 
Wanden, die pompejanifchen Charakter haben. Bei 
den Grabungen 1875 traf man auf folchc in Menge wie 
auf die Küche und ein paar Nebengemacher einer 
Villa. Eine fp.itcr dort gefundene Münze von Bronze 
hat dieUmfchrift: IMP-CAES-AVRKLIVS-AVGc. und. 

TRP*XIPCOS'II' In medio figura fedens, juxtaquam 
S — C. Ein quadratifchcr Pflallcrzicgel grofstcr Gat- 
tung hatte auf der Oberfläche ein deutliches S; viel- 
leicht deutet es den Namen der alten Komcrrtadt 
Strata- via Straffe — Strafs an. Er befindet fich im 
I.eibnizerMufcum. 

79. (Romifche Denkmäler in h'tirnten/. Wir geben 
im Nachfolgenden Notiz über acht Denkmäler, von 
denen fteben dem virunenfer Gebiete angehören, eines 
jenem von Juenna. 

1. Zolfeld. Ära, ausgegraben in Adams Brache, 
im Waldchen nachfl dem Untcrvvirt, 1SH1. 

GKMiO; 
PKO S AI ATE 

svc(:.;ks;si-n 

l'KOXIMINAK 

i:ivs 

l'KIMITÜWSMIi 

■V-(S.L«)M« 

Succeffus als Tiberitis Julius Tiberii liberlus zu 
/.olfeld Jab. 77, Mo. 4931. 

Das N als noftri zu Töltfchach Jab 12, Mo. 4.S00, 
Möderndorf Jab. 179, Mo. 4828, TarvLs Jab. 425, 
Mo. 4712. 

Vibcnius l'rimitivus und Atucia l'rimitiva zu Zol- 
feld lab. <jC>, Mo. 4991. 

l'rimitiva zu St. Veit Jab. 203, Mo. 4775, Eriefach 
Jab. 270, Mo. 5039 

Das Denkmal mochte in die Zeit zwifchen 250 
und 310 n. Chr. gehören. 

2 Zolfeld. Im fogenannten Priedel Haufe, Wiefen- 
Dreieck zwifchen l'runnerkreuz, Sulzmühle , Wald 
brunuen nachft dem döchmannsdorfer Wege, 1881. 

|I> I M) 

(P)ROS(AIATE) 
VA KT S- • 
(l)VUVS 

(icq 

Eine kleine Platte, wenig wahrfcheinlich von einer 
Ära. Vcrgl. ROSAVI zu Wieling Jab. 288, Mo. 5021; 



nicht wol zu deuten auf carb rofas mihi lilia ponc' 
Steinamangcr Mo. 4185. Vergl. Mo. 4777, 4795. 

Der Schlufs vielleicht von Luccon oder Ticc, 
Jaunflcin lab. 350, Mo. 5079. Triccon zu Ecldkirchen, 
Jab. 404, Mo 4883. Zeit vor 250. 

3 Zolfcld. Ausgegraben 1S81 in Adams Brache, 
zwei Ära Obertheile, die eine mit DIO?, die andere wie 
OVITI . Sehr vernutzt. 

4. Zolfeld Ausgegraben in Adams Brache i884 
Bruchrtuck mit Klcinfchrift, etwa: 

C 

K und davon 

B rechts wie . 

I die Schlüte ' 

AC von Zeilenreihen A 

Fl 

Vergl. Amdotf Mo. 4816. 

5. Zolfeld. Ausgigraben im Friede! 1 laufe, 1881. 

,IVNIV\ 
CANDilDA 
....(C) 

Candida zu Arndorf Jab. 44, Mo 4889. Candidus 
zu Tanzenbetg Jab. 83. Mo. 4873, vergl. die Bruch 
Itucke IDVS, DIA und IDAE zu Brantlhof Jab. IOI, 
Mo. 4970 

Sammtlich im I.andes-Mufeum zu Klagenfurt. 

6. .SV. Peter am Wallersberg. Die kleine Votiv- 
Ara beginnt mit ASCVLBPIO Form des 1. als k. Nach 
W. Scmcns Papicr-Abklatfchc. Arch.-cpig. Mitth. a. 
Oellr. Bd. 4, S. 209, Nr. 5. 

7. Liersdorf nachfl dem Kreuzerhofe, an der 
Kirche. 

a VARTO 
L'VRBINBS 
UBFTSF.X'K 
CON F V 

Nach dem PapierAbklatfche W. Semens, Z. 4 
vielleicht CO\i • Verina zu Steinamangcr 4202, Tata 
4279, Längfee Jab. 170, Mo. 4897, Cili 5224, Studenitz 
5299, Salona 6396, Bolcske 3319, Promontor 3410, 
Waizen 3527;Virina fehlt, Viruna zu Cili 5223. Die Form 
Julies Veranilles zu Pettau 4082 u. a. Häufig ill Quar- 
tus: zu Orterwitz 4887, um Zolfcld 4958, Zolfcld 4982, 
Semlach $032, Prcims 5086, Cili 5269, Stranitzen 5287. 
Seckau 5386, 5387, Geisthal 5422, Kumberg 5490, 
St. Johann bei Wolfsberg 6519. Sexta zu Klagenfurt 
4916, Salona 2412, Trau 3187. 

8. Globasnitz. Relief an der Scheune des Pfair 
hofes. Jüngling, nackt, linksgehend, mit Thyrfus und 
weitläufigem Schlingwerke rechtsfeitig. Nach W. 
Semens Zeichnung. 

Dr. Fht* Hehler. 

80. Die Ccntral-Commiffion hat durch einen 
Fachmann die Wandmalereien in der Filial-Kirche zu 
.Wiederhofen unterfuchen laffen. Diefelben — keine 
Fresken — fondern Tempera-Malereien find durch die 
über fie geflrichcnen Kalkfchichten arg ruinirt, es 
kommen Machen bis zu 2(Juadratmctcr vor, die bereits 
farblos find. Die grofseren Compofitioncn find fehl 
interelTant. Links am Triumphbogen: Madonna mit 



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cxv 



dem Kinde und Engeln, rechts: St. Helena. Linke 
Seite: das Weltgericht. Chrirtus mit Maria und Petrus (:\ 
unten die übrigen Apoftel, weiter unten Himmel und 
Holle (fchr zerftort), dann Maria mit dem Kinde und 
die heil, drei Könige, ein hochinterclTantes Bild, dar- 
unter wahrfcheinlich der Kindermord. Rechte Seite: 
Martyrium, aufgefpifste Korper wenn nicht Darfteilung 
der hollifchen Marter der Verdammten; am 1'feilcrKngcl 
und gemalte Architekturen, darin Bifchofe; in den 
Fenflerleibungen noch zu erkennen: ein Bifchof und 
ein Ordensmann, — eine judendliche gekrönte Gertalt. 
Die Central-Commiffion hat in Würdigung des nicht 
geringen Kunllwerthes diefer Bilder aus dem Knde 
des 15. Jahrhundert Schritte gethan, dafs diefetben 
confervirt werden. 

81. Confervator Sterz berichtete an die Ccntral- 
Commiffion, dafs in der Nähe der Ruine Kolmits 
unweit Raabs kaum ein l'ufs tief unter der Erde, zwei 
Alberne Gefafse und zwar ein mäfsig grofscr kelch- 
artiger Becher theilweife vergoldet mit Gravierungen 
und ein kleines Silbcrgefafs mit der Umfchrift: „Brenner 
Stadtrichtcr in Znaym f. f. Hänfen Schuerter 1578" 
gefunden wurden. Krftcrcr Becher ift mit M D und 
ND 1597 gezeichnet; bei dem zweiten kleinen Trink- 
gefafs irt charaktcriftifch, dafs es rtatt der Fufse auf 
drei Schellen ruhet. 

82. Der Miniftcr für Cultus und Unterricht hat 
den llofrath Karl Hermann anlufslich feines Ueber- 
trittes in den Ruheftand von dem Fhrcnamtc eines 
Confervators enthoben und die Herren Emil Kropf 
;Gablonzi, Franz Sttih/tk .Budweis), Dr. Math. Lerch 
Komotau;, Wilhelm Schullmayer i.Eger), Franz Gyn 
[Line] und Jofeph Redlich lEger- zu Confervatoren 1. 
rcfpcctivc II. Scftion eniannt, ferner die Confervatoren 
Johann Simric (Zara), Jofeph Alacevic iSpalato), Cava- 
lierc Biamht (Ztira] und Albin Prokop (Teichen) in ihrer 
Function auf weitere fünf Jahre beftntigt. 

83. Die gothifchc Denkfaule bei Wien, genannt 
Spinnerin am Kreuze, wurde in jüngller Zeit Seitens 
der Commune Wien einer baulichen Unterfuchung 
unterzogen. Hiebei wurde conftatirt. dafs die Stufen 
und Sockel, welche den Fufs des Poftamentes bilden, 
theilweife verfchoben und aus ihrer Lage gebracht find 
Das Monument felbfl ergab, dafs es in früherer Zeit 
wiederholt mit üelanftrich überzogen wurde, was zur 
Folge hatte, dafs einzelne Steine verwitterten, welche 
nunmehr zu erneuern wären. Im oberen Theilc find 
namentlich die feineren Partien der gothifchen Ver- 
zierung, deren Zufammenhang mit Fifcnzapfen ange- 
flrcbt wurde, an einzelnen Stellen auseinander gc- 
fprengt; die figurale Ausfchmückung hat am wenigften 
Schaden gelitten, eine umfangreiche Reftaurirung 
diefer Partie erfcheint nicht nothwendig. 

84. Der verdorbene Confervator Anton Maloeh 
hat an die Ccntial-Commiffion über eine interelTante 
Glocke in der Filial- Kirche zum heil. Bartholomaus zu 
Brada nächft Jicin berichtet. Diefe Kirche ftammt aus 
der fogenannten Uebergangszeit, wurde aber durch 
die Reltaurirung fehr verdorben, wobei auch die hoch- 
interelTantcn Wandgemälde verfchwanden. Der höl- 

VUL N. F. 



zcriie Glockcnthurm fteht abfeits der Kirche und ent- 
hält zwei alte Glocken. Die eine hat folgende Um- 
fchrift: anno d. m. cccc lv comparata elf ifta campana. 
Die zweite Glocke gehört zu den fchdnften Erzeug- 
nifl'en des Glockengufses. Sie ill mit Ornamenten 
reich ausgeftattet und mit mehreren Inlchriftcn ver 
fehen. Die Hauptinfchi ift theils lateinifch theils 
buhmifch; lautet: 

BRVCCIVS PRATENSIS AVXILIO DIV1NO PBCTT M£. 
SLY T A VMELAN «EST ZWON 
TEN TO OBCY A OSADIE PRZY 
NAI.EZIEGICY KOS 1 ELV SWATE 
HO BARTOLOMIEGE POI) BRADY 
NAKLADE.W TE W&SY OBCB.LB 
TA FANIE. 1567. 

|d. h. diefe Glocke ift. gegolten und angefertigt worden 
für die zu der Kirche des heil. Bartholomaus unter- 
halb Brada gehörige Dorf- und Pfarrgemeinde auf 
Korten diefer gefammten Gemeinde. Im Jahre des 
Herrn. 1567.) 

Brictius von Prag ift der bekannte kunftfertige 
Briclius ■, Vater), der vor K. Rudoll II. im Jahre 1574 mit 
einem Wappen und dem Prädikate „von Einperk- 1 
,z Cinperka, lat. a Staniomontel begnadet wurde. Er 
war in Prag geboren und Bürger der Ncurtadt Prag, 
vermögend, claffifch gebildet und ein Freund der 
berühmteften Männer feiner Zeit. Wegen feiner Ver- 
trautheit mit den Gemcindeangelcgenheiten wurde er 
in den Stadtrath gewählt und in den Jahren 1583 — 1588 
versah er das Amt eines LandcsSteuereinnehmers. 
Er war einer der ausge/.eichnetflcn Glocken- und 
Kanonengiefser feiner Zeit und viele feiner Kunft- 
Arbeiten haben fich bis jetzt erhalten. Er ftarb um das 
Jahr 1588 und hintcrlicfs einen gleichnamigen Sohn als 
Erben feiner Kunrtfertigkcit. 

85. Urkundliche Beitrage sur Ge/chuhte des ehe- 
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (XII.) 

1553. Februar. 

Allcrgcnncdigirter Herr F. Khn. Mt. Gegenfchrci- 
ber des vngelts zu Wienn Gregor Parhach, hat vnns 
hierjnn verwarte zwaj fchreiben zuegefenndt, daraus 
werden E. Khn. Mt. genedigill vernnemen, welcher- 
malTcn es vmb Sannt Leopolds Sarch, fo Maifter 
Crirtian Müllncr Goldfchmid zu Olmüntz völlig zu- 
uerichten angedingt, aingeftalt, auch wie er die vertag 
darauf nicht gehaben mug. vnd deshalben die 200 
Ducaten fo wir jmc zum vergolden gefchickt angreilTen 
miielTcn, vnd daruon fchier bifs in 100. Ducattcn 
aufgeben, vnd alfo jmc wider ander Gold zum ver- 
güten hincinzufchiken begert, 

Derauf zeigen Wir E: Kha. Mt., vnnderthenigs- 
lichen an, das wir vnns nicht crjnndcrn khunden. die 
200. Ducattcn anczugreilTen, des jmc dann aulTer E: 
Mt. vnnfers vorwilTen gethun nicht gepurt, dieweil 
aber aus feinem Schreiben verrtanden, das Fr (olches 
feines vnuermugens halben nicht vmbgen noch die 
verlag darauf thucn mug, vnd vnnfers achtens die 
notturfft erlordert, das jmc annder Gold zum vergulden 
verordent werde, Demnach fo wer vnnfer Rat, vnd 
guetbeduncken das Eur. Mt, noch ain 200 gülden zu 
Verrichtung des Sarchs gedachtem Maliter ( rillian 



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CXVI 



Müllncr, weil Kr der wegen purgfehafft gethan zu Hän- 
den des Viczdams zu Wien II, verordneten, vnnd 
diefclbcn gedachtem Parhach zuerteilen hetten laden, 
aucli jme darneben auferlegten, darmit Er fich hinein 
gen Olmutz verfueget, jine Goldfchmid das Golt auf 
Rainung, vnd in Abflagfciner Arbait, vberanntworttet, 
auch das Kr den Sarch, mit verrtendigen Weichlcutcn 
notturfftigclich befichtiget, war Kr daran gemacht vnd 
verdient, vnd noch dartzue von noten, vnd wie Kr es 
alfo befundc datTclb Kur Ml: oder vnns Herichte. 

Nachdem auch ermelter Maiftcr Crirtian Mullner 
in feinem fchreiben meldt, «las Kr den Zwelff ApoiVteln 
die zwelff Articell, des Glaubens vnnderfchriben vnd, 
gefchmelzt, Wiewol wir jme folches nicht Bcuolhcn, 
vnd weitern Bcfchaids begehrt, was Kr vnnder den 
Saluator, Sannt Maria, Sannt Leopold vnd fein Gemahl 
Pildcr, vnndcrfchreibcn foll, darüber werden fich K : 
Kh: Mt. genedigirt zucnntfchlieffen haben, vnd thun 
E: Mt. vnns vnnderthenigclich Bcvelhen. Datum 
Judcnnburg leiten tag Kcbruari An. 1553. 

N. (Je. Chamer. 

Achim den 2. Mary. 
5153, 22. Juny. 

Allerdurchlcuchtigifter, Grofmachtigifter Khumg. 
AUergenedigirter Herr Nachdem wir iungft auf Kur 
Khu. Mt.bcuclh, Maifler Chi illian Mulner Goldfchmid zu 
Olmüntz. Zu völliger aufsberaittung Seiner angedingtn 
arbait. Sannd Leopold Silbren Sarch geen Clofter- 
neunburg, zchen Markh vnnd zwen Pliening Silber 
Wiennergewichts, des jede Markh Funfzchcn l"t fein, 
berurtsgewicht gehalten, hinein gefchigkht, vnnd aber 
wir diefclbcn zchen Marckh Silber hie aufgebracht, der- 
gertalt, das wir von fibenden tag gegenwürttigs Monats 
Juny anezuraitten in Sechs wochen wiederumben 
errtatten, oder mit parem gcld, wieder gemain 
Silberkauf yeez hie ift, beczallcn wellen. So ill der- 
halben an Kur Khn, Mt. vunfer gehorfam vermanen 
Kur Khn. Mt. wellen vnns bernerter zehen Markh 
Silber halben, diefclbcn Verwalter im Ncufohl Chrifto- 
ffen von Khonritz, ainen Bevelh ferttigen lalTen. Auf 
das Kr vnns fotiil Silber heraus fchigkh als wir die 
aufgebrachten zehen Marckh Silber wider errtatten 
mugen, Thucn Kur Khu. Mt. vnns daneben vnnder- 
thenigclich benelhen. Datum Wicnn am zweinund- 
czwainczigiilen tag Juny in) drey vtmdl'vnfigifften Jar 

Kur Ko. Khu. Mt. 

Vnnderthenigift vnnd ghorforfamirt 

N. Nidcrofterrcichifche Chamer Kate. 

1552, 5. Augurt. 

Den 5. Augulli A* 52 für 37 King, welche hieuor 
Neben andern Klainotern durch ainen Brobrt zu 
Clortcrncuburg geen Paffau gefendet die aber die Ku. 
Mt. widet herab brigen laffen vnd auf zucrichtung, 



Sand Leopolds Sarch geen Clortcrncuburg verordent 
vnd zerfchmcltzcn laden, daraufs drej Zain golds 
gemacht worden, fo Wardein Probiert vnd l Marhkh 3 
Loth 1 Quintil l denar gehalten, vnd auf der Herrn N. 
Oe. Camer Rete Verordnung verkaufft vnd deraufs 
gclnlt worden. 119. f. 6. ,3, 2. J3. 

1552. Ich Crirtian Mulner Burger vnd Goldfchmid 
zu ülmiintz Bckhcn das jeh von der Ro. Ku. Mt. vnffr 
allcrgenedigiften Herrn, Nideroftrcichifchen Camer 
Katen, meinen genedigen Herrn, Zway goldene 
gefchmeltztc Crucifix yedes mit vier Crifoliten vnd 
vier Jochczinckhen deren yedes anrtat der Negel drey 
Diemnet Pinktl hat weihe Zway Crcytz nemblichen 
grofser fambt den Steinen, ainvnddrejfig vnd ain 
halber Ducaten anndere Creytz dem der Khoph abge- 
prochen worden, fambt den Steinen vnd ledigen Khopf 
21 '/, üueaten gewogen haben zu meinen banden 
empfangen hab, mir beuolhen worden folche zwey 
Creytz auf S. Leopold Silbren Sarch zumachen vnd 
zurtellen, Weihen jeh den alfo mit v Icils nachkomeu 
fol vnd wil. Des zu warem Vrkhund hab ich mein eigen 
Handgcfchrifft vnd Petfchafit hierunder geftelt vnd 
darzue mit vleifs erftatten. meine Burgen, die jeh zuvor 
bemclts Sarchs halben geftelt das Sy dife Quittung 
neben mir auch unterfertiget haben. Gefchehen zn 
Olmutz 

'553- 5- December. 

Aufzug was der V'iczdomb auf S. Leopolds 
Silbren Sarch gegeben. 

Den 17 NovembroA' 51 ift MailtcrMerthPaungart- 
ner Goldfchmid zu Olmutz lür Zerung, fo Kr hicher ge 
thanZalt 22 f, 1 10. A Den 29 December gedachtem 
MaillerMerthcn zu verguldung des Sarchs, einhundert 
Ducaten geben, ye einen per 106 Kreutz. 176 f 5 £ 10 A 
Den 14 Februar A" 52. ill abermal gemeltem Paun- 
gartner Goldfchmid zu verguldung des Sarchs 100- 
Ducaten zu 107 Kreutzer. 178 f, 5. ß, 20 A Den 7. 
Augufti dem Gregor Porhoh vnd Merthcn Parpiercr 
für Zerung vnd fuerlon, gegen Olmutz Laut zwayer 
gefchafft Zetl 53. f 2. ß 10. A Den 12 Augurti, wcyl 
Mairter Merth Goldfchmid geftorben, ift feiner geladen 
Wittib, von wegen des macherlons vnd annder Ver- 
richten Arbait des Sarchs, durch Gregor Porchoh 
zugeftelt worden 258. f 2. ß. 20. JC. Den 19. Augufti, 
abermal dem Porhoh für zerung Lödig gefchefft zalt 
9 f, 6. ,3 12. « l Den 21. Maj A" 53. ift dem Criftian 
Mullner Goldfchmid zu Olmücz, dem der Sarch follig 
aufzumachen angedingt worden, in Abfchlag vnd auf 
Raitung zalt 200 f. Keinifch. Den 6. Junj dem Muncz- 
mairter. Alhie auf der Herrn N. Oc. C. Ret gefchafl, 
Kumdt filber gegeben 7. Marek, 5. Lot. 
Suma 898. f. 4. 22 d 7 Marek, 5 Lot Silber. 

(Schlaf. f u I K t.) 



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CXVII 



Der römifche Strafsenzug Lederata-Tibiscum im einftigen 

Dacien. 

Von £„r»A«rJ B. hm 



KTgWEKANNTLICH hatte die Fcftftcllung des 
I §ä«i • >unl<tcs . wo cinftens die möfifchc Metropole 
cA-£3 ViMmhiitiiinn, von welcher nach den alten 
Itincrarien zur Romerzeit zwei mächtige Strafsenzuge 
nach Nikopolis und Byzanz führten und von wo 
Kaifer Trajan in das I ler/. Dacicns eingedrungen war, 
gellanden, die Hiftoriker wie Geographen von jeher 
lebhaft befchaftigt.' Heute liegt diele Krage längft 
hinter uns Männer wie Mannen, Franckc, Forbinger 
und Afchbach erkannten Vimminacium in dem Dorfe 
Koßolac in Serbien und die neueften dortigen Funde, 
fowie die von Kanitz* und Ortvay 3 gelieferten fonfli- 
gen Beweife durften, falls noch Zweifel über delTen 
einflige Lage beftünden, diefelben wohl vollkommen 
befeitigen. 

Eine neue, bis in die jüngfle Zeit fortgefetzte 
Controverfc entftand jedoch über den Punkt, bei 
welchem Trajan auf feinem daeifchen Zuge (101 n. Chr.) 
perfonlich die Donau überfchritten hatte. 

Die fehr gelehrte Abhandlung des Herrn Profeffors 
Dr. Jof. Afchbach: „Ucber Trajans II einerne Donau- 
brücke",' welche diefen Gegcnftand eingehend be- 
handelte, ift hierüber leider lehr verworren und un- 
klar. Krft der an Ort und Stelle gefchopften lebendigen 
Anfehauungcn des Herrn Fr. Kunitz* ift es gelungen, 
diefes Rathfei zu lofen, indem er den bezüglichen 
Abfchnitt «ler Peutingerfehen Karle* mit den Terrain- 
VcrhältnitTen genau verglich, und fo endlich zu dein 
richtigen und einzig möglichen Schluffe gelangte, dafs 
die auf dem rechten Donauufer angegebene Manfion 
„Lederata" der Tab Peilt, an der Stelle des heutigen 
Kama gellandcn habe, da feine auf 10 röm. Millien 5 
von der Hauptfladt Vimminacium angefetzte Ent- 
fernung mit jener zwifchen Koftolac und Kama 
vollkommen zusammentrifft ; ferner auch die unterhalb 
Kama und auf dem jenfeitigen Ufer bei Alt-Pal.inka 
aufgefundenen Kelle von gemauerten Brückenköpfen 
deutlich bezeugen, dafs dort ein Stromübergang llatt- 
fand. " 

Derfclben Meinung ill auch mein alter Freund 
l.uca /lies in feinem Auffatze, welchen er in den 

■ S. ) ihibtich rSy. und Milthciluniieu vom Jahre iäj« wnfelbel dw Hei 
li"n»ab«üi.ke de« K Trajan heim, eiietaea Taut« belr-mehrn wird. 

1 ¥t. Aaer/i »Serbien", Lcip/kr iBCH, S 41a- all 

■ Siehe Ortvay i ..Margnm e» Contra - Maren«)". Budapp* 
S ,r, und ,l>acxU c. Mntfia leiuleien" >n „Arrh RneiilE". IX. 17?. 

• af/> anW« : „l.eber Irajari» flenierne Ikiaaubruckc" Wim l«s8, mit 
kailen und Planen (An d. Miuh. d. Cenlr. C'.mrn bef..«dci» abgedruckt.) 

> Artmti Serbien 41g Ii. 

• Oltftflal m Wien in der HoftibHotheb — l'iefc karte »urd« fchon 
einigemal, unter andern aajrjl 1814 durch Maimcrt rn Leipiig her auaKegebcii. 
l>ie Math Kdilir.n 1* jene ». J. tafra, durch E Hcij*r,i;m in l'ari» 111 ■■ Hellen 
eifchienpa 

' Käaa ruaiiu.be Millir ■ inoo re. m . Schrine. Di« röni. Mlltie hatrggl 
bekanntlich 147*','. Meter. 

• Ich erlaube mir bicinil M V melken, dal» auch Herr AVer/* die Gegend 
agg Kama nichl baalaagli.h gudirte; nie »are n fünft la erklären, da f. er den 
etwa eine gute Vicilclgiinde unl. rhalb dem Ibirfe befindlichen, ziemlich wühl 
confervirtca llruceeakntif. und ea> noch »rirhiigci ift daa aberhalb de.frlhen 
auf den» Berg- Plateau „SUri CVa,!*' < Alle Fcgunirberliidlicac, in leinen Grund 
rufen prach.IVi.il erhaltene r..n,,fche Cagrutn ,.J.,J,rala" nichl eraahnl 

VIII. N P, 



n Mitth. der k. k. Centr.Convm. zur Erforfchung und 
Erhaltung der Haudenkmale-* publicirtc, nur dafs diefer 
Lederata anftatt felbcs bei Ruma zu fuchen, gleich 
Afchbach an der Stelle des heutigen Alt-Palanka, 
aufs linke Donauufer verlegt. Nach Ilics wäre Trajan 
mit feinem Heere bei Lederata mitteilt einer Schiff- 
brücke über die Donau gefetzt und die Richtung der 
zum Theile noch jetzt beliebenden fogenannten 
„Römerfchanzeif einhaltend, über Grcbenacz. Wer- 
fchetz nach German, bei Omor oder Birda über die 
Herzava nach Bazias, von da nach Lugos und, nach 
dem er nach Dio's w Aeufscrungbei Tapae (jetzt Tapia 
unweit Lugos) den Feind gefchlagen habe, der Temes 
entlang nach Karanfebes, welches an der Stelle des 
einftigen Tibiscum liegt, gezogen, wofelbft er fich mit 
feinen Untcrfcldherrn vereinigte. 

Herr Ilics hat hiebei uberfehen, dafs die auf der 
Peutingerfehen Strafscnkarte bezeichnete Koutc nicht 
eins mit der von ihm angegebenen Richtung fein 
konnte, und dies umfoweniger, als die fragliche 
roinifche Heerllrafse ficherlich erft nach dem trßen 
daeifchen Peldzuge, als die Romer hier fchon mehr 
Terrain-KcnntnilTe gewonnen hatten, zu Stande kam, 
da, nacliDio Cafs" zu urtheilcn, damals laut gefchlol'fe- 
nem Friedens- Vertrag der oftlichc Thcil Südungarns 
und das Hatzcger Thal mit Sarmizcgethufa von den 
Römern befetzt blieb, welche dafelbll Caßelle und 
militarifche l'oßen anlegten, zu deren Verbindung 
jedenfalls folide Huchllrafsen erbaut wurden. Bei 
welcher Gelegenheit ohne Zweifel durch praktische 
Ingenieure auch eine kürzere Traee zum Ucbergangs- 
punkt Lederata ausfindig gemacht worden war. 

Gefetzt aber wir nähmen die auf falfchcn Conjec- 
turen beruhenden Meinungen meines Freundes Ilics, 
welcher die Kinmarfchllrafsc Trajan's mit der erft fpatcr 
errichteten Romerllrafse verwechfelt, für bare Münze 
an, fo ftünden diefelben in fehr argem Widcrfpruche 
mit den auf der Tab. Peut. angegebenen Entfcrnungs- 
mafsen. Wir fanden beifpielswcife von Alt Palanka 
(oder wie diefer Herr es benannt: Lederata) nach 
Grcbenacz (Aponte) anlLitt XII nur VIII, von da nach 
Wcrfchctz (Arcidava) ftatt XII — XVI, bis German 
(Centum Putea) richtig XII, bis an die Berzava (Berfa- 
viai ftatt XII aber kaum X, bis Bazias (Ahibis) (latt 
XII- XXII, bis Lugos (Caput Bubali) ftatt XII wieder 
XVI, und von da bis Karanfebes (Tibiscum) anftatt 
X gar XXVI, alfo zufammen 110 röm. Millien [22* j 
deutfebe Meilen),//.«// dt r Ü2 Mill. \\(> x . deutfeh. Meil.) 
der /'cutingerfcheu Tafel, was abgefchen von der 
ungleichmafsigen Vertheilung der Marfch- und Lager- 

• Hand X. Ii Mar/ Autrlhell. Wiea |S*J. 
" Iii., l af» I.W III, S. 

H llrrlelbc, I.XVII1. .>. Vgl. auch Mmamtrt Ke< Trajan ad Pannb geg. 
p. »4— *'»; Kngct, de eaped. Trajan ad llanub. |r. 167 f »a«| ; Frmmfkf. Zur Ge 
IVhrcbtc Kaif.r. Trajana Gliftmar |»J7, Hf— MaVj lt*kt*k*»/t* die Aller- 
Ibumer l>a,:ien. und de« heuli«en Siebenbürgen.. 



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CXVII1 



Stationen ein Plus von 28 römifchen Millicn oder etwas 
uber fünf deutfehe Meilen ausmachen würde.' 

Unbeachtet der viclfcitigcn und eifrigen Bemü- 
hungen alfo, mit welchen uns Luka llics in feiner Ab- 
handlung betreffs der wirklichen Richtung des römi- 
fchen Strafscnztiges „Lederata- Tibistum* nachzuweifen 
gefucht hat, liehen die Krgebniffc diefer I ; orfchungcn 
nicht im VerhaltnilTe zu der aufgewendeten Muhe, 
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er kein 
durch Vorftudicn herangebildeter Fachmann, fondern 
vorzugsweise Theoretiker war, welcher entweder 
gar nicht oder nur flüchtig an Ort und Stelle Unter- 
fuchungen pflog und an feinem Schrcibtifch brütend, 
aus mangelhaften Terrainkarten fleh nicht feiten eine 
Hypothefc aufbaute, welche in widerfprechendfter 
Weife der Wahrheit entgegentrat. 

„Wenn die Pcutingcr'fche Tafel mit Nutzen ange- 
wendet werden foll, fo mufs vor allen Dingen nicht nur 
das ganze über einen handln ich fich ausdehnende 
Strafsennetz, fondern es muffen auch die römifchen 
Niederlaffungen erforfcht werden; nach diefen Ergcb 
niflen find alsdann die wichtigften Strafsen, nämlich 
die Strafsen, welche auf «lern taugtichften Terrain 
hinziehen, an denen die grofscren Niederlaffungen fich 
befinden und an denen fich die grofsartigften Strafsen- 
knoten entwickeln, hcrauszufuchen, und von einem 
ßchergeßellten Punkt ausgehend, die Entfernungs:ahlen 
der Tafel von einer Nicderlaffung cur anderen mm- 
paffen. Dergleichen grundliche Manipulationen werden 
gewifs zu Gunften der Tafel ausfallen, und häufig 
wird fic uns auf diefe Weife eine fiebere Führern! zur 
Beftimmung der auf der Tafel angegebenen Romer- 
orte werden."' 1 

Die Wahrheit diefes Satzes einfehend, war ich feit 
20 Jahren eifrig bemüht, den römifchen Strafscnzug 3 
und überhaupt die römifchen Uebcrrertc, nicht nur 
um meinen Wohnort Weifskirchcn, fondern auch in 
einem grofsen Theile Sudungarns an Ort und Stelle 
gewiffenhaft zu unterfuchen , * wozu ich in erftcr Linie 
aus Liebe zur Sache, andcrntheils aber aus Patriotismus 
mich hingezogen fühlte, und hoffe nun, dafs es nicht un- 
berufen crfchcincn dürfte, wenn ich hier einen Theil 
meiner befcheidenen Erfahrungen niederlege. 

Wie bereits oben mitgetheilt ward, haben wir die 
PeftfteUung des Punktes Lederata (Rumaj hauptfach- 
lich Herrn Kanitz zu verdanken, wogegen der einftige 
Standort der rom. Municipalftadt Tibiscum, als folche 
auf der Peut. Karte mit zwei Thürmchen verzeichnet, 
fchon feit lange durch Marfigli, s Katancsich,* Neuge- 
baur, B Ackner und Muller 7 und endgiltig hauptfachlich 
durch Dr. Ortvay* nahe beim Zufammenfluffe der 
Biilra und Temcs im Kraf[6-Szorenycr Comitate nachft 
Karanfebes nachgewiefen wurde. 

• Et Inen Bjir tum Vergleiche rar die fritaurn Terrain Karten «Irr 
Cnmitate /Wirrr/tit* , Tlmrt und Ar«//»' v«n Herrn Ingenieur Fridolin Tm- 
tn.iiicr nach den bette» Quellen gereich»*! und herantgegcbcn in den Jahre« 
in*»— 1*01; ferner die Htmtflt, tu dirfem Zwecke unentbehrliche Gtmtrttl 
ß..ftt*rt,. 

1 Siehe Ed /'itmlmw t>ie h* nnerftrarir-n. Stuttgart 1*57. S. I»— IJ. 

1 S. „Tun. e» reg. Erteiit«." Trmesv.ir i»7*V II. Jahrelang, S. Irjs -ti>8- 

' l>ie bclrcrTcndm AMi amtl ungen erfchienen ungarticn in eben -lern 
Telben Organe Jahrgang. 11*77. III, Hu 17a; J.ihrgang t i VI, t - 1 a, 64 — 71 
und 161 -|M Sieh« auch die »o» Benndorf E. rVrr/. A/rM herumgegebenen 
Arch gfnlfaptn Mmh von OtHtwT , Wien i--.i. IV, 17a — ina 

1 Vgl l'ain.h Pannon Mylim II Tab I.Vi. 

• HM. Ade.,1 Qg.ni V P ■. S. II*. 
' „Daeien • KronAadt l«Ji S 1,-1$ 

• ..IM« im., Infehriftrn in Itarien" Wien iMf. S 1% 

•Vgl. ArcKaenlng Erteiit«" IX . - V" . »»»•'••nUelaer in Arrh 
l..rl.tn^»ych" X. i-,B 



Nachdem alfo der Anfangs- und Ausgangspunkt 
des rom. Strafsenzuges Lederata-Tibiscum bereits 
feftgeltellt ift, fo blieb hauptsächlich zu ergründen 
übrig, we/e/ie Richtung liiebei eingehalten wurde, was 
bei den eigenthumlichenTerrain-Verhältniffen wahrlich 
keine leichte Aufgabe war. 

