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FRIESACH GEWEST DEN ERSTEN TAG IANVAR VI 57 I SEINES ALTE
RS IN feOTAR SELIGLICH ENTSLAFEN GOTT DER ALLfTCHTIG
GEB IM SAHPT ALLEN AVSERWELTEN DVRCH CHRISTVM EIN FRO
LICHE AVFERSTEHVNG AMEN
Mittheilungen der Kaiserl.
königl. central-commission ...
Zentral-Kommission für Denkmalpflege in Wien, Karl
Czoernig (Freiherr von), Rudolf von Eitelberger von
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f\Ui AKTS LI'HifcY
»artoarb College Library
FROM THK KUND HKQURATHED
CHARLES SUMNER
SENATOR KROM MASSACHUSETTS
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MITTHEILUNGEN
K. K. CENTRAL -COMMISSION
ZUK
ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER KUNST- UND HISTORISCHEN DENKMALE.
HERAUSGEGEBEN UNTER DER L E I T U N C
SEINER EXCELLENZ DES PRAS1DEKTEN DIESER COMISSION
D R . JOSEPH ALEXANDER FREIHERRN VON HELFERT.
VUI. JAHRGANG.
NEUE FOLGE
DER NITTHEILUKGER DER X. K. CERTRAL-OOWUSSIOS ZCR ERFORSCHUMG VKD ERHALTUNG VON IMDBKMLBL
REDACTEUR: D R KARL LIND.
WIEN, 1882.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD S SOHN
AUS DER K. K. HOF UND STAATSDRUCKBREI,
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INHALT
DES VIII. BANDES DER M ITT HEILUNGEN.
/tu Crgcfcliichte von Uralt ud'I l.'mgtliung Vr.n Dr /-ruf; /'/ J,!,, \\ .: 2 Te»i-i:,iiHi.iiioncii .... 1
Eine Ktichcnabfallgrabc bei Bydtow, Von Ii. k. Confervator Ludwig Sckneidtr. (Mit 4 Text Hluftrtlionen.) II
Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hertcguvina Vun Dr. Mcrit //errntj. (Mit 26 Text llluftrationcn ) 19
l>ic Mili.i »uii Am Vun 1.» r. /.Jxard /r.ih. ? ■ : .<j.irn. iMit I TextlLuUratum , ;»
Krage mr Rcftaurintng der Brnntefiguri-n in der Francitcancr Kirch« in Inntbrack. Von A*. v. /Cittlktrtrr a«t
Ueber ein altitalicnifchc» Klllgcl Altarchen iu Pirnilt in Mlhren. Von E. Freik. v. Satten. (Mit 2 Tafejji.) 33
Urnlil:.:ir,c .irr ■ lililii . 'ich '/•:■: u r'iict.K'K 111 Ka-titr:. Von /.<-.yV,v :■. fU.-jk ,'l / :ttt II |M:I j U-M IKuitr a'.ioin u 1 - ■ . X -
Uchcr ilie tnci Eritafeln vom SgUbgjj n Hall. Von Dr. Air )./ Sihfukttr. (Mit I Tafeln | ■ ■ 5-1
Bleiläfclchcn au» Bregent. Von Karl Xangrmtifitr. (Mit I Texl-Illuftraliuncn.) SJ
St. l>unato in /ara. 1. HaubcMircibling toii A'.sii llaufir. k. k. Profcffor nntl Confcrvatm yi
j , a. Die Baugefch-chtc von /•'rata Bulic, k. k. Trofcffor und Confervator. (Mit 1 Tafel und 19 Teil llluftrationcn ;, 63
Gräber an» der Slradoniltcr Ära und die tugehorige Wohnflatte bei Neu Bvd/ov. Von Confervator Ludwig Stkntidtr. (Mit
3 Text Illurtratiooen ) ; t . 81
(irabungen in Vifattc. Vun Dr. Fritdnck Krnntr 8b
Der fogenannte Lutherifche Keller in Ober-Lichtenwald. Von Profcffor A. v. Lmftkin- Kimgrtulk . . 80
Baulich« Uebcrrcfte von Brigantiutn Von Sammtt Jtnmy. (Mit la Text Illufttationen ) 95,
Grabfteine der chriftlichcn Zeit in Fricfach in Karate». Von Ltapeld v. Brckk WidmarißeUrr. III. (Mit 7 Text Illaftraliuncn.) 104
Da» Denkmal dci Fcldmarfchalla Mekhior Frcih. v. Redern. Von Prof- Hr. .Irwin Sckult 1 19
Einige altere Elfcnbcinarbcitcn kirchlicher Bcfliminnng. Von Dr. Karl Und. | Mit 33 Text Illoflrationcn ) HO
Dk k.ime ict aUcjmftjichcn UahUa m Muggia Vccctua bei Ti dt Vgl Kudrjik ,-. EUtlttrgtr 135
Seile
I I! Ki ii, 1,1 der k. k. I cnl'.il ' ..min:fl"ion lur Krf.uleluinn
und Erhaltung der Kunft und hiftorifchen Denkmale ,
Uber ihre Thatigkcil 1111 jähre 1XS0 I
Pfaniflorifcne Bauten :m Hofuviicr Verwaltung Berirkc.
Von .V. Lü/iner XX
Die Mithrai Hohle in St, Urban ob Glapeck in Kärnten.
Von Karl //au/t r ■ XX»
Die Burgruine Hocheppan. Von Karl Alt. (Mit 7 Text-
I. uftrationen.) XXIV
Zui Verwendung dei Eifern in der Kunft Indoflric de»
13. I.n iS Jaiitliundcr^ V.m Dr Karl /in./ II. 1 Mit
12. Text Uluftraii.incn I XXIX
Lieber Archive in Nieder Oelierreich Von .'' Ad. Duugtl,
k. k. Confervator. II, III, IV XXII, I.VI1I, LXXXVI
Keile Nntiten über Denkmale »1 Steiermark, u || I KaltHBII.
Von Dr. Karl Und. X bi» XIU. (Mit 7» Text llloftra-
tionen) XXIV. l.X. XCIX. CXXX
Au» Nieder Oeftericii.li. Vun JtluiHn .\ewalJ. XLVII
f.iovani Battifta Knntana. Von Alitrt /Ig LH
Die Tauffteine tu Elbingenalp und Rankwcil, Vun Con -
fervator Samurljenny. (Mit 2 Text lllaftrationen ). . LVIII
Ein remifches Vorhängefchlof» in Aiiuileja. Von Dr. Fr.
A'tüHtr. (Mit 2 Text Illullratlonen.) 1JCXIX
Der Brome Fand in der .Riefcn<|uelle* bei Dax in
Böhmen Bericht de» Confervator« Btrgtr. (Mit
■ Tafel.) LXXX
Seile
''" nielriehft/.in'frhe ^rafulenkmai Im der (Urnilont
Kirche tu Brttnn. Von Moris Traf f. k k. Confer
vator. (Mit 1 Tafel) I.XXXH;
Au> Briicn. V,j-i A',."/.lfi W. >, (_ .,i,..n)ilii l.WXVI
Der Erker im konigl Palaft auf dem Wawel tu Krakau.
Von Oirtrxelski XCII
/:..\ .-.ii.^ V.m, A",i>/ Sur:, it. U f.nilcr.Mi..: XCIV
Ucidengiaber bei Hohcnbruck. Von //ra/t. (Mit 9 Text-
lliuftraliunen 1 XCV
llcr Bildhauer Sel,aft:an Ciü.tr.. \ :n ;/ ', fh .' I .i/Utr. . . . XCVII
Der rdmifch« Strnftentng l-edcrata -Tibitcum im cinftigen
l'inrn V n / -.-„kard «Htm CaPQl
Die ältefteo Siegel der Saltburger Erzbifchofe. Vun
Eduard Riikttr, \f k. Confervator. (Mit 5 Text
Uluftrationen ) CXXI
Der Pranger ,11 Gi a llein. Vun Vinttm /^ukl (Mit
2 Text Illuftrali.meii.V I X.XIII
L'cbcr Netiberg. Von J^kartH Kraus, k. k Cunfervator , ■ CXX1V
Au» Brunuecken. Von Dr. Alhrt /lg CXXV1
Wandmalerei!! in der St. Barbara Kircbe 111 Kultenberg.
(Mit 1 Text lllnftratiun) CXXXVI
Nullten von I bii 23 (Mit 4 Text Uluftrationen ) XXXVIII
. , *4 »» 48. , M a , .... LXV
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liemhar.l Umcl ,. : «- XI. \ II
Druckfehler- Verbeflerungen.
Seit« Ii 5. Zeile- „Schnabel" (lau: „Schiabcl"
If. 8, „ „fcalaiijr" ftatl „Zalaty".
■ I. 8. . von unten: „angcbiannl" Hall „uiigcbianni".
_ II. I. , .Klinlnuclcm" ftalt: „KlinlenaacIcM»".
„ i; ;z . .gerillt« Halt: „gerippt*.
„ 1: ;j, . „Hohrkcgcl» ftalt: „Kolirkcgel*.
, i] 11 , riohüg: .das einem «wcimal cuupirtcn Ei - ähnlichen GcTafse*"
. 14. o.. 7. und 9 Zeile „Li*Uen«"ftatt: .Ziclien".
. 15- i Zeil« „Scblaner" ftall: .Schlener".
„ lu. j. . Anmerkung „Vlencc" ftall; .Vlercc"
, 15. 5 . , .IJilurisilni'* ftall: .Diluvialn".
Ib. 15. , richtig: .Buigwall Zamka*.
, 10. teilte /.eile „ilicfc" (latt: „tiefe".
iS j. Zeile Anmerkung „Uftrinen" Halt: „Ulluren".
58. 8. . •« lefen: „analoge» Euftratiade>. u
58. 14. . „I." ftatl: „J. Zeile".
58. 1 , von unten: „K" ftalt : „P*.
5*. II. . „hlofscm" ftalt: .aem".
I.V. L Zeile, 1. Spalte .T.ufftein" flau: „Tanffchein-.
„ S. „ .1-algei" flatt: .Fulger".
4. . von unten „Juncker" (latt: „Juncker".
3. „ von unten, rech:« .uf Nunhu'g* lUtt „af Nunlicig*.
I.XX. u. a „unangebrachten" ftatl : .iinaiigebracblc".
„ 1. „ von unten, rechts „Kalkcioit" ftalt: „Kalkrctli"
l.XXI 5. Zeile. I. Spalte .Brem»" ftalt „Kyms".
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ZUR URGESCHICHTE VON CRÄTZ UND UMGEBUNG.
Von Dk. FkITZ PlCHLEK.
UF der ganzen Länderftrecke vom Meere bis zur Donau, von Aquileja Iiis Vindobona und
den von Celeia nach Carnuntiini, den rechtfertigen, fo folgen lieh dort die Orte Matucaium, Can-
dalicae, Noreia (genau in der Breite von Grätz), dann Visccllae,Stiriate; hier üftlich Salle. Meilrianae
(etwa auch in der Breite von Grätz), Savaria, Baffianae, Scarabantia u. f. w, Immerhin aber lind
die namenlos überlieferten Orte als Fundftellen nach dem Murlaufe bis an die Mürz ununterbrochen
angereiht, Tie werden ftets fparfamer gegen den Semmering, um jenfeits desfelben wieder dichter
abfolgend aufzutreten. Mit der ftadtartigen Bildung bei Leibnitz ifl alfo eine nördlichfte Glänze für
benannte gröfsere Anfiedelungen gegeben, infofern die mittlere Steiermark dabei in Frage kommt.
Folglich wäre die frühefte Gefchichte deffen, was wir heute Grätz nennen, am einfachften von den
Gefchicken des aufdrehenden und niedergehenden Flavium Solvenfe feit der Flavierzcit bis etwa
zum Eingänge des 6. Jahrhundertcs abzuleiten. 1
Leberdies aber hat die nördlichere Lage der jüngeren und landesvorörtlichen Stadt in ihren
feitlichen Begleitungen fo Eigenartiges für fich, dafs aus der blofsen Abhängigkeit von der Sulpa-
Stadt eben nicht fämmtliche Momente zur Erklärung kommen Verfuchen wir einige ur^efchichtlichc
Skizzen zur Gefchichte einer MalTenwohnftätte zu zeichnen, die fich feit dem Mittelalter in ähnlicher
Weife um einige Stunden abfeits von dem römifchen Vororte entwickelt hat, wie dies bei Virunum,
Emona, Camuntum in Betreff Klagenfurt's, Laibach's und Wiens der Fall ifl. s
Mehrere Jahrtaufende fpäter, nachdem die Gletfcher ihre Felsgefchiebe an die Kalkwände
des heutigen Peggauer Thaies geflofsen und jene Riefen der Werthohen und jene Höhlen der Oll-
höhen mit dem nachmals gebildeten Flufse voll von Eisfchollen und Kiefclklumpen hervorgebracht
hatten, wie wir fie zur Stunde in geringer I löhe über dem Mur-Spicgel gewahren (dort 5 bis 15 M.,
hier etwa 50 M), find die Troglodyten der Badelhöhle und der Peggauer-Grotten nächft jener von
Mixnitz die erften uns bekannten Culturträger für die Gefchichte der Grofsftadt des Steiererlandes.*
Beingeräthe, Röhrenknochen und Zähne vom Höhlenbär und anderem Diluvial-Gethier im Boden-
lehm, auch wohl bedeckt von Kalkfinter oder abgerollt und verfchwemmt, beginnen hier die Reihe
der localen Alterthümer, welche in die reine Steinzeit mit der Date 5000 v. Chr. hinweifen könnten.
Nächft diefer Wäfferklemme hat eine zweite füdlichere zu ihrem Nachbar einen Beigwall, welcher,
wie er für den Geologen wichtig durch die crflbekanntcn Devon- Verfeinerungen in den Olt-Alpen,
1 Vergl. Roperturjum Sic rmiUrk. MHntknnde Hand I S. 93 — 100. — - Ja^crnr^i; Kärnten» Alterthümci 1870, S. 11 — 63.
141 etc. AMttt Em. .na 18S0, S 7 K,nntr in d. Milth. d Cen«r -Cornm. 1880, S VIII, Xll . 1879. S. 1$. 33, 34. 43, 1S78, S CXX ; 1877,
S VHj 1876, S. 68; 1874, S. »8o; 1873. S. 2T. 1871. S. CXXX; 1871. S I.XIII u f. w. Mommfc» corp. in»cr. bt III. I. S. 564. - * Wurm,
,VWin Mittheilungcn des nacurli. Vereins« für Steiermark 1871, III. 3.
VIII. N. f.
2
Ük. Fritz PtCHt.BR.
fo auch für den localen Prähiftoriker berühmt ifl durch feine Bronze-Findlinge; es ift der Plabutfch.
Die Mittelfchichte aber, feit Beginn des allgemeinen Bronze-Alters bis zu den Urzeiten der
Bildung des Korallenriffes, jenfeits der menfehlichen etwa 20 Jahrtaufende, ifl natürlich nicht
weiter durch Funde belegt. Die mitteldevonifche Schalenthier-Welt des Gaisberges bei Eggenberg
hat zum Nachfolger eine frühefte Waldmenfchenzeit, von der uns keine Kunde geblieben. Sowohl
die oberdevonifchen Auflagerungen von Steinberg und Thal herüber, als die Ebene an den Ufern
des HauptflutTes zwifchen den beiden Thonfchiefcr-Kuppen des Reunerkogels und des Platten berges,
als die fandigen und fchotterigen Obermiocän-Gebilde des Rofen- und Ruckerlberges können wir
uns als eine wenig unterbrochene Waldwildnifs denken bis etwa in's 10. oder 8. Jahrhundert vor
Chriftus. Der Mitteldevon-Block des heutigen grätzer Schlofsberges, ohne aufzeigende Quellen,
jedoch nicht waftcrarm am Nordofthang, fogar wafferreich in den tiefllcn Terraffen, ragte am
augenfälligften aus jenem Flachboden, welcher von dem mittelmiocänen Meere mit feinen Ablage-
rungen keinerzeit erreicht worden ilt. Anflatt des Dinotherium giganteum, des Rhinoceros ticho-
rhinus, des Maltodon longiroftris mit den zwei Paaren riefiger Stofszähne, des ungehörnten Rhino-
ceros, des Hühlentigers, Baren, Fuchfes, nach der neuen Fauna und Flora der Nordort Gebiete der
alten Welt, beherrfchte jetzt eine Menfchenrace, wol auch aus dem Nordort nachgekommen und
den äufserrten Etruskern verwandt — unbekannt wie genannt — das mittlere Höhen- und das
zugänglichere Tiefland. Aus den beiden Diluvial-Strömungcn von Güfting her und von der Maria-
Troller Bucht war es mit Schotter und Lehm weitab bedeckt feit Zeiten, als das Waffer in der
Mur-Enge noch an die 20 Meter über der heutigen Höhe geftanden; das Grundwaffer, mit Stärke
und Schnelligkeit (ich bewegend, gegen die Thalränder ftark anfteigend, flehte fich den Anfiede-
lungen günrtig, der weithin fichtbare Rückenbug des Schöckels hatte feiner Firnfchollen fich
entkleidet, die Murmelthiere des Reunerkogels waren ausgeftorben, die Gemfe, der Steinbock
in's Oberland zurückgewichen und ein reichlicher Auenwuchs begrünte das Thal in jener Menge,
von welcher uns die, in der Karlau ausgegrabenen Holzftämme (in einer Tiefe von 40 — 50 Deci-
metern) eine Vorftellung zu geben vermögen. 1
Kine der alterten menfehlichen Arbeitsweifen, jene in Thon, orientirt uns einigermafsen in
den vielen vorchrirtlichen Jahrhunderten. Gehen die etruskifchen Bronzen bis ins 7., 8. Jahrhun-
dert in Ober-Italien zurück, wie follten fie nicht um fo weiter zurückrtehen im Nordland f Und
jenfeits diefer Metallfabricate herrfcht noch der ausfchlicfsliche Thon. In China gilt die Töpferei als
erfunden im vorchrirtlichen Jahre 2697 durch Kaifer Hwangti; der Kaifer Yutifchun (2255) war zuvor
Töpfer. Es lieht nichts entgegen, unfere Alpen-Thonzeit bis in's 20. Jahrhundert zurück zu datiren.
Auf folche Anfänge weifen die peggauer Höhlenfcherben, ohne dafs diefe felber ganz ficher jenes
Alter belitzen.
Für die Stadt Grätz fchliefsen fich da als Alterthumsweifer an: der Zahn vom Höhlenbär in
lehmigem Kiefelfchotter der Schörgelgaffe, Steinhämmer in Lazarethgarte, Weftbahnhof, Bein-
geräthe in Scluitzenhof- und Nikolai-Gaffe Hiemit Anfang und Schlufs; denn es ermangelt bedeu-
tender Tiefgrabungen. Alles andere ift römifch-zeitlich. I )ie fogenannten Noriker-Kelten, feit etwa
600 v. Chr. den Ftruskern nachgefolgt, nebft Thon und Bronze längll das Kifen nützend, find nicht
ausgeftrichen aus der Landesbevölkerung, feit im Jahre 15 v. Chr. die römifchen Heere und
Beamten das Land überzogen. Erll die Flavierzeit, welche die Stadt Solva emporbrachte, mag die
Stelle von Grätz etwas coloiufilt haben. Aus dem erden Jahrhunderte belitzen wir hierorts nur ein-
zelne Fundmünzen von Nero, Vefpalian, Titus, Domitian; aus dem zweiten folche von Hadrian,
Pius, der älteren Faullina, Marc Aurel. Diefer letzteren Zeit möchten auch die Männer und Frauen
angehören, welche wir auf den Grablleinen von Stadt und nächfter Umgebung genannt, theilweife
> firtrrs in Ilwof Ttter» Grai 1875. S. bt, 58, 53 f.
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ZUK Uut.KSi MM HTK VON GkÄTZ UND UMGERTNO
3
auch in ihrer nationalen, in der romanifirten Tracht abgebildet finden. Wir wollen Tie mit Namen
und Stand nennen.
Es find Lucius Cantius Secundus, Cantia Bonia, des Junius Tochter, feine Gemahlin, Cantia
Boniata, des Lucius Tochter (zu St. Leonhard); Speratus, des Siron und Sporilla, des Commodus
FreigelalTene, Eheleute (Judendorf); Masculus, der Sohn des Itul und feine Krau Sabina, Tochter des
Quintus, auch Cucius Romulus mit Quaitus (St. Stephan am Gratkorn); Junius, des Vercajus
Sohn und feine Frau Bugia, des Secundus Tochter, 30 Jahre alt (Harterfchlöfsel); die Frau Nanv
monia, Tochter des Materiur, Cajus Scmpronius Secundinus, ihr Gemahl, Decurio der Stadt Solva,
deren Sohn Cajus Sempronius Secundinus, confularer Bücherei-Beamter, alt 19? Jahre, Cajus
Licinius Trion, feine Frau Sabinia Severina, alsdann ein Sohn oder eine Tochter wie Licinius,
Licinia (alle zu Strafsgang); ferner Marinianus, Sohn lies Marinus, feine Frau Verecunda, Tochter
des Verecundus, und deren Tochter Marina, mindellens zweijährig, ein Mafuetus vielleicht aus
Marinianus Verwandtfchaft, Tompeja Theodora, 30 Jahre alt und Jemand von ihren Aeltern (in
Feldkirchen); Cirpo, Sohn des Senus, feine Frau Pamela, Tochter des Deufon, beider Tochter
Autoscutta, alt 20 Jahre, der Sohn Priscus 60 Jahre alt (Enzelsdorf) ; Cajus Firminius Primus,
Veteran der zweiten hilfreichen Legion, feine Trau Counerta, Tochter des (A)dabus, dann etwa
des Erltgenannten Bruder Cajus Firminius Callricius, Baubeamter zu Solva. feine Trau Seia
Litugena, Tochter des Urbicus, über 20 Jahre alt (Dürrnau bei Hausmanlletten).
Ueber Gefichtsausdruck und Kleidertracht, Kopfbedeckung. Schmuck belehren uns die
Relief-Darltellungcn der Bullen und Ganzgellalten zu St. Leonhard (zwei Frauen mit Kopf-
bedeckung und Schleierfalte ä la St 1 Iemma, ein Mann, zwei Kinder, eines mit Taube, eines mit
Kugel), zu Feldkirchen (Mann und Frau), Enzelsdorf (zwei Männer mit Kurzröcken), 'Tobel (Mann,
Frau, Kind); wie man mythologische, thierifche Gellalten, Geräthe ausdrückte, zeigen die Meifsel-
arbeiten eines Genius (Rofenberg), Adler, Delphin (Enzelsdorf, St. Leonhard), Greif, Krug, Löwen
(Feldkirchen, St. Martin, Strafsgang). Uebrigens find die zahlreichen Leibnitzer Stein-Reliefs die
bellen Tracht- und Arbeitsbilder auch für die etwas nördlichere Gegend.
Das dritte und vierte Jahrhundert i(l bezeugt durch Fundmünzen von Philippus, Valerianus,
Gallienus, Claudius, Aurelian, Probus, Numerian, Chlorus, Conflantinus, Conflantius IT, womit
eigentlich die zufammenhängende Münzenreihe gefchlouen ift; denn der Joannes 11. (Zeit 1118 — 43)
lieht ganz vereinzelt Der Zeit feit Beginn des dritten Jahrhunderts möchten vielleicht angehören :
Das angebliche Mithras-Relief der Sackllrafse (hinter Gefellenvereins-Haus), die Gewandflatue,
Untcrtheil, Obertheil mit eingefetztem Kopie, lebhafter Faltenwurf, pflanzliche Beigabe auf dein
Schlofsberge, 1 die Löwen ebendaher, der Löwenkopf vom Ravelin, die bronzene Mercur-Statuette
aus der Schörgelgafie. Nach diefen wäre es vielleicht erlaubt anzureihen: die Baurelle an Grätzbach,
Schörgelgaffe, Venushof in Lullhausgaffe, Schlofsberg; die Glas-Urne aus dem Grabe in derKörbler-
galTe, folche aus der Rechbauer-Strafse (alter Mandelgrund) ; die Bronze-Stucke Löffelchen von
Murlend, Ringnadeln mit Fibel, Röhrchen vom Lazarethfelde,* Nadel von Burggafle und Schlofs-
berg, Fibel von der Maufoleum-Stitge (1879), Pfeilfpitze von Schlofsberg, Waggewichtflück von •
Rechbauer-Strafse; etwa dieThongefäfse von Burg (doch nur aus Leibnitz) und Griinanger-Garten,
endlich die Gräber unterhalb des Schlofsberges, aufser dem Sackthore, mit Knochen, Metall-
geräte, Münzen.
1 V«gl. die Nike von Samolhrake des hoaue in Cent*- llaujtr- BwttJtrf II. Bd., 1879. S. j8, 59. Taf. l.XIV Die Infihrift
fleine Nr. 5*198 (Burg). 5701 1 Borg, au» Sl. Leonhard? Venu*huf, Schörgelgaire, 1 Gratibach Ufer', CitKr), 51199 laus Hu^; im Joanncum.
von St Leonhard endlich 5439 iSterapfergnffe, fehlt. au> Kalndorf bei Dt?) Aid fammtlich von uueonftatirter Herkunft und können
hier nicht cinben.tfen werden VctgJ. Rcp II, S. 232, Z t j v. « — * Gefunden mit einet» Dupondius um oder nach l'iu- (gleich einer
Br. Münze de« S Severus, Zeit 108, vom Gratzbach bei Haus Nr. 49) im Jahte 18S1 Die Ringiudcla analvlirt /eigen 87-42 Kupfer
11*53 Zinn, o 65 Blei; 'ie Rohr, hen S> S5 Kupfer. 8-93 Zinn, 11-87 Kifen.
4
Du. Fritz Picm.BR.
Wir erfehen, dafs die bekannt gewordenen Fundorte fall ausfchliefslich auf dein linken
Mur-Ufer liegen, nämlich (abgerechnet MariengalTe, Lagergaffe, Murlend, Lazarethfeld) in
den Linien Schlofsberg, Nordweftfeite, Irrenhausgarten und Hübe, Burg?, Hurggaffe, Stadtpfarr-
gegend, Schörgelgaffe, Münzgraben, Rechbauer-Strafse, Grünanger-Garten, Kürblergaffe, Graben,
Lufthausgaffe mit den Auszweigungen Kofenberg, St. Leonhard. Die gegenwärtigen ofllichflen
Stadttheile, an den Erhebungen längs der Bäche, konnten vielleicht die ältcflbefiedelten genannt
werden. Die nachconllantinifche Zeit bleibt durchweg dunkel; ob den Wandervolkern, ob dem
Frdbcben vom Jahre 455 hier viel zu zerftüren blieb, was die Slovenen um's Jahr 600 hier
vorfanden, wir wiffen es nicht Immerhin mögen ihre verftreuten Anwohnungen allgemach jene
Stadt formirt haben, welche zuerll im Jahre 1138 als urbs Grace urkundlich auftritt.
Der Prähiftoriker von Grätz hat alfo feine Zeit gleich von 1138 nach rückwärts zu beginnen.
Kr trifft da in der nächften Umgebung von Grätz als alterte urkundlich genannte Orte nach
rückwärts: Rudersdorf bei Feldkirchen und Feigau 1136, alsdann Hart bei Strafsgang um 1135,
Zetling bei Premftätten 1126, ferner nach grofsem Intervalle St. Martin 1055, Göfting 1042, Strafsgang
1030, endlich Strafsengel 860, womit die Reihe wol gefchloffen fein dürfte. In diefer Serie flehen
vorwiegend Orte aus dem Südweften des Stadtumkreifes; liehen zwei Orte der Strafs-Compofition,
beide am rechten Murufer.
Ifl nun die römifche Strafse, feit Vefpafian etwa, von Solva herauf über das heutige Kaisdorf,
Feldkirchen nach Strafsgang und St. Martin gegangen, von da in einem grofsen Bogen vielleicht
den Plabutfch umfahrend und, wenigftens bis gegen die Mur-Knge, das rechte Ufer einhaltend (mit
einer Abzweigung hinter den Schlofsberg hinein :), fo gewinnt die Flachgegend zwifchen Strafsgang
und l'labutfch an gefteigerter Wichtigkeit, gewinnt dies aber auch die ganze Waldgegend weftlich
dahinter und nordaufwärts bis ins erweiterte Murthal. Gilt ja diefes Gebiet noch heutzutage als
Fundgrube für die Baufleine, für die Thür- und Fenflerftöcke, die Hckpfeiler und Trottoirs der
Hauptfladt mehr als die Steinbrüche von Maria -Schnee und Andritz; über das Steinfeld geht
genug des Felfengutes aus den Steinbergen nach der Stadt, und die Namen Einöd, I Iart, Holzberg
u. dgl. weifen auf zeitlich nicht allzuferne Wildniffe. 1
Setzen wir hinzu, dafs inmitten waldreicher Umgebung die fchonwiefige Mulde des I larter-
fchlöfsels feit dem Jahre 1856 als Fundort eines romifchen Infchriftlleines bekannt geworden war,"
dafs nachmals in Steinberg ein Steinkeil aus Quarzgefchiebe, vom Gneifs wie am Rofenkogel bei
Stainz, fammt einer Hifenfichel mit Stielloch aufgefunden wurde, 1 bei Thal Hügelgräber (ich zeigten,
mit Kalkfieinen , Thonfeherben, Kohlen; was konnte erwünfehter fcheinen, als dafs in den (der
(teierifchen Landfchaft gehörenden) Holzbergen ein ausgefprochener Grabhügel im köftlichen
Waldesfchatten die Aufmcrkfamkeit des Forflverwalters Prof. J. Schmirger erregte, dafs endlich der
Reichsraths-Abgeordnete Nicolaus Dumba, die k. k. Central-Commiffion in Wien, die fteierifche
Landfchaft mit gern gewährten Mitteln die genaue Unterfuchung der Gegend ermöglichten:
Diefes weltliche Hinterthal derLandeshauptftadt gehört fo eigentlich zur Tobelbach Gruppe ■
da werden den Gemeinden Plankenwart, Rohrbach, Steinberg, Mantfcha, Hafelsdorf zugezält 3365
Joch Grundes, 1372 Bewohner, denen auch Weinbau am Ofthange in der Linie Göfting-Strafsgang
eigen ift. Daherein reichte ehemals der Bezirk Söding, noch dermal theilweife das Pfarrgebiet von
1 litzendorf, die Dientlbarkeit ging zu den Herrfchaften Khrenau, Oberthal, Dobeleck, Lankowitz,
Wachfeneck und Landfchaft.' Was die landschaftlichen Wildungen in Holzberg und Thal anbetrifft,
fo gibt der Kataller diefelben mit 89 Joch 36 Quadrat-Klaftern an, die Venneffung vom Jahre 1864
nur mit 88 Joch 194 Quadrat-Klaftern, dazu ein Forllerhaus mit Kellergefchofs. Der Werth des
Schrrinrr, Grift S. 501. 31. 5,«, 507. 64. 384. 48*. - • Mitth. .1. hift. Ver t Slcierm iSKl. B.I. X S. 76. 864. Mo. 5440 -
• Arten de» Münzen Cabinele* im Joanneum 1880, 5$, bt ; 90 - « Marirr Tnpnjjrnpbie 412, Stkmuh Topngr I.e.. II. 95, ii.
Zur Urgeschichte von Grätz und Umgebi.vg.
5
Grundes, über welchen unter Zahl 10950 vom Jahre 1S64 ein Plan vorliegt, wird auf 4200 fl. beziffert;
über Zeit und Titel der Erwerbung jetloch war eine Urkunde nicht aufzufinden. Vermuthlich geht
eine folche zurück gegen das Jahr 1584, als Leonhard von Saurau eine Wiefe um Tobelbad an die
Landfchaft verkaufte, oder höchftens auf die Zeit um 1628, als die Landfchaft weitere Gründe um
Tobelbad gewann. 1 Hinter die Jahre 1140, 1135 zurück liegt diefe Gegend ganz im Dunkeln,
nachdem das Hitzendorfer Pfarrgebiet feit c. 1180 herauf verfolgbar geworden.
Die Holzberge erreicht man von Grätz aus in der Richtung Steinfeld, Baierdorf, Wetzels-
dorf, Einöde, Jägerwirth, Steinberger, von welchem der Waldweg eine halbe Stunde füdweftlich
durch den Thalkeffel führt, in zwei Stunden; auch gleich aufserhalb des Jägerwirths vor dem
Strafsenwalde kann man durch die Muldung in die Tiefe gehen. Zum Huber auf Steinberg wandert
man aus dem Holzberge etwa 45 Minuten am Waldbergrande nordwärts.
Halten wir zuvor eine Umfchau über die Fundorte rings um die Landeshauptstadt herum,
infofern diefelben mit Punkten gleicher Entfernung, wie Steinberg, einen Kreis befchreiben;
merken wir mit kurzen Worten auch die Fund-Objeele an, 2 nennen die auf Funde erft zu
unterfuchenden Orte gleich unter Einem mit und zeigen endlich in der Klammer das Jahr an, wann
diefer und jener Ort vor Schlufs des 12. Jahrhunderts (1192) zuerft urkundlich genannt auftritt.
Straßenge/. Flachgrab mit Gerippe. Bronze-Meffing, ähnlich Kettlach, 2 Armringe, 1 Draht
mit Glöckchen; 1 hakenförmig Fifen, flovenifch, Zeit nach 592. Der Ort erfcheint fchon im Jahre 860
wieder als Strazinola. St. Stephan am Gratkorn. Felfengrotte, Hr Fibel, Kettchen. Mo (Kumberg)
5489, 90; "altes Wßrits nächftbei (1147), Pelgan (1136), Gegend Wörth (1147). Huber in .Indritz,
Urfprungshöhlc. Ober- und Niederfchöekel (wol nach 1147. Schocket als Sekkel 1147). Kainbach,
Helbt/n* hinter Luftbichl (c. 1185), Klingen/lein, liausmanßetten bis Heiligenkreuz am IVafen,
Hügelgräber, in Dnrrnau Mo 5430 Urthierknochen. Thalcrhof-Forß . Pllaftcrziegel u. dgl., Münzen
M. Aurelius, Relief?. Premßälten Br Beil, Fifengerät (1164). Ettling altes Cidlam (1126). Tobel (1172)1
Tobelbad Hügelgräber mit Br, Stein, Thon; Rlf; Br Münze. Im Walde gegen Liboch (1157) Hügel-
grab. . Utendorf, noch fundlos.
Dies die halbwegs bemerkenswerten Orte des Umkreifes felbfl. Innerhalb diefes Umkreifes
vom Radius etwa i'. 4 geographifcher Meile liegen:
Baierdorf, als in marchia genannt (1147); Krotlenhof Münzen; Wetzelsdorf (1144), St. Johann
und Paul, Piuöd; Harterfchlöfscl Mo 5440. Im Herberftein'fchen Walde Hügelgräber mit Thon-
fcherben, Kohle. f/artbe\ Strafsgang (c. 1135) Thal; Waldsdorf 'bei Thal (1140). fu de ndorf hei Grat-
wein Mo 5441. Thon, Eifen, Münzen t Ihdtes. (1147), Hundsdorf nächftbei (1138) und Retz (1147),
Göjling (1042). AlgersdorJ "(1161). . Iii ' Algersdorf unter dem Plabutfch: Chalkus von Philipp III. von
Macedonien, Dichalkon von Teffalonike, Zeit um 320, höchft wichtig für die Datirung der
plabutfcher Bronzen und der norifchkeltifchen Münzen überhaupt. Plabutfch. Br Gufsltätte, Beil,
Schwerttheile, drei Lanzenfpitzen, Dolchllück, Sicheln; Bruchftücke eines kegelförmigen Auffatzes
nvt zwei Stiftlöchern, eines gewichtigen Ringes. Gabriach. Schattleiten Harthopfei -Grund Br
Münze. Hadrian. St Gotthard. Br Waffenftück, Bein, Münze, Weinzicrl an Brücke (1147). Reuncr-
kogel Murmelthierreflc (Nach 1050 oder 1164). Rofcnbcrg, Rlf. Der Vorfladtthcil bei Geidorf erfcheint
früheflens als Guntarn (1185). Neuflift, Zofsenberg, Höf, Wenisbuch, Kroisbach (1157?), M. Grün,
Pölling, AI. Troß, Stifting, Lechwald an der Hilm, Hügelgräber? Aehnliche vielleicht um den
Haupthügel, als Untergrund der Leehkirche. St. Leonhard, alte Stadtgegend. Münzen Geta, Elaga-
balus, Soremias, Maefa, Orbiana, grofser Dreibüllenltein Mo 5437 mit 5438. Lußbichel und Peters-
I Sfrtmayr Lande.« Vertretung in Steiermark 1867. S 476. Nr. XXI. Sehmnlt I. J46. Vergl aut h A. r/rViw.r«» II 147», Tohel »H
WaMlhal fclilcclilliin — '-' Vergl. die weiteren llinkrcife in meinem „Text mr MctUtologUchcd Karte von Steiermark', he ramgegcl.cn vom
adt!>r.. ( .u!ug Ver. f. Sleicmi. 1879 Br ift Hrontc. Mo iil Infthrifr Lei .t/owm/rti c. i. I.. Rlf ift Relief.
6
Dr. Fritz Pichler.
berge. St. Peter Urthierrefte. Harmsdorf ■ Münzen. Hiihnerberg, Hügelgräber? Topffcherbe. Hart.
Liebenau (Vatersdorf 1164). Raaba (1182), Grambath, Göjfendorf Thondorf, lingelsdorf 1148 (in
Engdsdorf nächfl Fernitz Mo 5426, Rlf. an der Strafset nach St. Ulrich). Hauzendorf, . Ibtijfendorf
Hügelgraber, Mauerwerk, Thon. Lebern. Scherben von Amphora (Henkel, Bauchung), Schalenfufs,
Sigillata. Lebring bei Wildon ifl auch ein altes Lewarn. Pirka. Feldkirehen Mo 5431 — 34, Rfs. (1144),
Rudersdorf nächllbei (1136). II agram (Wacherein c. 1180), Karlau, St. Florian; Manlfeha beim
Buehkogel Urthierrefte. .SV. Marlin Hügelgräber, Thon, Dreifehl itzgefäfse, Glas, Henkelgefäfsrefte,
Knochen, Kohlen (1S80, Juli). Bronzen: Grofser Stein-Löwe (1055). Wagnitz bei Strafsgang. Gold-
münze Valerianus. Strafsgang. Br Fibeln feiner Arbeit, Zierflücke Mo 5435 — 36. Stein-Löwen mit
Widderkopf (um 1030); altes Houeßeten nächftbei (1144) und Seiersberg (1148), altes Wiarn apud
Strazganch (c. 1185) Wehling, Mayersdorf Winkelhofen Linecker.
Bisher war die alte Bellattungsweife der ganzen Gegend um den heutigen Vorort illuftrirt
durch Auffindungen bei Strafsengel, Lechwald, Hühnerberg, Heiligenkreuz, Abtiffendorf, Tobel-
Lieboch, St. Martin, Thal, um nicht von den Beigaben allein zu reden, die ja auch auf Grabftättcn
hinweifen. Es war nun die Aufgabe geftellt, mit Hinficht darauf, dafs die Grofsftadt Entwicklung
ohnehin über die Alterthums-Refle feindlich nivellirend hinwegzugehen pliegt, dafs die obgenannten
Fund-Objekte vorwiegend nicht genau befchrieben worden find, dafs fie endlich fehr verfchiedenen
Zeiten (mindeftens fünf Jahrhunderten) angehören, einen gewifsen Typus aufzuzeigen und zwar aus
einer gewiffen Mittelzeit der Jahrhunderte , damit ein anschauliches Bild der Grabbauweife vor
1700 Jahren gewonnen werde. Zugleich ward die Abficht verfolgt, durch richtige Ausfchälung des
Steinbaues aus dem Tumulus-Gehäufe, durch möglichfte. Erhaltung des einen wie des anderen, ein
Muftcrftück der Ausgrabmelhode in der nächflen Nähe der Hauptltadt herzuftellen.
Der erfte Hügel, welcher unweit des Waldweges in fchöner Nadelholz-l'cherdachung und
voller Hainftille liegt, war durch den landfchaftlichen Forflverwalter Prof. Joh. Schmirger angezeigt
und feit 24. April 1880 in Bearbeitung genommen worden. Es gruben hier Johann Hahn, Knecht
bei Steinberger, und Nachbar Mager's Knecht, beide Militärs, fpäter Wipl von I laus Nr. 131 und
Johann Gartier. Der Hügel, vom Umfange 66 Schritte, vom Durchmeffer 13MO M., hoch 2 05 M.,
zeigte gleich nach dem erften Drittel (75 Cm.) der Auffchüttung von oben her einen Steinbau in
I lufeifenform, genauer gefagt, eine Ellipfe mit kuppelartiger Wölbung ohne den oberen Abfchlufs.
Diefelbe lag keineswegs im Mittelpunkte unter dem Gipfel, fondern an 6mo M. von Nordrande her;
die gröfsere Axe geht in der Richtung Oftnordoft nach Weftfüdweft, hat die Länge 2 '19 Cm., die
kleinere 1 ■ 80 Cm. und in der Richtung diefer letzteren führt der Eingang von Oflfüdoft herein. Die
Aufmauerung, ausgeführt aus ungleichen Bruchfteinen (lang bis 56 Cm., breit bis 32 Cm., dick bis
25 Cm ), welche mit Mörtel verbunden, erreichte eine Dicke bis 50 und 90 Cm. und war im
Innerften der 95 Cm. hohen Höhlung verworfen mit einem möglichfl geglätteten Mörtel bis zur
Dicke von 25 Mm. Leider hat der erftgenannte Arbeiter, den Aufträgen entgegen, aus diefer
Wölbung an 60 Bruchfteine herausgehoben. Den Grabungen fielen vier Bäume zum Opfer.
Der Gang hat eine Länge von 2 M., eine Dicke von 45 bis 79 Cm., nämlich gegen die
I löhlung verftärkt, eine Höhe von 27 bis 74 Cm. und war an den niedrigften Auffchuttftellen mit
nur 17 Cm. Erdhöhe überdeckt; der Boden ill unbelegt, beim Anfchluffe an die Ellipfe waren Steine
vorgeftellt. Gegenwärtig zeigt diefer oberlte und nordweftlichfte der hiefigen Hügel, genannt
Schmirger-Hügel, einen 45 bis 135 Cm. breiten Durchfchlag und an der Unterfeite ein Erd-Rondeau
vom Durchmeffer 3 M. 1 Die näher unterfuchten Fundftücke find:
1 Von der unterften I'criuherie Im in Beginn der Gaogdcme 210. Gang 2, Höhlung-. Mnurr o- 60, Höhlung SchmaHeile
I jo. Höhlung Mauer 0-70. «ur oherflen Peripherie 6 30 — ij'ioM.
Zuk Ukukm uu iitk von Gkätz unu Umgebung.
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Mörtel. 6 Stück, dick bis 45 Mm., davon drei mit geglätteter Fläche, beigemengt Riefeln
bis Erbfen- und I lafelnufsgröfse, ockergelbliche eifenhältigc Schichten, ganz äufserlich auch
Kohlenanfätze; damit war die innerftc Höhlung belegt.
Stein. Zwei Kalkftein-Verwitterungsproducle als F.infchlufs im Mörtel, kreideartig; zwei
Kiefelgefchiebe, nufsgrofs, mit mehreren faft rechteckigen Flächen, fchwarz, fettglänzend ; 1 Stück
devonifchen Schiefers, grau, gefältelt, wie eine Thonfeherbe anzufeilen; » Stück dichten Kalklleines,
devonifch, ähnlich im Plabutfch, als Häuflein des Tumulus verwendet.
Thon. Zwei Ziegelklümpchen, theils mit lehmiger Umdeckung. Gefäfsftücke : ein Hodentheil
mit Rand, dick bis 15 Mm., röthlich, fehr hart gebrannt, zwei kleine zugehörige Theile, neun Scherben
eines minder dicken Gefäfses, 5 — 12 Mm., davon drei etwas eingebogen wie vom Rande her, vier
flach, zwei wie von einem Fufszapfen, zum Theile mit feiner Glimmer-Beimengung ; 29 gefchwärzte
Stücke, dick 3 — 10 Mm., auch wol durchweg fchwärzlich, leicht fchneidbar nach der Ausgrabung,
einige löcherig-porös, gröfsere Kieskörnchen beigemengt, davon ein Klümpchen hoch 4 Cm., ein
I lenkeichen mit äufserer Rinnung, hoch 34 Mm.; von den anderen fiebenundz wanzig meift flachen
Stücken find neunzehn gefchwärzt auf der einen Seite (befonders ein 62 Mm. langes, an der inneren
etwas gehöhlten Seite), vier fcheinen an der äufseren gefchwärzt, acht gefchwärzt an beiden Seiten.
Von vier feingebrannten klingenden Scherben (gefunden mit Kohlen an den Gangftcinen gegen
die Höhlung, mit fchwarzen Scherben und Ziegelftücken) find drei gebogen, deren eine lang 82 Mm.,
dick 3 Mm. vom ausladenden Rande mit zweien vertieft geformten Strichen; diefe Schüffei hatte
einen lichten Rand vom Durchmeffer etwa 16 Cm., fammt dem Randwulfte fogar an 24 Cm
Organifches. Kohlen, wenige Refte von Föhre.
Nach 35 Schritten waldabwärts machen fich zwei Gupfe bemerkbar; dem oberen, am Gipfel
eingedrückt, Umkreis an 65 Schritte, fchliefst fich der untere hochguptig, ftark gerundet, Umkreis
an 84 Schritte, hoch an 4 Kl, knapp an.
Von den unteren Hügeln wurde der nachmals Dumba-Hügel genannte am 26. Juni in Angriff
genommen. Am Waldrande gelegen, hinaus gegen die Bucht des Thälchens, zwifchen dem Fahr-
wege und dem Waldfteige, zeigt er einen Umfang von 70 Schritten, eine Höhe von 1*40 — 2*60 M.,
den Durchmeffer von 15*70 M. und war beftanden von wenigftens 27 Bäumen", meift Tannen,
wenigen Buchen. Von dielen fielen vier (2 Tannen, 2 Buchen), in der Höhe bis zu 14-15 M. Unter
einer Frdfchichte von 55 Cm. fteht der hufeifenförmige Grabbau aus den rohen Bruchfteinen, die
Mauer der Rundung hoch 60 bis 146 Cm., dick verfchieden, 70 bis 124 cm., Durchmeffer der
Höhlung am Boden 132 Cm. in der Richtung von NNW. nach SSO. und 153 Cm. nach der Quere.
Das Innere der kuppelartigen Höhlung war mit Mörtel bedeckt bis zur Dicke von 5 Cm.
Die fortgefetzte Zuwölbung hätte die Hügelfpitzc übertroffen, daher möchte eine Flach-
deckung anzunehmen fein. Der Gang ift lang 2 M., breit 50 bis 55 Cm., hoch an 56 Cm. und
fcheint der Boden höher, in der Höhlung felbft tiefer gewefen zu fein; der Anfang des Ganges fteht
von der Peripherie des I Iügels ab an 40 Cm.
Nach Anftich an der eingefunkenen Stelle zeigten fich alsbald plattenförmige Steinchen,
fpäter mit Mörtelfpuren, kleine Ziegelblöckchen, unter dem leichten Frdauffchutte in der Höhlung
wenigftens zwei Schichten Afche, daneben Topffcherben, Kohlen in der Tiefe, 55 Cm. vom Mauer-
fcheitel herab, nächft den grofsen Kohlen drei Münzen nebeneinander, dem gegen Süd Schauenden
zur Rechten. Innerhalb des Ganges lagen wenig Topffcherben. die meiilen aufsen herum an der
Mauerrundung und auch aufserhalb des Ganges.
Die Fundftücke find:
Metall. Bronze. Dupondius vonHadriänus ?, Zeitig — 138. Kopf linksfehend, ohne Kleidrand,
fr. .S(C), weibliche Geftalt flehend nach links, bekleidet, die Rechte herabgefenkt, die Linke etwas
vorgeftreckt; wiegt 11 -121 Gramm, vgl. Cohen II. 173, Nr. 5S2 f.
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Du. Fkitz Piciilek.
Dupoiulius von Fauftina jun.? Zeit um 159 — 175. Infchrift: (Fauftina) augufta. Hüfte links-
fehend, mit Diadem. !t G uno regina) SC, weibliche Geftalt bekleidet, flehend (mit Schale und
Scepter; zu Füfsen ein Pfau:); wiegt 9*3 Gramm. Vgl. Cohen II. 597, Nr. 179. Seftertius von
Albinus, Zeit um 194 — 195. Infchrift: (I) cl fept al)bin caes, Kopf linksfehend bärtig: Hals lang,
vielleicht etwas Kleidrand links 11 (Felicitas cos II) SC, weibliche Geftalt bekleidet (ftehend nach
rechts, mit Friedensftab und Scepter r); wiegt 25*05 Gramm. Vgl. Cohen III. 229 Nr. 59 und 66.
Die Münzen gehören den 78 bis 80 Jahren von 117 bis 195 oder 197 n. Chr. an. Eifen. Ein Nagel
von grofser Kopfbreite.
Stein. Mörtel. Drei Stück, dick bis 5 Cm., mehr dunkelfarbig, lehmartig, roh, bimsartiger
Stein eingefprengt, mit Verputzfläche. Vier Kiefelgefchiebc, fchwarz, fettglänzend; ein rothes
porphyrfarbiges Quarzgefchiebe, fieben Kalkfteine, kreidiges Verwitterungs-Product.
Thon. Achtzehn Ziegclbrocken bis zur Dicke von 25 Mm., meift klumpig; etwa fechs ein
wenig gebogen als Gefäfstheile (ein Randftück) hochroth, ziemlich weich, die meiften durch Feuch-
tigkeit geründet. Sechsundzwanzig Gefäfstheile, meift grauthonig durch und durch, jedoch auch
grau nur an der Aufsen- oder nur an der Innenfeite ; ein Fufsftück weift auf den Boden-Durchmeffer
von 90 Mm. mit oberem Kreife vom Durchmeffer mindeftens 120 Mm.; zwei Randftiicke weifen
auf den Durchmeffer von 170 Mm.; drei feinere, beffer gebrannte Scherben, dünn, etwas gebogen;
fechsundachtzig gröbere Theile, dick bis 2 Cm., mehr lehmigröthlich, Kiefel beigemengt bis
zur Linfengröfse, davon ein Stück aufsen gefchwärzt, innen hell, aufsen der Wulftring von
eingedrückten Fingerballen (möglich auf 170 Mm. weifend), fechs Klümpchen zum Theile afehyrau
angeflogen, geringwichtig, drei Randftücke, zufammen lang an 19 Cm., ein Randftück mit zwei
Kerbungen vom Fingerballen, fünf Bodenftückchen. Achtunddreifsig Bauchwand-Theile, mehr oder
weniger gebogen, zweiunddreifsig mehr Hache Theile, bis 6 Cm. lang, alfo auf ein grofser
gellächtesGcfäfs deutend; endlich eine Scherbe grauen, kalkhaltigen Thones mit einem glafurartigen
weifsen Ueberzuge an der inneren und äufseren Fläche, welche jedoch nur Verwitterungs-Product
von kalkiger Feuchtigkeit ift.
Organifches. 16 Menfchaiknochen , grofsentheils Röhren der oberen Extremität, einige
Stücke eines Wadenbeines, Fragmente von Schädelknochen, Schädelwandftück (3), dick bis 3 Mm.
Kohlen, mit Mörtel- und Thonftückchen gemifcht, dick bis 25 Mm., einige mit fchönen
Jahrringen, weifen auf einen Stämmling von 35 Mm. und darüber.'
Unterhalb des Dumba-Hügels, am anfteigenden Waldwege rechts gelegen, erhebt (ich der
Kulmer-Hügel, bearbeitet feit 8. Juli. Im Umfange von 75 Schritten, hoch 2-42 M., im Durchmeffer
von 13-5 M., war er beftanden von circa 20 Bäumen, meift Tannen (bis zur Stammdicke von 41 Cm.,
hoch über 20 bis 25 M.), wenigen Föhren. Fichten (2 fielen), einzelnen jungen Buchen und hatte auch
feine Einfenkung, welche auf eine innere Höhlung fchliefsen liefs. Unterhalb einer Erdfchichte von
97 Cm. und mehr zeigte fich ein vierfeitiger Steinbau mit dem üblichen Gange von beiläufig Oft
her, oder etwas NO. Die Mauern des Rechteckes find dick an 50 bis 60 Cm., find erhalten in einer
Höhe von 1 bis 1 • 45 M. und umfchliefsen einen Raum, welcher länger in der Richtung des Einganges
mit 1*72 M., etwas fchmäler in der Quere mit 1 ■ 59 M. bezeichnet ift. Die Gangmauern fpringen
beim Eingange fall um die Wanddicke des Rechteckes vor, find felbft dick 45 Cm., hoch 55 Cm.,
verlaufen über 3*26 M., aber nicht parallel; vielmehr verbreitert fich der Eingang von 63 auf
105 Cm. nach aufsen, hat jedoch auch die Verfchlufsmauer an der engrten Stelle angedeutet. Somit
mifst der ganze Bau in feiner Länge 5*57 M., in gröfster Breite an 2*75 M. Die Höhlung, gegen
Sonnenuntergang gelegen (in der Richtung unterhalb der Koralpe hin), ift wieder tiefer gehalten
als der Gang, um 25 Cm.; die Wände zeigen fich von innen her gut verputzt und hier fanden fich
1 IJai Grab moehlc fUnf ThongefaUe enthalten haben.
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Zuk Ukgesgiih iitk von Gkätz uni> Umgebung.
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in a eine Münze, in b Glas- und Thonfeherben, inzwifchen Afche, tiefer ifl gelblicher Sand
gelagert. Der Gang-Anfang fcheint mit Steinpflafter verfehen. Heiin Rechteck-Winkel gegen Nord
find die Bruchfleine fchiefllächig fo übereinander gelegt, dafs ein Ueberhängen nach Innen bemerk-
lich ifl, vielleicht für eine Wölbung, Eingefammelt wurde:
Glas. Fläfchchcn, Fragmente dreier Seitenwände fammt dickerem aufgeworfenem Boden,
breit an 56 Mm., ähnliche vierfeitige mit rundem Hälfe und breitem Henkelbande, hoch 12, 13 Cm.,
im leibnitzer Felde gebräuchlich. Schale, drei mehr flache feine Scherben einer folchen; ein
bogichtes Randftück weift auf einen Durchmeffer von 76 Mm., bei einer Höhe von 4 bis 5 Cm.;
ähnlich im leibnitzer Felde. Metall. Bronze Fibel-Spirale. Fragment von dreien Windungen (vgl.
die Form Mitth. d. Centr.-Comm. 1S80 S. 76 Nr. 6 Kine Münze, Hadrian's Zeit 117 bis 138:
Hadrianus aug. (cos III pp) Büfle bei If. r Libertas publica sc, weibliche Geltalt ftehend, rechts
Mütze, links Speer; w. 16-75 Gr. Coh. II 223 Nr. 962. Mörtel, vier Stücke, dick bis 25 Mm., ziem-
lich fein, hell, gelblich, Kiefel beigemengt bis zu Hafelnufsgröfse, mit geglätteter Fläche. Stein. Ein
Kalkftein mit Mörtelanwurf, ein grauröthliches Schiefer -Plättchen, Kalk mit eifenhältigem Anlluge.
Thon. Zwei Ziegclklümpchen, hochroth, weich; Gefäfsfliicke vier, dick bis 7 Mm., gelbröthlich,
zum Theile innerhalb mit Afche belegt; zwei ähnliche, doch roher und braunroth, griefelig gebrannt
15 compacter gebrannte, fchiefergrau, davon fünf vom oberen Rande, fieben von der dünneren
Bauchung, zwei von der dickeren und ein Fufsbodenftück mit dem abgebrochenen Wandtheile;
diefes weift auf ein Gefäfs vom Boden-Durchmeffer 96 Mm.; neun Stück compact, grau, aufsen und
innen fchwarz, felbft nach Abfchaben mit dem Meffer, davon drei paffend an das Bodenftück vom
Durchmeffer 84 Mm.; je zwei Mittel- und Bauchwandftücke, ein Randftück mit Umbug und Spuren
der concentrifchen Drehkreife innen (weift auf eine Peripherie vom Durchmeffer circa 155 Mm, auf
eine Höhe von circa 60 Mm.); ein Stück von einem kleinen Hafen, nahe am Bodenrande fchwarz
beitlerfeits (weift auf einen unteren Durchmeffer von 56 Mm.).' Or%amfehes. Menfchenknochen w. v.,
30 Stuck, drei Schädelwand-Theile, dick bis 5 Mm, die Röhrenknochen gröfser und ftärker
In den Abfenkungen des Waldes gegen den Quellentümpel liehen in ganzer Abfolge vom
oberften Tumulus, etwa 58 Schritte vom Dumba-Hügel entfernt, rechts und links zehn kleinere und
gröfsere Auffchüttungen bis gegen das Förfterhaus hinunter, über Meterhöhe, Umkreis 50 bis
75 Schritte, von 12 bis 30 Bäumen beftanden. Ein vierter Grabhügel oberhalb der Quelle, zwifchen
diefer und dem Waldwege gegen den Schmirger-Hügel, hoch 1*40 bis r6o M., Umkreis an
100 Schritte, jedoch von der Quelle aus über 6 M. hoch, 48 Schritte Anftieg. beftanden von
25 Bäumen, meift Tannen, wenig jüngeren Puchen, ward noch am 27 Octobcr in Angriff genommen.
Ob hier das Grabmal in der Höhe gebaut und verfchüttet worden in der Richtung der Erdzunge
gegen das Quellenthal herab, wurde nicht weiter verfolgt.*
Nach der Hand verlautete, ein ähnliches Hügelgrab liege an 500 Schritte aufwärts von
Thal gegen Steinberg; die „Mantfcha'fchen Buben" hätten im l'rivatwalde des Bürgermeifters
Kienzl in der Einöd, jenfeits des Förfterhaufes and der Wiefe links, drei „Kogeln" angegraben ;
ein „Kogel" ftehe auf dem Bergrücken noch mehr nordöftlich vom Förfterhaufe Kurz, die Hügel-
gräber fchienen förmlich aus der Erde hervorzuwachfen.
Nach den eröffneten Grabhügeln zu fchliefsen, welche dermalen noch wie die frifch gebau-
ten Denkmäler der Urzeit im hohen Walde in den Durchfchnitten ihrer Erdgehäufe daftehen,
haben wir es mit Ganggräbern der einheimifchen keltifchen Landbevölkerung aus den mittleren Zeiten
der römifchen Oberherrfchaft zu thun, jener Landbevölkerung, welche laut Polybius von Noricum
• GefemmeW: Thon 4 Geiafctheile. hoch bit 82 Mm , dick Ml 17 Mm., roh gebrannt, viel Glimmer beigemengt, mehr «reiMich
grau, flaikcr gebrannt »on innen her. davon ein Stück gegen <len Bndcn Annehmbar .las gruMc aller hiefigen I lügelgemf^c — } l>a«
Grab hatte mindetlen» *wei Glaigcfaf«, vier Thongcfäi«.
VIII N K. J
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Dr. Fritz Pichler. Zir Urgeschichte von Grätz cnd Umgebung.
her bis an die Donau eigentlich galatifehc Gallier find, von dcrfclben Vblkerfchaft, welche hicrlands
die Bronze-Zeit abgefchlofi'en und den Fifenbau aufgenommen hat. In Frmangelung eigentlicher
Dolmen, die wir in Steiermark bisher ficher nicht haben nachweifen können, find die Tumuli, nach
ihren örtlichen Varietäten mit hinreichender Abwechfelung ausgefluttet, die älteflen Beifctzungs-
Stätten, die uns erhalten find. I Her an diefer Stelle erinnert der Grundrifs ohne weiters an das
Oval mit Gang zu Ottagärden nächft Stadt Falköping in Weftcrgötland (Montelius Tombeaux de
la Suede p. I age d. 1. pierre, Fig. 14), an das Viereck mit langer Kammer zu Yxhult in Nerike, an
das Viereck, rund eingefafst von Steinblöcken, in Berga, Söderinannland (ebend. Fig. 20, 21). Fs
fehlen hier nur die Kammer- Abtheilungen mit Platten und die Deckplatten; doch dürften diefelben,
fowie es gelingt unzerbrochene Thon- undGlasgcfäfse nachzuweifen, wohl auch nicht fehlen. Solche
Ganggriftr, mit andern Namen in den Küftenländern Furopas wie Nord-Afrikas und auch in Indien
nicht unbekannt, finden lieh auf fchwedifchem Gebiete nur in Schoonen, Halland, in Bohuslän,
Weltergötland und Oland. Wenn wir aus diefen die Vergleiche herbeiziehen, dafs die Leichen
nicht verbrannt, fondern liegend beigefetzt wurden, fitzend, dazu Schmuck, Gcfäfsc mit Speifen für
die Todten, dazu Thierknochen vom Opferfchmaufe, fo find die Vergleiche im allgemeinen wohl
erlaubt wegen der übrigen Landes-Ahnlichkeiten in Funden, als da find der Bronzewagen von
Stretwegund Schoonen,' die kleingleimen und fchwedifchen RüilfUicke. * Die Kammer im Grabhügel
der Infel Möen, oval, in der Richtung Nordfüd, der fich erweiternde Gang erinnert mit Ausnahme
iles Platten-Aufbaues am meiften an die hierortigen Vorkommniffe ; felbll mit den Winterhütten
der Eskimos ifl der Vergleich gar nicht unzutreffend * Uebrigens fchliefsen wir lieber auf eine
allgemeine Unbeholfenheit in Aufrichtung und Ausllattung der älteften Grabbauwerke in den
Alpenländern zurück, beachten auch die römifchen Beigaben und erwägen, dafs der jetzige
mindeftens achtzigjährige Walduand fich etwa zwanzigmal über den Trümmern der alten Cultur-
zeiten erneuert haben kann.
1 Mmtiliut, Sloclchulmer Mufeatfuhrcr, S. 27, Nr. 31. Xilfvn, Brunic AtteKliUmcr 1866, S. jR. 31. — -' AfonUliut liton(al<letn
norra och mellcrlta fverige 1872, S. 209. 250, Negau S. 25s — •' l.ul+e.t KrthMiSn. I 124. 157, Fig 143. Xitfmt Stein Allcril.Un.i;r
1S6S. S. 90, Tat 14,99. HO.
Dunil.a Hiluel Kulincr Hau.
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EINE KÜCHENABFALLGRUBE BEI BYDZOV.
Vom k. k. Consbrtator Ludwig Schneider.
IE Ziegeleien, welche füillich von der Stadt Neu-Bydzov hart an den Haufem derChlumecer
Vorftadt liegen, haben mir feit mehreren Jahren manch intereffanten Gegenftand geliefert,
und zwar aus allen Perioden der vorhiftorifchen Zeit Böhmens.
Unter diefen Funden erregten meine Aufmerkfamkeit mehrere Feuerftein-Artefa&e, welche
ich felbft aus der Culturfchichte in der Ziegelei des H. Schrabel gewonnen habe, fowie die Bruch-
ftiieke von Gefäfsen, deren geflochene, die ganzen Oberflächen der Scherben bedeckende Ornamente
ganz übereinftimmten mit den Ornamenten von Gefäfsfcherben, welche ich vor einigen Jahren
zugleich mit einer Pfeilfpitze von gefchlagenem Quarz bei Zahry gefunden hatte.' In 2alary wie in
Bydzov kommen derlei Scherben und Pfeilfpitzen nicht in den Herdftellen oder Afchengruben,
fondern in unregclmäfsigen Gruben vor, welche mit dunkler humofer Erde gefüllt find.
Im Herbfle des Vorjahres fliefsen die Arbeiter in der betreffenden Ziegelei knapp vor
Schlufs der Campagne abermals auf eine derartige Grube und ich beeilte mich, im Frühjahre diefelbe
auszubeuten, bevor man anfing, neuen Lehm zu graben, weil dabei nur dasjenige erhalten worden
wäre, was die Arbeiter aufzuheben für gut befunden hätten
Die tieffte Stelle der Grube, welche einen gröfsten üurchmeffer von etwa 2 M. hatte, lag
o'ao M. unter der Erdoberfläche, und zwar reichten von diefer Tiefe 0*65 M. in den gelben Lehm
hinein, während ("ich ober der Grube eine 0-25 M. flarke Ackerkrumme ausbreitete. Letztere bildet
eine fcharf abgegränzte Schichte, fo dafs eine Vcrmifchung ihres Inhaltes mit dem Inhalte der
Grube leicht vermieden werden konnte.
Oer Inhalt der Grube beftand aus: a) Ge/ä/s/t herben (ungefähr 390 Stücke); b) Thier-
knocken (160 Stücke) alle gefpalten und zerfplittert, einige mit Hieb- und Schnittfpuren; ein einziges
Stück bearbeitet; c) Stücken von gebranntem Lehm mit Abdrücken von Spreu und Stroh (20 Stücke);
d) gefchlagenen und bearbeiteten Steinen fall durchaus fremder Provenienz (20 Stücke); endlich
e) vier FlufsmufehelfchaUn — alles in allem an 600 Gegenftänden, von denen freilich manche
Scherben und Knochenfplitter ganz klein find. 2
In dem tiefften Theile der Grube lagen die meiften Stücke des gebrannten Lehms, die
ArtefaCte von Stein, von denen die kleineren gefchlagen, die grofseren aber polirt find, fämmtliche
von den reich ornamentirten Scherben und nur eine geringe Anzahl Thierknochen , von denen
manche ungebrannt find. Etwas hoher lagen die Scherben der grofseren Gefäfse mit vielen
Knochen ohne alle Spuren von Brand, einer aus Bein gefchnitzten Pfeilfpitze, einem flark abge-
nützten Getreidereibftein fammt dem Quetfcher, nebft einem zweiten grofseren Quetfcher, ferner
die Mufchelfchalen ; die oberfte Schichte, doch immer noch unterhalb der Ackerkrumme, enthielt
Reite von Gefäfsen mit Graphit-Anftrich.
12
Ludwk; Schneider.
.-/. Gcfthlagcnc Stein-Arkfailc. i. Hin Flinten-Nucleus von 38 Grm. Gewicht; derfelbe zeigt
ältere. Springflächen von gröfserer Ausdehnung und in diefen verhältnismäsig jüngere mufchlige
und von fehr geringen Dimenllonen, welche, wie es fcheint, ohne Zuthun des Menfchen, doch jeden-
falls früher als der Stein in die Grube gerieth, entllanden find. Wahrscheinlich wurde der Stein
durch zufällige Feuereinwirkung riffig und verdorben. Beiderlei Bruchflächen find flellenweife mit
Tuff überzogen. 1 2 Eine l'feilfpitze von weifsem braun^eftreiftem Quarz (nicht Flint), 35 Mm. lang,
grbfsle Breite 16 Mm.; diefelbe wurde weggeworfen als der Dorn, mittelfl deffen fie in Holz
befe<tigt werden konnte, abgebrochen war. 3. l'feilfpitze von Feuerftein, nur 29 Mm. lang und 8 Mm.
breit, die Spitze irt abgebrochen, der Dorn (17 Mm lang) erhalten. 4. Lindenblattförmige l'feilfpitze
aus grauem Feuerrtein, ohne Dorn, 23 Mm. lang, gröfstc Breite 20 Mm., der Umfang gezähnt.
Durch Bruch des Randes befchädigt. 5. l'feilfpitze von grauem Feuerrtein, 30 Mm. lang, 21 Mm. breit,
Umfang zum Theile gezähnt, Spitze abgebrochen, die Hälfte der einen Seite zeigt die urfprüngliche
Rinde des Knollens. 6. MefTerchen von grauem Feuerftein, 29 Mm. lang, 13 Mm. breit, in der Fläche
gekrümmt. 7. Splitter der Feuerfteinrinde, 21 Min lang, 20 Mm. breit. 8. Bruchftiick eines wei-
fchneidigen 17 Mm. breiten Meffers von Feuerftein; Länge des Bruchftückes nur 21 Mm.; durch
Riffe nach allen Seiten zerklüftet.
B. Polirtc Stein . Irtefafle. 9. Ein kleines Beil von dunklem dichtem Geftein, 70 Mm. lang,
in der Schneide 40 Mm., vor dem abgerundeten Ende 20 Mm. breit. 10. Ein fehr dünnes, zu einem
ahnlichen Beile hergerichtetes Gefchiebe (Schiefer), wegen Bruch des Endes nicht fertig gemacht.
Länge 64 Mm., Breite in der Schneide 42 Mm. 11. Eine dünne Steinplatte (Schiefer) beiderfeits
polirt, alle Ränder ftumpfgefchliffen. Länge 80 Mm., gröfste Breite 31 Mm. 12. Ein prismatifches
Stück desfelben Gefteins von 95 Mm. Länge, nur auf einer Seite geebnet und hier gerippt; vielleicht
Schleifftein. 13. Splitter von einem geglätteten Inftrumente. 14. Rohrkegel, fehr glatt, 22 Mm. hoch,
Durchmeffer tS Mm. und 13 Mm.
C. Der in diefer Grube gefundene Getrcidereibßein ift 150 Mm. lang, 90 Mm. breit, bequem
in die Hand zu legen, und der Länge nach concav ausgewetzt; er beliebt aus fehr feftem grob-
körnigem rothlichem Sandftein. 5 Der zugehörige Ouet/cher ift aus hartem weifsen Sandftein
fcharfkantig zugefchlagen (pyramidal) und an der Balls convex abgefchliffen. Der zweite Quetfcher
ift aus einem gröfseren Stücke feinen Sandrteins kugelig zugefchlagen und an der einen Seite ganz
eben zugefchliffen.
D. Die aus Hein gefchnitzte l'feilfpitze irt prismatifch geformt und fehr fchmal, denn bei
einer Länge von 58 Mm. haben die vier Seitenflächen nur eine Breite von je 4 Mm. Der Reft des
abgebrochenen Domes hat noch eine Länge von 13 Mm. und ift von der eigentlichen l'feilfpitze
durch eine nur auf zwei von den Seitenflächen eingeritzte Furche gefchieden.'
R. Die fehr zahlreichen Gefäfsfc herben lafsen fich fehr beftimmt in folgende vier Kategorien
trennen: a) folche von gefchlämmtem Thon ; b) folche, die aus Thon mit Zufatz einer aufserordent-
liehen Menge fcharfen Sandes geformt worden find; c) Scherben von Gcfäfsen, welche aus Thon
mit abfichtlichem Zufatz von Steinbrocken dargeftellt wurden, d) Gefäfse mit Graphit-Anftrich.
Alle Gefäfse waren von freier Hand geformt.
Der unterfte Theil der Grube enthielt Scherben von Gefäfsen, welche aus gefchlämmtem
Thon geformt und meiftens auf eine eigentümliche Art (durch eingeftochene Punktreihen — eine
I AehtJÜch« AU'idittcrungen ««igt da« llruchftuck eines polirten Klintkciles. welches fich auf der OberBiche des fehr kleinen
Buigwaücs auf dem Berge Rivndi (1000 Quadr.Klfl ) unlltngft aufgelcfcn habe. Die in den fruchten Gruben gefundenen Klintflücke find
gaui um criindert. hachftena weifen diefelben eine Tuffkrulle auf ; dagegen zeigt fich ein Mintlpan, welchen ich in der prähiftorifchcn
Anliedetung von Litten bei Frag unter der trockenen afclienhattigen t'ultuifchichte von l oo M Mächtigkeit auf dem ungeftoilen Sand
lager aufliegend fand, bii iu einer bedeutenden Tiefe in eine weifse. leicht icrreibliclie MalTe verwandelt. — * Stücke folcher Rcibfteinc
wie auch ganze, liegen auf dein Rivnac; amh auf dem ,Z.iroVa* hat Osbernt derlei gefunden Im Hurgwall von Stradonlc kommen
dagegrn nur wahre Ilan.lnitililen »or. — ' Die Bcuiihrilung und Benimmung der gcfchlagenen Knochen mufs ich Kachleuten uheilalfcn.
Eine KOchenahkai.u;klbk uki Bvd2ov.
•3
Nachahmung der Tätowirung:) ornamentirt waren. Solche Gefäfse erwiefcn fich nicht blofs in
Böhmen, fonderen auch in andern Ländern als treue Begleiter der Silex-lnflrumente. Die Bydzover
Grube enthielt von diefen Scherben 110 von ungefähr 50 Gefäfsen flammend, davon find nur 45
ohne alle Ornamentirung.
Der gröfste unter diefen Gefäfsreften ifl der aus drei Scherben zufammengefetzte Boden
einer reich ornamentirten Schale (Fig. 1); denselben folgen drei (aus vier Scherben beflehende)
Stücke eines über und über verzierten Gefäfses, mit einem dreitheiligen Knauf und nur undeut-
lich abgeändertem Boden (Fig. 2); der Gröfse nach folgen die Untertheile von zwei Gefäfsen,
von denen der eine (ans drei Scherben) die Spuren eines abgelöften Knaufes ganz unten am
Boden trägt. Gröfsere Stücke flammen noch von fechs ornamentirten und von drei nicht
verzierten Gefäfsen; die übrigen Scherben find nur klein und weniger bedeutend bis auf zwei
abgelüfle Knäufe, von denen einer hornartig geformt ift, während der andere, gebrochene, fenkrecht
durchbohrt war.
Kig. |. Kig. 3 Fig. 1.
b) Von den mit geftochenen Punktreihen verzierten Gefäfsreften zeigen nur zwei einigen
Gehalt von feinem Sand als Zufatz zum Thone, die übrigen aus Thon mit viel Sandzufatz
erzeugten Gefäfse find ohne alle Verzierungen. Nur Knäufe kommen auf diefen Gefäfsen vor und
ein folcher, abgelöfter, zeigt fenkrechte Bohrung. Die Gefäfse diefer Art haben Glockenform.
c) War fchon Zufatz von Sand der Verzierung von Gefäfsen mit feinen Ornamenten
abträglich, fo wurde fie durch Zufatz von Steinbrocken gänzlich vereitelt. Die aus folcher Maffe
verfertigten Gefäfse find ohne alle Verzierungen mit Ausnahme von Reihen eingedrückter Finger-
fpitzen und Fingernägel am Bauche, von Kerben am Rande der Gefäfse, ferner der obligaten
langen und niedrigen Knäufe. Diefe find nahe am Rande des einen zweimal coupirten eiähnlichen
Gefäfses angebracht und follten offenbar ein Ausgleiten desfelben aus den 1 länden, welche es
trugen, verhindern. Scherben folcher Gefäfse mit Knäufen fanden fich viermal, darunter ein
Scherben von fechs zufammenpalTenden, welche es möglich machten, die Form des ganzen
Gefäfses ficherzuftellen. ' Nicht in diefer Grube, aber auf demfelben Platze kommen Gefäfse diefer
Art vor, welche neben den manchmal geflügelten Knäufen Haare von kleinen Löchern in den
Wänden hatten, ferner Gefäfse, bei denen die fenkrecht durchbohrten Knäufe fich bereits zu ziemlich
grofsen horizontal angebrachten Henkeln entwickelt haben.
Aus demfelben Materiale find die kreisförmigen Scheiben verfertigt, von denen die Grube
zahlreiche Refte enthielt. Ich fand Stücke von zwei folchen Scheiben fchon im Jahre 1S78 in einer
Ilerdftelle derfelben Ziegelei mit Gefäfsen von ganz gleichem Charakter wie c und d, und die
immerhin bedeutenden Dimenfionen diefer Scheiben (Durchmcffer mehr als 30 Cm.) brachten
mich auf den Gedanken, ilafs man zwifchen folchen erhitzten Scheiben das Brot buck.
1 Dasfelbe hatte an der Möndong einen Darc hmeffer von 2O5 Mm. und eine Hube von circa 235 Mm. Der Durtlimefler am
Hoden betrug circa 110 Mm
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14
Ludwig Schneider.
rf) Wie erwähnt, fanden fich in der oberften Schichte des Grubcninhalles Scherben von
Gefäfsen mit Graphit-Anftrich, im Ganzen 80 von ungefähr 25 Gefäfsen herrührend.
Die meiften Scherben ftammen von einer eleganten Schüffei von 210 Mm. Durchmeffer und
So Mm. I lohe, die fich zum Theil reconftruiren liefs und einer von l'udil in den Afchengruben von
Hochpctfch (Becov) gefundenen Schüffei fehr ähnlich ift, nur mit dem Unterfchiede, dafs die
Bydzover Schüffei nicht blofs da, wo ObertheU und Untertheil zufammenftofsen, mit Lietzen
verziert war, fondern dafs fie acht derartige Lietzen auch am Rande trug und in diefer Hinficht
einem zweiten Gefäfse von Hochpetfch glich. 1 Die übrigen bedeutenderen Scherben rühren von
;i Gefäfsen her, einer ähnlichen Schüffel ohne Lietzen, dann Schalen und Töpfen, von denen
manche fehr gefchickt mit linfenförmigen Vertiefungen, Furchen und Kerben, welche in den feinen
Graphit-Ueberzug eingedrückt wurden (einmal auch im Innern), verziert find und von denen fünf
Henkel befitzen oder befafsen. Die Henkel find nicht mehr horizontal und blofs angeklebt, fondern
vertical und fehr folid hefeftigt. Diefelben ragen entweder aus dem Rande des Gefäfses (manch-
mal ziemlich hoch) empor, während das untere linde des I lenkels in ein, in den I lals des Gefäfses
gebohrtes Loch eingefügt ift, J oder fie liegen tiefer, zwifchen Hals und Hauch des Gefäfses
und dann find beide Enden des Henkels durch die Gefäfswand gefleckt. Die Böden find bei diefen
Gefäfsen entweder eben oder eingeftülpt.
Die Scherben der Bydzover Abfallgrube find wichtig, da diefelben fozufagen fchichtenweife
aufgefunden wurden, fie werden es aber noch mehr, wenn man diefelben mit dem Inhalte von drei
anderen Gruben vergleicht, welche ich an derfelben Stelle ausgebeutet habe.
Die erfte von diefen Gruben befand fich in der nördlichen Wand der Lehmgrube, ihre
Sohle lag 1-20 M. unter der Erdoberfläche, «loch war die Mächtigkeit der Cultur-Schichte nur eine
geringe, da die Grube nach einigem Gebrauche wieder mit gelbem Lehm verfchüttet worden war.
Diefe Grube lieferte nur Scherben von Gefäfsen aus gefchlämmtem Thon und Scherben von
Gefäfsen aus einem Gemenge von Thon mit viel Sand. Die erfleren Scherben find fall alle, und
auch von letzteren einige, mit eingeftochenen l'unktreihen verziert, und einer zeigt die Spur
eines abgelöflen Knaufes hart an dem bombirten Boden.
Die zweite ebenfalls mit Lehm verfchüttete Grube, welche in derfelben Wand 40 Schritte
weiter örtlich fich befand und deren Sohle 0*90 M. tief lag, lieferte ein grofses Bruchrtück eines
viereckigen Reibfteins mit vollkommen ebener Reibfläche, ein Beil und einen Meifsel von polirtem
Stein, einen einzigen kleinen Scherb mit eingertochenem Ornament, dagegen Bruchftücke von
mehreren glockenförmigen Gefäfsen aus Thon mit viel Sandzufatz.
Beide Gruben enthielten keine Afche, fondern dunkelgefärbte Erde und in keiner fand fich
auch nur eine Spur von Henkeln oder Graphit-Anftrich.
Die dritte Grube, welche fich einft in der örtlichen Wand befand, war fammt der Acker-
krumme 1-05 M. tief, am Boden weiter (1.40 M.) als an der Ausmündung in die Ackerkrumme, fo
dafs fie einem abgeftutzten Kegel glich,* mit Afche und gebrannten Steinen vollftändig gefüllt und
lieferte, als ich fie vor vier Jahren ausbeutete, nur Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon mit
beigemifchten Steinbrocken gefertigt waren und (lache Knäufe nahe am Rande aufwiefen, ferner
Rerte von gehenkelten Gefäfsen mit Graphit-Anftrich und Verzierungen, weiter Stücke von zwei
Thonfeheiben, von denen die eine mit Fingernägeleindrücken verziert war, dagegen auch nicht
den geringften Scherben von gefchlämmtem Thon mit oder ohne geftochene Ornamente oder auch
nur ein Stück eines Gefäfses von Lehm mit rtarkem Sandzufatze.
1 l'amalky anhacologicki. X. lab 17, fig I un<! 2 '■' Diefe ConftniDion haben auch die Mordhenke!, welche in dem Huri;
«rnllc in der Sack» und auf den „Ziimka* bei Roitok gefunden »erden, in BydZov über mchl vork imcn. — 1 Afchengruben von diefer
Korai iind nicht blof» in den prüiiftorifchen WohnflJHten Böhmen», «. B. Vokoricc. Nehalice, lloflomnicc. l'femyMenf, Üben eic fehr Uteig,
fnndern auch in Thüringen und Meiffen /. B. in Giebkhenflein bei Halle a. S. Volt Verh. .1 Berliner anlhropol. GefcIlfLhall 1879. j-ag 4;.
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Eine Kivhknaiii ai.u.klue bei Bvnzov.
Funde von Silex-Inftrumenten waren in Böhmen bis in die jüngftc Zeit fehr feiten, wohl nur
defshalb, dafs man die unfeheinbaren Steinfplitter nicht beachtete. Der erde mir bekannte Fund
ifl der auf dem Schleuer Berge, unter deffen CulturfchlchtC Kai i na im Jahre 1S31 drei Fcuerdein-
fpäne von je 3 Zoll Länge fand ' und welche fammt einer bei Louitü im Walde angeblich
2 Klafter tief gefundenen Speerfpitzc von 5 Zoll 6 Linien im Jahre 1851 Eigenthum des böhmifchen
National-Mufeums wurden. Diefelben waren noch im Jahre 1856 die einzigen böhmifchen Funde
diefer Art in den Sammlungen des Mufeums, denn zwei andere Silex-Inftrumcnte dämmten von
Rügen und von einem dritten, einem polirten Feuerfteinkeil wufste man nur, dafs der Spender
IL F. l'e/ikan dasfelbe von Auffig eingefchickt hatte. Im Jahre 1857 fand Confervator Lü/sner am
Fufse eines Burgwalles bei Chrudim Silex-Artefacte, welche er dem Mufeum übergab, und nicht
weit davon ein Gefäfs, welches über und über mit eingeflochencn Ornamenten bedeckt ift, und das
ältefte Gefafs fein dürfte, welches das National-Mufeum befitzt. 1 Seit jener Zeit wurden die Samm-
lungen des National-Mufeums lad nur durch Feuerftein-Artefadle bereichert, welche auf dem Burg-
walle in der Sarka gefunden wurden, und von denen im Jahre 1866 einige Stücke 1 1. Kuber aus
Liboc fchenkte, während eine gröfsere Anzahl im Jahre 1871 mit der Sammlung Afiks erworben
wurde; erft heuer fchickte IL V. Schmidt fechs Fcuerftein-Inftrumente ein, welche bei Grofs-Horka
gefunden wurden, nebrt zwölf Gegenftänden aus polirtem Stein, einigen Bronzen (Dolchklinge) etc.
Alle bisher in Böhmen gefundenen Silex-Inftrumente gehören der neolithifchen Zeit an, von
einer Anwefenheit des Menfchen während der Diluvial Zeit fand lieh bisher keine Spur, ja es id
mehr als fraglich, ob Böhmen bei feiner eigentümlichen Configuration jemals einen Menfchen in
diefer Zeit beherbergt hat/
In anderer Beziehung zeigen die älteften FrzeugniiTe der Menfchenhand in Böhmen eine
folche Uebereinflimmung mit jenen Artefakten, welche in den oberfränkifchen Höhlen und in den
prähiftorifchen Anfiedlungen an der Saale vorkommen, 4 dafs man glauben mufs, Böhmen habe
feine erden Bewohner erft in der neolithifchen Zeit vom Welten her bekommen. Htemit dimmt
auch der Umftand überein, dafs der wertliche I heil Böhmens in prähirtorifcher Zeit augenfehein-
Itch am dichteften bevölkert war, denn man trifft an der Biela und an der Kger fad bei jedem
Dorfe eine prähiftorifche Wohndätte an. Eine Befiedelung des weftlichen Böhmens vom Weften
aus konnte, da man ein Vordringen quer durch die Urwälder des Erzgebirges doch nicht denken
kann, nur entweder vom Fichtelgebirge aus die Eger hinab oder von Meifsen aus die Elbe und
weiter die Biela und Eger hinauf ftattfinden. Im errtcren Falle, der aber der natürlichen Richtung
jeder Colonifation eines unbekannten Landes widerfpricht, müfsten die älteften Artefacle längs
der Eger am häufigrten vorkommen, was durchaus nicht der Lall ift, fondern man findet diefelben
längs der ganzen Elbe fall bis an das Riefengebirge und beinahe an allen NebenflülTen derfelben.
Speciell werden Silex Artefacle oder doch die als Begleiter derfelben charakteridifchen Gefäfs-
fcherhen gefunden.
' Kalma von Jathtnflnn ISöhmen» hiftorifche Opferplälze und Gral. Halten. — » r.isky. III. D.I. I.eiilcr wurde diefe« Gefäfs
(Nr. 41s) unter die mittelalterlichen Gefchirre eingereiht und an einer fulchen Stelle deponirl, dafs es bisher auch dem Auge vun
Kennen ». B. V»/t entging. — 3 Nach. lern die Gefafse von Vlerec un<l Niicbohy, welche man unter oder in Diluvial Schichten gefunden
hnhen wollte, aufser Krage getreten waren, blieb das einzige Mcffer von gefritlctem Sandftcin aus der Ziegelei in der Sarka iGencralka)
Übrig, von weichem, da *i angeblich mit Rhinoccro» Knochen gefunden worden war, l'rofeffor H'tlJr'uh in feinem Artikel: Diluviiilfl
clovek v strednf Evrope i'Pamatky XI, pag 386; meint, dafs es vielleicht ein Zeugnifs von der Anwefenheit des Menfchen in Rohmen
zur Diluvial Zeit abgeben konnte In diefer Hinficht mufs ich bemerken, daf* ich bereit* vor Ungerer Zeit H. I'rof. Anton welcher
diefen Kund im „Vesmir 1876" zuerft anführte, darüber interpellirte, von demfelbcn jedoch die Auskunft erhielt, das belrcffende Meiler
fei wohl von Arbeitern aui jener Ziegelei, wo öfters Rhinoceros Knochen gefunden werden, angekauft wurden, doch feien die niiheren
Umftände de» Kunde« ganz unbekannt Ich habe alfo allen Grund zn glauben, dafs «liefe* Meffer nicht viel älter fei, als eine Schale mit
eingeflochenero Ornament (Dtudenfufs aus zwei Doppelreihen von I'unktcn gebildet,., deren Bruchlluck ich im Jahre 1858 in derfelben
Ziegelei lieben einem fehr rohen, vom Pfluge fehr hefchadigten Gefafse ausgegraben halte « Album der anthropologifchen Ausftellung
in Berl.n 1880, Scctmn VI, Taf. 2 und 3 Scc"liüii VIII, Taf s, 7 und 10.
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Ludwig Schneider.
An der Elbe bei Au/ftg, wo 1877/78 Fcuerftcinmcffer und Gefäfsc mit eingeftochenen Punkt-
reihen und mit Knäufen verziert gefunden wurden neben Hämmern und Beilen von polirtem Stein. 1
An der Elbe bei Polepy: 1S7S Bruchflücke eines Gefäfses mit eingeftochenen Ornamenten.
An der Elbe bei Lernozice in der Nähe von Jaromer, wo 1871 Getreidereibfteinc und Feuer-
fteinfpähne nebft Hämmern von polirtem Stein gefunden wurden. 1
Im Flußgebiete der lüela fand ich im Jahre 1878 auf dem prähiftorifchen Wohnplatze bei
X'ilany (Schallan) ornamentirte Scherben; (Fig. 3, 4) eine Pfeilfpitze von gefrittetem Sandftein und
das Bruchftück eines Melters aus rothgefprenkeltem weifsem Quarz.*
Auf dem Gipfel des Millejchauer Herges (Dornenberg) fcheint eine Wcrkftätte von Silex-
Inftrumenten beftanden zu haben, das Materiale ift dem Porzellanjaspis ähnlich 4
Im Flußgebiete der Eger FeuerfteinArtefacte in Dobritßhan und Welllütten (Lhota). 1
An der Moldau und ihren Xebenjlüffen wurden im Jahre 1831 auf der Slanskä hora bei Schlan
Feuerflcinfpäne gefunden, ich fand 1SS1 auf dem Berge Rivmic defsgleichen und 1879 und 1880 in
der prähiftorifchen Wohnftätte von Premysleni charakteriftifche Scherben. W. Osborne" hat 187S in
dem Burgwall Pfcilfpitzen von Feuerftein, tlann Keile und Hämmer von polirtem Stein gefunden.
Defsgleichen lieferten feit Jahren der Burgwall in der Sarka und die anftofsende Wohn-
ftätte von Vokovice für die Sammlung des H. Mihi eine grofse Anzahl von Feuerfteinwerkzeugen
fammt entsprechenden Gefäfsen und Gefäfsfcheiben. '
Aus Liben bei Prag enthält die Sammlung des Kunfthändlers Lehmann mehrere von dem
f Pfarrer Feter a hier gefundene ornamentirte Gefäfse; ich felbft fand heuer zwei Feuerlleinfpäne
mit einem Splitter eines ornamentirten Gefäfses, und in der oberhalb Liben gelegenen Ziegelei von
Kobylify 1878 ein Mefferchen von gefrittetem Sandftein und Scherben.
Im Flußgebiete der Ifer wurden Feuerftein-Artefacle bei Großliorka gefunden, wahr-
scheinlich damals als (1876 oder 1877) die Strafse an I Iorka vorbei gebaut wurde, denn diefe durch-
fchneidet eine prähiftorifche Wohnftätte aus neolithifcher Zeit."
An der Cidlina liegt die Fundftättc von Neu-Bydzov und an der Kamcniec (Chrudimka)
der bereits früher erwähnte Burgwall bei Chrudim.
Man fieht alfo, dafs die Elbe die Pulsader darftellt, von welcher aus Culturleben in die
Einöden Böhmens drang.
Bezüglich der auf allen diefen Plätzen mit Silex -Inftrumenten gefundenen Gefäfsc habe ich
noch zu bemerken, dafs die Ornamente bei allen wirklich eingeflochen find. Gefäfse, auf welchen
ähnliche Ornamente durch Eindrücken einer ftark gedrillten Schnur hergeftellt, alfo jene imitirt
wurden (Schnur-Ornamente), find in Böhmen fehr feiten. Ich felbft fand bisher auch nicht ein
Stückchen davon; aber von den Gefäfsen im böhmifchen National-Mufeum gehört bisher wohl
Nr. 234, welches mit der Sammlung Pacht im Jahre 1S50 erworben wurde und aus der Gegend von
Beraun ftammen foll. 0 Auch einiges aus dem Burgwall in der Sarka, namentlich ein wohlerhaltenes
Gefäfs mit einem gut entwickelten grofsen, fenkrecht geftellten Henkel fcheint hierher zu gehören. '*
Der wohlentwickelte Henkel bei diefem Gefäfse deutet auf eine verhältnismäfsig jüngere Periode
der Töpferkunft, umfomehr als man das geßoehene Ornament nicht für eine Imitation des Schnur
Ornamentes, welches viel leichter auszuführen, aber auch viel weniger kräftig ift, anfehen kann.
In tiefe fpätere Periode dürften wohl auch die feingeglätteten glockenförmigen Gefäfse von
1 Mttthcilungcn der anthropologischen Gefellfchafl in Wien 1879 — • Pamiltky IX, pag. 476. — i Siehe Virtkvt» in der Ver
handlung der Berliner anthiopul. Gefc'.ifchaft 1S7S, pag. 378- — * Vcsmir 1879 • Mitteilungen der anthropol Gefellfehaft in Wien X,
pag. 167 — 6 VI. Ottern*. Ueber einen Fund :ut der jüngeren Steinxeit in Böhmen 1880 — ' II. Mit! (Geldwechsler in l'rag, Kohl-
markt, befiltt noch eine ausgezeichnete .Sammlung von diefen GegrniUndcn aus Vnkovicr, wlihrend er die Kunde au» dem Uurgwalle in
der S'arka {177J Nummrrn, im Jahre 1S71 drm National Mufeum abgetreten hat -- " Ich gewann 1877 au* den llofchungen Schcrhen ohne
Ornamente. - * l'ffs. Verhandlungen der Berliner anthropolog, Gerclltchait 1877, pag. 309. — ■• Sirka Sammlung, nberfte Reihe der
Gelai.e, rechter Hand.
ElNK KÜCHKNABFAI.I.CKUIIK HEI KVl»ZOV.
Markovia- im Mufeum zu Cäslau, 1 von Kralupy (Nr. 299 — 301) im böhmifchen National Mufeum, 3 von
PoUpy'vn. der Sammlung des H. Pudil zu Bilin 3 und von Prcmysleni in meiner Sammlung gehören.
Was die Verwendung von Graphit in der Topferei betrifft, fo war diefelbe in Böhmen crlt
dann möglich geworden, nachdem der Strom der Colonifation die Moldau und die Votava hinauf
bis an die Graphit-Lager von Katovice (mit einem bekannten Burgwall) und von Schüttenhofen
gelangt war,' denn die Graphit-Lager von Schwarzbach an der oberen Moldau bei Plan, welche in
einer Gegend liegen, die erft in hiftorifcher Zeit dem Urwalde entriffen wurde, können wohl hier
nicht in Betracht kommen. Uebrigens fand ich Graphitkörner bereits in Brezno bei Laun und auf
Zalany Scherben von Gefäfsen, welche unter dem Hälfe eine erhabene Leifte mit Finger
eindrücken trugen, alfo eine Form haben, die noch in die neolithifche Zeit verlegt wird.
Vergleicht man Vorteilendes mit den Refultaten, zu welchen l'irchow bezüglich der
Gräber in Kujawien kam, 1 fowie mit Tißhler's Funden auf der kurifchen Nehrung, 8 fo dürfte man
zu dem Schlufse gelangen, dafs Zweige desfelben dolichokephalen und platykremifchen Volks-
ftammes, welcher während der jüngeren Steinzeit durch den Klhfpalt bei Tetfchen in Böhmen
eindrang, fich gleichzeitig oder wenig fpäter noch weiter gegen Ollen, über die Oder und Weichfei
bis an die kurifche Nehrung ausbreiteten. Dafs es nicht Germanen waren, ift wohl unzweifelhaft,
denn nach dem Zeugniffe des Oltiopoliten Pofidonios verliefs der erfte germanifche Stamm,
welcher den Römern bekannt wurde, die Cimbern, erft im Jahre 115 vor Chr. feine Sitze im
füdöftlichen Europa, und traf derfelbe nördlich von den Karpathen auf fo compacte Mafien
gallifcher Völker, dafs er genöthigt wurde, die Richtung feines Vormarfches zu ändern und in
Ungarn einzubrechen. Ks ift daher viel wahrfcheinlicher, dafs die erften Anwohner der oberen
Elbe, Oder und Weichfei dunkelhaarige Südländer waren, welche aber zur Zeit des erften
germanifchen Einfalles bereits ftark mit arifchen Kiementen vermifcht, refpective von ihnen unter-
jocht waren.
Nachtrag. :
Die Grube, von deren Inhalt ich früher berichtet hatte, fchien ausgebeutet bis auf einen
kleinen Theil, welchen der Ziegelmeifter aus Furcht, dafs das über demfelben flehenden Getreide
Schaden leiden würde, abzugraben nicht zugab. Fs blieb alfo nichts übrig als die Frnte abzu-
warten und dann auch den Reft der Grube auszubeuten.
Dabei zeigte es fich, dafs doch noch ein bedeutender und befonders reicher Theil der
Grube unberührt geblieben war, fo dafs durch das Ausbeuten auch diefes Theiles die Zahl der
gefundenen Gegenftände faft verdoppelt und in jeder Hinficht wefentlich vervollftändigt wurde.
Von Steingeräth wurden noch mehrere Stücke gefunden, die wichtigften darunter find:
1. Bruchftück eines Meffcrs aus Flint, deffen eine Schneide gerade, die andere gekerbt war, 2. eine
kleine Pfeilfpitze aus Flint, 3. ein fogenannter Schaber aus Flint, 4. ein fchmales, durch Schlagen
hergeftelltes, zum Theile geglättetes Werkzeug aus graugefärbtem Stein, welches als Pfeilfpitze
oder als Bohrer gebraucht werden konnte.
Von Scherben ergab fich noch eine grofse Menge, und zwar fowohl von den mit einge-
Itochenen Punkten verzierten Gefäfsen, als auch von Gefäfsen mit Buckeln und von folchen mit
Graphitanftrich. Die erfteren Scherben flammten theils von ganz neuen Gefäfsen, theils wurden
' Grrm.it Mitteilungen der anthropnlog Oefellfch.fi in Wien 1SS0, pag. 1S1. — * Vtttl, PraW* ccikc leint. — '* l'amatky X.
I>ng. 205 — 4 Hat bolimifclie National Mufeum befilit eise vom Conferyator I.uJitar in Strakonic eingefchicktc gerippte Hron/eortc
au» .liefer Gegend Vergleiche tortkvw Verhandlungen der XI. Verfaniniluug der deutfilien Ocfellfcbaft Mt Anthropnl. pag. ioj — » Ver-
handlungen det Berliner anthrnpolng. Gefellfchaft 1S79, pag. 428 und 1880. pag .»14. — * Catalog der Aufteilung piahiflorifcher und
anthropologifcher Kunde Oeuifchlandv pag. J93 und Allna, Sektion I, Taf J and 4. — : Vorgelegt der Central Commlffion Bade de.
Jahre» 1881
VIII .V V i
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Luhwk; S« iinkidek. Eine Kih henabkai.i.gkuiie bei Bvdzov.
durch diefelben die früher gefundenen Bruchftücke von Gefäfsen ergänzt; dies gilt namentlich von
der reich ornumentirten Schüffei und von dem Refte einer andern Schüffei. Aus den Scherben der
zweiten Kategorie liefs (ich eine bedeutende Anzahl zufammenfügen, befonders eine anfehnliche
Partie von einem grofsen keffelformigen Gefafse, welches nicht blofs unterhalb des Halfes mit
niedrigen langen I lenkein, eigentlich wagerecht durchbohrten Wulften (folche kommen häufig im
Burgwalle des Sarka-Thales vor), fondern auch unterhalb der gröfscren Ausbauchung mit vier
Buckeln verfehen war, welche in die Gefäfswand eingefügt und wohl dazu beftimmt waren, damit
man das Gefäfs ficher auf die um das Feuer aufgefchichteten Steine autlegen könne. Von den
übrigen Scherben ohne Graphit-Anflrich ift eine Anzahl mit ein-, zwei- und mchrtheiligen Buckeln
verfehen, bei andern ifl der Rand gekerbt; graphifch verziert war ein einziges Gefäfs, doch in
äufserft charakteriftifcher Weife, welche ganz der Verzierung der Gefafse von Uebigau (Thüringen)
und Calau (Brandenburg) im Album der Berliner anthropologischen Ausftellung VI. Taf. 10 und
IV. Taf. 16 gleicht.
Die vorgefundenen Refte der gebrannten Thonfeheiben zeigten, dafs diefelbcn durchbohrt
waren, und zwar waren die Ouffnungen paarweife angebracht, wie die excentrifche Lage der erhal-
tenen andeutet.
Auch die Anzahl der mit Graphit-Anftrich verfehenen Gefäfsbruchftücke wurde erheblich
vermehrt, befonders durch eine zum grofsen Theile erhaltene verzierte Schale.
Von Thierknochen wurden fall noch fo viele gefunden wie früher, und IVofeffor W'oldrich
war fo gefällig, von denfelben foviel als möglich war, zu beftimmen, nämlich 19 Refte vom Pferde,
31 vom Rind, 6 vom Schwein und 4 von Ziege und Schaf. 1
1 Was das l*ferd (Equu* cabaüus) betrifft, fo ill dasfelbe von kleinem Wuchfe j intcrclfant ifl das ans dem Nafenbein eines
ITerdci hcrgcflellte Gerath in Korm eine« Dolche» Die Gattung de» Kind« ifl ebenfalls kleiu, und da» Kicfcrfttuk ifl gani gleich jenen
welche ich in den Ufluren hei tlrlix, Paredl, Scidowiti etc. fand llöclifl wahrftheinhcli ifl e» die fogenanntc „Torfkuli". (Bos brichycero'i
Kuttimerer) Viele Knuchenfluckc flammen von einem jungen Thiere. Der grbfste Theil der Kinder- und ITcrdeknochen war gefpalten
worden, um das Mark iu gewinnen Aufserdem kommen vor Knochen der Ziege (Caprn hircu« L.). de» Schwein«» (Sus «crofa L.) und
vielleicht auch vom Schaf. Da lieh keine Knochen vom Hunde fanden, fu folgt daraus, dafs diefcs Volk den Hund nicht af», obwohl «i
Hunde gan« benimmt befafs.
"fr 4
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«
MITTELALTERLICHE GRABDENKMÄLER IN DER HERCEGOVINA.
Von Dr. MOR1Z HOEKNES.
(Mit 26 T«t llluftrntioncn.)
F.NN diefer Gerhard (che Grundfatz, dafs man taufend Denkmäler betrachten miiffe, um
eines (richtig) zu fehen, ein Axiom ilt, fo kann das volle Verlländnifs einzelner Monumente
einer bisher wenig oder gar nicht bekannten Claffe nur durch ausgedehnte Publicationen
gleichartiger Denkmäler vermittelt werden. Practifch ill denn auch Gerhard diefer Forderung durch
die. Publication ganzer Denkmäler-Claffen, wie der etruskifchen Spiegel, gerecht geworden, welchem
Beifpiele Brunn durch die Herausgabe der etruskifchen Afchenkillen gefolgt ill. Sie liefsen fich
nicht abfeh recken durch ermüdende Wiederholungen an fich wenig erfreulicher Kunflleiflungen und
gaben fo auf mühevollem und fcheinbar wenig dankbarem Nebengebiet ein Vorbild deflen , was
auf blühenderen Gefilden der archäologifchen Wiffenfchaft noch lang nicht erreicht id. Aber
erftrebt wird es feitdem, und Gerhards Wahlfpruch und Beifpiel haben auch mir vorgefchwebt, als
Fig. 1 Fig. 2
ich auf meinen Reifen in Bosnien und der Hercegovina eine ganz neue, d. i. in der archäologifchen
Literatur bisher noch nicht vertretene Denktnäler-Claffe kennen lernte: die der mittelalterlichen
Grabfteine aus der Zeit der nationalen flavifchen Autonomie in den gedachten Ländern. Von
jenem Grundfatze geleitet, habe ich auf meinen Touren alle mir erreichbaren Grabflätten befucht
und jede noch fo unfcheinbareSculptur fkizzirt oder verzeichnet, ob auch die Ausbeute im Verhältnifs
zur aufgewendeten Mühe manchmal äufserfl kärglich war. Im Gefammtberichte über die gewonnenen
Refultate, wovon der erfte Theil unter dem Titel „ Alterthiimer der Hercegovina" in den Sitzungs-
berichten der kaiferlichen Akademie der Wiffenfchaften XCVII. Bd., II. Heft, S. 491, erfchienen ift,
kommt diefe Denkmäler-Claffe infofern nicht zu ihrem vollen Rechte, als ich dort zur Illuftration
der betreffenden Nachweifungen nur eine befchränkte Anzahl einfacher Skizzen dem Text einfügen
konnte. Den eigentlich dankbaren Theil der Aufgabe, die culturhillorifche Verwerthung des
gewonnenen Materials, mufste ich mir vorläufig vertagen - Grundlinien hiezu zog ich in einem
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20
Dk. Mokiz HoerNeS,
hiefigen Wochenblaue („Altllavifche Kunft und Cultur in Bosnien", „Heimat 1SS1); aber auch
an Material, das eine künftige Bearbeitung nicht wird entbehren können, war noch manches
zurückgeblieben. Dazu rechne ich wohl nicht mit Unrecht die hier folgenden Abbildungen, eine
Nachlefe zu der in den Sitzungsberichten der Akademie a. a. O gegebenen Auswahl. Es find
wie dort Abbildungen bisher unedirter Monumente aus demfelben Theil (Hezirke Moftar und
Ljubuski, Gemeinden Brotujo, Ljubuski, Sovici, Blato) der Hercegovina. Wurde die erfte Auswahl
J V, s . 4- Fi«. s .
naturgemäfs von der Rückficht auf befonders fprechende Werke mit figuralen Darftellungcn
geleitet, fo dürfte diefe als Ergänzung nach andern Seiten (ornamentaler Schmuck, Formen und
allgemeines Ausfehen der Grabftcine) nicht unwillkommen fein. Ich halte die Ordnung feft, in
welcher die Denkmälerftättcn von mir bereift und im citirten Berichte befchrieben find.
Ufr 7 Ki C 6 r ig. 8.
Fig. i. Anficht eines Gräberhü^els beim Han Lakisic in Citluk (Brotujo gornje). Es liegen
auf demfelben doppelt foviel Steine als in der Skizze fichtbar find, nämlich fechzehn. Die
Anordnung der Steine, zahlreiche kleinere oder flache um einen gröfseren oder aufrechten, wieder-
holt fich in typifcher Weife an vielen Gräberftätten des Landes. Urfprünglich mag der Hügel blofs
für das erfte hervorragende Grab benutzt oder aufgefchüttet worden fein, um welches fich dann
die übrigen mehr oder minder regellos gruppirten. Dafs die Sarkophagform an fich, gegenüber
der Plattenform, von auszeichnender Bedeutung wäre, ifl fonft nicht zu bemerken.
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Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hekckuovina,
31
Fig. 2. Stein aus derfelben Gnippe, fammt der Unterplatte aus einem Stück gearbeitet.
Das in quadratischen Kähmen viermal wiederholte Ornament ift nur Füllfchmuck für die Eckfelder
der Kreuzfigur, welche die Grundform »liefer Decoration bildet.
Fig. 3. Zwei Graber von Nahverwandten (Mann und Weib), wovon das eine (des Mannes:)
durch Kreuz und Halbmond ausgezeichnet ift. Da das Kreuz wahrscheinlich die Rückfeite
bezeichnet, würde der Mann rechts, die Frau links ruhen Von der Gräberftätte Bakrf in
Brotujo gomje.
Fig. 4. Grabftein vom Felde Akvine bei Cerin (Brotijo gornje). An der Stirnfeite wahr-
fcheinlich die Witwe und zwei Kinder des Verdorbenen mit klagend ausgefl reckten Armen. Aus
der Darfteilung (wenn diefe Erklärung richtig ift) fpricht nicht fowohl reines Unvermögen als
decorative Verwendung des angegebenen Motives, vielleicht unverftandene Tradition eines alten
Schemas.
Eben dort findet lieh eine Gruftplatte, mit «lern fymmetrifch eingezeichneten und umrahmten
Kreuz gleich einem Fenfter, deffen vier Scheiben I lalbmonde und Rofetten verzieren, oder einer
Thüre, deren Füllungen derart gefchmückt find. So werden finnvolle Symbole durch gedankenlose
Symmetrie der aufseren Anordnung auf das möglichft tiefe Niveau herabgedrückt. Halbmond und
Stern (Sonne) in den oberen Eckfeldern des Kreuzes kommen auch auf nord-flavifchen Denkmälern
vor. (Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert in der Stadtpfarrkirche zu l'ifek, Böhmen, f. Lind,
Mittelalterl. Grabdenkm. in Htlferl's Oeftcrr. Jahrb. V. S. 194, Fig. 9.)
Flg. 10. Fig 13 Kig. 11.
Fig. 5. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte
in Kutac (Obcina Ejubuski). Die in Variationen häufig wiederkehrende Decoration des Kreuzes
gehört, mir wenigftens, noch zu den Räthfeln alt-flavifcher Kunft in Bosnien, Unfer Kreuz trägt
diefelbe fowohl vorn als hinten.
Fig. 6—7. Mufter von Grabfteinen aus Borje (Klobuk, Obcina Ljubuski) mit mannigfachen
Kreuzformen. Bei Fig. 6 fehen wir einen räthfelhaften Gegenftand (Schwertgriff, Siegel '). Dem oberen
TheUe diefes Kreuzes ähnlich fand ich ein Ornament auf einer Blatte desfelben Gräberfeldes und
(nebft Halbmond und anderer räthfelhafter Figur) auf der Abbildung eines folchen aus dem
Trebizat-Thal, Sterneck Geogr. Verh. Bl. IV Fig. 7: das Andreas-Kreuz, welches hier den Schild
verziert, der auf einem Schwerte liegt, Schmückt fonft auch ganze Blatten.
Fig. 8. Zwei Kreuzformen an demfelben Steine, obere Fläche; an einer I. angfeite der Blatte
ein Kreuz fammt Mond. Die liguralen Darftellungen der andern Langfeile und der vorderen
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Du. MokiR Hof.knes.
Schmulfeitc f. Sitzungsbericht der Akademie 1. c. Fig. 19 a und 6. Diefes Monument
findet fich am Friedhof Seline (Obcina Soviel) Zu diefen verfchiedenen Kreuzformen
füge ich noch die beiflehende, (Fig. 9) welche in Seline neben Mond und Stern, in
Cevin neben Schwert und Schild vorkommt.
Eine räthfelhafte üarftcllung (dolchartige dreifpitzige Waffer) zwifchen Mond Kig. 9.
und Stern fand ich auf einem Grabltein von Seline.
Fig. to, n. Gruftplatten von Seline, Pfeil und Rogen neben dem Schilde und die kleine
Figur auf demfelben (11) find finguläre Beigaben, wodurch diefe Steine bemrrkenswcrth erfcheinen.
Erltcre Waffe ift feiten dargellellt, fimlet fich aber doch hin und wieder auf alt-flavifchcn Grab-
fteinen, emblematifch unter einem beilfchwingenden Arm (f. Sitzungsber. I. c), dann auf einem
fargfürmigen Stein bei Niksic', der mit einer Jagd-Scene gefchmückt ifl, in der Hund eines Reiters,
der mit zwei Hunden einen Hirfch verfolgt, und auf einem andern Stein, gleichfalls in der Nahe
von Niksic, in der Finken eines Reiters, der mit der Rechten einen Speer fchwingt. Zu Fig. n
bietet nur Seline felbfl (1. c. Fig. 16) eine Analogie. In feinen Itineraires en Hercegovine pag. 57 gibt
Sf. Marie die Abbildung eines Steines, der mit dem unfrigen identifch fein dürfte, obwohl die kleine
Geftalt bei ihm nicht auf, fondern neben dem Schilde fleht.
Fig 14.
Fig 13
»•'iß '5
In Ledinac (Obcina Sorici), findet fich eine Gruftplatte, auf welcher das Schwert über,
ftatt wie fonfl unter dem Schilde und der Halbmond auf (fünft neben) dem letzteren erfcheint.
Fig. 12. Die Schmalfeite eines farkophagförmigen Steines in Ledinac: die eine Seite zeigt
einen gewundenen Stab mit Mond und Stern, fie lehrt uns, dafs Mond und Stern, die wir als
ritterliche Fmbleme bereits kennen gelernt, auch als Feldzeichen verwendet wurden; die Rück-
feite (Fig. 12) fcheint ein heraldifches Gegenftück zu fein.
Eine Gruftplatte ebendafelbft zeigt in den Eckfeldern des Kreuzes, ftatt der gewöhnlichen
Halbmonde und Rofctten, hier Halbmonde und Kreuze; auch die fonft übliche diagonale Stellung
der gleichen Embleme ift hier aufgegeben, fie find neben einander geordnet, und es verfchwindet
damit, wenn wir recht fehen, eine Erinnerung an das liegende (Andreas ) Kreuz, das als folches
noch einzelne Gruftplatten in Uroc'no-I )olnje ziert.
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Mittelalterliche Gkahkenkmäiek in hkk Heri e<.oyin.\.
23
Auf einer Grabplatte in Ledinac fand ich ein feltfames Ornament; vielleicht Nachahmung
eines metallenen Thürbefchlages, der wieder feinerfeits an die Petrus-SehlülTel erinnern würde. Üiefe
Reminiscenz hatte nichts auffallendes in einem Lande, das im Mittelalter wiederholt zur Sühne für
Abfall und Sectenthum in aller Form den Päb'ten geweiht und zum Lehen des römifchen Stuhles
erklärt worden ift. (Vgl. Sitz. Bend. Akad. 1. c. Fig. 28^.)
Fig. Iii Fi£ iS Fig. 17.
Fig. 13. Gruftplatte mit plumpem übermannshohem Steinkreuz; von derfelben Gräberflätte.
Die Decoratton des Kreuzes mahnt an eine beliebte viel variirte Art, in welcher noch heute an-
fehnlichcrc Grabkreuze von den christlichen Landesbewohnern verziert werden. 1
Hg, 19. i"ig 30.
Fig. 14. Gruftplattc mit vier verfchiedenen Fmblemen, wovon das Kreuz an gleichem
Orte auch auf einem andern Grabftein dcsfelben Friedhofes erfcheint. Die drei anderen Felder
diefes „Fenfterkreuzes" enthalten Reminiscenzen an die beiden Landes Wappen, welche Car
Stephan Dusan 1343 den Provinzen Bosnien und Primorje (Küftenland) gegeben. Frfteres Wappen
zeigt im doppeltem Schilde Halbmond und Stern, letzteres einen fehwertfehwingenden gepanzerten
' Ich behalte mir vor, im Anlcliluls an die mittelalterlichen Grab Relief«, eine vorbereitete Auswahl neuerer bosnifch herce
govinifchcr ljrabfcul|jturen ru eilircn, die manches ffthaognpkUch und. tiilnithiftorifch Interellanle bieten durfte.
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24
Di;. Mokiz Hoeunks.
Ann. Fs ift nicht gleichgiltig, dafs auf unferem Grabllein letzteres Fmblem im oberen Felde neben
dein Kreuz erfcheint, denn die Fundftätte diefes Steines (Trn bei Siroki brig) gehörte zur gröfsten-
theils katholifchen Provinz Primorje. Die Fmbleme des bosnifchen Wappens füllen die unteren
Felder. Wahrfcheinlich (lammt diefes Denkmal aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, zu
deflen Beginn (1376) der bosnifche Ban Stephan Tvrdko die Krone der Nemanjiden ufurpirte und
fich „König von Serbien, Bosnien und Primorje" nannte.
Fi K . 11.
Fig. 22.
Fig. 15. Gruftplatte von demfelben Friedhof Bekanntlich gehört die tartfehenartige Schild
form mit halbrundem feitlichem Ausbifs (zum Einlegen der Turnierlanze) dem 15. Jahrhundert
an, wodurch ein Mittel zur Datirung diefes und anderer Grabfteine gewonnen wäre. Das auf einer
Schmalfeite des Rahmenftabes errichtete gleichfchenklige Dreieck mit der zur Grundlinie gezogenen
Senkrechten kehrt auf einem der obervvähntcn Grabfteine von Niksic (in Montenegro) wieder. Die
Bedeutung der fünffachen Feldertheilung auf unferem Grabftein und des Pentagrammas in einem
der unteren Dreieckfelder läfst lieh fchwer bellimmen.
Fig. 25.
Fig. 16. Grabplatte mit feltfamen Figuren in ornamentaler Behandlung, in denen aber doch
Monde, rofettenförmige Sterne und Blätterkreuze erkennbar find, durch unverftandene Tradition
wahrfcheinlich entflellt aus einer finnvolleren Anordnung (um das liegende Kreuz?) übernommen.
Fine nord-flavifche Analogie \i\ nachgewiefen (Sitz. Ber. d. Akad. I. c. S. 563 Anm.). Von der Gräber-
flätte Zaimisto bei Sirokibrig.
Fig. 17. Gruftplatte von Sarampovo (Obcina Blato). Diefc feltfame Reitergeflalt verräth,
aufser dem künftlerifchen Unvermögen ihres Urhebers, dafs die kleine kurzhalfige Pferderaffe,
welche heute in Bosnien und der Hercegovina angetroffen wird, dafelbft fchon im Mittelalter heimifch
war. Auch die Sitte, den Schweif der RolTe lang wachfen zu laffen, fo dafs er auf der Frde nach-
fchleift, findet fich noch gegenwärtig.
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Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Hkkckgovina.
Fig. 18 farkophagförmiger Stein von derfelben Ocrtlichkeit.
In Ribic (Gemeinde Oftrozac, Bezirk Konjica) findet fich ein farkophagförmiger Grabftein,
deffen im Giebeldreieck befindliches Ornament (jeher der Reil einer (im urfprünglichen Vorbild)
ganzen Figur mit klagend ausgeftreckten Armen ift.
Fig. 19. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte.
Decoration vorn und rückwärts gleich, doch von den ähnlichen Denkmalern in Citluk Kutac und
fonft etwas verfchieden. Von dem Denkmale in Kutac (Fig. 5) unterfdu-idet fich ein anderes Kreuz
derfelben Gräberftätte (Savampovo) nur dadurch, dafs das räthfelhafte Ornament an demfelben
dreimal (Halt zweimal) vorn und rückwärts wiederkehrt (Fig. 20). Die mit einem Kleeblattrahmen
eingefafste Platte ift leer.
Fig. 20, 21. Zwei Seiten eines farkophagformigen Grabfteines von Sarampovo. Jagd und
Tanz find die oft wiederkehrenden Darftellungen auf denfelben.
Fig. 22 — 25. Drei Seiten eines farkophagformigen Grabfteines von „Stecki" bei Podgorje
(Gemeinde Blato). a) zeigt den aus der Schlacht heimkehrenden Krieger, der das erbeutete
Pferd feines im Zweikampf überwundenen Gegners am Zügel nachführt ; b ) wahrfcheinlich die Frau
des Helden, welche demfelben nach feiner Heimkehr Schild und Schwert abgenommen, um es in
die Rüftkammer zu tragen; c) zwei Schweftem oder andere Hausgenoffinen des Kriegers, die aus
Freude über feine fiegreiche Rückkehr einen Kolo tanzen. So wenigflens ftellt fich der Sinn diefer
rohen Bilder dar, wenn wir die claffifche Fpik der Südflaven, ihre von Karadzic gefammelten Volks-
lieder (narodne srpske pjesme), in der Weife zu Hilfe nehmen, wie wir die homerifchen Gefänge
zur Frläuterung der älteften griechifchen Kunftdarflellungen benützen.
Flg. 26
Fig. 26. Gruftplatte von derfelben Stätte, durch ein eigentümliches, aus der Doppelfpirale
(mit rückfehrittlicher Fntwicklung) gebildetes Ornament bemerkenswerth. Fin anderer ebendort
befindlicher Stein trä#: an derfelben Stelle (rings umher) blofs eine Reihe von runden Knöpfen
in folgender Anordnung:
00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00
was gleichfalls an uralte Müller — getriebene Metall verzierung in Nachahmung vorftehender Nieten-
köpfe — erinnert. Für diefe ftarre Tradition hochalterthümlicher Verzierungsweifen bietet die
bosnifche Kunftinduftrie noch in ihrer gegenwärtigen Uebung zahlreiche intereffante Beifpiele.
via. N v.
■t
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DIE MITRA VON ARNOLDSTEIN.
Von Dr. Eucard Freiii. v. Sacken.
^AS Benedi6tiner-Stift zu Arnoldjhin in Kärnten wurde im Jahre 1107 von Otto Grafen von
Andechs, der 1102 von K. Heinrich III. zum Bifchofe. von Hamberg ernannt worden war,
gegründet, an der Stelle einer windifchen Vefte, welche der genannte Bifchof wegen der
fortwährenden Beunruhigung der Gegend durch deren Bewohner brechen liefs. Die erften Mönche
kamen von St. Michael bei Bamberg und Händen bis 1116 blos unter einem Prior. Trotz grofser
Uedrängniffe durch Türkeneinfälle, der Reformations-Bewegung, während welcher der Convent 1578
bis auf drei Mitglieder zufammenfehmolz, und des Aufruhrs der lutherifchen Bauern 1659, erhielt
fich das Stift durch 650 Jahre, bis es unter K. Jofeph II. aufgehoben wurde.
Die hierauf zur Pfarrkirche gemachte Stiftskirche bewahrte bis vor kurzem eine intereffante
Mitra (Fig. 1), welche im vorigen Jahre vom üfterreichifchen Mufeum für Kumt und Induflrie ange-
kauft wurde. Diefelbe hat noch eine gedrückte Form, indem die Hohe in der Mitte nur 26 Cm.
mifst, an den Seiten 10 Cm.; auf dem Kopfe erfcheint fie bei diefen Verhältniffen ziemlich kegel-
förmig. Sie beliebt aus grober Leinwand, ift aber reich ausgefchmückt, beiderfeits ganz mit
Stickerei bedeckt, mit verticalem Friefe (Titulus) und Querllreifen um den Kopf (aurifrifia in cir-
cuitu). Die Theilung in Fehler für die Stickerei ift durch Silberflinfen bewerkftelligt, nämlich halb-
kugelförmige, hohle, an Fäden gereihte Silberpcrlen, welche in fehr wirkfamer Weife ein Surrogat
für echte Perlen darftellen. Die zu zweien und dreien aufgenähten Fünfen in den Feldern zwifchen
den Perllinien find aus demfelben Materiale, aber vergoldet. Vorder- und Rückfeite der Mitra find
in der Ausftattung und der Anordnung des Bildwerks faft ganz gleich, nämlich am Querflreifen je
drei Lünettcn mit I leiligen in Gürtelbildern, am Ende je eine halbe Lünette mit Laub-Ornament, im
Titulus wieder drei Lünetten (die oberfte unvollftändig) mit Halbfiguren, in jedem der dreieckigen
Seitenfelder Engel ebenfo in das myflifche Ofterei unvollkommen darflellenden achtfpitzigen
Umrahmungen. Die Zwischenräume nehmen gefchmackvoll ftylifirte Blätter und Blumen ein, bei
denen eine dreiblättrige lilienartige Form vorherrfcht.
Die Figuren, Blumen und Blätter find mit offener Seide im regellos laufenden Plattftich
geflickt, den Grund bilden Goldfäden, die, doppelt genommen hin- und hergelegt, aufgenäht find,
beim Hintergrund der Figuren horizontal. Ebenfo behandelt erfcheinen die Nimben, nur dafs hier
die doppelten Goldfäden rund gelegt find.
Bei der Harken Befchädigung der Inful konnten nicht alle der dargeftellten Heiligen, von
denen die meiden gar kein Attribut oder nur ein Buch haben, mit Sicherheit beflimint werden;
zwar ift jedem fein Name durch Ausfparen der Goldfäden und fchwarz gedickt beigefügt, aber
viele Buchftaben find bis zur Unkenntlichkeit zerflört.
Auf der Vorderfeite fehen wir in der oberften Lünette des Titulus Chriftus, durch das rothe
Kreuz im Nimbus ausgezeichnet, fegnend, auf der Linken «las Buch, in rothem Unter-, blauem
Oberkleide, darunter Paulus, jugendlich mit blondem Spitzbart, im rothen Gewände, . das aufge-
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DlK MlTKA VON AKNOLDSTK1N
27
richtete Schwert und ein Buch in
den Händen. Die dritte Lünette
zeigt einen Heiligen mit kurzem
Barte, die rechte Hand Uber
den Leib gelegt, ohne Attribut;
die noch leferliche Keifchrift be-
zeichnet ihn: S. 1ACOHVS; er
trägt über der grünen Tunica
einen rothen Mantel. Unten S.
NICOLAVS, mit der Rechten
Segnend , auf der
Linken das Buch, ein
Greis mit weifsem
Bart, im grünen Ge-
wände, Uber welches
das goldene Pallium
gelegt iSt. In der
Lünette zu feiner
Rechten ein ihm zugewendeter
Heiliger, der ihm mit beiden
Händen ein Buch entgegen hält,
im rothen Unter-, grünen Obcr-
klcid, nach der kaum leserlichen
Keifchrift St. Marcus (?), zu feiner
Linken ein bekrönter jugendlicher
Heiliger mit blondem kurzen Bart,
in der Rechten ein Kreuz, die
Linke wie adorirend auswärts
gekehrt. Von den
beiden Engeln, deren
Flügel in verschiede-
nen Farben Schillern,
hat der rechts ein
grünes Kleid, der
links über einem
folchen ein rothes
Oberkleid; jeder trägt auf der
vom Kleide bedeckten rechten
Hand einen rundlichen rothen
Gegenftand.
Die Rückfeite enthält in
der oberften Lünette wieder den
Segnenden Salvator, die zweite
eine weibliche Heilige, in 'der
Rechten den Palmzweig des
Märtyrerthums, die Linke betend
ausgcflreckt, S.I VTA(f), im blauen
Kleide mit chlamysartigem rothen
Mantel, die dritte einen Jüngling,
die Rechte auswärts gekehrt, im
gelben Unter-, grünen Oberkleid :
S. TOMAS. Im Circuitus: in der
28
Dk. Eduard Sacken. D\v, Mitra von Aknoi.dstkin.
Mitte S. DONA TS, ein greifer Erzbifchof, auf dem Kopfe die Mitra mit Aurifrifien, um die Schultern
das goldene Pallium, mit der Rechten fegncnd, in der Linken das Much, zu feiner Rechten
S. IONKVA, Johannes der Evangclift, der hier als alter Mann dargeftellt ift mit langem Harle, mit
beiden Händen ein Buch haltend, zur Linken des heil. Donatus ill PETRVS dargeftellt mit den
grofsen Schlüffeln. Die Engel find denen der Vorderfeite gleich
Auf der Spitze eines jeden Hornes befindet fich eine Ouafle aus gedrehter rother Seide,
der Stiel zweimal mit Goldfäden umwunden.
Sehr gefchmakvoll find die 50 Cm. langen, unten etwas breiteren und mit rothfeidenen
Franfen befetzten Ligulae (ftolae, fanones), in derfelben Technik geflickt, auf jeder eine mit
Blättern befetzte Ranke, deren Abzweigungen bei einer Heben, bei der anderen acht liinettenartige
Biegungen bilden mit flylifirten Blättern an den Enden, auf deren jedem ein bunter Vogel fitzt
Das Futter der Inful befleht aus doppelter Leinwand und rothem Tafft, das der Ligulae
aus grünem Seidenftoffe.
Die Mitra gehört zufolge ihrer reichen Ausfchmückung zu jener Gattung, welche nach
einer Conflitution des Papftes Clemens IV. (1265 — 68) exemten Achten zukam, d. h. folchen, die
unmittelbar von dem römifchen Stuhle, nicht aber von einem Diöcefan-Bifchofe abhängig waren,
denn nur diefe füllten „mitrae aurifrifiatae" tragen, während den nicht exemten nur „mitrae
fimplices" ohne geftickte Aurifrifien und Ligulae zukamen. Sie repräfentirt die reichfte Art der
erfteren als „mitra feftalis de auriphrygio in circulo et in titulo" und war nur für die hohen Fefle
oder Feierlichkeiten im Beifein des Metropoliten beftimmt. Nach der Form und nach dem Style der
Bildwerke ftammt die Mitra aus dem 14. Jahrhundert. Was die erftere anbelangt, fo erfcheint
diefe gegen die im 12. und 13. Jahrhundert übliche fchon etwas überhöht. So hat von den
beiden romanifchen Mitren im Domfchatze von Salzburg die eine 22, die andere gar nur 17 Cm.
Höhe, die zu Brixen 21 Cm. Dagegen kommt im 14. Jahrhundert bereits eine Höhe bis zu
34 Cm. vor, welche z. B. eine aus dem Domfchatze von Meifsen flammende im Mufeum zu Dresden
zeigt; die zu Admont in Steiermark (Mitth. der Central-Comm. V, 230) ift 33 Cm. hoch. Grofse
Aehnlichkeit mit unferer Mitra hat die des Erzbifchofs Peter Aichfpalt von Mainz (1306—1320) auf
tieften Grabfteine.
Die Zeichnung der Figuren und der Charakter der Ornamente, bei denen Renaiffance-
Anklänge nicht zu verkennen find, deuten auf italienifche Kunllweife. Mit der angegebenen Zeit
lieht auch die Form der Majuskeln in den Beifchriften in Uebereinftimmung, fowie die Technik des
regellos laufenden Plattftiches, der eine eigenthümlich malerifche Wirkung hervorbringt, während
fpäter, im 15. Jahrhundert, der regelmäfsigc Bilderftich, welcher der Stickerei mehr das Anfehen
eines Gewebes verleiht, in Aufnahme kam.
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ZUR FRAGE DER RESTAURIRUNG DER BRONZEFIGUREN IN
DER FRANCISCANER- KIRCHE IN INNSBRUCK,
Von R. v. Eiteiisekckk.
|IF Frage der Rellaurirung der Bronzefignren in der Franciscaner-Hofkirche zu Innsbruck
I erregt fo viel Auffehen und wird zugleich mit einer folchen Leidenfchaftlichkeit behau-
I dclt, dafs der Wunfeh wohl berechtigt ift, es möchte eine ruhigere und fachgemäfse
Frörterung der Angelegenheit platzgreifen.
Um die Leidenfchaftlichkeit zu erklären, welche bei diefem Anlafs in Innsbruck zum
Ausbruch gekommen ift, mufs der Umftand in Betrachtung gezogen werden, dafs man dort
gewohnt war die Bronzefiguren als eine Art von Nationaleigenthum anzufehen und zwar als einen
Theil des Nationalruhms. Fs fcheint, als wenn hie und da in Tyrol die wohl nur aus Patriotismus
entflandene Meinung beftünde, dafs die Bronzefiguren in der Hofkirche Figenthum des Landes
und feinerzeit auch im Lande felbft angefertigt worden feien. Dafs aber diefe Figuren Figenthum
des kaiferlichen 1 laufes feit den Zeiten des Kaifers Max lind, und dafs diefelben nur theilweife in
Innsbruck, theils auch in Augsburg und Nürnberg gegoffen wurden, dafs die Künftler des deutfehen
Reiches, und zu letzterem gehörte ja damals auch Tyrol, an den Figuren mitgearbeitet haben, das
zieht man dort zu wenig in Betracht. Dafs einige der Figuren felbft von grofsem kunfthiflorifchem
Wetthe find und dafs der ganze Denkmal-Cyclus aus der grofsen Kunftbeftrebung des Kaifers Max
hervorgegangen ift, unterliegt gar keinem Zweifel; und darum nehmen an allen Fragen, die lieh
auf das Denkmal beziehen, nicht blos die Kunltfreunde von Tyrol fondern auch alle Freunde der
deutfehen Kunft und der deutfehen Früh Renaiffance den wärmften Antheil. Dafs die Figuren
fchon wiederholt mit einem Anftrich überzogen wurden, ift allgemein bekannt. Dafs unter den
Kunflforfchcrn Confervator David Sclwnherr und l'rofeffor Wilhelm I.übke fich am meiften mit
dem Monument befchäftigt haben, ift jenen Perfonen, welche fich für Kunft lebhaft intereffiren,
ebenfalls kein Geheimnis. Fs ift ferner bekannt, dafs Regierungsrath von Falke in der Wiener
Abendpoft fchon vor längerer Zeit die Reftaurirung jener Bronzefiguren angeregt hat. Diefe
Anregungen find auf fruchtbaren Boden gefallen, umfomehr als jedermann, der diefe mit einem
Oelanftriche verfehenen Figuren betrachtet hat, fich fragen mufste, ob es denn nicht an der Zeit
wäre, den Ueberzug zu entfernen und die Figuren, fowie überhaupt das ganze Monument, einer
vollftändigen Reinigung zu unterziehen.
Das kaif. Oberfthofmeifteramt, welchem in erfter Linie die Obforge für diefes Monument
obliegt, hat fich bewogen gefunden, die Reftaurirung der Bronzefiguren durchzuführen, was, wie
ebenfalls bekannt, von allen Kunftfreunden freudig begrüfst wurde.
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K. V. ElTEl.REKCER.
In diefer Angelegenheit ift jedoch vor allem die Beantwortung der Frage wichtig: „Wer ift
eigentlich berufen, Rcjlaurationen an Hronzefigurcn vorzunehmen: Ich fage fpeciell berufen, nicht
berechtigt; denn berechtigt ift nur der Eigenthümcr, und die Unterfuchung der Frage, wer berufen
ift, eine folche Reftauration vorzunehmen, ift die Aufgabe, welche ich hier kurz zu löfen verfuchen
mochte.
Berufen, in diefer Angelegenheit ein maafsgebendes Urtheil auszufprechen, find in erjlcr
Linie die Chemiker, welche fich mit Bronze-Technik und mit der Patinirungs-Frage beschäftigt
haben, und jene wiffenfehaftlich gebildeten Bronzefabrikanten, welche aus langjähriger Praxis die
Behandlung der Bronze kennen gelernt haben.
Von den Bildhauern wären nur jene berufen an dem Votum Antheil zu nehmen, die fich
eingehend mit Bronze Technik befchäftigt haben Die meiften unferer Bildhauer find Modelleure,
welchen die Behandlung des Steins und des Holzes geläufig ift ; aber Bildhauer, die fich mit der
Metallurgie gründlich befreundet haben, gibt es fehr wenige. Aber auch der genialfte Bildhauer wird
in diefer Frage fich dem erfahrenen Chemiker unterordnen muffen, wenn er nicht felbft die
genauefte Einficht in das chemifchc Verfahren der Reinigung und Patinirung befitzt.
Dafs man gegenwärtig und fpeciell bei der Reftaurirung der Bronzefiguren in Innsbruck
den Kunflhijlorikcr in den Vordergrund ftellt, ift wohl aus dem Grunde zu erklären, weil die kunft
hiftorifchen Schriften, die fich mit derPlaftik befchäftigen, fehr viel gelefen werden, und das Publicum
welches über die Frage felbft nicht nachgedacht hat, der Meinung ift, dafs derjenige, welcher über
Bronzefiguren fehr gut gefchrieben hat, auch derfelbe ift, der am meiften berufen fei, fein Votum
über eine derlei Frage abzugeben Aber es ift ein Irrthum, der daraus hervorgeht, dafs die meiften
fich über die Gränzen des kunfthiftorifchen Wiffens keine klare Vorftcllung gemacht haben. So
wie ich mich als Kunfthiftoriker nicht berufen fühle, in diefer wefentlich technifchen Frage ein
maafsgebendes Urtheil abzugeben, ebenfo haben meine Collegen (Eühke, Springer, Semper),
welchen Namen fie auch haben mögen, fich der Einmifchung in die technifche Seite der Präge ent-
halten. Es ift fehr verdienfllich, wenn ein Kunfthiftoriker über eine folche Angelegenheit fchreibt,
wie in diefem Falle von Schönherr und I.iibke gefchehen ift; aber bei diefem fpccicllen Anlafic
ift eine folche Meinung noch nicht das Urtheil eines Fachmannes.'
Allerdings werden bei der Behandlung einer folchen Angelegenheit eine Menge Fragen
aufgeworfen, welche den Hiftoriker intcreffiren, und die er in Bezug auf die kunfthiftorifche
Würdigung der Figuren aufnehmen mufs; aber eine Belehrung über die Reftauration von Bronze-
Denkmälern kann er nur von dem Chemiker und Techniker erhalten. Der Kunfthiftoriker ift nicht
derjenige, von dem in folchen Fragen eine Belehrung oder gar eine Weifung ausgehen darf, im
Gegentheil er mufs eine folche empfangen. Wenig gerechtfertigt fcheint es mir aber, bei diefer Frage
den ällhetifchen Gefichtspunkt in den alleinigen Vordergrund zu ftellen, befonders wenn man vveifs,
wie fehr die ällhetifirendcn Kunfthiftoriker abhängig find von ihrem fubjectiven Standpunkt und von
den Strömungen des modernen Gefchmackes, und wenn man ferner weifs, wie fehr man fich hüten
mufs, in einer fo rein fachmännifchen Frage den äfthetifchen Gefichtspunkt hervorzukehren oder
demfelben eine Berechtigung einzuräumen, namentlich wenn der äfthetifche Gefichtspunkt von
Schriftftellern in den Vordergrund geftellt wird, die im bellen Falle als Dilettanten auf dem
Gebiete der Aefthetik zu betrachten find.
' Wenn min daher in die Lage komm!, die Krage aufwerfen zu muffen, wer von den jetzt lebenden Oefterrcichern berufen ift,
ein enlfcheidendei Votum in Angelegenheit der Keftauhrung »nn llroniellatuen abzugeben, fu wäre dies, nach meinem Dafürhalten, in
etiler Linie Kegierungirath Bautr, Trofeffur det Chemie an der technifchen Hochfchulc in Wien, welcher fchon vor zwei Jahren die
Frage in einem Vortrage im Oetterreichirchen Mufeum wilTcnfchaftlich erörtert ha«, ferner Regieiuog»rath v. halkt der Erzgiefver
Tmrtom u A m.
Zur Frage der Restauriri;ng per BrokzefiGURBN etc.
Würden die in die Oppofition getretenen Herren in Innsbruck gleich im voraus fich darüber
klar geworden fein, dafs nur ein Chemiker und Bronzefabrikant, und zwar ein tüchtiger und
erfahrener feines Faches, das entfcheidende Wort zu fprechen berufen ift, fo würde es ihnen nicht
eingefallen fein, einen ganz gewöhnlichen Bronzefabrikanten, der in der Welt ganz unbekannt ift, zur
Löfung einer folchen Aufgabe heranzuziehen, einer Aufgabe, in welcher nur die intelligenteren
Männer der Bronze-Induftric ein Wort mitzufprechen haben. Dazu kommen noch, wie ich anfänglich
bemerkt habe, die Verwirrungen, welche die localen Leidenfchaften veranlafst haben. Und fo haben
die Vertreter einer Menge localer Intcreffen fich auch diefer wichtigen Frage bemächtigt und
fie in diefer Richtung entfprechend einfeitig ausgebeutet, ohne Kenntnis davon zu haben, dafs
die ganze gebildete Welt der Sache ein fo lebhaftes Intereffe entgegenbringt. Der Berliner
Verein zur Beförderung des Gewerbefleifses hat (ich mit der Frage der Reinigung der Bronzefiguren
feit einer Reihe von Jahren' beschäftigt, und die hervorragendllen Bronzefabrikanten Berlins, fowie
die bedeutendften Chemiker der deutfchen Hauptftadt haben diefe Frage zum Gegenftand eines
gründlichen Studiums gemacht, und crft in der letzten Zeit ift man nach einer Reihe von Ver-
fuchen dahin gekommen, irgend ein Votum abzugeben. Dieses Votum des Berliner Vereins zur
Beförderung des Gewerbefleifses ift in dem Organ diefer ganz hervorragenden Körperfchaft
abgedruckt und wird in der näehften Nummer der Mittheilungen des Oefterreichifchen Mufeums
reproducirt werden.' Vielleicht dämmert es dann den Aefthetikern und Kunftfreunden, welche
entweder auf der einen oder andern Seite liehen, auf, dafs diefe Frage reiflich erwogen werden
mufs, und dafs Dilettanten und gewöhnliche Liebhaber da nur in fehr befcheidener Weife ein Wort
mitreden dürfen.*
Wien am i. März 1X82.
1 Dai Volnm des Berliner Vereines im Marz Hefte «1er Miltheilungen de> Mufcums vetofTentlitht
' Das CttraUrium Jrs Otßfrti c h<fihc« Mujtumt hat im verSoffenen Jahre eine Cmniniffion zufainmengefetzt. uro die Frage der
Reinigung der Monumente, welche fich in Wien befinden, zu ventiliren. Man hat eine Comroifhon für paffend gefunden, weil verfchiedene
Gefichtsuunkle dabei in Frage kommen. Jie ruhig uberlegt werden mlilTen Die Cominiffinn befleht gegenwartig aus den viel Curatoren
Regierungsrath Han.r und Ra.Intt-.ky (Mitglied der k k Central Cnnimiflion für Kunft und hillorifche Denkmale l, ProfefTor 7»mhußk
dem Vertreter der Commune im Curatnrium, Ooldarbeiter Matirnaurr . fernrr au» Kegicrungsralh v. Falke, dem Direclur FMeßrrgi-r und
dem SccreUr des Mufeums Regiiningvalh Hutker, Katlmtzky und y.umhu/.h lind beide Bildhauer, welche fich bereit« mit Metallurgie
tingehend befchäftigt haben und Regierungsrath :•. /-alte ift derjenige, welcher dir Reftaurirung der Bromefigareu in Inn«bruck zuerft
Öffentlich angeregt hat. In einer der jüngft abgehaltenen Sitzungen hat e» Regierung^ralh zW< Übernommen, eine »mkjchrifl ahiufaffeu,
welche die Frage der Hrinigmg <rW Mtnumtntt in Wien, welchen Materiale» lie auch leien, erörtert
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Bemerkung zu dem vorftehenden Auffetze.
Die Frage, welche in dem vorflelienden Auffatzc behandelt wird, ifl eine fo fchwierige und
wichtige, weil aus mehr als einem Gefichtspunkte zu erörternde, und die Angelegenheit, welche (ie
betrifft, hält im gegenwärtigen Augenblicke die Aufmerkfamkeit und das Intereffe aller Kunflfn unde
in folcher Spannung, dafs es die Reda&ion diefer „Mittheilungen" nur mit Freuden begriifsen
konnte, einen Beitrag dazu aus der Feder einer um die Hebung der vaterländifchen Kunlt und
Itulultrie fo hochverdienten Perfonlichkeit zu erhalten.
Was die Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale felbft betrifft — und ich
finde für nothig das hier mit Nachdruck hervorzuheben — fo ifl diefelbe bisher nicht in die Lage
gekommen ihr Urtheil abzugeben, da fie hiezu von der in erfler Linie berufenen Seite (§. 6
der Inftructionen für die Sec\ionen der Central-Commiffion) nicht eingeladen wurde und von Seite
ihres berufsmäfsigen Organes an Ort und Stelle die Anzeige fo wie eingehende Merichterltattung
|'S§. 6 und 22 der Inllruftion für die Confervatoren) unerklärlicher Weife unterlaffen blieb. Die
Central-Commiffion hat in Folge delTen von allem, was inzwifchen mit den Denkmals-Figuren
verflicht worden, erft erfahren, und zwar auf indirectem Wege erft dann erfahren, nachdem jener
Vernich bereits zur vollendeten Thatfache geworden war.
Die Central-Commiffion mufs tlaher nicht blos jede Verantwortung für das, was etwa
minder glücklich gefchehen wäre, auf das entfehiedenfte ablehnen, fondern behält fich, fobald fie
dazu in die Lage gekommen fein wird, die volle Freiheit ihrer fachgemäfsen Beurtheilung hiermit
ausdrücklich vor.
Der l'räßdenl
Helkekt,
Tat l
Google
ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALTÄRCHEN ZU
P1RN1TZ IN MÄHREN.
Von E. Fkkih. v. Sackkn.
(Mit iwti Tafeln .)
M Archive des fürftlich CollaltoTchen Schloffes Pirnit/ in Mähren befindet fich ein
reizendes Flügel- Altärchen; es gilt für den Reife-Altar des Fürflen Hambold XIII.
Collalto, der 1579 zu Mantua in kaiferlichen Dienften ftand, Gefandter in Rom und
Madrid war, durch feine Kämpfe mit Tilly am Rhein und feinen Zwiefpalt mit Wallenftein bekannt
ift, Generaliffimus im mantuanifchen Erbfolgekriege 1630 Mantua erltürmte und im felben Jahre zu
Chur ftarb.
Profeffor Hofrath Sicke/ machte die Central-Commiffion auf das Bildwerk aufmerkfam und
diefe fah fich dadurch veranlafst, das Anfuchen um Ueberfendung desfelben nach Wien zu Hellen,
welchem auch von Seite der fiirftlichen Gutsverwaltung bereitwilligft Folge gegeben wurde. Zur
nicht geringen Ueberrafchung der Commiffions-Mitglieder erwies fich das Altärchen als ein kleines
Juwel der altitalienifchen Kunft, von der trefrlichften Erhaltung. Die beigegebenen Lichtdruck
tafeln geben wegen Mangels der Farbe nur einen fchwachen Begriff von der blendenden
Erfcheinung desfelben.
Auf einer niedrigen Predella erhebt fich die 79 Cm. hohe, oben giebelförmige Tafel, von
zwei gewundenen Säulchen flankirt, an denen, mit ihnen drehbar, die Flügel angebracht find.
Kleine Sockel auf den ausladenden Säulencapitälchen trugen wahrfcheinlich Fialen ; von einer
Kreuzblume auf der Giebelfpitze ift keine Spur zu fehen, und war eine folche wohl niemals vorhanden.
Die bei geöffneten Flügeln fichtbare Mitteltafel zeigt auf Goldgrund die thronende Maria
von Heiligen und Engeln umgeben, alfo in himmlifcher Verklärung. Unter einem gothifchen
giebelförmigen in dreitheiligen Spitzbogen fich öffnenden Baldachin, deffen blaue Wölbung mit
Sternen befäet ift, fitzt die Gottesmutter mit dem Kinde, welches fie liebevoll anblickt und fegnet;
diefes blickt zärtlich zur Mutter auf und ftreckt fchmeichelnd das rechte Händchen gegen ihre
Wange aus, während das linke einen Stieglitz hält. In diefer feinen Wechselbeziehung von Mutter
und Kind drückt fich eine tiefe Empfindung aus und fchon hierin erkennen wir einen ernften fein
fühlenden Künftler. Das enge rothe Unterkleid Mariä ift mit goldenen Blumen als Deffin bedeckt;
der blaue Mantel mit edelfteinbefetztem Saume fällt vom Hinterhaupte herab und legt fich in
reichen Falten breit über den Schoofs. Das fall knabenhafte Kind hat ein durchfichliges Tuch mit
Goldrand um die Beine gefchlungen und trägt um den Hals an einer Schnur eine Koralle, wie es
fcheint die Hand gegen den malocchio. Die Rückwand des Thrones bildet ein rother Teppich mit
reichem Goldmufter und Franzen befetzt; mit einem ähnlichen ift die Stufe des Thrones belegt,
welche vorn mit Edelfteinen gefchmückt ift.
vm n. f. 5
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E Fkkiii. v. Sacken.
Auf jeder Seite des Thrones erfcheinen in kleinerem Mafsftabe je vier Heilige (zwei
männliche, zwei weibliche) und eben fo viele Engel hinter oder vielmehr übereinander paarweife
angeordnet; rechts, vorn, dem Bcfchaucr zugewendet, in ganzer Geflalt fichtbar Johannes d. T.
im blafsrothen goldbefäumten Mantel über dem Fellkleide, in der Linken den rotheii Kreuzesftab,
mit der Rechten auf das Chriftkind weifend, indem er den Befchauer wie zur Anbetung desfelben
auffordernd anblickt; fein Kopf ifl von idealer feiner Schönheit, unftreitig der vorzüglichfle des
ganzen Bildwerkes.
Neben Johannes fleht Franz von Affin, zum Jefukinde aufblickend, an den Händen find die
Wundenmale fichtbar; die rechte ift auf die Bruft gelegt, die linke in Adoration erhoben. Oberhalb
diefer beiden Geftalten ficht man in Halbfiguren die Heiligen Dorothea, bekrönt, ein Korbchen
mit Blumen in der Hand, und Genofeva (?) mit brennender Lampe, wie im Gefpräch der erfteren
zugewendet, welche andächtig auf die Madonna hinblickt. Die vier bekleideten Junglings-Engel
weiter oben, von denen faft nur die Köpfe im Profile fichtbar find, werden durch langes Locken
haar und ein kleines Gefchmeide ober der Stirne charakterifirt.
Links vom Throne lieht vorn Petrus im gelben Mantel, mit Schlüffcln und Buch,
neben ihm Paulus mit Schwert und Buch (der Mantel roth), beide zur Mitteldarflellung auf-
blickend; der Kopf des Letzteren mit braunem Spitzbart und kahlem Scheitel zeichnet lieh
durch feinen Schnitt, individuelle Züge und befonders intelligenten Ausdruck aus. Weiterhin
folgen oben die Heiligen: Margaretha mit dem Kreuze und Katharina mit Palmzweig und Buch,
beide bekrönt, in ähnlicher Anordnung wie ihre Gegenbilder und wieder vier Engel, von denen
zwei im Gefpräche begriffen fcheinen. Die ganze Darfteilung wird von einem dreithciligen Spitz-
bogen umrahmt, der fich auf gewundene, plaftifch vortretende I lalbfäulchen fliitzt. Oben im Giebel
erfcheint in einem Dreipaffe das Bruftbild des fegnenden Salvators, in der Linken das Evangelium,
das Angefleht fehr edel und fchön.
Auf der Innenfeite des rechten Flügels ift die Geburt Chrifti in eigenthümlicher Weife
dargeftellt. Es ifl nämlich ein felfiger Berg, auf deffen Mitte ein Dach auf Stützen den offenen
Stall darfteilt, in dem man den Futtertrog mit den Köpfen der Thiere ficht. Vor demfelben fitzt
auf dem nackten Boden aufrecht Maria, das bis zur Bruft eingewickelte Kind vor fich haltend und
betrachtend, welches die Händchen gegen fie ausftreckt, auf jeder Seite erfcheinen fechs adorirendc
Engel. Ganz im Vordergrunde des Bildes fitzt der greife Jofeph im gelben goldverbrämten Mantel,
nachdenklich den Kopf auf die linke Hand geftützt, ernft vor fich hinblickend. Die Darftellung
der Hirtenverkündigung verthcilt fich über das ganze Bild, indem ein Hirte in der Schaube mit
Kapuze ober dem Dache erfcheint, dabei zwei Lämmer, oben der herbeifliegende verkündende
Engel, ein zweiter, wieder mit drei Lämmern, ganz unten am Fufse des Berges fteht, den Kopf
aufwärts gewendet, die Hand im Staunen erhoben.
Die Innenfeite des linken Flügels zeigt in fehr fchöner Compofition den Kreuzestod Chrifti.
Der Heiland ift bereits verfchieden, über den feinen Kopf mit gefchloffenen Augen und den ganzen
Körper find die Schatten des Todes ausgebreitet, den Händen, der Seitenwunde und den auf einer
Stütze über einander genagelten Füfsen entftrömt reichlich Blut und beträufelt den Schädel Adams,
der in der Höhlung unter dem Felfcn, auf den das Kreuz errichtet ift, fichtbar wird (zufolge der
alten Legende den Felfen durchbrechend). Das bis auf die Knie reichende Lendentuch hat
goldene Streifen, am Haupte find noch die Blutstropfen fichtbar, welche die Dornenkrone verur-
fachte. Dem langen oberen Kreuzesarme ift eine rothe Tafel aufgeheftet mit der in goldenen
Majuskeln gefchriebenen Infchrift : MC GST IbS NAZAR6NVS KGX IVDGOR'. Magdalena in rothem
goldgefäumten Kleide und eben folchem Mantel, mit aufgelöften I laaren, kniet unten am Kreuze,
es umfchlingend und blickt fchmerzlich zum Erlöfer auf. Rechts vom Kreuze fehen wir eine
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ÜBEK KIN ALTITALIKNISCIIKS Fl.ÜGEL-Al.TÄKCHEN ZU PlRNITZ IN MAUKEN.
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ergreifende Scene: Maria, vom Schmerz überwältigt, droht in Ohnmacht zu linken, Todesbläffe
verbreitet (ich Uber das edle Antlitz, die Augen find gefchloffen, die Rechte hängt kraftlos herab;
vom weinenden Johannes und einer Frau umfangen, wird fie aufrecht erhalten. Hinter diefer Gruppe
wird noch der Kopf einer trauernden Frau (von vorn, mit rothem Schleier) und der einer zweiten
zu Chriftus aufblickenden lichtbar. Maria trägt ein langes enges dunkelblaues Kleid und eben
folchen Schleier, unter dem die aufgelöften Haare hervorquellen, die fie ftützende Frau einen
grauen, vom Haupte herabfallenden Mantel, Johannes über blauem Unterkleide einen rofenrothen
Mantel mit grünem Futter, alle Gewänder haben goldene Säume.
Einen höchft wirkungsvollen Gegenfatz bildet die Gruppe links vom Crucifix. Hier
erfcheint die Geftalt des gläubigen Hauptmannes in bedeutfamer Geberde; er blickt zum Heiland
auf und hebt die Rechte in Betheuerung hoch gegen ihn empor. Es ilt eine bewegte Figur, der
bärtige Kopf mit langem Haare fehr fchön; die enge Beinbekleidung, fammt den Schuhen in einem,
iil roth, ebenfo der lange goldgemufterte Leibrock, der Mantel, den die Linke hält, grün, das
kurze Schwert hat einen goldenen Knauf. Hinter dem Hauptmanne lieht man noch einen Greis, die
1 land auf die Bruft gelegt, im Profile und die Köpfe von zwei Soldaten mit Sturmhauben ; den
Kopf des Longinus umgibt wie ein Nimbus ein fechseckiges, nicht wie die Heiligen-Nimben
ornamentirtes, fondern nur punktirtes Ornament, wahrfcheinlich nur zur Trennung von den Köpfen
der hinten flehenden Soldaten angebracht. In der gefammten üarftellung bekundet lieh durch die
dramatifche Wirkung und die Verfchiedenheit in der Charakterillik des Ausdruckes die volle
Meifterfchaft des Künftlers; fchöner componirt, ohne einem beftimmten Schema zu folgen, wird
man fie kaum antreffen.
In den Bogenzwickeln der beiden Flügelbilder find die vier Evangeliften in ganz kleinen,
miniaturartig höchft forgfältig ausgeführten Figürchen dargeftellt, jeder bei feinem Pulte fitzend
und auf eine Rolle fchreibend, ohne Attribute; fie repräfentiren, wie häufig, die männlichen Alters-
flufen, der kräftige Matthaeus, Marcus älter, wie einer Eingebung von oben laufchend, der greife
Lucas mit kahlem Scheitel, der jugendliche Johannes. Seltfamer Weife halten zwei die Schreibfeder
in der linken Hand.
Die Spitzen der Flügel nimmt die Darftellung des englifchen Grufses in getrennten Figuren
ein. Maria fitzt im Zimmer, das im Durchfchnitte erfcheint, auf einer Bank, die rechte Hand in
Erflaunen und fragender Geberde, ob der Grufs des Engels auch ihr gelte, auf die Bruft gelegt,
eine höchft ausdrucksvolle Geftalt, die fich von dem rothen gemilderten Vorhange hinter ihr
wirkungsvoll abhebt. Her Engel ihr gegenüber (auf dem rechten Flügel), auf das linke Knie nieder-
gelaffen, in der Linken einen langen Lilienzweig, die Rechte fegnend gegen die Jungfrau ausge-
flreckt, tritt, obwohl räumlich entfernt, in eine lebendige Beziehung zu ihr. Gewand und Flügel
find rofenroth.
Die gcfchloffenen Flügel zeigen nur eine Darftellung, die Anbetung der Könige, wieder in
derfelben Felslandfchaft, wie fie bei der Geburt Chrifti erfcheint. Maria fitzt unter dem den Stall
andeutenden Dache auf dem Boden und hält mit beiden I länden das bis auf die Bruft eingewickelte
Kind dem knieenden greifen Könige entgegen, der, die Hände in Anbetung erhoben, zu ihm
aufblickt. Das Kind ftreckt feine Rechte gegen ihn aus; mit der Linken hält es die dargebrachte
goldene Büchfe. Der König, im langen grünen Mantel, hat feine Krone zur Erde gebellt, feine
Geberde, fein edler Greifenkopf drücken die inbrünftigfte Andacht aus. Jofeph, zur Seite ftehend,
nur zur Hälfte fichtbar, die Hand auf die Bruft gelegt, während die Linke den Mantel fafst, blickt
in ernftem Staunen auf die Scene hin.
Die beiden andern Könige (auf dem rechten Flügel) find ganz mit der Erfcheinung d<-s
Sternes beschäftigt, beide blicken zu ihm auf und erheben die Hand in freudigem Erftaunen Der
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K. Fkkih. v. Sacken.
ältere, mit feinem Vollbart, im langen grauen Kleide, trügt keine Krone, der zweite jugendliche,
mit grünem Kleide und rothem Mantel bekleidet, ift bekrönt, beide halten cylindrifche goldene
BUchfen; hinter ihnen werden die Köpfe von drei Pferden fichtbar (l ; uchs, Schimmel, Rappe).
In den Segmenten des Bogens oberhalb diefer Darftellung fieht man zwei heilige Bifchöfe,
jeder mit Pedum und Buch, auf dem Haupte eine weifse mit Edelfteinen befetzte Mitra.
Der treffliche Blattgoldgrund ift bei allen Bildern mit punctirten Ornamenten reich verziert.
Innerhalb der Spitzbogen läuft allenthalben ein fünftheiliges, aus Perlen, Rofetten und Blümchen
beftehendes Band, auch alle Nimben find mit geftempften Blümchen (theils Rofen, theils in Kreuz-
form) und Perlenrändern gefchmückt.
Der Sockel, die kleine Predella des Altärchens enthält die Datirung; in der Mitte befindet
lieh ein herzförmiger Wappenfchild, deffen Figur nicht mehr kenntlich ift, fie fcheint aus einem
Sparren, darunter eine Figur, beftanden zu haben. Beiderfeits fteht auf rothem Grunde in filbernen
Majuskeln: ANNO DNI — CCCXXXV1I1, (1338) am Anfange und am Ende rankenartige, an
orientalifche Motive erinnernde Züge als Ornament. Die Mafse find: Höhe des ganzen AltUrchens
87 Cm., von denen 8 Cm. auf die Predella kommen, Breite bei ^efchloffenen Tiniren 38 Cm. Höhe
des Mittelbildes felbft 53 Cm., Breite 24 5 Cm. Gröfse der Madonna 23 Cm., der vorderen Heiligen
17—18 Cm., der beiden Könige auf den Flügeln 19 Cm.
Schon der Reichthum der Darftellungen und die treffliche Anordnung der Compofitionen
zeigen die Bedeutung des Altar-Werkes; die Feinheit der Zeichnung, die tiefe Empfindung im Aus-
drucke, die harmonifche Farbenwirkung des Ganzem fowie die Zartheit der Durchführung bis ins
kleinfte weifen auf einen hervorragenden Künftler feiner Zeit hin.
Die Geftalten find fchlank, von geftreckter Proportion, Arme und Beine fehr mager, die
Bewegungen naturgemäfs, feiten eckig, die Hände in den Motiven charakteriftifch, aber mit zu
langen, knöchellofen Fingern, die Füfse breit und fchlecht gezeichnet. Die Gefichter zeigen ein
längliches Oval, fchmal gefchlitzte Augen mit flach gezogenen unteren Liedern, ftark in die Winkel
gerückten Sternen, glänzendem VVeifs, wie fie für die italienifche Kunft des 14. Jahrhunderts
charakteriftifch find, gebogene, etwas längliche, feine Nafen ; der Mund ift meift naturgemäfs, klein.
Von aufsergewöhnlicher Schönheit ift der dem Befchauer zugewendete Kopf Johannis des Täufers
und der des zweiten Königs; das Antlitz des heil. Paulus fällt, wie erwähnt, durch den Ausdruck
hoher Intelligenz auf. Im Allgemeinen zeigen die männlicheren Köpfe eine gröfsere Individualifirung,
find überhaupt beffer gelungen, als die mehr gleichförmigen weiblichen. Bei manchen Anklängen
an den byzantinifchen Typus, der befonders in der Geftalt des Täufers bei aller Schönheit feines
Kopfes hervortritt, einigermafsen auch bei der Madonna, macht fich ein lebendiger dramatifcher
Zug in der Auffaffung geltend, der beim Hauptmanne der Kreuzigung und den beiden Königen
am entfehiedenften zur Entfaltung kommt; der empfundenfte Ausdruck bekundet fich in der
ohnmächtigen Maria unter dem Crucifixe und bei der Maria der Verkündigung.
Die Gewänder zeigen einfache verftandene Motive mit wenigen reichen Falten, deren
Schatten mit demfelben Farbton ohne graue Uebergänge gemalt find, manche erfcheinen wohl
etwas leer, faft fackartig.
Die Zeichnung wurde in den Goldgrund, mit dem die Tafeln zuerft überzogen wurden,
mit einer Spitze eingeritzt und bisweilen, befonders bei den ausgeftreckten Händen, nicht völlig
mit Farbe ausgefüllt, indem von ihr bei der Ausführung abgewichen wurde. Bei den Köpfen
bemerken wir durchaus einen bräunlichen Local -Ton, die Schatten find tiefbraun, die Uebergänge
in grünlichem Grau, breit, die Lichter faft unharmonifch weifs und kräftig aufgefetzt. Von befonders
feiner Ausführung mit Mufchelgold find die Deffeins und Säume der Gewänder. Die Farbe ift
felbftverftändlich Tempera.
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ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALT ARCHEN ZU PlRMT/ IN MAHREN. 37
Obwohl im Ganzen der Einrlufs Giotto's unverkennbar ift, fchliefsen fich die fchlanken
mageren Gellalten und insbefondere das Madonnen- Ideal mit etwas langer fchmaler Nafe
mehr der Richtung und Weife des Duccio an und erinnern an deffen fienelifche Nachfolger, auch
durch den fufsen fchmelzenden Zug, der die Köpfe beherrfcht, die nicht Ubertrieben gefchlit/ten
Augen, länglichen Ovale, das feine Schönheitsgefühl und die zarte Durchführung. Hervorzuheben
ifl der gemässigte, von Uebertreibung ferne Ausdruck, befonders bei der Kreuzigung; feierliche
Ruhe, tiefer Ernft erfüllen alle Darftellungen. Für die frühe Zeit von 1338 muffen die Bilder als
fehr vorgefchritten in Anordnung und Feinheit des Ausdruckes bezeichnet werden. Die Bewegung
des Kindes auf dem Mittelbilde und die flufenweife Anordnung der Heiligen und Em,'el erinnern
an das 1346 von Bernardo di Daddo in Orcagna's Tabernakel zu Or S. Michele in Florenz gemalte
Madonnenbild; der Jofeph bei der Geburt ilt fall genau wie der in der betreffenden Darltellung
Giotto's im Cyclus zu Padua ; diefe Gelbalt wurde ziemlich typifch. Einzelne Züge erinnern auf-
fallend an Werke des Simone Martini und Lippo Memrai — Namen, die unwillkürlich auf den
Lippen der Befchauer fchweben. Die von erftgenanntem Meifter 1332 gemalte Verkündigung in
der Gallerie der Uffizij zu Florenz (Nr. 9) zeigt die goldbordirten und deffmirten Gewänder, die
knöchellofen Hände, fein gefchlitzten Augen, grünlichen Schattenübergänge und weifslichen Lichter
wie die Bilder unferes Altärchens. Ebenfo ein der lienelifchen Schule angehüriges Bildchen:
Madonna, das Kind fangend im Mufco criftiano des Vaticans. Im Madonnen-Ideal ftimmen alle
diefe drei Werke überein. Die genauere Feltltellung der ftyliflifchen Zugehörigkeit, vielleicht auch
des Meifters, mufs der fpäteren Forfchung überlaffen bleiben; vorläufig möge es genügen, auf die
Bedeutung des kleinen Juwels aulmerkfam gemacht zu haben.
,<;urlO
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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN
KÄRNTEN.
Von Leopold v. Beckh-YViomanstettek.
II.
8. 1524, ai. AuguÜ. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffus aus rothem Marmor, 225 Cm.
hoch, 118 Cm. breit, ein mächtiger Stein, m tieften vertieftem Bildfeld« und auf einem Kopfkiffen
mit bufchigen Quaflen an den Ecken ruhend, der Propft im weiten faltigen Chorrocke , um den
Oberkörper einen Mantel (l'luviale?), am Haupte ein Barett; die Hände find gefaltet, in der Beuge
des linken Armes ruht die Bibel. Gothifche erhabene Schrift am breiten Rande auf der rechten
Leifte beginnend:
Ven"*p(ate)r . dns . Colomanus . Brunmeifter . decre"" . doctor . eclie colle(giä)" S . Virgilij . frisaci . ppttis
.et Carinthie.inferioris.archi"*.ubijt.anno.dni.M.U.24. die 21. menfis.augufti.
In den unteren Ecken des Schriftenrahmens zwei Wappenfchilde, rechts ein Ziehbrunnen
als Namens-Wappen, links eine abgehauene Hand mit ausgefpreizten Fingern, vom Handrücken
fichtbar. Schon am 21. December 1496 war er Zeuge einer Urkunde des Klofters Victring mit der
Bezeichnung als Doctor beider Rechte und Proplt am Virgilienberge.
9- '5351 2I - April. Im nördlichen Seitenfehiffe am Hoden gelagert ein 160 Cm. hoher,
84 Cm. breiter Stein. Derfelbe enthält in der Oberftelle das Bruftbild eines Canonicus, darunter
in gothifchen Lettern die Widmungsfchrift:
Anno domini 1535 die 21. menfis aprilis obijt venc rabilis vir dnus: Petrus Thurekh natione r 1
. . . .canonicus et grana tor Frisacenfis cuius anima deo vivat.
Darunter der Todtenkopf mit den gekreuzten Beinfchicnen, beiderfeits begleitet von einem
Wappenfchilde, in jenem zur Rechten eine Hausmarke (drei in einen Triangel geltellte Stäbe,
doch mit darüber hinausragenden Spitzen), in dem zur Linken der Priefterkelch. Aufserdem
enthält unten eine kleine Tafel noch den Anruf: SEQVAMINI.
10 1541, 24. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 140 Cm. hoher, 81 Cm.
breiter weifser Marmorftein. Er enthält oberhalb in einer Blende das Bildnifs eines Stiftspriefters,
welcher den Kelch mit der rechten Hand vor den Leib hält. Uebcr dem Haupte im Halbkreife auf
einem Schriftbande: Ne perdas cum impiis deus aiam . fanimam) meam. Dann die Legende in einer
gefchwungenen Schriftrolle, die Füfse des Prielters deckend, gothifche Minuskel in 7 Zeilen:
Anno . virginei . partus . 15 .41 . die . vero . xxiui . mefi. May exceflit e vivis venera bilis . vir . dhs .
Sebaftianus perkhamer . eccie (eccleüae) divi Bartholo mei . Frifaci . Cano(ni)"" . c(ujus) . aia .
(anima). de(o). vivat in pace.
1 El»!: mifne. d h MsMtilim.'
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GRABSTEINE I>EK CHRISTLICHEN Zeit zu Fkiksacii in Kaknten.
39
Ganz unten rechts ein Wappenfchild, auf einem Dreibühel drei Blüthenftengel enthaltend.
Links ift eine kleine Schrifttafel angebracht, die Note enthaltend : „gefchrieben | althernach".
11. Zwifchen 1539 und 1542. An der nordlichen Seite des Preshyteriums nächft der
Sacrifteithüre ein 263 Cm. hohes, 83 Cm. breites, in weifsem Marmor ausgeführtes Grabmal.
Dasfelbe ift nach oben abgefchloffen durch einen halbkreisförmigen Auffatz, welcher mit einem
Engclskopfe geziert ift. Darunter ift in einer Nifche die Darftellung des gekreuzigten Heilandes, zu
beiden Seiten hegleitet von kleinen Schildchen mit Infchriften:
Rechts: ESAIAE, XLIII. EGO SVM, EGO SVM DOMMVS KT NÖ EST ABSQ.VE ME SAL. Links. JOB. XIX
IN CARNR MEA VIDEBO DEVM.
Hierauf folgt ebenfalls in lateinifcher Lapidarfchrift die 16 Zeilen füllende Widmung, welche
wegen der vorftehenden Barriere zur Begrenzung des Raumes für den Hoch- Altar nicht vollftändig
gelefen werden kann. So weit zu entnehmen ift, befagt diefelbe, dafs hier Chriftoph Pickel, Rath
des Erzherzoges Ferdinand von Oefterreich und des Fürfterzbifchofes von Salzburg, Propft zu
St. Bartholomä in Friefach und Frzpriefter in Unter Kärnten ruhe, welcher fich den Leichenftein
bei Lebzeiten felbft beftellt zu haben fcheint, denn für Todesjahr und Tag ift allerdings der
nöthige Raum freigelaffen, diefer jedoch (wie gewöhnlich in folchen Fällen) nicht ausgefüllt.
Nachdem Gedenkbuche der Propftei' war Pickel im Jahre 1527 bereits Propft und fcheint es
mit einer Unterbrechung im Jahre 1529 noch längere Zeit geblieben zu fein. 1537 nannte er fich auch
als Pfarrer von St. Paul in Kappel im Krappfelde. Am Erchtag nach St. Aegyd, d. i. in den erften
Tagen des Auguft 1538 beurkundet Dr. Chriftoph Pigkhl (bei Anführung aller vorgenannten Titel)
einen Vergleich zwifchen dem Abte Sebaftian in Vittring und dem Pfarrer von Keutfchach Bartlmä
Mafteznigkh. 1539 am 12. Februar wurde er vom Landeshauptmanne zu einer Herathung der Aus-
fchüffe der kärntnifchen Landfchaft nach Klagenfurt berufen. 1542 ift bereits Georg Vifchl Propft zu
St. Bartlmä. Pigkhls Name mit der gleichen Schreibart ift fall gleichzeitig aus einer fteierifchen
Gültenauffandung ddo. Graz 29. September 1553 (Gültauffandungen Folio 153) zu conflatiren: Hans
Pigkhl zu Bruck a. d. Mur, Sohn des f Dr. d. Rechte und kaiferlichen Rathes Chriftoph Pigkhl und
der Apollonia Einpacher* übernimmt nach erlangter Volljährigkeit fein ererbtes Vermögen von
feinem bisherigen Vormunde und Oheim Michael Einpacher, Rathsbürger zu Grätz. Wohl aus
derfelben Familie wurde im Jahre 1656 der apoftolifche Protonotar und Dr. der Theologie Johann
Pickhel Pfarrer zu Spittal a. d. Drau in Ober-Kärnten. 1688 war ein Georg Andrä Pikhel kaif. Bann-
richter in Kärnten, 1743 Ignaz Pikhl landfehaftlicher Kaffier dafelbft; diefer flegelte mit einem
Wappen : im Schilde dann über der Helmkrone wachfend ein Knappe mit einem Berghammer in
der erhobenen Rechten.
12. circa 1550. Im nördlichen Seitenfchiffe in der Wand eingemauert ein 131 Cm. hoher,
63 Cm. breiter weifser Marmorftein. In dem oben oval abgerundeten Theile ein Wappenfchild, in
welchem aus einem Dreihügel zwei oben fich kreuzende Kleeblattftengel hervorwachfen; über dem
Schilde ftatt des Helmes ein Todtenkopf, ruhend auf zwei gekreuzten Beinfchienen, auf welchen
wieder weiters, eine heraldifche Helmzierde fubftituirend," ein Priefterkelch geftellt ift.
So gefucht als diefe Zufammenftellung ift auch der Styl der elfzeiligen, an einigen Stellen
befchädigten Unterfchrift in Minuskeln. Darum find die Gefchichtsfreunde, welche fich bisher mit den
Denkmalen in Friefach befchäftigten, gerade diefem ganz offen zur Schau flehenden Denkmale
vorfichtig aus dem Wege gegangen: Benedikt erwähnte dasfelbe gar nicht, Herr mann gab nur die
erften zwei Zeilen im Drucke wieder. In der That war es nicht leicht, den von dem poetifch
angelegten Canonicus felbft verfafsten Scheidegrufs an die Ueberlebcnden aufzulösen Die ununter-
I Ihhtnwr, die Sl.dl Frief»ch. S. III. — » AM der berühmleo Gritler Blirgcr.famil.e der Fridericunifthen Epoche.
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4 o
Lkoi-oi.i» V. Hki'KII- Wihmanstetter.
brochene jeder Interpunktion ermangelnde Aneinanderreihung der theilweife abbrevirten Worte
feitens des Steinmetz, erfchwerte aufserdem die Lefung der Infchrift, welche noch bei Lebzeiten
des Verdorbenen gemeifselt wurde, wie der unausgefüllt gebliebene Raum für das Todesdatum
beweift. Die Berathung mit gelehrten Freunden ergab die Aufklärung, dafs die Legende aus drei
Theilen beftehe, einer Einleitung, einem vierzeiligen Hexameter, dann dem Schluffe, wodurch fich
diefelbe wie folgt aullöst:
Hot tumulo clauditur venerabilis dominus Auguflinus Schwartzenperger, canonicusjhujus ecclefia-,
qui de volubili hujus vitae ftatu | praefens carmen edidit: Quod magis optatur magis effluit; divina
Lapfum fpondet et mens, fallt profpera prompta ruine Infidias ponit femper fors afpera blande
Anticipatque fugam melior fortuna repente; Qui et fatis difponentibus Anno a Chriflo incarnato
m. d diem claufit extremum, cujus anima deo perpetuo vivat. Amen.
Leber die Lebensumflände diefes Canonicus ift weiters nichts aufzufinden gewefen.
•3- 1565, 7- Decemher. Im ftidlichcn Seitenfchiffe nächfl der Hauptmauer am Boden gebettet
ein Gruftdeckel aus rothem Marmor, 172 Cm. hoch, 82 Cm. breit. Üerfelbe hat in gothifchen Buch-
flaben die Lebcrfchrift :
Georgij Vifchll hu-' ecclie. ppli. v. j, dodoris et arch. Carinthie . ez . pro fe fuisque fepultura . qua
dum viveret fecit anno a nato Chro. . 1 5 54.
Darunter in einer zierlichen Blende ein quadrirtes Wappen mit einem leeren Herzfchild, in
1 und 4 ein linksgeftellter gewaffneter und gekrönter Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken,
in 2 und 3 drei Fifche übereinander; ^efchloffener Helm mit Bindetifchmuck, darüber zwifchen
einem Büffelhörnerpaar der wachfende Löwe mit dem Fifch wie im Schilde.
An derfelben Stelle ift oben in die Wand eingelaffen der 258 Cm. hohe, 124 Cm. breite
Grabftein diefes Propfles, gleichfalls in fchöner und reicher Sculpturarbeit mit Benützung von
rothem Marmor. Die Schriften am Grabdeine find durchaus in Lapidarlettern ausgeführt. Zu
oberft der Spruch: Afpice haerefeos inqvinatos nosjtv enim domine liberafti me. Darauf in Basrelief
die Auferftehung Chrifti. In der nun folgenden Abtheilung die Ueberfchrift : O divi ecclialri malig-
naneivm, et cvm haereticis non fedebo, ps. (pfalm). Darunter die Darftellung der Grablegung Chrifti.
Diefer folgt in 17 Zeilen die Widmungsfchrift, dann in dem freien Räume links das Porträt
des Verdorbenen und das Wappen, fo wie es am Gruftdeckel beschrieben wurde:
Fx.monte. Rembsnick. Stiriae Georgivs . Vifchll .V. J. Doftor S. Bartolomaei.ac. S. Virgilii Co lle-
^iorvmppt'. et . Charinthiae archidiacon'.nec.non.reverend.et. illvftrifs . pns . ac.dni . d. Frnefti.
Salzebvrges . elefti . a(r)chi|epi . ec . comitis . I'alatini . Rheni. et; dveis . Bavariae. confiliari 5 . ad.dei
lvminis . et . lvcis . avthoris . lavde vsqve . dv . viveret . ano . aetatis j fvae . LIII. P. hoc . vero . opvs . co n-
feclv . eft . Frifaci . III . cal . DecS ano . M . 1) . LIII . dormivit avtg . in . dno . an . M . D | LXV . mens .
Deceb die . feptima.
Nach Viclringer Urkunden war Georg l 'ifehl fchon im Jahre 1542 Propft zu St. Bartholomäus.
Wohl dürfte er, der geborne Steiermärker, ein Verwandter, etwa gar ein Sohn jenes Hans Vifchl
gewefen fein, welcher fich 1522 als Hubmeifter zu Grätz und Kellermeifter in Steyer zeichnet, damals
einen Hof bei St. Leonhard im Lavant-Thale befafs. Der Propft dürfte der letzte des Gefchlechtes
gewefen fein, denn als fein Erbe trat Matthäus Waldner, Bürger zu Friefach auf. '
14. 1578. An dem Pfeiler des Aidlichen Seitenlchiffes ein 178 Cm. hoher, 94 Cm. breiter Grab-
ftein aus rothem Marmor. Im oberen Theile eine Blende, darin rechts vor dem Crucifix das Bildnifs
eines mit gefalteten Händen knieenden, zum Heilande emporfehenden Priefters im Chorrocke; links
1 InrtnictioD dei Enbifchof« Johann Jacob »on Saliburg ddo IJ. Mai 1569 in den Knefacher Aflcn dc> Gefcliichtsvcrcins
von Klagcnrurt
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GRABSTEINE I>Ek < IlklSTLU IIKN ZEIT ZV FklESAl Ii IN KÄRNTEN.
4'
das Wappen, ein getheilter Schild, in welchem das untere Feld von zwei erhöhten Querbalken
durchzogen ift, im oberen Felde zwifchen zwei Grabeifen ein Aehrenkranz ; Uber dem gefchlolTenen
Helme mit Bindenfchmuck, hervorwachfend der Oberkörper eines Mannes mit gefchultertem Grab-
eifen. Die zwölfzeilig*: Schrift in Capitallettcrn folgt darauf, diefe ift in einen zierlichen Rahmen
geftellt, fowie auch die Lifencn der Wende durch Figuren belebt find. Die Infchrift lautet:
D.O.M. Venerabiiis, pivs, et, perdoclvs . dris Joannes, Agricola, artivm . liberali vm, et, Phiae: MgF;
qvi, poftqva . archi diaconatvi, inferioris, Carinthiae, nec, non, cvm, praepofitvrae, in mon te S. Virgilii,
dvm, decanatvi, ad, SBartholomevm, Frifacii, per, anos' aliqvot, lavdabiliter, et, ftrenve, I praefviffet,
foeciliter, diem, fvvm clavfit, vlt. Janvarii. Anno clomini M.D.LXXVUI.
Diefer Agricola dürfte ein Bruder jenes Georg Agricola gewefen fein, welcher kurz vor dem
Johann, Propft am Collegiatftifte St. Barthelmä in Friefach gewefen, dann aber 1570 Bifchof von
Lavant und 1572 auch Bifchof von Seckau wurde. In diefer Eigenfchaft war er zugleich des Erzher-
zogs Karl Vice-Statthalter der inneröfterreichifchen Länder und ftarb 1584. Ob beide wohl in einer
verwandtfehaftlichen Verbindung ftanden mit jenem Stephan Agricola oder Kaftenbauer Bürger zu
Salzburg, welcher um 1520 zu den Beförderern der evangelifchen Lehre in Salzburg gehörte, eine
Bewegung, die übrigens dort bald unterdrückt worden ift? — In Kärnten lebte bald nach den beiden
Prälaten ein Thoman Agricola, welcher von 1637 — 1640, wo er ftarb, bambergifcher Bergrichter zu
Cliening im Lavant-Thale war. Diefer führte im bürgerlichen Wappen einen Bauer mit dem Grabeifen
in der erhobenen Rechten.
•5- '593. 6. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 180 Cm. hoher, 75 Cm.
breiter Grabftein. Oben ein quadrirtes Wappen, in 1 und 4 drei Halbmonde, in 2 und 3 drei Fifche,
alles quer geftellt, über den I leim ein wachfender Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken,
darunter in 14 Zeilen römifcher Lapidarfchrift die Widmung:
Gentiiis . aetatis . svae . reverendo et nobili . dno . Cypriano I ,yrefio,|eccläe . hvjvs colleg . S. Barthollomei
et S. Virgilii. praeposito , Frisacen . inferioris. Carinth iae .archidiacono fedvlo.fv ngenti mvneribvs.
fvis|annis.X.fvavem odorem omnibvs emitent te vivis fvblato aetatis fvae . . . .jnon feevsae bene
mereti in eccl.catholica merentes pofvere teftamentarii. Obijt feli|citer die VI. Maij anno 1593.
16. 1594, 1. Oclober. An der Südfeite des Priefter-Chorcs in 392 Cm. hohes, 120 Cm. breites,
aus mehreren Theilen zusammengefet/.tes Grabmal. Das Ganze bildet ein fchönes und reichausge-
flattetes Werk der Bildhaiierkunft, in weifsem Marmor ausgeführt. Zu oberft, begleitet von Sanduhr
und Todtenkopf.an beiden Seiten das vollftändigc Wappen derBaffeyo mit 3 Helmen fammt Zierden, 1
hierauf eine Tafel mit 9 Zeilen Lapidarfchrift.
Admodvm W" et nobili dno.Johanni Jacobo de Bafeyo in Praunfperg praepofito Frifacen . dignifs"
n artib.liberalib.ac Phia. ftudio, nec non theologicis.lileris apprime verfato, verae pietati ac religioni
cath*" devotifs. Ilorentib . adhuc annis|hinc erepto parent: moeftifs: P. P. obiit die 1. Oclob. ano
dornni. MDXCIIII.
E)arauf folgt das Bildnifs eines aufrecht flehenden, nach vorwärts fehenden Priefters in
Lebensgröfse. Bekleidet ift derfelbe mit dem Chorrock, das Haupt tragt das Barett. Ueber dem
Schofs ruht eine Tafel mit folgender Schrift in 4 Zeilen: Ah quod funerib . press^ nunc vivere primu
ineipio neute confice chare parens, deliciis fruor aethereis. Quid lletis amici,,vos fpectat coelum. cur
minus ire juvat.
Die Baffeyo füllen aus dem Venetianifchen nach Kärnten eingewandert fein, wo fie das Schlofs
l'raunsperg im Gurkthale erwarben und lieh nach demfelben zubenannten." In der Verwaltung
werden Glieder diefer Familie öfters genannt. Hans Baffeyo wurde 1544 öfterr. Regierungsrath
' Ver K l. M.gifer, Kärntnifche Chronik. II Vo\., 1755 - « Wri/t. K*mUM Adel, p»g. joi
VIII N. F. 6
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Leopold v. Beckh-Wikmanstetter.
in Wien, hat dann auch das Statlhatteramt oft verwaltet. 1 Ein fpäterer Johann, wahrfcheinlich Sohn
des ebengenannten und Bruder des Propftes, war um 1580 Landesvicedom, 1593 aber Landes-
verwefer in Kärnten, erfchien noch 1604 am Landtage in Klagenfurt. *
17. 1684, 19. November. An der linken Wand des Presbyteriums 226 Cm. hoch, 105 Cm.
breit, ein weifser Marmorltein, oben das Wappen von einem Engelskopf bedeckt. Es zeiyt einen
ovalen Schild, der zuerft gefpalten im rechten Theile die ganze Geltalt des heiligen Bartholomäus
enthält, während der linke quadirte Theil ohne Zweifel der Familie des Verdorbenen angehört, in
1 und 4 auf einem Drei-
bühel je einen Kleeflengel,
in 2 und 3 je einen King
weifend. Darunter folgt in
gdchnitZtem Rahmen die
Infchrift von 16 Zeilen
in Lapidarfchrift. Die
Anfangsbuchflaben jedes
Wortes find etwas höher
und in Gold ausgeführt:
In hoc tumvlo qu(i)escit
admodum reverendus in
Chrifto domi nus et pater
Joannes Petrus Stickhl-
berger, hujus Ec'clesiae
Collegiatae Prae | positus
et Archidiaconus jet quon-
dam Decanus Col legiatae
ecclesiae bftiae. Vgis.|
MariaeinSolio. Quivtram-
que collegiatam post dura
incendia reparavit, et pro
viribus ornavit, denuo pie
defvnctus i9"'Novembris
aho. 1684. Cujus anima
vi , vat et tu viator precare
ilti requiem aeternam.
Ob Stickiberger
etwa jener fleierifchen Fa-
milie diefes Namens ange-
hörte, aus welcher Leo-
jus | Collegiatae ecclae: Praepofitus, inferioris Carinthiae Archidiaconus, qui 12 annis officio fuo lau-
dabiliter indefeffo labore perfunetus, in fefto S; Ciarae V:" Zeli, manfuetudinis, aliarumquel virtutum
exemplis clarus ab hac mortalitate plenus meritis in dm">. decefl'it. Weiter unten das Chronogra-
phicum in vier Zeilen :
sIstk VIator, et eI, Vt a M0D0 reqVIesCat a LahorIuVs sVIs Vno aVe faVe.
Martin Mayr wurde im Jahre 1685 als Nachfolger Sticklilbergers zum Propfte gewählt.
' Notixcnhlalt 1851, I., p » g . Jt 8. * rieneilici CollcA — » Virgin«.
FI K 1
pold im Jahre 1407 — 1413
als Kammermeifter des
Herzogs Ernft des Eifer-
nen von Steiermark ge-
nanntwird, bedürfte nähe-
rer Unterfuchung. Von
(tiefem Propfte ift bekannt,
dafs er feit 1674 die Inful
trug und in feinem Todes
jähre die Bartlmäkirche
reftaurirte.
18. 1696 Zur rech-
ten Seite des Presbyte-
riums ein Grabflein aus
fchwarzem Marmor, 197
Cm. hoch, 80 Cm. breit.
Oben, von einem Engels-
kopfe befchirmt , zwei
neben einander geflellte
Wappenfchilde, im rechts-
feitigen ein Adlerflug, be-
fegt mit einem M, im link-
feitigen eine Ente. Die
Infchrift füllt 17 Zeilen in
vielfach abbrevirter Lapi-
darfchrift: In hoc tumvlo
requiefeit revmus ac clarif
fimusdfivs.Martinus Mayr.
J.V D.S.S" Thlgäe Bac-
calaureus format', celfmi
prineipis archiepi. Salis-
burgenfis Confiliarius, hu-
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GRABSTEINE DER C HRISTLICHEN ZEIT 7V FRIESACH IN KÄRNTEN
19. 1778, 29. September. Aufser der Kirche an der nordfettigen Wand ein S6 Cm. hoher.
56 Cm. breiter, grober, unten abgefägter Stein, auf welchem unter dem Priefterkelche in gewöhnlicher
Lateinfchrift eingemeifselt ift:
Hie kl domino requiefeit Rdüs ac vcnerabilis vir Antonius Sagmeider hujus ecclefiae capit: decanus
natus IV. cal. Jan. MDCCXVII obiit die XXIX menfis Septembris MDCCL XXVIII.
20. Zeit unbelbmmt. Am Boden des Mittelfchiffes unter dem Mufikchor enthält ein 132 Cm»
hoher, 60 Cm. breiter, grauer, etwa um das Jahr 1400 gemeifselter Stein in einem vertieften
Krrife das gothifche Monogramm des Weltheilandes:
Darunter die gothifche Unterfchrift in 4 Zeilen:
Precor.te. domle, anteq.(uam) discernas.me. miferere . mei.
Nähere Andeutungen über die Zugehörigkeit diefes Steines find nicht zu ermitteln gewefen.
21. Nächd dem Andreas-Altar ill in den Fufsboden eingelaffen <las Fragment eines 130 Cm.
hohen, 55 Cm. breiten Steines, aus deffen Bildllache nur mehr der dufenweife gegliederte Fufs
eines Kreuzes, darüber ein Wappenschild zu entnehmen ill, deffen Feld eine Kanne füllt. Vielleicht
Cellerarius? Oder — wiewohl gewagter — Leininger aus dem fpäter in Villach zu Anfehen
gelangten Haufe. Ein Ruprecht Leininger war um i486 Bürger zu Friefach.
Mir macht es den Kindruck, als
fei es das Broducl einer fpäteren
Periode, und hat bei deffen Her-
flellung das Streben vorgewal-
tet, einen Grabflein der erflen
Hälfte des 13. Jahrhunderts zu
imitiren. Diefes Bemühen ift
meines Frachtens jedoch nicht
gelungen. Wir haben aus dem
13. Jahrhunderte nur wenige
Denkmale herüber gerettet.
Unter diefen wenigen böte vor-
liegendes Denkmal das erjle
Beifpiel der Einmeifslung des voll-
ftändigen Wappens mit Schild,
Helm und deffen Zier.
In denechten Denkmalen
des 13. Jahrhunderts fehen wir
— wenn überhaupt Figurales
vorhanden — den Schild allein,
gewöhnlich in Verbindung mit
dem Kreuze. Frfl von 1300 an
werden allmäüg Helm und Zier
dem Schilde beigegeben. Die
Ausführung des Wappens, wie
wir dasfelbe hier fehen, erfcheint
uns aufserdem zu zart, um diefelbe einem Steinmetz des 13. Jahrhunderts sufchreibetl zu können.
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22. Angeblich 1231. Am
Boilen des Mittelfchiffes in der
Nähe des Mufik-Chores u. zw.
zwifchen dem Mufik-Chor und
den erflen Säulen des Mittel-
fchiffes (vom weltlichen Ein-
gänge gezählt) ein rother Mar-
morllein 244 Cm. hoch, 109 Cm.
breit. Im Bildfelde die fchwach
eingeriffene Contur eines Drei-
eckfchildes mit einer fünfblät-
terigen Rofe, darüber ein Topf-
helm, deffen Scheitel über einem
Schirmbrette wieder die Rofe
wie im Schilde fchmückt. Die
den Rand lüllende, leicht aus-
gemeifselte und an der unteren
Leille beginnende Legende in
einem Gemengfei von Majuskeln
und Uncialfchrift lautet :
+ AN\ODNIM(;rXXXI|(.JTI.eN
DES • 0CTOBRI8 üHHc CRIS|
TOKVS F1IJVS DPI I(6IRRlCl •
DK I RS T. RorKNBKKC.
I )iefes Denkmal erweckt
mancherlei Bcdenklichkeiten.
II. Weltliche Perfonen.
| rmvs- r\uvs Q
pig, 2.
44
LKOPOI.h V. HR» KIl WlDMANSI ETl Kk.
Die erhobenen Zweifel in die Echtheit diefes Denkmals werden aber ganz befonders durch
die Anlage und Ausführung der Legende geftützt. Auf den Denkmalen des 13. Jahrhunderts,
ganz befonders jenen des früheren und in unferen Ländern kommen Randfchriften noch nicht vor.
Wenige Schritte von der Bartlmä-Kirchc, im Dominicaner-Klofter, haben wir Gelegenheit, zwei
unzweifelhaft echte Denkmale des 13. Jahrhunderts diefem vergleichungsweife zur Seite zu ftellen.
Der Unterfchied ift ein auffallender. Bei knappefter Faffung des Textes ift die Schrift zeilenweife
untereinander geordnet. Erft beiläufig 100 Jahre nach 1231, welchem Jahre der vorliegende
Grabftein zugefchrieben werden will, treten Widmungen mit Randfchriften auf. Die Schrift an fich
entspricht auch nicht dem Charakter der Steinfchriften jener Zeit, in welcher diefelbe ausgemeifselt
worden fein foll. (Siehe die beigegebene Illuftration.)
Dem Bildhauer ift die getreue Wiedergabe der Majuskel des früheren 13. Jahrhunderts
vielleicht eben darum minder gelungen, als die Mengung mit Uncial-Buchftaben in kaum verdeckter
Abfichtlichkeit hervortritt. Der Schnitt mehrerer Buchflabcn gibt zu denken, ebenfo der Umftand,
dafs zwifchen dem Charakter der Schrift in der erften die Jahrzahl enthaltenden Leifte, gegenüber
jenem in den drei andern Leiflcn lieh Abweichungen dem Befchauer aufdrangen. Für das angege-
bene Jahr 1231 dürfte eben der Wegfall der Jahresangabe zeitgerechter fein. Aber auch dann, wenn
wir die Jahrzahl als hieher paffend anfehen, fo dürfte die Scheidung der Jahrhunderte von der
Zahl der Jahrzehnte doch nicht fehlen. Die Ausrede, der Punkt fei verwifcht worden, hat keine
Geltung ; mangelt ja doch der Raum, welcher zwifchen den CC und X für den Tunkt inmitten
hätte frei gehalten werden muffen. Diefer mangelnde Punkt hat infofern einen W«-rth für diefe
Unterfuchung, weil dadurch der Hinweis gegeben ift, dafs diefes Denkmal fpäter, wahrfcheinlich
erft im 17. Jahrhundert, nachgemacht worden ift, wo diefe früher meid ftrenge eingehaltene
Trennung nicht mehr Meachtung fand. Der Schreibfehler des lezten Wortes, wodurch der Name
Rotenberg ftatt Rofenberg erfcheint, fei nicht vergeffen. Endlich harmonirt der Text der Legende
nicht mit dem Style folcher Widmungen des 13. Jahrhunderts. I )ie Form der Namensbenennung des
Vaters als „Herr Heinrich von Urs und Rofenberg" pafst entfehieden nicht in das Jahr 1231, das
klingt vielmehr fehr modern.
Kaum minder überrafchend find die Refultate der genealogifchen Unterfuchung über die
Zutheilung diefes Denkmals. Domherr Hcrrmann hat es für nothig gehalten, eben diefem Denkmale
mit folgender Note 1 einen Geleitfchein mitzugeben:
„Mit diefem Stein hat es ein eigenes Bewandtnis. Ein Orfini aus dem bekannten romifchen
Gefchlechte rloh im Jahre 1150 zur Zeit eines Aufruhres, welchen Arnold von Brescia erregte, nach
Deutfchland." Vitek Orfini hatte fich in Böhmen niedergelaffen und deffen gleichnamiger Sohn
wurde der Stammherr des nachhin fo mächtigen, Anfangs des 17. Jahrhunderts dort ausgeflogenen
Gefchlechtes. Wok, fein Sohn, baute zwifchen 1241 und 1246 die Burg Rofenberg. Unter König
Premysl Otakar II. kam ein fpäterer Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark.
Nach Kärnten jedoch fcheinen fie bereits früher, u. zw. Anfangs des 13. Jahrhunderts bei Gelegenheit
der Vermälung des Kärntner I lerzogs Bernhard des Sponheimers mit Juta, Tochter des Königs
Premysl Otakar 1. gekommen zu fein und Heinrich von Rofenberg, dem obiger Grabftein angehört,
fich in ihrem Gefolge befunden zu haben. Diefer Grabftein wurde im Jahre 1683 in Gegenwart
mehrerer Zeugen von einem kaiferlichen Notar recognofeirt , und die Standesgleichheit der
Rofenberge mit den römifchen Urfinis (oder Orfinis) auf Verfügung Kaifer Leopold [. von einer
I Sfringrr. Oefterreich« kirchliche Kunlidcnkmaie der Vorieit Friefa^h — 1 Merkwürdig, d»f» faA alle die giorccn lUufer,
die fich einer vornehmen Abkunii heriil.mrii. immer von ander»*/» all fertige K.k-lleiHc eingewandert fem und nur feilen in dem Lande
wurieln «allen, wu Tie tu Out and Khren kamen. Sihmi vun diefc-ni UtlchUpunkl« aus hic»en f.dche Stammbaum Comliinalionrn Stoff
/um Nachdenken.
GK ABSTEINE HER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FkiESACH IN RAUNTEN.
45
eigenen Commiffion, an deren Spitze die berühmten Genealogen und Stematographen Bucellini
und Spener Randen, geprüft, worauf Seine Majeflät fich bewogen fanden, mit Diplom vom 6. Juli
1684 zu geftatten, dafs die Rofenberge, anerkannt im ganzen heiligen römifchen Reiche, das
Prädicat „von Urfini und Rotenberg" führen dürfen. 1 Kine andere Urkunde vom Jahre 1214 gibt:
Dominus Joanes Urfinus praepofitus Solii, Vicedominus Frifacenfis et capitanus I lenrici (?) Hin
Frescogemälde an der Seminarikirche. allhier foll ihn knieend, mit einein fliegend abgemalten
Zettel, worin „ora pro me S: Maria," dargeftellt haben.
(Mehreres hierüber in der Monographie: „die Rofenberge", Carinthia, 1854.)"
Allerdings hat es mit diefem Denkmale ein eigenes Bewandtnis, freilich in einem anderen
Sinne als 1 lerrmann meinte.
Der nüchtern erwägenden hiftorifchen Kritik unferer Tage kann es nicht genügen, dafs im
vorliegenden Falle die Commifüon der „berühmten" Genealogen des Jahres 1683 ihr fachmännifches
Urtheil vor dem höchflen Richter fchon längll zu verantworten hatte, fie citirt Hucellini, Spener,
Hübner, Schönleben und Andere gar häufig vor ihr Forum und ftöfst manchmal auch die fcheinbar
wunderbarften Werke der genannten Genealogen um.
Auf Bucellini* und Spener geftützt fucht uns Domherr Heinrich Herrmann mit wenigen
Worten für feine Zutheilung des Denkmales zu gewinnen, und hofft die Abdämmung der
kärntnifchen von den bohmifchen Rofenberg durch den Bcifatz genügend zu beglaubigen, dafs
Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark kam, aber fchon vorher, als Juta
von Böhmen ("ich im Jahre 1201 dem 1 lerzoge von Kärnten vermalte, etwelche Rofenberge nach
Kärnten gekommen fein dürften, darunter der Heinrich von l'rs und Rofenberg des vorliegenden
Grabrteines.
Alfo entfleht die Frage, wie fich eigentlich die Verbindung des kärntner Haufes mit dem
bohmifchen darfteile, und welche Behelfe für die I lerleitung beider von einem altromifchen
Gefchlechte erbringlich find.
I linfichtlich der lezteren Frage haben uns auf Grund ficherer urkundlicher Behelfe zwei
berufene yuellenforfcher der neueflen Zeit in zwei Schriften' wohl genügend dahin belehrt, dafs
die ZeugnilTc der I lerkunft lies berühmten bohmifchen Gefchlechtes der Witigonen von den
italienifchen Urfini erfl fpäter auf eine gekünflelte Weife befchafft worden find. Pangerl erörterte
in feinen „Witigonen" auf 15 Seiten' mit diplomatifcher Genauigkeit, wie die mächtigfle und
reichte Branche der Witigonen, das find die Rofenberge, jene romifche Abdämmung erfl entdeckte
und durch Zeugniffe der Cardinäle Latinus de Urlinis vom 22. März 1469 und Cosmus de Urfinis
vom 22. Februar 1481 hinreichend zu belegen wähnte, als den Rofenberg eine folche Illuflration
ihrer Herkunft in ihrer auserlefenen Stellung in Böhmen erwünfeht fein konnte. Allenthalben
erweiterten fich die Titel vom 15. Jahrhunderte her, und jenes Haus, welches im böhmifchen König-
reiche feit 3 Jahrhunderten nach dem Könige den erllen Rang einnahm, wollte nicht zurückbleiben.