Trotzdem mir die Stelle des gemauerten Brücken- 
kopfes in Alt-Palanka langft bekannt war, konnte ich, 
vermöge der dafelbll vorhandenen immenfen Flugfand- 
Anhäufungen und des gleich darauf beginnenden ungün- 
ftigen Inundations Terrains, dennoch lange nicht 
damit ins Reine kommen: in welcher Dircction die 
einftige Romcrftrafse von hier aus hinzog. Da, als ich 
fchon zu verzweifeln begann, traf ich bei meinen ein 
fainen Wanderungen endlich auf den richtigen Finger- 
zeig. Ich fand in einem Ackerfeldc nachft dem Stera 
Canale bei Ncu-Palanka einen theilweifc mit Strauch- 
werk bewachfenen, etwa 34 Meter im Quadrat halten- 
den Tumulus, auf welchem ich die erften Spuren der 
Romcrzcit fand, nämlich: Bruchftucke von Saulen- 
ziegeln, wie man felbe bei lleizvorrichtungen in den 
Badern im Gebrauche hatte. Aus eben diefer Urfachc 
halte ich den betreffenden Trümmerhaufen Tür 
Ueberrefte entweder eines Bades, oder einer rom. 
Villa. Im Volksmundc wird der Ort einfach „Stari 
Crfc>a a (alte Kirche) genannt. " 

Bei näherer Unterfuchung war mir bei diefer» 
Objectc im frifchgeackerten Felde ein ctsva 6 Meter 
breiter Schotterftreifen aufgefallen, der fich in einiger 
Entfernung davon nordofllich hinzog. Ich verfolgte 
denfelben über Felder und Wicfcn bis zur Palankcr 
Muhle, unterhalb welcher er über den Canal fetzt und 
feine Richtung gegen das Dorf Vracsevgaj nimmt. 
Wie ein Blitz durchzuckte es mein Gehirn, ob diefer 
Steinftrcifen nicht etwa mit jenem oberhalb Roth- 
kirchen beginnenden und über den benachbarten 
Wcifskirchencr Motter hinziehenden, welcher von den 
Bewohnern für eine aufgeladene alte Straf se gehalten 
wird, identifch wäre? Bei fpatcrer Berichtigung fand 
ich diefe Idee beftätigt. 

Soweit waren meine Untcrfuchungen bereits ge- 
diehen, als am 18. Aug. 1881 Herr Univerfitats-Profeffor 
Karl v 'forma mich einlud, in Gcmcinfchaft mit ihm 
einen mehrtägigen Ausflug zu machen, indem er der 
einzigen Romcrftrafse Lederata-Tibiscum auf der Spur 
fei. Wir fuhren nach Varadia, nahmen uns ortskundige 
Führer und fanden auf dem Kilia-Berge zwar Spuren 
barbarifcher Anficdelungen, hauptfachlich aus fchlccht- 
gebrannten Urnenfcherben beliebend, aber von rom. 
Zicgclfragmenten keine Spur. So war es bereits Abend 
geworden, als uns der dortige griech. kath. Geiftliche 
bei der nahen Karafch-Brückc eine Stelle bezeichnete, 
welche unter dem Namen r Rovina J bekannt fei und 
wo noch Schanzen fichtbar waren. Wir eilten hinaus 
und fanden feine Angaben richtig: das rom. Caftrum 
„Areidava^ lag vor uns. Bemerkenswerth ift, dafs Herr 
v. Torma mit richtigem Taft, noch vom Bergrücken 
aus, auf diefen Ort hingewiefen, die Führer aber uns 
mitgetheilt hatten, dafs diefe Graben aus der Neuzeit 
von der Grundherrfchaft aufgeworfen worden feien " 

L»er f.Ttindeigeiilhüiöcl, ein Neu Patilanlcrr. bat biel fchon vor Jahren 
eine Menge rumifclier Ziegel verfchiedencr Dimenfirin ausheben lalTen und 
mm llau-baue verwendet 

" Ii irrT.it A trl^k hantig der Iteweik erbracht, wirfinner ei manchmal 
ift, von lanfeter [tldnle. le» l.»..lh«v.dVe,ung mhtige AniHaiungen tu erhallen 



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CXIX 



Nun wir einen fo bedeutenden Anhaltspunkt 
eruirt hatten, fetzten wir am folgenden Tag mit 
freudiger Zuverficht unfere Keife durch das herrliche 
Ccrnovec-Thal nordwärts gegen Komoriftie zu fort. 
Auf unfere Erkundigungen nach einer alten Stcin- 
llrafse, zeigte ein Hirte auf einen fichtbareu Streifen 
auf der örtlichen Anhohe hin, mit dem Bemerken, es 
fei dies der alte „ Trum de Maria Therefia* (Maria 
Thereficn- Strafse). Wir behielten felben fortwahrend 
im Auge. In Komoriftie zog er durch ein Defile einen 
Hügel hinan, dann fich wieder abwärts wendend 
gegen Forotik. Etwa eine halbe Meile vor letztgenann- 
tem Orte fuhren wir unverhofft auf der clalfifchen 
Kömerftrafse hin, welche hier einen erhabenen Damm 
über ein fumpfiges Terrain bildet und defshalb auch 
heute noch als Fahrbahn benutzt wird. Wir waren 
hierauf durch das plötzliche Stofsen unferes Wagens 
aufmerkfam gemacht worden. Diefe gut confervirte 
antike Strafse zog fich durchs Dorf, fetzte aufserhalb 
desfelben über eine ziemlich (teile Anhöhe den Berg 
hinan, oberhalb dem neuangelegten Orte Brcfonfalu 
gegen Szurduk, aufserhalb welchem wir, in der Richtung 
gegen Doktin zu, das gut erhaltene Caftrum .Ccntum 
Putea' antrafen. Von hier aus ging die Strafse durch 
ein Defile die Hohe anflcigend, und die Waffcrfcheidc 
übcrfchrcitcnd, in der Richtung von Konigsgnad und 
Fuzes, gegen den Berzava-Flufs bei Zfidovin, wo vor 
Zeiten die Rumercolonie Berfovia mit der gleichnami- 
gen Manfion ftand. 1 

Nach der perfonlichen Verfichcrung des Herrn 
Torma, welcher die folgende Strecke befichtigt hatte, 
uberfetzte von hier aus der Strafscnzug den genannten 
Flufa und ging über Rafna, dann, einen mächtigen 
Berggrat mit der einfam gelegenen Manfion „Ahibis" 
uberfetzend, nach Ezeres, und von da nach Prebul im 
Boganis-Thalc, in deffen Nahe die Manfion „Caput-Bu- 
ball' ftand, dann einen dritten Gebirgsrücken iiber- 
fchreitend, endlich das Gebirgsdorf Valjebul rechts 
liegen laffend, in das Tcmcsthal zu dem zwifchen 
Jaaz und Zsuppa, unweit des Zufammenfluffes der 
Biftra mit der Temes, gelegenen Municipium Tibiscum. 1 

Da ich mich in Konigsgnad von meinen Reife- 
gefahrten mit dem Vcrfprechen verabfehiedetc, die Auf- 
findung des Standlagcrs Apo oder Aponte mir zur Auf- 
gabe zu fl eilen, fo kann ich fclbftverftandlich nur von der 
Strecke „ Alt-Palanka — Konigsgnad" als Augenzeuge 
fprechen, die genaue Befchrcibung der Strecke „Fuzes 
Tibiscum" der gediegeneren Feder des vicler- 
fahrenen Profeffors Karl von Torma iiberlaffend. 

Sobald es mir nur möglich war, begab ich mich 
nach Rothkirchen, wo die Romcrftrafsc örtlich vom 
Ort, bei der grofsen Ulme die Anhöhe überfetzt. Ich 
verfolgte den Steinrtreifen durch die Rothkirchcncr 
Weingarten und Felder bis zum fogenannten Ablianer 
Graben, wofelbrt der Weifskirchener Hottcr beginnt. 
Von hier aus zog fich dcrfelbc über die ,111. Thcilimg" 
genannte Feldflur, ferner über das „StockfckP und die 
„Suhaj - an den Miffitsgraben nach dem „Funfguldcn- 
leide", wo nach meiner Voraussetzung das Romcrfort 
„ Aponte" geftanden haben mufste, welche Meinung 
— wie wir fehen werden - fich denn auch wirklich 

' S. hierüber die AMiaodlnng .lc. Herta oWrgelpiai Si» f. i>rm*t in 
•Im Ardueologi.e k»ilei«e»rc«. Rd VIII. S. m* -ijj ff. 

Mir t>rt**? .liMmn" Arth ktotaaifayrt X, 1—4« n»k Karra und 

PL.en 



bewahrheitete. Von hier aus ging die Strafse dann über 
die tlem Grafen v. Biffingcn gehörige Hodai r Soai" 
weiter gegen Mirkovac, Vranj und Mercsina, nach 
der Baics fchen Belitzung Varadia, welche wir fchon 
oben kennen lernten. 

Nimmt man den Mafsftab zur Hand, fo findet man 
von Ruma (l.edcrata) bis zu der im nordlichen Theile 
des Weifskirchener Territoriums gelegenen Manfion 
Aponte genau XII, und fo fort bis Varadia (Arcidact) 
abermals XII, bis Szurduk (Ccntum Putea) wieder XII, 
und von da bis Zsidovin (Berfovia) nochmals XII alt- 
römifchc Millien, was mit den Mafscn der Mappa 
l'eutinger peinlich genau übercinftimmt. 1 

Nachdem ich im Obigen über die Topographie 
und wirkliche Richtung des Strafxcnsuges lu-dcrata- 
Tibiscum möglich!! genaue Daten geliefert, bleibt mir 
zum Schilifte nur noch übrig, deffen Struktur und 
gegenwärtige Bel'ehafleuheit, fowie über das Ausfeilen 
und die Mafsverh.iltniflc der beftandenen Romer- 
Forts zu berichten und damit meine Corrcfpondcnz zu 
fchliefsen. 

Bei den widerholten Unterfuehungen fand ich, 
vermuthlich weil diefes Terrain fchon feit lange in 
Cultur genommen, auf der ganzen Strecke von l'alanka 
bis Varadia nur mehr einen 4—6 Meter breiten 
Schottcrrtreifen, nur an zwei Stellen, nämlich bei 
dem oberhalb Rothkirchen gelegenen Fifenbahn- 
Wachterhauschen und knapp an der Weifskirchener 
Ilottergrenze gegen Mercsina zu, auch grofscre Bruch- 
fteine vor, welche wahrfcheinlich cinftmals die Grund- 
lage bildeten. Frll als ich jene bereits oben erwähnte 
Stelle zwifchen Komorillic und Forotik erreichte, 
bemerkte ich, dafs die Römer auch hier ihrem Principe 
treu blieben. Jene Strecke ift nämlich durchgangig 
gcprlartcrt, d. h. die Grundlage berteht aus feft an ein- 
ander gefetzten, zum Thcil ziemlich grofsen, übrigens 
nicht behauenen Steinen (Polygonen), denen nur wenig 
nachgeholfen werden durfte, um fie feft aneinander zu 
fugen. Auf diefem, meirt mit auffallend grofsen Sand- 
lleinen verfehenen Steinfatz befindet fich ein feft- 
geftampftes Bcfchläge aus kleinen Steinen, Sand und 
Gerollen. Das l'flafter ift ohne Mörtel, die Fugen 
jedoch mit Sand möglichft feft ausgefüllt. Das ver- 
wendete Material ift fchr verfchieden und befchrankt 
fich rcgclmafsig auf das in der Nahe vorkommende; 
z. B. von der Donau bis über Vranj beftcht felbes 
aus Chloritfchicfcr, von da bis Konigsgnad aus Quarz- 
kicsel und feilen Kalkftcinen. 

Die Strafse. foweit fich dies mimlich auf befagter 
Strecke noch erkennen lafst, irt zumeift wallaitig 
erbaut und an einigen Stellen 30 — 60 Cm. hoch, nur in 
dem Hohlwege hinter Forotik macht fie eine Ausnahme. 
Man gab ihr diefe Geftalt wahrfcheinlich um fie 
bei jedem Witterungsweehfel trocken zu erhalten, 
vielleicht auch um von einem höheren Standpunkte 
aus den andringenden Feind leichter bekämpfen zu 
können. Ihre gegen beide Seiten etwas abgewolbtc 
Fahrbahn betragt präcife 4 30 M. 

Das erfte am linken Donauufer gelegene rumifchc 
Standlagcr Apo i,i. e. Aponte, d. i. „von der Brücke" 
benannt) befindet fich noch am Weifskirchener Hotter, 
auf einem fanft anfteigenden Plateau inmitten zwifchen 

• Hieran hat (ich die PeuiingerTrhe Tafel euch In Süd Ungern .1. 

volH.,,nimcn ikhlig Clpiutll. 

** 



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cxx 



Ackerfeldern, nordolllich vorn Miftits-Graben, nahe 
bei der (leinernen Brücke, am fogenannten „Fünf- 
guldcnfclde" , unfern des Jamer Steinkreuzes. Seine 
Umwallung. foweit nämlich der Spaten und Pflug des 
flcifsigen Landmannes felbe nicht hat einebnen kunnen, 
machte es zur Aufnahme eines (labilen Militarpoflcns 
fehr geeignet und dies umfomehr, als im vorbciflicfscn- 
den Hache zu jeder Jahreszeit Walter vorhanden ifl. 
Ks liegt knapp an der Römerftrafse und mifst in der 
Lange circa 150, in der Breite ungefähr 130 M. 

Ich fand hier antike Ziegel-, Glas- und Urnen 
Fragmente, fowie Bruchfleine, Mörtel und rom. Mün- 
zen. 1 Bemerkenswert ifl ferner, dafs fchon der Alter- 
thumsforfcher M. I'. Katancsich in feinem bekannten 
Werke" bei dem 3 1 a Meilen nordw ertlich von Moldova 
gelegenen Weifskirclten folgendes Bruchfluck einer 
romifchen Grabfchrift anfuhrt: 

AVRELIO ■ CANDIDO 
M LEG H AVG 
AN XX 

— Aurelio Candido, militi legionis \\ Augullae, 

annorum XX — — ), welches — wenn anders die Be- 
hauptung wahr i(l — nur hier ausgegraben worden 
fein konnte, da meines Willens auf dem Wcifskirchcner 
Territorium, aufser einigen Münzen, bisher fonfl 
nirgends Rcfle aus der Rumcrzcit zum Vorfchein 
kamen. 

Was das Varadier Caflrum Arddava anbelangt, 
fo liegt felbes nordüfllich vom Dorfe, etwa 400 
Schritte von der Karafchbrücke und 70 Schritte von 
der nach l'etrovacz führenden Strafsc entfernt, auf 
einem Wiefen-Terrain, welches zeitweilig inundirt 
wird, und es ifl anzunehmen, dafs fleh dasfelbc im 
Laufe der Zeit um mehr als 1 Meter gehoben hat. 
Dies mag auch die Urfache fein, dafs die Umwallung 
heute nur mehr unbedeutend daraus hervorragt. Nach 
der Vcrficherung der romänifchen Ortsbewohner, 
welche diefen Ort „AtawM" (Ruine, Burgruine) 
nennen, 1 hat man vor noch nicht langer Zeit von hier 
bedeutende Ziegel- und SteinmalTcn ausgehoben. 
Auch der Monograph A. Bärany* bezeugt, dafs in 
den Vierziger -Jahren hier Gold-, Silber- und Bronze- 
münzen aus der Zeit Nero s ans Tageslicht kamen. Hier 
foll man nach derfelben Quelle ferner auch ein Haus 
(wahrfcheinlich ein Bad) mit 3 Zimmern und daneben 
2 gepflaflerte Gaffen, mehrere maffive Mauern und 
eine 1 t Klafter hohe Säule ausgegraben haben, welche 
Gcgenllande fich aber nicht mehr eruiren lallen. Der 
herrschaftliche Gutsverwaltcr Finke brachte uns bei 

1 Unter den hier »elundeiien Mtlnicn. befanden lieb auch hubfch er- 
haltene SilWrdcmw« von iiUilim. tun Traj**, aVare Amrtl. Stft. -Vrtvrai», 
delTcri Gemahlin 7*7. U,<m*,i II- A. 

I Iftri adi.ul.num geosraplua velui Ofen, ttlrj II, p. aei. CCXL. 

■Von Special K.arteu«eiken aft meine» Willen» da» Ütijccl .Ketiu" 
einrifC «Hein nv,r tu ilcc vom l-.iucniemeii Fr. t iuBHuct Itauiiuendeii K.,rlr de» 
..femt/tr h'tmtUtea" v. ). tb'u eitt£ecei>.huct, «uücfcB, e» in der GencralAah» 
karte roance It 

* Siehe TcinctvaraBcgyc ilmlekc N. Itci »kerck 184H I. 14a 



unferem Dortfein ebenfalls einige Bronzcmunzen von 
Claudius, Nero etc., ferner einen gabelartigen fchon 
patinirten Bronzcgegcnftand unbeftimmbaren Gebrau- 
ches und endlich einige kleine gehenkelte Urnen, 
welche nach feiner Vcrficherung ebenfalls von hier 
flammen. 4 

Wir haben das Fort gerneffen. Seine Lange, 
wenn ich nicht irre, beträgt 133, feine Breite 121 M. 
Der Name „Arcidava - il\ daeifeh, da Dava in diefer 
Sprache Berg bedeuten foll. Vermuthlich erhielt 
felbes feine Benennung nach der am Berge befind 
liehen barbarifchen Colonie. 

Das außerhalb S/.urduk im freien Felde, inmitten 
eines ziemlich ausgedehnten ThalkcfTels auf einer 
fanften Anhohe befindliche Römerfort, obwohl die 
Strafsc nach Doklin hindurchfuhrt, ifl viel beffer er- 
halten, als die vorher befchriebenen. Bei letzterem ill 
noch theilweife eine zweifache 8 M. breite, 4 M. hohe 
Umwallung bemerkbar. Ks mifst in der Lange 160, in 
der Breite 143 M. Wir fanden hier Bruchftücke von nun 
Dach- und Mauerziegeln vor, ferner einen eifernen 
Pfdl und mehrere andere kleinere, flark verrottete 
EifcngcgenlLinde. 11 Auch foll hier, nach der Vcr- 
ficherung eines dortigen Grundbefitzcrs, beim Ackern 
vor 15 Jahren eine circa 10 Cm. im Durchmeffer haltende, 
1-50 Cm. dicke durchlöcherte Bronzcfchcibc, fowie 
eine nicht unbedeutende Zahl Münzen und Urnen- 
fcherben gefunden worden fein. Ktwa 123 Schritte von 
der nordwclllichcn Böfchung entfernt gegen die 
Bachfeite fland wahrfcheinlich das Bad, aus welchem 
man vor einigen Jahren bedeutende Quantitäten 
Ziegel zu einem Ilausbaue ausgegraben haben foll. 

Diefes Standlager wird von den Kinwohnern auf 
flavifch ^Pogradjc* (Umwallung) genannt und bekam 
feinen urfprungliehen Namen „Cenlum /'u/ea" (Hun- 
dert Brunnen) nicht umfonftjdcnn in der Nähe davon, 
brechen in den Thaleinfchnilten — wie ich mich fclbft 
überzeugte — an mindeflens zehn Orten reiche Quellen 
hervor. 

Nach der von mir erhärteten Feflflellung obiger 
Daten ill es nun weder nothwendig, die auf der 
Peutingcr'fchen Tafel auf dem rechten Donauufer 
angegebene Manfion Lt dcrata jenfeits zu fuchen, noch 
auch die Rumerflrafsenflrecke „I^derata- Tibistum* 
einen fo grofsen Bogen über Werfchetz, Bazias, Lugos 
und Kavaran befchreiben zu laflen, wie mein Freund 
Luka Ilics annehmen zu muffen glaubte, defTen irrige 
Meinung in ncucAcr Zeit fogar in das monumentale 
Mommfen'fehe Infchriftenwerk 7 ubergegangen zu fein 
fcheint; wenigflens findet fich auf dcITcn Karte von 
Dazien unter den Namen iitithrfcheinliche Römcrßrafscn 
(viae incertae) auch die fragliche Linie eingezeichnet 
vor. 

1 Herr Finke Ubelgab diele ticKeiiftande an rrcu.d Torrn», weither 
leihe rm ii..Iictcd Uc lehrcibuutg nach ltudapeft mitnahm. 

'Gedachte Gcue»ft.uute befinden lieh gegenwärtig in Weif»ki rehener 

IMhk 

' Th MsMtm/en „Cuftiuk lulkriplutun» l.atluoluui llefltn 1*71, 3 Ilde 



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CXXI 



Die älteften Siegel der Salzburger Erzbifchöfe. 



Von £./uurJ KUkttr, k k. Coiifcrvator. 




fUKXII die Freundlichkeit der Vorftande des 
kärntnerifchen Gefchichtsvereincs bin ich in 
der Lage, die alterten bekannten Siegel 
Salzburgischcr Erzbifchöfe aus dem 10. und n. Jahr- 
hundert zu veröffentlichen. 

üic Siegel von Friedrich I 958-991. Hart wie 991 
bis \ozi, Balduin 104t— 1060 und Gebhard 1060-1088 
flammen von Urkunden, welche fich im Archive des 
kärntnerifchen Gcfchichtsvercines in Klagenfurt be- 
finden, und die vorliegenden Zeichnungen find Copien 
von Gypsabgüffen, welche das Salzburgcr Mufeum von 
dort erhielt. Das fi.nfte Siegel, von ErzbilchofThietmar 
1025— 1041 i(t nach einem Gyps-Abdruck jenes I ypars 
gezeichnet, welches 1874 bei Werfen im Salzburgifchen 
gefiindcn wurde, fich jetzt im Salzburgcr Mufeum 
befindet und über deffen Kchtheit im engeren Kreife 
mehrfache Verhandlungen ftattgefunden haben. 




Friedrich I. 958 — 991 
Kig. 1 

Die Veröffentlichung einer gefchloffencn Reihe fo 
alter bisher unbekanntcrSiegel brauchte vielleicht keine 
weitere Rechtfertigung; doch will ich nicht verfchwei- 
gen, dafs ich allerdings eine Nebenabficht damit ver- 
folge. Ich will nämlich eine Lanze einlegen für die 
Echtheit des erwähnten Typars, und wenn die Fund- 
gefchichte, welche ich ausführlich und aus den beften 
Quellen mitzutheilcn im Stande bin, die Möglichkeit 
einer Fälfchung widerlegen foll, fo bcabf.chtigt die 
Veröffentlichung der zwei vorhergehenden und der 
zwei nachfolgenden Siegel den Erweis, da fs auch be- 
züglich des Kunft-Stylcs und des allgemeinen Charak- 
ters das vorliegende Stuck trcfllich in die Reihe pafst. 
und alfo auch keine inneren Gründe für die Bezweiflung 
feiner Echtheit und Gleichzeitigkeit vorliegen. 

Die Fundgcfchichte war bisher nur unvollftandig 
bekannt, und aus den Lücken und Widerfprüchen der 
Berichte ergaben fich Zweifel, welche durch 
genauere Darftcllung fchwinden muffen. 



Im Spatherbft 1874 brachte der damalige Salz 
burgifche Landfchafts Secrctar Herr A. Sclnveinbach 
einen in grobem l'oltiicgcllack angefertigten mehrfach 
zerfpnmgcjicn. aber lückenlofen Abgufs des Typars an 
das Mufeum. Er hatte ihn von dem Eifcnbahnbau 
Ingenieur Oisluiufcii bekommen, der ihn von dem 
Original-Typar abgenommen hatte. Diefes war ihm von 
dem Finder, dem Erdarbeiter Zanoll, um 10 ff Silber 
zum Kauft angeboten worden. Da ülshaufen kein 
Silbergeld befafs, zerfchlug fich der Kauf, Zanoll ver- 
liefs mit feinem Funde das Land und ülshaufen be- 
gnügte (ich mit dem Abguffc ; als diefer letztere an das 
Mufeum kam, erregte er fofort das Intcrefie der Ge- 
fchichtsfreundc. Mein Schwiegervater, Herr C. v. Frey, 
machte eine Brod-Matrizc des gebrechlichen Siegel- 
lack-Abdruckes und darnach mehrere Gyps-Abgüffc, 
von welchen ich zu Neujahr 1875 einen an Herrn Hof- 
rath l'rofcffor Sichel ubergab, um die Aufmerkfamkeit 
der k. k. Central- Commiflion auf diefe Sache zu 
lenken. Der Olshaulcnfche Siegellack Abdruck blieb 
im Mufeum, wo er fich noch heule befindet 




Hartwtc 991— iojj. 
Kig. 2 

Nun begann fowohl von Seite der k. k. Central- 
Commiffion, als von Seite der Gelellfchaft für Salz- 
burgcr Landeskunde eine eifrige Suche nach dem 
vcrfchollcncn Zanoll und deffen Typar. Die Nach- 
forfchuiigcn auf diplomatifchem Wege ergaben, dafs 
Zanoll in die Schweiz gegangen war, blieben aber im 
übrigen fruchtlos, wie alle anderen, als plötzlich im 
Hcrbftc 1875 das Typar felbft wieder auftauchte. Herr 
\\ anner, ein Subunternehmer, der 1874 beim Bahnbau 
in Werfen befchaftigt gewefen war, dann ebenfalls in 
die Schweiz fich begeben hatte, war dort mit Zanoll 
zufammengetroffen , hatte ihm das Typar um 10 (1. 
abgekauft und es hierauf dem Infpeftor der k. k. 
General-Infpcction, Herrn Gransner, der als Sammler 
von Antiquitäten bekannt war, zum Gefchenke gemacht. 
In deffen Befitze fahen es im November 1875 der Vor- 
ftand und der Secrctar der Gefellfchaft für Salzburger 



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CXX1I 



Landeskunde, die Herren Ür. Prinzinger und Archivar 
Pirkmayr zu Salzburg. Gleichzeitig bekam aucli fchon 
Herr (7nw;*r von feiner Obcrbchorde den Auftrag 
dalfclbe an die k. k. Ccntral-Commiffion cinzufenden, 
von wo es endlich nach Granzner'« Difpofition an das 
Salzburgcr Mufcum gelangte. 




Thirlmar D. 1025 
V'6 S 



1041- 



Ks fragt fich nun, ift das Typar, welches Granzner 
voti Warmer erhielt, und welches mir hier vorliegt 
dasfelbe, welches Zanoll 1874 in Werfen gefunden hat? 
Diele Frage lafst fich mit aller Bcftimmtheit dcfshalb 
beantworten, weil der Siegellack Abdruck, den Ols- 
haufen fofort nach der Auffindung machte, noch heute 
erhalten ift. Die Vcrgleichung erweift nun auf das 
Bcftimmtcftc, dafs der Abdruck nur von dieftm Typar, 
oder einem ihm vollkommen congruenten herftammen 
kann. Der faft '/j Cm. hoch hervorragende Kopf des 
Krzbifchofs pafst fo genau in die tiefgravirte Matrize, 
überhaupt klappen Typar und Abgufs fo vollkommen, 
dafs hierüber gar kein Zweifel fein kann. 

Ks bliebe alfo nur die Möglichkeit, dafs Zanoll 
etwa in der Schweiz eine Copie des gefundenen Typars 
habe anfertigen laffen und diefclbc an Herrn Wanner 
um 10 fl. verkauft habe, wahrend d a; > echte Stuck 
anderswohin gekommen fei. Das Hegt nun aufser dem 
Bereich jeder Wahrfcheinlichkejt. Wenn Zanoll den 
Werth und die Seltenheit des Stuckes geahnt hatte, 
fo wurde er weder Original no c h Copie um 10 fl. ver- 
kauft haben; abgefehen davon, dafs das vorliegende 
Typar nicht gegolten, fondern fichtlich gravirt ift, 
die Herftelluiig einer Copie alfo felbft wieder mehrfach 
10 fl., ja Hunderte gekoftet hatte, denn fchon der 
Silberwerth ift beiläufig 10 fl. 

Wann hatte aber fonft eine Unterfchlagung oder 
[mitirung gefchehen follcn? Dafs der Fund ftattge- 
funden. bezeugen nebft genauer Angabe des Ortes 
die verfchiedenften Berichte; nämlich von Wanner 
durch Granzner). von Olshaufen (durch Schweinbach:, 
von Richard Herrmann, Beamten der Kifenhahn-Bau- 
gefellfchaft (briefliche und mündliche Mittheilung an 
Archivar Pirkmayr vom 30. Octobcr 187;) vom Gen- 
darmericToftenCommandnnten Scvera (Briefe an Dr. 
J. C. Pillwax vom 31. Januar und 9. Mai 1875.) 1 

' Samöilluhr Arten l.(fin"!en tKh im Bclitf der OcfoMlYhllt fmr laMl. 



Wenden wir uns nun zur Betrachtung des Typars 
felbft, fo fchen wir eine w ohlerhaltene Platte aus reinem 
Silber von 0 8 Cm. Dicke und 5-3 Cm. Durchmcflcr, 
worin die Gravirung mit fehr viel Stylgefühl und 
Sicherheit, mit deutlich fichtbaren Stichen ausgeführt 
ift (fo beifpiclswcife befonders im V von episcopus) und 
zwar eine Platte ohne I landgriff. Bei fpäteren Siegel- 
Typaren find Handgriffe gewohnlich, doch nicht allent- 
halben vorhanden. Häufig findet fich nur ein Oehr. 1 
Doch konnte der fpatcre Ufus für das II. Jahrhundert 
keinesfalls etwas beweifen, denn man hat bisher kaum 
Siegelfteinpel, welche über das 13. Jahrhundert hinaus- 
gehen. 3 Aufscrdcm darf ich hier wohl folgende Bcob 
achtuugen einfchaltcn. Die ungemein tiefe Gravirung 
erfchwert die Handhabung des Typars ungemein. Ich 
habe eine Reihe Verfuche mit Wachs und Siegellack 
angeftellt, aber die 5 Mm. hervorragende Nafcnfpitze 
blieb faft immer unausgedruckt, trotz einer grofsen 
aufgewendeten Kraft. Ein Handgriff oder Grat an der 
Kuckfeitc wäre bei einem folchen Stücke ganz zwecklos, 
denn dicKraft, welche auf diefe Weife durch Aufdrucken 
mit der Hand, die den genannten Grat erfafst. ent- 
wickelt wird, ift völlig ungenügend Kine folche Platte 
kann nur durch Hebelkraft zum Ausdrücken gebracht 
werden. 




llal.hitn 1041—1060. 
H» 4 

Zu diefem Zwecke bediente man fich bekanntlich 
zangenartiger Inftrumcnte, ahnlich dem Waffeleifcn 
In eine derartige Zange wird man dann die gravirte 
Platte eingefetzt und fo die Kraft erzielt haben, welche 
nothig ift, um 5 Mm. tiefe Gravirungcn auszudrücken. 
Auf den alten Kaiferfiegeln ficht man genau die Arme 
der Zange in dem Wachswulft, der das Siegel um- 
gibt, eingedrückt. 

Was endlich den Styl und die allgemeine An- 
ordnung betrifft, fo genügt ein Blick auf die mit- 
folgenden Zeichnungen, um jeden Zweifel zu zerftreucn, 
ob unfer Stuck in die Kntwicklungsreihe hincinpalTe 
oder nicht. Der Unterfchicd liegt nur darin, dafs die 
erhaltenen Wachsabdruckc in der langen Zeit von 

: Anieitter dei gern, MuOum 874, dar y und 04, 

1 L. c. „Aui dem Anfange Jes 11- 'uht hundert! find wohl nur fchr «tu ige 
Sicgelflerapcl mehr voiKaudru, fngeri -ri einer von Mal ficher unler die ff/iirm 



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CXX11I 



8oo — 900 Jahren ihre Schärfe und ihren Ausdruck ver- 
loren haben, und befotulers die hoch hervorragenden 
Gcfichtcrabgcflacht und verdrückt crfchcincn, wahrend 
unfer Thietmar mit feiner uberkühnen Nafe und feiner 
feharfen Schrift uns zeigt, wie feine Nachbarn cinft 
ausgefchen haben. 

Von Gebhard ab wird das Müller des Balduin 
fehen Siegels, die ganze Figur auf der Sella, herrfchend. 
Auch bei anderen Bischofsflegeln zeigt fich diefer 
VVcchfcl. So hat ein Siegel Kberhards von Bamberg 
von 1040 ganz dicfelbe Anordnung wie unferThietmar, 
der Bifchof erfcheint als Bruftftück mit Buch und 
Stab ; eines von 1 lartwic von Bamberg 1054 zeigt den 
Bifchof als Knieftück; die folgenden in ganzer Figur. 
(Röckl'fchc Sammlung im k. bayr. Reichs- Archiv.) 

Dafs filberne Siegelftempcl vorkommen ifl bekannt 
(f. Anzeiger des german. Mus. 1871, p. 261, 1878 Nr. 1 
und Nouveau traitc II. 5, I. §. 438—448). 

Wenden wir uns zu den erhaltenen Siegeln der 
Salzburger Krzbifchofe aus dem 10. und 11 Jahrhundert, 
fo ift zu bemerken, dafs die abgebildeten Siegel aus 
der Klagcnfurter - Sammlung (refpeftive dem alten 
Gurker Archive) die einzigen uns bekannten aus diefer 
Zeit find, indem aufscr ihnen ein Siegel des Krzbifchofs 
Conrad (1106) im Archive der Abtei zu St. l'etcr das 
altefte erhaltene ift. Von Erzbifchof Thietmar iß kider 
keine einzige Urkunde mit Siegel erhalten. 

Das Siegel Erzbifchof Friedrich's ift nur einmal 
vorhanden. Ks hangt an einer Urkunde, welche bei 
J//<e<'/-j-//<>/r«,Gcfchichtc von Kärnten, gedruckt ift. (Aus 
dem Gurker Copialbuche, Fol 7, Reg. Nr. 41) (Fig. 1). 

Das Siegel Krzbifchof I lartwic's erfcheint ebenfalls 
nur einmal. \Ankershofen, Reg, Nr. 162.) Ein zweites 
Siegel Hartwic's (Reg. Nr. 58), von dem nur die Hälfte 



erhalten ift, ift nicht von derfelben Stampiglie, wie das 
erftc, deffen Abbildung beilicgt, doch fo ähnlich, dafs 
nur genauere Untcrfuchung die Ungleichheit erkennen 
läfst (Fig 3). 

Das Siegel Balduins (Fig. 4) exiftirt zweimal [hielt- 
hörn Beiträge 1,176 und Ankershofen Gesch. II, pag. 93; 
das Gebhard s [Fig. 5) fechsmal. [Zahn, Urkundenbuch 
von Steiermark, pag. 77, Nr. 68), liichlwrn 1, 194, 11, 
III, Ankershofen 11, 78, Nr. 31 und 36. 




Fi« 5 

Hei den Siegeln Balduins und Gebhards ift die 
Zangenfpur deutlich zu fehen, fo dafs es unzweifelhaft 
erfcheint, dafs aue/i die Stampiglien diefer Siegel die 
Plattenform befeffen haben. 



Der Pranger zu Gradwein. 

Von Vintent Leicht. 



1FSFS feltene Denkmal einer vergangenen 
Gerechtigkeitspflege findet fich im Markte 
Grad wein 1 an der Nordfeite eines fehr bau 
lalligen llaufes — der Pfarrkirche gegenüber — an- 
gebaut. 

Zur Zeit, als der Pranger noch zu Recht beftand, 
hat er im Markte fclbft. in unmittelbarer Nähe des 
fogenannten Kreuzwirthes, feine Aufftellung gehabt; 
der gegenwartige Platz auf dem Kirchcnhügcl wurde 
ihm vor ungefähr 30 Jahren zugewiefen. 

Das Denkmal hat eine Hohe von 2' 1 M. und eine 
Breite von 40 Cm. Ks beftcht aus zwei Thcilen: einem 
anfeheinend monolithen Unterbau und daraufgefetzter 
Bckronung. Die Bckronung wird durch ein mäfsig 
ausladendes Gefimfc vom Unterbau getrennt, und 
bietet fowohl im Detail wie in der Compofition viel 
des IntereffantOn. 

Die Stirnfeite der Bckronung weift das Bild eines 
liegenden Löwen, der in ftarkem Relief nicht ohne 
Gcfchick gearbeitet ift; der Lowe wird von einem, im 
Scheitel gebrochenen Bogen überfpannt, das Ganze 
lehnt an eine ftumpfe Pyramide an. 

' Marktflecken an Jcr SMImtin, i»c, Stationen . (;,*« enllcr»! 



Im Profil durchdringt der erwähnte Bogen die 
Pyramide; an letzterer ift dort, wo die Seiten conver- 
giren, eine Halbkugel angeordnet, von welcher aus 
zwei fehr fanft gefchwungene Leiften bis zum Gefimfc 
hcrablaufen, mit dcmfelbcn eine giebclförmige Dreieck- 
flache bildend. 

Am Unterbau find die Kanten bis zu einer Hohe 
von 182 Cm. abgefchragt. die zurückfpringendc 
Kbenc hat eine Flachenausdehnung von 3 Cm. Un- 
mittelbar unter dem Gcfimfe ift eine Nifche einge- 
fchnitten, die an der Bafis rechtwinkelig, oben in 
flachem Bogen gefchloffcn ift. Die Nifche ift von 
geringer Tiefe und wird durch eine Maske gefüllt, 
welche in ftarkem Profile vorfpringt und mit den 
unteren Gefichtspartien die fchlicfscnde Keifte der 
Nifche durchfehneidet. 

Die Maske der Frontal-Anficht des Prangers ift 
leider fehr fchlecht erhalten; es ift ein rcgelmafsigcr 
Kopf, oben eiförmig gefchloffcn, Haarpartien find 
keine erfichtlich, Stellung der Nafe und Augen jedoch 
noch deutlich erkennbar (Fig. 1). 

Trotz des Haarmangels erficht man an der 
Silhouette, dafs die Maske als jugendlicher Kopf ge- 




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CXXIV 



dacht ift; ob fclbc mit der darunterftehcndcn Infchrift 
„Juilicia u im allegorifchcn Zufammenhange licht, wird 
wohl unaufgeklärt bleiben. 




Pig, i 




REMOVArVI 



Pig, i. 



Am Fufsc der Facade befindet fich noch ein 
48 Cm hoher, 2 Cm. tiefer Einfchnitt. in dem ur- 
fprünglich eine Eifcnklammcr eingclaficn gewefen fein 
mag, mit welcher der Vcrurthcilte an den Pranger 



gcfcffelt wurde. Für diefe Annahme fpricht auch die 
kreisförmige Erweiterung am Scheitel der Rinne. 

Am Profil ift in «leicher Hohe, jedoch mit kleinerer 
Bans, eine ähnliche Nifche angebracht. Die gut 
erhaltene Maske tragt einen turbanartigen Kopfputz, 
regelmäfsigc cmlle Gcfichtszügc und reich gearbeitete 
Hartpartien. Darunter lieht mit vertieften Lettern : 
kenovatv. A. 66<j (Fig. 2). 

Am rechtsfettigen Profile ift die Maske fo 
befchadigt, dafs wir aus den vorgefundenen Rcftcn 
nichts entnehmen können. 

Das Material ift ein grobkörniger weicher Sand- 
ftein, diefem Umftandc mag wohl die mangelhafte 
Erhaltung diefcs Denkmals in erftcr Linie zuzu- 
fchreiben fein. 

Da fich keine wie immer gearteten hiftorifchen 
Daten' über den Pranger zu Gratwein gefunden haben, 
fo find wir genothigt, die Entftehungszcit aus der 
Anordnung und Decoration zu beftimmen. Wir werden 
kaum fehlen, wenn wir die zweite Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts als den Zeitpunkt der Errichtung annehmen. 
Für diefe Anficht fpreehen fowohl die nur mäfsig 
ausladenden Profile des Gcfimfes, und mehr noch die 
regelmafsigc, der Antike fich nähernde Gefleht» 
bildung der Masken. Die technische Durchführung ift 
in allen Einzelheiten, befonders aber in dem fchon 
componirten Löwen eine tadellofe. 



• AtlinlnSc ll«.ilmali licfinden lieb »u Swrntlnrf, k*fpmchrn in Uco 

Mittn.a.nxei .!« Ali*nhMH>V«n)M«, Bruha: CminMhmiflMi Tora 
Uli. M. »i tu. 



Ueber Neuberg. 

Vom 7.'*,fbi» Graut, V. k Coafervalor. 



^IE Gründung des Cifterzienfer-Kloftcrs zu Neu- 
birg in Steiermark gefchah im Jahre 1327. 
Damals wurde auch der Hau des Kloßrr- 
gebaudts begonnen und zwar, wie der Grundplan es 
ausweifet, fo ziemlich genau nach dem Plane des 
Uulterklojtcrs f Uiligenkreuz (Fig. 1). Es haben die 
Kirche, der Kreuzgang, das Brunnenhaus und Refec- 
torium, der Capitclfaal und das Dormitorium in beiden 
Klöftern die gleiche Lage; auch die Anlage des 
Capitcllaalcs in quadrater Grundform mit vier frei- 
ftehenden Stützen, der üftabfehlufs der Kirche als 
dreifchiffige Halle mit gerader Abfchlufswand ent- 
fpricht bei Neuberg dem Schema obigen Stiftes, aus 
deffen Convent feine erften Ordens- Mitglieder gekom- 
men waren. 

Die erfte Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts 
hat man in den bisherigen Beschreibungen von Neu- 
berg als Bauzeit gelten lallen, aber nur für das 
Klojlcrgi'baudc ; für die Kirche jedoch wurde das 
Ende des 15. Jahrhundcrtes angenommen, und im 
Jahrbuchc der k. k Central-Commiffion II. Hand ihre 
Erbauung angefetzt „um 1471". Diefe Datirung kam 
mir aber ftets bei Erwägung der reinen Architektur 
der Kirche unrichtig vor; ihrer „fehön-gothifchen" 
Pfeilcrbildung, der reinen Form ihrer prachtigen 
Fenftermafswerke kann man eine Erbauung wahrend 
der llerrfchaft der „fpaten" Gothik nicht gut zuer- 



kennen. In der That flehen freilich Jahresangaben 
des K. Jahrhundcrtes am Hauwerke verzeichnet; „147 1 ** 
ift nicht darunter, dafür: 

i.ftii an der oftlichen Chorfchlufswand, nebll den 
Worten: Fridcricus Tertius Romanor. Imperator 
A E-I O V auf einem Spruchbande in den 
Händen einer Engclsfigur; 

an der UmfalTung des fogenannten „Heiligen- 
gciftloches" am Gewölbe des Hauptfchiffes inmit- 
ten der Kirche; 

I4y6 an der W'ellfacade jedoch im Innern des Gottes- 
haufCS ober der grofsen Kofe und knapp unter 
dem Gewölbe. 

Es ift alfo durch diefe Daten und ihre Stellung 
das Gewölbe der Kirche von einem Ende zum andern 
genau beftimmt. Dafs man aber diefelben Angaben 
nicht etwa auf die etwas dürftigen Gt H'flVftf matt I fiiH. 
mit denen lic gleichartig angemalt find, allein beziehen 
dürfe, und die einfachen Kieuz-Rippengcwolbc davon 
unterfchieden für alter halte, hindert die Bemerkung 
einer charakteriftifchen fpat gothifchen Kleinigkeit in 
der Scheitelpartie der Querrippen, an denen die Durch- 
kreuzung des mittleren Plättchens vom gratigen Profile 
die Mauer des 15. Jahrhundcrtes darthut (Fig. 2). 

Obige Datirung kann aber nur auf das Gnvolbt 
und nicht auf den Kirchenbau im Allgemeinen be- 
zogen werden. 



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cxxv 



Die archivalifchcn Nachrichten fprechen nicht 
blofs vom Kloderbau, fondern auch vom Haue der 
Kirche im 14. Jahrhundert. Im Jahre ijjj verordnete 
Herzog Albrecht über eine Gcldfummc von 200 Mark 
zu Gundcn des neuen Kloders: „vnz duz daz Münder 
dafelbs in Ncwnpurch Chirch Chor Vtld der Chreutcgang 
gepawt vnd vnlpracht werdent. Daz in paw nicht 
gefawmt werde." /,y./ erliefs Konrad Krzbifchof von 
Salzburg einen Ablafsbricf für die, welche „in mor läs- 
tern, Novi montis Ord.Cist.aut ejus eapel/is Melle 
lefen, predigen oder diefem Gottcsdicndc beiwohnen. 
Dann wird von der Einweihung der Kirche als einer 
vollendeten Thatfache geredet: Dedicatio capituli 
profäti monaderii Allans ejusdem virginis fuperioris 
ac trium Altarium ejusdem ac ambitiis ibidem per 
nos celebrata fuerit calendis Januarii atque dedicatio 
capclfac f. Mariac", wobei diefem Fede der Einweihung 
über dem Tenor einer inneren Ktodcrangelcgcnhcit 
hinaus das Gewicht einer Angelegenheit pro foro 
publice zuerkannt wird. Ks wird nämlich durch eine 
erzbifchofliche Verfügung fellgcftcllt , dafs für die 
Zukunft die Jahresfeier diefcs Fedes auf den erden 
Sonntag nach Ollern übertragen werde, mit der Moti- 
virung, <lal's auf diefe Art die im Janner wegen winter- 
lichen Unwetters abgehaltenen Leute der Umgebung 
fo leichter zum Kirchenbefuche dazu herankommen 
können. (Heide Urkunden erliegen im fleiermark. 
Landes Archive.) Unter dem „Altäre fuperius* mufs 
der Hoch- Altar begriffen werden, aufser dem noch 
drei Altäre in der Kirche hergerichtet waren J nur fur 
die Kirche, nicht aber für den Capitelfaal, lafst fich 
ein öffentlich** Fefl der Kirchweihe und die öffentliche 
I heilnahme an demfelben mit dem Hefuche der ge- 
weihten Statte denken. Dazu mufs alfo die Kirche 
fchon bcllandcn haben, was von Seite einer geldlichen 
Genoffcnfchaft doch leicht begreiflich ift, die nicht vor 
allem andern zum Klodcrbaue geichritten fein wird 
und das wichtigde, das gottesdiendliche Centrum, 
aufgefchoben haben konnte. 

Schauen wir uns die Architektur des Kreuzganges. 
namentlich jenes Theiles, der an der Kirche liegt, an, 
fo zeigt uns fein Strcbefyfiem, der je zweite gröfserc 
und darkere Strebepfeiler daran, dafs beim Baue 
dcsfelbeu auf das Baufydem der Kirche genau 
Kückficht genommen id und diefelben Bauglieder 
in ihrer Anlage f, hon die Kirche voraus/eisen. 

Ziehen wir ferners die fehönen rein conßrueihcu 
Fenflermaafswerke der Kirche in Krwagung, fo finden 
wir f»e fo fern jeder fpät - gothifchen Anwandlung 
Ireierer Curvcnbildung, zugleich fo eng verwandt mit 
den Maafswerken in den Kreuzgangsfendern, dafs wir 
urtheilen müffen, die Periode des Styles. welche die 
letzteren gcfchatTen, habe auch den erderen den 
Urfprung verliehen. 

Endlich ift die reiche Profilirung der Pfeiler, 
faft genau diefclbe wie der Pfeiler im Chore zu St. 
Lambrecht, einem Hauwerke des 14. Jahrhunderies, 
welche in die gleiche frühe Zeit mit ihrem Urfprung 
rangiren. Ihr Capital-Gcfims hält fich mit fcinerKelch- 
form ziemlich nahe an jene im Chore zu Meiligenkreuz; 
aus diefem entwickeln fich nun die Rippen der Kreuz- 
gewölbe und die Arcadcngurtcn. 

Diefe Kreit srippeugewotbc aber find eben das 
Räthfelhaftcfte am Haue hinfichtlich der Datirung. 

VlU. N. F. 



Einfache Kreuzgewölbe mitten in der Rcgicrungszcit 
der fpät-gothifchen Netzgewölbe, und unter dem 
Zeichen Friedrichs III., defien Dombau in Grätz 
1449 — 1456 der Mode der Rippennetze eclatant 
huldigt ! Wie konnte man fich hier die Gelegenheit ent- 
gehen laden, der allgraffircndcn Leidenfchaft für diefe 
Ausartung der Condruclion nachzuhängen, wo die 
magerden Dorfkirchenbaue im Netzzopfc prangten? 

Aber gerade hier harrt unfer die Lofung des 
Rathfcls. Eine genaue Betrachtung diefer Gewolbe- 
bedandtheilc zeigt, dafs wohl die Arcadcngurtcn, 
nicht aber die Quer- und Diagonalrippen von durchaus 
gleicher l'rofilirung find. Letztere weifen an ihrem 
l'rfprunge bis beiläufig zu einem Meter über dem 
Capital-Gefinife das fchon -gothij che Bim - Profit; in 
diefer Hohe aber hört dasfclbe durch den ganzen Hau 
wie abgefehnitten auf und es w erden hoher hinauf die 
Rippenweitergeführt imfpäf gothifchen gratigen Profile. 

Das kann unmöglich in der gleichen Bau und 
Styl-Phafc gefchehen fein und lafst uns einen fieberen 
Schlufs auf die Baugefchichte der Kirche thun. 

Alfo Kirche, Kreuzgang, Sacridei, Capitelfaal, 
Brunnen-Capelle u. f. w., dies alles ward glcichmafsig 
miteinander nach der Gründung des Stiftes im Baue 
begonnen und weitergeführt. Im Jahre 1344 waren alle 
diefe Thcilc foweit fertig gcdcllt, dafs die Feierlich- 
keil der Einweihung dattlinden konnte. Zur leiben Zeit 
wird auch die Kirche, und zwar ihn; Umfaffungsmauem 
mit den l : enflcrn, ihre Pfeiler mit den Arkadengurten, 
die fie untereinander verkannten, und die Rippen- 
auf atze ihrer Gewölbe fertig gedanden und unter Dach 
gebracht worden fein. Jetzt konnte die Einwölbung 
beginnen; warum gefchah fie nicht und liefs mehr als 
ein Jahrhundert auf fich warten? Sind die Geldmittel 
zum Weiterbaue verfiegt? Ward die Kraft des Stiftes 
durch ein fehweres Unglück gelahmt? 

Das letztere id hier eingetroffen durch den 
grofsen Brand, der 1396 das Stift und die ganze 
Urtfchaft verheert hat. Hinterher bedurfte es der 
befoiulcren kaiferlichen Huld Friedrichs III., um 
dem Stifte die Wiederherdellung des fehonen Dach- 
werkes, die Einfetzimg der Gewulbe, die Adaptirung 
der beiden Giebel am Od- und Wellende (wo die 
verwahrloden Formen der Strcbcpfcilcr-Thürmchcn 
von der fehr fpaten Bauzeit erzählen) zu ermöglichen, 
und des Kaifers Vcrdicnd documentirt mehrfach feine 
Infchrift und bekannte Siglencombination. Dem fpät 
gothifchen Baumeidcr aber, der zwifchen 1461 — 1496 
einwulben folltc in einer recht fchwierig und mühfam 
langwierigen Zeitdauer, geboten fchon die vom 
14. Jahrhunderte her vorhandenen Rippcnanfatzc, fich 
lies geliebten Zopfgellechtes fpater Netzgewolbe zu 
enthalten und der einfachen edlen Weife einer früheren 
Styl-Periode unterthan zu fein. Dafür konnte er es fich 
verdatten, ohne Scrupcl auf das angefangene Birn 
Profil der Rippen das gratige Profil fpät-gothifchen 
Fortrehrittes unvermittelt aufzufetzen. 




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CXXVI 



Aus Brunnecken. 

Von Dr. Aiirrl llg. 



VtHbV] AS dem Kunftfrcund fchon bei feinem erften 
iVrV*J Gange durch die alterthumliche Stadt auffallt, 
Uflftt ill, an diefem geographifchen Tunkte fo leicht 
zu begreifen, die fchwefterliche Berührung, in welcher 
nordiieh-gothifche und fudliche Renaiflance Formen 
der Architektur hier zu einander flehen. Am deutlich- 
ften bekundet fich ein folcher Charakter des Ueber- 
ganges, den dicfcsStadtebild tragt, an den Faqaden der 
Privatgebäude, welche in unmittelbarftcr Nachbar- 
fchaft bald Trcppengiebel, bald Sgraffitos, bakl hohe 
Spitzdacher mittelalterlicher Form, bald maskirte 
Giebel mit fcheinbar horizontalem Dachabfchlufs zeigen, 
was in fumma dem Gcfammtanblicke natürlich etwas 
hochft Materifches verleiht. Ich fprechc zunächft von 
einigen diefer I'rofanbauten, deren Mehrzahl fich in 
der engen alten Hauptftrafsc zufammendrängt. 

Nr. 112. Frker auf breiter Confole mit Rundbogen- 
Profilen und Mittelrippc. Im zweiten Stockwerke ein 
Spitzbogenfries (Brauhaus). 

Nr. 10;. Wie in vielen alten Häufern der Stadt 
findet fich auch hier im Erdgefchofs eine tiefe Thor 
flur von gothifchen Baufermen, durch einen Pfeiler in 
der Mitte [,'eftutztc Gewölbe mit einfachem Rippen* 
werk, bei Nr. 67 und 96 find es hübfehe NctzgewoJbc, 
im Magill rat.shaufe Nr. 113 aber Sterngewolbc. Solche 
Fluren kommen auch noch weiter nördlich vor; eine 
fehr fchüne im bellen gothifchen Styl fah ich in Zirl 
im übcrinnthal. 

Das intereflantefte unter den l'rivatgcbnudcn ift 
das (lattliche Haus Nr. 94, welches einen Frker auf 
ähnlicher Confole wie das Brauhaus hat, überdies 
aber an der ganzen Faqade, welche nach Art der ober- 
italicnilchcu Hauten oben die Dachconllruction mas- 
kirt, wenn auch einfach, mit Sgraffitendecorirt ill Diefe 
Verkleidung enthalt arehitektonifche Motive, jonifche 
Pilafter, Fenllcr - Charnbranen mit Keillleinen und 
Mufchelbekrönungen. Ober den Fenflern, alfo auf der 
Mauer vor den Dachgiebeln , Hellt der Syntffitcn- 
verputz ein Schachbrettmufler vor. Das Ganze ift eine 
treffliche Probe fchlichter Decoration diefer Technik, 
im 17. Jahrhundert ausgeführt. Das Gebäude felbfl ift 
alter, wie der Krker und die gleichfalls guthifche 
Hausflur beweifen. — Hin ganz fchmales Haus mit nur 
zwei Fcnllcrn Fronte, eifernen Korbbaikonen, hat 
völlig das Gepräge Veneziaiüfcher und V'erunefifcher 
Privathaufcr. — Die malcrifch gelegene Wa^ncrei 
Nr. 156 am Rienz-Canale fcheint aus Kellen alterer 
Baulichkeiten errichtet zu fein, denn die beiden Ein- 
gangsbogen der Faqade werden von einem derben 
Steinpfeiler romunifchen Typus mit Würfel Capital 
getragen. 

In anderer Art bemerkenswert!! ift das kleine, 
archit eklonifeh unbedeutende Haus Nr. 66 in der 
engen I lauptftrafse. Die fehr fchmalc Faqadc zeigt 
noch Refte von Fresken aus dem Anfang des 16. Jahr- 
hunderts, doch ift nicht viel mehr zu erkennen. Man 
ficht zwei Geharnifchte im Zweikampf, mit Schwertern; 



der Eine ift bereits niedergellreckt, darüber den Tod 
und unten eine ganze Sehlacht. Die Krieger tragen 
vergitterte Helme, die vorhergehenden Farben find 
Roth und Grau. Auf dem Spruchband vermochte ich 
nur mehr die Silbe „hab- zu entziffern. 

Palaftartig nimmt fich das Sternbach'fchc Haus 
aus. Ks fleht auf vier Seiten frei und hat Krker auf 
toskanifchen Säulen ruhend, welche über Eck gellellt 
find. Das Auffallcndfle ill das Portal unter dem mitt- 
leren Erker der Haupt-Fagade, den hier zwei fehr 
fchon im Charakter deutfeher RenailTance profilirtc 
und mit ftarker Entafis vcrfchcnc Säulen genannter 
Ordnung tragen. Das Material ift Granit. Die Thor- 
umrahmung ill jedoch noch im Spitzbogen gewölbt, 
die darüber befindlichen (leeren) Wappcnfchilde, von 
zwei Greifen gehalten, beinahe fchon barok; den 
Schlufsftein bildet eine Maske. Nimmt man noch dazu, 
dafs ein fehr gut componirtes Oberlichtgittcr von 
Schmicdccifcn und ein prachtiger Thürklopfer aus 
Bronze in Geftalt eines ftylifirten Lowenkopfes mit 
einer Schlange im Rachen (17. Jahrhundert) vorhanden 
find, fo mufs bekannt werden, dafs diefes Portal des 
Intcreflänten genug bietet, was fo verfchiedenc Zeiten 
allmalig als Schmuck herbeigebracht haben. 

Ebenfalls von palaftartigcm Charakter ftellt fich 
das Haus Nr. 10 am olllichen Ende der Stadt dar. Hier 
fefl'elt uns das Innere. Den Hof umgeben auf den vier 
Seiten I.aubenyange durch drei GefcholTc. DicCapitale 
der Säulen cntfprcchcn der toskanifchen Ordnung in 
fehr derben Formen ; über dem Halsringe erhebt fich 
ein fehr kraftiger Echinus mit dünner Abacus-Platte. 
Der Saulenfufs hat fall noch mittelalterlichen Charak- 
ter, indem er einem umgekehrten Korb-Capitäle gleicht 
und gleich den romanifchen Säulen mit Kckwarzen 
tiefetzt ift. Gleichwohl gehört der Bau dem 16. Jahr 
hundert an. Ein Capital und der (fpatere, 1680 datirtel 
Steinbrunnen tragen einen gemeifseltcn Wappenfchild: 
fchrig getheilt durch ein Wellcnband, in jedem Felde 
ein achtftrahliger Stern. In einem Gemach des Erd- 
gefchofles fah ich eine Holzthurc mit rohen gothifchen 
Ornamenten in geftochencr Arbeit. Das Gebäude ift 
aufs Aeufserfte verwahrloft, grofse Sprünge gehen 
durch die Bogcnftcllungen. Das erwähnte Wappen, nur 
mit zwei Sternen im linken Felde, bezeichnet Brandis 
Khrenkränzlein als jenes der Jordan, einer in der 
tyrolifchen Adelsmatrikcl vorkommenden Familie. 

An kirchlichen Gebäuden befitztdie Stadt, Obern- 
dorf und Raggcn hinzugenommen, fünf: die Pfarr- 
kirche, die Spitalkirchc, die Capucinerkirche, die 
Rainkirche und jene der Urfulinerinen. Ueber die Pfarr- 
kirche, einen neuen Bau (nur rückwärts am Chore 
bemerkt man von aufsen noch Refte des gothifchen 
Baues), darf ich, frohgemuth, fchweigen. Es ift einer 
jener feinfollend romanifch-byzantinifchen Neubauten 
unferer modernen kirchlichen Kunft, deren Kalte, 
Schwunglofigkcit und — Langweiligkeit keiner Seele 
Freude macht, die nüchternen, nazarenifchen Malereien 



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CXXVI1 



des Innern dazu gerechnet. Die alte, fchon in der 
Barokzeit erweiterte Kirche brannte am 22. Mar/. iS;o 
gänzlich ab. Ihr herrlichfler Schmuck waren Fresken 
von Jofcph Schopf, die Verehrung Gottes durch alle 
Volker der Krde und Mari i Himmelfahrt, welche als 
des edlen Mcifteis bcflc Werke gegolten hatten. 
Weidmann bemerkte zur Zeit, als die neue Kirche 
noch im Bau Hand, fchr mit Recht: „ein Krfatz für die 
Schopf fchen Meillerfresken aber ifl nicht zu erwarten". 
— Noch find einige wenige Kunflwcrkc aus alter Zeit 
in der Kirche aufbewahrt. Auf dem Seiten-Altar zur 
Linken befindet fleh ein bedeutfames Sculpturwcrk des 
15. Jahrhunderts, eine Pictä, .Steinarbeit mit Kellen 
alter Fällung und Vergoldung. Die Formen lind äufserll 
hart, die Korper fchr hager, charakterillifch endlich 
der über den Schofs der Mutter übermafsig weit her- 
ausragende Oberkörper des todten Heilands. Hohe 
circa 2 Fufs, das Bildwerk hat in der Compofition viele 
Aehnlichkeit mit der Pietä auf der Kall bei Bozen. 1 
In der Sacrillei licht ein gefchnitzter gothilcher 
Schrank mit geometrifcher ürnamentation in Holz- 
Mofaik, fowie ein jüngerer mit aufgelegten Verzierun- 
gen von I.aubfagcarbeit mit der Infchrift: Difen Kaften 
hat die Krzbrudcrlchaft vom heil. Kofenkranz machen 
lalTen. 1650. — Das bcdcutcndllc Ucberblcibfel aber 
ill folgendes: 

Laut Angabe Dr. F. C. Weidmann (dritte ganzlich 
umgearbeitete Auflage von J. G. Seydl's Tyrol, Leip- 
zig 1854, pag. 161) und anderer Autoren follte in der 
Spitalkirehe ein Frzrelief von Cafpar Gras aus dem 
Jahre 1620 zu fehen fein. Dafelbll befindet fich heute 
nichts derartiges, wohl aber bewahrt die Sacrillei der 
Pfarrkirche diefcs Kunllwerk; ob es von jener in diele 
Kirche feitdem erll transferirt wurde, weifs ich nicht. 
Ich habe das Denkmal, das einzige unter den hier 
befchriebenen, auch nicht fclblr gefehen, fondern ver 
danke dicKvinde davon nur meinem verehrten Freunde, 
Architekt Johann Deininger, welcher auch die Güte 
hatte, mir nachtraglich die Infchrift mitzutheilen. Das 
aus Bronze gegoffene Relief Hellt die Kreuzabnahme vor 
und enthalt folgende Worte in deutfeher Schriftform: 
Gott dem Allmachtigen zv lob hat der furnemb 
Hanns Kempter burger des Raths zv Brix dclTcn 
Vater Hanns Kempter Bürger zv Brauneggen fo im 
1564 Jahr in Gott entfchlaflen vnd alhla begraben 
liegt dicl'scs Kpitaphivm machen lalTen. 1620. 

Cafpar Gras foll uns Haddiens der Gegeuftand 
einer eingehenderen Unterfuchung fein ; wir begnügen 
uns an diefer Stelle daher mit der Anfuhrung eines 
bisher nicht bekannten Werkes des intereffanten 
Kunlllers. 

Die Spitalkirche im Kargen ifl ein Rococo-Bau 
mittleren Schlages mit ziemlich reich, mit Statuen und 
Stucco's gezierter F'a^ade. Das Presbyterium hat 
indefs noch drei Seiten des gothifchen Oclogons. Das 
Innere ill mit zierlichen ornamentalen Stuccatuien im 
Kococo-Styl decorirt und die Decke mit Fresken bc 
malt. Letztere ilcllcn die Hauptfccnen aus dem Leben 
Johannis Rapt. vor. Das Bild über dem Hingang, (der 
Hümme Zacharias erhalt im Tempel die Sprache) 
enthalt in der Infchrift : In MEDIO eCCLESIaEAPERIET 

1 Sondra fobo ich. daf» «. lUltlki im i»euc(l«n «. lltfle de» Rtw, 
l lllni für K.ir,«.iir«a,fch..fi. pa(. (■ t (f.. unfer B.ld eb.nfclli befehjeibi. Sein. 
Anficht, <li< So.lpl.ir (p.lft all di* U.oiie.kc Epixbc aittufcucu f.., lh.il« 
1.1, .»Clgnniill 



OS ElVs. (Kcclef. XV.) die Jahreszahl 1760. Das I loch- 
Altarbild, Taufe Chrilli. ill eine Arbeit des Frans 
Unterberger. Heller gefallt uns deficit heil. Fliläbeth am 
Seiten Altare rechts, die freundlichen Frauenkopfc mit 
echt baroken Stumpfnaschen, der greife Bettler, welcher 
eine Reminifccnz an Dominichino zu fein Icheint, find 
recht gelungen. Das Colorit ill, wie bei (tiefem Maler 
mcillcns, blafsgrau. Georg Grasnttiyrs heil. Notburga 
am linksfeitigen Altar gehört zu den gewöhnlicheren 
Arbeiten diefcs gewandten und fruchtbaren Meillers. 
Beide Gemälde liehen in prachtvollen reichgefchnitzten 
Kococorahmen von origineller Form. Nach Tfchifchka 
(Knill! und Alterthum, pag. 154) füllten fielt auch noch 
eine heil. Anna und Maria von Johann Geyer hier 
befinden. Dies ifl nicht mehr der Fall. Johann Geyer 
llarb in Innsbruck den 18. Marz I/ll Fr malte auch für 
die Kirche in Mieders; die Kupferlliclifammlung der 
Iniisbrucker Univerfität hat 60 feiner Handzcich- 
nungett. Jene Bilder in der Spitalkirche wären alter 
gewefen als «las Gotteshaus. 

Im Kirchenpllaller vor dem Flifabcth- Altar ifl ein 
weifser Marmorßcin mit Wappen und Infchrift ein- 
geladen. Das Fmblcm des Rcnailfancc-Schildcs beliebt 
aus einem Dreiberg, aus delien mittleren Gipfel ein 
Stamm (ohne Blätter) entfpriefst, welcher fielt iymme- 
trifch nach beiden Seiten beugt und dafelbll je eine 
Eichel nietlerlt.ingen lafst. Das Kleinod des Turnier- 
helmes mit zwei offenen Flügen befleht aus dcnfelben 
Zeichen: 

IOIIANIS P CAPITF VII DKCI.WO. 

Folgt die dortige Stelle von dixit dominus bis 
vivet, dann noch ein Citat aus Psalm VT. 2, jede 
fonllige Angabc fehlt. Der Styltypus des Steines weill 
auf das Filde des 16. Jahrhunderts hin. 

Die auf dem Grunde einer ehemaligen Schmelz 
hüttc 1626 erbaute Kirche der Capucincr entbehrt 
jedes kunilgcfchiclulichen Interelies, dagegen verdient 
das fchon gelegene kleine Rainkirehlein eine Erwäh- 
nung. Fs ifl der heil. Katharina geweiht. Die urfprünt;- 
lich mittelalterlichen Baufornten haben int Laufe der 
Zeiten manche Veränderung erfahren, der malcrifchc 
Thurm entlland im Barokzeitalter und hat gute Ge- 
länder von Schmiedewerk. Was das Gotteshaus aber 
vor Allem bemerkensu erth macht, find die Frcsco- 
Malereien an feiner Aufsenfeitc. Der Stadt zugewendet 
erhebt fich über der Seitenpforte eine auf Confolcn 
ruhende Bedachung aus Stein, unter welcher eine mit 
einem Frcsco gefchmückte Lünettc. Auf dunkelblauem 
Grunde liehen drei heilige Gellalten neben einander: 
in der Mitte Katharina, rechts ein Bifchof mit einer 
Haue und Kirchenmodel], links Seballian. Wir haben 
hier die Arbeit eines Venezianers aus der erllcn Hälfte 
des 16. Jahrhunderts vor uns, freundliche würdevolle 
Geilalten von tiefem Colorit. Das Frcsco hatte indefs 
fchon einen Vorläufer an diefer Stelle, denn unter dem 
Bifchof wird fchr deutlich die Hand eines heil. Lorenz, 
welcher den Roll halt, fichtbar. Unten liehen die Worte: 
S.CATARINA OHA PRO. . . .die L ntcrfeitc des Stcin- 
baldachins endlich hat ein fehr gcfchmackvoll gemaltes 
Ornamentmuller im ttrengden Styl der RenaiiTancc. — 
Ein zvseites, kleineres Frcsco befindet fich in der 
Lünettc über dem l laupteingang. es llellt die Ent- 
hauptung des heil. Johannes vor und ill befonders 
durch das Collume des Henkers merkwürdig, welcher 

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cxxvm 



weift und roth gertreifte Beinkleider und überhaupt 
die Kriegst raefat der Zeit trägt. Ebenfalls unter 
italienifchcm Kinflufs entftanden, übermalt. Am Haupt- 
Altar eine gute Copie der myllifchcn Vermahlung der 
heil. Katharina von Vcroncfc in der Dresdener Galerie. 

Die Kirche des 1741 errichteten Kloftcrs der 
Urjulhierimn ifl ein bemerkenswerther gothifcher Bau 
mit fchoiiem Purtal, welches fich in einen mit Krabben 
und Kreuzblumen gefchmückten Wimperg empor- 
gipfelt. Zu beiden Seiten flankiren es fchlanke Fialen, 
im Tympanon ein Fifchblafcnmuftcr. Das Innere hat 
vier Travecs mit lehr reichen Stcingcwulbcn auf (Jon- 
folen. Die polychrome moderne Decoration ift wie 
alle derartigen Neuerungen fiir den Freund des Alter- 
thums fehr unerfreulich. 

Ehe ich das Schlofs befchreibe, habe ich noch 
über eine Reihe von Grabfculpturen und Infchriltcn 
Nachricht zu geben, welche an der Wand gegenüber 
der Pfarrkirche aufgcftellt find. Ich bcruckfichtigc 
indefs nicht alle. 

1. Unter einem mittelmafsigen Fresco (die drei 
Marien am Fufs des Kreuzes, iü Jahrhundert) dclTen 
Infchrift auf ein älteres Kpitaphium des Antoni Obucxer 
von 1611 hinweift, irt eine in Bronze gegoffene, kreis- 
runde Scheibe von I 1 4 Fufs Durchmefier eingemauert, 
das interefl'antelle Denkmal der ganzen Reihe. Die 
Mitte des Medaillons nimmt in rclief ein Wappen ein: 
deutfcherTartfchenfclüld mit eingeschobenem Zwickel, 
in den fo entftehenden drei Feldern je eine hcraldifchc 
Lilie. Auf dem Stechhelmc ein Männtcin in Halbllgur, 
bärtig, mit geknöpfter Jacke; das Haupt mit einem 
Kranz geziert, an welchem zwei Bandchen nach rück- 
wärts flattern. Umfchrift in Fraclur: 

Anno dm 1517 VtTdcn 26 tag Aug: ftarb der Fiber jung 
gefell Hainrich vinck vo Augspurg Dem got gnedig fei 
Diefe fchonc Mctallarbcit ill ohne Zweifel Äugs- 
burger Producl, wahrfcheinlich aus den Werkllatten, 
welche die erflen Figuren für das Kaifer Max-Grab 
lieferten.- Der Junggefell Heinrich Fink hielt fich wohl 
als Kaufmann, den der hier einft fo lebendige Tranfito- 
handel aus Italien befchaftigte, in Brunnecken auf, 
wo er ein frühes Ende fand. 1 

2. Bemerkenswerth ill der Stein des Jacobi Kirch- 
mayr de Rogen, welcher den 13. Jänner 1528 ftarb. In 
einer Renaiilance-Umrahmung von architektonifchem 
Aufbau ill unter der Archiv olte das Brultbild des 
Verdorbenen bei dem ("rueifixe zu fehen. Das Wappen 
enthalt zwei Arme mit Aermeln bekleidet, welche eine 
Spitzfchaufel gemcinfchaftlich emporhalten; i lelmzier 
defsgleichen. Die Familie des Verftorbcnen nannte (ich 
de Ragen nach dem nordöftlichen Stadttlieile ihres 
Heimatsortes, dem Raggen; der Name foll von einem 
Dorfe, Raggoua, kommen, welches bereits im to. Jahr- 
hundert an der Stelle von Bnmnecken exillirte. 

3. Wcifser Marmor, Wappenftein. quadrirter 
Schild, 1 und 3 gegenfeitig fchreitender Hahn, 2 und 4 
zwei »crfchlungcncKlceblattftengel. L'nter dem Schilde 
ein gekrönter Turnierhelm mit zwei offenen, je mit 
einem KIceblattrtengcl belegten Flügen, daxwifchen 
der Hahn, darunter in einer Cartouche: 

ALIIIKU LIGT BKCRAßKN PI'.R HO< IIWIRDIGE 
WOLEDL GEHÖRNE JOHANN BABELS I A MAIR- 

' S«fM,».Au<.l.. i;«rM,tcrl,«Tc. U (h brin«! Tat. VIII. »idatf.lbc Wappen 
Jrr tamilic. weklie et >"a«p* t«nat 



HOFBR VON KHOBVRG VM) ANGI-R IN LKBKN 
(5FAVKSTF.R TKCHANDT VND PFARRHKKRN f.cj V.Y 
BRVNEGG, SO DEN f.. MAY 17U5 IN CO IT VER- 
SIII >KN ilici ISTDKM1-: COTIM^NKDIC.SKIN WOELK. 