Erfi Mitte des 16. Jahrhunderts bediente fich Wilhelm des Namens Urfinus de Rofenberg wie
auch der urfinifchen Schrägbalken im Wappenfchilde, welches von da ab beiderfeits grimmige
Bären hielten. Dem Nimbus, welchen ihm diefe angebliche römifche Abllammung verlieh, dürfte
er auch die Gunft verdankt haben, dafs er als Eidam dreier regierender deutfeher Fürftenhäufer
angenommen wurde. 1
' Vcrßl. Carl nihil 1S54, pag. 339. - -' Derfelhe, welchem eben //errmann. kurz bevor er Uber die Rofenberge fchiieh. f..
»eilig Vertrauen cnlgegenbrachte im Auff.Ue - „Die Khcveiihiller". Carinlhia. 1854. Nr J— IO, |>ag. 17— 40 auf Seile 17. - Theodor
Hannrr, Archivar in Willing.!» : „Saßen un,l unliallbare Dalen über die Hc-rkurifl .1er Wilkowece; ihre angebliche AI. flaminung rOB de»
r.miil.henUrfiBerif Huurferipl Dr. Mathias fhugt,!: ,Oie Witigonen; ihre Herkunft, ihre erfteu Siue und ihre »Helle Genealogie«
(Archiv für "ttc-rr. Gefchichle. 1874. 51 II»nd, 2. Hälfte, pag. SOI-57O). - * Archiv, 51. Band. i. Hilft«, nag. 507 -521. — » 1557 eine
Weif. 1501 eine lltihenzullcrn, 1577 eine Baden.
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Leopold v. Bbckh-Widmanstkiter.
Die Verbindung, welche die römifchen Urfini des 15. Jahrhunderts mit den böhmifchen Rofen
berg pflegten, fcheint aber zugleich feitens der erfteren durch die- Hoffnung genährt worden zu
fein, die lezteren auf/.uerben, eine Erwartung, die nicht in Krt'üllung ging, jedoch — wenn fie
wirklich beftand — des Strebens gewifs werth war, umfafste doch das Krbe beinahe das ganze
füdliche Böhmen!
Beliebt nach den Darftellungen /'angerl's und ll'agner's die Herleitung der böhmifchen
Rofenberg von den römifchen Urfini die Probe nicht, fo fällt der Anfpruch der kärntnifchen
Rofenberg von felbft.
Kaum beffer als mit der illullren Abkunft aus altrömifchem Geblüte fleht es mit jener aus
dem böhmifchen Haufe, welche übrigens doch nur die genannten „berühmten Genealogen" und
deren Nachbeter geglaubt haben.' Witigo von Preic (f 1194), welchen Hertmann mit dem Namen
Witek Orfini anruft, war der Stammvater der Witigonen oder Witkovece. Seine Söhne und
Knkel brachten ihre Abdämmung in dem einheitlichen Wappenbilde der fünfblättrigen Rofe zum
Ausdrucke, fchieden lieh jedoch in vier nach ihren Burgen verfehieden benannte Linien zu Krumau,
Rofenberg, Neuhaus und Landftein. 3 Die. Genealogie diefer Abflämmlinge ilt dermafsen urkundlich
feftgeftellt, dafs Kinfchiebungen nicht gut möglich lind. Am wenigften ift folche beim Rofenberger
Haufe und insbefondere beim Wok von Rofenberg iler Fall, der als fteierifcher Landeshauptmann
zu Graz am 3. Juni 1262 ftarb. 5 Der alte Wok war der erße Mann im Reiche nach feinem grofsen
Könige, feine Nachkommen paffen in die Stellung nicht, welche etliche in Steiermark ein halbes
Jahrhundert fpäter vorkommende Perfonen des Namens Rofenberg einnahmen. Vielleicht haben die
genannten Genealogen gefühlt, dafs fich da nicht anknüpfen lade, und darum verflicht, diekärntner
Rofenberge an den Bruder des Stifters der böhmifchen Rofenberge, den 1205 — 1237 urkundlich
ficheren Heinrich von Neuhaus 1 zu fchmiegen. Diefer Heinrich lebte auch in der Zeit, welche am
Priefacher Grabftein ausgemeifselt ift; nur nannte fich Heinrich nach feiner Burg Neuhaus und nicht
von Rofenberg, hoch weniger Urfin und Rofenberg. Nicht genug! Der vorn genannte Wok war
der erfle Witkovec, welcher fich von Rofenberg, u. zw. zum erßenmal im Jahre 1250 nannte * Wie
reimt lieh diefer urkundlich fichern That fache gegenüber die Aufteilung, Xnchkommcu der
Rofenberge in Böhmen feien nach Kärnten gekommen und gemäfs dem Grablteine zu Friefach fei
fchon 1231 f Chriftian, Sohn Herrn Heinrichs von Urs und Rofenberg geftorben??!
Diejenigen Rofenberg, welche im Beginne des 14. Jahrhunderts in Steiermark auftauchen,
und welche m'öglit herweife oder — um einen entgegenkommenderen Ausdruck zu wählen —
muthmafslieh die Ahnen der heute in Kärnten blühenden Fürflen und Grafen diefes Namens
fein dürften, treten unter fo befcheidenen Umftänden auf, welche eine verwandtschaftliche Anknü-
pfung an ihre böhmifchen Namensvettern einmal nicht geflatten. Nur zweifellos echte bindende
Urkunden könnten einen Meinungsumfchwung bewirken. Der gleiche Name und das gleiche
Wappen wirken um fo weniger entfeheidend, je häufiger Name und Wappenbild vorkommen
Der wohlklingende Name Rofenberg kann ebenfo mehreren untereinander nicht verwandten
Familien eigen fein, als z. B. mehrere Familien Liechtenstein (zu Nikolsburg in Oefterreich, Murau
in Steiermark, Carneidt in Tyrol, ebenfo eine kleinere Familie in Mähren), Wildenftein, Thum
1 Schoo im vorigen Jahrhunderte hat ein Graf Barbo diefen gekUnftclten Herleitungen gegenüber Zweifel erhohen Das im
Jahre iSbo von einem materiell (ehr abhangigen, aber achtbaren Schriftflellci (Archivar A W/ifif publicirte Werk- , Klinten* Adel"
erwähnt dicfe Heikunll (pog 1*5) in einer Weife, die da* Iteflreben offenbart, lieh in diefer Krage lichl m engagiren -- ? Witigo der
Aeltere, Valci dir Krumauer; Witigo der Jüngere. Valer Wok'«. de» erilrn Rofenberg; Heinrich Wilkovec, der erfle Neuhaus, und
Witigo von Klokol r 1, Stammvater der Witliugauer und l.andfleiner — » Mathias /'aHgerl: .Wok von Rofenberg- in Miltheilungen de»
Vereine* für Gefchichle der Ueullchen in Böhmen, 1870 IX. Jahrgang. p»g 1 — 29; dann 1X74, XII Jahrgang, pag. 273 — 378 — • Dom-
heir llrrrmann in C^rinlhia. Jalugang 1X54, Nr 50 (.7, auf pag. 236 «weile Spalte * t\tngt<!: Hie Wilogonen, im Archiv 51. Hand,
I. Hälfte, pag. SS».
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GkAliSTEINK 1JEK CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRICSACH IN KÄRNTEN.
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u. a. in. gleichzeitig florirten, die nicht einen gemeinfehaftlichen Stammvater hatten. Das Wappen
bild jedoch führten und führen die Rofcnberg nicht allein.
Bei diefen Verhältniffen dürfte als wirklicher Ahnherr der Kärntner Rufenberg entweder
Wülfing oder 1 lermann gelten, von welchen erflerer am 20. April 1306 in einer Urkunde der
Carthaufc Seiz, letzterer am 27. April 1314 in einer folchen des Klofters Vorau als Zeugen genannt
lind, beide als die letzten unter den Edelleuten * In der darauffolgenden Zeit fcheinen fie fich in der
Gegend von Marburg und Wildon in Steiermark beholfen zu haben. 1380, 1382 und 1384 fiegelt
nämlich Hermann der Rofenberger, des Chunrad Rawmfchüffel Schwager, mit der Rofe im
Dreieckfchild. Der gehört nach Untcrlleiermark. Hertel Rofenberger ift unterm 2. O&ober 1380 als
Befitzer von Aeckern bei Marburg beglaubigt. Am 21. Jänner 1402 verkaufen Chriiloph der Rofen-
berger und feine Hausfrau Dorothe um 250 Pfund Wiener Pfennige ihr Haus zu Wildon „genannt
das Ful" und den Sogenannten „Fulhof" zu Stockhärn (heute Stocking) nächft Wildon in Steier-
mark an den ehrbaren Gebhard von Waldflein.* Siegler waren der Ausfleller, fein Vetter, Wülfing
der Rofenberger und der Vater von Chriftoph's Gemalin, Ulrich von Klech. " Am 7. April 1404
verkaufen Friedrich der Rofenvverger und feine Khefrau eine Hube zu Walatfchan (wahrfcheinlich bei
l'ettau) dem Hdlen Frasmus von Pernekh unter fremdem Siegel, da Friedrich derzeit eigenes Siegel
nicht hatte. Gedenken wir des im Jahre 1306 genannten Wülfing von Rofenberg, und dafs derfelbe
Vorname 1402 wieder vorkommt, ebenfo der 1314 vorkommende Name Hermann, im Jahre 1357
durch einen gleichbenannten Sohn (der des Georg v. Herberftein Stieffohn war), 4 dann fpäter zu
Fnde des 14. Jahrhunderts fich wiederholt, die ziemlich gleichbleibende gefellfchaftliche Stellung,
fo kann nach Wahrfchcinlichkeitsgründcn die Kluft zwifchen 1306 und 1314 bis zum Beginne
des 15. Jahrhundertes als überbrückt vermuthet werden. Diefe wenigen Daten geben zugleich
die Andeutung, dafs fich der befcheidene Befitz diefer in der nördlichen, mittleren und füdlichen
Steiermark vorkommenden, meiner Vermuthung nach (beweifen kann ich es nicht), einem gemein-
fchaftlichen Ahnherrn entflammten Familie allenthalben abbröckelte. Von 1404 bis 1480 gähnt uns
eine weitere Kluft entgegen; auch diefe halte ich nach W'ahrfclieinlichkeitsgründcn für über-
brückt. Am 16. März 1480 gibt Georg Rofenberger als neubeftallter Schaffer der Herrfchaft Faal
an der Drau, feinem Dienftherrn. dem Abte Johann von St. Paul, tlen üblichen Revers ; Mitfiegler
war fein Schwager Wilhelm von Reifperg aus dem Lavant-Thale. Die befländigen Beziehungen der
Abtei St. Paul mit Unterfteier erklären, wiefo die Rofenberger, nach der Finbufse ihrer Befitzun-
gen um Marburg, unter die Dienfileute des Kloflers geriethen, um fo ihre erschütterte Stellung
allmälig wieder herzuftellen. Die Rofenberger mochten fich bald wohl in diefem neuen Verhältniffe
befunden haben, denn fie hielten fich ausdauernd an den Krummftab. Wenige Familien dürften fo
reichlichen Lohn geerntet haben für diefe Ausdauer, als die Rofenberger. Denn als der Sohn
Georg's, des Schaffers zu Faal, Maximilian Rofenberger, das von jenem erworbene Gut wieder
unter die Leute gebracht hatte (fo bekennt die Familie felbll), bot der Enkel Ulrich dem Bifchofe
von Lavant feine Dienlle an. Soweit mir Acte zur Hand waren, ift bereits am 15. Jänner 1580 und
noch am 31. Mai 1595 „Virich Rofenberger" bifchöflich Lavant'fcher " Pfleger zu St. Andrä im
Lavantthal. Fr fiegelt (31. Mai 1595) mit einer fünf blättrigen Rofe im Schilde, Uber deffen Helm fich
ein hoher Hut erhebt, deffen Spitze die Rofe wie im Schilde ziert.
1 Muckar, Gefchichte der Steiermark. — * Urkunde des Kandesarchivs in Gr»lt. — s Ei feheint, dnfs Herrmantt die hier
genannten Chriftnph und Walfing für BrUdci anfah (Carinthia, 1854. pag. 240) Diefer Uinfland, da» Hereinbeiiehen von Notiien and
unheglmibigteii Urkunden, möge entfchnldigen, daf» ich ^eine Selbllftandigkeil bewahrend , nur dasjenige bringe, was It/rrmaHH nicht
gebracht hat. und was »ufsethalb de? Rorenberg'fchen Familien. Archive: ermittelbar gewefen. — Der VollfUndigkeit halber fei hier
auch auf die Stammtafel bei Hühnti . II. 639. gewiefen; diefe enthalt eine finnlufe Gruppining Ton Namen, deren Verbindung mit den
Rofenberg des 15. Jahrhunderts ganz undenkbar ift. 1 B. Kreyg. Walfee: — ' Kumar Burg und Familie Herberftein 1817, I 101 — 105.
— * Utrrmann, Carinthia 1854, pag. 241. nennt ihn Pfleger an der SaMurf/iicn Heirfihaft St Andra im I.nv.mtthalc : hat Ulrich etwa
beide in der Thal an dem einen Orte exiftirenden Aemter iuglcich verwallet /
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4 R
Leopold v. Bkckh-Widmanstettku.
L'lrich fei im Jährt: 1595 geftorben, Frbe feines Amtes wurde fein Sohn „Andree Kofen-
berger*, 1 wie ich mich aus einem Ade vom 3. April 1607 überzeugte. Diefer Andree lebte noch
im Mai 1609, wo er bereits das frühere Dienftesverhältnifs aufgegeben hatte, fich einfach „Andree
Rofenberger wonhafft zu St. Andree im Laventall" nennt, alter fchon als Lehensherr auftritt. Dies
war er bereits um 1601, vermittelt durch den foliden Befitz feiner Gattin Katharina, Tochter des
Andrii Weifs, welcher zuerft Lavant'fcher Pfleger zu Twimberg, fpater reicher Gewerk zu Schmelz-
hofen bei Wolfsherg war.
Der einzige Sohn diefer Khe, Johann Andrii, heirathete um 1623 wieder reich, die Witwe
des letzten Zägkhl, eine geborne Kulmer, die ihm die Schatze der Zägkhl zubrachte, welche zumeift
zur Zeit der Kriege des Königs Mathias Corvinus erworben worden waren. So ausgcftatlet trat
Johann Andrii, jeder Zoll echter Katholik, eben zur Zeit in Klagenfurt auf, als die zur Auswan-
derung genöthigten proteflantifchen Edelleute ihre Güter zum Verkaufe ausboten. Da kaufte
Johann Andrii die Güter Grafenltein (vorher auch Lerchenau genannt), Mageregg u. a. m., machte
dann, genützt auf feinen Belitz, auch im Staatsleben Carriere. 1629 war er Verordneter, 1632 land-
fchaftlicher General Finnehmer, 1634 Vicedomamtsverwalter, 1637 Landesverwefer,' 1639 und zwar
von da bis zu feinem Tode Obcrftburggraf, 1650 Präfident des Verordnetenamtes in Kärnten.
Am 7. Mai 1634 wurde er Freiherr, am 15. December i64 ( S Graf. 1
Seine zwei Söhne, Georg Nicolaus und Wolfgang Andreas, von welch' Lezterem die noch blü-
henden Zweige Hammen, erweiterten den ererbten Befitz, zumTheil durch vortheilhafte Heiraten derart,
dafs fie in der Fideicommifs Widmungsurkunde vom 3. Dec. 1679 die Güter Grafenftein, Welzenegg,
I löhenbergen, Maria l.orettound Keutfchach (in den Umgebungen von Klagenfurt), Sonnegg, Fcyers-
berg, Rechberg und Hagenegg (im Jaunthale und in der Kappel), Greifenburg, Stein und Rotten-
dem (im Drauthale) zu einem Majorats und einem Familien-Fideicommifse widmen konnten.
Diefer wachfende Wohllland veranlafste — ahnlich wie es fich bei den bohmifchen Rofen
berg verhielt — nun auch die Fnkel des Lavanter Pllegers, ohne Zweifel mit Hilfe gefchäftiger
Genealogen, die Verbindung mit dem bohmifchen Haufe, zugleich die erlauchte romifchc 1 lerkunft
neu zu entdecken und fie dann zur Geltung zu bringen, als Wolfgang Andreas am Kaiferhofe zu
Wien — Finanzminifler* geworden war, derfelbe in zweiter Fhe eine Thum mit vornehmen italieni-
fchen Reminiscenzen, dann aber gar die Tochter des berühmten Feldherrn Fürften Raimund
Montecuculi geehelicht hatte, ebenfo Ritter vom goldenen Vliefse geworden war.
Derlei Ausfchmiickungen eines gräflichen Stammbaumes bildeten eine Art fociale Krankheit
des 17. Jahrhunderts. Fall jede Familie von einigem Namensklange legte fich zu, was fich zulegen
liefs, und warum follten, wo alles liebte, die Rofenberge alleinig haffenr!
An den Höfen wimmelte es von Genealogen, die aus der Fabrication möglichft weit
zunicklangender Stammbäume die Mittel ihrer Fxiftenz fchöpften. Fs war ihr Intereffe, insbefondere
hochgeflellten Herrn die grotesken Producle ihrer Phantalie als unumftöfsliche hiftorifche Wahrheit
einzureden, dabei einen mächtigen Apparat äufserlichen Scheines von Gelehrfamkeit wirken zu
laffen, bis die hohen Herrn die Mache endlich felbft für wahr hielten.
Der Friefacher Grabllein ifl nicht echt, fondern ein Kunftftück der „berühmten Genealogen",
die Commiffion von 1683 war eine Comödie, welcher die ohne Zweifel von jenen Genealogen'
' Vcrgl. Cnrlmann Taugt: Reihe der Bikhöfc von I.avnnt 1841. pag. 236, wo diefer Andr* Rofcnbcrger unlcrin 24 April 1609
mit dem Namen „Andrea* Kofcnfrlder» als b.*thumlicher Ilofpfleger und Rcntroeiiler benannt ifl Der Name ifl da wohl nur verfchrichen.
- 5 Eiilt hefondets tu betonen, daf< weder das Freiherrn- noch das Grafen Diplom der bohmifchen oder gar der reinlichen Vcr
wandtfehaft Erwähnung :hun Der Kenner der in folchen Diplomen vuikommcndcn fehablonenmäfiigen l'hrafen wird aus der Stelle im
Diplome von 1033. welche den Voreltern .uralten Slnmmci und .Namen»" gilt, die erft fpater pratendirle romifchc, oder auch nqr die
bohmifchc AMUmmung fichrr nicht herauslrfen — 9 Vom Marz in« j — 1(191 ftand er in diefem Amte unter dem damaligen Titel eines
Hofkammer Fralidenten; Cardinal Kollonitfch wurde Rofenberg's Nachfolger. — * Diefen verwandt war auch Dr. Johann Ludwig
Srhünltl'rn, in Kraft der von ,ihm 1680 pubticirten Schrift: „Rufa Orfina in provlnciit Auflnaci» florens, five illuftriflim.ic et aniiuaiifimae
amiliae Kuinanae Urlinae traducet in Slavoniaro. Carnioliam, Caiinthiam. Stynam. Boheiniam pnipagatae. 1 '
GKAHSTEINE l'KK IHKISTLlCIIEN ZEIT ZU FUIKSAIU IN KAKNTEN
49
verfafste Eingabt; an den Kaifer die Krone auffetzte. Wer hätte es wohl gewagt, die Richtigkeit der
gefchichtlichen Daten anzuzweifeln, welche im Namen des fungirenden Finanzminifters zur
Vorlage kamen?!
Zur Beruhigung etwa aufwallender nächftbetroffener Gemüther fei noch beigefügt, dafs
Unterfchiebungen diefer Kategorie bis in die neuefte Zeit häufiger find, als man allgemein glauben
möchte, und ohne Schwierigkeiten durch landesfürftliche Anerkennungen geheiligt wurden, wenn
die Bewerber mit Machtmitteln ausgestattet waren Möge die durch hervorragende Verdienfte um
den Staat glänzende Familie Rofenberg durch freiwilliges Aufgeben des fremden römifchen, ebenfo
des böhmifchen Schmuckes beweifen, dafs auch der thatfächliche und rechtmäfsige hiftorifche
Befitz zur Illuftration ihres gefellfchaftlichen Ranges genügt.
23. 1465, 11. November. Im flkllichen SeitenfchifTe ein 154 Cm. hoher, 82 Cm. breiter Grabllein
aus grauem Schiefer. In der Obcrflelle zwei gegen einander gekehrte Wappen; rechts im Schilde
eine kreisrunde Schnalle, ebenfo über dem Helme als Zier, letztere über bedeckt mit einem Feder-
bufch; links im Schilde zwei gekreuzte Feuerbrände, über dem Helme eine Adlerkralle fammt Flug,
letztere bezeichnet mit dem gekreuzten Feuerbrande des Schildes. Beide Helme find ungekrönt und
haben weitausgebauchte Sehfchlitzen. Die gothifch gehaltene Unterfchrift lautet:
Hie . ligt . pegraben . der . lull . veft . W eipold . Gras wein . von . Mairhoffn vnd . Katterina . Pranttin . fein .
Elliche . Ha(u)sfrav . vnd . ift . gefthabm . ' an fand Mert : ntag . in . dem . M . CCCC" . vn(d) . in dem . lxiiiii
iar . den . got . genad.
Die Graswein find eine fteierifche, ritterbürtige Familie, welche ihren Sitz am Schlöffe
Weyer bei Judenburg hatte und (ich nach diefem Befitze benannte. Die Gemalin des berühmten
Diplomaten Sigmund von Jlerber/iein gehörte diefer Familie an. Wohl gelangten fie mit dem
Diplome vom 28. Auguft 1607 in den FYeihcrrenftand, aber fchon im Jahre 1628 fei der Mannesftamm
erlofchen. 2
24. 1470, 9. Februar. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothern Marmor 230 Cm.
hoch und 120 Cm. breit. Schöne Arbeit, zu oberft die dreizeilige gothifche Minuskelfchrift:
Hye ligt Erhalt Ubereker der geftor ben ift an fand Apolonia tag j Anno dni M°CCCC' LXX J .
Darunter in vertieftem Felde und gebettet auf gothifchen Ranken, durch welche in beiden
unteren Ecken ein kleiner Raum gefchaffen ilt, die durch leere Schilde ausgefüllt erfcheinen, in
fchöner Stilifirung das Ueberacker'fche Wappen. Dasfelbe ift geviert, hat in 1 und 4 zwei halbe
Räder von einander gekehrt, in 2 und 3 ein erhabenes Ort; zwei offene Helme mit weitaus-
gebauchten Sehfchlitzen, beide mit abfliefsenden gothifchen Rankendecken, Uber dem rechten
gekrönten Helme ein aufgefchlagener Adlerllug, bezeichnet mit den zwei halben Rädern, über dem
linken ungekrönten Helme ein hoher Hut mit eingefchnittener breiter, weitahltehender Stulpe; aus
der Spitze erhebt fich ein Straufsfederbufch.
Die Uebcracker gehören einer alten, urfprünglich bayrifchen, fpäter Salzburg'fchen Familie
an, welche noch gegenwärtig in Ocfterreich und Bayern im Grafenftande blüht.
Als Salzburg'fche Beamte kamen fie nach Friefach, wofelbft fchon am 28. Februar 1374 die
Brüder Erhart, Ulrich und Mathias die Veberäkcher dem Bifchofe Heinrich von Eavant wegen des
ihnen vom Bifchofe erblich verliehenen Burggrafenamtes der Veite zu Pirchenftein Revers geben.
Am 11. November 1386 fiegclt zu Friefach der Ritter Erhart Ueberächer, derzeit Burggraf auf der
oberen Vefte zu Friefach. 1408 am 5. Auguft urkundet Rudolf Veberacker als Burggraf zu
Hüttenberg. Der hier begrabene Erhart (etwa ein Sohn oder Enkel des 1356 genannten Erhart)
wird von 1448 bis zu feinem Tode als Salzburg'fcher Flieger zu Althofen nächlt Friefach genannt.'
' Ceftorbon - ' /Cnt/att, Adels Lexicon III U19 - J Nty>, Kirnten» Adel. i«g I»,
VIII. N. F. 7
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5«
Leopold v. Bei kii-Wihmanstettek.
ffWSretvND hernach /riar rath vno ncinn mhie- zv
FRIESACH GEWEST DEN ERSTEN TAG MNVAR S l-57 I SEINES ALTE
RS IN fcO IAR SEUGUCH ENESLAFTN GOTT DER ALLMXHTIG
GEB in SAMPT ALIEN AVSERWEUEN DVRCH CHRISTVM EINFRO
LICHE AVTERSTEHVMü AMEN'
Ein Zeitgenoffe aus feiner Familie, Georg 11. Ueberacker, Dr. der Theologie, war bis 1452 Pfarrer
zu Pöb in Oberweier, von 1452 bis zu feinem Tode 30. Jänner 1477 Bifchof zu Seckau. Diefem ift
zu Seckau in Oberfteier ein Grab-
mal gewidmet, welches zu den
Meiflerwerken diefer Art gehört. 1
2 5- >57 2 . i- Jänner. An einem
der nördlichen Mittelpfeiler ein
grofses, fchönes, über 3 M. hohes,
1 123 Cm. breites Denkmal aus
grauem Stein. Zu oberft i(l in
einem gefchwungenen Auffatze
über einem Engelskopf das Wap-
pen der Familie Schafmann : ein
quer geteilter Schild, oben ein
aus der Theilungslinie wachsen-
des Schaf, unten drei Kleeblätter,
welch letztere fich auch über dem
Helme erheben. Darauf folgt in
grofser Lapidar-Schrift mit mehr-
fachen Zufammenziehungen der
Buchftaben, erhaben ausgemei-
fselt, die Widmungsfchrift:
Hie ligt begraben der edl vnd
vefl Her Georg Schafmann. v.
Hemerles, welcher erfllich fürfl-
licher . falzbvrgerifcher Ho|fmai-
fter vnd hernach 28 Jar Rath vnd
Ficztv m alhie zv Friefach gewell.
den erften tag Janvarij . 1 .5 . 72 .
feines Alte J rs in . 60 . Jar . feliglich
. entfchlafen. Gott der Allmech-
tig'geb im fampt allen Avferwelten
dvrch Chriflvm ein frö liehe Avfer-
ftchvng. Amen.
Endlich die zwifchen zwei
Säulen aus einer Blende in erha-
bener Arbeit hervortretende,
frontirte lebensgrofse Geftalt des
Ritters in voller Rüftung mit der
Eehensfahne in der Rechten, wäh-
rend die Linke in die Seite ge-
hemmt ift; aus dem offenen Vifir
— ficht das Antlitz eines bärtigen
Mannes.
> Millh. d. k. k Ceotr Comm III , pag. 192.
Gc
GKAIiSTElNE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FklESACH IN KÄRNTEN,
51
Die freien Räume der Blende enthalten zu beiden Seiten untereinander je vier Wappen
der Ahnen mit den bezüglichen erklärenden Beifchriftcn, und zwar:
Rechts: 1. Wolf Schafman fein Vatter. 2. Sein anfraw ein Bvlenreiterin. 3. Carl Zantner
fein anher von der Mvtter.4. Sein Havsfrav ein geborne Pvnczingcrin.
Links: 1. Ir Vatter Hans Minch zv Minchhavfen vnd Minrhdorf. 2. Ir anfraw vom Vatter ein
Havshamerin. 3. Ir anher von der Mvctter, Wolf Hofer von Wildnwart zv Vrfam. 4. Sein Havsfraw
ein Langin von Wellenbvrg.
Mit Zuhilfenahme von Kainach's Genealogie ergibt diefe Ahnentafel, dafs der hier begrabene
Vicedom Georg Schaf man mit Agnes, der Tochter des Hans Münich von Münchhaufen aus deffen
Ehe mit Regina Hofer vermält gewefen. Die Regina Hofer war hinwider eine Tochter des Wolf
Hofer von Urfahrn und einer Lang von Wellenburg. Die Verwandtfchaft mit Lang dürfte das
Salzburg'fche Amt des Schafman erklären. Da er im Jahre 1544 Vicedom in Friefach wurde, fo wird
er das Hofmeifteramt im Erzflifte wohl fchon zur Zeit des im Jahre 1540 verdorbenen Cardinal-
Erzbifchofes Matthäus Lang von Wellenburg bekleidet haben, vorausgefezt, dafs Schafman
damals fchon mit der Agnes beweibt gewefen.
An dem Fufse des Denkmales ganz unten nennt fich der Bildhauer: „1ERIMAS (Jeremias)
FRANCK. BILDHWER."
26. 1605, 2. Mai. An der äufseren Aidüchen Kirchenwand ein 138 Cm. hoher, 62 Cm. breiter,
weifser Marmorftein, gothifche Schrift:
Hie ügt begrabe der Ehrenueft firnem Albrecht Findenigg, fürft. Saltz: Oficier vnd gewefter
Statrichter | alhie zu Friefach Selig, wellicher den! 2. monatstag May des. 1605. Jar Entfchlaffen . der
feele Gott der All jmechtig.fambt. allen Criftglaubigen Ain frölliche Aufferfteung verleichen j wolle
Amen.
Darunter in barockem Rahmen ein ovales Wappenfchild : drd Sterne neben einem Neumond.
Albrecht Findenigg war der Stammvater einer vor kurzem abgeblühten kärntnifchen Adelsfamilie,
welche vom Jahre 1612 ab das Prädicat „von Däber zum Thum" führte; deren Sproffen begnügten
fich mit befcheidenen Aemtern und traten aus der Mittelmäfsigkeit nie heraus.
27. 1672, 1697. Vor den Stufen zum Prefbyterium am Boden gebettet fünf Grabfteine mit voll-
kommen unleferlich gewordenen Infchriften, alle aus dem 16 und 17. Jahrhunderte. Einen davon
las Benedict im Jahre 1850 mit folgender Legende:
„Hic fratema concordia Joannes Adamus et Catarina Elifabeta ab et in Aichelburg in dno
conquiefeere, fuit quorum ille 10. hebdom (ades), fenex 18. Aug: 1672 haec vero dum 17 menfes
fcneclute ageret 19. Aprilis ao: 1697 vita deceffit."
Die . lichelburg gehören einem alten kärntnifchen nun in vielen Verzweigungen im Freiherrn-
und Grafenflande blühenden Gefchlechte an, welches bis in die Zeit Kaifer Friedrich IV. den
Familienamen Vierthaler führte.
28. 1681, 9. Juni. An einem Pfeiler des nördlichen Kirchfchiffes, grofsentheils durch einen
Betftuhl verdeckt, der 117 Cm. hohe, 73 Cm. breite weifsmarmorne Grabftein der brau Eva Maria
Krieglin, gebornen Nigerin, Witwe nach Chriftian Khriegl, J. U. D" und gefchwornen Landfchrannen-
Advokaten in Kärnten, welche bei ihrem Vetter, dem Stiftspropfte Johann Feter Stickiberger am
9. Juni 1681 gellorben ift, vorher aber diefem Gotteshaufe einen Altar widmete. Der wortgetreue
Text der Infchrift kann nicht gegeben werden, weil derfelbe wegen dem vorgehenden Kirchftuhle
nicht abgelefen werden kann.
Ueber der Schrift von einem Engelskopfe gekrönt ein ovales Wappenfchild, welches «las
Allianz-Wappen beider Eheleute enthält; im rechten Theile quadrirt hat das erfte und vierte Feld je
7»
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LtCOl'Ol.n V. HK< KII-WlDMANSTKTTEk.
einen aus der Theilungslinie hervorwachfenden, zur I lallte Ikhtbaren Adler, im zweiten und dritten
Felde irt ein gehenkeltes Krügel. Der linke Theil der Frau irt durch zwei zu einem Andreaskreuze
verbundene Thürangcln bezeichnet.
29. 1694, 1699 und 1703. In der rückwärtigen Wand des füdlichen Kirchfchiffes nebeneinander
drei gleiche, je 129 Cm. hohe, 76 Cm. breite Grablleinc aus fchwarzem Marmor, den Familien Mayr
und Kleinmayr angehörend. Die zwei Mayer'fchen enthalten folgende Infchrift in deutfeher Fraktur:
a) Hie ligt begraben die Wohl Kdle Frau Magdalena von Mayrren des Hochfürftl. Salzburg:
Raths Viccdomambts Verwefers zu Friefach vnd Pflegers der Herrfchaft Altenhofen Herrn Johann
Babtilta von Mayrren gewefte| Ehefrau, welche den 28. Oclobris Anno 1694 in Gott feelig cntfchlaften.
Requiefcat in Pace. Lieber Lefser bleibe flehen Lafs zu Gott ein Seiftzer gehen, j Bett ain Ave
meiner Seele |Vmb erlefsung aus der quäle) IVSTVS VT PALMA] FLOREBIT.
Folgt das gekrönte Doppel Wappen; rechts im quer getheilten Schilde oben drei Mohn-
flengeln, unten drei Flammen; links ein auffpringender Wolf.
b) Alda R uehet die Woll Fdle Frau Maria Katharina geb. Kleienmayrin des hochfürftlich Saltz-
burg etc. Rath, Vicedom- [ Ambts Verwefsers zu Friefach vnd Pflegers | Zu Altenhouen I.B.V.M 1
gewerte änderte Fhefrau, welj liehe in Gott verfchieden den 13 Tag Juny Anno 1699 Requiefcat in
pace. Lieber Lefser gehe nit für|Bitt ein Aue Schenkhc mir Ich will auch gedenckhen dein; Wann
ich werd im Himmel fein ; SVB HAC PALMA |QVIES ALMA.
Darunter das gekrönte Doppelwappen : rechts Mayr, links Kleinmayr.
c) Alliier ruehet in Gott der Woll Edl- geborne Herr Maximilian Ignati von Kleinmayrn im Leben
gewerter Hochfürfl: Salz-burg: Hoff Rath, Vicedomambtsverweefser|zu Friefach vnd Pfleger der
Herrfchaft Altenhofen, welicher den 9 Decembris Anno 1703 in Gott feelig Entfchlaffen requiefcat
in pace.
Noch in meinen heften Tagen wurde ich zum Grab getragen, | vnd mit meiner Schwerter paret, für
mich im Gebett verharet \ Vento leui | lanquet breuj.
Der verftorbene und deffen Bruder Franz Jofeph, Pfleger der Herrfchaft Saxenburg und
Veldsperg in Oberkärnten, erhielten dto. 1. September 1703 den rittermäfsigen Adel mit dem Namen
„von Klcimayrn" . Die Nachkommen derfelben erlangten 1852 den öfterreichifchen Freiherrnfland.
Sie führen einen gevierten Schild, 1 und 4 in blau ein einwärts gewendetes filbernes Einhorn, 2 und 3
in Roth eine (ilbernc Lilie. Diefc beiden Embleme weift auch der Grabflein in einem gekrönten
getheilten Schilde, rechts die Lilie, links das Einhorn.
Der oben genannte Johann Babtift von Mayr war ein Veteran unter den Salzburgifchen
Beamten; fchon 1669 war er Pfleger des falzburgifchen Stiftes St. Andrä im Lavant-Thal und im
Jahre 1674 dürfte er den höheren Porten in Friefach angetreten haben. Einer feiner Söhne, der
früh verftorbene Johann Cafpar, hatte eine Tochter des Pflegers zu Mannsberg, Thoman Knappitfch
im Jänner 1684 geheirathet. Die Familie Knappitfch verfügt noch jetzt über einen confolidirten
Grundbefitz in der Nähe von Friefach.
30. 1730. Im füdlichen Kirchfchiff, 132 Cm. hoch, 65 Cm. breit.
Roffina Steinnerin ge wefte Stifftfchafferin alda 1 1730 1 f.
31- 1734. iS. Februar und 1748, 19. Jänner. Im füdlichen Kirchenfchiffe rückwärts in der
Wand, aus weifsem Marmor 135 Cm. hoch, 106 Cm. breit, ein Grabftein, welcher an der Oberrtelle
nebeneinander zwei gekrönte Wappenfchilde zeigt. Rechts in Gold ein blauer Querbalken, belegt
1 Da 4 find die Initialen des Namens: Juhann Babtift von Mayrcn, welchen der Steinmetz aus Fanrlaffigkeit auslieft und fo de«
Tehler theilvreife verbeirerle, indem er die Anfan^buchftaben iwifchen die Zeilen fugte
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Grabsteine i>ek christlichen Zeit zu Priesa« ii in Kärnten.
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mit drei Kleeblättern, links Silber durch einen rothen Balken quer getheilt, oben ein wachfender
Mohr, unten ein fchwarzer Hahn. Folgen 16 Zeilen Lapidar-Schrift :
Alda ligen vnd rvhen in Gott der Wohl ! gebohrne röm: Reichs. Riter Herr Johan Adam Lafer
Kdler von Zollhaimb zv' Geyersperg etc. Weiiland gewefter hoch, Arft. Salzburg: Rath, Vicedomb-
Ambts Verwefer zv Friefach in Cärenthen vnd Steyermarkt. Pfleger der Herfchafft: Althoffen,
welicher den 18. Feb. des | 1734 Jahrs in Chrifto dem Hern entfchlafen ,vnd feine ehegemahl die
wohlgejbohrne frav frav. Maria Klifabeth ein geboh rne von Hebenftreit von Glvrns hör fo dem
19. Jener des 1748 Jahrs, das zeitliche gesegnet, welichen beiden. Gott der Almögente dvreh
Chriftvm eine fröliche Avferftevng ver leichen wohle. Amen.
Johann Adam gehört einer in zwei Hauptlinien, den Laßer zu La/screck und Laßer zu
Zollkeim vorkommenden, feit dem 16. Jahrhunderte in Salzburg öfter genannten Familie an. Die
fchon 1643 baronifirten Lafser von Lafsereck find im vorigen Jahrhunderte erlofchen. Die Lafser
von Zollheim erlangten den Freiherrnftand erfl durch den jiingft verftorbenen öflerreichifchen
Miniftcr. Der Wappenbrief diefer Branche flammt aus dem Jahre 1574, den Adel und das Prädicat
von Zollheimb erlangte aber eben der hier, begrabene Johann Adam gemeinfehaftlich mit feinern
Bruder Wolfgang, Pfleger zu Windifchmatrey in Tyrol mit dem Diplome von 30. November 1708.
32. 1759. Im fddlichen Kirchenfchiffe rükwärts an der Wand, 85 Cm. hoch, 60 Cm. breit,
fchwarzen Marmor, Lapidar-Schrift:
1759 !Alhier.rvet| die wohledl. vnd geftrenge Frav Ca- atherina Pamerin|ein gebohrne Derff:|lerin
gewefte Styffts- 1 Verwalterin alda ihres Alter. 81 .Jahrs.
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ÜBER DIE ZWEI ERZTAFELN VOM SALZBERGE ZU HALL
GESETZT ZUR ERINNERUNG AN DAS AUFSCHLAGEN ZWEIER NEUER STOLLEN DURCH KAISER FERDINAND 1
UND ERZHERZOG FERDINAND KARL VON TVROL.
Von I)k. David Sc iionhkrr.
(Mit «wii Tafeln }
UR Erinnerung an das Auflchlagen zweier neuen Stollen am Salzberge zu Hall in den
Jahren 1563 und 1648, wozu Kaifer Ferdinand I. und Erzherzog Ferdinand Karl von
Tyrol perfönlich erfchienen waren, wurden zwei Krztafeln mit Darftellungen des feier-
lichen Actes und darauf bezüglichen Infchriften angefertigt und zu ewiger Gedächtnis an den
betreffenden Oertlichkeiten angebracht. In dem einen Bilde fehen wir Kaifer Ferdinand, von einem
ernflen würdigen Kreife von Hof- und Bergherren umgeben, mit eigener Hand den Stollen auf-
fchlagen, im zweiten erblicken wir diefen Act vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol ausgeführt,
jedoch nicht mit der bedeutsamen Einfachheit wie im erften Bilde, fondern mit dem diefe Zeit
charakterifirenden Pompe, im Beifein feiner Gemahlin, feines Bruders und des ganzen Hofftaates
und unter thätiger Mitwirkung der zwölf Hof-Trompeter.
Im Verlaufe der Zeit, wahrfcheinlich aus Anlafs des bayerifchen Einfalles, find die beiden
Erztafeln gleich verfchiedenen anderen fpeeififeh üflerreichifchen Bildwerken auswärts in Sicherheit
gebracht worden. Vor wenigen Jahren wurden diefelben im Archiv des Reichsfinanz-Minifteriums
wieder aufgefunden und über dankenswerthe Verwendung der k. k. Central-Commiffion dem Landes-
Mufeum in Innsbruck Uberlaffen, wo fie jetzt an geeigneter Stelle neben anderen intereffanten und
werthvollen Erztafeln und Bildwerken prangen.
Die beiden Erztafeln find in der Form und Gröfse einander vollkommen gleich und nur in
der Ornamentik ihrer Umrahmung finden fich ein paar kleine Abweichungen.
Es fragt fich nun : lind die beiden Erztafeln gleichzeitig, alfo 1648 angefertigt worden, oder
hat man bei jener vom Jahre 1648 die andere auf das montaniftifche Ereignis von 1563 bezug-
nehmende, und bereits vorhandene Erztafel zum Mufler genommen:
Abgefehen davon, dafs in der Mitte des 17. Jahrhunderts kaum mehr der gute Gefchmack
geherrfcht hat, mit welchem der Rahmen der Bilder gezeichnet erfcheint, beweist fchon die künft-
lerifch werthvollere Compofition im andern, auf das Jahr 1563 bezüglichen Bilde, ferner die ficherere
und bellimmtere Zeichnung und Charakterifirung der darin erfcheinenden Perfünliehkeiten und das
vollkommen richtig getroffene Coftüm, dafs diefe Erztafel der Zeit angehört, auf welche ihre
Infchrift Bezug nimmt. Auch fprachlich differiren die Infchriften der beiden Erztafeln und es ift auch
in diefer Beziehung die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts unverkennbar.'
So ficher demnach angenommen werden kann, dafs der Zeichner der Erztafel mit der Jahres-
zahl 1648 lediglich die bereits vorhandene ältere zum Vorbild genommen, vielleicht auch den Auf-
trag bekommen hat fich genau an dasfelbe zu halten, fchien es .mir doch angezeigt darüber
urkundliche Gewifsheit zu erhalten. Aus den über den fraglichen Gegenftand im k. k. Statthalterei-
Archive zu Innsbruck und im Salinen-Archive zu Hall von mir aufgefundenen Documenten ergibt
fich nun nicht blos die Betätigung des Gefagten, fondern wird auch der Name des Meißen
bekannt, welcher die Zeichnung zu der älteren Erztafel angefertigt hat.
' ij»J B<fiia'lcn. gr.»ve. feil«, genennl. »in. li> 4 8 gnaden, graf, felhtt, genant, ainen.
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ÜBER HIE ZWEI EkZTAKEI.N VOM SALZBERGE ZU HALL.
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Bereits unterm 15. Februar 1563 meldet das Salzmairamt in Hall der Regierung zu Innsbruck,
es habe in Anhoffung, dafs die kaiferlichc Majeftät in Kürze den Kaifersberg auffchlagen und
fchürfen werde, Auftrag gegeben, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen.' Der feierliche Acl
des Auffchlagens des Kaifersberges durch Sc. Majeftät fand jedoch erft Montag den 17. Mai ftatt.
Nach dem Programme, welches die Regierung dem Salzmair in Hall am 15. Mai mittheilte,
ritt der Kaifer früh morgens von Innsbruck weg und kam, den nächften Weg einfchlagend, nach
Melaus, 1 wo der Salzmair von Hall ihn erwartete, von da zum Salzberg geleitete und Sr. Majeftät
auf die geftellten Fragen „unterthänigften Bericht" gab. Im Salzberg waren die Amtleute und
Berg Officiere aufgeftellt. Sie hatten bereits alle Vorkehrungen zum Hinführen getroffen, und
namentlich, was zum feierlichen Afte des Auffchlagens „nothwendig und gebräuchlich" herge-
richtet. Nach dem Auffchlagen des Berges nahm der Kaifer mit feiner Begleitung das Frühmal
ein und ritt fodann nach Hall, wo er eingehend das Pfannhaus und auch das Münzwerk befichtigte
und in der Burg Hafegg übernachtete. Andern Tags nahm der Kaifer auch die damals berühmte
Hochftetter'fche Glashütte 3 und den neuen Getreidekaften in Augenfchein. 4 Die Gefchwornen,
Ofriciere und Salzknappen im Salzberg, fowic die Officiere, Wakleute und Arbeiter im Pfann-
haufe erhielten in Folge der Anwefenheit Sr. Majeftät Ehrenkleider. „Und damit wir," fchreibt
die Regierung an das Haller Salzmairamt, „folches gethanen Schurfens und Auffchlagens bei
diefer Gotsgab ein ewige Gedechtnufs haben, ift darnach unfer befelch an euch, dafs ihr durch
einen Maler ein Vificr eines Ef>itaf>hi, die aber nit grofs, fondern auf das gefchmeidigift fein foll,
machen laffet und uns diefelb hieher überfchicket. So wollen wir es erfehen und wie es uns für
gut anficht, von Glockjpeis gießen laffen."'
Der Salzmair übertrug die Vifierung des Epitaphi dem Meifter Ludwig Ritterl, Maler in Hall.
Ludwig Ritterl ift ein bisher mir unbekannter Maler, wohl aber fand ich einen Maler
Melchior Ritterl, ebenfalls von Hall und wahrfcheinlich der Sohn des Erfteren. Diefer Meifter
erfcheint von 1572 bis 1590 mit zahlreichen Arbeiten für den Hof in Innsbruck betraut
Meifter Ludwig Ritterl fcheint jedoch zu der ihm aufgetragenen Arbeit eine lange Zeit
benöthigt zu haben, da der Salzmair erft am 6. April 1564 in der Lage war, die Zeichnung des
Meifters der Regierung nach Innsbruck zu fenden. Mit diefer Zeichnung fendete er derfelben zur
Auswahl auch vier Concepte zu einer Infchrift für die Gedenktafel. 0 Damit find die urkundlichen
Nachrichten über diefe Frztafel erlchöpft, aber gerade aus dem Umftande, dafs keine weiteren
Verhandlungen über diefen Gegenftand gepflogen wurden, ift anzunehmen, dafs die Zeichnung
des Malers Ludwig Ritterl aeeeptirt worden ift. Die Herftellung der Erztafel aber gefchah ohne
Zweifel in der Giefserei des Gregor Löfller und feiner Söhne Elias und Chriftoph, da aufser derfelben
zu diefer Zeit keine zweite in Innsbruck beftanden hat. Die LofflerTche Giefserei aber ftand
vermöge ihrer Leiftungsfähigkeit noch in voller Blüthe, wie namentlich die bald darauf aus ihr
hervorgegangene Erztafel beweift, welche die obgenannten Söhne Gregor Löfller's dem Andenken
ihres Vaters (f 11. Juni 1565) in der Kirche zu Hötting gewidmet und gefetzt haben.
Bezüglich der zweiten zur Erinnerung an die Auffchlagung des Erzherzogsberges im
Hallthalc hergeftellten Erztafel haben wir blos über den Anlafs der Feftlichkeit und diefe felbft
urkundliche Nachricht. Am 9. Mai 1648 fchreibt der Salzmair von Hall an die Regierung zu
Innsbruck, es fei im Jahre 1563 den 17. Mai der Kaifersberg durch Kaifer Ferdinand I. felbft auf-
gefchlagcn worden und fei defshalb bei der General-Bergberathfchlagung einhellig für gut angefehen
worden, „dafs Se. fürftlichen Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol) folchen Aft
1 Salinen Archiv Hall. Berichttiuch Ful. II. K. Ferdinand war am JO. Jinncr In Innsbruck eingetroffen — ; Anfiti ober Hall
,n der N*he des D.nfe» Al..fam. - ' Schinkrrr: Die Glaihalte in Hall 1533 — 1604. (Archiv filr Ciefchichte und Alterthunwkunde TvroU
HJ. S I - 22.) - « Salinen Archiv Hall, Hefelchbach Kol 184 — » Sutlb. Arch. Entbleien 151.3 April 0. Kol. 874. - « Sal Arch. Hall,
Regillr Buch Fol. 159.
5«
Du David Schönhkrk. Ühkk i>if. zwki Ekztafki.n vom Salzbekge zu Hall.
gleichergeftalt in erzfürftlicher Perlon fiirzunehmen belieben wollte, und zwar fobald als möglich, da
man zum weiteren Fortbau die „wetterliche Zeit" zum Schlagen und Beibringen des nöthigen
Holzes benutzen miifste.'
Die Regierung referirte hierüber dem Landesfarben, welcher fich „gnädigft dahin refolvirt,
diefen Actum auf den 25. Mai in dero erzfürftlichen IVefenz vorgehen zu laffen." An den Salzmair
aber, welchem der Befchlufs des Landesfarben mitgetheilt wurde, fchrieb die Regierung zugleich
Folgendes: „Weilen aber die fürftl. Durchlaucht fich neben dero Frau Gemahl zugleich etwas in
dem Gebürg zu recreien gnadigift gedacht und aber zu wiffen begern, obe fie neben noch mit fich
nembenden von 10 bis maiflens 15 Perfohnen in dem Klöfterle bei St. Magdalena am Salzberg
Unterkonten, auch auf den Notfahl ein Nachleger nemben känden. Dahero werdet ir uns deffen
bey aignen alfsbald zu berichten wiffen, damit die Befchaffenheit ihrer fiirfU. Durchlaucht gehor-
famift vorgetragen und diefelbe fich auf einen gewiffen Tag gnedigift refolviren, auch euch
derentwegen gebürendermaffen parte geben werden mige."*
Nach Auffchreibungen in verfchiedenen Bergwerks-Chroniken fand die Feftlichkeit des
Auffchlagens des Erzherzogsberges am 26. Mai 1648 flatt. Eine folche Chronik* berichtet hierüber:
„Erzherzogsberg. Diefer ift anno 1648 den 26. Mai durch den regierenden Landesfürften Ferdinand
Karl zu Oefterreich mit grofsem Pomp und Bracht im Beyfein Seiner durchlauchtigen Gemahlin
Erzherzogin Anna und grofseti Hofrath mit eigner Hand gefchirft und aufgefchlagen worden."
Die Holzhammer'fche Berg-Chronik' enthält über den Schurfadt Folgendes:
„Diefer unterifte undjüngfte Berg (ift) mit aigner Hand gefchürft und aufgefchlagen worden
von dem durchlauchtigften Fürften und Herrn Herrn Ferdinand Karl Erzherzogen von Oefterreich,
regierenden Landsfarften in Tyrol etc. etc. den 26. Tag Monats Mai anno 1648 in Beyfein feiner
durchlauchtigften Frauen Frauen Gemahlin Erzherzogin Anna etc. fowohl auch deffen 1 lerrn Bruder
Sigmund Franzisk Erzherzogen zu Oefterreich etc. etc. item viller hochadeligen Damen und
Cavalieren, auch Herrn Salzmair, Salzamtsräthe und deren Bergoffizieren etc."
Ueber den Zeichner und Giefser der Erztafel konnte kein archivalifcher Beleg aufgefunden
werden. Nachdem jedoch von der Saline Hall 1648 und 1649 nur der Hofmaler Hans Schor von
Innsbruck einen Geldbetrag (50 fl.) ausbezahlt erhalten hat, fo hat es einige Wahrfcheinlichkeit für
fich, dafs diefer Meifter die Zeichnung zu der zweiten Erztafel gemacht hat. Hans Schor erfcheint
hier zuerft 1613 als Malergefell von Wilten (bei Innsbruck), in welchem Jahre er Urfula Dax
(t '^57), Tochter des Innsbrucker Malers und Bürgers, zur Frau nahm. Hofmaler Hans Schor lebte
noch 1667, in welchem Jahre deffen „kunftreicher" Sohn Bonaventura mit Maria Elifabeth Hopfner
Hochzeit hielt. Der „kunflreiche" Hans Schor war zur Zeit Bürger des Raths .* Aufser dem
genannten Sohne hinterliefs er noch zwei als Maler bekannt gewordene Söhne, Johann Paul und Aegid.
Dafs die Erztafel in Innsbruck gegoffen wurde, fcheint mir aufser Zweifel, da in jener Zeit
noch der berühmte Caspar Gras „der hochfürftlichen Durchlaucht Poffirer" und Giefser hier lebte
und wirkte. Man hatte um fo weniger Anlafs die Tafel anderswo giefsen zu laffen, als es fich hier
um eine Hofarbeit handelte.
Nach dem Gefagten dürfen wir formt die Erztafel von 1563 als Werk des Malers Ludwig
Ritterl von Hall und der Löffier'fchen Giefserei in Innsbruck bezeichnen, die Erztafel von 1648
aber mit einiger Wahrfcheinlichkeit dem Maler Hans Schor als Zeichner und dem Caspar Gras als
Giefser zufchreiben.
1 Sat. Arch Hall, Regiftr Boch 1648, Fol 47. — * 17 Mai 1648- Statin. Arch.. Gem. Miff. Fol 680. - * Mfc. in Ferdinande»!«,
Dipauliana Nr 736. X. - * Sah Bibl. Hall. FoL j6. - » I'farr Archiv IonU.ruck.
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BLEITÄFELCHEN AUS BREGENZ,
Von Karl Zangemeister.
ER k. k. Confervator Dr. Samuel Jenny in Brcgenz hat mir durch Herrn Director ffaug
in Mannheim ein im Jahre 1865 auf der römifchen Begräbnifsflätte zu Jiregenz gefundenes,
auf beiden Seiten beschriebenes Bleitäfclchen zugeSendet. Dasfelbe lag in einem Grabe,
welches Geh durch andere Beigaben' als das einer Frau kennzeichnete. Die Entzifferung der einen
Seite ift mir ohne befondere Schwierigkeit gelungen und ergab, dafs diefe Platte für eine defixio
beAimmt war; nur irt die Platte nicht, wie fonrt in der Kegel, mit Nägeln angeheftet (defixa),
fondern fo befertigt worden, dafs fie nach erfolgter Befchreibung auf einen runden Gegenstand
mit ebener Oberfläche aufgeschlagen wurde. Denn das Blei ilt nicht mehr glatt fondern bei a — b — c
eingebogen, fo dafs auf der Aufsenfeite (Fig. i) das Stück abce ungefähr rechtwinkelig gegen abcd
nach unten, beziehungsweise auf
der Innenfeite (II) nach oben ge- f""" m d
neigt ifl. Durch das Auffchlagen
und Einknicken der Bleitafel hat
die Aufsenfeite nur wenig gelitten.
Dagegen ifl die augenfeheinlich
von anderer Hand herrührende
Schrift der Innenfeite beträchtlich
befchädigt worden Die fehr feinen
Striche find theilweife durch den
Druck abgeplattet und gänzlich
verfchwunden, die noch vorhan-
denen ausserordentlich fchwer
finden; die meillen entdeckt
C lP JJty ■ uvr Vi i (frylwOds*
rHW^ W T A Iii (CA* 1 L/qy 1 i Ä h
Klg, I. (UagcfBbl 0 001 M. dick.)
zu
man nur mit gutem und geübtem
Auge erll nach längerem Suchen,
und zwar die einen nur unter diefer, die anderen nur unter jener Beleuchtung. Die Abzeichnung
folcher halbverfchwundener, meifl nur einzeln, nicht in ihrem Zusammenhange mit dem Vorher,
gehenden und Folgenden fichtbaren Züge irt an lieh ausserordentlich fchwierig, im vorliegenden Falle
kommt dazu noch, dafs wegen der Falten des Bleies fich für manche Stellen nicht leicht die erfor-
derliche Beleuchtung erzielen läfst und hier und da fchwer bertimmbar irt, welche Stellung die Buch-
Raben urfprünglich zu einander hatten. Das Täfelchen wieder platt zu biegen, Scheint wegen der
Zerbrechlichkeit des Metalls bedenklich; ich wenigflens mochte dies nicht wagen.
Verloren gegangen ilt von dem Plättchen, wie die Infchrift I lehrt, nur wenig, nämlich an
den oberen Ecken a und d. Die Auffchrift der Seite I, welche nach dem Auffchlagen des Plättchens
die äufsere bildete, lautet nach meiner l.efung folgendermafsen:
DOMITIVS NiGIIK-IIT- UljOI.UVS lIT 1VIJVS S1I\ IIR\> | liTSliVHRVS-M«! ! S1IRVS ADVIlrs ARI
BRVTTAii- irr- a visavis advii rsvs ilam loclvt omniis piirdhs.
Domitius Niger et [L]o//ius et Julius Severus , et Severus Xigri ferus (Jervus), adve[rs]\ari(i)
Brutto«, et quisquis mdoe\rtus il(l)am loqut{us est) : Ottilies perdes.
1 Ein Mctallfpiegel, ein Armbaiul
viii. K. F.
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Karl Zanuemeister. BleitAfelcuen aus Bregenx.
Die Dcfixionen find, wie Wachsmuth 1 nachgewiesen hat und durch mehrfache fpätere Funde
beftätigt worden ill , an die unterirdifchen Gottheiten gerichtet. Wir finden in denfelben aus-
drücklich die dii inferi,' 1 tlie dii Manes, auch ein/eine z. B. den Dis pater J u. a. genannt. Eine directe
Bezugnahme auf den Todten findet lieh nicht. Die Bleitafeln wurden in der Rej;el nur tieshalb
in ein Grab gelegt, weil dasfelbe dem Reiche der Unterwelt angehört. Danach wird auch im
vorliegenden Falle angenommen werden muffen, dafs mit perdes nicht die Todte, fondern eine
uiitcrirdifche Gottheit angeredet wird. Dafs deren Namen nicht genannt wird, dafür findet Geh
ein anologes Beifpiel in der von Eustratiodes 4 herausgegebenen Verwünfchung (zsvtijcjov). I )ie
betreffende Gottheit foll alfo tlen Domitius Niger, Lollius, Julius Severus und einen anderen
Severus, den Sclaven des Niger (offenbar des Obigen), die Gegner der Brutta und Alle, welche
gegen Letztere gefprochen haben, verderben. Man hat hiebei wahrfeheinlich an einen Rechts-
handel zu denken; 1 die Brutta hatte denfelben verloren und fuchte lieh dafür an ihren Gegnern,
beziehungsweife wohl auch an deren Zeugen, auf diefe Weife zu rächen.
Im Einzelnen fei noch bemerkt, dafs am Ende der 2. Zeile das Pronomen des Lollius aus-
gefallen fein kann. Die Schreibung ilam für illam und die Weglaffung des est bei loqut(us) hat
natürlich nichts Auffallendes. Der Name Brutta mit zwei / ift mir fonft nicht bekannt, Bruta lieht
bei Gruter pag. 1144, 7 und dcrfelbc Wechfel findet fich bei Bruttius und Brutius. Die Namen der
Exfecrirten find conflructionslos
im Nominativ aufgeführt; es er-
klärt fich dies um fo leichter, wenn
man bedenkt, dafs es fich bei
folchen Defixionen vor Allem um
die delatio nominum handelte. Das
Fehlen des Cognomens bei Lollius
läfst annehmen, dafs die Infchrift
noch in das 1. Jahrhundert der
Kaiferzeit gehört, die Form der
Buchftaben fpricht eher dafür als
dagegen, desgleichen die alter-
thümlichen Schreibungen ferus und
loqutus. Dafs diefelben Namen
Dom. Niger und J. Severus auch
auf zwei (pannonifchen) Infchriften
der Jahre 2U und 212 vorkommen, 1 beruht bei fo gewöhnlichen Namen auf dem Zufall; wie denn
in der letzteren Infchrift (4452) fich zwei verfchiedene Soldaten Julius Severus nennen. Von den
fieben Zeilen der Rückfeite (II) ift es mir nicht gelungen etwas zu entziffern, aufser Z. 6 VALIIRIVM
und vielleicht Z. 4 MINOR (oder M1NORII). Die offenbar von anderer Hand herrührende, übrigens
mit wenigen Ausnahmen 0 ebenfalls nicht curfive Schrift ift fehr fein eingeritzt und hat durch das
Auffehlagen und Umbiegen des Täfelchens an vielen Stellen fo gelitten, dafs manche Buchflaben
und deren Theile fpurlos verloren gegangen find. So lange die Entzifferung diefer Seite nicht
gelungen ift, können wir nur vermuthen, dafs auch hierin eine (früher gefchriebenc) Defixio enthalten
ift, wie denn meines Wiffens alle bis jetzt gefundenen befchriebenen Bleitäfelchen für dielen Zweck
beftimmt gewefen find.
1 Kheinifche. Mufeum 18 p 565 ff. — -' l. B. auf der Tafel MB MlalnrMC. Bullctlino de 11' Inst. 18*0 p 189. Um die» beiläufig
M erwähnen, f.i vermuthe ich. dal» dort Z. S tu lefen ift: Ia|bra Ve|rb(a] Alito(m) tol(l)u(mi. — ■ WltlW—H an O. S 564 = Corp
J, I. VI 11 140. — 4 'Ky.'A(.y..si<> II. 13. 18O9. n 406 pag. JJJ ff. — » Wie in der Korcytaifclien bei Wachsmuth a ». O p 559,
vcrgl. p 507. — « Corp. III n. 3345 und 4451. - ' I., 8 lad vielleicht /. I 1' iftli-i
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S. DON ATO IN ZARA.
I. Ralikes(. iikkibhn(. von Alois Mauser, k. k. Professor uni> Conservator.
(HM i Tafel )
ER unwürdige Zuftand, in welchem ficli S. Donato in Zara noch bis vor wenigen Jahren
befand, wurde fchon in der eingehenden Befprechung diefes Baues durch R. v. fzitclbcrgcr
. in dem Jahrbuche der k. k. CentralCommiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Bau-
denkmale, V. Bd. (1861), erörtert. Als Kirche aufser Gebrauch gefetzt, von 1798 — 1S77 militärifches
Verpflegsmagazin, erhielt diefelbe in mehreren Etagen Untertheilungen von flarken Balkenlagen,
welche im Vereine mit aufgefpeicherten Waaren den Raum vollftändig unkenntlich machten.
Um diefem unwürdigen Zuftande ein Ende zu machen, gelang es der k k. Central Commiffion für
Kunft- und hiftorifche Denkmale, von dem hohen k. k, Miniflerium für Cultus und Unterricht jene
Mittel zu erwirken, welche nothwendig waren, um die Gerüfte aus dem Räume zu entfernen und
durch Befeitigung der Bodenanfchüttung den alten Eufsboden bioszulegen; zugleich beantragte die
genannte Commiffion, den Raum zur Aufteilung von Eund-Objecten aus dem Bezirke Zara, welche
bis jetzt an nicht entfprechenden Orten verftreut bewahrt wurden, zu verwenden.
Die Ausräumung der Kirche und die Aufgrabung des allen Bodens führten zu überrafchenden
Refultaten, welche eine neue genaue Aufnahme des Bauwerkes wünfehenswerth machten.
Herr Bautechniker Moriz König wurde mit den nöthigen Weifungen verfehen zur Ausführung
diefer Arbeiten nach Zara gefendet, während ich kurz darauf die ganze Aufnahme an Ort und
Stelle nochmals genau controliren und zur Publication ausarbeiten konnte. Herr Profeffor Franz
Bulic in Zara hat es übernommen, das Bauwerk in Bezug auf deffen hiftorifche Bedeutung zu
befprechen.
Nach Entfernung des Erdreiches im Innern der Kirche ftiefs man auf ein aus grofsen
regelmäfsigen Platten in Reihen von rio Meter Breite gefügtes Steinpflafter, das fich durch den
gröfsten Theil der Kirche bis an die durch die Mittel-Abfis laufenden zwei Stufen, hinter welchen
nur Schuttwerk vorhanden war, erftreckte; fiehe die beigegebene Tafel, Grundrifs der unteren
Kirche. Diefer ausgedehnte Plattenboden lag urfprüngüch frei zu Tage, und zieht lieh unter den
Mauern der Kirche hinaus fort, noch heute den Boden der Keller der meiften umherliegenden
Häufer bis zur Piazza ddT Erbe bildend. Auch die Stufenanlage geht durch die Mauer der Abfis
weiter fort. Aus dem Fehlen des Plattenbodens hinter den Stufen wird man den Schlufs ziehen
können, dafs hier ein Gebäude ftand, zu dem die Stufen gehörten.
Die Erwartungen, welche von R. v. Eitclberger durch die Aufdeckung des Infchriftfteines
in dem erften Pfeiler links vom Eingange an die Bloslegung des alten Bodens geknüpft wurden,
find infofern in Erfüllung gegangen, als eine reiche Zahl römifcher Refle zu Tage trat, welche
über die einft in Zara errichteten Monumente einige Auffchlüffe zu geben im Stande ift.
Wie fchon erwähnt, erheben fich die Mauern und Pfeiler der Kirche gröfstentheils ohne
weitere Eundirung über dem antiken Plattenboden.' Auf diefes unfichere Pundament, dem zum
' Ein gleicher Beweis fOr da» grofie Vertrauen, da? dem antiken Boden erjt|;csenßchrachl wurde, in in S|>alato /u finden, wo
fich viele der in den l'alaft der, Diocletian eingebauten Wohnhänfer unmiltellmr Uber dielen Buden erheben.
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6o
Alois H.U'skk.
I . .- - u
'S
gröfstcn Theilc der Einfturz der Kuppel der Kirche zuzufchreiben fein dürfte, folgte nicht ein
feiles in entfprechendem Verbände ausgeführtes Mauerwerk, fondern als Unterlage der Pfeiler,
Mauern und Säulen wurden ganz lofe aneinander gelegte Säulentrom-
meln, Gebälkltücke, Quadern, Gefimfe von Poftamenten und anderes
verwerthet, und erft darüber folgten die fefl aneinander gefügten
Hautheile.
In den Zeichnungen, Fig. l — 16 habe ich viele der Steinlagen des
Unterbaues genau wiedergegeben, um fowohl die Kühnheit, den Leicht-
finn (oder Unbeholfenheit) in diefer Conftruction deutlich darzuflellen,
als auch eine Würdigung der einzelnen antiken Stücke zu ermöglichen.
Die Numerirung der Pfeiler bezieht fich auf die gleiche Nume-
rirung im Plane des Erdgefchofses der Kirche, die Bezeichnungen :
Innenfeite, Aufsenfeite, rechte -linke Seite find mit Rückficht auf
einen Standpunkt in der Mitte des Raumes zu verliehen, fo dafs als
Innenfeite jene gegen den Mittelraum, als Aufsenfeite die nach dem
Umgange gekehrte Seite der Pfeiler bezeichnet wurde.
Geradezu auffallend erfcheint die Art der Verwerthung antiker
Säulentrommeln im Unterbau der Umfaffungsmauer von der rechten
Apfis bis zur Eingangsthür. Die Trommeln (Fig. i bis 3) ftehen nicht
auf ihrer Lagerlläche, fondern find umgelegt und in der denkbar
ungünftigften Weife verwerthet, gerade fo, als ob fie nur an die Stelle
gewälzt und hier einfach liegen geblieben wären. Auch wo Säulen-
trommeln als Unterlage der Pfeiler Verwendung fanden, wurden fie
nicht aufgeteilt. In überrafchender Weife ifl dies bei dem Pfeiler II
(Fig. 4 u. 6) der Fall, der mit feiner äufserften Kante in die Achfe der über
diefen Pfeiler hinausreichenden liegenden Säulentrommel zu flehen
kommt. Aufser den Säulentrommeln lind in den Umfaffungsmauern
Stücke von antiken Gefimfen und Quadern vermauert, fo dafs bis über
0 90 Meter Höhe, vom Plattenboden auf, nur rümifchc Rede Verwer-
thung fanden. Auch die Pfeiler und Säulen erheben (ich, wie fchon
erwähnt, über lofe aneinander gelegte Architektur-Stücke, welche aber
in ihrer verhältnifsmäsig guten Erhaltung einen befondern Werth für
die Erkennung des Charakters der Bauwerke, welchen fie entnommen
waren, ihrer formalen Ausbildung nach, in Anfpruch nehmen.
An der Aufsenfeite des Pfeilers I ifl ein Stück eines Poftament-
Fufsgefimfes, an deffen linker Seite (Fig. 5) ein grofses Fragment eines
Poftament-Deckgefimfcs eingemauert. In Pfeiler II find an der Aufsen-
feite (Fig. 4) ein Stück eines Fufsgefimfes, ein Quader, ein Infchriftftein
und darüber ein Architravftück verwerthet, während an der linken Seite
desfelben (Fig. 6) jenes früher erwähnte Säulenflück liegt, dem weiter
L:: - 1 ~J j[ oben ein Infchriftftein -Fragment folgt. Pfeiler III enthält an der Innen-
feite ein reich ornamentirtes Friesflück (Fig. 7), an der Aufsenfeite
(Fig. 8) der ganzen Breite nach laufend ein Gebälkftück aus Architrav
und Fries begehend, an der linken Seite einen Infchriftftein. Pfeiler IV fitzt auf zwei grofse
bedeutungsvolle Infchriftfteine auf. Der eine derfelben ift mit feiner voltftändig erhaltenen, reich
umrahmten Infchrift an der linken Seite des Pfeilers angebracht (Fig 9); Fig. 10 gibt deffen frag-
1
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S. DONATO IN Zaka.
Ol
mentirte Seitenfläche. Nach dem Innern S. Donato's gekehrt liegt der zweite grofse Infchriftftein
(Fig. u). Die infchriftlofe nach rechts gewendete, ebenfalls reich umrahmte Seite diefes Steines
ift 2 15 Meter lang. Ueber diefen Fragmenten ruht ein
plattcnförmiger Stein, deffen fichtbarc Fläche (Fig. 10)
zwei Rahmenfelder zeigt und der durch feine Form über
die frühere Verwendung im Bau»; keinen Auffchlufs gibt. In
Pfeiler V find wieder zwei Poftament-Fragmente gleicher
Form (Fig. 12) wie in den früheren Pfeilern eingefetzt, fie
tragen aber auf den von Ranken-Ornamenten umrahmten
Flächen keine Infchriften. In Pfeiler VI (Fig. 13 und 14)
find ornamentirte Gelimsllücke und Rcftc von Säulen-
trommeln fichtbar. Säule VII erhebt fich über vielen
Stücken von geringer Form, Säule VIII (Fig. 15) auf dem
intaclen Fufsgefimsftücke eines Poftamentes. Zu den be-
deutenderen Fragmenten, welche wie die meiften übrigen
rümifchen Baurefte Spuren ftarker Zerftürung zeigen, gehört
auch ein Hängeplattenftück an der rechten Seite des
Pfeilers I und ein zweites zunächft der Trennungsmauer
zwifchen der linken und mittleren Abfis vermauertes
Hängeplattenftück. (Fig. 16.)
Aufser diefen durch ihre Formen wichtigflen, in den
Zeichnungen dargeflellten Stücken ift noch eine grofse
Zahl Bruchftücke verwerthet, welche deutlich genug die
Zugehörigkeit zu den übrigen erkennen laffen. Ks mufs
aufserdem befonders erwähnt werden, dafs die Wände und
Pfeiler von dem Niveau des neuen Fufsbodens auch weifs
getüncht find, und dafs die Vermuthung nicht ausge-
fchloffen ift, dafs unter dem dicken Kalküberzuge noch
werthvolle Steine verfteckt find, welche, wenn die bean-
tragte Reinigving des Innern erfolgen follte, erft zu Tage
treten würden. Dem dicken Kalküberzuge ift es auch zuzu-
fchreiben, dafs bei den Pfeilern II und III die Bruchfeiten
der Architrav- und Fries- Sücke nicht deutlich in ihrer
ganzen Form zu erkennen find.
Aufser diefen regellos zufammengetragenen Steinen,
welche dem chriftlichen Baue als Fundament dienen mufsten,
find noch an römifchen Werkflücken die vier vor den
Abfiden flehenden monolithen Säulenfchäfte und die zu-
gehörigen Capitäle verwerthet. Die zwei Schäfte im Erd-
gefchofse find vollftändig erhalten, die Capitäle find com-
pofite und haben die gröfste Aehnlichkeit mit jenen am
Bogen des Septimius Severus in Rom. Die Schäfte der
beiden Säulen im oberen Stockwerke wurden zur Verwen-
dung in diefem Baue gekürzt. Fines der Capitäle ift
korinthifch, das andere compofit (Fig. 17), beide tragen den Charakter der Spätzeit des römifchen
Stylrs Die Bafen aller vier Säulen zeigen kein Kriterion römifcher Abdämmung.
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Alois Hai si:u.
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1%
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(
Die Prüfung der antiken Rclle nach Formen und Dimenfionen ergibt, dafs die fichtbaren
Steine verfchiedenen .Säulenbauten und mehreren Poflamentcn angehörten. Bogen- und Gewölbe-
(lücke habe ich unter den erhaltenen Steinen nicht entdecken können. Mit zu den hervorragend flcn
romifchen Kellen in Zara muffen aber auch zwei noch aufrecht
Hebende Säulen gezählt werden, welche von den Venetianern zur
Aufteilung des Löwen von S. Marco, unter Benützung römifcher
Werkflücke errichtet wurden. Die eine, auf der Piazza dell'Erbe
flehend, trägt heute noch über einem Auffatze den Löwen, und, da
fie als Pranger benützt wurde, die Ketten und Handeifen. Sie hat
keine Balls, der Schaft ill uncannelirt, das Capitäl korinthifch. Der
Umfang der Säule beträgt unten 4-15 Meter, demnach der Durch-
meffer 1 -32 Meter. Die zweite Säule fleht vor dem Statthalterei-
gebäude und der Kirche S. Simeone auf Piazza della Colonna. Die
Balis derfelben ifl attifch, der Schaft cannelirt, doch fehlt demfelben
die unterfle mit dem Ablaufe verfehene Trommel. Das Capitäl ifl
korinthifch. Ueber demfelben folgt nichts weiter, doch zeigen weit
vorllehende, nicht antike Dübel, dafs fich hier ebenfalls ein Auffatz
zur Aufnahme eines Löwen oder einer fonfligen Figur befand. Der
Umfang diefer Säule beträgt unten 3*92 Meter, demnach der Durch-
meffer 1-24 Meter. Beide Säulen flehen nicht an ihrem urfprüng-
lichen Platze im romifchen Baue, fondern wurden, wie gefagt, fpäter
errichtet. Sowohl der Standplatz in dem jetzigen Strafsen-Niveau wie
auch das Fehlen der Bafis bei der einen, der unteren Trommel bei
der anderen Säule fprechen dafür.
Wenn man die Schäfte diefer Säulen vergleicht mit jenen im
Unterbaue von S. Donato, Hellt fich, unter Berlickfichtigung der
Verjüngung, eine Gleichheit der Dimenfionen heraus. Die grofsen
cannelirten Trommeln entfprechen dem Säulenfchafte auf der Piazza
della Colonna, die uncannelirten jenem auf der Piazza dell'Erbe. Die
cannelirten Säulen werden, ein Verhältnis von 9V4 Durchmeffer zur
Höhe angenommen, circa 12 Meter hoch gewefen fein, und es würde
hierzu das Friesflück in Pfeiler III (Fig. 7) gehören. Da das letztere
074 Meter hoch ifl, liefsen fich die Dimenfionen des ganzen Gebälkes
mit: Architrav 074 + Fries. 074 + Kranz-Gefims 090 (?) Meter
annehmen, wobei die Säulenhöhc von 12 Meter fich zur Gebälkhöhe
von 2 58 Meter wie 4 6 : 1 verhalten würde. Jedenfalls entfprechen die
Dimenfionen einem ungewöhnlich grofsen Gebäude, da die Höhen-
mafse der Säulen beifpielsweife gegen jene der Proflafis des Pantheon
in Rom (14 064 Meter) nur um 2 Meter, alfo um '/? zurückbleiben.
Nicht wefentlich verfchieden in den Dimenfionen von dem
früheren wird der Bau gewefen fein, zu dem die glatten Säulenfchafte
gehörten, dagegen weifen zwei cannelirte Säulentrommeln in Pfeiler II
(Fig. 4 und 6) und in der Mauer (Fig. 1), zunächfl der rechten Abfis, auf ein bedeutend kleineres
ObjecL Zu den aus diefen Fragmenten reconflruirbaren, circa 5 Meter hohen Säulen würde das
Gebälkflück (Architrav und Fries) in Pfeiler III (Fig. 8) und das Hängeplattenftück in der linken
Abfis (Fig. 16) den Dimenfionen nach paffen.
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jjpogle
S. Don ato in Zara.
63
Die Säulen vor den Abfielen gehören wieder ihren Maafsen und Formen nach anderen
Ordnungen an als die früher befprochenen.
Es mufs weiteren Aufdeckungen in Zara vorbehalten bleiben, die hier gewonnenen
Refultate zu erweitern und völlig ficher zu Hellen, doch läfst lieh fchon aus dem V orhandenen der
Schlufs ziehen, dafs fowohl vielerlei als auch befonders grofse reich ornamentirte Monumental-
bauten in der einfügen Römerfladt errichtet waren.
Während es bis jetzt nicht möglich ift aus den erhaltenen Architekturllücken irgend ein
Gebäude zu reconftruiren, da hiezu die den Grundrifs bellimmenden Fundamentrefle nicht bekannt
find, geflatten dagegen die vielen in den Pfeilern und Wänden vermauerten Poflament-Fragmente
ein Bild der Gefammtform der Poftamente zu geben. Die Fragmente gehören zweien Poftamenten
an, welche aus Sockel-, Mittel- und DecklUick beftaiulen. In Fig. 19 wurde die Vorderanficht
eines diefer Poftamente reftaurirt. Die edlen Formen der Profilirungen und Ornamente wie auch
der Buchitaben fprechen für die belle Zeit des römifchen Styles. Leider find die oberen Flächen
der Deckplatten nicht zu fehen, fie würden über die Aufftcllung von Standbildern auf den Folla-
menten Auffchlufs geben können.
n» 4.
II. Die Baucesi iik iite von Franz Hui.il, k. k Professor t:Ni> Conservator.
Unter den alten Denkmalen, die Zara befitzt, ift die Kirche des heil. Donatus wohl das
gröfste und das intereffantefle. Die Kirche ifl ein Rundbau mit hochgewölbten Emporen, einer Art
Ober-Kirche, mit je drei Abfiden in der Ober- und in der Unter-Kirche. Von der unteren Kirche
führen zwei Stiegen auf die obere; jene mit dem öftlichen Eingänge geht knapp an der äufseren
Seite der perimetrifchen Mauer hinauf, jene mit dem weftlichen Eingange windet fich unter der
erflgenannten Stiege durch, fteigt etwas fleiler empor, und vereinigt fich mit ihr zu einer breiten
Treppe vor der Vorhalle zu den Emporen. Die hohe Kuppel (Dach) der Kirche, die auf je fechs
Pfeilern und je zwei Säulen in der oberen und in der unteren Kirche ruht, ifl weit fichtbar von der
Landes- und von der Meeres-Seite, und gibt der Stadt ihre charakterillifche Phyliognomie
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Fkanz Bui.uV
Trotz ihrer Wichtigkeit für die Culturgefchichte des Landes und ihrer Sehenswürdigkeit wurde
aber die Kirche bis auf die jüngfte Zeit wenig beachtet und noch weniger ftudirt.
Das Verdienft, ein neues Intercfl'e auch in grösseren Kreifen für diefe Kirche erweckt zu
haben, gehört dem ProfefforRudolph Eitelbcrgcr von Edclberg, welcher im Auftrage der k. k. Cen-
tral-Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale im Jahre 1859 I )almatien bereift,
und im Jahrbuche den Auffatz: „Die mittelalterlichen Kunfldcnkmale Dalmalicns in Arbe, Zara,
Trau, Spalato und Ragufa, Wien 1861" veröffentlicht hat. Auch der Correfpondent der k. k. Cen-
tral-Commiffion, 1 lerr Johann Danilo, hat über die Donatus-Kirche im „Awifatore Dalmato," 66,
68, 70, 72 im Jahre 1877 vier Feuilletons gefchrieben. Auf Erfuchen der k. k. Central-Commiffion
war er bereit, jene Feuilletons zu erweitern und die darin enthaltenen Anflehten näher zu begründen,
war aber durch Krankheit daran verhindert; und fo übernahm ich die Arbeit über Einladung der
k. k. Central-Commiffion u. zw. durch Vermittlung des Herrn Profeffor Alois Hau/er.
Fig. s
In der Kirche gibt es keine Infchriften, die uns eine Antwort geben konnten auf die Frage,
wann und von wem fie erbaut worden fei, doch finden fich zahlreiche alte römifche Infchriften,
Unter dem Pfeiler IV, links beim Eintritte, fleht auf einem Blocke (2-20 M. lang, 0-90 M. hoch)
von weifsem Kalkflein, mit fchonem, fehr gut erhaltenem Rahmen umgeben, eine Infchrift in fehr
fchönen Lettern (f. Fig. 9):
IVNOMAVGVSTAK AI'I'VLKIA- A\ FIL aVINTA|SVO ET !- TVKPHJI BKOCCHI IJCIMANI -FUJI-
NOMI\E|TKST- l'ONI • IVSS.
Die Infchrift war im 15. Jahrhunderte bekannt. Cyriacus Anconitanus (l'izzicolli) führt fie
(1435 -36) in feinen Commentarien und in feinem Briefe an Targioni-Tozzetti auf. 1
Sie gab Veranlagung zur Annahme, es fei entweder an der Stelle der Kirche oder etwas
nördlicherfeits ein grofser Tempel der Livia Augufta, der Gemahlin des Kaifers Auguftus, geflan-
den. Der Franzofe Jacob Spott erwähnt fie in feinem „l'oyage d' Italic, de Dalmattc, dt (irece
et du Levant" Amderdam 1679, mit folgenden Worten, tom. 1, pag. 65 fq. : Proche de l'Eglife des
Grecs appellee f. Melie, je vids deux belles colomnes canelees d'ordre corinthien, dont la bafe, le
plinthe, le chapiteau et l'architrave font egalment de bonne maniere. On juge que c'efl le reft d'un
■ Conf. Corpus lnfcr. I.al III. d. 2 '.104, wo lic als .ad aolem f. Donali iuxia cccleiiam calhcdr.ilem in baficolumnac- ange
fuhrt wird. Unter 11. 2905 C. J L. III. Ifd, ficht die folgende Infchrift nAch Cyriacus lh .ad aedem s. Trinitatis" nach Martyr Juc. als
.in templ.p divi DoMtPi
IVNONI AVGVSTAK AITVLEIAMFIL OVINTASVO- KT I, TVRI'II.II - IIROCt III NOMINE.
Die erwähnte „aede» Trinitatis" und .tcmplum divi Donati- find eine und dicltlbc Kirche; und diefe Infchrift n 2905 ift
nur eine corrupte Abfeilt ift der fub n 1904 angefahrten, wie lie bei einigen Schriftftellcrn vorkommt, ütiuiatae, t.u.ius und nach ihnen
J-ari.it, (lllyr. Sacr t V. pag- 38I haben dies hervorgehoben.
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S. DONATO IN ZAKA.
65
templc de Junon par une infcription, qu'on a trouvce proche de lä, et que je vids dans l'anciennc
cglife de f. Donat".
In den Anmerkungen pag. 366 jjibt er den Wortlaut der von ihm gefehenen Infchrift, aber
die Beschreibung, die er von ihr macht, nämlich: „cette pierre etoit ecrite de deux cotes, car on lit
en un endroit les trois premieres lignes, et en un autre la 3. et la 4. ligne, ce qui fait le fens com-
plet" — bezeugt, dafs er fie von einer unvcrläfslichen Perfon dictiren und befchreiben hörte. Die
ganze Infchrift fleht auf einer Fläche. Sein Zeitgenoffe, der Archidiaconus von Zara, Valerio de
Ponte, den Spon als einen homme scavant et qui possede bien Thistoire de son pays, rühmt, gibt
uns darüber in feinen Rerum Ecclesiasticarum Jadrensium Commentaria (veröffentlicht von Farlati
Illyricum Sacr. t. V, pag. 11 sq.) folgende Nachrichten:
„Cathedrali ab Auflro contiguum eft templum formae rotundum a f. Donato, ut tradunt,
ereclum, ac fancliflimae Trinitati dicatum, quod poflmodum f. Donati titulum fortitum eft ....
Ibidem collocata eft urna marmorea cum offibus difti f. Donati. Ad fuperiorem huius templi partem
afeenditur per fealam femicochleam, ubi frequentatur congregatio oratorii. Cernuntur inferta parie-
tibus eiusdem templi fragmenta non exigua, quae ex fculpturis et inferiptionibus, litteris ferme pal-
maribus, indicant fuiffe alieuius acdificii ingentis ac fumptuofae molis, quod Junoni Auguftae
dicatum, ex inferiptione eiusdem fragmenti dignoscitur, quam romana superflitio et adulatio voluit
fuiffe Liviam Augufti Caefaris uxorem.
Huius forfan veftigia dixerim eaquae adhuc vifuntur in hortis Seminarii Floriani ad eubitum
et amplius e folo furgentia, lapidibus femiruflico ordine compaftis, quibus non longe imminent duae
columnae, ordine corinthio elaboratae, trabe lapidea defuper coniunc^ae, altitudinis eubitorum
circiter triginta, quarum bans fub terra latet, aliasque fimiles extitiffe indicant, quae porticus
via N. F. 0
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66
Franz Buud
ampliffimae fuilTe demonftrant. Hanc molem forfan zelus f. Donati diruit, eiusque rudera in aedifi-
cium templi fanctiffimae Trinitatis convertit."
Farlati kannte, als er die Gefchichte der Zaratiner Kirche fchrieh, weder den Spon, noch
den Ponte . fagt aber doch faß das nämliche (O, c. t. V, p. 37, 38): „fed rerum ab eo (Donato)
laudibiliter pieque geflarum nulluni extat monumentum auguflius, quam templum fane amplum et
magnificum, quod ab illo ingenti mole fumptuque exftructum et Sanetiffimae Trinitati confecratum,
eiusque titulo infignitum ferunt. Ell figurae rotundae ad fimilitudinem Bafilicae Spalatenfis S. Dom-
nü, laterique dextro aedis cathedralis adiacet. Aiunt ibidem fuiffe olim delubrum ingens Junoni
Auguflae facrum (idefl Liviae uxori Oelaviani Augulli Imperatoris), fi vera eil quorundam inter-
pretatio, idque confirmat vetus inferiptio, reperta inter rudera eiusdem delubri, quod iamdudum
vetuftate collapfum ac dirutum erat. Idem confirmant fragmenta quaedam veterum lapidum variis
notis et figuris ineifa, reliquiae antiqui illius aedificii, quae paflim templi parietibus infertae con-
r«, 7
fpiciuntur " Diefelbe Anficht findet fich in l'oyage piUoresque et Itiflorique de l'/jlrie et Dalmatie,
redige d'oprls l'Itineraire de /.. /•'. C 'aß'as pur Jofepli I.avallce (Paris An. X, 1802) pag. 85: „On
voit encore pres de l'eglife de Sainte Helie deux magniriques colonnes cannelees, d'ordre corinthien,
dont 1 architrave, les chapiteaux, la plinthe et la bafe font du meilleur Ilyle; une infeription trouvee
non loin de la. et que Ton a transportee dans l'eglife de f. 1 )onat, fait foupconner que ces colonnes
font un rede d'un tcmple de Junon; cette infeription eil une dedicace faite ä l'augufte Junon
Junoni Augußae par une femme nommee Apuleia Quinta, fille de Marcus, en fon nom et en celui
de fon Iiis Lucius T nrpilius ßrocthus Licinius."
Der einheimifche Schriftlleller Kreljano t'ic (Mcmorie per la (loria della Dalmazia, Zara 1809)
vertritt diefelbe Anficht und führt einige nähere Details an. Er fchreibt Bd. I, p, 195 fq.:
„Ora che un tempio efifteffe in Zara dedicato efpreffamente a quella divinitä (Livia moglie di
Augullo) la tradizione pifi lontana lo vuole e vari fquarci uniform! d'ifcrizioni lo indicano, ma in modo
particolare Junoni Augußae . . . Congetturafi comunemente d;igli antiquari nollri che quefto edifizio
forgefle lä dove efiftono le cafe del fignor Giurich fopraflanti all'orto del fu feminario Elorio. Certo
e che lungo TeHremita dell'orto f'alza da terra a dar fondamento al filare delle cafe fovraerette
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S. DONATO IN ZARA.
67
an piede circa di ben difpofte pietre, che pt:r la forma e conneffione del nuiro ad occhio offcrvatore
fono d'epoca romana. Non lungi vcdevanfi due colonne: il capitello, il plinto e la bafe crano
del piu fquifito ftile, come attefta d'averle offcrvatc il celcbre Archid. Valerio Ponte, che fiori nel
XVII fec, d'ordine corintio, con architrave che le univa. Quelle cd altre, che; certo efiller doveano,
a fenfo degli intelligenti, i quali furono in tempo d'efaminarle, adombravano all' immaginazione un
maeftofo portico che forfe era parte del grande edifizio, confecrato a Livia Augufta. Porfe torreg-
giava quefto tempio fu una piazza fpaziofa e del fuo laftricato erano quelle grandi c ben levigate
pietre che di la non lungi fcoperfe il capitano Liciffich nel diffotterrare le fondamenta della fua
cafa. Kra forfe una delle colonne elevantifi fu quello magnifico foro, quella che rimpetto alla cafa
medefima col piedeftallo tutto fotterra forge maeftofamente e fola ha potuto fopravivere all' urto
del tempo ed alle vicende rovinofiflime della cittä. Sofpettarono il Ponte, il Tanzlingher, lo
Gliubavaz ed altri cronifli che il troppo veementc zelo del fanto vescovo Donato abbia demolita
e diftrutta la fuperba mole di Livia Augufla convertendone i miferandi avvanzi all'erezione del
tempio da lui dedicato alla Trinita."
Und ibidem pag. 216: „Solo ci rimafero.alcimi rottami qua e la difperfi di fregi e. comici
d'eccellente lavoro e quei pezzi di colonne fcannellate ch'erano gia nell' orto della famiglia Dede
e che ora veggonfi combacciati a formare la colonna nel campo di S. Simeone. Quelle furono quelle
colonne d'ordine corintio offervate dal Ponte, le quali trovandofi appunto in quei contomi appar-
tener doveano al gran tempio di Livia Augufta." '
Diefe Anflehten werden wir unten naher beleuchten Farlali erwähnt nach (itiubavaz und
Lucius die folgende Infchrift, die bei der Thüre der Kirche gelhindcn fei; fie war verfchwun<len,
man fand fie vor kurzer Zeit und brachte fie in die Kirche als Bruchflück (0*70 M. hoch, an der
oberen Seite o • 20 M., an der unteren 0-30 M. breit) wieder zurück (C. J. L. III. n. 2950)."
HKI.YIA- Veneria V-F-SlBi et (X ■ PKTRoK'O • CA pitoni YIRO-S uo et CXI'K TROMO- A phrodi»io|LT SVIS LI
bertis UBF.RTABYSCXPO stcrisqjKORYM.
' Ferrari- Cufilli in RI»1(U Dalmala, 1S59. n 1 3. — * C. J. L. III n. 2950. A parle anterior! laj>is qua.lratus eil, relru culiminar
dtaddlMM forma» liabct in pmeam fcuient».
9*
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68
Franz Bund
Ebenfo erwähnt Farlati nach Lucius folgende Infchrift, welche am Pfeiler III, linke Seite,
fleht (Spiegel 0-54 M. lang, 0-30 breit): 1
OALI,IVS|SPKCM. V F SIB! KT IN KR | IN- AG R.
In der Kirche finden fich noch folgende Bruchftücke, die immer fichtbar waren, aber von
Niemandem wegen ihrer Un Wichtigkeit veröffentlicht wurden: Am Pfeiler II linke Seite, Bruchftück
(Spiegel 0 80 Meter hoch, o 23 Meter breit).*
A GN F |IA I S
am Pfeiler I, unter dem Gefimfe gegen die perimetrifche Mauer in fehr grofsen und fchönen
Lettern: IN FRON.
Nach der Erzählung von Augenzeugen 1 wurde bei der Reparirung des Fufsbodens ein
Quaderflein gefunden mit dem fchüiien Bildniffe einer Bacchantin. Der Stein findet fich jetzt in der
Exedra des hiefigen „Giardino publico" eingemauert. Im Jahre 1872 nahm man in der Kirche
neue Ausgrabungen vor; im Jahre 1877 wurde der ganze (chriftliche) Fufsboden abgetragen und
der ganze unterlegte Schutt, fammt einigen Gräbern weggeräumt, bis auf den alten (römifchen)
Fufsboden. Da kam zum Vorfchein, dafs die Fundamente der Pfeiler und Säulen, wie der perime-
trifchen Mauer, aus Bruchftücken fchöner altrömifcher Gebäude beftehen. Da finden fich Stücke
von Architraven, Kranzleiften, von Säulen, Plinthen u. dgl. Die Fundamente der Pfeiler und Mauern
Fig. 9.
ruhen auf dem alten, noch gut erhaltenen Pflafter. Es fei hier noch bemerkt (gegen EMbergcr
1. c. pag. 34, 35, der diefen alten Fufsboden, wie er jetzt gereinigt dafleht, nicht gefehen hat), dafs
diefer Fufsboden nie das Niveau der chritUichen Kirche fein konnte, denn die alten Bruchftücke
ragen zu fehr aus den Fundamenten der Pfeiler und der Mauer heraus, um diefe Anficht gelten zu
lallen. Die erwähnten Bruchfliicke muffen gleich vom Anfang verfchlittet gewefen fein, und der
jetzt abgetragene Fufsboden, der etwa 1 ■ 30 Cm. höher Hand über den neu blofsgelegten römifchen,
ill ohne Frage als beim Baue der Kirche angelegt zu betrachten.
Bei den eben erwähnten Ausgrabungen wurden zwei Infchriften aufgefunden. Unter
dem Pfeiler II fleht die bis jetzt unedirte Infchrift (Spiegel 0-72 Meter hoch, 0 55 Meter breit)
in fchönen Lettern, wie fie in Fig. 4 wiedergegeben ift :
1 Zu lefen- (Wh Atlmi SfttmlaUri L(tg(*nil>. nicht wir im C. J. I., III n. *qio SpftlaUr, wo das I. tum SPEC* gelogen
wird, il» iwifchen ihnen ein deutlicher Punkt Hellt. Zwilchen der /weiten und drillen Linie ill eine Vertiefung, wahrfchcinlich vim fpiterer
«Und ausgemeißelt — * Vergl. Bulletino di Arch e Slor. Dalmata Anno |, pag, J7. 1 Conle Kranz Bortlli pj der Zeit PodetU von Znra.
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S. Donath in Zara.
69
Appuleio Cai Filio Sergiä (tribu) Balbino, Pontifici, cquum publicum habenti, annorum
XXI, Epidia Titi filia Paulina avia. 1
Unter dem Pfeiler IV, bei dem Blocke mit der Infchrift Junoni Augußae, fand man einen
etwas zwar kleineren Block (i 69 Meter lang, o 80 Meter hoch) mit Infchrift in gleich grofsen und
fchönen Lettern (f. Fig. 11): Jovi Augufto. Appuleia Marci filia (Quinta fuo et Lucii Turpilii Brocchi
Liciniani Filii nomine t(eftamento) [(p)oni (i)uffitj.*
Diefe zwei Blöcke find auf drei Flachen fchün gcmeifselt und mit Rahmen umgeben ; jedoch
fleht die Infchrift Junoni Augußae auf der längeren (Haupt-) Fläche, die Infchrift Jovi Augufto
auf der kürzeren (Neben ) Fläche. Unter dem Pfeiler V befinden fich zwei andere Blocke, die auch
auf drei Flächen ausgearbeitet und mit Rahmen umgeben find. Kiner von diefen pafst genau, was
fowohl den Rahmen als die Länge und Hohe anbelangt, zum Blocke Junoni Augußae, der andere
läfst fich nicht genau abmeflen, aber was den Spiegel anbelangt, ift er gleich grofs wie der Block
Jovi Auguflo, und kann ohne Bedenken als Complement-Stück zu demfelben betrachtet werden.
Bezüglich der hiftorifchen Auf-
zeichnungen über diefe Kirche ift
CoftantinusPorphyrogenetus der erfte,
der uns darüber ein ficheres Zeugnifs
in feinem Buche de adminijlrando
imperio aufbewahrt hat. Bei der Be-
fchreibung des byzantinifchen Thema
Dalmatiens im cap. 29 1. c. (diefes
Capitel ift im Jahre 949 gefchrieben)
erwähnt Porphyrogenetus die Kirchen
von mehreren Städten Dalmatiens. In
Cattaro, fchreibt er, fei die Kirche
des heil. Tryphon, in Ragufa die des
heil. Stephanus, in Trau die des heil.
Laurentius, in Spalato die des heil.
Domnius, von welcher er hinzufetzt:
quod eubieuium erat eiusdem imper-
atoris Diocletiani. In allen diefen
Städten macht Porphyrogenetus je eine Kirche namhaft, nur in Zara nennt er ihrer zwei: „Templum
autem s. Anaftafiae oblongum eft, fimile Uli, quod in Chalcopratiis (Vorftadt in Conftantinopel) eft;
et columnas habet prafinas atque albas, totumque ornatum eft figuris, piclura vetufta elaboratis;
pavimentum vero ipfius mirificc ex opere teffellato confectum. Juxla autem ilud cfl aliud quoque
templum rotundum s. Trinitatis; et Jupra illud rurfum aliud inßar calci humenorum, ilidcm rotun-
dum, in quod Cochlea ajeenditur" .'
Diefe letzterwähnte Kirche ift ohne Zweifel die jetzige Kirche des heil. Donatus. Sie hat
fomit eine fo alte hiftorische Beftätigung, dafs fich einer älteren kaum eine Kirche unferer Monarchie
rühmen kann. Aber zu welcher Zeit und von wem die Kirche aufgeführt wurde, fagt uns Porphy-
rogenetus nichts. Diefe Frage ift nun nach Möglichkeit zu löfen.
Alte fchriftliche Aufzeichnungen und alte Traditionen ftellen diefe Kirche mit dem Bifchofe
von Zara, Donatus III, welcher in den erften Decennien des 9. Jahrhunderts lebte, in engfte Ver-
bindung. Viele nehmen an, er hätte die Kirche auf der Stelle (ibidem — Farlaii), fomit auf dem
' Vergl. Mietling ü Arch. <• S<or. I>alm»l». Anno I, pag. 37 — * Vergl. Corp. In I.nt III, pag 1062. und Bulletiinci «Ii Arch.
« Slor. Dalmata Anno I, pa K 36 — ' Munumenla fpeflanlia MAoriu* Slavoruai Mcridionalium. Za K rabiac 1877. Vol. V II, pag. 401 firqq.
Fig. 10.
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Franz Bui.ic.
Fundamente eines alten heidnifchen Tempels, nämlich der Juno (Livia) Augufla aufgeführt. Nach
anderen [Kreljanovic mit Berufung auf Ponte, Tanzlingher, Gliubavaz — flehe oben) hätte der
Bifchof Donatus Hl. den alten Tempel, der flark befchädigt oder halb verfallen war, zuerft ganz
demolirt und mit deffen Trümmern dann die Kirche aufgebaut. 1
Was den Hauptpunkt diefer Aufzeichnungen anbelangt, nämlich die Krbauung der Kirche
durch Bifchof Donatus III, ftimmen wir den Alten vollkommen bei; alle übrigen Details aber
muffen wir fallen laffen. Denn erjlcns wäre die Kirche auf welche Art immer, unmittelbar
aus einem heidnifchen Tempel entftanden, wie uns die angeführten Schriftfteller erzählen, fo wäre
fchwer anzunehmen, dafs Coli. Porphyrogenetus, der bei der Domnius- Kirche in Spalato ihren
Urfprung hervorhebt, ein fo auffallendes Analogon bei der Donatus- (Trinitäts) Kirche in Zara
unerwähnt gdaffen hätte, und dies um fo weniger, als die letztere Kirche viel jüngeren Datums ifl
als die erftere.
Zweitens ifl es jetzt nach den letzten Ausgrabungen klar, dafs die jetzigen Mauern nicht
auf älteren Fundamenten ruhen, und dafs beim Baue der jetzigen Kirche die Fundamente ganz
neu eingelegt worden find. Dafür wurden
lOVI- AVCVSTO
APPVLE1A- M P- QV1N
SVO ET-U-TVR PILll BROCC
UClNlANl-FILll-NOMlNE
Fig. Ii.
auf der weltlichen Seite durchwegs grofse
Steinbocke, die von römifchen Bauten
herrühren, gebraucht; feltener werden die
römifchen Bruchftücke auf der füdlichen
und nördlichen Seite; auf der örtlichen
find fie nur vereinzelt anzutreffen. Wohl
find auch auf diefer Seite die Fundamente
neu, aber fie beftehen aus unbehauenen
rohen kleinen Steinen. Schief durch die
Kirche, vom Pfeiler V bis zur mittleren
Apfis, auf dem nun entblöfstcn römifchen
Boden, lauft der unterfte Theil einer
grofsen Treppe, auf der man zu einem
grofsen Gebäude aufflieg, welches aber
gewifs aufserhalb der jetzigen Kirche zu
flehen kam. Auf dem gepflafterten, vor
diefem Gebäude unter freiem I limmel flehenden Platze, deffen Spuren fich auch in den I läufern
vorfinden, die fich jetzt an die Donatus-Kirche anlehnen, wurde die Kirche aufgeführt. Nur fo läfst
fich nach unferem Dafürhalten am heften erklären, warum je weltlicher von der Treppe defto
gröfsere Blöcke man in die Fundamente hat einlegen müffen.
PriUens kann man unmittelbar vor dem Baue der Kirche die Demolirung eines anderen
grofsen Gebäudes — fei es eines ganzen oder halbverfallenen — nicht vorausfetzen aus dem
einfachen Grunde, weil es unmöglich ifl anzunehmen, dafs man beim Baue der jetzigen Kirche das
durch Demolirung gewonnene fertige Material aufscr Acht geladen, und fich mit einem fo rohen
miferablen, erfl von Weitem herbeigeschafften Material begnügt hätte. In den Pfeilern kann man
1 Die Meinung <U-% Herrn C. K. Car. Riamhi {Memerie Jt Zara, V.*rx 1H75I, die jetzige Dcmatuv Kirche fei ein II*«, ein Tempel
am den Zeiten de* Kaders Octavianut AuguiUii 1 riteniamo ch'elTo fia infalti un monniucnlii dei tempi di Augutlo), verdienl wühl keine
Beachtung. I >ic Mauern wie fie jetn flehen »rnn Fundamente Iii» tum Gefnnfe lind keine röinifche Arl.eit Noch grnndlofer. wenn e»
möglich, ill die Behauptung de» H. BiaHcki in feinen Welke Zara Cnfliana I. Bd.. paß. .i»4 (Zara I.S77). der alle heidnifchc Tempel,
wäre im erllen Jahrhunderte vom Bifchofe Dunalu» I. in einen chrilllithen Tempel umgewandelt, „Diciano quindi, che una delle piü
antiche chiefe di Zara Ii fu quella di » Duoato, che fu confecrala al rem Dio da « llonato vencovo di Zara, primo di uuefto nome, nel
prim..
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S. DONATO IN ZAUA.
7»
einige Stücke als altrömifche betrachten, fie find aber in fo kleiner Anzahl, dafs man den obigen
Schlufs auf die vorhergehende Demolirung eines Gebäudes nicht gelten laffen kann.
Ueberdies läfst die Gefchichte die Annahme nicht zu, im 9. Jahrhunderte habe ein altrömifches
Baudenkmal in Zara geftanden. Dies wäre nur dann möglich anzunehmen, wenn während der
langen Dauer der Völkerwanderung in Dalmatien (vom Knde des 4. bis zur Mitte des 7. Jahrhun-
derte) Zara gar nicht oder nur wenig gelitten hätte, was aber nicht angenommen werden kann.
Fpidaurum, Narona, Salona, Afferia, Humum und andere Städte am Geftade des Meeres und im
Binnenlande find vom Feinde geftürmt und zerftört worden. Zara kann dem gleichen Schickfale
nicht entronnen fein. Ueber Zara haben wir zwar keine fieberen und genauen hiftorifchen Zeugniffe,
wie über viele andere Städte, defshalb läfst fich ihre Zerftörung nicht genau chronologifch
beftimmen; nichtsdeftoweniger kann fie bei aufmerkfamer Sichtung der Quellen, mit Bezug auf
das Schickfal der ganzen Provinz, als ficher angenommen werden. Hier können wir uns des
Weiteren in diefe Frage nicht einladen; es mögen hier nur die Refultate der diesfälligen
Forfchungen ihren Platz finden.
Während der Hunnenzüge um die Mitte des 5. Jahrhundert hatte Zara, wie ganz Liburnien,
ihre erfle Drang-Periode. Ueber das Heer Attilas fagt in diefer Beziehung (aus dem 15. Jahrhun-
derte) Biondo: „In Italiam enim duclurus, Illyrici finus oram circumvectus eft et Tragurium, Sibilicum,
Belgradum , Jaderam , Signiam , Polam, mM _
mmm
Parentium, Haemonam, quae oppida tunc
in Marciani Imperatoris Conftantinopoli-
tani cura effent nullo firmata praefulio
diripuit".' Die Stadt erholte fich hernach,
da wir einige ihrer Prioren und Bifchöfe
kennen, aber zu ihrer alten Wichtigkeit
hob fie fich nicht mehr empor; denn in der
fpäteren Zeit, befonders in dem zwanzig-
jährigen Kriege, den die Byzantiner gegen
die Oftgothen in Italien führten, gefchieht
von Zara keine Erwähnung.* Und zu die-
fem Kriege wurden die Soldaten durch
Dalmatien gefchickt, und felbft in Dal- Fi ß 11
matien recrutirt, und die Flotten ausgerüflet. Die Lage Zara's eben in diefem Kriege war doch fo
gut gelegen, dafs fie, wenn die Stadt ganz wie früher beftanden hätte, gewifs benützt und in der
Gefchichte erwähnt worden wäre. — Eine zweite Unglücks-Periode hatte Zara in den erften vier
Decennien des 7. Jahrhunderts während der Kriege zwifchen Avaren und Byzantinern und zwifchen
Avaren und Croatcn zu beliehen. Bis zum Jahre 600 wird Zara befonders in den päpftlichen
Briefen öfters erwähnt, 3 hernach verdummen alle Nachrichten und werden wieder laut in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Wenn man zu diefem Schweigen über Zara das Schickfal anderer
Städte in Betracht zieht, wenn man das Zeugnifs des Thomas Archidiaconus, ' wiewohl in feinen
Ausfchmückungen ungenau, hinzugibt, wird man fich der Uebcrzeugung nicht erwehren, dafs diefe
fchwere Zeit auch Zara hart getroffen haben müffe. Porphyrogenetus 1 fchreibt zwar, dafs nur Salona
damals zerftört wurde: „Ceteri vero Romani in orae maritimae oppidis fervati funt, eaque etiam
• llift. Dec t. Iit>. II. Cf Calümachm (npua Altila), OUkm (np.it Attila) ; und dagegen Tira Pr*//vr in chron. «um Jalue 472;
IJattus in thron, tum J*hrc 472; Valcfius Kerum Francic. lib. IV; Htnßmui Kerum Hingar. Dec. I. lib VI; P. Pray Annale» Vetere*
Hunnorum, Avarum et Itungaror. Vindobonae 1761, pag. 161 icipj ; Sigeniui de Occid. Iroper, lib XIII. /„u<i»t de regnn Palm et
Chiob. lib- I , «*p VII - s Proop. de bell Üoth. — 3 Monurocnta pag. 24J f<n. * Hilloria Salon.iana cap. IX.. . .urbis antiqaae fed
dirutae lladria). — * L. c c»p 9
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7*
Kkanz Bulr'.
nunc tenent, et Amt ifta Raufium, Afpalathum, Tetrangurium, Diadora, Arba, Vecla et Opfara".
Aber einige von diefen Städten, Rayufa und Spalato, exiftirten damals nicht; fie wurden erft durch
die Bürger der zerftörten Städte Epidaurus und Salona gegründet. Porphyrogenetus verdient alfo
an diefer Stelle keinen Glauben ; flatt das dalmatinifche Thema des 7. Jahrhunderts befchreibt er
das Thema feiner Zeiten, das 10. Jahrhundert. Vielleicht hat er auch dies hervorheben wollen, dafs
zu jener Zeit das byzantinifche Dalmatien wenig vom Feinde gelitten hat — Dank der byzan-
tinischen Verteidigung. Wäre das nur wahr gewefen!
Nach folchen Stürmen braucht man die Demolirung der rümifchen Bauten nicht durch die
Hände einheimifcher Männer im 9. Jahrhundert vollziehen zu laffen; dies hatte fchon die Feindes-
hand leider viel früher beforgt. Ks fleht in Zara heutzutage noch eine hohe Säule auf der Piazza
deW Erbe, die ohne Zweifel an derfelben Stelle noch zur Römerzeit ftand; 1 aber daraus läfst fich
kaum fchliefsen, ein Tempel, ein Gebäude, hätte ebenfo alle die Stürme überleben können. An jener
Säule konnte der Feind weder feine Raubluft, noch feine Rache befriedigen; nicht fo bei anderen
Denkmalen und Gebäuden; defshalb
find diefe zcrftört worden, und jene ift
unverfehrt geblieben.
Wenn wir vom Zeugniffe des
Porphyrogenetus, alfo von der Mitte
des 10. Jahrhunderts zurückgehend, die
Zeit erforfchen, wann die Kirche erbaut
werden konnte, und den Mann auffuchen,
F '8- •* der für ihren Bau den Plan verfaffen
und verwirklichen konnte; wenn wir dabei die alten Traditionen und die einftimmige Meinung
alter fpäterer Schriftfteller berückfichtigen, fo finden wir dafür keine pai'fendere Zeit, als die erften
Decennien des 9. Jahrhunderts und keinen geeigneteren Mann als den damaligen BifchofDonatus III.
Das Ende des 8. und der Anfang des 9. Jahrhunderts war für Zara, wie für Dalmatien
eine vielbewegte Zeit. In die Jahre 791 — 799 fällt die Eroberung Dalmatiens durch die Franken."
Zwifchen Karl dem Grofsen und dem Kaifer Nicephorus entftanden dadurch grofse Reibungen. Um
diefe beizulegen gingen nach Conftantinopel (804) als Gefandte der Doge von Venedig Beatus und
Donatus Bifchof von Zara. Donatus erhielt bei diefer Gelegenheit vom Kaifer Nicephorus die
Reliquien der heiligen Anaftafia als Gefchenk für die Zaratiner. 3 Die Gefandten werden zwar
als „legati pacis a Carolo" erwähnt,* fcheinen aber in Vertretung ihrer Provinzen und Städte die
Oberherrfchaft von Conftantinopel anerkannt zu haben, denn ein Jahr fpäter, wie Eginharl
berichtet, „pra:dicti duces (von Venedig) Obelierius et Beatus navalem exercitum ad Dalmaciarum
provinciam depopulandam deftinaverunt". 5 Und die Expedition hatte ihren Erfolg. Im nämlichen
Jahre kamen nach Didenhofen (Thionville), wo Karl der Grofse Hof hielt, „Paulus dux Iadera?
atque Donatus eiusdem civitatis episcopus, legati Dalmatarum ad pttefentiam Imperatoris cum
magnis donis".* Hier wurde die Oberherrfchaft wieder gewechfelt und anerkannt, zugleich wurden
neue Verfügungen für die Verwaltung Dalmatiens getroffen: „et facla eft ibi ordinatio ab imperatore
de dueibus ac populis tarn Veneria: quam Dalmatiae".' Aber auch diefe Ordinatio währte nicht lang.
Nach Abfchlufs des Friedens mit den Bulgaren fandtc Nicephorus (806) eine Flotte ab unter dem
Oberbefehle des Patriziers Nicetas „ad recuperandam Dalmatiam".* Eine andere Flotte unter Paulus
vereitelte den Verfuch Pipin's des Sohnes Karls, Dalmatien zu erobern. So kam es im Oclober
1 Vergl oben pag. 60. — 3 Monument* 1 c pag. 303 — 1 Farhli \\\yt S»cr. t V. pag. 35 fiju. MnntimeMa I c pag. 306 i*qq.
Die Reliquien wurden in die Catbedralc de» heil, l'elru» i[eponirl. Die Kirche n*hm Ipiter den Tite! der heil. AnailaCia an. — ' Munu-
menta 1 c. pag. 30Ö. — » Monument* 1. c. pag. 310. — 11 MonumcnU 1. c. pag JlO. — T Monument* ibid. — " Monument» Ibid. pag. 311
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S. DONATO IN ZAKA.
73
des Jahres 810 zum Friedensfchluffe in Aachen 1 zwifchen Karl und Nicephorus, und zur Beftätigung
desfelbcn Friedensfchluffes in Aachen und in Conftantinopel im Jahre 812 zwifchen Karl und
Michael.' Der Vertrag felbft ifl nicht auf uns gekommen; indefs gibt uns Dandolo in feiner Chronik
davon einen Auszug. Jedenfalls wurde beftimmt, dafs die Seeplätze Dalmatiens, welche die Griechen
in Händen hatten, ihnen gehören follen* Dies beftätigt Eginltart in feiner „Vita Caroli," natürlich
als Hof-Hiftoriker, in folgender Weife : „Dalmatiam, exceptis maritimis civitatibus, quas ob amicitiam
et iunetum cum eo foedus Conflantinopolitanum imperium habere (Carolas) permifit". 4
Da war eine fchwere. Zeit vorüber. Zara nahm einen neuen Auffchwung, fie wurde die
Hauptftadt des byzantinifchen Theiles Dalmatiens und der Sitz des Proconfuls oder des Strateg's
„totius Dalmatiae" Die neue Ordnung erweckte und berechtigte neue Hoffnungen; das war eine
Epoche, wo man, mitten in einer gehobenen Stimmung, an neue Bauten denken und fie auch
ausführen konnte. Und es war auch in Zara damals ein echter Mann dazu, der Bifchof Donatus.
Erhaben durch feine perfönlichcn Tugenden, wie durch feine Würde, hochgeehrt von feinem
Volke, geachtet in Diedenhofen von Karl dem Grofsen, wie in Conftantinopel vom Kaifer Nice-
phorus, nahm Donatus thätigen Antheil an den Schickfalen feiner Refidenzftadt und griff mächtig
in die Ereigniffe feiner Zeit. Ein vielgereifter Mann, mochte er fich gefehnt haben, eine Kirche in
Zara zu haben, wie er ihrer viele auf feinen Reifen gefehen hatte in Erancien (den Münfter zu
Aachen), in Italien (S. Vitale in Ravenna) und befonders in Conftantinopel (Hagia Sophia). Keiner
Fig. 14
von feinen Vorgängern auf dem bifchöflichen Stuhle hatte fo viele äufsere Anläffe gehabt, fo viele
fremde Einflüffe empfangen, keiner konnte fo ficher auf den Opferfinn feiner Mitbürger rechnen,
auch keiner hatte bei der jeweiligen Regierung mehr Vertrauen als diefer Ambrofius von Zara.
Wahrlich, wenn man zu einem für Zara in Dalmatien fo aufsergewöhnlichen Bau, wie es die Donatus-
kirche ift, einen erleuchteten thatkräftigen Mann vorausfetzen mufs, wir können in den Zeiten vor
Porphyrogenetus aus der Gefchichte keinen befferen, geeigneteren anführen, als eben diefen
Donatus. Einen fo energifchen Mann, der überdies fehr lange den Bifchofftuhl befetzt hielt, 1 konnten
kleinliche Rückfichten' von feinem Plane nicht abwenden, fo zum Beifpiel der Koftenaufwand oder
die Rückficht, dafs neben der Kathedral-Kirche eine neue Kirche nicht nothwendig fei. Ein
ftarker Wille forgt nicht nur für das Allernothwendigfte, fondern auch für das Neue, Erhabene.
Und dafs Donatus auf etwas für Zara Neues, Originelles abzielte, fowie dafs er für die Baudenkmale
■ Monument* ibid. pag. 313. — * Monument* ibid. pag. 314: „Michael geoer eiu» imperator factiu, legatoi Karalt qui ad Nie«
phomm* miffi facrunt in Conftantinopoli ftueepit. et Arfafium atqnc Theognoftum imifit) et per eo» pacem a Nicephoro ineeptam cot»"
firmarit. — ■> Gfirrr Hei/s Byianttnifche Gefchichten. Grat 1872 t. I. pag. Ii8fqq. — * Monumenta pag 315. — * FarUti 1. c pag. 30
— * Bianchi Memorie di Zara pag. 17.
viii n r. 10
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74
Franz Buud
in der Fremde ein offenes Auge und ein empfängliches Gemüth hatte, bezeugt zur Genüge die
neue Form (die Kuppel-Kirche), in welcher er feinen Bau ausführte.
Nach dem Zeugniffe des Porphyrogenetus wurde die Kirche „S. Trinitatis" betitelt. Diefer
Titel berechtigt uns auch zur Annahme, dafs jener Mann der Erbauer der Kirche fei, welcher die
Reliquien der heiligen Anaftafia von Conftantinopel nach Zara gebracht hat, alfo der Bifchof
Donatus III., San<£ta Trinitas und Anaftafia ftanden in Conftantinopel in einem merkwürdigen
hiftorifchen Verhältnifs.
Iis war im Jahre 379 mitten in den religiöfen Wirren der Arianer, welche die Göttlichkeit
Chrifti leugneten, und der Macedonianer, welche die Göttlichkeit des heiligen Geiftes bekämpften,
als Gregor von Nazianz, nachdem er eine Zeitlang in einem Privathaufc mit grofsem Erfolge
gepredigt und einer grofsen Anzahl von Chriften den wahren Glauben über die heil. Dreifaltigkeit
beigebracht hatte, diefes Privathaus in eine Kirche umwandelte, die den Titel führte Anaftafia, das
ift Auferftehung, nämlich des Glaubens und zwar des Glaubens in die heil. Dreifaltigkeit. ' In diefe
Kirche, die fchon Anaftafia hiefs, wurden die Reliquien der heil. Märtyrerin Anaftafia von Syrmium
Fig. 15
(Mitrovica) gebracht und aufbewahrt im Jahre 457. Aus derfelben Kirche erhielt Donatus auf feiner
Gefandtfchaft die genannten Reliquien. Da das Dogma der heil. Trinität in Conftantinopel in
folchem Verhältniffe ftand mit der Kirche „Anaftafia", und dann mit dem Eigennamen der heil.
Anaftafia, konnte der Bifchof Donatus, da er die Reliquien der heil. Anaftafia befafs, auf den
Entfchlufs kommen, jenes Verhältnis in Zara wieder herzuftcllen, um den Glauben an die heil.
Dreifaltigkeit durch eine eigene Kirche zu verherrlichen und zu bekräftigen.
Wann die Kirche der heil. Dreifaltigkeit den Titel des heil. Donatus angenommen hat,
wiffen wir nicht. Porphyrogenetus gibt ihr noch den alten Titel, Cyriacus Anconitanus (1435) den
alten und den neuen. Es ift möglich, dafs die Kirche gleich vom Anfang, neben dem officiellen
Titel, im Volksmunde den Titel des Donatus führte, weil er fie erbaute, fo nachher weil er in ihr
begraben wurde.* Den nämlichen Fall können wir bei der Kirche in Spalato verzeichnen. Sie
wurde S. Mariae in coelum affumptae geweiht, als jedoch die Reliquien des heil. Domnius von
1 Dies erhellt «ntcr Anderem aus Jer Rede des beil. Gregor, mit welcher er von feiner Gemeinde Abtchied nahm Weil *ir
die WerVc deifelben nicht bei der Hand haben, citiren wir den einfthlagigen PaHus nich M. VHUmain (Tableau de l'eloiiuence %
chretienne): , Adieu eglife d'AnaiUfie, qui tirait too nom an notre pieufe conhance (Anailade veut dire rcfurrettioni; adieu monument de
notre vitftoire, nouyelle Silve oi nous arons pour la premicre fois plante larche Cainte depui» quarante ans agitee et errant «Uns ce
defert. Et toi, Tmiile Uinte. u penfec et ma gleite: puifTent il» confet»er U foi, et puifles tu les fauvertou», fauver mon peuple "
— * Farlati 1. c. pag. 33.
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S. DONATO IN ZARA.
75
Salona herübergebracht (641) und in der Kirche aufbewahrt wurden, wurde fie allgemein die
Kirche des heil Domnius genannt, und fie führt auch heutzutage beide Titel. Bei der Zaratiner
Kirche dagegen verdrängte der volksthümliche Titel gänzlich den officiellen. Zu diefem Titelwechfel
hat das meifte beigetragen die grofse Verehrung, die man nach dem Tode dem heil. Bifchofe zollte,
fo wie der Umiland, dafs der Bifchof als Patron der Stadt Zara auserwählt und verehrt wurde. Nach
der Legende foll der heil. Bifchof im Jahre 1104 dem Könige von Ungarn, Dalmatien und Croaticn,
Coloman, erfchienen fein und ihm zum Entfchluffe bewogen haben, die Stadt Zara nicht durch
Brand zu zerftören, wie er es vornehmen wollte.' Daraus können wir mit Sicherheit fchliefsen, dafs
fpäteftens im 12. Jahrhunderte der neue Titel f'ü r die Kirche in allgemeinen Brauch kam.
Wie wir oben bemerkt haben, ftehen alle
Pfeiler und Säulen in der Unterkirche, fowie der
gröfsere Theil der perimetrifchen Mauer von S.
üonato auf alten römifchen Bruchftücken. Die zwei
unteren und oberen Säulen vor den Abfiden und
noch zwei Säulen, die jetzt eingemauert auf den
Emporen rechts ftehen, wie die Pfoftcn der alten
Eingangsthüren find ebenfalls römifche Stücke. Nun
drängt fich die Frage auf, von wo und wie kamen diefe
Stücke hieher und zu welchem Schluffe berechtigen
fie uns befonders in Betreff des Tempels der Livia
Augufta, den die Schriftfteller fo allgemein annehmen ?
Ohne Zweifel Hammen die Stücke nicht von
einem Gebäude; die Ornamente find zu fehr ver-
fchieden der Grofse und dem Style nach, als dafs
wir fie zu einem Ganzen vereint uns vorftellen könnten.
Es finden fich da unter Anderem drei Architrave, die
uns berechtigen, auf eben fo viele römifche Gebäude
mitSicherheit zu fchliefsen. Was diefe Gebäude waren
und wo fie geftanden find ? diefe Frage eröffnet ein
breites Feld für allerlei Conjecturen. Gewifs find fie grofse fchöne Bauten gewefen; nach ihnen
urtheilend, muffen wir uns das heidnifche Zara, abgefehen von anderen Infchriften und Denk-
malen, ' als eine reiche fchöne Stadt vorftellen. Ein Gebäude, nach der Treppe urtheilend, die
jetzt in S. Donato fichtbar ift, ftand ohne Frage nordöftlich in der Nähe der jetzigen Kathedral-
Kirche. Ob von diefem Gebäude einige Stücke herrühren, kann man vermuthen; mit Sicherheit
bei den jetzigen Beweismitteln können wir es nicht behaupten. Nur ficher ift, dafs viele Bruchftücke
von jenem Gebäude herüber gebracht wurden, welches in der Nähe der jetzigen St. Elias-
Kirche ftand, wo jetzt das Pfarrhaus und das Centralfeminar fich befinden. Der Franzofe Span
(fiehe oben) fah dort im Jahre 1674 zwei fchöne cannelirte korinthifche Säulen; in welcher
Stellung, fagt er nicht. Aber fein Zeitgenoffe der Archidiaconus VaUrio de Ponte (fiehe oben)
1 FarlaiiV c. : „Hoc fcriptain reliqnit Thuro&ias, idcrnque »Iii fcriptorei Hungarkci confirtnant: Cumqut rex ejfet in Dalmatia
in urbe Zadur (Zara) et eagitaret eivHatem futeendert pro duritia gtntit iltiut, et dormiret in fltlatit /uo, quod iti aedifitaverat: et ettt
fanilns iY, f Üenatui J ZaJurienfii Epiteoput ventt ad tum in ktrriJt t k.'.'k, quem per tapilla» tapitnt traxit, et tum Virgil Unreif • aide
verberavit quem tum dimififfet ilium nun vMt./td dolorem /entieiat, et idbu virgarum /upra eorpui fuum afficitbat ; quapropter a moltflationt
ehilati, fatimter ceffavit». -* So beengt zam Beifpiel die Inichriii bei der .Port» RmUti Mario»- (C. J L. III n. 191a) : Mtllia Anniana
in memor(iam) Q I.aepiii. Q. F(ilii) Serg(ia) (tritu), Bajfi Mai iti fit», emporium JUmi et axum fitri et flatuat fufetfoni teß(amenU)
iuffiit) ex fefttrtii» DC d(eduita) vigtfima piopuJil R(omani), die Exiftenz ein» grotxen und fchönen Marktplatzes der mit einem Auf
wände ron 600.000 Seftertien gebaut wurde,' die Infchrift (C. J. I.. III. n. 2909). Imp. Xerva. Traiau j tontif. . Max. Tr. \ Aquaedutlum
Celan \ In quo danU imptn \ Satrati/fimi /'■ in ■ die Exillenz einer Waflerlcitung u. f. w.
■
Fig. 16
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76
Franz Biri.id.
erzählt, dafs aus der Erde an jenem Orte mehrere Säulenfchaftftüeke emporragten, auch zwei ganze
Säulen mit dem darüber liegenden Architrav noch aufrecht ftanden. Kreljanovic (fiehe oben) hat
uns eine detaillirte Gefchichte einer von diefen Säulen verzeichnet. In Bruchftücke gelegt kam fie
in verfchiedene Privathäufer, bis die Stücke wieder gefammelt, und die Säule mit dem Plinthus
und Capitel wieder aufgerichtet wurde. Sie lieht jetzt bei der St. Simeon-Kirche. Bruchftücke von
ihren Schwefter-Säulen liegen in den Fundamenten des heil. Donatus, und zwar unter der perime-
tril'chen Mauer. Viele, die meiflen Stücke von S. Donato lind fehr wahrfcheinlich denfelben Weg
gegangen. Wenn aber diefe Behauptung wahr ift, wie wir überzeugt find, und wenn von jenem
Kig. 17.
alten römifchen Gebäude noch im 17. Jahrhundert zwei Säulen mit dem Architrav und einige
Säulenftücke aufrecht ftanden, dann können wir nicht annehmen, der Bifchof Donatus hätte durch
Demolirung jene Stücke gewonnen, und fie für den Bau feiner Kirche verwendet, denn folcher
Stücke hat er bei den Fundamenten noch mehr benöthigt, und hätte fie fonfl bei den Pfeilern und
der Mauer verbrauchen können. Statt vom Weiten das Material herbeizufchaffen, hätte er fchon an
die Demolirung Hand gelegt, fei es nun aus religiöfem Eifer, wie Einige meinen, fei es aus Zeit-
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S. DONATO IN ZARA.
77
und Koften-Erfparnis, fo würde er wohl Alles bei folchen Umftänden demolirt haben. Wir muffen
alfo annehmen, dafs Donatus bei jenem Gebäude nur Bruchftücke gefammelt, und zwar die gröfseren,
die noch übrig geblieben und die bis zu jener Zeit für Privat- oder andere Kirchenbauten nicht
verbraucht waren, wie es mit kleineren Bruchflücken ohne Zweifel gefchchen ift. Dafs für den Bau
der St. Petrus- (fpäter St. Anaftafia-) Kirche das Befte aus den römifchen Gebäuden verbraucht
wurde, bezeugt die Befchreibung, die uns über diefe Kirche Porphyrogenetus hinterlaffen hat.
Eben die gerühmte Schönheit und der Reichthum diefer Kirche find ein Anzeichen, dafs fie die
erfte nach der Zerftürung von Zara aufgeführt wurde und meiftentheils mit den Trümmern der alten
Gebäude. Wie für diefe Kirche, fo lieferten die Trümmer das Material auch für die Privathäufer.
Was nach langer Auswahl noch unbenützt blieb, das fammelte von mehreren alten Gebäuden der
Bifchof Donatus und verbrauchte es, wie ihn die Noth zwang, und es die grofsen Stücke felbft
erheifchten, in die Fundamente.
Eine ganz befondere Auf-
merkfamkeit verdienen unter den
alten Bruchflücken die Blöcke mit
den Infchriften : Junoni Augufiac
und Jovi Augufio. Als nur die
erfte bekannt war, nahm man allge-
mein an, fie fei die Infchrift eines
Tempels gewefen, der nach Spon
der Juno, nach allen anderen
Schriftflellern aber der Livia
Augufta, der Gemahlin des Kaifers
Octavianus, geweiht war. Die
Meinung Jener, die in der Juno
Augufta die Livia Augufta finden wollten, war hiftorifch berechtigt, denn die Livia wurde in der
That noch bei ihren Lebzeiten in den Provinzen viel alsjuno, Ceres, Vefta, Rhea, als mater patriae,
genetrix orbis u. f. w. allein oder neben ihrem göttlichen Gemahl verehrt. 1 Der Beiname Augußae
konnte zwar als Beweis für die Richtigkeit diefer Meinung nicht angeführt werden, 4 denn er wurde
den Göttern allgemein beigefetzt. Aus Narona kennen wir folgende Infchriften: Mercurio Augufto
(C. I. L. III n. 1792, 1793), Neptuno Augufto (n. 1794), Saturno Augufto (n. 1796), Veneri Viiflrici
Auguftae (n. 1797, 2770, 2803); aus Salona: Dianae Auguftae (n. 1937); aus Aenona: Jano Augufto
(n. 2969), Veneri Auguftae (n. 2971). Unter allen diefen Namen können wir wegen des Beifatzes
Aug(ußo), beziehungsweife Aug(ußae), unmöglich fo viele Kaifer und Kaiferinnen finden; man
mufs fie nehmen in der urfprünglichen Bedeutung.
Als die zweite Infchrift Jovi Augufio aufgefunden wurde, hat man nach der Interpretation
der erften Infchrift folgerichtig in ihr den Namen des O&avianus Auguftus zu finden geglaubt. So
thaten namentlich Bianchi in feinen Memorie (p. 28), Ljubic in feiner Reifebefchreibung im Jahre
1873 (Nazionale von Zara 1873 n. 33). Wir find dagegen der Meinung, dafs in den Worten Jovi
Augufio nicht der Oftavianus, fondern wirklich der Jupiter zu verftehen fei. Es ift wahr, dafs
Ottavianus, obwohl er in Rom nicht als Gott verehrt fein wollte, diefe Verehrung in den Provinzen
noch bei Lebzeiten genofs und fie felbft bewilligte, aber er genofs fie nur in Verbindung mit der
Dea Roma. 3 Befonders die Orientalen in den Provinzen von Kleinafien und Griechenland, die feit
• /YtUrr Rbmifche Mythologie J. Anfluge. Berlin 1865. pag. 776 fqq. — £t»M Doclrina numomm vetenim VI, pag. 154. I.
P«8 53- — Anniii dcll' Iftituto Archeologico Ann, 1847. P»fr *8j. — J\t»ly Real-Encrdopedie (unler Livia). Orelli 11 614 ■ Hia«cki
Memorie d. Zara p&g- 28. — 3 Sueton. Olkav. 52: Tcmpla «jnamvis fcirct ctiam procn nfulibu» dccerni folere. in nulla lamen prorincia
niü communi fno Roniaeque nomine rccepil. Nam in urbe quidcra pertinaciflime abflinuit hoc hofiore.
Fig. iS
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7«
Fkanz Biu.ir.
alter Zeit in folchen Huldigungen und Schmeicheleien eingeübt waren, wetteiferten in (tiefen
Ehrenbezeugungen. Der erfte Tempel Romae et Augufto geweiht, wurde in Pergamum gebaut, 1
hernach bei feinem Leben in Mylafa (C. J. G. n. 2696), in Nyfa (n. 2943), in Cyme (n. 3524), in
Cyzicus (n. 3569) und anderswo im Orient; auch in Pola war ein Tempel Romae et Augufto. 3
Nachdem einmal die Adulation ihren Anfang genommen hatte, fand fie kein Ende mehr. Sueto-
nius fagt in cap. 59: Provinciarum pleraeque fuper templa et aras ludos quoque quinquennales
paene oppitatim conftituerunt. Wie die Orientalen mit der Menge von Altären, Tempeln,
Bafiliken und Propyläen nicht geizten, fo waren fie auch mit den Titeln für Auguftus nicht fparfam.
Aber nur in Egypten, um welches fich Oclavianus jedenfalls fehr verdient gemacht hatte, wurde
er mit dem Titel ZttSf bedacht, jedoch mit dem Beinamen 'EXsoöspto;. In Alexandrien und fonft
an den dortigen Kütten wurde er als Befchützer der Schifffahrt unter den Göttern der See
angebetet, doch unter folchen Titeln, die ihn von anderen Gottheiten leicht unterfcheiden liefsen. 1
Dafs er abfolut als Jupiter ohne jedwedem Beifatze verehrt wäre, wie es unfere Infchrift vorausfetzt
(das beigefügte Auguftus hat nichts zu bedeuten), dafür kennen wir keine Beifpiele. Wenn wir noch
berückfichtigen, dafs Dalmatien zum Occident gehörte, und den Gebräuchen der Orientalen nicht
folgte, dafs die Occidentalen bei dem Unfuge des Perfonencultus relativ nüchterner fich benahmen,
dann werden wir im Jovi Augufto nur den Jupiter finden, oder wir müffen zugeben, dafs diefe
Zaratiner Infchrift ein Unicum fei, und was Schmeichelei im Cult des Oclavianus anbelangt, alle
orientalifchen Titel bei weitem übertrifft. 4 Wenn diefer Beweis ftichhältig ift, darf die Infchrift
Jovi Augufto nicht nach der falfchen Interpretation der Infchrift Junoni Auguftae ausgelegt werden,
vielmehr ift die Interpretation diefer Infchrift nach jener zu corrigiren, und die Infchrift felbft
nicht der Livia, fondern der Juno als dedicirt anzunehmen.*
Hiermit wollen wir nur behaupten, dafs fich aus jenen Infchriften die Exiftenz eines Tempels
des Oftavianus oder der Livia nicht beweifen läfst. Dafs in Zara ein Cult für Oclavianus, für feine
Gemahlin Livia oder überhaupt für die Gens Julia gehalten wurde, wollen wir hiemit keineswegs
leugnen. Zara bekam von Oclavianus das ius coloniae, wie die folgende Infchrift beweift: Imp.
Caefar Divi J. Aug. Parens Coloniae Murum Et Turres Dedit (C. J. L. III n. 2907),' hatte fomit
allen Grund ihm die allgemeine Verehrung nicht zu verweigern. Direcl für den befagten Cult
fpricht die Anwefenheit in Zara der feviri AuguftaUs. Wer diefe feviri Auguftales waren, und wie
fie fich verhalten zu den fchlechthin genannten Auguflales und feviri, ift eine viel erörterte, aber
nicht gelöfte Frage, es ilt jedoch unzweifelhaft, dafs fie zu jenem Collegium gehörten, welches fich
mit dem Cult des Auguftus befafste. ' Den Namen eines fevir Auguftalis trägt die folgende Infchrift :
Q. Dellius O L(ibertus) Fuscus VI vir AugHjl(alis) v(ivus) f(ecit) fibi et fuis in f(ronle) p(edes)
XX in agr(o) p(edes) XX.' Daraus find wir aber wieder nicht genöthigt, gleich auf einen Tempel
zu fchliefsen; nur der Cult ift dadurch bewiefen, und diefer konnte bei einer Ära, einer Bafilika,
oder einem Propylaeum ftattgefunden haben.
Nebenbei wollen wir noch bemerken, dafs aus jenen oft erwähnten zwei Infchriften kein
direclcr Beweis für die Exiftenz eines Tempels überhaupt geliefert werden kann. Schon der
" Tacit. Ann. IV, pag. 37. — 1 C. J. L. V t. pag. 8. n. 18 Remat tt Auguß* Cat/ari Divi F(ilu) Patri Patriot. — » Eise Infchrift
bei Aegl in Cilicien lautet (C. J. G. u. 444JI : Hii Ztßxtzüi K%i**ft xxi fWtrfüvt 'Asyalü'ij« «1 Aypo-'irj Kuiräots. — * Confr. Prtlltr L e.
pag. 769 f<iq. Marquardt Kömifche Staatsverwaltung III, pag 443 fqtj. — * Im Index «um C. J. L- III, pag. 1162 fuhrt Mammfcn die
Infchrift Junoni A»iußae unter dem Namen der Gottin Juno an. — * Die Infchrift befindet fleh jetzt in Veruna im Mufeum. — ' Marquardt
1. c. I, pag 5 1 ;i ~ * Diefe Infchrift kann man nicht mit Sicherheit in die Zeiten des Auguftus verlegen, wie es ürYdjarAr thul pag. 29, denn
die feviri Auguflales finden Geh noch in viel fpäterer Zeit Die Infchrift ift wohl in Zara aufgefunden (C. J. L. III. n 2921); die zwei anderen
von Biancki erwähnten, wo von den ftviri Erwähnung gefchieht pag. 7, 12 (C. J. L. III, n. 1769, 1770), Gnd von iiian, ki (cfr. liollcttino di
Archcologia e Storia Dalmata II Ann. 1879, n. 2, pag 18), und werden jetit in der Exedra des Giardino publico in Zara aufbewahrt Sic
beweifen unter Anderem für unfere oben ausgeführte Meinung, dafs Auguftus in Dalmatien nicht unter dem Namen des Jupiter verehrt
wurde. Für die ftviri in Zara geben Zeugnifs auch die Infchriften n. 2928, 2929 C, J. L. III.
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S. DONATO IN ZARA.
79
Umftand erweckt einige Bedenken, dafs beide Tempel von einer Privatperfon, der Appuleia Marci
filia Quinta, erbaut wären. Stünde in der Infchrift ein D(ecurionum) D(ecreto) oder überhaupt ein
Beifatz, aus welchem man die Betheiligung am Baue der ganzen Stadt entnehmen könnte, fo wäre
die Annahme zweier Tempel viel leichter. Beide Infchriften als Titel eines Tempels zu betrachten,
geht wohl nicht an. Die Appuleia Quinta mag eine fehr reiche Frau gewefen fein, fie wird auch in
anderen Infchriften genannt, 1 aber ihr gleichzeitig den Bau zweier Tempel zuzufchreiben ift ohne
Zweifel zu gewagt. Jedoch liefern den Hauptbeweis gegen diefe Annahme die Blöcke mit den
Infchriften felbft. Es ift unmöglich, fie als architektonifche Beflandtheile irgend eines Tempels zu
erklären, fie können nur als Poftamente gedient haben, vielleicht für Säulen, viel wahrfcheinlicher,
wenn man ihre Länge und Breite in Betracht zieht, für Statuen in fitzender Stellung der in den
Infchriften genannten Götter. Die Römer Hellten gewöhnlich die Götter-Statuen nicht unter freiem
Himmel, fomit muffen diefe Statuen in einem Gebäude aufgeftellt gewefen fein, und wahrfcheinlich,
da die Infchriften faft gleich grofs, die Lettern aber identifch find, ftanden fie beide in einem
Gebäude. Wo ftand aber diefes Gebäude: war es ein Tempel? ftanden die Statuen in jenem
Tempel, von welchem die obengenannte Säule in S. Donato gebracht wurde? Das find Fragen,
auf die wir keine erschöpfenden Antworten geben können. Den künftigen Forfchungen kann es
gelingen, die nöthigen Beweife dafür zu finden.
Fig. 19.
Aus den letzten Jahrhunderten find uns über die Donatus-Kirche nur fpärliche Notizen
bekannt. Der Leichnam des h. Donatus wurde auf dem Altare, der ihm geweiht war, in der rechten
Abfis in der Unterkirche aufbewahrt. Ein anfehnlicher Bürger Gregor Morgane 2 hatte im Jahre
1460 teftamentarifch das nöthige Geld beftimmt für die Anfchaffung einer Area. Als gegen Ende
des 16. Jahrhundertes die Kirche S. Maria Maggiore demolirt wurde, brachte man das Hauptaltar-
bild, Maria Reinigung, in die Donatus-Kirche, wo ihm auf dem Hauptaltare das Bild der heiligen
' C. J L. m, o. 2940. latcr Zarenfe» Barloli ,»»g ib. AffrUia M(mni) fiüim.) Quirn«, littrtü Utn**m»t(m^ /tut H ßttb
vfivisj ptflcritfut) orum, «h tii libtrahuntar -2 Er hiefs eigentlich Merganic, war aus Bosnien gcburiig und lieft fkh In Zara
nieder. Im Jahre 14Ö0 errichtete er das llofpital des heil. Jaeobus für 13 Kranke, im Jahre 14OJ trug er grofie Summen bei inr
Errichtung «ine» Klüfters für die rranciskaner LH, ordinis Illyricorum. Bianchi Zara Crill. I. pag. 81a
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8o
Franz Bulic.
Dreifaltigkeit Platz machte, welches auf dem Donatus-Altar aufgeteilt wurde. In der linken Abfis
war der Altar des heil. Lucas. Im Jahre 1622 liefs für den heil. Donatus der Erzbifchof Stella eine
neue marmorcne Area anfertigen, die mit feinen Reliquien auf den Haupt-Altar zu ftehen kam. Der
Archidiaconus Valerio de Ponte, ein grofser Verehrer des heil. Donatus, liefs im Jahre 1670 die
Area mit filbernen Platten überdecken. So wurde der Haupt-Altar der Reinigung Mariens und dem
heil Donatus geweiht. An diefem Altare verrichteten ihre Officien die zwölf Prieller aus der Brudcr-
fchaft della Carila. Der Erzbifchof Viclor Priuli liefs im Jahre 1705 den Fufsboden neu bepflaftern,
und hinterliefs teftamentarifch das Geld für einen koftbaren neuen Haupt- Altar, für die Area und das
alte Bild, welcher Altar wirklich im Jahre 1715 errichtet wurde. Derfelbe Erzbifchof liefs die zwei
Pfeiler gegenüber den Seiten-Abfiden in der Unterkirche etwas abkanten, damit mehr Licht in die
Mitte der Kirche einfalle.
Die jetzige Eingangsthür, die in die alte eingelegt wurde, ift vom Erzbifchof Zmajevic
(1713 — 1745) errichtet, wie es das Wappen mit dem Drachen (zmaj) bezeugt. Derfelbe Erzbifchof
liefs über die Kirche ein neues Dach aufführen und an der nordöftlichen Seite der Kirche eine
Thür offnen, um die Communication mit der Sacriftei der Cathedrale zu erleichtern. Sie trägt
folgende Aufschrift:
PRESBYTER IS POPVI.O PORTAAX PIETATE PARAVIT
PRAESVL:PI.AVDE PATRI PLEBS PIETATE PARI . AVDOCXXXII.
Ebcnfo fetzte er eine neue Thür beim Eingange zu der örtlichen Stiege, die auf die Emporen
führt, mit der Auffchrift:
AB COMMODIOREÄV SCALAE SANCTAE ET EX
CELSAE VIRGIMS VENERATIONEM
ANNO MDCCXXXI1I.
Die Thür zur weftlichen Stiege wurde in dcrfelben Form aufgeführt. Darüber fteht ein
Wappen, es ift uns aber unbekannt, wem es angehörte. Weiter rechts von der rechten Abfis ftand
noch der Altar des heil. Apoftels Jacob.
Von wo fich die beiden Stiegen vereinigen bis zur Vorhalle der Emporen hiefs die Treppe
Scala Santa. Es gefchieht von ihr Erwähnung im Jahre 1480. 1 Sie beftand aus 28 Stufen von rothem
ferrarifchem Marmor. Sie wurden angefchafft vom Erzbifchof Zmajevic, auf deffen Bitte die Con-
gregation der Riten, immer auf ein Septennium, für diefe Scala die nämlichen Indulgenzen bewilligte,
wie fie die Scala Santa vor der Lateranenfifchen Bafilika im Rom geniefst. Am Gründonnerstage
nahm der Proweditore generale ex officio Antheil bei der feierlichen Proceffion auf der Treppe.
Zum letztenmal wurden die Indulgenzen bewilligt im Jahre 1787, 16 Juni.
Auf dem Pfeiler zwifchen den zwei Eingängen zur Vorhalle ftand ein grofses Crucifix mit
einer Infchrift, von der jetzt nur Folgendes erhalten ift:
. . .RT. . . DOMIN' VM. . .INNIXVM. . .SCALAE. . .GEN XXVIII. . XIII.
Die Vorhalle zu den Emporen wurde reftaurirt auf Korten des Proweditore Generale
Hieronymus Balbi (1751—53). Auf der Aufsenfcite fteht fein Wappen mit der Infchrift:
Hieronymus) M(aria) B(albi)P(roweditor) G(eneralis)ANNO D .WDCCLII XV MA . . .
In der Oberkirche, Oratorio genannt, ftand in der mittleren Abfis der Altar S. Mariae ad
Nives mit einer Bruderfchaft gleichen Namens, beftehend aus angefehenen Bürgern, die fich
befonders der Wohlthätigkeit widmeten. Sie hatte das feltene Privilegium, dafs fich am Grün-
donnerstag zwei Merten, eine ftille und eine gefungene, haben abhalten laffen. In der linken
Abfis ftand der Altar der heil. Maria Magdalena, in der rechten der des heil. Oswald. Auf der
1 Manchi Zara Cnft I pag, 387 RammenUlore Zaratiqo 1860.
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S. DONATO IN ZAKA.
Bi
rechten Seite beim Eingange ftand ehemals ein Monument des Provveditore Generale Juftinus a
Ripa (1705—1708).' Jetzt fleht nur noch die Infchrift über einem Fenfterbogen:
IVSTINI A RIPA PIETAS IN AVARMORK SVRGIT CLVOD VIVRNS TRIBVIT MORTVVS HIC APKRIT.
Man kann eher vermuthen, dafs auf Koflen des Proweditore Ripa dort ein Monument
aufgeteilt (pietas in marmore) und nach feinem Tode ein Fenfter angebracht wurde (mortuus aperit).
Im Jahre 1798 wurde die Kirche von der öfterreichifchen Regierung für ein militärisches
Verpflegsmagazin beftimmt und mit Holzwerk in zwei Etagen für ihre neue Beftimmung adaptirt
gegen eine jährliche Entfchädigung von 200, hernach 400 Gulden. Alle kirchlichen Geräthe und
Altäre wurden entfernt. Unter anderem fei es hier bemerkt, dafs das Haupt-Altarbild in der Cathe-
drale auf den Altar Maria Empfängnifs übertragen wurde, der fchüne Haupt-Altar felbft wurde in
der Anaftafia-Capelle aufgeteilt. Die Area des heil. Donatus blieb etlf Jahre in der Procura
der Cathcdrale, bis die Reliquien im Jahre 1809, 3° April, ausgehoben, in eine kleinere Area aus
Eichenholz, reich mit Silber verziert, übertragen und in das Reliquiarium auf dem St. Zoilus-Altare
deponirt wurden. Auch die Stufen der Scala Sancla wurden ausgehoben und in die Krypta der
Cathedrale, fpäter in den Campanile übertragen. Die Gebeine der Bifchofe und Erzbifchofe, die in
der Donatus-Kirche zwifchen den Pfeilern und der perimetrifchen Mauer begraben waren, wurden
in die Gruft unter dem bifchoflichen Thronfefl'el in die Cathedrale transferirt.
Das k. k. Aerar Hellte die Kirche im Jahre 1870 der Administration der Cathedralkirche
zur freien Verfügung. Sie wurde dann auf kurze Zeit der oenologifchen Gefellfchaft vermiethet. Im
Jahre 1877 wurde das Holzwerk der Etagen entfernt um! der chriftliche Fufsboden, wie oben
bemerkt, abgetragen. Jetzt dient die Kirche als Mufeum.*
1 Biantki I.e. pag. 388. Rnmmentatore Zaratino 1860. — - Nachtrag in den Text Illuflralioncn : Fig. I. Duichmefler der
erflen Sdule link*: o-6o M. der »weiten (im gegenwärtigen Zuftande) : 0 01 M. der dritten: 084 M. Fig 2. Länge de» Ptillament
Soekelgefimfe»: ra6 M DurclimelTer der Säulen: 100. t'io und t'oo M. Fig. 3. Durchmefter der Säulen- 110, o' 0.7; 1 -oo and 003 M.
Fig 4. Höhe de» Infchriftfteine»: O'ao M. de» Architrave«: 0-50 M. Durchmefler der Saale : 0*50 M. Fig 7, Huhe de» Friefe* : 0*74 M
Fig 8. Hohe de« Gebälkfiucke«: o 90 M Fig. 9. Höhe de» Infchriftfteine» 0-90 M Länge dc»fclbcn: a io M Fig 15 Hohe des Sockel
Rücke»: o 46 M. Lange desfclbcn: j-ji M
Relief im dem X. bis XI. Jahihundcrt. vorfallend den Kindermord und die Flucht na. Ii Egypten, angekauft fUr die Sainmlnng
S. Donato in Zara.
VIII N. F.
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GRÄBER AUS DER STRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE
WOHNSTÄTTE BEI NEU-BYDZOV.
Von Consekvator Ludwig Schneider.
UR linken Hand der Strafse, welche von Neu-Bydzov nach Chlumec führt, und zwar in
denfelbcn Ziegeleien, welche die Rcfte einer Wohnftätte aus neolithifcher Zeit bergen,
findet man auch Gräber, welche, den in denfelben gefundenen Gegenftänden nach zu
fchliefsen, einer viel fpäteren Epoche angehören.
In der Ziegelei des H. Schnabel wurden in den letzten drei Jahren fechs Gräber gefunden,
doch wurden folche auch früher hier zerftört,' ja es fcheint, dafs die Gegenftände, welche H. Storch
im Jahre 1868 dem Naiional-Mufeum in Prag fchenkte, 1 wenigftens theilweife von hier flammen,
wie auch der einer Perlenfchnur nachgebildete Armring, welchen H. Laufbergcr im Jahre 1827 in
das Mufeum fandte, vollkommen mit den neuerdings hier gefundenen Gegenftänden übereinflimmt.
Was die Lage der Skelete betrifft, kann ich nur fo viel fagen, dafs das einzige Grab,
welches ich felbft unterfuchen konnte, in einer Tiefe von 100 Cm. lag, mit dem Kopfe gegen Nord,
die Füfse gegen Süd gerichtet.
Es fcheint indefs, dafs auch die übrigen Skelete in gleicher Richtung gelagert waren; fo
viel ifl gewifs, dafs diefelben fämmtlich ungefähr 1 Meter tief auf der blofsen Erde lagen und ohne
alle Steinfetzung ganz einfach mit der Erde bedeckt waren.
Die Beigaben, welche in den einzelnen Gräbern gefunden wurden, find folgende:
In einem Grabe an der Nordwand der Lehmgrube ein Topf auf der Scheibe geformt,
ohne Henkel und ohne Verzierungen, mit einer Leifte zwifchen Hals und Bauch;
Fig. 1. Neben demfelben wurde ein offener Armring ausBronze, perlenfchnurartig
geformt, mit zwei Knöpfen an den Enden gefunden. Durchmeffer im Lichten
72 und 64 Mm. Die Knöpfe find mit kleinen eingegrabenen Ringen verziert.
Ein zweiter Ring, ähnlich geformt, hatte keine Knöpfe und war fchon vor Zeiten
gebrochen, denn die Bruchftelle war von Tatinen bedeckt (Fig. 3 am Schlufse).
Aus einem Grabe in der örtlichen Wand der Lehmgrube ein ganz
kleiner eiferner Ring und ein Bruchftück eines Eifengeräthes. Der Schädel des
Skeletes wurde gerettet, und zwar mit allen Gefichtsknochen und dem Unterkiefer, blos ein Theil
der linken Seite, welche wahrscheinlich gegen den Boden gelehnt war, war gänzlich zerftört. Der
Schädel ift lang und deutet auf eine Adlernafe wie der Schädel von Kohylify im Mufeum geologicum.
1 Wie mir H, Sfatny mitthciltc. wurde vor einigen Jahren ein Skelet mit einem Armringe gefunden, welcher allem Anfcheine
nach mit dem einen von Koftomlaty übereinftimmte — und vor vier Jahren wurde hier angeblich ein Skelet mit einer Brome-Kette
und anderem Schmuck ausgegraben
- E» find die« eine auf der Seheibe gedrehte Thonfchuffei. Brachfltlckc von iwei ans Halbkugel» »ufammengefeuten Ringen.
Bruchftdcke eine» Ringe» an» neun ornamentlrten Buckeln, dem Ringe von Zabihllce gleich, ein Bruchftuck eines grofsen Ringe» mit
Anhingfein wie die halbkreisförmigen Ringe au» Horovice bei Peter»burg and der unterfte Ring de» von Babow in der I,aufiU, 19 I
Ringe, drei Fibeln vom la Tene Typus und ein Ring mit Knoten-
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Gräber aus der Stradonicer Ära und die zugehörige WoilNSTATTE hei Neu-Bvdzov.
Ein Grab in nächfter Nähe lieferte einen offenen Armring, welcher aus einem vierkantig
gefchmiedeten Bronze-Stäbchen hergeftcllt war (Durchmeffer 59 und 45 Mm ), fo dafs er einem
freilich bedeutend mafliveren Armringe aus den Reihengräbern in Zizkov (Pamätky X, Tab I, Fig. 7)
und in Folge deffen auch der Handhabe jenes Keflels gleicht, in welchem die Goldmünzen von
Podmokly gefunden wurden. Von einer weiteren Beigabe dämmt eine Bronze-Lamelle, deren
eines F.nde augenscheinlich an einen Gegenftand von Eifen befeftigt war. Von dem Schädel
wurden blos einige Stücke erhalten, lammtliehc Näthe find obliterirt bis auf die Stirnnaht, welche,
fonft frühzeitig gefchloffen , hier ziemlich hoch hinauf verfolgt werden konnte. Neben dem
Skelete fland ein zerfprungenes Gefäfs, welches die Arbeiter gänzlich zertrümmerten; doch gelang
es mir, dasfelbe wieder zufammenzuflellen. Dasfelbe ift henkellos, auf der Töpfcrfcheibe geformt,
hat eine concentrifche Furche an der Aufsenfeite des Bodens hart an der Peripherie, ift geglättet,
ohne Verzierungen und trägt gleichfalls eine Leifte unter dem fehr niedrigen Hals. Der Durch-
meffer der Mündung beträgt 200 Mm., der Durchmeffer des Bodens 110 Mm., die Höhe des
Gefäfses 190 Mm Fig. 2.
Abermals einige Schritte gegen Süden fand man zwei knotige
Armringe Fig. 3, von denen einer bereits vor Jahren zerbrochen und
durch Fingiefsen von gefchmolzener Bronze in die Höhlungen der
Buckel nur mehr fehr nothdürftig reparirt worden war. Ferner eine
Kette, welche aus eifernen zu einem Achter zu fam inen gezogenen Ringen
und einigen Bronze-Ringen beftand; an der Innenfeite die Refte eines
leinenen gewirkten Gewandes, deffen Fäden in Eifen-Oxyd verwandelt
erfcheinen. Einen Abdruck desfelben Gewandes bemerkt man auch in
der Patina des einen Armringes. Aufscrdem fand man an derfelben
Stelle einen gröfseren Ring von Eifen, Refte einer Fibel von Eifen und
einige kleine Eifenftückchen. Die hohlen Ringe beftanden aus je zwei Stücken — von denen das
gröfsere 7, das kleinere, welches herausgenommen werden konnte, zwei Buckel trug — und hatten
einen lichten Durchmeffer von 58 bis 68 Mm., die S-förmigen Ornamente auf den Buckeln des
einen Ringes find cifelirt.
Noch weiter gegen Süden lag das letzte Skelet, welches man in diefer Ziegelei aufge-
funden hat. Ich grub eigenhändig aus der Bauchhöhlung diefes Skeletes einen eifernen Ring,
welcher auf den Knochen des Beckens lag. Der Schädel war gänzlich zertrümmert.
Zu derfelben Zeit (1880) kam ein Grab zum Vorfchein an der nördlichen Wand der Lehm-
grube unweit von jener Stelle, wo der erfte Topf mit den Bronze-Ringen gefunden worden war.
Der Arbeiter hatte von dem Inhalte zwei Stücke des Armknochens von Patina grün gefärbt
aufgehoben, ferner einen offenen glatten Armring von Bronze mit Endknöpfen, welcher gegenüber
der Oeffnung in derfelben Weife wie ein Armband von Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 2) verziert
ilt (Fig. 3), endlich eine Bronze-Fibel von la Tenc-Typus, von welcher aber das Ende des Bügels
und die Nadel fammt einem Theile der Feder abbrach und verloren ging.
Heuer wurde fchliefslich ein Grab auch in der Ziegelei des Herrn Schroll, welche von der
Ziegelei Schnabel durch ein Feld von 70 Schritt Breite gefchieden ilt, aufgefunden, und zwar in
derfelben Entfernung von der Strafse, in welcher auch die Mehrzahl der früher befprochenen
Gräber gefunden worden war. In dem Grabe lag ein Skelet, welches mit vier Bronze-Ringen
gefchmückt war. Von den Ringen find zwei gröfsere offen, perlenfchnurförmig und mit Endknoten
verfehen (Fig. 3), ihr lichter Durchmeffer beträgt 60 und 78 Mm., ein kleinerer ift gefchloffen
(56, 50 Mm.) und abwechfelnd aus je einer gröfseren und einer kleineren Perle gebildet; der
vierte kleinfte Ring (50 Mm.) ift offen, ohne Endknoten, auf der Innenfeite flach, auf der Aufsen-
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84
Ludwig Schneider.
feite mit drei Reihen kleiner Perlen geziert, mit einem Ringe aus Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 3)
übereinftimmend.
Aufser iliefen Gegenftänden wollten die Arbeiter noch zwei andere in »1er Ziegelei Schnabel
gefunden haben. Der eine (von einer Schnalle herrührend:) i(t jedenfalls mittelalterlich; er ift von
Mefllng; denn er gibt einen hellgelben Strich, wie ein Schlafenring aus einem Grabe auf dem Stary
Hrädek.' Der zweite Gegenfland ift ein Ring aus dünnem Draht, deffen eines Ende wohl auch nach
Art derflavifchen Ilakenringe zuriickgebogen ift; doch unterfcheidet er lieh von dergleichen erftens
durch den röthlichen Strich, welcher ganz mit den anderen Bronzen übereinflimmt, zweitens dadurch,
dafs das andere Knde nicht ftumpf abgefchnitten, fondern abgeplattet, durchbohrt und unter der
Bohrung beiderseits geritzt ift, fo dafs es augenfeheinlich ein Schlangenköpfchen darfteilen foll.
Wie man ficht, erftreckt lieh das Grabfeld über eine, ziemlich bedeutende Fläche, und die
Beurtheilung desfelben erfordert umfomehr Vorficht, als man die Gräber nicht nur mitten unter
den Reiten einer uralten Anfiedelung findet, fondern auch an einem Orte, auf welchen im
Mittelalter die Wirthfchafts-Gebäude (Höfe) der Bydzover Bürger Geh erftreckten; namentlich
ftand ein Hof der Adels-Familie Otmar von Hololilav an Stelle der noch heutzutage „Otmarka"
genannten Ziegelei Sehroll, und es kommen in Folge deffen hier Bruehftücke mittelalterlicher
Gefäfie nicht blos in der Ackerkrume, fondern felbft in ziemlich tiefen Gruben (Kloaken) vor.
Die Bronzen, welche in den befprochenen Gräbern gefunden wurden, gleichen in vielen
Stücken den Bronzen, welche die Sammlungen des böhmifchen Mufeums aus Podmokly und
Nizburk, aus Rataj, Fünfhunden, Freihofen (Svobodne dvory) bei Königgrätz, Okor, Cakovice,
Tefchendorf bei Aufcha, Dubany, Neuhof bei Kuttenberg, Kbely, Praskolefy, Trebesice, Eibochovicc,
Zabehlice, Chobolice (Koblilz bei Aufcha), Maftyrovice, Hofovic bei Petersburg, PofiM an der
Sazava, Kely, Koftomlaty (bei Nymburg) erhalten haben, namentlich aber mit denen aus Ziikov.
Den Gefäfsen, welche in den Bydzover Gräbern gefunden wurden, gleichen in den
Mufeums-Sammlungen blos zwei von älteren Funden, nämlich die Schüffei von Bydzov (Storch)
und ein Topf aus Libochovice (Gefchenk des Bezirkshaupttnanns H. /louska), aufserdem das
neuerworbene Gefäfs vom Schlaner Berge 1 und die Scherben von Stradonice.
Die Ziegelei Schnabel lieferte bisher blos die beiden ganzen Gefäfse von diefem Typus,
Scherben von dergleichen kommen hier niemals vor, dagegen findet man fie in der Ziegelei des
H. Spalny, welche von erfterer gegen Weft jenfeits der Strafse gelegen ift. Diefe Scherben, welche
insgefammt von Gefäfsen flammen, die auf der Töpferfcheibe aus Lehm oder aus einem Gemenge
von Thon und Graphit geformt wurden, kommen dafelbft in Herdftellen vor und beweifen, dafs
hier jene Anfiedelung ftand, deren Bewohnern die Gräber in der Ziegelei Schnabel und Schroll
gehörten. Auffallend ift die Uebereinftimmung zwifchen diefen Scherben und denen, welche die
Oberfläche des Hradiste bei Stradonice bedecken, fo dafs man beide Anficdelungen als
gleich alt anfehen mufs.
Zur genaueren Zeitbeftimnuing reichen die Funde von Bydzov nicht hin; aber die gleich
allen Funde von Stradonice, welche zum Theil aus Gegenftänden beliehen, die alle Charaktere
fpät-römifcher Zeit an fielt tragen, fprechen dafür, dafs man die Erzeugung der im Hradiste von
Stradonice und folglich auch der in den Bydzover Gräbern gefundenen Gcgenftände in das III.
bis V. Jahrhundert nach Chrillus verlegen kann. 1
Die Erfcheinung, dafs die Mehrzahl der bei Stradonice gefundenen Gcgenftände dem laTene-
Typus, welchen die Schweizer Anthropologen dem letzten Zeitalter vor der römifchen Occupation
vindiciren, angehören, kann nicht beirren; denn die zugleich mit diefen Gegenftänden gefundenen
1 Dicfci Stück ift ,| cr N r 437 unellinxericr Ge^enftaml in llufcifcnfurm nus Kallenberg) §tl MafclHn SummlunK" g»m gtcidl,
* TmMtj XI TM». XIX. Fig. a.
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Gräber aus der Stradonicer Ära und die zugehörige WoiinstAtte uki Neu-Bydzov.
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römifchen Fabrikate beweifen, dafs die Stradonicer Funde zu jenen gehören, von welchen Graf
\Vurmbrand\n der letzten Verfammlung der deutfehen Anthropologen zu Berlin fprach, und die dafür
zeugen, dafs die einheimifche Produktion durch mehrere Jahrhunderte bei denfelben Stylformen ver-
harrte, was umfo leichter gefchehen konnte, als die gallifchen Einwohner Böhmens durch die yerma-
nifche Invafion von ihren Stammesgenoflen am Rheine abgefchnitten und auf fich felbft angewiesen
wurden. Dies dürfte auch die Analogie und in amlerer I linficht wieder den Unterfchied zwifchen
den barbarifchen Gold- und Silhermiinzen erklären, die man in Böhmen (Pndmokly und Stradonice)
findet, und jenen, die am Rhein und an der Donau gefunden werden. Dafs innerhalb des Burg-
walles von Stradonice nicht eine flavifche Stadt fich befand, davon zeugen nicht blos die
kleineren hier gefundenen Gegenftände, fondern auch die Refle der Baulichkeiten felbft. Aus
diefen geht hervor, dafs die Häufer oder Hütten im H radist«"' von Stradonice in derfelben
Weife aus Holzlläben gellochten und mit Lehm verkleidet waren, wie die Hütten in den
neolithifchen Anfiedelungen zu Liben oder auf dem Rivnäc. Dagegen zeigen die Rede von Gebäu-
den, welche man in unzweifelhaft flavifchen Burgwällen findet, dafs die Häufer der Slaven aus
ziemlich ftarken Rundhölzern gebaut waren Aufserdem fpricht dagegen auch der Umftand, dafs
Cosmas, welcher die zu feiner Zeit bereits vom Walde bedeckte Stätte der Burg Krok's kannte und
von den Burgen der Libusa und Kazi (Libosin und Kazin) zu erzählen weifs, nicht die geringfte
Kenntnis hatte von der Vernichtung einer Stadt, welche ihrer Zeit bedeutender und, was den Raum
betrifft, mindeftens ebenfo ausgedehnt gewefen fein mufste wie die Prager Stadt zu feiner Zeit.
' Die Munaen de« Neri» und Trajan fand m»n in oder bei Geladen, welche von freier Hand geformt find; namentlich die
erflere log in einem gehenkelten Gefäße, welches fehr eigentümlich geformt ift, aber einem bei l'illichsdorf am Marchfelde mit
»tinlichen Beigaben gefundenen Gcfifse gleicht (Mitth. d anth. Gef Wien 1K79;. Im HradiUc von Stradonice ift der Seherb eines
von freier Hand geformten Gefafses eine grofse Seltenheit, dagegen fand ich in einer Herddelle oberhalb l'olepy bei Kolin fowoh]
Bruchftücke von Gefafsen, welche von freier Hant] geformt waren, al* auch bedeutende Rede von Schalen, die auf der Scheibe verfertigt
waren und den Bydiovern und Stradonicern gam gleichen. Aach die iirähillonfchcn Anfiedelungen von Zilany. lloftimnice und Mornvcvc»
im wertlichen Böhmen enthalten Herdftcllcn mit folchen Scherben, ein B. weis, dafs diefe Anfiedelungen feit der l'eriode der Fcueifteinarte
facte (Zilany) und der geglätteten SteinwcilticuKc 1 Holtnicnicc) bis tu der Zeit, wn durch EinfluU der KOmcr die To|>ferfcheibe in Böhmen
bekannt wurde, ununterhiochen - nnd die» wohl von ein und demfelben Volke — bewohnt wurden
Fig. 3
GRABUNGEN IN VISAZZE.
Von Dr. Fkiedkigh Kennek.
B5^5|M Auftrage des Herrn Landeshauptmannes von Iftrien, Dr. Vidulich, unternahm Herr Carlo
rS gjj ancefehi eine archäologifche Unterfuchungsreife nach Vifa*?-- bei Montichio, Bezirk
I* t Pola, zu dem Zwecke, um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Vermuthung, dafs
an jener Stelle die römifche Stadt Nefa&ium geftanden habe, richtig fei. Ueber die Wahr-
nehmungen, welche er auf diefer Fahrt in Galefano. Montichio und Vifazze gemacht, berichtete
er im November 1879 an den Landtag von Iftrien, und wurde diefer Bericht auszüglich, d. i.
mit Hinweglaffung der Infchriften, Texte und der Befchreibung von Reliefs in der „Provincia",
einem in Capodiftria erfcheinenden Blatte (Nr. 5, Marz 1880), abgedruckt. Eine von dem überaus
thätigen Correfpondenten, k. k. Gendarmerie-Rittmeifter Herrn Hermann Schramm in Pola, an
die Central-Commiffion eingefendete Ueberfetzung liefs es wünfehenswerth erfcheinen, die Ergcb-
nilTe jener Untei-fuchung nach dem Original-Berichte in den „Mittheilungen" zu veröffentlichen.
Herr Landeshauptmann / idulich flellte der Central-Commiffion zu diefem Zwecke jenen Bericht
fammt den Zeichnungen mit gröfster Liberalität zur Verfügung. Wir entnehmen ihm das Folgende.
An der Flurgränze von Montichio gegen Galefano, am Ende eines Feldweges, fand Herr
de Francefchi in einer Stallmauer horizontal eingemauert einen Inf ehr iftjlein , deffen vordere
Fläche flark verwittert ift. Nach der Zeichnung, welche dem Berichte beilag, erkennt man
folgende Züge:
M
VC
Sil- 1 1 D I
I V H 1 1 M 1 1
5 1 1 IV 1 1 CH
VS
Die erften drei Zeilen werden zu lefen fein: I O M AVG |SERAPIDI; ob in der vierten
Zeile IVNoni ET MINervae ergänzt werden dürfe, fteht dahin; gewöhnlich flehen die Namen
der drei capitolinifchen Gottheiten unmittelbar hintereinander, während fie hier durch SERAPIDI
getrennt würden. Anderfeits ift zu erwarten, dafs auf letzteren noch Namen von Gottheiten
folgen. Der in Zeile 5 zu vermuthende Name des Widmenden wird wohl kaum mit Beftimmtheit
entziffert werden können. ' V(otum) S(olvit) am Schlufse ift ficher.
In Montichio felbft finden fich drei InfchrifUn; eine ift im Innern der Kirche untergebracht,
die zweite an einem als Schweintrog benutzten Sarkophage im Haufe des Matthaeo Suffich befind-
lich, die dritte an einem anderen Haufe eingemauert. Alle drei find Grabfchriften : die beiden erftcren
von Kandier abgefchrieben,' während die dritte, oben abgebrochene noch unbekannt ift. Nach der
beigelegten Zeichnung lautet der Text, wie folgt; ich ftelle die Lefung, die ich glaube, vorfchlagcn
zu können, daneben :
I Die Lefungcn. welche Herr Dr. dt hranctfcki am Schlufse feine» Berichtes von diefer und den nichftfolgenden Infchriften gibt,
halte ich mich nicht flir berechtigt mitautheilen; ich fllgc nur bei, d*h f.e mit lieiielmng auf die vorliegende und auf die nachfifolgcod«
von der inemigen beträchtlich abweichen Iber die Lefung der dritten Infchrift ftimmen wir uberein.
« C. J. L. V. j, 8128 nach t.tuiam, Abfchrift - und 8129 ebenfo; letalere au« Vifarie dahingebracht.
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Grabungen in Visazze.
»7
rLORV FI.ORVS
EIAMELI ETAMPLI
/TAPARE ATAPAREN
TESPIENTIS TESPIENTIS
SLMI-SIMAD SIMI
PEM.DMA.M . . . MAXI
MOIIIOANX MO F1LIO A\ X
PfiCER FECER
Florus et Ampliata parcntes pientiffimi Maximo filio an(norum) dccem fecerunt.
Ein fchon früher von Luciani 1877 erwähntes Relief wurde abgezeichnet; es gehört dem
Giebel eines Denkmals an und zeigt im Winkel zur Linken des Befchauers einen Delphin, vor und
etwas Uber diefem den Fifchfchwanz einer Sirene, deren Kopf auf einem anderen wahrfcheinlich
dazugehörigen Bruchftiick vorhanden ift; die zwifchenliegenden Theile fehlen. Auch ein Gefimsflück
giöfserer Art, etwa von einem kleinen Tempel herrührend, wurde abgebildet; nach Ausfage eines
Bauers wurde es in einem Steinhaufen der ehemaligen Villa Licini gefunden. Die einzelnen Glieder
find mit architeclonifchen Ornamenten in Relief ausgeftattet ; zu oberft ficht man ein Blatt-Kyma
mit Palmetten, hierauf folgen eine fchmale glatte Platte, dann ein Rundflab mit Eierflab, weiter eine
breitere Platte mit einer Spira, dann eine Reihe von Kragfteinen, unter diefen endlich ein Zahn-
fchnitt. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer Bautheil, wenn er nicht einem Tempel in dem heutigen
Montichio felbft angehörte, von den Barbarigo aus dem benachbarten Vifazze hieher überrührt
worden ift; diefe hatten in erfterem Orte eine Villa, welcher roh zubchauene grofse Steine, die auf
dem Felde fichtbar find, angehören mögen.
Eine Viertelmeile von Montichio weg gelangt man nach Vifazze; auf dem Wege dahin
liegen rechts und links alte Steinbrüche, im Volksmunde noch Cave romane genannt. Vifazze felbft
ift bei einem Vorfprung des Gebirges gelegen ; die Linie der alten Stadt ift markirt durch eine
Umfaffung, welche von dem Bergvorfprung auf der Landfeite gegen Südweft ftreicht und an
einer Terrain-Stelle, die von den Landbewohnern Porta di Vifazze genannt wird, unterbrochen ift.
Auf der entgegengefetzten Seite, wo die Anhöhe (teil in das Thal Bado abfällt, gewahrt man
deutlich die Ueberrefte einer alten Strafse, die nun verlaffen ift, da jetzt eine neue, weniger fteil
anzeigende angelegt ift.
Das Terrain von Vifazze ift fchon öfter von Schatzgräbern und Forfchern unterfucht
worden; unter anderen gelang es vor Jahren den Herren Dr. Cleva und Sottocorona zwei Stücke
einer Gexvandflatue aus Marmor zu finden. Wenige Monate vor Herrn de France/chis Befuche
zog man eine Wafferleitungsröhre aus dem Erdboden hervor; fie ift von Stein, aufsen viereckig,
34 Cm. hoch, 70 Cm. lang, auf einer Schmalfeite mit einem runden vertieften Falz verfehen, inner-
halb deffen fich die Mündung des rund ausgebohrten Wafferganges von 17 Cm. Durchmcffer befand;
augenfeheinlich diente der Falz zum Einpafsen anderer Röhren. Nach Angabe der Landleute hat
man ähnliche Röhren nicht fern von der befprochenen gefunden, fie „feien aber wieder ver-
fchwunden". Eine Nachgrabung, um auf Anhalte zu kommen, welche die weitere Verfolgung
der Wafferleitung ermöglichen konnten, blieb ohne Refultate.
Wenige Ellen davon kamen jüngft Schatzgräber auf ein ziemlich tiefes, frifch ausgegra-
benes Loch; in diefem gewahrte man Fundamente aus Quadern, einen Architrav, eine Säulenbafis
gewöhnlichen Profiles (Hohlkehle zwifchen zwei Rundftäben) und eine Ära mit der Widmung
an die Göttin Eia, die auch aus Pola infehriftlich bezeugt, (C. J. L. L. V. 1. 8) ihrem mythologifchen
Wefen nach aber noch unbekannt und wahrfcheinlich eine Local-Göttin im alten Iftrien war. Die Ära
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I)K. F. Kennkk. Gkaisungen in Visazze.
ift 50 Cm. hoch, unten 28 Cm. breit; über dem oberen Gcfimfe hat fie einen flachen Auffatz, unter
der letzten Zeile der Infchrift ift ein beträchtlich grofser leerer Raum. Die Infchrift lautet:
5 V-S'L
Ei(a)c Aug(uftae) fac(rum) Briffinius Ter(tius) v(otum) f(olvit) l(aetus v. libens).
Die Form der Buchftaben deutet auf eine gute Zeit hin.
Diefe Fund Objecle beftimmten Herrn de France/chi , die Grube zu erweitern ; man fand
denn auch Stiegenftufen, die zu einem Mauerwerk in Form eines kleinen Gemaches hinabführten,
dann in nächfter Nähe davon den unbekleideten Schenkel einer gröfseren Marmor-Statue, ein
kleines Capital aus Kalkftein und Stücke eines in kleinen Dimenfionen ausgeführten Gefimfcs,
lauter Anzeichen, dafs man es an diefer Stelle mit den Reflen eines Heiligthumcs der Göttin Fia zu
thun habe. Auch in der Nähe des letzteren haben fchon früher Ausgrabungen ftattgefunden, die
gleichfalls die Mauer eines kleinen Gemaches zu Tage brachten.
Im Uebrigen macht der Bericht des Herrn de France/chi noch auf die alten Ciflcrnen auf-
merkfam, welche man nicht fern von dem vermutheten Fia-Tempelchen fand. In Vifazze find die
Grundftücke mit Steinhaufen umgränzt, welche entftanden, indem die Landbewohner die bei dem
Bearbeiten des Bodens fie beirrenden Steine aushoben und längs der Gränzen ihrer Felder
zufammenlegten. An dem Ende eines fehr langen Steinhaufens, der fich gegen das Thal zu
erftreckt, ftand das genannte Tempelchen; am anderen Ende desfelben fand man in feiner Linie
hintereinander vier Cifternen, in regelmäfsigcn Zwifchenräumen von einigen Metern. Die Landleute
verfichern, dafs in gleicher Richtung noch mehrere Cifternen vorhanden feien. Augenfcheinlich
gehörten fie zu einzelnen Häufern, die hier ftanden, und bezeichnet ihre Aufeinanderfolge die
Richtung einer Gaffe des hier gelegenen Römerortes, wefshalb gerade diefe Cifternen als ein
topographifch wichtiges Merkmal für weitere Ausgrabungen zu betrachten find
Endlich wird mitgetheilt, dafs man auf einem anderen Felde unter einem querlaufenden
Steinhaufen in einer circa 2 Meter tiefen Grube Theile einer unterirdifchen Gewölbe-Conftruelion
fand und auf Gründe aufmerkfam gemacht wurde, die von Mauerreften umgeben und deren Erde
mit Afche vermifcht war, ein Beweis, dafs hier ein heftiger Brand ftattgefunden haben müffe.
Unter den Frgebnifien der Unterfuchung, die wir hier übergehen können, weil fie ja doch
vorzugsweife nur Winke bilden, die zur Vorbereitung fpäter vorzunehmender Ausgrabungen dienen,
wird dieKlarftellung derThatfache erwähnt, dafs man in Vifazze Tuff, der in Iftrien nicht vorkommt,
und orientalifchen Granit verwendet gefunden habe, lerner dafs „prähiftorifchc" Topffcherben hier
aus befferem Materiale als an anderen Fundllellen lftriens beftänden und vermifcht mit römifchen
Ziegeln vorkämen; wie daraus zu fchliefsen fei, hätten die Römer ihr Ncfaclium an der Stelle einer
viel älteren Anfiedlung gegründet. Was die Gleichftellung von Vifazze und Nefaclium betrifft, fo
ift fie nach Herrn de France/chi 's Unterfuchung fehr wahrfcheinlich geworden. Es fteht nun feft,
dafs in allen Orten der nächften Umgebung Vifazze die meiften Infchriften und baulichen Refte
für fich hat; die gröfsere Nähe am Meere tritt bedeutfam hinzu, da Nefaclium bei Plinius und
Ptolemaeus als Küftenort bezeichnet wird.
K I E
AVG-SAC
BRISS1NV
IVSTERU
DER SOGENANNTE LUTHERISCHE KELLER IN OBER-
LICHTENWALD.
Von 1'rok. A. v. LuschinEbengkeuth.
j HN freundlichen an dem Ufer der Save gelegenen Markt Lichtenwald in Unter-Steiermark
überhöht ein mäfsiger Bergrücken, auf welchem das weithin fchauende Schlofs Ober-
Lichtenwald inmitten eines fchattigen Parkes thront. Römerfteine verkünden, dafs wir
uns auf claffifchem Boden befinden, aber weder diefe noch der ftattliche Herrenfitz bilden die
berühmteftc Merkwürdigkeit des Ortes, die wir vielmehr in einem unfcheinbaren Wirthfchafts-
gebäude örtlich vom Schlofs auf etwa zwei Drittheilen des Berges zu fuchen haben. Es ift.
dies der fagenumfponnene fogenannte lutherifche Keller, auf welchen Herr Jofeph Dernjak, Scriptor
an der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte, aufmerkfam machte, und den ich im
Herbft des Jahres 1878 im Auftrage der k. k. Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denk-
male befuchte.
Mannigfache Nachrichten klingen aus der halbvergeffenen Literatur nach, welche zu Anfang
unferes Jahrhunderts das intereffante Gebäude behandelt hat. „Es war einft eine katholifche Kirche",
fchreibt Joh. Ant. Suppant/ckitfch in feinem Ausflug von Cilli nach Lichtenwald, 1 „als fich aber
Luthers Reform auch in diefe Gegenden verbreitete, verrichtete man hier den Gottesdienfl nach
dem lutherifchen Ritus. Nach der Ausrottung der neuen Lehre wagten es die eifrig Frommen nicht
mehr, in diefer entweihten Kirche katholifche Functionen abzuhalten, und man verwandelte fie in
einen Weinkeller, was fie auch heutzutage noch ift. Hier wecken die fonderbar zufammen-
geftellten Umgebungen im Herzen des Mcnfchen ein Gefühl, für welches meine Sprache umfonft
einen Namen fucht. Aus der dunkel bemalten Kuppel ob meinem Haupte fpricht feierlicher Ernlt
herab, rechts und links find ungeheuere Fäfser gereiht, gefüllt mit Bromio's des Herzerfreuers
goldener Gabe, aber unter meinem Fufstritt erhallt dumpf die Gruft, und die frommen Sprüche am
Grabfteine flüftern fchauerliche Todesgedanken in meiner Seele auf."
Hören wir einen andern Autor. Ignaz Kollmann, welcher in feinem 1811 veröffentlichten
Tagebuche über eine Reife durch Unter Steiermark einer der Erften des lutherifchen Kellers
erwähnt, 1 beschreibt ein paar neuentdeckte Römerfteine und fahrt dann fort: „Beide Leichenfteine
liegen nebft dem Schlöffe vor einem alten, fehr wohl erhaltenen Gebäude, das man den lutherifchen
Keller nennt. Als Luthers Reformation auch Steiermark ergriff, ward diefe urfprünglich katholifche
Kirche für den evangelifchen Gottesdienfl eingerichtet, von der fpäteren Nachkommenfchaft aber
in einen Weinkeller umgewandelt Daher der Name. Ein regelmäfsiger Forton führte in diefes
Gebäude, und fleh! es war eine Kirche in der ehrwürdigen byzantinifchen Architektur. An das
lange mächtige Gewölbe fchlofs fich über der Stelle des Altars eine Kuppel mit Nifchcn durch-
1 Cilli bei Jofeph v. Bach« 1818. S 135. - s Vatcrlandifche niitter für den öfterr Kaiferltaat, 13. Octuber 181 1. Nr 85 und
«**'»«» Itn Sonnabendanlunn zur Grazer Zeitung rora 2. November 181 1 Nr. 175 Die erde Nachricht über da» Baudenkmal, welche ich
kenne, ift in einer Hille an fiavifchc Liicratorcn, die im Februar 1809 von einem Ungenannten im Iotelligenzblatt d<v Annalen der
Literatur und Kunft des ufterrcicbifchcn Kaiferltaats (S, 961 veröfTcn'licht wurde Ej heifst hier unter Anderem: Auf der Herrfchafl Ober-
liebtenwald . befindet fich in der fogeiiannten lutherifchen Kirche zu jeder Seite nb de» fchon halb verwifchten Altar Gemäldes ein
Schild und auf jedem derfelben ein« flavifche Infchnft mit fchwarzgcmaltcn Buchftabcn Die eine ift mit latemifchen Schririzilgen und
lautet: Na paua lioga mi faupanic \ doch konnte da» letzte Woit, da einige Zöge fchon undeutlich find, auch houanic hesf-cn Auf dem
zweiten S hildc befindet fich eine Auffchrift ähnlichen Inhalt* mit glagolitifchen BuehlUben
VIII. N. F. 13
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9 o
A. v. Luschin-Ebengreuth.
brochen. Der Anblick des Ganzen that eine ruhig feierliche Wirkung. Als ich, um mir einen
Grundrifs aufzunehmen, das Gebäude näher unterfuchtc und ausmafs, zeigte fich mir dies Werk der
alten Baukunft in feinem fehönen Charakter. Die Kuppel, Nifchen und Wände find bemalt, und ich
erftaunte, den im Style des Gebäudes herrfchenden Geift auch in den Gemälden walten zu fehen.
Aus den Köpfen der Väter des alten Teflamentes und der Apoflel fprach Kraft und Würde, und
aus der Compofition der Gruppen eine edle geiftreiche Einfalt. Ich kam in die Verfuchung, diefe
gröfstenthcils wohl erhaltenen Gemälde, woran nur hier und da eine fpätere Hand in der Draperie
nachzuhelfen \-erfuchte, für einen Cimabue oder Pordttwne zu halten" (!) „Aeufserft merkwürdig
ill für Freunde flavifcher Alterthümer eine Infchrift mit glagolitifchen Current-Buchftaben, die aus
Mangel ähnlicher Lettern hier nicht mitgetheilt werden kann. Sie ifl wenigflens in Inner-Oefterreich
das einzige bekannte Beifpiel, einer glagolitifchen Infchrift."
Suppantfchitfch, welcher Kollmanns Aeufserungen in fein oben erwähntes Schriftchen
gröfstentheils wörtlich aufgenommen hat, verändert ein wenig den Schlufsfatz: „Auffallend und
für den Freund der flavifchen Literatur fehr intereffant ift es, hier eine flavifche Infchrift zu finden.
Sie lautet alfo: Na pana boga mi houffanje (d. h. in dominum deum fpes mea). An der entgegen-
gefetzten Seite befindet fich die nämliche Infchrift mit glagolitifchen Lettern, und diefe verdient
um fo forgfältiger gefchont und erhalten zu werden, da fie wenigflens in Inner-Ocfterreich die
einzige bis nun bekannte glagolitifche Infchrift ift".
Damit haben wir die Grundbeftandtheile der noch heute zugängigen Nachrichten. Reichert's
Einft und Jetzt (Grätz 1863, I , S. 45)anerkennt z. B. den byzantinifchen Bau noch ohne weiters,
der vorfichtigere Janifch befchränkt lieh in feinem topographifch- ftatiftifchen Lexikon der Steier-
mark (Grätz 1878, II., S. 96) aut die Erwähnung der glagolitifchen Infchrift und auf die Bemerkung,
dafs man im Bauftyle diefer ehemaligen Capelle Spuren byzantinifchen Gefchmacks erkennen
wolle. An der Behauptung, dafs der fogenannte lutherifche Keller erft katholifchem, dann pro-
teftantifchem Gottesdienft gewidmet gewefen fei, zweifelt aber keiner von Beiden.
Prüfen wir nun in unbefangener Weife die herrfchende Ueberlieferung, und beginnen wir
mit der Befchreibung des Baudenkmals. Dabei mufs vorausgefchickt werden, dafs deffen Erfor-
fchung ungeachtet der grofsen Zuvorkommenheit der Eigenthümer (1878 Herr Razesberg Edler
von Wartenburg, 1880 Herr Prof. Dr. Aufserer) durch die eingelagerten Weinfäffer und durch die
herrfchende Dunkelheit nicht wenig beeinträchtigt wird. Ich bin jedoch in der Lage, für die nach-
folgende Schilderung die Ergebniffe dreier Unterfuchungen zu verwerthen, nämlich meiner eigenen
vom Jahre 1878, die Zeichnungen eines Ungenannten (Kollmann ?) im Manufcript 1654 des fteier-
märkifchen Lancles-Archivs,' und endlich die Vergleichung beider Aufnahmen im heurigen Herbfle
durch meinen Bruder, Oberlieutenant Paul Lufchin von Ebengreuth und den Herrn Ingenieur
Franz Lencek.
Der fogenannte lutherifche Keller ift das ebenerdige Gefchofs eines einftöckigen, mit den
Stirnfeiten von Oft nach Weft gerichteten Gebäudes. Er hat einen Innenraum von 17 M. Länge,
9 5 M. Breite und 4-8—5-04 M. Höhe und empfängt fein fpärliches Licht durch drei Fenfter an der
Nord- und je zwei Fenfter an der Weft- und Oftfeite. Den Eingang vermittelt eine Thüre von
1*1 M. Höhe und 2 06 M. Breite, deren inneres Feld von 2-4 M. Höhe und 14 M. Breite von zwei
1 Die fragliche Huidfchrift, welche ich erft anfangs Hiefc» Jahre« kennen lernt«, beftebt au» 12 Blattern und führt den Titel:
Grundrifs und Durchfchnitt des lutherifcheD Kellert (<u Lichtenwald) f am rot den Skirten der vorzüglicheren StUcke au» dem l'lafond-
Cc-malde. Blatt 2 enthält den Grundrifs, Blatt j den Durchfchnitt de» Kellers. Blatt 4—11 folgen die getufchlen Umrifsieichnungen der
Gemälde und iw.ir Blatt 4. 6. 7. 8, 9 Apoftel Figuren (>). Blatt 5 Johann der Täufer, Blatt 10 iwei Engel mit Schrifthändern, Blatt it
Gott Vater mit ausgebreiteten Händen. Die Vermuthung, dafs, Cod. 1654 Arbeiten Kollmann-» enthalt«, gründet Geh einerfeits auf die
»öftere Erlernung der Handfchrtit. w«lche anf den Anfang unferes Jahrhundert» xuriiekweift. andeierfeit» auf Kollmann ? oben
roitgetheilte Bemerkung daf» er den Keller behufs Aufnahme eine» Grundriffe» rermeffen habe.
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Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald.
Ol
fchlanken Pilaftern mit mäfsiger Ausladung und von einer mehrfach gekehlten Steinverkleidung
umrahmt wird, im übrigen aber keinen anderen bildnerifchen Schmuck hat.
Begibt man fich ins Innere, fo bildet die links vom Eintretenden beginnende weltliche
Hälfte bis auf etwa 10 M. der Gefammtlänge ein Tonnengewölbe, das durch je fünf Nifchen auf
jeder Seite feine Gliederung erhält und vorn durch eine fenfterlofe Schildmaucr abgefchnitten wird.
Den örtlichen Abfchlufs von hufeifenförmigem Grundrifs eröffnet ein Gurtbogen, an welchen fich
das Segment einer ungemein flach gehaltenen Kuppel anfchliefst.
Der Fufsboden ifl mit Ziegeln gepllaftert und in feiner örtlichen
Hälfte (vom Eingange rechts unmittelbar nach dem erften Pfeiler
beginnend) um eine Stufe von o 24 M. erhöht (Fig. 1).
Zwei Nifchen entftehen durch glatte Pilafter von 0 41 bis
0 44 M. Breite, 0 48 M.Tiefe und 164 M. Abftand, deren Höhe mit
Einfchlufs des fehr einfach profilirten Kämpfers (0 25 M.) 1 40 M.
beträgt. Die Scheitelhöhe des Wölbbogens liegt 2 8 M. über dem
Fufsboden. Die gleichen Verhältniffe treffen im allgemeinen auch
bei den übrigen Nifchen zu; nur kommt bei einigen noch die
Fenftertiefe hinzu. Die fieben kleinen Fenfter haben nur 15 M.
Höhe und 07 M. Breite im Lichten, die Mauerflärke beträgt im
Durchfchnitt bei 1 M.
Der Gurtbogen und der dahinter liegende Abfchlufs des
Gebäudes ift von gefchickter Hand mit Fresken über und über
bemalt, welche jedoch leider 1 zum Theil nur noch fchwer
erkennbar find. Im Zwickel der einen Mauernifche ift die herniederfchwebende Geflalt Gott
Vaters fichtbar, welcher mit ausgebreiteten Armen den gekreuzigten Sohn empfängt. Links von
diefem Bilde, das voll Ausdruck und Bewegung ift, befindet fich die ernfte Gcftalt des Täufers,
rechts eine Apoftel (?)- Figur. Anderwärts fleht man einen fitzenden König R(ex) D(avid) gegen
über einen König R(ex) SA(lomon) u. f. w. Auf dem Gurtbogen erfcheinen links fünf Medaillons
mit weiblichen Heiligen, rechts ebenfo viele mit männlichen Heiligen. Das kleine Schlufs-Medaillon
in der Mitte ift undeutlich, defto beffer erhalten ift das dritte Medaillon links. Künftlerifch aus-
gearbeitet und in voller Farbenfrifche prangend ftellt es eine gekrönte Heilige mit edlen Zügen dar.
Das Kuppel-Segment umfäumt ein Schriftband, auf welchem folgende Worte und Buchftaben
nur mit Mühe zu entziffern waren:
...OUVolA'ÄI NDAKxCLV KCIAM TVMVI.» MANF. s ?TAToCL CVBANT?. . . . F. . .TRA CTES
LETI STAAVVS N'RJ DN PI,KBo TRIBVNAL FACTA CVM RKRVM IVDEx PIA & IMPIA.
Dies das Ergebnis wiederholter Durchforfchung; ein endgiltiges Urtheil über den Kunft-
werth des Baudenkmals mufs dem Fachmann vorbehalten werden. Nach meiner perfönlichcn
Anficht reicht das Ganze in feiner jetzigen Geftalt kaum über die zweite I lälfte des 16. Jahrhunderts
zurück; bei den Fresken möchte ich an einen italienifchen Künftler denken.
Und die viel berufene Infchrift mit glagolifchen Lettern? Diefelbe hätte, felbft wenn fie
existiren follte, lange nicht jene Bedeutung, welche die Entdecker ihr beilegen wollten. Dies hat
fchon im felben Jahre, in welchem die erfte Nachricht von ihr in die Welt drang, niemand geringerer
als Barth. Kopitar ausgefprochen." Gewarnt müfste vor allem vor der Annahme werden, dafs die
Anwendung diefer Buchftaben ein hohes Alter der Gemälde, des Bauwerkes u. f. w. bedinge, da fich
I Suppamfchitjch gibt a a. O S. IJ8 dil Lunge des Keller» auf 50. die Breite auf 30, die Höhe auf 16 Schuhe an, Jamftk
notirt 17-06,9-48 undsob Meier — I In den v. a. Annalen der Literatur und Kunfl Deceml.er 1809, Intelligent-Matt S. »74-175 und
daran» befonder» m den 1857 »on MMgfel her.ttsgegeb.aen kleineren Schriften A>/«r'«, S. 16. Vergl. auch hier Anm. 2 S. 100)
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A. v, Lust hin-Ebengreuth.
die Glagoliza bei einzelnen Südflaven, wie den Dalmatinern, zum Theil bis an unfere Tage herab,
erhalten hat. Allein es ifl der glagolifche Charakter der fraglichen Infchrift nicht nur nicht erwiefen,
fondern fogar im höchfien Grade zweifelhaft. Leider kann ich hier nicht nach eigener Anfchauung
urtheilen, denn im Jahre 1878 zeigte man mir, weil der wahre Standort der flavifchen Sprüche ver-
gellen war, als glagolifche Infchrift das Schriftband am Kuppelfaum, deffen Buchftaben durch ihre
wechfelnde Gröfse, die Ligaturen und ihre fchlechte Erhaltung auf den Laien einen fremdartigen
Hindruck machen. Seither habe ich beffere Auffchlüffe erreicht. Die Bitte an flavifche Literatoren
im Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunft in dem öfterreichifchen Kaiferthum 1 hätte
freilich an fich wenig genützt, denn fie enthält irreführende Daten. Dagegen bot das fchon erwähnte
Manufcript 1654 des fteiermärkifchen Landes-Archivs die Abbildung zweier Engel mit ent-
fprechenden Schriftbändern, es galt alfo blos diefe im Keller ausfindig zu machen und die
Schriftzüge der Originale mit den Copien des Manufcripts zu vergleichen. Diefer Mühe unterzogen
(ich mein Bruder Faul und Herr Ingenieur Lencek mit beftem Erfolge: die Engelsfiguren,
deren Zeichnung im Manufcript 1654 im wefentlichen richtig wiedergegeben ifl, befinden fich zu
beiden Seiten der Mittelnifche mit der Figur Gott Vaters. Der Engel bei dem oberwähnten Bilde
des Königs David, hat auf feinem Bande mit fogenannten lateinifchen Curfivbuchftabcn die vulgär
böhmifchen Worte: Na pana Boga je Ilouffanie, deren Vorkommen in Unter-Steiermark Kopilar's
gerechte Verwunderung erregte. 2 Der Engel gegenüber (nächft dem Konige Salomo) ifl der Träger
der angeblich glagolitifchen Infchrift, welche wegen Mangel an Licht nicht durchgepaull werden
konnte, doch ergab die Ueberprüfung nahezu volllländige Uebereinftimmung mit der Copie im
lleierifchen Landes-Archiv. Dafs diefe Züge nicht glagolitifch find, fondern einen ganz andern,
curfiven* Charakter belitzen, ilt unzweifelhaft; ein inehreres läfst fich jedoch dermalen nicht feft-
flcllen. Selbft ein fo geübter Slavifl wie Profeffor Dr. Gregor Krell hat fie als völlig unleferlich
bezeichnet. Soviel über die flavifchen Infchriften.
fucj-Lu JI& ffetre . .jnno-af e-v\<z . .
Ich mufs jedoch auch die Bezeichnung „lutherifchcr" Keller als unberechtigt beftreiten,
weil fich fchlechterdings keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dafs in dem fraglichen Gebäude
irgend einmal evangelifcher Gottesdienft abgehalten, wurde. Dafs der reiche Freskenfchmuck zu
dem flrengen nüchternen Style eines proteftantifchen Gotteshaufes nicht pafst, das war fchon den
erllen Befchreibern des Kellers geläufig; fie halfen fich aber über diefe Schwierigkeit hinweg, indem
fie dem Baue ein weit höheres Alter beilegten als man demfelben zugeftehen kann. Damals, in der
Zeit der „ehrwürdigen byzantinifchen Architektur" war auch Bemalung der Wände zuläffig, und
als in der Folge Luthers Anhänger in den Belitz diefer katholifchen Kirche kamen, da beliefsen fie
deren Inneres unverändert. Ganz gut, allein welche Gründe fprechen für diefe Vorausfetzungcn :
Die Erwähnung des „fogenannten" lutherifchen Kellers in der Bitte an die flavifchen Literatoren
und Kollmann's Bemerkung beweifen nur, dafs man in den Jahren 1809 — 1811 die Umwandlung der
ehemaligen katholifchen Kirche in einen Weinkeller auf diefe Art zu erklären verfuchte, aber auch
nichts weiter. Wollten wir demungeachtet diefe Bezeichnung als Ausdruck einer älteren Volks-
' Vergl Anm. S. 97. - » „Na pana bolia my da vffanjc irt gemein Lohmifch. Es dürfte wohl mehr tu verwundern fein, woher
inillen unlcr den Winden eine Auffchnft in böhiniichcr Mundart, ah daf» fie auch mit den für ahfUvifch geha. teilen fogenannten glagoli
fchen, auch wohl kroatifchen Schriftiilgen gefchriel.cn fei. Entweder es gehörte die llerrfchaft Lichtenwald damal«, in der 2 Hälfte dea
10. Jahrhundert«, einem Böhmen, oder einem, der eine bobroifcbe Gemahlin oder einen bohmifchen Ilof Caphn hatte * — lieber die
dritte Annahme habe ich nichts tu bemerken, die beiden i-rll.-n konnte ich widerlegen, denn die Ueätier waren italienifcher Herkunft
und Anna, <iie Gemahlin des Innocent Moscon, den ich für den Erbauer der Kellerkirche halte, war eine Kärntnerin aua der Familie
Althelburg. (t weiter unten Anm S 101 und S 102), — ;l Daher AW/mj««'; Au ".druck „glagolitifchc Currentbuchltaben" Kollmann
meinte vermuthlich cyrillifch« Carrent Schrift, mit welcher die fraglichen Zeichen ein* entfernte Aebntichkcit haben.
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Der sogenannte lutherische Keller in Omer-Lichtenwald.