4. Grol'ser weifser Stein, mit Wappen Seulptur- 
Fs ill ein Allianzwappen, deflen Schilde ein dazwifchen 
Hebender mit der Stola gezierter F.ngcl halt. Schild 
zur Rechten: (Juadrirt, l und 3 fchreitender Lowe mit 
einem Doppclbcchcr in den Franken; 2 und 4 gc- 
fchacht mit einem Querbalken. Schild, zur Linken: 
Ouadrirt, 1 und 3: Je zwei heraldifche Lilien nebenein- 
ander; 2, Jungfrau gekrönt mit fliegendem Haar, in 
der Rechten eine Infcl haltend; 4. drei Hifthörner über 
einander. Keine Helme. — Unterhalb Vers aus Job 19: 
Seio quod fis falvatorcm meiim, und in Fraclurfchrift : 
Am 7. tag Fcbruarij Im 1558 jar Ift geftorben Vnd ligt 
hie begraben Die wolgeborn Fraw Fraw Veronica 
Freiin Zu Kirchberg vnnd Weiffenborn feiige: Des 
Wolgebor: neu Herrn Herrn Danieln Foclixcn Frei- 
herrn zu Spawr Obriftenn Erbfchenckhen der Für. 
Graf. Tirol. Vnd Hawbtmau Zu Braunnegg Geliebte 
Kegemachel.Gott vcrlcich Irain Frelichevrftent. Amen. 

5. Weifser Stein, im oberen Theilc ein Renaiflance- 
Scbild, fchr.ig getheilt, belegt mit nach rechts ferti- 
gendem, auffteigendem \\ r indhund mit ausgefchlagener 
Zunge und Halsband. Die Infchrift in Fracturbuch- 
ftaben : 

Hie ligt begraben Der Ernuell Hanns Ranfft Im leben. 
Des hochen StifTls Brixen Ambtman vnd Zölncr zu 
Braunegg. Auch die Tugenthafft Fraw Vrfula Vintlin 
feine gemachcl Denen beiden gott WÖl Gcncdig fein 
Amen. 

Ohne Datum, 17. Jahrhundert. 
Die Familie der Vintler ift feit Alters und noch 
heute in Brumiecken fefshaft 

6. Ein hochft originelles Denkmal der Barokzeit, 
hiichft charakteriftifch für den Kunftgeift jener Zeit 
und überdies werthvoll, weil es uns mit dem Namen 
eines Bildhauers bekannt macht, ift dasjenige, welches 
ganz einfam gegenüber im alten Friedhofe lieht. In 
feiner laft runden Marmor Sculptur Hellt es die Halb- 
figur des geflügelten Todes vor, welcher das ovale 
Porträt-Relief einer Dame (Brultbild) im Coftüm der 
leopoldinifchcn Epoche halt. Daneben fitzt ein Genius, 
fchhimmernd, auf die Sanduhr gellutzt, zugleich aber 
die Linke zu dem Bilde erhebend. Auf der Confolc 
ficht : 

I). O. M. 
HOC »OM. IM REN TN 'S RVES 

s<:\ i.ptor rowai:, matf.raf. 

SVAE CHRISDNAE MAI BIN 
MORTVAB Iii. IVL 1Ü75. 
I IR1 (sie) CVRAVI T 
HI MS. 

Lorenz Kues, der Bildhauer zu Rom, ill alfo nicht 
der Verfertiger, fondern blofs der Belletier des Grab- 
denkmals. Von Lorenz Kues ift aufserdem nur bekannt, 
dafs er in Rom geftorben ift und in feiner Kunft 
gerühmt wurde. Moglicherweife ift hinter den beiden 
t'hiffern M S der Name des Bildhauers verborgen, von 
welchem diefcs Epitaphium herrührt. 

Die Burg von Brunnecken, deren ziemlich wech- 
felvolle Geiehiehte ich hier nicht berühre, befitzt trotz 



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CXXIX 



mancherlei Umgeftaltungcn und Vernachläfligung fehr 
merkwürdige Partien, welche (ie namentlich für den 
Forfchcr auf dem Felde der Gcfchichte des mittel- 
alterlichen Fortifications AVefens bedeutend erfcheinen 
laden. Aus der altelten Zeit ift wohl nur der gewaltige 
viereckige Donjon übrig. Ich fchaltc nur kurz ein: der 
Brixener Bifchof Bruno Graf von Wullerftcttcn und 
Kirchberg, dem die Stadt ihren Namen verdankt, foll 
um 1280 die Veite gegründet haben; einer feiner Nach 
folger, Bilchof Johann Sax, veranlagte die Ein- 
fchliefsung der Stadt durch Mauern, was, der natür- 
lichen Anlage gemäfs, nur im Zufammcnhang mit der 
Befeltigung des Schloffcs gefchchen konnte, wie ein- 
zelne Kefte der Mauer und des Grabens auf der Südfeite 
heute noch zeigen. Bifchof Albert von Elina oder Ncu- 
markt, vergrofserte die Stadt und vollendete den Burg- 
und Bcfcftigungsbau. Im 15. Jahrhundert, als der gc- 
waltthätigc Bifchof Nicolaus Cufa feit circa 1460 hier 
häufte, wurde gleichfalls Manches hinzugefügt und viel- 
leicht bei der Erllünnung durch die Truppen Erzher- 
zogs Sigismund des Münzreichen auch Manches zer- 
ftort. Die noch vorhandenen künfllcrifchcn Ausltattun- 
gen des Gebäudes deuten darauf hin, dafs unter den 
Brixener Bifchofen, deren Eigen es noch heute ilt, auch 
vom 16. bis 18. Jahrhundert einige Sorgfalt für das 
Schlofs verwendet wurde. 

Das eigenthumlichlte Bau- und Fortifications- 
werk der Burg ill der gedeckte oberirdifche Gang, 
welcher auf derStadtfeitc den Berg herabfuhrt, zugleich 
fchr malerifch in feiner Frfcheinung. In fanftem Abfall 
lenkt (ich dieler Corridor auf Pfeilern ruhend bis zu 
einem Punkte des Hügels. Soweit lafst fich's im Innern 
vordringen; hier aber wird er zum fenkrechten 
Schachte, in welchem noch einige zerbrochene und 
verfaulte Leitern tiefer hinabführen, ohne Zweifel in 
einen der Mauerthürme der Stadt, von denen ein 
runder bei der Spitalkirche noch erhalten ift. 

Man betritt die Veite durch eine kleine Eingangs- 
thur, auf deren Eifenverklcidung das Andreas-Kreuz 
(burgundifches Kreuz von Baumltammcii gebildet) und 
die Zahl 1616 zn fehen ift. Ein zweites Thor tragt das 
Datum 1602. Im Hofe angelangt erblicken wir den 
Treppenthurm mit verftabter gothifcher Eingangs- 
pforte; darüber in Stein gehauen das Wappen des 
Bifchofs mit der Jahreszahl 1518 und der Mitra. Neben 
der Thür ilt in flachem Stucco die Figur eines dicfelbc 
bewachenden I lellebardiers zu bemerken, einer in 
Tyrol öfter wahrzunehmenden Sitte gernhfs, die wir 
am goldenen Dachl in Innsbruck, an der Facadc des 
fogenannten fpanifchen Saales in Ambras, am Pala/.zo 
Gcrcmia in Trient etc. wieder begegnen. Gegenüber 
dem Aufgange zum Donjon ift an der Wand des Hofes 
eine grofsc Holztafel angebracht, auf « elcher ein Uhr- 
blatt gemalt ilt. In der Mitte befindet lieh der Ziffern- 
kreis mit einer goldenen Sonne und vier Wappen, 
darunter wieder das Lamm von Brixen und der Adler 
wie in obigem Wappen-Relief. Unter der Sonne lieht 
1540, unten aber MDCIII, letzteres wohl ein Reno- 
virungsdatum. KünlHerifch erinnert die Ausltattung 
diefes Werkes an jene hölzernen, bemalten Uhrkall en 
Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, deren mehrere die 
kaiferlichen Kunllfammlungcn in Wien noch befitze». 
An der Sudwand fieht man einige fall ganz crlofchcnc 
Bifchofswappen in Medaillons gemalt (16. Jahrhundert] 



und gegenüber einehochft mcrkwürdigcTrcppc, welche 
zu der Aufsenmauer behufs deren Befetzung und 
Verteidigung führt. Auch eine Säule mit rohem 
facettirtem Capital ift hier vorhanden, aufserdem das 
Andreas-Kreuz allerorten angebracht. 

An mehreren Orten uberrafchen den Bcfuchcr 
fchr tüchtige decorative Malereien, welche ai fresco 
ausgeführt find. So ilt über dem grofsen Portale des 
inneren Baues, deffen Datirung, 1602, bereits erwähnt 
wurde, ein grofses Fresco angebracht, darftellcnd 
das Stiftswappen in colol'falen VcrhältnilTcn, von 
Löwen gehalten, in einem Kranze von Lorbeer- und 
Fruchtgewinden. In den Zwickeln find Engclskopfc, 
unten ein ornamentaler Fries. Endlich finden fich an 
dem örtlichen Thurm im Zwinger eine aufserll 
gefchmackvoll decorirte Fenllerleibung mit den (lil- 
vollftcn Renaiflancc-Motivcn, Delphinen, Candelabern, 
gelb und roth auf blauem Fond. Auch hier macht fich 
allüberall die Nahe Italiens fühlbar. Das Innere des 
theils alsCaferne, theils alsFrohnvelle — mifsbrauchten 
Schloffcs bietet wenig IntcrelTantcs. Eine getäfelte 
Decke mit Rofetten und dem Brixener Wappen aus 
dem 17. Jahrhundert und ein Erker mit Nctzgewolbe 
im erften Stockwerk waren zu bemerken. Einige 
andere Zimmer find im Gefchmackc des Rococo aus- 
ausgemalt. Ganz oben, an der Ecke gegen Welten ill 
noch eine romanifche Theilungsfaule zu fehen. 

In der nachflen Nahe von Brunnecken erhebt fich 
über der engen Schlucht des Rienzfluffes die malcrifche 
Lamprulttsbiirg. Wenn man über das Dorf Reifchach 
dahin den Weg nimmt, fo trifft man auf eine Fttd- 
Capelle, deren Fresken und bemalte Stuccaturcn trotz 
des rohen Ausfehens infofern intcrelTant find, als fie fo 
recht als Bauernnialerei alterer Zeit, gew ilTcrmafscn als 
I lausinduftric der monumentalen Kunlt, bemerkt zu 
werden verdienen. Im Altar-Gewölbe find die Heim- 
fuchung und verfchiedene Heilige dargeitellt, das Ran- 
kenwerk hat noch ganz ftrengen Rcnaiffance-Charak- 
ter, datirt find diele Malereien 1682. — Die Lam- 
prechtsburg verräth ihr hohes Alter, abgefehen von 
dem Hauptthurmc, durch keinen ihrer fonfligen Bau- 
theile. welche vielmehr der fpiiteren Renaill'ancc ange- 
hören. Indeffcn war die Vcfte in früheren Zeiten Eigen 
eines nach ihr genannten Gefchlechles und kam erft 
fpätcr in den Belitz des Stiftes Brixen. welches fic jüngft 
verkaufte. Heute häuft ein Bauer darin. Die Gemacher 
find zum Theil noch verhält nifsmafsig wohl erhalten und 
wäre dcfshalb dem Gebäude ein günftigercs Gefehick 
zu wünfehen Ein getäfeltes Zimmer hat das Datum 
1542; ein fchoncsRenailTaiice Fenller mit Theilungsfaule 
und Eckfitzen, von toscanifchcr Ordnung, ift 1696 be- 
zeichnet, lieber dem Eingange fieht man ein al fresco 
gemaltes Wappen, quadrirt, jedes Feld mit drei hori- 
zontalen Streifen in folgender Aufeinanderfolge der 
Tincturen: I. 3. gelb, roth, weifs; 2. 4. gelb, weifs, 
roth. Von den verwifchten Kleinodien ill blofs die 
Figur eines fitzenden Windhundes lichtbar. Bcfonders 
hervorragend Peheim mir ferner ein yröfseres Zimmer, 
deffen Tapete noch wohlerhalten ift. Der Deffin (teilt 
ein fehr reiches Mullcr der Spat-Renailfancc vor, welches 
mitteilt Zeugdruck hcrgertellt ilt, indem auf die nafi'e 
Farbe Wollllaub zur Herltellung des Velours gcflreut 
wurde. Aufser einem einfachen gefchmiedelen Treppen- 
geländer von guter Zeichnung finden lieh ferner noch 



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cxxx 



eine Anzahl Bilder im SchlolTc, doch nichts Werth volles. 
Am belli n find noch ein Porträt des Erzherzogs 
Ferdinand Karl von Tyrol und jenes des Brixcncr 
Bifchofs Cafpar Ignaz Grafen von Künigl, 1708, des- 
felben, welcher 174 1 die Errichtung des Urfulinerincn- 
Kloflers in der Stadt forderte. 

Endlich iiberrafcht uns in derSchlofs-Capelle ein 
fcltenes Objcifl. Die Capelle fleht vollkommen 
ilblirt auf der Platlfurm des Hofes und ill erll im 
vorigen Jahrhunderte gebaut. Ihre Einrichtung nimmt 



unfer IntcrelTe keineswegs in Anfpruch. doch befindet 
fich unterhalb der Kanzel, in der Wand eingemauert, 
eine oblonge, fufchohcReliefplattc von Majolika, welche 
ein Wappen vorflellt, fall, als rührte fie von einem 
Ofen her. Der Kenaiflance-Schild ill i|uadrirt. Feld 1 
zeigt das Emblem, welches am Epitaphium des Kirch- 
mayr am Kaggen vorkommt, die Arme mit der Spitz- 
l'chaufel, in Blau; 2 eine Mädchenbülle in Gelb; 3 einen 
fchreitendcti gelben Löwen nach links; 4 einen Quer, 
balken. lieber dem Schilde lieft man die Zahl: 1636. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 



Vurt l)r A'tiri Lind. 

XIII. 

(MM Im Icxl'llluftiAltuncli.) 




flE Decanal- und Stadt-I'farrkirchc zu Gummi 
hat eine dreifchiffige Anlage (,Fig. 1) mit 
fchönem Ncu-Gcwolbc uberdeckt. Drei Paar 
achteckige l'feiler tragen die Gewölbe, die in jedem 
Schiffe in je 4 Joche zerfallen. An den Wanden 
erfcheinen Dienfte mit vorgelegten Drcivicrtelfaulen als 
Kippenträger; die Seitcnfchiffe mit je einer aus dem 
Achtecke conftruirten Abfide. Das Prcsbytcrium be- 




1 .Gmund. 1 



fleht aus zwei rechteckigen Jochen mit Kreuzgewölben 
und aus einem funffeitigen SchlulTc. An das Chor irt 
eine kleine Sacriflei angebaut, hinter dem Aclvtcck- 
fchluiTe in der Achfe eine moderne (auf der Abbildung 
weggclaflene) Capelle, <lie ebenfalls als Sacriflei dient. 
Der Triumphbogen ill krallig prolilirt. Nicht minder 



fchone Prolilirungcii linden fich Auf dem Haupt-Portale 
und dem Portale der rechten Seite. Nur int Schlutfe 
des Prcsbytcriums und der Seitcnfchiffe finden fich 
Strebepfeiler. Der Thurm ill links des Langfchiffes, 
eine Capelle rechts desfelben angebaut- Die eben- 
erdige Thurmhalle dient als Durchgang. Diefe Capelle, 
worin die Taufen abgehalten werden, fleht durch zwei 
Bugenoffnungen mit dem rechten Seitcnfchiffe in Vcr- 




Kig. 2. { Karner j 

bindung und ill mit einem einfachen Netzgewölbe über- 
deckt. Inder Sacriflei findet lieh ein hiibfcliergothifcher 
Kelch. Von den zahlreichen leider ftark abgetretenen 
Grabmalen ill zu erwähnen jenes des Jacob Gaisberg 
157.1, eines Weitt-Hinofer von 1521, und des Grafen 
Rudolf RaiUnan 1633. Auch verdienen die vielen 



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CXXX1 



fchonen fchmiedeifemen Grabkreuze am Friedhofe um 
die Kirche befondere Erwähnung. 1 

Hei der Kirche der Karmr (Fig. 2) rund mit 
doppelter Aufgangsfliege, das Heinhaus darunter, Fres- 
ken aus der heften Zeit des fpäten Mittelalters im 
Innern, auch Spuren von Malereien an der aufscren 
Stiegen wand, fchöno gothifchc Predella und Figuren 
eines Kalten- Altars. 

Zunachit des Kaufes Nr. 49 ficht eine gewundene 
Säule mit tlem Wappen des Salzbuigcr Krzbifchofs 
Leonhard v. Ktutfchach und der Jahreszahl 1510. Kine 
kleine gothifchc Capelle wird jetzt als Gctreidcfpcichcr 
verwendet. Von den Befefligungsanlagen haben fiel) 
einige Kcftc, fo ein Stadtthor beiderseits mit fpitz- 
bogigen Oeffnungen, Theile der Stadtmauer mit Zin- 
nen und Schicfsfcharten erhalten. 




Kig. 3. (Krc-iftlilach 



Zur Gmiindner Mutterkirebe gehören zwei Filialen, 
zunächft die Kreufcliladier Kirche. Ober dem Triumph- 
bogen diefes bescheidenen Baues fleht: .1518, ruinirt 
durch den grofsen Krdbidcn den 4. xbris l6yo, repa- 
rirt [691 -. Die Kirche Fig. 31 bcfleht aus einem Lang- 
haufe mit zwei Jochen. Die Kippen des zierlichen Stern- 
gcwnlbcs ruhen auf runden Dicnflcn. rur an einer 
Stelle vertritt eine Confolc den Dienll [Fig 4 Das 
l'rcsbytcrium fchlicfst dreiteilig und ill Reu überwölbt. 
Am Schiffe und Chore haben fich abgeftuftc Strebe- 
pfeiler erhalten, defsgleiehen blieben die fpitzbogigen 
Fenltcr unverändert. Das Orgel-Chor itl neu. Die 
Sacriftei liegt im Erdgefchoffc des Thurmcs, der rechts 
an das Presbytcrium anfchliefst. In dclVen oberes 
Stockwerk fuhrt eine Treppe von der Kirche aus. 
Die Strebepfeiler haben fpat gothifehe Watlerfehlage 
und find zweimal abgetreppt. In diefem Kirchlcin finden 
fich fo manche beachtenswerthe Gegenstände: im 
Presbytcrium Hctlluhle aus Fichtenholz, zierlich gear- 
beitet, etwa aus dem 17. Jahrhundert, ein fch>mcs 
Kenaiffance-Abfchlufsgitter, am Thurnie eine kleine 
Glocke von I564, in der Sacrillci ein Mefskleid mit 
Flachftickerei, vorltellend den Gekreuzigten, Gott 

1 Mit RcniM/unf d«r Bt-ricM* dir k k. C»nual-<'«>ni«ifl6i»«i J«r 
H«rr«n Ittltttif uti.I /'://■> b 



Vater, Maria Magdalena und Johannes, das Kreuz 
als grüner blattertragcndcr Baum. Aufdcr Vorderfeitc 
der Cafulu drei Heilige in einer Reihe untereinander. 
Ein zweites Mefskleid mit dem gekreuzigten Heiland, 
l'etrus und Paulus auf Goldgrund, Hochflickerei. Zu 
Füfsen des Kreuzes Maria und Johannes und eine 
Acbtiffin (Donatrix.) Diefe Cafula dürfte dem 15. Jahr- 
hundert entllammcn. Endlich ein drittes mit reicher 
Nadvlmalerei geziertes Mefskleid aus dem \J, Jahr- 
hundert und ein Politcr von geprefstem Leder mit 
fchunen KenailTance-Ornamentcn beiläufig aus dem 
16. Jahrhundert, 




Fig 4. (Krfufchlicli.} 



In Ircbejfing nuchll Gmünd die jetzt als Stall 
verwendete Ruine eines gothifchen l'resbyterium.s, 
beflehend aus fünf Seiten mit Strebepfeilern, Spitz- 
bogcnfcnlleroffnungen und einfacher Rippen Conftruc- 
tion. An einer Stelle Spuren eines alten Fresken- 
gcmäldes. 

Bcachtcnswerth ill die Leo bener Filial- Kirche zu 
l'tifstüls. Sic ifl cinfehiffig, hat ein kleines l'resbyterium 
in unregelmäßiger Achteckgrundform und profilirten 
Triumphbogen, fpitzbogige Fenller ohne Maafswerk. 
Im Schiffe eine gothifchc, in Roth und Weifs bemalte 
Holzdcckc (Fig. 5), cbenfo die Brüitung des Orgel- 
Chores. Der Altar gehurt der Spat-Gothik an, drei 
I IciligcnT'igurcn unter reichem Baldachine. L" eber dem 
Eingange ein Fresco-Bild aus dem 16. Jahrhundert (die 
Kreuzigung!. 

Zu Malithein war bereits im Jahre 1126 eine 
Kirche, die vor 1209 auch als Pfarre urkundlich be- 
zeichnet wird; die heutige Kirche wurde 1482 erbaut. 
Sie ill cinfehiffig und mit dem üblichen Netzgewolbe 
überdeckt. Das l'resbyterium fchliefst mit fünf Seiten 




Kig. 5. (TtefMihx.) 



des Achteckes und befleht überdies noch aus einem 
Joche, das durch ein zierliches fchmiedeiferncs 
Speifegitter vom Langhaufc getrennt wird. Auf der 
Fvangclicn-Seite eine gothifche Capelle, gegenüber 
eine jüngere {16611. Das Schiff befiehl aus vier Jochen 
und ifl aufsen mit abgciluftcri Strebepfeilern verleben. 
Der Thurm an der linken Seite des Presbyleriums 




CXXXII 



bildet unten die Sacriflei, ill bis zum I laupt-Gcfimfc 
viereckig und tragt einen achteckigen Helm. Im 
Glockenhaufe rundbogige Doppelfenller mit rohen 
Doppclfaulen ohne C'apital. Kine Glocke im Thurme 
dürfte noch in das 14. bis 15. Jahrhundert zurück- 
reichen. Die Seiten-Altäre tragen die Jahreszahl 1671 
und 1673, der Altar in der Capelle links 1622. An der 
Kirche finden fich zahlreiche Bilderfpurcn, fo in der 
Vorhalle ein heiliger Oswald, gut erhalten, über 
dem Portale eine Kreuzigung, am erflen Strebepfeiler 
eine Frauengcftalt mit offenen blonden Ilaaren und 




ein Bifchof, daneben ein heil. Chrilloph. Schoner 
Kenaillance -Thürklopfer mit Kofette. Grabmal des 
Georg v. Malltntcin und feiner Gattin Sibylle, 1531. 
Nachft der Kirche ein Karner von runder Gellaltung, 
in demfelbcn zwei hübfehe Holzfiguren des 15. Jahr- 
hunderts. 

Im Schlufsileine des nahegelegenen SchlolVes 
Kromgg die Jahreszahl 150,0. L'eber dem Portale ein 
Doppelfenller im Rundbogen (Früh-Kcnaiffancc). In 
der Schlofs-C apelle zu Dernbach ein dreifitziger Chor- 
Hühl (Fig. 6) aus Nufsbaumholz, fpat-gothifch. Die 
geneigte Rückwand ill durchbrochen, bekrönt mit 
Wimpergen und Fialen. Die Vorderwand des Knie- 
fchemels (Fig. 7) ebenfalls durchbrochen, im Ganzen 
fchon fchr fchadhaft. Im Schlöffe mehrere Holz- 
plafonds aus der RenaiffanccZcit. 

Die Kirche in zeigt im Grundnflc [Fig. 8) 

ein gegen das l'rcsbytcrium flark verfchobenes Schiff, 
das jünger als diefes id. Das Gewölbe des Prcsbyte- 
riumsift neu. Das Fortal fchon profilirt. In den Fenflcrn 
Maafswerk, am Triumphbogen die Jahreszahl 1518 in 
der Glockcnhallc des Thurmcs fpitzbogige Doppcl- 
fenfler. Im Fufsboden der Kirche der Grabltcin der 
Frau Anna Cundrich (1446). Ein zweiter Grabllein 
nachft des Hinganges ift der des Andre von Grabtn 
1409. Das wichtigfle Kunftdenkmal befitzt die Kirche 
in dem Kelle eines Flugel-Altars, der in der Vorhalle 
der Kirche aufgeteilt ill. Jeder der beiden Flügel ift in 
zwei Felder getheilt und mit Tempera-Bildern auf 
Goldgrund geziert. Wir fehen: Chriltus vor Pilatus, 



die Dornenkrönung, dabei zwei Wappen, die Gcifse- 
lung und die Kreuzigung. Aufsen St. Nicolaus, St. 
Bartholomacus, St. Stephan und St Andreas, dabei 
wieder dielelbcn Wappen. Im Kaften jetzt eine Picta 
aus der Zopfzeit. 

In der Nahe befindet fich die Ruine Somcrcck, 
ein Hau der Hauptfache nach aus dem 15. Jahrhundert. 
Man erkennt fpit/boyi^e Fcnflcr und Thuren, erhalten 
ill ein rundbogiges fpät-gothifches Portal gegenüber 
dein ifolirt (lohenden runden Bergfried. 

Die kleine Kirche zu Dbbriach ift nur mehr in 
ihrem l'rcsbytcrium ein in die Spat-Gothik zurück- 
reichendes Bauwerk, dasfelbc bclleht aus einem Joche 
und dem clreifeitigen Chor-Schlaffe, ift mit einem 
Nets-Gewölbe überdeckt und hat mit Maafswerk ge- 
zierte Fenfter. Das Schiff ift flachgedeckt. Eine Glocke 
tragt die Jahreszahl 1491. In der Sacrillci ein einfacher 
gothifchcr Mefskelch. Auf dem rechten Seiten-Altar 
zwei Schnitzwerke von einem alteren Altar (Tod 
Mariens und die 14 Nothhelfcr; circa 16. Jahrhundert 

9) 

In der Kirche zu Kantng, einem Neubau, ein altes 
Sacraments Häuschen und ein einfacher gotliifchcr 
Kelch mit kraftigem Xodus. 

Die Kirche zu Twt'itg war ein gothifchcr Bau. 
doch gingen die Gewölbe zu Grunde und wurden 
durch flache Decken erfetzt. L'ebcrrefte alter Kirchcn- 
fluhle, Sacraments-Nifchen, einfache gothifche Thür 
befchlage. In einem kleinen Häuschen am Friedhofe 
Kcftc eines Flügel-Altars. Auf der Predella Chriitus 
mit den Apollein ; Auf den Flügeln innen St. Martin, 
aufsen St. Katharina; innen St. Nicolaus, aufsen St. 
Barbara. Hin noch erhaltener linker feiler Flügel mit 
dem Bilde der heil, l'rfula, Tempera-Gemälde, die 
inneren Bilder auf Goldgrund, das Mittelllück fehlt. 




Flg. 7 Krunegg.) 



Die Kirche zu lÄeftrtgg enthält ein aus der gothi- 
fehen Zeit (lammendes Langhaus (drei Joche) mit rei- 
chem Netz-Gcwolbc; das l'rcsbytcrium ift neu. Die Kip- 
pen ruhen auf Wandfaulcn, nur beim neuen Scitenfchiffc 
auf zwei Harken Pfeilern. Der Thurm ift vierfeitig und 
hat in der Glockcnftubc fchune Maafswerk-Ornamcnte 
in den fpitzbogigen Doppel-Fenftcrn mit Fifchblafen- 
Müllern. Der Thurm fchliefst im fpitzen Giebel mit 
fehönem fchlankcn Helm, die grofse Glocke von 1400. 
die nächlle von 1500, ebenfo die dritte. Taufftcin 
und WeihwalTcr-Becken einfach, nach gothifchcr Styl- 
weifc. Von Grabmalen find zu erwähnen das des Tho- 
mas Strafscr 154 1, des Andreas ... von Kremsbcrg 
1475 und eines Pricllers mit figuraler Darftcllung. 



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CXXX1II 



Im ScitcnfchifTc das Relief-Altarbild eines Flügel- 
Altars, vorllellend die Sendung des heil. Geiltes über 
Maria und die Aportcl. der Kähmen durchbrochen und 
reich gefchnitzt. vergoldet, die Flügel beiderfeits be- 
malt (Tempera-Goldgrund |, im oberen Theile ift jedes 
BfM mit vergoldetem Rankenwerk geziert. Wir fehen 
den Tod Mariens, den ungläubigen Thomas, Chriflus 
und l'etrusauf dem Meere, die Ausfcndiing der Aportcl; 
dann Igefchloffenj Paulus, Lucas, Petrus und Johannes, 
vorzügliche Gemälde. In den Kcken des zweiten Bildes 
bei offenem Altar das Wappen des Georgsritter-Or- 
dens (Kreuz) und des Grofsmeiflcrs Sicbcnhirtcr. 

Zu diefer Kirche gehurt die Filiale Si WölfgOBg. 
Dicfes kleine, dem heil. Wolfgang geweihte Kirchlcin 




Fi K . 8 (Trefding.) 



am Millflatter-Ste ift nur im Presbytcrium ein Hau 
fp.it-gothifcher Zeit (Fig. 10), aus welcher Stylperiode 
auch der Thurm ftammt. Die Netzgewölberippen 
ruhen auf halbrunden Dicnftcn, die Fenftcr haben Maafs- 
werk. In der Glockenhalle rundbogige Doppelfenfter 
mit einer plumpen Theilungsfaule ; die Sacriftci-Thür 
profilirt. Vor dem Haupt-Portal liegen vier Stucke eines 
romanifchen Friefes (12. Jahrhundert), die lebhaft an die 
Frics-Decoration der Facadc der MillftätterKirche 
erinnern. Im Mittelfenrter zwei farbige Wappen, in der 
Sacriflci ein einfacher gothifchcr Kelch. Die Kirche 
befitzt in dem Hefte eines Flügel-Altars ein koftbares 
Kunftdenkmal. Im Karten befindet (ich die vollrundc 
Holz-Figur des fitzenden heil. Wolfgang. Den Karten 
bekrönt innen ein reicher Baldachin. Auf den Flügeln 
die llolzgcmälde: St. Nicolaus, St. Katharina, ein 
Bifchof und St. Barbara, aufsen Scenen aus dem Leben 
des heil. Wolfgang auf Goldgrund. Ift der Karten 
gefchloffen, fo werden noch vier weitere Seitcnbilder 
fichtbar: St. Ulrich, St. Margaretha, St. Leonhanl und 
St. Auguftinus. Die Gemälde dürften aus nicht 
gewohnlicher Malcrhandcntftanden fein, die Zeichnung 
der Figuren, der Gelichter und der Faltenwürfe ift 
geradezu vorzüglich. An der Predella auf fchwarzem 
Gnindc St. Peter, St. Paul, St. Jacobns und St. Johannes, 
wundervolle Gemälde 
VUL N. Y. 



Das einfehiffige kleine Kirchlcin zu Krctnsalpe 
Decanat Gmünd, hat ein kleines Presbytcrium, mit drei 
lehr ftumpfwinkeligcn Seiten abgefchloffen, im Presby- 
tcrium ein einfaches Netzgcwolbc mit kippen, desglei- 
chen ein folches Kreuzgewölbe im Thurm. Das Schiff 
hat zwei einfache Kreuzgewölbe ohne Kippen und 
dürfte fpateren Datums fein. Keine Strebepfeiler. Der 
Thurm ift viereckig, mit vier ftcilcn Giebeln und acht 
eckigem Helm. Die Thurmthür im Presbytcrium hat 
ein einfaches fpat-gothifches Schlofs. 

Die Kirche in Kremsbrücke ift dem heil Nicolaus 
geweiht und hat über dem Portale die Jahreszahl 1640. 
Die Kirche ift jedoch fpat-gothifch (circa 1545), hat im 
Schiff drei Travees, im dritten Travec den Orgel-Chor 
von einem Scgment-Bogcngctragcn. Das Presbyterium 
ift gleich weit mit dem Schiffe, fchlicfst an dasfelbe 
ohne trennenden Triumphbogen an und ift nur durch 
ein reicheres Netzgewolbc ausgezeichnet. Die Kippen 
find von einfachen runden Dienften ohne Capital ge- 
tragen. An der Epiftcl-Scitc ift der fogenannte Luther- 
Chor angebaut, da einft die Protcrtanten hier ihre 
Andacht verrichteten. Das Haupt-Portal und die 
Sacrirtei-Thur find einfach profilirt. Der Thurm ift vier- 
eckig, mit gothifchem Cordon-Gefimfc, im Glockcn- 
haufe einfache Doppelfenfter durch rohe capitallofc 
Saukn ^thc'rt. Neben dem Eingänge zum Friedhof 
ein Relief, den heil. Nicolaus vorftellend, aus Quarz, 
der Heilige mit PaftoraJe, Mitra und den Aepfeln. Das 
Alter des Reliefs wahrfeheinlich 15. Jahrhundert. 

Neben dem Portale der Grabftein des Jacob Geils 
perg aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche ein go- 
thifchcr Kelch aus dem 15. Jahrhundert, ferner 
ein MilTale von 1549, einzelne Blatter mit alten, orna- 
mental bemalten Pergament-Streifen beklebt. (17. Jahr- 
hundert!. Line lederne Cafula aus dein 17. Jahrhundert. 




Fig. 9 (Dübnach.) 



Kirche in Naring. Tief in den Bergen des Liefen 
thalcs liegt diefes kleine Kirchlcin, rieften Alter eine 
Jahreszahl über dem Portal — 151 f\ — genau beftimmt. 
Auch auf den L'rfprung kann man aus dem über dem 
Haupteingange angebrachten Wappen mit der Rübe 
fchlicfscn. 

Ueber dem Triumphbogen ift folgende Infi hrift : 
„Dcccmwer 1690 durch den grofsen Frdpiwcn ranuirt 
worden. 1693 renefiert worden." Das Kirchlein ift ein- 
fchiflig, das Presbytcrium von dem Schifte durch einen 
einfach profilirten Triumphbogen getrennt. Das Schiff 
fowohl wie das Presbytcrium war einft gewölbt und 
dürften die Gewölbe in Folge des grofsen Erdbebens 
zufammengefturzt fein Gegenwartig reichen dieDicnfte 
bis zur halben Höhe der Kirche. Auf der Evangelien- 
Seite der Kirche ift in der einen Ecke des Sehiffes 

■ 



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cxxxiv 



noch der Anfang des alten Gewölbes in Form einiger 
Rippenftucke fichtbar. Gegenwärtig ift die Kirche mit 
einer flachen Ilolzdcckc gcIchlolTen. Rechts vom Pres- 
byterium der viereckige Thurm, dclTcn Erdgcfchofs als 
Sacriltei dient. ImGIockcnhaufe vier weite Spit/.bogcn- 
Fenftcr ohne Maafswerk. Zwicbelhclm. Die Fcnller des 
Langhaufes durch einen Pfoften getheilt und mit Fifch- 
blafcn-Maafswcrk als Couronncmcnt, an den Fcnftern 
des Presbyteriums fehlt das Maafswerk. Auf der Mord- 
feite find keine Fenftcr. Aufsen am Schiff Strebe 
pfeilcr, auch auf der Sudfeite des Presbyteriums einer. 
Die Ecken der Apfis haben keine Strebepfeiler, Das 
LangfchifT hatte drei Travces. Das Presbyterium if! 
mit den drei Seiten des regulären Achteckes ge- 
fchlolTen. Der Orgel-Chor wird durch ein fpat-gothi- 
fches Net/gcwulbe getragen, die Stirnwand clesfelbcn 
ift durch zwei Pfeiler geftützt, in der Mitte ein Kund- 
bogen, auf der Seite Spitzbugen. 