93
Tradition gelten laßen, fo wäre auch damit nicht viel gewonnen, weil gar keine andern Zeugniffe
für den Proteftantismus der Bewohner von Lichtenwald während des 16. Jahrhunderts vorliegen.
Wir find über den Gang, welchen die Gegen-Reformation in Unter-Steiermark nahm, durch Jacob
Rofolenz, den Propft von Stainz, genau unterrichtet. Wir wiffen, in welcher Art Radkersburg im
Jahre 1599 überrumpelt wurde, wie man von da nach Klöch und Halbenrain und nach den
windifchen Büheln zog, dafs man Marburg, Pettau, Windifch-I*eiftritz und Cilli befuchte, dafs man
das lutherifche Bethaus in Scharfenau, ein wahres Prachtgebäude, in die Luft fprengtc; aber tiefer
hinab in das Sann- oder gar in das Savethal ift die Commiffion nicht gekommen. Man könnte
freilich einwenden, dafs es demungeachtet noch 1606 Proteftanten unter den Bürgern des benach-
barten Reichenburg gab, 1 auch feien die Anhänger der evangelifchen Lehre zu Lichtenwald, durch
das unfcheinbare Aeufsere des Gotteshaufes begünftigt, in der Lage gcwefen, ihr Bekenntnis
längere Zeit verborgen zu halten. Dann hätte aber zum minderten der jeweilige Schlofshcrr von
Lichtenwald, gleich Herrn Franz Gall zu Reichenburg, ein eifriger Proteftant fein müfsen, weil
diefem die Kellerkirche gehörte. Gerade das Gegentheil davon läfst fich aber nachweifen.
Lichtenwald war eine Herrfchaft des Erzfliftes Salzburg, und die Moscon, an welche es 1595 ver-
kauft wurde, waren eifrig katholifcher Adel. Beweis dafür ift, dafs ihr Name in allen Exulanten-
Verzeichniffen fehlt,* und die Wärme, mit welcher K. Ferdinand II. fich der Intereffen diefer
Familie annahm, als der Erzbifchof von Salzburg den Verkauf feines Vorgängers wieder rückgängig
machen wollte. Ich glaube daher, dafs der Ausdruck „lutherifcher" Keller, folange nicht beffere
Gründe beigebracht werden, ungerechtfertigt ift.
Wenn aber dies der Fall ift, welchem Zwecke diente nun das fragliche Gebäude in Wirk-
lichkeit? Man wird fofort an eine Gruftkirche für die Familie des Schloffes denken, wenn man
erfährt, dafs fich gerade unter der Kuppel, in der um eine Stufe erhöhten Olthälfte des Kellers,
eine Gruft befand, welche erft 1875 verfchüttet wurde.» Einer folchen Beftimmung entfpricht die
duftere Anlage in der Nähe des Herrenfitzes und der Ueberreft der Umfchrift am Kuppelfaum.
Ein Grabftein mit unausgefülltem Sterbedatum, welcher erft vor wenigen Jahren aus dem
Keller entfernt wurde,' bezeugt, dafs Innocenz und Anna von Moscon, die Wiederherfteller des
Schloffes Ober-Lichtenwald auch die Erbauer diefer Familiengruft waren. So dürftig die bekannten
Daten über die noch blühende Familie der Freiherren von Moscon find, fo geftatten diefelben
dennoch glücklicherweife ziemlich fichere Schlüffe bezüglich des fogenannten lutherifchen Kellers.
Die Moscon find kein einheimifches Gefchlecht, fondern Hammen aus Bergamo, wo fie als Mosconi
de Fugaroli feit dem 14. Jahrhundert zu den Patriziern der Stadt zählten. Einzelne von ihnen
fuchten während des 16. Jahrhunderts ihr Glück am öfterreichifchen Hofe und fanden es gleich
manchem Stammesgenoffen. Anton Mosconi und deffen Brüder wurden beifpielsweife von K.
Rudolph II. am 11. April 1578 in den ungarifchen Adelsftand erhoben.' Bald darauf faffen Peter,
' 1607 befchwerte fich Marlin Pernilfeh, Pfarrer von Reichenhurg, gegen den Hertfchaftsinhaber Franz Gall. dafs diefer die
Lutheraner begunflige. und 1006 den Sülm eine. Pradicanten Jofeph Neapolitan mit AbfeUung ein» erwählten Katholiken zun» Markt-
richter beflellt habe. — Regierung* Aflen im k. k, Statthalterei-Archiv au Grau, Eauedilum 1607, 17. September. — » AU Ausnahme
kann ich nur ein angeheiratete» Glied der Familie nahinhaft machen: Krau Eva Mar.a, Valeriana von Moscon Freiherrn auf Montpreis
Witwe, eine geborene Schwab von Lichtenberg, Harb ah Eiulantin 0 167«) zu Nürnberg - WaUau Gefell, d Protcflanten in Oeflerreich
I'. 479 — 1 AI» die Graft in der erden Hallte unferes Jahrhundert« tu Zeiten des Hcrrfchafuinhabers Johann Ncp. Hindi von Reben
hurg eröffnet wurde, fand fich in detfelben nach einige« Seidenieug vor. - * Der Grabfiein lag eine Zeit lang hinter dem Kellergebäudc,
wo ich Ihn 1878 noch fah, fpäter wurde er dem Freiherrn v. Moscon für deffen gegenwartige Familiengruft zu Pifchatz in Unterlleicnnark
überladen Die Auffchrift lautete (nach Suf/ant/chit/ch a. a O S- 136): Hie lig« begraben der wohlgcbohme Herr, Herr tnnocent
Mofchkon zum Pirckbenllciii, Freyherr zum Lichtenwald, a'if Gurgfeld und Rcichcnftcin etc., fllrfil. Durchl. : Erzherzogen Feidinandi ru
Oeflerreich Rat anno 1 Lücke) feines Allers (Lücke) Auch ligt hie die wohlgebohrnc Frav Frav Anna Molchkonin fein geliebte Frav
Ehgemahl Frey« tum Lichtenwald! ein geborne Achelburc die in Gott entfchlaffen anno (Lücke) ihre» Alter» (Lacke). — Unfer keiner
lebet in felber und keiner ftirbet in felber, leben wir, fo leben wir dem Herrn, fterben wir, fo fterben wir dem Herrn darvrob wir mugrn
leben oder fterben, fo find wir des Herrn - Rom. XIV. - » ScirJJ,r. Repertorlo Genealogien delle famiglie confermate nobili. . eHftent
ncllc Provincie Venete. - Veneria 1830, II, S. 50.
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94 A. v. Luschin-Ebengreuth. Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald.
Michael und Marc Anton von Moscon durch Beerbung ihres kinderlofen Oheims Johann Ba. Val-
vafor (Teftament vom 2. Auguft 1581) feilen Fufs in InnerOefterreich, Tie find jetzt Herren von
Gurkfeld und Thum am Hart in Kram' und von einzelnen Gütern in Steiermark, nicht lang nach-
her auch Landftändc in beiden Herzogtümern.* 1595 gelingt dem erzherzoglichen Rathe Innocenz
von Moscon Freiherrn zum Thum am Hart und Gurkfeld die vortheilhafte Erwerbung der Herr-
fchaften Lichtenwald, Pifchätz und Reichendem fammt den dazu gehörigen Märkten und Land-
gerichten. 5 So ift denn die Familie binnen wenig Jahren in den wohl abgerundeten Befitz aus-
gedehnter Herrfchafr.cn zu beiden Seiten der Save gelangt, die bleibende Niederlaffung in Inner-
Oefterreich wird befchloflen, die erforderliche Herftellung der Schloffer mit Eifer betrieben. Nach
zwei Jahren ift Lichtenwald, das fich Freiherr Innocenz von Moscon zum Hauptfitz erkor, fchon
umgeftaltet, ob dem Portale der neuen Refidenz wird das Wappen der Ehegatten, die Jahrzahl
1597 und der Wahlfpruch „Geduld überwindet alles" angebracht. In diefe Zeit fällt meines
Erachtens auch die Errichtung der Familiengruft. Sie dürfte wohl den Abfchlufs der Umgeftal-
tungen an den Herrfchaftsgebäuden gebildet haben. Innocenz von Moscon hatte den neu-
erworbenen Belitz bereits feinen Lebensbedürfniffen angepafst, nun dachte er auch an die
Herftellung eines letzten Ruheplätzchens für fich und die Seinigen. Der Titel „fürftlicher Durch-
laucht, Erzherzogen Ferdinand! zu Oeflerreich Rath" auf dem unvollendeten Grabfteine weift auf
die Jahre 1596 — 1617 hin.
Ich glaube nicht, dafs Innocenz von Moscon die Gruftkirche von Grund aus neu baute;
denn derjenige, welcher die Korten für den fchönen Freskenfchmuck der Wände nicht fcheute und
einen guten Künftler für diefe Aufgabe zu gewinnen wufste, der hätte in folchem Falle ebenfo
auch einen tüchtigen Architekten gefunden. Ich vermuthe vielmehr, dafs der fogenannte lutherifche
Keller blos die Umgeftaltung eines ältern langge dreckten Gebäudes ift, welches vordem zu
Wirthfchafts- oder Befefligungs-Z wecken gedient haben mochte, und nur durch Ausheben der
Gruft, durch Anbringung der flachen Kuppel den eigenthümlichen Nifchenabfchlufs und die reiche
Bemalung für feine neue Beftimmung geeignet gemacht werden follte.
Aber die Moscon behielten die Herrfchaft nicht dauernd in ihrem Befitze. Lichtenwald kam
an die Lamberg, die Drafchkovitz und an andere Familien. Die neuen Erwerber intereffirte das
Pamilien-Begräbnis der früheren Eigenthümer nicht mehr, und einer von ihnen gab ihm wieder
eine andere — vielleicht die urfprüngliche — - Verwendung. So wurde aus der Gruftkirche ein
Weinkeller, wir wiffen nicht wann, jedoch vermuthlich erft nach dem Jahre 1683, da damals eine
Hand das Diftichon in die Mauer einkratzte:
Quae tua fum moriens morientis fata fecutus,
Fata refurgentis fac quoque Chrifti fequi. Anno 1683.
Sehenswürdigkeit blieb übrigens der Bau auch dann noch, als er ein Weinkeller geworden
war. Mancherlei Leute haben ihn feitdem im Laufe der Zeit befucht und Spuren ihrer Anwefenheit
dort zurückgelaffen. Wer mag wohl der Schalk gewefen fein, der feine Lebenserfahrung in den
Mörtel einer Nifche neben der Thür einkratzte: Pons Croaticus Monachus Bohemicus|Suevica
monialis Miles auftralis, Gallorum fidelitas | Hifpanorum humilitas Italorum deuotio | Britannorum
religio | et Germanorum tyrociniajNulla funt omnia.
' Valva/ir, Ehre dt» Herxogthum« Krain, Buch XI, S 241 und S7S — '' K>*<lermaHn. Beiträge iur Vaterland.kunde, Gräli
1790 II 95 ff M>trfk«1 von Ki«in Marc Anton Moskon 1587 Cbr.ftoph Fr» ül Mo.kon I. 591 > Suffimirtkiiftk » «. O. S. 118
• — xr wsgan a grg
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BAULICHE ÜBERRESTE VON BRIGANTIUM.
Von Samuel Jenny.
I.
^RmSJflK fich die öffentlichen Thermen Brigantium's nach Vornahmt; dei wahrfcheinlichen
[Bclnj] Ergänzungen als eine Parallel-Anlagc eines Männer- und eines Frauenbades ungezwungen
Bv i ra" erklären liefsen, wurde von mir im I Bande der „Mittheilungen." N. F S XXIV ausfi lirlich
dargelegt. Die letztjährigen Ausgrabungen fügen jener Anlage noch accefforifche Bauten hinzu,
welche aufs neue betätigen, wie fehr die Römer die Fefthaltung an ihren focialen Gewohn-
heiten auch in fernften Provinzen und in kleinften Städten in allen Bauten zum Ausdruck brachten.
Unfere Thermen, wie fie fich bisher darflellten, fchienen nur den einzigen Zweck zu ver-
folgen, den nach der körperlichen Erfrifchung des Badens und der Wafchungen Verlangenden
zu befriedigen, wie dies bei fo vielen Aufdeckungen gröfserer Bäderanlagen gemeinhin ange-
nommen wird; nun liegt aber der Beweis vor, dafs auch in Brigantium das Bad aus der Sphäre
feiner engflen Wirkfamkeit zu der weiteren Bedeutung eines Vergnügungs- und Unterhaltungs-
ortes heraustrat, dafs dort gerade fo gut wie in Italien das Beflreben obwaltete, aus diefen öffent-
lichen Anftalten die anmuthigften Aufenthaltsorte zu fchaffen, indem man fie mit entfprechenden
Anlagen, als: Höfe, Promenaden, Ringplätze u. dgl. in Verbindung brachte, wo fowohl die grofse
Menge als auch die feine Welt alles vorfand, was den Hang zum füfsen Nichtsthun zu befriedigen
vermochte.
Ein folcher Wandelgang für die Befucher der Bäder ift es nun offenbar, den ich im
Anfchlufs an die Thermen im Herblle 1880 aufdeckte. In feiner Längsausdehnung genau horizontal
angelegt, zieht er fich 4772 Meter lang in nahezu füdweflücher Richtung hin, bei einer von
13 46 Meter zu 12 55 Meter fich verjüngenden inneren Breite. Seine Mitte durchzieht eine Colonnade
von 10 ganzen und 2 halben Säulen, welch letztere die Verbindung mit den fchmalen Mauerfeiten
vermitteln; es liegen fomit die Säulenmitten 4 34 Meter von einander entfernt und es betragen die
Intercolumnien das Fünffache des Schaftdurchmeffers, da folcher ungefähr 74 Cm. mifst; die
Höhe der Säulen fammt Capitäl dürfte daher an die 5 Meter gereicht haben, wenn man auch hier
das Siebenfache der untern Säulendicke zu Grunde legen darf. Natürlich verlangte ein derartiger
Porticus einen hölzernen Architrav, da derfelbe fchon beim vierfachen Schaftdurchmeffer, wie ihn
die toscanifche Säulenordnung beftimmte, fich als nothwendig erwies. Die Säulenplinthen fanden
fich Stück für Stück noch vor; dem oberen Theil der Bafis mit den Wulften hingegen, obgleich in
einem Werkftück mit dem Plinthus gearbeitet, hat die Verwitterung fo arg zugefetzt (das Material
ift eben allerorten der dem Froft fehr unterliegende Tertiärfandftein aus den Brüchen des Pfänders
und Gebhardsberges), dafs fie nur dort noch gut erhalten vorkommen, wo dicke Lagen Erde fie
fchützten. Die Halbfäulc, die ich nächft den Thermen noch in einer Höhe von 133 Meter erhalten
fand (Fig. II), gab den belehrendften Auffchlufs über den Aufbau dicker Säulenfchäfte in Brigan-
tium; es zeigt fich nämlich, dafs ftatt der Verwendung von Monolithen die Säule in parallelen,
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9 6
Samuel Jenny.
aber ungleich hohen Lagen aus Bruchfteinen, deren Stofsfugen regelmässig abwechfeln, aufgemauert,
dann verputzt und bemalt wurde. Eine Schichte befteht meift aus feehs die Rundung bildenden
Steinen, ohne die zur Ausfüllung des Innern dienenden Sandfteine oder Flufskiefel einzurechnen.
Den Verputz bildete ein feiner Ziegel-Eftrich, wie er die Hypocauft-Räume hierorts bekleidet, auf
welchen der Mörtelanwurf folgt, an dem ich bis zur Höhe von 60 Cm. rothe Uemalung, von da
aufwärts weifse wahrgenommen.
Ihr entfprach der vollfländig erhaltene Anwurf an den Mauern I und IV: ein rother Sockel
längs dem Fufsboden, durch einen fchwarzen Strich von dem weifsen Felde getrennt, in dem
mehrfarbige Compofitionen roher Technik fich auszubreiten fchienen (Fig. III). Es liegt nicht zu
fernab, für den Boden unferer Säulenhalle eine Bekleidung mit Marmorplatten vorauszufetzen,
nachdem ein 8 Cm. dickes, wahrfcheinlich eine quadratifche Tafel von 53 Cm. Seitenlänge bildendes
Bruchftück ganz in der Nähe auftauchte und kleine Marmorfplitter über die ganze Fläche ausge-
ftreut waren.
Nach Nordweften findet fich die I lallenanlage durch die Mauer II abgefchloffen, welche
fich fchnurgerade noch 61 Meter über das weftliche Eck fortfetzt, um dann rechtwinklig in das
nachbarliche Befitzthum fich hineinzuziehen. Ihr Fundament ift wohl auch aus Flufskiefeln der
Bregenzcr Ach aufgeführt, aus denen die parallele Hochmauer I durchwegs befleht; dagegen gibt
fu: fich oberhalb als Füllmauer zu erkennen, nach beiden Seiten mit 6 — 9 Cm. dicken, länglich
zugehauenen Sandfteinen in regclmäfsigcn Schichten bekleidet, deren Stofsfugen alle abwechfeln
(Fig IV). Wir haben hiemit jene Art Mauerwerk vor Augen, welches die Römer Diamitton
benannten. In Entfernungen von 14V» — 15 Meter wiederholt fich eine Verftärkung b mittelft einer
abgefchieften Mauerftrebe.
Soweit man fich unter den Ueberreften der Verwitterung zurecht zu finden vermag, fcheinen
Trottoirs aus Sandfteinplatten fowohl in-, als aufserhalb diefer Mauer entlang gelaufen, aufserdem
auch Stufen den 68 Cm. betragenden Niveau-Unterfchied des Terrains innerhalb der Halle ausge-
glichen zu haben. Der bemalte Sockel ift jenfeits der Halbfäule noch eine Strecke von 128 Meter
Länge erhalten (Fig. III): foweit mindeftens mufste dieHorizontal-Fläche der Promenade, ebenfo das
fie bedeckende Dach reichen ; allein eine vollftändige Ueberdachung vorauszufetzen, alfo bis über die
Mauer 11 weg, geftatten die bei der Ausgrabung vorgefundenen Verhältniffe nicht. Man wird alfo
am richtigften gehen, fich die vorliegende Anlage als einen nach drei Seiten vollfländig gefchloffe-
nen, dagegen nach Nordweften offenen Säulengang mit breitem fchützendem Vordach vorzuftellen,
vor fich die natürliche Bodenterraffe, die möglicher Weife als Viridarium mit grünenden blühenden
Beeten angelegt fein konnte. Wohl wendete der Porticus — wenn offen — nicht einer milden
warmen Himmelsgegend fich zu, dafür aber bot feine Lage in anderer Weife reichften Erfatz. Hier
mochte fich das Auge des Luftwandelnden erlaben an trefflicher Fernficht, mochte das Herz jedes
Römers höher fchlagen ; denn foweit die impofante Fläche des Lacus Brigantinus, die Berge
Helvetien's und die Gelände Vindelicien's in alle Ferne fich dehnten, lag alles der römifchen
Macht unterworfen. Von hier oben waren nicht wenige ihrer Niederlaffungcn zu erkennen, nicht
wenige der von Brigantium ausftrahlenden Strafsenzüge zu verfolgen. Schier mit Händen zu
greifen lag drüben am jenfeitigen Ufer die fchöne Infel (Lindau), die von Tiberius zum Stützpunkt
bei feinem Angriff auf die Vindelicier auserfehen worden, und feewärts am eigenen Gelände die
ftattliche Hotte vor Anker, von der uns die Notitia Dignitatum berichtet. Ich frage mich aber noch
weiter, ob diefe Colonnade nicht auch die Zufchauer barg bei öffentlichen Spielen, Uebungen und
Kämpfen, für welche die von der tiefer gelegenen Mauer II begränzten ebenen Fläche B ausneh-
mend geeignet erfcheint. So lang nicht eine fpätere Zeit römifche Gebäuderefte darin nach weift,
fcheint mir, es dürfte an diefer Vermuthung feilgehalten werden.
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I
»AU1.K IIK URRKKKESTK VON BklUANTIUM 97
Bevor ich mich von diefer Anlage wegwende, fei noch ihrer Verbindung mit den Thermen
gedacht. Da ich zwifchen der Halbfäule und dem Mauerwerk auf keinen Durchgang fliefs, mufs
folcher wohl jenfeits des Säulengangs, nach dem 2-04 Meter meffenden Corridor C fich öffnend,
geflieht werden. Nachforfchungen waren aber nicht möglich, da bei Anlage des evangelifchen
Friedhofs die Mauern gerade an fraglicher Stelle zerftört wurden.
Nach den Ausgrabungen vom Jahre 1862 fchienen die Thermen mit der Mauer VI gegen
Südweft völlig abzufchliefsen; dem ift nun nicht fo, fondern ein ziemlich breiter (7 50 Meter)
Raum D, grofs genug, um als Vorzimmer oder Apodyterium zu dienen, vermittelt den Zutritt vom
Corridor zu den eigentlichen Baderäumen. Die Mauer V zeigt nebeneinander Opus reticulatum
und Würfelwerk, letzteres als Ausbefferung einer fpätern Zeit. An der nächflfolgenden Meter
breiten Mauer VI fand ich diefelbe Conftruttion befolgt, welche heute noch an der freiliegenden
des Friedhofs theil weife zu erkennen ift, nämlich grofse gefprengte Kreisbogen, in denen in
rcgelmäfsiger Wiederkehr je drei gebrannte Thonplatten, darauf drei Sandfteinkeile, zuletzt
ein Keil aus Tuff fich folgen und Ausfüllung des Sprengwerks fowohl innen als aufsen mit
Opus reticulatum aus abwechselnden Lagen Flufskiefel und Tufffleinen. Stucco, im feurigften
Pompejaner Roth bemalt, haftete noch in grofsen Flächen an diefer Mauer (Fig. V).
II.
Nur durch den Zwifchenraum eines halben Meters von der langen Umfaffungsmauer
abflehend, an einer Stelle fogar mit ihr verbunden — damit wohl ein Durchgehen verhindert
wurde — treten die Fundamente eines umfangreichen Gebäudes, gröfser als alle bisher aufge-
deckten, zu Tage. Es ift die rückwärtige Hausfe.ite, die hier an die Mauer gränzt, beginnend mit
einem Raum E zur Aufbewahrung des Heizmaterials und Aufenthalt des Heizers, wie aus dein
bei ( erkennbaren Heizloche und den nachfolgenden Abtheilungen fich vermuthen läfst, die mehr
oder weniger alle Reite und Anzeichen von Wärmeleitungen zeigen. So ift in G längs der
Mauer VIII der Eltrichboden eines Hypocaufts erhalten, von dem aus fich nach drei Seiten Ablei-
tungen für heifse Luft nachweifen laffen, nämlich durch den fchmalen Mauerdurchbruch bei d nach
dem Räume % über die a'/j Meter breite Feuerbrücke e nach A'und endlich auch noch zum Räume //
durch die fieben fchmalen Schlitze / (zwifchen 11 — 16 Cm. Weite wechfelnd), welche mittelft
dünner Mäuerchen, zu denen vorzugsweife TufTfteine in Verwendung kamen, hergeftellt find.
Die rückwärts gelegenen heizbaren Abtheilungen, die ungefähr s /.i der Länge des Gebäudes
einnehmen, find durch eine ftarke Mauer IX von der mehr Intereffe für fich in Anfpruch nehmenden
Vorderfeite gefchieden. Ks ift dies eine nach vorn offene, nicht heizbare, mit einer Colonnade in
römifeh-dorifcher Ordnung gezierte I lalle L, von der uns vorläufig nur ihre Tiefe mit 16 63 Meter,
nicht aber die Ausdehnung nach der Breite bekannt ift, weil der Gutsnachbar fich bisher jeder
Durchforfchung feines Befitzthums hartnäckig widerfetzt. Annähernd glaube ich das Richtige zu
treffen, indem ich den ausgegrabenen Raum auf '/j der ganzen Halle fchätze.
Von der Halle zu den rückwärts gelegenen Abtheilungen führte wohl nur ein einziges
Thor in der Mitte des Baues; denn auf der ganzen Länge von 15 Meter, d. i. foweit die Mauer IX
blosgelegt worden, zeigte fich kein Durchbruch. Drei Hingänge muffen von aufsen dem Ver-
kehre fich geboten haben, zwei zur Seite bei g und dem ihm correfpondirend gegenüberliegenden
Orte, dann der Haupteingang felbft auf der Vorderfront zwifchen der mittleren Säulenftellung i
welche wenigftens durch eine fchöne altifche Bafis (Fig. 1 und VI) uns bekannt geworden. Der
unterftc Werkftein befteht aus dem IMinthus von 95 Cm. Seitenlänge mit zwei Wiilften, von denen
der untere nur fchwache Ausladung gegenüber dem obern zeigt; darauf ruhte eine noch wohl-
erhaltene Trommel von 32 Cm. Höhe und 57 Cm. Schaftdurchmeffer. Im weitern mag der übrige
vm n. f. 13
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9 8
Samuel Jenny.
K.g I
Schaftthcil aus Mauerwerk hergeftcllt worden fein, wie wir derartigem Säulenbau in der Thermen-
Colonnade begegneten. Nach dem üurchmeffer zu urtheilen, mufs vielleicht eine etwas abfeits
gefundene Sandfteintrommel mit zugefpitztem Vorfprung, der etwa als Träger des Deckengebälkes
zu dienen hatte, zu derfelben Säule gezählt werden (Fig. 2). In gleicher Linie mit der Säulenbafis,
auf dem nämlichen Fundament X aus Flufskiefeln ruhend, folgen fünf kleinere Sockel (Fig. VI),
ein einziger war leer, auf den übrigen vieren (land in unverrückter Lage der glatte, nicht
anfchwellende Schaft von fehr wechfelnder Hohe (47 — 116 Cm); über die Form ihrer Capitäle
geben mehrere zwifchen ihnen gefundene Exemplare Auffchlufs.
Die Sockel ragen foweit Uber die Fundament-Mauer vor, um einen
Plinthus von verhältnismäfsiger Stärke zu bilden; möglicherweifc
konnten auch Platten die Zwifchenräume ausgefüllt haben, fo dafs
die Säulenfchäfte ohne Bafis auf der geraden Unterlage aufftiefsen.
Ein viereckiges Loch zu beiden Seiten läfst ein die Intercolumnien
der Säulen verfchliefsendes Gitterwerk vorausfetzen, wie folches am
Periftyl der Cafa di Meleagro in Pompeji der Fall war. Wie das
Geländer geformt war, ob es aus Holz, Stein oder Metall beftand,
darüber gibt nicht der geringfte Fund Auffchlufs; am eheften,
gerade diefer abfoluten Beraubung wegen, möchte ich auf ver-
wertbares Material, fei es Bronze oder Eifen, rathen; es ift ja
Gleiches der Fall mit den metallenen Zapfen an Schäften und
Capitälen der Säulen, von denen die raubluftigen Vorfahren nicht einen einzigen uns gegönnt.
An der befprochenen Säulen-Front fällt als beachtenswerter Umftand der ftärkere Durch
meffer der Mittelfäule ins Auge (unterdeffen die vier Nachbarn Schäftedurchmeffer von 37—39 Cm.
weifen, mifst jene 50 Cm.), folglich kam ihr die Beftimmung zu, dem Dachgebälk des Seitenflügels
als Hauptftützpunkt zu dienen, natürlich nicht für fich allein,
fondern gemeinfam mit einer ganzen Reihe von Säulen im Innern
der Halle. In der That brachte der in gedachter Richtung ausge-
führte. Durchftich genügende Refte davon zum Vorfchein, um
eben Gefagtes zu beftätigen (drei Schäfte von 50 — 74 Cm. Höhe
mit einem Durchmeffer von 32 — 34 Cm., der aber keineswegs dem
einfügen gleichkommt, weil fie arg verwittert find, fodann zwei
Trommeln von 44 Cm. Höhe mit 50—53 Cm. Durchmeffer und
zwei Capitäle, gleichgeformt wie die der vorderen Säulenreihe).
Nachforfchungen, um Treppenftufen zu finden, die von
vorn oder von feitwärts zur Halle geführt haben möchten, blieben ohne Erfolg, nur zwei über-
einander gehäufte und verfchobene Schichten grofser behauener Sandfteinblöcke //, h von ziemlich
gleichmäfsigen Dimenfionen, konnten gegenüber der äufserften Säule gefunden werden; doch bleibt
es in Frage geftellt, was fie bedeuteten.
Verfuchen wir auf Grund der vorliegenden Verhältniffe die Vervollftändigung der Gebäudc-
Facade, fo haben wir uns diefelbe muthmafslich aus zwei Seitenflügeln zu je fünf Säulen vorzu-
ftellen, die ein Haupteingang, geziert mit etwa vier ftärkeren, jedenfalls auch höheren Säulen (wie
deren eine in Fig. 1 abgebildet) in enggedrängter Stellung verband. Im Innern der Halle hätten
fonach die zwei feitlichen 6 Meter breiten Corridore einen Mittelraum von ungefähr 26 — 28 Meter
zwifchen fich eingefchlolTen.
An der Rückwand der biosgelegten Hallenfeite, die Mitte einnehmend zwifchen der
gröfsten Säule und der Aufscnmauer VII, umfchliefsen drei dünne Mäuerchen (42 — 45 Cm. dick)
Kig. 2.
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Bauliche Uehekkeste von Bkigantium. oq
einen rechteckigen Raum M von 4x5 Meter, belegt mit Platten und Streifen aus Sandftcin,
während der Fufsboden aufscrhalb allerorten mit Ellrich vergoffen ift. Die mögliche Beftimmung
diefer abgefonderten Stelle dürfte aus zwei wichtigen Fundflücken in deffen unmittelbarer Nähe
erhellen, einer Sonnenuhr und — meinem Dafürhalten nach — eines Aichungsblockes oder Nor-
malmafses.
Die Sonnenuhr (Fig. 3) ift aus einem Stück weichen Sandfteins der Gegend von 57 Cm.
Hohe, 39 Cm. Breite (urfprünglich) und 32 Cm. Dicke gehauen. In der ausgerundeten Aushöhlung
laufen 7 (von urfprünglich 11) Stundenlinien von oben nach unten; die Mittellinie mifst der Krüm-
mung nach 24V1 Cm., die gröfste Tiefe der Aushöhlung (von der Linie ab bis zur Mittagslinie kl)
beträgt 18 Cm., Querlinien, die Winter-Solftitium und Aequatorial-Linie
bezeichnen, fehlen, jedoch wird ein das erfte andeutender Halbkreis
dadurch gebildet, dafs die Stundenlinien fich nicht bis oben zu dem
Punkte verlängern, wo der Zeiger (gnomon) feinen Befeftigungs-
punkt gefunden haben mufste. Das verehrliche Profefforen-Collegium
der k. k. Lehrerbildungs-Anftalt in Bregenz, dem ich für feine werth-
volle Unterftützung an diefer Stelle wärmften Dank ausfpreche,
prüfte mit zuvorkommendfter Bereitwilligkeit die Frage, ob die
Conftruclion diefer Sonnenuhr der geographifchen Breite von
Bregenz entfpreche. Dicfe Berechnung war durch die vorgefchrittene
Verwitterung und Abbröcklung fehr erfchwert, ergab aher immerhin
das unzweifelhafte Refultat der Uebereinftimmung der in Betracht
kommenden einftmaligen Winkelgröfse mit der geographifchen Breite
von Bregenz (47 0 30 30"). Aus dem im Fufse eingehauenen Zapfen-
loch mufs ein unteres Poftament, mithin eine erhöhte Lage der
Sonnenuhr gefolgert werden, wodurch die Möglichkeit ungehinderten
Zutritts des Sonnenlichtes zu derfelben während des mittleren Theiles des Tages vorliegt, wenn
fie in dem als unbedeckt anzunehmenden Raum jl/aufgeftellt gewefen.
Was ich als Aichungsblock oder öffentliches Normalmafs betrachte (Fig. 4) — nach
Analogie der beiden in Pompeji aufgefundenen — ift ein fchwerer Sandfteinblock (54 Cm. lang,
61 Cm. hoch, 43 Cm. dick), in dem fich zwei konifche Vertiefungen mit rundlichem Boden, wie an
der einen noch wohl erfichtlich, fich befinden. An diefer beffer
erhaltenen beftimmten die bereits genannten Herren Profefforen
das Volumen durch genauefte Berechnung des Kegelftutzens und
der Calotte unten zu 4-3 Cub. Dm. = 4"/ 10 Liter. Zieht man den
verwitterten Zuftand der Vertiefung in Betracht, fo darf man
die Uebereinftimmung diefes Mafses mit dem römifchen Semodius
(4-377 Liter), der für trockene Körper in Anwendung kam,
als feftgeftellt anfehen. Der Bruch theilte den Stein fo unglück-
lich, dafs nicht mehr zu entfeheiden ift, ob am Grund diefes
Hohlmafses fich eine Oeffnung befand, durch welche man den
Inhalt ablaufen zu laffen pflegte. Die Höhlung daneben fcheint
an Volumen das erfterwähnte um etwas übertroffen zu haben. Ob fich nur diefe beiden Ver-
tiefungen im Steine befanden oder deren mehrere, entzieht fich weiterer Unterfuchung durch
die Art der Bruche zu beiden Seiten. Rückwand und Boden zeigen rohefte Behauung, wogegen
die Vorderfeite mit fowohl kantigen als auch halbrunden Leiften profilirt erfcheint.
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lOO
Samuel Jknnv.
Damit erfchöpft fich die Kenntnis über das befprochene Gebäude, deffen vollftändige Auf-
deckung allein jeden Zweifel über feine Bedeutung löfen wird. Bis diefer Abfchlufs des Begon-
nenen mir vergönnt (es vergehen wahrfcheinlich manche Jahre
darüber), mufs ich mich begnügen, auf den bis dahin gewonne-
nen Refultaten fufsend, die Vermuthung auszufprechen, dafs
man es möglicher weife mit einer Bafilika zu thun hat, die in
vielen Beziehungen unferem Rathhaufe und unferer Börfe ent-
fprachen. Dafs es ein öffentliches Gebäude gewefen, kommt in
Anfehung feiner Gröfse, wie feiner architektonifchen Ausftattung
wohl nicht in Frage; dafs ich ihm gerade die obige Beftimmun^
vindicire, dazu verleitet mich folgende Betrachtung: Die offene
1 lalle war in fehr geeigneten Verhältniffen angelegt, um ebenfo-
wohl dem öffentlichen Verkehre der Bürger, als zur Abhaltung
von Gerichtsverhandlungen eine bequeme geräumige Stätte zu bieten, welch beide Zwecke zu
vereinigen die Anlage aller Bafiliken fpäterer Zeit als Grundgedanke fefthält. Dafs die Vorfchrift
Vitruv's, die Breite nicht unter dem Drittel und nicht über der Hälfte der Länge zu bemeffen,
im vorliegenden Falle nicht zutrifft, braucht nicht zu beirren, da auch Beifpiele quadratifchen
Grundriffes bekannt find (Bafilika von Oericulum), ja fogar Vitruv felhft eine Bafilika baute (für
die julifche Colonie Fanum), deren Länge nur ungefähr V» ihrer Breite betrug.
In Folge der mannigfaltigen Bedürfniffe, welche das Leben felbft, aber befon-
ders die Rückficht auf das rauhe wechfel volle Klima unter unferem Himmels-
ftrieh hervorrief, waren gar viele Abweichungen von fchematifirenden Regeln,
fogar in den wefentlichften Punkten geboten. Vielleicht kann gerade in der
Nothwendigkeit, den bürgerlichen und commerciellen Verkehr durch Anlage
vieler gewärmter Räume, die wir in der rückwärtigen Hälfte des Gebäudes unter
gebracht fehen, gegen Misgunft der Jahreszeit ficher zu ftellen, der Grund zur
Querftellung der Halle liegen, wodurch ihre Tiefe nicht einmal der halben
Länge gleichkommt.
Gewifs pafst die Aufhellung von Sonnenuhr und Aichblock, welch
letzterer nach dem Bcifpiel aus Pompeji richterlicher Aufficht unterteilt war,
vollftändig auch in eine Bafilika, indem uns dadurch die Ausübung behördlicher
Wirkfamkeit in zweierlei Richtungen, Regelung der Zeit und des Mafses,
veranfehaulichend entgegentritt. Die fymmetrifche Anlage eines zweiten abge-
trennten Raumes wie M zur linken Seite ifl kaum zu bezweifeln und dürfte in
diefem Falle als ruhige, von dem Lärm des allgemeinen Treibens entfernte
Stätte gedacht werden, wo bald Richter und Advocaten ihres Amtes walteten, bald ftädtifche
Beamte oder Collegien ihre Sitzungen abhielten.
Die Einzelfunde berührend, die inner- und
aufserhalb des Gebäudes in fehr fparfamer Weife
gemacht wurden, fei ein bei i gefundener Granit-
block (etwa '/, Cub. Meter) erwähnt; er trug wohl
Zeichen der Bearbeitung, doch bei weitem unge-
nügend, um über feine Bellimmung an diefer Stelle ein
Urtheil fällen zu können. Bearbeitete Marmor Stück-
chen, defswegen nennenswerth, weil in keiner früheren Ausgrabung auch nur Spuren folchen
Materials z u treffen waren, fanden fich mehrere, anfeheinend zu Architrav oder Kranzgefims
Kig. 6.
Hg 7
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Bauliche Ueberkeste von Brioantium.
ioi
Ki K . 8.
gehörend, nur eines unter ihnen zeigt das bekannte Blatt Ornament (Fig. 5). An der Mauer IX
wurde ein Beil aus Kifen ausgegraben und aufserhalb des Gebäudes das Terracotta-Statuettchen
einer Venus, 15 Cm. hoch, ganz erhalten bis auf die Füfse (Fig. 6). In gewohnter Weife aus zwei
Hälften, die in Modeln geprefst wurden, zufammengefetzt, aus gelblichem
Thon verfertigt, nicht bemalt, trägt fie den Stempel plumper handwerks-
mäfsiger Ausführung an fich. Ihrer Haltung nach, mit der Linken die
Kleider erfaffend, mit der Rechten das reiche, lang herabfallende Haar
in zwei Flechten thcilend, fcheint eine folche AurTaffung beabfichtigt ge-
wefen zu fein, die fie im Begriffe ins Bad zu fleigen darflellt. Die Schutt*
fchichte, in der diefe Venus lieh vorfand, deutet auf zufallige Verfchlep-
pung, vielleicht aus den nahe gelegenen Thermen her. Das häufige Vor-
kommen von Venus Statuetten in Bädern Carnuntum's und deren Bedeu-
tung i(l von Herrn Dr. Kenner feiner Zeit conftatirt worden.
Kndlich fanden fich noch im Schutthaufen vor der Wiedereinfüllung:
Gcfchnitztcr Knochen zum Anftecken auf einen Gegenftand, dem er etwa als Handhabe
diene, eingerichtet. Der leicht gebogene cylindrifche Theil ifl mit Schuppen bekleidet und endigt,
dem Thiere entfprechend, das dargeftellt werden follte, in einen Schlangenkopf mit aufgefperrtem
Rachen (Fig. 7).
Sternförmige Agraffe mit zweierlei Glasllufs (Fig. 8), von denen aber nur der eine, blau von
Farbe, noch in drei Strahlen feftfitzt. Bronzenadel von 315 Mm. Länge; der 4 Mm. dicke runde
Draht verbreitert fich an beiden Enden der Locher wegen, die dort angebracht find; fie diente
wohl zu weiblichen Handarbeiten.
Stempelfunde: Auf einem Reibfchalenrand aus hartem, gelbem Thon (Fig. 9): gj^j^
Auf Henkeln von Amphoren : T • V • B und S ■ N • P
(Fig. 10 und 11).
Auf Terra (igillata: Töpferflempel Jul. Primi. O(ficina),
Polinus. ofi. Maximi, Of. Se (vielleicht Of. Severi), Patrici,
Juliini und Stempelfchneider Imanni inmitten einer Scene aus
der Arena mit gut modellirten Thieren (Löwe, Löwin, Panther,
Antilope).
Bronze-Münzen :
■> S C Kaifer, unter ihm die Erdkugel,
27 Mm. Dupondius des Nero 54 bis 68 n. Chr.
ft S • C Virtuti (Aug.) Pallas fchreitend,
27 Mm. Imp. Caes. Domit. Aug. Germ. Cos XVII Caes. P. P. P. 81 — 96 n. Chr.
S ■ C Kaifer zu Pferd einen Feind zertretend,
34 Mm. (Imp. Domitianus Caes) Aug. Germ. Cos XII
l> Sitzende Frau,
25 Mm. Caes. Nerva Tra (ianus) 98 — 117 n. Chr.
* Verfchwunden,
27 Mm. (Nerva Tra) iano. Aug. Ger
S " C Die Pietas als fitzende Frauengeflalt opfernd,
32 Mm. (Nerva) Traiano. Aug. Ger. Dac. Pm. Tr
»SC Mars flehend,
26 Mm Hadrianus 117—138 n. Chr.
»ig. 9, 10. n
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Samuel JENNY.
III.
Den Raum zwifchen der Thernien-Colonnade und der Bafilika füllen bauliche Objedle von
untergeordneter Bedeutung und vorwiegend flüchtiger Erftellung aus. Die Verwendung des Kalks
ift fpärlich, Sorgfalt im Aufbau ifl meift wenig wahrnehmbar, da die Flufskiefel häufig nicht geköpft,
deren Lagen unregelmäfsig gefchichtet find und die Mauern feiten rechtwinklig aufeinander ftofsen.
Ein grofses Gebäude wohl bis zur Säulen-Front der Bafilika hinaufreichend und feewärts an den
Säulengang der Thermen angelehnt, hat vielleicht ärmeren Claffen der Bevölkerung zum Wohnort
gedient; wenigftens weifen zwei kleine Mühlfteine (oberer Theil catillus), der eine aus Granit, der
andere aus Gneis, auf häusliche Befchäftigung hin. Man geht vielleicht ebenfo wenig irre, Abthei-
lungen für Scheunen und Stallungen vorauszufetzen, wenigftens bietet der Fund eines fehr fchünen
Bronze Schmuckbefchlages (Zierplatte, fogenannte Gelieger Fhalerae) vom Zaumwerk eines Pferdes
nahe der Oftfeite etwelchen Anhaltspunkt (Fig. 12).
In fchwachem Zufamenhang mit diefem Gebäude — nur die Ecken hängen zufammen —
fleht der nach allen Seiten fchiefwinklige Bau 0, ein für fielt allein dajlchcndcs Hypocaufl; fo merk-
würdig diefe Ifolirung ift, läfst doch die Auffindung
des Heizloches und mehrerer Sandftein-Pfeilerchen,
die hinter demfelben auf Eftrichboden ftehen, keine
andere Annahme zu. Sehr dicke (86 — 94 Cm.)
Mauern gleichen einigermafsen diefe ungünftige Hei-
zung aus; fie erlitt denn auch fchon zu Römerzeiten
eine veränderte Beftimmung durch Einfüllung des
Hypocaufts und Ueberdeckung mittelft Eftrichboden
auf einer Lage grofser Flufskiefel in der hier üblichen
Weife. Das Hypocauft trug an der Aufsenfeite noch
bemalten Verputz.
Die feewärts ftreichenden Mauern XI bis XV
kennzeichnen fich deutlich als Stützmauern zur Bc-
feftigung der natürlichen Terraffe, welche von den
Thermen her das ganze Gut quer durchzieht, auf
diefer Seite aber zur höchften Erhebung von 190 M.
anfteigt. Welche Beftimmung den Quermauern auf der Höhe zukommt, wenn man fie nicht etwa
als Bruflwehren betrachten will, welche fich allenfalls in Beziehung zum thurmartigen Einzelbau O
und der langen Mauer dazwischen im Sinne eines combinirten Vertheidigungs-Objectes bringen
ließen, entzieht fich der Beurtheilung durch den Abfchlufs der Ausgrabungen, denen der ein-
brechende Winter hier ein Ende fetzte.
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Bauliche Uebekkestk von Hkigantium.
'03
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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN
KÄRNTEN,
Von Leopold v. Be< kh-Widmanstet ter.
III.
B. Dominicaner-Klofter.
I Geißliche Per/onen.
33. Circa 1500. Vor den Stufen des Mittelfchiffes, 195 Cm. hoch, 103 Cm breit, ein Grabflein,
de.ffen Randleiften einft eine Umfchrift enthielten, welche aber bis auf fch wache Andeutungen des
gothifchen Charakters der Umfchrift völlig verwifcht find. Im Felde, das von einer runden hohen
Mütze bedekte Haupt auf einem Kiffen gebettet, ruht ein Ordenspriefter in weitfaltigem Mantel, aus
deffen weiten, tief abfallenden Aermeln die über den Leib gelegten gefalteten Hände hervorragen.
Ueber das Kleid ifl ein kurzer Pelzkragen gelegt, mit einer Reihe Quarten daran.
An diefes Denkmal anfchliefsend, ift ein anderer 2 Meter langer 70 Cm. breiter Grabflein
gelagert, mit fchwachen Spuren einer Randfchrift des 14. Jahrhunderts, aus welcher jedoch nichts
mehr entziffert werden kann.
34. 1626. Im Priefter-Chore in der Mitte am Boden gelagert, ein 2 Meter hoher, 112 Cm. breiter
grauer Stein, welcher in Lapidar-Lettern folgende fiebenzeilige Infchrift enthält:
Hic in domino qviefeit ad re d P. F. Joannes Pavl Stagnomolan|hvi9 convent. fili (?) praedicator j
gnalisqvi praedicand9 civib9 | Frifacenfib9 iQannis per aftis | in epiphania anni 1626 . actatisj vero fvae.
76. obiit
35. 1742. Im Priefler-Chor vor dem Hoch-Altar am Boden ein grauer 119 Cm. hoher, 74 Cm.
breiter Gruftdeckel mit der lapidaren Infchrift:
Sepvltvra | fratrum ordinis | pnedicatorvm| 1742.
II. Weltliche Per/onen.
36. 1276 — 1330. Im fudlichen Tracle des Kreuzganges nächft der Seitenthüre zur Kirche,
in der Mauer eingeladen, ein 210 Cm. hoher, 70 Cm. breiter, bereits ftark abgeblätterter Stein, fo
dafs die in 20 Zeilen regellos abgetheilte Schrift nicht mehr ganz gelefen werden kann. Diefe
Legende ill übrigens eine dreitheilige, nach ihren drei getrennten Eintragungen, welche den Jahren
1276, 1327 und 1330 angehören. Aufgelöfl fchlage ich folgende Lesart vor: „f Anno domini 1 M ' CO
LXXV1 • XI1I1 ■ Kalendas Junii Pilgrimus Cellerarius obiit. — Anno domini ' M ' CCC ' XXVII '
XVII Kalendas Novembris Uol(ricu)s. de Grad(es), filius Pilgrimi Cellerarii. — Anno domini • M •
CCC XXX • XVI Kalendas Aprilis obiit Pilgrimus filius Pilgrimi Cellerarii." (Fig. 1 )
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Graus teink i»ek christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten.
»5
I )ie Schrift (timnit vor Allein mit der Zeit, fic befleht in einem Gemenge von geraden und
gebogenen Buchftaben und veranfchaulicht den Uebergang iler Majuskel in die Uncialfchrift.
Hinlichtlich der Zutheilung des Denkmales glaubt Freiherr von . Iniers/tofen,' dafs die
Cellerarii einer bürgerlichen Familie angehörten, die ihren deutfehen Namen lalinifirt haben.
Sofern dem alfo und nicht etwa ein bekleidetes Amt (das eines Kellermei(ters) zur Annahme
diefes Namens den Anftofs gab, vermuthe ich, dafs der Name fpäter wieder verdeutscht wurde und
dafs unter diefen Cellerarü die Ahnen einer der Familien des Namens Kellerberg zu Richen fein
dürften.
Das Zeugnis einer Namensänderung ift übrigens fchon in der
vorliegenden Infchrift, in ihrem zweiten Theile enthalten. Es ift da ein
Sohn des Pilgrim nach einem Orte benannt; mit Rückficht auf die
Localität vervollftändige ich die vorhandenen Buchllabcn zu Grades, einem
Orte des Friefach benachbarten Metnitzthaies, nach welchem zur gröfseren
Beglaubigung meiner Vermuthung 1350, 1356 und 1361 ein Pilgrim ab dem
Gradeis (wahrfcheinlich Enkel des Pilgrim Cellerarius, Sohn des Ulrich
von Grades) genannt wird und in der Gurker Urkunde des Jahres 1361
mit einem Schildhaupte, in welchem drei Sterne, fiegelt. 3
Aber auch andere Namen finden fich, die hier in Betracht ge-
nommen werden können. Im Jahre, welchem die dritte Eintragung am
Grablleine angehört, ifl am 2. December 1330 „Pilgrim von Friefach"
Zeuge einer beim hiftorifchen Vereine in Klagenfurt verwahrten Urkunde.
Pilgrim von Kellerberg fiegelt in dem benachbarten Gurk eine Urkunde
des dortigen Dom-Capitels 1381 mit einem Mannskopfe. Im Jahre 1415 fiegelt
der Judenburger Bürger Albrecht von Kellerberg eine Urkunde, ebenfo
am 3. April 1430 eine folche des Klofters Admont die Probltei Sagritz in
Ober-Kärnten betreibend, ein Pilgrim Kellerberger.' 1
Endlich fei noch bemerkt, dafs an den nicht gewöhnlichen Vor-
namen l'ilgram auch der PHgramkof nächft Judendorf bei Friefach
erinnert.
37. Zwifchen 1284 und 1286. Im Nord-Tratl des KIofler-Kreuzganges
ein 186 Cm. hoher, 46 Cm. breiter Grabflein aus weifsem Marmor, am
Boden gelagert, doch lo, dafs er gut erhalten blieb.
DNS C, - OT(F)K<l),nVIIS D0 - THVS SHNJ9" — NOMS NOVO — MBKIS RH(X V — ItfSCit TIN- l'M«
lautet die in 6 Zeilen zu beiden Seiten vom Schafte eines fehr fchön gezeichneten gothifchen Vortrag-
Kreuzes angebrachte Infchrift, unter welcher, das Kreuz abfchliefsend, ein unten zugefpitzter
I )reieckfchild in fcharfen Umriffen hervortritt. In demfelben wächft aus dreimal geborftenem Schild-
fufse, oder nach Itrengheraldifcher Terminologie : aus einer Mauerzinne ein Bär hervor. (Fig. 2.)
Die Legende diefes Grablleines befagt, dafs hier ein Gottfried Truchs zur ewigen Ruhe
gebettet wurde, der an einem 5. November eines unbekannten Jahres gellorben. Der Umftand, dafs
nach dem bis Ende des 13. Jahrhunderts üblichen Gebrauche der Klöflcr nur der Sterbetag und nicht
auch das Jahr des Todes benannt ift, verweifet diefes Denkmal in den Schlufs des 13. Jahrhunderts.
Das Gefammtbild des Denkmales, welches nur das Kreuz, eine um deffen Schaft gruppirte, ohne
Rückficht auf Silbenbiegung abgetheilte Legende, endlich den einfachen, kräftig ausgefchnittenen
1 Mtilheiltmgen der k. k. Cenlral Cinnmi(non 1S5S. III . S »8o. — - NolucnhUlt 1S51, I , 328 und 3J9 natli Utkiindcn de*
Sla.in-Archire« in Wien; Wdfs. Kirnten» Adel. S 68 and Original de» Gnrker Urkunden v J. 1361 — ' LeUiere beide Daten an»
MMtef, Gctchichtc der Steiermark, VII., 134, llj - ' Obiil.
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Schild dem Befchauer zeigt, beflätigt diefe Zuweifung. Das vorliegende Denkmal hat überhaupt
mehrere Analogien mit jenem, welches aus einem der Jahre 1275 oder 1276 einem Zeitgenoffen des
Truchs, dem Minnefänger Ulrich v. Liechtenftein, auf der Friefach nicht allzu fernen Frauenburg
in Oberweier gewidmet ift.'
Wir wollen nun unterziehen, welchem Gottfried Truchs diefes Denkmal gelten könnte.
Die Truchfen, fo benannt nach den drei unweit Völker-
markt gelegenen, jetzt in Ruinen verfunkenen Hurgen, die modern
Trixen genannt werden, waren vornehme Vafallen der Herzoge
von Steyer und jener von Kärnten und werden fchon im 12 Jahr
hunderte häufig genannt In den Urkunden der fleirifchen und
kärntnifchen Landesfürften nehmen fie als Zeugen einen vorzüg-
lichen Rang ein. So erfcheinen in dem Briefe, mittelft welchem
A^^^V ddo. Marburg 9. September 1209 Herzog Leopold von üellerreich
KJ^xr"^- und Steiermark die Karthause Gayrach wieder herftellt : „Cholo
•TNS'G) \ SoTH^' Truchsen et fratres eius Godofridus et Otto" unmittelbar nach
Dietmar von Liechtenftein (dem Vater des Minnefängers Ulrich)
und Ulrich von Stubenberg und vor Friedrich von l'ettau. Diefe
drei Brüder werden in den Jahren 1206 — 1215 öfters genannt * Fs ift
aber zu bemerken, dafs diefe Truchfen einen aus dem Schildfufs
wachfeiulen Adler führen und fich darum von jener Familie unter-
fcheiden dürften, welche beiläufig zu Beginn des 13. Jahrhundertes
in der Gegend von Gurk und Friefach auftaucht, da zur Geltung
kommt und, wie auf dem vorliegenden Grahftein zu fehen, einen
wachfeiulen Bären im Schilde führt Allerdings ilt der Umlland zu
bedenken, dafs die Trüchfner Schlöffer ein Figenthum der Kirche
'^B* '* lu ^ U ^ f J ;A von Gurk waren, eine Beziehung, welcher anmerkungsweife hier
0 ?% r- X gedacht fei.
Das Verhör der Urkunden macht uns mit einem Gottfried
Truchs bekannt, welcher mit dem eben befchriebenen Kleinod des
Bären vom Jahre 1267 ab in Urkunden nicht feiten genannt ift. Am
3. October 1267 wird eben diefer Gottfried (das W appen beglau-
bigt ihn) als der zweite unter 22 adeligen Zeugen aufgeführt. Am
29. Augull 1267 ift er der erfte unter 10 weltlichen Zeugen. Am
28. Mai 1269 ift er einer der Zeugen des Herzogs Ulrich von
Kärnten. Eine beredte l'aufe ift die der Jahre 1270 — 76, wo Otakar
von Böhmen lieh zum Herrn des Kärntnerlandes gemacht hatte;
der Truchs ilt nirgends genannt, und wohl hat er fich ftill abwar-
tend verhalten; er tritt aber fofort auf den Flan der Freigniffe, als
Otakar's Sonne fich gegen Abend neigte. Gottfried von Truchfen
ift am 19. September 1276 einer der genannten Theilnehmer an
der berühmten Adelsverfammlung im Klofter Reun bei Grätz, bei welcher die Siändeherren der
Länder Steyer und Kärnten dem Könige Otakar von Böhmen abfagten und fich dem neugewählten
deutfehen Könige Rudolph von Habsburg mit Gut und Blut verpllichleten. Der Truchs, deffen Siegel
' Mitteilungen de« hiftor. Vereine« für Steiermark XTX 1871 : L. He.tt »'Mmanm/lttUr ; Ulrich» v. Liechtenftein, de« Minne
ün B er. Grabmal auf der Frauenl.org. — ' Sie waren Sohne Heiniichs ». Truchlen un,1 Grafenftein aus der Ehe mit Malhilde, der Witwe
des 1 KM i Grafen Siegfried III. von Liebenau (S.W/, Urkundenbuch von St Pul Nr 14 de anuo poft 119z und a O m ).
Flg. i.
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Grabsteine der christlichen Zeit ztr Friesach in Kärnten.
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wie die meiden an diefer Urkunde verloren gingen, ift unter den Theilnehmern der fünfzehnte, bald
nach Otto von Liechtenflein und unmittelbar hinter Cholo von Saldenhofen aufgeführt.'
Schon am 26. April 1277 finden wir den Truchs als oberften Landesrichter in Kärnten (judex
per Carinthiam generalis), ein Amt, welches dann 1279 Otto v. Liechtenflein und 12S0 Cholo von
Saldenhofen trug, welcher rafche Wechfel einen Schilds auf die nur kurze Dauer der Function
begünfligt. Denn auch der aus dem Amte getretene Richter bewahrt lieh eine bevorzugte Stellung
unter den Edlen des Landes. Während dem Richteramie des für die Steiermark vielbedeutenden
Otto von Liechtenflein ift in einer von cliefem zu St. Veit am 4. Juni 1279 ausgefeilten Urkunde
Gottfried v. Truchfen der erlle Zeuge nach den Grafen, und drei Tage fpäter, am 7. Juni, fiegelt er
neben Otto v. Liechtenflein. 8 Das hohe Anfeilen des Truchs bei der neuen karntnifchen Dynaflie
der Gorzer Grafen bezeugt insbefondere die Urkunde ddo. Klagenfurt 28. Juni 1283, 3 gemafs
welcher Graf Mainhard von Tyrol und Görz, Herr des Herzogthums von Kärnten, den in feinem
Namen und Auftrage von feinem getreuen Diener Herrn Gottfriet von Trychfen und Herrn Julian
von Seburch dem Vicedom von Kärnten gefällten Spruch in einem Streite zwifchen dem l'ropfte
Heinrich von Worthfee und Cunrad von Paradeis beftätigt. Die Urkunde ift von Mainhard, dem
Truchs, «lern Vicedom und dem l'aradeyfer gefiegelt, als Zeugen find genannt 12 Edle und 7 l'riefler.
Gottfried Truchs wird vor dem fchon im Jahre 1273 als Vicedom auftretenden Julian von Seeburg
aufgeführt, wohl in Erinnerung an feine im Jahre 1277 bekleidete Würde als oberller Landesrichter
in Kärnten.
I )as eben nachgewiesene diflinguirte Hervortreten des Truchs aus dem Kreife der Etilen
des Landes geftattet uns einen Rückfchlufs auf die Zeit, wann Gottfried Truchs als ein aus dem
Leben Gefchiedener angefehen werden kann.
1284 beliegelt Gottfried Truchs noch eine Strafsburger Urkunde des Bifchofes von Gurk,
wobei er als Caflellanus Frifacenfis aufgeführt wird. Wohl der Einwirkung des Grafen Mainhard
dürfte es zuzufchreiben fein, dafs Gottfried diefes Amt in dem für den Landesherrn fo wichtigen
Friefach trug. Aber eben diefes Jahr und eben diele Urkunde lind die letzten Zeugen der Lebeiis-
thätigkeit des Truchs, von da an hören wir nichts mehr von ihm. Als Mainhard vom deutfehen
Könige Rudolph am 1. Februar 1286 mit dem Herzogthume Kärnten belehnt worden war und am
1. September darauf die herkömmliche Herzogseinfetzung am Zollfelde lieh abfpielte, begegnen wir
zwar noch dem vorher zweitgenannten Julian von Seeburg, der von da an in allen Urkunden die
erfte Stelle einnimmt,' doch nie mehr dem Truchs. Diefer war alfo vom politifchen Schauplatze
bereits abgetreten, ja er mochte im Jahre 12S6 gar nicht mehr gelebt haben. Die Probe diefer
Annahme dürfte der bezeichnende Umfland halten, dafs Gottfried von Truchs in Friefach, alfo in
dem Orte begraben liegt, als deffen Burggraf er in der letzten Urkunde genannt ift, die feiner
gedenkt.
Schon 1287 hatten fich die Beziehungen zwifchen dem Erzbifchofe von Salzburg und dem
HeROge Albrecht von Oeflerreich alfo getrübt, dafs ein Anhänger des Herzogs und feiner Ver-
bündeten in Friefach nicht mehr als Cadellan oder Burggraf hätte walten können. In der That
verfallen diefes Amt im Jahre 12S8 bereits Otto von Weifseneck und Rudolph von Vonflorf,* welche
in der Stadt befehligten, bis die Truppen Herzogs Albrecht am 4. Februar 1289 Friefach erftürmten
und verwüfteten.
' Original im Staats Archive in Wien. Siehe Uch Madkar, Gefcbichle der Steiermark; Tangl. H.indliuch der Gefchichte von
Kürnte«. IV. Hand. — - Handliurli der Gefchichte von Kiirnlen, IV. Band. S 256. 294. 299. 300, 359. 405, 40S. — J FJfkktm III
Nr. 161. Handbuch der Gelcbichl« von Kärnten, IV Hand, S 405 — Tangl ift der Meinung auch Truchs (ei Vitcdniu MI KlMMI gewefen
eine Kigenfi Haft, die ich njtch «lern Trxle der Urkunde hei /•jthhvrn nur den» Seehurg /utheilen mochte. — 4 Handbuch der Gefchichte
von Kiirnlen, IV.. S. 4JI, 456, 490. — * Nach Mackar, Gefchichte der Steiermark, VI., 17 ff-, fei Rudolph e. Vonflorf von 1*85 -1303
Burggraf »on Friefach geuefea.
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Leopom» v. Be< kh-Widmanstettek.
Gottfried Truchs, der wahrfcheinlich bereits bejahrte vornehme, fo lange er lebte, bei den
wichtigften Anläffen hervortretende Mann, dürfte alfo wahrfcheinlich bereits 1285 oder fpäteflens im
Jahre 1286, und zwar noch im Amte als Burggraf zu Friefach geftorben fein. Später hätte er bei den
beltandenen politifchen VerhältniiTen in l-'riefach kaum mehr eine GrabesflUtte erhalten.
Denn die Sproffen feines Namens Händen auf Seite des Landesherrn dem Salzburger
Kirchenfürflen und dem Grafen Ulrich von Heunburg -regenüber. Dies bezeugt die Urkunde ddo.
Sonntag vor Martini 1291,' kraft welcher Otto, Ludwig und Hans (richtiger Heinrich) Herzoge
von Kärnten, Grafen zu Tyrol und Gorz, ihrem Amtmanne Ulrich v. Truchfen vier Huben im
Görtfchitz-Thale fchenken „für den Schaden, den er Ulrich in unferm Dienft genohmen hat zu
St. Veith da vnfser lieber Brueder Herzog Ludwig gefangen wardt, vnd defs er vns verricht" hat
mit guet gewiflen vnd der geraith ift für vierzig march Agleyer."
Beiläufig 50 Jahre fpüter conftatiren zwei Urkunden einen
jüngeren Gottfried von Truchs, am 20. I )ecember 1313 als Ge-
fchenkgeber zu Gunften des Kloflcrs von Marenberg und am
16. April 1316 als Siegler eines Verkaufbriefes.* Diefer Gottfried
führt «ebenfalls einen aus dreifacher Zinne wachfenden Bären
im Schilde.
In der Zeit diefes jüngeren Gottfried find Grabfteine
bereits datirt, auch andere Wandlungen vollziehen fich allmälig,
lerner liegt nichts vor, dafs diefer jüngere Truchs in einer
Beziehung zur Stadt Friefach geflanden wäre. Sicher ifl dies
jedoch von dem 12S4 als Caftellan in Friefach genannten Gott-
fried von Truchs und wohl diefem hillorifeh intereffanten
Manne gilt der Grabflein im Dominicaner-Klofler zu Friefach.
38. Circa 1336. Im örtlichen Tracle des Klofter Kreuz-
ganges ein 2 M. hoher, 82 Cm breiter Grabdein aus weifsein
Marmor, welcher leitler am untern Theile fo befchädigt ifl, dafs
die beftandene Infchrift dort nicht mehr gelefen werden kann.
Der Stein hat im vertieften Bildfelde das Kreuz, darunter einen
fchrägge Hellten Dreieckfchild, welcher quadrirt im erften und
vierten beide erhaben, im zweiten und dritten aber vertieft fich
darflellt. Auf der linken Fcke des Schildes ruht, nach der
rechten Seite gewendet, der Kübelhelm, über deffen Scheitel
aus einer Art Hut fich ein Federbufch entfaltet. In die durch
das Querholz des Kreuzes oben fich ergebenden freien Felder,
find beiderfeits in einem glatten Doppelkreifc fechsblätterige
Rofetten angebracht (Fig. 3).
Fig. 3 Von der in Majuskel gehaltenen, erhaben gemeifselten >
in tler Mitte der oberen Leide nächfl dem Heberinge beginnenden Legende, ifl nur der Anfang
bis in die Mitte der linksfeitigen Rahmenleifte zu lefeti :
„Hlfl L enT«HCOR-FR[DR«IH"
das Folgende ifl abgewetzt bis auf den Schlufs, wo die dafelbll befindlichen Buchftaben auch nicht
gut gedeutet werden können :
1 Hofrchatzgeu-ülbehnchcr I 14. da» Damm in ohne Zweifel fehlerhaft al.gefehriel.en, denn Am Jahr kann nicht ror 1193
Rrfcizl werden, wurde ja ller!o K Ludwig <- r ft im Juli 1292 gefangen und zu Marinn deslcll.cn Jahre« war er noch nicht frei — * Verrech
Del — ■ Errtere l/rtundc rteierm Landes Archiv, die zweite hiflorifcher Verein in KhgcoAut.
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Grabstein k dkk christlichen Zeit zu Fkiesach in Kärnten.
109
Der Anlage nach möchte ich das Denkmal dem früheren 14. Jahrhunderte zuweifen. In eine
noch frühere Zeit pafst die Randfchrift, dann das Wappen fatnmt Hehn und Zier nicht. Hinfichtlich
der Peribnlichkcit gedaltete fich die Zutheilung nicht eben leicht. Einen alfo cjuadrirten Schild
ohne Heizeichen führen viele Familien. Das Gefühl fprach zuerd für die erlauchtere aus ihnen, die
Hohcnzollcm. Ks zeigten (ich mehrere Anhaltspunkte für eine Anknüpfung und ich fliehte Fühlung.'
Nächft (liefen kamen die Grafen Collalto, die Grafen von Caflell, die Ellerbach u. a. m. in
Betracht
Die Durchforfchung der kärntnifchen Urkunden und der Siegel derfelben gab endlich
bedimmte Aufklärung. Niklas von Ebcrflcin beurkundet am 10. Februar 1321 ihm Verkauf einer
Hube unter feinem Siegel, rechtsgewendeter quadrirter Schild, eins und vier erhaben, zwei und
drei vertieft; über dem Schilde Kübelhelm, mit einem nach oben zu fpitz verlaufenden Dache, aus
deflen Spitze fich ein Bufch ausbreitet, Umfchrift in Minuskel; „+S. Nicolai* de -Eberflein". Das
felhe Wappen zeigt das Siegel der Urkunde vom 13. März 1339; das ift alfo genau das Wappen
des Grabdeincs, welches dann auch bei anderen Eberllcinern in gleicher Form des Schildes
vorkommt, fo beim Ulrich 8. September 1326, beim Chunrad und Eckhard am 11. Jiinner 1362/
Familien-Angehörige mit dem Vornamen Friedrich find in diefem fchon früh unter den vornehmeren
kärntnifchen Miniilerialen vorkommenden Gefchlechte nicht feiten: 1273, 30. üctober zu Friefach {')
die Brüder Otto, Friedrich, Heinrich und Reimbert; 12S2, 5. April, von diefen Brüdern Otto und
Friedrich in einer Eberdeincr Urkunde, die uns drei Zweige diefes Gefchlechtes erkennen läfst;
1293 waren zu FrieCich Friedrich von Eberdein und Heinrich der Schwab von Eberflein Schieds-
männer. Kaum ein anderer als der hier mehrmals genannte Friedrich dürfte in der Urkunde vom
St. Johannstag zu Weihnachten, das ift den 27. December 1337 (-1336) gemeint fein, kraft welcher
Niklas und Fritzlein, die Sohne Herrn Friedrichs von Fberßein für den Eberhard Löfcncer eine
Bürgfchaft leiden. 1 Aus dem Umfhmde, dafs die Sohne eine Bürgfchaft leiden in einer mit Belitz
rechten verbundenen Sache, in welche chevor der Vater verllochten war, fpricht dafiir, diefen
bereits als verdorben anzufeilen. Die Betrachtung des Denkmales dimmt mit der Zeit überein und
der Schlufs: das vorliegende Denkmal gehöre dem Vater des Niklas und Fritzlein, dem kaum
lange vor 1337 verdorbenen Herrn Friedrich von Eberdein, dürfte die l'robe halten.
Ein Jahrhundert darnach war das Gefchlecht verblüht. I )er zeitgenöffifche Chronid Unred
fa^'t, der letzte Eberdeiner fei Armuth halber in den deutfehen Orden getreten. Den Todtcnfchein
des Namens enthält der Majeftätsbrief vom Sonntag vor St. Jörgentag 145S, mitteld welchem Kaifer
FViedrich das Wappen des mit Eudach von Eberdein ausgelb »rbenen Gefchlechtes dem Moriz
Welzer verleiht. Dicfer war der Erbe reichen Gutes durch feine Ehe mit Elifabeth, der Tochter
jener vom Zauber der Romantik umfloflenen Anna von Eberdein, welche, den rauhen Eobminger
verfchmähend, Günter von Herberflein's Weib wurde, dann 1418 den von ihr im Leben reich
befchenkten minderen Brüdern zu Wolfsberg in dauernde Verwahrung gab, was an ihr vergänglich
gewefen; denn ihr Geifl foll noch unter uns wandeln, fo wollen Manche behaupten.
39. Bis fpätedens 1350. Im wedlichen Theil des Kreuzganges, am Boden gelagert, ein
173 Cm. breiter, 82 Cm. hoher Grabdein aus weifsem Marmor. In der Füllung zu oberd, in einem
vertieften Kreife, ein Kreuz; letzteres hat nach unten eine Verlängerung des Schaftes bis an den
Rand der Leide, unten id der Kreuzesfchaft mit einer fockelartigen Erweiterung markirt, diefe
' Dr R. Graf StiltfritJ. Stammbaum des Haufe* I lohcu/ollcr n i» der II.>iiento)lcni fclien Guldchrunik, 1880: üwei ürü.lcr
de» am 24 M.11 12S9 verilnrhenen Grafen Friedrich des Erlauchten ron Zollern, welche allenfalls Iiier hüllen in llilraclit kommen können.
— 4 Später rnll/ng lieh eine Armierung in diefem Wappen inlofern , als die Familie zum Helmklcinnde t ineu wachltnilen
(chwarjen Elier annahm, der Schild Miel» W H gU rt ll und crliUn fellien nach dem Ainfleritrn ur* Haufe* um M50 fnmmt der Ifurr,
gleichen Namen», die aus Oherfteicr flammenden Welicr, «ulcUt Grafen v Well — " Original im Staats Archiv in Wien. Siehe N..ti>cn
Idatt 1S51V I. S , 31 J
HO
I.Koi'oi.n v Beckh Wihmanstettkk.
* D6R- !
mit einer Lilie bezeichnet (Fig, 4) Links vom Kreuzesftamme ein rechts geneigter Dreieck fchild,
in welchem fchrägrechts eine Fahne. Ueber dem rechtsgewendeten Kiibelhelm ein flaches Dach,
ans welchem ein Federbufch hervorragt. Den breiten Rand füllt eine kräftige Majuskel-Schrift,
welche im Bildfelde fortgefetzt ift, wo fich hiezu ein Raum ergibt, ohne auf die Sylbenbicgung
Acht zu nehmen. Die am oberen Rande beginnende
Schrift lautet alfo:
+ IMR STÄI N ■ IST" HAH N POLBR «HT«X VO \ MffBflX-
BHRtlH • WD VRO — WH S R - IHa «N Kihccn Kihczai
-SIN «R-HOV SVR-OV|«N.
Die Liebenberger, nach einem Schlöffe in der
Nähe der einfügen karntnifchen Landeshauptftadt
St. Veit benannt, waren ein fchon im 12. Jahrhunderte,
zuerfi 1192 mit einem Uolbertus, genanntes vornehmes
Miniflerialen-Gefchlecht, welches aber Fnde <les 14. Jahr-
hundertes ausgewandert fein foll. Diefes Denkmal gehört
einem Uolbertus ( Wolfbert, Wolbert) v. Liebenberg aus
fpäteflens der Mitte des 14. Jahrhundertes an, in welcher
Zeit am 25. Jänner 1315 allerdings ein Ulrich v. Liebenberg
verkommt, der aber anders, mit drei Spindeln im Drei-
pafs fiegelt, ein Kleinod, deffen fich noch bei Lebzeiten
tles Vaters (1332) beide Sohne Ulrich und Offo gleich-
falls bedienen. Aber find Uolbertus und Ulrich gleich-
bedeutende Namen:! — Zu bemerken kommt weiters,
dafs die eben benannten Herren mit den Spindeln oder
Wecken im Schilde fich als die „Lant Liebenberger'
benennen, zum Unterfchie.de von jenen „Liebenberg",
aus welchen am 21 Jänner 1315 (alfo gleichzeitig mit
Ulrich) der augenfeheinlich fehr vornehme Peter von
Liebenberch mit zwei nach aufsen gewendeten I lörnern
in dem zwifchen denfelben durch eine Spaltlinie bezeich-
neten Schilde fiegelt. Die Helmzier bei beiden Linien
würde mit jener am Grabfteine allerdings überein-
flimmen, die I Iauptfigur im Schilde jedoch nicht. Gehörte,
dii-fer Uolhrecht von Liebenberg etwa einer dritten Linie an?
Noch bh-ibt uns die Auskunft einer Combination mit einer Familie anderen Stammes,
welche eine Hurg Liebenberg vorübergehend befeffen haben könnte. Angefichts des Umftandes,
dafs der Name Uolbrecht gerade bei den Liebenbergern heimifch ift, halt fie fchwer. Die Zuthei-
lung des Grablb ines mufs fonach angefichts des Wappenräthfels fraglich bleiben. Für die etwaige
Löfung fei jedoch fchliefslich bemerkt, dafs das Wappen am Grabfteine jenem der urfpriinglich
oberfteirifchen Familie Vanftorf oder Pohnsdorf gleicht, aus welcher 1290 Conrad den erzbifchöf-
lichen Stuhl von Salzburg beftieg, fodann Rudolph v. Vanftorf diefes Frzbifchofes Vicedom in
Friefach war. Sa/s etwa ein Fehnsdorfer auf einer Ihtrg näc/i/l Fric/aeh , die er IJebenberg
nannte \'X\xa weil fein Weib eine Liebenbergerin warf Oder hatte ein Sprofs aus tiein Stamme
dei Liehenbergcr fein Leben mit ein« FohnsdOlferin getheilt und deute fonach das Wappen um
Grabftein das Gefchlecht der Frau an?'
• Vcrgl. Wtin. KiraUfK A-M. 9' «4
Flg. 4
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Grabsteine der christlichen Zeit zu Fkiesaih in Kärnten.
in
40. Circa 1350. In die Mauer des füdlichen Seitenfchiffes ifl ein Votiv-Bild aus Stein eingelaffen.
Das Hild wird von zwei Genien emporgehalten und zeigt die gekrönte Himmelsmutter mit dem
Kinde auf einem Stuhle fitzend, um fie zwei Engel zur Dienftlciftung. Vor der heil Jungfrau
knieet anbetend ein Ehepaar, vorn der Mann, dahinter die Frau und hinter beiden das Wappen,
im Schilde und über dem Topfhelme ein Schmiede-Ambos, aus dem Ambos der Helmzier ragt
noch ein Fcderbufch hervor. Die aus den 1 landen von Mann und Frau fich aufwärts fchwingen-
den Schriftbänder hatten einft eine Infchrift, von diefer ilt aber keine Spur mehr geblieben. Das
Steinbild ift 1 Meter hoch, 73 Cm. breit.
Domherr Herrmann vermuthtte, dafs diefes Hild den König Heinrich VI. von Luxemburg
darfteile! Die Erklärung liegt weit näher. In Wichncr's Gefchichte von Admont, III. IUI., S. 307,
Nr. 435, ifl folgende, im Original im Stifts- Archive vorhandene Urkunde abgedruckt: 1361, 11. Novem-
ber, Graz. Leo der Gemzzer reverfirt, dafs ihm Abt Albert von Admont den Hof an der Koyken
bei Medebach (Kärnten) gegen die gewöhnlichen Dicnfte verlaffen habe. Unter den Siegeln des
Ausftcllers und jenem „dez erbern ritter heren Dyetreichs dez Mairhofer
zu den Zeiten meins heren von l'uechaim verwefer ze Grecz". Das Siegel
zeigt einen rechtsgekehrten I leim ohne Schild, darüber einen Ambos,
aus welchem ein Hahnenwedel hervorwächft, Fig. 5. Umfchrift „S. Dietrici
de Maierhöfen." — Damit ift fo viel klargeftcllt, dafs das Steinbild von
einem Mayrhofer gewidmet ifl, dem Befitzer des Gutes, welches, nächu
Friefach gelegen, den Eingang in das Metnitzthal abfchliefst.
Das Denkmal gehört in die Zeit des 14. Jahrhunderts und
möglicherweife hat dasfelbe eben diefer Dietrich gewidmet, welcher 1375
nicht mehr gelebt hat, denn nach einer Urkunde des fteierifchen Landes-
Archives ddo. Wien, 3. Juni 1375 vergleichen lieh Johann Domprobft zu
St. Stephan in Wien und Conrad der Mayerhofer hinfichtlich der Güter-
theilung nach ihrem Vater, Herrn Dyetreich dem Mayrhofer. DomprobA
Johann wurde fpäter Bifchof von Gurk, ftarb als folcher am 10. Jänner 1402
und liegt zu Strafsburg begraben. Wenn Dietrich und feine Gemahlin,
welche durch die Widmung eines ihrer Söhne zum geiftlichen Stande ihre
fromme Gefinnung geoffenbart haben, das Bild nicht felbft gewidmet
halten, fo hat aber doch ihr Sohn, der Bifchof, feinen heimgegangenen
Kitern diefes Denkmal der Erinnerung geweiht. So vermuthe ich, und
rechtfertige alfo die Erörterung diefes Steinbildes bei den Grabdenk-
mälern.
41. 1416, 21. Dccember. Im Kreuzgange, öftlicher Traft, beim Seiteneingange in die Kirche,
find nach der Reihe fechs mehr minder befchädigte Grabftcine, darunter drei der Familie Silber-
berg, am Boden gebettet. Das alte und vornehme Gefchlecht der Silberbeiger hatte vorher feine
Bivilde im Klofter Victxing, wie der Gabbrief Mainhalm's von Silberek vom 13. December 1281,
fowie fpätere Schenkungen an das genannte Klofter bezeugen. Als fie durch ihren Befitz und die
bekleideten Aemter ausfchliefslich der Umgebung Friefach's angehörten, erwarben fie fich die
Begräbnisltätte bei den I'redigermönchen dafclbft. Herr mann* gibt an, dafs nur mehr an einem
der hier erhalten gebliebenen drei Silberberg'fchen Grabfteine die Legende: „Anno domini
MCCCI- • • • dec-sepfMaj- Albertus de Silberberg" gelefen werden kann und fügt noch Folgen-
des bei: „Vermuthlich ift unter diefen Dreien auch Heinrich von Silberberg, von dem eine
Margmal-Schrift des Saalbuches im Dominicaner-Klofter zu Friefach bemerkt, er fei genannt worden
1 In Springer'! Oesterreich* kirchliche Kunlldcnkmale der V orzeit. Friefach, S. XX Vitt,
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LKOI-OLI) V. Hki"K1I- Wl!)M ANSTKTTEk.
der ftarke Held (fortiflimus heros nominatus). Er bändigte, der Sage nach, den Riefenhengften
zu Waitfchach, trug Mühlfteine zu feiner Burg und zerdrückte in freudiger Umarmung feinen Sohn."
Diefer ftarke Held habe um 1410 gelebt.'
Ift diefe Zeitangabe richtig, fo dürfte eben die/er Siein das Grab de* Recken decken, nur
wurde die Grabfchrift damals nicht richtig gelefen. Der 220 Cm. hohe, 100 Cm. breite Stein ift.
verhältnismäfsig ziemlich gut erhalten, hat im Felde zwei gegen einander gerteilte fpitz-ovale
Wappenfchilde, im rechten liebenmal fchräglinks geftreift von Tief und I loch, welche Bezeichnung
an das Stammwappen der Carlsbcrger mahnt, im linken einen aus dem Schildesfufs hervorgehen-
den Dreiberg, welcher, filbern blafonirt, «las redende Namens-Symbol der Silberberg andeutet. Heide
Schilde deckt ein gemeinfamer rechts gewendeter
Kübelhelm, über welchem (ich als Kleinod ein mond-
fichelformiges, oben mit einem Fcdcrbufch beflecktes
Joch erhebt, Die Randfchrift nimmt die obere und
linke Leille ein, ift in gothifchen Charakteren gegeben
und lautet „Anno'dni • m" ■ cccc" • deeimo fextO'ttl
die • fandi • Thome - äpli • obiit • Hainricus • Silberbg "
de-Silberek." Ein weiterer Zufatz war nie vorhan-
den (Fig. 6).
Heinrich Silberberger von Silberek ftarb alfo
am Tage des Apolleis Thomas, das ift den 21. De-
cember 1416. Ift der hier Begrabene der berufene
ftarke I leid, fo war er wohl ein Sohn des kurz vor
dem 22. Jänner 1355 mit Hinterlaffung von fünf jugend-
lichen Kindern (Hanns, Otto, Heinrich, Katharina und
Giburg) verftorbenen Heinrich von Silberberg und
hatte fomit ein Alter von mindert einigen achtzig
Jahren erreicht. Der ältere Bruder Otto von Silber-
berg erfcheint in der Zeit von 1365 — 1389 in zahl-
reichen Urkunden, lange Zeit als Burggraf zu Neu-
markt in Oberlider, in der Zeit zwifchen 1378 — 1381
aber als Hauptmann zu Friefach, in welcher Eigen-
fchaft er am 1 Octobcr 1380 für den Frzbifchof von
Salzburg Bürgfchaft leillet
42. Circa 1460. Nächfl dem ebenbefchriebenen
I lenkmale, ebenfalls am Boden gelagert, ein grauer
Kalk Hein, 230 Cm. hoch, 120 Cm. breit, bereits ftark
verwittert. Doch erkennen wir ihn alseinen Grabftein
mit Schriftrahmen, von welchem ich nunmehr den
die obere Leille füllenden Theil der Schrift ganz entziffern konnte. Es ill der Beginn der Legende
mit der Zeitbeftimmung in gothifcher Fractur: „Anno-dni-m ccec lxj (:)in;die dann am
Schlufle der rechten Leille der gepurd" (:) s Das Feld füllt das vierfeldigc Wappen der
Silberberger mit zwei I leimen fammt ihren Zierden. Der Schild ruht unten auf dem Blatt-Ornament
der Decken.
* J'V/*. Krtrnteri*. Ade], S. 24O vru Heinrich'* Krahlcillun^rn naher gewürdigt fffr dw j ebenda S I^J und Joj: Kin Uetici-
blick Uber die Herkunft und Gelcbichtr d<-< ganzen Uclchlcchic* Oer Wechfel der Sprache vuiu Latein in d« DcMfchc ift wohl
itliwer anzunehmen.
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GRABSTEINE DBK CHRISTLK IIEN ZEIT ZU FklESAClI IN KÄRNTEN.
113
43- '5°5. 2 5 Jänner. Der dritte der Familie Silberberg ebenda gewidmete Grabftcin aus
weifsein Marmor ift 227 Cm. hoch, 106 Cm. breit. Ihn zeichnet eine fchöne Bearbeitung des
Wappens aus, welches oberhalb ein Blendmafswcrk krönt. Das Wappen ift geviert, in eins und
vier ein fchrägrechter Balken, im oberen Felde ein Löwe, das untere leer, in zwei und drei
der aus dem Schildfufse wachfende Dreiberg. Zwei ungekrönte Helme mit offenen Sehfchlitzen ;
über dem rechten Helme auf einem Kiffen ein mondfichel förmiges Joch mit Fcdcrbüfchcn aus den
gekrönten Enden, über dem linken Helm im Adlerllug das Bild des erflen Feldes' (Fig. 7). Die
an der oberen Leifte beginnende in Minuskeln ausgeführte Legende lautet:
„ Hie ' liegt ■ begraben ■ der | edel ■ vnd ■ geftreng ■ ritter ' her
• Criftof • von ■ filberberg ■ der * geflorben • ift nach • crifti •
gepur- thaufend-fvnff. hundert -vnd im fvnften jar an ■
fand paulfs bekerung ■ tag • dem got gnadig fey •
Der Silberbcrgcr Schild wurde 1775 zu Klagenfurt
über dem Grabe des Freiherrn Ludwig gebrochen.
44. 1446. Im nördlichen Klolterhofe beim Ein-
gängen die klöfterlichc Madchenfchule als Auftrittplatte
verwendet, das 130 Cm. hohe und 75 Cm. breite Frag-
ment eines Grabfteines, von welchem nur der Beginn
der in Minuskeln gehaltenen Legende an der rechten
langen Lette, der gröfste Theil der Schrift der linken
l.eifte und ein Nachtrag im Bildfelde, deffen figuraler
Inhalt total unkenntlich geworden, lesbar erhalten ift.
Diefe fpärlichen Refte lauten :
„ Hie • ift • b(egraben) m • cccc • xlvj ' am ' suntag '
nach-lucie." dann der Nachtrag in der Mitte: vnd'leif
hie* Anna -Ich. .Irin."
Etwa zwei Buchftaben fehlen in der Mitte des
letzten Wortes. Bedeuten die Zeichen vor dem beftimmt
ein r darfteilenden drittletzten Buchftaben ebenfalls ein
r in der Form, wie folche bei der Aufeinanderfolge diefcs
Buchftabens der Abwechslung wegen beliebt war und
nicht etwa ein s, fo möchte ich verfuchen, den Namen
in „Scheerrin" zu ergänzen, wofür der Umftand zu Hilfe
kommt, dafs am 22. April 1475 ein Hans Scherer, Bürger
zu Friefach urkundet und fiegelt. '
45. Circa 1480. Im nördlichen Seitenfchiffe rechts
von der Chorftiege, am Boden gebettet, ein ftark abgeriebener lichtgrauer Kalkftein, 215 Cm. hoch,
93 Cm. breit. Vermöge der noch erkennbaren Contouren füllt die Oberftelle ein hübfeh ftylifirtes
Wappenfchild mit drei den Schild quer durchziehenden erhobenen Bandwellen. Darüber ein
gefchloffener gekrönter Helm, deffen Decken fich in gothifchem Blatter-Ornament endigen. Ueber
die Helmzier läfst fich ftreiten; längere Betrachtung führt zur Annahme, dafs ein Vogel da hervor-
wachfe mit einem Gegenftande im Schnabel. Der Styl des Wappens und die noch erkennbaren
erften Zeichen der vierzeiligen gothifchen Unterfchrift : anno ' onr m ' rrt verweifen das Werk in
das Ende des 15. Jahrhunderts.
' Sp»ler erhielt du Biherlicrg fche Wappen noch einige Beigaben Vergl. Mtfi/tr, Kiintn.filie Chronik. II.. S ij8j,
i Noliienblall 1851. 1 . S joo
Fi K 6.
VIII N. f.
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ii 4
Leopold v. Bbckh-Wipmanbtettbk.
Die freilich nicht fichere Helmzier leitet zu einer weiteren allerdings etwas kühnen Com-
binatinn. — 1(1 das etwa der Rabe der Corviner mit dem Ringe im Schnabel?! Ungarifche Edle
Collen diefcs Symbol gern ihrem grofsen Könige entlehnt haben. — Im Jahre 1480 hatten die Krieger
des Ungarkönigs Mathias Corvimis Kärnten überfluthet, dann volle zehn Jahre darin gehäuft,
fo dafs das Land diefen unerbetenen Befuch dann lang nicht vergelten konnte. Galt diefes Grab-
mal etwa einem Heerführer des Hunyaden, dem die Vorfehung in dem altdeutfchen Friefach
peremptorifch das „Bis hieher und nicht weiter!" zurief: — Diefe Erwägungen empfand ich doppelt,
als ich aus den Reften der Infchrift abfolut nichts herauszukriegen vermochte, als die neuerliche
Bekräftigung der alten Ei fahrung, dafs unfere Bauern noch religiöfen Sinnes find, fleifsig zur Kirche
wallen und dafs ihren Schuhen die dem kaiferlichen Kricgsvolkc vorgeschriebenen vierzig Stück
Schmiedenägel per Schuh nur fehr ausnahmsweife fehlen.
46. 1488. Im weftlichen Tradtc des Kreuzganges ifl in die Wand eingemauert ein 165 Cm.
hoher, 63 Cm. breiter Grabftein. Derfelbe enthält keine Infchrift, nur die Darftellung des Kreuzes,
an deffen unterem Theile der Schild darüber geheftet ift und unter dem durch Hohlkehlen ver-
zierten Kreuzesfufse die Jahrzahl 1488. Das Zeichen des Schildes nach der Auffaffung von Weijs 1
ein altartiger Kahn, könnte aber auch als ein Holzfchuh blafonirt
werden, verweift auf die Familie Frauenftein, welche fich nach der
gleichnamigen Burg nächft Stadt St. Veit benannte, fchon im
12. Jahrhunderte blühte und mit einem Heinrich erlofchen ift, der
an feinen in der Schlacht am Kaifcrsbcrge am 24. Auguft 1475 erhal-
tenen Wunden ftarb. Der Grabftein dürfte alfo einem bald darnach
verftorbenen weiblichen Familiengliede gewidmet fein (Fig 7).
47. Circa 1500. Im öftlichen Tracle des Kreuzganges, am
Boden gebettet, ein grauer Stein, 150 Cm. hoch, 73 Cm. breit,
welcher nur den Namen: „Ulrich Weig", dann darunter einen quer
getheilten Schild ohne weiteres Beizeichen enthält; — möglich, dafs
das obere Feld einft eine aus der Theilungslinie hervorwachfende
Heroldsfigur enthielt, jetzt ift der Stein verwittert und in diefem
\ Nv^J ) Zuftande find die einft etwa vorhanden gewefenen Beizeichen nicht
mehr zu entnehmen.
48 bis 50. 1516, 1560 und 1565. Die in der Thannhaufer'fchen
Gruft-Capelle befindlichen drei Grabdenkmale des Balthafar Thann
haufer zu Dürrenftöin, Hauptmannes und Vicedomes in Friefach,
f 18. Juli 1516, — des Hanns Jacob Freiherrn von Thannhaufen,
f 23. September 1560 — und des Chriftoph Freiherrn von Thann-
haufen, gewefenen Landeshauptmannes in Kärnten, f 24. März 1565,
wurden von mir bereits in dem Auffatze: „Die Grabdenkmäler der
Familie Thannhaufen in der Dominicaner-Kirche zu Friefach"' be-
fprochen und fei dahier nur auf jenen Auffatz gewiefen.
51. 1544. Im füdlichen Theile des Kreuzganges ein rother Marmorftein, 132 Cm. hoch, 60 Cm.
breit. Zu oberft gothifche Schrift in Heben Zeilen:
Hie ligt begraben -der Ed! vnd veft marx van Stavdach zu Weillern der geftorbe ift den 11. tag
maij im 1544 * iar | der vnd alle gläubg" - feile Gott genedig fey. Amen.
Darunter das Wappen, gevierter Schild, eins und vier die Mufchel, zwei und drei gewaflheter
Löwe ein Kleeblatt in den Vorderpranken; zwei Helme, rechts im Flug die Mufchel, links wachfen-
' Ka.nicn» Adel, Ol und 183. - '-' Mitlh. d. k. k (J.au. Coiom 1880, N. t., VII. Jahrg.ng.
f'li 7
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GkABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN
«5
der Lowe mit dem Kleeblatt. Am Rahmen des Steines ift noch der Beginn einer Legende:
Allhernach in der Forcht • Gottes die weitere Fortfetzung fehlt.
Die Staudacher werden fchon im frühen 15. Jahrhundertc als Gurker Vafallen im Lande
Kärnten genannt, waren dort und mit Weillern nächft Friefach begütert und kommen noch gegen-
wärtig im Freiherrnflande vor.'
52. 1559. Im Kreuzgange in der Mauer eingelaffen. 100 Cm. hoch, 76 Cm. breit, ein rother
Marmor. Oben in fchon gearbeiteter Blende das vierfeldige Wappen, eins und vier drei Lilien, zwei
und drei gekrönter gewaffneter Löwe, in den Vorderpranken einen l-'ifch; zwei gekrönte Helme,
rechts eine Lilie, links wachfender Löwe mit dem Fifch.
Folgt die vielfach abbrevirte Lapidar-Infchrift, 8 Zeilen:
Hie.-ligt • begraben -des- edlen •vnd'geftrengen Herrn ■ Criftoffen 1 Reinharden -Pevfcher-zv ' Leon-
ftein vnd • Fraven • Genofeva • eine • geborne • von • Stavdach • ir • beilder • eleibliches • Techterlein ' das '
edle • vnd ' erntvgendfame 1 Jvngfreilein • Amelii " fo • im • Jar • Chrilti • 1559 ■ an • der • H • drei [König ' Abent
geftorben • ift • alhie ■ welihe ' mit ■ Freiden * er hart ■ dvreh ' die ' letzte • Posavn • des • erzengl • avferbekt '
zv werden.
Die Peufcher waren in Friefach keine Fremdlinge. Zur Zeit Kaifer Friedrichs gebot da durch
längere Zeit im Namen des Kirchenfürften von Salzburg der Ritter Gebhard Peufcher, ein Mann
von grofsem Einrlufse. Das von ihm auf die Nachkommen vererbte Vermögen hielt nicht lang
vor, nach Einbufse der Mittel bleichte bald der Stern der Peufcher; im 17. Jahrhunderte waren
fie erlofchen.
53. 1670. Im Mittelfchiffe vorn, ein 112 Cm. hoher, 62 Cm. breiter weifser Kalkftein, mit
einer 16 Zeilen langen, in Lapidar-Schrift gehaltenen Legende, welche bereits derart abgefchliffen
ift, dafs diefelbe an einigen Stellen nur mehr dem Sinne nach ergänzt werden kann.
Alhie Ligt j begraben der Woledel vnd geftrenge Herr Johann Steinpacher von Velfegg, im
Leben 1 gewelter hochfirltlich | Salzburgerifcher Rath(r) Hofcaftner vnd Mavtner ; alhie, welicher
den • io-jJanvari • 1670 -hie (?) in Gott verfchiden ift deine der allmechtigc Gott fambt| allen Chrift-
glavbigen Seelen die ewige Rueh geben wolle [Amen.
54. 1675. Im Aidlichen Seitenfchiffe ein 125 Cm. hoher, 75 Cm. breiter weifser Marmor-
ftein, zierlich gehauen, alfo dafs fich zwei Abtheilungen ergeben. Die obere enthält das Wappen
der Pirker — im Schilde und über dem gekrönten Helme einen einfachen Adler — die untere hat
folgende Lapidar-Infchrift mit etwas höher gehaltenen und zudem vergoldeten Anfangsbuchftaben
in jedem Worte.
Siatvtvm Fft omnibvs Hominibvs|femel mori Difen fterbenten Avffaz hat erfahren den4. Febrvarij
1675 der Woll EdljGebohrnc Herr Georg Walthavser J Pyrckher, von We.ifenthvrn, vnd | Witten-
dorff, * feines Alters, 63! Jahr. Reqviescat in pace, fo ihme|alle die feinige hindter lafsene, neben
fröhlicher Avfer- ftehvng, getrevgemietig an- 1 wintfehen Amen.
Diefer Georg Balthafar Pirkher gehörte einer zur Zeit des Erzherzogs Karl emporftrebenden
oberfteierifchen, zu Weiffenthurn im Markte Weifskirchen nächft Judenburg und auch im oberen
Lavant-Thale anfäfsigen Familie an. Einer der Söhne des inneröfterreichifchen Käthes und Hof-
buchhalters Salomon Ptlrckher, gleichfalls Salomon geheifsen, war als Hauptmann im Alt-Breuner-
'fchen Regimente neben dem Oberften Buttler, Oberftlieutenant Gordon und Oberftwachtmeifter
Leslie, Theilnehmer jener folgenfehweren Berathung in Eger, welche der Tödtung des kaiferlichen
1 H'ri/,, KlmUM Adel, S »48. JOJ S Weilimdorf.
'S'
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116
LFOPOI.I) V. Bk<"K II- Wll >M ANSTETTEK.
Generalliflimus Wallendein vorausging. Pirckher hielt mit feiner Compagnie die Wache. So ver-
lichert er in dem Gefuche, durch welches er lieh vermöge kaiferlichen Diplomes ddo. Wien 28. Juni
1654 für fich und fein«; Brüder Ferdinand und Johann Heinrich den Freiherrendand auswirkte.
Salomon darb am 17. Februar 1673 im Alter von 73 Jahren und liegt in der Pfarrkirche zu Weifs-
kirchen. Der hier begrabene Sprofs diefer Familie war vielleicht ein vierter Bruder, welchem der
Freiherrendand nicht zu Thal wurde. Die ganze Familie ift längft erlofchen.
55 und 56. 1752 und 1763. Im füdlichen Seitenfchiffe ein Votiv-Bild, auf Leinwand gemalt, mit
der Darfteilung der Himmelfahrt Chrifti. Die fünf Zeilen füllende Unterfchrift in Minuskel lautet:
„Alda neben den Altar Jefu Mariae und Jofeph liget begraben weylandt der Kdlvede und wohl-
weifse|Herr Chridoph Franz Miller geweder Raths Senior und Handelsmann alliier zu Friesfach,
welcher 78 Jahre alt wäre, der Statt vill gedienet hat und den 17. Julij Anno 1763 in Chrifto feelig
entfchlaffen ift. Gott verleiche ihm durch Vorbitt deren | Heil: Frz-I'ngeln Michael, Gabriel und
Raphael, auch feines heil: Schutz-Kngels die ewige Ruhe und ein fröliche Aufer flehung zur
himmlifchen glory."
Eine zweite ähnliche Votiv -Tafel, welche jetzt in der Thannhauser-Gruft-Capelle hängt, gilt
der Gattin Miller's und hat in vier Zeilen folgende Unterfchrift: „Alda neben den Altar defs
heiligen Jofephi ligt begraben und rueliet in Gott die l\hrbar und tugentreiche Frau Maria Regina
Millerin ein gebohrne Auerin, defs Kdl veft und Wohlweifsen Herrn Chridoph Franz Miller inner-
lichen Raths- Verwandten und Handelsmann alhier zu Friefsach erlt ^ewefene Ehegemalin | ihrers
Alters 65 Jahre, weihe den 16. April Anno 1752 in Chrifto Seclig entfchlaffen. Gott der allmächtige
verleiche Ihm durch Vorbitt Jefu Mariae und Jofeph die ewige rueh und ein fröliche auferdehung
zur himmlifchen glory."
C. Deutfch-Ordenskirche.
57. 1641. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ei n 76 Cm. hoher, 66 Cm. breiter
weifser Marmor mit folgender Infchrift in Capit il-Lettern, 11 Zeilc-n, die letzten 3 Zeilen enthalten
das Chronogramm :
Hac fvb vrna in domino qviescit|adm. rdvs. Dominvs Joannes Planinz tevtonici ordinis presbyter I
zelofislimvs qvondam parochvs in Weiniz inferioris Carnioliie pagojcvi | venerabilis fencclvs 731
vitam hanecaducam clavfit |keq VIes< at eX optata paCe y VaM J iienIun V.s DkVs Irsl vir. kktkIhVat.
58. 1681. In die nördliche Wand des Kirchfchiffes eingeladen, ein 122 Cm. hoher, 86 Cm.
breiter fchwar/.er Marmor. Derfelbe zeigt in einem durch Ornamentik markirten ovalen Rahmen
oben das Stammwappen, in dem vom Ordenskreuze unterlegten Schilde drei quer übereinander
gelegte, mit den Händen nach rechts zeigende bekleidete Mannsarme; über dem einen gekrönten
Helm«; halfen zwei gleichfalls bekleidete Arme einen Bufch von drei Straufsfedern empor. Die
folgende Unterfchrift von 15 Zeilen enthält in den erden drei und in den lezten vier Zeilen
Chmnogramme mit der Jahrzahl 1681, welche übrigens auch am Schlud'e der Infchrift in arabifchen
Ziffern angefügt erfcheint.
In fefto GeorgII|DIe VlgesIMa tertla aprILIs, eXCefTIt e Vita] illvftridim, ac reverendimm,
dominvs domin, Godefridvs L:B:a Stadl domin, in Nigerfpvrg 1 1 P'reyberg et Dorenberg sac:caes :
males:a£lv|aUs cammerari, capitane g digniffim, eqves sac: ord :tevthon:nec non nobilis fima hvi»
commendae in Friefach vno anno commendator, da hic viator et exoptajVt plelCVM CoeLI
ClVlbVsiIn paCe fanCta reqVlesCat;i68i. j
1 Richtiger Rirpcrshurij. du- bekannte die Gegend weithin beherrschende „Hauptrchlnr*" de* RaaUhale* in Steiermark.
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Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten.
»7
Die Ahnenreihe der Freiherren von Stadl, fo benannt nach ihrem Stammhaufe nächft
Gleisdorf im fteierifchen Raabthale, beginnt im 14. Jahrhunderte, reicht bis auf unferc Tage, wo de
vorausfichtlich abfchliefsen wird. (Gottfried Stadler von Stadl erhielt mit dem Diplome vom
25. Augufl 1614 den Freiherrenftand und die Bewilligung, die angeerbten Wappen der Pögl, Gradner
und Görtfchacher mit dem vorn befchriebenen angettammten zu vereinigen, welch letzteres von
da ab den Mittelfchild füllte. Freiherr Franz Leopold von Stadl, begraben am 7. März 1747 zu
Maria Troft bei Grätz, war der Verfaffer des in neun Foliobänden im Manufcripte vorliegenden
„Hi llglantzenden Fhrenfpiegel des Hertzogthumb Steyer."
59. 1687, 16. Februar. An der nordlichen Wand des Kirchfchiffes ein 163 Cm. hoher, 107 Cm.
breiter fchwarzer Marmor. Innerhalb eines aus Blatt-Ornament gebildeten Rahmens, in der weiters
durch einen Blätterkranz abgefchloffenen Oberflelle das vollftändi^e Wappen der Kazianer (öfeltlig
mit Herzfchild, 4 Helme fammt Zierden), darunter in 12 Zeilen von capitalen Lettern (die Anfangs
buchllaben jedes Wortes etwas gröfser) die Widmungsfchrift :
Hie ruehet vnd ligt begraben der | hochwvrdig hoch vnd wollgeborne , Herr Herr Johann Jacob
Kazianer Graf von vnd zv Kazenflain Freyherr avf Flednikh, Biberbach vnd Stainhavs ! Frb Silber
Cammerer in Crain vnd der vindifchen Markh • T : O : R : Rathsge- bietiger der Balley Osller: vnd
Com menthvr zv Friefach, welicher den 16. February Ao. 1.6.87. >" (« ütl k' e ' : ent-jfchlaften.
Derne Gott gnedig vnd | barmherzig fein wolle Amen.
Der Verdorbene gehörte einem fchon im 14. Jahrhunderte vorkommenden krainifchen
Gefchlechte an und eben er war es, welcher mit dem Diplome vom 28. Mai 1665 für lieh und alle
übrigen Familienglieder den Grafenftand erlangte. Die Katzianer find im Jahre 1823 im Mannsflamme
erlofchen.' Stammwappen in Gold eine aufbringende frhwarze Katze, welche in dem fechsfcldigi n
Schilde mit Mittelfchild des gräflichen Wappens einwärts fpringend <las Feld 1 und 6 einnahm. Das
grofse Wappen zeigt einen Schild zweimal längs und einmal quer getheilt, fechsfeldig mit Mittel
fchild. Im blauen MittelfchiKle ein gekrönter nach rechts fliegender filbemer Adler, in den Klauen
ein filbernes Lamm. 1 und 6 in Gold einwärts fpringende fchwarze Katze (Kazianer); 2 in fchwarz
ein fenkrecht gellellter goldener Pfeil, Spitze oben (Höflein); 3 und 4 in Roth gekrönte einwärts
fpringende filberne Katze mit einem goldenen Ring um den Leib und daran hängender gleicher
Kette (Katzenflein oder krainifch Vigaun); 5 von Silber und Roth quergetheilt mit einem vier-
fpeichigen und vierkämmigen Mühlrade von gewechfelten Tincluren. Auf dem Schilde vier gekrönte
Helme. Der rechte trägt drei Lahnen, der zweite die fchwarze Katze von 1 und 6, der dritte den
Adler des Mittelfchildes mit dem Lamme, der linke einen offenen Adlerfiug, der rechte Flug ift
quergetheilt von Silber und Roth mit dem Rade des 5. Feldes, der linke filberne Flug ift mit einem
fchwarz fchräglinken Balken belegt, auf welchem der Pfeil des 2. Feldes liegt. (Familie Höfel zu
Höflein und Hasberg) Der Berühmtefte des Haufes war der kaif. Feldherr Hans Kazianer, von
'53° — 37 Landeshauptmann in Krain, oftmals glücklich im Kriege und Siege, kam er nach einem
Unglücksfalle in den unbegründeten Verdacht der Untreue, und wurde ermordet 25. October 1538.
60. 1761. Im Kirchfchifle rückwärts ein 106 Cm. hoher, 58 Cm. breiter weifser Marmorflein
mit folgender Legende in Capitel-Schrift. Die letzten zwei Zeilen enthalten als Chronogram das
Sterbejahr 1741:
f Vnter difen Stain rvhet in Gott | die wohl Fdl und geflrenge Frav Anna Chatharina Havsrvkhin
geborne Tangerin, deren beyden lob- liehen Commenden ad S. Blafivm alda in Friefach vnd j ZV
St. Georgen am Sandhoff ge- j werte Pflegerin weliche dvurch fo vnvermvethen zeitlic hen hintrit
in dem 42 Jahr ihres AI- ters difes zergengliche Leben mit dem ewigen verwehslet dannenherol
WInsCiik.n WIIr Ihr aLLs.\Mht| DIk eWIi.k rVhe
I Kntfi kkt. KM* L«icon, V.. S jü
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1(8
Leopold v. BeckhWidmanstetter.
D. Juden.
Bis zu Ende des 15. Jahrhundertcs lebten auch Juden in und um Friefach. Der nördlich der
Stadt gelegene Vorort Judendort* gibt noch jetzt aller Welt lebende Urkunde von dem einzigen
Wohniitze der Israeliten. Aber auch Ichriftliche und Stein-Urkunden vermelden davon. In Juden-
dorf wurden zur Zeit des Propftes Hohenauer, alfo vor etwa 50 Jahren, mehrere jüdifche
Grabfteine ausgegraben, theilweife als Mauerfteine verwendet; drei jedoch find erhalten geblieben,
einer davon fleht im Garten der Pfarre St. Stephan bei Dürrenftein, zwei andere aber im Garten
des Propfteihofes in Friefach.
Der Profeffor der orientalifchen Sprachen Franz Fritz in Klagenfurt überfetzte die gut
erhaltenen Infchriften folgend: 1
1. Trauer Hier liegt Sara, die Gemahlin des Abraham N. Sie ging in die Ewigkeit ein im
Jahre 1358.* Ihre Seele fei im Hunde der Lebenden.
2. Sie ging in die Ewigkeit an dem 3. Wochentag des Monates Ader 1361." Ihre Seele fei
im Bunde der Lebenden. Amen. 1. Buch Samuel 25 — 29.
3. Denkmal. Es ruht in diefem Grabe in Frieden Jofeph Trutt, des Rabbi Sohn , ledig
geftorben am 15. Tage des Auguft 1533. 4 Er war 110 Jahre alt und ein Grofsgelehrter. Seine Seele
fei im Bunde der Lebenden.
Diefes letztere Denkmal ifl durch das, was es ausdrückt, feffelnd. Mit dem der kärntnifchen
Landhandfefte einverleibten Patente des deutfehen Kaifers Maximilian I. vom 10. März 1496 wurde
den Juden in Kärnten, zu gleicher Zeit auch jenen in Steiermark auferlegt, diefe Länder binnen
einem halben Jahre zu verlaffen. 4 Des Rabbi Sohn aber blieb noch 37 Jahre lang im Lande und
darb, wie fein Grabmal bezeugt, in feinem Glauben, ohne Zweifel als der letzte Jude im Lande zu
jener Zeit. Der Leichenftein fagt weiters: Jofeph Trutt fei ein grofser Gelehrter gewefen. Hat man
bei «1er Auswanderung der Juden den Gelehrten gefchont ? oder nur den bereits 73jährigen Greis ?
von welchem man wohl nicht erwartet haben mochte, dafs er noch 37 Jahre lang im Leben ver-
weilen und das ungewöhnliche Alter von 110 Jahren erreichen werde. Diefe Infchrift ladet faft ein,
den fo viel verfchriecnen angeblichen Mangel an Humanität im Mittelalter, mit der nicht feiten
überlaut gepriefenen angeblichen Duldung unferes Jahrhunderts zu vergleichen!
1 Vergleiche : Hohenauer, Die Stadt Friefach 1847. S 115 — 17: — llfrmann, Handbuch der Gefchichle von Kärnten. I.
507-568; — Sfnng.r, Ocflerreiiln kirchliche Kunlldcnkniale der Vorreil. Friefach S XXV. — -' Nach unferer Zeitrechnung. — > Muri
Ijfrl cbrililichen Kalender» « Unferei Zeitrechnung Utktnautr, Kirchengeichichle von Küinlep, S. IJO.
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ÜBER EIN KUNSTWERK DES BILDHAUERS GERHARD HEINRICH
VON AMSTERDAM IN DER DECHANTEI-KIRCHE ZU
BÖHM1SCH-FRIEDLAND,
SR
Von Pkok. 1)k. Alwin Sc hulz.
|N der Dccanats-Kirche zu Böhmifch-Friedland liegt nördlich in der Nahe des Hoch-Altars
eine Capelle, welche die früheren Befitzer der Friedländer Herrfchaft als Grabftätte (ich
erbaut haben. Diefe Capelle ill nach Norden hin mit drei Achteckfeiten abgefchloffen,
architektonisch — wenn ich mich recht erinnere — durchaus fchmucklos. Hübfeh ilt das Eifengitter,
welches fie von dem Seitenfchiff der Kirche trennt, aber das Wcrthvollfte, das diefes kleine
Sancluarium enthält, ift das grofse Grabdenkmal des Feldrnarfchalls Melchior von Redern, welches
jene eben erwähnten drei Achteckfeiten der Capelle ausfüllt und bis zum Gewülbe derfelben
hinaufreicht.
Melchior von Redern war 1555 am 6. Januar zu Breslau geboren, hatte eine ausgezeichnete
Erziehung erhalten und auf Reifen in Frankreich und Italien feine gefellfchaftliche und wiffenfehaft-
liche Ausbildung vollendet. Heimgekehrt, vermälte er fich mit der Gräfin Katharina Schlick. In
den Türkenkriegen erwarb er fich bald Ruhm und Anfehen; 1593 gewann er die Schlacht bei Siffek
eroberte die Feftung Papa und vertheidigte dann 1598 vom 1. Ocftober bis 3. November mit
gröfstem Heldenmuth und Erfolg Grofswardein. Kaifer Rudolph II. belohnte feine Tapferkeit,
indem er ihn am 16. Mai 1599 zum Ritter fchlug, zum kaiferlichen Rath, zum Hof-Kriegsraths-
Präfidenten, zum General-Feldmarfchall in Ungarn und Oberflen in Raab ernannte. Im Jahre 1600
wurde er nach Wien zu Conferenzen berufen, erkrankte und Harb auf der Rückreife nach feinem
Schlöffe Friedland in Böhmifch-Brod am 20. September 1600 (Mende, Melchior von Redern —
Neues Laufitzifches Magazin, XLVI., 235 ff). Ihn überlebte feine Witwe und ein einziger Sohn,
Chriftoph, geboren 1591. Die Leiche des Verdorbenen wurde nach Friedland gebracht und unter
grofsen Feierlichkeiten, Schaugepränge aller Art, endlofen Predigten, am 6. Januar 1601 in der
oben gefchilderten Familiengruft beigefetzt. Die Witwe liefs eine fchöne ovale Medaille zum
Andenken an ihren Gemal fchlagen und beabfichtigte nun ihm auch ein ungewöhnlich prächtiges
Denkmal zu fetzen. Mehrere Jahre vergingen indefs, ehe fie einen Meifler gefunden der ihren
Anfprüchen genügte; erft 1605 beauftragte fie den Breslauer Bildhauer Gerhard Heinrich von
Amfierdam 1 mit der Ausführung des Monumentes, der dann in fünf Jahren dasfelbc zur Zufrieden-
heit der Beftellerin ausführte.
Ueber die Herkunft und die Jugendgefchichte des Meifters berichtet uns ein Hochzeits-
gedicht, das Georg Reuter bei Gelegenheit der Vermälung Gerhard Heinrich's und deffen Stief-
enkelin Barbara Wittich (den 20. Mai 1607) verfafst hat, und das gedruckt worden ift. Poetifchen
Werth hat diefe Reimerei durchaus nicht, doch hat der Dichter wohl den Künftler näher gekannt
und über fein Leben fo Manches von ihm erfahren.
' 1880 habe ich zu Ureslau eine Abhandlung Uber den Künftler herumgegeben; weitere Stadien nahen aber fo ffcti neue).
Material geliefert, daft ich jetzt eine bei weitem rollfUndigcrc Schilderung des Malier» in liefern vermag.
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120
Dk Al WIN S« IIULZ.
„Der Geburt ill er aus Hahland,
Von Amfsderdam der I landelftadt,
Drin es manch fchönen Kiinlller hat.
Kunllreich auch feine Kitern warn,
Von den er ehlich ill geborn.
Der Vater des Herrn Breutigam
War der Chrvell Kunllreich mit Nam :
Weil Unfricd war im Niderland,
Und in den Krieg /-ihn ifl keine fchand,
Als hat lieh gefetzt zur Kegenwehr
Des Herren Breutigams Vater,
Drumb er dann von der Wiederpart
In Spanien gefangen wardt.
1 Kirch Kunfl des Wafferfteigens lofs
Heinrich Gerhard, Bildhawer fchon;
Sein Fraw Mutter erbar, from,
War Magretha, ein Wilhelmin
Welche dan hat gezeugt mit ihm
Zwölf! Töchter und nur zweite Söhn,
Welche noch beyd im Leben Hehn 1
Gott de noch lenger auch erhalt,
I )as fie mit Khren werden alt.
Er ward, welchs den Feind fehr verdrofs.
Nach l/olljkin kam, darin 6 Jahr
In der Stadt Kyll gewohnt alldar.
Nach DatUzig lieh mit Kind und Weib
Endlich macht, 7 Jahr drin bleib.
In der Sti rb er mit der Fraw fein
Und heben Kindern thet fchlaffen ein
Harb Anno 1585."
Aus diefen Verfen ergibt lieh, dafs wir den eigentlichen Familiennamen des Künftlers gar
nicht kennen. Sein Vater nennt lieh Heinrich Gerhard, er felbfl Gerhard Heinrich. Heide Namen
find nur Vor- oder Rufnamen; nach holländifchem Brauch nennt lieh unfer Meiller Gerhard Heinrich
(s* fohn), Gerit Hendrikzoon; der Vater hiefs alfo Hendrick Geritzoon. In Breslau hat der Bildhauer
aber immer den Namen I leinrich als Familiennamen geführt. Seine Mutter Margaretha Wilhelmin
wird wohl in Amflerdam auch Gretze Willmestochter genannt worden fein. Der Vater hat fich nun
bei dem Aufftand der Niederländer betheiligt, ift von den Spaniern gefangen worden und durch
die Kunft „des Wafferlleigens" ihnen wieder entkommen. Ob er, wie aus den Verfen hervorzugehen
fcheint, in Spanien gefangen gelegen hat, das mag dahingeflellt bleiben, jedenfalls hat er lieh
durch Schwimmen gerettet. 1572, als Albas Erfolge Vielen die Flucht rathfam erfcheinen liefsen,
wanderte auch er mit Weib und Kindern aus und fand zunächfl in Kiel ein Afyl; fechs Jahre weilte
er in diefer Stadt und war wahrscheinlich, was in Kiel wohl zu ermitteln fein wird, als Bildhauer
thätig, 1578 zog er nach Dan/ig, arbeitete da ebenfalls und Harb 15S7. Sein Sohn hat vermuthlich bei
ihm das I landwerk gelernt und ifl dann nach feiner Freisprechung auf die Wanderfchaft gegangen.
„Anno 1587. Nu war diefer Herr Breutigam fein Wie er dann zuvor in Frankreich,
In iliefes Land komen herein, Welfchland, zu Venedig, defsgleich
Hierin fich etwas vmbgefehn, Im Kömifchen Reich war gewefen."
Das feiner kunft möcht wol anftehn.
Kr hat fich alfo ziemlich weit in der Welt umgefehen und gedachte, wie die Vcrfe zu
befugen feheinen, auch in Breslau nur eine Zeit lang fich aufzuhalten, in einer Bildhauerwerkftätte
Arbeit zu fuchen Kr fand diefelbe bei dem Stadtbaumeifter und Bildhauer Friedrich Grofs.
Friedrich Grofs ; war der Sohn des Breslauer Stadtmuurers Jucob Grofs, der 1558 und 1559
bei dem Neubau des Kathhausthurmes thätig gewefen war und der zwifchen 21. Oclober 1578 und
7 September 1579 verftarb, und der Anna Walther, Schwerter des in Dresden lebenden hoch-
angefehenen Bildhauers Hans Walther. Ueber die Jugendzeit des Meiflers ifl uns nichts überliefert,
1569 ift er wahrfcheinlich Meifter geworden; fein Namen ift, was für feine künftlerifchc Stellung
1 Ein Bildhauer //uns /ftinriek ifl Anfang de» 17. Jahrhundert» in llroliu nachiuweiten Er lKfsl 1604 Juni 10. mit feiner
Krau Agnes eine Tochter Barbara laufen M. Magd, k .,, und ftirht 1017 den 5 Janaar; II, Odorier ftirbt fein Sohn Harn Ea ift aber nicht
in ermitteln, ob diefer Han* Heinrich der ISruder de» Gerhard Heinrich gewefen.
3 Das urkundliche Materiale ift in meintr Abhandlung ,Die Bre»Ia«et Sudlbaumciftcr im 16 Jahrhundert" Schlehen* Vorieil,
(.. 1 15 rl abgedruckt
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über ein Kisstwerk des Bii.diiai krs Gerhard Heinrich von Amsterdam etc
121
bezeichnend erfchcint, fowohl in die Zunft-Rrgifter der Maler wie die der Maurer und Steinmetzen
eingetragen. Am 27. September 1569 heiratriete er in der Maria-Magdalenen-Kirche Margaretha, die
Tochter des Barbiers Wilhelm Keifer Kr bleibt alfo, indem er wieder eine Handwerkerstochter zur
Frau wählt, den Gewohnheiten eines Zunftmciftcrs noch treu. Seine edle Arbeit ift der Taufftein
in der Maria-Magdalenen Kirche, der 1576 fertig wurde, eine ziemlich unbedeutende Leiftung, die
fowohl in ihrer architect.onifchen Formengebung als vor allem in den Reliefs die Nachbildung
niederländifchcr Mufter verräth. Der Rath der Stadt Breslau hatte aber Grösseres mit dem Mcifter
vor. Auf feine Veranlaffung befuchte er Danzig und Klbing, die Fortilicationen diefer Städte zu
ftudiren, und wurde nochmals nach Danzig gefchickt, als Stephan Bathori diefe Feihing belagerte.
Kr mufste nun allerdings verfprechen, am 31. Deccmber 1577 nicht ohne Wiffen des Raths Breslau
zu verlaffen, damit feine Krfahrungen der Stadt zu Gute kämen, 157S fertigte er einen genauen
geometrifchen Plan von Breslau und deffen Befertigungen und beginnt dann 1579 den Bau der
Kanzel in der Maria-Ma^dalcnen-Kircho, die 1580 am 23. December feierlich eingeweiht wurde.
Im Ganzen ift der Aufbau gefällig; die Anwendung von Sandllein, weifsem Lemberger Marmor, eng-
lifchem Alabafter, dem grünen ferpentinahnlichen Zobtengeftein (Gabbo), die reiche Vergoldung
einzelner Partien, alles das zufammen macht einen gar nicht üblen Effect; die Details, zumal die
figürlichen Sculpturen, find dagegen recht mittelmäfsige Leiftungen. Und doch: das Werk gefiel, fo
dafs nicht nur alle gefchriebenen und gedruckten Chroniken Breslau's feiner rühmend Erwähnung
thun, fondern auch ein Gymnafial-Profeffor Andreas Calagius dafl'elbe in einem längeren Gedicht
1581 befang und dem Künftler folgendes Lob zurief:
166. I nunc, artificesque tuos, rumoribus audax
Mentora, Praxitelem, Polycletum cumque Myrone
Lyfippum centumque alios (hoc tempore quorum
Nil reftat, nifi nomen iiiers) fer ad aftra Vetuftas:
Tu Friderice tuusque labor, durate vel ifto
Nomine, fervati cauffae melioris in ufum.
Mehr Lob kann am Ende kein Künftler verlangen.
Seine Frau Margaretha hatte ihm mittlerweile fechs Kinder geboren: eine Tochter Regina
tlie 1570 am 5. September in der St. Elifabeth- Kirche getauft wurde, und fünf Söhne, die alle in
der Magdalenen-Kirche die Taufe empfingen: Jacob (geb. 12. Aug. 1572), Friedrich (geb. 12. Sept.
LS74), Wilhelm (geb. 21. Mai 1576), Daniel (geb. 7. Jänner 1577; ftarb bald) und Daniel (geb. 3. Juli
15S0). Nach der Geburt des jüngften Kindes, das auch bald verfchied, ftarb auch Friedrich Gross*
Weib, 1582 führte er eine zweite Gattin heim, diesmal aber hatte er feine Blicke auf eine Tochter
aus einem vornehmeren, fall patrieifchen Gefchlechte geworfen, tlie Urfula Rindfleifch gewählt. Ihr
Vater war Andreas Rindfleifch, ein kaiferlicher Steuereinnehmer, ihre Mutter Urfula Gengerin, die
Tochter des Andreas Genger aus Nürnberg. Die junge Frau war mit den reichen Kaufmanns-
familien, mit den erften ftädtifchen Beamten, mit dem Haupt-Paftor von St. Elifabeth verwandt; ihr
Bruder Daniel Rindfleifch (Bucretius) hatte als Arzt hohes Anfehen. So ganz ohne Auffehen war es
doch nicht vorübergegangen, dafs ein zünftiger Handwerksmann in einen fo vornehmen Familien-
kreis hineinheirathete; zumal zwei Malergattinen Anna, die Frau des Barthel Fichtenberger, und
Getrud, die des Hieronymus Beynhardt, hatten die Ehre der jungen Frau mit ihren Klatfchereien
fchwer angetaftet, wurden verklagt, verurtheilt. auf Bitten ihrer achtbaren Männer zwar begnadigt,
mufsten aber 1582 den 13. Auguft Abbitte leiften.
1586 verliefs der bisherige Stadtbaumeifter Heinrich Muntig von Groeningen den Dienft in
Breslau, und am 21. Mai desfelben Jahres wurde diefe Stelle Friedrich Groß übertragen. Er baut
VIII N. ¥
122
Dr. Alwin Si hui.z.
weiter an der Fortification und errichtet 1586 — 89 das Ziegelthor, einen nicht unbedeutenden Bau,
der bei di r Schleifung der Bre^lauer Fcllungswerke nach 1S07 zu Grunde ging. Ein paar Denk-
mäler in der Elifabeth-Kirche, das des kaif. Käthes Alexander von Eck (t 1577) und des Andreas
I hulith (f 23. Febr. 1581^ rühren von feiner I fand noch her. Schon 158S fühlte er lieh fchwach und krank
und liefe defshalb am 29. September fein Teftamcnt aufnehmen, legte es jedoch felbfl noch auf dem
Rathhaufe am 15. Deeember nieder Am 15. Mai 1589 erfcheint er noch vor Gericht, aber fchon am
16. October wird fein Teftamcnt eröffnet. Er vermachte feinem alteften Sohne Jacob, der w ieder
Bildhauer geworden war, feine Kunllbücher, Kupferftiche, I lolzfchnitle und fonftigen Kunftwerke, alles
Bildhaucrgerath. Die beiden anderen Söhne werden auch mit befonderen Gefchenken bedacht; die
Tochter Kegina. die am 24 November 15S7 einen Bildhauer Michael Wittig, geheirathet hatte, bekam
einige ErbftUcke. Der Frau Urfula, mit der er keine Kinder gehabt, fetzte er auflandige Legate aus
und überliefs ihr vor allem das ganze von ihm für lie angefehatfte Inventar zum Lichthandel. Es ift
immerhin intereffant zu erfahren, dafs die Frau eines Künlllcrs, eines angeftellten höheren ftädtifchen
Beamten, eine Frau, die nach damaligen Begriffen aus der höheren Gefellfchafts-Claffe herftammte,
mit Lichterziehen und Lichterhandel fich einen Zufchufs zu ihrer Wirthfchafts-Caffe zu ver-
dienen nicht von der Hand wies. Derältefte Sohn des Friedrich Grofs, Jacob, folgte dem Vater
bald nach; am 20. October 15S9 machte er fein Tcftament, fetzte feine Stiefmutter zur Erbin feiner
Werkzeuge, des vorhandenen Alabafters, des Jafpis, der Hirfchgeweihe und des Schnitzholzes ein
und ftarb dann bald, da fchon am 29. December fein Teftament eröffnet wurde.
Gerhard Heinrich halte nun fchon 1587 in der Grofs'fchen Werkftätte Arbeit gefunden und
fcheint bei der Krankheit des Meifters im letzten Jahre wohl die Leitung des ganzen Gefchäftes
übernommen zu haben. Als nun Grofs Harb, führte zunächft die Witwe mit Hülfe von Gefellen und
Lehrlingen — zwei noch ein halbes Jahr zu halten war ihr, wie wir aus Friedrich Grofs' des Aelteren
Teftament erfahren, erlaubt — die begonnenen Arbeiten zu Ende. Gerhard 1 leinrich ftand ihr treu
zur Seite und half ihr mit Rath und That; Jacob Grofs vermachte in feinem letzten Willen „Gerhard
Henrichen, fofern er leinem verfprechen nach die angefangene arbeit der Erbfchaft zu gutte
ausmachen vnnd alhier heurathen wirt, ein Sturmhaube vnnd ein lanng Rohr fampt allem Zugehoer,
dif füllen mein Bruder von meines Vätern Sturmhauben vnnd Buxen enntrichten." Der junge
Gefell, dachte übrigens auch gar nicht daran, Breslau wieder zu verlaffen, da (ich eine paffende
Heirath für ihn (ehr bald fand. Frau l'rfula Grofs, gel» Kindlleifch, war wahrfcheinlich noch eine
junge ftattliche Witwe, befafs ein hübfehes Vermögen, einflufsreiche Verbindungen in der Stadt,
ein eingerichtetes blühendes Gcfchäft, und Gerhard Heinrich, ein noch junger Mann, vermuthlich
jünger als Frau Urfula, mochte auch ihr eine ganz annehmbare Partie fcheinen. Der junge Gefell
erwirbt alfo das Meifterrecht und läfst fich den 4. Juni 1590 mit Friedrich Grofs' Witwe in der
Maria-Magdalenen-Kirche trauen. Er übernahm nun die Verpflichtung auch für die Erziehung der
Stiefföhne feiner Frau Sorge zu tragen. Der ältelte derfelben, Friedrich, wurde wieder Bildhauer;
fchon 1600 den 24. März leillet er feinem Vormund und Stiefvater Quittung; er ftirbt 1609 am
27. April und hinterläfst wieder einen Sohn, der Zechfchreiber der Grofs- und Kleinbindcr wird,
und den 12. October 1631 in der St. Elifabeth-Kirche heirathet. Der andere jüngere Sohn Wilhelm
ftudirte Medicin; auch er quittirt den 13. October 1600 als Studiofus medicinae über den Empfang
feines Erbtheils; 1607 erfcheint er bei einer Erbregulirung fchon a1s„Philofophiac et Medicinae Doclor,
Kömifcher kaiferlicher Majellat Hof-Medicus zu Prag." Endlich lebte in dem I laufe des Gerhard Hein-
rich noch ein kleines Waifenmächcn, die Enkelin von Friedrich Grofs, Tochter der Regina, die mit
dem Bildhauer Michael Wittig fich 1587 verheirathet hatte Schon im Januar (23.) 1591 hatte Wittig
eine zweite Ehe gefchloffen, auch diefe Frau war 1594 geftorben, er fclbft war 1595 den 24. Februar bis
3. März verfchieden und fu war die kleine Barbara Wittig in das I laus ihrer Stiefgrofsmulter
ÜBKR K.IN KtrSSTWKRK DES Bll.DHAUKRS GERHARD HEINRICH VON AMSTERDAM ETC.
gekommen um! Gerhard Heinrich war zu ihrem Vormf/nde ernannt worden; ein Koftgeld von
9 Grofchen wöchentlich wurde von deren Vermögen bezahlt. Aber auch eigene Kinder belebten
bald das Haus des jungen Paares, Frau Urfula hatte in ihrer Ehe mit Grofs keine Kinder gehabt,
dem Gerhard Heinrich gebar fie fchon 1591 einen Sohn Gottfried (geb. den 26. November), dann
folgte 1593 die Tochter Urfula (geb. den 17. December), die aber bald flarb (1595 24 31. März),
darauf 1596 der Sohn Jacob (geb. den 24. Juli). Zwei Zwillingstöchter wurden 1598 geboren und am
28. November Maria und F.lifabeth getauft. Elifabeth ftarb, wie das Todtenbuch befagt, fchon 1599
6/13. Augufl „an Fliffen." 1600, den 19. Auguft, wird der Sohn Daniel getauft und nach deffen Tode
erhält am Ii, December 1601 ein jüngere Bruder, der 1607 19 26. Odtober flirbt, denfelben Namen
Anfang Januar (5. — 12.) 1607 flarb Frau Urfula, der Witwer tröftete (ich fchnell genug, indem
er fchon am 20. Mai lieh fein Mündel, Barbara Wittig, die etwa 17 —19 Jahre alt fein mochte, in der
Maria-Magdalencn-Kirche antrauen liefs. Zu Fhren diefer Hochzeit wurde jenes obenerwähnte Feft-
Carmen gedichtet. 1603 wurde der Sohn Daniel geboren (getauft den 7. Februar — geft. 1609 den
26 Juni bis 3 Juli), darauf 1609 eine Tochter Urfula (geb. den 5. Mai), 1610 die Tochter Elifabeth (geb.
den 9. September), 1613 der Sohn Gerhard (geb. den 19. November - gell, den 6. Februar 1614)
Seine Tochter erfler Ehe, Maria, hatte fchon am 13. Februar 1613 den Seifenlieder Cafpar Röhricht ge-
heirathet (Maria -Magdalenen -Kirche). 1614 machte er fein Tellamcnt und legte es perlönlich am
4. November auf dem Rathhaufe nieder. Er vermachte feiner brau und ihren beiden Töchtern Ursula
und Elifabeth, jeder vor aller Theilung voraus 200 Thaler, der Frau zudem noch alle ungemachten
Sachen, fowie die gebrauchte Wäfche und das Brennzeug nebft den zugehörigen Büchern.
Während Urfula alfo nebenher die Eichtzieherei betrieb, fcheint Barbara ein Deftillations-Gefchäft
befeffen zu haben: ob fie ParfUmcrien fabricirte oder Branntwein, das mufs dahineeflellt bleiben.
Der älteflc Sohn Gottfried ifl auswärts auf der Wanderfchaft. „berner fo ordne und bel'cheide ich
auch meinem Eltillen Sohne Gottfried Erller Ehe Herzog Carles (das heilst des Erzherzogs Carl von
Oeflerreich, der 1608 — 1624 Bifchof von Kärnten war) Bildnus von Gold mit vier Demanten ein-
gefafst fambt einem guldnen Wappen- und Türkies-Ring, daneben alle Kunflbücher, Kupferlliche,
Wachskünfle, Vifierungen und Abrifse, und demnach in meiner Kunfliluben aufT beiden Tifchetl an
Indianifchen Sachen, Schnecken und Antiquitelen vorhanden. Alfo fol folches alles mit Fleifs, damit
nichts davon kome, dem Gottfried zum beften verwahret gehalten undhernachher von den eingefetzten
' Erben Ime umb eine gebürende Zalung angeschlagen und gelafsen werden." Die angefangenen
Arbeiten follen Gefeilen fertig machen. In die Maffe theilen lieh Frau Barbara und Urfula, Elifabeth,
Gottfried und Maria, verehelichte Röhricht, zu gleichen Theilen, doch foll der letzteren, da ihr Mann
verlchuldet ifl, ihr Erbtheil vor der Hand nicht ausgezahlt werden. Der Sohn Jacob wird wegen
Ungehorfams und Schuldenmachens enterbt; feinen PHichttheil hat er fchon erhalten. 1615 den 20. April
flarb Gerhard Heinrich in feinem Haufe auf dem Neumarkt „an langwerender Krankheit" wie das
Todten-Reyifler bemerkt,
Seine Witwe Barbara wartete nur die gefetzlichc Frill ab lieh wieder zu verheirathen. Auch
fie nahm (ich einen Bildhauer, vielleicht auch einen Gefellen ihres verftorbenen Gatten, Gregor Hahn
(oder Hanauer), liefs fich mit ihm am 15. Februar 1616 in der Maria-Magdalenen-Kirche trauen, und
befchenkte ihn fchon im Mai mit einem Sohne Gregor (getauft den 21. Mai). Im Taufbuch der
Maria-Magdalenen-Kirche ifl der Tag der Trauung mit einem Notabene neben der Taufetntragung
vermerkt. Sie flirbt 1623 den 26. December an langwieriger Krankheit.
Gerhard Heinrich's Tochter Urfula wurde Dienflmädchcn und flarb, fünfzehn Jahre ah, den
27. Juni 1625 am hitzigen Fieber. „1636 den 15. Odlober (f) Rofina Elifabeth, Gerhard Heinrich's,
Bildhauers aufm Neumarkte, gelaufener Tochter mit Daniel Kuntzen Vorieren unter der weifsen
Compagnie unehelich erzeugtes Kind." (Todtenbuch) Gottfried Heinrich hat fich vermutlich in
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Dr. Alwin Schulz.
einer anderen Stadt nicdergelaffen ; in Breslau ift fowohl von ihm als von feinem Bruder Jacob keine
Spur mehr auzufinden.
Von unferes Meimers kiinltlicher Thätigkeit lind wenige Berichte uns erhalten. 159S gibt er
folgendes Gutachten ab : „ I )ie Erbarn Hanns Hofmann Vnd Gerhard 1 lenrich, beide Bildhauer, vnfer
mitburger, vnd haben auf die Supplication, Welche Abraham Beiffer von der Frciftadt Vns dem
Rath vbergeben Vnd das innen Er Von Inen Zu wiffen begert, was fie Von Jacob Scholczen Zur
Soraw, feinem Lehrmeifler, fo fich Vor einen Bilthaur ausgeben foll. hielten, fich erklert, das fie
anders nit wuften, dan das derfelbe Jacob Scholcz bei leinem Vater, einem Tifchler zu Schweidnitz.,
das Tifchler handwerg erlernet, Daruber er dan auch feinen lehrbrief Dafelbft zur Schweidnitz Vber
das Tifchler handwerg Vnd nicht vber das bilthawen bekommen, derowegen fie Ihnen Dan auch
bisdan (es were den, das er wegen bilthawns feine richtigen Zeugnus furlegte, wie fichs bei diefer
Kunft des bilthauens geburet) für keinen bilthauer erkennen können Aftum 3 Junii (15)9«^'" (Liber
exceffum).
Ueber feine Werke fpricht unfer öfter erwähnter Reimfchmied :
„Wie er dann durch fein edle Kunft
Bey Fürften und Herrn hat gros Gunft,
Weil er etlich Eürillichen l'erfon
Und andern Herrn hat manchen thon
Gar künftlich Epitaphia,
Zu Elfs ein Predigftul auch ja."
Die Kanzel in der Schlofskirche zu Öls ift 1605 gefertigt; Sinapius , Olsnographia II. Herr Bau-
rath von Dehn- Roth fclfcr thcilt mir über dies Denkmal folgendes mit: „Die Kanzel befteht aus Holz
Sie wirdgeftützt von einem naturaliftifch behandelten Baumftamme, vor dem ein heiliger Chriftophorus
fich anlehnt. Die Brüflung der Kanzel und die Kanzeltreppe wird durch Apoftel-Statuen in Felder
getheilt, die an der Kanzel mit rundboyigen, an der Treppe mit rautenförmigen Füllungen aus-
gefüllt find. Der glatte Grund diefer Füllungen ill nur in anderer Farbe marmorirt, ein Sockel-
gefims unter denfelben in der I löhe der Poftamente unter den Apoftel-Statuen ift mit facettirten
Quadern verziert. Der Schalldeckel flelk in Barockformen einen fich pyramidal zufpitzenden reichen
tempelartigen Aulbau dar. In der Färbung herrfcht ein I'orphyrton vor." Wo aber find die Epitaphia
der Fürftcn und Herren zu fuchen? Er mufste fich doch fchon eines ganz befonders grofsen Rufes
erfreuen, dafs ein fo koftbares Werk wie das Redem'fche Monument ihm übertragen wurde.
„An jtzt (1607) ein folch Werk lür fich hat,
Welches ein grofs ftücke Gelds geftat;
Gehört dem Edlen geftrengen I lerrn,
Wolgeborn Herrn Melchior von Rehdern,
Welches dem Herrn feiner Gnad
Sein liebs Gemahl lafst richren auff,
Die Wolgebome Wittib zart,
Im zu Ehrn, wagt gros Gelt darauff,
Weichs alfo zierlich wird gemacht,
Nicht bald desgleich ift fo erdacht,
Als es diefer Herr Breutigam
Durch feine Kunft macht lobcfam."
Die Arbeit wurde 1605 begonnen und am Katharinentage (den 25. November) 1610 in der
Stadtkirchezu Friedland, die 1549— 51 vonChriftoph von Biberftein gebaut und der h. Kreuzerfindung
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Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc.
'25
geweiht worden ift, aufgeftellt. Sommer fehltet in feiner Befchreibung des Königreichs Böhmen (Prag
1834— II. 311) den Preis des Denkmals auf 40.000 Thalcr, Nemethy in feinem Buche „Das Schlofs
Friedland in Böhmen und die Monumente der Friedender Stadtkirche" (Prag 1S1S, 167) gibt
folgenden Koftenüberfchlag wahrfcheinlich aus Friedländer .Archivalien:
X20 Centner Marmor 7S00 Thaler
So Centner Metall 4000 „
Fuhrlohn 3000 „
Der Meifter wöchentlich 7 Thaler . . 1820 „
Der Polier wöchentlich 5 „ 1300 „
18 Gefeilen wöchentlich ä 3 Thaler 14040 „
Verfchiedene Unkoften 5000 „
Vergolden der Statuen, Tafeln und Verzierungen 300 „
37.260 Thaler.
Eine beffere Befchreibung des Denkmals kann man wohl nicht geben, als die, welche der
Meifter felbft nach Vollendung feines Werkes verfafst und drucken liefs. Es ift meines Wiffens das
erftemal, dafs ein Künftler fich entfchliefst, die Interpretation feiner Arbeit felbft zu übernehmen
und zu veröffentlichen. Da dies Schriftchen jedenfalls fehr feiten ift — nur die k. und Univerfitäts-
Bibliothek zu Breslau befitzt ein Exemplar — fo mag hier anftatt einer Befchreibung und Er-
klärung des Monumentes der Abdruck jenes fieben Quartfeiten ausfüllenden Tractates folgen.
Kurtze Befchreibung Defs Herrlichen Monumenti j vnd Begräbnüfs, Welches die Wolgeborne Fraw,
Fraw Catharin. Fraw von Redern, Gebome Schlickin, Gräffin von Paf-|faun vnd Weifskirchen, etc.
Regierende Fraw der Herrfchafften Friedland, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Wittib: . Ihrem
Neheft Gott, höheften Schatze, Hertzliebften Herrn) vnd Gemahl (nun in Chrifto feiig ruhend); Dem
auch Wolgebornen Herrn, Herrn Melchiorn von Redern, Freyherrn vnd Rittern etc. Herrn auff
Fried- land, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Röm. Kay May. Rath, vnd Hoffkriegsrath pne-
fidenten, Gene- rali Feldmarfchalln in Hungern, vnnd Obriftem zu Raab, Auch beyder Fürftlichen
Durchl. Ertzher- 1 czogen Matthias vnd Maximilian! zu Oe- fterreich, etc. Rath, etc. Zu fonderen
Ehren machen, vnd zu Ewigem gedächt- nüfs in der Kirchen zu Friedland auffrichten laffen: Anno
MDCX. | Gedruckt zu Brefslaw, bey Georg Bawman.
Diefes Stück vnd herrliche Werck, Ift vom Fundament an, bifsjoben hienaufs, zufehen,
Wie folget:
Erftlich fihet man vnten die Eroberungk oder Einnehmung der Veftung Papa* von metall
gegoffen, vnd im Fewer vergüldet, 2. Ellen lang vnd t. Ellen breit. Darueben auff bey den feiten
2. gefangene, angefchmiedete Türcken, die das gantze Werck tragen, in rothem Marmor gehawen:
Das Corpus ift mit allerley Kriegsmunition gezieret, Darauff defs Herrn Melchiors von Redern
Bildnüfs vnnd Contrafeclur, So grofs als Er im leben gewefen, von Metall gegoffen, gleich in der
mitten auffgerichtet, vnd daneben von grünem Iaspis ein Seulen, darauff er feine lincke Hand
leget, Als einen Standhaftigen Helden bedeutend.
Auff der rechten feiten, Stehet die Wolgeborne Gräfin vnd Fraw Fraw, etc. Seine hertz-
liebefte Fraw Gemahlin, vnd nebeft Ihr ein Tifch, von grünem Iaspis gefetzt, daran das Schlickifche
Wapen fchön in weiften Alabafter gehawen, etc. Auch in metall gegoffen.
Auff der lincken feiten, Ift Ihr hertzliebfter einiger Herr Sohn, der auch Wolgeborne Herr
I Ierr Chriftoff von Redern, Freyherr, Herr auf Friedland, Reichenberg vnd Seidenberg, etc. Röm.
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Du Alwin Schulz.
Kayf. May. Truchfafs, etc. Auch in lebeiW grüffe, in metall gegoffen, auffgerichtet, Alle drey fauber
verfchnieten, vnd mit allerley zierlichen Arbeit, auff die Rüftung vnd Kleidung getrieben, etc.
Minder die abcontrafecluren find kommen von Kupffer getriebene Arbeit, vnd im Fewer
vergüldet, etc.
Vbcr (liefe, aller dreyer GrabfchriiTt, in metall geetzet, vnd im Fewer vergüldet, etc.
Darüber vnd darunter in grünem Marmor, die fchönen Lateinifchen Verfs vnd Gefpreche,
alles darein gehawen vnd vergüldet, etc.
Der Fraw Gräffin Ihr Gn. Latcinifche Verfs, welche vber Ihr liehen find diefe : | J
Care Marite, meo mihi peclore Carior, et dum
Vita tibi fuit, nunc ubi morte jaces;
Carus eras, et Carus eris: Carus quoque per te,
Unica qui vitae fax mihi, Natus erit.
Utque patescat amor meus iftc nepotibus olim,
Haec fidei monimen fint monumenta mex.
Defs Herrn Melchiors von Redern, Freyherrns vnd Ritters, etc. Latcinifche Verfs, welche
vnter Ihme flehen, find diefe:
Grata mihi pietas tua, Cara Marita, fidesque:
Et grata luec fidei funt monumenta tu*.
Cratior at Nati tua Cura. Sed ö mea quondam
Gura quoque! 6 generis fpes mea Nate mei!
Sis pius inprimis: Cari dein gefta parentis
Magno imitare animo, nomine magnus eris.
Defs Jungen Herrn, Herrn Chriftoffs von Redern, Freyherrns, etc. Latcinifche Verfs. welche
auch vber Ihm ftehen, mit vergüldeten Buchftaben, lauten alfo:
O Vita: Cynosura mea , Pater, una, via:que!
O calcar gellis ad pia gefta Ulis!
Sedulus iftud agam, tua per veftigia currens,
Addat uti fam* poll mea fama tua;. [ |
Intereä vitä tu gaude celite : at ö heic
Longum, cum Jovä, fpes mea, Mater agat.
Vber dem alten I lerrn find zufehen feine 16. Ahnen oder Gefchlechtc, von metall, vnd im
Fewer vergüldet: Darüber fleugt von Golde, der Römifche Adler, Darhinder find die zwo
Tugenden SPES und FIDES.
Daneben auff beiden feiten 2. fügende F.ngel von weiffem marmor gehawen, Als der auff
der rechten feiten mit der Helmdecken, Wie er von Ihr. Rom. Kay. May. wegen feiner trefflichen
thaten zum Ritter gefchlagen worden: Der andere Engel auff der linken feiten ein Lorberkrantz
haltend, vnd denfelben dem Herrn aufffetzend.
Nebeft beyden feyten 6. columna; oder Seilten von weiffem marmor vnd grünen laspis ge-
hawen, eine jede von 5. Ellen hoch. Darauff 4. gantze correntifche Capitell, gantz vergültet, vnd
2. von Meifsnifchem Alabafter.
Auff der rechten feiten (NB. der Hauptfigur) daran hangend von metall die Feldfchlacht
vor Zifsegk. Vnd auff der linken feiten die Belagerung Grofswardein, j auch in metall gegoffen
fauber verfchnietten, vnd beydes in Fewer vergüldet, etc
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Über BIM Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc. 127
Darüber auff der rechten feiten, vber der Fraw Gräffin, etc. König David zu Rofs ftreittende,
vnd daneben der ftreitbare I leid Iofua. Auff der lincken feiten ludas Maccalxeus ncbeft dem Gedeon,
gleichfalls zu Rofs llreittendt, gantz rund gehawen von rotem marmor, jedes 2. Ellen hoch.
Volgendfs hienauff gleich in der mitten, defs Herrn Melchiors von Redern, Freiherrns vnd
Ritters, etc. Wapen, in rothem marmor gehawen, gleichfalls 5. Ellen hoch, vnd alles durch-
brochene Arbeit. Darüber der Triumphirende Salvator, der den Todt und Teuffcl vberwunden,
2. Ellen hoch flehendt.
Vnd was fonften von Engeln, Cherubin, vergüldeten Lüwenköpffen, vnd anderm von Goldt
fchönem ornat, mit welchem das gantze Werck illustriret und gezieret, hierzu kommen, wie folches
daran genugfam zu befinden vnd zn fehen ift. ||
Zv dem gantzen Werck zu vergülden find kommen in die 300. gülden Vngerifch.
Diefes gantzen Wercks höhe, helt 15. Ellen.
Die breite io. Ellen.
Vnd ift diefs gantze Werck von Rothem Bbhmifchen, Grünem Schlefifchcn, vnd weiffem
briedlendifchem marmor vnnd laspis zufammen getragen.
Auch eines theiles weiffer aus Engelland, Polen, vnd aus der Reufsnifchen Lembergk herzu
gebracht worden, etc.
Vnd fonften von anderen Edlengefteinen, als Topafiis, Saphier, Rubinen, vnd der-
gleichen, vorfetzt.
Zu diefem Werck find auch kommen:
Von metall in die 80. Centner.
Vnd der aufsgearbeitete marmor 520. Centner.
Thut in allem an metall vnd marmor 600. Centner.
Daran gearbeitet felb iS. bifs in das 5. Jahr, kan derowegen ein jeder Verftendigcr leicht
bey Ihme abnemen, was folches Werck koften möchte, etc.
Diefes Werck ift im Jahr 1610. den 25. Novembris, welcher war der Tag S. Catharinae,
verfertiget, vnd in der Kirchen zu Friedland glücklich auffgerichtet vnd gemacht,
Von Mir
Gerhardo Heinrico
von Ambfterdam, Bürgern vnd Bildhawern, jtziger zeit in Brefslaw.
Zwölf Jahre, nachdem Frau Katharina ihrem Gemahle dies grofsartige Denkmal gefetzt hatte,
mufste fie mit ihrem Sohne fliehen, ihr Befitzthum im Stiche laffen. Ihr Bruder Andreas Graf Schlik
fand bei dem Blutgerichte zu Prag den Tod durch Henkershand; fie felbft und ihr Sohn Chriftoph
hatten als eifrige Proteftanten gleichfalls die Sache des Winterkönigs unterftützt und retteten fich
jetzt nach Polen. Ihre Güter wurden confiscirt; die Herrfchaft Friedland erkaufte 1622 Albrecht von
Waldftein. Als im Jahre 1639 die Schweden Friedland befetzt hielten, verfuchte Chriftoph von
Redern vergebens nochmals den Befitz feiner Familie wiederzuerlangen. Er ftarb in der Verban-
nung 1642; feine Mutter war fchon 1640 verfchieden. — Dafs bei den Kriegsereigniffen auch das
Redern'fche Denkmal leiden werde, war vorauszufehen. Die Edelfteine und der goldene Adler
wurden wohl fchon von den Schweden mitgenommen, die, wie gefagt, 1639 Friedland befetzt
hatten und am 10. Dcccmber fogar die Gruft des Melchior von Redern plünderten 1624 kehrten
fie zurück und haben da wohl noch entführt, was von Koftbarkeiten ihre Vorgänger übrig gelaffen.
Nach Sommer (Königreich Böhmen II. 311) häuften 1744 den 10. December die Preufsen in Friedland
und kamen im September 1759 unter General Fouque' nochmals dahin zurück. Viel werden fie an
dem Redern 'fchen Denkmal nicht mehr erbeutet haben. Jaroslav Schaller (Topogr. des Königr.
Böhmen, Prag 1790 IV. 287) befchreibt das Grabmal und berichtet, es fei gefchmückt mit
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128
Du. Alwin Schulz. Oder ein Kinstwekk ues Bildhauers Gerhard Heinrich etc.
vielen metallenen im Feuer vergoldeten Tafeln, die mit Topafen, Rubinen, Saphiren und anderen
Fdelfteinen reichlich hefetzt gewefen, im fchwedifchen und preufsifchen Kriege aber derfelben fall
gänzlich beraubt worden feien.
W. A. Gcrle (Bilder aus Böhmens Vorzeit Praj^ 1840) erwähnt der Fdelfteine gar nicht
mehr, und als ich 1868 das Denkmal eingehend unterfuchte, konnte ich gar nicht die Stellen
ausfindig machen, die ehedem mit Fdelfteinen befetzt gewefen fein follten. üebrigens ifl das
Monument viel weniger ruinirt als man nach Schaller's und Sommers Bericht annehmen follte. Der
goldne Adler fehlt und auch jene Fdelfteine, fonft find nur wenige Stücke abhanden gekommen.
Ks fehlen die fchwebenden Engel, die Victoria im rechten Bogenzwickel, acht von den 16 Ahnen-
wappen, die Löwen und Fngclsköpfe an den Säulen. Die Relief-Tafeln der Krftürmung von Papa
und der Verteidigung von Grofswardein, die früher an den Säulen hingen, lehnen jetzt unbefefligt
an dem Monumente. Im Schlöffe zu Friedland wird noch eine Zeichnung bewahrt, die vor
Plünderung des Denkmals angefertigt worden ift.
Die Arbeit felbft ift von ungleichem Werthe. Der architeclonifche Aufbau ift nicht ohne
Wirkung; die Anwendung verfchiedenfarbiger Steine belebt das Ganze und bringt die Gliederung
der Bautheile zur rechten Geltung. Dagegen find die Marmor-Sculpturen fehr fchwach. Die Bronze-
Statuen find vortrefflich modellirt und ebenfo fehr »jefclnckt j^egoffen und eifelirt. Ob Gerhard
I leinrich felbft eine Gufshütte befeffen, ift unbekannt; vielleicht hat der Glocken- und Süickgiefser
Gerhard Götz, der mit dem Meifter bekannt und durch Gevatterfchaft verbunden war, Gufs und
Cifclirung beforgt In dem Mufter der Damaft-Robe der Frau Katharina wiederholt fich öfter die
Chiffre JtK ; es find da die Anfangsbuchftaben von deren Vornamen, dem ihres Gemahls und ihres
Sohnes, verbunden (Melchior, Chriftoph, Katharina). Sind die Bronze-Figuren wirklich eines
Künftlers würdige Arbeiten, fo find die bronzenen Relief- Tafeln geradezu fchiilerhaft, roh und
ungefchickt ausgeführt. Meifter Gerhard Heinrich hat fich doch, wenn man das Monument genau
und eingehend ftudirt, die Ausführung desselben recht leicht gemacht. Der Entwurf mag von ihm
herrühren und der ift ja auch ganz anfprechend, aber die Arbeit felbft hat er feinen Leuten über-
laffen; ein Künftler, der die Bronze-Figuren zu modelliren vermochte, der ift nicht im Stande fo
lahme und dumpfe Geftalten wie die Marmor-Figuren auf dem Haupt-Gefims auszuführen. Die
Arbeit mufs er ganz feinen Leuten überlaffen haben, aber ihm wird immer der Vorwurf gemacht
werden können, dafs er fo ungewandte Kräfte zur Ausführung einer fo theuren Arbeit herangezogen
hat, dafs er es vor allem vor feinem Kiinftlergewiffen verantwortete, die gewöhnlichften zum
Theile gar fchülerhafteften Gefellenleiftungen mit feinen eigenen künftlerifchen Compofitionen zu
einem Ganzen zu vereinen.
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EINIGE ÄLTERE ELFENBEINARBEITEN KIRCHLICHER
BESTIMMUNG,
Von Dk. Karl Lind.
CMil jj Tcxt-Illuftrationcn uu<l »wci Tafeln.)
ELFENBEIN war flets ein mit Vorliebe gefliehtes Material zur Anfertigung von plaftifchen
Arbeiten. Seine Verwendung reicht in die älteflen Zeiten der Cultur zurück, ja es war
im Alterthum in gewiffer Beziehung der grüfseren l'laftik viel mehr dienftbar, als dies
im Mittelalter der Fall war. Erft mit dem Wiederaufleben der Antike in der Kunft wendete fich
der kunftfertige Schnitzer und Dreher wieder diefem Material zu und die Liebhaberei gewann
Interefle für derlei grofsere Arbeiten, was dann gefleigerte Erzeugung derartiger Kunft-Produftc
zur Folge hatte.
Das Mittelalter hielt in Bewunde-
rung der aus der Antike übernommenen
Vorbilder flets an diefem werth voll ften und
vomehmften unter den thierifchen Bearbei-
tungs-Stoffen und überdies für die Bild-
fchnilzerei und Drechslerei fo befonders
geeigneten Material zwar mit Vorliebe fefl,
ohne es aber fo reichlich in Verwendung
zu bringen, als die darauffolgende Zeit. Wie
faft die ganze Kunft des Mittelalters war
auch die Elfenbeinfchnitzerei beinahe nur
der chriftlichen Kirche gewidmet und für
deren Bedürfniffe und l'runk thätig. Erft
der Verlauf der weiteren Jahrhunderte fchuf
diefer Kunft auch für profane Zwecke
genügenden Raum zur Entwicklung, bis gegen den Schlufs des Mittelalters diefe Richtung unzweifel-
haft das Uebergewicht erreicht hatte.
Das Elfenbein hielt man feiner Feinheit und fchonen weifsen Farbe wegen, dann mit Rück-
ficht auf feine Beziehung zum Elephanten — als dem von den chriftlichen Bhyfiologen bezeichneten
Mutter der Reinheit — für ein befonders berufenes Material im kirchlichen Dienfte. Man verwendete
diefes Material zur Ausfchmückung von Buchdeckeln, zu Büchfen, namentlich jener zur Aufbe-
wahrung von Hoftien (Ciborien) und Reliquien beftimmten, für kleine Figurengruppen, für kleine
WeihwafTcr-Gefäfse, Bifchofftäbe, für Kufstäfelchen und kleine fchreinfürmige Reliquiare. Auch
fchmückte man damit die nach Art der Dyptychen und Triptychen der Antike gebildeten kleinen
VII! n k 17
Fig. i.
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Einige altere Elfenbeinarbeiten kikciilichek Bestimmung.
•31
Fi*
Trag- Altäre; nur wurde jetzt das von der Aufsenfeite der Deckel nach Innen verlegte Elfenbein-
Relief mit der natürlicherweise kirchlichen Darftellung zur Hauptfache, während es früher nur eine
verzierende Heigabe war.
Im 10. Jahrhundert und mehr noch im n. Jahrhundert fand die Elfenbeinarbeit in DeutSch-
land und zwar am kaiferlichen Hofe und in den reichen und prachtliebcnden Histhümem und
Kleidern eine vorzügliche Fliege. Die damals geschaffenen Werke laffen den tiarin zur Geltung
gelangenden zunehmenden geiftigen und
künlllerifchen Auffchwung deutlich erken-
nen. Im Abendlande treffen die eigenen
Schöpfungen der Kunft und damit der ein-
zelnen Zweige derfelben, alfo auch der
Klfenbeinfchnitzerei mit jenen von Byzanz
zufammen, und war es eine natürliche Folge
davon, dafs die letzteren auf die heimifche
Schnitzkunft einen zwar eigenthümlichen,
aber gewifs heilfamen modificirendcn Ein-
SluSs ausübten, ohne dafs fie dafelbft in getreuer Weife durch die Hand der klöfterlichen Künftler
nachgeahmt worden wären. Vielmehr vereinigen fich hier cinerfeits die mangelhafte und rohe
Darftellung und die ungenügende Tech
nik, anderseits die byzantinifchen Mufter
mit einem folchen Erfolge, dafs fich
daraus eine belfere und geübtere Be-
handlung, eine Abfchwächung der
Starrheit der byzantinifchen Darftel-
lungen durch einen diefelbemildernden
Schwachen Anllug der Antike ergab,
Fi « s der Sich mit ungleicher Macht hin-
sichtlich Leben, Bewegung, Gruppirung und Ausdruck geltend machte; in Folge davon zeigten
Sich Spuren einer neuen eigenen Kunftrichtung.
An den Werken des IL Jahrhun-
derts insbeSonders treten neben dem tie-
feren geiftigen Ausdrucke, dem in der
damaligen Kunftftrömung gelegenen und
deutlich hervortretenden Bemühen nach
möglichft vielen SymboliSchen Beziehungen
und neben einer gewiffen Lebhaftigkeit der
Bilder, einem Ringen nach Wahrscheinlich-
keit und Empfindung die Form und cor-
reifte Zeichnung immer mehr in den
Fig. «.
Hintergrund; es werden, ohne gerade auS die byzantiniSchen Vorbilder und noch weniger auf
jene der Antike zurückzugreiSen, die menSchlichen Körper unrichtig wiedergegeben, die Köpfe,
Hände und Flifse unwahr, groSs und plump, die Thiere und Bilanzen bleiben zwar charakteriftiieh
und zeigen ein Beftreben nach möglichft natürlicher Wiedergabe, Sinti aber roh und derb aus-
geführt, kurz die Schon im früheren Jahrhundert ericheinenden Spuren der neuen und eigenen
naturaliftiSchcn Richtung entwickeln Sich nun kräftig zur Selbständigkeit und faß rücksichtslos
gegenüber einer edlen und Schönen Darftellung.
>T
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«3»
Dr. Karl Lind.
Ein koftbares Denkmal früh-romanifcher Elfenbeinschnitzerei befindet fich in dem Bene-
dicliner-Frauenftifte am Nonnberg in Salzburg. Es ift der Thronftuhl der Aebtiffin, ein höchft
merkwürdiges und überaus feltencs Mobelftück. Im Jahre 1242 gab Erzbifchof Eberhard II. der
Aebtiffin Gertraud II. (1232 — 1252) und allen ihren Nachhfolgerinnen das Vorrecht, fich des Fal-
diftoriums und des l'edums zu bedienen: „utatur fella five Kathedra et virga five baculo pafto-
rali". Die Anfchaffung des heute noch vorhandenen Thronftuhles dürfte fomit in die Zeit der
Erlangung der erwähnten Auszeichnung
gehören, wiewohl der primitiv romanifche
Charakter der an demfelben befindlichen
Verzierungen eine frühere Entftehungszeit
vermuthen lafst.
Wie die Abbildung in Fig. 1 zeigt,
handelt es fich um einen zufammenfchlag-
baren Thronfeffel ohne Rücklehne, einen
Faltftuhl. Der Stuhl felbft ift von Holz, roth
und mit Göhl bemalt und an vielen Stellen
mit eingelegten kleineren und grofseren
Elfenbein-Reliefs geziert, theils blos ornamentaler Art, theils find beflimmte Scencn dargcftellt,
die fich wahrscheinlich weniger auf Heiligen-Legenden und auf das Mönchslcben als auf irgend
eine Heldenfage bezichen. Leider find fchon einige diefer Schnitzwcrke herausgefallen und ver-
loren gegangen. Nebft der Elfenbein-
Verzierung ift an drei Stellen der Sei-
tenlehne auch Malerei angebracht,
eine Zugabe weitaus jüngerer Zeit,
doch von hohem Intereffc. Die Bild-
chen find auf Goldgrund gemalt und
zeigen das Martyrium des heil. Amand,
Samfon im Kampfe mit dem Lüwen
um! die Uebergabe des Fallftuhles
durch den heil. Rupertus und einen Bcnedicliner-Mönch an die knieende Aebtiffin. Fall alle Elfen-
beinbildchen find in den folgenden Abbildungen wiedergegeben. Fig 2—9 bringen die grofseren
Fi C . S .
Kig 6.
Hg 7
Fig. 10.
Bildchen, die fich an den feitlichen Verftärkungsleiften des Stuhles befinden, darunter ein Bildchen
mit einer Hirfchjagd, Fig. 10—13 die Jo1 * befindlichen Mittelbildchen in Elfenbein, Fig. 14 ein
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Einige Äi.tkke Ki fenhein-MUseiten kirchlicher hestimmln«;.
133
Befatzftück der Oberfläche der Seitentheile, Fig. 15 — 28 ornamentale und figurale Befatzftückc an
Füfsen, Fig. 29 Befatzftiicke an der Achfe und Fig. 30—33 die bronzenen Befatzftückc an tlen
oberen und unteren Enden des Geftclles in Form von
ftylifirten Löwenköpfen und Tatzen. Unter den
Letzteren und in den Rachen befinden (ich theils
Menfchen theils kleine Thierc.
Ein weiteres Bcifpiel bietet der hochinter-
effante Buchdeckel, der (ich im Schatze des Stiftes
.SV. Paul in Kärnten befindet. Die beigegebene
Tafel 1 veranfehaulicht denfelben. Das Elfenbein-
fehnitzwerk gehört in das 11. bis 12. Jahrhundert. Die
Umrahmung aus vergoldetem Silber mit eingravirten
Pflanzen-Arabesken und der Medaillon-Befatz in den
Ecken (die vier Evangelillen mit ihren Symbolen) in
getriebener Arbeit dürften dem 14. Jahrhundert ent-
flammen. Das Elfenbeinfchnitzwerk zeigt innerhalb
einer kräftigen Akanthus-Umrahmuug zwei Darftel-
hingen: nämlich Chrifti Himmelfahrt und Chriftus
als Wcltrichter.
Im erften unteren Bilde ficht man wie Chri-
ftus gegen Himmel fchwebt, dort von zwei lieh in
Ehrfurcht tief beugenden Engeln empfangen wird
und (ich ihm die rechte Hand Gottes entgegenftreckt.
Unten die Schaar der Apoftel und in der Mitte Maria,
alle in lebhafter Bewegung und gegen Himmel
blickend, befonders Maria, die zu dem fcheidenden
Sohne mit aufgehobenen Händen emporfieht. Die
Darfteilung ift übrigens fehr naiv; denn acht der
Apofteln blicken in entgegengefetzter Richtung
empor, können daher Chriftum nicht fehen.
Das zweite und obere Bild, das beiläufig nur
ein Dritttheil des ganzen Reliefs einnimmt, Hellt
Chriftum auf einem Thronftuhle fitzend dar, die
Rechte zum Segen erhebend, in der Linken das
Evangelium; die ganze Darftellung innerhalb eines
einem halben Ei ähnlichen Ovales mit nach innen
gebauchter Fläche, das von zwei Engeln getragen
wird. Oben in kleinen Medaillons Sonne und Mond
als weibliche Bruftbilder. Betrachtet man die einzel-
nen Figuren, fo ift deren Zeichnung, namentlich was
die körperlichen Stellungen anbelangt, fehr mangel-
haft; die Füfse und insbefonders die Hände lind zu
grofs. Dennoch hat der Künftler dem Schnitzwerke eine befondere Aufmerkfamkeit zugewendet ;
befonders find die Köpfe und die Gelichter mit grofser Sorgfalt behandelt und ift ihnen ein für
die Anfertigungszeit überrafchender Ausdruck gegeben. Das ganze Bild charakterifirt fich als
ein Werk ftreng romanifchen Styles.
Fi e 16.
K'S 24.
Hg. n
Fig. 26.
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«34
Du. Karl Lind. Einice Alters Elfenbbimakbkitkn kikchmchkk Bestimmung.
Flg. i8
Schliefslich fei noch ein Beifpiel einer Klfenbeinfchitzerei kirchlichen Charakters aus etwas
jüngerer Zeit, etwa Anfang des 15. Jahrhunderts gegeben. Ks ift diefs ein Diptychen im Schatze
des Stiftes Kremsmrinßcr befindlich (liehe Tafel II).
Beide viereckige Bildchen find mit je drei Spitz-
bogen in gcfchmackvoller Weife baldachinartig be- .
krönt. Im erften Bilde fehen wir die drei Konige in \^
der Anbetung und Opferung vor dein Chriftkinde,
das bekleidet am Schofse feiner jugendlichen Mutter
fitzt, während ein Engel diefe krönt. Ober den drei
Königen der fie leitende Stern. Der eine knieende
König bringt in einer kelchartigen Schale Münzen,
und hebt mit der andern die Krone von feinem
Haupte Die beiden anderen tragen verfchloffene
Gefafse (Büchfe, Ciborium). Im zweiten Bilde wird
der Kreuzestod Chrifti veranfehaulicht Chriftus ift
bereits am Kreuzholze hängend zufammengebrochen,
die Körperlaft wird nur mehr von den angenagelten
1 landen getragen und die Füfse find mit heraustre-
tenden Kniecn zufammengexogen. Vom Schmerze
überwältigt finkt Maria in die Arme zweier Frauen,
die hinter ihr ftehen. An der linken Seite des Kreuzes
ftehen Johannes und der Hauptmann. An den Enden
des Querbalkens Engel, die mit den Nägeln durch-
fchlagenen Hände des Erlöfers gewifsermafsen unterftützend; ober dem Kreuze Sonne und Mond.
Das Schofstuch Chrirti reicht über die Knie hinab, die Füfse find mit einem Nagel angefchlagcn.
Nicht klar ift die Motivirung der in die Seite Chrifti geftofsenen Lanze, die mit Marien in Ver-
Flg 19
Fig. 3». Fi* ji rig 32 r% 33.
bindung fteht. Die Figuren erfcheinen leicht bewegt in ziemlich natürlicher Haltung, die Köpfe
jedoch unproportionirt grofs, die Gefichter mit einem gewilTen geiftigen Ausdrucke, die Gewandung
noch mit langgezogenen Falten, Ilellenweife aber knitterig.
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DIE RUINE DER- ALTCHRISTLICHEN BASILICA IN
MUGGIA VECCH1A BEI TRIEST.
von Rudolph von Eitelbbkckr.
[N der Bucht von Muggia bei Trieft lie^t hart am Meere die gleichnamige Stadt, ein kleiner
Ort mit einer recht intereflanten Kirche aus dem 15. Jahrhunderte. An der Facade der-
felben fieht man ein fchönes Radfenlter, in deften Mittelpunkt fich Maria mit dem Jefus-
kinde befindet. Am Tympanon der Eingangsthür ift eine intereffante Darftellung Gottvaters mit
Jelus aui dem Schofse angebracht, umgeben von zwei Engeln Am Architrav der Thür fieht man das
Lamm. Wappen und Infchriften geben hinreichende Daten über die Erbauung der Kirche. Der Platz
vor der Kirche mit dem Palazzo der Municipalität gibt uns das Bild eines von Venedig beherrfchten
kleinen Städtchens, das fich im Kampfe mit Maximilian I. tapfer benommen hat. Der Pfarrer bewahrt
zwei höchft intereffante Stücke; ein prachtvolles Oftenforium im ital.-gothifchen Style des 15. Jahr-
hunderts und einen Kelch aus derfelben Zeit, in dem fich aber einige Beftandtheile aus früh
romaniieher Zeit befinden. Beule Objecte verdienten eine Aufnahme von kundiger Hand.
Was mich aber nach Muggia geführt hat, ift nicht das heutige Muggia, fondern Mttggia
vecchia, deiTcn Ruinen lieh auf der (teilen Hohe oberhalb Muggia befinden. Ks wurde in dem Kampfe
der Venezianer mit den Gentiefen im 13. Jahrhundert vollftändig zerftört und fodann von den Ein-
wohnern verlaffen. Nichts blieb übrig als einige Bäume von ungewöhnlicher Schönheit und die
Ruinen der Umfangsmaucr und die den Apoftelfürftcn Peter und Paul gewidmete Kirche. Architekt
Pulcher machte mich auf (liefe Kirche aufmerkfam, und in feiner Begleitung unternahm ich den
befchwerlichen Marfch auf die Höhe zu der Kirche, von der man eine prachtvolle Ausficht auf das
Meer und Trieft geniefst.
Die Kirche gibt ein recht deutliches Bild einer kleinen alt-chriftlichen Bafilika, angemeffen
den Bcdürfniflen einer kleinen chriftlichen Gemeinde. Was eine Bafilika charakterifirt, ift, wenn auch
nur in Ruin e n, noch erhalten. Die Mauer des Atriums mit dem Kantharus, die Vorhalle, das Pulpitum,
die Cancellen, der Ambon lind erhalten. Sie find aus Marmor mit Ornamenten verleben, welche ganz
den longobardifchen Ornamenten in Cividale analog find. Betrachtet man die Ornamente, welche auf
dem Aufsenrande des fechseckigen Inmerfions-Taufbeckens in der Kathedrale des S. Juftus in Trieft
und die Ornamente auf einigen ornamentalen Ueberreften, welche aus Aquileja Hammen, fo kann
man den Gedanken nicht unterdrücken, dafs diele Ornamente mit ihren eigentümlichen Verfchlin-
gungen, Thier- und Menfchen-Fratzen, die Kunftfprache tler Bildhauer jener Zeit gewefen find, welche
durch die Zerftörung Aquilejas von Attila und Karl dem Grofsen begrenzt ift. Die Kirche, die leider
nur nothdürftig in Stand gehalten wird, ift eine alUhrißliclu dreifhiffige Pfeiler- Bafilika mit drei
Apfiden, von denen nur die mittlere am bellen erhalten ift. In der Kirche find noch vorhanden das
Pulpitum, der Ambon und die Cancellen.
Das Pulpitum fteht frei, hart neben dem Ambon, der ganz diefelbe Grundform hat, wie
zu Grado und Torcello. Nur ift er roher in tler Arbeit und ruht auf fechs freiftehenden Säulchen,
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,36 R. v. BtTBLBBRCER. Die Ruine dek altchristlichen Basilka etc.
deren Säulenfufs mit Kichenblättern geziert ift. Als eine Befonderheit ift zu verzeichnen, dafs auf
dem oberen Rande zwifchen zwei Köpfen (ich ein marmornes Lefepult befindet.
Die innere Einrichtung der Kirche ift ganz in der Art, wie fie bei den römifchen Bafilikcn
vorkommt; das Mittelfchiff ift mit den Cancellen verfehen zur Aufnahme der Lcttoren und Sänger,
jedes von den Seitenfchiffen hat ebenfalls feine Cancellen. Die Abfiden find in der Art der orien-
talifchen Baliliken horizontal abgefchloffen.
An den beiden Wanden des Hauptfchiflcs find Fresken von denen vier, die der Kvangeliften,
den fpät-byzantinifchen Charakter an (Ich tragen. Aus einer jüngeren Zeit, etwa dem 14. Jahrhun-
dert, dürfte die heil.Catharina, der heil. Dominicus und ein coloffaler Chrifloph mit «lern Jefuskinde mit
der bekannten Infchnft, dafs wer an »liefern Tagt: das Bild Chriftophs erblickt, an einem plötzlichen
Tode nicht fterben wird, herrühren. Trotz vielfacher Uebertünchung kamen die Spuren der Malerei
mit der Zeit zum Vorfchcin, was daraus erklärt wird, dafs die Farben mit Wachs gemifcht waren.
Im Orient hat Herr Puhher öfter wahrgenommen, dafs die Wachsfarben durch die Uebertünchung
durchwachten.
Am Altare hat man eine antike Infchnft angebracht, deren Züge die belle Zeit der römifchen
Kaifer charakteriliren :'
C-IVLIO
NICOSTRATO
FILPIISSIMO
ANN XVIII. M Villi I>- XII
IVLIVS- NICOSTRATVS
NVPHE.
' Der Archfografo Trieftino Vol. IV, p» C 508 bringt «liefe Infcrmh. Siehe »uch Hüromw Mta Crtct. Mcroor. di Triefte.
Veneji« 199S, pag. 379
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VII.
BERICH T
der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Kunfl- und hijlorifchen Denk-
male über ihre Thäligkeit im Jahre /SS/.
|M AnfchlulTe an den VI. Bericht diefer Com-
miffion über ihr Wirken im Jahre 1880, der
mit Schiufr jenes Jahres der Ocffcntlichkeit
Ubergeben wurde, veröffentlicht diefe Commiffion mit
dem Gegenwärtigen den Bericht über die von ihr
behandelten Angelegenheiten wahrend des eben abge
fchloflenen Jahres 1881. Die Zufammcnfctzung der
Commiffion erlitt in (liefern Zeiträume durch zwei
Todesfälle eine wefentliche Aenderung.
Zunachft hatten wir den Tod des Mitgliedes
Albert Ritter v. Camefina-Samittore zu verzeichnen.
Der l'r.ifulcnt eröffnete die Sitzung am 17. Juni mit
einem Nachrufe an den am 16. Juni d. J. verdorbenen
Kegierungsrath Ritter von Camefina. Kr fchilderte
delTcn Verdicnflc um die Central-Commiffion, der
derfclbc nicht nur feit deren Gründung angehörte,
fondern an deren Creirung er auch bcthciligt war.
Camefina' s l'ublicationen und Vcrdienfte auf archiiolo
gifchem Gebiete werden ihn in lletem Andenken der
Nachwelt erhalten. 1
Haid darauf hatte der i'rafidcnt des am 16. Juli
verdorbenen Mitgliedes Ferdinand Laußerger in
tiefgefühlten Worten zu gedenken Laufberger gehörte
zwar der Central-Commiffion nur wenige Jahre an,
doch war er ftets zur ausgiebigen und nutzlichen Mit-
wirkung an der Löfung ihrer Aufgaben bereit.
Noch wahrend des Jahres 1881 wurden zwei der
drei* erledigten Mitgliederitellen durch die feitens
des Unterrichts Minifters erfolgte Berufung des Regie-
runysrathcs Karl Radnitcky und Miniflerial-Sccretars
im Handels Miniflerium Dr. Karl Und befetzt.
Der Mitglieder-Stand war demnach mit Schlufs
1881 folgender: 3
Se. Exe. Dr. Jofeph Alexander Frei», v. Helfert,
k. k. Geh. -Rath, als Prafident; ferner
Bergmann Hermann, Architekt. Ober-Baurath im
Minillcrium des Innern, als Vertreter diefcs Mini-
ftcriums; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 12. Marz
1880, Z. 1911 ,
Ferfiel Heinrich, F reih, v., Ober-Baurath. k. k. l'rof. an
der technifchen Hochfchule in Wien; wieder-
beltatigt mit M. K. ddo. 8. December 1878,
'/.. 10040;
/(au/er Alois. Architekt, Prof. an der Kunllgcwerbe-
fchule des k. k. öfterr. Muleums; wiederbeflatigt
mit M. K. ddo. 8. December 1878, Z. 19040;
Kenner Fricdr., Ph. Dr.. Vice-Director der Münz- und
Medaillen • Sammlung des Allerhochften Kaifer-
haufes; wiederbellatigt mit M. IC. ddo 8 Decem-
ber 1878, Z. 19040;
' S N.krolo« im VII. Bande .1« «Uuheilu*«» N. F.
' Eint > erblieb linkerem nc*h ju. .lern Jilne ilk
Iii, der H-ruf«in|f i« be. den cimrlnc« Mitglieder« .'.rt Co»
" rn ; f. u.
VIII N. V.
Klein Johann, Hiltoricnmaler, k. k. Profeffor; wieder
bellatigt mit M. K. ddo. 8. December 1878.
Z. 19040;
l.ind Karl, J. Dr.. k. k. Minilkrial-Secrct.ir im Handels
Miniflerium; berufen mit M. E. ddo. 21. Septem-
ber 1881, Z. 12236;
Much Mathias, J. Dr.; berufen mit M. K. ddo. 8. Juni
1877, Z. 193,59 ex 1876;
Radmtzky Karl, k. k. Kgs. R. und emerit Prof. an der
k. k. Akademie der bildenden Kunfte, berufen mit
M. K. ddo. 21. September 1881, Z. 12256.
Sacken F.d. Kreih. v., Kgs. R , Ph. Dr., Direktor der
Antiken- undMunz Sammlungen des Allerhöchften
Kaiferhaufes; wiederbeftatigt mit M. K. ddo
8. December 1878, Z 19040;
Sehe/lag Franz, k. k. Cuftos der Kupterllich-Sammlung
des Allerhöchften Kaiferhaufes; berufen mit M.
E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630;
Schmidt Friedrich, Ober-Baurath, Dombaumeiller und
k. k. l'rofeffor; wiederbeftatigt mit M. K. ddo.
8. December 1878, Z. 19040;
Siekel Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerlitats-
profelTor; wiederbeflatigt mit M. K. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
Trenkzuald Jofef Math , k. k. Profeffor an der Akademie
der bildenden Kunfte; berufen mit M F. ddo.
17. September 1877, Z. 11630;
Winter Gullav, Dr., Hof-Concipift im k. k. Haus-,
Hof- und Staats Archiv; berufen mit M E. ddo.
17. September 1877, Z. 11630;
Zeijsberg Heinrich. Ritter v., Ph. Dr., k. k. Univerfitats-
profeffor; wiederbeftatigt mit M. E. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
als Mitgliedern.
Die einzelnen Comites fetzten lieh aus folgenden
Herren zufammen:
Das Rcdactions-Comite aus den Herren Ilaufer,
Sacken und Zei/sberg.
Das Budget Comite aus den Herren Bergmann.
Camefina und Hau/er. Die Caffa-Scontrirungen be-
forgten die Herren Camefina und Hau/er.
Das Comite zur Lcberwachung der Reltaurirung
von alten Gemälden aus den Herren Bergmann, Klein.
Radnitcky. Sacken und Trenkwald. unter Bcizichung
des VorÜandes der k. Rcftaurir-Schule im Belvedere:
Karl Schellein.
Das Comite in .Angelegenheit der Erwirkung zur
Erzielung einer Staats Gefetzgebung zum Schutze der
Denkmale aus den Herren Hau/er. Kenner, Unit und
Sütel.
Das Comite in Angelegenheit der Abfaliuti'; einer
Kunfl -Topographie der im Keichsrathc vertretenen
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II
Lander des. oftcrrcichifchcn Kaiferltaates bildete fich
aus den Herren Kenner, Lim/, Sacken, Scheflax und
Winter unter Beziehung des Cuftos K. Climclaf im
k. k. ofterreichifchen Mufeum für Kunftj und Induflric.
Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit-
glieder zu 34 Sitzungen zufammen, darunter 9 Plenar-
sitzungen und 25 Scclions-Sitzungcn. ahgefehen von
den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites. Wie
es (ich feit Jahren ergab, halten auch im Jahre 1881 die
meiften Verhandlungen der l'lenar • Verfanimlungen
den Zweck, die Berathungs-Refultatc der Special-
Comites entgegenzunehmen, diefelbcn zu prüfen und
darüber zu befchliefsen, über die Crcirung von Confcr-
vators-Poftcn, über Befetzungsvorlchlage fchlüffig zu
werden, Correfpondenten zu ernennen, Finanz- und
l'ublications- Angelegenheiten zu erledigen, endlich
über grofscre Einleitungen und Maafsnahmen zu be-
fchliefsen, infofern dadurch namhaftere Summen in
Anfpruch genommen werden folltcn
Wiederholt ergaben fich Anlaffe Angelegenheiten
einzelner Sectionen ftatt in diefen ihrer Dringlichkeit
oder Wichtigkeit 1 wegen in den l'lenar- Verfammlungcn
zu verhandeln. Bisweilen wurden BefchluiTe der ein-
zelnen Sectionen noch überdies in den l'lenar- Verfamm-
lungcn berathen, um durch das Gewicht des Votums
diefer die Wichtigkeit folcher Angelegenheiten dar-
zuthun. Wahrend der Studienferien wurden, wie alljähr-
lich, die dringenden Angelegenheiten durch das Prä-
fidium, meiltens im Einvernehmen mit einem Mitgliede
der Commiffion als Referenten gegen nachtragliche
Mitthciluug an das Plenum oder an die betreffende
Scflion erledigt.
Die Lille der Confcrvatorcii wurde im Laufe
des Jahres 1881 in ausgiebiger Weife verftarkt, fo dafs
nicht nur faft alle als wunfehenswerth erkannten Con-
fervators-Stcllcn befezt find, fondern auch noch einige
neucreirte Stellen der L und II. Scclion zur Bcfetzung
gelangten. Line wefentliche Veränderung in Betreff
der Confer\atoren trat dadurch ein, dafs in Nieder-
Ocftcrrcich, Böhmen, Mahren, Tyrol und Dalmatien
die Abgrenzung des Wirkungskreifes derfelben, für
welche bisher die alte und nun völlig aufser Brauch
gekommene Kreiseintheilung mafsgebend war, nun
nach Bezirks - Hauptmannfchaftcn und zwar unter
Zullimmung der betreffenden Landesllelle feftgeftcllt
wurde, was eine Vermehrung der Confervatoren-
Stcllen in einigen Kronlandcrn zur Folge hatte. Weitere
Acndcrungen ergaben (Ich durch Todesfälle oder
durch Rücktritte. So refignirte Anton Wuiter zu Wien
als Confervator für Angelegenheiten der II. Sctticn im
K. U. M. B. Der vcrdicnftvolle Confervator Anton
Ritter v. Gallenßein ift am 10. Oclobcr, der nicht
minder ftrebfame Confervator Anton Maloih am
15. Oclober 1880 geltorben.
Mit Ende des Jahres 1881 waren folgende Con-
fervatoren. und zwar, wo erforderlich, unter ausdrück-
licher weiterer Verlängerung diefes Ehrenamtes auf
die fünf folgenden Jahre beftellt:
/. Oellerreich unter der Enns.
Böhm Conftantln, EdL v., Archivar im k. k. Haus-.IIof-
und Staats -Archiv. (Für Wien III. Se&ion.)
> Si« wrr.Jen jedotli 1>.. J«n An«lf t»licit<a der biibtliclini StAim
Uff"".*" »crd..
Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeirtcr im
Stifte Gottweig. (Kur die I. Sektion in den Bezirks-
hauptmannfchaftcn: Amllettcn, Lilicnfcld, St.
Polten, Scheibbs und die Stadt Waidhofen a. d
Thaya und für die III. Seclion hinfichtlich Nieder-
Üellerreichs aufser Wien.)
Fries (iottfried, Gymn. Prof. in Seitenllettcn. (Für
die II. Seftion in den Be/.irkshauptmannfchaftcn:
Amftctten. LilienlVld, St. Polten, Scheibbs und
die Stadt Waidhofen a. d. Thaya.)
Haufer Alois, Architekt und Prof. an der Kunft
gcwcrbcfchulc des k. k. Mufcums. Für Wien, II.)
Kenner Friedrich, Ph. Dr. Für Wien. I.)
Much Mathias, Dr. (Für die Bezirkshauptmannfchaften:
Horn, Krems, Waidhofen a. d. Thaya, Zwettl,
Grofsenzersdorf, Miftelbach, Korneuburg und
Obcr-Uollabrunn I. Seftion.)
Xewald Johann, penf. k. k. Forll-Akademie-Direiflor in
Wien. (Für die Bezirkshauptmannfchaften : Grofs
enzersdorf, Miftelbach. Korncubuig und Ober-
Hollabrunn. II. Scclion.)
Hosner Kail, n. o. L. Ingenieur in Krems, Bef. d.
gld. Verd. K. |m. d. K l [Für die Bezirkshaupt-
mannfchaftcn: Horn, Krems, Waidhofen a. d.
Thaya und Zwettl. II. Scflion.)
Sacken Eduard, Freih. v. (Für die Bezirkshauptmann
fehaften: Baden, Bruck a. d. Leitha. I lernals. Neun-
kirchen. Wiener Neufladt und Sechshaus; I. und IL
Section.)
2. Oeßerreich ob der Zinns.
Czerny Albin, Chorherr und Bibliothekar in St
Florian. (III.)
Kolb Jofcph v.. Privat in Linz-Urfahr. (Für Ober
Ocftcrrcich I.)
Wimmer Florian, Stifts-Capitular von Krcmsmünller,
derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. (II. rechts der
Donau.)
Schirmer Otto, Dombaii-Architckt in Linz. (II, für Linz
und links der Donau.)
j. Salzburg.
Berger Vitus, Profeffor und Fachvorftand der Staats-
gewerbefchule in Salzburg. (II.)
Richter Eduard, Gymn. Prof. in Salzburg. (I. und III )
4. Steiermark.
Graus Johann, Weltpricftcr, Docent für Kunft -
gefchichte am furftbifchoflichen Diocefan Seminar
in Gratz. (II. für Ober-Steiermark.)
Lufchin-Ebcngrcuth Arnold, Kit. v., J. Dr., Univ. Prof.
in Gratz. ill. für Unter Steiermark.)
Pichlcr Friedrich, Ph. Dr., Univ. Prof.. Vorlland des
Münz- und Antiken Cabinets am Joanneum in
Gratz. (I.)
Zahn Jofephv , Prof. und Landesarchivar in Gratz. IUI.)
£. Kärnten.
Lebinger P. Norbert, Bcncd. Ord. Pr. von St. Paul
Gymn. Prof. in Klagenfurt (III.)
Stipperger Adolph. Architekt in Klagenfurt. (II.)
(Unbefetzt I. Seföon.)
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III
6. Kraut.
Defchman» Karl, Cuftos des Mufcun» in Laihach,
Mitglied des krainer Landcsausfchuffes, Ritter
der eif. Kr. III. CL (I.)
Dimitz Auguft, Oberfinanzrath in Laibach. (III.]
(Unbcfetzt II. Seaion.)
7. Tyrol.
Atz Karl, Prieftcr, Bencficiat in Terlan. (Bczirkshaupt-
mannfehaften: Tricnt, Rovcrcdo, Riva, Tionc,
Clcs, Borgo, Primicro. Cavalcfe und Bozen.
II. SccVion )
Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef. in Hard. (I., II. für Vor-
arlberg.)
I.odron-Laterano, Graf, in Tricnt. (Bczirkshauptmann-
fehaften: Tricnt, Rovcrcdo, Riva, Tionc, Clcs,
Borgo, Primicro und Cavalefe. I. Scction.)
Orgler Flavian, Franc. Ord. Pr., Gymn. Prof. in Hall.
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Schwaz, Kufftein und
Kitzbühcl. II. Scftion; aufscr diefen noch Inns-
bruck, Imft, Landeck, Reutte, Brixen, Brunneck,
Lienz, Ampezzo, Bozen und Meran. I. SccTtion.)
Schonher David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Innsbruck, Imft. Lan-
deck, Reutte, Brixen, Brunneck, Lienz, Ampezzo
und Meran II. Seftion, für Tyrol und Vorarlberg.
III. Seaion.)
S. hüßenland.
Bizzarro Paul v., Dr., Advocat in Görz. (I. fiir Görz und
Gradisca.)
Coronini Cronbcrg-Paravic Franz. Gf , k. k. Geheim.
Rath und Kam., k. k Oberft a D.. in Görz. (II. für
Görz und Gradisca.
Mortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Trieft. (III. für das
Küftcnland.l
Klodic Anton, Rit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in
Trieft. Rit. d. eif. Kr. III. Cl. (I. für Iftrien mit
Ausnahme von Trieft fammt Gebiet und Pola.)
Pcrvanoglu Peter, Realitätcnbefitzcr in Trieft. (I. für
die Stadt Trieft und ihr Gebiet.)
Righetti Jon., Dr., Architekt in Trieft, (n. für die Stadt
Trieft, ihr Gebiet und für Iftrien mit Ausnahme
von Pola.)
Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (L und II. für das
Gebiet von Pola.)
p. Dalmaticn.
Alacevic Jofeph, k. k. Landesgcr.Rath in Spalato. (III.
für den ehem. Kreis Spalato).
Bianchi Karl, Fr., Cavalierc, Domherr in Zara. Rit. d,
Fr Jof.-Ord. (III, für den chem Kreis Zara )
Bulic Franz, Gymn. Prof. und Bczirksfchul Infpeftor
in Zara. (I. für den ehem. Kreis Zara.)
Gclcich Jofeph, Prof. an der nautifchen Schule in
Ragufa. (I., II. und III. für die ehem. Krcifc Ragufa
und Cattaro.)
Glavinic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d. Kr i,
Gymn. Dir. und Muf. Dir. in Spalato. (I. und II. fiir
den rhem Kreis Spalato.)
Smiric Johann, Realfeh. Prof. in Zara. {II. für den ehem.
Kreis Zara )
10. Höhnten.
Baum Anton, Architekt in Prag. (II. für den chem. Bunz-
lauer Kreis und prov. für den ehem. Saazcr Kreis.)
Bcncs Franz Jofeph, gräflich Harrach'fcher Cafficr,
Cuftos des vatcrlandifchen Muf. in Prag. (II. für
den ehem. Prager und Caslauer Kreis.)
Berger Stephan, J Dr., Grofsgrundbefitzer in Prag.
iL für die ehem. Kreifc Lcitmcritz und Saaz.)
Gindcly Anton, Ph. Dr., Univ. Prof., L. Archivar von
Böhmen in Prag. (III. für Böhmen.)
Grufs Joh., Dir. des Gew.-Mufeums in Leitmeritz.
(II. für den ehem. Leitmcritzer Kreis.)
Hermann Karl, Ob. Fin. R, u. Fin. Bez. Dir. in Kgcr. (II.
für den ehem. Fgcrcr Kreis.)
Hrasc Johann C.. Bezirkslchul-Infpeclor in Neuftadt
a. d. Mettau. (II. für den chem. Koniggratzcr
Kreis und I. für die ehem. Krcifc Koniggrätz,
Chrudim und Caslau.)
JitHnsky Karl, J. Dr., graflich Cemin'fcher Wirthfchafts-
Director in Neuhaus. (II. für den ehem. l'ifeker und
Bud weifer Kreis und I, für die ehern Krcifc Bud-
weis und l'abor.)
Lüfsner Moriz, jub. k. k. Statthaltereirath in Smichov
(1. für den ehern Prager Kreis.)
Mocker Jofeph, Dombaumeifter in Prag. (II. für die
Stadt Prag.)
Schmoranz Franz, Bcf. d. gld. Vcrd. K. im. d. K.), Bau-
meifter in Chrudim (II. für den ehem. Chrudimer
Kreis.)
Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin.
(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.)
Schwerdtner Viftor, Fachvorftand an der Staats
Gewcrbcfchulc in Pilfcn. (II. für den Pilsner Kreis
und I. für die chem. Kreife Eger, Pilfcn und Pifek.)
Sedlacck Auguft, Gymn. Prof. in Tabor. (II. für den
ehem. Taborcr Kreis.)
Truhlar Anton, Gymn. Prof. in Jicin. (II. fiir den ehem.
Jiciner Kreis.;
//. Mähren.
D'Elvcrt Chriftian, Rit. v., k. k. Hofrath (III. für die
Stadt Brünn.)
Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hiftoriograph von
Mähren, in Brünn. (III. für Mähren mit Ausnahme
von Brünn.)
Prokop Auguft, Prof. an der k. k. techn. Hochfchule
in Brünn. (II. umfafst die Bczirkshauptmannfchaf-
tcn: Hohenftadt, Littau.Olmiitz, Prcrau, Krcmfier,
Profsnitz, Rumerftadt, Mahr ■ Schonberg, Stern-
berg, Hollefchau, Wall.-Meferitz, Miftek. Neutit-
fehein und Mähr. -Weifskirchen.)
Sterz Karl, Rcalfchul Prof. in Znaim (H. umfafst die
Bezirkshauptmannfchaftcn: Kromau, Nikolsburg,
Trebttfch, Datfchitz und Znaim. 1
Trapp Moriz, Cuftos am Muf. in Brünn. (I. für die
Markgraffchaft M.ihren; ferner fiir die II mit den
Bezirkshauptmannfchaftcn : Boskowitz, Brünn,
Gaia, Goding, Mähr Trübau, Wifchaii, Ungar -
Hradifch, Iglau, Grofs-Mel'eritz und Ncuftadtl.)
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IV
12. Schießen,
Kurfchncr Göttlich, Dr., Gymn. Prof. in Troppau. iIII ;
Peter Anton, k. k. Schuirati), Direktor der Lchrcrbil-
dungs-Anftalt in Tefchen. ;I.)
Prokop Albin, Bauverwaltcr in Tefchen. (II.)
Ij. Galisien.
Cwiklinski Lud., Dr., Univ. Prof in Lemberg (I. Oft-
galizien.)
Dzieduszycki Adalb , Graf., Dr. in Jefupol. (II. für Oft-
galizicn.'l
Lepkowski Jofcph v., Univ. Prof. in Krakau, il. und II.
ftlr Weftgalizien.)
I.iskc Franz Xav., Ph. Dr., Univ. Prof. in Lemberg
III. für das polnifche Archivwefen in Oftgalizicn.)
Pictruszcwicz Anton. Domcuflos des gr. kath. Metro
politan Domcapitels in Lemberg. (III. für das
ruthenifchc .Archivwefen in Oftgalizien.)
Szujski Jofcph, Ph. Dr., Univ. Prof. u. Secr. d. Ak. d.
\VilT. in Krakau illl für den weftlichen 1 heil von
Galizien.)
Bukowina.
(lutter Jofcph, penf. Hauptmann in Sereth. (I.)
Ifopeskul Demeter, Dir. der Lehrerbildungs-Anftalt in
Czcrnowitz. (III.)
Laizner Jofcph, Dir. der Staats- Gcwcrbefchule in
Czernowitz. (II.)
Mit Schlufs des Jahres 1880 flanden mit der Cen-
tral-Commiffion nachgehende Correfpondenten in Ver-
bindung:
/. Oeßerreich unter der Urins.
Birk Ernrt, Kit. v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k.
Hofbibliothek in Wien.
Blaas Carl M. Prof. an dem Landes-Keal-Gymnafium in
Stockerau.
Kxner W. Fr., Hofrath, Prof. an der Hochfchule für
Bodencultur in Wien.
Falke Jakob Fr. L., Kit. v. ( k. k. Keg.-Kath, Vice-
Dir. des k. k. ofterr. Mufcums für Kunft und
Indullrie in Wien.
Hart mann V. Franzcnshuld Kruft, Edl., Ph. Dr., Cuftos
des Münz- und Antiken-Cabincts in Wien.
Hlavka Jofcph, Bau-K., Stadt-Baumeifter und Archi-
tekt in Wien.
Janaufchek Leopold, Ord. Pr„ Capitular des .Stiftes
Zwcttl, Profcffor an der theolog. Lehranftalt in
Hciligcnkreuz.
Janku Johann, Beamter der Privat-Bibliothck Seiner
Majeftat. in Wien.
Hg Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen
des Allcrh. Kaiferhaufcs in Wien.
Kanitz F., Ethnograph, Dir. K. des orient. Mufcums
in Wien. Kit. d. Fr. Jof. Ord.
Kcrfchbaumer Anton. Th". Dr., Fhrcndomhcrr. Dcchant
und Stadtpfarrcr in Krems.
Kluge Benedikt, Cift. Ord. IV., Pfarrer in Wurflach.
l.ippert Jofcph, Kit. v Grauberg, Kit. d. eil'. Kr III. CL
Architekt in Wien.
Mayer Anton, Dr., Secretar des 11 b. Landeskunde-
Vereines in Wien.
Mofsmer Anton. Burger in Kelz.
Neumann Wilhelm, Th. Dr., Hciligcnkrciizer Stifts-
capitular, Univ. Prof. in Wien.
Kicwel Hermann, Kit. v., Architekt und Prof. an der
Bau- und Mafchinenfchule in Wien.
Rosner Friedrich, Kit. v\, k. k. Hptm hei der Mil. Bau
Direclion in Wien.
Kziha Franz, k. k. Prof. an der techn. Hochfcliulc in
Wien.
Scmbcra Alois. Rgs.Kath, Lehrer der buhm. Sprache
und Literatur an der Univerhtat in Wien.
Wanek Johann, Pfarrer in Lichtenworth.
Wcifs Karl, Archivs- und Bibliotheks üireelor und
Chronift der Stadt Wien.
Widter Anton, ReaülatenBefitzer in Wien.
Wilczek Hans, Graf, k. k. Geheitner Kath und Käm-
merer, Herrenhaus-Mitglied in Wien.
2. Oeßerreich ob der Enns.
Az Moriz, Ober-Poftrath und Ober Poftdir. in Linz.
Kittel Eduard, Dir. der Lehrerbildungs-Anftalt in Linz.
Melnitzky Auguft, k. k. Statth. -Secretar, Leiter der
Bezirkshauptmannfchaft in Vucklabruck
Mullner Alphons. Prof. an der k. k. Lehrerbildungs
Anftalt in Linz.
Oberlcitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz.
Paillcr Wilhelm, Chorherr des Stiftes St. Florian,
Pfarrer zu Goldworth.
Stapf Jofcph, Bergrath in Hallftadt.
3. Salzburg.
Biebl Kudolph, Biirgcrmcifter in Salzburg.
Petter A , Dr., Cuftos des ftadt. Mufeums in Salzburg
Sitte Camillo, Dir. der Staats-Gcwcrbcfchulc in Salz-
burg.
Wcffikcn Jofcph. Architekt in Salzburg.
4. Steiermark.
Beckh-Widmanftcttcr Leopold v., k. k. Hauptmann in
Marburg.
Felicetti v. Liebcnfels Moriz, p. Hptm. in Gratz.
Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz.
Gaupmann Kudolph, Prof. am landfchaftl. Kcal-Gym-
nafium in Pcttau.
Grofs Hans, Dr., k. k. Gcrichtsadjunft in Gratz.
Gruber Philipp, Bcnelkiat in Strafs bei Spielfeld.
Heinrich Alfred, Gymn.-ProfelTor in Cilli.
Hofrichtcr Jofcph Karl, Notar in Windifch-Gratz.
Hönifch Johann v.. M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz.
Ilwof Franz, Dr.. OberrealfchulDireetor in Gratz.
Lauzil Karl, Dir. der k. k. Staats-Gcwcrbcfchulc in
Gratz.
Liebich Johann, Ob. -Baurath in Grätz, Bef. d. gold.
Verd. Kr. im. d. Kr.).
Mayer Franz, Dr., Prof. am k. k. Ob. Gymn. in Gratz
Meixner Anton, Bcncficiat zu St. Leonhard in Ga-
bersdorf.
Orozcn Ignaz. Domh. in Marburg.
Petfchnig Hans, p Prof. in Gratz
Pichl v. Gamfenfels Karl. Kit., Gutsbef. in Fggenwald
bei Kadkersburg.
Raifp Ferdinand, Privatbeamter in Pcttau
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V
Roffegger Ruprecht , Pfarrer in Fciftritz bei Peggau
ScheJger Jofcph v„ jub. k. k Poft-Diredor in Grätz.
Schlaga Ignaz, Bez. Richter in Obdach.
Watzka Karl, k. k. Ob. ing. in Grat*.
5. Kärnten,
Hauer Simon, Pfarrer zu St. Georgen am Weinberge.
Bhimfcld Leopold, Kdl. v., p. L. Ger. R. in Spital.
Gröber Matthäus, Domcaplan in Klagenfurt.
Gruber Jofcph, landfeh. Bezirkswundarzt in Klagenfurt.
Ilaufer Kail, Frcih. v., Secrelar des karntn. Gefchichts-
Vereines in Klagenfurt.
Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach.
Levitfchnigg Bartholomaus, Ph. Dr., Dechant und
Pfarrer in Hcrmagor.
Lex Gabriel, Pfarrer zu St. Peter im llolz.
Moro Max, Rit. v., Vorftand des karntn. Gcfchichts-
vereines und Fabriksbef. in Viktring.
Kainer Jofcph, Gutsbcf. in St. Veit.
Raufchcr Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt.
Raufchcr Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk
Reiner Johann, Obcrrealfchul Prof. in Klagenfurt.
Schellander Georg, Domh. in Klagenfurt.
Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul
6. Tyrol.
Baruffaldi Luigi Antonio, Dr., in Riva.
Dahlkc Gotthilf, Kunllfchriftlleller in Gries bei Bozea
Giovanelli Ferdinand, Frcih. v., zu Schlofs Hurtcnberg.
bei Bozen.
Kaltenegger Ferdinand, kaif. Rath, emerit. Ak. Prof. in
Schlofs Palaus.
Necb Philipp, Forftmeiftcr in Bozen.
Nordio Heinrich, Leiter der k. k. Fachfchule für Mar-
mor- Indult ric in Tricnt.
Pescofta Cyprian. Caplan in Ehrenburg.
Sardagna Michaclc v., Vorfl. des (ladt. Muf. in Tricnt.
Stipplcr Johann, Hofcaplan in Brixen.
Zanella, Don Giovanni Battifta, Caplan in Trient.
Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof, in Innsbruck.
Zingerle Jofcph, Domh. in Tricnt.
Zingerle Oswald, Dr. in Innsbruck.
7. Krain,
Codclli Anton, Frcih. v., penf. Gubernial-Sccrctär in
Laibach.
Leinmüller Jofeph, Ob. Ing. in Rudolphswerth.
8. KUftttUatuL
Majonica Heinr., Gymn. Prof. in Görz,
Schräm Hermann. Gcndarmerie-Rittmeifter in Pola.
p. Dalmalien.
Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Rcichsraths-
Abg., Bgrmftr. in Spalato. Rit. d. eif. Kr. DL Cl.
Barbicri Stephan, Bez. Hptm. in Benkovaz.
Danilo Johann, VVeltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof. Ord
Diana Paul, Pfarrer in Salona.
Dojmc Peter. Nobile de, Podcft.i in Liffa
Gabric Clemens, Gcmcindcfecr. in Metcovich.
Inchioftri Anton, Ing. in Spalato.
Kaznacic Johann Auguft, Md. Dr., Spitals-Dircetor in
Ragufa.
Marcocchia Georg, Ing. in Spalato.
Mafchek Alois, kais. R., Hilfsnmtcr-Dir. der Statth. in
Zara.
Sunde cic Georg, Gemeindefecr. zu Kiflanjc.
Zanchi Franz v., Statth. R., Bez. Hptm. in Spalato,
Rit. d. eif. Kr. III. CL, Comth. d. päpftl. Gr. Ord.
10. Böhmen.
Biermann Gottlieb, Dr., Dir. am Kleinfeitner Ober
Gymn. in Prag.
Boos-Waldek Franz, Gf., Kam., Ilcrrfchaftsbefitzer in
Woffclitz.
Cori Joh. Ncp , penf. Mil. -Pfarrer in Neuhaus.
Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Pcruc bei Laim.
Faffcl Jof. Timotheus, Gymn -Director in Komotau.
Haiek Karl, Conlift. R., Dechant in Taus.
Kropf Emil. Architekt und ProfclTor in Pilfen.
Ludikar Auguft, Sccrctar der Bezirksvertretung zu
Strakonic.
Ricak P. Wenzel, Dechant in Pfeftic.
Rufs Viclor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u. Gutsbcf.
in Schun-Pricfen.
Siegel Johann, Stadtbau- Amtmann in Fgcr
Skramlik Emilian, Bürgcrmeiftcr der k. Hauptlladt
Prag, Rit. der eif. Kr. III. Cl.
Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis.
Toscani Johann, k.k. Obcr-BcrgcommilTar in Komotau.
Waldliein-Wartenberg, Graf Ernft Karl. Kämmerer in
Slahlau.
Weber Wenzel, Dechant in 1 lohcnelbe, Rit. d. Fr.
Jof Ord.
Zach Georg, Oberrealfchul-Director in Kuttenberg.
//. Mahren.
Jungnickl Franz. Bürgcrmeiftcr der Stadt Znaim.
Umlauff Karl, L. Ger. R. u. Bcz.-Richtcr in Profsnitz.
Winterhoücr hranz, k. k. Statth R.. Bürgcrmcifter der
Stadt Brünn.
12. Galisien.
Pawlowicz Eduard, Cultos am Offolinskifchcn Inftitutc
in Lemberg.
Popicl Paul, R. v., Gutsbef. in Krakau.
Rogawski Karl, K. v., Gutsbef.
Stadnicki Kafimir, Gf., p. Statth. R. in Lemberg.
Stupnicki Saturnus Johann, Rit. v., gr. kath. Bifchof
von Przemysl.
Szaranicwicz Ifidor, Ph. Dr, Univ. Prof.. Dir. des hift
Seminars in Lemberg.
Zachariewicz Julian, Vorftand der Baufchule der k. k.
techn. Hochfchule in Lemberg.
Zawadzki Ladislaus, Rit. v., in Lemberg.
ij. fiukoii'ina-
Getzlinger Leopold, Md. Dr., Bezirksarzt in Kimpolung.
Kaprzycki Karl, Md. Dr Bezirksarzt in Wisnitz.
Lofert Johann, Ph. Dr., Univ. ProfclVor in Czernowitz
Mikulitfch Andreas, penf. Cameral Bezirksbaumeifter
in Czernowitz.
Neubauer Ernft Rudolph, Gymn, Dir. in Radau/.
Neumann Ferdinand, Ob. Ing., Leiter des Bau-Bezirkes
in Suczawa.
Wickcnhaufcr Franz Adolph, k. k. Finanzrath in Czer-
nowitz.
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VI
'4- Ungarn und Nebcnlandcr .
Cipariu Timotheus, Dompropft in Blalcndorf.
Csergheö Gii-za v., k. k. Hptm. a. D. in Fenyes-Litkc.
Dimic Theophil, Bez. Schulinfp. in Milrovic.
Drahotuszky Franz, K. ("an. und l'rafea des bifeh.
Waifcnhaufcs zu Sillein.
Ellenbogen Jofeph, Prof. an der Ob.-Rcalfchulc in
Prefsburg.
Fogarafy de Gycrgyo-Szent-Miktos Michael, Geh. K.,
Bifchof zu Karlsburg.
Gliubich Simon, Cullos des archaologifchen Mus. in
Abrain.
Gruic Zacharias, Schulinfpeclor in Szegcdin.
Ilenszlmann Fmcrich, Dr., k. K., Prof. der Kunll-
gcfchichtc an der Univ. in Budapefl.
11k' Lucas, Confill. K. u. Pfarrer in Mackovac.
Ipolyi-Stummer Arnold v., Bifchof in Neufohl.
Kukuljevic-Sakcinski Johann v., Obcrgcfpan in Agram.
Myskövszky Viftor, Prof. an der Ob. Kcalfchule in
Kafchau.
Paur Ivan, gräft Szechenyi fchcr Archivar in Oedcn
bürg.
Rciffcnbergcr Ludwig, Gymn. Prof. in Hcrmannftadt.
Komcr Florian, Dr., kon. K., Abt von Janofi, Canoni-
cus lat. ritus zu (Irofswardein
Siballic Stephan, Kit. v., k, k. Obcrfl in Mitrovic.
Storno Franz, Architekt in Uedenburg.
Forma Karl v., Ob.-Gefpan, Gutsbef. zu Csicso-
Keresztur.
Vukovic Michael, k. k. Major in Agram,
ij. Bosnien und Herzegowina.
Duic Jacob, Kit. d. Fr. Jof. Ord., kath. Pfarrer in
Travnik.
Muller Heinrich, k. k. Viceconful in Plevlje.
Ncdic Martin, F.x-Provincial des Franziscancrordens
in Djakovac.
Zubac P. Auguftin, kath. Pfarrer in Graduier
Grueber Bernhard, emer. ProfelTor in Schwabing bei
München.
Die Nachricht über den Tod des rührigen Cor-
refpondenten Anton Schneider in Lemberg wurde mit
lebhaftem Bedauern zur Kenntnifs genommen.
Verhandlungen der Plenarverfammlungen.
Ueber Aufforderung des k. k. Miniltcriums fiir
Cultus und Unterricht wurde der Voranfchlag der
CentralCommiffion für die Jahre iü$2 und 1883 in
Berathung gezogen. Bezüglich des erlleren befchlofs
man im Hinblicke auf die Gebote der Sparfamkcit im
Staatshaushalte die gleiche Paufchalfubvcntion wie
bisher zu erbitten, hinfichtlich des Frfordeniiffes pro
1883 wurde um eine weitere Subvention wegen der im
Jahre 1883 zu erwartenden Drucklegung der Kunft-
Topographie für Nieder-Ocllerreich. Salzburg und
Kärnten gebeten, damit durch das Verfügbarbleiben
des für die Kunfl-Topographic beflimmten Betrages aus
der Dotation der Central C ommiffion die Sammlung
des kunlltopographifchen Matcriales für andere Krön-
lander nicht unterbrochen werden muffe. Ferner nahm
die Commiffion die Mittheilung dcsfclben Miniftcriums
über die verfalfungsmafsig gewahrte Dotation pro 1881
zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren Ziffer
von jedweder grofseren und koftfpieligen neuen Sepa-
rat-l'ublication wahrend diefes Jahres abzufchen.
Von den Mittheilungen der Cintral-Commiffion
wurde der VII. Band neuer Folge, und zwar wie bisher
in vier Quartalheften unter der bisherigen Redaktion
lies Minillerial-Secretars, nunmehr k. k. Scclionsrathes
Dr. Karl Lind und unter Finflufsnahmc und finanzieller
Uebcrwachung des Redaclions-Comitcs veröffentlicht.
Die vom Publications-Comite geprüften Verrech-
nungen der Redaclion über die Korten früherer Hefte
und Bande der Mitthcihingcn wurden zur Kenntnifs
genommen. Auch legte die Redaction wie bisher die
Voranfchlage für die Köllen des VII. Bandes vor Aus-
gabe derfelben vor.
Der Vorfitzcndc thcilte mit, dafs Se. Majcflät den
VI. Band der Mitthcilungen, neuer Folge, allergnadigft
anzunehmen und fich in huldvollftcr Weife über das
Wirken derCcntral-Commiffion aus/.ufprechen geruhte.
Auch wurde von Sr. Kxcellenz dein Präfidenten
das Dankfchrcibcn Sr. k. und k. Hoheit des durch-
lauchtigftcn Herrn Erzherzogs Albrakt für die über-
reichlen und angenommenen Mittheilungen, Jahrgang
1880, zur Kenntnifs gebracht.
Wie in den vergangenen Jahren fanden fich auch
im Laufe des Jahres 1881 wiederholt Gelegenheiten
zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten
Illultrations-Materials durch Abgabe von BleiabgülTen
an Vereine und zu Privat-Publicationcn.
Hinfichtlich des Schriftcnaustaufchcs der Central-
Commiffion mit ahnlichen Staats- und Privat-Inflitutcn
des In- und Auslandes ifl zu bemerken, dafs derfelbe
wefentlich zugenommen hat und der Bibliothek auf
diefem Wege fo manche namhafte Bereicherungen
zugingen.
Ueber Antrag des Sectionsrathes Dr. Lind wurde
mit dem hcraldifchcn Vereine r AdIcr u in Wien, der
der Ccntral-Commiffion ein ganzes Exemplar feiner
Publicationen vorlegte, der Schriltenaustaufch einge-
leitet und diefem Vereine auch die gefammte ältere
Publication der Central-Commiffion, foweit deren Vor-
rath reichte, als Gcgcngcfchcnk überladen.
Ueber Aufforderung des k. k. Unterrichts-Mini-
lleriums erklärte fich die Central Commiffion bereit,
mit ihren ganzen Publicationen dem von der franzöfi-
fehen angeftrebten Schriftcntaufchc wiffcnfchaftlicher
Werke beizutreten.
Aufserdem bekamen die Sammlungen der Ccn-
tral-Commiffion recht werthvolle Gefehenke. So über-
fendetc Confcrvator Jenny als Gcfchcnk die photo-
graphifche Abbildung einer alten Karte von Vorarl-
berg, welche mit Dank angenommen wurde. Der
Archivar Ubald Kojlerßt: des Stiftes Kloftemeuburg
legte ein Exemplar des von ihm verfafsten Werkes
über die älteren Grabdenkmale in diefem Stifte vor.
Die Central-Commiffion einverleibte diefes wcrthvolle
Gefchenk mit dem Ausdrucke befonderen Dankes ihrer
Bibliothek. Oberbaurath Schmidt legte vor die ihm
vom Corrcfpondcnten Mcfsmcr übermittelten photo-
graphifchen Aufnahmen des gemalten Haufes in Rttz.
Die vom Confcrvator Dr. Pervanoglu vorgelegten
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VII
Publicationcii : „Le colonie grecche fülle cefle orientali
del märe adriatica u und „SulT originc del nome dcl
mare adriatico" wurden mit Dank für die Bibliothek
übernommen. Confervator l\rvani>%lu legte ferner
vor e^nen Separat-Abdruck feiner lehrreichen Abhand-
lung ,dci primi abitatori delle higune venetc", wofür
ihm gedankt wurde. Die Directum des Kricgs-Archives
im k. und k. Keichs-Kricgsminiftcrhim hat der Central-
Commiflion ein Exemplar des Rcpertoriums über die
dortfelbft vorhandenen A<ften zum Gebrauche über-
lalTcn, was mit Dank übernommen wurde. Das k. k.
Handcls-MiniHerium übermittelte für die Bibliothek ein
Exemplar des mit feiner Subvention durch die Direktion
des ollerreichifchen Mufcums herausgegebenen Wiener
I leilthumbuches.
Ueber Antrag des Dr. Lind wurde der Ankauf
einer gröfseren Anzahl von photographifchen Auf-
nahmen von Denkmalen aus der Gegend um LUns für
die Sammlung der Commiffion befchlolfeii.
Die grofse Menge von Zeichnungen, Photogra-
phien u. f. w., welche die Central-Commiflion befitzt,
hatte- das Plenum veranlafst, einen Fachmann zeitweife
zu berufen, um diefc Sammlung in eine der Wiffen-
fchaft und den Anforderungen des leichten Gebrauches
entfprechende Ordnung zu bringen. Diefe Aufgabe
wurde nach Mafsgabe der dafür verfugbaren Geld-
mittel theilweife durchgeführt und dürfte in der Folge
abgefchloffen werden.
Ueber die vom einer. Profeflor Grueber gemachte
Anregung auf Herausgabe eines Supplement -Bandes
zum Werke desfelben über die mittelalterlichen Kunlt-
denkmale Böhmens, umfaffend die Denkmale der
„FruhRenaiffance", befchlofs die Commiffion, diefe
Anregung befürwortend, lieh um Gewährung einer
Staats-Subvention an das Unterrichts-Minifteriun zu
wenden.
Die in ncucltcr Zeit durchgeführten Hlofslegungen
alter Wandgemälde in Kirchen Tyrols und die damit
in Verbindung gebrachten mitunter durchaus nicht
pietätvoll durchgeführten Reftaurirungen derfelben,
die beffer als vollflandige und nichts weniger als künft-
lerifch ausgeführte Ncubemalungen bezeichnet werden
können, wie auch eine diefcn Gegenftand behandelnde
Eingabe des Confervators Sch'vnkerr hat die Central-
Commiffion veranlafst, diefer befonders wichtigen
Angelegenheit ihre volle Aurmerkfamkeit zuzuwenden.
Das Spccial-Comitc für Gcmäldc-Rcftauriningcn hatte
fich zuiiächlt mit diefer Angelegenheit zu befchäftigen.
Dasfelbe ftellte in Erwägung des Umftandcs, dafs die
heutigen Befugniffe der Central-Commiffiou und die
Icllltehendcn privatrechtlichen Gefetzesnormen ein
unitiittelbarcs verhinderndes Einfchrcitcn derfelben
nicht zulaffeti, an das Plenum den Antrag, dafs einer-
feits, um den Fortfetzungen der überhafteten und bar-
barifchen Reftaurirungen nach Thunlichkeit fofort ent-
gegen zu treten, an die drei Dioccfan-Confiltoricn in
Tyrol das Erfuchcn gerichtet werde, den Curat-Clerus
über die wünfehenswerthe Erhaltung der alten Wand-
malereien zu belehren und den Auftrag zu erlalTen,
dafs keinerlei Gemaldc-Reflaurirungen fernerhin ohne
Ordinariats-Erlaubnifs, refpective ohne dafs die Cen-
tral-Commiflion früher ihr Gutachten abgegeben habe,
durchgeführt werden dürfe; auch möge Geh die Central-
Commiffion bereit erklaren in allen derartigen vor-
kommenden Fallen, nach an fie gelangter Verftän-
digung ein Gutachten abzugeben. Anderfeits erkannte
das Comite die Notwendigkeit einer Zufammen-
flellung der noch beliebenden alten Wandmalereien in
den Tyrolifchen Kirchen. Um diefc zu erlangen, fchlug
das Comite vor, Tyrol für die nächfte Kunft-Topogra-
phic-Publication in Ausficht zu nehmen und zu diefcn»
Bchufc die üblichen Fragebogen auszufenden und
Kiinftler auszufchicken.
Ununterbrochene Aufmerkfamkcit wendete die
Central-Commiflion den Arbeiten fur die Kunit-Topo-
graphie der im Reichsrathe vertretenen Königreiche
und L inder zu. In wiederholten Sitzungen des hiefur
cingefetzten Special Comites wurde diefe Angelegen-
heit in Bcrathung gezogen.
In Betreff des Fortganges der Arbeiten fur eine
Kunft-Topographie von Nitdtr - Oefterreich erklärte
Regierungsrath Freiherr von Sackin, dafs die Notizen
fur den errten Theil, welcher die Denkmale diesfeils
der Donau befprechen wird, zwar volKlandig gcfam-
melt find, doch in Folge dringender Bcrufsgefchäfte
vor dem nächften Jahre von ihm nicht an die Druck-
fertigmachung des Manufcriptes gegangen werden
kann. Cuftos Schtßag meinte bezüglich Salzburgs,
dafs im laufenden Jahre die Sammlung der kunlttopo-
graphifchen Notizen zum AbfchlulTe gebracht werden
konnte, wenn die zum Matcriallammcln erforderlichen
Kräfte vorhanden wären. Endlich erklarte Dr. Lind
bezüglich Kärntens, dafs die Vorarbeiten mit Ende
1881 gefchlolTen werden können, wenn es der Central-
Commiffion möglich ift, im laufenden Jahre wie bisher
mehrere Küuftlcr zur Durchforfchung der noch übrigen
Bezirke auszufenden.
Um nun diefc Arbeitenden Intentionen der Special-
referenten moglichft zu fordern, wurde Confervator
V. Uerger erfucht, beftimmte Keiletouren in Salzburg
durchzuführen, auch unternahm Referent Sc/ujiag eine
theilweife Bereifung Salzburgs. Da es jedoch (liefen
Herren nicht möglich war. die fur die erforderlichen
Bereitungen nothwendige hinreichende freie Zeit zu
erlangen, konnte nicht das ganze fur die Kunll Topo-
graphie Salzburg".* erforderliche Materialc gcfammelt
werden. Cuftos Sckeßag bezeichnete daher mit Zuver-
ficht das nächftc Jahr als den Zeitpunkt der Vollen-
dung der Sammlung des Materials.
In Betreff Kärntens befchlofs die Central Com-
miffion, einen archaologifch gebildeten Fachmann,
gleichwie im Vorjahre, vom Juli an durch zwei
Monate dahin zu entfendet», um eine bcllimmtc Anzahl
von Decanaten archaologifch zu durchforfchen. Es
waren durch ihn die Decanatc Untcr-Geilthal, Unter-
und Ober-Rofenthal und Tainach mit 122 Orten, archao-
logifch zu unterfuchen. Leider erlaubten die Mittel
der Central-Commiflion nur, diefcn einzigen Fachmann
nach Kärnten zu entfenden, daher noch für das Jahr
1882 einige wenige Decanate zur Durchforfchung
erübrigen. Ucbrigens ift das gefammelte Material
bereits gelichtet und geordnet und fohin gcwilier-
mafsen druckfertig.
Die Herren Dr. Kenner und Much legten mehrere
Muftcr fur die Zufammenüellung und Abfallung der
Notizen über prahiftorifchc und romifche Gegenll.mde
fur Zwecke der Kunfl-Topographie vor.
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VIII
Die Plenar-Verfamm hingen nahmen diefe allmalig
einlaufenden Commiffions-Beridite mit Befriedigung
zur Kenntnifs, glaubten jedoch ihrem Wunfche neuerlich
Ausdruck geben zu Collen, dafs diefer Angelegenheit
und namentlich der ÜlUnlicbften Hefchlcuniguiig der
Vorarbeiten in Betreff der drei Kronländcr die vollllc
Aufmerkfamkcit und Untcrflutzung zugewendet werde,
um fobald als möglich zur Clafiirung der Denkmale
und fodann zur Drucklegung fehreiten zu können.
Aufserdem ftimmte das Comitc dem berührten
Antrage des Spccial-Comites furBilder-Keftaurirungcn
bei und wurde die Kinleitung von Verhandlungen
beantragt, in Betreff der anzubahnenden Anfammlung
des kuiilUopographifchcn Materials fiir Tyrol.
Die Ccntral-Commiffion, welche diefen Antragen
ihre Genehmigung nicht verfagte, zauderte nicht, zur
Bethatigung ihres regen Intcreffes für diele Frage
(Sofort die entfprechcnden Verbindungen, mit Fach-
organen in Tyrol anzuknüpfen.
Anlafslich der zur Erhaltung des fogenannten
Kpona-Rcliefs in Bregens von Seite der k. k. Behör-
den getroffenen Mafsnahmcn wie auch im Hinblicke
auf fo manche in neuefter Zeit vorgekommene
Demolirungen von Kunftdenkmalen, auf ganz verun-
glückte bauliche Keflaurationcn und auf die Vorgänge
bei den Fresken- Reftaurirungen in Tyrol und an
anderen Orten hob Sc. Exccllenz der Prafident die Not-
wendigkeit eines ausgiebigen Schutzes für die heimath-
lichen Denkmale hervor. Gleich wie diefs durch einen
dem ungarifchen Reichstage vorgelegten Gefetzent-
vvurfinden Landern der ungarifchen Krone erreicht
werden foll, beftcht auch hier die Dringlichkeit, einen
folchen Gefetzentwurf auszuarbeiten Die Commiffioil
befchlofs, das Comite für ftaatliche Gefetzgebung zu
erfuchen, diefe Angelegenheit cheftens in Bcrathung
zu ziehen. Dicfes Comite leiftetc der Aufforderung
fofort Folge, und ifl bereits zur Berathung dicfes
Gegcnftandes zufammengetreten.
Dem Comite fchien es zunachfl nothwendig, ficb
über gevviffe allgemeine Gcfichtspunktc und leitende
Grundfatze zu einigen, gleichzeitig wurde noch die
Nothvvendigkeit der Beziehung eines juridifchen Fach-
mannes anerkannt. Nach längerer Befprechung, an
welcher fich die Herren Hofrath Sichel, Dr. Kenner
und Dr. Lind bethciligtcn, und wobei <lie vielfeitigen
Schwierigkeiten, die einem folchen Gcfctzescntwurfc
entgegengehen, erörtert wurden, Hellte das Comitc
als leitende Gefichtspunkte auf: a) Aulllcllung von
befonderen Beftimmungcn bei Funden beweglicher
Gegenftände, wie Anzeigepflicht, das Vorkaufsrecht
für öffentliche Sammlungen; b) defsgleichen befondere
Beftimmungcn in Bezug auf die Erhaltung von Bau-
denkmalen, und zum Schutze gegen Verfall, bei Keflau-
rirungen und in Betreff des fubfidiaren Finfchrcitcns
des Staates zur Wahrung des öffentlichen Intercflcs,
ferner ei die Hinausgabc von Vorfchriften zur Ver-
hütung der Verfchleppung von Denkmalen ins Aus-
land; dj Ausdehnung de> Fxpropriations-Gcfctiefl auf
Kunftdetikmale im InterelTc für deren Erhaltung und
,. fchlicfslieh Zuerkennung einer gewilTen Executiv-
gevvalt an die (Jrgane der Central-Coinmiflion.
Verhandlungen der I. Section.
Diefelbe hielt neun Sitzungen.
Freiherr v. Sacken berichtete über die Auffindung
eines mmifchen Grabftcincs mit Sculptur und Infchritt
auf einem Hoch-Plateau zwil'chen Pifchau und ifuth
mannsdorf.
Ueber Antrag desfelben Mitgliedes, die Ccntral-
Commiffion wolle fich im Hinblicke auf die jüngften
befonders wichtigen Funde in Petroiiell beim k. k.
Miniftcrium für Cultus und Unterricht verwenden, dafs
die Nachgrabungen auf dem Territorium von Carnun-
tum im Jahre i8!<2 wieder mit Staats-Subvcntion auf-
genommen werden, wurde befchlollen, eine derartige
Eingabe dem bezeichneten Minillerium zu unter-
breiten.
Confervator Kolb legte einen Bericht vor über die
Fund-Objcctc aus Bertiardin bei Wels und über deren
Fundftatte, und empfahl, dafs einige an der Kirche in
Wels eingemauerte romifche Monumente an mehr
fchutzenden Stellen angebracht werden , wenn fic
nicht etwa an das Mufcum in Linz abgegeben würden.
Ueber Referat Dr. Kenners fprach (ich die Central-
Commiffion für Einleitung entfprechender Verhand-
lungen mit dem hochwürdigen Pfarrer in Wels aus.
Der Bericht desfelben Confcrvators über Graberfunde
bei Bernardin nächft Wels wurde über Antrag des
Referenten Di . Kenner zur Veröffentlichung durch die
Mitlhcilungen bellimmt.
Confervator von Kolb berichtete ferner über den
Fund eines kupfernen Torqucs in der Gemeinde Weng.
Corrcfpondcnt Mei.xner berichtete über Funde in
liagna, Ratjeh. Neudorf, Leitring. Gaishorn, Frauen-
birg und Stra/s (Steiermark!,
Confervator Dr. Pichler berichtete auf Grund
einer Anzeige des Corrcfpondcnten Heinrich über die
beim Baue eines Wohnhaules in der Grätzer Gaffe zu
Cilli entdeckten Reite eines romifchen Haufes.
Das Unterrichts-Miniftcrium machte der Ccntral-
Commiflion Mittheilung von einem Erlaffe in Betreff
der Angelegenheit der Uebertragung der Bachus-
Statuc am Grätzer Schlofsberge in das Joanneum. In
der Folge berichtete Dr. Lind über den ablehnenden
Befchluls des fteierifchen Landcsausfchuffcs , nach
welchem derfelbc die Bewilligung eines Geldbetrages
zur Bcllrcitung der Ueburragungskoflen ablehnt.
Confervator Dr. Pichler brachte zur Kenntnis,
dafs die beabfichtigte Durchgrabung eines Hügels
bei Manning in Steiermark in Folge der noch nicht
geordneten Verhandlungen mit den Grundeigentü-
mern eine Verzögerung erlitten hat.
Die vom Correfpondcnten ProfelTor Gaupmann
vorgelegte Aufnahme von Römcr-I >enkmalcn in Peltau
wurde mit InterelTc zur Kenntnis genommen, und als
zweckmafsige Grundlage für ein Romerflein-Inventar
erkannt. Derfelbe Correfpondent legte ferner vor
den Kofkenüberfchlag für ein hölzernes Schutzdach
über den fogenannten Pranger in Pcttau, d. i. ein dort-
felbft nachrt der Kirche aufgeltclltes Romer-Denkmal.
Die Sektion bewilligte zu den Herflelluugskoften für
diele Ueberdachung einen Beitrag aus ihren Mitteln.
Die von Seite des hohen k. k. Miniftcriums für
Cultus und Unterricht zur Aeufscrung übermittelte
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IX
Hingabe dcsProlctfortn-Coll<_giuui.sderphi]ofophifch<-ii
Facult.it der Wiener Univcrfit.it auf Gründung eines
LocalMnfnims in Cilli wurde mit eingehender Moti-
virung und unter Wahrung des Standpunktes der
Central-Commiffion mit Berufung auf dasjenige, was
von dcrfclben in diefer Richtung fnwohl in Cilli als
anderwärts bereits eingeleitet oder beantragt worden,
wärmftens befürwortet In der Folge machte das k. k.
Minillcrium für Cultus und Unterricht der Central-
C'ommiffion die erfreuliche Mittheilung, dafs es über
deren Anregung fowic über jene feitens des archiiolo-
gifch-epigrapliifchcn Seminars an der Wiener Univcr-
fitat geneigt fei. in Cilli ein Local-Mufeum für die
dortigen rumifchen Denkmale errichten zu lalTeu. Wie
fpatere Berichte darthun, ift diefe Frrichtung im Zuge.
Die .Anzeige, dafs Seitens der Lcobner Eifeiv
Werks- Verwaltung in Donawitz die Köllen des Trans-
portes für ein römifches Denkmal von dort bis Gratz
ijoanneum) getragen wurden, wurde über Antrag
Dr. Kenner mit Befriciligung zur Kenntnis genommen.
Ucbcr Antrag des Dr. Kenner bewilligte die
Ccntral-Commiffion eine Subvention zu den unter der
Leitung Dr. Pichler flehenden Grabungen in Katskotkr.
Confervator Richter legte zwei Berichte über
prahiftorifchc Funde im Salzburgifchen und über die
antiken Bronzen im Salzburger Mufcum vor, welche
auf Antrag Dr. Much's für die Mittheilungen beftimmt
wurden. ' Desgleichen wird über Referat Dr. Kenner 's
ein weiterer Aulfatz dcsfelben Confervators, betreffend
die Riimerffrafse über den Radftiittcr Taucrn als für
die Topographie des römifchen Tauern-Ueberganges
in der Richtung Juvavo -Virunum fehr werthvoll, zur
Veröffentlichung angenommen. 1
Die im Wege des k k. Minirteriums für C ultus
und Unterricht an die Ccntral-Commiffion gelangte
Eingabe des Profcfibren • Collcgiums der Gratzer
philofophilchen Facuttat um Frtheilung einer Staats-
Subvention zur Wiederaufnahme fyjlcmatifchcr Gra-
bungen auf dem Zollfelde wurde dem genannten
Minifferium zur geneigten Würdigung auf das warmftc
empfohlen. Auch bcfchlofs die SecYion, fich in der
Angelegenheit diefer unter der Leitung des Prol'ciTors
Dr. Fritz Pichler zu Hellenden Grabungen an das
karntnerifchc Landes-Prafidium und fürftbifchoflichc
Confirtorium zu wenden, damit von deren Seite diefem
Unternehmen die thunlichflc Forderung zu Theil werde.
Schliefslich bezeichnete die Central-Commiffion das
Mufcum in Klagenfurt als die Sammclrtellc für alle zu
erhoffenden Fund-Objctflc. 1
In der Folge kam der Ccntral-Commiffion feitens
des k. k. Minifteriums für Cultus und Unterricht die
Mittheilung zu, dafs es für die wiffenfehaftlichen Gra-
bungen am Zollfclde unter der Leitung des Dr. Fritz
J'nlt/er 500 fl. gewidmet habe, und dafs dem Antrage
der Ccntral-Commiffion Folge gebend, das Klagen-
furter Mufeum zur Aufnahme der fammtlichen Fund
gegenftandc beftimmt wurde. Nachdem diefe Grabun-
gen im Laufe des Jahres 1881 wirklich ftattfanden,
erftattete Confervator Dr. Piehler l'owohl wahrend des
Ganges der Forfchungen mehrere vorläufige Berichte
als auch zuletzt einen Schlufsbericht über die bisherigen
Krfolge. Da laut eines letzteren Berichtes des Confcr-
' S Hillk VII N. t. f. C'XIX
« S. Mittk. VII. N. r. f. CXI.
' S. UM. VII. N. r.p, l.XXXI
VIH N. r".
vators Dr. Piehler die diesjährigen Grabungen am
Zollfclde mit November cingellellt wurden, bcfchlofs
die Section, Schritte zu thiin, damit diefem im nachften
Jahre fortzufetzenden Unternehmen Subventionen
gefichert werden, was zur Folge hatte, dafs das
Minirtcrium für Cultus und Unterricht zur Fortfelzung
der wiffenfehaftlichen Grabungen auf dem karnt-
nerifchen Zollfelde pro 1882 und 1883 unter Voraus-
felzung der verfaffungsmafsigen Genehmigung des
erforderlichen Credites eine Subvention von je 500 fl.
bewilligt hat. Kndlich legte Dr. Piehler <lie Schlufe-
rechnung über die Köllen der Grabungen am Zollfelde
vor, welche der ordmingsmafsigeti Prüfung unterzogen
werden wird.
Baron Ilaufer in Klagenfurt legte einen Abdruck
einer fehr lehrreichen in der Klagenfurter Zeitung
veröffentlichten Zufammenftcllung der früheren Aus-
grabungen am Zollfelde vor. Der Auffatz des Cor-
refpondenten Freiherrn v. Ilaufer über ein Mithras-
Monument bei Glanegg wurde zur Publication durch
die Mittheilungcn beftimmt. '
Dr. Pichler berichtete über einen bei llraßnig
ausgegrabenen römifchen Votiv-Stein.
Der Bericht des Corrcfpondcnten J. Keiner über
die Wallburgen bei Guttenßcin (Kärnten) wurde eben-
falls an die Kedaction der Mittheilungen abgegeben
Ueber Antrag des Confervator Dr. Piehler bc-
fchlofs die SecTion, die Publication eines in Volker-
markt gefundenen Römer-Steines.
Confervator Dr. Pichler legte vor eine Abfchrift
des durch den Pfarrer von St. Georgen am Weinberge
ausgeforfchten Inl'chriftlleines am Lambrechtsbergc.
welche der Rcdaclion zur Publication übergeben
wurde. Desgleichen erhielt diefe Hellimmung ein
kurzer Auffatz des Bezirksrichters W. Semen über
den Romerweg bei Teinach, vorgelegt von Dr. Pichler.
Anhfslich eines Berichtes des Confervators Orgler
über antike Funde und Gebauderefte bei Liens
bcfchlofs die Ccntral-Commiffion über Antrag des
Referenten Dr. Kenner, zum Zwecke «1er dort einzu-
leitenden fyftematifehen Grabungen eine Subvention
zu gewahren, im Falle (ich das Mufcum Fcrdinandcum
in Innsbruck an .licfcm Unternehmer in ausgiebiger
Weife beteiligen wiirde. Die darauf erfolgte Fr-
klarung des Mufeums Fcrdinandcum in Innsbruck, dafs
dasfelbc gleich der Central-Commiffion eine Subven-
tion pro 1881 und eventuell pro 1882 den Grabungen um
Liens zuwendet, wurde mit Befriedigung zur Kenntnis
genommen. 4
Dr. Kenner referirte über die vom Confervator
Jenny eingefendeten in Vorarlberg gefundenen Münzen
und hob hervor, dafs (ich darunter zwei Münzen aus
Olbiopolis (im fiidlichen Rufeland] befinden. Ferner
nahm die Section den von dcmfelben Confervator
vorgelegten Situations Plan über die heurigen Gra-
bungen in Bregens zur Kenntnis.
Dr. Lind machte Mittheilungen über den Stand
der Angelegenheit des Hpona- Reliefe in Bregens,
deffen Bcfchlagnahmc aufgehoben wurde und dellcn
Erwerbung für das Mufeum in Brcgenz zu erwarten
ftcht, was von der Central Commiffion lebhaft gc
wiinfeht wird.
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X
Confcrvator Jenny legte einen für die Mitthci
hingen beftimmten und angenommenen Auffat/. über
bauliche Ueberreftc in Brigantium und gleichzeitig
eine ordnungsma&ige Rechnung iibcr die Verwendung
der Staats Dotation bei den Grabungen in Brigan-
tium vor.
Ueber Anregung des Conl'ervators Dr. v. Bizzarro
befchlofs die CentralCommiffion, den günflige Refill
täte vcrfprcchcndeu Grabungen in ViUeff eine Subven-
tion zuzuwenden, dcfsglcichen denen zu Haidcnfchafl.
Das Miniftcrium für Cultus und Unterricht gab
bekannt, dafs das graflich Caffis'fchc Haus in Aquileja
behufs derUnterbringung des dortigen Staats-Mufeums
angekauft wurde, dafs die Gemeinde Aquileja alle ihre
Sammlungen an das Staats-Mufeum mit Vorbehalt
des Kigenthumsrechtes abgetreten habe und überdies
noch einen namhaften Geldbetrag hie/.u leiden werde.
Behufs fortwährender Erwerbungen von Fund-Objekten
füll in das Finanzgcfctz pro 1S82 ein jahrlicher Credit
eingertellt werden. Auch wurde für Geldmittel vorge-
forgt, um Ibfort an die Adaptirung des neuen Mufeal-
Gcbaudes gehen zu können. Die k, k. Statthalter ei in
Trieß übermittelte in der Folge der Central-Commiffion
den Adaptirungs-Plan für diefes S t a d t m u f e al Gebäude.
Die Central Commiffion erklarte fich mit dem Projekte
cinvcrllanden, und fprach nur einige Wunfche zur
Erhöbung der Feuer- und Kinbruchficherhcit des Ge-
bäudes aus. Diefe Wünfche begründen fich einerfeits
durch die ziemlich ifolirte Lage des Mufcums und
dadurch, dafs in dcrfclbcn nicht allein die Staatsfamm-
lung, fondern die des Baron Kitter und der Stadt
Aquileja untergebracht werden follcn. Es wurden daher
Stcinftufcn flatt der hölzernen lur die Stiege aus dem
1. in das 2. Stockwerk vorgcfchlagen, da im zweiten
Stockwerke wahrfcheinlich die kleineren aber auch
werthvolleren Gegenftande, wie aus Edelmetall, Elfen-
bein 11. f. vr., untergebracht werden dürften. Ferner
empfahl man eine eiferne Abfchlufsthur zwifchen diefen
beiden Stockwerken, zur Ocffnung geeignete Fcnftcr-
laden oiler auffchlagbare Gitter und zwar fur alle
Fenfter des Gebäudes.
Dr. Kenner referirte über die wünfehenswerthe
Erwerbung eines frühchriftlichen Sarkophags mit
Infchrift aus Salcano fur das Mufeum in Aquileja und
wurde befchlollen, die k. k. Statthalterei in Trieft um
Vermittlung zu (liefern Behufe zu erfuchen.
Confcrvator Pichler legte vor die Abbildung
einer aus Aquileja flammenden Kintrittsmarkc zu
einer Feehtervorftcllung. Diefcr Bericht wurde zur
Veröffentlichung durch die Mitthcilungcn beitimmt.
Von Seite der k. k. Statthalterei in Tritfl ging
der Cental-Commiffion die Nachricht zu, dafs das an
der Dorfkirchc Mainizza eingemauerte römifchc Relief
in das Staats-Mufeum zu Aquileja gebracht wurde, wie
auch dafs drei im l'rivatbelitzc zu Cervignano befindlich
gewefene' Infchriftlleine durch Ankauf dahin kamen.
Ueber Anregung des Confcrvators Dr. Bizzarro
befchlofs die Central-Commiffion bei dem Umftande,
als die Fund-Objcctc von .SV, Lucia an das Landcs-
Mufeuni in Görz abgegeben werden follen, über Antrag
Dr. Kenners fich über die Art der Invcntarifirung der
Gegcnllandc im I.andes-Mufeum und deren wiffen-
fchaftliche Beftimmung zu informiren und fur den Fall,
als in diefer Beziehung noch fachmannifchc Arbeiten
nuthwendig erfcheinen folltcn, hiefur die im hiefigen
archaologifch • epigt aphifchen Seminar ausgebildeten
jungen Leute dem Landes-AusfchulTc zu empfehlen.
Die Landesvertretung von lflrien überfendetc
einen Bericht des Ingenieurs Francescht über die Gra-
bungen in l'i/ase, worüber die Central-Commiffion
befchlofs, dem Klrianer Landtage für diefe Zufen-
dung zu danken und die volle Anerkennung für dell'cn
die obigen Grabungen fordernden Befchlufsfal'fungen
auszufprechen.
Corrcfpondent Schräm berichtete über einen in
ncuefler Zeit in l'ola gefundenen Torfo einer Mar-
mor-Kaifcrftatuc. Ueber Antrag Dr. Kenners wurde
Einleitung getroffen, dafs diefe werthvolle Sculptur
dem Local Mufeum in J\>ta zukomme.
Regierungsrath Freiherr?'. Sacken berichtete über
den Zuftand der Altci rtbi mer in Pohl, namentlich des
Amphitheaters, des Auguftus-Tcnipels, des Triumph-
bogens und der dortigen Sammlung von romifchen
Steinen, was fich Alles in hochft befriedigendem und
gefichertem Zuftandc befindet.
Corrcfpondent Schräm fendetc einen Bericht
über den bei der Demolirung einer Mauer am Dome
zu Cittanutr.a gefundenen romifchen Sculptur-Stein
und ein Infchrift-Fragmcnt, und zeigte an, dafs der in
neuefter Zeit gefundene Torfo einer Marmor-Statue
in das Local-Mufeum zu l'ola kam.
Das k. k. Marine-Arfenal-Commando in l'ola gab
der Central-Commiffion Nachricht von dem Funde
eines Säulcnftückes aus bläulichem Marmor, das von
der Fundllelle in der Bucht bei Zonchi in das im
Auguftus- Tempel angelegte Mufeum ubertragen wurde.
Confcrvator v. Klodic erftattetc einen lehrreichen
Bericht über die reichhaltige Sammlung von Fund-
Obieclen des Domherrn Bolmarcic in Ojjfcro. Die von
dcmfelben uberreichte Abhandlung über die Funde in
Offero wurde für die Mittheilungen zur Veröffent-
lichung beftimmt.
Ueber dcnfelbenGegenlland machten auchRcgic-
rungsrath Freiherr {'. Sacken und Correfpondent
Schräm Mittheilungen. '
Nachdem die Central-Commiffion feitens des k. k.
Minilleriums fur Cultus und Unterricht über ihren
Antrag ermächtigt wurde, wegen Gründung eines
Landes- Mufcums für Ißricn in Capo d Iflria, wofclbft
insbefondere die intereffanten Funde aus Offero unter-
zubringen waren, weitere Einleitungen zu treffen,
befchlofs die Central Commiffion, nunmehr mit dem
Klrianer Landes-Ausfehufle in die enlfprechenden Ver-
handlungen zu treten, jedoch dabei im Auge zu
behalten, dafs in l'ola ein eigenes Mufeum errichtet
werde.
Der Berieht des Correfpondcnten Schräm über
die Ergcbnifi'e der Grabungen bei Vifaze bei Mon
tichio wurde zur Veröffentlichung durch die Mitthei-
lungen beflimmt.
Profcffor Ifaufer machte fehr wichtige Mitthei-
lungen über die neueften Funde in Saluna und hob
hervor, dafs es in Folge der fyltematifchen Grabun-
gen gelang, die Fundamente einer frühchriftlichen
Bafilica freizuflellen.
Confcrvator Gclcich wurde auf Grund des von ihm
vorgelegten Programmcs ermächtigt, fich zu archäolo-
■ S. Mit.h VII n r. p. cxxxut,
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XI
gifchcn Untcrfuchungcn nach der In fei Zanjic zu
begeben. Dcrfelbc erftattete in der Folge Bericht über
die Denkmale dafelbft: die Sektion fprach fich bei
dielen» AnlalTc nach Antrag des Referenten Prnfeffor
Ilaufer über die Thatigkcit diefcs Confervators belon-
den befriedigt aus.
DerfelbeConfervator überfendete wcrthvolle Auf-
nahmen von Fund-ObjcCtcn aus Alt-Ragufa und
Rifauo, wofür ihm gedankt wurde.
Proieflbr Hau/er berichtete über eine Anzeige
des Confervators Gekielt, der zu Folge fich in der
Herzegovina Spuren einer von F.pidaurus nach Tre-
binje über Lucindole und Zgonjevo fuhrenden Römer-
ftrafsc mit Reden von Mcilcnftcincn u. f. w. fanden.
Der Antrag desfclben, die bezüglichen Denkmale
aufnehmen zu laffen, wurde zum Befchlufle erhoben.
Corrcfpondent l'farrer Duic in Travnik hatte eine
Sammlung von in Bosnien vorfindlichen M'inzcn ein-
gefendet. Referent Dr. Kenner berichtete über diefcl-
ben und bezeichnete fie als das Courant jener Gegen-
den in verfchiedenen Zeiten wie im Durchfchnitte
darftcllend. Es fanden fich aus Aegypten die altcften
l'tolomaer, dann aus der romifchen Republik Denare
und dyrrhachifche Drachmen; dann kommen Münzen
aus der Kaiferzeit, fodann bosnifche, ragufanitche,
zuletzt türkifche und ungarifchc Münzen vor.
Confervator Hrase erftattete mehrere Berichte
über Funde, wie von Bronze-Ringen bei Jafemi, über
Bruchftücke von Golddrithten bei Königs- Lltotta*
worüber Dr. Much referirtc und die letzteren als
Theile von Goldringgeld bezeichnete
Confervator I.üfsncr legte einen Bericht über die
im laufenden Jahre in feinem Bezirke gemachten prä-
hiftorifchen Funde vor, der nach Antrag des Referen-
ten Dr. Much für die Mitteilungen bellimmt wurde.
Die Mittheilung des Confervators l.ü/sncr über
die grofse hauptfachlich prahiftorifche Sammlung des
H. W. Grofse in Ncuhüttcn. in welcher Sammlung
fich namentlich viele Fund-Objeele vom Hradist bei
Slradonic befinden, diente zur Kenntnis.
Confervator Schneider überfendete eine grofscre
Abhandlung über die Funde in einer fogenannten
Küchen - Abfallgrubc bei Byd£ov. x Nachdem diefe
Abhandlung nicht blofs eine flcifsigc Befchreibung
einer Anzahl prahiftorifchcr Funde enthalt, fondern
auch eine klar abgefafste Zufammenftcllung lammt-
licher Funde aus der neolithifchci» Zeit Böhmens
bringt, wurde über Antrag Dr. Much diefclbe zur
Veröffentlichung durch die Mittheilungen bellimmt.
Elfi weiterer Bericht desfclben Confervators über den
im Hcrbfle bei Jtcine'ves gemachten Bronzefund erhielt
die gleiche Hcftimmung.*
Confervator Dr. Much referirtc über einen Bericht
iles Corrcfpondentcn Sluhlik in /iudweis, betreffend
die prahiftorilchen Anfiedtungen in diefer Gegend und
über folche Erdwalle bei der Ruine Maid/lein, dann
über den Bericht des Confervators Schneider: „Graber
aus der Stradonicer Acra bei "Hcu-Hplitr,-", endlich
über einen Bericht des Confervators liatitn, betreffend
die in Nymhurg gemachten prahiftorifchen Funde.
Letztere werden als fchr wichtig bezeichnet, und
wurde der Wunfeh ausgebrochen, die dortigen Nach
I, MOth VII N F. p. I.XXX
■ s Mltih vili K, Y ,.. i.
MMi vii n r ,. xeix
grabungen bis zur Erfchopfung des Grabfeldes fort-
zufetzen.
Die Mittheilungen des k. k. Handels -Minifteriums
über prahiftorifche Funde nachft der Bahnlinie bei
Oujesd in Böhmen wurden mit Dank zur Kenntnis
genommen, defsgleichen die des Confervators Dudik
über das Urnenfeld bei Trftc fowic über Fundftucke
bei f/radisko und Sezaiuyslic in Mahren
Confervator 7ra/>/> berichtete über Gräberfunde
in Mahren und über eine entdeckte Schmelzhutte in
Kallendorf.
Confervator Gutler berichtete über feine bis-
herigen archaologifchen Forfchungen in der Bukowina,
namentlich in dem alten Fttrftenfchlofle zu Suezawa.
Der Bericht desfclben Confervators über Tumult
bei Pe/routz. Serctlt, Korcsefchti und Ropcze wurde
zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer
Bericht über am JankulAWx^i gefundene fogenannte
Hünengräber und einen bei Haina gemachten Goldlund.
Verhandlungen der II. Section.
Diefe Scclion verfammcltc fich zu 12 Sitzungen
Confervator Profeflbr l/aufer referirtc über das
Ergebnifs der commiflionellen Verhandlungen, be-
treffend die Verfetzung der Johannes-Capelle, derzeit
nachft der Karlsbrücke in W ien, an eine andere Stelle,
da fic wegen eines Brückenbaues von ihrem gegen-
wartigen Standplätze entfernt werden mufs. Dcrfelbc
gab in der commiffionellen Verhandlung die Erklärung
ab, dafs er einer Uebertragung der Capelle nur unter
der Bedingung zuftimmen könne, wenn diefclbe in ihrer
urfprünglichen Form und Decoration wieder erbaut
werde, unter Belafsung der werthvollen Gitter und des
Dachwerkes. Sollten die Eifengitter nicht mehr zur
Verwendung gelangen, fo waren lie in forgfaltige Auf-
bewahrungzubringen. Die Central Commiffion erklärte
fich mit diefem Votum des Confervators vollkommen
cinverftanden.
Die Reftaurirung der Drcifaltigkeits- Säule am
Graben in Wien vcranlafste die Ccntral-Commiffion,
zunachll den Confervator Haufcr zu dclcgiren, um die
Intentionen der Ccntral-Commiffion im Rcftaurirungs-
Comite zu vertreten. Anlafslich der Mittheilung des-
fclben Confervators, dafs diefe Reftaurirungs -Arbeiten
dem Ende zugehen, befchlofs die Vcrfammlung, diefe
Säule, fo lange die Gerüfte noch liehen, in genauen
Augcnfchein zu nehmen, um namentlich die Redau
rirung der oberften Figurengruppe und diefe felbft
einer eingehenden Belichtigung unterziehen zu können.
Es verfügten fich zu diefem Ende am \" . Oktober l8<Sl
an Ort und Stelle: der Brafident der Ccntral-Com-
miffion, dann Regierungsrath Radnit;kr. dicl'rofciTorcn
Trenkwald und Klein, um unter Führung des Confer-
vators Profeflbr Haufcr die vorgenommenen Herftcl-
lungen zu befichtigen. Die Section befprach in der
Folge die mitunter nicht gunftigen Wahrnehmungen,
welche von den einzelnen Mitgliedern bei diefer Belich-
tigung gemacht wurden, und befchlofs, zunachft die
Copirung aller auf dem Monumente vorkommenden
Infchriften. die Abformung der Kaifcrfigur und einiger
anderer Details zu empfehlen. Was die Wahrnehmungen
betrifft, fo conftatirte die Ccntral-Commiffion, unge
achtet der im Grofscn und Ganzen entfprechend
b»
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XII
befundenen Rcrtaurirung, dafs durch die angewendete
forcirtc Reinigungs-Methode jene feine Formbildung
und jener eigen thum liehe Lichteffeft, der hefonders
an den figuralen Theilen diefes Denkmals vorlianden
gewefen ifl, und der von den damaligen Künlllcrn
mit Aufwand eminenter technifcher Behandlung des
Materials erreicht wurde, abschwächt crl'chcint und
kaum mehr erfetzt weiden kann. Die Ccntral-Com-
miffion hob ferner hervor, dafs, als ihr Gelegenheit zur
Bcfichtigung gegeben wurde, die Arbeiten fchon
ziemlich vorgefchritten waren. Unbeachtet der fniher
erwähnten Mängel «ab die Central Commiffion ihre
Zuflimnumg zur gewünfehten Abtragung der obcrflen
drei Cierulle, da man aus Rücklicht der hohen Koden
und in Befürchtung anderweitiger Nachtheile von
einer Ueberarbeitung der beanrtandeten Theile ablah
Dagegen einigte (ich die Commiffion zu folgenden
Grundlätzcn. welche fielt die maßgebenden Organe
bei Rcrtaurirung ahnlicher Objecte gegenwartig zu
halten hatten:
I. Die Anwendung von Qcl-Aiiflrich oderKinlalTen
mit Gel habe als dem Steine feindlich zu unter-
bleiben; 2. für die Rcrtaurirung fammtlichcr Bcrtand-
theile, fowohl der architcktonifchcn wie der figuralen.
foll (lets jene Behandlungsweife des Steines mafs-
gebend fein, welche bei der urfprunglichen Herrteilung
in Anwendung kam; 3. die Anwendung von Kratz-
bürrten als keinigungsmittel ill durchaus unftatthaft,
Utld bedauert die Ccntral-Commiffion deren Anwen-
dung überhaupt.
Die Verfammlung nahm von dem Berichte Dr.
Laufs über die Aufteilung eines Gitters um das Salm-
Monument in der Votiv-Kirchc mit befonderer Befrie-
digung Kenntnis und gab neuerlich ihrer vollen Zuftim-
mung Ausdruck, dafs diefes Monument nach fo lang-
wierigen entwürdigenden Schickfalen endlich einen
gelkhcrten Aufllellungsplatz unter dem Schutze des
hochwürdigen Proplles Marfehall gefunden hat.
Confervator ProfclTor Hau/er referirte über die
boabfichtigte Rcrtaurirung der Brunnen am Graben
und Franciscaner-Platze in Wien, refpeftive über die
bcabfichtigten Umgellaltungen an deren Steingewan-
dungen, über die Acndcrungcn der Auslaufe und Aus-
befferungen der Blei-Figuren, wobei er fich für den
Bcftand der gegenwärtigen Geftaltung und Stellung
der Brunnen und gegen den Umgufs in Bronce, wohl
aber für die AusbelTerung der Blei-Figuren ausfprach,
womit die Verfammlung cinverrtanden war.
Regierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit-
theilung über den hochft werthvollen Früh-Renaifiancc-
Flügclaltar und zwei treffliche Hüllen in der Schlofs
Capelle zu Stendorf, was von den Verfammelten mit
lebhaftem Intcrel'l'e zur Kenntnis genommen wurde.
Die Auflatzc desfclbcn iiber die Pluviale-Agraffcn
des Toil'on-Ornates und über die Mitra aus Arnolds-
flein wurden fur die Mittheilungen beftimmt. 1
Confervator Rosner legte einen Bericht vor über
die muthwillige Zcrrtörung der Rolands- Säule in
l'erfenbeug.
Der Bericht des Confervators Fries über die an
den Pfarrkirchen zu l'vrgjlalt a. d. Krlaf und zu
Waidhof eu a d. Ybbs vorgenommenen Kcllaurirungs-
Arbciten diente zur Kenntnis.
■ S Millh VII X. K r C.Y.
Hin weiterer Bericht desfelben Confervators über
den Fortgang der Rellaurirung der letztgenannten
Pfarrkirche wurde zur Veröffentlichung durch die
Mittheilungen beltimmt. Desgleichen der Bericht, den
Architekt ProfelTor Hermann v. Rictvel der Central-
Commiffion über diefe von ihm geleiteten Arbeiten,
über die dabei gefundenen Fresken und über die
Rcflaurirung der Kirche zu Neuhofen übergab.*
Regierungsrath Freiherr v. Stieben machte Mit-
thcilmig über drei mit Sculpturen reich gefchmücktc
Grabmale von Mitgliedern der gräflichen Familie
Althan in ifttrßrttem,* an welche wahrhafte Pracht-
Reliefs urkundlich als Arbeiten aus der Werkftättc
Alexander'* von Colli» beglaubigt find. Derfelbe
empfahl ferner das vom Confervator Rosner und Pfarrer
Lux zufammcngeftellte Keltaurirungs Programm fur
die Gertruds- Rinke in Guts der Genehmigung, die
auch crtheilt wurde.
Da eine Rellaurirung der Pfarrkirche in Afpaitg
in Abficht ftand, licfs die Ccntral-Commiffion im
Intercffc der Erhaltung diefes Gebäudes «lic ent-
fprechenden Erhebungen pflegen, welche ergaben,
dafs diefelbe vorläufig nicht erfolge.
Architekt Ludwig Waehtler überfendete einen
Bericht über die durchgeführte Reflaurirung der
Pcflfaulc in F.benfttrth ; derfelbe wurde zur Kenntnis
genommen und über Antrag des Obcrbaurathes
Sehmidt und Dr, Lind für den betreffenden Redau-
rirungsfonds ein kleiner Beitrag aus der Dotation der
Ccntral-Commiffion bewilligt.
Die Mittheilung des Regierungsrathcs Freiherrn
v. Sinken in Betreff der Reftaurirung der fogenannten
Hardcgg Säule bei Kreuzenßein auf Korten Sr. Excel-
lenz des Grafen v. Wilesek wurde mit befonderer
Anerkennung zur Kenntnis genommen.
Correfpondent ProfefTor Blaus berichtete über
einen im Archive zu Stockerall befindlichen feepter-
förmigen Marktrichterllab * und einen theilw eife ver-
goldeten Becher, ferner iiber einen dort befindlichen,
lehr interelTanten Mörfcr.*
Oberbaurath Bergmann legte eine Reihe von
Aufnahmen aus Seheibbs. l'urgjlall und Wiefelburg
1 Nieder-Oefterreieh; vor, enthaltend Copieil von
Gemälden, Glasmalereien und Sculpturen und gab
feine Zurtimmung zur fucccffivcn Verwendung der-
selben im Interclfc der Central-Commiffion, was von
der Commiffion mit geziemendem Dank zur Kenntnis
genommen wurde.
Ucber Anzeige des Confervators Rosner, dafs es
in Abficht fei, das Kucnringcr Thor in der Stadt
Fggenburg — das einzige noch erhaltene und fehr
wichtige Denkmal der dortigen Stadtbefefligung —
aus angeblichen Verkehrsruckfichten abzutragen, be-
fchlofs die Central Commiffion, fich an den nieder-
orterreichifchen Lamies-Ausfchufs und die k. k. Statt-
halterei in Wien zu wenden, um diefe unnothige Demo-
lirung zu verhindern. In der Folge referirte Oberbau-
rath Sehmidt über diefes nicht abzuändernde bedauer-
liche Vorhaben der Stadtgemeinde Fggcnburg. Die
Sektion nahm von diefem Vorgange, als einem fchlecht
> S Miiih VII. N. F. p. ■■■ unO VIII. p. r6
1 s Hink, vn N. r. f. CIX.
• S M.tih VIII N F. p. XXXII
' s Miiih VII N » ,, CXXXIX
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XIII
vcrftandencn Bcftrcbcn nach Stadtcrwcitcning, mit
Bedauern Kenntnis
Der Bericht des verdienftvoilen Confervators
Widter über die von ihm durchgeführte Aufteilung
mehrerer Kitzing'fcher Grabmale in Schruttcnthul,
dann von Denkftcincn in Stilifrird und Grofs wurde
mit Dank zur Kenntnis genommen.
Anläßlich der Mittheilung des Obcrbaurathes
Bergmann, dafs man im alten Karner zu Maiithhait/cn
intereffante Fresken unter der Tünche gefunden habe,
wurde befchlolVcn, durch Confcrvator Schirmer Erhe-
bungen pflegen zu laffen.
Ucbcr Anzeige des Pfarramtes in Pijchctsdorf in
Ober-Oefterreich, dafs beim Durchbruche eines in der
dortigen Pfarrkirche vermauerten Raumes eine Seiten-
Capelle mit alter Frcsco-Bcmalung eröffnet wurde,
befchlofs die Scction, den berufenen Confcrvator
WivtmtT zur Berichterflattung einzuladen.
Anläfslich einer in den ,.Mittheilunget) J beab-
fichtigten l'ublication über altere Elfcnbcinfchnitz-
werke war es in Abficht, auch den prachtvollen
fruh-romanifchen Buchdeckel mit Email-Elfenbein-
und Filigran-Befatz eines in St. li'ot/gang befindlichen
Codex in Abbildung beizugeben. Die Central Com-
miffion wendete fich an das l'farramt in .SV. Wolfgang.
um über die bereits erhaltene Erlaubnis des bifchof-
lichen Confilforiums in Linz diefen Codex zeitweilig
nach Wien zu bekommen. Leider konnte diefem
Wunfche nicht entfprochen werden; denn das werth-
volle Denkmal itt dermalen in St. Wo/fgang nicht
mehr zu finden. Diefc vom Pfarramte gegebene Nach-
richt über das Vcrfch winden eines fo werthvollen Denk
mals wurde von der Central Commiffion mit lebhaftem
Bedauern vorläufig zur Kenntnis genommen.
Correfpondent Stuhlik macht auf ein zur Dcmoli-
ruug beltimmtes Gebäude in Ottciisheim an der
Donau aufmerkfam. das als Geburtsllattc Otto des
Erlauchten von Wittenbach bezeichnet wird. Die
Section befchlofs über Antrag des Obcrbaurathes
Schmidt vorerll über die archaologifche und kunlt-
hjftorifehe Bedeutung diefcs Gebäudes durch den
Cnnfervator Schirmer Information einzuholen.
Kcgierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit
theilung über die mit l'nterflützung der Ceiltral-
Commiffion durchgeführte Aufltcllung des fehnnen
Grabftcincs des J499 verflorbenen Prälaten von Mond
fec Benedict Eck, des Erbauers der heutigen Stifts-
kirche. Diefes Monument wurde aus dem Bodenpflaller
in der Mitte des Presbytcriums erhoben und an einem
Seitenpfeiler der Kirche aufgeteilt. Bei diefer Ge-
legenheit wurden einige Nachgrabungen zur Erfor-
schung der alten Krypta angefleht, die jedoch nur
ein negatives Kefultat gaben. Die unzweifelhaft früher
bettandenc Krypta war gelegentlich des Neubaues
in ihrer Innenanlage zerftört und mit dem Schutte
der abgebrochenen Kirche ausgefüllt worden. Ucbcr
Antrag des Referenten wurde an den Fürfleu Otto
Wrede, welcher die Aufltcllung des gedachten Monu-
mentes wefentlich forderte, ein Dankfcbrciben gerichtet.
Anläfslich eines beabfichtigten Anbaues eines
Flugeis «les Nonncnkloltcrsan die freiflehende gothifche
Frauenkirche in Freijhuit fprach lieh die Seclion über
Referat des Obcrbaurathes Schmidt in unbedingter
Weile abfällig aus. und wurde in diefem Sinne ein
Gutachten an die k. k. Statthaltcrei in Linz erftattet.
Die hierauf eingelangte Zufchrift diefer Statthaltcrei
in Betreff der dem Antrage der Central Commiffion
entfprechenden Abwcifung der Schulfchvveüern in
Frciftadt mit dem von ihnen beabfichtigten Anbaue
des Inftituts-Gcbaudcs wurde mit Befriedigung zur
Kenntnis genommen.
Das Untcrrichts-Minifterium (feilte an die Central-
Commiffion die .Aufforderung, eine aus vertrauens-
würdigen Fachmännern beft eilte Commiffion nach
Salzburg zu entfenden, um das dortige Mttfenm zu
belichtigen und über den Zuftand desfelben ein Gut-
achten zu geben. Die Central Commiffion befchlofs
diefem Auftrage ehethunlichft zu entfprechen, nahm
jedoch Anlafs, vorerlt den Standpunkt, welchen fie in
diefer Angelegenheit von allem Anfange eingenommen
hatte, genauer zu bezeichnen, um jedweder irrigen Auf-
falfung über die von ihr übernommene Aufgabe fchon
im vorhinein zu begegnen. Diefe ging dahin, dafs die
Ccntral-Commiffion, zunaclill den privaten Charakter
des Salzburger Mufeums anerkennend, fich durchaus
nicht in irgend eine fo zu fagen behördliche Unter
fuchung ein laffen könne oder werde, fondern fich nur
auf Informationen, eventuell auf die Ertheilung von
Rathfchlagcn und Anempfehlungen befchranken wolle,
wobei die heutige charakterilUfchc in ihrer Weife ein-
zige Art der Auflf ellting, wenigftens der Hauptfachc
nach, ganz aufser Betracht bleiben folle. Eine grofsere
Aufmerkfamkeit werde nur den im Mufeum befindlichen
und dem Staate gehörigen Gcgcnfl.indcn zu widmen
fein. Hicbci werde man ferner im Auge behalten, dafs
durch diefen Vorgang der Central-Commiffion die
wiederholten in den Journalen erl'chienenen Angriffe
gegen das Salzburger Mufeum zurückgewiefen oder
wenigftens in Betreff erft noch zu conflatircndcr
Ucbelflandc auf das richtige Maafs befchrankt werden
follcn. Die Ccntral-Commiffion Überfall hicbci nicht,
dafs überhaupt vorerlt zu diefem Vorgehen ihrerfeits
die Zullimmung der Gemeindevertretung von Salzburg
nothwendig fei. Nachdem feitetls der berührten Stadt-
vertretung die gewünfehte Zullimmung einlangte,
wurden die Mitglieder der Central Commiffion Cullos
Scheßag und Profeffor TrenhvaJd mit diefer Million
betraut und Anfangs Auguft die Befichtigung vor-
genommen. Die benannten Herren erftatteteu in der
Folge ausführlichen Bericht über das günftige Ergebnis
ihrer Entsendung, wobei fic nicht unterliclsen , die
befondere Zuvorkommenheit und Freundlichkeit hervor-
zuheben, welche fie allenthr.lbeu bei Durchführung
ihrer Miffion fanden. Se. Excellenz der Praftdent nahm
Anlafs, diefen beiden Dclcgirtcn der Central Com-
miffion für ihre mit Sachkenntnis und Taft ausgeführte
Million zu danken. DerBcricht wurde dem Unterrichts-
Minillerium vorgelegt.
Hofrath Sickcl referirte über einen Auffatz des
Confcrvators Richter, der in dcmfelben die alteflen
Siegel der Salzburger Erzbifchofc befpricht und auch
für die Echtheit des bei Laufen gefundenen Typars des
Erzbifchofs Ditmar eintritt. Diefer Auffatz wurde der
Kedaction übergeben.
Oberbaurath Schmidt referirt über die Keflau-
rirung des romanifchen Karners in Peruegg. Derfelbc
bezeichnete die hiefür in Auslieht genommene Summe
im Hinblick auf den untergeordneten Werth des
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XIV
Denkmale« für zu hoch gegriffen. Ks würde eine
kleinere Auslage für die einfache Erhaltung desfelben
genügen. Dagegen empfahl Referent die Einleitung
einer Unterfuchung des Innern der Capelle auf etwa
unter der Tünche noch vorfindliche Wandmalereien,
womit fich die Seclion einvcrllandcn erklärte. In der
Folge referirte derfelbe neuerlich auf (irund eines
Berichtes des Confervators Graus über dielen Karncr
und beantragte, bei dem Umllande, als lieh im Innen-
räume keine Fresken fanden, auf die Erhaltung diefes
Bauwerkes durch Widmung etwa grofscr Betrage
nicht weiter Ruckficht zu nehmen.
Dagegen bcfchlofs die Central-Commiffion unter
Zuftimmung zu diefem und dem weiteren Antrage, in
den Kirchen zu l'ürgg und Schwanberg Nachforfchun-
gen nach alten Wandmalereien vornehmen zu lallen,
da fich bereits hiefür Anzeichen finden. Confervator
Grata wurde erfueht, zu diefem Behufe zu interveniren.
Profeflbr Trenktvald referirte über den Bericht des
Confervators Graus in Betreff der alten Wand-
bemalungen in den Kirchen zu Schnaitberg und PUrgg
und bezeichnete insbefondere die letzteren einer
befonderen Würdigung Werth.
Die Mittheilung <ler k. k. Statthalterei zu Griitz,
d.ifs die Reftaurirung der gothifchen Kirche zu Maria-
Ncußift bei Pettau nunmehr unter der Oberleitung
des Architekten Hans Petfchnig begonnen hat, wurde
zur Kenntnis genommen.
Auch im Jahre i«Sl war die Central-Commiflion
mit der Kggenberger Grab-Capelle in /ihren/laufen in
l'o weit befchäftigt, als es fich noch um die Begleichung
der aufgelaufenen Rellaurirungs- Arbeiten handelte,
die nunmehr durch die erfolgreiche Mitwirkung des
Landes- Ausi'chufs-Mitglicdcs Grafen Kotnlinski abge-
fchloflen ill. Doch ift hiebei zu erwähnen, dafs, da
von den aufgelaufenen Köllen für die Rellaurirung der
Eggenberg Capelle in lihrenhaufen noch ein Keft-
beirag aus dem Jahre 1880 unbedeckt verblieb, die
Central-Commiflion befchlofs, fich bittlich an den
aeierifchen Landesausfchufs zu wenden, damit diefer
an den bevorftehenden Landtag eine Vorlage auf
entfprechende Geldbewilligung zu dem Rellaurirungs-
Fonde diefes in erfler Linie als Landesdenkmal werlh-
vollen und zweckmafsig wiederhergestellten Gebäudes
veranlage, was jedoch vergeblich blieb.
Confervator Ä, v. Lufcltin berichtete über das
Grabmal des Ulrich Leifscr zu Wildau.
C'orrefpondent Grafs berichtete über eine alte
Infchrift in Feldbach.
Oberbaurath Kreihcrr p. Ftrflel berichtete über
die Rellaurirung, refpective den Ausbau der Minoriten-
Kirche (deutfehe Kirche) in Olli und hob hervor, dafs
diefe Aufgabe nicht fachmannifch und ftylcorreet auf-
gefafst wurde, wie auch ilie bisherige Rellaurirung des
Thurmes dein beabsichtigten romanifchen Charakter
durchaus nicht entfpricht. Die Central-Commiffion
nahm von diefer Mittheilung mit lebhaftem Bedauern
Kenntnis und fprach den Wunfeh aus, dafs dahin
gewirkt werde, damit wenigllens die noch vorhandenen
fp.irlichen Relle des mittelalterlichen Baues erhalten
bleiben. Anlafslich eines Schreibens des Stadtpfarrcrs
in Cilli iiber diefc Rellaurirung beantragte Referent
( > berbauralt) Freiherr V. Fcrflcl das frühere ungüullige
U rtheil der Central-Cnmmil'tion über diefe» Gegenlland
aufrecht zu halten und im Hinblick auf die vorgelegt
gewefenen Zeichnungen, Photographien und Berichte
über diefen Reftaurations-Bati von einer commif-
fioncllcn Befichtigung des Objektes als überfluffig
abzufeilen.
Der Bericht des Confervators Graus über den
Ankauf der Ruine Ofling bei Gratz durch I lerrn
Anton Reckbcrger, welcher vom regllcn lnlcrelTc für
die Erhaltung diefes Bau-Deiikmalcs erfüllt ift, und
über die einleitenden Mafsnahinen zur Rellaurirung
der Capelle und des Donjon dafclbll wurde mit
Befriedigung zur Kenntnis genommen.
Corrcfpondent Dom Caplan Grofscr legte einen
fachmannifch abgefafsten Bericht über die Kirchen in
Hcitigenblut und Hiltmannsdorf 'vor, ferner einen fchr
beachtenswerthen Bericht über die Kirche in Sagar
und einen Infchriftftein in St. Leonhard, und wurde
der letztere zur I'ublication durch die Mittheilungen
bcllimmt.
Durch Vermittlung der Central-Commiffion wurde
dem dftcrrcichifchen Mufeum für Kund und Induftrie
die kaufliche Erwerbung einer alten Mitra aus dem
Klollerfehatzc von Arnoldflcin ermöglicht.
Dr. Winter erläuterte die Infchrift unter dem
Bilde der h. Anna mit der Mutter Gottes und dem
Crillus-Kinde: n felb dritt u in der Peters-Capelle zu
Friefaeh als „felbll die dritte" und empfahl den Auf-
latz des Correfpondenten Peekh-Widmanjletter über
die alte Familie Skodl in Kärnten zur Veröffentlichung
in den Mitteilungen.
Da der Central-Commiffion Nachrichten zukamen,
dafs die werthvollen Verglafungen in der St. Laurenz-
Kirche zu .SV. Leonhard in Kärnten argen Schaden
leiden und in ihrem Beflande gefährdet feien, wurde
Confervator Sttf>f>crgcr erfueht, hierüber zu berichten.
Die Central-Commiflion verwendete fich beim
BUrgcrm elft er der Stadt Klagenfurt, damit die der
Stadt von Dr. Franz Dreer vermachte Münzcnfamm-
hing chcbaldigll der allgemeinen Befichtigung zugäng-
lich werde.
Das k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht
gab der Central-Commiflion bekannt, dafs es zur Re-
llaurirung des fogenannten Furftcn Chores und der
gegenüber befindlichen Uhr in der Hofkirche zu Inns-
bruek einen Beitrag bewilligt. 1
In Betreff der vom Correfpondenten Dahlke ange-
regten Reftaurirung eines durch feine Malcreirclle be-
achtenswerthen Bildftockcls bei Brunneeken befchlofs
die Central Commiffion ihr Gutachten dahin abzu-
geben, dafs der von der Frau Gräfin Wolf Metternich
zu diefem Behufe gewidmete Betrag zunachft zur bau-
lichen Wicdcrhcrftellung, zur Reinigung und Ucber-
dachung der Säule und zur Aufftellung eines Umfrie-
dungsgitters verwendet werden möge. Was dagegen
die Bilder betrifft, fo befchlofs die Central-Commiffion,
einen Fachmann einzuladen, über dicfelbcn und deren
Reftaurirbarkeit ein Gutachten abzugeben, welche
Wahl auf den Kunftlcr F. Jobfl fiel. *
Oberbaurath Seh/nid/ machte die hocherfreuliche
Mittheilung, dafs Se. k. und k. Hoheit der durch-
lauchtigfte I Ierr Erzherzog Johann Sa/vator die Burg
Runkel/lein käuflich erworben und befchloffcn hat,
' S. Miith. VII. K. t.p. CXXXIX.
: S Hildk VII N. T.p. CXXXIII
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XV
dicfclbc reftaurircn zu lallen. Die Ccntral-Commiffion
glaubte ihrer Befriedigung durch ein befondercs Bc-
grüfsungsfehreiben an Sc. k. und k. Hoheit Ausdruck
geben und Hochftdcmfclbcn die ihr gehörigen architek-
tonifchen Aufnahmen der Burg zur Dispofition ftcllcn
zu Collen. 1
Das k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht
machte die Mittheilung, dafs über Antrag der Central-
Commiffion für die Wicdcrhcrftellung der Kirche
St. Michael in Tyrol der Betrag von 500 fl. in den
Staatsvoranfchlag pro 18S2 aufgenommen wurde. In
Betreff der Reftaurirung der dortigen Kirchengemälde
empfahl ProfcfTor Trenkwald vorerft die Prüfung der-
felbcn nach ihrem Kunftgehalte. Die Ccntral-Com-
miffion fprach lieh bei diefer Gelegenheit überdies
dahin aus, dafs bei den auf Staatskoft.cn durchzu-
führenden Kirchen Rcftaurirungen ftets zunachft die
Krhaltung des Gebäudes als das Unerläßliche im Auge
behalten werden mochte.
Confervator Als berichtete über die Bloslcgung
der alten Wandgemälde im romanifchen Baptillerium
zu Brixen und über die Abficht des dortigen Dom-
Capitels, diefe Capelle zur VViederbenützung fürgottes-
dienftliche Zwecke herftellen zu laden. Ks wurde über
Antrag des Profcffors Trenkwald bcl'chlolTen, das
Dom-Capitcl in Anerkennung diefes Vorhabens zu
begrüßen und ihm eine Rellaurirung der Gemälde
infoweit zu empfehlen, als dabei die verwendbaren
allen Bilder moglichft gefchont werden.
Der Bericht des Correfpondcnten Dr. Baruffaldi
über die Gebrechen der Kirche della Inviolata in
Riva und deren nothwendige Reftaurirung vcranlafste
die Central-Commiffion, über das Referat des Ubcr-
baurathes Bergmann fich dahin aus/ufprechen, dafs
nunmehr zunachft von behördlicher Seite die Erhe-
bungen über den Umfang und die Reftaurirungs-Kofteii
gepflogen werden mochten.
Confervator Atz berichtete über die Burg Hoch-
cpfian und deren Capelle und bat um Subvention zur
Reftaurirung der letzteren. Ueber Antrag des Refe-
renten Profcffors Trenkwald befchlofs die Central-Com-
miffion auf diefes Anfuchen einzugehen unter der Bedin-
gung, dafs damit vor allem die Stabilität und der
Belland des Bauwerkes gefichert und die Wand-
gemälde mit grofstcr Vorficht biosgelegt werden. Zu
diefem Behufe wurde der Confervator eingeladen, ein
fachmännifches Reftaurirungs-Programm vorzulegen.
Zur lnftandfctzung der Schlofs-Capcllc und zur Auf-
deckung der dort befindlichen Fresken widmete die
Ccntral-Commiffion einen Beitrag. 1
Überbaurath Schmidt referirte anlafslich des vom
k. It. Unterrichts-Miniftcrium abverlangten Gutachtens
in Betreff der Reftaurirung des Tritntcr Domes und
beantragte auf Grund der KrgebnilTc feiner eigenen
Untcrfuchungcn, dafs Architekt Nordio aufgefordert
werde, ein Projed auszuarbeiten und vorzulegen, was
zum BefchlulTe erhoben wurde.
Oberbaurath Schmidt legte ilic vom Architekten
Deininger überfendete Abfchrift zweier Pcrgamcnt-
fehriften vor, die man im Thurmknopfc zu Tramin
fand: lie wurden zur Veröffentlichung durch die
Mittheilungen beftimmt.
< s, Kita, vii. n. w. P . UUtlX.
• s. KS** vih n. f. p. X.
Von grofsem Intereffe für die Seftion wai der
Bericht des Confcrvators Ali über die Erfolge der
Aufdeckung einer Reihe von übertünchten Wand-
gemälden in der Kirche zu Tcrlaii. Die Seelion nahm
Anlafs fich dahin auszufprechen. dafs die beablich
tigte Rellaurirung diefer Bilder nur mit der grofsten
Schonung der alten Malerei durchgeführt werden
möge, infoweit dies unbefchadet des Hauptzweckes
einer moglichll vollftändigcn Wicdcrhcrftellung der
Ausmalung der Kirche ihrer Bcftimmung nach zu-
läffig ift.
Sehr intereffante Berichte des Correfpondcnten
Dr. Hg über die Kreuzgang-Gcmaldc zu Schwas 3 und
über die HajLllmrg* w urden zur Veröffentlichungen in
den MittheiHmgen beftimmt.
Oberbaurath Schmidt machte die Mittheilung, dafs
das Haus mit dem gothifchen Erker in Fcldktrch in
feiner ftylgemiifsen Reftaurirung nunmehr vollendet ift.
Dr. Kenner referirte über den auf der Lauter-
acher Ried gemachten, vom Confervator Jenny ange-
zeigten Fund von Bracicatcn, und bezeichnete lie als
aus Itkd-fchwabifchcn oder oft-fchweizerifchen Munz-
ftatten entflammend und als aus der Mitte des 13 Jahr-
hunderts herrührend. '
Rcgicrungsrath Freiherr v. Sacken referirte über
einen Bericht des Confcrvators Jenny und fprach fich
im Sinne des Confervators dahin aus, dafs ein bron-
zenes Vortragekreuz in der Kirche in Moggers, dem
12. Jahrhundert beiläufig angehorig, zur Vermeidung
der Verfchleppung ins Ausland, vom Vorarlberger
Kandcs-Mufeum erworben werden mochte.
Confervator Jenny überfendete einen Bericht
über ältere Siegel der Stadt Feldkirch, 1 welcher zur
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt
wurde. Desgleichen wurde hiefür über Referat Dr.
Lind's ein weiterer Bericht dcsfclben Confcrvators
über Holzfchnitzereien in der Johannes-Kirche in Feld-
kirch, ein Bericht über zwei Grabmale zu Hohcucmbs
des Marcus Sittich von Embs-Hohenems, t '533, und
des Caspar Grafen v. Hohenembs (16351, : endlich über
einen fehr merkwürdigen Taufftcin aus dem begin-
nenden 15. Jahrhundert in der Kirche zu Flbigenalpc
beftimmt.
Die k, k. Statthaltcrci in Trifft übermittelte eine
Copie der Infchriften aller Gedenktafeln, welche fich
im dortigen Hafcn-Caftelle und der St. Veits Schanze
befinden, was von der Ccntral-Commiffion mit befon-
derem Danke übernommen wurde.
Der Bericht des Correfpondcnten Maionica über
die alten Wandmalereien in der Apfis des Domes zu
Aquilcja vcranlafste die Ccntral-Commiffion über
Antrag Dr. Lind's, Einleitungen zur Erhebung des
heutigen Zuftandes derfelben zu treffen.
Nachdem feitens Profeffor Trtnkwald namens
desSpccial-Comitc zur Beurtheilung des Kunftwcrthes
des derzeit in Wien befindlichen Altar-Bildes aus der
Domkirehc =tt Aquileja als Ergebnis der fachmärHiifchen
Untcrfuchiing die Erklärung abgegeben wurde, dafs
die ErgebnilTc nach keiner Richtung befriedigen, „dafs
die bei der Befreiung einiger Stellen von der Ueber-
• S. Milth. VII. ff. F. p cxix
' S. MUlh VII. K, F. p. CXXX1V
• S Mi.th. VII. N F. p. B 7 , VII
• S Miuh VIII. X. F. v ... XLI
• S Hilft VII M. r, H CXXXV1I.
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XVI
maluiig zu Tage gekommenen Kelle der urfprünglichcn
Malerei evidenlcrinafsen eine gewifle Unficherheit der
Zeichnung zeigen und keine Mcillcrhand verrathen,
auch nicht jene Bcllitnmthcit und Charakteristik, wie
fie venetianifchen Künfllcrn im Beginne des 16. Jahr-
hunderts eigen zu lein pflegen, zeigen, fo dafs die
Vcnnuthutlg rege wurde, die Bilder feien nicht die
Originale von l'cllegrino, fondern altere Copien, welche
Vermuthung bcftärkl wird durch das auffallend frifchc
Ausfeilen der Hretter und die Unficherheit der Künftlcr-
Infchrift aufder Kuckfeite, welche nicht mit Farbe,
fondern nur mit Kothllift ausgeführt ifl und nichts
weniger als den cntfprcchcnden Schrift -Charakter
tragt", befchlofs die Secüon über Antrag des Frei
herrn Sticken von einer eigentlichen Kellaurirung
diefer in einem befonders fchadhaften Zuftande befind-
lichen Gemälde ganz abzufeilen und fich nur auf eine
einlache AtisbelTcrung derfelhen zu befchranken, durch
welche blos die lofen Farbcnthcilc fixirt und das
Abfallen der weifsen Stellen verhindert werden füll,
vorausgefetzt, dafs fich die hiefür ergebenden Aus-
lagen nicht zu hoch beziffern würden. In diefem
Sinne w urde ein Bericht dem k k.MiniftcriumfürCultus
und Unterricht vorgelegt. Die Mitthcilung über die
zuftimmende Befchlufsfalfung diefer hohen Centralllelle
in lietrcff der nach Antrag der Central - Commififion
durchzuführenden Keflaurirung diefer Altar -Bilder
wurde dankend zur Kenntnis genommen und mit
diefer Arbeit der k. k. Cuflos und Vorfland der
Kcftaurir-Schulc am Belvedcre Karl Schcllein betraut.
Die Rcftaurirungs-Arbeiten am Dome in Daren;«
wurden von der Ccntral-Commiffion ftets mit Auf
nicrkfanikeit verfolgt. Die Central Commiffion fah (ich
daher vcranlafst, die Statthalterci in Trielt um einige
Aufklärungen in diefer Angelegenheit zu erfuchen und
den Obcibaurath Freiherrn v. Ferflcl einzuladen, diefen
Dom zu befichtigen und ihr über delTen Gebrechen und
über deffen Kellaurirung ein Gutachten vorzulegen. Der
eingehende und erfchopfende Bericht des Oberbau-
ratlics Freiherrn V. Ferflcl iiber den gegenwartigen
ungunftigen Bauzufland diefes hochwichtigen Baudenk-
males und über die Möglichkeit feiner Reftaurirung
wurde zur Kenntnis genommen und befchlolTen, den-
fclben als ein hochft fachgemafses Gutachten dem k.
k. Miniftcrium für Cultus und Unterricht vorzulegen
und den Antrag zu ftellen, dafs zunachfl eine einge-
hende fachmännifche Aufnahme des Domes durch-
geführt werde, um alsdann einen Rellaurirungs-Plan
feftftcllen zu können Sc li\-ccllcnz der Herr Miniflcr
für Cultus und Unterricht hat anlafslich der Vorlage
diefes umfallenden Gutachtens dasfelbe durch befon-
ders anerkennende Worte ausgezeichnet und geftat-
tet, im Sinne dcsfclben nunmehr vorzugehen und hiezu
xunäcbft die cntfprcchcnden Kinlcitungcn in Betreff
einer Aufnahme des heutigen Standes des Domes zu
treffen. 1
Anlafslich eines in der Folge erftatteten Kcferates
des Obcrbaurathcs Freiherrn v. Ferßel gab die Ccn<
tral-Commiffion ihr Gutachten über das Projeft der
Farbelung und Malerei des Plafonds in diefem Dome
zullimmcnd ab, fprach jedoch den Wunfeh aus, dafs
ein archaologifch gebildeter Fachmann die Ausfüh-
rung des Projektes überwache. Die Mittheilung des
• S. MiHh. VII. N. r. H CXH. HNk .U Bfof.hu,« >«UMn,
Minilleriums für Cultus und Unterricht, dafs es in
Anerkennung des Gutachtens der Central Commiffion
das Programm für die Farbelung der Wände und Decke
genehmigte und die Bcflellun/f eines archaologifch
gebildeten Fachmannes zur Ucberwachung diefer
Arbeiten geftatte, diente zur angenehmen Kenntnis
Correfpondent Schramm berichtete über die Bau-
und Kunftdenkmale in Offcio, namentlich über eine
Madonna-Statue in der Kirche zu l.ufjin grande. In der
Folge berichtete Regierungsrath Freiherr Sacken
über feine Keife nach Offero und die dort befindlichen
mittelalterlichen Denkmale, namentlich über den Dom
und die erwähnte Madonna-Statue, die zwar falfchlich
dem Donatello zugefchrieben wird, aber immerhin eine
fe'nr gute, wenn auch weitaus jüngere Sculptur ill. Die
Ccntral-Commiffion befchlofs von diefen Denkmalen
photograpbifche Aufnahmen anfertigen zu laffen.
Confcrvator Profeffor Hau/er übergab zur Vcr-
uffentlichung durch die Mitthcilungcn einen von ihm
und Profeffor BuliV verfafsten Auffatz über die St.
Donatus- Kirche in Zara.
Dcrfclbc referirte ferner über die Erwerbungen
des Mufeuni St, Donatus in Zara und beantragte, dafs
die Central-Coinmiffion Schritte mache, damit ein früh-
chrißUches Relief und ein fruh-miltelalterliches Grabmal
mit intcrelTantcr Sculptur in Zara diefem Mufeum ein-
verleibt werden, womit fich die Seclion cinverllanden
erklärte.
In Betreff der Kellaurirung des Kreuzganges im
Franciscaner-Kloflcr zu Badia auf der Infel Curzola
empfahl Profeffor //an/er vorerft fachmännifche Erhe-
bungen und die Anfertigung eines Koflcnuberfchlages,
womit lieh die Seelion eiiiverllandcn erklärte.
Anlafslich eines Artikels in der Zeitung „Vater-
land - über den Neubau eines Domes in Sfalato
aus dem Materialc des zum Abtragen vorgeschlagenen,
aus dem 13. Jahrhunderte flammenden Domlhurmes
erklärte die Cetitral-Commiffion, einem folchen Vor-
fchlage nie ihre Zullimtnung geben zu können.
Ucbcr Antrag ProfelTora Ifaufer trat die Ccntral-
Commiffion mit dem Dominicaner-Convente in Ragnfa
in Betreff der Feftfetzung eines Kellaurirungsplanes für
den dortigen gothifchen Kreuzgang in Verhandlung. In
der Folge referirte Profeffor Ilaufer über diefen Plan
und empfahl im Hinblick auf den (ehr befcheidenen
Koftenüberfchlag die Gewährung einer Staats-S'.ibvciv
tion zu diefem Zwecke. Von Seite des Minilleriums
für Cultus und Unterricht wurde diefem Antrage ent-
fprochen.
Anlafslich des Neubaues eines Thurmcs am Dome
zu Sebemco empfahl die Central - Commiffion ein
hiefür vom Oberbaurath Bergmann ausgearbeitetes
Projeft.
In Folge einer Nachricht iiber eingeleitete Keflau-
rirung der werthvollen Fresken im Krensgange des
Hinaus- Klojlcrs in Frag befchlofs die Central-Com-
miflion Krhebungen einzuleiten. Im Verlaufe berichtete
Profeffor 'Freiihvald auf Grundlage eines Berichtes
des Confcrvators Moeker über diefe Rcflaurirungen,
die fich jedoch für jetzt nur auf die Ausmalung der
fogenannten Konigs-Capctlc befchranken, und empfahl,
dafs die Ccntral-Commiffion fich mit dem Klollcrabte
ins Einvernehmen fetze, um von dcmfelbcn ein Kcflau-
rirungs Programm zu erhalten. Der feitens des Stiftes
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XVII
Emaus über die im Klofier und in der Kirche that-
fachlich vorgenommenen Rcflaurirungen cingcfcndctc
Bericht wurde zur Kenntnis genommen, doch fprach
die Seflion den Wunfeh aus, dafs fich die Central-
Commiffion ihren flatutenmäfsigcn Einflufs auf diefe
Angelegenheit für die Zukunft wahre und dahin wirke,
damit der Confervator für die Stadt l'rag zu den
Herathungen über den Rcflaurirungs-Plan als Vertreter
der Central-Commiffion beigezogen werde. In einem
fpätcr eingelangten Schreiben erklärte das Stift, diefem
Anfinncn der Central-Commiffion gern entfprechen zu
wollen. 1
Oberbaurath Bergmann referirte über das von
den Confcrvatoren Baum, Beuel und Motker einge-
brachte Gutachten, betreffend die Parcellirung der das
Agnes- Kloflcr fammt der Maria Magdalena-, Barbara-,
Franciscus- und Marien Capelle umfaffenden Realität
Nr. Sil in l'rag. Derfelbe beantragte die Einleitung
entfprechender Verhandlungen mit dem Burgermeiller
von Prag, damit die als Baudenkmal aus der Ucber-
gangszeit hochwichtige Kirche fammt der Barbara-
und Franciscus-Capelle erhalten bleibe. Ferner hob
derfelbe die Eignung der in diefen Bauwerken erhal-
tenen früh-gothifchen Ornamente als befonders geeig-
nete Vorbilder für Schulzwccke hervor und empfahl
deren Abformung zu veranlagen, welche Anträge von
der Seflion angenommen wurden.
Der Thatigkcitsbericht des archaologifchen Ver-
eines „Voccl" in Kultenberg pro 1880 wurde mit
vielem InterelTe zur Kenntnis genommen.
Nachdem der als Baudenkmal wichtige wälfchellof
in Kultenberg nach deffen L'ebcrgang in das Eigen-
thum der Stadtgemeinde einer umfaffenden Umgcftal-
tung unterzogen werden foll, um in dcmfelbcn eine
Anzahl von Schulen unterzubringen; nachdem ferner
über Anregung der Central-Commiffion bei Ueber-
laffung diefes Gebäudes aus dem Staatseigcnthumc
an die Gemeinde die Erhaltung gewiffer archaologifch
wichtiger Bauthcilc, darunter insbefondere die Erker-
Capelle, bedungen wurde, befchlofs die Seflion über
Antrag des Oberbaurathes Bergmann die Abfendung
eines archaologifch fachkundigen Bauvcrftändigcn,
welcher das Gebäude in allen feinen Theilen genau
unterfuchen und auch zu beftimmen hätte, welche
Gebäudetheile nebft der Capelle und welche Details
und dergleichen zu erhalten fein werden, um den
I Iaupt Charakter des whlfchcn Hofes im allgemeinen zu
wahren. Zur Entfendung wurde der fehr tüchtige Con-
fervator Sekmorans beftimmt. Oberbaurath Bergmann
berichtete in der Folge über das Gutachten diefes Con-
fervators und beantragte einerseits, dcmfelbcn für diefes
fachgemäfsc Elaborat zu danken, anderfeits die Stadt-
gemeinde Kuttenberg zu begrüfsen, damit fie das von
ihr gewählte Reftaurations Projefl fo wie die anderen
prämiirten Projcfle anher vorlege, womit fich die Vcr-
fammlung einverftanden erklärte.
Die Central-Commiffion nahm weiter aus einer
Zufchrift der k. k. Finanz-Landesdireflion in Prag
Anlafs, fich dahin auszufprechen, dafs die Kinrichtungs-
relle der oberwähnten gothifchen Wense/s- Capelle im
Erker des wälfehen Hofes der Kuttenberger Stadt-
gemeinde unentgeltlich überlafTen werden mochten, da
diefelben an und für fich hochfl defeft und in Folge
' S. Mlllk VII. N. F. p. LXXIX
VHI N. F.
dcflen wcrthlos find und erfl dadurch wieder von Werth
würden, dafs die Stadtgemeinde diefelben bei Reflau-
rirung der Capelle in zweckmäfsiger Weife verwendet,
was ohnedies Geldopfer für deren Ausbefferung und
mancherlei Ergänzungen zur Folge haben wird.
Oberbaurath Bergmann referirte ferner über die
reftaurirten Fresken in der Barbara- Kireke zu Kutten-
berg und bezeichnete diefe Malereien als von hoher
Wichtigkeit Tür die bohmifchc Kunllgefchichtc.
ProfeflTor Äehak überfendete einen Bericht über
im Stadt-Archiv zu Kuttenberg gefundene intereflante
Pergament-Urkunden über den den damaligen Stein-
metz-Zünften nicht incorporirten Baumeifter an der
Kuttenberger Barbara-Kirche Namens Reifet, welcher
für die Veröffentlichung durch die Mittheilungen
beftimmt wurde.
Anlafslich eines Berichtes des Confervators Hrase
über Vernachläffigung und Gefahrdung der romani-
fehen, aufscr Gebrauch gekommenen Taufftcinc in
Chlum und Hololtlau befchlofs die Seflion, fich bei
den bezüglichen Pfarrern wegen eines belferen Schutzes
Tür diefelben zu verwenden.
Oberbaurath Freiherr v. Ferßel referirte über die
gothifche Johannes Kirche in Neuhaus und beantragte,
dafs zunachft diefe Kirche mit Rückficht auf ihre
Schaden wie auch nach vermutheten Wandmalereien
genau unterfucht werde.
Anlafslich eines Berichtes des Corrcfpondcnten
Stithlik über die beabfichtigte Abtragung des Stadt-
thores in der Pragcrftrafsc zu Budweis und über die
Rellaurirungsarbeiten in der dortigen Marien-Kirche,'
ferner über einige intereffante Grabmale, fo wie über
einige beabfichtigte Demolirungcn in Tabor befchlofs
die Seflion nach dem Antrage des Referenten, Ober-
baurath Bergmann, durch den competenten Confer-
vator Erhebungen pflegen zu lalTen und dahin zu
ftreben, dafs von den abzutragenden Objeflcn genaue
Aufnahmen gemacht werden.
Uebcr das Einfchrcitcn des Verwaltungs-Aus-
fchuffes des ftädtifchen Mufeums in Budiveis wegen
Einleitung zur eben erwähnten Aufllellung der alten
Grabmale in der dortigen Marien- ll'iariftcn-) Kirche
befchlofs die Sektion anlafslich eines Antrages des
Oberbaurathes Bergmann den Vcrwaltungs Ausfchufs
zu erfuchen, vorerft eine Auswahl der erhaltenswcrthcn
Denkmale zu treffen und einen Koflcnvoranfchlag
vorzulegen.
Der Auffatz des Profeffors Alvin Sehuls über das
Monument des Freiherrn v. Redern in Friedland wurde
an die Kedaflion abgetreten.
Uebcr Antrag des Oberbaurathes Bergmann
erbat fich die Central - Commiffion von Seite der
Prager Statthaltern Informationen über den Zufland
der romanifchen Kirche in Tismic.
Die Bczirkshauptmannfchaft zu Burkenbaeh legte
einen Bericht über die zur Dcmolirung beftimmte
mittelalterliche Holzkirche in Huttendorf vor.
Der Bericht des Confervators Moiker über die
Kcflaurirung der gothifchen Kirche in S/ave'fin ver-
anlafstc die Central-Commiffion, dem Grafen Fried-
rich Thun für die munificentc Gewährung der zu diefer
gelungenen Reftaurirung notwendigen Geldmittel zu
danken.
■ S. Mit*. VII. N.F.p CIX.
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XVIII
Der Bericht des Gymnafial -PrnfeiTors Scdtat'ck in
Tabor über die dortigen alten Baudcnkmalc veran-
lafstc die Ccntral-Conimiffion, über Antrag des Ober-
baurathes Bergmann ein Erfuchfchreiben an die
Stadt-Rcprafentnnz im Intcreffe der Erhaltung diefer
Denkmale, namentlich der Stadtthore und der alten
Burg, zu richten.
Confervator Scdiatek erftattete Bericht über den
Wartthurm zu Ro/enberg, die befeftigte Kirche zu
Koftelcc und den Kundthurm bei Hradist'e bei Tabor
Der Bericht des Confervators Sc Ii »w ran: über
feine Thätigkcit wahrend des Jahres 1880 wurde mit
befonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die
Seclion bcfchlofs. diefem Confervator ihre Anerken
nung anläßlich der Reftaurirung der Kirche SU CArttdim
auszufprechen und darin hervorzuheben, dafs Sehiuoraiiz
ftets bemüht ift.dcn eigentümlichen Landes Charakter
der alten Bauwerke zu erhalten und bei Kcftaurirun-
gen wieder zur Geltung zu bringen. 1
Confervator Baum erftattete einen interclTantcn
Bericht über die auf Korten der Gemeinde durchge-
führte fachgemafse pietätvolle Keftaurirung der Deca-
nal-Kirche in Nymburg. Ucbcr delTen Antrag cm|)fahl
die Seftion ein Relief über dem Portal der befonderen
Beachtung bei der Reftaurirung und fprach der Ge-
meinde-Vertretung vom Nymburg ihre Anerkennung
aus. Ucber Bericht desfelben Confervators wurde
bcfchlofscn fich wegen ftylgcm.ifser Reftaurirung der
St. Johannes-Capelle in Nncivojovie competenten Ortes
zu verwenden.
Ueber Anregung des Correfpondcnten Sturlik
bcfchlofs die Central-Commiffion fich an berufener
Stelle im Intercfle der Erhaltung der Ruine Maidjlein
zu verwenden.
Confervator Sterz berichtete über die Denkmale
zu Zlabings und die im Fcucrlofch-Dcpot zu Znaim
eingemauerten Grabmale aus der ehemaligen Mino-
riten-Kirche.
Der zum Zwecke der Beurtheilung und Reftau-
rirung cingcfcndctc fogenannte Rambuld XIII. von
Callalto'fchc Feld-Altar (f 1630] aus Schlofs Pirnitz
wurde über Antrag des Freih. Hacken wieder dahin
zurückgeleitet. Derfelbe bezeichnete das Altarchen als
ein kleines Juwel alt-italienifcher Kunft von vortref-
flichftcr Erhaltung, das verdient, an einein den Kunfl-
freunden und der WilTcnfchaft leichter erreichbaren
Orte aufgeftellt zu werden.
Confervator Trapp erftattete Bericht Uber die nicht
ganz gelungene Reftaurirung eines Marmor Intarfia-
Gruftdcckcls in der Garnifons-Kirchc zu Brunn, worauf
man bcfchlofs, diefes Kunftwcrk in den Mittheilungen
unter Beigabc einer polychromen Illuftration naher zu
befprechen; ferner über den Verluft eines Fresco-
Gemäldes im Landhaufc zu Brünn, über ein aufge-
decktes, aber auch wieder übertünchtes Wandgemälde
in Borßendorf und über die Reftaurirung der hiftori-
fehen Cafematten am Spielberge, endlich über den im
mahrifchen Lande mit Schwung betriebenen Ankauf
von Antiquitäten jeder Art, als erften, fehr bedau-
erlichen Schritt zu deren Vcrfchlcppung.
Confervator Dudik berichtete über den Glocken-
thurm in Ilermersdorf, ein Sacraments-Häuschen zu
' s. Utah, VII. N F. p. CVI.
Slang indorf und ein fehmiedeiferncs Gitter in der
Pfarrkirche zu W'.-Mej'eritfch.
Der Bericht des Confervators Peter über ein
fchlefifches Piaften-Dcnkmal wurde über Antrag des
Oberbaurathes Freiherrn V. Perfiel zur auszugsweifen
Veröffentlichung in den Mittheilungen beftimmt. '
Confervator v- Lepkweski überfendetc eine kurze
Bcfchrcibung famml Text von ProfelTor Odrzywolski
über einen RenailTance-Erker am Wawel zu Krakau,
und wurde diefelbe über Antrag Dr. Lind s zur Ver-
öffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt.
Die vom Confervator v. Ispkoxvski vorgelegten
Zeichnungen vom Johannes-Altarc der Floriani-Kirche
in Krakau wurden mit voller Anerkennung der
gelungenen Wiedergabe zur Kenntnis genommen.
Anlafslich der Vorlage eines Kxemplars der in
polnifchcr Sprache publicirten Befchreibung des Kra-
kauer Domichatzes befchlofs die Vcrfammlung eine
Auswahl des Inhaltes desfelben in den Mittheilungen
zu befprechen. Domherr Ritter v. Polkotvski wurde
eingeladen, den bezüglichen Text zu liefern.
Die in der Currende des bifchoflichcn Confifto-
riums zu Tarnow enthaltenen Nachrichten überKeltau-
rirungen der dortigen Kathedrale und der Kirchen zu
Burku, Zawadzie und Terlikenuct wurden zur Kennt-
nis genommen.
Dr. Lind referirte über den Bericht des Confer-
vators Gutter, betreffend aufgefundene armenifche
Grabmale aus dem 15. und 16. Jahrhunderte in Serelh
und bezeichnete diefe befonders ihrer Ornamentirung
wegen als intereffant. 1
Wcrthvollc Mittheilungen liefen ein von den erz-
bifchollichen, refpective bifchoflichcn Ordinariaten in
Czcrncrwitz, O'itrz, Krakau, lAiibach, Lemberg, Mar-
burg und Zara über den in den betreffenden Diuccfan-
Pricftcr-Scininaricn und theologifchen Lchranftalten
fchon beftehenden oder einzuführenden kunftgefchicht-
liehen und kirchlich-archaologifchcn Unterricht.
Ueber Antrag des Redaclions Comites befchlofs
die Vcrfammlung, die Abhandlung des Profeflors Rzilia
über mittelalterliche Steinmetz - Zeichen durch die
Mittheilungen unter Beigabe einer namhaften Reihe
von Abbildungen verthcilt auf zwei Jahrgange zu
publiciren. Ucbcr Antrag Dr. Linds genehmigte die
Central-Commiffion die Modalitaten zur Herausgabe
eines Separat-Abdruckes von diefer interclTantcn
Publication und befchlofs die ehebaldigftc Ausgabe
desfelben.*
Dr. Moriz Hernes legte der Central-Commiffion
eine Abhandlung über mittelalterliche Grabdenkmale
in der Hercegovina vor und wurde diefer AufTatz
über Antrag Dr. Lind s für die Mittheilungen beftimmt.*
Verhandlungen der III. Section.
Diefelbe hielt vier Sitzungen ab.
Der Präfident machte die Mittheilung, dafs von
Seite des Minifteriums des Innern die Aftcn der be-
ftandenen Archivs-Enquete-Cornmiflion zur Einficht-
nahme zugemittelt wurden. Die Seclion befchlofs dem
■ S Millh VII N F p I.XXXI
' S. Muth. VIL N. F. p »« .. f , p, i»s u f.
' S. Millh V|| N. F. p I.XXXI.
» S M.llh VIII N F. p. .».
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XIX
Minifler des Innern hicfur zu danken und «liefe Aclcn
für ihre Zwecke zu benutzen und dann zuruckzuftcllcn.
Archivs-Concipift Dr. Winter befprach die Wich-
tigkeit des alten Stadtbuch« von St. Pulten, das
jedoch gegenwärtig verfchollen ift.
Ueber Antrag des Dr. Winter wurde die vom
Correfpondenten Maas eingefendete Abfchrift einer in
Korneuburg aufgefundenen und auf das mittelalterliche
Bauwcfcn bezüglichen Urkunde, ausgeftcllt von Erz-
herzog Albrccht 1423. 1 und das Bruchfluck eines
kirchlichen Inventars der Pfarrkirche in Korneuburg
(Anfang 16. Jahrhundert) zur Veröffentlichung in den
Mittheilungen beflimmt. *
Der Bericht des Correfpondenten Dungel über
die weiteren Erfolge feiner archivalifchen Forfchungcn
in Nicder-Oeflerreich wurde zur Veröffentlichung an
die Redaclion der Mittheilungen abgegeben.'
Confervator Richter machte Mittheilungen über
das Archiv zu St. Jacob am Thurmberg.
Dr. Winter referirte über einen Hericht des
Correfpondenten Beekh-Widmannßetter, betreffend die
Archive in Gmünd, Bteibnrg und Spital an der Drau.
und wurde diefer als in feiner Art muftergiltig abge
fafstc und fchr intcreffante Bericht zur Veröffent-
lichung durch die Mittheilungen beflimmt.
Ueber Berichterflattung des Hofrathes Sickel
befchlofs die Scclion Schritte zu thun, damit das
Archiv des kärntneri/chen Gcfchichtsvcreines in Klagen-
fürt anläfslich deffen Ueberfiedlung in das neue
Mufcal-Gcbaude in müglichft feuerfichere Räume unter-
gebracht werde.
Auch befchlofs die Scc"lion über Antrag des Refe-
renten Dr. Winter die Nachrichten diefes Vereines
über deffen ncucfle archivalifchc Durchforschungen
und Erwerbungen . namentlich von deffen Secretar
Baron Hau/er durchgeführt, mit befonderer Befrie-
digung zur Kenntnis zu nehmen und diefes Unter-
nehmen durch einen Beitrag zu unterftützen.
Dr. Jenny machte Mittheilung über das Archiv
in Feldkirch.
Die Nachricht, dafs die Vereinigung der getrennten
Archivalien in Laibach zu einem Landcs-Archive und
deffen Katalogifirung, fowic verläßliche Inftandhaltung
angcflrcbt werde, diente zur angenehmen Kenntnis.
Auch wurde beflimmt, dafs von dem Berichte Sko-
< S. Miuh. VII. N. F. p. 9*.
» S. MiuK, VII N. P, p. LXXIH.
• S Miilh VII N F. p. CXXVH und VIII p. VII.
bielskts über die Laibacher Archive ein Auszug in den
Mitteilungen erfcheine. *
Der Auffatz des Confervators v. Lufchin über
die Sammlungen des Schloffcs I.ußthal bei Laibach
wurde an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben. 4
Gymnafialfupplent Skobielski in Lemberg über-
fendete die Abfchrift eines Schreibens Rudolph IV.
an den Rath und Richter von Trieft vom 19. Novem-
ber H5Q, welches er bei der Ordnung des Laibacher
Archive* vom Deckel eines Urbars von Bifchoflack
losloftc. Dasfelbe wurde zur Publication durch ein
Fach-Organ beflimmt.
Der Bericht des Confervators Regierungsrathes
Dudik über die Durchfuchung des alten bifchoflichen
Archives in Kremfier wurde zur Kenntnis genommen.
Die Versammlung nahm Einficht in den vom
Dom-Capitcl zu Krakau der Central-Commiffion zum
Zwecke einer cntfprechcndcn Publication auf kurze
Zeit eingefendeten fogenannten St. Emmerams-Codex
und befchlofs nunmehr, die Vorbereitungen zur Publi-
cation zu treffen, fo wie auch den Profeffor Thau/ing,
welcher die Güte hat den erläuternden Text zu ver-
fallen, hievon zu vcrfländigcn. Die Seftion nahm in
der Folge vom Fortgänge der Vorarbeiten zur Publi-
cation diefes Codex, refpeclivc von der Vorlage der
für die Publication bellimmten Zeichnungen Schon-
brunncr's Kenntnis.
Anläfslich eines der Central-Commiffion vorgeleg-
ten Urkunden-Fragmentes, das dem römifchen Kaifer
Glycerius zugefchrieben wird, fprach die Scrflion nach
genommener Kinficht in diefes Curiofuin fich dahin
aus, dafs es fich hier nicht um ein irgendwie glaubwür-
diges Objcdl handle, fondern dafs diefer Gegenftand in
Folge der im Laufe mehrerer Jahrzehnte wiederholten
Behelligungen der Behörden und wiffenfchaftlichcn
Corporationen, trotzdem fich diefe jederzeit über die-
fes plumpe und völlig werthlofe Machwerk, das nur ein
zum Täufchcn und Irreführen angefertigtes geifllofes
Schauflück ift, ganz unumwunden ausgefprochen
haben, eine gewiffe traurige Berühmtheit erlangt habe.
Diefes Falfificat wurde geradezu als paläographifchcr
Unfinn bezeichnet, indem es Buchflaben aus verfehle-
denen Schriften und Zeiten durcheinanderwirft und
neu erfundene aufweist, die nie exiftirten. *
' S. Miiih VO. n. 9, v xcvi.
» S. Mltth. VII. X K. p. LXXXI
« Auf S. XV dir BeticUlev iwcilc Spuke, 14. Zeil« ift der Name der
Rui»e in U*jTt!bmr[. aa verbeiTem.
C*
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XX
Prähiftorifche Bauten im Hofovicer Verwaltungs-Bezirke.
^HR in der Mitte Böhmens gelegene Horoviccr.
aus den Steuerbezirken Hoiovic, Hcroun und
Zbirov beftchende politifchc Verwaltungs-
bezirk war fchon in vorhiftorifchet Zeit die Heimat
einer zahlreichen Bevölkerung, welche, auf einer, jener
fernen Vergangenheit entfprechenden Cutturftufc
liebend, der Nachwelt gar manches intcreffante Denk-
mal ihrer Thätigkcit und Lcbcnswcifc hinterliefs.
Hierhergehören die zahlreichen Funde an Metall und
Stcin-Objccten aus diefer Gegend, welche das Mufcum
zu Prag und viele Privat-Sammlungen zieren, befonders
aber auch die Erd- und Steinwalle, welche noch gegen-
wärtig an gar manchen Orten des Bezirkes die Mittel-
punkte bezeichnen, in welchen fich das Leben der
Bewohner der Umgegend in einer Zeit concentrirte,
zu welcher keines unferer fchriftlichen Denkmale
zurückreicht.
Von diefen Umwallungcn find bereits mehrere, als
jene vom Plesivec bei Jincc, am Berge Hradec bei
Hoftomic, die bei Lochovic, Skfiple, Ncumctc! und
andere befchrieben worden, mehrere andere aber find
bisher entweder ganz unbekannt geblieben oder fehen
noch einer genauenWürdigung entgegen.
Eine bisher noch nicht befchriebene Umwallung
befindet fich auf dem Berge Kotys bei Tman Bcrauncr
Steuer-Bezirkes. Diefer Berg bildet den weltlichen
Abfchlufs des unter dem Namen Zlaty kun bekannten
Höhenzuges, und es wird denen fclfiges Plateau an der
Oftfeite ober einer fanften Einfattlung von doppelten
Wallen gefchützt, wahrend die Hochebene gegen Wcftcn
zu allmälig abfällt, und endlich hier fowohl als auch
gegen die Süd- und zum Thcile gegen die Nordfeite
durch fall fenkrecht abkürzende Felswände unzugäng-
lich erfcheint; nur an dem grofsern Thcile der nörd-
lichen Bergkette fetzt fich der Wall bis zu den
felfigcn Abgründen fort. Ein tiefes von dem tmancr
Bache durchfloffenes Thal trennt den Kotys von der
hier weftlich fich erhebenden Konkolova hora. Die
Umwallung an der Oftfeite beginnt auf einer vorfprin-
genden Felszunge und lauft in nördlicher Richtung
160 Schritte, worauf fich dicfclbc in zwei Thcile theilt.
Der eine fetzt fich dicht ober der erwähnten Einfatt-
lung in einem Bogen fort, während der andere in
gerader Richtung gegen den Bergkamm auffteigt; die
Lange des erften aufscren und niedrigeren Walles
betragt bis gegen den Bergrücken 188 Schritte, worauf
derfdbe von einer alten, 5 Schritte breiten Hinfahrt
unterbrochen wird, hinter welcher der Wall noch
15 Schritte fortläuft und fich an jenen Wall, der fich am
Bergrucken hinzieht, anfchlicfst. An diefen letztem
fchliefst fich auch 75 Schritte weiter der zweite innere
Wall an, dclTen Länge, von detTen oberwähntcr Ab-
zweigung bis an den Bergrücken, 150 Schritte betragt,
und welcher gegenüber dem aufsei en Thore ebenfalls
von einer 5 Schritte weiten innern Hinfahrt unter-
brochen wird. Sowohl der innere Wall als auch jener
an dem Bergesgrat ill noch 1 bis .»/. Klft. hoch und
an der Bafis etwa 20 Schritte breit, wahrend der
aufsere Wall etwas niedriger und fchmälcr ift. Die
Walle und Erdreich beliehen aus grofsen Steinen.
Diefc Wälle bilden alfo ein gegen die Einfattlung
zu ausgebogencs Dreieck, denen innerer Raum als
eine Art Vorwerk gedient haben mag. Noch möge
nicht unerwähnt gelafsen werden, dafs bei dem oben
erwähnten aufscren Thore die Vcrfchanzung in einem
Winkel 12 Schritte gegen Ollen, alfo nach aufsen
vorbringt, eine Hinrichtung, welche bekanntlich
bei vorhillorifchen Verfchanzungen öfter beobachtet
worden ift.
Das durch die befchriebenen Walle cinerfeits und
durch die fenkrecht abfallenden Helfen anderfeits, etwa
8—10 Joch einnehmende Plateau zeigt gegenwartig
keine Spuren von Bauten, wohl aber findet man an
der fclfigen Oberfläche eine Menge kleiner Scherben
von Thongcfafscn, gebrannte eftrichartige Thonftuckc,
Knochen u. f. w. Die Scherben haben ganz das Aus-
feilen von den in heidnifchen Grabftätten vorkom-
menden, beliehen aus einer Mafse von Thon, Glimmer
und Sandkörnern, und find die erhaltenen Randftücke
theils mit parallelen Linien oder mit Punkten, theils
aber auch mit den für flavifch geltenden mäandrifchen
Wellenlinien bezeichnet; auch glückte es mir, eine
durchbohrte, kegelförmig zulaufende Thonkugel vor-
zufinden.
Der die obcnbefchricbcncn beiden an der Oftfeite
des Berges befindlichen Verfchanzungen verbindende
nördliche Wall fetzt fich in der Richtung des Höhen-
rückens noch 234 Schritte bis zu einem an dem nörd-
lichen Abhänge heraufführenden alten Hahrwege fort,
hinter welchem fich der Wall noch weitere 70 Schritte
bis zu der fogenannten Zlata bräna hinzieht. Diefe
/.lata bräna ift ein von der Natur gebildetes prächtiges
Felfenthor, welches, wenn es auch die Dimcnfioncn
eines gewöhnlichen Stadtthorcs nicht überfchreitet
— es ift nemlich etwa 2 Klft. hoch und 4 Klft. breit —
an das Prebifchthor der fachfifchen Schweiz im
verkleinerten Mafsftab errinnert.
Unter dem Volke hat fich nun wohl die Sage
erhalten, dafs auf dem Berge Kotys eine Burg gellanden
haben foll, doch dürfte aus dem Gefaßten mit Sicher-
heit zu entnehmen fein, dafs hier wenigftens von einer
mittelalterlichen Burg keine Rede fein kann. Auch
geht die Sage, dafs auf diefer Burg ein goldhaariges
Pferd gehalten wurde, welches dann in dem Berge Zlaty
kün (goldenes Pferd) dort verfank, wo fich noch jetzt
eine tiefe Höhle befindet. Diefe Hohle wird übrigens
auch von dem Volksmundc als ein Verdeck und
Zufluchtsort des aus dem böhmifchen Sagenkreile
bekannten Ritter Horymir und feines Wunderpferdes
Simck bezeichnet. '
In Betreff des etwas über eine Stunde nordweftlich
von dem letztgenannten Orte entfernten, hoch
■ Vergleiche in den „5i.ni inen der Vclkcr in Liedern" v.>n HtrJtr di
bshm.rche S»,je JDm Roh ml dem Der»«".
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XXI
intercfTanten Tefin, in welchem fafl das ganze gegen-
wärtige Dorf Tctin liegt, fiche Mittheilungen I. und
III. Band. Ich mufs hiezu ergänzend mittheilcn, dafs
tieften Weftfeite und zum Thcilc auch die Nord- und
Südfcitc von mächtigen Wällen eingefchlofsen wird.
Der alte äufscre Wall befindet fich rechts ober
dem Eintritte der von Beraun kommenden Strafte in
das Dorf Tetln, und zieht fich über die ganze Breite
der Anhohe, auf welcher das letztere gelegen ift, in
gerader Richtung hin. Diefe Verfchanzung wird vom
Volke „na valcch" genannt, ift I bis 2 KIft. hoch und
10 bis 12 Schritte breit, vordcrfclben ficht man Spuren
des einfügen Grabens. Diefe letztere Stelle ill unter
dem Namen „v rybnickäch" (in den Teichein) bekannt,
und es ift nicht zu bezweifeln, dafs fich hier einft mit
Waffer gefüllte Plätze befanden, welche die tiefern
Stellen zwifchen dem Berge Damil (feltener Pohled
genannt) einnahmen, und die Fertigkeit der alten Burg
vermehrten ; offenbar füllte der jetzt die aufserc Ver-
fchanzung durchfchncidcndc Bach diefe Wafferbchäl-
ter. Ein Theil der innerhalb diefer Umwandlung lie-
genden Dorfgärten fuhrt den bedeutungsvollen Namen
„V hrobech"* (in den Gräbern). Der gewaltige Wall
biegt fich an feinen beiden Enden in Winkeln um, und
fetzt fich dann noch eine ziemliche Strecke in uftlicher
Richtung an den Bergabhangen fort. Es ift nicht
zu bezweifeln, dafs er fich urfprünglich, che er durch
neuere Bauten zerftort wurde, an den in den Mitthei-
lungen befchriebenen, auf dem Plane mit A, B bezeich-
neten Wall anfchlofs und fo mit diefem ein grofses
Viereck bildete, innerhalb deifen der gröfstc Thcil des
jetzigen Dorfes liegt. Man fieht alfo, dafs Tetin, fowic
viele andere vorhiftorifchc Burgen aus zwei grofsen
Abtheilungen, nämlich aus einer äufsern und innern
Burg beftand, und dafs die innere Burg erft durch
das Beliehen und die bedeutende Ausdehnung der
äufsern Burg ihre wahre Bedeutung erhalt.
Die auf dem mehr erwähnten Plane (S. 107 des
III. Bd.d. Mitth.) mit A, B bezeichnete und dort naher
befchriebene, den inneren Burgraum fehützende Ver-
fchanzung ift feither vollftändig und fpurlos verfchwun-
dcn. Noch verdient erinnert zu werden, dafs der auf
diefem Plänchen bei der örtlich gelegenen mittelalter-
lichen Ruine mit F bezeichnete P Zollthurm a wohl
zunachft die Beftimmung hatte, als Brücken- und Ein-
fahrtsthor zu dienen; dann dafs in demfelben eine
Fall- oder Zugbrücke beftand, ergibt der Augenfchein
und wird durch die im Volke hcrrfchcndc Sage und
durch den Umrtand beftätigt, dafs auf der diefer Ruine
gegenüberliegenden Seite, alfo auf der Stelle der altern
inneren Burg fich noch in einer Linie mit der Nordfeite
des Brückenthurms eine ganz in derfclben Weife wie
diefer gebaute Mauer bis gegen die Johannis-Kirche
hinzieht. Ueber die Brücke ob der fchluchtartigen Ein-
fattlung und durch den Thorthurm führte der Haupt-
eingang in die mittelalterliche Burg, die Vorburg der
alten Burg war eben jene grofse äufsere Umwallung,
innerhalb deren jetzt das Dorf rteht. Die gegenwärtige
St. Johann- vormals St. Michacls-Kirche mag wie Pro-
feffor Grucber meint, ihrer gegenwärtigen aufseien
Gcftaltung nach dem vorigen Jahrhunderte angehören,
doch kann da wohl nur von einem Umbaue die Rede
fein, denn diefe Kirche war fchon früher wohl bekannt
und nach einem in dem Pflaftcr der Kirche liegenden
marmornen Grabrteine wurde hier bereits im Jahre
1608 die „Ludmila dezerka Vrozencc pana Buryana
Swaba z Chwatliny a w Tetinc- beigefetzt. 1
Als vor etwa 20 Jahren die von Beroun nach Tetm
fuhrende Bezirksftrafse rechts von dem alten Fahr-
wege, das ift von der alten Zufahrtsftrafse zur Burg,
gebaut wurde, ftiefs man in unmittelbarer Nähe des
Dorfes etwa 100 Schritte vor dem äufseren Walle auf
zwei menfehliche Skelette, welche Thongefafse zwifchen
den Füfsen hatten; das eine war unten verengt und
gegen oben ausgebaucht, von dem andern waren nur
die Scherben vorhanden. Ueber eine Anzeige des
Gutsbefitzers Vojaöek, dafs in diefer Gegend wieder
Spuren von Skeletten wahrgenommen wurden, ver-
fügte ich mich am 2. Juni 1. J. an Ort und Stelle und
überzeugte mich, dafs rechts von der Strafse oberhalb
des Grabens und der Böfchung des höher gelegenen
Feldes Knochen hervorragen. Es wurde fogleich zur
Aufdeckung diefer etwa nur I Fufs tief unter dem
Kafen des Feldraines liegenden Refte gefchritten und
es zeigte fich, dafs von dem hier beerdigten menfeh-
lichcn Skelette bereits bei der Abbofchung Theile
abgegraben fein mufsten, da eben nur die Wirbelfaule
und der Schädel vorhanden waren. Gleich oberhalb
diefem Gerippe lag in gleicher Tiefe ein zweites
Skelett, fo dafs die Füfse desfclben faft den Schädel des
erfteren berührten.
Diefcs Skelett war vollftändig vorhanden ; es lag
auf dem Rücken, die Füfse waren ausgeftreckt, der
Kopf lag auf der linken Wange, die Arme waren aus-
geftreckt längs des Rumpfes. Beide Skelette hatten
die Füfse gegen Oftcn und den Scheitel gegen Werten,
ober dem Haupte lag ein etwa kopfgrofscr Stein
und über den Schienbeinen des zweiten Skeletts ein
anderer grofser Stein. Die Zähne des letzteren waren
gut erhalten, das Becken vcrhältnisgcmäfs eng; die
Länge des Gerippes betrug 1 Mm. 75 Cm. und es
dürfte einem jüngern männlichen Individuum angehört
haben. Beigaben waren keine aufzufinden, wohl aber
waren bei diefem letzteren Skelette die Ohrenknochen
des Schädels fowic der anrtofsendc Thcil des Kinn-
backens, offenbar von oxydirtem Kupfer, rtark grün
gefärbt, fo dafs man annehmen mufs, der hier Begra-
bene fei mit kupfernen oder bronzenen Ohrgehängen
beerdigt worden, welche durch die Feuchtigkeit ganz
aufgelört worden find. Obwohl nun bei diefem Skelette
nur eine gewöhnliche Urncnfcherbe angetroffen wurde,
fo ift es doch möglich, dafs auch bei den vorgefun-
denen beiden Skeletten fowie bei den beim Strafsen-
baue entdeckten in der Nähe der Fufsfohlcn Thon-
gefafse beigefetzt waren, und es würde fich derLJmftand,
dafs fic jetzt fehlten, dadurch erklären, dafs fie bereits
bei der Abbofchung des Strafscngrabcns zerfturt
wurden, was nach der ganzen örtlichen Lage wahr
fcheinlich erfcheint. Links von der Strafse ftand am
Rande des alten Weges noch vor etwa 30 Jahren
eine kleine gemauerte Capelle (bozi muka). Etwa
50 Schritte weftlich von der Fundftelle der Skelette
bemerkt man noch rechts an der von Beroun
kommenden Strafse ein hölzernes Kreuz. Bekanntlich
deuten derlei Capellen und Kreuze, welche im Ver-
laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder
• Buriu Sdib v. CfcMlHu «»r |a JJ>r« ll^u,,:« ^r.u d«r Dill*
K»lft<m.
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XXII
erneuert wurden, nicht feiten auf alte Begrabnifs-
pl.it ze und es ift nach alle dem Gefaxten kaum zu
bezweifeln, dafs in diefer Lage ein Bcgräbnifsplatz aus
fpätheidnifcher Zeit vorhanden fei, dafs die vorgefun-
denen Skelette demfelben angehören, und dafs weitere
Nachgrabungen den Beweis hierüber zu liefern geeig-
net waren.
Etwa eine halbe Stunde örtlich von Tetin erhebt
("ich ob dem linken Ufer der Beroun, dort wo der Lode-
nicer, auch Kacak oder Katice genannte Hach in dic-
felbc einmündet, eine gewaltige unter dem Namen Kozcl
bekannte Felsparthie, iiber welche fich eine ausge-
dehnte Felsflache ausbreitet, die den Namen .Hradiste"
oder „na Hradisti" trägt. Uiefe gegen Norden zu auf-
zeigende, gegen Often von der tiefen Schlucht des
I.odcnicer Baches, und gegen Süd und Wert von der
Beroun und fchrofTen Felsabhängen begränzte Hoch-
ebene wird in nordlicher Richtung von drei machtigen
von Wcft nach Oft laufenden parallelen Verfchan-
zungen durchfehnitten, von welchen ein ausgedehnter,
auf 40 Joch berechneter Raum eingefchloffen wird.
Die längfte Ausdehnung hat die nördlichfte Verfchan-
zung, wahrend anderseits der mittlere Wall noch am
beften erhalten ift und fich klafterhoch erhebt. Diefc
Walle find infofern von befonderem Intcrcffc, als die-
felben zu den fogenannten verfchlacktcn vorhiftorifchen
V'crfchanzungen gehören. Diefelben beftehen nämlich
Xtincift aus Steinen, aus Lehm und Kohlen; die
Lehmrtückc find rothgebrannt, porös, verglaft und
zu fa mm engebacken; die Steine, befonders die Kalk-
fteine, tragen deutlich die Wirkungen eines intenfiven
Hrandes an fich, und die Holzkohlen liegen häufig
zwifchen den Steinen und Schlacken. Die ausgebrann-
ten Stellen reichen gegen eine Klafter in die Tiefe und
erreichen eine Breite von mehr als 2 Klaftern In dem
verfchlacktcn Lehm bemerkt man häufig Abdrücke und
ausgebrannte Löcher von thcils runden, thcils gefpal-
tenen Stammen und Balken herrührend, fo dafs man
nicht bezweifeln kann, dafs diefe Verfchanzungen von
Baumftämmcn, Lehm und Steinen aufgebaut wurden
und dafs ein intenfiver Brand der erftcren den gegen-
wartigen Zuftand diefer Walle herbeigeführt habe.
Diefer Zuftand und die ganze Zufammcnfctzung diefer
Verfchanzungen erinnert lebhaft an die Schilderung
der Befeftigung der kcltifchcn Städte in J. Caefar de
bcllo gallico und es drängt fich die Anficht auf, dafs
eine nach diefer Befchreibung aus Bäumen, aus Steinen
und Thon erbaute Befeftigung nach ihrer Zerfturung
durch Feuer und nach dem Verlaufe der Jahrhunderte
gerade fo ausfehen mufstc, wie fich uns diefe Walle jetzt
präfentiren. Leider werden diefe Verfchanzungen zum
Zwecke der Erweiterung und Verbeffcrung der Felder
an mehreren Stellen abgegraben und ausgehoben und
es wurden und werden die ausgehobenen gewaltigen
zufammengefchmolzencn und vcrglaftcn Blöcke von
den Bewohnern des nahen Dorfes Hoftim, zu welchem
die Feldflächc des Hradist gehört, häufig zu Bauten
verwendet, wcfshalb es wohl angezeigt erfcheint, von
diefem merkwürdigen Denkmale einer fernen Vergan-
genheit Kenntnifs zu nehmen, ehe es noch der voll-
ständigen Vernichtung anheim fallt.
Der Volksfage nach foll die innerfte Hauptfeftc
zwifchen dem zweiten und dritten Walle am wertlichen
Abhänge des Kozel geftanden haben. Jeder der
drei Walle wird von einer Durchfahrt unterbrochen
und es liegen diefe Durchfahrten an der Ollfeitc des
Hradist in der Nahe des tiefen Kacka-Thalcs; fic
mögen fich wohl an der Stelle der alten Thorc befin-
den. Das zwifchen dem aufserften Einfahrtsthorc und
dem genannten tiefen Thale gelegene Grundftuck
wird als der alte Begräbnffsplatz bezeichnet und es
find hier bei vorgenommenen Nachgrabungen nicht
nur Afche, Kohle, Urnenbeftandtheile und Knochen,
fondern auch Stechwerkzeuge und Nadeln von Bein,
eine fchön emaillirtc Glaskorallc, eine Koralle von
fchwarzem Stein u. f. w. gefunden worden. Diefe bisher
allerdings nur in geringer Anzahl vorgefundenen
Objefte reihen fich den grofsen Funden am Hradist
bei Nizburg und in der Sarka bei Prag nach ihrer Form
und Befchaffenheit an, doch könnten hier erft umfang-
reichere, allerdings mit mehrfachen Schwierigkeiten
verbundene Nachgrabungen zu verläfslicheren Reful-
taten führen.
M. Lüfsner.
Die Mithras-Höhle in St. Urban ob Glaneck in Kärnten.
B*S1JIN fehr merkwürdiger romifcher Infchriftflein
K Snf aus Kärnten ift der Stein Nr. ;;8 bei Jabor-
»-*—■' negg-Altcnfels, [Nr. 4804 Mommfen).
ÜKOIXVIC
TO MITRAS
VRSINVS DO
NVA-POSVIT.
Diefer Stein bezeugt nicht nur, dafs der Mithras-
cult in Kärnten überhaupt geübt wurde, denn dies ift
noch mehr erwiefen durch die beiden im Zollfeldc auf-
gefundenen Mithras-Infchriftftcinc und durch jenes
fchön e Relief, weichesaus dem Schlöffe Tanzenbcrg in
die Monumentcn-Hallc des kärntnerifchen Gefchichts-
verein es gelangte ; er beweift auch, dafs diefen CuJt
an fo abgelegener, gewifs durch keinen volkreichen
Ort belebter Stelle, wie der hochgelegene Gcbirgs-
kclTcl St. Urban ift, ftattfand. Der Fundort jenes
Infchriftfteines liegt nämlich ungefähr zwei Stunden
von Feldkirchcn entfernt hoch im Gebirge ; man fteigt
fteil aufwärts, bis zuletzt ein kleines Wäldchen den
Wanderer in feinen Schatten aufnimmt, ihn wie durch
Zauber den Befchwerden des Auffticgcs entrückt und
in ein reizendes ftilles Thal einfuhrt, wo ihn waldige
Höhen, grüne Matten und üppige Felder umfchliefsen.
Am Eingange diefcs Thaies auf einer fclfigen
Anhöhe Hegt die alte Kirche und der FTarrhof St.
Urban, umgeben von wenigen zerftreuten Häufern;
am Ausgange die fchöne alterthümliche Burg Hun-
gersbach. Hier konnte zu keiner Zeit eine grofscre
Anficdlung geftanden haben und faft gewinnt es den
Anfchein, als wäre der Mithras Tcmpel oder die Höhle
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XXIII
des Sonnengottes dort in der Abgcfchicdcnhcit eines
heiligen Thaies verborgen gewefen, um die Einzu-
weihenden der Welt zu entrücken und dello erfolg-
reicher durch die vorgefchriebenen Schweren Prüfungen
in die Myftericn einzuführen. Die nordlichen Hange
des Kefl'els find fchroffer und ziehen fich hoch hinan.
Kaum zehn Minuten vom Pfarrhofe entfernt befindet
fich eine Fclfenwand von feltfamen Formen, mit zwei
I lohlcnöfTnungcn nach Süden und Süd wellen, urfprüng-
lich mochte auch eine dritte gegen Südoftcn gewefen
fein. Einige Klafter davon im Schutte des herabge-
fallenen und verwitterten Gefteines wurde im Jahre
1838 zufällig beim Steinbrechen zum Baue eines Brau-
haufes der Eingangs erwähnte Romerftcin gefunden
nebrt mehreren antiken Töpfen und einigen römifchen
Münzen, was zu der fehr berechtigten Annahme führte,
dafs diefe Fclfenwand, deren Namen „Brocken wand"
fchon auf heidnifchen Cuitus hinweift, der Standort
eines Mithras-Tcmpels gewefen fei. Höchft wahrfchein-
lieh war der mehrerwähnte Infchriftftein an der längft
verfallenen fudöftlichen Felfcnhohle angebracht ge-
wefen, und flürzte durch Abwittcrung des Gcftcincs
oder bei Gelegenheit eines Erdbebens herab und
wurde mit Schutt bedeckt. Weitere Nachforfchungen
wurden damals nicht vorgenommen, fondern der
Infchriftftein nur an der Südfeite des Brau- und Gaft-
haufes eingemauert; die Topffchcrbcn und Münzen
wurden verfchleppt und nur zwei dcrfelben gelangten
an den karntnerifchen Gefchichts- Verein. Im Jahre 1864
befichtigte Jabornegg- Altenfels in Gefellfchaft an Ort
und Stelle diefen Infchriftftein, die Untersuchung der
Felfenwand aber unterblieb wegen Zeitmangels. Krft
im Sommer diefes Jahres kam ich über Aufforderung
meines verehrten Freundes des Herrn Pfarrers Martin
Krabath vonSl. Urban dazu, diefe merkwürdige Stelle
naher zu befichtigen. Am 18. Juli d. J. fuhr ich über
l-'cldkirchcn nach St. Urban und am 19. begann die
Unterfuchung mit Hilfe dreier rüftiger Handlanger
aiv Ort und Stelle. Zunächft wurde der Fufsboden der
mittleren, gegen Süden gelegenen Haupthuhle von
Schutt und Erde gereinigt und wir beftiegen wahrend
diefer Arbeit die Kuppe des Fclfcns, in welcher feitlich
Sonderbare, miteinander durch horizontale Gange ver-
bundene Nifchen von circa 1 , M. Hohe, 1 M. Tiefe und
i 1 ,, M. Breite angebracht find. Von oben liefsen wir
uns an einem Stricke ungefähr 8—9 M. tief auf eine
kleine, forgfaltig geebnete Fclsplatte herab, welche
lieh unmittelbar ober der mittleren Hohlenoffhung
befindet; fie hat 2 M. im Gevierte und gewährt ein
weites Ausfichtsfeld, fo dafs ein hier angezündetes
Feuer nicht nur in dem ganzen ThalkclTcl, fondern
auch weit darüber hinaus von den fernen Bergfpitzen
gefehen werden müfste. ALs wir wieder zur Hohle
zurückkehrten, fanden wir den Fufsboden dcrfelben
gereinigt; es war eine horizontale Fclfcnplattc von
8';, M. Breite und 5'/, M. Tiefe. Bei genauerer Berich-
tigung zeigten fich einzelne Unebenheiten des Ge-
fteincs mit Ellrich ausgeglichen, auch war ein Theil
der Hohle, dort wo fich im Hintergründe die Platte
vom Hauptfelfen loslöfte, mit Steinen gepflaftert und
mit Krtrich belegt. Auch fcheint fich dort ein Abzugs-
Canal befunden zu haben; denn die Fufsplattc war mit
dicken Mörtelfchichtcn untermauert und fanden wir im
Schutte Thierknochen, Zahne von Kindern, Kniege-
lenke, Topffcherben und Holzkohle. Der Fufs des
Felfens war bis zum Rande der Hohle verfchüttet und
konnte man trotz aller angewendeten Arbeit nicht
bis auf den Grund der Halde gelangen; fo dafs der
hier fenkrecht abfallende Felfen einft von anfehnlicher
Hohe gewefen fein mufste. An die eben beschriebene
mittlere Hohle fchliefst fich im dumpfen Winkel abbie-
gend eincklcinerc, gegen Südwerten gekehrte an, deren
Grund etwas tiefer liegt und die 5 M. breit und I 1 /, M.
tief im Hintergründe im rechten Winkel abgefchlofTcn
ift. Das Gertein, welches die Decke bildet, überwölbt
beide Hohlen in einer Höhe von 3 M. Offenbar find
bdde Hohlen von der Natur durch Verwitterung und
Abtrennung gröfscrer Platten des Chlorit-Schiefers
gebildet, aber ebenfo gewifs auch durch Mcnfchcnhand
zu einem beftimmten Zwecke adaptirt worden.
Alles, zumal auch die rauchgefchwärzte Decke
der gröfseren Höhle und die im Schutte häufig vor-
kommende Holzkohle, weifet auf eine Feucrftatte hin,
fowic die Knochenreftc und der Abzugs-Canal auf
Schlachtopfer. Ob die Vorderfeite der Huhlen ganz
oder theilweife vermauert gewefen, ift zweifelhaft; wir
fanden weder Bruchfteine noch Ziegel, nur ein kleines
Stückchen gebrannten Thoncs, von dem es wahr-
fcheinlicher ill, dafs es von einem Gefchirrc ftammte.
Der Eingang dürfte von Orten gewefen fein, von wo
man auch jetzt hinein gelangt, auch war es dort, wo
die fteinerne Infchrifttafel gefunden wurde.
Es ift nicht anzunehmen, dafs hier ein kunftvollcr
Bau und Statuen geftanden haben, vielmehr deutet
alles auf fehr urfprüngliche Verhältnifle hin, vielleicht
fogar auf einen alt keltifchen Gottesdienft, auf einen
Cuitus des Sonnengottes Belinus, welcher allmählich
in die Verehrung des Mithras überging. Der auf dem
gefundenen romifchen Infchriftrtcinc genannte Urfinus
mochte diefem letzteren vielleicht zuerrt gehuldigt
haben. Spuren behauener Steine oder grofserer Bild-
werke müfsten doch noch gefunden werden, wenn fie
je beftanden hatten; denn die Ortslagc geftattete die
Verschleppung dcrfelben nicht. In der Kirche St. Urban
find zwar an der Aufsentreppe zwei roh gearbeitete
antike Menfchenkopfe aus Kalkftein eingemauert,
welche der Zahn der Zeit langft ihrer Nafcn beraubt
hat. Sie dürften aber kaum in irgend einer Beziehung
zum Mithras-Cultus geftanden haben, fondern nur die
unfehönen Züge eines dort heimifchen Kcltcnpaarcs
künftigen Zeiten aufbehalten. An fonftigen antiken
Funden ift aus dem Thalc nichts aufzuweifen. Wir
Hellten daher, um unnütze Auslagen zu vermeiden,
die Grabungen ein und begnügten uns, die Ucbcrzcu-
gung gewonnen zu haben, dafs die merkwürdige
Brockenwand in St. Urban mit dem Mithras-Cultus,
auf welchen der dort gefundene Infchriftftein direel
hinweift, allerdings in Verbindung geftanden, wenn
auch die Myfterien diefes Gottesdicnftes an fo abge-
legener Stelle des Gebirges ohne Prunk und Ge-
pränge, blos aus innerem Drange der Mcnfchheit, fich
einem höheren Wefen unterzuordnen, gefeiert werden
mochten.
Karl Itaron 1 laufer.
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XXIV
Die Burgruine Hocheppan.
HE Umgegend von Bozen ift reich an Ruinen
und Ucberrelten von hiflorifch und archao-
logifch merkwürdigen Burgen und Kdelfit7.cn
mit bemalten Capellen und Kitterfalcn. Kinc der hcr-
vonragendften und merkwttrdigften Erfcheinungen auf
(liefern Gebiete war einftens Hocheppan , in deren
Capelle fcltcnc Wandmalereien aus dem 13. Jahr-
hunderte fich noch erhalten haben.
Die hohe lippan liegt zwei Stunden weltlich von
Bozen entfernt, auf einem von allen Seiten freien
Fclfcnftock des aus Porphyr begehenden Mittelge-
birges, welches fich am l ; ufsc der Mendel in einer
Lange von acht Stunden (von Lana bei Meran bis Kur-
tatfeh), bekrönt mit vielen anderen Burgen in mannig-
faltiger Abwechslung reizend dahin zieht. Beinahe eine
Stunde fuhrt der Weg mehr oder minder fteil aufwärts,
bis von der Thalfohle unterhalb St. Paul s die hohe
rtolze Veite erreicht ift. Sie hat eine herrliche Lage
mit freier offener Aussicht von Meran nach Bozen bis
oberhalb Saturn und ziemlich weit in s Kifak-Thal hin-
ein. Man kann von hier aus fechs und dreifsig anfehn-
lichc Schw erter-Burgen zahlen, welche in nächfter und
weiterer Umgebung malcrifch vertheilt find. Von diefer
alles umher beherrfchenden Lage und der eigen-
tümlichen Grundform des Hauptthurmes will man
mit Recht darauf fchlicfscn, dafs hier fchon die Römer
gewaltet haben, nachdem fie fich auf den Ueberrellen
einer niedergeworfenen Burg der Ureinwohner des
Landes an diefer Stelle feftgefetzt hatten. Ili.torifch
verbürgt bleibt, dafs fchon im S. Jahrhunderte die
Burg Hocheppan als Befitzthum der weififcfien Gau-
g r a ß t* von Bozen beftanden hat. Auf diefe Burg
hatten fie fich aus der Stadt bleibend zurückgezogen
und Grafen von lippan genannt, als die Fürftbifchöfc
von Tricnt in Bozen fich geltend machten. 1 Ihre
Befitzungen waren jedoch noch immer fo grofs ge-
blieben, um den Grafen von Tyrol die Uebermacht im
Gebirge ftreitig machen zu können. Da fie aber auch
mit den Bifchöfcn immer in Fehde lagen, fo war ihr
baldiger Sturz zwifchen zwei fo machtigen Haupt-
feinden unvermeidlich. Sie zogen es vor Lehens-
leutc der Kirche von Trient zu werden. Der letzte
lebenskraftige Eppancr beftieg zwar in der erften
Hälfte des 13. Jahrhunderts felbft den bifchollichen
Stuhl von Trient, indefs, wie Beda Weber bemerkt,
mit der Lofung feines Haufes: lieber der Kirche als
den tyrolifchen Grafen dienftbar zu fein. Daraus ent-
fpann fich neuer Streit und Bifchof Egno diefes Haufes
mufste bekanntlich aus feiner Refidenz in Trient ent-
fliehen und ftarb um 1273 zu Padua.
Von nun an verlor Hocheppan feine Wichtigkeit
und kam bald als Pfand, bald als Lehen an verfchiedene
F.dtc des Landes. Zu vorliegendem Zwecke ilt bc-
fonders die Belehnung an Jacob Fuchs im Jahre 1494
* Sic nannten fi.-h suerft a Piano. To viel » ahrfebein I ;, >, ftja 3 <J Planum.
er/Vn «.Irr (Vi der Eltnr. weil Ach rrrsjc unterhalb der Burg e*rn für Tyml
firmlictl B»itf»c ribene bi» Boren Inn NUkJchat. — Dir sllr K.-mernurg fanden
fie aber bereit durch die Prunken im 0. Jahrhundert ecrftnrt. wcnigAen» theil ■
weife, und mufften fich daher auf dem terfallcueu Kücken de» SchloNberge».
l-^afium »r» Urkunden genannt, ertt ein neue» Hurgftall nach Hrrmair't ranmt-
Irchen Werken II,, S, 170, zu ihren hrrrfrhfuchtigrn Zwecken wieder erbauen.
bemerkenswerth, weil er diefe nur unter der Bedingung
erhielt, das Schlofs hcrzußelten. Dies lafst wohl auf
einen damaligen ruinofen Zuftand der Gebäude
fchlicfscn. Wie die gegenwärtigen Ucbcrrcftc aber
beweifen, haben die noch fpateren BurginfafTen noch
mehr an Krganzungs- und Erweiterungsbauten vor-
genommen. Endlich im Jahre 1834 befchenkte und be-
lehnte mit diefer Burg Kaifcr Franz den tyrolifchen
Schützen -Major Martin Teimer Freiherrn v. Wiltcn
und von diefem ging fie auf feine vier Tochter über.
Eine dcrfclbcn vermalte fich mit Herrn Martin J'rand-
ßetter, zubenannt Teimer, k. k. Major in der Armee,
und diefer brachte die Ruine käuflich an fich.
Bevor man die Hauptburg erreicht, geht es am
Fufse des eigentlichen Schlofshügels an einem Vor-
werke vorüber. Diefes erhebt fich nordwcftlich und
hat ebenfalls eine reizende Lage mit prachtvoller Aus-
ficht. Weil frei ins Land weit vorgefchoben, ift der
Hinblick auf manche fchone Punkte in der Umgegend
geboten, welche auf der Hauptburg verfchwinden.
Diefes Vorwerk folgt fo recht eigentlich der urfprüng-
lichen Anlage einer kleinen Burg. Es beftcht aus einem
hohen Vicrccks-Thurm als „Warte und Retiradc"*,
welche im Krcife herum von einer Mauer, „einem
ZingeH umgeben war. An diefe fchloflcn fich weiter
gegen innen Vertheidigungsraumc an, welche wahr-
fchcinlich unter Dach ftanden, etwa ähnlich wie dies
im nahen Wolfsthurm bei Andrian noch zu fehen ift.
Um zum engen etwa 7 M. hohen über dem Boden
angebrachten Pfortchen des
Bergfrieds oder I Iauptthurms
zu gelangen, hat man fich einer
Leiter bedient. Das Ganze
liegt auf einem niedrigen Felfen-
hugcl von faft runder Form.
[Fig. I.) Die Aufsenwcrke liegen
ganzlich in Ruinen, nur der hohe
Thurm trotzte noch allen Stür-
men und hat fich ziemlich gut
erhalten. Er dürfte ein hohes
Alter haben, der Steinverband
ift aber nicht befonders forgfaltig hergeftellt, was viel-
leicht mehr dem fproden Material aus Porphyr der
nachllcn Umgebung zuzufchreiben ift, als dafs es be-
rechtigt, auf eine fpätcre Bauzeit zu fchliefsen. Von dem
Kandbefchlag an den Eckftcinen find nur an einzelnen
Stellen deutlichere Spuren zu erkennen. Diefe genauer
zu verfolgen hindert theilweifc der weifsc Anftrich, den
man ihm in neuerer Zeit gegeben hat. Das Volk nennt
ihn „Kreidethurm". Jüngft ging er in den Befitz des
Herrn Mair v. Mairfeld in München über.
Der Weg zur Hauptburg führt nicht hart an dem
fo eben bcfchricbcncn Vorwerke vorbei ; diefes wenige
Schritte rechts liegen lafiend, wendet er fich nach
einer kurzen Steigung gegen Werten plötzlich links
gegen Süden und in wenigen Minuten fleht man den
ehrfurchtgcbictcndcn Ruinen von Hocheppan gegen-
über. Gleich zur Rechten, auf einer niedrigen Erhöhung
des Bodens hat man eine fogenannte Barbacane in
wo
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XXV
Form eines beinahe vollkommenen Dreiviertelkreifcs
im DurchmelTer von 5 M (Fig. - und 3 a.) Sie wurde
wohl aus dem (irundc erbaut, um den Feind zu
verhindern auf diefem fehonen Punkte vor der Burg
lieh ungehindert feftzufetzen und überhaupt feine erften
Angriffe ein wenig aufzuhalten. Jetzt mifst dieo-63 Cm.
dicke Mauer diefes Vorwerks 4 M. Hohe und hat in
zwei Reihen je fiebeu Schufsfchartcn für Klcingewehre,
wie fic eben erft ein Hau aus der Zeit nach der Erfin-
dung des Schiefspulvers fein dürfte. Die Form diefer
14 Fenfterchen ift eine längliche, welche unterhalb in
einen Kreis fich erweitert und beftcht nur aus Ziegeln.
Das bereits verfchwundene Dach war wahrfcheinlich
kegelförmig. Um zur ganz ifolirt flehenden Burg zu
gelangen, mufs man über einen tiefen Graben fetzen,
welchen wohl nicht Menfchenhände gefchaffen, fondern
die Natur von jeher geboten
hat. Zur linken Hand ver-
liert er fich in eine fchauer-
liehe Tiefe. Darüber führt
heute eine armliche, IO M.
lange Brücke aus Baum-
ftämmen. wie fic vom Walde
kommen, nothdürftig ge-
baut. Ohne Zweifel gab
es cinft eine wohlgefügte
Brücke zum Aufziehen und
Herunterlaffen an diefer
Stelle und war fowohl am
Anfange wie am SchlulTe
derfelbcn ein feller Thorbogen gebaut, wie die kargen
Ucberrefle von Mauerftucken, hie und da noch mit
breiten Zinnen gefehmückt, vermuthen laffen. Oder
es konnte ein Fallgitter oder Orgelwerk beim N;ihcrn
des Feindes als Schutzwerk heruntergeladen werden
Jenfcits des Grabens fchiitzt links eine Mauer vor
Abftürzcn über den thurmhohen Felfen und rechts
wehrt eine noch höhere nach allenfalls genommener
Brücke den Feind vor einem Eindringen in den erften
Burghof. Vielleicht war diefer Gang cinflens auch
bedeckt. Fr ifl beinahe fo lang als die Brücke und an
feinem Ende öffnet fich ein fchmaler Eingang zu einem
Fufsweg, der am äufserllen Rand des Schlofsbcrgcs
längs der ganzen Oftfeite der Burg hinlauft und eine
prachtvolle, freie Auslieht gewahrt, jetzt aber nur
ftuckweife durchfechten werden kann (Fig. 3 c, d}.
Rechts von dem oben angedeuteten kleinen Eingang
auf die Terraffe an .der Oflfeitc der Burg öffnet ("ich
ein hohes und breites drittes Thor, welches in eine
geräumige Vorburg oder Burgfreiheit fuhrt (Fig. 3 e).
Hier mag es meift die verfchiedenen Wirthfchafts-
gebaude gegeben haben; die nördlichen und örtlichen
Mauern, wohl auch jene auf der Wcftfcite waren zur
Verteidigung eingerichtet, durch Zinnen, erkerartige
Ausbauten u. f. w. (Fig. 3/2 c). Die Bcgränzung gegen
Süden bildete für diefen Burgtheil der Palas und eine
Seite des Hauptthurmes. Links vom letzteren erfcheint
ein grofses viertes Thor, durch welches man in einen
engen, von allen Seiten durch hohe Mauern und Bauten
umfchloffcncn Hofraum gelangt (Fig. 2 (/, lg). In delTen
füdöfllicher Ecke ermöglicht ein breiter Bogen, cinft
wohl ein fchon gebautes fünftes Thor, ein weiteres
Vordringen in die grafsartige Burg. Uebcr diefen Ein-
gang allein hat fich noch eine Schutzwehr (Fig. lg)
vm. N, F.
desfclbcn erhalten, nämlich eine einfach gebaute Pech-
na/t. Endlich find wir in den eigentlichen Burghof
oder in die Bailei gelangt. Sie war ziemlich geräumig,
befonders gegen Süden zu, wo fic fich bedeutend
erweitert. Wir fehen uns hier von drei Hauptgebäuden
umgeben: einem zur Linken, das eine offene Freitreppe
hat wie in den alten Hauptburgen nicht feiten vor-
k mmt: dies ift der einzige noch bewohnbare Schlofs-
theil und dient nur zur Noth einer Pächterfamilie als
Obdach mit feinen zwei Stockwerken. Betretenswerth
ift er aber wegen der unbefchreiblich fchönen Ausficht,
die er von feinen Fenftern aus gewährt. (Fig. 3 h, 2 e.)
Zur Rechten breitet fich der drei Stock hohe und
umfangreiche Palas aus, von dem fich leider nicht mehr
als die vier dicken Umfangsmauern erhalten haben.
I Fig. 2 /, 3 »'.) An feiner nordöftlichen Ecke ift eine
Verbindungsmaucr aufgeführt, welche einft entweder
einen feften Söller oder eine bewegliche Brücke
getragen haben dürfte, um zu den in der Höhe ange-
brachten Eingang des Hauptthurmes diefer berühmten
Burg zu gelangen. Diefer hat eine fehr bedeutende
Hohe und Dicke und hochft merkwürdiger Weife liegt
ihm nicht ein Viereck oder ein Kreis, fondern ein
unregelmtifsiges Fünfeck zu Grunde. (Fig. 3 /, 2 g.) Eine
feltene Erfcheinung im alten Burgenbau und daraus
will man mit einigem Rechte den Schlufs ziehen, dafs
er von der Romer kundigen Hand aufgeführt fei.
riß 3.
Aufscr diefer Grundform, welche bei Romerbauten
allerdings vorkommt, und den fchwach.cn Spuren des
Kandbefchlages an einzelnen Wcrkftückcn laflen fich
keine lieberen Kennzeichen eines fo hohen Alters
erkennen. So z. B. fehlt ein feineres Behauen der
einzelnen Steine und deren fleifsige Verbindung unter
einander wie es an anderen fehr alten Thürmen
J
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XXVI
crfichtlich irt z. H in der Burg Ried nächft Bozen, in den
Tkürme* von Trient u. dgl. Allerdings find auch hier
wie an der Vorburg die einzelnen Wcrkrtückc einem
fpröden Porphyrfelfen entlehnt, welcher eine feinere
Bearbeitung als mit dem einfachen Spitzhammer kaum
zulufst. Dicl'cr grofsc Thurm, der fo machtig hoch in
die Lüfte ragt, hat durch alle möglichen Unbilden und
befonders durch den Zahn der Zeit wie die übrigen
Burgthcile ziemlich gelitten und eine baldige Nachhilfe
irt dringend geboten, um (liefen herrlichen Riefen vor
dem ganzlichen Einfturzc zu retten. Was überhaupt
das Alter der einzelnen Theilc von Hocheppan anbe-
langt , fo laffen fich hier eben aus dem angeführten
Grunde, beim fproden und ungefügfamenBau-Materialc
fchwer ficherc Angaben ableiten. So zum Bcifpiel
zeigen die zwei unteren Drittthcilc des Palas auf der
Wertfeite ziemlich genaue, wagrecht laufende Lage-
rungen von kleinen Werkftücken mit viel Mörtel da-
zwischen, welche Erfchcinung andern Ortes in Ver-
bindung mit untrüglichen Bildungen der Fcnfterformcn
an den Glockentürmen auf das 12. bis 13. Jahrhundert
mit Recht fchliefsen lafsen. Hier hingegen kommt an
der Capelle, welche, urkundlich erwiefen, in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts eingeweiht wurde und noch
genau die romanifchen Formen an fich tragt, nur eine
unregelmafsige Lagerung und Verbindung der einzelnen
Steine unter einander vor. In Folge deffen müfste man
die Wcftmaucr des l'alas ins erlle Jahrtaufend zurück-
fetzen, was auch wiederum kaum angeht. Ein höheres
Alter fpricht auch der noch bewohnbare Thcil an.
Charakterillifch feiner ausgeführten Steinmetzarbeiten
im romanifchen oder gothifchen Style begegnet man
an keiner Stelle mehr, das 17. Jahrhundert fchon fcheint
damit aufgeräumt zu haben, wo, wie bereits bemerkt
wurde, manche Erhöhungen und Erweiterungen
einzelner Theile zu Stande kamen. Erhöht wurde unter
anderem der l'alas um ein ganzes Stockwerk, erweitert
und umgebaut die Nordfeite der Burg mit den Wirth-
fehaftsgebäuden. Das dritte und vierte Thor zeigen
ihren Umbau deutlich an den Rcnaiflancc-Formcn.
welche an ihnen auftreten.
So fchr diefe ftattliche Burg durch verfchiedene
Krfturmung, fowic befonders durch den Zahn der Zeit
und durch gänzliche Vcrnachlafligung gelitten hat, fo
macht fie von nahe wie von fern immerhin noch einen
grofsartigen Eindruck und das noch von ihr aufrecht
Stehende irt der weiteren Erhaltung im huchrten
Grade würdig. Vor Anderem gilt dies von der Capelle
mit ihren hochft intereffanten Wandmalereien. Sic
nimmt den fudlichen Theil des Fclfcnkegcls ein und
liegt bedeutend niedriger als der l'alas und der Berg-
fried. Der Boden fenkt fich hier wie auf der Nordfeite,
wo die Wirthfchafts-Gebäude ftehen, fo bedeutend,
dafs man auf der Südfeite der Capelle zu ebener Erde
in ein unteres Stockwerk, in eine Art Gruft, bequem
eintreten kann. Die ganze Capelle hat eine von den
übrigen Burggebauden etwas abgeänderte Lage und
irt geortet. Nach Ihrmairs fammtlichen Werken II.
Urkundcnbuch, S. 170, fcheint auch der Unterraum, die
Gruft, als Capelle benützt worden zu fein, wenigftens
einen eigenen Titel gefuhrt zu haben, nämlich zur heil.
Magdalena ; denn Bifchof Egno von Tricnt verlieh am
30. Deccmber 1270 dem deutfehen Haufe zu Stcrzing
das Patronatsrecht oder wie es heifst: das donum
altarium et jus fpecialc capcllarum zum heil. Peter und
zur heil. Magdalena in der Burg Hocheppan. Das obere
Stockwerk oder die eigentliche Capelle hatte alfo als
Schutzheiligen den Apollel l'etcr, wahrend dasTyrolcr
Ehrenkran zl die heil. Katharina anführt und als Ein-
weihungszeit den 15. Juli des Jahres 1131 wie Iformair
bezeichnet. Der Inhalt der noch von der Tünche zu
befreienden Wandmalereien durfte hierüber näheren
AufTchlufs ertheilen, da wenigftens einzelne Scenen aus
der Legende des Schutz-Patrons fcltcncr fehlen. Das
Acufscrc der Capelle irt fehr einfach: von
Fig. 4 5 (Hohenepnan.)
Sockel, einem Dachgefimfc oder von anderen Stein-
metz-Arbeiten läfst fich keine Spur entdecken, felbft
am Bortale nicht, welches nahe an der nordweftlichen
Ecke des Schilfes in einfacher Vicrccksform mit roher
StcincinfalTung angebracht ift. Der Grundrifs zeigt ein
längliches Viereck von 4 -40 Cm. Breite und 7*80 Cm.
Lange (im Innern); die Mauerdicke betragt 0-90 Cm.
An die Öftfeitc ift eine kleine Apfide angebaut, welche
nur wenig nach aufsen vorfpringt und auf hochft
einfachen rohen Tragrtcinen ruht, wie es an Burg-
Capellen nicht feiten vorkommt, befonders aus der
romanifchen Bau Periode. Merkwürdiger find die zwei
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XXVII
Neben- Apfidcn, rechts und links von derHaupt-Apfide,
welche nur in der Mauerdicke liegen und aufsen fich gar
nicht bemerkbar machen (Fig, 4). Kine gleiche Krfchci-
nung an einer fo kleinen Capelle, aber freien für fich
flehenden, entdeckten wir bciRomen auf dem Nonsberg
und St. Margarft zu I.ana bei Meran, wo aber auch
die Neben-Apfidcn ein wenig nach aufsen vortreten. '
Die Oberdecke beftand in Hochcppan aus einfachen
Brettern, welche an die Durchzugsbalken nach der
Längenaxe des Baues aufgenagelt waren. Der einzige
Altar, welcher hier ftand und noch erhalten ift, beftcht
aus einer einfachen Menfa über einer Stufe; er ift ganz
in die Mittel Apfide hineingebaut und tritt nur unbe-
deutend über die Flucht der Oftwand der Capelle vor.
(llohcncppan )
Um ihn würdig zu fehmücken, bemalte man reichlich
mit Figuren und Ornamenten die Apfiden und die
ganze Wand, an welche er angebaut war. Selbft die
Vorderfeite der Menfa wurde mit Ornament bemalt.
In der Haupt- Apfide erfcheint zunachft über dem Altäre
Chriftus und zu feiner Rechten drei kluge, zu feiner
Linken drei thorichte Jungfrauen. Erfterc ihre Lampen
freudig in die Hohe haltend und mit Heiligen-Scheinen
um das Haupt werden fie von ihrem Heilande gefegnet,
während letztere von ihm unbeachtet bleiben (Fig. 5).
Diefe fcheinen fehr zerftreut zu fein und tragen ihre
Lampen fehief oder verkehrt. Das Gewölbe der Apfide
bedeckt Maria mit dem Jcfuskinde, das auffallend grofs
erfcheint ; rechts und links ftehen in vorgencigter, wohl
anbetender Stellung, zwei gröfserc Kngcl und halten
Scheiben mit beiden durch ihr Oberkleid verhüllten
Händen. Die nördliche Neben • Apfide fehmücken
die zwei ftattlichen Figuren der zwei Johannes und
darüber das Lamm Gottes in einem Krcifc. Johannes
der Täufer trägt ein Pelzklcid, deiTcn Haarbüfchel
auffallend kräftig hervorgehoben find, was der ganzen
Figur ein würdevolles Ausfehen verleiht. Johannes
Evangclift erfcheint als ehrwürdiger Greis mit langem
weifsem Barte. Die andere Neben-Apfidc ift ebenfalls
mit drei Figuren gefchmückt; zu oberft Chriftus auf
dem Regenbogen thronend übergibt dem Petrus die
Schlüffel und dem Paulus eine Rolle. Sonft ift es Sitte,
die Evangclicn-Scitc den Darftellungcn des Schutz-
Heiligen, wie z. B. Petrus nach obigen gcfchichtlichen
Daten hier vorkommt, einzuräumen, hier wird Johannes
aber vorgezogen. Die Umrahmung aller drei Apfidcn
• Di» ganie Schlo!» C«|i«1l« muh von jeher immer fehr dunkel ti.ifcn
f«in, denn dae TaeeOtchl tun mir durch dr«i fuhr fchmale Fenfterchen in den
dr.i Apfiden und an rwelen wenig breiirren auf der Stldfeile du Sckcflci ein
drin(«n. rür Blocke» hat aaaa »ahrlchrinlich ar* in neuerer Zeil gefolgt aixl
M dirhm /necke einen etwa» unrcirmlichan Dachreiter dein WeRxicbel auf-
gedrängt.
und die weiteren Flächen beftehen aus prachtvollen
Ornamenten, auf fehwarzem Grunde in verfchiedenen,
herrlich ftimmenden Farben ausgeführt und theilweife
mit weifsen Punkten belebt [Fig. 6 und 7). Sie bilden
in diefer ihrer Pracht den würdigen und entfprechen-
den Ucbergang zu der oberen , die ganze Wand aus-
füllenden, höchft grofsartig angelegten Darflellung des
Welterlöfers mit den Apofteln. Chriftus, majeftatifeh
auf einem pcrlgcftickten Polfter fitzend, fegnet mit
der Rechten, während er mit der Linken das offene
Evangclicnbuch hält. Auch jeder der fechs Apoftel
hat feinen eigenen Thron, fein eigenes Buch. Es find
alle ganz ftattlichc Figuren, in erhabener Ruhe neben
einander thronend.
Auch aufsen, die Nordfeite des Schiffes, ift mit
Gemälden gefchmückt. Unmittelbar über dem Portale
ficht man Chriftum am Kreuze mit Maria und Johannes,
Lnnginus mit der Lanze Chrifti Seite durchftofsend
und eine fünfte Figur mit enganliegendein Kleide in
ganz graziofer Stellung, die beiden Arme in die Seiten
Hemmend und voll Verwunderung auf den Gekreuzigten
hinblickend, was etwa an ihm noch gefchchen möchte.
Oben Sonne und Mond. Die Umrahmung bilden zwei
gewundene Säulchcn, welche ein Gefinife mit Rund-
bogenfries tragen. Daneben eine grofse Geftalt in
weitem faltcnlofen Obcrkleide, welches abwcchfelnd
mit Kreifcn und Quadraten in roher Behandlung
geziert ift und eigentümlich ausfieht. Welcher Heilige
hier dargeftellt fein dürfte, ift etwas fchwer zu beftim-
men, weil das Ganze ziemlich erbleicht ift ; wir meinen
es fei Chriftoph, nach Anderen wäre die Madonna
dargeftellt. Zur linken Seite vom Eingange begegnen
wir einer Hirfchjagd, welche leider nur mehr theilweife
fichtbar ift. Ein Jäger bläft ins Horn, Hunde fetzen in
gewaltigen Sj
und verfolget
liehen Hirfch, der fehr gut
gezeichnet ift, fo dafs man
verfuehl ift, denfclben in eine
viel fpätere Zeit, etwa in die
Mitte des 15. Jahrhunderts zu
verfetzen, wenn nicht die
Formen am Jäger ein anderthalb Jahrhundert zurück
zu denken zwingen würden. Wir meinen, der ver-
folgte Hirfch fei fymbolifch zu deuten und ftellc die in
der Welt ftets verfolgte Seele des Mcnfchen dar, da
der Hirfch eben als deren Sinnbild gilt.
Bemalt waren urfprünglich auch alle übrigen
Wände im Inneren diefer Capelle, aber leider wurden
fie übertüncht, laffcn fich aber nicht fchwer bloslegcn,
wie die Vcrfuchc an ein paar Stellen zu beweifen
fcheinen. Nur zwei Bilder in der oberen Reihe der
Südfcitc hat man verfchont, fie (teilen die Verkün-
digung und die llcimfuchung Mariens, in je zwei
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XXVIII
Figuren dar. Maria hat fich fo eben von ihrem fchon
gezierten Sitze ehrerbietig erhoben, als der Engel
erfchienen und fie gegrüfst hat. In ihren Händen halt
fic noch den Spinnrocken, mit dem lie befchaftigt war.
Die fchlanken und mageren Gcftalten Märiens und
Elifabeth halten fich äufserft eng aneinander gefchmiegt,
um ihre innigfte gegenfeitige Herzensfreude an den
Tag zu legen.
Alle Figuren find auf blauen Grund gcftellt und
bei letztgenannten ziehen fich über diefen noch breite
grüne Streifen hin , welche zugleich die Trennungs-
linie zwifchen den einzelnen Bildern vertreten, An den
gelben Heiligen-Scheinen find erhabene ueifsc Perlen
aufgetragen, ftrahlcnformigc Straphirung bemerkt
man noch keine. Vergoldete Stellen find ebenfalls
Fig i (Gräfendorf )
nicht zu finden. Alle Bilder find in kunfllerifchcr wie
in archaologifcher Hinficht von grofsem Werthc. In
elfterer Beziehung fallt die Lebendigkeit der Darftcl-
lung fogleich in die Augen, obgleich befonders die
Gelichter noch faft reine Contouren zeigen. Die Figuren
im Einzelnen wie die ganzen Scenen haben wenig von
dem Steifen, Unlebendigcn und Trockenen wie andere
aus diefer Zeit und an das Hyzantinifche fich noch
anlehnende haben. Das Steife bei der Kreuzigungs-
Gruppe durfte, wie es heute fich zeigt, mehr daher
rühren, dafs blos mehr die Contouren blieben, jeder
Verfuch der Ausfuhrung abgewafchen ift und einzelne
Farben fich verändert haben, z. B. die braunen Con-
touren abfeheulich grün geworden find u. dgl. m. Ein
Anlehnen an byzantinifche Vorbilder ift unverkennbar
in den hageren Gcftalten, mageren Händen, dünnen
Vorderarmen, wie z. B. bei der Verkündigung und
Hcimfuchung. In Hillficht des Ausdrucks in der Em-
pfindung hat fich der Kiinftler freien Lauf geladen und
geflieht, wie möglich von den angeblichen Kegeln des
otyls hiflorifcher Kunft fich frei zu machen. Die häufig
wiederkehrenden, eng parallel laufenden Falten an den
Oberkleidern machen fich theilweife etwas läftig, indefs
nebenher laufen zur Verfohnung für das Auge zierlich
gelegte Partien an einem und demfelben Gewände.
Fig. J. (Hohcnmauth.)
Die demuthige eingezogene Haltung der klugen und
die forglofe, mehr flatterhafte der thurichteti Jungfrauen
ift gleich gut erreicht, d. h. für die allgemeine Richtung
in der Zeit der Mitte des ij. Jahrhunderts, dem diefe
M.tlereien ohne Zweifel angehören. Wie intcreffant ift
nicht ferner die bereits erwähnte Stellung des Zu-
fchauers bei der Kreuzigung! — Das archaologifche
IuterelTe concentrirt fich in Anordnung der Bilder für
die gebotenen Räume und deren Bedeutung dem
Fiy. 3. t'Hohcnmaulli.)
Cultus gegenüber; dann in den Coftümcn der
einzelnen Figuren wie unter anderem auch in der
ftyliftifch behandelten Bekleidung von Johannes dem
Taufer. Eine fehr grofse Bedeutung ift wohl auch den
verfchiedenen Ornamenten im ftreng romanifchen
Style mit ihrer reichen und mannigfaltigen Abwechs-
lung in den kräftigen Farbcntöncn bci/.umciTcn.
Atz.
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XXIX
Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während
des 15. bis 18. Jahrhunderts.
Von Dr. Karl LM
II.
(Mit 17 Text-ItluftrattfifliFA >
(IR haben in dem erften Abfchnitt diefer Abhand-
lung imfere Aufmerkfamkeit den gitterartigen
FrzeugnilTen der alten Kunftfchmicde zuge-
wendet. Nunmehr wollen wir die fogenannte Blech-
arbeit in einigen hervorragenden Bcifpielen etwas
naher betrachten, wobei wir jedoch von der vor-
nchmften der dahin gehörigen Arbeiten, derPlattnerei,
abteilen. Ks unterliegt übrigens keinem Zweifel, dafs
Fig. 4 (Hohenraaulli.)
die frühzeitig im Mittelalter entwickelte Waffen-
fchmiedekunrt, die darin gewonnene Fertigkeit im
Treiben, auch auf die Erzeugung anderer Gegenftande
aus Kifcn überging, und dafs gerade diefem Zweige
der Kifcnbcarbeitung der grofse Fortfehritt in der
Behandlung für andere Zwecke zuzufchreiben ift. Das
Materiale hiezu itt das Kifcnblcch, und zwar war in
alteren Zeiten das gefchlagene Blech das bevorzugte.
Die Bearbeitung gefchah meiftens im glühenden
Zurtande, bei befonders vorfichtigen Arbeiten auch
im kalten Zuftande. Das Eifenblcch tritt im Bauwefen
bereits ziemlich früh als felbllandiges Materiale,
Fig. 5, (HtknkiL]
befonders aber zu Befchlagen verwendet auf, diefe find
theils einfache, flache und in fcharf begrenzten, in
bewegten Linien (ich markirende Bleche, die über-
dies noch durch den Meifcl, durch Stanzen und Treiben
plaftifch auf den Flachen geziert wurden.
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XXX
Wahrend der Zeit des Ucbcrganges der romani-
fetten Kunft zur Gothik wurde das Bcfchlage in ziem-
lich einfachen Mitteln aufgelegt, wie dies die an der
Kirche in Grafendorf (Kärnten) wenigftens bis noch
vor kurzer Zeit erhaltene Thure darthut, davon in
Fig. I eine Abbildung beigegeben ift.
Mit der Zeit der Gothik verfchwand das bis
dahin vorhergehende geometrifche Ornament und
bekam das Hefchlage mehr das Bild eines fich ver-
zweigenden Ades. Wahrend der Rlüthezeit der Gothik
überzog man die Thiircn vollständig mit Kifenblech
Fig. 6, ? llohenfurl.)
und legte darüber in beftimmten Kreuzungen Hlech-
fchienen, dazu kam Kemalung und Decoration durch
Stanzcnpreffung oder Treiben, ferner fand dabei das
Auflegen von figuralifch durchfehnittenen Kifenplatten
häufige Anwendung. Hiefür haben die Mittheilungen
bereits zahlreiche Beifpicte gebracht (Pfarrkirchen zu
Maria-Saal, in Bruck a, d. M., die Piariflcn-Kirche in
Krems, Schlofs Karlftcin etc.).
Die Befchlägc find mcifl von intereffanter und
uirkfamer Zeichnung. Es ift dabei faft immer in ver-
rtandiper Weife der Zweck der Bänder, d. i. das
Zufammenhalten der llolztheile der Thürc und die
fefte Verbindung des Thürflügels mit dem Thür-
gewände und das Ornament in Uebcreinftimmung
gebracht.
Wir wollen im Nachfolgenden eine Reihe von
Thürbcfchlagcn fammt Schlofsblechen, Thürklopfern
undThiirzichern befprechen, wobei wir bemerken, daf»
das mit geringen Abwechslungen vorkommende Thür-
fchtofs oder Schliefsblcch zwei aus einem Zweige ent<
fpringende Stangel oder Blätter zeigt, die aus getrie-
bener Arbeit beftehen und auf das Unterlagsblech mit
Schrauben befeftigt find.
Einige vorzügliche fchöne Eifcnarbeiten befitzt
die Dechantei Kirche in Hohenmaiith, Arbeiten, die
Fig. 8. (Hohenfurt.)
vielleicht unter der Leitung des Benedict von Laim
entftanden fein mochten. So ift ein Schliefsblcch fehr
beachtenswert!), es zeigt zwar die oft vorkommende
Form doch in etwas reichlicher Durchbildung (Fig. 2);
die quadratifche Rofettc, die zur Befcftigung des
Ringes diente, darf den vorzüglichflcn Arbeiten beige-
zählt werden (Fig. 3). Der Klopfer felbft mit feinen
gothifchen Maafswerken und fonftigen Ornamenten
ift ein Meifterftück der Schmicdckunft 1 (Fig. 4).
Schöne kräftige Thorbcfchlägc finden fich im
Hauptthurme des ehemals befeftigten Kloftcrs Hohen-
fürt, bis zu i'/ t Meter Länge mit Randverzicrungcn
eingefäumt. Die Grundlage befleht aus einer 30 Mm.
1 S. Gniebel'! nntlclilieiUchc Kunft In Ii ..knien III. >l>. IV. p i j >
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XXXI
Harken F.ifenplatte, auf welche kleine Kolcttcn aufge
fetzt find. Ifl auch die Ausführung nicht muftergiltig
Fig. 9 (Hohen nr )
fo verdient die Form doch alle Anerkennung. Arbei-
ten aus dem 16. Jahrhundert (Fig. 5, 6). Sehr intcr
clTant find auch Schlofs und Thürklopfer dortfclbft die
Fig. lo. iSobicttau.)
jedoch etwas jünger fein durften als die bcfprochcncn
Bander (Fig. 7, 8, 9).
Zu erwähnen find zwei Thürbcfchlage, von denen
das erftere einem im Altftadtcr Rathhaufc zu Prag
befindlichen Wandfchranke, das andere einer kleinen
Thür in der Kirche zu Sobieslau (Fig. 10) angehört. Sie
dürften in dem beginnenden 15. Jahrhundert entftan-
den fein.
In der Kirche zu Murau ift eine durch ihre Eifcn-
befchlagc hoch intcreffante Thür erhalten. Sie fuhrt
von der Mufik-Kmpore unter das Pultdach des nord
liehen Seitcnfchiffcs. Die prachtvolle Schloffcrarbcit
Fig 11. (Murau )
dürfte wohl nicht urfprünglich für diefc fchr unter-
geordnete Pforte benimmt gewefen fein und erft zu
einer Zeit als man den Werth diefes eminenten
Krzeugniffcs nicht mehr zu würdigen verftand, an
diele fchr unbedeutende Stelle gekommen fein. In
Fig. 11 ift der dazu gehörige Klopfer abgebildet; diefe
Schlofferarbeiten mügen aus dem 16. Jahrhundert
(lammen.
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XXXII
In der Pfarrkirche zu Kirchberg lObcr-Ocftcrrcich)
ift die Sacriftci-Thür an ihrer inneren Seite mit einem
intcrelTanten Bcfchlägc verfehen. Iis ill übrigens nicht
zu uberfehen, dafs, wahrend in Ober- Oesterreich nur
an wenig Kirchen befonders fchönc Bcfchlägc zu finden
find, an den gothifchen Kirchen des Mattig Thales die
Kunllfchlofl'crci allerorts Befchaftigung gefunden hatte
und dafclbft bedeutende Beifpicle ihrer ehemaligen
Wichtigkeit hintcrlaflcn hat. Confcrvator Wimmer
zahlt in einein an die Ccntral-Commiffion gerichteten
Berichte eine Reihe derartiger Arbeiten, wie in
Munderfing. Altätt, Schatchcn u. f. w. auf. Die Be-
fehlige der oberwiihnten Sacriftei-Thüre find in ihren
mit Lilien endenden Ausartungen ganz unregclmäfsig
behandelt und deffen ungeachtet macht diefcs kraufc
Gewirre von Mctallfpangcn, an denen aber ftets das
gleiche Ornament in etwas abwcchfelnder Behandlung
heraustritt, keinen unangenehmen Kindruck. Schlofs
blech und Klopfer wurden in der Decorirung fall
nicht beachtet iFig 12).
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von /'. AJ. Dungrl, k. k. Confcrvalor, 0 S Ii.
II.
Das Landes Archiv des k.
St. Pölten.
k. Kreisgehchtes
|IKSKS Archiv beftcht aus jenen Aclcn und
Büchern, welche die im Gcrichtsfprengel St.
Polten beliebenden Dominien nach Aulhebung
der eigenen Gerichtsbarkeit im Jahre 1852 an die kai-
ferlichen Behörden übergaben, und reichen dem ent-
fprechend nicht über das Jahr 1850 hinaus. Die Archi-
valicn find im Krcisgcrichtsgcbäudc in fünf
Zimmern untergebracht, welche nicht feuer-
ficher und viel zu klein find, um eine ent-
fprechende Ordnung derfelben zu ermög-
lichen, fo zwar, dafs eine Uebcrgabc derfel-
ben an ein Centrale fehr erwünfeht wäre.
Nachdem im Jahre 1868 eine Scartirung der
Aclcn vorgenommen worden war, find fie
gegenwärtig nach den einzelnen Hcrrfchaf-
ten aufgcrtcllt. Die Instandhaltung diefes
Archives obliegt einem Kanzlciadjundlcn
und Kanzliften des k. k. Kreisgerichtes. Die
L'eberficht über das vorhandene Materiale
wird ermöglicht durch die Ucbcrgabs-
Operate der einzelnen Dominien, welche
auch nachftchender Inhaltsanzeige zu Grunde
liegen, und durch Rcrpertorien. Bei Auf-
fuhrung der einzelnen Dominien habe ich die
bei dem Archive bcftchcndc Reihenfolge
beibehalten.
/. GtitenbrttUH.
1. Pfarre und Kirche Zwentendorf, l-'.he-
contraclc 1723 — 1838. 2. VcrlaflTcnfchafts-
Abhandlungen 1735 bis 1846. 3. Kaufverträge
1759—1846. 4. Judicial-Aclen 1795—1849.
5. Inventur* und Abhandlungsrapulare
1797 — 1833, 1 Fascikcl. 6. Inventurs- und
Abhandlungs Acic 1801 — [833, 2 Fascikel.
7. KinreichungsProtokolle 1827 — 1849, 20 Stucke.
8. Straf- Adle 1833—1849, 44 Stücke. 9. Vorunter-
fuchungs-Acle 1844 — 1847, 29 Stücke.
2. Pattenbrunn.
I. Criminal- Aclcn 1700—1800,
Referate 1804—1829, 1 Fascikcl. 4. CriminalCorrcfpon-
denzen 1830— 1849, 20 Fascikel. 5. Kinrcichungs-Proto-
kollc hiezu 1820 — 1848, 12 Bande. 6. Indices hiezu
1833—1844, 2 Bnndc. 7. Adlen über fehwere Polizei-
Übertretungen 1813 — 1850, i8 Fascikel. 8. Indices hiezu
3 Stücke, q, Aclen über fehwere Polizeivergehen
1813—1839. 3 Fascikel. 10. Kinreichungs Protokolle
1830—1849, Ii Bande. II. Index hiezu. 12. Civiljuftiz-
Acten 1813—1845, 33 Fascikcl 13. Civiljuftiz- Aclen über
2. Criminal-Acten 1800-
o Fascikel.
1850, 31 Fascikel. 3. Crimina]-
Vig. 12 (Ilinfctiberg.)
Streitfachen und adeliges Richtcramt 1815 — 1850,
12 Fascikel. 14. Kinrcichungs-Protokolle hiezu 1830 —
1845, Ii Bände. 15. Indices hiezu, 4 Bände. 16. Kcper-
torien hiezu, 3 Hefte. 17. Inventurs- und Abhandlungs-
Protokolle 1710 — 1835. 11 Bände. 18. VcrlalTenfchafts-
Ahh.indlungcn 1792 -1850, 32 Fascikel. 19. VerlatTen-
fchaftsnachfchlags-Protokolle 1829 — 1845, 4 Hefte.
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XXXIII
20.1ndcxzu Vcrlaffenfchafts-Abhandlungon 1816 — 1842,
I Band. 21. Heirats -Protokolle 1710—1847. 6 Bande
undi Fascikcl. 22. Kauf-Protokolle 1710- 1846. 4 Bande.
23. Kaiif-Contrartc 1813—1822. 1 Fascikel. 24. Waifen
amts-Artivbuch 1788-1826, 2 Bande. 25. Waifenamts-
Paffivbuch 1780 — 1826, 4 Bande. 26. Crida- Arten
1838, 1841, 2 Fascikel. 27. Vormundfchafts- Arten 1842,
1 Band. 28. Grundbücher 1615, 7 Bande. 29. Grund und
Gewahrbuch von Geversdorf 1615. 1 Band. 30. Gewähr-
Protokolle 1714—1845, 7 Bande. 31. Grundbuchs-Arten
1812 -1850, 39 Fascikcl.
J. Mitterau.
I. Dclirtcnvcrzeichnifs 1810 — 1840, l Fascikcl.
2. Proccffe 1841— 1850, 2 Fascikel, Index und Keper-
torium. 3. Criminal-Artcn 1830 — 1850. 4. Criminal-
Refcratc 1822— 1829 und Indices. 5. Schwere Polizei-
Übertretungen 1846—1850, 5 Fascikcl und Indices.
ö.Juftiz-Artcn 1820— 1840, 1 Fascikel mit472Nummern.
7. Inventur»- und Abhandlungs-Protokolle für Oftcr-
burg 1712 — 1820, 5 Bande. 8. Invcnturs- und Abhand-
lungs-Protokolle für Heindorf 1710—1819, 2 Bande
9. Inventars- und Abhandlungs-Protokolle für Hohen-
egg 1716- -1823. 7 Bande. lo. Invcnturs- und Abhand-
lungs-Protokolle für Mitterau 1718 — 1840, 5 Bande.
11. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Oftcr-
Sjnq, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1754— 1759,
1 Band. 12. Abhandlungs-Artcn 1825—1840, 59 Stucke.
13. Abhandlungs- Arten 1841— 1850, 3 Fascikel. 14. Kauf-
Protokolle für Oftcrburg 1718—1823, 2 Bande. 15. Kauf-
Protokolle für Heindorf 1719—1823, 1 Band. 16. Kauf-
Protokolle für Hohenegg 1717 — 1823, 2 Bande. 17. Kauf-
Protokolle für drei vorausgehenden und Mitterau 1823
— 1850, 3 Bände. 18. Kaufvertragsrapularc 1807^1820,
7 Stücke. 19. Kaufverträge 1820 1823. 1831 — 1850,
120 Stücke. 20. Heirats - Protokolle für Ofterburg
1718—1823, 2 Bande. 21. Heirats - Protokolle für Hein-
dorf 1710 1819, 1 Band. 22. Heirats - Protokolle für
I lohenegg 1718-1820, 3 Bände. 23. Heirats- Protokolle
für Mitterau 1718—1823, 1 Band. 24. Heirats - Protokolle
für die vier vorausgehenden 1823—1850, 3 Bande.
25. EhcvertragsrapulareiSio — 1823, 60 Stücke. 26. Ehe-
verträge 1828—1849. 27. Waifcnartivbuch für Oller-
burg, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820,
4 Bände. 28. VVaifcnpaffivbuch für Heindorf 1718 — 1770,
1 Band. 29. Waifcnpaffivbuch für Hohenegg 1707 —
1771, 1 Band. 30. Waifenpaffivbuch für Mitterau 1718—
1769, 1 Band. 31 Waifenpaffivbuch für Oftcrburg, Hein-
dorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820. 7 Bände.
32. Vergleiche 1811 — 1833, 24 Fascikel. 33. Waifen- und
Curatclfachcn 1841 — 1850, l Fascikel. 34. Grofsjährig-
keits-Erklärungen 1841 1850, 1 Fascikel. 35. Todes-
erklärungen 1841 — 1850, 1 Fascikel. 36. Tcftamentc
1841 1850, 1 Fascikel. 37. Correfpondenzen 1841 — 1850,
2 Fascikel. 38. Finrcichungs-Protokolle 1846- 1849,
1 Fascikel. 39. Grundbuch Hohenegg 1545, 1 Band.
40. Grundbuch Hohenegg 1642, 2 Bände. 41. Burgrecht-
Grundbuch Hohenegg 1613—1642, 2 Bande. 42. Pafsi-
fches Grundbuch Hohenegg 1642— 1679, 1 Band. 43. Ur-
barbuch Hohenegg 1642-1679, 1 Band. 44. Uebcr-
landurbar 1642 — 167g, I Band. 45. Ucberländgrund-
buch 1680 — 1772, 2 Bände. 46. Gewährbuch Hohenegg
1718 -1771, 2 Bande. 47. Kädifches Gewährbuch Hohen-
egg 1718- -1769, 1 Band. 48. Kaiifches Gewahrbuch
Viii. N. f.
Hohenegg 1718-1771, 1 Band. 49. Umbachcrifchcs
Gewahrbuch Hohenegg 1718—1771, 1 Band. 50. Wim-
paffing'fchcs Gewahrbuch Hohenegg 1718 — 1770,
1 Band. 51. Grundbuch Heindorf 1627 — 1772, 2 Bände.
52. Grundbuch Oftcrburg 1657 — 1772, 4 Bände. 53. Ge-
wahrbuch Oftcrburg 1718 — 1770, l Band. 54. Grund
buch Schmützenberg und Brandhof Mitterau 1724
1772, 1 Band. 55. Gewährbuch Mitterau 1718 — 1829,
3 Bande. 56. Index hiezu 1743, 1 Band. 57. Grund- und
Urbarbuch Goldegg. 1 Band. 58. Kinvcrlcibungs-Arten
1819—1837. 59. Auffandungcn Mitterau 1820—1837.
60. Satzcaffirungen Mitterau 1820 — 1837. ß '- Grund-
buchs- Arten 1840— 1850, 4 Fascikel mit 1920 Nummern.
4. Magiflrat St. Pölten.
1. Criminal-Artcn 1795—1850, 24 Fascikcl. 2. Cri-
minal-Aclcn 1804—1850. 9 Fascikcl mit 236 Nummern.
3. Criminal-Protokolle 1804 — 1850, 12 Bande mit Index.
4. Schwere Polizeiübertretungen 1804 — 1850, 5 Fas-
cikel mit 306 Nummern. 5. Juftiz-Arten 1795 — 1850,
22 Fascikcl. 6. Juftiz-Arten 1820—1850, 1 Fascikcl mit
31 Nummern. 7. Juftiz-Protokolle 1821 — 1850, 27 Bände.
8. Vcrlaffcnfchafts- Abhandlungen 1500— 1799. 9. Ver-
lalfenfchafts-Abhandlungcn 1800 — 1850, 36 Fascikel.
10. Verlaffenfchafts- Verträge 1500— 1599. 1702 — 1780.
11. Abhandlungs-Arten 1804 1850, 9 Fascikcl. 12. In-
vcnturs- und Abhandlungs -Protokoll 1552 — 1800,
6 Bände. 13. Invcnturs- und Abhandlungs Protokoll
1785—1833, 6 Bande. 14. Inventarienbuch 1743 — 1778.
15. Tcftamcnte 1400—1827. 16. Waifenbuch 1547-1814.
17. Erbfchafts-Klagen 1721 — 1770. 18. Vertragsbuch
1776— 1790. 19. Vormundfchaftsbuch 1792 — 1800.
20. Kauf- und Hcirats-Contrarte 1500-1782, 2 Bände.
21. Kauf- und Hcirats Protokolle 1790 — 1840, 3 Bande.
22. Grundbuch St. Polten. 23. Gewährbuch St. Polten
1697 1797. 24. Gewähr-Protokolle 1795— 1850, 2 Bände.
25. Bürgerbuch 1707. 26. Grundbuch-Arten 3 Fascikel.
5. Walpersdorf.
1. Landesgericht und Malefizbuch 1680 — 1712,
1 Band. 2. Landesgcrichts-Protokoll 1712—1725, 1786
1791, 2 Bände. 3. Criminal-Aclcn 1700 — 1801, 116 Num-
mern. 4. Criminal- Arten 1830—1850, 16 Fascikel mit
89 Nummern. 5. Streitig- und Adelsrichteramts-Proto-
koll 1773 — 1849, 5 Bände und 27 Hefte. 6. Streitig- und
Adelsrichtcramts-Artcn 1787— 1825. 1033 Nummern.
7. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Getzersdorf 1643-
1661, 1 Band. 8. Verlaffenfchafts- Abhandlungen Getzers-
dorf 1643— 1664, 1 Band. 9. Verlaffenfchafts-Abhand-
lungen fammtlicher Acmter 1740— 1819, 10 Bände.
10. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Haufenbach 1740 —
1813, 6 Bände. 11. Verlaffenfchafts- Abhandlungen Einöd
1740- 1813, 4 Bande. 12. Verlaffenfchafts- Abhandlungen
Absdorf 1740 — 1811, 2 Bände. 13. VerlafTenfchafts-Ab-
handlungen Anzcnhof 1766 — 1811, 1 Band. 14. VcrlafTen-
fchafts- Abhandlungs- Arten 1700 — 1831, 2922Nummcrn.
15. Abhandlungen 1828—1850, 21 Fascikel mit 413 Num-
mern. 16. Abhandlungen in Streitfachen 1843—1850,
5 Fascikcl mit 904 Nummern. 17. Tcftamerifc 1628—
1843, 46 Nummern. 18. Waifcnbücher Walpersdorf
1604 — 1810, 8 Bände. 19. Waifenbüchcr Haufenbach
1584 — 1810, 5 Bände. 20. Waifenbucher Einöd 1740 —
1810, 2 Bande. 21. Waifcnbücher Absdorf 1650— 1810,
2 Bande. 22. Waifcnbücher Anzcnhof 1766—1806,
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XXXIV
l Band. 23. Waifcn-Paffivbuch 1770-1840, 12 Hände.
24. WaifcnDepofit •Paffivbuch 1739—1840. 4 Bände,
25. Waifenaclivbuch 1769 1840, 10 Bände. 26. Gericht-
liches Depofitcn-Hauptbuch 1793 1825 , 2 Hände
27. Kauf-Protokolle Walpersdorf 1621 — 1743, 15 Hände.
2«. Kauf-Protokolle Haufenbach 1625 — 1743, 3 Hände
30. Kauf-Protokolle Einöd 1658 — 1741, 2 Bände.
30. Kauf-Protokolle Absdorf 1650 — 1745, 1 Hand.
31. Kauf-Protokolle Anzenhof 1731 — 1751. 1 Hand.
32. Hauskauf- und Taufchvcrträge Getzersdorf 1644 —
1662, l Hand. 33. Hauskauf- und Taufchvcrträge der
vereinten Acmtcr 1740 — 1818, 4 Hände. 34. Hauskauf-
und Taufchvertrage Haufenbach 1740—1814, 3 Hände.
35. Hauskauf- und Taufchvertrage Kinud 1740 — 1813,
1 Hand. 36. Hauskauf- und Taufchvertrage Absdorf
1741 — 1814, 1 Hand. 37. Hauskauf- und Taufchvertrage
Anzenhof 1766- 1813, 1 Band. 38. Hauskauf- undTaufch-
Aften 1814—1818, 52 Nummern. 39. Heirats Protokolle
Getzersdorf 1641 — 1653, 1 Hand, 40. I Icirats-Protokollc
der vereinten Acmtcr 1740— 1819, 4 Handc. 41 Hci-
rats-Protokolle Haufenbach 1740— 1814, 3 Handc.
42. Heirats Protokolle Einud 1740 1812, 1 Band.
43. Heirats-Protokolle Absdorf 1740 — 1812, 1 Band
44. HciratsTrotokollc Anzenhof 1772 — 1812, 1 Hand
45. Heirats- Aclcn 1814 — 1819, 43 Nummern. 46. Ephi-
bitcn-Indcx 1814— 1830, 3 Hände, 47. Judicialia 1825 —
1842, iSFascikel. 48. VVaifen- und Dcpofitcnamtsfachen
1843—1850, 2 Fascikcl mit 465 Nummern. 49. Vor-
mundfehaftsfachen 1830 — 1850, 6 FaSCÜce] mit 125 Num-
mern. 50. Corrcfpondcnzcn 1843—1850, 3 Fascikcl mit
380 Nummern. 51. Üfficiofa 1843—1850, 4 Fascikcl mit
7i6Nummcrn.52. Kcgiftraturs JndicesundFinrcichungs-
Protokolle 1846 — 1850. 53. Grofs - Urbar 1580—1765,
2 Bände. 54. Klein-Urbar 1586 — 1747, 2 Handc. 55. Grund-
buch Getzersdorf 1626-1754, 2 Handc. 56. Stcn-
gerifches Grundbuch 1657 — 1754, 2 Hände 57. Grund-
buch Haufenbach 1591 1756, 2 Bande. 58. Grundbuch
Einöd 1606 1755, 2 Bande. 59. Grundbuch Absdorf
1643—1765, 2 Bande. 60. Grundbuch Anzenhof 1638—
1765, I Band. 61. Gcwahrbuch Grofs-Urbar. 2. Hälfte
des 16, Jahrhunderts, I Band. 62. Gcwahrbuch Klein-
Urbar, 2 Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1 Hand. 63. Gc-
wahrbuch Getzersdorf 1632, I Band 64. Gewährbuch,
Stengerifches 1660, i Hand. 65. Gcwahrbuch Haufen
bach 1595—1690 1 Hand. 66. Gewährbuch Einud 1620.
1 Hand, 67. Gewährbuch Absdorf 1570 — 1619, 1 Hand.
68. Gewahrbüchcr vereint 1639—1817, 17 Hände.
69. Auffandungen 1700— 1850, 2100 Nummern und
30 Fascikcl. 70. Satzcaffirungen 1700 1807, 740 Num-
mern. 71. Schuld Documcntscopien vidimirt 1803 -
1808, 142 Nummern.
6. Jeutendorf.
1. Grundbuch Hain 1616, 1 Band. 2. Grundbuch
Jeutendorf und Hcrtholdsdorf, 1 Hand. 3. Grundbuch
Amt Memmingen. 1 Hand 4. Gcwahrbuch 1776 1825,
1 Band. 5. Kauf-Protokolle 1735 -1850. 3 Bande. 6. Hei-
rats-Protokolle 1735 — 1850, 3 Bande. 7. Abhandlungs-
Protokolle 1735 1850, 4 Handc. 8. VcrlalTcnfcliafts
Abhandlungen 1825, 1827—1850. 9. Gerichtliche Ver-
gleiche 1827—1850, 82 Nummern. 10. Gerichtliche Ur-
theile 1838—1841, 2 Nummern. 11. Pfändungen 1827-
1849, 2 Nummern. 12. Schätzungen 1827 — 1849, 2 Num-
mern. 13. Curatclfachcn 1849 — 1850, 2 Nummern.
14. Schwere Uebertrctungen 4 Nummern. 15. Waifen-
Aftiv- und Paffivbuch, 2 Bande.
7. P't'chlarn.
Von diefer Stadt find nur Civilrcgiftraturs Aclen
vorhanden, da keine Strafjurisditlion und kein Grund
buch zu verwalten war.
1. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc 1780 —
1845, 4 Handc. 2. Abhandlungs-Aclen 1820 — 1840.