Kig. 10. (St. Wolfgaag.) 



Am linken Seitenaltar befindet fiel) ein Gemälde 
auf Holz, die Kreuzigung Chrifii darftcllend, auf Gold- 
grund, ohne Rahmen, l ■ 19 M. breit, 1-27 M. hoch. 
Trotzdem der Ort feucht ift, ill das Hild ziemlich gut 
erhalten, der Ausdruck der hinfinkenden Maria ift lehr 
-ut Der Leib des gekreuzigten Heilandes fehr zart, mit 
nahezu weiblichen Korperformen. Im Hintergrunde 
über IOO Kopfe von Kriegern und Volk. Im rechten 
Vordergrunde ein geharnifchter Ritter auf einem 
Schimmel. Rechts und links von Chriftus tlie beiden 
Schacher. Das Bild dürfte aus dem Ende des 15. Jahr- 
hunderts ftammen. 

Es ift möglich, dafs diefes Hild von dem einfügen 
Flugel-Altar in diefer Kirche herflammt, da (ich noch 
folgende llolzbilder aus dcrfelben Zeit in der Kirche 
vorfinden. : 



1 Ein Flügel, von einem Flügel Altar flammend, 
fammt Rahmen 35 und 83 Cm. Grofsc. Das Bild ftellt 
auf Holz, auf dunkk-n Grund gemalt, eine weibliche 
Figur dar mit rothem Unterkleid. Mit der rechten Hand 
halt die Figur eine Kirche, mit der linken hebt fie den 
Mantel. Ebenfalls ein Werk aus dem Ende des 15. Jahr- 
hunderts. Auf der R uckfeit c ein Bifchof mit drei Schill- 
knoten. 

2. Ein vollftandiges Altar-Bild mit beiden Flügeln, 
llolzgcmaldc auf Goldgrund, das Mittelbild zeigt vier 
(lebende mannliche Figuren: 

a) einen geharnifchten Ritter mit rothem Mantel und 
Herzogshut, in der Hand eine weifse Fahne mit 
rothem Kreuz (Domitian); ihm zur Rechten 

b) ein Mann mit einer Capfel fonderbarer Form, die 
er in der Hand halt, ohne Kopfbedeckung, barfufs 
Noch weiter rechts 

c) der heil. Coloman, 

d) endlich einen Herzog mit einer Palme in der 
Hand. 

In der linken Ecke diefes Bildes die Infchrift 
f. primae. 

Der Flügel auf der Epiflcl-Seite (teilt einen Her- 
zog dar. Zur linken Seite des Hauptbildes auf dem 
Altai -Fluge] ein Bifchof, in der Rechten das Paftorale, 
in der Linken drei Schilfkopfe haltend. Beide Figuren 
auf Goldgrund. 

Auf der Rückfeite der beiden Flügel befindet fich 
die Darftcllung von Maria Verkündigung, welche zu 
derfclben Zeit, jedoch von einem unbedeutenderen 
Kunftler ausgeführt fein dürfte. Darauf ein Spruchband: 
„Ave maria, gratia plcna." 

Jeder der Flügel mifst 82: 31 Cm. fammt Rahmen, 
das Mittelbild 82 65 Cm. In der Sacriftci ein filberncr. 
ftark vergoldeter Kelch mit der Infchrift um den Stiel: 
„Maria, hilf uns allen." Die Rückcnfbchc einer Cafula: 
ein altes feidengefticktes Kreuz mit dem gekreuzigten 
Heiland auf grünem Baum, über dcmfclbcn Gott Vater 
mit der Weltkugel in der Hand, in gelbem Mantel 
und blauem Kleid. Unter ihm die Erde und der Regen- 
bogen. Darunter: I N R I. Zu Fufscn des Kreuzbaumes 
die heil, Maria und der heil. Johannes. Unter denfelben 
die heil. Magdalena, welche das Kreuz umklammert. 
Das aus den Wunden des Heilands ftrömende Blut 
fangen zwei fliegende Engel auf. Das Ganze ift Flach- 
ftickerei in Gold und Seide. Auf dem vorderen fchmalcn 
Streifen befindet fich oben ein Bifchof, ebenfalls mit 
dem Krummftab und drei Schilfköpfen in den Händen. 
Darunter unter einem Baldachin zweimal je ein Bifchof 
Das Kreuz mifst I M. in der Lange und 55 Cm. in 
der Breite, der Streifen felblt 13 Cm., der Bruftftreifen 
7 Cm.; derfelbc könnte auch von einer Stola herrühren 



Wandmalereien in der Barbara-Kirche zu Kuttenberg. 



KKCcntral-Commiffion kam feitens des Vereines 
Votel in Kuttenberg ein ausführlicher Bericht 
über die Reftaurirung der in der St. Barbara- 
Kirche dortfelbft blostrel ecten Fresken zu. Die k. k. 
Statthalterei zu Prag hatte für diefen Zweck 800 fl. 
gewidmet. Maler Meixncr führte die Reftaurations- 
Arbeiten in lehr befriedigender Weife durch. Insbefon- 



ders ging er dabei mit einer Pietät zu Werke, bei der 
er in anerkennenswerther Selbftloligkeit feine Meifter 
fchaft der Schonung der bclichendcn Bilder willig 
unterordnete. 

Die Fresken befinden fich auf der linken und 
rechten Wand einer Capelle, alle die ganze Breite der 
Wand einnehmend. Die unterfte Abtheilung, zwei Hildcr 




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cxxxv 



zahlend, lauft parallel mit der unteren KinfalTurig des 
Fcnfters, welches die ganze Stirnfeite der Capelle 
einnimmt, überhalb der unteren zwei Bilder lind 
links und rechts zwei grofsc Abtheilungen, gleich den 
unteren Bildern von bedeutenden üimenfionen, die 
lebensvolle Compofitioncn enthalten. 

Die höchft gelegene Abtheilung ill bereits in den 
Feldern des gebrochenen Bogens unter dem Gewölbe 
angebracht. Das erfte Bild hat zum Gegenfkaudc „die 
Kreuzigung Chrifti". Links vom Kreuze mit dem (1er- 
benden Krlofcr erblickt man eine Gruppe von Frauen 
und unter ihnen den heil. Johannes, den Liebling Chrifti. 
Die heil. Jungfrau Maria bricht ohnmachtig in lieh zufam- 
men, wahrend Maria Magdalena unter dem Krcuzckniet 
und ihre Thranen trocknet; rechts lieht eine Gruppe 
von Suldnern mit Lanzen, einer von ihnen halt ein 
Gcfafs, ein zweiter auf einer Stange den Schwamm. 
Im Vordergrunde ill ein höherer Würdenträger, der 
den zum Chrillus auffchauenden und aus voller Kehle 
fehrcienden Söldner zur Ruhe verweilt; im Hinter- 
grunde halt ein Reiter mit einer Papierrolle in der Hand. 
Der Himmel, gröfstcuthcils mit grauen Wolken über- 
zogen, blickt traurig hernieder auf die weitgedchnte 
Landfchaft, die von einem See belebt, längs deffen 
Ufer fiel) die Stadt Jerufalem mit Brücke, Wallen und 
Thürmen — hier in Gellalt einer mittelalterlichen 
Stadt gegeben — hinzieht. 

Das zweite Bild auf der gegenüberftehenden Wand 
fuhrt uns eine freie offene Landfchaft mit einem Königs- 
IchlolTc vor, aus dem in Begleitung reich gekleideter 
( ietioffinen eine hohe Frau herankommt , angethan 
mit einem reichen Kleide, wahrend das Haupt eine 
mit Gold und Fdclftcinen in Form einer Krone ge- 
fchmuckte Haube bedeckt. Kine von den Dienerinen 
tragt ihre lange Schleppe. Der ganze Zug geht dem 
jugendlichen Konige entgegen, der fich mit feinen 
Gefährten dem Bache genähert hat. Die hohe Frau 
firlbll durchwatet mit nackten Füfscn den Bach, über den 
ein hölzerner Steg gelegt ill, zu dem (ich der gröfserc 
Theil der Gefolgfchaft der Königin wendet, mit Ver- 
wunderung dem Beginnen derfelben zufchend. 

Oberhalb diefes Bildes ill das dritte. Hier zieht 
vor allen der König zu Pferde, mit einer Krone auf dem 
Haupte, die Aufmerkfamkeit auf fich; das Pferd halt 
der Knappe am Zaume — an feiner Seite ill der Hof- 
tnrr(H) ebenfalls zu Pferde, fo wie auch der hinter den 
beiden befindliche Page ein Pferd reitet. Den Konig 
begleitet eine Rittersfehaar in voller Rüllung und mit 
»lern Banner, als ob es in einen Krieg ginge. Die Schaar 
bleibt vor einer reich gekleideten Frau liehen, welche 
flehend vor dem Konige niederkniet. Zu ihren Fufsen 
liegt der Leichnam eines kleinen Knaben mit einer 
klaffenden tiefen Todeswunde am Hälfe. Links kniet 
im Vordergründe ein junger Ritter, eine edle Gellalt, 
in kollbarcr Rüllung mit einem weichen lieblichen 
Frauengefichte. Sein Schwert, feine Kifenhandfchuhe 
liegen feitwärts, feine Hände lind am Kücken fellgc- 
bunden, die Augen mit einer breiten Binde bedeckt. 
Seinen Uberarm berührt ein Mann, der, ein entblostes 
Schwert in der Hand, fich zur Hinrichtung vorbereitet. 
Im Vordergrunde diefer Gruppe fuhren Stufen in ein 
Schlofs, in deffen Inneres man durch die Fcnller und 
den weiten Eingang blicken kann. Soviel man auf 
Grund der fehr geringen Ueberrclte der urlprunglichcn 



Malerei diefes Theiles des „dritten Bildes -4 hcraus- 
lefcn konnte, ill hier eine Sccne geboten, die ent- 
weder als Fortfetzung einer bellimmten Gcfchichtc, 
oder als Schlufs derfelben aufgefafst werden kann. 
Der Konig, das Weib und der Gewappnete, die man 
erblickt, find denen, welche der Vordergrund des Bildes 
zeigt, ahnlich; der auf dem Throne fitzende König 
neigt lieh allem Anfchein nach zu den beiden vor ihm 
knienden Perfoncn von dem Throne herab. 




Fig. I. , Kuticuberg ) 



Das vierte Bild, das fich über der Kreuzigung 
Chrifti befindet, fuhrt uns eine weite anmuthige mit 
blauen Bergen umrahmte Landfchaft mit einem See 
vor. Am Gcftadc desfclben, das fehönen üppigen 
Pflanzen wuchs aufweifet, ill ein prachtiges Haus mit 
einer Galerie, die belebt wird durch zahlreiche bis in 
den Vordergrund vortretende Gruppen verfchiedener 
Gellalten, welche den Verlauf des vor ihren Blicken 
fich entwickelnden Frcigniffes verfolgen. Als Haupt- 
perfon ill hier wieder der Konig, im vorgerückten 
Alter, mit cntblöstcm Haupte ; er liegt auf den Knien, 
halt die Hände mafsig ausgellreckt vor fich und blickt 
hinauf zum Himmel, wo fiel» ihm in den Wolken die 
heil. Jungfrau Maria mit dem Jefukindlein im Gloricn- 
fehein zeigt. Zum Auffchauen feheint ihn die hohe mit 
einem Diadem gezierte Frau im fehr reichen Gewände 



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CXXXVI 



aufzumuntern, die bei ihm fleht, ficli mit ihrer linken Geftalt, der auf dem Haupte eine pclzvcrbrämtc Mütze 

Hand auf feinen Arm Mutzend, während die rechte tragt und in den Händen einen Stock halt, als ob er 

nach dem Himmel weifet. Auf der Bruftung der weiten den Anfang des Gottesdienftes erwarten mochte, was 

Galerie, dem Könige gegenüber, lieht ein l'fau, auf der auch die nebenftchende edle Geftalt auszudrücken 

Erde neben ihm eine Krone, wahrend das Sceptei fcheint, die das Buch auf dem vor ihr flehenden l'ultc 

an der Mauer angelehnt ifl. aufgefchlagen hat und bereits den Mund zum Singen 

Hoch oben, in der letzten Abtheilung, find auf öffnet, 
beiden Seiten die Bilder von zwei Heiligen. Die An- Zu beiden Seiten des befprochenen Altares ift 
Ordnung ift als Abfchlufs decorativ: der grüne Grund die Ausführung decorativ wie oben unter dem Ge- 
ift mit reicher Bogenzeichnung geziert, das rothe wölbe — eine Ichlicht durchgeführte Bogcn/.cichnung 
Bogcnfcnllcr, in dem die Geftalt des heil. Jacob mit auf grünem Grunde, die man auch auf der gegen- 
dem Pilgcrftabc und der Auffchrift um detTcn Haupt über liegenden Wand findet, wo ("ich in der Mitte das 
„Saniftus Jacobus u angebracht wurde, ift mit einem farbenfrifch gemalte Wappen der Familie Smfft be- 
Teppiche, der heraushängt, gleichfam wie zu einem findet, ein weifses Einhorn im blauen Felde. L'nter 
Feftc gefchmückt. dem Wappen erfcheint eine Mauernifche (deren Seiten- 
So ift es auch rechts. Auf der Wand rechts konnte wände gemalt find, wie folche zur Aufbewahrung von 
jedoch nach den vorhandenen unfcheinbaien Ueber Kirchengerathen verwendet wurden, wie das wieder 
reiten der urfprünglichen Malerei nur foviel conftatirt die links und rechts fchr anfehaulich gemalten Schreine 
werden, dafs auch hier eine gleiche Anordnung, freilich weiter bezeugen. 

mit einigen geringen Abweichungen, fich befand, und Die kunftlerifche Ausfuhrung gehört zu dem Bellen 

zwar wieder mit dem Bilde eines Heiligen, den man und Trefflichften, was die damalige Zeit gefchaffen. Die 

jedoch nicht mehr zu erkennen und ficher zu Hellen Compofitiou ift durchwegs eine lebendige und klare, 

vermochte. die Charaktcrifirung der Pcrfoncn eine wahre, die 

Auf der Wand unter dem Fcnftcr ift ein weiter Gruppirung bei allem Reichthume des Vorgeführten 

Zubau (ein Seiten-Oratorium?) gemalt. Auf dem Bogen, eine fchr naturliche, abgerundete und hochft an 

der diefen Zubau umfchlicfst, fteht ein kleiner Glocken- fprechende. 

ftuhl; in der Mauer desfelben ift in der Milte ein Die Zeichnung felbft ill fchr fein, durchwegs ohne 

Schrein mit Büchern, rechts eine geöffnete Thür gröbere Conturen. Befondere Erwähnung verdient die 

wahrzunehmen. Das Ganze ftellt, wie fchon erwähnt Darllellung der Kopfe, der Gefichtszüge und der den 

wurde, wahrfcheinlich ein Oratorium dar, wo die Situationen i ntfprcchcndcn Ausdrücke, wo überall nur 

Vorbereitung zum Gottesdienfte getroffen wird; denn das Edle vortritt; gleich fein find auch all die anderen 

auf der Mauer, welche, durch die Thür gefchieden. cntblosten Körpcrtheilc gearbeitet. Die Schattirung 

eine Scheidewand bildet, ift ein Leuchter aufgeftellt gefehah überall mit lehr feinen Strichen, 
und die im felben befindliche Kerze zündet eben ein Die Kleider find miifsig gebogen, gmfstentheils 

Jüngling mit ausdrucksvollen Zügen an. Hinter ihm fteht nur einfach gefaltet und die Reichthum kündenden 

in der Mitte desBildes ein älterer Mann, eine gcl'ctztcre Anzüge überall gemuftert. 



86. Schlote Wiesberg bei Pinns befafs c-inft eine der l'atene 112 Gnn.i Hohe des Kelches 17 Cm., der 

nicht unbedeutende Waffenfammlung {Sta/ßer zahlt Durchmcffcrs der Patene 16 Cm. Ob aus Gold oder 

Pleile, Spietec, Lanzen, Vifirc, Schilde u. f. w. auf, aus vergoldetem Silber beftchend bleibt ungewifs. Eine 

von denen bis auf einen alten Spiete Alles verfchwun- auf der Kehrfeitc des Fufscs eingravirte Schrift gibt 

den ift) Was einzig von den Schätzen der ftattlichcn Auskunft über den Donator, Dux (Bindenfchild) 

Burg erübrigt, ift das Miffale vom Jahr 1592 und ein Sigismundiis a 1 1^63. Es fiel diele Stiftung wohl in das 

Keieh von 1463, beide Gegcnftandc des Schlote- Jahr, als Schlofs Wiesberg an den Landcsfürften fiel, 

bauers Martin Siegele Eigenthum. Die ganz glatte Wann folches lieh ereignet, erwähnt Sta/ßer nicht, 

kcgillormige Cuppa ift gefchlagene, der Fufs getric- fondern nur, dafs es a° 1443 noch den Edlen von 

bene Arbeit, über einer feinen Kandvemerung zerlegt Flafchberg gehörte. 

letzterer fich in die Form der fechsblatterigen Kofe 1 t Stunden von Laiuleck entfernt befichtigte ich 
und fteigt fteil zum Stander empor. Der kurze cylin- an der linken Seite des Letzbach's die alle Seitanzen- 
drifchc Schalt zwifchen Fufs und Knauf tragt den matter 6" 3 M. hoch und 1*32 M. breit, vom nördlichen 
Namen Jehus, feine Fortfctzung oberhalb des Nodus Gebirge ununterbrochen gegen Süden — zu Slafßer's 
den der Maria eingravirt, den übrigen Raum lullt Zeit (1841) bis an den Inn — fortlaufend. Diefc Mauer 
gefchmackvollc Ornamentik aus Je ein Pcrlfclinürchcn hatte ehemals 3 Thürme: der oberftc im Gebirge mit 
ftdlt die Verbindung mit dem flachrunden Knauf her, 1-32 M. Mauerdickc, dclTen Mittelpunkt genaueftens 
aus welchem fechs übereck gcftellte viereckige in jene gerade Linie fallt, welche zwifchen Ruine 
Zapfen hervorftchen, kleine Blumen aus grünem und Schrofcnftein und Veite Kmnburg gezogen wird, 
blauem Email einfchlieteend; zwifchen ihnen erheben lieht unverfehrl; der mittlere wurde zu einem Wohn- 
lich zwölf erhöhte Schilder von länglicher Form mit häufe eingerichtet, ohne dafs feine Bauart aufserlich 
eifelirtem Mafswerk. Gewicht des Kelches 305 Grm., wefentlichc Aenderung erlitt; der unterfte unter- 



Noti 



z e n. 



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CXXXVII 



lag fchnn vor langer Zeit dem Anprall des untcr- 
wafchenden FlulTes. Ich traf die Schanzenmauer erft 
weit vom Inn weg beginnend in Folge Abbruchs, der 
erlt in neuclter Zeit durch die Erweiterung des Hol/- 
platzes Cur das dortige Sägewerk vor lieh gegangen zu 
fein feheint. 

Das Obcrinnthal noch weiter aufwärts verfolgend, 
fchlug ich aufserhalb Pfunds den Bergfleig nach dem 
1435 M. hoch gelegenen Scrfatts ein, deffen Seclforge 
in ein hohes Alterthum hinauf reicht. Ks hatte mich 
dahin eine Notiz in Steub's , Drei Sommer in Tyrol* 
über einen alten Taufßein aus dem Jahre 1405, an- 
geblich mit der etwas curiofen Uinfchrift „Hanns im 
Walde-* verlockt. Das Material feheint weifser Marmor 
zu fein; mehrfache Riffe im Stein nothigten zur Um- 
ladung mit Kifcnrcifen. Die mefsbarc I lohe iiber dem 
Fufsboden betragt 97 Cm., wovon 35 Cm. auf die Hohe 
des Fufscs entfallen, Durchmefler des Heekens am 
Rande 90 Cm. Hart unter dem Rande ziehen fielt zwei 
als Taue geformte Reifen — ein dem Romanismus ent- 
lehntes Ornament - herum, als Kinfaliung der in 
hohem Relief gehauenen Rundfchrift: 

Anno dm- mcccc-v Hanns Wahl + serfauns. 

Die Ruchitaben berühren oben und unten die 
Schnure, das A und das II' find originell gezahnt, 
llt fchon die Relief-Schrift deutlich genug, um keine 
andere Lesart zuzulalTen, fo wird folche nach dem in 
Pfunds noch heute vorkommenden Gcfchlcchtsnamen 
U'altl aufser alle Frage geflellt. Dem Namen folgt 
das VVerkzeiclien des Steinmetzen, vertieft cingehauen, 
fodann ein Wort, das, wenn auch etwas undeutliche 
s und / enthaltend, gleichwohl Serfauus oder Serfauns 
heifsen mufs. Das letzte Drittel <les Raumes, den die 
Schrift frei lafst, füllen 7 über einen horizontalen Stab 
fich fchlingende Blatter, abgcfchlollen zu beiden Seiten 
mitteilt einer ^blätterigen Kofette {Fig. I) . 

Den cylindrifchen Fufs des Taufiteines bekleiden 
fechs krabbenahnlichc Kichcnblatter mit ftark vor- 
tretender halbkugclfurmiger Ausbauchung, deren Stiel 
paffende Vertiefungen des in eben fo viele blatt- 
förmige Lappen geformten untern Fufstheiles ent- 
fprccheii;' die den Taufllein abfchlicfsende Fufsplattc, 
die nicht weiter zu verfolgen war, weil in den Fufs- 
boden eingeladen, durfte fielt nicht wefentlich von der 
mit Linien bezeichneten Form entfernt haben. 

In dem Kellerge wölbe des l'farrliaufcs, das mit 
Benützung von Thcilcn der älteften Kirche erbaut 
wurde, zeigen fich Wandmalereien (Figuren und 
Feitons) in ausgekrochenem RcnailTancc Styl, dem 
von manchen Seiten irrthümlicher Weife hohes Alter 
zugefprochen worden. 

Line letzte Notiz möge noch das Vorhandenfein 
des Monuments auf der Hohe des Fernpalies conlla- 
tiren, welches dort dem römifchen König Ferdinand 
als Erneuerer der Fernltrafse im Jahre 1543 errichtet 
wurde, ein Werk des Mctallgicfscrs Gregor Lof/ler. 
der auch als Glockengiefser bekannt. In Suhberg und 
Langen fand ich noch Glocken, die derfelbe „Gregory 
Loffler vnd fmc Zwcn sün helias vnd hanns crifloff" 
anno 1564 gegolten, fowic in H'oeltß (wie die vor- 
genannten Orte in Vorarlberg gelegen) eine von dem 
letzterwähnten „Hanns Criltoff Lolf1er a allein ein Jahr 

' barfekeia» hm\\ alle Thcilc dti ruhet im Sechteck conftruirl. 



fpater {1565) angefertigt. Dicfe durch mehrere Stuck-, 
Kunll- und Glockengiefser ausgezeichnete Familie, die 
fich in Innsbruck niedergelalTen, foll nach Ritter von 
liergmaim (Vorarlberg S. 57} aus Feldkirch flammen. 
Das Monument befleht aus einer quadraten Erzplatte 
von 85 — 86 Cm. Seitenlange mit einem bogenförmigen 
Anfatz an der oberen Seite. Das Mittelfeld trugt oben 
den lateinifchen, unten den deutfehen Text. 

Carlo : quinto : auftriaco : cefa rc chriifianiltimo im- 
pcrantcFerdinandus ro- manorum Hungariae Bohemae 
Z. G. rex infans Hi-| fpaniorum Archidux Aultriae Z. 
G. comes Tyrolis Z. G. fratcr fubditorum comodo Us. 
Vi et benefij cio profpiciens hoc opus hoc iter in Dei 
nomÜie| et exaeto lludio et ordinc nobilis et induflri 
viri Jacobi de domo Krcmburgi pro tempore praefecti 
aere proprio erexit et absolvit anno ejusdem domini 
MDXLIIJ. 

Bcy : Zeiten : Kay fei Karlen : des:funften| hat : feiner : 
Mä ; Rrucder : Kunig : Fcrdin-, aund : regierender : 
Kö : hungarifcher : un Behamilclier : Künig : Infat : in 
Hifspanie : V : Frtzhertzog : zuc : ollereich : zc grave : 
zü : Tyrj : ol : zc : dife : Itrafs : in • aigne : coftfi : düch 
autzaign (?) und : fleis : Sr. Kü Mä pflege : zw, Eren- 
berg| Jacoben . von Thun . dem : gemainen . nutz|zue 
guet . von . neiem . machen . laffen. 

i?43. 




Fig. 1. (Scrfau*.) 

Zu jeder Seite auf l'oltamcnten, deren Voiderfeite 
die Wappen mit dem deutfehen Reichs- und dem 
ölterrcichifchen Doppcladler vollltändig ausfüllen, 
ftchen gleich gekleidete, nur in der Form der Barette 
fich unterfeheidende Männer in der Tracht ihrer Zeit, 
beide mit dem goldenen Vliefs angethanjin die eine 
Hand ill ihnen als fprechendes Attribut ihrer Munificenz 
für das von ihnen geforderte Unternehmen ein Geld- 
beutel gegeben; mit der andern Hand weifen fic auf 
die bezügliche Infchrift, die Figur zur Rechten mit der 
linken Hand nach oben, jene zur Linken mit der 
rechten Hand nach unten. 

Jenny. 

87. In der Kirche zu Sekkau, eine 8 Zoll 9 Linien 
hohe und 4 Zoll 4 Linien breite viereckige Hatte aus 
grauem Marmor ilt mit einer Reliel-Sculplur geziert. 



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cxxxvm 



deren hochllc Stelle vier F.inicn über die l'lat tenflachc 
heraustreten. Maria fitzt auf einem fchwach markirten 
Throne, das Kindlein in Mitte des Schoofses gerade 
vor ficli gehalten. Das Kind hat einen Kreuz-Nimbus, 
Maria über dem mit einem Tuche bedeckten Haupte 
einen eingeweihten Scheiben-Nimbus. Maria halt das 
Kind mit der Rechten am Leibe, die Linke ruhet vor 
deffen Fufschen auf dem eigenen Knie. Chrillus feinet 
mit der Rechten und halt in der Linken eine Schrift- 
rolle. Was den Charakter der Sculptur betrifft, ill unbe- 
achtet der etwas antikifirenden Behandlung des Kindes 
kein Zweifel über den byzantinifchen Styl Charakter. 



r 




Form, Faltenlagc der Gewandungen, Behandlung der 
Arme, Stellung der beiden Figuren, endlich die Gelichts- 
bildting find echt by/antinifch. Von grofser Wichtig- 
keit ill die im Original erhaltene Bemalung des Hildes. 
Der Grund ill von grünlichem Tone mit cingell reuten 
Sternen und rother Einladung, die Hände und Gefich- 
tcr fleifchfarbig. die Nimben vergoldet. Die Gewand 
faume und DelTms der Gewander (Hlumcn oder Kreuze) 
in Goldbemalung ausgeführt. 

Diefcs Relief, das Urfprungbild benannt, hatte 
von altershcr in Sekkau hoch in lihrcn geltandcn. 



durfte wohl von der Stifter-Familie flammen, etwa 
durch die Kreuzzuge hergebracht worden, und von 
diefen an die Kirche gekommen, alfo alter als der 
Kirchenbau .Mitte des 12. Jahrhunderts) fein. Heute 
ziert das Relief den Hoch-Altar, wo es über dem 
Tabernakel angebracht ill. 

Diefes von altcrsher fchon an der Kirche befind- 
liche Bild dürfte nicht ohne Finflufs auf die Beftimmung 
des Siegelbildes der alten Canonic geblieben fein. 

88 Die Ccntral-Commiflion hat den Capitular 
und Kammerer des Stiftes Klollcrncuburg, Coloman 
Kritgtr, in Anerkennung feiner Verdienlle um die 
Rcftaiirirung des Stiftskreuzganges und Dr. Hermann 
Kolkt in Maden zu Correfpondenten ernannt. 

8y. Die Correfpondenten: k. k. Hofrath Franz 
y.itnthi in Zara i(l am 21. September — ferner Baron 
Ferdinand Giovauclli zu Wtirttnbfrg und Gerßburg\v\ 
Bozen am 9. October geftorben. 

90. (Confcn-atorcHberh ht.) Im September diefes 
Jahres wurden zu l-.brcichsdorf am Fnde des Schlols- 
parkes von Frau Mathilde Grafin PvagraCM, geborenen 
Gräfin Wolff-Mctternich zwei rumi/clte Grabßcinc auf- 
gefunden. Sie waren dafelbll in älterer Zeit als Matcrialc 
beim Bau einer Brücke verwendet gewefen und durften 
bei ihrem bedeutenden Gewichte wohl nicht von weit 
hergebracht, fondern in der Nahe gefunden worden 
fein. Diefer Umftand verdient aus dem Grunde beson- 
dere Beachtung, weil bekanntlich die Römer ihre 
Gr.iber an den grofscren Strafsen anlegten, daher 
durch den Fund von Grabftcincn auf eine vorbei- 
führende Strafse gefchloffen werden darf. Der Punkt 
des neuen Fundes markirt eine Stelle der von Vindo- 
bona nach Scarabantia (bei Oedenburgl führenden 
Strafse, deren Zug auch durch die zahlreichen Ucbcr- 
rcllc römifchcr Denkmale im nahen II ' eigelsdvrf be- 
zeichnet wird. 

Der eine der beiden Steine ill ganz wohl erhalten, 
1-65 M. hoch, O'f) M. breit, oben abgerundet. Ein 
mufchelfurmig vertieftes Medaillon oben enthalt in 
Hoch-Relief den Kopf eines jungen unb.it tigen Mannes 
mit kurzem Haar und abftehenden Ohren von vorn 
gefehen. Unter demfelben befindet fich ein Streifen 
mit zwei laufenden Thicren, wie es feheint, ein Schaf, 
dem ein Hund folgt. Die Infchrift lautet: 

ARIOMAW 
ILIATI'F BDI 
ANNORVM 

XV 
H ■ S ■ F. 
PATER POS vn 

Das Biati f. in der zweiten Zeile ilt nicht ganz 
lieber, die Buchltaben find undeutlich. 

Die Arbeit an dem Bildwerk ill aufscrll roh, die 
Schrift mehr eingeritzt als eingemeifselt, die Form der 
Buchftaben fchlecht und deren Grofse ungleich. Nach 
dielen Merkmalen gehört der Stein in eine fchr fpätc 
Zeit. 

In Bezug auf die Infchrift ill der Umftand inter- 
effant, dafs der Verdorbene, der fünfzehnjährige 
Arioman ausdrücklich als Bojer bezeichnet wird. 



CXXXIX 



Der zweite gröfscre Grahrtcin war für ein F.hc- 
paar beftimmt ; er ill fchr befchädigt. üben lieht man 
einen Mann in Halbfigur, mit der Tunica bekleidet, 
die rechte Hand der Frau EU feiner Rechten reichend; 
diefc hat in den Nacken fallendes Haar, die Gefichts- 
ziige beider find unkenntlich. Diefc Gürtelbilder find 
fall lebensgrofs und ziemlich gut gearbeitet. Unter 
ihnen die aufserft verwitterte Infchrift, in der nur ein- 
zelne Buchftabcn mehr halbwegs deutlich find. Ich 
habe Folgendes gefehen, ohne für die Richtigkeit der 
Lcfung cinflchcn zu wollen: 

I) M 
AVRl, URSVLVS 
CARIS.SI.W • AN 
Xl/V HSI • PT.KNl 
C V1VS-SIBI 

p-svrr 

Unten wie es fcheint, ein Delphin. 

Frau Gräfin Pongracz hat bei dem grofsen lutcr- 
clTe, welches fie dem von ihr gemachten Funde 
zuwendet, verfprochen, die beiden Steine an einer von 
Witterungseinflüften gefchützten Stelle im Schlöffe gut 
fichtbar aufteilen zu laffen, was dankend anzuerken- 
nen ift; denn es empfiehlt fich, folche Denkmale von 
localem InterefTe am Fundorte felbfl aufzubewahren, 
wodurch die Bedeutung diefer und des Ortes in Wech- 
fclwirkung erhöht wird. 

Bei diefer Gelegenheit erlaube ich mir auch zu 
berichten, dafs die genannte Dame den grofsen, fchr 
fchweren lufchriftllein, der vor dem F.ingange in die 
Sehlofs-Capcllc zu Kbrcichsdorf lag und als Auftritt- 
(lein diente, wodurch die Infchrift dem allmaligcn 
Untergange ausgefetzt war, heben liefs und ebenfalls 
im Schlöffe an gefchützter Stelle aufftcllcn wird, was 
mit Dank zur Kenntnifs genommen zu werden verdient. 
Die fchr merkwürdige Infchrift, welche die Verbelle- 
rungen anführt, die der beruhinte Hieronymus Heek 
von f.e<>f>otdsdorf zu Fbrcichsdorf durch Kntfumpfung 
der Gegend, Anlage von Teichen, Obftgarten u. f. w. 
vornehmen liefs, ill mitgetheilt im I. Bande der neuen 
Folge der Mittheilungen der Central - Commiffion, 
Seite XLL 

Sackt». 

91. Der k. k. Minifler für Cultus und Unterricht 
hat die beantragte Rcftaurirung der Aufsenfcite 
der Domkirchc in Grätz um den Betrag von 7000 11. 
in zwei Baujahren bewilligt und genehmigt, dafs die 
beiden Fresken an der Fagade im Einvcrftändnilfe 
mit dem Confervator in entfprechender Weife gefchutzt 
werden. Das Untcrrichts-Minillcrium hat auch den 
Wunfeh ausgefprochen, dafs das linksfeitige Frcsco- 
Bild, das der Zerftorung entgegengeht, copirt werde. 

92. Die Central-Commiffion erhielt interelTante 
Nachrichten über den Fortgang der Ausfchmückungs- 
Arbeiten im Klofter Entaus zu Frag. Ein Theil des 
Kreuzganges wurde mit feinen urfprünglichen Fcnftcr- 
anlagen wieder hcrgeftcllt, nachdem im 17. Jahrhundert 
die meiden Fenlter vermauert worden waren. Da fich 
ein Stück des alten Maafswerkes fand, konnte mit 
Sicherheit au die Wiederherllellung der alten Fenller 
gegangen werden. In der Kirche wurde die Rcftau- 



rirung des MittelfchifT Gewölbes vollendet, fowie eines 
grofsen Fresco-Gcmäldes im Presbyterium. 

93. Aniafslich eines in einem grofsen Wiener 
Journale erfchicncncn Artikels über den gefährdeten 
Zulland eines Flügel-Altars in der Spital-Kirche in 
Auffee (f. Mittheilung der Central-Commiffion I. S. 63) 
hatte es das Mitglied der Central-Commilfion R. R. 
Kadnitzky übernommen, diefcs Denkmal einer fach- 
männifchen Befichtigung zu unterziehen. Derfelbe 
uberzeugte lieh, dafs aufser Spuren des Holzwurmes im 
Hauptrahmen die Tafeln des Mittelbildes und der bei- 
den Doppelflügel, wie auch die Predella vom Wurme 
vollftandig intafl geblieben find. Die Bemalung ill 
feiten fo gut erhalten, wie hier; auch bemerkt man 
daran nichts von Uebcrmalung oder Rcftaurirung, aus- 
genommen an der Gewandung des Heilands, wofetbft 
die Falten nicht im Charakter der alten Malerei 
rellaurirt wurden. Mit Ausnahme kleiner defecler 
Stellen im Goldgrunde und eines beiläufig 1" langen 
mit Wachs ausgefüllten Riffes in der Aureole bei Gott 
Vater, ifl keine Begnadigung zu erkennen. 

Die äufscren Flügelbilder, die den inneren an 
Werth nachftchen, find nachgedunkelt, da fie, weil 
meillens der Kallen aufgefchlagen ift, nicht hin- 
reichenden Kinflufs des Lichtes haben. Ks ift fomit für 
die Zukunft diefes Altars nichts zu fürchten. Auf der 
Rückfeite desfelben finden lieh Spuren einer Infchrift. 