3 Kauf-Protokolle 1781 — 1850, 3 Hände. 4. Ehevertrags
Protokolle 1805 — 1850, 2 Bande. 5. VV'aifen-Acliv- und
Paffivbuch 1801 1846, 4 Handc. 6. Dcpofitenamts-Pro-
tokolle 1802, I Band. 7. Kinreichungs - Protokolle 1846
— 1850, 1 Hand.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dt Katt /.inj.
(Mit \ T«- ultra im n* n )
T. KANZ1AN, Pfarrkirche. Wenn laut Gedenk
I buch die Kirche aus dem Anfange des 16. Jahr-
I hunderts 11518; ftammen foll, fo wird damit
zweifelsohne nur der dem fpat-gothifchen Style ange-
hörende oflliche Theil gemeint fein. Das grofse drei-
fchiffige Langhaus in der Form einer modernen Bafilica
ift gewifs ein jüngerer Anbau, wahrfcheinlich erft aus
des laufenden Jahrhunderts Anfang, weil, wie das
Gedenkbuch fagt, im Jahre 1813 durch Feuer Alles
zerftort wurde, wenn auch die Umfangsmauern, Pfeiler-
unterläge, wie die ganze Anlage weit alter lind. Üafs
das urfprunglichc Presbyterium von der Feuersbrunil
verfchont blieb, erklart fich daraus, dafs der zwifchen
dem jetzigen üftlichcn Theilc und dem alten Langhaufe
flehende fehr maffive Thurm das Weitergreifen des
zerftorenden Element« aufhielt. Bei der gegenwartigen
Anlage erfcheint das im Wellen des Thurm. CS fich
anfchliefsende rechtwinkelig abgeplattete Presbyterium
als eine kaum mehr 2 M. tiefe Nifche. Zwei Eingänge
führen von dort in die Thurmhalle und die darunter-
liegende Sacriftci, was alles unzweifelhaft zufammen
das Presbyterium bildete und mit drei Seiten aus dem
Achtecke fchliefst. Im Thurmc findet fich ein Stern-, im
Schlofse ein Nctzgewolbc. Der Thurm ill jedenfalls
der alterte Theil. von feiner Halle fuhrt zum Abfchlufs-
raume ein Kundbogen. Im SchlulTe fünf Spitzbogcn-
Fenller ohne Maafswerk. Die drei Schilfe des Lang-
laufes find durch zwei Pfeilerpaare getrennt und
st
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XXXV
umfallen neun Gewolbcjoche. Die Seitcnfchiffc find
niedriger, die Rippen fitzen auf Confolen auf. Den
Thurm deckt eine hohe vierfeitige Pyramide, im
Glockenhaufe rundbogige DoppelfchallfenlUr. (Kig. I.)
St. Pangras in Strojach, Filial - Kirche von
St. Kanzian, kleine, fehr fchlanke einfehiffige Anlage,
gleich breit im Chor und Schiff von ungewöhnlicher
Hohe aus fpät-gothifcher Zeit mit nettem Dachreiter
am Firft. Anfangs oder Mitte des 15. Jahrhunderts.
Das Gewölbe eine reizende Netzrippen-Conftruftion. In
den fpitzbogigen Fenftern geometrifches zwcitheiliges
Maafswerk. Die Gewölberippen im Presbyterium
ruhen auf Wandfaulcn ohne Capitalen, im Schiffe auf
Confolen. Der Triumphbogen hat dreifeitig aus dem
Achtecke abgefehr.igte Leibungen. Aufscn Strebe-
pfeiler. Im Chor intereifanle Chor-Geftühlc, dreifitzig
Kig. i. (St. Kanzian. 1
mit Klappfitzen, die Felder der Vorder- und Ruck
lehne mit gothifchem Rankenwerke in Flachrelief auf
fehwarzem Grunde geziert, und darauf die Jahres-
zahl 1525 Ein Altar tragt das Datum 10.(4 und die
Namen des l'farrers Michael Mollzing von St. Kanzian,
dann der Zechleute Licnhart Farian und Georg Stuck.
Zwei Wandgemälde aus 1609. die Holle und die Geifse-
lung. Aufsen ein cololfalea Chriltophsbild von 1662.
St. Bartolomae in Rechberg. Pfarrkirche mit ein-
fachem fpatgothifchen Schiffe und mit ftreng gothi-
fchem Chor, einer fudlichen doppeljochigen ftreng-
gOthifchcn Capelle am Schiffe .Kreuzrippen und runde-
Sehlufslleine mit Adler und Lamm ilarauf , gothifch
untcrwolbtem Thurme zwifchen dem Chor und dem
Schiff als Verbindungs-Raum, mit im Norden anfchlief-
fender Capelle und im Süden anllofsender Vorhalle
aus neuerer Zeit. Am Presbyterium Strebepfeiler.
Am Friedhofe ein runder Karner mit halbrunder
Oftvorlage, aufsen eine Kanzel. 1
Die Commcnde Rechberg im Jaun-Thale wurde
vom edlen Kärntner Lad. Prager 1495 gelüftet. Fs
füllten dafelbft fo viele Ritter des Georgs-Ordens
refidiren, als mit Einfchlufs der Dienerfchaft von der
Stiftung erhalten werden könnten. Als Zeichen der
Unterwürfigkeit war jahrlich Käfe (100 (T.i nach Mill
Halt zu liefern. K. Friedrich dürfte den Rittern Frei-
briefe zum Fifcnbergbau gegeben haben, weil K. Max
22. Sept. 1515 den Rittern, falls fic auf das ihnen von
feinem Vater Friedrich ferri gratia citheiltc Privilegium
verzichten würden, eine Pfarre in Krain, Kärnten oder
Steiermark verfpricht, welche 257 fl. Rh. trägt. Das
Privilegium wurde zwar zurückgcftcllt , doch ohne
Entgeld. 1513 vertaufchtc das Stift Fberndorf die
Pfarren St. Bartholomae und St. Thomas in Glant-
fchach an die Commende gegen St. Lorenzen zu Stein;
1600 wurde mit Millftatt auch Rechberg den Jefuitcn
einverleibt.
St. Magdalena in Jl affer ko/en, Filial-Kirchc von
St. Kanzian, klein, mit gerade gcfchloffenem und rund-
bogig überwölbtem fchmalen Chore und kreisrundem
18 M.l flachgcdccktem Schiffe, wahrfcheinlich eine
romanifchc Rund-Capelle, die als der ältere Theil
erfcheint. Zopfig ausgebauchter neuerer Dachreiter
am Kegeldach des Schiffes. Der Rundbau kahl, ohne
jeden Schmuck , BrcUerdecke, ein gedruckt fpitz-
bogiges Fenfl er mit Thcilungspfoftcn, rundes fchmuck-
lofes Portal.
Das alte Stiftsgebaudc Walfcrhofcn, eine ausge-
dehnte, fehr verwahrlose Bauanlage aus der Rcnaif-
fance-Zeit. Im Rechteck gcfchlolTen umfafst es einen
geräumigen Hof mit auf einer Seite angebrachten
Arcadcn-Gangcn. Das alte Refectorium ganz mit Holz
ausgetäfelt, mit Schnitzarbeiten an den Wänden und
mit einer caffetirten Decke.
St. Marxen. Ein kleines fpat-gothifches Kirchlein
mit Netzgewölben im Chor und Schiffe, die Rippen in
Dreivicrtclhöhc auf Wandfäulchcn, im Chore mit klei-
nen Capitalen, die mitteilt Kaffgcfims untereinander
verbunden find, im Schiffe ohne folche; die drei Fcnftcr
im Chor-SchlulTc zweithcilig mit reichem Maafswcrkc.
Die Unterwölbung des Orgel-Chores fpitzbogig mit
kleinen Rippen.
Die dem heil. Egydius geweihte Pfarrkirche in
Guten/lein (Dec. Bleiburgi ilt ein zweifchiffiger Hallcn-
bau mit quadratifchem Chore, der zugleich den Thurm
tragt, zu beiden Seiten des Schiffes je eine quadra-
tische Capelle. Im Langhaufe Hammen nur die Um-
falTungsmauern von einem gothifchen Baue her, die
Ueberarbeitung der Mittelfaulcn und die Gewölbe
gehören neuerer Zeit an. Die Fcnftcr find fchmal,
fpitzbogig und mit Maafswerk gefchmückt. Das
gleiche gilt vom Presbyterium. In der nordlichen
Seiten-Capelle ilt die Ruhcftatte mehrerer Mitglieder
der adeligen Familie Jabornegg, wie Joh. Karl Frei-
herr v. Jabornegg, in Ihr. rom. kaif. Maj. Spanifch
' Mil ihcll.tifcr B< » ., : de. MdUM AnhiKklen Piffith.
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XXXVI
Dicnften, wie auch einer hochlöbl. Landschaft Im Erz-
herzogthum Kärnthendcro Ritterfchaft gewefter Leut-
nant zu Fufs und Pferdt f 1671, ferner das Grabmal
desl'farrers CafparPilath, 1 1706, des Mathias Sichten,
t 1683, des Krbaucrs dcrCapcllc, des Jacob Chriftoph
v. Steinberg, t 1763. des gurker General- Vicars Scba-
ftian Vinarfchich, f 1659. Die Friedhofs-Capcllc mit
niedrigem, fpät-gothifchem Chörlcin.
Eberndorf, 'da* ehemalige Auguftincr-Chorherren-
Stift, aufgclöft 1604 und nach vielfachen Befitz-Uebcr-
gängen heute ein Dotations-Gut des Benedi&incr-
Stiftcs St. Paul, ift eine anfehnliche, unrcgelmäfsig
gruppirte, auf einer fanften Anhöhe fich erhebende
Bauanlagc, deren Haupt-Fronten gegen Werten und
Süden gerichtet sind. Der minder bedeutende nord-
liche Flügel ift zum Theile durch Wald verdeckt, die
örtliche Seite nehmen Oekonomie-Gcbäudc ein. Durch
befondere Höhe zeichnet fich die weftliche, durch
malerifche Gruppirung die fiidliche Front aus. Das von
Werten gegen Orten anfteigende Terrain hindert die
Fortführung des unteren Gcfchoffcs aus dem drei
Stockwerke hohen weltlichen in den niedrigeren doch
ausgedehnteren Südlichen Flügel. Diefe Ausdehnung
entfteht durch die im Südorten angelegte Kirche, die
leider durch einen in Südwerten freiftehenden Vorbau,
das fogenannte Beneficiatcn-Gcbaudc. theilweife ver-
rtellt erfcheint. Durch die in diefem Vorbaue befind-
liche Hauptcingangshalle gelangt man in den Vorhof,
welchen im Norden das eigentliche Stiftsgebäude,
im Orten die Kirche, im Werten ein Theil einer Ring-
mauer begrenzen. Ein zweiter Ringmaucrthcil rtofst
von aufsen fenkrecht an die Vorbauflucht; er ift
zinnengekrönt und mit Schiefsfcharten verfehen.
Als Stifter diefer Canonie kann Graf Cacclin angenommen
werden, der den Brüdern, die da „Gott dienten", wo er begraben
fein wollte, all fein Gut vermachte. Patriarch Ulrich I. von Aquileja
liefs deften Leiche in die Marien-Kirche in „Jun tt überführen, und
dafclbft eine gröfsere Kirche bauen (1106).
An einen befeftigten Wohnfitz er-
innert auch der an der nordweftlichen
Ecke des Stiftsgebäudes vorfpringende
runde Thurm und die zu beiden Seiten
des erwähnten Haupt-Portales ange-
brachten grofsen Schiefsfcharten. Das
Portal ift im Rundbogen gefchloffen,
mit kraftigem Schlufsftcine verfehen
und mit einer derben Quaderumrah-
mung verziert. In einem das Ganze
bekrönenden Gicbelfelde tritt eine
rechteckige Tafel hervor, worin die
Worte: Regnantibus F. II. F. III. und
A°MDCXXXI1II. (Fig. 2.) ftehen.
Die in runden Kreuzgewölben ge-
deckte Eingangshalle und der Vorhof
zeigen kein bemerkenswerthes Detail.
Beachtenswerther erfcheint der fehr geräumige innere,
beinahe quadratifchc Hof, der mit dem Vorhofe durch
eine zweite Eingangshalle verbunden ift. In zwei
Stockwerken laufen hier ftattliche Arcaden-Gängc mit
Kreuzgewolbcfcldern auf ftarken Pfcilerftützen herum.
OftwirtS des füdlichen Ganges vermittelt die grofsc
Sacriftei den Zugang in s Innere der Kirche. Die
• HM
Sacriftei bildet zwei quadratc Räume mit fchönen
Sterngewölben.
Das Kirchengebäude (Fig^ 3) hat eine Länge von
23',', Klft. und eine Breite von 6 /• KIft., wovon auf den
Chor 7' 5 Klft. Länge und 4 Klft. Breite kommen. Es
erfcheint alfo der Chor-Raum im Verhältniffe zum
einfehiffigen Langhaufe zu kurz; er ift auch niedriger
als das Schiff, hat aber den ftreng gothifchen Charak-
ter des endenden 14. Jahrhunderts; das fpitzbogige
Gewölbe durchziehen einfache Diagonal • Rippen,
welche in zwei Jochen und dem aus drei Seiten des
Achteckes geftalteten Schlufie auf Wandfäulchcn
übergehen, die auf einem Kafffimfe auffitzen. In den
Netzgewölben des fünfjochigen Schiffsraumes nimmt
man eine Anzahl gefchwungener Zwifchenrippen wahr,
die ein reiches Netz bildend, an den Pfeilern und zwar
auf deren weit in das Schiff hineinragenden Vorlagen
mit Dreiviertel - Saulchen -Vorlagen zufammenlaufen.
Die Ungleichheit des gothifchen Bau-Charakters in den
beiden Haupträumen weifet auf einen zwei-periodigen
Umbau und es dürfte fich die oberhalb des Triumph-
bogens der Chorfeite befindliche Infchrift zweifelsohne
auf die fpatere Umgcftaltung des Schiffes beziehen.
Die Infchrift lautet:
Valcntinus Fabri de Conobits Huius loci prae-
pofitus et reformator. iunenfis et fauniae vadium
archidacoims A.MDVI. R d, "ADM ac nobilis in Chrifto
pater et Dnus Dnus Scbaftianus Kobellius huius loci
praepofitus tricefimus quintus, archidiaconus vallis
iunenfis. nec non fereniffimi arthiducis Auftriae Fcr-
. dinandi confiliarius fecit
quod potuit. A.MDC. 4
In naher Beziehung
mit der angeführten In-
fchrift ift eine Note in
den „Urkunden -Rcgc-
Beda Schroll.
Es heifst dort pag. 87,
itning de» Berich», de, ArdriMkun Pififi.k un<ä der
. n.nkm.1. im „KiKh..Uhmu*h" vo-J»!,.« .«8..
dafs zur Zeit des hochwürdigen Propftes Valentin von
Eberndorf die Stiftskirche durch ein Gewölbe abge-
fchloffcn und amDienftage nach Franzisci im Jahre 1505
durch den Decan Lucas Fcllpachcr von Rudolphswerd
der letzte Stein, vulgo r floszftain u cingefetzt wurde.
Das Schiff gehört in feiner Anlage noch dem Baue
aus dem 12. bis 13. Jahrhundert an und war früher
■ Dief« Won« waren bii tur lernen Keftlurirunf la> Innre 1B74 im
1. wurde« Hier ulxrfttickeii u.d mi "
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XXXVII
flachgedeckt, die heutige Einwölbung und Verftärkung
der Pfeiler zu Gcwolbcauflagern flammt aus dem
16. Jahrhundert (Fig. 4}.
Die durch die eingebauten Wand- und Strebe-
pfeiler gebildeten Nifchen im Schiffe find in halber
Kaumhohe mittelts Wandgurten iibcrfpannt und wurden
darüber fchmale Emporen eingerichtet, welche mit der
Hohe der Orgel-Empore correfpondiren. Die letztere
ift durch 12 fchwache Rundfaulen gcflützt, an die die
Rippen eines dichten Netzwerkes unmittelbar anftofsen ;
die Hrüftungen der Seiten-Emporen find blos durch ein
Fufs- und ein Kopfgefimfc markirt, jene des Orgel-
Chores durch ein fpät-gothifches Blend-Maafswcrk.
Sowie der Chor gehört auch die unter
dcmfclben angelegte Krypta der erften
gothifcheti Bau-Periode (14. Jahrhundert} an;
fic nimmt nicht nur den ganzen Raum unter
dem Chore ein, fondem errtreckt fich noch
in der Tiefe zweier Schiffsjoche wcftwart.s.
Diefe übermäfsige Ausdehnung erweift fich
in der Oberkirchc als ein beträchtlicher
Ucbclftand, denn die wegen der Niveau-Ver-
haltniffc des Fufsbodens im Chor und Schiff
nothwendig gewordene 2 Meter hohe Ver-
bindungstreppe mit 12 Stufen markirt in
unorganifchcr Weife die Untertheilung in
ein vorderes und ein hinteres Schiff. Es ift
kein Zweifel, dafs diefer Theil des Schiffes
urfprünglich ein Chor-Quadrat war, das aber
bis auf die Spuren unterm Dache verfchwun-
den ift. L'eber einige wenige Stufen zweier
Seitenarme kommt man in die Gruft. Die
Krypta beftcht aus einem fchmälcren dem
Ausmafse des Chores entfprechenden und
einem breiteren Thcilc, der fich unter einem
Theile des Schiffes ausdehnt. 12 fchlankc
Trcnnungspfeiler des Vorder- und acht
folchc des 1 lintertheiles theilen den erften
in drei, den zweiten Kaum in fünf gedrückt
niedrige Schiffe ein, zufammen mit 30 Jochen.
Die Joche find mit kräftig gerippten gothi-
fehen Gewölben, deren einzelne Kippen auf
je eine Seite des achteckigen I'feilers ohne
Capital anlaufen, eingedeckt. An den Seiten-
wanden einfache Confolen und fieben kleine ftyllofc
Fcnftcroffnungen. Die Säulen charakterifiren fich als
in das 14. Jahrhundert gehörig (Fig. 4 und 6).
Das Langhaus ift an der Südfcite in drei ungleich
breiten fpitzigen Bogen gegen einen fehr langen
Cappellen-Raum geöffnet, ein nicht viel fpatcrer Zubau
vielleicht Mitte des 16. Jahrhunderts) als das umgeftal-
tete Langhaus. Er zeigt noch das Sterngewölbe des
Vcrfalls-Stylcs, während eine zweite quadratifchc in
Orten aufgebaute Capelle fchon barocke Formen hat.
Diefe kleinere Capelle liegt in gleicher Höhe mit dem
Vorderfchiffc und ift im Fundamente als Gruft einge-
richtet, welche von der grofseren Capelle zuganglich
ift. Dies dürfte urfprünglich die Familiengruft des
freiherrlichen Gefchlechtes von Ungnad gewefen fein,
die im 15. und 16. Jahrhunderte Bcfitzcr der nahen
Burg Soncgg waren.
Den Namen Sonegg trägt auch die Infchrift des
intereffanten farkophagartigL-n Grabdenkmales, welches
am Oftende der grofsen Capelle frei aufgerichtet ftcht.
In der auf 0-14 M. vertieften Oberfläche des l'l M.
hohen und 2-36 M. langen Sarkophagcs aus rothem
Marmor liegt die ganze Figur eines Ritters in voller
Küftung, deffen eine Hand eine gerollte Fahne umfafst,
die andere das Schwert beim Gcfafsc an den Leib
drückt. Die Haltung der Figur weicht nicht von der
conventioncllcn Darftellungswcife ab, die fich insbe-
fondere in den auseinandergeftcllten Füfsen charak-
tcrifirt. In den Ecken des vertieften Feldes je ein
gefchweifter Schild, von denen zwei mit Zinnen ge
theilt, zwei eine fpringende Hundefigur zeigen. Aehn-
liche Schilde find an den fenkrechten Seitenflachen
des Denkmals dargelicllt. Oben find diefe Flachen in
gefchrägter Umfaffung ge-
bildet, worin die Infchrift in
Minuskeln angebracht ift. Sie
lautet :
r Hic liegt begrabe der cdl
wolgepor her Kriftof Ungnad
her zu funek dem got gnad
und ift geftorben nach krifti
Fig. 3 (Eberndorf.)
gepurt MCCCCLXXXX jar am pfinstag nach der hei-
ligen drei kunig."
Zu erwähnen ift die Grabplatte des Jorg Ungnad
f I4<">8.
Es ift zu bedauern, dafs der Capellenraum kein
beffercs Licht bekommt, fowic auch, dafs das Schiff
nur durch drei oberhalb der füdlichen Empore befind-
liche gedrückt fpitzbogige Fenfter beleuchtet wird.
Die fieben Chorfcnfter find wahrfcheinlich durch
fpätcre Modcrnifirung in rundbogige umgewandelt,
und jede Spur eines Maafswcrkes verwifcht worden.
Auch der Schlufs des niedrigen und fchlccht profilirten
Triumphbogens und das weftliche Portal nähern fich
dem Kundbogen.
Am «-ertlichen Ende der Süd-Capelle ift in der
Schiffwand ein 2 M. hoher und I M. breiter Denlßein
eingelaufen, darin in Flach-Relief der Rcnaiffänce die
Geltalt eines Abtes in vollem Gewand mit Stab und
Mitra. Ucbcr dem bekrönenden fchwachen Sims eine
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XXXVIII
niedrige Tafel, welche folgende lateinifche Infchrift
enthalt :
„Anno Dni MDXXXII vocatus erat rndus pr et Dns
Des Andreas Lochncr ecclefia collegiata divac Marie
Magdalcnc in Vnlkhinmarckt ( . . . 2) <]ui in prepofituram
huivis mon (r. .)clcctus(. .) tribns ommibus l'eliciter
provif IS tandein in dno vita eft defunetus Anno
• M-D ■ XL1I1I- vigefima feptima die marty cuius anima
in dei • upt ■ max • pace • quiefeat. "
Fig. 5. (Ebcrndorf.)
Unterhalb der Figur fteht die Jahreszahl 1540 als
Anfcrtigungszcit des Steines.
Gegenüber diefem gut erhaltenen Steine lieht
. der Taufjlein aus lichtgrauem Marmor (KenailTancc-
Zcit);die anderen kirchlichen Gegcnftandc, namentlich
Altäre, Kanzel, Bilder und Paramente,
\ \ | | \(Mt find ohne Kunftwerth. Ausgenommen
\ \mf *i ne gothifche Marien -Statue und die
| H Rcfte eines Flügel-Altars in der Sacriftci
zu Ehren Märiens.
Der maffivc Thurm fteht in einer
Entfernung von 2-60 M. vor der Südfeite
und mifst zur Seite des quadratifthen
Fig. 6 Grimdriffcs 8*9 M , die Hohe ift nicht
bedeutend und der Abfchlufs ein ftumpfes
Walmdach; im Glockcnraume jederfeits doppelte
rundbogige Schalllocher, der Zugang von der Kmporc
der Kirche durch einen in neuerer Zeit gemachten
hölzernen Verbindungsgang; der urfprünglichc Hin-
gang von aufsen wurde vermauert.
Oftw.irts von Eberndorf nur 5 Minuten entfernt
fteht die gröfstc Filiale, die Kirrfte am Marienbtrge,
zugleich Friedhofskirche. Eigentümlich erfcheint es,
dafs im Eberndorfer Gedenkbuchc die Erbauungszeit
in die Jahre 1703 — 1716 gefetzt wird, dagegen an der
aufseren Kirchenthür die auch nicht entsprechende
Jahreszahl 1667 fteht. Eine einfehifrige Kirche im fpat-
gothifchen Styl ohne Trennung des Schiffes vom Chor.
Der letztere ift dreifeitig gefchlofscn und hat in den
Ecken und an den Wanden Drcivicrtcl-Säulchen mit
'C 4- (EbernUaff. )
ringförmigen Capitalen. an welchen fich die Rippen
des dichten Netzwerkes vereinigen. In den Schild-
wanden fpitzbogige Fenfter ohne Maafswcrk. Der
Thurm ift aus der neueften Zeit. Als Seitenftützen
der Gewölbe überall Strebepfeiler. Ein älteres gothi-
fches Presbyterium mit fchmalcn im Klceblatt-Bogcn
gefchlolTcnen Fenllern hat die Filiale Kthking. Die auf
der Wand des fpitzigen Triumphbogens ftchendc
Jahreszahl 1692 dürfte fich hier auf den fpatcren Zubau
des Schiffes beziehen. In der Kirche das Votivbild des
letzten Propftes Kobell von 1601.
Notizen.
1 Hei der Abtragung eines Haufcs in C<-rvig-
»ano wurde, wie t'onfervator Dr. p, ßtzarro berichtet,
die hier nachfolgend beschriebene Ära, welche mit
nach unten gekehrter Schrift als Schwelle des Haus
thorcs gedient hatte, aufgedeckt.
Der Stein aus grauem irtrifchen Kalkfcls ift
66 Cm. hoch, 27 Cm. breit und hat 26 Cm. Dicke,
die Infchrili lautet:
S-A-S.
IN'* HONOREM
1 . VALKRI
NYÄP1 ODOT
VIVlKKTDDAKi
l . STATI-PRI.WIC
KT
IN MEMORIA«
CSIATIHEVR'KT
VI VIRI Er- DI) - VC
Al.M'VS
L I I)
XXXIX
Gleichzeitig wurde die fchon bekannte an der
Seite des obcrwahntcn Hausthores eingemauerte Ära
freigemacht, welche gleichfalls aus iüriancr Kalkftein
angefertigt ift und 93 Cm. in der Hohe, 33 Cm. in der
Hreite und 30 Cm. in der Dicke mifst, mit folgender
Infchrift:
SILVANO
AVG
C- STATIVS
■C-BT HUB-
KVTYCHVS
MAN1ANVS
vs-
Endlich wurde in der Mauer dcsfclbcn Haufcs
eine andere kleine Ära aus weifsem Kalkftein, 51 Cm.
hoch, 18 Cm. breit und ebenfo dick, fchlecht bearbei-
tet und mit nachläffig eingegrabener Infchrift gefun-
den, welche lautet:
lOYKSAC
VARIA
PYLLIS
KX-VISV.
Diefe drei Steine wurden durch Vermittlung des
k. k. Confervators Bizsarro für das StaatsMufcum in
Aquilcja angekauft.
2. Confcrvator Dr. Pichler berichtete über ein
Saulenfluck von körnigem Marmor, das als Gränzfcheid
auf den Feldern von St. Peters im Salmthale diente. Ks
ift ein beiderfeits abgebauchtes Säulenftück, 165 Cm.
lang, 30 Cm. Durchmcflcr, in dem unteren Thcilc der
bis auf die H.ilfte in die Krde eingeladenen Säule mit
fchoiien fcharfkantigen und in Heilen Windungen verlau-
fenden Spiralen verfeheil. Ks ift die Abficht, diefelbe
der Sammlung im Joanncum einzuverleiben.
3. Nach einer Mittheilung der k. k. Statthaltern in
Trief/ wurde das antike Relief mit der Darfteilung
eines Klufsgottes, das fich an der Dorfkirche bei
Mainizza eingemauert befand, nach Aquileja in das
dortige Staats-Mufcum gebracht.
4. Die St. Gertruds-Kirche in Gars wird einer ein-
gehender Reltaurirung unter der Leitung des Confer-
vators Rosner und des tüchtigen Kundfreundes und
I'farrcrs Kranz Lux unterzogen. Zunachlt wurde das
Hauptfenftcr im Chor-Schlulle reftaurirt. Im nächften
Jahre follen Mauern und Pfeiler des Presbyterium
wieder hergeftellt werden und das Nebenfcnfter an der
Kvallgclicn-Seite entfprechende Vcrglafung erhalten.
An einzelnen Stellen finden fich Spuren von Krcskcn,
wie ein grofscr Chriftoph, Einzug Chrifti, die mit
befonderer Pietät blosgelegt werden follen.
5. Im Kcucrlofch-Dcpot zu Znaim befinden fich
laut Mittheilung des Confervators Sterz mehrere aus
der ehemaligen Minoriten-Kirche ftammende Grablleine
eingemauert. Interedant ift der Stein für Wenzel Herrn
von Lomnitz und Mcfcrits, ehemaligen Hefitzcr des
Schloffes in Znaim, der 1559, 23. Janner, 88 Jahre alt,
ftarb. Auf der Platte ift ein vor einem Kreuze knieen-
der Kitter dargeftellt, ahnlich dem Salm Monumente
in der Votiv- Kirche.
6. Confervator Freiherr f. Sacken hatte mit
Ermächtigung der Central • Commiffion und deren
Unterftützung den fehönen Grabftein des 1499 ge-
dorbenen Abtes Benedid Eck des Stiftes Mondfcc
in Ober-Oefterreich aus feiner bisherigen Stelle im
Hoden aufheben und aufftcllcn Kiffen. Der erwähnte
Grabftcin aus rothem Marmor von guter Arbeit und
flcifsigcr Ausführung lag bisher mitten im Chore
gerade vor dem Hoch-Altare, wo er den Kufstritten
zahlreicher Kirchcnbcfuchcr ausgefetzt war, wovon
durch Abreibung der erhabenften Stellen viele Spuren
zeigen. Hei dem kunftgefchichtlichcn Intcreffe, welches
diefer Grabftein darbietet und bei dem Uinftande,
dafs er dem Krbauer der gegenwartigen gothifchen
Kirche gewidmet ift, empfahl es fich, ihn der zuver-
läffigcn alhnähligen Zerftorung durch Aufftellung an
einem fichernden Platze zu entreifsen. Gegenwartig
fleht er an dem das Mittelfchiff von der nördlichen
Abfeite trennenden Schlufspfeiler, und eröffnet die
Reihe der dort aufgcftelltcn Pralatcn-Monumente, deren
alteftcs er ift. Hei diefer Gelegenheit wurden Nach-
grabungen gemacht, um Rcfte von der cinft beftan-
denen Krypte zu finden, welche bis 1444 urkundlich
erwiefen ift, doch umfonft. Ks ift kein Zweifel, dafs man
beim Baue der gegenwartigen fpätgothifchen Kirche
(1470) die Krypte cingefchlagen und mit dem vorhan-
denen Schutte ausgefüllt hatte, fo dafs nur mehr deren
Umfangsmauern vorhanden find.
7. Im Laule des Jahres 1881 wurde die Reftau-
rining der Decanal Kirche in Nimburg fortgefetzt.
Das verwitterte Maafswcrk des grofsen Kenftcrs an
der Wertfeite ift durchaus erneuert worden, der Weft-
giebel bekam neue Fialen fammt Kreuz nach dem
Entwürfe des Architekten Mocker. Obgleich die
Nimburger Kirche ein Ziegelrohbau ift mit theilweifer
Verwendung von Häuflein, fo mufste doch, da die
Mittel zur Hcrftellung des Rohbaues fehlten, und zur
Schonung des Mauerwerks die Mauerflachcn verputzt
werden.
8. Bei der in jüngftcr Zeit eingeleiteten Bemalung
des Presbytcriums der Beilediftmer - Stiftskirche in
St. Paul kam man gelegentlich der Kntfcrnung der
Tünche in der Apfis auf Spuren romanifcher Wand-
bemalung. Leider blieb es nur bei den Spuren, denn
man hatte in längrt entfehwundener Zeit die Apfis
übertüncht und zu diefem Behufe, foweit es ging, den
alten Verputz mit feiner Uebermalung wcggcfchlagen.
Man erkannte jetzt Spuren eines bandartigen Orna-
ments, einen thronenden Chriflus und an den Seiten
einige flehende Kiguren. Die Spuren diefer dem
13. Jahrhunderte angehörenden Wandgemälde wurden
wieder übermalt.
9. Im .Kirchenfchmuck" vom Jahre 1880 findet
fich eine intereffante Notiz über das St. Walpurgis-
Kirchlcin bei St. Michael in der Steiermark. Dasfelbe
befteht aus einem oblongen hohen Schiffe und kleinen
Presbyterium. Das erftere, ehemals flachgcdcckt, hat
jetzt einen modern getünchten Plafond. Zwifchen
beiden ein hoher Scheidebogen im Charakter der Früh-
Gothik. Der Chor befteht aus einem kleinen Joche
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XL
mit einem Kreuzgewölbe und aus dem fünffeitigen
Schluffe, und mag in das 13. Jahrhundert zurückreichen.
AlsKippenauflageRunddicnftc mit fchönen Laubwerks-
Capitalen, die Rippen mit dem fugenannten Hirn-
Profil; rechts eine Piscina. Ein werthvoller Schmuck
des Kirchleins ift in den drei Glasfcnrtcrn des Chor-
Schluffes, die an die Kloftcrneuburgcr Fcnfter erinnern.
Sic zeigen gekrönte heil. Jungfrauen, die klugen und
thörichten Jungfrauen, dann die heil. VValpurgis und
einen Mönch. Auf dem Spruchbande, das dcrfclbc
halt, fleht: abbasadmondv. haainric alchiincllorjivndus
hec tibi dat dona Walpurgis (mc)a patrona. Abt Hein-
rich II. (f 1297] hatte, des Kirchleins feiner Geburts-
ftiitte eingedenk, dasfelbe mit reichlichen Gaben
bedacht.
10. Im Lauteracher Ried wurden einer Anzeige
des Confervators Dr. Jenny zufolge neuerlich drei
Brarfteatcn gefunden. Bracieatcn zu beftirnmen ift eine
fehr fehwicrige Aufgabe, da fic meiftens fchlccht
erhalten und die angebrachten Symbole nicht Wap-
penltücke, fondern nur Münzzeichen find, die in den
mannigfaltigften Zufammenftellungen verwendet wur-
den. Die neu gefundenen drei übrigens fehr gut
erhaltenen Stücke dürften nach ihren Merkmalen einer
kaiferlichen oder fürftlichen Münzftätte im füdlichen
Thcile von Schwaben oder einer oft-fchweizerifchen
Münzftätte angehören, und aus der Zeit Conrad IV.,
Mitte des 13. Jahrhunderts flammen.
11. (Ein Apotheker mvrj 'er vom Jahre 1506.) Im
Laboratorium der landfchaftlichcn und wohl auch fehr
alten Apotheke in Stoekerait befindet fich ein aus
Krz gegoltener Mörfer vom Jahre 1506, welcher in
einer Vertiefung eines gedrehten Holzftockes
beteiligt ift, wcfshalb man den unterften Theil
desfelben nicht fehen kann, Der Kigcnthümcr der
Apotheke und des Mörfers Herr Jul. Schaumami
hatte die befondere Güte, den Murfer fammt einem
Thcfl des HolzftocIccS auf feine Korten für die k. k.
Ccntral-Commiffion photographifch aufnehmen zu
laffen, und nach diefer Aufnahme wurde die vor-
ftchende Abbildung angefertigt. Die Höhe des
Mörfers betragt vom obern Rande desfelben bis
zur obern Hafis des Stockes 28 Cm., der obere
Umfang 97 Cm. und der untere 68 Cm. Der Mörfer
ift fehr einfach aber gcfchmackvoll im Style der
Friih-Kenaiffance ornamentirt; denn er hat zwei
mit den Köpfen nach oben gerichtete Delphine als
Henkel, oben unter dem Rande einen Rundrtab,
welcher mit einer ziemlich weit unten befindlichen
Kehlleifte durch fehräge gleichlaufende Kehlleirten
verbunden ift, und aufser den zwei, zwifchen den
1 lenkcln flehenden, wenig erhabenen wappenahn-
lichen Schildchcn, mit thcils vertieften, thcils erha-
benen Blumenverzierungen, ganz unten eine Reihe
von nach aufwärts gekehrten Akanthusblättcrn. Der
Morfcr tragt aber noch ein Wahrzeichen, welches
ihn, mit Rückficht auf die Sprache, eben als Apotheker-
mörfer kennzeichnet, indem fich ober dem zuletzt
erwähnten Ornamente die folgende Umfchrift (in
Capital-Buchftabcn) findet.
KON . CKAS . SI . OLVTO . hodii: . POTERIS .
ä . r> . vi .
Was du heute thun kannft. verfchiebe nicht auf
morgen. 1506.) Damit ift zu vergleichen:
I leute foll dem Morgen
Niemals etwas borgen —
und
Morgen, morgen nur nicht heute.
Sprechen alle faulen Leute.
{Rommel, deutfeher Spruchfehatz, 221, 216.)
Ucbrigens fagt auch Goetlie: -Was heute nicht
gefchieht, ift morgen nicht gethan." — und fchon
F. A. Hallhauer hat in feiner im Jahre 1725 erfchienenen
..Sammlung teutfeher auserlcfener Infcriptioncn" In-
fehriften an Gebäuden, Glocken, Gefafscn u. dgl.
gefammelt und mitgcthcilt.
Klaas.
12. (Siegel der Stadl Feldkirth.)
I. Siegel von circa 1382.
Aus dem ganz glatten Bildfelde tritt ftark erhöht
und an vier Orten den Schriftrand durchbrechend das
Bild der Kirche hervor, nebenan rechts das Wappen
der Montfort {fchwarze Fahne im filberncn Felde] in
dreieckigem, feitwarts ausgebauchten Schilde. Die
Kirche erfcheint als gothifchcr Bau mit Haupt- und
Seitenfchiff und ftattlichem Thurm, nach der fehr
deutlichen Detail-Angabe aus Quadern gebaut, mit
1 iohlzicgeln gedeckt und mit Spitzbogeiifeiiftern ver-
fehen, das oberfte Schallloch des Thurmcs in Kleeblatt-
form; deffen fchwerfalliges Dach tragt an der Spitze
ein grofses Kreuz und zu beiden Seiten ficht man
Thurmfahnchcn, nach unten und oben mit Knöpfen
fStockcr&u.)
befetzt, deren Bedeutung erft durch Vergleich mit
dem nächftfolgcnden Siegel fich erklärt. Dicfe Dar-
flellung hat wohl der alterten Pfarrkirche Feldkirch's
entfprochen, bevor fic um das Jahr 1380, vielleicht
etwas fpäter durch eine Feuersbrunft fchwer befchadigt
wurde. Die Legende in dem durch Pcrllinicn cinge-
faumten Schriftrande ift in etwas rohen Lapidaren
gefchrieben und lautet: S'SecretumCivitati'in Veltkirc.
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Im letzteren Worte erl'cheint eine Ligatur Zwilchen
<■ und /. Oer crltc Gebrauch diefcs Stadt-Sigills darf mit
Sicherheit ins Jahr 1382 gefetzt werden, als die Burger
von Graf Rudolph II. von Montfort ihre eigene Ver-
waltung erhielten, von den vorgefundenen Urkunden,
an welchen dasfelbe hangt, ill die alterte nach Waizen-
egger aus dem Jahre 141,4. (Ffc- 2 -l
2. Siegel aus (U m \0, Jahrhundert.
Im Jahre 1460 legte ein zweiter Brand die Pfarr-
kirche ganzlich in Afche, worauf fic von Mciftcr Hans
Sturm von Grund aus neu aufgebaut und anno 1478
vollendet wurde. Diefe aller Gothik entkleidete
Kirche tritt uns auf dem zweiten Siegel entgegen,
welches diefelbc ohne Scitcrfchiff mit rundbogigen
Fenrtem. Thuren und Schallluchern zur Anfchauung
bringt. Der Thurm tragt nun einen hohen fpitzen
Helm mit Knopf befetzt. hat aber die beiden Thurm-
erker mit Windfahnen beibehalten. Yermuthlich hatte
jene Feuersbrunft nur das Dach, nicht aber die Erker
zerftort, welche doch fonft nur fortificatorifchen
Thürmen eigen find. Dafs er aber gerade zu diefen
gehurt habe, fcheint mir nicht nur durch diele Krker,
fondern auch aus feiner unmittelbaren Stellung am
alten Stadtgraben fogenannten Hirfchgrabcn con-
llatirt. Der Montfort feite Wappenfchild, der im Siegel
wieder zur Rechten der Kirche fleht, hat fich wie diefe
verändert, indem er die oben gefchweiftc und feitwarts
eingebogene Gcftalt angenommen, wie fic zu jener
Zeit die übliche war. Kirche und Wappen liehen in
einem von Blattrankeii ausgefüllten Sicgelfelde; um
beide herum fchlingt fielt der Schriftrand eines Spruch-
bandes, welches in lateinifchen Lettern die Umfchrift
tragt : Secretum . Civita . Vcltkirchcnfis.
fif, 2 3. ^KeUkircb-i
3. Siegel von 1672.
Auf dem dritten Siegel erfcheint die Kirche in
gleicher Form wie auf dem zweiten, nur in äufseren
Zuthatcn — fo die Gitter an den Fettllern und die
Ausrtattung dcsl'ortales imStyle derSpat-RcnailTancc
— find Veränderungen bemerkbar. Der Thurm hat
feine beiden Frkcr cingcbulst, die inzwifchen wahr-
fcheinlich abgetragen wurden; die Cifelirung ift fo
forgfaltig ausgeführt, dafs der Zeiger an der Uhr, die
Glocken zwifchen den Schalllochcrn und die Säulen
am Portale genau zu erkennen find. Zierliche Arabes-
ken erlullen den freien Raum des Bildfeldes; deutlicher
als in dem zuvor befchriebenen Siegel nimmt man
wahr, wie der elegant geformte Wappenfchild an
dünnem Bande an eine Arabeske gehangt ill, welche
ihrerfeits wieder trägerartig aus dem Kirchendache
hervorragt. Innerhalb der aufserllen Wullllinie zieht
VIII. N F.
fich das Spruchband mit theils gerolltem, theils gewun-
denem linde; dort wo die Kirche auf ihm ruht, lieft man
in kleinften Ziffern die Jahrzahl .1672. Die Legende
felbrt lautet unverändert: f Secretum . civita: Vclt-
kirchcnfis +. Die Schrift ift gleich dem Bildwerke des
Siegels mit vieler Sorgfalt und Pracifion ausgeführt.
[Flg. 3-)
Jenny.
13. Nach Bericht des Confcrvators Gekielt befindet
fich auf der Infcl San Giorgio di Gtuppana ein Feld,
bis jetzt campo ill renetto genannt nach einem Konige
von Neapel, der lieh nach feiner Throncntfagung
auf diefe Infcl zurückzog und ein Schlofs bewohnte,
das auf diefem Felde lag, wovon jedoch jede Spur ver-
loren gegangen ift. Ein einziges Erinnerung.sllück blieb
in einem Wappenrteine der Kenato, der der Familie
Valitic gehört und für deffen Confcrvirung Seitens des
Confcrvators Schritte gethan werden. Das gekrönte
Wappen in einem zugefpitzten Schilde ift in acht
Felder gctheilt. je vier nebeneinander. Das elfte itl
fünfmal horizontal gctheilt, das zweite, dritte und fünfte
mit hcraldilchen Lilien bellreut, im vierten das Kreuz
von Jerufalem, im fechften und fiebenten ein aufrech-
ter Delphin begleitet von vier Kreuzen, im achten ein
fehragrechter Balken, darin drei geftummelte Adler.
Am Spnichbande der in das 16. bis 17. Jahrhundert
gehörigen Sculptur die Worte: Renatus. rex.juftus.
14. Nachdem im Laufe des vergangenen Jahres
der iviilfcht Hof in das Eigenthum der Stadtgemeinde
Kuttenberg ubergegangen war, hatte diefelbe nunmehr
einen Concurs ausgefchrieben für ein Umgcllaltungs-
Project diefcs Gebäudes zur Unterbringung mehrerer
Schulen unter gleichzeitiger muglichftcr Erhaltung
des alten Bau-Charakters des Gebäudes und einzelner
charaktcrillifchcr Bcftandthcilc deslelbcn, wie der
Wcnzcls-Capcllc etc. Von den Concurrenten wurden
drei prämiirt. Die Stadtgemeinde Kuttenberg hatte
die befondere Gefälligkeit, die drei priimiirtcn Projecte
der Central-Commiffion zur Einficht zu übermitteln,
und dadurch diefer -letztem die Gelegenheit zu bieten
diefe Plane eingehend zu ftudiren.
Die mit dem ersten Preife ausgezeichneten Archi-
tekten Maehytka und Sc/tmorans haben bei Erfüllung
der utilitarcn Bedingungen des Programmes dennoch
die Haupt-Configuratton des walfchen Hofes erhalten,
den Charakter des Hofes im Wesentlichen unverändert
bclaffen und gleichzeitig das Gebäude der Frz-
Dcchantei damit in eine einheitliche Form gebracht.
Trotz der fehwicrigen Lage war es den Projcft-Vcr-
fafiern dennoch möglich, die alten Pfeiler des Arcadcn-
Gangcs vollkommen intacl zu erhalten und fotnit ver-
bleiben auch die alten Bogen und die an den Wand-
flachen befindlichen Reliefs und Wappcnfchildcr.
Die alte Capelle ift mit einem Exhorten- und
Fcftfaal in Verbindung gebracht und damit ihre
künftige entsprechende Verwendung gefiebert.
Iii das erft pramiirtc ProjeC*) einfach und anfpruchs-
los, fo ift es doch würdig, harmonifch und klar und
die Idee des alten Bauwerks, des hiftorifch wichtigen
Denkmals der Stadt darin lebendig erhalten.
Die Central-Commiffion kam beim Studium der
Prujcclczur Ueberzeugung, dafs in dem erft-prämtirten
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Projccte den von ihr geseilten Anforderungen bezüglich
der Erhaltung des Haupt- Charakters des wMfchen
Hofes am meiflen eiltfprochen wird und dabei mit
befonderem VerlLindnis die verfchiedenc Formbildung
der Rcnaiffance-Periodcn berückfichtigt worden ift.
% H l E>LI G T^BEGR ABE N
3«M31Smgo»OM3gNAVH3S
Fi B 4 (Kffcrdiog i
15. Der um die Ucftaurirung des Merancr Fürftcn-
haufes wohlverdiente Confervator Schonlurr hat über
die Fortichritte dieler Angelegenheit einen ausführ-
lichen Bericht an die Central-Commifl'ion erftattet.
Hie keftaurirung kann eigentlich mit Ausnahme der
Malerei in den zwei Erkern des erften Stockwerkes
und der Wappen Decoration über dem Hauptthore
als vollendet betrachtet werden; da im Jahre 1881 die
Fenfter des Vorfaales im zweiten Stockwerke ihre ent-
fprechende Verglafung erhalten haben.
Die fo vielfcitig, namentlich aber durch ihren
Erbauer Erzherzog Sigismund und durch ihre zeit-
weiligen Bewohner wie K. Max I. bedeutende Burg
hat fich nun in ihrer verjüngten Geflalt lebhaften
Befuches und anerkennenden Lobes zu erfreuen.
An Einrichtungsftückcn, welche fammtlich dem
15. Jahrhundert und der Max-Zeit angehören, wurden
unter anderen erworben : eine Uhr, eincCredenz farnmt
Schuffein und Platten, eine Caflctte. das der Eleonore
von Schuttland, Sigismund 's Gattin gehörige, hochft
feltene und mit Holzfchnitten gezierte Werk Pontus
und Sidonia, ein Urkundcncopialbuch der Stadt Mcran
mit einem Einbände aus dem 15. Jahrhundert, eine
werthvolle Helmparte, eine 3' hohe Holz-Statue des
Kitters Georg (ein Meillerwerk des 15. Jahrhundertsl,
ein koltbarer WeihwaffcrkclTel und ein Rauchfafs.
16. Confervator v. Lufdün hat an die Ccntral-
Commiffion über die Arbeiten bei Neuaufteilung des
landftandifchen Zeughaufes in Grat: berichtet und
bezeichnete den Fortgang der Arbeiten als in erfreu-
licher und zufricdenftcllender Weife gefuhrt. Bei Säu-
berung der llarnifchc ergab fielt die Zahl der werth-
vollen prunkvollen Waffenftücke grofser als man bisher
vermuthete
17. In der Pfarrkirche zu Effcrduig ifl, wie
A. Winkltr an die Ccntral-Commiffion berichtet hat,
in der Kirche rechts an der Wand ein Grabttein von
rothem Marmor 7' 2" hoch, 3' 6" breit, mit Umfchrift
in lateiuifehen Lapidar-Buchflaben, die untere Leiftc
durch die Kucklenne eines Kirchenlluhles verdeckt,
zwifchen den Worten llatt der Punkte zierliche Rofet-
ten angebracht:
88 HIE »LIGTae BEGRABEN * DER 38 HOCH VND WOl-
G F.BORN 88 GRAI- s VM) 33 HEKHER m IORG 88 GRAF s
ZV 88 SCHAVNBERG K OBRISTKR se KRB MAR-
SCHAl.CH « IN ■ OESTERBICH ssVNDkSTEIER 8» GE-
STORBEN 88 lf>:>4 IARK
Im vertieften Felde des Grabfleines fleht die
geharnifchte Figur des Ritters im gothifchen Graten-
Kurafs, mit dem Schaller auf dem Haupte und Hals-
berg, in der Rechten das Panier, die Linke am
Schwertgriff, zu feinen Fufsen ein Lowe, dcflcn Zogel
fich um den linken Fufs des Grafen fchlingt. In der-
Höhe des rechten Knies ift das quadrirte Wappen
von Schaunberg: 1 gcfpaltcn (weifs und roth) Schaun-
berg, 2 Julbach, 3 Stubenberg. 4 Wurmb, darüber der
Tournierhelm mit den durch ein Gehänge verbundenen
Büffelhornern. Links das quadrirte mit dem Adler-
hcrzfchilde verfchene Wappen der Arco (Bogen) mit
Helm und Kleinod. (Fig. 4.)
Georg Graf von Schaunberg war 1472 geboren
und Harb 1554 im Alter von 82 Jahren. Er erwarb 1501
die Hcrrfchaft Roffeg in Kärnten fammt dem Wurt-
berger Amte vom Erzbifchof Leonhard von Salzburg,
und war im Aufgebote gegen Venedig Hauptmann
des Hausruckvicrtcls, fertigte 1519 nach dem Tode
Kaifer Maximilian I. die Landtsordnung und ging
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mit der GefandtfchaSt an Kaifcr Karl V. und Erzherzog
Ferdinand 1. nach Spanien. Nach feiner Ruckkehr
gerieth er in Fehde mit Michael Obcrhaimcr und nahm
ihn gefangen. Hei der Taufe der Tochter des Kaifers
Ferdinand I. F.lifabeth, geb. zu Linz am 9. Juli 1526,
im Schlöffe daSelbft begangen, v ertrat er Pathenftelle.
Im Jahre 1552 empfing er in Schaunberg den durch-
reifenden Herzog Albrecht von Bayern, und hat wie
Hundt im bayerischem Stammbuch berichtet (Fol. 260),
„wiewol er ein achtzigjähriger blinder podagraiftifcher
r Herr war, mit dem Herzog und allen bayerifchen
„Gallen einen ftarken Trunk than. Seine Holhaltung
„war SurStlich und nennet man fie der Zeit und noch
„ — die hohe Schul zu Eferting, allda man jahrlich
„etlich viel Dreyling Wein ausleert."
Seine Gcmalin war Genofeva Grafin von Aico,
die Tochter Andreas Grafen von Arco und delTen
Gattin Genofeva Gräfin von Martingen. Sie befchenktc
ihren Genial mit drei Söhnen und fünf Töchtern, von
welchen ihn nur fein Sohn Wolfgang überlebte, mit
welchem das Gefchlccht der Schaunberge erlofch. Die
Güter erbte Jorg's Tochter Anna, die an Erasmus von
Starhemberg feit 1530 vermalt war.
18. Von Seite des karntnerifchen Gefchiclits-
Vereins erhielt die Central Comtniffion wichtige Nach-
richten über die Erwerbung von I'rivat-Archiven.
Das Archiv des Fiirften Porcia zu Spital, infoweit es
dem Vereine zur Verfügung gestellt wurde, wurde ein-
gehend gefichtet und das daraus Ausgewählte brachte
man nach Klagenfurt. Es waren meift Acten aus dem
17. und 18. Jahrhundert: Urbare, Ehrungsbücher, Stilts-
regifter, Urkundcnbüchcr und Gcrichts-Protocollc.
Eine ähnliche Ausbeute, minder zahlreich aber fchr
werthvoll und bis in das 16. Jahrhundert zurück-
reichend, machte der Verein im Archive Seiner Durch-
laucht des Fürflen Friedrich Liechtcnftein zu Rofegg.
Das ungleich wcrthvolllte Archiv ift das der Stadt
Gmünd, worin lieh zahlreiche Pergament-Urkunden bis
in das 14. Jahrhundert zurückreichend und auch fonft
noch mancher Schatz für die Gefchichtc Kärntens
findet. Aus dem Archive der Pfarrkirche in Kappel
wurden einige 90 Urkunden, darunter etliche aus dem
14. Jahrhundert erworben.
19. { Waidhof cn an der Ybbs.)
In dem Berichte vom 26. Februar v. J. hatte Prof.
v. Riewel der k. k. Central-Commiffion das Programm
über die Reftauration der Pfarrkirche zu Waidhofen
unterbreitet und hat über die im vergangenen Som-
mer durchgeführten Arbeiten dafelbft überdiefs der
Confcrvator Dr. Prof. Fries dctaillirt bereits berichtet,
wefshalb erflerer hauptfachlich nur noch Einiges über
die aufgefundenen Frcsco-Gcmälde zu melden hatte.
Nachdem Mitte Auguft d. J. die Einfctzung der
neuen Glasgemalde in die vier KreuzSchiff-Fcnftcr und
die Aufhellung des fchmiedeifernen Communion-Gitters
beendet war, wurde nach der Abtragung des zopfigen
Seiten- Altares auf der EpiftclSeitc des Chores, die
Tünche von der ganzen Wandflache abgefchert, wobei
ein 7 Fufs hohes Marienbild zum Vorfchcin kam.
Die Figur tragt ein roth damafeirtes Kleid mit
gelbem Gürtel und weifsem Mantel; der Hintergrund ilt
dunkelblau und die maafswerkartige Umrahmung,
fowic die untere Confolc mit Wappen lind grau in
grau gemalt. Die unterfte Kalktünche war nur Schwer
zu befeitigen, und konnte befonders beim Kopfe ohne
deffen Beschädigung nicht vollständig entfernt werden,
wefshalb dcrfclbe in der Entfernung ammeiften undeut-
lich erfcheint.
Die Auffindung der Taube zu Kopfe charak-
terifirle die Figur als Maria Verkündigung, wonach
an der anderen Wand der verkündende Engel hinter
dem linksfeitigen Altare erhofft wurde, welcher auch
nach vorlaufiger Unterfuchung zum Thcil zum Vor-
Schein kam. Nachdem jedoch der zweite Seiten-Altar
errt nachftes Jahr zur Abtragung kommt, mufa auch die
BloSsIcgung diefer Figur bis zu dieSer Zeit verSchoben
bleiben.
Befagte Gemälde tragen den Charakter des
15. Jahrhunderts, Scheinen Sonach gleich nach Vollen-
dung des Baues ausgeführt zu fein und tafst das noch
fcftzuftellcndc Wappen auf eine Widmung der Bilder
fchliefsen. Da fich auch unter der Engelfigur ein
Wappen befinden dürfte, ift auch eine nähere liiltim-
Otting des erfteren nach weiterer Unterfuchung zu
erwarten und wird Prof. Rüwet hierüber im naehften
Sommer Weiteres berichten.
Von den neuen gothifchen Seiten* Altären wurde
nur der rechtSeitige Marien-Altar am 20. September
diefes Jahres aufgeltellt, deffen oberer durchbrochener
Auffatz allerdings das Frcsco Gemälde zum Theil
verdeckt.
Diefer Umftand läSst nun, abgefehen von den
Korten, eine etwaige Reftauration der Bilder nicht
empfehlen, weil durch die neue Belebung der Farben,
die Wirkung des davor Stehenden .Altars Sehr leiden
würde. Prof Riewe/ kann fich daher für die Erhaltung
der Gemälde nur im aufgefundenen Zuftande derfelben
ausfprechen.
Auch beabfichtigt er von den alten Grabfteinen
in den naehften Jahren einige zu heben und durch
Aufstellung vor ihrem ganzlichen Untcrgangczu retten.
20. I. Das jünglte Heft der graphischen Kunfle
bringt in zinlcographiftlur Reproduction die in Con-
touren ausgeführte Abbildung von dem grofsen Fresco-
Bildc, das „jüngfte Gericht" vorftcllend, erläutert
in geistreicher WeiSe vom HoSrathc Eitdbcrger. AuS
dicSes Bild, das Sich au der gegen den FriedhoS gewen-
deten AuSsenfeite des Eanghaufes der ehemaligen
Stiftskirche zu MiUßatt befindet, wurde die Central-
Commiffion bereits im Jahre 1877 durch ihre Organe
aufmerkfam gemacht. Die Central CommiSiion hatte,
von dem Beftreben geleitet, die Fresco-Malcreicn, die
Sich im Bereiche ihrer Wirkfamkeit befinden, in Aqua-
rell-Farben copiren zu laffen, damit diefelben, in So
fern Sic gegenwärtig ihrem Untergang entgegengehen
Sollten, und vor ihrem VcrSallc Sclbft mit den gröSsten
Anstrengungen nicht mehr geSchützt wxrdcn könnten,
nicht völlig in VergelTenheit gerathen, den Sur Solche
AuSgabcn ganz beSondcrs begabten Maler Max Pirner
auf ihre alleinigen Korten nach Millftatt entSendet, um
die bezeichnete AuSnahme zu machen. DcrSelbe hat,
wie der durch längere Zeit zum genauen Studium im
k. k. MuSeum für Kunlt und Induftrie zu jedermanns
Besichtigung ausgcftellt gewefene Carton zeigte, feine
Aufgabe zur vollsten Befriedigung erfüllt.
f*
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Mit diefer Aufnalimc und vielen weiteren Blattern
wurde die numerifeh nicht imbedeutende Sammlung
lolcher Aufnahmen der „ehrwürdigen 41 Ccntral-Com-
niflion, darin fich bcifpiclswcifc auch Aufnahmen aus
dem Brixncr Kreuzgange, aus dem Schlöffe Meran
u f. w. finden, wesentlich bereichert, wenngleich auch
ohne anderweitige, wenn auch in wohlwollender Abficht
gegebene Belehrung deren Mitglieder nur zu gut
wiflen, dafs damit nur eine verfchwindende Anzahl von
Bildern in der beabfichtigten Weife für die Zukunft
erhalten w ird. Der Central- Commiffion find auch ohne
freundliche Weifimg von außerhalb ihres Kreifcs
ttehenden Kunftforfchcrn genug Orte bekannt, wo ein
derartiger Schatz, ohne Kiickficht auf die Zeit feines
Fntftehcns, gehoben werden konnte; liegt es doch
beifpielsweife jetzt in ihrer Abficht zunachft den
alten Fresken im Dome zu Atjuileja nachzuforfchen.
Die Central-Commiffion wird diefc ihre Aufgabe in
Betreff der Fresken niemals aus dem Auge verlieren
und nach Zn/ti/sigkcit ihrer Mittel ununterbrochen zu
erreichen fuchen.
L'm nun wieder zu dem Bilde zurückzukehren, fei
erwähnt, dafs Hofrath v. Eitclberger das Bekannt-
werden desfclben ganz befonders würdigt und einen
neuen Meiftcr der deutfehen KenailTancc erhofft. Nach
feiner wohl überdachten Meinung zeigt die Darftellung
des „jüngften Gerichtes^ einen Meifter, der die italieni-
fchen Kunftweifen in fich aufgenommen hat und es
durfte aufser Zw eifel liehen, dafs derfelbe als Richtung
feines Bildungsganges Raphael s Werke gefehen und
Anregungen aller Art aus Italien empfangen hat.
.Denn es liegt in dem Werke fo viel fclbftandige
Gcftaltungskraft, dafs es ein großes Unrecht wäre,
den Kunlller in die Reihe der blofen Nachahmer
zu Hellen. Wie bei allen Künltlcrn diefer Zeit paart
fich im Meiftcr des außerordentlich klar componirten
Millltatter FrcscoBildes ein gefunder Realismus mit
idealem Streben."
L.
21. Die beiden von der Central ■ Commiffion in
Angelegenheit einer fachmännifchen Befichtigung des
Salzburger Mufeums abgefendeten Mitglieder der-
felben Profelfor TrenhvaU und Cuftos Schtßag, haben
über das Ergebnis ihrer Miffion an die Central-Com-
miffion einen eingehenden Bericht erftattet, der fofort
zur Kenntnis des Unterrichts -Minitterium gebracht
wurde und dem Nachftehendcs entnommen ift.
Zunachft darf nicht übergangen werden, dafs
diefc Sentboden vom Bürgcrmeifter der Stadt Salz-
burg in zuvorkommender Weife aufgenommen wurden
und dafs fic in den betreffenden Kreifen der Stadt-
vertretung und Mufeums- Verwaltung jedwede Untcr-
llutzung fanden, wodurch ihnen die Durchführung
ihrer Miffion erleichtert wurde.
Vor allem war es nur möglich, zu cruiren. dafs
etliche Römcrftcinc. die aus dem Studien-Gebäude
in das Mufeum übertragen wurden, moglicherweife
Staats-Kigenthum feien, und dafs das Halleiner Altar-
werk unter gewifsen Bedingungen in das Staatseigen-
tum ubergeben wurde; damit war der erftc Thcil der
Aufgabe erledigt und es erübrigte nur. das Gebäude
und die Sammlungen in Betreff der Art ihrer Au-
fteilung und Confervirung eingehend zu laudieren,
um in letzterer Beziehung der Stadt-Keprafentanz und
der Mufeums- Verwaltung, falls dies gewünfeht wurde,
Rathfehlüge zu geben.
Was nun die durch die Lage des Gebäudes leicht
erklärliche Feuchtigkeit der Parterre • Localitaten
betrifft, fo fleht diefelbe aufser Zweifel; fic ill nament-
lich im Winter eine fo grofse. dafs allenthalben darin
ein F'euchtigkeits-Niederfchlag fichtbar wird Den
Wirkungen diefes Uebclllandes ift jetzt dadurch in
fofern abgeholfen als diefc Localitaten nur mehr
Steine u. dgl. Denkmale enthalten, die durch die
Feuchtigkeit nicht leiden.
Itinfichtlich der Aufftcllung der culturhiftorifchcn
und Kunft-Gcgcnftande diefer Sammlung, die im
erften und theilweife zweiten Stockwerke unterge-
bracht find, gewannen die Herren die Ueberzeugung,
dafs diefelben im Grofscn und Ganzen entfprechend
geordnet ill und dafs in neucller Zeit das Moglichlle
gefchicht. um etwaigen bisherigen Mangeln abzuhelfen.
Die Commiffion hat in Betreff der Aufftcllung gefun-
den, dafs diefelbe nach zwei Gefichtspunkten durch-
geführt ift, nämlich als wilTenfchaftlich fyllematifche
und als culturgcfchichtliche Gruppirung. Viel Kigen-
thümlichcs liegt aber in diefer bisher angenommenen
Art der Aufftcllung. Fs ift nicht zu leugnen, dafs eine
wiiTenfchaftlich-fyHematifche Aufftcllung als das wün-
fchcnswerthelte Princip für die Anordnung derartiger
Sammlungen erkannt wird. Allein für einen folchen
Zweck mufs eine Sammlung über eine Reihe hervor-
ragender Kunft Objecte verfügen, die den Bcfchauer
feffeln. Diefs ill bei der Salzburger Sammlung nur in
fchr geringem Mafse der Fall; dagegen findet fich
dafelbft fchr viel Mittelgut. Demnach liegt der
Gedanke nahe, diefc Objccle mehr als Dccorations-
Gegenllande zu verwenden und damit eine Reihe
von, wenngleich mitunter idealifirten und in Bezug auf
die zeitliche Zufammcngchorigkcit nicht ganz ftreng
richtigen culturhiftorifchcn Gruppenbildern in einer
nach malerifchen Principien geordneten fchr wirkungs-
vollen Aufftcllung zu entwickeln. Demzufolge wurde
das Salzburgcr Mufeum eine Statte, die, wenngleich
man nicht gegen die Schattcnfcitcn diefer hinfichtlich
der dazu verwendeten Gcgenftandc oft erzwungenen
Anordnung gleichgiltig bleibt, jeder Fremde gern
befucht, für welche die Mehrzahl der Maler fchwarmt
und die fich im weiteften Krcifc einer grofsen Beliebt-
heit erfreut. Dcffcnungcachtct verftand man es, die
wichtigeren Gcgenftandc fyrtcmatifch zu ordnen, wie
es bei den antiken Denkmalen der Fall ift, wo man die
römifchen gefondert von den prahillorifchen, aufftclltc,
ferner bei den Waffen, Mufikrnftrumenten, Coftümcn,
Schlofscrarbcitcn, welche alle für fich ganz bedeutende
Gruppen bilden.
Freilich wohl hatte fchon langft noch in mancher
Beziehung von der malerifchen Anordnung abgegangen
und deren Nachtheil möglichlt abgefchwacht werden
können. Allein gerade diefer Unzukömmlichkcit weifs
man in neuerer Zeit abzuhelfen und gibt man fich
Mühe, auch dem fyftematifchen Grundfatzc noch wei-
teren Spielraum zu gewahren, um einzelne befferc
Gcgenftandc diefer Aufftcllung und zwar in entfpre-
chenderer Rangirung und Placirung zuzuweifen. So
umfafst das Erdgefchofs jetzt die Römcrftcinc u. dgl.
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XLV
bei deren Berichtigung die Delegaten erkannten,
dafs die Infchriften, Mcilcnfteinc und andere romifchc
Denkmale vollkommen zweckentsprechend aufgeftellt
find, Bei einigen fand fich die Infchrift flcllenwdfe in
der Vertiefung der Buchflaben gefchwärzl, was jedoch
von fehr altem Dalum ifl. Dagegen bilden die prä-
hiftorifchen und kleinen römilchen Gcgcnftandc bereits
ein für fich abgcfchloffenes Ganzes, das im zweiten
Stockwerke im bellen Lichte und in zweckmalsigen
Karten leine Plactrung fand,
Weiter ifl beabfichtigt und bereit* theilweife
ausgeführt, in dcmfclben Stockwerke Stiche, Holz-
fchnittc, Zeichnungen U. f. w. zur Topographie und
Culturgcfchichte Salzburgs, endlich Gemälde neuerer
cinheimifcher Meiller in Aufflellung zu bringen. Das
find Anfange fyflematifcher Aufhellungen, welche,
wenn rationell weitergeführt, zu fchönen Refill taten
fuhren können.
Die im erllen Stockwerke untergebrachten Gegen-
ftandc des Mittelalters und der RcnailTancc find, wie
fchon erwähnt, nach verfchiedenen Fintheilungsgrün-
den geordnet.
So t ntllanden die WafTcnhnllc, das Mufikziinmcr
u. f. w., in welchen die Gegen ftandc — - die gothifchc
Halle, des RenailTancc-Zimmer, wo die Zeiten mafs-
gebend waren Schon die Anwendung diefer ver-
fchiedenen Kinthcilungsgründe deutet daraufhin, dafs
die gefammten Ausftelhings-Objcclc nicht unter einem
Gcfichtspunkte in das decorative Syflem einzureihen
waren, und diefe Thatfache gibt einen Fingerzeig, dafs
nach und nach einzelne Objeclc die ihnen gebührende
wiffcnfchaftliche Stellung und Claffirung doch noch
erlangen können. So empfiehlt ("ich hinfichtlich des
Halleiner Altai werkes eine der Bedeutung des Kunfl-
werkes entfprechendere Aufflellung. namentlich in
einem Räume mit vollem Lichte und in einer gefchütz-
ten aber doch folchen Aufflellung, dafs auch die
Betrachtung der Rückfeite der Altai Flügel mit ent-
fprechendem Lichte ermöglicht wird, was, da die Flügel
drehbar lind, leicht erreicht werden kann.
Aus dem Berichte der Experten hat die Centrat-
Commiffion die Ueberzcugung gewonnen, dafs der
dermalige Zuftand des Salzburger Mufeums fowie der
Kinflufs der <lerzeitigen Mufeal- Verwaltung, ein im
hohem Grade zufriedenftellendcr iil.
22. Laut Bericht des t onfervators Tra/>/> hat die
Gemeinde Brunn gleich bei Einführung der Volks-
küche vor einigen Jahren die Ubicationen im crflen
Stocke des alten hillorifchen Landhaufes am Domini-
canerplatze diefer Anllalt überwiesen, obgleich die
ebenerdigen Räume hiezu viel praktifcher gedient
hatten. Dadurch ill ein intereffantes Fresco-Gemalde
vermöge Einwirkung des Dunrtes ganz zu Grunde
gegangen und wurde heuer ubertüncht.
Der jetzige Bürgermciftcr, Statthaltercirath Dr.
Guflav Wimttrkoüer, welcher für Erhaltung altertüm-
licher Kunflgegenftände lehr forgfam ifl. bedauerte
diefen Verfall fehr, da die Location der Volksküche
noch viele Jahre vor feiner Anitswirkfamkeit beflimmt
ward, aber Gefchchencs ift nicht mehr zu andern.
Auch unter dem vcrflorbenen Bürgcrmciflcr Ritter
van der Stra/s konnte wegen Schonung des Fresco-
Gcmaldes leider keine Abhilfe mehr gefchaffen werden.
VIII N. F.
Das Plafond-Gemälde war das einzige Bild in fo
grofser Darftellung, welches uns den mährifchen
Landtag unter Vorfitz des Monarchen als Markgrafen
Mahrens präfentirt. Schon iJj^S war die Malerei etwas
gebleicht und die Soldaten der Monturs-Commiffion
(das Gebäude beniitzte wie bekannt früher das k. k.
Militar-Arari hatten den Rittern recht martialifch die
Schnurr- und Zwickelbarte aufgefricht, aber trotzdem
war die Malerei noch fehr gut erhalten und lebendig
wahr.
Der Kunrtler, welcher dies Frcsco-Gemalde an
der Decke des kleineren Landtags rcfpcctivc Gerichts-
faales im Jahre 1720 ausführte, war Daniel le Gran. Es
ift derfelbe Meiftcr. der die wunderfchöne Malerei auf
der Decke des grofsen Landtagsfaales in demfelben
Haufe anfertigte, und H. Cajt. Fantt hat hiezu die Deco-
ration der architektonifchen Umrahmung und Leffencn
in effeclvoller Perfpcctive ausgeführt, dagegen die
Wandmalerei mit den Rcgentenflatuen bis auf Karl VI.
entweder von Franz Egflein oder Johann F.tgens 1732
flammt. Dicfes prachtvolle Deckengemälde Grans ift
bis dato vollkommen erhalten und nur die mittclmafsigc
Malerei an den Scitcnwändcn fchon verdorben.
Die Darftellung des jetzt vertünchten Fresco-
Gcmäldcs war folgende:
Auf einem dreiftufigen Throne fitzt der Mark-
graf von Mahren (wahrscheinlich Kaifer Karl VI.) in der
damals herrfchenden fpanifchen Hoftracht. Die Farbe
feiner Kleidung ift fchwarzer Sammt, der Mantel roth-
feiden. das Barett mit wallenden Federn. Der Orden
des goldenen Vliefscs hängt an einem blauen Bande
ihm um den Hals, der mit einer Spitzenkraufe geziert
ift. Kr weift mit der Hand zu feiner Rechten auf den
Landeskämmerer, der in aufrechter Stellung in ge-
kreuzten Händen das grofse Rcichsfchwert cntblofst
aufwärts halt.
An einem kleinen Tifchc zu feiner Linken ruhen
die Kailerkrone und der Markgrafenhut. In dem durch
ein gelbes fubtiles gebogenes Stabgittcr verfchränk-
ten Räume fitzen auf einer ebenfalls rothfammtenen
Bank, rechts der hohe Kirchenfurft von Olmüz, der
Landeshauptmann und drei Pcrfonen vom Herrcn-
(tande. Zwei Andere ftchen darneben. Linker Hand
erficht man eine Gruppe von 12 Herren, davon Einer
an die Stufen des Thrones tretend, fein Anliegen voll
Devotion vorbringt. Ein Page trägt ihm das Barett auf
einem rothen Polfter nach. In weiterer Folge erfchei-
nen noch ein Maltefer-Ritter und vier andere Cavaliere.
In der linken Ecke des Bildes ift die Tribüne der
Scriptoren, der El fte (Ober-Landesfchreibcr) lieft die
Sentenzen vor, wahrend der Andere (Unter-Land-
fchreiber) die Feder in der Hand haltend, aufmerkfam
zuhorcht Ganz im Vordergründe zieht fich eine Bar-
riere der Lange nach, welche den Raum für die
Abgeordneten der andern Stände einfchliefst.
23. Urkundliche Beiträge sur Gefchichte des ehe-
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (X.)
1551. 24. Dcccmber
Vnnfern gruefs zuuor. Lieber Paungarttner. Als
wir Euch wie jr jungifft hie gewefen, von wegen ver-
klaidung oder verguldung, des Silbren Sand-Leopolds
Sarch den jr macht difen bfchaid gegeben daz wir Euch
f
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XLVI
mit dem fttrderlichifften aigcnntlich triften laden woltct,
«ic Irs damit halten folt. Darauf zaigen wir Euch hie-
mit an Daz wir der Ro. Khu. Mt. vnnferoi allerguedi-
giften Herrn die viererlay vifier. der zwclf Polen, auf
welcher ainc, Jr vermaint. daz beriirte verkhkridung
befchehen möcht, zuerfehcn furgetragen, daraus Seiner
Khu. Mt. die viert Vifier, der verkhlaidimg oder ver-
golden* mit welcher daz gmal Sannt l'etters l'ildnus
an jm Sclbft, aveh oberhalb am Gfymbs, vnnd vnder-
halb am Fucfs ftclln, geziert vnnd vifiert ift, gnedigift
gfallen, allain daz die ain feytten, des Fuefs (lolln, fo
in derfelben Vifier nit verclaydt ift. al'crmaffcn. wie
die ann der feytten am Fucfs Ifolln vcrclaidt vnnd
vergult fol werden, <lamit es fich am Gfymbs vnnd
Fuefs llolln, zu bayden feytten, oben vnnd vnndten,
auch in der Mytt. vnd alfo allenthalben ordenlich gegen
cinannder fchikh vnd vergleich, wie Kuch dann, annt-
WUltter dits brieffe, fo hoch gedachter Khu. Mt.
gfchwornner Camer pot ift. die vifier fürbringen. vnnd
mümullich glcichmcfsigcn berieht thucit wirdt.
Zu folcher vorgemelter verclaidung fchikhen wir
Kuch bey Ime dem Lanier poln zwainzig doppelt und
fechezig ainfehichtig gold Ducatn die wifft von jm
zuemphahen vnnd ime dagegen hicrinnligcnde Quitung
an den viezdomb hiewie jr vernemen werdt zuferttigen.
auch die völlig aufsmachung Bedachts Sarchs, fouil
muglich. zufurdern. vnd vnns, wie patd, vnd zu was
Zeit Jr Euch verfocht, damit gar ferttig zuwerden, bey
difem Camer Poten zuberichten.
Dabey wellen wir Kuch nit verhalten, daz dj Khu.
Mt. djzway gülden Khreyczl ifo der Brobft vonCloffter-
neunburg, zu berürtem Sareh dargegcbeni auch zu-
gebrauchen vnd avf bayde obere orttcr, des Sarchs
zuftellcn beuohlcn hat die mügen vnnfers achtens wol
hie, wann der Sarch fonnft allerdings ferttig vnd her-
gebracht wirdt, avf den Sarch gemacht werden, dann
wir bforgt, diweyl. Sy fubtyl feinn, dz. Sy nit etwo am
Reytten vnnd fiiern oderfonnft zerbrochen wurden
So wil auch Sein Khu. Mt. gar Murinen Stain im
Sarch haben. Darnach Jr Kuch nun zurichten wifft.
Geben zu Wienn am 24. tag Dccembris im 51. Jar.
Von der Nidnoftcrrcichifchcn Camer.
An Mertn Pawngatttncr Bürger
vnnd Golfchmid zu < )lmuncz.
Abfchrift Papier.
Jnucntary defs Sarchs Sannd Leopolten oder defs
Silbers fo darzuc geherig, fambt dem Golld.
1552. 14, Juli.
Vnnfer diennft zuuor Furfichtig Krfam vnnd Weifs
lieben freunndt. Wir feinn bericht worden das WCyl-
lennd Mert Paungartitcr Hurger und Goldfchmid zu
Olmuncz nit langft Tods vcrfchicdcn fey, dieweyl Euch
dann wilTen, wafmaffen jm aus Bcvelch der Ro Ku Mt.
vnnfer alUrgnedigi/le Herrn hieiwr ein fylbrer Sarch
zumachen durch vnns angedingt, vnnd beuollnn worden,
vnd wir aber nit wificn ob dertclh nun fertig oder nit,
vnnd wie es darumben ein gftalt hat, So haben wir
demnach die F.rbern weifen Grcgorien l'atbach vnnd
Mertn l'apiercr Goldfchmid bayde Hurger hie zu Wienn
hiemit dafclhflhin gen Olmuncz zu Kuch auch gedachts
Paungartncrs gclalsne Wittyb vnnd Erben oder der-
felben verordente Gerhaben abgeferttigt, Sich gll.dt
aller fachen vleifiig zuerkhundigen. vnnd den Sarch
zuerfchen vnnd merers nach gelcgenhait, wie Sy di
fach befinudcn zuhanndln. 1(1 demnach in namen I loch-
gedachter Ku. Mt. vnnfern für vnns Setbft vnnfer
Ircunndttich erfuechen, jr wellet gedachtn vnnfern
Gfanndten auf jr anezaigen volmcchtigen glauben
geb. n. im 11 ai eh m n Ks dj n< tdi 1 ffl f 1 uordi rn rand
Sy Kuch darumben erfuechen wurden gU et willige hilf.
Hat vnnd furderung erzaigen. Daran thuet jr der Ku.
Mt gnedigs vnnd vnns freunndtlichs gfallen, Darneben
was Kuch lieb ifl. Datum Wienn am vierzehennden tag
Jiily im zway vnnd funfzigiflen Jar.
Von der Niderofterreichifchen Camer
An Burgcrmaifter Richter vnd
Rat der Stat Olmuncz.
I5$2. 2C>. Juli
Vermcrkht die Auffzaichnus dehs Silbers gemacht
vnnd vngemacht, fo Sanndt Lcopolts Sarch betreffunt
welichcr weyllennt Merttcn Baumgatner zu Olmiitz,
von der Nider Oft erreychifchen Cammer zumachen
angedingt gewefen wie volgt,
Kriilichcn 32 Plcttcr fo an die ftatt gemacht fein
außerhalb der gamelicrten Scheyblein welichcr 16. fein
miieffen, mer id. Platl fo gefchniden vnnd gefchmeitzt
muclTen werden wegen 2.H. Marek, 7. Lot, I. quint.
Mer 48. Stückh obere vnnd vnndere Gefimbs
fambt den Colunna \C\ weliches noch nit an die ftat
verfoubert ift vnnd ettlich ding aufs zu rtcchen ift
wegen 52. Marek.
Mer 16. Pletter fo zu den Appoftin vnnd anndern
vier Pilltcrn gehorn vnnder welichen fechs Appoftin
fchlecht jn den poffen gertcllt fein wegen 34. Marek,
II. Loth, 2. quint.
Mer 4. l'lettcr, fo zu den Tach des Sarchs gehörig
woliche nuer fchlecht hinaus gcfchlagcn fein worden
wegen 25 Marek, 2. Lot.
Mer ain Zain Silber wigt y. Marek, 11. Lott hellt
ain Marek fein 15. Lott. 3 quint. thuett werckh Silber
zu 13. Lotthen 10. Marek. 2. Lot. 2. quint. 3 denar.
Mer drey Zain Silber, fo abfeylach gewefrt, zu-
famen goffen ift worden wigt 10. Marek, 8. Loth.
2. quint hell» March fein 14. Lott, I. quint,, 2. denar,
thuett fein 9. Mack, 7. lott, l. quint-, 2. denar. Solichcs
fein Silber zu werckh Silber gemacht zu 15. Lott boU-
ttunt thuet 10. Marek, 1. Loth, 1. quintl., 3, denar.
Mer Silbrein abfehrotten wegen 14.' Marek,
15. Lott, 2 quintl.
Summa facit gemachtt vnndt vngemacht Silber zu
15 Loth wigtt 175. Marek, 8. Loth, 1. quint., 2. denar.
Noch wiert die Frau Wittib Paumbgartnerin die
fy, nach dato jn 14 Tagen daz ifl den erflen Augufty
bewilliget vnd zuegefagt den Refft Silbers zuerlcgen
vnndt erftatten 24. Marek, 7. Lott, 2. quint., 2. denar.
Silbers fo verhannden 175. Mack. 8. Loth, l. quint.,
2. denar.
Der Resft thuett noch 24. Marek, 7. Loth, 2. quint ,
2. denar, Sumarum 200 Mack.
Auch fein darzue verhannden 200 Ducatcn
Gregor Parhach.
Mertc Papicrcm.
Aufzeichnungen von Camefina.
... e» <»-
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XL VII
Aus Nieder-Oefterreich.
Von Johann AnnaU.
JINER der intcrclTantcftcn Orte im ehemaligen
Viertel .tinter dem Manhartsberge" ili die
jüngfte Stadt Nieder-Oeftcrrcichs, Miflelback.
Einft der Haupturt eines ziemlich ausgedehnten
Verkehrsgebietes, welches fich an den beiden, allerdings
nicht erheblichen, hier aber überaus wichtigen Walter-
laufen: der Zaya und der Miflel ausbreitete, befitzt
er fclbft heute noch in wirthfehaftlicher Beziehung
eine gewifTe Bedeutung. Das bewegte Leben und
Treiben an den hiefigcn Markttagen, namentlich bei
Gelegenheit des befonders zahlreich befuchten Michaeli-
Marktes gibt ein, wenn auch dermalen gegen früher
bereits verblafstes Bild der einftigen Wichtigkeit
Miftclbachs als wirthfehaftlichen Centraipunktes eines
mit Naturproducten gefegneten Gebietes.
Der Bcftand einer Anfiedlung an jenem Orte wo
heute Miftelbach vorkommt, reicht weit in die vor-
chriftliche Zeit hinauf. An der Nordfeite der auf einer
mafsigen Erhöhung gelegenen Kirche, und von der
Friedhofmauer nur durch eine wallgrabenförmige
Vertiefung getrennt, befindet fich ein vierfeitiger
Tumulus, deffen Plateau von Nord nach Sud 60, von
Oft nach Wert 50 Schritte mifst. Es fcheint jedoch,
dafs fiel) der Tumulus einft über die ganze, dermalen
durch den Friedhof eingenommene Fläche ausdehnte,
und das erwähnte Viereck lediglich ein Vorplatz der
höher gelegenen grofsern Anlage war.
Wie folches im Mittelalter bei vielen Friedhofen
llattfand, war auch der zu Miftelbach, wie dies durch
mehrere noch vorhandene Schufsluckcn beftätiget
wird, zur Vertheidigung eingerichtet. Bei der Herftcl-
lung der Friedhofmauer hat man an der Seite des
oben erwähnten Viereckes eine wallgrabenartigc Ver-
tiefung hcrgeftellt, wodurch dasfelbe von der eigent-
lichen grofsen Tumulus-Anlagc getrennt wurde.
Der Ort Miflelback und das nach dcmfelben ge-
nannte Gefchlccht finden wir fehr zeitlich erwähnt,
und dafs dort auch eine Burg oder Fefte bcftand,
wird nachgewiefen durch den Dienft-Rcvcrs ddo. Wien,
22. April 1.530, mit welchem Marckart von Miflelback
den Herzogen Albreckt II. und Otto zufagt, dafs er
ihnen, weil fic ihm die Fefle su Miflelback wieder
gegeben und auf alle Anfprüche an das Haus zu
Wulfleinsdorf verzichtet haben, aufscrhalb des Landes
mit 10 Helmen, inner Landes mit 50 Mann (25 Helmen
und 25 Schützen) durch vier Jahre, vom künftigen
Georgstag an, dienen werde. 1 Diefe Fefte ift fpurlos
verfchwunden und es ift heute eine fchwer zu lofende
Aufgabe, den einftigen Standort dcrfclbcn mit einiger
Vcrläfslichkeitnachzuwcifen. Die Tradition bezeichnet
diesfalls den oben erwähnten vierfeitigen Tumulus als
Oertlichkcit, wo cinll eine Burg ftand. Nachdem fich
jedoch auf dem Tumulus- Plateau keine Kcftc von
Grundmauersverk vorfinden, auch der Raum viel zu
belehr. inkt ift, um felbft den Beltand einer Holzburg
■ LUknmky, III. B.~l. Reg. Nr »07.
viu. n. r.
auf dcmfelben als möglich oder wahrfchcinlich
annehmen zu können, fo entfallt für diefe Tradition
wohl jede nur etwas vcrlälslichc thatfachliche Grund-
lage. Wohl aber lallen lieh mehrere Umflande geltend
machen, welche dafür fprechen, dafs die Fefle Miflel-
back einft dort ftand, wo fich dermalen die Pfarrkircke
befindet. Diefe wurde, wie die an derfelben ange-
brachten Jahrzahlen erkennen laffen, in den Jahren
1502 und 1503 erbaut Die Richtigkeit diefer Zeitan-
gabe wird durch die Bauformen aufser allen Zweifel
gellellt. Der Thurm, wenn auch nicht nach feiner
ganzen dermaligcn Hohe, und mehrere an denfelben
anftofsende Baubeftandtheilc gehörten unverkennbar
einft einer Verteidigungsanlage an, an welche das
Kirchenfchiff angebaut wurde.
Auf einer im Barnabiten-Cöllcgium zu Miftelbach
befindlichen Abbildung des Kirchenberges fehen wir
neben der dermaligen Pfarrkirche noch eine zweite
kleinere Kirche, und neben diefer in der Friedhofecke
den runden Karncr, die Kuppel desfelben bereits mit
der Laterne ausgeftattet. Leider fehlt jede Angabe,
wann diefcs Bild angefertiget worden ift. Nun werden
in mäfsiger Entfernung von der Südfeite des Prcs-
byteriums der Pfarrkirche, beim Ausheben von
Grabern. Maucrrefte angetroffen, welche unzweifel-
haft von jener kleineren Kirche flammen, die wir auf
dem oben erwähnten Bilde dargeftellt finden.
Diefe Umftände dürften zu dem Schluffc berech-
tigen, dafs in den Jahren 1502 und 1503 die alte Burg
Miftelbach, in deren Nahe die alte Pfarrkirche vorkam,
abgetragen wurde und der Neubau des Schiffes und
des Presbyteriums der dermaligcn Pfarrkirche ftatt-
fand, wobei der alte Burgthurm und einige daran
ftofsende Mauertheile für den Neubau verwendet
wurden. Die alte Kirche blieb vorläufig ftehen, bis fic
endlich eingetretener Baugebrechen wegen ganz
abgetragen wurde.
Von Miflelback erzählt die Reim-Chronik,' dafs
fich dort nach der welthiftorifchcn Marchfeldfchlacht
[26. Auguft 1278) die beiden Könige Rudopk von Habs-
burg und Ladislaus von Ungarn trennten, letzterer mit
den Ungarn und Kumanen über Marcheck nach Ungarn
zog, wahrend König Rudolpk über Laa und Eybcn-
fchütz bis Caslau und Klofter Scdlcc bei Kuttenberg
vordrang.
' /W« Script. III Bd, S is*. W<» Prof Arnold flmjf,, in feiner (ehr
fchaucuawerlhen Abhandlung über den Krieg von i »7» (Archiv für i>fterr.
Gelcnichtc, ><r. Bd., S in) diefe Angabe ,1er Krimchroaik al» nicht richtig
beie.cbnet, indem Konig Rudolph augebli. h fehno am «7 Auguft 117* ru Feld*-
berg K«>f.lg Ladiilau« an derafrlbe» Tag« in l.aa Urkunden allagcferliget
haben füllen, fo laffen fich. wen« ai'.h die rVhlheit der betreffende» Urkunden
an fich nicht beitritt«« wird. dn.:h gegea die Orlungabca und da* Dalum
derfelben Bedenken erbebe«.
l>i« ziemlich »Mrrirhrn und fich hautig »idcrlpr« henden Ou.lle.-
aacaben »her die Mar. I.f.ldfcl.lachl lil>d biaher »och ...cht ei».,, auf i.rund
forgfalllgar, auf dam bairaffe ndca Landgebitl '
[Cliihllcn lopagrai.hifil.rll
frulun«;» gellülrlen Krit.k unterleg«, »orden Auch P.oletr.., «auA-'i
Abhandlung enthalt mehrere (chaerwlegelide lopograph.lehc Irnhdaaer. Dal»
kl.ua. am n, Auguft. all a.u Tage nach der Schlacht, König Kudulph ■■ Fcldv
berg u.d kluu.g L»d,.l»u» fogar in U»a Urkunden ausfertiget haben tollen,
beleiht. gel tu cintlcn /»clfcln
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XLVIII
Miftclbach zahlt unter die alterten Pfarmrtc des
Viertels unter dem Manhartsberge. Die Pfarrkirche
und eine Capelle dalelbrt finden wir in dem grofsen
Paflauei Kloller- und Kirchen -VcrzcichnilTe i Mon. boic.
28. Hd., 2. Abth., S. 490 und 491) aufgeführt. Nachdem
die Zeit der Anfertigung diefes Verzeichniffes nicht
angegeben irt, fo erscheint es von InterelTe. diefelbe
thunlichft fcrtzurtcllen. Ks möge mir geftattet fein, auf
diefe Unterfuchung einzugehen.
Das Interregnum nach dem am 15. Juni 1246
erfolgten Tode Friedrich des Streitbaren gab Anlafs
zu zahlreichen Kingriffen in den gleichfam herrenlos
gewordenen Babcnbcrgcr Bcfitz. Als Konig Otakar
feine Herrfchaft in Ocfterrcich genügend befertiget
glaubte, ftrebte er naturgemäfs dahin, eine moglichft
vollftandige Kenntnis über den Umfang der von den
früheren Landcsfürrten befelTenen Güter, Kenten und
Nutzungen zu erlangen, wobei auch jenen zahlreichen
Füllen ein Augenmerk zugewendet wurde, in denen
von Nachbarn oder ganz fremden Kindringlingen
Kingriffc in diefen Belitz erfolgt waren. Er liefs durch
Abgeordnete die erforderlichen Erhebungen vor-
nehmen, w elche auf Grundlage dcrfelben fchr umfang-
reiche Rationarien über jene Guter, Kenten und
Nutzungen verfafsten, die einft im Befitze der Baben-
berger waren. 1
Einer der gröfsten Kchcnhcrrcn im Lande und,
wie es fcheint, ebenfalls geneigt, die bertehenden
wirren Zurtande zur Erweiterung der Anfprüehe feines
Bisthums 7.u benützen, war der Bifchof von J'affau.
Otto von Lonsdorf [T\\(c\\o( von 1254 bis 1265). Er liefs:
iura et priuilegia ccclcfiarum (fuc) dyoccfis, et, qua
aueloritate quelibet ecclelia fruatur libertatibus uel
indulgcntiis"' aufzeichnen. 1 Diefes für die Kenntnis
der kirchlichen Zurtande und Administration in Ocftcr-
reich für jene Zeit höchrt wichtige Verzeichnis, unter
dem Namen „Lonsdorfer Codex* bekannt, findet fich
abgedruckt im 28. Band, 2. Abtheilung, Seite 455, u. f.
der Mon. boic. Wahrfcheinlich um VVidcrfprüche klar-
zuftellen, welche zwifchen den Anfprüchcn König
Otakars und des Bifchofs Otto von Paffau beftandcn. u
ordnete Erfterer commiffionclle Erhebungen an.
Otakar forderte ddo. Wien 16. Oktober 1259 den
Bifchof von l'alTau zu einer Untcrfuchung aller Conven-
tual- und Pfarrkirchen auf und beftimmte von feiner
Seite als Abgeordnete den Pfarrer Gerhard von Wien
und den Konrad von Cakktng* Bei der Benützung
des in Kedertehenden logenannten „I. onsdorfer Codex"
darf jedoch ein Umlland nicht überfehen werden. Der-
fclbc enthält nur jene Pfarrkirchen etc., bei denen
Bifchof Otto in irgend einer Richtung Anfprüehe
erhoben hatte. Aus dem Urnftande, dafs Kirchen,
Capellen etc. der Codex nicht erwähnt, darf nicht
gcfchloflcn werden, dafs fic zur Zeit der Anfertigung
desfelben noch gar nicht bertanden haben.
Ein fehr vcrvollrtandigtes Verzeichnis der zur
Diocefe Paflau gehörigen Klofter, Kirchen, Capellen
u. f. w. finden wir in dem bereits erwähnten 28. Band,
• tt*m<* Scr.pl. 11. c<i. s. ■.
' Mon boic »„ Rd 1 Abth , S 5
Der Lonsdorfer Cr.de« heteichnet rahlreiche Ol.jrclc alt Pallftuer
l.ehrn. deren Richtigkeit fehl iweifelhafl in S:i fimfea wir, um Mi eittet* Fall
hervorzuheben, auf Srile 4B1 de« Cnjfi auch da« Srhlof* Riilendvin jU l'adauei
l.ehen MjrfprorheB Ann meiner auf die f-'riifiiHicflcii Ouellcnnudien geA'IMcn
« •* f> wir tiir s i.ii (iutctiftciu geht hervor, duft da» genannte S. M..f« und der
'■■'■•"k'-'i. -if Hetintlulilibeliu i.ie.naU ein Lewe» de» Bi.il.,m.r . l'afla» war
• uA.«d«r.l»icrl von Olxr Orlrn. ich, III Bd.. S. »<o.
2. Abtheil., Seite 487 u. f. der Mon. boic. 4 Ks handelt
fich nunmehr um eine thunlichft annähernde Zeitbc-
ftimmung der Anfertigung diefes Verzeich niil es, zu
welchem Ende zunachfl die Aufzahlung der Collatorcn
bei zahlreichen Kirchen in das Auge zu falTen ift. In
der Regel werden allerdings nur die Gcfchlechter,
wie: Puchaimcr, Ekkartsawer, Sunberger, Meiffawer,
Wehinger u. f. w. genannt, allein einen Collator finden
wir genauer bezeichnet, u. zw. Seite 489 bei der Pfarr-
kirche Ruspach minus „dyettcl floytt"; Seite 490 bei
der Kirche Wumitz: „f-oyt"; endlich Seite 493 bei
der Kirche Storein: „Floyt". Forfchungcn nach diefem
Herrn haben Folgendes ergeben: Auf einem Vertrag
Herzogs Leopold IV. mit Konig Sigismund von
Ungarn, ddo. Wien 20. September 1408, finden wir
als Zeugen und Mitfiegler „Tyebold der Floyt";*
ferner wird dcrfelbc in der Urkunde ddo. 11. Juli 1412
als Herzog Albrecht's Kammcrmeiftcr genannt. 7 Nach-
dem der Name „Tyebold der Floyt" in den Regelten
zu fammtlichen acht Banden Lichnowsky nicht mehr
anzutreffen ift, fo darf wohl gcfchlolTcn werden, dafs
„Tyebold der Floyt" und der bei der Kirche „Rufpach
minus" genannte „dyettel floytt" eine und diefelbe
Perfon ift. Das in Rede llehenden Pfarrverzeichnis
wäre fomit in den erlten Jahrzehnten des 15. Jahrhun-
derts verfafst worden."
Wie oben bereits erwähnt wurde finden wir in
demfelben die Pfarrkirche Mißelbach, und als Col-
lator „dominus dux" (damals Herzog Albrecht V.)
aufgezahlt, ferner „Capclla in Mirtclbach" (unzweifel-
haft die Spitalkirchc), jedoch ohne Angabc des
Collators
Die Bauzeit der dermaligen Pfarrkirche wurde
bereits angegeben. Die erheblichen Unregelmäfsig-
keiten des Kirchengebäudes find wohl zunächft dem
Umftande zuzufchreiben, dafs bei der Hcrrtcllung des-
felben die dem Thurme zunächrt gelegenen alten Ver-
teidigungsanlagen dem Neubau einverleibt wurden.
Trotzdem im Laufe der Zeit an diefem Bautheil wefent-
lichc Aenderungen vorgenommen wurden, konnte der
urfprungliche Charakter dennoch nicht mehr ganz
verwifcht werden.
Das Prcsbytcrium ift mit fünf Seiten aus dem
Achteck abgcfchloflcn. Die Rippen der gothifchen
Einwölbung find fchmal und einfach profilirt. Die
Fenrter find theilweife vermauert, nur von au Isen ift
noch das unfehöne Mafswerk, welches einft den obern
Fcnftcrtheil ausfüllte, wahrzunehmen. An der Nord-
feite ift im Dachgefims eine unförmliche Sculptur,
einen mifsgeformten Mannesrumpf darftcllend, einge-
mauert, der vielleicht von der alten Burg Miftclbach
herftammt. Der Kirchenthurm erhielt durch einen
fpatcren Aufbau eine erhebliche Hohe, und nach dem
Brande im Jahre 1834 ein fchr häfsliches Dach.
Im Presbyterium ift an der Epiftel-Seite ein Grab-
rtcin aus rothem Marmor, 6 Fufs 6 Zoll hoch, und
• Da« Pergament. Original beiladet lieh in. kunigl. bayetifchc. Reich.
Archive ru München Wjbread der mehre. w.hwlc Loaidorfcr Ccidea eine
Handlet.. .(t de« .3 Jahrhundert. .«, «e.gt da. Icmer.ahi.ic Vcrielel
etwa um 1)11 Jahre flialerc Sc briluilfe.
• Abgedruckt bc.A.r., Kailer Albrechl II.. I. Bd. S. tto. tMbwwt?,
V . Ild., Re« li*4«.
' i.tckmtwtkj. V. Bd.. Reg. t».f.. Auch noch 1413 aU Herren Albrechti V.
Kammermeitter b-ei tit'ktntik, III Bd.. S. $»4.
• Nachdem Itir die BeAinimung des Alter» zahlreicher blUrrwicwlfohei
Marren, Capellen etc., tnwie für archanlogifche IV.rfehungcn überhaupt der
Lonldorfer Codex, fnwir da» in Rede flehende Verreirhui* vun lehr erheb
lieber Bedeutung Und, durfte die eingehender« Be .|ire.hu..K de. leiben «nt
I. huldiget werden.
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XLIX
3 Fufs breit, eingemauert, welcher unten in zwei bogen-
förmigen Einfaffungcn zwei nahezu lebensgrofse in
Relief dargcftelltc Brutlbilder zeigt, u. zw. rechts einen
Gcifllichcn, die Hände übereinander gelegt mit einem
Kofcnkranz, links eine alte Frau, in den übereinander
liegenden Händen ein Tuch haltend. Die darüber in
romifchen Lettern angebrachte Infchrift lautet: Sub
hoc faxo requicscit ven: vir.M : Joa: Lambert huius
opp: dcca: cumdul eifia marc fua Anna Valt /in de
Ditmansdorf filelior . i)uibus hoc mon . filii et fres
Jacob: et Petrus ss: theol: et jur u DD: mocfLpp:
obicre ipfa a». MDC.V1I1 mart: act: LXXXIIL ipfc
MDCII VII: feb.act: XXXVIII: n.orum'aiäbus bene
precareviator.
Ein anderer an der Evangelien-Seite eingemauerter
Grabflein zeigt in einer bogenförmigen Umrahmung
das Bild des Gekreuzigten Rechts kniet ein Herr, der
in den gefalteten Händen ein Spruchband mit den
Worten: „Der Herr lebt ewig" halt. Links neben dem
Kreuze lieht ein Wappen. Der renkrecht gctheiltc
Schild hat rechts einen geflügelten Greif, links einen
Schrägbalken mit drei Sternen belegt. Die Helmzicr
ill ein wachfender geflügelter Greif. Das Ganze ift
eine recht gute Arbeit. Die unterhalb in deutfehen
Lettern angebrachte Denkfchrift lautet: ,Hie Rhuc
Ich armer Khnecht, Erwarttc Gottes Urtl vnd Recht.
Der Mcnfch lebt nit vom Brod allein fondern von
einem jeglichen Wort dasdurch den mund Gottes geht.
Math. 4. Ich bin jung gewefen und Alt worden hab
noch nie gefchen den gerechten vertäuen oder fein
Samen nach Brod gehen. Pfal 37. Es ift aber eingrofscr
gewinn wer Gottfelig ill und lafst ungenügen. Den wir
haben nichts in die Welt gebracht darumb offenbar
ilt wir werden auch nichts hinaus bringen. Der Edl
Thoman Stern Rom. Kays. Mt. Rath und Diener hat
feinen lieben Vorlten feligcn difs Ep. zu würdigen
gedchtnufs machen lallen alle Hernach, 1596 Die
Anficht dafs wir es hier mit einem aus der Protellan-
tenzeit herllammenden Epitaph zu thun haben, durfte
viele Berechtigung befitzen.
Vor dem Haupteingange in die Kirche liegt als
Schwelle ein Grabllein aus rothem Marmor, 5'/, Fufs
lang, 3 Fufs breit. In einein zierlichen Dreipafs findet
fich ein tartfehenformiger Schild darin ein Wecken und
eine Brctzcn. Die Umfchrift lautet: Anno dm 1512 ill
gcllorbn der Erfam maillcr Niclas harperg pekh pür-
ier hie zu milllwach anno dm 1520 ill gellorbn angnes
fein hawffraw den got genedig fey.
Nächll der fndöftlichcn Ecke der noch jetzt mit
Schufsluckcn verfchenen Fricdhofmaucr fleht ein
runder Karner mit einer an der Oflfeite angebauten
Halbkreis Apfis. Weitgehende Umbauten haben den
Charakter diclcs Bau-Objcctes wefentlich geändert. Der
Eingang zeigt noch an jeder Seite zwei Saulchen mit
romanifchen Capitälcn, allein die bogige Ucberwolbung
fehlt und fchliefst an deren Stelle nunmehr ein flacher
Sturz die aus die fem Grunde fehr niedere Thür* ab.
Statt des an Bauwerken diefer Art häufig anzutreffenden
rogenannten Rundbogenfriercs, ill dermalen ein Rcnaif-
fance Gcfims angebracht und zu allem Uebcrflufs wurde
auf die Kuppel eine ziemlich hohe Laterne aufgefetzt.
Am Fufse des Kirchenberges fleht das um die
Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute frauliche Gebäude
des Barnabitcn • Collegiums. Die Bibliothekskälten,
fowie die Einrichtung in der Sacriflei der Haus-
Capelle find fchone wohlerhaltene Schnitzarbeiten
aus Eichenholz.
Neben dem Hauptgebäude fleht ein ebenerdiges
Haus, welches vor der Erbauung des erftcren, Bene-
ficiaten als Wohnung diente. Die Hausthur ift mit
einer reichen yothifchen Verflabung eingerahmt.
Von der oben erwähnten kleinen Spitalkircke ragt
eine in dcrfelbcn vorhandene Tarcl, dafs fie im Jahre
1016 erbaut worden ill. Wenn auch der dcrmalige
hochfl einfache Baulland genügende Anhaltspunkte
für eine Prüfung der Richtigkeit diefer Angabc nicht
bietet, fo fleht dennoch das hohe Alter des Miftel-
bacher Spitales aufscr Zweifel.
Ks bleibt mir nun noch eine, etwa in der erflcn
Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete, dermalen jedoch
rchon fehr rchadhaftc Denkfaule zu erwähnen. Die
Tradition fagt, dafs in der Nahe derfclben einft das
Hochgericht vorkam.
Schlafs und Minorität- Kloßer zu Afparn an der
Zaya. Nicht bald hat ein Gcbaudclland, dem einft eine
gcwilTe Bedeutung nicht abgebrochen werden konnte,
auf mich einen derart verftimmenden Eindruck ge-
macht, wie Schlofs und Klofter zu Afparn an der Zaya.
Durch die Gründung des Minoriten-KIoflers (1632)
feitens des Freiherrn Seyfried Chrifloph von ßreunsr
wurde das Anfehcn diefcs cinflufsrcichcn Landherrn
und feiner Nachfolger einft fehr erhöht, fowie dem
genannten Klofter durch die unmittelbare Nahe des
Hcrrenfitzes fo manche Vortheile erwuchfen. So wie
fich eine gewilTc Wcchfclwirkung zur Zeit der Ab-
nahme fowohl des Hcrrenfitzes fowie des Klofters
zwifchen Beiden nicht verkennen lafst, fo gibt fich
diefe Wechfelwirkung nunmehr auch in der Periode
ihres Niederganges kund. Die bei Beiden wahrnehm-
baren Zeichen des Rückganges, ja Verfalles Itimmcn
fo durchaus zu der ernften Lehre der Vergänglichkeit,
welche hier glcichfam jeder Stein predigt.
Die an der vordem Schlofsreite noch vorhan-
denen zwei mächtigen Kckthurme mit ihren malcrifchcn
Vcrthcidigungs Galerien geben Zeugnis von der ein-
lligen Wahrhaftigkeit diefer Burg. Die Zeit der Erbau-
ung meldet ein über der Seitenpfortc eingemauerter
Dcnkflein: „Anno . dtni . m.cccc.xxi. dominus. rein-
pertus. de. walirc. senior. me fccit u und daneben zwei-
mal das Wappen der Wallfee, die filberne Querbindc
im fchwarzen Felde.
Herr Reinprecht von W'allfee war Herzog
Albrechts V. Hormeiftcr und Landeshauptmann in
Ocft erreich ob der Enns; er war eines der hervor-
ragendften Parteihäupter in dem Vormundfchafts-
kriege mit 1 lerzog Ernfl dem Eifcrncn. Als im Jahre
1410 zu Wien eine pcflartige Seuche ausbrach, nahm
der damals noch minderjährige Herzog Albrecht
V. feinen Aufenthalt im Schlöffe Starhemberg bei
Wr.-Nculladt. Die Volljährigkeit dcsfelbcn follte am
24. April 1411 eintreten; trotzdem machten die beiden
Herzoge Leopold IV. und Ernll keine Anflalt zum
Rücktritt von der Vormundfchaft. Da führten Rein-
precht von Walffcc und Leopold von Eckartsau
Albrecht V. von Starhemberg nach Eggenburg, wo
nunmehr die Stande zurammentraten, um darüber zu
berathen, auf welche Weile dem Herzog Albrccht V.
die Landesregierung zu ubergeben fei. Mittlerweile
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L
lief die Nachricht ein, Herzog Leopold IV. fei am
3. Juni 1411 plötzlich gcllorbcti. Er erlag wahrfcheinlich
einem Schlagfluffe in Folge einer Aufwallung des
hochflcn Zornes über das Vorgehen der Stande; aber
auch Herzog Ernft zeigte fich in hohem Grade auf-
gebracht und verlangte die Fortfctzung der Vormund-
fchaft. Allein die Stande wollten nur von Albrecht V.
als dem rechtmafsigen Landesherrn huren. Rcinprecht
von VVallfcc war der Erfte, welcher Einfprache erhob.
Dicfcr Herr ftand, wie cinll dem Herzog Leopold, nun
auch dem Herzog Ernft fclfenfcft entgegen. Unverzagt
opferte er feine zahlreichen Burgen und Befitzungen,
welche Herzog Ernft mit Krieg überzog, um Herzog
Albrccht das vaterliche Erbe zu erhalten. An der
unerfchiitterlichen Treue und Standhaftigkcit diefes
aufserordentlichen Mannes feheiterten alle Bcftrcbun-
gen der Gegner.
Die drohende Haltung, welche nunmehr auch
König Sigismund gegen Ernft den Eifernen annahm,
zwang letztern endlich zum Nachgeben. Keinprccht
von Wallfee bekam feine fammtlichen Befitzungen
zurück. Er ftarb am 2. Juli 1422 und wurde im Klofter
Seyfenftein, einer Stiftung feines Haufcs, beigefetzt.
Die im Jahre 142! erbaute Burg erlitt im Laufe der
Zeiten wcfcntlichc Abänderungen, fo dafs man fagen
darf, dafs das dermalige Schlofsgebäude aufscr den
beiden Eckthürmen nur mehr wenige Hefte des alten
Baues enthält.
An der Hoffeite des Schloffes find drei Gedenk-
tafeln eingemauert. Auf der einen lefen wir: „Ihre
Exccllenz Herr Seyfried Chriftph Brcincr, Rytter des
Gulden Flufs hat die Graffchaft Afpern von Kaifer
Mathias erkaufet Anno M . DC . IUI." Daneben die
Wappen Breuner und Harrach. Diefe Denkfchrift zeigt,
wie wenig verläfslich manchmal Angaben find, gegen
deren volle Richtigkeit eigentlich gar kein Zweifel
zuläffig fein folltc. Es mufs in dcrfelbcn entweder ftatt
Kaifer Mathias Kaifer Rudolph heifsen, oder es ift die
Jahrzahl 1604 unrichtig, denn im Jahre 1604 war
Mathias noch nicht Kaifer, feine Wahl fand erft am
13. Juni 1612 ftatt; auch war er im Jahre 1604 noch
nicht zum Verkaufe von landesfürftlichen Kammer-
gutern berechtiget. Der zweite Denkftcin meldet, dafs
die von den Schweden in Grund ruinirte Graffchaft
Afparn von Seyfried Leonhard Breuner im Jahre 1651
wieder völlig erhoben wurde. Die dritte Tafel berichtet
über Verwüftungen durch die Kuruzzcn.
Im Speifefaal des Schloffes findet fich an den vier
Wänden eine Doppelreihe von Wappenfchildcrn, cbenfo
kommen auf den Plafonds mehrerer anderer Zimmer
Wappen vor; eine Sammlung, welche ein hohes heral-
difches Intereffe befitzt. Ucber das Minoriten-Klofter
zu Afparn a. d. Zaya, deften Bauftand fehr im Rück-
gange begriffen ift, kommt nichts zu berichten.
Wcnsersdorf. In dem oben erwähnten Paffauer
Pfarrkirchen- und Capellen- Verzeichnis finden wir auf
Seite 490 auch die Kirche zu Wentzcsdorff und als
Collator den „plcbanus in Afparn" eingetragen. Das
gothifchc Prcsbytcrium der kleinen Pfarrkirche ift mit
fieben Seiten aus dem Zehneck abgefchloffcn. Ein
Schlufsftein der Gewölberippen zeigt ein Jagdhorn,
ein zweiter die Querbindc der Wallfcc. Das Kirchcn-
fchiff ift ein fpäterer Zubau. Die Kirche befitzt eine
vorzüglich fchonc gothifche Monftranze, 65 Cm. hoch,
20 Cm. breit, aus Silber und 5 Mark 15 Loth fchwer. '
In der unmittelbaren Nahe der Kirche kommt die
Ruine eines Schloffes von eigentümlicher Anlage,
etwa aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
flammend, vor.
Gnadendorf. In dem mehrerwahnten Paffauer
Verzeichnis wird diefe Ürtfchaft auf Seite 490 Gnen-
dorff genannt, und ift als der Collator der Pfarrkirche
„Stuchs" eingetragen. Diefe letztere fteht auf einem
ziemlich ausgedehnten ovalen Tumulus, deffen Umwal-
lung grofstcnthcils noch vorhanden ift. An der innern
Bofchung desfelben wurde, nach der Beschaffenheit
des Mauerwerkes zu fchliefscn . fchon im frühem
Mittelalter um den ganzen Friedhof eine feile und
hohe Mauer hcrgeftcllt, welche an der Weftfeitc einen
Zugang hatte. Der ganze Platz erhielt dadurch eine
erhebliche Verteidigungsfähigkeit. Bei den heftigen
Kämpfen welche hier einft ftattfanden, durfte auch
die Kirche wiederholt weitgehende Zcrftorungcn
erlitten haben, deren Spuren heute noch wahrzu-
nehmen find. Das mit fünf Seiten aus dem Achteck
abgefchloffene Presby terium hat eine einfache gothifchc
Ein Wölbung. In den Fcnftern fehlt das Maafswerk,
einige find ganz vermauert, kurz der ganze Zuftand
des Gebäudes zeigt, dafs feit langer Zeit nur fo viel
gefchah, um dasfelbe nicht ganzlich zur Ruine verfallen
zu laffen.
Gaubitfeh. Die Pfarrkirche Gaubitfeh gehört
unter die älteften und auch heute noch unter die
beftdotirten Pfarren des Viertels unter dem Manharts-
berge. Im Paffaucr Pfarrverzeichniffe ift fic Seite 490
mit dem Namen Gawbachzfch und „dominusEpiscopus
patauienfis" als Collator eingetragen. Nur das Pres-
byterium der Kirche gehört in die Bau-Periode der
Gothik, die Erbauung des Schiffes fallt in eine fpätere,
jene des Thurmes in die neuefte Zeit. Im Presbyterium
ergibt fich eine Abweichung von der im ganzen Gebiet
üblichen Bauform dadurch, dafs die Gewölberippen
auf Halbfaulen aufruhen, welche bis zum Bodcnpflaftcr
hcrablaufcn. Ein neuer Flügel-Altar gereicht der
Kirche zur befondern Zierde. Die Schnitzarbeit ift von
dem Bildhauer Vorhauer, das Altar-Bild, St. Stephan,
von Ktfsltr in Wien.
Zu erwähnen kommt, dafs an der Nordfeite der
Kirche ein gothifcher Karncr beftand, von dem der-
malen nur noch die Grundfeflen wahrzunehmen find.
Auch verdienen drei fogenannte Pcftfhulcn beachtet
zu werden, von denen eine am Schulplatz, die zweite
mitten im Orte, die dritte an der Strafsc nach Gnaden-
dorf fteht. Sie dürften fammtlich aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts flammen. Letztere hat
einen tartfehenförmigen Schild, auf dem zwei übers
Kreuz gelegte Sicheln dargeftellt find.
Fallbach. Pfarrkirche. Eine der intcreffanteften
Kirchen in der Umgebung von Staus Das Minifterialen-
Gefchlecht gleichen Namens treffen wir bereits im
frühen Mittelalter an; dasfelbe war einft im Reichen-
auer Thale begütert. Es geht dies zunachft aus dem
Schicdsfpruchc Konig Friedrich des Schonen, ddo.
Wien, 23. Mai 1317 hervor, womit ein Streit zwifchen
Hadmar dem Stuchs von Trautmannsdorf und Niclas
dem Valbachcr, das Haus zu Reichenau und dort
• Hclthnebeii und »bjeüildcl, Millltclli»ii|cn de. Wieaei Alteuhua»
Verein», IX Bd., S. 151.
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LI
gelegene Grundftücke anbelangend, beendet wurde. 1
Die Valbacher verkaufte n fpater Theilc diefcs Bcfitzes
an die Herzoge, welche damit das von ihnen geftiftetc
Klofter Neuberg in Steiermark dotirten. Mit der
Handfeftc ddo. Wien, i Juni 1399, bewilligen die
Herzoge Wilhelm und Albrccht IV., dafs Merten der
Valbacher, Herzog Wilhelm s Kammcrmciftcr, in der
Pfarrkirche zu Valbach bei Laa einen Jahrtag ftif'tc
und 16 Pfde. Pfennige auf Lehen zu Niederbrunn und
Wetzleinsdorf anweifc. ' Von einer Burg welche in
Fallbach oder in der Nahe diefcs Ortes belland, findet
fich dermalen keine Spur mehr.
Die Pfarrkirche, welche auf Seite 491 des mehr-
erwähnten Paffauer Pfarrvcrzcichnilfes mit dem Namen
Valbach und dem „plebanus in laa" als Collator
eingetragen erfcheint, liegt auf einer Anhöhe ober
dem Dorfe Fallbach Sic ift weithin fichtbar; in ihrer
Umgebung zeigen fich die deutlichen Spuren eines
hier einfl beftandenen Tumulus.
Durch den Umftand, dafs weder die Kirche noch
der Th urm einen Anwurf erhalten haben, auch noch
die Gerüftlochcr offen find, hat der ganze Bau ein fehr
altertümliches Ausfehen. Im Innern der Kirche, über
dem fpitzbogig abgefchloffcnen Eingang in die Sacri-
ftei ftcht die Jahrzahl 1483 und ein Steinmetz-Zeichen.
Nachdem jedoch Presbyterium und Kirchenfchiff nicht
gleichzeitig erbaut worden find, fo ftofst die Beant-
wortung der Frage, ob fich diefe Jahrzahl auf den Bau
des Presbyteriums oder des Schiffes bezieht, auf grofse
Schwierigkeiten. Neben der Sacriftei-Thür befinden fich
zwei kleine Wappenfchildc eingemauert, jenes rechts
hat die drei Kugeln aus dem Wappen der Eytzing,
das Schild links hat nebeneinander zwei Mufcheln.
Das Presbyterium ift mit fünf Seiten aus dem
Achteck gcfchloffen. Neben dem Hauptfchiff kommt
ein gleichzeitig erbautes fchmalcrcs Scitenfchiff vor,
welches von dem Erftern durch vier auf drei kraftigen
viereckigen Pfeilern ruhende Bogen getrennt ift. Die
Gewölberippen find zierlich gegliedert, das Rippennetz
ift einfach und lediglich mit Rückficht auf die con-
ftru&iven Bedingungen durchgeführt Der Schlufsftein
der Einwolbung des Presbyteriums hat eine grofse
Rofette. ein zweiter einen Stern. Im Kirchenfchiff hat
ein Schlufsftein eine fiinfblättcrigcRofe wie im Wappen
der Trautmansdorf, ein zweiter ein omamentirtes
Kreuz. Neben «lern Seiteneingange befindet fich ein
zierliches gothifches Ornament eingemauert. Der an
der weltlichen Schmalfcite angebrachte Haupteingang
hat einen flachen Klccblattfturz und ift mit Verftäbun-
gen umrahmt: ober denselben kommt ein breites
Spitzbogenfenfter vor.
Der achteckige Kirchthurm fteht auf der ftarken
Zwifchenwand zwifchen Presbyterium und Kirchen-
fchiff, welche Wand noch, wie dies von aufsen zu
fehen ift, mit kraftigen Strebepfeilern vcrft.irkt worden
ift. Der Thurmhelm ift aus Steinen hcrgcftellt, an den
acht Grathcn find einfache Krabben angebracht. Vier
Seiten des Thurmhelmes haben erkerformige Fenfter,
in jenem, Weichet dem Orte zugekehrt ift, befindet fich
nunmehr eine Uhr.
Neben der Kirche, und zwar an der Südfeite, ftand
einft ein runder Karner. Das durch den Abbruch
• Utk***,*? III. Bd.. R«c Nr. „i.
= Atch.» >u Äfjiitn io dei Z»y»
desfclben gewonnene Material, fowie das Maafswcrk
der Kirchcnfenfter wurden zur Herftellung der Fried-
hofmaucr verwendet, wie folches durch die zahlreichen
eingemauerten verfchiedenen Werkftuckc dargethan
wird. Wahrfchcinlich hat man nach einem feindlichen
Ucbcrfall, der auch an der Kirche Vcrwüftungcn
zunicklicfs, das aus den Fenftem ausgefchlagene
Maafswcrk in dicfelbcn nicht mehr eingefetzt, fondern
zur Wiedererrichtung der eingebrochenen Friedhof-
mauer benützt. Im Innern der Kirche befindet fich ein
aus Holz gefchnitzter Chriftus am Kreuze, eine gute
Arbeit aus der erften Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Graf e»f uk, die Pfarrkirche. So viel mir bekannt,
war diefe Kirche bisher noch nicht Gegenftand einer
archaologifchen Mittheilung. Sic wird im Paflaucr
Pfarrverzeichnilfc S. 490 „Grcfcnhultz" genannt, und
als Collator erfcheint „Walfee a eingetragen. (Unzwei-
felhaft der oben genannte Rcinprccht von Wallfcc, der
damalige Befitzer von Afparn an der Zaya. Die Guts-
inhabung von Afparn ift dermalen noch Patron der
Pfarre Grafenfulz.'!
Das durch eine glatte Wand abgcfchloffene Pres-
byterium ift romanifch. Im Innern tragen vier kraftige,
mit einem Rundftab verzierte Kippen das Gewölbe.
Der Schlufsftein zeigt eine einfache Rofette. Die
Rippen ruhen auf ziemlich ftark hervortretenden Con-
folen. Ein'kleines kreisrundes Fenfter an der Rück-
wand ift dermalen vermauert.
An der Südfcitc des Presbyteriums, nur wenige
Fufs von demfelbcn entfernt, ftcht ein runder Karner,
wie das erftere eingcwolbt. Er wurde dadurch als
Sacrillei adaptirt, dafs man ihn zum Thcil in ein kleines
Scitenfchiff einbezog, wodurch er wie eine Apfis diefcs
Zubaucs ausficht. An der fudoftlichenEckc des Schiffes
fteht der unförmliche Thurm, oben mit fchmalen ge-
kuppelten Fenftern und an jeder Ecke mit einer
abgerundeten Zinne verfehen. Der Thurmhclm befteht
aus einer aus Steinen hergeftellten achteckigen Pyra-
mide. In der Thurmhallc fteht ein aus rothem Marmor
angefertigter Taufftein, von gleicher Arbeit ift das
Weihbrunnbecken. Beide haben auf einem tartfehen-
förmigen Schild ein Steinmetz-Zeichen. Sic dürften
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (lammen. Ober
dem Thurmthor ift eine Steinplatte eingemauert,
deren Infchrift jedoch nicht mehr zu entziffern ift.
Wie die Kirche zu Grafenfulz heute noch befteht,
dürften im 13. und 14. Jahrhundert viele Kirchen des
ManhartsGcbietcs ausgefehen haben.
Pirßetuiorf. Eine kleine dermalen in die Pfarre
Nicdcrlcifs gehörige Filial-Kirche, welche auf S. 490
des ofterwahnten Paflauer VerzcichnilTcs unter dem
Namen „Pitzendorff-, jedoch ohne Angabe des Colla-
tors. eingetragen ift.
An der Aufsenfcite lauft um das ganze Pres-
byterium, welches dreifeitig abgefchlolTen ift, ein fehr
zierlich ausgefertigter fogenannter Rundbogenfries
herum. An jeder der vier Ecken befindet fich eine
fchmale runde S.iulc, welche den genannten Fries
durchschneidet und unterm Dache ein kleines Capital
befitzt. An drei Ecken werden diefe Saulchcn zum
Theile durch Strebepfeiler verdeckt, welche fpater zur
Verftarkung des Baues angebracht wurden. Die langen
fowohl von innen als nach aufsen fehr ftark zuge-
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fchmicgtcn Fcnftcr haben fch m al c Lichtöflhungen und
find rundbogig überwölbt.
Im Innern des Presbytcriums tragen kraftige,
jedoch einfach profilirtc Kippen die Einwolbung, der
Schlufsdein zeigt eine Rofette.
Wie aus den unter dem Dache noch wahrnehm-
baren alten Baurcftcn zu erfehen ift, wurde an das
romanifchc Presbyterium fpäter ein kleines gothifch
eingewulbtes Schiff angebaut. Ueber das Kirchlcin
dürften im Laufe der Zeiten wiederholt Verwüftungcn
hereingebrochen fein, bei einer dcrfelben durzte
wahrfcheinlich das Gewulbe des Schiffes ein. Bei der
Wicderherdellung fuchtc man fich auf die einfachde
W eife zu behclfcn, man trug die Mauern des Schiffes
bis zur Höhe des I'resbyteriums ab, an die Stelle der
grofseren guthifchen traten einfache Fenller , und
fchlicfslich gab man dem ganzen Räume eine flache
Decke Ueber dem l'resbytcrium lieht als Dachreiter
ein kleiner hölzerner Thurm.
An der Sudfeite des Kirchlcins, nur wenige Fufs
von demfelben entfernt, deht ein ruinier Karncr,
welchen man dadurch als Sacriftei adaptirtc, dafs man
ihn durch einen kurzen Gang mit dem l'resbytcrium
in Verbindung brachte. Von aufsen fehlt an der Kcke
n.tchd dem Karner der Strebepfeiler; hier lauft die
oben erwähnte fchmale Säule bis an die Grundmauer
herab.
Bei dem Kirchlcin zu l'irdendorf verdient noch
ein Umftand Beachtung. Dasfclbc fleht auf einem
mafsig hohen, aus dem umgebenden Terrain heraus
tretenden Löfshügel. In jüngder Zeit wurde derfelbe
an der Rückfeite des Kirchleins etwa 8 Fufs von dem-
felben entfernt, aufgegraben. Da zeigte fich 6 bis 10
Zoll unter der Bodenoberflache eine 2 bis 3 Zoll breite
Schichte Brandreftc von Afche und Kohlen. Aufgra-
bungen ergeben, dafs diefe Schichte bis an die Kirchen-
mauer reicht und dort nur fo weit unterbrochen ift, als
durch den Einbau der Grundfeften unvermeidlich war.
Diefe Brandfchichte war fomit auf dem Hügel vor-
handen, ehe das dermaligc Kirchlein auf demfelben
erbaut wurde. Ks wurde daher entweder ein vordem
hier geftandencs Holzgebaude durch Feuer zerdurt,
vielleicht das frühere hölzerne Kirchlein, oder es befand
fich auf diefem I lugel eine heidnifche Cultusftätte, und
die Afche und Kohlenfchichtc find die Relle einftiger
Brandopfer.
Giovanni Battifta Fontana.
Von Dr. Altert /fc.
IS ailf i un K^ cn Tage hatte man von den
KfejSj Werken Giovanni Battifta Fontana's kaum
ScSÖJ andere Kenntnis, als was durch die in Dartfih s
peintre-graveur verzeichnete Reihe von 68 Stichen
und durch das berühmte I'rachtwerk der Ambrafer-
Rüflungen bekannt worden war. Unter jenen ö8 Stichen
ift aber viel Ungleichartiges, find nur vier als eigen-
händige Schnitte des Mciftcrs bezeichnet, andere als
feine Erfindung, Auf einigen nennt fich 1560 Nicolaus
Nclli Formis, der in Venedig lebte und dort auch
einen Verlag betrieb, als Stecher. Schon aus diefen
Quellen ging zwar hervor, dafs der Künftlcr feine
Dienfte dem Oefterreichifchen Erzhaufe geliehen habe,
denn nicht nur letztgenannte Folge des I leldenbuches,
fondern auch die bei liart/ch unter den Nr. 24 — 50 be-
fchriebene Suite aus der Gcfchichte des Romulus und
Renuis find dem Erzherzoge Ferdinand von Tyrol
dedicirt, fowic auch einzelnen alteren Kunftfchrift
ftellern fein Zufammenhang mit diefem kunftfinnigen
Haufe mehr oder weniger bewufst erfcheint. Erft die
neucflen Ergcbniffc aber, welche gelegentlich der
Umgeftaltungcn der Sammlungen im kaif. Schlöffe
Ambras in den Jahren 1880 — 1881 zu Tage traten
fowic daran geknüpfte weitere Untcrfuchungcn haben
über Fontana s Schaffen ein etwas helleres Licht auf-
gedeckt, worüber ich hier im Folgenden berichte.
Giovanni Battifta Fontana ift als Maler, alsStcchcr
und als Zeichner für den Kupferftich in der Kund
gefchichte bekannt. Als fein Geburtsort wird in einigen
Büchern Ala in Südtyrol, in anderen aber Verona
angegeben, eine Differenz, die ich nicht definitiv bei-
zulegen im Stande bin. Auf dem Stiche bei Hurlfilt 18
nennt er fich fclbft zwar Joannes Baptifta Fontanus
Veronenfis, und auf dem des Calvarienbergcs: vero-
nen. pittor, doch konnte folches wohl auch nur von
feinem dauernderen Aufenthalte gemeint fein, welcher
die Stadt an der Adige eine Zeitlang wohl gewefen
fein kann. Auch iiber das Geburtsjahr lafst fich nichts
Sicheres beibringen. Die früheften Daten auf feinen
Blattern find aus den Fünfziger-Jahren, fein Tod fallt
in das Jahr 1587, jene Stiche zeigen ihn fchon als fer-
tigen Meiftcr, man dürfte fomit nicht allzuweit fehl
greifen, wenn man feine Geburt beiläufig um 1520 — 30
anfetzte. FUt/tfy* fagt, er fei zu Verona um 1524
geboren.
Selbftverft.mdlich gehört der Künftlcr zur Schule
Venedigs. Tizian hatte gewifs Einflufs auf ihn, den
Petrus Martyr, den Triumph der Religion, eine Andro-
meda und eine Diana hat er nach dem grofsen Maler
geftochen Weiters ftach er die Kreuztragung nach
Dom. Compagnola. Aber es feheint aus einigen
Figuren feines Hauptwerkes, des im Folgenden zu
befchreibenden Plafonds in Ambras, hervorzugehen,
dafs auch das Colorit Veronefe's Gcgenftand feiner
Studien gewefen fein mag. Itcmasconi halt ihn für
einen Schüler des Giovanni Francesco Carotto, eine
Anficht, welcher ich nicht beipflichten möchte. Diefer
Veronefifche Künftler, denen Lebenszeit um 1470 bis
1546 angegeben wird, ging aus Mantegna's Schule
hervor, neigt jedoch mehr zu der Richtung Lionardo s
hin, zeichnet fich durch ein warmes Colorit aus, liebt
aber harte Contouren. All dies fteht im Gegcnfatz zu
der Weife Fontana's, dclTcn Formen von jeglicher
alterthümlichen Strenge weit entfernt, deffen Farben-
Scala keine befonders weiche zu nennen ift.
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LIII
Um das Jahr 1570 fcheint der Meiftcr in die
Dienfte Erzherzogs Ferdinand getreten zu fein, viel-
leicht etwas fpater. Seine Berufung wird wohl mit der
anfehnlichen Kunftbcwcgung und Beflrebung im Zu-
fammenhang flehen, zu welcher die Umbauten in
Ambras, befonders aber die Errichtung und Aus-
fchmuckung des „grofsen-, fpater, ich weifs nicht aus
welchem Grunde „Spanifcher* genannten Saales An-
lafs gaben. Nachdem Ferdinand das Schlofs 1363 von
feinem kaiferlichcn Vater als Gcfchenk erhalten hatte,
begann erfofort die Vergrofscrung und Ausfchmückung
des für eine fürftliche Bchaufung zu ungernumigen und
zu kunlUofen Gebäudes. Das alte Hochfchlofs erhielt
ein drittes Stockwerk, wie die Jahreszahl 1566 über
den dortigen Thüren beweifen, die Baditubc wurde
1567 eingerichtet, an den Tra&en des Unterfchlollcs,
welche die immer mehr anwachfenden Waffen- und
Kuiillfammlungcn, Bibliothek und Antiquarium, Stalle,
Beamtenwohnungcn zu beherbergen hatten, baute man
bis 1589, endlich wurde der berühmte Spanifchc Saal
'S/O— 7' fertig. Ich unterteile es, auf die Schilderung
diefes Prachtraumes hier einzugehen und bitte den
Lefer diefsbezüglich die bezüglichen Archiv-Forfchun-
gen Dr. David Schonlurr's zu Käthe zu ziehen, welche
derfelbe in dem Auffatze „der Spanifchc Saal in Ambras
und feincMeift er" (Wiener Abendpofl 1879^. 179 —181)
niedergelegt hat. Durch diefe fchr wichtige Arbeit
find wir über die am Werke befchaftigten Künftler
unterrichtet. Eine Anfchauung des Baues in feinem
Inneren bietet — fammt Detail-Aufnahmen — das
übrigens gar nicht zu lobende Photographicnwcrk : Dr.
J. Slockbauer. das k. k. Schlofs Ambras bei Innsbruck
in Tyrol, Nürnberg 1880, f ., endlich werden zahlreiche
weitere Beitrage in dem foeben crfchiencncn Werk-
chen: .Das k. k. Schlofs Ambras'' zu finden fein, in
welcher Schrift Autor diefes im Vereine mit Herrn
Wendelin Botfnim, Cuftos der II. Gruppe an den kunft-
hillorifchen Sammlungen des A. H. Kaiferhaufes, diefes
altehrwürdigc Gebäude fammt feinen 1881 dafclbft
neuaufgeflellten Kunftfchätzen im Auftrage des hohen
k. k. Obcrfthofmeiftcramtcs bcfchrcibcn.
Ich fetze fomit, um nicht allzuumftändlich zu
werden , alles bisher bekannte WilTenswerthe über
den grofsen Saal voraus, um nur das auf Fontana
bezugliche Neue daranzuknupfen. Aus Dr. Sclwnherrs
Porfchungcn geht hervor, dafs Fontana an den
Malereien diefes Prachtraums keinen Antheil hatte.
Die Nachrichten find aus den Rechnungen gefchopft,
welche, ganz ausführlich, felbft Tifchlcr, Schloffcr,
Vergolder etc. erwähnen, die Maler, Bildhauer, Stucca-
ture genau anführen , fo dafs ein fo bedeutender
Künftler nicht ausgelalTen fein könnte. Ich bin daher
auch der Anficht, dafs nur der angebliche Pictro Kola
da Brescia, und der Niederlander Dcnys van Hallart
an dem Werke als Maler befchaftigt gewefen, Kofa
angeblich das Figurale, die Fürstcnbildcr, van Hallart
die zahlreichen Grotesk-Ornamente, Trophäen etc. an
den Pfeilern ausführend. Dennoch aber fleht Fontana
in einem noch nicht genügend aufgeklarten Bezüge zu
der Sache, wovon mir einige Spuren und Fingerzeige
im Nachfolgenden aufgeftofsen find.
An den Sockeln der Pfeiler, welche die Fenfter
des Saales von einander feheiden, fchen wir viereckige
Felder, in denen die hervorragendflen Scenen aus der
Gcfchichte des Komulus und Remus dargeftellt find.
Die Anordnung und Reihenfolge ift allerdings hiftorifrh
etwas verworren, wie denn z. B. die Enthauptung des
Sohnes des Titus Manlius (notabene mitteilt Fallbeil
wie auf dem Stiche des Aldcgrcvcr) mitten unter die
Scenen dcrRomulusSage gemifcht ift. Wir haben, wie
bereits erwähnt, eine Folge von Blattern des Fontana,
welche dcnfclben Gegcnftand behandeln und Erzher-
zog Ferdinand gewidmet wurden. Nun ftimmen aller-
dings diefe Stiche mit den Malereien in der Compo-
fition gar nicht uberein. Sie enthalten viele Figuren
auf landfehaftlichem oder architektonifchem Hinter-
grund, wahrend die Gemälde des fpanifchen Saales
ftets aus zwei, drei Figuren auf weifsem l'ond fall im
Gciftc des Reliefs fich abheben lalTen; aber die Wahl
dcsfclben Themas und die Dedication an denfelben
P'urflen ifl doch merkwürdig. Dazu kommt noch
folgendes: Fontana's Blatter tragen die Daten 157.5
und 1575, der König erfcheint darauf genau im felbcu
Coftüm wie auf den Gemälden; da der Saal nun 1571
b.eftimmt vollendet gewefen ifl, fo lafst fich eine Bcein-
llufsung unfercs Künlllcrs durch die fchon vorhandene
Darflellung nicht in Abrede Hellen Weiter wage ich
in meiner Erwägung nicht zu gehen ; ich bemerke nur
andeutend, dafs mir, trotz der Reflauration, in diefen
Scenen nicht diefelbe Hand begegnet, von der die
Fürflenbildcr herrühren, alfo nicht des angeblichen
Rofa's; doch kann, wie gefagt, vorläufig keine be-
ftimmte Anficht gcaufsert werden.
Noch wichtiger ist Folgendes. Die gefchmack-
vollen Grotesken, wahrfchcinlich von van Hallart aus-
geführt, laffen auf den elften Blick die berühmten
Vorbilder des Vaticans, oder praeifer gefagt, die
Kichtung der dort wirkenden und darin gcfchulten
Decorateure erkennen. Befonders Giulio Romano und
feine Ornamentation im Palazzo dcl Te treten da vor
die Erinnerung. Ob der in Ambras thätige Maler Italien
gefehen habe, wissen wir nicht, obwohl es eben nicht
unwahrfcheinlich fein dürfte. Viel fichcrer können wir
annehmen, dafs er nach Stichen wälfeher Meiftcr aus
der Romifchcn Schule gearbeitet hat; ja, wir können
es fogar nachweifen. Auf den von Lafreri herausgege-
benen Blättern kommen die Motive der Grotesken
im Ambrafer-Saale genau oder doch mit nur geringen
Abweichungen vor. Antonio Lafreri, Stecher und Ver-
leger in Rom, war dort um 1540 thätig. Er fetzte fich
in den Befitz zahlreicher Platten nach Giulio Romano,
Raphael, Pcrin dcl Vaga etc., die er öfters auch
retouchirte und wieder herausgab. Nun befinden fich
gerade von folchen Abdrücken des Lafreri'fchcn Ver-
lages mit Waffentrophäen. Grotesken und Ornamenten
in denjenigen Banden der kaif. Sammlung zu Wien
viele Exemplare, in welchen Erzherzog Ferdinand
feine Kupferftiche einkleben liefs. und nach mehreren
von ihnen erfcheinen die Malereien des fpanifchen
Saales geradezu copirt, oder wenigrtens als leichte
Variationen derfelben.
Daraus ergibt fich, dafs der Erzherzog, wahr-
fchcinlich aus feiner Bibliothek und Kunftblatter-
fammlung felbft eine Auswahl treffend, die Decora-
tionsmotive beftimmte, mit denen van Hallart die
Saalwände zu fehmücken den Auftrag erhielt, eine
Sache, welche uns bei Ferdinands bekanntem Kunft-
finn, bei dem Umftande, dafs wir ihn ja auch als
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LIV
felbftandigen Architekten kennen, eben nicht wunder-
nehmen darf. Nun befitzt weiters die Kupferftich-
fammlung in der k. k. 1 iofbibliothek zu Wien zwei,
Bartfeh unbekannte, mit Battifta Fontana gezeichnete
Stiche, welche je eine der dort beinahe gleichartig
vorkommenden Trophäen vorteilen und gewifs zu
einer gri.fscrcn Suite gehören. Die eine ift die Trophäe
mit dem antiken llamifch, I.abarum und Adlerfeld-
Zcichcn, unten hangt der Helm, ringsum radial gerteckt
Waffen aller Art, die Zweite hat zwei Pauken als
Mittelpunkt, ringsherum Piftolcn, Gewehre, rückwärts
einen gefchweiften Schild. Die Uebereinrtimmung ill
auch hier eine abfolut evidente.
Fontana fleht fomit, - das ficht man deutlich,
— den Arbeiten des fpanifchen Saales nicht fern,
das Genauere zu ergrunden fehlen noch die Anhalts-
punkte. Das Datum 1573 auf den Blättern der Romulus-
Suite beweill, dafs er minderten* in jenem Jahre fchon
mit dem Innsbrucker Hofe zu thun hatte. In welchem
Jahre er den Titel des Hofmalers erhielt, ill nicht
bekannt. Der fpaterte Datum auf feinen Stichen ill
1579, mehrere find Perfol) er! gewidmet, welche Tyrol
um jener Zeit angehörten. So finden wir auf B. 52 (der
Kampf des Acnea-s mit den Knechten des Latinus
eine Dcdication an Johannes Thomas, Bifchof von
Krixen, und das giofse Platt von Golgatha ift der
Krzhcrzogin Magdalena gewidmet. Diefe Dame, die
Schwerter des Erzherzogs Ferdinand, lebte fortan in
Innsbruck, bis fie in das von ihr und ihren Schwertern
gegründete Damcnrtift in Hall einzog.
Das Tyrolifche Künftlcrlexicon 1 erwähnt einer
getufchten Zeichnung, damals im Belitze des Herrn
Anton von Pfaundler in Innsbruck, den Gekreuzigten
von Maria, Johannes und Engeln umgeben darflcllend.
Dicfcs Blatt trug die Bezeichnung: Fontana Battilla
Innsbruck.
Erzherzog Ferdinand lieft bekanntlich durch
feinen Geheimfchrcibcr Jacob Schrcnckh von Nozingen
in dem grofsen Kupferwerke, welches jetzt kurzweg
gewohnlich das Ambrafcr-Heldenbuch genannt wird,
die Kurtungeii berühmter Manner, die feine Sammlung
enthielt, darrtellcn, wozu Schrcnckh den lateinifchen
Text verfalste. Diefe erllc Ausgabe erfchien errt 1601,
nachdem Tode Ferdinands, bei Johann Bauer (Agricolai
in Innsbruck ; wie lange die Vorarbeiten aber bereits
ins Werk gefetzt waren, beweifen die Tafeln, von
denen das Titelblatt 1582, das Bild Giovanni Mcdici's
1586 datirt ift. Edleres enthalt in der Mitte in einem
Medaillon das Brullbild Ferdinands in dcmfelbcn
prachtvoll getriebenen italienischen Harnifche, welcher
(derzeit in Wien) auch auf diefes Furllen Porträt im
fpanifchen Saale vorkommt, Gefangene, Gotter und
Allegorien umgeben das Portrat in fchönerGruppirung ;
in der Bildung der Kopfe erkennen wir den Typus
der Gottergellalten des zu erwähnenden Plafonds;
die WalTentrophacn neben Mars und Minerva aber
haben ganz das Gepräge derjenigen im fpanifchen
Saal. Die Bezeichnung diefes prachtigen Blattes
lautet: Joha Battilla Ion: delj. — Afio 82. — Domj-
nicus Cuftodis (fiel An üenipontj fchapfit. (fic)
Dominic Cuftos, der fleifsigc Stecher, fiedelte fich
1583 in Augsburg an, wo er fein fchwunghaft betrie-
benes Verlagsgefchaft und Stecher-Atelier etablirte,
ob er vorher nun längere Zeit oder vielleicht blos
behufs Vollendung diefer Arbeit in Innsbruck verweilte,
wie die Infchrift befagt, ill nicht fichcr zu entfeheiden.
Noch einmal erfchien in feinem Verlage ein auf
Ambras bezügliches Werk, die Tirolcnfium prineipum
comitum eicones, 1599, worin die Furftenbildcr des
grofsen Saales reproduzirt find. NagUr* halt dafür,
dafs Fontana die Zeichnungen zu fammtlichen 126
Stichen geliefert habe, aufser dem Titelblatte hat
aber kein weiteres eine Bezeichnung, und nicht alles
in den folgenden Heldcnbildniffen tragt vollends den
Charakter der Kunftwcife unferes Mcillers.
Schon im folgenden Jahre begann Fontana die
Malerei des grofsen Plafonds in Ambras. Derfelbe ill
in Oelfarben auf Bretter gemalt und befand fich der-
einrt in dem nicht mehr vorhandenen Speifefaal,
welcher als felbllandiges Gebäude vor dem Hoch-
fchlolTe, und zwar an der Stelle der gegenwärtigen
Ausfichtsterrafle errichtet war. Auf dem das Schlofs
darrt eilenden Stiche beiMcrian ficht man den fchmuck-
lofcn Bau neben der I jetzt ebenfalls verfchwundenen)
gedeckten Aufgangstreppc zur Linken, die Souterrains
enthielten nachMcrian diCnHoffKuchen". Den Plafond
fanden der mit den Bauarbeiten im Schlöffe betraute
Architekt, Herr Johann Deininger, Direclor der k. k.
Gcwcrbefchule in Innsbruck, und der Gefertigte im
Sommer 1880 wohlerhalten in feinen einzelnen Theilen
in einem Magazin, im Winter darauf wurde derfelbe
auf Befehl Seiner Durchlaucht des Herrn Erden Oberft-
hofmeirters Prinz Conftantin zu Hohenlohc-Schillings-
fürft in dem Erden der neurellaurirten Waffenfäle
des Untcrfchloffcs wieder als Decke angebracht, ill
nunmehr gefchützt und gefichert, ein hochintercfl'antcs
Denkmal fcltenfter Art. Ich citire hier die Stelle aus
unfercr Befchreibung, welche fich auf den Gcgendand
bezieht:
r Der Plafond dcllt ein originelles Sujet auf
originelle Weise dar. Das oblonge Hauptfeld wird an
beiden Schmalfcitcn durch Cjuerbilder cingefchlolTcn,
welche die fieben Hauptplanctcn als Götter in
coloffalcn Gedalten vorllellen. Das Feld über dem
Eingänge zeigt Jupiter, Venus (mit Amor) und Saturn,
jenes bei der Ausgangsthur des Saales: Mars, Mercur,
Helios und Lima. Den Innenraum des Hauptfeldes
umfchliefst ein weifses Band, der Zodiakus mit den
Zeichen dcsfelben. In den aufserhalb diefes Ovales
entlleheiiden Zwickeln find die Figuren der Elemente,
in lagernden Stellungen, angebracht, die fchonden im
ganzen Werke. Namentlich die (Erde) zeichnet fich
durch die edle Erfcheinung der Gedalt aus und
beweift den Einflufs der gleichzeitigen venezianifchen
Meirter auf unfern Künftler in der deutlichften Weife.
Das Innere des Ovales nehmen auf azurnem Himmels-
grund die Darftellungen der Sternbilder ein, welche
Fontana auf naive Art, der feit Alters üblichen
Zeichnung auf den Himmelsgloben entfprechend, in s
Natürliche und Figürliche überfetzte, fo dafs z. B.
Auriga als Tyrolcr Fuhrmann mit der Peitfche, die
Locke der Berenike als Frauenhaarfchopf etc. er-
feheint. Als Vorlage diente dem Kunlller offenbar der
in den Sammlungen des Hochfchloflfcs ill. Stock,
Saal IV, Nr. 65) bewahrte, mit Kupferllichcn über-
klebte Globus, defien Darllellungen mit den hiefigen
I M .,. .,-....„„ II looj
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LV
übereinftimmen. Das feltfame Werk ift ein intereffanter
weiterer Beleg für die hohen wilTcnfchaftlichen Beftre-
bungen des Erzherzogs, welcher auch dem damals
erwachenden Studium der Aftronomie rege Aufmerk-
famkeit zuwendete."
Der erwähnte Globus ilt italicnifchen Urfprungs,
ein Stich von der Gcgcnfeitc, wie derlei Blatter direft
zum Zwecke der Ueberklcbung von Globen damals
von walfchcn und deutfehen Stechern gemacht wurden.
Woher wiflen wir, dafs Fontana der Urheber
diefer merkwürdigen Malerei gewefen? Ein erfreulicher
Zufall fügte es, dafs gleichzeitig mit der Auffindung
desfelben in natura, Herr Archivsdircftor Dr. David
Schonherr dicurkundlichcnNachweife entdeckte, deren
Mittheilung ich feiner Güte verdanke. I liernach begann
der Künftlcr die Arbeit im Jahre 1583, fie zog fieh aber
noch in das folgende Jahr hinüber. Der Maler Conrad
Leitgeb (angeblich geft. 1599 zu Innsbruck), delTen
grünglafirten mit allerlei unflathigen Zeichnungen deco-
rirten Trinkkrug aus dem Jahre 1571 die kaif. Samm-
lung noch befitzt, half ihm dabei als Vergolder der
Cornichen-Gefimfe, welche einft das gemalte Decken-
feld umrahmten.
Dr. Schönherr theilte mir ferner mit, dafs Fontana
zu Innsbruck den 25. September 15»; flarb. Es itt alfo
nicht richtig, wenn dal Pozzo behauptet: morl al
fervizio dell' Impcradore in Germania. Lansi läfst ihn
in Wien arbeiten, was desgleichen gewifs unrichtig
ilt. Ein Jahr vor feinem Ableben berichtet noch über
ihn Adriano V'alerini (le Bellezze di Verona, Verona
1586): Battifta Fontana, beliffimo inventore, ferve
l'arciduca Ferdinando. Nach Dr. Sckönherrs For-
fchungen befand lieh der Künftler in günftigen Ver-
mogcnsverhaltnilTen; er hinterliefs eine Frau, Maria,
und zwei Kinder.
Die originelle AuffalTung der Sternbilder an dem
l'lafond des Speifefaales, das zum Thcil Unkünftlcrifche
an der Sache, liegt in der Natur des Sujets, das dem
Künftlcr vorgefchrieben war, wozu fürftlichc Laune
den Anlafs bot. Das cinflige Gebäude, welches die
Malerei fchmückte, lag ziemlich exponirt, fo dafs man
ein ungeheures I limmclsfcld von feinen Fcnflcrn über-
fehen kann — vielleicht diente der Raum Nachts zu
einer Art Obfervatorium ? Achnlichc Decorationen
kommen übrigens bei Italicnern jener Zeit vor. So
ficht man zu Trient im Palaftc Sardagna in Via Cole-
pina, einft der Familie diefes Namens gehörig, im
Erdgefchofs zwei kleine Zimmer, laut Auffchrift von
dem ausgezeichneten Rivalen Tizians. Girolamo
Komanino, mit verwandten Gotter-Sternbildern ausge-
malt, fowie die Fresken an der Facade der beiden
Laubcnhäufer am Domplatze dafelbft vielfach ahnliche
Motive aufweifen. An Fontana s Werk bemerkt man
auf den erften Blick, wie viel leichter und freier
lieh der Künftler in der Darftellung der Heben
Planetengotter gegenüber dem abfonderlichen fremd-
artigen Thema der St crn-Combinationeu bewegte.
Ich bin überzeugt, dafs weitere Nachforfchungcn
über Fontanas Thätigkeit in Tyrol noch manches
neue ans Licht fordern werden. Er ilt mir übrigens
auch als Maler von Kirchcnbildern bekannt. Der
„Katalog der tyrolifch-vorarlbergifchcn Kunft- Aus-
heilung in den Räumen der k. k. Univerfität in Inns-
bruck 1879" verzeichnet unter Nr. 53 und 54 zwei
vm. N. F
Gcmalde unferes Meifters (mit dem falfchen Todes
jähr 1593) r Tod der heil. Cäcilie" und „heil. Mag-
dalena", Figenthum des Herrn Profeffors J. v. Kripp
dafelbft, und unter Nr. 55 eine Himmelfahrt Märiens,
im Befitz des dortigen Baumeifters Herrn Peter Huter.
Ich mufs diele Angaben über die mir unbekannten
Gemälde übrigens auf fich beruhen laffen, denn obwohl
die Figenthiimer der Gemälde mir auf mein Erfuchen
beftmögliche Auskünfte, ja. Herr Profeffor v. Kripp
fogar l'aufen einfandten, fo bin ich doch nicht im
Stande, mir ein fichercs Urthcil über die wirkliche
Urheberfchaft Fontana's zu bilden. Merkwürdig ilt der
Umftand, dafs die beiden Bilder im Befitze Herrn
Profeffor Kripp s auf Gypsmarmor. jenes im Befitzc
des Herrn Huter (jetzt Fraulein Clara Hüter | auf eine
^Steinplatte" gemalt ift. Dicfc Technik war zu jener
Zeit befonders bei Hans van Aachen und deffen Styl-
genoflen beliebt. Sowohl die Sammlung im k. k.
Schlöffe Ambras als diejenige in Wien befttzen fchönc
Gemälde diefer Art.
Die Bilder: St. Magdalena und Tod der heil.
Cacilie ftammen aus der Sammlung des Baron Rein-
hart und find feit zwölf Jahren im gegenwartigen
Bcfitze. Verfchiedene Marmorgattungen find gefchickt
im Hintergrunde vereinigt, bei dem Gemälde der heil.
Cacilie acht, bei der heil. Magdalena find dicfclben
architektonisch cingctheilt. Die Technik ift Uelfarben-
maierei. Cacilie liegt todt hingeftreckt auf dem Antlitz,
zwei Frauen beschäftigen fich mit dem Leichnam der
Märtyrin, indem die eine ein Tuch halt, das vom
Hälfe gewickelt wird, die andere mit einem Schwamm
und einer Schale herankommt. In den Lüften erfchei-
nen Engelknäbchen mit der Palme, aus einem Buche
fingend und muficirend auf der Flöte, Harfe, Orgel
und Viola gamba; ganz oben die Halbfigur Chrifti,
welcher die Arme nach der Martyrin ausbreitet. Durch
ein grofses Fenftcr ficht man Rom mit dem CololTeum.
Das Gemälde der heil. Magdalena zeichnet fich
durch die hdchlt feltcnc AuffalTung des Gegenftandes
aus. Die Heilige, ein fchüncs ftattliches Weib, mit
hoheitsvollem Antlitz, langhcrabwallendem Haar, ent-
blöfsteii Armen und reichem Kleider- undGoldfchinuck,
fleht an einem Tifche, auf welchem fich eine Schale
mit Ringen, eine Vafe, ein Kamm und eine Schmuck-
Caffette befinden, in welche fie foeben Halsketten und
anderes Gcfchmcidc legt. Neben ihr erfcheint Chriftus,
mit beiden Händen ihr einen Todtenfchädel als Erfatz
für den Tand der Welt hinreichend. Durch die Bogen
der Architektur ficht man die Heilige dem Erh.fer bei
dem Galtmale die Füfse falbend. Magdalcncn's Kopf
ift entfehieden ein Porträt, — vielleicht das einer fehr
naheliegend zu errathenden Persönlichkeit!
Das dritte Gemälde, Maria Himmelfahrt, 16 Cm.
hoch und 20 Cm. breit, (teilt die um das Grab ver-
fammelten Jünger dar, über denen in einer grauen
Wolke, von zwei kleinen Engeln getragen, die Jungfrau
mit ausgebreiteten Armen fehwebt. An den Seiten je
ein weiterer Engel, das goldene Rauchfafs fchwingend;
den Hintergrund füllen lichte Wolken aus.
So lang ich mich auf diefe äufserlichen Beschrei-
bungen befchränken mufs, kann ich, die Autorfchaft
Fontana's betreffend, nichts weiter beibringen, als
dafs auf der Rückfeitc des einen der Kripp 'fehen
Bilder ein gefchriebener Zettel mit den Worten:
i
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LVI
.Gemälde von J. B. Fontana von Ala, Hofmaler bei
Erzherzog Ferdinand in Innsbruck 1560" befeftigt ift,
welcher natürlich aus neuerer Zeit herftammt. und
dafs das Huter'fche Gemälde gelegentlich der Aus-
heilung 1879 „von Kennern" als Werk des Mcifters
bezeichnet wurde. Das find allerdings hier fchr
fchwachc Gründe! Dafs Fontana bereits 1560 Hofmaler
bei dem Erzherzog gewefen Ware, welcher erfl fieben
Jahre fpatcr feinen offiziellen Einzug in Innsbruck
hielt, bedarf gar keiner Widerlegung
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von P. AJ Oungtl, k. It. Conlcrvator, O S II
III.
8. Hoofs.
1. Judicial- Adlcn 1715 -1850, 52 Fascikel. 2. Schwere
Polizeiübertretungen 1824 — 1850, 1 Fascikel. 3. Kanzlei-
Protokollei6i6 — 1657,1666 — 1679.1680 — 1728, 5 Bande.
4. Vcrkaufs-Protokolle 1729 — 1800, 1 Band. 5. Kaufs-
contraftc 1792—1836. 6. Vcrkaufs-Abhandlungen 1792
— 1850, 1 Fascikel. 7. Heirats- und Entlaffungs-Protukollc
1729—1827, 3 Bande. 8. HeiratscontrarJcc 1782- 1836.
9. Inventurs-Protokolle 1729—1810, 2 Bande. 10. Ver-
laffcnfchafts-Abhandlungen 1832— 1850. 11. Waifcn- und
Depofitenbuch 1729- 1824, 10 Bände. 12. Grundbuch
1697 — 1757, 2 Bände. 13. Lehenbuch 1729 — 1806,1 Band
9. HeiratscontrafTts-Frotokollc 1729 — 1850, 8 Fascikel.
10. Gewährbuch 1740 — 1850 , 6 Bände. 11. Satzbuch
1741 — 1850, 10 Bände. 12. Waifcnamtsbuch 1806— 1827,
46 Bände. 13. Juftizgegenftändc 1819 — 1850,21 Fascikel.
14. VcrlafTcnfchafts-Abhandlungen 1815— 1850, 28 Fas-
cikel. 15. Grundbuchsgcgcnftändc 1826—1850. 12 Fasci-
kel. 16. Waifcn- und Depofiten-Gegenflände 1833 — 1850,
3 Fascikel. £/l Plankcnberg. 1. Vcrkaufs-Protokolle 1644
— 1850, 4 Fascikel und 3 Bände. 2. Inventurs- und
Abhandlungs-Protokollc 1712 — 1843, 6 Fascikel und
4 Bände. 3. Heiratscontracls-Protokolle 1723—1848,
5 Fascikel. 4. Gewährbuch 1754 — 1846, 5 Bande. 5. Satz-
buch 1798—1850, 3 Bände, c) Totzenbach, l Inventurs-
und Abhandlungs-Protokolle 1719 — 1843, 5 Fascikel
und 2 Bände. 2. Verkaufs-Protokollc 1651— 1850, 4 Fas-
cikel und 2 Bande. 3. Heirats-Protokolle 1746— 1849,
3 Fascikel. 4. Gewährbuch 1737 — 1850, 3 Bände. 5. Satz-
buch 1744 — 1850, 5 Bände. 6. Abhandlungs-Aftcn
1830 — 1849, Ii Nummern. 7. Heiratsverträge 1830 —
1849, 2 Nummern. 8. Kaufverträge 1830—1849, 3 Num-
mern. 9. Vergleiche 1830— 1849, 40 Nummern. 10. In-
tabulationen 1830—1849, 78 Nummern, d) Baumgarten.
1. Gewähr-Protokolle 1720 — 1850, 4 Bande. 2. Satz
buch 1774 — 1850, 5 Bände, 3. Kauf- und Inventurs-Pro-
tokolle 1722—1849, 7 Bande. 4. Khecontracls-Froto-
kollc 1783 — 1849, 2 Bände. 5, Abhandlungs-Protokolle
1800 1840, 3 Bände. 6. Teflamente 1800 — 1821,
24 Nummern. 7. Vergleiche 1805 — '838, 1 Fascikel.
8. Inventurs- und Verlafl'cnfchafts-Abhandlungen 1814 —
1849. 5 Fascikel. 9. Grundbuchs-Aften 1823-1850,
2 Fascikel. 10. Judicial-Aclcn, I Fascikel mit 86 Num-
mern. 11. Procefs-Aflen, 1 Fascikel mit 40 Nummern.
12. Crida- Verhandlungen,! Fascikel. e) Stollbcrg. 1. Ge-
währbuch 1798 — 1850, 2 Bände. 2. Kauf-Protokolle
1798- 1850, 2 Bände. 3. Ehccontracls Protokolle 1798
—1850, 4 Bände. 4. Abhandlungs-Protokollc 1798 —
1849, 3 Bande. 5. Satzbuch 1817—1850, 2 Bände.
f) Säufcnftcin. 1. HciratscontrarJis Protokolle 1773—
1849, 4 Bände. 2. Abhandlungs-Protokollc l793-t-i846,
5 Bände. 3. Kaufs-Protokollc 1794—1849. 2 Bände.
4. Gewährbuch 1811- 1850, 2 Bande. 5. Befitzanfchrcibun-
gen 1834 — 1850, 143 Nummern, 6. Einverleibungen
1834 — 1850, 34 Nummern. 7. Löfchungen 1834 — 1850,
37 Nummern, g) Gülte SpitalsholdcnNeulcngbach zu
Pcrtholdsdorf, 1. Satzbuch 1769 — 1850, 1 Band. 2. Ge-
währbuch 1776—1850, 2 Bande. AJ Pcrtholdsdorf
Magiftrat 1. Civiljultiz-Ac>cn, 81 Nummern. 2. Ab-
handlungen, 3 Nummern. t"\ Kirche Anzbach. 1. Satz-
buch, k) Pfarrgülte Neulcngbach zu Anzbach. I. Ge-
währbuch 1824 — 1850, iBand. I) PfarrgulteChriftophcn.
1. Grundbuch 1644, 1693, 2 Bände. 2. Gewährbuch
1717 — 1850, 2 Bände. 3. Gefuche um Begwährungen,
54 Nummern. 4. Auffandungen 1844—1850, 35 Num-
mern, mj Kirchengülte Chriftophen. I, Grund- und Ge-
währbuch, nj Pfarrgülte Altlengbach. I. Gewährbuch
1801—1850, 1 Band. 2. Satzbuch 1824-1849, 1 Band.
3. Gefuche um Bcgwohrung 8 Nummern, o) Kirchcn-
gult Altlengbach. 1. Satzbuch 1823—1840, 1 Band.
p) Kirche Johannesberg. I. Grund- und Gewährbuch,
6 Bände. 2. Grundbuchs-Actcn. 4 Nummern, q) Kirche
Afpcrhofcn. 1. Gewährbuch 1791 — 1815, 1 Band. 2. Satz-
buch 1792- 1850, 1 Band. 3. Grundbuchs-Aclcn 1842 —
1850, 186 Nummern. 4. Kauf- und Eheverträge 1848 —
1850. 5 Nummern, r) Kirche Würmla. 1. Gewährbuch
1769—1850, 1 Hand. 2. Grundbuchs-Aftcn 32 Num-
mern, s) Pfarre Üllcrsbach 1. Gewahrbuch 1721 — 1850,
2 Bande. 2. Satzbuch 1797 — 1850, 1 Band. 3 Contrafte
p. Stteenllial.
I. Vcrkaufsabhandlungs-Actcn 1798 — 1850 I Fas-
cikel. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1806-1850,
1 Fascikel. 3. Judicial-Atfen 1814 -1850, l Fascikel
4 Einreichungs-Protokoll 1846 1850.
10. aj Traismauer.
1. Criminalfachen 1839 — 1850, 2 Fascikel mit
35 Nummern Vorunterfuchung. 2. Criminalfachen 1839
— 1850, (> Fascikel mit 55 Nummern Aclcn. 3 Judicial-
Aclen in Streitigkeiten 1825— 1850, 4 Fascikel mit
559 Nummern. 4. Vergleiche 1816-1840, 10 Bande.
5. Abhandlungen 1816 -1850. 16 Fascikel mit 1516 Num-
mern. 6. Waifen-, Vormundfchafts- und Curatelfachen
1843 — 1850, 1 Fascikel mit 97 Nummern. 7. Dcpofitcn-
amts-Acten 1843—1850, 1 Fascikel mit 43 Nummern.
8. Grundbuchs-Aclcn 4 Fascikel mit 1036 Nummern.
9. Intabulationen und Sat/.cafllrungcn, 2 Fascikel mit
716 Nummern, io. Auffandungen 1825—1842, 2 Fas-
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I -VII
cikcl mit 914 Nummern. 11. Correfpondcnzen 1839 —
1850, 3 Fascikcl mit 553 Nummern. 12. Offiziofa 1839 —
1850, 3 Fascikcl mit 188 Nummern. 13. Kcpcrtoricn
2 Bande.
b) Sufsdorf an der Traifen.
1. Kauf-Protokolle 1620-1809, 8 Bande. 2. Kauf-
Protokolle 1818—1821, 1 Band. 3. Inventurs-Protokollc
1732 — 1832, 6 Bande. 4. Ileirats-Protokollc 1741—1821,
3 Bande. 5. Waifen-A&iv- und Paffivbuch 1811- 1842,
11 Bantle. 6. Grundbuch Nufsdorf 1655 — 1773. 2 Bande.
7. Grundbuch Schlickendorf-Feuersbrunn 1674- 1773,
1 Hand. 8. Grundbuch Ilalb-Franzhaufen 1655 — '7/3.
2 Bande. 9. Grundbuch Keillersdorf 1581- 1773, 3 Bande.
10. Gewährbuch 1602—1731, 4 Bande.
//. ilcrzogenburg.
1. Criminalfachcn , Dcliclcn - Verzeichnis 1685—
1830. 2. Unterfucliungs-Aften 1831 — 1850, 6 Fascikcl.
3. Nachfchlags-Protokoll zu den Untcrfuchungs Acten.
4. Schwere Polizeiubcrtretungen, Delikten- Verzeichnifs
1804 — 1845. 5. Aftcn 1846 — 1850. 6. Index hiezu. 7 Juftiz-
Aftcn 1820 — 1850, 8 Fascikel. 8. Verlaffenfchafts
Abhandlungen 1843—1850. 5 Fascikcl mit 459 Num-
mern. 9. Depofitcn- und Waifenamt Herzogenburg
1761—1829. 18 Bande. 10. Waifenrcchnung 1783, 4 Bande.
11. Vormerkbuch des Stiftes Herzogenburg 1774,
1 Hand. 12. Schuldcnbuch des Stiftes I [erzogenburg
1783, 2 Bände. 13. Waifcnbuch der Hcrrfchaft Form
bach 1774, 3 Bande. 14. Schuldvormerkbuch der Hcrr-
fchaft Formbach 1802, 1 Band. 15. Kauf- Protokolle
1673 — 1800, 6 Bände. 16, Inventurs- und Hcirats-I'ro-
tokollc Formbach 1703 — 1/95. 2 Bände. 17. Inventurs-
Protokolle Herzogenburg 1769—1798, 2 Bände. 18. In-
venturs- und Vcrtragsbuch 1702 — 1802, 12 Bande.
19. Heiratsconfens- und EntlalTungsProtokollc 1718 -
1799, 4 Bände. 20 Grundbuch Herzogenburg 1660—
1700, 1 Band. 21. Grundbuch Formbach 1534 — 1660.
3 Bände. 22. Gcwähr-Kapulare Hain und Inzersdorf
1720 — 1769, 1 Band. 23. Gewähr- Kapulare Herzogenburg
1720 — 1772, 5 Bände. 24. Grundbuch und Kapulare
Nufsdorf 1720 —1791, 1 Band. 25. Gewahrbuch Form
bach 1668, 1 Band.
/J. Neulengbaeh.
aj Nculengbach. 1 Dcliftenregifter 1804—1839,
3 Fascikel. 2. Criminal-Aclen 1830 — 1850, 30 Fascikel.
3. Vorunterfuchungcn 1830 — 1850, 10 Fascikel. 4. Corre-
fpondcnzen 1849- 1850,2 Fascikel. 5. Criminaldcpofiten-
buch. 6. Kinreichungs-Protokollc 1846 1850. 7. Kauf-
Protokolle 1613 — 1850, 21 Fascikel und 6 Bande, 8 In-
venturs Protokolle 1678—1843. 20 Fascikcl und 9 Bande.
1822—1830. 4.Grundbuchs Aaeni840— 1850, 174 Num-
mern, t) Pfarre Kirchftcttcn. 1. Gewährbuch 1747
1850, 2 Bände. 11) Aumuhl. 1. Gewährbuch 1772— 1830.
2 Bande. 2. Verlaffenfchafts-Abhandlungen 1817 — 1849,
15 Nummern. 3. Kauf- und Ehecontracle 1835 — 1849,
26 Nummern. 4. Grundbuchs - Aftcn 1834 — 1850,
138 Nummern, wj Pfarre Brand. 1. GewöhrRapulare
1837—1838. u) Pfarre Sieghardskirchen. I. Kauf- und
Khccontrafte, 8 Nummern.^ Malthefer Ordens Com-
mende Wien. 1. Grundbuchs-Aclcn. 6 Nummern.
ij. Stift Tirnßein.
I. Procefs- Acten 1825 — 1846, 13 Nummern.
if. Pridau.
aj Fridau. 1. t'riminal- Acten 1806 — 1850, 25 Fas-
cikcl. 2 Schwere Polizeiübertrciungen 1840—1850,
3 Fascikel. 3. Helitftcn-Vcrzeichnifs 1829—1837. 1 Fas-
cikel, 4. Civiljuftiz-Actcn 1800 — 1850. 5. Inventurs- und
Abhandlungs protokolle 1745—1849, 10 Bande. 6, Ver-
laffenfchafts-Abhandlungen 1800—1850, 42 Fascikel.
7. Teftamcntc 1842 1X48, 7 Nummern. 8. Ileirats-
Protokollc 1764 — 1850, 4 Bande. 9. Kaufs-Protokolle
1788—1850. 4 Bände. 10. Waifenamtsbuch 1675 - 1845,
26 Bande. 11. Gewohrbuch 1725— 1823, 3 Bande.
12, Grundbuch-Acftcn 1800 — 1850. 33 Fascikel. 13. Ein-
rcichungs Protokolle 1824 -1850, 20 Fascikel. 14. Kc-
pcrtoricn 1800—1832, 3 Bande, b) Ranzenbach-Hein-
berg. 1. Grundbuch 1710 1791, 1 Band. 2. Amts-Proto-
kollc 1754 — 1761, 1 Hand. 3. Inventurs • Protokolle
1769 — 1781. 1 Band. 4 Waifenbuch 1780—1820,3 Hände,
c) Mainburg. I. Inventurs - Protokolle 1743 — 1760
1 Band. 2- Gewohrbuch 1754 — 1801. 1 Band. 3. Satzbuch
1755 — 1787, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780 — 1821, 3 Bände.
d) Wafcn. 1. Kauf- Protokolle 1737 1812, 1 Band
2. Heirats Protokolle 1737 1803. 1 Band. 3. Abhand-
lungs Protokolle 1737— lfi 03. < Band. 4 . Gewohrbuch
1754 — 1808, 1 Band. 5. Waifenbuch 1780—1821, 3 Bande,
t) Hub. 1. Waifenbuch 1780— 1819. I Band, fj Salau.
1. Kauf und Heirats - Protokolle 1755 1821, 1 Band.
2. Vcrlaflcnfchafts-Abhandlungcn 1838 — 1850, l Fas-
cikcl. 3, Schwere Polizeiübertretungen 1846—1849,
1 Fascikel.
ij. Herrfchaft St. Polten.
1. Delikten- Verzcichnifs in fehweren Polizeiüber-
tretungen 1806 — 1849, 2 Fascikel. 2. Schwere Polizei-
ubertretungen 1815- 1848, nach den einzelnen Jahren.
3. Civilprocefs-Aclen 1797—1849, nach den einzelnen
Jahren. 4. Civiljuftiz-Attcn 1818—1850. 22 Fascikel.
5. Gerichts Protokolle 1721— 1820, 1 Band. 6, Inven-
turs-Protokollc 1701 — 1849, 8 Bande. 7. Verlaffen-
fchafts-Abhandlungen 1800 — 1849, 1 Fascikel. 8. Kauf-
Protokolle 1617 — 1809, 2 Bande. 9. Kaufverträge 1803
— 1845, 44 Nummern. 10. HciratsProtokolle 1742 —
1796, 1 Band. 11. Ehecontradle 1832 — 1849, 25 Num-
mern. 12. Grundbuch, 13 Bände. 13. Gewöhrbuch,
8 Bände, 1796 -1828,3 Bände. 14. Satzprotokollc 1459
—1783, 2 Bande. 15. Auffandungs-Protokolle 1799—
1831, 1 Band. 16. Waifenbuch 1797—1822, 9 Bände.
17. Waifen- und Depofitcnamts • Acten 179" — 1835,
5 Fascikel. 18. Grundbuchs-Aften 1797 — 1850 nach den
einzelnen Jahren. 19. lnftrumentcnbuch 1797—1835,
1 Band. 20. Ruflical Faffion, 1 Band. 21. Indices 1797
—1850, 3 Bande.
16. Pfarre Margaretinn.
I. Inventurs-Protokollc 1824-1840, 1 Band. 2. Kauf-
Protokolle 1826 — 1850, 1 Band. 3. HciratsProtokolle
1826—1850, 1 Band.
17. Pfarre Obergrafendorf.
I. VcrlalTenfchafts- Abhandlungen 1819—1844,
8 Nummern. 2. Grundbuchs - Adlcn 1840 — 1844,
60 Nummern.
18. Pfarre Hafnerbach.
I. Grundbuchs-Aclcn 1839—1849, o Fascikcl.
.*
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LVIII
ig. Pfarre Pattenbrunn.
t, Grundbuch, l Band. 2. Gewohrbuch, 1 Band.
3. Kaufprotokolle, 1 Band. 4. Adeliges Kichtcramt,
Acten 1784—1848, 42 Nummern. 5. Justiz-Acten 1819
1848, 28 Nummern. 6. Untcrthans-GegenfUnde
1760 — 1847, 34 Nummern. 7. Inventuren 1780 — 1849,
2 Fascikcl mit Nr. I — 48 und 218 — 258. 8. Grundbuchs-
Acten 1789 — 1850, 2 Fascikel.
20. St. Andrii an der Traifttt.
1. Vergleiche 1820 — 1849, t Fascikel. 2. Schätzun-
gen und Fcilbictungcn 1820 — 1842, 1 Fascikcl 3. .Streit-
fachen 1843—1850, l Fascikel. 4. Abhandlungen 1843
— 1850. 2 Fascikel. 5. Vormundfchafts-Sachen 1843 —
1850, 1 Fascikel. 6. Depofitenamts- Acten 1843—1850,
1 Fascikcl. 7. Correfpondcnzen 1843- 1850, 1 Fascikel.
8. Offiziofa 1843—1859, 1 Fascikel. 9. Gcrichts-Pro-
tokollc 1794— 1801, 4 Bände. 10. Invcnturs-Protokollc
1709—1790, 7 Bände. M, Kaufprotoknllc 1698, 1725,
1768 — 1806. 12. 1 Icirats-Protokolle 1704—1789, 3 Bände.
13. Gewohrbuch 1746—1769, 1785 — 1801. 14. Gewohr-
Rapularc 1770— 1784. 15. Waifcnbuch 1789 — 1832,
11 Bände. 16. Grundbuch Oberndorf 1662. i'Rand.
17. Grundbuch Unterwolbling 1675, 1 Band. 18. Grund-
buch Mamau 1682, 1 Band. 19. Grundbuch Eixendorf
1682, 1 Band. 20. Grundbuch Baumgarten 1726, I Band.
21. Grundbuch Ludmcrfcld 1682, l Band. 22. Grund-
buch Walkersdorf 1741, 1 Band. 23. Grundbuch Wal-
dendorf 1682, 1 Band, 24. Grundbuch Fels, 1 Band.
31. Wafferburg.
1. Streit fachen 1810 — 1850, 40 Fascikel. 2. Schwere
l'oli/eiubertretungen 1811- 1850, 2 Fascikel. 3, Vcr-
laffcnfchafts- Abhandlungen 1809 — 1850, 41 Fascikel.
4. Grundbuchs-Acten 1818— 1850, 30 Fascikel. 5. Wai-
fenamts- und Curatels-Aclcn 1824- 1850, 1 Fascikcl.
Die Tauffteine zu Elbigenalp und Rankweil.
Von (lonfervalur Samn.-/ 'Jt-any,
[jEITAB vom grofsen Verkehre liegen in cin-
famer Alpenhöhe auf der oberften Thalftufc
des Lech die Häuferhaufen von Flbigenalp, der
alterten Anfiedlung im Lcchthal, die einft, zuftnndig
dem St. Magnus-Stifte in Füfscn, den Mittelpunkt der
Seelforge viele Stunden weit thalaufwärts und abwärts
bildete. Da fie fchon im Jahre 1401, als die Filiale
Holzgau fich von ihr ablofte, urkundlich die „alte
Pfarre* genannt ward, documentirl de wohl zur Genüge
ihr ungemein hohes Alter. Finen Ucberreft aus der
Zeit des erften Kirchenbaucs hat fie fich in dem alten
Taufftein „mit einer fchwer zu enträthfclndenlnfchrifl",
— wie Ludwig Stcub in feinem Werke „Drei Sommer
in Tyrol" feiner Zeit erwähnt — noch gerettet, ein fo
feltfames Denkmal, dafs es eine ausführlichere Bc-
fchreibung wohl verdient.
Dicfen alten Taufftein finden Befucher in der
neuen Kirche rechts vor dem Chore aufgcftcllt, leider
wie es häufig vorkommt, fo nahe an die Mauer gcrückl,
dafs, um ihn zu zeichnen, theilweife der Spiegel zu
Hilfe genommen werden mufste. Das Material beftcht
aus weichem grauem Sandftcin, wenig widerflehend
dem Froll c, der denn auch an dem oberen Schriftrand
fchon bedenkliche Verheerung unter den Buchflaben
an gerichtet hat. Ueber ganz niedrigem cylindrifchem
Fufsc von beträchtlicher Dicke erhebt fich, wie ein
keffelformigcr Zuber gertaltet, das gewaltige Tauf-
becken, vom Boden weg 80 Cm. hoch, mit einem
Durchmclicr von 96 Cm. am Rande und einem folchen
von 103 Cm. an der bauchigften Stelle. In der äufsern
Geftalt erfcheint noch ziemlich die Form alter Tauf-
brunnen feftgchalten, in denen die Taufe durch Immer-
fion fich vollzog, wenn auch damals diefer Brauch
langft verfchwunden war und der nur gering ausge-
höhlte Innenraum niemals eine folchc Beftimmung
zugclalTen hätte.
Den obern, 10 Cm. breiten Rand umzieht in
gothifchen Minuskeln die folgende forgfältig ausge-
führte Infchrift:
anno dm nVcccCxl prespiter in menfa xpi (Chriftij
quafi agnus dmi idominil placct" dat tibi vita (ml dat
a'(ut) mor(tcm)°.
Die fchonc Ausführung und intaetc Erhaltung
läfst die Jahrzahl fo deutlich als 1440 lefen, dafs
Fig 1 0. (Elbigcmtp.)
Ludwig Steub wohl nur Dunkelheit im Räume irre-
führte, fie als 1411 anzuführen. Noch fparlicher mufs
das Sonnenlicht zu Thal und Kirche gedrungen fein,
als ein Alterthumsforfcher aus Augsburg die Infchrift
fclbft folgendermafsen las; Presbyter inmerfa pupa tpje
agis omnium prima authoritate tibi nata dat animos,
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LIX
was derfelbe in nicht minder kuhner Weife alfo
verdeutfehte:
„Der Pricftcr, mein getauftes Puppchen (!), von
dem du die erfte Weihe begehrft, verleiht dir, mein
Kindchen, aus höherer Vollmacht Muth und Kraft."
Wortlich und richtig uberfetzt lautet aber der
Satz wie folgt: „Der Pricfter am Altartifchc gibt an
Stelle des Lamme» Gottes das I.cben und gibt auch
den Tod,* womit in aufserft prägnanter Weife ein
fpeeififeh kathotifcher Gedanke fich ausgedruckt findet,
Etwas rathfclhaft mag es feheinen, dafs gerade ein
Taufftein folchc Umfchrift tragt, weil aber der Taufacl
eine Ausübung der Pricftcrwürde ift, fo ging man in
der Abficht, diefe herauszuheben, naturgemafs auf
die hochfle Amtshandlung über, die noch geheimnifs-
vollcr ift, als die Spendung der Taufe. Diefe fetzt die
katholifche Glaubenslehre in innige Beziehung zur
Kuchariftie, fo zwar, dafs die Taufe das Recht auf die
letztere gibt. Die Infchrift fafst alfo die Taufe im echt
katholifchen Sinn als das Thor auf, durch welches
man zum cuchariftifchcn Chriftus gelangt.
Kine folchc Auslegung fleht im Einklang mit
der reichhaltigen Ornamentik, in welcher die mittel-
alterliche Symbolik der Taufe und Kuchariftie ihre
angcmcffcnc Stelle gefunden. Ks reihen fich unmit-
telbar unter dem Rande fechs kreisrunde Medaillons
aneinander, von rechts nach links folgende Darftcllun-
gen enthaltend :
I. Ein gehörntes vierfufsiges Thier, offenbar eine
Ziege, wiewohl es fraglich, ob der Steinmetz damit
feinem Auftraggeber entfprochen. Diefe leicht zu bc-
fehaffende Creatur mufstc ihm wohl in Ermanglung
des richtigen Originals eher als Modell für den Widder,
in dem die Verfohnung mit Gott fich ausfpricht, wenn
nicht gar für den ilir/eh dienen, welcher auf Tauf-
becken fo vielfach als Symbol der heilsbcgicrigcn
Seele dargeftcllt wird.
Fig. t t. i Elbli;enalpc. j
2. Ein mannliches bartiges Geficht, welches den
innern Kaum des Kreifcs bis auf ein Segment ausfüllt ;
was die niedere Stirn umgibt, ift kein Diadem, fondern
das Kopfhaar. Die zwei runden Vertiefungen an den
Wangen find fchwicrig zu deuten, wenn fic nicht
Ohren oder Ohrengehange bezeichnen. Diefer mann-
liche Kopf halte für fich allein hingereicht, ihn als
Darfteilung des Mondes zu charaktcrifiren ; zur Hebung
aller Zweifel ifl ihm aber noch links am Rande des
Kreifcs die Mondfiehel beigegeben. Wie bekannt,
drückt der Mond mit der Sonne, die wir ihm unmittel-
bar angereiht fchen, den Hegriff der Ewigkeit und
Gottheit aus.
3. Ein weibliches Geficht innerhalb eines Strahlen-
kreifcs ftcllt die Sonne dar, aufscr dem eben citirten
Begriff auch das Sinnbild der Gnade Gottes, die
hcrausleuchtct aus dem Taufwaffcr, das Symbol der
wahren und reinigenden Liebe.
4. Ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, dickem
Hälfe und kräftigem Schnabel, zwifchenden gefpreizten
Keinen ein Kreis mit Fifchblafcn-Ornamcnt; eher als
Adler oder l'fau dürfte diefcs fragmentarifche Vogel-
gebilde einen Pelikan vorftcllen, in welchem fymbolifch
der Opfertod Chrirti ausgedrückt wird.
5. Kine unförmliche Menfchengeftalt, eigentlich
nur Kopf und Hals mit armahnlichen Gliedern, in
der ich geneigt bin, einen Unhold, den bofen (ieifl,
zu erkennen, mit dem das Mittelalter fich fo gern
befchäftigte. Dcftcn Ausweisung und Ueberwindung
kehrt in fo überaus vielen Dardellungcn in »1er innern
und aufsern Ornamentik der Kirchen wieder; wenn wir
einer folchcn Teufelsfratzc auch auf dem Taufftein
begegnen, fo liegt keine Krklarung naher, als in ihm
das bofe Princip im Menfchen im weitem Sinne erfafst,
vielleicht die Krbfündc) zu erkennen, welches durch
das Sacrament der Taufe ausgetrieben werden foll.
6. Der Kelek, umgeben von Sonne und Mond,
das ift der Priefterftand mit Beziehung auf das Mefs-
Opfer gedacht ; wir fchen ihn in Verbindung gebracht
mit den Symbolen der Kwigkeit und Gottheil,
entfprechend der katholifchen Glaubenslehre, wornach
der I'ricfter am Altare das Kamm Gottes vertritt
und kraft feiner Weihe Handlungen mit der gleichen
Geltung und Wirkung vornimmt, als wenn (Jhriftus,
der Kwigc und Gottliche, fie felbll vollzöge.
Den Raum zwifchen den Medaillons füllen fieben
gothifchc Spitzbogen aus, von denen drei lieh nicht
bis unten fortfetzen. Innerhalb eines folchcn Bogens
bemerkt man ein dreifeitiges Wappcnfchildchcn mit
ausgebauchten Seiten, eine kreuzähnlichc Figur im
Felde. Vor dem letzten Spitzbogen ift noch ein Kaum
ausgefpart zur Aufnahme eines weitem fymbolifchen
Thieres, des Ifahns, von welchem der Ruf zur Kufse
ausgeht, das bekannte Sinnbild der Wachfamkcit, zu
der die Taufe verpflichtet.
Noch bleibt die mit figürlichen und gothifirenden
Blatt ■ Ornamenten gcfchmücktc Vorderfeite — als
welche fic der Beginn der Infchrift kennzeichnet — zu
erwähnen. Diefe vier grotesken Gcfichter gegen ein-
ander vergleichend, kann ich mich des Gedankens
nicht erwehren, es fei mittelft derfelben eine Darftcl-
lung der Alter und Gcfchlechtcr im Momente ihrer Auf-
erftchung bcabfichtigt, worin die Krlofung des ganzen
Mcnfchengefchlechtcs durch das Sacrament der Taufe
ihren hochften Abfchlul's erfahren foll. So fchwach
begabt fich die Hand des Steinmetzen zeigt, wufstc
fie doch fo weit ein Verftandnis ihrer Arbeit zu
erreichen, um herauszufinden, dafs in dem kleinllcn
unbehaarten Köpfchen zu unterft, gleich einem Filz
an dünnem Stiel nach oben wachfend, die Neugc-
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LX
borncn, überhaupt die Kinder, in dem oberften Kahl-
kopf das Bild eines Greifes und in den behaarten
kräftigen Köpfen dazwischen Mann und Frau als
Kepräfcntantcn des mittleren beften Lebensalters dem
Hefehauer vorgeführt werden follte. Der Stellung des
jugendlichen Menfchen, der feine Arme himmelwärts
hebt, begegnen wir häufig in Sccnen der Auferstehung;
fcltcner und origineller erfcheint die Darftcllung der
tfg. z (Rull weil.)
beiden Kopfe [der Krau und des Grcifesi ohne den
ubrigen Korper, wodurch eine Andeutung ihres vom
Irdifchen losgelollen Wcfcns verflicht fein mochte,
welche Abficht noch eine weitere Verflarkung erfahrt
durch Anbringung von blattartigcn Flügclanlätzen, um
das Schweben im Räume zu bezeichnen. Die fpatcre
Gewohnheit, Kngel als geflügelte Kindcrkopfchcn allge-
mein darzuftellcn, ift mit der an unferm Taufftein zur
Anfchauung gebrachten Idee in nichts verfchieden.
Der alte TaufTchein, jetzt in der I iauptkirchc zu
fehen, (tand ehedem in dem altern Gotteshaufe
daneben, der kleinen St. Martins-Capcllc, welche als
die alterte des Thaies gilt (fie war 1489 fchon der
Ausbcfferung bedürftig'. Im (iebeinhaufe der Capelle
Hell man jetzt noch, in vcrblafstcn Zügen an die
Mauer angefchriebtn : j^/YTACÄ.. von Graveur
Fulger, dem bekannten Chroniften des I.echthalcs
als 1104 erklart, was mir ganz und gar unglaub-
würdig erfcheint; entweder ift es eine zur Minuskel-
zeit allgemein übliche Abweichung von der alt-
romifchen Schreibweife, wonach Anno 1304 zu lefen
wäre, oder es ift das £ cinft ein fj gewefen, deffen
aufrechter Strich mit der Zeit verfchwunden, was mir
um fo annehmbarer erfcheint, als an einem andern
Theile der Mauer die Jahrzahl 1504 in zum Thcil
romifchen Fettern fich alfo wiederholt: A M D Ä.
In dem über eine Stunde entfernten fMsgau
fand ich, zur Hälfte eingemauert, ebenfalls einen fchr
alten Taufftein, in Form und Grofsc mit dem in
Flbigenalp übeicinflimmend. So ausserordentlich ver-
wittert der Stein fchon ift, lafst fich doch noch
erkennen, dafs der obere Rand ebenfalls eine Infchrift
getragen. Dagegen zeigt er keine Spuren von Reliefs
an der Seite, wie fein Nachbar in Flbigenalp, deffen
jetziger Standort in der I lauptpfarrkirche eben fo
wenig der urfprünglichc ift ; denn feine I leimat ift in der
nebenan liegenden gothifchen St. Scbaftians- Capelle
zu fuchen, deren Erbauung laut einer Infchrift im
Chore ins Jahr 1487 zu fetzen ilF
Im alten St. l'cter zu Rankweil befindet fich
ebenfalls ein alter Taufftein. Fr ift, wie Fig. 2 zeigt,
von plumper Form, ein halbkugclformigcr, fich der
Kelchform nähernder Behälter auf einem dicken,
glatten eilindrifchen Fufsc. Am oberen reifformigen
Rande findet fich folgende Infchrift: „Der Stain ift des
edlen Vellen Innckcr Lcnhard", deren Schlufs auf der
glatten Bodenfeite: Junas Vogt af Nunburg 1567, das
Familienwappcn der Jonas — ein auf drei Gipfeln
einherfchreitender Steinbock — zwifchen einfchliefsend.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Vun Dt K«ri Lmd.
XI
(Mit 15 Te»l-llluftraiioncn.)
LOBAN1TZ. Die Pfarrkirche bcllcht aus einem
Schmalen und fchr gedehnten Schiffe und dem
damit gleich breiten und kurzen Chore, beides
aus fpat-gothifcher Zeit ; der Chor bildet fich aus einem
quadratischen Joche, das fpitzbogig überwölbt ift, und
dem fünffeitigen Schluffc mit neuerer Ucbcrwölbung
aufsen mit Strebepfeilern, die Fcnfter lind rechteckig
modernifirt. Das Schiff zeigt in feiner Uebcrwolbung
das der letzten Zeit der Gothik eigene Rippcngewirre;
einige dcrl lauptrippen verlaufen aufWandfaulchen, die
Fenrter der Nordfeitc find fpitzbogig, der Triumph-
bogen halbkreisförmig. An der Ortfeite des Schiffes
der zur alten Anlage gehörige Thurm, der theils
gepaarte, theils einfache Schallfenfter hat, und von
vier Giebeln und einem achtfeitigen 1'yramiden-Dachc
bekrönt wird. 1
Die Kirche gehört mit dem I'resbyterium einer
früheren gothifchen Anlage an, der Zubau des Schiffes
ftammt aus der Zeit der Spat-Gothik. Die argen
Modernifirungen dürften um 1698 gefchehen fein,
1 Mit thciUcifct Bcuiiuuiif d«r Boichlc der lltcrtn Gr.'/trr, /VMiul
„r,d imum.
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LXI
welche Jahreszahl wiederholt in der Kirche zu bemer-
ken ift. Die Denkfteine in der Kirche gehören geg-
lichen Pcrfonen an, (lammen aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert und find künftlerifch wcrthlos. Der Taufftcin
dürfte noch dem 17. Jahrhundert angehören und hat
die Geftalt ahnlich wie in Dittersdorf. Fig. 1 gibt die
Abbildung der am Friedhofe bei der Kirche befind-
lichen Todtcnlcuchte (im Volksmunde: Leuchtthurmi ;
fonderbarcr Weife ift das viereckige und nach vier
Seiten offene Lichthauschen mit einem Schindcldache
bedeckt, aus dem fich die fteinerne Kreuzblume her-
aushebt (Fig. 1).
Fig. 1 (Glob.nil..) K.g. 4. 5. (Mochlingl
Nordlich der Kirche eine Rund-Capelle aus der
Uebergangszeit vom Grundriffe der Fig. 2. Der Ein-
gang fpitzbogig, Kreuzrippen, kleine im Kleblatt
Bogen gcfchloffene Fcnfter. Das Dach kegelförmig; ob
ein Gruftraum beftcht, ift nicht bekannt, ein Eingang
ift nicht zu bemerken.
Die Filial-Kirche zum heil. Johannes in Jaunßein
ein kleiner cinfehiffiger Bau, im Chore mit fpitzbogigem
Gratgewölbe und zierlichem gemauertem Dachreiter.
An der Aufscnfeitc des Chores 1678, des Schiffes 1735.
St. Stephan in Feuersberg, Die Pfarrkirche durfte
noch im 15. Jahrhundert entftanden fein, beftcht aus
einem groisen breiten Schiffe und einem Presbytcrium
(oblonges Joch und fünffeitiger Schlufs) mit fchoner
Netzrippen - Ucberwölbung, Dreiviertelfäulchen als
Wandftutzen, doch haben nur die im Chor eigene
Capitalc mit Gefichtsmasken. Die Fenrter fpitzbogig
doch nur das Mittelfcnfter im Chor-Schluffc mit Maafs-
werk. DicBruftung des Orgel-Chores theils mit Relief-
figuren: St. Stephans und Laurenz, wie fic zwei knic-
enden Armen Almofen fpenden, theils mit verfchlun-
genem Blend-Maafswcrk geziert. Der Triumphbogen
ift mit drei Seiten aus dem Achteck profilirt. An der
fudlichen SchiffTcitc ein Wandgemälde, die Kreuzigung
vorftellcnd (renovatum 1776); der Taufftein ift info-
fern beachtenswert!«, als f.ch in eigenthümlicher Weife
die Windung der Säule auch am Becken fortfetzt.
Aufsen Strebepfeiler um die ganze Kirche. Der Thurm
Hebt an der U'eftfront und dient im ErdgcfcholTe als
Vorhalle, hat doppelte fpitzbogige Schalllöcher, ein
achtfeitiges Zeltdach und vier Giebel.
Die St. Lorenz-Kirche in Stein (Fig. 3) foll fchon
im lt. Jahrhundert geftiftet worden fein. Die Bauart
diefer kleinen Kirche, die fich auf einem gegen Süden
und Often fteil abfallenden Hügel erhebt, zeigt ver-
fchiedene Bauzeiten für die einzelnen Theile. Der halb
runde Chor-Schlufs fammt Krypta gehört noch der
romanifchen Zeit an. Das Schiff hat in einem Joche,
fowic das Chor-Quadrat ein zufammengefetztes Kreuz-
gewölbe mit Kippen auf Confolen ruhend. Der Thurm
flammt aus neuefter Zeit, Hinfichtlich der Krypta ift
zu bemerken, dafs fie fich unter dem Quadrate ausdehnt
und hier durch vier ziemlich fchwache Trennung*
Säulen untertheilt wird; rundbogige Kreuzgewölbe,
kleine halbrunde Fcnfter in den überaus ftarken
Wanden; der romanifche Bau aus Tuffftcin.
Fig. 3. (Stein.)
Die durch den koftbaren Holzfchrein, der wahr-
scheinlich ein heiliges Grab war und fich nun in den
Hoffammlungcn befindet, bekannte Kirche zu Mochling
ift ein fpät-gothifcher cinfehiffiger Bau mit neuerem
Capellen- Anbaue und einem der Wcftfeitc vorgebauten
Thurme mit hohem achtfeitigem Zeltdache, delTen Erd-
gefchofs als Vorhalle dient. Im Chor und Schiff Netz-
gewölbe, die Rippen ruhen im Chore auf Wandfaulen,
fonft auf Confolen (Fig. 4). Die beiden Fcnfter im
Schiffe fpitzbogig. ebenfo die gepaarten Fenfter am
Thurme. An einem WeihwafTerftein ein Schildchen mit
der Jahrzahl 1521. An der Evangelien-Seite des Chores
fteht der Taufftcin [Fig. 5). Zwei Glocken fuhren die
Jahreszahl 1666. An der Evangelien-Seite des Altars
fteht ein etwas plumpes Sacraments Häuschen in Form
einer Nifche ohne Bekronung auf einer Halbfaule ruhend.
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LX1I
Unter den mittelalterlichen Baulichkeiten zu
/ plktrtmarkt fei zunüchft der am Friedhofe flehenden
cinfehiffigen Ruprcchts-Kirche gedacht. Sie war bis
Mitte des 13. Jahrhunderts die Pfarrkirche, auch gehört
Tie mit ihrer erften Anlage noch in die romanifchc
Styl Periode zurück, urfprünglich ein Hafilikcn-Bau mit
flachgedccktcm Schiffe, das in jüngerer Zeil überwölbt
Fig b. (Volkcrmaikt )
wurde, wie überhaupt an dem ganzen Haue wiederholte
Reftaurationen mitunter gcwaltfam wirthfehafteten.
Das Schiff beficht aus fünf Jochen, davon jetloch das
letzte Joch jetzt als Prcsbyterium dient. Als Presby-
tcrium diente urfprünglich die viereckige mit einem
Kig. 7. »Griffen.)
Kreuigewölbc überdeckte Halle, darüber fich der
Thurm erhebt, der übrigens ein jüngerer Hau fein
durfte. Durch die Uebcrwolbung wurden die urfpning-
lichcn kleinen Fcnflcr in der oberen Wand des Schiffes
gcgenftandslos, da fie über die Wölbung kamen.
Das Gcwulbe der Thurmhalle, die mit Kleeblatt-
bogen gefchloffencn dortigen Abfehlufsfcnftcr, die im
gefchweiften Spitzbogen dort angebrachte Nifche
dürften mit dem Thurmbau entflandcn fein, in fo
weit diefer fich vom erften Gefchofse erhebt, denn dort
findet fich noch ein romanifcher Rundbogenfries. Der
Fries im zweiten Stockwerke enthalt arcadenartig
aneinander gereihte Maucrblenden. Das Haupt-Portal
ill im Rundbogen conflruirt, in drei Stufen eingezogen
Fi|j. 8. (Griffen)
mit einfach gegliederten Kämpfern. Im Bogcnfcldc
der Reft einer antiken Sculptur, wie man fie in Treffen
findet, in fechseckigen Feldern Kofcn und Sternen.
Ucbcr dem Portale ein einfaches Rundfenfter, das
Seiten-Portal im gefchweiften Schutzbogen. An der
rechten Seite ein fpat-gothifcher Capellen-Bau.
Fig. <» 10 1 Griffen
Im Thurme fand lieh noch vor kurzem ein Glas-
gemaUle mit den Bruftbildern des heil. Nicolaus und
Ruprecht auf reich ornamentirtem Grunde, Glas-
malereien, die in das 14. Jahrhundert zurückreichen
dürften (Fig. 6).
Die alte Pfarrkirche St. Jacob im Stifte Griffen
war urfprünglich eine einfache romanifche Kirche, die
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LXIII
während der gothifchen Periode faft ganz umgebaut
und in eine Hallenkirche umgeftaltet wurde. Sie ift
einfehiffig mit einer Abfcitc als neuerem Zubau (1538).
Das Langhaus ift mit einem Netzgcwolbe überdeckt,
deffen Kippen auf Hatbfaulcn mit vorgelegten Rund
ftäben ruhen. Zwifchcn Chor und Schiff die Thurm-
halle, ein Reft des romanifchen Baues. Der Thurm
Kig. II. 1 Berg.)
ift mafiiv und erhebt fich nur wenig über das Kirchen-
dach, jetzt mit vier Giebeln und fpitzem Helme, rund-
bogige Fenfter. Das Presbyterium befteht aus dem
funfieitigen Chor-Schluffe und einem Gcwblbejoche.
Kreuzgewölbe mit ftarken Rippen auf Halbrundftäben
und grofsen Schlufsfteinen. Die Fenfter fpitzbogig mit
einfachem Maafswcrke. Das Haupt-Portal und das
Seiten-Portal rundbogig, erfteres zweimal in der Wan-
dung abgeftuft. Der Sturz wagrecht, im halbrunden
Tympanon ein Kreuz, Fig. 8, Fig. 9 vom Seiten-Portal.
Ueber dem Haupt-Portal der Wcftfcitc ein Fünfpafs-
Rundfcnfter, im Giebel ein viereckiges ftark einge-
zogenes Fenfter. Die Strebepfeiler dreimal abgeftuft. 1
Fig. 12 (Berg.)
Im Seitenfchiflfc ein dahin verfetztes romanifches
Fenfter mit charakteriftifcher Mittelfaule. (Fig. 10.) In
der Sacriftci ein gothifirendcr Kelch von 1651.
■ M,.ik. L i.j, 11. 4 > XL**.
VIII. N. Y.
In der Nähe der Kirche war wenigftens noch vor
einigen Jahren ein viereckiger maffiver Fcftungsthurm
mit bedachtem Mordgange geftanden.
* ä
Fig. 13. .Berg.)