94. In der St Cyprianskirche zu Sarntltein (Tyroli 
wurden Spuren von Wandbemalnngcn gefunden. Bei 
forgfamer Loslöfung der Tünche zeigten lieh Partien 
der Darllellung eines letzten Gerichtes. 

95. (Andrea Vieentino 's Gemälde, ..Die Ankunft 
Heinrieh III. in Venedig', derzeit im Btfitst des 
Bijchofs von Le&mtritn in Bidimeu.J 

in jungller Zeit wurde die Aufmerkfamkeit der 
Kunftfreunde in Böhmen auf ein Gemälde gelenkt, 
welches fich gegenwartig im Befitze des Bifchofs von 
l.eitmeritz befindet, und die Begrufsung Heinrich III., 
Königs von Frankreich und Polen, in Venedig darftellt. 
und von Andrea Vieentino, einem Schüler von Palma 
Giwane, gemalt wurde. Auf welche Weife das Bild 
nach Leitmcritz gekommen ift, kann nicht mit Be- 
ftimmtheit angegeben werden Die Vermuthung fpricht 
dafür, dafs es vom Grafen Vratislav-Mitrovic erwor- 
ben wurde, welcher zwifchen den Jahren 1722- 1733 
Bifchof von l.eitmeritz war und fich zu jener Zeit in 
Venedig aufgehalten hatte, wo Verwandte von ihm 
gelebt haben. Das Bild wurde, wahrfcheinlicherweife, 
um es anllandslos über die Granze zu bringen, mit 
Farbe überllrichen und ill defshalb auch ganz unbeach- 
tet geblieben, bis der jüngft verdorbene Bifchof von 
Leitmeritz, Dr. Frind, dem Maler ZapUtal in Prag, 
welcher fich mit Rellaurations- Arbeiten bel'chaftigt, den 
Auftrag gegeben hat, das Bild zu reinigen. Frft nach 
Fntfernung des Anftriches war man in der Lage, die 
hiftorifche und künltlcrifchc Bedeutung diefcs Werkes 
genau zu beurtheilen. Ich kenne das Bild nicht aus 
eigener unmittelbarer Anfchauung, fondern nur aus 
einer Photographic, welche nach Rcftaurirung des 
Gemaides angefertigt wurde und an Deutlichkeit und 
Klarheit nichts zu wünfehen übrig lafst. Da über den 



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CXL 



Meider und die l'rovcnicnz des Bildes Zweifel ausge- 
fprochen wurden, fo wandte man lieh an die Akademie 
der bildenden Kunde in Venedig, um eventuell durch 
diefe Anftalt Aufklärung zu erhalten. Die Akademie 
forderte den rühmlich!) bekannten Direclnr des Mufco 
Correr, Herrn Nie. fiarozzi, auf, ein Votum abzugeben, 
welcher darnach der Akademie die Mittheilung machte, 
dafs diefes Bild das lang vermifste Original-Gemälde 
von Andrea Viccntino fei und lieh fein erteil im 
l'alazzo Foscari ful Canal-Grnndc befunden habe. Das 
aufserordentlich figurcnrcichc Bild ftcllt die Landung 
Heinrich III. am Lido in Venedig dar und ift 2 Meter 
8 Cm. hoch und 3 Meter 24 Cm. breit- Die Figuren 
auf dem Bilde haben eine Hohe von 2.S Cm.; es 
find deren 200 und zwar mit voller Portrait -Achnlich- 
keit ausgeführt. Kin befonderes InterelTe gewinnt 
das Gemälde dadurch, dafs auf dcmfelbcn die Abbil- 
dung des Triumphbogens, welcher zum Empfange 
Heinrich III am Lido aufgerichtet wurde, mit voller 
Deutlichkeit wiedergegeben ift Diefcr Triumphbogen 
war ein Werk von Andren Palladio, der, wie Sanfo- 
vino berichtet, lieb den Triumphbogen des Septimus 
Severus in Rom dabei zum Muftcr genommen hat. 
König Heinrich III. wohnte wahrend der Zeit feines 
venezianifchen Aufenthaltes in dem genannten l'alazzo 
Foscari um! den anftöfsendeu l'alaften Giuftiniani am 
Canal Grande. Das Bild, welches (ich bis zum Knde 
des 18. Jahrhunderts im l'alazzo Foscari befunden hat. 
ift um fo werthvoller, als ein Gemälde, welches dasfelbe 
Thema behandelt und fich im Dogcnpalaft befun- 
den hat, bei dem Brande des Dogcnpalaflcs 1575 zu 
Grunde gegangen ift. Die Auffehrift auf der Vorder- 
feite ift auf dem Bilde erhalten und lautet in Ucbcrein- 
flimmung mit Sanfovino folgendermafsen: „Hcnrico III 
Franciac l'oloniae Regi Chriftianiffimo, ac invietil'timo 
Chriftianac rcligionis acerimo propugnatori, adve- 
nienti Venetorum Kefp. ad veteris benevolentiae atque 
obfervantiacdcclarationcm." Diclnfchrift auf der Rück 
feite lautet nach Sanfovino: „Henrico Franciac et 
l'oloniae rcgi optimo atque fortiffimo, hofpiti incom- 
parabili Venetorum Kefp. ob ejus adventum fclieiffi- 
mum u ZiintUto behandelt in feinem grofsen Werk über 
den Palazzo Ducalc ausführlich alle Denkmaler, wefehe 
fich auf den Aufenthalt Heinrich III. in Venedig 
beziehen, nicht Mos mit Rücklicht auf den Kunllwerth. 
fundern auch die hiftorifchc Bedeutung der Denkmäler. 
Dafs diefes Kreignifs fo viele Kunft werke hervorgerufen 
hat, ift recht begreiflich, denn dasfelbe hat die dama- 
lige politifchc Welt ganz Kuropa' s intcreffirt, und in 
Venedig ganz befonders «las Intercflc der einflufsrei- 
chen Familien Foscari und Giuftiniani. Ausführliche 
Nachrichten bringt über den Künltler Andrea Viccn- 
tino Ridolfi in den Meraviglie <lcll' Arte. Vol. II, p. 144. 
zahlreiche Notizen Sanfovino in feiner Venezia, ed. 1581 
p. 149. 164, 9 und p. 280. 

liitclberger. 

96. Confervator Schönherr hat der Central- 
Commiffion intcrcfl'antc Mittheilungen gemacht über 
Wahrnehmungen, die er bei Kcftaurirung des foge- 
nannten goldenen Dacheis in Innsbruck zu machen 
Gelegenheit hatte. Die zehn Felder, in welche die 
Baluftrade des zweiten Stockes des Erkers getheilt 
erfcheint, enthalten nämlich in Hoch-Relief ausgeführte 



üguralc Darftellungen mit Spruchbandern. In einem 
(tiefer Felder erblickt man K. Maximilian mit feinen 
beiden Krauen und dabei deren Wappen. Daneben, 
wie es feheint, K. Friedrich, ihm zur Seite ein auf die 
andere Gruppe hinüberdeutender Schalksnarr und eine 
unbekannte, doch offenbar beftimmte pnrtratahnlich 
dargeftelltc l'crfonlichkcit. 

97. Das auf Seite 128 dargeflellte Siegel gehört 
der Stadt Ohnutz an. Dasfelbe ift rund, hat einen 
DurchmciTcr von 65 Mm. und zeigt im Bildfcldc den 
gekrönten cinköpfigen rechts aufwart* blickenden 
Adler in der üblichen gefchachten Darftcllung. Diefer 
Dcffin ift durch rcgclmafsige Einfügung von kleinen 




Pik- S- (durften.) 

Itark erhabenen Carres erreicht. Der obere Rand der 
Hügel ift mit einem ftyliftrten Zackcnbcfatz verfehen. 
Im Bildfcldc unten zunachft des Schweifes find beider- 
feits je ein Beillrich und ein Punkt fymmetrifch ver- 
thcilt- Die Umfchrift befindet fich auf einer breiten 
Randlciftc mit Perlreihen beiderseits eingefafst und 
lautet: f Sigillvm (Stem) dvivm (7 Punkte als Kofette) 
de (drei Punkte im Dreieck) ojomvcz. Diefes intcr- 



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CXLI 



cffantC Siegel durfte mindcflcns dem Anfang des 
14. Jahrhunderts angehören. 

98. Wir haben im III. Bande der Mittheilungen 
S. LXXI den Grabmalen der ausgeflogenen Familie 
der Herren von Loftnßtih gedacht, die fiel» in der nach 
diefer Familie benannten Capelle zunachll der ehe- 
maligen Stiftskirche in Garßen befinden. Wir haben die 
meiften Monumente bereits naher befprochen, nur zwei 
der alteren erübrigen noch, deren einem die folgenden 
Zeilen gewidmet find. Dasfelbc ifl hier in Fig. 3 abge- 
bildet, ifl in rothem Marmor ausgeführt im Roden der 
Lofenfteincr Capelle eingeladen, wofclbft es unter dem 
Schutze der darüber liegenden Bretter noch ziemlich 
wenig Schaden gelitten hat. Leider konnten die Brct- 
ter, welche den rechtsfeitigen Kand bedecken, nicht 
entfernt werden, daher auch ein Thcil der Kandfchrift 
nicht gelefen werden konnte. 

Die Behandlung des Monumentes ifl die im if>. 
Jahrhundert mit Vorliebe gepflogene, nämlich eine 
oblongviereckige Platte mit fehmalem Schriftrande 
und mit einer im Stark-Rclicf ausgeführten Sculptur im 
Bildfclde. vorflellend die aufrechtflehende etwas ge- 
wendete Figur eines Kitters, in der Rechten die mach- 
tige Lchcnfahnc aufrecht haltend, die Linke an den 
Schwertgriff gelegt. Die Kuflung ifl cinigermafsen 
eigenthümlich durch die hohen Stofskragcn und die 
fcharf zugefpitzten Elbogenmeifel. Das Vifier des 
reich mit Federn befleckten Helmes ifl aufgcfchlagen 
und zeigt ein bartlofes Antlitz. 

Zu Füfsen der Figur beiderfeits je ein behelmtes 
Wappen, das eine mit dem Lofenflcincr'fchcn Fanther 
am Helm und im Schildfelde, das andere gehört un- 
zweifelhaft der Familie i'olkeim an. Die Umfehrift, fo 
weit fic gelefen werden konnte, lautet: r . . . .Der wol- 
gebor herr herr Achatz von lofenflein gellorben an 
fand maria magdalena tag nach chrifti geburd I527jar. u 

Ac/tus von Lofenßdn war nach Hokenegk der 
fünfte Sohn des Wilhelm von Lofenllein und der 
Barbara von Parsberg, anfangs Stift PalTau'ifcher 
Pfleger in Kbersberg, fpatcr obdcrenns'fcher Landrath. 
Er war verheiratet mit Maria Salome von Polheim, 
die im Jahre 1541 Harb. 

Das bcfchricbenc Grabmal foll auch ihr gewidmet 
fein und fleh an der bedeckten Randlcifle die darauf 
bezügliche Nachricht befinden, deren Worte Hohenegk 
III. 378 mitthcilt. 

99. An der Aufsenfeile der Pfarrkirche zu Hosen 
find mehrere intereflante Grabmale angebracht, dar- 
unter jenes wichtige Monument des Wilhelm Grafen 
zu Henneberg t M79' Wir wollen jedoch unferc Auf- 
merkfamkeit dem Monumente des Ritters Jacob Trapp 
zuwenden, das fich ebenfalls an der Aufscnfeite der 
Kirche befindet. Die Anlage des Monuments veraugen- 
fcheinlicht die in Fig. 4 beigcgcbcnc Abbildung des- 
fclbcn. Es ifl aus lichtem Marmor angefertigt und 
weicht nach mancher Richtung von der bis zum 
16. Jahrhundert fall fchablonenförmig befolgten Ge- 
Aaltung und Darftellungsweifc ab. 

Das Monument hat die Gcflalt einer oblongen 
rechteckigen Platte, die aufrecht an die Wand geflellt, 
auf einer etwas vorfpringenden Sockclplattc ruht, die 
zwei ilylifirte, auf der Erde liegende Löwen tragen, 
vi». N. r. 



Zu oberft der Platte unter einem fchwach pro- 
filirtcn Abfchlufsgefimfe befindet fich die drei/eilige 
Infchrift : A. nach chrilli gepurd mcccclxxv. Jar am 
pffinflag nach unl'erfraun fontag do ifl geflorbcn der 
edl und flreng her jacob trapp ritter obhoffmaifler zu 
tyrol d hie begraben ifl de got genad. 



ji-nfitJ)-'nji-j9F}jnrö Ii) rtcfirru rav -mu-f CEmlfaq 
n arfi ■ iu- fmu n- (oTifhjg-öoittQftüfac öPf töiiflt^hmfiüb 




Fi C 4. (Bo*en 



Das Bildfeld felbft ifl mit reichem gothifchen 
Ornament bekrönt, durch welches es in Folge der Ein- 
fügung eines im Efelsriicken gcfchwciftcn doppelten 
Spitzbogens gewiflermafsen in zwei Fehler getheilt 
wird. In jedem Felde erfcheint ein gegen die Mitte 
gerichtetes Wappen in reicher heraldifcher Ausfüh- 
rung. Beide Wappen werden von einem in die Mitte 



CXLI1 



des Bildfeldes geftellten Kogel getragen. Das Wappen 
links enthalt in tartfehenförmigem Schilde einen drei- 
mal gebrochenen Kalken | Villandcrs), am Helme einen 
niederen Stulphut mit einem Hahnetiflügcl darauf und 
das andere Wappen zeigt im Schilde und am gekrön- 
ten Helme eine Trappe. 

Jacob '/hi/ 1 /!, einer urfprünglich fteicrifchen 
Familie anyehorig, zog im Jahre M4<'> mit dem grofsen 
Aufgebote der Landftändc von Steiermark, Kärnten 
und Krain für K. Friedrich III. gegen Ungarn. 1460 
kam er in Dicnfl Erzherzogs Sigismunds von Tyrol. 
wurde Stadthauptmann in Brcgcnz und Pfleger von 
Ambras, 14^9 Krblandhofmcifter von Tyrol. Kr war 
vermalt mit Barbara von Matfch und hinterlicfs drei 
Sohne. Ulrich baute das Kloftcr Htrfchthal im Vorarl- 
berg fehen wieder auf, wozu 14Ö4 der Grundflcin 
gelegt wurde. 

100. Schon im Jahre 1874 hatte fiel» der Francis- 
caner- Convent zu Btuiia auf Curzola in Dalmaticn an 
die Regierung bittlieh gewendet, damit ihm eine Staats- 
Subvention zur Krhaltiing des Klollergcbaudcs. insbc- 
fondere des Krcuzgangcs, der in kiinfllcrifcber Be- 
ziehung ein originelles und fchr bedeutfames Bau- 
werk italicnifcher Gothik ift, zu Thcil werde. 




Fig. 5 fD«<lia 1 



Fig. 5 veranfehaulicht einen Thcil diefes zierlichen 
Baues, der fich im Gevierte ausdehnt und auf jeder 
Seite des Viereckes aus je drei drcithciligcn Jochen 
beliebt, die auf Pfeilern ruhen, zwifchen welchen je 
zwei Säulen cingelhcilt die zierlichen Spitzbogcn- 
offnungen vermitteln. 

101. (Die Filial-Kirche zum heil. Kreus in Hon- 
vn\) Auf dem fudoftlichcn höchften Punkte der aus 
dem Thale der Novohradka-Ebene fanft anzeigenden 
Anhohe lieht an der Südfeite der kleine Ort Homnce, 
und am aufserften fudweftlichen Ende das Kirchlein 



.zum heil. Kreuz", über welches Confervator Sehnte- 
ranr, fich in feinem der k. k. Central-Commiffion vor- 
gelegten Jahresberichte ausführlich ausfpricht. 

Die Kirche war bis zum Jahre 1707 Pfarrkirche, 
jetzt ift fic Filiale von Tynec. Nach den noch vorhan- 
denen, und nach den bei der heurigen Keftauration 
vorgefundenen Fragmenten fiainmt der Bau des Chors 
und Schiffes aus der guten gothifchen Zeit der letzten 
Hälfte des 14. Jahrhunderts; der gegenwärtige Thurm 
und die Vorhalle find Zubauten aus 1773. Die Kirche 
brannte zweimal ab ; bei dem letzten Brande ging auch 
die ganze innere Ausllattung verloren. Statt der Bret- 
terdecke wurde fpäter eine Verrohrung angebracht. 

Das Sancluarium an der Evangelien-Seite des 
Chors ift bis auf die Kreuzblume, welche als vor- 
ragend auch von der Gluth abgefprengt erfcheinf, 
unverändert geblieben. Ganz im urfprünglichen Zu- 
ftandc hat lieh nur das fchön profilirtc Futter und die 
fchr folid befchlagene, mit Eilen verkleidete Thür bei 
dem nordichen Seiteneingange erhalten. 

Bei diefem Brande mochte die urfprunglichc 
Clior-Wolbung entweder gleich cingefturzt fein, oder 
mufste wegen grofser Schadhaftigkeit abgetragen 
werden; denn man fand einzelne Stücke der fchon 
profilirten Rippen beim Abbrechen der Vorhallcn- 
maucr als gewohnlichen Bauflein verwendet, und ftall 
diefer Wölbung wurde das gegenwartige Luncttcn- 
Gcwolbe ausgeführt. Auch die Kanzel war fehr zierlich 
aus Stein aufgebaut, zwei Thcilc des Achteckes hievon 
wurden auch in der genannten Mauer vorgefunden. 
Die Fcnltcr haben im Chor noch die Stcinlcibungcn, 
die Maafswcrke natürlich herausgcfchlagcn. Im Schiff 
waren urfprünglich vier Fenfler von der Grofse des 
noch erhaltenen an der Nordfeitc zunächft dem Chor, 
welches durch die Vorhalle verbaut war; das weftliche 
hatte man wegen des Aufganges zum Mufik-Chor und 
demThürdurchbruche vermauert; um daher dem Schiff 
mehr Ficht zu verfchaffen, wurden tlie beiden Schiffs- 
fenfter an der Südfcitc verbreitert. 

Von aufsen war das Krdreich in Folge des hier 
bcflchendcn Friedhofes durch die Beerdigung während 
fünfhundert Jahren fchon über einen Meter hoher 
angewachfen als der Fufsbodcn im Inneren, die Mauern 
durch die Näffc unten angefault und gefprungen, die 
Dachung fchadhaft, der Thurmknopf aus Eifcnblcch 
vom Rolle zerftort; daher ftand das Kreuz fchief, 
zumal der Ständer durch das Kinnäffen verfault war. 
Diefem Uebelllande wurde durch eine vom Confervator 
Scltmoranz geleitete Reftaurirung abgeholfen. 

Vor Allem wurde das hochangewachfene Erd 
reich vorläufig in einer Breite von 3 Meter vom Kir- 
chenkorper ringsum einen halben Schuh tiefer als das 
Kirchcnpflartcrmit cntfprcchcndcm WalTergefallc abge- 
graben, das angefaulte beliebende Mauerwerk ringsum 
mit Sandllcinplattcn gut unterfangen und verkleidet, 
die vom Kirchengemäuer abgclöflen Strebepfeiler des 
Prcsbyteriums in neuen Verband gefetzt, alle Sprünge 
ausgelöft und ausgemauert, ringsum unter dem Dache 
neue gothifche Gefimfc ausgelegt, die elliptifchcn 
Fcnftcrbogcii in gothifche umgewandelt, die Mauern 
in- und auswendig neu rein verputzt und in farbigen 
Tonen getüncht. 

Ein gewölbtes Mufik-Chor wurde hcrgcftellt, der 
mangelhafte Glockenlluhl reparirt, die Fenfler der 



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CXUII 



Glockcnftubc, die ohne allen Vcrfchlufs waren, erhiel- 
ten Jaloufien, die Thurmfpitze ftatt des früheren Auf- 
ratzes von Kifenblcch einen kupfernen Stiefel mit 
kupfernem Knopf. Die Fcnfter des Chors und das 
nördliche Sehiffsfenfter erhielten farbige Batzenfchci- 
ben, in die zwei füdlichen Fcnfter des Schiffes wurden 
grau deffmirte Gläfer mit farbigen Bordüren und 
farbigen Maafswerken eingefetzt. 

Von den Altaren wurde aller unpaffende Zicrath 
befeitigt und das foult noch gute Haupt-Altarbild 
fammt Rahmen gehörig gereinigt und mit Uel cinge- 
lalTen. Die ganze Kirche, Sacrillei, Thurm und Vorhalle 
wie auch das Stiegenhäuschen erhielten ein fchönes 
Steinplatten-l'flafter. 

Durch die Abtragung «1er Vorhalle ift eine recht 
hiibfche Gruppirung erzielt und das wieder freigelegte 
Fcnfter des Schiffes an der Nordfeite hebt die Nord- 
wand im Innern und macht die Kirche von aufsen 
malerifch. Zur grofsen Ueberrafchung fand man unter 
der Kalktünche, dafs das Chor durchaus mit Figuren 
gemalt war; auch die Rippen und Kanzel waren poly- 
chromirt. Trotz aller angewendeten Muhe war es aber 
nicht möglich, eine einzige Figur blofszulegen , weil 
man bei der Tünchung gerade die Kopfe, 1 lande und 
Füfse und alle Thcile, wo der Kalk nicht decken wollte, 
mit fcharfem Sandftein abgerieben und neu verputzt 
hatte. Auch an der Schiffswand der Südfeite waren 
grofse Gemälde, aber eben fo barbarifch verftümmelt. 
I nter den Kirchenftühlen fand man vier Stück und 
neben dem Hoch-Altar ein Stück alter Leichenfteine, 
welche alle gehoben und in die neuen Mauern der 
Vorhalle eingefetzt wurden. Die Vorhalle bei dem 
fchunen alten erhaltenen Seiteneingange erhielt eine 
gothifche Kinwolbung. Auf dem einen Scitcn-Altarc 
ift ein altes gutes Madonnen -Bild aus der erften Hälfte 
des 16. Jahrhunderts aufgeftellt.. 

102. Im Wege des berufenen Confervators find der 
Ccntral-t ommiffion intcrclTantc Nachrichten über die 
Kanzel in der Decanal Kirche zu Brüx zugekommen. 
Ks ift eine einfache fteinerne Kanzel mit richtiger 
gothifcher Profilirung aus dem 16. Jahrhimdert. Die 
Arbeit zeigt, dafs ein verftandiger Steinmetz daran 
thätig war; fic ift gut erhalten. An der einfachen aber 
fchönen Gliederung finden fich Spuren einer Bemalung 
und Vergoldung. Die einzelnen Felder der Brüftung 
find mit eingepafsten Bildern, auf Holz ausgeführt, 
geziert, eine zwar eigentümliche aber fehr wirkungs- 
volle Art der Verzierung. 

103. Die Eröffnung der Kirehengruft zu Brüx 
erfolgte anläfslich der fortfehreitenden Kirchenrcno- 
virungs-Arbeiten. Das Gruftgewölbe, welches nach 
dem Kirchen-Memorabilienbuche erft in den Vierziger- 
Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden fein 
folli?), weil es dort unter diefem Datum noch als „die 
neue Gruft" bezeichnet wird, ift im Styl der Kirche 
gehalten (gothifche Spitzbogenwolbung mit gleichen 
Gewölbrippen, wie in der Kirche); ein primitiver ftei- 
nerner Altar-Tifch mit eifernem Crucifix ftcht in der 
Mitte. In einer Mauernifche finden wir die Anfatze zu 
einer zweiten, nun vermauerten, nach oben führenden 
Treppe; eine zweite Nifche icheint zur Aufnahme eines 
Sarges beftimmt gewefen zu fein. 



Drei Fenfteroffnungen, mit trichterförmig nach 
oben fich verjüngenden LuftCanälen führten anfehei- 
nend nach aufsen; jetzt find zwei davon vermauert, die 
dritte mündet, fo viel beim Lichte der hincingehaltcnen 
Fackel zu ermitteln war, in einen innerhalb der 
Grundmauern liegenden gröfseren Hohlraum, der erft 
näher unterfucht werden wird. Von den hier zur 
ewigen Ruhe beftatteten Todten ift nichts mehr übrig, 
als zwei formlofe Haufen, beftehend aus Knochen- 
gerippen, zerfallenem Moder, gemifcht mit den ver- 
morfchten Sargtrümmern und den faulenden Holzern 
der Gerufte, auf welchen die Särge einft ftanden. Die 
Rcfte follcn nun gefichtet und in grofsen Kiftcn neuer- 
dings hier aulbewahrt werden. An den Kiften werden 
die fämmtlichen vorgefundenen Sarg-Infchriftcn be- 
feftigt werden. 

104. Confcrvator Hau/er hat au die Central- 
Commiflion berichtet, dafs er an jener Begehung der 
Dachboden der St. Stephans Kirche Theil genommen 
hat, die angeordnet wurde, um die dafelbft angefam- 
meltcn, aus früheren Zeiten herrührenden kirchlichen 
EinrichtungsGegenftände zu befichtigen und über 
ihren Werth fich auszufprechen. Man fand ziemlich 
viele Holzfigurcn, einige noch aus gothifcher Zeit, 
meiftens aber Barock-Charakters, eine hölzerne Stie- 
gcnfpindel, früher am Thurmc in Verwendung, etliche 
Bilderrahmen und insbefondere drei grofse Bilder, die 
ehemals bei Altären in Verwendung ftanden. Dicfe 
follcn nach Möglichkeit wieder in der Stephans-Kirche 
oder in anderen Kirchen zweckmäfsig verwendet 
werden 

105. (Zabel/leine aus dem 16. Jahrhundert ) Als 
ich im letzten Sommer neuerdings Drojendorf befuchte 
und dort in Wazele's Gafthof wohnte, bemerkte ich 
dafelbft in einem Gaftzimmeruntcrden neueren Steinen 
eines im Gebrauche befindlichen Damcnfpicls drei 
weifse und fünf fchwarzc 11 Mm. hohe und im Durch- 
melier der Kreisflächen 4' , Mm. meffende Steine aus 
«lern F.ndc des 16. Jahrhunderts. Herr Wazcle jun. 
theilte mir mit, dafs diefelben die Refte eines Spieles 
feien, das feine Mutter bei ihrer Verheiratung fammt 
dem noch vorhandenen huchft einfachen, mit gelblich- 
weifsen und fchwarzen gemalten Feldern verfehenen, 
auch zum r Mühlziehen-' eingerichteten Brett von 
ihrem Onkel erhalten und in s Haus gebracht habe. 
Von «liefen Steinen, welche ich von dem Kigenthümer 
unentgeltlich erhielt und hierauf dem k. k. ofterrei- 
chifchen Mufcum für Kunft und Induftric in Wien 
übergab, find die weifsen aus Linden-, die fchwarzen 
aus Birnbaumholz geprefst, und zeigen (auf beiden 
Grundflachen) recht hübfehe, aber durch den Gebrauch 
ftumpf gewordene Reliefs, und zwar nach den in 1 .apidar- 
Buchftabcn vorkommenden Um- und Auffchriftcn: (?) 

1. Octavia . Clavdii . Imperator . 1' . Neronis . vxorum. 

2. Friderich . III. Rommanorvm . lmp . Caes. 3. Philipj)vs 
(I.) Rex.Hischpaniarvm. 4. Diva. Maria. Diwus. Maxi- 
milian . Reg . Hohe. conjux. (fammtlich l'rofilmcdaillons!. 
5. Hcrculiejs (nackter kniender Mann, den Himmels- 
globus tragen«!). 6. Der Mai (weibliche nackte Figur, 
mit einem Tuch um die Hüften, in der Rechten einen 
ringförmigen Gc^enftan«! (Kranz?) haltend, mit einem 
Genius zu ihren Fufsen und Bäumen im Hintergründe;. 

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CXLIV 



7. Die Zeit (dCSJ Schnittes (eine cbcnfolche Gcftalt, mit 
einer Sichel in der rechten und einem Füllhorn mit 
Kruchten in der linken Hatid; neben ihr zwei Genien 
und hinter ihr ein Aehrcnfcldi. 8. Der Winter (eine 
Frau in der Tracht des 16. Jahrhunderts in einem 
Kaltrtuhl am Kamin fitzend und fich Hände und FüTsc 
wärmend) Aufserdcm findet fich noch auf zwei Steinen 
der zweiköpfige rönufch-deutfehe Reichsadler und die 
unter I, 2, 4, 5, C> und S verzeichneten Darftcllungen 
kommen ebenfalls zweimal vor. 

BImu. 

106. Confervator Prof. Hau/er hat an die Central- 
Commiffion berichtet: Nachdem mir über Einfehreiten 
der hohen Central Commiffion von dem Herrn Burgcr- 
meirter der Stadt Wien die Berichtigung des zum 
Abbruche beflimmten Polizeihaufes in der Sternkarte 
bewilligt war, verfügte ich mich am 25. September 
1882 dahin, um zu eruiren, ob und welche der Erhal- 
tung würdige Gcgenftändc fich darin befinden. 

Herr Magiftratsrath Sylvefter llabicher hatte die 
Gute, mir fammtliche Räume des Gebäudes, namentlich 
auch die Capelle, zeigen zu laflen. 

Der Kindruck, den diefe gewölbten, von dicken 
Mauern begränzten Zellen, Gänge und Stiegen nament- 
lich in den unteren Souterrain-Stockwerken, die lange 
nicht mehr benützt werden, machen, ilt ein ungemein 
ernfler und dufterer, zumal in allen diefen Räumlich- 
keiten keine Spur irgend einer künftlcrifchcn decora- 
tiven Ausftattung zu erkennen ift. Dasfelbe ilt auch 
bei den Hofen der Fall, nur nehmen fic durch den 
Einflufs der Niveau- Verhält nillc ein gewil'fes malerifehes 
Interefie in Anfpruch. Zu erwähnen ift, dafs der an 
der Kückfeitc der bekannten hohen fchwarzen Mauer 
gegen den Salzgrics gelegene Hof mit Bogen Heilungen 
in zwei Galerien, ahnlich wie fie am Aeufscren der 
Salzgrics-Cafcrnc ausgeführt waren, verfehen ift. 

Bekanntlich war das Gebäude früher ein Carmclit er- 
Nonnen-Klofter, zu den fieben Huchem oder Sieben- 
buchnerinen genannt, das von der Kaiferin Eleonora 
von Mantua, Ferdinand II. zweiter Gemahn, geftiftet 
und von 1633 1O42 erbaut wurde. Die Kaiferin brachte 
die letzten Jahre ihres Lebens dort zu und wurde 
nach ihrem 1657 erfolgten Tode ihrem Wunfche gcmäfs 
im Habit einer Carmcliter-Nonne zunächft dem Hoch- 
Altar der Capelle des Kloftcrs beigefetzt. 

Diefe Capelle erinnert felbftverrtändlich noch am 
meiden an die urfprüngliche Heftimmung des ganzen 
Gebäudes. Sie ill ein ungemein einfacher nüchterner 
Hau im Charakter des 17. Jahrhunderts und enthalt 
nichts von hervorragender Bedeutung. Am Hoch-Altar 
und an den beiden Seiten-Altären find Oelgemälde 
angebracht, darftellend Maria mit dem Jefukinde und 
dein heil. Jofeph, dann links die heil. Therefia und 
rechts eleu Ordensgeneral Johann Haptift von Soreth 

Die Hilder hangen gegenwartig fehr hoch und find 
fchlccht beleuchtet, fo dafs eine endgiltigeBeurtheilung 
erft beim Herabnehmen derfelbcn nach vollftandigcr 
Schliefsung der Capelle wird eintreten können. Die 
Altare und das fonftige Kirchen-Mobiliar haben keinen 
künftlcrifchcn Werth, auch die F.ifengittcr zum Ab- 
fchhlfle <lcr Nonnen-Emporen find einfache, aus geraden 
Stäben gefchmiedete, durchgefteckte Arbeiten. Am 
Fufsbodcn befindet fich vor dem Haupt Altar dieGrab- 



j)latte des 1679 verftorbenen Bifchofes Thomas PalflV 
von Neutra. Grabplatten, welche auf die Kaiferin Eleo- 
nora oder auf die Nonnen des Kloftcrs Hczug haben, 
sind nicht vorhanden oder wenigftens nicht fichtbar. 

Hei Aufhebung des Kloftcrs im Jahre 1782 wurden 
die Leichen der Stifterin und der Mutter Paula, der 
erllcn Nonne, nach St. Stephan, die der übiigen auf 
den Friedhof vor der Marxer-Linic gebracht. Unter 
den Paramcnten und heiligen Gefafsen für den Kirchen- 
dienft ift nichts von Bedeutung vorhanden. 

Neben der Capelle befindet fich der einzige aufser 
diefer bedeutendere Raum, das Refektorium. Es ift 
mit einem fchönen, in Felder abgetheiltcn Ton 
nengcwulbc überdeckt, entbehrt aber fonft jedes 
Schmuckes. 

Ks xväre wohl vergeblich, irgend etwas felbft für 
die Erhaltung der Capelle zu thun, da der Kunftwerth 
derfelbcn ein zu geringer ift, dagegen macht fich 
der Confervator zur Aufgabe, jetzt oder gelegentlich 
des Abbrcchens der Baulichkeiten die unteren Räume 
der Capelle auf eine Gruft, die jetzt vermauert fcheint, 
zu unterfuchen und etwa dann noch zu Tage tretende 
Grabfteine und hiftorifche Erinnerungen vor der Vcr- 
fchleppung und Nichtbeachtung zu bewahren. 

107. Correfpondent Dahlke hat unterm IO. Oclo- 
ber an die Central-Comnn'ffion berichtet, dafs der 
bemalte und als Kunftdcnkmal zu fchätzendc Bildftock 
in Hrtmcck bei dcrcrftcnUebcrfchwcmmungdes Pufter- 
thalcs verfchont geblieben ift. Das W'elsbcrger Bild- 
ftockel hingegen wurde hoch eingemuhrt und hat 
betrachtlichen Schaden gelitten an feiner Bemalung. 

108. Laut der Ccntral Commiffion zugekommenen 
Nachrichten wurde der hölzerne Aufbau des Hoch- 
Altars in der Domkirche zu Krakau feiner ungemeinen 
Schadhaftigkeit wegen in neuefter Zeit abgetragen. Ks 
zeigte fich, dafs das Holz der Säulen ganz durchfault 
war, und dafs bei längerem Bell (Ten diefcs Altars 
grofses Unglück hätte gefchchen können. 

109. DerCcntral-Commiffion ift ein umfangreicher 
Bericht aus der Feder des Herrn Heinrich Richly 
über die prahiftorifchen Verhältnilfe der fiidöftlichcn 
Landesgranze Böhmens vorgelegt worden, daraus wir 
Nachftehendcs entnehmen. Das bezügliche Terrain 
bildet einen Theil des bohmifch-mahrifchen Mittel- 
gebirges, das in der angedeuteten Richtung ftreicht 
und, von zahlreichen Quer- und Längenthälcrn durch- 
fchnitten, fich zu waldbedccktcn Hochebenen erwei- 
ternd, zahlreiche Granit und Gncifskuppcn und nach 
allen Richtungen hin zerftreute ungeheure Steinblöcke 
enthält. 

Diefer Wald bildete bis ins 13. Jahrhundert hinein 
eine Art Grenzfpcrre gegen das Nachbarland und 
führten nur wenige wohlüberwachte Saumwege durch 
ihn, als die einzigen Kingangslinicn nach Böhmen; fie 
waren enge Steige über H':rgc längs Sümpfen und Gcwäf- 
fern geführt und durch Thalfperren gut gefchützt. Längs 
der bohmifch-mährifch-öfterreichifchcn Grenze waren 
nur drei folche Steige bekannt: der Linzer Steig, von 
der Donau bei Linz gegen Krumau, der Weitraer Steig 
(ftczka vitorazkä, via quae vocabatur Behcimftcig) und 
der [glauer iHabfer) Steg, via quac vocatur ad Haber. 



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CXLV 



per letztere führte von Znaim über Deutfchbrod nach 
Caslau. Nun ift es ziemlich genifs. ilafs noch ein vierter 
Saumweg beftand. Richly hatte im Herbitc des Jahres 
1878 die Umgebung \o\\Zlabing rund Allßadt'va archäo- 
logifcher Richtung durchforfcht und glaubt diefes 
vierte Landesthor in nördlicher Richtung von Altftadt, 
zwilchcn der Ruine Landftcin und den uralten Wallen 
von Marke], gefunden 711 haben. Dicfer Saumweg durfte 
von Raabs, dem Vcrcinigungspunkte der deutlichen und 
mahrifchenThaya. längs derfelbcn an dem Wachbergc 
bciGrnfstaxcn vorüber, durch das bei Altftadt lehr fre- 
queiite, den in nordoftlichcr Richtung ftreichenden 
J löhenzug durchfchncidcndc Querthal zwifchen Markel 
und Landftcin in das Innere von Rühmen ge- 
führt haben. .Alsdann feheint der Weg bei Pohanc 
(I Icidcnbcrgl und Smutna (Brunerberg) getheilt und 
einerfeits über Kunas und Schaniers l.ings des Neu- 
mühlbaches gegen Platz nordlich, anderfeits über 
Tcmeifchlag. Konigseck und Studein längs der Iglava 
über Wolframs und Iglau nach Nordoften geführt zu 
haben. 

Aufscr einer von II. Richly verfolgten Abzweigung 
diefes von Raabs kommenden Saumweges, welche 
längs der Walle unterhalb Zlabings und am Fufse 
des Wachberges (Sträz), endlich bei Kadol/. vorbei 
zum Landesthore bei Landllein führte, nennt dcrfelbe 
Autor noch einen zweiten Nebenweg, der fielt von 
Raabs aus an der mahrifchen Thaya und dem Trifchcr 
Hache über Wolfranis durch den Grenzwald und das 
Landesthor bei Fcrtcnhof in das Innere Rühmens zog. 

110. An dem Gebäude Nr. 23 in der Herrengaffe, 
wofclbft jetzt der Verwaltung.* - Gerichtshof unter- 
gebracht ift, wurden anläßlich dicfer Verwendung 
bedeutende Umgcftaltungcn vorgenommen. Diefes 
Geb inde uberrafcht durch einige Rede von Renaif- 
fance-Dccoration; namentlich ift die rechte Hoffront 
noch fo erhalten, wie fic im 16. Jahrhundert entftanden 
war. Mit Ausnahme der Vcrmaucrung der Lauben im 
Krdgefchofs und in den beiden Stockwerken ift die ganze 
Wand-Decoration intact geblieben, wie die tosca- 
nifchen Säulen und die flachen Pfeiler in den Bogen- 
ftcllungen der Stockwerke, die in Stucco ausgeführten 
Trophäen aus Waffen und Mufik liiftrumenten als 
/.wickclfülhingcn, die beiden Wappen und die Löwen- 
köpfe an den BrU (hingen. Die vollendete Rcftaurirung 
dicfer Hoffacadc wurde mit grofscr Sorgfalt und 
Sclionung durchgeführt und im urfprünglichenSchmuckc 
Hellt fich uns diefer Gcbäude-Trac~t wieder vor. Diefer 
Vorgang verdient Anerkennung. An diefer Stelle 
belafs 1443 Wolfgang Wchinger von Ladendorf ein 
Haus, 1553 der Übrift Hofmeiftcr Wilhalbm Freiherr zu 
Rogendorff und Molinburg, dann die Grafen von 
Ortenburg, um 1683 Fürft Kranz Anton Portia, dann 
Bartholomaus von Tinti, von welchem es um I75O der 
Hol erkaufte, 1753 wurde unter K. Maria Thercha für 
die nicdcr-öftcrreichifche Landesregierung eingerichtet, 
theilweife auch umgebaut. 1 

111. ( Kunßbfflrihungin im Stifte ZwfilL) Archi- 
tekt Avanse hat an die Central-Commiffion berichtet: 
Im Zwettler Hof in Xufsdorf ruhte feit geraumer 
Zeit ein bedeutendes Kunftwerk der Bildfchnitzerei 

> MMb. d« Cclr Com«. N. F. II. ,. CVIII l>r II«. 



des 15. Jahrhunderts, der Reft eines fchonen Flügel- 
Altars. Schon langft heyte der jetzige kunftliebende 
Prälat des Stiftes, Herr Stefan Rofslcr, den Wunfeh. 
diefes prachtige Werk feiner Verjüngung entgegen- 
zufuhren, worin ihn Herr Univerlitäts- Profeflor Dr. 
Wilhelm Neumann wirkfam beftärkte. Nachdem der 
Prälat glaubte, aus eignen Mitteln die Koflen der 
Reftauration beftreiten zu können , beauftragte er 
den Architekten Profeflor Dominic Avanzo, einen 
Rellaurationsplan anzufertigen Nach dieferhalb vor 
genommener Infpicirung fanden Geh folgende Geyen 
Hände vor : 

a) »1er Altar-Schrein, enthaltend drei herrliche 
wohlcrhaltenc Figuren, Madonna mit dem Kinde in 
der Mitte, zu beiden Seiten zwei Aebte, über ihnen 
drei fp.it-gothifchc Baldachine. In den zwei feitlichen 
Hohlkehlen war die Anordnung von vier kleinen 
Figuren durch theilweife vorhandene Confolen und 
Baldachine noch erliclitlich, die Figuren felbft fehlten. 
Alles war reich pnlychromirt. Den Altar Schrein 
fchloflcn zwei wohlcrhaltenc Flügel, beiderfeits mit der 
Legende des heiligen Leonhard in Bildern gefclimuckt ; 

bj das Kranzgcfims unter und das andere Gefims 
über dem Schreine; letzteres beftimmte durch feine 
Zapfenlöcher genau die Stellung «1er Fialen und Bal- 
dachine <lcs Auffatzcs, von letzteren waren drei vor- 
handen, unter denen drei Figuren, Kcce homo, heil. 
Maria und Johannes, ftanden. let/ti-ivr fehlte. 

Von den morl'chcn reich polychromirten Archi- 
tekturreften des Auffatz.es fanden fich glücklicher- 
weife fo viele Stücke vor, dafs durch vergleichende 
Studien mit verwandten Altären diefer Zeitepoche 
die Reconftruction des Auffatzcs ficher durchgeführt 
werden konnte. Von Predella und Menfa war nichts 
vorhanden. Der Entwurf und Kollenubcrfchlag ifur 
dicTifchlcr-, Bildhauer- und Vergolder arbeiten, Reftau- 
ration der Bilder etc. 2380 fl.) erhielt die Gcnch 
migung des Herrn Prälaten, worauf ruftig das 
Werk begonnen wurde und innerhalb vier Monaten 
zum Felle des Landcspatroncs am 15. November 188J 
vollendet war und feinen Platz in der erften Capelle 
vor dem nördlichen (Juerfchiffe der Stifts-Kirchc fand. 

Auf den fchonen Flugein des Schreines findet 
fich in den Bogenzwickeln Jahreszahl \A,$™\ Wenn 
dabei die beiden Nullen „bis" bedeuten füllten, 
fo wäre diefes Bild innerhalb der Zeit von 1450-1451 
fcrtiggeftellt worden, denn es ift nicht gut möglich, 
dafs lieh diele Zahl auf die Herftcllung fammtlicher 
Theilc erftrecken follte. Die Polychromirung bedeckt 
fammtlichc Flachen, nirgendwo ift Holz fichtbar. das 
Gold ift uberwiegend, dann tritt Silber mit I.afuren 
von Roth und Grün auf, auch Blau und Braunroth fand 
feine Verwendung. Gebührender Dank fei dem 1 lerrn 
Prälaten gezollt, der ein ehrwürdiges Denkmal mittel- 
alterlicher Kunft in feinem frühereil Glänze wieder 
herftellcn liefs, das jetzt eine llauptzicrdc der Stifts- 
Kirche bildet. 

Mit diefem Werke, das im Laufe des Monats No- 
vember fertiggeftellt wurde, ift die Kunftthätigkeit des 
1 lerrn Prälaten noch nicht erfchopft ; in zwei Capellen 
des nordlichen Seitcnfchiffcs wurden zwei Glaslenller 
geftiftet. drei find momentan in Arbeit, dotirt von 
einzelnen Herren des Stiftes. 



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CXI, VI 



112. Ks war zur Kenntnifs der Central-Commiffion 
gekommen, dafs der rothmarmorne Stein, welcher an 
der Stelle, wofelbd die Weichtheilc aus der Leiche 
Herzogs Krnft von der Steiermark in der Kirche zu 
Bruck a. d. M. beigefetzt waren, in das Bodcnpfladcr 
eingefenkt war, im Jahre 1877 von feinem bisherigen 
Platze von den Stufen des 1 loch-Altars der Propdei- 
Kirche entfernt und in den Huden hinter dem Hoch- 
Altar eingeladen wurde. Da der Central-Comniiffion 
diefe Stelle nicht würdig genug erfchien fiir ein Denkmal 
eines Mitgliedes des I labsburgifchen Regentenhaufes. 
fo verwendete fic fich beim Sekkaucr fürfthifchoflichcn 
Ordinariate wegen anderweitiger Placirung des Steines, 
wobei vorgeschlagen wurde, dafs, wenn CS auch nicht 
thunlich und wünfehenswerth erfcheint, den rcichfculp- 
tirten Stein wieder an der alten Stelle im Hoden einzu- 
fetten, das Kinlaffen dcsfclbcn in der Wand nicht 
unzweckmafsig wäre. Das hochwurdige Ordinariat ent- 
fprach dem Anfinncn der Ccntral-Commiffion in der 
bercitwilligflen Weife, und wird der Stein nun an der 
Wand zur Kpiflclfcite des Hoch- Altars feinen Platz 

finden. 

Bezüglich der Eröffnung der Beifetzungsflattc 
erfuhr die Ccntral-Commiffion gleichzeitig, dafs fchon 
in den erflen Fünfziger-Jahren diefelbe unterfucht 
wurde, dafs man aber damals ebenfowenig wie im 
Jahre 1877 irgend etwas auf eine Hcifetzung von 
Leichenreden Bezügliches gefunden hatte. 

113. An der Aufsenfeitc der Kirche zu Ret: ift, 
einer Mittheilung des Correfpondentcn C. M. B/aas zu 
Folge, nachd der alten Sacridei ein Grabdein, eine mittel 
grofse, oblonge Salzburgcr Marmorplatte, aufgehellt, 
die unter der Infchrift in einer viereckigen Vertiefung 
mit abgerundeten Kcken einen auf dem Mefsbuche 
flehenden Kelch fammt Hoftie zeigt, umgeben von vier 
gleichfalls in Relief und in abgefonderten Vertiefungen 
dargcdelltcn Kofcnzwcigcn mit je drei nicht entfalteten 
Kofen und je fechs Blattern. C. M. Blaas legt diefer 
Darftcllung der Kofen eine auf die Botfchaft des 
Todes bezügliche fymbolifchc Bedeutung bei. Der 
Grabflein ifl der latcinifchen Infchrift nach dem 
St. Poltncr Chorherrn und Retzcr Pfarrer Augullin 
Schiniller, t 1690, gewidmet. 

114. Mit dem Felle Allerheiligen wurde in der 
Pfarrkirche zum heil. Augullin in II ieu der neue Hoch- 
Altar dem gottcsdicnfllichen Gebrauche übergeben 
Obwohl in diefem Falle die Mitwirkung der Central 
Commiffion nicht geboten war, da es fich cinerfeits 
um die Entfernung eines zwar alten aber nichtsweniger 
als künlllerifch bedeutenden Altars gehandelt hat, was 
übrigens fchon vor Jahren durchgeführt wurde, ander- 
feits aber an deffen Stelle eine neue Kunftfchopfüng 
geftcllt wurde, die, aus dem Atelier Halbig hervor- 
gegangen, urfprunglich als Hoch-Altar für die Votiv- 
Kirchc bedimmt war, aber alsdann nicht die beabilch- 
tigte Verwendung, fundern in der St. AuguÜins- 
Kirche eine ganz paffende Aufteilung fand, fo ift doch 
diefcs Frcignifs für die Ccntral-Commiffion von Wich- 
tigkeit , da gelegentlich der eben durchgeführten 
dimmungsvollen Polychromirung diefcs gothifchen 
Altarcs auch ein Theil des grofsen Presbytcriums in 
recht gelungener und mit der Bemalung des Altars 



harmonifcher Weife bemalt wurde. Ks entdeht nun 
unwillkürlich der Wunfch, dafs es bei diefer partiellen 
Bemalung nicht fein Bewenden habe, fondern dafs das 
ganze Chor in befcheidener Weife in die Polychro- 
mirung einbezogen werde. 

115. Am 28. Orlober d. J. wurde die Grabdatte 
des verdicndvollcn Mitgliedes der CentralCommiffion. 
iles im Juni v. J. verdorbenen Regicrungsrathes Albert 
Camcfina R. v. Sanvittore mit einem kunflreichen 
Grabmale gefchmuckt, deffen Zuflandekommen durch 
Beitrage feiner Freunde und von Vereinen und Korpcr- 
fchaften (darunter auch die k. Ic. Central Commiffion'i 
ermöglicht wurde Das Monument id aus rothlichem 
Kardltcine angefertigt und mit einem grofsen Medail- 
lon, darauf das Brulthild des Verdorbenen, und mit 
dem Wappen dcsfclbcn geziert. Der Entwurf des Monu- 
mentes dämmt von dem Mitgliede der k. k. Central- 
Commiffion und gleichzeitigen Nachfolger Camefina's 
in der Confcrvatorie für Wien von dem k. k Profeffor 
Alois I lauf er . «las Medaillon mit dem Brultbilde vom 
Kammer-Medailleur Scharf. 

116. Urkundliche Beiträge zur Gef lächte des ehe- 
maligen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil, Leopold in Kloßerneuburg , (XIII.) iSchlufs.) 

1553. 8 Deccmber. 

Den Herrn Hof- Camer Ratn von der Nieder- 
oderreichifchen Camer anezuzaigen, Nachdem der 
Silbren Sarch fo zu Olmuncz zumachen, verordent 
worden vnnd gen Cloderncuburg gehurt, nun aller- 
dings ferttig das derfclb beer vnnd dafelbd hin gen 
Cloderncuburg gebracht fol werden, jll folches der 
Romifchen Ku. Mt. vnnfern Allcrgcnedigiden Herrn, 
durch Herrti Sigmunden Freyherrn zu Hcrberflain etc. 
mündlich, fambt dem, das fy die Nidcmdcrrcichifch 
Lanier zwen gefchwornn Goldfchmi«! von hie. auch 
Seiner K: Mt. Gegenfchrcibcr des vngclts hic Gregorn 
Parhoh, als die vorhin auch ains Tails, von folches 
Sarahs wegen, zu Olmuncz gewefen, vnnd denfelben, 
vnnd wie Es darumben ein gedalt hat. befichtigt haben, 
mit aiucni Lanndwagen, darnach fchigkhcii wolt vnnd 
das dcrhalbcn zubec/allung des völligen machcrlons 
vnnd anndres vnchofftens drey hunndert gülden 
Reinil'ch durch Sein Khu. Mt. zuuerordnen von notten 
heut angezaigt worden 

Darauf Sein Kku. Mt. gedachtem, herrn Sigmun- 
den Freyherrn zu Ilerberdain vnndter annderm Mund- 
lich zu befchaid gegeben vnnd beuolhen, Verordnung 
zuthuen, das folchcr Sarch Seiner Kü. Mt. von Olmutz 
gen Prünn zuegebracht fol werden. 

Welches die Canier alfo gehorfamblichen vnnd 
mit vleifs verordnen wil, djweil aber folche Verordnung 
vnnd abferttigung gedachter Pcrfonen gen Olmuncz 
on Verordnung der beineltn drej hundert gülden 
Rcinifchnit bfchehen khan, - und im Vitzdutn bambt nit 
fmil gelts verhannden. das diefelben neben anndern 
vnuermcidlichen aufgaben, mitler Zeit dargedreckht 
möcht werden, vnnd dann die Zeit nun vad khurz id, 
dorin berurtc Verordnung vnnd abferttigung befchehen 
mag, fonnderlich fo der Sarch Seiner Ku. Mt. gen 
Prunn zuebracht werden fol. So hat demnach dj Nider- 
ödcrrcichifch Camer nit vnndterladen wellen, die Herrn 
Hof Camer Rat folhes hiemit zu berichten. Auf das 



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CXLVII 



fy beruttc drey hunndert gülden Kcinifch vnuerzogen- 
lieh zuuerordnen, oder von Seiner Ku. Mt. dcrhalben 
bfchaid stimmen wiflen. wie Es damit gehalten fol 
werden, Actum VVienn den Achtn tag Decembris 
Anno etc im drciundfünfczigilTten. 

Supplication von wegen Sannd Leopold, Sarch 
zu Cloftcrncuburg, von Agnes gclalTnc Wittib des 
Chriflianus Goldfebmid von Olmitz 

AllcrdurchlcichtigiflcrGrofmcchtigiftcr, romifcher, 
hüngerifcher,Bc:hamifcher etc Konig Allergencdigifter 
Herr. 

Ich Arme verlaffne wittib gib. K. K, Ko. Mt. 
jnn aller vnnder thenigkait zuuvernehmen, Demnach 
eur Ko. Mt. Sonndcr zwciffcl jnn gedechtnufs tragen, 
dz durch cur Ko. Mt. gefanndten mit namen, Gregor 
l'arhah vnnd Maifler Merten l'aqjicrcr meinem lieben 
Haufwirt feiigen, Sannd Leopoldts Silberen Sarh, gen 
Clollerneuburg zumachen verdingt worden, laut einer 
anffgerichten Zctl, der Copcy hiemit znucrnehmeii, 
Nun hat mein lieber Haufwirt feiiger, an folhem Sarh 
tag vnnd nacht, feinen müglicheflcn fleifs fürgewendt, 
damit er vor der Zeit vnnd Termin, folhen Sarh 
mocht Aufmachen, vnnd hat ain mererc vnnd Konft 
daran gelegt, dann jmc verdingt worden, (ich felbft 
vmb dz vergulden fo hört angenomen etlich wnehen 
nacheinander darob gefeffen, dz jmc der mercurium lo 
hart in den leib gefligen, dardurch er fein leben mueffen 
aufl'geben, vnnd nach aufmahung des obbcmeltcn 
Sarchs, den fcchflcn tag von difer weit gefchieden, 
mich armes weib mit einem klainen Khindt, in ellcndt 
vnnd fchuldcn getanen, dan vns auff obbemelte Arbait, 
in difer Zeit ob die Sibenhundert gülden rcinifch 
Vneoften ill auffgangen, dan mein lieber Hauswirt 
feligcr khain andere Arbait durffen, noch können 
annehman, Allain mit etlichen Gefeilen fteticlich an 
Solhcm Sarch zumachen gehabt, dz wir alfo zweihun- 
dert gülden Keinifch bey difser Arbait zuegebueft, 
vnnd vns dcrhalben in fchuldcn begeben, dz ich arme 
verlaffne wittib nicht zubczallcn hab noch waifs, Wcill 
dan dz gemachte werch aufweill, was mühe Arbait 



und Khunil, mein lieber Haufwirt daran gelegt, vnnd 
fein leben, darob gclaffen, mich armes Weib in fchuldcn 
gcflekht Hin ich Troftlichcr 1 lofTnung, zu Kur Kon. 
Mt. Als zu meinem Allergenedfgiftcn Herrn vnnd 
Khonig Kur Ko. Mt. werden mich Armes cllendtes 
weib, nicht in fehadten vnnd verderben komen lallen, 
mir ergötzlichkait vnnd mit genaden, die zwaihundert 
gulden reinifch auffgcloffncn fehaden, genedigelich 
beczallen laffen, dan fich mein lieber Haufwirt feligcr 
alle zeit gctröll hat, ob er fchon bey difem verdingten 
lohn, nicht belleen mochte, wo jmc Got die genadt 
verlihe er die Arbait feinem fumehmeii nach aufmahen 
wurdte dz er doch bey eur Ko. Mt. ciu Sonnderc 
genadt vnnd gonnfl erlangen wurdte damit jmc von 
eur Ko. Mt, mercre Arbeit zumachen cruolgct hette, 
dz jmc fein erlitten fehaden, wider eingebracht wurdte. 
Dieweil es aber Got alfo gefchickht vnnd geordent 
hat, wil ich mich Got vnd eur Ko. Mt. beuolhcn haben 
der Troftlichcn Hoffnung, cur Ko. Mt. werden mich 
Arme vcrlallne Witfrau genedigelich anhören vnnd 
mit genade begegnen 
K. K. Mt 

Vnnderthcnige gehorfame Dienncrin Agnes gclalTne 
wittib des Chriftian Müller Goldfchmidt zu Olmücz. 
Rcfoluliou der frauen hundert gülden, den Khncchten 
jglichen zwaintzgh tallcr foll Vitzthum betzalln. 28. 
December 1553. 

I Herauf fein zway gefchafft ains der Wittib vnd das 
ander den dreyer Goldfchmid Gfellcn halben, an den 
Vitzdomb hie geferttigt wordeu, am 29 December 1553 

1553. 29. December. 

Befehl an R. K. M. Rath und Viczdomb in 
Ollrcich vnd der Knns Crifloph Pollt, den dreyen 
Goltfchmitgcfcllcn. Hanns Junckh, l'aull Schilt vnd 
Hanns Jungkhpavver, welche Sannt Leopold Silber- 
farch volligclich aufsmachen vnnd vollenden hclffcn jr 
jedem zwainezig Tallcr fo jnen die Khu. Mt von wegen 
berurtcr ircr volbrachten arbait vnnd vlcis, an dem 
Sarch zu einem gnaden vnnd veuerung gelt zu geben 
gnedigifl bewilligt aus den Viczdomb- Ambts gcfcllcn 
zuertcllcn vnd beczallen. (70) f lo6. 



Bernhard Grueber. 



jgjglM 12. Oclober flarb ]Ur>thttrd Crtteber, dcfTen 
"JftfS Wirken fo innig mit den Aufgaben der Cen- 
ivfr i rl tral-Commiffion in Verbindung lieht. Die Mit- 
theilungen haben häufig und viele mitunter hoch- 
wichtige feiner Kedcr entflammende Auffätzc gebracht, 
dafs die Rcdaction es für ihre Pflicht halt, mit 
einigen Worten diefcs befcheidenen und doch fo 
bedeutenden Mannes zu gedenken. 

Bernhard Grueber war zu Donauworth geboren 
und fland zur Todesftunde im 77. Lebensjahre. Sein 
Stamm gehörte nach Tyrol, feine Jugend und Studien- 
zeit brachte er in München zu, ein Theil feiner Verwand- 
ten lebte in Wcflphalen. Seine Bildungsjahrc fielen in 
die Zeit von Sendling Oken ; Brentano und Kichcn- 
dorff waren ihm nicht unbekannt, der akademifche 
Horfaal wie auch das Baugerüfle waren von ihm gleich 
gefueht. Wenn er fich gleich bis in fein Greifenalter 



einer rüftigen -Gefundhcit erfreute, fo traf ihn doch 
fchon frühzeitig, das grofsc Ucbel der Schwerhörigkeit, 
das fich leider in den letzten Jahren bis zur völligen 
Taubheit lleigertc. Wie es heifst, foll er lieh diefcs 
Uebel bei den Rellaurations Arbcitcn am Regens- 
burger Dome zugezogen haben. Jofeph Bayer befpricht 
diefcs körperliche Leiden Gruebcr s in dem ihm ge- 
haltenen Nekrolog mit folgender liebevoller Bcurthei 
lung, die der VerfaiTer diefer Zeilen, dem es gegönnt 
war, oft mit Grueber zu verkehren, vollinhaltlich be- 
tätigt. „Kür Jemanden, der ihm naher fland, flortc 
dies übrigens den Verkehr nicht fonderlich. Kinige 
Worte langfam und mit Deutlichkeit an fein Ohr hin- 
gefprochen. entfeffeltcn fofort feine Mitthcilfamkeit 
und er fprach gern und gut und mit kraftigem Aus- 
druck feiner Anficht Da er die Anderen nicht horte, 
fo waren es ylcichfam gefellige Monologe, die er hielt. 



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CXLVII1 



Die Vercinfamung durch faft völlige Taubheit gab 
feinem Gcdankenlebcn eine Eigenart, der die Scharfe 
des Ausdrucks nicht fehlte." 

Als Clt, Kuben an der Akademie zu Prag wirkte, 
kam Grucber auch dahin und leitete dafclbrt als Pro- 
feflfor den Unterricht in der Haukundc und Pcrfpeclive. 
Die Ucberficdlung nach Prag brachte ihm kein Heil. Kr 
war dort als Schriftlleller thatig, die Schriften blieben 
fa(t unbekannt, fein Wirken als Baumeifter und Kcflau- 
rator war nicht glücklich. Dem reichen Schatze von 
Kunft denk malen, insbefondere von Bauwerken Böh- 
mens, hat Grueber einen vcrftändnifsvollcn Blick ent- 
gegengebracht, und bald bchcrrfchtc fein Wirken der 
Gedanke und das Streben, eine Kunftgcfchichtc 
Böhmens zu verfaffen. Grueber hatte die Fähigkeit, 
ein fo riefiges Werk zu unternehmen; er hatte die 
erforderliche Bildung, das Vcrltändnifs und die 
Empfänglichkeit! er konnte in diefen Denkmalen aller 
Stylproben lefen und fic deuten und fie in ihren Details 
und ihrer Zeitfolge kritifiren, er hatte auch die Hand, 
diefelbcn in reizender Weife, vielleicht oft zu delicat 
zu Papier zu bringen ; er hatte den Muth. diefe Aufgabe 
fich zu Hellen, abcrauch den Willen und die Kraft, das 
phyfifchc Ungemach, das damit verbunden fein mufste 
und auch war, zu ertragen und davor nicht zuruck- 
zufchrcckcn ; er hatte endlich die Gabe, feine Gedan- 
ken in präcifer Weife niederzuschreiben. Grueber hatte 
das Zeug zum Kutiftgclchrtcn und fein Aufenthalt in 
Böhmen machte ihn dazu. 

Welch riefige Vorbereitungen traf er, um diefen 
feinen Lieblingsgedanken zu verwirklichen, welche und 
wie viele Keifen unternahm, oder bcfler, da fic nur zu 
oft nicht mit Annehmlichkeiten verbunden waren, 
legte er fich auf, wie wufstc er zu entbehren und 
welchen materiellen Opfern fügte er lieh! Dabei fein 
körperliches Leiden. Diefer traurige Umlland allein 
macht Grueber's Wirken bewundernswerth. Er durch- 
zog Böhmen nach allen Richtungen, wenig Gegenden 
durften es fein, die er nicht durchfehritten und in 
denen fein aufmerkfam prüfendes Auge nicht alles 
fich ihm Darbietende eingehend befchen hatte. 

Er kannte Böhmen wie nicht bald ein anderer, 
trotzdem er ein Fremder und der bohmifchen Sprache 
beinahe nicht machtig war. 

Seinem grofsen Werke gingen einige dasfelbe vor- 
bereitende Publicationen voraus, die nur Studien für das 
eigentliche Unternehmen bildeten. Wir nennen feine 
Charaktcriftik der mittelalterlichen Bauten in Böhmen, 
eine hochlt anregende Schrift Mitteilungen der Cen- 
tral-Commiffion für Erhaltung und Krforfchung der 
Baudcnkmalc, I Band', feine Monographien über den 
Prager Dom, über die Kaifcrburg in Eger, über das 
deutfehe und flavifchc Bauernhaus in Böhmen etc. 

In den Jahren 1S71 — 1877 erfchien Grueber's grofse 
Arbeit: „Die Kunll des Mittelalters in Böhmen" durch 
die k. k. Ccntral-Commiffion auf Korten des Unter- 



richts- Miniftcriums thcils in den Mittheilungen, theils 
als Ganzes publicirt. Ein hochwichtiges umfangreiches 
Werk, das ungeachtet fo mancher Mangel heute das 
einzige Quellenwerk für das Studium der alteren 
Kunrt, namentlich der Baukunft in Böhmen ift. Leider 
fchlielst dasfelbe feinen vierten Band mit den Werken 
der Spat-Gothik. Seine Lieblings idee, in einem fünften 
Bande die zahlreichen und fo wundervollen Werke 
der Kenaiffancc Böhmens zu behandeln, konnte er 
nicht mehr rcalifiren. Wenngleich in den letzten Jahren 
die Ausfichten, zur Publication diefes Bandes bald 
fehrciten zu können, nicht fehr günftig rtauden, fo 
war die Sache nicht fo hoffnungslos, da die vor- 
gelegten Manuferipts-Partien und die dazu gehörigen 
Zeichnungen geeignet waren, den aus verfchiedenen, 
die Beurtheilung des Werkes felblt nicht berührenden 
Gründen entrtandenen Widcrftand zu lofen. 

Auch die Vcrfaffung eines zweiten Werkes lag in 
Grueber's Plan, nämlich die eingehende Würdigung der 
Kunrtdenkmale in Vorarlberg. Eine kleine Abtheilung 
diefer Abhandlung ift in den Mittheilungen bereits 
erfchienen. 

Ueber allen diefen Ideen und Vorhaben fchlicfst fich 
heute das Grab. Möge fein fchriftiicllenfcher Kachlafs 
noch recht viele Aufzeichnungen enthalten, die der 
Nachwelt ermöglichen, fo weit als zulaflig Grueber's 
Schriften daraus zu ergänzen und weiterzufuhren. Im 
Jahre 1875 publicirte Grueber ein intereffantes Buch: 
Die Elemente der Kunftthätigkcit. Obwohl dem Vcr- 
falVer diefer Zeilen bekannt war, mit welcher Mcirtcr- 
fchaft er den Zcichcnfüft zu handhaben verftand, war 
ihm doch unbekannt, dafs er mit der Kadirnadel 
umzugehen wufstc. Dafs er aber diefe Kunft auch 
verftand, nachdem er die fämmtlichen Kadirungen zu 
einem befcheidenen Touriftenbuch über den bohmi- 
fchen Wald felbft anfertigte, ift bei dem Talente und 
Bildungsftreben Grueber s nicht zu wundern. 

Jofeph Bayer erzahlt in dem bezogenen Nekro 
löge der Prelle, dafs fich erfl in den alten Jahren, wohl 
als Nachhall früherer Jugendeindrucke, die Luft des 
Dichtens einrtcllte. Erklärliche Erfchcinungcn bei dem 
überaus regen und fo vielfeitig gebildeten Geilte 
Grueber's. 

Bernhard Gnicbcr ftarb in Schwabing bei Mimchen, 
wohin er uberficdcltc, als er fein Lehramt in Prag ohne 
Zucrkennung eines Kuhegenuffcs verloren hatte und 
Bayern wieder feine Heimat wurde. 

Und fo fchliefsen wir denn unferen Nachruf, den 
uns zu Hellen zwar die Pflicht gebot, denn Grueber's 
Arbeiten find eine Zierde der Publicationen der Cen- 
tral-Commiffion, den nicdcrzufchreibcn der Verfaffer 
fich aber mit Liebe und Freuden unterzog, da ihm ge- 
gönnt war, fo manche Stunde in Belehrung und reiche 
Anregungen bietendem Verkehr mit diefem freund 
liehen und liebenswürdigen alten Herrn zu verleben 

Dr. Lind. 



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lös 



REGISTER 

DM 

IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-, ORTE- UND SACHEN-NAMEN. 



A. 

AJmonl Niclai v., Baumeiftcr, CXIII 

Agxihttk, Archiv, XCI 

Aggßrm, Archiv. XC. 

Aitkhlo.k, rom in Hrignnli ;m, 99. 

AUkttbu.g, Adam und Katharina v , 51. 

Atgrn, Funde, CHI. 

Att-reektiktrg, Archiv, XCI. 

AtfkituH, Grabmale der, XII, 

AUßaJt, CXLV. 

Arnim, Schlofi, LtD 

Amßirdam, Heinrich r„ Bildhauer, 110, 119 

AfjHtt, CX1X. 

AimUj*. Staat* Mufcuro, X 

BmlritlHMriw, m einer roai Fachte* 

Vorftellung. X. 

- .uro. Vorhilngefchlof*. LXXIX. 

— Sonnenuhr, CHI 

— Don,, XV. 

— AllarBild, XV. 

ArckMtg. Unterricht in den Prirfter<Semi 

naren, XVIII 
ArciJava, CXX. 
Ai.kiv Aden Enquete, XIX. 

— zu Aggsbach, XCI. 

von Albrechlsberg, XCI 

— von Afchbach, XCII 

— in Bleibarg, XIX. 

— in Feldkirch, XIX 

— in Krida«, LVII. 

— in Gmünd. XIX. 

— zu Gultenl)runn, XXXII, 
in Hafnerbach, LVII. 

10 »«zogenburg, LVII. 
in Jeulendorf XXXIV 

— in Klagenfurt, XIX, LX. 
in Kremf.er. XIX. 

— von Kturomnufsbaum, XCI. 

— in I.aibach, XIX 

— in Lanzendorr, XC 

— in Matateinadnrf, XC. 

— in Mitlerau, XXXHL 

— in Nruletigbach, LVII. 

VIII. N. F. 



Arrkh in Neulenllein, XC. 

— in Nul.dorf a. d. T., LVII. 
.n Obcrwülhling, I. XXXIX. 

— in Pöchlarn. XXXIV. 

— zu l'oltenbrunn, XXXII. LVIII. 

— in Salzburg, CX. 

— an Schallaburg. XC. 

- au St. Jacob am Thurmberg, XIX. 

— in St Pölten, XXXII, LVD, XC 

— au Sch6oblichel, XC. 

— von Siuenthal. LVL 

— von Sooft, LVL 

— in Spital. XIX, III, XL. 

— tu Stockerau, XII 
von Trulben». XCI. 

iu Traismaucr, I.VI, LVII. 

— Viehhöfen. XC. 

— an Wald, XC. 

in Walpersdorf, XXXIII 

— zu WalTerburg. LVIII 

— von Wurmla. XCI. 

— in Ybbfiu. XCI 
ArnM/lrirt. Vitra von. 26, XIV. 
Aßktack, Archiv, XCII. 
AjpaHg, Pfarrkirche. XII 

A/farn a. Z, Minnriten Kloller, XLIX. 
Am/,,, Flügel-Altar. CXXXVI. 

B. 



i, Franciicaner Klortcr, XVI, CXI.IL 
B a g<?°. Familie, 41. 

Haumtißfr Nicla* Wiefenbergrr aas Gräti 
CXIII 

— Muntig Heinrich, 121. 

— Peter Pichler, CXIII 

— Meifter Cafpar, Meidet Chriftoph v. 
Rotlenmann, CXIII. 

— Niel«, v. Admund, CXIII 

— Lienhart Schtaiger, CXIIL 
Baumgarttnbtfg, Grabmal de» Aht Stephan, 

CIX. 

ß«*»<g*rl»rr, XL VI f auch Paumgartnar, 
Brrg, Pfarrkirche. I.XIII, XCIX 



Berg, Michael* und Athanalin« Capellen, 
LXIV 

Btrickl der Central Commiffion Uber ihr 

Thätigkeit im Jahre 1S81. I 
Btruardiu, röro Funde, VIII I II 
B<tfl„kl\ n Krorugg. CXXX. 
******* der Central Commiflion, Vit 
Bilde, RelWirungen, VIII 
H,Uka«,r, Heinrich v . Amflerdaro. 1 1 0,119. 

— Schatibcrger J , LXXIII 
■Math. Kuhnel, CVIII. 

— Rue» Heinr., 125, 

— Seh, Carlon, Xl VII 

— Jeremias Franck, 51. 
BilJJhektl ia Hrunnecken, XIV. 
Bij.he/, Peter v. Lavant. Grabmal, 42 
Bteihmg, Archiv. XIX 

Bltitiftln hi Bregenr, rom.. 57 

Borjt. Grabmale, 21. 