An der Wehrmauer ein Relief aus rothem Sand-
ftein, die drei Könige darftellcnd, in roher Sculptur,
doch wahrfcheinlich aus früh-gothifcher Zeit (Fig. 11).
Fig, 14. (Sachfenbnrg )
Die Pfarrkirche in Berg. Decanat OberDrauthal,
einer fchon 1292 urkundlich erfcheinenden Stiftung,
gehört noch theilweife der romanifchen Bauzeit an.
Der Grundrifs zeigt ein breites Langhaus von drei
Travecn mit fchr intereffantem Netzgewölbe (Fig. Ii),
das jedoch in den letzten Decennien eine ausgiebige
Acnderung durchzumachen hatte. Ks beftand nämlich
h
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LXIV
in Mitte zwifchen dem erden und zweiten Joche ein
achteckiger Pfeiler, auf dem fich das Netzgewölbe
fächerförmig auflagerte. Diefer Pfeiler wurde caffirt
und dasNetzgewolbe theilweifc entfprechend erneuert.
Zwilchen dem zweiten und dritten Joche flehen zwei
folche Pfeiler, die zugleich den Orgel-Chor mittragen.
Auf der Sudfeitc drcithciligc Strebepfeiler.
Das Presbyterium befteht aus einem Quadrate,
daneben der Thurm mit der Sacriftei, im unteren Ge-
fchofsc und aus dem halbrunden Schluffe ausgc-
fprochen romanifchc Bauthcilc. Im Presbyterium-Jochc
ftarke rohe Rippen. Die Aufsenfeite der Apfis hatte
ohne Zweifel eine Bemalung mit reliefirtcn Heiligen-
feheinen, denn diefe find unter der Tünche noch zu
erkennen; ein Nimbus hatte in der Mitte eine Krone.
An der Südfeitc des I.anghaufes drei Fcnfter und ein
kleines Portal. Das romanifchc Haupt-Portal an der
Fagadc verengt fich zweimal mit dazwifchen gelegten
romanifchen Siulcn, geradem Sturz und halbrundem
Schluffe. In der Sacriflci acht alte gothifchc Leuchter
von vcrfchicdcncr Gröfsc.
Der Thurm fcheint zum gröfsten Theil der roma-
nifchen Zeit anzugehören, hat rundbogige Doppcl-
fenfter mit Thcilungsfaulen. Die Fenfter der Glocken-
ftubc dagegen fpitzbogig, vier Giebel und ein acht-
feitiger Helm. An einem fehmiedeifernen Gitter eines
Thurmfenfters die Jahreszahl 1501. Auf dcrNordfcitc der
Kirche Schicfsluckcn, auf der Südfeitc eine Pechnafe.
In der Kirche findet fich das
Grabmal des Hans Gausler, Pfleger
in Rottendem 1589, des Ulrich
Mayer zum Jordanhof am Stein
1606, ein Kreuz in Relief, davor
kniet ein Ritter mit zwei Frauen ;
des Oswald Mulcth 1685 Pfleger
von Greifenburg, endlich der Frau
Lucia der Ungnadin des Herrn
Ulrich v. Wcispriach Gemahlin
(Wappen der Weispriach).
Die Michafh-Caprfle (Fig. 12),
ein mit Strebepfeilern geftützter
Rundbau und mit aus dem Halb-
kreifc conftruirten Concha, nord-
lieh der Kirche gelegen. Der Unter-
raum dient als Beinhaus. In der
Apfis drei, im Rundbau ein Fenfter.
Der Eingang ins Beinhaus von
aufsen. Die Aufsenfeitc der Capelle
zeigt an einem Wandfcldc Rcfte
einer alten rohen Malerei: Chriftus
mit den fchlafenden Jüngern am
Oelbergc. Im Innern am Schlufs-
fteine das Lamm gemalt, die Rip-
|ienbemalung fchon fchr* zerftört. An den Gcwolbe-
kappen erkennt man: Jefus auf der Halbkugel, ihm zu
Füfscn Maria und Johannes, dann drei Apoftel und ein
Kngel, dann drei fitzende Apoftel, unten das Fege-
feuer; die Verkündigung, der Engei kniet vor Maria,
in einer gothifchen Architektur ift Gott Vater zu
leben; dann drei Apoflcl, ein Engel, und die Auf-
erftchung |ri, drei Apoftel, ein Engel mit dem Kreuze
und ein zweiter, der die Seligen ins Paradies führt;
auf dem Verkündigung* - Bilde: op. fec. Johannes
Achthalter (?).
Zur Kirche in Berg gehört die Alhanafius-CapclU
aufserhalb des Ortes gelegen. Schlank und fchon baut
fich das Presbyterium mit feinem dreifeitigen Schluffe
(Fig. 13) auf, mit den fein gegliederten Strebepfeilern
und mit feinem zierlichen Netzgewölbe, deffen Rippen
auf runden Dienftcn ruhen. An den Wanden findet
lieh die Legende des heil. Athanafius, gute Malerei
aus der RcnailTancc-Zeit. Das Schiff ift niedrig und
mit einer alten Holzdccke verfchen, deren Vcrfcha-
lung fich an den profilirten Triumphbogen anfchliefst
und mit den den ganzen oberen Raum bedeckenden
Galerien. Im Presbyterium eine gothifche Mcnfa. Der
Sockel der Kirche fein profilirt.
Die Pfarrkirche in Saclifenburg (Fig. 14) hat eine
cinfehiffige Anlage mit in das Schiff einfpringenden
Pfeilern, die zugleich als Dicnftc für die Rippen des
Netzgcwolbes dienen. Einige diefer Auflagcftcllcn find
mit einfachen Rippen geziert. Auch das aus zwei
Jochen und drei Seiten des Sechseckes im Schluffe
bcftchcndc Presbyterium hat ein — wohl aber etwas
einfacheres Netzgewölbc , die Rippen vereinigen fich
hier mit den Dienftcn, indem fie in deren Capital cin-
fehneiden. Beim Triumphbogen laufen die Rippen auf
Confolen auf. In den drei Schlufsftcincn roth und weifs
bemalte Wappen. Die Sacriftei befindet fich im Erd
gefchofse des Thurmes zunächft dem Presbyterium,
(Spitzbogen -Fenfter und Spitzhelm). Die fchr.igcn
Strebepfeiler des Prcsbytcriums gehen nur bis zur
Fig. 15. .Ob«r S ottc«rcl<l )
halben Höhe des Gebäudes. Das Haupt- und das
Seiten-Portal einfach profilirt und mit ziemlich rohen
fehmiedeifernen Befchlägen verfehen. Die Fenfter fpitz-
bogig mit Maafswerk. An der Aufsenfeitc Spuren alter
Malerei. In der Sacriftei ein fpat gothifcher Kelch.
In der Kirche das Grabmal des falzburgifchcn
Pflegers Joh. Glikoflcr 1678 und der Reft eines Grab-
mals von 1440, auf dem Stein ein Kreuz, links ein
unkenntliches Wappen.
Nahe bei Sachfcnburg liegt das kleine romanifchc
Kirchlein zu St. Rupert in Obtrgotlesfeld, der Grund-
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LXV
rifs veranfchaulicht deutlich die romanifchc Anlage mentcn bematt, unten die Symbole der Evangcliftcn
mit der halbrunden Apfis und Holzdecke einfacher in Medaillons [Fig. 15). Der in neuer Zeit leider arg
Landkirchen. In der Concha eine Freske: Chriftus als herausgeputzte Flügel-Altar mit den Darrtellungen
Weltrichtcr auf dem Regenbogen in der eiförmigen der Verkündigung, der Geburt Chrifti und des Todes
Glorie. Der Grund herum mit reichen Pflanzcn-Orna- Märiens verdient befondere Beachtung
Notizen.
24. ( Rathfchlägc in Betreff alter Wandgemälde in
Kirchen. Sehloffern etc.).
Seitdem man in Oefterreich den Denkmalen
der Kunft der Vorzeit gröfsere Beachtung fchenkt,
was insbefondere durch die von der k. k. Central-
Commiffion für Kunft- und hiftorifchc Denkmale, von
den Gefchichts- Vereinen der einzelnen Lander und
mitteilt zahlreicher Publicationcn ausgehenden Anre-
gungen feit einigen Deccnnicn gefchieht. irt man auch
auf die in vielen Kirchen, Capellen, Kreuzgangen,
Schlöffern u. f. w. noch vorhandenen Wandmalereien
aus dem Mittelalter und der nachfolgenden Zeit
aufmerkfam gemacht worden. Es hat fich gezeigt,
dafs deren weit mehrere vorhanden find, als man
erwartete und nicht nur grofsc Bauwerke in ganzen
Cyklcn mit folchen ausgefchmückt find, wie die Kreuz-
gänge von Schwaz, Brixen, im Frauen-Chor des Domes
zu Gurk, die Schlöffcr Kunkclftcin in Tyrol, Karlrtcin
in Böhmen und andere, fondern auch kleinere Kirchen,
namentlich in Böhmen, Tyrol und Kärnten, fowie
Capellen, unter diefen befonders die neben den Kirchen
flehenden Rund-Capellen (fogenannte Karner), kleinere
Burgen und Häufer folchc aufweifen.
Sehr viele diefer Malereien wurden in einer Zeit,
welche für die Kunft des Mittelalters wenig Verftänd-
nifs hatte, übertüncht und werden neuefter Zeit wieder
blosgelcgt. Gar manche mögen noch unter der Tünche
verborgen fein und harren der kunftfinnigen Hand,
welche fie von ihrer Hülle befreit und wieder an das
Tageslicht bringt.
Einzelne fich ablofcndc Stücke der Tünche ver-
rathen oft das Vorhandenfein von unter diefen ver-
borgenen Wandmalereien, bisweilen auch nur die
durchfehimmernden Heiligenfcheine, die man in alter
Zeit gern etwas erhoben bildete, die daher trotz der
Tünche noch kenntlich blieben.
Das Aufdecken von Wandgemälden, das Entfer-
nen der Uebcrtünchung erfordert aber die grofste
Vorficht. Wenn jene nicht dadurch zerftort werden
follen, mufs dabei mit Verltandnis und aller Behutfam-
keit zu Werke gegangen werden.
Um die Tünche von Wandmalereien gewiffenhaft
und ohne zu fehaden, zu entfernen, irt ein weiches
weifses Druckpapier (natürlich noch unbedruckt) mit
Stärke, die zu Kleirtcr gekocht wurde, zu beftreichen
und mit den übertünchten Stellen gut zu verbinden.
Dies mufs in der Weife gefchchen, dafs keinerlei
Blafen zwifchen dem Papier und der Tünche zu finden
find, mit einem Worte, das Papier mufs überall voll-
kommen aufliegen und befeftigt fein.
Stellen, die herausgefallen find, und Löcher in der
Wandflkche bilden, follen vor der Auflage des Papiers
mit Gyps gut verkittet werden, aber in der Art, dafs
nicht etwa mit einemmal die Vertiefung ausgefüllt,
fondern durch öfteres Auftragen desGypfes die gleiche
Fläche hcrgeltellt wird. Bei Löchern, die auf einmal
verkittet find, fpringt in der Regel der Kitt (d. h. der
Gyps) und kommen Riffe.
Wenn Papier und Kleirtcr vollkommen trocken,
beginnt die Ablofung und mit dem Papier löfen lieh
die Schichten der Tünche von der Malerei ab, Selbft-
verftändlich mufs bei diefer Arbeit mit Vorficht und
Gewiffenhaftigkeit vorgegangen werden und ift jede
Uebercilung zu vermeiden.
Sollten, wie es vorzukommen pflegt, einzelne
Theile der Tünche zurückbleiben, fo ift fpäter mit
einem geeigneten Meffcr oder Schabeifen forgfam
nachzuhelfen und find die einzelnen Theile auf diele
Art zu entfernen.
Dicfe ganze Arbeit verlangt in erfter Linie einen
Mann von echt künftlcrifchcr Empfindung, der, um das
vorhandene Original zu retten, mit Liebe und Hinge-
bung arbeitet; denn fonlt werden die alten Werke
(tatt gerettet, erft recht verdorben werden.
Solche blosgelegte Wandgemälde, befonders die
figuralifchen, find in mehrfacher Beziehung von aufscr-
ordentlichem Werthe. In Kirchen wurden fie in alter
Zeit zur Erbauung und Belehrung der Glaubigen
angebracht; in einer fortlaufenden Reihe von Bildern
bringen manche die Begebenheiten aus dem Leben
des Heilands, der heil. Jungfrau, der Märtyrer und
Heiligen zur Anfchauung, erzählen die Kindheit Jefu,
die Paffion des Erlofcrs, die Wunder und den Märty-
rertod feiner Heiligen, oft desjenigen, dem die be-
treffende Kirche zu befonderer Verehrung geweiht ift,
oder die Geftalten diefer Heiligen fehen, zur Ver-
ehrung auffordernd, würdevoll auf den Bcfchaucr
herab. Dazu gefellcn fich tief bedeutfame Symbole
und eine edle ftylvolle Ornamentik. Der fromme
gläubige Sinn unferer Altvordern brachte in die ein-
fachen Darftellungen, weil fie mit Ueberzeuyung
gefchaffen und empfunden wurden, eine fo andachts-
volle Stimmung, dafs fie auch in geringen und ver-
blafstcn Ucberrcften noch heut zu Tage tief auf das
Gemuth des Bcfchaucrs einwirken.
Aber auch in kunft und culturgefchichtlicher
Beziehung lind die alten Wandgemälde von hoher
Bedeutung. Sie lind Zeugen des Könnens, der Kunft-
thätigkeit unferer Vorfahren, ihrer Begabung, ihres
freien Gefühles für das Schöne und Wahre. Sie fprechen
deutlich zu uns, welche hohe Kunllftufe die einzelnen
Volksftämme unfercs gemeinfamen Vaterlandes fchon
in alter Zeit erreicht haben, welche Bildung lie be-
fafsen; es ift daher eine Pflicht der Pietät und des
V*
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LXVI
Patriotismus, folchc Denkmale zu erhalten und durch
ihre forgfältige Schonung der Nachwelt als fprechende
Hcweifc der früheren Cultur und Kunftfertigkeit, fowic
des Verftändniffes unferer Zeit unverfchrt zu be-
wahren. Jeder Ort. welcher folchc befitzt, ift glücklich
zu preifen, er erhalt eine Bedeutung in der Kunft-
gefchichte, wird in der gebildeten Welt bekannt, und
kunftfinnige Fremde aus aller Herren Lander werden
dahin pilgern, um fich an den Schöpfungen einer l.ingft
entfehwundenen Generation zu erfreuen, fie zu ftudiren.
Mancher Ort, der fonft der Welt kaum bekannt wäre,
kann durch ein bedeutendes Kunftwcrk der Vorzeit
zu einem Wallfahrtsorte der Kunflfreunde und Gelehrten
werden. Ks liegt daher im wohlvcrftandencn IntcreflTc
jeder Gemeinde, in deren Bezirk fich folche Kunft-
denkmale befinden, auf diefelben wohl Acht zu haben.
Die alten Wandmalereien haben aber nur diefen
Werth, wenn fie wo möglich fo, wie fic find, unberührt
und int a et erhalten bleiben.
Es gibt einen Feind, der fchlimmer ift als der
Zahn der Zeit und als die Kalktünchc, es ift die foge-
nannte Hcrftcllung oder eigentlich Uebermalung durch
unberufene Hand. Dicfe ift darum dcrfchlimmfteEcind,
weil fic nicht mehr entfernt werden kann und das
Denkmal alter Kunft unter ihr für immer begraben ift.
Die wirklich cntfprcchendc ftylgcrcchtc Hcrftcllung
fchadhafter alter Wandgemaide gehört zu den fchwie-
rigften Aufgaben; der betreffende Künftlcr mufs nicht
nur mit den verfchiedenen Arten der Technik, in
welchen die einzelnen dcrfclben ausgeführt find, voll-
kommen vertraut fein, fondern auch den Charakter
und Styl der verfchiedenen Perioden der alten Kunft
gründlich verftehen und völlig innehaben, nur dann
kann er im Stande fein, die Schaden im Geifte des
Kundlers, der vor fo langer Zeit die Bilder fertigte,
auszubeflern. Noch viel fchwieriger ift es, fehlende
Theile, die Kopfe, Hände, Küfsc im richtigen Style
anzufügen. Ks mufs dabei mit gröfster Pietät für das
alte Kunftdenkmal und unbedingter Schonung aller
erhaltenen VeberrcfU vorgegangen werden. Selbft
unter den tüchtigen und gefchulten Künftlern der
Hauptftädtc gibt es nur wenige, die fo weit mit der
alten Kunft vertraut find, fie fo eingehend ftudirt
haben, um eine derartige Reftaurirung in entfpre-
chender, den Kenner befriedigender Weife durch-
zufuhren.
Bei der Wahl eines Malers, dem man die Hcrftcl-
lung alter Wandgemälde anvertrauen will, erfcheint
daher die aufserfte Vorficht geboten. Leider gefchicht
es nur zu oft, dafs die AusbelTcrung oder Auffrifchung
alter Gemälde Malern übertragen wird, wie Zimmer-
malcrn oder Staffircrn von Altären, die in ihrer Sphäre
recht gefchickt fein mögen, aber nicht im entfernteften
die Eignung befitzen, um dicfclbe mit der nöthigen
Schonung und kunftgerecht durchzufuhren. Meißens
werden die Bilder mit Leimfarbe übermalt, worauf fic
zwar für das Auge derjenigen, welche für die alte
Kunft kein Verftändnis befitzen, bunt und frifch genug
ausfeilen, aber den Verftandigcn mit Entfctzcn und
Entrüftung erfüllen. Das alte Kunftdenkmal ift für
immer zerftört, ein neues fremdartiges an defTen
Stelle getreten, das keinen Werth mehr hat. Alle die
oben angedeuteten Vortheile für den Ort find ver-
loren, und wenn es einmal bekannt ift, dafs alte
Gemälde neu übermalt find, fo fallt es Niemandem
mehr ein fie aufzufuchen, weil an ihnen die alte Kunft-
weifc nicht mehr zu ftudiren ift. Ein folcher Vorgang
wird von den Sachverftandigen. in Reifehandbuchern,
kunftgcfchichtlichcn Werken und Zeitungen auf das
fchärffte kritifirt und in verdienter Weife auf das ent-
fehiedenfte verdammt. Der Schatz, den der Ort an dem
alten Kunftdcnkmalc befeffen hat, er ift unwiederbring-
lich verloren.
Bei der Schwierigkeit der Hcrftcllung von Wand-
malereien und bei der Verfchiedenheit des Verfahrens,
welches dabei in den einzelnen Fällen anzuwenden ift.
laffcn fich keine allgemeinen Regeln für dicfelbe auf-
ft eilen.
Die k. k. Central- Commiffion für Kunfl- und
hiflorifche Denkmale ift eingefetzt, um über die Er-
haltung der Kunftdcnkmalc der Vorzeit zu wachen,
fic betrachtet es als eine ihrer wichtigften Aufgaben,
die in den verfchiedenen Ländern des öftcrrcichifchen
Kaifcrftaates vorhandenen alten Wandmalereien fowohl
kennen zu lernen und durch ihre Publicationen zur
Kcnntnifs der Kunftforfcher und Kunftfrcundc zu
bringen, als auch für deren Erhaltung für die Nach-
welt Sorge zu tragen.
Es ergeht daher an alle Bcfitzcr alter Wand-
gemälde oder diejenigen, unter deren Obforge die
Gebäude ftchen, wo folchc vorhanden find oder zukünf-
tig entdeckt werden, die dringende Aufforderung,
nicht ohne Einvernehmen der genannten Commiffion
eine Ausbeffcrung oder Reftaurirung vornehmen zu
laffen, fondern wenn eine Herftellung der vorhandenen
Gemälde nothwendig erfcheint, fowie von neu ent-
deckten entweder an den Confervator für die alten
Kunftdcnkmalc des Bezirkes, oder auch direft an die
k. k. Central-Commiffion in Wien Bericht zu erftatten.
Die Commiffion wird dann fofort einen Sachver-
ftandigen zur Untcrfuchung des Denkmals entfenden,
der im Einverftändniffc mit dem Befitzcr oder Be-
wahrer dcsfelben die entfprechenden Maafsnahmen in
Vorfchlag bringen wird. Die Central-Commiffion ift
bereit, unterftützt durch die in folchen Dingen be-
währteften und erfahrenften Fachmänner, in jedem
Falle mit Rath an die Hand zu gehen, diejenigen Per-
sönlichkeiten, denen die nothwendige oder gewünfehte
Herftellung zu übertragen wäre, namhaft zu machen
und, foweit es ihre Mittel erlauben, auch diefelbe
pecuniixr zu unterftützen, letzteres natürlich nur in dem
Falle, wenn ihre Anordnungen eingehalten, und die
von Fall zu Fall zu beftimmenden Grundfatzc genau
verfolgt werden.
Zum Schlufs fei es gefagt, dafs nur die wahre und
echte Liebe zum Kunftwcrk die Bürgfchaft gibt für
die ehrliche und gewiffenhafte Erhaltung und Hcr-
ftcllung der vorhandenen Kunftwerke.
25. Im März d. J. wurde der Platz vor dem Rath-
haufe zu Nimburg geebnet und in eine Gartenanlage
umgewandelt. Bei diefer Gelegenheit fand man laut
Berichtes des Confervators Baum das Bruchftück eines
modellierten Pferdezaumes aus Bronze, das, aus prä-
hiftorifchcr Zeit flammend, jedoch in Folge der erkenn •
baren ftarken Abnützung einen längeren Gebrauch
vermuthen läfst. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer
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Gcgenftand durch Zufall, etwa eine Frdanfchüttung an
die Fundftellc gelangte. Bisherlind drei prahiftorifchc
Fundftellen im Stadtgebiete von Nimburg bekannt,
wovon jedoch nur eine eine Begrabnifsftätte war.
26. Es ift bekannt, dafs aus der hochintcrcffantcn
Fundftätte am Berge HraJiit bei Ncuhüttcn-Nizburg
bereits drei reiche Sammlungen hervorgegangen find,
nämlich jene des Herrn Dr. lierger und des Kunft-
handlers Lehmann in Prag, dann die Sammlung des
Herrn Direktors Groffe in Ncuhüttcn, welch letztere
nunmehr von Seite des k. k. naturhiftorifchen Hof-
Mufeums in Wien erworben wurde. Doch weder durch
diefe Sammlungen noch durch die Acquifition zahl-
reicher Altcrthümcr feitens anderweitiger Liebhaber
wurden die Schatze des Hradist erfchopft, indem von
Zeit zu Zeit immer noch merkwürdige Funde das Licht
der Welt erblicken. Im Jahre 1881 war es fpecicll die
Sammlung des Herrn Lthmann, welche durch einige
neue Objcctc bereichert wurde. Von diefen mögen
hier fpeciell erwähnt werden :
Fig. 1.
Kleine menfehliche Kopfe von Thon und Stein,
oft mehrere auf einem und dcmfclben Stück, meift
barbarifche Arbeit, doch wurden auch zwei kleine
bartige Kopfe von Bronze gefunden, welche ihren claf-
fifchen Urfprung nicht verleugnen können. Beachtens-
werth erfcheint ein kleines menfehliches Figürchen von
Bcrnftcin und ein fchr wohlcrhaltcnes von liifcn. Nicht
leicht läfst fich der Zweck von zwei flarken Ringen
von Thon, welche Armbandern ahnein, erklären; beide
haben 9 Cm. im Durchmeffer, und während der eine
mit vorftehenden Bukcln geziert ift, erfcheint der
zweite dadurch auffallend, dafs auf dcmfelbcn zwei
maskenartige Gefachter und mehrere münzenähnliche
Abdrücke, Thicrc vorft eilend, vorkommen. Auch erwarb
die genannte Sammlung zwei Platten von einer
fchwarzen pechartigen MaflTc; die eine ift kreisrund,
hat 9 Cm. im Durchmeffer, oben ein eiferncs Häkchen
und enthält in Abdrücken die halberhabene Abbildung
einer mcnfchlichcn Gcftalt, an der ein Kind empor-
fpringt, daneben ein Meffer und Fibeln; die andere ift
oval, hat einen Durchmeffer von 9 und 10% Cm. und
zeigt eben auch halberhaben die Darftellung eines
Mcffcrs und einer reich verzierten Fibel. Aehnliche
Platten kommen auch in der ehemals Grojyfchcn
Sammlung vor. Ab ein befonders zierlicher , am
Hradist gefundener Gegenftand mufs ein Anhängfcl
von Gold erwähnt werden (In Fig. 1 dargeftcllt
drei Seiten). Dasfelbe ift innen hohl, i' t Cm. hoch
und 1 Cm. 2 Mm. breit. Die vier fchneckenartigen Ver-
zierungen, welche auf dem kleinen Schmuckftücke
vorkommen, erinnern an ähnliche Ornamente auf
bronzenen Armbändern, deren in Böhmen mehrere
gefunden wurden, und von denen zwei im „Pravek"
Vocets, I. Bd. pag. 195, abgebildet find. Fin anderer
Fig t.
bereits früher der Ls/imann'fchcn Sammlung einver-
leibter Schmuckgcgenftand vom Hradist ift ein zier-
liches Blatt von Gold [Fig. 2), es ift 4' , Cm. lang
und 1 Cm. breit. Noch ift in diefer Sammlung ein drittes
Zierftück von Gold vorhanden, welches jedoch nicht
vom Hradist, fondern aus der verwandten Fundftätte
in der Sarka bei Prag herftammt. Es hat die Form
eines Blattes der Hafclwurz (Afarum europeum), ift
2 Cm. breit und Cm. hoch und mittelft zarter Gold-
rtreifchen in neun vertiefte Felder abgethcilt, in welchen
fich Plättchen eines röthlichen
Steines oder Glafes eingeladen
befinden (Fig. 1). Der hiefige
Numismatiker Herr Mihi hat vor
kurzem einen alterthümlichen
goldenen Fingerring erworben,
der ebenfalls aus der Sarka
flammen foll und feiner Geftal-
tung nach zu dem ebenbefchric-
benen Schmuckftück zu gehören
feheint. Die ovale Stelle des
Kingfteincs ift nämlich eben-
falls mit goldenen Streifchen in
neun hohle Felder gcthcilt,
welche aber hier ein Kreuz bil-
den, und aus welchen die Stein-
chen bereits herausgefallen find.
Der King ift auf beiden Seiten
der mittleren Platte mit dem ein-
gravirten Schnecken-Ornament
geziert (Fig. 1). Zum Schluffc
fuge ich noch die Zeichnung
einer fcltcncn Lanzcnfpitzc von
Bronze bei, welche im Frühjahr
1873 beim Graben eines Brun-
nens in dem ftädtifchen Brau-
haufe zu Beraun in der Tiefe von
5 Klftr. in dcrNähc desUfers des
Bcraun Fluffes gefunden wurde. Sic ift 15 Cm. lang
und 4 Cm. breit, mit einer 2 Cm. breiten Stieloffnung
und zeichnet fich befonders durch ihre feltcnc und
fleifsige Gravirung aus. Diefelbe befindet fich im
Privatbcfitze (Fig. 3).
Moris Lüfsntr.
27. Confcrvator Gru/s machte Mittheilung, dafs
wahrend der letzten Jahre in der Umgegend von
Leitmeriti vier Steinbeile der älteren Keilform beim
l''t>- i (Bcr»un. i
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Ackern gefunden wurden Urncnfunde ergaben fich in
der Acticn-Ziegelei, in Wirbit/, Lobofitz, Lukawitz,
Tfchifchkowitz. Auf der Ziegelei fcheint übrigens eine
formliche Begräbnifsftatte mit Reihenanlagc beftanden
zu haben In einem Grabe in Tumbautiz fand man zwar
keine Gefafse, doch Knochenübcrreftc und drei Bronze-
Ringe im Lehm 2 Meter tief, davon einer um das
Schienbein lag.
28. Unter dem 17. Decembcr v. J. erhielt Confer-
Org/er von der k. k. Kifenbahnbauleitung in Inns-
bruck die Anzeige, dafs anl.ifslich des Bahnbaucs
zwifchen II ///<•« und V'ols mehrere antike Gegenftände,
als: thönerne Gefafse, ein Mcffcr und ein Gegcnftand
unbekannter Beftimmung, beide aus Bronze, gefunden
worden feien. Zur Befichtigung dcrfclbcn verfugte fich
derfelbe nach Innsbruck und fand dafelbft folgende
Fuitd-ObjefU:
1. a) Urnen aus Thon von verfchiedener Gröfse,
die meiften giemlich wohl erhalten. Die gröfstc dcr-
fclbcn, bedeutend verletzt, hat an der Ausweitung
l'/j Met. im Umfang und eine Höhe von 32 Cm. Das
Gcmcinfame in der Form bei den übrigen Urnen,
deren Höhe zwifchen 9 und 16 Cm. variirt, befteht in
der naher dem Rande oder in der Mitte — bei einer
nahe an der Bafis — befindlichen Ausbauchung und in
dem gefchweiften Hälfe; nur bei einem fteigt er gcra-
dclinig empor. Ornamente zeigen nur vier derfeiben;
Parallel-Linien laufen um das Gefafs herum, die bei
einer wohl nicht auf der Scheibe, fondern mitteilt
eines Inftrumcntes aus freier Hand in den weichen
Lehm eingefchnitten wurden, und bei welcher der
aufserftc Bug der Wölbung eingekerbt erfcheint. Die
bell ornamentirte Urne zeigt vertical laufende Linien-
bänder, die von kleinen horizontallaufcndcn Stricheln
begrenzt find. Bei einigen Urnen find Brandfpurcn
bemerkbar, b) Kine Schale aus Thon, 5 Cm. hoch und
13 Cm. im Durchmeffcr, fchlecht geformt und ohne
Ornament, e) Ein Topf, 9 Cm. hoch, der Henkel abge-
brochen; gegenüber dem Hcnkclanfatze find an der
Aufsenfcite unter dem Rande vier kleine, ungleich
geformte Knopfe oder Buckeln.
2. Ein Bromse-Meffer mit gcfchwciftcr Form ohne
die gewohnlichen Kreis- und Punkt-Ornamente. Am
Angel Heckt noch ein Stuck des Beinheftes.
3. Etne Scheibe aus dünn gewalztein Bronzcbicch
von circa 8 Cm. im DurchmcfTcr, mit einem daran
genieteten Griff aus eben demfelben Bronzcbicch. In
der Mitte befindet fich eine kreisrunde Ocffnung, aus
der ein geradcliniger Ausfchnitt in der Richtung des
Griffes zum Rande lauft. Die Beftimmung diefcs Gegen-
standes ift mir nicht klar, vielleicht mochte es, wie
einige glauben, das Zierftück eines Pferdegcfchirrcs
gewefen fein. Wahrfchcinlicher ein Kafirmcflcr mit dop-
pelter Klinge, wie folche in fehr verfchiedenen Gegen-
den gefunden werden.
Sammtliche hier aufgeführte Gcgcnftände wurden
aufserhalb des Norer'fchen Ziegelftadels in der Rich-
tung gegen V'ols von den Kifcnbahnarbcitcrn beim
Durchftich eines kleinen Plateau gefunden. Leichen-
rede zeigten fich bisher keine. Die kleineren Urnen
waren in den gröfscren geborgen; das Mcffcr und die
Scheibe lagen in der Nähe. Da die Arbeiter die Nach-
grabung aufser der ihnen bezeichneten Linie nicht
weiter verfolgen konnten, fich aber höchft wahrfchein-
lieh noch mehrere derartige Gegenftände an diefem
Platze finden dürften, fo foll im Frühjahre eine ge-
nauere Unterfuchung diefer Stelle vorgenommen
werden.
Die Fundftücke wurden in das Fcrdinandeum
übertragen, wo fie einftweilen deponirt bleiben.
Im November v. J. entdeckte man am weftlichen
Abhänge des Hügels von Martinsbühel,* wo man
behufs des Steinbrechens die Humusfchichte abhob,
drei Leichen in ziemlicher Entfernung von einander
liegen. Bei einer fand man eine Bronze-Fibula und ein
Ornament, ebenfalls aus Bronze, das — einem Meer-
pferdchen ähnlich • wahrfcheinlich als Hclmzier ge-
dient hatte. Bei einer andern lagen Mefter, ein Stemm-
eifen, ein Schlüflel — alles aus Eilen, das zerquetfehte
Stück einer grofsen Bleirohre und ein Spinnwirtel aus
Bein. Die Knochen diefes Skclctes, das wahrfcheinlich
eine fpateren Zeit angehört, find fchr grofs. Bei der
dritten Leiche fanden fich keine Beigaben.
Der Hügel von Martinsbühcl ift ein hiftorifch
merkwürdiger Punkt und namentlich eine reiche Fund-
flelle von romifchen Münzen. Die alterten derfeiben
reichen bis auf Domitian und Trajan; die jüngften find
aus der Zeit der Conftantine. Die Vermuthung, dafs
die römifchc Hccrrtrafsc von Wiltcn (Vcldidena) nach
Werten bis hieher auf dem rechten Ufer des Inn ge-
laufen fei und hier über denfelben gefuhrt habe, ge-
winnt durch diefe Funde an Wahrfchcinlichkeit und
in diefem Falle dürfte der befeftigte Hügel wohl als
Brückenkopf gedient haben.
29. Confervator SttrM berichtete, dafs im Februar
gelegentlich der Grabungen eines Kellers beim Brau-
haufe in Znaim nächft des Hcidcntcmpcls in der Nahe
von 2\ t Meter davon mehrere Gegenftände gefunden
wurden, welche aus prähiftorifchcr Zeit flammen, wie
Knochen, Gefafsfcherben (1 ganzes Gefafs), Wirtel,
durchlöcherte Stein- und Thonkcgel, zwei Bronzereife,
Meifscl etc., Haarnadeln; diefer Fund ift nicht unwich-
tig, er beftätigt die auf die ortliche Lage gegründete
Vermuthung, dafs Znaim auf dem Terrain einer alten
Anfiedlung ftehe.
30. (Ein Bronse-Crucifix im bßerreichifchen
Mu/eum in Wien.)
Im Jahre 1867 wurde in der Nähe des Ortes
Unterburg (Pfarre Haidershofen in Nieder -Ocfter-
rcich), beim Baue der Kronprinz Rudolf-Bahn ein
allem Anfcheine nach fchr altes Bronzc-Crucifix gefun-
den und dem oftcrrcichifchen Mufeum überfendet.
Hier blieb es lang unbeachtet, bis es vor kurzem unter
den Bronzen des Mittelalters im Saale V zur Aus-
füllung gelangte. Bei der Seltenheit derartiger Arbeiten
in unferem Heimatlande dürfte es nicht überflüffiig
fein, in Folgendem auf dasfelbe aufmerkfam zu machen.
Das Crucifix ift 16 Cm. lang und 15 Cm. breit.
Das Haupt ift nach rechts gegen die Bruft gefenkt,
>. L'««>lult> Z'»l am Fufte der Mai:., laand mit der Ruin» «lau Jagd-
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die Augen find im Todesfchlafe gcfchlolfen. Das in
der Mitte gefchcitclte Haar, fowic der kurze Bart
zeigen deutliche Cilelirung. Der Gefichts-Typus ill
unfehon: niedrige zurückweichende Stirn, wulftige
Augenknochen , ftark vorquellende Augen , lange,
gerade, plattgedruckte Nafe, vorftehende Backen-
knochen. Unter der platten Bruft find die Rippen
durch horizontale Wülfte angedeutet. Das von den
Hüften bis zu den Knicen reichende I.endcntuch ift
dreimal geknotet, in der Mitte und an den Seiten zum
Theil in dünne verticale Falten gelegt, an welchen fich
Spuren von Vergoldung erhalten haben. Die falten-
lofen Flachen uber den Schenkeln zeigen fchrage
geradlinige (iravirungen. Der Leib ift ziemlich ftark
nach rechts ausgebogen, die dürftig gebildeten Beine
etwas angezogen. Die plumpen Fufse flehen neben
einander, ohne Fufsbrctt und ohne eine Spur von
Nageln. Die Arme find horizontal ausgebreitet, nur
im Ellenbogen ein
wenig gebogen.
Die grnfsen breiten
Handflächen find
durchbohrt zur
Aufnahme der Na-
gel, mittels welcher
die Figur an den
vermuthlich hölzer-
nen — Krcuzbal-
ken befeftigt war.
Mit einem dritten
Nagel war fie an dem Fortfatze unterhalb
der Fufse befeftigt. Bruft und Unterleib, die
feft an den Krcuzesftamm anfchlolfen, find
nur in der vorderen Hälfte in der Art
eines Hochreliefs gebildet und hohl ohne
Rückwand.
Das Material, aus welchem die Figur
gegolfen ift, ift eine helle Bronze, die ganz-
lich mit Iichtt;rüncr I'atina uberzogen ift.
Das Alter des Crucifixcs l.ifst fich aus
delTen charakteriftifchen Merkmalen mit
ziemlicher Sicherheit fcftftellcn, Es ift reali-
llifch gedacht; das leblos auf die Bruft her-
abgesunkene Haupt, der herausgebogene
an den Nageln hangende Körper find Merk
male des byzantinifchen Typus der Gekreu-
zigten. Wahrend man im Abendlande bis
zum 13. Jahrhundert am idealen Typus
fefthielt. wonach der Gekreuzigte lebend,
mit aufgerichtetem Haupte, offenen Augen,
feft auf dem Fufsbrette flehend dargeftellt
wurde, ohne aufscre Kennzeichen des Lei-
dens, war man in Byzanz gewohnt, den lei
denden Heiland in der tiefften Erniedrigung
darzullellen. Allerdings tritt auch in abend
Miniaturen vor dem 13. Jahrhundert der byzantinifche
Typus auf, aber doch nur ausnahmsweife und ohne
Einflufs auf die plaftifchen Darftellungen. Als aber zu
Anfang des 13. Jahrhunderts in Italien die letzten Kelle
cinhcimifchcrKunft-Tradition erlofchen und diebyzan
tinifche Technik und Kunllanfchauung vollftandig zum
Durchbruche gelangte, kamen auch die byzantinifchen
Crucifix - Bilder in Aufnahme und wurden bald im
ganzen Abcndlande herrfchend.
Das Haupt des Ertofers auf unferem Crucihxc
tragt weder den Nimbus, noch das Diadem, noch die
Domenkrone. Erllerer ill wahrscheinlich aus tech-
nifchen Gründen weggeblieben. Das fruhelle Crucifix
mit der Dornenkrone, das fich in Dcutfchland findet,
ift jenes auf einem Tauffteine zu Wurzberg aus dem
Jahre 1289 (vergleiche Steckbaxer, Kunftgcfcbichtc
des Kreuzes
A. Springer hat das Entliehen der Crucirixc mit
drei Nageln oder beffer gefagt, mit übereinander
gerteilten Fufscn, aus der Vergleichung zweier Stellen
der „Kythmica oratio St. Bernhardi" und eines Liedes
Walthers von der Vogelweide in die zweite Hälfte
des 12. oder fpatellens in den Anfang des 13. Jahrhun-
derts verfetzt, f<> dafs fich in der erften I lallte desfelben
Jahrhunderts die Neuerung allgemeine Geltung ver-
schafft hat. So richtig «lies für die Miniatur-Malerei ift,
fo gewifs ift es auch, dafs die Hallik etwas langlaincr
den neuen Typus
adoptirtc, der in ihr
erft zu Ende des
13. Jahrhunderts
Kegel wird.
Wir haben fo-
mit die Entftchung
unfercs Crucifixes
in die Mitte des
13. Jahrhundcrtsan-
zufetzen, in eine
Bluthezeit des Erz-
gulfes in Dcutfchland, in welcher auch die
grofsen Gulswerkftattcn ferner liegender
Gegenden andern allgemeinen Auffchwunge
Theil nahmen
Dr. A. Kija.
Fig. t>
difchc
31. Der Confervator K. Rosner für
Angelegenheiten II. Sektion hat an die
Ccntral-Commiffion im Februar berichtet,
dafs gelegentlich feiner Anwefenheit in
I'oggJlaM 1 er mit Entfetzen bemerkt hat,
dafs man eben eifrig befchaftigt war, die
beiden impofanten, je 20 Klafter hohen
Thürme am dortigen kaif. Schlöffe zu demo-
liren. Die Spitze des füdlichen Thurmes
war damals bereits ganz abgetragen; vom
nordlichen Thurme war das mächtige Dach
entfernt und ging es nun an das Mauerwerk,
das übrigens in einer gewilTenHohe verblei-
ben foll „in Geftalt hafslicher Stumpfen*.
Von wem die Initiative zu diefer trau-
rigen Umgeftaltung des Schloff es ausging,
ift nicht bekannt, doch erinnert diefer AS.
ganz merkwürdig an die Vorgange in Win-
Uneck und durfte der Urheber in der Gutsverwaltung
zu Leiben zti Alchen fein. Der Anlafs zur Abtragung
der mächtigen I'oggllaller Schlofsthurme foll in dem
Umftande gelegen fein, dafs einige Balken der oben
auskragenden Thurmgalerien morfch geworden waren.
Nachdem die coloffalen, vollftandig gefunden
Dachftühle, die noch Jahrhunderten hatten Trotz
bieten können, nicht auf den vorfpringenden Galerien
< Diriib'r Rtil |Vo M uUn<lrli-n jjs u. f W.rmframJ CullecUn. 106
l'.cr.clu Millr. de. Altcrthu» V,r-i.-. V 117 StimiJI Wien. l'-jc-b,.ngr»
I 3,, VifiktT Topo-r V O M B . Bl »t.
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LXX
ihren Stutzpunkt fanden, fondern deren Conllruction
auf den mächtigen Thurmmauern auffafs, fo hatte dicl'es
Morfchwcrden keine Bedeutung für den DschftuM
felbll und hätte es fich blus um eine Reconilruction der
Vorspringenden Galerien gehandelt, Das Mauerwerk
der Thürmc, davon einer, der Keckthurm, die Jahres-
zahl Ij43 tragt, zeigte nicht das geringfle Gebreehen.
Der Anblick von Poggftall, ehedem durch die
beiden impofanten mittelalterlichen Schloisthürme
intereffant und wirkungsvoll, hat nun jede Charak-
teriftik 1 eingebüfst. Das Schlofs, von leinen ehemaligen
machtigen Befit/.ern * auch ÄrV£<Wtfr/genannt, i!\ nun
zum unfeheinbaren l'rivathaufc geworden.
Hei diefem Anlaßt fei der Kuine Wtittneek mit
wenig Worten gedacht. Die Nachrichten eines be-
teiligten Wohnfitzes diefe» Namens finden fich bereits
verläfslich im \i. Jahrhundert. Gegen Knde desfelben
Jahrhunderts ift die Burg im Belitzc der Kueminger.
Als Herzog Albrccht I. den Widcrftaiid des mächtigen
Leutold von Kuenring brach war auch die Vefte Wci-
teneck unter den vom Landcsfurften bezwungenen
Schloffern. Zwar foll er fie wieder zurück bekommen
haben, doch hat ihn bald darauf finanzielle Bedräng-
nifs genothigt, (ich diefcs Bcfitzcs zu entaufsern.
Hierauf wurilc es landesfurftlichcs Kammergut
und bildete 1296— 1364 das Witthum der Konigin
Agnes. Gemahlin Andreas III. von Ungarn, Tochter
Albrecht I . wofelbll fie als Witwe zeitweilig gewohnt
haben durfte. In den fecluiger Jahren des 14. Jahrhun-
derts war 1 1 'tyth t it/i egg als Schenkung für dasCollcgiat-
Stift bei St. Stephan in Wien beftimmt, was jedoch
nicht zur Ausführung kam. 1382 wurde Hans v. Lieh-
tenllein mit Weiteneck belehnt, doch 1395 dcflfefl ver-
lullig In der Folge wurde felbes wiederholt verpfändet.
Auch für EUfabcth, Albrecht des \'. Gemahlin, war es
zum Witwenfitz beftimmt Zur Zeit Friedrich IV. war
Weiteneck in deiTen Befitz. aber auch das Ziel kriege-
nfcher Befti ebungen Albrccht VI., der es nach kurzer
Belagerung einnahm und einige Zeit befafs. 1470 war
Calpar von Kogendorl Pfleger der Vefte; 1513 verkaufte
K. Max die Veite an Georg Sewfenegk. 1672 war das
Schlofs noch bewohnbar, verfallt aber jetzt mit Kiefen-
fehritten. da für irgend eine Confervirung nichts mehr
gethan wird.
Die Ruine fleht auf einem ii'olirten länglichen
Fellen Plateau. Sie machte noch vor wenig Jahren
ein impofantes Bild und flcllte fich mit ihren beiden
Thürmen von der Walferfeite betrachtet, als eine
lange, wenn gleich arg verfallene Gebäudeflucht von
trotzgebietender Anlage dar. Bei näherer Unter-
fuchung fand man den altcften, eigentlichen Hauptbau
mit dem einen Thurm auf der höchften Stelle des
Fellen angelegt.
Seit vielen Dcccnnien kann man diefe Gebäude
nur mehr eine Ruine nennen, wenngleich fie noch vor
kurzem als nothdurftiges Obdach für Arme galt. Ging
die Natur mit dein Gebäude unaufhaltfam auf dem
Wege der Zerllorung vorwärts, fo war es doch nur
1 F.ibc Volutafel m Heitieenhlut leigt da» Aeuiacie de* SchtnAV» im
Jahre 1«*}.
* Nachdem e» anfaiictkh fiim ßeiH/ftande der Meiifaucr geh--rle. eine ei
.in da» Hau* F.ber»lorl über <*). In den nebliger Jahren im i*. Jahrhundert
fpater «rfchrmi Cafpar lon Kopendorf alt Eigenthuinee Wifirri.t . Oureh
150 Jahre blieh e» bei dlcfei Familie, a'if wel.:he die Sinaepdoffer lullten. Cafpar
vor* Ri.genuttrf *at e». der dem SchlolTe de* Namen nach der Kamill« galt
und e» in Jet hu heule elhallenen üellal« f;huf
fchrittweife und allmälig. Doch wenn der Mcnfch die
zerftorende Hand anlegt, geht das Werk rafch und
fprungweife. Vor beiläufig einem Decennium mufstc
der obere Thcil eines der beiden Wehrthurme fallen.
Man gewann damit Bau Mateiiale für eine benachbarte
Fabrik. In Fig. 7 ifl die Abbildung des abgetragenen
Thuimcs erhalten.
Fig 7 Weit« » » d i.)
32. Confervator Jenny machte auf den gothifchen
Frkcrrcft am I laufe Nr. yo der MarktgalTe zu Fddkirch
aufmerkfam. welcher nach der Auffchrift 1512 erbaut
und anno 1820 renovirt wurde. Diefe fatale Reftauration
hat dem Werke den oberen Abfchlufs genommen, liefs
ihm jedoch die beiden unangebrachten Wappenfchilde
unberührt. In dem einen Schilde erfcheinen die ge-
kreuzten Kalkfchaufcln, defsglcichcn am Helme als Zier
der Familie Kalkreut. 3 Das Wappen rechts, ein fenk-
' Cn.fer.alo. Jtmmf bemerkt, daf. Andre. Kalkreth aunu 1 5 ,n rufiaih
(U,K f„ n.uf.. u hU». Wappen dem S»h...n l .hw...Mill».i»7».pCLIV.
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recht gctheiller Schild, zeigt in jedem Felde einen
Stern, dclTcn Strahlen den oberen Rand berühren.
Als Zieren ein Hornerpaar mit je drei Sternen befleckt,
welches Wappen nach II eizencgger-Merk/e der Familie
Kyms von Herblingen und Wartend ei n zugefchrieben
wird Das ganze Werk des Erkers und feiner Ornamente
charakterifirt fich als ein fchöncs Producl der Spat-
Gothik.
An einem I laufe in der Markthalle zu Feldkirch
fieht man zwifchen dem erden und zweiten Stock-
werke eine Steinplatte mit drei in Relief ausgeführten
Wappen und der Jahreszahl 1465 (Fig. 8) eingemauert.
Oer obere halbrunde Schild enthalt die odcrreichifchc
Binde, wenn auch diefe auffallend fchmal erfcheint, und
nimmt wohl Bezug auf die Stellung desjenigen als
Vogt, Hubmeiller etc. Rückficht, der in den übrigen
Wappen bezeichnet wird. Wir fehetl wieder den
fehreitenden Steinbock der Jonas im linken Schilde,
und im rechten zwei mit dem Rücken aneinander
gekehrte Halbmonde mit ausgebildeten Gelichtern,
oben und unten im Zwickel je ein Stern, wahrfcheinlich
Wappen der Haufer.
Das Wappen darf man dem Thomas oder Niclas
Jonas zufchreiben ; genau das gleiche Wappen verleiht
K. Max I-, was übrigens nicht ein früher geführtes
bürgerliches Wappen ausfchliefst.
33 Die im Vorjahre begonnene Reftaurirung
der Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybs in Nieder-
Oellerreich wurde im Laufe der Monate Juli und
Augufl unter der Leitung des Profcffors Hermann
Ritter von Riexvet fortgefetzt. In den beiden Seiten-
fchiffen der Kirche wurden im Laufe des Monats
Augufl vier neue — je zwei in jedem Schiffe — //)/•
gerechte Fenjler eingefetzt. Diefelben, von Wohlthatern
gefpendet, enthalten in prachtvollen Glasmalereien die
Bilder der Heiligen: Maria, Johann Ev., Thekla und
Michael, fammt der betreffenden Widmu ng in gothifcher
Minuskel, und wurden in der Tyroler Glasmal- Anßalt
zu Innsbruck ausgeführt.
Im C hore der Kirche wurde die rechte Seite der
Reflaurirung unterzogen. Zu dem Fnde wurden der
alte im Zopfllylc aufgebaute Seiten- Altar abgebrochen
und die fehlenden Sockclducke an den Rippen und
Rundflachen llylgerccht ergänzt. An die Stelle des
abgebrochenen Altares wurde im Laufe des Septem-
bers ein neuer gefetzt. Dcrfclbc, ein Marien-Altar,
vm. n. v.
ill gothifch aufgebaut, enthalt in der Mittelnifche die
Krönung Maria s, in den Seitennifchen die Statuen der
heil. Elifabcth und Nicolaus. Oberhalb der Mittelnifche
wölbt fich ein Baldachin, der von einem Engel mit
einem Spruchbande getragen wird, den Abfchlufs
bildet die Kreuzblume. Diefcr neue Altar von
/:. Weßerreicher, akademifchem Bildhauer in Linz, aus
Hol/, aufgebaut, erfreute fich bei Gelegenheit der
oberofterreichifchen Gcwerbeausllellung allgemeiner
Anerkennung und kodet jjoo Gulden.
Bei Gelegenheit der Reflaurirung der Rundftäbe
und Uebcrtünchung der Wand diefes Thciles des
Chores wurde am 17. Augufl ein Fresko -Gemälde
entdeckt, das IVofcffor Ricwel in meiner Gegenwart
mit aller möglichen Sorgfalt bloslegeu lieb. Nach
Entfernung der ziemlich flarken und häufigeren
Tünchcfchichten trat in einer mcdaillonformigen Um-
rahmung eine „coneeptio Mariae u zu Tage. Die Haupt-
figur, die heil. Jungfrau darft eilend, ficht auf einer
Confole. die ein von mir bis jetzt noch nicht eruirtes
Wappenfrhild tragt. Dasfelbc, ein halbrunder Schild,
ifl durch eine Querlinie in der Mitte in zwei Felder
getheilt; das obere enthalt eine Rautenkrone, das
untere ifl gefpindclt. Krone wie Spindeln find grau in
grau gemalt. Die Figur felbft hat eine Hohe von 2-30
Meter und ifl polychromirt. Rothes Unterkleid (dunkel-
roth ornamentirt auf hellrot!)) und weifser Faltcn-
mantel, doch find die Farben matt. Am linken oberen
Bande des Medaillons der heil. Gcift in Gellalt einer
Taube Das ganze Bild fammt feiner Umrahmung, die
Kig. 9 (Waidhofen.»
grau gehalten ifl, hat eine Hohe von 3-40 Meter und
eine Breite von 155 Meter, und erweift fich als eine
Arbeit des fünfzehnten Jahrhunderts. Vermutiiiich ill
dasfelbe gleichzeitig mit dem in der crflen Hälfte des
erwähnten Jahrhunderts geführten Kirchenbau eilt-
Händen.
Die Auffindung diefes Freskobildes an der
rechten Chorwand legte den Gedanken nahe, dafs
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auch die linke Wandfläche dcsfeJben mit einem Bilde
gefchmuckt worden fei. Herr Prufcffor Rirwtl liefs
deshalb einen Tttcil des durt noch flehendem Altares,
an deffen Stelle im kommenden Jahre ein neuer flyl-
gcm.ifser treten wird, abtragen und die Tünche mit
aller Sorgfalt entfernen. Unfere Voraussetzung fand
iliri Bestätigung; denn bald trat das LockeH&OHfii
fo wie ein Thcil eines Flügels zu Tage. Heide blos-
gclcgtcn Theile gehören aller Wahrfeheinlichkeit nach
dem Engel an, welcher der Jungfrau die Botfchafl
bringt. Ea find demnach die zwei Bilder auf den
beiden Wandflachen des Chores als corrcspondircndc
zu betrachten. Doch wurde das Engclsbihl nicht voll-
ßändig der Tünche entledigt, da der dasfelbc be-
deckende Altar erll im iiachfkn Jahre entfernt wird.
Nachdem das Notlüge angewandt worden war, um du
Bild zu fchiitzen, wurden die entfernten Theile des
Aitarcs wieder aufgefetzt.
Die heuer vorge-
nommene kcllauration
halte auch die Entfer-
nung des alten, un-
fein inen ComiHiinion
Gt! U r* , w ele Ii es de n
Chor von den Schiffen
trennt, in ihrem Ge-
folge. An deffen Stelle
•jMl-'Mi:
Fig. 10 (Mlihlhaufcn )
trat ein neues aus Schmiedccifcn angefertigtes, reich
ornamentirtes Gitter Dasfelbe, dem Bauftyk entTprc-
chend, wurde von der Wiener Firma Millnlm aus-
geführt, ill u So Meter lang und 0-70 Meter hoch.
Sein Gewicht betrat 411 Kilogramm. Die Hertlcl-
kingskoften betrafen y;o fl. Durch die Hcfcrtigung
diefes neuen Communion-Gittcrs wurden mehrere
Steinplatten ubcrflüffig. Der Gefertigte machte deshalb
der Kirchcnvorftehung den Voifchlag, dicl'clben als
Pfiailerfteine der Kirche zu benützen, um einen bisher
diefem Zwecke dienenden Grabflcin zu heben. Herr
Profcffor Ricwtl, wie der Dechant und Stadtpfarrcr
von VVaidhofen kamen dem Wunfche des Gefertigten
mit grofster Bereitwilligkeit entgegen. Ms wurde ein
mächtiger Grabflein, 0 30 Meter dick, mehr als
2 0 Meter lang und bei l-o Meter breit gehoben und
entfprechend locirt. Dcrfelbc tragt in gothifcher
Minuskel nachfolgende Umfchrift: „liier liegt begra-
ben des wulgcporn herrn herrn Otto von ZtOeing,
herrn zu Remsperg iKcinsbcrg) gemahel fraw geporn
von F.gkhartfau fraw Agnes, der gott genad. ill
geflorben den achten 1?) Augufl mcccclxxx - Zwei
WappcnfchiMc, die jedoch durch die Fufstritle der
Kii chcnbcfuchcr fchr gelitten haben, fowic mehrere
andere intereflante Zeichen und zerllreute Buchilaben
finden fich auf dcmfclbcn in erhabener Arbeit. Auch
ein anderer, ehemals gleichfalls als Kirchcnpflallcr
verwendeter Grabflcin, der leider in der Mitte
geborflen ill, und bisher fich am Kirchhofe befand,
wurde entfprechend locirt. Dcrfclbe, dem Andenken
des Pfarren Joachim Etllingcr von Waidhofen
gewidmet, tragt aufscr einer Infchrifl mit der Jahres-
ilie 14SU Ii in anderes Wappen oder Zeichen.
Nicht unerwähnt kann der Gefertigte laffen, dafs
über fein Anfiichcn der Grabflcin der ehemaligen
Bürger fa milit Zejrsl von Waidhofen iijüo— 1534) von
der dicht! n Kalkttinche, womit ihn eine frühere Zeit
verleben hat. fo viel als möglich und die Zeit geftaltetc,
gereinigt wurde. Diefer Grabflein,
eines der fehonften Werke der
Kcnaiffancc in früherer Zeit, zeigt
die Gregorianifche Meffc , den
Abfchied Chrifli von den Frauen
1 nach Dürer), und im oberen Halb-
rund die Kreuztragung (Fig >j
titigt den Grundrifs der Kirche
/■ri.fs
34. Die in Fig. IO wieder gege-
bene Portal-Anlage, Eingang iii den
Huf des Schloffes in Muhlhiui/cn
an der Moldau zeigt, in welch ge-
fchickter Weife die Meiftcr des
16. und 17. Jahrhunderts ilie unre-
gelmäfsigften Anordnungen archi-
tektonifch zu lbfen wufsten. Durch
die gefcheikt angeordnete Architek-
tur des Aufbaues wird diefc Anlage-
rn eine folchc verwandelt, welche
die ungezwungene Rcgclmafsigkeit
befitzt, wie folchc fo häufig an den
Hauten des 16. Jahrhunderts zu
finden ifl.
Die grofse, Ücffnung, welche
mittelfl einer Rampe mit den Pferdeflallungcn und
dem Garten in Verbindung fleht, ifl durch Formen
begrünst, welche auf die erfle Anlage des Schloffes
fchlicfser) laffen, Die Confolen an den fchragen Flachen
fcheinen den Reitern zum Auflleigen auf die Pferde
gedient zu haben, wofür eine ganz aufscrgewohnlichc
Abnützung des weichen Sandlleins fpricht.
Die vorgelegten Säulen, von denen die rechts
von dem kleinen Eingange nicht mehr vorhanden ifl,
find ganz unvermittelt vor die Mauer geflellt, mit
einem fein profilirten Gebälk verbunden, auf welchem
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("ich der, über der mittleren Säule fymmetrifch angeord-
nete Aufbau erhebt. Dicfer ift gefchmiiekt mit ziemlich
roh gearbeiteten figuralen Tragern, zwifchen welchen
fiel« die Wappen des Erbauers von Mühlhaufcn-Gries-
bacli von Gricsbcckahlin und deffen Gemahlin Sofie
von Button mit den Jahreszahlen 1614 befinden. Am
Fufsc des kleinen Obelisken, welcher den letzten Ab-
fchlufs diefer malcrifchcn Anordnung bildet, iftdic
Jahreszahl 1613 eingegraben.
Die ganze Anlage, welche aus weichem Sand-
flein, der eine fchr fchöne Patina angenommen, ge-
bildet ill und in der Nahe des SchloflTcs gebrochen
wird« ift jetzt von wildem Wein überrankt und bildet fo
in ihrem Verfall wohl eine der malerifchftcn Thorcin-
ghngen deutfeher RcnailTance in Böhmen.
Die beigegebene Zeichnung ftammt vom Cor-
refpondenten Kropf.
35. Als in Folge Verwendung der Ccntral-Com-
miffion der Kreuzgang im Dome zu Brixttt 1K58 einer
eingehenden Keftaurirung unterzogen worden war, ent-
fernte man die dort befindlichen Grabmale und brachte
lie theils in tler Vorhalle der Domkirchc, thcils in den
gedeckten Gängen, die an den Seiten der Kirche
angebracht lind, unter.
In der Vorhalle fanden die der Bifchofc ihren
l'latz und darunter befindet lieh der in Fig. 10 abgebil-
dete Grabdcin des Kifchofs Friedrich. Fine Marmor-
platte, darauf die lebensgrofse und herrlich ausgeführte
Relieffigur des Bifchofs auf zwei drachenartigen
Ungcthümcn ftehend dargeftellt. Die Figur ift im
vollen bifchoflichen Ornate wiedergegeben, in der
Cafula mit Mitra und Pcdum fammt Sudarium. In der
Linken das aufgcfchlagene und mit der Schriftfeite
nach aufsen gewendete Evangelium. Das I laupt ruhet
auf einem machtigen Polfter, auf dem auch links das
Brixcncr Bisthumswappen angebracht ill.
Die Legende ift nur auf den beiden Langfeiten
des Steines innerhalb eines Schriftrahmens beigefügt
und lautet: anno dm. mccclxxxxvi in die feti viti 0
reverendus in xyo dns fridericus episc. brixinenfis
austriac cancellarius. Friedrich Frkinger war Bifchof
von Chur, wofelbft er 1377 refignirtc und fofort den
Stuhl der Diöccfc Brixcn beftieg. Er foll fich durch
Frömmigkeit ausgezeichnet haben. Marian erwähnt
in feiner Gcfchichtc der oflerreichifchen Klerifci II. Th ,
dafs Bifchof Friedrich noch vor feinem Tode auch
auf diefes Risthum refignirt habe.
3^>, Im Klofter Hinaus zu Prag gehen die Reftau-
rirungs- Arbeiten rafch vorwärts. In der k. Capelle
wurden die fchr fchadhaften Gewölbe ausgebeiTert.
Die urfpriinglichen gothifchen Spitzbogenfenllcr konn-
ten leider der nicht ganz fichcren Mauer wegen nicht
mehr wicdcrhergcrtellt werden. Dagegen konnte man
durch Malerei reichlich zur Verzierung des Raumes
wirken.
Das grofse Hauptbild al fresco Hellt den Kreuzes-
tod Chrifti dar. Aufscr den beiden, dem heil. Opfer
gleichfam affiflirenden lypifchenGcftalten der feligften
Jungfrau und des heil. Johannes umgeben das heil.
Kreuz noch St. Benedict und St. Scholallica, St Johann
B und St Martin.
Das nachftc Bild zeigt die Repräfentanten des
liturgifchen Gefanges: David mit der Ilarfc und St.
Gregor, St. Cacilia, alle drei zu dem in den Hohen
fehwebenden heil. Geille aufblickend, von dem fic
gleichfam begeillert werden. Daran reihen fich die
BildniiTc der Patrone derCapelle: St. Benno, Sebatlian,
Fabian, Rochus. Rufalia und das beftändige Gebet,
verfinnbildet durch Moyfcs auf dem Berge während der
Schlacht und durch den Chor der Mönche, die mit
Engeln vereint vor dem Opfer-Altar das Officium
fingen. In der Kirche ill von Bildern noch nicht viel
vollendet, da die Maurerarbeiten zur Ausbefferung
lies ganz niinofen Gewölbes und der Pfeiler viel Zeit
beanspruchten.
Kitf. 10. (Drix««.)
37. Confervator Orgler hat in der Folge ühcr die
Nachgrabungen bei Yols (f. Notiz 2«) berichtet, dafs
man nillich von l'oh auf ein eigentliches Urnenfeld
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ftiefs, worauf bis nun 56 Graber blofsgelegt wurden,
die jedoch nicht in einer rcgclm.ifsigcn Reihenfolge
angelegt waren. Die Urnen ftanden auf Steinplatten
und waren meift auch mit folchen bedeckt, oft auch
mit Steinen umftellt, häufig durch das darauf lallende
Gewicht zerdrückt. In den Urnen fanden fich aufscr
den Knochcnreftcn verbrannter Leichen verfchiedene
Beigaben, z. H. in den meiften zwei kleine Thongcfafsc,
eines davon fchalcn- das andere becher- oder krug-
förmig. Die Form diefer aus freier Hand gearbeiteten
Gcfafse ift gefällig, die Oberfläche glatt und durch
Beimengung von Graphit gefchwurzt. Nebll denStrich-
und Linien-Ornamenten kommen zwifchen concen-
trifchen Ringen auch Buckeln vor, die von innen
herausgedrückt wurden. Unter den Beigaben waltet
das Bronze vor: Haarnadeln, Mefl'cr von gefchweifter
Form, Armringe aus kantigem oder rundem Draht,
Gürtel, Ilaken, Kcttchcn. Ringe, Gcwandnadeln meid
fehr befchadigt oder zu Klumpen zufammengcfchmol-
/.en, dann fanden fich auch Halsbander aus Glas und
Thonpcrlcn, letztere mit Querlagen aus rothem Glas-
fchmelz aber vielfach zerftort.
Von Ziergcgenflanden hat fich auch noch das
Stuckchen einer feinen Goldfpiralc erhalten. Am
intercfianteft.cn find zwei Gefafse aus dunn gewalztem
Bronzeblech, eine flache Schale (16 Cm. im Durchm.j
mit einfachen Linien-Ornamenten und Spuren von
Vergoldung und ein ftark verletztes zierliches vafen-
artiges Gefafs mit ringsumlaufendcnKreil'en aus kleinen
getriebenen Buckeln. In einigen u. z. den romifchen
Grabern fand man Rcflc von eifernen Beigaben,
darunter zwei pfrimenartige Inftrumentc.
Unter denFund-ObjectenvomMartinsbüchel fuhrt
I'rofcfTor Wir/er, der die Grabungen leitete, zwei
Bronzefibeln auf, wovon eine Charnicrfibula das
Schlufsllück am Fufse nach vorne umgebogen hat.
Auch fand man bei den Ausgrabungen in Zirl eine
S Cm. hohe fchöne Statuette aus Bronze, einen Fechter
vorteilend, delfen Rechte eine zackige Keule über dem
Haupte fchwingt, dann ein kleines Bronzcfchalchen.
das am Rande ftark befchadigt war. Da die von Profef
for Witftr angcftellten Nachgrabungen bei Vols vom
Ferdinandeum fubventionirt wurden, kamen die Funde
in diefes Mtifeum.
Die Refultate diefes durch die erften Funde beim
Bahnbau angeregten und in der Folge von I'rofcfTor
Wie/er wilTenfchaftlich geleiteten Grabungen find von
grofsem InterclTcu. zw. insbefonders dadurch, dafs nun
auch fo weit fudlich Urncnfclder conflatirt find.
38. Der Central-Commiffion ift vom Confervator
Berger der Bericht über einen grofseren prachirto-
rischen Fund zugekommen, der in iMuefter Zeit in
Dur gemacht wurde. Derfclbe nimmt aus doppeltem
Grunde ein hochwichtiges IntcrclTc in Anfpruch und
wird in Fachkreifen ein vollkommen berechtigtes Auf-
feilen machen, denn erftens Hellt dcrfelbe einen fo-
genannten MalTenfund vor, einen vergrabenen Schatz,
und wenngleich ähnliche Funde fchon gemacht wurden,
fo gehurt doch ein Fund von fo bedeutendem Umfange,
wie der Duxt r, zu Seltenheiten. Wie bedeutend derfclbe
fein mufs, erhellt zur Genüge daraus, dafs er an Fibeln
allein über 200 Stück, an Ringen aber 40 Stuck, an
Armringen mehr als 400 Stück zahlt. Fs ift überfluffig
darauf aufmerkfam zu machen, welche Maflc von
Material zu Studien und Vcrglcichungcn derfclbe dar-
bietet.
Sodann ifl es ein befonders glücklicher Umftand,
dafs der Fund einer Periode und wie es fcheint ihrer
fchönftcn Blüthczeit angehört, die bis jetzt in den
Mufeen noch fehr wenig vertreten ift, dennoch aber
die wichtigfte für die Kenntnis der Culturcntwicklung
des Alterthums in Nord- und Wcfteuropa zu werden
verfpricht. Die Gegcnllande des Duxer Fundes ge-
hören nämlich der fogenannten La Tcnc-Pcriodc an,
die in die letzten Jahrhunderte der romifchen Repub-
likzeit und in den Anfang der Kaiferzeit fallt und
dcl'shalb nach einem Berichte des Dr. Much an die
C'entral-CommilTion von fo grofser Bedeutung ift, weil
fie nach der Anficht der meiften Forfcher eine Periode
barbarifcher t.'ulturentwicklung bildet. Anfangs in den
Funden mehr auf den Werten (La Teile und Tiefenau
| Schweiz], Alcfia | Frankreich | etc.] befchrankt lind
darum für eine gallilche Kmanation angefehen. finden
lieh ihre Spuren nunmehr auch zahlreicher im mitt-
leren und örtlichen Furopa und ganz insbefonders
in Böhmen.
39. Corrcfpondent l't-lfchnig hat an die Central-
CommilTion über den Fortgang derunter feiner Leitung
ftehenden Rcftaurirungs-Arbeiten an der gothifchen
Kirche zu Maria Xaißift bei Pettau, einem hochwich-
tigen Baudenkmal, berichtet, wofür Seitens des l'nter-
richts-Minifteriums 3000 Ii. bewilligt wurden. Im Jahre
l«Xi begannen die Arbeiten und zwar zunächll an den
Pfeilern des Chor-AbfchlulTes, die hinfichtlich der
fünf Pfeiler im November beendet waren. Vier Pfeiler
harren noch der AusbelTerung. Die bisherigen Rertau-
rirungs . Arbeiten beanfpruchten 3600 fl , für die weite-
ren Arbeiten hat das Unterr.-Min. nunmehr auch einen
entfprechenden Credit bewilligt
40. Auf Seite 37 und 53 finden fich Abbildungen
älterer Siegel der Kirche in Gurk Beide Siegel find lieh
in der Grofse gleich (55 Mm.) und in der Darrtellung
fehr ahnlich, fo wie fie auch die gleiche in Lapidaren,
gemifcht mit Majuskeln ausgeführte zwifchen Perlen-
linicn befindlichcUmlchrift fuhren. Diefc lautet: fSigil-
Ivm • fee : marie : gvreen • ecce. Bei dem letzteren Siegel
ift gorcendis nicht gekürzt. Im Bildfelde des Siegels
auf Seite 37 fehen wir einen romanifchen Kirchcnbau
mit mächtigem aber gedrücktem Dache, als deffen
Bekronung das im Infchriftrahmen befindliche Kreuz
erfcheint. Die Thoroffnung ill rundbogig und lieht in
ihrer Grofse aufser allem VcrhaltnifTe. Rechts und links
des Thores je ein Rundthurm mit FcnrtcmfTnungcn im
obcrrt.cn Stockwerke und fpitzem Dache, darauf eine
Kugel; das Mauerwerk zeigt eine Art (Juadcrbau, doch
befindet fich auf jedem Steine cinrundbogiges blenden
ahnliches Ornament; auch über das Dach lauft quer
eine Galleric. In der Portal Oeffnung das Bruftbild der
heil. Maria mit auf der Brüll gekreuzten Händen,
nimbirt und nach vorn gewendet. Das Siegel mag noch
dem 13. Jahrhundert angehören. Das Siegel auf Seite
53 dürfte übrigens etwas alter fein. Die in der llaupt-
fachc gleiche architektonifche Darllellung ift etwas
roher, die Mauerblendcn haben geraden Sturz, das
Dach der beiden Rundthürme ill etwas kuppelformig
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ausgebaucht. Maria ebenfalls ohne Kind halt die
Hände nach aufsen gewendet vor der Brult.
41. Einem Berichte des Confervators /iaiim zu
Folge wurde der fogenanntc Annenhof in Prag in
einigen Theilcn reftaurirt. Beim Abkratzen im Stiegen-
häufe und im Gange entdeckte man Malereien, die
jedoch meiftens fehr befchadigt waren. Man fand
darunter zwei Bilder in Ocl an die Wand gemalt. St
I leinrich und St. Kranciscus vorftellend, umrahmt von
Loibeerftäbcn und gewiffermafsen mit fliegenden Ban-
dern und Mafchen aufgehängt. Nach den Bruchftucken
zu urt heilen, gehören die Bilder, wie das ganze Gebäude
in die Barokezeit und verrathen einen befleren Künftler
diefer Periode. Die ehemalige Anna-Kirche ift heute
Papiermagazin. Ucbcr der Thür zur Sacristei das Bild
der Madonna, wie fie in ihren fehützenden Mantel
davor knicende Uominikaner-Monche und Nonnen auf
nimmt. Diefe Malerei ift mehr handwerksmufsig.
42. Confervator Fries hat der Ccntral-Commiffion
uber die Reftaurirung der fpätgothifchen Kirche fammt
Thurm in Wei/trach berichtet und die Ccntral-Com-
miflion hat das vorgelegte Rcftaurations-Projcft in
Betreff des Thurmcs in der Hauptfache gutgeheifsen.
43. Confervator Graus hat über die ErgebnilTc
feiner an der Pfarrkirche zu St. Kathrcin in Offeneck
bei Weix angeflehten Unterfuchungen berichtet.
Daraus ift zu entnehmen, dafs dicfclbc im Grund-
rili'e eine romanifche Anlage zeigt, welche einft nur
aus einem oblongen Schiffe und einem Chor-Quadrate
als Altar-Raum beftand. Dasfclbe ift noch vorhanden
und mit dem Thurme uberbaut. Zur Zeit der Gothik
wurde die füdliche Schifl'swand entfernt (XV. Jahrh.),
an ihre Stelle rückten zwei in eine Reihe gefüllte
Pfeiler und damit auch ein zweites Schiff, um das die
Kirche vergrofsert wurde. Die zweifchiffige Kirche
erhielt ein Netzrippengewölbe, wahrend im quadraten
Altar-Raum das Tonnengewölbe verblieb. Als fich in
der Folge die Kirche wieder als zu klein erwies, fugte
mau an der Nordwand des Schiffes einen geraumigen
Barok Chorbau mit Quadrat und 1 Ialbkrcisfchlufs
bei. So ift dies Kirchlein eine intcreffantc Demon-
ftration, wie das Vergrofserungsbedürfnifs merkwürdige
Conglomcratc der verschiedenen Stylarten liefern
konnte.
44. Confervator Profeffor Ilaufer hat in Betrefl
der Reftaurirung des Thurmcs an der Stiftskirche
an der Mariahilfcrftrafse in Wien an die Ccntral-Com-
miffion berichtet. Der oberfte Theil des Thurmcs in
Form einer fehr fchlankcn durchbrochenen Spitze
befteht aus vier Sparren, svelcheauf einer Kreuzfchwelle
eingezapft find. Durch die eingetretene Schadhaftigkeit
der Kupferbckleidung lief das Waffer an den Sparren
herab, fo dafs die Zapfen und Knden derfclbcn, wie
auch die Schwellen zu faulen begannen und damit den
Beftand der Spitze gefährdeten. Um der drohenden
Gefahr abzuhelfen, wurden die Schwellen neu gemacht,
die Sparren angefchiftet und das Ganze durch ftarke
eiferne Querverbindungen gefiebert. Die urfprünglichc
Form des Thurmcs wird hiedurch in keiner Weife ver-
ändert, da auch die durch das Anfchlufsgerüft ent-
ftandenen Schaden an dem Holz und an den Kupfer-
verfehalungen wieder genau nach dem alten Beftande
werden hergcftcllt werden.
4$. Der Ccntral-Commiffion wurde ein Inventar der
Königs- oder Wenzels-Capellc im wälfehen Hofe zu
Kattenberg vorgelegt. Wir finden in dcmfclben unter
Anderen 1 Kclch,2 Kclchtüchcl, 4 Mcfsgcwänder u. f. w.,
3 Altare. Der jetzige Haupt- Altar ift eine unbedeutende
Arbeit; der frühere Haupt-Altar war wie die beiden
Seiten- Allare ein Flugel-Altar. Er ift nicht mehr erhalten,
doch find die beiden Flügel noch vorhanden, fie hängen
an der Wand der Capelle. Auf der einen Seite zeigt (ich
auf jedem Flügel eine halberhabcne Schnitzerei aus dem
Jahre 1495, darfteilend die heil. Ludmilla und den heil.
Adalbert. Auf der Aufsenfcitc des einen der heil.
Hieronymus, des anderen ein crlofchenes Bild. Der
rechte Seiten-Altar enthalt im Schreine die Vollfigurcn
der Apoftcl Simon und Juda, in der Predella das
Schweifstuch; im Schreine des anderen Seiten- Altares
fieht man den Tod Mariens [eine Schnitzereil und an
der Predella ein Gemälde: Jefus, Maria und Johannes.
Zu diefen Altären gehören die an den Wanden
aufgehängten vier Flügeln mit Gemälden von nicht
geringer Bedeutung aus dem Jahre 1495, welche der
Obcrmünzmeifter Johann Horjtoffer von Malefic an-
fertigen liefs. Vier alte Mefsbücher aus 1495 und 1489,
acht alte Mcllingleuchter, ein Votiv-Bild aus 1492,
finden fich im Inventare.
46. Laut Mittheilung der niederofterreichifchen
Statthalterci, ddo. 20. April d. J., fiel das Kueringer
Stadtthor in Eggenburg einem dringenden Stadt
ertveiterungs ■ iieditrfnifs su Liebe, ungeachtet der
wohlmeinenden VÖrfchliigc der Behörden und von
Fachmännern. Krems, Korneuburg, Fggenburg überall
Stadtthor-Dcmoliru ngen !
47 Confervator v. Bi'arro berichtete über eine in
Grado bei Reparatur der Kirche gefundene Infchrift
Die Infchrift auf weifsem gricchifchen Marmor,
80 Cm. breit, 46 Cm. hoch, fleht im Witlerfpruchc
mit der bisher gangbaren Tradition und lautet :
MCCC - XI. niese lulii- die - XII -Irans. . . .
fuerüt ■ corpora ■ Sco 1 lermacora et ■ For-
tunati • i • fuo • Ferto - p • ven • patre • dno • Andrea
dei • gratia • patriarcha ■ Graden ■ affistentibg • ven .
patribs ■ et • fuffraganeis ■ dfiis ■ Petro • Equilin .
et • Frc • Perino Venccopollen ■ epis • et • al
lior • et • religior • ac . ppli • multitudi-
nc copiofa'procceffionalit • q • antea-er
ät • in • capfis • lapideiis • in ■ fua ■ archa • mar-
morea-collocata-Tpr • dfii'BarlhiGr-
adonico ■ ducis • Venec ■ et • diii 1 Kainc-
rii • Minotto • Coitis ■ Gradi .
Nach der Tradition wurden nämlich, wie Con-
fervator Bizarre berichtet, die Korper der Heil. Her
magoras und Fortunatus von dem Bifchofe Primigenius
(an 630) in Folge gottlicher F.ingcbung (vifion) in «1er
Entfernung einer Milie von Grado aufgefunden und in
feiner Kathedrale beigefetzt; dann aber wären nach
derfclbcn Tradition einige liebeine der I leil I lermagoras
und Fortunat, dann der heil. Jungfrauen Eufemia Doro-
tea, Tccla und Erasma in einer filbcrncn und email
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LXXVI
lirten, von dem Patriarchen Andreas Dotto im Jahre
1338 gefpendeten CaiTctte unter das Gewölbe des
Altars vom heil. Sacramente gelegt worden, wo fie
im Jahre 1740, bei Gelegenheit der unglückfeligen im
Kococo-Stylc ausgeführten Kenovirung der Kirche auf-
gefunden wurden, und diefe CaiTctte war mit einer
Marmorplatte bedeckt, welche (ich jetzt in der rechten
Seitenwand der Bafilica eingemauert befindet mit der
Infchrift:
Hic -repofitoc • fuerunt ■ Rcliq •Santo-
rum I lermagurae • et Fort • MCCCXXX VIII •
Die • Dominica ■ XII ■ Julii • tempore ■ Dni • An-
dratec • Patriarchat • Gradis et • Dfii • Au-
dio.- • Malipicro Comitis •
Im Widerfpruche mit die fem Zeugniffc fagt nun
die neu aufgefundene Infchrift, dafs die ganzen Kurper
(corpora) der Heil. Hermagoras und Fortunat US in
capfis lapideis vorgefunden und in einer archa mar-
morea beigefetzt wurden, und zwar nicht am 12, Juli
1338. fondern am 12. Juli 1340. 1
48. Urkundliche Reilrage zur Gefchichte des ehe-
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil Leopold in Kloflerneuburg. (XI.)
1549. [6. September.
YVier Gcorgius Hafs Doclor der F.rczney, Chri-
ftoph Makhler, Wenczl Hepner, Lucas Purkhart, Paul
Weifs, Thoman Khaltfchmid. Thaman von Wembding,
Hartl Droft, Ofswald Gemnitzer, Lienhart Fibel,
Wennczl Putinger, Thoman Schvvarcz, Michel Hofman,
Hanns Pernflainer, Virich Khargl, Hanns Kharnopp,
Mathes Amcr vnnd Gallus Arnolt, Hurger vnml Mit-
woncr zu Ülmuncz. Bekhenncn für vnns vnnd vnnfer
Erben, offenlich mit difem brief. Als Sich der Frbcr
vnnd weifs Mert Paumbgartncr, Goldfchmid vnnd
Hurger zu Olmuncz, auf der Romifehen Ku. Mt. vnnfers
allcrgncdigiftn Herrn gncdigiifl begern, vnnd der wol-
gebornnen auch Fdln vnnd Vefften, Herrn N. N, Seiner
Ku Mt, verordentn Camer Katen, der Nidcrofter-
reichifchn Lannden, gephlegnen hanndlung Sannd
Leopolds Silbren Sarch geen Cloflernewburg zu-
machen gehorfamblich bewilligt vntu! angenuinen.
Innhalt zwayer gleichlauttundetl aufgerichtn fehriff-
liehen abrede, deren ain bemelte Camer, vnnd die
Minder Fr der Paumbgartncr beyhenndig haben,
welche abreden von wort zu wort lauten, wie hernach
volgt.
Zu willen tlas auf Heuclh der Romifehen Ku. Mt.
vnnfer allcrgnedigiflcn Herrn durch desfclbcu Kate
der Niderofterreichifchn Camer mit Mertn Paumb
gartner Goldfchmid vnnd Hurger zu Olmuncz, von
wegen machung Sannd Leopolds Sarch gegen Clofler-
new bürg riaehvolgundc abred heut dato befchehen.
Wienn an Lec/ten tag July im Neunvndvierzigiftcn Jar
Frlllich fol Fr zu folchem Sarch ein Khupfferens
Corpus Innhalt vnnd vermüg des forms den Fr Selber
• Aber .luch die Zugehörigkeit de* „Flltre Perino Venci>iiolen . epi»"
bleibl ut>verlt-.nillu h, »run mihi .lligenoinmen wird. d*U hier ein lire.bfelller
unleiUiireii lA l>rnn b4' It.lem die l'l iut.rn.ilgcn.kll . wekhe den Patriarchen
vi>ii lirada nliel die Itifiholc tun lAricn durch Pcl.iciut II. ( I;. Febltiar Sr V'
lieben, von l.eo XII. und Air tan der II Ui-Atli^l norde 1, ui, dun It Ir ei» 1 lligcn
Verrichl de * H.ilriar« hen Henrir-vt l>auduli>t jc- An erirt r i*. • . . . „ rtnunlio
«intni iltre ac*|uinl<i fwper Kpitmpali't lllrtjc" - tcrlorrn gcganKen « ar, f<> kann
die ltenecinun£ Verernpolen epi« . mir eilt Iti.llium in 1 ralnialien «xler Verte-
ilen belretTen und .i«n wahrfeheinlie hften dafc llitllium Atendc, oder Avendnm
Oeui .M..diuO, f.d<sli<h »ar» Avendopulcuw epit da, M*t <i»Ief der Heue»
»»Hg . Epi* Scniae ei Modt».- he Behende Bif. h»rihtin> Z»(f
entworffen vnnd jmhieneben zucgcftclt wirdt, machen,
welches das Silbren Corpus, fo an das Khupffcren von
aulTen, auf das man khain KhupfTer fehen müge ge-
fchraufift werden tragen follcn, mit verkhüpffung vnnd
feüln geziert, vnnd vorn daran den Saluator, vnnd auf
bayden feytten des Sarchs die zwelf ApofM, vnnd am
viertn ort Sannd Leopold mit Seinen Gcmahel vnnd
vnnfer lieben frawen Pildnufs, wo Fs Sich am Pefflcu
fchikht vnnd folche Pilder alle aus freyer Hannd trei-
ben, vnnd mit dem Zicrlichifftcn, vnnd pefften vieifs
fouil Im müglich verferttigen, auch mit etlichen edlen
geftainn, die wir jm vberantwurtten werden lafTen
zieren, defsgleichcn mit gold fouil von notten fein,
vnnd die not<lurfft eruordem wirdt zum Saubcrifllcn
verkhlaiden.
Sochc arbait fol Fr auffs aller lengift nach vor
gemeltem dato jnncr vier Jar verrichten, aber allen
müglichen vieifs fürwennden, obs noch eher befchehen
khünndt, oder mocht, wie Er Sich dann daffelb zuthuen
bewilligt vnnd zuegefagt, vnnd darumben fol Fr dic-
fclb arbait nit aus den Hennden legen fonnderfür vnnd
für dermalTen daran machen, vnnd dicfclb furder, auf
das Fr der Ku. Mt. oder gedachtn Camer Katen yeder
zeit wann Fs begert wirdt guetten bericht vnnd gewifs
anezaigen thuenmug, was darangemacht vnnd fertig ift.
Gemeltcr Mert Paumbgartncr fol auch folchen
SarrchdermalTcn ins werch richten, das derfelb vermüg
Sein felbrt überfchlahen mit allein Coflleit, als Silber,
Khupffer vnnd macherlon (doch auffcrhalb der ver-
guldung, von welcher wegen Im erft hernach, wafmalTcn
diefelb bfchchen fol, befchaid vnnd Ordnung gege-
ben fol werden) vngeuerlich mit über drey Taufcnt
drey vnnd achzig gultlen geftee.
Vnnd wiewol die Ku. Mt. vnnd gedachte Camer
gncdigill vnnd gern gefehen hatten, das folcher Sarch
hie het zuegericht vnnd gemacht miigen werden. So
ift doch dem Paumbgartner in anfehung Seiner
furgebrachtn vngelegenhait, erlaubt vnnd zucgelaffen,
das Fr denfelbcn vorgefchribner mallen anhaimbs zu
Olmuncz machen vnnd arbaitteu müg.
So fol difer Sarch Silbers halten zwayhunndert
March, vnnd die March fünfzehn Lot, fein, vnnd wann
der Sarch an die ftat geferttigt, fol jm von yeder March
Silbers drey Taller, vnnd dann von dem Khupffcren
Corpus vnnd gemecht, in gemain durchaus Fünfzig
Talle r macherlon gegeben werden.
Auf folche arbait ilt Im durch die Niderofler-
reichifch Camer yeezt Sibcnczig March, neun Lot,
drey Ouintcl, drey Pfening Silbers, yede March zu
fünfzehn lot fem geraitt -gegen Seiner fondern Hckhannt-
nufs) zucgeltelt worden.
Vnnd dieweyl der Paumbgartncr als vorftet zue-
gefagt folchen Sarch fouil müglich mit dem machen
Eubefurdern. Sich auch vmb fowll tieft meernPerfonen,
die Fr dar/.ue zugebrauchen von notten bewerben vvoll.
jft ferrer berecht, wann Fr beinetteMarch gar verarbait.
vnnd folches der Camer zeitlichen als vngefer zway
oder ain Monat, auffs wenigift dazuor zuefchreibt das
jm die Camer alfsdann die vbermafs, bifs zu völliger
erftatung vorbemelter anczal der zvvayhundert March,
fouil Fr yedes mals nach gelcgenhait der arbait am
Sarch notdurfftig fein wirdet, auf der Ku Mt. Cofftcn
vnnd wagnufs geen Olmuncz fchickhen, vnnd obbe-
fehribner halt, die March zu fünfzehn Lot geraitten
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LXXVII
aufzug, auf das Ime die Khnccht, lo Er derhalbcn halten
möcht nit vergeblich feym, gleichermaßen zucftelcn
laden woll.
Vnnd wann alfo der Sarch gemacht, vnnd gefer-
tigt ift. Sol Kr die arbait vorgcfchricbncr matfen, auf
die l'rob vnnd den Gehalt, als nemblich zu fünfzehn lot
wider zu anlwurttcn fchuldig fein
Der zu warem V r rkhund fein difer abred vnnd bc-
fchlufs zwo glcichlauttund fchrifftn aufgericht, aine
vnndtcr gedachter Camer Rät ferttigung bctneltcm
Paumbgartncr, vnnd die annder vnndter Seiner fertti-
gung jenen den Herrn Lanier Raten zuegeflelt worden,
Bcfchchen am Tay und Jar, wie jm Anfang ver-
rnccldt ifl.
Vnnd aber Jm dem Paumbgartncr auf f.>lehe
arbait, ein onfechliche Suma Silbers Nemblich vngeu-
crlich, in die zwayhundert March gegeben wirdet,
darumb dj Ka. Kt. gedachtn Nidcrortcrrcichifchn
Camer Katen bcuohlen, von Jm verficherung vnnd
Burgfchafft Eunemen, das demnoch wir obgcmcltc mit
Hurger vnnd Mitwoner zu Olmüntz für gedachtn
Merttcn raumbgartner auf Sein vleiffig bit rechte
Hurten vnnd felbft fchuUlner worden fein. Alfo vnnd
dergeftalt, Wo der Paumbgartncr Seiner verfehreibung
vnnd zuclagen wie obein geleibte Abrede vermag, mit
ferttigung vnnd machung beruerts Sannd Leopolds
Silbrcn Sarchs nit nochkham, vnnd die Ka Mt. dar durch
oder aber der bellimbten anezal Silbers halben, fo Jmc
wie vorgemclt auf die Arbait zucgcftcllt wirdet, in
ainichen fchaden, wie der genennt khainen aufsge-
mimen, gefuert wurde, das wir fiir vnns vnnd vnnfere
Krbeii, hiemil verfpreehen vnnd zuefagen, denfelbcn
fchaden allen Seiner Ku Mt. anftat gemells Paungart-
ners, abzutragen vnnd zuerftatten on alle waigerung
vnnd aufsflucht, Sein Ka Mt. mag auch folches erfu-
echen vnnd bekhumen, bey vnnfer yedes Ilaab vnnd
guettern, ligennden vnnd forunnden, nichts aufsge
numen, bifs Sy aller fchaden volliglich vergnüegt ift,
darfiir vnns khainerlay Recht, gciftlich noch veitlich
auch fonnder Lannds oder Stat Recht, oder gewonliait
mit nichte freyen. noch zu hilf khumen fol, dann wir
vnns deren hiemil verzeihen vnnd begeben. Trcwlich
vnnd vngeferlich. Des zu waren vrkhunnd, haben wir
obgefchribne Burger vnnd mitwoner genennte Stat
Ohmmcz ain yeder Sein aigen gewonlichs Petfchier
willentlich hienach aufgedruckht. Hefchehen vnnd
geben zu Olmuncz am Scchzchcndcn tag des Monats
Septcmbris, Nach Chrifti vnnfer Krlofcrs geburt, Künf-
zehenhunndert vnnd im Neunvndvicrzigirtc Jar
Papier Abfchrift von 1552 C. 2.
1552. 14. July
Vnnfern grues zuuor Erbcrc Tugenthafftc Fraw,
vnnd lieben freundt, vnns ift anzaigt worden daz
wcyllend Mcrt Paungartner Hurger vnnd Goldtfchmidt
zu Olmuncz nit langrt tods verfchiden fcy. Diweyl
jm dan hieuor Wie jr wilTt, aus beuclch der Ro Ku. Mt.
etc. vnnfres Allergncdigirten Herrn, ein filbres Sarch
zumachen, durch vns angedingt, vnnd beuolhen
worden, vnnd wir aber nit willen, ob dcrfclb nun fertig
oder nit, vnnd wie es darumben ein gertalt hat, So
haben wir demnoch, die Krberen weifen Grcgoricn
Parbach vnnd Merte Papiercr, goldfehmidt baid Burger
hie zu Wicnn hiemit zu Euch abgefertigt, Sich geltalt
aller fachen vleiffig zuerkhundigen, den Sarch, zu er-
fehen, vnnd merers nach gelegenhait, wie Sy dj farch
befinden, mit Euch, vnnd foiinft, wie es die notturfft
eruodern mocht, zu hanndln wie jr von jnen verneinen
werdt Demnach wollet jnen darjimen genczlicheii
glauben, vnnd in allen fachen guetten bericht thuen
Der wellen wir vnns von I lochcrnenter Ku. Mt et
wegen zu Euch verleben Geben zu Wicnn an 14. tag
July im 53. Jar.
An Weidend Merten Paungartncrs gewefsnen
Hurgers vnd goldfchmidls zu ülmunz gclalsne Wittib
vnd Erben oder derfelben Gerhaben
1552. 21. Juli.
Vermerkht die abret fo wier baide Gregor Parbach
und Merl Papicrer von wegen des farchs fannt Leopolt
in namen E. G, zu Ulmutz gehanndlt haben. Mit dem
Crillion Miler goltfchmit, von wegen aufmachung des
obbemelten farchs. vnnd nachdem wier aigenntlich.
foliches werkh nach notturfft beheben, fo befinden
wier das etliche ftükh mit groffem vnnfleis gemacht
fein, als nemblichcn, das allergenedigirt, die apollln
betreffent vnnder welichen er Sechs anngefangen,
vnnd fchlechts in den borten gcitclt, WcKche apollln.
nachdem fy nicht genueg herfur gebracht fein, Sonn-
der gar zu ainnfeltig, vnnd zu flach anngefangen auch
das filbcr zu diu gefchlagen. das man im nimer beiden
khan, fo folle der obbemelte Triftati Miler goltfchmit
nachdem nicht fo gar vill daran gemacht ift, widerumb
die fechs apoftln zuf.imcn gierten, vnnd von neuem
alle Zwelf, fambt den anndern Vier pildern widerumb
machen, vnnd dicfclbigcn bar fiellen, vnnd hecher
herfurbrinngen, vnnd mit foundern Reifs aulimachen,
als nemblichen die anngefichter mit flcyfigcr verharung
hart vnnd har vnnd annderer notturfft auch die gc-
wanndt mit yeren braimen vnnd brrichen, was die nott
erfodert auffs flcyfigifl aurtmacheu, wie er fich dann
felbft erbotten vnnd bewiliget halt, Zu dem anndern
uachdem die plech vnnden vnnd oben fo zwifchen die
gefims gehören auch ettwas mit vnnfleLs gettiben. die-
felbigcn auch als vill iniiglich vnnd nott erfodert,
vnnd widerumb bertern, vnnd was fünft weyder der
Liderung nach noch nit anngefanngen, als nemblich
die pogen fo oben auf vmb die gefims gehören, mit
fambt yerer notturfft nemblich mit fchmeltzen vnnd
yercr bekhlaidung wie dann geiniegfam mit im darfvon
geret, auff das ficyfigift aurtmacheu foll, auch das
dach fo oben auffgehorig auch mit rtcchen vnngefar-
lich wie man fünft pfleget dachwerkh zumachen, laut
der fifierung vnnd der vorigen dignus, fo dem Paun-
gartner feligcn in feiner birgverfchreybung von der
Camer gegewen, merers in fich helt vnnd nachdem die
vnnder gefims am weckhett was zukhindifch vnnd zu
khlain gegen dem obern gemach fein folle, folliche
gefimbs, vnnden mit ainem fchapplamcnt erweiden wie
dann mit ime auch genuegfam daphon geret ift wor-
den, vnnd dieweil foliches werkh nit fo gar gleich auf
folicher gewicht bey ainer zwoer oder dreier markh
miner oder mehr gemacht khann werden, dar folle ime
bezalt oder am macherlon abgezogen werden. Nach-
dem fy aber die Frau wittib, folich'-s werkh aufzu
machen nit vnnderfteen wellen, hab«n wier foliches
werkh durch das ganntz Hanndtwerkh der goltfchmit,
der ftatt ülmiitz befichtigen vnnd befchaucn lallen
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LXXVIII
vnud innen haimbgefctzt, was an folichcm wcrkh trew-
liehen verdienet ley worden laut yerer gegewnen
khunfehafft die K. G. verneinen werden als nemblichen
fülle yere erftlichen vuer den khupfTerciicn Corpus
gewen werden wie die virguerfchreywung jnnhek,
Nemblichen 50. taller Mcr für die annder arbait fo
durch Mertten Paungartner felichen am farkh bc-
fchechen 200 Ii Reinifchin munti der frauen widib
loder des bemelten Paungatncrs erben geraicht vnnd
gegewen werden. Was nun vber die 200 fl. Reinifch
aut der dignus vnnd verfchreybungen die K. (i. mit
dem Paungartner fcligen auffgericht haben follc dem
Criftan Muller ZU aufmachung vnnd anfuerdigung der
wcrkh s gegewen werden. Wie dann lautier mit im
abgeret ift worde Kr hatt fich bewiliget gleicher
malTen mit der burgfehaff wie Paungart, Nachdem
aber noch fouil daran zumachen ift, hatt er anngezaigt
aufs lennift in annderthalb Jaren feliches zu vertigen
mer hatt er ("ich bewiliget neben fulichcm wcrkh khain
anudere arbait weder ime noch vrembten nichts
daneben zumachen allain was er yezunder vnnder den
hennden hatt. Bcfcbcchcn zu Olmütz den 21. Tag July
jm 52. Jar.
Gregor l'arbach. Mcrt papiercr.
Wir Thoman Waltfchmidt unnd Chriftiann Mulner,
Goidtfchmidt KldillcunGcfchworcnn ampt der gantzen
Zech, der erbcrem Ilanntwerchs der Goidtfchmidt
der Stadt Ülomuntz. Bekhcmien vnnd thuen khundt
offenlich mit diefem Brieff vor Jedermenigklichcn.
Nachdem der Erber weylendt Merten raumgartner
goidtfchmidt vnnfer mitbrueder faliger, auff der Ro.
kn. Mt. vnnfers allergencdigiftenn Hern, genedigifts
Hegcrnn. vnnd der wolgeparnen Edlen vnd vheften
hern N. N. I Iochgc<lachtcr feiner Ko. kn. Mt. ver.rden-
then Kathen, der Nider Oefteraichfchen Landen jrer
genadeu gepflegenen handlung. Sanct Leopold Silbe-
ren Sarchkhcn Clofter Ncuburgk zuinachcnn bewilliget
vnd angenume doran dann auch zumtail verfertigt
Dicwcil aber gedachter vom Merthen 1'aumgartner
angefangener Sanct Leopoldts Sarch zu enntlichcr
Verfertigung, durch abfterben jl/.t genentes Merthen
Baumgartners nicht khumen wagen, ift folliche fein
arbait fo er au obgemellem Sarch gethau, aulTbegernn
der Hrbcrnn furfichtigen Gregor Parhach unnd Merthen
Papiercr, baider Hurger zw Wien gefaundten von ob-
gefchriebenen I lernn khamer Katheu. durch viral
gefchwornen vnd gantzc Zech trewlichcn gefchat/.t
vnnd befunden Worden, dz mergemelter Merthen
Baumgartner fcliger an der Arbait difes Sarchs wie er
jtzundt erfcheint verdienet hatt 200 fl Kainifch p 60
Kreyzer den fl gerechnet. Zw Vrkhundt, vnnd meh-
rcrem glaubenn, habenn wir obpeftimbt Eldiftenn
gefchworenn mit aigenntlichenn. bewuft vnnd willenn
der ganntzen Zech vnfer gewonlichs tzech Inngcficgcl
zugetzeugnus diefer treulicher Schätzung hienach
laffenn aulTdrucken. Gebenn zu Olomuntz den 20. tag
des Monats July jm 1552 Jar.
1552. Ich Magdalena weylend Mertn Paungertners
gewefnen Goldfchmids zu Olmüucz fcligen gelafsne
Wittib und wie Thoman Khaltfchmidt, und Hanns
Kharnopp Polbierer beide Burger dafclbft zu Olmücz
als bemclts Paungartners gelafsnen Khindcr verordent
Vormunder.
Hekhcnnen für vnns vnd gedachte vnnferc Phlcg-
khinder öffentlich mit difem Brief Nachdem vorge-
nnanter Merten Paungartner auf der Ko. Ku. Mt. vnfcN
allcrgencdigiften Herrn gnedigift begern vnd des
Wohlgebornen auch edlen vnd vefften Herrn N.
hochgedachten Ro. W. Mas verordent Camer Kate
der N. Oe. Lande gcphlogen handlun, Sannt Leopolds
Silbren Sarch gegen Clofterneuburg zumachen be-
willigt und angenomen, daran Er auch einen Tail
gemacht, Als diefelb Arbeit durch fein abfterben
vnuolcnud gebliben vnd als folchc fein arbeit fo Er an
obgemelten Sarch gethan auf wohlgedachter Herren
N. üe Camer Kate begern durch die gefchwornen vnd
ganeze Zech des goldfehmid Handwerchs zu Olmücz,
noch vermug einer verferttigten fchatzung Zell treuu-
lich gefchatzt und befunden worden, das mergemelter
Merten Paungartner an feiner volbrachten arbeit difes
Sarchs verdient hat 200 fl den Gulden zu Sechzig
Kreutzer zureiten Das vnns daurauf gemclt Herrn N.
Oe Camer Kat in nahmen Ku, Mt. diefclben 200 fl
fambt noch 50 Taller darauf mit dem Paungartner das
Khupferen Corpus zu berurlen Sarch zumachen be-
fehoflen worden, durch die Erbcrn Gregoricn Parha-
cher Burger zu Wien au heute dato alfo par /verteilen
vnd beiallen lalTen zu vnferm volligen benniegen.
Sagen und /eilen danrauf, für uns vnd vnfere Phlcg
khinder die Ko. Rhu. Mt. derfelben Erben oder wer
der halben quittieren not ilurfftig ift, oder beftimbte 200 fl
fambt den 50 Taller macherlon vor obgemelten Cor-
pus Die mit willentlich in chrafft dietz briefs quitt
frey ledig vnd lofs Alfo, das wir noch ermelte vnfere
Phlcgkhinder zu jrer Ko. Khu. Mt noch derfelben
Erben yetz vnd hinfur derhalben nichts mcr zufprccheii
oder zufuchen haben füllen noch wellen in Khain weifs.
Aufzeichnungen von Camefina,
Druckfehler- VerbefTerungen.
Seile 19 ift »uf Kegino dd Abhandlung beuufeuen .monununtorum orlis qui iinum vidil, nulluni vidit, ^ui millia vidit, unum vid.il,* dann
. II. Zeile (f tun üben llatt: „Akvine" zu lefen „C.-kvine*.
p 12 a 4 „ . flau: ,l'evin* zu lefen „Cerin*.
. 12 „ II , unten Aalt: „Soiici" zu lefcn: „Soviel".
. 24 . 6 . . » ,Zaiini»io* zu lefen: „Zaimiile*.
- *$• , * - «ben flau: .Sivimpow" HlMMI .Sarampuvu".
. i3. , 2 Halt: .Kambold* m lefen .Rambold*.
. XX. , zo von unten. I. Spalte ftall - „Kodkolova* Iii lefen | „Koqkoluva"
. XXI. Zeile So von oben, I Spalle flau ; „Vrozence* zu lefen : .Urozenehu*.
„ Xt.IV. ftatl: .Staatseigentum' zu lefen .Stadl Eigenthum*.
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LXX1X
Ein römifches Vorhängefchlofs in Aquileja.
Vun Üi. Fr. Kenntr.
tyi'eQ N der Sammlung des Herrn Engen Freiherrn
2m . nn Hit!rr-/.alu'tty in Podgora bei Görz wird
K^Yi! ein in Aquilcia aufgefundenes nnnifches Vor-
haugcfchlofs aufbewahrt, welches wir mit der gütigen
Erlaubnis des Herrn Bcfitzcrs hier in Abbildung mit-
theilen; dazu veranlafst uns der feiten eintreffende
Umftand, dafs der Mechanismus des Schlöffe* bis auf
Kleinigkeiten vollkommen erhalten ift und einen
deutlichen Hegriff zu geben vermag, nicht blos wie
man kleinere Schlolfer conflruirte, fondern auch ihre
Behandlung vor Unberufenen in ftnnreicher Weife zu
maskiren fuchte.
Das Verdiend, das Geheimnis der complicirten
Vorrichtung rafch aufgedeckt zu haben, gebührt Herrn
Wilhelm Sinn», Aulfehcr der Antiken- und Munzcn-
Sammlung des Allcrhöchrten Kaiferhaufes, welchem
Fi £ . i.
auf mein Krfuchcn von Seite des I lerrn Befitzers die
Aufgabe gcftellt wurde, einen Verfuch anzuftellen, ob
durch ftellenwcifc Wegnahme der Patina das Schlofs
geöffnet und weiter erforfcht werden könne. Den
nachften Anlafs dazu bot dicvonandererScitemündlich
ausgefprochene Anficht, das in Rede liebende Object
fei nichts anderes gewefen, als ein r Centurioncn-King i ' p
d. h. ein Fingerring, wie er von Centurionen getragen
worden fei; diefe hatten in dem Knopfe Gift eingefüllt
gehabt, um fich delicn etwa in verzweifelten Lagen
auf dem Schlachtfelde zu bedienen und (ich vor
Gefangcnfchaft oder Vcrftümmclung zu bewahren.
Die folgenden Bemerkungen werden wahrfchein-
lich genügen, an Stelle diefer etwas phantaftifchen
Erklärung die einfache nüchterne Erkenntnis zu letzen,
dafs man es hier mit nicht mehr und nicht weniger
als mit einem Vorhängefchlofs für kleinere Behalt nifle —
etwa ein Schmuck- oder Gcldkaftchen - zu tbun habe.
Das Objccl beftcht aus dem Bügel und dem
Schlöffe, welche beide zufammen beiläufig die Form
eines Ringes haben. Der Bügel ift aus einem Rund-
ftab gebogen, 1*5 Cm. im Lichten hoch, fall 2 Cm.
breit und bei 0'5 Cm. ftark. Die etwas breiteren
Enden find flach und viereckig gebildet; das eine ift
an dem Schlöffe felbft in einer Charnicre (vgl. Fig. i)
VUI N F.
feftgemacht, das andere übergeht in eine viereckige
Üefc, welche auf der entgegengefetzten Seite des
Sehloffes in diefcs verfenkt und durch Einfuhren eines
Riegels feilgehalten wurde ivergl Fig. 2 h und *• f g).
Das Schlofs fclblt hat die Form eines unten
fpitz zulaufenden Schildes von 4 Cm. Höhe, 2*3 Cm.
grofstcr Breite und 16 Cm. Dicke; oben ift die
Charnicre für den auffchlagbaren Deckel angebracht,
an den Seiten finden lieh eckige Vorfprünge, die wag-
recht cannelirt find.
In jenem zur Linken des Befchaucrs ift die Ocfe,
in jenem zur Rechten ein viereckiges Loch angebracht,
welches dazu diente, den Riegel, der beim Auffperren
des Sehloffes zuriickgefchoben wurde, Raum zum
Heraustreten zu verfchaffen.
Im unteren Theile finden fich drei runde Aus-
ladungen, welche nach der Lange cannelirt find.
Die Mitte des Deckels nimmt eine Maske mit
hohem Haarputz ein. handwerksmafsig gefchnitten. Die
Augen feheinen mit Glasflufs ausgefüllt gewefen zu fein.
Fig. 2
Die Oeffnung des Sehloffes gefchah in folgender
Weife: Man mufste zunachft am Rande des Sehloffes
ein beftimmtes, in Fig. 1 das mit Diagonallinien be-
zeichnete Plattchen a, welches nur der Eingeweihte
kannte, herabfehieben, dann konnte man ein gleich-
falls nur dem Eingeweihten bekanntes, anderes Platt-
chen, das um einen Zapfen fich bewegte, herausdrehen
i/i in Eig. 1 und 2 '•; es bildet die Sperre für den Haken
im Dekel, der nun zurückgefchlagen werden konnte.
Nun bekam man eine dünne Deckplatte aus Bronze
mit einem SchlülTelloche zu Geficht, in welches ein
Hohlfchliiffcl gefleckt wurde.
Nach Entfernung der Deckplatte zeigt fich der
Mechanismus des Schlofles fehr deutlich. Der Hohl-
fchlülfel fafs, wenner eingeführt wurde, auf dem eifernen
Zapfen d in Fig. 2. Bei einer halben Drehung nach
rechts griff fein Bart zwifchen die Zahne / und g des
eisernen Riegels e und drückte diefen nach rechts
Doch konnte er nicht fofort in Bewegung gebracht
werden.
Man mufste vorher an der rechten Seite des
Sehloffes das Plattchen c (Fig. l und 2) aus dem Falze,
in dem es fitzt, hinausfehieben; es maskirtc das Loch,
durch welches der Riegel heraustreten konnte; erft
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LXXX
dann konnte diefer fo weit zurückgcfchobcn werden,
dafs die Oefe // des Bilgels frei wurde und letzterer
geöffnet werden konnte.
Umgekehrt w urde beim Schliefseil verfahren.
Die Innenfeitc des Deckels zeigt eine leichte
Höhlung, unten ift ein Haken angebracht, welcher
den Verfchlufs ermöglichte. Letzterer wurde herge-
ftellt, indem das Plättchen b (Fig. I u, 2'< in die Biegung
des Hakens eintrat und ihn fi>errte. In der Höhlung
des Deckels fanden lieh Eifcnroftthcilc, die von dem
ab^crollctcn Zapfen d herrühren, und wenige Heftand-
theile eines unbekannten Stoffes, ausfeilend wie feine
weifse Kryftalle.
Hin ganz ahnliches Vorhangfchi'.fschcn, gleich-
falls in Aquilcia ausgegraben, wurde vor wenigen
Jahren für die Antiken • Sammlung des Allcrhochftcn
Kaiserhaufes erworben. Es zeigt ganz dicfclbc Vor-
richtung, fowohl was das Schlofs betrifft als auch die
Verficherung dcsfclben. Doch find einzelne Heftand-
theilc nicht mehr vorhanden, diefes Kxemplar feheint
geöffnet unter die Krde gekommen zu fein und durch
Abrollen der eifernen Stiften die Verbindung der
einzelnen Heflandtheilc cingebüfst zu haben. Es
fehlen die in den Fig. 1 und 2 mit a. b, c, d be-
zeichneten Theile, fowic das feine Deckplattchen mit
dem Schlüffellochc zwifchen dem Deckel und dem
Schlöffe.
Sicher aber geht aus dem einen, wie dem anderen
Exemplare hervor, dafs fie keine Fingerringe, fondern
in der That Vorhangcfchlöfschcn mit einer r Vexier-
waren und nur zufallig die Aehnlichkcit von Finger-
ringen haben.
Der Bronzen-Fund in der „Riefenquelle" bei Dux in Böhmen.
Befiehl de» Cuiifervaior» Dr. St, iStrgtr.
^AS gänzliche Verfielen der etwa eine halbe
Wegftundc von der Stadt Dux entfernten, an
der Teplitzcr Strafse gelegenen P l<icfcnqucllc*,
einer ehedem zu Badezwecken benutzten Therme,
veranlasste nunmehr deren Abteufung, welche Arbeit
Ende J;mncr d. J. bis zu einer Tiefe von 9 M. ge-
diehen war und einen höchft intereffanten Fund vor-
gefchichtlichcr Bronze-Artefaflc zu Tag forderte.
Die anfangs ausgegrabenen Gegenflande blieben
ganzlich unbeachtet, erfl als Arbeiter einzelne auf der
Halde am Schachte zufällig aufgclefene Stücke zur
Anficht in die Stadt brachten, wurde die allgemeine
Aufmcrkfamkeit rege und es ift nur der cncrgifclien
Furforge des Herrn Georg Grafen H'aldßan, Befitzers
der I lerrfchaft Dux zu verdanken, daTs einer gänzlichen
Verfchleppung <iiefes hochft lehrreichen Fundes bei
Zeiten Einhalt gethan und derfelbe dem grofsten
Theile nach der VY'iffenfchaft erhalten wurde.
Die Freundlichkeit des Herrn Grafen ermöglichte
mir bei meiner Anwefenheit in Dux die Berichtigung
der in feinen Befitz gelangten Fund-Objecte, ein Theil
der in die Umgebung verfchleppten Gcgcnft;indc
wurde von einem Duxer Gcfchaftsmann aufgekauft,
nach Prag gebracht und die bellen Exemplare hier-
aus von mir erworben. Diefe zwei Partien reprafen-
tiren den bis jetzt gemachten Fund in ziemlicher
Vollft.indigkeit und berichte ich hierüber Folgendes:
Der Fund enthalt ein Bronze Gcfafs, eine Lanzen-
fpitzc, ein abgenütztes Werkzeug, eine grofse Menge
Gewandnadcln, Arm und l - "ingerringe — Alles von
Bronze mit mattgtunem Rolle (keine aerugo nobilis'i,
fchliefslich ein Glasarmring-Fragment und einen ftark
verwitterten unbellimmbarcn Eifengegenfland.
Leider waren die Fundftiickc der graflichen
Sammlung noch nicht genügend geordnet und eine
Zeichnung derfelben nicht gut möglich, fo dafs ich,
bezüglich diefer Partie, mich cinftwcilen auf eine blofsc
Bcfchreibung derfelben befchranken mufs.
i- Das angeblich in einer Tiefe von 6 M.
gefundene Bronze- Gclafs, welches wohl urlprünglich
die übrigen Gegenflande enthielt, ift kcffclformig,
theilwcife zertrümmert und ohne Zeichnung fehwer
zu vcranfchaulichen. Der nach innen gebogene Kand
betragt 0 45 M., die Tiefe 0 22 M.
Dasfclbe ift aus drei mafsig ftarken, durch Bronze
N;igel zufammengenieteten Bronze Blechplattcn ver-
fertigt, fteltenweife blank, fonft mattgrun roftig, ohne
Ornament und von fimpler Fagon.
2. Die Lanzcnfpitzc ift vollftnndig erhalten, deren
Lange 0 20 M.; vom oberen Ende der Dulle lauft
über das Blatt bis zu dclTcn Spitze ein erhabener
Grat, die fielt nach oben verengende Dulle ift mit
wagrechten Parallelkreifen verziert, ihr unterer Durch-
ineffer {Schaftloch) betragt 0 022 M. die Fundtiefe
9 M. 1
3. Das abgenützte Übjccl, entweder ein Dolch
oder Meßer, hat im Stiele zwei Nagcllocher und eine
Lange von circa 0*15 M.
4. Die Fibulae erfcheinen durch mehr als 200, und
5. die Bracclets durch mehr als 400 Stücke ver-
treten.
Abbildung und Bcfchreibung einzelner von mir
in Prag erworbener Typen laffe ich weiterhin folgen.
6. Der Fingerringe zahlte ich über 40, diefe
entfprechen den heutigen Eheringen und variiren nur
in der Dicke des Metalls und im DurchmelTer.
7. Das Glasarmring-Fragment, etwa ein Drittel
der urfprünglichen Grofse, ift dunkelblau und glatt.
8. Der Gebrauchszweck des oberwahnten gabel-
förmigen, mit einem keilartigen dicken Stiele ver-
fehenen maffiven Eifen Objeflcs ift fehwer zu errathen,
es ftaud wahrfcheinlich mit einem gröfscren Ganzen
(Schild, Wagen?) in Verbindung.
In der Duxer Collection befinden fich demnach
gewifs mehr als 700 Stücke; in der Präger zahlte
ich deren 240, hievon circa 140 Gcwandnadeln, 80
Arm- und 20 Fingerringe, etwas dürfte noch vcrfchleppt
• llit no^fülinf n tiimenfionrn Att KeffrK ui„l tm bmUn <■»!
»«hmt Ith <l<rn 1-unill.tfichle de» H»rrn RcrgvK««llcr» TaMin in, l'u»ct
W^htnkUu, 1B6». X. Jjhtg.nt Nr ; und t,
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LXXXI
LXXXII
^fein, fo dafs die Gcfammtzahl der Fund-Objeete mit
1200 Stücken nicht zu hoch gegriffen erfcheint.
Das Haupt-InterelTc am Funde concentrirt (Ich
demgemafs in den Gewandnadeln und Armringen.
A. Die Fibulae Dielelben lind fammtlich nach
einem Sydcm gearbeitet und wohlcrhaltcn, dennoch
durfte es darunter lehr wenig ganz gleiche Fxemplare
gebot. Alle find aus einem Stück mehr oder weniger
darken Bronzedraht verfertigt.
Der Hügel ilt theils glatt und nind (Fig r), manch-
mal mit wagrechten Parallclkreifen gravirt, oder ifl
derfelbe mit 1 lautrelicf Ornamenten verziert, ineilt mit
dem raupcnahnlich.cn (Fig. 2).
Eine dritte, die fchoiilt gravirte Form Hellt Fig. 3
dar. Der Bügel derfelben ilt plattcnformig, jedoch
noch ziemlich maffiv und mit Dreiecken. Ringen und
Linien gefchmuckt. Bei Fig. 4 und 5 ilt derfelbe bereits
aus ganz dünnem Blech und bemerkte ich von diefer
Form blofs 4 Exemplare. Fig 6 halt die Mitte zwifchen
Fig. 3 und 5, Fig. 7 repräfentirt die maffivfte Form
Die Biegung des Bügels ifl beinahe bei allen die-
felbe wie bei Fig. 2 und 7 ; nach oben verdünnt fich
derfelbe in die fpiralformig in zwei Abtheilungen zur
Feder gedrehte Nadel, diele windet fich bald ober-
(Fig. 4. 5. 6). bald unterhalb (Fig 2 und 3). bald hinter
(Fig. 7} der Feder, umfafst auch in fcltenern Fallen
fchleifcnartig den Bügel (Fig. Ii, um mit der in die Char-
tere des Vcrfchlufsdückcs einfallenden Spitze zu enden.
Beinahe alle Nadeln federn noch.
In der Grofsc variiren die Fibulae zwifchen
0-035 M. und 0-065 M., die mittlere Starke des
Bugeis bewegt fich zwifchen 0 003 M. und 0 006 M.
Die Fig. 8 bis 12 veranfehaulichen verfchiedene
Bügelformen und deren Ornamente; die Fig. 13 bis 18
die vcrfchicdcn gezierten Fndlluckc des Verfchluffes,
der bei allen nach vorn auslauft und vom Bügel frei
abdcht, oiler fich demfclben blofs fanft anfehmiegt.
Es unterfcheidet fich daher in diefer Hinfichl
die vorliegende Form wefentlich von der a la Tenc
Fibula ', findet jedoch in der bei Villy i Vaud) gefundenen
ein Pendant *
In Böhmen erfcheint diefe Form in mehreren
Fundftellen vertreten, der Hügel ift jedoch glatt und
endigt das Verfchlufsduck in eine mehr oder weniger
maffive Kugel [Vokovicc, Podbabai; ein gleiches
Vcrfchlufeende mit Oehr, wie bei Fig. 13, weift eine bei
Pliskovice gefundene Fibula aus.
B. Die Bracclets. Der Stückzahl nach nehmen
diefelben im Funde den erden Platz ein. Sie bieten
fowohl in der Starke des Materials, dem DurchmclTer.
als auch in den Verzierungen ungemein viele Varianten.
Figur l, 2, 3 reprafentiren die Haupttypen in
natürlicher Grofsc. Die Fig. 4 bis 15 zeigen Verzie-
rungen der fammtlich offenen Ringe an deren Fnden,
welche beiderfeits gleichartig find, aufser bei Fig. 10,
wo das eine zugefpitzle Ringende in eine correfpon-
direndc Ocffnung des gegenuberdchenden einfallt
Bei Fig. I. ilt das Materiale zu Blech gefchlagener
Bronzedraht, der Verfchlufs erfolgt durch Einhenkeln
der Enden a und b. Diefe Form ift die feilende.
Fig. 16 repräfentirt eine Art der Fingerringe, welche
blofs im Durchmeffer und der Fülle des Materials
differiren, fo dafs manche bis zu 0 00t M. Starke
finken; Fig. 17 id ein dünnes, mit getriebenen Orna-
menten verfallenes Bronzeblech, wahrfcheinlich ein
Hefchlag und «eilt inwendig Eifcnrodfpurcn aus.
Wenngleich nun diefer Fund von keinen weiteren
die Forfchung unterllützenden Merkmalen begleitet
erfcheint und Maßenfuiuie gleichartiger Gcgendande
fowohl in Böhmen als anderwärts nicht unbekannt
find, fo bietet fich hier eine fo grofsc, vielfach unbe-
kannte Mannigfaltigkeit der Details dar, dafs derfelbe
nicht verfehlen dürfte in Fachkrcifcn allerorts das
lebhaftcde Intercfle zu erwecken; er fei daher allen
Forfchern auf dem Gebiete der Vorgefchichtc warm-
ftens empfohlen.
1 M.ulic.lunxcn ücr .» [iianlVHrn (..fcllf, h.fi in Zürtrh. I)r K. Krlltr.
vi iifritht. r.b. xiv.
■ UrtliMim 1.««*.«. r. rr^«.T.b. xvii, n s
Das DietrichfteinTche Gruftdenkmal in der Garnifons-Kirche
zu Brünn.
Von Moria Trapp, k k. Confcrv»tor.
(Mil ein» T.M )
h'pjo I F. Garnifons-Kirche in der JefuitcngalTc Bi ünn's
R«0i uc ' cne im vorigen Jahre Seitens des Militar-
c£ZA arars im Innern zu reltaui iren begonnen
wurde, dcht an Stelle des vom 13. Jahrhundert bis
zum Jahre 1577 bedandenen Herburgcr-Nonncnklodcrs
mit der Muttcrgottcskirchc.
Als Kaifer Rudolph II. 1578 dem Jefuiten-Ordcn
das Herburgcr Nonnengebaude in Hrünn, dann die
dazu gehörigen Güter 1581 überwies, liefs er zumeilt
auf Wohlthaterkoden und namentlich <lurch die For-
derung ihres gröfsten Gönners des Fürdbifchofes von
Olmüz, Cardinals Franz von Dietrichltein, die jetzige
Kirche mit einem Aufwände von über ly.ooo Thaler
erbauen.
Der Bau begann am 7. September 1598 und ward
als beendet am 22. September 1602 zu Ehren der
Himmelfahrt Mariens vom Cardinal Dietrichdein
feierlichll confecrirt.
Die Erbauung des Jefuitcn- Collcgiums dagegen,
welches die Kirche umfchliefst, begann fchon 1582
und ward erd nach dem Jahre 1621 zumeid auf
Köllen des Cardinals Dietrichltein vollendet. Es id das
gn.fste Gebäude in Brünn, bildet ein langes Viercck
mit 7 Hofen und nimmt die ganze Sudfeite der Jefuiten-
galTe ein. Zu der ferneren refpective bis zur ganzlichen
Vollendung diefes Collegiums verpflichtete der Car-
dinal feine Krben (laut Tcdamcnt vom 2y. Dccembcr
1634) alljährlich 1000 Thaler beizutragen.
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LXXXIII
Ein pompofes mit dem Wappen des Cardinais,
Emblemen und vielen Figuren decorirtes Portal
fuhrt in die Hofraume. Diefcs Portal, fowie der Haupt-
eingang zur Kirche waren ehemals frei. Im Jahre 1788
find fie durch einen Zwifchcnbau abgcl'chloflen wor-
den. Jetzt bi findet fich die k. k. Stationswache in
diefem Theile.
Die Kirche felbll ift ein grofses und im edlen
Renaiffancc-Stylc aufgeführtes dreifchifliges Gottes-
haus, welches nach den Plänen des Architekten und
Bildhauers Georg Gyaldus (Gyaldc, Gialdi] von
i$(jü — 1602 erbaut ward, dem fein Hruder Tobias, ein
kunftreicher Maler, beihilflich war. Beide kommen
als anfafllgc Bürger Prunns im Genofienfchaftsbuche
diefer Stadt vor. Tobias Gyaldi Harb am 21. November
1627, 40 Jahre alt, und ward am Friedhofe bei St.
Jacob begraben, wie dies ein Grabftein bezeugt, der
ehemals an der Jacobs-Kirche eingemauert, jetzt im
Hofe des Franzens Mufeums fich berindet.
Das Zeichen der Gyaldi war ein Rundfchild mit
einem Querbalken, darauf ein krähender Hahn fulst,
wahrend unterm Balken eine gewundene gekrönte
Schlange vorkriccht. Die Gyaldi find wahrfcheinlich
aus Italien nach Brünn eingewandert.
Ihre jetzige Zier und Einrichtung erlangte die
Kirche crll im vorigen Jahrhunderte, indem die
Jefuiten ums Jahr 1730 oder 1744 den Präger Meiller
Felix Anton Scheffler aus Seidenen beriefen, um die
Decke ai Fresco zu malen, welcher Aufgabe er durch
reiche Compofition in den Dar Heilungen, dann frifches
und kräftiges Colorit vollkommen gerecht ward.
Scheffler Harb als k. k. Holmaler in Prag 1760.
Die Capelle zum heil. Kreuz malte 1748 der Brun-
ncr Johann Ftgens. in Maratti's Manier. Etgcns Harb in
Brunn 61 Jahre alt. Sein eigenhändig gemaltes Porträt
befindet fich in der Gemäldcfammlung des Franzens-
Mufeums.
Den Hoch-Altar, nach dem Modelle des Ignatius
Altars in Rom, verfertigte der Brünncr Bildhauer
Johann Georg Schauberger im Jahre 1735, das Haupt-
blatt desfclbcn „Maria Himmelfahrt" ift von Franz
Eckllcin im felben Jahre gemalt worden. Die Bild-
haucrarbeiten an den 10 Seiten- Altaren und denBeicht-
ftühlcn verfertigte der gefchicktefte Schüler Schau-
berger's, der Brünner Adam Mefsmann, wahrend der
Jefuiten -Laienbruder Tobias Süfsmayer die fämmt-
lichen Stuccatur-Decorationcn in der Kirche meiller-
haft ausführte.
Die zwei Seiten-Altäre mit den von unbekannten
italienifchen Meillern gemalten Bildern St. Ignaz und
Allerheiligen follcn auf Korten des Obcrllkämmercrs
von Mahren, Ladislav Berka von Duba und Lipa,
dann die fchunen reichgefchnitzten Kirchenftühlc fowie
das Marmor-Pflallcr und die Orgel von der Anna
Francisca Gräfin von Leslie, geb. von Dictrichllein,
angefchafft worden fein.
Ein interelTantcs Kunftwerk befitzt die Kirche im
Chor, ein marmornes Gruftdenkmal für den Cardinal
Dielrichllein und deffen Gefchlccht. 1 Hegte er doch für
den Jcfuitcn-Ürden eine folche Achtung und Vorliebe,
dafs er hier oftmals feine achttägigen Gcillesübungen
hielt und predigte, ja fchon anfanglich den Gedanken
• WWv. Kirthhck. Top. lUbftM, II AlKk . i IM. p. «5-»».
hatte, die Jefuiten Kirche für feine einlligc Ruheftättc
zu beftimmen.
Es war daher ganz ordensgemals, wenn mau für
fo einen befonderen Wohlthhtcr ein würdiges Scpulcrum
crHehcn liefs, das der Nachwelt in Erinnerung bringen
foll, was Derjenige, dem es gewidmet worden, für die
Kirche gethan, und das auch Zeugnis böte von dem
fchaffenden Geille der KunltbeflilTenen jener Tage,
deren Arbeit wir nun bewundern.
Georg Gyaldi, der begabte Bildhauer und tüchtige
Raumciftcr der Jefuitcn-Kirche ill auch der Verfertiger
diefes llylvollen Marmor-Intarfia- Werkes.* Es ill eine
Hauptplatte, darin ein grolses llylifirtes Wappen, um
das fich acht kleinere Platten gruppiren, welche vereint
eine Umrahmung im länglichen Viereck formen. Des
Ganzen Bcite mifst 3 M. 75 Cm. und 5 M. 8 Cm. Länge.
Das Material, welches als Grundlage hiezu verwendet
wurde, ill der rothe Sal/.burger Marmor.
Jede Platte hat eine Stärke von circa 25 Cm., aus
deren Flcifchc MciHer Gyaldi die Dcflins fall 10 Cm.
tief hi-rausmeifselte und nun in diefe fo vertieften
Stellen partienweife mit grofster Genauigkeit fchwar-
zen KcHhcimcr, gelblichen und weifsen Perpftciner
Marmor derart zugerichtet einlegte, dafs fie die Con-
turen vorzüglich fcharf, die Zeichnung wie aus einem
GulTe erfcheinen laflen.
In technifchcr Beziehung ill die Ausführung nicht
nur inftruetiv, fondern auch fchr nachahmenswerth.
Diefe effeelvolle lntarfia- Arbeit, an der Fleifs und
ebenfo die Ausdauer Meiller und Gehilfen zur vollften
Ehre gereichen, um ihrer nach 272 Jahren noch
rühmend zu gedenken, liefert unfere Abbildung.
Wir geben nun deren Deutung wie folgt: Mittel-
fluck. Auf fchwarzern Fond prangt das Dietrich-
(leiu'fchc Stamm-Wappen, und zwar ein 3 fehragrechts
gctheilter Schild, mit zwei aufwärts gekehrten weifsen
Winzermeffcrn an gelben Heften. Darüber der Car-
dinalshut lammt Schnur und (Juaften. Obenan befindet
fich eine Tafel in decorativem Rahmen mit der fchon
wenig lesbaren Infchrift :
MC RKGlVIE : • - i .
HIC
avÖNi.VAi • 1 . ■
und unter dem Wappen eine defsglcichcn Tafel, an
welcher blos:
IN HONOR 1 « • •
zu entziffern ill.
Zum Abfchluffc befagter Hauptplatte ill unten ein
Streifen aus Glockenmetall der Breite nach eingefugt,
daran nachftehendes Epitaph in Latein-Lapidar ein-
gravirt vorkommt :
SIGIS.WVNDVS • K-CARI) ■ KRATER ■ OBIIT ■ ANNO •
>\ • DCII • IM • IAN • DVO • KRANCISCISI6ISAWNDI-
Kl I.II • PR1MVS • BIENNIS • OBIIT • ANNO ADO • II •
DECMBRIS ALTKR II MKNSIV M ANNO MDCII XXIX •
IAN-
Die acht kleineren Platten herum find fo gellellt.
dafs I, 3, 6, 8, dann 4, 5, und 2, 7, im Dcflin fich
lymmetrifch wiederholen.
: CtrrtnCt Noliien M S im Kt»»»«!i» Mufcuni.
• Dit F«ld«r fmdrolli und gt\b (Gold), mchi ju( der bci«cl«Wntn
Tlfel uniichtig »Ii fch«:ir« und «tlb JHjtecVr» ■«.
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LXXXIV
Sic find eigentlich ornamentale Verzierungen
jener acht Schilder, welche zum zufammengefetzten
Wappen des Cardinais Dietrichflein und feines Ge-
fchlechtes gehören und hier dem Intarfia- Monumente
ein befonderes Luflre verleihen.
Sic zeigen: ein Schild rechts oben Ecke, in Roth
in zwei Reihen zu vier und zwei gcftelltc weifsc Spitzen
und ein Schild, links oben Ecke in Gelb einen ein-
kopfigen fchwarzen Adler mit gelbem Stern an der
Hruft
Heide find zur Infignic des ülmiizer Furllbisthums
gehörig das urfprunglich alte bifchufliche und ver-
mehrt von Kaifcr Rudolph II dem Stanislaus Paw-
lovsky von Pavlovic, als erllen Fürflbifchof von ülmüz
1588 gehörig. 1
Im fchwarzen Felde Mitte oben ein fchr;ig rechts
gcltclltcr gelber Pfahl mit lieben Knorren und je drei
gelben Sternen rechts oben und links unten im Schilde
begleitet. 1
Rechte Seite Mitte ein fchwarzer Geicrfufs im
weil'sen Felde, wegen der Dietrichftcin'fchcn llerrfchaft
llollenburg, gegenüber eine mehrmals gewundene,
pfahlvvcifc geftclltc fchwarzc Schlange im gelben Felde
wegen Finkenrtein. unten ein weifses Kreuz im rothen
Felde, das Rottal fche Wappen, ein von weifs und
fchwarz gevierteter Schild der Collalto und ein weifser
Sparren im fchwarzen Felde, weiland der Schenken
von Ofterwitz. 3
Zu bemerken ift, dafs über jedem Schilde Matt
der Krone ein einfacher Auflatz mit gedruckter Spitze
gefetzt erfcheint, darin froher, weil eingeritzt, die
Noinination des betreffenden Wappens zu lefen war;
gegenwartig find hievon nur einige Striche mehr
fichtbar.
Zu Fufsen diefes aus Marmor eingelegten Monu-
mentes befindet Cefa eine grofsc infchriftlofe Stein-
platte mit vier Metallringen, welche den Eingang zur
Hauptgruft deckt.
18 Stufen führen in gewölbte 1 lallen, die ihrer
Anordnung nach ein Kreuz formen. An der Steinfiber-
kleidung des .Mauerbogens vor dem Hallen-Eintritte
ift das Dictrichftein'fchc Wappen ausgehauen.
Aufscr den vielen Sargen mit den Jefuiten -
Ordetisbrudern, welche in den Hallen ruhen, und unter
denen namentlich die niumificirtc Leiche des Reftors
und Provinci als P.Martin Strcdonius |f 26. Aug. 16491,
dclTcn Name in pietätvoller Erinnerung anlafslich der
Schwedenbclagerung unter Prunns Bewohnern fich
bis zum heutigen Tage erhielt,* ferner die des P.
Jacob Krefa, des berühmten Mathematikers fiel» befin-
den, fanden nur wenige dem Orden nicht angehorige
Perfoneii ihre Ruhellatte. Dahin gehört Sigismund
Freiherr von Ditricbftein.
Ober dem Sarge hangt an der Wand delTcn
Todtenfchild in Holz gefchnitzt mit Gold und Farben
bemalt. Rings um das Wappen folgende Worte: Anno
1602 den 4. January Iii in Gott verfchieden der Wohl-
gebohrne Herr Herr Sigmundt Freyherr von Dietrich*
■ VMm Kirch! Top Mähren» I BJ. 1 Al.lh B>. />«af<*. he, .1,1 Zeil
f.hrill Aaler ifcy,. 11.14. Kt. r.frr. t,. ZrtaJIn Mar* M,>raw. tjoj. paf. in«.
■ ft/r».l, ,1.1,1. pa, ,,,, , SJ , )i;J«W4|,,, f n.!.rH.nrii Janauer «H
Strachau« unil /an.i.i»ic.
• »Wa'au-*, B,of,. Le.icon III.
t eV 1 *."" »ou V J.,an UiLlo, S J HundlVlmfl in
mahnfcneii LmdetArclm.
ftein auf Hollenburg. Finckcnftcin , Tallberg vnd
Kurowitz: Erbfchcnck in Kärndten. Rum. Kay. May.
Rath vnd Unterkammerer des Marggraffth: Marhcrn
delfcn feel wolle Gott der Allmcchtigc genedig vnd
barmherzig fein. ''
Die jugendlichen Leichen der zwei Söhne Sigis-
munds (dvo Francisci. ) ebenfalls in Holzfargen, lind
in fchwarzen Tüll eingehüllt.
In dem gegenüber befindlichen Gcwulbc ruht
der fpäter hier beigefetzte Landrechtsbeilitzer Ritter
Bartodeisky. Eine Metallplatte nebft Wappen und
Schrift am Sarge befagt: Anno 1699 den 11. April ill
in (iott verfchieden der Wohledle gebohrene Kitter
Ignatius Wcnccslaus Barttodcgsky von Barttodeg,
Herr auf Hluchow der rom. kay. May. Rath und Lamb-
rechts Hcylitzer im Marggraffthum Mahren. 6
Als im Jahre 1S80 die Mauer im rechten Kirchen-
fchifT der Feuchte wegen unterfucht ward und dabei
das Marmorpflartcr nachft des Allerheiligen • Altars
aufgeriflen «erden mufste, da gelangten die Arbeiter
zu einer kleinen niedrigen Gruft, die gerade vor diefem
Altar lituirt einen einzelnen maffiven Holzfarg barg.
Nach Abhebung des Deckels in des Herrn Militär-
Pfarrers und meiner Gegenwart, fanden wir hier die
Gebeine einer Dame, deren langes rothblondes Kopf-
haar noch am Schädel felthaftete. Ein aus fehweren
dunkelviolettem Seidcnftoff verfertigtes langes Kleid
und darüber ein Manteau aus fchwarzem Seiden-Moire,
waren thetlweifenoch erhalten, defsgleichcn diebreiten
Spitzen aus Naturleide an den Händen und der Hals-
kraute, Dagegen war der fchwarzc Schleier bereits fo
morich, dafs er zerfiel An den Kleidftoffen lagen zer-
Itrcut die losgeloilen Holzperlen eines Rofenkranzes
und vom Fingergelenke abgefallen ein kleiner Goldring
mit einem a jour gefafsten lichten Amethyft. Im Innern
des Reifes ftand in fchwarz ausgefüllter Eingravirung :
^WÄRIKNSTKIN-.
Nach gepflogener Befichtigung wurde der Ring
wieder zur Leiche gelegt und über den Befund ein
pfarramtliches Document in den Sarg beigegeben.
Die hier beerdigte Dame ift Frau Helena Berka
von Duba und Lipa, Witwe nach Bernhardt von Tovar,
«eiche altein bei 12.500 Thaler zum Kirchenauf bau
beitrug und das Jefuiten Seminar reichlich belüftet
haben (oll. Ihr Gemal, Bernhardt Ludwig von Tovar,
entftammte einer fpanifchen erft kurz in die mahrifdie
Landmannfchaft aufgenommenen Familie. Er darb den
14. Marz 1597 und wurde in die Capelle bei den Jefuiten
begraben. Es war dies eine im Innern des Klofterhaufes
befindliche Capelle Die Beifetzung erfolgte dcfshalb
an diefer Stelle, weil die Kirche erft 1598 zu bauen
begonnen wurde. Auch feine Gemahlin Helena, welche
am 14. üecember 1600 darb, wurde cinfhveilcn in der
Kirche bei den P. P. Minoriten zu St. Johann beigefetzt,
und ill erll nach Vollendung des Kirchcnbaucs in die
Jcfuitengruft am 25. September 1602 übertragen und —
* Srri, Leichnam in einem ftarken Eichenholl Sara*« mit fwai eifrrarn
Handhaben £ebetlel, ,11 mit einen, leinen »ei Ken Heinde d \% he, den H.inde n
Kaluatuaarcheltcit xuni befatx hat. bekleidet; darüber eiae w-eiftfeidene Welle
und ein fchnarrcr Rock mit gtofien Knöpfen und breiten Schauren. üleich
einem iina-ari!,-he,i Attila. Uic AuffcliU*,« an den Ermeleodcn find Überfihlaeen
und mit Knöpfen vertiert. Am Kopfe hat er eine feidenartire Haube mit
rothhehen Streifen. Die Schuhe And vollkommen erhalte», ausnehmend elegant
gearbeitet, mit rindcc AbfatxflUickctll. Sic hatten chetnat» Silberfchnatlen. die
Jelrt fehlen .
* Meine llrfrllrrilmng der atti 1.3. Scjlt iB'il, etfülgteil Grufteronaung
in der Jeluitenkirchc Brünner Zeitung 1U1. Nr. Mf, »10.
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LXXXV
vielleicht auf Wunfeh r — vor das Allerheiligen - Altar
beerdigt worden. 1
Derfelbe Vorgang hat auch bei Sigismund von
Dietrichftein ftattgefunden, darüber des Kathsherrn
und Apothekers Georg Ludwig, Chronik von Brünn
(1555—1604) nachftchend berichtet:*
„Den 4. Januar 1602 ift verfchieden der wohl-
geborne Herr Sigismund Freiher von Dietrichftein,
Unterkamer des Markgrafthum Mahren, dem Gott
gel lad, ift den 5. dito um I Uhr zur Nacht mit der
ganzen Priftcrfchaft und allen dreien Kathen zu San£l
Johannes (Minoritcn) in die Kirch geleitet worden,
neben der Leich find mit brenenden Wachswündt-
lichtem gegangen: Herr Ulrich Lillgcnblat. Herr Elias
Tierner, Herr Johannes Migall, Herr Nikulafch Tzer-
nowsky, Untcrfchrciber, den 22. Juni ift er fambt feinen
zweien Kindern in der Jefuitter Kirch vor dem hohen
Altar in die Gruft gelegt worden, die Leich des Unter-
kammer haben getragen in gegebenen groben Trauer
Muntll und ungefueterten Hutten 18 Pcrfoncn. Ir hoch-
fiirftliche Genaden Cardinall und Herr Maximilian von
Dietrichftein beide Gebrüder lammt anderen Herrn
Prclaten.Ritterrtandt und die Statt abgclandtcn folgten
der Leich, nach darneben waren aus den unferigen
Statlich vier Pcrfon in gut Tucch gckleidt von Fllfil
auf fambt den Trauer mantll, Symon Kribler, Hannfs
Klcinfeindt, Dawid Lonrad, Nikulafch Tzcrnowsky." 3
Sigismund Freiherr von Dietrichftein, des Erzher-
zogs Kruft VieeOberftftalltneifter und Kammerer der
Erzherzoge Ernft und Maximilian, des Kaifers Rath
und von 1598 Landes Unterkämmerer von Mahren,
ein eifriger Forderer der katholifchen Religion, war
im Jahre 15G0 geboren. 1
Mit Johanna de la Scala vermalt, entfprofsen
diefer Khe fünf Kinder, u. zw. 1. Adam geb. 1595, geft.
in Rom 1620, 2. Maximilian, nachheriger Fürft, geb.
K96, wurde von feinem Onkel, dem Cardinal, zum
Uni vcrfal- Erben eingefetzt, ftarb den 6. November
1655. Er war zweimal vermalt: a) mit Anna Maria
Furftin von Liechtenftcin, geft. 1640, und b) mit Sophie
Agnes Grafin von Mansfeld, geft. 1677. 3. Margaretha
Francisca, geb. 1597, geft. 1617, vermalt mit Wenzl
Wilhelm von Lobkovic . 4. Johann Franz geft. 2. De-
cember 1601, und 5. Franz, geft. 29. Janner 1602, beide
im Kindesaltcr zu Prunn.
Als Landesunterkämmerer hatte er einen fehr
grofsen Finflufs, denn der Untcrkämmcrcr war der
1 I>enn der Bruder diefer edlen llame LndisUu« Berka von l>uha uml
Li|ra, ObeilUaeaiiierei M.Krell., lief» die rnrii beien-hncie n Srilen Alurc mit
4 ... tl beiftelleu.
■ t. Riller f. ClfcmoU im I Bande der von der hilt «at S««i.n
Bcr>u»re*cbcaeti IJueilm. St hriften
' Die Leichenfeier, »«lehc die Stadl dem Uiiicrkarnacrcr Mahren» mit
allem I'om^c rn bereiten veriiH khtel war, dalier auch befnnrtere Trauer änrü*m
den R.ubkVerw.indlrn fjiendrn nr.lflt*. lief, hreibt auiführlich 5r4nrr«f in feiner
ItiHni» S. J. II. m,
* lleiTeti F.llrrri A'bm, »weiter Reichifreiherr »<->n IlietTichftetn, Retzien
m 1lr.11 (»ttul'cr 1^37. geftnrlieit e. Februar r^ftn in Nikoliburg, welche Herr
fchafl ihm Kader MwWmtiM II »u Kigen jj»k Vermag ru Madrid i»»j mit
Marcarrtlt» v»n Cardon» Kinder r. An:.m, geb. 1555. Harb alt Kind. a.Sigiw.
mniia fvan ölien l. 1 Ma«irailian. Beb. itt. Q , (fed. »<,. Marl Iftll. »eiauall • * j mil
Helena Krliffii h dr I.upnelara. t >4 Seul. IS**; H lirufin J.lcubinc vun Rnffo,
t4.l>ci-, lfo> , Franr. Cardinal. Hilchuf \.„, I llfwuu 1 Für* ton I l.eliN hüein,
«eb >u Madrid 1» Antuft 1570, Harb ru Brunn tu. Seuiembcr i4i*. hecrabra in
Oln.ci, (Krfch und (.ruber, Eneyclup. I Sc«.,»}. TM , V » t Ijn -«>,.)
Vorfteher der k. Kammer in Mähren und ihm war die
Gewalt über des Königs Städte und über die Klofter
ubertragen. Dies Amt war überdies fehr einträglich,
ihm unterftand die Regelung der Angelegenheiten
des Burgerftandcs. In wie fern die Städte an folch
hochgeftellte Herren, an deren Gunft ihnen viel
gelegen war, der damaligen Sitte gcmäfs werthvolle
Gefchenke machten, beweift Sigismund s von Dietrich-
ftein Gevatterbitten an alle drei Rath der Stadt Brünn
und ihr Krfehcinen.*
Sigismunds kaum fünfjährige Stellung geftaltcte
fich aber zu einer äufserft unangenehmen. Der
mährifchen Landesfprache nicht machtig und ohne
Vorfchlag des Landrechtes vom Kaifcr (1598) ernannt,
erwuchfen ihm viele Gegner. Und als er gar nach
dem kl.iglichen Ausgange des gegen Karl von
Zierotin angeftrengten Hocliverraths Proceffes fich die
eigene Befchamung derart zu Herzen nahm, dafs fein
Gcmiith hievon tief ergriffen ward, unterlag feine
Korper Conftitution diefem Schmerze. Denn in der
Nacht nach der Niederlage im Gcrichtsfaale zu Prag
erlitt er bereits einen Schlaganfall, und als er kurz
darauf vernahm, dafs fein Sohn Franz 2. December
1601 und feine Schwägerin Jacobinc 4. December 1601
plötzlich ftarben, dafs feine Frau heftig erkrankt fei
und fein Advocal fich der weiteren Verfolgung des
Proccffes entzog, fuhr er eilends nach Mahren (Brünn)
zurück. Von einem hitzigen Fieber befallen, ftarb er
nach kaum achttägigem Krankfein im 42. Lebensjahre.
Einige fagten an Gift, andere aus Kränkung. Erfteres
war falfch, und letztere möge Grund zu feinem auf
natürlichem Wege erfolgten Tode gewefen fein."
Sein jüngerer Bruder Franz, Cardinal-Fürftbifchof
von Olmüz, welcher dem Haufe Dietrichftein unver-
gänglichen Ruhm zubrachte, der Sigismund am 22. Juni
1602 zur letzten Ruheftätte begleitete, darauf am
22. September diefcs Jahres die Kirche feierlichft
confecrirte, hat ficherlich der Vollendung des mar-
mornen Gruftdcnkmals im Jahre 1607 feine Befriedi-
gung gezollt.
Diefcs äufserft fchöne Intarfia Wcrk ift nun in
unferen Tagen fehr reparaturbedürftig geworden, und
da hat in dankenswerther Vorforge bei der 1881
begonnenen Rcftaurirung der Garnifons-Kirchc das
k. k. General-Commando in Brünn auch diefer Gruft-
platte die Confcrvirung angedeihen laffen, wozu pietät-
voll die fürftl. Damen aus dem durch!. Haufe Dietrich-
ftein, dann im Intereffe der Erhaltung vaterländifcher
Kunftdcnkmalcr, die hiftorifch-ftatiftifche Seaion der
k. k. mähr. fehl. Gefellfchaft und die Brünner erfte
mähr. Sparcaffa Geldbeiträge widmeten.
Und fo ift durch ftylgemäfsc Rcftaurirung' ein
Kunftwerk für die Nachwalt erhalten worden, das
jeden mit lebhaftem Intereffe erfüllt, der die reich-
gefchmuckte Kirche betritt.
» l'eler R ». t lttmmtiky, Carl V. Zicrulin (.au ij?
• Milih d Cemt Cum« N F. V Bd |>»( 17.
> D»reh da» KlablilTemenl bar Hildhaucici und Sinn Induftrie vo.Jch.
F.. /Wai« Hruim und die Ccmcni.ein.abrik ,00 ). Mal/. *e*V und SftMMf
in W>en
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LXXXVI
Aus Brixen.
Von A'iiil Att, k. k. Confcrvjini
|M Kreuzgange des Domes entdeckte man ein
Wandgemälde von ganz befondereui Inhalte.
In der Arcade bei dem Ncbcneingange in den
Dom ifl das Martyrium von Heben auf zugefpitzten
Acften zweier mächtiger Hnnmftiimmc fchaudererrc
gend aufgefpiefsten Jünglingen mit ihrem Bifchofe an
der Spitze zu feilen. Ulme Zweifel find es die lieben
Märtyrer von Karthago, deren Feit die Hollandillen
auf den 17. Juli fetzen. Der Donator kniet daneben
in der Kleidung eines Domherrn mit Schriftrolle, auf
der nur mehr die Worte ora pro mc in gothifchcr
Minuskel-Schrift zu lefen find. Das Motiv zu diefer von
allen übrigen Bildern im Kreuzgange verfchiedenen
Darllellung durfte fchwer zu entriithfeln fein, aufscr
man nimmt an, dafs der Donator den Namen eines
diefer chriftlichcn Helden trug. Der Gcfichtsausdruck
diefer nackten nur mit einem Schamtuche bekleideten
Gcftaltcn ift edel und lie zeigen fchönc Vcrhältniffc,
gelungene Bewegung und Stellung, wie fie die ver-
fehiedenartige Auffpiefsung der Körper erfordert.
Nach der fchon etwas höheren Mitra des Bifchofs
<lurftc diefes Gcm.ildc dem Anfange des 16. Jahr-
hunderts angehören. 1
Die Bedachungen fowie die Aufsenfciten des
ganzen Kreuzganges und der an delTen Südfcitc ange-
bauten Johannes ■ Kirche erheifchten nothwendige
Reparaturen, welche jungfl unter der unwichtigen
Leitung des furftbifchöflichen Secretärs J. Rartinger,
eines warmen Kunflfreundcs, lobcnswcrth zu linde
geführt w urden. Auch der Mörtelbewurf der St. Johan-
nes-Kirche war im Innern theilweife von Salpeter ange-
frclTen und bedurfte einer Ausbeffcrung. Auf unfer
Erfuchenan Decorations Maler Barth gelang es, dafs
vor anderem alle Wände fleifsig unterfucht wurden, ob
lieh etwa unter der Tünche oder noch tiefer Kelle alter
Bemalung finden. Die Unterfuchung war von einem
erfreulichen Erfolge begleitet, denn es zeigte fich
ein grofser Theil des Ouerfchiffes interelTant bemalt,
mit Bildern gefchmückt, welche viel alter find als die
gegenwärtigen im angebauten Kreuzgange.
Hinfichtlich des Grund- und AufrifTes diefes inter-
eiTanten romanifch-byzantinifchen Baudenkmales, in
Form eines länglichen Vierecks, dein fich ein Qucrfchiff
mit fchmalcr, aber auffallend hoher Abfide anfchlicfst
und wie fich über das Chor-Quadrat eine Art Kuppel-
thurm erhebt, erinnern wir an die weitläufige Befchrci-
bung nebfl Abbildung im VI. Jahrgänge der Mitthei-
lungen der k k Central-Commiffion für Kunftdcnk-
male. Dafelbft wird bereits erwähnt, dafs die Wände
diefer dem heiligen Johannes dem Taufer geweihten
Kirche bemalt gewefen fein dürften, weil an mehreren
Stellen Ueberrelle von Bildern zu Tage treten. Herr
Tinkkmjer, der Vcrfaffer jenes Auffatzcs, vermuthete
fogar Gemälde unter der Tünche, welche auf noch
1 Aclml.rkc Dafftrllunccfi von Mch<n Ktjtuclihaflen M*riyrcr-S««Ma
Anden «eh .n ein«c rurtrll. >.. «fort« RU*4 in Klinten und einem P.f-
Uou.l. » on ,,,, ,»|j u Lni.c.fiut. Biblioihck «u t'„ t
alteren lagern. Zu diefem SchluiTe vcranlafste ihn
wabrfcheinlich die Wahrnehmung, dafs fich Arbeiten
aus verfchiedencr Zeit zeigten, wie wir unten fehen
werden.
Zur vollflandigen Aufdeckung aller Gemälde,
welche fich beinahe auf die ganze Kirche erftrecken,
führte Folgendes. An mehreren Stellen hatte die
Feuchtigkeit den Mortelbewurf derart angefreffen.
dafs eine Ausbcffcrung desfelben nothwendig gewor-
den war. Da zeigte es fich nun, dafs der Bau aus
riefigen Steinen aufgeführt fei. Um dem Inneren ein
gleichmäßig befriedigendes Ausfeilen zu geben, waren
alle Wände mit paffenden Farbentonen überzogen. Auf
unfer Frfuchen unternahmen einige Studirende der
Theologie und nachher der Dccorations-Maler Harth
vor dem beantragten Anflrich die Wände fleifsiger zu
unterfuchen, ja felbll fingerdicken Mortelbewurf abzu-
hauen, um nach dem allfalligcn urfprünglichen Wand-
fchmuck zu forfchen. Die Mühe wurde auf eine über-
rafchende Weife belohnt. Vor anderem war dieOllwand
des Chores und der nordliche Kreuzflügel bemalt, nicht
aber die Südfeite und die Kuppel; ebenfo kam im
.Schiffe nur eine Reihe von Bildern an den Längen-
reiten vor, während der Triumphbogen beinahe ganz
und die Weftwand in der oberen Hälfte mit Bildern
befetzt war. Es feheint nämlich ringsum eine Holz-
galcrie gelaufen zu fein und darüber eine Decke in
Tonnenform fich ausgebreitet zu haben, der fpatcr
ein Kreuzgewölbe folgte, das nun einzelne Figuren
zum Theile verdeckt. Die einzelnen Figuren find
nahezu in halber Lebcnsgröfse gehalten und im Chore
fowie am Triumphbogen in zwei oder drei Reihen über
einander angebracht.
Am halbkugeligen Gewölbe der Abfide erfcheint
Chriftus in einer Art Sarkophag flehend und weift mit
beiden Händen nach feiner Scitcnwundc; fein edel
gebildetes Antlitz tragt Harken Schmerzensausdruck.
Diefe Darllellung wiederholt fich nicht feiten in den
mittelalterlichen Wandmalereien, wie im anftofsenden
Kreuzgange, zu Tcrlan, zu Pinzolo in Judicaiien und
dergleichen. Es ifl nichts anderes als die ticffymbolifche
Stelle von Ifaias, Cap. 63. V. 3, bildlich vorgeführt.
Dafelbll Reifst es: „Die Kelter trat ich allein und von
den Völkern war niemand mit mir; ich zertrat fie in
meinem Zorne und zerflampfte fic in meinem Grimme
und fpritzte ihr Blut über meine Kleider und alle meine
Gewände befleckte ich " Wie alfo einer beim Keltern
rother Trauben mit den Fufsen fie zerllampfend gleich
aus vielen Wunden blutend ausficht, fo war Chriftus
in feinen Leiden mit dem eigenen Blute in der That
befprilz.t Dies mehr realiftifch darzuflcllen vermied
der feinfühlende Kunlller und lafst den Herrn nur auf
feine Hauptwundc mit beiden I landen hinweifen. Nicht
minder entfehiedene Schmerzensgefuble finden fich
auch in Maria zur Rechten und in Johannes zur
Linken; nur in letzterem ifl der Wurf fchwhcher
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LXXXVII
gelungen, denn aus feinem jugendlichen Gcfichtc mit
den zufammengekniflenen Außen und Lippen kommt
das Weinen nahezu einem Iinkifchcn Lachein gleich,
welcher Formfehler bei unvollftändiger Beherrfchung
des Zeichnens nicht fehwer unterlauft. Die Mitte der
Abfule nimmt das Hauptbild: Maria mit dem Jefus-
kinde ein; fic fitzt von einer Strahlengloric umgeben
auf einem länglich runden goldgeflickten Polfler, der
lieh mit feinen Gold<juaften auf beiden Seiten vom
Throne etwas aufwärts biegt. Ihre Haltung ift im All-
gemeinen jene erhabene und ehrwürdige, welche in
der byzantinifch romanifchen Kunft meiftens beob-
achtet wird: ruhig, hoheitsvoll, indefs in die dort
noch etwas ftarren Formen ift angenehm wirkendes
Leben eingetreten und fu gehurt diefes Marienbild mit
feinem Lockenkopf über herrlich geformten Schultern,
mit Augen voll höherer Freude, mit den feinen
Brauen, der fchmalen Nafe, dem üppigen Munde und
zart gebildeten Händen zu den liebenswürdigften
Darrtellungen diefer Art. Den grofsen Farbenfinn des
Künttlcrs beweirt das Blau an dem mit Goldftrcifen
und Edelrteinen befetzten Mantel über einem rothen
Unterkleidc. Blumen und Blüthen fpriefsen im Rafen-
teppiche ringsum, denn auch die Natur foll neben
ihrer Königin in verherrlichtem Schmucke auftreten,
w ie es im Beginne des 15. Jahrhunderts die Malerfchulen
des Sudens wie des Nordens liebten. Die grofse
Bchandigkcit, mit welcher fich das Kindlcin an die
Mutterbruft drangt und die noch weich gelegten Falten
der Gewander ohne Spur von knitterigen Brüchen
fprechen fiir diefe Zeitbeftimmung. Rechts und links
von diefer Familicnfccnc flehen die beiden Johannes,
der Täufer als Patron der Kirche und der Fvangelift,
welcher als Namensgenoffe bei den Alten mit erflcrem
häufig vorkommt ; fic crfchcincn der Madonna würdige
Gcftaltcn Der Täufer hält in der Linken eine kreis-
runde Scheibe, welche mit dem Gotteslammc geziert
ift; feine Rechte zeigt mahnend daraufhin. Der Evan
gelift trägt mit einer Hand ein Buch, mit der anderen
einen Kelch.
Die örtliche Wand des Querfchiffes nun in Be-
tracht ziehend fchmückt die F.piftelfcitc wohl das
herrlichfte von allen Bildern. Es ift die heil. Katharina
von Alexandrien, wie fie im Kerker die Philofophcn
und Gelehrten, welche zu ihrer Rückführung vom
Chriftenthume zum alten heidnifchen Glauben abgc-
fendet waren, ihres Irrthums überweift und fogar zur
neuen Chriftcnlchrc bekehrt. Sie (lammte aus könig-
lichem Gefchlechtc und nun fleht fic da mit der Krone
auf dem Haupte im langen rofafarbenen. mit Gold
und Pelz verbrämten Mantel und demonflrirt an ihren
Fingern ihre Ucberzcugung vor einer Schaar alter
Männer. Die jugendliche Schönheit ihres Gefichtcs
von feiner Ausführung, ihre wahrhaft majeftätifche
Erfchcinung, das Mienenfpicl ihrer Zuhörer wie der
eine von ihnen vor Aufmcrkfamkcit förmlich den
Mund öffnet und zwei andere fich zu fagen feheinen.
dafs die junge Gelehrte doch nicht ganz Unrecht habe,
oder wie auch fclbft die Wächter der Gefangenen voll
der Spannung nach der Scene fchaucn, dies Alles
zufammt n mit der gediegenen Farben- Harmonie, Zeich-
nung und Modellirung machen das noch wolilerhaltene
Bild zu einem eigentlichen Juwel unter unferen vatcr-
landifchcn Malereien aus dem Ende des 15. Jahr-
VIII N. F.
hunderts. Als Hintergrund dient ein ftattliches Ge-
bäude, an welchem romanifche und gothifche Elemente
abfonderlich gemengt find. Der Stifter des Bildes,
ein Domherr, kniet im Chor-Rock mit grauem Pelz-
kragen, betend in der Ecke. Umgeben ift das Ganze
von einem grauenRahmen, indeffen Feldern gothifches
Maafswcrk eingefetzt ift.
Wir kommen nun zu einer längeren Reihe von
Gemälden, welche wir als romanifche bezeichnen
können, jedoch weiter zurück als in die erftc Hallte
des 13. Jahrhunderts dürften fic nicht verfetzt werden;
denn einem höheren Alter feheinen zu widerfprechen :
die tief herabhangenden Acrmcl der Frauenkleider, die
Bcfeftigimg Chrifti am Kreuze mit drei Nägeln, die
Bewaffnung der Krieger, die Kronen, die fchlankerc
Form der Gefafse, der Charakter der Infchriftcn
u. f. w.
Deren Aufzählung beginnend fehen wir links von
der Abfis die ganze Wand durch eine grofse Chrißoph-
/•igur ausgefüllt. Der heil. Held rtützt fich mit der Rech-
ten auf einen gewaltigen Baumllamm und blickt verwun-
dert, ja faft verwirrt das Chriflkind an, das fich auf der
linken Schulter mit einer Hand an den Kopf feines Trä-
gers anklammert und mit der anderen die Weltkugel
trägt. Eigentümlich ill die Kleidung des Riefen; mit
einer Art Drcifpitz auf dem Haupte hat er fein grünes
grofsblumiges Unterkleid über einen Gürtel mit grofsen
Spangen etwas aufgezogen und darüber einen rothen
Mantel mit einem breiten am Rande ausgezackten
Kragen umgeworfen.
Auf der Nordwand des Querfchiffes folgt eine
dreifache Bilderreihe übereinander. Die erfte enthält
mehrere Bifchöfc und Päpftc unter Rundbogen, welche
in ihrer etwas ftatuarifchen Haltung imponirend
erfcheinen; es find nur Knicbilder, einzelne mit Attri-
buten. Darüber nimmt die ganze Fläche die Anbetung
der Konige ein. Maria fitzt da voll Ernfles und halt
mit beiden Händen das lebhaft bewegte und auffallend
gut gezeichnete Kindlein, welches nach dem Becher
des greifen Königs greift. Von den zwei jüngeren
Königen zeigt der eine mit ausgeftreckter Hand nach
dem Stern, der ihnen den Weg gewiefen, und dahinter
bändigt ein unfehon gezeichneter Knecht die drei
etwas phantaftifch geformten Kameele. Von Bau-
werken ift nichts vorhanden. In der zu oberft flehen-
den Kreuzigung linkt Chriflus unter der eigenen Laft
ziemlich tief am Krcuzcsftammc herab; über feiner
Rechten fchwebt ein Engel mit einem Tuche für
feine Thräncn oder Chrifto den Todesfchwcifs abzu-
trocknen, und auf dem linken Kreuzesarme hockt eine
Teufelsfratzc, voll Acrger grinfend dafs nun das
Menfchengefchlccht für ihn verloren fei. Am Fufse des
Kreuzes kniet der bekehrte Longinus, in der Arm-
beuge die Lanze haltend, mit welcher er die Seite des
Erlofers bereits durchbohrt hatte; auf der linken Seite
fleht der Henker mit dem Effigfchwammc, eine
Mifsgcrtalt von intereffantcr Häfslichkcit. Die Gruppe
mit der trauernden, faft zufammenfinkenden Gottes-
mutter hat auf der anderen Seite ein cntfprcchendcs
Gegenftuck in den als mittelalterliche Ritter gewapp-
neten, romifchen Kriegern und einem trotzigen
jüdifchen Priefter. Von Architektur erfcheint ein Bau,
die Burg Jcrufalcms vorflcllend mit ronianifcher
Fenftcrbildung in fchwachen Spuren kennbar.
n
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LXXXVI1I
Auch die nördliche Oftwand des Triumphbogens
ift bemalt, mit zu drei heil. Jungfrauen in zwei Reihen
übereinander; es find das Gcflaltcn voll himmlifcher
Ruhe. Alle fechs zeichnen fiel» aus durch ihre lieblichen
Köpfchen, herab« allcnden blonden Locken, in gefchmei-
diger, mehr enger Gewandung, welche (ich den
Kurperformen ftark anfehmiegt. Die erfte, die heil.
Dorothea ftcht zunächft einem Baume, aus deffen
Zweigen fich das Chrillkind niederbeugt, ihr Früchte
in ein Körbchen zu legen. Himmlifchc Früchte hatte
lieh bekanntlich nach der Legende der Schreiber
ihres Richters höhnend bei der Heiligen bcftcllt, als
diefelbe zum Tode geführt wurde. Kaum war ihre
Seele unter dem Henkerbeile dem Korper entflohen,
fo brachte ein himmlifcher Bote in Geftalt eines
fchonen Knaben dem Spotter die verlangten Früchte
und fo ward auch diefer für dasChriftenthum gewonnen.
Er ift hier neben ihr kniend mit betend aufgehobenen
Händen dargcftcllt.
Das Gewände oder die Mauerdicke des Triumph-
bogens fchmücken folgende DarhVIlungcn: I. Die Ent-
hauptung Johannes des Täufers. Dicfe weicht wohl in
Folge der fymbolifirenden Abficht jener Zeit von den
gewöhnlichen Bildern diefcrSccne ganz ab. Eine Magd
halt das abgefchlagenc Haupt des Heiligen, deffen
Leichnam auf dem Boden liegt, und llcrodias /clb/f (die
Urfachc der Grcuclthat'! ift es. welche das Henker-
gefchäft vollzogen hatte. Sie beugt fich noch zurück
nach der Wucht des Hiebes, mit dem ihr die fchrcckliche
That gelungen ift. Furienartig, mit graufamem Blicke
und wild herabhangendem Haare wifcht fic an ihrem
Gewände das Schwert vom Blute rein. 2. Das Marty-
rium des heil. Vitus. Der Heilige ftcht in einem Kcffil;
zu feiner Rechten ein Mann, welcher mit einer Kelle
Oel auf ihn giefst und zur Linken ein anderer das
Feuer unter dem Keficl fehürend.
3. Im Schluffc des Bogens find drei fitzende
Figuren dargcftcllt, nämlich Petrus mit den Schlüffeln
in Mitte von zwei Bifchöfen.
Das Schiff zeigt in feinen oberen Theilen ebenfalls
eine reiche und nicht minder intcreffante Bemalung.
Hier fcheinen die einzelnen Figuren zum Ganzen in
engem Zufammenhange zu flehen. Die Anordnung
geht von der Hauptdarfteilung am hohen Felde über
dem Triumphbogen aus. Da fitzt Maria in erhabener
Stellung auf einem Throne über einem hohen poly-
gonen Fufsfchemel und diefer ift an einer langen,
rechts und links abgetreppten Stufe errichtet. Maria
von einer Art breiten Klceblattbogen als Abfchlufs ihres
Hintergrundes überragt halt ein breites, an beiden
Enden ein wenig zuriickgcfchlagcncs Spruchband mit
beiden Händen gerade ausgebreitet über ihrem Schofs.
Je zwei Figuren mit Bandern ftchenzu ihrer Rechten und
Linken, zwei knien neben dem Fufsfchemel mit unter
den Kleidern verborgenen zum Beten erhobenen
Händen. Von der abgetreppten Mittelftufe, worauf,
wie bemerkt, der Fufsfchemel fammt dem Throne
der heil. Jungfrau ftcht, zieht fich eine Reihe Stufen
gleich einer Stiege ein Stück weit längs des Triumph-
bogens hinab und unter den Stufen erfcheinen
Gcftaltcn mit Bandern in den Händen liegend, fowie
über jeder Stufe eine flehend und darüber wölbt fich
ein Rundbogen durch fchmale Streifen, Säulchcn
ahnlich untcrIHitzt. Dicfe Reihenfolge (der ftehenden
Figuren) fetzt fich den Seitenwänden entlang in wag-
rechtcr Linie bis zur Weftwand fort und dort findet
fie an einer ganz gleich componirten Darftellung wie
am Triumphbogen ihren Abfchlufs. Vcrfchieden ift
hier nur die Hauptpcrfon, welche die heil. Helena mit
dem Kreuze auf dem Schofse vorflcllt. Die Haupt-
felder faffen rings um die kleinen Halbkreisbogen eine
reiche Infchrift ein: über die Figuren an den Sciten-
wänden find die Namen angefchrieben und darüber
läuft ein prachtvoller Fries von kraftigem romanifchen
Blattwerk aus der Ucbergangs Periode hin. Unten
bildet zunächft ein in Zickzackform gebrochenes Band
und tiefer ein aus quadratifch fich vcrfchlingendcn
Streifen beftchender breiterer Fries den Abfchlufs.
Von Intereffe find auch die noch leferlichen Namen
der einzelnen Figuren, als: Leo, Job, Proeopus, Tobias,
Max intus. Ifulor. Jofue, Darius Rex, Saba, Verba
Japientiac, Mo/es, Jlsdra, Siraeh, ffot,
Erwähncnswcrth find noch zwei flehende Figuren
aus der gothifchen Periode am Triumphbogen über
der Menfa der Neben- Altare; fie Hellen St. Blafius und
Jodoc vor.
Es lind alfo in dem alten Baptißerium Gemälde
von drei vcrfchicdcncn Künlllern vorhanden. Der
iiitefte unter denfelben dürfte bekannt fein und wir
glauben nicht zu irren als denfelben jenen Hugo den
Maler zu bezeichnen, welcher fich um 1214 im Gefolge
des Bifchofs Conrad von Rodank findet, Diefer war
ein Freund und Beförderer von Kunft und VViffcn-
fchaft und unter feinen Leuten waren mehrere
Büchcrabfchrcibcr und Künftler. [Sinnaeher Beitrag.
IV, 14. 59)-
Was die Technik anbelangt, fo war es eine
eigene Art Tempera, bei welcher die Farbe ziemlich
ftark aufgetragen war; denn beim Wegnehmen des
1 Cm. Harken Bewurfes, womit die erfteren Gemälde
bedeckt waren, fieht man auf jedem Mörtelllück die
darunter liegende bemalte Stelle genau abgebildet,
ohne dafs am Bilde felbft eine Verminderung des
Colorits erfichtlich wäre.
Im Vorbeigehen können wir nicht unerwähnt
laffen, dafs in Tyrol beinahe jede bis ins 15. Jahr-
hundert zurückreichende Kirche theilweife oder ganz
bemalt war. Jüngft erfuchten wir kunftbefliffene
Studircndc der Theologie in Brixen, eine Capelle im
Haufe zwifchen dem dortigen Caffianeum und dem
Priefler-Seminar zu unterfuchen, und fic fanden felbe
bemalt; die Capelle hat innen noch eine halbkreis-
förmige, aufsenaberbereitseinepolygon abfchlicfsende
Abfide. Den Local-Caplan zu Tefftnberg bei Sillian
ermunterten wir, vor der beantragten neuen Ueber-
tunchung feiner fchönen gothifchen Kirche doch die
Wände des Chores zunächft zu prüfen und er fand
gleich unter der Tünche acht fchöne Scenen aus dem
Leben des Schutzheiligen, des Johannes des Täufers.
Das Intereflantefte, was uns auf diefer Reifetour
begegnete, war St, Nicolaus bei W'indifchmatrei, fo-
wohl hinfichtlich feiner Bautheile als auch feiner
Wandmalereien. Dicfe Kirche wurde bekanntlich in
den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion für
Kunfldenkmale vom Jahre 1858 durch Herrn Confer-
vator Tvkhaufer bcfchricbcn und mit Abbildungen
verfehen, indefs mehrere Einzeitheile verdienen noch
eingehendere Beachtung. Ueber dem Kippengewölbe
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*
LXXXIX
fanden wir noch Spuren, dafs das Schiff einft einen
flachen Oberboden aus Holz und gar fchmale Fenfter
hatte. Im Glockenturme, welcher den Bau gegen
Orten abfchliefst, erfcheint eine feltene Doppelanlage
von Altarruumcn in Quadratform über einander,
welche Anordnung fonft nur in Burg-Capellen vor-
kömmt. Zu dem unteren Altar-Rautnc, welcher dem
heil. Nicolaus geweiht ift, fteigt man drei Stufen vom
Fufsbodcn des Schiffes hinunter, dem oberen ill die
Art eines cigenthumlichcn Lettners vorgelegt. Rechts
und links am Triumphbogen führen zwei etwas
gebogene offene Stiegen auf eine Empore mit einer
Bruilwchr aus Mauerziegeln, welche auf ihren Schmal-
feiten fo aneinander gereiht find, dafs fic verfchiedene
geometrifche Murtcr bilden und Durchficht gewahren.
An beiden Enden diefer Bruftwehr, wo fie mit den
beiden Stiegen zufammenftofsen wiirdc. finden firh
zwei dreifeitig vorfpringende und nach unten in eine
Spitze fich zufammenziehende Ambonen cingefet zt .
Deren Vorhandenfein überrafcht um fo mehr jeden
Alter Ülimufreund, da an keiner anderen Kirche Tyrots
und weit über deffen Gränzcn hinaus eine derartige
Einrichtung alt-chriftlichen Ritus zu entdecken ift.
Beide Ambonen find avis Mauerwerk mit glatten
Flachen aufgeführt.
An ahnlich frühe Zeitalter, obgleich in der Ent-
ftehung ohne Zweifel etwas jüngerer Zeit angehörend,
erinnert die Anordnung und die Haltung der Figuren
an der Gcwölbcmalcrci diefcs Oberraumes mit einem
dem heil. Georg geweihten Altare. Die Mitte des
Kreuzgewölbes, dclTen Grate etwas abgeftumpft
wurden, nimmt Chriftus fegnend mit dem Evangelien-
Buch ein; er fitzt in einer kreisförmigen Umrahmung,
welche einem buntfarbigen Regenbogen gleichficht.
Diefen halten die Sinnbilder der vier Evangeliften in
mcnfchlichen Geftaltcn mit Ausnahme ihrer Kopfe;
jenes des Rindes trägt keine Horner nach Sitte der
früh chriftlichen Kunft-Epoche. DiefeTrager des Welt-
heilandes ragen als fogenannte Knicbildcr aus vier
Eckthürmen des himmlifchen Jerufalemsheraus, welches
mit breitgezinnten Mauern beinahe die ganze weitere
Flache des Kreuzgewölbes einnimmt. In feinen vier
Hauptthoren erfcheinen je vier Apoll et unter einem
Kleeblattbogcn; die übrigen Flachen der Mauern find
durch die verfchiedenfarbigen Edelfteine belebt, wie
fie in der Apokalypfc des Johannes XXI. befchrieben
werden. Das Ganze fchliefst nach unten in kleinen
Kreis Segmenten gleich einem ausgefpannten Schirme
ab, frei fehwebend auf dunkelblauem Grunde, und
wird in den vier Ecken des Gewölbes von den vier
Elementen gehalten. Dicfe find in nackten Geftaltcn
von guten Verhaltniffen dargeftellt; das Feuer rot/t
mit einer Flamme in der einen Hand ; das Waffer grün
mit einem Fifche; die Erde braunroth mit einem
Lämmchen und die Luft blau mit einer kugelförmigen
Wolke. Die obere Hälfte der Seitenwände beleben
nebft den Fenrtcrn ernfte Geftaltcn von Patriarchen
und Propheten, ebenfalls auf blauem Grunde, ohne
Umrahmung; darunter, durch einen Fries abgethcilt,
zieht fich eine Reihe von 21 Knicbildern hin, welche
Päpfte, Bifchöfe, Jünglinge, Frauen und Jungfrauen dar-
ftellcn, meirtens Märtyrer, die Mitte nimmt St. Georg
als Patron ein. Den Abfchlufs gegen den Fufsbodcn
bildet ein wellenförmig aufgehängter Teppich, der in
einer reicheren Bordüre mit Franfen abfchliefst. Das
Gewände oder die Unterfeite des Triumphbogens
fchmückt die Himmelsleiter; zu oberft thront die
hohe Geftalt des Gott Vaters und auf der Leiter
(1 eigen Engel auf und nieder. An deren beiden Fufs-
enden fchläft auf der Evangelien Seite der Patriarch
Jacob und gegenüber giefst er Ocl über einen hohen
Altarllein aus. Den Aulscnrand des Triumphbogens
fafst ein fortlaufendes Ornament ein, reich an fp.itcrcn
romanifchen Blumen und Blättern. Was die Technik
diefer Malereien anbelangt, fo glaubt man auf den
erllen Blick nur Contourenbohandlung vor fich zu
haben; aber bei genauerer Unterfuchung fanden wir
bereits leichte Schatten angelegt, z. B. an Fingern,
um eine Rundung zu erzielen; die Drappcrien an
den Gewändern fowie am Teppiche lind nur durch
einfache Striche erfiehtlich, indefs mit grofsem Ver-
ftandniffe angebracht, fo dafs damit eine herrliche
Wirkung in den meift reich deffinirten Kleidern
erreicht wird Das Entftchcn diefcs herrlichen und
prachtvollen Gevvölb- und Wandfchiuuckes durfte
man mit Recht in das Ende des 13. Jahrhunderts
verfetzen; älter dürften fic nicht fein. Auch der untere
Altar-Kaum war bemalt; der Schmuck des Gewölbes
wird durch die fleifsige Hand des Malers Hintner
noch vollftiindig zum Vorfchein gebracht werden, wie
fich derfelbe auch um den oberen Raum grofse Vcr-
dienfte erworben hat. Dargeftellt ift in vier Zwickel-
bildern des Kreuzgewölbes : 1, Die Erfchaffung der
erften Menfchcn. befler der Eva, wie fie aus der Seite
Adams herauswächft; 2. Der Sundenfall; 3. Die Ver-
treibung durch einen Engel aus dem Paradiefe, und
4. wie Adam mit einer Haue ein verwildertes Stück
Landes lockert und Eva am Spinnrocken arbeitet.
Baume, Geftrauche und buntfarbige Blumen in Beglei-
tung von Vögeln und kleinen Thieren beleben das
Ganze ungemein. Der Zeit des Entftehcns nach find
diefe Gemälde etwas jünger als die ebenbefchriebenen,
etwa aus dem Beginne des 14. Jahrhunderts.
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von P. AJ Dungtl, k. k. Conferrttor. O S. B.
IV.
23. Obn-uvlbltng. 2j. Staatsgut St. Polten.
I. Judicial-A&en 1843 -1850 mit Einreichungs-Pro- l. Juftiz Aclen 1790 — 1850 fammt Indices OiFas-
tokoll 1846 — 1850, 8 Fascikel. 2. VerlalTenfchafts-Ab- cikel. 2. Delüflenverzeichnifs 1807—1850, 6 Fascikel.
handlungen 1825— 1849. 3. Regiftratur-Index 1843—1850. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1807— 1840, 6 Fasa-
ne
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xc
kcl mit 374 Nummern. 4. VcrlaiTcnfchafts-Abhand-
lungen 1790—1820, 9 Fascikel 1374 Nummern. 5. Ab-
bandlungs-Protokolle 1612 — 1781, 27 Bande. 6 Kaufs
Protokolle 1616 — 1755, 22 Bande. 7. Heirats-Protokollc
1710 — 1786, 11 Bande. 8. Grundbuch 1403 — 1723,
45 Bände. 9. Gewahrbuch 1521 — 1802, 52 Bände.
10. Waifcn Activbuch 1S11 — 1824, 2 Bande. 11. Waifen-
Paffivbuch 1811—1824. 7 Bande. 12. Grundbuch von
Joching 1544, 1 Band. 13. Gewahrbuch von Joching 1521,
1 Band. 14. Grundbuch der Pfarre Chriftophcn 1582,
1 Band. 15. Grundbuch Grun/ing 1687, iBand. 16, Grund-
buch der Pfarrkirche Capclln 1594, 1 Band. 17. Grund-
buchSchrambach 1569, 1 Band. 18. Grundbuch Wachau
1666 und 1723, 2 B.indc. 19. Grundbuch Bach und
Buchl 1573 und 1627, 2 Bande. 20. Grundbuch Ahrn-
berg 1570 und 1627, 2 Bande. 21. Grundbuch Seebach
1584, 4 Bande. 22 Grundbuch Hinterberg und Schild-
berg 1572, 2 Bande. 23. Grundbuch St. Polten 1463,
5 Bande. 24. Grundbuch Burgrecht 1539, 5 Bande.
25. Grundbuch Schweighof 1581, 2 Bände. 26. Grund-
buch Traid (642, 1 Band. 27. Gewahrbuch Traid 1626,
2 Bande. 28. Grundbuch Kuftcrei 1580, 2 Bande.
29. Gewährbuch Kulierei 1626, 2 Bande. 30. Grund-
buch Hofftettcn 1580, 3 Bande. 31. Gewahrbuch llof-
fletten 1626, 2 Bande. 32. Grundbuch Harth 15,87.
3 Bände. 33. Grundbuch Kaden 1551. 2 Bande. 34. Ge-
währbuch Kallen 1674, 2 Bände. 35. Grundbuch Anger-
hof 1594, 1 Band. 36. Grundbuch Ochfenburg 1590,
4 Bande. 37. Gevvahrbuch Ochfenburg 1795, 1 Band.
38. Gewährbuch behauste Güter 1574, 4 Bände,
39. Gewährbuch Burgrecht 1594, 4 Bande. 40. Ge-
wahrbuch Haus- und Bergrecht 1642. 25 Bände.
41. Pfarrkirche llürm Grund- und Gcwalirbuch 1571 -
1745, 7 Bande. 42. Pfarrkirche Hürm Invcnturs- und
Vcrtrags-Protokollc 1714—1764, 3 Bande. 43. Pfarr-
kirche Hürm Heirats-Protokolle 171^ — 1775. 3 Bände.
34. Nintenjlein.
1. Abhandlungs-Aflen 1804- 1852, 129 Nummern.
2. Heirats Contrai tc 1807 — 1S32, 22 Nummern. 3. Wai-
fen- und Curatels-Aclcn 1832 18 0, 14 Nummern.
4. Gerichtliche Kxecutionen 1838—1850, 3 Nummern.
5. Vergleiche 1836—1848, 6 Nummern. 6, Kauf-, llci-
rats- und Abhandlung». Protokolle 1S04 — 1849. 1 Band.
7. Grundbuch 1765, 1 Band. 8. Gewahrbuch 1736 — 1834,
2 Bande. 9. Ueberländ Grundbuch 1763, 1 Band.
IO. Waifenamts - Acltv- und Paffivbuch 1816—1827.
2 Bande.
35. B&tftrichl Steter.
I. Bergbücher über Bergwerke, 9 Bande. 2. Berg-
bücher über Schmelz- und I lammcrwerkc, 5 Bände,
Index 2 Bande. 3. Urkundenbücher von Gewerken und
Berggegenbuch 17X4, 19 Bande. 4 Auszuge aus dem
Original- Ein! agslibell 1626 in Betreff der hauptge-
werklichcn Hammerwerke in Nieder- Oeflcrrcich,
Nr. 17 — 20, 29 -31, 5. Strcitlächen 1831—^50, 15 Fas
cikcl und 6 Bande Indices und 26 Nummern. 6. Spa-
ren undlnventurenl844— 1850, [5 Nummern. 7.Sonflige
Julliz-Aftc 1844-1850, 14 Nummern.
26. Viehofen.
I. Grundbuch über Lehensunterthanen zu Kied,
Viehofen und Zagging 1626, 46 Bände. 2. Gewahrbuch
Viehofen-Zagging 1700, 5 Bände. 3. Inventursbuch 1610,
10 Bande. 4. Gabenbuch 1759, 2 Bande. 5. Kauf-Proto-
kolle 1744. 1 Band. 6. Waifenbuch 1791, 10 Bände
7. Heirats Protokoll Zagging 1741, 3 Bande. 8. Vcr-
laiTenfehafts-Abhandlungcn 1801 — 1850, 46 Fascikel.
9. Grundbuch-Aclen 1S07 1850, 57 Fascikel. 10. Pro-
cefs-Acten 1819 — 1830, 32 Fascikel. Ii. Schwere Polizei-
übertretungen 1824-1850, 7 Fascikel. 12. Judiz- Afte
1825 — 1846, 18 Fascikel. 13. Criminal-Unterfuchungs-
Actc 1826—1850, 9 Fascikel. 14. Deliftcnverzeichnifs.
1 Fascikel. 15. Verzcichnil's der Unterfuchungs-Aclen
1840—1850, 1 Fascikel. 16. Vcrzcichnifs der Vertrage
1S40, 4 Fascikel.
27. Itzendorf.
1. AeltcrcGrundbücher. 2. Heirats-Protokolle 1790,
2 Bände. 3. Inventurs-Protokolle 1798, 2 Bande
4. Kauf-Protokolle 1799, 2 Bande.
28. Berghof zu Baden.
1. Abhandlungs-A&cn 1821-1847, 14 Nummern.
2«. Sehallaburg.
1. Abhandlungs Aeleri 1830 — 1850, 7 Fascikel.
2. Civil-Juftiz-Aftcn 1830 - 1845, 16 Fascikel. 3. Gericht-
liche Verhandlungen 1830 — 1850, 14 Fascikel. 4. Cri-
minalunterfuchungen 1832 — 1850, 15 Fascikel.
Die übrigen A6!cn und Bucher find an das
Bezirksgericht Melk ubergeben worden.
JO. Schonbüehel und Aggßein.
1. Civil • Julliz- Aften 1819 — 1850, 12 Faseikel-
2. Streitgegenlländc 1819 — 1850, Ii Fascikel. 3. Crimi-
nal-Untcrfuchungcn 1832 - 1850, 11 Fascikel. 4. Schwere
Polizeiubertretungen 1831—1849, 8 Fascikel. 5. Leichte
Vergehen 1833 — 1846, 1 Fascikel.
,v. Wald.
I. Jufliz-Acien 1780 — 1850, 102 Fascikel. 2. Crimi-
nal-Ac~ten 1708 — 1850, 59 Fascikel. 3. Schwere Potizei-
iibcrtrctungcn 1804—1850. 53 Fascikel. 4. Inventurs-
Abhandlungen 1779—1830, 43 Fascikel. 5. Kauf-Con-
trade 1789— 1825, 6 Fascikel. 6. Eheverträge 1791—
1825 6 Fascikel. 7. Klag Protokolle 1783—1799, 1 Band.
8. Kauf-Protokolle 1783, 2 Bande. 9. Heirats-Protokollc
1783, 2 Bande. IO. Invcnturs- und Abhandlungs-Proto-
kolle 1783 — 1842, 6 Bande. Ii. Gewähr-Protokolle 1783,
2 Bände. 12. Aeltcre Invcnturs-, Kauf- und Heirats-
Protokolle 1782, 8 Bande. 13. Waifenbuch, 6 Bande-
14. Dcpofitenbuch, 5 Bande. 15. Grundbuch über Haus-
hof und Fahrafeld 1681 1797, 1 Band. 16 Repcrtorien
über altere Kcgiltratur 1784—1830, I Fascikel.
32. Matzleinsdorf.
1. Inventuren 1808 — 1849, 10 Nummern. 2. Crimi-
nal-Actcn 1826—1841, 6 Nummern. 3. Julliz-Aiftcn
1840 — 1848, 16 Nummern. 4. Civil-Juftizrcpertorien
1S15 — 1850. 5 Criminal-Repertoricn 1830—1850. 6. Ab-
handlungs • Protokolle 1638- 1708, 3 Bände, 1710
7 Bande. 7. Lehen-Protokolle 1710 — 179I, 2 Bände.
8. Kauf- Protokolle 1742 — 1769, 1 Band. 9. Waifenbuch
1693, 7 Bande. 10. Satzbuch 1760 1825, 1 Band.
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XCI
y Lilienfeld.
a) Lilicnfeld. i. Criminal • Acten 1804 — 1850,
34 Fascikcl und Kcpertorium. 2 Schwere Polizeiüber-
tretungen 1806- -1850. 14 Fascikcl und Repertoricn.
3. Civil Jultizfachen 1842 — 1850, 58 Fascikcl. 4. Grund-
buchs Attcn 1812- 1841, 9 Fascikcl. 5. Vcrglcichs-
Actcn 1812— 184t. 30 Fascikel 6. Abhandlungs Proto-
kolle Schrambach 1792. I Band. 7. Abhandlungs-Proto-
kollc Lilicnfeld 1761 — 1839, 23 Bande. 8. Kauf-Proto-
kolle 1714—1850, 14 Bande. 9. Hcirats-Protokolle 1714
— 1826, 16 Bande. 10. Vertrags • Protokolle 1714.
10 Bande. 11. Inventur»- , Kauf- und Heirats-Protokolle
Pfaffltetten und Wien 1792 — 1812, l Band. 12. Waifcn-
amts-Büchcr, 14 Bande. 13. Depofitenbuch 1790, 4 Bande.
14. Grundbuch über Türnitz. Kofcldorf, Kupprechts-
hofen, Kirchberg. Wcinzirl, Pfaffltettcn, Willielmsburg,
Eggendorf, Hainfeld, Kaumberg, Sirning, Wiefcnbach,
St. Johann, Schrambach, Kerfchenbach, Klcinzcll,
Annaberg, Eichenau, Traifen , Lilicnfeld 1507 an,
53 Bande. 15. Grundbuch Freundorf 1818, 1 Band.
16. Grund-, Gewähr- und Satzbuch Alland, 1 Band.
17. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Pfaffltetten, I Band.
18. Grundbuch Pfarre Ramfau, 2 Bande. 19. Grundbuch
Pfarre Kleinzell, 1 Band. 20. Grundbuch Kirche St. Veit,
1 Band. 21. Grundbuch Pfarre Hainfeld. iBand. 22 Grund-
buch Schrambach, 1 Band. 23. Grundbuch Lilienfeld.
6 Bande. 24. Satzbuch Lilicnfeld, 6 Bande, 25. Gewähr-
Protokolle 1747, 6 Bande, b) Kroisbach. 1. Abhand-
lungs -Acten 1841 — 1842, 15 Nummern. 2. Unterfuchun-
gen 1838 — 1850, 25 Fascikel. 3. Schwere Polizeiüber-
tretungen, 13 Fascikel. 4. Civiijultiz-Actcn 1842—1850,
39 Fascikel. 6. Grundbuchs -Acten 1842—1850, 11 Fas-
cikel. 6. Proccfs-Acten 1842—1850, 86 Nummern.
7. Kauf-Protokolle, 4 Bande. 8. Heirats-Protokollc,
3 Bande, y. Invcnturs-Protokolle. 9 Bände. 10. Grund
buch der Herrfchaft Kroisbach über St. Nicolai,
Araberg, Hainfeld, St. Veit, Freundorf, Ncuficdcl,
Ktzcrsdorf, Blumau, Melk 1535 an, 9 Bande, u. Gewahr-
buch der Herrfchaft Kreisbach 1589 an, 5 Bande.
12. Waifcnamtsbuch, 4 Bände.
.,V Aggsback.
1. Schwere l'olizeiubertretungen 1810 — 1850,
2 Fascikcl. 2. Civilrechtsfachen 1819 — 1850, 3 Fascikcl.
3. Abhandlungs-Aeten 1816 — 1850, 5 Fascikel mit
298 Nummern. 4. Kauf-Protokolle 1779—1822, I Hand.
5. Heirats-Protokolle 1779—1820, 1 Band. 6. Kcpcr-
torium, 1 Band.
35. Melk.
1. Straffachen 1789 1850, 47 Fascikcl. 2. Civil-
Juftizfachen 1824—1850, 67 Fascikel fammt Index
1776—1850.
JÖ. Pfarre Arnbach. Nichts.
37. Ybbfits.
1. Strafjultiz- Acten 1839 — 1849, 39 Nummern.
2 Civilju(tiz-A6len 1834—1845, 10 Fascikcl. 3 Proto
kolle 1635 an, 61 Bande 4. Kauf-Protokolle, 4 Bände
5. Heirats-Protokollc. 4 Bände. 6. Abhandlungs-Proto-
kolle, 6 Bande.
jS. Albrechtsberg an der Piclach.
I. Criminal Acten 1824 an, I Fascikcl. 2. Schwere
Polizeiübertretungen 1819 — 1850, I Fascikel. 3. Civil-
jultiz-Gegenftande 1816- 1850, 3 Fascikel. 4. VerlalTen-
fchafts Abhandlungen 1816—1850, 2 Fascikcl. 5. Grund-
buch Acten 1816 — 1850, 1 Fascikel. 6. Heirats- und
Kauf Acten 1825 -1850, 1 Fascikel. 7. Grundbuch über
Albrechtsberg, Neubach und Gransfurth 1590— 1785.
12 Bande. 8. Gewährbuch 156S — 1767, 3 Bande.
9. Inventurs- und Kauf - Protokolle 1692 — 1806,
14 Bande. 10. Waifenbuch 1636—1781, 8 Bände.
II. Kulticalfaffion 1751, 1 Band.
jp. Pöclilarn Herrfchaft.
1. Criminal Acten 1839 — 1850. 2. Straffachen
1839 — 1850. 24 Fascikel und 19 Bände Protokolle und
Indiccs. 3. Civiljuftiz- Acten 1839— 1850, 53 Fascikel.
4. Inventurs Arten 1806 an. 5. Grundbuchs-Actcn
1819 -1849. 6. Grundbuch 1690, 1 Band. 7. Gewahr-
buch, 3 Bände. 8, Waifenbuch 1756— 1839, 17 Handc.
9. Hrief-Protokolle 1695—1756, 4 Bande. 10. Rapulare
1776 1778, 1 Band. II. Inventurs-Protokolle 1782 an,
5 Bande. 12. Rufticalfaffion 1757, I Band.
40. Krumnufsbaum.
I. Straffachen 1834 — 1849, 16 Fascikcl mit Repcr-
torium. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1839 -1849,
1 Fascikcl. 3. Civiljultiz-Acten 1831 - 1850, 36 Fascikel
mit Indices.
Thalheim.
[. Schwere Polizeiübertretungen 1825 — 1849,
1 Fascikel 2. Gerichtliche Urtheile 1826—1849, I Fas-
cikel. 3. Gerichtliche Vergleiche 1824 — 1849. I Fascikel.
4. Vtrlaffcnfchafts Abhandlungen 1793—1850, 5 Fas-
cikel. 5. Gerichtliche Schätzungen 1824—1849, 1 Fas-
cikel. 6. Grundbuchs-Actcn 1818 1850, 3 Fascikcl,
7. Kaufverträge 1824 — 1849, 1 Fascikel. 8. Heirats-
vertrage 1824 — 1849, 1 Fascikel. 9. Waifcn- und Cura-
tels- Acten 1825—1850. 1 Fascikel. 10. Grundbuch
Raffmg. Thalheim, Pcrfchling, l'yhra, Schimmelmuhle
1617— 1786, 10 Bände. 11. Gewährbuch 1718 — 1759,
3 Bände. 12. Urkundenbuch 1702. I Band. 13. Waifen-
amtsbuch, 2 Bände. 14. Heirats-Protokollc 1761, 1 Band.
15. Kauf-Protokolle 1761, 1 Band. 16. Invcnturs-Proto-
kolle 1677 — 1780, 3 Bände.
42. Kirchen unt lins.
I Abhandlungs-Acten 1822—1849, 16 Nummern.
2. Streitactcn 1847 — 1849, 2 Nummern.
43- Purg/lall.
1. Criminalurtheilc 1815 — 1827, 6 Nummern 2. Cri-
minaljuftiz- Acten 1830 — 1850,81 Nummern. 3. Schwere
Polizeiübertretungen 1812 — 1829, 49 Nummern.
4. Civiljultiz-Acten 1800- 1850, 20 Nummern. 5 Ver-
lafTenichafts- Abhandlungen 1796 — 1850 13 Nummern.
6. Vorträge 1804, 3 Nummern. 7. Dienll- und Grund-
buch 1564-1707, 9 Fascikel. 8. Waifcn-Amtsbuch
1796, 18 Fascikcl. 9. Kauf-Protokolle 1634—1796,
28 Fascikcl.
44 Würmla.
I. Schwere Polizeiübertretungen 1800 — 1850,
92 Nummern. 2 Vergleiche 1812 — 1849. 3. Abhand-
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XCI1
lungs-A£ten 1790— 1850 fammt Index, 10 Fascikel.
4. Vormundfchafts- und Curatelsfachen 1820— 1850.
4$. Spitalsholden :u Seulengbaeh.
1. Arten 1837—1849, 36 Nummern. 2. Grundbuch
Neutalgbach und Jeutcndorf 1601, 1 Band. 3. Grund-
buch Burger fpital Neulengbach und Jeutcndorf 1603,
2 Bande. 4. Urbar Neulcngbach und Jeutcndorf 1603,
1 Band. 5. Urbar Neulengbach und Jeutcndorf renovirt
1726. 6. Gewahrbuch 1685 — 1736, 1 Band.
46. Afchbach.
1. Straf Arten 1820—1850, 31 Fascikel. 2. Civil-
Acten 1819—1850, 84 Fascikel. 3. Waifenbuch 1681—
I828, 4 Bande 5. Schuldenbuch 1791. 2 Bande. 6. Depo-
fitcnbuch 1791 — 1812, 2 Bande. 7. Waifcnamts- und
Depofitcnamts-Rcchnungen 1791, 2 Bande. 8. Judicial-
Exhibiten-Protokoll 1847—1850.
Der Erker im königlichen Palaft auf dem Wawel zu Krakau.
'ANGL Jahre hindurch war der Krakauer Burg-
patalt, einft eine prachtige und mit vielen
Kunftfchätzen ausgeflatlete Kefidenz, der
völligen Vergeffenheit anheimgefallen. Das Schick-
fal des Landes, des ehemaligen Königreiches, hat fich
in der Gefchichte diefes l'alaftcs treulich wieder-
gefpiegelt. In der glanzendften Epoche der Entwick-
lung des Reiches durch Sigismund [. in dem heute
noch vorhandenen Umfange aufgebaut, hat er die
wichtigften politifchcn Stürme, welche das Reich heim-
gefucht, durchgemacht, bis fchliefslich ein Sicchcnhaus
und hernach eine Cafcrnc geworden ift.
Und doch ift diefes Gebäude zum grofsten Theil
ein Werk derMcilter, welche die Jagicllonifche Capelle
am Dome gefchaffen. Aber die Ehrfurcht, welche felbfl
die feindlichen Heere dem Gotteshaufe entgegen-
getragen, hat fich bis auf den königlichen Sitz nicht
crflreckt.
Wahrend die Capelle im Ganzen noch gut er-
halten ift, verräth das Schtofs nur in einzelnen Theilen
feine ehemalige l'racht und feinen Rcichthum. von
welchen man gegenwartig nur an der Hand der vor-
handenen und ziemlich ausfuhrlichen Befchrcibungen
Kunde fchöpfen kann.
Die belfere Zukunft, welche nun dem Gebäude
zu lächeln feheint, nachdem Se. Majeftat der Kaifcr
beim letzten Befuche des Königreiches Galizien fich
mit Warme für die weitere Fürforge um diefes ehe-
malige Refidcnzfchlofs gnädigft ausgefprochen, be-
rechtigt wohl dazu, die Kenntnis dcsfelben in weiterem
Kreife zu verbreiten.
Es möge mir gefrattet fein, mit dem hier darge-
ftelltcn Erker zu beginnen, einem der intereftanteften
Theile, welcher noch recht gut erhalten und mit
voller Sicherheit reftaurirt werden kann.
Einft aus der Mauer auf Kragfteincn hervorfprin-
gend, fteht er nun auf dem Fufsboden der zweiten
Etage der Bogenhalle, welche den Hof auf allen vier
Seiten umgibt.
Gegenwartig ragt der Erker aus dem Fufsboden
nur fchr wenig heraus; die Art, wie er einft durch die
Kragfteine geftutzt wurde, ift nicht mehr erfichtlich,
obwohl die aus dem Gewölbe der erften Etage hervor-
guckenden Anfänge der Kragfteine unzweifelhaft be-
weifen, dafs diefelben einft ausfchliefstich den Erker
getragen haben. Auf einem Unterbau, welcher in der
Vordcr-Front mit einer Art Maafswcrk auf leicht ver-
tieftem Grunde bedeckt ift, erheben fich zwei fchwach
vorfpringcncle und fehr zart gegliederte l'ilafter. Die
leiben bedeckt ein ziemlich ftarkes Gebalk mit einem
vcrhaltnismafsig fchr hohen Pride.