KtrflenJcrj, Wandgemälde, XVII. 

Bszen. Grabmale, CXXXIX. 

Broda, Glocke, CXV. 

BrtftM, das Epona Monument. VIII, IX 

BregtHter Bleitafeln, 57. 

B, runer , Sejrfr. Chr. von. XI.1X. 

Brirtiut von Prag. CXV, 

Brigantium, ein Hypokaaftaat, 101. 

— Bauliche Ueberrefte, 95, X. 

— rom. Sonnenuhr, 99. 

Briten, Wandmalereien, XV. I. XXXVI. 

- Grabmal de» Bifchof Friedrich, LXXIII. 
Br H <k a d. M , Gedenkflein von Herzog 

Ernft, CX, CXLVI. 
Brünn, Garntfonj Kirche. XVII, LXXXIL 

— Kreico Gemälde im Landhaufe, XI.V. 
Brunnmtijlrr, Col.nn.in. 38 
Brunnxken. BildAockel. XIV, CXXVX 

CXI.IV. 

Brüx, Kanzel and Graft, CVIII. CX1.1II 
Badmeit, Marien Kirche, Sladtthorr. XVII. 
Bu<kd t <ktlm St. Paul, 131. 

- in St. Wolfgang, XIII 
BmBr, Franz, in Zara, 57. 

ByJz<n: yrilh. Kiichenabfallgrube, II. 



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CL 



Camtfitia v., Sanvillore Alb v., L CXLV1. 
Gi/k d'Iflria. Mufeum, X. 
Carinii Sebaftian, XCVIl 
Ctrin, Grabmal. iL. 
Cervigna»; rüm. Steine. XXXVIII. 
Cklum, Taufftein. XVII. 
Ckrudim, ilie Decanal Kirchr, XVIII. 
Cilli. <lie f. g. deutfehe Kirche. XIV 
Cilli, rum. I.oca'.-Mufeum. IX. 
— röm. Funde. VIII. 
Cillanutt ti, riim. Steine. X. 
Colin Ale«., XII. 
Celtalta, Kambold Furfl ».. 33 
fv»i/>rr'<i/i»<-« StatUi, II 

Cvrirfpendtntm der Cenlial Cnmmifrion, III. 
( XXXVIII. 



I). 

Jiiiltridor/, Grabungen. CVt 
Ditrickfltin, Sigismund v., LXXXIII- 

Cardinal Kran«. LXXXII. 
Amwi'r, röm. Stein, IX. 
Dnttftkltr- 1 rrbeßfruHgrit, Uli. 
Pumia Hügel, <1 L 
/»«.., prah. Fund, LXXIV, I.XXX. 

E. 

Fbrn/uif. Peflfaule. XII 
Ektrndtrf, XXXVI. 

FMrflrin Friedrich v. und Nicla»v.. Graluoal 

in Fricfach, 109. 
F.krri,kidorf, rum und roittelalt. Infchrlften, 

cxxxvm 

Ffirding. Grabmal de« Jörg v. Schaunl>erg, 
XI.II. 

Fggrnirrger Grab Capelle, XIV. 
Fggrnt<uig, Kucnringcr Thor, XII. 
F.kr rnkan/ni . Eggenhergcr Grab-Capellc. 
XIV. 

Eitrtderf, Funde. CXIV. 
Ij/rnarteiUn, Mittelalterliche. XVIII, XXIX. 
FlUgtnalfr, Taufftein, LV'III. 
/>»/, Heutig. Gedcnkftcin, CX. CXI. VI 
F.lftnhtin Arbeiten. Mittralll, l.iu. 
/•.,«.•««»! .•«»«. «/ in Bregenz, VIII, IX. 
Erttcftt». mit Vorftellungen auf das Halter 
Bergwerk bezüglich. 54, 



J-iUlwc*. Kirche, LI, 
/ ,:it:ß. 1 tum in Salzburg. 1 
F<IMack, alte Infchrift. XIV. 
reldkirrk, Johann» Kirche, XV 
— gulhifcher EfVer. LXXI. 
Siegel, XV, XU. 



FtldUrck. Archiv, XIX. 
Ftldkircken, antike Scuipluren, ^ 
Fiuti ibtrg, Stephanskirche, l.XI 
Fin dmigg Allex v., 51. 
Fi/fkau, Rnmifcher Grabflein, VIII 
Flavimm fulvenfe, L. 
FlugtlKHnt in Auflee. C XXX VI 

— in Irfchen, C. 

— in Nüring. CXXXIV. 

— in Oeding. C. 

— in Sierndnrf. XII. 

— in Treffling. CXXX. 

— Tweng, CXXX. 

— in s«. Wolfgang am Millfläuer See, 
CXXXI. 

AtsfiMM, G B., LH. 
ftnni Jeremias, llildhauer. 
Firihuig, Dorn, CXIII. 
/•'reifladt, Frauenkirche. XIII. 
Frtit, 11 y tonfervirung, VII. 

— in der Burg Btunnecken, CXXVII. 

— in Kattenberg, CXXXV. 

— in Malthein. CXXX. 

— f. auch Wandmalereien 
Fridau. Archiv, LVII. 

FittdlanJ. Grabmal de» Freih v. Redern. 
XVII. 

— Dcchantei-Kirche, 1 18. 

Ftitfath, Grabaeine in der l'ropflei Kirche 
J8, 104. 

— Dominicaner-Kirche. Grabmale, 115 

— Dcutfch Ordrntkirche, Gramale. Ilfe. 

— Judengräber, 118. 

— l'eters -Capelle, XIV. 
Furkt. Bifchof, Grabmal CVIII. 
Faudt, in Neu Bydzov, fii 

— in Bernatdin, VIII, CII 

— I)ux, LXXX 

— Grätz, ±. 

— Ilnhenbmck, XCV. 

— Horovic, XX. 

— Jafena, XI 
Jicinevcs, XI. 

— Koniggrätz, CVI, 

- Krottcnhof, 5. 

— l.auterach. XV. XL. 

— Lei'.mcrilz, I.XVIII. 

— Martinsbuhcl, I.XVIII. 

— Licm, IX. 
Neudorf. CXIII. 

— Neuhutten, I.XVIII. 

— Nimburg. I.XVII. CXI. 

— OfTcro. X. 
Oeyczd, XII 

— l'labufrh, 2. 

— l'remftettcn £ 

— Rifano, XI. 
1 — Salona, X. 

— Salzburg, IX. 

— St. Lucia. X, 

— St. Stephan. £ 

— Sereth, XVIII. 

— Slovic, CV. 

- Winklrrn, CX. 



FuHdt, Weng. VIII 

— Hiendorf, CXIV 

— Königs Lhatta. XI. 

— Laibach, CIV. 
I.um. CV. 



G. 



Gart, Gertro.k Kirche, XII, XXXIX 
(iar/l.it, Grabmale. C.XXXVU1 
G nUt/ck, Kirche, ^ 

-- Karncr, 4. 
Gfihberg, Jacob v., Crabttein, CXXXI 
Gtmaldt in l'irnitz (altitalicn). 30, 
Glantgg. Mithras Monument. IX. 
Ulanegg. Mithras Hohle. XXII. 
GUsmattrritn in Volkcrmarkt, LXIL 
Glebasuit:, Kirche, Toiltenleuchtr, Karner. 
LX 

Ghckt zu Brada. CXV. 

— in Lieferegg.CX.XX. 

— in Malthein, CXXIX. 

— alte in Müchüng. LXI. 
Glyttriui, Kaifer Urkunde' XIX 
GmÜHil, Kirche, CXXVLU. 

— Karuer, CXXIV. 

— Archiv, XIX. 
Gnadrudtir/, 

Ge/d/tkmied Meidcr I'aumgartner, XLVI. 
-- Mulner Chr, CXVL CXVII. 
Gifßmg, Ruine, XIV. 

GrabdtukmaU, mittelalterliche in der Her 

legovma. 13. XVIII, CXLV1I. 
Gratkiigtl, 10. 

Grabßtin des Bifchof Feter v. I.avant in 
Fricfach, 42. 

— dt - Adain und der Katarina v. Aichel- 
bürg in Fricfach, ej_. 

— der Familie Althann in Murfletten. 
XII. 

— des Joh. Jac. v. Bafeyo in Fricfach, 

4L 

— des l'eter Turek in Frierach. 38. 

— des Abt Benedict von Mondfee, XIII. 
des Abt Stephan in Baumgartenberg. 

CIX. 

des Colon) Brunmciftcr in Fricfach, 

iL 

— des Bifchof Friedrich von Ilrixen, 

Lxxm 

— der Ccllcrarius in Fricfach, IQ'. 

— des Cardinal Franz von Ditrichftcin und 
des Sigmund von, XXXIII. 

— des Niclas v. Eberftein in Fricfach 
109. 

— des Bifchof Fuchs in Heiligen Kreuz, 
CVIII. 

— de» Albrecbl Findenigg in Fricfach. 
H 

— des Wcipold von Gräswein in Fricfach, 
4V 

— des Jacob Gcilspcrg. CXXXI, CXXXHI. 

— den Herren v. Ilnhcncmbs, XV. 



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CLI 



Crakflein der Familie Jabnmegg. XXXVI. 

— de» Joh. Grafen Haitianer in F'rie- 
fach, 1 17. 

— der Vcronica t. Kirchberg. CXXVL 

— des J. Kirchmajr de Rogen in Brun 
necken. CXXVI. 

— der Eva K'ieglin in Frieiach, 5J_. 

— des J. A l.afrcr v. Zollhaimb in Kiie 
fach, JJi 

— deä Bifehof r. I.avant in F'ricfach. iL 
de» Ulrich I.cifcr in Wildon, XIV 

— des Volbert v. Liebenberg in Friefach, 
lio. 

des Cyprian Lirefius in Friefach, 41. 

— des Wernel von I.omniti. XXXIX. 

— dei I.ofenflein Achai v., CXL, CXU. 

— lies Marlin Mayr in Friefach, ^ 

iles J. Mayrhnfcrin Biunecken, CXXVI. | 
der Magdalena von Mayrren in Krie 
fach, 51. 

— des Propfl Mosinllller in Klafterneu 

bürg. cvm. 

— de» SebaA. Pcrkhammer in Friefach, 2$. 

— des Keinharl Peufcher v. Lcnnftcin in 
Friefach, IH, 

— de« Chr. l'ickel in Friefach, J2. 

— de» Ball, Pyrkrr von Weifcnlhurrn in 
Friefach. IIS- 

— des Melchior v. Keilern in Friedland, : 
Iii 

— des Chiiflian v. Holenberg in Friefach, 
Iii 44 

— de» Anton Sagmeiftcr in Friefach. 
43- 

— des Georg Scliaffmann in Friefach. 

— - de» Jorg v. Schaanberg, XI. II. 

— de» Aug. Schwartenbeker in Friefach, 
4°: 

— des Heinrich von Silberberg in F'rie- 
fach, 1 1 r in. 

— de« Chriftoph von Silberberg in Frie- 1 
fach. 1 13. 

t- dei Gottfried Freih. v. Stadl in Frie- 
fach, 1 16 

— des Max von Staudach in Frieiach, 
Iii 

— der Koffina Steinneiin in Friefach, 
Si 

— de» Joh. Stcinpachcr v. Velfegg in Frie- 
fach, 1 15,, 

— de» Peter Stickelberger in Friefach, 
Ii 

de» Jacob Trapp in Boien, CX1.I. 

— des Erhard lieber eck tr in Friefach. 
49 

— L'ngnad J6rg in Eherndorf, XXXVII. 

— de» Heinrich Vink in Brunnecken. 

CXXVI 

— des Georg Vifchl in Friefach, 40. 

— des Gottfried Truch» in Friefach, '"<> 
(,'raimalt in Schraltenlhal, XIII. 

Grade. Kirche. I.XXV. 
Gnuhuht, der Prangrr. CXXIlt. 



Grafendarf. mittel. Eifenarbeiten, XXX 
Graftn/ut:. LI. 

Grat Cafpar, 1'ofTirer in Innsbruck . 5,6, 
CXX. 

Graneei«, Weipold von, 40. 
Grillt. Urgcfchlchte, |_ 

— F'unde, 4. 

— Komerflrafse, 

— Baihutftatuc am Sch'of^bergc, VIII. 

— Pom, CXXXVII. 

— Hof Capelle, xrvn. 

— Pfarrkirche, CXI1I. 

— Zeughaus. XI. II. 

— Springbrunnen im Hnfgarien, XCVII. 
Grrifrnburg, Kirche, CI 

Griffen, Pfarrkirche. LX1TL 

Grmitr c , t, CXL Vit 

Gnttenfrunn. Archiv, XXXII 
Gutteuflein. Kirche, XXXIV. 

— Walburgen hei. IX 
Gurk, Siegel. 

Li 

Hafnerbaek, Archiv. LVII. 
Halt, iwei Frrtafcln, <ii. 
Haidenfckafl. Grabungen, X 
Heiligentren, CXXIII 
Iferaldtfcker Verein. Adler. VI. 
Herbtrflein Sigmund, CXI. VI. 
UermertJcrJ, Glockenturm, XV1I1. 
fferzvgenburg, Archiv, LVII. 
Hir/ekbeig. Eifenarbeiten, XXXII 
Hfekeffan. Ruine, XV, XXIV. 
//ckettbrufk, prlth. Funde, XCV. 
//okenembt, Grabmale, XV 

— die Herren von. XV. 
Hektnfnrt. Eifenarbeiten, XXX. 
Heloklau, Taufflein, XVII 
IMtgau, Sebaftian». Capelle, CVII 
Homiii, Kirche. CXI.I1. 
IMtX'ie, Fnnde, XX 
Hraflnigg, Kömerftein, CXIII. 

— rom. Votivftein, IX. 
Hügelgräber, 1 o. 
tinttendtrf, Holikirche, X\ II. 

L 

Jabtrnig. Familie, XXXVI. 
Jankul Berg, XL. 
Ja/emS, Bronze Ringe Fund. XI 
Jertleben Lienhart, llaumeifler. CXIII. 
Jettlendarf, Archiv, XXXIV. 
Jicinevei, Brome-F'unde. XI. 
/n/el v. Arooldflein, 2J± XIV. 
Itmsbruet, die Reflaurining der Dronic- 
Fignren in der Hofkirche. £0_ 

— Keftaurirung des Fqrften Chorrs in der 

— goldene Dachel, CVII. CXL. 
Franciscancr Hof Kirche. XIV, 

In/thrijt. rom. in Muggia, 1 ;u. 

— in F.breichsdorf, CXXXIII 

— Larnbrechlsberg, IX 

— in Pida, CV. 



JtHat Nicla», LXXI 
Jrfekrn. Dionisinskirche, C 
JuJentmrg, Hof Capelle, XCVII. XCVIH 

K. 

Kaning. Kirche, CXXX. 
AVjim,/ in Brüx, CVIll, CXLIIII. 
Karner Gatilalfth, 4, 

— in Glohasniti. LX. 

— in Gmünd. CXXIV. 
in Miftelbach, XI. IX 

— in Pernegg. XIII. 
Kazianer, Joh.. Graf, 1 17. 
Ktlik in Gmünd, CXXVUl 

— in Kaning. CXXX 

— in Krcmshriicke, CXXXI. 

— iu Pians, CXXXV. 

Kirrkberg. Vcruniea von Grabmal in Brun- 
necken, CXXVI 
Kirtkmeyr). CXXVI. 
Klagenfurt, MUnrenfammtnng. XIV. 

— Archiv. XIX, I.X. 
Kleinmayet n, Familie, 51. 
Kt»/te,neubnrg. der alte Leopol. Ifchrein 

XLV, LXXV1I. CXLVI. 

— Grabmal des Propft Mosmiiller. CX. 
Kolmtitt, Silberfund. CXV. 

Kirnt?. Mor. Architekt. «,7. 

AVm^< I.hotla, Funde von Goblilrlhten, XI 

K'Htggräl-.. Fnnde, CVI 

Karneubttrg. Archiv, XIX. 

K>lyi, Wallburg, XX. 

Kotrl. Wallburg, XX. 

Krakau, Domfchat«. XVIII 

— Dom. Hoch-Altar, CXL1V 

— St. Emmeraner-Codex, XIX. 

— Florianikirclie. XVHT. 

— königl l'alafl, XVIII, XC11I. 
Kremi, Wandmalereien. CXIII 
KrtHualfr, Kirche, CXXXIII. 
Krtmtbru\ke, Kirche, CXXXIII. 
Krem/irr, Archiv, XIX. 
Krrmimünfier, Elfenbein Relief, in. 
Kreuienfleiu. Ruine. XII. 

KriegliH Eva. gl. 
Kranegg, CXXX. 
Kraltenkef, F'unde, ^ 
Krummnu/ibaum, Archiv, XCI 
Krypta in Eberndorf, XXXVI 
Küekenabfallgrube bei Neu Bycinv, 1 1 
AVW/ Math., Bildhauer, CVIII. 
Kutmerbau, iL 

Kunfite/vgrapkiftow Nied.-Ocfterr., Salzburg 

und Kirnten, VII. 
Kuttenbe g, arch. Verein Vocel, XVII, 
-- Barbara Kirche, XVII. CXXXIV 

— Wülfche Hof. XVII. XLI. 

L. 

lAxhißc, GrSberhttgel. 10. 
LaHaehrr-WoOT. Grabungen riV 

— Archiv, XIX. 
t.itmheektsberg. nun. Infchrift. IX. 

w * 

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CI.II 



UmfrttKii-rt, CXXVII. 
Laudtek. die alte Schaniciimauet n, XXXVV 
Uudfiein, Ruin«. CX1.V 
Lautender/. Archiv, XC. 
Laßer v., Kollheim, Familie. ü. 
t.au/kerger, Ferdinand. L 
Lautet acker Rieil. Kunde, XV. XI. 
l^dinae, Grabmale, 1A. 
/.,v/^f«/a TilM«cum, CXVII. 
/.«/«-. Ulrich, XIV 
Leitmeritt, Kunde. I.XV1II. 

Gemälde. CXXXVII 
LiikUnwald, Luthcrifchc Keller, 8n_ 
/ji-Kr.Funde. IX. 

— photogr. Aufnahmen au» der Gegen 
von, VII. 

Lieienhrg, Volbert v., UJL. 
Lieferegg, Kirche, CXXX. 
Lilimfeld, Arthiv. XCI. 
/./'in/, Kirche, CI. 
Um, Kunde, CV. 
Lire/im Cyp., •••• 

Lo/ßer'(t\it Giefsetci in Innsbruck, £5. 
Lt/Ser, Georg, Glockengicfser, CXXXV. 
lammt:, Wentel von. Grabmal. XXXIX. 
Lmu&rftr Codex, XI.VII. 
Leusder/. Otto v., XLVHI. 
I.ofenßeiu. Achali von, CXI-, CXLI. 
Lntkeri/iker Keller in Lichtenwald, Ȋ 

M. 

MaiJßein, Ruine, XI, XVIII. 
Afainiaa, tum Relief, X. 

— rom. Stein. XXXIX 
M,iUr Ludwig Rillerl in Hall, Cj_ 

ll.ini. Schor in Innsbruck, j6- 
. Vicentino And.. CXXXIX 
Anton Scheffler. I. XXXIII 
Mallrntein, Georg v., CXXX 
Maltkein, Kirche, CXXIX 
Mals, Gemälde. CXH 
Mauning. Hügelgrab. VIII. 
M,„ia Neoftifl bei rcltnu, XIV. 1.XX1V 
MarliuMhel. Kunde, LXVII1. 
MattleinsdorJ, Atchiv, XC. 
Maulkhaufen, Fresken, XIII. 
.1/jrr IL, 4J. 

Matrkefer, Familie, III. ("XXVI. 
Mayrren M. v., cj. 

Hieran. Kürflenhaus. RelUurirong. XI. II. 
Mi'lßatl, Wandmalereien. XI. III. 
Mißeliatk, BarnabitenCollegiuin. XI. IX. 

— Kirche, XLV1U. 

— Gefchicbte, XI.VII. 

— Spitalkirche. XLIX- 
Mißeliatk, Karner, XLIX. 
,1//Mr,t/ Muhle bei Glanegg. XXII 

— Monument in Glanegg, IX. 
M.:. 1 . ArnoldAein XIV. 
Mttlerau. Archiv. XXXIII 
Moekhng. Kirche, LXI. 
Moggrri, Vorlragekreur. XV. 
Mendfee, Grabmal de« Abt Benedict, XIII. 

XXXIX 



M.tfer in Stnckerau, XL 
M, i an, Anna von, 0 ; 
Afuggia, Kirche, ijj. 
MuMkaußu, Schlots. LXXIII 
Atulner, Chriflian. Goldfchmid. CXVI. 
CXLVII. 

Atuntig v. Groeningcn Heinrich, Stadthaa 

inciAcr in llresbru. t «t 
Mumm, gef. in Bönnien. XI. 

— rom.. gef in Vorarlberg IX. 
\lnn-..nfund in Wel», CIL 
Mttnz.H/ammluug in Klagenfurt. XIV. 
.Würau. Eifcnarbcitcn. XXXI 
Mut /I.II. 11, Grabmale. XII 

• 1 Mm/cum in Saliburg. XI. V. 

— ia Capo d'iflria, X. 

— in Cilli, VIII. 
in Snlibutg. XIII. Xl.IV. 

N. 

Xeukerg, Kirchcnbaureit, CXXIV, CLIV. 
.\>k B) Jiov. Kirchen-Abfall Funde, 8^ XI 
Stadorf a. il. Stieling, Kunde. CXIII 
Xeukaus. Johannetkircbe, XVII 
X.ukutleu. präb Sammlung. XI 

— Funde, LXV1I. 
Xeu/eugtacA, Atchiv. LVII 
Xeuteufleiu, Archiv, XC. 
Xiederkofen. Wandmalereien. CXV 
Xiejeuherger, Man» Andreas. ('XIII 
Ximhmrg, Dccanal Kirche. XVIII. XXXIX 

Funde, LXV1I, CXt. 
Höring, Kirche, CXXXIII. 
Xudro/ovie, Johannes Cnprlle. XV1H. 
Xu/sJor/a T., Archiv. LVII. 

o. 

Ooergollesfeld, Kiiche. I.XIV 
pt>rrli;ktfH:oald. Jbju 
OoenvolHiu,;. Archiv, LXXXIX 
PiV» nWs, Spitnlkirche, CXIII. 
O/eueei, Kirche. I.XXV. 
Olmut-., Siegel der Stadl, 128, CXI. 
Uffer», Funde, X. 

— Kirche, XVI. 
Ollmik.im. Geburtshaus Oll«'* v. Wittelt 

blich, XIII 
Petting, Kirche, XCIX. 

( "« ; I Kild.. \ i I 

P. 

AratWi Dom, XVI. 

Paumgartner, Mcifler, Goblfchmid, Bürger in 
Olmiilr XI.VI, LXXVII. CXVI, f. auch 
Baumgartner 
Perkkainmer, Sebafiian. »8. 
Peruegg, Karner, XIII. 
/'er/entVug. Kulatidsfaule, XII. 
fVrmrA, Grabungen, VIII. 



Petlau, rom. Denkmale, VIII. 
I'eußker, Keinhatt von Leonftein, 1 1 c. 
Piam. Kelch. CXXX1V. 
tttUtr, Teter. CXIII. 
Piket, Chrifloph, 30. 
Pirnitz. Flügel Allarchen. \b. 
f.rß.ndor/, Wallburg. LI. LH 
PifekeUdjrf. Freiken. XIII 
riahut/.h. Kunde, 2. 
Poektaru. Archiv, XXXIV. 
i'.'ggflatt. kaif Schlofs, LX1X. 
/V/if, Torfo einer Marmotfigur, X. 

rom. Infchriften, CV, 
Pottenhunn. Archiv. XXXII, LVHi. 
Prag, Agnes Kinder, XVII 

— F.mau* KloAer. XVI. LXXIII, LXXX. 
CXXXIX. 

— Annenhof, LXXV. 
Pranger in Gradvrein, CXXIII 
PremßtllUH, Funde. J_ 
Piirgg. Fresken. XIV. 
Purgftatl, Kirche, XII 

— Atchiv, XCI 

1 Pyrker v. Weiffenlurn Georg Halt., 1 IC 

R. 

Ragufa, Dominicaner Kirche. XVI. 
Raileua«, Giaf Rud.. CXXIX. 
Kauft. Hans, CXXVI. 
Ranku-eil, Taufftein. LVHI 
Ratf.k, Kunde, CXIII. 

Re,kterg, Sl. Bartholomäus Kirche. XXXV. 

Hedem, Melchior von, 1 i.H 

A'eh, Kirche. CXI, VI 

Rifauo, rom Kunde. XI 

Hilter/, Ludwig, Maler in Hall, 5,5 

Ritlertdorf, Kirche. CI. 

Riva, Kirche dell' inviolala, XV 

Roland faulen. XII. 

Romer/trafsen bei Gra«, 4. 

R.'mer/ckamen im Banal, CXVItt, 

R.fenierg, der Warlthtirm. XVIII. 

die Familie. 44 
R.'ltiumaun, Medtcr, Chrifluph v.. CXIII. 
Runkelßeiu. Schlofs, XV. 
Rues Lorenz, Bildhauer. CXXVI. 

s. 

Sa.k/enhurg, l'farrkirche, I.XIV. 
Sugm.-ißrr Auton, 4 j- 
Sa/can.', Sarcophag, X 
I .W.'iM, Funde. X. 
Sa/ihtrg, präh. Kunde, IX 

— antike Sculptur, C'IV. 

— Mufeum, XIII, XLIV. 

— Faltinorium. HO. 

— Archiv, CX. 

— errbifchofliche Siegel. CXXI. 

Sau Giorgio di Guffaua, Wappenftein. XI.I. 
Sl. Audr, A, d. T., Archiv, LVHI. 
St. A'anzian. Kirche, XXXIV 



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CLIII 



St Umire.kt. CXXII1 

St. LttnkarJ, LwiNI Kirche. XIV. 

— antike Sculpturen. 3. 
St. I.ueia, Funde, X. 

St. Marti*,, Kirche, CX11L 
St. Mann, Kirche. XXXV. 
St. Mickael in Steiermark, Walpurgu-Kiich- 
lein. XXXIX. 

— in Tyrol, Pfarrkirche. XV. 
St. faul. Buchdeckel. 131. 

— rum Wandgemälde, XXXIX. 

St. /Wer am Waliersberg, Kunde, CXIV. 

— im Sulmthale. 10m. Siein, XXXIX. 
St. IMUtn, Stadtbuch, XIX. 

St. Jaiob am Humberg. Archiv, XIX. 

— Archiv, XC. XXXII, LVD. 

St. Slefkan am Gralkorn, Kunde. 5 
St. Wolfgang, verlorengegangene* koAbftKI 
Buch. XUI. 

— am Millftatter See. CXXXUI. 
Sareofkag in Satcano, X. 
Samtkem, Wandmalereien, CXXXVUL 
Sekaßmann, Familie, 50. 

Si kallaiurg , Archiv. XC 

Sckautnger J. G.. Bildhauer, I.XXX1II. 

Sckaunberg Jorg v.. XL11. 

Sckefßer F. Anton, Maler. LXXXIIl 

Stkentutket, Archiv, XC, 

Sehtr. Hau«, Maler SO. 

Scktaiger, Lieohart. CXIII- 

Sckvanberg, Fresken, XIV. 

Sekwarttnberger, Aug. 40. 

Sckvat, Ki cutgang. XV. 

Sekenieo, Thuim. XVI. 

Sekkau, Maufolcura, XCVH 

— Marien Relief, CXXXV1I. 
Streik, armemfehe Grabmate, XVUL 

— Kunde, CXH, 
Strfam, Taulltein, CXXXVI. 

— Wandmalereien. CXXXVI 

Siegel der Saliburger Eribilchöfe , XIII, 
CXXI 

— der Granu WilUbirg liardeck, Il8, CX. 

— der Stadt l'eldkirch, XV, XU. 

— der Stadl Olniul«, IJ.8. CXXXVI1I. 

— vun Zlabing«. XC1V. 

— des Stift« Gurk, 37, SJ, CXI.VIII. 
5,/«-Inftiumente, 15. 

SitmJorf Kirche. XII. 

SiJberberg. Grabdenkmale der — in Fric-fach, 
III. 

Stlberfund bei KolmUti. CXV. 
Siuentkal, Archiv, LVI. 
Slavetm, goth. Kirche, XVII 
Stavit, Funde, CV. 
Söhesten, Eifenaibeitcn. XXXI. 
Someregg, Burg, CXXX. 
Sonnenukr, Aquilcja, CM 

— r«m. in Hriguntium, 99. 
Sooft, Archiv, LVI. 
Sfalato, Dom, XVI. 

Sfaur, Felix, Freih v.. CXXVI. 
Sfital. Archiv, XIX, XI.III 
Stadt. Gottfried Freih . 116. 

VIII N. F. 



Statut -1er Mitglieder der Central Corn- 

inininn, I. 
StauJaek, Max v . 114. 
Steckt, Grabmale, 15. 
Stein, Laurcnikirche. I.XI 
SteineriH Kolina, 5>. 

SteiumetneieheH, mittelalterliche. XVIII 
Sleiufaeker, Joh. vun Velfcgg, 115. 
Stemfcl, rum. in Bng .intiuni, 101. 
Stern Thomas, XLIX. 
St.kMtrgtr Peter, 43 
Slieierä, mittelatt. 26. 

Stuktnat, Morfer, XL, 

- Archiv, XII. 
Stradonie, 82 
Straft, Funde, CXIU 
Straf tengel, Funde. 5. 
Strafsen-.üge, röm., 4, IX. CXVU. 
.Straf gaug, Funde, 6, 

Strojack, St Pankrax Kirebe. XXXV. 

T. 

Talor. Ilaudenkmale. XVIII 
7atH<m<, Dnm. XVIII. 
Taufßcm 111 Cblum, XVII. 
— ' Elbigcnalpe, I. IX. 

- in Holühiau, XVII. 

- Rankweil. MX. 

- tu Setfao», CXXXVII. 
Teiuaek, rum. Weg IX 
Terlan. Wandmalereien, XV" 
Teßenherg, Wandmalereien, LXXX1X 
Tkaiheim, Nieder . Ucllcrr Archiv, XCX 
Tkannkau/,n, die Grabmale der — in Frie- 

lach, 1 14. 
Tebitemm, CXIX. 
/Mel. antike Scuipluren, 3. 
Todtememkle in Globasnitz. I.XI 
Traumauer, Archiv, LVI LVU 
Tramm, Thurm, XV, CVII. 
Traf? Jacob, CXU 
Trtbeffmg, Capelle, CXXIX 
Trejjling, Kirche. CXXX. 
Trient. Dum, XV. 

Trieß, Infchriflen an der Stadtmauer. XV. 

Trfic, Urnenfcld, XI. 

Trueki Gottfried, Grabmal. 10O. 

Tumult in der Bukowina. XI 

Turek, Peter, 38. 

Tu:ug, Kirche, CXXX. 

Tyrol, Wandmalereien in Kirchen. VII. 

- Scblof.. CVII. 

U. 

Uiirreeker, Erhart, 49. 

C'ngnaJ)ut£, Grabmal in Ellerndorf, XXXVII. 
Cnterbrrger Franr. ( XXV 
Urs, die Familie, 44. 

V. 

Velkacktr, Niclas v , CXIU 
Vieentin» Andrea Maler. CXXXIX 



Viekofen, Archiv, XC 
Vitle/je, Grabungen, X. 
Ka», Heinr.. CXXVI. 
y,jatte, Funde. 86, X. 
Vijckl Georg, 40. 

IVA, Funde und Grabungen, LXXIII, LXVUL 
V'.lkermark, Friedhof Kirche. LXIL 
Vork&ngtftk h/t aus Aquikja. toiu,, LXXX. 

w. 

Wataek./ek Me/erit/ek, Gitter. XVIII 

Waidkefen a, d. J . Kirche, XM1I. XII. LXXL 

Wald, Archiv, XC. 

Wailfee, Rcinprccht v., XLIX 

Walfertdorf, Archiv, XXXIII. 

\\ an imalereim in W, Matrci, I.XXX1X. 

— in Hoclicppan, XXV'll. 

— in Borflendorf, XVII. 

— in Brixen. LXV, LXXX VI 

— in Brunn, XLV. 

— in Brunnecken. CXXVII. 

— Krem,, CXII1 
Kattenberg, CXXXIV 

— Mauthhaufen, XIll. 

— Mal», CVII. 

— MaUhein, CXXX. 

— Millltatt, XUS. 

— Niederhofen, CXV. 

— in Obergollesfeld. LXIV. 

— I'ifcheudorf, XUI. 

— xu Prag, Emaus; Kloftcr, CXXXVI 

— Pu.gg. XIV 

— in Sartheiti, CXXXVII 

— in Serfaus, CXXXV 

— St. Paul. XXXIX. 

— Schwanberg, XIX 

— Tarifta, XV. 

— in TclTinl.crg, I.XXX1X. 

— in Schlof» Tyrol, CVII. 

— in Waidhofen a. d. J.. LXXIL 

— KtUftnrirftBg von, LXV 
Haffen der Uitrtchftein, LXXX11I 

— de* Niclas Jona», LXXI. 

— der Liebcnl.erg, 1 10. 

— den LofcnAein, CXU. 

— der Schailmann. 5u 

— der Silberber|,cr, 113. 

— der Trapp, CXXXIX. 

— der Ueberackcr, 49 
Hafftrkurg, Archiv, I.VIII 

Wafferhofen, St Magdalenen Kirche, XXXV. 

Weng, rom Funde, VUL 

Wetja.k, K.rche, CT 

lte,fik,rekm, rum. Steine. CXX 

IKi/iraik, Kirche. LXXV. 

H'ritrnrgg, Ruine, I.XX. 

Hell, Funde, CIL 

mttltrg, Bildftock, CXL1V. 

WfWmtrtnhrf, L. 

H-ieilerg, Scblof». CXXXVI. 

H.efenkerger N., Baumrifter, < XIII 

WitH, Spinnerin am Krcutx . CXV. 

— .SiiftHkirchcnlhurm.I.XXV. 



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CUV 



Wien. Mufeuni, Brome Crueifi«, I. XVIII 

— Salm Monument, XII. 

— Johannes Capelle am Quai. XI, 

— Dreifaltigkeit.fäule am Graben, XL 

— *n*eiilliche Brunnen reit Figuren, XII 

— St. Stephanvkirche. CXLIII. 

— das alte PolUtihau«. CXI. IV 

— da« alte Handeltgericht. CXLV' 

— Auguftiuerkirchc, CXLVL 
Wilden, Grabmal de» Ulrich Leiter. XIV. 
Willen, Funde bei, LXV11I 

Winklern, Funde, CX 



II (MiA/ca Matrei. Wandmalereien. I. XXX VIII. 
Würmla. Archiv. XCL 



Ylkfin, Archiv, XCI, CXLIII 

z. 

Zabelfltme, CXVI. CXLIII 
Züra, Tcmplum Trinitatis, 69. 

— Basrelief, der Flucht nach Flgypten. 

— Tempel der Lina AugUsla, 64. 



Zara. S» Donato, 59, XVI. 

— Säulen auf der Piazia delle herbe, 62. 
Zaune, röro. Baurefte, XI. 

Zeiring, St Oswalds Kirche. CX1II 

Zeyil. Bürgerfarmlie in Waidhufen a. d J. 

LXXII 
Ziel, Hausflur, CXX1V. 
ZlMngi, Siegel, Kirche. XCIV, CXLV. 
Zelfelä, Grabungen, Funde, IX, CXIV. 
Znaim Funde, LXVIII 

- Grabmal. XVIII. XXXIX 
Zwtltt. CXLV. 




U 1 I l I f I 1 H T I H 



Fig I. (Neuberg.) 



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I 




[ 



1 



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