Das Hauptgcfims befleht aus Zahnfchnitt, Eier-
ftab und Confolen mit einer daruberlicgenden
callVttirten und mit Rofetten befetzten Hangeplattc
Auf dem linksfeitigen Schilde im Fricfe da* öfter-
reichifche, auf dem rechtsfeitigen das lithauifche
Wappen und in der Mitte auf einer runden Scheibe
tritt itark unterfchnitten der polnifche Adler hervor.
Zwifchcn diefen drei Schildern hangen befonders
reizend gezeichnete Fruchtkranze.
Die Füllungen der l'ilafter bedecken Gehänge
aus Schildern, Wappen und fonftigen Emblemen des
Ritterthums und der Krone; beide Gehänge find flreng
fymmctrifcli; eine Anordnung, welche wohl mit Rück-
ficht auf italicnifche Herkunft der Arbeit als faft bei-
fpicllos betrachtet werden kann.
Die l'ilafter umfaiTen ein durch Sandfteingewande
gethciltes Fcnftcr; die Erkcrnifche bedeckt ein mit
Caffetten gefchmücktes Tonnengewölbe Gegenuber
der reich und fein gegliederten Vorderanficht cr-
fcheinen die Seitenansichten faft zu einfach. Diefelben
beliehen aus einer glatten Wand, welche unten durch
das Fufsgefims, das Deckgcfims des Sockels und oben
ein reducirtes Hauptgcfims mit einem direct aus der
Wand hervorfpringenden einlachen Kragftein charak
terifirt ift.
Der Erker ift aus Sandftein, die feineren Bild-
hauerarbeiten aus einem weichen Kalkftcin verfertigt.
Auffallend find noch die aufserft fehwachen Wände,
circa 20 Cm., des Erkers.
Gegenwartig ift, mit Ausnahme einiger ausge-
brochenen Stücke im Fruchtkranze und in den
I'ilaftcrgehaiigen, noch Alles recht gut erhalten. Dank
der dicken Kalkfchichtc, welche durch alljährlich fich
wiederholenden Anftrich ftellenwcifc auf Cm. an-
gewachfen ift.
Nur die Fcnl'tertheilgew.indc find nicht mehr
vorhanden. Die ganze Fcnrteroffnung ift zugemauert
und in diefer Wand ein kleines Fenfter angeordnet,
doch find noch in den äufseren Gewanden und am
Sturz die Stctlen erfichtlich, wo dieSandftcintheilungcn
gefeflen haben.
Odrzyu'olsh.
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xcm
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XCIV
Zlabings.
Von Karl Sttrtz. k. k. Cunferrator
L ABINGS liegt 40-5 Kilometer fudlich von
Iglau und 11 "5 Kilometer von Tcltfch an der
äufserften Ecke Mahrens, an der Granzc von
Nieder-Oefterreich und Böhmen, es hat 3000 Ein-
wohner, die Bevölkerung fpricht deutfeh.
Wenn man in die Stadt von der Budwitzer Strafse
einfahrt, fo kommt man zuerft auf einen kleinen recht
eckigen und dann auf den fogenannten grofsen trapez-
artigen Platz, von welchem Strahlenförmig die drei
MauptgalTen ausgehen, wovon die rechter Hand zum
unteren Thore führt, an welches fich die Vorftadt
anfchlicfst.
Dem Fremden macht diefes Stadtchen einen ganz
merkwürdigen Eindruck; der Hauptplatz, wo die
Haufcr der nördlichen Front in der Mehrzahl mit
Spitzbogen-Laubengangen verfchen find, die fudlichc
I lauferreihe, wo an der Mehrzahl der Gebäude plaltifchc
Ornamente der Kenaiffance-Zeit durch die Kalktünchc
fich deutlich machen, fammtlichc Gebäude mit ihren
falfchcn Stockwerken, die mit giebelartigen Auffatzcn
verfehen find, zeigen, dafs in diefer Gegend ein Kunft-
leben geherrfcht hat, wie es vielleicht feiten in fo
kleinen Städten zu finden ift.
Das intereffantefte Baudenkmal der Stadt ift
jedenfalls der der Bürgerfchaft gehörige viereckige
mit der tf a upfk i rtke — der Pfarrkirche — verbundene
Thurm. An dcmfelben, der mit einem fchonen Rund-
gange verfehen ift, jedoch keine befonderen architck-
tonifchen Formeigenheiten zeigt, befindet fich an der
Sudfeite eine Infchrift, welche lautet: „Vollentung des
Thums am abent laurenti 1549." An derfclbcn Seite
finden fich drei wcrthvolle Ueberreftc von bildlichen
Darstellungen, und zwar: Chriltus am Oelberge und
Maria mit den fieben Schwert en, letzteres ein Bruftbild.
Es find diefe Ueberreite darum fo merkwürdig, weil
fie eine cigenthumliche Darftcllungs - Technik ver-
rathen. Auf dem Mauerwerke ift nämlich eine fandige
Mtirtelfchichte aufgetragen, und find die Contourcn
derDarftellungheraiisgekratzt; der dunkel gefchwarzte
Grund der Steine, die Riffe, bilden eine Art Con
tour - Zeichnung, welche den Charakter von „Sera-
phito - hat. Leider ift, wie gefagt, nicht mehr viel zu
fchen, aber das was vorhanden ift — der Kopf Mariens,
die Figur Johannes, ein Theil der Figur: Chriltus am
Oelberg und die Kriegsleutc mit Judas im Hinter-
grunde, wie auch die wenig fichtbaren Uniriffe Märiens
zeigen eine geübte und gediegene Künftlerhand.
Diefe Kunftübcrrcfte find werth erhalten zu
werden. Schliefslich fei noch eines Abzeichens, das
fich in der linken Ecke des Krcuzcs-BildniiTcs befindet ,
Erwähnung gethan. Es ift eine kleine viereckige Tafel,
darauf eine Kufe zwifchen zwei I.
Auch befindet fich ein Eckftein am Thurme, an
dem an derfelben Seite, wo fich die Bilder befinden,
ein gothifcher Dreipafs eingemeifselt ift.
Die an dem Thurme angebaute Kirche bietet
nichts Merkwürdiges ; fic ift ein gothifcher Ziegelbau,
und find ihre l'rofilirungen und die Facade mit Kalk
verputzt, durfte aber zu vcrfchicdcnen Zeiten erweitert
worden fein, w ofür insbesondere die an der Aufsenfeite
des Presbyteriums angebrachte Jahreszahl iftjj und die
an der Epiftcl Seite befindliche Zahl 1521 zeigen. Die
Kirche ift von Haufern umbaut, man kann nur mittelft
eines Durchhaufes in dicfclbe gelangen
Das zweite befonderes IntcrcfTc erregende Bau-
denkmal ill die Friedhof s-Capcllc. hervorragend durch
ihrkcnaiiTancc-Thor, welches wohl in der Durchführung
der Ornamentik den Einflufs der Zopfzeit erblicken
lafst, immerhin in feiner baulichen Anordnung hohes
Intcreflfe erweckt. Der Thor-Bogen ruht auf zwei
Sockeln, welche gegliedert find : in dem rechten Sockel
ift fchreitend und betend der heil. Jofeph, im linken
Maria furbittend dargeftcllt. Zwilchen dem Bogen und
dem Architrave zwei Engel, die Pofaunen des jüngften
Gerichtes blafcnd, aus letzteren entfpringen zwei
Spruchbander. Oberhalb des Architraves in einer
flachen rechteckigen Xifchc thront Chriftus fitzend, die
Weltkugel halb mit Wolken verdeckt als Fufsfchcmcl
benutzend, die rechte Hand fegnend, die linke abwärts
gerichtet. Oberhalb des Hauptes befindet fich ebenfalls
ein Spruchband. Rechts und links und oberhalb der
Saulchen, welche den Architrav mit den Sockeln ver-
binden, find die Slavata'fchen Wappen-Symbole ange-
bracht.
Das Innere diefer Capelle, die, was die Bau
lichkeit betrifft, nichts bemerkenswerthes bietet, ift,
al fresco ausgemalt. Die Fresken des Presbyteriums
find gut erhalten und zeigen diefelbe Schule, wie die
Fresken in Mühlfraun bei Znaim. Dargeftcllt find die
Aufcrftchung. Chrifti Geifselung. der Krcuzfall und
Chriltus am Oelberg. Im Schiffe ift die Kreuzerhohung
dargeftcllt.
Ilttttenieichen am Thorc
dei Friedhof* -Capelle. S l\
Sammtlichc Archivalien Zlabings find in zwei
alten Truhen untergebracht, wovon die eine wegen
ihres SchlolTes die Aufmcrkfamkcit hervorruft. Vor-
handen ift eine Art Chronik, welche fo ziemlich die
localen Verhaltnific von der Mitte des 17. bis zum
Beginn des 19. Jahrhunderts enthalt. Die Preife des
Fleifches, Brotes und Bieres fpielen auch hier die
Hauptrolle. Auch finden fich mehrere Sitten- und
GeburtszeugnifTe in deutfeher und bohmifcher Sprache
und einige Todcs-Urthcile vor. Auch ein Siegel-
Abdruck des Staatsfiegels von Konig Georg von
Böhmen ift vorhanden. Ferner fei noch des durch
Ferdinand III. der Stadt Zlabings für ihr treues Ver-
halten zur Zeit des Schwedenkrieges verliehenen
Wappenbriefes gedacht. Derfelbe ift auf Pergament
gefchrieben, mit dem grofsen Siegel verfehen und von
Ferdinand III. unterfertigt. Es werden darin den
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Bürgern die alten Privilegien beflutigt und eine Ver-
mehrung des Wappens mit dem Rechte, dafs dasfclbe
jeder Bürger an fein Haus in Stein oder gemalt
anbringen darf, verfugt.
Das Stadtwappen wird im Wappenbriefe folgen-
dermafsen befchrieben:
Und damit diefsbefagte Burger zu Schlawonitz
unfere Kaifer und Königliche Müdigkeit noch ferners
verführen mögen : So haben Wir Ihnen Ihr bishero
gebrauchtes Statt Wappen verneuert, vermehrt, ver-
beffert und folgender Gcllalt zu führen bewilliget. Mit
Namen: eines ablonglichten, ganz blaw oder Lafur-
farben fchildt, welcher durch zwey gelbe Krcuzweifs
gezogene Linie in vier gleiche Theile getheilt ift, in
dem hintern untern und vordem obern erfcheint ein
oder goldfarbc fiinfblatterte Rofen und in der
einer jedweden derfelbcn, ein rothes Botzlj in
dem hintern obern Theil, ein gelb oder goldfarber an
einer verguldtcn Ketten hangender Schlofsgattern.
untenher mit eifemen Spitzen. In dem untern vordem
theil aber gelb oder goldfarbc oben zugefpitzte Palli
faden. Ob diefem Schildt liehet ein freier offener
adelicher Thurnicrshelinb, und in deffen unterm Theil
oder dem Halsring ein fchwarzes W, beiderfeits mit
gelb oder gold und blaw oder Lafurfarbcn Helms-
decken und einer königlichen güldenen Krön geziret,
auf welcher ein weifsbeklaidter Kngel bis auf die Knie
erfcheinet über beide Achfcln mit guldem Stollen,
welche auf der Bruft kreutzweifs gelcgct umgeben,
feine Lenden mit einer rothen Binden umgurtet, deren
Extremitetcn wie auch feine Flügel fich beiderfeits
ausfehwingen, auf dem haubt ein güldenes Creutz in
der rechten ein grün Palmzwcig in der linkhen aber
eine brennende gelbe Fackel haltendt. Allcrmafscn
folch Wappen in der Mitte diefcs unferes Kaifer und
Konigl. Brieffs gemahlet und mit färben augentlicher
au fsgeÜ riehen ift.
Unter der Einfahrt des Sparcaffa-Gebaudcs liegen
zwei fogenannte Feldfchlangcn, eiferne Rohre, deren
Geftellc leider vor nicht langer Zeit verbrannt find.
Heidengräber bei Hohenbruck.
|N Folge einer, von dem Lehrer Alois Styblik
in Hohenbruck [Tfebechovicc) mir zugekom-
menen Mittheilung über die Auffindung eines
neuen Urncnfeldcs zwifchen dem Nahor- und Dcdina-
Bache bei Hohenbruck, begab ich mich am 13. April
1881 nach Hohenbruck, um diefe Stelle naher zu unter-
ziehen. Es wurde auf diefem alten Umenfelde zufallig
Sand ausgegraben und ich kam zur rechten Zeit, um
viele und fehone Urnen und ihren reichhaltigen Inhalt
zu retten.
Diefe find :
Eine aus grobem rüthlichen Thone gearbeitete
Urne ohne Verzierung, keflclförmig. Hohe: 25 Cm.,
Durchfchnitt: oben 21-5 Cm. Eine kleinere Urne aus
grauem Thone und mit Graphitglafur. In der Mitte
Fig. 1.
Da diefe heidnifchen Gräber in dcrfelben Gegend
wie die im V. Band neue Folge, Seite CXX, der
„Mitteilungen" von mir befchriebenen fich befinden
und da ferner die Situation diefer Graber, wie auch
die der Urnen eine und dicfclbc war wie die der im
Jahre 1879 gefundenen und in dem bezeichneten Jahr-
gange befprochenen, will ich die Bcfchrcibung der
Lage diefes neuen Urnenfeldes übergehen und mich
nur auf die hier gefundenen und intcreffanten Funde
befchränken.
Die Zahl der hier vorgefundenen und von mir
geretteten Urnen betrug 32. Viele dcrfelben waren den,
im V. Bande 1879 befchriebenen ahnlich. Ich will daher
nur folche Urnen hier anfuhren, die mit denen des
erften Fundes keine, oder nur geringe Achnlichkcit
haben.
VIII. N. v.
Kig. 1.
ziehen fich um die ganze Urne drei linienförmige Ver-
zierungen, unter denen fich auf zwei entgegengefetzten
Seitenebenfalls derlei Verzierungen, und zwar je zwei
herunterlaufend, befinden. Hohe: 5 Cm., Durchfchnitt
Fig. 3.
5 - 5 Cm. (Fig. 1). Eine ahnliche Urne, aus dcmfelben
Materiale, mit mehr ausgefchweiftem Hälfe. Uebcr den
drei Linien in der Mitte befindet fich eine parallel
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XCVI
laufende Reihe von Punkten und unter diercr Verzierung
zu beiden entgegengefetzten Seiten nur eine Reihe von
drei Linien, von deren unterem Kndc zu beiden Seiten
wieder je drei krumme Linien auslaufen. Hohe: 3-5 Cm.,
Durchfchnitt: 3*5 Cm. Urne (Fig. 2) mit ähnlichen drei
linienfnrmigcn , den Hals vom Hauche trennenden Ver-
zierungen, von denen wieder mehrere Verzierungen,
mit Graphitglafur. Nahe am Rande eine, um die
Urne laufende, aus vier Linien beftehende Verzierung.
Hohe: 4 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. Eine fchalenfor-
mige, ebenfalls mit einem Henkel verfehene Urne.
Material wie bei der vorangehenden Urne. Hohe:
4-5 Cm. Durchfchnitt: 10 Cm. Mine Gruppe von zwei
in einander gelegten Urnen, von denen die grofserc
Flg. 4.
aus 3 — 4 Linien beflehend, herunterlaufen. Das Material
diefer und tlcr nachfolgenden Urnen ift Thon mit Gra-
phit. Aehnlichc Urne Fig. 3 mit grofseren Verzierungen,
Hohe: 6 Cm., Durchfchnitt; 5-5 Cm Line kleinere, hut-
formige Urne, mit einer ausgebreiteten liafis (Fig 4),
Hohe: 3-5 Cm. Durchfchnitt: 3-5 Cm. Ferner eine
fchalcnformige, kleine Urne mit einem kleinen Henkel
Fi«. S
grauem Thonc Hohe: 3 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. aus
(Fig. 5). Eine aus drei Urnen zufammengefetzte Urnen-
gruppc. Die Urnen (Fig. 6] befanden fich in einer
grofsen vierten Urne, die jedoch zerfallen war. Alle
drei find fchalenformig und die oberfte ift mit einem
Henkel verfchen. Das Material aller drei beftcht aus
grauem, mit Graphitglafur überzogenem Thonc, Hohe
der ganzen Gruppe: 9 Cm., Durchfchnitt 16 Cm. Eine
Fig. 7.
eine Keffelform hat und mit zwei Henkeln nahe der
Randoffnung verfehen ift. Höhe: 13 Cm., Durchfchnitt:
12 Cm. In diefer grofseren Urne befand fich eine ähn-
liche kleinere, jedoch ohne Henkel. Material: rechlicher
Thon. Fine fchalcnformige Urne mit einer fehr kleinen
Balis und einer vcrh.iltnifsmafsig grofsen Randoffnung
Flg. S.
ohne Henkel. Material: grauer Thon. Hohe: 5 Cm.,
Durchfchnitt: 12 Cm. Fine gröfscre, topfformige Urne
aus rothlichem Thonc ohne jede Verzierung. Hohe:
10 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine fchone Urne mit
GraphitUcbcrzug und prachtigen Querftrich-Verzie-
rungen verlehen Höhe: 8 Cm. Durchfchnitt: 9 Cm.
i.Fig. 9).
Pil 6.
kcfTelformigc, mit zwei I Icnkcln verfehene Urne < Fig. 7},
Zwifchen den beiden Henkeln und nahe an der Hafis
befindet fich je eine Reihe von Verzierungen, die aus vier
um die Urne fich ziehenden Linien beftchen. Material:
grauer Thon. Hohe 11 Cm.. Durchfchnitt: 12 Cm Fine
grobe, topfformige Urne ohne alle Verzierung, Hohe:
7 Cm., Durchfchnitt: 10-5 Cm.; Material: rothlicher
Thon. Eine fchalenformige Urne aus grauem Thonc
>'B- 9
Alle diefe Urnen wurden bereits theils dem königl.
bohmifchen Landes-Mufcum in Prag, theils dem Stadt-
Mufeum in Nachod übergeben, wofelbft fie zweckmafsig
aufgeflellt wurden. Den Inhalt fämmtlichcr Urnen bil-
deten halbverbranntc Knochen, unter denen die eines
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XCV1I
kleinen Kindes, fowie auch deffen kleine, von einem
Alter von 3 — 4 Jahren fprechende Zahne zu bemerken
waren. Ober und unter den Knochen befand fich
Afche. Kohle und Krdc. Einige Urnen waren auch mit
einem Deckel verfchen und folche Urnen hatten auch
immer Bronze-Beigaben, die ich hier aufzahlen will.
Kin 10 — 13 Cm. langes Meffcr. Dafs es ein Meffer
und keine Sichel war, ficht man an der, für den
Daumennage] beftimmten Kitze, um das Meffcr leicht
aus dem Hefte herauszuziehen. Drei ganz gut erhaltene
10 14 Cm. lange Mcftnadeln. Drei Bruchftückc von
Heftnadeln. Sechs Ringe mit einem Durchmeffer von
1— 15 Cm. Auf einem Ringe befand fich ein kleiner
Ring aus Bronze. Drei Vogelpfeile. Kin Bruchflück von
einem fpiralformigctiGcgenftandc. Ein einer Heftnadel
ahnliches, mit drei kugelförmigen Ausläufern ver-
fehenes Bronzeftück, Lange: 8 Cm. Mehrcrc Bronze-
fliieke von vcrfchicdcner Form, die meiner Anficht
nach auf eine Bearbeitung erft warteten, wie diefs auch
viele rohe Bronzcftückc, die hier vorgefunden wurden,
vermuthen laffcn.
Im Allgemeinen gehört das Hohenbrucker Urnen-
feld zu den intcreffanteften und ausgiebigften in
Böhmen und find die hier gefundenen Gcgcnftandc, da.
ficin einer Sandfchichteaufbcwahrt waren.gut erhalten.
//rase.
Der Bildhauer Sebaftian Carlon.
Von Joftpk WaüUr.
HEHILS wir den Artikel: „das Maufolcum des Erz-
mH herzogs Carl II. von Steiermark in Sekkau u
MtffiM veröffentlichten, 1 in welchem urkundlich nach-
gewiefen ift, dafs Seb. Carlon den prächtigen Marmor-
Sarkophag und Stucco-Arbciten des genannten Mau-
folcums verfertigt hat, glaubten wir nach dem Wort-
laute der in jener Capelle angebrachten Marmortafel
mit der Infchrift: r Sebaftian Carlon hanc bafilicam
circumpofitis parergis et imaginibus illuftravit hoeque
fepulchrum inferius erectum feeit 1595", dafs mit
diefem Jahre die Arbeiten des genannten Künftlers
im wefentlichen abgefchloffen waren , und dafs ein
neuerlicher Aufenthalt in Sckkau im Jahre 1599
vielleicht einige NachbelTerungen betroffen hätte.
Weitere Nachforfchungen in den Acten des
Hafkammer- Archivcs der k. k. Statthalterci in Grätz
haben eine Reihe neuer Documente geliefert, welche
zeigen, dafs Carlon mindeftens bis zum Jahre 1G12
für den erzherzoglichen Hof t bätig war, und dafs
crfl mit diefem Jahre feine Arbeiten im Maufolcum
zu Sckkau ihren Abfchlufs fanden. Wenn auch die
Acten mit Angaben, welche das eigentlich Künft
lerifche bctrefTcn, fehr dürftig datirt find, fo gewinnen
wir daraus dennoch ein Bild der gefammten Thätig-
keit des genannten Künftlers am fteirifchen I lofe in der
Zeit von 1589 bis 1612, welche folgende Arbeiten
umfafst :
1 . Im Maufolcum zu Sckkau. Carlon arbeitet dafelbft
von 1589 bis 1595 den grofsen marmornen Sarkophag. *
Von 1597 bis 1612 ift er mit Unterbrechungen (bis zur
Dauer mehrerer Jahre) an der Stuchirung des Maufo-
leums befchäftigt. Es unterliegt nun keinem Zweifel
mehr, dafs Carlon alles Stuckwerk gearbeitet hat, denn
die lange Dauer der Arbeit, die grofse Menge Gips,
welche er dazu bezog, und einige Stellen feiner fchrift-
lichcn Eingaben laffen mit völliger Sicherheit an-
nehmen, dafs die ganze Stucco-Decoration von ihm
ausgeführt ift, und der Antheil Alexander de Verda's
als Baumeifters fich auf den Bau im Allgemeinen
und auf die Errichtung der Schranken-Architektur
befchränkt.
1 Mitlheilunsen d»r k k. C<nlr -Cm» VIL Hand DM» fwigm,
■ Abjelnldti und bclihrieben i* oben mint» Artikel.
2. In der Zwifchenzeit fchmückt Carlon die
Hof-Capelle in der Burg zu Gnitz* ebenfalls mit Stucchi,
welche Arbeit im Jahre 1599 abgefchloffen wird.
3. Vom Dcccmbcr 1600 bis Juli 1G01 arbeitet er
an der Ausfchmückung der Hof-Capcllc in der furft-
liehen Burg zu Judenburg.*
4. Im Sommer des Jahres 1603 errichtet er im
Hofgarten zu Grätz drei Springbrunnen oder „Waffer-
luft u , wie fie im Texte genannt werden und zwar: einen
für den Erzherzog Ferdinand, einen für deffen Frau
und einen dritten ,in der Einfidelei unter der l'aftei"
für die Erzherzogin Mutter Maria. Wahrfcheinlich
haben wir uns darunter Baffins mit figuralen Stein-
gruppen zu denken.
Wir laffen nun die Auszüge aus den Acten in
Regcftcnform folgen, indem wir nur das uns wichtig
Scheinende der oft fchr langathmigen Dccrctc und
Briefe geben.
1589. April. Carlon bittet den Erzherzog Carl,
da er im Begriffe ift, nach Sckkau zu gehen, „umb
die werckh die mir dann von E. F. D. Gnedigft an-
bcuolhen fein Zuerrichten", an den l'robft zu Sckkau
den Befehl crtheilcn zu laffen, dafs diefer ihm, was „an
Geld und Anderes" er bedürftig, ausfolgen laffc.
1595. Carlon bringt die Marmortafcl mit der oben
namhaft gemachten Infchrift im Maufoleum an, welche
fagt, dafs er die Bildwerke ides Sarkophagcs) und das
„Ncbenfächlichc" beendet.
1597. 29. April. Carlon wird neuerdings nach
Sckkau gefchickt. 1
1599. 9. Juli. Carlon erhält 600 fl. für die Arbeiten
in der 1 lof-Capelle in Grätz.
1599. 27. September. Carlon arbeitet neuerdings
in Sckkau *
1600 November. Carlon arbeitet in der Burg-
Capelle in Judenburg. Er erhält auf fein Anfuchen
300 fl.
* llie Capelle wurde fammr. dem gamen von Kaif»r Friedrich IV tr.
baaten wcAltchen Burgflugct in JUhre 1IU4 wegen M^sU icher tUufalligkeit
dcMotirt.
1 Die llurg «uitlc Tpjiler muf^eUlTen (die Capelle demolirtl unJ f« einer
Cilcrne umgewandelt. Heule ift die llcjiikihaupt^annfcrtMfl in den Gebäude
ualcrgcbnaiKl
* Brief der £rtb.eri»ictn Mari* an den Probien iu Sckkau anwÜRlirfi in
unterem «Ken citirten Artikel. M d Crnit Coiuni V||. band, neue Folg«, p. 56.
» II rief de» F.rrlirriog. Ferdinand ebenda, p. $«.
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XCVIII
1600. 31. Dcccmbcr. Er bittet abermals um 300 fl.
Im April 1601 bewilligt.
1603. Carlon errichtet im Sommer die drei Brunnen
im Hofgarten zu Gratz. Erhalt dafür 100 Thalcr.
(September 1605.)
1605. 23. Auguft. Bericht einer Bau-Commiffion an
den Präfidcnten der Hofkammer über die fertig
geftellte Hof-Capelle in Judenburg. Da diefer Bericht
die genaue Befchrelbung der heute nicht mehr bc-
flehenden Capelle enthalt, fo Iaffcn wir ihn in extenfo
folgen.
Wolgeboren Edl. Geftreng D. vnd gn. Herrn. Auf
derfclbcnanVnsvonö.difs abgangenenCommifsion Be-
velh, welchen wir in gebierender Reucrcnz empfangen.
Darincn Vns auferlegt worden, dafswir eheift Vns aines
Tages unferer Zufammenkhunfft vergleichen, darzu
den Bildthauer Vnd andere Pauvcrftcndige zu Vns
ziehen, dann der F. D. Vnferes genedigften Herrn
Newallhier erpauten Capellen Vnd was Meifter Se
baftian Carolon daran gearbait, befichtigen Vnd
wahrnehmen. Dann ob folch gefen ain folchc lange
Zeit, als der Specifiicicrtc Aufszug eingelegt, Ver-
magc. Vcbcr Unferen angehefften guetachten, was
hieran Treulich Er verdient oder was das Werth
fein mechte, gehorfamblich berichten füllten, haben
wir (ob nun gleichwol wir Vns auf dergleichen fachen
wenig verliehen, Vnd fonften mit Vnferen Ambts-
gefchnfften genueg thuen hetten, doch Ircr E. D. den
fchuldigen gehorfamb Vndcrthenigift laiften wollen)
Vns derowegen anheut hiehero Zufammengcfüegct,
Vnd neben dem Pildthauer andere werckhverftändige
Pauleut zu Vns genummen in die Capelle khommen.
Diefelbc befindet fich in dem Podcn der lenge 22 Vnd
in die Praitc 12 Werch fchucch. Die ift nun von dreyerlay
als fchwarz — Roth Vnd weifs Mormolftain fchön
Vcberlcnglecht gepflaflcrt, aller enden fieifsig Zufam-
men gefücget, Vnd fauber Verkhütt worden. Der
Altar (auf welchen ain grofser gefprangter Hain ligt)
wirdt die Zicrung herumb aller Von gibsarbeit, Von
5 Engeln, auch von gibs gemacht, gehalten. Alfsdann
Von Vndcn des Pflaftcrs an Vnz (bis) ans gewelb ( )
bei 3 clafflcr hoch iil aller Vier W'cndten von gibs
arbait auch die Venfter geziert Drüber find bifs an
die Katern. Dann folchcr mafsen ill die Capelle formirt.
Die Pafsion Chrifli in Duplo, ains Thailsdic 9 gemalten
Hiftorien Von gibs gar Zierlich cingefaft. Vnd die
andern Von gibs gemachten Engel die Worte der
Pafsion auch in gibs Vor Jncn in Henden tragend
fieifsig gemacht. Die ganze Latern /.eilt in die Höhe
26 Vnd in die Wcittc 12 wech fchucch in fich. Diefelbe
hat 16 Hiftorien Vnd anders Zierwerch, welches alles
von gibsarbait gar fauber aufsgefetzt. Das alfo die
ganze Capelln Von gibsarbait gemacht ill, der-
mafsen Hochfterwcnt Sr. F. D. In Ihrem Jüngften
herobenfein difs alles, mit mehreren gnedigfl gefehen
haben. Wie lang nun alda gedachter Carolon fambt
feinen im Aufszug angezogenen Pcrfoncn der arbait
beigewart, haben wir Von Niemanden als eben dem
Pildthauer bei welchem Sy die ganze Zeit in derColTt
gewefen, der auch diefcs gepeus willen ains Thails
Paucollcn dargelegt, erkhundigen können. Welchen
wir bey feinen gewifsen dahin erinnert. Er folle difs-
orts Sr. F. D. nitetwa zunachtailfein aufskhunft geben.
Der dan Vermeldt, es fei wol nit dafs ers alles Von
tag zu tag ordentlich Verfchriben gehabt, als Er fich
nun mit dem Maifler Scbaftian Verrait, hab ers Cafse-
rirt, Aber weniger fei nit. das er fambt allen im
aufezug ingerierten Perfonen, Diefelbc Zeit Vnd Vnz
(bis) es allerdings ferttig Worden in der bemeltcn
Capellenarbait geftanden.
Für unferc Pcrfon aber, Vnd foviel wir an feinem
Carolons verrichten Werckh wargenommen, hat er Ja
Viel arbait gckhofl Vnd ifl auch felbc aincr feinen
Zierlich werckhs, alfo dafs es dem herrlichen gemahl
feine Zier nit weniger illuflriren hilfft, daher erachten
wir gehorfamft, E. G. V. H Im Maifter Seb..ftian
Carolon wo anderft dem fein befoldung zu Pafsircn
ifl, feinen eingelegten Aufszug, welchen wir neben
feinen Supplicieren hiermit dero gehorfamblich wieder
Veberfendcn Vnfcrs ermefsens wenig ausftcllcn
lafsen khönnen. Welches alfo E. G. V. H wir gehor-
famblich Berichten Vnd dabei der g. Gottes Beuclch
ftellcn.
Datum Judenburg den 13. Auguft 1605.
Sig. Volkhamer
f. Salzb. Cafsiercr
1605, 16. September. Carlon erhalt für „verrich-
tete Arbeit vnd Zucberaittung defs auf Vnfcrcr Purg
Partei gemachten cremitory" 30 Thaler.
1605, September. Carlon berichtet, dafs er mit
dcrCapellc in Judenburg fertig fei und noch 217 fl. 58 kr.
zu bekommen habe. Nach der beiliegenden fpeci-
ficirten Rechnung hat Carlon 25 Croncn (a i\, fl ) per
Monat und als Rollgeld für jede Mahlzeit 5 kr. und
1 , Mafs Wein crhalren. Drei Gipsarbeiter, zu Ii fl., 9 fl.
und 8 fl. per Monat und an Rollgeld 5 kr. und eine
Mafs Wein per Mahlzeit ; fünf Steinhauer zwifchen 7
und 5 fl. monatlich und dasfelbe Roftgeld; die Tag-
werker für das Polieren des Pflaftcrs per Tag I Schilling
= 7';, kr.
1606, 7. Mai. Carlon erhalt 200 fl. für feine Ar-
beiten in Sekkau.
1606, 9. November. Er verlangt und erhalt 10 Ct.
Gips.
1606, 13. November. Er erhalt 400 fl.
1606, 13. November. Es wird ihm der Reft von
217 fl. 58 kr. für die Judenburgcr Arbeit ausbezahlt.
1608, Erzherzog Ferdinand fendet eine Commif
lion nach Sekkau ab, da das Capellen-Gebäude,
beümders das Dach, fchadhaft geworden fein foll.
1608, 10. December. Carlon bittet um den Reft
von 403 fl. für feine Arbeit in Sekkau. Wird bewilligt.
16Ö9, Juni. Carlon erhalt 12 Ct. Gips zu feinen
Arbeiten in Sekkau.
1609, Carlon erhalt eine fixe Befoldung, und zwar
20 Cronen für (ich und 6 fl. für feinen Diener per
Monat.
1609, 7. October. Carlon erhalt um 50 fl. Gold zu
Vergoldungen.
1612, April. Der Aftfelbft ift verloren, aber aus dem
Index erfahren wir, dafs Erzherzog Ferdinand den
Auftrag gibt, dem Carlon feinen Gehalt fort auszu-
zahlen. Er mufs alfo um diefe Zeit für den Hof noch
thatig gewefen fein.
1612, 15. September. Dem Probften zu Sekkau
werden 1562 fl. 2 kr. ausbezahlt fur die letzten Ar-
beiten am Maufolcum, nämlich fur Reparatur des
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XCIX
fchadhaftcn Kupfcrdachcs, flir Zimmcrlcute, für Jen
Maler llan* Albanus, unter welcher Summe fich der
für Carlon beflimmte Rcft von 403 fl. 4 kr. befand.
Mit dem Jahre 1612 hören die Nachrichten über
Scbartian Carlon auf. Ob er bald darauf geftorben,
oder nach Italien zurückkehrte, ift nicht bekannt;
in den Stcrbc-Matriken von Grätz konnten wir feinen
Namen nicht finden, üb die fpäteren lleirifchen Car-
lons Nachfolger von Scbaftian find, oder anderen
Gliedern der fchr zahlreichen KünfHerfamilie diefes
Namens angehören, konnten wir nicht ermitteln. Im
Jahre 1627 finden wir einen Fiter Carlon. Maurer in
Leoben. und um die Wende des 17. Jahrhunderts den
Baumeifter Joachim Carlon in Graz, welcher 1684,
1685, 1696 und 1697 am Schlöffe Eggenberg baute
und in den Jahren 1701—1725 die prächtige Stiftskirche
von l'öllau erbaute, die fchönfte Renaitfancc- Kirche
der Steiermark, welche dadurch im höchflen Grade
intereffant ift, dafs fie in der Zeit der wilderten
Barocke ganzuberrafchend reine Kenaiffancc Formen
aufweilt.
Da unfere gegenwärtige Arbeit als Fortfetzung
und Schlufs des oben citirten Artikels über das
Maufoleum Erzherzog Carl II. in Sckkau betrachtet
werden mufs, fo fei uns auch noch geftattet, über die
Nachfolger Alexander de Vtrda's Kinigcs anzufügen.
Alexander de l'erda, welcher über die vielbemängclte
Rechnung für den Bau des Maufolcwns mit der Re-
gierung in einen Prozefs gerieth, Icheint nach
Erledigung dcsfelben in feine I leimat zurückgekehrt
zu fein, denn er kommt nach 1597 in den Aclcn nicht
mehr vor. Dcflcn Bruder Sian Anton io, welcher 1562 und
1563 beim Bau des Landhaufcsin Grätz unter Domcnicio
de Lalio, und auch beim Maufoleum in Sekkau thätig
war, fcheint Alexander s Nachfolger in Grätz geworden
zu fein, denn wir finden ihn im Jahre 1598 als Bau-
meirter der Burg von Grätz. Vom Jahre 1602 datirt ein
Gcfucli der beiden Brüder Joh. Baftiß und Peter de
l erda um Ausfolgung ihres bei der Regierung er-
liegenden Vermögens, damit fie, nachdem fie das
Jefuiten-Collcgium abfolvirt, eine Reife in das Ausland
machen können. Ob diefe Brüder Söhne des Alexan-
der oder Gian Antonios waren, konnten wir nicht
ermitteln. Der eine von ihnen: Dr. Joh. Bapt de l'erda,
wurde im Jahre 1611 kaiferl. Kammer Procurator in
Gr.itz.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr. Karl Lind
XII.
(Mi< 7 Tcit'lllufltdlione«.)
ttf 6>| 1 1< bringen in Fig 1 nachträglich die Abbildung
InN eines Details des ramanifchen Portals der
Wu& Kirche zu Berg (f, I.XIB.
Die Kirche ZU Gelting ill ein kleiner Bau, clcffell
rresbyterium noch in die Zeit dcrSpat-Gothik zurück-
reicht. Das Schiff ift flach gedeckt (Fig. 2). Der Thurm
Fit. t. l.Bfr K .
fleht rechts neben dem Presbyterium, enthalt im Eni-
gefchoffe die Sacriltei, einen Kaum mit Kreuzgewölbe
überdeckt, und endet in eine hohe Spitze. Die Kirche
enthält das Grabmal des Chrifloph vom Graben /um
Stein f 1628 und eine alte, fchr tüchtig gearbeitete
Georgs-Figur, der untere Thcil des Tauffleincs ill alt.
An der Evangelien Seite eine kleine Maucrnifche. In
der Nahe liegen die Ruinen Fifchberg und Stein.
i'Oriinie. 1
Die Pfarrkirche in Oberdrauburg ilt im Jahre 1819
erbaut worden. nur der alleinftchendc Thurm irt alt, er ifl
viereckig, mit Spitzbogcnfenftcrn ohne Maafswerk. Ein
altes gut erhaltenes Speifegitter von guter Schloiler
Arbeit. Die Ilaufer des Marktes Ofleidens alt, an
einigen Kelle alter Malereien. Bei Oberdrauburg drei
Ruinen.
Hoch über Oberdrauburg liegt -die bitcrcffantc
Kirche zu Zwirkenberg, Der Grundrifs iFig. 3} zeigt
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c
ein quadratifchcs l'rcsbytcrium mit einfachem Kreuz-
gewölbe und ilarken Rippen, die auf unförmlichen
Kapitalen auffitzen, An den Ecken lind die Pres
bytcriums-Mauern vcrlLirkt, nordlich fchlicfst fich
daran der fchlankc, mit Giebeln und einem Achteck-
heim verfehene Thurm. Im Erdgcfchofse <les Thurmcs
iindet lieh die Sacrillei, die Stiege in die Thurmllock-
werke rtcigt hinter dem Hoch -Altäre hinan. Im
Gloekcnhaufe /.weitheilige Spitzbogcnfcnrtcr mit Fifch-
blafen-Maafswerk. Im Schiffe Travees mit Netzgewöl-
ben, deren Kippen auf kraftigen Dienllen auffitzen, die
nach Art einbringender Strebepfeiler conftruirt find.
Der Orgel Chor ein neuer Einbau.
Die Gewölbe des l'rcsbytcriums find bemalt mit
den Bruftbildcrn der Evangeliften. In der Ecke folgende
Infchrift: .Do man czahlt nach der gepurd uufcrcs
l"'5J- .»■ 1 ZwrtL-kcnliprß.'
herrn Jefu Chrilli Taufend vierhundert und darnach in
der acht und dreiffigften jar AnSat Lucafabcnt." Auch
die Gewölbefelder des Schilfes find bemalt, auf dem
Schlufsftcin der Uoppeladlerfchild und der Binden-
fchild. An der Südfcitc aufsen wichtige Bilder aus der
Legende des heil. Leonhard, und ein St. C'hriftoph. In
der Kirche zwei Figuren aus löoo. (Florian und Georg.)
Die Fenfter umgeftaltet.
In der Kirche findet fich der Kaften eines fchr
fchonen Flügel Altars mit reichem Schnitzwerk und
den bemalten Figuren: St. Leonhard, St. Laurenz und
St. Benedictas. In der Umrahmung kleine Figuren in
Ranken. Auf den Flügeln zwei Heilige, einer mit
Krone und Rad, der andere mit Krone. Kelch und
Buch; auf der Ruckfeite St. Scbaftian; im anderen
Flügel St. Leonhard und St. Georg mit dem Lindwurm.
Im Hintergrunde beider Bilder Städte mit vielen
Thürmen. Klickfeite: St l'hriftoph.
Von intereffanter Anlage ift die Dionyfius Kirche
in Irfchen; das I'resbyterium beliebt aus einem Qua-
drate mit Kreuzgewölbe und fchweren Rippen ~auf-
ruhend auf Viertelfaulchen in den Ecken (mit Eck-
knollen an Bafcnl und aus einer halbrunden Apfis, in
die drei fehr fchmale fpitzbogige Fenfter mit gothi
fehem Stabwerk eingefügt find, offenbar an Stelle der
alten romanifchen Fenfter. Das Langhaus ift zw»-i
fchiffig. das Nctzgewolbe beliebt aus fechs Feldern,
die Rippen laufen auf ftark vorfpringenden Dienften
und in der Mitte auf den zwei runden Säulen an.
IntcrelTant ift die ftarke Verfchiebung der Kirchenaxe,
wie lic aus Fig. 4 erlichtlich wird
Fig. 4 (Irfchen.)
Die I'enftcrgcftaltungen llammcn aus neuerer
Zeit. Der Thurm ficht links der Fagadc, fall ganz
ifofirt und gehurt der romanifchen Zeit an, dreifach
gekuppelte Fenfter in der Glockenhallc, das Gefchofs
darüber mit dem Spitzbogenfenftcr und die Spitze mit
den vier Giebeln gehören der Spat-Gothik an.
In der Vorhalle ein Flügel Altar, wahrfcheinlich
der ehemalige Hoch Altar, beliebend aus Kaften und
Predella, auf der letzteren Johannes. Paulus und
Florian, alle drei auf grünem Grunde, nimbirt. Im
Kaften: Ein Bifchof mit einer Kirche und einer Hacke,
ein Ritter auf ein Skelett (Teufel, Dracheni tretend,
gemalt auf blauem Grunde;aufsen der heil. Andreas, ein
Heiliger mit einem Kelche (in Schwach-Rcliefi und in
der Mitte die heil Dionilius, Leonhard, und ein Konig
mit Scepter ftarkes Relief J auf blauem Grunde.
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CI
Die Filial-Kirchc zu Rittersdorf (Fig. 4) hat ein-
l'pringende Strebepfeiler, Netzgewölbe im Schiff und
Prcsbyterium, einen Thurm mit Giebeln und fpitzen
Helme. Das Portal fpitzbogig und profilirt. Einfache
Kacraments-Nifchc.
Fig 4 (Rittandorf.)
Die Thurmfenller haben reiches Maafswcrk und
find einmal gctheilt. AndcrSacriliei-Thüre einhubfehes
Hefchlage.
Fig. 5. (Wcifach.)
An der Aufscnfcite ein ricfiges Chriftoph-Gcmnldc
theil weife mit Reliefs, dann eine Krönung Märien s und
St. Florian ; diefe Bilder erinnern lebhaft an jene der
Michaels Capelle zu Hcrg.
Die Kirche in Greifenburg ift nur im l'rcsbyterium
als fpat gothifchcr Bau erhalten. Dasfclbc beftcht aus
einem Joche und dem drcifeitigenChorfchluffc mit Netz-
Noti
49. (Funde tm römifchen Wels.) Das Coemcterium
der Colonie Ovilava (Wels) erflreckt fiel» im Sudweften
der Stadt, im Orte St. Hcrnardin, zu beiden Seiten
der nach Salzburg führenden Reichsftrafse, die mit der
alten römifchen Reichsftrafse wahrfcheinlich zufam-
menfallt. An der linken Seite derfelben (d. i. an der
gewolben und halbrunden Dienften als Rippcntrhgem.
Die drei Schlufsftcinc find decorirt. Der Thurm links
vom l'rcsbyterium ift in feinem unteren Thcilc mit
diefem gleichzeitig. Die Sacriftei theihveife gothifch,
desgteiclien das Portal, an deren Thür ein altes He-
fchläge Da? Seitcnfchiff Portal ebenfalls fpitzbogig.
Am Friedhofe eine kleine gothifchc Capelle.
Die Kirche in Weifach befteht aus drei Jochen
mit Netzgewölben und runden Didlften als Schiff
l aufsen ein einfacher Schragfockcl) und aus einem
Joche und dreifeitigem Schluffe als l'rcsbyterium. Die
reicher profilitten Rippen laufen auf Dienften mit
Capitnlen auf. Im Presbyteiium ein zweitheiliges
Fenfter mit Maafswcrk. Thurm und Sacriftei beiderfeits
des Presbyteriums urfprünglich gothifch. Das Portal
an der Facadc reich profilirt (Fig. 5«.
Fig. 6. (Lind.)
Die Kirche zu Lind (Fig. 6) umfafst im Langhaufc
vier Schiffe mit intereffantem Netzgewolbe mit ein-
fachen Rippen, mit einfpringenden Strebepfeilern
(theilweife find die Rippen weggcfchlagen). Das Pres-
byterium, das vom Schiffe durch einen kräftigen
Triumphbogen getrennt wird, und aus Joch und drei-
feitigem Schluffe befteht, bat einfache Kreuzgewölbe-
Conftruclion. Der Thurm theilweife noch urfprünglich.
auf der einen Seite mit einem dreitheiligen Schall-
fenfter. Aufscn ein rothmarmorncs Grabmal mit einer
Ritterfigur, Schrift unlefcrlich iNicolaus £1514).
Kleines gothifches Kirchlein zu Gajaeh mit Glasgemal-
den aus 1496, darauf der heil. Andreas.
z e n.
örtlichen] fand man im Jahre 1856 zahlreiche Gräber,
als für die neue k. k. Cavallerie-Caferne ein Marode-
Stall gebaut wurde; es zeigten fich beide Bcgräb-
nifsarten angewendet: die Beftattung unverbrannter
Leichen, mit den üblichen Heigaben und die Bci-
fetzung von Leichenbränden in Thongcfafscn, doch
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CII
aiul man letztere viel häufiger geübt als erftcre 1
Aul" iler rechten Seile der Reichsllrafse traten Ende
des Jalircs 1878 abermals Grabfunde auf, als Mauth-
p.ichter Herr Hurzing ein Grundltuck neben feinem,
hart an der Strafse liegenden Haufe reguliren liefs;
über fie hat Herr G. Pickler einen trefflichen Hericht
im „Wclfcr Anzeiger" (7. Dccember 1878, Nr. 49)
veröffentlicht. Auf jenem Grundftück wurden nach
und nach acht Grabftellcn aufgedeckt, ungerechnet
einzelne Bruchflücke von Thon-Urnen. Ks zeigten fich
hier zumeift I.eiclienbr.mde, die in verfchiedencr,
manchesmal recht eigenthümlicher Weife geborgen
waren. So fand man gleich zu Anfang eine eiferne,
mit zahlreichen Nieten bcfchlagenc Truhe, um die
in der Mitte überdies eine eiferne Kette aus achter-
formigen Gliedern gezogen war. Der Roll hatte den
Behälter ftark zerfreffen, fo dafs man ihn leicht offnen
konnte; man fand darin eine Steinkifte von 67 Cm.
Lange, 45 Cm. Breite und 47 Cm. Höhe; in diefer
wieder lagen die Brandrede einer erwachfenen I'erfon
und eines Kindes, dabei zwei Bronze-Münzen von
Antonius l'ius und Fauftina d. J., dann eine Thon-
lampe mit dem Stempel PATcrni. Daneben (landen in
der Krde in regelmäfsigen Abfanden vier Urnen aus
fchwar/.em Thone, von deren einer der Inhalt : Afchc.
Kohlenrefte und ein Glasgefafs conftatirt ift. Ein
andcrcsmal hatte das Urnenbehältnis eine Säulen-
form. es war ein Cylinder aus Tuffftein mit Deckel,
60 Cm. im Ganzen hoch, davon auf den Deckel ein
Drittel entfallt, und34Cm.Durchmcffer. Es enthielt eine
20 Cm. hohe und ebenfo weite glaferne Afehcnurne
mit Brandrcftcn und einem Thranennafchchen. Wieder
in einem anderen Falle fcheint die Bcifetzung ftatt-
gefunden zu haben, indem man den Leichenbrand und
die Beigaben in eine Holskiße einflcllte. 1
Im allgemeinen bildete die Grundlage der ein-
zelnen Grabftellen, die ziemlich dicht neben einander
gereiht waren, eine mit Kalk gemengte Schottcrlage,
bedeckt mit einer eigentümlichen tieffchwarzen Erde,
in der fich Afchenfpuren bemerken liefsen. Diefe
Zurichtung der Schottcruntcrlagc wurde rcgelmafsig
und fachgcmäfs ausgeführt, wie aus dem L'mftaiid
zu erfehen ift, dafs man in der Nahe einer folchen
Schichte eine noch ziemlich gut erhaltene Kelle aus
Elfen getroffen hat. Auf diefe Schichten ftellte man
dann die Afchenbehaltcr, bei Vermöglichcren Glas-
urnen in Steinkiftcn, bei Aermeren Thonurnen ; die
Afche ganz Armer wurde auch ohne Behälter bei-
gefetzt. Manchesmal fand man die Steinkiftcn von
einer Reihe von Urnen, meid aus ungebranntem Thon,
umftcllt, fie enthielten entweder wieder Afchc oder
Beigaben ; auffallend ift, dafs man bisher, mit einziger
Ausnahme einiger eiferner Pfeilfpitzen in der Nahe
einer Urne, keine Waffen gefunden hat. Die grofscren
Beigaben und auch grofserc nicht ganz verbrannte
Knochen fcheint man abgebogen und zerbrochen zu
haben, um fie in den Urnen unterzubringen.*
Die Münzen auf dem Horzing'fchen Grunde nächft
dem Wohnhaufe rührten aus der Zeit von K. Vcspasian
bis Gallienus her, alfo bis circa 268 n. Chr.; fpäterc hat
" G*iMt,rrrr. die rom liehen Gräber bei Weh. tn de»
Milium, ftanriin Carolin lim <ut I.andr.Unde im Ocftcrreiih ob
'»57. s. »s» r.
= Vr.,1 den Bericht dt. Herrn lofeub v A"--/', Ii W.
itM« Mltth. 1BB1. I.XXI
• ..Welle, Aiwiiutr" lUi, Nr. t. von Herrn <;. Fi, kirr
man dort nicht getroffen. Dies fcheint in Verbindung
mit dem Uebcrwiegen der Leichenbrände gebracht
werden zu müffen; wenigftens hat man auf der andern
Seite der Strafse bei der Cavallerie-Cafernc, wo mehr
Fidle von Bcifetzung der Leichen vorkommen, Münzen
auch aus der Zeit nach Gallienus, von K. Claudius II..
Aurelian, Conftantin d. Gr. und Gratian, alfo bis 383
n. Chr. ausgehoben.
Die epigraphifche Ausbeute auf dem Coemeterium
befchränkte fich bisher auf die in Curfiv-Schrift ein-
geritzten Namen: Aufon(ii)? et Julian: auf dem Blei-
dcckel einer Glasurne, 1 dann auf die Töpferftempcl
an Thonlampen: CRESCE(n)S, NERI, OCTAVI, PAT-
erni, VIBIANI, Anfangs Mai 1882 ftiefs man zum
crftcnmal auf einen Grabftein mit Infchrift.
Man kam nachft dem I laufe Nr. 36 in St. Bern-
Imrdin, rechts an der Reichsftrafsc von Wels nach
Salzburg, gegenüber der Cavallerie-Caferne (Richtung
gegen Gunskirchen) abermals auf ein Römergrab mit
Leichenbrand. Bei dem Ausheben der Erde für die
Fundamentirung eines Neubaues fanden die Arbeiter
zehn Schritte von der Reichsftrafse abfeits und in
einer Tiefe von nur einem halben Meter zwei mächtige
Steine: eine Deckplatte von 2 Meter Länge und 0 5 M.
Breite, in der Mitte vorgewölbt, und einen Grabßeiu
von 1 M. Länge und '/* M. Breite mit der unten mit-
gethcilten Infchrift. Dabei ftand eine Urne aus Glas
mit den Rcftcn des Leichenbrandes und ein Thon-
gefafs, welches aber leider beim Aufgraben zertrüm-
mert wurde. 1 An derfclbcn Stelle wurde ein Silber-
Cjuinar K. Hadrian, Mittel-Bronzen von dcmfelben, von
Fauftina d. Ac. und anderen Kaifern, dann eine
1 laarnadel aus Bein, ein Griffel und ein Befchläge aus
Bronze, eine Fibula mit filbcrnen Ringelchcn , ein
gefchnittener Stein mit den Buchftabcn P AD und ein
bronzenes Figürchen (Fechter), diefes leider mit alt
abgebrochenem Kopf, endlich Bruchflücke von Gc-
fäfsen mit Terra figillata gefunden.'
Der Grabflein, welcher unten befchädigt ift, trägt
eine fünfzeilige Infchrift, welche nach der mir nur
Anficht eingefendeten Abfchrift des Herrn Pichltr
lautet :
SACIIIIAE C-F
FLOREXTINAE • ANXX
IIVLIVS.VEKF.CVNDV.S
CONIVGI VF
5 SIBI ET SVIS.
Anfanglich glaubte ich nach Analogien, die ich
im Corpus tnfer. lat. (III 1, 4418) fand, den Namen der
erften Zeile SACIDIAE und das Pracnomcn der dritten
L lefen zu follen. An letzterem halte ich noch jetzt
feft, bezüglich des erfteren aber bemerkte mir Herr
Dr. Moriz Hoernes, der an Ort und Stelle einen
Papicrabdruck von dem Steine nahm und diefen genau
befichtigte, dafs zwar C vorhanden fei, 7 diefem aber
vier haftae folgen, fo dafs an ein Zufamrnenfaffen der
beiden mittleren in ein D nicht gedacht werden könne.
Auch feien an E und L die Querftriche fehr kurz
> G«h>xrctrt. I, O. - V«l C J L III », p. 76. „not.. Dm
Objeti findet fich jeul >m Miilevini von Lim
i Veißl die N'olixen im „Welfer Aueicer" vom 6. und 13. M»i
(N'r. 18 und w).
• Schriftliche Mitlheilunc, »eiche Herr Joseph *. AW*. V k. <
rinrufeudeii die Üille haue. Die luletn j nKefuhrten Objekte celanften an c
um Frnnciico Carolinum in Lim.
' Heit «in KM nahm deutlich «1 wahr . ebenfo Herr PitkUr.
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cm
gcrathcn. Herr v. Kolb hat am vierten Buchflabcn einen
Ouerflrich wahrgenommen. Vielleicht ift es nicht all-
zugewagt, an den Namen Sacitlia oder Saerctia zu
denken; letzterer kommt auf Infchriften in Nieder-
Ocftcrrcich und Steiermark öfter vor C. J. L. III, 2, 5512
5516, 5517.) Es würde darnach zu lefen fein Sacilliac?
Sacretiae? C(aii F(iliac), Florcntinae, an(norum) XX,
L(ucius) Julius Vcrecundus conjugi viivus) ffeeit} fibi
et fuis.
Zum Schluffc fei noch eines Grabfundes erwähnt,
welcher gleichfalls in nachfter Nahe von Wels, aber in
cntgcßengcfetSter Richtung in dem Orte Aigen, ge-
macht wurde. 1 Im rückwärtigen Thcile des Gaft-
g arten» des Herrn Viertbauer, nächfl dem Eufthaulc,
hart am Abhang, traf ein Mann, der um einen Garten-
zaun auszubeffern die Erde einen Schuh tief abgrub,
auf das Skelett eines groben Harken Mannes mit
vorzüglichem Gebifs, aber zerdrücktem Schädel; es lag
in der Richtung gegen Oftcn, gerade ausgcflrcckt, die
Arme an die Hüften gefchloffen, zwei rothgebranntc,
in Form eines TricUnuitl umgebene horizontale Uhr
(Lacunac), die fechste endlich eine kleine Keifeuhr, für
Rom und Ravenna gerichtet; eine Bronze-Scheibe, aul
deren beiden Seiten Analemmen in Silberfaden ein-
gelegt find.
Gütigen Mittheilungendes Herrn Correfpondenten
der Central Commiffion, Gyinnafial-I'rofcfTor Heinrich
Majoniea in Gorz, verdanke ich die Kenntnis von
einem neuen Funde diefer Art und die Zufcndung
einer Zeichnung, die von Herrn MastreHa angefertigt
und in Fig. 1 und 2 in Holzfchnitt wiedergegeben ift.
Im vergangenen Herbfte (1881} gerieth man auf
einem Grundftucke des Herrn Raron von Rittcr-
Zahony an der Strafse nach der Bcligna, gegenüber
von dem neuen Staats-Mufeum, auf altes Mauerwerk,
in welches unter reichlicher Anwendung von Mörtel
mehrere Bruchftücke von Infchriften. Grabdenkmalen,
Kopfe und andere dergleichen Ucbcrrcftc einge-
mauert waren. Unter ihnen werden von Herrn
Majoniea befonders drei Köpfe angemerkt: einer
ausladende Thongcfnfsc und ein Glnsgcfafs mit langem
Halle (landen dabei. Beigaben und Skelett lagen in
der blofsen Erde.
Man hat fchon im vorigen Jahre die Spuren einer
VVafferleitung und ein Fragment eines Gefafses aus
Terra figillata ebenfalls in Aigen gefunden; im
Gaftgarten des Herrn Viertbauer's zeigten fich auch
Ueberrefte alter Grundmauern.
Kenner.
50. ,■ Sonnenuhr in Aquileia.) Im VI. Hände der
neuen Folge diefer Mittheilungen (1880, S. 1 f.) habe
ich fechs Sonnenuhren befprochen, welche alle in
Aquilcia gefunden worden find; vier von ihnen find
hemifphurifch gebildet, von diefen wieder zwei ohne
Poftamcnte, zwei andere mit den alten reichverzierten
Sockeln Verleben. Die fünfte ift eine, mit Sitzbanken
1 Miltliuililug der. Hrrrn O. /'i.k/fr im ,, Welte, Auing«' 1 '* '1 M-Hl
lili. St, II.
VIII. N. |-
weift eine grofsc Aehnlichkcit mit dem bekannten
SocratcsTypus auf, ein anderer zeichnet fich durch
grofscre Proportionen und die Aehnlichkeit mit dem
fogenannten Seneca (nach Dilthey Philctas von Kos}
der dritte (von einer Stadtgottin) durch Schönheit aus.
Auch eine Sonnenuhr fand fich als Baumaterialc zu
diefer Mauer verwendet.
Sic hat die Form einer Sonnenblume offenbar
mit Beziehung auf die Sage von Klytic, einer von
Apollo geliebten Nymphe, die von dielen, vcrlal'feii
wurde, weil fte aus Eifcrfucht fein Verhältnis zu
I.eueothea dem Vater der Letzteren verrathen hatte.
Klytic grämte fich zu Tode; neun Tage und Nachte
blieb fie mit ungeordnetem Haare unter freiem Himmel,
theilnahmslos gegen die anderen Nymphen, ohne Trank,
und Speife, nur von Thau und Thrunen fich nährend,
unbeweglich an die Erde geheftet und unverwandt
nach dem Angefleht des Sonnengottes fehauend; fo
wurde fie fchlicfslich in eine Sonnenblume verwandelt,
P
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CIV
die mit Starkem Stengel an der Erde haftend noch
heute ihre Blüthc immerfort der Sonne zuwendet
(Ovid Metamorph. IV, 256 ff).
In fmnreichcr Weife ift das Motiv, welches in der
Schonen Sage geboten war, benutzt worden, um der
Sonnenuhr die aufscre Form einer Sonnenblume zu
geben; man erkennt aus der Seitenansicht den
Stengel, von welchem aus einem BlättcrkrciSc die
Blüthe hervorwachft, die eine beftimmte der Polhohe
des Ortes entsprechende Neigung hat. Am Rand des
runden Kelches treten die Spitzen der vielen Blatter
l\ SERÄNNXXI
Fig. 3. (Sftbbarg )
der Bluthe wie ein zierliches Ornament vor. Das
Innere ift wie bei anderen hcmiSphariSchcn Sonnen-
uhren gebildet, kugelförmig mit dem Analemma in
vertieft angezeigten Linien. Der Durchmcffcr der
Aushöhlung betrug bei 33 bis 35 Cm. Die kleinftc
Kreislinie bezeichnet das Winter-Solftitium, diemittlerc
die Ac«]uinocticn, die untere, weiteftc, das Sommer-
Solftitium. Sie werden durch lieben Stundenlinien
gctheilt, die Mittagslinic und je drei Linien auf beiden
Seiten. Die Uhr w ar alfo für fechs Stunden von 10 Uhr
Vor- bis 3 Nachmittag berechnet, was, wie in anderen
ahnlichen Falten fchr wahrscheinlich mit der Be-
fehaffenheit des Aufftellungsortes zusammenhängt Sie
ftand wahrfcheinlich auf einem viereckigen Poftamentc,
aus welchem der Stengel hervorkam. Der erhaltene
und hier abgebildete Thcil hat einen halben Meter
Hohe; nach dem Beifpielc, welches die Sonnenuhr mit
erhaltenem I'oftament. die aus der Sammlung Zanini
in die Antiken-Sammlung des Allerhöchsten Kaifcr-
haufcs gelangte, darbietet, dürfte das I'oftament,
auf dem es ftand, mindeftens die gleiche Hohe gehabt
haben.
Kenner.
51. (Antikenfund bei Salzburg.) Bei einer
Reparatur der Kirche Maxglan (welche dem
Kau-Styl nach aus dem Ende des Mittelalters
ftammt) wurde einem Berichte des Confer-
vators Richter zu Folge in dem Thurmgemache
ein fehr fchoner romifcher Grabftein eingemau-
ert gefunden. Man wollte einen Haken in die
Wand Schlagen, fand aber an mehreren benach-
barten Stellen den gleichen Stein, bis endlich
ein Mortelftück abfiel, und den linken Theil
des Kopfes bloslcgte. Darauf wurde der Stein
aus der Wand gehoben, und es zeigte fich eine
Platte rollten Adneler Marmors, oben und unten
befchadigt, fonft aber leidlich erhalten dar-
auf die wenig verftümmelte Darftellung eines
Jünglingskopfcs in einer Nifchc, dann Kpheu-
Gerankc in den Randlciftcn und eine Infchrift,
welche lautet: Peregrino, Jul(ii) Moredati f
fer(vo) ann(orum) XXI. Spcratus et Peregrina
parentes. V(iventer) f|ecerunt). Das Salzburyer
Mufeum enthalt keinen Grabftein fo reicher
Ausftattung. Die Platte ift 99 Cm. hoch und
67 Cm. breit. Befondcrs intcrcSTant erfcheint
der Umftand, dafs diefcs Monument aus jenem
fo weit verbreiteten rothen Salzburger Marmor
gearbeitet ift, welcher im Mittelalter zu Grab-
platten in ganz Süddeutfchland und (Kelter-
reich fehr gefucht war, hingegen bei römiSchcn
Monumenten hier noch nie beobachtet wurde.
Ks ift dies nicht Untersbcrgcr Marmor, Sondern
er bricht am rechten Salzachufer gegenüber von
Hallein, vorzüglich bei Adnet. Noch jetzt wird
er zu Pflasterungen, Fcnftcrbrettcrn u. dgl. ftark
benützt; auch die 12 M. hohen Saulenfchafle in
der Vorhalle des neuen Parlamcnts-Gebaudcs
Hammen daher. In Maxglan wurden Schon
VW mehrere InScriptioncn und andere römiSchc
Reftc gefunden. Es ift hier wahrfcheinlich die
Strafse von Juvavum nach Wcftcn durchgegan-
gen, und es mag daSelbft eine der Stadt Juvavum
benachbarte Anfiedhmy Sich befunden haben. Die
Entfernung von jener betragt 30 Minuten (Fig. 3).
52. Confervator Org/er hat an die Ccntral-CommiS-
Sion über die im vergangenen Hcrbfte und Winter
unternommenen Nachgrabungen berichtet. Die Gra-
bungen im DolSach Sclbft leitete der Lehrer Mich.
Weiskopf. ConServator Orgler beSuchte die Grabungen
dreimal, woSclbft er eines der auSgedcckten Hypokau-
ften noch oSfen fand. Nachdem fich derfelbe über die
bisherigen Ausgrabungsplatzc, Soweit es möglich war,
orientirt hatte, wurde an einer Stelle, wo aus dem
igle
cv
Hoden eine alte Mauer hervorragte, der erfte Gra-
bungsverfuch gemacht. Es fanden fich Refte von
einem Eftrichboden , verschiedene Vcrputzftücke,
Eifennägel, Zicgeltrummcr, Schutt eines eingeltürzten
llypokauftums, das auf einem Eftrichboden geftanden.
offenbar die Rcfte eines Wohngebäudes mit unter-
irdifchen Heizräumen. Durch diefe vollftandigc Zcr-
ftorung beftatigte fich die Vcrmuthung des Confer-
vators, dafs nämlich die Iiier geftandenen Gebäude
nicht durch Austritt des Dcbontbachcs zerrtört
wurden, fondern Em Verlaufe der Zeit zu Grunde
gingen, daher auf hiftorifch intereffante Fundftückc
kaum gerechnet werden könne. Eine weitere Bios-
legung der Schuttmaffen fehien zwecklos. In der
Folge wurden die Grabungen an einer Stelle auf-
genommen, an der fich im Jahre 1858 Graber fanden,
Nachdem man an mehreren Stellen fehr tief gegangen
war, kam man endlich am 11. Janner 1882 auf einen
Marmorftcin von circa 32 Zoll Lange und 11 Zoll Breite
bei 1 Fufs Dicke mit fein behauenem Gefitnfe. Man
hat auch einige Graber gefunden, Deckel, Boden und
Seitenwände beftanden aus Platten von l'erlglimmer,
leider vieles fehr verwittert. Von der Anlage eines
erhöhten Kopflagcrs wurde nichts wahrgenommen,
dagegen fand man einen ungewöhnlich grofsen Schädel
in einem Sarge fammt fehr grofsen Knochen, von
denen ein Schenkelbein einen geheilten Beinbruch auf-
weift.
53. Correfpondcnt Schramm machte der Central-
Commiffion die Mittheilung, dafs im Monat April d. J.
im Garten des Capucincr-Kloftcrs zu Caf>o tf Iflria bei
einer Fundament- Aushebung in der Tiefe von 2 M. ein
Brunnen entdeckt wurde, welcher mit einer gut
bearbeiteten Steinplatte bedeckt war. Unter der
Kalk und Mörtclfchichte fand man folgende Infchrift:
D'M-
LVCID
AE D1G
NITAS
5 SORORI
BM
Bei Ausgrabung eines alten Eichcnftockes am
Rande des Kaiferwaldes bei l'ola wurde im Mai d. J.
das Fragment eines romifchen Grabftcincs entdeckt-
I-L
SIBI'RT'A]
Tl'AVGVS
5 CONIVGI-i
BTLlCERTIc
OVAI
Ein weiterer Fund eines Infchriftftcin-Fragments
wurde bei Dcmolirung eines Maufes am Nordwcft-
Abhange des Caftellbergcs in l'ola gemacht, der Stein
kam in das Local-Mufeum.
IC
PAV1AC
DEM • M
5 MKNVSS
DVMSM
Endlich fand man bei Dcmolirung einer Mauer am
Siidwcrt Abhänge des Caftcllcs in der geringen Tiefe
von 25 Cm. einen Stein (68 Cm. lang, 33 Cm. hoch),
darauf ein im Laufe ftürzender Stier, auf deffen Rucken
eine halbbekleidete Figur kniet, im Vordergründe ein
Hund, der gegen den Stier fpringt, rechts eine im Ver-
hältnis zum t'ebrigen kleine Figur mit gekreuzten
Felben.
54. Confcrvator Kolb berichtete an die Central-
Commiffion, dafs beim Umbaue des ilaufcs Nr. 20
Jofephsplatz in Linsen 20 Cm. langerund 18 Cm. hoher
fitzender Lowe aus rothem Steine, dann ein Capital
mit einem Widderkopfe, letzteres 20 M. hoch und
19 Cm. breit, gefunden wurde, welche beide Gegen-
ft.indc an das I.andcs-Mufeum abgegeben wurden.
55. Das k. k. Unterrichts-Minifterium hat mit dem
Erlafse ddo. 1. Juni 1882 zur Förderung der cultur-
hiftorifch und archäologifch belangreichen Ausgra-
bungs-Arbeiten in Laibacher Moore den Betrag von
500 fl. als Unterftülzung gewidmet.
56. In den letzten Wochen des Jahres 1881 ift,
wie Confcrvator t Lu/sntr unterm 8. Mai 1882 berichtet,
in dem Dorfe Slai'ic im Biirglitzer Bezirke ob dem
linken Ufer der Beraun gelegen, ein alter Bcgrabnis-
platz entdeckt worden. Als nemlich das unmittelbar
hinter den Gebäuden des Dorfes gelegene, Hlinstc
genannte Grundftück zur Herftellung eines Hopfen-
gartens umgearbeitet wurde, kam man in geringer
Tiefe, die an einzelnen Stellen kaum 27 Cm. betrug,
auf menfehliche Skelette, deren allmälig 17 aufgefunden
wurden. Sie lagen alle in einer Reihe, ausgeftreckt,
die Arme längs den Seiten des Körpers, etwa einen
Meter von einander entfernt, in der Richtung gegen
Nordoft, mit alleiniger Ausnahme eines etwas kleineren
und fchwächeren Gerippes, das fich in der entgegen-
gefetzten Lage befand. Die Graber waren an der
Oberfläche durch nichts angedeutet, da das Grund-
ftiick vollkommen eben war, doch gewinnt es nach
den Angaben der Arbeiter den An-
fchein, dafs die einzelnen Gräber im
Innern ausgefchmiert und ausge-
brannt waren, indem fich die Erde
auf den innern Seiten der Gräber
durch Farbe und Ilartc von dem
übrigen Erdreich unterfchied. Den
zucrll gefundenen Skeletten wurde
von den Arbeitern keine befondere
Anfmerkfamkcit gefchenkt, fondern es wurden die-
felben einfach an Ort und Stelle wieder begraben, bis
die Auffindung eines kleinen metallenen Reifes zur
genaueren Beobachtung aufforderte. Es zeigte fich
nunmehr, dafs ftets an jeder Seite der Schädel der
hier Bcftattcten ein kleiner dicker und geöffneter
Ring mit S-förmigem SchlulTe lag, wobei nur das
oberwähntc fchwacherc Gerippe infofern eine Aus-
nahme bildete, als bei diefem an der einen Seite des
Kopfes drei, an der andern aber zwei diefer Ringe
lagen, welche von Silber und etwas gröfscr waren, als
die Ringe bei den andern Körpern, welche auch nur
von Bronze gewefen fein follcn. Leider liefs fich dies
nicht mit Sicherheit conrtatiren, da diefe Ringe mittlcr-
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CVI
weile von den Arbeitern vcrfchlcppt worden waren
und dem Confervalor filberne nur zwei vorlagen, deren
einer vorftchend abgebildet erfcheint (Fig. 4). Der
Durchmefler der beiden ganz gleichen Ringe betragt
2 Cm , die Dicke 3 Mm.
Ks wird gewöhnlich angenommen, dafs derlei
Ringe als Ohrgehänge gedient haben, doch fcheint
diefer Annahme wenigftens bei diefer Gattung kleiner
und dicker Keife der Umiland zu widcrfprcchcn, dafs
diefelbcn an dem F.ndc, welches durch das Ohrläppchen
zu rühren gewefen wäre, ohne jedwede Verjüngung
geradezu abgehackt find und eine auffallende Starke
befitzen. Sie gehören vielmehr zu den fogenannten
Schliifcnringcn, welche an einem Kiemen befeftigt als
Kopfzierde dienten. Dicfc dicken und kleinen Kinge
kommen auch mit den grofseren drahtformigen Kingcn
mit Sformigem Schlufs zugleich vor, wie z. B. in dem
vor etwa 50 Jahren bei dem Dorfe Kluky nächll I'odc-
brad geöffneten und mit einer MaiVe von menfehlichen
Knochen gefüllten, Mohyla genannten Grabhügel;
man kann alfo annehmen, dafs beide Gat-
tungen diefer Kinge derfclbcn Zeit ange-
hören. Gegen Kndc des vergangenen Jahres
wurden dem böhmifchen Mufeum draht-
formige Kinge mit S-artigem Schluffc aus
Fjg j Grabern bei Itofovic cinerfeits und bei
Schütten hofen [Suiice] anderfeits, einge-
fendet, welche in beiden Fällen mit Münzen des
Herzogs {fpater Königs; Vratislav II. (10C1— 1092)
gefunden worden waren, welche mit vorgelegt wurden,
woraus zu entnehmen ifl, dafs diefc Keifen zur Zeit
diefes llcrrfchcrs in Böhmen getragen wurden.
Fig. 6. (K,.ni KK r«li )
Die drahtformigen 4 — 6 Cm. im Durchmefler
haltenden Kinge mögen allerdings mitunter als Ohr-
gehänge gedient haben, und es geben über die Art
wie diefelbcn zufammengehaltcn wurden, befonders
zwei Funde näheren Auffchlufs. Der eine wurde im
Jahre 1853 in Koniggrätz gemacht; es war ein King im
Durchmefler von 4 1 , Cm. in riefle n S-formigem Schlufs
(Fig. 5) fich noch der Kelt eines zarten Bändchens von
Feder befand. Fit) anderer hierher gehöriger King
von mehr gedrückter, oblonger Form (Durchmefler
C'/t und 4 Cm ), gefunden im Jahre 1865 am Friedhof
der heil. Kreuzkirche in Chrudim ilt dadurch intcr-
effant, dafs bei demfclbcn das gerade Fndc durch die
Ocffnung des S-förmigen SchlulTcs gefleckt worden
war und auf diefe Weife die Schliefsung des Rinkes
erzielt wurde [Fig. 6). Schon diefer King deutet dvirch
feine mehr oblonge Gellaltung den Uebcrgang zur
neuern Form an; deutlich ausgefprochen aber iil die-
felbe bei einem auf dem eben bezeichneten Friedhof
ausgegrabenen King von Metalldraht, bei dem wohl
der S förmige Schlufs noch vorkommt, fonft aber die
kleine Flypfe neuerer Ohrgehänge vollkommen zur
Geltung gelangt (Durchmcffer 20 und 27 Mm.)
57. (Die Ausgrabungen bei Dittersdorf.) Finc
Wegilundc füdöftlich von Fürßenfeld '. unfern der
ungarifchen Granze, liegt der Ort Dietersdorf ; etwa
10 Minuten von diefem Dorfe wieder fudöftlich trennt
fich der Gemeindeweg nach Gillersdorf von jenem
nach der llartmiihlc ab und 500 Schritte örtlich von
diefer Gabelung befinden fich Tumuli mit Wald
bedeckt.
Schon lange beftand die Abficht, das Innere
diefer Hügel zu erforfchen, aber die beftehende Wald
cultur machte das Unternehmen fchwierig. Da deva-
llirte heuer die Befitzen n den Theil diefes Waldes,
wodurch eine Eröffnung diefer Grabhügel wefentlich
erleichtert ward.
Ks exiiliren am bezeichneten Punkte 26 Tumuli,
grofscre und kleinere, in ungeordneter Weife gelagert.
Sie find fammtlich kreisrund uiul beliehen aus Lehm
mit feinem Sande gemifcht, fo wie er in diefer Gegend
allgemein vorkommt.
Am 14. April diefes Jahres wurde über Anregung
der Landes -Bürgcrfchullchrer Anton Kokaly und
Hans Lange in Fürflenfeld durch den Bezirks-
Mufcum- Verein, der dielen Bericht cinfendete, zur Aus-
grabung gefchritten; die Arbeit dauerte 10 Tage, und
fie fand ftets unter abwechfclnder Aufficht der ge-
nannten Lehrer ftatt. Bei jedem Tumulus wurde ein
Durchfchnitt gemacht und fand man die Urnen
meiftens in der Mitte des Hügels und etwas hoher
gelagert, als die Bafis des Grabes.
Man fand in einem Hügel eine Afchcnurne ge-
wöhnlicher Topfform, von grauem Thone, llark mit
grobem Sande vermifcht und fchlccht gebrannt, mit
Afche, Knochcnübcrrcftcn vonMcnfchenund mit Kohle
gefüllt. Line Afchcnurne, vafenahnlich; eine Afchcn-
urne, kelchformig; aus fein gcfchlemmtcm grauem
Thone und fehr hubfeh gearbeitet, drei Schalen aus
grauem Thone, fchlccht gebrannt und von roher
Arbeit; ein fchalcnähnluhcs Gefäfs mit einem Dreifufse
aus gleichem Thone, ein Thränenglas, eine römifche
Kupfermünze; auf der Avers-Seite ift nur ein fehr
undeutlicher Kopf und die ßuehftaben VKS. ., auf der
Kevcrs-Seite eine Siegesgöttin mit dem Theilc der
Umi'chrift Victoria erfichtlich, ferner Thon- und Glas-
fcherben, darunter der Boden eines kugclahnlichen
Glasgefafscs, gefüllt mit Knochenrcften, Afche und
Kohle.
Im Hügel II: eine Afchcnurne, aus Thon krug-
ähnlich, eine Bronzefibel ohne Nadel, knopfähnlichc
Kifcnftucke, llark verrollet.
Im Hügel III wurden an zwei Stellen Urnen
gefunden; ein Thränenflafehchen mit Henkel, verkehrt
trichterförmig, 12 5 Cm. hoch. Ein fehr zierlich ge-
arbeitetes Stuck einer Fibel aus Bronze, dann Eifen-
theile, unkenntlich welchem Zweck fle dienten.
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Im Hügel IV: eine Afchcnurnc mit einem Drcifufs,
und daraufliegenden Deckel, der leider zerdrückt
ift. Eine Afchcnurnc mit Ein- und Ausbauchungen,
zerbrochen.
Im Hügel V: eine Afchenurne mit einem Henkel
aus Terra figillata, zerbrochen, eine Bronze-Fibel.
Im Hügel VI: einige Scherben von einem flachen
Gcfnfsc aus grobem Thone.
Im Hügel VII fand man weiter nichts als einen
auf der Kante (lebenden flachen viereckigen Stein
aus Quarz, vom Hauche gefchwärzt.
Mehrcrc Hügel waren bereits durchwühlt worden.
Die Gegenftande wurden dem Bezirks -Mufeum zu
Fürftcnfcld einverleibt.
Ungefähr 300 Schritte örtlich vom erwähnten
Fundorte befindet Ach ein einzclnftehcndcr Tumulus.
Es wurde daran im Durchfchnitte von Well nach
Oft gegraben; bald ftiefs man auf Bafaltftcinc, wie fic
der nahe Bafaltbruch des Dorfes Stein liefert, dann auf
Mauerwerk aus gleichen Steinen, mit Mörtel verbunden.
Auf jeden Fall war diefer Tumulus fchon einmal
eröffnet worden, da man gleich beim Beginne des
Grabens eine rothe Urncnfchcrbc und Knochcnübcr-
relle fand.
58. Direftor Deininger hat der Central -Com-
miffion einen eingehenden Bericht vorgelegt über die
beendete Keftaurirung des gotltifehen Thurmes zu
Tramin. Bei der Aufilellung des Gcrüftcs zeigten fich
manche Schaden, die man bis dahin nicht in der
Lage war zu conllatiren. Der graugelbc weiche
Sandflcin, aus dem die obere Thurmpartie erbaut ift,
war felbfl an jenen Stellen, welche aus grofserer Ent-
fernung betrachtet ganz gut erhalten fehienen, morfch
und zerbröckelte bei geringer Kraftanwendung in der
Hand. Bei geringem Winde wurden immer neue Stcin-
fplittcr, kleine Krabben u. dgl. hcrabgefchleudert, fo
zwar, dafs es unter folchen Umftänden nicht ganz un-
gefährlich war, auf dem Gcriifl zu hantiren.
Das Rcgcnwafler, welches in Folge der im hohen
Grade verwahrloften Bedachung der I Iclmgicbcl keinen
regclmäfsigcn Abfchlufs finden konnte, hatte das
Geftein und namentlich die vorladenden Architcktur-
details als Baldachine, Gicbclblumcn, Krabben u. dgl.
derart durchfickert, dafs eine Beladung diefer Bau-
theile nicht anzurathen war. Es zeigte fich ferner, dafs
die llelmfpitzc gleichfalls geborften war, und ergab
fich deshalb die Notwendigkeit, dicfclbe bedeutend
abzutragen und zu erneuern. Auch das Glockenhaus
zeigte bedenkliche Mauerrifse, und zwar weit ärgere
und verfchlimmcrte, als bei der Untcrfuchung im
Jahre 1879. Es mufste daher eine kräftige Verfpannung
der Wände mit ftarken Eifcnfchlicfscn bcwcrkftelligt
werden.
Bei der Keftaurirung wurde dasfelbc Stein Matc-
riale, wie es am Thurmc urfprünglich verwendet wurde,
wieder verwendet, nur eine etwas beflerc Qualität,
da nämlich derfelbe Steinbruch zwei Qualitäten des
Steines nach Schichten liefert.
Die Gefammtkoften beliefen fich auf 14000 fl.
In die Kugel auf der llelmfpitzc wurde die alte Ur
kundc und eine neue auf die Keftaurirung bezügliche
eingelegt.
59. Confervator Sclionherr hat an die Central
Commiflion über die keftaurirung des fogenaunten
goldenen Dackels in Innsbruck berichtet. Bei diefem
Gebäude, welches nicht, wie allgemein angenommen
wurde, von I lerzog Friedrich mit der leeren Tafche
(1406 — 1439), fondern, wie Schonherr's Nachforfchun-
gen ergaben, von K. Maximilian I. erbaut worden ift,
wird es fich weniger um eine Rellaurirung als eine
Reinigung handeln. Jedenfalls wird mit der gröfsten
Pietät gegen das monumentale Bauwerk vorgegangen
werden.
Da das Schlofs Tyrol einer eingehenden Rellau-
rirung unter der Leitung des Herrn Si/nmlierr unter-
zogen werden foll, wird zunächft an die Anfertigung
eines genauen Detail-I'lanes Hand gelegt. Das Schlofs
ift in leiner Gcfammt-Anlage von romanifclier Bauart
und fomit nahezu ein Unicum. Die Rellaurirung der
Seite des SchlolTes gegen den Hof ift einigermafsen
fchwierig, da hier baulich am meiden gefündigt wurde.
Während an den übrigen Seiten nur die vermauerten
allen romanifchen Fcnfter wieder aufzufchliefsen oder
da, wo fic zerftört wurden, durch neue ftylgcrcchtc
zu erfetzen find, handelt es fich auf der Nordfeite
darum, das in höchft unglücklicher Weife angebrachte
und den urfprungliclu r Charakter des Schlolies wefent-
lich beeinträchtigende und einzelne architektonifche
Schönheiten verdeckende moderne Stiegenhaus zu
entfernen und den alten Aufgang fammt den Galerien
wieder herzuftellen.
In der Schlofs Capelle werden die fchon begon-
nenen Rellaurirungen fortgefetzt, die Fcnfter, die noch
die alte Form haben, erhalten l'utzenfcheiben; das
wahrfcheinlich noch dem 13. Jahrhundert angehörende
Fcnfter mit Glasmalerei wird neu cingeblcit, die in
neuerer Zeit modernihrten Fcnfter werden wieder auf
ihre alte Form zurückgebracht und entfprechend
verglast. Die im Zopfllyle ausgeführte B.ilullrade foll
durch eine ftylgerechtc erfetzt werden.
Im grofsen vor der Capelle gelegenen Saale, jetzt
der Ritlcrfaal genannt, cinft der Feftfaal der alten
Grafen vonTyrol, worin diefe urkundlich die feierlichen
Beichlingen vorgenommen haben, werden die zuge-
mauerten romanifchen Fenfter aufgcfchlolTcn und das
eine zerftörte durch ein anderes gleichartiges erfetzt
werden. Die technifchc Bauleitung wurde dem Leiter
der k. k. Fachfchule in Trknt Architekten Nordio
übertragen.
60. Confervator Jenny berichtete über die zu
Hohgau im Lechthal befindliche Sebaftians-Capcllc.
Ein oblonges Gebäude mit dreifeitigem SchlufTe,
gothifchem Portale, Fcnftcrgicbcln und Strebepfeilern
aus 1487. Die Gewölberippen endigen in acht ganzen
und zwei Vicrtcl-Confolcn mit fpitzem Abfchlufs, vier
davon tragen tartfehenformige Schilde (Bindcnfchild,
ein abgeafteter Stamm und zwei ubers Kreuz geftellte
Flöfserwcrkzeuge'i. Den drei Fcnftcröflnungcn der
Südfcitc entfprechen ebenfo viele Spitzbogenfelder mit
Contour-Malercien — das Martyrium des h. Sebaftian,
deflen Unheil, wie er mit Pfeilen befchofl'en und mit
Keulen crfchlagen wird, vorftellcnd. Coftume und
Bewaffnung zeitgcmäfs, die Kriegsknechte mit Schna-
belfchuhcn, gellulpten Hüten, fchonen Armbruftcn
etc.; intcreffant ift eine Armbrullwindc.
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61. Ein merkwürdiger Fund wurde in der Decanal-
Kirche zu Hrüx anlafslich der Renovirungs-Arbeiten
gemacht. Es wurde nämlich, wie Confervator Baum
berichtet, die Entdeckung gemacht, dafs unter dem
aus Holz, mit vergoldeter Relief-Schnitzerei im Spät-
Rcnaiffanceftyl angefertigten Prcdigtftuhle, noch die
urfprünglich fteinerne Kanzel intafl vorhanden fei.
Die Holzverkleidung wurde entfernt, und alsbald prä-
fentirtc (ich die ganz im Style der Kirche gehaltene
Kanzel aus Stein, mit vollkommen erhaltener Sculptur
und Malerei, welche in allen Einzelnheiten den kühnen
und wechfclreichen übrigen Details des fehönen
Kirchenbaucs ftylgerecht entfpricht. Die Seiten des
Kanzclfluhles tragen, in vollkommen farbe-ifrifcher
Fig. 7. iHcilignikrcuj j
Unversehrtheit auf den Stein gemalt, RildnilTe des
Heilands und der vier Kirchenvater und an der unteren
fpitz auslaufenden Verjüngung Engelsköpfe mit poly-
chromer Ornamentik. In gleicher Weife ift auch die
Treppt- und deren Geländer gehalten. Die Traglteine
des Kanzelftuhls find unmittelbar in den Strebepfeiler
eingeladen , das Alter der Kanzel daher dem Alter
des urfprüuglichcn Haues gleich. — Die barocke,
übrigens durchaus nicht unfehöne Holzverkleidung
dagegen flammt aus dem Jahre 1658, wie aus folgender,
auf der Innenfeite derfelben aufgefundenen Blciftift-
Infchrift hervorgeht: „Mathias Kühnel und feine zwei
Sohne Johannes Franciscus und Antonius Kühnel aus
Brüx anno 1758 machten mich." -- Sclbftverfländlich
wird nun die in ihren Sculpturcn, und ihrer Malerei ein
werthvollcs Kunddenkmal bildende Steinkanzel nicht
wieder verkleidet, fondern ent fprechend und Aylgerecht
reftaurirt werden. Der Kanzelhut ift bis jetzt noch
nicht unterfucht ; man vermuthet aber, dafs die Stein-
kanzel, wie die meiften alten Prcdigtftuhle, keinen Hut
gehabt habe. Da dcrfclbc jedoch hier aus akuftifchen
Gründet) nothwendig ift, würde er in diefem Falle im
felbcn Style ergänzt werden.
Diefe Nachricht ift gewifs von befönderem Inter-
eflfc. Es ift daraus zu entnehmen, dafs der eigentliche
Erbauer Heues die Kirchcn-Einrichtungsftuckc nicht
mehr angefertigt oder vollendet hatte, da er den Bau
diefer fchonen Kirche erft in einen Alter von 64 Jahren
ubernahm.
62. Wir wollen in der nachfolgenden kurzen
Zufammcnftcllung die Wandlungen befprechen, welche
(ich in der Darflellungswcifc von kirchlichen Pcrfonen
auf Grabmalen zwifchen dem 15. und dem 17. Jahrhun-
dert vollzogen.
Zunächft befchaftigen wir uns mit einem Monu-
mente aus dem Beginne des 15. Jahrhunderts.
Es ift das Grabmal des Bifchofs Nicolaus, das
lieh im Fufsbodcn des Kreuzhanges zu HtUigcnkrtue
eingelegt befindet. Infchrift wie auch Darftcllung
find nur in fchwachcren und fiarkeren Linien ausge-
führt, und die Darftcllung der Figur befchrankt fich auf
eine Conturcn-Zcichnung. Die L'mfchrift ift in latei-
nifcher Sprache abgefafst und lautet: f anno mccccii.
Die pridic idus junii obiit dns nicolavs episcopvs tri-
honienfis diftus vulpis et hic fepvltus. Alfo im Jahre
1402 ftarb der tribonienfer Bifchof Nicolai», genannt
der Fuchs. Im ftark abgetretenen Bildfeldc zeigt fich
die Figur des Bifchofs im glockenförmigen Mcfskleidc
mit l'edum und Mitra, Die Stellung der linken Hand
ift in Folge Abtretens nicht mehr kennbar. Darunter
ein Schild mit dem redenden Wappen — einem
hockenden Fuchs [Fig. 7).
Ein weiteres Bcifpiel wollen wir der ehemaligen
Klofterkirche in Baumgartcnbtrg entnehmen.
Stephan Edler von Dornach (eine Familie, die von
dem gleichnamigen Schlöffe im unteren Mühlviertel
ihren Namen hatte) wurde 1419 Abt des Ciftcrcienfcr-
Stiftes Baumgartenberg. Er regierte das Klofter mit
gröfster Gewiffenhaftigkeit, aber hatte traurige Zeiten
durchzumachen. Im Laufe derZwanzigerjahrc fah es im
Stifte erfchrecklich aus. DieKloftcr-Annalen fprechen
von einer zweimaligen Plünderung und Verwüftung,
wahrscheinlich 1428 und 1432, als auch Waldhaufcn
durch die Huffiten verbrannt wurde. Um 1434 bittet
der Abt beim Papft zum Zwecke der Herrtcllung der
verbrannten Gebäude um einen Ablafs. Papft Eugen IV.
willfahrte dem Anfuchcn und gab den Ablafs 1434
lEcclcfia monafterii Paumgartenbcrg Cift. ord. per ne-
pharios incendiarios Bocmos hcreticos una cum ipfo
monaft. miferabilitcr concremata fuit.) Damals wurden
alle Kleinodien geraubt und das Klofter ausgeplün-
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CIX
dert. Dazu kam, dafs dasfelbe durch die Laden des
Krieges wegen und durch Vcrwüftung der Besitzungen
ungemein litt und in feinen Hinkünften folchen Ab-
bruch hatte, fo dafs man nicht hinlänglich Geld
befafs, die zerflorten Gebäude wieder hcrzuflcllcn.
Abt Stephan that fein Moglichflcs, um diefem
traurigen Zuflandc abzuhelfen. Das Concil zu Bafel
fuchte das Klofler in feinem Bcfitzc zu IUwmgarUn-
berg zu fehützen und rief den Bifchof von Paffau, den
Propfl zu Salzburg, die Aebte und l'ralatcn von den
Schotten und von St. Florian zum Schutze des Stiftes
auf. 1436 war der vordere Theil des Klofters wieder
hcrgeftclItundderCapitcl-Saal mit einem Altäre neuer-
lich eingeweiht worden. Der Bau ging ununterbrochen
weiter, und der papfUiche Legat Nicolaus untcrflütztc
diefe Angelegenheit durch ein Ablafs-Privilegium (1442)
Im folgenden Jahre wurde das übrige Kloflergebäude
geweiht. 1451 am 13. Octobcr flarb der Abt. Hr wurde
im Chor neben dem Hoch Altar begraben (Fig. 8).
Sein Monument ill noch erhalten; eine roth-
marmorne Platte (7' hoch, 3' 6" breit), darauf leider
auch die obere Hälfte ftark abgetreten. Die aufrecht
flehende und nach vorn gewendete Figur des Abtes
noch mit der Glockencafula bekleidet, in der Rechten
den Stab mit Sudarium, in der Linken das Buch mit
der Ordensregel haltend. Das Haupt ift unbedeckt
und ruhet auf einem Polfter. Die Mitra ift nirgends
erfichtlich. Links neben dem Kopfe ein Schild mit
einem einer Hausmarke ahnlichen Zeichen, das jedoch
fehr abgetreten ift. Die Umfchrift lautet: f Anno - dm*
nvcccc • Ii • in • die • faneti • colomanni vencrabilis
in xpo presbiter Stcphanus abbas huis monafterii f.
bernardi .... hie fepultus pie memorie.
Wie ganz anders und zwar nicht zum Vortheile
verändert und behandelt ill das um c. 200 Jahre jün-
gere Grabmal des Propfl Andreas Mosmillcr in der
Stiftskirche zu Kloflcrneuburg. Wenngleich in beiden
Fällen die rothmarmorne Steinplatte gewählt wurde,
was hat aber der Künftler darauf dort und hier gc-
fehaffen? Wenn wir auch nicht die Unbeholfenheit und
eine gewiffe Plumpheit an der Figur des Abtes Stephan
weglaugnen können, fo findet lieh nichts Erzwungenes
und kunftlich Gefuchtes, keine Derbheit in der Auf-
fafsung und nicht fo arge und grofse Plumpheit in
der Darflellung, wie bei diefem letzten.
Die in Relief ausgeführte Figur des Prälaten
lieht in Dreiviertel-Wendung gegen vorn, ill mit der
bifchöflichcn Dalmatica und dem Rauchmantel dar-
über bekleidet, trägt das Bruflkreuz und hält in der
rechten Hand ein maffives Pedum mit grofscr Volute,
in der linken den Rofenkranz. Auf dem Haupte eine
hohe Mitra. Der Stiftsvorfland tragt langes Kopfhaar,
Schnur- und reichen Kinnbart, das Antlitz hat einen
Ausdruck von Entfchietlenhcit , ja vielleicht Härte.
Zu Füfsen der Figur zwei Wappen, rechts das des
Stiftes Kloflcrneuburg mit Helm lammt Kleinod und
I lelmdccken, links das Mosmiller fche Familienwappen.
Oben wölbt fich das Bildfeld im Rundbogen. In dem
einen Zwickel ein Cherub, den andern deckt die Volute
des Stabes (Fig. 9).
Die Umfchrift des Monuments lautet: Rms. et
ampliff. dns dn. andreas mosmiller praep. clauflr. illuflr.
ftatvvm auftr. ordin. qui multas extruxit fabricas con-
tentvs. cft. hoc marmorc.
Diefe Infchrift enthält foniit kein Todesdatum; das-
felbe findet fich aber auf den: GrufUlcine, wofclbfl
folgende Worte ftchen: obiit MDCXXVIIII I. Dec. et
hic fepultus, cujus anima deo vivat.
Das Leben diefcs Pricflcrs befpricht ausfuhrlich
der Kloftcrncuburger Canonicus Max. Fifcher in
feinem Buche über die merkwürdigen Schickfale des
Stiftes und der Stadt Klollerneuburg (pag. 118). An-
dreas Mosmillcr, geboren zu Landsberg in Baiern, war
Capitular des Stiftes und durch einige Jahre deffen
Dechant, wurde zum Propfl von St Dorothea in Wien
und wieder von dort alsdann am 29. April 1616 nach
Klollerneuburg poftulirt.
Er verwendete grofse Obforge auf die Befferung
des Vermögensllandcs des Stiftes, Hellte viele Stifts-
gebäude in guten Stand. Er war niederoflerreichifcher
Landesverordnetcr, und fchon als Propfl von St Do-
rothea zum Rath und Caplan des Landesfürflen
ernannt worden. 1
• Siehe Ktßtrtt* Mon fepuUhl.li» cliuflv p» c w
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cx
63. Prof A R. v. Pcrger erzählt, im XII. Hände
der Mitteilungen der CentralCommiffion für Kunft-
denkmale (pag. LXXV11L, dafs er im Jahre 1867 den
reich fculptirten Gruftftcin Herzogs Kruft — eine
achteckige Steinplatte aus rothem Marmor im Fufs-
boden vor dem Haupt-Altar der l'ropfteikirche in
Bruck a. d. Mur fand. Heute findet fich diefer Stein
nicht mehr an diefer Stelle. Seit circa 1877 ift IT hinter
Fi« 9. (K!oa«rnral>ur ß )
dem Hoch- Altai im Hoden verfallet Was mag wohl
die Urfachc diefer Befcitigung gevvefen fein. Sorge um
die ErkaitH*g der ftark abgetretenen Sculptur gewifs
nicht, denn auch an der jetzigen Stelle wird fte oft be-
treten, und allerlei hölzernes Gerumpel, das oft darauf
gellellt wird, befchadigt lie nicht weniger. I'ictat auch
nicht, denn dann hatte der Stein einen belferen und
würdigeren Platz finden müfsen. Ks ift lebhaft zu be-
dauern, dafs lins Denkmal für (in Mitglied uuferes
Kaif erkauf es bei dem damaligen Profilen keinen bejferen
Schutt fand. Brachte man es fchon von feiner ur
fprunglichen und bedeutfamen Stelle weg, dann gab
es nur einen Platz, u. zw. den an der Wand des Prcs-
byteriums. Die Umfchrift ift ftellenweifc noch ganz gut
lesbar und lautet: I r rideric Tercivs. hic fujnt ernesti
archi vifeera clav^fa ducis XI£ZX decia die mensis
ivnyj patiis
64. Das auf S. 118 befindliche Siegelbild bezieht
fich auf ll'ilbirgts Grafin f. Hardek. Dicfclbe führte
diefes Siegel, wie es auf Urkunden aus den Jahren
1270 und 127t im k. H. u. H. u. St. Archiv vorkommt.
Das Siegel ift fpitz-oval, von 49 Mm. imfenkrechten und
35Mm. imQuerdurchfchnitt. Die in Lapidaren zwifchen
Pcrllinien am Ramie umlaufend angebrachte Lebende
lautet: f f • comitiflc • willwirgis • de-hardeck. Im Bild
feldc fleht eine Dame mit einem von den Achteln
herabhängenden Mantel und mit langem Kleide,
gefchlciert, die rechte Hand auf die Bruft gelegt, halt
fic in der Linken eine Blume. Willibirgis war die
Gemahn Heinrich s von Thebain 1 (Duino}. Dcrfclbe
erfcheint unbeftrilten das erftemal urkundlich 1260.
Krau Wilbirgis heiratete erft als junge Witwe den Hein-
rich. Ihr erfter Gemal war Otto v. I lardekke, der bei
Anieisthal im Kampfe gegen die Rumänen fiel. Krau
Wilbirg aus dem Haufe Helfendem war mit ihrer
Schweiler Offmey die einzige Krbin des reichen Har-
deck ■ PlainTchen Nachlaffcs. Ottokar gab fic mit
der Graffchaft feinem Günftlingc Heinrich zur Krau,
ihn zugleich in die erfte Reihe des ofterreichifchen
Adels ftcllcnd Schon 1262 nennt Heinricher fich
Graf v. Hardegg, er ftarb Knde 1271. llire Khe feheint,
wenn auch kurz, fo doch glucklich gewefen zu fein, ob-
fchun fic bald darauf den dritten Khebund fchlofs und
zwar mit dem Grafen Berthold v. Maidburg und Kabcris-
wald. 1312 war fie wieder Witwe, 1314 ftarb fic und fand
ihre Ruheftatte in Retz bei den Dominicanern. *
65. Das Salslmrgifche Arelthnvefen hat einen
nicht unbedeutenden Kortfchritt gemacht durch die
Wiedervereinigung des fogenannten Landes-Archivs
mit dem Regierungs-Archiv. Als 1860 die autonomen
Landesbehörden in Salzburg eingerichtet wurden, hat
man zahlreiche Aftcn aus der Central-Regiftratur
aiisgefchicdcn und aus ihnen ein Landes- Archiv ge-
gründet. Doch bald rechtfertigte fich das Unpaffendc
diefer Trennung, und in Folge deffen fand die Zufam-
menlcgung der getrennten Aften in einer gemein-
famen Regiftratur keinen Widerftand.
Wie Confervator Richter mittheilt, wird über
feine Anregung im Kegierungs-Archive eine Sammlung
von Rcgeftcn, beziehungsweise Abfchriftcn fämmtlicher
falzburgifchen Urkunden von 1246—1500 angelegt
66. Das Archiv des hißorifchen Vereines für Kärn-
ten in Klagenfurt umfafst IO.OOO Original-Urkunden,
worunter die alteftc von Kaifcr Arnulf (898) und circa
1500 Stück aus der Zeit zwifchen 1000—1500, bei
70.000 Actcnftückcn aus dem 15 —18. Jahrhundert, 431
katalogifirte Handlchriften bis ins 13. Jahrhundert,
worunter werthvollc Stücke mit Wappen und Malerei,
endlich bei 500 Urkundenbucher und Urbarien.
67. Bei Winklern wurde laut Bericht des Confcr-
vators Fries ddt. 13 Mai d. J. ein Grabhügel eröffnet ;
darin fanden fich eine fchr zierliche Bronzc-Kibcl,
' hirmk^r. An ' t Ic. ufiert. Geich. Quelle II. it«
* AW/jr : lleilus Sterelkutulc de» Mittelalter» J|4-
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CXI
mehrere Münzen von römifchem Gepräge, eine thönerne
Afchcnurne (0'37 M. hoch, 0 32 M. weit in der
Ausbauchung, zwei kleinere Gefchirrc, davon eines
zerbrochen. Wahrfcheinlich die Grabftättc eines
Römers vom nahen Caftcll ad muros
68. Das Unterrichts-Miniftcriuni hat dein Local-
Mufcum in Olli zur Forderung feiner Aufgaben eine
Subvention von ioü fl. per 1882 gewährt und diefelbe
auch in Zukunft zu verabfolgen, feine Geneigtheit aus-
gebrochen. Auch die k, k. Central ( oinmiffion hat
diefer Anflalt eine Subvention zugewendet.
69. Nach Anzeige der k. k. Statthaltcrci zu Graz
an das hohe Miniftcrium für Cultus und Unterricht
wurde die am Schlofsbcrgc befindlich gcwcfencBachus-
Statue in das Landcs-Mufeum zu Graz überfuhrt
70. Confervator ßttu/n berichtete an die Central-
Commiffion über die Krgcbniffe der bisherigen Gra-
bungen in Nimburg.
Bekanntlich liegt die konigl. Stadt Nimburg
i Ncwcnburgh: an der Mibe in einer weiten F.bcnc; bios
das Terrain, auf welchem die Stadt fituirt ifl, erhebt
lieh um etwas Weniges über die Umgebung. Gegen
Süden umfliefst die Stadt die Elbe, gegen Nord, Oft
und Wcft fchlicfscn die Stadt dop-
pelte Wallgraben, welche durch die
I- Ibi Im w iffcrl «erden, ein. i He Stadt
^vTJGäi hat eine centrale Anlage; um den
^J^jf^tJf Marktplatz laufen die Strafsen gürtcl-
• : formig und werden durch QucrgalTen
ftrahlenformig durehlchnittcn. Nach
Wirts ,Städtcitanlager> u müfstc man
Nimburg zu einer urfprünglich flavi-
fehen Anfic<llung rechnen, welche,
wie fchon der Name Ncvvenburgh be-
zeugt, fpäter nach deutfehem Recht
rcorganifirt und vermuthlich auch für
die damalige Zeit aufs befte befeftiget
wurde. Die F.lbe flofs nicht immer in
ihrem jetzigen Bette; in unbekannt
alter Zeit war ihr Hauptbett bedeu-
tend füdlicher, jenfeits des jetzigen
Zalabi; das gegenwärtige Bett durch-
lief ein Nebenarm, fo dafs das
Zalabi fammt dem gegenwartigen
üstrow cingefchloffen wurde. Auf
diefer Area, nämlich der Vorftadt
Zalabi, wurden und werden noch prä-
hillorifchc Artefakte gefunden; es
fcheint demnach , dafs diefe vom
Waflcr umflofl'ene In fei die altcllen
Bewohner Nimburgs aufgenommen
hatte. Vermuthlich zwangen öftere
Uebcrfchwemmungen, dann die ge-
änderte Richtung des Fluffes die
Bewohner fich auf dem erhöhten Terrain, wo das
gegenwärtige Nimburg lieht, anzufiedeln. und ihre
Wohnflätte durch künftliche Abzugsgraben vor dem
Walter zu fichern Auch die über Nimburg führende
Strafsc mag uralt fein. wahrfcheinl'Hi befand fich fchon
in altersgrauen Zeiten in Nimbu »llweder eine Furth
oder eine Ueberfuhrsbrucke, welche den Flufsübcrgang
VIU. N F.
Klj. IQ
vermittelte und zur Anficdlung auffordert«, In der
Nahe befindet lieh die Zupcnburg Havran" als Zeuge-
grauer Vergangenheit.
Unter der nicht gerade bedeutend mächtigen
Ackerkrume findet man überall mächtige Lager
von Flufsfand. Eine Sandgrube zeigt uns die unter-
fehiedlichften Schichten von Sand-Ablagerungen, fo
dafs man im Stande ift, die einzelnen lnundationcn zu
verfolgen. Unter den Sandlagen findet fich fehieferiger
planer Kalkftcin fopukal, das übliche Baumaterials
Nimburgs alter und neuer Zeit, hie und da erfcheint
darunter Thon und Letten.
Vergangenen Jahres liefs Herr Dlabac in feinem
in Zalabi gelegenen Obflgarten Sand ausheben Nach
einigen Spatcnftichen ftiefs ein Arbeiter aul einen
Menfehenfchädel, den er durch einen wuchtigen Hieb
zertrümmerte Bei fortgefetztem Graben fanden fich
noch unterfchiedliche Knochen, Scheiben und ein
wohlerhaltencs kleines Gefafs, Die Leiche war nicht
tief gebettet, lag vielmehr in der Ackerkrume unmit-
telbar auf der Sandflache, welche einige Zoll aus-
gehöhlt war. Als ich einige Tage nach diefem Funde
nach Nimburg kam. zeigte mir Herr Dlabac einige
Scherben, dann das guterhaltene Gefafs und die
Schadelt rummer. Bei dem Unteraichen der Schädel-
knochen bemerkte ich. dafs einzelne Partien ganz mit
grüner Patina durchfetzt waren. Ich machte den
Herrn Dlabac aufmerkfam, dafs fich bei der Leiche
Bronzcgcgenftände befunden haben mufsten. Herr
Dlabac lies nun die aufgeworfene Erde forgfam durch-
fuchen und es fanden fich wirklich Partikelchen von
Bronzeringen vor. Bis gegenwärtig wurden vier Gräber
eröffnet alle nebeneinander liegend mit den gleichen
Leichenreden, vornehmlich war der Schädel ftets gut
erhalten und, was eigentümlich ifl. Hark mit grüner
Patina gefärbt. Sogar die guterhaltcnen Zahne waren
grün; trotzdem wurde mit Ausnahme einiger Bruch-
flücke von Ringen keinerlei Bronze bei den Schadein
gefunden Da aber nebft den Ohrenknochen auch
der Scheitel gefärbt war, fo glaube ich, dafs die
Leichen auf den Köpfen irgend welche blecherne
dimne Zierathen gehabt hatten, welche im Verlaufe
der Zeiten vollkommen in grüne Patina aufgelöst
worden find. Nach der Abnützung der Zähne zu
urtheilen, waren die beerdigten Leichen im Alter
zwifchen 40 — 60 Jahren. Bruchrtückc eines, und zwar
des erftgefundenen Schädels wurden erhalten, die
drei anderen Schädel wurden verworfen Die Leichen
waren mit dem Kopfe nach Often beftattet. Leider
waren die Knochen wegen der Scichtigkeit der Gräber
etwas regellos nebeneinander; foviel ift aber fichcr, dafs
die Leichen gcflreckt lagen mit dem Geliebte nach
aufwärts.
Von den Fundobjcftcn erscheinen wichtig:
Eine lange Nadel von Kupfer gegoffen. (Fig. 10.)
aus 8 Bruchftuekcn beflehend. Kigenthumlich ift das
Profil, nämlich oben abgerundet, unten flach. Bei der
Durchkreuzung ein flacher Vorfprung w ie ein Stichblatt,
auf der anderen Seite fehlt derfelbe. Die ganze Nadel
ift mit lichtgrüner Patina bedeckt, unter welcher lieh
eine zweite, dunkle, glänzende Patinafchichte befindet.
Die lichtgrune Patina fpringl leicht ab und ift etwas
erdig. InterelTant ift auch die am dritten Bruchrtückc
von unten angefetzte Patina, es find die* Reftc irgend
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CXII
eines Gewandftoffcs, welcher vom grünen Kofi durch-
letzt fielt fo erhalten luittc. Aehnlichcs lieht man auch
auf derzweiten Nadel, welche leider nicht ganzgefunden
wurde. Von einer anderen ahnlichen Nadel fand lieh
nur das Köpfchen vor. letzteres ifl doppelt unter-
fehnitten. Beide Nadeln find von Bronze. Ferner ein
Fingerring von Drath, ein Objc£t. das häufig gefunden
wird (Fig. n). Eine eigenthümliche üecoration, deren
Zweck nicht crfichtlich fcheint, ein nach oben zu fich
erweiterndes und in vier Lappen (zwei breitere und zwei
Ichmälcre) gehaltenes Kohrchen zu fein. Die Lappen
find zurückgebogen und mochten ehemals die Kreuz-
form gehabt haben. Das dünnere Fnde des Kohrchens
fleckt in einer Drathfpirale feft. 1 Neben diefem täthl'cl-
haften Gegcndandc wurden noch Bruchducke von
in Privatbefitz, einige, darunterein Helm und ein Pferde-
rüfbeug, follen fich im Lemberger Mufeum befinden.
Zwei Streitäxte und ein Kclt wurden der Central-
Commiffion vorgelegt, fie zeichnen fich durch gute
Erhaltung aus Der Typus der einen Streitaxt, bei der
Kig. II.
(Nimituru.)
Fig. 12
Drathfpiralrohrcn gefunden. Erwähnenswert!» find ein-
zelne Bruchftucke von Spiralen, die hier fo erfcheinen
als wenn fie in einem dicken Stoff, etwa Leder, einge-
naht gewefen wären; eine darke breite Spirale, welche
an ihrem unteren Ende aus einem feden Körper
auslauft. Bruchflück eines Armbandes. 21 Stücke unter-
Ichiedlicher Bruchftucke von Ringen und fogenannten
Ohrgehangen, Zierllückc von Beruftem doppelt durch-
boit, ein wohlerhaltenes Thongcfafs (Fig. 12), darin
nichts als Krde gefunden wurde. DasGefkfs ifl aus freier
Hand gearbeitet, Hellwach roth gebrannt, aufsen fchwarz-
heh an manchen Stellen ^rau, Thon glimmerhaltig;
das Bruchflück eines weiteren Gefafscs. Acufsercs
gelblichgrau, Thonmaffc grau mit Kies und Glimmer
fchwacher Brand, Handarbeit; Bruchducke eines Ge-
fidses mit llarker Wandung, aus Thon grau, grob
Aeufseres grau rothlichgclb, Verzierung tief eingeritzt '
Bruchftück eines grofsen Gcfäfses. Acufsercs röthlich-
grau, innen fchwarz überzogen, faft glänzend, aufsen
mit parallelen Strichen geziert; Bruchftück eines Hen-
kelgdafses, fehr fauber und glatt gearbeitet, Thon-
malle gut verarbeitet, leicht, gut gebrannt. Farbe
gelblichgrau. Bruchftucke eines grofseren Gcfäfses
grober Thon mit Kies und Glimmer. Aeufseres und
Inneres ziemlich glatt, graulich.
In dem Krdrcich, welches die Leichenrede deckte,
wurden Partikelchen von Hol/kohle fowie Afche vor-
gefunden.
71. Confervator Guttcr in Streik thcilte mit. dafs
im Jahre 1880 bei l'lanirung und Bearbeitung eines
Feldes nächft Przelipcze in der Bukowina eine grofse
Anzahl von Bronzegcgcnftändcn, wohl aus einer bei
diefer Arbeit zerdnrtcn Grube herrührend gefunden
worden id Von den Fundgegenftandcn gelangten einige
w ^ÄSSSÄ iL . " " i , Im t: '«••»»' , ••■ *
A.n. d K«d.
Fig. ij i.Scrclli.1
fich der Nacken niittelft eines befonderen llalfes von
der Schaftrbhre abhebt und eine befonderc Scheibe
bildet, id zahlreich unter den Bronzen Ungarns ver-
treten, doch id daran bemerkenswert!), dafs fich die
Fig. 14. (Sern Ii 1
Mitte nicht wie fond zu einer Spitze ausbildet. (Fig. 13.)
Von befonderer Schönheit und Vollkommenheit ift die
zweite Streitaxt, welche fich ganz den fibirifchen und
kaukafifchen Typen anfchliefst, wenngleich verwandte
Formen in Ungarn vorkommen Fig. 14 zeigt den Kelt
72. (-'orrefpondent J. Zinger/e berichtete, dafs
fich in der Mailer Pfarrkirche ein wohl erhaltenes Bild
befindet, das fich, eine knicende Frau mit einem Spruch-
bande vordellend, darauf die Worte: Ave Maria gratia
plena dominus tecum, als ein Votivbild erweid. Dabei
deht: illam pi£hiram fecit Johannes Kefslcr de . . .
anno domini 1400. Das Frcsco-Bild am linken Seiten-
Altar ift nach Zeichnung und Colorit entfehieden vom
felben Meifter.
73. Der Correfpondent der Central-Commiffion
Propft Dr. Anton Kerfchbaumer, Dcchant zu Krems,
hat bei thcilwcifer Renovirung der Ruinen des alten
Paffauerhofes neben dem l'farrhofc in Krems über
einem alten Dübclbodcn Wandmalereien entdeckt; es
find 14 Medaillons, in fortlaufender Reihe, welche Dar-
ftcllungen aus der Thierfabcl enthalten, von ornamen-
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CXIII
talen Bändern umrahmt. Nach dem Style der Zeich-
nung und dem Charakter der Ornamente gehören die
leider fchon ftark fehadhaften Fresken dem Knde des
13. Jahrhunderts an. Der Propft gedenkt fic zu erhalten
und, da der Kaum, in dem fie (ich befinden, fortan ein
kleiner Hof bleibt, mit einem Schutzdachc zu ver-
fehen. üic intcreffanten Wandmalereien werden in
einem der nächften Hefte ausführlicher befprochen
werden.
Sachn.
74. Von äufserfter Scltfamkcit find Namen von
mittelalterlichen Meillern in Steiermark. In der Gräser
Stadtpfarr- ehemaligen Dominicaner-Kirche kamen
die Namen zweier Baumeirter bei ihrem auf Vicrpäffcn
am Gewölbe des nordlichen Scitenfchiffes eingelegten
Zeichen vor; fic heifsen : peter pichler und lienhart
fehtaigr. Der Stelle, wo fie gefehen werden, zunachft
findet fich die Jahreszahl 1512, wahrend höher am
Mittelfchiff^ewolbe 1513 und weiter nach Werten 1519
zu Icfcn war. In der Spitalkirchc zu Oberwöln hat, wie
Confervator Graus weiter berichtet, ein Hanns Jcrt-
leben im Jahre 1430 mit Bild und Schrift fich manifellirt.
In den noch erhaltenen Baurcchnungsbüchcrn zu
St. Oswald bei Zciring erfcheint 14(39 ein „Meißer
Cafpar". fpnter 1496, 1497 und 1499 Meißer Ciuißoff
zum Kotteumann. Diefer ift auch derKrbauer des Chores
in der Pfarrkirche zu Kottenmann, dort rtcht aufsen
daran zu lefen: ChriftofT Mart 1498. In St. Mareins
bei Knittclfcld) fchöncr Vorhalle bekennt fich w ieder
mit Bild und Text ein ..nielas • t un admund '• mairtr •
d • kirchn" 1448. Auch bei ihm ift wieder nur der Tauf
namc angegeben. Doch lieft man in Muchars fteicri-
t'chen Gefchichte VII. S. 155, wie Abt Jorg zu Admont
beim Baue verfchiedener Werke, befouders aber des
Kirchleins in Wcngg und der Kirche zu Fraucnbcrg
bei Admont einen Niclas Vclbaclier aus Salzburg bc-
fehaftigte, „welchem zu lebenslangem Leibgedinge
gegeben wurde: Haus und Garten, der Werkhof ge-
nannt, bei der Pfarrkirche im Markte gelegen, und aus
der Stiftskellerei eine gewohnliche Hcrrenpfründc
Werde Vclbachcr arbeitsunfähig, fo folle ihm die
ganze Pfründe mit dem halben Jahreslohn in Gold
gegeben werden. (Admont. Urkunde) 1419.-* Velbacher,
delTen Name auch im Brudcrfchaftsbuche von Frauen-
berg ftcht mit der Bezeichnung „Baumeirter der
Kirche", wird darnach wohl auch der oben erwähnte
Baumeirter der St Mareiner Kirche fein.
Weit bekannt ift der Mcirtcr des Frciburger
Choies (147I — 151 3) Hanns Nicfcnbergcr aus Graz. Es
Icheint, dafs man ihn für unfer Graz in Anfpruch
nehmen darf. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich
entdeckte nämlich in den Matriken der Grazer Stadt-
pfarrc im 16. Jahrhunderte eine Kcihc von Tragern
diefes Namens als anfaffige Leute dahier. Im Jahre
•597 erfcheint ein Andra Nieffenbergcr, 1598 ein Hanns
Nifenberger (Zahnbrecher) , 1611 eine Maria Nifcn-
bergerin, 1616 ftarb ein Gregor Nifsenberger „Diener",
1707 ift eine Veronika ff. Pathin, 1718 ein Veit N.
Schuhmacher.
75. Hraßnigg. Auf der Bcfitzung des Herrn F.
C. Burger wurden kürzlich {vor 18. Juni d. J 18811
vom Dirccl or der Glasfabrik ein bisher unbekannter
Romcrftcin gefunden, der nicht uninterefTanl ift. Ks
ift ein ziemlich wohlerhaltener Altar-Stein mit der
Infchrift:
ADSA
LVTKAVG
CCA
der erhabenen Adfalluta gewidmet. Die Adfalluta ift
nämlich eine Flufsgöttin der Save oder der Saan, deren
Cult ziemlich verbreitet gewefen fein mufs, da in Sau-
dorfl, vis-a-vis der Station Hraftnigg mehrere in Mom-
fcn's Schriften bereits copirte, der Göttin Adfalluta
gewidmete Römcrftcine gefunden wurden.
76. (Nendorf a. d. Stieß ng bei Wildau ) Am 23. Juni
1S81 bekam das Mufcum zu t.eibms einen eifernen
Pfeil, der fchon 1869 ortlich von Schlofs Neudorf an
der Stiefing mit drei Hnfcifoji ausgegraben wurde;
letztere waren breit, ohne Griff unil es fteckten noch
die Nägel darin; das Volk nennt fic türkifchc Hufeifen,
find aber häufig (durch die Nebenfunde erwiefen) aus
älterer Zeit ftammend.
Die genannten Gcgcnftändc find dem Johanneum
in Graz übergeben worden.
In dcmfelbcn Jahre wurden beim Abtragen der
Schanzhiigcl am weltlichen Abhänge des Schlofs-
berges 3 — 4 Schuh tief, in gcfchüttctcr Frdc ein
Mühlftein (der untere) von einer Hausmühlc, ! Eifen-
lanze, 1 eiferncs Pfcrdgcbifs, Pferdezahne und Knochen
ausgegraben. Im Schlöffe befindet fich noch ein
maffiver Thorfturz aus Sandftein mit Relief- Verzierung
von fehr alter Arbeit. In der Nahe wurden vom foge-
nannten Hnckerlfchmicd der Stiefing aufwärts häufig
alte feine Mauer , Falz- und Hohlziegel gefunden nebft
Mauerftcinen u. dgl. Dort mufs der Standplatz „des
alten Dorfes" gewefen fein, das in der Ebene ftand,
wahrend das neue auf dem Berge neben dem Schlöffe
ift. Diefes mit einem weiter oben befindlichen uralten
(Juerdamm und dem gegenüberliegenden ehemaligen
Schlofs Gerbersdorf fperrten die Sticfing-Klaufc und
den Zugang zu der bedeutenden Komer-Anfiedlung
Viana, der fagenhaften Stadt Wian im oberen Sticfing-
Thalc.
77. (Ratfclt, W. B.J Zu Katfeh in Windifeh-Bücheln
Pfarrc Gamlitz, wurde 1880 ein Goldftück aufgefunden
Am Avers i T CAES IMF ■ VESP PONT TR ■ POT •
ca]>. laureatum ; VESTA cum templo Veftae. Es kam
in Bcfitz des dortigen P. T. Herrn Med. Dr. Dccrinis
in Khrenhaufcn
Zu Ratfeh war bis 1840 ein Pcftfricdhof, der als
folehcr geehrt und gefchont wurde. Bei einer Erd-
abrutfehung „plafste er ab^, d. h. fuhr auch er ab und
da lagerten fich die Todtengebeinc zwei Klafter hoch.
Jetzt foll an der Stelle ein Schweinhof fein. Der Pcft-
fricdhof mag aul 1685 zuruckdatiren.
78. (Stra/s bei Spielfeld) Am 15. Juli 1881 wurde
auf dem Acker des Herrn Plentner zu Strafs ein
Komerftein aus weifsem Marmor, der 55 Cm. breit und
48 Cm. hoch und ziemlich erhalten ift, ausgegraben
und von dem dortigen Herrn Med. Dr. J. W'urzwger
für das Leibnizer Mufeum erworben. Die unregelmafsi
gen thcils liegenden theiLs Hellenden Siglcn.von denen
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CX1V
die letzten zwei unfichcr find, verrathen die letzte
Römer-Epoche von circa 400, Die Infchrift lautet:
NOIIBIO
DOONIM
ARI
ANXXXV
SE
In dortiger Kafcrne, dem ehemaligen Schlöffe
Strafs, befinden ftch drei eingemauerte kömerfteine,
die fchon veröffentlicht find; auch im Pilzfchen Haus
ill der Steinkopf eines Kömer- Reliefs eingemauert.
Aufser Strafs, in dem zu Unterogau gelegenen Pur-
perodorf finden ftch noch fcchscckige rflaflcrzicgcl.
rhombifcheSchiefer-Mofaikflcme, Hohl-, Pflaftcr-, Falz-
und Mauerziegel und farbiger Mörtelvcrwurf von
Wanden, die pompejanifchen Charakter haben. Bei
den Grabungen 1875 traf man auf folchc in Menge wie
auf die Küche und ein paar Nebengemacher einer
Villa. Eine fp.itcr dort gefundene Münze von Bronze
hat dieUmfchrift: IMP-CAES-AVRKLIVS-AVGc. und.
TRP*XIPCOS'II' In medio figura fedens, juxtaquam
S — C. Ein quadratifchcr Pflallcrzicgel grofstcr Gat-
tung hatte auf der Oberfläche ein deutliches S; viel-
leicht deutet es den Namen der alten Komcrrtadt
Strata- via Straffe — Strafs an. Er befindet fich im
I.eibnizerMufcum.
79. (Romifche Denkmäler in h'tirnten/. Wir geben
im Nachfolgenden Notiz über acht Denkmäler, von
denen fteben dem virunenfer Gebiete angehören, eines
jenem von Juenna.
1. Zolfeld. Ära, ausgegraben in Adams Brache,
im Waldchen nachfl dem Untcrvvirt, 1SH1.
GKMiO;
PKO S AI ATE
svc(:.;ks;si-n
l'KOXIMINAK
i:ivs
l'KIMITÜWSMIi
■V-(S.L«)M«
Succeffus als Tiberitis Julius Tiberii liberlus zu
/.olfeld Jab. 77, Mo. 4931.
Das N als noftri zu Töltfchach Jab 12, Mo. 4.S00,
Möderndorf Jab. 179, Mo. 4828, TarvLs Jab. 425,
Mo. 4712.
Vibcnius l'rimitivus und Atucia l'rimitiva zu Zol-
feld lab. <jC>, Mo. 4991.
l'rimitiva zu St. Veit Jab. 203, Mo. 4775, Eriefach
Jab. 270, Mo. 5039
Das Denkmal mochte in die Zeit zwifchen 250
und 310 n. Chr. gehören.
2 Zolfeld. Im fogenannten Priedel Haufe, Wiefen-
Dreieck zwifchen l'runnerkreuz, Sulzmühle , Wald
brunuen nachft dem döchmannsdorfer Wege, 1881.
|I> I M)
(P)ROS(AIATE)
VA KT S- •
(l)VUVS
(icq
Eine kleine Platte, wenig wahrfcheinlich von einer
Ära. Vcrgl. ROSAVI zu Wieling Jab. 288, Mo. 5021;
nicht wol zu deuten auf carb rofas mihi lilia ponc'
Steinamangcr Mo. 4185. Vergl. Mo. 4777, 4795.
Der Schlufs vielleicht von Luccon oder Ticc,
Jaunflcin lab. 350, Mo. 5079. Triccon zu Ecldkirchen,
Jab. 404, Mo 4883. Zeit vor 250.
3 Zolfcld. Ausgegraben 1S81 in Adams Brache,
zwei Ära Obertheile, die eine mit DIO?, die andere wie
OVITI . Sehr vernutzt.
4. Zolfeld Ausgegraben in Adams Brache i884
Bruchrtuck mit Klcinfchrift, etwa:
C
K und davon
B rechts wie .
I die Schlüte '
AC von Zeilenreihen A
Fl
Vergl. Amdotf Mo. 4816.
5. Zolfeld. Ausgigraben im Friede! 1 laufe, 1881.
,IVNIV\
CANDilDA
....(C)
Candida zu Arndorf Jab. 44, Mo 4889. Candidus
zu Tanzenbetg Jab. 83. Mo. 4873, vergl. die Bruch
Itucke IDVS, DIA und IDAE zu Brantlhof Jab. IOI,
Mo. 4970
Sammtlich im I.andes-Mufeum zu Klagenfurt.
6. .SV. Peter am Wallersberg. Die kleine Votiv-
Ara beginnt mit ASCVLBPIO Form des 1. als k. Nach
W. Scmcns Papicr-Abklatfchc. Arch.-cpig. Mitth. a.
Oellr. Bd. 4, S. 209, Nr. 5.
7. Liersdorf nachfl dem Kreuzerhofe, an der
Kirche.
a VARTO
L'VRBINBS
UBFTSF.X'K
CON F V
Nach dem PapierAbklatfche W. Semens, Z. 4
vielleicht CO\i • Verina zu Steinamangcr 4202, Tata
4279, Längfee Jab. 170, Mo. 4897, Cili 5224, Studenitz
5299, Salona 6396, Bolcske 3319, Promontor 3410,
Waizen 3527;Virina fehlt, Viruna zu Cili 5223. Die Form
Julies Veranilles zu Pettau 4082 u. a. Häufig ill Quar-
tus: zu Orterwitz 4887, um Zolfcld 4958, Zolfcld 4982,
Semlach $032, Prcims 5086, Cili 5269, Stranitzen 5287.
Seckau 5386, 5387, Geisthal 5422, Kumberg 5490,
St. Johann bei Wolfsberg 6519. Sexta zu Klagenfurt
4916, Salona 2412, Trau 3187.
8. Globasnitz. Relief an der Scheune des Pfair
hofes. Jüngling, nackt, linksgehend, mit Thyrfus und
weitläufigem Schlingwerke rechtsfeitig. Nach W.
Semens Zeichnung.
Dr. Fht* Hehler.
80. Die Ccntral-Commiffion hat durch einen
Fachmann die Wandmalereien in der Filial-Kirche zu
.Wiederhofen unterfuchen laffen. Diefelben — keine
Fresken — fondern Tempera-Malereien find durch die
über fie geflrichcnen Kalkfchichten arg ruinirt, es
kommen Machen bis zu 2(Juadratmctcr vor, die bereits
farblos find. Die grofseren Compofitioncn find fehl
interelTant. Links am Triumphbogen: Madonna mit
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cxv
dem Kinde und Engeln, rechts: St. Helena. Linke
Seite: das Weltgericht. Chrirtus mit Maria und Petrus (:\
unten die übrigen Apoftel, weiter unten Himmel und
Holle (fchr zerftort), dann Maria mit dem Kinde und
die heil, drei Könige, ein hochinterclTantes Bild, dar-
unter wahrfcheinlich der Kindermord. Rechte Seite:
Martyrium, aufgefpifste Korper wenn nicht Darfteilung
der hollifchen Marter der Verdammten; am 1'feilcrKngcl
und gemalte Architekturen, darin Bifchofe; in den
Fenflerleibungen noch zu erkennen: ein Bifchof und
ein Ordensmann, — eine judendliche gekrönte Gertalt.
Die Central-Commiffion hat in Würdigung des nicht
geringen Kunllwerthes diefer Bilder aus dem Knde
des 15. Jahrhundert Schritte gethan, dafs diefetben
confervirt werden.
81. Confervator Sterz berichtete an die Ccntral-
Commiffion, dafs in der Nähe der Ruine Kolmits
unweit Raabs kaum ein l'ufs tief unter der Erde, zwei
Alberne Gefafse und zwar ein mäfsig grofscr kelch-
artiger Becher theilweife vergoldet mit Gravierungen
und ein kleines Silbcrgefafs mit der Umfchrift: „Brenner
Stadtrichtcr in Znaym f. f. Hänfen Schuerter 1578"
gefunden wurden. Krftcrcr Becher ift mit M D und
ND 1597 gezeichnet; bei dem zweiten kleinen Trink-
gefafs irt charaktcriftifch, dafs es rtatt der Fufse auf
drei Schellen ruhet.
82. Der Miniftcr für Cultus und Unterricht hat
den llofrath Karl Hermann anlufslich feines Ueber-
trittes in den Ruheftand von dem Fhrcnamtc eines
Confervators enthoben und die Herren Emil Kropf
;Gablonzi, Franz Sttih/tk .Budweis), Dr. Math. Lerch
Komotau;, Wilhelm Schullmayer i.Eger), Franz Gyn
[Line] und Jofeph Redlich lEger- zu Confervatoren 1.
rcfpcctivc II. Scftion eniannt, ferner die Confervatoren
Johann Simric (Zara), Jofeph Alacevic iSpalato), Cava-
lierc Biamht (Ztira] und Albin Prokop (Teichen) in ihrer
Function auf weitere fünf Jahre beftntigt.
83. Die gothifchc Denkfaule bei Wien, genannt
Spinnerin am Kreuze, wurde in jüngller Zeit Seitens
der Commune Wien einer baulichen Unterfuchung
unterzogen. Hiebei wurde conftatirt. dafs die Stufen
und Sockel, welche den Fufs des Poftamentes bilden,
theilweife verfchoben und aus ihrer Lage gebracht find
Das Monument felbfl ergab, dafs es in früherer Zeit
wiederholt mit üelanftrich überzogen wurde, was zur
Folge hatte, dafs einzelne Steine verwitterten, welche
nunmehr zu erneuern wären. Im oberen Theilc find
namentlich die feineren Partien der gothifchen Ver-
zierung, deren Zufammenhang mit Fifcnzapfen ange-
flrcbt wurde, an einzelnen Stellen auseinander gc-
fprengt; die figurale Ausfchmückung hat am wenigften
Schaden gelitten, eine umfangreiche Reftaurirung
diefer Partie erfcheint nicht nothwendig.
84. Der verdorbene Confervator Anton Maloeh
hat an die Ccntial-Commiffion über eine interelTante
Glocke in der Filial- Kirche zum heil. Bartholomaus zu
Brada nächft Jicin berichtet. Diefe Kirche ftammt aus
der fogenannten Uebergangszeit, wurde aber durch
die Reltaurirung fehr verdorben, wobei auch die hoch-
interelTantcn Wandgemälde verfchwanden. Der höl-
VUL N. F.
zcriie Glockcnthurm fteht abfeits der Kirche und ent-
hält zwei alte Glocken. Die eine hat folgende Um-
fchrift: anno d. m. cccc lv comparata elf ifta campana.
Die zweite Glocke gehört zu den fchdnften Erzeug-
nifl'en des Glockengufses. Sie ill mit Ornamenten
reich ausgeftattet und mit mehreren Inlchriftcn ver
fehen. Die Hauptinfchi ift theils lateinifch theils
buhmifch; lautet:
BRVCCIVS PRATENSIS AVXILIO DIV1NO PBCTT M£.
SLY T A VMELAN «EST ZWON
TEN TO OBCY A OSADIE PRZY
NAI.EZIEGICY KOS 1 ELV SWATE
HO BARTOLOMIEGE POI) BRADY
NAKLADE.W TE W&SY OBCB.LB
TA FANIE. 1567.
|d. h. diefe Glocke ift. gegolten und angefertigt worden
für die zu der Kirche des heil. Bartholomaus unter-
halb Brada gehörige Dorf- und Pfarrgemeinde auf
Korten diefer gefammten Gemeinde. Im Jahre des
Herrn. 1567.)
Brictius von Prag ift der bekannte kunftfertige
Briclius ■, Vater), der vor K. Rudoll II. im Jahre 1574 mit
einem Wappen und dem Prädikate „von Einperk- 1
,z Cinperka, lat. a Staniomontel begnadet wurde. Er
war in Prag geboren und Bürger der Ncurtadt Prag,
vermögend, claffifch gebildet und ein Freund der
berühmteften Männer feiner Zeit. Wegen feiner Ver-
trautheit mit den Gemcindeangelcgenheiten wurde er
in den Stadtrath gewählt und in den Jahren 1583 — 1588
versah er das Amt eines LandcsSteuereinnehmers.
Er war einer der ausge/.eichnetflcn Glocken- und
Kanonengiefser feiner Zeit und viele feiner Kunft-
Arbeiten haben fich bis jetzt erhalten. Er ftarb um das
Jahr 1588 und hintcrlicfs einen gleichnamigen Sohn als
Erben feiner Kunrtfertigkcit.
85. Urkundliche Beitrage sur Ge/chuhte des ehe-
maligen großen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (XII.)
1553. Februar.
Allcrgcnncdigirter Herr F. Khn. Mt. Gegenfchrci-
ber des vngelts zu Wienn Gregor Parhach, hat vnns
hierjnn verwarte zwaj fchreiben zuegefenndt, daraus
werden E. Khn. Mt. genedigill vernnemen, welcher-
malTcn es vmb Sannt Leopolds Sarch, fo Maifter
Crirtian Müllncr Goldfchmid zu Olmüntz völlig zu-
uerichten angedingt, aingeftalt, auch wie er die vertag
darauf nicht gehaben mug. vnd deshalben die 200
Ducaten fo wir jmc zum vergolden gefchickt angreilTen
miielTcn, vnd daruon fchier bifs in 100. Ducattcn
aufgeben, vnd alfo jmc wider ander Gold zum ver-
güten hincinzufchiken begert,
Derauf zeigen Wir E: Kha. Mt., vnnderthenigs-
lichen an, das wir vnns nicht crjnndcrn khunden. die
200. Ducattcn anczugreilTen, des jmc dann aulTer E:
Mt. vnnfers vorwilTen gethun nicht gepurt, dieweil
aber aus feinem Schreiben verrtanden, das Fr (olches
feines vnuermugens halben nicht vmbgen noch die
verlag darauf thucn mug, vnd vnnfers achtens die
notturfft erlordert, das jmc annder Gold zum vergulden
verordent werde, Demnach fo wer vnnfer Rat, vnd
guetbeduncken das Eur. Mt, noch ain 200 gülden zu
Verrichtung des Sarchs gedachtem Maliter ( rillian
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CXVI
Müllncr, weil Kr der wegen purgfehafft gethan zu Hän-
den des Viczdams zu Wien II, verordneten, vnnd
diefclbcn gedachtem Parhach zuerteilen hetten laden,
aucli jme darneben auferlegten, darmit Er fich hinein
gen Olmutz verfueget, jine Goldfchmid das Golt auf
Rainung, vnd in Abflagfciner Arbait, vberanntworttet,
auch das Kr den Sarch, mit verrtendigen Weichlcutcn
notturfftigclich befichtiget, war Kr daran gemacht vnd
verdient, vnd noch dartzue von noten, vnd wie Kr es
alfo befundc datTclb Kur Ml: oder vnns Herichte.
Nachdem auch ermelter Maiftcr Crirtian Mullner
in feinem fchreiben meldt, «las Kr den Zwelff ApoiVteln
die zwelff Articell, des Glaubens vnnderfchriben vnd,
gefchmelzt, Wiewol wir jme folches nicht Bcuolhcn,
vnd weitern Bcfchaids begehrt, was Kr vnnder den
Saluator, Sannt Maria, Sannt Leopold vnd fein Gemahl
Pildcr, vnndcrfchreibcn foll, darüber werden fich K :
Kh: Mt. genedigirt zucnntfchlieffen haben, vnd thun
E: Mt. vnns vnnderthenigclich Bcvelhen. Datum
Judcnnburg leiten tag Kcbruari An. 1553.
N. (Je. Chamer.
Achim den 2. Mary.
5153, 22. Juny.
Allerdurchlcuchtigifter, Grofmachtigifter Khumg.
AUergenedigirter Herr Nachdem wir iungft auf Kur
Khu. Mt.bcuclh, Maifler Chi illian Mulner Goldfchmid zu
Olmüntz. Zu völliger aufsberaittung Seiner angedingtn
arbait. Sannd Leopold Silbren Sarch geen Clofter-
neunburg, zchen Markh vnnd zwen Pliening Silber
Wiennergewichts, des jede Markh Funfzchcn l"t fein,
berurtsgewicht gehalten, hinein gefchigkht, vnnd aber
wir diefclbcn zchen Marckh Silber hie aufgebracht, der-
gertalt, das wir von fibenden tag gegenwürttigs Monats
Juny anezuraitten in Sechs wochen wiederumben
errtatten, oder mit parem gcld, wieder gemain
Silberkauf yeez hie ift, beczallcn wellen. So ill der-
halben an Kur Khn, Mt. vunfer gehorfam vermanen
Kur Khn. Mt. wellen vnns bernerter zehen Markh
Silber halben, diefclbcn Verwalter im Ncufohl Chrifto-
ffen von Khonritz, ainen Bevelh ferttigen lalTen. Auf
das Kr vnns fotiil Silber heraus fchigkh als wir die
aufgebrachten zehen Marckh Silber wider errtatten
mugen, Thucn Kur Khu. Mt. vnns daneben vnnder-
thenigclich benelhen. Datum Wicnn am zweinund-
czwainczigiilen tag Juny in) drey vtmdl'vnfigifften Jar
Kur Ko. Khu. Mt.
Vnnderthenigift vnnd ghorforfamirt
N. Nidcrofterrcichifche Chamer Kate.
1552, 5. Augurt.
Den 5. Augulli A* 52 für 37 King, welche hieuor
Neben andern Klainotern durch ainen Brobrt zu
Clortcrncuburg geen Paffau gefendet die aber die Ku.
Mt. widet herab brigen laffen vnd auf zucrichtung,
Sand Leopolds Sarch geen Clortcrncuburg verordent
vnd zerfchmcltzcn laden, daraufs drej Zain golds
gemacht worden, fo Wardein Probiert vnd l Marhkh 3
Loth 1 Quintil l denar gehalten, vnd auf der Herrn N.
Oe. Camer Rete Verordnung verkaufft vnd deraufs
gclnlt worden. 119. f. 6. ,3, 2. J3.
1552. Ich Crirtian Mulner Burger vnd Goldfchmid
zu ülmiintz Bckhcn das jeh von der Ro. Ku. Mt. vnffr
allcrgenedigiften Herrn, Nideroftrcichifchen Camer
Katen, meinen genedigen Herrn, Zway goldene
gefchmeltztc Crucifix yedes mit vier Crifoliten vnd
vier Jochczinckhen deren yedes anrtat der Negel drey
Diemnet Pinktl hat weihe Zway Crcytz nemblichen
grofser fambt den Steinen, ainvnddrejfig vnd ain
halber Ducaten anndere Creytz dem der Khoph abge-
prochen worden, fambt den Steinen vnd ledigen Khopf
21 '/, üueaten gewogen haben zu meinen banden
empfangen hab, mir beuolhen worden folche zwey
Creytz auf S. Leopold Silbren Sarch zumachen vnd
zurtellen, Weihen jeh den alfo mit v Icils nachkomeu
fol vnd wil. Des zu warem Vrkhund hab ich mein eigen
Handgcfchrifft vnd Petfchafit hierunder geftelt vnd
darzue mit vleifs erftatten. meine Burgen, die jeh zuvor
bemclts Sarchs halben geftelt das Sy dife Quittung
neben mir auch unterfertiget haben. Gefchehen zn
Olmutz
'553- 5- December.
Aufzug was der V'iczdomb auf S. Leopolds
Silbren Sarch gegeben.
Den 17 NovembroA' 51 ift MailtcrMerthPaungart-
ner Goldfchmid zu Olmutz lür Zerung, fo Kr hicher ge
thanZalt 22 f, 1 10. A Den 29 December gedachtem
MaillerMerthcn zu verguldung des Sarchs, einhundert
Ducaten geben, ye einen per 106 Kreutz. 176 f 5 £ 10 A
Den 14 Februar A" 52. ill abermal gemeltem Paun-
gartner Goldfchmid zu verguldung des Sarchs 100-
Ducaten zu 107 Kreutzer. 178 f, 5. ß, 20 A Den 7.
Augufti dem Gregor Porhoh vnd Merthcn Parpiercr
für Zerung vnd fuerlon, gegen Olmutz Laut zwayer
gefchafft Zetl 53. f 2. ß 10. A Den 12 Augurti, wcyl
Mairter Merth Goldfchmid geftorben, ift feiner geladen
Wittib, von wegen des macherlons vnd annder Ver-
richten Arbait des Sarchs, durch Gregor Porchoh
zugeftelt worden 258. f 2. ß. 20. JC. Den 19. Augufti,
abermal dem Porhoh für zerung Lödig gefchefft zalt
9 f, 6. ,3 12. « l Den 21. Maj A" 53. ift dem Criftian
Mullner Goldfchmid zu Olmücz, dem der Sarch follig
aufzumachen angedingt worden, in Abfchlag vnd auf
Raitung zalt 200 f. Keinifch. Den 6. Junj dem Muncz-
mairter. Alhie auf der Herrn N. Oc. C. Ret gefchafl,
Kumdt filber gegeben 7. Marek, 5. Lot.
Suma 898. f. 4. 22 d 7 Marek, 5 Lot Silber.
(Schlaf. f u I K t.)
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CXVII
Der römifche Strafsenzug Lederata-Tibiscum im einftigen
Dacien.
Von £„r»A«rJ B. hm
KTgWEKANNTLICH hatte die Fcftftcllung des
I §ä«i • >unl<tcs . wo cinftens die möfifchc Metropole
cA-£3 ViMmhiitiiinn, von welcher nach den alten
Itincrarien zur Romerzeit zwei mächtige Strafsenzuge
nach Nikopolis und Byzanz führten und von wo
Kaifer Trajan in das I ler/. Dacicns eingedrungen war,
gellanden, die Hiftoriker wie Geographen von jeher
lebhaft befchaftigt.' Heute liegt diele Krage längft
hinter uns Männer wie Mannen, Franckc, Forbinger
und Afchbach erkannten Vimminacium in dem Dorfe
Koßolac in Serbien und die neueften dortigen Funde,
fowie die von Kanitz* und Ortvay 3 gelieferten fonfli-
gen Beweife durften, falls noch Zweifel über delTen
einflige Lage beftünden, diefelben wohl vollkommen
befeitigen.
Eine neue, bis in die jüngfle Zeit fortgefetzte
Controverfc entftand jedoch über den Punkt, bei
welchem Trajan auf feinem daeifchen Zuge (101 n. Chr.)
perfonlich die Donau überfchritten hatte.
Die fehr gelehrte Abhandlung des Herrn Profeffors
Dr. Jof. Afchbach: „Ucber Trajans II einerne Donau-
brücke",' welche diefen Gegcnftand eingehend be-
handelte, ift hierüber leider lehr verworren und un-
klar. Krft der an Ort und Stelle gefchopften lebendigen
Anfehauungcn des Herrn Fr. Kunitz* ift es gelungen,
diefes Rathfei zu lofen, indem er den bezüglichen
Abfchnitt «ler Peutingerfehen Karle* mit den Terrain-
VcrhältnitTen genau verglich, und fo endlich zu dein
richtigen und einzig möglichen Schluffe gelangte, dafs
die auf dem rechten Donauufer angegebene Manfion
„Lederata" der Tab Peilt, an der Stelle des heutigen
Kama gellandcn habe, da feine auf 10 röm. Millien 5
von der Hauptfladt Vimminacium angefetzte Ent-
fernung mit jener zwifchen Koftolac und Kama
vollkommen zusammentrifft ; ferner auch die unterhalb
Kama und auf dem jenfeitigen Ufer bei Alt-Pal.inka
aufgefundenen Kelle von gemauerten Brückenköpfen
deutlich bezeugen, dafs dort ein Stromübergang llatt-
fand. "
Derfclben Meinung ill auch mein alter Freund
l.uca /lies in feinem Auffatze, welchen er in den
■ S. ) ihibtich rSy. und Milthciluniieu vom Jahre iäj« wnfelbel dw Hei
li"n»ab«üi.ke de« K Trajan heim, eiietaea Taut« belr-mehrn wird.
1 ¥t. Aaer/i »Serbien", Lcip/kr iBCH, S 41a- all
■ Siehe Ortvay i ..Margnm e» Contra - Maren«)". Budapp*
S ,r, und ,l>acxU c. Mntfia leiuleien" >n „Arrh RneiilE". IX. 17?.
• af/> anW« : „l.eber Irajari» flenierne Ikiaaubruckc" Wim l«s8, mit
kailen und Planen (An d. Miuh. d. Cenlr. C'.mrn bef..«dci» abgedruckt.)
> Artmti Serbien 41g Ii.
• Oltftflal m Wien in der HoftibHotheb — l'iefc karte »urd« fchon
einigemal, unter andern aajrjl 1814 durch Maimcrt rn Leipiig her auaKegebcii.
l>ie Math Kdilir.n 1* jene ». J. tafra, durch E Hcij*r,i;m in l'ari» 111 ■■ Hellen
eifchienpa
' Käaa ruaiiu.be Millir ■ inoo re. m . Schrine. Di« röni. Mlltie hatrggl
bekanntlich 147*','. Meter.
• Ich erlaube mir bicinil M V melken, dal» auch Herr AVer/* die Gegend
agg Kama nichl baalaagli.h gudirte; nie »are n fünft la erklären, da f. er den
etwa eine gute Vicilclgiinde unl. rhalb dem Ibirfe befindlichen, ziemlich wühl
confervirtca llruceeakntif. und ea> noch »rirhiigci ift daa aberhalb de.frlhen
auf den» Berg- Plateau „SUri CVa,!*' < Alle Fcgunirberliidlicac, in leinen Grund
rufen prach.IVi.il erhaltene r..n,,fche Cagrutn ,.J.,J,rala" nichl eraahnl
VIII. N P,
n Mitth. der k. k. Centr.Convm. zur Erforfchung und
Erhaltung der Haudenkmale-* publicirtc, nur dafs diefer
Lederata anftatt felbcs bei Ruma zu fuchen, gleich
Afchbach an der Stelle des heutigen Alt-Palanka,
aufs linke Donauufer verlegt. Nach Ilics wäre Trajan
mit feinem Heere bei Lederata mitteilt einer Schiff-
brücke über die Donau gefetzt und die Richtung der
zum Theile noch jetzt beliebenden fogenannten
„Römerfchanzeif einhaltend, über Grcbenacz. Wer-
fchetz nach German, bei Omor oder Birda über die
Herzava nach Bazias, von da nach Lugos und, nach
dem er nach Dio's w Aeufscrungbei Tapae (jetzt Tapia
unweit Lugos) den Feind gefchlagen habe, der Temes
entlang nach Karanfebes, welches an der Stelle des
einftigen Tibiscum liegt, gezogen, wofelbft er fich mit
feinen Untcrfcldherrn vereinigte.
Herr Ilics hat hiebei uberfehen, dafs die auf der
Peutingerfehen Strafscnkarte bezeichnete Koutc nicht
eins mit der von ihm angegebenen Richtung fein
konnte, und dies umfoweniger, als die fragliche
roinifche Heerllrafse ficherlich erft nach dem trßen
daeifchen Peldzuge, als die Romer hier fchon mehr
Terrain-KcnntnilTe gewonnen hatten, zu Stande kam,
da, nacliDio Cafs" zu urtheilcn, damals laut gefchlol'fe-
nem Friedens- Vertrag der oftlichc Thcil Südungarns
und das Hatzcger Thal mit Sarmizcgethufa von den
Römern befetzt blieb, welche dafelbll Caßelle und
militarifche l'oßen anlegten, zu deren Verbindung
jedenfalls folide Huchllrafsen erbaut wurden. Bei
welcher Gelegenheit ohne Zweifel durch praktische
Ingenieure auch eine kürzere Traee zum Ucbergangs-
punkt Lederata ausfindig gemacht worden war.
Gefetzt aber wir nähmen die auf falfchcn Conjec-
turen beruhenden Meinungen meines Freundes Ilics,
welcher die Kinmarfchllrafsc Trajan's mit der erft fpatcr
errichteten Romerllrafse verwechfelt, für bare Münze
an, fo ftünden diefelben in fehr argem Widcrfpruche
mit den auf der Tab. Peut. angegebenen Entfcrnungs-
mafsen. Wir fanden beifpielswcife von Alt Palanka
(oder wie diefer Herr es benannt: Lederata) nach
Grcbenacz (Aponte) anlLitt XII nur VIII, von da nach
Wcrfchctz (Arcidava) ftatt XII — XVI, bis German
(Centum Putea) richtig XII, bis an die Berzava (Berfa-
viai ftatt XII aber kaum X, bis Bazias (Ahibis) (latt
XII- XXII, bis Lugos (Caput Bubali) ftatt XII wieder
XVI, und von da bis Karanfebes (Tibiscum) anftatt
X gar XXVI, alfo zufammen 110 röm. Millien [22* j
deutfebe Meilen),//.«// dt r Ü2 Mill. \\(> x . deutfeh. Meil.)
der /'cutingerfcheu Tafel, was abgefchen von der
ungleichmafsigen Vertheilung der Marfch- und Lager-
• Hand X. Ii Mar/ Autrlhell. Wiea |S*J.
" Iii., l af» I.W III, S.
H llrrlelbc, I.XVII1. .>. Vgl. auch Mmamtrt Ke< Trajan ad Pannb geg.
p. »4— *'»; Kngct, de eaped. Trajan ad llanub. |r. 167 f »a«| ; Frmmfkf. Zur Ge
IVhrcbtc Kaif.r. Trajana Gliftmar |»J7, Hf— MaVj lt*kt*k*»/t* die Aller-
Ibumer l>a,:ien. und de« heuli«en Siebenbürgen..
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CXVII1
Stationen ein Plus von 28 römifchen Millicn oder etwas
uber fünf deutfehe Meilen ausmachen würde.'
Unbeachtet der viclfcitigcn und eifrigen Bemü-
hungen alfo, mit welchen uns Luka llics in feiner Ab-
handlung betreffs der wirklichen Richtung des römi-
fchen Strafscnztiges „Lederata- Tibistum* nachzuweifen
gefucht hat, liehen die Krgebniffc diefer I ; orfchungcn
nicht im VerhaltnilTe zu der aufgewendeten Muhe,
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er kein
durch Vorftudicn herangebildeter Fachmann, fondern
vorzugsweise Theoretiker war, welcher entweder
gar nicht oder nur flüchtig an Ort und Stelle Unter-
fuchungen pflog und an feinem Schrcibtifch brütend,
aus mangelhaften Terrainkarten fleh nicht feiten eine
Hypothefc aufbaute, welche in widerfprechendfter
Weife der Wahrheit entgegentrat.
„Wenn die Pcutingcr'fche Tafel mit Nutzen ange-
wendet werden foll, fo mufs vor allen Dingen nicht nur
das ganze über einen handln ich fich ausdehnende
Strafsennetz, fondern es muffen auch die römifchen
Niederlaffungen erforfcht werden; nach diefen Ergcb
niflen find alsdann die wichtigften Strafsen, nämlich
die Strafsen, welche auf «lern taugtichften Terrain
hinziehen, an denen die grofscren Niederlaffungen fich
befinden und an denen fich die grofsartigften Strafsen-
knoten entwickeln, hcrauszufuchen, und von einem
ßchergeßellten Punkt ausgehend, die Entfernungs:ahlen
der Tafel von einer Nicderlaffung cur anderen mm-
paffen. Dergleichen grundliche Manipulationen werden
gewifs zu Gunften der Tafel ausfallen, und häufig
wird fic uns auf diefe Weife eine fiebere Führern! zur
Beftimmung der auf der Tafel angegebenen Romer-
orte werden."' 1
Die Wahrheit diefes Satzes einfehend, war ich feit
20 Jahren eifrig bemüht, den römifchen Strafscnzug 3
und überhaupt die römifchen Uebcrrertc, nicht nur
um meinen Wohnort Weifskirchcn, fondern auch in
einem grofsen Theile Sudungarns an Ort und Stelle
gewiffenhaft zu unterfuchen , * wozu ich in erftcr Linie
aus Liebe zur Sache, andcrntheils aber aus Patriotismus
mich hingezogen fühlte, und hoffe nun, dafs es nicht un-
berufen crfchcincn dürfte, wenn ich hier einen Theil
meiner befcheidenen Erfahrungen niederlege.
Wie bereits oben mitgetheilt ward, haben wir die
PeftfteUung des Punktes Lederata (Rumaj hauptfach-
lich Herrn Kanitz zu verdanken, wogegen der einftige
Standort der rom. Municipalftadt Tibiscum, als folche
auf der Peut. Karte mit zwei Thürmchen verzeichnet,
fchon feit lange durch Marfigli, s Katancsich,* Neuge-
baur, B Ackner und Muller 7 und endgiltig hauptfachlich
durch Dr. Ortvay* nahe beim Zufammenfluffe der
Biilra und Temcs im Kraf[6-Szorenycr Comitate nachft
Karanfebes nachgewiefen wurde.
• Et Inen Bjir tum Vergleiche rar die fritaurn Terrain Karten «Irr
Cnmitate /Wirrr/tit* , Tlmrt und Ar«//»' v«n Herrn Ingenieur Fridolin Tm-
tn.iiicr nach den bette» Quellen gereich»*! und herantgegcbcn in den Jahre«
in*»— 1*01; ferner die Htmtflt, tu dirfem Zwecke unentbehrliche Gtmtrttl
ß..ftt*rt,.
1 Siehe Ed /'itmlmw t>ie h* nnerftrarir-n. Stuttgart 1*57. S. I»— IJ.
1 S. „Tun. e» reg. Erteiit«." Trmesv.ir i»7*V II. Jahrelang, S. Irjs -ti>8-
' l>ie bclrcrTcndm AMi amtl ungen erfchienen ungarticn in eben -lern
Telben Organe Jahrgang. 11*77. III, Hu 17a; J.ihrgang t i VI, t - 1 a, 64 — 71
und 161 -|M Sieh« auch die »o» Benndorf E. rVrr/. A/rM herumgegebenen
Arch gfnlfaptn Mmh von OtHtwT , Wien i--.i. IV, 17a — ina
1 Vgl l'ain.h Pannon Mylim II Tab I.Vi.
• HM. Ade.,1 Qg.ni V P ■. S. II*.
' „Daeien • KronAadt l«Ji S 1,-1$
• ..IM« im., Infehriftrn in Itarien" Wien iMf. S 1%
•Vgl. ArcKaenlng Erteiit«" IX . - V" . »»»•'••nUelaer in Arrh
l..rl.tn^»ych" X. i-,B
Nachdem alfo der Anfangs- und Ausgangspunkt
des rom. Strafsenzuges Lederata-Tibiscum bereits
feftgeltellt ift, fo blieb hauptsächlich zu ergründen
übrig, we/e/ie Richtung liiebei eingehalten wurde, was
bei den eigenthumlichenTerrain-Verhältniffen wahrlich
keine leichte Aufgabe war.
Trotzdem mir die Stelle des gemauerten Brücken-
kopfes in Alt-Palanka langft bekannt war, konnte ich,
vermöge der dafelbll vorhandenen immenfen Flugfand-
Anhäufungen und des gleich darauf beginnenden ungün-
ftigen Inundations Terrains, dennoch lange nicht
damit ins Reine kommen: in welcher Dircction die
einftige Romcrftrafse von hier aus hinzog. Da, als ich
fchon zu verzweifeln begann, traf ich bei meinen ein
fainen Wanderungen endlich auf den richtigen Finger-
zeig. Ich fand in einem Ackerfeldc nachft dem Stera
Canale bei Ncu-Palanka einen theilweifc mit Strauch-
werk bewachfenen, etwa 34 Meter im Quadrat halten-
den Tumulus, auf welchem ich die erften Spuren der
Romcrzcit fand, nämlich: Bruchftucke von Saulen-
ziegeln, wie man felbe bei lleizvorrichtungen in den
Badern im Gebrauche hatte. Aus eben diefer Urfachc
halte ich den betreffenden Trümmerhaufen Tür
Ueberrefte entweder eines Bades, oder einer rom.
Villa. Im Volksmundc wird der Ort einfach „Stari
Crfc>a a (alte Kirche) genannt. "
Bei näherer Unterfuchung war mir bei diefer»
Objectc im frifchgeackerten Felde ein ctsva 6 Meter
breiter Schotterftreifen aufgefallen, der fich in einiger
Entfernung davon nordofllich hinzog. Ich verfolgte
denfelben über Felder und Wicfcn bis zur Palankcr
Muhle, unterhalb welcher er über den Canal fetzt und
feine Richtung gegen das Dorf Vracsevgaj nimmt.
Wie ein Blitz durchzuckte es mein Gehirn, ob diefer
Steinftrcifen nicht etwa mit jenem oberhalb Roth-
kirchen beginnenden und über den benachbarten
Wcifskirchencr Motter hinziehenden, welcher von den
Bewohnern für eine aufgeladene alte Straf se gehalten
wird, identifch wäre? Bei fpatcrer Berichtigung fand
ich diefe Idee beftätigt.
Soweit waren meine Untcrfuchungen bereits ge-
diehen, als am 18. Aug. 1881 Herr Univerfitats-Profeffor
Karl v 'forma mich einlud, in Gcmcinfchaft mit ihm
einen mehrtägigen Ausflug zu machen, indem er der
einzigen Romcrftrafse Lederata-Tibiscum auf der Spur
fei. Wir fuhren nach Varadia, nahmen uns ortskundige
Führer und fanden auf dem Kilia-Berge zwar Spuren
barbarifcher Anficdelungen, hauptfachlich aus fchlccht-
gebrannten Urnenfcherben beliebend, aber von rom.
Zicgclfragmenten keine Spur. So war es bereits Abend
geworden, als uns der dortige griech. kath. Geiftliche
bei der nahen Karafch-Brückc eine Stelle bezeichnete,
welche unter dem Namen r Rovina J bekannt fei und
wo noch Schanzen fichtbar waren. Wir eilten hinaus
und fanden feine Angaben richtig: das rom. Caftrum
„Areidava^ lag vor uns. Bemerkenswerth ift, dafs Herr
v. Torma mit richtigem Taft, noch vom Bergrücken
aus, auf diefen Ort hingewiefen, die Führer aber uns
mitgetheilt hatten, dafs diefe Graben aus der Neuzeit
von der Grundherrfchaft aufgeworfen worden feien "
L»er f.Ttindeigeiilhüiöcl, ein Neu Patilanlcrr. bat biel fchon vor Jahren
eine Menge rumifclier Ziegel verfchiedencr Dimenfirin ausheben lalTen und
mm llau-baue verwendet
" Ii irrT.it A trl^k hantig der Iteweik erbracht, wirfinner ei manchmal
ift, von lanfeter [tldnle. le» l.»..lh«v.dVe,ung mhtige AniHaiungen tu erhallen
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CXIX
Nun wir einen fo bedeutenden Anhaltspunkt
eruirt hatten, fetzten wir am folgenden Tag mit
freudiger Zuverficht unfere Keife durch das herrliche
Ccrnovec-Thal nordwärts gegen Komoriftie zu fort.
Auf unfere Erkundigungen nach einer alten Stcin-
llrafse, zeigte ein Hirte auf einen fichtbareu Streifen
auf der örtlichen Anhohe hin, mit dem Bemerken, es
fei dies der alte „ Trum de Maria Therefia* (Maria
Thereficn- Strafse). Wir behielten felben fortwahrend
im Auge. In Komoriftie zog er durch ein Defile einen
Hügel hinan, dann fich wieder abwärts wendend
gegen Forotik. Etwa eine halbe Meile vor letztgenann-
tem Orte fuhren wir unverhofft auf der clalfifchen
Kömerftrafse hin, welche hier einen erhabenen Damm
über ein fumpfiges Terrain bildet und defshalb auch
heute noch als Fahrbahn benutzt wird. Wir waren
hierauf durch das plötzliche Stofsen unferes Wagens
aufmerkfam gemacht worden. Diefe gut confervirte
antike Strafse zog fich durchs Dorf, fetzte aufserhalb
desfelben über eine ziemlich (teile Anhöhe den Berg
hinan, oberhalb dem neuangelegten Orte Brcfonfalu
gegen Szurduk, aufserhalb welchem wir, in der Richtung
gegen Doktin zu, das gut erhaltene Caftrum .Ccntum
Putea' antrafen. Von hier aus ging die Strafse durch
ein Defile die Hohe anflcigend, und die Waffcrfcheidc
übcrfchrcitcnd, in der Richtung von Konigsgnad und
Fuzes, gegen den Berzava-Flufs bei Zfidovin, wo vor
Zeiten die Rumercolonie Berfovia mit der gleichnami-
gen Manfion ftand. 1
Nach der perfonlichen Verfichcrung des Herrn
Torma, welcher die folgende Strecke befichtigt hatte,
uberfetzte von hier aus der Strafscnzug den genannten
Flufa und ging über Rafna, dann, einen mächtigen
Berggrat mit der einfam gelegenen Manfion „Ahibis"
uberfetzend, nach Ezeres, und von da nach Prebul im
Boganis-Thalc, in deffen Nahe die Manfion „Caput-Bu-
ball' ftand, dann einen dritten Gebirgsrücken iiber-
fchreitend, endlich das Gebirgsdorf Valjebul rechts
liegen laffend, in das Tcmcsthal zu dem zwifchen
Jaaz und Zsuppa, unweit des Zufammenfluffes der
Biftra mit der Temes, gelegenen Municipium Tibiscum. 1
Da ich mich in Konigsgnad von meinen Reife-
gefahrten mit dem Vcrfprechen verabfehiedetc, die Auf-
findung des Standlagcrs Apo oder Aponte mir zur Auf-
gabe zu fl eilen, fo kann ich fclbftverftandlich nur von der
Strecke „ Alt-Palanka — Konigsgnad" als Augenzeuge
fprechen, die genaue Befchrcibung der Strecke „Fuzes
Tibiscum" der gediegeneren Feder des vicler-
fahrenen Profeffors Karl von Torma iiberlaffend.
Sobald es mir nur möglich war, begab ich mich
nach Rothkirchen, wo die Romcrftrafsc örtlich vom
Ort, bei der grofsen Ulme die Anhöhe überfetzt. Ich
verfolgte den Steinrtreifen durch die Rothkirchcncr
Weingarten und Felder bis zum fogenannten Ablianer
Graben, wofelbrt der Weifskirchener Hottcr beginnt.
Von hier aus zog fich dcrfelbc über die ,111. Thcilimg"
genannte Feldflur, ferner über das „StockfckP und die
„Suhaj - an den Miffitsgraben nach dem „Funfguldcn-
leide", wo nach meiner Voraussetzung das Romcrfort
„ Aponte" geftanden haben mufste, welche Meinung
— wie wir fehen werden - fich denn auch wirklich
' S. hierüber die AMiaodlnng .lc. Herta oWrgelpiai Si» f. i>rm*t in
•Im Ardueologi.e k»ilei«e»rc«. Rd VIII. S. m* -ijj ff.
Mir t>rt**? .liMmn" Arth ktotaaifayrt X, 1—4« n»k Karra und
PL.en
bewahrheitete. Von hier aus ging die Strafse dann über
die tlem Grafen v. Biffingcn gehörige Hodai r Soai"
weiter gegen Mirkovac, Vranj und Mercsina, nach
der Baics fchen Belitzung Varadia, welche wir fchon
oben kennen lernten.
Nimmt man den Mafsftab zur Hand, fo findet man
von Ruma (l.edcrata) bis zu der im nordlichen Theile
des Weifskirchener Territoriums gelegenen Manfion
Aponte genau XII, und fo fort bis Varadia (Arcidact)
abermals XII, bis Szurduk (Ccntum Putea) wieder XII,
und von da bis Zsidovin (Berfovia) nochmals XII alt-
römifchc Millien, was mit den Mafscn der Mappa
l'eutinger peinlich genau übercinftimmt. 1
Nachdem ich im Obigen über die Topographie
und wirkliche Richtung des Strafxcnsuges lu-dcrata-
Tibiscum möglich!! genaue Daten geliefert, bleibt mir
zum Schilifte nur noch übrig, deffen Struktur und
gegenwärtige Bel'ehafleuheit, fowie über das Ausfeilen
und die Mafsverh.iltniflc der beftandenen Romer-
Forts zu berichten und damit meine Corrcfpondcnz zu
fchliefsen.
Bei den widerholten Unterfuehungen fand ich,
vermuthlich weil diefes Terrain fchon feit lange in
Cultur genommen, auf der ganzen Strecke von l'alanka
bis Varadia nur mehr einen 4—6 Meter breiten
Schottcrrtreifen, nur an zwei Stellen, nämlich bei
dem oberhalb Rothkirchen gelegenen Fifenbahn-
Wachterhauschen und knapp an der Weifskirchener
Ilottergrenze gegen Mercsina zu, auch grofscre Bruch-
fteine vor, welche wahrfcheinlich cinftmals die Grund-
lage bildeten. Frll als ich jene bereits oben erwähnte
Stelle zwifchen Komorillic und Forotik erreichte,
bemerkte ich, dafs die Römer auch hier ihrem Principe
treu blieben. Jene Strecke ift nämlich durchgangig
gcprlartcrt, d. h. die Grundlage berteht aus feft an ein-
ander gefetzten, zum Thcil ziemlich grofsen, übrigens
nicht behauenen Steinen (Polygonen), denen nur wenig
nachgeholfen werden durfte, um fie feft aneinander zu
fugen. Auf diefem, meirt mit auffallend grofsen Sand-
lleinen verfehenen Steinfatz befindet fich ein feft-
geftampftes Bcfchläge aus kleinen Steinen, Sand und
Gerollen. Das l'flafter ift ohne Mörtel, die Fugen
jedoch mit Sand möglichft feft ausgefüllt. Das ver-
wendete Material ift fchr verfchieden und befchrankt
fich rcgclmafsig auf das in der Nahe vorkommende;
z. B. von der Donau bis über Vranj beftcht felbes
aus Chloritfchicfcr, von da bis Konigsgnad aus Quarz-
kicsel und feilen Kalkftcinen.
Die Strafse. foweit fich dies mimlich auf befagter
Strecke noch erkennen lafst, irt zumeift wallaitig
erbaut und an einigen Stellen 30 — 60 Cm. hoch, nur in
dem Hohlwege hinter Forotik macht fie eine Ausnahme.
Man gab ihr diefe Geftalt wahrfcheinlich um fie
bei jedem Witterungsweehfel trocken zu erhalten,
vielleicht auch um von einem höheren Standpunkte
aus den andringenden Feind leichter bekämpfen zu
können. Ihre gegen beide Seiten etwas abgewolbtc
Fahrbahn betragt präcife 4 30 M.
Das erfte am linken Donauufer gelegene rumifchc
Standlagcr Apo i,i. e. Aponte, d. i. „von der Brücke"
benannt) befindet fich noch am Weifskirchener Hotter,
auf einem fanft anfteigenden Plateau inmitten zwifchen
• Hieran hat (ich die PeuiingerTrhe Tafel euch In Süd Ungern .1.
volH.,,nimcn ikhlig Clpiutll.
**
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cxx
Ackerfeldern, nordolllich vorn Miftits-Graben, nahe
bei der (leinernen Brücke, am fogenannten „Fünf-
guldcnfclde" , unfern des Jamer Steinkreuzes. Seine
Umwallung. foweit nämlich der Spaten und Pflug des
flcifsigen Landmannes felbe nicht hat einebnen kunnen,
machte es zur Aufnahme eines (labilen Militarpoflcns
fehr geeignet und dies umfomehr, als im vorbciflicfscn-
den Hache zu jeder Jahreszeit Walter vorhanden ifl.
Ks liegt knapp an der Römerftrafse und mifst in der
Lange circa 150, in der Breite ungefähr 130 M.
Ich fand hier antike Ziegel-, Glas- und Urnen
Fragmente, fowie Bruchfleine, Mörtel und rom. Mün-
zen. 1 Bemerkenswert ifl ferner, dafs fchon der Alter-
thumsforfcher M. I'. Katancsich in feinem bekannten
Werke" bei dem 3 1 a Meilen nordw ertlich von Moldova
gelegenen Weifskirclten folgendes Bruchfluck einer
romifchen Grabfchrift anfuhrt:
AVRELIO ■ CANDIDO
M LEG H AVG
AN XX
— Aurelio Candido, militi legionis \\ Augullae,
annorum XX — — ), welches — wenn anders die Be-
hauptung wahr i(l — nur hier ausgegraben worden
fein konnte, da meines Willens auf dem Wcifskirchcner
Territorium, aufser einigen Münzen, bisher fonfl
nirgends Rcfle aus der Rumcrzcit zum Vorfchein
kamen.
Was das Varadier Caflrum Arddava anbelangt,
fo liegt felbes nordüfllich vom Dorfe, etwa 400
Schritte von der Karafchbrücke und 70 Schritte von
der nach l'etrovacz führenden Strafsc entfernt, auf
einem Wiefen-Terrain, welches zeitweilig inundirt
wird, und es ifl anzunehmen, dafs fleh dasfelbc im
Laufe der Zeit um mehr als 1 Meter gehoben hat.
Dies mag auch die Urfache fein, dafs die Umwallung
heute nur mehr unbedeutend daraus hervorragt. Nach
der Vcrficherung der romänifchen Ortsbewohner,
welche diefen Ort „AtawM" (Ruine, Burgruine)
nennen, 1 hat man vor noch nicht langer Zeit von hier
bedeutende Ziegel- und SteinmalTcn ausgehoben.
Auch der Monograph A. Bärany* bezeugt, dafs in
den Vierziger -Jahren hier Gold-, Silber- und Bronze-
münzen aus der Zeit Nero s ans Tageslicht kamen. Hier
foll man nach derfelben Quelle ferner auch ein Haus
(wahrfcheinlich ein Bad) mit 3 Zimmern und daneben
2 gepflaflerte Gaffen, mehrere maffive Mauern und
eine 1 t Klafter hohe Säule ausgegraben haben, welche
Gcgenllande fich aber nicht mehr eruiren lallen. Der
herrschaftliche Gutsverwaltcr Finke brachte uns bei
1 Unter den hier »elundeiien Mtlnicn. befanden lieb auch hubfch er-
haltene SilWrdcmw« von iiUilim. tun Traj**, aVare Amrtl. Stft. -Vrtvrai»,
delTcri Gemahlin 7*7. U,<m*,i II- A.
I Iftri adi.ul.num geosraplua velui Ofen, ttlrj II, p. aei. CCXL.
■Von Special K.arteu«eiken aft meine» Willen» da» Ütijccl .Ketiu"
einrifC «Hein nv,r tu ilcc vom l-.iucniemeii Fr. t iuBHuct Itauiiuendeii K.,rlr de»
..femt/tr h'tmtUtea" v. ). tb'u eitt£ecei>.huct, «uücfcB, e» in der GencralAah»
karte roance It
* Siehe TcinctvaraBcgyc ilmlekc N. Itci »kerck 184H I. 14a
unferem Dortfein ebenfalls einige Bronzcmunzen von
Claudius, Nero etc., ferner einen gabelartigen fchon
patinirten Bronzcgegcnftand unbeftimmbaren Gebrau-
ches und endlich einige kleine gehenkelte Urnen,
welche nach feiner Vcrficherung ebenfalls von hier
flammen. 4
Wir haben das Fort gerneffen. Seine Lange,
wenn ich nicht irre, beträgt 133, feine Breite 121 M.
Der Name „Arcidava - il\ daeifeh, da Dava in diefer
Sprache Berg bedeuten foll. Vermuthlich erhielt
felbes feine Benennung nach der am Berge befind
liehen barbarifchen Colonie.
Das außerhalb S/.urduk im freien Felde, inmitten
eines ziemlich ausgedehnten ThalkcfTels auf einer
fanften Anhohe befindliche Römerfort, obwohl die
Strafsc nach Doklin hindurchfuhrt, ifl viel beffer er-
halten, als die vorher befchriebenen. Bei letzterem ill
noch theilweife eine zweifache 8 M. breite, 4 M. hohe
Umwallung bemerkbar. Ks mifst in der Lange 160, in
der Breite 143 M. Wir fanden hier Bruchftücke von nun
Dach- und Mauerziegeln vor, ferner einen eifernen
Pfdl und mehrere andere kleinere, flark verrottete
EifcngcgenlLinde. 11 Auch foll hier, nach der Vcr-
ficherung eines dortigen Grundbefitzcrs, beim Ackern
vor 15 Jahren eine circa 10 Cm. im Durchmeffer haltende,
1-50 Cm. dicke durchlöcherte Bronzcfchcibc, fowie
eine nicht unbedeutende Zahl Münzen und Urnen-
fcherben gefunden worden fein. Ktwa 123 Schritte von
der nordwclllichcn Böfchung entfernt gegen die
Bachfeite fland wahrfcheinlich das Bad, aus welchem
man vor einigen Jahren bedeutende Quantitäten
Ziegel zu einem Ilausbaue ausgegraben haben foll.
Diefes Standlager wird von den Kinwohnern auf
flavifch ^Pogradjc* (Umwallung) genannt und bekam
feinen urfprungliehen Namen „Cenlum /'u/ea" (Hun-
dert Brunnen) nicht umfonftjdcnn in der Nähe davon,
brechen in den Thaleinfchnilten — wie ich mich fclbft
überzeugte — an mindeflens zehn Orten reiche Quellen
hervor.
Nach der von mir erhärteten Feflflellung obiger
Daten ill es nun weder nothwendig, die auf der
Peutingcr'fchen Tafel auf dem rechten Donauufer
angegebene Manfion Lt dcrata jenfeits zu fuchen, noch
auch die Rumerflrafsenflrecke „I^derata- Tibistum*
einen fo grofsen Bogen über Werfchetz, Bazias, Lugos
und Kavaran befchreiben zu laflen, wie mein Freund
Luka Ilics annehmen zu muffen glaubte, defTen irrige
Meinung in ncucAcr Zeit fogar in das monumentale
Mommfen'fehe Infchriftenwerk 7 ubergegangen zu fein
fcheint; wenigflens findet fich auf dcITcn Karte von
Dazien unter den Namen iitithrfcheinliche Römcrßrafscn
(viae incertae) auch die fragliche Linie eingezeichnet
vor.
1 Herr Finke Ubelgab diele ticKeiiftande an rrcu.d Torrn», weither
leihe rm ii..Iictcd Uc lehrcibuutg nach ltudapeft mitnahm.
'Gedachte Gcue»ft.uute befinden lieh gegenwärtig in Weif»ki rehener
IMhk
' Th MsMtm/en „Cuftiuk lulkriplutun» l.atluoluui llefltn 1*71, 3 Ilde
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CXXI
Die älteften Siegel der Salzburger Erzbifchöfe.
Von £./uurJ KUkttr, k k. Coiifcrvator.
fUKXII die Freundlichkeit der Vorftande des
kärntnerifchen Gefchichtsvereincs bin ich in
der Lage, die alterten bekannten Siegel
Salzburgischcr Erzbifchöfe aus dem 10. und n. Jahr-
hundert zu veröffentlichen.
üic Siegel von Friedrich I 958-991. Hart wie 991
bis \ozi, Balduin 104t— 1060 und Gebhard 1060-1088
flammen von Urkunden, welche fich im Archive des
kärntnerifchen Gcfchichtsvercines in Klagenfurt be-
finden, und die vorliegenden Zeichnungen find Copien
von Gypsabgüffen, welche das Salzburgcr Mufeum von
dort erhielt. Das fi.nfte Siegel, von ErzbilchofThietmar
1025— 1041 i(t nach einem Gyps-Abdruck jenes I ypars
gezeichnet, welches 1874 bei Werfen im Salzburgifchen
gefiindcn wurde, fich jetzt im Salzburgcr Mufeum
befindet und über deffen Kchtheit im engeren Kreife
mehrfache Verhandlungen ftattgefunden haben.
Friedrich I. 958 — 991
Kig. 1
Die Veröffentlichung einer gefchloffencn Reihe fo
alter bisher unbekanntcrSiegel brauchte vielleicht keine
weitere Rechtfertigung; doch will ich nicht verfchwei-
gen, dafs ich allerdings eine Nebenabficht damit ver-
folge. Ich will nämlich eine Lanze einlegen für die
Echtheit des erwähnten Typars, und wenn die Fund-
gefchichte, welche ich ausführlich und aus den beften
Quellen mitzutheilcn im Stande bin, die Möglichkeit
einer Fälfchung widerlegen foll, fo bcabf.chtigt die
Veröffentlichung der zwei vorhergehenden und der
zwei nachfolgenden Siegel den Erweis, da fs auch be-
züglich des Kunft-Stylcs und des allgemeinen Charak-
ters das vorliegende Stuck trcfllich in die Reihe pafst.
und alfo auch keine inneren Gründe für die Bezweiflung
feiner Echtheit und Gleichzeitigkeit vorliegen.
Die Fundgcfchichte war bisher nur unvollftandig
bekannt, und aus den Lücken und Widerfprüchen der
Berichte ergaben fich Zweifel, welche durch
genauere Darftcllung fchwinden muffen.
Im Spatherbft 1874 brachte der damalige Salz
burgifche Landfchafts Secrctar Herr A. Sclnveinbach
einen in grobem l'oltiicgcllack angefertigten mehrfach
zerfpnmgcjicn. aber lückenlofen Abgufs des Typars an
das Mufeum. Er hatte ihn von dem Eifcnbahnbau
Ingenieur Oisluiufcii bekommen, der ihn von dem
Original-Typar abgenommen hatte. Diefes war ihm von
dem Finder, dem Erdarbeiter Zanoll, um 10 ff Silber
zum Kauft angeboten worden. Da ülshaufen kein
Silbergeld befafs, zerfchlug fich der Kauf, Zanoll ver-
liefs mit feinem Funde das Land und ülshaufen be-
gnügte (ich mit dem Abguffc ; als diefer letztere an das
Mufeum kam, erregte er fofort das Intcrefie der Ge-
fchichtsfreundc. Mein Schwiegervater, Herr C. v. Frey,
machte eine Brod-Matrizc des gebrechlichen Siegel-
lack-Abdruckes und darnach mehrere Gyps-Abgüffc,
von welchen ich zu Neujahr 1875 einen an Herrn Hof-
rath l'rofcffor Sichel ubergab, um die Aufmerkfamkeit
der k. k. Central- Commiflion auf diefe Sache zu
lenken. Der Olshaulcnfche Siegellack Abdruck blieb
im Mufeum, wo er fich noch heule befindet
Hartwtc 991— iojj.
Kig. 2
Nun begann fowohl von Seite der k. k. Central-
Commiffion, als von Seite der Gelellfchaft für Salz-
burgcr Landeskunde eine eifrige Suche nach dem
vcrfchollcncn Zanoll und deffen Typar. Die Nach-
forfchuiigcn auf diplomatifchem Wege ergaben, dafs
Zanoll in die Schweiz gegangen war, blieben aber im
übrigen fruchtlos, wie alle anderen, als plötzlich im
Hcrbftc 1875 das Typar felbft wieder auftauchte. Herr
\\ anner, ein Subunternehmer, der 1874 beim Bahnbau
in Werfen befchaftigt gewefen war, dann ebenfalls in
die Schweiz fich begeben hatte, war dort mit Zanoll
zufammengetroffen , hatte ihm das Typar um 10 (1.
abgekauft und es hierauf dem Infpeftor der k. k.
General-Infpcction, Herrn Gransner, der als Sammler
von Antiquitäten bekannt war, zum Gefchenke gemacht.
In deffen Befitze fahen es im November 1875 der Vor-
ftand und der Secrctar der Gefellfchaft für Salzburger
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CXX1I
Landeskunde, die Herren Ür. Prinzinger und Archivar
Pirkmayr zu Salzburg. Gleichzeitig bekam aucli fchon
Herr (7nw;*r von feiner Obcrbchorde den Auftrag
dalfclbe an die k. k. Ccntral-Commiffion cinzufenden,
von wo es endlich nach Granzner'« Difpofition an das
Salzburgcr Mufcum gelangte.
Thirlmar D. 1025
V'6 S
1041-
Ks fragt fich nun, ift das Typar, welches Granzner
voti Warmer erhielt, und welches mir hier vorliegt
dasfelbe, welches Zanoll 1874 in Werfen gefunden hat?
Diele Frage lafst fich mit aller Bcftimmtheit dcfshalb
beantworten, weil der Siegellack Abdruck, den Ols-
haufen fofort nach der Auffindung machte, noch heute
erhalten ift. Die Vcrgleichung erweift nun auf das
Bcftimmtcftc, dafs der Abdruck nur von dieftm Typar,
oder einem ihm vollkommen congruenten herftammen
kann. Der faft '/j Cm. hoch hervorragende Kopf des
Krzbifchofs pafst fo genau in die tiefgravirte Matrize,
überhaupt klappen Typar und Abgufs fo vollkommen,
dafs hierüber gar kein Zweifel fein kann.
Ks bliebe alfo nur die Möglichkeit, dafs Zanoll
etwa in der Schweiz eine Copie des gefundenen Typars
habe anfertigen laffen und diefclbc an Herrn Wanner
um 10 fl. verkauft habe, wahrend d a; > echte Stuck
anderswohin gekommen fei. Das Hegt nun aufser dem
Bereich jeder Wahrfcheinlichkejt. Wenn Zanoll den
Werth und die Seltenheit des Stuckes geahnt hatte,
fo wurde er weder Original no c h Copie um 10 fl. ver-
kauft haben; abgefehen davon, dafs das vorliegende
Typar nicht gegolten, fondern fichtlich gravirt ift,
die Herftelluiig einer Copie alfo felbft wieder mehrfach
10 fl., ja Hunderte gekoftet hatte, denn fchon der
Silberwerth ift beiläufig 10 fl.
Wann hatte aber fonft eine Unterfchlagung oder
[mitirung gefchehen follcn? Dafs der Fund ftattge-
funden. bezeugen nebft genauer Angabe des Ortes
die verfchiedenften Berichte; nämlich von Wanner
durch Granzner). von Olshaufen (durch Schweinbach:,
von Richard Herrmann, Beamten der Kifenhahn-Bau-
gefellfchaft (briefliche und mündliche Mittheilung an
Archivar Pirkmayr vom 30. Octobcr 187;) vom Gen-
darmericToftenCommandnnten Scvera (Briefe an Dr.
J. C. Pillwax vom 31. Januar und 9. Mai 1875.) 1
' Samöilluhr Arten l.(fin"!en tKh im Bclitf der OcfoMlYhllt fmr laMl.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung des Typars
felbft, fo fchen wir eine w ohlerhaltene Platte aus reinem
Silber von 0 8 Cm. Dicke und 5-3 Cm. Durchmcflcr,
worin die Gravirung mit fehr viel Stylgefühl und
Sicherheit, mit deutlich fichtbaren Stichen ausgeführt
ift (fo beifpiclswcife befonders im V von episcopus) und
zwar eine Platte ohne I landgriff. Bei fpäteren Siegel-
Typaren find Handgriffe gewohnlich, doch nicht allent-
halben vorhanden. Häufig findet fich nur ein Oehr. 1
Doch konnte der fpatcre Ufus für das II. Jahrhundert
keinesfalls etwas beweifen, denn man hat bisher kaum
Siegelfteinpel, welche über das 13. Jahrhundert hinaus-
gehen. 3 Aufscrdcm darf ich hier wohl folgende Bcob
achtuugen einfchaltcn. Die ungemein tiefe Gravirung
erfchwert die Handhabung des Typars ungemein. Ich
habe eine Reihe Verfuche mit Wachs und Siegellack
angeftellt, aber die 5 Mm. hervorragende Nafcnfpitze
blieb faft immer unausgedruckt, trotz einer grofsen
aufgewendeten Kraft. Ein Handgriff oder Grat an der
Kuckfeitc wäre bei einem folchen Stücke ganz zwecklos,
denn dicKraft, welche auf diefe Weife durch Aufdrucken
mit der Hand, die den genannten Grat erfafst. ent-
wickelt wird, ift völlig ungenügend Kine folche Platte
kann nur durch Hebelkraft zum Ausdrücken gebracht
werden.
llal.hitn 1041—1060.
H» 4
Zu diefem Zwecke bediente man fich bekanntlich
zangenartiger Inftrumcnte, ahnlich dem Waffeleifcn
In eine derartige Zange wird man dann die gravirte
Platte eingefetzt und fo die Kraft erzielt haben, welche
nothig ift, um 5 Mm. tiefe Gravirungcn auszudrücken.
Auf den alten Kaiferfiegeln ficht man genau die Arme
der Zange in dem Wachswulft, der das Siegel um-
gibt, eingedrückt.
Was endlich den Styl und die allgemeine An-
ordnung betrifft, fo genügt ein Blick auf die mit-
folgenden Zeichnungen, um jeden Zweifel zu zerftreucn,
ob unfer Stuck in die Kntwicklungsreihe hincinpalTe
oder nicht. Der Unterfchicd liegt nur darin, dafs die
erhaltenen Wachsabdruckc in der langen Zeit von
: Anieitter dei gern, MuOum 874, dar y und 04,
1 L. c. „Aui dem Anfange Jes 11- 'uht hundert! find wohl nur fchr «tu ige
Sicgelflerapcl mehr voiKaudru, fngeri -ri einer von Mal ficher unler die ff/iirm
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8oo — 900 Jahren ihre Schärfe und ihren Ausdruck ver-
loren haben, und befotulers die hoch hervorragenden
Gcfichtcrabgcflacht und verdrückt crfchcincn, wahrend
unfer Thietmar mit feiner uberkühnen Nafe und feiner
feharfen Schrift uns zeigt, wie feine Nachbarn cinft
ausgefchen haben.
Von Gebhard ab wird das Müller des Balduin
fehen Siegels, die ganze Figur auf der Sella, herrfchend.
Auch bei anderen Bischofsflegeln zeigt fich diefer
VVcchfcl. So hat ein Siegel Kberhards von Bamberg
von 1040 ganz dicfelbe Anordnung wie unferThietmar,
der Bifchof erfcheint als Bruftftück mit Buch und
Stab ; eines von 1 lartwic von Bamberg 1054 zeigt den
Bifchof als Knieftück; die folgenden in ganzer Figur.
(Röckl'fchc Sammlung im k. bayr. Reichs- Archiv.)
Dafs filberne Siegelftempcl vorkommen ifl bekannt
(f. Anzeiger des german. Mus. 1871, p. 261, 1878 Nr. 1
und Nouveau traitc II. 5, I. §. 438—448).
Wenden wir uns zu den erhaltenen Siegeln der
Salzburger Krzbifchofe aus dem 10. und 11 Jahrhundert,
fo ift zu bemerken, dafs die abgebildeten Siegel aus
der Klagcnfurter - Sammlung (refpeftive dem alten
Gurker Archive) die einzigen uns bekannten aus diefer
Zeit find, indem aufscr ihnen ein Siegel des Krzbifchofs
Conrad (1106) im Archive der Abtei zu St. l'etcr das
altefte erhaltene ift. Von Erzbifchof Thietmar iß kider
keine einzige Urkunde mit Siegel erhalten.
Das Siegel Erzbifchof Friedrich's ift nur einmal
vorhanden. Ks hangt an einer Urkunde, welche bei
J//<e<'/-j-//<>/r«,Gcfchichtc von Kärnten, gedruckt ift. (Aus
dem Gurker Copialbuche, Fol 7, Reg. Nr. 41) (Fig. 1).
Das Siegel Krzbifchof I lartwic's erfcheint ebenfalls
nur einmal. \Ankershofen, Reg, Nr. 162.) Ein zweites
Siegel Hartwic's (Reg. Nr. 58), von dem nur die Hälfte
erhalten ift, ift nicht von derfelben Stampiglie, wie das
erftc, deffen Abbildung beilicgt, doch fo ähnlich, dafs
nur genauere Untcrfuchung die Ungleichheit erkennen
läfst (Fig 3).
Das Siegel Balduins (Fig. 4) exiftirt zweimal [hielt-
hörn Beiträge 1,176 und Ankershofen Gesch. II, pag. 93;
das Gebhard s [Fig. 5) fechsmal. [Zahn, Urkundenbuch
von Steiermark, pag. 77, Nr. 68), liichlwrn 1, 194, 11,
III, Ankershofen 11, 78, Nr. 31 und 36.
Fi« 5
Hei den Siegeln Balduins und Gebhards ift die
Zangenfpur deutlich zu fehen, fo dafs es unzweifelhaft
erfcheint, dafs aue/i die Stampiglien diefer Siegel die
Plattenform befeffen haben.
Der Pranger zu Gradwein.
Von Vintent Leicht.
1FSFS feltene Denkmal einer vergangenen
Gerechtigkeitspflege findet fich im Markte
Grad wein 1 an der Nordfeite eines fehr bau
lalligen llaufes — der Pfarrkirche gegenüber — an-
gebaut.
Zur Zeit, als der Pranger noch zu Recht beftand,
hat er im Markte fclbft. in unmittelbarer Nähe des
fogenannten Kreuzwirthes, feine Aufftellung gehabt;
der gegenwartige Platz auf dem Kirchcnhügcl wurde
ihm vor ungefähr 30 Jahren zugewiefen.
Das Denkmal hat eine Hohe von 2' 1 M. und eine
Breite von 40 Cm. Ks beftcht aus zwei Thcilen: einem
anfeheinend monolithen Unterbau und daraufgefetzter
Bckronung. Die Bckronung wird durch ein mäfsig
ausladendes Gefimfc vom Unterbau getrennt, und
bietet fowohl im Detail wie in der Compofition viel
des IntereffantOn.
Die Stirnfeite der Bckronung weift das Bild eines
liegenden Löwen, der in ftarkem Relief nicht ohne
Gcfchick gearbeitet ift; der Lowe wird von einem, im
Scheitel gebrochenen Bogen überfpannt, das Ganze
lehnt an eine ftumpfe Pyramide an.
' Marktflecken an Jcr SMImtin, i»c, Stationen . (;,*« enllcr»!
Im Profil durchdringt der erwähnte Bogen die
Pyramide; an letzterer ift dort, wo die Seiten conver-
giren, eine Halbkugel angeordnet, von welcher aus
zwei fehr fanft gefchwungene Leiften bis zum Gefimfc
hcrablaufen, mit dcmfelbcn eine giebclförmige Dreieck-
flache bildend.
Am Unterbau find die Kanten bis zu einer Hohe
von 182 Cm. abgefchragt. die zurückfpringendc
Kbenc hat eine Flachenausdehnung von 3 Cm. Un-
mittelbar unter dem Gcfimfe ift eine Nifche einge-
fchnitten, die an der Bafis rechtwinkelig, oben in
flachem Bogen gefchloffcn ift. Die Nifche ift von
geringer Tiefe und wird durch eine Maske gefüllt,
welche in ftarkem Profile vorfpringt und mit den
unteren Gefichtspartien die fchlicfscnde Keifte der
Nifche durchfehneidet.
Die Maske der Frontal-Anficht des Prangers ift
leider fehr fchlecht erhalten; es ift ein rcgelmafsigcr
Kopf, oben eiförmig gefchloffcn, Haarpartien find
keine erfichtlich, Stellung der Nafe und Augen jedoch
noch deutlich erkennbar (Fig. 1).
Trotz des Haarmangels erficht man an der
Silhouette, dafs die Maske als jugendlicher Kopf ge-
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dacht ift; ob fclbc mit der darunterftehcndcn Infchrift
„Juilicia u im allegorifchcn Zufammenhange licht, wird
wohl unaufgeklärt bleiben.
Pig, i
REMOVArVI
Pig, i.
Am Fufsc der Facade befindet fich noch ein
48 Cm hoher, 2 Cm. tiefer Einfchnitt. in dem ur-
fprünglich eine Eifcnklammcr eingclaficn gewefen fein
mag, mit welcher der Vcrurthcilte an den Pranger
gcfcffelt wurde. Für diefe Annahme fpricht auch die
kreisförmige Erweiterung am Scheitel der Rinne.
Am Profil ift in «leicher Hohe, jedoch mit kleinerer
Bans, eine ähnliche Nifche angebracht. Die gut
erhaltene Maske tragt einen turbanartigen Kopfputz,
regelmäfsigc cmlle Gcfichtszügc und reich gearbeitete
Hartpartien. Darunter lieht mit vertieften Lettern :
kenovatv. A. 66<j (Fig. 2).
Am rechtsfettigen Profile ift die Maske fo
befchadigt, dafs wir aus den vorgefundenen Rcftcn
nichts entnehmen können.
Das Material ift ein grobkörniger weicher Sand-
ftein, diefem Umftandc mag wohl die mangelhafte
Erhaltung diefcs Denkmals in erftcr Linie zuzu-
fchreiben fein.
Da fich keine wie immer gearteten hiftorifchen
Daten' über den Pranger zu Gratwein gefunden haben,
fo find wir genothigt, die Entftehungszcit aus der
Anordnung und Decoration zu beftimmen. Wir werden
kaum fehlen, wenn wir die zweite Hälfte des 16. Jahr-
hunderts als den Zeitpunkt der Errichtung annehmen.
Für diefe Anficht fpreehen fowohl die nur mäfsig
ausladenden Profile des Gcfimfes, und mehr noch die
regelmafsigc, der Antike fich nähernde Gefleht»
bildung der Masken. Die technische Durchführung ift
in allen Einzelheiten, befonders aber in dem fchon
componirten Löwen eine tadellofe.
• AtlinlnSc ll«.ilmali licfinden lieb »u Swrntlnrf, k*fpmchrn in Uco
Mittn.a.nxei .!« Ali*nhMH>V«n)M«, Bruha: CminMhmiflMi Tora
Uli. M. »i tu.
Ueber Neuberg.
Vom 7.'*,fbi» Graut, V. k Coafervalor.
^IE Gründung des Cifterzienfer-Kloftcrs zu Neu-
birg in Steiermark gefchah im Jahre 1327.
Damals wurde auch der Hau des Kloßrr-
gebaudts begonnen und zwar, wie der Grundplan es
ausweifet, fo ziemlich genau nach dem Plane des
Uulterklojtcrs f Uiligenkreuz (Fig. 1). Es haben die
Kirche, der Kreuzgang, das Brunnenhaus und Refec-
torium, der Capitclfaal und das Dormitorium in beiden
Klöftern die gleiche Lage; auch die Anlage des
Capitcllaalcs in quadrater Grundform mit vier frei-
ftehenden Stützen, der üftabfehlufs der Kirche als
dreifchiffige Halle mit gerader Abfchlufswand ent-
fpricht bei Neuberg dem Schema obigen Stiftes, aus
deffen Convent feine erften Ordens- Mitglieder gekom-
men waren.
Die erfte Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts
hat man in den bisherigen Beschreibungen von Neu-
berg als Bauzeit gelten lallen, aber nur für das
Klojlcrgi'baudc ; für die Kirche jedoch wurde das
Ende des 15. Jahrhundcrtes angenommen, und im
Jahrbuchc der k. k Central-Commiffion II. Hand ihre
Erbauung angefetzt „um 1471". Diefe Datirung kam
mir aber ftets bei Erwägung der reinen Architektur
der Kirche unrichtig vor; ihrer „fehön-gothifchen"
Pfeilcrbildung, der reinen Form ihrer prachtigen
Fenftermafswerke kann man eine Erbauung wahrend
der llerrfchaft der „fpaten" Gothik nicht gut zuer-
kennen. In der That flehen freilich Jahresangaben
des K. Jahrhundcrtes am Hauwerke verzeichnet; „147 1 **
ift nicht darunter, dafür:
i.ftii an der oftlichen Chorfchlufswand, nebll den
Worten: Fridcricus Tertius Romanor. Imperator
A E-I O V auf einem Spruchbande in den
Händen einer Engclsfigur;
an der UmfalTung des fogenannten „Heiligen-
gciftloches" am Gewölbe des Hauptfchiffes inmit-
ten der Kirche;
I4y6 an der W'ellfacade jedoch im Innern des Gottes-
haufCS ober der grofsen Kofe und knapp unter
dem Gewölbe.
Es ift alfo durch diefe Daten und ihre Stellung
das Gewölbe der Kirche von einem Ende zum andern
genau beftimmt. Dafs man aber diefelben Angaben
nicht etwa auf die etwas dürftigen Gt H'flVftf matt I fiiH.
mit denen lic gleichartig angemalt find, allein beziehen
dürfe, und die einfachen Kieuz-Rippengcwolbc davon
unterfchieden für alter halte, hindert die Bemerkung
einer charakteriftifchen fpat gothifchen Kleinigkeit in
der Scheitelpartie der Querrippen, an denen die Durch-
kreuzung des mittleren Plättchens vom gratigen Profile
die Mauer des 15. Jahrhundcrtes darthut (Fig. 2).
Obige Datirung kann aber nur auf das Gnvolbt
und nicht auf den Kirchenbau im Allgemeinen be-
zogen werden.
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Die archivalifchcn Nachrichten fprechen nicht
blofs vom Kloderbau, fondern auch vom Haue der
Kirche im 14. Jahrhundert. Im Jahre ijjj verordnete
Herzog Albrecht über eine Gcldfummc von 200 Mark
zu Gundcn des neuen Kloders: „vnz duz daz Münder
dafelbs in Ncwnpurch Chirch Chor Vtld der Chreutcgang
gepawt vnd vnlpracht werdent. Daz in paw nicht
gefawmt werde." /,y./ erliefs Konrad Krzbifchof von
Salzburg einen Ablafsbricf für die, welche „in mor läs-
tern, Novi montis Ord.Cist.aut ejus eapel/is Melle
lefen, predigen oder diefem Gottcsdicndc beiwohnen.
Dann wird von der Einweihung der Kirche als einer
vollendeten Thatfache geredet: Dedicatio capituli
profäti monaderii Allans ejusdem virginis fuperioris
ac trium Altarium ejusdem ac ambitiis ibidem per
nos celebrata fuerit calendis Januarii atque dedicatio
capclfac f. Mariac", wobei diefem Fede der Einweihung
über dem Tenor einer inneren Ktodcrangelcgcnhcit
hinaus das Gewicht einer Angelegenheit pro foro
publice zuerkannt wird. Ks wird nämlich durch eine
erzbifchofliche Verfügung fellgcftcllt , dafs für die
Zukunft die Jahresfeier diefcs Fedes auf den erden
Sonntag nach Ollern übertragen werde, mit der Moti-
virung, <lal's auf diefe Art die im Janner wegen winter-
lichen Unwetters abgehaltenen Leute der Umgebung
fo leichter zum Kirchenbefuche dazu herankommen
können. (Heide Urkunden erliegen im fleiermark.
Landes Archive.) Unter dem „Altäre fuperius* mufs
der Hoch- Altar begriffen werden, aufser dem noch
drei Altäre in der Kirche hergerichtet waren J nur fur
die Kirche, nicht aber für den Capitelfaal, lafst fich
ein öffentlich** Fefl der Kirchweihe und die öffentliche
I heilnahme an demfelben mit dem Hefuche der ge-
weihten Statte denken. Dazu mufs alfo die Kirche
fchon bcllandcn haben, was von Seite einer geldlichen
Genoffcnfchaft doch leicht begreiflich ift, die nicht vor
allem andern zum Klodcrbaue geichritten fein wird
und das wichtigde, das gottesdiendliche Centrum,
aufgefchoben haben konnte.
Schauen wir uns die Architektur des Kreuzganges.
namentlich jenes Theiles, der an der Kirche liegt, an,
fo zeigt uns fein Strcbefyfiem, der je zweite gröfserc
und darkere Strebepfeiler daran, dafs beim Baue
dcsfelbeu auf das Baufydem der Kirche genau
Kückficht genommen id und diefelben Bauglieder
in ihrer Anlage f, hon die Kirche voraus/eisen.
Ziehen wir ferners die fehönen rein conßrueihcu
Fenflermaafswerke der Kirche in Krwagung, fo finden
wir f»e fo fern jeder fpät - gothifchen Anwandlung
Ireierer Curvcnbildung, zugleich fo eng verwandt mit
den Maafswerken in den Kreuzgangsfendern, dafs wir
urtheilen müffen, die Periode des Styles. welche die
letzteren gcfchatTen, habe auch den erderen den
Urfprung verliehen.
Endlich ift die reiche Profilirung der Pfeiler,
faft genau diefclbe wie der Pfeiler im Chore zu St.
Lambrecht, einem Hauwerke des 14. Jahrhunderies,
welche in die gleiche frühe Zeit mit ihrem Urfprung
rangiren. Ihr Capital-Gcfims hält fich mit fcinerKelch-
form ziemlich nahe an jene im Chore zu Meiligenkreuz;
aus diefem entwickeln fich nun die Rippen der Kreuz-
gewölbe und die Arcadcngurtcn.
Diefe Kreit srippeugewotbc aber find eben das
Räthfelhaftcfte am Haue hinfichtlich der Datirung.
VlU. N. F.
Einfache Kreuzgewölbe mitten in der Rcgicrungszcit
der fpät-gothifchen Netzgewölbe, und unter dem
Zeichen Friedrichs III., defien Dombau in Grätz
1449 — 1456 der Mode der Rippennetze eclatant
huldigt ! Wie konnte man fich hier die Gelegenheit ent-
gehen laden, der allgraffircndcn Leidenfchaft für diefe
Ausartung der Condruclion nachzuhängen, wo die
magerden Dorfkirchenbaue im Netzzopfc prangten?
Aber gerade hier harrt unfer die Lofung des
Rathfcls. Eine genaue Betrachtung diefer Gewolbe-
bedandtheilc zeigt, dafs wohl die Arcadcngurtcn,
nicht aber die Quer- und Diagonalrippen von durchaus
gleicher l'rofilirung find. Letztere weifen an ihrem
l'rfprunge bis beiläufig zu einem Meter über dem
Capital-Gefinife das fchon -gothij che Bim - Profit; in
diefer Hohe aber hört dasfclbe durch den ganzen Hau
wie abgefehnitten auf und es w erden hoher hinauf die
Rippenweitergeführt imfpäf gothifchen gratigen Profile.
Das kann unmöglich in der gleichen Bau und
Styl-Phafc gefchehen fein und lafst uns einen fieberen
Schlufs auf die Baugefchichte der Kirche thun.
Alfo Kirche, Kreuzgang, Sacridei, Capitelfaal,
Brunnen-Capelle u. f. w., dies alles ward glcichmafsig
miteinander nach der Gründung des Stiftes im Baue
begonnen und weitergeführt. Im Jahre 1344 waren alle
diefe Thcilc foweit fertig gcdcllt, dafs die Feierlich-
keil der Einweihung dattlinden konnte. Zur leiben Zeit
wird auch die Kirche, und zwar ihn; Umfaffungsmauem
mit den l : enflcrn, ihre Pfeiler mit den Arkadengurten,
die fie untereinander verkannten, und die Rippen-
auf atze ihrer Gewölbe fertig gedanden und unter Dach
gebracht worden fein. Jetzt konnte die Einwölbung
beginnen; warum gefchah fie nicht und liefs mehr als
ein Jahrhundert auf fich warten? Sind die Geldmittel
zum Weiterbaue verfiegt? Ward die Kraft des Stiftes
durch ein fehweres Unglück gelahmt?
Das letztere id hier eingetroffen durch den
grofsen Brand, der 1396 das Stift und die ganze
Urtfchaft verheert hat. Hinterher bedurfte es der
befoiulcren kaiferlichen Huld Friedrichs III., um
dem Stifte die Wiederherdellung des fehonen Dach-
werkes, die Einfetzimg der Gewulbe, die Adaptirung
der beiden Giebel am Od- und Wellende (wo die
verwahrloden Formen der Strcbcpfcilcr-Thürmchcn
von der fehr fpaten Bauzeit erzählen) zu ermöglichen,
und des Kaifers Vcrdicnd documentirt mehrfach feine
Infchrift und bekannte Siglencombination. Dem fpät
gothifchen Baumeidcr aber, der zwifchen 1461 — 1496
einwulben folltc in einer recht fchwierig und mühfam
langwierigen Zeitdauer, geboten fchon die vom
14. Jahrhunderte her vorhandenen Rippcnanfatzc, fich
lies geliebten Zopfgellechtes fpater Netzgewolbe zu
enthalten und der einfachen edlen Weife einer früheren
Styl-Periode unterthan zu fein. Dafür konnte er es fich
verdatten, ohne Scrupcl auf das angefangene Birn
Profil der Rippen das gratige Profil fpät-gothifchen
Fortrehrittes unvermittelt aufzufetzen.
t
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Aus Brunnecken.
Von Dr. Aiirrl llg.
VtHbV] AS dem Kunftfrcund fchon bei feinem erften
iVrV*J Gange durch die alterthumliche Stadt auffallt,
Uflftt ill, an diefem geographifchen Tunkte fo leicht
zu begreifen, die fchwefterliche Berührung, in welcher
nordiieh-gothifche und fudliche Renaiflance Formen
der Architektur hier zu einander flehen. Am deutlich-
ften bekundet fich ein folcher Charakter des Ueber-
ganges, den dicfcsStadtebild tragt, an den Faqaden der
Privatgebäude, welche in unmittelbarftcr Nachbar-
fchaft bald Trcppengiebel, bald Sgraffitos, bakl hohe
Spitzdacher mittelalterlicher Form, bald maskirte
Giebel mit fcheinbar horizontalem Dachabfchlufs zeigen,
was in fumma dem Gcfammtanblicke natürlich etwas
hochft Materifches verleiht. Ich fprechc zunächft von
einigen diefer I'rofanbauten, deren Mehrzahl fich in
der engen alten Hauptftrafsc zufammendrängt.
Nr. 112. Frker auf breiter Confole mit Rundbogen-
Profilen und Mittelrippc. Im zweiten Stockwerke ein
Spitzbogenfries (Brauhaus).
Nr. 10;. Wie in vielen alten Häufern der Stadt
findet fich auch hier im Erdgefchofs eine tiefe Thor
flur von gothifchen Baufermen, durch einen Pfeiler in
der Mitte [,'eftutztc Gewölbe mit einfachem Rippen*
werk, bei Nr. 67 und 96 find es hübfehe NctzgewoJbc,
im Magill rat.shaufe Nr. 113 aber Sterngewolbc. Solche
Fluren kommen auch noch weiter nördlich vor; eine
fehr fchüne im bellen gothifchen Styl fah ich in Zirl
im übcrinnthal.
Das intereflantefte unter den l'rivatgcbnudcn ift
das (lattliche Haus Nr. 94, welches einen Frker auf
ähnlicher Confole wie das Brauhaus hat, überdies
aber an der ganzen Faqade, welche nach Art der ober-
italicnilchcu Hauten oben die Dachconllruction mas-
kirt, wenn auch einfach, mit Sgraffitendecorirt ill Diefe
Verkleidung enthalt arehitektonifche Motive, jonifche
Pilafter, Fenllcr - Charnbranen mit Keillleinen und
Mufchelbekrönungen. Ober den Fenflern, alfo auf der
Mauer vor den Dachgiebeln , Hellt der Syntffitcn-
verputz ein Schachbrettmufler vor. Das Ganze ift eine
treffliche Probe fchlichter Decoration diefer Technik,
im 17. Jahrhundert ausgeführt. Das Gebäude felbfl ift
alter, wie der Krker und die gleichfalls guthifche
Hausflur beweifen. — Hin ganz fchmales Haus mit nur
zwei Fcnllcrn Fronte, eifernen Korbbaikonen, hat
völlig das Gepräge Veneziaiüfcher und V'erunefifcher
Privathaufcr. — Die malcrifch gelegene Wa^ncrei
Nr. 156 am Rienz-Canale fcheint aus Kellen alterer
Baulichkeiten errichtet zu fein, denn die beiden Ein-
gangsbogen der Faqade werden von einem derben
Steinpfeiler romunifchen Typus mit Würfel Capital
getragen.
In anderer Art bemerkenswert!! ift das kleine,
archit eklonifeh unbedeutende Haus Nr. 66 in der
engen I lauptftrafse. Die fehr fchmalc Faqadc zeigt
noch Refte von Fresken aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts, doch ift nicht viel mehr zu erkennen. Man
ficht zwei Geharnifchte im Zweikampf, mit Schwertern;
der Eine ift bereits niedergellreckt, darüber den Tod
und unten eine ganze Sehlacht. Die Krieger tragen
vergitterte Helme, die vorhergehenden Farben find
Roth und Grau. Auf dem Spruchband vermochte ich
nur mehr die Silbe „hab- zu entziffern.
Palaftartig nimmt fich das Sternbach'fchc Haus
aus. Ks fleht auf vier Seiten frei und hat Krker auf
toskanifchen Säulen ruhend, welche über Eck gellellt
find. Das Auffallcndfle ill das Portal unter dem mitt-
leren Erker der Haupt-Fagade, den hier zwei fehr
fchon im Charakter deutfeher RenailTance profilirtc
und mit ftarker Entafis vcrfchcnc Säulen genannter
Ordnung tragen. Das Material ift Granit. Die Thor-
umrahmung ill jedoch noch im Spitzbogen gewölbt,
die darüber befindlichen (leeren) Wappcnfchilde, von
zwei Greifen gehalten, beinahe fchon barok; den
Schlufsftein bildet eine Maske. Nimmt man noch dazu,
dafs ein fehr gut componirtes Oberlichtgittcr von
Schmicdccifcn und ein prachtiger Thürklopfer aus
Bronze in Geftalt eines ftylifirten Lowenkopfes mit
einer Schlange im Rachen (17. Jahrhundert) vorhanden
find, fo mufs bekannt werden, dafs diefes Portal des
Intcreflänten genug bietet, was fo verfchiedenc Zeiten
allmalig als Schmuck herbeigebracht haben.
Ebenfalls von palaftartigcm Charakter ftellt fich
das Haus Nr. 10 am olllichen Ende der Stadt dar. Hier
fefl'elt uns das Innere. Den Hof umgeben auf den vier
Seiten I.aubenyange durch drei GefcholTc. DicCapitale
der Säulen cntfprcchcn der toskanifchen Ordnung in
fehr derben Formen ; über dem Halsringe erhebt fich
ein fehr kraftiger Echinus mit dünner Abacus-Platte.
Der Saulenfufs hat fall noch mittelalterlichen Charak-
ter, indem er einem umgekehrten Korb-Capitäle gleicht
und gleich den romanifchen Säulen mit Kckwarzen
tiefetzt ift. Gleichwohl gehört der Bau dem 16. Jahr
hundert an. Ein Capital und der (fpatere, 1680 datirtel
Steinbrunnen tragen einen gemeifseltcn Wappenfchild:
fchrig getheilt durch ein Wellcnband, in jedem Felde
ein achtftrahliger Stern. In einem Gemach des Erd-
gefchofles fah ich eine Holzthurc mit rohen gothifchen
Ornamenten in geftochencr Arbeit. Das Gebäude ift
aufs Aeufserfte verwahrloft, grofse Sprünge gehen
durch die Bogcnftcllungen. Das erwähnte Wappen, nur
mit zwei Sternen im linken Felde, bezeichnet Brandis
Khrenkränzlein als jenes der Jordan, einer in der
tyrolifchen Adelsmatrikcl vorkommenden Familie.
An kirchlichen Gebäuden befitztdie Stadt, Obern-
dorf und Raggcn hinzugenommen, fünf: die Pfarr-
kirche, die Spitalkirchc, die Capucinerkirche, die
Rainkirche und jene der Urfulinerinen. Ueber die Pfarr-
kirche, einen neuen Bau (nur rückwärts am Chore
bemerkt man von aufsen noch Refte des gothifchen
Baues), darf ich, frohgemuth, fchweigen. Es ift einer
jener feinfollend romanifch-byzantinifchen Neubauten
unferer modernen kirchlichen Kunft, deren Kalte,
Schwunglofigkcit und — Langweiligkeit keiner Seele
Freude macht, die nüchternen, nazarenifchen Malereien
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des Innern dazu gerechnet. Die alte, fchon in der
Barokzeit erweiterte Kirche brannte am 22. Mar/. iS;o
gänzlich ab. Ihr herrlichfler Schmuck waren Fresken
von Jofcph Schopf, die Verehrung Gottes durch alle
Volker der Krde und Mari i Himmelfahrt, welche als
des edlen Mcifteis bcflc Werke gegolten hatten.
Weidmann bemerkte zur Zeit, als die neue Kirche
noch im Bau Hand, fchr mit Recht: „ein Krfatz für die
Schopf fchen Meillerfresken aber ifl nicht zu erwarten".
— Noch find einige wenige Kunflwcrkc aus alter Zeit
in der Kirche aufbewahrt. Auf dem Seiten-Altar zur
Linken befindet fleh ein bedeutfames Sculpturwcrk des
15. Jahrhunderts, eine Pictä, .Steinarbeit mit Kellen
alter Fällung und Vergoldung. Die Formen lind äufserll
hart, die Korper fchr hager, charakterillifch endlich
der über den Schofs der Mutter übermafsig weit her-
ausragende Oberkörper des todten Heilands. Hohe
circa 2 Fufs, das Bildwerk hat in der Compofition viele
Aehnlichkeit mit der Pietä auf der Kall bei Bozen. 1
In der Sacrillei licht ein gefchnitzter gothilcher
Schrank mit geometrifcher ürnamentation in Holz-
Mofaik, fowie ein jüngerer mit aufgelegten Verzierun-
gen von I.aubfagcarbeit mit der Infchrift: Difen Kaften
hat die Krzbrudcrlchaft vom heil. Kofenkranz machen
lalTen. 1650. — Das bcdcutcndllc Ucberblcibfel aber
ill folgendes:
Laut Angabe Dr. F. C. Weidmann (dritte ganzlich
umgearbeitete Auflage von J. G. Seydl's Tyrol, Leip-
zig 1854, pag. 161) und anderer Autoren follte in der
Spitalkirehe ein Frzrelief von Cafpar Gras aus dem
Jahre 1620 zu fehen fein. Dafelbll befindet fich heute
nichts derartiges, wohl aber bewahrt die Sacrillei der
Pfarrkirche diefcs Kunllwerk; ob es von jener in diele
Kirche feitdem erll transferirt wurde, weifs ich nicht.
Ich habe das Denkmal, das einzige unter den hier
befchriebenen, auch nicht fclblr gefehen, fondern ver
danke dicKvinde davon nur meinem verehrten Freunde,
Architekt Johann Deininger, welcher auch die Güte
hatte, mir nachtraglich die Infchrift mitzutheilen. Das
aus Bronze gegoffene Relief Hellt die Kreuzabnahme vor
und enthalt folgende Worte in deutfeher Schriftform:
Gott dem Allmachtigen zv lob hat der furnemb
Hanns Kempter burger des Raths zv Brix dclTcn
Vater Hanns Kempter Bürger zv Brauneggen fo im
1564 Jahr in Gott entfchlaflen vnd alhla begraben
liegt dicl'scs Kpitaphivm machen lalTen. 1620.
Cafpar Gras foll uns Haddiens der Gegeuftand
einer eingehenderen Unterfuchung fein ; wir begnügen
uns an diefer Stelle daher mit der Anfuhrung eines
bisher nicht bekannten Werkes des intereffanten
Kunlllers.
Die Spitalkirche im Kargen ifl ein Rococo-Bau
mittleren Schlages mit ziemlich reich, mit Statuen und
Stucco's gezierter F'a^ade. Das Presbyterium hat
indefs noch drei Seiten des gothifchen Oclogons. Das
Innere ill mit zierlichen ornamentalen Stuccatuien im
Kococo-Styl decorirt und die Decke mit Fresken bc
malt. Letztere ilcllcn die Hauptfccnen aus dem Leben
Johannis Rapt. vor. Das Bild über dem Hingang, (der
Hümme Zacharias erhalt im Tempel die Sprache)
enthalt in der Infchrift : In MEDIO eCCLESIaEAPERIET
1 Sondra fobo ich. daf» «. lUltlki im i»euc(l«n «. lltfle de» Rtw,
l lllni für K.ir,«.iir«a,fch..fi. pa(. (■ t (f.. unfer B.ld eb.nfclli befehjeibi. Sein.
Anficht, <li< So.lpl.ir (p.lft all di* U.oiie.kc Epixbc aittufcucu f.., lh.il«
1.1, .»Clgnniill
OS ElVs. (Kcclef. XV.) die Jahreszahl 1760. Das I loch-
Altarbild, Taufe Chrilli. ill eine Arbeit des Frans
Unterberger. Heller gefallt uns deficit heil. Fliläbeth am
Seiten Altare rechts, die freundlichen Frauenkopfc mit
echt baroken Stumpfnaschen, der greife Bettler, welcher
eine Reminifccnz an Dominichino zu fein Icheint, find
recht gelungen. Das Colorit ill, wie bei (tiefem Maler
mcillcns, blafsgrau. Georg Grasnttiyrs heil. Notburga
am linksfeitigen Altar gehört zu den gewöhnlicheren
Arbeiten diefcs gewandten und fruchtbaren Meillers.
Beide Gemälde liehen in prachtvollen reichgefchnitzten
Kococorahmen von origineller Form. Nach Tfchifchka
(Knill! und Alterthum, pag. 154) füllten fielt auch noch
eine heil. Anna und Maria von Johann Geyer hier
befinden. Dies ifl nicht mehr der Fall. Johann Geyer
llarb in Innsbruck den 18. Marz I/ll Fr malte auch für
die Kirche in Mieders; die Kupferlliclifammlung der
Iniisbrucker Univerfität hat 60 feiner Handzcich-
nungett. Jene Bilder in der Spitalkirche wären alter
gewefen als «las Gotteshaus.
Im Kirchenpllaller vor dem Flifabcth- Altar ifl ein
weifser Marmorßcin mit Wappen und Infchrift ein-
geladen. Das Fmblcm des Rcnailfancc-Schildcs beliebt
aus einem Dreiberg, aus delien mittleren Gipfel ein
Stamm (ohne Blätter) entfpriefst, welcher fielt iymme-
trifch nach beiden Seiten beugt und dafelbll je eine
Eichel nietlerlt.ingen lafst. Das Kleinod des Turnier-
helmes mit zwei offenen Flügen befleht aus dcnfelben
Zeichen:
IOIIANIS P CAPITF VII DKCI.WO.
Folgt die dortige Stelle von dixit dominus bis
vivet, dann noch ein Citat aus Psalm VT. 2, jede
fonllige Angabc fehlt. Der Styltypus des Steines weill
auf das Filde des 16. Jahrhunderts hin.
Die auf dem Grunde einer ehemaligen Schmelz
hüttc 1626 erbaute Kirche der Capucincr entbehrt
jedes kunilgcfchiclulichen Interelies, dagegen verdient
das fchon gelegene kleine Rainkirehlein eine Erwäh-
nung. Fs ifl der heil. Katharina geweiht. Die urfprünt;-
lich mittelalterlichen Baufornten haben int Laufe der
Zeiten manche Veränderung erfahren, der malcrifchc
Thurm entlland im Barokzeitalter und hat gute Ge-
länder von Schmiedewerk. Was das Gotteshaus aber
vor Allem bemerkensu erth macht, find die Frcsco-
Malereien an feiner Aufsenfeitc. Der Stadt zugewendet
erhebt fich über der Seitenpforte eine auf Confolcn
ruhende Bedachung aus Stein, unter welcher eine mit
einem Frcsco gefchmückte Lünettc. Auf dunkelblauem
Grunde liehen drei heilige Gellalten neben einander:
in der Mitte Katharina, rechts ein Bifchof mit einer
Haue und Kirchenmodel], links Seballian. Wir haben
hier die Arbeit eines Venezianers aus der erllcn Hälfte
des 16. Jahrhunderts vor uns, freundliche würdevolle
Geilalten von tiefem Colorit. Das Frcsco hatte indefs
fchon einen Vorläufer an diefer Stelle, denn unter dem
Bifchof wird fchr deutlich die Hand eines heil. Lorenz,
welcher den Roll halt, fichtbar. Unten liehen die Worte:
S.CATARINA OHA PRO. . . .die L ntcrfeitc des Stcin-
baldachins endlich hat ein fehr gcfchmackvoll gemaltes
Ornamentmuller im ttrengden Styl der RenaiiTancc. —
Ein zvseites, kleineres Frcsco befindet fich in der
Lünettc über dem l laupteingang. es llellt die Ent-
hauptung des heil. Johannes vor und ill befonders
durch das Collume des Henkers merkwürdig, welcher
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weift und roth gertreifte Beinkleider und überhaupt
die Kriegst raefat der Zeit trägt. Ebenfalls unter
italienifchcm Kinflufs entftanden, übermalt. Am Haupt-
Altar eine gute Copie der myllifchcn Vermahlung der
heil. Katharina von Vcroncfc in der Dresdener Galerie.
Die Kirche des 1741 errichteten Kloftcrs der
Urjulhierimn ifl ein bemerkenswerther gothifcher Bau
mit fchoiiem Purtal, welches fich in einen mit Krabben
und Kreuzblumen gefchmückten Wimperg empor-
gipfelt. Zu beiden Seiten flankiren es fchlanke Fialen,
im Tympanon ein Fifchblafcnmuftcr. Das Innere hat
vier Travecs mit lehr reichen Stcingcwulbcn auf (Jon-
folen. Die polychrome moderne Decoration ift wie
alle derartigen Neuerungen fiir den Freund des Alter-
thums fehr unerfreulich.
Ehe ich das Schlofs befchreibe, habe ich noch
über eine Reihe von Grabfculpturen und Infchriltcn
Nachricht zu geben, welche an der Wand gegenüber
der Pfarrkirche aufgcftellt find. Ich bcruckfichtigc
indefs nicht alle.
1. Unter einem mittelmafsigen Fresco (die drei
Marien am Fufs des Kreuzes, iü Jahrhundert) dclTen
Infchrift auf ein älteres Kpitaphium des Antoni Obucxer
von 1611 hinweift, irt eine in Bronze gegoffene, kreis-
runde Scheibe von I 1 4 Fufs Durchmefier eingemauert,
das interefl'antelle Denkmal der ganzen Reihe. Die
Mitte des Medaillons nimmt in rclief ein Wappen ein:
deutfcherTartfchenfclüld mit eingeschobenem Zwickel,
in den fo entftehenden drei Feldern je eine hcraldifchc
Lilie. Auf dem Stechhelmc ein Männtcin in Halbllgur,
bärtig, mit geknöpfter Jacke; das Haupt mit einem
Kranz geziert, an welchem zwei Bandchen nach rück-
wärts flattern. Umfchrift in Fraclur:
Anno dm 1517 VtTdcn 26 tag Aug: ftarb der Fiber jung
gefell Hainrich vinck vo Augspurg Dem got gnedig fei
Diefe fchonc Mctallarbcit ill ohne Zweifel Äugs-
burger Producl, wahrfcheinlich aus den Werkllatten,
welche die erflen Figuren für das Kaifer Max-Grab
lieferten.- Der Junggefell Heinrich Fink hielt fich wohl
als Kaufmann, den der hier einft fo lebendige Tranfito-
handel aus Italien befchaftigte, in Brunnecken auf,
wo er ein frühes Ende fand. 1
2. Bemerkenswerth ill der Stein des Jacobi Kirch-
mayr de Rogen, welcher den 13. Jänner 1528 ftarb. In
einer Renaiilance-Umrahmung von architektonifchem
Aufbau ill unter der Archiv olte das Brultbild des
Verdorbenen bei dem ("rueifixe zu fehen. Das Wappen
enthalt zwei Arme mit Aermeln bekleidet, welche eine
Spitzfchaufel gemcinfchaftlich emporhalten; i lelmzier
defsgleichen. Die Familie des Verftorbcnen nannte (ich
de Ragen nach dem nordöftlichen Stadttlieile ihres
Heimatsortes, dem Raggen; der Name foll von einem
Dorfe, Raggoua, kommen, welches bereits im to. Jahr-
hundert an der Stelle von Bnmnecken exillirte.
3. Wcifser Marmor, Wappenftein. quadrirter
Schild, 1 und 3 gegenfeitig fchreitender Hahn, 2 und 4
zwei »crfchlungcncKlceblattftengel. L'nter dem Schilde
ein gekrönter Turnierhelm mit zwei offenen, je mit
einem KIceblattrtengcl belegten Flügen, daxwifchen
der Hahn, darunter in einer Cartouche:
ALIIIKU LIGT BKCRAßKN PI'.R HO< IIWIRDIGE
WOLEDL GEHÖRNE JOHANN BABELS I A MAIR-
' S«fM,».Au<.l.. i;«rM,tcrl,«Tc. U (h brin«! Tat. VIII. »idatf.lbc Wappen
Jrr tamilic. weklie et >"a«p* t«nat
HOFBR VON KHOBVRG VM) ANGI-R IN LKBKN
(5FAVKSTF.R TKCHANDT VND PFARRHKKRN f.cj V.Y
BRVNEGG, SO DEN f.. MAY 17U5 IN CO IT VER-
SIII >KN ilici ISTDKM1-: COTIM^NKDIC.SKIN WOELK.
4. Grol'ser weifser Stein, mit Wappen Seulptur-
Fs ill ein Allianzwappen, deflen Schilde ein dazwifchen
Hebender mit der Stola gezierter F.ngcl halt. Schild
zur Rechten: (Juadrirt, l und 3 fchreitender Lowe mit
einem Doppclbcchcr in den Franken; 2 und 4 gc-
fchacht mit einem Querbalken. Schild, zur Linken:
Ouadrirt, 1 und 3: Je zwei heraldifche Lilien nebenein-
ander; 2, Jungfrau gekrönt mit fliegendem Haar, in
der Rechten eine Infcl haltend; 4. drei Hifthörner über
einander. Keine Helme. — Unterhalb Vers aus Job 19:
Seio quod fis falvatorcm meiim, und in Fraclurfchrift :
Am 7. tag Fcbruarij Im 1558 jar Ift geftorben Vnd ligt
hie begraben Die wolgeborn Fraw Fraw Veronica
Freiin Zu Kirchberg vnnd Weiffenborn feiige: Des
Wolgebor: neu Herrn Herrn Danieln Foclixcn Frei-
herrn zu Spawr Obriftenn Erbfchenckhen der Für.
Graf. Tirol. Vnd Hawbtmau Zu Braunnegg Geliebte
Kegemachel.Gott vcrlcich Irain Frelichevrftent. Amen.
5. Weifser Stein, im oberen Theilc ein Renaiflance-
Scbild, fchr.ig getheilt, belegt mit nach rechts ferti-
gendem, auffteigendem \\ r indhund mit ausgefchlagener
Zunge und Halsband. Die Infchrift in Fracturbuch-
ftaben :
Hie ligt begraben Der Ernuell Hanns Ranfft Im leben.
Des hochen StifTls Brixen Ambtman vnd Zölncr zu
Braunegg. Auch die Tugenthafft Fraw Vrfula Vintlin
feine gemachcl Denen beiden gott WÖl Gcncdig fein
Amen.
Ohne Datum, 17. Jahrhundert.
Die Familie der Vintler ift feit Alters und noch
heute in Brumiecken fefshaft
6. Ein hochft originelles Denkmal der Barokzeit,
hiichft charakteriftifch für den Kunftgeift jener Zeit
und überdies werthvoll, weil es uns mit dem Namen
eines Bildhauers bekannt macht, ift dasjenige, welches
ganz einfam gegenüber im alten Friedhofe lieht. In
feiner laft runden Marmor Sculptur Hellt es die Halb-
figur des geflügelten Todes vor, welcher das ovale
Porträt-Relief einer Dame (Brultbild) im Coftüm der
leopoldinifchcn Epoche halt. Daneben fitzt ein Genius,
fchhimmernd, auf die Sanduhr gellutzt, zugleich aber
die Linke zu dem Bilde erhebend. Auf der Confolc
ficht :
I). O. M.
HOC »OM. IM REN TN 'S RVES
s<:\ i.ptor rowai:, matf.raf.
SVAE CHRISDNAE MAI BIN
MORTVAB Iii. IVL 1Ü75.
I IR1 (sie) CVRAVI T
HI MS.
Lorenz Kues, der Bildhauer zu Rom, ill alfo nicht
der Verfertiger, fondern blofs der Belletier des Grab-
denkmals. Von Lorenz Kues ift aufserdem nur bekannt,
dafs er in Rom geftorben ift und in feiner Kunft
gerühmt wurde. Moglicherweife ift hinter den beiden
t'hiffern M S der Name des Bildhauers verborgen, von
welchem diefcs Epitaphium herrührt.
Die Burg von Brunnecken, deren ziemlich wech-
felvolle Geiehiehte ich hier nicht berühre, befitzt trotz
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CXXIX
mancherlei Umgeftaltungcn und Vernachläfligung fehr
merkwürdige Partien, welche (ie namentlich für den
Forfchcr auf dem Felde der Gcfchichte des mittel-
alterlichen Fortifications AVefens bedeutend erfcheinen
laden. Aus der altelten Zeit ift wohl nur der gewaltige
viereckige Donjon übrig. Ich fchaltc nur kurz ein: der
Brixener Bifchof Bruno Graf von Wullerftcttcn und
Kirchberg, dem die Stadt ihren Namen verdankt, foll
um 1280 die Veite gegründet haben; einer feiner Nach
folger, Bilchof Johann Sax, veranlagte die Ein-
fchliefsung der Stadt durch Mauern, was, der natür-
lichen Anlage gemäfs, nur im Zufammcnhang mit der
Befeltigung des Schloffcs gefchchen konnte, wie ein-
zelne Kefte der Mauer und des Grabens auf der Südfeite
heute noch zeigen. Bifchof Albert von Elina oder Ncu-
markt, vergrofserte die Stadt und vollendete den Burg-
und Bcfcftigungsbau. Im 15. Jahrhundert, als der gc-
waltthätigc Bifchof Nicolaus Cufa feit circa 1460 hier
häufte, wurde gleichfalls Manches hinzugefügt und viel-
leicht bei der Erllünnung durch die Truppen Erzher-
zogs Sigismund des Münzreichen auch Manches zer-
ftort. Die noch vorhandenen künfllcrifchcn Ausltattun-
gen des Gebäudes deuten darauf hin, dafs unter den
Brixener Bifchofen, deren Eigen es noch heute ilt, auch
vom 16. bis 18. Jahrhundert einige Sorgfalt für das
Schlofs verwendet wurde.
Das eigenthumlichlte Bau- und Fortifications-
werk der Burg ill der gedeckte oberirdifche Gang,
welcher auf derStadtfeitc den Berg herabfuhrt, zugleich
fchr malerifch in feiner Frfcheinung. In fanftem Abfall
lenkt (ich dieler Corridor auf Pfeilern ruhend bis zu
einem Punkte des Hügels. Soweit lafst fich's im Innern
vordringen; hier aber wird er zum fenkrechten
Schachte, in welchem noch einige zerbrochene und
verfaulte Leitern tiefer hinabführen, ohne Zweifel in
einen der Mauerthürme der Stadt, von denen ein
runder bei der Spitalkirche noch erhalten ift.
Man betritt die Veite durch eine kleine Eingangs-
thur, auf deren Eifenverklcidung das Andreas-Kreuz
(burgundifches Kreuz von Baumltammcii gebildet) und
die Zahl 1616 zn fehen ift. Ein zweites Thor tragt das
Datum 1602. Im Hofe angelangt erblicken wir den
Treppenthurm mit verftabter gothifcher Eingangs-
pforte; darüber in Stein gehauen das Wappen des
Bifchofs mit der Jahreszahl 1518 und der Mitra. Neben
der Thür ilt in flachem Stucco die Figur eines dicfelbc
bewachenden I lellebardiers zu bemerken, einer in
Tyrol öfter wahrzunehmenden Sitte gernhfs, die wir
am goldenen Dachl in Innsbruck, an der Facadc des
fogenannten fpanifchen Saales in Ambras, am Pala/.zo
Gcrcmia in Trient etc. wieder begegnen. Gegenüber
dem Aufgange zum Donjon ift an der Wand des Hofes
eine grofsc Holztafel angebracht, auf « elcher ein Uhr-
blatt gemalt ilt. In der Mitte befindet lieh der Ziffern-
kreis mit einer goldenen Sonne und vier Wappen,
darunter wieder das Lamm von Brixen und der Adler
wie in obigem Wappen-Relief. Unter der Sonne lieht
1540, unten aber MDCIII, letzteres wohl ein Reno-
virungsdatum. KünlHerifch erinnert die Ausltattung
diefes Werkes an jene hölzernen, bemalten Uhrkall en
Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, deren mehrere die
kaiferlichen Kunllfammlungcn in Wien noch befitze».
An der Sudwand fieht man einige fall ganz crlofchcnc
Bifchofswappen in Medaillons gemalt (16. Jahrhundert]
und gegenüber einehochft mcrkwürdigcTrcppc, welche
zu der Aufsenmauer behufs deren Befetzung und
Verteidigung führt. Auch eine Säule mit rohem
facettirtem Capital ift hier vorhanden, aufserdem das
Andreas-Kreuz allerorten angebracht.
An mehreren Orten uberrafchen den Bcfuchcr
fchr tüchtige decorative Malereien, welche ai fresco
ausgeführt find. So ilt über dem grofsen Portale des
inneren Baues, deffen Datirung, 1602, bereits erwähnt
wurde, ein grofses Fresco angebracht, darftellcnd
das Stiftswappen in colol'falen VcrhältnilTcn, von
Löwen gehalten, in einem Kranze von Lorbeer- und
Fruchtgewinden. In den Zwickeln find Engclskopfc,
unten ein ornamentaler Fries. Endlich finden fich an
dem örtlichen Thurm im Zwinger eine aufserll
gefchmackvoll decorirte Fenllerleibung mit den (lil-
vollftcn Renaiflancc-Motivcn, Delphinen, Candelabern,
gelb und roth auf blauem Fond. Auch hier macht fich
allüberall die Nahe Italiens fühlbar. Das Innere des
theils alsCaferne, theils alsFrohnvelle — mifsbrauchten
Schloffcs bietet wenig IntcrelTantcs. Eine getäfelte
Decke mit Rofetten und dem Brixener Wappen aus
dem 17. Jahrhundert und ein Erker mit Nctzgewolbe
im erften Stockwerk waren zu bemerken. Einige
andere Zimmer find im Gefchmackc des Rococo aus-
ausgemalt. Ganz oben, an der Ecke gegen Welten ill
noch eine romanifche Theilungsfaule zu fehen.
In der nachflen Nahe von Brunnecken erhebt fich
über der engen Schlucht des Rienzfluffes die malcrifche
Lamprulttsbiirg. Wenn man über das Dorf Reifchach
dahin den Weg nimmt, fo trifft man auf eine Fttd-
Capelle, deren Fresken und bemalte Stuccaturcn trotz
des rohen Ausfehens infofern intcrelTant find, als fie fo
recht als Bauernnialerei alterer Zeit, gew ilTcrmafscn als
I lausinduftric der monumentalen Kunlt, bemerkt zu
werden verdienen. Im Altar-Gewölbe find die Heim-
fuchung und verfchiedene Heilige dargeitellt, das Ran-
kenwerk hat noch ganz ftrengen Rcnaiffance-Charak-
ter, datirt find diele Malereien 1682. — Die Lam-
prechtsburg verräth ihr hohes Alter, abgefehen von
dem Hauptthurmc, durch keinen ihrer fonfligen Bau-
theile. welche vielmehr der fpiiteren Renaill'ancc ange-
hören. Indeffcn war die Vcfte in früheren Zeiten Eigen
eines nach ihr genannten Gefchlechles und kam erft
fpätcr in den Belitz des Stiftes Brixen. welches fic jüngft
verkaufte. Heute häuft ein Bauer darin. Die Gemacher
find zum Theil noch verhält nifsmafsig wohl erhalten und
wäre dcfshalb dem Gebäude ein günftigercs Gefehick
zu wünfehen Ein getäfeltes Zimmer hat das Datum
1542; ein fchoncsRenailTaiice Fenller mit Theilungsfaule
und Eckfitzen, von toscanifchcr Ordnung, ift 1696 be-
zeichnet, lieber dem Eingange fieht man ein al fresco
gemaltes Wappen, quadrirt, jedes Feld mit drei hori-
zontalen Streifen in folgender Aufeinanderfolge der
Tincturen: I. 3. gelb, roth, weifs; 2. 4. gelb, weifs,
roth. Von den verwifchten Kleinodien ill blofs die
Figur eines fitzenden Windhundes lichtbar. Bcfonders
hervorragend Peheim mir ferner ein yröfseres Zimmer,
deffen Tapete noch wohlerhalten ift. Der Deffin (teilt
ein fehr reiches Mullcr der Spat-Renailfancc vor, welches
mitteilt Zeugdruck hcrgertellt ilt, indem auf die nafi'e
Farbe Wollllaub zur Herltellung des Velours gcflreut
wurde. Aufser einem einfachen gefchmiedelen Treppen-
geländer von guter Zeichnung finden lieh ferner noch
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eine Anzahl Bilder im SchlolTc, doch nichts Werth volles.
Am belli n find noch ein Porträt des Erzherzogs
Ferdinand Karl von Tyrol und jenes des Brixcncr
Bifchofs Cafpar Ignaz Grafen von Künigl, 1708, des-
felben, welcher 174 1 die Errichtung des Urfulinerincn-
Kloflers in der Stadt forderte.
Endlich iiberrafcht uns in derSchlofs-Capelle ein
fcltenes Objcifl. Die Capelle fleht vollkommen
ilblirt auf der Platlfurm des Hofes und ill erll im
vorigen Jahrhunderte gebaut. Ihre Einrichtung nimmt
unfer IntcrelTe keineswegs in Anfpruch. doch befindet
fich unterhalb der Kanzel, in der Wand eingemauert,
eine oblonge, fufchohcReliefplattc von Majolika, welche
ein Wappen vorflellt, fall, als rührte fie von einem
Ofen her. Der Kenaiflance-Schild ill i|uadrirt. Feld 1
zeigt das Emblem, welches am Epitaphium des Kirch-
mayr am Kaggen vorkommt, die Arme mit der Spitz-
l'chaufel, in Blau; 2 eine Mädchenbülle in Gelb; 3 einen
fchreitendcti gelben Löwen nach links; 4 einen Quer,
balken. lieber dem Schilde lieft man die Zahl: 1636.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Vurt l)r A'tiri Lind.
XIII.
(MM Im Icxl'llluftiAltuncli.)
flE Decanal- und Stadt-I'farrkirchc zu Gummi
hat eine dreifchiffige Anlage (,Fig. 1) mit
fchönem Ncu-Gcwolbc uberdeckt. Drei Paar
achteckige l'feiler tragen die Gewölbe, die in jedem
Schiffe in je 4 Joche zerfallen. An den Wanden
erfcheinen Dienfte mit vorgelegten Drcivicrtelfaulen als
Kippenträger; die Seitcnfchiffe mit je einer aus dem
Achtecke conftruirten Abfide. Das Prcsbytcrium be-
1 .Gmund. 1
fleht aus zwei rechteckigen Jochen mit Kreuzgewölben
und aus einem funffeitigen SchlulTc. An das Chor irt
eine kleine Sacriflei angebaut, hinter dem Aclvtcck-
fchluiTe in der Achfe eine moderne (auf der Abbildung
weggclaflene) Capelle, <lie ebenfalls als Sacriflei dient.
Der Triumphbogen ill krallig prolilirt. Nicht minder
fchone Prolilirungcii linden fich Auf dem Haupt-Portale
und dem Portale der rechten Seite. Nur int Schlutfe
des Prcsbytcriums und der Seitcnfchiffe finden fich
Strebepfeiler. Der Thurm ill links des Langfchiffes,
eine Capelle rechts desfelben angebaut- Die eben-
erdige Thurmhalle dient als Durchgang. Diefe Capelle,
worin die Taufen abgehalten werden, fleht durch zwei
Bugenoffnungen mit dem rechten Seitcnfchiffe in Vcr-
Kig. 2. { Karner j
bindung und ill mit einem einfachen Netzgewölbe über-
deckt. Inder Sacriflei findet lieh ein hiibfcliergothifcher
Kelch. Von den zahlreichen leider ftark abgetretenen
Grabmalen ill zu erwähnen jenes des Jacob Gaisberg
157.1, eines Weitt-Hinofer von 1521, und des Grafen
Rudolf RaiUnan 1633. Auch verdienen die vielen
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fchonen fchmiedeifemen Grabkreuze am Friedhofe um
die Kirche befondere Erwähnung. 1
Hei der Kirche der Karmr (Fig. 2) rund mit
doppelter Aufgangsfliege, das Heinhaus darunter, Fres-
ken aus der heften Zeit des fpäten Mittelalters im
Innern, auch Spuren von Malereien an der aufscren
Stiegen wand, fchöno gothifchc Predella und Figuren
eines Kalten- Altars.
Zunachit des Kaufes Nr. 49 ficht eine gewundene
Säule mit tlem Wappen des Salzbuigcr Krzbifchofs
Leonhard v. Ktutfchach und der Jahreszahl 1510. Kine
kleine gothifchc Capelle wird jetzt als Gctreidcfpcichcr
verwendet. Von den Befefligungsanlagen haben fiel)
einige Kcftc, fo ein Stadtthor beiderseits mit fpitz-
bogigen Oeffnungen, Theile der Stadtmauer mit Zin-
nen und Schicfsfcharten erhalten.
Kig. 3. (Krc-iftlilach
Zur Gmiindner Mutterkirebe gehören zwei Filialen,
zunächft die Kreufcliladier Kirche. Ober dem Triumph-
bogen diefes bescheidenen Baues fleht: .1518, ruinirt
durch den grofsen Krdbidcn den 4. xbris l6yo, repa-
rirt [691 -. Die Kirche Fig. 31 bcfleht aus einem Lang-
haufe mit zwei Jochen. Die Kippen des zierlichen Stern-
gcwnlbcs ruhen auf runden Dicnflcn. rur an einer
Stelle vertritt eine Confolc den Dienll [Fig 4 Das
l'rcsbytcrium fchlicfst dreiteilig und ill Reu überwölbt.
Am Schiffe und Chore haben fich abgeftuftc Strebe-
pfeiler erhalten, defsgleiehen blieben die fpitzbogigen
Fenltcr unverändert. Das Orgel-Chor itl neu. Die
Sacriftei liegt im Erdgefchoffc des Thurmcs, der rechts
an das Presbytcrium anfchliefst. In dclVen oberes
Stockwerk fuhrt eine Treppe von der Kirche aus.
Die Strebepfeiler haben fpat gothifehe Watlerfehlage
und find zweimal abgetreppt. In diefem Kirchlcin finden
fich fo manche beachtenswerthe Gegenstände: im
Presbytcrium Hctlluhle aus Fichtenholz, zierlich gear-
beitet, etwa aus dem 17. Jahrhundert, ein fch>mcs
Kenaiffance-Abfchlufsgitter, am Thurnie eine kleine
Glocke von I564, in der Sacrillci ein Mefskleid mit
Flachftickerei, vorltellend den Gekreuzigten, Gott
1 Mit RcniM/unf d«r Bt-ricM* dir k k. C»nual-<'«>ni«ifl6i»«i J«r
H«rr«n Ittltttif uti.I /'://■> b
Vater, Maria Magdalena und Johannes, das Kreuz
als grüner blattertragcndcr Baum. Aufdcr Vorderfeitc
der Cafulu drei Heilige in einer Reihe untereinander.
Ein zweites Mefskleid mit dem gekreuzigten Heiland,
l'etrus und Paulus auf Goldgrund, Hochflickerei. Zu
Füfsen des Kreuzes Maria und Johannes und eine
Acbtiffin (Donatrix.) Diefe Cafula dürfte dem 15. Jahr-
hundert entllammcn. Endlich ein drittes mit reicher
Nadvlmalerei geziertes Mefskleid aus dem \J, Jahr-
hundert und ein Politcr von geprefstem Leder mit
fchunen KenailTance-Ornamentcn beiläufig aus dem
16. Jahrhundert,
Fig 4. (Krfufchlicli.}
In Ircbejfing nuchll Gmünd die jetzt als Stall
verwendete Ruine eines gothifchen l'resbyterium.s,
beflehend aus fünf Seiten mit Strebepfeilern, Spitz-
bogcnfcnlleroffnungen und einfacher Rippen Conftruc-
tion. An einer Stelle Spuren eines alten Fresken-
gcmäldes.
Bcachtcnswerth ill die Leo bener Filial- Kirche zu
l'tifstüls. Sic ifl cinfehiffig, hat ein kleines l'resbyterium
in unregelmäßiger Achteckgrundform und profilirten
Triumphbogen, fpitzbogige Fenller ohne Maafswerk.
Im Schiffe eine gothifchc, in Roth und Weifs bemalte
Holzdcckc (Fig. 5), cbenfo die Brüitung des Orgel-
Chores. Der Altar gehurt der Spat-Gothik an, drei
I IciligcnT'igurcn unter reichem Baldachine. L" eber dem
Eingange ein Fresco-Bild aus dem 16. Jahrhundert (die
Kreuzigung!.
Zu Malithein war bereits im Jahre 1126 eine
Kirche, die vor 1209 auch als Pfarre urkundlich be-
zeichnet wird; die heutige Kirche wurde 1482 erbaut.
Sie ill cinfehiffig und mit dem üblichen Netzgewolbe
überdeckt. Das l'resbyterium fchliefst mit fünf Seiten
Kig. 5. (TtefMihx.)
des Achteckes und befleht überdies noch aus einem
Joche, das durch ein zierliches fchmiedeiferncs
Speifegitter vom Langhaufc getrennt wird. Auf der
Fvangclicn-Seite eine gothifche Capelle, gegenüber
eine jüngere {16611. Das Schiff befiehl aus vier Jochen
und ifl aufsen mit abgciluftcri Strebepfeilern verleben.
Der Thurm an der linken Seite des Presbyleriums
CXXXII
bildet unten die Sacriflei, ill bis zum I laupt-Gcfimfc
viereckig und tragt einen achteckigen Helm. Im
Glockenhaufe rundbogige Doppelfenller mit rohen
Doppclfaulen ohne C'apital. Kine Glocke im Thurme
dürfte noch in das 14. bis 15. Jahrhundert zurück-
reichen. Die Seiten-Altäre tragen die Jahreszahl 1671
und 1673, der Altar in der Capelle links 1622. An der
Kirche finden fich zahlreiche Bilderfpurcn, fo in der
Vorhalle ein heiliger Oswald, gut erhalten, über
dem Portale eine Kreuzigung, am erflen Strebepfeiler
eine Frauengcftalt mit offenen blonden Ilaaren und
ein Bifchof, daneben ein heil. Chrilloph. Schoner
Kenaillance -Thürklopfer mit Kofette. Grabmal des
Georg v. Malltntcin und feiner Gattin Sibylle, 1531.
Nachft der Kirche ein Karner von runder Gellaltung,
in demfelbcn zwei hübfehe Holzfiguren des 15. Jahr-
hunderts.
Im Schlufsileine des nahegelegenen SchlolVes
Kromgg die Jahreszahl 150,0. L'eber dem Portale ein
Doppelfenller im Rundbogen (Früh-Kcnaiffancc). In
der Schlofs-C apelle zu Dernbach ein dreifitziger Chor-
Hühl (Fig. 6) aus Nufsbaumholz, fpat-gothifch. Die
geneigte Rückwand ill durchbrochen, bekrönt mit
Wimpergen und Fialen. Die Vorderwand des Knie-
fchemels (Fig. 7) ebenfalls durchbrochen, im Ganzen
fchon fchr fchadhaft. Im Schlöffe mehrere Holz-
plafonds aus der RenaiffanccZcit.
Die Kirche in zeigt im Grundnflc [Fig. 8)
ein gegen das l'rcsbytcrium flark verfchobenes Schiff,
das jünger als diefes id. Das Gewölbe des Prcsbyte-
riumsift neu. Das Fortal fchon profilirt. In den Fenflcrn
Maafswerk, am Triumphbogen die Jahreszahl 1518 in
der Glockcnhallc des Thurmcs fpitzbogige Doppcl-
fenfler. Im Fufsboden der Kirche der Grabltcin der
Frau Anna Cundrich (1446). Ein zweiter Grabllein
nachft des Hinganges ift der des Andre von Grabtn
1409. Das wichtigfle Kunftdenkmal befitzt die Kirche
in dem Kelle eines Flugel-Altars, der in der Vorhalle
der Kirche aufgeteilt ill. Jeder der beiden Flügel ift in
zwei Felder getheilt und mit Tempera-Bildern auf
Goldgrund geziert. Wir fehen: Chriltus vor Pilatus,
die Dornenkrönung, dabei zwei Wappen, die Gcifse-
lung und die Kreuzigung. Aufsen St. Nicolaus, St.
Bartholomacus, St. Stephan und St Andreas, dabei
wieder dielelbcn Wappen. Im Kaften jetzt eine Picta
aus der Zopfzeit.
In der Nahe befindet fich die Ruine Somcrcck,
ein Hau der Hauptfache nach aus dem 15. Jahrhundert.
Man erkennt fpit/boyi^e Fcnflcr und Thuren, erhalten
ill ein rundbogiges fpät-gothifches Portal gegenüber
dein ifolirt (lohenden runden Bergfried.
Die kleine Kirche zu Dbbriach ift nur mehr in
ihrem l'rcsbytcrium ein in die Spat-Gothik zurück-
reichendes Bauwerk, dasfelbc bclleht aus einem Joche
und dem clreifeitigen Chor-Schlaffe, ift mit einem
Nets-Gewölbe überdeckt und hat mit Maafswerk ge-
zierte Fenfter. Das Schiff ift flachgedeckt. Eine Glocke
tragt die Jahreszahl 1491. In der Sacrillci ein einfacher
gothifchcr Mefskelch. Auf dem rechten Seiten-Altar
zwei Schnitzwerke von einem alteren Altar (Tod
Mariens und die 14 Nothhelfcr; circa 16. Jahrhundert
9)
In der Kirche zu Kantng, einem Neubau, ein altes
Sacraments Häuschen und ein einfacher gotliifchcr
Kelch mit kraftigem Xodus.
Die Kirche zu Twt'itg war ein gothifchcr Bau.
doch gingen die Gewölbe zu Grunde und wurden
durch flache Decken erfetzt. L'ebcrrefte alter Kirchcn-
fluhle, Sacraments-Nifchen, einfache gothifche Thür
befchlage. In einem kleinen Häuschen am Friedhofe
Kcftc eines Flügel-Altars. Auf der Predella Chriitus
mit den Apollein ; Auf den Flügeln innen St. Martin,
aufsen St. Katharina; innen St. Nicolaus, aufsen St.
Barbara. Hin noch erhaltener linker feiler Flügel mit
dem Bilde der heil, l'rfula, Tempera-Gemälde, die
inneren Bilder auf Goldgrund, das Mittelllück fehlt.
Flg. 7 Krunegg.)
Die Kirche zu lÄeftrtgg enthält ein aus der gothi-
fehen Zeit (lammendes Langhaus (drei Joche) mit rei-
chem Netz-Gcwolbc; das l'rcsbytcrium ift neu. Die Kip-
pen ruhen auf Wandfaulcn, nur beim neuen Scitenfchiffc
auf zwei Harken Pfeilern. Der Thurm ift vierfeitig und
hat in der Glockcnftubc fchune Maafswerk-Ornamcnte
in den fpitzbogigen Doppel-Fenftcrn mit Fifchblafen-
Müllern. Der Thurm fchliefst im fpitzen Giebel mit
fehönem fchlankcn Helm, die grofse Glocke von 1400.
die nächlle von 1500, ebenfo die dritte. Taufftcin
und WeihwalTcr-Becken einfach, nach gothifchcr Styl-
weifc. Von Grabmalen find zu erwähnen das des Tho-
mas Strafscr 154 1, des Andreas ... von Kremsbcrg
1475 und eines Pricllers mit figuraler Darftcllung.
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CXXX1II
Im ScitcnfchifTc das Relief-Altarbild eines Flügel-
Altars, vorllellend die Sendung des heil. Geiltes über
Maria und die Aportcl. der Kähmen durchbrochen und
reich gefchnitzt. vergoldet, die Flügel beiderfeits be-
malt (Tempera-Goldgrund |, im oberen Theile ift jedes
BfM mit vergoldetem Rankenwerk geziert. Wir fehen
den Tod Mariens, den ungläubigen Thomas, Chriflus
und l'etrusauf dem Meere, die Ausfcndiing der Aportcl;
dann Igefchloffenj Paulus, Lucas, Petrus und Johannes,
vorzügliche Gemälde. In den Kcken des zweiten Bildes
bei offenem Altar das Wappen des Georgsritter-Or-
dens (Kreuz) und des Grofsmeiflcrs Sicbcnhirtcr.
Zu diefer Kirche gehurt die Filiale Si WölfgOBg.
Dicfes kleine, dem heil. Wolfgang geweihte Kirchlcin
Fi K . 8 (Trefding.)
am Millflatter-Ste ift nur im Presbytcrium ein Hau
fp.it-gothifcher Zeit (Fig. 10), aus welcher Stylperiode
auch der Thurm ftammt. Die Netzgewölberippen
ruhen auf halbrunden Dicnftcn, die Fenftcr haben Maafs-
werk. In der Glockenhalle rundbogige Doppelfenfter
mit einer plumpen Theilungsfaule ; die Sacriftci-Thür
profilirt. Vor dem Haupt-Portal liegen vier Stucke eines
romanifchen Friefes (12. Jahrhundert), die lebhaft an die
Frics-Decoration der Facadc der MillftätterKirche
erinnern. Im Mittelfenrter zwei farbige Wappen, in der
Sacriflci ein einfacher gothifchcr Kelch. Die Kirche
befitzt in dem Hefte eines Flügel-Altars ein koftbares
Kunftdenkmal. Im Karten befindet (ich die vollrundc
Holz-Figur des fitzenden heil. Wolfgang. Den Karten
bekrönt innen ein reicher Baldachin. Auf den Flügeln
die llolzgcmälde: St. Nicolaus, St. Katharina, ein
Bifchof und St. Barbara, aufsen Scenen aus dem Leben
des heil. Wolfgang auf Goldgrund. Ift der Karten
gefchloffen, fo werden noch vier weitere Seitcnbilder
fichtbar: St. Ulrich, St. Margaretha, St. Leonhanl und
St. Auguftinus. Die Gemälde dürften aus nicht
gewohnlicher Malcrhandcntftanden fein, die Zeichnung
der Figuren, der Gelichter und der Faltenwürfe ift
geradezu vorzüglich. An der Predella auf fchwarzem
Gnindc St. Peter, St. Paul, St. Jacobns und St. Johannes,
wundervolle Gemälde
VUL N. Y.
Das einfehiffige kleine Kirchlcin zu Krctnsalpe
Decanat Gmünd, hat ein kleines Presbytcrium, mit drei
lehr ftumpfwinkeligcn Seiten abgefchloffen, im Presby-
tcrium ein einfaches Netzgcwolbc mit kippen, desglei-
chen ein folches Kreuzgewölbe im Thurm. Das Schiff
hat zwei einfache Kreuzgewölbe ohne Kippen und
dürfte fpateren Datums fein. Keine Strebepfeiler. Der
Thurm ift viereckig, mit vier ftcilcn Giebeln und acht
eckigem Helm. Die Thurmthür im Presbytcrium hat
ein einfaches fpat-gothifches Schlofs.
Die Kirche in Kremsbrücke ift dem heil Nicolaus
geweiht und hat über dem Portale die Jahreszahl 1640.
Die Kirche ift jedoch fpat-gothifch (circa 1545), hat im
Schiff drei Travees, im dritten Travec den Orgel-Chor
von einem Scgment-Bogcngctragcn. Das Presbyterium
ift gleich weit mit dem Schiffe, fchlicfst an dasfelbe
ohne trennenden Triumphbogen an und ift nur durch
ein reicheres Netzgewolbc ausgezeichnet. Die Kippen
find von einfachen runden Dienften ohne Capital ge-
tragen. An der Epiftcl-Scitc ift der fogenannte Luther-
Chor angebaut, da einft die Protcrtanten hier ihre
Andacht verrichteten. Das Haupt-Portal und die
Sacrirtei-Thur find einfach profilirt. Der Thurm ift vier-
eckig, mit gothifchem Cordon-Gefimfc, im Glockcn-
haufe einfache Doppelfenfter durch rohe capitallofc
Saukn ^thc'rt. Neben dem Eingänge zum Friedhof
ein Relief, den heil. Nicolaus vorftellend, aus Quarz,
der Heilige mit PaftoraJe, Mitra und den Aepfeln. Das
Alter des Reliefs wahrfeheinlich 15. Jahrhundert.
Neben dem Portale der Grabftein des Jacob Geils
perg aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche ein go-
thifchcr Kelch aus dem 15. Jahrhundert, ferner
ein MilTale von 1549, einzelne Blatter mit alten, orna-
mental bemalten Pergament-Streifen beklebt. (17. Jahr-
hundert!. Line lederne Cafula aus dein 17. Jahrhundert.
Fig. 9 (Dübnach.)
Kirche in Naring. Tief in den Bergen des Liefen
thalcs liegt diefes kleine Kirchlcin, rieften Alter eine
Jahreszahl über dem Portal — 151 f\ — genau beftimmt.
Auch auf den L'rfprung kann man aus dem über dem
Haupteingange angebrachten Wappen mit der Rübe
fchlicfscn.
Ueber dem Triumphbogen ift folgende Infi hrift :
„Dcccmwer 1690 durch den grofsen Frdpiwcn ranuirt
worden. 1693 renefiert worden." Das Kirchlein ift ein-
fchiflig, das Presbytcrium von dem Schifte durch einen
einfach profilirten Triumphbogen getrennt. Das Schiff
fowohl wie das Presbytcrium war einft gewölbt und
dürften die Gewölbe in Folge des grofsen Erdbebens
zufammengefturzt fein Gegenwartig reichen dieDicnfte
bis zur halben Höhe der Kirche. Auf der Evangelien-
Seite der Kirche ift in der einen Ecke des Sehiffes
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noch der Anfang des alten Gewölbes in Form einiger
Rippenftucke fichtbar. Gegenwärtig ift die Kirche mit
einer flachen Ilolzdcckc gcIchlolTen. Rechts vom Pres-
byterium der viereckige Thurm, dclTcn Erdgcfchofs als
Sacriltei dient. ImGIockcnhaufe vier weite Spit/.bogcn-
Fenftcr ohne Maafswerk. Zwicbelhclm. Die Fcnller des
Langhaufes durch einen Pfoften getheilt und mit Fifch-
blafcn-Maafswcrk als Couronncmcnt, an den Fcnftern
des Presbyteriums fehlt das Maafswerk. Auf der Mord-
feite find keine Fenftcr. Aufsen am Schiff Strebe
pfeilcr, auch auf der Sudfeite des Presbyteriums einer.
Die Ecken der Apfis haben keine Strebepfeiler, Das
LangfchifT hatte drei Travces. Das Presbyterium if!
mit den drei Seiten des regulären Achteckes ge-
fchlolTen. Der Orgel-Chor wird durch ein fpat-gothi-
fches Net/gcwulbe getragen, die Stirnwand clesfelbcn
ift durch zwei Pfeiler geftützt, in der Mitte ein Kund-
bogen, auf der Seite Spitzbugen.
Kig. 10. (St. Wolfgaag.)
Am linken Seitenaltar befindet fiel) ein Gemälde
auf Holz, die Kreuzigung Chrifii darftcllend, auf Gold-
grund, ohne Rahmen, l ■ 19 M. breit, 1-27 M. hoch.
Trotzdem der Ort feucht ift, ill das Hild ziemlich gut
erhalten, der Ausdruck der hinfinkenden Maria ift lehr
-ut Der Leib des gekreuzigten Heilandes fehr zart, mit
nahezu weiblichen Korperformen. Im Hintergrunde
über IOO Kopfe von Kriegern und Volk. Im rechten
Vordergrunde ein geharnifchter Ritter auf einem
Schimmel. Rechts und links von Chriftus tlie beiden
Schacher. Das Bild dürfte aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts ftammen.
Es ift möglich, dafs diefes Hild von dem einfügen
Flugel-Altar in diefer Kirche herflammt, da (ich noch
folgende llolzbilder aus dcrfelben Zeit in der Kirche
vorfinden. :
1 Ein Flügel, von einem Flügel Altar flammend,
fammt Rahmen 35 und 83 Cm. Grofsc. Das Bild ftellt
auf Holz, auf dunkk-n Grund gemalt, eine weibliche
Figur dar mit rothem Unterkleid. Mit der rechten Hand
halt die Figur eine Kirche, mit der linken hebt fie den
Mantel. Ebenfalls ein Werk aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts. Auf der R uckfeit c ein Bifchof mit drei Schill-
knoten.
2. Ein vollftandiges Altar-Bild mit beiden Flügeln,
llolzgcmaldc auf Goldgrund, das Mittelbild zeigt vier
(lebende mannliche Figuren:
a) einen geharnifchten Ritter mit rothem Mantel und
Herzogshut, in der Hand eine weifse Fahne mit
rothem Kreuz (Domitian); ihm zur Rechten
b) ein Mann mit einer Capfel fonderbarer Form, die
er in der Hand halt, ohne Kopfbedeckung, barfufs
Noch weiter rechts
c) der heil. Coloman,
d) endlich einen Herzog mit einer Palme in der
Hand.
In der linken Ecke diefes Bildes die Infchrift
f. primae.
Der Flügel auf der Epiflcl-Seite (teilt einen Her-
zog dar. Zur linken Seite des Hauptbildes auf dem
Altai -Fluge] ein Bifchof, in der Rechten das Paftorale,
in der Linken drei Schilfkopfe haltend. Beide Figuren
auf Goldgrund.
Auf der Rückfeite der beiden Flügel befindet fich
die Darftcllung von Maria Verkündigung, welche zu
derfclben Zeit, jedoch von einem unbedeutenderen
Kunftler ausgeführt fein dürfte. Darauf ein Spruchband:
„Ave maria, gratia plcna."
Jeder der Flügel mifst 82: 31 Cm. fammt Rahmen,
das Mittelbild 82 65 Cm. In der Sacriftci ein filberncr.
ftark vergoldeter Kelch mit der Infchrift um den Stiel:
„Maria, hilf uns allen." Die Rückcnfbchc einer Cafula:
ein altes feidengefticktes Kreuz mit dem gekreuzigten
Heiland auf grünem Baum, über dcmfclbcn Gott Vater
mit der Weltkugel in der Hand, in gelbem Mantel
und blauem Kleid. Unter ihm die Erde und der Regen-
bogen. Darunter: I N R I. Zu Fufscn des Kreuzbaumes
die heil, Maria und der heil. Johannes. Unter denfelben
die heil. Magdalena, welche das Kreuz umklammert.
Das aus den Wunden des Heilands ftrömende Blut
fangen zwei fliegende Engel auf. Das Ganze ift Flach-
ftickerei in Gold und Seide. Auf dem vorderen fchmalcn
Streifen befindet fich oben ein Bifchof, ebenfalls mit
dem Krummftab und drei Schilfköpfen in den Händen.
Darunter unter einem Baldachin zweimal je ein Bifchof
Das Kreuz mifst I M. in der Lange und 55 Cm. in
der Breite, der Streifen felblt 13 Cm., der Bruftftreifen
7 Cm.; derfelbc könnte auch von einer Stola herrühren
Wandmalereien in der Barbara-Kirche zu Kuttenberg.
KKCcntral-Commiffion kam feitens des Vereines
Votel in Kuttenberg ein ausführlicher Bericht
über die Reftaurirung der in der St. Barbara-
Kirche dortfelbft blostrel ecten Fresken zu. Die k. k.
Statthalterei zu Prag hatte für diefen Zweck 800 fl.
gewidmet. Maler Meixncr führte die Reftaurations-
Arbeiten in lehr befriedigender Weife durch. Insbefon-
ders ging er dabei mit einer Pietät zu Werke, bei der
er in anerkennenswerther Selbftloligkeit feine Meifter
fchaft der Schonung der bclichendcn Bilder willig
unterordnete.
Die Fresken befinden fich auf der linken und
rechten Wand einer Capelle, alle die ganze Breite der
Wand einnehmend. Die unterfte Abtheilung, zwei Hildcr
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zahlend, lauft parallel mit der unteren KinfalTurig des
Fcnfters, welches die ganze Stirnfeite der Capelle
einnimmt, überhalb der unteren zwei Bilder lind
links und rechts zwei grofsc Abtheilungen, gleich den
unteren Bildern von bedeutenden üimenfionen, die
lebensvolle Compofitioncn enthalten.
Die höchft gelegene Abtheilung ill bereits in den
Feldern des gebrochenen Bogens unter dem Gewölbe
angebracht. Das erfte Bild hat zum Gegenfkaudc „die
Kreuzigung Chrifti". Links vom Kreuze mit dem (1er-
benden Krlofcr erblickt man eine Gruppe von Frauen
und unter ihnen den heil. Johannes, den Liebling Chrifti.
Die heil. Jungfrau Maria bricht ohnmachtig in lieh zufam-
men, wahrend Maria Magdalena unter dem Krcuzckniet
und ihre Thranen trocknet; rechts lieht eine Gruppe
von Suldnern mit Lanzen, einer von ihnen halt ein
Gcfafs, ein zweiter auf einer Stange den Schwamm.
Im Vordergrunde ill ein höherer Würdenträger, der
den zum Chrillus auffchauenden und aus voller Kehle
fehrcienden Söldner zur Ruhe verweilt; im Hinter-
grunde halt ein Reiter mit einer Papierrolle in der Hand.
Der Himmel, gröfstcuthcils mit grauen Wolken über-
zogen, blickt traurig hernieder auf die weitgedchnte
Landfchaft, die von einem See belebt, längs deffen
Ufer fiel) die Stadt Jerufalem mit Brücke, Wallen und
Thürmen — hier in Gellalt einer mittelalterlichen
Stadt gegeben — hinzieht.
Das zweite Bild auf der gegenüberftehenden Wand
fuhrt uns eine freie offene Landfchaft mit einem Königs-
IchlolTc vor, aus dem in Begleitung reich gekleideter
( ietioffinen eine hohe Frau herankommt , angethan
mit einem reichen Kleide, wahrend das Haupt eine
mit Gold und Fdclftcinen in Form einer Krone ge-
fchmuckte Haube bedeckt. Kine von den Dienerinen
tragt ihre lange Schleppe. Der ganze Zug geht dem
jugendlichen Konige entgegen, der fich mit feinen
Gefährten dem Bache genähert hat. Die hohe Frau
firlbll durchwatet mit nackten Füfscn den Bach, über den
ein hölzerner Steg gelegt ill, zu dem (ich der gröfserc
Theil der Gefolgfchaft der Königin wendet, mit Ver-
wunderung dem Beginnen derfelben zufchend.
Oberhalb diefes Bildes ill das dritte. Hier zieht
vor allen der König zu Pferde, mit einer Krone auf dem
Haupte, die Aufmerkfamkeit auf fich; das Pferd halt
der Knappe am Zaume — an feiner Seite ill der Hof-
tnrr(H) ebenfalls zu Pferde, fo wie auch der hinter den
beiden befindliche Page ein Pferd reitet. Den Konig
begleitet eine Rittersfehaar in voller Rüllung und mit
»lern Banner, als ob es in einen Krieg ginge. Die Schaar
bleibt vor einer reich gekleideten Frau liehen, welche
flehend vor dem Konige niederkniet. Zu ihren Fufsen
liegt der Leichnam eines kleinen Knaben mit einer
klaffenden tiefen Todeswunde am Hälfe. Links kniet
im Vordergründe ein junger Ritter, eine edle Gellalt,
in kollbarcr Rüllung mit einem weichen lieblichen
Frauengefichte. Sein Schwert, feine Kifenhandfchuhe
liegen feitwärts, feine Hände lind am Kücken fellgc-
bunden, die Augen mit einer breiten Binde bedeckt.
Seinen Uberarm berührt ein Mann, der, ein entblostes
Schwert in der Hand, fich zur Hinrichtung vorbereitet.
Im Vordergrunde diefer Gruppe fuhren Stufen in ein
Schlofs, in deffen Inneres man durch die Fcnller und
den weiten Eingang blicken kann. Soviel man auf
Grund der fehr geringen Ueberrclte der urlprunglichcn
Malerei diefes Theiles des „dritten Bildes -4 hcraus-
lefcn konnte, ill hier eine Sccne geboten, die ent-
weder als Fortfetzung einer bellimmten Gcfchichtc,
oder als Schlufs derfelben aufgefafst werden kann.
Der Konig, das Weib und der Gewappnete, die man
erblickt, find denen, welche der Vordergrund des Bildes
zeigt, ahnlich; der auf dem Throne fitzende König
neigt lieh allem Anfchein nach zu den beiden vor ihm
knienden Perfoncn von dem Throne herab.
Fig. I. , Kuticuberg )
Das vierte Bild, das fich über der Kreuzigung
Chrifti befindet, fuhrt uns eine weite anmuthige mit
blauen Bergen umrahmte Landfchaft mit einem See
vor. Am Gcftadc desfclben, das fehönen üppigen
Pflanzen wuchs aufweifet, ill ein prachtiges Haus mit
einer Galerie, die belebt wird durch zahlreiche bis in
den Vordergrund vortretende Gruppen verfchiedener
Gellalten, welche den Verlauf des vor ihren Blicken
fich entwickelnden Frcigniffes verfolgen. Als Haupt-
perfon ill hier wieder der Konig, im vorgerückten
Alter, mit cntblöstcm Haupte ; er liegt auf den Knien,
halt die Hände mafsig ausgellreckt vor fich und blickt
hinauf zum Himmel, wo fiel» ihm in den Wolken die
heil. Jungfrau Maria mit dem Jefukindlein im Gloricn-
fehein zeigt. Zum Auffchauen feheint ihn die hohe mit
einem Diadem gezierte Frau im fehr reichen Gewände
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CXXXVI
aufzumuntern, die bei ihm fleht, ficli mit ihrer linken Geftalt, der auf dem Haupte eine pclzvcrbrämtc Mütze
Hand auf feinen Arm Mutzend, während die rechte tragt und in den Händen einen Stock halt, als ob er
nach dem Himmel weifet. Auf der Bruftung der weiten den Anfang des Gottesdienftes erwarten mochte, was
Galerie, dem Könige gegenüber, lieht ein l'fau, auf der auch die nebenftchende edle Geftalt auszudrücken
Erde neben ihm eine Krone, wahrend das Sceptei fcheint, die das Buch auf dem vor ihr flehenden l'ultc
an der Mauer angelehnt ifl. aufgefchlagen hat und bereits den Mund zum Singen
Hoch oben, in der letzten Abtheilung, find auf öffnet,
beiden Seiten die Bilder von zwei Heiligen. Die An- Zu beiden Seiten des befprochenen Altares ift
Ordnung ift als Abfchlufs decorativ: der grüne Grund die Ausführung decorativ wie oben unter dem Ge-
ift mit reicher Bogenzeichnung geziert, das rothe wölbe — eine Ichlicht durchgeführte Bogcn/.cichnung
Bogcnfcnllcr, in dem die Geftalt des heil. Jacob mit auf grünem Grunde, die man auch auf der gegen-
dem Pilgcrftabc und der Auffchrift um detTcn Haupt über liegenden Wand findet, wo ("ich in der Mitte das
„Saniftus Jacobus u angebracht wurde, ift mit einem farbenfrifch gemalte Wappen der Familie Smfft be-
Teppiche, der heraushängt, gleichfam wie zu einem findet, ein weifses Einhorn im blauen Felde. L'nter
Feftc gefchmückt. dem Wappen erfcheint eine Mauernifche (deren Seiten-
So ift es auch rechts. Auf der Wand rechts konnte wände gemalt find, wie folche zur Aufbewahrung von
jedoch nach den vorhandenen unfcheinbaien Ueber Kirchengerathen verwendet wurden, wie das wieder
reiten der urfprünglichen Malerei nur foviel conftatirt die links und rechts fchr anfehaulich gemalten Schreine
werden, dafs auch hier eine gleiche Anordnung, freilich weiter bezeugen.
mit einigen geringen Abweichungen, fich befand, und Die kunftlerifche Ausfuhrung gehört zu dem Bellen
zwar wieder mit dem Bilde eines Heiligen, den man und Trefflichften, was die damalige Zeit gefchaffen. Die
jedoch nicht mehr zu erkennen und ficher zu Hellen Compofitiou ift durchwegs eine lebendige und klare,
vermochte. die Charaktcrifirung der Pcrfoncn eine wahre, die
Auf der Wand unter dem Fcnftcr ift ein weiter Gruppirung bei allem Reichthume des Vorgeführten
Zubau (ein Seiten-Oratorium?) gemalt. Auf dem Bogen, eine fchr naturliche, abgerundete und hochft an
der diefen Zubau umfchlicfst, fteht ein kleiner Glocken- fprechende.
ftuhl; in der Mauer desfelben ift in der Milte ein Die Zeichnung felbft ill fchr fein, durchwegs ohne
Schrein mit Büchern, rechts eine geöffnete Thür gröbere Conturen. Befondere Erwähnung verdient die
wahrzunehmen. Das Ganze ftellt, wie fchon erwähnt Darllellung der Kopfe, der Gefichtszüge und der den
wurde, wahrfcheinlich ein Oratorium dar, wo die Situationen i ntfprcchcndcn Ausdrücke, wo überall nur
Vorbereitung zum Gottesdienfte getroffen wird; denn das Edle vortritt; gleich fein find auch all die anderen
auf der Mauer, welche, durch die Thür gefchieden. cntblosten Körpcrtheilc gearbeitet. Die Schattirung
eine Scheidewand bildet, ift ein Leuchter aufgeftellt gefehah überall mit lehr feinen Strichen,
und die im felben befindliche Kerze zündet eben ein Die Kleider find miifsig gebogen, gmfstentheils
Jüngling mit ausdrucksvollen Zügen an. Hinter ihm fteht nur einfach gefaltet und die Reichthum kündenden
in der Mitte desBildes ein älterer Mann, eine gcl'ctztcre Anzüge überall gemuftert.
86. Schlote Wiesberg bei Pinns befafs c-inft eine der l'atene 112 Gnn.i Hohe des Kelches 17 Cm., der
nicht unbedeutende Waffenfammlung {Sta/ßer zahlt Durchmcffcrs der Patene 16 Cm. Ob aus Gold oder
Pleile, Spietec, Lanzen, Vifirc, Schilde u. f. w. auf, aus vergoldetem Silber beftchend bleibt ungewifs. Eine
von denen bis auf einen alten Spiete Alles verfchwun- auf der Kehrfeitc des Fufscs eingravirte Schrift gibt
den ift) Was einzig von den Schätzen der ftattlichcn Auskunft über den Donator, Dux (Bindenfchild)
Burg erübrigt, ift das Miffale vom Jahr 1592 und ein Sigismundiis a 1 1^63. Es fiel diele Stiftung wohl in das
Keieh von 1463, beide Gegcnftandc des Schlote- Jahr, als Schlofs Wiesberg an den Landcsfürften fiel,
bauers Martin Siegele Eigenthum. Die ganz glatte Wann folches lieh ereignet, erwähnt Sta/ßer nicht,
kcgillormige Cuppa ift gefchlagene, der Fufs getric- fondern nur, dafs es a° 1443 noch den Edlen von
bene Arbeit, über einer feinen Kandvemerung zerlegt Flafchberg gehörte.
letzterer fich in die Form der fechsblatterigen Kofe 1 t Stunden von Laiuleck entfernt befichtigte ich
und fteigt fteil zum Stander empor. Der kurze cylin- an der linken Seite des Letzbach's die alle Seitanzen-
drifchc Schalt zwifchen Fufs und Knauf tragt den matter 6" 3 M. hoch und 1*32 M. breit, vom nördlichen
Namen Jehus, feine Fortfctzung oberhalb des Nodus Gebirge ununterbrochen gegen Süden — zu Slafßer's
den der Maria eingravirt, den übrigen Raum lullt Zeit (1841) bis an den Inn — fortlaufend. Diefc Mauer
gefchmackvollc Ornamentik aus Je ein Pcrlfclinürchcn hatte ehemals 3 Thürme: der oberftc im Gebirge mit
ftdlt die Verbindung mit dem flachrunden Knauf her, 1-32 M. Mauerdickc, dclTen Mittelpunkt genaueftens
aus welchem fechs übereck gcftellte viereckige in jene gerade Linie fallt, welche zwifchen Ruine
Zapfen hervorftchen, kleine Blumen aus grünem und Schrofcnftein und Veite Kmnburg gezogen wird,
blauem Email einfchlieteend; zwifchen ihnen erheben lieht unverfehrl; der mittlere wurde zu einem Wohn-
lich zwölf erhöhte Schilder von länglicher Form mit häufe eingerichtet, ohne dafs feine Bauart aufserlich
eifelirtem Mafswerk. Gewicht des Kelches 305 Grm., wefentlichc Aenderung erlitt; der unterfte unter-
Noti
z e n.
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CXXXVII
lag fchnn vor langer Zeit dem Anprall des untcr-
wafchenden FlulTes. Ich traf die Schanzenmauer erft
weit vom Inn weg beginnend in Folge Abbruchs, der
erlt in neuclter Zeit durch die Erweiterung des Hol/-
platzes Cur das dortige Sägewerk vor lieh gegangen zu
fein feheint.
Das Obcrinnthal noch weiter aufwärts verfolgend,
fchlug ich aufserhalb Pfunds den Bergfleig nach dem
1435 M. hoch gelegenen Scrfatts ein, deffen Seclforge
in ein hohes Alterthum hinauf reicht. Ks hatte mich
dahin eine Notiz in Steub's , Drei Sommer in Tyrol*
über einen alten Taufßein aus dem Jahre 1405, an-
geblich mit der etwas curiofen Uinfchrift „Hanns im
Walde-* verlockt. Das Material feheint weifser Marmor
zu fein; mehrfache Riffe im Stein nothigten zur Um-
ladung mit Kifcnrcifen. Die mefsbarc I lohe iiber dem
Fufsboden betragt 97 Cm., wovon 35 Cm. auf die Hohe
des Fufscs entfallen, Durchmefler des Heekens am
Rande 90 Cm. Hart unter dem Rande ziehen fielt zwei
als Taue geformte Reifen — ein dem Romanismus ent-
lehntes Ornament - herum, als Kinfaliung der in
hohem Relief gehauenen Rundfchrift:
Anno dm- mcccc-v Hanns Wahl + serfauns.
Die Ruchitaben berühren oben und unten die
Schnure, das A und das II' find originell gezahnt,
llt fchon die Relief-Schrift deutlich genug, um keine
andere Lesart zuzulalTen, fo wird folche nach dem in
Pfunds noch heute vorkommenden Gcfchlcchtsnamen
U'altl aufser alle Frage geflellt. Dem Namen folgt
das VVerkzeiclien des Steinmetzen, vertieft cingehauen,
fodann ein Wort, das, wenn auch etwas undeutliche
s und / enthaltend, gleichwohl Serfauus oder Serfauns
heifsen mufs. Das letzte Drittel <les Raumes, den die
Schrift frei lafst, füllen 7 über einen horizontalen Stab
fich fchlingende Blatter, abgcfchlollen zu beiden Seiten
mitteilt einer ^blätterigen Kofette {Fig. I) .
Den cylindrifchen Fufs des Taufiteines bekleiden
fechs krabbenahnlichc Kichcnblatter mit ftark vor-
tretender halbkugclfurmiger Ausbauchung, deren Stiel
paffende Vertiefungen des in eben fo viele blatt-
förmige Lappen geformten untern Fufstheiles ent-
fprccheii;' die den Taufllein abfchlicfsende Fufsplattc,
die nicht weiter zu verfolgen war, weil in den Fufs-
boden eingeladen, durfte fielt nicht wefentlich von der
mit Linien bezeichneten Form entfernt haben.
In dem Kellerge wölbe des l'farrliaufcs, das mit
Benützung von Thcilcn der älteften Kirche erbaut
wurde, zeigen fich Wandmalereien (Figuren und
Feitons) in ausgekrochenem RcnailTancc Styl, dem
von manchen Seiten irrthümlicher Weife hohes Alter
zugefprochen worden.
Line letzte Notiz möge noch das Vorhandenfein
des Monuments auf der Hohe des Fernpalies conlla-
tiren, welches dort dem römifchen König Ferdinand
als Erneuerer der Fernltrafse im Jahre 1543 errichtet
wurde, ein Werk des Mctallgicfscrs Gregor Lof/ler.
der auch als Glockengiefser bekannt. In Suhberg und
Langen fand ich noch Glocken, die derfelbe „Gregory
Loffler vnd fmc Zwcn sün helias vnd hanns crifloff"
anno 1564 gegolten, fowic in H'oeltß (wie die vor-
genannten Orte in Vorarlberg gelegen) eine von dem
letzterwähnten „Hanns Criltoff Lolf1er a allein ein Jahr
' barfekeia» hm\\ alle Thcilc dti ruhet im Sechteck conftruirl.
fpater {1565) angefertigt. Dicfe durch mehrere Stuck-,
Kunll- und Glockengiefser ausgezeichnete Familie, die
fich in Innsbruck niedergelalTen, foll nach Ritter von
liergmaim (Vorarlberg S. 57} aus Feldkirch flammen.
Das Monument befleht aus einer quadraten Erzplatte
von 85 — 86 Cm. Seitenlange mit einem bogenförmigen
Anfatz an der oberen Seite. Das Mittelfeld trugt oben
den lateinifchen, unten den deutfehen Text.
Carlo : quinto : auftriaco : cefa rc chriifianiltimo im-
pcrantcFerdinandus ro- manorum Hungariae Bohemae
Z. G. rex infans Hi-| fpaniorum Archidux Aultriae Z.
G. comes Tyrolis Z. G. fratcr fubditorum comodo Us.
Vi et benefij cio profpiciens hoc opus hoc iter in Dei
nomÜie| et exaeto lludio et ordinc nobilis et induflri
viri Jacobi de domo Krcmburgi pro tempore praefecti
aere proprio erexit et absolvit anno ejusdem domini
MDXLIIJ.
Bcy : Zeiten : Kay fei Karlen : des:funften| hat : feiner :
Mä ; Rrucder : Kunig : Fcrdin-, aund : regierender :
Kö : hungarifcher : un Behamilclier : Künig : Infat : in
Hifspanie : V : Frtzhertzog : zuc : ollereich : zc grave :
zü : Tyrj : ol : zc : dife : Itrafs : in • aigne : coftfi : düch
autzaign (?) und : fleis : Sr. Kü Mä pflege : zw, Eren-
berg| Jacoben . von Thun . dem : gemainen . nutz|zue
guet . von . neiem . machen . laffen.
i?43.
Fig. 1. (Scrfau*.)
Zu jeder Seite auf l'oltamcnten, deren Voiderfeite
die Wappen mit dem deutfehen Reichs- und dem
ölterrcichifchen Doppcladler vollltändig ausfüllen,
ftchen gleich gekleidete, nur in der Form der Barette
fich unterfeheidende Männer in der Tracht ihrer Zeit,
beide mit dem goldenen Vliefs angethanjin die eine
Hand ill ihnen als fprechendes Attribut ihrer Munificenz
für das von ihnen geforderte Unternehmen ein Geld-
beutel gegeben; mit der andern Hand weifen fic auf
die bezügliche Infchrift, die Figur zur Rechten mit der
linken Hand nach oben, jene zur Linken mit der
rechten Hand nach unten.
Jenny.
87. In der Kirche zu Sekkau, eine 8 Zoll 9 Linien
hohe und 4 Zoll 4 Linien breite viereckige Hatte aus
grauem Marmor ilt mit einer Reliel-Sculplur geziert.
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cxxxvm
deren hochllc Stelle vier F.inicn über die l'lat tenflachc
heraustreten. Maria fitzt auf einem fchwach markirten
Throne, das Kindlein in Mitte des Schoofses gerade
vor ficli gehalten. Das Kind hat einen Kreuz-Nimbus,
Maria über dem mit einem Tuche bedeckten Haupte
einen eingeweihten Scheiben-Nimbus. Maria halt das
Kind mit der Rechten am Leibe, die Linke ruhet vor
deffen Fufschen auf dem eigenen Knie. Chrillus feinet
mit der Rechten und halt in der Linken eine Schrift-
rolle. Was den Charakter der Sculptur betrifft, ill unbe-
achtet der etwas antikifirenden Behandlung des Kindes
kein Zweifel über den byzantinifchen Styl Charakter.
r
Form, Faltenlagc der Gewandungen, Behandlung der
Arme, Stellung der beiden Figuren, endlich die Gelichts-
bildting find echt by/antinifch. Von grofser Wichtig-
keit ill die im Original erhaltene Bemalung des Hildes.
Der Grund ill von grünlichem Tone mit cingell reuten
Sternen und rother Einladung, die Hände und Gefich-
tcr fleifchfarbig. die Nimben vergoldet. Die Gewand
faume und DelTms der Gewander (Hlumcn oder Kreuze)
in Goldbemalung ausgeführt.
Diefcs Relief, das Urfprungbild benannt, hatte
von altershcr in Sekkau hoch in lihrcn geltandcn.
durfte wohl von der Stifter-Familie flammen, etwa
durch die Kreuzzuge hergebracht worden, und von
diefen an die Kirche gekommen, alfo alter als der
Kirchenbau .Mitte des 12. Jahrhunderts) fein. Heute
ziert das Relief den Hoch-Altar, wo es über dem
Tabernakel angebracht ill.
Diefes von altcrsher fchon an der Kirche befind-
liche Bild dürfte nicht ohne Finflufs auf die Beftimmung
des Siegelbildes der alten Canonic geblieben fein.
88 Die Ccntral-Commiflion hat den Capitular
und Kammerer des Stiftes Klollcrncuburg, Coloman
Kritgtr, in Anerkennung feiner Verdienlle um die
Rcftaiirirung des Stiftskreuzganges und Dr. Hermann
Kolkt in Maden zu Correfpondenten ernannt.
8y. Die Correfpondenten: k. k. Hofrath Franz
y.itnthi in Zara i(l am 21. September — ferner Baron
Ferdinand Giovauclli zu Wtirttnbfrg und Gerßburg\v\
Bozen am 9. October geftorben.
90. (Confcn-atorcHberh ht.) Im September diefes
Jahres wurden zu l-.brcichsdorf am Fnde des Schlols-
parkes von Frau Mathilde Grafin PvagraCM, geborenen
Gräfin Wolff-Mctternich zwei rumi/clte Grabßcinc auf-
gefunden. Sie waren dafelbll in älterer Zeit als Matcrialc
beim Bau einer Brücke verwendet gewefen und durften
bei ihrem bedeutenden Gewichte wohl nicht von weit
hergebracht, fondern in der Nahe gefunden worden
fein. Diefer Umftand verdient aus dem Grunde beson-
dere Beachtung, weil bekanntlich die Römer ihre
Gr.iber an den grofscren Strafsen anlegten, daher
durch den Fund von Grabftcincn auf eine vorbei-
führende Strafse gefchloffen werden darf. Der Punkt
des neuen Fundes markirt eine Stelle der von Vindo-
bona nach Scarabantia (bei Oedenburgl führenden
Strafse, deren Zug auch durch die zahlreichen Ucbcr-
rcllc römifchcr Denkmale im nahen II ' eigelsdvrf be-
zeichnet wird.
Der eine der beiden Steine ill ganz wohl erhalten,
1-65 M. hoch, O'f) M. breit, oben abgerundet. Ein
mufchelfurmig vertieftes Medaillon oben enthalt in
Hoch-Relief den Kopf eines jungen unb.it tigen Mannes
mit kurzem Haar und abftehenden Ohren von vorn
gefehen. Unter demfelben befindet fich ein Streifen
mit zwei laufenden Thicren, wie es feheint, ein Schaf,
dem ein Hund folgt. Die Infchrift lautet:
ARIOMAW
ILIATI'F BDI
ANNORVM
XV
H ■ S ■ F.
PATER POS vn
Das Biati f. in der zweiten Zeile ilt nicht ganz
lieber, die Buchltaben find undeutlich.
Die Arbeit an dem Bildwerk ill aufscrll roh, die
Schrift mehr eingeritzt als eingemeifselt, die Form der
Buchftaben fchlecht und deren Grofse ungleich. Nach
dielen Merkmalen gehört der Stein in eine fchr fpätc
Zeit.
In Bezug auf die Infchrift ill der Umftand inter-
effant, dafs der Verdorbene, der fünfzehnjährige
Arioman ausdrücklich als Bojer bezeichnet wird.
CXXXIX
Der zweite gröfscre Grahrtcin war für ein F.hc-
paar beftimmt ; er ill fchr befchädigt. üben lieht man
einen Mann in Halbfigur, mit der Tunica bekleidet,
die rechte Hand der Frau EU feiner Rechten reichend;
diefc hat in den Nacken fallendes Haar, die Gefichts-
ziige beider find unkenntlich. Diefc Gürtelbilder find
fall lebensgrofs und ziemlich gut gearbeitet. Unter
ihnen die aufserft verwitterte Infchrift, in der nur ein-
zelne Buchftabcn mehr halbwegs deutlich find. Ich
habe Folgendes gefehen, ohne für die Richtigkeit der
Lcfung cinflchcn zu wollen:
I) M
AVRl, URSVLVS
CARIS.SI.W • AN
Xl/V HSI • PT.KNl
C V1VS-SIBI
p-svrr
Unten wie es fcheint, ein Delphin.
Frau Gräfin Pongracz hat bei dem grofsen lutcr-
clTe, welches fie dem von ihr gemachten Funde
zuwendet, verfprochen, die beiden Steine an einer von
Witterungseinflüften gefchützten Stelle im Schlöffe gut
fichtbar aufteilen zu laffen, was dankend anzuerken-
nen ift; denn es empfiehlt fich, folche Denkmale von
localem InterefTe am Fundorte felbfl aufzubewahren,
wodurch die Bedeutung diefer und des Ortes in Wech-
fclwirkung erhöht wird.
Bei diefer Gelegenheit erlaube ich mir auch zu
berichten, dafs die genannte Dame den grofsen, fchr
fchweren lufchriftllein, der vor dem F.ingange in die
Sehlofs-Capcllc zu Kbrcichsdorf lag und als Auftritt-
(lein diente, wodurch die Infchrift dem allmaligcn
Untergange ausgefetzt war, heben liefs und ebenfalls
im Schlöffe an gefchützter Stelle aufftcllcn wird, was
mit Dank zur Kenntnifs genommen zu werden verdient.
Die fchr merkwürdige Infchrift, welche die Verbelle-
rungen anführt, die der beruhinte Hieronymus Heek
von f.e<>f>otdsdorf zu Fbrcichsdorf durch Kntfumpfung
der Gegend, Anlage von Teichen, Obftgarten u. f. w.
vornehmen liefs, ill mitgetheilt im I. Bande der neuen
Folge der Mittheilungen der Central - Commiffion,
Seite XLL
Sackt».
91. Der k. k. Minifler für Cultus und Unterricht
hat die beantragte Rcftaurirung der Aufsenfcite
der Domkirchc in Grätz um den Betrag von 7000 11.
in zwei Baujahren bewilligt und genehmigt, dafs die
beiden Fresken an der Fagade im Einvcrftändnilfe
mit dem Confervator in entfprechender Weife gefchutzt
werden. Das Untcrrichts-Minillcrium hat auch den
Wunfeh ausgefprochen, dafs das linksfeitige Frcsco-
Bild, das der Zerftorung entgegengeht, copirt werde.
92. Die Central-Commiffion erhielt interelTante
Nachrichten über den Fortgang der Ausfchmückungs-
Arbeiten im Klofter Entaus zu Frag. Ein Theil des
Kreuzganges wurde mit feinen urfprünglichen Fcnftcr-
anlagen wieder hcrgeftcllt, nachdem im 17. Jahrhundert
die meiden Fenlter vermauert worden waren. Da fich
ein Stück des alten Maafswerkes fand, konnte mit
Sicherheit au die Wiederherllellung der alten Fenller
gegangen werden. In der Kirche wurde die Rcftau-
rirung des MittelfchifT Gewölbes vollendet, fowie eines
grofsen Fresco-Gcmäldes im Presbyterium.
93. Aniafslich eines in einem grofsen Wiener
Journale erfchicncncn Artikels über den gefährdeten
Zulland eines Flügel-Altars in der Spital-Kirche in
Auffee (f. Mittheilung der Central-Commiffion I. S. 63)
hatte es das Mitglied der Central-Commilfion R. R.
Kadnitzky übernommen, diefcs Denkmal einer fach-
männifchen Befichtigung zu unterziehen. Derfelbe
uberzeugte lieh, dafs aufser Spuren des Holzwurmes im
Hauptrahmen die Tafeln des Mittelbildes und der bei-
den Doppelflügel, wie auch die Predella vom Wurme
vollftandig intafl geblieben find. Die Bemalung ill
feiten fo gut erhalten, wie hier; auch bemerkt man
daran nichts von Uebcrmalung oder Rcftaurirung, aus-
genommen an der Gewandung des Heilands, wofetbft
die Falten nicht im Charakter der alten Malerei
rellaurirt wurden. Mit Ausnahme kleiner defecler
Stellen im Goldgrunde und eines beiläufig 1" langen
mit Wachs ausgefüllten Riffes in der Aureole bei Gott
Vater, ifl keine Begnadigung zu erkennen.
Die äufscren Flügelbilder, die den inneren an
Werth nachftchen, find nachgedunkelt, da fie, weil
meillens der Kallen aufgefchlagen ift, nicht hin-
reichenden Kinflufs des Lichtes haben. Ks ift fomit für
die Zukunft diefes Altars nichts zu fürchten. Auf der
Rückfeite desfelben finden lieh Spuren einer Infchrift.
94. In der St Cyprianskirche zu Sarntltein (Tyroli
wurden Spuren von Wandbemalnngcn gefunden. Bei
forgfamer Loslöfung der Tünche zeigten lieh Partien
der Darllellung eines letzten Gerichtes.
95. (Andrea Vieentino 's Gemälde, ..Die Ankunft
Heinrieh III. in Venedig', derzeit im Btfitst des
Bijchofs von Le&mtritn in Bidimeu.J
in jungller Zeit wurde die Aufmerkfamkeit der
Kunftfreunde in Böhmen auf ein Gemälde gelenkt,
welches fich gegenwartig im Befitze des Bifchofs von
l.eitmeritz befindet, und die Begrufsung Heinrich III.,
Königs von Frankreich und Polen, in Venedig darftellt.
und von Andrea Vieentino, einem Schüler von Palma
Giwane, gemalt wurde. Auf welche Weife das Bild
nach Leitmcritz gekommen ift, kann nicht mit Be-
ftimmtheit angegeben werden Die Vermuthung fpricht
dafür, dafs es vom Grafen Vratislav-Mitrovic erwor-
ben wurde, welcher zwifchen den Jahren 1722- 1733
Bifchof von l.eitmeritz war und fich zu jener Zeit in
Venedig aufgehalten hatte, wo Verwandte von ihm
gelebt haben. Das Bild wurde, wahrfcheinlicherweife,
um es anllandslos über die Granze zu bringen, mit
Farbe überllrichen und ill defshalb auch ganz unbeach-
tet geblieben, bis der jüngft verdorbene Bifchof von
Leitmeritz, Dr. Frind, dem Maler ZapUtal in Prag,
welcher fich mit Rellaurations- Arbeiten bel'chaftigt, den
Auftrag gegeben hat, das Bild zu reinigen. Frft nach
Fntfernung des Anftriches war man in der Lage, die
hiftorifche und künltlcrifchc Bedeutung diefcs Werkes
genau zu beurtheilen. Ich kenne das Bild nicht aus
eigener unmittelbarer Anfchauung, fondern nur aus
einer Photographic, welche nach Rcftaurirung des
Gemaides angefertigt wurde und an Deutlichkeit und
Klarheit nichts zu wünfehen übrig lafst. Da über den
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CXL
Meider und die l'rovcnicnz des Bildes Zweifel ausge-
fprochen wurden, fo wandte man lieh an die Akademie
der bildenden Kunde in Venedig, um eventuell durch
diefe Anftalt Aufklärung zu erhalten. Die Akademie
forderte den rühmlich!) bekannten Direclnr des Mufco
Correr, Herrn Nie. fiarozzi, auf, ein Votum abzugeben,
welcher darnach der Akademie die Mittheilung machte,
dafs diefes Bild das lang vermifste Original-Gemälde
von Andrea Viccntino fei und lieh fein erteil im
l'alazzo Foscari ful Canal-Grnndc befunden habe. Das
aufserordentlich figurcnrcichc Bild ftcllt die Landung
Heinrich III. am Lido in Venedig dar und ift 2 Meter
8 Cm. hoch und 3 Meter 24 Cm. breit- Die Figuren
auf dem Bilde haben eine Hohe von 2.S Cm.; es
find deren 200 und zwar mit voller Portrait -Achnlich-
keit ausgeführt. Kin befonderes InterelTe gewinnt
das Gemälde dadurch, dafs auf dcmfelbcn die Abbil-
dung des Triumphbogens, welcher zum Empfange
Heinrich III am Lido aufgerichtet wurde, mit voller
Deutlichkeit wiedergegeben ift Diefcr Triumphbogen
war ein Werk von Andren Palladio, der, wie Sanfo-
vino berichtet, lieb den Triumphbogen des Septimus
Severus in Rom dabei zum Muftcr genommen hat.
König Heinrich III. wohnte wahrend der Zeit feines
venezianifchen Aufenthaltes in dem genannten l'alazzo
Foscari um! den anftöfsendeu l'alaften Giuftiniani am
Canal Grande. Das Bild, welches (ich bis zum Knde
des 18. Jahrhunderts im l'alazzo Foscari befunden hat.
ift um fo werthvoller, als ein Gemälde, welches dasfelbe
Thema behandelt und fich im Dogcnpalaft befun-
den hat, bei dem Brande des Dogcnpalaflcs 1575 zu
Grunde gegangen ift. Die Auffehrift auf der Vorder-
feite ift auf dem Bilde erhalten und lautet in Ucbcrein-
flimmung mit Sanfovino folgendermafsen: „Hcnrico III
Franciac l'oloniae Regi Chriftianiffimo, ac invietil'timo
Chriftianac rcligionis acerimo propugnatori, adve-
nienti Venetorum Kefp. ad veteris benevolentiae atque
obfervantiacdcclarationcm." Diclnfchrift auf der Rück
feite lautet nach Sanfovino: „Henrico Franciac et
l'oloniae rcgi optimo atque fortiffimo, hofpiti incom-
parabili Venetorum Kefp. ob ejus adventum fclieiffi-
mum u ZiintUto behandelt in feinem grofsen Werk über
den Palazzo Ducalc ausführlich alle Denkmaler, wefehe
fich auf den Aufenthalt Heinrich III. in Venedig
beziehen, nicht Mos mit Rücklicht auf den Kunllwerth.
fundern auch die hiftorifchc Bedeutung der Denkmäler.
Dafs diefes Kreignifs fo viele Kunft werke hervorgerufen
hat, ift recht begreiflich, denn dasfelbe hat die dama-
lige politifchc Welt ganz Kuropa' s intcreffirt, und in
Venedig ganz befonders «las Intercflc der einflufsrei-
chen Familien Foscari und Giuftiniani. Ausführliche
Nachrichten bringt über den Künltler Andrea Viccn-
tino Ridolfi in den Meraviglie <lcll' Arte. Vol. II, p. 144.
zahlreiche Notizen Sanfovino in feiner Venezia, ed. 1581
p. 149. 164, 9 und p. 280.
liitclberger.
96. Confervator Schönherr hat der Central-
Commiffion intcrcfl'antc Mittheilungen gemacht über
Wahrnehmungen, die er bei Kcftaurirung des foge-
nannten goldenen Dacheis in Innsbruck zu machen
Gelegenheit hatte. Die zehn Felder, in welche die
Baluftrade des zweiten Stockes des Erkers getheilt
erfcheint, enthalten nämlich in Hoch-Relief ausgeführte
üguralc Darftellungen mit Spruchbandern. In einem
(tiefer Felder erblickt man K. Maximilian mit feinen
beiden Krauen und dabei deren Wappen. Daneben,
wie es feheint, K. Friedrich, ihm zur Seite ein auf die
andere Gruppe hinüberdeutender Schalksnarr und eine
unbekannte, doch offenbar beftimmte pnrtratahnlich
dargeftelltc l'crfonlichkcit.
97. Das auf Seite 128 dargeflellte Siegel gehört
der Stadt Ohnutz an. Dasfelbe ift rund, hat einen
DurchmciTcr von 65 Mm. und zeigt im Bildfcldc den
gekrönten cinköpfigen rechts aufwart* blickenden
Adler in der üblichen gefchachten Darftcllung. Diefer
Dcffin ift durch rcgclmafsige Einfügung von kleinen
Pik- S- (durften.)
Itark erhabenen Carres erreicht. Der obere Rand der
Hügel ift mit einem ftyliftrten Zackcnbcfatz verfehen.
Im Bildfcldc unten zunachft des Schweifes find beider-
feits je ein Beillrich und ein Punkt fymmetrifch ver-
thcilt- Die Umfchrift befindet fich auf einer breiten
Randlciftc mit Perlreihen beiderseits eingefafst und
lautet: f Sigillvm (Stem) dvivm (7 Punkte als Kofette)
de (drei Punkte im Dreieck) ojomvcz. Diefes intcr-
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CXLI
cffantC Siegel durfte mindcflcns dem Anfang des
14. Jahrhunderts angehören.
98. Wir haben im III. Bande der Mittheilungen
S. LXXI den Grabmalen der ausgeflogenen Familie
der Herren von Loftnßtih gedacht, die fiel» in der nach
diefer Familie benannten Capelle zunachll der ehe-
maligen Stiftskirche in Garßen befinden. Wir haben die
meiften Monumente bereits naher befprochen, nur zwei
der alteren erübrigen noch, deren einem die folgenden
Zeilen gewidmet find. Dasfelbc ifl hier in Fig. 3 abge-
bildet, ifl in rothem Marmor ausgeführt im Roden der
Lofenfteincr Capelle eingeladen, wofclbft es unter dem
Schutze der darüber liegenden Bretter noch ziemlich
wenig Schaden gelitten hat. Leider konnten die Brct-
ter, welche den rechtsfeitigen Kand bedecken, nicht
entfernt werden, daher auch ein Thcil der Kandfchrift
nicht gelefen werden konnte.
Die Behandlung des Monumentes ifl die im if>.
Jahrhundert mit Vorliebe gepflogene, nämlich eine
oblongviereckige Platte mit fehmalem Schriftrande
und mit einer im Stark-Rclicf ausgeführten Sculptur im
Bildfclde. vorflellend die aufrechtflehende etwas ge-
wendete Figur eines Kitters, in der Rechten die mach-
tige Lchcnfahnc aufrecht haltend, die Linke an den
Schwertgriff gelegt. Die Kuflung ifl cinigermafsen
eigenthümlich durch die hohen Stofskragcn und die
fcharf zugefpitzten Elbogenmeifel. Das Vifier des
reich mit Federn befleckten Helmes ifl aufgcfchlagen
und zeigt ein bartlofes Antlitz.
Zu Füfsen der Figur beiderfeits je ein behelmtes
Wappen, das eine mit dem Lofenflcincr'fchcn Fanther
am Helm und im Schildfelde, das andere gehört un-
zweifelhaft der Familie i'olkeim an. Die Umfehrift, fo
weit fic gelefen werden konnte, lautet: r . . . .Der wol-
gebor herr herr Achatz von lofenflein gellorben an
fand maria magdalena tag nach chrifti geburd I527jar. u
Ac/tus von Lofenßdn war nach Hokenegk der
fünfte Sohn des Wilhelm von Lofenllein und der
Barbara von Parsberg, anfangs Stift PalTau'ifcher
Pfleger in Kbersberg, fpatcr obdcrenns'fcher Landrath.
Er war verheiratet mit Maria Salome von Polheim,
die im Jahre 1541 Harb.
Das bcfchricbenc Grabmal foll auch ihr gewidmet
fein und fleh an der bedeckten Randlcifle die darauf
bezügliche Nachricht befinden, deren Worte Hohenegk
III. 378 mitthcilt.
99. An der Aufsenfeile der Pfarrkirche zu Hosen
find mehrere intereflante Grabmale angebracht, dar-
unter jenes wichtige Monument des Wilhelm Grafen
zu Henneberg t M79' Wir wollen jedoch unferc Auf-
merkfamkeit dem Monumente des Ritters Jacob Trapp
zuwenden, das fich ebenfalls an der Aufscnfeite der
Kirche befindet. Die Anlage des Monuments veraugen-
fcheinlicht die in Fig. 4 beigcgcbcnc Abbildung des-
fclbcn. Es ifl aus lichtem Marmor angefertigt und
weicht nach mancher Richtung von der bis zum
16. Jahrhundert fall fchablonenförmig befolgten Ge-
Aaltung und Darftellungsweifc ab.
Das Monument hat die Gcflalt einer oblongen
rechteckigen Platte, die aufrecht an die Wand geflellt,
auf einer etwas vorfpringenden Sockclplattc ruht, die
zwei ilylifirte, auf der Erde liegende Löwen tragen,
vi». N. r.
Zu oberft der Platte unter einem fchwach pro-
filirtcn Abfchlufsgefimfe befindet fich die drei/eilige
Infchrift : A. nach chrilli gepurd mcccclxxv. Jar am
pffinflag nach unl'erfraun fontag do ifl geflorbcn der
edl und flreng her jacob trapp ritter obhoffmaifler zu
tyrol d hie begraben ifl de got genad.
ji-nfitJ)-'nji-j9F}jnrö Ii) rtcfirru rav -mu-f CEmlfaq
n arfi ■ iu- fmu n- (oTifhjg-öoittQftüfac öPf töiiflt^hmfiüb
Fi C 4. (Bo*en
Das Bildfeld felbft ifl mit reichem gothifchen
Ornament bekrönt, durch welches es in Folge der Ein-
fügung eines im Efelsriicken gcfchwciftcn doppelten
Spitzbogens gewiflermafsen in zwei Fehler getheilt
wird. In jedem Felde erfcheint ein gegen die Mitte
gerichtetes Wappen in reicher heraldifcher Ausfüh-
rung. Beide Wappen werden von einem in die Mitte
CXLI1
des Bildfeldes geftellten Kogel getragen. Das Wappen
links enthalt in tartfehenförmigem Schilde einen drei-
mal gebrochenen Kalken | Villandcrs), am Helme einen
niederen Stulphut mit einem Hahnetiflügcl darauf und
das andere Wappen zeigt im Schilde und am gekrön-
ten Helme eine Trappe.
Jacob '/hi/ 1 /!, einer urfprünglich fteicrifchen
Familie anyehorig, zog im Jahre M4<'> mit dem grofsen
Aufgebote der Landftändc von Steiermark, Kärnten
und Krain für K. Friedrich III. gegen Ungarn. 1460
kam er in Dicnfl Erzherzogs Sigismunds von Tyrol.
wurde Stadthauptmann in Brcgcnz und Pfleger von
Ambras, 14^9 Krblandhofmcifter von Tyrol. Kr war
vermalt mit Barbara von Matfch und hinterlicfs drei
Sohne. Ulrich baute das Kloftcr Htrfchthal im Vorarl-
berg fehen wieder auf, wozu 14Ö4 der Grundflcin
gelegt wurde.
100. Schon im Jahre 1874 hatte fiel» der Francis-
caner- Convent zu Btuiia auf Curzola in Dalmaticn an
die Regierung bittlieh gewendet, damit ihm eine Staats-
Subvention zur Krhaltiing des Klollergcbaudcs. insbc-
fondere des Krcuzgangcs, der in kiinfllcrifcber Be-
ziehung ein originelles und fchr bedeutfames Bau-
werk italicnifcher Gothik ift, zu Thcil werde.
Fig. 5 fD«<lia 1
Fig. 5 veranfehaulicht einen Thcil diefes zierlichen
Baues, der fich im Gevierte ausdehnt und auf jeder
Seite des Viereckes aus je drei drcithciligcn Jochen
beliebt, die auf Pfeilern ruhen, zwifchen welchen je
zwei Säulen cingelhcilt die zierlichen Spitzbogcn-
offnungen vermitteln.
101. (Die Filial-Kirche zum heil. Kreus in Hon-
vn\) Auf dem fudoftlichcn höchften Punkte der aus
dem Thale der Novohradka-Ebene fanft anzeigenden
Anhohe lieht an der Südfeite der kleine Ort Homnce,
und am aufserften fudweftlichen Ende das Kirchlein
.zum heil. Kreuz", über welches Confervator Sehnte-
ranr, fich in feinem der k. k. Central-Commiffion vor-
gelegten Jahresberichte ausführlich ausfpricht.
Die Kirche war bis zum Jahre 1707 Pfarrkirche,
jetzt ift fic Filiale von Tynec. Nach den noch vorhan-
denen, und nach den bei der heurigen Keftauration
vorgefundenen Fragmenten fiainmt der Bau des Chors
und Schiffes aus der guten gothifchen Zeit der letzten
Hälfte des 14. Jahrhunderts; der gegenwärtige Thurm
und die Vorhalle find Zubauten aus 1773. Die Kirche
brannte zweimal ab ; bei dem letzten Brande ging auch
die ganze innere Ausllattung verloren. Statt der Bret-
terdecke wurde fpäter eine Verrohrung angebracht.
Das Sancluarium an der Evangelien-Seite des
Chors ift bis auf die Kreuzblume, welche als vor-
ragend auch von der Gluth abgefprengt erfcheinf,
unverändert geblieben. Ganz im urfprünglichen Zu-
ftandc hat lieh nur das fchön profilirtc Futter und die
fchr folid befchlagene, mit Eilen verkleidete Thür bei
dem nordichen Seiteneingange erhalten.
Bei diefem Brande mochte die urfprunglichc
Clior-Wolbung entweder gleich cingefturzt fein, oder
mufste wegen grofser Schadhaftigkeit abgetragen
werden; denn man fand einzelne Stücke der fchon
profilirten Rippen beim Abbrechen der Vorhallcn-
maucr als gewohnlichen Bauflein verwendet, und ftall
diefer Wölbung wurde das gegenwartige Luncttcn-
Gcwolbe ausgeführt. Auch die Kanzel war fehr zierlich
aus Stein aufgebaut, zwei Thcilc des Achteckes hievon
wurden auch in der genannten Mauer vorgefunden.
Die Fcnltcr haben im Chor noch die Stcinlcibungcn,
die Maafswcrke natürlich herausgcfchlagcn. Im Schiff
waren urfprünglich vier Fenfler von der Grofse des
noch erhaltenen an der Nordfeitc zunächft dem Chor,
welches durch die Vorhalle verbaut war; das weftliche
hatte man wegen des Aufganges zum Mufik-Chor und
demThürdurchbruche vermauert; um daher dem Schiff
mehr Ficht zu verfchaffen, wurden tlie beiden Schiffs-
fenfter an der Südfcitc verbreitert.
Von aufsen war das Krdreich in Folge des hier
bcflchendcn Friedhofes durch die Beerdigung während
fünfhundert Jahren fchon über einen Meter hoher
angewachfen als der Fufsbodcn im Inneren, die Mauern
durch die Näffc unten angefault und gefprungen, die
Dachung fchadhaft, der Thurmknopf aus Eifcnblcch
vom Rolle zerftort; daher ftand das Kreuz fchief,
zumal der Ständer durch das Kinnäffen verfault war.
Diefem Uebelllande wurde durch eine vom Confervator
Scltmoranz geleitete Reftaurirung abgeholfen.
Vor Allem wurde das hochangewachfene Erd
reich vorläufig in einer Breite von 3 Meter vom Kir-
chenkorper ringsum einen halben Schuh tiefer als das
Kirchcnpflartcrmit cntfprcchcndcm WalTergefallc abge-
graben, das angefaulte beliebende Mauerwerk ringsum
mit Sandllcinplattcn gut unterfangen und verkleidet,
die vom Kirchengemäuer abgclöflen Strebepfeiler des
Prcsbyteriums in neuen Verband gefetzt, alle Sprünge
ausgelöft und ausgemauert, ringsum unter dem Dache
neue gothifche Gefimfc ausgelegt, die elliptifchcn
Fcnftcrbogcii in gothifche umgewandelt, die Mauern
in- und auswendig neu rein verputzt und in farbigen
Tonen getüncht.
Ein gewölbtes Mufik-Chor wurde hcrgcftellt, der
mangelhafte Glockenlluhl reparirt, die Fenfler der
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CXUII
Glockcnftubc, die ohne allen Vcrfchlufs waren, erhiel-
ten Jaloufien, die Thurmfpitze ftatt des früheren Auf-
ratzes von Kifenblcch einen kupfernen Stiefel mit
kupfernem Knopf. Die Fcnfter des Chors und das
nördliche Sehiffsfenfter erhielten farbige Batzenfchci-
ben, in die zwei füdlichen Fcnfter des Schiffes wurden
grau deffmirte Gläfer mit farbigen Bordüren und
farbigen Maafswerken eingefetzt.
Von den Altaren wurde aller unpaffende Zicrath
befeitigt und das foult noch gute Haupt-Altarbild
fammt Rahmen gehörig gereinigt und mit Uel cinge-
lalTen. Die ganze Kirche, Sacrillei, Thurm und Vorhalle
wie auch das Stiegenhäuschen erhielten ein fchönes
Steinplatten-l'flafter.
Durch die Abtragung «1er Vorhalle ift eine recht
hiibfche Gruppirung erzielt und das wieder freigelegte
Fcnfter des Schiffes an der Nordfeite hebt die Nord-
wand im Innern und macht die Kirche von aufsen
malerifch. Zur grofsen Ueberrafchung fand man unter
der Kalktünche, dafs das Chor durchaus mit Figuren
gemalt war; auch die Rippen und Kanzel waren poly-
chromirt. Trotz aller angewendeten Muhe war es aber
nicht möglich, eine einzige Figur blofszulegen , weil
man bei der Tünchung gerade die Kopfe, 1 lande und
Füfse und alle Thcile, wo der Kalk nicht decken wollte,
mit fcharfem Sandftein abgerieben und neu verputzt
hatte. Auch an der Schiffswand der Südfeite waren
grofse Gemälde, aber eben fo barbarifch verftümmelt.
I nter den Kirchenftühlen fand man vier Stück und
neben dem Hoch-Altar ein Stück alter Leichenfteine,
welche alle gehoben und in die neuen Mauern der
Vorhalle eingefetzt wurden. Die Vorhalle bei dem
fchunen alten erhaltenen Seiteneingange erhielt eine
gothifche Kinwolbung. Auf dem einen Scitcn-Altarc
ift ein altes gutes Madonnen -Bild aus der erften Hälfte
des 16. Jahrhunderts aufgeftellt..
102. Im Wege des berufenen Confervators find der
Ccntral-t ommiffion intcrclTantc Nachrichten über die
Kanzel in der Decanal Kirche zu Brüx zugekommen.
Ks ift eine einfache fteinerne Kanzel mit richtiger
gothifcher Profilirung aus dem 16. Jahrhimdert. Die
Arbeit zeigt, dafs ein verftandiger Steinmetz daran
thätig war; fic ift gut erhalten. An der einfachen aber
fchönen Gliederung finden fich Spuren einer Bemalung
und Vergoldung. Die einzelnen Felder der Brüftung
find mit eingepafsten Bildern, auf Holz ausgeführt,
geziert, eine zwar eigentümliche aber fehr wirkungs-
volle Art der Verzierung.
103. Die Eröffnung der Kirehengruft zu Brüx
erfolgte anläfslich der fortfehreitenden Kirchenrcno-
virungs-Arbeiten. Das Gruftgewölbe, welches nach
dem Kirchen-Memorabilienbuche erft in den Vierziger-
Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden fein
folli?), weil es dort unter diefem Datum noch als „die
neue Gruft" bezeichnet wird, ift im Styl der Kirche
gehalten (gothifche Spitzbogenwolbung mit gleichen
Gewölbrippen, wie in der Kirche); ein primitiver ftei-
nerner Altar-Tifch mit eifernem Crucifix ftcht in der
Mitte. In einer Mauernifche finden wir die Anfatze zu
einer zweiten, nun vermauerten, nach oben führenden
Treppe; eine zweite Nifche icheint zur Aufnahme eines
Sarges beftimmt gewefen zu fein.
Drei Fenfteroffnungen, mit trichterförmig nach
oben fich verjüngenden LuftCanälen führten anfehei-
nend nach aufsen; jetzt find zwei davon vermauert, die
dritte mündet, fo viel beim Lichte der hincingehaltcnen
Fackel zu ermitteln war, in einen innerhalb der
Grundmauern liegenden gröfseren Hohlraum, der erft
näher unterfucht werden wird. Von den hier zur
ewigen Ruhe beftatteten Todten ift nichts mehr übrig,
als zwei formlofe Haufen, beftehend aus Knochen-
gerippen, zerfallenem Moder, gemifcht mit den ver-
morfchten Sargtrümmern und den faulenden Holzern
der Gerufte, auf welchen die Särge einft ftanden. Die
Rcfte follcn nun gefichtet und in grofsen Kiftcn neuer-
dings hier aulbewahrt werden. An den Kiften werden
die fämmtlichen vorgefundenen Sarg-Infchriftcn be-
feftigt werden.
104. Confcrvator Hau/er hat au die Central-
Commiflion berichtet, dafs er an jener Begehung der
Dachboden der St. Stephans Kirche Theil genommen
hat, die angeordnet wurde, um die dafelbft angefam-
meltcn, aus früheren Zeiten herrührenden kirchlichen
EinrichtungsGegenftände zu befichtigen und über
ihren Werth fich auszufprechen. Man fand ziemlich
viele Holzfigurcn, einige noch aus gothifcher Zeit,
meiftens aber Barock-Charakters, eine hölzerne Stie-
gcnfpindel, früher am Thurmc in Verwendung, etliche
Bilderrahmen und insbefondere drei grofse Bilder, die
ehemals bei Altären in Verwendung ftanden. Dicfe
follcn nach Möglichkeit wieder in der Stephans-Kirche
oder in anderen Kirchen zweckmäfsig verwendet
werden
105. (Zabel/leine aus dem 16. Jahrhundert ) Als
ich im letzten Sommer neuerdings Drojendorf befuchte
und dort in Wazele's Gafthof wohnte, bemerkte ich
dafelbft in einem Gaftzimmeruntcrden neueren Steinen
eines im Gebrauche befindlichen Damcnfpicls drei
weifse und fünf fchwarzc 11 Mm. hohe und im Durch-
melier der Kreisflächen 4' , Mm. meffende Steine aus
«lern F.ndc des 16. Jahrhunderts. Herr Wazcle jun.
theilte mir mit, dafs diefelben die Refte eines Spieles
feien, das feine Mutter bei ihrer Verheiratung fammt
dem noch vorhandenen huchft einfachen, mit gelblich-
weifsen und fchwarzen gemalten Feldern verfehenen,
auch zum r Mühlziehen-' eingerichteten Brett von
ihrem Onkel erhalten und in s Haus gebracht habe.
Von «liefen Steinen, welche ich von dem Kigenthümer
unentgeltlich erhielt und hierauf dem k. k. ofterrei-
chifchen Mufcum für Kunft und Induftric in Wien
übergab, find die weifsen aus Linden-, die fchwarzen
aus Birnbaumholz geprefst, und zeigen (auf beiden
Grundflachen) recht hübfehe, aber durch den Gebrauch
ftumpf gewordene Reliefs, und zwar nach den in 1 .apidar-
Buchftabcn vorkommenden Um- und Auffchriftcn: (?)
1. Octavia . Clavdii . Imperator . 1' . Neronis . vxorum.
2. Friderich . III. Rommanorvm . lmp . Caes. 3. Philipj)vs
(I.) Rex.Hischpaniarvm. 4. Diva. Maria. Diwus. Maxi-
milian . Reg . Hohe. conjux. (fammtlich l'rofilmcdaillons!.
5. Hcrculiejs (nackter kniender Mann, den Himmels-
globus tragen«!). 6. Der Mai (weibliche nackte Figur,
mit einem Tuch um die Hüften, in der Rechten einen
ringförmigen Gc^enftan«! (Kranz?) haltend, mit einem
Genius zu ihren Fufsen und Bäumen im Hintergründe;.
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CXLIV
7. Die Zeit (dCSJ Schnittes (eine cbcnfolche Gcftalt, mit
einer Sichel in der rechten und einem Füllhorn mit
Kruchten in der linken Hatid; neben ihr zwei Genien
und hinter ihr ein Aehrcnfcldi. 8. Der Winter (eine
Frau in der Tracht des 16. Jahrhunderts in einem
Kaltrtuhl am Kamin fitzend und fich Hände und FüTsc
wärmend) Aufserdcm findet fich noch auf zwei Steinen
der zweiköpfige rönufch-deutfehe Reichsadler und die
unter I, 2, 4, 5, C> und S verzeichneten Darftcllungen
kommen ebenfalls zweimal vor.
BImu.
106. Confervator Prof. Hau/er hat an die Central-
Commiffion berichtet: Nachdem mir über Einfehreiten
der hohen Central Commiffion von dem Herrn Burgcr-
meirter der Stadt Wien die Berichtigung des zum
Abbruche beflimmten Polizeihaufes in der Sternkarte
bewilligt war, verfügte ich mich am 25. September
1882 dahin, um zu eruiren, ob und welche der Erhal-
tung würdige Gcgenftändc fich darin befinden.
Herr Magiftratsrath Sylvefter llabicher hatte die
Gute, mir fammtliche Räume des Gebäudes, namentlich
auch die Capelle, zeigen zu laflen.
Der Kindruck, den diefe gewölbten, von dicken
Mauern begränzten Zellen, Gänge und Stiegen nament-
lich in den unteren Souterrain-Stockwerken, die lange
nicht mehr benützt werden, machen, ilt ein ungemein
ernfler und dufterer, zumal in allen diefen Räumlich-
keiten keine Spur irgend einer künftlcrifchcn decora-
tiven Ausftattung zu erkennen ift. Dasfelbe ilt auch
bei den Hofen der Fall, nur nehmen fic durch den
Einflufs der Niveau- Verhält nillc ein gewil'fes malerifehes
Interefie in Anfpruch. Zu erwähnen ift, dafs der an
der Kückfeitc der bekannten hohen fchwarzen Mauer
gegen den Salzgrics gelegene Hof mit Bogen Heilungen
in zwei Galerien, ahnlich wie fie am Aeufscren der
Salzgrics-Cafcrnc ausgeführt waren, verfehen ift.
Bekanntlich war das Gebäude früher ein Carmclit er-
Nonnen-Klofter, zu den fieben Huchem oder Sieben-
buchnerinen genannt, das von der Kaiferin Eleonora
von Mantua, Ferdinand II. zweiter Gemahn, geftiftet
und von 1633 1O42 erbaut wurde. Die Kaiferin brachte
die letzten Jahre ihres Lebens dort zu und wurde
nach ihrem 1657 erfolgten Tode ihrem Wunfche gcmäfs
im Habit einer Carmcliter-Nonne zunächft dem Hoch-
Altar der Capelle des Kloftcrs beigefetzt.
Diefe Capelle erinnert felbftverrtändlich noch am
meiden an die urfprüngliche Heftimmung des ganzen
Gebäudes. Sie ill ein ungemein einfacher nüchterner
Hau im Charakter des 17. Jahrhunderts und enthalt
nichts von hervorragender Bedeutung. Am Hoch-Altar
und an den beiden Seiten-Altären find Oelgemälde
angebracht, darftellend Maria mit dem Jefukinde und
dein heil. Jofeph, dann links die heil. Therefia und
rechts eleu Ordensgeneral Johann Haptift von Soreth
Die Hilder hangen gegenwartig fehr hoch und find
fchlccht beleuchtet, fo dafs eine endgiltigeBeurtheilung
erft beim Herabnehmen derfelbcn nach vollftandigcr
Schliefsung der Capelle wird eintreten können. Die
Altare und das fonftige Kirchen-Mobiliar haben keinen
künftlcrifchcn Werth, auch die F.ifengittcr zum Ab-
fchhlfle <lcr Nonnen-Emporen find einfache, aus geraden
Stäben gefchmiedete, durchgefteckte Arbeiten. Am
Fufsbodcn befindet fich vor dem Haupt Altar dieGrab-
j)latte des 1679 verftorbenen Bifchofes Thomas PalflV
von Neutra. Grabplatten, welche auf die Kaiferin Eleo-
nora oder auf die Nonnen des Kloftcrs Hczug haben,
sind nicht vorhanden oder wenigftens nicht fichtbar.
Hei Aufhebung des Kloftcrs im Jahre 1782 wurden
die Leichen der Stifterin und der Mutter Paula, der
erllcn Nonne, nach St. Stephan, die der übiigen auf
den Friedhof vor der Marxer-Linic gebracht. Unter
den Paramcnten und heiligen Gefafsen für den Kirchen-
dienft ift nichts von Bedeutung vorhanden.
Neben der Capelle befindet fich der einzige aufser
diefer bedeutendere Raum, das Refektorium. Es ift
mit einem fchönen, in Felder abgetheiltcn Ton
nengcwulbc überdeckt, entbehrt aber fonft jedes
Schmuckes.
Ks xväre wohl vergeblich, irgend etwas felbft für
die Erhaltung der Capelle zu thun, da der Kunftwerth
derfelbcn ein zu geringer ift, dagegen macht fich
der Confervator zur Aufgabe, jetzt oder gelegentlich
des Abbrcchens der Baulichkeiten die unteren Räume
der Capelle auf eine Gruft, die jetzt vermauert fcheint,
zu unterfuchen und etwa dann noch zu Tage tretende
Grabfteine und hiftorifche Erinnerungen vor der Vcr-
fchleppung und Nichtbeachtung zu bewahren.
107. Correfpondent Dahlke hat unterm IO. Oclo-
ber an die Central-Comnn'ffion berichtet, dafs der
bemalte und als Kunftdcnkmal zu fchätzendc Bildftock
in Hrtmcck bei dcrcrftcnUebcrfchwcmmungdes Pufter-
thalcs verfchont geblieben ift. Das W'elsbcrger Bild-
ftockel hingegen wurde hoch eingemuhrt und hat
betrachtlichen Schaden gelitten an feiner Bemalung.
108. Laut der Ccntral Commiffion zugekommenen
Nachrichten wurde der hölzerne Aufbau des Hoch-
Altars in der Domkirche zu Krakau feiner ungemeinen
Schadhaftigkeit wegen in neuefter Zeit abgetragen. Ks
zeigte fich, dafs das Holz der Säulen ganz durchfault
war, und dafs bei längerem Bell (Ten diefcs Altars
grofses Unglück hätte gefchchen können.
109. DerCcntral-Commiffion ift ein umfangreicher
Bericht aus der Feder des Herrn Heinrich Richly
über die prahiftorifchen Verhältnilfe der fiidöftlichcn
Landesgranze Böhmens vorgelegt worden, daraus wir
Nachftehendcs entnehmen. Das bezügliche Terrain
bildet einen Theil des bohmifch-mahrifchen Mittel-
gebirges, das in der angedeuteten Richtung ftreicht
und, von zahlreichen Quer- und Längenthälcrn durch-
fchnitten, fich zu waldbedccktcn Hochebenen erwei-
ternd, zahlreiche Granit und Gncifskuppcn und nach
allen Richtungen hin zerftreute ungeheure Steinblöcke
enthält.
Diefer Wald bildete bis ins 13. Jahrhundert hinein
eine Art Grenzfpcrre gegen das Nachbarland und
führten nur wenige wohlüberwachte Saumwege durch
ihn, als die einzigen Kingangslinicn nach Böhmen; fie
waren enge Steige über H':rgc längs Sümpfen und Gcwäf-
fern geführt und durch Thalfperren gut gefchützt. Längs
der bohmifch-mährifch-öfterreichifchcn Grenze waren
nur drei folche Steige bekannt: der Linzer Steig, von
der Donau bei Linz gegen Krumau, der Weitraer Steig
(ftczka vitorazkä, via quae vocabatur Behcimftcig) und
der [glauer iHabfer) Steg, via quac vocatur ad Haber.
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CXLV
per letztere führte von Znaim über Deutfchbrod nach
Caslau. Nun ift es ziemlich genifs. ilafs noch ein vierter
Saumweg beftand. Richly hatte im Herbitc des Jahres
1878 die Umgebung \o\\Zlabing rund Allßadt'va archäo-
logifcher Richtung durchforfcht und glaubt diefes
vierte Landesthor in nördlicher Richtung von Altftadt,
zwilchcn der Ruine Landftcin und den uralten Wallen
von Marke], gefunden 711 haben. Dicfer Saumweg durfte
von Raabs, dem Vcrcinigungspunkte der deutlichen und
mahrifchenThaya. längs derfelbcn an dem Wachbergc
bciGrnfstaxcn vorüber, durch das bei Altftadt lehr fre-
queiite, den in nordoftlichcr Richtung ftreichenden
J löhenzug durchfchncidcndc Querthal zwifchen Markel
und Landftcin in das Innere von Rühmen ge-
führt haben. .Alsdann feheint der Weg bei Pohanc
(I Icidcnbcrgl und Smutna (Brunerberg) getheilt und
einerfeits über Kunas und Schaniers l.ings des Neu-
mühlbaches gegen Platz nordlich, anderfeits über
Tcmeifchlag. Konigseck und Studein längs der Iglava
über Wolframs und Iglau nach Nordoften geführt zu
haben.
Aufscr einer von II. Richly verfolgten Abzweigung
diefes von Raabs kommenden Saumweges, welche
längs der Walle unterhalb Zlabings und am Fufse
des Wachberges (Sträz), endlich bei Kadol/. vorbei
zum Landesthore bei Landllein führte, nennt dcrfelbe
Autor noch einen zweiten Nebenweg, der fielt von
Raabs aus an der mahrifchen Thaya und dem Trifchcr
Hache über Wolfranis durch den Grenzwald und das
Landesthor bei Fcrtcnhof in das Innere Rühmens zog.
110. An dem Gebäude Nr. 23 in der Herrengaffe,
wofclbft jetzt der Verwaltung.* - Gerichtshof unter-
gebracht ift, wurden anläßlich dicfer Verwendung
bedeutende Umgcftaltungcn vorgenommen. Diefes
Geb inde uberrafcht durch einige Rede von Renaif-
fance-Dccoration; namentlich ift die rechte Hoffront
noch fo erhalten, wie fic im 16. Jahrhundert entftanden
war. Mit Ausnahme der Vcrmaucrung der Lauben im
Krdgefchofs und in den beiden Stockwerken ift die ganze
Wand-Decoration intact geblieben, wie die tosca-
nifchen Säulen und die flachen Pfeiler in den Bogen-
ftcllungen der Stockwerke, die in Stucco ausgeführten
Trophäen aus Waffen und Mufik liiftrumenten als
/.wickclfülhingcn, die beiden Wappen und die Löwen-
köpfe an den BrU (hingen. Die vollendete Rcftaurirung
dicfer Hoffacadc wurde mit grofscr Sorgfalt und
Sclionung durchgeführt und im urfprünglichenSchmuckc
Hellt fich uns diefer Gcbäude-Trac~t wieder vor. Diefer
Vorgang verdient Anerkennung. An diefer Stelle
belafs 1443 Wolfgang Wchinger von Ladendorf ein
Haus, 1553 der Übrift Hofmeiftcr Wilhalbm Freiherr zu
Rogendorff und Molinburg, dann die Grafen von
Ortenburg, um 1683 Fürft Kranz Anton Portia, dann
Bartholomaus von Tinti, von welchem es um I75O der
Hol erkaufte, 1753 wurde unter K. Maria Thercha für
die nicdcr-öftcrreichifche Landesregierung eingerichtet,
theilweife auch umgebaut. 1
111. ( Kunßbfflrihungin im Stifte ZwfilL) Archi-
tekt Avanse hat an die Central-Commiffion berichtet:
Im Zwettler Hof in Xufsdorf ruhte feit geraumer
Zeit ein bedeutendes Kunftwerk der Bildfchnitzerei
> MMb. d« Cclr Com«. N. F. II. ,. CVIII l>r II«.
des 15. Jahrhunderts, der Reft eines fchonen Flügel-
Altars. Schon langft heyte der jetzige kunftliebende
Prälat des Stiftes, Herr Stefan Rofslcr, den Wunfeh.
diefes prachtige Werk feiner Verjüngung entgegen-
zufuhren, worin ihn Herr Univerlitäts- Profeflor Dr.
Wilhelm Neumann wirkfam beftärkte. Nachdem der
Prälat glaubte, aus eignen Mitteln die Koflen der
Reftauration beftreiten zu können , beauftragte er
den Architekten Profeflor Dominic Avanzo, einen
Rellaurationsplan anzufertigen Nach dieferhalb vor
genommener Infpicirung fanden Geh folgende Geyen
Hände vor :
a) »1er Altar-Schrein, enthaltend drei herrliche
wohlcrhaltenc Figuren, Madonna mit dem Kinde in
der Mitte, zu beiden Seiten zwei Aebte, über ihnen
drei fp.it-gothifchc Baldachine. In den zwei feitlichen
Hohlkehlen war die Anordnung von vier kleinen
Figuren durch theilweife vorhandene Confolen und
Baldachine noch erliclitlich, die Figuren felbft fehlten.
Alles war reich pnlychromirt. Den Altar Schrein
fchloflcn zwei wohlcrhaltenc Flügel, beiderfeits mit der
Legende des heiligen Leonhard in Bildern gefclimuckt ;
bj das Kranzgcfims unter und das andere Gefims
über dem Schreine; letzteres beftimmte durch feine
Zapfenlöcher genau die Stellung «1er Fialen und Bal-
dachine <lcs Auffatzcs, von letzteren waren drei vor-
handen, unter denen drei Figuren, Kcce homo, heil.
Maria und Johannes, ftanden. let/ti-ivr fehlte.
Von den morl'chcn reich polychromirten Archi-
tekturreften des Auffatz.es fanden fich glücklicher-
weife fo viele Stücke vor, dafs durch vergleichende
Studien mit verwandten Altären diefer Zeitepoche
die Reconftruction des Auffatzcs ficher durchgeführt
werden konnte. Von Predella und Menfa war nichts
vorhanden. Der Entwurf und Kollenubcrfchlag ifur
dicTifchlcr-, Bildhauer- und Vergolder arbeiten, Reftau-
ration der Bilder etc. 2380 fl.) erhielt die Gcnch
migung des Herrn Prälaten, worauf ruftig das
Werk begonnen wurde und innerhalb vier Monaten
zum Felle des Landcspatroncs am 15. November 188J
vollendet war und feinen Platz in der erften Capelle
vor dem nördlichen (Juerfchiffe der Stifts-Kirchc fand.
Auf den fchonen Flugein des Schreines findet
fich in den Bogenzwickeln Jahreszahl \A,$™\ Wenn
dabei die beiden Nullen „bis" bedeuten füllten,
fo wäre diefes Bild innerhalb der Zeit von 1450-1451
fcrtiggeftellt worden, denn es ift nicht gut möglich,
dafs lieh diele Zahl auf die Herftcllung fammtlicher
Theilc erftrecken follte. Die Polychromirung bedeckt
fammtlichc Flachen, nirgendwo ift Holz fichtbar. das
Gold ift uberwiegend, dann tritt Silber mit I.afuren
von Roth und Grün auf, auch Blau und Braunroth fand
feine Verwendung. Gebührender Dank fei dem 1 lerrn
Prälaten gezollt, der ein ehrwürdiges Denkmal mittel-
alterlicher Kunft in feinem frühereil Glänze wieder
herftellcn liefs, das jetzt eine llauptzicrdc der Stifts-
Kirche bildet.
Mit diefem Werke, das im Laufe des Monats No-
vember fertiggeftellt wurde, ift die Kunftthätigkeit des
1 lerrn Prälaten noch nicht erfchopft ; in zwei Capellen
des nordlichen Seitcnfchiffcs wurden zwei Glaslenller
geftiftet. drei find momentan in Arbeit, dotirt von
einzelnen Herren des Stiftes.
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CXI, VI
112. Ks war zur Kenntnifs der Central-Commiffion
gekommen, dafs der rothmarmorne Stein, welcher an
der Stelle, wofelbd die Weichtheilc aus der Leiche
Herzogs Krnft von der Steiermark in der Kirche zu
Bruck a. d. M. beigefetzt waren, in das Bodcnpfladcr
eingefenkt war, im Jahre 1877 von feinem bisherigen
Platze von den Stufen des 1 loch-Altars der Propdei-
Kirche entfernt und in den Huden hinter dem Hoch-
Altar eingeladen wurde. Da der Central-Comniiffion
diefe Stelle nicht würdig genug erfchien fiir ein Denkmal
eines Mitgliedes des I labsburgifchen Regentenhaufes.
fo verwendete fic fich beim Sekkaucr fürfthifchoflichcn
Ordinariate wegen anderweitiger Placirung des Steines,
wobei vorgeschlagen wurde, dafs, wenn CS auch nicht
thunlich und wünfehenswerth erfcheint, den rcichfculp-
tirten Stein wieder an der alten Stelle im Hoden einzu-
fetten, das Kinlaffen dcsfclbcn in der Wand nicht
unzweckmafsig wäre. Das hochwurdige Ordinariat ent-
fprach dem Anfinncn der Ccntral-Commiffion in der
bercitwilligflen Weife, und wird der Stein nun an der
Wand zur Kpiflclfcite des Hoch- Altars feinen Platz
finden.
Bezüglich der Eröffnung der Beifetzungsflattc
erfuhr die Ccntral-Commiffion gleichzeitig, dafs fchon
in den erflen Fünfziger-Jahren diefelbe unterfucht
wurde, dafs man aber damals ebenfowenig wie im
Jahre 1877 irgend etwas auf eine Hcifetzung von
Leichenreden Bezügliches gefunden hatte.
113. An der Aufsenfeitc der Kirche zu Ret: ift,
einer Mittheilung des Correfpondentcn C. M. B/aas zu
Folge, nachd der alten Sacridei ein Grabdein, eine mittel
grofse, oblonge Salzburgcr Marmorplatte, aufgehellt,
die unter der Infchrift in einer viereckigen Vertiefung
mit abgerundeten Kcken einen auf dem Mefsbuche
flehenden Kelch fammt Hoftie zeigt, umgeben von vier
gleichfalls in Relief und in abgefonderten Vertiefungen
dargcdelltcn Kofcnzwcigcn mit je drei nicht entfalteten
Kofen und je fechs Blattern. C. M. Blaas legt diefer
Darftcllung der Kofen eine auf die Botfchaft des
Todes bezügliche fymbolifchc Bedeutung bei. Der
Grabflein ifl der latcinifchen Infchrift nach dem
St. Poltncr Chorherrn und Retzcr Pfarrer Augullin
Schiniller, t 1690, gewidmet.
114. Mit dem Felle Allerheiligen wurde in der
Pfarrkirche zum heil. Augullin in II ieu der neue Hoch-
Altar dem gottcsdicnfllichen Gebrauche übergeben
Obwohl in diefem Falle die Mitwirkung der Central
Commiffion nicht geboten war, da es fich cinerfeits
um die Entfernung eines zwar alten aber nichtsweniger
als künlllerifch bedeutenden Altars gehandelt hat, was
übrigens fchon vor Jahren durchgeführt wurde, ander-
feits aber an deffen Stelle eine neue Kunftfchopfüng
geftcllt wurde, die, aus dem Atelier Halbig hervor-
gegangen, urfprunglich als Hoch-Altar für die Votiv-
Kirchc bedimmt war, aber alsdann nicht die beabilch-
tigte Verwendung, fundern in der St. AuguÜins-
Kirche eine ganz paffende Aufteilung fand, fo ift doch
diefcs Frcignifs für die Ccntral-Commiffion von Wich-
tigkeit , da gelegentlich der eben durchgeführten
dimmungsvollen Polychromirung diefcs gothifchen
Altarcs auch ein Theil des grofsen Presbytcriums in
recht gelungener und mit der Bemalung des Altars
harmonifcher Weife bemalt wurde. Ks entdeht nun
unwillkürlich der Wunfch, dafs es bei diefer partiellen
Bemalung nicht fein Bewenden habe, fondern dafs das
ganze Chor in befcheidener Weife in die Polychro-
mirung einbezogen werde.
115. Am 28. Orlober d. J. wurde die Grabdatte
des verdicndvollcn Mitgliedes der CentralCommiffion.
iles im Juni v. J. verdorbenen Regicrungsrathes Albert
Camcfina R. v. Sanvittore mit einem kunflreichen
Grabmale gefchmuckt, deffen Zuflandekommen durch
Beitrage feiner Freunde und von Vereinen und Korpcr-
fchaften (darunter auch die k. Ic. Central Commiffion'i
ermöglicht wurde Das Monument id aus rothlichem
Kardltcine angefertigt und mit einem grofsen Medail-
lon, darauf das Brulthild des Verdorbenen, und mit
dem Wappen dcsfclbcn geziert. Der Entwurf des Monu-
mentes dämmt von dem Mitgliede der k. k. Central-
Commiffion und gleichzeitigen Nachfolger Camefina's
in der Confcrvatorie für Wien von dem k. k Profeffor
Alois I lauf er . «las Medaillon mit dem Brultbilde vom
Kammer-Medailleur Scharf.
116. Urkundliche Beiträge zur Gef lächte des ehe-
maligen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil, Leopold in Kloßerneuburg , (XIII.) iSchlufs.)
1553. 8 Deccmber.
Den Herrn Hof- Camer Ratn von der Nieder-
oderreichifchen Camer anezuzaigen, Nachdem der
Silbren Sarch fo zu Olmuncz zumachen, verordent
worden vnnd gen Cloderncuburg gehurt, nun aller-
dings ferttig das derfclb beer vnnd dafelbd hin gen
Cloderncuburg gebracht fol werden, jll folches der
Romifchen Ku. Mt. vnnfern Allcrgcnedigiden Herrn,
durch Herrti Sigmunden Freyherrn zu Hcrberflain etc.
mündlich, fambt dem, das fy die Nidcmdcrrcichifch
Lanier zwen gefchwornn Goldfchmi«! von hie. auch
Seiner K: Mt. Gegenfchrcibcr des vngclts hic Gregorn
Parhoh, als die vorhin auch ains Tails, von folches
Sarahs wegen, zu Olmuncz gewefen, vnnd denfelben,
vnnd wie Es darumben ein gedalt hat. befichtigt haben,
mit aiucni Lanndwagen, darnach fchigkhcii wolt vnnd
das dcrhalbcn zubec/allung des völligen machcrlons
vnnd anndres vnchofftens drey hunndert gülden
Reinil'ch durch Sein Khu. Mt. zuuerordnen von notten
heut angezaigt worden
Darauf Sein Kku. Mt. gedachtem, herrn Sigmun-
den Freyherrn zu Ilerberdain vnndter annderm Mund-
lich zu befchaid gegeben vnnd beuolhen, Verordnung
zuthuen, das folchcr Sarch Seiner Kü. Mt. von Olmutz
gen Prünn zuegebracht fol werden.
Welches die Canier alfo gehorfamblichen vnnd
mit vleifs verordnen wil, djweil aber folche Verordnung
vnnd abferttigung gedachter Pcrfonen gen Olmuncz
on Verordnung der beineltn drej hundert gülden
Rcinifchnit bfchehen khan, - und im Vitzdutn bambt nit
fmil gelts verhannden. das diefelben neben anndern
vnuermcidlichen aufgaben, mitler Zeit dargedreckht
möcht werden, vnnd dann die Zeit nun vad khurz id,
dorin berurtc Verordnung vnnd abferttigung befchehen
mag, fonnderlich fo der Sarch Seiner Ku. Mt. gen
Prunn zuebracht werden fol. So hat demnach dj Nider-
ödcrrcichifch Camer nit vnndterladen wellen, die Herrn
Hof Camer Rat folhes hiemit zu berichten. Auf das
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CXLVII
fy beruttc drey hunndert gülden Kcinifch vnuerzogen-
lieh zuuerordnen, oder von Seiner Ku. Mt. dcrhalben
bfchaid stimmen wiflen. wie Es damit gehalten fol
werden, Actum VVienn den Achtn tag Decembris
Anno etc im drciundfünfczigilTten.
Supplication von wegen Sannd Leopold, Sarch
zu Cloftcrncuburg, von Agnes gclalTnc Wittib des
Chriflianus Goldfebmid von Olmitz
AllcrdurchlcichtigiflcrGrofmcchtigiftcr, romifcher,
hüngerifcher,Bc:hamifcher etc Konig Allergencdigifter
Herr.
Ich Arme verlaffne wittib gib. K. K, Ko. Mt.
jnn aller vnnder thenigkait zuuvernehmen, Demnach
eur Ko. Mt. Sonndcr zwciffcl jnn gedechtnufs tragen,
dz durch cur Ko. Mt. gefanndten mit namen, Gregor
l'arhah vnnd Maifler Merten l'aqjicrcr meinem lieben
Haufwirt feiigen, Sannd Leopoldts Silberen Sarh, gen
Clollerneuburg zumachen verdingt worden, laut einer
anffgerichten Zctl, der Copcy hiemit znucrnehmeii,
Nun hat mein lieber Haufwirt feiiger, an folhem Sarh
tag vnnd nacht, feinen müglicheflcn fleifs fürgewendt,
damit er vor der Zeit vnnd Termin, folhen Sarh
mocht Aufmachen, vnnd hat ain mererc vnnd Konft
daran gelegt, dann jmc verdingt worden, (ich felbft
vmb dz vergulden fo hört angenomen etlich wnehen
nacheinander darob gefeffen, dz jmc der mercurium lo
hart in den leib gefligen, dardurch er fein leben mueffen
aufl'geben, vnnd nach aufmahung des obbcmeltcn
Sarchs, den fcchflcn tag von difer weit gefchieden,
mich armes weib mit einem klainen Khindt, in ellcndt
vnnd fchuldcn getanen, dan vns auff obbemelte Arbait,
in difer Zeit ob die Sibenhundert gülden rcinifch
Vneoften ill auffgangen, dan mein lieber Hauswirt
feligcr khain andere Arbait durffen, noch können
annehman, Allain mit etlichen Gefeilen fteticlich an
Solhcm Sarch zumachen gehabt, dz wir alfo zweihun-
dert gülden Keinifch bey difser Arbait zuegebueft,
vnnd vns dcrhalben in fchuldcn begeben, dz ich arme
verlaffne wittib nicht zubczallcn hab noch waifs, Wcill
dan dz gemachte werch aufweill, was mühe Arbait
und Khunil, mein lieber Haufwirt daran gelegt, vnnd
fein leben, darob gclaffen, mich armes Weib in fchuldcn
gcflekht Hin ich Troftlichcr 1 lofTnung, zu Kur Kon.
Mt. Als zu meinem Allergenedfgiftcn Herrn vnnd
Khonig Kur Ko. Mt. werden mich Armes cllendtes
weib, nicht in fehadten vnnd verderben komen lallen,
mir ergötzlichkait vnnd mit genaden, die zwaihundert
gulden reinifch auffgcloffncn fehaden, genedigelich
beczallen laffen, dan fich mein lieber Haufwirt feligcr
alle zeit gctröll hat, ob er fchon bey difem verdingten
lohn, nicht belleen mochte, wo jmc Got die genadt
verlihe er die Arbait feinem fumehmeii nach aufmahen
wurdte dz er doch bey eur Ko. Mt. ciu Sonnderc
genadt vnnd gonnfl erlangen wurdte damit jmc von
eur Ko. Mt, mercre Arbeit zumachen cruolgct hette,
dz jmc fein erlitten fehaden, wider eingebracht wurdte.
Dieweil es aber Got alfo gefchickht vnnd geordent
hat, wil ich mich Got vnd eur Ko. Mt. beuolhcn haben
der Troftlichcn Hoffnung, cur Ko. Mt. werden mich
Arme vcrlallne Witfrau genedigelich anhören vnnd
mit genade begegnen
K. K. Mt
Vnnderthcnige gehorfame Dienncrin Agnes gclalTne
wittib des Chriftian Müller Goldfchmidt zu Olmücz.
Rcfoluliou der frauen hundert gülden, den Khncchten
jglichen zwaintzgh tallcr foll Vitzthum betzalln. 28.
December 1553.
I Herauf fein zway gefchafft ains der Wittib vnd das
ander den dreyer Goldfchmid Gfellcn halben, an den
Vitzdomb hie geferttigt wordeu, am 29 December 1553
1553. 29. December.
Befehl an R. K. M. Rath und Viczdomb in
Ollrcich vnd der Knns Crifloph Pollt, den dreyen
Goltfchmitgcfcllcn. Hanns Junckh, l'aull Schilt vnd
Hanns Jungkhpavver, welche Sannt Leopold Silber-
farch volligclich aufsmachen vnnd vollenden hclffcn jr
jedem zwainezig Tallcr fo jnen die Khu. Mt von wegen
berurtcr ircr volbrachten arbait vnnd vlcis, an dem
Sarch zu einem gnaden vnnd veuerung gelt zu geben
gnedigifl bewilligt aus den Viczdomb- Ambts gcfcllcn
zuertcllcn vnd beczallen. (70) f lo6.
Bernhard Grueber.
jgjglM 12. Oclober flarb ]Ur>thttrd Crtteber, dcfTen
"JftfS Wirken fo innig mit den Aufgaben der Cen-
ivfr i rl tral-Commiffion in Verbindung lieht. Die Mit-
theilungen haben häufig und viele mitunter hoch-
wichtige feiner Kedcr entflammende Auffätzc gebracht,
dafs die Rcdaction es für ihre Pflicht halt, mit
einigen Worten diefcs befcheidenen und doch fo
bedeutenden Mannes zu gedenken.
Bernhard Grueber war zu Donauworth geboren
und fland zur Todesftunde im 77. Lebensjahre. Sein
Stamm gehörte nach Tyrol, feine Jugend und Studien-
zeit brachte er in München zu, ein Theil feiner Verwand-
ten lebte in Wcflphalen. Seine Bildungsjahrc fielen in
die Zeit von Sendling Oken ; Brentano und Kichcn-
dorff waren ihm nicht unbekannt, der akademifche
Horfaal wie auch das Baugerüfle waren von ihm gleich
gefueht. Wenn er fich gleich bis in fein Greifenalter
einer rüftigen -Gefundhcit erfreute, fo traf ihn doch
fchon frühzeitig, das grofsc Ucbel der Schwerhörigkeit,
das fich leider in den letzten Jahren bis zur völligen
Taubheit lleigertc. Wie es heifst, foll er lieh diefcs
Uebel bei den Rellaurations Arbcitcn am Regens-
burger Dome zugezogen haben. Jofeph Bayer befpricht
diefcs körperliche Leiden Gruebcr s in dem ihm ge-
haltenen Nekrolog mit folgender liebevoller Bcurthei
lung, die der VerfaiTer diefer Zeilen, dem es gegönnt
war, oft mit Grueber zu verkehren, vollinhaltlich be-
tätigt. „Kür Jemanden, der ihm naher fland, flortc
dies übrigens den Verkehr nicht fonderlich. Kinige
Worte langfam und mit Deutlichkeit an fein Ohr hin-
gefprochen. entfeffeltcn fofort feine Mitthcilfamkeit
und er fprach gern und gut und mit kraftigem Aus-
druck feiner Anficht Da er die Anderen nicht horte,
fo waren es ylcichfam gefellige Monologe, die er hielt.
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CXLVII1
Die Vercinfamung durch faft völlige Taubheit gab
feinem Gcdankenlebcn eine Eigenart, der die Scharfe
des Ausdrucks nicht fehlte."
Als Clt, Kuben an der Akademie zu Prag wirkte,
kam Grucber auch dahin und leitete dafclbrt als Pro-
feflfor den Unterricht in der Haukundc und Pcrfpeclive.
Die Ucberficdlung nach Prag brachte ihm kein Heil. Kr
war dort als Schriftlleller thatig, die Schriften blieben
fa(t unbekannt, fein Wirken als Baumeifter und Kcflau-
rator war nicht glücklich. Dem reichen Schatze von
Kunft denk malen, insbefondere von Bauwerken Böh-
mens, hat Grueber einen vcrftändnifsvollcn Blick ent-
gegengebracht, und bald bchcrrfchtc fein Wirken der
Gedanke und das Streben, eine Kunftgcfchichtc
Böhmens zu verfaffen. Grueber hatte die Fähigkeit,
ein fo riefiges Werk zu unternehmen; er hatte die
erforderliche Bildung, das Vcrltändnifs und die
Empfänglichkeit! er konnte in diefen Denkmalen aller
Stylproben lefen und fic deuten und fie in ihren Details
und ihrer Zeitfolge kritifiren, er hatte auch die Hand,
diefelbcn in reizender Weife, vielleicht oft zu delicat
zu Papier zu bringen ; er hatte den Muth. diefe Aufgabe
fich zu Hellen, abcrauch den Willen und die Kraft, das
phyfifchc Ungemach, das damit verbunden fein mufste
und auch war, zu ertragen und davor nicht zuruck-
zufchrcckcn ; er hatte endlich die Gabe, feine Gedan-
ken in präcifer Weife niederzuschreiben. Grueber hatte
das Zeug zum Kutiftgclchrtcn und fein Aufenthalt in
Böhmen machte ihn dazu.
Welch riefige Vorbereitungen traf er, um diefen
feinen Lieblingsgedanken zu verwirklichen, welche und
wie viele Keifen unternahm, oder bcfler, da fic nur zu
oft nicht mit Annehmlichkeiten verbunden waren,
legte er fich auf, wie wufstc er zu entbehren und
welchen materiellen Opfern fügte er lieh! Dabei fein
körperliches Leiden. Diefer traurige Umlland allein
macht Grueber's Wirken bewundernswerth. Er durch-
zog Böhmen nach allen Richtungen, wenig Gegenden
durften es fein, die er nicht durchfehritten und in
denen fein aufmerkfam prüfendes Auge nicht alles
fich ihm Darbietende eingehend befchen hatte.
Er kannte Böhmen wie nicht bald ein anderer,
trotzdem er ein Fremder und der bohmifchen Sprache
beinahe nicht machtig war.
Seinem grofsen Werke gingen einige dasfelbe vor-
bereitende Publicationen voraus, die nur Studien für das
eigentliche Unternehmen bildeten. Wir nennen feine
Charaktcriftik der mittelalterlichen Bauten in Böhmen,
eine hochlt anregende Schrift Mitteilungen der Cen-
tral-Commiffion für Erhaltung und Krforfchung der
Baudcnkmalc, I Band', feine Monographien über den
Prager Dom, über die Kaifcrburg in Eger, über das
deutfehe und flavifchc Bauernhaus in Böhmen etc.
In den Jahren 1S71 — 1877 erfchien Grueber's grofse
Arbeit: „Die Kunll des Mittelalters in Böhmen" durch
die k. k. Ccntral-Commiffion auf Korten des Unter-
richts- Miniftcriums thcils in den Mittheilungen, theils
als Ganzes publicirt. Ein hochwichtiges umfangreiches
Werk, das ungeachtet fo mancher Mangel heute das
einzige Quellenwerk für das Studium der alteren
Kunrt, namentlich der Baukunft in Böhmen ift. Leider
fchlielst dasfelbe feinen vierten Band mit den Werken
der Spat-Gothik. Seine Lieblings idee, in einem fünften
Bande die zahlreichen und fo wundervollen Werke
der Kenaiffancc Böhmens zu behandeln, konnte er
nicht mehr rcalifiren. Wenngleich in den letzten Jahren
die Ausfichten, zur Publication diefes Bandes bald
fehrciten zu können, nicht fehr günftig rtauden, fo
war die Sache nicht fo hoffnungslos, da die vor-
gelegten Manuferipts-Partien und die dazu gehörigen
Zeichnungen geeignet waren, den aus verfchiedenen,
die Beurtheilung des Werkes felblt nicht berührenden
Gründen entrtandenen Widcrftand zu lofen.
Auch die Vcrfaffung eines zweiten Werkes lag in
Grueber's Plan, nämlich die eingehende Würdigung der
Kunrtdenkmale in Vorarlberg. Eine kleine Abtheilung
diefer Abhandlung ift in den Mittheilungen bereits
erfchienen.
Ueber allen diefen Ideen und Vorhaben fchlicfst fich
heute das Grab. Möge fein fchriftiicllenfcher Kachlafs
noch recht viele Aufzeichnungen enthalten, die der
Nachwelt ermöglichen, fo weit als zulaflig Grueber's
Schriften daraus zu ergänzen und weiterzufuhren. Im
Jahre 1875 publicirte Grueber ein intereffantes Buch:
Die Elemente der Kunftthätigkcit. Obwohl dem Vcr-
falVer diefer Zeilen bekannt war, mit welcher Mcirtcr-
fchaft er den Zcichcnfüft zu handhaben verftand, war
ihm doch unbekannt, dafs er mit der Kadirnadel
umzugehen wufstc. Dafs er aber diefe Kunft auch
verftand, nachdem er die fämmtlichen Kadirungen zu
einem befcheidenen Touriftenbuch über den bohmi-
fchen Wald felbft anfertigte, ift bei dem Talente und
Bildungsftreben Grueber s nicht zu wundern.
Jofeph Bayer erzahlt in dem bezogenen Nekro
löge der Prelle, dafs fich erfl in den alten Jahren, wohl
als Nachhall früherer Jugendeindrucke, die Luft des
Dichtens einrtcllte. Erklärliche Erfchcinungcn bei dem
überaus regen und fo vielfeitig gebildeten Geilte
Grueber's.
Bernhard Gnicbcr ftarb in Schwabing bei Mimchen,
wohin er uberficdcltc, als er fein Lehramt in Prag ohne
Zucrkennung eines Kuhegenuffcs verloren hatte und
Bayern wieder feine Heimat wurde.
Und fo fchliefsen wir denn unferen Nachruf, den
uns zu Hellen zwar die Pflicht gebot, denn Grueber's
Arbeiten find eine Zierde der Publicationen der Cen-
tral-Commiffion, den nicdcrzufchreibcn der Verfaffer
fich aber mit Liebe und Freuden unterzog, da ihm ge-
gönnt war, fo manche Stunde in Belehrung und reiche
Anregungen bietendem Verkehr mit diefem freund
liehen und liebenswürdigen alten Herrn zu verleben
Dr. Lind.
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lös
REGISTER
DM
IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-, ORTE- UND SACHEN-NAMEN.
A.
AJmonl Niclai v., Baumeiftcr, CXIII
Agxihttk, Archiv, XCI
Aggßrm, Archiv. XC.
Aitkhlo.k, rom in Hrignnli ;m, 99.
AUkttbu.g, Adam und Katharina v , 51.
Atgrn, Funde, CHI.
Att-reektiktrg, Archiv, XCI.
AtfkituH, Grabmale der, XII,
AUßaJt, CXLV.
Arnim, Schlofi, LtD
Amßirdam, Heinrich r„ Bildhauer, 110, 119
AfjHtt, CX1X.
AimUj*. Staat* Mufcuro, X
BmlritlHMriw, m einer roai Fachte*
Vorftellung. X.
- .uro. Vorhilngefchlof*. LXXIX.
— Sonnenuhr, CHI
— Don,, XV.
— AllarBild, XV.
ArckMtg. Unterricht in den Prirfter<Semi
naren, XVIII
ArciJava, CXX.
Ai.kiv Aden Enquete, XIX.
— zu Aggsbach, XCI.
von Albrechlsberg, XCI
— von Afchbach, XCII
— in Bleibarg, XIX.
— in Feldkirch, XIX
— in Krida«, LVII.
— in Gmünd. XIX.
— zu Gultenl)runn, XXXII,
in Hafnerbach, LVII.
10 »«zogenburg, LVII.
in Jeulendorf XXXIV
— in Klagenfurt, XIX, LX.
in Kremf.er. XIX.
— von Kturomnufsbaum, XCI.
— in I.aibach, XIX
— in Lanzendorr, XC
— in Matateinadnrf, XC.
— in Mitlerau, XXXHL
— in Nruletigbach, LVII.
VIII. N. F.
Arrkh in Neulenllein, XC.
— in Nul.dorf a. d. T., LVII.
.n Obcrwülhling, I. XXXIX.
— in Pöchlarn. XXXIV.
— zu l'oltenbrunn, XXXII. LVIII.
— in Salzburg, CX.
— an Schallaburg. XC.
- au St. Jacob am Thurmberg, XIX.
— in St Pölten, XXXII, LVD, XC
— au Sch6oblichel, XC.
— von Siuenthal. LVL
— von Sooft, LVL
— in Spital. XIX, III, XL.
— tu Stockerau, XII
von Trulben». XCI.
iu Traismaucr, I.VI, LVII.
— Viehhöfen. XC.
— an Wald, XC.
in Walpersdorf, XXXIII
— zu WalTerburg. LVIII
— von Wurmla. XCI.
— in Ybbfiu. XCI
ArnM/lrirt. Vitra von. 26, XIV.
Aßktack, Archiv, XCII.
AjpaHg, Pfarrkirche. XII
A/farn a. Z, Minnriten Kloller, XLIX.
Am/,,, Flügel-Altar. CXXXVI.
B.
i, Franciicaner Klortcr, XVI, CXI.IL
B a g<?°. Familie, 41.
Haumtißfr Nicla* Wiefenbergrr aas Gräti
CXIII
— Muntig Heinrich, 121.
— Peter Pichler, CXIII
— Meifter Cafpar, Meidet Chriftoph v.
Rotlenmann, CXIII.
— Niel«, v. Admund, CXIII
— Lienhart Schtaiger, CXIIL
Baumgarttnbtfg, Grabmal de» Aht Stephan,
CIX.
ß«*»<g*rl»rr, XL VI f auch Paumgartnar,
Brrg, Pfarrkirche. I.XIII, XCIX
Berg, Michael* und Athanalin« Capellen,
LXIV
Btrickl der Central Commiffion Uber ihr
Thätigkeit im Jahre 1S81. I
Btruardiu, röro Funde, VIII I II
B<tfl„kl\ n Krorugg. CXXX.
******* der Central Commiflion, Vit
Bilde, RelWirungen, VIII
H,Uka«,r, Heinrich v . Amflerdaro. 1 1 0,119.
— Schatibcrger J , LXXIII
■Math. Kuhnel, CVIII.
— Rue» Heinr., 125,
— Seh, Carlon, Xl VII
— Jeremias Franck, 51.
BilJJhektl ia Hrunnecken, XIV.
Bij.he/, Peter v. Lavant. Grabmal, 42
Bteihmg, Archiv. XIX
Bltitiftln hi Bregenr, rom.. 57
Borjt. Grabmale, 21.
KtrflenJcrj, Wandgemälde, XVII.
Bszen. Grabmale, CXXXIX.
Broda, Glocke, CXV.
BrtftM, das Epona Monument. VIII, IX
BregtHter Bleitafeln, 57.
B, runer , Sejrfr. Chr. von. XI.1X.
Brirtiut von Prag. CXV,
Brigantium, ein Hypokaaftaat, 101.
— Bauliche Ueberrefte, 95, X.
— rom. Sonnenuhr, 99.
Briten, Wandmalereien, XV. I. XXXVI.
- Grabmal de» Bifchof Friedrich, LXXIII.
Br H <k a d. M , Gedenkflein von Herzog
Ernft, CX, CXLVI.
Brünn, Garntfonj Kirche. XVII, LXXXIL
— Kreico Gemälde im Landhaufe, XI.V.
Brunnmtijlrr, Col.nn.in. 38
Brunnxken. BildAockel. XIV, CXXVX
CXI.IV.
Brüx, Kanzel and Graft, CVIII. CX1.1II
Badmeit, Marien Kirche, Sladtthorr. XVII.
Bu<kd t <ktlm St. Paul, 131.
- in St. Wolfgang, XIII
BmBr, Franz, in Zara, 57.
ByJz<n: yrilh. Kiichenabfallgrube, II.
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CL
Camtfitia v., Sanvillore Alb v., L CXLV1.
Gi/k d'Iflria. Mufeum, X.
Carinii Sebaftian, XCVIl
Ctrin, Grabmal. iL.
Cervigna»; rüm. Steine. XXXVIII.
Cklum, Taufftein. XVII.
Ckrudim, ilie Decanal Kirchr, XVIII.
Cilli. <lie f. g. deutfehe Kirche. XIV
Cilli, rum. I.oca'.-Mufeum. IX.
— röm. Funde. VIII.
Cillanutt ti, riim. Steine. X.
Colin Ale«., XII.
Celtalta, Kambold Furfl ».. 33
fv»i/>rr'<i/i»<-« StatUi, II
Cvrirfpendtntm der Cenlial Cnmmifrion, III.
( XXXVIII.
I).
Jiiiltridor/, Grabungen. CVt
Ditrickfltin, Sigismund v., LXXXIII-
Cardinal Kran«. LXXXII.
Amwi'r, röm. Stein, IX.
Dnttftkltr- 1 rrbeßfruHgrit, Uli.
Pumia Hügel, <1 L
/»«.., prah. Fund, LXXIV, I.XXX.
E.
Fbrn/uif. Peflfaule. XII
Ektrndtrf, XXXVI.
FMrflrin Friedrich v. und Nicla»v.. Graluoal
in Fricfach, 109.
F.krri,kidorf, rum und roittelalt. Infchrlften,
cxxxvm
Ffirding. Grabmal de« Jörg v. Schaunl>erg,
XI.II.
Fggrnirrger Grab Capelle, XIV.
Fggrnt<uig, Kucnringcr Thor, XII.
F.kr rnkan/ni . Eggenhergcr Grab-Capellc.
XIV.
Eitrtderf, Funde. CXIV.
Ij/rnarteiUn, Mittelalterliche. XVIII, XXIX.
FlUgtnalfr, Taufftein, LV'III.
/>»/, Heutig. Gedcnkftcin, CX. CXI. VI
F.lftnhtin Arbeiten. Mittralll, l.iu.
/•.,«.•««»! .•«»«. «/ in Bregenz, VIII, IX.
Erttcftt». mit Vorftellungen auf das Halter
Bergwerk bezüglich. 54,
J-iUlwc*. Kirche, LI,
/ ,:it:ß. 1 tum in Salzburg. 1
F<IMack, alte Infchrift. XIV.
reldkirrk, Johann» Kirche, XV
— gulhifcher EfVer. LXXI.
Siegel, XV, XU.
FtldUrck. Archiv, XIX.
Ftldkircken, antike Scuipluren, ^
Fiuti ibtrg, Stephanskirche, l.XI
Fin dmigg Allex v., 51.
Fi/fkau, Rnmifcher Grabflein, VIII
Flavimm fulvenfe, L.
FlugtlKHnt in Auflee. C XXX VI
— in Irfchen, C.
— in Nüring. CXXXIV.
— in Oeding. C.
— in Sierndnrf. XII.
— in Treffling. CXXX.
— Tweng, CXXX.
— in s«. Wolfgang am Millfläuer See,
CXXXI.
AtsfiMM, G B., LH.
ftnni Jeremias, llildhauer.
Firihuig, Dorn, CXIII.
/•'reifladt, Frauenkirche. XIII.
Frtit, 11 y tonfervirung, VII.
— in der Burg Btunnecken, CXXVII.
— in Kattenberg, CXXXV.
— in Malthein. CXXX.
— f. auch Wandmalereien
Fridau. Archiv, LVII.
FittdlanJ. Grabmal de» Freih v. Redern.
XVII.
— Dcchantei-Kirche, 1 18.
Ftitfath, Grabaeine in der l'ropflei Kirche
J8, 104.
— Dominicaner-Kirche. Grabmale, 115
— Dcutfch Ordrntkirche, Gramale. Ilfe.
— Judengräber, 118.
— l'eters -Capelle, XIV.
Furkt. Bifchof, Grabmal CVIII.
Faudt, in Neu Bydzov, fii
— in Bernatdin, VIII, CII
— I)ux, LXXX
— Grätz, ±.
— Ilnhenbmck, XCV.
— Horovic, XX.
— Jafena, XI
Jicinevcs, XI.
— Koniggrätz, CVI,
- Krottcnhof, 5.
— l.auterach. XV. XL.
— Lei'.mcrilz, I.XVIII.
— Martinsbuhcl, I.XVIII.
— Licm, IX.
Neudorf. CXIII.
— Neuhutten, I.XVIII.
— Nimburg. I.XVII. CXI.
— OfTcro. X.
Oeyczd, XII
— l'labufrh, 2.
— l'remftettcn £
— Rifano, XI.
1 — Salona, X.
— Salzburg, IX.
— St. Lucia. X,
— St. Stephan. £
— Sereth, XVIII.
— Slovic, CV.
- Winklrrn, CX.
FuHdt, Weng. VIII
— Hiendorf, CXIV
— Königs Lhatta. XI.
— Laibach, CIV.
I.um. CV.
G.
Gart, Gertro.k Kirche, XII, XXXIX
(iar/l.it, Grabmale. C.XXXVU1
G nUt/ck, Kirche, ^
-- Karncr, 4.
Gfihberg, Jacob v., Crabttein, CXXXI
Gtmaldt in l'irnitz (altitalicn). 30,
Glantgg. Mithras Monument. IX.
Ulanegg. Mithras Hohle. XXII.
GUsmattrritn in Volkcrmarkt, LXIL
Glebasuit:, Kirche, Toiltenleuchtr, Karner.
LX
Ghckt zu Brada. CXV.
— in Lieferegg.CX.XX.
— in Malthein, CXXIX.
— alte in Müchüng. LXI.
Glyttriui, Kaifer Urkunde' XIX
GmÜHil, Kirche, CXXVLU.
— Karuer, CXXIV.
— Archiv, XIX.
Gnadrudtir/,
Ge/d/tkmied Meidcr I'aumgartner, XLVI.
-- Mulner Chr, CXVL CXVII.
Gifßmg, Ruine, XIV.
GrabdtukmaU, mittelalterliche in der Her
legovma. 13. XVIII, CXLV1I.
Gratkiigtl, 10.
Grabßtin des Bifchof Feter v. I.avant in
Fricfach, 42.
— dt - Adain und der Katarina v. Aichel-
bürg in Fricfach, ej_.
— der Familie Althann in Murfletten.
XII.
— des Joh. Jac. v. Bafeyo in Fricfach,
4L
— des l'eter Turek in Frierach. 38.
— des Abt Benedict von Mondfee, XIII.
des Abt Stephan in Baumgartenberg.
CIX.
des Colon) Brunmciftcr in Fricfach,
iL
— des Bifchof Friedrich von Ilrixen,
Lxxm
— der Ccllcrarius in Fricfach, IQ'.
— des Cardinal Franz von Ditrichftcin und
des Sigmund von, XXXIII.
— des Niclas v. Eberftein in Fricfach
109.
— des Bifchof Fuchs in Heiligen Kreuz,
CVIII.
— de» Albrecbl Findenigg in Fricfach.
H
— des Wcipold von Gräswein in Fricfach,
4V
— des Jacob Gcilspcrg. CXXXI, CXXXHI.
— den Herren v. Ilnhcncmbs, XV.
Google
CLI
Crakflein der Familie Jabnmegg. XXXVI.
— de» Joh. Grafen Haitianer in F'rie-
fach, 1 17.
— der Vcronica t. Kirchberg. CXXVL
— des J. Kirchmajr de Rogen in Brun
necken. CXXVI.
— der Eva K'ieglin in Frieiach, 5J_.
— des J. A l.afrcr v. Zollhaimb in Kiie
fach, JJi
— deä Bifehof r. I.avant in F'ricfach. iL
de» Ulrich I.cifcr in Wildon, XIV
— des Volbert v. Liebenberg in Friefach,
lio.
des Cyprian Lirefius in Friefach, 41.
— des Wernel von I.omniti. XXXIX.
— dei I.ofenflein Achai v., CXL, CXU.
— lies Marlin Mayr in Friefach, ^
iles J. Mayrhnfcrin Biunecken, CXXVI. |
der Magdalena von Mayrren in Krie
fach, 51.
— des Propfl Mosinllller in Klafterneu
bürg. cvm.
— de» SebaA. Pcrkhammer in Friefach, 2$.
— des Keinharl Peufcher v. Lcnnftcin in
Friefach, IH,
— de« Chr. l'ickel in Friefach, J2.
— de» Ball, Pyrkrr von Weifcnlhurrn in
Friefach. IIS-
— des Melchior v. Keilern in Friedland, :
Iii
— des Chiiflian v. Holenberg in Friefach,
Iii 44
— de» Anton Sagmeiftcr in Friefach.
43-
— des Georg Scliaffmann in Friefach.
— - de» Jorg v. Schaanberg, XI. II.
— de» Aug. Schwartenbeker in Friefach,
4°:
— des Heinrich von Silberberg in F'rie-
fach, 1 1 r in.
— de« Chriftoph von Silberberg in Frie- 1
fach. 1 13.
t- dei Gottfried Freih. v. Stadl in Frie-
fach, 1 16
— des Max von Staudach in Frieiach,
Iii
— der Koffina Steinneiin in Friefach,
Si
— de» Joh. Stcinpachcr v. Velfegg in Frie-
fach, 1 15,,
— de» Peter Stickelberger in Friefach,
Ii
de» Jacob Trapp in Boien, CX1.I.
— des Erhard lieber eck tr in Friefach.
49
— L'ngnad J6rg in Eherndorf, XXXVII.
— de» Heinrich Vink in Brunnecken.
CXXVI
— des Georg Vifchl in Friefach, 40.
— des Gottfried Truch» in Friefach, '"<>
(,'raimalt in Schraltenlhal, XIII.
Grade. Kirche. I.XXV.
Gnuhuht, der Prangrr. CXXIlt.
Grafendarf. mittel. Eifenarbeiten, XXX
Graftn/ut:. LI.
Grat Cafpar, 1'ofTirer in Innsbruck . 5,6,
CXX.
Graneei«, Weipold von, 40.
Grillt. Urgcfchlchte, |_
— F'unde, 4.
— Komerflrafse,
— Baihutftatuc am Sch'of^bergc, VIII.
— Pom, CXXXVII.
— Hof Capelle, xrvn.
— Pfarrkirche, CXI1I.
— Zeughaus. XI. II.
— Springbrunnen im Hnfgarien, XCVII.
Grrifrnburg, Kirche, CI
Griffen, Pfarrkirche. LX1TL
Grmitr c , t, CXL Vit
Gnttenfrunn. Archiv, XXXII
Gutteuflein. Kirche, XXXIV.
— Walburgen hei. IX
Gurk, Siegel.
Li
Hafnerbaek, Archiv. LVII.
Halt, iwei Frrtafcln, <ii.
Haidenfckafl. Grabungen, X
Heiligentren, CXXIII
Iferaldtfcker Verein. Adler. VI.
Herbtrflein Sigmund, CXI. VI.
UermertJcrJ, Glockenturm, XV1I1.
fferzvgenburg, Archiv, LVII.
Hir/ekbeig. Eifenarbeiten, XXXII
Hfekeffan. Ruine, XV, XXIV.
//ckettbrufk, prlth. Funde, XCV.
//okenembt, Grabmale, XV
— die Herren von. XV.
Hektnfnrt. Eifenarbeiten, XXX.
Heloklau, Taufflein, XVII
IMtgau, Sebaftian». Capelle, CVII
Homiii, Kirche. CXI.I1.
IMtX'ie, Fnnde, XX
Hraflnigg, Kömerftein, CXIII.
— rom. Votivftein, IX.
Hügelgräber, 1 o.
tinttendtrf, Holikirche, X\ II.
L
Jabtrnig. Familie, XXXVI.
Jankul Berg, XL.
Ja/emS, Bronze Ringe Fund. XI
Jertleben Lienhart, llaumeifler. CXIII.
Jettlendarf, Archiv, XXXIV.
Jicinevei, Brome-F'unde. XI.
/n/el v. Arooldflein, 2J± XIV.
Itmsbruet, die Reflaurining der Dronic-
Fignren in der Hofkirche. £0_
— Keftaurirung des Fqrften Chorrs in der
— goldene Dachel, CVII. CXL.
Franciscancr Hof Kirche. XIV,
In/thrijt. rom. in Muggia, 1 ;u.
— in F.breichsdorf, CXXXIII
— Larnbrechlsberg, IX
— in Pida, CV.
JtHat Nicla», LXXI
Jrfekrn. Dionisinskirche, C
JuJentmrg, Hof Capelle, XCVII. XCVIH
K.
Kaning. Kirche, CXXX.
AVjim,/ in Brüx, CVIll, CXLIIII.
Karner Gatilalfth, 4,
— in Glohasniti. LX.
— in Gmünd. CXXIV.
in Miftelbach, XI. IX
— in Pernegg. XIII.
Kazianer, Joh.. Graf, 1 17.
Ktlik in Gmünd, CXXVUl
— in Kaning. CXXX
— in Krcmshriicke, CXXXI.
— iu Pians, CXXXV.
Kirrkberg. Vcruniea von Grabmal in Brun-
necken, CXXVI
Kirtkmeyr). CXXVI.
Klagenfurt, MUnrenfammtnng. XIV.
— Archiv. XIX, I.X.
Kleinmayet n, Familie, 51.
Kt»/te,neubnrg. der alte Leopol. Ifchrein
XLV, LXXV1I. CXLVI.
— Grabmal des Propft Mosmiiller. CX.
Kolmtitt, Silberfund. CXV.
Kirnt?. Mor. Architekt. «,7.
AVm^< I.hotla, Funde von Goblilrlhten, XI
K'Htggräl-.. Fnnde, CVI
Karneubttrg. Archiv, XIX.
K>lyi, Wallburg, XX.
Kotrl. Wallburg, XX.
Krakau, Domfchat«. XVIII
— Dom. Hoch-Altar, CXL1V
— St. Emmeraner-Codex, XIX.
— Florianikirclie. XVHT.
— königl l'alafl, XVIII, XC11I.
Kremi, Wandmalereien. CXIII
KrtHualfr, Kirche, CXXXIII.
Krtmtbru\ke, Kirche, CXXXIII.
Krem/irr, Archiv, XIX.
Krrmimünfier, Elfenbein Relief, in.
Kreuienfleiu. Ruine. XII.
KriegliH Eva. gl.
Kranegg, CXXX.
Kraltenkef, F'unde, ^
Krummnu/ibaum, Archiv, XCI
Krypta in Eberndorf, XXXVI
Küekenabfallgrube bei Neu Bycinv, 1 1
AVW/ Math., Bildhauer, CVIII.
Kutmerbau, iL
Kunfite/vgrapkiftow Nied.-Ocfterr., Salzburg
und Kirnten, VII.
Kuttenbe g, arch. Verein Vocel, XVII,
-- Barbara Kirche, XVII. CXXXIV
— Wülfche Hof. XVII. XLI.
L.
lAxhißc, GrSberhttgel. 10.
LaHaehrr-WoOT. Grabungen riV
— Archiv, XIX.
t.itmheektsberg. nun. Infchrift. IX.
w *
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CI.II
UmfrttKii-rt, CXXVII.
Laudtek. die alte Schaniciimauet n, XXXVV
Uudfiein, Ruin«. CX1.V
Lautender/. Archiv, XC.
Laßer v., Kollheim, Familie. ü.
t.au/kerger, Ferdinand. L
Lautet acker Rieil. Kunde, XV. XI.
l^dinae, Grabmale, 1A.
/.,v/^f«/a TilM«cum, CXVII.
/.«/«-. Ulrich, XIV
Leitmeritt, Kunde. I.XV1II.
Gemälde. CXXXVII
LiikUnwald, Luthcrifchc Keller, 8n_
/ji-Kr.Funde. IX.
— photogr. Aufnahmen au» der Gegen
von, VII.
Lieienhrg, Volbert v., UJL.
Lieferegg, Kirche, CXXX.
Lilimfeld, Arthiv. XCI.
/./'in/, Kirche, CI.
Um, Kunde, CV.
Lire/im Cyp., ••••
Lo/ßer'(t\it Giefsetci in Innsbruck, £5.
Lt/Ser, Georg, Glockengicfser, CXXXV.
lammt:, Wentel von. Grabmal. XXXIX.
Lmu&rftr Codex, XI.VII.
Leusder/. Otto v., XLVHI.
I.ofenßeiu. Achali von, CXI-, CXLI.
Lntkeri/iker Keller in Lichtenwald, Ȋ
M.
MaiJßein, Ruine, XI, XVIII.
Afainiaa, tum Relief, X.
— rom. Stein. XXXIX
M,iUr Ludwig Rillerl in Hall, Cj_
ll.ini. Schor in Innsbruck, j6-
. Vicentino And.. CXXXIX
Anton Scheffler. I. XXXIII
Mallrntein, Georg v., CXXX
Maltkein, Kirche, CXXIX
Mals, Gemälde. CXH
Mauning. Hügelgrab. VIII.
M,„ia Neoftifl bei rcltnu, XIV. 1.XX1V
MarliuMhel. Kunde, LXVII1.
MattleinsdorJ, Atchiv, XC.
Maulkhaufen, Fresken, XIII.
.1/jrr IL, 4J.
Matrkefer, Familie, III. ("XXVI.
Mayrren M. v., cj.
Hieran. Kürflenhaus. RelUurirong. XI. II.
Mi'lßatl, Wandmalereien. XI. III.
Mißeliatk, BarnabitenCollegiuin. XI. IX.
— Kirche, XLV1U.
— Gefchicbte, XI.VII.
— Spitalkirche. XLIX-
Mißeliatk, Karner, XLIX.
,1//Mr,t/ Muhle bei Glanegg. XXII
— Monument in Glanegg, IX.
M.:. 1 . ArnoldAein XIV.
Mttlerau. Archiv. XXXIII
Moekhng. Kirche, LXI.
Moggrri, Vorlragekreur. XV.
Mendfee, Grabmal de« Abt Benedict, XIII.
XXXIX
M.tfer in Stnckerau, XL
M, i an, Anna von, 0 ;
Afuggia, Kirche, ijj.
MuMkaußu, Schlots. LXXIII
Atulner, Chriflian. Goldfchmid. CXVI.
CXLVII.
Atuntig v. Groeningcn Heinrich, Stadthaa
inciAcr in llresbru. t «t
Mumm, gef. in Bönnien. XI.
— rom.. gef in Vorarlberg IX.
\lnn-..nfund in Wel», CIL
Mttnz.H/ammluug in Klagenfurt. XIV.
.Würau. Eifcnarbcitcn. XXXI
Mut /I.II. 11, Grabmale. XII
• 1 Mm/cum in Saliburg. XI. V.
— ia Capo d'iflria, X.
— in Cilli, VIII.
in Snlibutg. XIII. Xl.IV.
N.
Xeukerg, Kirchcnbaureit, CXXIV, CLIV.
.\>k B) Jiov. Kirchen-Abfall Funde, 8^ XI
Stadorf a. il. Stieling, Kunde. CXIII
Xeukaus. Johannetkircbe, XVII
X.ukutleu. präb Sammlung. XI
— Funde, LXV1I.
Xeu/eugtacA, Atchiv. LVII
Xeuteufleiu, Archiv, XC.
Xiederkofen. Wandmalereien. CXV
Xiejeuherger, Man» Andreas. ('XIII
Ximhmrg, Dccanal Kirche. XVIII. XXXIX
Funde, LXV1I, CXt.
Höring, Kirche, CXXXIII.
Xudro/ovie, Johannes Cnprlle. XV1H.
Xu/sJor/a T., Archiv. LVII.
o.
Ooergollesfeld, Kiiche. I.XIV
pt>rrli;ktfH:oald. Jbju
OoenvolHiu,;. Archiv, LXXXIX
PiV» nWs, Spitnlkirche, CXIII.
O/eueei, Kirche. I.XXV.
Olmut-., Siegel der Stadl, 128, CXI.
Uffer», Funde, X.
— Kirche, XVI.
Ollmik.im. Geburtshaus Oll«'* v. Wittelt
blich, XIII
Petting, Kirche, XCIX.
( "« ; I Kild.. \ i I
P.
AratWi Dom, XVI.
Paumgartner, Mcifler, Goblfchmid, Bürger in
Olmiilr XI.VI, LXXVII. CXVI, f. auch
Baumgartner
Perkkainmer, Sebafiian. »8.
Peruegg, Karner, XIII.
/'er/entVug. Kulatidsfaule, XII.
fVrmrA, Grabungen, VIII.
Petlau, rom. Denkmale, VIII.
I'eußker, Keinhatt von Leonftein, 1 1 c.
Piam. Kelch. CXXX1V.
tttUtr, Teter. CXIII.
Piket, Chrifloph, 30.
Pirnitz. Flügel Allarchen. \b.
f.rß.ndor/, Wallburg. LI. LH
PifekeUdjrf. Freiken. XIII
riahut/.h. Kunde, 2.
Poektaru. Archiv, XXXIV.
i'.'ggflatt. kaif Schlofs, LX1X.
/V/if, Torfo einer Marmotfigur, X.
rom. Infchriften, CV,
Pottenhunn. Archiv. XXXII, LVHi.
Prag, Agnes Kinder, XVII
— F.mau* KloAer. XVI. LXXIII, LXXX.
CXXXIX.
— Annenhof, LXXV.
Pranger in Gradvrein, CXXIII
PremßtllUH, Funde. J_
Piirgg. Fresken. XIV.
Purgftatl, Kirche, XII
— Atchiv, XCI
1 Pyrker v. Weiffenlurn Georg Halt., 1 IC
R.
Ragufa, Dominicaner Kirche. XVI.
Raileua«, Giaf Rud.. CXXIX.
Kauft. Hans, CXXVI.
Ranku-eil, Taufftein. LVHI
Ratf.k, Kunde, CXIII.
Re,kterg, Sl. Bartholomäus Kirche. XXXV.
Hedem, Melchior von, 1 i.H
A'eh, Kirche. CXI, VI
Rifauo, rom Kunde. XI
Hilter/, Ludwig, Maler in Hall, 5,5
Ritlertdorf, Kirche. CI.
Riva, Kirche dell' inviolala, XV
Roland faulen. XII.
Romer/trafsen bei Gra«, 4.
R.'mer/ckamen im Banal, CXVItt,
R.fenierg, der Warlthtirm. XVIII.
die Familie. 44
R.'ltiumaun, Medtcr, Chrifluph v.. CXIII.
Runkelßeiu. Schlofs, XV.
Rues Lorenz, Bildhauer. CXXVI.
s.
Sa.k/enhurg, l'farrkirche, I.XIV.
Sugm.-ißrr Auton, 4 j-
Sa/can.', Sarcophag, X
I .W.'iM, Funde. X.
Sa/ihtrg, präh. Kunde, IX
— antike Sculptur, C'IV.
— Mufeum, XIII, XLIV.
— Faltinorium. HO.
— Archiv, CX.
— errbifchofliche Siegel. CXXI.
Sau Giorgio di Guffaua, Wappenftein. XI.I.
Sl. Audr, A, d. T., Archiv, LVHI.
St. A'anzian. Kirche, XXXIV
by Google
CLIII
St Umire.kt. CXXII1
St. LttnkarJ, LwiNI Kirche. XIV.
— antike Sculpturen. 3.
St. I.ueia, Funde, X.
St. Marti*,, Kirche, CX11L
St. Mann, Kirche. XXXV.
St. Mickael in Steiermark, Walpurgu-Kiich-
lein. XXXIX.
— in Tyrol, Pfarrkirche. XV.
St. faul. Buchdeckel. 131.
— rum Wandgemälde, XXXIX.
St. /Wer am Waliersberg, Kunde, CXIV.
— im Sulmthale. 10m. Siein, XXXIX.
St. IMUtn, Stadtbuch, XIX.
St. Jaiob am Humberg. Archiv, XIX.
— Archiv, XC. XXXII, LVD.
St. Slefkan am Gralkorn, Kunde. 5
St. Wolfgang, verlorengegangene* koAbftKI
Buch. XUI.
— am Millftatter See. CXXXUI.
Sareofkag in Satcano, X.
Samtkem, Wandmalereien, CXXXVUL
Sekaßmann, Familie, 50.
Si kallaiurg , Archiv. XC
Sckautnger J. G.. Bildhauer, I.XXX1II.
Sckaunberg Jorg v.. XL11.
Sckefßer F. Anton, Maler. LXXXIIl
Stkentutket, Archiv, XC,
Sehtr. Hau«, Maler SO.
Scktaiger, Lieohart. CXIII-
Sckvanberg, Fresken, XIV.
Sekwarttnberger, Aug. 40.
Sckvat, Ki cutgang. XV.
Sekenieo, Thuim. XVI.
Sekkau, Maufolcura, XCVH
— Marien Relief, CXXXV1I.
Streik, armemfehe Grabmate, XVUL
— Kunde, CXH,
Strfam, Taulltein, CXXXVI.
— Wandmalereien. CXXXVI
Siegel der Saliburger Eribilchöfe , XIII,
CXXI
— der Granu WilUbirg liardeck, Il8, CX.
— der Stadt l'eldkirch, XV, XU.
— der Stadl Olniul«, IJ.8. CXXXVI1I.
— vun Zlabing«. XC1V.
— des Stift« Gurk, 37, SJ, CXI.VIII.
5,/«-Inftiumente, 15.
SitmJorf Kirche. XII.
SiJberberg. Grabdenkmale der — in Fric-fach,
III.
Stlberfund bei KolmUti. CXV.
Siuentkal, Archiv, LVI.
Slavetm, goth. Kirche, XVII
Stavit, Funde, CV.
Söhesten, Eifenaibeitcn. XXXI.
Someregg, Burg, CXXX.
Sonnenukr, Aquilcja, CM
— r«m. in Hriguntium, 99.
Sooft, Archiv, LVI.
Sfalato, Dom, XVI.
Sfaur, Felix, Freih v.. CXXVI.
Sfital. Archiv, XIX, XI.III
Stadt. Gottfried Freih . 116.
VIII N. F.
Statut -1er Mitglieder der Central Corn-
inininn, I.
StauJaek, Max v . 114.
Steckt, Grabmale, 15.
Stein, Laurcnikirche. I.XI
SteineriH Kolina, 5>.
SteiumetneieheH, mittelalterliche. XVIII
Sleiufaeker, Joh. vun Velfcgg, 115.
Stemfcl, rum. in Bng .intiuni, 101.
Stern Thomas, XLIX.
St.kMtrgtr Peter, 43
Slieierä, mittelatt. 26.
Stuktnat, Morfer, XL,
- Archiv, XII.
Stradonie, 82
Straft, Funde, CXIU
Straf tengel, Funde. 5.
Strafsen-.üge, röm., 4, IX. CXVU.
.Straf gaug, Funde, 6,
Strojack, St Pankrax Kirebe. XXXV.
T.
Talor. Ilaudenkmale. XVIII
7atH<m<, Dnm. XVIII.
Taufßcm 111 Cblum, XVII.
— ' Elbigcnalpe, I. IX.
- in Holühiau, XVII.
- Rankweil. MX.
- tu Setfao», CXXXVII.
Teiuaek, rum. Weg IX
Terlan. Wandmalereien, XV"
Teßenherg, Wandmalereien, LXXX1X
Tkaiheim, Nieder . Ucllcrr Archiv, XCX
Tkannkau/,n, die Grabmale der — in Frie-
lach, 1 14.
Tebitemm, CXIX.
/Mel. antike Scuipluren, 3.
Todtememkle in Globasnitz. I.XI
Traumauer, Archiv, LVI LVU
Tramm, Thurm, XV, CVII.
Traf? Jacob, CXU
Trtbeffmg, Capelle, CXXIX
Trejjling, Kirche. CXXX.
Trient. Dum, XV.
Trieß, Infchriflen an der Stadtmauer. XV.
Trfic, Urnenfcld, XI.
Trueki Gottfried, Grabmal. 10O.
Tumult in der Bukowina. XI
Turek, Peter, 38.
Tu:ug, Kirche, CXXX.
Tyrol, Wandmalereien in Kirchen. VII.
- Scblof.. CVII.
U.
Uiirreeker, Erhart, 49.
C'ngnaJ)ut£, Grabmal in Ellerndorf, XXXVII.
Cnterbrrger Franr. ( XXV
Urs, die Familie, 44.
V.
Velkacktr, Niclas v , CXIU
Vieentin» Andrea Maler. CXXXIX
Viekofen, Archiv, XC
Vitle/je, Grabungen, X.
Ka», Heinr.. CXXVI.
y,jatte, Funde. 86, X.
Vijckl Georg, 40.
IVA, Funde und Grabungen, LXXIII, LXVUL
V'.lkermark, Friedhof Kirche. LXIL
Vork&ngtftk h/t aus Aquikja. toiu,, LXXX.
w.
Wataek./ek Me/erit/ek, Gitter. XVIII
Waidkefen a, d. J . Kirche, XM1I. XII. LXXL
Wald, Archiv, XC.
Wailfee, Rcinprccht v., XLIX
Walfertdorf, Archiv, XXXIII.
\\ an imalereim in W, Matrci, I.XXX1X.
— in Hoclicppan, XXV'll.
— in Borflendorf, XVII.
— in Brixen. LXV, LXXX VI
— in Brunn, XLV.
— in Brunnecken. CXXVII.
— Krem,, CXII1
Kattenberg, CXXXIV
— Mauthhaufen, XIll.
— Mal», CVII.
— MaUhein, CXXX.
— Millltatt, XUS.
— Niederhofen, CXV.
— in Obergollesfeld. LXIV.
— I'ifcheudorf, XUI.
— xu Prag, Emaus; Kloftcr, CXXXVI
— Pu.gg. XIV
— in Sartheiti, CXXXVII
— in Serfaus, CXXXV
— St. Paul. XXXIX.
— Schwanberg, XIX
— Tarifta, XV.
— in TclTinl.crg, I.XXX1X.
— in Schlof» Tyrol, CVII.
— in Waidhofen a. d. J.. LXXIL
— KtUftnrirftBg von, LXV
Haffen der Uitrtchftein, LXXX11I
— de* Niclas Jona», LXXI.
— der Liebcnl.erg, 1 10.
— den LofcnAein, CXU.
— der Schailmann. 5u
— der Silberber|,cr, 113.
— der Trapp, CXXXIX.
— der Ueberackcr, 49
Hafftrkurg, Archiv, I.VIII
Wafferhofen, St Magdalenen Kirche, XXXV.
Weng, rom Funde, VUL
Wetja.k, K.rche, CT
lte,fik,rekm, rum. Steine. CXX
IKi/iraik, Kirche. LXXV.
H'ritrnrgg, Ruine, I.XX.
Hell, Funde, CIL
mttltrg, Bildftock, CXL1V.
WfWmtrtnhrf, L.
H-ieilerg, Scblof». CXXXVI.
H.efenkerger N., Baumrifter, < XIII
WitH, Spinnerin am Krcutx . CXV.
— .SiiftHkirchcnlhurm.I.XXV.
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CUV
Wien. Mufeuni, Brome Crueifi«, I. XVIII
— Salm Monument, XII.
— Johannes Capelle am Quai. XI,
— Dreifaltigkeit.fäule am Graben, XL
— *n*eiilliche Brunnen reit Figuren, XII
— St. Stephanvkirche. CXLIII.
— das alte PolUtihau«. CXI. IV
— da« alte Handeltgericht. CXLV'
— Auguftiuerkirchc, CXLVL
Wilden, Grabmal de» Ulrich Leiter. XIV.
Willen, Funde bei, LXV11I
Winklern, Funde, CX
II (MiA/ca Matrei. Wandmalereien. I. XXX VIII.
Würmla. Archiv. XCL
Ylkfin, Archiv, XCI, CXLIII
z.
Zabelfltme, CXVI. CXLIII
Züra, Tcmplum Trinitatis, 69.
— Basrelief, der Flucht nach Flgypten.
— Tempel der Lina AugUsla, 64.
Zara. S» Donato, 59, XVI.
— Säulen auf der Piazia delle herbe, 62.
Zaune, röro. Baurefte, XI.
Zeiring, St Oswalds Kirche. CX1II
Zeyil. Bürgerfarmlie in Waidhufen a. d J.
LXXII
Ziel, Hausflur, CXX1V.
ZlMngi, Siegel, Kirche. XCIV, CXLV.
Zelfelä, Grabungen, Funde, IX, CXIV.
Znaim Funde, LXVIII
- Grabmal. XVIII. XXXIX
Zwtltt. CXLV.
U 1 I l I f I 1 H T I H
Fig I. (Neuberg.)
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I
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1
Digitized by Google